Ex Libris Quos INSTITUTIONI SMITHSONIANAE Anno MCMV Donavit N R AccesioN. i HR, GÄRTENZEORK Allgemeine Monatisthrift für deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde. Unter Mitwirkung vieler Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz herausgegeben und redigirt von Dr. Eduard Regel, Wissenschaftliceher Director des Kaiserlichen Botanischen Gartens und Vizepräsident des Russischen Gartenbauvereines zu St. Petersburg, Mitglied der Kaiserlichen Leopoldinisch - Carolinischen Akademie der Naturforscher, der Kaiserlichen Naturforschenden Gesellschaft zu Moskau, der Königlichen Baierischen Botani- schen Gesellschaft zu Regensburg, der Gesellschaft für Naturgeschichte in Dresden, der Allgemeinen Schwei- zerischen Naturforschenden Gesellschaft, der Kaiserlichen Russischen freien OVekonomischen Gesellschaft in St. Petersburg, der Kaiserlichen Russischen ‚Gesellschaft der Gartenfreunde in Moskau, des Comites zur Akklimati- sation von Pflanzen in Moskau, Correspondenten des Gelehrten Comites des Ministeriums der Reichsdomainen in St. Petersburg, Ehren mitgliede der Baierischen Gartenbau-Gesellschaft zu Frauendorf, des Gartenbauver- eins für Neu-Vorpommern und Rügen, der praktischen Feld- und Gartenbau Gesellschaft der Baierischen Pfalz, des Naturwissenschaftlichen Vereins Pollichia in der Baierischen Pfalz, des Vereins für Gartenbau und Land- wirthschaft in Coburg, des Vereins für Land- und Gartenbau im Canton Zürich, Correspondirenden Mit. gliede des Gartenbau-Vereins in Magdeburg, der Sächsischen Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlichen Preussischen Staaten, des Thüringer Gartenbau-Vereins zu Gotha und Inhaber der Verdienst-Medaille des Grossherzoglichen Museums zu Florenz. Mitherausgeber für Deutschland: Mitherausgeber für die Schweiz: H. Jäger, Fr. Francke, E. Ortgies, Hofgärtner in Eisenach. Gärtner im bot. Garten zu Erlangen. Obergärtner am Bot. Garten in Zürich. Achter Jahrgang. 25 1928 VS & .T \o ‘ SAL corlec Erlangen, 1859. NRerrakar og vsoRnı Re, radhrensa.n.d BKönık e. % f rs "u N Tue T H 1.33 ; Su . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. aa)Coelogyne eristata Lindl. Orhideae (Siehe Taf. 245.) Wir geben hiemit die Abbildung einer in grösseren Orchideensammlungen nicht mehr neuen, aber noch längst nicht allgemein bekannten oder sehr ver- breiteten Art, nach einem Exemplare, welches im hiesigen Garten alljährlich im Februar seine grossen Blüthentrau- ben entfaltet. — Sie wurde bereits im Jahrgang 1856, pag. 144 erwähnt als eine der dankbarsten und schönsten im Winter blühenden Orchideen, deren grosse, zart gefärbte Blüthen sich meh- rere Wochen frisch erhalten, die leicht und dankbar in der Cultur, auch für kleinere Sammlungen besonders empfeh- lenswerth ist. Da Blüthe und Trieb in unsere Winter- und ersten Frühlingsmo- nate fallen, muss sie während dieser Zeit häufig bespritzt, feucht und warm gehalten werden und dagegen im Som- mer eine kurze Ruhezeit haben, während der sie trocken gehalten wird, um die neugebildeten Scheinknollen gut auszu- reifen. — Dr. Lindley nennt sie eine der ef- fectvollsten der weissblühenden ostindi- L 1859, schen Orchideen, und die beifolgende Taiel, beiläufig gesagt, die erste Abbil- dung dieser schönen Art in einer con- tinentalen Gartenschrift, wird dem Le- ser eine deutlichere Vorstellung geben, als jede Beschreibung es vermöchte, — Sie hat ihreHeimath in den Gebirgs- wäldern der Himalayakette, zwischen 5 — 8000 Fuss überm Meeresspiegel, einer üppigen, feuchtwarmen Region, die überaus reich an Pflanzenschätzen, be- sonders auch an Örchideen, unsern Sammlungen ein reiches Contingent der prachtvollsten Arten bereits geliefert und längst nicht ausgebeutet, sondern noch für viele Jahre eine reiche Mine bleiben, wird. — Lindley (in Fol. Or- chidacea, 5. Lief.) stellt die C. eristata in die Gruppe der Zreeiae, obgleich sie eine lang überhängende .4 — 8blü- thige Traube trägt. Sie bildet längliche oder eiförmige ,„ schwachkantige Schein- knollen, die auf einem gestreckten, schup- pigen Rhizom, etwa zollweit von einan- der aufsitzen, und zwei etwa Fuss lange, linealisch-lanzettliche, überhängende Blät- l 2 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ter tragen, die von sehr fester Textur mehrere Jahre dauern. — Man pflanzt diese Art am liebsten in weite flache Näpfe oder Körbe in die gewöhnliche Mischung von Torfmoos, Torfbrocken, Holzkohle und Sand, da das gestreckte Rhizom Raum verlangt und bald über den Rand hinauswachsen würde, wollte man sie in Töpfen ziehen; man kann sie dann hängend cultiviren. (E. ©.) Ei b) Paeonia arborea splendida. (Siehe Tafel 246.) Wir verweisen auf die Beschreibung im Decemberheft 1858. — ec) Pieramnia Ridelii Rgl. et Rach. (Siehe Taf. 247.) Mieir eb in tahiönya e; Picramnia Swartz. Blumen klein, zweihäusig. Kelch 3 — 5theilig, stehenbleibend. Blumen- krone 3 — 5blättrig, unten am Kelch befestigt, länger als die Lappen dessel- ben, in der Knospe klappig zusammen- gelegt. Männliche Blumen tragen 3—5, den Blumenblättern gegenüberstehende Staubfäden. (Endlicher gibt unter Nr. 5941 in seinen Gen. plantarum mit den Blumenblättern abwechselnde Staubfä- den an, verbessert dies aber pag. 97 des öten Nachtrages.) Die weiblichen Blumen besitzen nur sterile Staubfäden, die den Blumenblättern gegenüber stehen. Fruchtknoten sitzt auf einer flachen Scheibe, ist 2 — 3fächrig, enthält in jedem Fache 2 Eier und trägt auf der Spitze einen sehr kurzen Griffel mit 2— 3theiliger Narbe. Frucht ist eine in Folge des Fehlschlagens 1 — 2 fächerige Beere, die in jedem Fache nur einen Samen enthält. Bäume des tropischen Amerika’s mit abwechselnden, unpaarig gefiederten Blät- tern ohne Nebenblätter. Blättchen oft abwechselnd. Blume klein, P2 Röiserd 'erieın. Diesen noch unbeschriebenen schö- nen Strauch verdankt der hiesige Gar- ten, in welchem er bisher als Amyris spec, cultivirt wurde, Herrn Riedel, wel- cher denselben, wie so viele andere seltene Pflanzen, aus Brasilien schickte. Blätter gefiedert; Blättchen 5 — 7, breit-lanzettlich, welche .zugespitzt, an der Spitze stumpf, mehr oder weniger schief und auf beiden Seiten glänzend sind. Die weiblichen Blumen stehen in fädlichen Trauben, die zu hängenden Rispen vereiniget sind. Die breit eiför- migen Abschnitte des dreitheiligen Kel- ches sind sehr stumpf und endlich an der Spitze zurückgerollt; die umgekehrt eiförmigen Blumenblätter sind zweilappig und wie die linienförmigen Staminodien I. Originalabhandlungen. von Länge des Kelches; der Griffel ist zweilappig, die Lappen kurz, dick, stumpf und fast viereckig. Rinde des Strauches zimmtbraun. Die jungen Zweige, Blattstiele und Mit- telrippe der Blättchen mit kurzen, ange- drückten weisslichen Haaren mehr oder weniger dicht bedeckt. Die Blätter zurückgebogen. Der Blattstiel ist rund, an der Basis verdickt, 5 — 7 Zoll lang. Die Blättchen stehen auf dicken, 1, — 2 Linien langen besonderen Blattstielen meist abwechselnd, sind vollkommen ganzrandig, Schwach gewimpert, am Rande schmal zurückgeschlagen, mit sehr wenigen zerstreuten, angedrückten, kurzen Haaren bedeckt. Der Mittelnerv tritt unten ziemlich stark, seine Haupt- adern kaum hervor, sind nach dem Rande hin gebogen, anastomosirend, weit netz- adrig verzweigt und durchscheinend. Die Rispen stehen den Blättern gegenüber und sind zuweilen von einem Blättchen gestützt. Die Bracteen sind dreimal kürzer als der Blüthenstiel, eilanzettför- mig, braun behaart, spitz, Die Blumen stehen einzeln und sind von 2— 5 ver kümmerten, sitzenden umgeben. Der Blüthenstiel ist stark, kaum von doppel- ter Länge der Blume und aufwärts ver- dick. Der Kelch ist grünlich,, aussen angedrückt behaart, kaum 3/, Linien lang. Die Blumenblätter sind dünnhäu- tig, durchscheinend, eingebogen , mit mehr oder weniger ausgenagten Lappen. > oe pa En aa an m 3 Der eiförmige Fruchthnoten ist grün, zweifächerig und steht auf einer schwach sechslappigen Scheibe, Die Lappen des sehr kurzen Griffels überragen die Blume. Die männlichen Blüthen sind unbe- kannt. Sie unterscheidet sich von den ihr verwandten dreimännigen Arten durch die stumpfen, kurzen Blumenblätter und die an der Basis fast keilförmigen, nicht abgerundeten Blättchen, Cultur im Warmhaus in einer lehmi- gen Erde. Ist als schöne immergrüne Decorationspflanze mit gefälligem, graeil überhängenden grossen Blättern sehr zu empfehlen. Vermehrung durch Steck- linge. Erklärung der Tafel 247. Ast mit Blüthen grösse. Grundriss für die Stellung der Blüthen- theile. Im Innern der zweifächerige Fruchtknoten. Es folgen die durch kleine Kreise angedeuteten sterilen Staubfäden. Dann die diesen gegen- überstehenden Blumenblätter und end- lich die aussen siehenden abwechseln- in halber Lebens- den Kelchlappen. Ein Blüthenästehen vergrössert. Der auf der Scheibe sitzende Fruchtkno- {en und einer der sierilen Staubfäden (Staminodien). Eine einzelne Blume stärker vergrös- sert. (Regel und Rach.) —— — — — nn — —— —nnn——_——— 2) Vermehrung der Rhododendron durch Samen und Stecklinge; sowie über kalte Vermehrung überhaupt. Man nimmt ziemlich allgemein an, |Abarten, wirklich schwierig aus Steck- die |Rhododendron wüchsen nicht aus | lingen zu wachsen pflegt. Man vermehrt Stecklingen, weil R. arboreum mit seinen | daher alle die vielen neu eingeführten 1 * 4 Arten dieser Gattung entweder aus Sa- men, oder mittelst Veredlung auf ge- wöhnlichen, aus Samen erzogenen Sor- ten. Samen, der sich als keimfähig er- weist, ist aber immer noch schwierig zu erhalten und wenn man solchen für schweres Geld aus bedeutenden Samen- Handlungen bezogen, sorgsam ausge- säet und dann wieder ein Jahr lang mit gespannter Aufmerksamkeit auf das Aufgehen der Samen gewartet hat, sieht ınan sich in seiner Erwartung getäuscht. Ausserdem gelingt die Er- ziehung von Rhododendron aus wirklich keimfähigen Samen, auch nur da, wo Wasser und Erde dieser Cultur sich gün- stig erweisen. Das sicherste Verfahren, um Rhodo- dendren, Azaleen etc. ausSamen zu er- ziehen, ist folgendes: Man wähle ein fa- seriges, grossentheils aus noch unver- westem Torfmoose bestehendes Stück Torf; lege dies in einen Untersatz von entsprechender Grösse und säe die Rho- dodendron-Samen nicht zu dicht darauf aus. In den Untersatz wird nun immer soviel Wasser gegossen, dass die mit Samen bestreuete Oberfläche des Torf- stückes, gleichmässig feucht bleibt, Die Aussaat selbst wird am zweckmässig- sten Anfang März oder noch etwas frü- her, in einem Hause oder in anderer Localität bei 8 — 120 R. Temperatur ohne jede Bodenwärme gemacht. Wo die Luft sehr trocken ist, kann man eine Glasglocke überdecken und bei hellem Sonnenschein muss beschattet werden. Auch in flache Näpfe, die mit Heide- oder Torferde gefüllt, von unten mittelst Untersatz bewässert und mit Glasscheibe bedeckt werden, kann die Aussaat ge- macht werden, Hier wird die Erde aber leicht sauer, bedecki sich stark mit Moos und die jungen Pflänzchen Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. zeigen viel schwächlicheres Wachsthum und weniger freudiges Gedeihen, als auf Torfstücken. Auch für Farrenkräuter ist bekanntlich diese letztere Art der Aussaat ganz vorzüglich. Die Methoden der Veredlung sind bekannt genug. Ablactiren oder seitli- ches Anlegen wird jetzt am allgemein- sten benutzt. R. ponticum, maximum und arboreum, die man am häufigsten als Unterlagen zur Veredlung benutzt, sa- gen aber nicht allen den neu einge- führten Arten zu, da unter diesen viele von niedrigem strauchigem Wuchse. So kommt es, dass die Veredlung entweder oft gar nicht annimmt, oder dass die Edelreiser wohl anwachsen,, aber 'nach kürzerer oder längerer Zeit wieder zu- rückgehen , oder dass man auf diese Weise auch wohl unschön gewachsene Pflanzen erhält. Durch die Vermehrung aus Stecklin- gen endlich erhält man schnell junge Pflanzen von niedrigem buschigem Wachs- thume und hat Herr Pabst, der als Obergärtner den Kalthauspflanzen im hiesigen Botanischen Garten vorsteht, unter Anwendung des folgenden Ver- fahrens recht erfreuliche Resultate er- halten. In einem niedrigen Hause, des- sen Fenster gegen Norden liegen, ward das dicht unterm Fenster liegende Beet ausschliesslich mit Sand ausgefüllt. In diesen Sand wurden Ende Juni die Stecklinge der verschiedenen Arten von vielen der neu eingeführten Rhododen- dron gesteckt, Bodenwärme ward gar keine angewendet, das Haus ward ge- schlossen gehalten und erst gegen den Herbst hin, wenn die Luft im Hause feucht und nasskalt, ward schwach ge- heizt, so dass die Temperatur auf 6 — 10°R. unterhalten ward. Zu Stecklingen wurden schwach verholzte Seitentriebe vom letzten Triebe gewählt und diese I. Originalabhandlungen. 5 mit, etwas altem Holze aus dem Zweige ausgeschniitten. Auch Spitzentriebe, die nicht zu üppig gewachsen und etwas unterhalb des Ansatzpunktes des letzten Triebes abgeschnitten werden, geben ganz gute Resultate. Begossen mit der Brause wird nach dem Stecken, damit der Sand sich allenthalben gut fest- setzt und dann nicht eher, als bis es das Abtrocknen des Sandes nothwendig macht. Bei so niedrigen Temperatur- graden, der Lage nach Norden und der Absperrung der äusseren Luft ist dies aber nur selten nothwendig. — Schon Ende October und Anfang November waren der grösste Theil der Rhododendron-Stecklinge gut bewurzelt oder hatten schönen Callus gebildet und kein einziger war abgestorben. Als Ar- ten, die auf diese Weise gut wuchsen, nennen wir: Rhododendron formosum, Dalhousianum, javanicum, Smithi au- reum, fulgens, aeruginosum, Jenkinsii etc. Wir ergreifen diese Gelegenheit, um zu bemerken, dass ein Local, welches wie das eben beschriebene eingerichtet ist, überhaupt ganz vorzügliche Resul- tate für die Vermehrung der meisten immergrünen Kalthauspflanzen liefert, Man unterhält hier im Winter eine Tem- peratur von 5 — 7° R., heizt so wenig als möglich und vermeidet jede Erwär- mung des Beetes, Von Anfang October an steckt man hier die immergrünen Kalthauspflanzen, ohne sie mit Glocken zu bedecken. So wachsen z. B. die Ericen, Epacris, die meisten Acacien, die Coniferen, die meisten Neuholländer etc, ausserordentlich gut und sicher, Nur die Proteaceen lieferten bei solcher Be- handlung bis jetzt keine guten Resultate. Von den krautartigen Stecklingen gehen die meisten ebenfalls gut an, die einen, wie Salvien, Fuchsien etc. nur langsa- mer als bei Bodenwärme, die anderen aber wie Calceolarien, Verbenen, Petu- nien ete. noch sicherer als unter Anwen- dung von Bodenwärme und höheren Wärmegraden. Wenn im Frühling neuer Trieb in die Pflanzen kommt, dann kann und soll auch in solch einem kalten Vermehrungshause die Temperatur um einige Grade erhöht werden und im Som- mer stellt sich von selbst eine etwas höhere geeignete Temperatur her. Die mässigen Wassergaben, die in solch’ einer Localität verabreicht werden müssen, jm Verein mit nicht allzustark abgesperrter Luft und niedringen, nicht unnatürlich anregenden Wärmegraden scheinen besonders vortheilhaft einzu- wirken. Dabei ist die Besorgung eine viel leichtere, indem sich diese auf das tägliche Wegnehmen faulender Blätter oder verdorbener Stecklinge beschränkt. Wo, wie inPetersburg, ein für die Cul- tur besonders geeignetes, weiches, kalk- freies Wasser sich findet, das zugleich reich an Nahrungsstoffen ist, da ist Sand unbedingt das beste Material, in welches die Stecklinge einzusetzen sind. Erde versäuert leicht oder bildet Moos, wenn sie unter Einwirkung eines solchen Wassers ziemlich gleichmässig feucht unterhalten wird, ohne von Wurzeln durch- drungen zu sein. Sorge für leichten Abzug des Wassers ist natürlich ausser- dem bei jeder Stecklingszucht, Grund- bedingung zum Gedeihen. Ein solches, unter dem Fenster liegendes kaltes Beet ist daher entweder in Form eines flachen Holzkastens gleich einem Fen- sterbrett oder Stellagenbrett frei zu le- gen, oder wenn es bis zum Boden reicht, dann ist es entweder auf einem Rost hohl zu legen oder bis Y, Fuss unter der Oberfläche mit Ziegelsteinen auszu- füllen. Wo das Wasser weniger geeignet 6 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. für die Cultur, benutze man in Cister- nen gesammelteshegenwasser und Sand, oder man mische zwischen den Sand Y, guter Heideerde und decke diese Erd- schicht nur ganz oben mit reinem, ge- schlemmtem Flusssande. — Die Heizung muss stets so liegen, dass die Wärme das Haus gleichmässig und nicht etwa wie in andern Ver- mehrungshäusern vorzugsweise das Beet erwärmt. Wasserheizung ist natürlich die beste. Wo man nicht eine ganze, wenngleich kleine Abtheilung für solche Vermehrung von kalten Pflanzen bestim- men kann, da stelle man sich in einem niedrigen Kalthaus anstatt des Fenster- brettes einen Bretterkasten, der behufs leichterer Bearbeitung höchstens 3—3!/, Fuss breit und ganz wie ein kleines Mistbeet aus Brettern construirt ist. Der Vorderwand gebe man eine Höhe von 1/a — 3], Fuss und der Hinterwand die doppelte Höhe oder etwas mehr und oben decke man Fenster so über, dass der Schweiss der Fenster nicht in das Innere des Kastens abläuft. Kann ein solcher Kasten in einem Hause aufge- stellt werden, wo eine Temperatur von 4 — 7°R. unterhalten wird, so ist dies natürlich vortheilhafter, als wo noch nie- drigere Grade angewendet werden. Es versteht sich, dass in solchen Kästen die strengste Reinlichkeit nnterhalten werden muss, wenn das Resultat ein glückliches sein soll, wie dies ja auch bei der Vermehrung unter Gläsern in Töpfen der Fall ist. Das tägliche Nach- sehen und die Abwartung ist aber leich- ter. Den Kasten selbst stelle ungefähr 1 — 1!/, Fuss unter den Hausfenstern so auf, dass die Neigung der Fenster des Kastens nach dem Innern des Hau- ses oder dem Gange zu fällt, von wo aus man denselben besorgt. In niedri- gen Warmhäusern kann man mit gutem Erfolge ähnliche Kästen für viele der leichter wachsenden Warmhauspflanzen stellen, und auch in Zimmer werden kleinere transportable Kästen der Art, die ins Fenster gestellt werden, keine übeln Resultate liefern. Natürlich müs- sen in letzterem solche Kästen solider und mit genauerem Verschluss construirt werden, damit die trockne Stubenluft nicht eindringen kann. Wir lassen diesen allgemeinen Be- merkungen ein vom Herrn Pabst zusam- mengestelltes Verzeichniss derjenigen Pflanzengattungen folgen, deren Arten zum grossen Theil unter Anwendung der kalten Vermehrung mit Freudigkeit und fast ohne alle besondere Pflege wuchsen. Es versteht sich, dass die Masse der unter allen Verhältnissen leicht wachsenden Pflanzen nicht mit genannt sind. Wo es nothwendig er- schien, sind auch die einzelnen Arten genannt und besondere Bemerkungen gegeben. (E. Regel.) Verzeichniss der gewachsenen Stecklinge vom Hrn, Pabst. Azara integrifolia, Arbutus tomentosa etc, Acacia dealbata. „ moesta. „ Hügelii, „ eordata, »» Oxyeedrus etc. Berberis Bealii und die andern immer- grünen Arten. Berzelia lanuginosa. Banksia compar. Bocconia fastigiata, „ anemonifolia. „ spathulata etc. Chamaecyparis nutkaensis. Cupressus funebris. Podocarpus. Libocedrus chilensie. I. Originalabhandlungen. 7 Daerydium cupressinum, Franklini. Saxe-Gothaea conspicua. Fitz-Roya patagonica. Wellingtonia und überhaupt alle Coni- feren, Selbst Köpfe von Araucarien stehen jetzt mit gutem Callys und scheinen zu wachsen. Calothamnus. Cephalotaxus. Dryandra armata. Dillwynia. Dodonaea. Erica, auch die bessern, schwerer wur- zelnden Arten, Epacris, Grevillea. Gompholobium. Helipterum, Hakea oleaefolia. » microcarpa. „» Lehmanniana. lex. Laurus. Lasiopetalon. Lalage hoveaefolia. Lambertia formosa. longifolia. ” ericoides, Mercklinia rosea. 55 petrophiloides. Manglesia. Muraltia. Myrtus bullata. Pittosporum. Pimelea decussata. ; spectabilis. Prostanthera, Physolobium. Pultenaea. Plathytheca azaleoides, Alle Stecklinge dieser sonst schwerer wurzelnden Pflanze wuchsen ohne Ausnahme, Polygala. Tasmannria aromatieca. Tetratheca epilobioides. Witsenja corymbosa. Ebenfalls Stecklinge ohne Ausnahme. Westringia. Weinmannia trichosperma. Zichya. ” alle 3) Der Garten der Fürstin Beliseleky auf Krestoffsky bei Peters- burg im Wärz 1858 *). Unter den vielen schönen Privat- Gärten Petersburgs nimmt dieser Garten eine sehr bedeutende Stellung ein. Der- selbe steht unter der einsichtsvollen Lei- tung des Obergärtners Herrn Nouvel. Die Gewächshäuser sind vor einigen Jahren in höchst zweckmässiger Form umgebauet worden und bilden dieselben 2 lange, nach Süden liegende parallele Linien, die auf der westlichen Seite durch *) Wir hielten diesen Bericht zurück, um ihn in ähnlicher Jahreszeit zu bringen. ein hohes, als Wintergarten eingerichte- tes Doppelhaus verbunden sind. Alle hier gezogenen Pflanzen stehen in vorzüglicher Schönheit und sehr gu- ter Cultur. Die Camellien waren zur gedachten Zeit in voller Blüthe, mit vie- len Tausenden ihrer schönen Blumen be- deckt. Ein herrlicher Baum der Camel- lia alba plena mit vollkommenen Blu- men im wahren Sinne des Wortes über- deckt, zieht gleich beim Eingange die Aufmerksamkeit auf sich. Neben ihm Bäume von C, reticulata, Pomponia, va- 8 riegata, rubra plena, fimbriata und an- dern schönen älteren Sorten, die im Verein ınit herrlichen Exemplaren der indischen Azaleen, gefüllten Primeln und Hyacinthen dieses erste grosse Kalthaus zu einem reizenden Blumen- garten stempeln, der in einer Blüthen- fülle prangt, wie der Referent ihn bis jetzt nur in den bedeutenderen Gärten Petersburgs sah. Allerdings sind es hier die Camellien , welche im Februar und März die Hauptrolle spielen, da man in allen bedeutenderen Gärtnereien eine Menge grosser, 10—12 Fuss oder noch höhere Exemplare derselben sieht, die theils als Bäume, theils als bis un- ten belaubte grosse Büsche, theils als Spaliere gezogen sind. Ein beträchtli- cher Theil der schönern Exemplare Deutschlands, Belgiens, Frankreichs, scheint allmälig den Weg in die hiesi- gen Gärten gefunden zu haben. Eine gute Erde, gutes Wasser, einsichtige Cultur und gegenseitiger Wetteifer, sie parallelisiren die Ungust des Klimas und erhalten die Camellien nicht nur im voll- kommensten Gesundheitszustande, son- dern erzeugen auch im Frühling jene Masse das Laub der Bäume fast über- deckender Blumen , durch welche früher nur der Garten des Grafen Nesselrode, jetzt aber fast alle bedeutenderen Gärten sich auszeichnen. — Eine genauere Beschreibung der Pflan- zen der einzelnen Gewächshausabthei- lungen des in Rede stehenden Gartens müsste vielfach Erwähntes nur wieder- holen, wir begnügen uns daher, auf ein- zelne Specialitäten aufmerksam zu ma- chen. In einem der Warmhäuser fielen uns herrliche Exemplare der Maranta san- guinea auf, die in Kübeln stehend, schöne Büsche bildeten, von denen jeder der Stengel auf der Spitze einen höchst voll- EEE GEEIEEBESEERE 3 EB FSENEIEEEESEREESREERIEEEREREEESERE SEENEEEESEESEEIEREESEEREEEE BEREITET EEE Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. kommen entwickelten Blüthenstand trug. In dieser Weise cultivirt, bildet diese Pflanze mit ihren langen rothen Blättern, wirklich eine der schönsten Zierden des Warmhauses, Herr Nouvel versicherte uns, dass er keine Bodenwärme bei der Cultur derselben angewendet. Auch die schöne von uns abgebildete Heliconia bicolor stand in kräftiger Blüthe. Es ist diese Pflanze im März und April eine der herrlichsten Zierden des Warm- hauses. Sie ist aber eigensinnig und wird nur dann sicher blühen, wenn man sie während des Sommers so stark trocken hält, als dies geschehen kann, ohne dass die Blätter derselben leiden. Auch vermeide man es, sie im Frühlinge zu . versetzen, sondern nehme das Verpflan- zen, und zwar ohne die Wurzeln zu schädigen, im Herbste vor. Während des Winters gebe man Bodenwärme, lasse es an Wasser nicht fehlen und wende sogar nach Neujahr von Zeit zu Zeit einen Dungguss an. Eine lehmige, mit Torf versetzte Rasenerde ist die geeignetste zur Cultur. Das schöne, an und für sich schon decorative Laub, die rothen lebhaften Bracteen, die grossen weissen Blumen und die sehr lang an- dauernde Blüthezeit empfehlen diese Pflanze zu ganz besonders sorgsamer Cultur. Im Garten Ihrer Kais. Hoheit der Grossfürstin Helena Paulowna (Hof- gärtner Herr Siessmayer) sahen wir in diesem Frühlinge ein Exemplar mit 12 vollkommen entwickelten Blüthenschaf- ten. In einem kleinern Kalthause fanden wir eine reiche Sammlung der neueren Camellien-Sorten in kleineren Exempla- ren, in vollkommener Blüthe. Als be- sonders schön nennen wir unter diesen, Amalia Melzii (regelmässige Blume von glänzend-rother Farbe) , Antosnette Lomelloni (grosse regelmässige rothe Lr Originalabhandlungen. 9 Blume), Ara Arnoldo da Brescia (grosse regelmässige Blume, Petalen rosa mit 'weissem Mittelstreifen), @we/laume Tell (ähnliche kleinere sehr regelmässige Blume), Duc de Caraman (kleine re- gelmässige rothe, weiss gestreifte und gefleckte Blume), zmacul/ata perfecta (regelmässige , dunkelrosarothe, stark weiss geileckte Blume), Mestress Abb£ Wilders (grosse regelmässige milch- weisse Blume) der 22. März (kleine regelmässige lebhaftrothe Blume, Pe- talen mit weissem Mittelstreifen), @26a insögnis (sehr schöne schneeweisse Blu- me mit gelblichem Hauch, die im Auf- blühen einer Rose ähnlich sieht). — . Aus- ser den Camellien und Azaleen bemerk- ten wir in besonderer Schönheit: Cinera- rien, Chorizema-Arten, Amaryllis und andere Pflanzen. Wein und Erdbeeren werden hier nur als Nebenproduet in ‘den Pflanzen- häusern getrieben. Als Erdbeere ver- wendet Hrn. Nouvel nur Myatt’s Elise, welche auch getrieben viele und vorzüg- lich grosse und wohlschmeckende Früchte liefert und: der allgemein angewendeten Roseberry noch vorzuziehen sein würde, sofern die Resultate der Treiberei dieser Sorte allenthalben so günstig wie hier ausfallen würden, Diesen Garten verlassend, werfen wir im Rückweg noch einen Blick in die Gewächshäuser des Grafen Bobrinsky auf Kamenostrow. Wir finden auch hier ei- nen herrlichen Flor der besseren Camel- lien, Azaleen ete., in ganz vorzüglichen Exemplaren. Vor allem aber fielen uns reich blühende Exemplare der Salvia Hecrii und Brugmansia sanguinea auf. Wir waren ganz besonders angenehm überrascht, weil uns der Obergärtner Herı Erlemann damit den Beweis ge- leistet, dass diese Pflanzen auch für das hiesige Klima passen, was wir bis jetzt nicht glaubten, Die Salvia Heeri war in einem niedrigen temperirten Hause zu so üppiger und vollkommener Blüthe gebracht worden. Brugmansia sanguinea hatte dagegen den ganzen Winter hindurch im Kalthause gestanden. (E. R.) 4) Platyeentrum (Begonia) rex Linden. Unter den zahlreichen Einführungen neuer Blattpflanzen, welche in neuester Zeit mit ausserordentlicher Schnelligkeit sich folgen, dürfte keine schneller über die Gärten Europa’s sich verbreiten, als diese Begonia, deren grosse Blätter dun- kelgrün gefärbt sind und eine scharfe silberfarbene Binde tragen. Die Pflanze ist wirklich so schön, wie sie beschrie- ben ist, und gehört schon durch ihr Blatt zu den effectvollsten Erscheinungen un- ter den Decorationspflanzen des Warm- hauses und Zimmers. Sie ward durch Hrn, Simons in dem Königreiche Assam entdeckt und im lebenden Zustande an Herrn Linden in Brüssel gesendet, der sie nun im Frühlinge 1858 verbreitet hat. Die B. rex vermehrt sich ausserordent- lich leicht und schnell, obgleich zu den keinen oder nur sehr kurzen kriechen- den Stengel bildenden Arten gehörend, Am Grunde treibt sie Nebentriebe, die man gleich mit Wurzeln abnehmen kann. Ausserdem lässt sie sich aber noch durch Blätter tausendfach vervielfältigen. Man schneidet diese ab, schneidet die Blatt- rippen an vielen Stellen durch und hef- tet sodann das Blatt mit kleinen Häk- 10 chen auf einem Topf an, der mit leich- ter Erde gefüllt und oben mit Sand be- deckt ist. Im warmen dunstigen Treib- ‘beete oder auch im Vermehrungshause bei Bodenwärme werden sich bald an den eingeschnittenen Stellen kleine Knösp- chen bilden, aus denen dann später sich sofort bewurzelnde Pflänzchen entwickeln. Die Begonia rex liefert auch wieder einmal das Beispiel, was mit der Ein- führung einer guten Pflanze noch zu ver- dienen ist. Wir entnehmen den im Jour- nal d’hortieulture pratique enthaltenen Bemerkungen in dieser Beziehung das Folgende: Am 1. Mai 1858 ward B. rex von Linden in den Handel gebracht, und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, das Exemplar & 50 Frs. verkauft. Die eine Hälfte der erzogenen Pflanzen gab Linden selbst zu 10,000 Frs. ab und die andere Hälfte verkaufte er an Rollison und Sohn in London ebenfalls zu 10,000 Frs. Vom 1. Mai bis zum Herbst gab er zu ermässigtem Preis für weitere 10,000 Frs. ab, was eine Total-Summe von 30,000 Frs. beträgt. Herr Funk stellt nun eine weitere Berechnung des ferne- ren Vertriebes dieser Pflanze durch die Handelsgärtnereien von ganz Europa an und kommt zu dem Schluss, dass durch dieselbe ungefähr eine Gesammtcapital von 400,000 Fr. umgesetzt worden sein möchte. (E. R.) 5) Cultur der Poinciana Gilliesii und anderer Pflanzen mit fallendem Laube. Die P. Gilliesii gehört zur Familie der Caesalpinieen und kommt im südli- chen Amerika ziemlich häufig vor. Die- selbe bildet einen niedrigen Strauch mit abwechselnden doppelt getiederten Blät- tern und länglichen Blättchen. Zwei ovale zugespitzte Bracteen am Grunde des Blattstieles. Blumen in reichblumi- ger spitzenständiger Traube. Blüthen- Stielechen aufrecht, ungefähr I Zoll lang mit drüsigen Haaren besetzt. Kelch grün, Slappig, mit drüsig gesägten Lappen. Blumenblätter 5, verkehrt herzförmig, ausgebreitet, bis 1 Zoll lang, goldgelb. Staubfäden frei, aufrecht, schön purpur und ungefähr 5 Zoll lang, einen höchst angenehmen Contrast mit den gelben Blumenblättern und den zierlichen ge- fiederten, einer Mimosa ähnlichen Blät- tern bildend. So häufig nun diese herrliche Pflanze durch direct eingeführte Samen in un- sern Gärten erzogen wird, so selten sieht man sie blühen. Wie bei so vie- len Pflanzen der Tropen mit fallendem Laube, wird auch hier durch Anwen- dung zu hoher Temperaturgrade im Win- ter und Mangel an der gehörigen Ruhe- periode gefehlt. Leider gibt es noch immer so viele Freunde des Gartenwe- sens, die da glauben, im Gewächshause dürfe keine Pflanze zeitweis laublos ste- hen. Tritt nun der natürliche Laubfall ein, so wird der Gärtner durch so man- che unverständige Bemerkung von Nicht- kennern, die daglauben, laublose Pflan- zen seien krank, veranlasst, durch Feuch- tigkeit und hohe Temperaturen auf früh- zeitiges Austreiben einzuwirken. Der blattlose Zustand so vieler Pflan- zen der Tropen ist aber in unserer Winterszeit durchaus normal und je län- gere Zeit er unterhalten wird, je mehr Aussicht ist auf kräftige und reichliche Blüthe. Während man bei Pflanzen, die wie die Mimosen, Jacaranda, Lager- strömia, Carolinea, Pachira, Tamarindus, Amherstia, Plumeria, Erythrina, etc. ihr l.. Originalabhandlüngen. Laub natürlich werfen müssen, durch anhaltende Feuchtigkeit und hohe Tem- peraturen, darauf hinwirkt, solche mög- liehst lange grün zu erhalten, sollte man gegentheils durch trockne Luft, schwa- ches Begiessen und helle Sonne auf frü- heres Abreifen des Jahrestriebes ein- wirken. Sobald nun unter solcher Be- handlung der Laubfall eintritt, dann werden diese Pflanzen an einen trockenen Stand- ort bei 4—6°® R. gebracht und bleiben hier so lange stehen, bis sie Anfang oder Ausgang April verpflanzt und an einen lichten sonnigen Standort im Warm- haus, wo möglich mit Bodenwärme ge- bracht werden können. Kleinere derar- tige Pflanzen, wie gerade Poinciana können gleich zweckmässig ins warme Treibbeet placirt werden, wo sie jedoch bei hellem Sonnenschein möglichst viel Luft und keinen Schatten erhalten müssen. So Mancher, der es schon versuchte, seine laubwerfenden Kalthauspflanzen kühl zu durchwintern, ward von der Wiederholung dieses Versuches, durch zahlreiche Verluste an Pflanzen abge- halten, Man vergesse daher nicht, dass die Pflanzen schon im ruhenden Zustande sich befinden müssen, dass deren Holz gut abgereift sein muss und dass das “ Local nicht blos’ kühl, sondern auch trocken sein muss. Werden diese Ver- hältnisse nicht gehörig berücksichtiget, dann ist Einfaulen der jüngeren Triebe oder Absterben der ganzen Pflanze die stete Folge. Werden sie aber gehörig berücksich- tigt, d. h. leitet man durch einen hellen sonnigen Standort, hohe Temperatur- grade, zweckmässige Lüftung, genügende Nahrung und Bewässerung etc., während des Frühlings und Sommers, einen kräfti- genundnormalen Trieb ein und sorgt man im Herbste durch sparsame Wasserga- ben und trockene Luft für zeitiges Ab- 11 reifen des Holzes, dann werden aueh alle diese Pflanzen in einem trocknen Locale bei 4--6° R., ja einige bei noch niederen Temperaturgraden, nicht nur sehr gut durchwintern, sondern auch im nächsten Frühlinge dankbarer blühen und kräftiger wachsen. Im Vaterlande ist es nur die Trocken- heit der Luft zur Zeit des Sommers, die die Ruheperiode bei sehr hohen Tempe- raturgraden einleitet. Man vergesse aber richt, dass dort die Pilanzen im freien Lande stehen, und dass sie unterm Ein- flusse durchaus geeigneter heimathlicher Verhältnisse ihre Triebe ausgebildet, ihr Holz gereift haben und daher grössere Widerstandsfähigkeit gegen durch Hitze gesteigerte Trockenheit besitzen, wie unsere in Töpfen erzogenen Pflanzen, weshalb bei uns niedrige Temperatur und Trockenheit mit mehr Sicherheit des Erfolges zur Zeit der Ruhe angewendet werden. Zur Poinciana Gilliesii schliesslich wie- der übergehend, so theilt Herr F. Gloebe in der Revue horticole (1856) folgendes Culurverfahren mit: „Im Jahre 1850 säete ich Samen derselben im warmen Mistbeete aus. Nach dem Aufgehen wur- den die jungen Pflanzen einzeln in Tö- pfe verstopft und entwickelten sich nun ausserordentlich rasch bei einem Stand- orte unter Glas. Anfang November wur- den sie an einen trocknen Ort gebracht, wo sie ohne jede Besorgung den Win- ter hindurch stehen blieben und nur gegen Frost geschützt wurden. Ende April erhielten sie einen sonnigen ge- schützten Standort (im südlichen Frank- reich im Freien, bei uns unter Glas). Im Herbste des zweiten Jahres wurden sie in Kübel von etwas mehr als I Fuss Durchmesser gepflanzt, den Winter wie- der ähnlich behandelt und schon im Frühling des dritten Jahres bedeckten es 12 sich die Pflanzen mit zahlreichen Blu- men, Hochstämmig mit schöner Krone erzogen, sind sie am schönsten. Um eine reichliche Blüthe zu erbalten müs- sen im Frühling vor dem Austreiben die jungen Triebe bis auf !/, ihrer Länge eingekürzt werden. Zur Erde wendet man eine mit Lauberde versetzte lockere und nahrhafte Rasenerde an. Begossen Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. wird zur Zeit des Triebes reichlich, und zwar zuweilen mit Dungguss. — -La- gerströmia indica entwickelt hier in Pe- terburg bei durchaus gleicher Behandlung jährlich ihre Blumen massenhaft. Ge- meinsam mit anderen Warmhauspflanzen durchwintert blühet sie nicht, und sol- cher Pflanzen giebt es noch viele. (E. R.) 6) Bemerkungen über Pflanzen des Petersburger Gartens. 1) Stenocarpus Cunninghami Hook. ; Proteaceae, Der vortrefflliehe Aufsatz unseres verehrten Freundes, des Herrn J. Rinz S. 151 des vorigen Jahrganges der Gartenflora, ist” die Veranlassung geworden, dass auch im hiesigen Gar- ten der Stenocarpus Cunninghami zum ersten Male seine schönen Blumen ent- wickelte. Schon einige Male hatte eine grosse 12 Fuss hohe Kübelpflanze die- ses schönen immergrünen Strauches im Herbste Blumen angesetzt, aber, wie beim Hrn. Rinz, waren sie immer nicht zur Entwickelung gekommen. Nachdem ich‘ im vergangenen Frühling die vom Hrn. J. Rinz ausgesprochenen Ansich- ten gelesen, theilte ich das Wesentlich- ste davon dem Hrn. Pabst mit, unter dessen Leitung die Kalthauspflanzen des hiesigen Gartens cultivirt weıden. Un- ser grosses Exemplar des Stenocarpus ward sofort in das Gewächshaus gestellt, in welchem die Camellien bei erhöhten Temperaturgraden den Sommer hindurch angetrieben werden, um ihre Knospen so zeitig im Herbste auszubilden, dass sie während der kurzen Tage des Pe- terburger Winters bei einer Wärme von 2—4° R. ihre Blumen in den Monaten October bis März nach und nach ent- wickeln. Wir lassen in dieser Abthei- lung die Wärme von Mitte April, bis die Knospen der Camellien gehörig aus- gebildet, nicht unter 15°R, sinken, und erst vom September an sinkt die Tempe- ratur allmälig. Dabei wird durch Kalk- anstrich der Scheiben mässig beschattet und im Sommer schwach, und ohne Zug- luft zu veranlassen, gelüftet. So lange die Camellien im Triebe sind, wird fleis- sig gespritzt. Sobald aber der Trieb ausgewachsen, wird. mit dem Spritzen aufgehört, damit unterm Einfluss 'trock- nerer Luft die Camellien Knospen an- setzen können. Wenn sich Blattläuse zeigen, wird geräuchert und wo einzelne Pflanzen in den zweiten Trieb durch- brechen wollen, wird dieser ausge- brochen. Der Stenocarpus Cunninghami setzte im gleichen Hause im August eine Blü- thenrispe an und. entwickelte dieselbe Anfang October, so dass diese herr- liche Pflanze in der Sitzung des Garten- bauvereins am 11. (23.) October vorge- zeigt werden konnte, Die Blüthenrispe erscheint seitlich aus dem alten Holze, ist quirlig verästelt und trägt auf der Spitze jedes der einzelnen Aeste eine schirmförmige Blüthendolde, deren einzelne zinnoberrothe Blumen vor dem Aufblühen wagerecht abstehen, Jede I. Originalabhandlungen. einzelne Blume besteht aus 4 linearen, zolllangen, an der Spitze napfförmig er- weiterten Blüthenhüllblättchen und einem centralen Stempel, mit grosser schildför- mig-kopfförmiger Narbe. In jeder der napfförmigen Spitzen dieser Blüthenblätt- chen sitzt in der innern Höhlung der- selben eine einzelne kleine Anthere. Der Stempel besteht aus einem untern stiel- förmigen Theile, der den Fruchtknoten unterhalb der Mitte des ganzen Stem- pels trägt und dem auf dem Fruchtkno- ten stehenden Griffel nebst Narbe. Vor dem Aufblühen sind nun die Blüthen- hüllblätter mit einander verwachsen und umgeben mit ihren napfförmigen Spitzen die Narbe in Form eines endständigen kugelförmigen Knopfes, welcher von dem untern röhrenförmigen Theile der Blume getragen wird. Beim Aufblühen lösen sich zuerst die Blüthenhüllblätter am röhrigen untern Theile der Blume mit ihren Rändern und zwischen ihnen tritt der noch fortwachsende Stempel, oben noch von den napflörmigen Spitzen der Blüthenhüllblätter umschlossen , knie- förmig hervor. Sobald etwas später die Blüthenhüllblättchen auch mit ihren napf- förmigen Spitzen auseinander treten, dann biegen sie sich zurückgeschlagen abwärts, und der knieförmige Griffel mit seiner grossen, schon in der Knospe be- fruchteten Narbe aufwärts. Hooker gibt Tafel 4263 des Botanical Magazine eine gute Abbildung dieser eben so schönen als interessanten Pflanze, die, in Folge einsichtiger Cultur, wohl nun bald in vielen Gärten. blühen wird. Liebt eine stark mit Lehm versetzte Heide- oder Torferde oder eine lockere humöse Rasenerde, Ueberwinterung bei 4—6° R. (E. R.) 2) Yueca oöligua Haw. (Suppl. pl. succ. p. 37); Liliaceae. Eine Yucca, die der Botanische Garten als Y. gloriosa 13 neben der ächten Y. gloriosa cultivirte, Der Stamm derselben ist 3—4 Fuss hoch, am Grunde meist verästelt und knollig verdickt. Aeste aufrecht. Blät_ ter verlängert schmal linien-lanzettför- mig, blaugrün, anfangs aufrecht, später schlaff übergebogen, am Rande kahl, bis 2!/, Fuss lang und kaum 1!/, Zoll breit, an der Spitze in eine braune fe- ste Stachelspitze ausgehend. Blüthen- rispe verlängert, nach oben und nach unten verschmälert, mit einfachen Ae- sten, von denen die untersten sehr kurz und wenigblumig und die mittlern ei- nige Zoll lang. Blumen glockig-oval, weiss oder gelblich-weiss, mit oval-lan- zettlichen, kaum 2 Zolllangen und 1Zoll breiten, zusammenneigenden. Blättchen, Staubfäden kurz behaart, kürzer als der 3seitige säulenförmige kahle Stempel. Die Y. gloriosa L., wie sie von Ha- worth beschrieben wird, unterscheidet sich von unserer Pflanze durch steife auf- rechte Blätter, welche 2 Fuss lang und 3 Zoll breit sind, sowie ferner durch weisse ausserhalb purpur nüancirte Blu- men, deren Blättchen oval und zugespitzt und endlich eine mehr pyramidale Blüthen- rispe bilden. Die Yucca glauca Sims. ist in der Tracht ähnlich, besitzt aber et- was breitere Blätter und geöfinete Blu- men mit durchaus abstehenden Blätt- chen. Die Y. obliqua Haw. ist im südlichen Nordamerika zu Hause. Wir kennen von derselben nur die kurze von Haworth gegeben Diagnose; mit dieser stimmt aber unsere Pflanze, die in die- sem Herbste blühete, überein, und so haben wir sie unbedenklich zu dieser gezogen. Y. gloriosa wird von Linne nur durch am Rande kahle Blätter cha- rakterisirt, ein Charakter, der jetzt eine ganze Abtheilung der Gattung Yucca begrenzt. Dagegen citirt Linn€ im Hor- tus Cliff, pag. 130 die Abbildung in 14 Mor. hist. IL, pag. 419. Sect. IV. tab. 23. Fig. 1. Yucca fol. Aloes. Ist diese Figur nun auch nicht gut, so zeigt sie doch aufrechte und breite Blätter, sowie eine pyramidale Blüthen- rispe und stimmt insofern mit der in den Gärten befindlichen und von Ha- worth und andern Autoren als Y. glo- riosa L. angenommenen Pflanze überein. Sehr wahrscheinlich gehört auch Y. glo- riosa Red. Lil. tab. 326 als Synonym zu Y. obliqua, da diese Figur schlaffe schmale Blätter und den gleichen Blü- thenstand wie unsere Pflanze zeigt, wäh- rend die Figuren Bot, Mag. 1260 und Andr. Bot. Rep. tab. 473 die ächte Y. glorisa L. darstellen. (E. R.) 3) Yucca aspera Rgl. So nennen wir eine Art mit niedrigem, kaum ei- nige Fuss hohem, am Grunde knollig- verdicktem Stamme. Blätter nicht be- sonders dicht stehend, lanzettlich -rie- menförmig, steif und die älteren an der Spitze zurück gekrümmt, nach oben am Rande und auf beiden Blattseiten scharf, nach dem Grunde zu am Rande mit einzelnen Faden besetzt, dunkelgrün und ringsum mit schmalem rothen Rande, an der Spitze in einen braunen steifen Stachel zusammengezogen, bis 21/, Fuss lang und 2!/, Zoll breit. Von Kar- winsky in Mexico gesammelt. (E. R.) 4) Yueca filamentosa L. Var. fol. albo-marginatis. Eine schöne Abart mit silberweiss bandirten Blättern, von der Hrn. Siessmayer im Gartenbau-Verein ein schönes Exemplar aufstellte. (E. R.) 5) Correa Backhousiana Hook. Var. uniflora Rgt. So nennen wir die in den Gärten als C. Grevillei gehende Pflanze. Dieselbe steht der C. Back- housiana Hook. (Bot. Journ. p. 253. Icones plant. tab. 2) zunächst und un- terscheidet sich nur durch im jun- gen Zustande oberhalb sehr kurz be- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. haarte Blätter, durch stets einzeln ste- hende (nicht zu 1—3) Blumen, und zwar abgestutzte aber doch mehr oder weni- ger stark 4zähnige Kelche, während Hooker seine Pflanze mit abgestutzten ungezähnten Kelchen beschreibt und ab- bildet. Es ist die kleine Zahnung des abgestutzten Kelches jedoch eine sehr wechselnde, bald stärker, bald schwä- cher, zuweilen sogar undeutlich, so dass wir die ©. Grevillei der Gärten nur für eine Form von C. Backhousiana Hook, halten. Dieselbe gehört zu den lang- blumigen Arten mit grünlich weisser Blumenkrone. Blätter oval, stumpf, ganz- randig, unterhalb wie die jungen Aeste rostbraunfilzig. Kalthaus. (E. R.) 6) Urostigma simile Rgl.;, Arto- carpeae. Ramulis glabriuseulis,, petiolis laxe pilosis; foliis subtus in costis eo- stulisgue puberulis et deinde glabres- centibus, stipulis lutescente sericeis; foliis petiolatis, cordato-ovatis, acuminatis, in- tegerrimis v. subrepandis, basi 7nerviis, costulis utringue 8—11, supra glabris, utrinque laete viridibus. Eine schöne noch unbeschriebene Art, die wir unter dem unrichtigen Na- men Ficus amazonica erhielten. In der Blattform steht diese Art, dem U. nym- phaeifolium Miqg. und U. euomphalum Mig. zunächst. Die erstere ist aber al- lenthalben kahl und besitzt mehr ge- rundete fast kreisförmig-ovale, am Grunde tief herzförmige und önervige Blätter, unsere Pflanze ist dagegen am Blattstiel und auf der untern Blattseite besonders an den jüngern Blättern kurzhaarig, und an den Nebenblättchen dicht gelblich seidenhaarig. Die Blätter selbst sind herzförmig oval, stark zugespitzt und tragen am Grunde mit Einschluss des Mittelnerven, 7 Nerven. U. euomphalum Mig. besitzt dagegen mehr gestreckte und am Grunde nur schwach herzförmige I. Originalabhandlungen, oder abgerundete Blätter, welche aus sehmalerem nur 3nervigem Grunde nach oben allmälig breiter werden. Blätter unserer Pflanze bis 7 Zoll lang und bis 41/, Zoll breit. Blattstiele 11, —21/, Zoll lang. Schöne decorative Pflanze fürs Warmhaus, und wahrschein- lich aus dem südlichen Amerika einge- führt. (E. R.) 7) Ligularia (Senecio) Farfugium €. Koch. (Farfugium grande Lindl.); Compositae. Wir sahen in der letzten Sitzung des Petersburger Gartenbau-Ver- eins ein herrliches Exemplar dieser schö- nen Pflanze, welche als Decorationspflanze fürs Kalthaus und für Rasenplätze eine bedeutende Zukunft hat. Zunächst ist sie verwandt mit Ligularia Kaem- pferi Sieb. et Zucc. (Sieb. et Zuce. fl. jap. tab. 35), dem Tussilago japo- nica der Gärten. Schulz hat die Gat- tung Ligularia (ob mit Recht?) mit Se- necio vereinigt und nennt die Ligula- ria Kaempferi von Siebold, S. Sieboldi, eine jedenfalls ganz unbegründete Um- änderung des von den Autoren der Flora Japonica gegebenen Arten-Namens. Lind- ley beschrieb nun die von Fortune aus China in Cultur gebrachte Pflanze als Farfugium grande und stellte die Gat- tung. weil er wahrscheinlich keine voll- kommnen Blüthenköpfe untersuchen konn- te, neben Tussilage, da sie in nicht blühendem Zustande in der Blattform al- lerdings sehr an Tussilago Petasites er- innert, Die L. Farfugium ist eine Pflanze mit perennirendem Wurzelstocke, aus dem sich grosse breit herzförmig-nieren- föormige, am Rande meist 15 grosse breite dreieckige Zähne tragende Blätter von fusslangen Biattstielen getragen erheben, ragdgrün und mit grossen goldgelben Flecken gezeichnet sind. Bliithenschaft die auf der Oberfläche sma-- 15 leicht weissflzig, 1 Fuss hoch, oben die gelben Blüthenköpfe in einer "Traube tragend, In England mag diese Pflauze hart sein, in Deutschland dürfte sie aber ebensowenig als die verwandte L. Kaem- pferi im freien Lande gut aushalten. Man weise ihr daher im Sommer einen Standort im freien Lande, in einem nahrhaften nicht zu trocknen Boden, wo möglich frei auf Rasenplätzen oder am Rande von Bassins an. Hier bildet sie grosse schöne Büsche, die durch die grossen bunten Blätter schon von Wei- tem guten Effect machen. Im Herbst pflanzt man sie ein und durchwintert sie im Kalthause oder frostfrei. Vermehrung durch Theilung im Herbste.oder Frühling. 8) Platycentrum annulatum C. Koch. Synonyme zu dieser schönen und Sehr zu empfehlenden Begonia sind B. Griffithi Hook. und B. pieta Hort. Vgl. pag. 380 und 281 Gartenfl. 1857. 9) Platycentrum Madame Wagner und Prince Troubeizkoy. Sind im Gar- ten des Hrn. A. Verschaffelt gezogene Bastarde von Pl. annulatum und xan- thinum., 10) Gireoudia Ottoniana Rgl. S0 nennen wir eine schöne Begonia, die wir als B. conchifolia aus dem Ham- burger Garten erhielten. Sie steht der G. conchifolia Kl. sehr nahe und ist wahrscheinlich ein Bastard zwischen die- ser und Mitscherlichia coriacea Kl. Wäh- rend aber G, conchifolia Kl, allenthalben roth zottig behaart ist, 11/,—4 Zoll lange Blattstiele besitzt, welche fast ganzran- dige, 7nervige, oberhalb mit langen schwachen Haaren besetzte Blätter tra- gen, — So besitzt unsere Pflanze nur eine kurze lose rostbraune Behaarung, die Blattstiele werden bis 9 Zoll lang, sind roth und die Blätter deutlich buch- tig gezähnt, oberhalb glänzend, mit ein- 16 zelnen undeutlichen Härchen bekleidet, und ausserdem von 8—9 Nerven durch- zogen. Vielleicht gehört unsere Pflanze mit der Form zusammen, die Klotzsch Beg. pag. 97 als G. conchifolia 8. War- scewieziana aufführt. Eine sehr schöne ll. a) Abgebildet im Botanical- Maga- zine: 1) Ahododendron argenteum Hook. fil. In den Sammlungen von Himalaya-Rhododen- dron ist diese Art durch den baumarligen ge- raden Wuchs und besonders durch die sehr langen, unten silberweissen Blätter leicht zu erkennen. Sie blühle zuerst im März 1858 im Garten zu Kew, und die Blüthe bestätigte von Neuem die Genauigkeit der Abbildungen, womit Dr. Hooker in seinem Prachiwerke über die Himalaya -Rhododendron der staunten Garlenwelt die von ihm neuentdeck- ten Schätze vorlegte; Abbildungen, die dann in der Flore des Serres copirt, einem noch _ weit grösseren Leserkreise zugänglich wurden, und dadurch von vorne herein den Himalaya- Rhododendron eine so enthusiaslische Aul- nahme sicherten, so dass sie jetzt bereits durch alle grösseren Sammlungen verbreitet sind. — Diese Art bildet im Vaterlande, wo es in ei- ner Höhe von 8—10000 Fuss überm Meere vorkommt, einen bis 30 Fuss hohen Baum; die länglich-obovalen, vorne spitzen Blätter laufen in einen kurzen dicken Blatistiel aus, und werden fusslang; Braeteen hinfällig, dicht seidenhaarig, Blüthen in einem vielblüthigen gedrängten Kopfe, auf kurzen dieken schärf- lichen Stielen; Kelch sehr klein undeutlich lappig; Corolle in der Knospe schön rosen- rotb, im Aufblühen rein weiss werdend, Röhre glockenförmig, etwa 2 Zoll lang, mit acht Furchen, Saum ausgebreitet, 21/, Zoll im Durchmesser, 8lappig; Lappen abgerundet, tief ausgerandet, Staubfäden meistens 16, gegen den Grund zu drüsig behaart, Frucht- knoten weichhaarig, 10—16fächrig, Griffel- dicklich, oben aufwärts gekrümmt mit gros- eT- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stammlose Art mit kriechendem Rhizom, schildförmigen rundlich-ovalen, schiefen, kurz gespitzten Blättern und wurzelstän- digen Blüthenstielen, die die reichblu- migen Afterdolden rosarother Blumen tragen. (E. R.) Neue Zierpflanzen. ser kopfförmiger Narbe. Tief am Grunde der Blumenröhre ist ein dunkelrother Flecken. — Eine stattliche Art, die aber durch ihren hö- heren, baumartigen Wuchs sich nur für grös- sere Kalthäuser eignen dürfte, jedenfalls zu prächtigen Kübelpflanzen 'sich heranziehen lässt. Es ist zweifelhaft, ob sie auch unler guter Deckung die Winter im Freien bei uns ertra- gen würde. (Taf. 5054.) 2%) Xiphidium floribundum Sw. (X. albi- dum Lam., X. giganteum Lindl.) ; Wachendor- fiaceae — Eine im tropischen Amerika weit verbreitete Pflanze, auffallend durch die rei- teuden, schwertförmigen Blätter und die da- durch bedingte Aehnlichkeit der Tracht mit den Iris-Arten. Rhizom lang, Ausläufer ma- chend; Stengel scheinbar einjährig, kraulig, von einigen Zollen bis über Fuss hoch, auf- recht, zusammengedrückt, unverzweigt, aber oft sprossend aus den Blattwinkeln, glalt, be- laubt. Blätter abwechselnd, reitend, eine kurze Scheide bildend, wie bei Iris, von 8—18 Zoll lang, 1—2 Zoll breit, zweizeilig, dicht ge- streilt, weniger fein sägezähnig, besonders gegen die Spitze hin; Blüthenschaft endständig, die zahlreichen Blüthen in einer strausslörmigen zusammengeselzten 4—8 Zoll langen Traube, die seillichen Verzweigungen 6—Sblüthig, scorpionarlig zurückgerollt, die Blüthen einseitswendig nach oben gerichtet. Perigon aus 6 weissen, ausgebreiteten, Jäng- lich ovalen Blättern bestehend. Staubfäden 3, aufrecht, hypogynisch, Ovarium kugelig, 3- fächerig, eine fleischig-weiche Kapsel bildend. Erinnert an Asphodelus-Arten und ist als Zier- pflanze kaum zu empfehlen. (Taf. 5055.) 3) Oberonia acaulis Griff.; Orchideae. Die Gattung Oberonia hat zahlreiche Arten, von mehr oder DIR UDU FE DIUODAD DIUOBV, ET 7 Ä 2 0 II. Neue Zierpflanzen, denen aber wenige bis jetzt genau beschrie- ben, und noch weniger in Cultur gekommen sind. Die Blüthen stehen zu Hunderten in dichtgedrängten langen Trauben, aber sind so winzig klein, dass man erst unter der Loupe ihre zierlichen phantastischen Formen erkennt und bewundert: sie sind wahre Elfen in der Familie der Orchideen, ebenso zierlich und hübsch, als klein, und der Name des Königs der Elfen, Oberon, der ihr Geschlechtsname wurde, ist ein glücklicher, passender Ver- gleich. — Selbst in der berühmten Orchideen- sammlung des Herrn Consul Schiller in Ham- burg, die unstreitig die grösste jetzt existi- rende ist, fehlen noch Repräsentanten dieser interessanten ostindischen Gattung. — Die vor- stehende Art wurde zuerst durch Griffith in den Khasya-Bergen im östlichen Bengalen ent- deckt und kürzlich durch Mr. Simons in Kew eingeführt, wo sie im Februar 1858 blühte. Eine siengellose Art mit wenigen übergebo- gen, hängenden, schwertförmigen, reitenden, lang zugespitzten Blättern, die bis 1 Fuss lang, und kaum 1 Zoll breit werden und bfaugrün gefärbt sind. Blüthentraube fast so lang als die Blätter, endständig; Blüthen orangegelb in diehten Scheinquirlen; Perigoublätter abste- hend, zurückgeschlagen , fast spiralig gedreht, Lippe frei hervorragend, A4lappig (oder richli- ger 3lappig, mit tief ausgekerbten Mittellap- pen), Lappen abgerundet, die seitlichen klei- ner, der Rand der Lippe gewimpert und die cbere Fläche mit zerstreuten Haaren besetzt. Cultur auf Holzblöcken in der wärmsten Ab- theilung des Orchideenhauses. (Taf. 5056.) A) Polygala Hilairiana Endl.; Polygala- ceae. Der Garten zu Kew erhielt diese süd- brasilianische Art aus der Gärtnerei der Hrn. Jacob Makoy u. Comp. in Lütlich als P. bra- siliensis, unstreitig ein Gartenname, da die ächte ?. brasiliensis eine durchaus verschie- dene Art sein wird. Ein kleiner, Fuss hoher, unverzweigter Strauch, oben beblättert, Blät- ter länglich-eiförmig, spitzlich, lederarlig, am Grunde in den Blatistiel verschmälert; Blüthen- ähren achsel- und endständig, kürzer als die Blätter, Blumen sitzend, durch 2 sehr kleine Deckblätier gestützt; Kelch geschlossen, die beiden innern Sepalen wenig kürzer als die ungebartete Corolle, eirund, schwach sichel- 1. 1859. 17 förmig; Petalen 2 linealisch, die mittlere dritte an der Spitze haubenförmig, 3lappig; Ovarium fast kugelig, ausgerandet. immergrünen, Trotz der grossen, glänzenden Biälter, und der grossen zolllangen Blumen ohne grossen An- spruch auf Schönheit. Die Blumen sind weiss, an der Spitze leicht geröthet. (Taf. 5057.) 5) Dendrobium F'alconeri var. obtusa Hook. Eine Abart des prächtigen D. Falconeri, mit kleineren Blumen und stumpferen Perigon blät- tern, die Purpurflecken sind ebenfalls sämmt- lich kleiner als bei der Stammart; (ausserdem stehen die Blumen zu zweien an den Sten- gelgliedern , während in der Diagnose der Art von Hooker selbst bemerkt ist ‚‚pedicellis so- litariis“ und könnte sie daher vielleicht auch als Abart mit ganzrandiger ungefranster Lippe zu D. Devonianum gezogen werden, der sie jedenfalls nach der Abbildung zu urtheilen, wenigstens ebenso nahe steht). — Wurde von Mr. Simons in den Assam und Khasya Distric- len Östindiens mit vielen anderen Orchideen, die jetzt unsere Sammlungen zieren, gesam- melt und blühte im März 1858 zum ersten Male in der Gärtnerei des Herrn Jackson in Kingston. (Taf. 5058.) 6) lex cornuta Lindl.; llieineae. Eine von Robert Fortune aus China eingeführte Stech- palme, die bereils ziemliche Verbreitung ge- [unden hat, und der gleichzeitig eingelührten I. furcata sehr ähnelt. Die Blätter, der Haupt- schmuck aller Stechpalmen, sind von ebenso fester Textur und haben das gleiche glänzende Dunkelgrün, wie das gemeine I. Aquifolium, in der Form sind sie jedoch. sehr verschieden. Bei der neuen Art ist der Umriss der Blätter breit-länglich, sie sind kurzgestielt, unten und oben abgestuizt, zu jeder Seile nahe am Grunde steht ein starker Dorn, die Blaitspitze ist verbreilert und mit drei grösseren und brei- teren, scharf stechenden Dornen bewaffnet, von welchen der mittlere nach unten gebeugt, die seitlichen aber horizontal abstehen, wie zwei Hörner, daher auch der Name cornuta. Da die Pflanze in den Gärten noch neu ist, fehlt noch hinreichende Erfahrung, ob sie un- sere Winter vollkommen zu ertragen vermag. Vermehrung durch Propfen auf I. Aquifolium. (Taf. 5059.) 7) Rhododendron virgatum Hook fl. Von 2 18 Dr. Hooker im Sikkim-Bimalaya in einer Höhe von 8 bis 9000 Fuss am Rande von Nadel- holzwäldern in Schluchten entdeckt, und bald darauf durch Mr. Booth im Bhotangebirge an ähnlichen Standorten gefunden. Die jetzt in englischen Gärten vorhandenen Pflanzen stam- men von Samen, die der Letztere an seinen Onkel, Herrn Nuitall sandte, in dessen Garten zu Rainhill bei Liverpool bekanntlich sämmt- liche Arten gezogen wurden, die von Hen- derson u. Sohn. als Bhotan-Rhododendron neuerdings verbreitet wurden, und unter de- nen wohl das Ah. Nuttallii das grösste und prachtvollste, und Ah. virgatum als das kleinste, aber zugleich auch: niedlichste und dankbarste bezeichnet werden dürfen. Handelsgärten, besonders bei Rollisson in Tooting, diese neue Art in kleinen, kaum 4—6 Zoll hohen, aber dabei recht buschigen Exemplaren ganz bedeckt mit den zierlichen rosenrothen und weissen Blüthen, wahre Mi- niatur-Rhododendron. aber herrlich geeignet zur Topfeultur). — Wird auch im Vaterlande kaum anderthalb Fuss hoch, Aeste dünn, viel verzweigt; die jungen Zweige, Kelch, Frucht- knoten, Blatistiele und Unterflächen der Blät- ter dicht bedeckt mit kreisrunden Schülfern ; Blätter länglich, spitz, kurz gestielt, unterhalb blaugrün; Blüthen in den obern, gedrängter stehenden Blättern achselständig, fast sitzend, meistens einzeln, zuweilen zuzweienin jedem Blattwinkel; jede Blüthe umgeben von brei- ten, dachziegeligen, gelärbten Deckblättern; Kelchzipfel kurz, abgerundet, gewimpert; Blu- menröhre trichterförmig, am Rücken leicht be- haart, Saum abstehend, mit breit eirunden Lappen; Staubfäden 8&—10, unten behaart; Fruchiknoten 5fächerig. (Taf. 5060.) 8) Polygonatum punctatum Royle. (Con- vallaria punciata Wall.) Wie die vorige von der mächtigen ostindischen Gebirgskette in der Region zwischen 7—11000 Fuss stammend und ebenfalls durch die Herren Booth u. Nut- tal eingeführt. Eine wirklich anspruchslose Staude, an Schönheit dem P. muliiflorum und den übrigen in Gärten hie und da cultivirten Arten nachstehend. Stengel aufrecht, vielkan- tig, grün mit braun punktirt, Blätter fast zweizeilig, fleischig, oval-lanzetilich, sitzend, (Wir sahen im April letzten Jahres in den Londoner Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stumpflich , kahl wie die ganze Pflanze; Blü- thenstiele einzeln blaltwinkelständig, 2blüthig; Blüthen aufrecht oder halb geneigt, Perigen keulig-cylindrisch, an der Mündung zusammen- gezogen, weiss, lila punklirt, oben grün; Saum 6lappig, wenig abstehend , die Lappen oval-abgerundet, die 3 innern kleiner ; Staub- fäden gerade, kahl. (Taf. 5061.) 9) Thyrsacanthus indicus Nees.; Acantha- ceae. Wenn auch nicht so brillant in‘ der Färbung wie Th. rutilans, nitidus und andere Arten, doch immerhin eine niedliche, der Cul- tur werthe Warmhauspflanze, die ebenfalls durch Mr. Booth von Bhotan imporlirt wurde und im April 1858 zum ersten Male in Kew blühte. Nees von Esenbeck, der berühnite Bearbeiter der Acanthaceen beschrieb diese Art nach getrockneten Exemplaren im Hoo- ker’schen Herbarium, die von Assam und Khasya stammten. Ein Strauch, an dem nur die jungen Zweige krautig sind, Zweige Akan- tig, mit glatten Kanten, Blätter länglich-lan- zeitlich, kahl, zugespitzt, am Grunde ver- schmälert und an den kurzen Blatistiel herab- laufend. Die weissen mit einigen rothen Li- nien bemalten Blumen in kurzen achselstän- digen Trauben und endständiger grösserer strausslörıwiger Traube; Corolle fast zweilippig, mit kurzen, eirunden, abstehend-zurückgebo- genen Zipfeln; Staubfäden 4, die beiden kür- zeren steril. Die Blumen erinnern sehr an Henfreya scandens Lindl. (Taf. 5062.) , 10) Indigofera decora Lindl.; Legumino- sae, — Obgleich für die Gärten nieht mehr neu, verdient doch dieser hübsche Kalthaus- strauch eine allgemeinere Cultur. Robert For- tune fand ihn in den Gärten von Shanghai von den Chinesen mil Vorliebe eultivirt, und sandte ihn an. die Londoner Gartenbau - Ge- sellschaft, für welche er damals sammelte. Blüht sehr frühzeitig in langen, reichblüthigen Trauben und schon das gefiederte Laub vom zarlesten Grün ist eine Zierde; die Blumen sind schön rosenroih mit dunkleren Spitzen. Cultur in Lehm- und Lauberde zu gleichen Theilen. (Taf. 5063.) b) Abgebildet in „Illustration horti-. cole.“ 11) Musschia HF ollastoni Lowe.; Campa- II. Neue Zierpflanzen. nulaceae. — Eine prächtige, bis 6 Fuss hohe Art, deren Blüthenrispe mindestens die Hälfte der Totalhöhe, also 3 Fuss einnimmt und die jedenfalls zu den schönsten neuen Zierpflanzen gehört. Der Reverend Lowe, der sich seit Jah- ren auf der Insel Madeira aufhält, fand sie im Jahre 1855 in einer feuchten Felsenschlucht auf Felsen wachsend, aber nur in wenigen Exemplaren. Sie scheint eine seltene Pflanze zu sein, die wahrscheinlich nur einen engbe- grenzien Verbreitungsbezirk hat und daher ist es erklärlich, dass eine so stailliche Pflanze, eine der stolzesten Repräsentanten der an in- teressanlen und schönen Formen so reichen Flora der canarischen Inseln, so lange den Nachforschungen der vielen Botaniker entgehen konnte, die diese durch ihr paradiesisches Klima berühmte Inselgruppe in allen Richtun- gen bereits durchforschten. Wenn dieser enge Verbreitungsbezirk, dieses Gebundensein an gewisse Localiläten, — in diesem Falle also Felsblöcke in feuchten Schluchten, die vielleicht bei starken Regen- güssen sich in Beite reissender Giessbäche verwandeln; — nur nicht darauf hinweist, dass die Pflanze auch in der Cultur sich als diffieil zeigen wird, es wäre nicht das erste derarlige Beispiel. Die prachtvollen Vellozia-Ar- ten z.B. die die Felsblöcke des brasilianischen Diamantendistriets zieren , sind schon sehr ofl sowohl in Pflanzen als Samen eingeführt wor- den, die interessante Prepusa Hookeri , Tri- ehosacme lanata, Tropaeolum albiflorum, Li- sianthus princeps und viele andere der präch- tigsten Blüthenpflanzen sind sekr bald, iroiz aller Pflege wieder aus denGärten verschwun- den, und seibst die Schwester dieser neuen Campanulacee, die Musschia aurea, obgleich sie sich hier und dort noch immer erhalten hat, ist keineswegs, was man eine dankbare Pflanze nennen möchte. Doch es fehlt uns noch alle jede Erfahrung in Bezug auf diesen . neuen Ankömmling, wir wollen ihn freundlich aufnehmen, ihn als werthen Gastfreund be- bandeln und dann sehen, ob er sich’ besser gewöhnen wird, als das so hoch gefeierle Delphinium cardinale, von dem man sich so viel versprach und das so wenig hielt! — Doch betrachten wir uns die Musschia Wol- 19 lastoni näher, gegen die wir ein gewisses Misstrauen nicht verhehlen wollen, weil wir schon eine unangenehme Erfahrung mit ihr machten: wir erhielten nämlich von Herrn Prof, Heer ein Päckchen Samen, die er di- rect von Madeira, wenn wir nicht irren, von dem Entdecker Rev. Lowe selber erhalten halte; je grösser unsere Freude über diese werthvolle Acquisilion, je lebhafter unsere Un- geduld, die mit aller möglichen Sorgfalt ge- säeten Samen keimen zu sehen, — desto grösser natürlich unser Verdruss, als nicht ein einziges Korn keimte! — Doch seien wir nicht ungerecht; die Sawen waren vielleicht zu alt oder zu unreif gesammelt, oder wohl gar durch unsere eigene Schuld nicht aufgegan- gen; wir werden uns um so mehr freuen, wenn die Musschia Wollastoni uns recht be- schämt durch ein fröhliches Gedeihen und ein genügsames Temperament. Sie wird vonRev. Lowe als perennirend bezeichnet, aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie jedoch nur 3 — Ajährig, blüht am Ende ihrer Wachsthumsperiode und stirbt nach der Samenreife ab. Der succulente, am Grunde verholzende Stamm ist einfach, etwa finger- diek, nackt, durch die grossen rautenförmigen Narben der abgefallenen Bläiler gewürfelt, et- wa fusshoch und endet oben in einer prächti- gen Blatikrone, einer Dracaena oder einer Mi- nialurpalme nicht unähnlich. Blätter spiralig gedrängt stehend, länglich - lanzettlich, 1 — 2 Fuss lang , zugespitzt, am Grunde lang ver- schmälert, sitzend, der Rand regelmässig dop- pelt gesägt, die Mittelrippe auf beiden Flächen hervortretend und unten behaart ; die Blatt- farbe ist ein gelbliches Grün, oft und stark mit Rotlı oder Violelt verwaschen. Aus der Mille dieser Blattkrone erhebt sich ein ziemlich kur- zer , slämmiger, behaarter, gefurchter Stengel, der noch einige aber viel kleinere in Deckblät- ter übergehende Blätter trägt und in eine statt- liche, etwa 3 Fuss hohe und mindestens eben- so breite pyramidale, Rispe ausläuft, die ebenfalls gefureht, weichhaarig und violelt ist und Hunderte von nickenden, ziegelrothen und gelben Blumen trägt, die mit ihren graciös zurückgeschlagenen Kronenzipfeln an die Türkenbund -Lilie und ähnliche erin- DE vielverzweigle 20 nern. Kelchröhre prismalisch, 5-kantig, 10-fur- chig, Furchen einfach, ohne Anhängsel ; Kelch- zipfel aufrecht , länglich-lanzetllich, zugespitzt, doppelt so lang als die Röhre; Corolle erst cylindrisch - röhrig, tief gespalten, in 5 schmale , linealische Segmente, die sich beim Aufblühen stark zurückschlagen, wie die Blu- men mancher Lilien, und dadurch wie durch ihre nickende Stellung etwas ungemein Leich- tes und Anmulhiges gewinnen. — Cultur im Kalthause und den Sommer über im Freien. Vermehrung am sichersten durch Samen, da es aber zweifelhaft ist, ob sie keimfähigen Sa- men in Cultur liefern wird, kann man sie auch durch Stecklinge vermehren, wenn man zwei- jährigen Samenpflanzen den Kopf nimmt und diesen steckt und die dann sich bald ent- wickelnden Seitentriebe der geköpften Pflanze ebenfalls zu Stecklingen benutzt. (Daß 171.) Diese zu- 12) Embothrium coccineum Forst. prächtige Proteacee wurde bereits von uns im Jahrg. 1855, pag. 324 besprochen; durch ei- nen Druckfehler wurde daselbst Low anslatt William Lobb als Einführer genannt. Sie blüht im Sommer und zwar nach dem Re- dacteur des Florist and Fruitist sehr reichlich, auch schon an jungen Pflanzen, und zwar erscheinen die gedrängt -blüthigen, bü- scheligen Trauben nicht nur an den Spitzen der Zweige, sondern auch in den Blatlachseln. Im südlichen England hielt sie bereits 5 Win- ter ohne jede Bedeckung vollkommen aus. aber das milde Klima von Devonshire ist be- kanntlich sprüchwörtlich und in Deulschland dürfen wir wohl kaum hofen, sie je anders denn als Kalthaus oder Orangeriepflanze flo- Gartenflora Deutschlands, Russlands und ed der Schweiz. ablegen lassen. Wird sich auch wohl auf Grevillea Manglesi veredeln lassen, oder auf Hakea- Arten. (Taf. 172.) 13) Ahododendron Boothii Nuttall.; Eri- caceae.— Eine der als 4ssam u. Bootan Rho- dodendron von E. G. Henderson u. Sohn vor einigen Jahren ausgegebenen Serie von Arten, die sämmtlich von Herrn Booth auf seinenExplorationen in dem ostindischen Hoch- gebirge entdeckt und gesammelt und von sei- nem Onkel, dem Botaniker Nuttall, gezogen und soweit es das eingesandte Material erlaubte, beschrieben wurden. Die Blumen sind nur mittlerer Grösse, aber durch ihr Colorit , schönes, bestimmtes Gelb werthvoll und über- dies scheint diese Art durch ihren niederen gedrängten Wuchs noch besonders empfeh- lenswerth zur Topfeultur. Im Freien wird sie in unserm Klima nicht ausdauern. Die alten ausgewachsenen Blatter sind bis auf die un- tere Miltelrippe sehr kahl, am Rande gewim- perl, unterhalb mit sehr kleinen verlieften Pünktchen dicht besäel; oberhalb dunkelgrün, in der Form eirund oder oval-lanzeitlich, spitz ; die jungen Blätter mit langen, seidenglänzen- weisslichen Haaren bedeckt, oberhalb violett roth. Blumen in endsländigen, com- paciten, vielblüthigen Köpfen, Kelch gross 5-spaltig, die Segmente breit rundlich, am Rande gekräuselt und fein gewimpert; Kron- röhre sehr kurz, fast 10-rippig, Saum abste- hend zurückgekrümmt, ganz kahl, aussen fein punktirt; Mündung schief; Staubfäden 11, am Grunde flach gedrückt, weiss be- haart; ‚Griffel diek, nach unten bogenför- mig gekrümmt mit dicker kopfförmiger ova- ein den, riren zu sehen. Vermehrung wahrscheinlich | ler Narbe (Taf. 173.) aus Stecklingen oder durch Ablegen in Moor- (E. 0.) beeten, in die man sie den Sommer über pflanzen kann, und wo siesich dann bequem Il. Notizen. 4) Liquidambar styraciflua. In dem letzten Julihefte der Gartenflora pag. 227 wird von. dem Liguidambar- Baume gesagt, dass er in Mittel- und Nordeutschland frost- II. frei überwintert werden muss. Hierauf Bezug nehmend, theilt uns Herr Dr.Heineken mit, dass er auf seinem Landgute in Oberneuland bei- Bremen einen Baun: dieser Art habe, der von der Stärke eines mässigen Eichdaumes, 50 — 60 Fuss Höhe bei entsprechender Stärke besilzt und sehr oft bei l’eberschwem- mungen bis 3 Fuss tief im Wasser stand und zwar im Winter, und dass derselbe irotzdem nie durch Frost beschädigt wurde. Obige Notiz muss demnach dahin berichtigi werden. (E. 0.) 2) Der botanische Garten in Berlin, Dieser Garten galt schon lange für die bedeu- tendste derartige Anstalt Deutschlands. Wir haben schon früher über den Bau eines gross- artigen Palmenhauses daselbst berichtet. Heute wollen wir noch einiges über fernere Ver- grösserung und Ausdehnung dieses Institutes nachtragen.- Das neue Palmenhaus ist nicht im frühern Garten erbauet, sondern auf einem neu ange- kauften Stück Land von 17 Morgen Landes, Dasselbe ist mit Doppelfenstern gedeckt, die mit so ausserordentlich dickem Glas versehen sind, dass von einem Springen und Platzen der Scheiben nicht die Rede sein kann. Da- gegen dürfte die Lichtmasse, welche durch dieses grünliche Glas hindurch geht, zu gering sein und die Cultur erschweren. Mit dem neuen Palmenhaus hängt ein Anbau zusam- men, in welchem Wohnungen für Gärtner und Heizer, einige für wissenschaftliche Zwecke gewidmete Locale und ein grösserer Saal für die Sitzungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues enthalten ist. Ein Morgen Landes wird dieser Gesellschaft zu Culturen angewiesen, ein Morgen Land ist zu Baum- schulen bestimmt und der andere Raum des neu angekauften Landes wird zu einem Aı- boretum angelegt, in welchem alle dort aus- haltenden Holzgewächse so gesiellt werden, dass sie sich frei und ungehindert nach allen Seiten ausdehnen können. Das neue Palmenhaus sieht nach Osten, ist 170 Fuss lang und ist aus einem Mittelbau von 54 Fuss und 2 Flügeln von 32 Fuss Tiefe gebildet. Der innere Boden des Hauses liegt 8 Fuss höher als der äussere Erdbo- | Notizen. 21 den und überdeckt einen Unterbau, in welchem 2 Wasser und eine Dampfheizung liegen Zum Lüften dienen Lufikästen mit Klappen in der Plintmauer und besonders zum Lüften einge- richtete Fenster. Das Regenwasser und Schweiss- wasser, das von den Fenstern abläuft, wird durch die eisernen Stützen in Bassins im Unterbaue abgeführt. Der Garten soll jetzt ungefähr 22000 Pflanzenarten cultiviren, näm- lich 10200 Arten Gewächshauspflanzen , 2000 Bäume und Sträucher des freien Landes, 5500 Stauden fürs freie Land, 300 zweijährige und 400 einjährige Pflanzen. — (Voss. Zeitung.) 3) Die Provinz Valdivia in Chile, Dr. R. A.Philippi, der sich um die Erforschung Chile’s neuerlich so bedeutende Verdienste er- worben hai, ist von der Regierung Chile’s als Professor der Zoologie und Botanik in San Jago angestell. Um den Zustand der deutschen Ansiedelungen in Valdivia zu un- tersuchen, schiffte er sich im December 1857 in Valparaiso ein. Bei dichtem Nebel fuhr das Dampfschiff auf einem Felsen in der Nähe der Küste von Colchagua auf und sank, doch wurden alle Passagiere mit Verlust ihrer Ef- fecten gerettet. Die Küste besteht hier aus Glimmerschiefer. Bauernhäuser liegen überall zerstreut umher und wo der steinige Boden es erlaubt, erblickt man Felder von Kartoffeln, Mais, Gerste, Melonen, Quinoa etc; Obstbäume und Weinreben sieht man nirgends. An den unbebauten Stellen der Hügel wächst der Baldo (Baldoa fragrans Tul.), dessen Holz beim Durchschneiden ähnlich wie Pfeffer riecht, ferner eine strauchige Euphorbiacee, Adeno- pellis Colliguaya , zwei strauchige Eupatorien (Eupatorium Salvia Colla und glechonophyl- lumLess.), einige Baccharis und einzelne Mac- qui-Sträucher (Artstotelia Macqui‘L’Herit.), de- ren Beeren in Grösse, Farbe und Geschmack unseren Heidelbeeren gleichen. Nur sehr sel- ten tritt der Espino blanco (Citharexylon cya- nocarpum Hook.) ein reizender Strauch mit myrtenähnlichen Bläitern , zahlreichent violet- ten Blüthen und schönen blauen Beeren auf. Hier und da sieht man auch Azara-Sträucher, Euxenia grata Cham. und Lyeium chilense, Auffallend erscheint dem Europäer besonders 22 die Puya chilensis Molina (Vergl. unsere Ta- fel 225), welche aus der Mitte ihrer staeheli- gen Blätter einen 6 — 10 Fuss hohen Blü- thenstiel lreibt, der eine Rispe schwefelgelber Blumen trägt, sowie eine eigenthümliche Um- bellifere von der Tracht einer Bromeliacee, das Eryngium paniculatum Cav. Eine manns- hohe schöne strauchige Lobeliacee, die Tupa salieifolia, mit 1”/2 Zoll langen , scharlachro- then Blumen, wächst gemeinsam mit der ge- wöhnlichen gelbblühenden Calceolaria (C. in- tegrilolia), einigen Alströmerien, Lupinus mi- erocarpus Sims, Schizanthus pinnatus und Mar- gyricarpus setosus. In der Gegend von Llico sind Pflaumen, Birnen, Orangen, Nussbäume angebauet und erst 12 Stunden landeinwärts die ersten Wein- reben. Hier fand P. an einer Quelle auch Myrten,Colliguaya, Fuchsia macrostemma und Gunnera scabra. Sonderbar ist es, dass hier unter dem 35° südlicher Breile und noch da- zu in der Nähe des Meeres, Nachtfröste selbst mitten im Sommer gar keine Seltenheit sind. Llico liegt am südlichen Ufer des See’s Vichuquen. Das nördliche Ufer wird von Flugsand gebildet, der eine sehr ärmliche Ve- getation zeig. Wenn man den Flugsand überschritten hal, kommt man auf Granit. Hier bekleiden die Ufer eines Baches, des Estero de la Garza, ein dichtes Gebüsch von Psoralea glandulosa , Baccharis - Arten, Myrten und einzelne Bäume der Quillaya saponaria, des chilesischen Seifenbaums , dessen Rinde wie Seife zum Waschen dient und allenthalben in den Städten verkauft wird. Auch der Litre (Litrea venenosa Miers); wächst hier, der als sehr giftig gefürchtet wird. Philippi konnte jedoch keinerlei giftige Eigenschaft an demsel- ben entdecken, obgleich er denselben anlasste, kauete, mit dem Saft desselben die Lippen bestrich. Dagegen sollen Tischler vom Bear- beiten des Holzes desselben zuweilen einen Hautausschlag bekommen. In einem kleinen Orte St. Pedro de Al- cantara befindet sich ein Franeiscaner-Kloster und vor demselben sind 23 Palmen gepflanzt, nämlich Microcus chilensis Bert., Jubaea spec- tabilis H. B. Knth. — Von hier. bis Yaquil kommt man an den Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. Bach Nilague, der zur Winterszeit ein weites Thal oft ganz überschwemmt, im Sommer aber trocken liegt. Die krautarlige Vegetation war hier ganz verbrannt und nur Acacia Ca- venia bildete grüne Büsche und Bäume. Die Eingeborenen nennen dieselben Espino und benutzen das fast unverwüstliche dunkelrothe steinharte Holz als Brennholz und zu Kohlen, Dickere Bäume derselben sind daher schon ziemlich selten geworden und das Holz ist so geschätzt, dass in San Jago 4 Knüppel dessel- ben von 3 Fuss Länge und 1—1?J: Zoll Dicke mit 5 Silbergroschen bezahlt werden. Weiterhin, wo der Weg in ein unbewohn- tes, mit Gestrüpp bekleideies Seitenthal ein- tritt, sieht man Lophospermum scandens und Seyphanthus volubilis an den Sträuchern em- porwinden. Hier und da nur erhebt sich zwi- schen den Sträuchern der Maytenus Boaria Molina als schöner immergrüner, einer Trauer- weide ähnelnder Baum. Auf den zu beiden Seiten liegenden Granilhügeln, war ebenfalls die Vegetation ganz vertrocknet, und nur die goldenen und rothen Blumen der Chaetanthera eiliata und mulicaulis beleblen einigermassen. Wo zwischen diesen Hügeln die Quellen im Sommer nicht versiegen, da wohnen die deut- schen Ansiedler zerstreuet. Citronen, Erdbee- ren (Fragaria chilensis) werden von denselben vorzugsweise cultivirt und nach Valparaiso auf den Markt gebracht. Sobald man die Cuesta de la Jajuela, einen kleinen Gebirgs- rücken passirt hat, triti man in eine weite Ebene, die sich längs des westlichen Abhan- ges der Cordillere bis an den Meerbusen von Reloncavi erstreckt, sich von einer Höhe von 1700 Fuss über dem Meere bis zum Meere allmälig senkend. Diese ganze Ebene ist be- wässert und überall bebauet. Getreide und Luzernefelder wechseln mit Obsigärten , Häu- sergruppen und kleinen Ortschaften. Im Hin- tergrund liegen die schneeigen Gipfel der Cor- dillere, deren eigenthümliches Wetterleuchten am Abend vom Herrn Philippi beobachtet ward. - Am 14. Januar schiffte sich P. abermals nach dem Süden ein und landete am 25. Ja- nuar im Hafen von Ancud, der jetzigen Haupt- stadt Chilo&s. Die Gegend ist hier reizend und IL. Notizen. in Folge des vielen Regens das ganze Jahr hindurch mit reicher Vegetation besetzt. In den mit Gras bewachsenen Strassen der Stadt sieht man die schönen Chiloö-Gänse mit zimmt- braunem Halse (Bernida magellanica) herum- gehen. Der Wald in der Nähe der Stadt ist verschwunden, und als Sträucher treten nur Fuchsia macrostemma , Berberis buxifolia und Darwini, Escallonia macrantha, eine Gaul- theria u, a. m. vereinzelt auf. Die Brome- lia sphacelata R. etP., die sehr wohlsehmeckende Früchte besitzt , bildet hier Hecken. Ein kur- zer Rasen von nur wenigen Gräsern und meh- reren Kräutern mil niederliegenden Stengeln, wie Hydrocotyle asiatica, Dichondra repens, Rubus geoides etc. bekleidet den Boden. In den Gärten sieht man fast nur Kartof- feln, Kohl und Dahlien, weder Obst noch Boh- nen und andere Gemüse werden gebaut. Am 27. Januar schiffte sich P. in einem Boote ein, um nach Puerto Moutt zu gehen. Der Kanal, durch welchen Chiloe Festlande getrennt ist, ist oft kaum eine Stunde breit und besitzt eine ausserordentlich starke Strömung. Nachdem er passirt, führt der Weg zwischen dem Festlande und den Inseln Ab- tao, S. Jose, Calbuco, Tengla hindurch, Die Küsten sind reizend und malerisch, aus einer Höhe von 2—300 Fuss bald steil, bald sanft in die See abfallend und das Land mit dich- tem Wald bedeckt, der nur durch Wohnungen von Ansiedlern unterbrochen wird, welche von Getreide- und Kartoffelfeldern umgeben sind. Das Meer ist von Kähnen und Vögeln belebt und im Osten erblickt man die mäch- tige Cordillere. Puerto Moutt ist ein freundliches Städtchen von ungefähr 600 Einwohnern, unter denen ungefähr 235 Deutsche, hat Schule, Arzt, Apo- theke und macht den erfreulichen Eindruck einer im lebhaften Fortschritte befindlichen Ansiedelung. Der hauptsächlichste Ausfuhrar- tikel ist das Alerze-Holz, ein rothes, leicht spallendes, sehr dauerhaftes Nadelholz, das sich nicht ziehet und gefirnisst, dem Mahago- niholz gleicht. Nachtfröste scheinen hier nicht mehr vorzukommen, wie mehr im Norden der Provinz, weshalb die Gartenpflanzen sehr gut gedeihen. Von zwei Excursionen von hier aus der Küste entlang führte die eine gegen vom ‚phyllum nannte. 23 Osten zu den Colonien Coihuin und Pie- drablanca. Der Weg führt in einer Höhe von 400 — 150 Fuss hart dem Strande nach. Der Boden besteht aus einem thonigen Ter- tiärsandstein (Cancagua), der reiche Kohlenla- ger birgt, die jetzt besonders für die Dampf- schiffe ausgebauet werden. Das steile Ufer ist überall dicht bewaldet, schlammige Uferstellen sind, so dicht mit Salicornia peruviana beklei- det, dass sie von weitem einer Wiese gleichen, Später verlässt der Weg das Meeresufer und geht über feuchte Wiesen nach dem Flusse Coihuin. Weiter oben theilt sich der Fluss und bildet eine %% Stunde breite Insel, auf der deutsche Colonisten sich angesiedelt ha- ben. Sie produeiren vorzüglich Milch und Butter, die sie nach dem eine Meile entfernten Puerto Moutt verkaufen. In ihren Gärten haben sie besonders mit der wilden Taube (Columba auraucana) zu kämpfen, indem diese die jungen Gemüsepflanzen abfressen. Südöstlich von da liegt die andere Co- lonie Piedrablanca. Auf dem nahen Ge- birge erkennt man von weitem die riesigen Stämme der Alerce, die mit ihren kleinen Kronen aus dem niedern Walde hervorragen. Die niedern Anhöhen vorm Gebirge bewohnen die deutschen Colonisten. Der Weg war gros- sentheils durch gefällte Bäume von Caldcluvia ' peruviana gesperrt, auf denen ein neues Miso- dendron schmarotzte, das Philippi M. maero- Es wachsen im südlichen Chilo& 6 Arten dieser Gattung, die in Wachs- thum und Lebensweise unserer Mistel glei- chen, tragen aber statt der Beeren, mit federi- ‚gen Borsten umgebene Nüsschen, die überall ‚hängen bleiben. Eine zweite Excursion ging zu Boot nach dem westlichen Ufer des Meer- busens. Hier zu Ilque sind in einer reizenden Gegend die zuletzt angelangten Deutschen an- gesiedelt. Die Wälder, welche hier alles be- decken, sind durch das zahlreiche Unterholz und ein bis 30 Fuss hohes strauchiges Gras (Quila) fast undurchdringlich. Das letztere ge- hört zu der Südamerika eigenihümlichen Gat- tung Chusquea Knth. Es ist dieses Gras in- sofern von Bedeutung, als es ein nahrhaftes Futter für das Rindvieh gewährt und den An- siedlern behufs der Viehzucht sehr nützlich wird, Auf den Aesten der Bäume wachsen 24 Moose undFarren und mehrere Luzuriaga-Arten epiphytisch, die im Frühlinge mit weissen Stern- blumen, im Herbst mit rothen Beeren prangen. Aus den drahtdicken, zwischen dem Moos und den Farren hinlaufenden Wurzeln Queli- neja genannt, flechten die Chilenen Körbe und Stricke. Neben diesen haben sich zwei andere Pflanzen aus der Familie der Gesneriaceen auf allen Bäumen angesiedelt, nämlich die schöne, in den Gärten Europa’s jetzt sehr verbreitete Mitraria coceinea Cav. und Sarmienta repens Ruiz et Pav.; letztere mit kriechenden Sten- geln und scharlachrothen Blumen. — Unter den zahllos hier und in andern Wal- dungen emporrankenden Schlingpflanzen Val- divia’s sind zwei Saxifrageen, Cornidia integer- rima und serrata die mächtigsten, indem sie bis armsdicke Stämme bilden und allenthalben dem Epheu ähnliche Klammerwurzeln austrej_ ben. Nächstdem ranken Cissus striata und Lar- dizabala biternata hoch empor. Die Ranken beider werden wie Seile benutzt, die der letz- teren Pflanze sind jedoch hierzu am geeignet- sten. Die schöne Lapageria rosea R. et P. die Copigue der Chilenen mit ihren rothen lilienartigen Glocken die schönste Zierde der Wälder. Die häufigsten Waldbäume sind der Vau- van (Lauretia serrata Ph.), der vielfach zu Brettern benutzt wird; ferner der Coigne (Fa- gus Dombeyi), ein prachtvoller Baum mil aus- gebreiteten Aesten und immergrünem myrten- artigem Laube. Derselbe liefert ein dauerhaf- tes, der Feuchtigkeit gut widerstehendes Bau- holz. Im Norden ist derselbe noch häufiger und bildet da mächtige Bäume, aus deren ausgehöhltem Stamme die Eingebornen Kanöes machen, in deren jedem 7 — 9 Personen Platz haben. Häufig!‘ sind auch der Canelo (Drimys chilensis D. C), der Tineo (Wein- mannia trichospermaCav.), der auch in unsern Kalthäusern als schöner immergrüner Strauch mit gefiederten Blättern sich eingebürgert hat, der Sahuco falso (Aralia laete - virens Gay.), die Luma (Myrtus Luma Mol.), die ein sehr hartes Holz liefert, aus dem die Chilenen Wa- genachsen , Ackerwerkzeug, Schaufeln etc. verferligen. Unter den Nadelhölzern ist "die Saxe-Gothaea conspicua Lindl. häufig, welche ist Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Philippi mit unserm Eibenbaum (Taxus) ver- gleicht und Podocarpus nubigena Lindl., deren Blätter denen unserer Weisstanne ähneln. Das Unterholz bilden Berberis Darwini Hook. und Berberis buxifolia Lam., deren blaue, den Hei- delbeeren ähnlich schmeckenden Beeren auf den Markt gebracht werden; ferner Azara lan- ceolata Hook., deren zahllos gelbe Blumen die Luft mit Wohlgeruch erfüllen, mehrere Eu- genien und Myrius Ugni Mol., deren rothe Bee- ren unsireiiig das wohlschmeckendste wilde Obst Chile’s bilden. Geht man mehr ins Innere des Landes, so begegnet man hinter Puerto-Moutt auf dem Weg nach dem See von Lianguihuc, schon bei 300 Fuss Höhe überm Meere, dem für Chile so wichtigen Alerzebaum (Fitzroya patagonica Hook.). Derselbe wächst an feuch- ten morasligen Örten, wo der Weg durch roh behauene, auf Unterlagen liegende Bäume her- gestellt nnd deshalb für Menschen und Vieh schwerer zu passiren ist. Der Alerzebaum wird fast nur zuBrettern geschnitten und diese werden auf der Schulter nach dem Hafen ge- schleppt, um dort verladen zu werden. Die Eingeborenen leben grossentheils von die- sem Handel und Kinder und Erwachsene wer- den nicht nach dem Alter, sondern nach der, Zahl der Bretter, die sie tragen können, be- zeichnet. Ebenso dienten bis nicht vor gar langer Zeit die Alerzebreiter als Tauschmittel anstatt des Geldes und erst die deutschen An- siedelungen haben dieses Verhältniss allmälig umgeändert. Der Baum selbst, der ebenfalls in unsern Kalthäusern schon ziemlich verbrei” tet, besitzt einen pyramidalen, einer Cypresse ähnlichen Wuchs. Blättchen unten mit 2 weissen Streifen, in 3 Reihen abstehend. Er wächst nie in geschlossenen Waldungen, son- dern immer nur gruppenweise, untermischt von andern Bäumen, Den sumpfigen Boden um diese Bäume bedeckt Torfmoos. Auf dieser Localilät wach- sen unter andern auch die schöne Philesia bu- xifolia *), ein 4 Fuss hoher Strauch, dessen _— *) Philesia buxifolia is schon seit mehreren Jahren in Cultur. Sie wurde als eine herrli- 0 am a N H II. Notizen, Blätter denen unserer Andromeden und dessen Blumen rothen Lilien gleichen , sowie die herrliche Desfontainia ilicifolia Ph. Diese letztere bildet einen 8 Fuss hohen Strauch mit glänzenden immergrünen Blättern von der Form und Zahnung unserer Stechpalme, zwi- schen denen die zollangen, scharlachrothen, röhrigen Blumen mit goldgelbem Saume gar schön abstechen. Zwischen ihnen kriecht die reizende Columnea ovata, die eine Masse pon- ceaurother Blumen 1rägt. 1'!/, Stunden vom See enifernt, erhebt sich der Boden etwas und hier haben sich deut- sche Colonisten angebaut, welche schon grosse Strecken urbar gemacht haben. Der See ist überaus malerisch, er selbst liegt 187 Fuss überm Meere und ist von einem 1 — 200 Fuss höhern Terrain umgeben. lm Osten sleigt un- mittelbar ain Ufer desselben der 8000‘ hohe Pise oder Vulkan von Osorno auf. Derselbe ist fast zur Hälfte mil ewigem Schnee be- deckt und hat nun schon seit dem Jahre 1835 keinen Ausbruch mehr gehabt. Im Südosten liegt der ungefähr 6500 Fuss hohe Vulkan von Calbuco,, ebenfalls einem ungefähr 2000 Fuss breiten ewigen Schneegürlel tragend, da die Schneegrenze diesem regenreichen Lande nur 4500 Fuss überm Meere liegt. Am Ufer des Sees wächst ein dorniger kleiner Baum, die Colletia crenata Gay und Mulisia mit rosarothen Blumen (Mutisia re- tusa) rankt in allen Büschen und#an den Ufern sieht man die Gunnera scabra mit ihren colossalen, wohl 5 Fuss im Durchmesser hal- lenden Blättern und da, wo der Boden san- dig, die niedliche Calystegia Soldanella L. Das südliche und westliche Seeufer ist von deut- schen Colonisten bebauet, nach Norden ist aber die Quila in fast unbeschränktem Be- in eine che Pflanze empfohlen, allein bis jetzi scheint sie nirgends mit Glück ceultivirt worden zu sein. Nach Philippi’s Schilderung wächst sie auf einen sumpfigen, moosigen Terrain, in ei- nem Lande, wo es sehr viel regnet. Daraus dürfte resulliren, dass diese Pflanze in einer schwach mit Lehm gemischten faserigen Torf- erde gedeihen wird, sofern ihr mittelst Unter- salz von unten immer viel Feuchtigkeit zuge- führt würde, 25 sitze des Bodens, Ein schmaler Pfad, auf dem oft 2 Reiter sich kaum ausweichen können, führt von hier anfänglich nach dem 9 Leguas entfernten Osorno. wieder auf Planchados ein 1?/, Stunden breiter Sumpf passirt werden, worauf man wieder auf festen Waldboden gelangt, der bis Osorno anhält. Der vorherrschende Waldbaum ist der Roble (Fagus obliqua Mirb.) und der Wald ist nicht so dicht und undurchdringlich und an der Stelle der Quila wächst hier die Colihue (Chusque Colea Desv.), welche dicht, gleich einem Getreidefelde wächst und bis 18 Fuss lang werden kann. Mächtige Strecken des besten eulturfähigen Landes liegen hier noch unbenulzt. Osorno ist ein freundliches Städtchen, das namentlich, seitdem sich auch deuische An- siedler zahlreich niederliessen, rasch aufge- blühet ist. Von hier bis Valdivia ist das Land offener und selbst die Wälder, die man passirt, sind verhälinissmässig licht, mit schönen grü- nen Weiden. Eugenia multiflora Hook. und E. Ternu Hook. erheben sich zu Bäumen mit Stämmen von 2 Fuss Durchmesser. Nachdem Philippi den Tramao übersetzt, bog er von der Strasse nach seiner eigenen Besitzung ab, welche an der Grenze der Kü- sten-Cordillere liegt. Hier sind die herrlichsten Waldwiesen zwischen Waldungen, in denen der Roble, der Reuli (Fagus procera Poepp.), der Lingue (Persea Lingue), welcher ein gutes Möbelholz und zum Gerben sehr geeignete Rinde liefert, der Laurel (Laurelia aromatiea Sprgl.), und Pino (Podocarpus chilensis) häufig aufireten. Diese Bäume wachsen hier zu wahren Giganten, der Roble erhebt seinen ge- raden Stamm oft nahe bis an 70 Fuss, ehe er die ersten Aeste enisendet und Slämme des Reuli von 20 Fuss Umfang bei 4 Fuss überm Boden sind keine Seltenheit: Der Pa- losanto (Flotowia diacanthoides Less.) ist eine baumartige, bis 30 Fuss hohe Composite. Die schleimige Rinde desselben wird äusserlich und innerlich gegen Quelschungen angewen- det. Zwischen dem Gebüsche schlingen Tro- paeolum speeiosum und tricolor empor. Eine Excursion nach dem Puyegue - See ward längs dem nördlichen Ufer des Flusses Pilmaiquen unternommen, Der erste Theil des Dann muss 26 Weges bis zur Mission Pilmaiquen führt durch ein Terrain, wo Wald, Buschwerk , Wiesen. Felder und einzelne Häuser wechseln Einige Stunden hinter der Mission wird die Gegend einförmiger und geht der Pfad bald durch Rohr- gebüsch bald durch Grasebenen (Pampas). Auf den letzteren wachsen einzelne hohe Waldbäume gruppenweise,sederPillo-Pillo von pyrami- daleın Wuchse einer Pappel (eine Daphnoidea, die Ovidia pillu-pillu) und Dipyrena valdiviana Ph., eine baumartige, 15 Fuss hohe Verbenacee, mit fast blattlosen, einer Casuarina ähnlichen Aesten und blassblauen Blüthenähren. Wei- terhin wechselten Sumpf und Wald, wo je- doch manche interessante Pfianze auftrat. So die Escallonia strieta Gay, ein 3 Fuss hoher Strauch mit kleinen myrtenartigen Blättern und vielen weissen Blüthen mit rothem Kelch; ferner auf sumpfigen Stellen die Eugenia cor- reaefolia Hook., das eigenthümliche Eryngium pseudojunceum Clos., deren gegliederte Blätter denen einer Binse ähneln. Etwas weiterhin bildet der Pilmaiquen mehrere schöne Fälle, die einige Aebnlichkeit mit dem Niagara-Fall haben sollen. Ueppig ist hier die Vegetation von grossen Farrenkräutern, so von Phegop- teris speetabilis Kaulf., Alsophila pruinata Kaulf.; Pteris semiadnata Ph. Unter dem Waldbäumen ist der Ulmo (Eueryphia cordi- folia Cav.) ausgezeichnet, ein über hundert Fuss hoher Baum, der mit schneeweissen Blumen von der Grösse des Gartenmohns be- deckt ist. Von hier bis zum See ist der Bo- den höher und mit durck Ausbrennen gelich- tetem Urwald bedeckt, doch wurde Philippi durch die angeschwollenen Bäche gehindert, bis zum See vorzudringen. Später machte Philippi eine Exeursion von Corral aus nach den Alerze - Beständen der Küstencordilleren, die 1000—1200 Fuss überm Meere liegen. Neben den früher genann- ten Pflanzen (Philesia etc.), wachsen hier eine wie Oxycoccos auf dem Boden hinkriechende Myrte. Der Myrius nummularia Poir.; Gaul- theria mierophylla Don. Ulm Corral selbst wachsen unter andern Crinodendron Hookeria- num, eine reizende Tiliacee mit hängenden, hochrothen Blumen, Anemone hepaticaefolia Hook., Bromelia bicolor Ruiz et Pavon an Baumstämmen und Klippen. Die Blätter der- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. selben sind schmal und grasartig und ihr la- vendelblauer Blüthenknopf wird von unterhalb scharlachrothen Blättern umgeben. Wir erhalten durch diese so interessanten Schilderungen, die unser berühmter deutscher Landsmann in der Botanischen Zeitung ver- öffentlicht hat, ein lebendiges Bild der Vege- tation Chili’s, woher in der neueren Zeit schon so viele interessante Pflanzen in unsere Ge- wächshäuser eingewandert sind und aus dem wahrscheinlich noch so manche der hier er- wähnten Pflanzen binnen kurzer Zeit einwan- dern werden. — (Auszug. aus der Bot. Zeitg.) 4) Die Flora des westlichen Es- kimolandes. Seitdem 1728 Vitus Beh- ring, ein Däne und, Befehlshaber auf einem russischen Schiffe, die Behringsstrasse ent- deckte, wurden von den Engländern die an- gestrengtesten Versuche gemacht, auch eine nordwestliche Durchfahrt zwischen Nordamerika und den Nordpolländern zu finden. Erst den letzten Jahren war diese Entdeckung aufbe- halten,» nachdem dieselbe wenigstens für den Handel ihren Werth verloren, da durch Her- stellung von Eisenbahnen quer durch Amerika, schon eine nähere Handelsstrasse nach der Ostküste von Asien und der Westküste von Amerika hergestellt ist. Bei diesen verschie- denen Versuchen, wurden auch die Nordpol- länder durch Männer wie Solander, Banks Chamisso, Eschschollz, Collie einiger- maassen bekannt. In der letzten Zeit erhielten wir die gründ- lichsten Nachrichten über jene westlichen Nordpolländer, durch B. Seemann, der als Botaniker den Herald in den Jahren 1848, 1849, 1850 begleitete, welcher nach der nord- westlichen Seite Amerika’s gesendet wurde, um die verschollene, 1845 abgegangene Ex- pedition des Sir John Franklin aufzusuchen. Herr B. Seemann gibt nun in einem grossen Werke über seine auf dieser Reise gemachten Entdeckungen einen Bericht über jene Län- der, dem wir die folgenden Notizen entnehmen, West-Eskimoland erstreckt sich von Norton Sund bis Point Barrow, vom: 650 — 71° nördlicher Breite. Seine Küste liegt grösstentheils unter dem Polarkreise und mag II, sich ungefähr 1000 englische Meilen aus- dehnen. Bis Ende Mai ist das Meer gefroren, im Juni thaut das Eis auf und treibt fort. Der Untergrund des festen Landes ist auch den ganzen Sommer ‚hindurch gefroren, das Aufthauen findet aber keineswegs gleichmässig statt, denn während der Torfboden nur unge- fähr 2° tief aufthaut, wird Sand- und Kies- boden oft bis 1 Klafter tief vom Froste frei. Erstaunen muss man, wie bei solchen un- günstigen Verhältnissen sich in diesen Gegen- den noch eine so verhältnissmässig üppige Vegetation finden, kann. Ganz. einzig in ihrer Art ist eine Reihe 70—90‘ hoher Klippen, die zwischen Elephant- und Eschscholtz-Point liegen. Dieselben bil- den 3 unterschiedene Lagen, von denen die untere von 20—50‘ Höhe aus Eisbergen be- steht. Die mittlere 2—20° mächtige. Schicht besteht aus Lehm und enthält Ueberreste fossi_ ler Elephanten, Pferde, Hirsche und Bisam- ochsen. Auf dieser Lehmschicht lagert eine Torfschicht, welche die Pflanzen trägt. Im Juli, August und September schmilzt jährlich ein Theil des Eises, in Folge dessen die obe- ren Schichten ihren Stützpunkt verlieren und nachstürzen, wodurch ein ganz eigenthümliches Chaos gebildet wird. Eis, Pflanzen, Knochen, Torf, Thon haben sich in der grössten Un- regelmässigkeit und Unordnung vermischt. Hier sieht man noch mit Flechten und Moosen bedeckte Stücke, dort Erdschollen mit Weiden- büschen, hier andere mit kleinen Alpenpflanzen, dort Reste eines Mammuth, Haarbüschel und einen braunen Staub, dessen übler Geruch auf seine Entstehung durch Thierreste schlies- sen lässt. Der Fuss strauchelt oft über un- geheure Knochenreste, denn einzelne Fang- zähne von Elephanten messen bis 12‘ und wie- gen bis 240 Pfd. — Herr Seemann glaubt, dass ein grosser Theil des nordwestlichen Amerika’s einen Untergrund von Eis hat*), — *) Es wäre diess ein höchst merkwürdiges Phänomen, welches zweierlei Erklärungsweisen zulässt. — Entweder muss nämlich die Mäch- tigkeit der Lehm- und Vegetationsschicht zu- sammen im genauen Verhältniss mit der Tiefe des; jährlichen Aufthauens stehen und Notizen. 27 Das Klima von West-Eskimoland ist viel milder, als das ähnlicher Breiten der Ostküste dann wären die, die Erde und Pflanzen tra- genden Eisberge durch das jährlich herab- fallende und in der Tiefe gefrierende Wasser entstanden und so in Folge dieser Jahrtausende sich wiederholenden Erscheinung jene mäch- tige Eislage entstanden, die den Boden auf ihrem Rücken allmälig emporgehoben hat. — Sollte aber das jährliche Aufthanen der ober- sten Schicht, nicht mit der Mächtigkeit der Erdschicht oberhalb der Eismassen im genauen Verhältnisse stehen, was nach den Angaben des Herrn Seemann der Fall zu sein scheint» so müssen wir nach einer andern Erklärung suchen. — Jene Nordpolländer hatten, in früheren Epochen unserer Erde, ein jedenfalls sehr mil- des Klima, worauf man aus den massenhaft dort vorkommenden Thierresten schliessen kann. So sind die Fangzähne von Elephanten so häufig, dass man annimmt, es käme jetzt mehr Elfenbein aus jenen Gegenden, als aus dem südlichen Asien und Afrika in den Han- del. Dabei muss die Vergletscherung sehr plötzlich stattgefunden haben, da man noch ganze Elephanten im Eis eingeschlossen ge- funden hat, und die Haarbüschel und übel- riechenden Thierreste, deren Seemann gedenkt» nur im Eis eingeschlossen, durch Jahrtausende auf die Jetztwelt gekommen sein können. — Wir haben, abgesehen von den ganz ver- schiedenattigen Lichtverhältnissen, in unsern hohen Alpen ganz ähnliche Erscheinungen wie im Norden. Aehnlich wie dort Pflanzen- und Thierwelt sich mindert und in immer kleineren Formen auftritt, je mehr man nach Norden kommt, in ähnlichem Grade ist dies bekannt- lich der Fall, je höher man in unseren Bergen emporsteigt, bis endlich oberhalb der Region des ewigen Schnees, nur noch an den Felsen kleine Moose, Flechten und einige wenige Phanerogamen, wie Aretien u. a. auftreten- Die Gletscher unserer Berge, breiten sich von hochalpinen Plateaux nach allen Seiten aus und ihre starren Abflüsse gehen bis tief in Thäler hinab, jährlich um mehrere Fuss vor- rückend und dann zur Sommerszeit an ihren 28 Amerika’s, während die Wälder sich an der Ostseite nur bis zum 60° N. Br. erstrecken, reichen sie hier bis zu 660 44°, also fast 7° weiter nördlich. — Hier gibt es nur 2 Jahreszeiten, die eine folgt unmittelbar und ohne Uebergang auf die an- dere. Gegen Mitte October naht der9 Monate lan- ge Winter; die wenigen Thiere ziehen südwärts, alles Leben erstirbt und dieSonne verschwindet zuletzt ganz. Die Kälte sinkt bis auf 300 R. unter Null; Rum und Quecksilber gefrieren und die Luft ist so rein, dass menschliche Stimmen bis auf eine halbe Stunde weit ge- hört werden. — Im tiefsten Winter ent- schleiert sich die Grossartigkeit der Polar- gegenden am meisten, ein Todesschweigen berrscht weit und breit, die Sterne, der Mond und das weisse Gewand der Erde ist das Ein- zige, worauf der Blick haftet. — Ebenso schnell wie der Winter kam, naht der Ende Juni geht der Schnee weg, das Land deckt sich schnell ‚mit Grün und Schaaren von Enten und Gänsen kommen aus dem Süden. Die Sonne ver- schwindet jetzt nicht mehr, sondern sendet unausgeselzt ihre Strahlen auf die Erde, so dass das Thermometer bis 15° R. Wärme zeigt und das Wachsthum der Pflanzen un- glaublich schnell ist, und Blätter, Blumen und Früchte sich rasch nach einander ausbilden. — Eine sehr auffallende Erscheinung ist die, dass auch hier, wo die Sonne auch um Mit- ternacht noch um einige Grade über dem Ho- rizont steht, dennoch die Blätter der Pflanzen beim Herannahen des Abends das Phänomen des Schlafes zeigen, wenn gleich dieser Zu- Sommer. Rändern wiederum abschmelzend.. Es wäre daher denkbar, dass bei der Umänderung des Clima’s der Nordpolländer, die @letscher sich ebenfalls zuerst an einzelnen Punkten festge- setzt und durch das allmälige Vorrücken der Ränder der Gletscher, diese das Erdreich von der felsigen Unterlage abgehoben und so die Gletscher selbst mit Erde bedeckt hätten. An den Rändern eines Gletschers unserer hohen Alpenthäler (am Brunnengletscher) beobachtete ich selbst eine ähnliche Erscheinung, wenn gleich von sehr geringer Ausdehnung. (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stand kürzer als in den mehr südlichen Län- dern ist. Das ganze Land von Norton - Sund bis zum Point Barrow bildet ein grosses Moor, aus dem sich nur wenige Vorgebirge und nie- drige Hügel erheben, und das stellenweise mit grossen Sümpfen überdeckt ist, da der gefrorne Boden das Regen - und Schneewas- ser nicht einziehen lässt. Der Pflanzenwuchs erinnert an den des nördlichsten Europa°s, Flechten, Moose und Torfpflanzen bedecken den Boden. Da wo das Wasser in Bächen und Flüssen Abzug hat, verschwindet der Torfboden und seltene und schöne Pflanzen enispriessen in grosser Ueppigkeit der Erde, Cap Lisburne, eine-der an Pflanzen reichsten Localitäten, gleicht einem Garten, in welchem gelbe und weisse Blumen vorherrschen. ohne doch die andere Farben auszuschliessen. Das Geum glaciale mit seinen grossen, schö- nen gelben Blumen steht unter der purpur- rothen Olaytonia sarmentosa, zwischen Ane- monen, weissen und gelben Saxifragen, der blauen Myosotis alpina u. s. f£ Doch sind solche Stellen selten und gleichen Oasen in der Wüste. Es gewährt daher im Allgemeinen die Pflanzenwelt in jenen Landstrichen nichts we- niger als einen überraschenden Anblick, grosse einförmige Torfmoore und Steppen, zwischen denen einzelne verkrüppelte Tannen und Wei- den kaum eine Abwechselung hervorbringen, und selbst diese werden weiter gegen Norden immer kleiner und verschwinden jenseits der kalten Zone gänzlich. An Norton-Sund sind Haine von Weisstannen (Pinus alba) und Wei- den noch häufig. Die grüne Erle (Alnus viri- dis) welche in der Schweiz bei 3000° vorkommt, erstreckt sich mit einigen Weiden (Salix villosa, Richardsoni und speciosa) noch bis zum Kotzebue- Sund, wo diese Pflanzen niedrige Gebüsche bilden. Alnus viridis und Tannen kommen jenseits des Polarkreises nicht mehr vor, dagegen gehen die Weiden noch über denselben hinaus. So sieht man dieselben bei Cap Lisburne (68°, 52°) noch als kleine, höchstens 2‘ hohe Krüppel auftreten. - Zwei Grad höher und auch sie sind verschwunden, so unterbricht bei Wainwright’s Bucht nichts mehr die endlose Torfebene, alle Holzpflan- IM. Notizen. zen haben sich an den Boden gekrümmt und suchen Schutz zwischen Moosen und Flech- ten. — Durch Menschen sind keine Umgestaltun- gen des Landes vorgenommen worden; die Eskim os führen ein Wanderleben, sie bauen keine Pflanzen an, und nur in der Nähe eines russischen Handelspostens bei Fort St. Michael sieht man einige Herbstrüben, die ein russi- scher Capitain dort ausgesäet hatte, angebaut. Ein Dorf der Eskimos gewährt zur Sommers- zeit einen traurigen Anblick. Dasselbe steht leer, die unlerirdischen Hülten mit Wasser gefüllt, nur Knochen und Lappen von Fellen sieht man umherliegen, die Bewohner aber sind zur Küste gezogen um das Fell von See- ottern.und Wallfischen zu sammeln. Ausser diesen benutzen sie auch einige wild wach- sende Pflanzen als Lebensmittel, im Frühling werden die Blätter eines Sauerampfers, (Ru- mex domesticus) als Mittel gegen den Scorbut gegessen und im Herbste sammeln jene elen- den, jeder Bildung enibehrenden Menschen, die Wurzeln des Polygonum Bislorta, einige Himbeeren und Heidelbeeren, welche im ge- fronen Zustande für den langen Winter aufbe- wahrt werden. Holz brauchen sie nur zum Kochen, denn heizen können sie ihre unterirdischen Woh- nungen nicht, in Folge der Wärme würden dieselben feucht und nass und selbst für die Eskimos unwohnlich werden. Die Flamme einiger stets brennender Lampen mit Dochten eines Sumpfmooses, (Sphagnum fimbriatum) verbreilen genugsame Wärme, Fichten liefern die Pfeile, Birken und Weiden die Bogen und Treibholz das Gerüst ihrer Hüttenwände. — Im Ganzen kommer in West-Eskimoland 243 Phanerogamen und 73 Cryptogamen vor. Unter diesen finden sich 2 Bäume, 23 Sträu- che, 195 Stauden, 7 zweijährige Pflanzen und 12 Sommergewächse. Die Bäume wurden schon genannt, es sind Pinus alba und Salix speciosa. Die grösste Weisstanne war zwi- schen 40 — 50’ hoch und 150 Jahre alt, eine 20° hohe Salix speciosa halte 5 Zoll Stamm- durchmesser und 80 Jahre Alter, so langsam ist in jenen Gegenden das Wachsthum. Die Blüthenfarbe ist bei 83 Arten weiss, bei 59 29 grünlich, bei 43 gelb, bei 25 purpur, bei 14 blaıı , bei 7 rosenroth und bei 3 weinroth. Die am zahlreichsten vertretenen Familien sind die Moose und die Compositen. Von den Ersteren finden sich 30, von den Letzte- ren 26 Arten. Gräser gibt es 20, Flechten 21, Saxifrageen 19, Rosaceen 18, Cruciferen 17, Ranunculaceen 15, Caryophylleen 15 u. s. f. Die zahlreichste Gallung ist Saxifraga mit 18, Potentilla mit 9, Salix, Ranuneulus und Poly- trichum jede mit 3, Pedicularis und Hypnum mit 7, Senecio mit 6 Arlen u. s. f. Der grösste Theil dieser Pflanzen kommt auch in unsern Alpen, im Norden Europa’s und Asien’s, in dem Felsengebirge und viele sogar in den Südpolarländern wieder vor. Als Pflanzen, welche auch in den Ebenen Deutschlands und in den Nordpol- und Süd- polländern wachsen, nennen: wollen wir hier nur Cardamine hirsuta , Stellaria media (Hühnerdarm), Cerastium arvense, Cerastium vulgatum, Montia fontana, Potentilla anserina, Hippuris vulgaris, Callitriche verna, Galium Aparine, Taraxacum Dens Leonis (Löwenzahn), Stalicee Armeria, Eleocharis palustris, Carex ovalis, Agrostis alba, Aira flexuosa, Poa ne- moralis (Haingras) und pratensis (Wiesenris- pengras), Festuca duriuscula und Triticum re- pens (Quecke). So gehören denn also unsere gewöhnliche Quecke, jenes läsiige Unkraut unserer Culturländer, so unser Wiesenrispen- gras, das Haingras, der Löwenzahn und der gemeine Hühnerdarm, der als Vogelfutter so häufig verwendet wird, zu den Pflanzen, die bis zum höchsten Norden und Süden, bis zu den Grenzen desPflanzenwuchsesihrzähesLeben fristen, und was nicht weniger merk würdig ist, einige derselben, wie der Hühnerdarm, breiten sich auch bis zu den warmen Zonen aus. Früher schrieb man den Polarländern eine grössere Zahl eigenthümlicher Pflanzen zu, jetzt aber sind nur noch wenige Arten der- selben bekannt, die nicht auch in anderen Ländern aufgefunden worden wären. Diese Erscheinung macht es wahrscheinlich, dass die ursprüngliche Verbreitung der Pflanzen von den Gebirgsstöcken aus, und also hier von Süden nach Norden vor sich gegangen ist. (Nach Seemann's Reisewerk: „‚‚Botany of the voyage of H. M. S. Herald ete.“ — E.R.) 30 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. VW. Literatun 4) H. Jäger, die Verwendung der Pflanzen in der Gartenkunst; oder Gehölz, Bluuien und Rasen. Ein künstlerischer Führer bei der Anlage und Unterhaltung von Blumengärten für Gärtner, Guts- und Gartenbesitzer. 1858, Bei Hugo Scheube in Gotha. — Wir ‚begrüssen dieses Werk als eine der hervorragendsten Schriften über Anlage und Bepflanzung von Gärten im weitesten Sinne, das seit langer Zeit die Presse verlassen hat: Unser geehrter Mitherausgeber hat hier nicht nur seine tüchtigen Beobachtungen und Er- fahrungen in diesem Gebiete niedergelegt, son” dern er hat gleichzeitig die tüchtigsten Schrift- steller Englands, Deutschlands und Frank- reichs und deren Urtheil gehörig berücksich- tigt. Der Verfasser ist unseren Lesern durch seine vielen Arbeiten schon hinlänglich be- kannt, er hat aber auch in der Gartenflora einzelne Partien dieses Werkes abdrucken lassen, so dass dasselbe unsern Lesern auch schon in einzelnen Bruchstücken vorgeführt ward. Das Werk theilt sich in’3 grössere Ab- theilungen, die über Gehölz, Blumen und Rasen handeln. Der Inhalt ist so reichhaltig und vielseitig, dass wir kaum näher auf den- selben eintreten können. Zusammenstellung, Form, Bau und Färbung der Gehölze, Fär- bung im Frühlinge und Herbste,;, Zusammen- stellung je nach Standort; Gruppirungen je nach harmonischer Verbindung, Effect und dem Charakter der Gärten; Bepflanzung be- sonderer Localitäten; Unterhaltung und Ver- jüngung der Pflanzungen ete., sind in der über @ehölz bandelnden Abtheilung gleich- mässig berücksichtigt. Bei der Besprechung der Aussenlinien und Umrisse der Pfanzungen (p- 104) gibt der Verfasser die ebenso rich- tige als beachtungswerthe Regel, dass je grös- ser die Pflanzung und je entfernter der Seh- punkt, desto tiefer müssen die Einschnitte und Buchten, oder was das gleiche, je stärker müssen die Vorsprünge sein. Die für Wege schöne Wellenlinie wird in grösseren Gärten für Gehölzgruppen monoton und ermüdend, schmilzt auf weitere Entfernungen hin zur geraden Li- nie zusammen und gewährt so dem Auge kei- nen Ruhepunkt. — Bei der Besprechung der Verbindung der Holzarten, bespricht er die beiden entgegenstehenden Ansichten, von de- ren die eine immer nur gleichartige Pflanzen zu grösseren und kleineren Gruppen vereini- get und verschiedene solcher Einzelpartien neben einander stellt, um grössere Abwechse- lung im Ganzen zn erhalten, sowie die an- dere, welche geneigt ist, die verschiedenen Gehölze so durch einander zu mischen, wie dies auch in der Natur vorkomme. Herr Jäger stellt sich zwar mehr auf Seite derer, welche der Vereinigung der gleichen Art zu grösse- ren Massen das Wort reden, will aber dem Talente des Künstlers freie Hand lassen und ist der Ansicht, dass in einzelnen Fällen durch willkürliche Vereinzelung der Holzarten aller- dings auch reizende Gruppirungen erzielt wer- den können, während im Allgemeinen das gemeinsame Auftreten der gleichen oder ähn- lichen Pflanzen wirksamer sei und malerische Schönheit mehr befördere. — Es ist das ein für Pflanzungen aller Art sehr wichliger Punkt, bei dem, nach unserer Ansicht, die Standpunkte, von denen aus die Pflanzungen dem Auge entgegen treien, sehr zu berücksichtigen sind. Wo man von wei- teren Enifernungen Pflanzungen übersieht. da wird die Vereinigung zu grösseren Massen stets eine bedeutendere Wirkung hervorbrin- gen, sofern gleichzeitig der Contrast des ver- schiedenartigen Baumschlages und der Fär- buug verschiedener solcher harmonisch ver- bundener Partien übersehen werden kann. Je kleiner die Gärten, je näher der Stand- punkt, je mehr wird dagegen Einförmigkeit durch massenhafteres Zusammenhäufen der gleichen Pflanze bedingt, Eine’ Vereinigung des gleichartigen wird zwar auch hier slets gute Effeete hervorbringen, sofern sie im rich- tigen Verhältniss zum Ganzen steht, und’ wo man in grösseren Anlagen: Hunderte und Tausende ähnlicher zur gleichen Pflanzung vereint, da werden bei kleineren Verbältnissen 10—20 Stück den entsprechenden Effect her- vorbringen müssen. Namentlich sollen stark IV. Literatur. vorspringende Ecken oder zungenförmige Vor- sprünge etc. stets durch gleichartige Pflanzen charakterisirt sein. In kleineren Gärten wird durch das Verlangen des Besitzers, möglichst zahlreiche Arten vertreten zu haben, oft die bunteste Mischung veranlasst. Zugleich wer- den aber auch die Pflanzen, schnelle Deekung zu befördern, viel diehter gepflanzt, als dass sie sich später naturgemäss ent- ‘wickeln könnten. Schon aus diesem Gesichts- punkte scheint es uns wichtig, selbst in den kleinstei Gärten einzelne charakteristische Par- tien zu bilden und desshalb auch hier im richtigen Verhältnisse solche Vereinigung an- zusireben, die dennoch genügende Abwechs- lung gewährt. Dann ist das Einstreuen ver- einzelter Pflanzen durchaus nicht gänzlich zu unterlassen, namentlich solcher Holzge- wächse, die im Herbste oder Frühlinge eine verschiedenartige Färbung zeigen, oder die überhaupt in ihrer ganzen Tracht viel Abwei- chendes besitzen. Diese Ansichten vertritt auch Jaeger, weist darauf hin, dass Laub- und Nadelholz gewöhnlich nicht verbunden werden können, dass aber einzelne zwischen Tannengruppen eingestreute Birken ete., oder einzelne in Laubholzgruppen eingestreute Tannen, richtig angebracht, sehr malerische Gruppen veranlassen. In der über Blumen handelnden Abthei- lung spricht der Verfasser über deren rich- tigste Verwendung, über deren Eigenschaften, stellt sie nach Farben, Blülhezeit zusammen und gibt Anweisung über Form und Bepflan- zung von Blumenbeeten und Ausschmückung von Gebüschen, Ufern, Wiesen etc. durch hierzu geeigneie Blumen. Auch diese Zu- sammenstellung sind im Allgemeinen gut und zweckmässig, dech sieht man, dass sich hier der Verfasser zuweilen auf einem ihm etwas fremden Boden bewegt. Wir wollen ihm da- mit keinen Vorwurf machen, dass die Lateini- schen Namen stets ohne Autor aufgeführt sind, dagegen ist die Zahl der Druckfehler wirklich störend, die Pflanzen sind häufig unier nur in den Gärten cxistirenden Namen aufgeführt und zuweilen entstehen hierdurch wirklich störende Verwechslungen. So sind auf p. 420 Farren zur Verzierung von Schatlenplätzen empfohlen. Unter ihnen ist das weniger um 31 schöne A. tenerum offenbar anstalt A. cunea- Langsd. & Fisch. genannt, und überhaupt wäre hier eine kleine zweckmässigere Aus- wahl leicht zu treffen gewesen. Besser schon ist die etwas weiter unten gegebene Auswahl der Farren fürs freie Land, obgleich auch hier Asplenium filix foemina Bernh. (Aspidium Sw.) noch unler den längst aufgebenen Lin- neischen Namen, Polypodium aufgeführt ist, während Aspidium filix mas ete. {nach Linne ebensfalls Polypodien) als Aspidium aufge- führt ist. Polypodium cambricum ist nur eine Abart des nicht genannten P. vulgare L., und ausserdem hätte hier so manches schöne aus- dauernde Farrenkraut, wie Aspidium acro- slichoides Sw., lobatum Sm., marginale Sw., und noch manches andere ziemlich verbreitete ausdauernde Farrenkraut Erwähnung verdient, Für Schattenparlien, schailige Felswände etc., sind diese fast unersetzlich. S, 434 gibt daher eine allerdings vollständigere Zusam- menstellung derselben, doch ist auch diese einestheils lange nicht vollständig und anderer- seits die am leichtesten wachsenden am meisten zu empfehlenden, nicht genugsam hervorgeho- ben worden und mit schwerer zu cultiviren- den, für solche Zwecke ungeeigneien ver- ımengt. Unter den zur Verzierung der Ufer empfohlenen Pflanzen ist Isnarda palustris, eine unscheinbare Pflanze, mit kaum bemerk- baren Blumen, mit aufgeführt, welche zu die- sem Zwecke noch nicht eultivirt wurde und auch nie cultivirt werden dürfte. Die Ansie- delung der einjährigen, seltenen Lobelia Dort- manna dürfte ebenfalls kaum gelingen. Da unsere Empfehlung dieses tüchligen Werkes eine ungewöhnlich warıne, so erfor- derte unsere Aufrichtigkeit auch solcher ein- zelner und gegen das Ganze verschwindender Missstände zu erwähnen: — Die dritte Abitheilung endlich bespricht den Rasen, dessen Herstellung, Unterhaltung und Wirkung, die Wiese etc. mit der gleichen Sicherheit und Erfahrung, welche auch durch- gängig die erste Abiheilung charakterisirt. — Allen Freunden des Garlenbaues und Gärtnern empfehlen wir das vorliegende Buch als treuen Rathgeber der so vieles Unklare erst ins rechte Licht setzt. (E. R.) 32 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2) Dr.M.J. Müller, Monographie de la famille | und 3 Halopetalum), geht eine gründliche mor- des Resedaeedes. Zürich bei Zürcher et Fur- Ter. Eine ebenso vollständige als gründliche Bear- beitung dieser kleinen Familie, in Quart 30 Bg. stark. Der Aufzählung der 59 Arten, die in 6 Genera vertheilt sind (48 Arten Reseda, 2 Ochra- danus, 2 Oligomeris, 2 Astrocarpus, 2 Caylusea phologische Besprechung der Organe dersel- ben, des Nuizens einzelner Arten und der Stel- lung der Familie voraus. Je mehr die Masse der bekannten Pflanzen - Arten anwächst, je mehr werden solche Monographieen dringen- des Bedürfniss. (E. R.) V. Personalnotizen ete. 4) Prof. Dr. C. Nägeli, gegenwärtig Professer und Director des Botanischen Gar- tens in München war im letzten Herbst in Pe- tersburg und Moskau. Die bedeutende Aus- dehnung der hiesigen Gärten und Gewächs- häuser überraschte denselben, wie sie jeden Fremden überraschen muss , der sich Peters- burg nebst Umgegend genauer besiehtund eine Vergleichung mit den übrigen Gärten des Con- tinents anstellt. Den hiesigen Forschern im Gebiete der Pflanzenkunde derselbe Mittheilung von seinen Beobachtungen über die Bildung der Stärkekörner , welche in seinem neuesten grossen Werke über die Stärke niedergelegt sind. Wir werden diesem wichtigen Werke der nächsten Hefte eine besondere Besprechung widmen. (E. R.) 2) Versammlung deutscher Na- turforscher im Spätsommer 1859 zu Königsberg. — Die Naturforscher Petersburgs bedauern es, dass diese Versammlung nicht ei- nige Jahre später dorthin gelegt ward. Dann würde die Eisenbahn fertig sein und ein zahl- reicher Besuch von Russland aus stattgefunden haben. machte in einem 3) Flore des Serres et des jardins de ’Europe. Dieses Gartenjournal, dessen unregelmässiges Erscheinen mit uns von dem zahlreichen Abonnenlenkreise tief bedauert wurde, blieb seit mehr als einem Jahre ganz aus und daher erklärt sich das Gerücht, es Wir freuen dass Herr Van Houtte in seinem jüngst werde gar nicht mehr fortgesetzt. uns, erschienenen Uataloge Nr. 71 in einer Anspra- che an die Abonnenten dieses Gerücht wider- legt und die lange Unterbrechung durch be- deutende Arbeiten entschuldigt, die in den letzten Jahren zur Ausbreilung seines Geschäf- tes von ihm ausgeführt ‘wurden, und es ihm unmöglich die Redactionsarbeiten gleichzeitig forlzufähren. — Es sind jedoch nur die letzteren im Rückstande, die Anfertigung der Tafeln hat ununterbrochen seinen Foıtgang genommen und die rückständigen Lieferungen sind, was die Bilder betrifft, sämmitlich fertig. Wir dürfen daher hoffen, bald die Lieferun- ten wieder in regelmässiger Folge zu erhal- ten und dieses verdienstliche Prachtwerk wie- der den Rang einnehmen zu sehen, den es so viele Jahre hindurch behauptete. (E. O0.) machten , l. Originalabhandlungen. | 1) Abgebildete Pflanzen, a) Dianthus chinensis L Var. giganteus. (Siehe Taf. 248.) Caryophylleae Es ist dies ein Bouquet der neuen von Heddewig, Kunst und Handelsgärt- ner in Petersburg, erzogenen grossblu- migen Chineser - Nelken mit gefranzten einfachen Blumen. Die Zeichnung ward im letzten Sommer vom Herrn Sartory angefertigt und sind die Blumen in Na- tur noch schöner als die Kunst sie wie- dergeben kann. Die Grösse der Blumen entspricht genau der natürlichen Grösse. Die Beschreibung bitten wir auf pag. 7 des letzten Jahrganges zu vergleichen. (E. R.) b) Eremostachys laciniata Bunge. (Siehe Taf. 249.) Labiatae. Zuerst und einzig abgebildet in Ed- ward’s Botanical Register (Jahrg, 1845, Taf, 52) geben wir um so lieber eine Ab- bildung nach einer im hiesigen Garten blühenden Pflanze, als diese in Blatt und Blüthe auffallende hübsche Staude noch sehr selten in den Gärten exi- stirt, Der Raum der Tafel erlaubte nur einen kleinen Nebenzweig des grossen U. 4859, 4 — 6 Fuss hohen Blüthenstandes ab- zubilden und ebenso ist das abgebildete Blatt nur eines der kleinsten, während die grössten Wurzelblätter bis 2 Fuss lang werden. Es ist eine stattliche Staude, in Blattform und Tracht an die Acanthus erinnernd, die Blätter sind fiederschnittig,, die Blattsegmente läng- lich-lanzettlich oder linealisch, einge- schnitten fiederspaltig; der am Grunde i 3 34 wenig verzweigte Stengel ist gerade aufgerichtet, die Blumen stehen in ge- drängten vielblüthigen Scheinquirlen, die Stengelblätter nehmen an Grösse und Zertheilung nach oben zu allmälig ab; der Kelch ist gross, röhrig glockenför- mig, schwach 5kantig, mit 5 Stachel- spitzen weiss flaumhaarig; Röhre der Blumenkrone im Kelche eingeschlos- sen, Oberlippe verlängert, helmförmig, fast zusammengedrückt, aussen flaum- haarig, innen und am Rande weiss ge- bartet, die Unterlippe abstehend , 3spal- tig, die Lappen abgerundet, der mittlere breiter und ausgerandet. Die Blumen- farbe ist hellgelb, nur der mittlere Lap- pen der Unterlippe ist tiefer orange- gelb. — Diese Staude kommt häufig auf trock- nen, sonnigen Hügeln an der östlichen Pr Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Seite des Caucasus und den angrenzen- den Ländern vor. Sie blühte zuerst im Jahre 1844 im Garten der Londoner Gartenbau-Gesellschaft zu Chiswick, aus Samen erzogen, die vom Kais. Bot. Gar- ten zu Petersburg eingesandt waren. Die tiefgehenden, spindelförmigen, fleischigen Wurzeln leiden im Winter leicht durch zu grosse Bodenfeuchtig- keit, und vertragen auch das Verpflan- zen nicht gut; am besten gedeihen sie in tiefgrundigem , sandigem Lehmboden, frei von Grundwasser und in warmer, sonniger Lage. Vermehrung nur durch Samen, die Sämlinge blühen erst im zweiten oder dritten Jahre; die Blüthe- zeit fällt in den Mai und Juni. (E. 0.) 2) Aufzählung der Yucea- Arten des Kaiserlichen Botanischen Gartens in St. Petersburg nehst Beiträgen zu deren Cultur. £ Vezıreerar Te nenae Blüthenhülle 6blättrig; - Blättchen gleichlang, glockig zusammenneigend, über dem Grunde verwachsen. . Staub- fäden 6, dem Grunde der Blüthenhüll- blättchen eingefügt, mit kurzen flachen Trägern. Fruchtknoten dreifächrig und in jedem Fache viele horizontale 2rei- hige Eier; auf der Spitze des Frucht- knotens 3 sitzende, am Grunde verwach- sene Narben. Kapsel länglich -6seitig, 3fächrig, 3klappig, in jedem Fache viele 2reihige, fast zusammengedrückte Sa- men enthaltend. Im tropischen oder südlichen Nord- amerika heimische Pflanzen, mit meist baumartigem einfachem, oder seltener ver- ästeltem Stamme. Blätter sind an der Spitze das Stengels zusammengedrängt, meist linien-lanzettlich oder noch schma- ler, starr und stechend. a) Blätter am Rande von klei- steifen Sägezähnen rauh. 1 — 20 Fuss nen Stamm aufrecht, hoch. 1) Y. aloifolia L. Spec. 457. Knth. Enum. IV. pag. 270. Bot. Mag. tab, 1700. Jamaica. Mexico. Carolina. Eine der gemeinsten Arten. Bildet bis 20 Fuss hohen, einfachen oder wenig ver- ästelten Stamm, der am Grunde kegel- förmig verdiekt ist. Blätter linien - lan- zettlich, steif, aufrecht abstehend oder später zurückgekrümmt, weitläufig stehend, am Rande scharf, am Stamm fast zollbreit von einander stehendeNarben nach dem Abfallen zurücklassend , 2 — 24, Fuss I. Originalabhandlungen. lang, 2 — 3 Zoll breit, hell- oder dun- kelgrün. Wegen des am Grunde verdiekten Stammes in den Gärten auch als Y. elephantipes gehend. Wird mit der folgenden: oft verwechselt. Eine gute Abbildung findet sich Bot. Mag.tab. 1700. Die Abbildnng im Redoute Liliaceen tab. 401 scheint zur folgenden Art zu gehören. — 2) Y. serrulata Haw, Suppl. pl. suce, 32.. Knth. Enum. IV. pag. 270. Mit der Vorhergehenden, mit der sie nahe ver- wandt ist, gemeinsam wachsend. Der Stamm am Grunde nicht verdickt, meist mit den Resten der Blätter grossentheils besetzt, schlank, bis 15 uss hoch. Blät- ter viel dichter gestellt, 1—2 Fuss lang, /, — 11/g Zoll breit, am Rande durch feine Sägezähne sehr scharf, steif auf- recht abstehend oder nur die ältesten zurückgeschlagen. Es ist dieses die inCultur gemeinste Art, von der auch mehrere Abarten vor- kommen, welche wir in folgender Weise unterscheiden. a. vera. Blätter sehr schmal (!/,— 3; Zoll breit), Stamm mit den faserigen Resten der Blätter besetzt. ß. robusta. Blätter eiwas- breiter und meist laxer (/, — 1'/, Zoll breit), Stamm bald kahl werdend. "yr. argenteo - marginata. schmal , silberweiss bandirt. Y. foliis variegatis der Gärten. d. roseo - marginata. Blätter rosa und weiss bandirt. Y. quadricolor Hort, 3) Y. arcuota Haw. Suppl. pl. succ. 33. Roem. Schult. VII p. 717. Knth. Enum. IV. p. 271. Vaterland wahr- scheinlich die südlichen Staaten Nord- amerika’s. Gehört zu den Arten mit medrigem Stamme ‚und kriechendem Wurzelstocke. Blätter freu- dig grün, dicht gestellt, !/;, — ?/, Zoll Blätter | oder ob sie richtiger zu Y. schiefem fast 35 breit, 1 — 2 Fuss lang, anfangs auf- recht später gracil übergebogen abste- hend, glatt und nur am Rande, beson- ders gegen die Spitze hin, schärflich. Durch die überhängenden schmalen hell- grünen Blätter, die am Rände nur schwach schärflich , leicht von den vor- hergehenden zu unterscheiden. 4) Y. tenwifolia Haw. Suppl. pl. suce. 34. Roem. Schult. VO. p. 717. Knth. Enum. IV. p. 271. Vaterland wahr- scheinlich das südliche Nordamerika. Gleichfalls, wie es scheint, eine Art von niedrigem Wachsthum. Weicht durch dunkelgrüne, am Rande durch feine Sä- gezähne sehr scharfe, und unterhalb auf der Mittelrippe durch kleine Erhaben- heiten scharfe Blätter von der vorher- gehenden Art ab, mit der sie Blattform und Blattrichtung theilt. Von Y. serrulata unterscheidet sie sich nur durch die viel weniger steifen, schon jung übergebogenen kopfförmig gestellten Blätter und wie es scheint, niedrigen Wuchs. Weitere Beobachtung muss lehren, ob es eine gute Art ist, serrulata zu ziehen ist. — 5) Y. aspera Rgl. Eine neue bis- her noch unbeschriebene Art, welche der hiesige Garten durch Karwinsky aus Mexico eingesendet erhielt und von der wir kürzlich die Beschreibung in diesen Blättern gaben. Ein niedriger, am Grunde fast knol- lig verdickter Stamm, lax gestellte, lan- zettlich-riemenförmige Blätter, welche steif sind, anfangs aufrecht abstehen und später sich leicht überkrümmen. Dieselben sind von dunkelgrüner Farbe und auf beiden Seiten, besonders gegen die Spitze hin und ebenso am Rande durch vorspringende Punkte rauh. Aus- gezeichnet ist diese Art ausserdem durch die rothgefärbte Randung des Blattes, g + 36 von der sich gegen den Grund des Blat- tes bisweilen einzelne Fäden lösen. Von Y. aloifolia, serrulata und aspera weichen Y.arcuata und tenuifolia ausser- dem noch durch die auf der Spitze des nie- drigen Stammes mehr kopflörmig zusam- mengedrängten Blätterab, während beiden drei ersteren Arten die Blätter an dem schneller emporwachsenden Stamme weit herabstehen, wodurch eine ganz andere Tracht bedingt wird. — b) Blätter am Rande mit den fa- denförmigen Resten des sich ablösenden Blattrandes beklei- det. Stamm kurz oder nur ein Rhizom an dessen Stelle. 6) Y. filamentosa Linne Spec. 457. Knth. En. IV. pag. 271. Bot. Reg. tab. 1895. Virginien. Carolina. Stamm 1, — 1 Fuss hoch oder fehlend. Blätter schmal länglich-lanzettlich, ungefähr I Fuss lang undkaum 1 Zoll breit, blaugrün, auf- recht abstehend und später mit der obern Hälfte zurückgebogen, am Rande braun- gelbe, einige Zoll lange, herabhängende Fäden tragend, 7) Y. angustifolia Pursh. Flor.I. 227. Knth. Enum. pag. 273. Bot. Mag.tab. 2236. Am Missouri. Stamm bis 1 Fuss hoch, Blät- ter 1—2 Fuss lang und bis Y, Zoll breit. Im andern gleich der Vorhergehenden. ec) Blätter am Rande kahl, ohne Fäden und Zähne. 8) Y. gloriosa L. Spee. 476. Knth. Enum. IV. pag. 273. Bot. Mag. tab. 1260. Südliches Nordamerika. Stamm bis 4 Fuss hoch, am Grunde spros- send. Blätter schmal lanzettlich, blau- grün, steif, aufrecht-abstehend, nur die untersten ältesten schwach zurückgebo- gen, bis 2 Fuss lang und 2 — 3 Zoll breit. Blüthenrispe pyramidal, d. h. die untersten Aeste die längsten. Blumen weiss, aussen purpur angelaufen. Blu- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. menblätter oval, zugespitzt, zusammen- neigend. Blühet leicht und ist in die- ser Beziehung besonders zu empfehlen. 9) Yucca obligqua Haw. suppl. pl. succ. pag. 37. Knth. Enum. IV. pag. 273. Redoute Liliac, tab. 326. sub Y. gloriosa.. — Südliches Nordamerika (2) Stamm 3 — 4 Fuss hoch, vom Grunde aus oft verästelt, am Grunde veräickt. Blätter linien - lanzettlich, bis %'/, Zoll lang, kaum 1!/, Zoll breit, blaugrün, nur die jüngern aufrecht abstehend, spä- ter gracil übergebogen abstehend. Rispe verlängert-walzig, mit einfachen Aesten, von denen die untersten sehr kurz und die weiter noch oben aussprossenden, fast gleichlang. Blumen oval - glockig, weiss, mit oval-lanzettlichen zusammen- neigenden Blättchen. } Eine einlässlichere Beschreibung die- ser noch wenig verbreiteten Art gaben wir kürzlich. 10) Y. glauca Sims. Bot. Mag. tab. 2662. Knth. Enum. IV. pag. 274. Süd- liches Nordamerika oder Mexico. Im ganzen Wuchs durch die glauke Farbe der kopfiörmig zusammengedrängten Blätter und den am Grunde sprossen- den Stamm den beiden vorhergehenden Arten sehr ähnlich. Ueber der Mitte gracil herabgebogene, schlaffere Blätter, die bis 2'/, Fuss lang und nur 2 Zoll breit, unterscheiden sie leicht von Y. gloriosa. Von Y. obliqua ist sie durch etwas breitere, noch schlaffere Blätter und durch ovale abstehende Blumenblät- ter unterschieden. — Von der im Bot. Mag. tab. 2662 gegebenen Beschreibung unterscheidet sich unsere Pflanze da- durch , dass sie nicht stammlos ist, und die Blätter am Rande zuweilen schärfliich sind. Trotzdem glauben wir, dass unsere in den Gärten als Y. glauca ziemlich ver- breitete Pflanze mitY.glauca Sims. identisch ist. Vielleicht, dass Y. erenulata Haw. I. Originalabhandlungen. ebenfalls hierher gehört und unsere Pflanze speciell diese Form repräsenti- ren würde. Eine der schönsten und de- corativesten Arten, — 11) Y. rufocineta Haw. Suppl. pl, suce, 37. Knth, Enum. IV, pag. 274. Mexico. Fast stammlos, Blätter linien-lanzettlich, aufrecht abstehend, später übergebogen, blaugrün, 11, — 2'/, Fuss lang, 1), bis 2 Zoll breit, mit auffallend roth ge- färbtem Rande gesäumt. Der roth ge- säumte Blattrand unterscheidet diese Art von der nahe verwandten Y. glauca. Ueber einige mit Yucca in der Tracht verwandte Pflanzen wollen wir schliesslich bemerken, dass die als Yucca longifolia gehende Pflanze das Dasylirion longifolium aus Mexico ist, Eine aus- gezeichnete Art mil am Rande unbe- waffneten, ungefähr 1 Zoll breiten, 4—5 Fuss langen, lang herabhängenden Blät- tern und darum als Pfeilerpflanze fürs Warmhaus ausgezeichnet schön. Aechn- lich, aber nur mit viel kürzern Blättern ist Agave yuecaefolia Red. Die Bonapar- tea- Arten sind ebenfalls von den ver- schiedenen Autoren wieder zu Agave gebracht worden und ist A. geminiflora Gawi. der Name für die als Bonapartea filamentosa und juncea in den Gärten verbreitete Pflanze. Die Fäden am Rande der dünnen binsenförmigen, in dichte Köpfe gestellten Blätter unter- scheiden sie sogleich von der seltneren A. striata Zuec. (Bonapartea strieta und striata der Gärten). Die aus Cuba stammenden Pincenectitien, mit ihrem am Grunde keulig angeschwollenem Stamme und den schmalen lang herab- hängenden Blättern scheinen grossen- theils zur gleichen Art, der P. tuber- eulata Hort. zu gehören. Blumen sind von dieser eigenthümlichen Pflanze noch nicht bekannt, also kann auch deren 37 Stellung im Systeme noch nicht bestimmt werden. Sie muss nämlich entweder neben Dasylirion (Bromeliaceae) oder neben dCordyline (Liliaceae) gestellt werden. Die Gattungen Yucca, Alo@, Loma- tophyllum etc. bilden eine kleine Gruppe der Liliaceen mit meist baumartigem Stengel. Der Stamm derselben wächst und verdickt sich durch Anlage neuer Holzschichten im ganzen Umfange des Stammes, worin zerstreute Gefässbündel auftreten, ganz wie dies auch bei Dra- caena stattfindet, im Gegensatz zu dem Wachsthum des Stammes der Palmen, in welchem keine neuen Gefässbündel mehr entstehen. Die Yucca- Arten gehören zu der Zahl jener schönen und harten Decora- tionspflanzen, die im Kalthause und Freien die baumartige Liliaceen - Form vertreten und daher in höchst angeneh- men Contraste zur Mehrzahl der hier eultivirten Pflanzen stehen, Ausserdem besitzen einzelne von ih- nen die höchst angenehme Eigenschalt, ziemlich dankbar zu blühen, so nament- lich die unter Nr. 8, 9,.10 aufgeführten Arten, Y. aloifolia und serrulata blühen in grossen starken Exemplaren ebenfalls willig und die erstere bildet bis 30 Fuss hohe Stämme , wenn sie im temperirten Gewächshause ins freie Land gepflanzt wird. Im Sommer eignen sich die Yuccen besonders zur Verzierung des Gartens imFreien, so zur Decoration von Rasen- plätzen, Treppenaufgängen und freien Plätzen vor dem Hause etc. Im Win- ter können sie als Decorationspflanzen für kalte und temperirte Gewächshäuser, sowie für Zimmer verwendet werden, Anhaltend hohe Wärmegrade im Win- ter sind ihnen jedoch schädlich und ver- 38 anlassen namentlich die Bildung von Un- geziefer. Die niedrig wachsenden Arten halten in England und sogar in den milderen Gegenden Deutschland’s im freien Lande aus. Schönere Exemplare wird man aber bei der Cultur im Topfe und Kü- hel und Ueberwinterung bei 3 — 50R. erziehen. Sie gedeihen in den meisten Bodenarten, doch sagt ihnen ein milder mit Humus gemischter Lehmboden am besten zu. Vermehrung durch Steck- linge, die bei gelinder Bodenwärme im Treibbeet in Sand gesteckt, ziemlich leicht wachsen. Die Arten mit dickem knolligem Wurzelstock und niedrigem Stamme bilden aus dem Wurzelstocke oft von selbst Triebe, die zu Stecklin- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gen: benutzt werden können. Wo die- ses nicht der Fall ist, schneidet man den Stengel zum Steckling ‘ab ' und schlägt den knolligen Würzelstoek: in Sand, bei einer Bodenwärme von 10 — 15° R. ein, worauf üJieser zahlreiche junge Triebe zu bilden pflest, welche dann zu Stecklingen benutzt werden. Die Arten mit höher wachsendem Stamme köpft man und benutzt die sich nun bil- denden Seitentriebe zu Stecklingen. Legt man eine solche geköpfte Pflanze im Vermehrungshause in Sand flach ein, so dass die eine Seite des Stengels kaum bedekt ist, so erhält man eine viel zahl- reichere und schnellere Vermehrung. (E. R.) 3) Zur Urerzeugung.: Im 5. Bande pag. 323 der Garten- flora tbeilten wir die vom Hrn. Prof. Cienkowsky entdeckte Umhüllung der Stärkekörner mit eigner Membran, fer- ner die Entwickelung eingeschachtelter ähnlicher Organismen und die Entstehung von Schwärmzellen im Innern dieser das Stärkekorn umgebenden Membranen | mit. — Prof. Cienkowsky deutete diese Er- scheinung als einen direeten Beweis für die Urerzeugung, nicht anerkennen . Wir konnten dieses da noch nichts ent- deckt war, welches auf eine Reproduction | dieses Organismu as W | 5 5 DD , SpieRen au Schläuche treibt. den Zweck jener Schwärmsporen hin- deutete, und hielten jene Vorgänge da- her für eine eigenthümliche Weiterbildung der Stärke, — Prof. Cienkowsky hat dieses Gebilde tet, und eine Reihe von Zuständen ge- funden, welche diese Vorgänge vollstän- dig erklären und zeigen , dass wir es hier mit keiner Urerzeugung , sondern mit einem eigenthümlichem monadenarti- gem Organismus zu thun haben. Kurz repetirt, zeigen sich in den in faulendem Wasser längere Zeit liegen- den Stärkekörnern die folgenden Vor- gänge: Auf der Oberfläche des Stärke- korns entsteht eine Membran, die sich scheinbar vom Stärkekorn abhebt, dehnt, eine wasserhelle Blase um das Stärke- korn bildet und später nicht selten Zwischen der Mem- 'bran und dem umschlossenen Stärkekorn bildet sich ein schleimiger Inhalt, der ‚ später trüber und körnig wird und dann ‚sich in aalförmige Schwärmzellen (Mo- naden) verwandelt, die durch die unı- auch im letzten Winter wieder beobach- hüllende Membran sich nach aussen 1. Originalabhandlungen. hindurch drängen, ohne Löcher in der- selben zu hinterlassen. Im Wasser zei- gen sie darauf eine lebhafte Bewegung und tragen an dem einen Ende zwei lange Wimpern, Herr Cienkowsky hatte nun Beob- aehtungen in Betreff der Entwickelung anderer niedriger Organismen gemacht. Er hatte Infusorien beobachtet, wel- che ein anderes Infusorium verschluck- ten, worauf das verschluckte Thierchen (Epistylis) sich im Innern der blasenför- migen Umhüllung theilte und die Jungen ausschlüpften. Er hatte ferner beobach- tet, dass die sogenannten Pseudogoni- dien mancher Conferven in der Weise entstehen, dass eine parasitische Monade | 'faulendem Wasser liegende Stärkekör- (Monas parasitica) in die Schläuche der Conferven eindringt, sich hier verschie- | | Merkwürdig bleiben dabei aber 2 Vor- dentlich bewegt, ja sogar Chlorophyll aufnimmt und zeitweise die Form eines Schleimklumpens annimmt und zuletzt zur Ruhe kommt und so das sogenannte Pseudogonidium bildet, dessen Inhalt in viele kleine Zellchen zerfällt, die dann die Membran durchbohrend ausschwärmen. Diese Thatsachen halfen einem so trefflichen Beobachter, wie dies Hr. Cien- kowsky ist, auch die Bildungen beim Stärkekorn richtig erkennen. Er erhielt anfangs an der faulenden Stärke ähnliche wie die oben beschriebenen Zustände, er beobachtete die ausgeschlüpften Schwärm- zellen und fand endlich solche die bei einem Stärkekorn angekommen, hier schleimig und kaum noch sichtbar wur- den, um in diesem Zustande sich einem Schleimklümpchen gleich an dem Stär- kekorn festzusetzen und später dasselbe ganz zu iiberziehen oder zu verschlucken, wenn man einen’ Vorgang, wo ein klei- nes Thierchen einen viel grösseren Kör- per in sich aufnimmt, so bezeichnen darf. Dieses Ueberziehen würde auch un- term besten Mikroskope dem Auge nicht 39 sichtbar sein, wenn man nicht die Wim- pern der Schwärmzelle noch sehen könnte, welche an einer Seite des Stär- kekorns festsitzen. Nach dem vollstän- digen Ueberziehen oder Verschlucken vergrössert sich die zarte Membran der Schwärmzelle (Monade), hebt sich gleich- sam wie eine wasserhelle Membran von dem Stärkekorn ab und bildet jene was- serhelle Blase um die Stärkekörner,, in derenInnerem dann wieder Monaden ent- stehen, wie dies beschrieben ward. . Kurz nach dem Verschlucken des Stärkekorns sieht man häufig die Mo- nade sammt dem verschluckten Korne ' sich sehr lebhaft bewegen. Die Bildung der Membran, um in ner, wäre hiermit zur Genüge erklärt, gänge, nämlich dass eine so kleine Zelle einen so grossen Körper in sich aufneh- men kann, ein Verhältniss , wie wenn eine Maus einen Ochsen verschlucken würde, und das Ausschlüpfen der Mona- den aus der scheinbar unverletzten Mem- bran der Mutterzelle, Letzteres könnte darauf hindeuten, dass überhaupt die Membranen der Zellen von einer Masse kleiner Oeffnungen siebartig durchbro- chen wären, welche unsere Mikroskope nur noch nicht nachweisen könnten. Es ist dies eine Vermuthung, die auch in anderer Beziehung Wahrscheinliches hat. Wenn so Professor Cienkowsky selbst treffend gezeigt hat, dass jene Blasen- bildungen um Stärkekörner in faulendem Wasser, nichts weniger als Beweise für die Generatio aequivoca sind, so sind in anderer Richtung die Beobachtungen sehr interessant, die Dr. Bail in der Flora über die Gährungspilze bekannt gemacht hat. Aus diesen geht ziemlich klar ‘hervor, dass diese Pilze in den der Gährung unterworfenen Producten 40 des Pflanzenreichs, ebenfalls von aussen hinein kommen, indem sie entweder schor. an den Stoffen sassen, welche der Gährung unterworfen wurden, oder durch die Luft eingeführt werden. Es scheint eine Eigenthümlichkeit der Schimmelpilze zu sein, dass deren Sporen, je nach den Medien, in denen sie zur Entwickelung kommen, eine ver- schiedenartige Entwickelung zeigen und in gewissen Verhältnissen, ohne zur voll- ständigen Entwickelung zu kommen, Mas- sen von neuen ähnlichen oder verschie- denartigen Fortpflanzungsorganen erzeu- gen. In dieser Weise scheinen die klei- nen Gährungspilze aus den Sporen von verschiedenen Schimmelpilzen zu entste- hen, später je nach den verschiedenen Zuständen der Gährung, auch ver- schiedene Formen anzunehmen und end- lich, wo die Umstände und Bedingun- gen zu deren Entwickelung günstiger Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. werden, sich auch zu den vollkomme- nen Pilzen auszubilden. Ist dies auch von Dr. Bail noch nicht vollständig nachgewiesen, so ist es doch schon ziemlich klar durch seine Beobachtungen angedeutet. Tulasne hat Aehnliches bei dem Keimen der kleineren Pilze beobachtet und nennt die ersten beim Keimen entstehenden differenten Formen, secundäre und tertiäre Sporen. Von vielen höheren Pilzen wissen wir, dass sie ihr fadiges eigenthümliches La- ger lange zuvor ausbilden, bevor der vollkommene Pilz entsteht, das soge- nannte Rosenweiss (Oidium) ist wahr- scheinlich nur das Stroma zu einem hö- heren Pilz (Erisiphe) ete. Also bis jetzt ist noch kein Fall der Urerzeugung nachgewiesen und wird auch kaum je einer nachgewiesen wer- den können. (E. R.) TI nn mm 4) Cultur des Habhrothamnus eorymbosus Endl. (Meyeni»a corym- bosa Schlechtd.) Eine wahre Prachtpflanze und un- | geworden ist, was jedoch nicht später streitig die schönste der bekannten Ar- !als im August geschehen darf, damit ten dieser Gattung, die in keiner Gärt- nerei fehlen sollte. Die prächtig feuer- rothen Blumen erscheinen im März und April, blühen bis Mai und bilden grosse Doldentrauben, die selbst neben den zu gleicher Zeit blühenden Rhodo- dendron, Azalea und Camellia noch her- vortreten und auffallen. Die Cultur ist sehr leicht. Man schneidet im Frühjahr Stecklinge, pflanzt diese, nachdem sie erstarkt sind, an einer sonnigen Stelle in das freie Land oder giebt ihnen grosse Töpfe und nahrhafte Erde. Da diese Pflanze Neigung hat, sehr lang zu wach- sen, so muss man die Zweige so lange zurückschneiden, bis sie ganz buschig sich noch kräftige Spitzen bilden, weil nur an solchen Blüthen erscheinen. Im September pflanzt man die im Freien stehenden Exemplare in Töpfe und giebt ihnen die nahrhafteste Erde mit Horn- spänen vermischt. Die in Töpfen ge- bliebenen Pflanzen werden im Septem- ber oder October noch einmal verpflanzt. Im Winter stellt man die Pflanze an das Fenster des Kalthauses, Sollte das Gefäss klein sein, so muss man im Fe- bruar noch einmal verpflanzen oder mit Guano oder andrer kräftiger Düngung zu Hilfe kommen. Wer Freude an ho- hen baumariigen Pflanzen hat, kann die- sen Habrothamnus zu einem Bäumchen L WITUEOOIO Re 15 ) Taf. 248 De ss gganleus. iR 28 R I. Originalabhandlungen. von 10 Fuss Höhe ziehen, und behandelt sie zu diesem Zweck wie eine Fuchsia. Da die Blumen aber aufrecht stehen, so 41 machen sie hochstehend keinen besonde- ren Eindruck. (J.) 5) Neuseeländer Spinat, Der Neuseeländer Spinat (Tetragonia expansa) ist gerade für das Klima von Petersburg eins der besten und empfeh- lenswerthesten Gemüse, da hier der ge- wöhnliche Spinat, wenn er ins freie Land ausgesäet wird, im Frühling sehr schnell in Samen schiesst. Der schnelle Ueber- gang vom Winter zum Sommer bedingt dies. Anfang und Mitte August ausge- säet, liefert allerdings der gewöhnliche Spinat zuweilen im September noch recht gute Ernten und kann sogar noch im October benutzt werden, wenn man zur Aussaat abgeräumte Melonenbecte be- nutzt, die ja fast in allen Gärten Pe- tersburgs zahlreich vorhanden sind, Der Neuseeländer Spinat hat dage- gegen den grossen Vorzug, den ganzen Sommer hindurch bis zum Herbste, ein ebenso wohlschmeckendes als erträgli- ches Gemüse zu gewähren. Man benutzt von demselben bekanntlich nicht blos die Blätter, sondern man schneidet die Spitzen der Stengel von 2—3 Zoll Länge sammt den Blättern ab und be- . reitet diese wie gewöhnlichen Spinat. Bei dem üppigen Wachsthume desselben bilden sich schnell wieder Seitentriebe, deren Spitzen dann wieder ähnlich be- nutzt werden u. s. f. Nur vermeide man es die Pflanzen auf einmal zu kahl zu schneiden, wenn sie ganz ungestört wei- ter wachsen und statt der fortgenommenen schnell wieder neue Aeste bilden sollen. Es ist das alles ziemlich bekannt und würde der Neuseeländer Spinat, sich schon längst einer viel allgemeine- neren Verbreitung zu erfreuen haben, wenn nicht das verhältnissmässig schwere Keimen des Samens dem allgemeinen Anbau dieser nützlichen Pflanze hin- dernd im Wege stände. So Mancher hat schon mehrere Jahre in den reell- sten und besten Samenhandlungen Sa- men desselben gekauft, aber es gingen ihm bei der Aussaat im freien Lande, oder auch im Mistbeeie, keine oder nur wenige Pflanzen auf. Es ist dies nicht Schuld der Samenhandlung, sondern Eigenthümlichkeit des Samens, der, wenn er einmal ordentlich abgetrocknet, nur schwer keimt. Wir haben dieses wesentliche Hin- derniss der Cultur schon mehrfach be- sprochen und verschiedene Rathschläge zur Vermeidung gegeben, heute wollen wir dieselben noch ' einmal zusammen- stellen. Wer einmal den Neuseeländer Spi- nat cultivirt hat, der kann sich schon mit leichterer Mühe im nächsten Früh- linge, die jungen Pflanzen verschaffen. Wenn man nämlich die Pflanzen eini- germassen wachsen lässt und nicht zu stark zusammen schneidet, dann wer- den sie stets an den untern Stengelthei- len in den Blattachseln zahlreiche Sa- men reifen. In Deutschland und der Schweiz, da pflegen diese Samen, wenn sie von selbst ausfallen, im nächsten Frühlinge an Ort und Stelle meist sehr gut zu keimen und man braucht also nur die Tetragonien-Beete bis zum näch- sten Frühlinge unberührt liegen zu lassen und erst, nachdem die jungen Pflanzen hier vorsichtig ausgenommen und auf 42 gut vorbereitete Beete gepflanzt sind, dieselben umgraben zu lassen. In den kälteren Gegenden Deutschlands und hier in Petersburg lässt sich dieses Verfah- ren freilich nicht anwenden, jedoch ein ähnliches, wie mit manchen Samen von Bäumen. Man sammele im Herbste die Samen und lege solche schichtenweise in Gefässe zwischen nicht zu trockne Erde oder Sand, so dass die einzelnen grossen Samen einander nicht ganz be- rühren. Diese Gefässe senke man nun im Keller, oder im kalten Gewächs- hause oder an andern kühlen frostfreien Localitäten, wo sich eine mässige na- türliche Erdfeuchtigkeit findet, 1/,—1 Fuss tief in die Erde ein. Im Frühlinge, wenn man den Frühkohl und andere Ge- müse fürs freie Land ins Mistbeet aus- säet, nimmt man die Gefässe mit den Tetragonien-Samen wieder heraus und säet die Samen sofort aus. Auf diese Weise wird kaum ein Same zurückblei- ben. Auch in den wärmeren Gegenden Deutschlands kann man dieses Verfah- Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. bewahrt wurden, zum Keimen zu brin- gen. Das sicherste Mittel in dieser Be- ziehung ist das Einweichen in Wasser vor dem Aussäen. Wie bei anderen hart- schaligen Samen, deren Hüllen nur sehr langsarn vom Wasser durchdrungen wer- den, benutzt man zu diesem Zwecke Wasser, das im kochenden Zustande über die Samen gegossen wird und bis zum Abkalien über denselben stehen .bleibt.. Dann legt man die Samen in flache Gefässe und giesst nur so viel lauwarmes Wasser über dieselben, dass sie kaum damit bedeckt sind, und stellt diese Gefässe bei 150 R. auf. Das ver- dunstende Wasser muss stets ersetzt werden, damit mindestens etwas Wasser im Gefässe bleibt, bis die Samen zu keimen beginnen. Sobald man dies be- merkt, legt man sie ins Treibbeet, in Töpfe oder ins freie Land. Ein lockerer fruchtbarer und warmer Boden, sonnige geschützte Lage, sind fernere Culturbedingungen. Im Peters- burger Klima wird es am besten sein, ren befolgen und die Samen dann gleich in Töpfen vorgezogene starke Pflanzen an Ort und Stelle ins freie Land legen, zur Zeit, wenn keine Fröste mehr zu wo sie einige Linien hoch mit Erde be- | besorgen sind, auszupflanzen oder Fen- deckt werden. So werden auf die natürlichste Art diese von ihren Fruchthüllen umgebenen Samen, ähnlich wie in ihrem Vater- lande, durch natürliche Bodenfeuchtigkeit und niedrige Temperaturen, einestheils vor dem allzustarken Austrocknen be- wahrt, und anderentheils zum Keimen allmälig vorbereitet. Weniger sicher sind bereits stark ausgetrocknete Samen, die 1/, — 11), Jahre im abgetrockneten Zustande auf- sterbeete zur Cultur zu benutzen, nach- dem diese von den ersten Frühgemüsen geräumt sind, Die Pflanzen werden auf 1 Fuss und noch weitere Entfernungen gepflanzt, da sie später sehr bedeutende Dimensionen erhalten. Wo man gleich ins freie Land säet, kann man dichter pflanzen und später, beim allmäligen Wachsthum, so viel Pflanzen gänzlich entfernen, als dies nothwendig erscheint. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 43 6) Ueber Wellingtonia gigantean Lindliey (Sequoia Wellingtonia Seem.): Mit Benutzung eines grössern Auf- satzes in der Bonplandia von Berth. Seemann stellen wir das Folgende zu- sammen. — Die Colonie der mächtigen Bäume der Riesen-Ceder ward wahr- scheinlich von J. M. Wooster im Jahre 1850 in der Sierra Nevada in Ca- lifornien in der Gegend der Quellen des Stanislaus- und Antonio-Flusses entdeckt. Der Ort erhielt den Namen Mammuth- Hain und ward nun aus allen Theilen Galiforniens so vielfach besucht, dass Herr W. Lapham schon im Juli 1853 dort ein Gasthaus bauete, so gut dies die Natur des Landes erlaubte. Im glei- chen Jahr besuchte auch der bekannte Sammler des Hrn, Veitch, Herr W. Lobb jenen Ort und brachte von dort Blätter, Zapfen, Holz und die Skizze eines jener Riesenbäume mit nach Eng- land. Lindley, dem jenes Material über- geben ward, gründete darauf seine neue Gattung Wellingtonia und nannte den Baum W. gigantea. Man vermu- thete anfänglich, dass eine von Doug- las erwähnte Tanne, die den Bergen Californiens eigenthümlich ist, mit Wel- lingtonia identisch sei. Spätere Forschun- gen haben aber gezeigt, dass dies der dort als Red wood bekannte Baum (Se- quoia sempervirens Endl.) ist, welcher den Gebirgen Californiens ein finsteres unheimliches Aussehen giebt, dort in grosser Menge wächst und bis 300 Fuss hoch wird. Die Amerikaner waren mit dem Na- men Wellingtonia nicht einverstan- den und versuchten, denselben nach dem Namen des bei ihnen populären W ash- ington in Washingtonia umzuwan- deln, und wirklich wird dieselbe dort ‚festgehalten werden könnte, Winslow seine Landsleute aufforderte, den Baum Washingtonia californiea, oder falls er zur Gattung Taxodium ge- höre, T. Washingtonianum zu nennen. Später stellte sich heraus, dass die von Lindley aufgestellte Gattung Wel- lingtonia unhaltbar sei und solche mit Sequoia übereinsiimme,: worauf See- mann diese Pflanze Sequoia Wel- lingtonia und Torrey Sequoia gi- gantea nannte. So hätte diese Pflanze also nun schon 5 Namen, nämlich Wellingtonia gigan- tea Lindl,, Washingtonia ealifornica Winsl.; Taxodium Washingtonianum Winsl., Sequoia gigantea Torrey (nee Endl.) und Sequoia Wellingtonia Seem. Da alle Autoritäten, welche die Blüthen und Früchte desselben in neuerer Zeit studiren konnten, ihn für eine ächte Sequoia erklären, so würde Seemann’s Name $S. Wellingtonia die Priorität ha- ben. Dagegen spricht der vielmehr zu Cupressus als zu Sequoia hinneigende Habitus doch vielleicht dafür, dass die- ser Baum möglicher Weise als Gattung und dann müsste, trotz aller patriotischen Gegen- demonstrationen der Amerikaner, dem- selben der Name Wellingtonia gigantea erhalten bleiben, Es hat dieser Baum einen sehr be- schränkten Verbreitungsbezirk, indem er nur an einigen Orten in der Nachbar- schaft des Mammuth-Haines vorzukom- men scheint, jedoch an keinem anderen Orte in solch riesigen Verhältnissen. Der Mammuth-Hain liegt unterm 38° nördlicher Breite, ungefähr 4—5000' über dem Meere, ungefähr 15 Engl. Meilen von Murphy Camp und 95 Engl. jetzt vielfach 80 genannt, seidem Dr. | Meilen von Sacramento City. 44 Einer der schönsten Bäume dieses Haines ist gefällt worden. 25 Mann hatten 5 Tage zu thun, um dieses Zer- störungswerk zu vollbringen. Der Stamm hatte 96 Fuss im Umfange. Ein Theil Rinde dieses Namens hatte man später wieder in natürlicher Lage zusammen gefügt und ausgestellt. Im Innern der- selben stand ein Pianoforte und 40 Ses- sel für Personen; ein anderes Mal hatte man 140 Kinder zugleich eingelassen. Im Jahre 1854 ward ein zweiter Baum, die Mutter des Waldes genannt, bis zu 116 Fuss ihrer Höhe, von einem andern Speculanten seiner Rinde beraubt. Der Baum soll nicht abgestorben sein und diese Rinde ist jetzt im Crystall- Palaste zu Sydenham aufgestellt. Seit- dem hat die Amerikanische Regierung den Mammuth-Hain in Schutz genom- men und das fernere Fällen und Ver- letzen dieser Bäume streng untersagt. Dort stehen jetzt noch 92 dieser Riesen, von denen die grössten ihre mächtige Krone zur Höhe von 320 Fuss erheben und am Grunde bis zu 112 Fuss an Um- fang des Stammes messen. Der mäch- tige Stamm des 1853 geopferten Riesen liegt jetzt noch dort und ist im Innern durch Feuer gehöhlt. Bis zu 200 Fuss geht diese Höhlung im Stamm hinauf und soll einem Reiter zu Pferd den Durchgang gestatten. Der Stamm ist gerade, das frisch geschlagene Holz weiss, später wird esroth. Es ist weich, fault aber langsam. Die Aeste tragen wie viele Cupressineen zweierlei Blät- ter, davon sind die einen dachziegel- förmig angedrückt, die andern aber ste- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. hen zweizeilig ab*). In England wur- den die ersten Pflanzen 1853 aus Sa- men erzogen, die William Lobb mitge- bracht und als junge Pflänzchen zu 14 Rthlr. verkauft. Im Klima von England scheint derselbe durchaus hart zu sein und wahrscheinlich kommt er in den milderen Lagen Deutschlands auch noch im Freien fort. Dass er sich aber selbst für England als Forstbaum eigne, scheint uns doch noch sehr zweifelhaft, wäh- rend er im südlichen Europa, der Krim etc., zu solchem Zwecke mit der Zeit, wenn erst einmal grössere Quantitäten von Samen eingeführt werden, wohl dienen kann. Ob man dagegen von ihm auf eine bedeutendere Holzproduction als von unsern Nadelhölzern rechnen darf, scheint sehr zweifelhaft. Schlagen wir doch nach 90—100 Jahren unsere herrlichen Tannenwaldungen, während jene Riesenbäume des Mammuth-Haines, ungefähr 1500 Jahre alt sein mögen. Die Schätzung Lindley’s auf 3000 Jahre hat sich später als eine zu hohe erwie- sen. Wo man denselben, wie im nörd- lichen Deutschland und im Peterburger Klima als Kalthauspflanze erziehen muss, pflanze man ihn in grosse Gefässe in eine milde, lockere, lehmige Erde und gebe ihm einen nach allen Seiten freien Standort. Auf diese Weise erzogen ent- wickelt er sich bald zu einem kräftigen Bäumchen mit dicht gestellten, bis zum Stammgrund reichenden, wagerecht ab- stehenden Aesten von hoher Schönheit, (E. R.) RE, Aestchen mit Zapfen, die Hr. Mat- schoulsky uns mittheilte, tragen dachziegel- förmige Blättchen. I. Originalabhandlungen. 45 9) Die eultivirten Arten der Gattung Panaxz, Panax L. verlängert, länglich, nach dem Grund keilförmig verschmälert und nach oben Mit der Gattung Panax vereinigt | entweder allmälig breiter werdend, vorn Decaisne die Arten der Gattungen Pa- | abgerundet oder weiter vor ziem- nax L., Maralia Du Pet. Thouars, Po- | lich gleichbreit und an der rundlichen lyscias Forst. und viele als Aralia in | Spitze in einen Mucro ausgehend. Die- den Gärten befindliche Arten. Im Ha- | selben sind oberhalb dunkelgrün, unter- bitus sagt er, sind sie sehr veränderlich, | halb hellgrün, mit gelbrothem Mittel- aber durch ihre polygamen Blumen, | nerven. Die schmäleren Blätter sind welche mit der Spitze des Blüthenstiel- | Y,—?/, Zoll breit und ohne den Blatt- chens articulirt sind, durch freie hin- | stiel /,— 1 Fuss lang. Die breiteren fällige klappige Petalen, und 2—5 freie | Blätter werden nach vorn 1— 1, Zoll oder verwachsene Griffel leicht (2) zu | breit und ungefähr 3/, Fuss lang. erkennen sind. — Hooker bildet an seiner Pflanze die Wirklich zieht Decaisne zu dieser | blühenden Exemplare mit solchen brei- Gattung sehr heterogene Formen. — teren und einfachen Blättern ab. Bei Frühere Autoren hatten gerade die | einem sehr grossen Exemplare des Bot. Zahl der Griffel, ob dieselben verwach- | Gartens in Petersburg sind die oberen sen und die Zahl der Fruchtfächer als | Blätter genau so, tragen aber regelmäs- Eintheilungsgrund zu Gattungen be- | sig 3 Blätter auf gemeinsamem Blattstiel. nutzt. — Die unteren Blätter zeigen die schmale Wir wollen es uns vorbehalten, viel- | Blattform und kommen da bald einfache, leicht später einmal, auf die jedenfalls | bald zu 2— 3 fingerförmig zusammen in grosser Verwirrung befindlichen Gat- | gesetzte Blätter vor, Die buchtigen tungen der Araliaceen näher einzutreten, | Zähne am Rande des Blattes sind nach Vorläufig wollen wir der Eintheilung | vorn gerichtet. von Decaisne folgend, diesmal nur einige Die Blumen-Analyse auf Hooker’s der von ihm zu Panax gerechneten, und | Abbildung zeigt 5 verwachsene Griffel, in den Gärten cultivirten Panax näher | obsoleten Kelchrand und Sfächerigen betrachten, Fruchtknoten. Es passt daher diese 1) P. crassifolium Dne. (Aralia | Pflanze zu keiner der Gattungen, wie sie erassifolia Soland. Hook. ic. pl. tab. | früher umgrenzt waren, und fällt zu 583—584. Neuseeland. Es ist das | Decaisne’s Sammelgattung Panax, die die in den Gärten ziemlich allgemein als | jedoch später wohl wieder in mehrere A. trifoliata verbreitete Pflanze und | Gattungen wird aufgelöst werden müs- nicht die als A. crassifolia gemeiniglich | sen. — aufgeführte. In den Gärten befindet sich eine Blätter vielgestaltig, lederartig, ge- | Aralia trifoliata latifolia. Es ist das zähnt, stumpf, einfach und in einen | wohl nur die aus der Spitze alter Pilan- kurzen Blattstiel verschmälert, oder auf | zen entstandene Form. — der Spitze eines gemeinsamen Blattstiels 2) P. coriaceum Rgl. Neuseeland. 2— 3 Blätter tragend. Die einzelnen |So nennen wir die als Aralia crassifo- Blättchen oder das einfache Blatt sind |lia und integrifolia gehende Art. Sie 46 ist"dem P. crassifolium allerdings sehr nahe verwandt und unterscheidet sich nur durch einen gestreiften Stamm, ein- fache (ob immer?) bis 1!/;, Fuss lange, und nie über 3/, Zoll lange, am Grunde und der Spitze verschmälerte Blätter, von. braungrüner Farbe, mit röthlich gelbem Mittelnerven. Zähne am Rande fast abgerundet, mit mehr oder weniger deutlichem Mucro, bald grösser, bald kleiner. Zwei Formen werden cultivirt; nämlich: a) latifolium. Blätter Ya —?/a Zoll breit, die älteren mit ziemlich grossen Zähnen, A, erassifolia Hort. ß) angustifolium, Blätter Y; Zoll breit, mit sehr kleinen Zähnchen. A. integrifolia Hort. Wir gestehen, dass wir noch nicht vollkommen überzeugt sind, dass P. coriaceum eine von P. erassifolium gut geschiedene Art ist. 3) P. pentadactylon Pl. (Hort, Donat. Aralia quinquefolia Hort. nee Dne). Wohl eine der schönsten Araliaceen, die als Aralia quinquefolia jetzt in den Gärten allgemein verbreitet ist. Decaisne berücksichtigt sie bei seiner in Jahrgang 1854 der Revue herticole gegebene Aufzählung noch nieht. Als A. quinquefolia Dne. führt er dort den Ginseng der Chinesen, (Panax quinque- folium L.), eine krautartige ausdauernde Pflanze, mit fleischiger Wurzel auf. Dieselbe ist mit P. erassifolium Dne. zu- nächst verwandt. Kahl, baumartig. Blätter dicht gedrängt, mit (3—6 Zoll) langem Stiel, der auf der Spitze 5 oder selten nur 3 lederartige Blättehen trägt. Die einzelnen Blättchen ungestielt, ver- längert-länglich, spitz, nach dem Grunde zu keilföürmig verdünnt, am Grunde, oder auch wohl bis zur Mitte ganzran- dig, -dann aber gross einfach oder dop- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. pelt gezähnt.. Zuweilen: »werden diese Zähne sehr gross, so dass die Blättehen ein fast fiederlappiges Ansehen erhalten. Die Farbe der Blättchen ist oberhalb dunkelerün, unterhalb hellgrün; unter- einander sind sie ungleich lang, näm- lich das Mittelblättchen das längste, 4! — 7 Zoll lang und inclusive ‘der Zähne 1—13/; Zoll breit. — Eine herrliche decorative Pflanze des Kalthausces, die wegen: der etwas über- hängenden dicht gestellten Blätter noch schöner, als die verwandten Arten ist*). 4) P. arboreum Forst. Aus 'Neu- seeland. Es stehen 5 gestielte, verkehrt- ovale, ziemlich grosse gezähnt-gesägte Blättehen, auf der Spitze des Blattstie- les. In den Gärten geht diese Art ziemlich allgemein unter dem falschen Namen von Aralia Schefflera. Die ächte A. Schefflera ist wohl auch ein Panax, dem P. arbereum nahe verwandt. Etwas schmälere Blättchen, die stärker zugespitzt und nur klein gesägt sind, lassen diese Art‘ aber leicht unterschei- den. — 5) P. sambucifolium Sieb. (D.C. Prodr. IV. pag. 255). Aus Neuholland. Es ist das die als Aralia pinnata in den Gärten gehende Pflanze, mit einfach gefiederten Blättern, und oval-lanzett- lichen, kurz gestielten, zugespitzten, gezähnelten Blättchen, Das P. pinna- tum Lam. stammt von den Molukken und besitzt ganzrandige Blättchen, (E. R.)ıih — *) P. caule arboreo inermi; foliis. digita- tis petiolatis confertis, cauleque glabris; fo- liolis 5 v. rarius 3, sessilibus, elongato - ob- longis, basin versus euneatis integris, superne grosse simplieiter v. duplieato-dentatis v. rarius pinnatifido - dentalis, acutis. S | Per i4 1 Originalabhandlungen, 47 8) Ueber die neuen Caladium- Arten, deren Cultur und Ver- mehrung., Neuerdings hat sich die'Geschmacks- richtung unter den Pflanzenfreunden entschieden den Pflanzen mit schöner Belaubung, (sei es durch gefällige oder imposante Formen oder durch bunte Färbung), zugewandt, und die sogenann- ten Blattpflanzen erfreuen sich daher jetzt dieses Sonnenblickes der allerdings wandelbaren Gunst; denn die Tyrannin Mode, diese allgewaltige, überall sich geltend machende Herrscherin, hat auch längst in der schönen Pflanzenwelt ihren Thron aufgeschlagen. Unter den Blattpflanzen lieferte be- sonders die Gattung Begonia ein reiches Contingent, und vor Allen die in den letzten Jahren eingeführten ostindischen Arten, wie B. zanthina, splendida, ru- bro-venia, Griffithi, Thwaitesü und mehr noch die daraus gezüchteten Bastarde, von denen wir nur B. mar- morea, splendido- argentea, argenteo- guttata, und Mme. Wagner nennen wol- len, Gleichsam um dieser langen Reihe die Krone aufzusetzen, erschien im vori- gen Jahre die allerdings prachtvolle Begonia Rex, aber gewiss nicht, um die Reihe zu schliessen, sondern nur um selber wieder die Mutter einer neuen, noch schöneren Generation von Bastar- den zu werden. — Neben den Bego- nien sind auch die Arten der Gattung Caladium sehr gesucht, und als vorzüg- lieh effeetvolle Blattpflanzen geschätzt; darunter besonders die weiss gefleckten und panachirten ©. pietum und marmo- rotum. C.: haematostigma und pelluei- dum mit weissen und rothen, halbdurch- sichtigen Flecken auf grünem Grunde, ©. pieturatum mit einer pfeilähnlichen schön rosacarmin rothen Zeichnung und endlich das längst bekannte, aber im-|samen Typus mer prächtige CO. bicolor, durch die hochrothen, grün umsäumten Blätter, und die neuere Abart, C. bicolor splen- dens genannt, bei der das Roth noch viel brillanter und intensiver erscheint. Prof. Lemaire beschreibt in der Illustra- tion horticole nicht weniger als zehn neue Arten, gesammelt in den schatten- reichen Urwäldern, die den grossen Amazonenstrom umgürten, in der brasi- lianischen Provinz Para durch die Her- ren Barraquin und Petit, die ihre Sammlungen an Herrn Chantin, Handelsgärtner in Montrouge bei Paris, sandten. Dieser erhielt sie im im December 1857, sie blühten fast alle bereits im folgenden Frühjahr, ohne in der Blüthe bedeutende Unterschiede zu zeigen. Diese neuen Arten sollen nach Lemaire an Schönheit den älteren, oben genannten nicht nur vollkommen eben- bürtig sein, sondern mehrere darunter dieselben noch weit übertreffen. Wir entnehmen daher der Illustration hor- ticole die folgende Aufzählung und he- ben aus den jedenfalls noch unvollstän- digen Beschreibungen, die nur nach den Blättern gemacht werden konnten, nur die Hauptmomente kurz hervor. — „Nach dem Vorgange des Herrn Schott, der in seinem neuen Werke über die Aroi- deen die oben genannten schon bekann- ten Arten als solche bestehen lässt, ob- wohl sie sich wohl kaum anders unter- scheiden als durch Verschiedenheiten in der Färbung der Blätter, nehmen auch wir, so sagt Prof. Lemaire, diese neu- eingeführten als Arten an, mit dem Vorbehalt, dass sie in der Wirklichkeit nur mehr oder minder verschie- dene Varietäten eines gemein- sein könnten, : des 48 CO. pellucidum zum Beispiel, wenn man will, oder besser noch des (. bicolor, als des ältesten Repräsentanten der Gat- tung in unseren Sammlungen *). Zwei oder drei unter den folgenden 10 neu- eingeführten Formen scheinen uns je- doch, wirklich distinete Species zu sein, obgleich wir noch nicht ihre Blüthe beobachten konnten; die eine CO. Ver- schaffeli von uns genannt, weil ihre Blattformen hinreichend charakteristische Verschiedenheiten zeigen, die andere das Ü, argyrites, wegen der constanten Kleinheit der Blätter **). 1) ©. argyrites Lem. Blattstiel hell- grün, einfarbig, (6 Zoll huch) Blatt (3— 4 Zoll lang bei 2 Z. Breite) spitz- lich oder deutlich zugespitzt, mehr oder minder zusammengeschnürt gegen den Grund hin, oberhalb der Lappen, diese ®) Wir begreifen Herrn Prof. Lemaire nicht recht, warum Caladium bicolor als Typus betrachtet werden soll, doch gewiss nicht, weil es zufällig die erste war, die ihren Weg zu uns fand? Mit gleichem Rechte wären unsere Hydrangea hortensis, Keria japonica, fl. pleno, Spiraea prunifolia fl. pl. u.s. w. die Stammarten, während die einfach blühenden, viel später oder noch gar nicht eingeführten wirklichen Typen als Varietäten gelten müss- ten. Ebenso wenig finden wir lobenswerth, neue Arten zu creiren, von denen man selber die Ueberzeugung ihrer Unhaltbarkeit hat. Warum nicht lieber in solchen Fällen, wo das nothwendige Material für genaue Bestim- mungen noch fehlt, und man mit der Veröf- fentlichung nicht zuwarten kann oder will, solche zweilelhafte Pflanzen als Varietäten an die zunächst stehenden gut bestimmten Arten anreihen? (E. 0.) **) Die Grösse der Blätter ist für sich allein ein sehr unbestimmtes und unzulässiges Merk- mal, grade bei Caladium wechseln die Blatt- dimensionen sehr, je nach dem Alter und der Ueppigkeit der Pflanzen! (E. 0.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sind kurz, abgerundet, stumpf; _Blatt- farbe hellgrün, Mittelrippe weiss, grosse, unregelmässige, matt silberweisse Flek- ken, und zahlreiche Punkte der gleichen Nüance gegen die Ränder zu, nehmen zusammen mehr als die Hälfte der Blatt- fläche ein; eine sehr niedliche, kleine Pflanze. 2) C. Chantini Lem. Blattstiel grün- lich oder röthlich, deutlich gestreift, vorne und hinten durch eine breite schwarze Linie gezeichnet. Blattscheibe sehr gross, (1 Fuss lang, 6—8 Zoll breit), genabelt an der Insectionsstelle, Lappen auseinander stehend, abgerun- det; Blattgrund lebhaft glänzend grün; Rippen breit, lebhaft rosenroth gezeich- net, das Roth heller verlaufend ; Flecken sehr zahlreich, sehr unregelmässig, ge- trennt oder ineinander laufend (wie bei der vorigen), weissgrundig aber das Weiss manchmal verdrängt durch das schöne Rosenroth, welches sich vom Cen- trum der Flecken ausbreitet; wirklich prachtvolle Art, mit Recht dem Han- delsgärtner dedieirt, dessen Initiative wir die Einführung dieser werthvollen Neuheiten verdanken. 3) ©. Neumanni Lem. _Blattstiel hellgrün, vorne und hinten mit einer sehr schmalen dunkelbraunen Linie; Blatt gross, fast zugespitzt, wellig ge- randet, Lappen entfernt, abgerundet, stumpf; oben schön glänzend grün, un- ten sehr hellgrün; Flecken zahlreich, zerstreut, unregelmässig, in der Grösse sehr veränderlich, lebhaft rosa; sehr schön. - 4) ©. Brongniartü Lem. Grosse, TO- buste und herrliche Pflanze! Blattstiel dunkel röthlich grau, durchweg fein schwarz gestrichelt, oben mit einem schwarzen Streifen. Blatt spitz oder vielmehr sehr kurz zugespitzt, genabelt im Centrum; wellig gerandet; Lappen I. Originalabhandlungen. ausgespreitzt, mehr oder minder abge- rundet stumpf; Farbe lebhaft sammt- glänzend grün; Rippen sehr breit mit tief rosa gezeichnet, welches sich am Rande mit der grünen Grundfarbe ver- mischt; die jungen Blätter sind gegen die Mitte hin. fein weisslich grün punk- tirt, wie vom Insectenfrass entstanden, diese Zeichnung ist jedoch nur schwach; die Unterseite des Blattes matt blau- grünlich. Dem C. bicolor splendens sehr nahestehend, aber noch unver- gleichlich schöner, (?!). 5) ©. argyrospilum Lem. Blattstiel grauroth, mit zwei undeutlichen Linien, oben und unten fein gestrichelt, noch undeutlicher gestrichelt an den Seiten. Blatt spitz, stark buchtig-wellig gerandet, Lappen entfernt von einander, stumpf oder kaum spitz; schön glänzend grün, un- terhalb blass blaugrünlich ; Flecken ziem- lich zahlreich, unregelmässig, veränder- lich in der Grösse, einzeln oder genä- hert, matt weiss; ein carminrother Flecken im Blatteentrum, die Ränder von der gleichen Farbe, ebenso wie die herzför- mige Bucht der Blattbasis, aber hier in- tensiver; sehr schön. 6) 0. Verschaffeltü Lem. Blattstiel hellgrün, einfarbig; Blatt gross, spitz oder sehr kurz zugespitzt, Lappen ab- stehend, stumpflich; stark wellig geran- det; ziemlich matt grün, die Unterfläche bloss bläulichgrün, Flecken nicht zahl- reich, zerstreut, unregelmässig, aus meh- reren kleineren Flecken zusammenge- setzt, lebhaft zinnoberroth; eine vorzüg- liche und distinete Art. 7) ©. Houlletüi Lem. Blattstiel ein- farbig hellgrün; Blatt fast gespitzt; Lap- pen genähert, abgerundet; Farbe hell- grün, nach dem Centrum hin weisslich werdend, Nerven weisslich, in der Mitte mit hellrosa getuscht; Flecken und Punkte ziemlich zahlreich, zerstreut ste- U, 1859, 49 hend; Unterfläche sehr blassgrün, aber nicht blaugrünlich, Interessante und schöne Art. 8) C. thripidestum Lem, DBlattstiel einfarbig hellgrün,; Blatt mit wenig ab- stehenden, abgerundeten Lappen; gelb- lich grün mit grossen, ziemlich zahlrei- chen, weisslich grünen Flecken, die dunkler getüpfelt, wie durch Insecten- frass entstanden sind; dem 0. marmo- ratum sehr nahe stehend. 9) ©. subrotundum Lem. Blattstiel weisslich, fein schwärzlich gestrichelt, und oben mit einer schwarzen, unten mit einer dunkelgrünen Längslinie; Blatt herzförmig abgerundet, mit kurzen rund- lichen Lappen, schön glänzend grün, an der Insertionsstelle mit einem carmin- rothen Flecken, die Lappen mit der glei- chen Farbe schmal gerandet. 10) CO. hastatum Lem. Blattstiel weisslich, mit sehr gedrängt stehenden violetten Strichen; Blatt verlängert-spiess- förmig, leicht zusammengezogen wo die Lappen beginnen, an der Spitze ver- schmälert und kurz zugespitzt; Lappen verlängert, ausgespreizt, durch die Mit- telrippe in zwei ungleiche Hälften ge- theilt, die innere etwas abgerundet-bo- genförmig und viel kleiner als die äus- sere; Blattfarbe blassgrün, mit zahlrei- chen, sehr unregelmässigen, durchsich- tig weissen Flecken; unterhalb blassgrün; die Lappen schmal roth gerandet; in der Blattform dem 0. picturatum ähn- lich, welch letztere in den meisten Ka- talogen als Varietät von C. bicolor auf- geführt ist, sich jedoch specifisch hin- reichend unterscheidet, um als besondere Art gelten zu können, und der wir als solcher den Gartennamen pieturatum be- lassen, weil derselbe recht gut die ele- gante lebhaft rosenrothe Zeichnung aus- drückt, mit der die grüne Blattfläche in der Form eines Pfeiles bemalt ist. 4 50 An das Vorhergehende anknüpfend, wollen wir noch einige Worte über Cul- tur und Vermehrung dieser prächtigen Blattpflanzen beifügen. Das Hauptmoment scheint uns in der Cultur darin zu bestehen, dass man die Wachsthumszeit nicht durch fortge- setztes Begiessen unnatürlich verlängere, wodurch die Pflanzen geschwächt wer- den und kleinere mattgefärbte Blätter treiben. Sobald man bei den im kräfti- gen Wachsthum begriffenen Pflanzen einen Stillstand bemerkt, in der Art, dass sich keine jungen Blätter mehr zeigen, so sei man spärlicher mit dem Begiessen, gebe besonders keinen Dung- guss mehr, sondern lasse sie allmälig einziehen; sind dann die letzten Blätter abgewelkt, wird gar nicht mehr gegossen, und die Töpfe an einen dunklen, kühlen Ort, unter die Stellagen zum Beispiel, einige Monate lang aufbewahrt; während dieser Zeit hat man nur nachzusehen, dass sie nicht gar zu stark austrocknen, wie es der Fall sein kann, wenn der Aufbewahrungsort sehr warm und trocken ist; in diesem Falle giesse man einige Male, aber nur so viel als nöthig ist. Nach dieser Ruhezeit werden die Cala- dien in frische Erde (!/, gute Rasenerde und !/; Laub- oder Mistbeeterde mit mässigem Zusatz von Sand) gesetzt, mit einer guten Unterlage von Holzkohlen; wir ziehen vor, sie zuerst in kleine Töpfe zu setzen und später mehrmals, bis zu vier Malen, zu verpflanzen, weil dann die Wurzeln den ganzen Ballen durchdringen, während bei einmaligem Pflanzen in grosse Töpfe bekanntlich die Wurzeln wie immer, gleich den Topfrand aufsuchen, und das Innere des Ballens verhältnissmässig wenig ausbeu- ten. Das öftere Verpflanzen, wenn es mit Schonung der Wurzeln geschieht, schadet durchaus nicht, sondern reizt Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stets zu neuer, kräftigerer Vegetation an, und sollte bei allen Pflanzen, von denen man in möglichst kurzer Zeit grosse, stattliche Exemplare ziehen will, ange- wendet werden. Bei dem Verpflanzen können die Seitenknollen abgenommen und einzeln gepflanzt werden; genügt diese natürliche Vermehrung nicht, so kann man die Knollen in Stücke zer- schneiden, und zwar der Länge nach, so dass jedem Stückchen ein kleiner Theil des Knollenhalses bleibt; man lässt die Schnittflächen einige Stunden antrocknen und legt sie dann in flache Näpfe in Sand. Die Näpfe werden in ein warmes Vermehrungsbeet unter Fen- ster gestellt und sehr bald werden sich in der feuchtwarmen Luft solcher Beete die Keime zeigen, oft mehrere an einem Knollenstück. In einigen Wochen wer- den die jungen Pflanzen bereits hinläng- lich herangewachsen sein, um einzeln in kleine Töpfe gepflanzt zu werden. Diese Vermehrungsmethode schlägt nie fehl, wenn man zum Zerschneiden nur solche Knollen wählt, die einige Monate voll- kommen geruht hatten; Knollen von trei- benden Pflanzen genommen oder von sol- chen, die erst einziehen wollen, sind noch zu saftreich und unreif, und faulen des- halb gern. Die gleiche Vermehrungsart lässt sich auch bei den Cureuma- Arten und andern knolligen Zingiberaceen an- wenden. Nach dem Einpflanzen der Knollen ist der beste Standort ein warmes Mist- beet, worin’ die Töpfe eingesenkt wer- den. Mit zunehmendem Wachsthum wer- den sie reichlicher begossen, auch von Zeit zu Zeit mit flüssigem Dünger. Bo- denwärme und ein öfteres Verpflanzen befördern ungemein die üppige Entwick- lung. Sind die Pflanzen ausgebildet und durch Lüftung abgehärtet, so kann man sie im Sommer beliebig zur Decoration N. Neue Zierpflanzen. 51 der Gewäehshäuser und der Blumen- |jedoch auch im Winter mit den Cala- tische in Zimmern verwenden. Das na- turgemässeste Verfahren ist, sie im Herbst einziehen zu lassen, um sie im März oder April wieder anzutreiben; man kann dium-Arten die Warmhäuser schmücken, wenn man die Ruhezeit in den Sommer verlegt. (E. OÖ.) (Die Beschreibungen nach Ill. horticole.) a) Abgebildet im „Illustration horti-, cole: 1) Passiflora hybr. Imperatrice Eugenie, Ein durch raschen Wuchs, dankbares Blühen und Schönheit der Blüthen gleich ausgezeich- neter Bastard, von den Herıen Avoux et Crozy, Handelsgärtuer in Lyon, erzogen. Es ist nicht schwer, die Eltern dieses Bastardes zu errathen; man erkennt leicht die Blattform der P. coerulea und die Knospen- und Blu- menformen der /. alata wieder und sehr wahrscheinlich ist die Annahme richtig, dass von diesen beiden die P. hybr. Imperatrice Eugenie abstammt. Die sehr grossen Blumen sind geruchlos, aussen grünlich, innen weiss- lieh mit rosalila getuscht, der Fadenkranz vio- lett, weiss und blau gebändert. Diese werth- volle Acquisition gedeiht und blüht sehr dank- bar im temperirten Hause und selbst in son- nigen Kalthäusern. Schon ganz kleine Pflanzen blühen willig, wodurch sie sich auf’s Vortheil- hafteste auszeichnet (Taf. 175.) 2) Swainsonia lessertiaefolia D. C.; Le- guwinosae — Eine sehr zierliche Papilio- nacee von der südlichen Küste Neuhollands neuerdings eingeführt durch Hrn. Veitch und Sohn, wenn wir uns recht entsinnen. Von niederem buschigem Wuchs, mit aufreehten, wenig verzweigten, kraut'gen, nur am Grunde verholzenden Stengeln, wie die ganze Pflanze, Blumen ausgenommen, grau fein behaart und ausserdem mit zerstreuten, kleinen, schwärz- lichen Haaren besetzt und fein furebig-gestreift. Blätter 4— 5jochig, Blättchen gegenständig, kurz gestielt, länglich-oval, an der Spitze mit kurzem Mucro ; Nebenblätter gegenstän- Neue Zierpflanzen. dig, gross , deltoidisch-pfriemlich, anliegend; Blüthen zu 12—14 in terminalen und winkel- ständigen aufrechten, lockeren Trauben, die Blätter weit überragend.. Die Fahne (das obere Blatt der Schmetterlingsblüthe) abge- rundet, kaum ausgerandet, lila mit kupfer- farbigeus Reflex am Rande, und von dunkleren Adern durchzogen, am Grunde ist ein sehr kleiner gelber Flecken, von dem kurze vio- lette Strahlen ausgehen. Die Flügel und der Kiel sind dunkelviolett, die ersteren kürzer und kleiner als der Kiel. Die niedlichen Blu- ınen werden blasser im Verblühen und dadureh gewinnen die Blüthentrauben eine Mannigfal- tigkeit der Färbung, die nicht wenig dazu beiträgt, den Reiz dieser niedlichen Kalthaus- pflanze zu erhöhen. Cultur in sandiger Laub- oder Heideerde, Vermehrung durch Stecklinge oder besser noch durch Sarnen, den sie gern ansetzt. (Taf. 176.) 3) Costus Verschaffeltianus ZLemaire; Zin- giberaceae. — Durch den Reisenden des Hau- | ses Verschaffelt, Herrn Devos, auf der Insel St. Catnarina an der brasilianischen Küste im Jahre 1848 entdeckt und eingeführt. Er fand sie dort in Sümpfen wachsend. Die finger- ‚dieken Stengel werden bis 3 Fuss hoch und blühen nach einander, wenn man Sorge trägt ‘die abgeblühten Stengel gleich nach der Blü- ‚the abzusehneiden; sie sind gebogen-gegliedert, kahl, steif aufgerichtet. Die grossen, schön, aber nicht glänzend grünen Blätter sind oboval- lanzettlich, am Grunde verschmälert - herzför- mig, deutlich, wenn auch kurz gestielt. Die Blatischeiden oben mit langen, weichen, weis- sen, anliegenden Borstenhaaren besetzt. Blu- 4% 52 men sehr gress und schön, zart weiss mit hellgelbem Schlunde, sitzen in einer eiförmigen, endständigen , gedrängten Aehre, aus 15 ein- blumigen, breiten, abgerundeten Schuppen ge- bildet, diese Schuppen sind grün, am Grunde und oft auch an der Spitze mit roth getuscht. Bracteen roth, scheidenförmig, von gleicher Länge des Kelchs, dieser röhrenförmig , drei- zähnig, flaumhaarig, roth, eingeschlossen. Corolle stark hervorstehend, bauchig-röhrig; Lippe sehr gross, 3lappig, Seitenlappen grösser als der mittlere, aufgerichtet, am Rande zier- lich gefranzt, Wie die meisten knolligen Zingiberaceen aus den Gattungen Hedychium, Globba, Kaem- pferia, Curcuma, Amomum u. s. w. verlangen auch die Costus-Arten in der Cultur die Tem- peratur eines Warmhauses oder eines warmen Mistbeetes eigentlich nur zur Zeit ihres Trie- bes, um denselben zu fördern und zu kräftigen; nach der Blüthe, sobald die Blätter zu welken anfangen, kann man sie in’s temperirte Haus oder selbst an sonnige Lage in’s Freie bıingen, damit die Knollen gut ausreifen, indem zu- gleich das Begiessen allmälig eingestellt wird. Gegen Ende October nimmt man sie wieder in’s Warmhaus, hält sie an einem dunk- len Orte trocken im Ruhestande bis zum Frühjahr, und giesst nur wenn die Knollen zu stark einzuschrumpfen drohen. Im März oder April werden sie verpflanzt in eine hu- musreiche, nahrhafte Erde, und nun durch Bodenwärme, zuerst mässiges, dann reichli- ches Begiessen, von Zeit zu Zeit auch mit Dungwasser, zu möglichst üppiger Vegetation veranlasst. (Taf. 177.) 4) Syagrus cocoides Mart. Das Etablis- sement Verschaffelt besitzt junge Exemplare dieser seltenen und schönen Palme, dıe mit einer eleganten Tracht den Vortheil einer ver- hältnissmässig niederen Statur verbindet und daher besonders zur Cultur auch in gewöhn- lichen Warmhäusern sich eignet. Sie wächst in den Wäldern der Ufer des Amazonenstro- mes und erreicht kaum mehr als 8—10 Fuss Höhe. Der schlanke geringelte Stamm ist oben verdickt durch die erweiterte Basis der Blattstiele, und trägt eine schöne, ausgebrei- tete Blattkrone. Wedel 4—-6 Fuss lang, ge- fiedert, graciös übergebogen, auf jeder Seite Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 50—60 schmale linealische Fiederblättchen tragend, diese stehen nicht regelmässig der dreikantigen Rhachis entlang, sondern sind unten zu 4—5, ohen zu 6—10 gruppirt; diese Gruppen jedoch immerhin so genähert einander, dass der Wedel doch in einiger Ent- fernung regelmässig gefiedert erscheint, die Fiedern sind am Rande sehr fein gezähnelt,. Blüthenkolben hängend, 1! —2 Fuss lang, aus 6—8 einfachen, fast gebüschelt stehen- den Zweigen bestehend und in einer doppelten Scheide eingeschlossen, die äussere kurz dünn und oben offen, die innere spindelförmig, fast holzig, der Länge nach geöffnet, bis 1!/2 Fuss lang und aussen mit rostfarbigem Filz be- deckt. Fıucht eirund, oben genabelt, gelblich, da und dort rostig-filzig; Rinde fleischig- faserig; die Steinschale knöchern aber zer- brechlich, wit 3 grossen Poren am Grunde; äussere Samenhaut netzaderig, auf der einen Seite durch die ziemlich breite Samennaht ge- gürtelt. 5) Azalea indica var. gigantiflora. Eine Gartenform, von Herrn Delimon in Wondel- ghem bei Geut gezüchtet, und vom Etablisse- ment Verschaffelt in den Handel gebracht. Besonders ausgezeiclinet durch die ungewöhn- liche, aber nicht aussergewöhnliche Grösse der Blumen, die neenbei durch ihre abgerundete, breite Form den strengeren Ansprüchen ge- nügen, die man jetzt berechtigt ist, an alle solche blumistische Errungenschaften zu stel- len, wenn deren Zahl nicht Legion werden soll. Blüthenfarbe lebhaft rosa mit hoch- rotben Reflexen, die Fahne (der Flecken auf den 5 oberen Petalen), gross, violett mit car- moisin punktirt. (Taf. 178.) 6) Hardenbergia hybrida Makoyana Lem.; Leguininosae. Stammt mütterlicherseits wahr- scheinlich von der schönen H. Comptoniana Benth. oder besser noch, von der H. macro- phylla Benth., denn die grosse Aehnlichkeit mit beiden ist unverkennbar. Die väterliche Abstammung ist schwerer zu errathen, doch wohl jedenfalls in einer der Arten derselben, oder doch in einer der nahe verwandten Gat- tungen Kennedya, Glyeine oder Zychia (!!) zu suchen. Wie dem auch sei, dieser Bastard hat von väterlicher Seite wenig Modificationen erlitten, das Laub ist dasselbe wie bei A. ma- Il. Neue Zierpflanzen. erophylla, nur kürzer; die Blüthentrauben sind dieselben, nur ebenfalls kürzer und we- niger gedrängt, aber die Blüthen sind grösser und von zarterer, frischerer Färbung, ein vio- lett angehauchtes Himmelblau. Sie wurde in Lüttich im Etablissement Makoy in einer Aussaat gewonnen, und von dort im Jahre 1857 zuerst abgegeben. Wie ihre Schwestern, eine hübsche Schlingpflanze, nicht sehr hoch wachsend, dagegen viel verzweigt und reich blühend und im Topfe gezogen vorzüglich ge- eignet zur Bekleidung von Drahtgittern in Pyramiden-, Kugel-, oder Fächerform, oder‘ um Pfeiler, Sparren ete. in Kalthäusern zu bekleiden. Eine leichte, sandige Laub - oder Heideerde und im Sommer ein halbschattiger Standort im Freien sind wesentlich zum guten Gedeihen. Vermehrung leicht durch Steck- linge bei gelinder Bodenwärme *). (Taf. 179.) 7) Brassavola fragrans Lem.; Orchideae. — In den Bliüthen der Br. Perrini sehr ähn- lich, glauben wir nach näherer Untersuchung doch eine gute Art vor uns zu haben. Aus einem kriechenden und sehr verzweigten Rhi- zom entspringen eine Menge sehr schlanker, verlängerter Scheinknollen, die wenn jung von 2—3 dünnhäutigen, zuerst grünen, später weissen und gestreiften Scheiden ganz einge- hüllt. Die Blätter einzeln, eylindrisch-gekielt, lang zugespitzt, mit stechender Spitze; der aus der Blattbasis tretende Blüthenschaft ist viel kürzer als die Blätter, und gewöhnlich 2blüthig, kommt aber auch 5—7blüthig vor; Sepalen und Petalen von gleicher Form, Länge und Farbe, um etwas länger als die Lippe, gelblich grün, aussen roth punktirt; Lippe gross, oval, zugespitzt, rein weiss mit einem grünlich gelben Flecken in der Mitte, *) Wir möchten denn doch fragen, wa- rum man jetzt alle Züchtungen zu Hybriden stempeln will®@ — Es ist schon viel dagegen geeifert worden, und mit Recht. Wenn man keine genaue Beweise anführen kann, und die Unterschiede sich nur auf unwesentliche Grös- senmerkmale und Abweichungen in der Fär- bung erstrecken, wie bei obiger Pflanze, so wäre es doch viel gerechtfertigter, Varietäten daraus zu machen, — (E. O0.) 53 Alle krautigen Theile der Pflanze sind oft gefleckt oder selbst marmorirt mit kleinen dunkelpurpurnen Flecken. Der süsse und starke Wohlgeruch der Blüthen verschwindet oder ist kaum bemerkbar in der Nacht- und Morgenzeit, wird aber Nachmittags und Abends so stark, dass einige Blumen hinreichen, ein grosses Zimmer zu parfümiren. Diese Art wurde von Herrn Devos, Sammler für das Haus Verschaffelt, auf der Insel St. Catharina an der brasilianischen Küste entdeckt und durch ihn 1847 eingeführt. Gedeiht recht gut auf hängenden Holzblöcken und verlangt häu- figes Bespritzen und Wärme während der Wachsthumszeit, dann aber, um reich zu blü- hen, eine Ruhezeit in kälterer Temperatur und Trockenheit. (Taf. 180.) 8) Ahododendron azaleoides var. crispi- florum. Wurde von einem Genter Handels- gärtner, Herrn Louis Delmotte, aus einer Be- fruchtung einer Gartenform von Rhododendron mit einer indischen Azalee, (wahrscheinlich die Varietät Reyndersiana), gewonnen. Diese interessante Pflanze zeigt in Tracht und Blü- then aufs Deutlichste ihren hybriden Ursprung; deun sie steht durchaus in der Mitte zwischen den ächten Rhododendron und den indischen Azaleen. Die ganze Pflanze, Corolle ausge- nommen, ist mit einer kurzen, schärflichen, etwas rostfarbigen Behaarung bedeckt. Blätter elliptisch, von ziemlich weicher Textur, spitz, mit dem Alter kahl werdend. Blumen mitt- lerer Grösse in schönen, vielblumigen, end- ständigen Bouquets, lebhaft dunkel-rosa, mit carmoisin punktirt, und weissem Schlunde; Rand stark wellig gekräuselt. Staubfäden 5—8, schwach flaumhaarig. (Taf. 181.) b) Abgebildet in „la Belgique hor- ticole.“ 9) Erica grandiflora L. fl. Eine bereits gegen Ende vorigen Jahrhunderts durch Mas- son vom Kap der Guten Hoffnung eingeführte Art, obgleich eine der ältesten, doch immer noch eine der schönsten Arten. Sie gehört zu der Section Syringodea, die durch seit- liche Antheren und röhrige, mindestens 5 Li- nien lange Corollen mit aufgerichtetem oder zurückgebogenem Saume charakterisirt wird, und zu der De Candolle im Prodrome (Band 54 VII. Jahrg. 1838) bereits 67 Arten rechnet. | Die Erica grändiflora wird bis zu 3 Fuss hoch, Rinde grau, Aeste quirlständig, ge- drängt, dicht beblältert. Blätter zu A - 6 quirl- ständig, linealisch, etwa 9- 10 Linien lang; Blüthen einzeln blattwinkelständig, schön gold- gelb, oben mehr oder weniger rolh, gross, mit leicht gebogener Röhre, Staubgefässe her- vorragend,, mit rothen Fäden und gelben An- theren. 10) Erica fulgida Bedf. (E. speciosis- sima Klotsch). Wie die Vorige eine längst eingeführte, aber sehr schöne Art, ebenfalls zur Seclion Syringodea gehörend. Blätter‘ verlängert-linealisch, aufrecht - abstehend, ein- wärts gekrümmt, fast zolllang; Blüthen in dichter wirteliger Aehre zusammengedrängl, gegen die Spitzen der Zweige; Sepalen aus breiter Basis lang-linealisch, zugespitzt, kahl; Corolle keulenförmig-röhrig, kahl; Saumzipfel breit abgerundet, die gelben Antheren hervor- stehend. Fruchtknoten schwach flaumhaarig. Blumen gross, schön rosapurpur. 11) Ahaphiolepis japonica Sieb. et Zucc. Rosiflorae, Pomaceae. Ein sehr scher, immergrüner Strauch fürs Kalthaus, durch Siebold neuerdings von Japan eingeführt, | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. unterhalb gelblich- grün oder bläulieh - grün, lederartig. Die hübschen, weissen, röthlich angehauchten Blumen stehen in endständigen, gedrängten, pyramidalen Rispen; Keleh filzig, mit eiranden spitzen Zipfeln; Petalen verkehrt- eirund stumpf; Frucht eine ein- selten zweisa- mige, kugelrunde schwarze, blau bereifte Beere, von der Grösse einer kleinen Kirsche. Herr Witte, Obergärtner des botanischen Gartens in Leyden, theilt noch Folgendes über diesen schönen, neuen Zierstrauch mit. „Es ist ein sehr hübscher, reichblühender Kalt- hausstrauch; kaum Fuss hohe Exemplare brin- gen schon 5-8 Blüthenrispen. Je nach der Ueppigkeit der Pflanzen wechselt die Grösse der Blätter, oft sind dieselben auch an dem gleichen Exemplare fast sitzend und bald lang gestielt. Ihre Behandlung ist leicht, eine gute Lauberde sagt ihr zu. Anfang Februar zeigen sich die Blüthenknospen, man sollte ihre dann einen recht hellen, sonnigen Stand- ort geben, damit die Knospen sich gut -ent- wickeln, oder sie dann in ein Warmhaus brin- gen, wo sie sich bald mit Blumen bedeckt, hüb- | die zu dieser Jahreszeit noch sehr werthvoll sind. Vermehrung durch Stecklinge und Sa- men.‘ Nach der Abbildung und dem wo er eine beliebte Gartenzierde bildet. Blät- | oben Gesagten eine äusserst werthvolle, sehr ter oboval oder länglich, stumpf, grob säge- zähnig-gekerbt, oberhalb dunkelgrün, kahl, il. 4) Correspondenz aus Wien. Die wichtigste Neuigkeit dürfte wohl die Publica- tion der Eichen Europa’s und des Orients von unserem verdienstvollen Rei- | zu empfehlende Acquisition. (E. 0.) Notizen. nämlich grosse Anzahl von Subscribenten, um dadurch zu andern derartigen Unterreh- mungen angeeifert zu werden. — Also von Kotschy's Eichen ist die erste Lieferung er- senden Kotschy sein — äber auch dem Ver- | schienen, sie enthält Diagnosis, Beschreibung, leger Eduard Hölzl in Olmüz gebührt alle Ehre, | Vorkommen, Cultur ete. von 5 Arten, näm- aller Dank, dass er die Herausgabe dieses | lich von Quereus Libani Oliv. Var. ealli- höchst werthvollen, kostbaren Werkes unter- | carpos Kotschy, Q. aurea Kolschy aus Sieben- stützt, unternommen, denn für gewöhnlich sind | bürgen, Q. Pyrami Kotschy, Q. Haas Kotschy unsere Buchhändler wohl keine Freunde von | und 0. syriaca Kotschy, — ausser der Q. Herausgabe wissenschaftlicher Bücher, da diese 'aurea, alle aus dem Oriente und theilweise nur auf einen kleinen Kreis beschränkt sind — | bei uns auch acelimatisirbar. — Eine jede also verdiente H. Hölzl ausser einem morali- | Art ist in Farbendruck, naturgetreu und pracht- schen Dank , wohl ‘auch einen materiellen, | voll abgebildet — der Text deutsch und fran- M. Notizen. zösisch — die Ausstattung in Folio, schön, elegant. Von Pazzani’s Cacteen lege ich ein Ver- zeichniss bei,— über die von ihm gepflogene Cultur habe ich auch im botanischen Wochen- blatte unseres Skofilz eine Notiz gegeben — wahrscheinlich besitzen Sie diese, da ich inehreres daraus in Ihrem Journal entnommen fand. Pazzani verkauft auch, wohl nicht so sehr des Gewinnes wegen, da er ein ver- mögender Beamter ist, als um mehr seine Liebhaberei ausdehnen zu können — Pazzani behandelt seine Pflanzen sehr einfach und er- hält sie alle frisch und gesund. Im Mai 1859 wird in Padua eine Blu- menausstellung von Seite der Gesellschaft zur Beförderung des Gartenbaues abgehalten wer- den, was wohl nur durch Anregung unseres thäligen, ausgezeichneten Botanikers de Visiani geschieht. Es werden goldene, silberne und broncene Medaillen vertheill werden — die grosse goldene Medaille erhält jener Aussteller, welcher die reichste Sammlung_ von neuen oder seltenen nicht im Venetianischen König- reiche eingeführlen Pflanzen einsendet; goldene Medaillen werden ferner vertlheilt für eine Sammlung von neu eingeführten und nützlichen Pflanzen im Ackerbau, Gewerbe eic., für die schönst und reichlichst blühenden Camel- lien, für eine Suite von blühenden Azaleen und Rhododendren mit reichlichen Varietäten. Silberne Medaillen erhält eine Sammlung von neuen mannigfaltigen Pelargonien, Sammlung von blühenden Remortant-Rosen in Topf; eine Sammlung von sirauchartigen Calceola- rien; Sammlung von in Topf ceullivirten Zwie- bel- und Knollengewächsen, wie Hyaeinihen, Tulpen, Amaryllis, Ixia, Sparaxis, Achime- nes, Ranunkeln, Anemonen, Lilien ete.; für neue exolische Pflanzen in ausgezeichneien Exemplaren, kräftiger Vegetation, reichlieher Blüthe; dann für Veilchen u. a. verschiedene Pflanzen. — Zu bemerken ist, dass die Ge- sellschaft die Transportspesen allen jenen Aus- stellern entschädigt, die davon Gebrauch ma- chen wollen — ein Punkt, der wohl bei al- len Ausstellungen eingeführt sein sollte, um diese reichlicher ausgestattet zu schen. In Mailand erscheint ein Journal, welches Ihnen vielleicht noch nicht bekannt ist, da 55 ich in Ihrer Flora nichts erwähnt finde — es heisst: „‚J giardini“ Giornale d’orticultura — er- scheint bei Übieini. Unter anderem ward kürz- lich beschrieben und abgebildet die schöne Camellia Angela Ooechi, eultivirt bei Hrn. Brozzoni nächst Brescia; sie ist schneeweiss mit Streifen und Flecken rosa- und blutroth — bei Hrn. Cocchi in Brescia oder bei Ubieini in Mailand sind Pflanzen dieser Camellia von 80 bis zu 160 Frances, je nach der Grösse, ver- käuflich. — Eine andere schöne Camellie ist die CamelliaContessa Paolina Maggi, eultivirt im Garten des H. Magg in Francia Corta nächst Breseia, sie ist überaus gefüllt, Alabasterweiss und nur hie und da ein schwa- ches rosenrothes Fleckehen. — Von Interesse ist auch die grüne Rose, welche ein gewisser Aschieri in Mailand aus Manheim bezog unter dem Namen viridiflora und die ohne Zweifel zu Rosa indica gehört. — Auch eine schöne, sehr geschmackvolle Birne wird im besagten Journal beschrieben, die ausser Italien nicht viel bekannt zu sein scheint. Es ist die Pyra angela Aldrov., P. citria Celid., P. Limonia Tan., im Modenesischen wird sie Pera cedro, in Faenza P. Limone, im Breseianischen und Venetianischen P. Figo genannt. Verona besitzt die geschmackvoilsten Früchte, die weithin ver- sendet werden. Genua besitzt diese Birnart seit wenigen Jahren, unbekannt ist sie in Pisa, Lucea, Piemont, Monferrat elc., seit 1854 fin- det sie sich in Mailand bei Burdin. — Das Haus Burdin in Mailand dürfte Ihnen gewiss nicht unbekannt sein — es hat einen ausge- dehnten Garten, reichliche Auswahl an Pflan- zen und Sämerereien, alles Neueste — zwei- ma! im Jahre erscheint ein Catalog seiner ver- käuflichen Pflanzen und Samen. Ich muss Ihnen doch auch von dem Gar- ten des Herrn Albert Parolini in Bassano, Provinz Vicenza, etwäs mittheilen. Parolini hat sehr viele Reisen gemacht und sehr vieles gesammelt — er hat erst unlängst seine werth- volle, reiche Mineralien - und Petrefaeten- Sammlung dem Athenaeum in Bassano zum Geschenke gemacht; sein Garlen ist sehr aus- gedehnt, sehr reich an seltenen Pflanzen; ein eigenes Verzeichniss erscheint von Zeit zu Zeit, um Tauschverbindungen anzuknüpfen. ZweiCedern vom Libanon über 20Metres hoch, 56 eine Gingko biloba über 14 Metres, verschie- dene Pinus, worunter P. Deodora und excelsa von Himalaya, P. insignis aus Californien, P. Parolinii Vis. von Berge Ida in Asien (be- schrieben in den Mem. dell’ Ist. ven. 1856. VI), P. canariensis u. m. a. erheben sich prachtvoll in seinem Garten, ein grosses Warmhaus etc. bietet dem Besuchenden sehr seltene Pflanzen. Von unseren österreichischen Gar- tenbaugesellschaflen ist wenig zu sagen — die Wiener Gart. Ges. hat im Jahre 1857. 1858 sehr schöne reichliche Ausstellungen gehabt, aber trotz aller möglichen kräftigen Aufmunterungen und Unterstützungen von Seite des Comite’s, worunter besonders Dr. Fenzl, Beer und einige andere hervorzuheben — will es nicht gehen. Prämien erhalten immer fast die nämlichen Aussteller, worunter der Han- delsgärtner Abel die meisten, die andern Han- delsgärtner theils können, theils wollen nicht concurriren, und so bleibt es im Alten. In Pesth bat sich jetzt eine Garlenbaugesellschaft constituirt, die viel zu hoffen gib — in Pesth ist auch ein gewisser Dr. Eizel, der eine Gar- tenbanschule gegründet hat. Wäre denn die Einrichtung selcher nicht ein Zweck der Gar- tenbaugesellschaften? — Diese haben die Mittel dazu — sollen denn Blumenausstellun- gen die einzigen Zwecke sein, die solche Ge- sellschaften verfolgen? ich glaube nicht — Blumen - und Obstbau liegt bei uns sehr da- nieder. — Preise!’ werden nie dieselben er- heben. — Der Unterricht muss da helfen, ohne diesen wird nur hier und da ein Gärt- ner sich emporheben, der zufällig Gelegenheit findet. — Was Obst und Gemüse betrifft — so geht es gar schlecht — in den Ausstellun- gen haben wir wenig Neues, wenig Schöne- res gefunden, was nicht schon auf dem Markte ausgeboten ward. — Wie auch Director Fenzl in seinem amtlichen Bericht sagt. — Im verflossenem Winter wurden von Seite einiger Mitglieder der hiesigen Gartenbauge- sellschaft sehr anziehende Vorträge gehalten, die auch sehr besucht waren. Ueber Gartencultur speciell haben wir kein Journal. Skofitz bringt manchmal etwas, manchmal Arenstein’s Land. - und Forstztg., manchmal ‘die Mittheilungen der m, sch. Ges. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2. Bef. d. Ackerb. In unserem Italien .ist Peluzo d’Agricoltore, Ubicini’s Giardini, letz- teres speciell dem Gartenbaue gewiümet. A. Senoner. . 2) Senegal-Gummi. ZweiArten von Gummi sind zunächst zu unterscheiden, näm- lich das harte Gummi von Galam und das Zerreibliiche Gummi von Sadrabeida. Das erstere besteht aus der Ausschwitzung der Rinde zweier Acacien, nämlich von A. Verek fl. Sen. und A. Neboued fl. Sen. Von diesen ist das von A. Verek weiss, runzlich und trüb von aussen, innen glasig. Es ist vollständig löslich im Wasser und gibt eine viel dünnere und klarere Lösung als das Gummi arabicum. Der Baum, der dieses Gummi liefert, ist von mittlerer Höhe, 18—2%4 Fuss hoch, sehr ver- ästelt und die Aeste und Aestchen mit vielen spitzen Dornen bewaffnet. Das Holz ist hart, die Rinde grau; aus leizterer fliesst das Gummi natürlich aus und erhärtet in 20— 30 Tagen. Derselbe ist häufig verbreitet und bildet be- sonders auf dem rechten Ufer des Senegals dichte Waldungen, so um St. Louis, Onalo und Ghioloff, an den Grenzen der Sahara u. s. f£ An allen diesen Orten wächst er ge- selischafllich mil der A. Neboued (Mimosa Neb-neb und Rother Gummibaum nach Adan- son), welcher durch das röthere Gummi von A. Verek sich sofort unterscheidet. Das Ne- boued-Gummi löst sich vollkommen im glei- chen Gewicht Wasser und bildet einen dickern Schleim. Das Senegal - Gummi wird durch die no- madisch lebenden Araber gesammelt, die in der südlichen Sahara leben und sich selbst Beduinen nennen; während sie die Colo- nisten Mohren nennen. Gelegentlich brin- gen auch die Neger von Onalo und Ghioloff dieses Gummi auf den Markt. Die ersieren sind eine gleichgiltige Race, die andern aber, die ein sehr gutes Gummi liefern, werden oft von den Mohren vom Markte abgehalten, da diese auf ihre Nachbarn eifersüchtig sind und gern diesenHandel allein an sich reissen möchten. Von diesen Letzteren beschäftigen sich viele Stämme mit diesem Handel. Einem je- den gehört eine Oasis, in denen nur sie das Gummi sammeln. Das Sammeln selbst ge- schieht besonders nach der Regenzeit im Juni m. und Juli. Tritt dann recht heisses Wetter und trockne Winde auf, unter deren Einfluss die Rinde aufspringt, so ist die Ernte besonders reich. Das mühsame Geschäft des Sammelns an den dornigen Bäumen müssen Sclaven besorgen. Mit einer ledernen Tasche, Toulon oder Touron genannt, werden sie des Mor- gens ausgesandt und haben ihre Ernte dem Herrn abzuliefern, der sie meistens im Sande vergräbi, bis sie zu Markt geschickt werden kann. Ist der Vorrath gross genug, so wer- den Kameele und Ochsen mit solchen bela- den und ziehen unterm Schutz des Oberhaup- tes des Stammes zum Markt, wo sie von den Franzosen im Austausch blaue baumwollene Tuche, Gewehre, Pulver, Zucker u. s. fi er- halten. reinste Sorte, aber es kommt wenig auf den Markt, da die Mohren es verhindern. Das Bandon-Gummi Galam -Gummi vermischt und schwer zu un- terscheiden. Es schmeckt bilterer und kommt von einer mit A. albida verwandten Acacie. Das Gonak& oder Gonate-Gummi wird in der Oasis El Fatak häufig gesammelt. Dasselbe ist röther,, leicht geirocknet und pul- verisit und wird von den Mohren den bes- sern theueren Sorten vielfach beigemischt. Es besitzt einen sehr biltern Geschmack und ist nur hierdurch zu unterscheiden und kommt von A. Adansoni fl. Sen. (Mimosa Gonakii Adans). Das Zerreibliche Gummi (Friable gum) oder Sabra- beida wird in Form von grobem Salz auf den Markt gebracht. Der Bruch ist glasig, die Oberfläche trüb und oft runzlig und kommt oft in kleinen Kügelchen oder wurmförmigen Stückchen vor. Die Farbe desselben ist weiss, rolh, grün und gelb, je nach dem Alter desselben, auch hat die mehr oder weniger sandige Natur des Bodens, hier- auf einen Einfluss. Es löst sich im eignen Gewicht von Wasser und bildet einen dünnen Schleim. Im Januar, Februar und März wird es in Wäldern unfern Bakal gesammelt: Es kommt von einer mit A. albida verwandten Art, deren Stamm sehr dornig aber kleiner als der de: A. Verek. Derselbe wächst in der Sahara, auf der rechten Seite des Flusses. ist meist mit Das Ghicloff- Gummi ist die besie und Notizen. 57 Von der weissen Rinde hat der Baum den Namen Sabra-beida (Weiss-Stamm) erhalten. Es ist von viel geringerer Qualität als die har- ten Gumıini-Sorlen, und wird nur dann in St, Louis verkauft, wenn die guten Sorten fehlen. (Hooker Journal of Bolany). 3) Die Latue (Latua venenosa Philippi) ist eine neue Gattung aus der Familie der So- lanaceen, die Professor Dr, R. A. Philippi in Santjago in Chile in Valdivia und Chilo& ent- deckt hat. Dieselbe bildet einen kräftigen Strauch mit 2 Zoll im Durchmesser haltenden Aesten und dornigen Aestchen. Blätter dicht stehend, abwechselnd, kurz gestielt, länglich lanzettlich, spitz, ganzrandig. Blumen schön violett auf einzelnen achselständigen, dicht kurzharigen Blüthenstielen, Kelch 3 Linien lang, 5lappig, kurzkaarig. Blumenkrone röhrig, 16 Linien lang, die Mitte der Röhre schwach erweitert und 8—9 Linien im Durch- ınesser, Saum mit 5 schwach abstehenden Zähnen. 5 Staubfäden, etwas länger als die Blumenkrone. Frucht eine zweifächerige, viel- saamige, gelbgrüne Beere von 8—9L. Durch- messer. Gehört zur Gruppe der Atropeen und un- terscheidet sich durch das Fehlen des drüsigen Ringes ete., von den verwandten Gattungen. Interessant ist diese Pflanze dadurch, dass der Genuss der Beeren oder das Trinken des Absudes von den Stengeln einen bewusstlo- sen, an Verrücktbeit erinnernden Zustand er- regt, der je nachdem man mehr oder weniger davon genossen, auch mehr oder weniger ;lang anhält. NachMonate langen Kopfschmerzen folgt die Genesung. Die Indianer, welche diese Pflanze und deren Eigenschaften schon lange kannten und auch oft in Anwendung brachten, ver- heimlichten sorgfältig, wo sie zu finden sei, bis es endlich den Bemühungen des Professors Philippi gelang, ihrer habhaft zu werden. Ihre Aehnlichkeit mit der Palo Santo oder Tayu (Flotowia diacanthoides), die essbare Früchte besitzt, gibt häufigen Anlass zu zufälligen Vergiftungen. Durch Prof. Philippi wir wohl bald Samen dieser höchst interes- santen, von den Indianern Chile’s abergläu- bisch verehrten Pflanze, nach Europa erhalten. (Bot. Zeitung). werden Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. W. Literatur 4) Fr. Chr. Schübeler, über die geogra- phische Verbreitung der Obstbäame und beerentragenden Gesträuche in Norwegen. Hamburg. Verlag von R. Kittler. Der geehrte Verfasser gibt uns in diesem Schriftehen eine kurze und interessante Schil- derung der Vegetations - Verhältnisse Norwe- gens. Norwegen liegt zwischen dem 58 — 71° nördlicher Breite. Die Nähe des Meeres und der an den Küsten vorbeigehende Golfstrom bedingt das bei der hohen nördlichen Lage verhältnisswässig milde Klima. Das Innere des Landes ist ausserordentlich gebirgig. Hier ist der Winter viel kälter und länger als längs der Küste, wo wiederum der Sommer auch weniger warm ist, und so kommt es vor, dass im Innern das Sommergetreide zuweilen voll- kommen reift, während es in den mildern Kü- stengegenden unreif abgeschnitten werden muss. Im Gebirge beginnt die Schneegrenze im 61.° N. B. bei 5300 Fuss über dem Meere, im 62.0 bei 5200 Fuss, im 67.0 bei 3700 Fuss, im 70.0 bei 2880 Fuss und im 71.0 bei 2280 Fuss über dem Meere. Das Wachsthum der Pflanzen im Innern ist während der Sommermonate , besonders höher gegen Norden, wo wie z. B. in Alten (70° N. B.) die Sonne vom 24. Mai bis zum 19. Juli gar nicht mehr untergeht, ganz aus- serordentlich. Herr Thomas beobachtete hier Erbsen, die innerhalb 24 Stunden a — 3 Zoll wuchsen. Wenn man nun auch in diesen Gegenden erst nach Johanni aussäen kann, dann bewirkt dennoch jenes schnelle Wachs- thum, dass Gerste in 8 — 12 Wochen noch vollständig zur Reife kommt, — Als Beispiele der Temperaturverhältnisse des Innern und der Küste wollen wir nur herausheben,, dass in Valle unterm 59'4° N. B. bei einer Lage von 11 — 1200 Fuss über dem Meere die Sommerwärme bis zu + 34° R. und die Winterkälte bis zu — 28°R. ansteigt, während unterm 60.0 N. B. die 3 kältesten Wintermo- nate hindurch nur eine Kälte von 8° R., und die 3 wärmsten Sommermonate hindurch eine mittlere Temperatur von nur + 13° R. herrscht. Weizen wird in Norwegen bis zu 64° und Gerste bis zu 68", Roggen bis zu 69°, Hafer bis zu 70° N. B. gebaut. Die Kartoffel geht so weit wie die Gerste und gibt je nach den Jahren 7 — 15 fältigen Ertrag. Der Apfelbaum gedeiht noch bis zu 63°/2° N. B. und werden vom Verfasser noch 70 Sorten, theils ganz edler Aepfel aufgeführt, die dort noch ganz gut gedeihen, worunter z. B. der Grafensteiner, Baumann’s rothe Win- ter-Reinette, die gräue französische Reinette ete, . Die Birne geht so weit wie der Apfel. Im Süden des Landes wird sie als Hochstamm, im Norden als Spalier gezogen. Herr Schü- beler kennt 26 angebaute Sorten, unter deneh noch 2 Bergamotten und Beurr&e gris. Die Kirsche geht bis zu 664° N. B., um Christiania kommen noch 12 Sorten vor. Die Pllaume wird bis zum 63° N B. noch als Spalier culivirt. Die Pfirsich und die Aprikose ‚ kommt als Spalier im Süden desLandes noch vor. Stachelbeeren werden bis zum 66° und Johannisbeeren und Himbeeren bis zum 70° N. B. culüvirt. Genauere Nachweise gibt über alles dieses das interessante Schrift- chen selbst. (E. R.) 2) C. W. Fritsch, die Garten-Nelke, ihre Er- ziehung, Pflege und Vermehrung. Arn- stadt 1858 im Verlag von 0. G. Möhring, Kunst- und Handelsgärtner in Arnstadt. — Herr Fritsch, der Compagnon des renom- mirten. Handelsgeschäftes von C. G. Möhritig in Arnstadt legt in diesem Büchlein seine durch lange und aufmerksame Pflege der Nelke ge- sanımelten Erfalırungen nieder. Die Garten-Nelke vereinigt Schönheit, Man- nigfaltigkeit von Farbenspiel und Form, sowie endlich guten Geruch miteinander und gehört daher seit alten Zeiten zu den Lieblingspflan- zen unserer Gärten. Ist auch die Cultur dieser Pflanze schon oft besprochen worden, #0 wird ‘doch Jeder IV. Viteratur. gerne und mit Nutzen dieses kleine Schriftehen Fritsche’s von Neuem lesen. Die Nelke, sagt er, scheint den alten Griechen und Römern nicht bekannt gewesen | zu sein, wenigstens besitzen wir keinen si- | cheren Nachweis darüber. Nach Hierony- mus Tragus war die Nelke schon im Jahre | 1546 eine Lieblingspflanze der Gärten im mitt- leren und südlichen Europa und in zahlrei- reichen gefüllten, einfarbigen und bunten Ab- arten bekannt. Den Winter, sagt dieser, halte sie im Freien nicht mehr aus darum pflanzten die Jungfrauen solche in Scherben ünd Ge- fässe und überwinterten sie im Keller. Der Verfasser gibt nun fernere interessante geschichtliche Nachweise über dieNelke, zeigt, dass deren ursprüngliches Vaterland die euro- päischen Länder am Mittelmeer seien, dass sie ‘in Frankreich und England wohl nur verwil- dert sei, und geht dann zur Classifieirung der Nelken (Nelkensystem) über. Er befolgt die von Weissmantel aufgestel- ten Grundsätze und stellt folgende Eintheilung lest : I. Farbennelken (Einfarbige.). N. Zeichnungsnelken (Mehrfarbig ge- zeichnete.) Die zweite Gruppe zerfällt wieder in: 1) Punktirte. punktirt. 2) Haarstrichnelken (Picotten). Durch feine Striche vom Rande aus gezeichnet. 3) Bandstreifnelken. Durch breite Streifen gezeichnet. Dieselben heissen D ou- bletten, wenn sie ausser der Grundfarbe nur mit einer Farbe und Bizarden, wenn sie mit 2 und mehr Farben gezeichnet sind. Zeichnung vorherrschend 4) Tuschnelken (Feuerfaxer und Fameusen). ‘Zeichnung verwaschen. Zerfallen wieder in Randtuschnelken und Kelchtuschnelken oder Fameu- sen. Bei den erstern geht die Zeichnung vom Rande des Blumenblattes aus und verliert sich gegen den Grund desselben mehr oder wehi- ger. Bei den andern tritt der umgekehrte Fall ein und die Rückseite des Blumenblaties besitzt gär keine Zeiehnungsfarbe. — In Be- , von aüssen vergrössern. 59 zug auf Bau wird nach Nelkenbau, Ranun- kelbau etc. unterschieden. — Zur Cultur übergehend, wird deren Er- ziehuug aus Samen, die Topfeultur, Befruch- tung, Vermehrung durch Ableger und Steck- linge, Ueberwinterung, Versendung, Krankhei- ten und die Feinde der Nelke besprochen. Wir werden vielleicht später einmal Einlässli- cheres darüber mittheilen und begnügen uns heute damit, dieses kleine Schriftehen eines in- telligenten Gäriners kräftig zu empfehlen. (E. R.) 3) Carl Nägeli, die Stärkekörner. Morphologische , physiologische, chemisch- physicalische und systemalisch - botanische Monographie. — Unter Mitwirkung von Dr, ©. Cramer und Dr. B. Wartmann. — Zürich bei Friedrich Schulthess 1858. — Ein Quartband von 623Seiten und 16 ana- lytischen Tafeln, ebenso reich an Umfang als an gewichtigem Inhalte. Der berühmte Ver- fasser gibt in diesem Bande das Resultat sei- ner langjährigen umfassenden Untersuchun- gen über die Form , die Entstehung und die chemische Zusammensetzung der Stärke- körner, sowie über die ofl sehr charakteristi- sche Form derselben, je nach den verschiede- nen Familien und Gattungen des Pflanzenrei- ches. Wir können auf den reichen Inhalt die- ses gewichligen Werkes nicht näher eintreten, dies müsste uns zu weit führen. Nur zwei Punkte wollen wir aus diesem Werke spetiell hervorheben. Die Stärkekörner, z. B. die der Kartoffel, zeigen unter einander eine sehr verschiedene Grösse. In einer einzigen, dem unbewaffneten Auge nicht siehtbaren Zelle des Kartoffelknol- lens liegen Hunderte dieser Stärkekörner. (Vergl. Jahrg. 1856, Taf 177, Fig. 1.) dieser Körner zeigt mehr oder weniger deul- liche Bildung von meist coneentrisch über einander liegenden Schichten (Taf.177, 2. 3.). Diese Schichtenbildung des kleinen Stär- kekorns ward auf entgegengeselzle Weise er- klärt. Die Einen nahmen eine ursprünglich gleichmässige solide (Fritsche) oder auch in- nen hohle (Schleiden) Anfangsbildung an, wel- che sich durch schiehtenförmige Anlagerung Die Andern dachten Jedes 60 sich dasStärkekorn ähnlich wie die Zelle aus- sen von einer cellulosen Schicht (Membran) umgeben, und liessen die Vergrösserung durch Einführung von Stoff ins Innere des Stärke- korns und die Schichten durch Ablagerung von innen stattfinden. Dies war auch Näge- li’s frühere Ansicht. Nach dessen jetzt veröffentlichten gründ- lichen Untersuchungen liegt die Wahrheit in der Mitte zwischen beiden Ansichten, und es verhält sich die Bildung des Stärkekorns, un- gefähr in folgender Weise. Dasselbe entsteht als durchaus solides kugelrundes Korn von homogenem Inhalt und wächst durch Aufnahme von Stoffen, die von aussen nach innen ge- führt werden und sich nirgends anlagern, son- dern den Stoff des Stärkekornes durchdringen und sich zwischen denselben nach bestimmten Gesetzen einlagern. Wachsthum durch Zwi- schenlagerung neuerMoleküle kann man diese Art des Wachsthums bezeichnen. Nägeli ist der Ansicht, dass diese Art des Wachsthums die gewöhnlichste im Pflanzenreich sei und dass selbst die Verdickung der Zellmembra- nen nicht inFolge von Anlagerung, sondern in Folge von Zwischenlagerung vor sich gehe. Die erste Veränderung , die das solide Stärkekorn zeigt, ist die Bildung eines weiche- ren Kernes. Dieser Kern vergrössert sich und so scheidet sich gleichsam Inhalt und die festere Umhüllung, die jedoch nicht mit der Mem- bran der Zelle zu vergleichen ist, da sie aus dem gleichen Stoff, wie das Stärkekorn be- steht. Der Kern, wie das ganze Stärkekorn wachsen nun und es tritt zunächst im Innern des Kernes eine festere Schicht auf, die den | ursprünglichen Kern in eine äussere weichere, | eine mittlere feste Schicht und in einen neuen centralen Kern theilt. Das fernere Wachsthum geht nun in der Weise vor sich, dass der neue Kern sich auf ähnliche Weise wieder in 3 Schichten theilt. Es kann aber auch jede der beiden andern Schichten in gleicher Weise sich theilen, so dass im Innern der festeren Schicht eine weichere Schicht auftritt und diese in eine mittlere weiche, und eine nach aussen und andere nach innen liegende festere Schicht, also ebenfalls in 3 Schichten sich theilt. Die weicheren Schichten können sich aber in ähn- Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. licher Weise wie der Kern in 3 Schichten {heilen. | Die regelmässige oder unregelmässige Form des Stärkekorns wird wesentlich durch die Form und Lage des Kernes bestimmt. Ist derselbe rund und liegt er im Centrum des ursprünglichen Stärkekornes, so entstehen auf diese Weise die regelmässig geschichteten ku- geligen Stärkekörner. Ist er rund und liegt dabei nahe dem Umfange, so entstehen die excentrisch geschichteten. In solchen ist die Mächtigkeit der einzelnen Schichten natürlich sehr ungleich. Sie theilen sich daher theils beim ferneren Wachsthume nicht ringsum, son- dern nur an dem dickern, vom Kerne am weitesten entfernten Theile in 3 neue Schich- ten. Die unregelmässige Form des Kernes be- dingt auch die unregelmässige Schichtung des Stärkekornes. Zusammengeselzte Stärkekörner entstehen einestheils dadurch, dass deren Kern sich spaltet und nun jeder der neuen Kerne con- centrische Schichtenbildung beginnt. Die Thei- lung der Kerne wiederholt sich oft mehrere Male, so dass in einem Korn bis 40 Theil- körner eingeschlossen sein können. Die an- dere Art der Theilung geht in der Weise vor sich, dass sich zwischen den Schichten ein- zelne Stellen verdieken, hier sich ein weicher Kern bildet, worauf um denselben durch Auf- treten einer Spalte zwischen dem Theilkorn und den innern Schichten des ganzen Korns eben ein neues Theilkorn sicht bildet. Oft zeigt sich diese Art der Theilung an unregel- mässigen Körnern in den äussersten Schichten. In diesem Falle schneidet die Spalte das neue Theilkorn von dem ganzen Korn so ab, dass es wie ein zufällig mit dem grossen Korn verwachsenes kleines Korn aussieht. — Der zweite Punkt, den wir hervorheben wollen , betrifft die Auflösung des Stärkekor- nes durch Speichel. Nachdem der geehrte Verfasser die Quellungserscheinungen bespro- chen hat, geht er auf die Löslichkeit der Stärkekörner unter Anwendung von verschie- denen Temperaturen, Säuren ete. über. Von besonderem Interesse sind die Versuche, die derselbe in Bezug auf Einwirkung des Spei- chels gemacht hat. — Aus diesen geht her- IV. Literatur. vor, dass der menschliche Speichel die Stär- kekörner der Samen der Getreidearien schon bei der gewöhnlichen Temperatur auflöst; da- gegen die der Kartoffel erst bei 45 — 55° Cels. (36 — 44° R). Die Auflösung schreitet dabei von aussen nach innen in der Weise fort, dass anfangs die Stärkekörner ihre nalür- liche Gestalt behaltend , ähnlich zarten durch- sichtigen, in einander geschachtellen Blasen erscheinen, die von Jod nicht mehr blau ge- färbt werden. Erst später wird auch dieser durchsichtige zarte Stoff angegriffen und das Stärkekorn wird von aussen nach innen all- mälig kleiner. Nägeli nimmt daher an, dass alle Stärke aus 2 verschiedenen Grundstoffen bestehe, von denen er den einen beim Auf- lösungs-Process durch den Speichel zuerst aus- “ gezogenen StoffGranulose, den andern der länger der Auflösung widersteht, Cellulose nennt. Der erstere dieser Grundstoffe ist je- ner, der die blaue Färbung der Stärke bei Anwendung von Jod bedingt und als der ei- gentlich nährende Grundstoff der Stärke zu betrachten ist. Der andere als zarte durchsich- tige Masse zurückbleibende Stoff ist dem Mem- branstof, aus dem die Zellmembranen ge- bildet werden, verwandt. Die Stärkekörner der verschiedenen Gewächse sind unter sich sehr verschieden, in Bezug auf ihre Zusam- menselzung aus Granulose und Cellu- loce. Je mehr Procent der ersteren das Stärkekorn enthält, je mehr Nahrungsstoff ent- hält er, und bei je niedrigern Temperaturgra- den wird es vom Speichel aufgelöst. Interes- sant ist es, wie uns dergeehrte Verfasser mit- theilte, dass z. B. die Stärkekörner des be- rühmten Arrow-Root, eines aus Maranla arun- dinacea und indica hergestellten Mehles weni- ger Nahrungsstoff und schwerer lösliche Stär- kekörner als unser Weizenmehl enthält. — Interessant sind diese Versuche auch in sofern, als die Auflösung des Stärkekornes durch Speichel, ungefähr der Lösung des Stärkekornes m Innern derZelle gleichkommt, wenn die als Reservenahrung aufgespeicherten Stärkekörner wieder gelöst und zu Neubildungen verwen- det werden. Durch Säuren und hohe feuchte Wärme werden die Stärkekörner nicht von aussen her, sendern von innen her aufge- löst. So zeigen die Stärkekörner bei Einwir- 61 kung von verdünnten Alkalien zuerst ein Auf- quellen, dann bildet sich an der Stelle des Kernes und der innersien Schichten eine kleine kugelige Höhlung. Von dieser strahlen nun zunächst in Richtung des langen Halbmessers Risse aus und die Auflösung des Stärkekornes schreitet nun von innen aus, immer weiter voran. — Wir müssen uns mit diesen kurzen Be- merkungen über dieses wichtige Werk be- gnügen, -— einem Werke, das nicht blos von dem unermüdlichen Fleisse, wie von dem Be- obachtungs-Talente des Verfassers gleich glän- zendes Zeugniss ablegt, sondern auch für alle Zeiten Epoche in der Wissenschaft machen wird. — Unsere Leser erhalten aber durch diese kurzen Mittheilungen wieder einmal einen Blick in die geheimste Werkstätte der Natur, in das eigenthümliche Leben, das im Innern der kleinen *;o — "lıoo Linie im Durchmes- ser haltenden Zellen vor sich geht. Der Be- griff von Grösse und Kleinheit erscheint uns dabei als das, was er auch in Wahrheit ist, nämlich rein relativ. In dem kleinen Zellen- raum bilden sich alle jene zum Wachsthume nothwendigen Stoffe, da geht die Bildung neuer Zellen vor sich und bilden sich alle jene Stoffe, die der Mensch aus dem Pflan- zenreich benutzt und unter ihnen auch in ei- ner einzigen Zelle Hunderte der kleinen Stär- kekörner, die wir den wichtigsten Stoff nennen können, den die Pflanze zur Ernährung von Menschen und Thieren producirt. Jedes die- ser kleinen Körnchen zeigt wieder für sich eine wunderbare Bildung, Schichtung und allmä- lige Heranbildung und doch sind es Millionen dieser kleinen Stärkekörner, die wir in einem kleinen Stücke Brod oder Kartoffel zu uns nehmen. (E. R.) 4) Heer, die Schieferkohlen von Utznach und Dürnten im Kanton Zürich. — Der Verfasser bespricht die Bildung und Entstehung dieser Schieferkohlen-Lager in ei- nem von ihm im Januar 1858 gehaltenen po- pulären Vortrag, der reich an interessanten Thatsachen und kritischen Beobachtungen und für Jedermann anziehend und belehrend ist. Der Verfasser betrachtet zuerst die Entstehung 62 der, Torfmoore in unserer Zeit, und zeigt, dass hier zwischen 2 in ihrer Entstehung verschie- denen Arten von Torf zu unterscheiden sei. Der eine bilde sich an. offenen versumpften Stellen. Moose , Wasserpflanzen , Schilf und Binsen sind die erste Bildung. Auf den trockneren Stellen siedeln sich nun Vaceinien, Andromeden, Ledum etc. an. Diesen folgen Weiden, Birken, Kiefern, Umstürzend und einsinkend gerathen diese Bäume in den Torf- grund. Die andere Torfform bildet sich in Wal- dungen, wo einzeine Stellen zufällig versumpfen. Die Bäume sterben ab und bilden umstürzend die unterste Torfschicht und nun geht die weitere Bildung wie auf offenen Stellen vor sich. Im Kanton Zürich fand man kürzlich bei dem Bau der Eisenbahn in der Nähe des Greifensees ein 7 Fuss mächtiges Torflager und den Grund desselben bildete ein solcher eingesunkener Wald, von dessen Bäumen man noch Stämme. bis zu 100 Fuss Länge unter- scheiden konnte. Zu den Schieferkohlen übergehend , zeigt Heer, dass das Lager derselben bei Dürnten 12 Fuss mächtig sei. Die Unterlage bildet Leiten und: Sandstein und über denselben fin- det sich eine 30 Fuss mächtige Lage von Ge- rölle und Sand. Die Kohlenschicht selbst ist Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. von dunkeln Leitenschiehten durchzogen, die zum Brennen untauglich sind. Zu unterst' in jeder Schicht finden sich viele Baumstämme und Tannenzapfen. Letztere fehlen nach oben, dagegen finden sich hier Holzstämme mil er- kennbaren Wurzeln nach allen Richtungen zwischen Lagern von Moosen, Schilfen etc. — Die gleiche Bildung wiederholt sich in jeder der durch Lettenbänder getrennten Schiehten, nur werden in den obersten Schichten die Baumstämme seltener und dagegen waltet: die Moos- und Schilfmasse vor. Hiernach ist diese Schieferkohle aus ausge- trocknetem Torfe entstanden , der sich schich- tenweise übereinander gebildei hatte und später durch die auf demselben liegende Gesteins- masse zusammengepresst ward. Heer berech- net, dass nahe an 10,000 Jahre zur Bildung dieser übereinander geschichteten Torfmassen, die jetzt diese Schieferkohle darstellen, nöthig gewesen sein mag, Die über diesen Schiefer- kohlen lagernden Geröllmassen sind zur Zeit der Vergleischerung des grössten Theils der Sehweiz durch die Gletscher allmälig über ih- nen aufgeschichtet worden. Mithin gehört die Bildung jener Schieferkehlen der ältern Periode derDiluvial-Zeit an, der dann die Eiszeit nach- folgte, — oder jener Zeit, welche der Hebung der Alpen folgte. (E. R,) V. Personalnotizen etc. 1) Herr F. Jühlke, bis jetzt Garten - In- spector und Lehrer an der landwirthschaftlichen Academie zu Eldena, hat die Handelsgärtnerei von Carl Appelius in Erfurt definiliv übernommen. Die im Novemberhefte vorigen Jahres gegebene Nachrieht, dass Jüblke den Ruf als Garten-Director in Tiflis angenommen, beruht blos auf Anerbietungen,, die derselbe aber ausgeschlagen. Die alte Firma dieses Geschäftes bleibt unveräudert. Wenn ein Mann von dem unermüdlichen Eifer und den gediegenen Kenntnissen Jühlke’s eine schon allenthalben im vortheilhaftesten Renomm& stehende Handelsgärtnerei übernimmt, so. kann dies nur zur fernern Hebung derselben beitra- gen. Möchte derselbe dadurch seiner bishe- rigen wissenschaftlichen Thätigkeit nicht ganz enlzogen werden, das ist der Wunsch, den wir bei dieser Gelegenheit von Neuem aus- sprechen. — (E. R.), 2} Nachträgliches über Wein- mann. J. A. Weinmann, Sohn desBo- tanischen Gärtners zu Würzburg, geboren den 12. December 1782. Von seiner Multer zum geisllichen Stande bestimmt, betrat er das Gymnasium; wurde jedoch von seinem Vater, einem eifrigen Anhänger der Medicin, nach beendigtem Lehrcursus zum Studium VI. derselben gezwungen. Einst bei der Section einer Leiche anwesend, warf ihn Ekel und Abscheu aufs Krankenlager. — Jetzt durfte er seiner Leidenschaft zur Botanik freien Lauf lassen, bildete sich an der Julius-Univer- sität, und schon in seinem 18. Jahre stand er da, ausgerüstet mit den glänzendsten Kenni- nissen. — 1805 wurde er an die Universität zu Dorpat berufen, um daselbst einen Botani- schen Garten zu gründen, wo er zu gleicher Zeit Botanische Vorlesungen hiel. — 1813 berief ihn die hochselige Kaiserin Mutter Marie zu sich nach Gatschina, 2 Jahre spä- er verseizte sie ihn nach Paullowsk, um ei- nen kleinen Botanischen Garten anzulegen, welcher nach dem Hinscheiden der Hochseli- gen wieder einging. — Er starb nach 4 wö- chentlicher schwerer Krankheit am 5. Aug. v.J. Abends 8 Uhr; hochgeachtet von Allen und tief betrauert, herzlich beweint von Frau und Tochter; ein vielseitig gebildeter Mann von ed- lem Charakter und einem schönen, reichen Herzen. J. A. Weinmann wurde gewählt: den 27. März 1823 zum Ehrenmitgliede des Vereins zur Beförderung des Garlenbaues in Preussen; den 24. März 1825 zum correspondirenden Mitgliede der Horticultural Society in Lon- don; den 29. December 1831 zum corresp. Milgliede der Petersburger Academie der Wissen- schaften ; Wi. 1) Erhalten : 10 — 13 Jahresberichte des Gartenbauvereins für Neuvorpommern und Rügen; — die Verhandlungen der Gartenbau- gesellschaft Flora zu Frankfurt a/M.; — Wre- dow’s Gartenfreund , neunte Auflage, 3. — 5. Lieferung, Wir werden diese Werke im nächsten Hefte besprechen. (E. R.) 2) Herrn C. D. in Köstriz. Den Empfang Ihrer Zuschrift anzeigend, danke ich freund- Correspondenz. erst | 63 den 20. September 1836 zum Mitgliede der Kais. Moskau’schen Gesellschaft der Na- turwissenschaften;; 12.October 1836 zum correspond. Mitgliede der Kaiserl. Russ. Gesellschaft der Garten- freunde; 15. Januar 1838 zum ordentl. Mitgliede der Kurländischen Gesellschaft für und Kunst; den 24. Januar 1846 zum correspond. Mitgliede der Kaiserl. Russ. Medie. - Chirurg. Aca- demie; 30. December 1846 zum Ehrenmitgliede der Pharmaceut. Gesellschaft zu St. Pe- tersburg; 31. Januar 1857 zum wirklichen Mitgliede der Russischen Gesellschaft des Garten- baues. — den den Literatur den den 3) Blumenausstellung in Peters- burg. Vom 410. — 15.Maid.J. wird in Peters- burg eine grosse Blumenausstellung stattfinden, zu der auch vom Ausland her eingehende Gegenstände zur Preisbewerbung angenommen werden. Die Preise bestehen in grösseren und kleineren goldenen Medaillen, grossen und klei- nen silbernen Medaillen. Im Ganzen sind an 150 Medaillen ausgesetzt, in einem Gesammtwerth von ungefähr 3000 R.S. (12000 Fr.) Specielle Programme dieser Ausstellung können allen denen, die sich dafür interessiren, durch die Buchhandlung von F. Enke in Erlangen zuge- sendet werden. (E. R.) Correspondenz. lichst für das mir für die Gartenflora Mitge- theilte, Ihre Petunien werden im Märzheft er- scheinen. Mit Vergnügen sollen auch spätere Einsendungen berücksichtigt werden, doch er- laube ich mir überhaupt darauf aufmerksam zu machen, dass Abbildungen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt erscheinen sollen, der Verlagsbuchhandlung mindestens 3 Monate vor demselben einzusenden sind, indem die colo- rirten Tafeln schon geraume Zeit vor Erschei- 64 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nen jedes Heftes vorbereitet werden müssen. | ren Zahlung zum Voraus sicher gestellt sind, Da Sie den Catalog ihrer zahlreichen neuen Zöglinge dieser Zeilschrift beilegen, so wird solcher auch schon in Russland seine Verbrei- tung finden. Indem Sie vorzugsweise einzel- nen Pflanzen-Gruppen Ihre volle Aufmerksam- keit und Pflege zuwendeten, haben Sie schon lange den Weg betreten, den Handelsgärtne- reien, wie es mir scheint, in unserer Zeit im- mer mehr betreten sollten. Die Masse der in unsern Gärten einströmenden Pflanzen, sowie der durch Cultur hervorgegangenen neuen Er- zeugnisse isl so gross, dass nur eben dann be- deutende Resultate in einzelnen Zweigen er- langt werden können, wenn diese sich der ungetheilten Pflege der intelligenten Gärtner erfreuen. Ihre Dahlien haben steis würdig mit denen anderer Länder rivalisirt. Zugleich erlaube ich mir bei dieser Ge- legenheit eine andere von Ihnen gestellte Frage zu berühren, da diese mir schon oft gestellt ward, und wahrscheinlich sonst noch oft ge- stellt werden dürfte. Sie fragen wegen Ihnen von hier aus zu leistenden Zahlungen an. Ich kann Ihnen in dieser Beziehung gar keine Auskunft geben, indem dies ein mir ganz ferne liegendes Gebiet des Verkehrs ist, dagegen würde ich Ihnen und überhaupt allen deut- schen Handelsgärtnereien rathen, in dieser Be- ziehung das allgemein gebräuchliche Verfah- ren zu befolgen, wodurch kein solider Ab- nehmer abgeschreckt wird: nämlich Sendun- gen nur dann zu machen, wenn Sie über de- oder wenn Ihnen die Solidität der Abnehmer aus längerm Verkehr schon bekannt ist. Hier- durch vermeiden Sie alle spätern Auseinander- setzungen, bei denen leider meist nicht viel herauskommt. (E. R.) 3) Herrn A. N. in W. Herrn T. JS. S. in L. etc. etc. Die häufig in letzler Zeit an mich gestellten Anfragen, wegen Gärtnerstellen in Russland muss ich abermals dahin beantwor- ten, dass hier jetzt wenig Aussichten sind, da eine Menge von Gärtnern aus dem Aus- lande hier in der letzten Zeil eingewandert ist, also für vacante Plätze’ im Inlande sich stets genug Aspiranten finden, denen stets des- halb der Vorzug gegeben wird, weil sie der Spıache mächtig und weil man auch solche zuvor persönlich sehen kann. Diejenigen aber, welche ohne Stellung hierher kommen, werden sich anfangs wenig- stens in den gleichen. Verhältnissen wie in Deutschland befinden , d. h. nur intelligente tüchtige Gärtner können hoffen, ein Unterkom- men zu finden, das nichts weniger als ihren Erwartungen entspricht. Haben sie sich hier erst eingelebt und die Sprache etwas ange- eignet, dann werden die Aussichten besser, obgleich es auch jetzt oft vorkommt, dass tüchtige intelligente, der Sprache vollkommen mächtige Gärtner ziemlich lange warten müs- sen, bis sie einen geeigneten Platz finden. Wir antworten dies Ihnen und vielen andern ähnlichen Fragestellern. — (E. R.) . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Neue gefüllte Petunlen. (Siehe Taf. 250.) Wenn wir denGang der Entwicklung unserer beliebtesten Florblumen verfol- gen, so werden wir wahrnehmen, dass dieselben je nach ihrer Individualität im- mer einen ziemlichen Zeitraum erfordern, bevor sie den Gipfel ihrer Formenschön- heit erreichten, bevor sie sich im Be- reich ihrer Färbungen bis zu dem höch- sten Farbenglanz, bis zu den feinsten Zeichnungen ausbilden liessen. Die Nelke ist eine unserer ältesten Florblumen; es haben sich tüchtige Züch- ter um sie bemüht, sie hat Glanzperioden gehabt, und meines Erachtens ist sie immer noch weiterer Fortbildung fähig. Seit den 44 Jahren, in welchen ich die Georginen als gefüllt kenne, hat sie in ihrer Form zwar schon manche Veränderung gezeigt; bevor aber die schöne Zellenform und die noch edlere Rosenform erzielt wurde, verstrichen bei- nahe 30 Jahre. Heiterer und ermunternder scheint sich die Petunie unsern Culturbestrebun- gen zu bequemen. Kaum vor 2 Jahren ist die erste Gefüllte von ihr erschie- nen, so haben wir auch schon hoch ge- Il. 1859, ® füllte Riesen und Liliputen, und diese zugleich auch in reinfarbigen, bun- ten , geaderten, gestreiften, geflammten, und diese letztern wieder in bunten, bleichenden , verschwimmenden Farben- abstufungen; also alle die Färbungen, die wir seither an denEinfachen bewun- dert haben. Der riesige Habitus überhaupt der Gefüllten ist meist compacter und ge- drungener im Wuchse, die grösseren saftgrünen Blätter erhalten sich länger und decken besser, Die grossen riesigen Blumen erscheinen ebenso reichlich, und die Gefüllten blühen länger, da sie zu ihrer Entwicklung mehr Zeit brauchen. Mit diesen Vorzügen verbindet die gefüllte Petunie noch eine Annehmlich- keit von nicht geringer Bedeutung, näm- lich dass der, der Petunie eigene Duft in den meisten gefüllten Sorten stärker wird und sich je nach den verschiede- nen Färbungen und Sorten in Nelken-, Veilchen- und Heliotropium - Duft ver- feinert. Alle diese neuen Erscheinungen wa- ren in der That überraschend. Der gute 5 66 Eindruck sprach sich bei Allen aus, die diese Riesen - Gebilde in so prächtigen Färbungen in Flor sahen, und die ver- schiedenen Düfte wahrnahmen. Bei mir sah man diese Sämlinge zer- streut auf den Sämlingsbeeten. Wie ungleich imposanter werden sie sich aber ausnehmen und bewundert werden, wenn sie nun kunstgerecht angepflanzt und behandelt werden, wo sich dann ihre vollkommene Schönheit am be- sten präsentirt und zur Anschauung kommt. Vermöge ihres kräftigen Wuchses, ihres Verjüngungstriebes, ihrer saftgrü- nen Belaubung ist die Petunie vorzugs- weise geeignet zu allerhand schönen Verzierungen. Sind ganze Gruppen schon in ihrer naturgemässen Ausbil- dung sehr imponirend , so steigert sich der Effect, wenn man z. B. die Zweige über mit Ruthen gespannte Bogen zieht, oder die Geländer der Altane damit be- pflanzt und einzelne Zweige nach un- ten hängend, die andern nach oben ge- zogen, das Geländer damit bedecken lässt. Auch ein aus Draht oder Bind- faden geflochtenes Spalier, das eine Lieblingsstelle im Halbkreise umschlies- sen oder einen andern Theil desPlatzes decken soll, damit bepflanzt und wand- ähnlich herangezogen, und dergleichen ähnliche Pflanzungen werden die guten Wirkungen nicht verfehlen, da diese grossen glutfarbenen Rosen sich auf dem saftgrünen Laube wunderhübsch aus- nehmen. Für die Topfeultur sind diese Varie- täten von besonderem Vortheil, da man mit der Topfpflanze leichter seine Lieb- lingsplätzchen, selbst das Fenster damit schmücken kann. Ein im Topf schön gezogenes Büschchen mit 6— 12 gros- Gartenflora Deutschländs, Russlands und der Schweiz. sen, im prächtigsten Rosa oder Purpur oder weissgestreift ete. prangenden Blu- men gewährt ein Bild wahren Entzückens. Nicht minder schön werden andere For- men im Topfe sich ausnehmen, wenn die kundige Hand sie zu Fächer, Kranz, Säulen, Tellerform und Halbbogen auch hängenden Formen heranziehen wird und welche Veränderungen , Contraste: können ausserdem durch die grosse Ver- schiedenheit der Farben erreicht wer- den, Ich halte mich überzeugt, dass die neuen und prächtigen Varietäten , die ich erzog, mit ihren grossen, hoch- und compact - gefüllten Blumen, mit ihrer Farbenpracht und Verschiedenheit in den angenehmen Dütten, jeder Petunien- Partie Glanz und Anmuth geben, ja das bescheidne Plätzchen des Fensters etc. durch Blüthenpracht und Duft er- quicklich machen werden. Sie sind das günstige Ergebniss von einer sorgfälti- gen Cultur, aus 10,000 ausgepflanzten Sämlingen. Ich konnte aus vielen Hun- derten von Gefüllten das Allerbeste aus- wählen. Bei den Abbildungen war ich durch Zeit und Verhältnisse beschränkt und konnte nur diese wenigen Varietä- ten malen lassen , die eben zur passen- den Zeit blüheten. Ausser obigen Ab- bildungen enthalten noch einige die Illu- strirte Gartenzeitung und das Neubert’- sche Garten-Magazin. Die nicht Abge- bildeten sind ebenso schön, ja manche noch schöner. Das beiliegende Ver- zeichniss enthält- nähere Angabe dieser Neuheiten. So gebe ich mich auch der Hoffnung hin, dass alle Blumenfreunde , welche die Blumen mit Liebe und Aufopferung pflegen, die Zueignung ıneiner Zög- linge mit Wohlwollen und Güte aufneh- men werden. I. Originalabhandlungen. 67 Das Verzeichniss meiner Petunien, | blumen und Sämereien steht gern franco Georginen und Phlox-Novitäten liegt | zu Diensten. hier bei. Mein Hauptverzeichniss mit seinem Reichthum neuer und neuester Flor- Christian Deegen, Handelsgärtner und Blumist in Köstritz. b) Eugenia coampactiflora Spring. (Flora XX. Beibl. II. 81. Walp. Rep. Il. pag. 186. Berg. in herb. hort. Peirop. et in Mart. Flora Bras. Fase. Xill. pag. 266). (Siehe Taf. 251.) Myrtaceae Herr Eberwein,, Gärtner beim Herrn | Blumen sind ungestielt und erscheinen General Malzoff in Petersburg von dieser für die Cultur neuen Eugenia aus Brasilien in der Sitzung des Pe- tersburger Gartenbauvereins am 11. Oct. 1858 einen blühenden Zweig aus. Es ist ein mittelhoher unbehaarter Warmhausstrauch, mit grossen, schönen, immergrünen Blättern. Rinde braun und rissig. Blätter gegenständig , länglich, mit schwach herzförmigem Grunde sitzend, nach oben in eine stumpfliche Spitze verdünnt, mit fast rechtwinkelig von der Mittelrippe nach dem Rande verlaufenden Seitennerven, die sich vor dem Rande bo- gig vereinen, oberhalb hellgrün, unter- halb bleicher, bis 8 Zoll lang und bis 2!/, Zoll breit. Die kleinen weissen stellte |in dichten, mehrblumigen Bündeln aus dem alten Holz der Zweige. Der un- terständige Fruchtknoten zweifächerig, dünnfilzig. Kelchblätter rundlich oval, ungleich gross, am Rande sehr klein gewimpert. Eine schöne decorative im- mergrüne Pflanze fürs Warmhaus. — Erklärung der Tafel 251. a. Eine abgeblühete Blume, an der Pelalen und Staubfäden abgefallen , vergrössert, mit den gewimperten Kelchblättern und dem Griffel. b. Eine Blume vergrössert. c. Ein Staubfaden mit sert. Anthere, vergrös- (E. R.) m a —— ———— — 2) Botanische Gärten. Der Anlass zur nachfolgenden Be- sprechung sind die in den verschiede- nen, dem Gartenbau oder überhaupt den Naturwissenschaften gewidmeten Zeit- schriften von Zeit zu Zeit auftauchenden Ansichten über Botanische Gärten, na- mentlich aber ein Artikel des Gardener’s Chronicle , der das Britische naturhisto- rische National-Museum bespricht. — Es zeigt jener Artikel, dass die von allen Seiten in dieses Museum einströ- menden Schätze so bedeutend sind, dass 5 Ly 68 die Räumlichkeiten für dieselben dort schon lange zu enge wurden. Speciell auf das Gebiet der Botanik übergehend, ist die Ansicht ausgesprochen , dass die in das Gebiet des Gewächsreiches ge- hörenden Sammlungen des Museums mit den reichen Sammlungen des Bota- "nischen Gartens in Kew vereiniget wer- den sollten. Von einem derartigen Cen- tral - Institut Englands wird im Speciel- len die Unterhaltung folgender Samm- lungen gefordert. 1) Ein Botanischer Garten für die Unterhaltung lebender Pflanzen. 2) Ein Museum für die angewandte Botanik, in welchem die Pflanzen zu- sammen mit den Produceten, die sie lie- fern, ziemlich vollständig ausgestellt wer- den. 3) Ein Museum für die wissenschaft- liche Botanik, in welchem die Pflanzen in ihrer Beziehung zu einander und in Beziehung auf andere Gegenstände aus dem Gebiete der Naturwissenschaffen dargestellt werden. 4) Ein allgemeines Herbarium und Bibliothek, einestheils zur Benutzung für die Botaniker, anderntheils zur Bestim- mung und Berichtigung der andern Samm- lungen. — Wir wollen nun diese Vorschläge einzeln prüfen. Ein Botanischer Garten hat je nach seiner Stellung auch eine sehr verschie- dene Aufgabe. Bei der ersten Gründung der Bo- tanischen Gärten dachte man sich als Zweck die Cultur überhaupt aller Pflan- zen, um diese im lebenden Zustande zu untersuchen und zu beobachten. Zu- gleich sollten diese Gärten den gelehr- ten Anstalten das nöthige Material zum Unterrichte liefern. — Damals war die Zahl der bekannten Pilanzen noch sehr gering, dass man Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wohl hoffen durfte, einzelne Anstalten zu unterhalten, welche dem gedachten Zwecke entsprechen könnten. Heut zu Tage aber, wo die Fülle und Mannich- faltigkeit der Pflanzen-Arten der anderen Erdtheile schon bekannter, muss das Streben nach Vollständigkeit modifieirt werden, da selbst die grösste und am reichsten dotirte Anstalt der Art kaum im Stande sein dürfte, nur den zehnten Tbeil der höher entwickelten Pflanzen- Arten, die unsern Erdball hewohnen, zu cultiviren, Dennoch ist diese frühere Idee noch nicht ganz gewichen; denn es gibt jetzt noch viele, welche die Lei- stung eines Botanischen Gartens nach der Zahl derPflanzen-Arten, die er ceul- tivirt, zu beurtheilen geneigt sind. Halten wir den allgemeinen wissen- schaftlichen Gesichtspunkt, von dem aus ein Botanischer Garten überhaupt zu wir- ken hat, zunächst fest, ehe wir auf spe- ciellnach dem Stellungsverhältniss modifi- cirte Aufgaben eines solchen Institutes übergehen, so hat sich nach unserer Ansicht jeder Botanische Garten die fol- genden Aufgaben zu stellen: a) Cultur der wichtigsten Typen, s0- wie jener, sei es durch auffallende Bil- dung, sei es durch ihren Nutzen allge- mein interessanten Pflanzen. b) Richtige Nomenclatur aller Garten befindlichen Pflanzen. — c) Vorzugsweise Cultur einzelner Fa- milien oder Gattungen behufs deren Studium im lebenden Zustande, sowie der im freiem Lande ausdauernden Pflan- zen, — oder Einleitung physiologischer Versuche. — Jeder Botanische Garten, sei er nun das Central-Institut der Art eines grös- seren Landes, oder sei er nur ein Hilfs- Institut für höhere Lehranstalten , sollte nach unserer Ansicht diese 3 Punkte zunächst ins Auge fassen. Typische im I. Originalabhandlungen. Formen und Repräsentanten der einzel- nen Familien sind nothwendig, um je- den Besucher ein Bild von der Man- nichfaltigkeit der Formen der Pflanzen- welt zu geben, welche unsern Erdball bewohnen. Sie sind aber auch nöthig, um den Lernenden einen klareren Blick über dieFamilien des Pflanzenreichs zu geben und Stoff zu anatomischen und physiologischen Untersuchungen zu lie- fern. Wolle man das aber im Allgemei- nen nicht zu sehr ausdehnen. Bedenke man, @ass ein gut cultivirtes Exemplar eines schönen Farrenbaums, einer Fä- cher- oder Fiederpalme etc. mehr werth sind als ganze Massen jener erbärmli- chen, lang aufgeschossenen Zerrbilder von Pflanzen, wie man sie in den über- füllten Gewächshäusern so mancher wis- senschaftlichen Anstalt zu Hunderten antrifft und die niemals dem Beschauer das Bild der natürlichen Tracht der Pflanze zu geben vermögen. Begnüge man sich daher, wenn es die Mittel nicht erlauben, lieber mit einer gerin- geren Anzahl sorgsam ausgewählter Pflanzen und verwende man auf diese die doppelte Sorgfalt, und der Garten wird seinem Zwecke besser entsprechen, wie wenn er die zehnfache Masse von Pflanzen cultiviren, und in seinen Kata- logen aufführen würde. Neben den Repräsentanten von Fa- milien sind für einen wissenschaftlichen Garten alle jene Pflanzen von besonde- rem Interesse, die-durch abweichende Stamm-, Blatt- oder Blüthenbildung einen besonderer physiologischen Werth ha- ben oder endlich jene Pflanzen , welche als Heil- oder Nutzpflanzen verwendet werden. — Wir verlangten in zweiter Linie rich- tige Benennung der in einem Botani- schen Garten_cultivirten Pflanzen. Der Botanische Garten soll der Ort sein, wo 69 Gärtner und Gartenfreunde, wo Schüler und Studenten Gelegenheit finden , sich zu belehren, sich Raths zu erholen über ihnen zweifelhafte Pflanzen. Wenn solche Anstalten ihrem Zwecke und dem Namen, den sie sich selbst stolz beile- gen, entsprechen wollen, dann muss auch eine musterhafte Ordnung in der Benennung der hier cultivirten Pflanzen herrschen und an allen Pflanzen müssen deutliche Etiquetten befestigt sein. Aller- dings gibt es einzelne solcher Institute, wo dies soweit, als dies überhaupt möglich ist, d, h. soweit die betreffenden Pflan- zen in Blüthe verglichen werden konn- ten, durchgeführt ist, — aber es gibt auch derselben, wo dies nicht der Fall ist, — ja es gibt einzelne, aus denen man mehr falsche als richtige Arten oder die gleiche Art unter 3 — 4 ver- schiedenen Namen erhält. — Solche Zustände können nicht dazu dienen, einem Botanischen Garten den Credit und Einfluss zu sichern, den sol- cher gerade auf Hebung und Weckung eines Sianes für die wissenschaftliche Betrachtung der Pflanzenwelt ausüben sollte. Wir wiederholen daher auch hier, lieber wenig und gut als viel und schlecht. Wir forderten endlich vorzugsweise Cultur einzelner Familien oder Gattun- gen, behufs deren Studium im lebenden Zustande, sowie vorzugsweise Cultur der im freien Lande ausdauernden Gewächse — oder Einleitung physiologischer Ex- perimente. Es resultirt diese Forderung ganz natürlich aus unserer Ansicht, dass es eben unmöglich ist, jetzt noch einen Botanischen Garten als ein Herbarium vivum zu betrachten und überhaupt grösstmögliche Vollständigkeit in allen Sammlungen anstreben zu wollen. Da nun aber es auch für die kleinste An- stalt der Art immerhin Aufgabe ist, 70 ausser den etwa praktischen Anknüpfungs- punkten auch etwas für die Wissenschaft zu leisten, so scheint uns, sollte je nach den speciellen Studien desDireetors oder Gärtners in einer dieser Richtungen ge- arbeitet werden. Wo nur eine kleinere Gruppe von Pflanzen vorzugsweise ge- pflegt, gesammelt und in allen ihren Eigenthümlichkeiten beobachtet und stu- dirt wird, da wird und muss immer noch ein bestimmtes Resultat für die Wissen- schaft herauskommen, und so viel Platz, um eine kleinere Gewächsgruppe voll- ständig zu cultiviren, findet sich auch bei beschränktem Raume, Hält nun der Eine vorzugsweise auf möglichst voll- ständige Cultur der einen Pflanzengruppe, ein Anderer auf eine andere, so ergän- zen gleichsam die verschiedenen Institute einander, und so kann in unserer Zeit noch am ehesten Vollständigkeit ange- strebt werden. Wo dagegen die Leiter des Institu- tes sich mehr mit physiologischen Fra- gen beschäftigen, da werden gut gelei- tete Experimente und Beobachtungen noch zur Lösung so mancher schweben- den Frage führen müssen, Stützen wir doch unsere Ansichten über Ernährung, Aufnahme und Abgabe von Stoffen, Ein- fluss von Boden ete., oft noch auf schon vor langen Jahren angestellte Experi- mente, und sind doch zuverlässige Beob- achtungen der Art noch sehr selten. — Vorzugsweise Cultur von Freiland- pflanzen forderten wir endlich, weil hier- durch ein Botanischer Garten das prak- | tisch ausführt, was in unserer, Rn neuen Namen für die gleiche Sache rei- | chen Zeit, durch die Akklimatisationsge- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, sellschaften angestrebt wird, nämlich Fest- stellung aller derjenigen Pflanzenarten, welche für bestimmte Klimate als im freien Lande dauerhaft empfohlen wer- den können, Hierdurch kann sich jeder Botanische Garten auch eine Menge prak- tischer Anknüpfungspunkte verschaffen und zwar um so leichter, als die Cultur der Pflanzen des freien T,andes mit geringe- ren Kosten und weniger Mühe durch- geführt werden kann. Zugleich sind es aber auch die Pflanzen des freien Lan- des, welche Exemplare mit Blumen und Früchten zur Benutzung für den Unter- richt reichlich liefern. — Nachdem wir nun die Aufgabe Bo- tanischer Gärten überhaupt aus einem allgemeinern Gesichtspunkte betrachtet haben, sind es im Speciellen die Anfor- derungen, die an eine solche Anstalt ge- stellt werden und die meist nur sehr kärglich zugemessenen Mittel, welche die speeiellere Thätigkeit eines solchen Institutes bedingen, oder dieselbe auch wohl einschränken. Anstalten der Art, welche Universitäten oder medieinischen Academien als Lehrmittel dienen, ha- ben natürlich neben den oben erwähn- ten Pflanzen vorzüglich alle diejenigen offieinellen Pflanzen und Repräsentanten von Familien und Gattungen, die im freien Lande angebauet werden können, in grösserer Menge zu erziehen, um für die Vorlesungen ein hinreichendes Material zur Vertheilung und Untersu- chung zu liefern. Es versteht sich von selbst, dass Gärten für Forst - Institute, Technologische Anstalten etc. vorzüg- lich diejenigen Pflanzen zu cultiviren haben, die hier in den Vordergrund tre- ten’ete, — Die Anordnung und Gruppirung der Pflanzen in denGewächshäusern und im ı freien Lande wird natürlich immer durch | die Mittel, die dem Institute zur Ver- fügung stehen, zugleich mit bedingt. Da- gegen werden Directoren und Gärtner immer noch Gelegenheit genug haben, dem Ganzen eine zugleich wissenschaft- 1. Originalabhandlungen. liche lehrreiche und doch nicht unschöne Aussenseite zu geben. — Wir und unsere Leser haben alle mit den grössten Interesse die Artikel gelesen, die der ebenso gelehrte als praktische Professor Göppert über die innere Einrichtung des Botanischen Gar- tens in Breslau veröffentlicht hat. Es zeigten jene Aufsätze, die fast durch alle Gartenschriften Deutschlands gin- gen, nicht nur von dem Talente der An- ordnung, welche das wissenschaftliche Material des Institutes dem Kenner und Nichtkenner so recht eigentlich mund- gerecht machte, sondern sie legten auch das erfreuliche Zeugniss ab, dass solche gemeinnützige Bestrebungen zuletzt al- lenthalben sich Anerkennung verschaf- fen, ja dass da, wo die Regierung -die Unterstützung nicht im vollen Umfange gewähren kann, von Seiten der Privaten in der einen oder andern Form Beiträge geleistet werden, da diese die ihnen Nutzen .bringenden Einrichtungen wie- der in ihrer Weise fördern helfen. — Eine Anordnung der Pflanzen, sei es nach Familien, sei es nach Va- terland,, sei es in Vegetationsgruppen, ist in jedem wissenschaftlichen Insti- tute in grösserem oder kleinerem Maass- stabe anzustreben, und wird sich auch in der einen oder andern Weise durch- führen lassen. Bedenke man dabei aber abermals, dass eine einzige schöne Pflanze charakteristischer ist, als viele Krüppel und Zerrbilder, häufe man den Stoff nicht zu sehr und halte man die Partien mehr auseinander, — Dass in kleinen, engen und niedrigen Häusern dem Publikum in dieser Beziehung kaum Charakteristisches vorgeführt wer- den kann, versteht sich von selbst, Das Streben jeder wissenschaftlichen Anstalt sollte daher dahin gehen, wenigstens für Kalthaus- und Warmhauspflanzen, 11 je eine geräumigere Abtheilung zu erhal- ten, welche ausschliesslich zum Besuche des Publikums bestimmt würde, in wel- cher die Pflanzen zu instructiven Grup- pirungen vereiniget würden, Es versteht sich von selbst, dass bei grösseren Mit- teln, wo mehr Räume zur Disposition stehen, das reiche Material, was in die- ser Beziehung die Pflanzenwelt bietet, auch mehr auseinander gehalten werden kann und daher um so lehrreicher wird. Die zweckmässigste und lehrreichste Art der Gruppirung zu finden, das muss von der speciellen Richtung, welche die Leiter der Anstalt haben, um so mehr überlassen bleiben, weil es sogar wün- schenswerth ist, dass jedes wissen- schaftliche Institut einen andern Weg je nach Material, Räumlichkeiten und Mitteln betritt, damit keines das ängstli- che oder verzerrie Nachbild einer an- dern derartigen Anstalt wird. So mancher durch sein Wissen hoch- gestellter Mann ist besonders in frühe- ren Zeiten von dem Gesichtspunkt aus- gegangen, der Ernst der Wissenschaft gebiete es, nicht nach einer schönen Aussenseite zu streben, wodurch ein Botanischer Garten sich auf gleiche Stufe mit reinen Ziergärten setze. Hüte man sich aber, wenn man den lebhaften Wunsch hat, das anvertraute Institut weitern Kreisen nutzbar zu machen , in dieser Beziehung zu weit zu gehen, be- denke man, dass die schöne Aussen- seite viel weitere Kreise den Bestrebun- gen des Institutes befreunden wird, wäh- rend, wo diese fehlt, sich immer nur der kleine Kreis der eigentlichen Kenner für das Institut interessiren wird, und so der Nutzen, den es schafft, ein ge- ringerer sein muss, als wenn geschmack- volles Arrangement und Aufstellung die wissenschaftliche Richtung unterstützt und deutliche, richtige Bezeichnung der 72 einzelnen Pflanzen, zugleich das Studium erleichtert. Man verweise darum alle weniger schönen oder schwieriger zu eultivirenden Pflanzen in besondere, nur zur Cultur bestimmte Abtheilungen, die dann auch nur von den Kennern be- sucht werden. In den für den Besuch bestimmten Abtheilungen, da thue man aber gleichzeitig fürs Auge und fürs Studium, was nur möglich ist, wenn man für den Botanischen Garien ein allgemeineres Interesse zu wecken wünscht. — | Von den Gewächshäusern zum Gar- ten im Freien übergehend, so müssen in jedem Botanischen Garten die im Freien aushaltenden Bäume und Sträu- cher, die Perennien und alle jene ein- jährigen. Gewächse, die im Freien culti- virt werden können, angepflanzt sein. In einigen Botanischen Gärten hat man den Versuch gemacht, alle diese Pflan- zen auf Beete in der Anordnung nach dem natürlichen Systeme durch einan- der zu pflanzen. Da diese Pflanzen aber von so verschiedenartigem Wachs- thume, da ihre Culturbedingungen eben- falls sehr verschiedenartige, so kann man auf diese Weise jedenfallsnur sehr man- gelhaftes leisten; es sind daher derartige systematische Anpflanzungen sehr ver- einzelt geblieben und in der grossen Mehrzahl der Gärten, die Bäume und Sträucher, die Perennien sowie die ein- jährigen Gewächse des freien Landes getrennt gepflanzt worden. Die Bäume und Sträucher vereinigt man gewöhnlich zu Partien, welche den Garten umgeben oder abtheilen. Wo der Platz es gestattet, da sollte man aber dahin streben, wenigstens die wich- tigsten Formen einzeln und frei zu pflan- zen, um auf diese Weise Exemplare zu erhalten, die den Baum oder Strauch in seiner natürlichen Tracht und Schönheit m Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zeigen, die er, zu Bosqueten zusammen- gedrängt, selten vollständig entwickeln kann. Versuche mit der Anpflanzung der Bäume und Sträucher aus verwand- ten Klimaten scheinen uns besonders in der Aufgabe der Botanischen Gärten zu liegen, um so nach und nach die für eine bestimmte Gegend harten festzu- stellen. Die zahlreichen Perennien bil- den insofern eins der wichtigsten Mate- riale für Botanische Gärten, weil hier die Pflanzung nach irgend einem natür- lichen Systeme sich am leichtesten durch- führen lässt), sowie sie durch jährliches reichliches Blühen gleichzeitig reichli- ches Material zum Studium liefern. Wo der Platz es zulässt, da sollten neben einem solchen allgemeinen Sy- steme, zu dem alle ausdauernden Pe- rennien vereiniget werden, noch beson- dere Partien gebildet werden, in denen die Arzneigewächse, sowie Nähr - und Nutzpflanzen zusammengepflanzt werden. Ausserdem verlangt es leichtere Cultur, dass den Sumpf- und Wasserpflanzen, sowie den Pflanzen der höheren Gebirge und des hohen Nordens noch besondere charakteristische Localitäten zur Qultur angewiesen werden. : Die einjährigen Gewächse theilen sich zunächst in solche, die je nach spe- ciellen klimatischen Verhältnissen gleich ins freie Land oder zuvor in Töpfe aus- zusäen sind. Zusammenstellung der zahlreichen schönblühenden einjährigen und perennirenden Pflanzen unter rich- tiger Benennung liegt sehr im Interesse des grösseren Publikums, da die schön- blühenden einjährigen und perennirenden Pflanzen sich auch in kleinenGärten ver- hältnissmässig leicht und ohne grössere Kosten ceultiviren lassen, daher sich schnell verbreiten und in die Gärten einwandern. Ueber die richtige Benen- nung derselben wird sich jeder Blumen- DIE PUT Zul] EG Hoyswig »unpom % = jobay paanpz 7 aAlHo a SINOT £ 2 W007 SIUDf °y 1. James Booth 3. Louis v. Houtte 2. Detr Bauard Regel 4 Madame Grashoff 7 2 7 = = FPlreeon L 2 Frinz Henrich IT. i 1. Originalabhandlungen. freund im Botanischen Gärten gern be- lehren. Dass je nach den speciellen Verhält- nissen eines Institutes eine Menge Ab- änderungen eintreten und daher der ei- nen oder andern Richtungsweise Fleiss und Mittel zugewandt werden müssen, das liegt auf der Hand. — Gehen wir damit von den Botani- schen Gärten, die als Lehrmittel für eine specielle Anstalt dienen, zu jenen weni- gen grösseren Central-Instituten für ganze Länder über, Die erste und Hauptfrage, welche man in dieser Beziehung zu stellen ge- neigt ist, bezieht sich auf den Nutzen, den solch ein Institut schaffen kann, das sich an keine einzelne Lehranstalt an- schliesst, um so mehr, als gerade diese Institute in grossartigerem Maassstabe angelegt sind und daher dem Staate die grössten Summen kosten. Steht, so frägt man, der Nutzen, den solch ein Institut schafft, in einigem Verhältniss zu dem was es kostet? Dieser Gesichts- punkt ist esauch, aus dem man geneigt ist, solch einem Institute so viel prakti- sehe Anknüpfungspunkte zu geben, als es moglich ist, darüber aber Gefahr läuft, den eigentlichen Zweck der An- stalt aus dem Auge zu verlieren. Der erste und Haupt-Zweck solch einer Anstalt muss aber die Förderung der Wissenschaft in allen ihren Beziehun- gen sein. Dazu unterhält gerade der Staat eine solche Anstalt, wie sie der Privatmann eben nicht unterhalten kann, die allen den im Gebiete der Pflanzen- kunde arbeitenden Forschern freigebig die Mittel zur Arbeit liefert, soweit sie solche besitzt. Schon dieser eine Ge- sichtspunkt genügt vollständig, um selbst die Ausgabe grosser Summen zu recht- fertigen. Dazu kommt aber ferner, dass solch ein Central - Institut eben mit all 13 den verwandten wissenschaftlichen An- stalten in engen Verkehr treten und von seinem Uebertluss an dieselben ab- geben soll. Dass ein solches Institut unter den Staats- Anstalten einzig die Mittel hat, die Einführung neuer Pflan- zen- Arten aus allen Theilen des Erd- balls zu vermitteln, um die interessante- sten, nützlichsten und schönsten später weiter zu verbreiten. Dass nur in einem solchen genügende Krälte und zugleich auch die Hilfsmittel vorhanden sein kön- nen, um alle die einströmenden Pflan- zen zu benennen und zu bestimmen und unter den richtigen Namen zu verbrei- ten. Dabei sollte ein solches Institut aber nicht stehen bleiben , es sollte auch für zweckmässige Veröffentlichung aller ge- machten Beobachtungen sorgen. Wir kommen da auf einen, wie es uns scheint, in der neueren Zeit zu we- nig berücksichtigten Punkt, nämlich auf die Veröffentlichung neuer und älterer, noch wenig gekannter Pflanzen durch gute Abbildung, begleitet von tüchtigen Analysen. — Blicken wir zurück auf eine Zeit, wo die Veröffentlichung solcher Werke noch viel schwieriger und kostspieliger war, da sehen wir den Wiener Botanischen Garten unter derLeitung von N. J. Jac- quin vom Jahre 1770 an den Hortus Vindobonensis in 3 grossen Folio-Bän- den und vom Jahre 1781 an in ferne- ren 5 grossen Folio- Bänden die Jcones plantarum rariorum herausgeben, in für damalige Zeit vortrefflichen, von theils guten Analysen begleiteten Abbildun- gen, die noch für jetzige Zeit ihren ganzen Werth behalten haben. Diesen folgte vomJahre 1797 an, ebenfalls un- ter Jacquin’s Leitung die Herausgabe der Icones plantarum rariorum horti Schönbrunnensis mit 500 vorzüglichen ca Tafeln in Folio, Gleichzeitig erschien unter Ventenat’s Leitung in Paris (1803), der Jardin de Malmaison, ebenfalls 2 Bände in Folio mit vortrefflichen Abbil- dungen, und ähnliche Beispiele könnten wir noch mehr aufzählen. — Blicken wir auf unsere Zeit, so wol- len wir als die wichtigsten Werke für Garten-Literatur, zunächst der folgenden erwähnen. Das Botanical Magazine er- scheint in monatlichen Lieferungen, an- fangs mit 3 colorirten Tafeln, später mit deren 6. Dasselbe ward im Jahre 1793 von Curtis begonnen, später von John Sims fortgesetzt und ging seit 1827 in William Hooker’s Redaction über. Das- selbe ist jetzt als eine Zeitschrift zu be- trachten, die die im Botanischen Garten zu Kew blühenden seltneren Pflanzen veröffentlicht. Von 1804 — 1805 gab Smith seine Exotie Botany in (Juart mit 120 Ta- feln heraus, — Das Botanical Register brachte, wie das vorhergehende Werk, monat- lich 6 colorirte Tafeln in gross Octav. Dasselbe ward im Jahre 1815 von Ker und Edwards gegründet und seit 1829 von John Lindley fortgeführt, bis es endlich 1847 einging. Aus dem berühmten Garten des Her- zogs von Devonshire zu Chatsworth wur- den seit dem Jahre 1834 die schönsten und interessantesten Pflanzen von Pax- ton, in dessen Magazine of Botanjy veröffentlicht. Nachdem 16 Jahrgänge erschienen, ging es im Jahre 1849 ein. — An dessen Stelle und auch an die des 1847 eingegangenen Botanical Re- gister trat gleichsam der von Lindley und Paxton redigirte Flower Garden seit dem Jahre 1850, In gross Quart brachte dieses Werk monatlich 3 grosse Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. elegante Tafeln und ausserdem eine Zahl von Holzschnitten. Trotz der beiden berühmten Männer, die sich an demsel- selben betheiligten, erschienen nur 3 Jahrgänge desselben. Der British Flower Garden, herausgegeben von Robert Sweet, er- schien von 1823 — 1838 und veröffent- liehte im Ganzen 700 Tafeln in gross Octav. Inzwischen war auch von Knowles und Westcott das Floricultural Cabinet von 1837 — 1840 in Quart mit 137 Tafeln erschienen , sowie der mit 1839 begonnene Botanist von Maund und Henslow, von dem 5 Bände in Quart mit 250 Tafeln herauskamen. — Des Pflanzen - Malers H. Andrews Botanical Repository in Quart er- lebte 10 Bände mit 664 Tafeln und Gardener’s Magazine of Botany seit 1850 von Thomas Moore und Ayres herausgegeben, erlebte nur 3 Jahfgänge. Das Botanical Cabinet endlich, herausgegeben von Loddiges , veröffent- lichte seit dem Jahre 1818— 1833 2000 Tafeln in klein Quart. — Auf dem Continente da war und ist noch jetzt Belgien das Land der mit Abbildungen versehenen Garten - Lite- ratur. Die Flore des Serres, von Van Houtte herausgegeben und anfangs von Lemaire,, später von Planchon redigirt, erscheint seit 1845. Dieselbe bringt monatlich 9 elegante Tafeln in gross Octav und illustrirt vorzüglich die in dem grossartigen Etablissement des Hrn. Van Houtte befindlichen Pflanzen. Als Lemaire 1851 von der Redaction der Flore des serres zurücktrat, gründete er den Jardin fleuriste, der sich vornehmlich auf die andern Gärtnereien Belgiens stützte, monatlich 9 colorirte Tafeln und ausserdem noch Holzschnitte 1. Originalabhandlungen. und Lithographien brachte. Nachdem 4 Jahrgänge dieses vortrefflichen Wer- kes erschienen, ging es wieder ein. An dessen Stelle trat seit 1854 die von A. Verschaffelt herausgegeben und von Le- maire redigirte Illustration horti- cole, welche monatlich nur 3, jedoch sehr elegante Tafeln bringt und sich auf das Etablissement des Herrn Ver- schaffelt stützt. Dasselbe erscheint bis zur neuesten Zeit ohne Unterbrechung. Unter der Redaction von Charles Morren erschienen seit dem Jahre 1845 die Annales de la Societ& Royale d’horticulture. Dieselben wurden von der Gesellschaft herausgegeben, brachten monatlich 5 colorirte Tafeln und gingen im Jahre 1849 wieder ein. An dessen Stelle gibt Morren seit 1851 Belgique horticole heraus, ein Jour- nal, das jedoch monatlich nur eine Pflan- zen-Abbildung bringt. In Deutschland erscheinen ausser der Gartenflora, Neubert’s Archiv mit monatlich 1 Tafel Pflanzen-Abbildung, die illustrirte Gartenzeitung mit monatlich einer Tafel und die Berliner Allgemeine Gartenzeitung, von der nun auch eine Ausgabe mit jähr- lich 12 colorirten Tafeln eingerichtet ist. Alle diese Werke enthalten aber nur die Abbildungen schönblühender oder in anderer Beziehung allgemein interes- santer Pflanzen , weil sie sich ihre Ab- nehmer, trotzdem ihnen theils Unter- stützung von Instituten und Gesellschaf- ten wird oder wurde, oder sie die zum Verkauf bestimmten Neuigkeiten von grossen Handelsgärtnereien bekannt ma- chen, nur dann halten konnten, wenn sie ihre Abnehmer nicht blos unter den eigentlichen Forschern, sondern auch un- ter den zahlreichen Gartenliebhabern suchten. Es sei weit entfernt von uns, dieser Richtung entgegentreten zu wol- 1 len, indem sie es ja ist, die gerade die weitesten Kreise mit den Forschungen im Gebiete der Pflanzenkunde bekannt machen und wir ja in diesen Blättern einen ähnlichen Weg betreten haben. Dagegen entsteht hierdurch in der Bo- tanischen Literatur unserer Zeit eine Lücke, die im Laufe der Zeit immer em- pfindlicher werden wird. Gute, von Ana- lysen begleitete und unter den Augen des Autors gemachte Abbildungen, sie bleiben neben Original-Exempiaren, wel- ja oft nur sehr‘Wenigen zugänglich sind, das beste Hilfsmittel zur Verifiecirung der Arten. Die grosse Zahl der weni- ger schönblühenden Arten, die neben anderen in unsern Gärten eingeführt werden, sie finden in dieser Beziehung nur sehr wenige Berücksichtung. Dazu kommt noch die grosse Zahl aller der Pflanzen, deren Blüthen-Analyse im trock- nem Zustande kaum noch möglich, oder deren Form von Blume, Blatt und Sten- gel durchs Trocknen wesentlich verän- dert wird oder deren Trocknen überhaupt nicht möglich ist und von denen gute Abbildungen dringend nothwendig sein würden. So von allen Orchideen, Suc- culenten , Irideen , Scitamineen ete. Die Botanischen Central - Gärten, in denen jede Pflanze auf die Richtigkeit ihres Namens geprüft wird, werden fort und fort ein reiches Material an solchen Pflanzen liefern, von denen bis jetzt noch gar keine , oder doch wenigstens keine gute Abbildung existirt. Der Referent hält es aus diesem Gesichtspunkte für die Aufgabe solcher Anstalten, jährlich alles Wichtige in dieser Beziehung durch gute Abbildungen zu veröffentlichen. Es kann dies jedoch nur auf Kosten der betreffenden Institute geschehen, da sol- che Werke nur in die Hände der Biblio- theken und einzelner Fachmänner über- gehen, daher die Herstellungskosten 16 Gartenflora Deutschlands, durch den Absatz sichniemals decken wer- den. Einzig durch solche Werke können die Arbeiten im Institute dauernd für die Wissenschaft niedergelegt und fruchtbar gemacht werden. Das lebhafte Gefühl des Bedürfnis- ses solcher Werke war immer vorhan- den und so wurden zahlreiche Versuche zu deren Begründung in der neueren Zeit gemacht. Da sie aber meistentheils auf Risiko der Herausgeber oder der Buchhandlungen erschienen, so konnten sie sich nirgends halten und mussten immer bald, oft nach dem Erscheinen einzelner Hefte, wieder eingehen. Wir wollen in dieser Beziehung der folgenden erwähnen. Vom Jahre 1795 — 1801 gaben ‚Schrader und Wendland Sertum Hannoveranum heraus, in welchem die seltneren Pflanzen der Gärten Hanno- vers veröffentlicht werden sollten. Es erschien in Folio und brachte im Gan- zen nur 48 Tafeln. Gleichzeitig gab Wendland 1798 — 1799 den Hortus Herrenhusianus in klein Folio mit 12 Tafeln und von 1798 — 1823 Ericarum icones et descriptiones in Quart mit 162 Tafeln heraus, zwei Werke, die sich auf den Garten zu Herrenhausen stüzten. Diesem folgte vom gleichen Verfasser, von 1808—1811 die Collectio plantarum tam exoticarum quam indigenarum in Quart mit 84 Tafeln. Im Jahre 1809 endigte Schrader die in den Gärten Hannovers gemachten Anstrengungen, indem er seinen Hortus Göttingen- sis in Folio herausgab, der es aber nur auf 16 Tafeln bringen konnte. Vom Jahre 1805 — 1808 erschien Paradisus Londinensis, herausgegeben von Salis- bury in Quart, im Ganzen mit 119 Ta- feln. Aus dem Garten zu Malmaison ver- öffentlichte Bonpland im Jahre 1813 Russlands und der Schweiz. einen Folio - Band mit 64 Tafeln unter dem Titel: Description des plantes ra- res cultivees & Malmaison. Im Jahre 1816 begannen die Bestre- bungen der Art im Botanischen Garten zu Berlin mit Willdenow’s Hortus Bero- linensis, einem Werke in Folio mit 108 Tafeln. 1828 folgte diesem Link et Otto, icones plantarım rariorum horti regii Berolineusis in klein Quart mit 48 Tafeln und von den Jahren 1841—1844 Link, Klotzsch etOtto, icones plan- tarum rariorum horti regii Berolinensis in Quart. Nur 2 Bände mit 48 Tafeln konnten von diesem ausgezeichneten Werke erscheinen. Hoffen wir, dass die so thätigenMänner, welche dieses reiche Institut jetzt leiten, die Mittel finden, auch fernerhin die vielen Seltenheiten desselben in ähnlicher Weise zu veröf- fentlichen. Im Jahre 1819 wurde durch Schrank der Versuch gemacht, die seltnern Pflan- zen des Botanischen Gartens in Mün- chen zu veröffentlichen, indem er un- ter dem Titel: Plantae rariores horti academici Monacensis ein Werk in Fo- lio herausgab, dass es aber nur auf 20 Tafeln brachte. In den Jahren 1829 — 1831 nahm Martius diesen Versuch mit einem Werke in Quart unter dem Titel: Auswahl merkwürdiger Pflanzen des Königlichen Botanischen Gartens in München von neuem auf. Nur 3 Hefte mit 16 Tafeln konnten erscheinen, Aus demBotanischen Garten in Genf veröffentlichte De Candolle im Jahr 1829 die Plantes rares du jardin de Geneve, Dieses Werk erschien in gross Quart und brachte 24 Tafeln. Im Jahre 1831 ga- ben Nees von Esenbeck und Sin- ning die Sammlung schönblühender Pflanzen des Königlichen Botanischen Gartens in Bonn in Folio mit 100 Ta- feln heraus und Schlechtendahl im I. Originalabhandlungen. Jahre 1841 den Hortus Halensis tam vivus quam sieccus. Nur 3 Hefte mit 12 Tafeln in Quart konnten von diesem vielversprechenden Werke erscheinen. Die beiden neuesten Versuche der Art, welche mit der splendidesten Aus- stattung in gross Folio begonnen wur- den, sind Hartinger Paradisus Vin- dobonensis, von welchem von 1844 — 1851 in mehreren Heften im Ganzen 78 Tafeln erschienen und der im Jahre 1846 von Fischer und Meyer herausge- gebene Jardin de St. Petersbourg mit 20 vorzüglichen, von genauen Analysen be- gleiteten Tafeln in gross Folio. — Wir haben bei dieser Aufzählung der einzelnen Monographien nicht ge- dacht, weil diese, obgleich manche sich ebenfalls auf lebende Pflanzen der Gärten stützen , wie die über succulente - Pflan- zen, Cacteen, Orchideen , Aroideen, Li- liaceen etc. dennoch ihrer Natur nach wesentlich Privat-Unternehmungen sind, obgleich, wo wissenschaftliche Anstalten sich specialisiren , Herausgabe solcher Monographien nicht weniger in deren Aufgabe liegen dürfte. In Rückblick auf diese zahlreichen Unternehmungen der Art, die nie dauernd durchgeführt werden konnten, theils so- gar im Keime erstickten, dürfen wir wohl die Behauptung aufstellen, dass solche nur dann Aussicht auf Dauer haben, wenn sie nicht von den Autoren, sondern von den Instituten selbst herausgegeben wer- den. In einem bescheidenen Formate bei guter und getreuer, aber nicht überflüssig kostbarer Darstellung würde schon durch Aussetzung einer nicht gar hohen Summe für diesenZweck vieleserreicht werden kön- nen. Ausgabe in zwanglosen Heften würde natürlich die angemessenste sein und durch Tausch mit ähnlichen Werken und Ge- sellschaftsschriften könnte zugleich die 77 Bibliothek des Instituts manches werth- volle Werk erhalten. Der Referent spricht in dieser Beziehung allerdings zunächst seine individuelle Ansicht aus, ist aber überzeugt, dass nur auf diese Weise alle jene Beobachtungen, die sich auf keine Zierpflanzen beziehen, Gelegenheit zur Veröffentlichung finden dürften, und dass, wenn nur von Seite einiger Institute auf diese Weise neue und zweifelhafte Arten der Botanischen Gärten besprochen und abgebildet wür- den, dadurch einer fühlbaren Lücke in der wissenschaftlichen Literatur abgehol- fen und die Leistungen Botanischer Gär- ten für die Wissenschaft, der sie ja die- nen sollen, erst recht fruchtbar gemacht würden. Hoffen wir daher in einer Zeit, wo von Seiten keines einzigen Botani- schen Gartens ein solches Werk noch herausgegeben wird und wo die für Liebhaber berechnete Literatur dieser Art die rein wissenschaftliche Garten- Literatur ganz erstickt hat, — dass recht bald eine bessere Zeit für solche wis- senschaftlichen Bestrebungen beginnen werde. Bei den Culturen hat eine Central- anstalt,, da sie nicht speciellen Lehran- stalten als Hilfsmittel dient, auch nur die allgemeinen Gesichtspunkte ins Auge zu fassen, als da sind: charakteristische Gruppirungen nach Vaterland und Fami- lien, und im freien Lande hat sie die ausge- dehntesten Versuche über die im Freien ausdauernden Holzgewächse und Peren- nien anzustellen und durch Vertheilung der zur Cultur in Ziergärten geeigneten und Mittheilungen über deren Cultur, sich praktische Anknüpfungspunkte zu verschaffen. Besondere Zusammenstel- lungen der schönblühenden Perennien und Annuellen sind daher vorzugsweise zweckmässig und eine schöne Aussen- seite kann nur dazu beitragen, den Ein- 18 . fluss, den das Institut geltend machen soll, zu vermehren. — Vorzugsweise Cultur der Pflanzen des eigenen Landes, Beobachtungen über das Verhalten zweifelhafter Arten im Culturzustande, Anbahnung von gut ge- leiteten Experimenten in Bezug auf die Lebensthätigkeit der Pflanzen, möglichst vollständige Cultur einzelner Pflanzen- familien und zwar vorzüglich derjenigen, die im getrockneten Zustande nur un- vollständig untersucht und beschrieben werden können, und aufGrund der nach den lebenden Exemplaren gesammelten Beobachtungen gestützte Herausgabe von Monographien , und endlich Anstrebung möglichster Vollständigkeit in allen an- dern Richtungen, darin scheinen uns die ferneren Zwecke einer solchen Anstalt zu liegen, welche, wenn sie auch nur theilweise im Auge behalten werden, selbst die Ausgabe sehr bedeutender Summen rechtfertigen. Wir haben damit den ersten Punkt, nämlich die Unterhaltung, den Zweck und die Aufgabe eines Botanischen Gar- tens erledigt und wollen nun noch einen kurzen Blick auf die im Gardener’s Chro- nicle im Verein mit einem Botanischen Central - Garten geforderten ferneren Sammlungen werfen. Dasselbe forderte: 2) Ein Museum für die angewandte Botanik, in welchem die Pflanzen zu- sammen mit den Producten, die sie lie- fern, ziemlich vollständig ausgestellt wer- den. — Ein solches Museum bietet die mei- sten Anknüpfungspunkte mit dem prak- tischen Leben, Im Botanischen Garten zu Kew ist ein solches bereits im gross- artigen Maassstabe ins Leben gerufen und wird jährlich von vielen Tausenden von Menschen besucht. Es sind hier die Pflanzen in möglichst instructiven Exemplaren in Frucht und Blüthe und Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. wo es Holzgewächse sind, zugleich auch in Stamm und Blättern, zusammen mit ihren Rohproducten und Mustern verbreiteter Stoffe, ausgestellt. Der Be- sucher erhält dadurch ein möglich voll- ständiges Bild aller der wichtigsten Nutz- pflanzen in einer Zusammenstellung, die an das praktische Leben sich anschliesst. Jeder Botanische Garten sollte in grösse- rem oder kleinerem Maassstabe ein sol- ches Museum einzurichten streben. Die mannigfachen Beziehungen, in denen der Mensch zu der Pflanzenwelt in allen seinen Bedürfnissen steht und wie ei- gentlich die Existenz des Menschen und Thieres gänzlich von den Stoffen abhän- gig gemacht wird, welche die Pflanzen ‚produeiren, wird hier am anschaulichsten gezeigt. Mangel an Fonds und an zweckmässigen Räumlichkeiten sind auch hier meist die Gründe, welche der Ein- richtung eines solchen Museums hin- dernd im Wege stehen. Lasse man sich dadurch den Muth nicht nehmen, be- ginne man ganz im Kleinen, und der Anklang, den die kleine Einrichtung in weiten Kreisen findet, wird von selbst nach und nach die Ausdehnung dersel- ben bedingen. 3) Ein Museum für die wissenschaftli- che Botanik, in welchem die Pflanzen in ihrer Beziehung zu einander und in ih- rer Beziehung auf andere Gegenstände aus dem Gebiete der Naturwissenschaf- ten ausgestellt werden. Der Berichterstatter in dem Garde- ner’s Chronicle fordert für diese Samm- lung eine Darstellung in folgender Weise: Jeder Familie des Gewächsreiches soll ein besonderer Glaskasten oder eine Abtheilung eines solchen gewidmet wer- den. In demselben werden die Arten einzelner Gattungen oder der wichtig- | I. Originalabhandlungen. sten Sectionen, jede einzeln dargestellt durch: a) Frucht und Samen in natürli- cher Grösse, entweder im getrockneten Zustande oder in Spiritus und begleitet von Modellen in Wachs, wo dieses we- gen der fleischigen Beschaffenheit der- selben nothwendig erscheint, Alle diese wären sowohl unverletzt, als im Durch- schnitt darzustellen. b) Stamm und Wur- zel. Von holzigen Stämmen sind Ab- schnitte und Durchschnitte zu geben. Knollen, Zwiebeln, fleischige Stöcke und Stengelgebilde müssen durch Modelle oder Zeichnungen dargestellt werden. ce) Blätter und Blumen sind durch gut ge- trocknete Exemplare darzustellen, die, wo es nöthig, durch colorirte Zeichnun- gen und Vergrösserungen begleitet wer- den. — Der Referent in Gardener’s Chronicle fordert hiermit die Herstellung einer wis- senschaftlichen Aufstellung der Familien, die, wo die Mittel es erlauben , solche durehzuführen, allerdings ein vortreffli- ches Mittel zum Studium bieten würde. Für die meisten Botanischen Gärten dürfte solch ein Museum aber lange noch ins Gebiet der frommen Wünsche gehö- ren und wie es uns scheint, der Nutzen desselben in gar keinem Verhältniss zu den Kosten stehen. Wer wirklich die Pflanzenwelt studiren will, und nur für solche würde ein solches Museum ein- gerichtet, dem können auch auf billigere Wege die Lehrmittel gereicht werden. 4) Ein allgemeines Herbarium und Bibliothek, einestheils zur Benutzung . der Botaniker anderntheils zur Bestim- mung und Berichtigung der andern Samm- lungen des Instituts. — Bibliothek und Herbarium sind die beiden wichtigsten Hilfsmittel, ohne welche ein wissenschaftliches Institut seine Aufgabe nicht erfüllen kann. Sind diese Sammlungen allerdings zunächst ie) für das Institut selbst dringend noth- wendig, so sollte doch deren Benutzung allen denen , die in dieser Richtung ar- beiten, stets zugänglich sein. Bücher können selbstverständlich nicht ausge- liehen werden, dagegen sollte Gelehrten, welche Familien oder Gattungen mono- graphisch bearbeiten, das vorhandene Material im Herbarium stets mitgetheilt werden. Die innere Einrichtung dieser Sammlungen wird je nach dem Bedürf- nisse eine verschiedene sein können. Im hiesigen Botanischen Garten ‚- wo beide Sammlungen zu den ansehnlichsten ge- hören, die in dieser Beziehung existiren, ist jetzt der Anfang gemacht, dieselben zu folgenden Sammlungen zu vereini- gen: a) Zu einem General-Her- barium, in welchem die Pflanzen aller Welttheile vereinigt werden. Zur Ver- gleichung bei den Bestimmungen der Garten-Pflanzen,, jeder Bearbeitung ein- zelner Gattungen oder Familien etc. ist ein solches Herbarium dringendes Be- dürfniss. b) EinGarten-Herbarium, in welches alle jene Pflanzen aufgenom- men werden, die im Institute zur Blüthe kamen. Es ist dieses nothwendig, um die eine der Aufgaben eines Botanischen Gartens, die Herausgabe eines wissen- schaftlich geordneten und kritisch durch- arbeiteten Kataloges möglich zu machen. Es dient dasselbe aber auch den im In- stitute arbeitenden Gärtnern, wenn, wie dies leider nur zu häufig der Fall ist, Verwechslungen der Etiquetten stattfan- den, um sich in demselben Raths zu erholen, Erleichtert wird die Orientirung in dieser Beziehung noch durch folgende von uns getroffene Einrichtung. Zu je- der berichtigten und verglichenen Pflan- zenart wird ein Zettel geschrieben, auf welchem Name und Autor, Citate der verglichenen Werke und Abbildungen, Familie, Vaterland, der oder die Namen, 80 unter denen die Pflanze eingesendet ward, sowie etwaige Botanische Notizen eingetragen werden. Diese Zettel wer- den vorläufig in der Ordnung nach dem Alphabet zusammenrangirt und beziehen sich auf die gleichzeitig eingelegten und verifieirten Exemplare, die ins Garten- Herbarium in wissenschaftlicher Anord- nung nach den Familien einrangirt werden. Wo der Gärtner nun in dem Zettelkatalog keine Auskunft findet, da kann er das Garten-Herbarium einsehen. Aber auch dem revidirenden Botaniker erleichtern beide Einrichtungen die Ar- beit ungemein. c) Ein Herbarium der Pflanzen des Russischen Reiches. Wenn unter den Culturen eines Botanischen Gartens die Cultur der Pflanzen des eigenen Landes behufs deren Kenntnis und Verbreitung , sowie behufs der Beobachtung zweifelhafter Arten, besonders zu bevorzugen ist, SO muss auch im Herbarium eine beson- dere Sammlung für die Pflanzen des Landes gebildet werden, um hier das Material zur gründlichen Bearbeitung der Gesammtflora des Landes zusammen zu bringen und zugleich als Hilfsmittel zur Berichtigung aller der neu in Cul- tur gebrachten Arten zu dienen. Ausser diesen 3 Hauptsammlungen werden noch einige der wichtigsten Spe- cialflloren des Landes zu bilden sein, um denen, die in diesen Gegenden zu sam- meln gedenkeu , eine Uebersicht und Einsicht in das Gebiet der Flora zu geben. — Die Herbarien sollen das ersetzen, was ein Garten nicht mehr anstreben kann, und daher, soweit das überhaupt möglich ist, auf Vollständigkeit hinarbei- ten. Den eigentlichen Werth bekommen solche Sammlungen aber erst dadurch, wenn sie soviel als möglich Original- Bestimmungen enthalten. Daher sollte Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. eine solche öffentliche Sammlung durch Austausch oder Ankauf sich die wich- tigeren Sammlungen erwerben und alles verificirte durch Vergiftung dauernd vor Wurmfrass schützen. Die am Herbarium Arbeitenden sollten keine Privatsamm- lungen besitzen, damit alle ihre Arbeiten in dieser Beziehung dem Institute und dadurch auch weitern Kreisen zu gute kommen. Privatherbarien gehen nach dem Tode der Besitzer in andere Hände über. Ein öffentliches Herbarium bleibt stets in gleichem Besitze, bauet also im- mer weiter und weiter. Die Arbeiten aller derer, welche das hier zusam- men getragene Material durchforschten, werden im Herbarium selbst niederge- legt und so wird dieses zugleich zum immer richtigeren Archiv für die Wissenschaft, je länger dasselbe be- steht und mit ungeschwächten Mitteln der fernern Vollkommenheit entgegen geführt wird, Noch jetzt sind die von Thunberg und anderen hinterlassenen Originalexemplare oft das einzige Mittel, um einen festen Anhaltspunkt über die von ihm beschriebenen Pflanzen zu ge- winnen und werden auch für die Zu- kunft alle jene in den Öffentlichen Samm- lungen von den verschiedenen Autoren eigenhändig berichtigten oder mitgetheil- ten Pflanzen für alle Zeiten das wich- tigste Material für richtige Feststellung oder Vereinigung von Arten liefern. — Wir sind in diesem Artikel, der aus- führlicher geworden, als wir beabsich- tigten, bis jetzt hauptsächlich nur auf die vom Gardener’s Chronicie angeregten Punkte eingetreten. Schliesslich wollen wir aber noch einiger, wie es uns scheint, zum Studium dringend nothwendiger Sammlungen erwähnen, deren dasselbe nicht gedenkt. Die eine derselben ist eine möglichst vollständige Frucht- und Samensammlung. Taf 251 Cagena wempactera ring I. .Originalabhannlungen. die Herbarien enthalten diese so wichti- gen Theile der Pflanzen meist nur un- vollständig. Schon wenn von den jährlich im Institute gesammelten Samen und Früchten immer ein Theil für eine sol- che Sammlung zurückbehalten wird, wenn man ferner einen Theil der aus andern Ländern eingehenden Samen zu gleichem Zwecke aufbewahrt, kann solch eine Sammlung ganz allmälig entstehen, Der hiesige Garten besitzt in dieser Be- ziehung eine der reichern Sammlungen in ungefähr 25000 Arten. Diese Samm- lung ward während der letzten Jahre geordnet und in Gläsern nach dem Sy- steme von Endlicher aufgestellt, — Eine andere Sammlung zur volistän- gerr Kenntniss der Holzpflanzen ist eine Sammlung von Abschnitten der Stämme 8 derselben. Auch diese Sammlung ist im hiesigen Garten sehr reich vertreten. Mit derselben könnten zum Aufbewahren geeignete Monstrositäten, die im Her- barium nicht Platz finden, werden. Endlich ist auch eine Sammlung von Abdrücken der Pflanzenformen der Vorwelt vom höchsten Interesse, da un- ter diesen manches Bindeglied zu den Pflanzen - Familien der Jetztwelt vor- kommt und sie ferner ein ganz beson- deres Interesse insofern haben, als sie durch das Auftreten immer höher ent- wickelter Formen uns den Beweis lie- fern, dass wie die Thierwelt auch die Pflanzenwelt im Laufe der Zeit einer immer höhern Entwickelung entgegen ging. (E. Regel). vereinigt 3) Bemerkungen über Pfianzen des Petersburger Botanischen Gartens. 1) Urostigme atrovirens Rgl.; Arto- carpeae. Eine der schönsten Ficus-Arten fürs Warmhaus, die der hiesige Bota- nische Garten als Ficus Tweediana cul- tivirte. Bildet einen dicht verästelten, bis 10 Fuss hohen Strauch, der das ganze Jahr mit den dunkelgrünen glän- zenden Blättern geschmückt ist und da- her als Decorationspflanze fürs Zimmer und Gewächshaus volle Empfehlung ver- dient. Aeste stielrund, Aestchen ziem, lich dicht gestellt und wie die Blattstiele und Stipeln kurzhaarig, Blätter mässig lang gestielt, oval-elliptisch, lederartig, ganzrandig, an der Spitze stumpf, oder mit aufgesetzter stumpfer Spitze, oder selten spitzlich, am meistentheils brei- teren Grunde abgerundet und 3—5 .ner- vig. Von den auf der unlern Seite stark I, 1859, e vortretenden Mittelnerven gehen beider- seits 6—8 stärkere Seitennerven aus, die vor dem Rande sich bogig mit den andern Seitennerven verbinden, Die obere Blattseite ist glänzend dunkelgrün und durchaus kahl, die untere Blattseite ist hellgrün, durch ein durchsichtiges kleinmaschiges Adernetz gezeichnet, und auf den schwach vortretenden Seiten- nerven und Venen stehen kurze Här- chen. — Blattstiele 1/,—3/ı Zoll lang; Blät- ter 2/,— 4", Zoll lang, 11, —2/, Zoll breit, — Nah verwandt ist Ficus Tweediana (Urostigma) Mig., F. puberula Knth. et Bouche und F. fuliginea (Urostigma) Miqg. Der erstere ist jedoch durchaus kahl , vortretende Seitennerven sind nur 6 82 4—5 vorhanden, Blattstiele 2—4 Linien lang, Blätter 1!/,—2 Zoll lang, I—1y, Zoll breit. F. puberula Knth. et Bouch€ unter- scheidet sich durch fast 3seitige Aest- chen, elliptisch-längliche Blättchen, die durchsichtig punktirt, beiderseits kurz- haarig und 2!/,—3 Zoll lang und 11/,— 11/, Zoll breit sind. F. fulginea Mig. unterscheidet sich durch elliptische oder verkehrt - ellipti- sche Blätter, welche auch oberhalb auf den Blättern kurzhaarig, beiderseits 4 eingesenkte vom Mittelnerven ausgehende Seitennerven, 13/,—2Y, Zoll lange und 3,—-1'/, Zoll breite Blätter und 2 Li- nien lange Blattstiele. — (E. R.) 2) Pyrus Sieboldi Rgl.; Pomaceae. Ein halbhoher Strauch aus Japan, der durch Siebold als Sorbus Toringa ver- theilt ward und wahrscheinlich in Deutsch- land im freien Lande aushalten wird. Derselbe ist mit der auf Sitka heimi- schen P, rivularis Dougl. zunächst ver- wandt. Stachellos, strauchig. Die alten Aeste schwarzbraun und kahl, die jun- gen Aeste dicht behaart. Blätter ge- stielt, oval-lanzettlich, zugespitzt, in den Blattstiel verdünnt, häutig, doppelt ge- sägt und die Sägezähne zugespitzt, mit aufrechter Spitze, ungetheilt oder selte- ner unregelmässig gelappt, oder fast 3lappig, oder schwach fiederlappig; die jüngern Blätter auf der untern Seite dicht weichhaarig, auf der obern Seite lax mit angedrückten Haaren- besetzt; .die ältern Blätter fast kahl, 11/, —21/, Zoll lang und Y,—1 Zoll breit. Blü- thenstiele dicht weichhaarig, !/„—1 Zoll lang, ohne Drüsen. Blüthendolden sitzen auf der Spitze der Aestchen. Blüthenstiele schlank, bis 2 Zoll lang, kahl, drüsenlos. Kelch urnenförmig, mit kahler Röhre und 5theiligem Saume, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dessen lanzettlich -lineare Lappen zu- rückgekrümmt abstehen und weichhaarig sind. 5 Petalen, welche gehöhlt, oval, stumpf, und in einem 2 Linien langen Nagel verdüunt sind. 12— 14 Staub- fäden. 4 oder seltener 3 Griffel, welche bis zum Grunde getheilt, oben kahl und am Grunde zottig behaart sind. P, rivularis Doug). unterscheidet sich durch ovale am Grunde fast abgerundete Blätter, deren Sägezähne in ein kurzes eingekrümmtes Spitzchen ausgehen, durch Blüthenstiele, die wie die Kelchröhre kahl sind und durch 3, seltner 4 bis zur Mitte verwachsene durchaus kahle Grif- fel. — Scheint sehr dankbar zu blühen und dürfte als hübscher halbhoher Strauch fürs Kalthaus sehr zu empfehlen sein. — (E. R.) 3) Bongardia Rauwolfü O. A. M.; Berberideae. — Die Gattung Bongar- dia steht der Gattung Leontice zunächst. Kelch 6blättrig, bald abfallend, am Grunde von keinen Bracteen gestützt, Blumenkrone 6blättrig, am Grunde mit eingesenkter Honigdrüse, sonst aber ohne Anhängsel. 6 Staubfäden mit der Länge nach beiderseits dem Connectiv ange- wachsenen Antheren, welche von unten nach oben mit einer oben befestigten Klappe aufspringen. Ein Pistill mit kur- zem Griffel und grosser faltiger ausge- breiteter Narbe. Kapsel auf der Bruch- seite aufgeblasen, häutig, einfächerig, nicht aufspringend, 4—5 samig. B, Rauwolfi C A. M. wächst in der Provinz Baku in den Gebirgen Cauca- siens, dieselbe besitzt Knollen, ähnlich de- nen eines Öyclamens, welche dort von den Einwohnern, gleich denen der Kartoffeln genossen werden. Die ganze Pflanze kahl. Blätter bis !/, Fuss lang, blau- grün, gefiedert, Blättchen halbquirlför- mig gestellt, keilförmig, ganzrandig oder an der Spitze gezähnt oder eingeschnit- ® N. ten, sitzend, am Grunde röthlich. Blü- thenstiel ungefähr so lang als die Blätter, an der Spitze wenige doldentraubenför- mig gestellte goldgelbe Blumen von et- was über '/, Zoll Durchmesser tragend, deren Blumenblätter an der Spitze ge- kerbt gezähnt. Liebt einen lockern, leichten wasserfreien Boden, ist ganz hart, und blühet im ersten Frühling. Im Sommer stirbt das Kraut ähnlich wie bei Leontice ab. Als Einfassungspflanze und für Steinpartien. — 4) llex Aquifolium L. Var. imere- tica Rgl. In Jahrg. 1854 p. 3il dieser Zeitschrift, findet sich eine Aufzählung der Ilex-Arten der Gärten vom Herrn Prof. Göppert. Unter den Ilex-Ärten des Petersburger Gartens findet sich nun eine aus Imeretien stammende Form des Ilex Aquifolium, die wir zu den schön- Beschrieben in verschiedenen Zeit- schriften. 1) Ligustrum sinense Lour. Strauch mit fallendem Laube aus dem temperirten Klima China’s und daher in England hart. Zweige filzig. Blätter oval, stumpf, kahl. ausgeschweift, schwach flaumig auf der unlern Seite. Die Blumen sind weiss und stehen in spitzenstän- digen Rispen , ungefähr wie die unseres ge- meinen Ligustrum vulgare. (Gard. Chron. 1858, pag. 621 mit ‘Holzschnitt.) 2) Tanghinia venenifera Poir.; Apocyneae. — Ein kleines Bäumchen aus Madagascar und der Insel Bourbon. Blätter lederartig, immer- grün, abwechselnd, elliptisch, 4—5 Zoll lang und 1 Zoll breil. Blumen in spilzeuständigen, 2 — 3theiligen Scheindolden. Blume unter- tassenförmig, weiss, mit zart rosarother Neue Zierpflanzen, a 83 sten und decorativesten der Gattung rechnen. Dieselbe steht dem Ilex Aqui- folium var. ciliata Göpp. 1. ec. p.319 zu- nächst, Sparsamere Zähne, die in vor- wärts gerichtete kurze Stacheln ausge- hen, unterscheiden sie jedoch sofort. Blätter länglich-lanzettlich, flach, mit entfernt gestellten kleinen buchtigen Zäh- nen und vorwärts gerichteter Stachel- spitze. Dieselben sind dick, lederartig, oberhalb glänzend hellgrün, unterhalb heller und matt, sind ziemlich dicht und fast regelmässig zweizeilig gestellt. Bildet einen dicht belaubten Strauch, der in Petersburg und Norddeutschland als schöner decorativer Kalthausstrauch, und in den mildern Lagen Deutschlands als schöner Bosquetstrauch Empfehlung verdient, (E. R,) Neue Zierpflanzen. Nüance. Die Samen dieser Pflanze sind so stark giftig, dass ein einziger Same hinreichen soll, um 20 Menschen zu tödien. In Madagascar wurden dieselben früher zu Gottesurtheilen be- nutzt. Hooker bildete diese Pflanze als Cer- bera Tanghin im Botanical Magazine Taf. 2968 ab und in Berlin ward in der Frühlings -Blu- menausstellung des Jahres 1851 ein blühendes Exemplar aus dem Botanischen Garlen aus- gestellt. (Verh. des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten.) 3) Lonicera stipulata Hook. et Tkom- son und Lonicera glaucophylla Hoaoker et Thomson. Zwei neue, von Dr. Hooker in den temperirten Regionen des Sikkim-Hima- laya entdeckte Geisblatt - Arten. Breite, zwi- schen der Anheftungsstelle der Blattsiiele be- fesiigte Nebenblälter zeichnen beide Arten von allen andern bekannten Loniceren aus. 6 » 54 Die L. stipulata bildet einen grossen, fast rankenden Strauch. Zweige und Unterseite der Blätter und Nebenblätter sind mit einer dichten weisslichen Wolle bekleidet und ccn- traslirt hiermit. das glänzende lebendige Grün der Oberseite sehr angenehm. Blälter breit oval, zugespilzt, gezähnt, bis 4 Zoll lang und von fester Textur. Blumen erscheinen in reich- licher Menge in kurzgestielten , büschellörmi- gen, achselständigen Corymben , weiss oder blassgelb und ausserhalb behaart. Beeren blassgelb. Wächst gemeinschaftlich mit Ley- cesteria formosa in einer Höhe von 10,000 Fuss über dem Meere in Darjeeling und dürfie daher in England wie in den milderen Gegen- den Deutschlands und Frankreichs hart sein. Im Norden Deutschlands und im Petersburger Klima aber frosilfrei zu durchwintern, Lonicera glaucophylla ist eine kleinere Art. Die Nebenblätter fallen bei ihr bald ab. Von gracilem Wachsihum, allenthalben kahl. Blätter oval zugespitzt, schwach gezähnt, ober- halb hellgrün, unterhalb blaugrün. Blumen in achselständigen Aehren. Wächst in der Höhe von 5000 Fuss überm Meere, am Fusse des Berges Kinchin- junga gemeinschaftlich mit mächligen Bäumen von Cupressus funebris. Blühet während der Wintermonate. Als Kalthauspflanze zu behan- deln. (Gard. Chron. pag. 700 mit Holzschnitt.) 4) Neueste Fuchsien. Als schönste Er- zeugnisse des englischen Gärlners Eaward Banks in der Gattung Fuchsie bildet das deut- sche Magazine folgende 4 Sorten ab. 1) Fuch- sia Prinz Friedr. Wilh. von Preussen. Grosse Blume mit brillirend rothenzurückgeschlagenen Kelchblättern und blauen Blumenblättern, 2) £. Rose of Castille. Grosse Blume mit zurück- geschlagenen, weissen, rosa geluschten Kelch- blättern und blauroihen Blumenblättern. 3) F. Loch Katrine. Mittelgrosse Blume mit dun- kelrothen zurückgeschlagenen Kelchblätiern uud blauen, roth gerandeten Blumenblättern. 4) F. Guiding Star. Aehnlich der Rose of Castille, Blumenblätter aber blau und roth ge- randet, 5) Buntblätterige Anqnas. Als eine vor- züglich schöne Decorationspflanze fürs Warm- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. * haus haben wir schon wiederholt einer Ab- arl der gewöhnlichen Ananas mit weiss ge- streiftem Blatte erwähnt. Dieselbe ist'noch mit hohen Preisen in den Katalogen der Han- delsgäriner notirt. Interessant ist in dieser Beziehung im deutschen Magazin eine Milthei- lung des Herrn Schönborn in Posen, der diese Abart im Jahre 1857 zufällig erhielt, indem eine der fruchttragenden Ananaspflanzen zu- fällig eine Krone mit weiss gestreiften Blättern bildete. Wahrscheinlich ist nun die jetzt in den Gärten schon verbreitete Abart auf ähnli- che Weise entstanden. Die Pflanzen mit bunten Blättern sind be- kanntlich fast meistens so entstanden, dass’ ein einzelner Theil einer Pflanze zufällig “diese Eigenschaft zeigte und dass man durch Steck- linge etc. diese Eigenschaft zu fixiren suchte (E. R.) 6) Astrocaryon Warscewiczii Karsit. Diese schöne neue Palme ward durch Warscewiez aus Centralamerika in die Gärten Berlins im- portirt und blühete "kürzlich beim Hrn Augu- stin auf der Wilaparkstation bei Postdam. Ein niedriger stacheliger Stamm, unterhalb glatte weisse Blätter, ein Blaltstiel, der vielmal kür- zer als die Blattfläche, männliche Blumen mit nur 3spalliger fleischiger Blumenkrone und eine stachelige Steinfrucht charakterisiren diese Art. Nur 3 Arten von den i7 bekannten Ar- ten der Gailung Asirocaryon , besitzen eine nur 3spaltige (nicht 3theilige) Blumenkrone der männlichen Blumen, nämlich A. Chonta Mart., vulgare Maärt. und rostratum Hook. Von diesen ist die neue Art dem A. rostraium zu- verwandi, das Hooker Taf. 4773 im Mag. abgebildet. Der unbewaffnete Stamm, der Blatistiel, der so lang als die Blattfläche und schwarze erhabene Punkte auf der untera blatiseite lassen diese letzlere Art leicht unterscheiden. Herr Dr. Karsten gibt in Nr. 38 der Wo- chenschrilt für Gärtnerei die genaue Beschrei- bung dieser interessanten und früh schon blü- henden Palme. und ‚zählt ausserdem die 17 be- kannten Arten dieser Gatlung nebst kurzer Diagnose auf. — nächst Bot. 7) Scutellaria Trianaei Pl. et Linden und Sc. amaranthina Linden. Funk gibt im Oe- I. Neue Zierpflanzen. toberheft 1858 des Journal: d’horticulture pra- tique die Abbildung und Beschreibung dieser beiden Pflanzen, die Herr Triana bei Bogota in Neugranada gesammelt und Linden in Cul- tur gebracht hat. Die erstere hat fast mennig- rothe, die andere amaranthrothe Blumen. In allen andern slimmen sie vollkommen überein und fallen sicherlich, bemerkten, nur als leichte Formen zur Sc. incarnata Vent. {Choix des plantes tab. 39, fig. sup. Bot. Mag. tab. 4268. D. ©. Prodr. -Xll. pag. 416.) wie wir schon früher 8) Pavetta _undata Lehm.; Afıika ? Der P. caffra verwandt. Eine nied- liehe Art mit weissen wohlriechenden Bluınen, Bildet einen 3 Fuss hohen Strauch. der allent- halben kahl ist. _Blälter lederarlig, geslielt, länglich oder länglich-lanzettlich , schief, spitz. nach dem Grunde verschmälert und wel- lig. _Nebenblätter am Grunde mit lang zu- gespilzten verwelkenden Lappen. Blüthen- stiele spitzenständig , 3theilig in eine vielblu- mige Doldentraube verästell. Blume weiss, Kelchzähne sehr kurz, stumpf. Blumenkro- nenlappen lanzeillich, am Rande zurückge- rollt, von der Länge der Röhre und des Griffels. — Il. 1) Die Vegelation von Neu-See- land. Sir W, Hooker gibt in dem Journal of Botany Skizzen der Vegetation von Neu- Seeland und namentlich der fegend von Nel- son, nach Briefen des Dr. Morno in Nelson, von denen wir hier Einiges auszugsweise wie- dergeben. Zunächst schildert Dr. Morno die Tour von Waimea nach Wairau, eine Reise von unge- fähr 100 (engliehen) Meilen. Anfangs geht der Weg in südlicher Richtung ungefähr A Mei- len weit durch eine verhältnissmässig niedrige Gegend, wenngleich von sehr unebener Ober- fläche, indem Bergrücken mit Abhängen und Thälern abwechseln. Die Vegetation ist hier Rubiaceae. 85 Leicht gedeihende Warmhauspflanze , die im Juli blühet. (Hamb, Grizlg.) 9) Trachyandra echioides Schlechtd.; Li- liaceae. Ein Staudengewächs; das walhrschein- lich vom Vorgebirge der guten Hoffnung stammt und mit Antihericum nahe verwandt ist. Wurzelblätter fleischig, 6— 8 Zoll lang, 1 Zoll breit, lang zugespilzt; Blüthenschaft 2 — 3 Fuss hoch; von der Milte seiner Höhe an kurzgestielle nankinglarbige Blumen tragend. Ueberwinterung im Kallhause. (Hambrg. Griztg.) 10) Anguillarie dioica R. Br., Melantha- ceae. Ein kleines niedliches Zwiebelgewächs, das Ausfeld aus Neuholland milbrachle. Die ganze Pflanze ist nur 2 — 3 Zoll hoch, hat verlängert lineare Blätter, die am Grunde scheidig über einander liegen. Blumen ge- trennt geschlechtlich, weiss, am Grunde mit ringförmiger weisser Zeichnung. Blühet im Sommer. Eine Zwiebel trägt selten mehr als 2 Blumen. . Dr. Preiss sammelte diese Pflanze schon 1839 und 1840 am Canning- Fluss bei Maddinglon, auf sonnigem Standort und mit Muschelkalk gemengien Boden. — (Hambrg. Griztg.) Notizen. einförmig und besteht meist aus mässig hohen Farrenkräutern. Weiterhin folgt man den Win- dungen eines der Bergrücken. Neben kleinen Sträuchern und Farren, die die Felsen beklei- den, wächst hier eine kleine Abart des Neu- seeländischen Flaches (Phormium tenax). Auch eine andere Pflanze. die aus dem Herzen von einem Büschel schwertförmiger Blätter einen fusshohen Blüthenschaft mit weissen Blumen {Celmisia eoriacea Hook. fil) treibt, wächst bier häufig. Von der untern Blattfläche der- selben hebt sich eine Oberhaut ab, welche viel Achnlichkeit mit feinem weissem Ziegen- leder hat. Hieraus bereiten die Einwohner eine Art von Garn, aus welchem sie Fisch- 86 netze bereiten, doch wird es auch zur Anferti- gung eines weichen und warmen Tuches ver- wendet. Nachdem man 4 Meilen weit der südlichen Richtung gefolgt ist, tritt$man in den Wairy- Pass ein. Dies ist eine tiefe Kluft in dem Ge- birgszug der zur Linken lag, die einzig duich diesen Pass unterbrochen sich weiler nach Süden hinzieht, um sich da mit der Al- penkette zu vereinigen, die die Seen Roluiti und Rotueva umgiebt und mit ewigem Schnee bedeckt ist, Der Pass ist 10 Meilen lang und Den Wald bildet die allenthalben bewaldet. eine Buche (Fagus fusca, Black birch), der Boden aber ist mit zartem grünem Moos be- deckt, und auf den Stämmen lebi ein schönblü- hender Schmärotzer aus der Gattung Loranthus. Sobald der Pass im Rücken liegt, tritt man in das Thal von Wairau ein, das ungefähr 2000 Fuss über dem Meere liegt. Grosse Fels- stücke bilden dieses Thal, dessen Vegetation überhaupt arm. Nur am Fluss und auf des- sen Inseln, da findet sich eine grosse Man- nigfaltigkeit von Sträuchern, von denen viele noch neu sein dürften. Weiterhin ist das Thal mit einförmigem Graswuchs bedeckt und hier und da wächst eine Anisolome oder Aciphylla squarrosa dazwischen. Dr. Morno erzählt nun von einer Excursion an den Rotuiti-See. Er glaubt, dass man von dort aus bis zu 7000 Fuss aufsteigen könne, und dass sich da noch viele unbekannte Pflan- zen fänden. Als den höchsten Baum nennt er den Podocarpus dacrydioides Rich., dort White Pine genannt. Die Stämme errei- chen 4—5 Fuss Durchmesser. Er soll wie ei- ne gigantische Myrtacee wachsen, nur auf einem reichen tiefen Boden. Auf trocknem Alluvial-Boden sind Podocarpus spieata R. Br, und P. Totara A. Cunn. die grössten Bäume. Namentlich der Letztere ist ein sehr pittoresker Baum und erreicht bedeutende Höhe. Sein Holz spaltet sehr leicht und wird deshalb zu Zäunen, Lalten und Schindeln vielfach ver- wendet; ausserdem ist es auch sehr dauerhaft im Boden und wird von den Eingebornen zur Anfertigung der Canoes verwendet. Ein anderer hoher Waldbaum ist das Da- erydium cupressinum. Dieser wächst auch in Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. schlechtern Bodenarten und steigt höher hin- auf im Gebirge als die andern Coniferen °). Junge Pflanzen sind sehr schön, alte Exem- plare machen aber einem traurigen ernsten Eindruck. Diese Bäume bilden hauptsächlich die Hochwaldungen. Eingestreut kommen Podo- carpus ferruginea Don, Neodaphne Tawa und andere vor. Sobald man höher ansteigt, ge- sellt sich die Fagus fusca zu ihnen und so- bald man eine Höhe von 1500 Fuss über dem Meere erreicht, ist der Wald zum .grössten Theil von derselben gebildet. So ist z. B. an dem Weg nach Wairau, wo er die bedeu- tenderen Höhen passirt, der Wald fast gänz- lich von denselben gebildet und nur einige Fuchsien, Aristolochien und anderes Unter- holz sind untergemisch. Es kommen jedoch neben ihr noch mehrere andere Buchen vor, aber es ist schwer zu sagen wie viel, da diese Bäume in der Blattform sehr abzuändern scheinen. Eine derselben mit schmalen Blät- tern geht bis zu 4000 Fuss Höhe empor und mehrere derselben dürften wohl in England im Freien aushalten. Auch kommen in diesen höhern Regionen mehrere sehr niedliche Ve- ronica-Arten vor, die ebenfalls dauerhaft sein dürften. Die höchsten Urgebirge von Granit und Porphyr sind in dem westlichen Theil der Insel. Sie bilden eine mächtige mit ewigem Schnee bedeckte Alpenkelte, welche die über ‚| den südliehen Ocean, mit Feuchtigkeit belade- seines Landes nen Winde auffängt und so den häufigen Nie- derfall von Regen veranlasst. Es ist daher die ganze Westküste sehr feucht. Ganz ver- schieden in @Gebirgsformation und Klima: ist die Ostküste. Gartenbau würde in Neu-Seeland sehr loh- nend sein, aber wegen Mangel an Arbeits- kräften daselbst, lässt sich in dieser Richtung nichts thun. Obgleich der Tagelohn sehr hoch, *) Daerydium cupressinum verdient sorgfältige Cultur. Bei freiem Standorte im Kalthaus und sorgsamer Cultur erwächst es zu Pflanzen von einer Schönheit und Leichtigkeit der Tracht, dass man es zu den schönsten Formen der Familie zählen muss, I. so würden die Colonisten dies nicht scheuen, könnten sie nur Leute bekommen, aber diese fehlen ganz. Der Sommer ist mässig warm und selten übersteigt die Temperatur 22° R. Wenn man nach den Früchten, die da ge- deihen schliessen darf, so gleicht das Klima, dem des Südens von Frankreich. Es finden sich da hochstämmige Pfirsiche von sehr gu- ter Qualität, Feigen sind vortrefflich, und Wein gedeiht an geschützten Abhängen sehr gut. Melonen reifen im Freien , aber Orangen und Granaten scheinen nicht, oder doch nur in vor Seewind geschützten Lagen zu gedeihen. (E. R.) 2) Verfälschung des Safrans. Der Safran wird bekanntlich aus den Blumen des Crocus salivus bereite. In neuerer Zeit wird derselbe nieht blos mit den Blumenblättern der Calendula, der Arnica und des Cartha- mus tinctorius verfälscht, sondern es hat in neuester Zeit. auch noch Amerika sein Con- tingent zur Fälschung geliefert. Eine Pflanze aus der Familie der Compositen aus Brasilien ist in neuerer Zeit zu diesem Zwecke vielfach benutzt worden. Der Name der Pflanze ist noch unbekannt, da die Blumen aber leichter als die des ächten Safrans, so lassen sie sich durch leichtes Schwingen leicht entfernen, und zeigen dann eine tiefere mehr rostfarbene Fär- bung. (Bonplandia.) 3) Verbesserung und Entsäue- rung des Roggenbrodes nach Liebig. Der nährendeste Bestandtheil des Mehles der Getreidearten ist der Kleber, Im frischen Zu- stande ist derselbe weich, elastisch und un- löslich im Wasser, in längerer Berührung mit Wasser verliert er diese Eigenschaft, sein Vo- lumen nimmt immer mehr ab, bis er sich zu- letzt in eine trübe schleimige Flüssigkeit löst, die mit Stärkemehl keinen Teig mehr bildet. Beim Aufbewahren des Mehls erleidet der Kleber eine ähnliche Veränderung, indem das Mehl aus der Luft sehr bald Wasser an sich zieht, und hierdureh vermindert sich die teig- bildende Eigenschaft des Mehls, sowie die Beschaffenheil des daraus gebackenen Brodes eine geringere ist. Nur durch künstliche Aus- trocknung und Abschluss der l.uft lässt sich dieser Verschlechterung vorbeugen. Bei Rog- genmehl (tritt ‚diese Veränderung ebenso rasch, 87 Notizen. vielleicht noch rascher ein, als beim Wei- zenmehl. Herr Liebig hat sich nun das grosse Ver- dienst erworben , durch Zusatz von Kalkwas- ser beim Brodbacken, ein Mittel gefunden zu haben, um diese Uebelstände zu beseitigen. Wenn der zur Teigbildung bestimmte Theil des Mehls mit Kalkwasser angemacht, sodann der Sauerteig zugeseizt und der Teig sich selbst überlassen wird, so trit! die Gährung ein, ganz wie sonst ohne Kalkwasser. Wird dann ferner zur gehörigen Zeit der Rest des Mehls dem gegohrenen Teige zugesetzt, die Laibe geformt und wie gewöhnlich gebacken, so er- hält man ein schönes säurefreies, festes ela- stisches kleinblasiges nicht wasserrandiges Brod, von vortrefflichem Geschmacke, welches von allen die es geniessen, jedem ‚andern vorgezogen wird. Dabei nimmt man zu 100 Pfund Mehl 26—27 Pfund Kalkwasser, und 1 Pfund Kalk reicht hin, um 600 Pfd. Kalk wasser zu bereiten. Zur Teigbildung reicht jedoch diese Menge Kalkwasser nicht hin, und muss daher ge- wöhnliches Wasser nachträglich soviel zuge- selzt werden, als nothwendig ist. Da ferner der saure Geschmack sich verliert, muss der Salzzusatz beträchtlich vermehrt werden, um dem Brode einen angenehmen Geschmack zu geben. Das auf diese Weise bereiteie Brod wird edoch nicht blos wohlschmeekender, sondern auch nahrhafter, indem der Kalkzusatz den Kleber auch in eine verdaulichere Form zu bringen scheint. Ausserdem wird durch den Kalk die frühere wasserbindende Kraft dessel- ben wieder hergestellt und dadurch das Mehl ausgiebiger oder das Brod von einer gleichen Quantität Mehl schwerer. Es verdient daher diese durchaus der Gesundheit un- schädliche Art der Brodbereitung, die vollste Beachtung von jedem Hausvater oder Bäcker. 4) Bindfaden haltbar zu machen. Man lege denselben einige Tage in aufgelö- sten Alaun und er wird allen Wilterungsein- flüssen troizen, (V. d. V. z. Beförd. d. G. i. d. St.) 5) Cultur der tropischen Orchi- deenim Freien. Herr C, Bouche hat in 83 dieser Hinsicht vor mehreren Jahren im Bot. Garten in Berlin Versuche mit einer grösseren Zahl tropischer Orchideen angestellt, indem er an einem schattigen vor Zugwind geschützten Ort einen 2 Fuss hohen, oben offenen Kasten aufstellle und die Orchideen auf eine 6 Zoll hohe Unterlage von Lohe stellte. Hier blieben sie von Juni — September durchaus frei sie- hen. Es wird die auffallend grüne Färbung des Laubes und sehr kräftige Scheinknollen- bildung diesem Verfahren nacbgerühmt. Epi- dendron tovarense Rechb. fil. und Acropera Loddigesii Lindl. hlüheten, andere wie Lyca- ste Skinneri Lindl., Stanhopea oculata Lindl und Odontoglossum grande Lindl. zeiglen Blü- thenknospen. Es sind dies sehr dankenswer- ihe Versuche, welche zeigen wie viel härler die tropischen Orchideen sind, als man im Allgemeinen annimmt. Der Nachtheil dieses Verfahrens, welches schwerlich allgemeinere Anwendung finden dürfte, besteht nach unse- rer Ansicht darin, dass derarlig behandelte Pflanzen, wahrscheinlich, wenn sie ins Ge- wächshaus zurückgebracht werden, von Neuem zu wachsen anfangen werden, und ihre Triebe vor Eintritt des Winters nicht ausreilen können, Dagegen zeigt uns dieses Verfahren ganz un- zweifelhaft, dass alle in den höheren Gebirgen wachsenden Orchideen, im Allgemeinen bei uns den Sommer hindurch nicht luflig genug gehalten werden. In dieser leizteren Bezie- hung sind uns die Engländer schon lange mit gutem Beispiele vorausgegangen, indem auch sie viele Arten den Sommer in mit Fenstern gedeckle Kästen bringen und da bei geeigne- tem Welter ordentlich lüften. An einem sol- chen Standort kann man seinen Pflanzen alle Vortheile des Standorts im Freien sichern und sie doch vor den Nachtheilen desselben schützen. Viele Laelia-Arten und andere wer- den nur auf diese Weise mit Sicherheit zur Blüthe gebracht. (E. R.) 6) Cultur der Allamanda cathar- tica. Es ist dies eine der schönsten Warm- hauspflanzen, die eine sorgfältige Cultur im höchsten Grade verdient. Nachdem die Pflanze abgeblühet hat, Ende Juli oder August, wer- den alle schwachen Triebe um die Hälfte ver- kürzt, und der Topf in ein altes Lohbeet ein- gesenkt, was ungefähr 10° R. Bodentempera- Gartenflora Deutschlands ‚ Russlands und der Schweiz. tur besitzt. Häufiges Begiessen schadet der Pflanze zu dieser Periode und nur um das Austrocknen zu verhindern, eingegraben werden. Im Februar wird die Pflanze in eine Mischung von Rasenerde, Lauberde, Heideerde und Sand verpflanzt, dabei ein ziemlich grosser Topf gegeben, für 2% Zoll hohe Unterlage von Topfscherben ge- sorgt und die Erde selbst recht festangedrückt. Der Topf wird nun in ein warmes Beel von einer Bodenteniperatur von 15—18° R. und gegen den März hin von 20—25° R. einge- senkt und die Lufttemperatur wird allmälig auf 20—22° R. gesteigert. Wenn die jungen Triebe erscheinen, wird reichlich begossen und aus- serdeu erhält die Pflanze ungefähr alle 14 Tage einen ordentlichen Dungguss. (Gard. Chroniele.) 7) Vertilgung der Drahtwürmer. Es sind dies die Larven der Springkäfers, wel- che in der Erde, und zwar durch Abfressen der jungen Wurzeln leben. Man macht sie durch Einbringen zerbröckelter Repskuchen un- schädlich, indem sie diesen als Lieblingsspeise nachgehen. Wendet man dieses Mittel mehrere Jahre nach einander an. so verschwinden diese Thiere gänzlich, da sie in Folge des Genusses der Repskuchen sterben. (Gard. Chronicle.) 8) Spiritus aus Molzfaser. Der Che- miker Pelouze hat der Pariser Akademie ein Verfahren und Proben vorgelegt, aus Säge- spänen (Holzfaser) zu bereiten. Durch Schwefelsäure wird die Holzfaser zer- stört, dann wird die Mischung mil Wasser verdünnt, aufgesoiten und die Schwefelsäure durch Zusatz niedergeschlagen. Nun filtrirt man die Flüssigkeit und lässt sie unter Zusatz Gährungsmittels gähren. Pelouze hat ein Patent genommen und wollte eine Fabrik einrichten Seitdem hat man nichts mehr gehört. (Bot. Wochenblatt.) 9) Zucht der Liliputpflanzen. (Nach einem Arliket von G. Bökel im Oesitr. Bolan. Wochenblatt.) Unter dem Namen Liliputpflan- zen werden in der Regel kleine abgerissene Stücke, oder jüngst gemachte Stecklinge ver- standen , welehe dann von Händlern auf Ge- stellen und in sehr kleinen Töpfehen verkauft werden, freilich aber nicht lange leben. Wir muss der Topf. Branntwein von Kreide eines IT. Notizen. haben den Namen den Chinesen entnommen und solllen auch wie sie gleich sorgsam diese Pflanzen cultiviren, wenn wir von eigentli- ehen Liliputpflanzen, d. h. von Pflanzen spre- chen wollen, die vollkommen ausgebildet, aber in allen Theilen vielmal kleiner als die gewöhnlichen Pflanzen sind. Solche Pflanzen sehen wirklich eigenthümlich aus und können auch lange erhalten werden. Herr Bökel ist es, der solche Liliputpflanzen in Deutschland wohl als der erste eultivirte und erwähnt unter diesen z. B. einer Epheupflanze mit 22 Blät- tern, die nebst Töpfehen von einem grossen Blatte des gewöhnlichen Epheu’s bedeckt wer- den konnte, ferner einer 12 Zoll hoben Eiche Quercus Robur) deren Krone eine’ Kugel von 6 Zoll Durchmesser bildete. Die Cultur, wel- che derselbe befolgte war folgende. Es werden Töpfe aus sehr porösem Thone angefertigt, indem man roihen und weissen Töpferihon zu gleichen Theilen mit 4 Prozent Asche und 1 Prozent Schwefel mischt. Zu holzigen baumartigen Pflanzen, wie der Eiche etc. werden flache Näpfe von ?2—3 Zoll Höhe und 5—6 Zoll Durchmesser, zu den andern Pflanzen Töpfehen von 1—2 Zoll Durchmesser und 1—2 Zoll Höhe verwendet. Als Erde verwendet man die gleiche, wie bei der gewöhnlichen Cultur nur mischt man noch !/;, ganz kleine Kieselsteinchen hinzu, Hierein werden die Pflanzen so fest als mög- lich gepflanzt, wobei kein Gussrand gelassen wird. Bewässer: wird von unten, indem man einige Töpfehen zusammen in Untersätze stellt, oder sich Blechkästen anfertigen lässt, in wel- che man diese Pflanzen stellt, aus denen man mitlelst "Hahnen das Wasser, welches nicht aufgesogen wird, auslassen kann. Holzige Pflanzen, wie Eichen, Ulmen etc. werden am besten hierzu genommen, wenn sie ein Jahr alt sind. Man schneidet dann im Frühling gleich die Spitze weg, damit sie Sei- tentriebe machen und wenn diese die Länge von 1!J, Zoll erreicht haben, kneipt man diese Spitze aus, und dies wiederholt man bei al- Ien folgenden. Nach dem jedesmaligen Be- schneiden werden die Pflanzen kühl gestellt, damit die Triebe nicht zu dünn werden. Sonst ist ein sonniger Standort der beste. Von krau- tigen Pflanzen werden Stecklinge gezogen und ‚eine Beize 89 diese alsbald dieser Cultur unterworfen Ran- kende Pflanzen eignen sich nicht dazu. Für alle die Pflanzen, welche es veriragen kön- nen, kann alle 3—4 Wochen ein Dungguss angewendet werden, doch hülte man sich dies zu häufig zu ihun, da es die Pflanzen löd- ten würde. 10) Mittel gegen Brand im Ge- treide. Die Ansichten über die Pilzkrank- heiten der Gewächse klären sich immer mehr ab. Immer allgemeiner wird die Ansicht, dass sich diese Krankheiten nur durch die Pilzsa- men verbreiten. Von dieser Ansicht ausgehend machte auf Lengerke’s Veranlassung, Herr Freerksen in Ostfriesland eine Anzahl von Ver- suchen in Bezug auf Saatkorn und Behand- lung desselben. Aus diesen Versuchen ging aufs Neue hervor, dass: a) Mit Brandpulver vermischtes Getreide, bis zu ®/,, brandiges Getreide gab. b) Wurden gleichbehandelte Körner vor dem Säen 3mal mit Wasser gewaschen, dann erhielt man ?/,, gesundes und nur !/,, krankes Getreide. ec) Wurden sehr verschiedenartige Beizen bei ebenfalls mit Brandpulver vermischtem Ge- treide angewendet. Kalk, Kochsalz, Torfasche zeigten allerdings schon Erfolg, aber nicht be- friedigenden, da immer noch ein grosser Theil der Aehren brandig ward. Eine Beize mit Kupfer-Vitriol verhinderte zwar den Brand, aber tödtete den grössten Theil der Getreide- körner, so dass eine solche Beize sich als durchaus unzweckmässig herausstellte. Ganz ausgezeichneten Erfolg hatte dagegen mit Aetzkalkwasser, in welchem ungefähr !/,g des Volumens Kochsalz (auf 1 Eimer Aetzkalkwasser 2 Kannen Kochsalz) aufgelöst ward. Die zur Ausaat bestimmten Getreidekörner, welche hiermit gebeizt wur- den, litten nicht nur nicht, sondern lieferten auch durchaus kein brandiges Getreide. Das Beizen selbst wird in der Weise vor- genommen, dass 2 Personen einen Getreide- haufen umstechen, während eine dritte Person aus einer Giesskanne die Beize zuschültet. Das Umstechen des Haufens wird so lange fortge- setzt bis alle Körner des Haufens gleichmässig feucht sind. Dann gibt man noch unter fort- währendem Umstechen Mistjauche auf das Ge- 90 treide, jedoch nur soviel, dass solche nicht nach aussen abläuft, lässt hierauf den Haufen 6 Stunden im Schatten ruhen und verwendet ihn dann sofort zur Saat. Kann Letzteres nicht geschehen, muss der Haufen wieder ausein- ander geworfen werden, damit das Getreide abtrockne und nieht eiwa todibrenne. Vorm Säen befeuchte man es dann wicder schwach mit Wasser oder Jauche. (Landwirthsch. Vereinsbl. f. Ostfriesland.) 41) Cultur derTritonia aurea Pappe ei Hook. Eine der schönsten und der Cultur würdigsten Zwiebelgewächse vom Cap. Der Schaft wird bis ? Fuss hoch und trägl eine grosse Rispe schöner orangengelber Blumen. Blätter reitend, schwertlörmig, zweizeilig kürzer als der Blüthenstand. Mitte Februar präparirt man sich 5—6zöllige Töpfe, bringt auf dem Boden derselben einen guten Wasser- abzug an, und füllt den Topf mit einer Mi- schung aus gleichen Theilen von Lauberde, Heideerde und sandiger lehmiger Erde, wozu noch Sand gegeben wird. In einen solchen Topf pflanzt wan 6 der stärksten Zwiebeln, die eben zu treiben beginnen ringsum, und zwar so tief, dass sie ungelähr !/, Zoll mit Erde bedeckt sind. Die Töpfe werden nun ir einem kalten Fensterbeete oder niedrigen gui 'gelüfteten Kalthause aufgestellt. Hohe Wärmegrade müs- sen vermieden werden, denn sonst wird sich der Blüthenschaft weniger kräftig und reich- blumig entwickeln. Sobald sie in voller Vege- talion gibt man reichlieh Wasser und spritzt die Blätter häufig, um solche vor den Angrif- fen der rothen Spinne zu bewahren. Zeigt die gelbe Farbe der Blätter an, dass diese sich dennoch eingestellt hat, muss man solche mil einem Absud von schwarzer Seife und Tabak abwaschen. Um die alten Zwiebeln der Tritonia fin- det sich die Brut kleiner Zwiebeln. Diese wird beim Pflanzen abgemacht und in beson- dere Töpfe in sandigere Erde gepflanzt. Nach der Blüthe lässt man die Pflanzen an einem warmen sonnigen Standort die Zwiebeln all- mälig ausreifen und conservirt sie später, ohne zu giessen, an einem trocknen frostfreien Orte bis zum Februar. (Gal. Journ. d’hortieult.) 1%) Die Capische Wachsbeeren- Pflanze. Für das Vorgebirge-der guten Hoff- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nung scheint mit der Zeit ein kleiner Strauch von Bedeutung werden zu wollen, der gerade auf dem losen Sandboden der Dünen gut ‚ge- deihet, wo keine andere Pflanze forikommt. Es ist das die Myrica cordifolia L. Der Haupt- stamm derselben liegt nieder und ist gemei- niglich einige Zoll hoch mit dem losen Sande bedeckt, die Zweige aber stehen einige Fuss hoch empor und trägt die weibliche Pflanze eine Masse der kleinen Beeren, die vom Mai bis November gesammelt werden können. Mit- telst Auskochens gewinnt man das Wachs und es liefern durchschnittlich 6—7 Pfund Früchte 1 Pfund Wachs. In kochendem Ter- pentin löst sich dasselbe, mit Alkalien bildet es cine Masse, welche die Eigenschaft der Seife besilzt. Zur Kerzenfabrikalion muss es mit Talg versetzi werden, wenn die Flamme hell werden soll. (Bonplandia.) 43) Fuchsien zur Winterblüthe an- zuziehen. In einem vortrefflichen Aufsatz des Hrn. Th. von Spreckelsen über Cultur und Hybridisation der Fuchsien in der Hamburger Gartenzeitung wird auch der Anzucht der Fuchsien zur Winterblüthe gedacht. Zu die- sem Zwecke mache man im April Steck- linge und halte diese bis zum Herbst in kärg- licher Entwiekelung. Man stelle sie An- fang Juni an ‚einem »schatligen Ort ins Freie, und halte sie bis Anfang August, in Bezug auf Topfgrösse und Bewässerung knapp. Um diese Zeit pflanze man sie in einige Zoll grössere Töpfe, gebe ihnen eine leichte ‚kräf- ige Erde, und stelle sie an einen schatligen Standort. Hier lässt man es ihnen an nichts fehlen, was einen kräftigen Trieb befördern kann und bringt sie Ende September in ein luftiges helles Kalthaus, wo die jungen Triebe, unterm Einfluss des verstärkten Lichtes ıbald verholzen. Mit dem Verpflanzen wird ‚nun aufgehört, und so werden sich Ende October die Blumen zeigen. Diese entwickeln sich den ganzen Winter hindurch bei einer Tagestem- peratur von 6—8°R. und Nachts bei2—3°R- am besten. Möglichst häufige Lüftung und so- wenig Heizwärme als angeht, ‚befördern ‚aus- serdem die Blüthe. Heizwärme bewirkt das Abfallen der Knospen. — Auch der Privat- mann ‚kann auf diese ‚Weise im ‚frostfreien 11. Notizen. Zimmer oder auch im Doppelfenster, den gan- zen Winter hindureh blühende Fuchsien zu seiner Freude erziehen. Wenn die Kraft der Erde ausgezehrt, dann thut ein Dungguss von Zeit zu Zeit wiederholt sehr gute Dienste. 14) Vegetation des Himalaya nach Dr. Madden. Dr. Madden hielt sich längere Zeit in der Provinz Kemaon auf, einer von den Besitzungen Grossbritanniens und Nepal eingeschlossenen Partie des Himalaya. Jene Gegend ist ganz besonders dadurch merkwür- dig, dass man hier noch viele eigentlich tro- pische Pflanzenformen, neben denen des war- men gemässigten Klima’s auftreten sieht, so dass wohl hoffen darf, dass alle dort wach- senden Palmen, baumarlige Gräser und so fer- ner, auch in unseren Kalthäusern, oder im Sü- den Frankreichs und Italiens ganz im Freien aushalten werden. Eine der gemeinsten Palmen ist dort der Phoenix humilis Royle (Phoenix acaulis Roxb.), wabrscheinlich nur eine kleine Abart der Ph. silvestris oder der wilden Dattelpalme Ostindiens. Diese Palme bildet am Fusse der Gebirge schöne Waldungen und steigi bis zu 5500‘ an den Bergen hinauf. In dieser Höhe findet sie sich z. B. noch sehr häufig in der Umgegend von Almorah der Hauptstadt der Provinz, und weiterhin findet sie sich noch bis 6500. Als Baum von 40—50’ Stammhöhe, wird sie Ph. silvestris genannt und geht als solcher nur bis zu 5000. Eine andere dort wachsende Palme ist die Harina oblongi- folia Griffith (Wallichia), diese findet sich jedoch mehr in den warmen und heissen Thä- lern der Flüsse Surjue und Kalie und steigt nur bis zu 4000’ empor. Es ist dies’eine dichte niedrige Gebüsche bildende Palme, von der Form einer Arenga. Am höchsten steigt eine dritte Palme, die Chamaerops Khasyana Griffith in den Gebirgen empor. Am häu- figsten kommt diese schöne Palme in den Ge- birgen von Thakil vor, sie bildet 30-50’ hohe Stämme, welche die schöne Krone der fächerförmigen Blätter tragen, und findet sich zwischen 6500—7800° Höhe. — Hr. Dr. Mad-. den schildert das Gebirge von Thakil, das sich bis zu 8200° erhebt ungefähr folgender- massen, „Ungeheure Waldungen bildet Pinus 91 longifolia zwischen 2—7000° Höhe. Der Gipfel des Gebirges trägt keine Bäume, nur Gräser, Saxifragen, Primeln, Gentianen und andere Alpenkräuter wachsen hier. Unmittelbar unler dem Gipfel beginnen die Waldungen, die aus Eichen (Quercus incana. lanata, floribunda), Ahorn, lex, Rosskastanien (Pavia), Rhodo- dendron, Andromeden, 'Taxus, Berberis und anderen Bäumen der gemässigten Zone gebil- det sind; und mitien in diesen Waldungen in südwestlicher, nördlicher und nordwestlicher Lage wächst jener Chamaerops in ungeheurer Menge in einzelne Gruppen vereinigt. Die Blu- men zeigen sich im April und Mai und bei der Abreise des Dr. Madden am 20. März 1817, bedeckten die Früchte den Boden um die Bäume, während der Schnee noch grosse Stel- len deckte und in der Nachbarschaft die Pri- mula denticeulata (die unsere Winler ohne Deckung erträgt) und andere subalpine Pflanzen blüheten. So sehen wir in einem Klima , wo der Schnee den Boden meist von November bis März deckt, noch eine Palme gedeihen, während zwei andere ebenfalls noch bei ge- ringen Höhen-Differenzen der gleichen Provinz vorkommen. Neben ihnen kommt auch noch eine Banane (Musa; dort bei 4000 Fuss Höhe vor, welche jedoch in der Provinz As- sam bis zu 7000 Fuss Höhe ansteigt. sind durch 4 vertreten, Die baumarligen Gräser Arten der Gattung Arundinaria welche in ihrer ganzen Tracht dem Bambus sehr ähnlich sind. Die durch Dr. Madden in Cultur eingeführte Arundinaria falcata wächst zwischen 3500— 8500 Fuss Höhe, Eine zweite Art, die Arundinaria utilis kommt zwischen 7 — 9000 Fuss, eine dritie unbe- schriebene Art (Giwasa, Purkha etc., dcı Ein- geborenen) zwischen 7 — 10000 Fuss und eine vierte der Tham der Eingeborenen kommt zwischen 8500 — 11500 Fuss Höhe vor, während bei 12000 Fuss schon die Schnee- grenze sich befindet. — Die 3 letzten Arten überhaupt verbreiten sich über die ganze Zone der Nadelhölzer des Himalaya mit Ausnahme von Pinus longifo- lia, der viel tiefer herabsteigt. Die schönste und nützlichste Art ist die A. utilis, welche mächtige Büsche von 20 — 40 Fuss Höhe 3% bildet und deren festes Holz zu den verschie- denarligsten Zwecken verwendet wird. — So hätten wir also in Cultur bis jetzt nur das am wenigsten harte baumartige Gras dieser 4 Ar- ten, nämlich die A. faleata, welche in unsern Kalthäusern recht gut gedeihet, aber soviel uns bekannt, in Deutschland im Freien noch nirgends fortgebracht werden konnte. Dage- gen ist es höchst wahrscheinlich, dass die 3 anderen Arten auch unsere Winter im Freien überdauern dürften. Leider dürfte vielleicht noch lange dauern, bis diese schönen Pflanzen in Cultur gebracht werden, um un- sern Gärten durch ihren leichten herrlichen Wuchs zur herrlichsten Zierde zu gereichen, denn Hr. Dr. Madden sagt, dass sie nur höchst selten Blumen und Sanıen trügen, und ihm es nur von der A. falcata gelungen sei, solchen aufzufinden. Hoffen wir aber, dass diese in englische und französische Blätter übergegan- genen Mittheilungen, die Veranlassung der baldigen Einführung aller dieser Pflanzen werde, die mit dem Typus der Tropen, doch mit- ten zwischen den Pflanzenformen unseres Kli- ına’s wachsen, und von denen einige viel- leicht bei uns ganz im Freien , alle aber in unseren Kalthäusern und Orangerien recht gut fortkommen werden, so dass sie wenigstens während des Sommers zum Schmuck des Gar- tens verwendet werden könnten. es aber 15) Das Oeculiren nach Forkerts Methode. Diese Methode besteht darin, dass das Auge sammt dem Schild flach abgeschnit- ten und auf einen ähnlich grossen Ausschnitt am Wildling angelegt wird. Nachdem es wit- telst eines Fadens befestigt, schliesst man den Zutritt der Luft durch Auftragen von flüssigem kaltem Baumwachs, welches nach der Me- thode von Lukas bereitet ist, ab. Mittelst dieser Melhode gelingt das Oculiren vom Au- gust bis Ausgang September und wuchsen Rosen, Steinobst etc. ganz vortrefflich , die noch im September veredelt wurden. (Wochenschr. f. Gärtn.) 46) Starkemehl von Lilium ero- ceum. Herr Dubus in Brüssel hat das Lilium eroceum in grösserer Menge angebauet und aus den Zwiebeln derselben Stärkemehl herge- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stellt. Derselbe empfiehlt dasselbe zur Cul- tur als Ersatzpflanze der Kartoffel. In Sibirien werden bekanntlich unler dem Namen Sarana verschiedene Zwiebelgewächse, so Lilium Martagon und die andern sibirischen Lilium-Arten. ferner in Kamtschatka die Fritil- laria kamtschatcensis (Gartfl. tab. 173) vielfach gegessen. Dass daher auch Lilium croceum sowie das verwandte L. tenuifolium nährende Substanzen besitzen, das bezweifeln wir nicht. Als Nutzpflanzen eultivirt, können sie jedoch niemals in Bezug auf Ertrag auch nur ent- fernt mit der Kartoffel in gleiche Linie ge- stellt werden. (E. R.) 17) Orchideen-Bastarde. Im Jahre 1856, pag. 26 dieser Blätter machten wir auf das Vörkommen von Bastarden zwischen dem bei uns einheimischen Orchideen aufmerksam, und bildeten Tafel 148, Fig, 3 — 6 einen soleben Bastard ab. Schon früher hatten wir öfters darauf hingewiesen, dass es schr wahr- scheinlich sej, dass auch unter den tropischen Orchideen Bastarde, wahrscheinlich keine Sel- tenheit seien und vielleicht manche der zahl- reichen Formen auf diese Weise erklärt wer- den müssten. Jetzt werden auch im Gardener’s Chro- nicle ähnliche Ansichten ausgesprochen, ja so- gar die Thalsache gemeldet, dass es dem Obergärtner beim Hrn. Veitch , Herrn Dominy gelungen sei, durch künstliche Befruchtung ei- nen Bastard zwischen Calanthe Masuca und furcata zu erziehen, der unter dem Namen C. Dominii im Bot. Magazine tab. 504% abgebil- det ist. (E. R.) 18) Ueber die Luftwurzeln der Orchideen von Prof.'A. Chatin in Paris Der Verfasser hat Untersuchungen und Versuche über den Bau und die Functio- nen der Luftwurzeln der Orchideen gemacht. Der bekannten schwammigen Hülle luftführen- der Zellen schreibt er entgegen der Ansicht anderer Beobachter, welche sie nur als eine selsützende Hülle um die Wurzel ansehen, die Fähigkeit zu, im höchsten Grade, 'Was- serdunst und Gase verdichten undi'dus der Atmosphäre aufsaugen zu können.,: Aus der Erde nehmen solehe Luftwurzeln | nur“-sehr IV. Literatur. 93 langsam Feuchtigkeit auf und sterben in der- | Gegenstände festsaugen, bilden sie eine Menge selben bald ab. Da, wo sie sich an andere | von Haaren. (Bot. Zeitung.) NW. Literatur 1) Genera Aroidearum exposita a H.Schott. Phil. Doct., hortorum ac viva- riorum Caesareorum praefecto, Ordinis Fran- eisei Josephi equiti, Academiarunı Leopol- do-Carolinae naturae ceuriosiorum et Caesa. reae scientiarumVendobonensis socio ete.— Vindobonae 1858. Typis Oaroli Ueberreiter. Ein für die Kenntniss der Aroideen ausserordentlich wichtiges Werk in Folio von dem berühmten Monographen der Aroideen, Hrn. Hofgarten-Intendanten Dr. H. Schott. Je- der der 102 Gattungen ist eine ausführliche Beschreibung, sowie eine Folio-Tafel mit den vortrefllichsten Analysen gewidmet. Es ist dies eines jener wichligen systematischen Werke, welches für alle Zeiten von Wichtigkeit bleibt und durch welches Schott seinen Namen mit unauslöschlichen Zügen in die Geschichle der Wissenschaft eingetragen hat. — (E..R.) 2) Protokollauszüge und Verhand- lungen der Gartenbaugesellschaft Flora zu Frankfurt aM. 9ter Jahrg. | 1856 und 1857. Frankfurt a/M. J. C. Herrmann’sche Buchhandlung 1857 und 1858. Wie gewöhnlich, so rollen auch diese Jahrgänge das Bild eines lebhaft thätigen Ver- eines vor den Augen des Lesers auf. In den wöchentlichen Sitzungen dieser Gesellschaft werden Vorträge angehört und über die wich- tigsten Abhandlungen in den verschiedenen Gartenschriften referirt. Unter den verschiedenartigen Mittheilun- gen ist auch eine von Hrn. L. Buch über Spargeltreiberei. Für Gärtnereien, wo. viele Mistbeete zur Erziehung von Frühgemüse etc. Jährlich angelegt werden, da scheint uns die- ses Verfahren sehr zweckmässig zu sein. Derselbe legt die Spargelbeete so an, dass sie entweder zwischen 2 schon stehende oder fläche des auch später erst anzulegende Reihen von Mistbeetkästen zu liegen kommen und zwar so, dass solche beim Treiben noch 1 — 1!J, Fuss vom Mistbeet entfernt bleiben. Für das Spargelbeet selbst wird ein 2 Fuss tiefer und 9 Fuss breiter Graben ausgestochen, Aufden Grund desselben kommt 1 Fuss hoch fette Mistbeeterde, auf welche 3jährige Ulmer-Spar- gelklauen gepflanzt und darauf so hoch mit Misibeeierde bedeckt werden , dass die Ober- neu angelegten Beetes noch um einige Zoll tiefer als die Erdoberfläche liegt. Im Herbst bringt man eine Schicht alten ver- rolteten Pferdedüngers über. Im folgenden Frühlinge wird das Spar- gelb.et von neuem mit Mistbeeterde aufge- füllt , so dass es höher als die Erdoberfläche wird. Das Stechen des Spargels beginnt erst im Frühling des 4. Jahres. Dazu wird im Herbste des 3. Jahres das Beet bei eintreten- dem Froste mit gutem, langem Miste so zu- gedeckt, dass dieErde desselben nicht gefrieren kann. Im Januar des 4. Jahres werden dann die Mistbeete auf beiden Seiten des Spargel- beeies mit warmem Dünger und starken Um- schlägen auf beiden Seiten angelegt. Der Mist über dem Spargelbeet wird nun weggenom- men und mit warmem nicht zu kurzem Mist 6— 8 Zoll hoch aufs neue bedeckt, und über die- sen legt man noch eine Lage kalten Mistes, damit die Wärme dieser Decke nicht zu früh entflieht. Je nach der Witterung werden die ersten Spargelkeime in 3 — 5 Wochen erscheinen. Man schneidet von da ab wöchentlich zwei- mal, wobei jedesmal die obere Mistbedeckung entfernt und nachher wieder aufgebracht wer- den muss. Sollte der zum decken verwen- dete Mist ganz erkalten, so muss er durch fri- schen ersetzt werden. Man kann ein solches Beet alle 2 Jahre 94 Gartenflora Deutschlands, treiben, nachdem man ein Jahr dazwischen gar keine Spargelkeime gestochen hat. (E. R.) 3) Wredow’s Gartenfreund oder vollstän- diger, auf Theorie und Erfahrung gegrün- deter Unterricht über Behandlung des Bodens und Erziehung der Gewächse im Gemüse-, Obst- und Blumengarten, in Wohnzimmern, Gewächshäusern und Mistbeeten. Neunte Auflage, bearbeitet von H. Gaerdt und E. Neide. 2. — 5. Lieferung. — Ber- lin, Verlag von Rudolf Gärtner. — In 8 Lieferungen, jede Lieferung zu 7!/ Sil- bergr. — Wir können uns nur freuen, dass zwei so tüchtige Fachmänner die Herausgabe der neunten Auflage von Wredow’s Gartenfreund übernommen haben. Im zweiten Heft ist die Aufzählung der Pflanzen des Gemüsegartens vollendet. Es folgt nun die zweite Abiheilung, der Baumgarten, in welchem Anleitung zur Erziehung und Pflege von Obstbäumen und Fruchtsträuchern gegeben wird. Diesem folgt die Aufzählung und Beschreibung der wichtigsten und besten Obstsorten, sowie der Frucht - und Beerensträucher und der wich- tigsten Weinreben nebst kurzer Culturanlei- tung. — Am Schluss der 3. Lieferung beginnt die 3. Abtheilung der Blumengarten, Nach einem verhältuissmässig zu kurzen, allgemei- nen Theil über den Blumengarten folgt nun die alphabetische Aufzählung einer Auswahl von Gewächshauspflanzen, Annuellen und Stau- den. Dieselbe geht am Schluss des 5. Heftes bis Coniferen. — Die Herausgeber haben die Mängel der Aufführung nach dem Alphabet recht wohl gefühlt und machen mit einzelnen Fami- lien, so mit den Cacteen, Bromeliaceen und den Coniferen eine Ausnahme , welche sie nach den Familien aufführen. Die Aufzählung der Arten entspricht im Uebrigen den Anfor- derungen, die man heut zu Tage an ein sol- ches Gartenbuch zu stellen berechtigt ist. Den Gattungen ist Autor, Familie und Linneische Classe beigegeben, den Arten ausserdem noch Vaterland, Citate von Abbildungen und die wichtigsten Synonyme. Kurze Beschreibun- Russlands und der Schweiz. gen, Bemerkungen über Cultur und Verwen- dung folgen. Dr Manche Galtungen sind verhältaissmäs- sig sehr vollständig aufgeführt und zu die- sen gehören besonders die jetzt beliebteren Gewächshauspflanzen. Weniger Aufmerksam- keit ist den perennirenden Pflanzen geschenkt, so ist bei Alyssum nur A. saxatile erwähnt, unter Aquilegia sind nur 4 Arten aufgeführt, Betonica ist gar nicht berücksichtigt ete, — EineAuswahl gerade der wichtigsten Gar- tenpflanzen zu geben, ist immer schwierig, das erkennen wir gerne an und wollen des- halb mit diesen Bemerkungen dem Buche auch keinen Vorwurf machen, das noch gründli- cher zu beleuchten, wir uns vorbehalten, wenn es erst vollständig erschienen ist. Unter den deutschen Gartenbüchern der Art ist in Bezug auf Aufzählung der Gartenpflanzen das vor- liegende unbedingt eines der besten. (E. R.) 4) Zehnter bis dreizehnter Jahres- bericht und Mittheilungen des Gartenbau- Vereines für Neuvor- pommern und Rügen. — Bearbeitet von F. Jühlke. Greifswalde 1858. Wir finden hier das Bild eines Vereines, der in den kurzen Jahren seiner Wirksamkeit nicht nur eine bedeutende Thätigkeit ent- wickelt, sondern der auch durch seine Arbei- ten einen ganz bedeutenden Einfluss auf He- bung des Gartenbaues in allen seinen Einzel- heiten in dorliger Gegend bewährt hat. He- bung des Obstbaumes durch Studium der be- reits angebaueten Sorten, Einführung neuer er- probter Sorten und Hinwirkung auf rationellere Pflege und Anpflanzung treten hier in den Vordergrund. In den Vereinssitzungen werden alle Gegenstände besprochen und von verschie- denen Seiten beleuchlet, interessante und be- lelırende Vorträge gehalten und durch Aus- stellungen von Blumen und Früchten fachte der Verein in weiteren Kreisen die Liebe zur Pflege des Gartenbaues an. Von den zahlreichen einzelnen Abhandlun- gen wollen wir nur einige flüchtig erwäh- nen. Ludwig Grosse in Giersdorf spricht über Bereitung von Pappe aus Holzfaser. Seitdem IV. Literatur. man aus den gewöhnlichen Haderstoffen jetzt ebenfalls bessere Papiere bereitet, da fehlt es jetzt an Stoffen für Pappe und Packpa- piere. Mehrjährige Bemühungen, Holzfaser zur Bereitung von Pappdeckeln zu benutzen, wur- den vom besten Erfolge gekrönt, indem es dem Herrn Grosse gelang, aus dem Holz un- serer gewöhnlichen Fichte eine vortreffliche Pappe zu bereiten, die vollständig rein von Unreinigkeiten, Knoten, Sand etc. und zu al- len Zwecken, namentlich auch zur Anfertigung von Galanterie-Arbeiten sich durchaus brauch- bar erwies. Auch ein gutes Druckpapier gelang es demselben auf gleichem Wege herzusteilen, Kunstgärtner Herz in Nehringen gibt eine vollständige Anleitung zur Ananas - Cul- tur. Jühlke in allen Versammlungen Ihä- tig, empfiehlt späten Kopfkohl nicht früher als im Juni zu pflanzen. Bei früher gepflanztem fällt das Wachs- ihum der Köpfe in die heisse Zeit und hat beim kühlern Herbstweiter unter dessen Ein- fluss sich die grössten Köpfe ausbilden, schon’ aufgehört. Als die vorzüglichsten Arten von Kohl- rüben (Steckrüben) empfiehlt derselbe Laing's rothköpfige und Tweddale’s neue gelbe Steck- rübe. Beide sind zart von Geschmack, die letztere verlangt einen tiefgründigen guten Bo- den. Als die sicherste Art der Cultur ist die Aussaat im Anfang Mai auf besondere Beete _ und späteres Auspflanzen. Wo gleich an Oıt und Stelle gesäel werden soll, darf dieses nicht vor Anfang Juni geschehen, weil früher ausgesäte und ungestört ihrer Vegetation über- lassene, gerne in Samen schiessen. Von historischem und allgemeinem In- teresse ist eine Arbeit vom Herrn Jühlke über die Zustände des Gartenbaues vor 100 Jahren in Neuvorpommern und Rügen. Wir werden vieleicht später aus diesem interessanten grös- seren Aufsatze Näheres miltheilen. Dass die Karloffel im Jahre 1769 in jenen Gegenden noch nicht eingeführt war, während sie doch 1672 schon in Berlin bekannt war, zeigt am deutlichsten den Unterschied zwischen damals und jelzt. Jetzt machen die wirklich nützli- 95 chen und die mit Unreeht empfohlenen neuen Nährpflanzen in Zeit von ein paar Jahren die Wanderung durch die Welt und damals brauchte es mehr als ein Jahrhundert, um den Kartoffelbau von Berlin nach Rügen aus- zubreiten. Elsholz erwähnt der Kartoflel nämlich schon in seinem Buch vom Gar- tenbau im Jahre 1672 und nennt sie rubro Tartufielr. Darunter muss man, so sagt er, aber nicht Erdmorcheln verstehen , sondern es sind vollkommene Pflanzen, die zum Geschlechte der Nachtschatten gehören. Dieselben, fährt er fort, können durch Samen fortgepflanzt werden, aber langsam. Deshalb nehmet dierothen Knol- len derselben und leget sie in den Fasten mit dem vollen Mond ein, 2 Zoll tief und 4 von einander, in fettes mürbes sandiges Erdreich. So wachsen sie, vermehren sich, blühen im Sommer schön purpur und bringen dann kleine Aepflein voller Samen. Im October , weil sie der Winterfrost nicht ohne Schaden ertragen, nehmt die Knollen aus der Erde, leset die grössten zur Speise aus und legt die kleinen in den Keller in Sand oder in einen Kober. Auch im Frejen tief vergraben und mit Stroh bedeckt, können sie ausdauern. Zum Schluss theilt er noch 6 Zubereilungsarten der Karlof- fel mit. Wie langsam aber damals eine neue Culturpflanze sich Bahn brach, geht daraus hervor, dass die Kartoffel 27 Jahre später (1699) noch als merkwürdige Pflanze des Kurfürstlichen Hofgartens in Berlin beschrie- ben ward. Erst 48 Jahre (1720) nachdem Elsholtz schon so einlässliches über Cultur und Nutzen der Kartoffel bekannt gemacht hatte, ward sie durch einwandernde Pfälzer verbreitet. Erst 1740 wurden die Kartoffeln in Pommern bekannt und durch Friedr. Wil- helm I. mussten die Vorurtheile der Bewoh- ner mit Gewalt unterdrückt werden. Noch 1762 befahl Friedrich der Grosse den Schlesischen Kammern, mit Gewalt darauf zu vigiliren, dass die Bauern Kartoffeln pflanz- ten und ebenso zwang er während des 7jäh- rigen Krieges die Pommern zur Annahme und Ausbreitung des Kartoffelbaues. Im Jahre 1749 besuchte Linne den da- mals noch schwedischen Theil der Provinz (Schonen). Dort waren die Kartoffeln schon 96 eingeführt. Linne klagt, dass die Leute nicht dazu zu bewegen seien, solche zu essen, da sie behaupteten, die Kartoffeln verlangten guten Boden, auf dem noch Getreide wachse , dass die Schweine keine Kartoffel (im rohen Zu- stande) fressen wollten, dass das Kraut leicht abfriere und dann keine Knollen mehr wüch- sen etc. Er spricht ferner die Ansicht aus, dass die rothen Kartoffeln (Tartuffeln) und weissen nur Varietäten der gleichen Art seien, dass der Genuss des Krautes ungesund und dass auch das Vieh solches nicht fressen wolle, und dass man mit Zusatz von '/ Rog- genmehl auch Brod von solchen backen könne. In Rügen ward im Jahre 1780 die Kar- toffel noch wie jetzt die Dalllie nur als Zier- pflanze im Garten gezogen und die Leute wei- gerten sich, solche zu essen. Erst seit 1790 fing der Anbau derselben als erträglicher und schmackhafter Nutzpflanze an, sich schnell auszubreiten und ging sie nun allmälig auch aus dem Garten auf das Feld über. Wir sehen daraus, wie schwierig es ist, das Volk an ein anderes Nahrungsmittel zu gewöhnen. Aehnliche Beispiele aus der Jetzt- Garlenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zeit liegen zahlreich vor. Der Italiener zieht den Mais der Kartoffel vor, der Süddeutsche, der noch recht gut Mais bauen könnte „ kann sich an den Genuss des Letzteren nicht ge- wöhnen, wie dies die Zeit der Kartoffelkrank- heit deutlich zeigte. Die Schrift Jühlke’s gibt am Schlusse noch eine Entwickelungsgeschichte des Botanischen Gartens und der Obstbaumschule in. Greifs- walde und wird überhaupt für jeden, der für die allmälige Entwickelung des Gartenbaues sich inleressirt, ein lebhaftes Interesse ha- ben. — Jühlke, der Mann, der dort stets rüstig arbeitele und die Interessen des Gartenbaues wesentlich fördern half, er hat Eldena verlas- sen und ist nach Erfurt gegangen, um dem Staalsdienst Valet zu sagen. Die allgemeine Liebe der akademischen Jugend , des Vereins in dem er gewirkt, ist dem thäligen, edlen und gebildeten Manne gefolgt. Möchte der dorlige Verein Jemand fin- den, der mit der gleichen Liebe und Hingabe sich den Interessen desselben widmet, dies Jühlke that. — wie (E. R.) V, Personalnotizen. Charles Francois AntoineMorren, Professeur emerite de botanique a l’universit& de Liege, membre de l’Academie royale des seiences, lettres et beaux-arts de Bruxelles; Chevalier de l’ordre Leopold , de l’ordre royal et militaire du Christ , de l'etoile polaire de suede et de Norwege; de Danebrog, de la couronne de Würtemberg, de la couronne de chöne de Hollande, etc. etc., starb nach einer langen und schmerzhaften Krankheit am 47.December 1858 im 52. Lebensjahre zu | Lüttich. Derselbe ist durch seine zahlreichen Arbeiten im Gebiete der Botanik, des Garten- baues und der Landwirthschaft in den weite- sten Kreisen bekannt. Von 1848—1849 gab er die Annales de la Societ€ Royale d’horli- eulture heraus, die ausser zahlreichen Abhand- lungen monatlich 5 colorirte Tafeln brachten. An deren Stelle irat seit 1851 das ebenfalls von ihm redigirte Journal Belgique horticole, das monatlich 2 colorirte Tafeln bringt. Phy- siologie in Verbindung mit den Arbeiten. des Gartenbaues war seine Bauptrichtung und aus- ser vielen zerstreueten Abbandlungen legte er in dem ersteren Werke eine Serie seiner Ar- beiten in diesem Gebiete nieder, Unerbittlich hat der Tod in der leizten Zeit unter den tüch- | üigsten Forschern im Gebicle der Naturwissen- | schalten aufgeräumt. Durch ihre Werke ha- | ben sich diese Männer und unter ihnen auch Morren den schönsten Denkstein für alle Zeilen gesetzt. (E. R.) l. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Spiraca Reevesiana Lindl. var. fl. pleno: (Siehe Taf. 252.) Rosaceae Unstreitig unter den neueren Zier- sträuchern eine der werthvollsten Ac- quisitionen. Diese stark gefüllte Abart der Sp. Reevesiana übertrifft selbst die allgemein beliebte Spiraea prunifolia fl. pleno an Schönheit und im Vorgrunde von Gesträuchpartien und einzeln im Rasen ausgepflanzt, ist er durch seine reiche Belaubung, durch die graeiös überhängenden, mit Blüthendolden be- ladenen Zweige von vorzüglicher Wir- kung. Die Stammart, im Jahre 1824 durch Mr. Reeves aus China eingeführt, wurde anfangs und vielleicht mit Recht zu Sp. lanceolata Poir. (Sp. eantonien- sis Lour.) gezogen. Im Jahre 1844 be- schrieb sie Dr. Lindley als 'eigne Art unter dem Namen, der ihr bisher in den Gärten geblieben ist. Der ‚Hauptunter- schied beider Arten beruht im Blüthen- stande, bei Sp. lanceolata sind die Dol- dentrauben achselständig und kurz ge- stielt, bei Sp. Reevesiana dagegen sind sie achselständig und endständig, und langgestielt; die Blätter beider sind IV. 1859, $ Spiraeaceae. durchaus ähnlich, — Die gefüllte Ab- art wurde vor etwa 5 Jahren durch die Herren Standish und Noble, Handels- gärtner in Bagshot, verbreitet, sie hatten dieselbe von Robert Fortune erhalten, der sie mit von China brachte, In den ersten Jahren wenig beachtet, weil die jungen Stecklingspflanzen noch nicht ihren wahren Werth zur Geltung brin- gen konnten, wird dieser vollkommen ausdauernde und überall leicht ge- deihende Strauch gewiss sehr bald ge- schätzt und gesucht werden und neben Weigelia rosea, Forsythia viridissima, den neuen Baumpäonien etc. zu den werthvollsten, allgemein nützlichsten Pflanzen gezählt werden, die unsere Gärten aus China durch Vermittlung des unermüdliehen Robert Fortune er- hielten. Die Blüthezeit fällt gegen Ende Mai und dauert bis in den. Juni hinein; die starke, regelmässige Füllung der Blü- then hat auch den Vortheil, dass die Blüthezeit dadurch verlängert wird und 7 98 an Dauer, die aller übrigen einfach blühenden Spiräen übertrifft. — Die grosse Aehnlichkeit mit der gefüllt blühenden Myrthe kann mit Vortheil benutzt werden bei der Anfertigung von Brautkränzen, Bouquets etc., wo diese Spiräenblüthen und Knospen vollkom- men die sehr oft fehlenden Myrthen er- setzen können. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Vor Sp. prunifolia fl. pl. zeichnet sie sich vortheilhaft dadurch aus, dass ihre Blüthe erst beginnt, wenn der Strauch bereits im vollen Blattschmucke steht, und wie diese «wird sie sich auch sehr gut zum Frühtreiben eignen. | (E. O.) bpb) Deiphinium formosum Hort (Siehe Taf. 253.) Ranunculacesae., Eine prächtige, vor wenigen Jahren in England eingeführte oder dort ge- züchtete Pflanze, über deren Geschichte uns jeder Aufschluss fehlt. Nach Plan- chon (Vergl. Flore des SerresXII., Taf. 1185, p. 7) gehört sie vielleicht am ehesten zu D. speciosum, meiner An- sicht nach dürfte sie von D. grandiflo- rum abstammen, wenn es nicht eine eigne Art ist. Dass es ein Bastard oder Abart sei, ist mir unwahrscheinlich , da sie sehr reichlich Samen trägt und die Sämlinge durchaus keine Abänderungen zeigen. In einer Aussaat vom vorigen Herbst von 5—600 Pflanzen, die sämmt- lich diesen Sommer blühten, fand ich nicht eine abweichend in Form oder Farbe, auch Van Houtte hatte eine be- trächtliche Anzucht aus Samen, die durchaus constant blieben. — Am Mei- sten ähnelt sie dem D. Hendersoni, ebenfalls eine Gartenpflanze, deren Ur- sprung unbekannt ist. Von dieser ist sie durch niederen Wuchs, gedrängte- ren Blüthenstand verschieden, und die Blumen sind noch grösser und wo mög- lich noch intensiver glänzend indigo- blau ; ausserdem sind die beiden unte- ren Petalen bei D. formosum flach ausgebreitet und deutlich aus- gerandet oder 2-spaltig, bei Hen- dersoni dagegen zurückgeschlagen undganzrandig, dadurch ist das weiss und gelbe Centrum , das zu dem dunklen Blau so schön contrastirt, bei der ersten doppelt grösser und weit her- vorstechender, wodurch die Blume be- deutend an Schönheit gewinnt *). Unstreitig die schönste und dank- barste aller Delphinien, aus Samen ge- zogen, blüht sie schon im ersten Jahre, und zwar die gleiche Pflanze treibt im Laufe des Sommers 3 — 5 Blüthen- stengel nacheinander, so dass sie wirk- *) D. Hendersoni gehört wohl als Abart zu D. cheilanthum Fisch. Da wir über Abstam- mung und Einführung von D. formosum noch nichts wissen, so müssen wir in dieser Be- ziehung erst noch Aufschlüsse erwarten, bis sich etwas Sicheres über diese ausgezeichnet schöne und auf das Wärmste zu empfehlende Pflanze sagen lässt. (E. R.) I. Originalabhandlungen. lich remontirend genannt werden darf, und eine Gruppe derselben vom Juni bis zum Herbst beständig mit Blumen geziert sein wird. Als harte ausdauernde 99 Staude aufs Wärmste zu empfehlen, jedenfalls die beste Acquisition der letz- teren Jahre unter den Freilandpflanzen. (E. ©.) (4) Eucharis amazonica Lind (Siehe Taf. 254.) Amaryl Unter den zahlreichen Einführungen des Herrn Linden in Brüssel, der früher lange Jahre selber in Central- amerika in Gesellschaft der Herren Funck und Schlim sammelte und seit der Zeit noch fortwährend Verbin- dungen mit jenen Ländern unterhält, fanden sich einige Zwiebelgewächse, die sich gewiss dauernd auf der Liste der schönsten Gewächshauspflanzen hal- ten werden, da sie neben frappanter Schönheit dankbar , selbst mehrmals im Jahre blühen und leicht beijeder irgend sorgfältigen Behandlung gedeihen. Professor Planchon erkannte die ihm zuerst zur Bestimmung übergebene Pflanze als Typus einer neuen Gattung und ihre graciöse Tracht liess ihn den Namen Eucharis (die sehr Anmuthige) als Gattungsnamen wählen. Es war Eucharis candida im 8. Bande der Flore des Ser ’s etc. abgebildet und be- schrieben, sie wurde von Schlim in Neu- Granada gefunden und blühte zu- erst im Winter 1851 im Garten des Herrn Linden. Sie hat die kleinsten Blumen der drei bis jetzt bekannten Arten, die sich einander so nahe stehen, dass die Botaniker, wie Planchon, Hooker und Andere noch zweifeln, ob sie als speeifisch verschieden ge- trennt werden dürfen, während Garten- autoritäten, wie Linden und Van lideae Houtte sich entschieden dafür aus- sprechen, dass es gute Arten seien, und sie hatten jedenfalls den Vortheil, die lebenden Pflanzen in der, Blüthe ver- gleichen zu können. Auf E. candida zurückkommend, von der wir zur bes- seren Vergleichung eine Blume der Ta- fel beifügen liessen, müssen wir noch erwähnen, dass Planchon irrthümlich sie als einblättrig beschreibt, sie treibt an stärkeren gesunden Zwiebeln 2 — 4 Blätter; den Wohlgeruch, den sie nach Planch on besitzen soll, konnten wir an ihr nicht entdecken. — Einige Jahre später erhieltLinden durch den Samm- ler Triana aus der Provinz Choco (Neu Granada) eine zweite Art, die im Frühling 1854 zuerst blühte und weil die Blumen fast doppelt grösser als bei E. candida sind. E. grandiflora (vergl. Flore des Serres ete, IX, pag. 255) ge- nannt wurde; . im Jahre 1854 folgte dann die ‚dritte Art, von Porte in der Provinz Para am obern Amazonen- strom gesammelt und von Herrn Lin- den E. amazonica benannt, Sie über- trifft an Grösse und Schönheit noch bei Weitem ihre Vorgänger und wurde von Planchon nnd Hooker, die jedoch nicht beide Pflanzen lebend vergleichen konnten, als Form zu E. grandiflora gezogen. — Wir liessen uns alle drei Arten’kommen, und alle drei haben ge- y* 100 blüht, E. grandiflor« erwies sich durch- aus identisch mit E. candida, aber es war jedenfalls ein Irrthum, da nach Planchon diese beiden gewiss durch- aus gute Arten sind (E. candida hat nämlich einen fast kugeligen Frucht- knoten mit 2 Eier in jedem Fache, von denen jedoch durch Fehlschlagen mei- stens nur eins sich entwickelt. — E. grandiflora dagegen einen elliptisch- länglichen Fruchtknoten , mit 16 — 18 Eichen in jedem Fache); E. amezonica blühte im letzten August gleichzeitig mit E. candida und ist unserem Ermes- sen nach ebenfalls als gute Art zu be- trachten, da sie, wie E. candida einen fast kugeligen Fruchtknoten besitzt; lei- der wollten wir damals keinen Frucht- knoten abschneiden und untersuchen, der Samen wegen, die wir zu erhalten hofften, aber unsere Erwartung schlug fehl, und um das Missgeschick voll zu machen, wurde der abgeblühte Stengel abgeschnitten, ohne dass wir hätten nachsehen können, ob die Fruchtfächer nur 2 oder mehrere Samen enthalten. Ohne auf minder wichtige Charaktere, wie Blattforrm und Grössenverhältnisse Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einzutreten, sollte die Zahl der Eichen hier entscheidend seinund bei der näch- sten Blüthe werden wir das Versäumte nachholen, wenn bis dahin die Frage noch nicht von anderer Seite bereits er- ledigt ist. — Unsere Tafel ist leider nicht ganz als gelungen zu betrachten; Herr Schlumberger, durch Krank- heit verhindert, konnte erst die Pflanze zeichnen, als bereits die Blumen verwelkt waren; aber die Leser werden aus der Abbildung erkennen, dass E.amazonica eine prachtvolle Acquisition ist und wir fügen hinzu, dass sie als reich- und und leichtblühend in keiner Samm- lung fehlen sollte. Die Eucharis-Arten gehören ins Warmhaus, sie ziehen nicht ganz ein und müssen daher auch wäh- rend der Ruhezeit, wenn auch nur mäs- sig begossen werden. E. candida blühte bei uns mitten im Winter und dann die gleiche Pflanze wieder im August, E. amazonica Scheint ebenfalls zwei Mal im Jahre zu blühen, ‚und hat überdies einen deutlich erkennbaren angenehmen Duft. Vermehrung durch Brutzwiebeln und Samen. (E. ©.) 2) Mittheilungen aus Frankfurt aM. Die gänzliche Umgestaltung unserer Gartenanstalt, der gewöhnliche und aus- sergewöhnliche Geschäftsgang, gleichwie persönliche Verstimmungen hinderten mich bisher , die gewünschten Mitthei- lungen zu machen. Endlich benütze ich den leider gar zu früh und uner- wartet streng eingetretenen Winter, der uns schon am 4. November 6°, am 16, sogar 100 Kälte Reaumur brachte, das Versäumte möglichst nachzuholen. Sie werden sich wundern, wenn ich Ihnen sage, dass von unseren älteren, seit 28 Jahren allmälig entstandenen Gewächshäusern an der Nordgrenze keine Spur mehr vorhanden ist. An deren Stelle ziehet eine 30 Fuss breite neue Strasse von Osten nach Westen, wo sich bereits einige stattliche Wohn- gebäude erheben. Zum Glück hatten wir vor 3 Jahren in Voraussicht die- ser Veränderung dasSchauhaus mit sei- ner freundlichen Fronte parallel mit der Strassenlinie gestellt, so dass es jetzt nicht allein der Strasse zur Zierde ge- reicht, sondern auch mit den wieder an U) I. Originalabhandlungen. 101 NEUE VERBINDUNGSSTRASSE. u Te II SEITE ZI ERS iS ZSE ns SI IM _ neu aufzuführenden Gewächshäusern in die schönste Verbindung gesetzt werden konnte, Das beistehende Plänchen wird hin- reichen, die ganze Anlage näher zu ver- anschaulichen. Hiernach wurde der Aus- gang auf der Westseite zum Eintritt in eine Verbindungs-Veranda benutzt, wel- che 34 Fuss lang, 14 Fuss breit und geschmackvoll ausgeführt ist. führt in. das Camellienhaus von 135 Letztere Fuss Länge, 18 Fuss Breite. Das Ca- mellienhaus dient als Basis zu den Ein- gängen in ein Warmhaus von 105 Fuss Länge, 20 Fuss Breite, ein Kalthaus von 112 Fuss Länge, 20 Fuss Breite, ein Vietoriahaus von 36 Fuss Länge, 32 Fuss Breite und weiter in ein ande- res Kalthaus und in die Vermehrungs- kästen, wovon ausführlichere Zeichnun- gen aufVerlangen zu Diensten stehen *). *) Pläne zweckmässig construirter Häuser 102 Da die früheren, obwohl solid in Stein und Holz erbauten Häuser alljähr- lich bedeutend, oft obenso unerwartete als empfindliche Repararaturen erforder- ten, entschlossen wir uns zur Construc- tion in Eisen, indem wir die Nachtheile, welche uns seither dagegen eingenom- men hatten, zu vermeiden suchten. Demzufolge sorgten wir vor allen Din- gen für eine in allen Fällen genügende Vorrichtung zum Luftgeben, ohne da- durch die Baukosten wesentlich zu er- höhen, sichere Heizungen, und bequeme Wasserleitung. Im Schauhause stellen 5 grosse Ein- gangsthüren und 8 bewegliche Fenster die Lufteirculation her, die Veranda hat 2, das Camellienhaus 4 Ausgänge und 6 andere Oefinungen in Hinterwand und Glasdach, dahingegen können die übri- gen Häuser ihrer ganzen Länge nach vermittelst 6 Fuss langer, ganz abzu- hebender Fenster in Eisen und Holz nach Belieben schnell gelüftet werden. Selbst das Vietoriahaus, welches im Glasdache nur 2 kleine Oeffnungen hat, erhält noch reichlich frische Luft durch 2 Thüren. Wir haben uns noch nicht veranlasst gefunden, die alte Canalheizungsme- thode zu verabschieden, weil man mit frei- stehenden Canälen die Wärmegrade auch bei strengster äusserer Kälte in sicherer Gewalt hat, welchen Zweck jede Heizung zuvörderst erfüllenmuss. Ferner gewähren sie den Vortheil, dass man zu jeder Zeit ohne Umstände und Veränderung eine Wasserheizung in be- mit genauen Details von den Constructionen werden wir jederzeit gerne aufnehmen. Sol- che sind von ganz allgemeinem Interesse. (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. liebiger Ausdehnung hinzufügen kann, womit dann erst die vollendetste Wirkungsfähigkeit zu erreichen ist. In unseren Warmhäusern ist daher die Canal- und Wasserheizung schon eingeführt; — in dem Schauhause , wo sie wegen des gleichmässig zu erwär- menden weiten Raumes ebenfalls sehr nützlich wäre, gedenken wir, sie nach Vollendung anderer kostbarer Bauten baldthunlichst zu vervollständigen. Die verschiedenen Feuerstellen, we- gen ihrer Anzahl vielleicht als Uebel- stand zu betrachten, verzehrten binnen Jahresfrist kaum über 400 bis 500 fl. an Brennmaterial: Steinkohlen und gro- bes Stumpfholz, ein Resultat, welches durch das gegenwärtig so hochtönend gepriesene One boiler System oder Beheizung einer ganzen Anstalt ver- mittelst einer Feuerstelle wohl nicht befrie- digend hätte erzielt werden können ; denn wenngleich nicht in Abrede zu stellen ist, dass durch unsere Rauchabzüge viel Wärme unverbraucht entweicht, so ver- weisen wir andrerseits auf die fast uner- schwinglichen Anlagekosten des neuen Röhrensystemes, welchem wir die zuge- schriebene Wirksamkeit in unserem Kli- ma schon desshalb nicht zutrauen, weil die nöthigen Wärmegrade durch Was- serröhren allein, ohne Mitwirkung der Canalheizung bei strenger Kälte er- fahrungsgemäss unerreichbar bleiben werden. Unter den schätzenswerthen Annehm- lichkeiten unserer, in einen umfangrei- chen Wintergarten vereinigten Häuser, zählen wir auch die zweckmässige Was- serleitung , welche sowohl das Victoria- Bassin, wie die übrigen Wasserbehälter aus einem ergiebigen Brunnen reichlich mit Wasser versorgt. Diese Einrichtung darf um so mehr empfohlen werden, da sie nicht durch übermässige Kosten ab- I. Originalabhandlungen. schreckt. Brunnen, Pumpenwerk und bei 400 Fuss Bleirohrleitung kommen auf ungefähr 450 fl., eine sehr nutzbringende Capitalanlage. Hierin sind natürlich die mit Cement aufgemauerten Wasserbehäl- ter, welche ausserdem das Regenwasser der Glasbedachungen aufnehmen, nicht einbegriffen, Die Gesammtkosten stellten sich, da wir bei aller Solidität auf möglichste Einfachheit in der Ausführung sa- hen, nicht höher als für gewöhnliche wohlgebaute Gewächshäuser dieser Art in Holz, nämlich auf 1 fl. 12 kr. per Quadratfuss, oder 14000 A. für 12000 Quadratfuss, oder Y, Morgen Glasflä- che. Das vor drei Jahren errichtete Schau- haus von 6000 Quadratfuss Flächenge- halt kömmt wegen nothwendig kostspie- ligerer Bauart selbstverständlich weit höher, Es gereicht uns zu besonderem Ver- gnügen, im Allgemeinen so viel Antheil von Seiten des Publikums für die An- stalt wahrzunehmen. Hatte der Epacris- und Camellienflor im März und April fortwährend zahlreiche Blumenfreunde angezogen, so mehrte sich der Besuch mit der Entwicklung der Rhododendron und Azaleen, welche während des gan- zen Maimonats ihre bewundernswürdi- gen Blumenmassen in hoher Vollkom- menheit zur Schau trugen, so dass zu jener Zeit manche andern, bescheidene- ren Schönheiten übersehen worden wä- ren, wenn sie nicht an geeigneter Stelle ihre eigenthümlichen Vorzüge hätten geltend machen können, Hier die feineren Neuholländer, und was man dazu rech- net, dort getigerte Calceolarien u. s. w., vor den Thüren prächtige Moutan-Paeo- nien, Magnolien, Land-Azaleen, und als die zu Anfang Juni eingetretene Hitze endlich diesen Herrlichkeiten ein ziem- 103 lich schnelles Ende bereitete, da begann die überaus rasche und üppige Vegeta- tion im Aquarium das allgemeine In- teresse fast noch in höherem Grade zu erregen; denn der Anblick der blühen- den Victoria, stets umgeben von 20 bis 30 prächtigen Nymphaeen in verschie- denen Färbungen und so gelungener Zu- sammenstellung mit anderen Blattpflan- zen, Aroiden, Orchideen etc. veranlasste an vielen Abenden das schaarenweise Herbeiströomen von Bewunderern aus allen Ständen, bis die Königin der Nym- phen gegen Mitte October mit der 20ten Blume sich erschöpft hatte. Mit Befriedigung. erkennen wir bei die- ser Gelegenheit die der Anstalt zu Theil ge- wordene Schonung. An der Nordseite gegen die neue Strasse noch ohne den geringsten Verschluss, also Tag und Nacht offen wie fein Kornfeld, ebenso die Gewächshäuser häufig Nächte hin- durch mit geöffneten Thüren ohne Schutz und Schirm, war mancher Missbrauch, manche Beschädigung, selbst manche Entwendung zu befürchten; — doch es blieb bei einigen, durch Kinder abge- rissenen Camellienblumen, Azaleen und gewöhnlicheren Gegenständen, einigen entwendeten neuen Mahonien und etwas Obst. Unter solchen Umständen sollte man glauben, müssten in einer so gebildeten und reichen Stadt die Gartenliebhaber, durch nachahmungswerthe Beispiele ge- weckt, zuHunderten gleichsam aus dem Boden wachsen, und die Hunderte von wohlgehaltenen , blumenreichen Gärten und Gärtchen mit ihren freundlichen, geschmackvollen Landhäusern bis weit vor unsere Thore hinaus, scheinen auch hiervon Zeugniss zu geben; allein man würde sich dennoch täuschen, wenn man nach diesem vielversprechenden Maass- stabe die eigentliche Blumenliebhaberei 104 bemessen wollte, wozu schon einige Kenntnisse nebst der entschiedenen , an Leidenschaft streifenden, opferwilligen Vorliebe für alles blumistisch Schöne oder sonst Bemerkenswerthe in der Pflanzenwelt gehören. Leider haben wir kurz nacheinander zwei eifrige und standhafte Beförderer dieser Zweige des Gartenwesens, Herrn Breul und Herrn Stern durch den Tod verloren. Die werthvolle Sammlung des Ersteren ist versteigert worden, diejenige des Herrn Stern wird aus lobenswerther Pietät in statu quo forterhalten, Ausser desHerrn Andreae-Winkler vortrefflichen Collection und vielversprechenden Samenzucht von Azalea indica kennen wir nun hier keine Liebhabersammlung von Bedeutung für den heutigen Standpunkt der Pflanzen- eultur! Dagegen darf die Haltung man- cher Gärten als wirklich musterhaft be- zeichnet werden, und da man auch ei- nigen Aufwand für neue, schöne Ge- hölze, Nadelhölzer und freie Landpilan- zen nicht scheuet, und deren Gedeihen durch ein gemässigtes Klima sehr un- terstützt wird, so begegnet man in die- ser Hinsicht einer seltenen Mannigfaltig- keit von reizenden Gruppirungen , wel- chen sich in der letzten Zeit manche ausgezeichnete Neuheiten anschliessen, wie die neue weissgefüllte Zwergman- del, weiss und dunkelroth gefüllten Pfir- siche, dieneueren Clematis, Glycine, Paeo- nien, Spiraeen, Weigelien, Cytisus ver- sicolor. Die neuesten Rosen, Yucca und vieles andere mehr. Ausnahmsweise haben hierunter im verwichenen Früh- jahre auch die Paulownien ihre Schul- digkeit gethan, indem sie ziemlich all- gemein und vollkommen Blüthe gelangten. Andererseits erlitten die zur prächtigen Rhodoraceen, ohgleich viele | davon schon über 20 Winter gestanden hatten, beträchtlichen Schaden nicht ‚Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. durch Frost, sondern durch Trucken- heit der Atınosphäre. Die trockene Luft veranlasste sogar das Absterben von vie- len gewöhnlichen , einheimischen Coni- feren, Birken, Prunus padus, Corylus, Ribes sanguineum, Rosen, Alpenpflan- zen und allen jenen Gewächsen, deren natürliche Standorte entweder feuchte Luft oder feuchten Boden anzeigen. Selbst der Wein, dessen feurige Pro- ducte der beiden letzten Jahre niemals übertroffen wurden, hat hie und da aus der nämlichen Ursache. gelitten. Obstbäume haben sich übertragen und dazu so wenig Nahrung gefunden, dass sie nur die vielleicht nachfolgende Winterfeuchtiekeit zu retten vermag. Bei Besprechung des hiesigen Gar- tenwesens kann das gegenwärtige sehr eigenthümliche , wiewohl wenig muster- hafte Verhältniss in gesellschaftlicher Beziehung nicht unerwähnt bleiben. Bekanntlich bildete der alte Garten- bauverein eine der zahlreichen Sectio- nen der hiesigen polytechnischen Ge- sellschaft, und musste sich demzufolge den Statuten und Einrichtungen der Letzteren anbequemen. Es ist nicht zu läugnen , .dass hieraus trotz der lobens- werthen gegenseitigen Bereitwilligkeit doch manche Schwierigkeiten hervorgin- gen,. welche in Verbindung mit anderen, der Vereinigung verschiedener Stände entgegenwirkenden Schwierigkeiten, die an der Spitze stehende Verwaltung all- mälig entmuthigten, und die übrigen Mitbetheiligten auf eine Bahn hindräng- ten, welche ihnen eine behaglichere Stellung darzubieten schien. Nachdem die Leistungen der Section für Garten- und Feldbau vom Jahre 1835 bis gegen 1848 von den glänzend- sten Erfolgen begleitet gewesen, und dadurch ein mächtiger, Epoche machen- der Aufschwung im Gartenwesen bis zu BD - a ; [ 4 Re | Taf 252 1. Originalabhandlungen. unseren Nachbarstädten hervorgerufen war, wie dies die damals veröffentlich- ten Verhandlungen, Preisvertheilungen und Ausstellungsberichte bezeugen, hät- ten diese lobenswerthen Bestrebungen einerseits durch den bis zur dringend- sten Nothwendigkeit empfohlenen Auf- bau eines festen Ausstellungslocales, an- dererseits durch Gewährung mehr selbst- ständiger , den Ortsverhältnissen ange- passter Organisation unterstützt werden "sollen. Statt dessen begünstigten die auf Kunst und Wissenschaft störend einwir- kenden Ereignisse des Jahres 1848, die schon im Keime vorhandene Spaltung, und so bildete sich die neue Gesell- schaft ‚Flora,‘ während die alte Sec- tion für Garten- und Feldbau in ihrer Thätigkeit merklich abnahm. In diesen Vorgängen war durchaus kein Anzei- chen zur Besserung, viel weniger eine . Mehrung und Kräftigung der vorhande- nen Mittel zu erblicken, wesshalb wir eine günstige Gelegenheit benützten, für unsere Rechnung die Erbauung ei- nes so lange vergeblich projectirten Aus- stellungsgebäudes zu übernehmen und hierdurch, wenn nicht zur vollkommenen Wiedervereinigung, so doch zur einheit- lichen Zusammenwirkung beizutragen, Wir vermutheten nichts weniger, als ei- ner Täuschung entgegenzugehen. Im April 1855 eröffnete die Verwal- tung der „Section“ die erste Frühjahrs- ausstellung im neuen Locale, veran- staltete dann eine Herbstausstellung und sofort im Jahr 1856 wieder eine Früh- Jahrsausstellung, wozu indessen, seltsam genug, die Mitglieder der ‚Flora‘ nicht allein so gut wie gar niehts beitrugen, sondern auch ihr entschiedenes Miss- fallen zu erkennen gaben, weil das Lo- 105 cal nicht auf ‚„neutralem Boden‘ erbauet sei, und dergleichen Dinge mehr, Die Gesellschaft ‚Flora‘ fand denn auch zweckmässiger , zwei Blumenausstellun- gen wieder in einer Bretterbude zu ver- suchen. Hiermit wirken also in der freien Stadt Frankfurt die allerdings augen- blicklieh unthätige Section für Garten- und Feldbau, — die Gesellschaft Flora, — und unsere Anstalt mit der permanen- ten Ausstellung, jede isolirt nach drei Seiten hin, und wir wollen wünschen, wo möglich mit ähnlich schönen Resul- taten, wie die in den Jahren 1835 bis 1848 errungenen, Jie man, um gerecht zu sein, nicht vergessen wolle ! — Die decorativen Flora - Tanzkränze und Bälle mögen zur Läuterung des 'Geschmackes, gesellige Unterhaltungen zur Aneiferung und Bildung junger Gärtner beitragen: unser Streben wird vorzugsweise dahin gerichtet blei- ben, die werthvollsten Neuheiten , so weit in unser Geschäft passend , als- bald vorzuführen, und dadurch eine hier sehr fühlbare Lücke auszu- füllen. Haben wir doch auch jetzt, trotz der Einreden des gelehrten und ver- dienstvollen Dr. Rüppel unseren auf Actien gegründeten zoologischen Gar- ten, dessen erste „Erträgnisse“ die Er- wartıngen der Unternehmer übertroffen haben sollen. Aus allem Gesagten geht -hervor, dass man hier in mancher Beziehung recht rüstig vorwärts schreitet, jedoch unendlich mehr leisten könnte, wenn man dem Wahlspruche „Concordia ete.“ treu geblieben wäre, Frankfurt a./M., 24. Nov. 1858. (Jacob Rinz). 106 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Ueber Odier-Pelargonien. Jetzt, wo man die Sorten der fünf- fleckigen, sogenannten Odier-Pelargonien schon zu Hunderten zählt, wo jedes Jahr wieder eine Menge neuer Züch- tungen bringt, leider, — wie bei allen Florblumen heutzutage, hauptsächlich durch andere Namen und höhere Preise, weit seltener durch neue Färbung und grössere Schönheit von dem bereits Vor- handenen zu unterscheiden, — ist es wohl an der Zeit, an den Ursprung dieser noch verhältnissmässig neuen Er- scheinungen zu erinnern und aus der Masse der Formen eine Auswahl der Besten zu treffen. Allerdings die Wahl wird schwer unter so vielen Schönen, die Jede gerechte Ansprüche machen zu können glaubt, und wenn wir Pescatorei, Surpasse Etoile des Jardins, Reverend Trimmer, Eugenie Duval, Napoleon III, Ernest Duval, Edouard Miellez als die schön- sten nennen, geschieht es nicht in der Meinung, für Jedermanns Geschmack das Schönste getroffen zu haben, und noch viel weniger wollen wir den neue- sten Züchtungen, die wir selber noch nicht geschen, zunahe treten; wir wähl- ten einfach aus unsrer Sammlung die aus, die uns selber am besten gefielen und kön- nen ausserdem noch eine ganze Reihe her- nennen, die ebenfalls vorzüglich schön und untereinander hinreichend verschie- den sind. So gehören noch von den Sorten, die wir bereits selber blühen sahen, die folgenden zur Elite: Elisa Miellez, Hor- tensie, Honneur de la Lorraine, Gloire de Bellevue, James Odier, Madame Ja- mes Odier, Madame Pescatore , Jacques Duval, Egide Gavazzi, Egerie, Suzette und Taganrog. Diese bilden mit den oben genannten 7 Sorten ein ausge- wähltes Sortiment, in welchem so ziem- lich alle Farbentöne und Zeichnungen vertreten sein werden, die bis jetzt ge- wonnen sind und wer aus diesen Sorten wählt, wird sicher nicht über zu grosse Aehnlichkeit derselben untereinander zu klagen haben. — Die Odier - Pelargo- nien tragen ihren Namen von dem Ban- quier James Odier in Paris, in des- sen Garten Bellevue bei Paris die er- sten Sorten gezüchtet wurden. Dem in- telligenten Gärtner des Herrn Odier, Jacques Duval, gebührt das Ver- dienst, und man sollte sie daher Du- val-Pelargonien nennen, aber es geht leider oft so in der Welt, dass die Anerkennung dem Unrechten zu Theil wird. — Zum Unterschiede von den grossblumigen englischen und kleinblu- migen Phantasie-Pelargonien nennt man auch diese neuen bis jetzt ausschliess- lich in Frankreich gezüchteten Sorten fünffleckige, aber der Name passt nicht recht mehr, denn bei vielen, be- sonders den neueren Sorten sind die Flecken auf den unteren Petalen nur noch sehr klein oder gar nicht mehr vorhanden, dagegen sind sie im Allge- meinen durch den kräftigeren Wuchs, grössere Belaubung und reichblüthigere Blumendolden von den beiden übrigen Ragen leicht zu unterscheiden. — Es ist bekannt, dass sie ursprünglich von der Species P. diadematum abstammen ; J. Duval wählte diese Species eben ih- rer fünf Flecken wegen, um eine neue Race zu schaffen. Er befruchtete sie mit den englischen Varietäten, setzte die Befruchtungen lange Jahre unermü- det fort und hatte die Freude, alljähr- lich unter seinen Sämlingen vollkomm- nere Formen und grössere Blumen zu I. Originalabhandlungen. gewinnen, bis er endlich eine Collection von 20 Sorten gewonnen hatte, die den besten englischen Sorten an Form und Rundung nur noch sehr wenig nachstan- den, sie an Grösse theilweise übertra- fen, und besonders durch die Flecken auf allen Petalen und durch ganz neue Farben die englischen Pelargonien weit übertrafen. Jetzt durfte er seine Schätze aller Welt zeigen, er hatte das Ziel sei- ner langjährigen Bemühungen erreicht: im Jahre 1851 stellte er sein Sortiment auf der Blumenausstellung zuParis aus, es erhielt einstimmig den ersten ge- krönten Preis, es machte ungeheure Sensation, und Jedermann, der Gele- genheit gehabt , diese neuen Sorten zu sehen, war ihres Lobes vo!l und blickte nur noch mitleidig herab auf die engli- schen Sorten, die bis dahin für unüber- trefflich gegolten hatten. — Der Han- delsgärtner Miellez zu Esquermes bei Lille, kaufte um hohen Preis das ganze Sortiment und bald waren die neuen Odier-Pelargonien in allen grösseren Gärten zu finden und überall wurden sie mit Enthusiasmus begrüsst. 107 England, das stolze England nur wollte zuerst nichts von diesen französi- schen Emporkömmlingen wissen, es konnte nicht verschmerzen, dass hinfort seine Pelargonien erst in zweiter Linie stehen sollten, aber auch hier drangen sie siegreich durch und erst vor Kurzem versicherte uns einer der ersten Londo- ner Handelsgärtner, dass jetzt die Odier- Pelargonien die besten Handelspflanzen seien; die Nachfrage sei so gross, dass sie weit die Anzucht übertreffen, und dass- Jeder, der sie gesehen, nicht eher ruhe, als bis er sie besitze! — Und wirklich, ihre Vorzüge sind so frappant, dass man sie nur zu Sehen braucht, um sie schätzen zu lernen, und alle Freunde von Pelargonien, und wer ist nicht Freund dieser schönen, dankbaren Pflan- zen? — werden sich glücklich schätzen, durch diese wahrhaft schönen Neuheiten ihren Sammlungen neuen Reiz und grös- sere Mannigfaltigkeit zu geben. — (E. 0.) 4) Beitrag zur Cultur der tropischen Orchideen nebst Verzeich- niss von 100 anerkannt schönblühenden und leicht zu eulti- virenden Species. Die herrliche Familie der Orchideen, über deren Cultur die Gartenflora schon öfters Abhandlungen gebracht hat (siehe Jahrgang 1852, 1853, und 1357), ist im Allgemeinen noch immer sehr sparsam, sowohl in Deutschlands, als auch in Schweizerischen Gärten vertreten. Haupt- ursachen dieses dürften wohl die bisher noch immer hohen Ankaufspreise der Pflanzen sein. Diese sind nun aber, Dank den starken Sendungen aus ihrem Vaterlande und der praktischen Ver- mehrungsweise,, -in den letzten Jahren bedeutend im Preise gefallen. Ferner finden sich in den meisten Büchern, welche über Orchideen handeln, zu com- plicirte Angaben in Betreff der Heizung, Forderung von mehreren Häusern , Art der Bepflanzung u. s. w., was für Den- jenigen, welcher über weniger Mittel zu verfügen hat und auch nicht selbst Proben anstellen will, immer von gros- 108 sem Einfluss ist. Zur- Aufmunterung dieser Letztern will ich meine mehrjäh- rigen Beobachtungen und Ueberzeugun- gen bei der Behandlung der Orchideen in Kürze schildern. Gewächshaus. Lage am besten gegen Süden. Nicht selten gebieten je- doch die vorhandenen Oertlichkeiten .eine Abweichung von dieser Regel und bedingen eine Lage minder oder mehr gegen Ost oder West, was aber nicht von so grosser Bedeutung ist. Dasselbe dürfte am besten ein niedriges Doppel- oder Halbdoppelhaus mit flachem Win- kel von ungefähr 35 Grad sein. Heizung. Ueber diese herrschen die verschiedensten Ansichten, ob Dampf, Wasser oder Canalheizung. Weil die bei- den Erstern schon genugsam angepriesen sind, so will ich der althergebrachten, wenn praktisch eingerichtet, weitaus wohl- feilsten Canalheizung aus Erfahrung hier das Wort reden. Der Ofen, am besten aus Backsteinen: gewölbt , ‘richtet sich nach der Grösse des Hauses. Oben auf demselben wird ein Gefäss von Zink- blech oder Kupfer von der gleichen Länge und Breite und 5 Zoll Höhe angebrächt. Dasselbe wird, wenn. ge- heitzt wird, immer voll Wasser gehalten, welches seine Ausdünstung dem Hause mittheilt und sehr vortheilhaft auf das Gedeihen der Pflanzen wirkt. Genann- tes Wassergefäss gibt dem Ofen noch zugleich eine grössere Festigkeit. Der Canal, d. h. die Fortsetzung des Ofens muss ganz frei sein und darf nicht un- ter dem Niveau des Gewächshausbodens liegen, was leider so oft angetroffen wird. Ueber die innere Einrichtung des gen, weil zu viel von dem Geschmack des Besitzers abhängt ; nur muss Sorge getragen werden, dass allen Pilanzen volles Licht zukommen kann, und sie ı Ofen, nachdem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nicht .zu weit davon entfernt aufgestellt werden, Dass diejenigen Gattungen, de- ren Blüthen unten aus dem Wurzelstock kommen, oder seitwärts aus den Schein- knollen, aber doch sekr stark überhän- gen, unter das Dach aufgehängt wer- den müssen, versteht sich wohl von selbst. Temperatur des Hauses. Die Ofenwärme 'sollte nicht über 16° R. ge- steigert werden, auch sollte das Mini- mum nie weniger als 119 R. betragen. Wenn die Temperatur des Hauses. in Folge der Sommerwärme auf 20° R. ge- stiegen ist, sollte vorsichtig gelüftet wer- den, wenn möglich an der Stelle des Hauses, wo die in der Ruhe sich befin- denden Pflanzen aufgestellt sind, Verpfanzung. Dieselbe lässt sich an keine Jahreszeit binden. Auch das wie Oft muss dem Ermessen des den- kenden Cultivateurs anheim gestellt werden. Die geeignetste Zeit ist die Ruhe- zeit, am besten beim Eintritt in dieselbe; weil viele Arten während der Ruhezeit frische Wurzeln schlagen, welche immer minder oder mehr beschädigt werden, wenn zugewartet wird, bis zum Beginn des Triebes. y Erdreich. In zerschnittenem Torf- moos (Sphagnum) mit Silber- oder Quarz- sand vermischt, gedeihen alle Orchideen gut. Nur sollte das Torfmoos, ehe es zu diesem Zweck gebraucht wird, einer hohen Wärme ausgesetzt werden; jeder er abgeheizt und die Asche daraus entfernt ist, kann dazu gehraucht werden, damit die Insecten ı und deren Larven, alle Arten Unkraut- Hauses lässt sich nichts Bestimmtes sa- | samen zuvor vertilgt werden. Als Un- terlage benütze man gebrannte ungla- sirte Topfscherben und Holzkohlen. Bei ' Arten mit starkem Wurzelvermögen kön- nen obiger Mischung noch Brocken I. Originalabhandlungen. von Torf, Rinde und faserige Heideerde beigegeben werden. Gefässe, Alle Gattungen gedeihen gut in Terrinen von Thon. Für die Epiphyten müssen dieselben stark durch- brochen sein, damit diejenigen Wurzeln, welche lieber in der Luft sind, nicht gehemmt werden. Denjenigen Gattungen, deren Blüthen unten aus dem Wurzel- stock kommen, sind Körbe, am besten von galvanisirtem Eisendraht zu geben. Auf ein Stück Holz mit etwas Sphag- num befestigt, haben mir nur Oncidium Papilio, ind Schomburgkia tibieinis ein gutes Resultat geliefert. So haben Sac- colabium, Phalaenopsis und Vanda-Arten in Terrinen gepflanzt, ein bedeutend rüstigeres Wachsthum und in Folge des- sen auch grössere und reichlichere Blü- then entwickelt, als auf Holzklötzen es geschieht. Die Gefässe müssen immer nach Proportion der Pflanzen gewählt werden. Für diejenigen Arten mit schwa- chem zartem Wurzelstock nehme man ganz flache, für andere mit starkem Wur- zelstock, etwas tiefere Terrinen. Hohes Pflanzen ist unbedingt nothwendig, Begiessen. Die Erfahrung hat ge- lehrt, dass der weitaus grösste Theil der Orchideen während ihrer Vegetation feucht , aber nicht nass, während ihrer Ruhezeit trocken, aher nicht zu trocken gehalten sein will, Regen- oder Fluss- wasser ist das beste zum Begiessen der Pflanzen. Dasselbe sollte aber , wenn es dazu verwendet wird , absolut die Temperatur des Gewächshauses haben. Zu diesem Zwecke sollte in jedem Ge- wächshause ein Becken oder Bassin con- struirt werden. Bei dem Bespritzen der Pflanzen, welche in Vegetation sind, kann nicht genug Vorsicht empfohlen ‚werden; wenn man nicht einen Theil der Triebe und Blumenknospen verlie- ren will. Namentlich wenn dieselben 109 noch zart und die Blumenknospen aus einer Scheide hervorbrechen. Das Be- giessen mit dem Rohr ist deshalb vor- zuziehen, und nur selten im Winter gleich nach Mittag, im Sommer gegen Abend, mit der Spritze. In einem nie- drisen Hause ist es auch gar’ nicht so nothwendig, wenn die Wege und Zwi- schenräume der Pflanzen immer gehörig nass gehalten werden, wird man jeden Morgen diejenigen Pflanzen , welche in Vegetation sind, mit Thauperlen über- deckt finden. Die Pflanzen, welche sich in der Ruhe befinden , sollten von Zeit zu Zeit mit der Spritze überspritzt wer- den, damit Wurzeln und Scheinknollen nicht vertrocknen, Schatten sollte nur gegeben wer- den, wenn derselbe nothwendig ist, und alle übrige Zeit sollten die Pflanzen in Besitz des vollkommenen Lichtes sein. Mithin jeden Morgen, wenn es erforder- lich ist, muss aufgelegt und Abends wieder weggenommen werden. Man wird sich auch überzeugen , wo dieses geschieht, dass die Pflanzen ein viel kräftigeres gedrungeneres Aussehen haben, als wenn man, was oftmals der Fall ist, im Früh- ling die Fenster anstreicht oder eine an- dere Schattenvorrichtung auflegt und erst dieselbe im Herbst wieder wegnimmt, Auf Reinlichkeit muss hauptsächlich gesehen werden, weil, wenn diese nicht gehandhabt wird, das Heer der Insec- ten, deren Mannigfaltigkeit jedem Orchi- deencultivateur bekannt ist, manche ge- hegte Hoffnung zu Schanden macht. Ueberhaupt sollte jede Pilanze so plaeirt werden, dass man sie von Zeit zu Zeit leicht wegnehmen und untersuchen und reinigen kann. Weil so viele für den gewöhnlichen Pflanzenliebhaber werthlose Orchideen im Handel vorkommen, so folgt hier ein Verzeichniss der anerkannt schönen 110 und auch bereits schon länger bekann- ten Arten, deren Preise zum Theil schon ziemlich niedrig stehen. Die mit + bezeichneten ruhen in der Regel nach vollendeter Blüthezeit. Die mit * bezeichneten treiben frische Scheinknollen mit oder nach der Blüthe- zeit. ‚Acineta (Peristeria) Brassia verrucosa *, B, Lanceana *, Brassavola glauca 7, B. Digbyana }, Calanthe veratrifolia }, Catasetum callo- sum *, C, integerrimum *, C. longifo- lium *, Cattleya Mossiae 7, C, Skin- neri 7, Chysis aurea 7, Coelogyne ma- culata *, Coryanthes macrantha *, Cye- noches barbatum *, C. Loddigesii *, Cyrtochilum maculatum 7, Cypripedium javanicum 7, Dendrobium Devonianum*, D. Dalhousianum *, D. Farmeri *, Epi- dendron Stamfordianum 7, Lycaste Dep- pei *, Maxillaria Harrisonii *, Odonto- glossum citrosmum *, O. hastilabium *, OÖ. maculatum *, ©. membranaceum *, Schomburghkia undulata +, Trichopylia suavis *, Vanda coerulea *, V. furva * V. tricolor *, V. teres *®. Die Blüthezeit obiger Arten fällt ge- wöhnlich in den Frühling. Culturme- thoden bedingen dieselben aber oftmals schon früher , oder auch erst später. Während der Sommerzeit blühen in der Regel: Aerides afline *, A. cornutum*, Bar- keria spectabilis *, B. melanocaulon *®, Brassia maculata major *, Broughtonia sanguinea 7, Cattleya Aclandiae 7, C. erispa j, Cyrtochilum leucochilum 7, Dendrobium moschatum *, Epidendron macrochilum 7, E. oneidioides +, Onci- dium Lanceanum 7, Peristeria Barkeri f, P. elata 7, Promenaea stapelioides 7, Saccolabium Blumei *, S. guttatum *, Schomburghkia tibieinis 7, Sobralia ma- erantha j, Stanhopea graveolens”, St. Humboldti 7, I Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. oculata *, St. tigrina major *, St. War- dii *, Warrea cyanea*, Warscewieziella candida *, W. marginata *. Dte Arten, deren gewöhnliche Blü- thezeit in den Herbst fällt, sind fol- gende: Cattleya guttata 7, C. g. Lepoldii 7, C. intermediaf, Coelogyne Wallichiana *, Houlletia Brocklehurstiana *, Laelia au- tumnalis 7, L. cinnabarina 7, Lycaste tetragona *, Miltonia candida 7, M. Mo- reliana 7, M. spectabilis 7, Odontoglos- sum grande *, Zygopetalum Mackayi 7, Z. maxillare 7. Die Blüthezeit fällt gewöhnlich in die Wintermonate von folgenden Ar- ten: Ansellia africana 7, Cypripedium in- signe f, C. venustum 7, Dendrobium fimbriatum *, D, macranthum *, D. mo- niliforme *, D. nobile *, Laelia anceps superba j, L. superbiens f, Lycaste ma- crophylla *, L. Skinneri*, Phajus al- bus 7, Ph. grandifolius 7, Ph. macula- tus f, Trichopylia albida 7, T. cocei- nea 7. Mehrere Mal oder über die Hälite des Jahres blühen: Cymbidium aloifolium, Epidendron eochleatum major, Gongora maculata, G. vdoratissima, Oncidium Papilio, Pha- laenopsis grandiflora, Trichopylia tor- tilis. Von folgenden Arten kommen die Blüthenstengel unten aus dem Wurzel- stock und gehen nach unten, als: Coryanthes *. Stanhopea und Aeci- neta. Interessant ist es, dass bei so vie- len Arten, ich möchte fast sagen, bei den Schönsten von den Schönen dieses Geschlechts, unter dem gleichen Namen verschiedene Varietäten existiren, wenig- stens für den Liebhaber und Gärtner, ob auch für den Botaniker, will ich da- I. Originalabhandlungen, hin gestellt sein lassen. Ich erwähne | neri, Oncidium Papilio 111 und Stanhopea unter vielen andern nur Cattleya Mos- | tigrina, siae, Dendrobium nobile; Lycaste Skin- (A. Kraft.) l. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet im „Botanical Maga- zıne.. 1) Azalea ovata Lindl., Ericaceae.. — Ein kleiner, niedlicher, halbharter Strauch vom nördlichen China durch Fortune einge- führt und zwar in drei Varietäten, mit weis- sen, blass rosenrothen und blass purpurrothen Blüthen. Kann sich an Schönheit allerdings nicht mit den indischen Azaleen messen, dürfte aber vielleicht unter Deckung im Freien aushalten und dann eine werthvolle Acquisi- tion sein. Blälter eiwa zollang, eiförmig oder eirund-herzförmig, spitz oder ausgerandet, kahl, glänzendgrün, an den Spitzen der kur- zen Zweige stehend, Blüthenstiele kurz, drü- sig behaart, einzeln , blatiwinkelständig; Se- palen eirund , dünnhäutig kahl, schwach ge- wimpert , Corolle radförmig, tief 5theilig , mit obovalen oder länglichen, stumpfen Lappen, Staubfäden 5, auf der unteren Hälfte behaart. (Taf. 5064.) 2) Ahododendron Griffithianum var. Aucklandii Hook. (Rh. Aucklandii Hook. fil.) Eine durch ihre sehr grossen, schneeweissen, bis 7 Zoll im Durchmesser haltenden Blu- menglocken ausgezeichnete Art, eine der prachivollsien, von Dr, Hooker vom Sikkim- Himalaya eingeführten Rhododendren. Die Stammart wurde zuerst durch Griffith in Bho- tan entdeckt, sie hat nur halb so grosse Blät- ter und Blumen als obige Abart, und Dr. Hoo- ker glaubte daher zuerst, in dieser eine wirk- liche Art vor sich zu haben, die er als Ah. Aucklandii in seinem Prachtwerke über die Sikkim -Rhododendron beschrieb, Sie blühte zuerst in Europa im Mai 1858 im Garten des Herrn Gaines in Wandsworth und wahrschein- lich auch zu gleicher Zeit an andern Orten, da die neuen Himalaya-Rhododendron bereits eine grosse Verbreitung gefunden haben und überall mit Vorliebe cultivirt werden. Ein 4 — 8 Fuss hoher, von unlen auf verzweig- ter Strauch; Blätter an den Spitzen der Jah- restriebe gedrängt stehend, 6 — 1? Zoll lang lineal-länglich , spilz oder zugespitzt, an der Basis fast herzförmig, lebhaft grün, dick und fest. Blüthen zu 4 — 6, in endständigen Doldentrauben, lang gestielt, glockig, mit kur- zer Röhre und offenem, abstehendem, 5lappi- gem Saum. Lappen abgerundet, ?2spaltig. Kelch breit, scheibenförmig, undeutlich gelappt, lederig. Siaubfäden meistens 16, mit kleinen Antheren; Fruchtknoten meist 12fächrig , drü- sig, verhältnissmässig klein. In unserem Kli- ma zu den Kalthaus-Rhododendron gehörend. (Taf. 5065.) 3) Sarifraga purpurascens Hook. fil.; Saxifrageae. — Diese schöne und vollkom- men ausdauernde Art wurde in Kew aus Sa- men erzogen, welche Dr. Hooker vom Sikkim- Himalaya einsandte, wo er sie entdeckte in feuchten Localitäten in der Region von 10 — 144000 Fuss Höhe über der Meeresfläche. Ob- gleich nahe verwandt mit den himalayischen S. ligulata Wall., 5. ciliata Royle und der sibirischen , in den Gärten am besten gekann- ten 8. crassifolia L., ist sie doch sehr ver- schieden und noch ungleich schöner als diese Arten, in der That, nichts kann das lebhafte glänzende Grün der elegant roth gesäumten Blätter übertreffen und ebensowenig das tiefe und doch lebhafte weinfarbige Purpurroth des Blüthenschaftes und der Blüthen. — Wie die hekannte S. crassifolia eine immergrüne, aus- dauerde Staude, mit kurzem, dickem, verzweig- tem, niederliegendem Stengel oder Wurzelslock ; Blätter lederartig, auf kurzen, dicken, rothen Stielen, verkehrt-eirund , abgerundet, ganzran- dig und ganz kahl, mit rother Mittelrippe und 112 schmal roth gerandet; Blüthenschaft stämmig, 6 — 8 Zoll hoch ,‚ eine fast doldentraubige Rispe tragend und wie diese tief purpurroth und drüsig behaart; Blüthen nickend, Kelch tief 5lappig, Petalen breit spathelförmig, eine glockige Corolle bildend, wie der Kelch tief weinfarben-purpur,, Fruchiknoten gewöhnlich (Eine sehr schöne Staude, die beson- ders zur Ausschmückung von Felspartien geeignet sein wird, wo die saftig grünen’ Blät- ter auch im Winter noch Effeet machen. Ver- mehrung durch Theilung und Aussaat. In der Alpenpartie des hiesigen Gartens gehören die nah verwandten Arten 0. crassifolia, cordifolia und ligulata, einzeln zwischen die Tuffsteinblöcke gepflanzt, zu den effect- Sie scheinen solche Stand- orte zwischen Steinen sehr zu lieben und wach- sen und blühen sehr üppig. senrolhen Blumen machen grossen Effect. — Es ist sehr zu wünschen, dass auch diese neue, noch schönere Art bald die chinesische Mauer überschreiten möge, die den Garten von Kew leider in vieler Beziehung von ähnlichen Gär- ten des Auslandes trennt.) (E. ©.) (Taf. 5066.) A) Ismelia Broussonetii ©. H. Schultz. (Chrysanthemum pinnalifidum Brouss.); Com- zwei. vollsten Pflanzen. Die grossen, ro- positae. — Eine in Kew aus Samen eızo- gene, halbstrauchige Pflanze, die im Kalthause gehalten, im Frühling mit ihren grossen , lila- weissen Strahlblumen hübschen Effeet macht, forikommen dürfte (und dann allerdings grös- sere Beachtung verdienen würde). Die Samen waren von Herrn Bourgeau eingesandt. Diese Art gehört zur Flora der Canarischen Inseln, sie wächst dort in der Region der Lorbeer- wälder, etwa 3000 Fuss überm Meere Wird in Cultur 2 — 3 Fuss hoch, nur die unteren Stengel verholzen, Stengel und Zweige aul- recht oder aufsteigend , kahl kurzhaarig; Blätter verkehrt eirund-länglich, tief fiederspaltig, den Blattstiel herablaufend und hier gezähnt, Segmente lanzetllich , oft wiederum fiederspaltig und gezähnt. Blüthen- stiele lang, nach oben verdickt. Hüllkelch aus mehreren grünen, eirunden Schuppen be- stehend, breit braun trockenhäutig gerandet. Blumen etwa 3. Zoll in Durchmesser, die lila- einen recht und vielleicht auch im Freien gestreill, oder Garienflor2 Deutschlands, Ruslands und der Schweiz. weissen Strahlblumen dicht gestellt, an der Spitze undeutlich 3zähnig ; Scheibe zuerst dun- kelpurpur, goldgelb, sobald sich die Schei- blümchen öffnen; Achänen der Scheibenblu- men gestreifl-rippig , zweiflügelig. (Taf. 5067.) 5) Campanula strigosa Russ. (C. Rus- seliana R. et Sch.); Campanulaceae. — Eine niedliche kleine, einjährige Art von Syrien, die wahrscheinlich als Einfassungspflanze vor- theilhaft zu verwenden wäre. Das ganze, nur 4 — 5 Zoll hohe, kaum verzweigte Pflänzehen, besonders Blüthenstiele und Kelche, ist mit weissen, abstehenden Striegelhaaren bekleidet; Blätter länglich-eirund, ganzrandig, sitzend ; Blüthen einzeln in den gabeligen Verzweigungen, oder den Blättern gegenslän- dig, Kelchzipfel aus breiter Basis in eine pfriem- liche, abstehende Spitze auslaufend, am Grunde mit geflügelten, grossen Anhängseln,, die den kleinen, kreiselförmigen Fruchtknoten ganz einhüllen, aufrecht, wenig kürzer als die röh- rig-glockige Blumenkrone, diese ist hübsch dunkelblau, im Schlunde gelblichweiss. (Taf. 5068.) 6) Gustavia insignis Hook ; Myrtaceae, — Ein schöner Warmhausstrauch, mil grossen immergrünen Blättern und prächtigen Magno- lien ähnlichen Blüthen. wahrscheinlich durch Linden aus Columbien oder Guiana einge- führt; blühte in Kew zuerst im Juni 1853 an einem nur etwa AFuss hohen, reich verzweig- ten Exemplare, scheint also sehr empfehlens- werih Blätter eiwa spannenlang oder mehr glänzend dun- kelgrün, verkehrteirund-lanzettlich, zugespilzt, stark und fast die Blattränder nach der‘ Spilze zu grob und unregelmässig stechend-gesägt. Blü- thenstiele dick, kahl, 2 — 4 Zoll lang, aus den Achseln der oberen Blälter an unserer Pilanze einzeln und einblülhig, aber an stär- keren Exemplaren für grössere Warmhäuser. — am Srunde verschmälert sitzend , wahrscheinlich eine arm- blüthige Traube bildend, mit einigen kleinen, eiranden Deckblättern am Grunde und zwei -gegensländigen an der Basis des unlerständi- gen Fruchtknotens. Kelch krugförmig, mit 6 breit - eirunden oder rundlichen Saumlappen. Corolle sehr gross, 5 — 6 Zoll im Durch- Be: Tat. 253. 7788 II. Neue Zierpflanzen. messer, aus 6 breiten, verkehrt-eirunden, eon- caven, ausgebreilelen Petalen bestehend, in- nen rahmweiss, aussen mit rosenroth geluscht. Staubfäden sehr zahlreich, in vielen Reihen, am Grunde in einen fleischigen Ring zusam- mengewachsen;; Fruchiknoten kreisrund, krei- selförmig, von der Kelchröhre unischlossen, oben eingedrückt ; Griffel sehr kurz mit klei- ner 4-lappiger Narbe. (Taf, 5069.) 7) Gesneria Donkelaariana Lem. — Dieser interessante und prächtige Bastard von G. discolor und Glosinia rubra wurde be- kanntlich von dem kürzlich verstorbenen Donkelaar in Gent im Jahre 1852 gezüch- tet, zuerst von ZLemaire im Jardin fleu- riste (IV. pl. 382) und dann in der Flore des Serres etc. (T. IX. pl. 902.) - abgebil- det und beschrieben und hat als eine der schönsten Gesneriaceen bereits eine grosse Verbreitung gefunden, die noch weit grösser sein würde, wenn die Vermehrung nicht ziemlich langsam nur durch Stecklinge zu bewerkstel-. ligen wäre, weshalb er auch noch immer ver- hältnissmässig hoch im Preise steht. — Es überrascht uns durchaus nicht, wenn diese con- tinentale Pflanze im Botanical Magazine ab- gebildet wird und Sir W#. Hooker darüber nur zu: sagen weiss, „dass er diese Pflanze aus der reichen Gärtnerei der Herren Veitch und Sohn empfing, dass sie wahrscheinlich von Columbien stammt und er sie bis jetzt nur als Gartenpflanze kenne.“!! — Wir hal- ten sehon wiederholt Gegenheit zu bemerken, dass Werke, wie die Flore des Serres , ‚Tar- din fleuriste,, Illustration horticole ete. für den gelehrten Herausgeber des Botanical Ma- gazine gar nicht existiren, — wie sollte er daher ahnen, dass diese Pflanze vielleicht schon vor ihm beschrieben‘ sein könne! — Lemaire protestirt ebenfalls gegen dieses vor- nehme Ignoriren, indem er binzufügt, dass er aus sicherer Quelle wisse, dass die Illustration horticole von Sir WW. Hooker'gelesen werde, und ebenso wissen wir, wenn nicht aus anderer Quelle schon dadurch, dass die ,„Zlore des Ser- res‘‘ zuweilen, wenn auch möglichst selten, von’ihm eitirt wird, dass auch dieses Werk ihm keineswegs unbekannt ist! Von unab- IV. 1859. 113 sichtlichem Uebersehen kann hier also nicht (die Rede sein. (E. 0.) (Taf. 5070.) 8) Philodendron erubescens €. Koch.; Aroideae. — Unter den Aroideen sind be- sonders manche Arten der Gattung Philoden- dron, vor allen das Philodendron pertusum (Monstera deliciosa), und Ph. pinnatifidum, als prächtige Blattipflanzen der Warmhäuser neuerdings sehr beliebt und gesucht. Das Ph. erubescens kann sich allerdings nicht mit diesen beiden staitlichen Arten messen, allein darf immerhin als schöne Decorationspflanze, besonders zur Bekleidung der Rückwände empiohlen werden. Stamm hochkletiernd, zickzackig, aus den Gelenken viele Luftwur- zeln treibend, Blälter fusslang und darüber pfeil -herzförmig; spitz, oberhalb glänzend grün, unterhalb hell purpurröthlich oder kupferfarben, ebenfalls glänzend; Blattadern auf derOberfläche eingesenkt, der runde Blatt- siiel mit dem Blatt von gleicher Länge; die Blüthenscheide, obgleich bei den meisten übrigen Arten höchst unscheinbar durch die grünliche Färbung ist bei dieser Art recht schön gefärbt , aussen schwarz purpur, innen carmoisinroth, in der Form kappen - kahnför- mig, stumpf, mit kurzem Mucro und von fe- ster, fleischiger Textur. Der weisse, dicke, mit der Scheide gleichlange Kolben ist auf der unteren Hälfte dicht mit den weiblichen Organen in der Mitie von Staminodien und die keulenförmige obere Hälfte mit schildför- migen Staubgefässen bedeckt, . (Taf. 5071.) 9) Coelogyne Schilleriana Rchb. fl. Eine sehr kleine Orchidee mit verhältnissmässig grossen, hübsch bunten Blumen von Moulmein durch Thomas Lobb eingeführt, der sie an seine Patrone, die Herren Veitch und Sohn sandte. — Zu der Gruppe Pleione gehörend, die nach Lindley nur kleine, alpine Arten um- fasst, die sich ebenso durch Kleinheit der Scheinknollen, als durch Grösse und Schön- heit der Blumen auszeichnen und von denen C. Wallichiana der bekannteste Repräsentant ist. — Scheinknollen sehr klein , flaschenför- mig, abgestutzt, gleichfarbig hellgrün ; Blätter zu zweien lanzettlich, spitz, in den Blattstiel stark verschmälert, der von krautigen dach- ziegeligen Schuppen besetzt ist; der Blüthen- 8 114 stiel tritt zwischen den Blättern hervor , ist kürzer als sie, aufrecht und (an unserer Pflanze) einblüthig. Blumen etwa 2 Zoll im Durch- messer, ledergelb ; Sepalen ausgespreitzt, lan- zeitlich, spitz; Petalen viel schmäler und kür- zer, ganz linealisch ; Lippe gross, vorgestreckt, dreilappig, die seitlichen Lappen länglich, aufstehend, der mittlere sehr gross, fast kreis- rund, am Grunde eingeschnürt, an der Spitze ausgerandet, der Rand gezähnt und wellig, die Platte mit 3 erhabenen Leisten ; die Lippe ist auf gelbem Grunde schön orangeroth gefleckt und panktirt. — (Taf. 5072.) 10) Isotoma senecioides D. C. var. subbi- pinnatifida. (1. axillaris Lindl.) ; Lobeliaceae. — Eine Abarl, der als Isotoma axillaris in Gär- ten sehr bekannten hübsch blau blühenden, krautigen Kalthauspflanze, bei der die Blatt- fiederschnitte länger und dabei oft wiederum fiederspaltig sind. Die Stammform wurde zu- erst von Allan Cunningham in Bathurst (Neu- Süd-Wales) entdeckt und eingeführt. (Taf. 5073.) 11) Orchis foliosa Soland.; Orchideae. — Eine schöne Landorchidee, unserer O, latifo- lia sehr nahe stehend, aber nach Lindley wirk- lich verschieden, sie ist grösser in allen Thei- len, bis 2*/, Fuss hoch und hat eine deutlich 3lappige flache Lippe und einen kürzeren, dünneren Sporn. — Diese Art scheint der Insel Madeira ausschliesslich anzugehören, wo sie nach Rev. Mr. Lowe auf den Hügeln zwi- schen Gras und Büschen von Spartium can- dicans in einer supramarinen Höhe von 3000 Fuss vorkömmt. Knollen handförmig getheilt; Blätter länglich-lanzettlich, zugespitzt, am Grunde lockere Blattscheiden bildend; Aehre länglich, vielblüthig; Sepalen eirund, spitz; Lippe breiter als länger, dreilappig, flach; Sporen halb so lang als dieLippe; hornförmig; Bracteen blattartig, zugespitzt, gewöhnlich kür- zer als die Blüthen. Blüthenfarbe dunkelpur- pur, die Lippe mit dunkleren Flecken. Cul- tur dieselbe wie bei unseren einheimischen Orchisarien , muss im Winter aber gut einge- deckt werden. (Taf. 5074.) b)Abgebildet in der „Flore des Sieuriesnieit;e,s 12) ZRhododendron Brookeanum Low. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Wurde zuerst von Mr. Low im Innern von Borneo entdeckt und dann durch Thomas Lobb ebendaselbst wieder gefunden auf seinen For- schungsreiser nach schönblühenden Pflanzen, die er seinen Patronen, den Herren Veitch und Sohn einschickt. Eine prächtige Art, epiphy- tisch auf grossen Bäumen in feuchten Wäl dern wachsend,, seltener auch auf bemoosten Kalksteinfelsen. „Die Blumen“ sagtLow, „sind vom leuchtendsten Goldgelb, der Habiius ist graciös , die Blätter gross, die Wurzeln dick und fleischig. Diese nicht so häufig vorkom- mende Art erscheint in mehreren distineten Abarten, die in der Grösse der Blätter und Blumen und ebenso in der Färbung von Zie- gelroth in Goldgelb abändern.“ — Nach Dr. Lindley steht sie dem bekannten Rhod. javanicum nahe, aber unterscheidet sich durch viel grössere Blumen (mit längerer Röhre) und durch fast sitzende, statt langgestielte Blät- ter, deren Unterfläche keine Spur jener rost- farbigen Schülfern zeigt, die man bei der ja- vanischen Art bemerkt. Blätter länglich-lanzettlich, spitz, kahl, fast sitzend, spannenlang; Blüthendolden vielblu- mig, locker; Kelch kaum bemerkbar; die flei- schig-lederige Corolle breit-trichterförmig , mit verlängerter, am Grunde erweiterter, oben fast glockiger Röhre und flach abstehendem, 5lap- pigem, leicht wellig gekräuseltem Saume ; Staub- fäden mit der Röhre gleichlang, Staubbeutel zusammengeneigt, Fruch:knoten öfächrig, läng- lich, filzig, am Grunde von einem 10lappigen Ringe umgeben; Griffel eingeschlossen. — Cultur wahrscheinlich wie bei Rh. javani- cum, im Winter im temperirten Hause bei 6— 10 Grad. (Taf. 1238—39.) 13) Solanum Capsicastrum Link. (S. di- florum Vell.); Solanaceae. — Aus der Pro- vinz der Minen in Brasilien stammend, und wahrscheinlich zuerst von Sello gesammelt und eingeführt, ist diese, durch ihre hübschen, hochrotnen Früchte und den zwergigen bu- schigen Wuchs ausgezeichnete Art sehr zur Cultur zu empfehlen. Sie gleicht sehr dem S. Pseudocapsicum, das schon längst bekannt und beliebt ist. unterscheidet sich aber durch den niedrigen, buschigeren Wuchs, dureh die | weichhaarig- filzige Behaarung , und grössere | Früchte, die kugelrund und etwa haselnuss- II. Neue gross sind. Die Cultur ist sehr einfach, man säet die Samen im Frühjahr auf ein warmes Frühbeet, verpflanzt dann entweder die Setz- linge auf ein abgetriebenes Mistbeet oder in ein lockeres-gutgedüngles Gartenland in son- niger Lage und hat bis zum Eintritt des Fro- stes bereits vollkommen ausgebildete, mit jun- gen Früchten bedeckte Exemplare, die vor- sichtig eingetopft, den Winter hindurch mit ihren hübschen Früchten eine grosseZierde der Kalthäuser sind, und sieh auch besonders die Zimmerecultur gefallen lassen, wie wenige Pflan- zen. (Taf. 1242.) 14) Azalea indica Alexandre Il. Van Houtte. Eine sehr schöne, von Van Houtte ' im Frühjahr 1858 zuerst ausgegebene Garten- form. Er sagt von ihr, dass er nie eine schö- nere Azalee gesehen habe: hübsche Belau- bung, schöner Habitus und Blüthenstiele tref- fen bei Die Blüthenform ist vollkommen, die Petalen haben eine gute Con- sistenz und sind am Rande hübsch gekräusell. Die weissgrundigen Blumen ihr zusammen. sind mit breiten rosa - und carmoisinrothen Bändern sparsam gezeichnet. (Taf. 1243.) di Colle beato. Eine wirklich auffal- prächtige Camellie italienischen Ur- sie hat blendend reinweisse, sehr stark und dabei äusserst regelmässig gefüllte Blumen. Das Eigenthümliche und Werthvolle dieser neuen Form ist die auffallende, spiralige Stellung dersieh dachziegelig deckendenPetalen, die in 7 deutlich getrennten Reihen ein T7spei- . ehiges Rad bilden, eine Stellung, die bis jetzt bei keiner andern Camellie vorkommt, und die ihr einen Platz sichert in jeder gewählten Sammlung. (Wir müssten sehr irren, wenn dies nicht ganz dieselbe Camellie ist, die kürz- lich von Erfurt, von Herrn A. Topf glauben wir, als Princessin von Preussen ausgeschickt und in fast allen deutschen Gartenzeitungen besprochen und anempfohlen wurde als das Non plus ultra aller Camellien. Mit welchem Rechte man dieser italienischen Camellie den vom Züchter gegebenen Namen wegnahm, um daraus eine deutsche Princessin zu ma- ehen, können wir nicht beurtheilen. (E. O0.) (Taf. 1245.) 15) Camellia Virgine (Vergine di Calubini). lende, sprungs; Zierpflanzen. 115 16) Gladiolus .gandavensis Varietäten. Der bekannte schöne Gl. gandavensis, selber hy- briden Ursprungs , wurde vor 15 Jahren zu- erst durch Van Houlte verbreitet. Durch Be- fruchtung mit Gl. ramosus, floribundus, cardi- nalis etc. hat man jetzt eine Menge schöner Formen gewonnen, die den kräftigen , hohen Wuchs, die lange Blüthentraube und die Blu- mengrösse des Gl. gandavensis zeigen, wäh- rend sie in Farbenpracht und Mannigfaltigkeit der Farbentöne und Zeichnungen den Varietä- ten von Gl. ramosus und cardinalis durchaus nieht mehr nachstehen. Der Handelsgärtner Souchet in Fontainebleau hat sich besonderes Renommee erworben, durch seine schönen Gladiolus-Sämlinge, von seiner Züchtung stam- men die schönsten Sorten ab; aberer hat auch seine Befruchtungen und Aussaaten seit Jahren unablässig und beharrlich fortgesetzt und ver- dient also wohldie vollste Anerkennung seines Fleisses. Unter seinen neuesten Züchtungen hat er jetzt alle Farbentöne vertreten vom reinen Weiss durch Rosa, Lachsroth, Ziegelroth, Schar- lach bis zum dunkelsten Carminroth, und da- bei sind die Augenflecken auf den unteren Blumenblättern in schönem Contraste mit der Grundfarbe, die oftnoch mit dunkleren Flecken übersäet In der Cultur zeigen sich die neuen Formen nicht schwieri- ger, sie gedeihen in jedem guten Gartenboden» werden im Winter trocken und frostirei auf- bewahrt, Anfangs Mai ausgepflanzt und erst nachdem die ersten Fröste darüber hingegangen und Laub und Blüthe zerstört haben. Im Sommer , sobald sich die Blüthenschäfte entwickeln, sollte jede Pflanze an einen Stab gebunden werden, da der Wind sie gerne umwirft. (Taf. 1246.) oder marmorirt ist. aulgenommen, 17) Phlox decussata Triomphe de Twickel. Der schönste aller panachirten Phlox, in der Zeichnung der bekannten VarietätARoi Leopold ähnlich, aber in der Farbe weit brillanter. Anstatt dem matten und bei Phlox so häufig vorkommenden Rosalila ist die Grundfarbe hier ein deeidirles Rosacarmin, von rein Weiss sehr regelmässig- und scharf umsäumt. Dabei ist die Blume sowie das ganze Bouquet gross und von vollkommener Form und Haltung. (Wenn wir ihn den schönsten aller panachir- Sr 116 ten Phlox nannten, so hatten wir dabei nur die perennirenden Arten im Sinne, der ein- jährige Phlor Drummondi zeigt bekanntlich in seinen Abarten weit brillantere Farben und schönere Zeichnungen, und ein perennirender Phlox, der in der Farbe mit dem bekannten Phl. Drummondi var. Radetzky rivalisiren könnte, dürfte noch lange ein Desideratum blei- ben.) (Taf. 1248 —9.) 18) Remontant-Nelke Souvenir de la Mal- maison. Wirklich ausgezeichnet durch Farbe, Form und Grösse und darin auffallend ähn- lich einer der schönsten und beliebtesten Bour- bon-Rosen, der noch stets unübertroffenen Souvenir de la Malmaison , natürlich immer nur so weit, als eine Nelke einer Rose im Bau ähneln kann. Van Houtie erwarb das Eigenthumsrecht, von dem Züchter, einem französischen Markigärtner Namens Laisne. Die Blumen sind wohl unstreitig die grössten, die je bei Nelken vorgekommen; sie haben einen vollen Fuss und darüber im Umfang. Die Farbe ist weiss, mit zart incarnat über- haucht, die Füllung stark und nach innen ge- neigt, also rosenförmig, wie das sonst gar nicht bei Nelken vorzukommen pflegt. (Taf. 1250.) 19) Vanda Cathcarti Lindl.— Eine sehr interessante Art, die Dr. Hooker in den war- men Thälern der östlichen Sikkim -Himalaya- kelte zwischen 2400 bis 3000 Fuss suprama- riner Höhe zuerst entdeckte, wo sie mit den prächtigen Dendrobium Devonianum, Farmeri etc. gemeinschaftlich vorkömmi. Sie bildet einen sehr langen, kletternden Stengel, im Habitus der Blätter länglich, flach , leicht wellig gebogen, an der Spitze abgerundet und schief 2lappig, bis 17 Zoll lang und 1!/, Zoll breit; die 2—6 blüthige Traube ist aufrecht und länger als die Blätter; Sepalen und die ganz gleichlörmigen Petalen oval, abgerundet. sitzend, aussen weiss, innen gelb, mit zahlreichen, zimmetbraunen, schmalen Querbänderngezeichnet; Lippe leder- arlig, am Grunde siumpf, geöhrt, Oehrchen klein rundlich; der mitilere Lappen herzförmig stumpf, mit einem erhabenen, filzig-runzeligen Rande, auf der Scheibe 2 starke rothe Rippen oder Leisten ; am Grunde der Lippe ist an- Jienanthera coccinea ähnlich; Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. statt eines Spornes eine horizontale tiefe Höh- lung.: Die Blumen haben bis 4 Zoll im Durch- messer und ihre dickfleischige Substanz’ lässt auf eine lange Dauer der Blüthe schliessen. Cultur in der wärmeren Abtheilung des Orchi- deenhauses an einem Baumstamme. (Taf. 1251—52.) 20) Begonia Rer J. Pz. Die ,Flore des Serres‘‘ widmet dieser von uns bereits mehr- fach besprochenen „Königin der Begonien‘ wie sie eigentlich heissen sollte, denn sowohl Rex als König klingt hart und unpassend, wenn es sich nicht um einen hohen Baum, eine majestälische Palme, sondern um eine niedrige Krautpflanze handelt, — 2 Tafeln, die erste bringt ausser der Inflorescenz ein verkleinertes Bild der ganzen Pflanze, um das effectvolle Ensemble zu zeigen, die zweite eine Doppeltafel, bringt ein einzelnes Blatı, aber jedenfalls eins der grössten, das eine gute Cullur zu erzielen vermag. Wir verwei- sen auf den Artikel über B. Rex im Januar- hefte 1859 , pag. 9 und fügen nur noch bei, dass diese wirklich prachtvolle Blatipflanze sich auch recht gut für Zimmerdecoration auf Blumentische eignet, da sie besser als manche andere Art der gleichen Gattung die trockene Stubenluft zu erlragen scheint. (Taf. 1255—58.) 1) Veronica syriaca R. et Schult. Diese niedliche , kleine Annuelle wurde ' bereits im Jahrg. 1857, pag. 352 von uns ı besprochen. Sie ist zuerst zu sehr gerühmt‘, nachher viel- leicht zu sehr verschrieen worden; es scheint, dass sie nur auf leichtem Sandboden üppig gedeiht, auf gutem Gartenboden jedoch klein und mager bleibt, und daher erklären sich die widersprechenden Urtheile. ‘Wo der Bo- den ihr zusagt, ist sie eine sehr .niedliche, reich- und lange blühende Pflanze, die ihres niederen Wuchses wegen sich besonders zu Einfassungen oder kleinen Gruppen eignet. Man kann sie schon im März in Terrinen aus- säen, um sie später zu verpflanzen, oder säet im April gleich an Ort und Stelle ins. freie - Land aus. (Taf. 1259.) 22) Jochroma coccineum Scheidw:; Sola- neae. — Eine hübsche neue Art, die Van Houtte kürzlich in den Handel brachte.‘ Er halte sie von Holland erhalten, ohne nähere ll. Neue Zierpflanzen. Angabe über das Vaterland und die Ein- führung der Pflanze. Die langröhrigen , in dichten, vielblüthigen Büscheln stehenden Blu- men gleichen in Form und Grösse denen der J. tubulosum , sind aber mait scharlachroth, anstali dunkelblau, und bilden daher mit die- ser und der hellblauen grossblumigen J. Wars- cewiezii Rel., einen angenehmen Contrast, & Aeste weichhaarig, Blälter gestielt , länglich, |. wellig, fast ausgeschweilt gerandet, zugespilzt, kahl, nur auf den Blaitrippen beider Flächen mit zerstreulen, veräsielten Haaren besetzt; Kelch ceylindrisch , gerippt, dünnhäutig , fast durchsichtig, Saum schief mit 5 fast gleichen breit ovalen Zipfeln. Die Jochroma-Aılen sind, wie die Habro- ihamnus - und Cestrum - Arten vorzüglich ge- eignet zur Cultur in Kübeln, da sie erst als grosse Pflanzen recht reichlich blühen und in Töpfen gehalten, nicht die nöthige Nahrung finden. Um rasch grosse Pflanzen zu ziehen, pflanzt man sie den Sommer über ins freie Land, wo sie schon in einem Sommer zu grossen starken Büschen heranwachsen Weun die Kübel stark durchwuızelt sind, muss man durch öftere Dunggüsse während der Scmmerzeit nachhelfen, um das Verpflansen eiz in grössere Kübel zu ersparen. Ueberwin- terung am besten bei 6 — 10° Reaum. (Taf. 1261.) ec) Abgebildet in „Illustration hor- ticole“ 23) Neue indische Azaleen. 1) ZLeo- pold L, 2) Duc de Brabant, 3) Etoile de Gand, 4) Reine des panachees. Diese vier neuen Varietäten in Gent aus Samen gezo- gen, rechtfertigen aufs Neue den Rul, den sich die Genter Handelsgäriner durch ihre vielen Züchtungen, besonders vonindischen und pon- tischen Azaleen und Rhododendron bereils längst erworben haben. — Sie sind in den Alleinbesitz der Herren E, G. Henderson und Sohn in London übergegangen und. werden im Frühjahr 1859 auf Subseriplion (52 Fr. für die 4 Sorten) dem Handel übergeben. Nr. 1 hat Blumen erster Grösse, lebhaft rosacarmin , im Schlunde leicht gefüllt durch die in- kleine Blumenblätichen verwandelten Staubfäden, 117 Nr. 2 steht der vorigen an Grösse kaum nach und hat einerundere Form. Farbe schön, kupferrosa mit carmoisin punklirt, und im Cen- trum ebenfalls gefüllt. 1 Nr. 3. Etoile de Gand ist unserm Ge- schmacke nach die lieblichste, zartesie Azalee die wir gesehen haben. Die grossen, run- den Blumen vollkommenster Form zeigen auf rein weissem Grunde einen gros- sen, 5strahligen, hellrosafarbigen Stern, mit fei- ner rother Punktirung am Grunde der oberen Petalen. Nr. 4 verdient den Namen Reine des pa- nachees im wollsten Maasse, ‘auf weissem Grunde reich carminrosa gestreift und punk- ürt im Schlunde mit einem grossen hellgel- ben, dunkelgelb getüpfelten Fleck. (Taf. 182.) 24) Prunus japonica Thunb. fl. albo pleno. (Prunus sinensis Desf. et Hort.) Ein. sehr schöner neuer Ziersirauch , der als Pr. sinen- sis fl. albo pleno jetzt allmälig sich in den Gärien verbreitet und die wärmste Empfeh- Jung verdient. Wurde von R. Fortune aus dem nördlichen China im Jahre 1846 einge- führt. Bildet einen kleinen buschigen Strauch, der wohl kaum höher werden dürfte als bis 6 Fuss, mit röthlicher Rinde am jungen Holze. Blälter klein , oval zugespitzt, sehr kurz ge- stieli, doppelt gesägt; die Blüthenstiele dreimal länger als die Blattstiele, stehen einzeln , ge- paart oder zu dreien am Grunde der jungen Triebe, Die rein weissen Blumen, von der Grösse der Pfirsichblüthen etwa sind stark ge- füllt und erscheinen frühzeitig, im Frühling gleichzeitig mit dem Laubiriebe Wird im gemässigten Europa ohne Gefahr im Freien aushalien und vorzüglich im Vorgrunde von Gesträuchgruppen zu verwenden sein; lässt sich auch sehr gut treiben und liefert dann einen schätzbaren Beitrag für Winterbouqueis ele. Vermehrung durch Stecklinge, Ableger und Theilung. (Taf. 183). 25) Clematis patens var. Sophia fi. pleno.— Die Clematis patens Dene. od. A. azurea gran- diflora der Gärten ist als eine der schönsten ausdauernden Schlingpflanzen allgemein ge- schätzt. lu den letzten Jahren wurden durch von Siebold mehrere Abarten aus japanischen Gärten eingeführt , wie Sophia, Helena, mon- von 118 strosa ete., die ebenfalls rasche Verbreitung fanden; jetzt verdanken wir Herrn von Sie- bold aus gleicher Quelle eine sehr hübsche Untervarietät der Cl. p. Sophia mit gefüllten oder richtiger mit halbgefüllten Blumen, die gewiss eben so beliebt werden wird, als die übrigen. Cl. p.Sophia zeichnet sich bekannt- lich durch das breite, erst grünliche, dann sil- berweisse Band, das die Mitte der grossen hell- lilablauen Blumenblätter durchzieht, von den übrigen Varieläten aus, die neue gefüllte Ab- art, hat die gleiche Färbung und eine dreifa- che Reihe von Sepalen. — Ein Laubengang eine Spalierwand, oder Säulen eines Garlen- hauses, bekleidet von mehreren durcheinan- der gezogenen Abarlen der Cl.patens, worun- ter die weisse Helena nicht fehlen sollte, er- halten damit einen wunderschönen Schmuck, der im Allgemeinen unsern Gärten noch sehr mangelt, (Taf. 184.) 26) Neue Caladium - Arten. Wir haben vor Kurzem schon die durch Chantin in den Handel gebrachten Caladium - Arten oder Abarten besprochen, nach einer Beschreibung von Prof. Lemaire in der Illustration horticole. Das Novemberheft bringt die Abbildnng von drei derselben, 1) C.Chantini, 2) C. Verschaf- felti und 3) C. argyrites, und indem wir auf das schon Gesagte verweisen, wollen wir nur noch beifügen, dass diese Neuheiten allen Freunden schöner Blattpflanzen empfohlen werden dürfen, und dass besonders ©. Chan- tini als die Schönste unter den Schönen be- sondere Erwähnung verdient. (Taf. 185.) 27) Pelecyphora aselliformis Ehrenb. — Cacteae $ Melocacleae. — Eine seltene me- xicanische Cactee, die einzige Art der Gattung, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die im Norden der Provinz San Louis de Po- tosi ihre Heimath haben soll und durch die Gebrüder Tonel , Handelsg:ıriner ın Mexico, öfter importirt wurde, Der kugelige oder läng- lich-kugelige Stamm (caudex) wird 4—6 Zoll hoch, ist grau-grün und am Gipfel leicht ein- gedrückt oder genabelt. Die Warzen stehen in spiraliger Ordnung, dicht gedrängt, erwei- lert-rautenförmig am Grunde, dann leicht seit- lieh zusammengedrückt und oben verdickt und flach, dabei etwas gekrümmt, der Scheitel wird gekrönt durch ‘zwei Reihen von zusam- mengewachsenen, nur an der Spitze wenig freien Stacheln, die durch eine Furche ge- trennt, erst weiss, später grau werden, und ei- ner Kellerassel nicht unähnlich sehen , daher der speeifische Name aselliformis. Die Win- kel zwischen den Warzen sind zuerst flockig wollig, bald darauf aber kahl. Die hübschen zweifarbigen Blumen er- scheinen in unbestimmter Anzahl auf dem ein- gedrückten Gipfel, sie sind gross im Verhält- niss zu der sonst kleinen Pflanze , die Röhre ist nackt, die Segmente (Blüthenhüllblätter) kaum A4reihig, sind lanzeltlich, ganzrandig, die äussere grössere Reihe ist weiss, die innere lebhaft rosa , im Verblühen violett. Die zahl- reichen ausgebreiteten Staubfäden sind kürzer als der Saum und haben lebhaft orangegelbe Antheren. Narbe weiss, 3 — 4 strahlig. Die Blüthen öffnen sich nur in der vollen Sonne, sie schliessen sich sogleieh , sobald das Son- nenlicht durch Wolken verdunkelt wird, selbst wenn nur auf sehr kurze Zeit und dauern ?— 3 Tage. Cultur und Vermehrung wie bei Mammillaria, Echinopsis u. s. w. (Taf. 186.) mM. Notizen. 1) Versammlung des Pelersbur- ger Gartenbau-Vereins am 8. Nov. 1858. Die Versammlung des Gartenbau- vereins am 8. Nov. bot einen anderen Anblick dar, als die zwei früheren, Es waren auch Damen erschienen, zum Theil Mitglieder des Vereins, zum Theil als Gäste eingeführt. An Pflanzen waren in Folge der späten Jahreszeit wenige aufgestellt. Herr Handelsgärtner Hed- dewig hatte eine Gruppe'aus HelleborusnigerL,, LIE Oypripedium insigne Wall. ausgestellt. Die erstere Pflanze, in mehrfachen Exemplaren vertreten und miı zahlreichen grossen weissen Blüthen bedeckt, verdient um so mehr Cultur alsKalt- hauspflanze,, als sie gerade dann uns belohnt, wenn die andern uns im Stich lassen, denn auch im Freien entwickelt sie unter dem Schnee ihre Blumen. Zudem ist sie noch als Arznei- pflanze merkwürdig, da !hr dunkelgefärbter “Wurzelstock, der ihr den Namen Niesswurz verschafft hat, bei verschiedenen Krankheiten in schwachen Dosen als Heilmittel angewendet wird, während er in stärkeren den Tod her- beiführt. Schon be! den alten Griechen spielte zwar nicht sie selbst, wie man früher glaubte, wohl aber gegen den Wahnsinn und „Trinke Niesswurz“ war daher ein unverblämtes Misstrauensvotum gegen den Verstand. Herr Siesmayer hatte die Hippomane spe- eiosa (?) eine schöne, aber wissenschaftlich noch völlig zweifelhafte Blattpflanze und zwei wegen ihres Nutzens interessante Arten: Ara- lia papyrifera Hook. und Galactodendron utile H. B. K. aufgestellt, Die erstere ist in neuerer Zeit durch den bekannten Reisenden Fortune bekannt geworden. Sie wächst namentlich auf der Insel Formosa und aus dem Mark ih- res Stammes wird das bekannte chinesische Papier oder Reispapier bereitet, welches na- mentlich in einigen Provinzen China’s grossen Absatz findet. In der Stadi Fu-Tscheu-fu trägt jede Dame künstliche Blumen, die aus diesem Papier verferligt sind und man schätzt den Verbrauch dieses Platzes allein auf 30,000 Dollar jährlich. Galaciodendron utile H. B.K. Palo de Vaco, Kuh- oder Milchbaum, von welchem Herr Siesmayer ein junges Exemplar aufgestellt hatte, isi in Venezuela zu Hause und bildet: einen hohen Baum, dessen Stamm, wenn er eingeschnilten wird, eine reichliche Masse klebriger und etwas dicker Milch liefert. Diese hat einen angenehmen balsamischen Geruch und wird in frischem Zustande in gros- sen Quantitäten als guies Nahrungsmittel ge-. nossen, Von Herrn Handelsgärtner Alwardi war ein durch gute Cultur ausgezeichnetes Exem- plar der Eucharis amazonica Lind., von Herrn Notizen. der nahe verwandte Helleborus orientalis Lam. eine grosse Rolle als Mittel schmackhafter gesunder Wein bereitet 119 Betizick , Obergärtner bei Sr. Kais. Hoheit dem Grossfürsten Nikolai Nikolaje- witsch, ein besonders schönes Exemplar der Impatiens Jerdoniae Wight ausgestellt. Un- ter einer Parthie blühender Pflanzen aus dem Garten. des Herın Grommoff, war besonders interessant eine noch unbeschriebene Ternstroe- miacee Dicalyx floridus Rgl. et Keke. (Eurya florida Hort.) gebracht, die durch ihre leder- artigen Blätter ihre Verwandtschaft mit dem Theestrauche und der Camellie bekundet, da- gegen durch die Kleinheit der Blülhen sehr zurücksteht. Das ausgestellte Exemplar war besonders reichblüthig und die Pflanze bildet eine gute Decorationspflanze. Ausserdem war aus dem Botanischen Garten ein üppiges und reichblühendes Exemplar von Macrostigma tu- pistroides Kth. ausgestelll, die der kleinen, durch ihre grosse Narbe und fleischigen Blü- then ausgezeichneten Familie der Aspidistreen angehört. Wie die verwandte Plectogyne variegata verdient sie als schöne und harte De- corationspflanze fürs Zimmer und Warmhaus, allgemeine Cultur. 2) Rochelle oder Lawton-Brom- beere. Unter diesem Namen wird die von Herren George Seymour et Comp. in South Norwalk im Connecticut eine Brom- beere im Grossen angebaut, die, wie es scheint, unserer Brombeere (Rubus fruticosus) ähnlich ist, aber viel grössere und wohl- schmeckendere Früchte besitzen soll. Dieselbe treibt kräftige stark verzweigte Schösslinge, die auf den Spitzen aller ihrer Aeste eine grosse Menge von Früchten tra- gen, welche durchnittlich einen Durchmesser von 1! Zoll erhalten sollen. 60 Beeren fül- len ein Quartmass und eine Pflanze soll bis 10 Quart reifer Beeren geben. Die Reifezeit dauert von Mitte August bis Anfang October. Die Frucht hat wenig Kerne, ist süss und so saltig, dass 6 Quart Beeren, 5 Quart reinen Saft geben. Aus dem letzteren kann ein wer- den. Das Pflanzen wird im October vorge- nommen auf 6 Fuss Entfernung und nimmt die Pflanze mit jedem Boden fürlieb , sofern im Herbste mit Stallmist und Knochenmehl gedüngt wird. Gleichzeitig mit der Düngung 120 werden die schwächern Triebe weggeschnitten. und die stärkern gestulzt. — Herren Seymour u. Comp. liefern 100 Stück starke Pflanzen für 15 Dollars. In Deutschland dürfte die Pflanze hart sein, im Klima von Petersburg wahrscheinlich nicht. Dies sind die Berichte, die F. Jühlke nach amerikanischen Blättern in der vortrefflichen Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde von C. Koch und G. A. Fintelmann gibt. Wir gestehen, dass es uns des Guten sehr viel, ja zu viel erscheint. Mache man mög- lichst viel Versuche, aber glaube man nicht zu viel. — (E. R.) 3) Sigma’s Aphis powder. Unter diesem Namen wird von England aus ein Pulver verkauft, dessen Zusammensetzung man nicht kennt und das als Mittel gegen die Blattläuse empfohlen wird. Fast in jeder Num- mer des Gardener’s Chroniele finden sich Arti- kel über dieses Pulver, dieeinen dafür, die an- dern dagegen. Aus allem geht soviel hervor, dass es einätzendes Pulver ist, das bei Irocke- nem Wetter in durchaus trocknem Zustande über die Pflanzen gestreut werden muss, und dann die Insecten tödte. Wo es aber mit Feuchtigkeit in Berührung kommt, überzieht es die Pflanzen mit schmieriger Masse und schadet ihnen. Besser ist esdaher, das ebenso wirksame Insectenpulver in dieser Beziehung anzuwenden, (E. R.) 4) In Muskau hat, nach einer briefli- chen Mittheilung des Herrn Petzold an den Verfasser, Sr. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich der Niederlande auf Antrag des Hrn. Parkinspectors Petzold eine Landfläche von beiläufig 300 Morgen zur Anlage eines Arbo- retums bestimmt, welches seiner Zeit wohl das grösste und vollkommensie in Deutsch- land werden mag. Der Boden war bisher mit Kiefern und Eichen besetzt, ist angenehm wellenförmig, bietet also feuchte und trockne Standorte und besteıt aus lehmigem Sand, worin fast alle Holzarten gut fortkommen. Seit vorigen Herbst sind über 100 Männer mit dem Holzschlagen und Rigolen beschäftigt. Mit dem Bepflanzen der Grenzpflanzung ist ebenfalls schon begonnen. Dieses Arboretum hängt unmittelbar mit dem berühmten Park Gartenflora Deutehlands , Russlands und der Schweiz. zusammen und wird eine Fortsetzung dessel- ben bilden. Die Anordnung wird möglichst nach dem natürlichen Systeme erfolgen, so dass dieFamilien sich zusammenfinden, jedoch dus Ganze eine landschaflliche Anlage bildet. Vorläufig sind 2000 Arten und Spielarten zur‘ Anpflanzung bestimmt, darunler allein 90 Ei- chen. Ein derartiges Arboretum kann natür- lich nie fertig werden, und man wird hinrei- chenden Raum lassen müssen, um neue Ein- führungen später unterbringen zu können. Es ist für den Referenten doppelt erfreulich, über ein solches Unternehmen berichten zu können, da er darin seine in der Schrift: „Die Verwendung der Pflanzen in der Gartenkunst‘ (Gotha 1858) Seite 258 bis 260 *) unter der Ueberschrift: ,‚Pflanzungen zu wissenschaftlichen Zwecken“ — angedeuteten Ideen verwirklicht sieht. Noch mehr, dass ein so ausgezeichne- ter Landschafter, wie Herr Petzold, ein solches Arboretum auszuführen berufen wurde. Genau genommen, hat ein Arboretum für den Land- schaftsgärtner den meisten Werth, denn die meisten fremden Holzarten haben ja keinen andern Zweck und Nutzen, als den Garten zu zieren. Wissenschaftliche Forschung ist nur Nebensache, denn die Wissenschaft erforscht ja nur, um die Kräfte der Natur kennen zu lernen, um daraus Nutzen zu ziehen. Wie viel grösser der Nutzen für den Landschafter ist, die Gehölze in natürlicher Gruppirung zu beobachten und zu studiren, anstatt sie einzeln nach dem Sysieme in Reihen stehend, zu prü- fen, liegt auf der Hand. Durch ein solches Arboretum wird man zugleich die Erfahrung machen, dass mehr als ?/s der bekannten und eingeführten Gehölze Erreichung einer schönen landschaftlichen Wirkung überflüssig sind, dass viele ganz denselben Effect machen zur und welchen man aus der Masse den Vorzug geben soll. Freilich wird dieses Arboretum erst unsern Nachkommen wahrhaften Nutzen bringen. (Jäger.) *) Wir geben ineinem der nächsten Hefte die betreffende Stelle. Vielleicht muntert sie noch Jemand auf. ein solches Arboretum anzulegen, und macht zugleich auf dieses Buch aufmerk- sam. Der Herausgeber. Taf 2 an DIE : DR. 4. 2IIIR AFPEREOPELLU- BI ZAL2E a BL, | 2 Ds DR Karch. ER LLL | II. 5) Blamen- und Fruchtausstellung am 19, Sept. 1858 zu Florenz. Nach den Catalogen, die uns von dieser Ausstellung vorliegen, war dieses eine so reiche Aussiel- lung, wie sie unterm Einfluss eines so glück- lichen Klima’s und den Ausspicien eines leb- haft thätigen Gartenbau - Vereins zu erwarten war. Es wurden einige 40 Medaillen als An- erkennung ausgetheilt. Besonders reich . waren Sortimente von Florblumen vertreten, so vom Hrn. E. San- tarelli eine Sammlung von mehr als 70 Va- rietäten von Lantana, Fuchsien in Sortimen- ten bis zu 100 Arten elec. 6) Der Gutia-Percha Baum (Isonan- dra Gutla). Die ungeheure ‚Masse von Gulta- Percha, welche jährlich aus Ostindien ausge- führt wird, lässt fürchten, dass dieses nützli- che Gummi selten werden möchte , denn die Bäume werden dabei grösstentheils gelödtet, Wichtig ist es daher, dass man jetzt daran denkt, diesen Baum in Culitur zu nehmen. So sind kürzlich auf der Insel Bourbon 300 junge Pflanzen desselben gepflanzt worden , die aus Borneo und Singapore kamen und die auch ganz vortreffllich gedeihen sollen. 7) Theeranstrich der Bäume. Der Anstrieh der Obstbaumstämme mit Steinkoh- lentheer ist sowohl als Schulzmittel gegen den Hasenfrass, wie gegen den Frostnachtspanner empfohlen worden. Nach allen bekannt ge- wordenen Versuchen starben die Bäume je- doen ganz ab, wenn deren ganzer Stamm mit Theer bestrichen wird. Dagegen scheint ihnen eir. theilweiser Anstrich, wie z B. in der Form eines Ringes, gegen den Frostnachspan- ner nicht zu schaden. Absterben der jungen Holzschichtien und Verhinderung der Bildung der neuen Holzschicht, in Folge unlerdrückler Verdunstung bedingt diese Erscheinung. 8) Nachrichten über den Garten der Herren Veitch, Kings road, Chel- Der Name der Herren Veitch wird in neuerer Zeit so oft genannt, da cs dieses grossarlige Handelsgeschäft ist, das jährlich eine Menge neuer Pflanzen in Cultur einführt. Die an für sich schon bedeutende Menge von Gewächshäusern dieses Geschäftes vermehrt sich jährlich noch durch zweckmässige Neu- bauten, sea.i— Notizen. 121 Eine Pflanze, welche hier mit vielem Glücke gezogen wird, ist die reizende Schling- pflanze für Kalthaus, die Lapageria rosea aus Chili. Man pflanze dieselbe in mit guter Unterlage versehene Gefässe, in eine Mischung von Lehm und Torferde Während der Zeit ihres Wachsthumes, d. h. während der Bil- dung der Stengel bis zur Blülhe, kann der- selben kaum zu viel Wasser gegeben werden, denn je fleissiger man sie giesst, um so kräf- tiger wird deren Vegetation sein. Während und nach der Blüthe verringert man die Was- sergaben allmälig immer mehr, damit das Holz sich gehörig ausbilden könne. Unter solcher Behandlung blühet diese schöne Pflanze sehr reichlich und jeder Trieb trägt einige Fuss lange Guirlanden der lebendig roihen, weiss nüancirten Blumen. Drei Gewächshäu- ser sind mit Orchideen angefülll, die sich in vorzüglicher Kultur befinden. Hier ist auch die Sammlung der Schlauchpflanzen aufge- stellt, von denen die Herren Veitch die beste Sammlung in Europa besitzen. Dieselben sind über einem offenen Wassergefäss aufgestellt, aus welchem beständige Wasserdünste auf- steigen, und so placirt wachsen sie mit Einer Ueppigkeit und Schönheit, die man sonst sel- ten an diesen Pflanzen bemerkt. Unter den Ochideen mit schön gezeich- neten Blättern, zeichnet sich Anoectochi- lus Veitehii aus, mit grünen, zierlich sil- berfarben geäderten und gestreiflen Blättern. Auch die @itterpflanze aus Madagaskar, (Ou- :virandra fenestralis) findet man hier in schö- nen Exemplaren. Sie sind in Wassergefässe gepflanzt und einzelne der gitterförmig durch- brochenen Blätter dieser Pflanze sind 4 Zoll lang und 2 Zoll breit. DieSammlung der Farrrenkräuter ist reich, und unter ihnen ist besonders bemerkenswerth die schöne Gleichenia microphylla, deren zier- lich getheilte Wedel einen 2 Fuss im Durch- messer haltenden Busch bilden. Ein anderes Gewächshaus, der Cultur der Blatipflanzen gewidmet, enthält viele gute Pflanzen. So die schöne Rhopala Jonghii, Brownea erecta, Hippoinane spinosa , Fieus Leopoldi mit Blättern. von 15 Zoll lang und 8-Zoll breit, Tradescantia discolor vit- tata, eine Abart mit gelb gestreiften Blättern, 122 Gesnera Miellezii und Hoya imperialis blühe- ten hier reichlich. Im Neuholländer Haus fällt eine sehr üppige Pflanze der Philesia buxifolia ins Auge. Diese Letztere, von der gute und blühende Exemplare noch eine Seltenheit sind, gedeihet bei ähnlicher Behandlung ‚ wie es von Lapa- geria gesagl ward, gut. Als andere Neuigkeiten verdienen Er- wähnung: Rhododendron Veitchii mit grossen weissen Blumen, Delphinium cardinale, Des- fontania spinosa, Tecoma fulva ete., empfeblenswerihe Pfianzen. alles (Gard. Chron.) Der dem wachsenden Bedürfniss gesteigerte Papierver- verbrauch hat auch den Preis der Lumpen unverhältnisswässig gesteigert. Man suchte daher nach allerhand Ersatzmitteln. Die dazu in Vorschlag gebrachten Stoffe, als Wolle von Pappeln, Disteln, Wollgras, — ferner Nesseln, Moos, Stroh, Holz von Buchen und Wei- den, Werg, Maishülsen, Lindenbast, Fichten- nadeln, Seidelbast (Daphne) gaben entweder schlechtes Produet, oder es waren die wirk- lich brauchbaren Stoffe nicht leicht in gros- sen Quantiläten zu erhalten. Desto grösser ist daher das Verdienst des Hrn. Gross, Papier- fabrikant zu Warmbrunn in Schlesien, dass es ihm gelungen ist, aus Fichtenholz ein durchaus brauchbares Papier herzustellen, wel- ches nicht einmal des Leimens» bedarf. Das zu verwendendeHolz muss frei von Harz sein, wird zu einem feinen weissen Brei zermalmt, gebleicht, theils allein, theils gemischt mit Lumpenmasse verarbeitet. Das specielle Ver- fahren ist noch Geheimniss; das so gewonne- ne Schreibpapier, steht aber dem Lumpen- papier gar nicht nach, zum Druck und Farben- druck soll es sich noch mehr als gewöhliches Papier eignen, auch gelingt die Färbung in Roth und Blau sehr gut. Uebrigen auf den Literaturbericht der vorigen Nummer. (E. R.) 10) Selleriesamen- und Petersi- liensamen werden als Ersatzmiltel der Chi- narinde gegen das Fieber empfohlen. Ob- gleich sie sich als solches bewährt, so haben sie sich doch nicht so wirksam als die China- rinde gezeigt. (Journal de Pharm. et Chimie.) 9) Holzpapier. mit stets Wir verweisen im Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 41) Verbena als Mittel gegen das gelbe Fieber. Durch alle Zeitungen aller Farben machte die Nachricht die Runde, eine Frau in Venezuela habe eine Verbena entdeckt, die als ein untrügliches Mittel gegen das gelbe Fieber sich bewährt habe. Nach den Untersuchungen des Hrn. Dr. Klotzsch, vorgelegt in der Gesellschaft Botanischer Freunde zu Berlin am 21. Juni 1853 kann dies keine Verbena sein, sondern es sei wahr- scheinlich die Stachytarpheta jamaicensis Vahl, die in jenen Gegenden häufig wächst, darun- ter zu verstehen. Sind in dieser Beziehung seitdem Erfahrungen gemacht worden? 12) Die Araliaceen gehören in neue- ster Zeit zu den gesuchlesten Decorationspflan- zen unserer Warm- und Kalthäuser, sowie des freien Landes. Der Herr Decaisne hat diesel- ben vor einigen Jahren einer genauen Unter- suchung unterworfen, und gab einen vorläu- figen Bericht des Resultates seiner Forschun- gen in der Revue horticole, dem wir das Fol- gende entnehmen. Aralia. Bei dieser Gattung bleiben die strauchigen oder krautarligen Arten der nörd- lichen Halbkugel. Sie besitzen zusammenge- setzte oder gefiederte scharf gezähnte Blätter, polygamische Blumen, einen 5zähnigen Kelch, dachziegelförmige Blumenblätter, 2 — 5 freie Griffel. Frucht eine Beere. a) Arten mit zusammengesetzten Blättern. A. racemosa L. A. spinosa L. elec. b) Arten wit gefiederten Blättern. A. tri- folia *) (Panax irifolium L.) und quinquelolia (Panax trifolium L.), die Aralia polaris wird Stylbocarpa polaris genannt, desglei- chen erhält Panax horridum den Galtungsna- men Echinopanax. Der beliebte, in freien Lande ausdauernde Strauch Aralia japonica Thbrg., der sich durch ganzrandigen Kelch etc. unterscheidet, wird Falsia japonica ge- nannt. Panax L. Hierbei bleiben alle Arten mit polygamischen Blumen, die an der Spitze des Blüthenstiels eingegliedert sind, freien hinfälligen klappigen Blumenblättern, 2 — 5 *) Zu den Namen ohne Autorität, gehört Dene. et Pl. Il. Notizen. freien Griffeln und fleischigen Früchten. Unter dem bekannteren Gartenpflanzen fällt die Aralia erassifolia Hort. als P. crassifolium bierher. Hedera L. Wird nur durch unsern Epheu (H. Helix L.) und dessen Formen gebildet. Trevesia Vis. Ein neues Genus nach dem Typus von Gilibertia oder Gastonia pal- mata , jener prächligen Decorationspflanze des Warmhauses gebildet. Brassaia Endl. Hierzu fällt als B. pal- mata das Sciadophyllum palmatum der Gär- ten. CussoniaL. Bleibt in seinen alten Gren- zen. Brassaiopsis speciosa heisst die von Bourbon stammende Gastonia longifolia der Gärten. Paratropia D. C. Eine an Arten reiche Gatlung, von der auch in neuerer Zeit viele in die (ärten eingeführt wurden. Sie bewoh- nen die gemässigle warme Zone der nördli- chen Halbkugel der alten Welt und besitzen gefingerte Blätter. Dahin gehört auch Seiado- phyllum pulchrum der Gärten als P. pul- chra. Sceiadophyllum P. Br. Mit der vor- hergehenden Gattung nahe verwandt, bewoh- nen älle hierher gehörigen Pflanzen die Berg- regionen des warmen Amerika’s. Dahin gehö- ren 8. ferrugineum (Aralia ferruginea Knth.), mieranthum Schlim, caudatum Dom- bey, Gayanum, villosum Schlim , heterotri- chum, rubiginosum Funck, ochroleucum, mei- stens prächtige, durchLinden eingeführte De- eorationspflanzen des temperirten Hauses. Dendropanax wird eine neue, nach dem Typus von Aralia arborea L. aufgestellte - Gattung genannt. Es sind Pflanzen mit gan- zen Blättern aus den Bergregionen des Lropi- schen Amerika’s. Hierher gehören z. B. D. arboreum , Pavonii (Aralia umbellata Pav.) etc. — [ Oreopanax wird aus der Melırzahl der aus Amerika stammenden, vonKnth. als Hedera und Aralia beschriebenen Arten gebildet. Hier- her gehören ebenfalls sehr viele ausgezeichnete Decorationspflanzen fürs Warmhaus, die durch das Linden’sche Etablissement in Cultur gebracht worden sind; nämlich O. capitatum (Hedera 123 capitata Sm.), Mutisianum (Aralia Knth.), avi- cennaefolium (Aralia Knth.), cumanense (Ara- lia Knth.), catalpaefolium (Aralia Knth.) , sep- temnervium (Aralia Knth.), turbacense (Aralia Knth.), discolor (Aralia Knth.), argentatum (Aralia Knth.), crassirervium (Aralia Knth.), obiusilobum (Aralia Knth.), plalanifolium (Ara- lia Knth.), jatrophaefolium (Aralia Knth.). flo- ribundum (Aralia. Knth:), Knth.;, elegans {Aralia Linden), sessiliflorum (Hedera Knth.), Echinops (Hedera Schlechtd.). Diese schöne Gattung besitzt Arten mit gan- zen oder handförmigen oder selten gefingerten Blättern , die Blüthenköpfe stehen in Rispen, Blumen zweihäusig, Kelch ganzrandig, Blu- menblätter klappig, 3—7 freie Griffel. Frucht eine Beere. Ausser den oben aufgeführten bekannten Arten kommen noch 30 neue Ar- ten zu dieser Gattung, die Linden, Funck, Schlim und Triana in den Anden Venezuelas, Columbiens und Boliviens entdeckt haben. Didymopanax, ist eine nach dem Typus von Panax speciosum Willd. aufgestellte Gat- tung. Die Arten besitzen fingerförmige oder selten ganze Blätter und bewohnen das tropi- sche Amerika. Ein 5zähniger Keleh, 2 Grif- xalapense (Aralia fel und zusammengedrückte bogennervige Früchte, unterscheiden sie von der Vorher- gehenden. Arthrophyllum Bl. Umfasst Arten der Ostindischen Inseln. Cuphocarpus aculeatus, ist nach Gastonia aculeata Pet. Th. gebildet. Gastonia Commerson. Hierher ge- hören jene eigenthümlichen Bäume mit gefie- dertem Laube, aus Madagascar, St. Maurice und Bourbon. — Die Araliaceen sind jetzt-in verbältniss- mässig nur wenigen Arten in den Gärten ver- breitet, sind aber wegen der Schönheit ihres Laubes gerade jetzt sehr gesucht und werden mit der Zeit eine immer wichtigere Rolle in unsern Gewächshäusern spielen. Der schöne Epheu und Adoxa sind die einzigen bei uns wild wachsenden Pflanzen derselben. In Blü- ihe und Fruchtbildung stehen sie den Dolden- gewächsen zunächst. — 13) Cultur derCokospalme. Kokos- nüsse keimen sehr leicht, wenn man sie auf ein Wärmbeet von ungefähr 20° R, Bodenwärme 124 legt. Vor dem Auslegen entferne man aber die faserige Umhüllung der Nuss, denn wenn dies nicht geschieht, gehen die jungen Wur- zeln der keimenden Pflanze in diese Umhül- lung und die Pflanze stirbt bald wieder ab. Nach erfolgtem Keimen pflanze man die Nuss in Moorerde in einem hohen Topf und bringe diesen in ein tiefes Treibbeet, wo sie schattig und feucht gehalten wird. 14) Mittel gegen Feldmäuse. Man fange Mäuse lebendig, ziehe diese durch mit Fischthran vermengte Wagenschmiere und lasse sie wieder laufen. Sie. vertreiben überall wohin sie kommen, die Mäuse, denen dieser Geruch unausstehlichist, und sollen sich selbst (?) um diesem Geruch zu ertfliehen, todt laufen. Nachdem man einige derartige Mäuse hat lau- fen lassen, kommen bald darauf die andern aus den Gängen und laufen wie toll umher, wobei man sie leicht tödten kann. Einen glei- chen Erfolg hat die Königskerze, indem über- all, wohin man das Kraut derselben legt, die Mäuse fliehen. Auf diese Weise können Kornböden leicht von Mäusen gereiniget wer- den. Auch Heidekraut soll gleiche Wirkung haben *). (Würzb. gem. Wochenbl.) 15) Spaliere von Eisendraht. Ein Artikel derRevue horticole zeigt, dass die am häufigsten angewendeten Spaliere von Holz, in Bezug auf Anlagekosten und Unterhalt, weitaus theurer als die von Eisendraht sind, die ganz die gleichen Dienste thun. 16) Cultur der Lechenaultia for- mosa. In Culturzustaud ist diese Pflanze auch jelzt noch eine der schönsten Gewächse fürs Kalthaus und Blumenstellagen. Zur Erde nehme mıan faserige Moorerde und vermische diese mit Sand und kleinen Holz- kohlenstückchen. Beim Einpflanzen wird die Erde nur lose angedrückt und die Pflanzen gutem *) Anmerk. d. Red. Wir geben diese leicht anzuwendenden Mittel wieder , können aber keines derselben verbürgen , indem uns selbst, es jedenlalls zweifelhaft erscheint, dass man auf eine so leichte Manier, sich vor dem Mäusefrass schützen könnte. Proben sind leicht anzustellen und über den Erfolg werden wir gern Mittheilungen aufnehmen. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. in einen kalten Kasten oder ins Gewächshaus gestellt. Einige Zeit nach dem Umpflanzen werden sie geschlossen und schatlig gehalten, Später wird immer mehr gelüftet, doch be schatte man den ganzen Sommer hindurch unter Mittag, damit die jungen Triebe nicht braun gebrannt werden. Das Verpflanzen se!bst, wobei auf möglichst gut unterhaltenen Abzug des Wassers geachtet werden muss, wird zum erstenmale im Frühling, zum ten- male im Augusi vorgenommen. Gestulzt wer- den nur die hervorragenden Triebe, um eine schöne symmetrische Form zu erzielen , bis sie letztere erlangt, werden auch alle Blüthen- knospen sorglällig ausgeschnitten. Die kleine Fliege stellt den Lechenaultien nach und wird öfters die Ursache der Erkran- kung und des Absterbens; durch Räuchern kann sie entfernt werden. Im Winter muss man denselben einen luf- tigen, freien und trockenen Standort dicht un- term Glase anweisen und sie so wenig wie nur möglich begiessen , da sie gegen Feuch- tigkeit empfindlich. Schön blühende Exemplare lässt man im Frühling erst abblü- hen, bevor man sie umselzt, andere werden sogleich versetzt. — sehr (Gard Chron.) IT) Gartenbau Japans. Alle gebilde- ten Japanesen sind Blumen!iebhaber und Je- der, der es nur einigermassen vermag, hat ei- nen kleinen Garten, in welchem er eine Aus- wahl der beliebtesten Pflanzen erzieht. Die Mauern und Dachungen sind fast durchgehends mit Obstbäumen bekleidet oder mit Pflanzen aller Art verziert. Besonders beliebt sind Pflan- zer in kleinen Töpfehen von 1 —4 Zoll Grösse, mit diesem werden die Hausaltare verziert oder sie werden zur Verzierung von Statuet- ten berühmter Männer verwendet, von wel- chen sich in allen besseren Häusern‘ kleine Sammlungen befinden. Blumenbouquels werden mit vieler Kunst und feschmack geordnet und spielen diesel- ben bei den Japanesen eine bedeutende Rolle. Jede Blume hat ihre besondere Bedeutung und man theilt sich dieGedanken mittelst der- selben, wie in einem Briefe mit. {Wiener Journal f. das gesammte Pflanzenreich.) Il. Notizen. 18) Reizbarkeit der Staubfäden der Compositen. Der zu früh gestor- bene D. Müller in Upsala hat die Reizbarkeit der Staubfäden, für eine grosse Zahl von Composilen, so z. B. für alle Arten der Gat- tungen Centaurea, Cirsium , Cynara, Carduus, Onopordon, Serratula, Echinops und unter den bekannteren Gartenpflanzen z. B. für Arctotis lanata, Cryptostemma calendulacea nachge- Berührt man die durch ihre Anthe- ren verwachsenen Staubfädenbündel, bevor das Pistill durch die Röhre der Antheren ge- wachsen oder kurz nachher, das ganze Bündel gegen die Seite, von der die Berührung ausgeht, Erst nachdem man der Pflanze Ruhe gelassen, wiederholt sich die Reizbarkcit von Neuem. Wurden die An- iheren vorsichtig enifern!,. so zeigten einige Zeit darauf die auseinander getreienen Fäden diese Reizbaikeil ebenlalls noch. (Bot. Zeitung.) 19) Düngung mit Urin von Kanin- ehen. Die Erfolge mit einer reinen Düngung dieses Stolfes ganz ausserordentlich Fuchsien gediehen zu nie gesehener Ueppigkeit, — Johannisbeeren und Stachelbee- ren bekamen Früchte von ausserordentlichen Dimensionen, — kranke Orangen bedeckten sich bald darauf mit üppigem gesundem Laube elc. Um denselben zu erhalten, muss der Boden von Kaninchen-Ställen mit Platten bedeckt sein, eine.schiefe Neigung und aus- sen eine Rinne erhalten, von wo der Urin in einen. Sammler fliesst. (Revue horticole.) 20) Die Vegelation des Galapagos- Archipels von. J. D, Hooker. Es eine kleine, aus 10 Inseln bestehende Gruppe unterm Aequator im stillen Meere. Sie liegt 5 — 600 Meilen westlich von Guayaquil und 3000 Meilen von den nächsten Inseln des stillen Meeres. Erst in jüngster Zeit haben sich Menschen dort angesiedelt, so dass die ursprüngliche Flora derselben noch gar keine Veränderung erlitten hat. Sie sind vulkani- scher Natur und einige Berggipfel erheben sich zu 3000 -— 4700 Fuss Höhe. DasKlima ist gemässigt und verhältnissmässig kühl, weil die grosse Südpolarströmung von niedriger Temperatur die Küsten bespült. An den Ufern des Meeres wachsen die Gattungen Avicennia wiesen. so neigt sich sollen sein. ist dies 125 und Rhizophora, und an den trocknen steilen Ufern nur wenige Sirandpflanzen , welche an den südamerikanischen Küsten ebenfalls vor- (Verbena |litoralis, Heliotropium curassavicum u. a. m.). Die niederen Theile der Inseln sind trocken und felsig und mit diekigten kleinen Büschen aus den Familien der Malvaceen, Compositen, Euphorbiaceen, Leguminosen , kommen. Cacieen u. a. m, besetzt. — Beim Aufsteigen in die Berge verändert sich der Character der Flora wesentlich, denn die Meeresdünste verdichten sich da, schlagen sich in häufigen Regen nieder und werden die Ur- sache einer üppigen Flora. In diesen Localitä- ten finden sieh die, jenen Inseln durchaus ei- genthümlichen Gewächse , baumartige Compositen in 8 verschiedenen Arten, welche keine Verwandte in andern Theilen unseres Erdballes zählen , welche mit baumarligen Phytolaccen , Leguminosen und Rubiaceen gesellschafllich wachsen. Ebenso sind die Gattungen Passiflora, Viscum, Ipomoea, Epidendrum, Peperomia, sowie die Farren- kräuter und Moose in vielen eigenthümlichen Arten vertreten. Untersucht wurden dieselben von Herrn Hugh Cuming 1829, ferner von D. Douglas, Mr. Macrae, Mr. Darwin, Ad- du Petit Thouars und zuletzt von Ed- monsione im Winter 1845. so merkwürdige miral Wie wenig man aber verhältnissmässig noch von den Pflan- zenschätzen dieser Inseln kennt, geht dar- aus hervor,‘ dass ‘nur 40 Arten aller dieser Pflanzen, von mehr als einem dieser Sammler mitgebracht wurden. (Trans. of the Linnean Soc.) 21)Vermehrung derCyclamen durch Stecklinge, Herr Pele theilt hierüber im Journal de la Societ@ imperiale et centrale d’horticultnre a Paris das Folgende mit. Man schneide vom Cyelamen die Blätter so ab, dass am Grunde derselben noch etwas vom Knollen befindlich ist. Sie werden hierauf gesteckt, mit Glocken bedeckt und in ein halbwarmes Vermehrungsbeet eingesenkt. Auf diese Weise wuchsen dem Herrn Pele fast sämmtliche im October und Januar gemachten Stecklinge , indem sie‘ sich bewurzelten und Knollen bildeten. (Journal de la Soc. centr.) 22) Polmaise - Heizung für Ge- 126 wächshäuser ist eine Luftheizung im ei- gentlichen Sinne des Wortes. Luftheizungen aller Art die unvortheilhaftesten Heizungen, welche man in Gewächshäusern anwenden kann, da sie eine irockne Luft er- zeugen, welche den Pflanzen enischieden schädlich ist. Herr Neubert empfiehlt nun aber eine solche nach 6jähriger Erfahrung , als eine der besten für Gewächshäuser. Man lege an der einen Seile des Gewächshauses eine Kammer von der ganzen Höhe desHauses und 2!/a Fuss Breite an. Hier stelle man jede beliebige Heizung und zwar so, dass man die eigentliche Wärmekammer von dem Ort, wo geheizt wird, noch durch eine Backsteinmauer trennt, um jeden möglichen Rauch zu vermei- den. In der Spitze der Wärmekammer wird eine verschliessbare Oeflnung nach dem höch- sten Theil des Gewächshauses angebracht, durch die man die warme Luft einströmen lässt. Ein Luftkanal im Boden des Hauses, der auf der entgegengesrizten Seite geöffnet ist, leitet die kalte Luft des Hauses nach der Wärmekammer. Vollständig gleichmässige Er- wärmung, Vermeidung des schädlichen Rau- ches, Raumersparung und leichte Zuführung frischer erwärmter Luft dadurch , dass man in die Heizkammer äussere Luft einströmen lässt, nennt Neubert als Vortheile. Der Nachtheil der Trockenheit der Luft lasse sich leicht dadurch vermeiden, dass man auf den Ofen in Heiz- raume Wassergelässe zum Verdunsten anbrin- ge oder fleissig Wasser in den Luftkanal ein- giesse. Ein anderer Nachtheil, das Einströmen des heissen Luftstromes in der Spitze des Hau- ses und dessen höchst nachtheilige Wirkung auf die zunächst stehenden Pflanzen könne durch Vorspdnnen von Leinwand ungefähr 1 Fuss weit von der Oeffnung aufgehoben werden, indem solche den warmen Lufistrom ableite und vertheile.. In einem 40 Fuss langen nie- drigen Gewächshause, welches in ein Kalt- und Warmhaus abgetheilt ist, sagt Hr. Neu- bert , habe er seit 6 Jahren die besten Resul- tate mittelst dieser Heizung gehabt. Uns ist dies nur ein Beweis, dass bei verständiger Pflege und Abwarlung eben auch eine Luftheizung ohne Nachtheil für die Pflan- gellen für Gartenflora Deutschlands ‚ Rüsslände und der Schweiz. zen in einem kleinen Raume angewendet wer- den kann. Das richtige Maass zu treffen, um stets genügende Feuchtigkeit zur Parallelisirung der zu grossen Trockenheit der Luft zu er- zeugen, zweckmässige Ableitung des heissen Lufistromes sind schon zwei Gegenstände, die stete Aufmerksamkeit erfordern. Wer nun ein kleines Gewächshaus selbst abwarlet, wird da allerdings im Laufe der Zeit so viel Erfah- rungen sammeln, um die Nachtheile abzu- lenken und sich der Vortheile zu erfreuen. In Gärten , wo diese Sorge aber dem wechseln- den Personal der Arbeiter oder Gartengehil- fen überlassen weıden muss, würde selbst bei bestem Willen aus Unkenntiniss viel ver- dorben werden. Dazu kommt, dass eine solche Heizung in niedrigen Häusern eine ziemlich gleiche Lufttemperatur bedingen mag, in höhern Häusern aber nie und nimm ermehr, denn dort wird in den obern Theilen des Hauses eine wohl ganz unverhältnissmässig höhere Temperalur als in den untern herrschen. Die warmen Luftschichten strömen oben ein und werden oben im gleichen Verhältniss, wie das Haus höher wird, von den kalten Luftschichten ge- ragen, weniger in der Weise herabfallen kön- nen, dass eine vollständige Ausgleichung der Temperatur stattfinden könnte. Einfrieren längs der Fenster muss viel häufiger vorkomnien, als da, wo die Wärme gerade den Wänden und Boden nach erzeugt wird, wie bei den allgemein gebräuchlichen Heiz -Systemen, und von hier aus die Wärme gerade an den käl- lesten Stellen des Hauses zunächst emporstei- Wir halten aus diesen Gründen Polmaise-Heizungeu für durchaus unzweck- mässig. denn man wird besser von vornherein Heizungen construiren, wo man nicht stets ängstlich Sorge tragen ınuss, dass sie den Pflanzen keinen Schaden thun. (E. R.) 23) Cultur der Gloriosa superba. Eine schlingende Pflanze mit knolliger Wur- zel aus Ostindien, die schon seit langer Zeit in unsern Gärten eultivirt wird. Sie gehört zurFa- milie der Liliaceen und darf mit Recht zu den herrlichsten Pflanzen der Tropen gerechnet werden, der so manche neuerdings eingeführte Pflanze au Eigenthümlichkeit und Schönheit lange nieht: nachkommt. Die Blätter dersel- gen kann “ IM. ben sind lang lanzettlich, gehen an der Spitze in eine Ranke aus und stehen an dem klettern- den Stengel bald zerstreut, bald gegenständig, bald quirlig. Blumen an der Spitze des Sten- gels’ achselständig,, gelb und roth, mit 6 lan- gen, wellig gekräuselten, schwanzförmig zuge- spilzten , zurückgeschlagenen Blumenbläitern. In ihrem Vaterlande sterben die Stengel derselben unier Einfluss trocknen Hitze des Sommers ab und treiben während der nassen Jahreszeit wieder aus. Bei uns stellt man die Pflanzen nach dem Abblühen an die Hinterwand eines trocknen Warmhauses und giesst, nachdem die Stengel allmälig abgestor- ben, während des Winters gar nicht mehr. Anfang März nimmt man die langen Knollen aus den Töpfen und legt sie in 8—10zöllige Töpfe in eine Mischung aus 1 Theil Lauberde und 1 Theil Torferde, 2 Theil lehmiger Rasenerde und ! Theil Sand. Auf den Boden der Töpfe bringe man zunächst eine Schicht von Topf- scherben, über diese eine LageMoos, dann lege manauf dasMooseinzelne Stückchen getrockne- ten Kuhdüngers und fülle darauf den Topf bis zum Rande mit der oben bezeichneten Erdmischung. Die dermwassen gefüllten Töpfe werden nun bis zum Rande in ein Mistbeet bei 18—200R. Bodenwärme eingegraben, undsobald sich die Erde in denselben gleichmässig durchwärmt, pflanzt man einige Knollen am Topfrande ein. Bis die Knollen zu treiben beginnen giesst man entweder gar nicht oder doch nur sehr wenig, sobald aber der junge Trieb erscheint, muss durch alle zu Gebote stehenden Mittel eine lebhafte Vegetation angeregt werden. Der beste Standort für dieselben ist jetzt ein Treib- beei, in welchem die Töpfe ungefähr 2 Fuss vom Glas enifernt stehen, mit einer Boden- wärme von 16 — 20° R. und noch höherer feuchter Lufttemperatur. Bei hellem Sonnen- schein wird beschaltet und nur bei mildem stillem Wetter leicht gelüftet. Man spritzt und giesst fleissig und gibt von Zeit zu Zeit einen Dungguss. Die rankenden Stengel ziemlich ungezwungen sich ausbreiten können und nicht etwa an Stäben steif aufgebunden werden, wodurch deren üppiges Wachsthum wesentlich beeinträchtigt werden würde. Milte oder Ende Juni werden sich die Knospen zeigen. Man befestigt nun die Stengel an ein der müssen Notizen. 127 Drahtgerüste oder gibt ihnen eine anderweitige passende Unterstützung. Sobald sich die Blu- men zu öffnen beginnen, bringt man diePflan- zen in ein temperirtes Warmhaus und vermei- det von nun an jedes Uebermaass von Feuch- ligkeit, um, sobald sie abgeblühet haben, durch immer kärglichere Wassergaben auf das allmä- lige Absterben der Stengel hinzuwirken. — (Frei nach The Florist, März- heft 1858 ) 24) Wahrscheinliche Zahl der Pflanzenarten, dieunsern Erdball bewohnen. K. Müller stellt folgende Be- rechnung an. Theophrastos Eresios, der tüch- ligste Pflanzenkenner des Alterthums (371 v. Chr.) kannte 450 Pflanzen - Arten. Im Jahre 1754 zählte Linne 7728 Arten, im Jahre 1801 Per- soon 21,000 Arten , im Jahre 1836 Sprengel 36,000 Arten, im Jahre 1840 Steudel 87,000 und derselbe im Jahre 1855 bereits 145,000 Pflanzen - Arten auf. Macht man nun nach den am sgrändlichsten durchsuchten Theilen unseres Erdballes eine Wahrscheinlichkeits- rechnung , so werden, gering gerechnet, die Tropenländer 200,000 und die gemässigten und kalten Klimate 100,000 Phanerogamen be- herbergen, zu denen ungefähr noch 70,000 blüthenlose Gewächse kommen dürften. Unter den Letzteren ist die Zahl der Laubmoose auf 9000 Arten, die der Lebermoose auf 4500 Arten, die der Farren auf 11,000 Arten, die der Pilze auf 24,000 Arten etc. veranschlagt. Es ergibt diese Wahrscheinlichkeitsrechnung, dass unsere Erde von ungefähr 400,000 verschiede- nen Pflanzen-Arten bewohnt werden möchte. — (E. R.) 25) Zwei neue Trauben zur Trei- berei. Bei keiner Obstart hat die fortgesetzte Cultur einen so auffallenden Einfluss auf die Erzeugung von frühreifenden und spät reifen- den Sorten gehabt, als dies gerade bei den Trauben der Fall. Da haben wir jene gross- beerigen mächligen Trauben, die nur im Sü- den Europa’s noch reifen. Da ist ferner die Masse der für die eigentlichen Weinbau trei- benden Gegenden des mittleren Europa’s ge- eigneten Sorten, zu denen sich als Ste Gruppe jene Trauben gesellen, die sich im nördlich- sten Deutschland, in England, Russland als am vorzüglichsten zur Treiberei unter Glas eignen, 128 sowie endlich die eigentlichen Frühsorten fürs Spalier. — Von allen, zur Treiberei verwendeten Traubensorten, da wird wohl keine allgemei- ner angebauet, als der blaue Frankenthaler, der auch als Schwarzer Hamburger ziemlich allgemein bekannt ist. Einem englischen Gärt- ner Busby ist es nun gelungen, durch Be- fruchtung des Sch. Hamburger mit einem Gut- edel eine schöne hochgelbe Traube zu er- ziehen, die alle Eigenschaften der Schwarzen Hamburger hat und in England wie in Frank- reich durch Preise ausgezeichnet ward. Die- selbe hat den Namen Busby’s Stockwood Golden Hambro erhalten. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Bowood- Muscat ist eine andere neue Sorte, die aus dem Muscat of Alexandria ge- fallen ist und sich von diesem gar nicht un- terscheidet. Nur für Treibereien, die auf 18— 20° R. gehalten werden, tauglich. — Muscat Hamburgh Grape ist dage- gen eine wirklich zur Treiberei sehr geeignete Traube, indem sie alle Eigenschaften, selbst die Färbung des Schwarzen Hamburger hat, damit aber einen angenehmen Muscat-Geschmack verbindet. Sie ist vom Hrn. Snow, Gärtner des Grafen Grey erzogen. (Hambrg Garienzeitg.) IV. Correspondenz. 1), Correspondenz aus Wien. Zu den Neuigkeiten gehört die Auflösung des Gar- tens der k. k. Landw. Gesellschaft. Der Grund gehört dem Staate und dieser wurde bestimmt zum Aufbau eines Civil-Spitales. Damit geht die Auflösung des damit zusammenhängenden Gartens der k.k Gartenbaugesellschaft Hand in. Hand. im Jahre 1837 von der Gesellschaft. übernommen, die Ko- Der @arlen ‚ward sten betrugen bis jetzt über 47000 fl. und die | Einnahme für. verkaufles Obst und Obstbäume nur 22000 fl. Im nächsten Frühling wird alles verkauft. Ob dann (die K. Landwirthschaftli- che Gesellschaft ein: anderes Grundstück kau- fen oder pachlen wird, ist noch nicht beschlos- sen. Im Interesse des Ackerbaues, Obstbaues und Weinbaues wäre dies zu wünschen. Ein Drainage-Ingenieur ist von ihr angestellt wor- den. — Die. Allg. Landw. und Forstzeitung unter der Red. des Prof, Dr. Arenstein: erscheint nun 3mal monatlich, der Preis wurde herabgesetzt, das Quantilative ist nicht verringert worden und der wissenschaftliche Werth steigert sich. Die Ungarische Gartenbaugesellschaft in Pesth wird eine Vereinshalle errichten, in der eine permanente Ausstellung und der Verkauf von Werkzeugen für die Gartencultur stattfinden soll. Als Gerücht Iheile ich mit, dass der: Host’- sche Butlanische Garlen ganz eingehen. soll, Es wäre bedauerlich, wenn Host’s Andenken nicht besser geehrt, werden sollte. Des Herrn Directors Hildebrand Streben war. es. immer, hier ‘der ursprünglichen Aufgabe des Gartens gemäss. die Pflanzen der Oestreichischen Flora möglichst vollständig zu eultiviren , leider sol- | len ihm dabei oft die Hände gebunden. sein. (S — r.) 2) Herrn S...r in W. Dank für das Ueberse:dele. Alles fo'gende wird sehr will- kommen sein und das Verlangte wird Ihnen Herr A. soll sich mit seinen ‚Wün- schen direet an mich wenden. (E. R.) zugehen. . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pfianzen, a) Calathea fasciata Rgl. et Kcke. (Siehe Taf. 255.) Marantaceae, Auf Seite 348 des vorigen Jahrganges gaben wir die Diagnose einer neuen Ca- lathea, die von dem Reisenden Marius Porte in den Catinga’s des südlichen Theils der Provinz Bahia in Brasilien ‚entdeckt und von Linden unter dem Namen Maranta fasciata in den Handei gebracht wurde. Das Verdienst, sie zu- erst zur Blüthe gebracht zu haben, ge- bührt dem Herrn Siesmayer auf Kame- nostrow in Petersburg, welcher zahl- reiche, neue oder interessante Pflanzen aus den Belgischen Gärten nach Peters- burg übersiedelte. Sie ist im zweiten Heft der Mittheilungen des Petersbur- ger Gartenbauvereins, die von jetzt ab regelmässig in deutscher und russischer Sprache erscheinen werden, abgebildet und beschrieben. Da sie wegen ihrer Schönheit ein allgemeines Interesse er- wecken wird, so geben wir auch in die- sen Blättern eine Copie der Abbildung und Beschreibung , indem wir in Betreff der lateinischen Diagnose auf die ange- führte Stelle der Gartenflora verweisen, Calathea fasciata Rgl. et Keke. hat einen niedrigen kaum !/, Fuss hohen V, 1859, Wuchs mit verhältnissmässig grossen Blättern, welche in einen Rasen zusam- mengedrängt sind. Der Blaitstiel ist mit Ausnahme der auf die Länge eines Zolls angeschwollenen und auf derOber- seite schwach behaarten Spitze kahl, dick, nach dem Grunde zu in eine kahle Scheide verbreitert, bis drei Zoll lang. Die Blattspreite steht ziemlich wag- recht, ist schief kreisförmig, am Grunde und an der Spitze abgerundet - stumpf und an der letztern mit einem anfge- setzten Spitzchen versehen , auf beiden Seiten kahl; auf der Oberseite glänzend und auf das Prächtigste abwechselnd, mit 6 — 8 dunkelgrünen und weissen schiefen Querbinden versehen, an der nach dem Grunde zu etwas roth ge- färbten Mittelrippe und am Rande grün; auf der Unterseite blassgrün und oft et- was roth angelaufen , dicht weiss punk- tirt, mit rothgrüner hervorragender Mit- telrippe; bis 61/, Zell lang und breit. Die Blüthenähre ist kurz gestielt, unter den Blättern verborgen, grundständig, mit einem kahlen Stiele kurz und ge- drängt, 11/4 Zoll lang. Die Bracteen 9 130 sind eiförmig, lang zugespitzt, kahl, be- sonders am Rande und nach der Spitze zu dünnhäutig und daselbst schnell wel- kend und schmutzig braun, übrigens grünlich und roth punktirt, gedrängt, aufrecht, nach allen Seiten hin gerich- tet. Die Bracteolen sind länglich - oval, stumpf, kahl, kahnförmig, dünnhäutig, weiss und wasserhell. Die Blüthen sind sitzend, ziemlich gross, weiss. Die Kelchblättehen sind linealisch - länglich, zugespitzt, wie die ganze Blüthe kahl, mit Nerven durchzogen, dünnhäutig, wasserhell-weiss und schwach schmutzig purpurn punktirt, Die Röhre der weis- sen Blume ist länger als der Kelch. Die Blumenblätter sind länglich,, ziem- lich spitz, kahnförmig, weiss, an der obersten Spitze schmutzig purpurn ge- fleckt. Das Staminodium des äussern Kreises ist umgekehrt - eiförmig , etwas genagelt, stumpf und ausgerandet. Von den Staminodien- der innern Reihe ist | das äusserste mit jenem fast von glei- cher Grösse und Gestalt, an der Spitze seicht und schief eingedrückt, innerhalb an der einen Seite mit einer hervorra- genden Schwiele versehen. Das inner- ste Staminodium ist viel kürzer und kleiner als jene, kapuzenförmig, an der Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einen Seite mit einem nach oben ge- richteten Oehrchen versehen , unterhalb desselben am Rande schwielig. Das fruchtbare Staubgefäss kommt dem inner- sten Staminodium an Länge gleich; das blumenblattartige Anhängsel ist bis zur Mitte des Staubbeutels angewachsen. Der Fruchtknoten ist kahl, dreifächrig, dreieiig. Der Griffel ist nach innen ge- krümmt, dick, zusammengedrückt. Erklärung der Tafel. . Blüthe in natürlicher Grösse. . Kelchblättehen. . Blumenkronabschniitt. Die Kreise der Staminodien und des fruchtbaren Staubgefässes ausgebreitet. a) Staminodium des äusseren Kreises. b) Das äusserste Staminodıum des in- nern Kreises. (Das schwielige Stami- nodium). 5. Das fruchtbare Staubgefäss ausgebreitet. 6. Das innerste (kapuzenförmige) Stamiuo- dium etwas ausgebreitet. Der Griffel; a) Pollenmasse. . = Querschnitt des Griffels. . = Querschnitt des Fruchtknotens. . Pollenkorn , dessen äussere Hülle im Wasser geplalzt ist. Povr oo-—cHa (Keke.) b) UTrostigma magnificum Rgıl. (Siehe Taf. 256.) Artocarpeae. Wir gaben die Beschreibung dieser | selbe zu den ganz allgemein empfeh- Pflanze, die unter dem falschen Namen von Ficus subpanduraeformis in den Gärten verbreitet ist, schon Seite 253 des letzten Jahrganges. Es gehört die- lenswerthen Pflanzen fürs Warmhaus. Vermehrung durch Stecklinge im Warm- beete. I. Originalabhandlungen. Erklärung der Analysen. a. Ein Fruchtboden, am Grunde von der Hülle umgeben in natürlicher Grösse. 131 b. Ein solcher von unten gesehen mit der 3blättrigen Hülle. c. d. Einzelne weibliche Blumen vergrössert. — (E. R.) 2) Reiseberichte ans Mlexieo. Wir haben vor Kurzem Gelegenheit gehabt, Mittheilungen zu machen aus dem neuesten Cataloge der Handelsgärt-- ner B. Roezl u. Comp. in Mexico über Pflanzen, die darin angeboten wer- den und die der Beschreibung nach als sehr werthvolle Acquisitionen zu betrach- ten sind. Seitdem haben wir von unserm Freunde und früheren Collegen Herrn B. Roezl, einen langen Brief erhalten, worin er über seine letzten Reisen in verschiedenen Staaten Mexi- co’s uns berichtet, und da wir glauben, dass diese Berichte: allgemeines Interesse besitzen, theilen wir daraus das Fol- gende mit: „Seit einem Jahre war ich fast 7 Monate beständig auf Reisen, und das mag als Entschuldigung gelten, dass ich nicht früher geschrieben habe. Das Reisen hier zu Lande ist etwas ganz anderes als in Europa ; man denkt sich meistens das Suchen und Einsammeln neuer Pflanzen als etwas Leichtes und wundert sich über die scheinbar hohen Preise solcher Pflanzen, die man ja doch nur aus den Wäldern zu holen braucht und die also nichts weiter kosten als die Mühe des Sammelns. Ich habe früher ähnlich gedacht und wirklich ist es un- möglich, sich in Europa auch eine nur annähernd richtige Vorstellung zu ma- chen von den Mühen und Drangsalen, den Entbehrungen und Verlusten, die mit dem Sammeln von Pflanzen in den Tropenländern verbunden sind. Hier kennt man keine Eisenbahnen oder Post- strassen, mit wenigen Ausnahmen gibt es nur Fusswege, von Bächen und Flüs- sen durchschnitten, über die oft kein Steg führt, von Brücken gar nicht zu reden, die man manchmal nicht ohne Lebensgefahr passiren kann, je nach Umständen reitend, watend oder schwim- mend. Ist man glücklich hinübergekom- men, so muss man oft den Fusspfad wieder mühsam aufsuchen, glaubt manch- mal den rechten gefunden zu haben und sieht dann nach einer halben oder gan- zen Stunde ein, dass man falsch gegan- gen und wieder zurückkehren muss. Von Fragen ist in den’ meisten Fällen gar keine Rede, denn man kann mehrere Tage lang reisen, ohne nur einen ein- zigen Indianer gesehen zu haben. Und doch wäre es verhältnissmässig noch leicht, könnte man diesen Pfaden stets folgen, aber der Pflanzensammler muss bald rechts, bald links abbiegen, so oft er hoffen kann, günstige Localitäten zu erreichen, muss sich oft mit der Axt in der Hand selber den Weg bahnen und verliert nicht selten durch zu eifriges Vorwärtsdringen und durch die Hofi- nung in anderer Richtung den Weg ab- zukürzen , diesen schmalen Faden, der durch die Wildniss gelegt, für ihn ein wahrer Lebensfaden ist, der einzige, der ihn aus dem endlosen Labyrinth heraus zu Menschenwohnungen führen kann. — ‘ Nun will ich Ihnen zuerst von ei- ner kleinen Reise berichten, die ich, von nur einem Indianer begleitet, in der 1) E 132 Provinz Michoacan machte, bis zu der Hauptstadt Morelia, welche etwa 90 Stunden von Mexico entfernt ist. Ich reiste am 15. Januar 1858 von Mexico ab, gerade als in der Umgebung ein furchtbarer Kanonendonner die Erde er- beben machte; auf der Anhöhe von St. Fee, die die Umgebung beherrscht, warf ich einen letzten Blick zurück auf die- sen schrecklichen Bürgerkrieg, der nie enden zu wollen scheint und dem Lande die tiefsten Wunden schlägt. — Bald erreichte ich die Höhe bei las Cruzes, welche das Thal von Mexico von dem Toluca- Thale trennte, und kaum war ich einige Meilen den Berg hinunter geritten, so sah ich gerade einige hun- dert Schritte vor mir, wie ein Spanier von Räubern seines schönen Pferdes be- raubt und rein ausgeplündert wurde, und die Räuber dann mit der Beute dem nahen Walde zueilten. Raub, und wo Widerstand versucht wird, auch Raub- morde gehören bei den jetzt herrschen- den anarchischen Zuständen zu den Ta- gesbegebenheiten Mexico’s und die fre- quentirtesten Strassen sind auch die un- sichersten, so dass ich vielleicht nur deshalb auf meinen vielen Reisen bis- her stets glücklich durchgekommen bin, weil ich grossentheils die seltener be- nutzten Pfade einschlagen musste. Das Land um Toluca ist eben, meistens mit Mais und Weizen bebaut, was natürlich mir wenig Interesse bot; ich ritt einige Tage immer weiter und glaubte jeden Augenblick in interessantere Gegenden zu kommen, aber immer vergebens. Stellenweise kam ich durch kleinere Eichwaldungen, :wo ich mich aber ver- geblich nach Orchideen umsah, obgleich ich von vorneherein mir wenig Hoffnung machte, da ich gleich die Art der Eichen erkannte als eine solche, auf der keine Orchideen wachsen. Einmal sah ich Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. von Weitem einen ziemlich starken Ab- hang mit einer anderen Quercus - Art bewachsen, die mir mehr Hoffnung er- regte; ich ging hin und fand wirklich eine Masse von Laelia majalis, die aber leider alle halb erfroren waren; es dürfte wohl mehrere Jahre dauern , bis diese schöne Orchidee mit ihren grossen So- bralia macrantha ähnlichen Blüthen sich wieder schmücken wird. Hin und wie- der zerstreut wuchsen einige Oncidium, die mit O. filipes nahe verwandt sind. Ich hatte den ganzen Tag auf diesem Berge zugebracht, in der brennenden Sonne und ohne einen Tropfen Wasser gesehen zu haben, die Nacht überraschte mich noch im eifrigen Suchen und nun musste ich auch noch die Nacht hier verbringen und konnte erst am folgen- den Morgen auf die Landstrasse zurück- kehren. Ich setzte nun die Reise ohne Unterbruch fort bis nach Pomoea, wo, wie mir erzählt worden , sehr viele Or- chideen wachsen sollten im nahen Ge- birge. Am nächsten Morgen machte ich mich daher sogleich auf den Weg da- hin, fand einige sehr schöne Eichenar- ten, aber von Orchideen weiter nichts als Laelia majalis, L. autumnalis, ei- nige Oncidium - Arten, und Cattleya ci- trina. Die Laelien bedeckten einen ganzen Felsen und in sehr schönen Exemplaren, allein es war durchaus keine Menschenmöglichkeit, auch nur ein Stück von dieser senkrechten Felswand herun- ter zu holen, es erging mir wie dem Fuchse in der Fabel, „die Trauben wa- ren zu sauer.“ Hier fand ich .noch 2 Oeanothus-Species und was mich einiger Massen entschädigte, eine sehr schöne Bouvardia mit weissen langen Blumen, die längste Bouvardienblüthe, dieich ge- sehen habe. Die Eingeborenen nennen’ sie Flore de San Pedro, ich habe sie als B. Ghiesbrechti in unsern Catalog I. Originalabhannlungen. aufgenommen. Abends kehrte ich halb versehmachtet und verhungert nach Po- moea zurück. Am folgenden Morgen ging es weiter auf Morelia zu, wo ich nach einem 3tägigen Ritt wohlbe- halten anlangte, ohne unterwegs etwas Besonderes vorgefunden zu haben, Mo- relia liegt in einem halbtemperirten Klima, dann und wann kommen leichte Nachtfröste vor. Von dort machte ich mich auf den Weg nach jener grossen Gebirgskette mit unzähligen Bergkup- pen, die die mexikanischen Hochebenen von den heissen Niederungen trennt. Man braucht in einigen Richtungen bis 14 Tage, um diese Kette zu überschrei- ten. Ich drang nach der südlichsten Seite vor und erreichte nach 2 Tagen einen grossen Eichenwald, der aus vie- len Arten bestand; einige Arten hatten bis anderthalb Fuss lange und 6 Zoll breite Blätter. Hier wuchsen wirklich viele Orchi- deen, dem kalten Klima angehörend, meistens Odontoglossum-Arten, darunter eine sehr schöne , dem OÖ. citrosmum ähnlich, aber mit schneeweissen Blumen, Zum Unglück wurde eines meiner Last- thiere krank, dass es mir unmöglich war, viel mitzunehmen, und was ich mit- nahm, liess ich eine Tagereise weiter doch zurück, da ich desselben Weges zurückkehren wollte. Ungefähr einen halben Tag weiter geritten, befanden wir uns plötzlich auf einem steilen Berg- abhange, wo mich eine, über alle Be- schreibung grossartige Aussicht über- raschte: ein immenses Gebirgspanorama aus unzählbaren Berggipfeln bestehend, breitete sich vor meinen Blicken aus; der thätige Vulkan Jorullo allein spie Rauch - und Fäuersäulen aus, während die ihn umgebenden Gipfel sich in Schnee und Eis gehüllt hatten. Jetzt begann das Bergabsteigen, und zwar ei- 133 nen beinahe senkrecht abstürzenden Ab- hang hinunter. Hier änderte sich die Vegetation mit jedem Augenblicke, Ara- lien finden sich wo es etwas schattig und feucht war, auf trockenen Fels- blöcken wuchsen Dromeliaceen und Aga- ven, von den letzteren sah ich manche Exemplare, die bis 7 Fuss im Durch- messer hatten und hundertfach verzweigte Blüthenstände von mindestens 8 — 10 Fuss Höhe, dabei waren die Blätter dunkel purpurroth gefärbt. Tiefer hin- absteigend sahen wir schon von Wei- tem eine Bananenpflanzung, auch Zucker- rohr und daneben einige Indianerhütten, die wir mit grosser Freude begrüssten, denn seit 3 Tagen hatten wir keine Menschenseele gesehen. Wir eilten so- fort der ersten Hütte zu, in der Hoff- nung, reife Bananen zu bekommen, aber der Vorrath war leider verzehrt, und wir mussten unsere Zuflucht nehmen zu den unvermeidlichen Tortijas, einem aus grob zerriebenen Maiskernen bereiteten Brode, Dies und etwas Thee, von dem ich Vorrath hatte, bildete unser Früh- stück, Mittag- und Abendbrod, alles in einer einzigen Mahlzeit eingenommen und dann legte man sich auf die Erde und schlief, bis Tagesanbruch zur Weiterreise mahnte. Dieses Dörfchen hiess Plan- tanillo und liegt 4000 Fuss über dem Meeresspiegel. Wir mussten noch ei- nen ganzen Tag gebrauchen, um ins Thal zu gelangen, welches von einem ziemlich starken Fluss bewässert wurde, aber dennoch nur eine magere Vegeta- tion zeigte, eine Bambusa- Art ausge- nommen, die auch auf ganz trocknen Stellen wuchs. Weiter dem Flusse ent- lang, wurde die Vegetation etwas üppi- ger; hier fand ich eine Barkeria, die ich für B. elegans hielt, die aber nach Dr. Lindley’s Meinung neu scheint; sie wuchs auf dünnen Zweigen von ver- 134 schiedenen Baumarten. Auf der westli- chen Abdachung der Cordilleren nach dem Stillen Ocean hin scheinen die Barkeria so reich vertreten zu sein, wie die Dendrobium - Arten in den unteren Regionen der ostindischen Himalaya- Ketten, einige Analogie zwischen beiden Gattungen lässt sich auch nicht verken- nen. Ich bestieg dann noch einige Berge, leider fand ich aber nichts als Epidendron auruntiacum, Brassavola und eine Menge kleiner Oncidium- und Epidendron - Arten. In der Regenzeit mag, diese Gegend sehr interessant sein, viele Knollen und Zwiebelgewächse schei- nen hier vorzukommen, aber jetzt war alles verdorrt oder entlaubt, während doch in der gleichen Jahreszeit an dem östlichen Abhange der Cordilleren ge- gen den Golf von Mexico hin alles grün bleibt und daher die günstigste Zeit zum Einsammeln ist. Nach einigen Tagen fruchtlosen Umherstreifens trat ich den Rückweg an, fand meine zurückgelasse- nen Orchideen wieder und zog mit mei- ner Beute in Morelia ein. In der kur- zen Zwischenzeit meines Ausfluges war aber wegen der ewig sich erneuernden, bald hier bald dort ausbrechenden Un- ruhen die Communication mit Mexico ganz gehemmt und es blieb nichts An- deres übrig, als die gesammelten Sachen dort zu lassen und meinen Rückweg den Cordilleren entlang über Tahima- roaund Zitacuaro einzuschlagen. Auf diesem Wege fand ich eine wundervolle Salvie, die ich Salvia diclytroides be- nannt habe. Die Blumen sind dunkel- scharlachroth, wie bei vielen anderen Arten, aber die Bracteen haben beinahe die Grösse und Form der Blumen von Diclytra spectabilis und bleiben so lange am Stengel hängen, bis der Same trocken wird. Die Blüthezeit ist im Winter, der Blüthenstand. bildet reichblumige, mei- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stens vielverzweigte Trauben, an denen die Blumen aufgerichtet stehen, wäh- rend die Bracteen ebenso herunterhän- gen, wie die Blüthen der Diclytra; eine wirklich äusserst effectvolle Art. Sonst fandich noch eine carminrothe kleine Bar- keria, von der ich Ihnen einige Exem- plare gesandt habe und ein einziges Exemplar von Odontoglossum Insleayi; es war mir uicht möglich, mehrere da- von zu finden; überhaupt ist es oft sehr schwer, die Orchideen auf den sehr hohen Eichen zu entdecken, wegen der vielen Zweige kann man nicht hinauf sehen und zum Umbhauen braucht es viele Zeit und man entschliesst sich nicht leicht dazu , ausser wenn die Beute die Arbeit zu lohnen verspricht. Es_ ist fast so ungewiss, wie ein gutes Loos in der Lotterie zu treffen, die Stellen auf- zusuchen, wo viele und gute Orchideen wachsen, nur durch Zufall geschieht es; bis jetzt ist es mir wenigstens noch nie gelungen, solche Localitäten, die mir ge- nau beschrieben waren, aufzufinden und selbst solche Orte, die ich selber einmal gefunden und später wieder aufsuchen wollte, habe ich ganz vergeblich wieder gesucht. Solche beutereichen Plätze sind dann allerdings oft auch sehr versteckt, entlegen und von nur geringem Umfange. Diese Reise hatie also nur geringere Ausbeute gegeben; denn von Allem, was ich in Morelia und Zitacuaro zurücklassen musste, und was hier fast ein halb Jahr lang liegen blieb, bis die Verbindung mit Mexico wieder herge- stellt war, ist nur sehr wenig noch le- bend angelangt. Es waren darunter eine Menge von Oncidium Barkeri, viele Odontoglossum, die mir unbekannt sind, Farren, Aralien, Cypripedien u. 5. w,, aber fast alles verdorben. Kaum zurück von dieser Reise machte ich mich von Neuem auf den Weg nach I. Orininalabhandlungen. Mixtitlan, wo der Greisenhaupt-Cac- tus (Cereus senilis), der Riesen - Cactus (0. Visnaga) und andere häufig vorkom- men, neben Bonapartea hystrix und glauea, Es ist in der That ein höchst sonderbares Vegelationsbild, diese mit Cacteen bewachsenen Orte, wo tausende und aber tausende von C. senilis ihre plumpen , weisshaarigen Köpfe empor- strecken, bis zu einer Höhe von 30 Fuss! In derselben Gegend fand ich auch 2 ziemlich schöne Mahonia-Arten. Das Thal von Mixtitlan ist von ei- nem Flusse bewässert, der in der Re- genzeit sehr stark anschwillt und arge Verwüstungen anrichtet. So hat sich auf einer Stelle durch Einsturz der ho- hen: Felsufer ein See gebildet, der jetzt über 20 Stunden lang ist und den Thalgrund bedeckt, wo vor Jahren schöne Gärten. und Plantagen von Caffe, Lucu- ma, Sapote und Persead gratissima grün- ten. In Folge dieses Ereignisses und unter Mitwirkung der Revolutionen und ihrer Folgen, dass Indianerhorden im- mer die Stadt beunruhigen und wo mög- lich ausplündern und berauben , ist die früher blühende Stadt Mixtitlan jetzt todt und beinahe ganz verlassen. Nach Mexico zurückgekehrt , begann ich nun die eingelaufenen europäischen Aufträge auszuführen. Das Material dazu hatte ich mit vieler Mühe und grossen Kosten ziemlich vollständig bei einander, 22 Kisten wurden gepackt und abgesandt, die Landfracht mit schwe- rem Gelde im Voraus bezahlt, und wir durften hoffen, dass unsere Sendungen glücklich in Europa anlangen würden, da; spielte wieder der traurige Bürger- krieg uns einen empfindlichen Streich : kaum acht Tage nach Absendung der Kisten wurde die Communication: zwi- schen der Hafenstadt Veracruz und der Hauptstadt Mexico ganz unterbrochen, da 135 Veracruzin. die Hände dereinen Partheifiel, während Mexico der andern Parthei blieb undunsere 22 Kisten blieben in Cordova liegen! Dies geschah Ende März dieses Jahres, und noch heute (2. Nov. 1858) ist die Communication nicht wieder her- gestellt, und selbst von Briefen werden nur die durch die englischen Postdampf- boote nach Europa bestimmten durch- gelassen! Wenn man bedenkt, dass über Veracruz der ganze überseeische Handel fast ausschliesslich geht, und dass daher damit der Verkehr mit der übrigen Welt so zu Sagen ganz aufgehoben ist, so be- greift man die traurigen Folgen solcher trostlosen Zustände. — Kaum hatte ich meine Aufträge ab- gesandt, so bereitete ich mich schnell auf eine neue, und ‚zwar dies Mal be- deutend grössere Reise vor. Mein Plan, den ich auch glücklich ausgeführt habe, war zunächst über Orizaba, Cordova und Xalapa nach Veracruz zu gehen, unterwegs Verschiedenes, als Farren- stämme, Dion edule, Zamien und Or- chideen zu sammeln, dieselben von Ve- racruz aus gleich zu verschicken und erst von hier aus die eigentliche Reise anzutreten, den heissen Niederungen der Küste entlang, immer zu Land, durch unbewohnte und grösstentheils unbe- kannte Gegenden bis nach Tehuantepec vorzudringen; um über Oaxaca und den Staat Guerrero zurückzukehren. Ein Franzose bot sich mir zum Begleiter an, ein Reitpferd für mich, ein Maul- thier für den Franzosen, dann ein Maul- thier und ein Esel als Lastthiere und ein Arbeiter als Führer der Lastthiere zu Fuss gehend, also drei Mann und vier Thiere stark ging unsere Expedi- tion fort. Meine Ausrüstung bestand aus einem Brecheisen, einer starken Schaufel, einem leichten Beil und einem römischen scharf geschliffienen kurzen 136 Degen, der nicht so sehr als Waffe, denn zum Bahnhauen im Dickicht des tropischen Urwäldes dienen sollte, aus- serdem ein Schmetterlingsgarn, verschie- dene Flaschen für Käfer und einen ganzen Apparat zum Ausstopfen von Vögeln. Mein Begleiter war mit einer guten Jagdflinte und hinreichender Muni- tion versehen. So ausgerüstet, verlies- ' sen wir Anfangs April Mexico und hat- ten zunächst das Gebiet zwischen Vera- cruz und Mexico zu durchreisen, -das gerade jetzt der eigentliche Kampf- platz des Bürgerkrieges ist. ‚men glücklich hindurch _ und setzten von Veracruz aus unsern Weg nahe der Küste fort in südlicher Richtung. Hier im heissen Tropenklima in sumpfigen Niederungen war das Reisen wirklich stellenweise so beschwerlich, dass es unmöglich ist , alle die Drangsale, Qua- len und Beschwerden deutlich zu be- schreiben. Die wilden reissenden T'hiere Tiger u. s. w., die giftigen Schlangen, Crocodile, von denen man sich in Eu- ropa erzählt, machen nicht das Reisen 50 besonders gefährlich und beschwer- lich, obwohl sie häufig genug vorkom- men, denn sie greifen den Reisenden selten an, sondern fliehen beim gering- sten Geräusch, wenn man sie nicht reizt oder verfolgt, aber dagegen sind die Muskitos und 3 Sorten Carapa- tos die unablässigen Verfolger, die ärg- sten Peiniger für Menschen und Thiere, gegen die man unaufhörlich ankämpfen muss, Die Carapatos sind von der Grösse einer Wanze und fressen sich mit dem Kopf in die Haut hinein, wo- durch ein heftiges, oft bis 14 Tage an- dauerndes Brennen entsteht; da diese Landplage in diesen Gegenden zu tau- senden vorkommt und dem Reisenden auf Schritt und Tritt folgt, so kann man fast den ganzen Tag nichts anderes thun, Wir ka-- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. als sich ihrer Angriffe zu erwehren und gie an allen Theilen des Körpers wieder hervorzuziehen; denn es ist durchaus kein Körpertheil, der ganz geschützt wäre, und wo so ein Teufel sich nicht hineinfrässe, In der Nacht ist es un- möglich Ruhe zu finden, wenn man am Tage gestochen wurde. Nun kommen noch Millionen kleiner Fliegen hinzu, deren Stich einen schwarzen Fleck und ein unausstehliches Brennen hinterlässt; eine andere Art, welche ihre Eier in die Haut legt, nach einigen Wochen werden grosse Maden daraus, und die kleine Stichwunde wird zum eiternden Geschwüre, Eine weit gefährlichere Art legt ihre Eier unter die Fusszehen und erzeugt sehr schmerzhafte und schwer heilende Geschwüre, wenn man nicht rechtzeitig die Eier mit einer Nadel wieder herauszieht, was mit grosser Vor- sicht geschehen muss, damit der ganze Eiersack herauskommt. Endlich muss ich auch noch einer Menge stechender Ameisen erwähnen, die auch überall sind, sowie der Seorpionen. Dazu kommt noch, dass ohnehin das rasche Fortkom- men sehr gehindert ist, denn die ganze Gegend ist alles Sumpfland, von vielen Flüssen durchschnitten, wo von Weg und Steg keine Rede ist, viel weniger von Brücken. Alle diese Insecten ma- chen das Reisen durch solche Gegen- den so beschwerlich, dass es unmöglich ist, sich die Hölle schlimmer zu malen, und da sie von Menschen möglichst ge- mieden werden, so ist der arme Rei- sende, der diese verpesteten Sümpfe durchziehen muss, um so schlimmer daran, denn er findet nirgend Obdach, wo er ausruhen und neue Kräfte sam- meln könnte, Die Thiere sind ebenso sehr den unaufhörlichen Angriffen die- ser Peiniger ausgesetzt und noch schlim- mer geplagt, da sie sich nicht so gut aaa LG L / I. Originalabhandungen. wehren und helfen können. Nachts sind sie den Angriffen der blutsaugen- den Fledermäuse ausgesetzt, wenn man nicht stets ein Feuer neben sich hat und sich mit seinen Maulthieren mög- liehst nahe an demselben lagert; ein Feuer anzumachen und dann daneben auszuharren,, ist wahrlich auch keine Kleinigkeit bei der hier herrschenden, feuchten, drückenden Hitze ; und die 30; nöthige Nachtruhe, doppelt nöthig nach solchen ermattenden Strapazen wird sel- ten in hinreichendem Maasse gewährt. — Die Pflanzenwelt dieser Gegenden ist dagegen um so interessanter für den Sammler, hier wachsen in Masse die schönen Palmen, Zamien, Aroideen und Heliconien , dazwischen dichte Dickichte hober Gräser, die voll sind von allem diesem Ungeziefer. —- Endlich erreichten wir nach grossen Drangsalen Minatitlan, die Hauptstadt des Isthmus von Tehuantepec, und nun wollte ich von hier die Cordilleren übersteigen, Nachdem wir 14 Tage lang im dichten Wald umhergeirrt wa- ren, ohne nur eine Menschenseele ge- sehen zu haben , mussten wir uns von der Unmöglichkeit überzeugen, hier hin- über zu kommen und den Rückweg su- ehen. Während der letzten Zeit, bevor wir Minatitlan wieder erreichten, trat uns die Möglichkeit des Hungertodes in die- ser Wildniss beängstigend nahe , unsere Vorräthe waren aufgezehrt, einige Fa- Sanen und ein Wildschwein, welche mein Gefährte glücklicher Weise er- legte, retteten uns vor dem Verhungern; auch der Durst peinigte uns entsetzlich und gar oft mussten wir das warme, lehmige Sumpfwasser, das so dick wie Dinte war, trinken. — Wir wendeten uns nun in der Richtung nach Oaxaca und hofften, das Schlimmste überstan- den zu haben, hatten uns aber bitter 137 getäuscht; denn gar bald wurde es noch schlimmer: das Elend war wirklich zu gross, und wenn ich nicht von Jugend auf abgehärtet und an Entbehrungen und Strapazen aller Art gewöhnt gewesen, ich wäre hier sicher unterlegen! Seit meh- reren Tagen führte unser Weg durch einen Palmenwald von Astrocaryum, Öo- cos oleracea, Daemonorops, Bactrys und Geonoma-Arten gebildet, der Wald war so dicht, dass die Sonne nicht durch- dringen konnte, alles stand voll Wasser, der Weg musste durchgehauen werden, und oft im tiefen Moraste konnten wir weder vor- noch rückwärts, dazu Myria- den von Inseetenschwärmen , keinen Mundvorrath , todtmüde , ausgehungerte Lastthiere, wunaufhörliche Regengüsse und um unser Unglück voll zu machen, unsere Jagdflinte, der einzige Helfer in der Noth, war vollständig unbrauchbar geworden! — Es war höchste Zeit, als wir endlich aus diesem Sumpfwalde heraus in eine ansteigende, lichtere und trocknere Gegend kamen und ein In- dianerdorf erreichten, wo wir allerdings auch nur einen kärglichen Proviant von Maisbrod und -einige Ananas mit vieler Mühe erlangten, — Aber hiermit war unsere Reise nach Oaxaca noch lange nicht beendet, jetzt begann erst die ei- gentliche Steigung und bald wurde der Pfad so schlecht und steil, dass wir ei- nige Tage lang gar nicht reiten konn- ten, sondern klettern mussten, so gut wie unsere Thiere. Wir gebrauchten anderthalb Tage, um den letzten Berg, der bis an die Schneelinie reichte, zu ersteigen. Noch 50 Stunden vonOaxaca entfernt, fand ich schon die ersten Spu- ren von Galeotti, der hier vor Jahren eine reiche Ausbeute fand. Seins Cu- phea platycentra, Campyloboirys, Fuch- sia cordifolia und eine Menge anderer durch ihn eingeführter Pflanzen begrüss- 138 Gartenflora Deutschlands, ten mich als alte Bekannte, ebenso auch Epidendron vitellinum majus, Cerato- zamia mezxicana und Rigidellu immaeu- lata , diese letztere so massenhaft auf- tretend, dass eine Wiese ganz schar- lachroth war durch die Millionen von Blüthen. Sie erinnerte mich lebhaft an unsere gemeinsam verlebten Jahre im Etablissement von Van Houtte, der, wie Sie sich erinnern werden, gerade dieses liebliche Zwiebelgewächs beson- ders gern hatte und immer eine hübsche Anzahl davon cultivirtte,. Wie würde er geschwelgt haben in diesem An- blick! — Auch Baumfarren sind hier häufig und in vielen Arten, darunter ein Cibotium, das in ganz kalter Region wächst, wo starke Fröste kommen, und eben so dicke Stämme macht, wie Ba- lantium antarcticum; dann mehrere Ar- ten Magnolien, sehr viele Erdorchideen, Befarien, Andromeden, Thibaudien, Ar- butus und eine Menge derartiger Pflan- zen. Einen sehr schönen Effect macht eine Art von Spigelia mit dunkelpurpur- rothen Blumen, die sich auf dem Boden polsterartig ausbreitet, wie ein@Verbene. Diese Gegend ist sehr schön, hat ein gesundes Klima und ist auch bewohnt. — Wir glaubten in ein Paradies versetzt zu sein, dass wir erst durch die Höllen- fahrt der verflossenen Wochen hätten erreichen müssen, so gross war der Con- trast. — Auch fand ich in Eichenwaldungen eine Art Seidenraupen, die gemeinschaft- lich leben und enorm grosse Nester spin- nen. Ich habe einige Nester gewogen, sie wogen bis nahe an 2 Pfund und massen anderthalb Fuss in der Länge bei 6 Zoll Durchmesser. Der Faden ist glänzend und stark und es scheint mir wahrscheinlich, dass diese Seide sehr Russlands und der Schweiz. wichtig werden dürfte, wenn es gelin- gen sollte, sie abzuspinnen.- In einigen Tagen erreichten wir die Stadt Oaxaca, wo mehrere Tage der Ruhe gepflegt wurde, meine Gesundheit war doch ziem- lich angegriffen, mein Indianer hatte das Fieber, die Thiere bedurften nicht we- niger der Ruhe und ich musste noch cinige Maulthiere dazu kaufen, denn wir waren noch 120 Stunden von Mexico entfernt und ich hatte noch viel zu sam- meln auf der Heimreise. Die Rückreise ging verhältnissmässig sehr gut, Dank den grösstentheils ziemlich guten We- gen, einige Flüsse mussten noch schwim- mend passirt, und manche Regennacht unter freiem Himmel campirt werden, allein wir langten doch glücklich in Mexico wieder an in den letzten Juni- tagen: diese Reise hatte also volle drei Monate gedanert. — Das Nennenswer- theste, was ich auf dieser Rückreise fand, waren verschiedene schöne Bou- vardien, Laelien, eine Rubiacee mit ess- baren Früchten, die in Blatt und Blume sehr an Rhododendron Gibsoni erinnert, und einige schöne Abutilon-Arten. Thri- nax tunica, eine schöne Palme, traf ich in kalter Gegend an. Einige Oereus- Arten bilden hohe Bäume mit grossen Kronen, so stark und breit als in Eu- ropa die Obstbäume. Ein solcher Rie- sencactus erreicht manchmal einen Kron- durchmesser bis 50 Fuss! In diesen Gegenden wird besonders fleissig die Co- chenille gezogen und zwar auf drei. Sor- ten von Opuntia. Die Cochenillefelder werden auf trockenen Hügelabhängen angelegt und mit Sorgfalt bebaut, da die Cochenille einen der wichtigsten und werthvollsten Exportartikel für Mexico bildet.“ — (E.O.) I. Originalabhandlungen. 139 3) Der Park zu Branitz. Branitz, der jetzige Landsitz des Fürsten Pückler - Muskau ist die jüngste Schöpfung dieses grossen Künstlers, und liegt ganz nahe bei der gewerbreichen Stadt Cottbus ,- 3 Meilen von Muskau und ungefähr eben so weit von Guben, der nächsten Eisenbahnstation. Es ist schwierig, etwas über eine erst werdende Anlage zu sagen, besonders schwierig, wenn kein Plan vorhanden ist, und man blos aus der Erinnerung eines kurzen Besuches sprechen muss. Indessen hat dieser Park als Residenz des Fürsten einen so grossenRuf erlangt und ist für Landschaftsgärtner und Gärten liebende ländliche Grundbesitzer so lehrreich, dass ich den Dank der Leser zu verdie- nen hoffe, wenn ich einige Mittheilungen darüber mache. Wer in Branitz einen grossen schönen Park sucht, und etwa an ein zweites Muskau denkt, würde sehr getäuscht werden und es ist nur denjenigen auzurathen, diesen Garten aufzusuchen, die etwas daraus lernen wollen, nicht aber Neugierigen oder sol- chen, die fertige Schönheiten sehen wol- len. Durch die Anlage von Branitz hat der Fürst bewiesen, dass mit Geld ein fähiger Kopf, überall wo Pflanzen wachsen wollen, Gärten anlegen kann, selbst in der Wüste Sahara und den Steppen, mit de- nen die Gegend um Branitz die grösste Aehnlichkeit hat. Er hat ferner bewie- sen, dass Niemand so alt ist, um nicht noch die Freude erleben zu können, die gepflanzten Bäume gross und Schatten gebend zu sehen, denn obschon 1846 die ganze Gegend so viel wie keine Bäume hatte, so kann man dort jetzt schon Stundenlang unter schattigen hohen Bäumen gehen, die das Ansehen haben, als wären sie vor 30 Jahren und länger gepflanzt, welche der einförmigen Ebene Leben und Bewegung bringen. Der Fürst hat eine Landschaft geschaf- fen, wo sonst nichts war, nicht einmal ein abwechselnder Boden, um die Ein- förmigkeit der Horizontlinie zu beseitigen, keine Wiese oder Weide, um Rasen daraus zumachen, kein Bach oder Teich, um Fri- sche zu verbreiten: kurz nichts als ein leidliches Schloss mit Baumgarten, Oeko- nomiegebäude, einige Taglöhnerhäuser um dasselbe und ein kleines Dorf mit einigen Obstbäumen, Erlen und Pappeln, nördlich eine halbe Stunde entfernt, die Stadt Cottbus, zwar thurmreich, aber fast nackt im Felde liegend, südlich in gleicher Entfernung magerer Kiefernwald, einen langen geraden Saum bildend. Als der Fürst 1846 das seiner Fa- milie schon früher gehörende Schloss Branitz nach dem Verkaufe von Muskau bezog, war er nach seiner eignen Mit- theilung nur einige Male dagewesen, denn nichts zog ihn in diese unliebli- che Gegend. Ein Verwalter oder der- gleichen hatte dort gewirthschaftet und nach und nach eine bedeutende Zahl al- ter grosser Linden vor dem Schlosse wegschlagen lassen, so dass der Fürst nur noch einige davon vorfand. Der Fürst nahm seine Wohnung im Schlosse mit der Aussicht auf den unmittelbar davorliegenden Viehhof, Düngerstätten u. s. w. Das war dem mit Schönheits- sinn so hoch begabten nnd verwöhnten Manne ein Gräuel, und als der Ent- schluss fest stand, Schloss Branitz zu bewehnen, entschloss er sich kurz, die Hand an die nothwendigsten Verschö- nerungen zu legen, Er liess die mit dem Giebel gegen das Schloss gekehrten, einander gegenüberliegenden massiv ge- bauten Wirthschaftsgebäude zum dritten 140 Theil abbrechen, die beiden: Giebel go- thisch ausbauen, beide Gebäude durch eine hohe Mauer verbinden, auch diese gothisch verzieren, endlich davor eine zu dem Style passende grosse, hohe Veranda aufbauen, welche sämmtliche Mauern verdeckt. Es war dies ein Mei- sterstück von architektonischer Verschö- nerung, denn nun fiel der Blick, an- statt auf Düngerhaufen, auf edle, schöne, symmetrische Formen. Diese Veranda selbst, gross, hoch und weit, üppig mit wildem Wein bewachsen, der auch die beiden Giebel verschönernd umstrickt, unten mit Vasen und Statuen etc. ver- ziert, ist das Schönste , was man derar- tiges sehen kann. Das Schloss selbst wurde dadurch verschönert, dass man den hohen Unterbau mit Erde und Schutt umfüllte und eine prächtige Terrasse daraus bildete, die durch vordere Abgra- bungen noch vertieft wurde. So war vor den Fenstern des Schlosses ein schöner Platz hergestellt, den bald Blu- men und Rasen schmückten. Hatte der Fürst erst wenig Muth und Hoffnung gehabt, aus Branitz et- was Schönes zu machen, so ging ernun mit Zuversicht an die weitern Verschö- nerungen. Oekonomiegebäude wurden verlegt, andere, darunter prachtvolle Pferdeställe für die edlen berühmten Thiere des Fürsten wurden aufgebaut. Gartenpartien gegen die Stadt zu ent- standen überall, wo noch einige grössere Bäume geblieben waren. Es wurde vor dem Schlosse ein kleiner See ausgegra- ben, über den an einer Verengung eine Brücke den Hauptzugang zum Schlosse bildet. Kleine verschiedenartig ge- schmückte Inseln unterbrechen diesen See, Später wurden noch andere Seen oder vielmehr eine zusammenhängende Reihe von schön geformten Wasser- becken, wie sie häufig die stillen Flüsse Gartenflora Deutschlands, Ruslands und der Schweiz. der Ebenen bilden, ausgegraben. Diese hatten den doppelten Zweck, Wasser und Wechsel der Scenen zu schaffen, zugleich aber auch Boden zur Auffüh- rung von Hügeln zu gewinnen. Eine solche Hügelkette schloss die Grenze der ersten Anlagen, woran man sieht, dass diese anfangs nur im kleinen Maassstabe gedacht waren. Als diese ersten Anfänge überraschend gut gelan- gen, wurde weiter gegangen. Auch hier wie in Muskau standen Häuser, wenn ich nicht irre, sogar eine Kirche und ein Kirchhof im -Wege. Die Gebäude wurden abgebrochen und an anderer Stelle schöner aufgebaut, die Bäume in den Grasgärten und Hecken zum Kern neuer Gruppen benutzt und verpflanzt, der Schmutz der Höfe und die Lehm- wände der Häuser zur Bodenverbes- serung verwendet. Das Schwierigste war, grössere und grosse Bäume zu schaffen. Der bejahrte Fürst wollte keine kleinen Pflanzen und hatte nicht Lust, in einem Garten zu wohnen, des- sen Bäume erst nach seinem Tode Schat- ten werfen würden. Es wurden daher viele Stunden weit alle verkäuflichen und irgend verpflanzbaren Bäume in Hecken , Buschhölzern und Gärten auf- gekauft und in Branitz gepflanzt. Diese waren oft so gross und breit (denn be- kanntlich lässt der fürstliche Pflanzer die ganze Krone in ihrer Form), dass man nicht durch Thore, Höfe und Dör- fer kommen konnte, ja einmal hat ein solcher Baum mit seinen Aesten in der Stadt Cottbus, durch welche man fahren musste, eine Menge von Strassenlater- nen, öfter die Fenster an den Häusern zerschlagen, was natürlich zu Klagen und Kosten Veranlassung gab, aber dem Fürsten viel Spass machte. - Bald entstand auch eine Gärtnerei für Pflanzen, Blumen, Ananas und Trei- 1. Originalabhandlungen berei mit zwar mässig grossen, aber schönen Hänsern von blauem Glas, und in allen Dingen gut eingerichtet. Der Fürst war wieder in Geschmack für Parkanlagen gekommen, und gab seinen Ideen immer weitern Spielraum. So sehen wir die Kette von kleinen Seen sich verlängern und eine zweite grössere und mannichfaltigere Hügelkette mit der ausgegrabenen Erde bilden jetzt schon mit frischem Laubholz, Baumgruppen, Rasen, sogar Weinreben begrünt, wäh- rend die älteren Anhöhen bereits an- sehnliche Bäume tragen, einen kleinen Bergwald bilden, und den Horizont ma- lerisch einschneiden. Wiederum wurden grosse Bäume in Menge gepflanzt und überall entstanden frische Rasenflächen, wo sonst kümmerlich Haide, Ginster etc. wuchsen, oder Hafer und Ackerspark eine kärgliche Bodenrente gaben. Ich war über die Schönheit des Rasens in den ältern Gartentheilen erstaunt. Die Ausdünstungen des Wassers und der Schutz der Pflanzungen gegen austrock- nende Winde haben gewiss viel zur Verbesserung des Graswuchses beigetra- gen. Wo Gräser anfangs nicht ge- deihen wollten, pflanzte man Sedum acce und sexangulare zur Bodenbe- deckung. Mit diesen Anlagen noch nicht ge- nug, hat der Fürst endlich 1846 eine neue Schöpfung begonnen, damals noch durch eine Feldstrecke von den übrigen Anlagen getrennt. Schon 1854 erzählte mir Sr. Durchlaucht hier, sein letztes Werk sollte sein Grabhügel sein, ein Tumulus nach Art der persischen Kö- nigsgräber , und des Tumulus, welcher das Grab des Kaisers Augustus am Cam- po martio in Rom bedeckte. Einen solchen Erdberg, meinte er, rührt Nie- mand so leicht an, und er ist unver- gänglicher, als jedes Gebäude. Ich hielt 141 dies für einen Gedanken, dessen Ver- wirklichung noch fern liegen werde, war aber nicht wenig erstaunt, als nach nicht zwei Jahre darauf mir der Fürst vom Fenster seines Zimmers im Schlosse zu Branitz am westlichen Horizonte hin- ter seinen Seen eine Pyramide als seinen Grabhügel bezeichnete. Dieser 'Tumulus erhebt sich in der Mitte eines See’s von (wenn ich nicht irre) 14 Morgen Fläche, welcher ausgegraben wurde, um die zu der Pyramide nöthige Erde- zu gewinnen, zugleich um diese mehr her- vortreten zu lassen und den Zugang zu erschweren. Obschon die Idee eines solchen Riesengrabes sehr alt und ver- breitet ist, indem auch die nordischen Heiden ihre noch vorhandenen soge- nannten Hünengräber hatten, so: muss man doch über ihre erhabene Origina- lität in unserer glatten Zeit und. die Kühnheit und Art der Ausführung stau- nen. Diese Pyramide mit abgestumpf- ter Spitze ist von ihrer Grundfläche 60 Fuss hoch, erscheint aber mit ihrem Inselfusse von- der Wasserfläche an höher, wozu noch der Umstand kommt, dass es Meilen weit keine Erhebung gibt, diese daher überall am Horizonte erscheint und in grosser Entfernung ge- sehen wird. Sie hat eine Grundfläche von 10,000 Quadratfuss. 60 oder mehr Stufen von Granit führen zur Spitze, weiche mit einer Granitplatte gedeckt ist. Die Böschung ist so steil, dass kein Sachverständiger die Ausführung für möglich hielt. Der Fürst brachte es aber zum Gelingen und vollendete dieses mächtige Werk des Aufbaues und ‘das Ausschachten des See’s in der kur- zen Zeit von 12 Wochen. Nach dem Ableben des Fürsten soll ein Stollen in den Berg getrieben und nach der Bei- setzung wieder verschüttet werden. Möge dieser merkwürdige Berg noch lange 142 auf seinen bestimmten Inhalt ten *). Eine kritische Beurtheilung vom Stand- punkte der Kunst über Branitz auszu- sprechen, wäre anmassend, dazu noch unzeiiig. Wer wird Vollkommenes, Grussartiges verlangen wollen, wo ınan erstaunt ist, so viel aus Nichts entstan- den zu sehen? Eine gewisse Einheit scheint dem Ganzen bis jetzt noch zu mangeln, und man sieht deutlich, dass die Anlage nicht in einem Gusse entstanden ist, dass der Plan erst auf einen klei- neren Raum eingerichtet war und ver- schiedene Ansätze erhalten hat. Lässt man aber später einmal die Axt wal- ten, so wird dem leicht abgeholfen, Wer mag es dem Besitzer verdenken, dass er sich jetzt scheut, den mühsam erworbenen Baumwuchs schon wieder zu zerstören? Man darf auch Branitz, wie schon bei Muskau bemerkt wurde, nicht nach der Ansicht von ebener Erde beurtheilen, sondern muss die Anlagen von verschiedenen Fenstern des Schlos- ses sehen, von wo die Ansicht wirklich überraschend und fast schon landschaft- lich schön- ist. Besonders schön ist der Blick auf die Kette von kleinen Seen war- *) Sollte es Jemand für indiscret halten, so öffentlich von dieser Privatangelegenheit Sr. Durchlaucht des Fürsten zu sprechen, so bemerke ich, dass dieses keine Privatsache mehr, sondern durch die Errichtung eines solchen weit und breit bekannten Grabhügels ganz Öffentlich geworden ist, dass überhaupt grosse Männer vor die Oeffentlichkeit gehören. 4.) E ” Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mit ihren grünen Ufern. Hat erst der Besitzer von Branitz die ihm zur Zeit meines Besuches noch nicht ertheilte Befugniss erhalten, einen Canal aus der nahen Spree durch seine Seen und als Bäche durch die Gärten zu leiten, so wird Branitz noch ein ganz anderes An- sehen bekommen. Bis jetzt ist das Wasser blos Grundwasser, wie es sich in der Nähe des Flusses überall in dem sandigen Boden findet und es wird im Sommer manchmal recht klein, ohne je- doch schmutzig und übelriechend zu werden, da es unterirdischen Zufluss hat. Der Blumenschmuck der Gärten ist reich, etwas eigenthümlich und nicht wohl zu beschreiben. Sehr schön ist eine kleine Blumeninsel mit einer Sta- tue der Flora. Auch hier, wie ehemals in Muskau , wird besonderer Luxus mit Einfassungen'von Blumenbeeten getrieben. Häufig sieht man korbartige Einfassun- gen von Eisen und Thon (2) hochroth angestrichen, mit allegorischen Figuren, z. B. den Adlern des fürstlichen Wap- pens. Natürlich sehen solche farbige Körbe nur dann gut aus, wenn die an- gewandte Farbe nicht an den Blumen des Beetes vorkommt. In Branitz ist zwar immer ein Park- gärtner und ein Blumengärtner, aber sämmtliche Anordnungen, selbst das Ab- stecken macht der hohe Besitzer, der sich noch einer kräftigen Gesundheit er- freut, eigenhändig. Er ist also ganz sein eigener Gärtner. (Jäger.) Il. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet im „Botanical Maga- zune> 1) Inga macrophylla I. B. &. (l. caloce- phala Poepp. et Endl.); Leguminosae. — Ein ziemlich hoher Warmhausstrauch aus Central- - amerika, der sich wohl nur für grössere Samm- lungen in hohen Häusern eignen dürfte, da ‚kleine, junge Exemplare nur ausnahmsweise zur Blüthe gelangen. Die grossen gelben Blü- ihenköpfe erhalten durch die zahlreichen, lan- gen und dünnen Staubfäden einen leichten, gefälligen Effect. — Zweige vierkantig, rost- farben filzig im jungen Alter; Blätter 2—3 jo- chig gefiederl, Fiederblättchen sitzend, 4 — 10 Zoll lang, eirund oder verkehrt eirund-lanzeit- lich, kurz zugespitzt, fein behaart, oben glän- zend grün, Blattstiel und Rhachis breit geflü- gelt, Nebenblättchen breit-lanzeitlich ; Blüthen- siiele einzeln, achselständig, die Blüthen .in kugeligen Köpfchen tragend, Blüthen gelb, seidenhaarig , Kelch röhrig, Corolle trichterför- mig, doppelt so lang als Kelch, Staubfäden doppelt so lang als die Corolle, zahlreich. (Taf. 5075.) 2) Ouvirandra Bernieriana Dene.; Junca- gineae. — Wir haben schon früher die eben so zierliche, als merkwürdige Wasserpflanze Ouvirandra fenestralis von Madagascar be- sprochen; diese zweite Art wurde durch den- selben Reisenden, einen englischen Geistli- chen, Rev. 7. Ellis, der die erste in England lebend einführte,, auf einer zweiten Reise in Madagascar gesammelt und ebenfalls lebend eingeführt. Die Handelsgärtner Jackson und Sohn in Kingston brachten sie zuerst zur Blüthe. — Obgleich Prof. Decaisne die Ber- nieriana beschreibt als mit undurchlöcherten Blättern, so zweifeln wir dennoch nicht , dass unsere Pflanze die seine ist, denn schon bei 0. fenestralis haben wir gezeigt, dass die Blätter nicht immer durchlöchert sind, und be- sonders an jungen Blättern die später ent- stehenden gilterartigen Oeffnungen noch mit Zellgewebe ausgefüllt sind: so haben wir auch bei dieser Art Blätter gesehen, die durchaus 143 Neue Zierpflanzen. keine Spur von Oeffnungen zeigten , aber die vollkommen ausgewachsene Pflanze zeigt die- selben gitterartig durchlöcherten Blätter, wie O. fenestralis, nur sind die Löcher kleiner, weil das Zellgewebe nicht so stark resorbirt wird; die grössten Löcher sind zunächst der Mittel- rippe; nach dem Rande zu nehmen sie an Grösse ab, bis die dem Rande zunächst ste- henden nur noch kaum erkennbar sind. Diese so verschiedene Blattstructur ist jedoch nicht der einzige Unterschied , die Blätter der O, Bernieriana sind länger und weit schmäler im Verhältniss, fast bandförmig, der Schaft ist nach oben zu aufgeblasen; die Aehren stehen büschelig, 4 bis 5 bei einander, sie sind dünner und die Blüthen nicht so gedrängt, sondern in lockerer Aehre und ausserdem nicht weiss, sondern hellrosa gefärbt. Cultur im Viectoriabassin, neben den tropischen Was- serpflanzen , oder wo ein solches fehlt, in ei- nem kleineren Wasserbehälter an einem hel- len, sonnigen Standorte im Warmhause. (Taf. 5076.) 3) Aesculus californica Nutt. (Calothyr- sus californica Spach) ; Hippocastaneae. — Eine prächtige Rosskastanie, wahrscheinlich zuerst von Nutall in Californien entdeckt; Lobb schickte Samen davon an die Herren Veitch und Sohn, und die\daraus erzogenen jungen Bäume blühten bereits zum ersten Male im Juli 1858. Diese Art ist beschrieben als ein niedriger, höchstens 20 Fuss hoher Baum , der aber eine breite Krone bildet und jung schon seine grossen dicht gedrängten, py- ramidalen Blüthensträusse entwickelt. Die Blü- ihen werden als rosenrolh im Vaterlande be- schrieben, in England waren sie jedoch bis- her rein weiss. Soll in England im Freien aushalten, und wir wollen nur wünschen, dass er auch noch auf dem Continente, wenigstens in wärmeren Gegenden, aushalten möge, denn dann ist er eine vorzügliche Acquisition für unsere Gartenanlagen, während er im andern Falle fast werthlos wäre. Blätter zu fünfen, gestielt, gesägt , kahl eirund-lanzettlich, etwas zugespitzt, kleiner und von festerer Textur als 144 die Blätter unserer gemeinen Rosskastanie. Blüthen sehr zahlreich, in sehr eompacten, endständigen, bis Fuss langen Sträussen. Kelch röhrig, 2lippig,, Petalen 4, verkehrt-ei- rund, kurz genagelt, fast gleichgross, abste- hend. Staubfäden 5 — 7, länger als die Pe- talen, (Taf. 5077.) 4) Oenothera bistorta Nutt. var. Veit- chiana; Onagrarieae. — Eine neue einjährige Pflanze, die nach Sir W. Hooker eine der schönsten aller gelben Gruppenpflanzen zu werden verspricht ; da sie niedrig bleibt: und ihre schön goldgelben Blumen in grosser Fülle und langer Dauer entwickelt (DieSamen werden bereits in den neuen Verzeichnissen der grösseren deutschen Samenhandlungen angebolen.) Wurde von William Lobb aus Südcalifornien eingeführt und scheint als eine vollkommen harte Annuelle gelten zu dürfen. Die ganze Pflanze weichhaarig, mit grünen, auf einer Seite rölhlichen, fast niederliegenden Zweigen; Blätter eirund - lanzettlich , spitz ge- zähnt, die unteren kurz gestielt, die oberen sitzend und allmälig in Deekblätler übergehend. Blüthen einzeln in jedem Blatt- oder Deck- blaltwinkel, und dadurch eine endständige, beblätterte Traube 'bildend, die langen, dünnen Fruchtknoten gleichen wirklichen Blüthenstie- len; Kelcehröhre trichterförmig,, kürzer als die zurückgeschlagenen, Janzeitlichen Kelchzipfel, Petalen verkehrt eirund - abgerundet, doppelt länger als die Staubfäden ; Narbe gross, ku- gelrund, gelb, der Section Sphaerostigma cha- rakteristisch; Kapsel vierkantig, bis 2 Zoll lang, verschiedenartig gedreht und gekrümmt, (Taf. 5078.) 5) Tradescantia discolor var. vittata. Diese von uns schon besprochene,, kürzlich von Van Houtte in den Handel gebrachte und in der Flore des"Serres publicirte Warmhaus- pflanze wird auch im Bot. Magazine abgebil- det, aber natürlich Sir W. Hooker kann nur sagen, dass er glaube, sie stamme aus belgischen Gärten, — denn wie könnte er von der Existenz belgischer Gartenjournale Kunde haben, Journale , die er absichtlich zu ignoriren scheint, die aber nichts destoweni- ger fortbestehen und auch von gelehrten Bo- tanikern gerne benutzt und vielfach eitirt wer- den, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Es ist Schade, dass diese hübsche Abart- nicht sehr constant ist, sondern ihre gelben Streifen oft wieder verliert, wie die Erfahrung uns seither gelehrt hat. (Taf. 5079.) 6) Nepenthes villosa Hook. fil.,; Nepen- thaceae. — Eine überaus prächtige Art Kan- nenträger von Borneo, wo sie in Bergwäldern 8000 Fuss überm Meeresspiegel zuerst von H. Low entdeckt wurde, der aber nur ge- trocknete Exemplare einsandte. Die ersten lebenden Pflanzen verdanken wir dem vor- trefflichen Sammler Thomas Lobb; seine Pa- trone, die Herren Veitch und Sohn, erhielten durch ihn lebende Exemplare, die er auf Ber- gen in der Nähe von Sarawak gesam- melt hatie. N. Rafllesiana , bisher als weit- aus die schönste Art dieser Gatlung bekannt wird von dieser neuen, sowohl an Grösse wie an Schönheit der Blattschläuche eben so sehr übertroffen, wie diese wiederum die übrigen Arten übertrifft. Nepenihes villosa ist wie alle Arten der Gattung eine kletternde Pflanze; sie ist bräunlich behaart, besonders stark an jungen Theilen; Blätter gestielt, Blaltstiel schei- denarlig , halbstengelumfassend, Blatt oval oder länglich, 6 — 1? Zo!l lang, mit einer starken Miltelrippe,, die um 4 — 6 Zoll über die Blattfläche hinaus sich verlängert und an der Spitze den Schlauch entwickelt. Ein aus- gewachsener Schlauch wird Fuss lang und etwa 3 Zoll Durchmesser, von cylindrischer, leicht bauchiger Form , vorne trägt er seiner ganzen Länge nach zwei tief und unregelmäs- sig ausgezackte oder lang gefranzte Flügel, die Farbe ist ein bräunliches Grün mit bräun- lich purpurnen Flecken geziert, die Oberfläche ist überdiess schwach nelzaderig und mehr oder weniger behaart; die Flügel haben die gleiche Farbe wie die Flecken. Die Mündung, der auffallendste Theil ist sehr gross und sehr schief ; die bis zwei Zoll breiten Ränder der- selben sind von fleischiger Substanz, zurück- geschlagen, schön orange purpur, sehr regel- mässig mit erhabenen Leisten in dichten Strei- fen besetzt, wodurch sie dem Kiemen eines Fisches nieht unähnlich sehen; der Deckel, der den jungen Blattschlauch ganz schliesst, bleibt aber im späteren Wachsthum dem Schlauch gegenüber sehr zurück, so dass er 7) Za UATLPE, GABEL, BD 7 Z Taf 256. , = TEEN DE ZH m , zo, , ZI WMEr e, ; WILL: ATL/IALT, Z Weesma 7 PURE Al rer - je I . . % » } D h “ k Ai { n ar ol 9 , Te Pe IE \ W | pa vr In. verhältnissmässig klein erscheint, er ist herz- förmig-eirund, mit kurzer vorgezogener Spitze und am Grunde mit einem hervorragenden Kiel, auf grünem Grunde blutroth gefleckt und gerandet. — Cultur und Vermehrung betreffend verweisen wir auf den Aufsalz von Herrn Hofgäriner Wendschuch im Jahrg. 1854, pag. 43. Die Nepenthes verlangen vor allen Dingen einen schattigen Standort in einem mög- lichst geschlossen gehallenenı feuchlem Warm- hause, wo sie gegen Luftzug und Sonne voll- kommen geschülzt sind. Eine beständig mit Wasserdünsten geschwängerte Luft ist zu ih- rem Gedeihen erforderlich, Diese Bedingun- gen finden sich am besten in den Orchideen- häusern vereinigt und daher werden sie auch hier ihren Platz finden. Ihre Cultur verlangt grosse und beständige Sorgfalt. (Taf. 5080.) 7) Plocostemma lasianthum Blum.; Ascle- piadeae. — Eine interessante Warmhaus- Schlingpflanze, durch die Herren Handelsgärt- ner Hugh Low u. Comp. von Borneo einge- führt. Die von Blume aufgestellte Gattung Plocostemma ist nahe mit Hoya verwandt und unterscheidet sich besonders durch die Blätt- chen der Staubfadenkrone, die hier aufrecht stehen und unlen zusammengelegt sind, und dass die Corolle am Grunde innerhalb dicht wollig ist. Es sind bis jetzt erst zwei Arten bekannt, die beide den Inseln des ostindischen Archipels angehören. Ein hochwachsender Schlingsirauch , in der Tracht ganz wie Hoya, Blätter oval, kurz zugespitzt, am Grunde fast herzförmig, dickfleischig, dunkelgrün, zuweilen mit einzelnen helleren Flecken, deutlich gea- . dert, gross, etwa spannelang, auf eiwa zoll- langen , runden Blatistiielen. Dolden lang ge- stielt, hängend, zwischen den Blattstielen her- voriretend, vielblüthig; Kelch klein , ötheilig ; Corolle radförmig, Öspaltig, Segmente oval, slark zurückgeschlagen, den Blüthenstiel be- rührend, am Rande zurückgekrümnit, die Scheibe oder Grund der Corolle wie gepolstert mit dichten wolligen Haaren. Blüthenfarbe oran- gegelb. Cullur und Vermehrung wie bei der bekannten Hoya carnosa. (Taf. 5081.) 8) Thunbergia natalensis Hook.; Acan- ihaceae. — Ein hübscher niedriger Halbstrauch V. 1859, Neue Zierpflanzen. 145 von Natal (Ostküste von Süd-Afrika), aus Sa- men erzogen, den die Herren Veitch und Sohn durch Herrn Cuming erhielten. Die er- sten Pflanzen blührten im Juli 1858 in einem temperirten Hause. Die ziemlich grossen , et- wa anderthalb Zoll im Durchmesser haltenden Blumen sind schön lavendelblau, mit gelbem Schlund und gelber Röhre. Die aufrechten Stengel werden 2 Fuss und darüber, am Grunde holzig,, oben krautarlig, vierkantig, kahl bis auf die Knoten; Blälter ziemlich genähert, sitzend , eirund , spitz, buchtig-gesägt, mit 3 Hauptnerven; die Blattrippen der Unterfläche behaart. .Blumenstiele einzeln, blattachselstän- dig, einblüthig, aufrecht, bedeutend kürzer als die Blätter. Bracteen eirund , fast zugespitzt, netzaderig, einen falschen Kelch bildend, der fast so lang ist als die Kronenröhre. Der wirkliche Kelch ist sehr klein, mit 5 breiten, dreieckigen stumpfen Zähnen; Kronröhre ho- rizontal abstehend,, nach aufwärts gekrümmt Saum breit, in 5 breite, verkehrt-herzförmige, fast gleichgrosse Lappen getheilt; Staubbeutel zweihörnig, Griffel oben zu einer hohlen, drei- eckig trichterförmigen Narbe erweitert, und nach oben zu drüsig behaart. Cultur im tem- perirten Hause, im Sommer nach der Blüthe in’s Freie zu stellen auf einige Zeit. Vermehrung wahrscheinlich leicht durch Stecklinge. (Taf. 5082.) 9) Naegelia multiflora Hook. (Gloxinia? multiflora M. et G., Naegelia amabilis Dene.); Gesneriaceae. — Die schöne, von Van Houtte im Jahre 1856 in den Handel gegebene N. amabilis, so ausgezeichnet durch ihre weissen pyramidalen Blüthentrauben, wurde von uns bereits im Jahrg. 1857, pag. 350 besprochen, und wollen wir dieselbe bei dieser Gelegen- heit nochmals allen Freunden der so dankba- ren und prächtigen Gesneriaceen in empfeh- Nach Sir W. Hoo- ker scheint sie identisch zu sein mit der nur in Herbarien existirenden Gloxinia? mul- tiflora, die von Galeotli in den östlichen Car- dilleren von Oaxaca, 2 — 3000 Fuss überm Meeresspiegel gesammelt wurde, und er fin- det darin einen wie es scheint willkommenen Grund, den in der Flore des Serres durch Prof. Decaisne publieirten Namen nicht zu adoptiren, der bereits in den Gärten überall 10 lende Erinnerung bringen. 146 Geltung hat. sondern nennt sie N multiflora, So lange die Identität beider Pflanzen nicht bestimmt nachgewiesen ist, hat der Name N. amabilis unsireitig volle Geltung. - (Taf. 5083.) 10) Coelogyne pandurata Lindl.; Orchi- deae. — Eine interessante und noch seltene Orchidee von Borneo , die durch ihre gros- sen (etwa 4 Zoll im Durchmesser), hellgrünen Blüthen mehr Anspruch macht auf Merkwür- digkeit denn auf Schönheit. Es ist selten in der That, dass das Grün in Blumen so rein und deeidirt auftritt, wie bei dieser Orchidee, die durch die Handelsgärtner Low von Borneo imporüirt wurde, Pseudobulben länglich - ei- förmig, leicht zusammengedrückt, ziemlich gross; Blätter sehr gross (bis 20 Zoll), breit lanzettlich , vielnervig; Blüthentraube so lang als die Blätter, hängend (der Abbildung nach armblüthig) ; Bracteen länglich, kappenförmig, Sepalen und Petalen linealisch-länglich, gleich- farbig hellgrün; Lippe auf gelblich grünem Grunde eigenthümlich schwarz geaderl und gefleckt; am Grunde concav, herzförmig-läng- lich, an der Spitze eingedrückt, mit borstenar- ligem Mucro, die Seitenflächen in der Mitte herabgebogen, wodurch die ganze Lippe gei- genlörmig erscheint; die Seitenlappen kurz, den Grund der Säule umfassend . zugespilzt; zu jeder Seite der dreirippigen centralen Scheibe laufen zwei tiefe, doppelt warzige Kämme, die gegen die Mitte der Lippe zu- sammenfliessend, sich in einer Menge unregel- mässiger Warzen verlieren. Cultur in der wärmsten Abtheilung des Orchideenhau- ses. (Taf. 5084.) b) Abgebildet in der „Flore des Serres.“. 11) Campanumoea javanica Blum.; Cam- panulaceae. — Eine Schlingpflanze für’s tem- perirte Warmhaus, mit weissen, roth geaderten Glockenblumen , die zuerst von Prof. Blume auf Java gefunden, aber von Dr. Hooker auch in der Himalayakelte angelroffen wurde, in einer supramarinen Höhe von 5 — 7000 Fuss zwischen Gebüschen wachsend. Sie blüht dort während der Regenzeit. Blätter eirund - herz- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. förmig gekerbt, Blatistiele wenig kürzer als die Blätter, Blumen einzeln blattachselständig auf Stielen, die gleich lang sind mil denBlalt- stielen. Die Segmente der kelchähnlichen Hülle lanzeltlich, zugespitzi, so lang als die Corolle. Samenkapsel kugelig, dick, von der fortwachsenden, abstehenden Hülle umgeben. Vermehrung durch Samen und wahrschein- lich auch durch Stecklinge. (Taf. 1264). 12) Larix Griffithii Hook. fil. et T. Eine Lärchentanne im Himalaya-Gebirge einhei- misch , die bereits im Jahrgange 1856, pag. 311 bespiochen wurde.. Der Baum hat mit seinen hängenden Zweigen eine äusserst ma- lerische Tracht und würde für unsere Garten- anlagen eine grosse Zierde werden, wenn er unsere Winter gut ertragen sollte. Die bis jelzt in England gesammelten Erfahrungen be- rechtigen allerdings zu einiger Hoflnung ‚sind aber noch durchaus nicht maassgebend für den Conlinent. (Taf. 1267 —68.) 13) Arisaema ringens Blum.; Aroideae. — Schon durch Thunberg im südlichen Japan bei Yeddo und Nangasaki entdeckt , ist diese interessante Aroidee stets eine seliene Pflanze in unsern Sammlungen geblieben; allerdings sind die Blüthenscheiden mehr interessant als schön, aber die von schlanken hohen Stielen getragenen grossen Blätter haben etwas Ed- les in ihrer Tracht, und dürften ihr wohl ei- nen Platz in grösseren Sammlungen sichern. Eine perennirende Pflanze, mit knolligem Rhi- zom, im Winter einziehend; Blätter dreischnit- tig, Segmente sitzend, elliptisch-eirund, pfriem- lich zugespitzt, ganzrandig, Blüthenkolben keulenförmig, stumpf, Scheide tutenförmig, geöhrt-bekelmt, mit eingedrückter Spitze, kür- zer als der Kolben. Die Scheide erinnert durch den helmlörmigen Deckel , wie durch die gestreckte Form an die Blattschläuche von Sarracenia Drummondi und S. flava, sie ist lebhaft grün mit hellıren Längsstreifen, bis auf den ziemlich breiten Rand der Mündung und den Deckel, die eine schwarzbraune Fär- bung zeigen. Im Frühjahr, nachdem die Pflanzen in einem Winkel des temperirten Hauses in trockenem Zustande ihrer Winter- ruhe gepflegt haben, nimmt man die Rhizo- a 11. Neue Zierpflanzen. men aus den Töpfen und verpflanzt sie in frische Erde, am .Besten in eine gut zersetzie Lauberde, der ziemlich Sand beigemischt wird, wobei die Nebensprossen Vermehrung dienend, abgenommen werden können; dar- auf bringt man sie an einen hellen Ort ins Warmhaus, giesst anfangs sehr mässig, bei vorschreitendem Triebe aber reichlich, und lässt im Herbst, sobald die Blätter anfangen gelb zu werden, wieder mit dem Begiessen allmälig nach. (Taf. 1269— 70.) zur 14) Aucuba himalaica Hook. fil. et T.; Cornaceae. — Unsere Gärten besitzen schon seit Ende des vorigen Jahrhunderts die bunt- blätirige Aucuba japonica, in England spielt sie eine grosse Rolle als eine der schönsten immergrünen Sträucher, der auch in den kleinsten Hausgärten inmitten von Rauch und Nebel grosser Städte sich noch leidlich hält, und daher die allgemeinste Verwendung fin- det. die Winter schon zu kalt, man müsste ihn decken und damit ginge aller Schmuck ver- loren, den er gerade im Winter den Gärlen verleihen soll. Nach De Candolle soll die A. japonica eine Kälte von 170 R. gut ertragen haben, jedoch ist dieses gewiss ein Ausnahms- fall, wie solche bei besonders geschützter Lage und auf sehr günstiigem Boden wohl vorkom- Am ehesten wird sie in nördlicher, ge- gen Wind geschützter Lage gedeihen , wenn man überdies nicht versäumt, durch eine gute Laubdecke -die Wurzeln zu schützen. Als schönlaubige Decorationspflauze, die nur frost- frei durchwintert zu werden braucht und sich viel gefallen lässt, behält sie jedoch immer grossen Werth. ınen. Wir besassen bisher nur die buntblättrige Abart und zwar in weiblichen Exemplaren, die Herrn Henderson und Sohn in London haben kürzlich von Japan die grünblätirige Stammart erhalten und zwar soll dies die männliche Pflanze sein; wenn sich dieses bewahrheitet, dürfen wir hoffen, dass dann auch die weiblichen Pflanzen fruchtbar wer- den und ihre schönen Beerenfrüchte tragen. Diese sind ein nicht geringer Schwuck der Pflanze, da sie in Rispen stehen, von der Grösse kleiner Kirschen und hübsch roth: ge- Auf dem Continente dagegen sind ihm, ‘starben leider 147 färbt, den ganzen Winter hindurch die Pflanze zieren. — Die neue Art A. himalaica wurde von Dr. Hooker auf den äusseren Bergketten des Sikkim entdeckt, in sehr feuchten, 7 — 10,000 Fuss überm Meere erhabenen Regio- nen. Es ist noch ungewiss, ob sie härter sein wird als 4. japonica. Beide sind sich sehr nahe verwandt, so nahe, dass sie viel- leicht nur als Formen der gleichen Art sich erweisen werden. Der Hauptunterschied be- steht darin, dass bei A. himalaica die Blätter viel länger und dabei schmäler und zugespitz- ter und die Petalen ebenfalls zugespitzter sind. Die jungen Bläiter sind anliegend seidenhaa- rig, und einfarbig grün. Beerenfrucht läng- lich, hübsch orangeroth. Vermehrung durch _ Ablegeı oder durch Stecklinge im Freien an einer schattigen Stelle unter Glocken. (Taf. 1271.) 15) Rheum nobile Hook. fil. et T. — Eine der interessantesten Pflanzen die Dr. Hoo- ker im Himalayagebirge fand, und die bereits im Jahrg. 1856, pag. 145 der Gartienflora be- schrieben wurde. Die von ihm mitgebrachten Samen gingen auf, aber die jungen Pflanzen bald. Im Frühjahr 1858 bei einem Besuche der Londoner Handelsgär- ten wurden wir angenehm überrascht, in ei- nem der ersten Gärten eine grosse Anzahl junger Sämlinge dieser durch ihre Tracht so auffallenden Rhabarber-Art zu finden. Wir | hoffen , dass diese Sämlinge nicht das gleiche Schicksal theilten, und erwarten schon dieses Frühjahr die Pfianze in den Handelskatalogen notirt zu finden. (Taf. 1272.) c) Abgebildet in „Belgique horii- cole.“ 16) Amygdalus persica L. var. stellata Sieb. Eine durch Dr. von Siebold von Japan eingeführte Abart der Pfirsche, die sich noch in seinem Alleinbesitz befindet. Die Blumen sind einfach, aber statt 5 Petalen sind hier 15 bis 25 schmale, zungenförmige Petalen, die alle in einem Kreise stehen und einen hüb- schen, vielsirahligen Stern bilden; der Kelch ist ebenfalls verdoppelt, gewöhnlich besteht er aus 10 Sepalen. Staubfäden und Griffel sind normal entwickelt, nach der Abbilduug zu ur- 10 * 148 theilen ; über die Frucht wird ebenfalls nichts erwähnt. Die Blumen sind weiss, hübsch mit rosa nüancirt und gestreifl; beim Aufblühen sehr blass, wird die rothe Färbung immer dunkler mit der zunehmenden Entwicklung. Ohne Zweifel wird diese Varietäi, wie die neuen gefüllt blühenden chinesischen Abarien sehr gesucht werden als Zierstrauch, der seine schönen Blüthen schon beim Erwachen der Natur als Erstlingsgruss des jungen Frühlings spendet. Cultur und Vermehrung wie bei der gewöhnlichen Pfirsich. (Taf. 91. Nr. 1.) 17) Camellia japonica var. Cup of beauty. Dass die Chinesen vortreffliche Gärtner sind und zwar von Allers her , ist eine bekannte - Thatsache ,„ und so darf uns auch nicht wun- dern, dass diese von dem trefflichen Fortune aus dem himmlischen Reiche eingesandie Va- rietät sich mit den herrlichsten Varietäten europäischer Züchtung vollkommen messen darf. Die Form von unvergleichlichem Eben- maass, die Farbe milchweiss , mit einzelnen zart rosa Rändern nnd Slreifen, die Grösse erster Klasse, kurz in jeder Hinsicht ist sie eine Blume ersten Ranges, die den ersten Preis wohl verdiente, der ihr von der Londo- ner Gartenbaugesesellschaft bei ihrem ersten Debut auf der Ausstellung im Februar 1858 (Taf’91. Nr. 2) (E. ©.) zuerkannt wurde. d) Empfohlen von verschiedenen Zeitschriften. 18) Chaemadorea paradora H. Wendl. Eine wahrscheinlich aus Mexico stammende Rohrpalme, mit 6 — 9 Fuss hohen Stengeln. Wedel aufrecht abstehend, fiederschnittig, bei- derseits 3 — 5 breit lanzeitliche, oder verlän- gert-längliche Fiederblätichen tragend, die ver- längert zugespitzt, leicht Sförmig gebogen, fast lederartig, dunkelgrün , glänzend, die beiden untersten Fiederbläitchen sind sehr genähert, die obersten fliessen zusammen und sind an der Spitze oft halb gedreht. In Form und Siellung der Fiederblätichen der ©. Sartori Liebm. verwandt, — in Farbe und Consistenz sowie der Bildung des weibli- chen Blüthenkolbens dagegen der Ch. lunata Liebm. verwandt. In Cultur in Herrenhausen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und aus Samen erzogen, den Hariweg in Me- xico gesammelt haben soll. (Bot. Zeitung 1859, p. 29 mit ausf. Beschreibung.) 19) Callirkoe pedata Nutt.; Malvaceae. Empfiehli Jühlke in der Hamb. Gartenzeilung als schönblühendes neues Staudengewächs. Aus dem mit Pfahlwurzel versehenen Wurzel- stock erhebt sich ein 3—3!/ı Fuss hoher Sten- gel, der sich pyramidalisch verästelt und fuss- förmig-dreitheilige Blätter trägt. Blumen glän- zend carmoisinroth , in pyramidalem Blüthen- stande. Früher als Nutlallia pedala Hook. in belgischen Gärten verbreitet, jetzt aber zu den Seltenheiten gehörend, Stammt aus Arkansas, gehört zu den halbharten Stauden , die in Deutschland im Winter Deckung verlangen , in Petersburg im Herbst eingepflanzt und frostfrei durchwintert werden. Herr Jühlke empfiehlt diese Pflanze zur Anpflanzung von Malven-Gruppen. Ver- mehrung durch Samen im Frühling oder Herbst. Die Pflanzen der letzteren Aussaat müssen auch in Deutschlaud frostfrei überwintert werden. 20) Aunnemannia fumariaefolia Sweet. Eine zweijährige Fumariacee Mexico’s, von der Tracht der Eschscholzia mit gelben Blumen. Ebenfalls früher häufig cultivirt. Aussaat im September , Durchwinterung im Kalthaus. Im Frühling pflanzi man sie ins freie Land, wo sie reich und dankbar blühet. (Jühlke in Hambrg. Grtztg. 1859. p. 9.) 21) Pleurocarpus decemfidus Kl.; Rubia- ceae. — So nennt Klotzsch eine mit Hamelia verwandte Pflanze, die in den Gärten als Cin- chona pubescens eultivirt wird. kleiner kahler Baum mit länglichen zugespitz- len gegenständigen Blättern, scheidigen Neben- blältern , diöeischen Blumen, die einzeln auf den Spitzen der Aeste stehen. Kelch mit ku- geliger Röhre und J0Otheiligem Saume, 5Saum- lappen fast so lang als die Blumenkrone, 5 zwischengestellte kleine Blumenkronen mit wal- ziger Röhre und ötheiligem Saume. 5 Staub- fäden. Griffel kurz, in 4 Narben ausgehend. Vaterland unbekannt. Kam beim Hrn. Uni- versitätsgärtner Sauer in Berlin zur Blüthe. (Genaue Beschr. in Bonpl. 1859;, pag. 3.) 22) Erochorda grandiflora Lindl. So nennt Lindley die von Hooker tab. 4795 im Es ist ein ° ne Il. Neue Zierpflanzen, Bot. Mag. als Spiraea grandiflora abgebildete Pflanze. Dieselbe hat in der ‚Gärtnerei des Herrn Standish geblühet und Frucht getragen. Die 5 Carpelle derselben werden zu 5 einsa- migen Nüsschen. Sie bildet daher den Typus einer neuen Galtung. Im Garten des Herrn Standish biell dieser aus dem Norden China’s stammende Strauch im freien Lande aus und entwickelte im April und Mai die Aehren sei- ner grossen weissen Blumen. (Gardn. Chron. 1858, pag. 925.) 23) Pinus sylvestris L. Carr. Eine inFrankreich zufällig entstandene Abart der gewöhnlichen Föhre, mit dem Aste angedrückten Blättern von höchst eigenthüm- lichem Aussehen. (Revue hoıt. p. 14.) 24) Fontanesia Carr. Ein Strauch aus den kältern Theilen China’s, der im Klima von Frankreich und in den milde- ren Gegenden Deuischlands noch durchaus hart ist, iin Petersburger Klima wohl aber als Kalthauspflanze zu behandeln ist. Ein ästiger Strauch. Die jüngeren Aeste kantig und glän- zend. Blätter hinfällig, lang lanzettlich, gegen- ständig oder selten zu 3 in einem Quirl ge- stellt, meist aber zweizeilig, ganzrandig, zuge- spitzit, am Grunde in einen kurzen Blattstiel verdünnt, oberhalb dunkelgrün, unterhalb blei- cher, bis 1 Zoll lang und 2 — 3Linien breit, Die kleinen weisslichen, mit Anflug von rosa gefärbten Blumen erscheinen in September und October und stehen in spitzenständigen, röhrenförmigen kurzen Trauben. Blumenkrone Ablättrig. 2 Staubfäden mit verkehrt- ovalen Antheren. Der zarte Griffel trägt eine 2spaltige Narbe. Durch Herrn Montigny in den Garten des Museums zu Paris eingeführt, fast auf jedein Boden. Scheint in Cultur keine Samen zu tragen und wird durch Stecklinge fortgepflanzt, welche im September geschnitlen und im Kalthause unter Glocken gehalten wer- den. (Revue hort. pag. 43 mit Holzschniit.) 25) Canna formosa P. C. Bouche. Eine _ der grössten und schönsten Canna-Arten. Blät- ter elliptisch , zugespitzt, gesälligt grün. Blü- thenähre ästig, mit roth angelaufener Spindel. Blumen zu 2, die eine sitzend , die andere kurz gestielt. Kelchblätter gleichlang , blass- roth, länglich, ungefähr 2!/, Zoll lang. Kronen- lappen schön ponceauroih, die 3 äusseren Far. spiralis Fortunei Gedeihet ı 149 schmäler und kürzer als die 3 inneren, schmal elliptisch, an den Rändern eingerollt, so lang als die Kelehblätter, die 3 inneren ungleich lang, elliplisch - spatelförmig , Lippe und der blattar- tige Staubfaden linien-zungenförmig, nach oben und unten zurückgebogen, ponceaurotih und goldfarben gestrichelt. Griffel zungenförmig, roth und in der Mitte und am Grunde gold- farben. (Allgem. Grtztg. 1858, pag. 385 mit Abbild.) 26) Canna saturate-rubra P. C. Bouche. Blätier länglich-lanzettlich, grün und unterhalb heller. Blüthenähre in wenige Aesle aus- gehend, mit hellgrüner Spindelblume zu 2 kurz gestielt, von weiss bereifter kurzer Bractee und Bracteolen gestützt. Kelchblätter weiss bereift, !/, Zoll lang, kaum gekielt. Die 3 äusseren Lappen der Blumenkrone elliptisch rothgelb, 1!/, Zoll lang, die inneren länglich- spatelförmig, fast ungleich, feurig scharlach, 21, Zoll lang, Lippe und der blattartige Staukfaden wenig kürzer als die äusseren Kronenlappen. Die Lippe, welche nichts an- deres als ein steriler Stanbfaden , goldgelb und mit scharlachrothen Strichen und Spitze gezeichnet, Staubfaden rolh. Vaterland dieser und der vorhergehenden Art unbekannt. (Allg. Grizig. 1858, pag. 386.) 27) Canna Fintelmanni P.C. Bouche. Blät- ter blaugrün, oval elliptisch. Blumen gelb. Kelchblätter länglich, auf dem Rücken gewölbt, am Rande und und der Spitze trocken. Blu- inenröhre sehr kurz , die 3 äusseren Kronen- lappen abstehend, ungleich lang, schmal ellip- tisch. 13/, Zoll lang, die 3 inneren Kronenlap- pen zurückgebogen, länglich spatelförmig, 2a Zoll lang. Lippe schmal, zurückgerollt, auf der Seite scharlachroth linienförmig ge- Staubfaden blumenblattarlig, schmal, Vaterland wahrscheinlich innern zeichnet. ähnlich der Lippe. Brasilien. (Allg. Griztg. Jahrg. 1858, p. 379 mit Abbildung.) 28) Eria Vrieseana Rchb. fil., Orchideae. So nennt Reichenbach fil. die E. pauciflora Bl. oder Trichotosia paueiflora Bl., eine aus Java in die Gärten Hollands eingeiührte Pflanze mit kleinen länglich - lanzettlichen , fleischigen, mit einem bräunlichen Sammte unten dicht, ober- halb aber nur sehr dünn besetzten Blättern. 150 Die ockergelben Blumen stehen in kurzen, armblumigen Aehren. (Allg. Grtiztg. 1858, pag. 379.) 29) Oncidium flabelliferum Pinel. Ward in Paxt. Mag. 1849, pag. 65 schlecht abgebil- det. Ward früher von Rchb. fil. zu Oneidium curtum Lindl. gezogen, wird nun aber von ihm als eigene Art anerkannt. Eine prächtige Art mit goldgelben braunfleckigen Blumen, die neuerdings von Linden von Neuem eingeführt ward. Scheinknollen und Blumen denen des 0. crispum ähnlich. In der Blüthenbildung gleicht es am meisten dem 0. sarcodes Lindl. Das auf dem Rücken stehende Kelchblatt keil- förmig-oval, mit olivengrünen Binden, die bei- den seillichen bis zum Grunde frei. Blumen- blätter oval, kraus, oberhalb des Grundes speerföormig. Lippe am Grunde beiderseits klein geöhrt, mit kurzem, breitem Mittelstück und nierenförmigem, an der Spitze zweilappi- gem Vorderslück, kraus. Griffelsäule dick, mit häuligen, halbovalen Flügeln. (Allg. Griztg. 1858, pag. 379.) 30) Chysis Limminghiü Lindl. et Rchb. Eine neue Chysis aus Chiapas, deren Blüthen- hüllblätter weiss mit lila Flecken und deren Lippe gelb mit rothen Streifen und violetlem oder weiss und purpurnem Mittellappen. Sie ist die hübscheste Art der Gattung und mit Ch. aurea Lindl. zunächst verwandt. Von der letzteren unterscheidet sie sich durch 7 Leisten auf der Lippe, einen bandförmigen oder band- rautenförwigen Lappen der Lippe, der nicht gekräuselt, sondern flach und an der Spitze zwei kleine Läppchen zeigt, während Ch. au- rea nur 5 Leisten auf der Lippe trägt und der Mittellappen derselben kraus, verkehrt oval, breit und an der Spitze ausgerandet ist. — (All. Griztg. 1858, p. 380.) 31) Colocasia euchlora C. Koch. Profes- sor Koch unterscheidet von dem Arum Colo- casia L. oder Colocasia antiquoram Schott 5 Arten, nach Färbung von Blatt und Blattstiel und Blumenbildung. Die Unterschiede folgende: kurz, sind a) Blätter grün, Blattstiel hell- grün. 1) C. antiquorum Schott. Blüthenscheide mit hellgrüner zusammengedrehier Spitze, wel- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. che 3mal kürzer als der untere offene Theil. Die sterile Spitze des Spadix 3 — Amal kür- zer als der fruchtbare untere Theil. 2) C. nymphaefolia Hnth. . Die sterile Spitze des Spadix sechsmal kürzer als der fruchtbare untere Theil. b) Blätter grün, violett gerandet, Blattstiel violettgrün. 3) C. euchlora C. Koch. Blüthenscheide mit ‘grüner zusammengedrehter Spitze, halb so lang als der untere offene Theil, die sterile Spitze des Spadix 3 — Amal kürzer als der untere fruchtbare Theil. ce) Blätter braun- oder olivengrün, Blattstiele bräunlich. 4) C. Fontanesiana C. Schott. d) Blätter hellgrün, Blattstiele hellgrünund mit diehtemReife belegt. 5) C. pruinipes C. Koch. (Nach d. Allg. Grtztg. 1858, p. 362 u. C. euchlora mit Abbild.) 32) Morenia Lindeniana H. Wendl. Eine von Linden eingeführte Palme, die in Neu- Granada wächst. Sie ist der M. Poeppigiana Mart. zunächst verwandt und unterscheidet sich von dieser durch längere und mehr zu- gespitzte Fiederblättchen, stärkere Hauptnerven derselben, durch mehr und grössere Blüthen- scheiden, durch herabhängende Blüthenspin- del und längere Blüthenäste des weiblichen Blüthenstandes. Bildet einen schlanken einfa- chen, 9 — 15 Fuss hohen Stock, der auf der Spitze eine Krone von 4 — 6 aufrecht ab- stehenden, fiederschnittigen, 3 — 5 Fuss lan- gen Wedeln trägt. (Bot. Zeit. 1859, pag. 17 mit genauer Beschreib.) 33) Chamaedorea bracteata H. HPendl. Eine Rohrpalme aus Centralamerika von Wars- cewicz eingeführt. Bildet schlanke 6 — 12 Fuss hohe Stengel, die mit 2 — 2%, Fuss langen gefiederten Blättern besetzt sind. Fie- derblättchen auf jeder Seite 4 — 6, ziemlich gleichgross, länglich lanzeltlich, stark ab- stehend. Blüthenkolben kurz, die männlichen Il. Neue einfach verästelt, die weiblichen mit 3/, Fuss langem Blüthenstiel, der mit 4 — 5 steifen, lang geöffneten , zugespitzien Scheiden besetzt ist. Die Blüthenspindel des weiblichen Blü- thenkolbens ist hin und her gebogen, mil am Grunde abstehenden , weiterhin aufrechten Blüthenästen, von denen die unteren gabelig geiheilt sind. Bracieen der Aeste breit drei- seilig. Ist zunächst mit Ch. flavovirens und brevifrons verwandt und unterscheidet sich- von beiden durch geringere Anzahl der breiteren Fiederblältchen, durch kurzen dop- pelästigen weiblicben Blüthenkolben, und durch locker anliegende Scheiden. (Bot. Zeitung 1859, p. 29, mit ausführl. Beschreib. ) 34) Caladium Engelii Karst.; Aroideae. — Eingeführt von dem Herrn "Engel, der jetzt in Columbien sammelt und auch Bestellungen auf Pflanzen annimmt, die durch J. C. Röding in Hamburg oder auch durch Herrn Dr. Kar- sten in Berlin demselben übermittelt wer- den, Die vorliegende Art stammt aus La Guayra, besitzt metallisch schimmernde Blätter und scheint die weissen Blülhenscheiden leicht zu entwickeln. Zunächst verwandi ist es dem C. concolor C. Koch. Ein fast 2 Fuss langer stielrunder Blattstiel trägt ein schildförmiges ovales, ain Grunde herzförmiges , nach oben _ zugespitzes Blatt, das bis 1!/, Fuss lang und ungefähr ?/, Fuss breit isi; auf der Oberseite bronzeartig schimmert, auf der Unterseite hell- grün ist. Die Basallappen des Blattes sind abgerundet, breiter als lang, schwach divergi- rend, am Rande wellig. Der Blatistiel grün, grünbraun gefleckt, am Grunde neben der Scheide vorstehende Längsleisten Iragend. Blüthenstiele kürzer als der Blaltstiel. Blüthen- scheide aus schiefem Grunde oval-lanzettlich, 4 Zoll lang, schneeweiss, so lang als der stiel- runde Kolben, den sie gänzlich einhüllt. Die in den Gärten befindlichen Caladien haben ausserdem durch die von uns schon erwähn- ten und vom Amazonenstrom durch Chantin eingeführten neuen Arten einen bedeutenden Zuwachs erhalten. Die Cultur derselben ward einlässlich mitgetheilt. (Wochenschrift für Gärtnerei 1858, pag. 329.) 151 Zierpflanzen. 35) Platycentrum (Begonia) poecila C. Koch. So nennt ©. Koch eine aus Ostindien stam- mende, mit den hybriden Formen von B, xanlhina und rubrovenia nah verwandte Art, die Van Houtte als B. pieta vera vertheilte, Blattstiel rothbraun, mit gelblich-weissen, spreuigen Borsten und erhabenen Streifen be- setzt. Blätter schwach schief herzförmig, ganz- randig, overhalb grün, und zwischen den Ner- ven silberweiss gezeichnet, durchaus kahl, un- terhalb roihbraun, zwischen den Nerven hell- grün. Von den Formen des P. rubrovenium und xanthinum durch grössere Blätter, grosse gelbe Blumen und dickliche zerbrechliche und endlich zurückgeschlagene Nebenblätter unterschieden. — (Wochenschr. f. Gärtn. 1858, p. 339.) 36) Platycentrum (Begoniae) Lazuli Lin- den et C. Koch. — Stengel fleischig, nieder- liegend. Blaitstiel roth, mit spreuigen weissen Borsten und erhabenen Streifen beseizt. Sti- peln häulig, grün, abstehend. Blätler schief- herzförmig; oft 1'J, Fuss breit und ?/,—1 Fuss lang; Oberfläche derselben grünlich bronze- farben, gelbgrün, mil silberweissen abgerunde- ten Punkten geziert. Unterfläche rothbraun, an den vorstehenden Nerven mit dünner Wolle besetzt, übrigens kahl. Blumen gross , gold- gelb; die Fruchtknoten mit emporsteigendem Flügel, der länger als die andern. Stamm aus Assam, woher sie Linden einführte und ward von uns schon als eine der schönsten neuen Begonien erwähnt. (Wochenschr. f. Gärt. 1858, p. 339.) 37) Reineckie triandra Karst.; Palmeae.— Eine neue Palmengatiung von dem Wuchs einer Chamaedorea, mit Georgia zunächst ver- wandt. Sie ward von Warscewiez aus Gua- iemala eingeführt und vom Herrn Reinecke erzogen und zur Blütne gebracht. Eine stachellose Rohrpalme mit geringel- tem, 2 Zoll im Durchmesser haltendem Stamm, Blälter zerstreut, 6 Fass lang, kahl, mit stiel- rundem Blattstiele, der gegen den Grund bin gehöhlt ist und den Stamm scheidig umfasst. Blattfläche länglich, 4 Fuss lang, 41/, Fuss breit, an der Spitze 4 Fuss tief, scharf win- kelig ausgeschnitten, ungetheilt oder fiederlap- pig, im letzteren Fall stehen beiderseits bis 7, mehr oder weniger von einander gerückte 152 Fiederblättchen, die je nach der grössern oder geringern Zahl derselben einige Zoll, oder bis ein Fuss breit sind. Blattscheide am Rande häutig und nicht faserig. Der Blü- thenstand entspringt unterhalb des Blattgrundes aus dem Stamme, ist bis 1 Fuss lang und der Blüthenstiel ist von mehreren häutigen Scheiden umgeben. Blüthenstand mit einfa- chen , bis & Zoll langen, abstehenden Aesten. Diese letzteren sind flach, 1 Linie breit und iragen am Rande gruppenweis genäherte, zum - Theil in die Spindel eingesenkte Blumen. Jede dieser Gruppen besteht aus ungefähr 10 Blu- men, von denen die unterste grün und weib- lich, die andern gelbgrün und männlich. Kelch der männlichen Blume klein, durchsichtig, Stheilig , mit triangellörmigen spitzen Blättchen. Blumenkrone 1 blättrig, tief 3theilig, mit klap- pigen triangelförmigen Lappen. Drei Staubfä- den, die auf einer fleischigen Scheibe stehen. Staubfäden stielrund. Antheren oval, mil 2 Längsrissen aufspringend. Weibliche Blumen mit ring -urnenförmigem Kelche, der oben durchsichtig, abgestutzt und undeutlich 3zäh- nig. Blumenkrone besteht aus 3 kreisförmi- gen, mit dem breiten Grunde angewachsenen, in der Knospe übereinander liegenden Blält- chen. 3 Staminodien. Fruchtknoten kugelig, Sfächrig, auf der Spitze 3 dreiseilige zusam- menneigende Narben Iragend, in jedem Fache ein Ei. Der Stamm der Pflanze, welche im Decker’schen Garten blühete , ist bis jetzt 4 Fuss hoch. — Eine schöne, dankbar blühende Palme für’s Warmhaus, die als einhäusig auch bald Sa- men tragen und daher sich schneller vermeh- ren wird. — (Wochenschr. f. G.1858, p. 319.) 38) Ptychosperma Cunninghamiaua H. Wendl., Palmeae. H. Wendland zeigt in Nr. 46 der Botanischen Zeitung des Jahrganges 1858, dass R. Brown die Gattung Seaforthia einige Jahre später als La Billardiere die Gat- tung Piychosperma aufgestellt habe und dass desshalb der ursprüngliche Gattungsname wie- der hergestellt werden müsse, er Ferner zeigt ‚ dass die in Gärten befindliche und von Hooker Bot. Mag. tab. 4961 abgebildete Sea- forthia elegans von der von Robert Brown im Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. Prodromus fl. Novae Hollandiae beschriebenen Art gut verschieden sei, und nennt sie daher Pt. Cunninghamiana. Beide Arten wachsen an der Ost- und Nordküste Neuhollands und gehören zu den schönen allgemein empfeh- lenswerthen Arten dieser herrlichen Familie. — 39) Vanda Stangeana ARchb. fil.; Orchi- deae. Eingeführt aus Assam vom Hrn. Con- sul Schiller und dessen ÖObergäriner Hrn. Stange gewidmet. Sie ist der Vanda fusco- viridis Lindl. zunächst verwandt. Blüthe äus- serlich weiss, Keleh und Blumenblätter inner- lich gelbgrün, mit kastanienbrauner Schach- brettzeichnung. Lippe und Säule weiss, Lippe vorn leicht violelt und einige rothe Punktstrei- fen seitlich am Eingange des Speeres tragend. Das obere Kelchblatt keilföürmig oval, an Grösse und Gestalt den beiden Blumenblältern gleich, die seitlichen Kelchblätter etwas grös- ser. Lippe mit halbovalen divergirenden Oehr- chen, die Platte der Lippe aus dem breiten, bei- derseils halbherz förmigen Grunde verschmälert, an der Spitze leicht 2lappig und ? kleine ge- panzerte Schwielen vor der Mündung des Sporens tragend. — (Bot. Zeitung.) 40) Zychnis hybr. Haageana (Benary). der rühmlichst bekannten Gärtnerei von Ernst Benary in Erfurt ist mittelst künstlicher Befruchtung von Lychnis fulgens und Siebol- di ein fruchtbarer Bastard von ausserordent- licher Schönheit entstanden, dem der Züch- ter zu Ehren des allverehrten Veteranen der Erfurter Handelsgärtnerei obigen Namen ge- geben hat. Die Pflanze wird nur 1! — ? Fuss hoch , hat grosse, fenrig rothe Blumen’ und übertrifft an Grösse und Pracht der Blu- men die Stammeltern. Die Blumen haben dies feurige Roth der Lychnis fulgens und fast die Grösse der Blumen von L. grandi- flora (coronata). Der niedrige Wuchs zeich- net diesen Mischling von allen übrigen aus. Wir hatten Gelegenheit, diese neue Pflanze Wahrschein- lich ist diese Staude in unserm Klima ganz hart. Eine Abbildung wird eines der belgi- schen Journale bringen. Die Pflanze kommt im Frühjahr 1859 in den Handel und wird 1! Rthlr. kosten. (.) In im Garten von Benary zu sehen m. Notizen, 153 Mm. Notizen. 1) In Pesih in Ungarn hat sich im Herbst des verflossenen Jahres ein Gartenbauverein ge- gründet, welcher den Titel führt: Ungarischer Gartenbauverein (Magyar Kerteszeti tärsulat), und seine Stalulen auch in deutscher Sprache- veröffentlich‘ hat, an derem Schluss deutsche und andere Gartenbauvereine aufgefordert werden, mit diesem Vereine in Verbindung zu treten. Die Gründung wurde zugleich durch eine am 16. November eröffnete Ausstellung der allgemeinen Aufmerksamkeit empfohlen. Das ist eine späle Jahreszeit, und wenn der in Deutschland so unerhört früh eingetretene Winter. wie es wahrscheinlich ist, sich auch in Ungarn fühlbar gemacht hat, so mag es um die Ausstellung schlecht bestellt gewesen sein, Unseres Wissens ist dies der erste wirkliche Gartenbauverein in diesem für die Zukunft der Gärtnerei so wichtigen Lande. Unter den Mitteln zur Beförderung des Garlenbaues wird auch ein Vereinsgarten, eine Modellsammlung und eine Bibliothek genanni, Die Gründung eines öffentlichen Vereinsorgans ist slaluten- mässig fesigeslellt. 0) 2)Liquidambarstyraciflua, der falsche Storax-Baum soll, wie Seite 227 des vorigen Jahrgangs dieser Blälter gesagt wird, in Mit- tel- und Norddeutschland nicht im Freien aus- halten. Ich habe mich vom Gegentheil über- zeugt. In dem Garten, welchem ich vorstehe, steht seit 13 Jahren ein Exemplar im Freien, welches ich nur in den ersten Wintern be- deckte, war, weil es im Topfe erzogen worden Unsere Gegend, in Herzen Deutschlands fast im Gebirge und zwar in einem nördlich auslaufenden Thale liegend, ist aber eine der rauhesien in Deutschland, und wir halten schon eine Kälte von 28° R., die dem Liqui- dambar nicht merklich geschadet haben mag, da er keine Spuren davon zeigie. In dem ehemals so berühmten, jetz wegen herrlicher fremder Holzarten noch immer zum Besuch sehr zu empfehlenden Park zu Wörlitz stehen so- gar Bäume seit wenigstens 50 Jahren, wenig- stens erinnere ich mich eines solchen Baumes, der mindestens 50 Fuss hoch war. — Ich knüpfe hieran die Bemerkung, dass dieser Liquidambar einer derjenigen Bäume ist, wel- che im Herbst eine schöne Färbung anneh- men. Die Blätter haben die Form von Acer platanoides, auch denselben Glanz, sind aber kaum halb so gross, October ein tiefes Purpurroth an , viele blei- ben leuchtend hellroth, andere grün , so dass die grösste Mannichfalligkeit und die reichste Schattirung herrscht. (J.) 3) Welches ist die beste Art der Veredlung in Baumschulen? Die Ver- sammlung deutscher Wein- und Obsiproducen. ten in Wiesbaden, welche vom 4. — 7. Octo- ber 1858 in Wiesbaden stattfand, beschäftigie sich mit dieser Frage. Aus den verschiede- nen, von Fachmännern dor! gegebenen Voten geht hervor, dass in milden Lagen und auf gulem kräftigem Boden, wo die Wildlinge ein sehr kräftiges Wachsthum zeigen, das Oeuli- ren im Spätsommer auf das schlafende Auge die beste Art der Veredlung sei. In den Baum- schulen zu Vitry bei Paris und in denen Bel- giens sei dies eine allgemein gebräuchliche Art der Veredlung. In rauheren Klimaten seien dagegen die verschiedenen Arten des Propfens die geeignetsten. Als die einfachste und da- rum beste Art wird in dieser Beziehung das Copuliren und Anlegen empfohlen. Zur Co- pulation im Zimmer werden die Wildlinge im Herbste ausgenommen und bündelweise in frosifreien Gewölben oder mit Laub gedeck- ten Gruben in feuchte Erde eingeschlagen. Die Wildlinge müssen aber kräftig und der Boden der Baumschule ein guter und nicht zu schwerer sein, wenn gule Resultate damit er- zielt werden sollen. In schwerem Boden und kälteren Klimaten ist die Veredlung im Früh- linge die geeignetste. Ein Verband mit Baum- wollenfäden und Verstreichen mit kaltflüssi- gem Baumwachs nach der Methode von Lu- kas wird als der zweckmässigste Verband em- pfohlen. Von anderer Seite wird das Christ’- sche Baumwachs, bestehend aus 1 Theil weis- sem Harz, 14 Theil Terpentin und 1 Theil gel- bem Wachs empfohlen. Auch auf Propfbän- Die meisten nehmen im 154 der gestrichen, behält dieses, wenn es nicht zu stark erwärmt w;rd, seine Zähigkeit. Bast alsBinde-Material wird ganz verworfen. Starke Baumwollenfäden sind kaum theurer und ha- ben den Vortheil der grösseren Elasticität. Als bestes Veredlungsmesser wird das gerad- klingige, sogenannte Hohenheimer Veredlungs- messer von(tebrüder Dittmar in Heilbronn em- pfohlen. (Frei nach der Monatsschrift f. Pomologie.) 4) Cultur der Haselnüsse. Herr Oberförster Schmidt machte über diese auf der Versammlung zu Nassau interessante Mit- theilungen. Schattige wie freie Lagen eignen sich zur Cultur dieses nutzbringenden Strau- ches. Liebt einen mit Humustheilen versetz- ten Boden und gedeihet in halbschattigen La- gen am besten. Durch Düngung des Bodens kann der Ertrag des Haselstrauches bedeutend gesteigert werden und eine Deckung des Bo- lens mit Laub, soweit seine Wurzeln reichen, ist von sehr günstigem Einfluss. Der Schnitt beschränkt sich auf Wegnahme der zahlrei- chen Wurzelschosse und Ausschneiden der schwächeren, zu gedrängt stehenden Zweige- Das Einstutzen der Zweige ist zu verwerfen, da hierdurch dem Strauche die Blüthenknos- pen auch mitgenommen werden. Vermehrung durch Wurzelschösslinge und Ableger. Die Veredlung gelingt nur selten und durch Sa- men erhält man andere Varietäten. Als zum Anbau vorzügliche Sorten werden empfohlen, die Gemeine weisse Lambertsnuss ‚ die Rothe Lambertsnuss, Frühe lange Zellernuss, Römische Nuss, Minna’s grosse Zeilernuss, Burchardt’s Zellernuss, Gubener Zellernuss, Walker’s Zeller- nuss, Mandelnuss, Eckige Barceloner Nuss, Hal- lische Riesennuss , Lange Landsberger Nuss. Der Anbau der Haselnüsse ist ein sehr er- träglicher. Auf 300 Quadrat-Ruthen kann man einen durchschniltlichen-Ertrag von 5 Ctr. Nüs- sen im Werth von 80 Rihlr rechnen. — ıNach der Monatsschr. f. Pomologie.) 5) Ueber den Schnitt einiger für den Winterflor bestimmtenSträucher. Wenn harte Sträucher im Topfe erzogen wer- den, um solche zur Treiberei im Winter zu benutzen, dann muss nicht nur eine sorgfäl- Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. hen, welche darnach strebt, reifes gut ausge- bildetesHolz und vorgebildete Knospen zu er- halten, sondern es muss auch die Zeit, wenn man ein verhältnissmässiges Beschneiden der Aeste vornimmt, sehr sorgfältig wahrgenom- men werden. Es gibt nämlich viele zu sol- chem Zwecke vorzugsweise geeignete Pflan- zen, welche entweder ihre Blülhenknospen vorzugsweise an den obern Theil des ausge- reiften Holzes tragen, oder die überhaupt zur Zeit der Ruhe siark beschnitten, beim darauf folgenden Triebe nur Blatitriebe bilden. In besonders hohem Grade ist dies bei Weigelia rosea der Fall, bei der der Schnitt zu der Zeit ausgeführt werden muss, wenn sie bereils aus- zutreiben begonnen hat oder unmittelbar nach der Blüthe. Letzteres ist auch die beste Zeit für Spiraea Reveesiana und andere Spiraeen, Deutzia gracilis, die Syringen etc. (E. R.) 6) Sarepta-Senf. Dieser wird in Russ- land als eine der besten Senfsorten geschätzt. Nach Mittheilungen des Herrn Becker in Sa- repta wird er aus den Samen von Sinapis jun- cea bereitet. — 7) Phajus grandifolius Lour. (Bletia Tankervilliae R.Br.) Diese von Hong- kong in China eingeführte Erdorchidee gehört zu den ältesten, aber auch immer noch zu den schönsten der in Cultur befindlichen Orchi- deen. Selten aber sieht man sie in vollkom- mener Entwickelung , mit zahlreichen , gleich- zeitig blühenden Blüthenstengeln und reinen ungeflecklen Blumen. Eine vorzüglich schöne Gruppe von 11 Musterexemplaren dieser Or- chidee hatte Herr Frost, Obergärtner bei Sr. Kais. Hoheit dem Grossfürsten Michael-Nicola- jewitsch in der Hauptversammlung des Pelers- burger Gartenbau - Vereins am 1. Febr. dieses Jahres aufgestellt. Die Pflanzen standen in verhältnissmässig kleinen Töpfen in einer leh- migen Rasenerde. Untermischung von Lehm zwischen die Erde bei Erdorchideen , ist über- haupt sehr zu empfehlen und thut auch bei den Sobralien gute Dienste. Im Allgemeinen ist man nur zu geneigt, allen Orchideen eine moosige leichte Erde zu geben, in der die Erd- orchideen nicht genugsame Nahrung finden. Inder gleichen Versammlung war dasFest- local aus den zahlreichen Gärten Petersburgs; tige Cultur während des Sommers vorausge- | festlich geschmückt und vom Hohen Prolec- 5 I, tor des Vereins, Sr Kais. Hoheit dem Gross- fürsten Nicolai-Nicolajewilsch wurden die zahl- reichen , im Laufe des Jahres von der Gesell- schaft ertheilten Prämien eigenhändig vertheilt. — (E. R.) 8) Nikobarische Waldbilder. Un- ler diesem Titel gab Ferdinand Hochstetter in der Wiener Zeitung Schilderungen von der Vegetation der Nikobaren. Er bespricht zu- nächst die Mangroven - Wälder (Rhizophora), welche in den Buchten die Küsten umsäu- men, selbst noch in salzigem Wasser des Meeres auf schlammigem Boden wachsend. Seichte schlammige , vor Brandung geschützte Ufer, über die sich zur Zeit der Fluth das salzige Meerwasser ergiesst, sind das Gebiet des Mangrovenwaldes. Den äussern Saum bildet eine niedrige Rhizophora, deren üppige Laubkrone unniiltelbar auf dem Wasser liegt, auf einem Unterbau von bogenlörmig ausge- spannten, das Wasser netzarlig durchziehen- den Wurzeln. Dahinter erheben sich die 60— 80’ hohen geraden Stämme einer hohen Rhizo- phora aus einem Gewirre knorriger Wurzeln. Nur wo Salzwasser eintritt, gedeihen diese Mangrovenwälder, und da, wo durch Aufwer- fen von Sandbänken das Meerwasser allmälig vom Eintreten abge'.alten wird, sterben sie ab nnd stehen gleich einem gespenstigem Lei- chenwald vor üppig grünem Urwald Lufige Kokoswälder folgen am Mceres- gestade dem Mangrovenwald und den Eingeborenen durch ihre Früchte wichtigste Nahrungsmittel. liefern das Auf sumpfigem Boden mit süssem Was- ser bilden die Wälder von Pandanus Milone, die eigenthümlichsten charackteristischesten Ve- getationsbilder. Dieser Pandanus wird 40—50 Fuss hoch und ersetzt gleichsam den Brod- fruchibaum der Südsee-Inseln.. Die Stämme, unten von einem Pallisadenwerk strahlig ver- theilter Wurzeln getragen, ähnlich dem. dicker Dracaenen, verästeln sich knorrig und tragen auf der Spilze der Aeste die spiralig geordne- ten schmalen langen Blätter. Zwischen ihnen hängen die Fruchtzapfen heraus, die fast an die Früchte der Coniferen erinnern und 11,‘ Fuss lang und 1 Fuss dick werden. Im rei- fen Zustand sind dieselben schön orangenfar- Nolizen. 155 big und hellgrün getupft. Sie bestehen aus vielen einzelnen keilförmigen Früchten, aus denen im gekochten Zustande eine dem Apfel- mus ähnliche Masse ausgepresst wird, die von den Portugiesen Mellori genannt und mit den Kokosnüssen zugleich genossen, die tägliche Speise der Eingeborenen bildet. Die faserigen Reste der Frucht werden nach dem Auspres- sen ähnlich Bürsten benutzt und die getrock- neten Blätter liefern die Umhüllung der Niko- barischen Cigarelten. Der Nikobarische Urwald endlich im Innern der Inseln ist gänzlich undurchdring - lich. Gelingt es mittels! Beil und Säbel einzu- dringen, auf kurze Strecke im Belte kleiner Bäche, da erblickt man 30 Fuss hohe Farren- bäume mit grosser feingeschlitzter Wedel- krone, doch auch hier legt das Gewirre der mächtigen Schlingpflanzen dem Wanderer bald nicht zu besiegende Schwierigkeiten entgegen. Nur einmal konnte H auf einem kleinen Fluss mittelst eines Kahnes tiefer in den Urwald ein- dringen und einenBlick in diese Ueppigkeit der Pflanzenformen ihun, die in dichtem Gewirre sich neben - und übereinander erheben. Da erhebt sich die schlanke Nibong-Palme (Areca Nibong), vom steilen Flussufer fast 100 Fuss aufsteigend, neben ihr die zierliche Katechu- Palme. Riesige Laubbäume mit niederem dickem Stamme bilden über dem Fluss ein dichtes Laubgewölbe, Pandanen hoch auf Stel- zen und Bambus-Gebüsche spiegeln sich im Wasser. Im Wasser, in der Luft, am Ufer, überall Leben In dickern and dünnern le- bendigen Tauen hängen die Schlingpflanzen herab oder spannen sich in Riesenguirlanden über den Fluss. — (E.R.) 9) Zur Cultur des Blumenkohls. In früheren Zeiten , so sagt Herr Joigneaux in Galeotti’s Journal d’horticulture pralique , war es gebräuchlich, die Blätter des Blun:enkohls oben über dem Blumenkopf zusammen zu binden. Jetzt begnügt sich damit, sobald die Blume sich zeigt, die innersten Blätter einzuknicken und über die Blume zu legen, um diese so vor dem Einfluss der Sonne zu schützen und besser zu bleichen. Diese letztere Methode ist nun durchaus praktisch. schliesst aber die frühere durchaus nicht aus. Es wird vielmehr die Entwickelung grosser man 156 und zarter Blumenköpfe sehr befördern , wenn man beide gleichzeilig anwendet. Sobald nämlich die Blätter gross genug sind, hefte man sie oben leicht zusammen, jedoch so, dass man mit der Hand noch zwischenhin- durch kann, um, sobald sich der Blüthenkopf zeigt, die innersten Blätter über dem Blüthen- kopf einzuknicken und über diesen herzule- gen. — (E. R.) 10) Heisses Wasser als Mittel, das Keimen zu beschleunigen. Nach den mehrfach in neuerer Zeit angestellten Versuchen hat sich dieses Mittel für alle hart- schaaligen Samen ganz vorzüglich bewährt. Man übergiesse dieselben mit kochendem Was- ser und lasse dieses dann noch 24 Stunden allmälig erkaltend über denselben stehen und dann erst nehme man die Aussaat vor. Auf diese Weise keimt nicht nur der Neuseeländer Spinat(Tetragonia), wie wir frü- her mittheilten, leichter, — sondern es ist das gleiche Verfahren auch beim Seekohl (Crambe) wenn er mit den Hülsen gesäet wird, ferner bei den Erbsen, dem Spinat ete. im Gemüse- garten zu empfehlen. Bei den Pflanzen der Gewächshäuser, wird das gleiche Verfahren bei allen hartschaaligen Samen von Legumi- nosen, als von Acacien und vielen andern Pflanzen Neuhollands dieser Familie , ferner von Canna etc. einen sehr guten Erfolg ha- ben, und gleichsam die Stelle des Anschnei- ders vertreten. (E. R.) 11) Borduren-Pflanzen. Ein Ar- tikel des Gardener’s Chronicle bespricht die verschiedenen zu Bordüren empfohlenen Pflan- zen und verwirft alle schönblühenden, zu die- sem Zwecke empfohlenen als wenig dauerhaft oder ungleichmässig im Wachsthum. Als die geeignetsie Pflanze zu Bordüren von schö- nem gleichmässigem Wachsthume wird ein Gras, die Festuca ovina (Schaafschwingel), das auf trockenen Weideplätzen allenthalben wild wächst , keine Ausläufer bildet und zarte freudig grüne Blätter besitzt, eimpfohlen. — Es sind schon Jahrzehnte vergangen, da ward von Berlin aus nicht blos dieses Gras, sondern besonders auch Festuca heterophylla, ein ähnliches, auch im Schatten gut gedeihen- des Gras zu ähnlichen Zwecken empfohlen. Der verdiente Insliluts-Gärtner Bouche& hatte Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. in dieser Beziehung zahlreiche Versuche ge- macht und die Festuca heterophylla als das beste Bordürengras erprobt, welches der F. ovina noch vorzuziehen sei. Wer also Gras- bordüren wünscht, namentlich um schattige Bosquete, der wähle dieses“ Gras. — Wenn wir also dem angezogenen Artikel des Gardener’s Chronicle in Bezug auf die ge- eignetste Grasart zu Bordüren Erfahrungen entgegenstellen können, die schon vor 20 Jahren in Deutschland gemacht wurden, — gehen wir auch in anderer Beziehung mit dem Schreiber jenes Artikels durchaus nicht einig, indem wir Bordüren von blühenden Pflanzen unbedingt den einförmigen Graskanten und selbst den schönen Buchsbaumkanten vor- ziehen würden. Richtig ist es allerdings, dass die Bordüren von blühenden Pflanzen, von Zeit zu Zeit umgepflanzt werden müssen, dass man ferner, je nach Boden und Lage verschie- denartige Gewächse wählen muss, wenn die- selben schön und gleichmässig werden und hleiben sollen. Ohne Mühe ist aber überhaupt im Garten nichts Schönes zu unterhalten. — Die perennirenden harten Pflanzen liefern uns’ eine grosse Zahl zu solchem Zwecke ge- eigneter Pflanzen. So für sonnigen Standort, Armeria, Dianthus plumarius, Saxifraga caespi- tosa, hypnoides, trifurcata, umbrosa, Geum, Se- dum involucratum , hybridum, spurium, oppo- sitifolium, kamischalicum , Ewersii, Anacamp- seros, Aubrietia delloidea, Arabis caucasica, Alyssum saxalile, gemonense, Campanula pulla und pusilla, Thymian, Lavendel, Immergrün und viele andere. Das Immergrün, Sedum in- volueratum, hybridum, spurium, oppositifolium eignen sich auch für schattige Localiläten, die Saxifragen gedeihen auf halbschatligen, dem Tropfenfall nicht ausgesetzten Localitäten noch ganz gut. Für sehr sandigen Boden wären ausser Armeria auch einige andere einhei- mische Pflanzen, wie Lychnis viscaria , Se- dum acre, Thymus Serpyllum , Dianthus are- narius, Sempervivum tectorum etc. zu empfeh- len, kurz an mannichfachen zu gewissen Zei- {ten einen reichen Flor liefernden Gewächsen fehlt es nicht. Es gedeihet nur in der einen Gegend die eine Pflanze besser als die an- dere, eine kurze Beobachtung wird aber stets . II. bald zeigen, welche Pflanzen vorzugsweise zu solehem Zwecke zu verwenden.sind. — (E. R.) 12) Der Balsam-Bog. (Bolax Gle- baria Comm.) Es ist dieses eine der in- teressantesten Pflanzen der südlichen Halbku- gel, welche zuerst von Commerson auf Terra del Fucgo, später von Anderen in Good suc- cess Bay in Staten Land, Hermite Island und auf den Falkland’s Inseln entdeckt ward. Die Engländer haben diese Pflanze Balsam-Bog (Sumpf-Balsam) , die Franzosen Gommier (Gummibaum) genannt. Nach Weddell kommt sie auch in Patagonien und in den Anden Peru’s vor. Als 1764 die Franzosen eine Niederlassung auf den Falklands-Inseln gründen wollten, da schilderte Abbd Pernelty jene Gegend: in der folgenden Weise: „Aus der Ferne glaubten wir ein durch- aus trocknes dürres Land zu finden. Sobald wir jedoch den Fuss an das trockne Land setzten, sahen wir, dass es gänzlich von einem 1 — 1! Fuss hohen buschigen Strauch be- setzt war, welcher selbst auch auf den höhe- ren Hügel wuchs, so dass er unserm Vordrin- gen Schwierigkeiten in den Weg setzte. Wir waren sehr ermüdet, und diese Pflauze be- deckte alles so gleichmässig, dass sie hier von Anbeginn ungestört * vegetirt zu haben schien.“ — Eben so erzählt auch Perneity schon von der harzigen Eigenschaft dieser Pflanze. Die Insel aber nannten die Franzo- sen Ile Brulee (Feuer - Land) , weil der Com- mandant jener Expedition, Bougainville, mit Feuer diesen Strauch vertilgen liess, um das Land leichter betreten zu können. Diespätern Colonisten wussten einen bessern Gebrauch von diesem vegetabilischen Gummi zu machen. Dieses Gummi ist im flüssigen Zustande weiss, im erhärteten ambrafarbig. Dasselbe be- sitzt einen starken aromalischen, dem Weihrauch ähnlichen Geruch und schwitzt in Tropfen aus, die zu Körnern bis ?/s Gran an Gewicht er- härten. Im Licht verbrannt, leuchtet es wie gules Harz und verbreitet einen angenehmen Wohlgeruch. Dabei bleibt eine schwarze ölige Masse zurück, die sich in Wasser nicht löst und trocken erhärtet, so dass sie einen vor- treffllichen Lack liefern möchte, Der Geruch Nolizen. 157 ist so penetrant, dass man ihn einige Tage lang von den Fingern nicht vertreiben kann. Wein - Spiritus löst einen Theil des Gummi, ein anderer Theil bleibt ungelöst zurück. Die dichten 1 — 3 Fuss hohen Büsche, welche die Pflanze bildet, sind von einer ein- zigen Pflanze entstanden, die im Zustand der ersten vollkommenen Ausbildung, d. h. wenn sie Blumen und Samen zu tragen beginnt, noch so klein ist, dass sie Hooker in diesem Zustande zu den kleinsten Formen der Dol- dengewächse (Umbelliferae) zählt. Die unie- ren Blätter sterben nun ab und die Spitzen wachsen immer weiter, und auf diese Weise entstehen jene eigenthümlichen dichten Büsche, Das Blatt ist hellgrün und dreischnitlig; sie stehen dicht rundum , "so dass die Spitze je- des Astes eine Form wie eine niedergedrückte Pyramide darstellt, gebildet von Blättern, die dachziegelförmig ähnlich den Schuppen einer Artischoke übereinander liegen. Diese Büsche sind so dicht und fest, dass sie das Gewicht eines Mannes tragen. Wo man Aeste und Wurzeln abbricht, fliesst das Gummi wie bei einer Euphorbia aus. Erst im Jahre 1855 gelang es Herrn Rennie, ein gan- zes Exemplar dieser interessanten Pflanze dem Museum zuKew mitzubringen, welche 303 Pfd. wiegl. Dieser Busch ist mit den seltenen weissen Flechten des Vaterlandes noch dicht bedeckt und gibt ein deutliches Bild der Ve- getation der Inseln des Südens, wo sie und das Tussakgras den Charakter der Gegend be- dingen. Der Versuch, lebende Pflanzen in jungen Exemplaren in einem Ward’schen Kasten ein- zuführen, scheiterte dieses Mal, wird aber bei den Anstrengungen, die der Garten zu Kew macht, alle interessanten Pflanzen daselbst auch in lebenden Exemplaren einzuführen, in kürzerer oder längerer Zeit ebenfalls gelingen. (Hooker’s Journ. of Botany.) 13) Das Veilchen von Rouen. (Viola rolhomagensis.) Es ist eine harte perennirende Pflanze, die mit Viola tricolor nahe verwandt ist. Wegen ihrer reichlichen Blüthe von Mai bis Spätherbsit und der hübschen blau und violeit gezeichneten Blumen wird diese Pflanze jeizt von verschiedenen Seiten kräftig als Zier- pflanze für den Garten empfohlen. In Botani- 158 schen @ärten ward sie schon lange cultivirt, ohne jedoch Beachtung zu finden. Mit Viola tricolor kann diese Art nicht rivalisiren. — (E. R) 11) Zerstörung des Gutta-Percha. Es gibt kaum einen Pflanzenstoff, der in neue- rer Zeit allgemeiner angewendet wird, als die- ses Gummi. Bis jetzt hielt man denselben für fast unzerstörbar und benutzte ihn daher zum Ueberzug von Metall, um dieses vor dem Einfluss der Feuchtigkeit zu schützen. man jetzt aber die Entdeckung gemacht, dass ein Pilzmycelium, den Gutta- Percha - Ueber- zug von im Boden liegenden Telegraphendräh- ten vollständig zerstört hat. — (E. R.) 15) In der Colonie Victoria in Süd- australien wachsende Nutzpflanzen Die Zahl derselben ist sehr gering. Das Laub von Kennedya prostrata und Baeckia utilis wirg als Thee gebraucht. In England hat Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. DasLaub von Acacia myrlifolia und Daviesa latifolia, welche beide häufig und massenhaft dort wild wachsen, werden wie Hopfen verwendet. Die Samen derjenigen Acacia Arten, die die Eingebornen Nundo nennen, werden ge- saınmelt, auf Asche geröstet und gegessen. Sie bilden eines der hauptsächlichsten Nah- rungsmittel der Eingeborenen. In ähnlicher Weise geröstet, werden die Wurzeln der Scorzonera Lawrenei und einiger Geraniaceen gegessen. Die Blätter von 2 Mesembrianthemui, die an den Sandküsten des Meeres wachsen, wer- den besonders zum Fleisch genossen. Nitraria Billardieri trägt eine Frucht von der Form und Grösse einer Olive. Dieselbe ist dunkelroth. angenehm von Geschmack und wird von den Eingeborenen sehr geliebt — (E. R.) IV, Literatur. er. WePrimmiee florae amurensis. Mit 10 Tafeln und einer Karte. Leipzig bei Leopold Voss. Petersburg bei Eggers u. Coınp 5 Rthlr. 17 Negr. 1) Maximowicz, Der Reisende des Botanischen Gartens, Hr. C. J. Maximowiez, von dem wir in diesen Blättern öfters gesprochen haben, gibt uns in diesem, einige 60 Bogen starken Werke in Quart, zunächst eine Aufzählung aller der im Amurgebiete von ihm, Schrenk und Maak ge- sammelten Pflanzen. Im Ganzen sind 915 Arten aufgeführt, welche theils beschrieben, theils mit wissenschaftlichen Bemerkungen ver- sehen sind. Unter ihnen finden sich zahlrei- ehe neue, grossentheils vom Verfasser ent- deckte Arten und füralle ist der Verbreitungs- bezirk nachgewiesen. Der Aufzählung folgen gründliche Nach- richten: über die verschiedenen Floren-Gebiete, welehe der Amur und dessen Nebensiröme durchzieht. Dann Bemerkungen und Beob- achtungen über das Klima, hierauf Betrach- tungen über Verbreitung der Holzgewächse, ferner über Begrenzung, Physiognomie - und Floren-Statistik des Amurgebietes. Der 6. Ab- schnitt gibt Nachrichten über die Nutz- und Culturpflanzen des Amurgebieles. In einem Supplementum endlich ist die vollständige Aufzählung der um Peking wild wachsenden Pflanzen gegeben. Wir hätten somit durch Hrn. Maximowiez eine vollständige Kenniniss eines weiten, bis jetzt botanisch fast unbekannten Gebietes Asiens erhalten, das in neuerer Zeit dem rus- sischen Reiche abgetrelen ward. Es ist dies nicht blos ein höchst wichtiger Beitrag für die Kenntniss der Flora Asiens und die Verbrei- tung vieler Pflanzen, sondern es ist durch die Arbeit desselben auch unsern Gärlen eine r&i- ehe Fundquelle für viele interessante, in den Gärten Europa’s noch durchaus harte Pflanzen eröffnet worden, Viele derselben sind schon a — IM. durch Maximowiez, Maak und von Schrenk eingeführt und theils vom hiesigen Garten ver- theilt worden. Andere wurden neuerdings vom Reisenden der russischen geographischen Ge- sellschaft Hrn. Radde eingeführt. Endlich ist auch Herr Schmidt neuerdings in jene Gegen- den abgegangen und Hr. Maximowiez ist eben- falls wiederum dorthin abgereist , Forschungen auf Japan und das südiichere Amurgebiet jetzt anszudehnen. Diese verein- ten Anstrengungen so vieler tüchliger. Männer werden für den Gartenbau ihre segensreichen Folgen haben. (E. R.) um seine 2) DieHebung des Obstbaues von Hermann Haffner, Pomolog etc. Nürn- berg 1858. J. A. Stein, Der Heır Verfasser hätte obigem Titel noch die Worte ‚in Bayern‘ zuseizen können, denn die Schrift ist für dieses Land vorzugsweise bestimmt. Es enthält ausser einer Einleitung zwei Abschnitte, wovon der erste den Zustand des Obsibaues in Bayern schildert und die Mängel desselben aufdeckt, der zweite dieMit- tel zur Hebung des Obstbaues angibt. Das Buch ist gewandt und klar geschrieben und enthält, die Einrichtungen in Würltemberg zu Grunde legend, eine Menge von schälzbaren Andeutungen, die in jedem Lande Nutzen bringen können, wo dem Obstbau noch nicht diejenige Aufmerksanıkeit zugewendet wird, wie in den südöstlichen Staaten Deutschlands. Der Verf. kennt ohne Zweifel seinen Stoff gründlich und scheint selbst. ein erfahrener Obstbaumzüchter zu sein. Gleichwohl scheint der Titel mehr zu versprechen als das Buch leistet. Es ist keine Schrift für den Obstzüchter selbst, -obschon er manches daraus lernen kann, sondern mehr eine öffentliche Ansprache an die Laudesregierung, an Behörden und land- wirthschaftliche Vereine. Dieselbe würde viel passender in Form von kürzeren Artikeln in öffentlichen Blätlern Platz gefunden haben, als -in einem für den allgemeinen Vertrieb bestimm- ten Buche. Missfällig ist darin die überall ein- geflochtene Polemik gegen Personen , Anstal- ten und ein bereits als schlecht und nachthei- lig wirkend bezeichnetes Lehrbuch der Obst- baumzucht, die kleine Schrift von J. Erhard Notizen. 159 Ernst, welche allerdings das Erbärmlichste ist, was in neuerer Zeit über diesen Gegenstand geschrieben worden ist. Der Herr Verfasser brauchte ja nur einfach anzugeben, wie man es besser machen müsse, denn damit häite er das Falsche am wirksamsien bekämpft. Wir theilen grösstentheils seinen Tadel gegen das Bestehende, und stimmen mit seinen Verbes- serungen, glauben aber nicht, dass er den rechten Weg eingeschlagen hat. Wir em- pfehlen das kleine Buch allen Männern und Behörden, die Beruf und Verpflichtung haben, diesen Zweig der Landwirthschaft zu heben, und wünschen, dass die wohlgemeinten Worte nicht in den Wind gesprochen sein mögen. (J.) 3) Die vortreffliehe Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau von Oberdieck und Lucas hat ih- ren fünften Jahrgang begonnen. Sie ist mit diesem an eine andere Verlagsbuchhandlung (Ebner und Seubert in Stuttgart) übergegan- gen, welche, ohne den Preis zu erhöhen, die Abbildungen vervielfälligen wird. Diese Zeit- schrift, worin fast alle bedeutenden Fach- leute und Pomologen Deutschland und meh- rere bedeutende Männer des Auslandes ihre Erfahrungen und Kenntnisse niederlegen, ver- breitet sich immer mehr und hat schon unbe- rechenbaren Nutzen geslifte. — In demsel- ben Verlage erscheint auch das neue ‚‚llu- strirte Handbuch der Obstkunde,“ wel- ches nach Beschluss und auf Veranlassung der Versammlungen deulscher Pomologen in Naum- burg 1851 und in Gotha 1857 im Vereine vie- ler Pomologen von Fr. Jahn, Lucas und Ober- dieck herausgegeben wird. Wir machen Le- ser, welchen der Prospect oder die bereits erschienenen Lieferungen nicht zur Hand ge- kommen, auf dieses bedeutende Werk, wel- ches einem seit Jahrzehnten gefühlten Bedürf- niss abhelfen wird, gebührend aufmerksam. Das Handbuch wird alle für die Tafel, wie für wirthschaftliche Zwecke brauchbare, in Deutsch- land und der Schweiz jetzt in Cultur befindli- che Obstsorten sämmtlicher Obstgatiungen um- fassen, und eine genaue Beschreibung nebst Umriss- und Durchschnittszeichnung geben. Eine Hauptaufgabe der Bearbeiter wird sein, 160 nur das wirklich werthvolle Obst aufzunehmen und dieNamensverwirrung möglichst zu besei- tigen — Wir knüpfen daran den Wunsch, dass auch unsere Leser in Russland diesem wichtigen Unternehmen Theilnahme schenken möchten. Ja es würde für Deutschland der grösste Gewinn sein, wenn gutes Obst, wel- ches in den Ostseeprovinzen Russlands sich als vorzüglich bewährt , bei uns bekannt und eingeführt würde, um solches in den rauhe- Gartenflora Deu,schlands, Russlands und der- Schweiz. sten Gegenden, besonders auf höheren Gebir- gen anzupflanzen. Sicher gibt es manche sogenannte Nationalsorten, d. h. solche, wel- che entweder dort aus Samen entstanden, oder schon seit langer Zeit allgemein verbrei- tet sind. Ist doch der in Deutschland so be- liebte Cieatapfel (Astrakanischer Eisapfel) auch ein Geschenk Russlands und verdanken wir doch dem südlichen Russland manche andere schätzbare Obstsorte. (J.) V. Personalnotizen. 1) Am 25.Nov. 1855 starb zu Wernigerode der Hofgärtner Kunicke noch im kräftigen Mannesalter, obschon längere Zeit kränklich. Er hatte die schwierige Aufgabe durchzufüh- ren, eine bedeutende Gärtnerei nur durch diese selbst zu erhallen und dieses ist ihm eine lange Reihe gelungen. Gärtnerei zeichnete sich durch eine sehr voll- von Jahren ständige Sammlung von perennirenden Pflan- zen, sogenannten Slauden aus, womil er ver- breiteten Handel trieb. Es ist dieses wohl die Seine grösste Staudensammlung in Deutschland, die botanischen Gärten natürlich nicht gerechnet. Auch den Obstbau hat der Verstorbene in den letzten Jahren sehr befördert. (J.) 2) Auf Antrag der Herren Gärtner hal der - Petersburger Gartenbauverein die Bildung ei- nes besondern Fonds beschlossen, der aus der Einnahme bestimmter Tage der grossen Aus- stellungen gebildet wird, aus dem hilfsbedürf- tige Gärtner und deren Hinterbliebene unter- stülzt werden sollen. . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Senecio Farfugium C. H. Sch. (Siehe Taf. 257.) Compositae $ Senecioineae. Im Jahrgange 1857 der Gartenflora | Lindley der Blumenschaft kürzer als pag. 350 und 381 wurde‘ unter den neuen Zierpflanzen auch das Farfugium grande Lindl. beschrieben und als eine der schönsten neuen Einführungen em- pfohlen. Jetzt !:önnen wir sie den Le- sern auch in einem getreuen Bilde vor- führen, welches unser geschickter Pflan- zenzeichner Herr Schlumberger nach einem im Topfe gezogenen Exemplare anfertigte, das im October bis Novem- ber im hiesigen Garten blühte. Obgleich Doppeltafel , gestattete der Raum doch nur, neben dem doldentraubigen Blü- thenschafte ein einzelnes, und keines- wegs eins der grössten Blätter abzubil- den; die beigefügte Vignette wird je- ‚doch genügen, um eine deutliche Idee von der Tracht der ganzen Pflanze zu geben, die allerdings den ihr vorange- gangenen Ruf als schöne Blattpflanze vollständig rechtfertigt. — Eine nähere Vergleichung der blühenden Pflanze mit der Lindley’schen Beschreibung (siehe Jahrg. 1857, pag. 381) zeigte einige bedeutende Differenzen, so ist, nach VI, 1859, die Blätter, während er sie doch um wenigstens das Doppelte überragt; dann sind die röhrigen Scheibenblüm- chen nicht purpurn, sondern rein gelb wie die Strahlblümcehen , werden aber im Verblühen bald röthlichbraun und endlich konnten wir an den nach Lind- ley zweilippigen Strahlblümehen nicht die Spur einer zweiten, inneren Lippe entdecken, -— Seither fanden wir in den Berliner Garten - Nachrichten eine“ Notiz von Prof. Koch, dass die neue Gattung Farfugium ganz unhaltbar und überflüssig und dass das Farfugium grande ‘eine Ligularia ist, oder nach dem gelehrten Kenner und Bearbeiter der Compositen, C, H. Schultz, der die- ses Genus nicht anerkennt , sondern zu Senecio zieht, zu Senecio gehört und von ihm sSenecio Farfugium genannt wurde, ein Name, den wir nicht anste- hen, sofort zu adoptiren. Diese schöne Staude wurde als voll- kommen hart bezeichnet, uns fehlen bis jetzt noch alle Erfahrungen darüber, 11 162 Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. für deutsche Winter müssen sie erst!nes, reich gelb geflecktes Laubkleid noch gemacht werden, in England hält | ist im Winter besonders werthvoll. sie allerdings aus, und ihr immergrü- Do (E. 0.). b)Bouvardia leiantho-longiflora. (Siehe Taf. 258.) Rubiaceae. MitFreude begrüssten wir diese Hy- briden, die ersten, welche in der schö- “ nen Gattung Bouvardia erzielt wurden, ja wahrscheinlich wohl die ersten in der ganzen grossen Familie der Rubia- ceen; denn nach der angegebenen Ab- stammung liess sich etwas Vorzügliches erwarten, und in der That , unsere Er- wartungen sind vollkommen erfüllt wor- den. Herr Parsons in Brighton ist der glückliche Züchter, der dann das Eigen- thumsrecht an die Herren E. G. Hen- derson und Sohn in London abtrat, die ihrerseits im September 1857 die vier aus derselben Befruchtung erzielten For- men in den Handel brachten. Sie stam- men väterlicher Seits von der scharlach- rothen B. leiantha Bnth., eine der be- sten Pilanzen, die der Züricher botani- | sche Garten sich rühmen darf, eingeführt zu haben, von allen Bouvardien die dankbarste für den Winterflor und alsı solche unentbehrlich für den Schmuck der temperirten Häuser, während der blüthenarmen, dunklen Herbst- und Win- termonate; dagegen deuten die lockeren Inflorescenzen, die Grösse und das Co- lorit der Blumen unverkennbar auf B.\ longiflora H. B.:K. als Mutter, und wir dürfen diese Bastarde mit Sicherheit in der Zahl der gut constatirten Bastarde aufnehmen. B. longiflora, von Mexico stammend, zeichnet sich vor allen übrigen Bouvar- dien aus durch die grossen, rein-weis- sen, süss duftenden,, in lockerer Trug- dolde stehenden Blüthen, sie ist leider in der Cultur sehr diffieil und daher verhältnissmässig eine seltene Pflanze trotz ihrer Schönheit : glücklicher Weise haben die Hybriden von ihr nur die Vor- züge geerbt bis auf den Wohlgeruch, der nicht mehr bemerkbar ist, dagegen zeigen sie ganz denselben robusten Wuchs, dieselbe Blüthrnfülle im Winter und Sommer, die uns B. leiantha so werthvoll machen. Mit dieser Letzteren verglichen, zeigen die Bastarde eine mehr gestreckte, weniger buschige Tracht, | die Blätter sind grösser dunkelgrün und schwächer behaart, der Blüthenstand weit lockerer und umfangreicher, die Blumen in allen Theilen mehr als doppelt grös- ser, Von den 4 Formen dieses Bastar- des, Hogarth, Oriana , Rosalinde und Laura getauft, haben wir nur die erste und letzte als die von einander abwei- chendsten abbilden lassen. Hogarth mit Nr. 1 bezeichnet, hat das dunkelste Co- lorit. ein schönes mattes Scharlach, we- niger brillant als das leuchtende‘ Schar- lach der B. leiantha, aber eine ‚sehr warme, reine Farbe; — Oriana ist et- was heller gefärbt, mehr in’s Rosa spie- lend und vielleicht der vorigen zu ähn- iv I. Originalabhandungen. 163 lich ; dann folgt die noch hellere Rosa- | brochener Folge den herrlichen Blüthen- linde mit einem seltenen, schwer zu be- | schmuck zu entwickeln. — schreibende. Üolorit, das man als rosa- lachsfarben bezeiehnen möchte und end- lich die mit unter Nr. 2 abgebildete B. Laura, im Colorit die zarteste, rosa- incarnat, alle gleich schön und ausge- zeichnet. Die grossen, vielblüthigen Blumenbüschel werden von Henderson sehr passend mit den prächtigen Inflo- rescenzen der verschiedenen Jxora - Ar- ten verglichen, Form, Grösse und Fär- bung zeigen grosse Aehnlichkeit. — Cultur wie bei B, leiantha; im Mai an sonniger Lage in’s Freie gepflanzt, werden sie bis Ende September stattli- che Exemplare, die dann soresfältig mit Ballen herausgenommen und in’s tem- ‚perirteHaus gebracht, die Störung leicht überwinden und fortfahren , in ununter- Im Früh- jahr schneidet man die nun ziemlich er- schöpften Pflanzen stark zurück und will man Vermehrung, so benutzt man die bald sich entwickelnden jungen Triebe zu Stecklingen, die sich rasch bewur- zeln bei Bodenwärme, und bringt die alten Exemplare wieder in’s freie Land, sobald die Erde durchwärmt ist, etwa gegen Mitte Mai, um sie wieder für die nächste Herbst- und \Wintercampagne zu kräftigen. Dass sie für Bouquets sich vortreff- lich eignen und in den Wintermonaten einen höchst willkommenen Beitrag da- zu liefern, wirdihnen einen um so höhe- ren Rang in der Gunst der Blumenfreunde sichern. (E. O0.) 2) Eıklärung des Planes auf Taf. 259. Die Leser werden schon auf dem beiliegenden Situationsplane aus dem Grundrisse des Wohngebäudes die Ab- sicht des Besitzers ersehen, durch Er- stellung mehrerer Ein- und Ausgangs- punkte bei A a und A b durch die an A b angeschlossene Veranda seinem Garten ein lebhaftes Interesse zu schen- ken. Weniger ein Blumenfreund und Pflanzenkenner, sondern mehr Freund ‚der schönen Natur, war es ihm mehr darum zu thun, durch Anlage schöner Gebüschgruppen , die im Frühlinge und Sommer durch schönes Laub und Blü- then glänzen, durch Aufstellung einiger Nadelholzgruppen, deren Grün dem Auge in den trüben Wintertagen so wohl thut und durch einen schön gehaltenen Ra- sen seiner Liebhaberei Ausdruck zu ver- leihen. Um jedoch nicht einseitig zu scheinen und weil sein Sinn für Schön- heit wohl einsah , dass Blumen nament- lich im Sommer zum Schmucke des Gar- tens sehr viel beitragen , gestattete er auch die Anlage einiger Blumenbeete, mit der Bedingung, dass bei der Aus- wahl der Arten für diese Blumenbeete namentlich auf leuchtende Farben und lange andauernden Flor Rücksicht zu nehmen sei. Gegen die Anwendung von Blattpflanzen war er ebenfalls nicht, weil diese, seiner gewiss richtigen Mei- nung nach, auch mithelfen, den Garten formenreicher und abwechslungsvoller zu machen. Wir wollen nun nach diesen vor- ausgeschiekten Bemerkungen zur Erklä- rung des Planes schreiten und finden bei A das Wohnhaus, mit welchem eng verbunden ist I) ein kleiner Gartensalon 11» ‚164 A a, der im Sommer zum Gesellschafts- locale, im Winter zum Aufbewahrungs- orte der zur Decoration des Gartens nothwendigen Topfpflanzen, einiger Kü- belpflanzen und Pflanzen für den Win- terflor dient; 2) die dem Hausflügel A b angeschlossene und mit ihm durch einen Gang verbundene Veranda B, die zur Bekleidung raschwüchsige schönblühende, schönblättrige und angenehm riechende Schlingpflanzen erhält. Z. B. Aristolo- chia Sipho, Clematis Vitalba et Viticella, Vitis Labrusca, Ampelopsis hederacea (Hedera quinquefolia), Clematis Flammula, Glyeine chinensis, Bignonia radicans, Lonicera Caprifoliım. Ihr dichtes Laub- dach, das die Sonnenstrahlen nur schwach durchbrechen lässt, macht diese Veran- den, abgesehen davon, dass sie in ar- chitectonischer Beziehung die Verbin- dung zwischen Haus und Garten sehr gut herstellen, zum Lustwandeln und Ausruhen zugleich sehr bequem, Der Veranda zur Seite befindet sich der Haupt-Eingang C der zur Remise D führt. Dem Eingange zur Seite Einfriedigung entlang (von grün an- gestrichenen Brettern) befindetsich eine Rabatte, die mit Immergrün einge- fasst ist, ausserdem aber noch mit Spalieren, die an die Wand geheftet werden, versehen ist; und zwar stehen | gegen das Portal zu, als weniger son- nig: Kirschen, Reineclauden .und Mira- bellen, gegen die Scheune zu Pfirsiche und Aprikosen. Abwechselnd enthält die Rabatte noch Paeonia chinensis var. und perennirende schöne Phlox-Sorten. — | Der Aufenthalt in der Veranda wird noch angenehmer durch die Nähe des Ovals L, dessen Mitte ein kleiner Spring- brunnen O ziert. Den Rand umgibt der | - Gartenflora Deutschlands , Ruslands und der Schweiz. leicht aus Draht geflochtene Gitter von 1 — 11%‘ Höhe, welches das Oval von dem Wege ringsum trennt. Als Einfas- sungspflanze des Ovals dient die schön grüne und gleichsam ein Polster bil- dende Saxifraga caespitosa. Geschlos- sen wird diese Partie durch die Ge- büschgruppe J g und J h, welche letz- tere das kleine Ruheplätzchen N enthält und zugleich den Gemüsegarten dem Auge (von B. aus gesehen) etwas ver- schliesst. Sie enthalten an Sträuchern: Syringa de Marly et grandiflora (Hinter- grund), Syringa persica (Mittelgrund), im Vordergrund ganze Reihen von Spi- raea prunifolia, hypericifolia, ganz vorn einen Kranz von Indigofera dosua. — Gegen Jg zu Hibiseus-Arten mit Deutzia scabra (Hinter - und Mittelgrund), Cea- nothus americanus et Ceanothus ovatus azureus mit Deutzia gracilis abwech- selnd. Vis & vis dieser liegt die Gruppe K f. Zur Deckung des Jauchetroges A c dienen Haselnusssträucher. Aus- serdem enthält die Gruppe Cytisus La- burnum, Lonicera tatarica c. var., und Crataegus - Arten (Hintergrund) , Ribes | sanguineum (Mittelgrund) , Cytisus ses- ' siliflorus, Spiraea callosa, trilobata und | Hypericum calyeinum_ (Vordergrund). Die Partie G e wird gebildet aus immergrünen Bäumen, und besteht. bei e e aus Pinus argentea (?) Thuja orien- talis et Juniperus communis, in der Mitte zwischen e e. Pinus Laricio, ca- labrica, Morinda und Juniperus sabina elegans. | Wir kommen zur Partie F., welche die Grenze des Gartens an 2 Seiten bil- det. Die Gruppe F d schliesst der Ruhe- platz M ein und ist durchweg mitRoth- eine 2’ breite Rabatte mit wurzelächten | tannen, untermischt mit einigen Birken, Rosen und dunkelrothe Petunien oder | bepflanzt. Gruppe F b gegenüber dem eine andere passende Pflanze zieren das ' Gartensalon besteht aus Acer Negundo, x I. Originalabhandlungen, pensylvanicum, tataricum, Rhus Coti- nus (Hintergrund), Philadelphus grandi- florus, Zeyheri, coronarius (Mittelgrund), im Vordergrund bleibt der Platz minde- stens 3 Fuss breit leer als Reserve; um im Sommer Scarlet- Pelargonien mit Py- rethrum Parthenium fl. pl. hinzupflanzen. (Ich meine hier höhere Pelargonien, da Pyrethrum , insofern Pelargonium Thom Thumb angewendet würde, als Einfas- sung zu hoch wäre,) ‘Die der Hauptfacade gegenüber lie- gende Rasenpartie E nimmt die Rosen- gruppe a auf, welche mit folgenden Ro- sen, bepflanzt wird, hochstämmig: G£ant de bataille, Prince Leon de Kotschy- by, Lord Raglan; halbstämmig:Mdme. Laffay, La Reine ‚- Mdme, Lamorieciere; niedere: Bourbon, Souvenir de la Mai- _ maison und Mdme. Desprez. — Ferner die Gruppe ce bepflanzt mit Acer Negundo fol. var. Elaeagnus angustifolia,”Shep- herdia canadensis, Mespilus arbutifolia, Salix rosmarinifolia und einen Kranz von Weigelien im Vordergrund. Der über- dies noch leere Platz erhält zum Ein- pflanzen Fuchsien während des Som- mers, Die Blumengruppen i enthalten 1) Pensees, 2) Sommerlevcojen (oder Phlox Drummondi Leopoldi mit Lobelia bicolor. eingefasst); zwischen die Som- merlevcojen kann. Linum grandiflorum gesäet werden, Dasselbe blüht früher als die Levcojen, dessen Laub gibt den Levcojen keinen Schatten und kann, so- bald die Leveojen erstarkt sind, entfernt werden. L 1) Hyacinthen mit Crocus ein- gefasst, 2) niedere Georginen (die neuern Zwerg-), K 1) Tulpen. 2) Canna - Ar- ten mit Pennisetum longistylum einge- fasst (letzteres ein Gras, das nicht ge- nug empfohlen werden kann). 165 Die Blumen-Rabatte längs der Haupt- Fagade erhält Schlinspflanzen, welche an ein Spalier angeheftet werden, das bis zu den Fensterbänken geht. Die zu verwendenden Schlingpflanzen sind, Maurandia albiflora, purpurea-grandiflora, Passiflora Comte de Kisseleff, Clematis azurea grandiflora , patens, lanuginosa und bicolor, Tropaeolum canariense und Lophospermum scandens nebst Tro- paeolum minus coccineum. (eine herrli- che Varietät, die weit früher und eben so voll und feurig blüht als die Var. von Lobbianum). Von Blumen setze man auf dieselben Nierembergia grandiflora, Brachycome iberidifolia und Verbena Maonetti. . Auf den einzelnen Partien sind fol- gende Rasenbäume, Rasensträucher und Stauden vertheilt. Partie E. 1) Salix babylonica oder 9. sibirica pendula; 2) mehrere Delphinium formosum. 3) 4) 5) Arundo Donax versicolor. 6) Ce- drus Deodara. 7) Retinospora ericoides. 8) Cupressus funebris. Partie F. 9) Tamarix Libanotis. 10) Tamarix ger- manica. Partie G. 11) Buxus semper- virens fol. argent. et luteo-varieg. 12) Juniperus Oxycedrus. 13) Taxus hyber- m nica. Wir haben nun noch den Gemüse- garten H H übrig. Derselbe ist mit Bux eingefasst, hat den breiteren Wegen ent- lang in gehöriger Distanz Obstpyrami- den mit Beerenfrüchten dazwischenge- stell. Dem kleineren Wege entlang sind Himbeeren gepflanzt. Auf der Ra- batte H a der Mauer entlang finden sich die besten Rebsorten in Spalierform ge- zogen. — Zürich, den 11. Jan. 1859. (G. Lorch.) 166 3) Die Ausstellungs- und Verkaufshalle des Ungarischen Garten- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. “ bau-Vereins und über Bildungs-Anstalten für Gärtner. Der Ungarische Gartenbau-Verein hat sich erst kürzlich gebildet. Unser Wiener - Correspondent berichtete schon von dem Vorhaben desselben, eine permanente Ausstellungshalle, verbunden mit Ver- kaufslokal einzurichten. Seitdem hat dieser Verein die beiden Brückenhäuser der ehemaligen Schiffbrücke pachtweise übernommen und richtet solche schon zu oben benanntem Zwecke ein. In die permanente Ausstellungshalle können die Mitglieder jederzeit unentgeltlich eintreten. Hier wird eine Bibliothek aus den wichtigsten Gartenwerken auf- gestellt und ausserdem alle mit dem Gartenbau in Berührung stehenden Ge- genstände als Zier- und Nutzpflanzen, Gartengeräthe, Samen, Früchte, Gemüse etc. zur Schau ausgestellt. Gegen Ab- gabe gewisser Procente wird vom Ver- ein ausserdem noch der Verkauf der ausgestellten Gegenstände besorgt. — Wir gestehen es, wir sind gespannt, wie sich diese Einrichtung bewähren wird. Erfahrungssache ist es, je mehr Vereine aller Art, welche gemeinnützige Zwecke verfolgen, festes Eigenthum haben, das eine beständige Aufsicht erfordert, je mehr wurden die Mittel solcher Gesell- schaften nach einer Richtung abgezo- gen, und je weniger ward geleistet. Ver- suchsländer, Obstgärten , Baumschulen, Verkaufs-Anstalten, eigne Gebäude eie,, alles dieses sind entweder Einrichtun- ner, denen durch soiche Anstalten Con- currenz gemacht wird. Eine Verkaufshalle, verbunden mit‘ einem öffentlichen permanenten Aus- stellungsgebäude, also gleichsam ein Ba- zar für alle mit dem Gartenbau in Ver- bindung stehenden Gegenstände ist bis jetzt, so viel uns bekannt, noch von kei- nem Gartenbau-Vereine gebildet worden. Die Zukunft wird zeigen, welchen Ein- fluss eine solche Anstalt haben wird. Wir wünschen, dass Gartenbau - Verein damit die Resultate erreichen möge, die er mit rüstigem Ei- fer anstrebt. Einführung und Verbreitung nützli- cher Pflanzen ete., Nachweise über die besten Bezugsquellen, Austausch der Erfahrungen und Mittheilung der ge- wonnenen Resultate, Verbreitung nützli- cher Schriften, Belohnung ausgezeichne- ter Leistungen, Weckung des Sinnes für den. Gartenbau, Hinwirkung auf Bildung tüchtiger Gärtner ete. das sind wichtige Gegenstände genug , die jedem Vereine‘ der Art ein weites Gebiet der Thätig- keit öffnen, Wo sich aber die Thätigkeit eines Vereines in einem Punkte zu sehr eoncentrirt, läuft derselbe Gefahr, dass er sich hierdurch selbst den Hemmschuh für seine allgemeine Thätigkeit an- legt. Wir kennen nur einen Punkt, in. welchem allenfalls die Thätigkeit eines der Ungarische _ gen, die den grössten Theil der Fonds der Gesellschaften verzehren, ohne dass das Resultat den gehegten Erwartungen entspricht , oder sie entfremden dem Vereine, sofern sich diese Anstalten gut rentiren, gerade die praktischen Gärt- solchen Vereines ihren Centralpunkt fin- den kann, das ist gegenseitige Mitthei- lung der von Jedem Einzelnen gewonne- nen Erfahrungen und die darauf ge- stützte Mittheilung nützlicher Kennt- nisse, I. Originalabhandlungen. In der gegenseitigen Mittheilung der gewonnenen Erfahrungen beruht gerade die-ganze Stärke des Vereinslebens. Die vortheilhaften oder nachtheiligen Erfah- rungen, die von Jedem Einzelnen ge- macht wurden, sie werden Allen be- kannt und ersparen wieder Jedem einzel- nen Verlust an Zeit und Geld. Eine permanente Ausstellungshalle wird ge- rade diesen Zweck einer Gesellschaft fördern, sie wird ferner auch alles Em- pfehlenswerthe schnell weitern Kreisen bekannt machen, Ob aber der damit verbundene Verkauf nicht geeignet ist, die Gesellschaft auf Abwege zu führen, d. h. zum Concurrenten der Einzelnen zu machen, das muss die Zukunft leh- ren, da in dieser Beziehung noch keine Beispiele ähnlicher Einrichtungen vor- Jiegen. Mit der Mittheilung und Verbreitung der gewonnenen Resultate und Kennt- nisse, da steht noch so manches Andere in-Verbindung, welches wir als Aufgabe von Gartenbau-Gesellschaften betrach- ten, von denen aber Einzelnes vielleicht noch lange in das Gebiet der frommen Wünsche gehören wird. Veranlassung und Prämirung tüchtiger Schriften ist schon von manchem derartigen Vereine angestrebt worden und wird gerade jetzt auch von dem Russischen Gartenbau- Verein in Petersburg durch Ausschrei- bung ziemlich bedeutender Prämien an- gebahnt. Druck der im Schoosse des Vereins gegebenen Mittheilungen gehört schon lange zu einem der Hauptzwecke ‚der tüchtigsten Vereine. — Dagegen ist bis jetzt die Hinwirkung auf die Bil- dung angehender Gärtner noch immer ein sehr vereinzeltes Bestreben geblie- ben, und wo dieses durch Einrichtung ‚ von Gärtner-Lehranstalten versucht ward, war man mit dem gewonnenen Resultate nicht immer zufrieden, Dennoch ist dies, 167 nach unserer Ansicht für-die nächste Zukunft eine der wichtigsten Aufgaben für Gartenbau - Vereine, und da jetzt in Deutschland die vielen verschiedenen ‚Vereine sich gegenseitig immer mehr die Händ zu reichen beginnen, so entschliesse man sich einmal zu gemeinsamem Handeln. Zugleich kann auch nur hierdurch , d. h. durch gemeinsames Handeln aller Ver- eine der wohl begründeten Klage aller gebildeten Gärtner ein Ende gemacht werden, dass der Stand der Gärtner nicht diejenige Achtung geniesse, die er doch den Anforderungen gemäss, die man jetzt an einen tüchtigen Gärtner stelle, wirklich verdiene. ' Sehen wir der Sache auf den Grund, so kann hier nur durch kräftiges gemein- sames Handeln geholfen werden. So lange wir nicht zwischen Gärtner und Gärtner unterscheiden, d. h. so lange jeder ungebildete Garten - Arbeiter, der nicht einmal im Stande ist, seine eigne Muttersprache correct zu schreiben, den Namen Gärtner sich zueignet ,„ — 50 lange Jeder, der eine grüne Schürze vor- "hängt und eine Giesskanne in die Hand nimmt, sich Gärtner schimpfen lässt, — so lange jeder Krauter, der einen un- wissenden Knaben 3 Jahre Mistbeete einstampfen, Wasser zureichen und an- dere Dienstleistungen thun liess, damit ‘das Recht hat. dem jungen Manne ein Lehrzeugniss einzuhändigen und ihn da- mit zum Gärtner zu stempeln, — so lange können diese Klagen nicht geho- ben werden. Wie wir zwischen Mau- rer und Zimmermann einerseits und Ar- chitekten andrerseits unterscheiden, so muss auch der Gärtner, der sich durch tüchtige Bildung auszeichnet und Exa- mina in dieser Beziehung abgelegt hat, entweder allein das Recht haben, den Ehrentitel Gärtner zu tragen, oder er muss einen ‘andern Namen erhalten, erst 168 dann kann es besser für den gebildeten Gärtner werden, erst dann kann ihm diejenige Achtung gezollt werden, die er durch seine vielseitigen Kenntnisse ver- | dient. Es sind das aber Fragen, die nur durch gemeinsames Handeln gelöst wer- den können. Ein einseitiges Auftreten in dieser Beziehung kann nichts helfen. Wir brauchen ebenso nothwendig oder vielleicht noch nothwendiger tüchtige praktische Gartenarbeiter, und auch unter ihnen müssten verschiedene Grade ange- bahnt werden, wie das beim Zimmer- mann vom Handlanger bis zum Meister geht. Eine solche Stufenleiter allein, welche sich auf das, -was Jeder weiss, begründet, beschränkt die Anmassung des Unwissenden, weist Jedem, nachdem was er sich angeeignet, seine richtige Stellung an, bedingt die Ansprüche, die Jeder zu machen hat und erleichtert dem Privatmann, wie dem Staate die Wahl. — Es müssen gewisse allgemeine Be- stimmungen getroffen werden , dass nur bestimmte Schulkenntnisse zur Aufnahme in die Lehre berechtigen und darauf muss weiter gebauet werden, dann wer- den wir Gartenarbeiter, Gartenlehrlinge, Gartengehilfen, Gartenkünstler, Handels- gärtner, Botanische Gärtner etc, bekom- men. Dieses setzt voraus, dass aber auch dem Gartenlehrling, nachdem er seine praktische Lehre vollendet, oder wäh- rend derselben die weitern Bildungsmit- tel geboten werden, und so werden Gar- Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. bauschulen und mindestens eine deutsche Gartenbau - Akademie zur dringenden Nothwendigkeit. — Das bittere Gefühl, dass Etwas in dieser Beziehung geschehen muss, steckt in jedem Gärtner. Es muss, dies aber etwas für alle Gauen Deutschlands allgemein Giltiges sein. Der gemeinsame Wille unter Vielen vermag Grosses. Wie. von Berlin aus die Allgemeinen Obst- ausstellungen angeregt wurden, so rege man in dieser Beziehung eine Allge- meine, von allen Gartenbaugesellschaf- ten Deutschlands oder Europa’s, durch Deputirte beschickte Versammlung an und das Angestrebte wird erreicht wer- den. Stellung angewiesen, und gewiss, er wird in dieser bestimmt auch die Ach- tung finden, die ihm durch sein un- ablässiges Streben und Arbeiten zu- kommt. — Wir schliessen mit der Bitte an Alle, die sich für diesen wichtigen Gegen- stand interessiren, solchen in diesen Blättern oder in andern verwandten Zeit- schriften zu besprechen. Erst muss die Presse vorarbeiten, und dazu werden auch alle andern Garten - Zeitschriften bereitwillig ihre Spalten öffnen. Wir aber haben heute diesen Gegenstand nur anregen wollen, und werden , nachdem mehr Stimmen laut geworden und sol- chen unterstützt haben, denselben noch einlässlicherer Besprechung unterwer- fen. — (E. Regel.) Fl Damit wird jedem Gärtner seine N ne WIESE zer 4 Ze —T, ZU EBENE 1. Originalabhandlungen. 169 4) Samenzucht von Perilla Nankineneis *). Es hält sehr schwer, in nördlichen Gegenden von dieser wegen ihrer schwarz- rothen Blätter jetzt so häufig im Som- “ mer auf Beete ausgepflanzten seltsamen einjährigen Pflanze reifen Samen zu be- kommen, und die Samenhändler mögen ihn wohl aus südlicheren Gegenden be- ziehen. Da man von diesen oft nicht mehr keimfähigen Samen. bekommt. (weil er wahrscheinlich nur ein Jahr gut bleibt), so muss dem Gärtner daran gelegen sein, selbst Samen zu ziehen. Die Pflan- zen im freien Lande blühen zu lassen, ist nicht rathsam, weil mit der Blüthe der Effect aufhört. Auch würde es nichts helfen, da der Same doch nicht reif wird. Das Ueberwintern jüngerer Pflan- zen hält schwer und ist lästig, und im glücklichen Falle ist die Samenernte da- von.immer kärglich, Man macht daher eine zeitige Aussaat im März und lässt ‚eine Anzahl von Pflanzen in Töpfen stehen, die man in einen luftigen Ka- sten oder in ein nicht zu feucht gehal- tenesHaus stellt, wo sie selbst weit vom Licht stehen können. Dabei sehe man darauf, buschige Pflanzen zu bekommen, um eine volle Samenernte zu gewinnen. Im September beginnt die unscheinbare Blüthe, und im October ist der Same reif. Dabei muss man die Pflanzen vor ‚feuchter Luft in Acht nehmen und frei stellen. Wollte man Samen zum Ver- kauf ziehen, so hätte man eine Anzahl von Pflanzen in einem hohen Mistbeet- kasten auszupflanzen und dabeitrocken zu halten, damit sie nicht zu gross werden. | (Jer.) *) Seit Jahren gewinne ich von der Perilla nankinensis auf die allereinfachste Art den besten keimfähigen Samen, indem im Septem- ber eine beliebige Anzahl Pflanzen aus dem freien Lande ausgehoben und in Töpfe ge- setzt wird, welches sie ohne alles Welken ertragen. In ein Warmhaus gestellt, zeigen sich in der kürzesten Zeit Knospen, die Blu- men entwickeln sich ebenso schnell und kaum vollständig abgeblühet , ist bereits im October der Same in grossen Massen vollkommen zei- ig. (F. F.) 5) Cultur des Eupatorium adenophorum. Diese in den Gärten als E. albidum oder album verbreitete Art ist eine der . besten für den Winterflor und liefert, gut eultivirt, prächtige grosse Pflanzen, so- wie eine Menge schöner weisser, wohl- riechender Blumen zum Abschneiden. Diese Pflanze blüht nur als grosses Exemplar, und muss demgemäss culti- virt werden. Man macht im Frühjahr vom März bis Mai Stecklinge , welche sich schnell bewurzeln, bringt die jungen Pflanzen in das freie Land in nicht nahr- hafte Erde, an einer sehr sonnigen Stelle, und hält sie karg mit Wasser, damit sie nicht zu hoch werden. . Um buschige Exemplare zu bekommen, muss man sie entspitzen , so oft der Trieb sechs Zoll lang ist. Da der Frost diese Pflanze leicht verdirbt, so muss man sie vor Ein- tritt desselben in grosse Töpfe pflanzen. Man lässt sie nun bis zum Eintritt der Kälte in Kästen stehen und lüftet diese fleissig; dann bringt man sie in eine Temperatur von 8— 10 Grad möglichst 170- nahe unter die Fenster, jedoch nicht in trockne Wärme, weil sie sonst die rothe Spinne bekommen und verkümmern. Die Blumen entwickeln sich im Januar und dauern im kalten Hause bis zum April. In einer Temperatur von 4 — 6 Grad stocken die Zweige leicht ab, und die Blüthen erscheinen später. i Auf gleiche Weise behandelt, blühen “ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | mehrere andere Arten von Eupatorium im Winter. Unter diesen schätze ich besonders eine mir als E. species aus Mexico mitgetheilte Art, welche auch als kleine Pflanze blüht. Sie hat eiförmig stark zugespitzte, tief gesägte, behaarte fast borstige Blätter und stark niederge- bogene Zweige, (Jgr.) 6) Cultur der Lopezia miniata. Schon lange schätzte ich Lopezia miniata als eine vortrefflliche Winter- pflanze, für den Gärtner, welcher viel abgeschnittene Blumen braucht, vom grössten Werth, aber ich hatte immer nur lange, dünne hohe Pflanzen, die selbst noch so wurden, wenn im August gemachte Stecklinge in das Warmhaus gebracht wurden. Erst im vorigen Win- ter glückte es mir, eine Menge schöner niedriger und buschiger Pflanzen zu er- halten, die in grösster Fülle blühten und auch im Zimmer und Kalthause sich mehrere Monate lang blühend er- hielten. Dieser gute Erfolg ist blos die Frucht einer aufmerksamen Behandlung im Herbst. Man macht die Stecklinge Ende Juli bis Ende August, setzt die- sr]ben, nachdem sie in kleinen Töpfen eingewurzelt sind, der vollen Sonne aus, und hält sie so lange wie möglich in luftigen Kästen , später dicht unter dem Fenster eines Kalthauses, damit die Triebe recht kurz bleiben. Dass die Pflanzen fleissig entspitzt werden , versteht sich von Selbst und man setzt dies bis zum October fort. Die Erde darf nicht zu nahrhaft und wird nur mässig feucht gehalten, damit ein üppiger Trieb verhindert wird. Stehen die Pflanzen in zu kleinen Töpfen, so werden sie noch im October oder früher in nicht viel grössere sein, verpflanzt. So erhält man niedrige bu- schige Pflanzen, die selbst unten am Stamm eine Menge blüthenreicher Zweige treiben. Im November dicht unter die Fenster eines Warmhauses gebracht, zeigen die Pflanzen bald zahllose Blü- then, die sich, hell stehend, intensiv men- nigroth mit earmoisinrother Schattirung färben. “Pflanzen, welche später blühen sollen, lässt man länger an einer weni- ger. warmen Stelle oder im Kalthause stehen. Merkwürdig ist es, dass die nur als Abart betrachtete weissblühende L: miniata alba einen vielkräftigeren, spar- rigeren Wuchs, stärkere Zweige und be- haarte Blätter hat. Sie ist zum Abschnei- den angenehm, aber als Zierpflanze bei weitem der Stammart nachzusetzen. Die in der Gartenflora von 1857, Taf. 203 abgebildete Spielart, welche grössere, schöner gefärbte Blumen haben soll (was man an der Abbildung nicht sieht), kenne ich noch nicht. — Im freien: Lande im Sommer hat bei mir die Lopezia miniata nie geblüht, obschon ich sie auf mage- ren Boden in sonnigster Lage auspflanzte. Es ist dies aber auch kein Verlust für | aeı Garten, da sie im Sommer sehr ent- behrlich ist und um diese Zeit auch die einjährigen Arten dieser Gattung blühen, () gr.) IE nv EFF ESGEEESEEESSEEEEEESEEEEEEEEESEEEEEE ng nn I. Originalabhandlungen. 171 9) Cultur der Bouvardia Jacquini (triphylia) für den Winterflor. Man lässt gewöhnlich die aus dem Lande genommenen oder in Töpfen ver- blühten Pflanzen im Herbst einziehen und sucht sie durch Trockenhalten da- hin zu bringen. Hierauf stellt man sie an einen dunkeln Ort, giesst sie fast gar nicht und verpflanzt sie im Frühjahr, wenn sie zu treiben beginnen. Man kann diese schöne Pflanze aber auch im Winter zur Blüthe bringen, wenn man kräftige Pilanzen aus dem Lande im Herbst in geschlossener Luft anwachsen lässt und sie anstatt in ein kaltes Haus in ein Warmhaus, wo möglich auf ein warmes Beet setzt. Hier treiben sie bald neue Zweige,. die meist an der Spitze eine Blüthe tragen. Bei einer Tempe- ratur von 8—10 Grad ohne Bodenwärme gelingt es jedoch nicht, sie in Blüthe zu bringen. Der Erfolg dieser Cultur hängt freilich sehr von der Witterung ab; denn gibi es wenig Sonne, so ma- chen diePflanzen lange, schwache Triebe, die zwar auch Knospen bringen, aber nicht zum Aufblühen kommen. So er- ging es mir den vergangenen Winter, wo es im December 2, im Januar kaum 5—6 sonnige Tage gab. Man wird da- her gut thun, die Pfianzen nicht zu früh warm zu stellen, damit die Zeit ihrer Entwickelung mehr in die längeren, son- nigen Tage fällt. Wahrscheinlich sind im Topf gut cultivirte Pflanzen noch besser zum Winterflor und blühen un- gestört im Herbst fort. Ich benutzte hier- zu nur die unter dem Namen Bouvardia splendens bekannte Abart mit grösseren Blättern, grösseren und dunkleren Blü- then und mehr krautartigen, d. h. nicht so holzigen Stämmen, welche die Blät- ter im Herbst nicht so leicht abwirft und immer noch weiche Triebe mit Spitzen hat, wenn die Stammart schon im Au- gust dasBlühen einstellt und die Triebe verholzt. Sollte unsere Bouvardia splen- dens vielleicht eine besondere Art sein? (Jgr.) Ss) Der Königliche Hofgarten in Athen, Vom Herrn Dr. Landerer aufgefor- dert, zu dem in Nr. 32 der Flora für 1858 erschienenen Artikel: „„Der Königl. Hofgarten in Athen, von Dr. Landerer“ zur Beschreibung desselben mein Schärf- | lein beizutragen, wage ich es in die- sen Ergänzungen der gemachten Äuffor- derung, so weit es in meinen Kräften steht, nachzukommen ; da ich aber nicht, wie Herr Dr. Landerer, Schriftsteller, sondern nur Gärtner bin, so hege ich die Hoffnung, genannter Herr werde meine vielleieht hie und da etw.s ab- weichende Darstellung nicht für eine Kritik seines schätzbaren Artikels neh- |ıen, wogegen ich mich feierlichst ver- ı wahre, da mein Zweck nur der ist, Ei- niges zu ergänzen. Die Gründung des Königl. Hofgar- tens datirt aus dem Jahre 1841. Der- selbe wurde dann später in zwei Perio- den vergrössert und hat jetzt einen Flä- | cheninhalt von circa 240,000) Metres erreicht, wird jedoch, und wahrschein- lich binnen urzem, noch bedeutend vergrössert werden. Die erste Anlage dieses Gartens, welcher wohl kaum die doppelte Breite des Königl. Palais hatte, war ganz ihren damaligen Verhältnissen angemessen, während die neueren beide 172 Theile‘ mit dem Ersteren als ein Gan- zes behandelt und in weit grossartigerem Maassstab gehalten wurden. Aber gerade diese Abwechslung bringt einen sehr an- genehmen und überraschenden Eindruck hervor. Die Terrasse ausgenommen, welche mit ihrer breiten Marmertreppe und ih- ren mit Jasminum Sambac und grandiflo- rum, Heliotropien, Lantanen und Schling- rosen bekleideten Abstufungen, von der Südseite des Königl. Palais zum Ein- gange dient und durch die Regelmässig- keit ihrer Anlage mit durchlaufendem Moeander durch Sommerblumen geziert, wie auch durch die Bepflanzung mit kugelförmig gezogenen Orangenbäumen, die fast das ganze Jahr mit Blüthen und Früchten geschmückt sind, an den alten französischen Geschmack erinnert, — ist der ganze Hofgarten als eine freie sog. englische Anlage gehalten und wird nicht, wie es namentlich in eini- gen berühmten deutschen Gärten der Fall ist, durch steife Statuen belästigt. Dagegen bieten sich von vielen Punk- ten Aussichten dar, welche, als Originale stets anziehend und ergreifend, dem Be- schauer den schönsten Theil der Ge- schichte des classischen Hellas verge- genwärtigen, während zugleich der Gar- ten selbst durch seine vielen, erst aus der Neuzeit bekannten und eingeführten Pflanzen, gewissermassen den Regenera- tionsprocess als Contrast darbietet und dem tiefen Denker ohne Zweifel reichen Stoff gibt. Was die klimatischen Verhältnisse anbelangt, so werden hier viele Pflan- zen im freien Lande cultivirt, welche der aus dem nördlichen Theil Europa’s kommende Besucher dort nur in Ge- wächshäusern zu sehen gewohnt ist, und die hier in einer Ueppigkeit gedeihen, welche fasi nichts zu wünschen übrig Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lässt. Jedoch wird nicht selten die Ge-- duld des Gärtners auf die Probe gestellt, da es in manchem Sommer 8 und 9 Mo- nate nicht regnet und dain manchem Win- ter” bei plötzlich eintretender Kälte und einem Sinken des Thermometers auf 5— 70R. unter den Gefrierpunkt, den Citrus- Arten , Heliotropien,, Jasmin, Duranten, Lantanen, Hallerien etc. bedeutender Schaden zugefügt wird. Glücklicher- weise pflegt die Kälte nie so lange an- zuhalten, dass sie in den Boden eindrin- gen könnte, und so bleiben im schlimm- sten Falle die Wurzelstöcke unversehrt, um bald wieder auszusprossen. Sonder- barerweise hielten die vor dem Königl. Palais befindlichen Palmen, deren meh- rere aus Aegypten eingeführt wurden und 10 — 12 Metres Höhe haben, den Winter 1851 mit 70 R, aus. Als Gegen- satz wird im Sommer durch die anhal- tende Hitze und die damit verbundene ausserordentliche Trockenheit der At- mosphäre, auch Mangel an Thau, die Cultur mancher schönen Pflanze sehr erschwert. So war es u, a. bis jetzt nicht möglich, verschiedene Nadelhölzer, namentlich die ausgezeichnete Abies Apol- linis und Cephalonica, welch’ erstere sich auf dem nahen Parnass findet, im Königl. Hofgarten zu eultiviren. Freilich ist die Höhendifferenz bedeutend, da die Tanne in einer Höhe von mindestens 400 Toisen über der Meeresfläche vege- tirt, dagegen der Garten nicht viel über 30 T, Höhe liegt. Doch besuchen wir nun den Garten selbst. Gleich beimEintritt fälltder Blick auf mehrere Palmengruppen, welche auf den grünen Rasenflächen einen eigenthümli- chen grossartigen Eindruck machen, ob-. gleich sie den vor dem Palais befindli- chen Gruppen derselben Pflanzengattung an Höhe nicht gleichkommen. Acht Exemplare dieser Palmen sind vor 16 I. Oriminalabhandlungen. Jahren von Ih. Maj. der Königin höchst eigenhändig als Dattelkerne gepflanzt wor- den und haben deren Kronen jetzt schon eine Höhe von 21), — 3Met. erreicht. Rund umher finden wir Gruppirungen, bestehend aus Arten von Üypressen, Yucca, Pinus Pinea und longifolia, ge- mischt mit: Verbenen, Petunien u. a. m. Viele Tausende von Orangenbäumen, hier die wohlschmeckende Apfelsine, dort eine grosse Art der Citronen, dann wieder die dem Leser wohl schon aus St. Pierre’s Paul et Virginie bekannte Pompel- mus, dann links eine Gruppe Mandarinen mitleicht löslicher Schaale, hie und da auch die kleine chinesische Orange, welche zu Confituren benutzt wird. Die vorzüglichen Eigenschaften dieser Baum- und Frucht- gattung beurtheilt man ohne Mühe und auf die angenehmste Weise bei einem Glase Punsch, ‚,‚aber nicht, wie Herr Dr. ! Landerer uns belehrend sagt, dass man die goldenen Früchte mit Wein den zum Gifttode Verurtheilten gab.“ Doch wenden wir uns nun etwas rechts, hier führt uns die Biegung des Weges in eine Allee, abwechselnd aus Orangen und Rosenbäumen bestehend, durch einen 96 M. langen und 5 M. hohen Säulengang oder richtiger Pfeiler- gang; derselbe besteht aus 24 Paar Pfei- lern von Sandstein, welche mit Rosa Banksiae, Bignonien,, Caracallen , Echi- tes, Tecoma, Glycine chinensis, Thun- bergien, Mandevilleen, Kennedya, Cucur- bitaceen u.dgl.m. bekleidet und gedeckt sind, und durch einen nicht weit vom Ausgange angebrachten Punkt aus, gleich- sam wie eingerahmt, eine Perspective auf die Ruinen des Jupitertempels er- öffnen. Ganz in der Nähe rechts finden wir eine Palmengruppe von 60 Stück, welche im Jahre 1850 aus Kernen ge- zogen wurden und nun schon die bedeu- tende Höhe von 4 — 5 Metres erreicht 173 haben. Eine nahe Laube aus Rosen, Bignonien und Plumbago gebildet, eröff- net unter AcaciaLophanta eine Aussicht auf das Palais und den dahinter sich erhebenden Lycabettus, dessen kühn em- porsteigender Gipfel mit der Capelle des St. Georg gekrönt ist. Nördlich von dieser Laube steht zwischen Rasenflächen, umgeben von Laurus nobi- lis, Abutilon, Mepsilus japonica, Evony- mus japonieus und Quercus Aegilops u.m. eine schöne Chamaerops humilis, welche baumartig 2M. hoch ist. Dieser Theil des Kgl. Hofgartens behält seine Schönheit das ganze Jahr hindurch, da er fast gänz- lich mit immergrünen Bäumen undSträu- chern bepflanzt ist, Wendet man sich den Boulevards zu, so kommt man zwi- schen Pittosporum, Cercis Siliquastrum, Jasminum triumphans, Juniperus virgi- niana, Crataegus glabra, Oleander und wildem Olivengesträuch an einen aus Convallaria japonica gebildeten Rasen, welcher ausgezeichnete Exemplare von Acacia Lophanta_ trägt. Weiterhin fin- den sich Gruppen von Laurus nobilis, glaucophyllus, verschiedene immergrü- ne Eichen, Ceratonien, gefülltblühende Pfirsichbäume, Rhamnus u. dgl. m. Hier ist der Eingang, wo vom Boulevard rechts im Rasen eine Gruppe Rosen, weiter in demselben ein schöner, 14 M. hoher Juniperus horizontalis, eine 3 M. bohe Gruppe von Yucca aloifolia, eine 7 M. bis zur Erde stark behängte Aca- cia longissima und mehrere reichbe- hängte Palmen eine schöne orientalische Aussicht eröffnen. Folgen wir dem Wege und lassen eine schöne aus Marmor ge- arbeitete Sonnenuhr links, so kommen wir an Gruppen von Rhus viminalis, Hibiscus Manihot, mutabilis, bis an den Boden beästeten immergrünen Eichen und Johannisbrodbäumen vorbei, wieder an die Allee von Orangen und hochstäm- 174 migen Rosen. Wählen wir jetzt den er- sten Weg rechts zu einer Magnolien- Gruppe und zu einer zwischen hohen Maulbeerbäumen, Sophoren, Gleditschien, Eichen, Ulmen, Ailanthus und Melien, deren Stämme mit Lonicera sempervi- rens und Rosen bekleidet, zu einer cyclo- pisch gebauten Cisterne, welche zum Bewässern der naheliegenden Gruppen dient und durch ein Pumpwerk gespeist wird. Den Weg folgend und den ersten rechts einbiegend , geniessen wir über den Säulengang und die Stadt eine schöne Ansicht von der Akropolis und kommen dann zu einer isolirten Gruppe, in de- ren Mitte eine 10 Met. hohe Phytolacca, welche von verschiedenen Laurus, Rham- nus und Pittosporum umgeben ist. Gleich neben dieser dreieckigen Gruppe finden wir eine 12 Met. hohe Acacia longissi- ma, welche als ein wahres Prachtexem- plar dasteht. Halten wir uns nun rechts südlich, so kommen wir zwischen Piitosporum, Crataegus glabra, Abutilon und hohen Mandelbäumen wieder zu der Fernsicht über Agaven und Pittosporum , wo man elauben könnte , der Garten erstreckte sich bis zum Meer und der Jupitertem- pel, Philopappus und das Gebirge wären nuch mit inbegriffen, Lassen wir eine ÖOleandergruppe rechts, so ist vor uns ein grosses Oval mit den schönsten neuesten hochstäm- migen Rosen, links im Rasen ein schö- nes Exemplar Artocarpus imperialis, hohe Stereulien mit Mandevilleen umwunden, vor einer schönen gothischen Laube, welche tief im Gesträuch von Granaten, feinen Myrthen und Abutilon eine schöne Fernsicht auf dasMeer und die 16 engl. Meilen entfernt liegenden Inseln Egina und Poros öffnen. Unter hohen Ailanthus, Sophoren, Robinien, welche als Unter- holz Viburnum Tinus, Ligustrum japo- @artenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, niecum , Tamarix haben, führt der Weg zur jetzigen Südseite des Gartens an Gruppen von Orangenbäumen und Blu- menbeeten vorüber zu einem Hügel, wel- cher labyrinthartig mit Pinus halepensis bepflanzt ist und auf dessen Höhe sich ein kleines Bassin findet, welches von der grossen, oberhalb gelegenen Cisterne mittelst Bleiröhren sein Wasser erhält, in welchem Hunderte von Goldfischen gehalten werden. An erwachsenen Pi- nien haben deren Nadeln das Eigenthüm- liche , dass sie schon bei dem leisesten Windhauche ein angenehmes Säuseln vernehmen lassen Wenn man nun wäh- rend der Mittagshitze unter einem sol- chen Baume Kühlung suchend sich nie- derlässt und deren Nadeln leise vom Zephyr bewegt werden, so wünscht man wohl unwillkürlich noch dessen Sohn Arion her- bei, um durch sein göttliches Saitenspiel - in sanften Schlummer gewiegt zu werden. Nördlich von diesem Hügel ist ein Oval mit Palmensämlingen von demsel- ben Alter, wie die schon beschriebenen. Da sie aber weniger Sonne als Erstere haben, so sind sie bedeutend kleiner, Links kommen wir an einer dichten Baumgruppe, gebildet von Eichen, Morus, Pinus, Thuja orientalis,‘ Melien, Ailan- thus u. a. vorüber, in deren Mitte wir ein kleines, zierlich mit Kletterrosen und Epheu bedecktes Gartenhäuschen, welches als Sämenmagazin und Schreib- zimmer dient, gewahren, aus welchem sich oft bläuliche Rauchwolken erheben, welche von der Verbrennung der Nico- |tiana herrühren, obgleich die Benutzung dieser Pflanze im Königl. Garten nicht gestattet ist. Nahe bei diesem Häuschen liegt ein kleiner künstlicher Teich, umgeben von Schinus Molle, Oleander,Duranta u. dgl.m., in welchen aus einem grossen Fels- blocke das nöthige Wasser plätschernd 1. Originalabhandlungen. sich ergiesst, um Vietorien , Euryalen, Nymphaeen und dem Papyrus antiquo- rum Nahrung zuzuführen. Weiter nördlich kommen wir an ei- ner mit Cyclamen, Cacteen und andern Fettpflanzen besetzten Felsenpartie vor- bei, links in mehrere durch hohe Bäume eingeschlossene Partien ınit Hunderten der ausgezeichnetsten Camellien, Aza- leen, Musaceen, Aroideen, Justicien und dergl. besetzt und rechts in ein im Ge- büsch verstecktes Gärtchen. Dieses ist theils als Felsenpartie mit Mosaikbo- den (aus der’neuesten Zeit), theils als Fläche mit den auserlesensten Zierpflan- zen, von denen ein Theil auf zierlichen Blumensteilagen, mehrere andere im ‘freien Lande, ausgestattet. Von hier aus gelangen wir in eine tief gelegene Ab- theilung, welche durch Rubus einge- schlossen ist. Hier entdeckte man bei Umgrabung des Gartens die Fundamente eines aus vorchristlicher Zeit stammen- den Gebäudes, wahrscheinlich Tempels. Auf.Befehl Ihr. Maj. der Königin, wel- che Höchstselbst die obere Leitung des Gartens führt und wie jeder Fachkenner gewiss gern eingesteht, mit durchgebil- detem feinem Geschmack der ganzen An- lage einen eigenthümlichen Reiz gege- ben hat, sind hier auch die in den übri- gen Theile: des Hofgartens aufgefunde- nen Antiken, bestehend aus Figuren, Köpfen etc. aufgestellt, und bildet so das Ganze ein kleines Museum, welches für Archäologen sehr viel Interesse hat. So findet sich hier ein von Autoritäten anerkannter Kopf des Socrates, welcher aus der Blüthezeit der heilenischen Kunst stammt. Doch wir haben des Schönen noch viel zu sehen, begeben wir uns durch einen von Sophoren hoch- gewölbten Weg in den östlichen Theil des Gartens, weleher im Jahre 1850 bis 1851 und grösstentheils parkartig ange- 175 legt wurde. Wir kommen hier an Ge- büschen von ArbntusUnedo und A. An- drachne, Myrthen, Spartium, Pinus, Gruppen yon Cypressen, Eichen, Cera- tonia siligua und auch Rasenflächen vor- bei, an einen kleinen, ziemlich gut er- haltenen, mit Schinus Molle und Agave americana fol. variegatis bepflanzten alten Mosaikboden; etwas weiter ein mit Yucca aloifolia,Cereen, Lantanen und Arbutus u m- gebener5M. hoher, 7 M. breiter, 42 M. lan- ger Felsen, auf welchem ein eiserner, mit verschiedenen Schlingpflanzen bedeckter Schirm nebst darunter angebrachter Bank zum Ausruhen einladet. Von hier aus öffnet sich ungehindert eine ausgezeich- nete Fernsicht auf den saronischen Meer- busen mit seinen Inseln; weit in der Ferne über dem Meere sieht man noch die Gebirge des Peloponnes und als Staffage gleichsam haben wir im Vor- dergrunde den Tempel des Olympischen Zeus, dann rechts die Westseite der Akropolis und den Philopappus, links das Stadium und den Hymettus. Um die Aussicht vom Schirm aus nicht zu stö- ren, sind die Baumgruppen unterhalb des Felsens so angebracht, dass die jetzige Gartengrenze und andere hinder- liche Punkte durch Pinus, Cypressen u. a. immergrüne Bäume gedeckt wird. An dem Felsen werden gewöhnlich ei- nige grosse Raubvögel gehalten, wodurch die Partie aus einer kleinen Entfernung gesehen, einen höchst frappanten An- blick gewährt. Hiebei will ich noch ei- nes jungen Strausses und einer Antilope Beisa (nicht wie Herr Dr. Landerer sie A. Dorcas benennt) erwähnen, welche bier frei im Garten umherlaufen, Wenden wir uns nun östlich, so kommen wir an mehreren eigenthümli- chen Rasenplätzen vorüber, von denen einige aus Mesembrianthemum und andern aus Sämlingen der Pinus halepensis be- 176 stehen, welche letztere durch öfteres Scheeren, in zwergartigem. Zustande er- halten wurden, wodurch es sich erklärt, dass sie vom Herrn Dr. Landerer für die in nördlichen Klimaten und auf be- deutender Höhe vorkommende P. Pumi- lio gehalten worden sind. In der Nähe dieser künstlichen Rasen finden wir Durchhaue mit Perspectiven auf den Jupitertempel und die Akropolis, welche durch die Verschiedenheit der jedesma- ligen Baumgruppen ausserordentlich im- poniren. Zwischen immergrünen Gebü- schen kommen wir an einer jungen Palmenpflanzung (3jährigen Sämlingen) vorbei an einen Hügel, auf welchem, wie man vermuthet, einstmals die Schule der Peripatetiker gestanden haben soll. Die- ser Letztere ist umkränzt mit ÖOpuntien, Agaven, Yucca u. dgl. und bietet einen schönen Blick. Steigen wir einige Mar- morstufen hinunter und folgen dem Wege rechts, so kommen wir an einen kleinen, unter Felsen zwischen Cypressen, S0- phora pendula, Ligustrum japonicum, Mespilus japonica und Rosen gelegenen, mit diversen Wasserpflanzen bedeckten See, dessen Ufer mit Felsstücken be- legt und den, nach Herrn Dr, Landerer, „beimliche“ Schwäne bewohnen, welche möglicherweise entfernte Verwandte des Zeus und der Leda sind. Dann kom- men wir zu einem links an einer An- höhe unter Pinus liegenden Weinberg, in welchem einzelne Gruppen von Cypres- sen und Olivenbäume stehen, Die Wein- stöcke, welche, wie es hier gebräuchlich, niedrig gehalten werden, erquicken durch ihr saftiges Grün, und reizen sobald die Trauben reif sind, den lüsternen Gaumen zum Naschen. Der Biegung des Weges folgend, finden wir in einer verwilderten Vertiefung, über welche eine aus rohen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. R schiedene grosse Säulenschäfte u, dergl,, welche, aus .der hellenischen Zeit stam- mend und jedenfalls einem grossen öf- fentlichen Gebäude, vielleicht einem Ly- ceum angehörten. Einem kleinen Gehäge und der Me- nagerie entlang, führt uns der Weg nun in die nördliche Partie des Hofgartens. Auf dem höchst gelegenen Theil der- selben, woselbst eine ‚ovale Cysterne mit Paternosterwerk zur Bewässerung dieses Theils angebracht wurde , fand man bei der Bepflanzung einen gut conservirten grossen Mosaikboden, zwar in verschie- denen Abtheilungen, jedoch zusammen- hängend. Dem Anscheine nach mochte dieser wohl früher einem Bade angehören. Leider lässt sich die Periode, in welcher diese Arbeit hergestel!t wurde, nicht bestimmen; denn obwohl die Griechen die Mosaik nicht erfanden, so kam. sie doch schon früh (mehr als 100 Jahre v. Ch.) von ihnen zu den Römern und wurde bekanntlich dort sehr häufig an- gewendet, und namentlich auch von grie- chischen Meistern ausgeführt. Ob nun die Mosaik, von welcher hier die Rede ist, von den Hellenen oder den später hier herrschenden Römern herrührt, las- sen wir dahin gestellt sein, da selbst Herr Dr. Landerer uns keine weiteren Auf- schlüsse geben kann, und bemerken wir nur, dass die Restauration sehr gut aus- geführt, und die Decoration mit Rosa Banksiae, Passiflora, Lantanen, Basella, Plumbago, Pereskia u. dgl. sehr zweck- mässig eingerichtet ist, In den Sommer- monaten lassen IhreM.M. hier öfter ‚das Diner serviren. Doch indem wir noch einmal in süd- licher Richtung zwischen Orangenbaum- plantagen zurückkehren, bemerken wir einen liohen, theilweise zwischen Silber- Baumstämmen construirte und mit Pas- | pappeln, immergrünen Eicher, Ceratonien siflloren umschlungene Brücke führt, ver- und Phytolacca versteckten, aus Guss- Taf. 258 GE 2 TE KL 4 Hegach, I La r0 > I. Originalabhandlungen. ‚eisen elegant gefertigten, 16 M. hohen Candelabre, der den Rauchfang einer daselbst aufgestellten Dampfmaschine bildet. Diese letztere dient dazu, einen Theil des Königl. Gartens zu bewäs- sern. Es war am Platze, wo die Ma- schine aufgestellt ist, eine aus der Hel- lenischen Zeit stammende Wasserleitung aufgefunden worden, deren 12 Met. un- ter der Erde durch Felsen gearbeitete - Oefinung einen Reiter zu Pferde durch- lassen könnte; diese liefert hinreichen- des Wasser zur Speisung der Pumpen, Wenige Schritte von hier ist ein aus Evonymus japonicus gebildetes Laby- rinth und in der Nähe ein im dorischen Styl gebautes Gärtnerhaus, dessen Por- tal theilweise hier gefunden wurde, Un- terhalb der Dampfmaschine liegt eine Schöne dreieckige Gruppe von Citrus chinensis und ein kleines Wasserbassin, in welchem in neuester Zeit Nymphaeen Hybriden von Bouch@ cultivirt werden. Bann senkt sich der Weg zwischen Orangen und Rabatten mit den verschie- densten Sommerblumen hindurch zu ei- ner künstlichen Grotte, in deren Innern, da sich fast über ihr das grosse Haupt- wasserreservoir befindet, die Krahne an- gebracht sind, durch deren Stellung be- - liebige Theile des Gartens mittelst Ca- näle bewässert werden. Vor dieser Grotte befinden sich meh- tere zu einem Ganzen vereinigte Lau- ben aus Rosen, Bignonien , Glycinen, Maurandien, Lophospermum u. dergl. ge- bildet, zwischen denen mehrere Melien den freien Platz beschatten, woselbst IL.IM.M. in den Sommermonaten täg- lich den Kaffee nehmen. Längs Grup- per von Rhododendron, Gardenien, Po- docarpus, Aralien, Fuchsien und Mela- leucen gelangt man durch einen aus Hibiscus: gebildeten Eingang zu einer VI. 1859. 177 Nymphe, welche in ein von Sophora pendula umgebenes Marmorbassin Was- ser giesst. Leichte eiserne Bänke und ‚Sessel laden auch hier zum Ausruhen ein, wenn längst die letzten Strahlen der untergehenden Sonne hinter den Gipfel des Carydalus verschwunden und das hehre Parthenon in bläulichen Duft gehüllt vor den Blicken des einsam hier Weilenden sich entfaltet, wo die Eule melancholisch monoton nach der stolzen Pallas Athene ruf. Wenn dann der Blick auf den dreitausendjährigen Tempel des gewaltigen olympischen Zeus fällt, welchen der Zahn von Jahrtausenden noch nicht ganz zerstört, glaubt man sich zurück versetzt in ferne Zeiten. Rund umher in dem sehr gestreckten Oval dieser Parthie sind eine Menge der schönsten, seltensten Zierpflanzen geschützt vor den heissen Sonnenstrah- len aufgestellt. Daher gehört diese Gruppe sowohl durch die Harmonie der Gruppirung, als auch durch die Zier- lichkeit der verschiedenen Objecte zu den schönsten des Gartens. Noch muss ich einer ganz in der Nähe letztgenannter Gruppe befindlichen ausgezeichneten Perspective auf einen Theil der Säulen des Jupiter - Tempels erwähnen, deren Durchhaus zugleich ei- nen reizenden Waldprospect darbietet. Durch Yucca, Orangen, Pinus, Rham- nus und Oliven begrenzt, schweift der Blick über einen Teppich von Myrthen und Ericen. Hier finden wir auch meh- rere, zu stattlichen Bäumen herange- wachsene Acacia lophanta, Erythrina Crista galli, Paullownia imperialis und verschiedene neue Coniferen. Im nahe gelegenen Küchengarten sind mehrere Glashäuser, in welchen exotische Zierpflanzen gezogen werden. Doch es würde zu weit führen, einen 12 178 Catalog aller Pflanzen des Gartens auf- zustellen, und genüge es, wenn ich be- haupte, dass in Bezug aufMannigfaltig- keit der Pflanzen und Lage kaum ir- gend ein anderer Gärten mit diesem wahrhaft Königlichen Garten gleichge- stellt werden kann. Was den ‘Effect der verschiedenen einzelnen Partien, wie auch des gan- zen Gartens anbetrifft, so könnte man mich wohl einer grossen Eitelkeit zei- hen, wenn ich mich darüber ausspre- chen wollte; mögen daher die Besucher selbst ihr Urtheil fällen, welches, wie ich hoffe, diese meine Beschreibung bei weitem übertreffen wird. In dieser Vor- aussetzung gebe ich noch dem Besucher das Geleite, um ihn auf 3Palmengruppen vor den Königl. Palais, sowie auf die aus 4 Reihen Schinus Molle bestehende Garienflora Deuischlands, Russlands und der Schweiz. F Allee aufmerksam zu machen, welche sich vor dem Palais vorbei über den Boulevard bis zum Hadrians - Thore zieht. Von der Mitte des Schlossplatzes führt eine Marmortreppe abwärts in ei- nen regelmässig eingetheilten Volks- garten, welcher mit 31/, Meter hohen Orangen und sonstigen immergrünen Bäumen und Sträuchern bepflanzt ist, in deren Schatten ich mich vom freund- lichen Leser in der Hoffnung _verab- schiede, nächstens mit ihm einen klei- nen Ausflug auf das Königl. Gut, den romantischen Eptalophos zu machen. Athen, den 31. Jan. 1859. Friedr. Schmidt, Königl. Hofgärtner. ll. Neue Zierpflanzen. 1) Fraxinus microphylla Jacques. Strauch | fruclifieirenden Wedels kurz und bilden eine mit verlängerten Aesten, die stielrund sind. Blätter gegenständig , ausser dem kurz gestielt , gefiedert, Spitzenblätichen meist 3jochig, länglich-oval, stumpf, am Grunde keilförmig, sitzend, oberhalb saltig grün, unterhalb blasser,, Spitzenblätichen in am Rande gekerbt, einen sehr kurzen Stiel verdünnt. unbekannt. In Frankreich hart. durch Veredlung auf die gemeine Esche, oder auf Fraxinus Ornus. (Journal de la soe. imp. et centrale 1858, pag. 680.) 2) Platycerium Wallichii Hook. Ein prächtiges Farrenkraut, durch Veitch und Sohn aus Moulmein in Ostindien eingeführt. Ist im Wuchs und Tracht dem P. grande A. Cunningh. sehr nahe und i.n jüngeren Zustande ohne fructifieirende Wedel auch kaum zu un- ‚terscheiden ‚ dagegen sind die Einschnitte des Vaterland Vermehrung | halbrunde Bucht zwischen sich, so dass auch die Fruchthaufen eine genau nierenförmige Gestalt besitzen. Wie P. biforme Blume und P. grande gedeihet auch diese Art am besten, wenn man sie auf Moosunterlage , an Holz- klötze anhängt oder an Baumslämme befestigt und im feuchtwarmen Hause cultivirt. Bei solcher Cultur bilden diese Platycerien mit ihren gabelförmigen Wedeln prachtvolle mäch- tige Büsche und gereichen zur eigenthünli- chen Zierde. Zuviel Feuchtigkeit ist ihnen schädlich. — (Gardn. Chron. 1858, pag. 764.) 3) Cuphea ocymoides Dene.; Onagrariac. — Eine neue halbstrauchige Cuphea von der Tracht derCuphea floribunda, die aus der Pro- vinz Chiapas in Mexico durch Ghiesbreght in das Etablissement des Herrn Linden eingeführt ward. Bildet einen Halbstrauch von 1 — 1!Js S IV Il. Neue Fuss Höhe, mit stark veräsietllen ausgespreitz- ten Aesten, die mit kurzen steifen Haaren dicht besetzt sind, deren Grund purpur gefärbt ist. Bläiter dunkelgrün, sitzend oder sehr kurz ge- stielt, oval, zugespilzt, ganzrandig. buchlig oder wellig an den Rändern, oberhalb scharf, un- terhalb an den Nerven steilhaarig. Die zahl- reichen Blumen stehen ausserhalb der Blatt- achseln (nach der Abbildung siud sie achsel- ständig). Keleh röhrig, am Grunde leieht sporn- förmig aufgelrieben,, gelblich und auf der obere Seite purpur geröthet, am Saume mit 6 abgerundeten, in. einen Kraulstachel aus- gehenden Lappen. Blumenkrone purpur, aus 6 verkehrl-ovalen Petalen bestehend, von de- nen die 2 obern grösser und dunkler. Staub- fäden länger als die Kelchröhre, Wird im Kalthaus durchwintert nnd im Sommer ins freie Land gepflanzt, wo sie sich mit einer Masse von Blumen bedeckt. (Journal d’hortieullure. Febr. 1859, tab.1i.) 4) Die Habrothamnus- Arten. Dunal führte im 13. Bande von Candolle’s Prodromus die Gattung Habrothamnus nur als Untergaltung von Cestrum auf. Nach einem Bericht des Herın Berthold Seemann (pag. 15 Bonpl. 1859) hat der berühmte Kenner der Solana- ceen, Herr Miers, die Gattung Habroiham- nus jedoch wiederhergesiellt, womit auch wir vollständig einverstanden sind. da Habro- {ihamnus eine gute und natürliche Gattung ist. Seemann führt 9 Arten der Galtung Habro- ihamnus am angeführten Orte auf. Mit der unter Nr, 9 aufgeführten Arl begeht er aber eine doppelte Verwechslung. Es ist dies un- ser H. aurantiacus,, den wir im Samencalalog des Botanischen Gartens in Zürich vom Jahre 1850, sowie ferner in der schweizerischen Zeitschrift für Gartenbau im 8. Jahrgange pag. 444 beschrieben und im 9. Jahrgange der gleichen Zeitschrift im Maiheft abbildeten. Un- sere Beschreibung ist auch in Walpers Anna- len Tom. IIl., pag. 176 wieder gegeben. End- lich hat auch Planchon die gleiche Pflanze zu Cesirum gezogen und weil es schon ein anderes Cesirum aurantiacum gebe, als C. Re- gelii in der Flore des Serres abgebildet. Dr. Seemann führt nun unter Nr. 9 einen H. au- rantiacus Seem. mss. auf, zu dem er Cesirum auranliacum Lindl. Bot. Reg. 1845, tab. 42 als Zierpflanzen. hat. reichlich 179 Synonym zieht. Nun ist aber ©. aurantiacum Lindl. ein ächtes Oestrum und von H. auran- tiacus Agl. eine durchaus verschiedene Pflanze, die Dunal im Prodr. noch nicht aufgenommen Wir bitten Hrn. Dr. Seemann, diese Berichtigung in der Bonplan- dia nachträglich aufzunehmen. Der H. aurantiacus Rgl. gehört übrigens zu den ganz allgemein empfehlenswerthen Arten um so mehr, als er inKübel gepflanzt, sowohl im Winter bei einem Standort im temperirten Hause, sowie während des gröss- ten Theils des Sommers blühet. (E. Regel.) Garten-Örchideen von Prof. Dr. HA. G. Reichenbach iil. (Auszug aus einem Artikel der Hambrg. Gartzig. 1859, pag. 51.) 5) Dendrobium heterostigma Rchb. fil. Aus Java durch Hrn, Consul Schiller eingeführt, Dem D.secundum verwandi, mit grösseren inten- siv amethystfarbenen Blumen und weisslichem, in der Mitte aufgeblasenem Sporn. Lippe li- nienspatelförmig, an der Spitze stumpf, an den Rändern eingerollt, vor dem Grunde eine eckig eingeschniltene Membran tragend. Grif- felsäule mil spitzen einfachen Hörnern und runder Grube. 6) Saccolabium trichromum Rchb. fil. Aus Ostindien in den Garten des Herrn Consul Schiller eingeführt. Verwandt dem S. rubrum und panieulatum. Blätter linear, spannenlang, Blüthentraube dichtblumig, halb so lang als das blatt. Kelchblätter länglich - bandförmig, wie die breitern Blumenblätler gelblich-weiss. Sporn walzenförmig , so lang als der Frucht- knoten; wie die Lippe mit dünnen purpurnen Linien. Seitenlappen der Lippe aufrecht halb- oval, Miltellappen 3seilig kurz; unterhalb des Mittellappens findel sich eine dreilappige Scheibe. T) Dendrobium thyrsodes Rehb. fil. So nennt Reichenbach die als D. Kuhlii von Lindley im Bot. Reg. 1847, tab 47 abgebil- dete Pflanze. 8) Trigonidium turbinatum Achb. fil. Von Schiller aus Rio eingeführt. Scheinknollen 12 * 180 kreiselförmig, 8rippig, kurz. Blatt länglich-lan- zettich, am. Grunde sitzend. Kelchblätter länglich lanzeitlich, spitz, an der Spitze zurück- geschlagen. Blumenblätter. länglich, spitz, drei- nervig. Lippe bandförmig, am Grunde ver- schmälert, an der Spitze klein dreilappig , mit halbovalem Mittellappen. Die Blüthe unbe- deutend. = 9) Epidendrum bifidum Lindl. Aus St. Domingo von Schiller eingeführt. Eine schöne Art mit gelben, purpur gefleckten Blumen. 10) Pleurothallis foetens Lindl. Reichen- bach zieht seine P, Hoffmannseggiana als Sy- nonym hierzu. 11) Epidendrum bahiense Reichb. fil. Aus Bahia von Schiller eingeführt: Nahe dem E, longicolle. Blumen dem E. cornutum ähnlich. Blätter 2! Zoll lang, !/, Zoll breit. Blumen gelbgrün, aussen röthlich angehaucht. Lippe weissgelb, Stheilig, Seitenlappen rhomboidisch, Miltellappen lanzeilförmig; die Schwielen am Grunde der Lippe 'halboval , zweischneidig, mit undeutlichem zwischengestelltem Kiel. Kelchblätter bandförmig, spitz. Blumenblätter spilz. 12) Oncidium dichromaticum Rchb. fil. Vom Commerzienrath Linau Hrn. R. zugesen- det. Eine hübsche, mit O0. ensatum verwandte Art, mit bräunlichen Blumen und gelber Lippe. — 13) Lockhartia verrucosa Rchb. fil. Aus Joinville von Consul Schiller eingeführt. Der L. lunifera verwand!, der Wulst an dem Grunde der ötheiligen Lippe ist aber nicht mondlör- mig, sondern niedergedrückt, sechseckig und zwischen den Lappen Schwiele. — Blätter schmal, stumpf. Blumen nankinggelb , Lippe purpur gezeichnet. — 14) Mormodes histrio Linden et Aechb. fill. Aus Tabasco von Ghiesbreght eingeführt. Den M. lineatum Lindl. verwandt. Blüthen- hüllblätter nicht wellig. Lippe glatt, 3schnittig, mit sichelförmigen gewundenen Seitenlappen und spitzen linearen Mittellappen. Eine schöne Art mit mehrblumiger Aehre. Die lanzeit- förmigen zugespitzten Blüthenhüllblätter sind schwarzpurpur und stechen artig von der goldgelben Lippe ab. Blühete bei Linden. — 15) Bifrenaria leucorrhoda Rchb. fil: Der B. vitellina nahe verwandt und von Reichen- eine grosse warzige Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. “ bach früher als Var. leucorrhoda zu dieser. gezogen. Blume weiss mit rosa Strahlen, die Schwiele der Lippe niemals frei, sondern bei- derseits angewachsen. Lippe keilförmig ver- breitert, beiderseits in der Mitte mit einem stumpfen Vorsprung, Mittellappen vorgestreckt bandförmig, an der Spitze zurückgedrückt. 16) Gonzora truncata Donckelaarii Rehb. fil. Blassere Färbung und elfenbeinweisse Lippe mit rosa Streifchen unterscheiden sie. 17) Odontoglossum Lindleyanum Rchb. fil. Es ist dies das O. epidendroides Lindl. aber nicht von Humb. Bonpl. Knth. Blumen hochgelb mit zimmetbraunen Flecken. Lippe weiss, roth gefleckt, nach vorne gelb. 18) Brassavola Cebolleta Rchb. fil. Eine der kleinblumigsten Arten, nahe der B. tu- bereulata und wie diese gefärbt , jedoch klei- ner, Blatt dicker, Sepalen fetter und plötzlich gespitzt, Blumenblätter schmäler. Lippe stumpf rautenfürmig, vorn rundlich spilz und nicht breit gerandet mit Spitzchen. 19) Maxillaria pentura Lindl. Cultvirt im Hamburger Garten. Blüthenhüllblätter 3 Zoli lang, schwarzroth, bandlörmig und zuge- spitzt. Lippe hellbraun: 20) Eria eburnea : Lind. Vom Herrn Schiller eingeführt. Verwandt der E. hyacin- thoides Lindl. Blüthentraube dichtblumig. Blu- men gross, schneeweiss, vorn an der Lippe gelblich. Das obere Blumenblatt länglich- ‘bandförmig, die Blumenblätter linear-bandför- mig. Lippe 3lappig, mit balbsichelförmigen stumpfen Seitenlappen und halbovalen einge- rollten Mittellappen. Auf der Lippe eine breit bandförmige, beiderseits schwielige Scheibe. 21) Evelyna lepida Rchb. fil. Blühete in den Gärten der Herren Jenisch, Schiller und Booth. Aehnelt einer Sobralia und trägt an Artischoken erinnernde Blüthenköpfe, wo die gelben Blumen zwischen rosa angehauchten Deckblättern verborgen sind. Der E. cephalo- phora Rehb. fil. zunächst verwandt. Stengel schwarzbraun , haarig. Blattscheiden sieifhaa- rig, Blattfläche länglich zugespitzt, gefaltet, beiderseits und besonders unterhalb behaart, Bracteen lanzeillich, zugespitzi. Lippe ver- kehrt-oval, fein wimperartig gesägt, am Grunde _ ein paar Schwielen tragend. II.“Nene Zierpflanzen. 22) Oncidium pentecostale Rehb. fill. Von Rio durch Schiller eingeführt. Verwandt dem 0. Kapplerii und von der Tracht des ©. spha- celatum. Blüthenrispe 8 Fuss lang mit ?2—3- blüthigen Aesichen. Bracteen scheidig , spitz, dreimal kürzer als der gestielte Fruchtknoten. Blumen gelbgrün und kastanienbraun überzo- gen. Lippe gelb mit brauner Scheibe, welche letztere vor den Oehrchen einen sammtigen Fleck trägt. Die Grube der Griffelsäule unter dem fast geschnäbelten Schnäbelchen beider- seits mit einspringendem Winkel und am Grunde mit 2 Zähnen. — 233) Laelia irrorata Rchb, fil. Eine zwi- schen L. Schilleriana und Catitleya intermedia stehende Pflanze und vielleicht ein Bastard. Blühete in der Schiller'schen Sammlung und unterscheidet sich von L. Schilleriana durch länglich -lanzettliche Blumenblätter, eine glatte 3lappige Lippe, deren Vorderlappen oval, kraus, beiderseits am Grunde halb herzförmig und mit stumpfeckigen Seitenlap- pen. — 21) Epidendron prismatoearpum Achb. fil. Schon 1852 vonReichenbach beschrieben, ward diese Art kürzlich eingeführt und blühete bei Consul Schiller. Eine sehr schöne Art von der Tracht des E. cochleatum. Blumen gross, lauchgrün, mit schwarzpurpurnen Flecken. Lippe gelb und purpur, grossen 25) Maxillaria plebeja Rchb. fill. Aus - Brasilien durch Consul Schiller eingeführt. Stengelbildend. Unterhalb der kaum 1 Zoll langen Scheinknollen finden sich bräunliche trockne Scheiden von lanzettlich-3seiliger Ge- stalt, welche dicht dachziegelförmig übereinan- der liegen. Das Blatt bandförmig, über 1 Zoll lang und kaum 3Linien breit, am Grunde ge- fallet, unterhalb der Spitze ausserhalb gekielt. Blumen gelb, Blüthenhüllblätter mit einzelnen und Lippe dicht mit Purpurpunkten gezeichnet. Eine triangelförmige Bractee stützt die Blumen und ist länger als der Fruchtknoten. Kelch- blätter oval, spitz. Blumen bandförmig, spitz. Lippe länglich, in der Mitte undeutlich 3lappig, am Rande fein wimperig-gezähnt. Schwiele auf der Lippe länglich. — 26) Epidendron glumaceum Lindl. Eine schö- ne Orchidee. Nach Hrn, Stange, dem bekannten 131 Orchideenzüchter des Herrn Schiller, blühet sie blassroth auf, färbt sich dann dunkler und riecht wie eine Hyaeinthe. Die Blumen halten sich 6 Wochen. — 21) Angraecum monodon Lindl. Kam beim Hrn. Schiller zur Blüthe. — 28) Billbergia horrida Rgl. In Nummer 44. des Jahrg. 1858 der Allg. Gartenzeitung gibt Prof. C. Koch Abbildung nnd Beschrei- bung unserer B. horrida als einer noch unbe- schriebenen Gartenpflanze. Wir gaben die Be- schreibung derselben schon Jahrg. 1857, pag. 149 der Gartenflora, sowie pag. 12 des Sa- mencataloges des Botanischen Gartens zu St. Petersburg. Wir bitten Herrn C. Koch , dies (E. R.) 29) Billbergia pallesoens C. Koch et Bou- che. Blätter beiderseits grün, durchaus kahl und ohne jede Zeichnung, am Rande mit klei- nen Zähnen von brauner Farbe besetzt , aus- serdem sind sie ‚von zungenförmiger Gestalt und werden bis 1 Fuss lang und 1%, Zoll breit. Blüthenschaft kürzer als Blätter, aufrecht durchaus kahl, armblumig. DBracteen meist nur 3, kirschroth, die obersten sehr klein, von elliptischer Gestalt, Blumen fast sitzend, zu 3 — 6 in einer Traube, ungefähr 2 Zoll lang. Kelchblätter hellstrohfarben , . mit kur- zer weisser Spitze. Blumenblätter linien-lan- zettlich, gelbgrün, mit röthlicher Platte, oben zurückgerollit und blau, am Grunde eine Schuppe tragend. WVatertand wahrscheinlich das tropische Amerika. (Allg. Grtztg. pag. 346, Jahrg. 1858.) nachiragen zu wollen. — 30) Beloperone violacea Pl.; Acanthaceae. Ein Halbstrauch fürs Warmhaus von der Tracht einer Justicia, durch Triana in Neu- Granada entdeckt und durch das Etablisse- ment von Linden in Cultur gebracht. Aeste krautig, zart gestreift, durchaus kahl. Blätter länglich, zugespitzt, gegenständig, am Grunde in einen kurzen Blatistiel- verdünnt, an den Rändern kurzhaarig, auf der Fläche blasig, dunkelgrün , unterhalb mit vortretenden kurz- haarigen Nerven. Blumen in achselständigen kurzen Blüthenständen, durch blattartige Brac- teen gestütz. Blumenkrone rachenförmig, schön violett, auf dem Gaumen durch kleine fiederförmig gestellte, weissgelbe Linien ge- 182 zeichnet, ungefähr 1 Zoll lang, Die Oberlippe leicht zweilappig, gerade aufgerichtet und ziem- lieh gleichbreit; Unterlippe breit und gross, leicht 3lappig. Soll zu den leicht zu erziehenden Pflan- zen gehören, die selbst auch im temperirten Hause oder im Sommer in’s freie Land ge- pflanzt, gedeihet. i (Journal d’hort. prat. tab. 23.) | 31) Ornus quadrialata Jacgwes. Ein Strauch | mit hinfälligem Laube. - Aeste durch 4 Leisten Aseitig. Blätter gefiedert, gegenständig,2—3jochig; Il. 1) Anzucht der Victoria aus Sa- men. Die beste Zeit zur Aussaat ist Mitte December und Anfang Januar. Man legt die Körner in Näpfe,, die mit einer Mischung von Schlamm- und Moorerde gefüllt sind, drückt sie *!/ı Zoll tief ein und stellt sie so in andere Gefässe, dass */, Zoll Wasser darüber stehl. Man hält nun das Wasser 26 — 280oR. warm, denn bei weniger als 26° R. liegen die Samen oft 8 Wochen, bei %5—28° R. keimen sie dage- gen oft schon in weniger als 4 Wochen. So- bald die jungen Pflänzchen 3 — ABlätter ge- bildet haben, werden sie einzeln in ein klei- nes 2% Zoll hohen und 5 Zoll weites Körbehen eingepflanzt, denn diese sind viel geeigneter als Blumentöpfe, man braucht sie nun nicht mehr zu stören , sondern kann sie späler mit dem Körbchen an den für sie bestimmten Platz setzen, denn die Wurzeln werden durch- wachsen und das Körbchen zerfallen. Man stellt nun die Körbehen wieder in flache Was- sergefässe, wo sie 1 Zoll hoch mit Wasser bedeckt sind. Man erhält hier eine Wasser- wärme von 27—28°R. und erneuert alle Mor- gen das Wasser mit vorher erwärmtem Wasser. (Allg. Griztg. nach eineih Artikel des Hrn. Gäschke, Künst- und Handels- Gärtner in Köthem) 2) Ueber die Einwirkung des tro- pischen Klima aufPflanzen der gemässigten Zonen. Man hat so viel Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blättchen oval, stumpf, am Grunde in einem kurzen Stiel verschmälert , gekerbt - 'gezähnt, kahl,schwarzgrün oberhalb, heller unterhalb. Das Spitzenblättchen ist lang gestielt; Blüthentrau- ben kürzer als die Blätter, zusammengeselzt. Kelch mit A spilzen Zähnen. Blumenblätter länglich, stumpf, doppelt so lang als der Grif- fel. Stammt aus Neu-Californien , ist im Be- sitz des Herrn Pel& und in Frankreich hart. (Journ. de la sac. imp. et centr. 1858, pag. 679.) ; Notizen. = von dem Acclimatisiren der Pflanzen oder dem allmäligen Gewöhnen der Pflanzen an Klimate von Ländern, die bedeutend verschieden sind von denen ihrer natürlichen Heimath, gespro- chen , und so viele Leute glauben noch im- mer an die Möglichkeit dieses Acclimatisirens, dass es gul ist, ihnen wiederholt Beobachtun- gen und Thalsachen vorzulegen, die das Ge- gentheil beweisen. Sie werden erkennen, dass es den Pflanzen kalter Länder eben so unmöglich ist, sich an ein Tropenklima zu ge- wöhnen, als tropische Pflanzen je in kalten Ländern gedeihen können. Folgende Beob- achtungen wurden durch Sir R. Schomburgk auf St, Domingo (Westindien) gemacht, wo er jetzt als englischer Consul residirt *). Seine Mittheilungen haben um so grösseren Weith, als er bekanntlich ein tüchtiger Botaniker ist, dessen Urtheil dadurch ein entscheidendes Ge- wicht erlangt. — — *) Sir Robert Schomburgk ist ein geborner Deutscher. Er bereiste im Auftrage der englischen Regierung als Geograph und Naturforscher das Innere von Südamerika und fand auf seinen Reisen unter andern auch die Vietoriaregia, die unsere Gärten ihm verdanken ; als Anerkennung seiner vortreff- lichen Dienste verlieh ihm die Königin Vietoria den Rittertitel. a II, Notizen. N „Die Stadt St. Domingo, obgleich die äl- teste Stadt der neuen Welt, kann sich nicht rühmen weder grosse, noch wohl unterhaltene Gärten zu besitzen, aber die Spanier haben eine wahrhaft leidenschaftliche Liebe für Blu- men, und daher findet man kaum ein Haus, - das nicht sein Gärtchen mit Rosen, Nelken und Heliotrop bepflanzt hätte. Die Lieblings- blumen der spanischen Damen sind, überall , die Rosen, von denen man folgende Sorten besitzt: die zweimal blühende Damas- cener Rose, die Centifolie, von der die weisse Abarl sehr selten ist, die Banksien- und end- lich einige Theerosen, diese letztern in 3 Sor- ten, Devoniensis, General Lamark und Mag- nolia sind erst vor Kurzem eingeführt, ge- deihen aber sehr gut, besonders die Devonien- sis, deren Wohlgeruch im tropischen Klima noch mächtiger geworden zu sein scheint, — Die Lagerstroemia indica ist hier eine der prächtigsten Zierpflanzen,, sie er- reicht hier die Höhe eines mittleren Baumes und wird von den Spaniern Almira ge- nann!. Ausserdem zieht man noch Balsami- nen, Mirabilis in allen Farben, Kapuzinerkresse, eine grosse Abart der gewöhnlichen Garlen- nelke, Vincarosea und rosea alba, die chinesischen Astern sowohl wie die Win- terastern (Chrysanthemum), die Zinnien, Tuberosen, Amaryllis formosissima und einige andere tropische Zwiebeipflanzen , alles Pflanzen, die man als vollständig naturalisirt betrachten kann , von denen aber auch keine einem wirklich kalten Klima ursprünglich an- gehört. — Als ich England verliess, gab mir der Director des bot. Gartens inKew eine An- zahl Pflanzen mit, die besonders gewählt waren, als wahrscheinlich geeignet für das Klima der Antillen. 'Ehe ich sie nenne, muss ich noch kurz bemerken, dass der Garten, der sie aufnehmen sollte, einige hundert Schritt von der Meeresküste enifernt, auf ei- nem kalkfelsigen Untergrunde liegt, die gute eulturfähige Erdkrume ist durchweg nur etwa einen Fuss dick, aber da der Kalkfelsen nicht sehr hart und vielfach auf seiner gauzen Ober- fläche zerspalten ist, können die Wurzeln der Pflanzen an den meisten Stellen bedeutend tiefer eindringen. Die mittlere Jahrestempera- tur der Luft beträgt ungefähr 20° Reaum. Die wie 183 mittlere Bodenwärme bei 1 Fuss Tiefe steht nur um etwa einen Grad niedriger. Dies mag genügen zur Erklärung der Verhältnisse, un- ter denen meine Beobachtungen gemacht wurden. — Die Pflanzen waren in Ward’sche Kästen gepackt. Einige Fuchsien halten die Reise recht gut überstanden, starben aber alle ab, bevor sie zur Blüthe kamen, trotz. der sorglältigsten Behandlung. Die Pelargonien theilten das gleiche Schicksal, ein einziges Scharlachpelargonium, Tom Pouce benannt, trieb frisch aus und blühte einigeMale, wurde dann aber gelb und folgte bald den andern, Die weisse und rothe China-Rose (wahrschein- lich Bengalrosen), die Theerosen , Bougere und Devoniensis, dieMoos-Provinzrose (?), die Bourbonrose Paul Joseph und la Birch (wahr- scheinlich ist darunler die Noiseltrose la Biche verstanden), kamen sehr wohlerhalten an; die Moos - Provinzrose machle einige Triebe, wurde krank und starb. Hierbei muss ich beiläufig erwähnen, dass ich nie einer einzigen Moosrose begegnete auf sämmtlichen Antillen und ebensowenig hatten alle Personen , die ich darüber befragte, jemals eine gesehen, alles, was man erlangte, war, dass man die importirten Moosrosen ‚höchstens 3 Jahre hin- durch kümmerlich am Lehen erhielt, dass sie dann aber abstarben, ohne nur eine Blume gebracht zu haben *). — Die China -Rosen (Bengalrosen ?) treiben mit einer wunderbaren Ueppigkeit und sind das ganze Jahr hindurch in Blüthe. Die Bour- bonrose Paul Joseph und Theerose Bougere starben ab, ohne geblüht zu haben, la Birch (wohl Noisette la Biche) dagegen treibt so stark ins Holz, dass sie keine Blüthenknospen P *) Dies ist um so auflallender, als von der Centifolienrose vorher gesagt wird, dass sie häufig gezogen werde und als naturalisirt be- trachtet werden könne. Die Moosrose ist be- kanntlich nur eine Form der Centifolie. Soll- ten gewisse Abarten, die allerdings in nördli- eheren Ländern entstanden sind, nicht mit ih- ren Stammarten den gleichen Verbreitungs- bezirk haben? Dies scheint uns wahrschein- lich nach obiger Thaisache, ist aber jedenfalfs noch ferner zu beobachten, 184 ansetzen kann. Alle sonst mit Erfolg. ange- wandten Mittel, um solche Rosen zum Blühen zu zwingen, wie das Umbiegen der Zweige, das Beschneiden, das Abstreifen der Blätter u. s. w. schlugen hier fehl. Wie schon oben bemerkt wurde, ist das hiesige Klima ganz besonders günstig für Theerosen, die hier so zu sagen nie aufhören zu blühen. Unter den anderen lebend angelangten Pflanzen erwähne ich der Ixora Band- huca, die vortrefllich gedeiht und fast das ganze Jahr hindurch mit ihren prächtigen hochro- then Blüthendolden bedeckt ist, sich aber bis- her noch nicht durch Stecklinge vermehren liess. Die Ixora alba wollte in den ersten zwei Jahren gar nicht recht fort, wuchs dann jedoch sehr kräftig und scheint also auch gut fortzukommen. Gardenia Fortunei, nach- dem sie in den ersten zwei Jahren gewach- sen war, wurde krank und ist-im Absterben. Dillenia speciosa wurde im Zeitraum von kaum 3 Jahren aus einer 6 Zoll hohen Stecklingspflanze ein 10 Fuss hoher Strauch, hat aber noch nicht geblüht. Die neuhollän- dische Coelebogyne ilicifolia schien zuerst gedeihen zu wollen, starb dann aber ab. Combretum comosum hat drei Jahre lang gekränkelt,, scheint aber jetzt die Krise glücklich überstanden zu haben. Eran- themum coccineum gedeiht sehr gut und vermehrt sich leicht durch Stecklinge. Mein schönster Erfolg war jedoch mit der roth gefüllt blühenden Abart von Hibiscus rosa sinensis, nach kaum drei Jahren bildete sie einen schönen Strauch von 12 Fuss Höhe, der Jahr aus Jahr ein in Fülle geziert ist mit sei- nen bis 7 Zoll im Durchmesser haltenden Blü- then, und daher auch Gegenstand der Bewun- derung für die Damenwelt von Domingo ist; die der Blume den NamenFlor de la Reina Vietoria gegeben haben. Die Pflanze wächst leicht aus Stecklingen, und da ich gern davon abgab, ist sie heute schon in allen besseren Gärten verbreitet. Bei Kirchenfesten dienen die Blumen als Altarschmuck, und nicht min- der beliebt sind sie als Haarschmuck der Da- men für Bälle, die bei allen spanischen Völ- kern sehr in Mode sind. Eine andere sehr geschätzte Blume, die ich von Jamaika zu- erst nach St. Domingo verpflanzte , ist eine Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ArtGalphimia mil goldgelben Blüthensträus- sen, die den Namen Consulita (Consuls- blume) erhielt. Man erzählt, dass zuerst der Baron von Wimpfen schon im Jahre 1789. die ersten Nareissen, Hyacinthen, Tulpen und Veilchen auf St. Domingo einführte. Mit_ Ausnahme des Veilchens, welches ziemlich gut blüht, sind alle übrigen spurlos verschwunden , es ist übrigens bekannt, dass die Zwiebelpflanzen hier nicht fortkom- men. — Ganz kürzlich gelang es mir, einige Resedapflanzen bis zur Blüthe zu bringen, aber keine hat Samen angesetzt. Es ist wahr- scheinlich das erste Mal, dass Reseda in West- indien geblüht haben. Eie in Europa so be- liebten Sommerlevcojen treiben . hier nur Blätter und werden in der Haltung den Winterleveojen gleich. Ich habe jetzt schon 15 Monat alte Stöcke, die also ‚schon zwei tropische Sommer durchgemacht haben, allein noch immer keine Spur von Knospen zeigen. Die von Europa imporlirten Dahlien ge- deihen und-blühen ordentlich im ersten Jahre, darüber hinaus werden die Blumen kleiner und bald ganz einfach, dann faulen die Knol- len und die Pflanzen sind wieder verloren.“‘— Diese Beobachtungen stimmen ganz über- denen anderer Reisenden. Die Ver- suche von Poiteau halten schon gezeigt, dass die europäischen Obstbäume unfruchtbar sind in Klimaten, wo die Wärme beständig an- dauert, was unzweifelhaft daher rührt, dass ihr Weachsthum hier‘ fortwährend ° ange- regt wird, sie also nie ausruhen können und dass ihrer Organisation nach sie nicht be- fäbigt sind, unter solchen Verhältnissen zu ge- deihen. — Und nicht nur ist es das Klima allein, woran die Pflanzen gebunden sind, almosphärische und Bodenverhältnisse aller Art wirken gleichfalls mit und zwar je nach der Pflanzenart in mehr oder minder hohem Grade ; daher kommt es, dass Pflanzen , in andere Länder eingeführt, die unter gleichen Breitegraden liegen, wie die Heimath, dennoch sehr oft gar nicht oder nur kümmerlich fort- kommen, so zum Beispiel die Olive und der Weinstock in dem Süden der Vereinigten Staaten, wo die mittleren Temperaturen die gleichen sind wie im südlichen Europa und ein mit [4 Nas NEN 3% DHL REN EHEN NT AP HIRM) SER Ne: SON, AND, BO LUN N MEN, RERERSRN ER, II! RRNIINISENN RÄNRUESSISSIESSHENNNUUSERNERUSCUNSUERG N SV N N Q a > y 5 Q y N ER > $ Q / / S A as N 4 2 N | } ) ) . F No es: DOT: WÜÄCEL: Tıı ETRTITTE Haunt- Strasse en \ N IN Maa/sstab. RRRRRRRÜRRRRÄRÜÜRÜR Al BASER 2a AINRRSI” G. Lorch. fec. AN 700 90 LA 60. 30 20 70 772 IH. im nördlichen Afrika. Die Natur hat eben ihre Gaben über die ganze ‘Erde mit ungleicher Hand ausgetheilt, der Mensch kann ihre Ge- seize nicht ändern, wohl aber durch den Aus- tausch und Handel sich aneignen. von andern Ländern , was die Heimath ihm versagt; die Verschiedenheit der Landesprodukte war stets der grosse Hebel des internationalen Verkehrs und wird es immer bleiben. - (Nach Flore des Serres — E. O0.) 3) Zur Cultur, der Calosanihes ceoceinea. Diese alte, aber immer schöne Pflanze, in deutschen Gärten besser gekannt als Crassula eoccinea, verdient mit ihren ‚hübschen Abärten eine viel allgemeinere Cul- tur, denn wenige Pflanzen verbinden mit ei- ner so grossen Blüthenfülle ein glänzenderes Farbenkleid und einen süsseren Wohlgeruch. Im Floricultural-Cabinet sagt einFreund dieser vernachlässigten Pflanze, dass er sich nur. darüber wundere, dass man sie nicht all- gemein cultivire, denn er kenne keine dank- ’barere Pflanze als diese, von der man mit wenig Mühe die prächtigsten Exemplare er- ziehen könne. Sein Culturverfahren theilt er im Folgenden mit. — Im Februar macht man dieStecklinge einzeln in kleine Töpfchen, Notizen. einander gebunden werden. 185 gefüllt mit einer Mischung von gleichen Thei- len Laub- und @artenerde, der man ein ziem- liches Quantum scharfen Sandes beimengt, Bodenwärme ist nicht nothwendig, aber be- fördert das Anwurzeln. Die Stecklinge wer- den nur eben feucht gehalten, und sobald sie zu treiben beginnen, werden sie in grössere Töpfe verpflanzt. Wenn sie eiwa 3Zoll hoch sind, werden sie geköpft und sobald es nö- thig, nochmals verpflanzt , und dabei fortwäh- rend nahe dem Lichte, am besten in einem Fensterbeete gehalten, bis Ausgangs Juni, wo sie dann an sonniger, geschützter Lage ins Freie gebracht werden, um sie abzuhärten. Den Winter können sie im Kalthause, aber an möglichst heller und dem Glase naher Stelle zubringen. Den Sommer darauf werden sie sich mit Blumen bedecken, und damit sie sich recht günstig präsenliren, müssen sie zeilig aus- Nach der Blüthe werden die Pflanzen zurückgeschnitten und eine Zeit lang sparsam begossen, sie dürfen jedoch auch während dieserRuhezeit nie ganz austrocknen, da sie sonst gern die unteren Blätter abwerfen und dadurch unansehnlich werden. | (Nach Flore des Serres. — E. 0.) VW, Literatur. 4) Bulletin de la societ&eimperiale des naturalistesdeMoscou 1858. Heft IV. Ausser verschiedenen Arbeiten aus uns fern liegenden Gebieten findet sich in demsel- ben auch ein grösserer Artikel vom Herrn H. Trautschold über eine Reihe von Ver- suchen , die derselbe über den Einfluss des Bodens auf die Pflanzen angestellt hat. Die Arbeit beginnt mit der Darstellung der Ansichten anderer in Bezug auf Einfluss des Bodens. Besonders einlässlich sind Thur- mann’s Ansichten wiedergegeben, der die Vertheilung der Gewächse auf unserer Erdku- gel vornehmlich von Bodenverhältnissen ab- hängig macht, so dass er sogar den klimati- schen Verhältnissen häufig einen untergeord- neten Werth beizulegen geneigt ist. ‚Wenn man, so sagl Thurmann, die nördlichen Gren- zen einer Species in Europa sucht, so wird man zusehen müssen , ob diese nicht elwa mit dem Aufhören mancher Gesteine in un- mittelbarer Verbindung steht. So sagt er, würde Clematis Vitalba , die nach Griesebach nur bis zum Ö3sten Grade in Deutschland geht, auch weiter nach Norden vorkommen, wenn der Kalkboden, auf dem sie vorkömml, nördlicher gehen würde. In England, wo wie- der Jurakalk auftritt, findet sie ‚sich bis zum 55° n. B. Der Verf. wirft hierauf Blicke auf die sich Gartenflora Deutschlands , 186 entgegen stehenden Ansichten über Ernährung der Pflanzen und auf die Momente , welche auf Vertheilung der Pflanzen und Mischung des Bodens auf unserer Erdoberfläche einge- wirkt haben. In letzterer Beziehung zeigt er, dass namentlich auch die Luft die verschie- denen Bodenarten stets als S!aub mit sich forttra- ge und so allmälig, aber andauernd auf Mischung der Bodenschichten hinwirke. Kalkpflanzen fin- den daher in den Bodengemischen der Ebenen meist noch so viel, als sie bedürfen und so um- gekehrt. Durch specielle Beispiele, nämlich die Vergleichung der Berliner und Moskauer Flora sucht er nun den Beweis zu liefern, dass die Vegetation trotz der Verschiedenheit des Bo- dens auf weiten Strecken eine oft gleichmäs- sige ist und dass im Gebirge gemachte Beob- achtungen , wo die Bodenarten allerdings viel reiner auftreten, nicht zu allgemeinen Schlüssen für die Ebenen berechtigen. Der Verfasser ergeht sich nun in allgemei- nen interessanten Betrachtungen über dies Verhältniss des Bodens zum Pflanzenwuchs, denen genauer zu folgen, uns hier zu weit führen müsste. Wir gehen daher zu den von ihm selbst sehr sorgfältig angestellten Versu- chen über, welche er mit Malva silvestris, Si- lene petraea, Iberis amara, Lupinus nanus, Po- tunia nyetaginiflora und Madia sativa anstellte. Jede dieser Pflanzen - Arten ward vom Samen an abgesondert in folgenden Bodenarten aus- gesäet und cultivirt, nämlich: in Sand, Sand und Kalk, Sand und Kalk mit Unterlage von Kalk, Sand und Thonkalk, Sand und Diorit, Sand und Granit, Sand und Syenit, Sand und Syenit mit Unterlage von Syenit, Gartenerde, Gartenerde und Kalk, Gartenerde und Kalk mit Unterlage von Kalk, Gartenerde .und Thon- kalk, Gartenerde und Diorit, Gartenerde und Granit, Garlenerde und Syenit, Garlenerde und Syenil mit Unterlage von Spyenit. Diese Versuche ergaben die folgenden Re- sultate: Mit Ausnahme von Silene petraea wuch- sen diese Pflanzen im reinen Sande besser, als in mit Gesteinsarten gemischtem. Silene petraea gedieh dagegen besser im Gemisch von Sand wit Syenit, Sand mit Granit und Sand mit Thonkalk. — Kalk in Gemisch mit Sand wirkte entschie- Russlands und der Schweiz. den nachtheilig auf das Gedeihen aller dieser Pflanzen. Nächst Kalk zeigte sich Diorit am ungün- stigsten im Gemisch mil Sand auf den Pflan- zenwuchs. Granit zeigte in seiner Mischung mit Sand weder günstige noch ungünstige Einwirkung. Der an Feldspath reiche Syenit im Gemisch mit Sand zeigte vortheilhafte Einwirkung auf Silene, Iberis und Lupinus. Thonkalk mit Sand wirkte günstig auf Malva, Iberis, Madia und Silene., In der Versuchsreihe mit Gartenerde und den angegebenen Mischungen wurden alle Pflan- zen, nachdem sie einmal Wurzel gefasst, grös- ser und stärker, doch trat dieser Unterschied bei den verschiedenen Pflanzen ungleichmäs- sig hervor. Sehr bedeutend war er bei Petunia und Malva, unbedeutend war er bei Iberis, ja leiztere starb in reiner Gartenerde oft schnell ab, ohne Wurzeln zu fassen. In reiner Gartenerde entwickelte sich nur Petunia am besten. Kalk im Gemisch mit Gartenerde wirkte ungünstig aufMadia, Petunia, Malva, Lupinus; günstig auf Iberis und Silene. Eine sehr vortheilhafte Einwirkung zeigte die Mischung von Syenit mit Garlenerde. Die gleiche Mischung mit Unterlage von Syenit be- förderte vorzugsweise das Wachsthum von Lu- pinus und Malva. Die Mischung von Thbonkalk and Garten- erde war von wohlthätigem Einfluss bei Si- lene, Madia und Iberis. Diorit und Granit zeigten sich in Verbin- dung mit Gartenerde als neutrales Gestein ohne besonders vortheilhafte Einwirkung. Die überhaup! grössten und kräfligsten Pflanzen wurden erzeugt in der Versuchs- reihe mit Sand von Malva silvestris , Iberis amara, Madia sativa, Lupinus nanus und Pe- tunia in reinem Sande und von Silene petraea in der Mischung von Sand und Syenit mit Unterlage von Syenit. In der Versuchsreihe mit Gartenerde 'wur- den am kräftigsten Malva silvestris und Lupi- nus nanus in Gartenerde und Syenit mit Un- terlage von Syenit. Iberis amara im Gemisch von Gartenerde mit Kalk und Unterlage von Kalk. Madia sativa in Gartenerde mit Syenit. IV. Literatur. + Silene pelraea in Gartenerde mit Kalk und Un- terlage von Kalk, und Petunia in reiner Garten- erde. Kalk zeigte als Mischung mit Gartenerde nur bei Iberis und Silene eine günstige , bei allen andern Pflanzen eine enischieden un- günstige Einwirkung. Der Feldspathreiche Syenit zeigte dagegen eine durchgängige gün- stige Einwirkung als Mischungstheil mit Gar- tenerde. — In genauen Tabellen hat der Verfasser das Ergebniss seiner Versuche zusammengestellt, die im Wesentlichen die practische Erfahrung bestäligen, dass es nämlich nur wenige Pflan- zen gibt, die speciell an bestimmte Gesteins- arten gebunden sind und dass der Humus durch Beimischung solcher anorganischer Be- standtheile fruchtbarer gemacht wird, die des- sen Löslichkeit und Umbildung zur Pflanzen- nahrung bedingen. Syenit zeigte sich in die- ser Hinsicht besonders vortheilhaft, in der 'Cultur wird er durch Beimischung von Lehm ersetzt. — $ Der Verfasser zieht aus seinen Versuchen und Beobachlungen den Schluss, dass der Charakter einer Pflanzenzone im Grossen. nur von klimatischen und Feuchtigkeits-Verhältnis- sen abhängig ist. Dass ferner der Humus zur vollständigen Entwickelung der Pflanzen noth- wendig ist und dass dieser die Aufgabe habe, durch seine Beimischung den Unterschied der Gesteinsmassen auszugleichen. ein Boden an Humus, je unvermischter der Detrilus irgend einer Gebirgsart, desto charak- teristischere Pflanzen-Arten werden auftreten. (E. R.) 2) Wredow’s Gartenfreund. Neunte Aufl. ‚von H. Gärdt und E. Neide. Berlin bei R. Gärtner. Sechste Lieferung. Enthält die Aufzählung der Pflanzen des Blumengartens von Conoelinium bis -Fuchsia., Die Auswahl der kurz beschriebenen Arten ist wieder mit richligem Takte geschehen. Die Culturbemerkungen zeigen, dass tüchtige Prak- liker die Ausgabe besorgen, kurz wir können auch bei diesem Hefte unsere frühere Em- pfehlung von Neuem hestäligen. (E. R.)_ 3) Bericht der Verhandlungen der Section fürObst- und Gartenbau Je ärmer also- 187 im Jahre.1857 von der schlesi- schen Gesellschaft für vaterlän- dische Cultur. Der Bericht gibt ein Bild von der lebhaf- ten Thätigkeit des Vereines. Die Section ver- sammelte sich 18mal im Jahre 1857, um ihre Geschäfte zu erledigen und Vorträge anzuhö- ren. In einem allgemeinen Referat über die Allgemeine deutsche Obstausstellung ist auch ein besonderes Referat über den Schnitt der Obstbäume gegeben, nach einem Vortrag, den der bekannte Pomolog Frankreichs, Herr Le- pere d. J. in Gotha gehalten hat. Der Re- ferent Herr Dr, Fickert gibt die von L. aus- gesprochenen Grundsätze in folgenden Sätzen wieder: a) Bei Spalier- und Pyramidenbäumen müs- ses die untersten Zweige möglichst lang ge- zogen werden. b) Sie sind demnach schwächer als die obern Zweige und unter Umständen gar nicht zu beschneiden. c) Je weniger man einen Zweig beschnei- det, desto stärker treibt er, vorausgesetzt, dass die andern Zweige des Stammes stärker be- schnitten sind. d) Ein Querschnitt in den Stamm ober- halb eines Zweiges oder Auges verstärkt den Trieb desselben. Unterhalb schwächt er den Holztrieb und befördert dieBildung der Frucht- augen. Diese Querschnitte können Rinden- oder Holzschnilte sein. Je tiefer der Schnitt, je stärker die Wirkung. e) Der Querschnitt über einem schlafenden Auge weckt dasselbe und veranlasst am alten Holze versteckte Augen zum Austreiben in Form von Wasserreisern. Letztere dürfen nicht ohne Unterschied entfernt werden, denn sie bieten das beste Mittel zur Verjüngung des Baumes oder zur Erziehung von Zweigen in Richtungen wo solche fehlen. f) Den Trieb tiefer stehender Zweige ver- stärkt man ferner durch das Abkneipen der jungen Triebe an höher stehenden. g) Genügen diese Mittel nicht, so -gibt man dem zu stärkenden Zweig eine besondere Un- terlage, d. h. man pflanzt einen jungen Stamm darunter und plattet denselben an den Zweig an (ablaktirt). Es lassen sich zu demselben 183 Zwecke in gleicher Weise auch tiefer stehende Wasserreiser benutzen, h) Lücken lassen sich ausfüllen a) durch das Wecken schlafender oder versteckter Au- gen, b) durch das Einsetzen eines schlafenden Auges. (Bei Aepfeln, Birnen , Pflaumen und Kirschen auch durch Pfropfen in die Seite). Ist der Stamm zu stark, um das gewöhnliche Verfahren anzuwenden, so kann man in die Rinde pfropfen, falls diese noch geschmeidig genug ist, um sie abzulösen. Der Schnitt am Stamm ist derselbe wie beim Oculiren, das Reis wird nur an einer Seite angeschnitten, auf der andern ein Theil der oberen Rinde sorgfältig entfernt. i) Die Wasserreiser lassen sich auch be- nutzen, um dadurch, dass man sie an Frucht- holz anplattet, den Früchten mehr Nahrung zu geben. k) Um neue Sorten zu prüfen und schon im nächsten Jahre Früchte zu gewinnen, ocu- lirt man im August oderSeptember mit Frucht- augen. Bei Aepfeln uad Birnen ist das Pfropfen in die Seite mit Fruchtholz sicherer. l) Bei Pfirsichbäumen ist auf Erhaltung der Bouquetzweige besondere Sorgfalt zu verwenden, man muss daher das Holzauge, so- bald es ausgetrieben ist, auf 4 bis 6 Blälter abkneipen. m) Die unsicheren Blüthenzweige (dünnen Zweige, welche nur an der Spitze ein Blattauge haben, sonst aber mit Fruchtaugen bedeckt sind), werden am besten ganz entfernt. n) Den guten Zweig, der zugleich Blatt- und Blüthenaugen nebeneinander zeigt, schnei- det man auf 4 Augen und bricht die nach oben stehenden Blattaugen aus, während die unteren stehen bleiben. o) Alle Holzaugen, welche man ausbre- chen will, lässt man erst etwa 3 Zoll lang treiben. Ausser den Monats- Versammlungen be- förderte die Section durch Vertheilung von Edelreisern von Obstbäumen, sowie durch Aus- theilung von Oeconomie- und Blumensamen die Interessen des Gartenbaues. Ueber die ver- theilten Samen wurden Berichte von den Mit- gliedern eingegeben und deren Resultate be- kannt gemacht. Es ist das jedenfalls das si- _ cherste Miltel, um über empfohlene Neuigkei- n Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ten. zu einem schnellen Resultat über deren _ Eigenschaften in bestimmten Gegenden zu kom- men. “ Von den aus weiteren Entfernungen erhal- tenen Edelreisern wird geklagt, dass sie häu- fig ganz vertrocknet angekommen seien. Sol- che trockne Reiser soll man gleich nach An- kunft derselben 24 Stunden unter Wasser le- gen und darauf an einem schattigen Ort in Erde stecken, So zeigt es sich bald, ob sie noch lebendig sind. Haben sie am 4. Tage nach ihrer Ankunft bei solcher Behandlung ein noch frisches Aussehen, dann sind sie noch zur Veredlung tauglich. Mit den Monats-Sitzungen waren stets kleine Ausstellungen verbunden. Der Bericht gibt die speciellen Listen der eingesandten Pflanzen und anderweitigen Gegenstände und schliess- lich das Verzeichniss der ausgelheilten Prä- mien. Es folgt das Verzeichniss der Bücher der Bibliothek des Vereins, sowie eine. Ueber- sicht über Einnahme, Ausgabe und den Stand des Vermögens des Vereines. Eine Gesellschaft, die in soleher Weise wirkt, wird und muss ihrenZweck, Förderung des Gartenbaues in weiteren Kreisen in immer vollkommenerer Weise erreichen. (E. R.) 4) Bulletin de la Socie&te imperiale des Naturalistes &Moscou 1858. Enthält Abhandlungen aus allen Gebieten der Naturwissenschaften. Von allgemeine- rem Interesse ist ein Reisebericht des Herrn Dr. E. Eversmann, Prof. in Kasan, von Ka- san über Petersburg nach Deutschland, Italien, Algerien, Frankreich. Unter den naturhistori- schen Sammlungen Italiens hebt derselbe die Sammlungen des Museums in Florenz im Pa- laste Pitti als die schönsten und reichsten her- vor. An Schönheit und Eleganz haben diese Sammlungen kaum ihres Gleichen. Die Ge- genstände sind beiderseits in langen Gallerien in Sehränken treppenförmig aufgestellt. Unter den alle Zweige der Naturwissenschaften re- präsentirenden Sammlungen befindet sich auch eine reiche Fruchtsammlung. Zweige mit sammt den Früchten stehen theils in Gläsern, theils liegen die grösseren Früchte frei, theils sind die saftigen Früchte in Wachs nachge- bildet. Alle diese Sammlungen sind täglich von 9 — 3 Uhr gratis geöffnet. In Algier ist seit 2 Jahren ein Museum der Producte Algeriens errichtet. Es enthält dieses manches Interessante, namentlich auch eine Sammlung aller der dort wachsenden Hölzer in Durchschnitten. Die Landbesitzer bauen dasSorghum saccharatum, jedoch nicht zur Bereitung von Zucker, sondern zu der von Weingeist mehrfach an. Es ist diese Cultur aber in den letzten Jahren durch eine Raupe sehr beeinträchtigt worden, die das Rohr von innen ausfrisst und vollständig un- brauchbar macht. Oft soll ?/s der Ernte auf diese Weise vernichtet werden. Diese Rau- pen sind nackt, von weisser Farbe und mit schwarzen Pünktchen und nähren sich vom Marke des Stengels. Der Schmetterling, den E. aus denselben erzog, war Nonagria hespe- rica. Ueber die künstliche Fischerziehung , wel- che E. in Paris sah, bemerkt er, dass es ihm eine interessante Spielerei zu sein scheine, weil es zu lange Zeit erfordere,, bis die Fische die nulzbare Grösse- erhielten. Für die Anzucht für grosseWasserbecken und Flüsse.dürfte E. da wohl recht haben. Dagegen im Binnenlande wo jede Jahreszucht in besondere Teiche gebracht und da auch fütter! wird, da können allerdings durch die künstliche Fischzucht bedeutende Resultate er- zielt werden. Bei der Anzucht für grosse Wasserbasins, da sind es verschiedene Gründe. welche wohl stets dem Gelingen hindernd im Wege stehen werden. Der erste und Haupt- grund, dass die meisten der beliebtesten Fisch- gallungen, wenn grössere und kleinere zusam- menleben, einander selbst verschlingen. Des- halb muss für jede Anzucht ein besonderes’ Becken bestimmt sein. Zweitens kann man nur in kleinern Wasserbecken gegen dieRaubfische anderer Art schützen und endlich steht die Masse der Fische, welche die grösseren Was- serbecken enthalten, meist in ziemlich directem Verhältniss zu der Nahrung, welche sie den- selben bieten. Künstliche Fütterung muss in kleineren Teichen daher das Ihrige zur zweck- mässigen Ernährung grösserer Massen von Fi- schen thun. Sind zweckmässige Vorrichtun- gen, Behälter und Teiche da, dann scheint uns ein Zeitraum von 3 — 5 Jahren nicht zu IV. Literatur. 189 lang, um Forellen und andere gute Fische massenhaft zu erziehen. In der Acclimalisations-Gesellschaft in Pa- ris sah E. Cocons und Seide von mehreren Arten von Saturnia, die man zur Seidenzucht verbreiten will, um so mehr als die Seiden- raupe (Bombyx Mori) so mancherlei epidemi- schen Krankheiten unterworfen ist. Es waren dieses S. Cynthia Var. Rieini, S. Melitta , S. Pernyi und S. Radamas. Die erstere Raupe ‚nährt sich von den Blättern von Rieinus und Dipsacus Fullonum. Die Entwickelung vom Ei bis zum Schmetterling geht ausserordent- lich rasch vor sich und sollen in Indien bis auf 8 Generationen in einem Jahre aufein- ander folgen. Dies macht diese Zucht bei uns schwierig, weil die Puppen und Eier auch bei einer Temperatur von 21% —6!/20 R. aufbewahrt auskriechen und dann die jungen Räupchen aus Futtermangel sterben müssen. Doch ist es Hrn, Guerin Meneville schon jetzt gelungen, Pup- pen vom November bis in_ den April zu con- serviren. Die S. Pernyi stammt aus dem Norden China’s. nährt sich vom Eichenlaub und soll auch das Laub unserer Eichen-Arten fressen. Man hofft, diese letztere Art in den Ei- chenwaldungen Frankreichs ansiedeln zu kön- nen. Die Raupe biegt beim Einspinnen ein Blatt um sich und den Zweig, so dass beim Abfallen der Blätter die Cocons am Baume sitzen bleiben und so leicht gefunden und ge- sammelt werden können. Der Plan scheint gut, aber wir zweifeln am Gelingen, wenn die Zucht nicht in besondern Anstalten ge- schieht. Von allen diesen Saturnia - Arten sah E. Cocons, sowie rohe und gesponnene Seide. Die Seide aller dieser ist gröber als die von Bombyx Mori, soll aber fester sein. — (E. R.) 5) Der herzogliche Park zu Sagan. Von Oskar Teichert.. Ein Wegweiser für Fremde und eine Darstellung seiner Ent- stehung, Fortbildung und Erhaltung. Mit einem Plane desParks Sagan und Sprottau bei Julius Crüsemann 1858. Nichts ist belehrender als die Geschichte, So auch in der Gartenkunst. Daher sind Gar- 190 tenbeschreibungen, welche zugleich die frühe- ren Zustände und das allmälige Entstehen der jetzigen Formen schildern, in Verbindung mit Plänen ganz besonders lehrreich. Das. vorlie- gende Buch nennt sich einen „Wegweiser für Fremde,‘“ und es erfüllt mehr als diesen Zweck, denn ein bloser „Wegweiser“ ist sehr wenig, ein Führer dagegen (wie es wohl hätte heissen müssen) zeigt nicht blos den Weg, sondern erklärt und erläutert auch, wie es hier der Fall ist. Es sei also den Fremden, welche Sagan besuchen , was jeder Freund schöner Gärlen, welcher in diese Gegend kommt, thun sollte, hier bestens empfohlen. Der Zweck unserer Besprechung ist aber ein anderer. Wir wol- len Gärtner und Gartenfreunde auf diesen schö- nen Garten nicht nur ganz besonders aufmerk- sam machen, sondern auch einige Belehrung daran knüpfen , indem wir seine Schönheiten in das rechte Licht stellen, seine Mängel an- deuten. Da dies aber nicht sowohl dem Plane und Buche als dem lebendigen blühenden Garlen selbst gilt, so möge sich eine kurze Beschreibung Sagans hier anschliessen die wirjedoch von die- ser Besprechung trennen und im nächsten Hefte geben werden. Wir haben Sagans Gärlen erst vor 2 Jahren besucht, waren überrascht durch nicht geahnte Schönheiten und nannten an einem an- dern Orte *) den Garten zu Sagan in Schle- sien ‚in allem, was Blumenschmuck betriflt, den reichsten und schönsten - Deutschlands,‘ eine Ansicht, die wir noch heut hegen. Ein solcher Garten verdient ein grösseres Bekannt- werden, und sicher ist die Herausgabe des Buches und Planes gerechiferligt und erwünscht, und der Verfasser verdient unsern Dank. Das Buch besteht aus zwei Abtheilungen und dem Plane. Die erste Abtheilung bildet den „Wegweiser ‚‘* die zweite enthält Geschichtliches und die Beschreibung des jetzigen Zustandes, mit besonderer Hinweisung und Erklärung des Blumenschmuckes. Der Wegweiser thut, wie wir schon bemerkten, seine Schuldigkeit und verfehlt nicht die localen Schönheiten nach *), In der Schrift. ‚Die Verwendung der Pflanzen in der Gartenkunst oder Gehölz, Blu- men und Rasen‘ Von H. Jäger. Gotha 1858. eic. Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. | Führerweise in gewählter, fliessender ‚Sprache gehörig anzupreisen. Die zweite Abtheilung ist lehrreich, indem gezeigt wird, was aus Wüsteneien und Verwilderung durch. Anwen- dung gehöriger Mittel werden kann. Hier war es aber nicht ein energischer, künstlerisch voll- kommen durchgebildeter Mann, wie der Schöpfer von Muskau, sondern eine Dame , welche so Grossartiges schuf, und wir müssen. den Geist, die sinnige Poesie und den feinen Geschmack der Besitzerin, Dorothea, Herzogin von Sagan und Qurland , nach deren Ideen die meisten Anlagen entstanden, aufrichiig bewundern, aber auch die unermüdliche Wirksamkeit des Herrn Garteninspectors Friedrich Teicherl, wel- cher bis jetzt die Anlagen durchführte und sein Eingehen in die Ideen der hohen Besitzerin und deren Verstehen gebührend hervorheben. Sehr dankenswerth ist die Angabe der Blu- men, durch welche in Sagan so Ausserordent- liches geleistet wird, und hällen wir sogar diesen Abschnitt noch vollständiger gewünscht. — Was den Plan anbelangt. so sehen wir hier von denSchönheiten des Parkes in seinen Hauptumrissen ganz ab und betrachten nur die Zeichnung. ist schön und correet ausgeführt , aber der Zeichner :hat den Fehler begangen, das Gehölz nach der immer noch beliebten falschen perspeetivisch - malerischen Diese Methode zu zeichnen, wobei die Bäume viel zu gross ausgefallen sind, die Umrisse der Gruppen ungenau, ja wirklich falsch erscheinen und wirklicher Wald, wie er hier jenseits des Flusses besteht, als eine mil Bäumen besetzte Wiese sich darstellt. Obschon die Gehölzmas- sen dieses Parkes keineswegs alle schöne Um- risse haben, so erscheinen sie dem, der den Garten nur nach diesem Plane kennt. gerade- zu hässlich und steif, Es ist Schade, dass diese sonst so sorgfältige hübsche Arbeit an diesem Mangel leide. Dazu kommt ‚noch, dass im verzierlen Schlosspark der Maassstab der Bäume ein viel kleinerer ist, als auf den jenseits des Flusses liegenden Theilen , wo er offenbar zu gross ist. Man kann die Plan- zeichner gar nicht genug warnen, von dieser gänzlich falschen Manier abzugehen und sich einfach an die Umrisse zu halten. 4) IV. 6)Der Park zu Muskau. Für Freunde der Landschaftsgärtnerei und den Fremden zum Wegweiser. Vom Parkinspector Petzold. Mit einem Plane des Parks. Hoyers- werda bei W. Erbe. Wenn wir ein Werk, welches schon vor 2 Jahren erschienen ist, erst heut besprechen, so war die Ursache dieser Verzögerung nicht der Umstand, dass wir es nichtzu diesem Zwecke zugeschickt bekamen, sondern weil wir damit eine Schilderung des darin beschriebenen welt- berühmten Parks verbinden wollten, die wir nur nach unmittelbar vorhergehendem Besuch desselben wagen konnten. Dieser Besuch hat stattgefunden, aber die Eindrücke desselben niederzuschreiben, wurde durch manche Hin- dernisse verzögert. Endlich mahnt uns ein neucs, ganz zu gleichem Zweck geschriebe- nes Buch , das oben besprochene „der Park zu Sagan‘ an unsere Pflicht, und wir bedür- fen der Nachsicht des Lesers, dass wir ihm ein so wichtiges Buch so lange vorenthalten konnten. Was wir schon oben bei der Be- schreibung von Sagan bemerkten, dass die Geschichte eines Gartens sehr viel Lehrreiches ‚enthalte, gilt hier noch vielmehr, wo es sich um ein Kunstwerk ersler Grösse, um den vol- kommensten Landschaftsgarien von ganz Deutschland handelt, in welchem der erste Landschafisgäritner der Gegenwart, der Fürst Pückler-Muskau seine Ideen verwirklichte, aus welchem er seine in dem bekannten Werke: „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei‘ nie- dergelegten Kunst- und Geschmacksregeln grösstentheils schöpfte, der das seltene Glück hatte, dass ein Schüler des ersten Schöpfers und mit dessen Ideen ganz vertraut, nach dem Aufhören der Wirksamkeit des fürstlichen Künstlers unter einem neuen kunstsinnigen Be- sitzer ganz im ‚Geiste des Meisters daran fort- arbeiten durfte. Es ist dies der Verfasser der vorliegenden Schrift, Herr Parkinspektor Petzold. Der „Wegweiser,“ obschon auf dem Titel angegeben, fällt in dieser kleinen Schrift weg. Aber wer das Schriftchen aufmerksam durch- liest, wird mit Hilfe des Planes so damit be- kannt, dass er den prächtigen, sinnigen Park zu begreifen beginnt. Der Leser wird nicht bestimmte Wege geführt, sondern er lernt den Literatur. 191 Park kennen, wie er war ehe der Fürst mit der Anlage begann, was er unter dem Fürsten wurde, und was in neuester Zeit geschehen ist. Dabei verlährt der Verfasser kritisch , er- klärt, warum elwas so sein musste, und gibt, was man einen Commentar nennt, durch des- sen Vermiltlung erst das Verständniss voll- kommen wird. Dass bei solcher Behandlung das Buch ganz besonders lehrreich wird, braucht kaum angedeutet zu werden. Der sehr gut gezeichnete Plan entspricht unsern oben bei Sagan ausgesprochenen Ansichten viel mehr, indem er nur die Grundrisse gibt, ohne die geringste malerische Zuthat. Leider hat um. buchgerech: zu werden, so verkleinert werden müssen, dass er eben nur dazu dient, um einen Begriff von der Grossartigkeit der Anlagen zu bekommen. Er ist fast mehr Karle als Plan und deutet nur die Gruppirung im Grossen an. Man kann diese.Kleinheit den Zeichneru nicht zum: Vorwurf machen, da der Plan als Theil eines Buches nicht grösser sein durfie. Da wir uns eine Beschreibung von Muskau in einem der nächsten Hefte vorbe- halten, wodurch: wir den Lesern einen Dienst zu, leisten hoffen, so bemerken wir nun noch, dass das Buch gleichsam eine Ergänzung der oben genannten Schrift des Fürsten Pückler- Muskau und nur getreue Darstellung während dort viele Dinge als ausgeführt dar- gestellt werden, die es noch nicht waren und nie wurden. Den Besitzern des Pückler’schen Werkes ist daher die Petzold’sche Schrift als Anhang gleichsam unentbehrlich. er, ist, (J.) Gartenbanu- Holstein und 7) Jahresbericht des Vereins für Schleswig, . Lauenburg pro 1857. Die politischen Verhältnisse der dänisch- deutschen Provinzen Holstein , Lauenburg und Schleswig haben nicht verhindert , dass dort deutsches Wesen herrschend “geblieben und durch die Gründung dieses Gartenbauvereins ganz im deutschen Zuschnitt und sich an Deutschland anschliessend, gibt wieder Zeug- niss davon. Begrüssen wir diese Thatsache, noch mehr aber den kräftigen Aufschwung, welchen das dortige Gartenwesen zu nehmen scheint, mit Freude, Dieser Jahresbericht ent- 192 hält das Referat über die zu Kiel stattgefundene Obst -, Gemüse- und Blumenausstellung vom 5. — 7. October 1857. Grosse Aufmerksam- keit wurde dem Obst zu Theil, und man über- gab die zweifelhaften Sorten zwei auswärtigen anerkannten Pomologen, den Herrn Behrens in Travemünde und Oberdieck in Jeinsen zur Bestimmung. Einlieferungen waren aus -fast allen Gegenden des Landes eingetroffen. Aus- drücklich muss bemerkt werden, dass die Um- Te”: —ä#Luuzzzu Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gebung von Hamburg und Altona auf holstei- nischen Boden gar nicht betheiligt war, also diejenige Gegend fehlte, wo die Gärtnereien am häufigsten und vollkommensten Der Verein erstreckt seine Thätigkeit auch auf Versuchsculturen, und gibt in dem Schriftchen kritische Bemerkungen über neue Blumen und Gemüse, endlich eine gute Abhandlung über Blattzierpflanzen. N sind. — > V. Personalnotizen etc. 4) Dr. R.:Caspary in Bonn ist zum Professor der Botanik und Director des Bota- nischen Gartens in Königsberg ernannt wor- den. 2) Dr. Tsehudi ist von seiner zweiten Reise nach Südamerika zurückgekehrt. (Bonplandia.) 3) Dr. Schmidt, der im vergangenen Jahre die Stelle des Hrn. Prof. Bunge in Dor- pat vertrat, ist als Reisender der Kais. Russi- schen Geographischen Gesellschaft nach dem Amurgebiete abgereist. Derselbe wird na- mentlich auch die Insel Sachalin besuchen und seine Sammlungen an Samen dem Rus- sischen Gartenbauverein in Petersburg über- senden. — 4) Prof. Bunge hat seine Rückreise an- getreten und wird bald in Petersburg erwar- tet. 5) @. Radde bleibt noch ein Jahr im Amurgebiet und C. Maximowiez ist über Ir- kutzk nach dem Amur und Japan abgereist. — 6) Louis Rach,‘ Conservator am Botani- schen Garten zu St. Petersburg starb am 28. April dieses Jahres in Folge einer Hirn- Entzündung in einem Alter von 38 Jahren. Demselben war im hiesigen Institute die Auf- sicht über die Carpologische und Dendrologi- sche Sammlung und die Bestimmung und Berichtigung der perennirenden Pflanzen über- tragen. Gründliche und tüchtige Kenntnisse im Gebiete der Botanik und desGartenwesens und unausgeseiztes reges Streben und Arbei- ten zeichnen diesen Mann aus, der durch seine Arbeiten über die Ericen und die. Beschrei- bungen neuer ‚Pflanzen in den Catalogen des hiesigen Gartens dem Botanischen Publikum bekannt ist. Einen genauern Nekrolog werden wir folgen lassen. (E. R.) 7) Gartenbau-Verein in Köln. In Köln hat sich ein Verein unter dem Namen Kölner Verein für Gartenkunde und Botanik gebildet. Statuten nennt derselbe als Zweck des Ver- eins Förderung des Gartenbaues. Die Mittel zur Erreichung dieses Zweckes erwäh- nen alles dessen, was ein thatkräftiger Verein in dieser Beziehung- anstreben kann. "Beson- ders wohlthätig würde eine ebenfalls hier auf- geführte Fortbildungsschule zur wis senschaftlichen Vorbereitung für Gärtnerlehrlinge und Gehilfen wirken. (E. R.) In den uns vorliegenden EEE S I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Datura Wrightii Hort. (Siehe Tafel 260.) Solanaceae, Caule herbaceo, dichotomo; foliis ovato - oblongis v. subcordato - ovatis, basi inaequalibus, leviter sinuatis; ca- lycee tabuloso , fauce quinque -dentato: dentibus triangulari-ovatis, aeque longis quam latis v.paullo latioribus quam lon- gis, acutis; corolla calyce plus duplo longiore, fauce 5-dentata, dentibus lineari- lanceolatis , inceurvis; capsulis globosis, spinosis, nutantibus, basi calycis persi- stente reflexa coroniforme suffultis. — Diese neue Datura ward aus Califor- nien durch das Haus Vilmorin Andrieux et Comp. in Cultur gebracht und unter dem Namen D. meteloides D. C. ver- breitet. Herr Ortgies, der die bei- stehende Tafel nach einer Pflanze anfer- tigen liess, die im Botanischen Garten zu Zürich zur Blüthe kam, machte uns darauf aufmerksam, dass die von Vilmo- Tin verbreitete Pflanze mit der Beschrei- bung, wie solche sich im 13. Bande von De Condolle's Prodromus findet, nieht übereinstimmt. Wirklich weicht nach dieser D. meteloides D.O. ab durch ' einen schlanken Stengel, ferner grosse sehr spitze ungleiche Zähne des Kel- ehes, von denen die längsten 9 — 10 VIL 1859, Linien lang und 3 — 3!/, Linien breit, während sie bei unserer Pflanze nur 5|s Zoll lang werden und ungefähr so lang als breit sind. Endlich sind auch die Blätter der D. meteloides fast ganzran- dig und die Blumenkrone, die kaum noch einmal so lang als der Kelch, trägt am Rande 10 Zähne. — Nach Vilmorin säet man die Samen dieser schönen Pflanze im März und April ins Warmbeet und pflanzt solche im Sommer ins freie Land, wo sie noch im gleichen Jahre blühet. Sie ist je- doch nicht einjährig, sondern bildet dicke fleischige Wurzeln, welche wie die der Dahlien und Canna imKalthause durch- wintert werden können. In Paris haben sogar Pflanzen, die im freien Lande blieben, ohne jeden Schutz ausgehalten. Es dürfte mithin diese noch neue Da- tura, die auch auf Tafel 1266 der Flore des serres unter dem unrichtigen Namen von D. meteloides beschrieben und ab- gebildet ist, mit vollem Recht zu den leichter zu &ultivirenden und als schön empfehlenswerthen neueren Einführun- gen zu rechnen sein. Cultur als ein- jährige Pflanze oder als harte Topf- 13 194 staude. — Sie bildet bis 4 Fuss hohe dichte Büsche, die die grossen trichter- förmigen blassvioletten Blumen in reich- licher Menge tragen. Der gabelförmig getheilte Stengel ist ziemlich dick und walzig, mit ausgebreiteten, gegen die Gartenflora Deuischlands, Russlands und der Schweiz. Spitze hin fein behaarten Aesten. Blät- ter abwechselnd, ziemlich gross, läng- lich-oval oder fast herzförmig-ovai, am Grunde ungleich, am Rande ausgebuch- tet. — (E. R.) bpb) SollyaDrummondi Morr. (Siehe Tafel 261. Fig. 1.) P'i£,10,3 p0,re are. Eine niedliche Schlingpflanze aus Van Diemens-Land, die von Drummond in Cultur gebracht und von Morren im Jahrgange 1854 von Belgique horticole pag. 196 beschrieben und abgebildet ward. Von der verwandten Sollya hetero- phylla unterscheidet sie sich sofort durch die viel zarteren stets windenden Sten- gel, die vorzüglich gegen die Spitze hin dicht mit zarten Haaren besetzt sind. Die linear-lanzettlichen Blätter stehen abwechselnd, sind spitz, kaum gestielt, önervig, und auf den Nerven kurz be- haart. Blumen einzeln oder zu 2 auf den Spitzen kleiner Zweige, köstlich azurblau, nickend. Kelchblättchen li- near und behaart. — Eignet sich in Folge der dünnen, zarten, windenden Aeste ganz vorzüg- lich zur Bekleidung kleiner Drahtspa- liere. Cultur im niedrigen Kalthaus.- Liebt eine mit Lehm versetzte Heide- erde, entwickelt von der Mitte des Som- mers bis zum Herbste ihre Blumen mas- senhaft und trägt auch, wie die ver- S. heterophylla dankbar ihre Vermehrung durch Sa- (E. R.) wandte Beerenfrüchte., men und Stecklinge. — c Rhynchospermum jasminoides Lindl. (Siehe Tafel 261. Fig. 2.) Apocynea®e Ein immergrüner Strauch, der in der Jugend rankende Aeste bildet und dessen weisse, in Scheindolden stehenden Blu- men an die eines Jasminum erinnern. Ward vonFortune bei Shangai in China gesammelt und in Cultur eingeführt. Lindley beschrieb diese Pflanze im Jour- nal der Hort. Society I. pag. 74 und gab einen Holzschnitt dazu. Tafel 4737 des Bot. Magazine, Tafel 615 der Flore des serres und Moore Mag. 1850 I. pag. 113 enthalten gute Abbildungen. I. Originalabhandlungen. Wir geben hier einen blühenden Zweig, um diese wirklich empfehlenswerthe schöne immergrüne Warmhauspflanze un- sern Lesern vorzuführen. Dieselbe fin- det sich jetzt schon in allen bedeuten- 195 | deren Handelsgärtnereien , verlangt aber eine etwas sorgfältigere Pflege und gu- ten lichten Standort, wenn sie sich ‘in voller Schönheit entwickeln soll. (E. R.). 3) Die Familie der Coniferen oder Zapfenbäume. (Hierzu Tafel 262.) Die Familie der Coniferen ist zwar keine der an Artenzahl besonders rei- chen, denn es sind jetzt mit Ausschluss der vielen zweifelhaften Arten, die Roezl in Mexico entdeckt und beschrieben hat, erst ungefähr 500 Arten bekannt. Von diesen wachsen 48 Arten in Europa, 157 in Asien, 157 in Amerika, in Afri- ka 27, in Australien 55. Sie bewohnen vorzugsweise die gemässigten Klimate, werden gegen die kalteZone hin immer weniger zahlreich und steigen in den Tropen in die Höhe der Gebirge: hinauf, Nur sehr wenige Arten, wie z. B. die Mehrzahl der Arten der Gattung Dam- mara sind Bewohner wärmerer Distrikte und müssen daher auch im Warmhaus bei uns erzogen werden. Die nördliche Hemisphäre ist ferner reicher an Arten als die südliche, indem 318 Arten auf der nördlichen und nur 103 Arten auf der südlichen Halbkugel wachsen. Ihrer Mehrzahl nach sind die Arten der sehr natürlichen Familie oder Classe der Coniferen schlanke Bäume, von 30 — 300 Fuss Höhe, mit geradem Stam- me und quirlig gestellten Aesten; sel- tener sind es niedrige Bäume oder Sträu- cher, mit sehr ästigem oder niederlie- gendem Stamme. Die letzteren Arten bewohnen die höchsten Gebirge des ge- mässigten Klima’s oder die kalte Zone. Das Holz der Nadelhölzer ist leicht kenntlich von dem Holze aller andern Pflanzen, indem demselben die Spiralge- fässe fehlen, dagegen aber die gestreck- ten Holzzellen grossentheils aus soge- nannten porösen — oder Tüpfel- zellen bestehen, Es sind dies ge- streckte Zellen, die wie durchlöchert erscheinen. Die älteren Anatomen hiel- ten solche Zellen auch wirklich für durchlöchert und nannten sie daher Po- renzellen. Die Beobachtungen der Neuzeit haben aber gezeigt, dass solche poröse und Tüpfeizellen nur in der Weise entstehen, dass die ursprünglich dünne gleichmässige Zellwand sich immer mehr und mehr verdickt, einzelne mit den Nachbarzellen correspondirende Stellen aber sich nicht verdicken oder indem an solchen Stellen die beiden angrenzen- den Zellmembranen blasenförmig aus- einandertreten. In meinem Allg. Gar- tenbuch I. Theil, pag. 57, Fig. 33 ist die Darstellung der ersteren Zellform und pag. 58, Fig. 34 a, die Darstellung der zweiten Zellform gegeben, Von aus- sen Sehen solche Zellformen, wie be- reits gesagt, wie durchlöchert aus, wie dies Fig. 1 der beigegebenen Tafel in starker Vergrösserung darstellt. Die Blätter zerstreut, gegenständig oder bü- schelförmig sind meist immergrün, und von fester Textur seltener hinfällig und häutig, wie unter unseren heimischen Ar- 13 * Gartenflora Deutschlands; 196 ‚ten bei der Lärche; gemeiniglich nadel- artig (Tannen), selten blattartig (Dam- mara, Salisburia die Mehrzahl der Po- docarpus) und noch seltener nur schup- penförmig. Der letztere Fall z. B. fin- det sich bei Phyllocladus, einer Pflanze Neuhollands, deren letzte Verästelungen blattartig und buchtig getheilt, Blätter aber nicht aus der Schuppenform herausgehen, die sie auch bei andern Coniferen an den Knospen und Blüthen- ständen annehmen. — Blumen getrennt geschlechtlich, meist einhäusig, seltener zweihäusig, in Kätzchen. Blüthenhüllen fehlen ganz, Die männlichen Blu- men bestehen entweder aus den nack- ten, an der Blüthenspindel befestigten kätzchenförmig zusammengestellten, am Grunde der Spindel ‚von Bracteen um- gebenen Staubgefässen,. so bei Pinus, oder sie stehen auf der Spitze einer Spindel, die ebenfalls am Grunde von Bracteen umgeben ist, kopfförmig zu- sammengedrängt, wie bei Ephedra (Fig. 21) und Taxus, oder sie sind an der innern Seite besonderer Schuppen be- festigt, so bei Juniperus (Fig. 5 u. 19), Cupressus, Thuja etc. Im letzteren Falle hat man die Schuppe als flach ausge- breiteten Staubfaden (Träger oder Con- nectiv) betrachtet und die Antheren als einzelne Fächer. Wo Schuppen in der Familie der Coniferen die Antheren tra- gen, sind sie jedenfalls das gleiche Ge- bilde, wie bei den weiblichen Zapfen, nämlich ein Fruchtboden, der eine be- liebige Zahl von Antheren tragen kann, Noch deutlicher wird dieses Verhältniss in der nahverwandten Familie der Cyca- deen, .wo eine Schuppe grosse Mengen von einfächrigen Antheren trägt, wie wir dies Tab. 223, Fig. e der Gartenflora zeichneten. Wenn so die Analogie mit dem schuppenförmigen Fruchtboden, der die weiblichen Blumen trägt, durchaus Russlands und der Schweiz. - deren | klar ist, — steht es allerdings auch fest, dass der gewöhnliche Staubfaden mit 2fächriger Anthere, bei den Conife- ren stets die Neigung zeigt, besondere Formen des Connectivs (der Theil, dem, die Antherenfächer angewachsen sind) zu zeigen. So geht das Connectiv an der Spitze in verschiedenartige mehr oder weniger grosse Auswüchse aus, oder es verbreitert sich und zeigt so den‘ allmäligen Uebergang zur Schuppe, der mehr als 2 einfächrige Antheren an- gewachsen sind. Mit andern Worten ist bei den der Blüthenhülle entbehren- den Staubfäden der Coniferen und Cy- cadeen die Achsen-Natur des Connectivs in höherem als gewöhnlichem Grade aus- gebildet und daher verbreitert es sich oft zum schuppenförmigen Fruchtboden, der viele einfächerige Antheren trägt. — Wo wirkliche Staubfäden vorhanden sind, da sind diese immer sehr kurz, so bei Pinus (Fig. 15 — 18), Taxus (Fig. 20). Die Form der Antheren ist unter einander sehr verschieden. Bei Junipe- rus (Fig. 5 und 19 vergrössert) sind die sitzenden Antheren einfächerig und springen der Länge nach auf (Fig. 19). Bei Ephedra (Fig. 21 vergrössert) stehen die Antheren auf der Spitze einer säu- lenförmigen, am Grunde von einer- schei- denförmigen Hülle umgebenen Spindel kopflörmig, sind zweifächrig und springt jedes Fach mit einem Loch in der Spitze auf. Bei Taxus haben die Antheren die gleiche Stellung wie bei Ephedra. Zie- geldachförmig gestellte Schuppen um- geben hier den Grund einer säulenför- migen Spindel, die auf der Spitze die Antheren kopfförmig trägt. Jede dieser’ Antheren ist 4—6fächerig (Fig. 20 ver- grössert), mit schildförmiger Spitze. Die einzelnen Fächer springen hier der Länge nach auf und sind als ebenso viele An- theren zu betrachten, die der schildför- I. Originalabhandlungen. migen Spitze des Connectivs (Fruchtbo- dens) angewachsen. Bei Pinus stehen die Staubfäden in verlängerten , ebenfalls nur am Grunde von Schuppen umgebenen Kätzchen. Die Staubfäden selbst sind durchaus nackt, mit sehr kurzem Staubfaden. Antheren zweifächerig, aut der Spitze oft einen vom Connectiv gebildeten hahnenkammförmi- gen -Anhängsel tragend. Bei Pinus sil- vestris (Fig. 15 im Zustand des Auf- springens, Fig. 16 mit entleerten Pollen) springt jeder der beiden Fächer der Länge nach auf. Aehnlich verhält sich Pinus Abies (Fig 17 eine vergrösserte ent- leerte Anthere, auf der Spitze der An- hängsel, seitlich die beiden der Länge nach aufgesprungenen Fächer). Bei Pinus Picea L. endlich da springt die zwei- fächerige Anthere durch einen Querspalt auf, wie dies Fig. 18 vergrössert dar- stellt. — Die weiblichen Blumen sind wie die männlichen kätzchenförmig zu- sammengestellt. Eine Blüthenspindel ist am Grunde von ziegeldachförmig. ste- henden Bracteen umgeben. Im einfach- sten Falle, der bei Taxus vorkommt, trägt die Spitze der Spindel ein einziges nacktes Ei, (Fig. 7 uud 6, beide ver- grössert, zeigen ein solches Blüthen- kätzchen. Das erstere (Fig. 7) ist von den Schuppen umgeben, aus deren Spitze das Ei hervorsieht. Das andere (Fig. 6) ist von den Schuppen entblösst. Man erkennt am Grunde den Ansatz zu einer fleischigen Scheibe. Dieses Ei ist von den Bracteen umgeben und von kegel- förmiger Gestalt. Macht man einen senkrechten Durchschnitt durch die Achse dieses Eies, wie ihn Fig. 23 schwach vergrössert darstellt, dann sieht man, dass man ein Ei von der einfachsten Bil- dung vor sich hat. Ein kegelförmiger Hügel im Innern, die Kernwarze ist von 197 einer einzigen Eihülle umgehen, die in der Spitze den Eimund offen lässt, also ein durchaus nacktes, jeder Fruchthülle entbehrendes Ei. Bei der Ausbildung des Samens, da verdickt sich die fleischige Scheibe am Grunde desselben und über- zieht den Samen allmälig in becherför- miger Gestalt, wie dies Fig.22 in natür- licher Grösse zeigt. Auf diese Weise entsteht bei Taxus die Beere. In weitaus der Mehrzahl der Fälle sind die Eier der Zapfenbäume an be- sonderen Fruchtböden (Receptaculen) befestigt, - Diese Fruchtböden haben die Gestalt von flachen oder schildförmigen Schuppen und tragen auf ihrer innern Seite die Eier. Sie stehen kätzchenartig dicht gedrängt oder ziegeldachförmig an der Blüthenspindel und bilden später, holzig werdend, den Zapfen. Fig. 2 ist eine- solche Schuppe vergrössert von Pi- nus Abies L., die am innern Grunde 2 nackte Eier trägt. Fig. 4 ist eine solche von Biota orientalis. Unterhalb dieser Schuppen stehen an der Blüthenspindel gemeiniglich noch kleine Stützblättchen oder Bracteen, die in seltneren Fällen bedeutend länger als die Schuppe sind. Diesen letzteren Fall finden wir z. B. bei unserer Edeltanne (Pinus Picea L.), wo die abgerundete Schuppe von einer viel grössern, lang zugespitzten Bractee überragt wird. Schwach vergrössert zeigt diesFig. 3, wo a die Schuppe mit den 2 Eiern ist. Auch noch im Zustande der Reife überragt hier die Bractee mit der zurückgeschlagenen Spitze die Zapfen- schuppen. Bei -anderen Zapfenbäumen, wie bei den Lärchen, da sind zur Zeit der Blüthe die Bracteen ebenfalls länger als die Schuppen. Später aber wachsen nur die Schuppen und sind zurZeit der Reife viel länger als die Bracteen. Die Schuppen des weiblichen Kätzchens und Fruchtzapfens übernehmen insoferne die 198: Functionen der Fruchthüllen, als sie nach der Blüthe sich fest aneinander schliessen, später holzig oder fleischig werden, mit dem Samen bis zu dessen Reife weiter wachsen und also auch des- sen Ausbildung befördern und beschützen. Die nackten Eier sind meist von fla- schenförmiger Gestalt und mit ihrer Spitze, dem Eimunde, entweder nach oben gerichtet, wie bei Taxus (Fig.6 und 7), Biota orientalis (Fig. 4), oder deren Spitze abwärts gerichtet; ein Fall, der sich, z. B. bei den Pinus-Arten findet (Fig. 2 und 3). Man nennt hiernach die Eier aufrecht oder herabgebeugt, ein Charakter, der bei Feststellung der Fa- milien in der Classe der Zapfenbäume von Wichtigkeit ist. — Aus den Eiern bilden sich die nuss- artigen geflügelten oder flügellosen Sa- men. Die mit ihnen wachsenden Zapfen- schuppen bilden, wenn sie holzig wer- den, den Zapfen, und treten erst bei der Reife auseinander, um die Samen ausfallen zu lassen. Wenn sie dagegen fleischig werden, so entstehtder bee- renförmige Zapfen (Galbulus), wie bei Juniperus. Obgleich die Familie der Coniferen an Artenzahl, wie wir oben sahen, durchaus nicht zu den grösseren Fami- lien gehört, so trägt sie doch durch den hohen Wuchs, sowie durch das gesellige Zusammentreten vieler Arten zu. grossen ausgedehnten Waldungen, ungemein viel zur Charakteristik ganzer Länder bei. Auch in der Hand des denkenden Gärt- ıners geben sie eins der wichtigsten Ma- teriale zur Anlage der Baumpartien und Strauchgruppen von Gärten und Parken, da sie um Petersburg z. B. die einzige Familie sind, die harte immergrüne Baum- und Strauchformen enthalten und auch im Klima Deutschlands wenigstens die überwiegende Menge und die wichtig- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sten Typen immergrüner Pflanzen in die, Gärten senden. — Ueber die Stellung. der Coniferen im natürlichen Systeme war man. lange: im Zweifel. Jussieu bildete schon aus ih- nen eine eigne grosse Gruppe, die er Polycotyledonen nannte, weil viele Ar- ten derselben beim Keimen nicht blos einen, sondern mehrere in einen Wirtel gestellte Samenlappen zeigen. Wegen der Achnlichkeit ünd der Stellung. der Blumen stellte er diese Pflanzengruppe neben die Die Mehrzahl der spätern Botaniker folgte Jussieu, wenngleich die Gruppe der Polycotyledonen wieder den Dieoty- ledonen beigesellt ward, da es ebenfalls viele Coniferen gibt, die nur mit zwei Samenlappen keimen. Später, als der eigenthümliche Bau der weiblichen Blumen, die aus nackten, von keiner Fruchthülle umgebenen Eiern bestehen, besser bekannt wurde, ward sie mit der Familie der Cycadeen ver- eint, welche die gleiche Eigenthümlich- keit zeigt, die Gruppe der nacktsami- gen Pflanzen (Gymnospermen) von Endlicher gebildet, erhielt von ihm aber die gleiche Stellung, nämlich zwischen den Mono- und Dicotyledonen. Die Untersuchungen der Neuzeit haben nun aber gezeigt, dass dies eine falsche Stellung ist und dass die Gym- nospermen vielmehr zwischen die Cryp- togamen und Phanerogamen gestellt wer- den müssen. Zwei Momente sind es, die dieses gleichzeitig beweisen, nämlich einmal die Bildung und Entwickelung der Eier bis zum Samen und ferner die Rolle, welche die Coniferen bei der Entwicke- lung der Pflanzenwelt auf unserem.Erd- balle überhaupt gespielt haben. Wer- fen wir auf beide Punkte noch einen. prüfenden Blick, — kätzchentragenden Bäume. I. Originalabhandlungen. Bei den Mono- und Dicotyledonen entwickelt sich das Keimbläschen im Innern des Embryosackes unterm Ein- fluss der Befruchtung unmittelbar zum Embryo. Wir besprachen diese Vor- gänge einlässlich in einem grösseren Artikel pag. 227 im zweiten Jahrgange der Gartenflora und gaben Tab, 20 die erläuternden Figuren. Später gaben wir pag. 374 des ersten Theiles unseres Allgemeinen Gartenbuches eine einlässliche Schilderung über die Bil- dung des Embryos, eine Schilderung, die nur insofern in neuester Zeit noch fester gestellt wurde, als seitdem die Schleiden’scheTheorie, dieauch wir bekämpften, von allen ihren Ver- theidigern aufgegeben ward. Ganz anders verhalten sich diese Bil- dungen bei denConiferen. Obgleich auch sie an den angezogenen Orten von uns schon einlässlich betrachtet wurden , so wollen wir doch hier zur bessern Ueber- sicht das Wichtigste noch einmal wie- derholen. Wir haben bereits (Fig. 23) die ein- fache Structur des Coniferen - Eies bei Taxus betrachtet. Im Wesentlichen sind die Eier aller Coniferen ziemlich gleich gebauet. Fig. 8 gibt den Durchschnitt durch ein Ei von Pinus zur Zeit der Be- fruchtung bei 150facher Vergrösserung. ‚Die Kernwarze d ist von der einfachen Eihülle cc bedeckt, die oben den Ei- mund e offen lässt. Da dieser wie bei allen Coniferen sehr weit :st, so fällt das Pollenkorn unmittelbar auf die Spitze der Kernwarze und treibt hier einen . kurzen Schlauch in das lose Zellgewebe derselben, wie dies bei a dargestellt ist, Gleichzeitig hat sich im Innern derKern- warze, ungefähr im Centrum derselben eine Zelle vorwiegend entwickelt und eine bedeutendere Grösse angenommen, 199 Diese Zelle (Fig. 8 b) ist die Anfangs- bildung zum Embryosacke. Während nun das Pollenkorn jetzt vorläufig nicht mehr weiter wächst, son- dern ungefähr in dem Zustande, in dem es sich befindet, bis zum nächsten Früh- linge verharıt, vergrössert sich der Em- bryosack immer mehr, resorbirt und verdrängt dasZellgewebe der Kernwarze, bis es diese fast ganz erfüllt, wie dies Fig. 9 bei 50facher Vergrösserung zeigt, wo b der Embryosack, a der Pollen- schlauch in der Spitze der Kernwar- ze und cc die Eihülle. Der Embryo- sack hat sich inzwischen durch freie Zellbildung mit einem zarten Zellgewebe gefüllt. Zwischen diesem letzteren tre- ten im nächsten Frühjahr in der dem Kceimmunde zugekehrten Spitze des Em- bryosackes 3 — 5 grössere Zellen auf. _ Auf Fig. 10 sieht man zwei derselben bei 150facher Vergrösserung. Von dem Zellgewebe des Embryosackes umgeben, enthalten sie noch einen flüssigen Inhalt und in ihrer Spitze liegt ein Kern. Es sind dieses die Corpuscula. Jetzt beginnt der Pollenschlauch von neuem zu wachsen, dringt bis zu dem Embryosack vor, durchbricht diesen und lest sich an eins der Corpuscula mit seiner Spitze an. Diese haben sich inzwi- schen ebenfalls noch vergrössert und durch freie Zellbildung mit einem losen Zellgewebe gefüllt. Fig. 11 gibt die 200malige Vergrösserung eines solchen Corpusculum, an welches sich behufs der Befruchtung der Pollenschlauch mit seiner Spitze a angelegt hat. Das lose Zellgewebe, welches das- selbe erfüllt, sind Keimbläschen. Von diesem zeigt eins in Folge der Befruch- tung durch den Pollenschlauch eine be- deutendere Ausbildung. Merkwürdiger Weise ist dieses nicht das dem Pollen- schlauch zunächst liegende Keimbläs- 200 chen, sondern gerade eins der auf dem entgegengesetzten Ende des Corpuscu- lums liegenden .Keimbläschen , wie man dies auf Fig. 11 bemerkt. Dasselbe ver- grössert sich nun rasch und theilt sich $enkrecht und horizontal zunächst in 4 Reihen von je 3 Zellen, von denen man auf Fig. 12 zwei Zellreihen erblickt. Es ist dies der Vorkeim, der auf seiner Spitze den Embryo in folgendem Ver- laufe entwickelt. Es dehnen sich die untersten dieser Zellen rasch, entwickeln zugleich auf ihrer Spitze neue Zellen, durchbrechen die Membran des Corpus- eulums und dringen in den untern Theil des Embryosackes ein. Die mittleren Zellen des Vorkeims dehnen sich nun zu langen Schläuchen und tragen ent- weder auf ihrer gemeinsamen Spitze die Anfangsbildung zum Embryo (Fig. 13), oder sie trennen sich von einander und jede derselben trägt auf ihrer Spitze ei- nen jungen Embryo. Letztere Bildung zeigt Fig. 14, an der 3 der schlauch- förmigen Zellen abgeschnitten und die _4te auf ihrer Spitze den jungen Embryo trägt. Die obern kranzförmigen Zellen des Vorkeims sind Rosette, und die schlauchförmigen Zellen Embryoträ- ger genannt worden. Es können sich mithin aus jedem der 3—5 Corpuscula eines Embryosackes 4 Embryonen ent- wickeln, was durch Polyembryonie bezeichnet worden ist. Selten aber kommt mehr als ein Embryo in einem Samen zur Ausbildung, die andern verkün- mern. — Wir haben also bei den Coniferen einen Embryosack, der sich, wie ich dies in meiner neuesten Schrift über Parthe- nogenesis dargethan habe, “unabhängig von der Befruchtung zu einem grossen zelligen Körper ausbildet, in dem die Corpuscula sich vorbilden, in denen eine Menge von Keimbläschen entstehen, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. von denen eins in Folge der Befruch- tung zum Embryo sich entwickelt. — Betrachten wir nun mit Alöxander Braun die Sporen der Farren, Selaginel- len etc. als eine dem Embryosacke ana- loge Bildung, so liefern uns die- Gym- nospermen die Brücke nach den hühern Cryptogamen. Bei diesen letzteren ent- wickeln sich die Sporen nur getrennt von der Pflanze zum Vorkeime, wie wir dies im 4. Jahrgange der Garten- flora pag. 315, tab. 138 bei den Se- laginellen und pag. 386 des 1. Theiles unseres Allgemeinen Gartenbuches von den Farren schilderten. Dieser Vorkeim ist dem mit Zellgewebe gefüllten Em- -bryosacke der Gymnospermen analog. In letzterem entwickeln sich die Corpus- cula, auf dem Vorkeim der Gefässeryp- togamen die Archegonien als analoge Bildungen und mittelst der Befruchtung beider geht die laubbildende Achse, der Embryo hervor. Es zeigt diese Heranbildung des Em- bryos der Coniferen also schon deutlich, dass sie wie die Cycadeen zwischen die Gefäss-Cryptogamen und Monocotyledo- nen im natürlichen Systeme zu stellen sind. Dafür spricht auch die eigenthüm- liche Holzbildung, die einfache Blüthen- bildung und die aller Hüllen entbehren- den Eier. — Den gleichen Fingerzeig für die Stel- lung dieser interessanten Pflanzen im natürlichen Systeme erhalten wir ferner durch diejenigen Nachweise, welche uns in neuerer Zeit die Nachforschungen über die Pflanzendecke , welche unsere Erde in frühern, der jetzigen Schöpfungs- epoche vorausgegangenem Zeitepochen bedeckte geliefert haben, Diese-so in- teressanten Nachforschungen haben uns den Beweis geliefert, dass in den Millio- nen von Jahren, während derer unser Erdball von Pflanzen und Thieren be- I. Originalhandlungen. wohnt ward, zwar die Arten, die in den verschiedenen Epochen unsere Erde be- wohnten, jetzt ausgestorben sind, dass aber an deren Stelle immer andere und zwar neben denen der niedrigern Stu- fen höher entwickelte traten. So ist im Laufe dieses für das kurze Menschenle- ben so lang erscheinenden Zeitraums eine immer vollkommenere Schöpfung an die Stelle der untergangenen Pflan- zen und Thierformen getreten. Erst nach der Tertiärzeit traten der Mensch und die höchsten der jetzt lebenden Pflanzenformen auf unserm Erdballe auf, Greifen wir dagegen auf eine der frühe- sten Epochen unseres Erdballs auf jene Zeit zurück, wo die jetzt durch gewalt- same Hebungen und Senkungen in den Schooss der Erde eingebetteten Steinkoh- len entstanden sind, da wuchsen über- haupt noch keine Pflanzen mit vollkom- men entwickelten Blumen auf unserm Erdball. Gefässeryptogamen nnd Gym- nospermen bildeten die mächtigen Wal- dungen, die wahrscheinlich unterm Ein- fluss eines dichten Nebelmeeres, das un- sern Erdball umgab, in unendlicher Uep- ' pigkeit gewuchert haben müssen, Un- term Einfluss solcher steten gleichmässi- gen Feuchtigkeit ward wahrscheinlich wie heut zu Tage in unsern Torfmooren die vollkommene Fäulniss verhindert und so wucherten über umgestürzten Wal- dungen immer wieder neue empor, auf diese Weise allmälig jene. unerschöpfli- che Masse von Brennstoff bildend, die wir nach so langer Zeit für unsere Be- dürfnisse aus dem Schooss der Erde jetzt erst herausgraben. — Cycadeen, (früher fälschlich für Pal- men gehalten) Coniferen und -zahlreiche Arten einer ganz untergegangenen Pilan- zenfamilie der Lepidodendreen waren es, die die Waldungen bildeten. Diese letz- teren waren hohe, eigenthümlich ver- 201 ästelte Bäume, die zunächst mit den jetzt noch lebenden Selaginellen ver- wandt sind, die aber nurals kleine, dem Boden nachkriechende, den Moosen ähn- liche Kräuter jetzt vorkommen. — Wir sehen also, dass auch bei der Entwiecklungsgeschichte unseres Erdbal- les, wo die Pflanzendecke ganz all- mälig dem Vollkommneren entgegen ging, die Gymnospermen vor den Mono- cotyledonen geschaffen wurden, und kommen auch dadurch wieder zu dem gleichen Schluss, bezüglich deren Stel- lung im Systeme. — Nachdem wir im Vorhergehenden die Familie der Coniferen im Allgemeinen betrachtet haben, wollen wir noch eine kurze Uebersicht über deren Unter-Fa- milien und Gattungen geben. I. Eier zu2 am innern Grunde der Schuppen des weiblichen Kätzchens befestigt, durchaus nackt. Ordo I. COwupressineae. Eier auf- recht. Staubbeutel, den Schuppen des Kätzchens angewachsen. Ordo II. Abietineae. Eier herab- gebeugt. Staubfäden nackt, der Achse des Kätzchens angewachsen, nach oben in einem hahnenkammförmigen Anhäng- sel ausgehend. I. Eier aufrecht, am Grunde oder bis unter die Spitze von einer kelchförmigen, oben offe- nen Hülle umgeben. Ordo Ill. Podocarpeae. Staubfä- den der Achse des Kätzchens einge- fügt, zweifächerig,; oben in eine Schup- pe ausgehend. Ein Ei, welches einer Schuppe angewachsen und nach innen und unten gerichtet ist. Samen kne- 202 chenhart, von aussen mit einer saftigen, oben offenen Hülle umgeben. — Ordo IV. Taxineae. Staubfäden ‘ der Achse des Kätzchens eingefügt, zweifächerig oder das Connectiv schup- pig und 3 — 4 einfächerige Antheren tragend , oder schildförmig, mit 4 — 8 von unten angewachsenen Antherenfä- chern. Die Eier stehen entweder einzeln auf derSpitze der Achse des Kätzchens oder in einer verkürzten Aehre an der Spindel des Kätzchens sind nackt oder stehen zu 1 — 2 in der Achsel einer Bractee, Samen knochenhart, von der mehr oder weniger fleischigen Scheibe am Grunde oder bis unter die Spitze kelchförmig umgeben. — Ordo V. Gnetaceae. Männliches Kätzchen am Grunde von einer 2theili- gen Scheide gestützt. Staubfäden auf der Spitze der Achse des Kätzchens 2— 4fächeris, an der Spitze mit einem Loche sich öffnend. Eier von doppelter oder 3facher Hülle umgeben, von denen die äussere oben schwach geöffnet, die in- nere in einen langen Hals ausgeht, zu 1 — 2 auf der Spitze der Achse. (Fig. 24 zeigt die Bildung des Eies von Gne- tum.) Ordo V]l. Oycadeae. Schuppen des männlichen Kätzchens viele einfächerige Antheren tragend. Eier nackt, am Rande der blattartigen Schuppen des weiblichen Fruchtzapfens, oder am innern Rande oben verbreiterte Schuppen meist zu 2 nach innen gerichtet. — Auf die Gattungen und Arten näher einzutreten, das würde zu weit führen. Wir wollen daher in dieser Beziehung auf das Werk von Endlicher und das von Carriere verweisen und hier nur die hauptsächlichsten Gattungen ganz kurz charakterisiren, | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ordo Il QOupressineae. / Juniperus L. Zapfen eine Beere. Frenela Mirb. Zapfen besteht aus - 6 Klappen, von denen 3 nach aussen, 3. nach innen gestellt sind. Callitris Vent, Zapfen Aklappig. Sa- men gleichmässig zweiflügelig. Libocedrus Endl. Zapfen 4klappig. Samen ungleich 2flügelig. Aeste zusam- mengedrückt. Biota Don. Schuppen des Zapfens flach und dachziegelförmig. Samen nicht geitügelt. Thuja L. Wie Biota. Samen ge- flügelt. Cupressus Tournef. Schuppen des Zapfens schildförmig, jede viele Samen tragend. Blätter gegenständig. Chamaecyparis Spach. Gleich Cu- pressus, aber Zapfenschuppen zweisa- mig. Tarodium Rich. Zapfenschuppen schildförmig; Blätter abwechselnd, Samen flügellos. Glyptostrobus Endl. Gleich Taxo- dium, Samen nur einflügelig. Oryptomeria Don. Gleich Taxodium, aber Samen zweitlügelig und Blätter im- mergrün. Ordo IL Abietineae, Pinus L. Schuppen zweisamig. Sa- men der Schuppe angewachsen. — Die Gattung Pinus ist die zahlreich- ste unter den Nadelhölzern. Sie wird daher wieder in Untergattungen getheilt, welche theils so natürlich sind, dass sie den Werth von Gattungen haben dürf- ten. Zunächst zerfällt die Gattung in die ächten Pinus-Arten, mit immer- grünen, am Grunde zu 2 — 6 verwach- senen, langen, linearen Blättern und Zapfen, deren Schuppen an der Spitze I. Originalabhandlungen. einen verdickten Aufsatz (Apophysis) tragen. — Nach der Zahl der verwachsenen Blätter und der Gestalt der Apophysis werden sie von Endlicher in durchaus künstliche Unterabtheilungen getheilt. — Die zweite Hauptgruppe, welche End- licher Sapinus nennt, charakterisirt sich durch Zapfenschuppen, die an der Spitze keine Apophysis tragen und meist zer- - streut stehende Blätter. Sie zerfällt in folgende natürliche Untergattungen: 1) Abies Tournefort. Blätter zer- streut, nicht sehr lang, immergrün. Nach dem Verhalten der Zapfen und Blätter werden von diesen’ natürlichen Gattun- gen 3 künstliche Gruppen ; ebildet, näm- lich: a) Tsuga. Schuppen des Zapfens ste- henbleibend. Blätter flach, Typus P. canadensis. b) Picea. Schuppen des Zapfens bei der Reife abfallend. Blätter flach, P. Picea L., Pichta Fisch. , balsa- mea L. etc, gehören hierher. c) Abies. Schuppen des Zapfens ste- henbleibend. Blätter vierseitig. Hierher gehört P. AbiesL., P. alba L., P. obovata Ledb. ete. — 2) Larixr. Blätter in Büscheln, jähr- lich abfallend. Die Lärchen bilden diese Gruppe. 3) Cedrus. Blätter in Büscheln, im- mergrün. P. Cedrus, die Ceder vomLi- banon ist hier der Typus. — Araucaria Juss. Zapfenschuppen einsamig,. Samen der Schuppe ange- wachsen. Antheren vielfächerig. Dammara Rumph. Zapfenschuppen einsamig. Samen frei. Antheren viel- fächerig. Ounninghamia R.Br. Zapfenschuppen dreisamig. Antheren dreifächerig. Sonst gleich Dammara. 9 Seguoia Endl. Antheren zweifächerig, 203 Ziapfenschuppen schildförmig, 5 — 9sa- mig. Ordo Il. Podocarpeae. Podocarpus L’Herit. Meist breite Blätter. Ein der Schuppe angewachse- ner, einwärts gerichteter Same. Die äus- sere fleischige Samenhülle deckt die in- nere fast ganz. Dacrydium Soland. Blätter nadelar- tir. Samen später aufrecht, von ‘der äussern fleischigen Hülle nur am Grunde umgeben. Ordo IV. Taxineae. Phyllocludus Rich. pig. Aeste blattartig. Salisburia Sm. Blätter breit, aus keilförmigem Grunde fächerartig hin- fällig. Blätter schup- Cephalotaxus Sieb. et Zuec, Blätter flach, linear. Antheren 3fächerig. Torreya Arnott. Gleich Cephalota- xus, Antheren aber 4fächerig. — Taxus L. Gleich Cephalotaxus. An- theren aber 5—Sfächerig. Ordo V. Gnetaceae. Gnetum L. Blätter breit. Ephedra L. Scheiden ohne Blätter stehen an den Knoten der binsenförmi- gen Stengel. Ordo VI. Genauere Besprechung der Cycadeen behalten wir uns vor. — Oycadeae. Ueberblicken wir am Schluss noch die Blatt- und Blüthenbildung der Gym- nospermen, so scheint es uns klar, dass die Blätter der Cycadeen ähnlich wie die von Phyllocladus als blattartige Aeste zu deuten sind. Büschelförmige Blätter sind verkürzte Aeste. Die Schup- pen, welche die &ier und Antheren tra- 204 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ! gen, sowie das Connectiv der freien | 17. Ditto von P. Abies L. Staubfäden sind Achsen oder fehlgeschla- | 18. Ditto von P. Picea L. gene Aeste. 20. Ditto von Taxus baccata. (E. Regel.) 21. Weibliches Kätzchen von Ephedra di- stachya L. unter der Loupe. Erklärung der Tafel. 24. Durchschnitt durch das Ei von Gnetum 1. Eine Tüpfelzelle unterm Mikroskop. 2. Schuppe des weiblichen Zapfens von _ Pinus Abies L. unter der Leupe. 3. Schuppe und Bractee ditto von P. Pi- cea L. 4. Schuppe ditto von Biota orientalis Endl. 5.u.19. Schuppen des männlichen Kätzchens mit den Antheren ven Juniperus vul- garis L. unter der Loupe. 6. Ein der Schuppen enikleidetes Ei von Taxus baccata L. unter der Loupe. 7. Ditto ein weibliches Kätzchen. 23. Durchschnitt durch Nr. 6. 22. Frucht von Taxus baccata in natürlicher Grösse, urens unter der Loupe. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. Entwieklungsge- schichte des Embryos von Pinus bei 50—200maliger Vergrösserung und zwar Fig. 8 ein Ei im Durchschnitt zur‘ Zeit der Blüthe. 9rDer gleiche ein Jahr später. 10. Zwei Corpuscula kurz nach deren Bil- dung. 11. Ein mit Keimbläschen gefülltes Corpus- culum, as den der Pollenschlauch a sich angelegt hat. ir 12. 13. 14. Entwiekelung des Vorkeims und Embryos. Das Nähere findet man in dem Artikel 15. u. 16. Antheren von Pinus sylvestris L. | selbst. “unter der Loupe. SI———— I x by 3) Ueber Ageratum brachystephanum Rgl. (Grifl. 1854, p. 245, tab. 108, Fig. c.), Phalacraea eoelestina Rgl. (Grifl.1854, p. 388, tab. 107), und Agera- tum suffruticosum Rgl. (Grtil. 1854, pag. 389, tab. 108.) Von Dr. Joachim Steetz. Dr. Joachim Steetz mit einer mono- graphischen Bearbeitung der Ageraten beschäftigt, erbat sich auch von uns Exemplare dieser drei, in der Gartenflora beschriebenen Pflanzen. Nachdem der- selbe aus Zürich diese Pflanzen erhalten, gab er demReferenten brieflich Notizen, welche wir, da sie Pflanzen betreffen, die nur bei Vergleichung eines reichen Materials gehörig gewürdigt werden können, hier ziemlich wörtlich folgen lassen wollen. Derseibe theilt uns näm- lich mit: „Was Ihr Ageratum brachystephanum anbelangt, so ist das eine sehr gute Species und identisch mit der Art, wel- che ich als Ageratum Sweetianum be- reits meinem Manuscript einverleibt hatte. Dass ich Ihre Prierität, wie es sich ge- bührt, -anerkanni und meine Benen- nung deshalb wieder eingezogen habe, versteht sich von selbst. Ich habe die Diagnose etwas umändern müssen, da ein wildes Exemplar von St. Domingo, welches im Königl. Herbarium in Ber- lin aufbewahrt ist, mir bewiesen hat, dass der Pappus in dieser Art sehr ver- änderlich ist, indem ich in einem und demselben Capitulum Achänien fand, welche an allen Paleis des Pappus keine 1. Originalabhandlungen. Spur von Aristen haben, wie sie von Ihnen abgebildet sind, und wie ich es auch an den mir von Hrn. Ortgies ge- sandten Blüthenköpfchen fand, zugleich mit andern, an denen bald eine Ariste, bald 2, bald 3, bald 4, bald alle5 aus- gebildet waren, aber dann alle um ein bedeutendes kürzer als die Corolle, ge- rade wie es in Sweet’s Brit. Flower garden Tom. I,, pag. 89, bei seinem Ageratum mexicanum abgebildet ist, und von denen er in der Beschreibung sagt: „pappus of 4 or 5 unequal lanceolate paleae, terminated by a long bristle like own, or sometimes by 2 or3 short teeth.“ Auch in den von Hrn. Ortgies eingesandten Capitulis fand ich einige Achänien, an denen einige der Palese in eine kurze Arista dann und wann endigte, meistentheils aber fehlte sie ganz, wie Sie richtig beobach- teten. Diese Veränderlichkeit des Pap- pus ist weder Ag. conyzoides, noch A, mexicanum Sims eigenthümlich , wo ich ihn bei der Untersuchung von vielen “ Exemplaren immer constant fand. Sweet’s Abbildung ist aber durchaus von der Abbildung im Bot. Magazine tab. 2524 verschieden, obgleich er diese Abbildung eitirt, Das ächte Ageratum mexicanum, was aber nicht, wie. de Candolle meint, eine Varietät von conyzoides ist, sondern eine durchaus gute Art, kann nun kein _ anderes sein, als das, welches Sims im Bot. Mag. tab. 2524 abgebildet hat. — Obgleich keine Analyse von Blüthe und Frucht beigegeben ist, stellt es doch den Habitus der Pflanze vortrefflich dar, womit ein schönes Exemplar von Schiede in Mexico gesammelt, das vollständige Wurzel hat, und im Königl. Herbarium in Berlin sich befindet, vollständig über- einstimmt. Die Hauptunterschiede von A. conyzoides und A. mexicanum befin- ‚das Ausläufer bildet, 205 den sich aber in der Wurzel und im Blüthenstand. A. conyzoides hat einen schon über der Wurzel (welche eine ein- jährige Pfahlwurzel ist) meist ästigen Stengel, dessen Zweige am Ende einen Corymbus vonBlüthenköpfen tragen, die zusammen eine mehr oder weniger ver- zweigte Panicula bilden. A, mexicanum hat dagegen ein mehrjähriges Rhizom, einen einfachen Stengel, der nur am oberen Ende einige Aeste treibt, die dann einen Corymbus compositus subfastigiatus bilden, in dem dessen seitliche Aeste ihre terminalen Corymben entweder mit dem des Haupt- astes in gleicher Höhe tragen, oder den Hauptast noch überragen. Diesen letz- ten Unterschied stellt die Abbildung im Bot. Mag. vortreffllich dar, des erstern erwähnt Sims in der kurzen Beschrei- bung, die mit den Worten beginnt: Stem hispid, when flowering, erect, but throwing out near the boxe, procumbent sterile branches. Ein constanter Unterschied zwischen bei- den Pflanzen findet sich ausser in der Blattform und in den Schuppen des In- volucrum auch noch in den Griffelästen, die in A. mexicanum fast noch einmal so lang sind als bei A. conyzoides, und weit mehr an der Spitze keulenförmig verdickt. Alle diese Unterschiede fand ich sowohl in der Beschreibung, als auch in der Abbildung Ihres A. suffruticosum, von dem Sie sagen, dass es eine aus- dauernde halbstrauchige Pflanze sei. Den Blüthenstand gibt Ihre vortreffliche Abbildung höchst naturgetreu wieder, und stimmt darin -auf das treffendste mit der Abbildung im Bot. Magazine überein, und schliesslich fand ich in den von Hrn. Ortgies mir übersandten Blüthenköpfen Ihres A. suffruticosum auf den ersten Blick die langen, vorn starkverdickten keu- lenförmigen Griffeläste von A. mexicanum, 206 Sie werden es daher gerecht finden, wenn ich in dieser Beziehung die Prio- rität von Sims zur Geltung brachte, und wenn ich, um der Wahrheit willen Ihr A.suffruticosum als Synonym dazu ziehen musste, so gebührt Ihnen immerhin das Verdienst, diese Pflanze als gute Art von Ageratum conyzoides unterschie. den zu haben, zumal bei der herrschen- den Confusion dieser Gattung ohne sorg- sames Studium der ganzen Literatur dar- über es bisher unmöglich war zu wis- sen, was A. conyzoides ist, was A. me- xicanum. Hoffentlich wird es mir ge- lungen sein, diese Confusion so ziemlich zu Ende gebracht zu haben. Was nun endlich Ihre Phalacraea coelestina anlangt, so kann ich Ihnen darüber nicht so definitive Auskunft ge- ben, weil ich ich nicht Gelegenheit hatte, mir alle beschriebenen Arten der Gat- tungen zur Ansicht zu verschaffen. In dieser ganzen Gruppe ist noch nicht alles klar und deutlich, nicht allein hinsicht- lich der Arten, sondern auch der Gat- tungen. Soviel indessen kann ich Ihnen mittheilen, dass, wenn die Abbildung von Phalacraea latifolia im Delessert’s Ico- nes pl. rar. T. 4, tab, 8 genau ist, wie zu erwarten steht, Ihre Pflanze wohl nicht zu Phalacraea de Cand. gehören kann, da der kürzere vorn breit abge- stutzte Griffel und das Involuerum , das nur aus einer Reihe Schuppen besteht, dagegen sprechen. Der Griffel Ihrer Pflanze unterscheidet sich nicht von dem von Coelestina, der wiederum dem von Ageratum gleichkommt, in allen Arten, welche ich von Coelestina kenne. Dazu kommt, dass Ihre Phalacraea wirklich ei- nen Pappus hat, der freilich nur unter _ starker Vergrösserung sichtbar ist, und den man mit Bentham einen Pappus vix eonspicuus ad marginulam reductus nen- nen kann. — Bentham hat nämlich vor Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. 6 Jahren (1853) ‘unter den Pflanzen, welche Oersted von Costa Riea mitge- bracht hat, 3 Arten gefunden, welche ganz diesen kleinen Pappus haben und die er unter dem Namen Coelestina to- mentosa, C. latifolia und C. mierocarpa beschrieben hat, und zwar aus dem Grunde, dass die Paleae pappi bei Coe- lestina an der Basis verwachsen, bei Age- ratum dagegen nicht verwachsen, sondern frei sind. Das ist denn auch der einzige bisher bekannte Unterschied, der beide Gattungen von einander unterscheidet. Andersson hat von den Galopagos-Inseln eine Pflanze gebracht, welche ein Con- gener Ihrer Pflanze ist, und ein ganz gleiches Achaenium mit gleichem Pap- pus hat, die aber nebst dem ganzen Ca- pitulum um das doppelte kleiner sind. Ich habe. Oersted’s Pflanzen nicht ge- sehen, aber glaube in der Andersson’- schen Art €. latifolia Benth. erkannt zu haben. Hooker fil, hat diese Pflanze als Varietät zu Ageratum conyzoides gezogen, an der der Pappus fehlt. Das scheint mir zu weit gegangen, obgleich die Pflanze, wie auch die Ihrige den Ha- bitus von A. conyzoides trägt. — Vor der Hand würde die Stellung‘ Ihrer Pflanze in der Gattung Üoelestina richti- ger als in Phalacraea sein. — Wenn es mir gelingen sollte, mir später das vollständige Material zu verschaffen, würde ich eg versuchen, der Confusion auf den Grund zu kommen. Zur Un- terscheidung von Gattungen genügt aber nicht ein einziger Charakter, es müssen mehrere concurriren und mit ein- ander abgewogen werden, und fast möchte ich glauben, dass diese Arten von Coe- lestina mit Ageratum zusammenfallen. — Nachdem ich mein Manuseript schon beendigt hatte, sehe ich aus dem neue- sten Hefte der Linnaea, dass ganz un- abhängig von mir von Schlechtendalden- L Originalabhandlungen. selben Gegenstand in einer _werthvollen, 26 Seiten langen Abhandlung erörtert hat. In vielen Punkten stimmen wir überein. Ich konnte 'aber nur in einer Anmerkung einige Punkte kurz berüh- ren. Ich empfehle Ihnen die Lectüre dieses Artikels.‘ So Dr. J. Steetz, Da es uns bei der Beschreibung und Besprechung von neuen Pflanzen nur um die Wahrheit zu thun sein kann, so glaubten wir, dass es am besten sei, des Hrn. Dr. Steetz’s Bemerkungen hier wörtlich wieder zu geben. Bei unseren Untersuchungen in Zürich stand uns nur ein sehr gerin- ges Materia! zu Gebote. Zudem kann heut zu Tage in solchen schwierigen 207 Gattungen oft einzig und allein die Ver- gleichung von Original-Exemplaren ent- scheiden. Auch wir wollen diese Pflan- zen wiederholt beobachten und heute nur zur Steuer der Wahrheit berichten, dass wir hier in Petersburg noch keine ächte Phalacraea coelestina erzogen ha- ben, sondern dass alle unter diesem Na- men erwachsenen Pflanzen A, conyzoi- des waren. — War dies n'ın eine Folge von Verwechslung des Samens? oder ist die Pappusbilduug unbeständig und unsere P. coelestina einfach eine Form von A. conyzoides mit blauen Blumen und fehlendem Pappus ? (E. Regel,) 4) Der Park zu Sagan ®). Von H. Es ist ein seltsames Zusammentreffen, dass in einem von der Natur wenig be- günstigten Landstrich nur wenige Meilen vor einander entfernt, sich drei berühmte Gärten befinden, von denen jeder allein für den Gärtner und Gartenfreund eine Reise in diese Gegend werth wäre. Es ist der Landstrich , wo die südöstliche Spitze der Preuss. Provinz Brandenburg an Schlesien grenzt. Dort liegen Mus- ‚kau, Branitz und Sagan: Muskau, weltberühmt als erste und vollkommen- ste Schöpfung des Fürsten Pückler-Mus- kau; Branitz,, der jetzige Wohnsitz des Fürsten, wo er in Zeit von wenigen Jahren aus einer ebenen, wasserlosen Sandfläche einen Park mit Hügeln, Seen, lieblichen Blumengärten gleichsam her- vorzauberte, dessen Pflanzung zum Theil *) Vgl. Literatur Juniheft p. 189. Jäger, das Ansehen fünfzigjähriger Wachsthunis- zeit haben; endlich Sagan, das in Fülle und Reichthum der Blumenzierung viel- leicht in Deutschland nicht seines Glei- chen hat. Es ist zu zweifeln, ob der Garten zu Sagan, obschon von Jahr- hundert altem Bestehen, seine jetzige Gestalt ohne das nahe Muskau erhalten hätte, und wir sind zu der Annahme be- rechtigt, dass das Beispiel von Muskau zur Nacheiferung angespornt hat. Hat sich doch der Einfluss des künstlerischen Fürsten über weiter entlegene : Ge- genden erstreckt und die Höfe und die hohe Aristokratie Deutschlands zu Ver- schönerungen und neuen Anlagen an- geregt. Desshalb ist Sagan dennoch keine Nachahmung von Muskau, sondern eine ganz den Stempel einer selbstständigen Geschmacksricehtung an sich tragende Schöpfung, 208 Der Garten von Sagan, von Wallen- stein (Waldstein), Herzog von Friedland und Sagan gegründet, Eigenthum Ih- rer Durchlaucht der Herzogin Dorothea von Curland und Sagan liegt unmittel- bar an der nicht kleinen Kreisstadt, die als ehemalige Residenz ein schönes Ansehen und jetzt blühenden Gewerbs- betrieb hat. Sagan liegt in der Provinz Niederschlesien an der Eisenbahn, welche von der niederschlesisch-märkischen Eisen- bahn (Berlin, Breslau) sich bei Sorau (Sta- tion Hansdorf) nach Glogau u. 8. w. ab- zweigt. Die Entfernungen von Berlin, Dresden, Breslau mögen so ziemlich gleich sein. Der Besuch dieses Ortes ist daher sehr leicht gemacht, und ist um so mehr zu empfehlen, daman zugleich Muskau und Branitz mit besuchen kann. Wir gehen von der Eisenbahn entwe- der sogleich in den Park, indem wir uns bei dem Austritt aus dem Bahnhofe rechts wenden, was jedoch nicht zu em- pfehlen ist, da diese Seite des Gartens nicht den besten Eindruck macht, oder am Boberufer entlang in die freundliche Stadt und von da aus über den Schloss- platz in den Garten. Die Gegend um Sagan ist fast eben und sandig, die Ve- getation kümmerlich. Doch erheben sich zu beidenSeiten der hier breiten Bober- aue oder vielmehr einer grossen Insel kleine sandige Anhöhen, die freilich nur den Charakter eines hohen Ufers ha- ben. Auf der Insel zwischen dem hin- tern und vordern Bober im sogenannten Mittelpark und im ebenen Schlosspark ist guter Aueboden, wo der Baumwuchs vortrefilich ist. Dagegen haben die so- genannten äusseren Anlagen jenseits des Bobers einen dürftigen Sandboden und spärlichen Holzwuchs. Der Bober ist hier ein ganz ansehnlicher Fluss von 300 — 400 Fuss Breite, wasserreich und hat ein für die Ebene auffallend Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schmweiz. starkes Gefälle, so dass er brausend da- hinfliesst und sehr zur Belebung der Landschaft beiträgt. Er theilt sich ge- rade dem sogenannten holländischen Gar- ten gegenüber in zwei Arme, wovon der kleinere den Schlosspark vom Mittel- park (der Insel) trennt, der andere im weiten Bogen dem hohen Ufer folgt und sich vor dem Thore der Stadt wieder mit dem kleinern Arm verbindet. Beide Ufer sind mit Ausnahme einer kurzen Strecke vor der Stadt vom Park um- schlossen, Die Verbindung wird durch 3 Brücken hergestellt, wovon zwei, die Elisabethbrücke und die Königsbrücke nur zum Besuch des Parks dienen, die dritte am neuen Hospital aber zugleich dem öffentlichen Verkehr dient. Aus- serdem ist im Schlossgarten noch ein teigartig erweiterter Kanal, welcher die sogenannte Marieninsel, ein für die hohe Besitzerin abgeschlossenes Gartenstück von der Nordseite umschliesst. Nachdem ich die allgemeinen Umrisse angedeutet, wollen wir in.den Garten selbst treten. Es ist jedoch nicht meine Absicht, eine vollständige Beschreibung | desselben zu geben, die blos mit Wor- ten den Leser nur ermüden würde, mir auch nicht wehl möglich wäre, sondern ich will dem Leser, welcher etwa Sagan zu besuchen gedenkt oder durch diese Andeutungen Lust dazu bekommt, nur auf die ihn erwartenden Schönheiten auf- merksam machen und die Eigenthümlich- keiten diesesschönen Gartens hervorheben. Der Uebergang aus der Stadt zum Schloss und Garten ist recht gut durch Pflanzungen vermittelt und gewiss ver- dient es besondere Anerkennung, dass bei der Umwandlung der Anlage der re- gelmässige Schlossplatz nicht parkartig behandelt, sondern nach Art eines ehe- maligen französischen Parterres- einge- richtet wurde. So treten wir sogleich Taf 2607 Ge Damm 2. a, ee : N TEL ENICLE I. Originalabhandlungen. aus der Stadt in einen regelmässigen Garten, dessen reicher Blumenschmuck auf vielen künstlichen Beeten sogleich einen guten Begriff von der dortigen Gärtnerei gibt. Ich bin sonst kein Freund gekünstelter Blumenbeete und fand in Sagan manche übertriebene Künstelei; aber ich muss gestehen, dass an diesem Platze der Roceoco-Blumenschmuck eine vortreffliche Wirkung inacht. Welche Blumenmassen hier prunken, mag der Umstand andeuten, dass auf diesem Platze allein 800 Scharlachpelargonien verwen- dei werden. Das grosse Schloss , wel- ches hier seine Haupttheile zeigt, ist ein einförmiges Gebäude, zum Theil von dem berühmten Wallenstein, Herzog von Friedland und Sagan erbaut und wie fast alle Gebäude aus dieser Zeit zwar reich verziert, aber nicht schön. Des Schlosses schönster Schmuck ist die süd- lich gelegene Orangerie- Rampe und die Bekleidung mit Schlingpflanzen an der Ostseite, die eine seltene Höhe erreicht haben. Von der Orangerie-Rampe, das ist die Terasse an der Südseite des . Schlosses , unter welcher sich das Win- terlocal für die Orangerie befindet, und an deren Auffahrten ein Theil davon alleemässig aufgestellt ist, hat man den umfassendsten Ueberblick des Parkes, dessen Partien durch den kaum sichtba- ren Boberarm nicht getrennt erscheinen. Das Auge ruht zu Füssen auf mehreren grossen symmetrischen Blumenstücken, von denen eins den Namenszug der hohen Besitzerin mit der Krone darstellt. Weiterhin schweift der Blick über eine schöne, gut gehaltene Rasenfläche im Vordergrunde mit schönen Baumgruppen und leichten Gesträuchpartien zur Seite, in die weite Ferne des Parkes, welche ‚von der Insel in bedeutender Ausdeh- nung gebildet wird, um an einer am Ufer des hintern Bober jenseits des VII, 1859, 209 Flusses aufsteigenden kleinen bewalde- ten Anhöhe einen Ruhepunkt zu finden. Diese Hauptansicht des Parks zeigt viele Schönheiten und hat zum Theil recht schöne Umrisse nach den Seiten, aber auch die Schwächen und Mängel der Anlage in malerischer Beziehung. Nach vorn ist die Gruppirung wohl man- nigfaltig genug und bietet dem Blick keinen eigentlichen Endpunkt, was so sehr in der künstlichen Landschaft ge- fällt; aber weiter entfernt ist die offene Fläche von vielleicht mehr als 2000 Fuss Länge so gleichmässig breit und überhaupt verhältnissmässig so schmal (etwa 150 — 200 Fuss), dass sie trotz der vorstehenden einzelnen Bäume, wel- che die Umrisse malerisch machen sol- len, nur denEindruck einer breiten, un- ordentlich durch den Wald gehauenen Allee macht. Wahrscheinlich ist diese offene Durchsicht früher auch eine ge- rade Allee durch die ehemalige‘ Fasa- nerie gewesen, und man hat bei Erwei- terung derselben zu einer landschaftli- chen Ansicht nicht den Muth gehabt, in gehöriger Breite auszuhauen. Wäre die offene Fläche den dritten Theil so lang und ginge ungefähr bis an die soge- | nannte Wilhelminenau, einer sich kreuz- artig im rechten Winkel von der lan- gen Hauptrasenfläche abzweigenden Wie- senfläche, so möchte die Weite der offenen Partie genügen; aber auf eine solche Länge nicht. Sollte die Ansicht landschaftlich schön und künstlerisch richtig werden , so müssten, da einmal die Mitte offen war, noch rechts und links ähnliche offene Flächen sich jen- seits des vordern Flusses ausdehnen, wovon die an der linken Seite fast bis zur sogenaunten Königsbrücke sich aus- dehnen und eine bedeutende Wasserflä- che zeigen könnte. Man hat zwar auf dieser Seite in der Richtung von der 14 210 Elisabethbrücke nach der Königsbrücke und weiter bis an dasEnde des grossen Flussbogens viel ausgelichtet, aber die Hauptlinie dieser offenen Flächen läuft wieder mit der mittleren parallel, und die offenen Partien sind fast sämmtlich zu klein und mit Gehölz abwechselnd, so dass Unruhe entsteht, und ziemlich dasselbe sich auf der ganzen Länge des Weges wiederholt, Uebrigens bietet diese schattige Partie, welche, soviel ich mich dessen erinnere, ohne allen Blumen- schmuck ist, einen höchst angenehmen Spaziergang, und ist landschaftlich und blos durch Pflanzungen wirkend wohl das Reizendste der ganzen Anlage. Wenden wir uns zurück zu den Blu- men, die sich im sogenznnten Schloss- park (Pleasureground würden die Freunde dieses für uns barbarischen Wortes sa- gen) in reichster Fülle befinden, und um derentwillen ich ja überhaupt Sagan die- ser Besprechung unterzogen habe. Diese sind nun freilich so über eine grosse Fläche zerstreut und so mannigfaltig an- gebracht, dass es schwer fallen wird, ei- nigermassen verständlich in der Darstel- lung zu werden. An der östlichen brei- teren Seite des Schlosses liegt tief und ganz gegen West und Nord geschützt der Orangerieplatz, wo der grösste Theil der nicht unbeträchtlichen Orangerie auf- gestellt ist. Er ist Micht von der land- schaftlichen Anlage gesondert, also ein Theil derselben, und demnach sind auch die Orangenbäume und andere Kübel- pflanzen in Form einer gebogenen Allee aufgestellt, einen schönen Rasenplatz halb einschliessend. Dieser ist mit ei- nem prächtigen Blumengarten, eine grosse schöne Rosette mit 6 — 8 kleineren Beeten umgeben, ausgeschmückt. Von hier aus zeigt sich der Schlosspark fast in seiner ganzen Ausdehnung und in seinem glänzenden Blumenschmuck. Zwei Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Gebäude, das im Schweizerstyl erbaute schöne Haus des Garteninspectors und weiter entfernt die neuen sehr geschmack- voll gebauten Glashäuser, beide durch eine lange Veranda verbunden, schlies- sen links den Garten gegen die Stadt ab. Vor‘den Glashäusern ist eine Stelle, wo 3 — 4 Wege sich theilen , die blu- menreichste des ganzen Gartens (mit Ausnahme des wirklichen Blumengartens). Es befinden sich an dieser Stelle ausser der nahen einzig in ihrer Art dastehen- den Blumenfontaine, welche die Mitte desPlatzes vor dem Glashause einnimmt, auf dem Rasen 4 grosse Sterne (jeder 7 Beetchen bildend), zwei Rundstücke, zwei verschlungene Achter oder Klee- blätter, zwei Ellipsen und ein grosses Blumenkunststück von unbeschreiblicher Form, ausLappen arabeskenartig zusam- mengesetzt, wenigstens aus 8—9 Thei- len bestehend: in allem 11 zusammen- gesetzte künstliche Beete an den Rän- dern der Wegbiegung. Das ist ohne Zweifel zu viel in einer landschaftlichen Anlage, sei es auch ein Blumenpark. Anders wäre es, wenn die Blumen ei- nen wirklichen Blumengarten bildeten, was hier trotz der symmetrischen Ver- theilung nicht der Fall ist. Wir lassen daher den Blick auch nur flüchtig über diesen überladenen Platz schweifen und erfreuen uns an der schönen Blumen- fontaine. Diese ist so eigenthümlich, dass sie schwerlich an Originalität über- troffen wird und wahrscheinlich nicht ihresgleichen hat. Es ist ein Blumen- garten von drei Etagen in der Luft. So schwer es auch halten mag, dieses Pracht- stück zu beschreiben, so will ich es dennoch versuchen. Man denke sich einen Springbrunnen vonEisen mit drei Schalen oder Muscheln , wo stets das Wasser von der oberen kleineren in die grössere fällt, von beiläufig 15 Fuss l. ‚Originalabhandlungen. Höhe und verhältnissmässig breit, und diese Schalen anstatt voll Wasser stets mit blendenden Blumen alier Farben überfüllt, die Wasserstrahlen endlich, welche über den eingekerbten Muschel- rand fallen würden, wenn es Wasser wäre, durch Schlingpflanzen, welche na- türlich von unten an Drähten hinauf- wachsen, dargestellt. Das Ganze erhebt sich aus einem: reichen Blumenstück, welches ‚gleichsam das unterste Wasser- becken bildet. Ich kenne den Erfinder dieses P’rachtstückes nicht, aber mag es sein wer will, sein Geschmack verdient öffentliches Lob. Nach Herrn Teicherd’s Mittheilung kostet die Blumenfontaine von Eisen etwa über 100 Thaler. Die Säule ist eingemauert. Die. Pflanzen stehen in freier Erde. Die schönen neuen Gewächshäuser, welche wir nun berühren, enthalten zwar keine Seltenheiten (nach heutigen Be- griffen) , aber einen grossen Reichthum von allerlei Pflanzen in guter Cultur. Im Freien sind dieselben theils hinter den Gewächshäusern, theils auf einem im Park liegenden besondern Pflanzenplatz aufgestellt. Wenden wir uns wieder gegen den Fluss zu, so gelangen wir zur Doro- theenruh, einem sch ttigen, mit Bänken aus geschälten Aesten oder Wurzeln aus- gestatteten Platz, dessen Mitte die soge- nannte Blumeneiche einnimmt, Dies ist das erste Prachtstück des Saganer. Gar- tens und*im Freien schwerlich ander- wärts in solcher Vollkommenheit zu fin- den, obschon derartige Stämme in war- men Glashäusern zuweilen angetroffen werden. Es ist.ein vielleicht 15 Fuss hoher, alter, vielästiger, knorriger Ei- chenstamm, , der als Pflanzenbehälter dient und an einen mit Schmarotzer- pflanzen jeder Art bewachsenen Stamm des tropischen Urwaldes erinnert. Ueber- ‚piens etc, 211 all sind in Vertiefungen am Astknoten und Abschnitten Höhlungen angebracht, aus welchen üppige Pflanzen hervorwach- sen. Es sind vorzugsweise Blattpflan- zen, darunter grosse und kleine Farren- kräuter, Dracänen, Hedychium, Cureuli- go, Rentalmia, Panicum, Musa, Rhapis, Begonia, Selinum (Melanoselinum) deci- herabhängende sogenannte Ampeipflanzen ale Sedum Sieboldi , Di- sandra prostrata, Cordyline vivipara (Chlo- rophytum Sternbergianum) ete., dazwi- sehen aber auch blühende Pflanzen und selbstverständlich eine Menge von Schling- pflanzen. Die Anordnung ist höchst ge- lungen zu nennen und macht der dorti- sen Gärtnerei alle Ehre. Da mehrere Aroideen, unter andern Monstera Lenn&a (Philodendron pertusum) den Standort im Freien sehr gut vertragen, so sollten diese bei ähnliehen Anordnungen nicht fehlen. Ferner erinnere ich an Wood- wardia radiecans und Balantium antarc- tieum (baumartig), zwei Farrenkräuter von grösstem Werth für solche Pflan- zungen im Freien. Natürlich wird die Bepflanzung nieht jedes Jahr die näm- liche sein. ‘Diese Eiche ist sehr zur Nachahmung zu empfehlen. — Am An- geihäuschen kommen wir über eine ver- deckte, nach hinten geschlossene Brücke über den seeartigen Kanal. Am Wasser sitzen 2 bewegliche Chinesen (wenn ich nicht irre angelnd) auf Feisen von Blatt- pflanzen nmgeben, und unter dem breit herabfallenden Wasser sind reichlich Blumen angebracht. Diese Partie macht mit den bunten Bildern des Angelhäus- chens einen komischen Eindruck und er- innert an die Gartenspielereien des vori- gen Jahrhunderts. — "Hier betreten wir die „„Matieninsel,‘“ welche in Verbindung mit dem „Holländer Garten,‘ den eigent- lichen Blumengarter von Sagan bilden soll. Hier begegnet man überall Blu- 14 *® 212 men der verschiedensten Art, und auf die verschiedenste Weise verwendet. Säulen wechseln mit Pyramiden, Blumen- körben und andern künstlichen Gestel- len; dazwischen sind selbstverständlich zahlreiche Beete. Alles zeigt ausge- suchten Luxus und einen Geschmack, wie er nurvon einer hochgebildeten vor- nehmen Dame, von einem sinnigen, phantasiereichen Geiste ausgehen kann. Dieser Garten ist noch landschaftlich, hat eine prächtige Lage am Flusse, wo der Rasen am breitesten ist und kann als Muster eines reichen kleineren Villagar- tens gelten. Ein reizender Weinlauben- gang (Pergola) vermittelt die Verbin- dung mit dem nahen Holländergarten vor dem ÖOrangeriehause, eine Art Ter- rasse am Ufer des hier sich in zwei Arme theilenden Flusses, Es ist ein grosser regelmässiger Blumengarten mit 64, 10 Fuss langen künstlichen Bee- ten, die im Frühjahr mit Blumen- zwiebeln, im Sommer mit allerlei fei- nen Blumen prangen, darunter Ver- benen und Heliotropien vorherrschend. Von der Menge von Blumen, welche hier gebraucht werden, und der Arbeit, welche diese 64 Blumenbeete allein ko- sten, wird sich der Gärtner leicht einen Begriff machen. Beispielsweise sei er- wähnt, dass dazu allein 6400 Blumenzwie- beln (meist Hyacinthen und Tulpen) ver- wendet werden. Vor dem Orangeriegebäu- de befinden sich auf geschützten Stellagen stets Sammlungen der schönsten Flor- blumen, als krautartige Calceolarien, Nelken etc. Zwischen den Beeten liegen auf Gängen zwischen Buchsbaumarabes- ken auf buntem oder schneeweissem Kies Glasperlenschnüre, Muscheln, far- bige glänzende Steine, und auf dem um- gebenden Rasen stehen symmetrisch ver- theilt' Blumenkörbe von gebranntem Thon mit blühenden Pilanzen, Sitze von Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. , bemaltem Porzellan und Zinkguss,-schöne Vasen und passende architektonische Ver- zierungen. Am Boberufer schlingen sich an Rosenbäumchen Festons, und eine Treppe führt zum Wasser. Die ganze Anlage hat den Charakter des Ueber- flusses an Blumen, und der Name Hol- ländergarten ist gewiss sehr bezeich- nend dafür. 5 Wenn sich Stimmen von Fachmän- nern gegen diese regelmässige Anlage und seine Verzierungen ausgesrprochen haben, wie man aus dem Umstande fol- gern kann, dass man in der Beschrei- bung des Parkes diesen Garten gleich- sam zu entschuldigen sucht, , so theilen viele Andere gewiss diese Ansicht nicht. Man könnte höchstens tadeln, dass mehr Blumen da sind als nöthig sind, um denselben Eindruck zu machen. Gewiss hat dieser Garten im Park von Sagan seine volle Berechtigung, und stört in seiner Abgeschlossenheit den entgegen- gesetzten Eindruck der ungekünstelten Natur nicht nur nicht, sondern hebt ihn im Gegentheil durch den Contrast. So- bald ein Garten alten Styls schön ist, hat er gewiss an passender Stelle Jie- selbe Berechtigung wie jeder neue, und Symmetrie ist und bleibt in einem wirk- lichen Blumengartın die Hauptsache, wenn auch Ausnahmen gefallen können. Die Glasperlen u, s. w. tragen freilich nichts zur Schönheit bei, gehören aber zu einem alten holländischen Garten, den man hier nachahmen wollte. . Ich breche ab von Einzelnheiten zu reden, um zum Schluss zu gelangen. Wer könnte die zierlichen Ziergegen- stände alle behalten und beschreiben, welche die hohe Besitzerin, meist mit gutem Geschmack in diesem reizenden Garten angehäuft hat und die nur sel- ten unpassend erscheinen, wie z. B, die zahlreich an natürlich gruppirten Bäu- I, Originalabhandlungen. men hängenden Blumenampeln. Sagan bil- det eine förmliche Ausstellung von allerlei Gartenschmuck. Sehr schön sind Vasen, Ampeln, Blumenkörbe von Thon, Einfas- sungenete.,sämmtlich von dortigen Töpfern gearbeitet, oft auch von feinem Porzellan oder Metall. Geschmackvolle Veranden, _ eiserne Tische, Bänke und Geländer und kleine architektonische Verzierungen sind häufig anzutreffen. Mehrere schöne Ge- bäude zieren den Garten oder dienen Ansichten als Hintergrund, darunter be- - sonders die im schönsten Style neu er- baute kleine Kreuzkirche mit geschmack- voller Küster- und Pfarrwohnung, und das eigenthümliche aus unbehauenen formlosen Granitsteinen aufgebaute schö- neıy Hospitalgebäude. Kirche und Ho- spital enthalten Kunstschätze von ho- hem Wertb, Sämmtliche Gebäude sind von Gärten umgeben und so gestellt, dass sie vom Garten und Schloss aus eine schöne Staffage bilden. Die Kirche ist bis zur Spitze reizend mit wildem Wein bewachsen, dieser verdeckt aber schon jetzt zu viel von der schönen Ar- chitektur der Vorderseite. Etwas stö- rend-ist neben dem schwerfälligen Hos- spitalgebäude im „Cyclopenstyl“ und der gothischen Kirche eine grosse Kunst- mühle mu italienischen Styl, an und für sich ein Schönes, die Landschaft zieren- des Gebäude, aber leider zur Umgebung unpassend. Auf die Ansichten auf Ge- bäude, auch der Stadt Sagan ist im Park lobenswerthe Rücksicht genommen, und es sind die Ansichten von äusseren Thei- len nach den innern den Aussichten von Innen nach Aussen vorzuziehen, Jeden- falls ist aber die Aussicht vom Haupt- gebäude und dem besuchtesten Theile des Gartens wichtiger als die Ansicht, weil sie den Haupteindruck und das Ur- theil bestimmt, und mehr Genuss gewährt. Unvergleichlich schön sind die Wege 213 in Bezug auf ihre Anlage n.ıd Haltung, wozu allerdings das unübertreffliche Bau- material das Meiste beiträgt. Die Wege sind nämlich mit reinem Quarzkies über- zogenund sehen aus wie mit carrarischem Marmor gepflaster. Die Reinheit -und Weisse des Ueberzugs ist so gross, dass man sich unbedenklich hinlegen könnte, ohne sich zu beschmutzen. Diesem Vor- zug verdankt Sagan gewiss einen gros- sen Theil des gefälligen Eindrucks auf den Besucher, wozu noch die vortrefi- lichste Haltung kommt. Eine auffallende Erscheinung ist es fast an jedem Ruheplatze des Parkes, be- sonders auf der Insel und jenseits des Bobers den Namen des Platzes und der Umgebung an Bänken oder besonders aufgestellten Steinen geschrieben zu sehen. Da lesen wir Radziwil - Thal, Dorotheen-, Wilhelminen - Aue, Cosmos, Adolphsbank, Lady Rosa- Eiche, Haug- wizplatz, Fürstenblick, Stollbergssitz, Amaliensitz, Bodelschwingsruhe u. S. w. Der Fremde lächelt über diese Bezeichnungen, und die Art, sie be- merklich za machen, Man muss aber bedenken, dass es in einem Privatgar- ten, der nur aus Gefälligkeit Jedermann offen steht, dem Besitzer unbenommen bleiben muss, das Andenken lieber oder geachteter Personen auf diese Weise an gewisse Plätze zu knüpfen, zumal, wie ‚es wohl hier öfter der Fall sein mag, wenn gewisse Erinnerungen an einem bestimmten Ort haften.- Zugleich sind Namen zur Bezeichnung einzelner Theile eines weitläufigen Parks fast nothwen- dig. Die eigentlichen Parkanlagen, welchen kein Blumenschmuck und Lu- xus.herrscht, will ich unbesprochen las- sen, da ersterer der Zweck dieser Dar- stellung war. Sie sind sehr mangelhaft und auch das Neue erinnert noch oft in 214 an die Veisuche im vorigen Jahrhun- dert. Sie sind übrigens auch nech un- vollendet und jenseits des Flusses noch sehr neu. Mit ' Muskau wetteifern zu wollen, wäre hier Vermessenheit. Sagan hat seine unvergleichlichen Blumen, sei- nen Luxus in 'Gartenverzierungen, Mus- kau seine Ideallandschalt. Beide Gärten sind einzig in ihrer Art und wenn Mus- kau einen europäischen Namen erlangt hat, so verdient Sagan doch nicht min- der besucht zu werden. Es wird sogar den blossen Blumenfreund mehr beftie- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. digen und für den Gärtner, der etwas Neues sehen will, um es nachzuah- men, sogar nützlicher sein, denn in Sa- gan findet er sehr viel nachzuahmen, was überall passt und gefällt, in Mus- kau ist fast alles nachahmungswürdig, aber leider nicht nachahmungsfähig. Sagan möchte ich vergleichen mit einem schönen Kupferstich, der in jedes Zimmer passt, Muskau mit einem Meistergemälde, das gleichsam mit seinem Meister und sei- nem Boden verwachsen ist. — 5) Ueber die Ruhezeit bei der Cultur der Topfpfianzen. Diese von der Natur mit so grellen Zügen gezeichnete, höchst‘ wichtige und für eine vollkommene Entwicklung der Blüthen bei den Pflanzen nothwendige Zeit wird von den meisten Dillettanten und selbst vielen Gärtnern cft sehr wenig, von andern gar nicht berücksichtigt. Nicht selten aber hört man vonsolchen, sie wüssten sich es gar nicht zu erklä- ren, warum bei ihnen diese oder jene Pflanze nicht so recht blühen will; in- dem sie doch die gehörige Erde, Wasser, Licht und alles Nothwendige ihr gege- ben hätten. Dass aber die Pflanze eine Ruhezeit bedürfe, an das haben sie frei- lich nicht gedacht. So wenig ein Mensch auf die Dauer Tüchtiges zu leisten im | Stande ist, wenn er nicht eine regelmäs- sigeRuhe geniesst oder geniessen kann, und am allerwenigsten eine Topfpflanze. Viel, sehr viel wird über Pflanzen und deren Cultur geschrieben; mit we- nigen Ausnahmen jedoch wird die Ru- hezeit bei solchen Anleitungen nicht be- ten, Um bei der Cultur der Pflanzen Glück zu haben, ist es unumgänglich nothwendie, dass man ‚deren Natur stu- dire. Da findet der aufmerksame Beob- achter Winke, was er thun und was er lassen soll. Da kann er sehen, wie in den meisten Tropen-Ländern die Ruhe- zeit der Gewächse auf die ‚heisseste, trockene Jahreszeit fällt. Zu dieser Zeit ist alles welk -und schlaff, nur der nächt- liche Thau, der dort allerdings eine grosse Rolle spielt, erhält .die Pflanzen mit we- niger tiefgehenden Wurzeln und solche, die an und auf Bäumen, Felsen und Klippen wachsen, am Leben. So sagen glaubwürdige Berichte aus jenen Län- Ein Wink für Diejenigen, welche ähnliche Pflanzen culti- dern, Orchideen und | viren: dass sie wohl während der Ru- so wenig wird das eine Pilanze thun, | hezeit die Pflanzen sollen trocken hal- dieselben aber nicht vertrocknen lassen dürfen. Diejenigen Pflanzen, wel- che aus Erdtheilen stammen, wo die | Temperatur nicht so auffallend abwech- selnd ist, wo es, wie man zu Sagen rücksichtigt, oder wenn es wirklich ge- | pflegt, ewig Frühling ist, haben eben- schieht, nur ganz oberflächlich. falls eine Periode des Stillstandes oder Il. Originalabhandlungen. der Ruhe. Dass endlich Gewächse aus Erdtheilen stammend, wo die Tem- peratur auf den Gefrierpunkt und noch darunter kommt, eine Ruhezeit besitzen, ist handgreiflich, Der Winter ist diese Zeit der Ruhe für sie. Aus diesen-An- deutungen lässt sich schliessen, dass die Wirkung immer ziemlich die gleiche ist, nur von andern Ursachen hervorge- bracht, welcher sich Mutter Natur be- dient, um ihre Kinder vollkommen ent- wickelt zu sehen. Was aber "mensch- liche Künsteleien nach naturwidrigen Prineipien bei der Cultur der Pflanzen und namentlich der Topfpflanzen be- wirken, kann jeder verständige Fachmann und Kenner beurtheilen. wenn er sol- che Kinder Flora’s zu Gesicht bekommt, denen man Bleich- und Schwindsucht von oben bis unten ansieht. Nur ein Beispiel will Schreiber dieser Zeilen er- wähnen. Vor mehreren Jahren hat es sich ein solcher Künstler in den Kopf gesetzt, seine Orangerie nicht mehr nach althergebrachter, gut bewährter Methode bei + 2 bis + 5°zu überwintern; son- dern er hielt sie den ganzen Winter über bei + 14 bis + 16° R, um zu zeigen, wie die Bäume sich entwickeln ; ja er behauptete sogar, es wäre dieses die beste Methode, von der Ansicht aus- gehend, dass in ihrer eigentlichen Hei- math Indien, die gleiche Temperatur herrsche und noch mehr, Die Bäume fingen an zu treiben, auch etliche blüh- ten. Die vorhandenen Früchte wurden wirklich sehr gross — aber inwendig ganz schwammig und somit auch ganz leicht, von Saft war keine Rede. Den darauffolgenden Sommer, wo sonst die Bäume bei naturgemässer Behandlung getrieben und geblüht hätten, warfen sie grösstentheils ihr Laub ab und standen bis gegen August besenartig da. Solche Künstler setzen sich in der Regel vor- 215 nehm über schon längst gut bewährte Prineipien hinweg und meinen, die Pflan- zen müssen immer wachsen und blü- hen, da wird begossen und bei nie- driger Temperatur geheizt, ohne nur darauf zu achten, in was für einem Sta- dium diese oder jene Pflanze ist, so dass kein Stillstand im Wachsthum ein- treten kann, Kommt dann die Pflanze zur blüthe , welche natürlich, auf solche Art behandelt, nur krüppelhaft sein kann und existirt dann noch eine Abbildung von einem gesunden, gut eultivirten Exemplare entnommen, so wird nicht selten - der Herausgeber derselben als Marktschreier erklärt. Nun fragt es sich, welches sind die Merkmale bei den Topfpflanzen, welche während der kälteren Jahreszeit in künst- licher Wärme gehalten werden, wenn ihre Ruhezeit eintritt oder eingetreten ist ? Die Merkmale jeder Pflanzenart bei ihrem Eintritt in die Ruheperiode oder in derselben zu erwähnen, würde hier zu weit führen. — Bei vielen würde eine blosse Beschreibung eine schwere Aufgabe sein. Wer überhaupt bei_der Besorgung seiner Pfleelinge nicht gleich- sam mitempfindet, mitfühlt, möchte ich sagen, der ist schwer zu belehren. Nur soviel sei gesagt: .bei gesunden Pflan- zen, welche ihre Blätter oder wie immer die Organe heissen, durch welche die Pflanzen Stoffe aus der Luft aufnehmen, während der Ruhezeit nicht abwerfen, wird man wahrnehmen, dass diese Or- gane merklich verändert sind. Nur bei ganz harten lederartigen Blättern ist we- niger wahrzunehmen; immerhin wird man aber die Ruheperiode bei solchen Pilan- zen leicht bemerken , indem letzte nicht mehr so viel Wasser verlangen, als zur Zeit der Wachsthumsperiode. Diejenigen Genera endlich, welche 216 ihre Blätter etc. während der Ruhezeit ab- werfen und zum Theil ganz trocken ge- halten sein wollen, sind leicht erkenn- bar. Werden letztere aber durch Un- kenntniss, theils durch allzugrosse Pflege vermittelst Wasser und Wärme von ih- rer Ruhezeit abgehalten, führt bei Vie- len ein schneller Tod oder ein lang- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sames Siechthum zu ihrem Ende. Voll- kommene Blumen aber, wenn hin und wieder sich noch eine letzte Lebens- zuckung zeigt, sind eine Unmöglichkeit. Die höchste Vollkommenheit wird eine künstlich gezogene Pflanze nur auf na- türlichem Wege erreichen. (A. Kraft.) S Nachschrift. Herr Kraft bespricht hier einen Punkt, der bei der Cultur aller jener Pflanzen, welche in unsern Gewächshäu- sern Selten zu blühen pflegen, von höch- ster Wichtigkeit ist. Wachsthum, Sterilität, Besetzung mit Ungeziefer aller Art und zuletzt allmä- liges Hinsiechen sind die stete Folge, Schwächliches- n wenn der Pflanze die gehörige Ruhezeit nicht gegönnt wird. Es wird in dieser Beziehung vielfach gefehlt. Anwendung kühlerer Temperaturen zur Ueberwinte- rung unser laubwerfenden Warmhaus- pflanzen ist in dieser Beziehung drin- gend zu empfehlen. (E. R.) I. Notizen. 4) Rosa Manetti. Nach einer Milthei- lung des Gardener’s Chronicle im Jahre 1850 erhielt M. Rivers diese Rose etwa um 1840 von Signor Crivelli in Como. Von Samen hatie sie Signor Manetti im botanischen Gar- ten zu Monza erzielt, sie gehört zur Abithei- lung der Rosa indieca, vermehrt sich durch Stecklinge wie R. Boursault, bildet eine vor- treflliche Unterlage, besonders für hybr. per- petuelles, welche darauf fast ununterbrochen blühen. Sie ist wegen ihrer anhaltenden Ve- getation besonders bemerkenswerih; denn man kann noch in der spätesten Jahreszeit darauf oculiren. Eine andere gute Eigenschaft be- steht darin, dass sie keine Wurzelausläufer, dagegen , wenn in Lehmboden stark zurück- geschnitten, 6 — 8 Fuss hohe Stämme treibt und daher schöne Hochstämme bildet. Sie scheint sogar auch auf leichtem Sandboden vortrefllich zu gedeiken, wodurch sie sich un- entbehrlich machen wird. Die Herren Hen- derson zu Pine-apple- place pflanzten einen Steckling im April 1848, welcher am Ende des nächslen Septembers oculirt, im folgenden Sommer eineKrone von 4!/, FussHöhe mit 12 Seitenzweigen getrieben hatle. Man beeilte sich hierauf, die Rose massenhaft zu vermeh- ren, und sprach schon einige Jahre später von Hunderltausenden, die nach Amerika versen- det worden seien. Hier in Frankfurt besitzen wir sie seit 6 bis 8 Jahren, ohne gerade obige Eigenschaf- ten in so hohem Grade daran zu bemerken. Freilich versäumten wir, umfassende und ent- scheidende Versuche damit anzustellen, weil die langen Sommertriebe nicht so gut wie unsere gewöhnlichen Wildlinge dem strengen Winter widerstunden. Anderwärts mag dies ebenso vorgekommen sein; denn ein junger Handels- gärtner in unserer Nähe, der schon vor A—5 “or BW Ahr 1 1. Notizen. Jahren grossen Werth auf seine Anzucht von Rasa Manetli legle, liess bezüglich hierauf seit- dem nichts weiter vernehmen. Ausserdem fällt uns auf, aus Frankreich noch keine Ver- edlungen auf Maneiti- Unterlagen erhalten zu haben. Inzwischen haben wir wieder eine Anzahl angepflanzt, die in letztem Herbste auf das schlafende Auge oculirt wurden, und im nächsten Sommer daher ein Resultat ver- sprechen. — (J. R.) 2) Eine ehrliche Antwort I dem Leitartikel des Gardener’s Chronicle vom 18. September 1858 lesen wir ungefähr Fol- gendes: Ein Corresspondent fragt, warum die Sten- gel derBlumenbohnen und der grossen blauen Convulvulus sich von der Sonne abwenden, die Stengel des Hopfens der Sonne zukehren. Dies ist eine jener Klasse von Fragen, deren Lösung unmöglich ist, und die desshalb gar keinen praktischen Werth haben. Man könnte ebenso gut dieFrage stellen, warum die Cicho- rie blau blühet, der Lattich gelb, die Rose roth , warum die Belladonna Gift, die Kartof- fel Nahrungsstoffe enthält. Es scheint Leute zu geben, die mit der fixen Idee umgehen, dass jede letzte Ursache im Bereiche der Na- tur erklärbar und begreiflich gemacht werden könne, obgleich in Wirklichkeil das gerade Gegentheil der Fall it. Man verschwendet wirklich viele unnütze Worte, um solche Neu- gierige zufrieden zu stellen und gedankenlose ‚Gemüther begnügen sich mit leeren Phrasen, womit wissenschaflliche Maulhelden die Mas- sen beschwindeln. Aber selbst hervorragend tallentvollen Männern, welche nicht entfernt dieser Klasse von Schwindlern angehören, be- gegnet es zuweilen, dass sie nach Entdeckung irgend einer oder der anderen Thatsache sich einbilden , sie hätten die tiefer liegende Ursa- che entdeckt. Dieser Art war die Idee Dutro- cehet’s, welcher, nachdem er den doppelten Säfteumlauf im vegetabilischen und animali- schen Organismus entdeckt und mit dem Na- men Endosmose und Exosmose bezeichnet hatte, wähnte, hiermit die Ursache der Saftbe- wegung in den Pflanzen enthüllt zu haben. Er vergass jedoch zuerklären, wodurch seine Endosmose in Bewegung gesetzt wurde. Trotz unserer Ueberzeugung von der Nuiz- 217 losigkeit des Versuches, etwas notorisch Un- lösbares erforschen zu wollen, finden wir uns doch durch mehrere andere, denselben Gegen- stand berührende Briefe veranlasst, die Frage, soweit thunlich , zu beantworten, Wenigstens mag unsere Antwort zeigen, wie vergeblich man die kostbare Zeit und den Verstand ver- braucht in Erforschung von Dingen, welche das Vermögen des menschlichen Geistes gänz- lich übersteigen. Es ist sehr richtig, dass manche Schling- gewächse nach der linken, andere nach der rechten Seite abwinden, so dass, wenn sich der Beobachter in die Mitte beider Pflanzen denkt, der Stengel der Einen immer nach der rechten, der Stengel der anderen nach der linken Seite hinaufschlingt. Stangenbohnen, Convulvulus , Cuscuta, Passionsblumen , Peri- ploca, Cucurbitaceen u. s. w. winden links, Geisblatt, Bryonia, Hopfen, Polygonum u. a. winden rechts. Solche Pflanzenstengel nannte Decandolle voluble (volubilis oder walzen- artig), ein Ausdruck, der allgemein angenom- men zu werden verdient hätte, Besonders bemerkenswerth an diesen Schlinggewächsen ist, dass erstlich ihre Spi- ralwindungen nicht nothwendig schon im Keime vorhanden sind, sondern dass sie erst nach Entwicklung des Stammes und der Blätter le- bensthätig auftreten, ferner, dass nach Decan- dolle selbst dann, wenn die Windung im Em- bryo vorhanden, dieselbe nicht nach der näm- lichen Seite gerichtet sein muss, wie in der entwickelten Pflanze , wovon Cuscuta als Bei- spiel angegeben wird, und endlich, dass einige Pflanzen Spiralformen im Embryo zeigen, welche in ihrer Ausbildung gar keine Neigung zum windenden Wuchse wahrnehmen lassen, wie bei Salsola. Demgemäss erscheint die Eigenthümlichkeit der Schlinggewächse an die vollständige Entwieklung des Wachsthums gebunden. ‘ Die erste Frage, welche sich dem Ent- deckungsreisenden nach den letzten unerforsch- lichen Ursachen aufdrängt, besteht wohl”da- rin, warum eine Pflanze überhaupt windet, anstatt wie andere, gerade in die Höhe zu diese Frage beantwortet werden, so wäre wohl einige Hoffnung vor- handen, auch die Ursache der Windungen wachsen? Könnte 218 nach rechts und links ausfindig zu machen. Aber darauf gibt es keine Antwort. Man glaubte allerdings ganz ernstlich, etwas damit erklären zu können, dass die Stengel winden- der Pflanzen auf der Seite ihres Stützpunktes, oder auf der Schattenseite langsamer wüchsen, wodurch allmälig eine Biegung des Zweiges und zuletzt dessen Umdrehung entstehe ; allein die beschaltete daher feuchtere Seite müsste im Gegentheile schneller wachsen; ausserdem kömmt die Spiralform oft schon im Embryo vor, wo weder von Schatten noch von Licht- seite die Rede sein kann. dass jede Schlingpflanze, wenn ihrer Stütze beraubt, sich um sich selbst drehet, wie die Weinranke. Man hat auch vorgegeben, dass die Umdrehung durch die Einwirkung der Sonne stalifinde,, allein alle Pflanzen wachsen unter dem Einfluss der Sonne, und doch win- den nur wenige. Man hat endlich noch be- merken wollen, dass die nämlichen Pflanzen in südlichen Gegenden vielleicht nach der rechten Seite, im Norden nach der linken Seite winden, was, wenn richtig, doch nichis erklärt. Kann Jemand daran zweifeln, dass der Schöpfer die besondere Eigenthümlichkeit des Rankens nur in gewisse Pflanzen legen und anderen versagen -wollle? Wir können uns nicht genug über die Eitelkeit der Menschen wundern , die sieh die Fähigkeit der Ergrün- dung solcher Mysterien zuirauen. Die Wıindungen aller Schlinggewächse be- ruhen auf der in allen. einzelnen Theilen der ganzen Pflanze wiederkehrenden Spiralform , diese zeigt sich in den Gefässen, im Stengel, in den Blättern und Blüthen; — der Pflanze Ferner wissen wir, der Stamm drehei sich wie ein Seil in langen Krümmungen. sucht, die Ursache dieser sonderbaren Organi- Wären wir ver- sation ergründen zu wollen, so würden wir höchstens zum Schlusse kommen: die Spiral- form vermitlele am besten die erforderliche Stärke jedes einzelnen Gliedes dieser vegeta- bilischen Gebilde; allein alles Uebrige würden wir gerne jenen überlassen, welche sich gerne in die Tiefen speculativer Wissenschaft ver- steigen. Hiernach fassen wir die weiseste Ant- wort auf die Frage nach der Ursache dieser Lebenserscheinungen in ein ehrliches Nes- eiol — (J. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Dürfen Coniferen-gedüngt werden? Diese Frage war im Garde- ner's Chroniele von Dr. Lindley verneint worden, darin übereinstimmend mit der allge- meinen Annahme, dass Conileren, sowie auch Ericen, Epacris, Azaleen, Proteaceen u. s. w. nicht nur keiner Düngung bedürfen, sondern dass ihnen jede Art Düngung geradezu nach- theilig ist. Ein Abonnement des englischen Gartenjournales, ein alter erfahrener Gärtner, widerspricht dieser Annahme geradezu, indem er sie als ein Vorurtheil erklärt, dem wir alle- sammt huldigen. — Ich habe lange genug gelebt, — so sagt er, — und Erfahrung ge- nug gesammelt, um zu wissen, dass unsere Befürchtungen, manche Bodenarten und Dün- gungen beireffend , reine Chimären sind, und dass zu diesen auch die Abneigung gehört, das mitConiferen bepflanzte Land zu düngen.— Schon vor mehr als 20 Jahren theilte mir der als Gärtner und Gartenschriftsteller berühmte Knight sein erfolgreiches Verfahren mit, das darin bestand, die Erieen mit einer Auflösung vom Taubenkolh zu begiessen, ein Dünger, der damals für so. scharf galt, dass man- ihn erst anwandte, wenn er 2 — 3 Jahre gele- gen, das heisst, wenn er so ziemlich seine ganze Wirksamkeit verloren hatte, — Und wo stehen wir heute? Frage man doch die ersten Züchter der Prachtexemplare von Eri- cen, die wir auf den Londoner Ausstellungen bewundern, — sie werden gestehen, wenn sie aufrichtig sein wollen, dass sie den grössten Vortheil finden, durch das Begiessen der Eri- cen und anderen Ericaceen mit Guanowas- ser und dass sie die erstaunenswerthen Resul- tate ihrer Culturen diesem Verfahren verdan- ken. — In der That, ich kenne keine Aus- nahmen von der Regel, dass alle Pflanzen von flüssigem Dünger profiliren, vorausgeselzi natürlich, dass man ihn im rechtem Maasse und zu rechter Zeit anwende, und dass acht Monate vom Jahre man nichts zu fürchten hat von seiner Anwendung. — Seit nahezu 15 Jahren bin ich gezwungen, zum Begiessen | frisches Brunnenwasser zu verwenden, oft | gleich vom Brunnen weg, aber ich achte stets darauf, dass. es zuerst gemischt werde mit ei- ner gewissen Menge Dungwasser ; fast bestän- dig verwende ich für das tägliche Begies- I. Notizen. sen dieses allerdings sehr verdünnte Dung- wasser, und ich habe nie Ursache gehabt, es zu bereuen. In dieser Reihe von Jahren habe ich fast alle Modepflanzen und besonders Collections- pflanzen , Ericen und andere hartholzige Neu- holländer , Farren, Orchideen, Sommerflor, Obstbäume u. s. w. gezogen, und ich kann versichern, dass ich noch nie eine Pflanze ge- funden habe, die von diesem Dungwasser ge- litten hälte *). Sollten Coniferen anders organisirt sein, als alle übrigen Pflanzen? — Man wird mirsagen, dass Co- niferen besonders mageren, steinigen Boden lie- ben, dass die meisten auf felsigem Boden, an schroffen Bergabhängen sich gefallen, wo we- nig- andere Bäume fortkommen würden; — ich kann darauf erwiedern, dass manche Arien feuchte, selbst sumpfige Niederungen vorzie- hen, und erinnere nur an den Riesen dieser Familie, an Wellingtonia gigantea. Alle diese Bäune, soweit ich mich durch eine lange Pra- xis habe überzeugen können, kommen gerne auf fruchtbarem Boden fort, auch wenn sie selbst noch auf dürrem Sand oder nackten Felsboden wachsen können, so gedeihen sie doch besser in einem tiefen, lockeren Cultur- boden. In der praktischen Gärtnerei lehrt die Erfahrung tagtäglich, dass ihnen nichts besser bekommt, als Begiessen mit stark verdünntem Dungwasser. Befrage man die Baumschulbe- sitzer in Bagshot, und man wird sehen, ob sie sich fürehten, Dungwasser zu gebrauchen für ihre Samenbeete von Nadelhölzern; sie wis- sen, dass ohne dasselbe sie bald nicht mehr im Stande sein würden, ihren Kunden diese tausende von jungen Exemplaren zu liefern, deren Ueppigkeit alle Welt bewundert; man sehe, was sie machen, wenn sie ein neues Stück Land für Anpflanzung von Coniferen herriehten, zuerst geben sie dem Lande eine starke Düngung, dann säen sie es an mit Run- kelrüben oder Feldrüben, und wenn abgeern- det ist, ist das Land herrlich hergerichtet zur *) Der Schreiber hat leider versäumt, nähere Angaben über dieStärke des von ihm täglich benuizten Dungwassers zu machen. Es scheint, dass er besonders Guano gebraucht und jedenfalls in sehr schwacher Lösung. 219 | Aufnahme von Rosen, Obstbäumen, Nadelhöl- zen und s. w. Ich habe von Bagshot amerikanische Coniferen erhalten, deren Wur- zeln noch ganz umgeben waren von halbver- faultem Kuhmist, denn diesem gibt Herr Stan- dish den Vorzug, und auch ich habe Kuh- dünger ofl angewand! und mit grossem Er- folge für Bäume aller Art. — Indem ich diese Bemerkungen machle in der Absicht, ein meiner Ansicht nach falsches Vorurtheil zu bekämpfen, wünsche ich je- doch, dass man mich nieht missversiehe, man soll z. B. nicht, gestützt, auf meinen Rath, nun allen kranken oder mager stehenden Ooniferen eine Düngung geben, wie man sie einem Spargelbeete oder einem Quarlier für Kohl gibt.— Viele Coniferen, in Baumschulen , An- lagen und Gärten leiden nur, weil sie in zu kleinen Töpfen stehen, oder weil sie gegen alle Regeln der gesunden Vernunft gepflanzt sind oder endlich, weil der Boden ausgeso- gen ist und sie daher hinsiechen müssen. In diesen Fällen. sage ich: begiesset wöchentlich einmal, vom April bis October mit schwachem Dungwasser und ihr werdet das Jahr dar- auf sehen, dass mein Rath gut ist. Wo es möglich ist, wird eine Lage Kuh- oder Pfer- dedünger vollkommen zersetzt, um den Fuss des Baumes ausgebreitet, von grosser Wir- kung sein. — Man glaube doch nicht mehr, dass die Nadelhölzer, eine Ausnahme machen von der aligemeinen Regel, wie fast alle an- deren Pflanzen lieben sie den Boden reich, drainirt, für Luft und Flüssigkeiten leicht zu- gänglich , und wenn er von Natur aus mager ist, muss man durch künstliche Mittel ihn be- reichern. Das ganze Geheimniss, um zu reus- siren, besteht darin, die Düngergaben je nach Bedürfniss zu regeln, sie nicht zu übertreiben und besonders sich zu hüten, zu frische, zu scharfe oder zu compacte Dünger in unmitlel- bare Berührung mit den Wurzeln zu bringen. {Nach Flore des Serres. — E. 0.) 4) Die Azoren-Inseln und ihre Vegetation. Mitten im allantischen Ocean, zwischen 356 — 400 nördl. Breite, fast gleich- weit entfern! von Europa, Airika und Amerika liegt eine Gruppe Inseln vulkanischen Ursprungs, die sich zu keinem dieser 3 Welt- theile rechnen es sind die Azoren, von lassen, 220 deren eigenthümliches Klima weder der wär- men gemässigten Zone entspricht, zu der sie ihrer geographischenLage nach gehören, noch ist es dasjenige der heissen Zone. — Inmit- ten des grossen Aequatorialstromes gelegen, gleichen sie einem grossen Warmhause, wo Pflanzen aller Zonen und Länder nebeneinan- der gedeihen können; die den Azoren ursprün- lich angehörenden und ihnen ausschliesslich zukommenden Pflanzen sin] nicht zahlreich, desto mannigfaltiger ist die Flora, die aus al- ler Herren Länder hier eingeführt wurde, und die viel zahlreicher sein würde, wenn nicht auch hier sich dieselbe Sorglosigkeit und der- selbe Mangel an Unternehmungsgeist zeigten, die allen Völkern solcher von der Natur über- -reich gesegneten Ländern eigen sind. Dennoch haben die fabelhafte Fruchtbarkeit des Bodens und die ausserordentliche Milde des Klima’s über die Apathie der Bewohner gesiegt und nach und nach sind diese Inseln mit exoti- schen Pflanzen bevölkert worden. Seit eini- gen Jahren jedoch, besonders angeregt durch das Beispiel, das einige Engländer gaben, die sich hier niederliessen, scheint die Bevölkerung aus seiner Leihargie zu erwachen und Ver- besserungen und Fortschritt anzustreben. Es ist ein höchst lehrreiches Studium für den Bo- taniker und Gärtner die Vegetation dieser In- seln, die gleichsam die nordische mit der tro- pischen Pflanzenwelt verbindet. Bevor wir jedoch die Vegetation näher ins Auge fassen, wollen wir noch einige Bemer- kungen über Natur und Ursprung dieser Insel- gruppe Die ganzen Gruppe ist vulkanischen Ursprungs, der Boden trägt fast überall die Spuren davon in seiner chytischen Zusammensetzung, nur die Insel St. Marie macht eine Ausnahme, sie allein ruht aul einer Schichte von zähem Thon, des- sen Anwesenheit hier nur durch die Annahme erklärt wird, dass der Meeresboden selber ge- hoben wurde. Besonders interessant ist die Insel St. Michel durch die Phänomene, die sie noch jetzt zeigt. Auf ihrem östlichen Theile ist ein tiefes Thal, fast auf allen Seiten um- ringt von schroffabstürzenden Bergen von über vorausschicken. ira- m Le a FT a Da He En He a | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. immer drohend. Heisse Fontainen bildende Quellen sind hier häufig: die bemerkens- wertheste ist die Grande Caldeira (grosser Kochkessel), ihr Bassin hat 20 Fuss Durch- messer und das Wasser kocht mit einer so unglaublichen Heftigkeit, dass es manchmal 4 —.6 Fuss über sein Niveau aufsprudelt. Die Bewohner der Nachbarschaft kochen darin ih- ren Mais und andere Lebensmiltel. Einige Schritte von ihr entfernt, im Grunde einer Höhle ist eine andere fast ebenso bedeutende kochende Quelle, die sehr häufig mit Schrecken erre-- gendem Geräusch Schlamm aufwirft. Selbst mitten im Bache , der durch den Thalgrund sich zieht, bemerkt man hin und wieder sie- dend heisse Quellen. Auf verschiedenen Punk- ten am Abhange des Berges entströmen Was- serdämpfe aus Spalten so heiss, dass es un- möglich ist, sieh ihnen zu nähern. Nicht min- der merkwürdig in diesem wunderbaren Thal ist das Vorkommen von eisenhaltigen Quellen von der grössten Frische, neben heissen Schwe- felquellen. Nur 25 Schritte von der eben be- sprochenen heissen Quelle entspringt eine an- dere einer Bergspalte, deren Wasser kalt und moussirend ist, köstlicher von Geschmack als die künstlich fabrieirten Mineralwasser. Die Bergabhänge, die Felsblöcke und selbst die Sträucher in diesem Thale sind bedeckt mit Schwefelniederschlag aus den Dämpfen der tausende von heissen Quellen. — Die Insel St. Michel ist die bedeutendste der ganzen Gruppe und ihre Hauptstadt gleichen Namens am reichsten an Gärten. Das Klima hier ist ausnehmend milde und gleichförmig: in den Sommermonaten schwankt das Thermometer zwischen 20 — 24° R., selten und nur auf wenige Tage wird es heisser, im Winter ist die Wärme zwischen 1%—16° R. und erhebt sich an sonnigen Tagen bis zu 200 R.; es kommt vor im Januar, dass die Wärme bis auf 30 R. sinkt, aber nur ausnahmsweise. Man kann sagen, dass der Sommer vom Mai bis October dauert und dass der Winter die übrigen 6 Monate des Jahres ausfüllt; denn Herbst und Frühling machen sich kaum bemerkbar. Der Boden dieser Insel ist fast 3000 Fuss Höhe. Es ist das Valle das Fur- | durchgängig wie eine leichte, nicht bindende nas (Thal der Schmelzöfen) , wie es die Ein- | Gartenerde, die in den Ebenen eine Schicht wohner nennen, noch immer kochend und | von bedeutender Mächtigkeit bildet, unglück- - ll. licher Weise aber durch die starken Regen- güsse im Winter in grosser Masse ins Meer geschwemmt wird; dieser vulkanische Boden ist jedoch so fruchtbar, dass die reichsten Maisernten noch gemacht werden an Stellen, wo der Fels nur 6 Zoll hoch mit Erde be- deckt ist und viele Orangenpflanzungen befin- den sich an Orten, wo die Erdkrume kaum 45 bis 16 Zoll Dicke hat und unmittelbar auf hartem vulkanischem Gestein ruht, das von den Wurzeln der Bäume nicht angegriffen wird. — Unter den wenigen, den ‚Azoren angehörenden Pflanzen it Myrica Faya zuerst zu erwähnen, da sie von den Einwoh- nern vielfach verwendet wird; das Holz als Brennmaterial, die Rinde zum Gerben ete. Auf den Bergabhängen, die nicht. direet den See- winden ausgesetzt sind, wachsen massenhaft verschiedene Lorbeerarten, die Myrsine re- tusa, der Laurustinus ‚ ein Wachholder und eine Ericenart, diese beiden letzteren sehr schön und je nach den Standorten sehr ver- schieden in der Tracht, bald als niedere Sträu- cher am Boden kriechend, bald als grosse Bäume stolz aufgerichte. Die Campanula Vidalii bildet grosse 2? — 3Fuss hohe Bü- sche, die sich buchstäblich bedecken mit hüb- schen weissen Glockenblumen. Diese Pflanze und einige Farren, wie Balantium eul- eita, Woodwardia radicans, einige Aspidium-Arten, Osmunda regalis, Hymenophyllum tunbridgense und S$e- laginella denticulata bilden die Haupt- züge der Flora, die den Azoren ursprünglich angehört. — "Indem wir jetzt zu den ausländischen, ein- geführten Pflanzen übergehen, bemerken wir, dass die hier gedeihenden Arten auch an dem Küstensaume des mittelländischen Meeres sehr wahrscheinlich reussiren werden und geben damit den Besitzern der zahlreichen Villen und Gärten dieser Küstenländer hoffentlich willkommene Aufschlüsse für die Bepflanzung ihrer Anlagen. Unsere Beobachtungen sind besonders gemacht worden in dem sehr grossen Garten des Herrn Jos& do Canto, der gewiss zu den schönsten und reichsten Gärten der Azoren gehört; dieser Garten liegt an dem Abhange eines Hügels nach der Seeseite und nur etwa eine Viertelstunde vom Strande Notizen. 221 entfernt. Hier sieht man nebeneinander die Anona und den Apfelbaum , die Guayava (Psidium Cattleyan um) und die Reine- Claude-Pflaume, die japanische Mispel (Erio- botryajaponica) und den Pfirsich, die Poinsettia puleherrima neben der deutschen Eiche kräftig wachsen und gedei- hen. Paulownia imperialis, sieben Jahre alte Sämlinge sind 30 Fuss hohe Bäume, die sich alljährlich mit ihren schön blauen, Gloxi- nien ähnlichen Blüthen bedecken ; denn kein Winterfrost zerstört hier die schlummernden Knospen. VonZier- und Forstbäumen, die am besten die salzigen, dichten Nebel ertragen, die so häufig vom Meere landwärts ziehen, nennen wir Araucaria excelsa, Pinus Pinaster,Pinea, palustrisund canarien- sis. Man hat viele andere Tannenarten versucht, aber sie haben kaum das erste Jahr ihrer An- pflanzung überlebt. Alle die australischen E u- calyptus-Arten dagegen gedeihen ausser- ordentlich gut; von E. resinifera, der schon vor langen Jahren eingeführt wurde, trifft man an 70 bis 80Fuss hohe Exemplare. Die Ca- suarina equisetifolia und stricta gedeihen ebensogut, die ersiere, von der ein- zelne Exemplare schon 20 Fuss Höhe erreicht haben, wird an gefälliger zierlicher Tracht nur von Araucaria excelsa übertroffen und hat daher als Zierbaum sehr grossen Werth- Die Araucaria excelsa widersteht auch am besien den heftigsten Seestürmen und es sind schon 50 Fuss hohe Exemplare in den hiesi- gen Gärten, die bereits Zapfen tragen, aber keine Samen reiften aus Mangel an männli- chen Exemplaren. — Von Camellien und Metrosideros findet man schon starke, präch- tige Büsche, deren Wachsthum nichts zu wün- schen übrig lässt. Von grossen Nutzbäumen, die schon vor längerer Zeit eingeführt wurden und nicht nur dem Vegetationscharakter schon neue Elemente zuführen, sondern auch be- reits als Bau- und Nutzholz wichtig werden, da sie in den letzten zehn Jahren im grössten Maassstabe angepflanzt wurden, ist Pinus Pinaster der wichligste und häufigste; man trifft auch zahlreiche und schöne Bäume von Laurusindica und einer andern Art, die hier als Campherbaum geht, jedoch verschie- 222 den ist von der ächten Laurus Camphora L., von der letzteren ist ein schon 70 Fuss hoher Baum das Mutterexemplar aller auf der Insel befindlichen ächten Campherbäume; er misst 16 Fuss Stammumfang und der Stamm ist so knorrig und knotig, wie der eincr alten Eiche. — In dem oben erwähnten Garten finden sich Eichen, Eschen, Birken , Buchen, Kastanien, Linden, Nussbäume,, Ulmen , Göt- terbäume , Sumach,, Ahorn, Flatanen, Oliven, Liquidambarbäume, Trauerweiden u. s. 'w. Die Trauerweiden und ebenso das Taxodium distiehum, von denen man allgemein an- nimmt, dass sie am besten in einem sliels feuchten , sumpfigen Boden gedeihen, werden hier am schönsten in den lrockensten und ho- hen Lagen. — Die grösste Zahl dieser laub- abwerfenden Bäume gedeihen ausserordentlich gut: die meisien behalten ihr Laub bis Weih- nachten und treiben nach kurzer Ruhe wieder aus. Wegen der Schönheit der Blüthen nimmt wohl die Melia Azedarach unstreitig den ersten Rang ein unter den laubabwerfenden Bäumen, sie spielt hier dieselbe Rolle in den Gärten, wie die Syringen in Europa, (Nach Flore des Serres. — E. 0.) 5) Pyramiden-Sommerlevco- jen. Herr A. Pabst (Firma Pabst und Neu- mann) schreibt uns über solche: Dieselben sind besonders zur Topfeultur anzurathen , sie sind in Bau, Blume und Blatt schön. Im Juni ausgesäet, sind sie für den Winterflor schön, nur dürfen sie zu diesem Zwecke nicht erst ins freie Land gepflanzt werden. (Pabst.) sehr Blendlinge. Es dass nach 6) Nymphaeen ist eine merkwürdige Thatsache, den bis jetzt gesammelten Erfahrungen noch durchaus kein Gesetz hat aufgefunden werden können, welches uns einenFingerzeig darüber gibt, was für Bedingungen nolhwendig sind, damit 2 verschiedene Pflanzen - Arten einen Bastard mit einander bilden können. Der Grad der Verwandischaft,, stehen, ist es durchaus nicht, denn in den einen Familien da gelingt es nicht unter anschei- nend sehr nah mit einander verwandten Arten Bastarde zu erzeugen, während in anderen Fa- milien man nicht nur unter den heterogenstenAr- in dem sie mit einander Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ten der gleichen Gattung, sondernsogar zwischen den Arten der verschiedenen Gatlungen hybride Formen erzieht, wie z. B. in der Familie der Gesneriaceen. Die Erfahrung wird im Laufe der Zeil zeigen, in welchen Familien des Pflanzenreichs es überhaupt möglich ist, Ba- starde zu erzeugen und so wird auch vielleicht die Theorie später noch allgemeine Schlüsse in dieser Beziehung ableiten können. Unter den in neuerer Zeit wieder mit Vor- liebe cullivirten Wasserpflanzen da ist es die Gattung Nymphaea, deren Arten sich wie es scheint, leicht einander verbastardiren lassen. Herrn Inspector C. Bouche im Botani- schen Garten zu Berlin ist es gelungen, zwi- schen Nymphaea Lotus und rubra einen Ba- stard, und durch fernere Befruchtung “ des Bastardes zahlreiche Blendlinge zu erziehen, die alle Nüancen der rothan Farbe bis zum Weiss und Violett durchlaufen. Dieselben ha- ben in den durch das aus den Dampfkes- seln der grossen Fabrik des Herrn Borsig zu Moabit gespeisten und erwärmten Bassins im Freien prächtig geblühet und sind die 16 schönsten Formen von Herrn Bouche benannt worden. Auch im hiesigen Botanischen-Garten (Pe- tersburg) erzog der Referent im Sommer 1856 eine ganze Reihe schöner Tineturen aus der Beftuehtung der N. Devoniensis und Königin Elisabelh mit N. dentala und coerulea. Es fehlte uns jedoch in unserm Wasserhause der Raum, und so kam nur ein kleiner Theil der- selben zur Blülhe. Unter diesen aber ganz vorzüglich schöne Blumen von, theils rother, theils violelter , theils rosarother Färbung mit zarter weisser Nüance. Benannt haben wir solche nicht, aber es bilden diese Bastarde> und Tineturen unstreilig die schönste und dauerndste Zierde des Aquariums, da sie aus- serordentlichen Blüthenreiehthum mit Schön- heit derFärbung, Grösse und Form der Blume verbinden. Sollen die einzelnen -Pfanzen aber zur kräftigen Entwickelung kommen, so müs- sen solche in Kübel von mindestens 10 Fuss Durchmesser gepflanzt werden und nach allen Seiten genügenden Raum zur Entwickelung ihrer grossen zahlreichen kräftigen, Blätter er- halten.- , '(E. R.) mit Il. Notizen. 7) Anzucht von Zwetschenbäu- men und Pflaumenbäumen. Heır Schamal zeigt in einem längern Artikel in der Allgemeinen Gartenzeitung, dass die Anzucht von Zwetschen - und Pflaumenbäumen Ausläufern , selbst bei geregelter Zucht in Baumschulen zu verwerfen sei. Die Anzucht junger Pflanzen aus Steinen im Herbst sei die einzig rationelle Art, Von guten Sorten rein gesammelte Steine liefern Pflanzen, die man nicht zu veredeln braucht, Die andern sind hochstämmig zu veredeln. 8) Der Botanische Garteniin Paris, nach Mittheilungen des Herrn Willkomm in den Unterh. am häusl. Heerd. Derselbe liegt am linken Ufer der Seine, in dem südlichsten ' Theile der Stadt und bildet ein grosses un- gleichseitiges Viereck von 33 Heetaren Flä- chenraum. Er zerfällt in den unteren Garten, den oberen Garten und das Schweizerthal. Im Letzteren befinden sich die Menagerien. Der obere Garten ist zu einer reizenden öÖf- fentlichen Promenade umgebildel. Der untere Garten endlich ist der eigentliche Botanische Garten. Durch gerade Alleen ist derselbe in 13 Felder getheilt. Tritt man durch den Haupt- Eingang bei der Brücke von Austerlitz ein, so stehen zunächst die Arznei- und Giftpflan- zen, dann die Nutzpflanzen. Die folgenden Felder sind mit den immergrünen und Laub- bäumen umpflanzt, die inParis im Freien aus- halten. aus Vier dieser Felder sind zur Cultur der | 223 Fruchtbäume und zu Baumschulen bestimmt. Andere Quartiere sind zur Cultur der schön- blühenden Perennien und einjährigen Pflan- zen und wieder andere zu den botanischen Systemen bestimmt. Dieses Letztere ist von Jussieu angelegt und stehen da nach seinem Systeme an 6500 Pflanzen- Arten im freien Lande. In einem schönen langen Gebäude ist die Bibliothek und das Herbarium aufgestellt und rechts davon erheben sich die zahlreichen Ge- wächshäuser. F Im Hintergrunde erhebt sich das mäch- tige Gebäude des naturhistorischen Museums, wo die zoologischen Sammlungen aufgestellt sind. Von den Gewächshäusern sind hervor- zuheben das Palmenhaus, Orchideenhaus und die grossen Kalt- und Warmhäuser. Unter den Bäumen des freien Landes ist ganz besonders merkwürdig eine im Jahre 1734 gepflanzte Geder vom Libanon (Pinus Cedrus). Sie ward noch von Jussieu selbst gepflanzt. Sie bildet einen breitkronigen schwarzgrünen Baum, der schon von Weitem ins Auge fällt. Unter der Regierung Ludwig XIll. ward der Garten im Jahre 1626 gegründet und seit- dem ward er die Pflanzstälte, von der aus die verschiedenartigsten Gewächse über Frank- reich verbreitet wurden und ebenso der Con- centralionspunkt für alle naturwissenschaftlichen Bestrebungen und Arbeiten. — il. Personalnotizen und Neuestes. 4) Dr. Fr. Körnicke, bis zum Herbst 1858 Conservalor der Herbarien des Kaiserlichen Bot. Gartens in Petersburg ist als Lehrer der Botanik an die landwirthschaftliche Schule zu Waldau bei Königsberg berufen worden und hat seine neue Stelle bereits angetreten. An seine Stelle wird Herr Maximowiez, der Rei- sende des hiesigen Institutes treten, sobald er aus Japan zurückgekehrt sein wird. — 2) Die grosse Ausstellung des Gartenbau- Vereins zu St. Petershurg fand zwischen dem 30. April und 7.Mai statt. Dieselbe ward von ungefähr 30,000 Personen besucht und über- traf in Bezug auf Decoration alles, was Ref. in dieser Beziehung bis jetzt gesehen. Für werthvolle Prämien und Einrichtungskosten gab der Verein nahe an 10,000R. S. aus. Die Mannigfaltigkeit der Blumen war viel bedeu- tender als im letzten Jahre. Ein Bericht wird folgen. senauerer (E. R.) 224 3) Bericht aus Udine. In Triest habe ich mich ein paar Tage aufgehalten, aber lei- der hatte ich immer Regen, — doch besuchle ich den dortigen bot. Garten, der aber leider etwas vernachlässigt ist. Dafür aber fand ich den höchsten Genuss im Garten des Hrn. N. Boitacin, der eine kleine halbe Stunde ausser- halb Triest seine Villa hat und in einem nicht ausgedehnten, aber dafür reichlich ausgestatte- ten Garten sehr seltene prachtvolle Pflanzen eultivirt. Ich fand z. B. in.den Häusern die Begonia rex, die Trevisia palmata , Tamarin- dus indica, Pandanus javanicus, eine grosse Anzahl von blühenden Camellien, und unter diesen viele der neuesten, im Ganzen über 400. ausgezeichnete Varietäten. Was aber alle Beachtung verdient, ist der Versuch, in Triest dieCamellien und andere Pflanzen im freien Lande zu erziehen. Ich fand eine gegen 5 Fuss hohe, "sehr gesunde kräflige Camellie mit mehr als 30 Blülhen und mehrere andere, ferner eine schöne, gegen 2? Fuss hohe Wellingtonia gigantea, dieDaphne grandiflora (?) in vollster Blüthe. Cupressus gracilis, C. glauca pendu- la, Pampasgras (Gynerium argenleum) sehr schön, kräftig, Thea viridis, baumförmige Aza- leen, Rhododendron (blühend), alle im freien Grunde im Freien. Es soll ja kein Florisit ver- säumen, in Triest den Hrn. Bottaein zu be- suchen, derein grosses Vergnügen fiudet, seine Schätze zu zeigen und dem Fremden vollster Zuvorkommenheit entgegenkommt. Ausserdem findet man bei Hrn. Bottacin auch mit Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. eine reichliche Münzsammlung, eine prachtvolle Gemäldegallerie, eine kleine Naturaliensamm- lung. Herr Bottacin ist der Gründer der dorli- gen Gartenbaugesellschaft, deren Präsident Hr. Bürgermeister Ritter von Tommasini ist, der all- gemein bekannte Botaniker, bei welchem eine vollständige Flora Istriens, Dalmatiens, Monte- negro’s u. s. f. ein Herbarium von mehr als 14000 Species zu sehen ist. — Hälfte April wird die erste Blumen -, Obst- und Gemüse- ausstellung in diesem Jahre sein , bei weleher 8 grosse und 7 kleine silberne und i bronzene Medaille vertheilt werden. Herr Bottacin selbst hat einen Preis von 3 Ducalen für die best eultivirte Pflanze bestimmt. — Es wird bal- digst auch das 1.Heft der Gesellschafts-Schrif- ten erscheinen. — Zu erwähnen verdient noch die Manie der Triestiner, überall Platanen zu- setzen, die aber da nicht gedeihen. — Udine, 18. Februar 1859. 'Senorer. 4) Prof. Dr.0. Sendiner, Conservator des k. Herbars in München, welcher sich so gros- ses Verdienst um die gründliche Durchforschung der Flora Bayerns erworben, starb am 24, April dieses Jahres. 5) M. Kolb, seit Jahren im Bois de Bou- logne bei Paris, ein geborner Münchner, ward an die vor beinahe vier Jahren durch den Tod Weinkauff’s erledigte Stelle zum botani- schen Gärlner in München ernannt. I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, aa)Platytheca galioides Steetz r (Siehe Taf. 263. Fig. 1.) Tremandrezae. Die hierbei abgebildete Pflanze ward von Paxton (Paxt. Mag. of Bot. tom. XIH. pag. 171, cum icone) als Tre- mandra verticillata abgebildet und be- schrieben. Dieselbe ward von Hügel unter diesem Namen vertheilt und hat sich unter dieser Benennung in den Gär- ten verbreitet, Dr. Steetz trennte sie später von Tremandra und beschrieb sie in Lehmann Pl, Preiss. I. 220 als Platytheca galioides. Dieselbe bildet einen kleinen niedlichen Strauch und ward von Preston. Creek in Neuholland eingeführt, wo sie auf sandigem Boden wächst. Sie gehört zu den zierlichsten Pflanzen des Kalthauses, indem sie bei guter Cultur mehrere Fuss breite und kaum 1'/, Fuss hohe Exemplare bildet, deren Zweige gracil nach allen Seiten überhängen und in den Achseln ihrer Blätter die zierlichen blauen Blumen in teichlicher Fülle tragen. Im März und April erscheinen die ersten Blumen und nun blühet die Pflanze unausgesetzt bis zur Mitte des Sommers fort, oder es erscheinen auch zuweilen im Herbste zum zweiten Male Blumen. VII, 1859. Dieselbe ist allenthalben durchaus kahl. Blätter linear , meist zu 8 in ei- nen Quirl gestellt. Blumen achselstän- dig, einzeln oder gegenständig auf gra- eilen fädlichen Blüthenstielen, welche letztere länger als die Blätter sind. Kelch Stheilig. Blumenkrone 5blätterig. Staub- 'fäden in 2 Kreisen, ungleich lang, mit sehr kurzen Trägern, welche breit ge- drückt sind. Antheren oval, 4fächrig, kurz gewimpert. Fruchtknoten rauhhaa- rig mit aufrechtem Griffel. Cultur in sandiger Heideerde oder lockerer ähnlicher Torferde in breiten flachen Töpfen. Nach dem Abblühen müssen die Triebe fleissig eingekneipt werden, gegen die Blüthezeit hin darf man aber nicht mehr stutzen. Ueber- winterung im niedrigen trockenen Kalt- hause auf lichtem Standorte. Vermeh- rung durch Stecklinge im Herbste und Winter bei 5 — 8° R. Boden und Luft- temperatur. Bei Anwendung höherer Temperaturgrade wachsen die Stecklinge nur schwierig. (E. R.) 15 226 Gartenflora Deutschlands , Russlanda und der Schweiz. bb Chironia floribunda Paxt (Siehe Taf. Genti Eine der niedlichen halbstrauchigen Chironien vom Vorgebirge der guten Hoff- nung. Paxton bildete dieselbe im Ma- gazine of Botany tom. XII. pag. 123 als Chironia floribunda ab. In unsern Gär- ten findet man aber diese Pflanze allge- mein als Chironia Fischeri verbreitet. Im Jahre 1845 ward sie in England be- kannt, in deutschen Gärten ist sie je- doch schon länger in Cultur. Oval lan- zettliche Blätter, einblumige Blumen- 263. Fig. 2.) aneae. stiele und ziemlich grosse tief rosarothe Blumen zeichnen sie aus, Sie blühet fast den ganzen Sommer hindurch, wächst in einer mit Lehm versetzten leichten Erde freudig und vermehrt sich. leicht und schnell dureh Stecklinge. Wie alle Chironien ist sie im Winter dem Ab- stocken unterworfen. Ein lichter trock- ner Platz im Kalthaus und mässige Wassergaben zu dieser Zeit sind daher anzurathen. (E. R.) I | N | 1 ec) Varietäten der Alstroemeria haemantha Ruiz et Pav. (A. chilensis Hort.) Ä (Siehe Taf. 264.) Amaryllidesae. Obgleich die in den Gärten als chi- lische Alstroemeria verbreitete Pflanze längst nicht mehr neu oder selten ist, stehen wir doch nicht an, auf der bei- folgenden Tafel eine kleine Zahl ihrer so mannigfaltigen Formen abzubilden, weil es eine der schönsten und dank- barsten Gruppenpflanzen ist, die weit allgemeiner cultivirt werden sollte, als es: bisher der Fall war. Eine Gruppe mit Alstroemerien bildet in ihrem mannig- faltiigen Farbenspiel ein so harmonisches Bild, die Cultur ist so einfach, die Blü- thenzeit so lange, die Blüthenfülle so gross, dass es unbegreiflich erscheiht, warum man sie so selten in Gärten trifft. — Es scheint uns, der Haupt- grund, der ihrer Verbreitung hinderlich ist, liegt darin, dass man sich Pflanzen kommen liess, anstatt sie selber aus Sa- |men zu erziehen. Die langen fleischi- | gen Wurzeln werden oben sehr dünn am Wurzelhalse, sie sind sehr zerbrech- lich und es ist fast unmöglich, sie aus der Erde zu nehmen, zu verschicken und wieder einzupflanzen, ohne sie zu zerbrechen oder doch zu knicken, die Folge ist, dass ein grosser Theil der Pflanzen zu Grunde geht. — Alströ- merien sollten nie verpflanzt werden, das ist eine Hauptbedingung zu ihrem Gedeihen. — Man grabe die für sie bestimmte Rabatte oder Gruppe 2 Fuss tief aus, fülle einige Zoll Steinschutt hinein, um einen vollständigen Wasser- abzug zu haben, denn sie fürchten Bo- dennässe und gedeihen daher auch nich an tiefliegenden Orten, wo das Grund- I. Originalabhandlungen. wasser nahe zur Oberfläche tritt, — und fülle dann auf mit einer leichten Gar- 227 einem Reisenden, der sie von Chili mit- gebracht hatte. Die Sämlinge zeigten tenerde, der man !/,; Laub oder Moor- gleich acht verschiedene Farben, und er erde und nach Bedürfniss soviel Sand | glaubte, jedoch mit Unrecht, dan eben zusetzt, dass die Erde zwar nahrhaft, aber Birchads nicht bindend ist. Im April oder später säet man den Samen dünn aus in 1 Zoll tiefe und: 6 Zoll von einander entfernte Furchen, deckt das Beet mit Stroh oder Laub, um die Keimung zu befördern und Unkraut nie- derzuhalten, und giesst bei trockenem Wetter. Wenn die jungen Pflanzen sich zeigen, wird die Decke abgenommen, die zu dicht stehenden Sämlinge wer- den stark gedünnt; da die stehenblei- benden dann um so kräftiger werden. Alle Pflege beschränkt sich darauf, das Beet von Unkraut rein zu halten und bei sehr trockenem Wetter einige Male stark zu giessen. Im Herbste wird mit trocknem Laub, Moos oder Stroh gut gedeckt, dass det Frost nicht eindringen kann, die Decke im Frühjahr nicht zu früh entfernt, das Beet gereinigt und etwas neue finde aufgetragen. Da die Pflanzen leicht von späten Nachtfrösten leiden, ist es Vorsichts halber zweck- mässig, noch mit Tannenreis leicht zu decken, wenn kalte Nächte zu erwarten stehen. Im zweiten Jahre wird bereits das Beet im vollen Flor stehen und ohne alle weitere Pflege, als dass man im Winter gut deckt und im Frühjahr etwas neue humusreiche Erde aufträgt, wird eine solche Gruppe lange Jahre hindurch andauern, und in den Monaten Juni bis August eine der schönsten Gar- tenzierden sein. Unseres Wissens nach ist diese so schöne und dankbare Pflanze noch von keinem Botaniker bestimmt worden. — Herr Jacques , Obergärtner der ehemals königlichen Domaine zu Neuilly, erhielt gegen das Jahr 1839 die Samen von 30 viele Arten der Autoren wieder zu er- kennen, wodurch alle diese Arten un- haltbar geworden wären. Van Houtte, der von jeher die Familien der Amaryl- lideen und Liliaceen mit grosser Vor- liebe eultivirte, beeilte sich, diese neuen Alstroemerien zu acquiriren und durch Aussaaten zu vermehren. Schon im er- sten Bande seiner vortrefflichen Flore des Serres konnte er eine grosse An- zahl Varietäten. zu einem Bouquet ver- einigt, abbilden lassen, und aus seinem Garten verbreiteten sie sich bald durch alle Gärten. Lemaire, der damals den botanischen Theil der Flore des .Serres redigirte, wagte nicht, diese Alstroe- merien als neue Species zu beschreiben, eben 80 wenig konnte er sie einer schon beschriebenen Art anpassen, er lässt sie unbestimmt und glaubt in ihnen Hybri- den zwischen A. haemantha, aurea, au- rantiaca und einigen anderen zu erken- nen. Der hybride Ursprung scheint uns unwahrscheinlich , weil sie so reichlich Samen tragen, und wenn auch noch so mannigfaltig in der Färbung, zeigen sie doeh in den habituellen Charakteren die grösste Uebereinstimmung. Wir glauben darin eine gute Art zu erkennen, die in der Farbe sehr zum Variiren geneigt ist, wie das auch bei anderen Pflanzen, z. B. bei Zinnia elegans, Salpiglossis Barclayana, Dahlia variabilis uw. s. w. vorkommt, aber sonst durchaus keine Merkmale zeigt, die auf einen hybriden Ursprung deutlich hinweisen , denn die Aehnlichkeit mit den oben genannten Species erstreckt sich nur auf die Fär- bung. (E. ©.) Den Bemerkungen des Herrn Ortgies fügen wir noch bei, dass auch wir die 15 * 228 Altroemeria chilensis der Gärten für keine hybride Pflanze, sondern für eine gute Art halten, welche nach unserer Ansicht mit A.haemantha Ruiz et Pav. (Fl. Pe- ruv. III. 60) durchaus identisch ist. Es ist dies eine sehr vielgestaltige Pflanze in Bezug auf Färbung der Blumen. Die unter der Loupe gewimpert erscheinenden Blätter unterscheiden sie von A. au- rantiaca, aurea und andern. Mit dunkel- rothen Blumen ist sie in Sweet Flow. Gard. II. Ser. tab.158 ala A. haemantha Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. abgebildet. Eine Form mit leuchtend rothen Blumen und gelben, roth gestreif- ten obern Blumenblättern ist als A. pul- chella von Sims abgebildet worden und findet sich in verschiedenen Formen im Bot. Mag. tab. 2354, Bot. Reg. tab. 1008 und 1410 dargestellt. Formen mit weiss- lichen und helleren Blumen werden schon von Ruiz und Pavon erwähnt und sind sicherlich mit der A. chilensis der Gärten synonym. (E. Regel.) d) Zwei Peperomien. (Hierzu Taf. 265.) . Von den zur Familie der Piperaceen gehörigen Gattungen gibt es nicht eine, die schön blühende Arten enthält. Die Gattung Peperomia ist eigentlich wohl nur eine Untergattung von Piper, die sich durch kleinere nicht blattartige Bracteen und eine ungetheilte Narbe un- terscheidet, Die Peperomien sind Kräuter oder niedri- ge Halbsträucher mit kriechenden, klet- ternden oder aufrechten Stengeln. Blätter gegenständig, abwechselnd oder in Quir- len, meist dick und saftig. Die Blumen stehen an einer Spindel in Form eines Kätzchens. Jede einzelne Blume be- steht aus einer kleinen schuppenförmi- gen, schildförmigen Bractee, welche auf der fleischigen Spindel meist ziemlich dicht neben einander sitzen. Diese Bractee stützt zwei kurz gestielte An- theren, von denen beiderseits eine unter ihr hervorkommt und dem nach oben hervorragenden Fruchtknoten. Dieser letztere trägt die ungetheilte Narbe ent- weder auf seiner Spitze oder seitlich unterhalb der schnabelförmigen Verlän- gerung der Spitze und ist ungestielt. Ein im Grunde des Fruchtknotens be- festigtes aufrechtes Ei. Auf der beige- gebenen Tafel stellten Fig. 1 u. 2 zwei Peperomia - Arten mit Blüthenkätzchen dar. Fig. 3 gibt die Vergrösserung der einzelnen Blüthentheile von P. urocarpa Fisch. Mey. Oben stehen 2 Blumen neben einander, bb sind die beiden da- zu gehörigen Bracteen, aaaa die 4 zu den beiden Blumen gehörigen Antheren und die beiden grossen nach oben ge- richteten Körper mit schnabelförmiger, schief abgestutzter Spitze, das sind die Fruchtknoten, die die Narbe seitlich un- ter der Spitze bei ss tragen. Bei d ist ein einzelnes Früchtchen, ebenfalls unter derLoupe gezeichnet, wiedergege- ben. Fig. 4 ist ein stärker vergrösser- ter Durchschnitt durch den Fruchtkno- ten der gleichen Pflanze, Bei s geht der Durchschnitt senkrecht gerade durch die Narbe, von der aus der Griffelkanal bis auf das basilare aufrechte Ei reicht, das der Fruchtknoten umschliesst. Fig. 5 ist die stärkere Vergrösserung eines I. Orininalabhandlungen. andern ähnlichen durchschnittenen Frucht- knotens, Das grosse lockere Zellgewebe der Narbe, das als Griffelkanal bis zum aufrechten centralen Eie reicht, tritt hier schon deutlicher vor. — Peperomia wurocarpa Fisch. Mey. Ind. sem. horti Petrop. 1837 et 1858, Mig. in Mart. Flor. Bras. fasc. IX. pag. 19. Acrocarpidium urocarpum Mig. Syst. Pip. pag. 60. Unsere beistehende Tafel Fig. 1, 3, 4, 5. Stammt aus Brasilien und ward von Fischer und Meyer im Index der Samen des hiesigen Gartens beschrie- ben, Stengel aufsteigend , einfach, oder ästig, am Grunde wurzelnd, !, — 1 Fuss hoch , fast saftig, schwach kurz- haarig oder fast kahl. Blätter abwech- selnd, gestielt, oberhalb kurzhaarig, un- terhalb kahl, hellgrün, 5— 7 nervig, aus herzförmigem Grunde rundlich , stumpf oder spitzlich. Blüthenkätzchen dicht- blumig , spitzenständig, Bracteen kreis- förmig. Früchtchen länglich cylindrisch, schief abgestutzt und unterhalb der schna- belförmigen Spitze die Narbe tragend, überall mit kleinen durchsichtigen Drü- sen besetzt. Verwandt der P. Gardne- riana Miqg. und repens H. B. K. Die erstere unterscheidet sich durch fast ein- fache Stengel, Blätter, die mit durch- sichtigen Drüsen besetzt sind und auf der Spitze und in den Axillen zusam- mengehäufte Blüthenkätzchen. Die letz- tere scheint kaum verschieden zu sein und dürfte vielleicht unsere Pflanzen als Abart zu ihr fallen. Peperomia Riedeliana H. Petrop. (Tafel 265, Fig. 2, 6, 7). Ebenfalls aus Brasilien und so früher von Fischer im hiesigen Garten benannt. Die Stengel 229 steigen auf und sind kahl. Blätter ab- wechselnd, gestielt, oval oder fast herz- förmig-oval oder lanzettlich-oval, am Grunde spitz oder abgerundet oder herzförmig , zugespitzt, ganzrandig, am Rande namentlich nach der Spitze hin haarig gewimpert, am Grunde 3—5 ner- vig. Der Mittelnerv ist stärker als die andern. Im lebenden Zustande sind die Blätter hellgrün, mit kleinen durchsich- tigen Drüsen besetzt, im trocknen Zu- stande erscheinen sie unter der Loupe schwarz punktirt. Blüthenkätzchen spitzen- und achselständig, einzeln oder gepaart, Die Narbe steht auf der Spitze des ovalen Fruchtknotens. — Eine der P, melanostigma, Hila- riana und nigro-punctata nah verwandte Art. Die erstere unterscheidet sich durch kurzhaarige Aeste und lanzettli- che kahle Blätter. Die zweite besitzt im trocknen Zustande durchsichtig punk- tirte Blätter. Bei der 3ten Art sind die Blätter nach dem Grunde zu mehr ver- schmälert, an der Spitze sind sie mehr oder weniger stumpf, und ausserdem treten die Nerven von P. nigro-punctata weniger stark vor, im trocknen Zustand sind sie sehr dicht mit schwarzen Punk- ten besetzt und am Rande sind sie kahl. Dennoch scheint es uns, als wenn die P. Riedeliana wohl als Form Brasiliens zu P, nigro -punctata Mig. zu ziehen sein dürfte. — Fig. 7 ist ein Stück der Blüthenspindel zur Zeit der Blüthe, Fig. 8 ein gleiches mit Früchichen, beide schwach vergrössert. Die Peperomien sind immergrüne Warmhauspflanzen von leichter Cultur. Viele derselben, namentlich die mit grösse- ren fleischigen Blättern verdienen als harte kriechen dem Boden nach, sind saftig | Decorationspflanzen auch in eigentlichen und wurzeln allenthalben; die Aeste Ziergärten gezogen zu werden. (E. R.) 230 2) Der Park zu Muskau. Schon in der Einleitung zur Be- schreibung des Parkes zu Sagan im Ju- lihefte erwähnte ich Muskau’s beiläufig. Der Grund, warum ich von den 3 be- rühmten nahe beisammenliegenden Gär- ten Sagan zuerst besprochen habe, wäh- rend doch dem Park von Muskau der Vorrang gebührt hätte, ist blos der Zu- fall, dass das schon in diesen Blättern besprochene Buch ‚der Park zu Sagan“ von Teichert frische Anregung gab, während die schon längst beabsichtigte und gewiss auch willkommene Bespre- chung von Muskau aus manrcherlei Gründen bis jetzt verschoben bleiben musste. Wir erreichen Muskau bei der jetzi- gen Verbindung von der Eisenbahnsta- tion Sorau, wenn man von Norden kom- mend, nicht etwa vorzieht, schon bei Guben abzugehen, um über Cottbus nach Muskau zu gehen, und erst das dicht bei ersterer Stadt liegende Branitz zu besuchen. Von Süd-Westen aus kann man schon in Bautzen die Eisenbahn verlassen und mit der Post nach Mus- kau fahren. Die Postverbindung ist sehr gut und wird immer von einem oder dem andern Orte passen. Die Gegend ist waldig und einföürmig, doch etwas wellig, und es weclıseln freundliche Feld- gegenden mit Kiefernwald und Wiesen auf eine angenehme Weise, der Baum- wuchs ist kräftiger als in der Mark und der immer noch märkische Sandboden zeigt, dass er mehr Kraft und wahr- scheinlich mehr Kalk hat. Die in die- ser Gegend vorkommenden alten Kiefern sind oft so schön und malerisch , dass man seine Freude daran hat, und ihre Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | selten trifft. So kommen wir nach dem Städtchen Muskau , schon eine grosse Strecke vorher die Spuren landschaftli- cher Verschönerungen bemerkend und uns an dem frisch-grünen Laubholz der angepflanzten Gruppen und Wäldchen nach langer Entbehrung dieses An- blickes erfreuend. Das kleine höfisch gebaute Städtchen liegt bald hinter uns und wir treten in den dasselbe fast um- gebenden Park. Die Herrschaft Muskau ist jetzt das Eigenthum des Prinzen Friedrich der Niederlande, welchem es der Gründer des berühmten Parkes 1845 verkaufte, Es ist als ein besonderes Glück zu be- trachten, dass dies Eigenthum des Für- sten Pückler - Muskau an einen Prinzen kam, reich genug, um es fürstlich zu unterhalten und kunstsinnig genug, um immer nene Verschönerungen zu schaf- fen, dabei voll Achtung vor dem Ge- schaffenen, Es ist ferner ein Glück, dass die Leitung dieser grossartigen An- lage Herrn Petzold, einem unserer vor- züglichsten Landschaftsgärtner, der seine Schule in Muskau selbst empfing, über- tragen wurde, und dass dieser im Geiste des genialen Fürsten Pückler - Muskau fortwirkt. Ehe ich mii der Schilderung des | Parkes beginne, muss ich bemerken, | dass dieselbe viel allgemeiner und we- niger beschreibend ausfallen wird , als die von Sagan. Sagan ist ein Garten mit vielen schönen Einzelnheiten, die man beschreiben kann, Muskau eine Ge- gend von 4284 Preussischen Morgen | Flächengehalt, ohne den dazu gehören- den 5 Stunden im Umfang. haltenden Stämme und Aeste haben eine so,inten- | Wildpark und die ebenfalls parkartig be- siv kupferrothe Färbung, wie man sie | handelte Wussina, beide entfernt vom I. Originalabhandlungen. Hauptpark liegend. Eine Gegend aber lässt sich nicht so beschreiben wie ein Garten, sondern nur nach ihren allge- meinen Eindrücken schildern. Die be- schreibbaren Gegenstände , namentlich eigenthümliche Blumengärten sind aus dem Buche des Fürsten Pückler-Muskau „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei‘“ bekannt und zum grossen Theil nicht mehr in der früheren Weise vorhanden und so unterhalten, Wer sich noch ge- nauer unterrichten will, sei auf das im Juni-Hefte besprochene Buch von Petzold „der Park von Muskau‘ verwiesen. Um die Grösse ‘von Muskau einigermas- sen anschaulich zu machen, will ich ei- nige Zahlen angeben. Schon 1856 ent- hielt der Park 1760 Morgen Holzpflan- zungen (wozu der Boden zur Zeit der Anlage überall 2 Fuss tief rigolt wor- den ist). 120,000 laufende Fuss Fahr- wege, 24,000 I. F. Fusswege, 860 Mor- gen Rasenflächen, Seitdem ist an der Nordgrenze des Parkes im Thale der Neisse noch eine Fläche angelegt wor- den, die an einer andern Stelle schon allein ein Park heissen würde, und ge- 'genwärtig ist, wie ich schon in einer kurzen Mittheilung im April- Hefte be- ınerkte, Herr Parkinspector damit be- schäftigt, ein landschaftlich gruppirtes Arboretum anzulegen, welches einen Flächenraum von 300 Morgen einneh- "men wird. Werfen wir zuerst einen Blick auf die, Bodenfläche,, über welche sich der Park ausbreitet. Die Görlitzer oder Lan- sitzer Neisse, ein breiter, aber nicht tie- fer Pluss, durchfliesst fast in nördlicher Richtung bei Muskau eine von beiden Seiten mit bisweilen sehr steilen Hügel- reihen eingefasste breite Aue, West- lich sind die Abhänge sehr steil und bilden in der Hauptriehtung eine wenig 231 abwechselnde Linie, sind jedoch tief und häufig durch Schluchten und Thälchen eingeschnitten, und wenden sich ober- halb des Badeparks westlich. Auf der Ostseite treten die Hügelreihen weiter zurück, nähern sich‘ dem Ufer des Flus- ses, um sich wieder östlich abzuwenden und haben auf ihrer unregelmässigen Erhebung eine zweite geebnete Fläche, eine Art Mittelgebirge, über welchem sich noch eine kleine Erhebung zeigt. Nach dieser östlichen Seite breitet sich hauptsächlich der Park aus, während sich westlich hinter der Stadt der mit steilen Abhängen und Schluehten durch- zogene Park des Bades befindet, welcher durch schmale Pflanzungen und Wege mit dem grossen Park verbunden ist. Von der Neisse wurde vom Fürsten Pückler oberhalb der Stadt ein Arm westlich dureh die Aue geleitet, der als hübsches Flüsschen durch mehrere kleine Fälle in raschen Fluss gebracht, diese in den anmuthigsten natürlichen Win- dungen durchfliesst und an der Stelle, wo sich die Aue durch das Herantreten der Anhöhen wieder verengt, sich wie- der mit dem Hauptstrome vereinigt. Er bildet in seinem Laufe zwei Seen von ansehnlicher Grösse , die zu den schön- sten gehören, welche Landschaftsgär- ten aufweisen können, Der obere oder Lucie - See umgibt das grosse alter- thümliche Schloss fast von drei Seiten, hat zwei oder drei kleine Inseln und die anmuthigsten, zum Theil reich mit Blumen verzierten Ufer, mit den üp- pigsten künstlerisch aufgestellten Baum- gruppen. Glatter, sammtiger Rasen um- säumt seine Ufer, und fremde Gewächse spiegeln sich in seiner dunkeln, aber klaren Fluth, Nirgends sieht man das Ende, was durch Inseln, Buchten und Pflanzungen bewerkstelligt wurde. Das Schloss selbst tritt mit seinen Eckthür- 232 men bis an das Wasser heran, lässt aber ausserdem einen ungleich breiten Raum am Ufer, der als Blumengarten behandelt und reich geschmückt ist. Aus diesem See getreten, durchströmt der Kanal den sogenannten blauen Garten, ein vom Park durch blaue Eisengitter abgesondertes, sorgfältig gehaltenes Stück, bildet im sogenannten Herren- garten eine regelmässige Cascade, strömt dann unter prächtigen alten Eichen dem Eichsee zu. Dieser hat seinen Namen von einem ansehnlichen, als Halbinsel in den See vortretenden Eichenhaine, und zeigt ein ganz anderes Bild als der Schlosssee, denn um ihn er- scheint alles wie ungekünstelte Natur. Er ist in seiner Form vielleicht noch gelungener als der Schlosssee und wett- eifert in seiner erhabenen Waldeinsam- keit mit den berühmten Seen im Wind- sorpark und im Park zu Nymphenburg bei München. Die Gruppirung der um- gebenden Uferpflanzungen ist das Ge- lungenste, was man sich denken kann, Dabei ist alles so einfach und ruhig ge- halten, dass,sich eine solche Stimmung auch dem geistesfreien Beschauer mit- theilen muss. Die starken Krümmun- gen der Ufer, drei tiefe Buchten und zwei am nahen Einfluss des Kanals an- gebrachte Inseln bewirken auch hier, dass man die ganze Wasserfläche nie auf einmal übersehen kann, obschon die Uebersicht von den nahen Anhöhen ziemlich vollständig ist. Mit einem star- ken Fall über eratische Blöcke verbin- det sich der Nebenarm unter dem See wieder mit dem Hauptwasser. Die Stadt ist nach der Schlosseite so geschickt durch Pflanzungen verdeckt, dass trotz der grössten Nähe kaum et- was davon” zu bemerken ist, mit Aus- nalıme der schönen Kirche, welche ab- sichtlich in den Gesichtskreis gezogen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. worden ist. Ein Meisterstück von Pilan- zung ist die Stelle von der Abzweigung des Kanals aus der Neisse bis zum Lu- cia-See. Es zieht sich hier zwischen der Stadt und den herrschaftlichen Ge- müse- und Anzuchtsgärten zu beiden Seiten des Kanals ein langes schmales Stück Land, dureh welches einer der Haupteingänge des Parkes zum Schlosse führt. Die Pflanzungen dieses Streifens sind so geschickt angelegt, dass man von den nahen Grenzen nicht das Ge- ringste bemerkt und Wasser und Weg sich zwischen malerisch gruppirten Bäu- men wie durch einen reizenden lichten Hain mit Rasengrund von scheinbar grosser Ausdehnung hinabziehen. Hier und noch an andern getrennte Partien verbindenden Wegen kann man lernen, wie schmale Räume zu benutzen sind, wie reizende Pflanzungen auch zwischen Aeckern und Gebäuden in grosser Aus- dehnung sich verlängern und die nicht verschönerten reizlosen Umgebungen ver- bergen können. Die Verbindung der durch den Fluss getrennten Theile des Parkes, wovon bei weitem der grössere Theil am östli- chen Ufer liegt, wird durch zwei Fahr- brücken und einen Steg bewirkt, und es soll letzterer (wenn er es nicht schon jetzt ist), ebenfalls durch eine schöne Brücke ersetzt werden, Nehmen wir das Schloss als Haupt- punkt an, von welchem die Hauptaus- sichten im Park berechnet sind, so erstrecken sie sich nach drei oder vier Seiten in grosse Tiefe, am weitesten in der Richtung des neu erbauten, eine Schlucht überbrückenden Viaducts. Diese landschaftlich vollkommenen, schönen Bilder sind aber begreiflicher Weise in dem grossen Park nicht die Hauptsache, und es gibt andere Stellen, von wo der Park viel grossartiger erscheint. Na- 1. Originalabhandlungen. mentlich bietet auch die Höhe vom „Englischen Hause‘, einem hübschen Landhause, worin auch eine Schenk- wirthschaft ist, einen Anblick, der seines Gleichen sucht. Man erlasse mir die kritische Beschreibung dieser und ande- ren landschaftlichen Bilder dieses aus- gezeichneten Pärkes, als eine für die Feder unmögliche Aufgabe, und begnüge sich mit dem Ausspruche: Alles ist beinahe vollkommen; Fehler in der Anordnung und Gruppirung sind kaum hervorzuheben und werden, da der Park fortwährend verändert wird, um die im Laufe der Jahre entstandenen Nachtheile zu verwischen, nie lange fort- bestehen. Herr Petzold sagt in dem er- wähnten Buche: „das Schloss ist der Centralpunkt der ganzen Anlage. Wie billig steht aber die Ansicht des Wohn- hauses der Aussicht überall nach, wäh- rend bei den übrigen Parkgebäuden ge- wöhnlich der umgekehrte Fall «eintritt (indem sie zur Verschönerung der An- sicht dienen). Und da, wie überall, die Aussicht vom Wohnhause dem indivi- duellen Geschmack des Besitzers mög- liehst angemessen eingerichtet wird, 30 ist dem Beschauer aus den Fenstern des hiesigen Schlosses *) eine fortlaufende Bildergallerie geöffnet, immer neu und immer schön, grossartig und voller Har- monie. Diese Bildergallerie setzt sich für den aufmerksamen Beschauer durch *) Man kann die Anlagen des Fürsten Pückler-Muskau stets nur dann richtig beur- theilen, wenn man sie von den Haupizimmern des Schlosses oder Wohngebäudes sieht, da er mit Recht grosses Gewicht auf den Garten- genuss von Zimmern aus legt. Jeder Gärtner, welcher einen Park anlegt, sollte dies nach- ahmen, was leider nicht vorkommt, indem man den anlegenden Künstler meist nicht in das Innere des Wohngebäudes führt. 233 den ganzen Park fort; denn ein wohl- gruppirter, wohlgepflanzter Park muss, was Farbe und Form, namentlich letz- tere anlangt, den Schönheitssinn in je- der Jahreszeit befriedigen können; be- sonders auch im Winter, wo die Laub- färbung und Ausschmückung fehlt und dies ist der Fall, denn die Schönheit der Formen tritt dem Beschauer in die- ser Jahreszeit in ihrer ganzen Classici- tät entgegen. — Die richtige Verthei- lung von Licht und Schatten in der Landschaft bedingen im Grossen und Ganzen diesen Effect, sowie die Schön- heit der besonderen Formen im Aufriss und Grundriss harmonisirend mit einan- der ihn vollenden,“ „Es ist beim Arrangement vorzüglich darauf zu sehen, dass die einzelnen Ge- genstände der Landschaft nicht unterein- der gemischt, sondern dass sie auch für das Auge wohlgesondert und abgegrenzt erscheinen. Der Garten als Gegenstand der Kunst muss auch als solcher in die Erscheinung treten, es ist also eine für das Auge sichtliche Unterscheidung der Blumengärten, des Pleasuregrundes und des Parkes hergestellt, nicht allein durch die eisernen Zäunchen, sondern auch durch die Bepflanzung. Im Blumengar- ten sind die feinsten Bäume, Blumen und Sträucher gepflanzt, weniger gute im Pleasuregrund, gewöhnliche, wie sie unsere norddeutsche Natur gibt, im Park, bei dessen Pflanzung man billig immer dem Charakter des Terrains Rechnung getragen hat. Da der Park jedoch eine idealisirte Natur mit Recht genannt wer- den kann, so war es wohl motivirt, dass man unsern heimischen Bäumen und Sträuchern Acacien, amerikanische Ei- chen, Linden und Ahorn, Weymouths- kiefern,, Gleditschien , schwarze Wall- nüsse, Blutbuchen etc, adoptirte.‘ 234 Der Thalboden hat viele alte schöne Bäume, besonders Eichen, die sich schon bei der Anlage vorfanden und auf das Beste für den Park benutzt wurden. Ich habe oft mit Vergnügen gesehen , wie reizendder Flussarm zwischen den Stäm- men durchgeführt ist, wie er gleichsam voll Achtung einem alten Stamme mit einer Biegung ausweicht, als wäre das vor Jahrhunderten schon so gewesen, | und doch nimmt der kleine lebendige Fluss noch nicht seit 40 Jahren hier sei- nen Lauf. Das ist eben die Kunst des Landschaftsgärtners, dass sie wie Natur aussieht. Auch auf den Höhen stehen noch überall alte starke Eichen, schen den Kiefern der neuen Generation, sind jedoch überall, wo es anging, frei- gestellt worden und bilden öfter hainar- tige Gruppen. Die Anhöhen, welche sonst ebenfalls grösstentheils mit Kie- fern bestanden oder nackte Sandhügel waren, sind jetzt mit frischem Laubholz bewachsen, und nur zur Abwechselung der Farbe sind Kiefern als Kern und Hintergrund der Pflanzungen stehen ge- blieben. Dagegen liess man auf den Höhen den Kiefernwald fast unberührt, nur hie und da eine helle Vorpflanzung Zwi- | | daran legend, und es bildet dieser Na- delwald mit seinem dunkelm bläulichem Farbenton, den vortrefflichsten Hinter- grund für das hellere Laubholz, ein Um- stand, auf den schon Fürst Pückler- Muskau und Petzold in ihren Beschrei- bungen von Muskau besonderes Gewicht | legen. Auch Fichten und andere Nadel holzbäume sieht man häufig zwischen Laubholz zerstreut, was Jedem ange- nehm auffällt, der gewohnt ist in unse- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. haben, hat meist eine Holzart das Ueber- gewicht, und zwar diejenige, für welche die Stelle gerade am günstigsten ist. ' Alle Pflauzungen sind von jeher sehr dicht gemacht worden und es wird noch gegenwärtig so gepflanzt. Dieses hat viel für sich und verdient überall‘, wo man die Holzpflanzen nicht weit herkom- men lassen und theuer bezahlen muss, Nachaumung, denn die beschattenden Gehölze trocknen nicht so aus und ge- deihen besser; durch das spätere Heraus- nehmen der zu dicht stehenden Pflan- zen entsteht jene natürliche Regellosig- keit, die beim Pflanzen so schwer zu erreichen ist: endlich dienen mehrjährige Pflanzungen als Baumschule für neuere Anlagen und zum Verkauf. Herr Petzold, der diese Pflanzungsweise des Fürsten Pückler beibehalten hat, ist dadurch in den Stand gesetzt, für die grössten neuen Pflanzungen stets hinreichend starke Gehölzpflanzen anwenden und noch käuflich grosse Massen starker Pflanzen abgeben zu können. Obschon in den ersten Jahren der Anlegung des Parkes, welche 1819 begann, grosse Massen von Gehölz gekauft worden sind, so hat man doch später die meisten Pflanzen selbst in Mukau gezogen. Der Park ist reich an fremden Bäumen, besonders auch an nordamerikanischen Eichen, die in der kurzen Zeit ihrer Anpflanzung zum Theil ihren mehrhundertjährigen einheimischen Vettern über den Kopf zu wachsen be- ginnen. Auch prächtige Ahorn sind da, darunter nicht weit vom Schlosse ein grosser vielstämmiger Acer dasycarpum, der an malerischer Schönheit seines Glei- ehen unter den Bäumen sucht. Neuer-_ ren meisten Landschaftsgärten, Laub- | dings sind auch viele Buchen angepflanzt und Nadelholz stets ganz geirennt an- worden, deren Gedeihen in dem kalk- gebracht zu sehen. In den grösseren | armen Sandboden früher bezweifeltwurde, Pflanzungen, die bei so bedeutenden | In derNähe desSchlosses hat man viele Flächen oft eine waldartige Ausdehnung dunkel belaubte Bäume angebracht, um “ ‚können. I... Originalabhandlungen. dadurch die hellen Gebäude noch mehr hervorzuheben, Obschon Fürst Pückler bekanntlich erklärt hat, dass er kein grosses Zutrauen zu einer voraus berechneten Farben- schattirung der Gehölze inGruppen und grösseren Massen hat, und die glückli- chen Erfolge seiner Pflanzungen in Mus- kau bescheiden dem Zufalle zuschreibt, so möchte ich doch hier wiederholen, was ich schon in meiner Schrift: „die Verwendung der Pflanzen in der Garten- kunst etc.‘ Seite 51 ausgesprochen habe, dass das Genie auch unbewusst Muster- haftes schafft, dass des Fürsten angeborner malerischer Sinn ihn meist unbewusst so pflanzen liess, dass die Farbenschat- tirungen wirkungsvoll wurden. Möchte daher jeder Landschaftsgärtner und Pflan- zer wenigstens den Versuch machen und diejenigen Regeln beachten , wel- che zukünftige malerische Effeete in Be- zug auf die Farben zur Folge haben Der Zufall, dem der Schöpfer von Muskau eine so wichtige Rolle an- weist (die er auch spielt), hat dann doch wenigstens nicht die Macht, zufällig et- was hässliches zu schaffen. Die Furm ist freilich das Wichtigere; allein auch diese haben wir nicht genug in der Hand, wenn auch die Axt in späteren Jahren dieselben einigermassen bemei- stern kann. Die Gärten von Muskau, obschon ein wohlgelungenes Ganzes bildend, zer- fallen in verschiedene, schon vom Für- sten Pückler aufgestellte Abtheilungen, wovon der Bade- und der Bergpark durch die Stadt vom Schlosspark ge- trennt, jedoch durch Wege verbunden sind. Der Badepark , welcher das jetzt wohl wenig mehr besuchte Bad umgibt, ist nicht gross, aber in seinem Vorder- grund ein wahres Muster eines Villagar- | tens. Wenn man bedenkt, dass diese | 235 wundervollen Wellenlinien des schönsten Rasens an einer Stelle entstanden sind, wo unfruchtbare Bergwerkshalden und zerrissene Sandige Schluchten das Auge beleidigten, so erstaunt man billig über solchen Wechsel und bekommt die Ue- berzeugung, dass auch auf dem ungün- stigsten Boden ein schöner Garten an- zulegen ist, wenn die Kosten nicht ge- scheut werden, was allerdings in Mus- kau nie der Fall war. Der sogenannte Bergpark, an der Stelle des ehemaligen Dorfes Berg, welches vom Fürsten ver- legt wurde, schliesst sich dem Badepark an und beherrscht die Höhen hinter der Stadt. Er ist waldig gehalten, wozu auch das vielfach eingeschnittene Terrain mit abschüssigen Wänden und Erd- schluchten ohne wirkliche Thäler allein geeignet war, da hier Rasen nicht ge- deiht. Obschon einige waldige Schluch- ten ausserordentlich schön sind und durch ihre Wildheit Eindruck machen, so besteht der grösste Reiz dieses Theils der Anlagen hauptsächlich in der wun- derschönen Aussicht über die zu Füssen liegende Stadt hinweg auf den grossen Schlosspark, den man in seinen verschie- denen Theilen hier ganz übersieht, je- doch stets wechselnde Ansichten hat. Wer hierher geführt wird, ohne jemals einen Park gesehen zu haben, müsste auf den ersten Blick errathen, dass hier der Mensch die Natur idealisirt hat. So- viel ich weiss, waren sämimtliche An- höhen, welche jetzt des Bergpark ein- nimmt, früher ganz kahl oder nur mit vereinzelten Obstgärten kümmerlich be- kleidet, währenl jetzt üppiger Laubwald dert grünt. Die Hänge sind zum Theil so abschüssig, dass die Waldpflanzung nur mit Hilfe von angelegten Faschinen möglich war. Die Verbinduug des Bergparks mit dem grossen Schlosspark ist erst vor 236 wenigen Jahren durch ein schmales Stück Park nördlich von der Stadt her- gestellt worden. Die schon vom Für- sten Pückler. eingerichteten besonderen Gärten um das Schloss und deren Nähe bestehen noch immer unter gleicher Be- nennung als Pleasureground und Blumen- gärten. Hier sieht man alles in ausge- suchter Haltung, der Rasen ist immer- während kurz gehalten, und alles zeigt Ueberwachung und die ordnende Men- schenhand. Blumen findet man nur in den eigentlichen Gärten, dem Schloss- garten, blauen Garten und Herrengarten, welche zwar durch die Absonderung mit wenig sichtbaren Eisenzäunen vom Park getrennt sind, aber sich in ihren land- schaftlichen Formen ganz diesem an- schliessen. Diese Blumengärten, welche in ihrer Glanzzeit mehr Aufsehen mach- ten, als der ganze grosse Park und überall, auch in ihren keineswegs unta- delhaften Sonderbarkeiten nachgeahmt wurden, sind jetzt vor dem allgemeinen grösseren Ganzen mehr zurückgetreten. Man könnte fast sagen, der ausgesuchte Blumenluxus sei nach Sagan gewan- dert. Die eigentliche Anlage von Muskau begann 1817, als der Fürst nach dem Frieden sich vom Militärdienst zurück- gezogen, nachdem vorher einzelne Pflan- zungen ziemlich planlos gemacht wor- den waren. Um diese Zeit wurde der Plan entworfen und an vielen Stellen zugleich in Angriff genommen. Der spä- tere Garteninspector Rehder, welcher sich um Muskau so grosse Verdienste erworben und von dem Namen des Für- sten in Gartensachen unzertrennlich ist, trat damals in dessen Dienste. Es ist höchst interessant, über diese Anfänge des Parkes und die Schwierigkeiten in den „Andeutungen über Landschaftsgärt- nerei“‘ oder in dem Buche Petzold’s nach- 1 Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. zulesen, doppelt lehrreich, wenn man dabei die Abbildungen des berühmten fürstlichen Buches, welche den Zustand der Gegend vor und viele Jahre nach der Anlage darstellen, einsehen kann, Leider sind die Exemplare dieses Pracht- werkes mit Abbildungen selten, und die mit farbigen Kupfern nur in fürstlichen Bibliotheken zu finden. Wallgräben wur- den zugefüllt, Stadtstrassen abgebrochen, Berge abgetragen, Sümpfe und 600 Mor- gen völlig unfruchtbaren Sandes in ge- sunde gute Wiesen verwandelt, Alleen durchbrochen und weggeschlagen, Seen und ein neuer Fluss gegraben , viele Tausende von Schocken Gehölz gepflanzt, kurz, die ganze Fläche von mehr als 4000 Morgen buchstäblich durchwühlt und verändert. Bekanntlich war es Fürst Pückler allein, der mit Hilfe Rehder’s nach seinen durch langes landschattli- ches Studium in England genährten Ideen dieses Wunderwerk ausführte und uns so einen Musterpark hinstellte. In Bezug auf die Bauwerke verkehrte er oft mit Architekten, besonders mit Schin- kel, aber im Park waltete er allein und zog nur zweimal die Engländer Repton (den jüngeren) und Vernal zu Rathe, jedoch ohne wesentlichen Einfluss auf die Anlagen, Es müsste interessant sein, zu erfahreu, wie viel dieser grosse Park mit seinem Zubehör gekostet hat. Ei- nen Begriff davon kann man bekom- men, wenn man erfährt, dass noch wäh- rend den Unterhandlungen wegen des Verkaufs mit verschiedenen Käufern 100,000 Thaler auf Muskau verwendet wurden. Eben so merkwürdig, aber ge- meinen Seelen und Geldmenschen unbe- greiflich, ist der Umstand, dass zur Zeit der Verkaufsyerhandlungen, wo es doch schon an Mitteln zur Fortführung der grossartigen Pläne fehlen musste, in dem grossen, 5 Stunden im Umfang halten- I. Originalabhandlungen. den Jagdpark oder Thiergarten nicht einmal das überständige Holz geschla- gen wurde, weil der Fürst diese künst- liche Wildniss nicht angerührt wissen wollte, während leicht für 100,000 Tha- ler Holz hätte geschlagen werden kön- nen. So ging ihm das Ideal über den Gewinn. Wahrhaftig, solche Men- schen sind selten, besonders unter den Grossen! Dass Muskau auch eine Gärtnerei hat, versteht sich von selbst, denn 30 prachtvolle Gärten brauchenBlumen und eine so luxuriöse Hofhaltung allerlei vom Gärtner. Wenn ich dieselbe nur nebenbei erwähne, so braucht man nicht zu denken, dass sie unbedeutend sei. Die abgesonderte Gärtnerei zeigt schöne Reihen zweckmässiger Häuser zu Pflan- zen, Anauas u, 8. w. Hunderte von Mistbeetfenstern, eine ansehnliche , ob- gleich zur Zeit nicht im besten Stande befindliche Orangerie, Sammlungen von Pflanzen und Blumen aller Art. End- lich liegt im Park eine 30 Morgen grosse Gehölz- und Obstbaumschule, welche, nebst den jungen Pflanzungen, wie schon erwähnt, eine bedeutende Menge von Gehölzen liefert, das man dort in sehr starken Exemplaren bekommt. Die jetzige Parkverwaltung versendet sehr viel Ge- hölz und gibt Gärtnern ansehnliche mit der Stärke der Bestellung steigende Pro- cente. — Ehe wir von Muskau ganz scheiden, muss ich noch zwei anderer parkartiger Gegenden gedenken, welche beide als Gehänge von Muskau zu betrachten sind. Das eine ist der zwei Meilen da- von entfernte, aber vermittelst land- schaftlich bepflanzter Wege verbundene Jagdpark, das andere die sogenannte Wussina (wendisch, Wildniss), ein offener Thierpark, kaum eine Meile ober- halb Muskau in dem sich verengenden 237 Thale der Neisse, Der jetzige Jagdpark hat 5 Stunden im Umfang , breitet sich über eine wenig Abwechslung bietende, zum Theil moorige Bodenfläche aus und ist ganz im Charakter des Waldes ge- lassen worden. Zwar Öffnen sich in der Nähe des jetzt prachtvoll’ ausgebauten und vergrösserten Jagdschlosses einige grosse offene Wiesengründe mit bewun- derungswürdig malerisch gelungenen Waldumrissen, welche ein Werk des Fürsten Pückler sind ; aber der Charak- ter bleibt doch der des dichten Hoch- waldes. Es ist ein künstlicher, durch keine Menschenhand berührter Urwald im Charakter der baltischen Ebene, in welchem den verfaulenden Stämmen neue Generationen aufwachsen um später auf Stelzenwurzeln in der Luft zu stehen, wo die Nadeln mehrere Fuss hoch lie- gen und sich als Hügel um die alten Stämme häufen, wo der Fuss in locke- rer feuchter Moorerde versinkt, wo das Wild nie durch einen Axtschlag oder das Geräusch eines Wagens gestört wor- den ist. Es ist wunderbar schön in die- ser Wildnis. Die meist über hundert Fuss hohen Fichten und Kiefern, erstere in tiefen, letztere in höhern Lagen, sind mit Eichen und andern Laubholzbäumen untermischt, letztere auch an den We- gen häufig nach Gärtnerweise ange- pflanzt. Darunter breitet sich an trock- nern Stellen dichtes fusshohes Gestrüpp von Heidel- und Preiselbeersträuchern (Vaceinium Myrtillus, Vitis Idaea), am feuchteren Unterholz von Sumpfporst (Ledum palustre, wilder Rosmarin), Moorbeeren (Vaceinium uliginosum), da- zwischen 4 — 5 Fuss hohe und nicht viel weniger breite Wedel von Adler- farren (Pteris aquilina), welcher oft ganze grosse Flächen ausschliesslich be- deckt und einen für unsere nordischen Gegenden einzig dastehenden Eindruck 238 macht, indem wir uns in den farrenrei- chen tropischen Urwald versetzt glau- ben. Wer Pteris aquilina nur in trocke- ner Lage auf humusarmen sandigem Bo- den gesehen hat, macht sich keinen Be- griff davon, welche Ueppigkeit es auf so reichen feuchten Humnsschichten er- reicht. Man glaubt einen fremden Wald unter dem Wald zu sehen, und wenn man plötzlich aus dem dichten Wald mit Unterholz an eine solche unten nur mit Farrenkraut bedeckte Hochwalidilä- che gelangt, wo derBlick zwischen ein- zeln stehenden Stämmen kein Ende er- reicht, so glaubt man sich in eine ganz andere Gegend versetzt, so überraschend ist das lichte Maigrün des Farrenkrauts im Gegensatz zu dem Schwarzwald. Es sieht immer aus, als stände es im voll- sten Sonnenlicht, obschon nur einzelne Strahlen durch die diehten Wipfel drin- gen können. Die ferneren Partien dieses Parkes mit seinen Pürschwegen haben für den Gärtner wenig Interesse, aber in der Nähe des Jagdschlosses sind zwei Dinge, die allein einen Besuch dieses entlege- nen Ortes werth sind. Das eine ist die berühmte, auch im Werke des Fürsten Pückler abgebildeteFichte, das Vollkom- menste, was man von einem Nadelholz- baum sehen kann. Sie steht frei vor dem Waldrande und ist nicht die ein- zige dieser Art in der Gegend. Sie ist kleiner als die meisten älteren, im Schluss aufgewachsenen Bäume, nämlich nicht viel über 100 Fuss hoch , bildet aber von unten aufeine vollkommene lücken- Das Nadelgehänge (die | len das massenhaft auftretende Farren- lose Pyramide. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. testen Walde, mit schwärzlichem, aber klarem Wasser, in welchem sich bei stillem Wetter die sich bis dicht an seine Ufer drängenden, oft überhängenden Bäume (Erlen, Espen, Ahorn, Nadelholz etc.) so wunderbar abspiegeln, dass man einen vollkommenen Wald unter dem Wasser sieht. Dieser Anblick ist so zauberhaft schön, dass ich die meiste Zeit meines Aufenthaltes dort zugebracht habe und mich schwer trennen konnte. Die Mährchen und Sagen ven Wasser- nixen in krystallenen Schlössern mögen wohl dureh solehe wunderbare Spiege- lungen veranlasst worden scin. — Ehe man den Jagdpark verlässt, säume man nicht, den hohen Aussichtsthurm zu besteigen, auf welchem man über waldige Gegenden hinweg die fernen Lausitzer Gebirge und den noch ferne- ren Kamm der Sudeten in seiner gröss- ten Ausdehnung am südlichen Horizonte erblickt. Die Wussina liegt ebenfalls süd- lich von Muskau nach einer anderen Richtung. Dieses köstliche Waldstück, welches ebenfalls mit Parkwegen durch- zogen ist, hat zwar im Allgemeinen Aehnliehkeit mit dem Jagdpark, aber duch einen ganz andern Charakter. Auch hier sehen wir eine Wildniss, ein Stück Urwald , aber sie besteht meistens aus Laubholz mit vielem diehten Unterholz, und hat, da der Boden bergig ist und sich gegen ein offenes Thal abdacht, lichte offene Stellen mit Aussichten, die im Jagdpark ganz fehlten. Wunderbar ist auch hier an tieferen moorigen Stel- herabhängenden dünnen Zweige‘ an den |kraut, welches an trockenen Plätzen mit Aesten) ist oft 7 Fuss lang. Pückler liess diesen riesigen Baum ein- mal ganz mit bunten Papierlaternen als Christbaum schmücken. Der zweite Ge- genstand ist ein kleiner Teich im dich- Fürst | Brombeeren, andern Sträuchern, Binsen und hohen Gräsern höchst malerischeGrup- pen bildet. Die seltsamsten wilden Par- tien häufen sich am Ufer eines Flüss- cheas, das den moorigen Grund lautlos I. Originalabhandlungen. in einer tiefen Schlucht auf weissem Sandboden durchschleicht und wegen seiner vielen Krümmungen bei jeder Wendung gesehen wird. Es fliesst im dichtesten Walde, ohne eine freie Ufer- 239 stelle und Graswuchs, häufig ganz von überstehenden Baumästen vom Licht ab- geschlossen, zuweilen aber durch das auffallende Licht grell beleuchtet. — (Jäger.) Eidg >>oEch6mb I sm gs m m 8) Ueher Poppya Fabiana und Körbelrüben. 1) In der Gartenflora vom December 1857, pag. 383 ist die Poppya Fabiana erwähnt. Ich erhielt 1855 Original-Sa- men mit dem Bemerken, dass aus den Früchten Hüte gefertigt, und selche auch zu anderen Zwecken verbraucht würden. Es war mir nicht so recht erklärlich, wie aus diesem so kurzen, festen, leder- artigen Gewebe Hüte gefertigt werden könnten. Erst vor einigen Wochen ver- suchte ich von einer trocknen Frucht die äussere Schale ganz zu entfernen; unter derselben fand ich an dem Rande der flachen Furchen einen dem Zwirne gleichen Faden. Es ist wohl wahrschein- lich, dass aus solchen Hüte gefertigt werden, die unter dem Namen Panama- Hüte bekannt sind, die, wenn ächt, sehr theuer sind; zu einem solchen gehö- ren wohl mehr als 1000 Früchte, daher der so hohe Preis *). 2) Pag. 387 desselben Hefies enthält eine Abhandluug über Körbelrüben. Ich baue solche seit vielen Jahren an, und kann nach meiner Erfahrung der Abhand- lung nicht in Allem beistimmen. ”) Herr von Fabian halte die Güte, uns el- was von dem Gewebe des trocknen Frucht- gehäuses milzutheilen. Dasselbe hat das Aus- sehen des faserigen Fruchtgewebes der trocknen Früchte einer Luffa und könnte recht wohl ir- gend eine Verwendung finden. Ob die Pa- nama=-Hüte davon gefertigt werden, ist jeduch sehr zweifelhaft. (k. R.) a) Möchte es wohl kaum stattfinden, dass Chaerophyllum bulbosum die Grösse eines Hühnereies erreicht, Ch. Prescottii wohl, deren Form aber mehr der eines kleinen Sellerie gleich kommt. Diejenigen Rüben sind die schmackhaftesten, welche die Grösse eines halben Daumens von mehr ovaler Form haben; erhalten sie die Gestalt ‘einer Mohnrübe, so sind sie schon etwas ausgeartet, was mit durch zu dünne Aussaat herbeige- führt wird. — b) Möchte es schwer halten die Rüben mittelst Ausziehen zu lichten, man würde das Kraut in der Hand be- halten und die Rüben würden in der Erde bleiben. Würde man sich hiezu eines kleinen Handspatens be- dienen, so dürften auch viele der nebenstehenden Rüben vernichtet werden. Es scheint mir besser nicht zu lichten und sich mit kleiner blei- benden Rüben zu begnügen, ec) Gewinnen dieRüben anGüte, wenn sie, nachdem dasKraut abgestorben, bis zum September in der Erde bleiben. d) Die Körbelrüben lassen sich nicht mit Erfolg in Gruben oder im Keller aufbewahren; sie würden sehr bald verderben und nicht bis zum Früh- jahr brauchbar bleiben, Nach mei- ner Erfahrung ist die sicherste Auf- 240 bewahrung, solche recht trocken in hölzerne Gefässe zu legen, mit ganz trockenem Sande zu beschütten und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. auf denBoden zu stellen; auch die stärkste Kälte schadet ihnen nichts. (v. Fabian.) 4) Eine leichte Vermehrungsart von Azalea pontica var. und andern Landazaleen. Bei dem Einschneiden der Azaleen- zweige behufs der Vermehrung durch Ableger brechen leicht die Zweige ab, legt man sie aber unbeschädigt in die Erde, so dauert es lange, ehe sie sich bewurzeln. Ich befolge daher ein an- deres leichtes sicheres Verfahren, wel- ches in Folgendem besteht. Man biegt im Frühjahre die noch blätterlosen Zwei- ge auf die vorher festgedrückte Erde (sandige Heideerde) und belegt sie so mit beliebigen Steinen, dass sie ohne Haken fast auf dem Boden aufliegen. Hierauf wird das ganze Beet mit Moos belegt und tüchtig gegossen, was den ganzen Sommer über bei trockner Wit- terung wiederholt wird. Im Herbst deckt man, je nachdem das Klima, mehr oder weniger Streu, Laub, Moos ete. darüber, um sie gegen das Erfrieren zu schützen. Viele Zweige haben schon bis zum Herbst Wurzeln und könnten im Frühjahr abgeschnitten werden. Al- ein so gehen viele davon zu Grunde und es ist besser, sie noch ein Jahr lie- gen zu lassen, wo man dann starke bu- schige Pflanzen bekommt, die schon voll Knospen sind. Es haben sich unter Steinen und Moos, besonders aber un- ter den Steinen reichlich Wurzeln ge- bildet, und zwar an so vielen. Stellen, dass man, ausser der Hauptpflanze an den Zweigspitzen, durch Zerschneiden der Aeste noch viele Pflanzen gewinnt, die, wenn sie noch keine Zweige haben, bald solche bilden. Ich sollte glauben, dass man auch verschiedene Rhododendron und andere sich schwer bewurzelnde Gehölze auf dieselbe Weise vermehren könnte. We- nigstens habe ich in den Alpen oft ge- sehen, dass Rhododendron. hirsutum, fer- rugineum und Chamareistus an Stellen, wo sie von Felsgeschieben und Fluth- schlamm verschüttet und niedergedrückt werden, an den Zweigen Wurzeln bil- den. (Jäger.) 5) Die Schädlichkeit des frischen Theer - und Terpentingeruchs für die Pflanzen. Bei der jetzt häufig vorkommenden Anwendung des Steinkohlentheers als Anstrich des Holzes von Gewächshäusern und Kästen ist es nothwendig, diesen erst vollkommen trocken werden zu las- Räume zu bringen. Dies versteht sich von selbst, wird man denken, Ich meine dies auch, habe aber aus Erfahrung, dass es nicht immer angeht, und schlimme Folgen davon gehabt. Bei dem sehr in sen, und die Pflanzen erst nach starker | die Länge gezogenen Neubau eines niedri- Auslüftung in die so angesirichenen gen Warmhauses mussten wegen einge- BE rerannemiangn en, rem nung I, Originalabhandlungen. tretener Kälte schon Pflanzen in diese Räume gebracht werden, während noch mit Theer angestrichen wurde. Es ging eben nicht anders. Die Folge davon war, dass von dem starken Geruch, ob- schon bei Tage stark gelüftet wurde, in einigen Nächten eine Menge von Pflan- zen so beschädigt wurden, dass Blätter und junge Triebe zu Grunde gingen. Die Farrenkräuter verloren fast alle Blätter, Selaginellen litten sehr, die Blü- then der Lantanen u. a. m. wurden braun , wie verbrannt, und viele andere Pflanzen, besonders solche mit behaar- ten Blättern (welche auch immer vom Rauch am meisten leiden), litten an Blättern und jungen Trieben. Cissus 241 discolor verlor in einer Nacht alle Blät- ter. Aehnlich nachtheilig, ja fast noch stärker wirkt der Geruch von Terpen- tin, der so oft unter die Oelfarbe ge- nommen wird. Um Ameisen aus deın Stecklingskasten zu vertreiben, legte ich in früherer Zeit einmal mehrere Büschel von mit Terpentinöl getränkter Baum- wolle des Nachts in den Kasten. Die Ameisen zogen sich sofort weg und auch todte Schnecken wurden aufgefun- den, allein fast sämmtliche Stecklinge von Cap- und Neuholländer Pflanzen waren bis auf die Erde verdorben. (Jäger.) &) Ueber das Beschneiden der oberirdischen Theile beim Verpflianzen. Seitdem von Du Breuil und anderen Obstzüchtern Frankreichs der Grund- satz ausgesprochen ward, es solle ein Baum oder Strauch beim Verpflanzen gar nicht in seinen oberirdischen Thei- len beschnitten werden, hat diese An- sicht die lebhafteste Besprechung in den verschiedensten Zeitschriften und Wer- ken hervorgerufen und taucht immer wieder von Neuem auf. Auch wir sind wiederholt in diesen Blättern auf diese Frage eingetreten und haben solche auch im ersten Bande unseres Allgemeinen Gartenbuches vom wissenschaftlichen Standpunkte (pag. 257) beleuchtet. Ge- rade jetzt findet diese von Frankreich aus empfohlene Methode auch in Deutsch- land mehr Anhänger und Vertreter. — Nach unserer Ansicht liegt die Wahr- heit in der Mitte. Wahr ist es, dass ' gerade in den oberirdischen Theilen der ‚ Pflanzen die meisten Nahrungsstoffe ab- . VII, 1859. gelagert sind; wahr ist es, dass die aus- brechenden Knospen und jungen Triebe es sind, welche die im Frühlinge sich wiederum lösgenden festen Nahrungsstoffe verarbeiten und dass der hier verarbei- tete Saft als Bildungssaft bis zur Wur- ‘zel zurück geführt wird, und gleichzei- tig zur Bildung der jungen Holzschicht wie der jungen Wurzeln die Ursache wird; — wahr ist es endlich, dass durch das früher allgemein gebräuchliche Zu- rückstutzen aller Spitzen auf wenige Au- gen der verpflanzte Baum gerade seiner besten, zum frühen Ausbrechen gerade geeignetsten Knospen beraubt und da- durch die schnellere Wurzelbildung be- einträchtigt wird. — Wo es daher gelingt oder möglich ist, die Bäume mit möglichst unverletz- ten Wurzeln zu verpflanzen, wo ferner dieses Verpflanzen dem Ausnehmen der Bäume gerade folgen kann, bevor ein 16 242 Theil der noch gut ausgenommenen jun- gen Wurzeln vertrocknet ist, da ist es gewiss auch zu empfehlen, die verpflanz- ten Bäume im ersten Jahre gar nicht zu schneiden sondern das Beschneiden erst im zweiten Jahre folgen zu lassen, um kräftigere Holzzweige zu erzielen, Wo aber die Bäume beim Ausneh- men in den Wurzeln beschädigt sind, oder wo deren Wurzeln durch Trans- port mehr oder weniger gelitten haben, und daher beim Einsetzen noch stärker eingekürzt werden müssen, da steht das Verhältniss der zur Aufnahme bestimm- ten Organe (Wurzeln) und der zur Ver- arbeitung bestimmten (die ausbrechen- den Knospen) nicht mehr im richtigen Gleichgewicht. Solch ein unbeschnitte- ner Baum besitzt eine grosse Masse von ausbrechenden Knospen und nur wenige Wurzeln, welche die Aufnahme des rohen Nahrungsstofles vermitteln. Al- lerdings wird die Auflösung der depo- nirten Nahrungsstofle lediglich durch das Eindringen von Wasser bedingt und diese Auflösung bedingt wohl allein das er- ste Ausbrechen der jungen Triebe. Zur fernern Entwicklung und zum kräftigen Wachsthume derselben, wobeider Ueber- fluss der verarbeiteten Säfte bis zur Wurzel zurückgesendet werden soll, ist jedoch die genügende Aufnahme ro- hen Nahrungsstoffes durch die unver- letzte Wurzel nothwendig. Wo dieses nicht der Fall ist, wird zunächst kein verarbeiteter Saft zurückgeführt, es un- terbleibt gerade das, was man bezwecken will, die Wurzelbildung und die Triebe sterben alle oder theilweise ab. Stellt man z. B. den mit ausgebildeten Kncs- pen versehenen Zweig eines Baumes in Wasser, so brechen dessen Knospen ebenfalls aus, die jungen Triebe zeigen aber nur einkurzes Wachsthum, um dann zu verwelken. Ihnen fehlt die Zufuhr Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. rohen Nahrungsstoffes durch die Wurzel, in Folge dessen entwickeln sich‘ die Knospen wohl auf Kosten der im Aste abgelagerten Nahrungsstoffe, sowie diese Reservenahrung aber erschöpft ist, ster- ben sie ab. Wo also, mit andern Wor- ten, eine normale Aufnahme das kräftige Wachsthum der ausbrechenden Augen nicht unterstützt, da werden die depo- nirten Nahrungsstoffe nur zur Bildung der jungen Triebe verwendet, die Ver- arbeitung der Säftemasse durch die jun- gen Blätter und Rückführung des über- schüssigen Bildungssaftes bis zur Wur- zel, um hier eine neue kräftige Wur- zelbildung zu bedingen , unterbleibt aber. — Ei Wenn der Grundsatz, unter allen Umständen nicht zu beschneiden, der richtige wäre, dann müsste ferner jeder Steckling um so leichter wachsen , je grösser man denselben wählte, d. h. je mehr Blätter oder Knospen man demsel- ben lassen würde. Dann würde man statt der kurzen, zu Steckholz verwen- deten Zweige, besser ganze unbeschnit- tene Aeste stecken, man würde geeig- neter als Edelreis. gleich ganze Zweige oder Aeste aufsetzen ete., denn überall müsste die grössere Masse der zur Ent- wicklung kommenden Knospen die glei- che günstige Wirkung haben. Die Er- fahrung zeigt aber gerade das Gegen- theil, nämlich dass wenige kräftige Au- gen, die noch vollständig durch die auf- genommenen rohen Säfte ernährt wer- den und deshalb sich auch kräftig ent- wickeln können , Holz- und Wurzelbil- dung besser vermitteln, als viele zurEnt- wicklung kommende Knospen, die eben nicht mehr normal ernährt werden. kön- nen. Wenden wir dies auf frisch gepflanzte Bäume oder Sträucher an, die in ihren . 1. Wurzeln mehr oder weniger beschädigt sind, so wird deren Bewurzelung um 50 schneller und kräftiger vor sich gehen, je mehr die Masse der Knospen, die man dem betreffenden Individuum lässt, im richtigen Verhältniss zu dessen Wur- zeln stehen. Je stärker daher die Wurzeln gelitten haben, um so mehr wird man die Krone beschneiden müssen. Man wende dabei aber nicht jenes unverständige Zu- sammenschneiden an, welches denBaum gerade aller seiner besten und kräftig- sten, zum schnellen Ausbrechen am ge- eignetsten Augen beraubt, sondern man schneide entweder nur einen Theil der überflüssigen Aeste ganz weg, ohne die anderen zu stutzen, oder man stutze die jungen Triebe wenigstens nicht so un- vernünftig gerade bis auf die wenigen untersten. am schlechtesten ausgebilde- ten Augen, oder man schneide grössere, in den Wurzeln stark beschädigte Exem- plare, so viel als möglich auf unver- schrte junge Zweige zurück. Wenn man so Krone und Wurzeln gehörig beachtet, so werden in den Wur- zeln beschädigte Exemplare immer und stets sicherer und freudiger wurzeln und gedeihen, wenn man sie verständig aus- lichtet oder beschneidet, oder mit ande- deren Worten die Zahl der kräftigen, zum Austreiben bestimmten Knospen in das richtige Verhältniss zu den Wurzeln bringt, ohne den grossen Fehler zu be- gehen, den Baum. beim Versetzen gerade aller der ihm zur neuen Wurzelbildung tauglichsten , d. h. am weitesten ausge- bildeten Knospen zu berauben. Führen wir das auf wissenschaftliche Grundsätze zurück, so resultirt daraus das Fol- gende: Das erste Ausbrechen der Knospen geht um so früher oder später vor sich, je mehr oder weniger die Augen selbst ausgebildet sind, Nur an den jungen Originalabbandjungen. ı zwar 243 Trieben vom letzten Jahre finden sich vollkommen ausgebildete Knospen, und sind die hier mehr nach oben sitzenden, stets in der Ausbildung wei- ter vorgerückt, als die mehr nach dem Grunde des Zweiges sitzenden Augen. Durch starkes Stutzen der Krone ins alte Holz, oder selbst nur Zurückschnei- den der Triebe des letzten Jahres bis auf die paar untersten Augen werden dem verpflanzten Baume gerade alle die zum schnellen Austreiben geeignetsten Augen genommen. Da es nun Thatsa- che ist, dass die neue Bewurzelung Hand in Hand mit dem Ausbrechen des jun- gen Triebes und der Ablage der jungen Holzschicht geht, so kann ein solches Zurücksckneiden nur schädlich auf er- neute Wurzelbildung einwirken, auf wel- cher das Gedeihen des versetzten Bau- mes beruht. — Es ist aber eine fernere Thatsache, dass überall da, wo nicht eine hinläng- liche Zufuhr von rohen durch die Wur- zel aufgenommenen Nahrungssäften das kräftige Wachsthum der Knospen unter- stützt, deren Ausbildung die in dem Holze und Knospen deponirten Nah- rungsstoffe gänzlich oder je nach Ver- hältniss grossentheils verwendet werden und daher aus den jungen Trieben ent- weder gar kein Bildungsstoff oder sol- cher wenigstens nur in beschränkter Weise bis zur Wurzel zurückgeführt wird. Wo hinlängliche Ernährung fehlt, findet daher auch keine oder nur schwäch- liche neue Wurzelbildung statt, da diese letztere aus den zurückgeführten Säften entspringt. Man lasse also dem verpflanzten Baume so viel kräftige Augen, als er jenach dem Zustand seiner Wurzel auch normal ernähren kann. (E. BR) 16 * 244 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 7) Torfmoos und dessen Verwendung im Garten. Das gewöhnliche Torfmoos (Sphag- num) hat viele Eigenschaften, die es für den Gebrauch im Garten schon lange empfohlen haben. In Torfmooren wach- send, bildet es dichteRasen und wächst an der Spitze immer weiter, während der Grund desselben abstirbt. Da es nun ferner stets an offenen freien Stel- len. und zwar oft ganz im Wasser wächst, so sind die Rasen desselben sehr rein und bilden nach unten mit ih- ren schwammigen , halb verwesten Pol- stern eine der ersten Bestandtheile des Torfes. Im Garten ist dieses Moos durch seine Eigenschaft, die Feuchtig- keit an sich zu ziehen und gleichmäs- sig zu halten, durch seinen Widerstand, den es gegen vollständige Verwesung zeigt, durch eine Reinheit der Rasen, wie anderes Moor selten zu erhalten ist, und endlich durch die Eigenschaft, die es mit anderen Moosarten theilt, auch im Zustand der absoluten Trockenheit ver- hältnissmässig leicht wieder Wasser auf- zunehmen, zu einem vielfach verwende- ten Artikel geworden. Bei der Cultur der tropischen Or- chideen ist es im frischen und halb- verwesten Zustande als Mischtheil al- len andern Moosarten vorzuziehen. Wo man Orchideen, Bromeliaceen, Farren, Aroideen nur an Holz befestigt, ist es die vortheilhafteste Unterlage für solche Pflanzen; für die Cultur vieler Sumpf- pflanzen ist es fast unersetzlich; über Scherbenunterlage in den Grund des Topfes gelegt, unterhält es einen gleich- mässigen Abzug, indem es das Ver- schlemmen des Abzugs mit Erde verhin- dert. Nach einer Mittheilung der Hambur- ger Gartenzeitung leistet es auch ganz vorzügliche Dienste bei der Vermehrung durch Stecklinge. Zu diesem Behufe trocknet man es, zerreibt es dann zwi- schen den Händen zu Pulver und füllt mit letzteren die Näpfe, die zur Auf- nahme der Stecklinge bestimmt sind. Nachdem man gehörig angefeuchtet, werden die Stecklinge eingesenkt. Die gleichmässige Feuchtigkeit, welche es unterhält, die Leichtigkeit, mit der gleich- zeitig die atmosphärische Luft in das- selbe eintritt, veranlassen eine sehr schnelle Vernarbung und Bewurzelung der Stecklinge. Stecklinge von Artocar- pus, Dillenia, Aralia, Sapota, Myristica, (Juassia, Stadtmannia, Rhopala sollen binnen 4—5 Wochen in solchem Moo3 Wurzeln gebildet haben. Im hiesigen Garten angestellte Versuche haben eben- falls vortreffliche Resultate geliefert, ja selbst manche der schwieriger wachsen- den Proteaceen bildeten bald Wurzeln. Wir haben es ferner bis jetzt mit grossem Vortheil bei Anhängern zur Füllung der Anhängertöpfe bei schwer wurzelnden Pflanzen angewendet und auf diese Weise schnell Bewurzelung erzielt. Halb verweste Ballen dieses Mooses sind, wie wir nächstens näher bespre- chen werden, das vortheilhafteste Ma- terial zur Aussaat: von Farrenkräutern, Azaleen, Rhododendron ete. (E. R.) 1. Originalabhandlungen. 245 8) Neue Pflanzen des Petersburger Botanischen Gartens. 1) Clavija Riedeliana Rogl., Theo- phrastaceae. Der hiesige Garten erhielt diese ausgezeichnete Art durch Riedel, der sie auf trocknen schattigen Plätzen in der Nähe bei Rio sammelte. Wahr- scheinlich gehört die Theophrasta lati- folia mancher Gärten zu dieser Art, we- nigstens besitzen wir eine männliche Blüthentraube unter diesem Namen, wel- che aus dem Kaiserl. Garten zu Schön- brunn stammt, die zu unserer Art ge- hört, während Blätter als Th. latifolia. aus dem Bot. Garten in Berlin von un- serer Pflanze verschieden sind. Als Art mit dornig gesägten Blättern steht sie der Cl. ornata D. Don und C. undulata D. Don zunächst. Viertheilige männli- che Blumen, fast bündelweise gestellte, sehr kurz gestielte Zwitterblumen unter- scheiden sie aber von beiden Arten. Dieselbe bildet einen 5—8 Fuss ho- hen ziemlich unverästelten Strauch, der auf der Spitze die Krone der grossen, dicht gedrängten Blätter trägt. Blätter länglich-lanzettlich oder keilförmig läng- lich, fest und lederartig, immergrün, kahl, nach dem Grunde hin keilförmig ver- schmälert, vorn zugespitzt, spitz oder stumpf , am Rande entfernt dornig ge- zähnt, oberhalb freudig grün und glän- zend, unterhalb heller und von einem stark vorragenden Mittelnerven durch- zogen, von dem starke Seitennerven fast horizontal auslaufen, die vor dem Rande anastomosiren, dieselben sind 2/;, — 1'/3 Fuss lang und oberhalb der Mitte 21/,—4 Zoll lang. Der Blattstiel ist kurz, dick, meist stielrund und am Grunde bräunlich. — Die Blumen sind auf ‘verschiedenen Individuen auf die Weise vertheilt, dass die einen immer nur männliche Blumen, die andern stets nur Zwitterblumen tragen. Die männ- lichen Blumen stehen in schlanken, losen, achselständigen Trauben, die ein- fach oder verästelt, einseitig und 3—5- mal kürzer als die zugehörigen Blätter. Blüthenstiel, Blüthenstielchen und Kelch kaum bemerklich kurzhaarig. Die ein- zelnen Blumen stehen auf ungefähr 3 Linien langen Blüthenstielchen , welche letztere oberhalb des Grundes eine kleine, pfriemlich - lanzettliche Bractee tragen. Kelch tief vierschnittig, mit ovalen ab- gerundeten Lappen, welche doppelt kür- zer als die Blumenkrone und am Rande sehr klein gezähnelt - gewimpert. Blu- menkrone glockig, tief viertheilig, wachs- gelb, mit fast runden Lappen, zwischen denen kleine, der fleischigen Blumen- röhre angewachsene Anhängsel stehen. Vier Staubfäden, welche nebst den An- theren in einen Cylinder verwachsen sind. — Die Zwitterblumen stehen in achsel- oder ausser achselständigen sehr kurzen, ungefähr 3blumigen Trauben, deren Stiel nur einigeLinien lang. Blü- thenstielehen I—2 Linien lang, wie Blü- thenstiel und Kelch sehr kurz behaart. Kelch dottergelb, tief 4—5schnittig, mit stumpfen , ovalen, am Rande fein ge- zähnelt - wimperigen Lappen. Blumen- krone tief 5schnittig, glockig, tief dotter- gelb. mit ovalen stumpfen Lappen, zwi- schen denen 5 kleine angewachsene An- hängsel stehen. 5 freie, den Blumen- blättern gegenüberstehende Staubfäden, deren Antheren oben abgestutzt und mit der spiessförmigen Basis dem Träger angewachsen. Fruchtknoten kugelig, mit grosser, sitzender, 4lappiger Narbe, ein- fächrig. In die Höhlung des Fruchtkno- tens rart ein fleischiges Mittelsäulchen das 4 Placenten mit ?2reihigen Eiern trägt. Die Frucht ist zusammengedrückt 246 kugelig, ungefähr 1’ Zoll im Durchmesser, einfächrig mitlederartiger trockner (kür- bisartiger) schön gelb gefärbter Frucht- .hülle, welche 4 knochenharte grosse Sa- men umschliesst, die dem Mittelsäul- chen fest angewachsen sind. Eine der schönen decorativen. Blatt- pflanzen, die in jedem Warmhaus Cul- tur verdienen. Vermehrung durch Steck- lirge, welche im Januar oder Februar im warmen Vermehrungshause gesteckt werden und nur langsam und schwierig wachsen. — - (E. R.) 2) Heritiera Fischeri Rgl. et Rach. (Heritiera macrophylla H. Petrop.) Die jungen Zweige, die Mittelnerven der Blätter und Blattstiele dicht mit rostbraunen Schülfern bekleidet. Die dicken, am Grunde und der Spitze an- geschwollenen Blattstiele viel kürzer als das Blatt; die grossen, ovalen und et- was schiefen Blätter sind hängend, am Rande wellig, vollkommen ganzrandig und etwas gewimpert, am Grunde seicht herzförmig, an der Spitze stumpf zuge- spitzt, die älteren auf der oberen Flä- che schr glatt und glänzend, die jünge- ren auf beiden Flächen, die älteren auf der unteren mit silberfarbenen und ein- zelnen rostbraunen Schülfern bedeckt ; der starke Mittelnerv gerundet, auf jeder Seite mit etwa 10 hervortretenden, nach dem Rande hin gebogenen und anasto- mosirenden Adern, welche durch zalil- reiche, etwas hervortretende und mehr oder weniger geschlängelte, fast parallele und netzig verzweigte Seitenadern ver- bunden sind. Die Rispen achselständig, vielblüthig, zuweilen fast die Länge des Blattes erreichend, mit zerstreuten, rost- braunen Schülfern und durchweg mit weisslichen Sternhaaren dicht bedeckt; Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die Blüthenstielchen viel kürzer als der Kelch oder fast eben so lang, an der Spitze verdickt und gegliedert; die Kel- che walzig glockenförmig, 5- (seltner 4-)zähnig; die Zähne eiförmig, spitzlich zurückgebogen , sehr schwach dreiner- vig; so lang wie die halbe Kelchröhre; die männlichen Blumen haben ein nie- dergedrücktes unfruchtbares Ovarium, welches mit kugeligen Papillen bedeckt ist; die Staubfädensäule ist etwa drei- mal kürzer als der Kelch und überragt nicht die 15 kopfförmig zusammenge- drängten Staubbeutel. Die weiblichen Blüthen unbekannt. Dieser durch seine prachtvolle Be- laubung ausgezeichnete Baum ist in un- serem Warmhause 20 Fuss hoch, hat einen geraden Stamm mit grauer, fast glatter Rinde und weitschweifigen Aesten. | Die Blätter sind 10 bis 11 Zoll lang, 4!/; — 5"/, Zoll breit, der Blattstiel 1 — 21/, Zoll lang. Der Kelch ist 2!/, Linien lang und 1!/, Linien breit, innen mit längeren Haaren bekleidet, blutroth, aussen blassrosa, die Zähne gelblich. Unterscheidet sich von den bisher bekannten Arten ausser anderen Kenn- zeichen durch die Zahl der Staubbeutel. Wahrscheinlich im tropischen Asien heimisch. Eine vorzüglich schöne Decorations- pflanze für's Warmhaus, aber leider nur schwer durch Stecklinge zu vermehren, da einmal häufiges Schneiden von $teck- lingen die Mutterpflanze im Wuchse sehr zurücksetzt und die Stecklinge selbst nur sehr schwer zum Wurzeln gebraeht wer- den können. Eine lehmige lockere Erde zieht diese Art leichterer Erde vor. Ueberwinterung bei 7—10° R. — (Rgl. et Rach.) 1. Neue Zierpflanzen, 247 I Neue Zierpflanzen. 2) Abgebildet in „Illusiration horti- cole.“ 1) Burlingtonia venusta Lindl. (Rodrigue- zia venusta Rchb. fil.) Eine sehr hüsche bra- silianische Orchidee, die schon im Jahre 1837 von Dr. Lindley beschrieben wurde, aber im- mer selten in den Sammlungen blieb. Vor ei- nigen Jahren erhielt das Etablissement Ver- schaffelt eine Anzahl lebender Exemplare durch Pinel aus Brasilien, die dieser unserer Meinung nach irrlhümlicher Weise fürB, candida hielt, eine zwar sehr nahe verwandle Art, von der sich B. venusta besonders dadurch unterschei- dei, dass die Sepalen ganzrandig und nicht zweispallig,, die Griffelsäule vierhörnig, nicht bloss zweihörnig ist. Pseudobulben sehr klein, elliptisch-zusammengedrückt, von zweizeilig gestellten Blättern eingehüllt und ein längeres. Blait an der Spitze iragend ; Blätter linealisch- bandförmig, stark gekielt , von dicklicher, fe- ster Textur, an der Spitze schief ausgerandet, mit verhärtetem Mucro. Blüthentraube grund- ständig, hängend, 6 — 10blumig; rein weiss, gross für die Gattung, sehr wohlriechend; nur die Scheibe der Lippe ist orangegelb, mit einigen feinen rothen Strichen den 3 Centrallamellen parallel gezeichnet ; die flach ausgebreitete Lippe doppelt so lang als die wenig ausgebreiteten Perigonalblätter. Cul- tur hängend auf Holzklötzen oder in kleinen Körbehen. Sehr empfehlenswerth. (Taf. 188.) 2) Lechenaultia biloba Lindl. var. Hunt- sü.; Goodenoviaceae. Eine Abart der bekann- ien blauen L. biloba, deren Blumen fast dop- peli so gross und dabei intensiver gefärbt sind als die der Stammart und die auch als Z. biloba major in den Gärten geht. L. biloba wurde durch James Drummond in der engli- schen Colonie amjSchwanenflusse (Australien) entdeckt und blühle zum ersten Male im Jahre 1840 im Garten der Herren Veitch und Sohn. — Die Lechenaultien gehören zu den schön- sien und dankbarsten Neuholländer Pflanzen, aber man sieht sie verhältnissmässig selten, weil sie eine sehr sorgfältige Behandlung, et- Blumen | wa wie die feineren Ericen verlangen, und durch unvorsichliges Begiesser. lejeht zu@runde gerichtet werden. (Taf, 189.) 3) Erica cerinthoides L. var. coronata; Ericaceae, — Den Züchtern der schönen, an Formen und Farben so überaus reichen Gat- tung Erica ist sicher die E. cerinthoides eine alte, liebe Bekanntschaft, denn sie fehlt in we- nigen Sammlungen, wir brauchen sie deshalb nicht näher zu beschreiben, sondern nur daran zu erinnern, dass sie mitihren grossen, hochro- then feinbehaarten Blumen in doldenförmige, vielblüthige, niekende Köpfchen gestellt, eine dankbare, nicht so gar difficile Art ist, die da- her auch solehen empfohlen werden darf, die nur versuchsweise die Cultur einer kleineren Auswahl der schönsten , robusteren Arten be- ginnen. Obige Abart wurde von dem berühmten, verstorbenen Ericencullivateur Fairbalrn in Clapham bei London in einer Aussaat gewon- nen und unterscheidet sich nur durch die Blü- Ihenfarbe, die hier weiss mit roth verwaschen und gestreift, ebenso zart als schön ist. (Taf. 190.) 4) Alstroemeria argenteo-vittata Lem. ; Ama- ryllideae.— Wurde von Pinel im J. 1855 aus Bra- silien an das Etablissement Verschaffelt ge- sandt, und von Prof. Lemaire als eine sehr distinete, besonders durch ihre schön bunten Blätter ausgezeichnete neue Art beschrieben. Die Pflanze ist an allen Theilen kahl und glän- zend; aus den fleischigen, in Bündeln stehen- den Wurzeln treiben mehrere erst .niederlie- gende, dann aufgerichlete fruchtbare und ste- rile, röthliche Stengel. Die sterilen werden nur 8 — 10 Zoll hoch, sind der Länge nach nur mit einigen länglichen Schuppen besetzt und tragen an der Spitze einen Büschel Blät- ter, die rosetlenartig sich ausbreiten, und von denen die inneren viel kleiner sind; die ferti- len (Blüthen bringenden) Stengei werden bis 2 Fuss hoch, sind unten ebenfalls nur mit ei- nigen Schuppen bekleidet, an der oberen Hälfte dagegen entfernt stehend beblättert und enden in eine 3— bblumige Dolde, an derem Grunde A bis 6 kleinere Blätter einen Wirtel 248 bilden. Die Form der Blätter ist oval-- ellip- tisch, an den Blattstiel herablaufend, an den fertilen Stengeln sind sie schmäler” und länger. Durch eine Drehung des Blatistiels wird bei allen Blättern die Unterfläche nach oben ge- kehrt und zwar sehr zum Vortheil für den Schmuck der Pflanze ; denn sie ist durch ein breites, matt silbernes Band auf dunkelgrünem Grunde geziert, das sich der ganzen Länge ‚nach durch das Blatt zieht und selber wieder von der grünen Mittelrippe durchzogen wird. Diese hübsche und constante Panachirung bil- det mit dem reichen scharlachrothen Colorit der mittelgrossen, innen auf gelbem Grunde schwärzlich -gestreiften und punktirten Blüthen ein wahrhaft reizendes Ensemble. (Taf. 192.) 5) Laelia pumila Rchb. fil. var. major Lem. (Cattleya Pinelii Hort., C. pumila Hook.) — Eine sehr hübsche brasilianische Orchidee, die zuerst von Georg Gardner entdeckt wurde, bei seiner für die Botanik und die Gärten gleich fruchtbaren Durchforschung mehrerer Provinzen Brasiliens, die 5 Jahre währte, aber auch eine Ausbeute von nicht weniger als 6000 , grossentheils für die Wissenschaft ganz neuen Pflanzenarten lieferte; die Ehre derEin- führung gebührt aber dem Herm Ch. Pinel, einem in Brasilien seit langen Jahren ansässi- gen, französischen Kaufmann, einem eifrigen Pfanzenfreunde und Sammler , der bereits im Jahre 1842 oder 1843 eine Anzahl Exemplare unter dem Namen Cattleya marginata an Hrn. Morel in Paris sandte. Unter der gleichen Be- nennung empfing Herr A. Verschaffelt 1855 eine schöne Sendung ebenfalls von Pinel; die in den Wintermonaten der folgenden Jahre blühenden Exemplare aus dieser Sendung zei- gen nicht den Charakter der typischen Art, sondern zeichnen sich durch weit grössere Blumen und ein lebhafteres Colorit aus. — Blüthenschafi sehr kurz, mit 2 kleinen Brac- teen, durch Fehlschlagen einblüthig; Blumen gross im Verhältniss zur ganzenPflanze, schön rosa lila, Lippe von gleicher Länge mit den Sepalen, röhrig zusammergerollt, die Mündung dunkel carmoisin violett, schmal weiss gesäumt und fein gekräuselt. Blumen sehr wohlrie- chend. (Taf. 193.) 6) Epacris miniata Lindl. var. splen- dens, Hort.; Epacrideae. — Soll in England eultiviren. - Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. aus Samen der E.. miniata gewonnen sein, und ist vielleicht, wenn man die Blattform und die Länge der Blumenröhren ins Auge fasst, eher noch von E.grandiflora herzuleiten, mög- licherweise ein Bastard dieser beiden. Blumen brillant hochroth mit weisser Mündung ; sehr schön und reichblühender als ‘E, miniata. — Die Cultur der Epacris ist dieselbe, wie die der Ericen, eine sandige,, gute Heide- oder Walderde, guter Wasserabzug , sorgfältiges Vermeiden der Extreme von Trockenheit und Nässe, und heller Standort imKalthause, diese Hauptpunkte in der Heideneultur haben auch ihre volle Giltigkeit für die Epacris, und man kann daher, wie es auch häufig geschieht, beide Gattungen neben und untereinander Nach der Blüthe werden die ab- 'geblühten Zweige der Epacris bis aufs alle Holz zurückgeschnitien, damit die Triebe kräf- tiger und die Pflanzen selber buschiger wer- den, sonst werden sie bald zu hoch und unten kahl und unansehnlich. (Taf. 194.) 7) Lychnis hybr. Haageana; Caryophylla- ceae. — Herr Benary in Erfurt erzog diesen prächtigen Bastard aus einer Befruchtung der scharlachrothen L. fulgens mit der reinweissen, sehr grossblumigen L. Sieboldii, zwei bekannt- lich sehr schöne Stauden. Der Bastard verei- nigt mil der Blumengrösse u. Form der L. Sie- boldii , das eclatante Colorit der L. fulgens, nur ist die Farbe noch lebhafter und intensi- Die beiden hornähnlichen Anhängsel seitlich an jedem Blumenblatte, wie sie bei 2. fulzens vorkommen, finden sich auch hier wieder. Es ist eine sehr werthvolle Acquisi- tion für dieGartenrabatten und doppelt werth- voll, da die ausdauernden Gartenpflanzen im Verhältniss zu den Gewächshauspflanzen un- gleich seltener bereichert werden durch schöne Neuheiten. Die Lychnis-Arten lieben vorzugs- weise trockene Standorte und einen lehmigen Boden. Nässe ist ihnen besonders im Winter verderblich. Vermehrung durch Samen, Thei- lung oder Stecklinge. — (Ref. machte im Som- mer 1857 die ganz gleiche Befruchtung und erhielt auch den gleichen Bastard, der im Sommer 1858 zuerst blühte. Zu Obigem muss er jedoch bemerken , dass die Farbe keines- wegs lebhafter ist als bei L. fulgens, es wäre das wohl kaum möglich und übrigens auch ver. vr at N ulaga i ” a f ar a A vage 7 DE HRLN te a NS a a “ Me Il. Neue Zierpflanzen, gar nicht zu erwarten. Die Farbe ist im Ver- gleich zur I. fulgens matt, aber jedenfalls darum nicht weniger schön, Die Blumen ha- ben vollkommen die Grösse derjenigen von L. Sieboldii und sichern der Pflanze: den er- sten Rang unter ihresgleichen. — (E. 0.) (Taf. 195.) | b) Abgebildet im „Botanical Maga- zine.‘* 8) Osbeckia aspera Whigt et Arn. (Me- lastoma asperum L.}; Melastomaceae. — Ein hübscher ‘niedriger Warmhaustrauch, der, schon vor Jahren eingeführt von Ceylon, in den Sommer - und Herbstmonaten mit seinen lebhaft purpur violetten Blüthen einen recht nelten Effect macht. Wird einige Fuss hoch, die jüngeren Zweige sind fast vierkanlig, strie- gelhaarig; Blätter (bis1!/% Zoll lang) gestielt, oval, spitz, 3—5 rippig, oben striegelhaarig; unterhalb grobfilzigund an den hervortretenden Rippen steif- haarig ; Blüthen in kurzen, armblüthigen Trauben, endständig auf‘ kurzen Seitenästen. Kelchröhre halbkugelig,, borstig behaart, nach oben und auf den ausgebreiteten, hinfälligen Zipfeln mit kleinen Schuppen besetzt, die in lange stern- förmige Berstenhaare enden; Staubfäden 10, Antheren gleichförmig, linealisch, an der Spitze geschnäbelt, am Grunde mit einem zweiköcke- rigen Anhängsel; Fruchtknoten mit langen Borstenhaaren besetzt. — Vermehrung leicht durch Steeklinge. Culturim temperirten Warm- hause, in den heissesten Sommermonaten bringt man diese und ähnliche Melastomaceen mit Vortheil ins Freie, um die Triebe besser auszureifen und abzuhbärten. «Taf. 5085.) 9) Monstera Adansonii Schott. (Dracon- tium pertusum L.); Aroideae. — Eine der ältesten Aroideen in unseren Warmhäusern, da sie schon vor mehr als hundert Jahren, im Jahre 1752 durch Philipp Miller eingeführt wurde. Sie stammt aus dem tropischen Ame- rika und den westindischen Inseln. Der Stamm kleitertt an Baumstämmen empor, an deren Rinde er sich durch starke Luftwurzeln fest- klammert; Bläiter zweizeilig gestellt. lang ge- stielt (spanne- bis fusslang), Jänglich - eiförmig, ganzrandig, aber zwischen den Rippen meistens durchlöchert, mit grossen linealischen oder länglichen Oeffnungen. Blüthenscheide tief 249 kahnförmig , rahmfarbig, inwendig durch die Abdrücke der weiblichen Blüthen desKolbens (der vor dem Aufblühen von der Scheide fest umschlossen war), würfelig gezeichnet. Kolben viel kürzer als die Scheide, cylindrisch „ dick, stumpf, der ganzen Länge nach besetzt mit weissen Pistillen, jedes von 7 Staubfäden um- geben, die jedoch eingeschlossen sind, so dass nur der Pollen aus den Fugen hervortritt. Fruchtknoten kreiselförmig, nach oben zu in den kurzen Griffel verdünnt, zweifächerig. je- des Fach zweisamig. Narbe klein, Alappig. — Eine hübsche Art, interessant wegen der durch- löcherten Blätter, aber an Grösse und Schön- heit längst nicht eine andere in den Gärten häufige Art derselben Galtung,, die Monstera Lennea (Philodendron pertusum) erreichend.. (Taf. 5086.) 10) Apteranthes Gussoneana Mikan. (Sta- pelia europaea Guss.); Aselepiadeae. — Eine mit der wohlbekannten südafrikanischen Gat- tung Stapelia nahe verwandte Pflanze, die ein besonderes pflanzengeographisches Interesse hat, als der einzige Repräsentant dieser Gruppe, der in Europa vorkommt. Die einzig bekannte Art der Gattung wurde zuerst gegen 1830 von Prof, Gussone auf der sicilianischen Insel Lam- pedusa entdeckt, später auch bei Oran in Al- gier und auf salzhaltigen Plätzen beim Cap Gata und bei Almeria in Spanien. Sie hat ganz den Habitus und das Aussehen einer kleinblumigen Stapelia. Die Stengel und die mehr oder minder hängenden Zweige sind ganz blattlos, etwa fingerdick , 4 — 6kantig, die Flächen sind mehr oder minder concav die Kanten mit kurzen scharfen Zähnen be- setzt. Blüthen klein, sehr kurz gestielt an der Spitze der Stengel zu 5—8 in Dolden. Kelch ötheilig, Segmente lanzettlich, spitz, ausgebrei- tet. Corolle kaum ®/a Zoll im Durchmesser, radförmig, fleischig, hellgelb mit purpurbraunen Querstreifen und Flecken, die 5 eirunden Zipfel bald zurückgeschlagen, im Schlunde und an den Rändern weich behaart. Das&y- nostegium mit dem Schlunde, der Corolle gleich lang. Staubgefässkrone einfach, 5lappig. Narbe eine grosse undeutlich 5kantige, schild- förmige Scheibe. (Taf. 5087.) 11) Lobelia trigonocaulis F. Müller: Lo- beliaceae. — Eine sehr hübsche, zunächst an 250 L. ramosa erinnernde Art vom nordöstlichen Australien, wo sie Dr. Ferd. Müller am Bris- bane-Flusse entdeckte. Die Handelsgärtner Hugh Low und Sohn erzogen Pflanzen aus au- stralischen Samen und es scheint eine‘ sehr hübsche Art zu sein, Gruppen zu schmücken und ähnlich zu verwenden, wie die beliebten Z. ramosa und erinoides. Das lebhafte Him- melblau wird besonders gehoben durch das grosse weisse Centrum und die röthliche Farbe der Blumenröhre. Eine kleine kahle Pflanze mit niederliegenden, krautigen Stengeln und (nach Dr.Müller) mit perennirenden Wur- zeln. Stengel dreikantig und gefurcht. Blätter entfernt stehend , bis 1*/» Zoll lang, eirund, ief gezähnt oder geschlitzi, in den geflü- gelten Blattstiel verschmälert; die oberen Blät- ter allmälig kleiner und zuletzt fast ganzran- dig werdend. Blüthentrauben endständig, be- blältert; Bläthen entfernt stehend, lang gesüelt, übergebogen; Kelchzipfel linealisch; Corolle in Form nnd Grösse einem Veilchen nicht un- äbnlich. Fruchtkapsel fast kugelig, nickend. Vermehrung durch Samen und Stecklinge. Wird gewiss eine rasche Verbreitung in den Gärten finden. (Taf. 5088.) 12) Fieldia australis A. Cunn.; Cyrlan- draceae. — Eine neue hübsche Kalthaus- pflanze, die aus den blauen Bergen von Neu- Süd - Wales stammt und zuerst von Caley im Jahre 1804 entdeckt, aber erst 1857 lebend eingeführt wurde , durch Vermittlung des bo- tanischen Gartens in Sidney. Sie blühle in Kew zuerst und zwar sehr reichlich im Sep- tember 1858. Ein kletternder, holziger Strauch, dessen Zweige durch Lultwurzeln sich an Baumstämme klammern, oder am Boden hin- gestreckt festwurzeln, die jüngeren Zweige mehr oder weniger rosibraun weichhaarig. Blätter gegenständig , enifernt stehend, kurz gestielt, oval-lanzettlich, grob sägezähnig ; die Blattipaare oft von ungleicher Grösse, in- dem ein kleineres häufig einem grossen ge- genübersteht. Blüthenstiele achselständig, ein- blumig, einzeln stehend , hängend, etwa zoll- lang; Bractee scheidenförmig , tief zweispaltig; einen falschen Kelch bildend: Kelch tief öthei- lig, Segmente linealisch -lanzettlich, der Kron- röhre anliegend und viel kürzer als diese; Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Kronröhre bis 2 Zoll lang, röhrig - bauchig, flaumhaarig, hell gelblich -grün , mit kurzem, gleichförmig ötheiligem, ausgebreitetem Saum; Lappen abgerundet, Staubfäden 4, am Grunde der Röhre aufsitzend und mit dieser von glei- cher Länge; ein fünfter steriler Staubfaden ist bedeutend kürzer. Staubbeutel fast kuge- lig, didynamisch; Griffel so lang als die Kron- röhre, mit ungleich -2lippiger Narbe. Frucht eine schwammige, eirunde, einfächerige Beere. Samen zahlreich, klein, ungeflügelt auf 2 wand- ständigen Placenten. (Gleicht im Habitus sehr der Mitraria coccinea , der sie übrigens auch nahe verwandt sein muss, hat aber längst nicht so ‚brillant gefärbte Blüthen. Vermeh- rung und Cultur wie bei Mitraria.) (Taf. 5089.) 13) Billbergia Liboniana Lem. — (Eine bereils im ersten Jahrgange der Gartenflora [1852, pag. 149] besprochene Bromeliacee, der Sir W. Hooker nur ein bescheidenes Maass von Schönheit zuerkennt (doch wohl nieht, weil sie erst von Belgien aus nach Eng- land kam?), die wir aber oft in Blüthe sa- hen und gewiss als eine der schönsten und willigsten Bromeliaceen allen Freunden dieser interessanten Gattung empfehlen dürfen. Das lebhafte Corallenroth der Kelche contrastirt wunderbar mit dem dunkeln Violettblau der Petalen, ein ebenso seltener als brillanter Far- bencontrast!) — (Taf. 5090.) 14) Spathodea campanulata Beau. (Diese prächtige baumartige Bignoniacee, die aus dem westlichen tropischen Afrika stammt, wurde schon im Jahrg. 1853, pag. 154 er- wähnt, und ist sie auch bereits in allen grös- seren Handelsgärten längst zu: finden. In ih- rem Vaterlande gewiss eine der grössten Zier- den des Waldes, mit ihren grossen Dolden- trauben prächtig orangerother Blüthen, die an Grösse und Form den Tulpen nieht unähnlich sind. hat sie leider als Gewächspflanze den Fehler, ‚dass sie erst zu blühen beginnt, wenn sie für die meisten Häuser viel zu hoch ge- worden ist; ihr hübscher gerader Wuchs und die grossen gefiederten Blätter geben ‚ihr. je- doch auch Werth als Blatipflanze und als 'sol- ehe kann sie auch len Besitzern von Warm- häusern von bescheidneren Dimensionen em- pfohlen werden, da sie ziemlich leicht, ‚wenn Il. Neue Zierpflanzen. auch langsam als Steckling sich bewurzelt, kann man Pflanzen, die zu hoch geworden, opfern und durch junge nachgezogene Exem- plare ersetzen). (Taf. 5091). 15) Juanulloa? eximia Hook. (Brugmansia eximia Hort.) Kam nach England aus conti- nentalen Gärten als Brugmansia eximia. Nä- heres über Vaterland und Einführung konnten wir nicht erfahren. Die grossen gelblich-grünen Blumen gleichen in Form und Grösse denen einer Datura oder Brugmansia, der Kelch je- doch und auch die Blälter und die ganze Tracht gleichen mehr den Juanulloa- Arten Könnte es nicht ein Hybride sein?— Bildet ei- nen gutbelaubten compacten Busch , mit hol- zigen Zweigen. Blätter gross, oval, fast le- derig, glänzend grün, kurz zugespitzt, Blattstiel stark, etwa !/ Zoll lang. Blumen zu zweien, neben den Blaıtwinkeln hervortretend, auf kur- zen, abwärts gebogenen Slielen , Kelch. breit eiförmig, fast 2 Zoll lang und ebenso breit, von dicker, fast lederiger Textur, 5kantig, in 5 ungleich lange spitze Segmente unregelmässig. aufbrechend , so dass wie bei Juanulloa öfters. 2 oder mehrere Segmente sich nicht trennen. Corolle fast 6 Zoll lang und ebenso breit im: Durchmesser des Saumes,, trichter-glockenför- mig , die Röhre undeutlich 10kantig, Schlund‘ weit geöffnet, mit 5, aus breiter Basis lang zu- gespilzien, zurückgeschlagenen Lappen. Staub- Eine! mehr interessante, als schöne Art, die im tem- beutel und Griffel hervorstehend. perirten Hause überwintert wird und durch Stecklinge sich leicht vermehren lässt. — Eine nahrhafte Rasenerde mit altem Kuhdünger und Sand verselzt wird dieser sowie wandten Arien am meisten zusagen. (Taf. 5092.) 16) Sanseviera cylindrica Bojer. (S. an- golensis Wellwitsch.); Asperagineae. — Eine neue Gespinnsipflanze, deren Fasern eine aus- zeigen und sergewöhnliche Güte und Stärke besonders für Schiffstaue,, Tackelwerk u. s. w. sich vorzüglich eignen. In der portugiesischen Niederlassung Angola. an der Westküste von Afrika wird sie bereits angebaut und die Fa- sern If& benannt; sie ist auf der Ostküste Afri- ka’s gefunden worden und es ist wahrschein- lich, dass sie an beiden Küsten und vielleicht auch im Innern des tropischen Afrika ihre Hei- den ver- | aber obgleich alle von grosser Schönheit, ist | erst ganz kürzlich die obige Art als die erste 251 malh hat. Da die Pflanze rasch wächst und fast keine Pflege, verlangl, ist ihre Einführung in allen tropischen Ländern von Wichtigkeit; für uns besitzt sie nur ein untergeordnetes In- teresse, ausgenommen für botanische Gärlen und für solche , die sich überhaupt für Nulz- pflanzen interessiren, denn die Blumen sind unbedeutend. Es ist eine ausdauernde Pflanze mit fleischigen Wurzeln und Stolonen treibend. Blätter alle wurzelständig, in Form denen der übrigen Sanseviera-Arten sehr unähnlich ; denn sie sind ganz stielrund,, zugespitzt‘, die äusseren klein und schuppenförmig, die inne- ren bis 3 Fuss lang, aufrecht oder aufrecht- abstehend , innen ganz ausgefüllt, mit festem fleischigem Zellgewebe I vielen Faserbün- deln. Biüthenschaft wurzelständig, kürzer als die Blätter, in einer aufrechten, fusslangen, nach oben verjüngten Traube endend, an wel- chem zahlreiche Blüthen büschelweise stehen. Perigonium röhrig , bis fast zur Mitte gespal- ten in 6 linealische, an der Spitze zurückrol- lende Segmente, rahmweiss mit roth getuscht; Staubfäden weit hervorstehend. (Taf. 5093.) 17) Tachiadenus carinatus Griseb. (Lisian- thus carinatus Lam.); Gentianeae. — So schön auch die bekannten europäischen Gentiana- oder Enzian-Arten, und besonders die alpinen sind, werden sie doch noch von den Gentianeen der tropischen Länder übertroffen, so durch die Lisianthus- Arten Süd- Amerika’s und die Tachiadenus - Arten von Madagascar. Man kennt jetzt von der Gattung T’achiadenus be- reits 5 Arten, die alle als Halbsträucher oder Kräuter ausschliesslich Madagascar angehören, lebend eingeführt durch den Missionär Rev. Ellis, der auf seinen Missionsreisen in Mada- gascar, geleitet von einer warmen Liebe für Pflanzen und unterstützt von gründlichen Kennt- nissen und Energie, schon mehrere sehr schöne und interessanle Pflanzen „ darunter die be- wundernswürdigen Gitterpflanzen (Ouvirandra fenestralis und Bernieriana) unsern Warm- häusern zuführte. Die Samen , die Rev. Ellis von Madagascar mitbrachte, wurden auch von ihm selber angesäet und er halte die Genugthuung , sie zuerst (October 1858) zur 252 Blüthe zu bringen. Ein niedriger, nur unten verholzender Halbstrauch mit Akantigen, ga- ‚belig verzweigten Stengeln. Blälter oval, sitzend, 3nervig, Trugdolde endständig zwei- mal gabeltheilig, armblüthig; Kelch Öspaltig, die linear - pfriemlichen Zipfel gekielt und auf dem Rücken geflügelt, Flügel bis zum Grunde des Kelches herablaufend; Kelchröhre weiss, zweiZoll lang, sehr dünn, an der Spitze bau- chig, Saum präsentirtellerförmig, flach ausge- ‚breitet, Lappen breit - eirund , spitzlich ; schön blauviolett; Staubfäden eingeschlossen ; Schlunde sitzen oben unterhalb der Mündung kurze zahnförmige Anhängsel, abwechselnd mit dem Lappen. — Nach Analogien zu ur- theilen , dürfte diese schöne Pflanze nicht so leicht zu eultiviren sein; aber es ist durchaus nicht unmöglich, dass sie sich weniger difficil zei- gen wird, als die Lisianthus - Arten, und wir wollen in unserem Urtheil durchaus nicht vor- greifen. Vermehrung wohl am besten durch Samen, sehr wahrscheinlich auch durch Steck- linge. (Taf. 5094.) im 18) Chrysanthemum carinatum Schousb. var. pictum (Ch. tricolor Andr., Ismelia ver- sicolor Cass.) ; Compositae. — Die Stamm- art mit ihren mit dunkler Scheibe und meist weissen, am @runde gelben Strahlblümchen ist längst in den Gär- ten bekannt als eine robuste annuelle Pflanze. Ein englischer Gärtner Mr. Burridge hat einige sehr hübsche Abaıten gezogen, die bereits von verschiedenen Samenhandlungen angeboten werden, und wenn sie sich constant erweisen in ihrer auffallend hübschen Farbenzusammen- stellung eine werihvolle Acquisition sind. (Sir W. Hooker bildet zwei sehr verschieden ge- färbte Varietäten ab, die er gleichwohl nur mit einem Namen bezeichnet; derZüchter und nach ihm die Handelsgäriner , bezeichnen je- doch als Burridgeanum die Abart, bei der die weissen, am Grunde gelben Strahlblumen, eben oberhalb der gelben Färbung mil einem scharf abgegrenzten carmoisinrothen Gürtel be- malt sind; und nennen venustum die zweite Abart, bei der die Strahlblumen auf der obe- ren Hälfte ganz carmoisinroth sind, und auf der unteren Hälfte durch Weiss ins Gelbe ziehen. — Beide Varietäten sind der Abbil- grossen Blumenköpfen Garienflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. dung und Beschreibung nach sehr schön. — Aussaat im April gleich ins freie Land. ii (Taf. 5095.) c) Abgebildetin „Flore des Serres.“ 19) Acer polymorphnm palmatum atro- purpureum. Eine japanische Ahornart, durch von Siebold eingeführt, der sie an Van Houtte käuflich abtrat; Siebold sagt über diese, in japanischen Gärten als Zierstrauch viel eul- tivirte Pflanze. dass sie dort mehr wie jede andere dasAuge desEuropäers anziehe. durch ihre dunkelschwarzrothe prächtige Belaubung. „Das Laub, sagt er, dieses buschigen, 10—15 Fuss Höhe erreichenden Strauches vertritt die Stelle der Blumen, das lebhafte, ja fast feurige Roth der jungen Triebe contrastirt aufs Schönste mit dem finstern Schwarzroth der älteren Blät- ter, der ganze Busch bildet ein enormes Bou- quet!“ — Da dieser prächtige Strauch unser Klima ohne Bedeekung zu ertragen scheint, wird er zweifelsohne bald eine grosse Fille in den Gärten spielen; im Vorgrunde von Ge- hölzpartien , einzeln im Rasen, als Miltelstück von Gruppen oder mit helllaubigen Sträu- chern gruppirt, wird er herrliche Effecte ma- chen. — Vermehrung, wie es scheint, nicht so ganz leicht durch Stecklinge, Propfen und Ab- legen. (Im neuesten Kataloge von VanHoutte _ ist er mit 10 — 25 Fres. notirt. '20) Rhododendron hybr. Othello. — Wurde in deutschen Gärten gewonnen und durch die Herren Rinz in Frankfurt zuerst verbreitet, ist aber noch immer selten in den Collectio- nen. Ausgezeichnet durch die sehr eigenthüm- liche, schwarzbraunrothe Färbung der mittelgros- sen, in prächtigen dichten Bouquets stehenden Blumen, wohl bis jetzt das dunkelste aller Rhododendron; hält in Belgien vollkommen aus und gehört zu der Formenreihe der von Rh. maximum gezüchteten Abarten und Ba- starde. (Taf. 1274.) 21) Camellia Princess Frederick William. — Eine von Rob. Fortune aus China impor- tirte Camellien-Varität, durch den Handelsgärt- ner Glendinning in Chiswiek bei London in den Handel gebracht, die durch ihre vollkom- mene Form, regelmässige Füllung und höchst zierliche Färbung ihrem chinesischen Züchter alle Ehre macht, und aufs Neue den Beweis in. liefert, dass die chinesischen Gärtner recht gut mit ihren europäischen Collegen concurriren können. Die Grundfarbe ist ein zartes Incar- natweiss, mit rosa reich gestreift und bandirt. Glendinning dedieirte sie der jungen Gemah- lin des preussischen. Kronprinzen, bekanntlich die älteste Tochter der Königin Victoria. i (Taf. 1277.) 22) Stapelia (Orbea orbieularis Haw.); Asclepiadeae. — Vor el- wa dreissig Jahren, als die Gartenkunst noch in den Kinderschuhen einherging und die zahlreichen Florblumen von heutzutage noch gar nich! existirien , als die erste einfach blü- hende Camellia japonica, die einfache Dahlia variabilis, das Pelargonium macranthum und andere jetzt kaum noch vorhandene Pflanzen Sensation erregten, nicht weil man sie als Stammeltern einer überaus mannigfaltigen und weit prächtigeren Nachkommenschaft begrüsste, denn von den wunderbaren Erfolgen künsili- cher. Befruchtungen hatte man noch keine orbicularis Andr. Ahnung, — sondern ihrer eigenen, freilich heute sehr bescheiden erscheinenden Schön- heit wegen, — zu jener Zeit war die Glanz- epoche der sogenannten Fettpflanzen, der Cac- Il. 1) Vermehrung der Oyclamen aus Stecklingen. Der Pariser Handelsgärtner Pele, der besonders sich mit der Cultur von Stauden beschäftigt, und eine sehr reiche Samm- lung von Freilandpflanzen besitzt, vermehrt ‘ die Cyelamen-Arien durch Blatistecklinge und iheilt in her Belgique horticole sein Verfahren mit. Man löst die Blälter mit sammt den Blattstielen behutsam von der Knolle ab, in der Weise, dass noch am Grunde des Stie- les ein sehr kleines Stückchen der Knolle sitzen bleibt, ohne jedoch die Knolle selber mehr als nöthig zu verletzen. Dieses kleine Knollenstückchen ist wesentlich nothwendig zum Gelingen der Operation; denn von ihm aus bilden sich die Wurzeln und die Knospe, aus der sich die neue Knolle entwickelt, Wenn diese Blattstecklinge unter Glocken ge- Notizen. | 253 teen, Crassula, Mesembrianthemum, Aloö, Eu- phorbia und Stapelia - Arten, und wenn man von Zeit zu Zeitan diese vergessenen Schönen erinnert, so geschieht es wohl in der Voraus- setzung, dass auch für sie die Stunde schla- gen wird, wo die allgemeine Gunst sich ihnen wieder zuwenden und sie und mitihnen man- che andere jetzt verschollene Pflanze wie- der aus dem Staube der Vergessenheit hervor- ziehen wird; denn die Mode wechselt und Uebersättigung durch die Masse der Florblu- men wird über kurz oder lang wieder eine andere Geschmacksrichtung herbeiführen. Die St. orbicularis gehört zu den schön- sten, grossblumigen Arten. Die aufrecht ab- stehenden Stengel sind vierkantig, an den Kan- ten gezähnt , die einblumigen Blüthenstengel treten einzeln aus der Stengelbasis hervor. Corolle flach ausgebreitet 5spaltig, die Lappen herzförmig, an der Spitze zurückgekrümmt, zugespitzt, auf strohgelbem Grunde dicht runz- lich-gestreift, die queerlaufenden , unterbroche- nen Streifen stehen dicht beisammen und sind schwarzbraun. (Taf. 1281.) (E. 0.) Notizen. macht und in gelinder Bodenwärme gehalten werden, so schlägt kaum einer fehl. Auf ei- ne Tabletie ins Warmhaus gestellt, wachsen sie auch gut an, nur ein Viertel ging verloren. Diese Stecklinge machte Herr Pel& vom Oc- tober bis zum Januar und auf solche Weise gewonnene junge Pflanzen von C. Coum blühten ihm schon im ersten Jahre! — Die Vermehrung durch Stecklinge bietet beson- ders den grossen Vortheil, dass auf diese Weise die hübschen Abarten mit gefleckien und anders gefärblen Blumen constant erhal- ten und vermehrt werden können, während Aussaaten bekanntlich in den meisten Fällen nur die Stammarten wieder produciren, und die schönen Varietäten bisher immer wieder verloren gingen, bis sie in einer glücklichen Aussaat von Neuem entstanden. — (E. 0.) 254 2) Neue und empfehlenswerthe Erdbeersorten. Die folgenden Sorten wur- den durch die königl. belg. pomologische Com- mission aus der grossen Zahl der neuen Va- rietäten gewählt, als die besten: a) Surprise (Myatt); diese Sorte ist weniger der Güle als der Grösse und Schön- heit der Früchte wegen zu empfehlen. Diese sind sehr gross, innen hohl , veränderlich in der Form , bald kegelförmig,, bald viereckig, kantig und abgeplaltet; die Farbe ist hellroth, nach der Sonnenseite in sehr schön hochroth übergehend; Fleisch röthlich weiss, nicht sehr und angenehm schmeckend. von kräfliigem gedrängtem zart, aber süss Die Pflanze - ist Wuchs, recht tragbar und spät reifend. b) Nec plus ultra (De Jonghe). Frucht gross, ziemlich veränderlich in der Form, meistens rundlich, von lebhaft rother, an der Sonnenseite dunkel purpurrother Farbe; Fleisch roth , fein , saftig, weinreich, duftend, ausge- zeichnet schmackhaft; Wuchs sehr kräftig und buschig, von mittlerer Tragbarkeit. c) Perle des fraises (De Jonghe). Frucht mittlererGrösse, länglich, gegen die Mitte hin dicker, dunkelroth auf der Sonnenseite, übrigens hellroth oder gelblich; Fleisch röth- lichweiss, fest, fein, süss, von ausgezeichnelem Arom, innen nicht hohl; Wuchs kräftig , sehr fruchtbare Sorte, die nichts zu wünschen übrig lässt, wenn nicht an Grösse vielleicht$ sonst aber vorzüglich in jeder Hinsicht. d) Ajax (Lorio). Frucht gross, abge- rundet, fast herzförmig, schön lebhaft roth Fleisch röthlich , fast -voll im Centrum, fein, süss, sehr gut. Wuchs krältig ; eine sehr trag- bare und ziemlich frühe Sorte. e) Gretry (Lorio). Frucht gross, ange: lich oder oval; abgerundet; brillant carmin- roth. Fleisch röthlich, zart, weinreich, erster Qualität. Eine sehr fruchtbare Sorte. f) Louise Marie (Lorio). Gross, oval abgerundet, zuweilen plattgedrückt, kirsch- roth oder dunkelpurpur. Fleisch fein, rölh- lich in der Mitte, lebhaft roth am Rande, süss und kräftig duftend, allererster Qualität ; eine starkwüchsige und sehr tragbare Sorte. g) British Queen nova. Diese Sorle englischen Ursprungs gleicht in der Form aer älteren bekannten Sorte dieses Namens. In süss, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Farbe ist sie röthlich weiss, auf der Son- nenseite rolh getuscht;, Fleisch weiss, fein, saft- reich, süss, von vorzüglicher Güte. Wuchs kräftig, ziemlich fruchtbar. h) Reine des fraisiers (De we Frucht gross, oval zugespitzt oder conisch, röthlich weiss auf der Sonnenseite hochroth nüaneirt; Fleisch weiss, fein , weinreich, sehr wohlschmeckend. Eine der allerbesten Sor- ten, sehr kräftig von Wuchs und dabei sehr volltragend ) Choix dun amateur (DeJonghe). Frucht gross, conisch, abgeplattet oder rund, dunkelroth ; Fleisch roth, lein, süss und duflig, von ersier Güte; eine kräftig wachsende und ertragreiche Sorte. (Illustration horticole.) 3) Aepfelsorten, die vorzüglich- sten für den Anbau im Grossen. Die belgische Regierung hat vor einigen Jah- ren eine pomologische Commission ernannt, aus den tüchligsten belgischen Pomologen be- stehend, deren Aufgabe es ist, nach und nach alle Obstsorten einer gründlichen Prüfung zu unterziehen , auch die ausländischen, um'zu bestimmten Resultaten zu gelangen‘, welche Obstsorten aus der Unmasse von Sorten, in je- der Hinsicht die besten sind für den Anbau im Grossen als Hochstämme, natürlich zunächst mit Rücksicht auf das belgische Klima, und dann darauf hinzuwirken, dass diese Sorten vor- zugsweise angepflanzt und die schlechteren, jetzt noch überall so häufig gezogenen Sorten möglichst verdräng! werden. — Die Commis- sion hat vorläufig folgende 16 Sorten gewählt, als den Anforderungen am besten entspre- chend, die für den Anbau im Grossen maass- gebend sind und sie nach den Ländern, wo- her sie stammen, classificirt. Von deutschen Sorten. haben nur zwei Gnade gefunden, der bekannte Grafensteiner und die Ana- nas-Reinette. } Der nordamerikanische Staat Massa- chusets liefert einen grösseren Beitrag: Pomme Baldwin oder Woodpecker, nach Downing, dem berühmten amerikani- schen Pomologen, der beste Apfel amerikani- schen Ursprungs, Roxbury Russet oder Boston Russet, ein späler Apfel, der noch im Juni den’ Obstmarkt in Boston alimenlirt, NorthernSpy, ebenfalls sehr haltbar, Win- In. ter Queening, unserm rothen Winter- Calvill ziemlich ähnlieh, Rhode is- land Greening, nach Downing der beliebteste und allgemein verbreitetste Apfel in den Vereinigten Staaten , der in allen Theilen der Union und auf den meisten Bodenarten gedeiht; Hubbardston Non such und endlich Green Ohio Pippin. Diese amerikanischen Sorten haben sich auch in Belgien als ganz vorzüglich bewährt; sie sind alle abgebildet in den Annalen der belgischen Commission, und die pomologische Gesellschaft Van Mons vertheilt Pfropfreiser dieser Sorten an sämmtliche Mitglieder , die darum anfragen. — Von englischen Aepfel- sorten sind vier aufgenommen; es sind: Rib- ston Pippin oder Glory of York, einer der beliebtesten Aepfel in England, Bedford- shire foundling, Queen ofthe Pip- pin (Königin der Reinetten) und Welling- ton oder Dumelow’s Seedling. — Von Russland sind ebenfalls zwei Sorten angenom- men, nämlich Grand Alexandre oder. Alexandre I, ein enorm grosser Apfel, und Duchesse d’Oldenburg, als ein vorzüg- Notizen, 255 lieber Sommerapfel. Der leizte auf der aller- dings noch nicht definitiv geschlossenen Liste, da die Arbeiten der Commission längst noch nicht beendet sind, ist Prince d’Orange, ‘ein Apfel holländischen Ursprungs. (Belgique horlicole.) (E. 0.) 4) Einneuer Krystall-Palast In London hat sich jetzt eine Gesellschaft zur Er- bauung eines 3. Krystall-Palastes gebildet. Der- selbe soll eine Länge 1200 Fuss und eine Tiefe von A00 Fuss erhalten. Der Mittelbau wird 136 Fuss hoch und 200 Fuss tief, Hier sollen namentlich Palmen in den freien Grund gepflanzt werden, um von allen Seiten unbeengt zu ähnlichen Grössenverhältnissen wie in ihrem Vaterlande emporwachsen zu können. Die- Flügel werden vom Mittelbau abgeschlossen, um in ihnen Kunstsachen und Gegenstände aus dem Bereich der Industrie aufzustellen. In einem besondern Concert- saale sollen 10000 Menschen Platz finden. De, Raum um diesen Krystall-Palast umfasst 450 Acres und soll grossentheils in Anlagen im neuesten und besten Style verwandelt wer- den. (E. R.) —m—mmmm iv [I I ———_ a - 1) Endlicher und Hartinger. Pa- radisus Vindobonensis. Ein Prachtwerk in gross Folio brachte bis jetzt 80 Tafeln inFarbendruck, die zu den schönsten Leistungen der Art gehören. Es enthält dieses Werk die Abbildungen der schönsten Pflanzen , die in den Gärten Wiens zur Blüthe kamen. Nach dem Tode’ des be- rühmten Endlicher lieferte Prof. Fenzl den Text zu den Abbildungen. Seither war aber die Herausgabe ins Stocken gerathen. Nun hat ‚Dr. B. Seemann, der Redactor der Bonplandia im Verein mit Harlinger die fernere Herausgabe übernommen. Dieses Werk erscheint jetzt in der Wallishauser’schen Buchhandlung (). Klemm) zu Wien, und zwar soll alle 2 — 3 Monate ein Heft mit 4 Tafeln in gress Folio, zum Preis zu 7 fl. oder 42% Rithlr. erschei- nen. IV. Literatur |? Jahresbericht des Vereins für Gartenbau in Schleswig -Hol- steinund Lauenburg pro 1858. Dieser noch junge Verein hat soeben seinen dritten Jahresbericht veröffentlicht , und zeigt darin, wie nülzlich derselbe schon geworden ist, wie viele Anregungen er schon gegeben hat. Von der Thätigkeit des Vereins zu spre- chen, würde uns zu weit führen , wohl aber dürfen wir durch die Mittheilung des Inhaltes dieses Jahresberichtes einigen Nutzen zu siif- ten hoffen. Seine Einrichtung ist der Art, wie wir sie jedem Organ eines Gartenbauvereins wünschen möchten; kurz und übersichtlich das Wichtigste der Verhandlungen und Versu- che enthaltend, mit Hinweglassung aller Pro- tocolle.. So wird das Büchlein den Vereins- gliedern, und bei seiner Wohlfeilheit auch an- dern Gartenfreunden nützlich. Nach den noth- 256 wendigen Einleitungen enthält das Schriftchen: Bericht über neuere und neu in Cultur gekom- mene Zierpflanzen, als Sommergewächse, Blattpflanzen, neue Varietaten von Florblumen, besonders Fuchsia, Pelargonium, Verbena, He- liotropium , Pflanzen für Frühlingsbeeie etc. Hierbei ist stets Rücksicht darauf genommen, ob eine Pflanze oder Sorte sich besser für Topfeultur oder Landeultur oder für beide eignet. Ebenso wird über neue und gute alte Gemüse, Beerenfrüchte und grosses Obst berichtet. Auf diese Weise erfahren. die Mitglieder, welche die Zeit abwarten wollen, welche von den Neuheiten der letzteren Jalıre sie vorzuziehen haben. Eine soleheControlle und scharfe Kri- tik sollte eine der Hauptaufgaben jedes Ver- einsblattes und jeder Gartenzeitung sein, damit die Gartenfreunde, welche nicht 'selbst prüfen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. können, doch ungefähr erfahren, was schön und für sie brauchbar ist. Nur auf diese Art wird der Schädlichkeit der marktschreierischen Anpreisungen der KHandelsgärtnerei einiger- massen entgegengewirkt, und zugleich den Verkäufern genützt, indem das Gute besonders empfohlen wird. ) Der Verein widmet scıne Thäligkeit auch besonders dem ‘Obstbau, hat eine Ausstellung bewirkt und eine Anzahl von Sorten , welche für die deutsch-dänischen Provinzen besonders zu empfehlen sind, bekannt gemacht. Hoffen wir, dass das Gerücht, dieser Gar- tenbauverein sei in Folge des Befehls der dä- nischen Regierung, welche alle Vereine in den deutschen Provinzen verbietet, ebenfalls aufge- löst worden, sich nicht bestätigt. IV. Personalnotizen und Neuestes. Gustav Wallis, der seit vier Jahren Brasilien durchreist, um Pflanzen zu sammeln und gegenwärtig in einem Gartenetablissement in Rio de Janeiro sich befindet , theill mir so eben mit, dass er im künftigen Jahre nach England gehen wolle, um neue Aufträge zum Pflanzensammeln zu erlangen, dass er aber gegenwärtig bereits so viele in Händen habe, um eine neue Reise noch in diesem Jahre antreten , aber doch nicht genug, um diese Reise nach Wunsch ausdehnen zu können. Er beabsichtigt, den Amazonenstrom im kommen- den September zu bereisen, um Pflanzen zu sammeln und bat mich zu trachten, für ihn weitere Aufträge zu erlangen, damit sein Un- ternehmen mit den nothwendigen reichen Mit- teln durchgeführt und dann recht erfolgreich werden könne. Seine Befähigung für dies mühsame und gefahrvolle Geschäft erwächst nicht nur aus seinen gründlichen Kenntnissen (G. Wallis ist ein sehr tüchtiger theoretisch und praktisch gebildeter deutscher Gärtner), sondern aus ei- ner genauen Sprachkenntniss und Landeserfah- rung, erworben durch 4jährigen Aufenthalt in Brasilien und mehrere Reisen in den Provin- zen Parana, Minas Geraös, San Paulo ete. Ich ersuche sie wiederholt, diesem wackern Landsmanne und Fachgenossen, der aus rei- ner Liebe zur Pflanzenwelt und aus wissen- schaftlichem Entdeckungseifer Brasilien aufge- sucht hat, die Ihnen mögliche Unterstützung durch Empfehlung ete. angedeihen zu las- sen *). (Briefliche Mittheilung.) *) Ich erkläre mich gern bereit, Aufträge für Hrn. G. Wallis entgegen zu nelımen und prompt zu befördern. E. Ortgies. Auch der Unterzeichnete wird Aufträge auf Pflanzen oder Samen gern vermitteln. ; E. Regel. I. Originalahbhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a Echinocactus Buckii Klein. 8.8 Theloidei. (Siehe Taf. 266.) Körper kugelig 3“ hoch und breit, | land gebildeten Stacheln, diejenigen wel- matt dunkelgrün, höckerig. Höcker zu wahren Warzen verlängert, an der Ba- sis durch Quer -Einschnitte deutlich ge- trennt, kegelförmig, in der Jugend an der Basis rautenförmig, 5—6flächig, nach der Spitze hin verschmälert, abgerundet und schief, nach unten abgestutzt, 7 lang, 8° vertical und horizontal, 9 an der Basis breit. Areolen unter der War- zenspitze stehend, in der Jugend dicht perlgrau wollig, nach oben in eine 11/, lange und 1’ breite wollige blüthentra- gende Furche verlängert. Stacheln gleich- farbig, von der Basis bis zur Mitte braun, von da bis zur Spitze durchscheinend bernsteingelb gefärbt, schwach geringelt, im Alter völlig aschgrau. Randstacheln constant 6, steif, ungleich, strahlig, sehr lang, etwas abwärts gebogen, an der Ba- sis schwach pfriemlich, die 3 obersten die längsten, 11—13‘’, die 3 untersten 7 — 8 lang. Centralstachel 1, weit vorgestreckt und gewöhnlich sanft nach links gebogen, 20 — 22 lang, Diese Messungen gelten nur für die im Vater- IX, 1859, che sich hier ausgebildet haben, sind viel kürzer, die 3 obersten Randstacheln 3,5 — 7”, die 3 untersten nur 3“ lang und der Centralstachel 8, 12 — 15“ lang. Blumen 1!/,“ lang und 22 im Durchmesser, bei Sonnenschein radför- mig ausgebreitet. Blumenblätter lineal- lanzettlich zugespitzt, carminroth, mit dunklerem Mittelstreifen. _ Kelehblätter keilförmig, bräunlichrosa, nach’ der Spitze zudunkler, anden Seiten gefranzt. Staub- fäden schön blass rosa; Staubbeutel goldgelb; Griffel länger als die Staub- fäden (1” lang); Narben: 7, gelb, walz- lich, ausgebreitet, !/,“ lang. Blüthezeit vom Frühlig bis Ende Sommer. Vater- land Mexico. Von Karwiusky einge- führt, Steht dem Echinocactus horripilus Lem. nahe; noch näher aber dem Echi- nocactus Tulensis Poselger, von dem er sich aber durch die deutlich getrenn- ten Warzen, die geringere Zahl der Randstacheln, durch nur einen Cen- tralstachel und durch die Grösse und 17 258 Farbe der Blumen unterscheidet. flüchtigem Anblicke der Mammillaria | terschieden. — Scheerii Mühlenpf. ähnlich, aber an- b) Aerides affine Lindl: £. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Bei | derer Charaktere nach hinlänglich un- (Klein.) roseum. (Siehe Tafel 267.) ÖOrchideae Aerides affine ist eine der epiphy- tisch wachsenden Orchideen Ostindiens ohne Scheinknollen. Die rinnigen gleich- breiten Blätter stehen zweizeilig an den Stengeln, welche letzteren dieke Wurzeln entsenden, mit denen sich die Pflanze ansaugt. Die vielblumigen Blüthentrau- ben entspringen in den Achseln der Blät- ter, sind ungefähr so lang als diese und hängen gracil über. Blumenblätter läng- lich, stumpf. Lippe oval, undeutlich drei- lappig, mit sackförmigem geknietem Na- gel und kurzem Sporn. Die Färbung der Blumen der Stammart ist rosa mit purpur Flecken. Die hier abgebildete Abart zeichnet sich durch die zart rosa- rothe Färbung der Blumen aus und ist nach einer im Botanischen Garten zu Zürieh angefertigten Abbildung gege- ben. Cultur in der wärmsten Abtheilung des Orchideenhauses, wo man sie, an Holzklötze befestigt, unter dem Fenster aufhängt. Zur Zeit des Triebes hohe Temperaturgrade und sehr feuchte Luft; zur Zeit der Ruhe ist sie dagegen vor allzuviel Feuchtigkeit zu bewahren. (E. R.) cd) Urostigma bibracteatum Regel. (Siehe Taf. 268, Fig. 1.) Amtoc ar p eraue Eine in den Gärten als Ficus bibrae- teata verbreitete Art, welche, soviel uns bekannt , durch Warscewiez aus Mittel- Amerika eingeführt ward. Derselbe bil- det einen mittelhohen, ganz kahlen Strauch mit schönem, jedoch im Winter fallendem Laube. Blätter gestielt, oval- elliptisch, am Grunde abgerundet oder herzförmig; an der Spitze abgerundet stumpf oder mit stumpfer Spitze. Am Grunde ist das Blatt von 3 Hauptnerven durchzo- gen und vom unterhalb stark vortreten- den Mittelnerven gehen beiderseits 6—7° Seitennerven ab, die vor dem Rande bo- gig zusammenlaufen. Zwischen je 2 der Seitennerven verläuft ein zarterer Nerv, von dem aus das Adernetz des Blattes sich verzweigt, Ist sehr nahe verwandt mit U. Gard- nerianum Mig. Nach der Figur, die Miquel in Martius Fl. bras. fasc. X. tab. 27, fig. 3 gibt.. verläuft in den Blät- tern desselben, zwischen je zwei Seiten- nerven kein dünnerer Nerv, sondern I. Originalhandlungen. es 259 sind hier die Seitennerven einfach | für's Warmhaus mit 5 — 6 Zoll langen, durch querbalkenartig verlaufende Quer- |3—31/, Zoll breiten Blättern, die ober- nerven verbunden. Ein hübscher decorativer Strauch halb lebhaft grün, unterhalb blasser. — (E. R). %) Verwachsungen bei Tannen, (Siehe Taf. 268, Fig. 2.) Es sind besonders von Prof. Göp- | tab. 268), beobachtete er einen dünne- pert jene interessanten Beobachtungen | ren , in der Entwickelung zurückgeblie- gemacht worden, nach welchen die Wur- zeln unserer heimischen Tannenarten häufig untereinander verwachsen. Wenn von solchen Bäumen, deren Wurzeln untereinander verwachsen sind, einer gefällt wird, dann bleibt der Stumpf gesund, überwallt, bildet aber keine Triebe. Er wird von dsn Wurzeln des andern Baumes ernährt. Eine Verwachsung des Stammes ei- nes Pinus silvestris mit einem Aste ei- nes nebenstehenden Baumes der glei- chen Art, wird vom Herrn Graff aus dem Kasan’schen Gouvernement beschrie- ben und abgebildet. Der angewachsene schwächere Baum ward von seiner Wur- zel getrennt und vegetirte, von dem an- dern Baume ernährt, weiter. Einen höchst interessanten ähnlichen Fall beobachtete Akademiker Ruprecht im Park zu Pawlowsk und veröffent- lichte solchen tom. III. pag. 114 der Melanges biologiques der Kaiserl. Aka- demie der Wissenschaften in St. Peters- burg. Derselbe fand im Park zu Pawlowsk zwei nebeneinander stehende‘ Exemplare von Pinus Pichta oder balsamea, was wegen Mangel reifer Zapfen von ihm noch unentschieden gelassen wird. Ne- ben einem älteren Baume (Fig. 2 a, benen Baum (Fig. 2 b, tab. 268). Derselbe stand ganz dicht am dicken Baume und war offenbar gerade durch diesen in sei- ner Entwickelung beeinträchtigt. Der Stamm desselben war nach oben mit den Aesten des dickeren Baumes an 5 Stel- len (1, 2, 3, 4) verwachsen. Unterhalb der untersten dieser Verwachsungen (1) und dem Grunde des Stammes (b — b) war zufällig ein Theil des Stammes herausgesägt worden und in die Holz- sammlung der Akademie gekommen. Der obere Theil des Stammes (b c) blieb nun als mit den Aesten des Nachbar- baumes verwachsen, frei in der Luft auf- gehängt, vegetirte aber, von jenem er- nährt, seit jener Zeit weiter und ist jetzt noch in voller Vegetationskraft. Nach den Untersuchungen des Herrn Ruprecht ward dieser merkwürdige Baum schon im Jahre 1785 gepflanzt und 1834 das Stammstück ausgeschnitten. Seit 25 Jahren lebt er also schon le- diglich von dem Nachbarbaume ernährt. An der Verbindungsstelle des Stammes mit dem untersten der Aeste (bei 1) hat sich eine wulstförmige dicke Holzmasse um die Verwachsung gebildet. | Im gleichen Parke fand Herr Ru- precht noch einen zweiten Fall, wo der Stamm eines dünneren Baumes mit 10, 260 zwei Aesten eines dieckeren Nachbarbau- mes verwachsen ist. Hier ist aber der | den. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Stamm noch mit seiner Wurzel verbun- (E. R,) 3) Nachträge zur Kenntiniss der in unsern Gärten eultivirten Maranteen. ' » Von Dr. Fr. Körnicke. nd Im Jahrgange 1858 dieser Zeitung pag. 66 ff. versuchte ich einen Ueber- blick über die Tribus der Maranteen und eine Zusammenstellung der in unsern Gärten cultivirten Arten zu geben. Es mögen hier einige Nachträge folgen, so- weit sie sich im Verlaufe des letzten Sommers ergeben haben. Die Familie der Cannaceen ist in der neuesten Zeit wieder mit den Zingibera- ceen zu einer Familie vereinigt worden. Ich habe jedoch auf die nicht unwesent- lichen Unterschiede in der Blüthe hin- gewiesen. Ein Grund aber, der mich abhielt, beide Familien für bestimmt ver- schieden zu halten, war der auch schon von C. Koch angeführte Umstand, dass man die Cannaceen ohne Blüthen nicht von andern Familien zu unterscheiden vermöge. Dies galt jedoch nur von den Canneen im engern Sinne, denn die Ma- ranteen sind durch den an der Spitze angeschwollenen Blattstiel leicht zu er- kennen. Zwar kommt dieser auch bei den Aroideen (nicht Orchideen wie durch einen Druckfehler in meiner Abhandlung pag. 76 steht) vor, allein die anatomi- sche Structur desselben ist eine sehr verschiedene. Während nämlich bei den Aroideen das Zellgewebe dieser An- schwellung gleichförmig und nur von den zerstreuten Gefässbündeln unterbro- chen ist, so wird bei denMaranteen das innere Zellgewebe durch einen breiten, schief-radial gestellten Kranz von lang- gestreckten Zellen umgeben, deren äus- seres Ende tiefer liegt, als das innere, Bricht man die Anschwellung durch oder durchschneidet man ihn der Längs- richtung dieser Zellen nach, so zeigen diese einen Seidenglanz. Dagegen schienen in der That die Canneen von den Zingiberaceen ohne Blüthen nicht unterscheidbar zu sein. Sieht man indess genauer nach, so las- sen auch sie sich leicht durch einen Ve- gationscharakter erkennen, Die Zingi- beraceen haben nämlich nach Art der Ligula bei den Gräsern ein Bla:thäut- chen, das bald 'grösser, bald kleiner, doch stets vorhanden ist, wenigstens bei den Arten der Gattungen Costus, Cur- cuma, Alpinia, Amomum, Roscoea, Zin- giber, Globba, Hellenia ete,, so weit sie mir zu Gebote standen. Diese Ligula fehlt den Canneen, Gleichzeitig mit meiner Abhandlung erschien im Appendix des Samenkatalogs des Berliner Botanischen Garten für 1857. Seite 9 von H. Steudner eine Mono- graphie der in diesem Garten eultivirten Arten der Gattung Thalia, die eine Aus- führung der Ansichten C. Koch’s ist und daher ihre Widerlegung im Wesentlichen schon gefunden hat. Er zählt zu Thalia folgende Arten: Maranta setosa A, Dietr., M. compressa. A. Dietr., M. Luschnathiana Rgl. et Keke,, M. glumacea v. Houtte, M, composita Lk., M. leptostachya Rgl. et Kcke.,M. Jacquini R, et Sch., M, sanguinea I, Originalabhandlungen. Keke, und Thalia dealbata Fras. Allein gerade auf die Grundart, auf Thalia de- albata passt sein Gattungscharakterjnicht, da diese nur ein äusseresStaminodium (nach ihm ein inneres vorderes Blumenkronblatt) hat, während deren zwei vorhanden sein sollen und auch bei den übrigen ange- führten Arten vorhanden sind. Die ei- gentliche Gattung Maranta soll sich durch das kapuzenförmige Staminodium unter- scheiden, welches zweilappig sein soll und durch einen einfächerigen Fruchtkno- ten,d. h. ohne das durch die Scheidewände gebildete Körperchen. Dass beide An- gaben nicht in der Natur begründet sind, geht hinlänglich aus dem hervor, was ich früher gesagt habe. Nach seinen Beschreibungen würde also jetzt Maran- ta glumacea v. Houtte zur Untergattung Saranthe nach Maranta leptostachya Rgl. et Keke. zu stellen sein. 261 In meiner Zusammenstellung der eul- tivirten Arten war eine neue Maranta Riedeliana K.cke. beschrieben. Aus Steud- ner’s Beschreibung seiner Thalia Linkiana (Thalia composita C. Koch, Phrynium compositum Link, Maranta composita Hort.) im Appendix zum Berliner Sa- menkatalog sowie aus getroekneten Exem- plaren, deren Ansicht ich der Freund- lichkeit .desHerrn Dr. Klotzsch verdanke, erhellt nun, dass beide Arten identisch sind. Da die Beschreibung Steudner’s mit der meinigen gleichzeitig erschien, die übrigen Namen aber keinen An- spruch auf Berücksichtigung haben, so wird der Name Maranta Riedeliana ste- hen bleiben müssen, indem man sonst genöthigt ist, die Pflanze Maranta Lin- kiana zu nennen, weil sie nicht zur Gat- tung Thalia gehört. 4) Neuere Pflanzen, die Im Botanischen Garten zu St. Peters- burg blühten. 1) Disemma fillamentosum Rgl. et Kceke. Disemma Labill. ** Petiolis eglandulo- sis DC. prodr. 3, 332, Folis glabris, subtus biseriatim glan- dulosis, subtrilobis, lobis lateralibus ova- tis medio minimo vel vix ullo; petiolis eglandulosis; filis corollae exterioris quam lobi calycini interni subtriplo longiori- bus. Die Stengel windend, kurz und schwach behaart, gestreift, grün, etwas dicker als eine Rabenfeder. Die Blätter stehen abwechselnd, sind langgestielt, dreinervig, oberhalb dunkelgrün, unter- halb etwas blasser, netzförmig geadert, zwischen dem Mittelnerven und jedem Seitennerven mit einer Reihe Drüsen versehen, 2 bis 5 Zoll lang, 17/; bis 41], Zoll breit, am Grunde sehr stumpf oder spitzlich, fast dreilappig; die Lappen stachelspitzig, die seitlichen eiförmig stumpf oder stumpflich, der mittlere sehr klein oder kaum vorhanden, Die Blatt- stiele ziemlich walzenrund, sehr kurz schwachhaarig, drüsenlos, grün, 1 bis 13/, Zoll lang. Die Blüthenstiele sitzen in den Achseln der Blätter paarweise oder zu mehreren , sind einblüthig, un- terhalb der Mitte mit meist drei borsten- förmigen drüsenlosen Stützblättchen ver- sehen, unterhalb der Spitze gegliedert, sehr schwach behaart, 1 bis 1!/, Zoll lang. Der’Kelch istjkahl mit krugför- miger und sehr kurzer Röhre; der Saum ist doppelt; die äusseren Abschnitte sind linealisch - länglich , stumpf, zu drei an der Spitze kapuzenförmig und in eine kleine stumpfe Spitze verdickt, bis 9 262 Linien lang und 1%, Linien breit; die innern Abschnitte sind klein, dreimal kürzer als die äussern, linealisch, gedreht, grün, kaum drei Linien lang, Die äus- sere Blumenkrone ist fadenförmig, zuerst gesättigt orangefarben, mit rothem Schim- mer, endlich lilafarben,, fast dreimal so lang als die innern Kelchabschnitte. Die innere Blumenkrone ist röhrig-krugför- mig, nach oben zu vielrippig und nach innen gebogen, roth orangenfarbig, vier- mal kürzer als die fadenförmige Blumen- krone. Die Staubfadenröhre ist am Grunde von einem ausgehöhlten Discus umgeben, kahl, walzenrund, der faden- förmigen Blumenkrone an Länge unge- fähr gleich, an der Spitze in fünf ausge- spreivzte kahle, den Abschnitten des äus- sern Kelchs entgegengestellte Staubfä- den getheilt. Die Staubbeutel länglich, etwas stachelspitzig, auf der Mitte des Rückens befestigt, beweglich, kahl. Der Fruchtknoten steht auf einem Stempel- träger, welcher der Staubfadenröhre an "Länge gleich kommt; ist ziemlich ku- gelförmig, kahl, einfächrig, mit drei wand- ständigen vieleiigen Samenträgern. Grif- fel drei, ziemlich keulenförmig, gespreitzt- abstehend, mit etwas schief kopflörmigen kaum zweilappigen Narben. — Diese Art unterscheidet sich von den andern leicht durch den Mittellappen der Blät- ter, der sehr klein oder kaum vorhanden ist, durch den kleinen innern Kelchsaum, und die kleine innere Blumenkrone, wäh- rend die äussere fadenförmige Blumen- krone sehr gross ist, weshalb wir nach ihr den Speciesnamen gewählt haben. Ausserdem ist sie noch durch die klei- nen Blumen ausgezeichnet. Wegen der auf der Unterseite mit Drüsen versehe- nen Blätter ist sie mit D. adiantifolium DC. und Bauerianum Endl. verwandt; aber bei diesen stehen die Drüsen zer- streut, bei unserer Art zweireihig. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Der Gattungsname Disemma ist so- wohl vom Autor de la Billardiere selbst als auch von den andern Botanikern als Femininum gebraucht worden, ist jedoch ein Neutrum, der er aus „dis doppelt“ und „oz&uue Kranz‘ zusammengesetzt ist, (Kcke.) 2) Acacia venusta Rgl. et Koke. Acacia L, sect, VI. Filieinae: Folia bi- pinnata eglandulosa. Inflorescentia ca- pitata. Benth. in Hook. Lond. Journ. of Bot. 1, 523. Inermis; ramulis pedunculis petiolis patentissimo - pilosis; pinnis 2 — 4jugis, foliolis 8 — 10jugis oblongis obiusis margine sparse ciliatis vel fere glaberri- mis autumno deciduis ; pedunculis axilla- ribus folio brevioribus; capitulis globo- sis, 11—13foris, solitariis, glabris ; filamentis albidis, liberis, basi disci crassi insertis; germine breviter stipitato; fructu hispido. Ein kleiner zierlicher, die Blätter abwerfender , buschiger, etwa ®/, Fuss hoher unbewehrter Strauch. Die Aeste, Blüthenstiele, Blattstiele und Blattspin- del sind mit wagerecht abstehenden, ge- raden, etwas zerstreut stehenden Haa- ren bekleidet. Die Blätter sind drüsen- senlos, am Grunde mit Afterblättchen versehen; die Afterblättchen schmal li- nealisch von langen steifen etwas zer- streuten Haaren gewimpert ; die Spindel mit dem !/, Zoll langen Blattstiel zu- sammen bis 1!/, Zoll lang. Die Fie- dern entbehren der Afterblättchen, sind meist dreijochig, an den untern Blättern zweijochig, an den obern zuweilen vier- jochig, 4Y, bis 7 Linien lang, ungefähr 3 Linien breit; die Spindel unterhalb mit wagerecht abstehenden steifen Haa- ren bestreut. Die Blättchen 8— 10jo- chig,- länglich, stumpf, sehr kurz gestielt, mit einem schiefen schwach herzförmigen Grunde, 1'/, Linien lang, !/, Linie breit, I. Originalabhandlungen. der Rand der untern mit langen steifen zerstreuten, der Rand der obern mit sehr kurzen zerstreuten Haaren gewimpert, übrigens ganz kahl. Die Blüthenstiele sind ungefähr Y/, Zoll lang, die Köpf- chen stehen einzeln, sehr selten zu zweien, sind kuglig, kahl und 11 — 13- blüthig. Die Blüthenstielechen und die 21), Linien langen Blüthen sind kahl. Der Kelch ist kurz krugförmig, schwach fünfzähnig, grün, Die Blumenkrone ist viel länger, kaum 3/, Linien lang, grün, fünfspaltig, mit länglichen spitzen Lap- pen. Die Staubgefässe sind zahlreich; die Staubfäden weiss, gegen den Grund zu-purpurn, am äussern Grunde eines fleischigen , krugförmigen, den Stiel des Fruchtknotens umgebenden Discus ein- gefügt; die Staubbeutel klein, zwei- knöpfig, weiss. Der Fruchtknoten kahl? Der Griffel verlängert, kahl. Die Narbe punktförmig. Die unreife Frucht steht auf einem, die Blumenkrone überragen- den Stiele, ist länglich, zusammenge- drückt, gerandet und von steifen ab- stehenden Haaren besetzt, Diese Art scheint sich durch den unterständi- gen Discus von dem Gattungscharakter zu unterscheiden, stimmt aber ausser- dem mit der Abtheilung der farrenkraut- artigen Acacien, wenn man von dem Fehlen der Afterblättehen an den Fie- dern absieht, die ich aber auch bei Aca- cia hirta Nutt. nicht erkennen konnte, obwohl diese zur gleichen Abtheilung gehört. — In der Beschreibung, welche ich nach der blühenden Pflanze anfer- tigte, habe ich den Fruchtknoten als kahl angegeben. Die Frucht dagegen, welehe ich im Winter an der entblätter- ten Pflanze zu Gesicht bekam, ist bor- stenhaarig. Die Haare müssten sich also erst bei der Entwicklung zur Frucht ge- bildet haben. — Im Petersburger Bo- tanischen Garten wurde diese von Kar- 263 winsky aus Mexico gesandte Pflanze un- ter dem Namen Calliandra pallens culti- virt, , (Kcke.) 3) Petasites fragrans Prsl, oder Nar- dosmia fragrans Rehb. wurde schon im Anfange dieses Jahrhunderts in Frank- reich allgemein cultivirt, von dort nach England eingeführt und weiter. verbrei- tet. Sie wächst sehr zerstreut in der Region des mittelländischen Meeres: in Mauritanien, Frankreich, wo sie bei Nancy den nördlichsten Punkt ihrer Verbreitung erreicht, in Sardinien, Si- eilien, bei Neapel, in Bithynien und Ibe- rien. Es ist eine der vielen älteren Pflanzen, welche mit Unrecht von neue- ren, oft weniger werthen, fast ganz ver- drängt worden ist und es wohl verdient, wieder zu Ehren gebracht zu werden, um so mehr, da ihre Cultur eine sehr leichte ist und ihre Blüthen sich natur- gemäss schon im December entwickeln und bis Februar das Gewächshaus mit ihrem Duft erfüllen. Die rosa und weiss gefärbten Blumenköpfe sind zwar beschei- den, machen jedoch in dieser blumen- armen Zeit einen ganz guten Effect; ihr Hauptwerth liegt aber, wie schon an- gedeutet, in dem köstlichen Wohlgeruch, welcher den des Heliotrop mit dem der Mandel vereinigt. Sie verlangt in Pe- tersburg den Schutz eines Kalthauses, die gewöhnliche Cultur der Topfstauden und vermehrt sich sehr leicht aus ihren kriechenden Rhizomen. In Deutschland ist sie hart. (Rach.) 4) Populus tristis Fisch. Eine schon seit längerer Zeit in den hiesigen Gär- ten cultivirte Pappel, welche nach Fi- scher aus Nordamerika stammen soll. Sie steht der P, balsamifera sehr nahe, unterscheidet sich jedoch durch eine sehr ausgebreitete Krone, eilanzett- oder herz- eiförmige Blätter, welche ein viel dunkle- 264 res Colorit haben, stärker nach der Spitze verschmälert sind und von Blatt- stielen getragen werden, die dicht sam- metartig behaart und mehr oder weniger dicht mit rostbraunen, harzigen Punkten bekleidet sind. Der Baum hateinen sehr eigenthümlichen Habitus und macht durch seine fast schwarzgrüne Belaubung einen entschieden melancholischen Eindruck, wodurch er sich als eine werthwolle Bereicherung für Anlagen erweist. Auch noch im Petersburger Klima vollkommen hart. Vermehrung durch Steckholz, das im Spätherbste gemacht wird, sowie durch Wurzelausläufer,, die diese Pappel zahlreich treibt. Auch durch Samen kann dieser schöne Baum fort- gepflanzt werden, nur muss man die Sa- men sofort nach der Reife aussäen, da sie die Keimfähigkeit bald verlieren. Die- selben dürfen kaum 1, Linie hoch be- deckt werden, Wir sahen ihn um Petersburg mehr- fach angepflanzt und scheint er auf al- len Bodenarten fortzukommen, Auch als P. Fischeri von uns abgegeben. (Rgl. u. Rach.) 5) Nidularium Meyendorffüi Rgl. So nennen wir jetzt die täb. 211 dieses Werkes als Bromelia Carolinae und frü- her schon von uns Billbergia Meyen- dorffü (Grifl. 1858, pag. 98) genannte Pflanze. Seit langer Zeit schon erwar- teten wir mit Ungeduld das erneuete Blühen dieser Pflanze, um sie nochmals einem kritischen Examen zu unterwerfen. Ende Juli dieses Jahres entwickelten sich die ersten Blumen, nachdem die ro- then Herzblätter schon seit dem Winter das Erscheinen des Blüthenstandes an- gekündigt. Während nun bei der Gat- tung Billbergia die Blüthenhülle aus 3 äusseren und 3 inneren bis zum Grunde freien oberständigen Blüthenblättern be- steht, ist bei N. Meyendorffii die äussere Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blüthenhülle am Grunde bis zu 1/, ih- rer Länge in eine Röhre verwachsen, und die innern 3 Blüthenblättchen sind bis zu ungefähr 2/, der Länge mit den 3 äusseren Staubfäden in eine Röhre verwachsen, dann sind sie frei; um- wickeln sich aber bis unterhalb der Spitze mit ihren Rändern und erst an der Spitze treten die 3 Blättchen frei auseinander. Die 3 äussern Staubfäden sind erst am Grunde mit den innern Perigonalblättern so zur Röhre verwach- sen, dass sie zwischen den Blatträndern derselben eingetreten und sind weiter hinauf sind sie noch bis unterhalb der freien Spitze mit dem Rande eines der innern Perigonalblätter verwachsen; die 3 innern Staubfäden stehen den innern Perigonalblättern gegenüber sind und in der Mitte derselben verwachsen. Bei Billbergia sind die Staubfäden durchaus frei. Der Fruchtknoten des N. Meyen- dorffii zeigt eine öseitige oder zusam- mengedrückte Gestalt. Die mir bis jetzt durch Abbildung oder im frischen Zustande bekannten Nidularien theilen mit unserer Pflanze die Tracht, d.h.den zwischen den Herz- blättern eingesenkten Blüthenstand. Wäh- rend aber bei den bereits zu Nidularium gezogenen Arten eine grössere Bractee immer mehrere Blumen stützt und am Grund jeder einzelnen Blume sich noch eine kleinere Bracteola findet, so fehlt bei N. Meyendorffii diese grössere Bractee, aber am Grunde jeder einzelnen Blume findet sich eine kleine zungenförmige Bractee, Ferner reicht bei den andern Nidularium - Arten die Verwachsung der innern Perigonalblätter in eine Röhre bis zur Spitze und der Fruchtknoten wird als 3seitig beschrieben, während der des N. Meyendorffii zusammenge- drückt und oft Sseitig ist. Die Gattung Bromelia, wie solche Taf 206. AD. Be Du CH, —r (SF. Thelorder, warzenhkorkerine ) I. Originalabhandlungen. . Beer aufstellt, wird später, nachdem die Blumen der einzelnen dahin gezählten Arten genau bekannt, in verschiedene der schon aufgestellten Gattungen zu- rückfallen uud dagegen die Beer’sche Gattung Agallostachys den Namen Bro- melia behalten müssen. Diese Gattung Bromelia ist durch oberständige, 3lap- pige, äussere Blüthenhülle und 3blätterige innere, die dem über dem Fruchtknoten erhabenen Rande der äussern Blüthen- hülle aufgewachsen, und den innern Blü- thenhüllblättern verwachsene Staubfäden charakterisirt. Nidularium Lem. hat eine oberstän- dige Blüthenhülle , deren äussere und innere Blättchen mindestens bis zu 1, der Länge in eine Röhre verwachsen, deren innere 3 Blättchen, aber meist bis unter die Spitze verwachsen. Der Blü- ‘ thenstand sitzend im Herz der Blätter und die Staubfäiden wie bei Bromelia den innern Perigonalblättern angewach- sen. — Endlich Billbergia, wie mir Billbergia amoena soeben vorliegt, hat oberstän- dige, freie äussere und innere Perigonal- blätter und auch 6 freie Staubfäden, Blüthenstand von einem Schaft getragen, Am Grunde der inneren Blüthenhüll- blätter oder zwischen dem Grunde der Staubfäden meist kleine Schuppen. — Die Gattungen der Bromeliaceen ha- ben eine gründliche Revision nothwen- dig. Beer’s Arbeit hat hier nichts bes- ser, sondern vieles nur noch unklarer gemacht. Wir geben hier zunächst Analysen von den Blumen von Bromelia antia- cantha Bert., die wir anderweitig be- sprechen werden, sowie ferner von Ni- dularium Meyendorffi und-fügen schliess- A 265 lich eine Uebersicht der bis jetzt be- kannten Arten von Nidularium bei. Fig. L—4. Bromelia antiacantha Bert. Fig. 1. Eine Blume in Lebens- grösse. Am Grun- de des Frucht- knotens eine klei- ne Bractee. Auf der Spitze des Fruchtknotens 3 freie kleine Kelch- zipfel, über wel- che die 3 freien oberständigen, mit ihren Rändern sich umwickelndenund also eine röhren- förmige Blume darstellenden Blu- menblätter (in- nere Perigonal- bläter) emporra- gen. Fig. 2. Ein einzelnes Blu- menblatt schwach vergrössert. Die am Grunde ver- breiterten Staub- fäden sind dem- selben angewach- sen und die lan- gen linearen freien Antheren sind über’m Grunde auf dem Rücken be- festigt. — 266 Fig.3. Der ver- grösserte Längs- durchschnitt durch den Fruchtkno- ten, von welchem die Blumenkrone abgenommen. Auf der Spitze 2Kelch- lappen, aus dem Mittel erhebt sich der Griffel, der auf der Spitze 3 aufrechte, nicht zusammengedreh- te Narben trägt. — Fig.4. Der ver- grösserte ()uer- Fig. 3. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Fig. 5 Blume in Lebensgrösse, Am Grunde die eine zungenförmige gehöhlte Bractee , welche sich dicht um den Fruchtknoten legt, hier aber abgebogen dargestellt ist. Auf der Spitze des Frucht- knotens, der am Grunde verwachsene 3blättrige Kelch (die 3 äusseren Peri- gonalblätter), überragt von der 3blätteri- gen Blumenkrone. Fig.6. Ein Fruchtknoten, von dem die Bractee und der Kelch entfernt, in natür- licher Grösse. Auf der Spitze die Blumenkrone, de- ren 3 Blätter am untern Drittel mit- telst der zwi- schentretenden Staubfäden zu ei- ner Röhre ver- wachsen; weiter Fig. 6. durchschnittdurch hinauf bilden die den 3fächrigen Sich umwickelnden Ränder die Röhre Fruchtknoten. und an der Spitze treten die Lappen frei E auseinander. Fig. 7. Fig.5—8. Nidularium Meyendorffü Rgl. N Fig. 5. Fig 7. Ein ein- zelnes Blumen- blatt vergrössert. Demselben ist an jedem Rande ein und in der Mitte ein 3ter Staubfa- den angewachsen. Die linearen, ober- halb des Grundes auf dem Rücken befestigten An- theren frei. 1; l. Originalabhandlungen. Fig. 8. > I 7 ie Fig. 8. Querdurchschnitt durch den 3fächerigen, hier 3 seitigen Fruchtknoten, vergrössert. DieEier sind den im Cen- trum befestigten Placenten angewachsen. Der Gattungscharakter von Nidula- rium, wie ihn Lemaire gegeben, ist we- sentlich nach Nidularium fulgens Lem. gebildet, einer in der Tracht mit N, Meyendorffii so nahe verwandten Pflanze, dass Lemaire kürzlich in den Illustra- tions horticole die Ansicht aussprach, dass diese beiden Arten zu vereinigen seien, eine Ansicht, die jedoch die ge- nauere Untersuchung der Blumen und desBlüthenstandes beider so wenig recht- fertigt, dass gerade diese beiden Arten als die Typen von 2 Unterabtheilungen der Gattung Nidularium gelten müssen, die jedoch nur eine natürliche Gattung bilden können , da die Tracht durchaus die gleiche ist. Wir lassen nun noch den erweiter- ten Gattungscharakter und die Aufzäh- lung der Arten folgen. Genaue Unter- suchung der Blumen im lebenden Zu- stande dürfte später vielleicht noch man- che andere Art mit dieser Gattung ver- einen. — Nidularium Lem Lem. jard. fleur. IV. misc, pag. 60. et \ tab. 411. Perigonii superi laciniae exteriores basi connatae, apicem versus liberae erectae; laciniae interiores v. in tubum omnino connatae et apice tantum liberae erecto-cucullatae, — v. basi tantum cum staminibus in tubum connatae, medio li- 267 berae in tubum convolutae et apice liberae erecto- patentes. Filamenta usque sub apicem petalis internis adnata, apice li- bera; antheris linearibus apice acutis, basi emarginatis, dorso affıxis. Stigmata spiraliter convoluta. Ovarium omnino inferum , triloculare, trigonum v. com- pressum, v. compresso - 5gonum. Ovula numerosissima placentis duobus angulo centrali affıxis adhaerentia. — Herbae acaules, rhizomate perenni prolifero, foliis radicalibus basi vaginan- tibus coriaceis ligulatis margine spinu- loso- serrulatis. Scapus nullus, Flores in spicam capituliformem inter folia brac- teaeformia plerumque colorata immersam congesti, singuli basi bractea membrana- cea suffulti. A. Laciniae perianthii exterio- res basi tantum cum stamini- bus-exterioribus in tubum con- natae, Bracteae uniflorae. a) Nidularium Meyendorffü Rgl. Billbergia Meyendorffi Rgl. in Bot. Zei- tung 1857, pag. 713. Grtfl. 1858, pag. 98. Index sem. horti Petrop. 1857, pag- 27. Bromelia Carolinae Beer Fam, der Brom. pag. 29. Gartfl. tab. 211. Nidu- larium spendens Hort. — b) N. eruentum. DBillbergia eruenta Hook. Bot. Mag. tab. 2892. Bromelia cruenta Graham in Edinburg. Phil, Journ- Beer |. c. pag. 31. B. Laciniae perianthii in- teriores in tubum connatae et apice tantumliberae. Brac- teae pluriflorae, floressin- guli bracteolis suffulti. c) N.fulgens Lem. Lem. Jard. fleur. IV. mise. pag.60 et tab. 411. Beer |, c. pag. 74. | d) N. Scheremetiewü Regl. Gartenfl. 268 1858, tab. 224, pag. 137. horti Petr. 1857, pag. 28. e) N. purpureum Beer. Beer |. c. pag. 75. Rgl. Index sem, horti Petrop. Index sem. 1857, pag.28. Gartenfl. 1858, pag. 138. f) N. discolor Beer. 74. Beer 1. c, pag. (E. Regel.) 6) Oalathea micans Koeke. robustior Keke. Var. «@. genuina; humilior, fere Y, pe- dalis; foliis supra ad costam mediam al- bido-striatis subtus fusco-lilacinis. Phrynium micans Klotzsch in Otto et Dietr. Grtzt. 22 (1854), 249. Var. ß. robustior; altior et robustior usque 3/, pedalis, foliis supra ad costam viridibus, versus marginem albido-varie- gatis, subtus pallide viridibus saepe ver- sus marginem fusco-lilacino tinctis. Diese neue Varietät der niedlichen Calathea micans macht wegen ihres ro- busteren, bis ®/), Fuss hohen Wuchses und der abweichenden Färbung der Blattoberfläche zuerst den Eindruck ei- ner verschiedenen Art. Alle übrigen Charaktere stimmen aber so genau mit der genannten Art, dass sie sicher nur eine Varietät derselben bilde. — Der Blattstiel ist bis 5 Zoll lang, an der Spitze in ein drei Linien langes Glied angeschwollen, am Grunde in eine bis 23/, Zoll lange weissliche Scheide erwei- tert und grün. Die Blattspreite ist un- gleichseitig, 2"), — °/; Zoll lang, 3], bis fast 1'/, Zoll breit, Der Aehrenstiel ist blassgrün, nach oben braunroth ge- färbt, zusammen mit der Aehre viel kür- zer als die Blätter nämlich, 21), — 3!/, Zoll lang. DBracteen sind bis 9 vorhan- den. Die Kelchblättchen sind weisslich. Das äussere Staminodium ist ausgeran- det. Alle andern Merkmale dieser in den Gärten unter dem Namen Maranta species e Cayenne cultivirten Art stim- Var. ß. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. men mit der ächten Calathea micans, von der hier der Vergleichung wegen eine erneute Beschreibung folgen mag. Calathea micans Keke. var.c&. Wuchs rasenförmig, niedrig, 3 — 6 Zoll hoch, DerBlattstiel ist nach unten in eine ge- öhrte kahle, braun-lilafarbene, 1%, Zoll lange Scheide erweitert, oberhalb kurz be- haart, übrigens kahl, braun - lilafarben oder braungrün, bis 2 Zoll lang, am Grunde von blattlosen kahlen Scheiden eingeschlossen. Die Blattspreite ist el- liptisch, spitz, am Grunde stumpf, pa- pierartig, oberhalb auf der Mitielrippe mit einem Kamme von perpendiculär ge- stellten‘, ziemlich einreihigen , gleichlan- gen, steifen gelblichen Haaren versehen, sonst auf beiden Seiten kahl, auf der Ober- seite ander Mittelrippe breit weisslich und hier und da rosenroth gestreift, übrigens dunkelgrün und schillernd, auf der Un- terseite braun-lilafarben und matt, 12, — 2!/, Zoll lang, 8— 12 Linien breit. Der Aehrenstiel ist blattlos, kahl, nach der Spitze zu punktirt, walzenrund, dünn, aufrecht, dunkel grün-lilafarben, 2 — 4 Zoll lang. Die Bracteen sind 4 — 5 an der Zahl, eiförmig, zuge- spitzt, gegen die Spitze zu sehr unbe- deutend gewimpert, übrigens kahl, grün lila-gerandet. Die Bracteolen sind kahl, Die Kelchblättchen sind lanzettlich, zu- gespitzt, kahl, grün am Rande, wasser- hell. Die Blüthe weiss. Die Blumen- röhre ist etwas jlänger als der Kelch, und kahl, Die Blumenkronblättchen sind länglich, stumpf mit aufgesetztem Spitz- chen und an demselben sehr kurz ge- bartet, sonst kahl. Das äussere Stami- nodium ist umgekehrt eiförmig, abgerun- det stumpf, ziemlich tief ausgerandet, genagelt, hahl. Innere Staminodien drei, kahl; das äusserste schwielige ist jenem ziemlich gleich, umgekehrt-eiförmig, ab- gerundet stumpf, ausgerandet, ander ei- I. Originalabhandlungen. nen Seite mit einer kleinen Schwiele versehen, oberhalb der Schwiele weit verlängert. Das innerste kapuzenförmige Staminodium ist sammt dem fruchtbaren Staubgefässe viel kleiner als jene, an der einen Seite mit einem nach oben gerichteten Oehrchen versehen. Das fruchtbare Staubgefäss, mit einem blu- menblattartigen Anhängsel, welches fast bis zur Mitte des Staubbeutels ange- wachsen und nach oben zu allmälig ver- schmälert ist. Der Fruchtknoten ist kahl, dreifächerig , dreieiig. Der Griffel ist nach innen gekrümmt. — Die Art ist durch den niedrigen Wuchs und Ei- genschaften mit Calathea ornata Kceke. verwandt, aber vor allen andern durch den Haarkamm auf der Mittelrippe der Blätter ausgezeichnet. (Kcke.) 7) Maranta noctiflora Rgl. et Kceke. Maranta L. 1, Eumaranta A, Tubus co- rollae longus. Kceke. in Rgl. Grtil. 1858, 1. Foliis lineari-lanceolatis, basi rotunda- to-obtusis nec protractis, a basi ad api- cem sensim attenuato-acuminatis aequi- lateris, glabris; spieis terminalibus pauci- (2—4)floris; bracteis sepalis petalis gla- bris; germine trigono appresso pube- rulo. Diese neue Art von Maranta ist zwar weniger schön , als viele andere Arten ihres Geschlechts , dagegen sehr eigen- thümlich durch ihren Habitus, der wegen der schmalen und am Grunde aus all- mälig zugespitzten Blätter manchen Ar- ten von Bambusa gleicht. Nicht minder merkwürdig ist dieZeit, zu welcher sich ihre Blüthen öffnen, Sie blühte im Pe- tersburger Botanischen Garten in der Mitte des vergangenen Sommers, also zu einer Zeit, wo bei klarem Himmel eine völlige Dunkelheit in der Nacht nicht eintritt. Die Blüthen erschlossen sich nun etwa Abends 8 Uhr und waren Mor- 269 gens um 8 Uhr schon abgewelkt, Sie setzt dabei leicht Früchte an.. Die Höhe un- serer Pflanze beträgt 13/, Fuss, Die Aeste sind walzenrund, eben und kahl, an den Knoten mit in die Höhe gerich- teten Zweigen versehen. Die Blattscheiden sind kahl, geöhrt, grün, bei den obersten Blättchen an den Oehrchen purpurroth, sehr fein weisslich punktirt. Die Blatt- stiele sind auf der obern Seite gegen die Spitze zu schwach behaart, an der Spitze verdickt und hier, namentlich auf der obern Seite von angedrückten Haa- ren striegelig - pubescirend, im Uebrigen kahl; sie sind von der Scheide bis zur Blattspreite 11 Linien lang oder kürzer und fehlen an den untersten Blättern. Die Blattspreite ist linear-lanzettlich (an den untersten Blättern eiförmig - lanzett- lich), vomGrunde aus allmälig lang zu- gespitzt aber wegen der schnell abwel- kenden Spitze scheinbar stumpflich und mucronirt, mit Ausnahme des Mittel- nerves, der ganz am Grunde behaart ist, kahl, auf der Oberseite dunkelgrün und glänzend, auf der Unterseite etwas blasser und mit wasserhellen Punkten hesetzt, "bis 71/4 Zoll lang und 11 Li- nien breit. Die Bracteen liegen der Blü- thenspindel eng an, sind länglich, stumpf mit aufgesetztem Spitzchen, kahl, häu- tig, grün und etwa 1 Zoll lang. Die Blüthen stehen zu zweien, wovon die eine sehr kurz, die andere lang gestielt ist; die Blüthenstiele sind kahl. Die Kelchblättchen sind länglich, stumpf, mit sehr kurzem aufgesetztem Spitzchen, kahl, grün, ungefähr 5 Linien lang. Die Blüthe ist in allen übrigen Theilen weiss und kahl. Die Blüthenröhre ist etwas länger als der Kelch, etwas gekrümmt, am Grunde breiter als der Fruchtknoten und ein wenig aufgeblasen. Die Blu- menkronblättchen sind länglich, stumpf, an der Spitze kapuzenförmig. Die beiden 270 äusseren Staminodien bilden eine Lippe und sind verkehrt-eiförmig , abgerundet stumpf, genagelt; das eine von ihnen ist etwas breiter und ausgerandet. Von den drei inneren Staminodien ist das äusserste schwielig, oberhalb der Schwiele verlängert und blumenblattartig, länglich- verkehrteiförmig, abgerundet stumpf und ausgerandet, den äussern an Grösse gleich , dagegen viel länger als die in- nersten. Das innerste kapuzenförmige ist an der einen Seite mit einem brei- ten, flachen, herabsteigenden Oehrchen versehen. Das blumenblattartige An- hängsel des fruchtbaren Staubgefässes ist bis etwas über denGrund des Staub- beutels an den Staubfaden angewachsen, breit, verkehrt-eiförmig und überragt den Staubbeutel ein wenig.: Der Fruchtkno- ten ist dreikantig, von kurzen fest ange- drückten Haaren schwach pubescirend, einfächerig , eineiig und mit einem aus den drei verwachsenen Placenten gebil- deten Körperchen versehen. Der Same ist dreikantig, abgestutzt, höckerig , am Grunde mit einem Samenmantel verse- hen. — Durch die Blattform ist diese Art sehr ausgezeichnet. Vielleicht ist sie der Maranta protracta Mig. verwandt, die mir nur aus der Beschreibung bekannt ist, sich aber durch breitere, am Grunde vorgezogene Blätter unterscheidet. Von M. arundinaceaL. unterscheidet sie sich ausser andern Kennzeichen durch kahle Blätter, von M. divarieata Rosc. und gibba Rosc. durch den schwachbehaar- ten Fruchtknoten, der bei diesen seiden- artig-ülzig ist. 8) Argyreia Choisyana Rgl. et Kcke. Argyreia hirsuta W. Hook. in Bot. Mag. tab. 4940 nec Wight. Argyreia Lour. $. 1. Corolla apice 5-plicata subintegra, staminibus inclusis Choisy in DC. prodr. IX, 328, Caule volubili, e tubere oriente, al- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bo-villoso ; foliis petiolatis, ovatis, basi reniformibus,, rotundato-obtusis, muero- natis, supra molliter pubescentibus sub- tus albo-villosis; floribus peduneulatis ; sepalis oblongo -ovatis, acutis, villoso- hirsutis; tubo corollae campanulato -in- fundibuliformi, extus longe hirsuto ; sta- minibus et stylo inelusis, glabris; stig- mate capitato, bilobo,, papilloso - granu- lato. oa Der aus einem Knollen entspringende Stengel ist wie der Blattstiel walzenrund und von weichen, unregelmässig abste- henden Haaren zottig. Der Blattstiel 11/;, — 3!/, Zoll lang. Die Blattspreite eiförmig, an dem nierenförmigen Grunde mit abgerundeten Lappen, an der abge- rundet-stumpfen Spitze mit einem auf- gesetzten häutigen, 14, Linie langen Spitzchen versehen, auf der Oberseite durch die eingedrückten Nerven runz- lich, durch die abstehenden Haare flaum- haarig und dunkelgrün, auf der Unterseite durch die hervorstehenden Haupt- und Ne- bennerven grossgrubig und durch unregel- mässig abstehende dichte, weiche, weisse Haare besonders an den Nerven zottig häutig, von der Basalbucht bis zum auf- gesetzten Spitzchen 13/,—3°/ı Zoll lang, 1?2/; — 4 Zoll breit. Der allgemeine Blüthenstiel wie der Stengel drehrund und zottig, bis 5 Zoll lang, gegen die Spitze hn eine oder meist zwei Blüthen tragend und mit Bracteen be- setzt ; der besondere Blüthenstiel 1/, Zoll lang, zottig-rauhhaarig. Die Bracteen linealisch, raubhaarig, hinfällig. Die Kelchblättchen länglich - eiförmig,, spitz, dickhäutig, grün, von langen, weichen, aufrecht-abstehenden Haaren zottig, 7—8 Linien lang, 3°/, Linien breit. Die Blu- menkronröhre glockenförmig - triehterför- mig, fast ganzrandig, aussen von langen, geraden, weisslichen, seidenartig glän- zenden Haaren zottig raubhaarig, ähn- I. Originalabhandlungen. lich wie bei anderen Convolvulaceen mit gegen den Saum zu Sich verschmälern- den Längsstreifen und zwischen densel- ben kahl, purpur -rosenfarbig, innerhalb dunkel gefärbt und kahl, bis zum Rande des Saumes 3 — 4 Zoll lang. Staub- gefässe fünf, eingeschlossen, ungleich, zwei länger; die Staubfäden am Grunde mit der Blumenkronröhre verwachsen und daselbst schwach behaart, sonst kahl. Der Fruchtknoten kahl, von einem kah- len Discuss am Grunde umschlossen, zweifächerig , in jedem Fache mit zwei Eichen. DerGriffel eingeschlossen, kahl, Die Narbe kopfförmig, zweilappig , von kurzen Wärzchen gekörnt. — Diese Art wurde von W. Hooker unter dem Namen Argyreia hirsuta im Bot, Magazine tab. 4940 so gut abgebil- det, dass kein Zweifel über die Identität unserer und der Hookerschen Pflanze obwalten kann, Sie unterscheidet sich aber von Argyreia hirsuta Wight Ic. Plant. or. tab. 891 durch die Form und Be- haarung der Blätter , die bei A. hirsuta Wight nur seicht herzförmig, aber all- mälig zugespitzt sind und auf der Un- 271 terseite nicht die starkhervortretenden Quernerven haben. Ausserdem sind die allgemeinen Blüthenstiele mit sehr zahl- reichen (bei A. Choisyana dagegen nur mit einem oder zwei) Blüthen versehen. Endlich stehen bei A. hirsuta Wight die Haare auf den Kelchblättchen viel zer- streuter. Ist in der Wight’schen Abbil- dung die Form der Blumenkrone genau gezeichnet, so unterscheidet sich auch diese, da sie in der Mitte zusammenge- zogen ist, Diese schöne Schlingpflanze, welche eine weitere Verbreitung verdient, wurde von dem Obergärtner Herrn Nouvel in dem an schönen und durch gute Pflege ausgezeichneten Pflanzen reichen Garten Ihrer Erlaucht der Fürstin Beloselski auf (der Newa-Insel) Crestofski eultivirt. Das Vaterland ist unbekannt, dürfte aber wie .bei den andern Argyreia-Arten Ost- indien oder die benachbarten Inseln sein, Vielleicht gelingt es im nächsten Som- mer, durch künstliche Befruchtung Früchte zu erzielen, um darnach die Gattung ganz sicher stellen zu können. (Kcke.) I. Neue Lierpflanzen. a) Abgebildet in „Illustration horti- cole.“ 1) Faccinium serpens FPight. (Pentaplery- gium serpens Klotzsch; Vacciniaceae. — Eine der schönsten Arten der Gattung, die zuerst durch Griffith in dem Bootan Gebirge und dann auch in Menge von Dr. Hooker und Thomson im Sikkim-Gebirge gefunden wurde, wo sie epiphytisch auf den Aesten grosser Bäume oder auch in Felsspalten vorkommt, in den waldigen Regionen zwischen 3 — 7000 Fuss Höhe über dem Meere, Es ist eine von den wenigen Pflanzen, die zugleich die tropischen und temperirten Zonen des Himalaya bewoh- nen, wozu theilweise ohne Zweifel die merk- würdige Gleichheit der Temperatur beiträgt, die in solchen feuchten Regionen herrscht. Sie würde sehr wahrscheinlich in unsern Orchi- deen- und Warmhäusern zu cultiviren sein, entweder auf ausgehöhlten und mit Holzerde gefüllten 'Holzklötzen oder zwischen Steinen gepflanzt und ihnen zur grossen Zierde gerei- chen, es ist aber unseres Wissens bis jetzt noch nicht gelungen, sie lebend oder in Sa- men nach Europa zu bringen. — Sie bildet 272 einen niederen Strauch mit hängenden, dicht beblätterten, schlanken, immergrünen Zweigen; die ganze Pflanze ist mit Ausnahme der Blät- ter drüsig-steifhaarig; Blätter klein, myrthen- ähnlich, fast zweizeilig gestellt, fast sitzend, eirund, zugespitzt, an der obern Hälfte des Blattrandes grob sägezähnig, sehr kahl, von lederartiger Textur und gewölbt; Blumen ein- zeln, blattwinkelständig, hängend, an den Spitzen der Zweige in grosser Anzahl erschei- nend, Blüthenstiele doppelt länger als dieBlät- ter, unterhalb der Mitte mit 2 kleinen Brac- teen besetzt; Kelchröhre fünfkantig, mit geflü- gelten Kanten; Zipfel kurz, stumpf; Corolle fast bauchig-geröhrt, weichhaarig, undeutlich Skantig, mit zusammengeschnürter Mündung und kurzen, zurückgebogenen Saumlappen, fast einen Zoll lang und prächtig carminroth. (Taf. 196.) 2) Neue Tydaea Hybriden. 1) Princesse Troubetzkoy, 2) grandis, 3) sanguinea. Drei schöne, im Verschaffelt’s Garten gezüchteteHy- briden, die mütterlicherseits von T. amabilis ab- stammen sollen, aber in der hochscharlachrothen Färbung der Blumen weit eher an T. magni- fica, Regeli u. a. erinnern. Wir haben die Tydaeen schon oft als dankbare und brillante Pflanzen empfohlen, ihre Cultur besprochen und nach Kräften aufgemuntert zu ihrer Pflege; diese drei Neuheiten schliessen sich den älte- ren würdig an, ohne dieselben jedoch zu übertreffen, wenn wir nach der Abbildung ur- theilen dürfen. (Taf. 198). 3) Torenia asiatfica var. pulcherrima ; Serophularineae. — Die bekannte und allge- mein beliebte 7’. asiatica hat jetzt eine gefähr- liche Rivalin erhalten, in einer Varietät, de- ren Blumen etwas grösser, und anstail inwen- dig lilablau, ganz reich dunkelviolettblau gefärbt sind und neben zwei seitlichen noch dunkleren Flecken auf der Oberlippe einen grossen reinweissen Fleck tragen, der von der Grundfarbe schmal umsäumt, reizend hervor- tritt auf dem dunklen Grunde. Sie wurde aus Samen erzogen, den die Herren Handelsgärt- ner Lee in Hammersmith bei London direct von Ostindien erhalten hatten, und soll auch im Wuchs mehr strauchig sein. Ohne Zweifel eine sehr wertbvolle Acquisilion. - (Taf. 199.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4) Odontoglossum mazxillare Lindl.; (0. nebulosam Hort. non Lindl.) — Orchideae. — Eine sehr schöne mexicanische Art, die mit 0. nebulosum Lindl. zunächst verwandt ist, die Blumen sind jedoch kleiner (6 Centimeler im Durchmesser) , und innen am Grunde nicht weichhaarig, sondern durchaus kahl, während bei 0. nebulosum sie etwa. 9 Cent. Durch- messer halten und am Grunde flaumhaarig sind. Die Blumen sind auf rein weissem Grunde vom Grunde aus bis etwa zur Hälfte mit vie- len braunrothen Flecken geziert, die in ziem- lich regelmässigen Kreisen gestellt sind. Se- palen und Petalen flach ausgebreitet, die er- steren lanzettlich - elliptisch , die letzteren dop- pelt so breit und eirund, alle wellig gerandet, Lippe schmäler, eirund, spitz, am Rande faltig gekräuselt, die Spitze zurückgebogen; Scheibe fleischig,, vorn mit 2 grossen, divergirenden Zähnen, Scheinknollen eiförmig und glatt, wenn jung , später länglich zusammengedrückt und runzelig, etwa 8 Cent. hoch und A Cent. breit; Blätter zu zweien stehend, ungleich lang, breit-linealisch spitz, am Rücken stark gekielt, von dicker Textur, 5 — 10Zoll lang; Blüthenschaft länger als die Blätter , 5—6blü- thig. (Taf. 200.) 5) Berberis Jamesoni Veitch; Berberi- deae. — Eine hübsche, sehr reichblüherde Art, deren Vaterland uns unbekannt ist, sie bildet einen kleinen Strauch, mit schlanken, elwas rankenden Zweigen, an denen die Blät- ter büschelweise stehen ; Blätter oval oder läng- lich-oval, am Grunde verschmälert, buchtig- gezähnt, die Zähne in lange, sehr spitze Dor- nen auslaufend, lederig, oben glänzend grün, unterhalb blassgrün, Nebenblätter aus drei sehr harten, stechenden, braunen Dornen bestehend, Blüthenrispen endständig , gebüschelt, verlän- gert, hängend, vielblumig; Blumen tief gelb» kugelig, sehr zahlreich; Staubfäden haben in der Mitte auf beiden Seiten ein kurzes, zahn- förmiges Anhängsel und sind auf dem Rücken rinnenförmig mit zurückgeschlagenen Rändern. (Wurde vor etwa 10 Jahren von Dr. Jameson bei Quito entdeckt, der die Samen an die Herren YVeitch sandte, der Handelsgärtner Glen- dinning erhielt fast zu gleicher Zeit Samen, die Purdie auf den Bergen bei Santa Martha ge- sammelt halte. Sieist wenigstens für Deutsch- De 0 _— ee, GE Gere Lomal 3 sosaum, II. Neue Zierpflanzen. land als Kalthauspflanze zu betrachten, da sie selbst in dem milden Klima von Exeter in Südengland im Freien kaum aushält. (Taf. 201.) b) Abgebildet im „Botanical Maga- zine.“* 6) Fuchsia et Pav.; Onagrarieae. — Eine für die Gärten ganz neue peruanische Species, durch William Lobb eingeführt in den Handelsgarten deı ilerren Veitch und Sohn ; die Pflanze blühte in gros- ser Vollkommenheit und Schönheit im October 1858 im Garten der Herren Veitch und wird wohl bald in den Handel kommen. Nach der Abbildung zu uıtheilen, ist es eine sehr schöne, reichblühende Art, von sehr gefälliger Tracht, zur Section der Longiflorae gehörend, die durch die langen Kelchröhren und kurzen Sepalen und Petalen charakterisirt wird. Diese Art bildet einen wenig verzweigten unbehaarten Strauch oder Halbstrauch, Blätter zu dreien oder vieren wir- telständig,, lanzeitlich oder eirund - lanzettlich, zugespitzt, kurz gestielt, ganzrandig, fast glän- zend grün, 4 — 5 Zoll lang an den Haupt- zweigen, dagegen bedeutend kleiner, fast bracteenförmig und sitzend an den verlänger- ten, hängenden Blüthenzweigen,, so dass man den Blüthenstand auch als beblätierte Traube bezeichnen kann; Blumen einzeln in jeder Blait- oder Deckblattachsel, hängend, kurz ge- stielt, gross (etwa zwei Zoll lang) schön rosa scharlach, ganz einfarbig ; Kelchröhre trichter- förmig, Zipfel abstehend , lanzeltlich , Petalen eirund, spitz, etwas kürzer als die Kelchzipfel. Siaubfäden nur wenig hervorragend. (Taf. 5096.) 7) Agave Jacquiniana Schult. (A. lurida Jaeq.); Amaryllideaee. — Von Honduras, bildet _ einen kurzen, aufsteigenden Stamm, der eine hübsche Blattkrone trägt; Blälter lineal-lanzett- lich, zugespitzt, dicklich, am Rande weitläufig dornig-gezähnt, mit gekrümmten Dornen, bis 3 Fuss lang, Blüthenschaft bis 12 Fuss hoch, steif aufrecht, mit schuppigen Bracteen besetzt; Rispe zusammengesetzt, Blüthen in gedrängten, dichotomisch verzweigten Büscheln , Perigon ganz grün, etwa 2 Zoll lang, die Röhre läng- lich-oval, 6furchig , die Sepalen halb mal so IX. 1859. simplicicaulis R. 273 lang als die Röhre, linealisch-länglich, stumpf, aufrecht, zusammengeneigt, die gelben Staub- fäden mit dem Griffel von gleicher Länge, doppelt so lang als die Sepalen. Kapsel krug- förmig, stumpf-3kantig. — (Taf. 5097.) 8) Hibiscus radiatus Cav. flore purpureo ; Malvaceae. — Der Botan. Garten in Kew er- hielt Samen von zwei Varieläten dieser schö- nen Art aus dem Botan. Garten von Jamaica, es ist aber das eigentliche Vaterland noch un- bekannt, man trifft sie als Gartenpflanze so- wohl in West- wie in Ostindien häufig wegen der grossen schönen Blumen, die bei der Stammart schwelgelb sind, mit dunkelblutro- then grossen Flecken am Grunde der Petalen, die beiden Varietäten haben tief rosenrothe, und dunkel pürpurrothe Blumen, die ebenfalls im Grunde dunkler gefleckt sind. Ein stachli- ger Halbstrauch, Nebenblätter linealisch, Blät- ter fingerförmig, 3 — Ttheilig, Lappen lan- zeitlich, zugespitzt, grob gesägt; Blüthen ein- zeln, achselständig, sehr kurz gestielt, Kelch- hülle wie der Kelch steif borstenhaarig,- mit einem Dorn unterhalb der Spitze an der inne- ren Fläche der Blättehen. Blumen 3—4 Zoll im Durchmesser, in Warmhause während der Sommermonate in reicher Fülle nacheinander erscheinend , vielleicht auch wie H. Manihot als Gruppenpflanze zu- verwenden. Vermeh- rung aus Samen. (Taf. 5098.) 9) Dasylirium Hartwegianum Zuce. (Cor- dyline longifolia Bnth.) ; Asparagineae. — Der Botanische Garten in Kew empfing im Jahre 1846 von Mexico einige Pflanzen von beson- derer Form; es waren fast kugelige,, holzige Stämme, mit runzligen Höckern bedeckt, die an den bekanntenElephantenfuss (Testudinarıa elephantipes) von Süd-Afrika erinnerten, einige der Höcker trugen Büschel steifer, pfriemlicher, bis 3 Fuss langer Blätter, deren Form und Textur sogleich errathen liessen, dass sie wahr- scheinlich zur Gatlung Dasylirium gehörten. Diese etwa anderthalb Fuss hohen Stämme blieben mehrere Jahre lang im Ruhezustande, bis_einer endlich neue Blatibüschel und auch männliche Blüthenrispen entwickelte und voll- kommen übereinstimmt mit dem D. Hartwe- gianum von Zuccarini, welches Hartweg von Zacatecas in Mexico einsandte, aber «er er- 18 274 wähnte nichts über die eigenthümliche Stamm- bildung, so dass wir nicht zu entscheiden ver- mögen, ob sie normal ist, oder unsere Exem- plare nur als Verkrüppeluugen zu betrachten sind, da alle übrigen uns bekannten Arten von Dasylirium einfache , unverzweigte, mehr oder weniger verlängerte Stämme besitzen. Blätter dünn, hart und steif, aus einer breitlichen Ba- sis pfriemlich, in eine lange, stechende und un- getheilte Spitze auslaufend, von blaugrüner Farbe, leicht gekielt auf der Rückseite, der Rand schärflich anzufühlen durch entfernt stehende, aufwärts gekrümmte stechende Zähne. Aus dem Centrum der Blätter erhebt sich die kaum anderthalb Fuss hohe Blüthenrispe fast vom Grunde aus verzweigt, die Hauptäste ho- rizontal ausgebreitet, ganz grade, die unteren Aeste mit langen pfriemlichen Bracteen am Grunde, die übrigen mit kleinschuppigen Brac- teen. Die kleinen röthlich - weissen Blumen stehen in Häufchen beisammen. (Taf. 5099.) 10) Phyllocactus anguliger Lemaire; Cac- laceae. Eine hübsche Art mit sehr wohlriechenden weissen Blumen vom westlichen Mexico, zuerst von Lemaire im Jar- din fleuriste publieirt und leicht kenntlich an den tiefen Lappen oder Buchtungen der plat- ten Stengel öfters fast vollkommene Dreiecke bildend. Sie blüht willig in den ersten Win- termonaten und ist sehr empfehlenswerth. (Taf. 5100.) — grossen, c) Abgebildetin „Flore des Serres.“ 411) Tropaeolum majus atropurpureum na- num. — Unter den diesjährigen Neuheiten von annuellen Pflanzen figuriren drei in Eng- land gewonnene Zwerglormen der gewöhnli- chen grossen Kapuzinerkresse, die «en niedri- gen, buschigen , nicht rankenden Habitus des T. minus und die grossen Blumen des Trop. und sehr empfohlen Es wird sich im Laufe dieses Som- majus besitzen sollen werden. mers herausstellen, ob sie aus Samen constant bleiben; behalten sie den Zwergwuchs bei, so sind sie jedenfalls sehr willkommene Neu- heiten, besonders zu Einfassungen grösserer Gruppen geeignet. Die obige Varietät wurde von der Londoner Samenhandlung J. Carter Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. u.Comp. in den Handel gebracht als Tr. Tom Thumb, und hat brennend scharlachrothe Blu- men, die beiden anderen wurden von Cattell gezüchtet, die eine blüht ebenfalls hochroth, die zweite dagegen hai gefleckte Blüthen. (Taf. 1286.) 12) Delphinium elatum var. Pompon de Tirlemont. — Eine stark gefüllte Abart von dem bekannten hochwüchsigen D. elatum, die von Van Houtte im Frühjahr 1859 in den Handel gegeben wurde. Die schön dunkelblauen Blu- men haben auf den inneren Petalen rothe Re- flexe. Das D.elatum gehört zu den härtesten Stauden und kommt fast in jeder Bodenart fort. Die beste Verpflanzzeit ist im Septem- ber, sie lassen sich dann auch leicht theilen, die getheilten Exemplare bewurzeln sich noch hinreichend vor Eintritt der strengen Kälte, um ohne zu leiden den Winter ertragen zu kön- nen. (Taf. 1287.) 13) Nolana paradora Lindl. var. viola- cea; Solanaceae. — Die Nolana-Arten, in den Küstenländern der Cordillerenkette einheimisch, sind niedliche, blaublühende einjährige Pflan- zen, die man Ende März gleich ins Freie säen kann und die fast mit jedem Boden fürlieb nehmen. Sie bleiben niedrig und verzweigen sich, eignen sieh daher gut zu Bordüren,, nur dürfen sie nicht zu gedrängt stehen, und es ist besser , sie wieder zu verpflanzen auf eiwa 1 Fuss Distanz. Die vorstehende Abart hat an- statt blauen, hübsche rosalila Blüthen, ebenso gibt es auch eine rein weisse Abart. (Taf. 1294.) 14) Camellia japon. var. Bonomiana. Un- ter den Camellien mit bunt gestreiften und punktirten Blumen wohl die vorzüglichste ; Blumen gross, vollkommen dachziegelig , auf weissem Grunde breit carminroth gestreift und gefleckt. Wurde von Herru Sangalli in Mai- land gezüchtet. (Taf. 1295.) (E. 0.) d) Durch das Etablissement von Lin- den eingeführte und im Hortus Lindenianus abgebildete Pflan- zen. 15) Begonia amabilis Linden. Aus As- sam. Der B. Rex nahe stehend. Blätter von ll. Neue Zierpflanren, derbererConsistenz, Rand tiefer eingeschnitten, im Umfange schief rundlich und allmälig ge- spitzt, ungefähr 'J, Fuss lang und 3"/s Zoll breit, oberhalb dunkelblaugrün und eine silber- farbene Binde vor dem Blattrande iragend. Unterfläche braunroth. 16) Begonia argentea Linden. Aus Assam. Blätter schief eirund - länglich, 8 — 9 Zoll lang, ungefähr 4 Zoll breit, Oberfläche silber- farben und durch grüne Punkte und hellgelbe Nerven gezeichnet. Unterfläche hellgrün mit braunrothen Nerven und Adern. 17) Begonia Victoria Linden. Aus As- sam. Der B. poecila ©.Koch verwandt. Blatt ungefähr 8 Zoll lang, 4 Zoll breit, borstig ge- zähnelt. Oberfläche bräunlich- grün, durch unregelmässige silbergraue Streifen zwischen den Nerven gezeichnet. Unterfläche hellroth, mit gelblichen Nerven. 18) Arachnothrix rosea Linden. Aus Neu- Granada und der Galtung Rogiera verwandt. Blumenkrone Alappig, mit kahlem Schlunde und nicht wie bei Rogiera durch einen Haar- ring geschlossen. Blumen fleischroth mit "fa Zoll langer dunkel rosa gefärbter Röhre. Blät- ter gross, eirund-länglich, gegenüberstehend, auf der Oberfläche unbehaart , auf der Unter- fläche mit feinem , blaugrünem, kurzhaarigem Ueberzuge. Blumen in spitzen- und achselstän- digen grossen doldentraubigen Rispen. Ein- geführt durch Schlim. Bildet einen 3 — 4 Fuss hohen Strauch, der sich stark verästelt und zu Mastculturen eignet. Cultur im tem- perirten Hause, (Auch unter Tafel 5 im Journ. d’horticulture abgebildet.) 19) Zindenia rivalis Benth. Aus Mexico. Ein Strauch von buschigem Wachsthume. Blätter schmal elliptisch. Blumen blendend weiss, auf der Spitze der Aeste in Doldentrau- ben. 20) Centradenia grandifolia Linden. Aus der Provinz Chiapas ausMexico und eine herr- liche neue Blattpflanze. Ein buschiger Strauch von 3 Fuss Höhe. Blätter länglich-lanzettlich, ungleich gross, bis 8 Zoll lang und bis 3 Zoll breit, fast sichelförmig, 3 — 5.nervig, Kelch klein, Aseitig, röhrig-glockig, mit 4 stumpfen, gewimperten Lappen. Blumen in gipfelständi- ger gabeltheiliger Rispe. Die grossen, ober- 275 halb dunkelgrünen, unterhalb purpurrothen Blälter und vom November bis Februar an- haltende Dauer der zart rosenroihen Blumen geben dieser Pflanze einen hohen Werth, Er- wuchs zufällig aus den im Warmbeete ausge- streueten Resten einer Sendung von Ghies- breght. Soll von leichter Cultur sein und sich zur Cultur im temperirten Hause wie im Salon gleich gut eignen. Schlechtendahl beschrieb diese Pflanze nach einem von Schiede einge- sendeten trocknen Exemplar als Rhexia gran- difolia. Auch als Tabula VI. imJournal d’hor- ticulture abgebildet.) 314) Monochaetum sericeum Naud. Aus den Gebirgen Neu- Granada’s. Wird im Kalt- hause ceultivirt und unterscheidet sich von M. ensiferum durch die grauliche seidenglänzende Behaarung: Blumen zart rosa — e)In der Revue horticole empfoh- len. 22) Solanum Rantonnei Carr. Ward vor ungefähr 10 Jahren durch einen Officier der französischen Marine von Rio la Plata in einen Garten von Toulon eingeführt. Von hier aus kam es an den Herrn Rantonnet, Gärtner zu Hytres, der diese schöne Pflanze seitdem eultivirte, In den Gärien verbreitete es sich unter dem Namen Solanum japonicum, $. tri- gynum und Nycterium amazonicum und Herr Carriere gibt jetzt pag. 134 von Revue horü- cole Abbildung und Beschreibung dieser Pflanze und nennt es nach demManne, der es in den Gärten Frankreichs eingebürgert. Stengel halbstrauchig, kantig. Blälter ge- stielt, breit lanzettlich, in den ungefähr % Zoll langen Blattstiel verschmälert, nach oben in eine stumpfe Spitze verschmälert, unterhalb behaart, gepaart und ungleich gross. Blumen in achselständigen Bündeln, ziemlich lang ge- stielt,. Kelch zeigt 5 längere borstenförmige und 5 kleinere zwischengestellte oder auch fehlschlagende Lappen. Blumenkrone gefaltet, innen. auf blauem Grunle 5 gelbe Strahlen zeigend. Früchte länglich, anfangs weisslich, später geiblich. Wird als eine sehr schöne, zu Gruppirungen im Freien geeignete Art em- pfohlen. (Revue horticole.) 17° 2 276 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. DM. Notizen. 4)Catalog mexieanischerPflan- zenundSämereien, ‚von B. Roezl u. Comp., Handelsgärtner in Mexi- eo. Unter der grossen Zahl von Catalo- gen, die alljährlich erscheinen, verdient der uns kürzlich zugesandte Catalog des Herrn B. Roezlu. Comp. eine besondere Beachtung, nieht nur weil er aus so weiter Ferne kommt, sondern ganz besonders der vielen neuen und interessanten Pflanzen wegen, die er enthält. Folgende Auszüge daraus scheinen uns auch von allgemeinem Interesse zu sein und zeigen zugleich den Pflanzenreichthum dieses von der Natur so gesegneten, von den ehrgeizigen Par- theileidenschaften der Menschen leider durch Bürgerkrieg zerfleischten Landes. — „Es ist vielleicht kein Land auf der Erde, welches von der Natur so reich begabt ist, wie Mexico; seine verschiedenartigen Klimate, vom wärmsten bis zum kältesten, erzeugen auch die verschiedenartigsten Producte. Es ist kaum eine Pflanzenfamilie, die nicht in viel- fachen Species repräsentirt ist. Die unermess- lichen Wälder enthalten Hunderte der herrlich- sten Holzarten, von dem schweren steinharten Eisenholz bis zum leichten schwammigen Korkholz. Die Familie der Coniferen ist be- sonders reich vertreten und hauptsächlich Pi- nus findet man in einer Menge von Arten, von denen mehrere auf den himmelhohen Ber- gen, bis an die äussersie Grenze der Vege- tationslinie in der Nähe des ewigen Schnees vorkommen, (Der Catalog enthät nicht weni- niger als hundert Pinus-Arten, von denen nur etwa 8 Arten schon früher bekannt und be- schrieben , alle übrigen aber von Roezl auf seinen Forschungsreisen aufgefunden und be- schrieben sind.) — In vielen Gegenden Europa’s wurde die Zerstörungswuth in den Wäldern in einem sol- chen Grade betrieben, dass bereits, Dank die- sem unhaushälterischen Verfahren, der Holz- mangel sehr fühlbar wird und die Regierun- gen sich gezwungen sahen, einzuschreiten. Besonders in Gebirgsgegenden , die zu Acker- bau untauglich sind, ist es von grösster Wich- tigkeit, Waldungen anzupflanzen. Zu derarti- gen Anlagen kann natürlicher Weise nicht genug Sorgfalt verwendet werden, solche Holzarten zu wählen, die in Bezug auf schnel- les Wachsthum, Vorzüglichkeit des Holzes und Reichthum an Harzen den Vorzug verdienen, und da möchten folgende mexicanische Coni- feren ganz besonders empfohlen werden. Pinus resinosa, scoparia und Iztacihuatlii. Diese drei Species wachsen auf den 17 — 18000 Fuss hohen Bergen Popocatepetl und Iztacihuatl in einer Höhe von über 13000 Fuss, wo bei der feinen Luft, be- sonders in den kalten Winternächten eine durchdringende Kälte herrscht; es unterliegt daher keinem Zweifel, dass diese Bäume in Gegenden Mitteleuropa’s im Freien aushalten werden. Der Stamm ist ge- rade, 120 — 150 Fuss hoch , bis über die Mitte hinauf ohne Aeste; ich habe einen ge- messen, der am Fuss 16 Fuss Umfang hatte; das Holz ist sehr gesucht, weich und leicht zu verarbeiten, kann aber wegen zu grosser Entfernung und Mangel einer Fahrstrasse nicht nach Mexico gebracht werden. Ausserdem sind diese Arten sehr reich an Terpentin, denn man versicherte uns, dass ein slarker Baum in den 7 Jahren , wo er solches produeirt, über 20 Centner gibt. Auch zur Zierde für Garten- anlagen werden diese Bäume sehr willkom- men sein; ihr schlanker, pfeilgerader. Stamm, ihre schöne regelmässige Krone, ihre grau- grünen, 4 — 5 Zoll langen dichten Nadeln geben ihnen ein herrliches Aussehen. den wärmeren Pinus Popocatepetli (Roezl.) u. P. Veitchii (Roezl.) gehören zu der Galtung Strobus. Stamm gerade, 100 — 150 Fuss hoch. Die Zapfen sind 10 — 12 Zoli lang, die Samen ziemlich gross und essbar. Das Holz ist von ganz vorzüglicher Qualität ‚ sogar zu feinen Möbeln verwendbar , leider wegen zu grosser Entfernung in der Hauptstadt Me- xico ebenfalls unbekannt. Hingegen halten die Bewohner der Gegend, wo es wächst, sehr viel darauf und versichern, dass die daraus ge- schnittenen Breiter Monate lang an der Sonne I. liegen können, ohne Risse zu bekommen. Die Bäume selbst sind das Schönste, was man sich denken kann; so gerade, so regelmässig; ihre langen, dünnen Aeste, an deren äusser- sten Spitzen die gewaltigen Zapfen hängen, die feinen, dichten, graugrünen Blätter geben den- selben ein bezauberndes Aussehen : weder P. Strobus noch P. excelsa und Lamber- tiana können mit derselben rivalisiren. Pinus Bonapartea Roezl. Diese Art wächst im nördlichen Theil des Staates Du- rango in einer ziemlich kalten Gegend, und wird im südlichen Ungarn, in Dalmatien und Ilyrien sehr gut im Freien aushalten. In Durango wird sie wegen ihres majestätischen Wuchses Pino real (Königskiefer) genannt. Das Harz dieses Baumes ist geniessbar, es schmeckt süss wie Zucker und sehr angenehm; es gibt Leute, die in den menschenleeren Di- strieten Durango’s Wochen lang davon gelebt haben. Abies religiosa (Lindley) und A. glaucescens (Roezl) sind unstreitig die schönsten aller bekannten Tan- nen; sie erreichen ‚eine Höhe von 150—180 Fuss und am Fuss einen Umfang von 24—27 Schuh. Das Holz eignet sich sehr gut zu Schindeln, wozu es hier grösstentheils verwen- det wird. Ab. religiosa ist bereits inEu- ropa bekannt und hält im Freien aus, A. glau- cescens wächst in derselben Höhe über dem Meeresspiegel.“ Die Preise dieser und aller übrigen Pi- nus-Arten sind 2 Piaster (& 5 Fr. 50 C.) per 100 Korn, oder 15 Piaster per 1000 Korn. Die Strobus-Arten stehen mit A Piast. per 100 und 30 Piast. per 1000 Korn notirt. Die Abies-Arten werden in Zapfen geliefert ä 2 Piaster oder 10 Zapfen für 15 Piaster. Auf- träge werden angenommen und besorgt durch Herrn ©. Ellenberger, Wallnerstrasse Nr. 652 in Wien und durch das Haus Blane, Viard u. Comp. in Paris. Die Samen wer- den frei von allen Unkosten und Risieos nach Wien oder Paris geliefert. Ueber Taxodium distichum mexi- canum, diesem Rivalen der Wellingtonia gigantea Calilorniens entnehmen wir dem Cataloge folgende Notiz: „Im Rückweg von einer Reise nach Tehuantepee hat Herr B. Notizen, 27 Roezl den Riesenbaum dieser Gattung aufge- sucht, der in der Nähe von Oaxaca exislirt. Der Baum ist vollkommen gesund und der Stamm bis elwa 18 Fuss über der Erde eben- so dick wie am Grunde; er hat einen Durch- messer von 55 Fuss, folglich einen Umfang von etwa 145 Fuss. Die Krone ist ganz re- gelmässig und die ungeheuren Aeste strecken ihre Arme im schönsten Ebenmaasse bis auf etwa 50Fuss vom Stamme, so dass der ganze Baum zur Mitlagszeit einen Kreis beschattet, dessen Umfang über 480 Fuss misst. — Cor- tez soll auf seinem Marsch nach Guatemala sich mit seiner ganzen Armee imSchatten dieses Baumes ausgeruht haben, der schon damals durch ungefähr dieselben Dimensionen die spa- nischen Abenteurer in Staunen und Verwun- derung gesetzt haben soll. Welches Alter muss dieser Urriese wohl haben, wenn Jahr- hunderte an inm vorbeigehen können, ohne eine wesentliche Aenderung in seiner Gestalt und Grösse hervorzubringen!“ — Von Palmen enthält der Catalog 17 Ar- ten, darunter 6 Chamaedorea-Arten und das schöne Astrocaryum mexicanum, die in Samen offerirt werden zu 3 — 15 Piaster per 100, Korn , je nach der Seltenheit der Sorte, oder nach der Entfernung ihrer Standorte von der Hauptstadt Mexico, in deren unmittelbarer Nähe das Etablissement der Herren B. Roezl u. Comp. sieh: befinde. — Von Pflanzen aus verschiedenen Familien, die meistens noch gar nicht bekannt in Europa sind und die theils in Samen, theils in Pflanzen offeriri werden, eitiren wir noch: Escobedia linearis Schlecht. eine Scrophulariacee von ausser- ordentlichem Effect durch ihre grossen, sehr langen, schneeweissen Blumen; sie wächst im Moorboden in Gesellschaft mit Lobelia cardi- nalis. Lonicera Schmitziana. Sehr reich- blühend, mit lebhafter, scharlachrother Farbe. Sie übertrifft an Schönheit alle uns bekannten Lonicera-Arten und ist noch nicht in Europa eingeführt. Cuphea montana. Eine unbezahlbare Pflanze für Gruppen; es ist die erste in Euro- pa eingeführte Cuphea mit Knollen; die Blüthe ist derjenigen von C. platycentara ähn- 218 lich, aber dicker und diePetalen sind schnee- weiss. Erythrina tuberculata. Eine kraut- artige Pflanze von ungefähr 2Fuss Höhe; der Blüthenstengel kommt zu gleicher Zeit mit dem Trieb, den er bei vollständiger Ausbildung mehr als einen halben Fuss überragt. Er bil- det Rispen von Hunderten, 3 Zoll langen, hochrothen Blüthen. Die Cultur ist dieselbe wie bei der Dahlia, in deren Gesellschaft sie vorkommt. Ipomoea truncata. Pflanze von ungefähr 2 Fuss Höhe, die sich über und über mit Blumen bedeckt; es gibt keine andere Ipomoea, die sich mit dieser im Farbenschmelz vergleichen könnte. Verbenatuberculata. Die Blüthe ist blasslila und ihre Form kann mit der von irgend einer der besten Varietäten der gewöhn- lichen Verbenen rivalisiren. Für Deutschland, wo diese trotz aller Sorgfalt im Winter mei- siens verfaulen, wird diese neue Art ein wah- rer Schatz sein, ohne von dem weiten Feld zu sprechen, das sie der künstlichen Befruchtung eröffnet. Juliana caryophyllata Llave. Ein prachtvoller , immergrüner, ungefähr 4 Fuss hoher Strauch , der eine Menge weisser Blü- then trägt, die grösser sind, als diejenigen ir- gend einer Art Eriostemon und in Form und Geruch den Orangenblüthen sehr ähnlich. Diese Pflanze wird im gemässigten Europa sehr gut im Freien aushalten, denn sie muss aus irgend einer nördlicheren und kälteren Gegend im Thal von Mexico eingeführt sein, da wir sie nie wildwachsend haben finden können und sie die stärksten Fröste, die hier vorkommen, sehr gut aushält. Die Indianer eines Gebirgs- dorfes culliviren sie in grosser Menge verkau- fen sie, zu Kränzen und &uirlanden geflochten, zuDecorationen bei Kirchenfesten und anderen Feierlichkeiten. Yucca Parmentieri. Es ist dies die schönste Pflanze aus der kalten Region Mexi- co’s. Der Blüthenstengel erreicht eine Höhe von über 45 Fuss und bildet eine Pyramide weisser Lilien, die gegen das Ende der Blü- thenzeit rosafarbig werden. Es gibt keine an- dere Pflanze aus der Familie der Liliaceen, die sich damit vergleichen könnte Lilium Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. giganteum ist nur eine Miniatur dagegen. Wir haben davon Stämme von über 15 Fuss Höhe gesehen. Der Blüthenstengel trägt zu gleicher Zeit mit den Samenkapseln Brutzwie- beln, die schnell starke Pflanzen erzeugen.“ Ausserdem enthält noch dieser interessante Catalog viele werthvolle Pflanzen der mexi- canischen Flora, deren Ausbeutung zum Vor- theil der europäischen Gärten die Herren B. Roezlu. Comp. mit so vieler Energie und bereits so vielverspreehenden Resultaten zu -ih- rer Hauptaufgabe gemacht haben. Möge es ihnen dabei nicht an Unterstützung von Seiten der europäischen Blumenfreunde und Handels- gärtner fehlen und die politischen Wirren nicht störend eingreifen in den fruchtbringenden Verkehr mit Europa ! — : (E. 0.) 2)UmTrauben lange frisch zu erhal- ten, schneide man sie Ende October, oder wo möglich noch später ab mit einem Stück des Zwei- ges, so dass oberhalb der Traube noch zwei Augen, unterhalb 3—A Augen daran sitzen, die obere Schnittfläche wird mit Baumwachs verklebt, die untere steckt man in ein mit Wasser gefülltes Fläschehen und verschliesst dann die Oeflnung mit Baumwachs. Damit das Wasser nicht faul wird, thut man etwas pulverisirteHolzkohle hinein, es hält sich dann ein ganzes Jahr lang frisch. — Kleine Medi- einflaschen , die man sehr billig kaufen kann, etwa zu 4 — 5 Franken per 100 Stück eig- nen sich sehr gut für diesen Zweck. Die so präparirten Trauben bewahrt man in der Obst- kammer oder in kühlen aber frostfreien Zim- mern auf und hat keine weitere Mühe damit, als von Zeit zu Zeit etwa faulgewordene Bee- ren zu entfernen. Sie erhalten sich frisch und schmackhaft bis zum Mai und selbst noch län- ger. (Flore des Serres.) 3) Ueber dasPfropfen der Trauer- bäume gibtCarriere, der als tüchtiger Prak- tiker und auch sals Schriftsteller bekannte Chef der Baumschulen im Pariser Jardin des plantes folgende Anleitungen, die wir der Flore des Serres entnehmen: „Bis jetzt liess man meistens die Wildlinge von Eschen , Sophoren, Buchen und. anderen Bäumen, auf die man die Abarten mit hän- Zweigen veredeln wollte, möglichst hoch wer- I. den, um sie dann gleich in der Kronenhöhe zu pfropfen. Diese Methode hat manche Schwierigkeiten, das Anwachsen der Vered- lung ist ziemlich unsicher, der Trieb gewöhn- lich schwach; an der Pfropfstelle bildet sich häufig ein unter allen Umständen hässlicher Wulst , der sich fortwährend vergrössert und sehr oft das Absterben der Veredlung bedingt. Und dennoch ist nichts leichter als diese Schwierigkeiten zu beseitigen und zwar durch ein überaus einfaches Mittel, was darin. be- sieht, den Wildstamm ganz niedrig, eben über derErde zuveredeln und den Stamm aus dem Edelreise selber zu ziehen, wie man es bereits längst mit hoch- stämmigen Obstbäümen macht; man hat dann nur jedem Exemplar einen Baumpfahl zu ge- ben von der Höhe, die der Stamm erhalten soll; hat dieser die gewünschte Höhe erreicht, so wird er geköpft, um die Krone zu bilden, Ausser der grösseren Leichtigkeit des Anwach- sens solcher niedrig veredelter Stämme ist auch der Trieb ein weit kräftigerer. So treibt die Sophora japonica pendula, die wir gar nicht mehr anders veredeln, schon im ersten Jahre Schosse von 6 bis 9 Fuss Höhe, und das Gleiche ist der Fali mit Mespilus linearis, Fraxinus excelsior pen- dula etc. Die günstigste Zeit für das Pfropfen ist im März bis April, und alle spätere Mühe und Arbeit beschränkt sich darauf, immer den stärksten und am besten placirten Trieb aufzu- binden und die anderen einzukneifen und spä- ter abzuschneiden. Noch ist zu bemerken, dass man von diesen niedrig veredelten Trauer- bäumen Exemplare ziehen kann, die ein ganz anderes Aussehen erhalten und gleichsam ele- gante Kronleuchterformen annehmen, wenn man nämlich immer den stärksten Trieb auf- bindet und die andern hängen lässt. Die Traueresche eignet sich besonders gut zu die- ser Form , ihr kräftiger Wuchs gestattet dem Haupttriebe ganz von selber, sich gerade auf- zurichten, und da die Seitentriebe immer we- niger stark treiben, neigen sie sich von selber der Erde zu. (E. 0.) 4) Die Orangengärten auf den Azoren. Die Orangen sind jetzt und wahr- scheinlich für immer der Haupireichthum die- Notizen, 219 ser Inseln; St. Michel, die grösste und am besten bebaute Insel exportirt alljährlich nur an Orangen 200 Schiffsladungen, oder ungefähr 200,000 Kisten, jede Kiste enthält mindestens 1000 Stück Früchte, es werden also demnach mindestens 200 Millionen Orängen jährlich von dort aus versandt. — Ohne den Orangenbaum müsste die Bevölkerung in Armuth von Ge- müsen und Maisbrod leben, aus Mangel an Producten, die sich zum Absatz eignen; mit dem Orangenbaum dagegen eirculirt das Gold reichlich und in Folge dessen herrscht Wohl- habenheit und selbst europäischer Luxus. — Die Orangengärten von St, Michel sind sehr zahlreich und einige von ungeheurer Ausdeh- nung ; sie werden Quinta genannt, und der Besitz einer Quinta, ob gross oder klein, ist der grosse Stolz jedes wohlhabenden Nego- cianten. Die Quintas spielen im häuslichen Leben dort die gleiche Rolle, wie bei uns die Villen und Landsitze der Reichen; sie sind der Erholung und dem Genusse gewidmet. — In einem Lande, das häufig grossen Stürmen ausgesetzt ist, ist es noihwendig, die Orangen- bäume durch höhere raschwüchsige Bäume, die inHecken gepflanzt werden, zu schützen. Man benutzt hier gewöhnlich de Myrica Faya, den Cainpherbaum und die Pittosporum To- bira und undulatum zu diesem Zwecke, Schon vor mehreren Jahrhunderten wurde der Orangenbaum durch die Portugiesen nach den Azoren gebracht, der Baum gedieh herrlich und da die Früchte leichten, vortheilhaften Ab- satz nach Portugal fanden, wurde seine Cul- tur bald ausgedehnt. Einige Schriftsteller ha- ben behauptet, der Orangenbaum wachse wild auf den Azoren und man habe keine weitere Mühe, als die Früchte zu pflücken; es ist das ein grosser Irrihum, die Anlage einer Pilan- zung erfordert im Gegentheil viele Arbeit und Kosten. Es ist wahr,- man gibt sich wenig Mühe damit, den Boden zu nivelliren, aber er muss tief gelockert werden, ehe man ihn be- pflanzen kann. Die jungen Bänme werden dann auf 25 — 30 Fuss Entfernung gepflanzt und das Land mitLupinen bebaut, die als die beste Düngung für Orangenbäume betrachtet werden, SiebenJahre dauert es, ehe die Bäume tragbar werden , und in dieser Zeit wird die Pflanzung als Gemüseland mit Bohnen, Melo- S 250 “& nen u. s. w. bebaut. In den grossen Quintas hört diese Nebennutzung ganz auf, sobald die Bäume zu tragen anfangen, in den kleine- ren, weniger reichen Leuten gehörenden An- lagen wird sie dagegen so lange als nur mög- lich fortgesetzt. Die Bäume werden alljährlich beschnitten und in der Krone gelichtet, damit Luft und Licht frei zutreten kann und die Früchte rechtzeitig und gleichmässig reifen. Sie blühen im März und April und die Ernte be- ginnt Anfangs November; die Früchte werden gleich verschickt nach Lissabon und London, aber die Porlugiesen essen sie nie vor Ende Januar, da sie erst dannihre vollständige Reife und Vollkommenheit erreicht haben. — Auf St. Michel werden nur zwei Sorten Orangen gebaut, die portugiesische und die Mandarinen- Orange, diese letztere ist erst vor nicht gar langer Zeit eingeführt , man findet jedoch da- von schon 14 — 15 Fuss hohe Bäume mit starken Kronen. Diese kleine Orange ist an Güle die allerbeste und wird daher auch theu- rer bezahlt. Die Tragbarkeit der Orangenbäume ist fabelhaft, män muss fast immer die Aeste stützen, damit sie nicht unter der Last ihrer Früchte zusammenbrechen. Ein einziger aus- gewachsener und in voller Tragkraft befindli- cher Baum hat schon in einer Ernte 20,000 Früchte geliefert! Eine Art Schildlaus richtet seit den letzten Jahrzehnten grosse Verheerungen an, sie greift vorzugsweise und zum Glück die altersschwachen Bäume an und vermehrt sich massenhaft, dass kein Mittel übrig blieb , als ganze von ihr befallene Pflanzungen zu fällen und auszuroden. (Nach Flore des Serres. — E. 0.) 5) Pampas-Gras. Das Pampas - Gras (Gynerium argenteum) ist getrennt geschlecht- lich. Für decorative Zwecke ist nur die weib- liehe Pflanze zu empfehlen. Dieselbe bildet bis 91, Fuss hohe Stengel, deren Spitze die silberweisse Blüthenrispe einnimmt, deren Aeste gracil abstehen. In England gibt es viele prächtige, gänzlich im freien Grunde durch- winterte Exemplare, deren einzelne bis 20 Blü- ihenstengel im vergangenen Sommer getrieben hatten. — Viel weniger schön ist die männ- liche Pflanze. Sie treibt nur 6 — 8 Fuss hohe Stengel, mit zusammengezogener, 1" Fuss langer gelblich-röthlicher Blüthienrispe. (E. R.) Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. 6) Die Niger-Expedition. Heır C. Barter gibt Sir W. Hooker ausführlichere Nachrichten, denen wir Einzelnes entnehmen. In Begleitung von Capilain Mackintosh machte. er mit Dr, Baikie’s Einwilligung eine grössere Exeursion vom Lager der Expedition in der Nähe von Ketsa nach dem Kworra-Flusse, . wo sich die Shadda mit ihm vereinigt. Indem wir die mancherlei Schwierigkeiten, die jede sol- che Expeditien im Innern Afrika’s durchzu- kämpfen hat, übergehen , geben wir nur ein- zelne Notizen über die von demselben gesam- melten Pflanzen. Die Reise, welche zu die- sen Entdeckungen Anlass gab, ward auf klei- nen Booten gemacht. Die Reisenden kamen bis Onitsha, einer unter einem Eingebor- nen, J. Taylor, stehenden Missions-Station, 100 Meilen unterhalb des Zusammenflusses des Kworra und der Shadda im Distrikt Eboe. Onitsha hat ein sehr feuchtes Klima und in Folge dessen diehte Wälder von Oelpalmen, Raphia, Calamus-Arten ete., in denen epiphy- tische Orchideen und Farren in grosser Zahl leben. Diese Vegetation bedeckt längs des Stromes einen Distrikt von etwa A100 Meilen. Hierauf folgt ein anderer, 180 Meilen langer Gürtel, in welchem die Zahl der Orchideen, Farren und grossen Seitamineen abnimmt, während Raphia fast, die Calami ganz ver- schwinden und die Cocosnussbäume nicht wei- ter gedeihen. Fast plötzlich scheint diese Ve- getalion bei Idda aufzuhören , wo die ersten Affenbrodbäume (Baobab, Adansonia) aufire- ten. Der nächste Strich ist nicht so scharf markirt, aber 80 Meilen weiter tritt an die Stelle des grossfrüchtigen Brodfruchtbaumes (Artocarpus) eine Myrtacee , welche dicht ge- drängt, die Ufer begleitet. Fächerpalmen zei- gen sich in Fülle, Hügel und Ebenen sind mit Shea - Butter- (Bassia) und ähnlichen krüppeligen Bäumen bekleidet, dagegen die grossen Stämme ganz verschwunden. Onitsha lieferte mir eine wilde Mangi- fera: ihre fast kugelige Frucht ist kleiner als die der M. indiea, die Blätter mehr lederartig und zugespitzter ; ferner fand ich auf einem grossen Baume mit glänzenden, zugespitzten Blättern eine :birnförmige, Odara genannte Frucht , deren fast saures Fleisch vier flache, harte, glänzende Samen einschliesst. An ei- Taf 26: eo T. . volegmar. 97 Verumchsangen VOM . Fig 4 CL I. Notizen, nem Baume mil grossen gefiederten Blältern sah ich Datteln ähnliche Büschel grosser pur- purrother Früchte hängen. Herr Taylor machte mich auf die Frucht einer grossen Schlingpflanze, Ebbebe ge- nannt, aufmerksam; die Pflanze hat abwech- selnde, behaarte, ganze Blätter, und ihre faust- grosse, viereckige, an den Kanten geflügelte Frucht ist sehr gesucht. Eine der Nauclea verwandte Rubiacee mit kleinen grünen Blu- men und fleischigen Fruchtknoten wird sehr als Mittel gegen die Ruhr gerühmt. Phrynium Danieli, die Wunderbeere der Eingeborenen, welche um Onitsha gemein ist und ihre schön scharlachrothen Früchte kaum über die Erde erhebt, hat einen so dauernd am Gaumen haf- tenden Lakritzengeschmack, dass jede Speise noch lange nachher denselben zu haben scheint. An lichten Stellen wächst ein schö- nes, nur ein Fuss hohes Combretum mit seharlachrothen Blumen dem hier gemeinen Haemanthus multiflorus nicht unähnlich. Von Orchideen fand ich eine unbedeutende Poly- stachya, ein eigenthümliches Bolbophyllum und eine Sarcanthus ähnliche mil sehr wohl- ıiechenden Blumen. Angraecum distichum und Eulophia guineensis sind gemein. Die bei den Dörfern sehr häufige Bixa Orellana ist vielleicht nur eingeführt, obgleich sie die Leute nicht zu nützen scheinen. Von Napoleona fand ich eine Art mit essbaren Früchten. Eine schöne Tabernae montana trägt Früchte, wel- che wie eine grünfleischige Melone aussehen und die Grösse eines 32-Pfünders erreichen. Ausser einigen Lycopodien, Moosen und Le- bermoosen ist diese Gegend reich an eigen- thümlichen Farren. Die Flora von Nupe erfreute mich neben anderen unbedeutenderen mit sieben Erdorchi- deen: Eine derselben, Zygopetalum ähnlich, macht drei Fuss hohe Aehren und ist eine sehr gute Neuheit für die Gärten; eine andere schöne Art hat purpurfarbene Blüthen und handförmige Knollen ; in Sümpfen wächst eine grosse Art mit sieben Fuss hohen, ver- zweigten Aehren gelber Blumen. Die schönste von allen wächst an schattigen Orten in Schluch- ten, sieht einem Phajus ähnlich , bildet kleine Scheinknollen, hat breite Blätter und erhebt ihre schönen Massen purpurrother Blüthen in | viele Neuheiten: 251 Achren von 5 bis 7 Fuss Höhe. Eine nie- drige Gloriosa hat carminrothe Blumenblätter mit einem gelben Streifen in der Mitte. Tacca, vielleicht T. involucrata ist überall gemein; die Ränder der Sümpfe ziert eine Pflanze mit 2 Zoll grossen Blüthen, flüchtig betrachtet einer Melastoma ähnlich, Die Sümpfe selbst bieten Zwei grosse Drosera mit ro- safarbenen Blumen; eine Rubiacee mit leuch- tend scharlachrothen Blüthen; eine gelbblü- hende Menyanlhes, eine Pinguicula ähnliche Gattung mit gegliederten Stengeln und schönen purpurrotihen Blumen wächst in kleinen Tüm- peln der Felsen. Auf einem entfernteren fel- sigen Plateau fand ich ein dem Platyloma hastatum ähnlichesFarren in Gesellschaft einer Oxalis mit Knollen, einfachen und getheil- ten Blättern , einiger neuer Liliaceen, Alo& u.s. w. Wir entnehmen zum Schlusse dem Berichte noch die interessanten Angaben über die Ge- winnung der Shea-Butter. Die Nüsse lässt man am Baume reifen , abfallen und Morgens von Frauen und Kindern sammeln, worauf das die Nässe umgebende Fleisch, welches man allge- mein isst, abgerieben wird. Die Frucht ist einer überreifen Birne ähnlich, für europäische Gaumen jedoch zu süss. Die Nüsse werden nun zunächst bei gelinder Hitze in grossen Thongefässen mit durchlöchertem Boden ge- trocknet, wodurch der Kern in der Schale einsehrumpft, die nun mittelst Dreschens oder Stampfens in grossen hölzernen Mörsern ent- fern! wird. Die freien Kerne zerstösst man ge- hörig in Mörsern und mahlt sie dann zwischen Steinen, wodurch sie zu einer schwarzen Teig- masse verwandelt werden, die man in kaltem Wasser auswäscht und kocht, bis die Butter weiss nach der Oberfläche steigt, von der man sie abschöpft. Gut zubereitele Shea - Butter bleibt bei hoher Temperatur fest und wird nie ranzig, erhält aber bei der Zubereitung einen leichten Beigeschmack von Rauch, der sie Man- chem unserer Leute verleidel; wir benutzten sie zum Kochen und ich habe mich im Boote oft ausschliesslich mit ihr und Yams begnügt. Nach England gesandte Proben ergaben, dass man für die Tonne derselben 5 L. mehr als für Palmöl erhalten könnte; sie kann hier zwar in jeder beliebigen Menge gewonnen 282 werden, aber da der Baum nur imInnern ge- deiht, wird ihr Absatz auf dem europäischen Markte nur in demselben Verhältnisse wie die Ausdehnung der Schifffahrt auf diesem Flusse wachsen. (Gard. Chroniele.) 7) Die Gättung Fuchsia, ihre Geschichte und Ursprung der Gar- tenvarietäten. Herr F. Porcher, Präsi- dent der Gartenbaugesellschaft von Orleans, hat kürzlich eine vortreflliche Monographie der Gattung Fuchsia, vorwiegend vom gärtnerischen Standpunkte bearbeitet, herausgegeben (Le Fuchsia, son histoire et sa eulture. Chez A. Goin ä Paris, ein Band in 12, von 214 Seiten. Preis 2 Fr. 25 cs.),, ein Werk, welches alle Anerkennung verdient and allen Freunden dieser schönen Pflanzengattung sehr nützlich und interessant sein wird. — Solche Bearbeitungen einzelner Gattungen, die an Ar- ten reich sind und in den Bereich der Cultur fallen, sind überaus nützlich und lehrreich, wenn sie, wie die vorliegende Arbeit, mit wis- senschalftlicher Genauigkeit auch zugleich auf praktische Erfahrung sich stülzen und beson- ders auch die in der Cultur entstandenen For- men berücksichtigen, was bei den Botanikern vomFach leider viel zu wenig geschieht. Sol- che artenreiche Gattungen, besonders wenn sie zum Variiren und Bastardiren geneigt sind, werden sehr bald ein solches Gemisch von Arten, Varietäten, Bastarden und Formen, dass sehr bald ein fast unentwirrbares Chaos ent- steht, und dem Uebel ist gewiss nicht damit abgeholfen , dass man einfach alle diese Gar- tenformen vornehm ignorirt, oder sie kurzweg als Varietäten zusammenwirft. Einer ähnlichen Bearbeitung bedürften zum Beispiele die Gat- tungen : Pelargonium, Rhododendron, Azalea; Erica und manche andere, und wir wünschen, dass die sehr verdienstliche Arbeit des Herrn Porcher andere ähnliche auf diesem Gebiete her- vorrufen möge. — Folgende Auszüge werden den Leser näher vertraut machen mit dem In- halte dieses Buches und zugleich zeigen , wie der Verfasser seine Aufgabe erfasste und zu lösen suchte. Historische Notizen. Die erste Art Fuchsia wurde beobachtet gegen das Jahr 4764 durch Plumier, einem für seine Zeil tüchtigen Botaniker, als er auf Aufforderung Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, des Leibarztes des Königs von Frankreich zum vierten Male Südamerika bereiste, um den Fieberrindenbaum (Cinchona Condami- nea) zu studiren.. Er gründete die Gattung Fuchsia, die er dem Botaniker und Mediei- ner Fuchs dedieirte, und die einzige ihm ° bekannte Art nannte er triphylla.. Seitdem sind nach und nach viele andere Arten ent- deckt und eingeführl worden und besonders haben Peru, Chili und Mexico sich reich er- wiesen an Arten. Die Fuchsien wachsen in ihrer Heimath meistens auf höheren Gebirgen, an schattigen und feuchten Orten als Unterholz in Wäldern; wie Schlingpflanzen kleitern sie gerne an Bäumen empor und strecken ihre biegsamen, mit‘ Blüthen beladenen Zweige weit hervor. — Der Botaniker Miers fand die F. radicans in Peru in einer supramarinen Höhe von 3000 Fuss; F. cordifolia wurde von Hartweg in Guatemala bei 6000 Fuss Höhe gefunden, derselbe begegnete der F. splendens in einer Höhe von 9000 Fuss. Nördlich von Lima in den Wäldern von Cin- chao und Numa entdeckten die Autoren der Flora peruviana, Ruiz und Pavon die F. corymbiflora; Linden fand F. venusta in der Umgegend von Merida 7800 Fuss über” dem Meeresspiegel, die F. spectabilis, von Lindley als die Königin der Fuchsien bezeich- net, wurde von W. Lobb.in den Anden von Cuenga in schattigen Waldungen entdeckt , F- nigriecans stammt aus Venezuela aus Re- gionen von 7500 Fuss mittlerer Höhe, wo sie in feuchten, schattigen Schluchten vorkömmt ; Die F. sylvatica gefällt sich, wie der Name schon andeutet, in Wäldern und zwar in den Urwäldern von Guyana. Einige andere Arten wurden in Brasilien, auf St. Domingo, in Neu- Granada und Columbien entdeckt, nur F. ex- corticata und procumbens slammen von Neu-Seeland. Die meisten der bis jetzt bekannten und beschriebenen Fuchsien - Arten wurden in die Gärten eingeführt, eine geringe Zahl blieb nur den Herbarien ausschliesslich; aber manche Arten sind in den Gärten wieder ganz einge- gangen oder sehr selten geworden, da sie durch die weit dankbarer blühenden Garten- formen verdrängt wurden. — Die Einführung der F., eoceinea daliri schon vom Jahre II, Notizen. 41788, F. lycioides wurde 1796 eingeführt ; die anderen bemerkenswerthesten Arten kamen in folgender Reihenfolge in Cultur: F. excor- ticata in 1821, gracilis und arbores- cens 1823; macrostemma 41825, mi- erophylla 1827, die grosse Epoche ma- chende F, fulgens wurde 1837 eingeführt, dann corymbiflora1839, splendens 1842, macrantiha 1845, serratifolia 1847, spectabilis 1848, venusta 1850 und endlich miniata 1852. — In De Can- dolle’s Prodromus sind erst 26 Species be- schrieben, in der Synopsis plantarum von Dietrich (1840 herausgegeben) sind bereits 34 Fuchsien - Arten aufgeführt und bis heute sind im Ganzen 64 Arten bekannt, und wahrschein- leich bleibt noch manche Art aufzufinden in den süd- und centralamerikanischen Waldun- gen, die noch lange nicht nach allen Rich- tungen hin durchforscht und ausgebeutet sind. Geschichtliches über die Hybri- den und Varietäten. Vor dem Jahre 41830 eultivirte man eine sehr kleine Zahl Fuchsien-Arten, die meistens kleine Blätter und Blüthen hatten. Diese Arten wurden nach und nach verdrängt durch die Einführung der schönen mexicanischen Arien mit grösserer Belaubung und langen, ansehnlicheren Blüthen. Die Liebhaber der Fuchsien dünkten sich da- mals reich im Besitze der F. coccinea, gracilis,tenella, conica, excorti- eata und arborescens, besonders noch, als sich bald darauf die F. macrostemma, globosa und microphylla dazu gesell- ten. Seit Einführung dieser 3 leizten Arten fin- gen auch die Gärtner an, künstliche Befruch- tungen zu versuchen und Aussaaten der so gewonnenen Samen zu machen, die ersten Hybriden und Varietäten waren bald gezogen; besonders wurde im Jahre 1837 ein neuer und mächtiger Impuls zu Fuchsiencultur ge- geben durch die Einführung der F. fulgens und bald darauf der corymbiflora und ebenso zeigte sich ein merklicher Fortschritt in den Züchtungen. Die englischen Handelsgärtner gelangten zuerst in den Besitz dieser beiden Arten, sie begriffen sogleich den grossen Vortheil der zu 283 erwarten stand durch eine Verbindung dieser mit den älteren Arten, und erst nachdem sie die Kreuzbefruchtungen vorgenommen und Sa- men gewonnen hatten, gaben sie die Pflanzen ab an die continentalen Gärten. (?) } Zu jener Zeit waren die geschicktesten und glücklichsten englischen Züchter die Herren Harrisson in Richmond, Smith in Dalston, Standish in Bagshot, dann Epps, Miller, Todd, May u. A. Ihnen muss man die Na- men der Züchter anreihen , die seitdem und bis auf den heutigen Tag die schönsten Fuch- sien - Varieläten gewannen; es sind vor allen anderen voraus die Herren Banks und Story in Exeter, dann Batten, Gaines, Kendall, Lucombe und Pince, Mayle, Turner u. A. In Frankreich trafen sie gleich anfangs einen merkwürdigen Nacheiferer und gefährli- chen Coneurrenten in der Person ebenfalls ei- nes Engländers, John Salter, damals in _ Versailles etablir. Er war damals, so zu sa- gen, derEinzige in Frankreich, der sich ernst- lich mit Befruchtungen, Kreuzungen und Aus- saaten befasste. Salter machte mit einer sehr lobenswerthen Ausdauer und wirklichem Talent dieseOperationen in grossem Maassstabe und von ihm stammen die schönsten Varietä- ten jener Zeit. — Seitdem haben mehrere Franzosen mit Erfolg den englischen Züchtern Concurrenz gemacht; wir nennen in erster Linie Demouveaux, Gärtner des Herrn Du- bus in Lille, dessen Züchtungen durch den Handelsgärtner Miellez verbreitet, sehr in- teressante und bemerkenswerthe Sorten ent- hielten; wir nennen z. B. Napoleon, Sca- ramouche, Esmeralda, flavescens Sorten, die bei ihrem ersten Erscheinen (im Jahre 1846) grosse Sensation machten und selbst jetzt noch hin und wieder in Sammlun- gen getroffen werden. — Sobald die Bahn einmal gebrochen war, folgten Viele nach und jetzt wurden mit jedem Jahre eine Menge Neu- heiten producirt. In Deutschland haben sich in neuester Zeii die Herren Dender in Coblenz, Schüle in Hohenheim bei Stuit- gart, Koch, Erben und Rother als Fuch- sienzüchter bekannt gemacht. Ursprunng und Charaktere der Gartenvarietäten. Die Zahl der Garten- varietäten von Fuchsien ist bereits sehr bedeu- 284 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, tend und wächst mit jedem Tage; da leider | ser Gruppe ist mir nur eine einzige. Varietät die meisten Züchter nicht strenge genug sind in der Auswahl ihrer Sämlinge, da sie zu we- nig Rücksicht nehmen auf die Züchtungen An- derer, so geschieht es nur zu häufig, dass die angepriesenen Neuheiten entweder schon vor- handenen Sorten zu sehr ähneln, oder gar schlechter sind als diese oder sich untereinan- der viel zu sehr gleichen ; es wäre daher weit besser, man brächte viel weniger, aber nur wirklich distinete Neuheiten in den Handel. — Dem Ursprung jeder einzelnen Sorte nachzu- forschen, wäre allerdings eine Aufgabe, die für die Wissenschaft nicht ohne Interesse sein würde, aber durch die vielfach wiederholten Kreuzungen, die unter den Arten und Abarten der Fuchsien vorgenommen wurden, ist die- ses Nachforschen fast unmöglich geworden, wenigstens für die grosse Mehrzahl der Varie- täten. Dennoch kann man mit Hilfe gewisser Charaktere, die sich nicht ganz verwischen, noch sagen, zu welchem Typus eine Sorte ge- höre und sie demnach in 4 Gruppen verthei- len, deren Merkmale hinlänglich verschieden sind. Erste Gruppe hat als Typus die Arten mit kurzen Blumen, wie F. mierophylla, thy- mifolia und parviflora, die zu der Sec- tion der Breviflorae gehören. Man erkennt sie an ihrer kleinen Belaubung, an ihren klei- nenBlüthen, bei welchen die Sepalen kürzer oder kaum so lang sind als die Kelchröhreund an den eingeschlossenen Antheren. Die Varietäten mi- erophylla major, microphylla re- flexa und Miellezii gehören sicher zu dieser ersten Gruppe und eben so sicher kann man behaupten, dass sie von F. phylla abstammen. micro- Die zweite Gruppe hat FRarborescens als Typus, eine Art, die sich von allen an- deren Fuchsien durch ihren Blüthenstand in endständigen, trichotomischen Rispen auszeich- net. Sie scheint mir dadurch so verschieden, dass ich mich wundere, sie in einer schon sehr zahlreichen Section aufgenommen zu se- hen, der Section der Macrostemmae, an- statt eine besondere Section zu bilden, zu der auch die F. macropetala durch ihren ähn- lichen Blüthenstand gehören würde. Aus die- bekannt, die Syringaeflora, die augen- scheinlich von arborescens abstammt, : Die dritte Gruppe hat als Typen die zur Section Macrostemmae gehörenden Arten. Die Merkmale sind: quirlständig zu dreien stehende {oft aber auch nur gegenständige) Blätter, blattwinkelständige Blüthen, die Kelch- röhre kürzer oder gleichlang als die Kelch- zipfel und weit hervorragende Staubfäden. — Diese von den Botanikern angenommene Sec- tion umfasst eine grosse Zahl von Arten, und bei den vielfach wiederholten Befruchtungen der Arten untereinander, und mit den Bastar- den und Abarten, denen die heuligen Garien- formen ihre Entstehung verdanken, ist es un- möglich geworden, jede Gartenform auf ihre bestimmte Stammart zurückzuführen. (Es ist das überhaupt unmöglich, sobald wirkliche Bastarde und nicht blosse Varietäten im Spiele sind, denn Bastarde setzen schon nolhwendig zwei Stammarten voraus). Man kann sie nur in die Gruppe der Macrosteınmae verweisen, wenn ihre Charaktere mit denen der Section übereinstimmen. Zu dieser Gruppe gehören weitaus die Mehrzahl der Gartenformen, wir nennen nur einige der bekanntesten, wie Na- poleon, Venus Victrix, Diademe de Fiore, Duchess of Lancaster, Prin- cesse de Prusse u. s. w. Man unterschei- det jedoch unter der Menge hieher gehöriger Sorten leicht eine Anzahl soleher, die ursprüng- lich von derF. radieans oder von eoral- lina, einer der ersten Varietäten dieser Art, abstammen. Sie zeichnen sich aus durch ei- nen hohen, oft sparrigen Wuchs, Zweige lang- gestreckt, fast rankend; Laub dunkelgrün; die jungen Zweige, Blattstiele und Blattrippen pur- purröthlich; Blumenröhre dunkelroth, Sepalen meistens zurückgekrümmt, und die dunkelvio- lettblaue, oft schwarzblaue Corolle. Wir erin- nern nur an Voltigeur, Collegian, grandis, Hendersoni (mit gefüllter Co- rolle), Mod&le, Autocrate, Prince Albert und Wonderful als Beispiele soleher ursprünglich von F. radicans ab- stammenden Formen. Die vierte Gruppe umfasst die langblüthi- ge Fuchsien. (Longiflorae), bei denen die Kelchröhre 2 bis 3 Mal länger ist als dieKelch- II. Notizen zipfel und die Staubfäden eben hervortreten, wie F. corymbiflora, fulgens und ser- ratifolia. Die Abarten und Hybriden dieser Gruppe sind leicht an den langröhrigen Blü- then zu erkennen, wir nennen Exonien- sis, Standishii, Etoile de Versail- les, Geante, Reine des Frangais, Mme. Thibaut undMme. Pele als die be- kannteren. In neuerer Zeit sind noch erschie- nen: Domyniana (von F. spectabilis abstammend), Prince Jerome uud Pen- dulina. — Man hat jetzt diese langblüthigen Fuchsien vernachlässigt und die Züchter ha- ben nicht ohne Grund, fast ausschliesslich der dritten Gruppe ihren Fleiss zugewandt, da sie die schönsten der bisher gewonnenen Gartenformen lieferte, aber die Folge war, dass die neuesten Erzeugnisse im Allgemeinen den älteren zu ähnlich sind und wenig wirklich Neues mehr zu Tage gefördert wird. Um interessante und neue Formen zu gewinnen, muss man weni- ger exclusiv sein und auch neue Befruchtun- gen zwischen wirklichen Arten versuchen und mit den gewonnenen Hybriden dann weiter experimenliren. (Nach Belgique hort. — E. O0.) 8) Die bayerische Gartenbauge- sellschaft und deren erste Blumen- ausstellung in München. — Erlauben Sie mir, Ihnen ein bischen von der allgemei- nen Bewegung zum Fortschritt in der Garten- eultur hier zuLande zu erzählen. Dieselbe da- ir nicht von gestern, sie macht sich seit lange bemerkbar und ward hauptsächlich durch das Interesse hervorgerufen, das der König Maxll. am Gartenbau überhaupt, insbesondere aber an _ Iandschafllichen Verschönerungsanlagen that- sächlich nimmt, während die Königin die Blu- men mit Kennerblick auswählt und ihre Pflege sehr protegirt, Seit der Schöpfung des grossen Wintergartens an der königl. Residenz, der den Charakter einer landschaftlichen Anlage trägt *), mit grösserem Rasenplatz, einem Pa- villon auf hügeliger Erhabenheit, obgleich im ersten Stockwerk gelegen, ein grosses Bassin, *) Die Anlage dieses Wintergartens wurde nach des Königs Angaben vom kgl. Oberhof- gärtner Effner hergestellt. 285 und ausser Orangenbäumen, Araucarien etc. auch vielePalmen enthält, sind deren mehrere kleinere an den Wohnungen der höheren Ari- stokratie und bei einer öffentlichen Anstalt ent- standen und damit manche neue herrliche Pflanze hier eingekehrt, bekannt und beliebt geworden , ein erwünschter Zuwachs zu den werthvollen Sammlungen der kgl. Pflanzen- häuser zu Nymphenburg und des botanischen Gartens in München, die durch Jaequin und Aiton’s Vermittlung, hauptsächlich aber durch von Martius aus Brasilien hier früher ein- geführl und aufgehäufi worden sind. — Selbst die Modepflanzen Englands, die neu einge- führten Coniferen und Berberis-Arten, die Hi- malaya - Rhododendron etc. findet man ge- genwärlig hier in mehreren Gärten in gutem Culturzustande; die Orchideen allein haben verhältnissmässig nur wenig Eingang gefun- den und mangeln den Privat-, wie Handels- gärten gänzlich, doch vielleicht nicht mehr lange: ein Prachtexemplar von Dendrobium nobile jüngst auf einer Versammlung der Gartenbau-Gesellschaft von dem Hofgärtner Loewel ausgestellt (aus der kgl. Blumen- treiberei, einer auf hoher Stufe stehenden An- stalt) erregte allgemeine Bewunderung und hat Graf Bassenheim bei der eben ers; statigefundenen Blumenausstellung einen be- sonderen Preis auf Orchideeneultur ausgesetzt, in der Absicht, sie mehr zu verbreiten. — Ich habe gerade der Blumenausstellung ge- dacht, die die bayerische Gartenbau-Gesellschaft zwischen dem 1, und 8.Mai dieses Jahres ver- anstaltet hat und bin Ihnen daher einige Mit- theilungen schuldig über das Entstehen und seitherige Wirken dieser Gesellschaft. Der An- theill am Gartenbau ward hier ein so allge- meiner und lebhafter, dass die Constituirung einer selbstsständigen Gesellschaft zur Förderung des heimischen Gartenwesens uns dringend angedeutet schien. Sie enstand unter Mitwir- kung aller Klassen von Gärtnern und Garten- freunden am Anfange dieses ‚Jahres, wo eine Generalversammlung stattfand, in der der Ge- heimralh von Martius zum Vorstand gewählt wurde; sie hat jetzt ihre Mitgliederzahl schon bedeutend gemehrt und verschiedene Wege der Thätigkeit betreten. In ihren monatlichen Versammlungen werden neue Pflanzen, Früchte 286 Gemüse etc. ausgestellt und besprochen, und Vorträge gehallen von Praktikern, wie von Männern der Wissenschaft. So haben von Martius über Palmen in der Heimath und in den Gärten, Dr. Radlkofer über die Farben der Blumen und den Einfluss, welchen der Gärtner auf dieselben durch Cultur und Be- fruchtung auszuüben vermag, über die Befruch- tung der Geschlechtspflanzen mit Rücksicht auf praktische Vortheile u. s. w. gesprochen. Der Besuch der Versammlungen ist in Zu- nahme begriffen. Sie wird Pflanzen aus über- seeischen Ländern, England etc. einführen und durch das Loos unter ihre Mitglieder ver- breiten, ohne dadurch den Pflanzenhandel zu beeinträchtigen. Sie sammelt ferner alljähr- lich in einer grossen Blumen - Ausstellung die besten Blüthen inländischer Cultur, die neuen Acquisitionen u. s. w., und führt sie nicht blos den Mitgliedern zur Belehrung, sondern auch dem grossen Publikum zur Weckung immer lebhafterer, allgemeinerer Theilnahme vor Au- gen. Die erste Ausstellung der Art veranstaltete die Gesellschaft im Beginn des Monats Mai und feierte damit in glänzender Weise ihr Ent- stehungsfest. Die königl. Majestäten, welche die Ausstellung zweimal zu besuchen geruhten, zeigten grosses Interesse für alle Einzelnheiten, und besonders dem neuen Zuwachs unseres Gartenflors; den königl. Gartenanstalten ward es gestattet, die Ausstellung in reichem Maasse zu beschicken und es entstand dadurch ein pompöser Garten, in landschaftlichem Style be- handelt, in welchem die riesenhaften Blatt- pflanzen-Gruppen mit Palmen , Gastonien, Fi- cus und Bombax, wie Neuholländer Baum- gruppen aus dem botanischen Garten, und Tep- piche von Cinerarien, Pelargonien, Pensees mit reichhaltigen Rosen-, Azaleen-, Rhododendron-, Camellien- und Ericen-Gruppen in grossen Ra- senplätzen, die von Wegen durchzogen, ver- theilt lagen. Die vielen springenden Wasser des Glaspalastes, denn dieser war in einen Garten umgewandelt, — gaben hierzu die an- genehme Bewegung und Frische, welche zeit- weise die Witterung ihrerseits leider bedeu- tend vermehrt hat. — 23 Aussteller betheiligten sich dabei, dar- unter der seiner englischen Speeimencultur Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. halber berühmte Forster’sche Garten in Augs- burg. Aus dem letzteren kamen viele Aza- leen von mehreren Fuss Durchmesser bei re- gulärem Wuchs und dichter Blumenbekleidung, ein überaus reich blühendes Eriostemon neriifolium von Kugelgestalt, das mit dem vom Grafen Bassenheim gegebenen Preise für ein ‚„‚reichblühendes Specimen‘ geehrt wurde, eine leider noch nicht völlig blühende Pime- lea decussata von mehreren Fuss Durch- messer, einige vortrefllich geformte Fancy-Pe- largonien der neuesten Sorten, und Erica ventricosa cocceinea minor in jungen, aber sehr gut gezogenen Exemplaren. Ein 3!/; Fuss im Durchmesser haltendes Chori- zema varium in voller Blüthe stehend und eine zu ausserordentlicher Entwicklung gelangte Begonia Rex, beide aus dem gräflich Bas- senheim'schen Garten, erregten grosse Auf- merksamkeit, ebenso ein mannshoher Bo m- baxinsigne uündRhododendronfFal- coneri aus dem königl. Wintergarten. Unter den in reicher Blüthe stehenden Rododendron war Rh. javanieum aus dem königl. Hof- garten in Nymphenburg von ausnehmender Schönheit. Die Handelsgärtner , insbesondere der äusserst rührige Hr. Scheidecker und der Magistratsgärtner Schuster, hatten neben den königl. Hofgärten die bedeutendsten Neuheiten von indischen Azaleen in den an 150 Sorten zählenden Sortimenten aufgestellt. Einige Züch- tungen von Rhododendron und indischen Aza- leen, wie vorzügliche Petunien-Sämlinge des Herren Scheidecker und des Herrn For- ster (Obergärtner Teply) wurden vom Preis- gerichte gekrönt. An vorzüglich schönen und werthvollen Pflanzen, welche diese Ausstellung von ande- ren unterschied, kann ich Ihnen nennen: eine Araucaria Cookii von Mannshöhe, eine - nicht viel kleinere Rhopala corcovaden- sis aus dem Forster’schen 6arten, ein Di- plazium celtidifolium, ein herrlich ent- wickeltes Goniophlebium Reinwardtii, Phoenix farinifera und Areca rubra des königl. Hofgärtners Löwel, ein riesenhaf- tes Balantium Karstenianum des kgl. Hofgärtners Klein, eine vollkommen regel- mässig gebildete, grosse Dracaena indi- IL Notizen. visa mit ihrem graeilen Wuchse, ein sehr grosses Daerydium cupressinum,Stadt- mannia australis, Fieus nov. sp, Farfugium grande, Gordoniagran- dis, Aralia Sieboldii, A. Brownii, und Pothos viridis aus dem gräfl. Bas- senheim’schen Garten (Obergärtner Eggens- berger); die Aralia papyrifera des Magi- stratsgärtnerss Schuster, ein prachtvolles Exemplar von Gastonia palmata, dann Philodendrontrilebatum, Abutilon giganteum, Gedrus Deodara ro- busta glauca, Wellingtonia giganlea u. a. aus dem herzogl. Hofgarten zu Bogen- hausen (Hofgärtnee Kolb), Sonerila splendens, Spigelia aenea, Boeh- meria argentea etc. des Handelsgärtners Scheideceker, und endlich Berberis Bealii, Lomatia ferruginea, Clematis lanuginosa pallida des Handelsgärtners Beyhl. Erfreulicher Weise waren auch die alten Geschlechter der Floristengewächse, Levcojen, Lack, Aurikeln, Ranunkeln, Tulpen und Hyacinthen, Pelargonien und Fuchsien in guten und vielen Sorten bei lobenswerthem Culturzustand auf der Ausstellung vertreten. Was die auf der Ausstellung vorhandenen Bouquets betrifft, so zeigen sie uns wieder die Macht der Mode, welche sich nun einmal fast ausschliesslich für das in Spitzen gehüllte Tel- lerbouquet entschieden hat, dessen eingebilde- ter Werth gleich der Crinoline mit dem Um- fange wächst. Der wahre Werth liegt aber bei diesen tellerförmigen Bouquets in der rich- tigen Vertheilung von Blumen und Grün und der möglichst regulären Anordnung der Blumen und Farben in concentrischen Kreisen, weil dadurch allein eine erträgliche Harmonie in dem durchweg künstlichen Ganzen erzielt wird. Die Preisträger empfingen die Preise aus der Hand des Staatsrathes von Beisler Exec. in öffentlicher Sitzung ; im Ganzen vertheilte die Gesellschaft 73 Preise im Gesammtbetrage von 888 Gulden. — Die königl. Hofgärtner haben auf die Geldpreise verzichtet , indem sie den betreffenden bedeutenden Betrag der Gesell- schaft zu weiterer Verwendung anheimgaben. Ein andermal über andere Beweise von Fortschritt im hiesigen Gartenwesen, insofern +; 287 derselbe die ökonomischen Verbesserungen oder landschaftlichen Verschönerungen inbe- greift. (Briefliche Mittheilungen,) 9) Dattel-Palmen an den Ufern des kaspischen Meeres, sonst und jetzt; von dem Akademiker von Baer. Bevor ich meine Reisen an das kaspische Meer und in dessen Uferlandschaften unternahm, war es nicht nur hier, sondern, so vielich weiss, über- haupt in der wissenschaftlichen Welt unbe- kannt, dass in den Umgebungen dieses Meeres einzelne Palmen, und zwar Daitelpalmen noch jeizt wachsen, und dass früher die Dattelzucht daselbst in ausgedehnterem Maasse bestand. Während der Reisen , die ich mit meinen Be- gleitern an der Südküste unternahm , erzählte man uns von einem Palmbaume, welcher am westlichsten Ende der Landzunge Potemkin, da, wo sie sich vom Festlande ablöst, um die Bucht von Astrabad nach Norden zu begren- zen, stehen soll, und von einem andern Baume derselben Art, oder, nach andern Nachrichten, von einigen Palmen, welche in der Nähe des Städchens Sari (ungefähr unterm 36?/2° nördl. Br. und 53t/,0 östl. L. von Greenw.) in fröhli- chem Gedeihen seien. Früchte hatte man an diesen Bäumen nie gesehen, ob deswegen, weil sie alle nur von einem Geschlechte sind, oder weil sie zu weit von einander abstehen, um sich zu befruchten, oder weil das Klima das Gedeihen der Früchte nicht erlaubt, wusste Niemand anzugeben, Ja, die Existenz der ei- nen Palme auf dem westlichsten Theile der Landzunge Potemkin war nicht durch wissen- schaftlich gebildete Personen beglaubigt , son- dern wurde nur von einigen russischen Matro- sen behauptet, von denen aber die wenigsten Gelegenheit gehabt haben, einen Palmbaum zu sehen, und Dattelpalmen wohl keiner. Da überdies Sari nicht weit vom Ursprunge der Landzunge Potemkin liegt, so konnte eben diese Umgebung von Sari gemeint sein. Es war auch unserer Expedition nicht mög- lich, diese Sagen zu bestäligen ‚oder zu wider- legen. Nach Sari zu gehen, hatten wir weder Veranlassung noch Mittel. Als wir den Asira- bad’schen Meerbusen befuhren, liess ich der Landzunge Potemkin möglichst nahe halten, allein da wir an demselben Tage noch bei Aschref den Lustgarten Schach Abbas des \ 288 Grossen erreichen wollten, durften wir die Landzunge nicht bis zu ihrem westlichsten Theile verfolgen; und so weit wir sie übersehen konnten, war von einer Palme nichts zu er- kennen. Die Versprechungen einiger Officiere der Flottenstation Aschir, Bläiter von den an- geblichenPalmen zu verschaffen, blieben auch unerfüllt, da diese Officiere bald versetzt wur- den. Nach der Rückkehr überzeugten mich die Nachrichten, welche arabische Schriftsteller des Mittelalters über die Uferlandschaften des kas- pischen Meeres uns hinterlassen haben, dass damals Datteln in nicht unbedeutender Menge in einem Theil derselben , besonders im süd- östlichen Winkel, in Tabaristan nnd Dshord- shan, gezogen wurden. Ich konnte kaum zwei- feln, dass die noch bestehenden einzelnen Pal- men dieEpigonen jener ehemaligen Daltelzucht seien. Aber es kam vor allen Dingen darauf an, Gewissheit zu erhalten, dass überhaupt noch Bäume dieser Form dort bestehen. Ich trug daher am 23. October1857 bei der Aka- demie darauf an, dass sie den Commandiren- den der Flottenstation in Aschir ersuchen möge, durch besondere Absendung eines Bootes, von den angeblichen Palmen bei Sari oder von dem westlichen Ende von Potemkin uns ein Blatt zu verschaffen. Die Akademie gab diese Bitte der Chorasan’schen Expedition mit. Durch Hrn. v.Chanykow, den Führer die- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ser Expedition, ist denn auch im August 1858, unter Vermittelung des asiatischen Departements, der Akademie ein gefiedertes Blatt einer Palme von Sari zugekommen. welches von einer Dat- telpalme stammt. Der Boden soll dort in ei- ner Sandfläche bestehen, deren Untergrund von Seihwasser durchzogen wird. An dem Nord- abfall des steil ansteigenden persischen Hoch- landes bilden sich sehr reichliche meteorische Niederschläge aus den Ausdünstungen des kaspischen Meeres. Sie tränken,, indem sie von den steilen Abhängen dem Meere zuflies- sen, das schmale Vorland, welches den Fuss der Gebirge begrenzt, so reichlich, dass darauf die üppige Baum-Vegetation beruht, welche die Südküste dieses Meeres von Lenkoran bis Astrabad so sehr von der völlig nackten Nord- und Ostküste auszeichnet, und füllen. das an- sehnliche Süsswasser - Becken , welches man fälschlich den-Meerbusen von Enseli nennt, und für eine Bucht des Meeres hält. Wo ein brei- ter Uferwall von Lehm das Wasserbecken un- mittelbar begrenzt, wie an den meisten Stel- len der Südostküste, die ich betreten habe, da hat sich hinter diesem Walle ein Streifen offenen Sumpfes gebildei, den die Bewohner zum Reisbau benuızen, und nur einzelne schmale Abflüsse haben sich dureh denUferwall durch- gerissen, offenbar in Folge zeitweiliger starker Anschwellungen der Sümpfe. (Schluss folgt.) IV. Personalnotizen und Neuestes. 4) Der wirkliche Staatsrath Prof. vonBunge ist von seiner Reise aus Persien und Khorasan kürzlich zurückgekehrt. Ueber 5000 Pflanzen- Arten wurden von demselben gesammelt und unter diesen allein 450 verschiedene Astraga- lus-Arten. Derselbe wird nun sofort an die Bearbeitung der milgebrachten Schätze gehen. 2) Herr Maximowicz hat für seine Be- arbeitung der Flora des Amur-Landes von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Pe- tersburg den Demidoff’schen Preis erhalten. 3) Dr. Radlikofer ist an Sendtner’s. Stelle zum Professor der Bolanik in München er- nannt worden. 4) Der Gartendirector Held ist von der Direction des bolanischen Gartens zu Karlsruhe zurückgetreten, und ist dieselbe nunmehr ‚dem Garteninspector Mayer übertragen worden, - . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Callistemon pendulus Rgl.’). (Siehe Taf. 269.) Myrtaceae Ein noch unbeschriebenes Calliste- mon mit gelblichen Blumen und graeil überhängenden Aesten. Dasselbe bildet einen niedrigern Strauch, mit brauner rissiger Rinde und dicht und abstehend behaarten jüngeren Aesten, die fast ähn- lich einer Trauerweide überhängen. Die Blätter schmal linien- lanzettlich, flach einnervig mit kaum erkennbaren Seiten- nerven allmälig in einen scharfen Mucro verschmälert, kurz gestielt, lederartig, bis 21/, Zoll lang und 2'/, Linien breit, die jüngeren beiderseits dicht weichhaa- rig , die älteren kahl und ohne vorra- gende Punkte, lebhaft grün, Blumen in losen Aehren unterhalb der Astspitzen. — Kelch mit kahler gefurchter Röhre und 5 Lappen des Saumes, die rundlich oval, grün und am häutigen Rande schwach zottig. Blumenblätter 5, rund- lich-oval, gelbgrün, am Rande schwach zottig. Staubfüden 3/, Zoll lang, 3mal länger als die Blumenblätter, weiss mit gelben Antheren. Griffel grün, etwas länger als die Staubfäden. Dem C. pinifolius, viridiflorus und salignus verwandt. Das erstere unter- scheidet sich durch steifere, schmälere, rinnenförmige,, scharfe Blätter, — das zweite durch kürzere , steifere, punktirt- scharfe Blätter und fast spitzenständige Blüthenähre und das 3te durch lanzett- liche breitere Blätter. — Gehört wegen der gefälligen Tracht zu den empfehlenswerthesten Arten die- ser in Neuholland heimischen Gattung, Vermehrung durch Samen, welche auf Heideerde ausgesäet und kaum bedeckt, sicher aufgehen und schnell emporwach- sen. Ein harter Kalthausstrauch. — (E. R.) *) ©. ramis flaceidis, dependentibus, junioribus villosis; foliis anguste lineari-lanceolatis, pla- nis, uninersis;: nervis lateralibus vix conspieuis, in mucronem atlenualis, breviter petiolatis, Junioribus ulringque dense pubescentibus, deinde glabris, laevibusque; calyeibus glabris ; sta- minum filamentis albis, antheris luteis. X. 1859, 19 290 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bpb) Odontoglossum grande Lindl (Siehe Taf. 270.) Orchideae. Keine neue, aber unstreitig eine der schönsten, dankbarsten und empfehlens- werthesten Orchideen führen wir hier dem Leser vor. Sie ist nich; neu, denn sie wurde schon im Jahre 1840 im Bot. Register, Nr. 94 durch Lindley zuerst beschrieben, und sie hat bereits Platz genommen in allen Sammlungen von ei- niger Bedeutung, aber das wahrhaft Schöne altert nicht, und es wird den- noch manchem Leser der Gartenflora angenehm sein , in O. grande eine liebe alte Bekanntschaft zu erneuern oder wohl gar eine neue anzuknüpfen. — Es ist eine der Orchideen, die in keiner Samm- lung fehlen sollte und die selbst solchen Pflanzenfreunden empfohlen werden darf, welche sich nur darauf beschränken, eine kleine Zahl Orchideenarten in ih- rem Warmhause mit anderen Pflanzen aller Gattungen untermischt zu eultivi- ren, und die daher vorzüglich nach den schönsten unter den robusteren, leicht zu behandelnden und dabei dankbar blühenden Arten greifen sollten. Das Odontoglossum grande wurde zuerst von Skinner in seinem Heimath- lande Guatemala aufgefunden und nach Europa gebracht , später wiederholt im- portirt, und da es anfing, in den Han- delsgärten selten zu werden, bemühten wir uns durch die freundliche Vermitt- lung eines dort ansässigen Schweizers den Pflanzenmarkt auf’s Neue zu ali- mentiren. So erhielten wir denn im Sommer 1857 eine grosse Anzahl sehr gesunder und schöner Exemplare, die rasch an die verschiedenen deutschen, beleischen und englischen Handelsgär- ten, die sich mit Orchideen befassen, ‚abgesetzt wurden, so dass jetzt wieder diese prächtige Orchidee zu verhältniss- mässig. billigen Preisen auch den minder bemittelten Pflanzenfreunden zugänglich geworden ist. — Uns blühten vergan- genen Herbst die meisten der im Jahre zuvor eingeführten Exemplare, einige der stärkeren zugleich mit 4 Blüthenschäf- ten, von denen jeder 5 Blumen brachte. Ein solches Exemplar, geschmückt mit 10 bis 20 gleichzeitig geöffneten Blüthen macht einen Effect, der so leicht nicht übertroffen werden dürfte. — Da das O. grande aus höher liegenden , kühle- ren Gegenden von Guatemala stammt, wo nach Skinner die höchste Wärme nur 12—150 Reaum. beträgt, so ist es erklärlich, dass es sich besonders gut eignet für gewöhnliche Warmhäuser, deren Temperatur nicht diejenige der eigentlichen Orchideenhäuser erreicht, ja dass es während der Sommermonate an schattiger Lage ganz ins Freie ge- bracht werden darf ohne Nachtheil, wie dies schon von Dr. Lindley ange- führt wird. — Cultur in Töpfen oder Näpfen in ei- ner Mischung von Torfmoos, Lauberde, Holzkohle und Sand. (E. 0.) 7 l Originalabhandlungen. 291 oo Peperomia stenocarpa Regel. ®). (Siehe Taf. 271.) Pip.eriace.ae. Ein niedriger Halbstrauch, mit klet- ternden wurzelnden Stengeln, die kahl oder kurzhaarig. Blätter oval, mit ab- gerundetem oder fast herzförmigem Grun- de, mehr oder weniger zugespitzt , bei- derseits kurzhaarig oder kahl, fleischig, hellgrün, 3—5nervig. Der Mittelnerv ist der stärkste, Blattfläche 11/,—2 Zoll lang, 1—1!/; Zoll breit, Blattstiele 1/,—!/, Zoll lang, die jüngern mehr oder weniger be- haart. Blüthenkätzchen spitzenständig, ein zeln oder zu 2, sehr lang, hin und herge- bogen, dichtblumig, bis 7 Zoll lang. Die Früchtehen besitzen eine walzenförmige Gestalt, sind ungefähr eine Linie lang, stehen stark ab und sind oft einseitig gerichtet, au der Spitze sind sie schief abgestutzt und tragen eine grosse Nar- benfläche. Der P. Hilariana und nigro-punctata verwandt, aber schon durch die charak- teristische Fruchtform leicht zu unter- scheiden. Ward von Riedel bei Rio Janeiro gesammelt und dem hiesigen Garten eingesendet. (E. R.) Erklärung der Tafel 271. a. Ein niederliegendes Stengelstück nebst ei- nem daraus entspringenden Aste mit spitzenständigem Blüthenkätzchen in Le- bensgrösse. b. Ein Stück der Spindel des fruchttragenden Zäpfchens vergrössert, nebst den Frücht- chen und den an der Spindel noch be- merkbaren Antheren. — *, Fruticulosa, ramosa; ramosis scandentibus, radicantibus, glabris v. puberulis; foliis alternis ovalis, plus minus acuminatis, basi rotundatis v, subcordatis, utringue puberulis v. glabris, car- nosulis, laete viridibus, 3—Önerviis; amentis terminalibus, solitariis v. rarius geminis; baceis eylindrieis, apice oblique truncatis, stigmate magno terminatis. 2) Heddewig's Chineser-Neiken mit gefüllten Blumen. (D. chinensis L. Var. laciniatus plenus Keke. in Grtfl. 1858, pag. 8, tab. 219.) Die Chineser Nelken von Heddewig, von denen wir auf Tafel 216 der Gar- tenflora die erste unvollkommene Abbil- dung gaben , später aber solche durch 2 Bouquete ersetzten, die der Wirklich- keit schon viel näher kamen, haben nun schon an vielen Orten geblühet und wer- den, dessen sind wir gewiss, auch die an solche geknüpften Erwartungen er- füllt haben. Unter den blumistischen Einführungen der Neuzeit zur Aus- schmückung des Gartens im Freien sind sie nach unserer Ansicht die ausgezeich- netste aller Erwerbungen. Schnell wer- den sie sich nun auch in alle Privat- gärten verbreiten. Wahrhaft prächtig ist dieses Jahr der Flor dieser Pflanzen im Garten des Herrn Heddewig, wo gerade jetzt (Mitte August) einige Tausend Pflanzen in der üppigsten Blüthe stehen. Vom reinem Weiss durchlaufen sie das Farbenspiel 19 * 292 bis zum dunkelsten Roth. „Schiller, Sammtglanz “und Zeichnung zeigt "sich in ähnlicher Weise, wie bei den alten kleinblumigen Chineser-Nelken. Wir unterscheiden unter denselben zwei Hauptformen, nämlich den D. chi- nensis Heddewigü und den D. chinensis laciniatus, Die erstere Form, die man auch Heddewig’s niedrige Chine- ser Nelke nennen kann, besitzt einen niedrigen , kaum 1 Fuss hohen Wuchs, breite blaugrüne Blätter und 3 — 31], Zoll im Durchmesser haltende Blumen mit gezähnten oder eingeschnitten ge- zähnten Blumenlappen. Es begreift diese die von Dr. Körnicke als D. chinensis Heddewegii und giganteus beschriebenen Formen in sich, da diese beiden in ein- ander übergehen. Diese Form ist es auch , welche vom Herrn Heddewig im Wintern 1858 — 1859 in Samen abge- geben ward und die jetzt schon in deut- schen, englischen und französischen Gär- ten verbreitet ist und auch, soviel uns bekannt, allenthalben als ausgezeichnete Neuigkeit begrüsst ward. — Die zweite Form ist D. chinensis la- ciniatus Keke., die man auch Hedde- wig’s hohe Chineser-Nelke nen- nen kann. Dieselbe bildet aufrechte, stark verästelte, bis 2 Fuss hohe Sten- gel, die wie die Blätter, blaugrün be- reift sind. Die Blumenkronen halten 3—4 Zoll im Durchmesser und die Blu- menblätter sind vorn tief eingeschnitten gelappt. Wie die andere Form durch- laufen die Blumen derselben das gleiche Farbenspiel und haben die Neigung, sehr stark ins Gefüllte zu schlagen. Aus- ser dieser Eigenschaft, die ihnen einen noch höhern Werth für die Blumistik Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 'hafte Eigenschaft , gibt als, Heddewig’s niedriger Chineser- Nelke, besitzen sie noch die vortheil- viel härter als jene zu sein. Herr Heddewig liess mehrere derselben im vergangenen Winter neben der niedrigen Sorte in freiem Lande stehen. Die niedrigen erfroren, die ho- hen hielten dagegen vollkommen gut den Petersburger Winter im freien Lande aus, obgleich sie keine Deckung erhiel- ten und das betreffende Beet im Früh- ling , bevor der Frost aus der Erde ge- wichen,, einige Zeit lang unter Wasser stand. Auch von dieser neuen Art, von der Herr Heddewig bis jetzt noch der alleinige Besitzer ist, sahen wir kürzlich im Garten desselben einen herrlichen Flor von einigen Hundert von Pflanzen und vor uns liegt ein herrli- ches Bouquet von 6 Nüangen einfacher und 6Nüancen gefüllter Blumen, darun- ter weisse, sammtig dunkelpurpurne, rosa- rothe , purpurrosa und weiss nüaneirte cete, Wir werden auch von dieser Nelke bald ein Bouquet mittelst Abbildung ver- öffentlichen. In der August-Sitzung des Petersburger Gartenbau- Vereins ward Hrn. Heddewig die goldeneMedaille füreineGrup- pe dieser herrlichen Pflanze in Töpfen zuerkannt. — Soviel uns bekannt, wird derselbe diese schöne und ausgezeichnete neue Florblume im Ganzen an ein Haus in England oder auf dem Continent zur Verbreitung überlassen. Entsprungen ist sie aus der eigenthümlichen klein- blumigen Form, die Körnicke D. chinen- sis squarrosus (Grtfl. 1858, p. 8) ge- macht hat. (BER I. Originalabhandlungen. 3) Mittheilungen aus Frankfurt aM. Iw Aprilheft dieses Journals findet | weder die erste, noch die zweite der er- sich unter der Aufschrift: gen aus Frankfurt a/M.“ ein Aufsatz vom Hrn. Jacob Rinz, den man füglich in drei verschiedene Kapitel theilen könnte. Im ersten beschreibt Herr Rinz seine neuen Gewächshäuser und jeder Sach- verständige, welcher dieselben gesehen hat, wird zugeben müssen , dass sie hübsch , solide und auch zweckmässig angelegt sind. Im: zweiten klagt Herr Rinz über die verhältnissmässig sehr geringe An- zahl von bedeutendern Blumenliebhabern in unserer wohlhabenden Stadt. und mit Recht beklagt er den Tod der Herren Breul und Stern, welche beide mit Sach- kenntniss und grossen Geldopfern immer für Neues und Schönes gesorgt haben. Die Zabl der noch lebenden bemerkens- wertheren Blumenliebhaber ist leider sehr klein. Wir stimmen darin mit Herrn Rinz vollkommen überein. Der dritte Abschnitt aber ist nur ein sanfter Zornesausguss über die Gartenbaugesellschaft Flora, Diese Gesellschaft hat sich nämlich er- laubt, sich auch ohne Herrn Rinz zu constituiren , von Jahr zu Jahr an Mit- gliedern zuzunehmen, die erste Ausstel- lung bei Herrn Rinz unerwarteter Maas- sen wenig, die zweite aber gar nicht, oder fast gar nicht zu beschicken, und - was das Allerärgste ist, in zwei darauf folgenden Jahren sogar auf eigene Rech- nung und Gefahr zwei höchst gelungene Blumenaussteliungen in einer eigens da- zu erbauten Bretterbude zu veran- stalten. Solche Anmassung von Seiten der Gartenbaugesellschaft Flora war zu arg und Herr Rinz musste sie rügen. Selbst gesehen hat Herr Rinz zwar „Mittheilun- | wähnten Blumenausstellungen, allein er- fahren haben muss er es wohl, dass die innere Ausstattung der Breiterbude den Glaspalast des Herın Rinz nicht vermissen liess. Doch wollen wir jetzt für die Leser dieses Journals einige Aufklärungen über die Entstehung der Gartenbaugesellschaft Flora und die Ursache, warum dieselbe bei Herrn Rinz so sehr in Ungnade steht, anführen. Letzteres geht zwar schon ziemlich deutlich aus dem bisher Gesagten hervor, doch ist es auch nö- thig zu sagen, warum sich von den Mit- gliedern der Gartenbaugesellschaft Flora bei den Ausstellungen im Rinz’schen Locale verhältnissmässig nur wenige be- theiligt haben. Nachdem hier viele Jahre hindurch von der sog. polytechnischen Gesellschaft, resp. deren Section für Feld- und Gar- tenbau die jährlichen Blumenausstellun- gen mit Preisvertheilungen und Blumen- verloosungen veranstaltet worden waren, und jeder Gärtner, der irgend etwas aus- zustellen hatte, mit Vergnügen sein Scherflein dazu beitrug, entstanden spä- ter Misshelligkeiten unter den Einsen- dern, jeder glaubte sich bei den Preis- vertheilungen beeinträchtigt, und so ver- einigten sich zu Ende 1847 mehrere Gärtner zu dem Zweck, die Gründung einer neuen selbstständigen Gesellschaft zu berathen. Am 28. Januar 1848, al- so lange vorher, ehe die politischen Ereignisse dieses Jahres ihren Anfang nahmen, wurden von 18 hiesigen Kunst- und Handelsgärtnern die Statuten der neuen Gesellschaft, welche den Namen „Gartenbaugesellschaft Flora“ erhielt, unterzeichnet. Da gleich anfänglich be- 294 schlossen wurde, dass auch Nichtgärtner als Mitglieder aufgenommen werden dürften, so wuchs die Zahl derselben rasch und beträgt jetzt etwa 210. Die Betheiligung der Floramitglieder an den Blumenausstellungen liess von da an merklich nach, weil die Gesell- schaft unter sich bisweilen kleine Aus- stellungen veranstaltete. Grössere öf- fentliche Ausstellungen konnte sie aber nicht unternehmen, weil ihr keine ande- ren Mittel dafür zu Gebote standen, als was von den Beiträgen der Mitglieder erspart worden war. Diese Ersparnisse konnten aber nicht gross sein, da der Beitrag nur 4 Gulden jährlich beträgt und dafür Locale, Journale, angeschaffte Sämereien, neue Pflanzen, Obstbäume ete, bezahlt werden mussten. Endlich im Frühjahr 1857 wagte es die Gesellschaft zum ersten Male, eine öffentliche Ausstellung zu veranstalten, nachdem sich die Mitglieder für den Fall eines Defieits zur Deckung desselben durch einen besonderen Beitrag ver- pflichtet hatten. Dieser Fall kam jedoch nicht vor, sondern die Gesellschaft hatte noch einen Ueberschuss von ungefähr 200 fl., so dass sie im Frühjahr 1858 eine zweite Ausstellung veranstalten konnte, welche allgemein so günstig auf- genommen wurde, dass die Gesellschaft, trotzdem dass sie dieses Mal gegen 80 Ducaten an Prämien vertheilt hatte, doch noch einen Ueberschuss von ca. 500 fl. übrig behielt, während bei den Ausstel- lungen, die von der polytechnischen Ge- sellschaft veranstaltet worden waren, meistens, oder doch sehr oft, namhafte Zuschüsse nachgeleistet werden muss- ten. Das allgemeine Urtheil über diese beiden Ausstellungen lautete aber nur dahin, dass dieselben alle früheren , na- mentlich aber die in dem Glashause des Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Herrn Rinz bei weitem übertroffen ha- ben, so dass die Gesellschaft Flora, nach- dem sie den Pflanzen und den Gärtnern ein Jahr Ruhe gönnte, für das Jahr 1860 eine dritte Ausstellung beschlos- sen und die Zahl der Ducaten als Prä- mien noch um ein Namhaftes erhöht hat. Dies wäre ihr aber nicht mög- lich gewesen, wenn sie ihre Ausstellun- gen in dem Glashause des Herrn Rinz veranstaltet hätte, denn dasselbe ist für einen solchen Zweck viel zu abgelegen, zu klein, und hat von allen Seiten Licht, was bei jeder Ausstellung ein Fehler ist. Das jetzige Ausstellungsgebäude hatte nur einfallendes, aber hinreichendes Licht und dieses war noch durch Mousseline gedämpft. Was Herr Rinz über die Bethei- ligung, oder vielmehr Nichtbetheiligung der Floramitglieder an den beiden Ausstellungen in seinem Locale sagt, ist nicht ganz richtig, denn im Ver- hältniss zu der grossen Mitgliederzahl der Flora waren allerdings deren nur wenige betheiligt, aber da sich bei der ersten Ausstellung überhaupt nur 14 Einsender betheiligt hatten, und unter diesen 8 Floramitglieder waren, so war also deeh die Flora immer noch besser vertreten, als Herr Rinz sagt. Ferner kommt es in Betracht, dass bei einer Ausstellung von Seiten der Gartenbau- gesellschaft Flora im Locale des Herrn Rinz, im Fall eines Deficits, dieses von Niemanden gedeckt worden wäre. Warum also dieser unverhehlte Groll gegen eine Gesellschaft, die Herrn Rinz doch nie zu nahe getreten ist? Und warum er- zählt er nicht auch in seinen ‚‚Mitthei- lungen aus Frankfurt,‘ dass er anfangs das ganze Jahr hindurch ein Eintritts- geld erhoben, an dem Tage aber, wo die Ausstellung der Flora eröffnet wurde, freien Eintritt angekündigt hat? I, Originalabhandlungen. Was Herr Rinz am Schlusse seiner Mittheilungen über Floratanzkränzchen und Bälle spricht, geht aus vollständi- ger Unkenntniss der Verhältnisse her- vor, denn die Tanzkränzchen der Tanz- gesellschaft Flora stehen mit der Gar- tenbaugesellschaft Flora in gar keiner Beziehung. Ueberflüssig scheint dagegen die weitere Bemerkung des Herrn Rinz, dass es sein Bestreben immer sein 295 würde, werthvolle Neuheiten einzufüh- ren. Das thut jeder Handelsgärtner, und jeder Herrschaftsgärtner, wenn er ‚die Mittel dazu besitzt, aber auch die Gartenbaugesellschaft Flora, so weit ihre Mittel ausreichen. Die Verwaltung der Gartenbaugesell- schaft Flora zu Frankfurt a/M. Nachschrift der Redaction. Wir haben diese Berichtigung von Seiten der Gartenbaugesellschaft Flora fast wörtlich aufgenommen, wenn gleich solche gegen einen Mitarbeiter und Freund von uns gerichtet ist. Schon in der Einsendung des Herrn Rinz machten wir keinen Gebrauch von unsern Rech- ten. als Redactor, denn für den Unbe- theiligten musste es auffallend erschei- nen, dass ein von einem Privatmann mit bedeutenden Opfern erbautes Local, das zu einer permanenten Ausstellung be- stimmt war, an der jeder Einzelne sich betheiligen konnte , in Wirklichkeit von nur sehr Wenigen benutzt ward. Uns alle, die wir den Verhältnissen ferne stehen, die dazu mitgewirkt haben mö- gen, dass ein mit Opferfreudigkeit her- gestelltes Unternehmen so seinem ur- sprünglichen Zwecke entfremdet ward, muss nur Eines schmerzen, — dass näm- lich dieses Gebäude der Grund ward dass ein Mann, wie Herr Rinz, und alle jene andern Männer, die den Gartenbau- verein Flora bilden, Männer, die ja alle das gleiche Ziel, Hebung des Gar- tenbaues anstreben, nicht zu ge- meinsamem Wirken sich gegenseitig die Hand reichen. — Wo ein allgemeines Streben, ein ge- meinsamer Zweck zum Besten einer so guten Sache hoch voran getragen wird, da sollte jeder Hader unter den Trägern des gleichen Interesses schweigen und sollte sich dieser selbst um eine der empfindlichsten Stellen im bürgerlichen Leben drehen. — Von der rein practischen Seite be- trachtet, geben diese Vorgänge in Frank- furt a/M. überhaupt allen Vereinen eine gute Lehre. — Ausstellungen sind eins der wichtigsten Mittel in der Hand der Gartenbau-Vereine, um die Liebe zum Gartenbau und dessen schönen und nütz- lichen Producten in immer weiteren Schichten zu verbreiten. Zweckmässige Ausstellungslocale zu erhalten, muss da- her das Streben aller grösseren Gesell- schaften sein. Auch der Petersburger Gartenbauverein arbeitet daran, ein zu grösseren, wie kleineren Ausstellungen geeignetes Local zu erhalten. Der Ungarische Gartenbau- Verein hat ein solches Ausstellungsge- bäude in Form einer Verkaufshalle er- richtet. Die so ausserordentlich thätige Pariser Gesellschaft hat jetzt ein eigenes Local, der Wintergarten ist dort, soviel uns bekannt, eingegangen, dagegen wird, soviel uns bekannt, das Industrieaus- 296 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stellungsgebäude zu Ausstellungen be- | theilhafteste Raum zu Pflanzenausstel- nutzt etc. — schen, dass alle Erfahrungen in dieser Beziehung der Oeffentlichkeit übergeben würden, selbst wenn es ungünstige sein sollten, um andere vor ähnlichen Miss- griffen zu schützen. — Die Vorgänge in Frankfurt a/M. zei- gen deutlich, dass der gute Wille von Seiten Einzelner nieht allein genügt, sondern dass jedes Ausstellungsgebäude auch zugleich ein durchaus neutraler Boden sein muss. Gleichzeitig wird dort die uns überraschende Ansicht aufge- stellt, ein dunkler Raum eigne sich bes- ser zu Ausstellungen, als ein heller. Dass durchfallendes Licht, welches von einzelnen Fensteröffnungen kommt, eine schlechte Beleuchtung gibt, das ist be- kannt genug. Eben so ist es richtig, dass vor einem dunkeln Hintergrund mit auffallendem Lichte gestellte Pflanzen eine ausserordentlich vortheilhafte Be- leuchtung erhalten. In allen Localen, wo dasLicht nur seitlich durch einzelne Fensteröffnungen einfällt, sind aber sol- che günstige Localitäten seltner, als un- günstige Plätze mit zu wenig Licht oder schlechtem Licht. Ein ganz aus Glas construirtes Ausstellungsgebäude, wit ei- ner jener Glasarten verglaset, die das grelle Licht ausschliessen und dämpfen, scheint uns deshalb immer noch der vor- Es wäre sehr zu wün- | lungen. Alle Plätze haben hier glei- chen Werth, es erscheinen die einzel- nen Exemplare als das, was sie sind, nicht schöner und nieht schlechter, denn wir haben eine durchaus natürliche Be- leuchtung, wie im Garten im Freien. Sollte aber auch wirklich in einem gün- stig beleuchteten dunkeln Raume das Licht günstiger sein, so bleiben immer- hin in einem eigentlichen Ausstellungs- gebäude zwei andere Vortheile, nämlich dass die Pflanzen während der Zeit der Ausstellung, selbst wenn diese längere Zeit dauert, nicht leiden — und dass ferner zur zweckmässigen Ausschmückung des Locals meist vielmehr gewöhnliche Deecorationspflanzen als eigentliche Aus- stellungs-Pflanzen gebracht werden müs- sen, Reüssirt das Unternehmen in Pesth, dann ist vielleicht die Zeit nicht ınehr ferne, wo viele der grösseren Städte Eu- ropa’s ähnlichen Zwecken gewidmete Lo- cale erhalten werden, die stets am zweck- mässigsten von Vereinen errichtet wür- den. Es ist daher eine ruhige Bespre- chung der Frage: Welches sind die zweck- mässigsten Ausstelluugsgebäude für Pflan- zen, und auf welchem Wege werden sol- che am zweckmässigsten errichtet, für weite Kreise von Interesse. (E. Regel.) 4) Andeutungen über die Verwendung der vorzüglichsten Gar- tenblumen *). Die Astern. (Aster und Callistephus.) Staudenastern, welche von neueren Bo- |tanikern allein zu Aster gezählt wer- Wir unterscheiden die sogenannten |den, und die einjährigen oder chinesi- *) Siehe Gartenflora 1858, Seite 237. I. Originalabhandlungen. schen Astern, welche neuerdings von dieser Gattung getrennt und zu Calliste- phus (Schönkranz) gemacht worden sind. Der letztere Name ist den Meisten nicht geläufig und wird daher kaum je allge- mein angenommen werden. Da beide Gruppen von Aster ganz verschieden in der Cultur und Verwendung sind, so müssen wir sie auch hier trennen, A. Die ausdauernden Ästern. Die ausdauernden oder Staudenastern gehören zu den verbreitetsten Garten- pflanzen, da die Cultur derselben fast keine Mühe und Sorgfalt macht. Man hat nichts zu thun, als nur alljährlich beim Umgraben den zu grossen Umfang der Stauden mit dem Spaten zu beste- chen und von Zeit zu Zeit einmal um- zupflanzen. So behandelt man sie in den meisten Gärten, und auf den alten Rabatten mit allerlei Blumen durchein- ander und am Rande von Gehölzgrup- pen, wohin sich diese Stauden sehr gut eignen, mag dies genügen. Aber man kann doch mehr Nutzen davon ziehen, wenn man diese Stauden so behandelt, dass man beliebige Plätze und Becte da- mit verzieren kann, indem man von den besten, am schönsten blühenden Arten auf Vorrathsbeeten kleinere Pflanzen an- zieht, und diese blühend oder vor der Blüthe mit Ballen an den bestimmten Platz auspflanzt. Da die meisten Arten spät im Herbst blühen , so sind sie ein willkommener Ersatz für die verblühten oder erfrorenen Sommergewächse und an- dere zärtlichere Blumen. Da ihre Farben ziemlich mannigfaltig, nämlich blau, vio- lett, lila in allen Abstufungen, hell- und purpurroth , weiss und mehrfarbig sind, so können sie unter sich allein buntfar- bige Beete bilden, obschon es noch zweck- mässiger ist, die reinsten Farben für sich allein aufzustellen oder nur blau mit weiss und weiss ınit roth zu binden. Von andern Herbstblumen eig- nen sich die spätblühenden Arten von Solidago , Coreopsis, Inula und mehrere andere gelbe ausdauernde Stauden zur Verbindung mit den am lebhaftesten blau und violett gefärbten Astern, nicht aber mit den weissen oder röthlichen, die recht matt und hässlich nebeneinan- der aussehen. ver- Im kleinen Garten wird man nur we- nige ausdauernde Astern anbringen, um der Herbstblumen nicht zu entbehren, man wähle aber nur einige der schön- sten, vorzüglich die niedrigeren Arten. Für den grösseren landschaftlich gehal- tenen Garten sind sie unschätzbar, denn kaum eine andere Pflanze «eignet sich so zur Verwilderung an Gebüschrändern. Mehrere Arten gedeihen auch an den feuchtesten Stellen, ja manche sogar im Wasser (Aster Tripolium, salignus, pan- nonicus etec.), und es sollten mit letzte- ren, im Verein mit den Wasser lieben- den Arten von Epilobium und andern Wasserblumen, am Ufer und im seichten Wasser grosse Strecken bepflanzt wer- den. Auch im Schatten gedeihen diese Astern noch ganz gut, nur darf man in rauheren Gegenden die sehr spät blühen- den Aster grandiflorus, rubricaulis, sero- tinus nieht an solche Plätze bringen, da sie sonst bei nicht ganz vorzüglicher Herbstwitterung gar nicht zur Blüthe gelangen. Es gibt Astern eine grosse Menge von Arten, von denen sich dem Ansehen nach viele gar nicht unterscheiden. Die werth- vollsten für den Garten sind folgende: unter den perennirenden Aster alpinus L., eine niedrige, nur 4— 6 Zoll hohe Art von den Vor- ‚alpen, mit grossen, aber matt hellblau 293 oder lila, bei einer Varietät weiss ge- färbten , einzeln stehenden Blumen, die schon im Mai und Juni erscheinen, aber keinen besonderen Effect machen, da man nie ein vollblühendes Beet sieht, Da es indessen um diese Jahreszeit, wo das Bergvergissmeinnicht verblüht ist, nur wenige blaue Blumen gibt, so ist diese Aster immerhin eine schöne Gar- tenzierde. Man zertheilt nach dem Ver- blühen oder im August die Pflanzen und pflanzt sie im April oder Mai wie- der mit Ballen an den bestimmten Platz. A. Amellus L., wächst in Deutsch- land, besonders in Thüringen auf Kalk- bergen häufig in niedrigem Gebüsch und an Waldrändern, wo sie im August bJüht. Sie gehört zu den schönsten, brauchbar- sten Arten, hat zahlreiche, lebhaft hell- blaue , grosse , voll aussehende Blumen und wird nur 2, höchstens auf gutem Boden 3 Fuss hoch. Man lässt sie an Gebüschrändern in sonniger Lage ver- wildern, kann aber auch Beete davon anziehen und die Pflanzen vor der Blü- the mit Ballen an beliebige Stellen pflan- zen, oder auch Beete davon im Rasen anlegen und diese Jahre lang unberührt lassen, nur das Unkraut vertilgend. Die auch als besondere Arten aufgeführten A. elegans N. v. E., A. latifolius DC., A. hispidus DC., A. bessarabieus DC. und A. ibericus DC. sollen nur Abarten von A. Amellus sein. A. carolinianus Walt., aus dem Süden von Nordamerika ist eine zärtli- che Art, die Nässe und Kälte scheut, daher im Winter gut geschützt oder frostfrei durchwintert werden muss, in welchem Falle der halbholzige Stengel nieht einzieht. Die in Trauben stehen- den Blumen sind gross und sehön pur- purroth in hellroth übergehend, und im Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Verblühen sehr wechselnd. Diese Art eignet sich nicht zur allgem. inen Anpflan- zung und ist selten. A. caespitosus (Var. von tardi- florus ?) mit zahllosen kleinen bläulich- weissen Blumen, die im August und Sep- tember blühen. Die Pflanze wird nicht viel über 1 Fuss hoch, was sie sehr schätzbar macht. A. conspicuus Lindl, aus Nord- amerika, hat grosse, schön blaue Blu- men, blüht zugleich mit A, Amellus und wird kaum so hoch wie diese, macht aber weniger Eifect, da die Blumen ein- zeln stehen. A. corymbosus Ait., aus Nordame- rika. Diese 4—5 Fuss hohe Art ist eine der am allgemein verbreitetsten und be- liebtesten. Die zahllosen, himmelblauen Blumen bilden fast eine Dolde von an- sehnlicher Grösse. Diese Aster würde zu den empfehlenswerthesten gehören, wenn sie nicht die üble Eigenschaft hätte, dass sich die hohen Stengel we- gen der Schwere der Knospen stets um- legen, daher aufgebunden werden müs- sen, wo sie dann steif aussehen und die zahllosen Blumen nur einen hässlichen Klumpen bilden. Hat man das Anbin- den nur um einige Tage zu spät vorge- nommen, so wachsen die Stengel krumm, können gar nicht mehr angebunden wer- den und hängen unschön umher. Will man sich nicht die Mühe geben, jeder Pflanze mehrere Stäbe zu geben oder einen Reif darum zu ziehen, an welchen die einzelnen Stengel angebunden wer- den, so bleibt nichts anderes übrig, als diese Aster zwischen andere mit steifen Stengeln zu pflanzen, damit die Zweige von diesen gehalten werden, was kei- neswegs immer der Fall ist. Die Blü- thezeit beginnt schon im August. A. grandiflorus L., aus Nord- I. Originalabhandlungen. amerika, eine der höchsten Arten (7—8 Fuss) mit zahlreichen, schönen grossen, dunkelblauen Blumen, die sich erst im October entfalten und bis zum Eintritt des Winters anhalten. Man sieht diese Art fast in allen Gärten, jedoch häufig an unrechten Plätzen und durch ihre hohen, unten blätterlosen Stengel unan- genehm auffallend, Will man sich die- ser schönen Aster freuen, so pflanze man sie in die Mitte einer grossen Gruppe von andern Arten (zu deren Zusammen- setzung die hier angeführte Höhe dienen kann), vor höheren Gesträuchen oder noch besser hinten und zwischen Gesträuche in die Gehölzgruppen, so dass man nur die Blumen sieht. Sie machen so mit dem herbstlichen Gelb der Blätter einen sehr angenehmen Eindruck, Ich erwähnte schon , dass man die spätblühenden Ar- ten an eine warme sonnige Stelle pflan- zen müsse, und meinte ganz besonders diese. A. multiflorus Ait., ausNordame- rika, im September und October blühend, 4 — 5 Fuss hoch, mit zahllosen weiss- lichen Blüthen , die jedoch keinen gros- sen Effect machen und nur zur Schat- tirung einer Gruppe mit blaublühenden Arten dienen können , übrigens hübsch zum Abschneiden sind, sogar die Sten- gel vor der Blüthe als Grünes. Wenn A. ericoides Mich. nicht dieselbe Art ist, so ist sie ihr wenigstens ganz lich. A. mutabilis Ait,, aus Nordameri- ka, 4—5 Fuss hoch, im September und October blühend. Die Blumen sind blau, mit röthlichem Strahl und gelber, im Ver- blühen rothbrauner Scheibe. Ist nicht unter die schönsten zu zählen. A,Novae-Angliae Ait., aus Nord- amerika, 5—6 Fuss hoch, Blumen sehr schön blau und gross, in einer kurzen Doldentraube, Gehört zu den verbrei- ähn- 299 tetsten, aber auch zu den schönsten. Die Blumen sind jedoch oft von unregel- mässiger Form, und sie ist der ähnlichen, aber viel schöneren A. spectabilis vorzu- ziehen. A. Parisiensis, eine Gartenspielart, die man als einen Mischling ven A. pu- niceus und multiflorus betrachtet, wird bis 3 Fuss hoch und blüht vom Sep- tember an mit einer Fülle schön rosen- rother Blumen. Diese schöne Spielart findet sich in den deutschen Verzeichnis- sen nicht, ist aber wahrscheinlich unter einem andern Namen vorhanden. A. patens Ait. (undulatus), aus Nordamerika, einehübsche, lebhaft blaue Blume, die jedoch vielen andern ähnlich und entbehrlich ist. A. pendulus Ait. (horizontalis), aus Nordamerika, 2 — 3 Fuss hoch, mit sehr zahlreichen, hell röthlichen klei- nen Blumen. Die horizontal stehenden Zweige, die reiche Verästung und die Masse von Blumen zeichnen diese Art besonders aus, und verdient sie allge- meine Verbreitung. In französischen Gär- ten ist sie sehr gewöhnlich, in Deutsch- land selten. A. pulchellus Willd., aus den Kaukasusländern, nur 6 — 8 Zoll hoch, Blumen schön lila. Ist etwas empfind- lich gegen Frost , muss bedeckt werden und ist daher nicht unbedingt zur An- pflanzung zu empfehlen, A, puniceusL, (roseus), ist ent- weder nur eine Spielart von A. novae — Angliae mit rosenrothen Blumen, als welche sie auch unter dem Namen A, novae — Angliae flore roseo in den deutschen Gärten verbreitet ist, oder sie steht jener Art wenigstens sehr nahe, denn sie unterscheidet sich nur durch die Farbe der Blumen. Obschon die 300 Farbe schön und beiAster selten ist, so macht diese Pflanze wegen der einzeln stehenden Blumen nur geringen EIf- fect. A. Revesii, eine der schönsten Ar- ten von nur 9— 12 Zoll Höhe mit zahl- losen lilablauen, schön geformten Blu- men, die sich im September zeigen. Aus- serordentlich gut als Einfassung um höhere Arten und andere hohe Herbstblumen, Wenn man die Stöcke im Frühjahr zer- theilt, so kann man sie in der Blüthe verpflanzen. Verdient allgemeine Ver- breitung und ist in Deutschland in vie- len Gärten zu haben. A. rubricaulis Lam., aus Nord- amerika, im September und . October blühend, 3 — 4 Fuss hoch, schön. vio- lettblau. Gehört zu den empfehlenswer- theren Arten. A. serotinus Willd., aus Nord- amerika, 3—4 Fuss hoch. Mit schön himmelblauen grossen Blumen, die erst im October und November blühen, und in rauhen Lagen bei kalter Witterung gar nicht zur Ausbildung kommen. Wo diese Aster jedes Jahr zur Blüthe kommt, verdient sie den Vorzug vor der höhe- ren, eben so spät blühenden A. grandi- florus. A. sibiricus L. (A. lacerus und inuloides), aus Nordasien, im August und September blühend, 2 Fuss hoch, Blumen weiss, hellblau gestrahlt. Eine sehr schöne Art, die aber etwas gegen Kälte em- pfindlich ist, und nur in milderen Ge- genden ohne Bedeckung aushält. Man eultivirt sie hie und da im Topfe, was indessen nur der Mühe lohnt, wenn es an Gewächshaus-Topfpilanzen fehlt. A. speetabilis Ait., aus Nord- amerika, vom August an mit zahlrei- chen himmelblauen Blumen. Wird 2—3 Fuss hoch und ist zur allgemeinen An- pflanzung zu empfehlen. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. A. versicolor Willd., aus Nord- amerika, im September blühend, 4 — 5 Fuss hoch, sehr ästig, Blumen ungemein zahlreich, erst weiss, daun violett, end- lich dunkelroth, macht aber trotz alle dem wenig Effect. B. Die China-Aster, Garten- Aster. Ausser den Levcojen ist kein anderes Sommergewächs zu einer solchen Voll- kommenheit und Mannichfaltigkeit ge- bracht werden, wie die Gartenaster. Sie ist die beliebteste @artenblume des Herb- stes. Die erste Aster sagt: „nun kommt der Herbst.‘ Vielen sentimalen Personen ist die Aster wegen dieser Mahnung an den Herbst, wo nicht unangenehm, doch eine unliebe Erinnerung. Wer aber eine Sache wie sie ist nimmt, und frei von Sentimentalität bleibt, muss die Aster gerade wegen dieser Eigenschaft schätzen, muss sich freuen, dass es eine Blume gibt, welche der Kälte einer späteren Jahreszeit trotzt und, nachdem die mei- sten Kinder des Sommers verblüht sind, noch die ganze Farbenpracht der Blu- menwelt zur Schau stellt. Die Blätter an den Bäumen werden gelb, die Beete mit Sommerblumen beginnen lückenhaft zu werden und blühen meist nicht mehr; aber noch ist die Jahreszeit schön, die Wirkung des ersten Frosies ist einiger- massen unsichtbar gemacht worden, der Rasen grünt schöner als im Sommer: Da zaubert der Gärtner durch einen rei- chen Flor von Astern noch einmal den farbenglänzenden Sommer herbei, und der Garten erhält noch Wochen lang ei- nen Reiz, der die späte Jahreszeit ver- gessen lässt. Die Astern £ind unsere letzien treuen Freunde unter den Blu- men; siehhalten aus bis Frost und Schnee den Winter verkündigt und die Bäume sich entlauben. Ohne Astern würde der I. 'Originalabhandlungen. Garten im Herbst einen traurigen Anblick zeigen, armselig erscheinen, nachdem der Frost die zarteren Blumen vernichtet hat. Die Hauptblüthezeit der Astern ist der September. Einzelne Sorten, beson- ders Zwergastern blühen schon im Au- gust. Nach einem besonders warmen Sommer tritt die ganze Blüthezeit früher ein und der Asterflor ist Mitte Septem- ber schon vorüber, wenn man nicht noch einmal spät im Mai Aussaaten gemacht hat, Sie ist dann aber nie so schön, wie in späterer Jahreszeit, denn die langen und thaureichen Nächte scheinen zur voll- kommenen Ausbildung der Pflanzen und Blumen besonders beizutragen. Die gewöhnliche Zeit, die Astern aus- zusäen, ist von Mitte März bis Mitte April, umsichtige Gärtner säen aber noch ein- mal im Mai, um einen spätern eigentli- chen Herbstflor zu erlangen. Aber eine so prachtvolle Blume sollte auch noch früher zur Blüthe gebracht werden, und man sollte sie daher schon Ausgang Februar bis Anfang März in kleineren Partien säen, besonders in rauhen La- gen und hohen und nördlicheren Gegen- den. Der grösste Vorzug der Astern ist, dass man sie während oder kurz vor der Blüthe mit Ballen ohne Störung der Blüthe aus dem Vorrathsgarten in den Blumengarten verpflanzen kann, so dass es durch sie möglich ist, augenblicklich ein abgeblühtes Beet auf das Prachtvoll- ste wieder zu füllen. Wer einen Platz ausserhalb des Ziergartens zur Anzucht von Blumen hat, würde sehr Unrecht thun, wenn er die Astern sogleich in den Ziergarten pflanzen wollte, und es ist höchstens anzurathen, einige Pflanzen zwischen andere Sommerblumen zu pflan- zen. Aber auch bei diesen ist es rath- samer , die Astern erst blühend auf die Beete zu pflanzen , um die vom August 301 an entstandenen leeren Stellen auszu- füllen. Da die Astern im Wuchs so verschieden sind und zwischen 3 Zoll und 4 Fuss schwanken, so kann man Al- les aus ihnen machen. Nimmt man dazu die leichte Cultur, indem die Aster in sonniger Lage in jedem nahrhaften Boden wächst und nicht besser wie Kohl behandelt zu werden braucht, so ist es leicht erklärlich, dass diese Blume eine allgemeine Lieblings- blumen werden konnte. Die Schönheit der Astern, die Rein- heit, Pracht und Mannichfaltigkeit der Farben ist so allgemein anerkannt und bekannt, dass ich darüber nichts zu er- wähnen brauche. Nimmt man Schönheit der Farben und Grösse und schöne Form der Blumen zum Maassstab der Schön- heit an, so muss die Aster, wie sie jetzt zur Vollkommenheit gelangt ist, unbe- dingt für die schönste einjährige Gar- tenblume in unsern nordischen Gegen- den erklärt werden. Ich möchte end- lich noch hervorheben, wie prächtig die Aster für den grossen Blumenstrauss, den Blumenaufatz der Tafel, zum Ball- und Kranzschmuck ist. Wegen dieser letzteren Eigenschaft sollten Blumenver- käufer die passenden Sorten in reinen Farben (besonders rosenroth, kirschroth, hellroth, hell-, dunkelblau und violett, weiss und weiss mit farbigem Rand) ete., so früh und so spät als möglich anziehen, denn es fehlt im Sommer oft an passen- den , nicht schnell verwelklichen Ball- und Xranzblumen, Ausser feurig Roth und rein Gelb mit den hierher gehörenden Ueber- gängen kommen bei den Astern alle Farbenschattirungen vor. Man kann da- her aus ihnen allein’ die verschieden- sten Farbenzusammenstellungen machen, sowohl in blauen und violetten Schat- tirungen mit weiss, als in rothen Schat- 302 tirungen ‚mit weiss, endlich aus allen Farben gemischt, indem sich kaum eine nicht zusammenpassende Farbe bei den Astern findet. Ein besonderer Vorzug besteht in dem Reichthume an blauen Schattirungen, worin die Aster alle Blu- men überstrahlt. Da sehöne blaue ein- jährige Blumen, überhaupt blaue Blumen von niedrigem Wuchs im Sommer im Garten nicht häufig sind, so ist es wie- der ein Grund mehr, die Astern früher anzubauen, um sie vor der gewöhnlichen Blüthezeit haben zu können. Auch für Töpfe bilden die niedrigeren Astern sehr schätzbare Pflanzen, nur darf man sie nicht eher einpflanzen, als bis sie blühen oder schon die Farbe zei- gen, weil sie sonst meist kümmerlich bleiben. Wollte man sich jedoch die Mühe geben, schon zweimal verpflanzte Astern in reichlich grosse Töpfe unter Anwendung sehr fetter Erde zu pflan- zen und frei und sonnig aufzustellen, so würde man mit Hilfe von flüssiger Düngung, auch in Töpfen einen prächti- gen Asternflor erzielen können. Han- delt es sich darum, im Spätsommer eine grosse Menge von Blumen in Töpfen zu schaffen, so kommt der Gärtner, welcher mit Astern versehen ist, nicht in Ver- legenheit. Keine Blume ist mehr zu Spielarten geneigt, als die Aster, und zwar pflan- zen Sich dieselben fast sämmtlich rein, sogar in den Farben rein fort. Aus den wenigen Sorten von China-Astern , wel- che vor dreissig Jahren die Gärten schmückten und schon als etwas Un- übertreffliches angestaunt wurden, sind nach und nach durch sorgfältige Cultur und Zufall eine so grosse Menge von Sorten entstanden, dass gegenwärtig die Kataloge der grössten Samenhandlungen über 200 enthalten. Dass diese Sorten wirklich alle von den Handelsgärtnern ge- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zogen und fortgeführt werden , ist. frei- lich ein Unsinn; aber man würde ihnen Unrecht thun, wenn man, wie es schon öffentlich ausgesprochen worden ist, an- nehmen wollte, dass sie nur in den Verzeichnissen existiren. Der Garten- freund weiss nachgerade nieht mehr, was er wählen soll, wenn er nicht selbst eine schöne Sammlung blühen sieht. Ich möchte keinen Biumenfreund, der kein Geschäft daraus wacht, mehr als 20 Sorten von diesen 200 wünschen und werde die Gruppen, aus welchen sie zu entnehmen sind, besonders hervorheben, Sieht man ganze Beete voll unverpflanz- ter Astern oder gar ganze Aecker voll, wie bei Erfurt und Quedlinburg, wo man 10 — 20 Morgen Astern beisammen sehen kann, so sind freilich alle Sorten schön; allein es gilt unter dem Schönen das Schönste auszuwählen und diejeni- gen zu cultiviren, welche das Verpflan- zen während der Blüthe ohne Schaden vertragen. Es lassen sich zwar alle ohne Nachtheil für das Blühen verpflanzen, aber mehrere Arten nehmen verpilanzt nie ihre frühere Haltung wieder an, weil die schweren Blumen an langen dün- nen Zweigen aus ihrer gegenseitigen Haltung gerissen, herabhängen und sich nieht wieder aufrichten können, aufge- bunden aber hässlich aussehen, überdies häufig beim und nach dem Verpflan- zen mit den Zweigen am Stamme ab- brechen. Die Astern zerfallen nach Blumen- form und Wuchs in verschiedene Grup- pen, die sich zufällig gebildet haben und ziemlich allgemein angenommen sind. Allerdings herrscht in der Be- zeichnung der Sorten noch grosse Will- kühr, sogar Verwirrung, und einige Han- delsgärtner suchen absichtlich nach neuen Namen, sei es, weil ihnen deralte nicht gefällt, oder weil sie mit einem neuen 1. Originalabhandlungen. Namen Käufer anlocken und irre führen. Möchte man doch auch hier das Recht der ersten Benennung anerkennen! In den letzten Jahren ist fast jedes Jahr eine neue Art aufgetaucht, anfangs in einer Farbe, bald aber in grosser Far- benmannichfaliigkeit. Bedenkt man, dass vielleicht 15 Arten Astern, jede mit ver- schiedenen Farben, zwar getrennt, aber doch auf demselben Felde zur Samen- zucht beisammenstehen, so braucht man sich nicht zu wundern , dass so viele Mischlinge entstehen. Bringen doch ganz von andern abgesondert gezogene Sorten eine oit abweichende Generation, wenigstens einzelne darunter. Ich werde nun die Brauchbarkeit und Verwendung der verschiedenen Haupt- sorten besprechen, und dabei die im Verzeichniss von Hrn. A. Haage jun. in Erfurt, wo ein sehr vollkommenes Sorti- tintent eultivirt wird, angenommene Rei- henfolge einhalten. Dieselben Sorten sind in den meisten Samenhandlungen von Bedeutung und fast überall gleich gut zu bekommen *). 1) Feder- oder Röhrastern, wo- von 12 Farben bestehen. Die Blume besteht ganz aus Röhrenblüthchen,, die Form ist schön, die Farben sind rein; daher sind die Blumen zum Abschnei- den, namentlich zum Ball- und Fest- schmuck sehr werthvoll. Dagegen ist der Wuchs dünn, sparrig, und diese Sorte eignet sich daher nur für ganze *) Eine ausführlichere Beschreibung der Sorten befindet sich in Dr. K, Koch’s Garten- kalender für 1858, II. Theil, Seite 58. Sollte ein besserer Asternkenner, als ich bin, in mei- ner Aufstellung Irrthümer entdecken, so möge er bedenken, dass es eine sehr schwere Auf- gabe ist, diesen Wirrwarr von Sorten zu einer Zeit, wo keine Vergleichung möglich ist , auf- zulösen, ohne Fehler zu begehen. 303 Beete, wohin die Pflanzen sogleich ge- pflanzt werden. Ein in der Blüthe ge- pflanztes Beet wird nie schön. Höhe 2— 3 Fuss. 2)Kugelastern oder kugelblü- thige in 15 Farben. Der vorigen sehr ähnlich, aber mit grösseren, halbkugeli- gen Blumen. Ist zu gleichem Zwecke brauchbar und in manchen Fällen vorzu- ziehen. Wir finden darunter auch blass- gelb in ziemlicher Reinheit. Höhe 2—3 Fuss, Auch diese Art eignet sich nicht zum Verpflanzen in der Blüthe. 3) Zwergastern. Die wahre Zwergaster soll nur 4 — 6 Zoll hoch werden, wird aber meist höher und zeigt immer viele falsche Pflanzen von ausge- artetem Wuchs. Die 20 Sorten (Far- ben), welche man davon hat, verhalten sich in dieser Beziehung sehr verschie- den, denn manche haben sehr schön ge- füllte Blumen, behalten niedrigen Wuchs und zeigen wenig ausgeartete Pflanzen, während andere schlecht von Bau der Blume, wenig gefüllt und zur Ausartung geneigt sind. Man thut daher wohl, sich aus einem grossen Sortimente während der Blüthe die schönsten und reinsten Sorten zu bezeichnen und sich nur auf einige zu beschränken. Uebrigens sind die im Wuchs ausgearteten Zwergastern, welche bis 1 Fuss hoch werden, viel schöner als die eigentlichen Zwerge, vorausgesetzt, dass die Blume schön und der Wuchs buschig und gedrängt bleibt. Die Blumen sind im Bau verschieden, denn einige Farben sind sogenannte Bandastern mit breiten zungenförmigen Blättchen (Strahlenblümehen), andere Röhrastern. Bei so grosser Neiguug zur Ausartung kann ein Beet mit Zwerg- astern fast nie schön und gleichmässig werden. Es bleibt daher keine andere Wahl, als auf einem Beete, welches nicht verpflanzt werden soll, die falschen 304 Astern ‚durch andere von einem An- zuchtsbeete zu ersetzen, oder aber, und dies ist das Beste, die Beete mit schon blühenden Pflanzen aus dem Vorraths- garten zu füllen. Hierzu sind die Zwerg- astern vorzüglich geeignet. Wegen ih- res niedrigen Wuchses eignen sie sich als Einfassung vor anderen höheren Astern (jedoch nicht vor den höchsten) und vor anderen Blumen. Die Zwerg- astern bringen meist kleine Blumen, an den Seiten oft von solcher Kleinheit, dass sie einem grossen Bellis perennis gleichen. Diese sind bei den Damen zum Ballsechmuck ganz besonders be- liebt. Alle Zwergastern blühen am frühe- sten unter den Astern, manchmal schon im Juli und gehen schnell vorüber. 4)DiePyramidenastern. Hierher gehören eigentlich alle hohen Astern mit aufwärts stehenden Zweigen, wodurch eine pyramidale Form entsteht und die Seiten- zweige fast die Höhe der Spitzen errei- chen; aber man unterscheidet unter Py- ramidenaster eine besondere Sorte, die man bald als Lockenaster mit aus Blät- tern bestehenden Blüthenkörbehen, bald röhrig findet, Vervollkommnete Formen bilden: 5) Die Kugelpyramidenastern mit grossen, wie eineHalbkugel geform- ten Blumen (nicht von kugelförmigem Wuchs, wie Viele meinen), und röhrigen Blümchen. Man hat davon 185—20 Sor- ten. 6) Die anemonenblüthigen Py- ramidenastern, wovon man schon 14 Sorten hat, die sehr schön gefüllt sind. Als eine besondere Sorte unterschei- det man die bekränzte anemonen- blüthige Pyramidenaster, mit reinweissen, am Rande roth eingefassten Blumen. 7) Die Ranunkelastern gleichen fast den Kugel-Pyramidenastern , haben Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. aber kleinere, zum Abschneiden sehr be- liebte Blumen. 8) Die Päonienaster, auch Truffaut-Aster und französische Pyramidenaster genannt, ist die ver- vollkommnete Pyramiden - oder Locken- aster, Die Blumen erreichen eine Grösse von 3—4 Zoll Durchmesser, die Blümchen sind zungenförmig und meist lockenartig nach der Mitte gebogen. Die Farben sind sehr schön und rein, oft auch ban- dirt, d. h. mit Weiss gestreift. Die Päo- nienaster war, was Grösse der Blumen und Form betrifft, lange das Vollkom- menste unter den Astern, und sie wer- den in Bezug auf Grösse nur von den hellblauen Gotthold’schen Riesenkaiser- astern übertroffen. Gegenwärtig hat man noch niedri- se Truffaut’sche Päonienastern, von etwas niedrigerem Wuchs, auch Truf- faut’s Perfeetion-Astern genannt, ferner die dachziegelförmigen Py- ramiden-Päonienastern, mit dach- ziegelförmig übereinander liegenden Blu- menblättern. Zu dieser Abart gehört auch die Gotthold’sche Riesen -Kai- seraster mit enormen hellblauen Blu- men , wovon die Gartenflora von 1858 zuerst die Abbildung brachte, eine präch- tige Sorte, die sich jedoch nur wenig verzweigt und wenig Samen bringt. Die dachziegelförmigen Astern gehen auch unter dem Namen imbriqude-pom- pon-Astern sind sehr reichblühend und sehr zu empfehlen , besonders zum Abschneiden. Aehnlich sind Truffaut’s hohe grossblumige Chrysanthemum- astern, welche jedoch viel grössere Blumen haben. Alle unter 4 bis 8 genannten Sorten sind Pyramidenastern, welche 3—4 Fuss hoch werden. Die Blumen stehen fast in gleicher Höhe, so dass sie eine Trau- UI, z (EI OAe JUL ) Taf 270. I. Originalabhandlungen. bendolde bilden, bei einzelnen Sorten nur wenig tiefer als die Spitze. Die Sei- ten sind ganz blumenleer und zeigen nur einen geraden, wenig belaubten Sten- gel. Für die Verwendung ergibt sich hieraus die Regel, dass man diese Pyra- midenastern so anbringen muss, dass man die Blumen gut von oben übersehen kann, weil alle nach oben stehen. Da fast alle Pflanzen einer. Sorte ziemlich von gleicher Höhe sind, so machen grosse Beete davon im: regelmässigen Garten und auf Anzuchtsbeeten einen prächti- genEindruck; im gewöhnlichen Ziergar- ten mit’ natürlicher Anordnung dagegen sind diese hohen steifen Blumen nur in der Mitte grosser Beete und als Hin- tergrund auf Rabatten: zu gebrauchen. So :prachtvoll daher auch die Blumen der Päonien - Kaiser - Perfeetion- und an- derer Astern von solchem Wuchs sind, so. wenig Werth haben diese Pflanzen für den Blumengarten, wo man in der Blüthe verpflanzt. Die hohen Pflanzen müssen, frisch eingepflanzt, Stäbe be- kommen‘, und sehen daher immer steif aus. Ich selbst habe es viele Jahre auf verschiedene Weise mit diesen prächti- gen Astern versucht, habe aber noch nie ein vorzüglich schönes Beet damit zu Stande gebracht. Anders ist es, wenn man ganze Bcete voll davon pflanzt, und sie unverpflanzt lässt. Abgeschnitten eignen sich die Päo- nien- und andere grosse Astern dieser Gruppe nur in grosse Sträusse und Kränze. Sie. ersetzen die Georginen, lassen sich besser einbinden und brin- gen blau in den Strauss, welches bei den Georginen nicht zu finden ist. Unter den genannten Pyramiden- astern Sind die Päonienastern, Riesen- kaiserastern und die vervollkommten Truffaut’schen Astern besonders zu em- pfehlen. Die Blüthezeit aller Pyrami- X. 1859, 305 denastern fällt spät, man thut daher wohl, sie zeitig auszusäen. 9) Die Zwerg- Bouquet - Pyra- miden-Astern vereinigen die Eigen- schaften der Zwergastern mit denen der Pyramidenastern, Sie bilden eine Pyra- mide bis zu 18 Zoll Höhe, meist jedoch niedriger, bringen aber die Blumen nicht in gleicher Höhe wie die Pyramiden- astern, sondern von unten aufan kurzen seitlich stehenden Aesten. Die Blumen sind klein, aber sehr zahlreich. Die Pflanze steht immer steif ohne Stock, Diese Abart ist eine der werthvollsten für jeden Garten, vortrefllich auch für den Topf und ohne Störung verpflanz- bar. Der Farbenreichthum ist sehr gross, denn man hat davon schon 24 Sorten. Der Wuchs ist, wie bei den Zwergastern, sehr verschieden , und auch hier kom- men viele Ausartungen vor, indem man- che Sorten sämmtliche Blumenpyrami- den, andere fast Halbkugeln bilden, an- dere endlich unten sehr breit, oben spitz sind. 30 schön diese Aster als einzelne Pflanze ist, weil sie allseitig mit Blumen bedeckt ist, so eignen sich dieselben, wenn die Form ächt ist, doch nicht gut zu ganzen Beeten, weil sie nie einen Schluss hervorbringen, dagegen sehr gut zu Einfassungen, wo sie den Effeet niedriger Ritterspornen machen. Einzelne ausgeartete Sorten gleichen jedoch mehr niedrigen Pyramidenastern und sind vor- trefflich zur Ausfüllung ganzer Beete, Die Zwerg-Bouquet-Pyramidenastern blü- hen später als die Zwergastern, früher als die hohen. Man würde daher eine Ge- sammtwirkung verfehlen, wenn man diese 3 Abarten von verschiedener Blüthezeit zusammenpflanzen wollte, oder man müsste die Pyramidenastern 10—12 Tage früher, die Zwergastern 8 Tage später als die Bouquetpyramidenastern säen. Mehrere Verzeichnisse von 1859 zei- 20 306 gen noch Zwerg-Bouqguet-imbri-| qude-pompon-Astern *) in 4 Sor- | ten an, die ich noch nicht sah, welche aber als etwas sehr Schönes gerühmt werden. Man betrachtet die Zwergbouquet- Astern mit breiten (zungenförmigen) | Blumenblättern als vollkommener und | schöner , als die älteren mit röhrigen | Blüthehen; ich denke aber, dass der Be- griff von Schönheit weder an das Eine noch das Andere gebunden ist. 10) Ebenfalls neu, jedoch schon in 10 Farben vorhanden, sind die neueren grossblumigen Zwerg-Bouquet- astern, welche die gewöhnlichen Bou- quetastern an Effect noch übertreffen. 11)Alshohe grossblumigeChry- santhemumastern cultivirt man 8 Sorten mit grossen Blumen, dachziegel- förmigem Bau und hohem Wuchs. Der Name ist sehr schlecht gewählt, und die Verwandschaft zu andern Sorten sehr gross. 12) Dagegen bilden die neuen gross- blumigen Zwergehrysanthemum- Astern eine neue Gruppe, die nach mei- | ner Meinung alles vereinigt, was man an | einer Aster nur wünschen kann, indem sie die Eigenschaften der Zwergastern, Zwerg-Bouquetastern und Päonienastern verbindet. Die Blumen, fast so gross wie die Päonienastern, stehen fast in gleicher Höhe, wie bei den Pyramiden- astern, auf nur kurzen Stengeln, so dass die ganze Pflanze selten über 10 Zoll hoch wird. Diese Aster verdient vor allen den Vorzug, macht die übrigen fast entbehrlich, Die Pflanzen *) Wäre es denn nicht möglich, kürzere, wohlklingendere Namen zu erfinden? Ein sol- denn cher zusammengesetzter Name streift doch sehr an das Lächerliche. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. bilden einen so dichten Teppich, dass sie den Boden ganz bedecken, brauchen nie Stäbe, lassen sich gross gutverpflan- zen: kurz alles vereinigt sich, um die- ser Sorte eine bleibende Stelle in den Gärten zu sichern. Wer aber diese Aster verlangt, vergesse ja die Bezeichnung „Zwerg“ nicht, weil eg auch noch hoke chrysanthemumblüthige Astern gibt. 13) Zwergranunkel- oder ranun- kelblüthigeZwergastern sind sehr zierlich für Ballkränze,, kleine Blumen- sträusse und trokene Bouquets, als Gar- tenblume aber im Vergleich zu andern Astern unbedeutend. Die Blumen halten sich abgeschnitten Tage lang frisch, füh- len sich hart an und vertrocknen, ohne sich wesentlich zu verändern. 14) Die hohen Ranunkel- oder Bellis- und Manschettenastern ähneln den vorigen, sind aber in allen Theilen grösser und werden sehr hoch. Auffallend sind davon die wie ein Kranz die Blumen umgebenden manschettenar- tigen Hüllkelchblätter. 15) Die Kranzastern, auch Co- cardenasterua, Kronenastern ge- nannt, sind stets weiss, mit rothem, dun- kel- und hellblauem Ring. Die einzel- ne Blume ist sehr schön, zur Zeit ist aber der Wuchs noch zu hoch. Gelingt es, woran nicht zu zweifeln ist, niedrige Spielarten zu erziehen, so wird diese Art ein grosser Gewinn für die Gärten sein. 16) Die Igel-, Strahlen- oder Nadelastern haben nade:förmige, weit hervorstehende Blüthehen, so dass die ganze Blume einem Igel mit aufgestell- ten Stacheln gleicht, und der Name sehr bezeichnend gewählt ist, Man hat davon bereits 4—5 Farben. Manche halten sie für schön, weil alles Neue ihnen schön erscheint: ich halte sie für unschön, und möchte keine im Garten haben. I. Originalabhandlungen. 307 Doch über Geschmackssachen ist nicht Nach einigen Jahren wird es deren noch zu streiten. mehr geben, und die Sorten-Manie wird Hiermit will ich die Sortenübersicht | sie alle cultiviren, ohne die alten fallen schliessen. Möglich , dass ich noch ei- | zu lassen. „Sehe Jeder, wie er’s treibe,“ nige vergessen und nicht gekannt habe. (Jäger.) 5) Bemerkungen über Pfianzen, welche im Petersburger Bota- nischen Garten blühten. 1) Gongora truncata Lindl. Var. mit der Aboildung Lindley’s überein, Warscewiezii Rgl. Lindley bildet die nur sind sie trüb gelb gefärbt und tra- G. truncata im 31. Bande des Bot. Re- | gen viele purpurbraune Flecken. Die sister, tab. 56 ab. Dieselbe soll aus | seitlichen aufwärts stehenden Kelehblätter Mexico stammen. rollen sich an der Seite und Spitze gleich Im hiesigen Botanischen Garten | nach dem Oeffnen der Blume zusammen, blühete nun kürzlich eine Gongora, wel- | so dass sie länglich erscheinen, Breitet che v, Warscewicz aus den Gebirgen | man sie aber aus, so haben sie eine Peru’s nach Europa gesendet hatte. Eine | rhomboidische, schief in eine Spitze vor- genaue Vergleichung zeigte, dass solche | gezogene Gestalt, wie solche die Figur der G. truncata Lindl. (Lindl. l.c. Rehb. | b gibt, die Anheftungsstelle ist bei *. fill. Xenia Orchid, I, pag. 54) zunächst | Abweichend ist die Lippe gebildet, wel- verwand ist, ja dass solche nach unse- | che kahnförmig zusammengelegt und fast rer Ansicht sogar mit dieser als Abart | mondförmig. Bei unserer Pflanze ist die- vereinigt werden muss. Die beistehende | selbe weiss, nach der Spitze zu gelb Fig. a gibt eine Blume in natürlicher | und am Grunde purpur gefleckt. Das Grösse. Kelch und Blumenblätter, so- | Hypochylium zeigt am Grunde 2 läng- wie die Griffelsäule stimmen ziemlich | liche stumpfe Lappen, die länger als 308 breit und wohl zweimal länger als die vom Vorderstück des Hypochylium aus- gehenden borstenförmigen Hörner sind. Das Epiehylium mit den Vorderrändern zusammengepresst und vorn in einen geraden Schnabel ausgehend. Bei der Stammart sind die hinteren Lappen des Hypochyliums fast kürzer als die vor- deren Hörner, das Epichylium mehr na- chenförmig und mit hackenförmig umge- krümmter schnabelartiger Spitze. Fig. e gibt die Seitenansicht von der Lippe. Ferner ist dieLippe am Grunde gelb und an den Spitzen weisslich, die Kelch- und Blumenblätter heller gefärbt, dem Referenten scheint es aber, dass wenn die Lippenbildung im Allgemeinen die gleiche , und nur die Höcker oder Lap- pen Abweichungen zeigen, darauf allein keine Arten begründet werden dürfen. Eine der schönsten Gongoren mit 2 Fuss lang herunterhängender Blüthen- traube. Blühet im Juni. Blumen wohl. riechend. Scheinknollen oval, 4seitig und schwach zusammengedrückt, tief und breit gefurcht, nach der Spitze verschmä- lert und hier 2-oval-lanzettlich , zuge- spitzte, gefaltete,, bis über einen Fuss lange Blätter tragend. 2) Vincetoxium purpurascens Morr, et Dene. «Morr. et Dene. Bull. Ac. Brux. 1836, pag. 17. D. C. Prodr. VIII. pag. 523.) Der hiesige Garten erhielt diese Pflanze mit der Collection japanischer Pflanzen von Siebold, als Cynanchum japonicum. In Deutschland dürfte die- selbe wahrscheinlich im freien Lande aushalten. Sie gehört gerade nicht zu den schönen Perennien. wenn gleich ihr Laub decorativ Eigenschaft, die Fliegen zu fangen, von Interesse sind. Ist allenthalben dicht weichhaarig oder fast weissfilzig; Stengel aufrecht, einen Fuss hoch und höher. und ihre Blumen durch | die schwarze Färbung, sowie durch ihre | Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. | Blätter gegenüberstehend, kurz gestielt, aus der abgerundeten oder fast herzför- migen Basis oval-länglich , zugespitzt, am Rande ganzrandig, wellenförmig. Die Trugdolden sitzen in ungestielten Knäueln zwischen dem Grunde der Blätter oder sind auch fast spitzenständig. Blüthen- stiele noch einmal so lang als Kelch, Keleh Stheilig, mit lanzettlich - ovalen, lang zugespitzten Lappen, welche fast länger als die Blumenröhre, Blumen- krone von aussen grün und kurzhaarig, innen schwarz-purpur und kahl, mit kurzer elockiger Röhre und Stheiligem Saume. Lappen der Blumenkrone lan- zettlich-oval, abstehend. Der Kreis der sterilen Staubfäden (corona staminea) fünfblättrig, die einzelnen Blättchen flei- schig, schildförmig-oval, mit der stumpfen vorgezogenen Spitze eingekrümmt, kaum. so lang als die verwachsenen Staubfä- den und diesen der Länge nach ange- wachsen, trüb purpur. Die Antheren tragen auf der Spitze einen häntigen, herz-nierenförmigen Anhängsel , der der 5seitigen Narbe aufgedrücktist, am Grunde sehen sie beiderseits in einen priemli- chen Anhängsel aus, wodurch die An- there pfeilförmig erscheint. Die beistehen- de Fig. a zeigt diese Bildung in Ver- grösserung. Die Pol- linien liegen unter der Spitze der Antheren, sind oben mit einer gestielten rothen Drüse (Se) befestigt und hängen | | N ee BE DE schief herab. (b eine nn vergrösserte Pollen- | \ | masse). Nach den |! \| | Grundsätzen, nach de- I } nen jetzt die Gattun- | | [71 | gen der Asclepiadeen aufgestellt, würde die- | se Bildung der Anthere "den Typus zu einer I. Originalabhandlungen. neuen Gattung abgeben. Wir glauben aber, dass es jetzt nur schon zu viel Gattungen’ in’ dieser interessanten Fami- lie gibt. Die Fliegen fängt unsere Pflanze, indem diese den Rüssel zwischen den sterilen Staubfäden hindurch nach den verwachsenen fruchtbaren Staubfäden hin- durchstrecken und in Folge des Reizes, wahrscheinlich durch stärkeres Zusam- menpressen dieser Organe verhindert sind, solchen wieder wegzunehmen. 3) Amellus annuus Willd.; Composi- tae. Eine niedliche einjährige Pflanze mit blauen Strahlenblumen und gelben Scheibenblumen der Blüthenköpfe, von der Tracht einer Kelieia. Allenthalben rauhhaarig, Stengel aufsteigend und stark verästelt, Blätter linear -spathelförmig, ganzrandig oder einzeln gezähnt. — Die Form mit ganzrandigen , oder auf jeder Seite nur mit einem Zahn versehenen Blättern geht in den Gärten unter dem falschen Namen Agathaea spathulata und A. tenella, und eine Form mit stär- ker gezähnten Blättern erhielten wir als Agathaea tenera,. Sehr nah verwandt ist der Amellus tridactylus D. C. mit fast 3theiligen Blättern. Beide eignen sich, wie die Felieien , als Pflanzen zu Bordüren in lockerem sandigem Boden. Von Agathaea unterscheiden sich diese Pflanzen sehr leicht, indem zwischen den Blumen pfriemliche, die Früchtchen überragende Bracteen (paleae) stehen, welche bei Agathaea und Felicia feh- len. 4) Cerinthe aspera Roth.; Borragi- neae, Eine mit ©. major sehr nah verwandte Art, die vielleicht besser als Varietät zu dieser gezogen werden dürfte. Eine vortreflliche Abbildung gibt Sib- thorp tab. 170 der Flora graeca. Das schöne Goldgelb des obern Theils der Blumenkrone, mit den Spitzen aus der 3099 Blumenröhre vorsehende Antheren und eine ungefähr noch einmal so lange (fast I Zoll lang), am Saume verschmälerte Blumenröhre unterscheiden sie major, deren Blumenröhre nur 5/g Zoll lang, nach oben grünlich gelb und nach dem Saume zu gieichmässig erweitert, und deren Antheren ganz in die Röhre eingeschlossen sind. In den Gärten ist diese Art unter dem Namen C. gymnan- neuester Zeit verbreitet wor- von X, dra in den. — 5) Tittelbachia Hamiltoniana; Bego- niaceae. Als Begonia Hamiltoniana er- hielt der hiesige Garten eine Begonia, deren Griffeläste ringsum mit Papillen besetzt, deren männliche Blumen 4- und deren weibliche Blumen 5blättrig und deren Placenten in 2 Lamellen ge- theilt sind. Nach diesen Charakteren ist es eine Tittelbachia. Es ist ein nie- driger sehr ästiger Strauch mit aus halb- herzförmigem Grunde oval - lanzettlichen Blättern, die zugespitzt, am Rande fast lappig eingeschnitten und an den klei- nen Lappen mit in eine Borste ausge- henden Zähnen versehen. Oberhalb sind die Blätter glänzend grün, unterhalb heller und beiderseits wie der Blattstiel mit kurzen, steifen, abstehenden Haaren sparsam besetzt, Die achselständigen Trugdolden armblumig, gestielt. Braeteen oval, licht fleischfarben, wimperig - ge- zähnt und an der Spitze meist abgerun- det. Die äusseren Blumenblätter rhom- boidisch-oval, stumpf, flach, fleischroth ; die inneren verkehrt-oval länglich, gena- gelt, an derSpitze abgerundet. Blüthen- stiele kahl, purpur. Flügel der Frucht ungleich, vorn abgestutzt, am ande 1054, — Hauptstengel aufrecht, bräunlich, die Zweige hin- und hergebogen, kahl, röth- lich und einzeln grünlich punktirt. Ne- benblätter häutig, später vertrocknend, 310 oval-länglich, mit an der Spitze austre- tendem Nerven. Blätter bis 21/, Zoll lang und bis 1 Zoll breit. Eine Be- schreiburg dieser Pflanze konnten wir nirgends finden. Im Katalog des Bota- nischen Gartens in Zürich pr. 1858, pag. 53 ist sie als B. Hamiltoniana Lehm. aufgeführt. Wir vermuthen, dass es eine hybride Pflanze aus Tittelbachia fuch- sioides mit einer Knesebeckia ist. — 9) Iris pulchella Rgl. Eine noch un- beschriebene, niedrige harte Iris, die der hiesige Garten unter I. Boltoniana er- hielt, I. Boltoniana ist ein Synonym von I.prismatica Pursh, einer von unse- rer Pflanze durchaus verschiedenen Art. Am nächsten steht unsere Pflanze der I. virginica, unterscheidet sich aber von dieser sofort durch die kurzen inneren Blätter des Perigons, die kaum so lang als die Narben, während solche bei I. virginica ungefähr noch einmal so lang als die Narben, Es ist eine niedrige, kaum fusshohe Art. Blätter schwertförmig, wenig län- ger oder so lang als der Stengel und ungefähr !/, Zoll breit. Stengel zusam- mengedrückt, I— 2blumig. Blüthenscheide zweiblättrig, mit lanzettlichen, am Rande schwach häutigen Blättchen , die wenig kürzer als der walzenförmige, stumpf dreikantige Fruchtknoten, welch letzte- rer doppelt kürzer als das von den Schei- den umschlossene Blüthenstielchen. Blu- menkrone mit sehr kurzer Röhre, blau; die äusseren Blumenblätter ohne Bart, keilförmig verkehrt-oval, zurückgekrümmt abstehend, nach dem Grunde zu anf weissem und gelbem Grunde dunkel- blau geadert; die inneren Blumenblätter länglich spathelförmig, aufrecht. kaum so lang als die hellblauen, an der Spitze zweilappigen blattartigen Narben. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Gehört zu den in jedem Gartenbo- den leicht gedeihenden Arten und liebt eine freie Lage und nicht zu trockenen Boden. — 7) Senecio hybridus Rgl. Var. Höltzeri. Unsere in so herrlichem Farben- spiel prangende Cineraria ist durch Be- fruchtungen von Senecio ceruentus D.C. und Senecio populifolius D.C. entsprun- gen, zwei halbstrauchigen Pflanzen, die auf den Canarischen Inseln wild wach- sen und früher zu der nun wieder ein- gegangenen Gattung Cineraria gerechnet wurden. In den Gewächshausabtheilungen des hiesigen Botanischen Gartens, die unter Herrn Höltzer stehen, ist zufällig eine ganz ausgezeichnete Form dieser hybri- den Cineraria entstanden, die die Mutter einer neuen Sippe von Cinerarien wer- den dürfte, welche in Bezug auf Schön- heit alle jetzt in Cultur befindliehen Ci- nerarien weit übertreffen werden. Es ist das eine Form mit dunkel - eyanen- blauen Blumen, bei der jeder einzelne Blüthenkopf in viele kleine Blüthenköpf- chen auswächst, welche letztere kurz ge- stielt, und zu scheinbar einem Blumen- kopf von 1!/, Zoll Durchmesser zusam- mentreten. Jeder dieser kleinen Büthen- köpfchen ist ferner das, was man bei den Compositen gefüllt nennt, d.h. es sind alle seine Blumen zu Bandblumen ausgewachsen. — Wir begnügen uns mit dieser vorläu- üigen Anzeige. Sollte sich diese Form aus Samen halten, dann wird sie sich als ausgezeichnete Neuigkeit schnell überall einbürgern und als eine der aus- gezeichneteren Neuigkeiten im Gebiete der Florblumen betrachtet werden müs- sen. (E. R.) I. ll. 1) Dattel-Palmen an den Ufern dies kaspischenMeeres,sonst und jetzt;von dem Akademiker von Baer. (Schluss.) Die Gegend von Sari kenne ich leider nicht durch den Augenschein. Wenn aber hier, wie es scheint, statt eines lehmigen Uferwalles eine Sandfläche sich findet, so kann es nicht feh- len, dass diese in ihren tiefern Schichten reich- lich von Wasser durchzogen wird. Sie muss also auch für die Dattelzucht sehr geeignei sein, wenn nur die Wärme eine genügende ist Sehen wir uns nach der nächsten Gegend um, in welcher Dattelzucht notorisch jetzt be- steht, so finden wir sie erst im östlichen Cho- rasan,, und einzeln an den Abstufungen nach dem Tieflande Indiens, z. B. am Bolan-Passe, reichlich aber erst in der Ebene des Indus. B. Fraser hörte, dass man in Tubbus (Teb- bes) Datteln und Orangen ernte. Tubbus wird ungefähr zwei Grad südlicher als Sari und um mehrere Grade östlicher liegen. Westlich von diesem Orte und näher vom kaspischen Meere scheint Niemand in neuern Zeiten das Vorkom- men von Datteln bemerkt zu haben, wenig- stens findet sich keine solche Angabe in Rit- ter’s Erdkunde, wo alle Nachrichten dieser Art mit bewunderungswürdigem Fleisse ge- sammelt sind- — Wendet man sich aber von Sari und überhaupt vom südöstlichen Winkel des kaspischen Meeres gerade nach Süden, so muss man nicht weniger als sieben volle Brei- tengrade überschreilen, bevor man reifende Datteln findet. Sie gedeihen nämlich erst am südlichen Abhange des Iran - Plateau’s. Bei Savonat, 0S0. von Shiras, reift die Frucht nicht mehr, aber wohl einige Meilen weiter bei Darab. Hier ist also nach Ritter die Grenze der Datielpalme für diesen Meridian. Aber es würde diese Distanz nicht so gross sein, wenn das dazwischenliegende Land nicht so hoch, trocken und in weitem Umfange salzreich wäre. Eben wegen dieser ungünsti- gen Beschaffenheit des persischen Hochlandes haben wir die nächste Stelle der noch beste- Notizen. 311 Notizen. heuden Dattelzucht nach Osten Auf dem Plateau selbst kommen allerdings hie und da Daltelbäume vor, z. B. westlich von Yesd und südlich von Kerman, aber sie tragen keine Früchle oder diese kommen we- nigstens nicht zur Reife. An dem ganzen Südrande von Persien ge- deiht die Dattel wenigstens in gewissen Bezir- ken, aber das wahre asiatische Daitelland ist die weite Ebene, welche der Euphrat und der Tigris durchziehen und die Fortsetzung dieser Ebene bis zu den kurdischen Bergzügen. Aber nur in solchen Gegenden, wo diese Ebene hinlängliche Feuchtigkeit in der Tiefe hat, ge- deihen die Datteln, also an den Flussufern und am Fusse von Berghöhen, nicht in den dürren Theilen der Ebene. Der Dattelreichthum der Euphratufer ist so gross, dass man jährlich 150 arabische Schiffe, jedes im Mittel von 60 Tonnen Last, rechnet, die unter englischer Flagge aın Euphrat mit Datteln beladen wer- den. Jede Ladung zu dem Werthe von 12,000 Franken gerechnet, beträgt dieser Export fast 2 Mill. Franken. Diese Datteln werden auf den Markt von Bombay geführt. Die Datteln sind innerhalb dieser Ebene nach Osten gewöhnlich bis an die erste Bergstufe verbreitet, in selt- neren Fällen finden sie sich noch hinter dem ersten Bergzuge, wenn daselbst nämlich durch Bewässerung und Wärme begünstigte Thäler liegen. Aus diesem Grunde bezeichnet die Grenze der Dattelzucht auch ziemlich genau die Grenze zwischen dem arabischen und dem kurdischen Volksstamm , wie Ritter wieder- holt bemerkt. So wird ausdrücklich ange- zeigt, dass die Datteln am Bergzuge Dalaki plötzlich aufhören. Von dem Durchbruch des Flusses Diyalah aus dem Gebirge sieht man, nach Olivier, aus den Bergen kommend, bei Chanakin die ersten Datteln, bei Kisil-Rebut in der Ebene ist schon jede Hütte von Dattelu beschattet. Dieser Ort liegt ungefähr unter 341/,° nördl. Br. und 45° östl.L. von Greenw. Bei Kifri, einen Grad nördlicher, fand Rich die Datteln nicht mehr recht gedeihend. 0f- fenbar weil hier der Boden schon ziemlich an- aufgesucht. 312 steigend ist, denn sie reifen noch nördlicher bei Tauk und folgt man dem Tigris auf- wärts, so findet man die letzten , aber nicht mehr tragenden Datteln bei Mosul (unter 361/40 nördl. Br.), reifende Datteln aber nur wenig abwärts, wo das Flachland beginnt, und west- lich bei Sindjar in der Breite von Mosul. Die- ses scheint jetzt auf der Westseite vom kaspi- schen Meere der nördlichste Punkt, welcher Datteln trägt, denn am Euphrat selbst wird diese Palme nicht nördlicher als Deir bemerkt, d. h. auf 35"/30 nördl. Br., obgleich an der Küste des mittelländischen Meeres noch unter 36!/2° nördl. Br. bei Iskanderun in einer ge- schützten Bucht reife Datteln geerntet wer- den. In Europa geht die Verbreitung der Dattel- palme viel weiter nach Norden als in Asien. Bei Elche im Königreich Valentia unter 390,44°, werden noch reife und gule Datteln in Menge geerntet. Dattelpalmen, die zuweilen reife Früchte tragen, finden sich in günstigen Loca- litäten der Provence unter 430, unfruchtbare in Asturien bei Oviedo unter 43!/,°0 und in Dalmatien unter derselben Breite, selbst an der berühmten Strasse von Nizza nach Genua, bei Bordighierra unter 43°/4°, Ja sogar auf den borromäischen Inseln, iin Lago maggiore, un- ter fast 46° hat man, lange Zeit wenigstens, einige Dattelbäume unterhalten. Nach der Westseite bleibt aber, wie gezeigt ist, jede bekannte Dattelzucht noch viel weiter von Sari enifernt,, als nach Osten hin. So weit nun auch jetzt die vereinzelten Dattelbäume am Südufer des kaspischen Mee- res von jeder noch bestehenden Cultur dieses nützlichen Baumes entfernt bleiben, so kann man doch kaum zweifeln, dass sie die Reste einer früher hier bestandenen ausgebreiteten Dattelzucht sind. Die Schriftsteller des Mittel- alters erwähnen öfters der Datteln in den Kü- stenlandschaften des kaspischen Meeres, und zwar nicht als einer Seltenheit, sondern als ei- nes nützlichen Producies des Landes. Ham- vb; Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. a Istachry (fast 400 Jahre früher) berichtet eben- falls von Dshordshan: Man findet alle Früchte und Dattelpalmen. Noch auffallender ist, dass er von Derbend sagt, „es besitze viele Saat- felder , aber wenig Dattein, ausser denen, die man dahin bringt“. Dieser Ausdruck ‘scheint doch anzudeulen, dass Istachry an der ganzen Südküste des kaspischen Meeres Dattelzucht entweder kennt, oder wenigstens voraussetzt und dass Derbend zu seiner Zeit die Grenze dieses Daltelbaues war. Wem diese Deutung der angezogenen Stelle zu kühn scheint, den wollen wir nur auf die bald beizubringenden Zeugnisse verweisen, dass vor vielen Jahrhun- derten auch andere südliche Bäume, nament- lich der Oelbaum im Araxes-Thale gedieh, wo er jetzt nicht mehr vorkommt. Wir begnügen uns hier nur zu bemerken, dass auf der West- küsie des kaspischen Meeres die Jahrestem- peratur nicht so stufenweise mit den geogra- phischen Breiten abnimmt, wie man leicht glau- ben könnte, dass vielmehr schon Abich ge- zeigt hat, wie der Kaukasus einen starken Un- terschied der Temperatur bedingt, dann aber die Linien gleicher Jahrestemperatur sich pa- rallel mit der Wesiküste des Meeres herab- ziehen, dass also vom kaukasischen Gebirge ab an dieser Westküste keine merkliche Zu- nahme der Temperatur stattfindet, ja dass nach genau angestellten Untersuchungen sowohl die Jahres- , als die Sommer- und die Wintertem- peratur in Baku höher ist als in Lenkoran. welches doch um fast 2 Breitengrade südli- cher liegt. Jetzt wird dieses Verhältniss durch mehrjährige Beobachlungen völlig ausser Zwei- fel gesetzt. Derbend liegt noch weiter nach Norden, aber dicht unter dem Fusse ansehnli- cher Berge und ist deshalb im Sommer nur um einige Decimaltheile eines Reaumur’schen Grades weniger warm als Lenkoran und Baku. Dabei hat Derbend einen äusserst fruchtbaren Boden, sandreichen Humus, so dass es sehr natürlich war, die Dattelzucht hier zu versu- chen, wenn sieirgendwo am kaspischen Meere schon heimisch war. Dagegen wird man wohl dullah Kaswiny (+ 1349) sagt, dass in |in dem dürren und salzreichen Boden bei Baku Dshordshan (der Gegend um Astrabad und nördlich bis zum Atrek) Datteln gedeihen, das- selbe bemerkt er von Amol in Tabaristan (Ma- I diesen Versuch gar nicht gemacht haben, we- nigstens nicht in der nächsten Umgegend der Stadt — höchstens am Nordrande der Halb- sanderan), nur 10 Meilen westlich von Sari. | insel Apscheron, wo auch jetzt die Gärten lie- ae stereo tifa IL | Hl A - z 14 F2 E 1. gen, welche Baku mit Gemüse und’ Früchten versorgen. Die Araber mögen die bei ihnen so be- liebte und auf Reisen so leicht transportable heimathliche Frucht in die eroberten Länder verpflanzt haben. Sie fanden aber in Persien und Medien die Baumzucht schon in hohem Ansehen. Es gehörte zum Cultus des Feuer- dienstes, die heiligen Orte mit Fruchtbäumen zu umpflanzen. Die Nachrichten von solchen Anpflanzungen nennen milunter auch Dattel- pflanzungen in Gegenden, wo sie nicht mehr gedeihen. Der Vizir Mihr Nasri pflanzte, als er sich von den Geschäften zurück- zog, bei jedem der vier Feuertempel, die er gründete, 2000 Cypressen, 1000 Oliven- slämme und 1000 Daitelpalmen in seiner Hei- math bei Ardeschi Kurch in Farsistan (wie es scheint, nördlich von Schiras). Ist nun das Zurückweichen der Dattel- zucht nur der gesunkenen Industrie zuzuschrei- ben? Ich kann es nicht glauben, wenn ich bedenke, dass alle Muhamedaner, die nicht in der baumlosen Steppe nomadisiren,, mit Liebe die Gartencultur und namentlich die Baum- zucht betreiben. Sie müssen ja, da sie ihre Weiber nicht zeigen dürfen, schon für diese einen Garten anlegen, wenn sie nicht ganz vom Genusse der freien Luft abgesperrt blei- ben sollen. So ist die Cypresse und die ita- lienische Pappel weithin in Asien verpflanzt, und was eine lebendige Hecke leisten kann, habe ich erst in den tatarischen Ansiedelun- gen an der Kura gelernt. Aber es ist natür- lich, dass die Mohammedaner sich doch lieber mit nutzbaren als mit nutzlosen Bäumen und Sträuchern umgeben. Ich kenne die Türken in dieser Beziehung nicht, allein die Tataren und die Perser schienen mir sehr eifrige Gärt- ner. Als Beleg führe ich an, dass alles Ge- müse, das in Astrachan zu Markte gebrach! wird, aus tatarischen Gärten kommt, gar keins aus Russischen oder Armenischen. Die Dat- teln verlangen aber keine weitere Sorge, als dass man die für ihr Gedeihen passenden Punkte aufsucht und reife Kerne einsetzt. Liegt es hiernach nicht sehr nahe, das Zu- rückweichen der Fruchtbäume im Umfange des kaspischen Meeres von einer Veränderung des Klima’s, namentlich von einer Abnahme Notizen. 313 der Wärme abzuleiten? Die Daltelpalme steht nämlich nicht allein da als zurücktretendes Gewächs. Griechische, arabische und armeni- sche Schrifsteller stimmen darin überein, dass in Albanien (dem spätern Arran) oder dem Kur - Araxes- Thale eine gedeihliche Cultur des Oelbaums bestand, die jetzt geschwunden ist und erst viel weiter, südlich von Tabris, vor- kommt. Mit Unrecht würde man eine wach- sende Indolenz anklagen , denn im westlichen Theile dieses Thales, wo guter Boden ist und lange Zeit ein weitverzweigtes Kanalsystem bestand, blühte nach allen Invasionen Garten- und Landbau wieder auf, und näher nach dem kaspischen Meere, wo der Boden sehr salz- reich ist, wird an den ausgewaschenen Ufern des Kur noch jetzt von den Tataren sehr eifrig Gartenbau und Baumzucht betrieben, aber von Oliven ist nichts zu sehen oder zu hören. Es gibt einen noch nähern Beweis von der Ver- schlechterung des Klima’s. Strabo, der älteste Schriftsteller, der etwas umständlich über diese Gegenden spricht, sagt von der Kur-Araxes-Ebene, sie habe „Ueberfluss an Frucht- und immergrünen Bäumen und trage auch Oliven.“ Da er die letzteren besonders nennt, so meint er unter den immergrünen Bäumen offenbar noch andere. Man kann nicht umhin, an Citronen und Pomeranzen zu denken. Nun auch diese kommen hier gar nicht mehr vor , sowohl in Gemeinschaft mit Lorbeeren auf der andern Seite des Gebirges nach dem schwarzen Meere hin, in Imeretien. Auf der kaspischen Seite sieht man sie im russischen Gebiete gar nicht, sondern erst in Ghilan, aber auch nur in sehr geschützten Gärten, Erst in Masanderan, das überhaupt wärmer ist als Ghilan, sieht man sie in offenen Anpflanzungen. So z. B. in Aschref in gros- ser Menge im Garten, den Schah Abbas anle- gen liess, und an andern Orten. Aber die Früchte sind noch sehr arm an Säften und nicht gross. Sie werden deshalb in Astrachan, wohin man sie bringt, schlecht bezahlt und we- nig geschätzt. In Masanderan wird auch Zucker- rohr gebaut, in Ghilan, so viel ich weiss, nicht. | Stände Strabo allein da mit der Be- | hauptung von dem Gedeihen der Oelbäumefin dieser Gegend, so wäre weniger Gewichl dar- auf zu legen, da eine gewisse Vorliebe in der 314 Schilderung dieser Fluren, die er nur durch Hörensagen kannte, bei ihm zu herrschen scheint, allein Moses von Chorene oder der Verfasser der Schrift, die unter seinem Namen geht, behauptet dasselbe und der ar- menische Schriftsteller wird doch wohl als Autorität für die Producte dieser Gegenden gelten können. Selbst bei arabischen Schrift- stellern lassen sich noch ähnliche Nachrichten finden. So sagl Ham dullah von Berdaa, nach andern Handschriften von Gandsha (EIi- sabethpol): „Es hat eine Menge Früchte» unter denen besonders die Pomeranzen, Wein- trauben und Nüsse gut sind.“ Wein und Nüsse sind noch überall in diesen Gegenden an den geeigneten Orten , Pomeranzen aber weder in dem sehr begünstigten Boden von Elisabeth- pol, noch sonst wo in der Umgegend. Aber Hamdullah ist kein sehr zuverlässiger Ge- währsmann , wie denn überhaupt die spätern arabischen Schriftsteller in der Schilderung von Ländern und Nalurverhältnissen in der Regel weniger zuverlässig scheinen, als die ältern, vielleicht weil sie in dem Bestreben, zu compiliren, Verwechselungen mehr ausge- setzt sind. Kehren wir also zum alten Ista- chry, aus der Mitte des X. Jahrhundert, zurück! In ihm finden wir die sehr bestimmte Angabe, dass Miafarekin, in einer sehr fruchtbaren, wasserreichen Gegend gelegen, Dattelpalmen hatte. Miafarekin, einst eine Hauptstadt Arme- niens, liegt in dem Stufen laude Diarbekr, an ei- nem Zuflusse des Batman-Su, der selbst in den obern Tigris fällt. In dem Kiepert-Ritter- schen Atlas von Asien wird dieser Ort unter 38"/60 nördl. Br. und fast 410 östl. L. v. Gr- dicht unter eine nördliche Bergstufe gesetzt, wodurch die starke Bewässerung erklärlich wird. Ritter fügt, indem er diese Stelle aus Istachry ceitirt, zu der Angabe über die Dattelpalmen ein Fragezeichen. Ein solcher Zweifel mochte berechtigt scheinen, so lange man dies Vorkommen von Dattelbäumen am kaspischen Meere nicht kannte. Berücksichligt man aber das Zurückweichen der Culturen mancher Art in Westasien und dass auch jetzt noch an der Südküste des kaspischen Meeres, die den Nordwinden völlig offen ist, einzelne Dattelbäume unter 36"/20 nördl. Breite sich erhalten baben, so wird man sich wohl Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nicht zu einem Zweifel berechtigt fühlen, wenn ein zuverlässiger Schriftsteller vor neun Jahr- hunderten aus einer viel besuchten Gegend, die zwar fast um zwei Grad nördlicher liegt, aber nach Norden durch eine Bergwand ge- schützt ist, Dattelbäume gedeihen lässt. All dieses Zurückweichen von Culturpflan- zen der Trägheit zuzuschreiben , wie gewöhn- lich geschieht, scheint mir wenig gerechifer- tigt, da der Muhammedaner in der Gartencul- tur und dem damit zusammenhängenden Sei- denbau die vorzüglichsten Mittel findet, die Weiber nützlich zu beschäftigen. Sollte nicht das Klima an dem Zurückdrängen seinen An- theil haben? Allerdings hat man von wissen- schaftlicher Seite gegen die allgemeine Klage, das Klima werde immer schlechter, die vor- züglich darauf beruht, dass wir esimmer bes- ser wünschen als es ist, die scharfsinnigsten Gründe zusammengestellt um zu beweisen, dass die Wärme auf der Erdoberfläche in histori- scher Zeit nicht in einem merklichen Grade abgenommen habe. Aber gesetzt auch, ein solcher Beweis könnte streng durchgeführt werden, so bleibt doch die Möglichkeit loca- ler Veränderungen. Im kaspischen Becken könnte überdies die Abnahme der vulkani- schen Thätigkeit sich auf diese Weise bemerk- lich machen. Vor 9 Jahrhunderten rauchte noch der Demavend ununterbrochen — jetzt scheint der tiefe Heerd dieses majestälischen Hochofens nicht mehr unterhalten zu werden. Die Gegenden von Masanderan, von Tabris bis Teheran, Armenien, Schirwan werden noch zuweilen heftig erschüttert von Erdbeben, die in seltenen Fällen selbst bei Astrachan und an der Ostküste bei Nowo-Petrowsk sich verspü- Ten lassen, aber sie bieten überall die Zeug- nisse viel stärkerer Revolutionen in der Ver- gangenheit. Wenn Jemand behaupten wollte, dass diese grössern Revolutionen sämmtlich vorhistorisch waren, so könnte man ihm das ins Meer gesunkene aber noch ziemlich gut erhaltene grosse Gebäude in der Nähe von Baku zeigen. Dieses Gebäude ist sicher nicht von den Noachiden gebaut, sondern ein mu- selmännisches Karawanserai. Die arabischen | Schriftsteller erzählen, das kaspische Meer habe | grosse Inseln mit Quellen und Bäumen. Von | einer solchen Insel, dem Kurflusse gegenüber, ll. Notizen. wird bestimmt angegeben, dass die Bewohner von Berdaa sie besuchen, um Krapp zu holen und Vieh dahin zu bıingen. Von diesen grossen Inseln sieht man jelzt nichts mehr, da- gegen gibt es eine Menge kleiner Inseln, die offenbar durch Schlamm - (oder richtiger Lehm-) Eruptionen im grössten Maassstabe er- zeugt sind, und diegewöhnlich einige Schlamm- kegel sich bewahrt haben, wie solche Erup- tionen in der Umgegend von Baku auf dem Lande öfter vorkommen, und zuweilen auf den Inseln. Die Zahl kleiner Schlammkegel, Sal- sen und Naphtha- Quellen ist aber weit umher sehr gross, und sie finden sich zahlreich, nicht nür auf der Westseite des Meeres, sondern auch auf der Ostseite, wo die Herren Sewerzow und Barschtschow, sie südlich von der Emba bis zum Ustjurt in mannigfachen Varia- tionen gefunden haben, und die Insel Tsche- lekän einen Hauptheerd bildet. Nach Süden hin sind sie aber noch weiter verbreitet, bis in Mesopotamien. Vergleicht man diese Pyg- mäen der vulkanischen Thätigkeit mit den zur Ruhe gekommenen Vulkanen Armeniens und inren colossalen Lavaströmen, so wird man leicht an ein Verkleinern und Vertheilen der vulkanischen Thätigkeit glauben, aber worin läge der Beweis, dass in der historischen Zeit die Abnahme dieser Aclion nicht fortgegangen ist? Und wenn die vulkanische Thätigkeit in fortgehender Abnahme begriffen ist, wird da nicht der Beilrag an Wärme, den der Boden der Lufttemperatur gibt, auch allmälig geringer werden ? Vielleicht gilt eine solche Abnahme auch nur für beschränkte Localitäten. Ich will die Abnahme der Bodenwärme des kaspischen Beckens während der histori- schen Zeit keineswegs als ein festes Ergebniss dieser Betrachtungen ansehen, allein die Auf- merksamkeit der Naturforscher möchte ich auf diese Frage wohl richten. Jedenfalls scheint es mir, dass auf das Zurückweichen der Dat- telzucht von den Ufern des kaspischen Meeres nicht anwendbar ist, was von dem Schwinden mancher Qulturgewächse in andern Gegenden mit Recht gesagt werden kann. Preussen in früheren Jahrhunderten, besonders im 44ten, der Weinbau betrieben, und er gab — wenigsiens zuweilen — reichlichen und guten Wein. Da aber im fruchtbaren Danzi- So wurde in 315 ger Werder der Ackerbau immer reichlich lohnt, so mag es wohl räthlich geschienen ha- ben, den Weinbau ganz aufzugeben, wenn er, wie es wahrscheinlich ist, nur zuweilen loh- nend war, da bei dem vermehrten Verkehr der Wein ohnehin leicht eingeführt wurde. — Um das kaspische Meer aber ist der Verkehr nach wärmeren Gegenden ein sehr zeitrauben- der und deshalb kostbarer, denn überall müs- sen die Saumthiere bedeutende und ausge- dehnte Höhen übersteigen. Dennoch findet man in allen Städten und sogar in vielen Kramläden der Dörfer die so beliebten Dat- teln, die aber für eine gewöhnliche Speise zu kostbar sind. Es springt in die Augen, wie gewinnbringend es sein müsste, Datteln hier zu ziehen — und ihre Zucht kostet keine Arbeit, wenn nur die Natur das Ihrige thut. Noch jetzt kommt die Temperatur von Sari und der Ebene, welche nördlich von Atrek und südlich von der Fortsetzung des Elbrus- gebirges begrenzt wird, derjenigen sehr nahe, welche für das Reifen der Datteln erforderlich scheint. In den Versuchen, welche Herr Al- phonse D&ecandolle in seiner vortreffli- chen Geographie botanique macht, um die für das Gedeiben verschiedener Pflanzen erforder- liche Temperatur annähernd zu bestimmen, fin- det er (1, p. 371), dass die Dattelpalme, um ihre Früchte regelmässig zur Reife zu bringen, einer mittleren Temperatur von 18!/,° — 19 Cels. bedarf, und um blos zu vegetiren mit einer Temperatur von 15°,3C. sich begnügen kann. In dem letzten Comple rendu annuel von Hrn. Kupffer für 1856 erhalten wir eine summa- rische Uebersicht der Temperaturbeobachtungen auf der Insel Aschir im Eingange zum Astra- badschen Meerbusen. Summire ich diese, so finde ich die mittlere Jahrestemperatur für Aschir 140,1 R. oder 170,6 C. Sari muss aber etwas wärmer sein als jene Insel und beson- ders muss die Wärme früher im Jahre eintre- Dasselbe gilt noch mehr von der Atrek- fläche, welche dem Einflusse des Meeres ent- zogen, dagegen aber dem Einflusse der be- nachbarten, im Sommer sehr heissen Sand- wüste ganz ausgesetzt ist. (Die Atrekfläche selbst ist fruchtbar.) Dieser Wüste wird man es vorzüglich beizumessen haben, dass an dem Südufer des kaspischen Meeres die Tempera- ten. Gartenflora Deutschlands, 316 turen von West nach Ost rasch wachsen, wäh- ‚rend ‚sie..an der Westküste von Nord nach Süd .nur wenig zunehmen. Der Einfluss der Wüste ist in Aschir auch sehr kenntlich darin, dass die Culmination der Wärme spät eintritt. Der September ist wärmer als der Juni. — An einer andern Stelle (I, p. 396) sucht D &- eandolle anschaulich zu machen, dass die Daitel, um reife Früchte zu erzeugen, längere Zeit hindurch eine Temperalur von wenigstens 18° C., d. h. 140,4 R. haben müsse. Nun, in Aschir ist die Temperatur während 6 Monate, von Mai bis October, höher als 14,°%4R., und es kommen offenbar noch die letzten Tage des April und die ersten des November dazu. In Sari werden daraus wohl 7 Monate wer- den. Ob diese zur Fruchtreife genügen, weiss man noch nicht, dass sie zur Vegetation mehr als hinlänglich sind, zeigt die Erfahrung. Die millleren Monatstemperaluren waren für Aschir in den Jahren 1852, 1853 und 1855: December . . 70,69 R. Januan .2.2....50.32 Februar ... . 60,36 Winter. *..160,12 Marz RR. April... , 120,47 Mai . 170,00 Frühling . . 130,22 Juni . 190,69 R. Ioliiz%- ‚8; 210,99 August. . . 220,55 Sommer .. 21,41 September. 199,99 R. October 160,08 November . 109,61 Herbst... . 150,56 7. Januar 1859. (Abgedruckt aus den Melanges biologi- | ques T. Ill. der Kais. Akademie Wissenschaften in St. Petersburg.) 2) Vertilgung der Pfirsichlaus. Zu der | Russlands und der Schweiz. rührt, bis das Oel sich gleichnässig zwischen das Wasser vertheill hat und hiermit werden die befallenen Bäume bespritzt. — 3) Das Einkneipen der Bel fühte der Blumen der Birnbäume. — Herr E. Forney hielt darüber der Gartenbaugesell- schaft in Paris einen Vortrag. Derselbe zeigt zunächst, dass die reichliche Biüthe des Birn- baums durchaus noch nicht eine sichere Ernte in Aussicht stellt. Oft fallen die Blumen Jer- selben bald nach der Blüthe fast sämmtlich ab, ohne anzusetzen, — oder im Herzen der Blüthenbüschel verborgene Insecten verhin- dern das Ansetzen der Frucht ete. Schon im Jahre 1853 machte daher der Vortragende an einem Pyramidenbaum von Poirier Catillac, der sich jährlich mit Blüthen bedeckte, aber nur selten trug, den Versuch, die Zahl der Blu- men zu vermindern. Es geschah dies in der Weise, dass er das Herz jedes einzelnen Blü- thenbüschels, welcher 12 — 15 Blumen trägt, mittelst des Nagels soweit auskneipte, so dass nur 4 — 5 der untersten Blumen stehen blie- ben. In Folge dieser einfachen und in sehr kurzer Zeit ausgeführten Operation setzten fast alle diese stehen gebliebenen Blumen Frucht an, so dass diese Pyramide zum ersten Male sehr reichlich trag. Herr Forney hat seitdem diese Operation an den verschiedensten Sorten von Birnen mit gleich gutem Erfolg wieder- holt und empfiehlt diese Methode als ein durch- aus sicheres Verfahren, um die Fruchtbarkeit des Birnbaums zu begünstigen. — Dass nur wenige der Blumen der Bou- quete des Birnbaumes stets zur Ausbildung kommen, ist eine bekannte Sache. Dieses Verfahren entfernt daher rechtzeitig das über- flüssige, kommt der Natur zu Hilfe und er- leichtert das Anseizen der Frucht. (Journ. de la soc. centr. d’hort.) 4) Dieschwarze Malve. Althaea ro- sea mil schwarzbraunen Blumen in der Gegend | von Nürnberg schon seit einigen Jahren mit Vortheil angebaut. DieBlumen derselben wer- | den getrocknet und nach England verkauft, | wo man einen, dem Indigo ähnlichen Farbstoff Ob der Anbau dersel- | aus denselben bereitet. einer grössern Quantität Wasser füge man Oel | ben in grösserenı Maassstabe betrieben, wirk- und einige Tropfen Ammoniak. Hierauf wird miltelst eines kleines Besens so lange umge- nommen wird, | lich so vortheilhaf! ist, wie gegenwärtig ange- muss erst die Zukunft lehren, ll. Notizen. denn wenn dieser bis jetzt in kleinern Quan- titäten producirte Artikel massenhaft erzeugi wird, werden auch schnell die Preise desselben auf die verhältnissmässig gleiche Höhe, wie die anderer Culturpflanzen sinken. Zudem ist über die Bereitung dieses Farbsioffes , jetzt nichts Näheres bekannt. (E. R.) 5) Himbeercultur. Unter allen Beeren - früchten ist die Himbeere für das Klima des Nordens eine der empfehlenswerthesten. Auch hier um Pelersburg gedeihet sie noch durch- aus gut und liefert bei entsprechender Cultur auch jährlich ihre schönen und aromatischen Früchte massenhaft. Während die Erdbeere in den Umgebungen Petersburgs stellenweis in ganz bedeuterder Ausdehnung für den Markt- verkauf eullivirt wird, ist dieses mit der Him- beere noch nicht der Fall, obgleich diese eben nicht mehr Pflege bedarf, einen reichern Er- trag gewährt und nicht weniger gesucht ist. Man pflanzt die Himbeere auf einen gut gelockerten und dungkräftigen Boden in 3 Fuss von einander entfernten Reihen. Der Standort sei durchaus sonnig, oder wenigstens den hal- ben Tag der Einwirkung der Sonne ausge- setzt. Im vollen Schatten gedeihet die Him- beere ebenfalls, aber liefert keine aromalischen Früchte. Die weitere Cultur beschränkt sich auf's Reinhallen vom Unkraut , sowie im Frühling auf das Wegschneiden der Fruchttiriebe des letzien Jahres, das Anbinden der kräfligsten Sommerschosse und das Wegschneiden der schwächlicheren Triebe oder das Abnehmen der überflüssigen Ausläufer. Die starken, zum Fruchtragen bestimmten Sommerschosse werden nur soweit gekürzt, als sie an der Spitze abgefroren. Sobald sie zu treiben be- ginnen , bricht man die unteren Augen zu !a bis !/a der Höhe des Schosses ab, damit nur die obersten, die am dankbarsten tragen, sich recht kräftig entwickeln. Als die besten Sorten für die Cultur um Petersburg sind zu empfehlen Falstolff (roth) und die grosse Hol- ländische weisse. (E. R.) 6) Der Kohl - Rüsselkäfer. (Ceuto- rhynchus Napi Gyllenhal) hat in den letzten 3 Jahren, besonders aber im letzten Frühlinge bedeutende Verwüstungen in den Kohlgärten 317 bei Versailles angerichtet. Dieser Käfer , aber wahrscheinlich noch im höhern Grade, die gefrässige Larve desselben frisst, wie Dr.Aub& berichtet, das Herz der Kohlpflanzen aus, und verhindert so die Kopfbildung derselben. Den grössten Schaden richtete derselbe unter den Frühkohlpflanzen an. — (Journ. de la soc. imp. d’hort.) 7) Beste Zeit zum Schnitt der Bäume. Herr E. Forney empfiehlt in dem Journal der Pariser Gartenbau-Gesellschatt als zweckmässigsten Zeilpunkt zum Schneiden der Fruchibäume, die Zeit, welche dem Blätterfall unmittelbar voraus geht. Die Wunde vernarbt dann noch ein wenig vor Winter, während dies beim Schnitt im Herbst nicht geschieht. Im Frühling findet dagegen der Gärtner nicht die Zeit, die Obstbäume ruhig und mit Ueber- legung zu schneiden, wie Anfang Herbstes. 8) Orangen-Insect. In einigen Theilen südlichen Nordamerika’s (in Californien und Florida) sind die Orangen - Pflanzungen von einem Insect befallen worden, das schon ganze Pflanzungen zerstört haben soll. Ueber das Insect selbst weiss man noch nichts Nä- heres. (Journ. de la soc. centr. d’hort.) 9) Sendungen aus überseeischen Ländern. Wir erhalten jeizt aus beiden In- dien oft Sendungen lebender Pflanzen in Waard’schen Kästen. Als bestes Ausfütlerungs- material wird vom Hrn. Porte lebendes Sphagnum in neuester Zeit empfohlen. Dasselbe findet sich auch in den Gebirgen des tropischen Amerika’s in einer Höhe von 2 — 3000 Fuss tiber'm Meer und steigt in weiterer Entfernung vom Aequator bis zur Meereshöhe herab. (Journ. de la soc. centr. d’hort.) 10) Eine neue Methode, besonders schöne Früchte an Birnen ziehen. reichs des zu er- Den intelligenten Gärtnern Frank- gebührt unzweifelhaft das Verdienst, die Behandlung und Pflege von Spalier- und Pyramidenbäumen, zu einer bedeutenden Voll- kommenheit gebracht zu haben. Interessant ist aber auch eine Methode , mittelst welcher. auf kräftigen Wildlingen schon im folgenden Jahre Obst von der vorzüglichsten Schönheit erzogen ward. Man schneidet zu diesem Zwecke kurze Fruchtzweige von guten Sorten und pfropft diese in die Rinde von kräftigen Wild- Gartenflora Deutschlands, 318 Russlands und der Schweiz. Auch um an der Seite nackte Spa- lierbäume etc, mit Früchten zu bekleiden,, ist dieses Verfahren sehr gut und kann nament- lich auch dazu dienen, auf einem Baum viele lingen. Sorten neben einander zu vereinigen. Lelzte- res ist allerdings nur eine Spielerei. Dagegen soll nach dem Bericht eines Engländers im Gardener’s Chroniele diese Methode wirklich sehr dazu geeignet sein, besonders schönes Obst von neueren Sorten zu erziehen und in dieser Hinsicht erhielt ein Aussteller von Bir- nen den ersten Preis. In England ward sie in der Weise, wie sie die beistehende Zeich- nung veranschaulicht, vom Herrn Flaming in Trentham in Anwendung gebracht. Ein sol- cher eingesetzter Sporn trug im ersten Jahre * 7 ausgezeichnete Birnen von der Easter Beurre und bildete zugleich neues Holz mit Frucht- spornen. Die Veredlung ward im Herbst oder Frühlinge vorgenommen und lieferte gleich gule Resultate. Als Veredlung ward das ge- wohnte seitliche Anlegen angewendet. Nach der Figur, die wir dem Gard. Chronicle ent- nehmen, scheint jedoch Pfropfen in die Rinde angewendet zu sein, was jedoch auch nach unserer Ansicht unvortheilhafter als das seitli- che Anlegen sein würde. (E. R.) 11) Die süsse, gelbe und rothe Batate. (Batatas edulis Choisy ; Sweet Po- tatoes). F. Jühlke theilt in der Monatsschrift für Gärtnerei das Resultat eines Anbau-Versu- ches mit der gelben und roithen Batate mit. II. Notizen. Die süsse Batate bildet in vielen Theilen Amerika’s, namentlich auch im Distriet von Washington einen Haupttheil der Volksnahrung. Von den vielen dort angebaueten Sorten schei- nen die rothe und gelbe Batale zur Cultur in Deutschland am vortheilhaflesten zu sein. Herr General-Garlen - Director Lennd in Sanssougi erhielt dieselben durch Vermittelung des preussischen Gesandten v. Gerolt aus Washington im Frühlinge 1857. Im Meierei- Garten versuchsweise eullivirt, lieferte dieser erste Versuch ein gutes Resultat und empfahl schon Lenn& beide Sorten als ertragsreich und angenehm schmeckend, wenn die Knollen ein- fach in Asche geröstet werden. Einige Knollen, dieJühlke im Herbste 1857 von Lenne& erhielt, übergab derselbe Herrn Appelius zur Cultur und Vermehrung. Bis Anfang Juni 1858 hatte derselbe eine sehr zahlreiche Vermehrung erzielt. Diese Pflanzen wurden auf einem ziemlich bindigen, seit meh- reren Jahren nicht mehr gedüngten Boden’, in der Entfernung von 1!/, Fuss von einander gepflanzt. Jede Pflanze der rothen Sorte lie- ferte bis zum Herbste 5—-6Knollen von einem Gesammtgewicht von ungefähr 1 Pfund. Der Ertrag der gelben Sorte war um 7 Loth pr. Pflanze geringer. — Herr Jühlke empfiehlt nun mit vollem Rechte beide Sorten zu ferneren Anbauversuchen, nicht als Ersatzpflanze der Kartoffel, sondern als höchst empfehlenswerthe, nahrungsreiche und angenehm schmeckende Pflanze des Kü- chengarlens. Ein mehr leichter, tief gelockerter dung- kräftiger Boden ist für dieBataten am geeignet- sten. Auf schwerem Boden pflanze man sie auf kleine Hügel und zeichne überhaupt die Pflanzstelle jeder Pflanze durch ein Stöckchen, was die spätere Ernte sehr erleichiert. Die rankenden Stengel derselben erhalten keine Stützen, sondern kriechen dem Boden nach: Wo man diese mit Erde leicht bedeckt, bilden sie Wurzeln and Knollen. Man hält diePflan- zen von Unkraut rein und erntet im October Die grossen Knollen werden zum Verspeisen bestimmt, die kleineren bei 6 — 8’ R. trocken überwintert. Bei niedrigeren Temperaturgra- den faulen sie leichl. Im Frühling werden Pflanzen in Töpfen vorgezogen, und sobald 319 keine Fröste mehr zu besorgen, im Klima von Deutschland in’s freie Land gepflanzt, — (Wochenschr. f. Gärtnerei.) 12) Brod aus den Wurzeln der Pie- ris aquilina. Auf den Canarischen Inseln bekleidet eine behaarte Form der Pt aquilina oft weite Strecken der Bergregion. Die ar- menBewohner von Palma, Ferro, Gomera und Teneriffa sammeln die Wurzeln desselben und bereiten aus einer Mischung derselben mit Kleie und Mehl ein Brod, welches zu Zeiten des Misswachses von der ärmern Bevölkerung häufig genossen wird. (Bonplandia.) 13) Leopoldinische Akademie. Die Kais. Leopcldinisch-Carolinische Akademie hal in einer vom Präsidenien derselben , Hrn. Hofrath Kieser in Jena anberaumten Ver- sammlung der Adjuncien beschlossen, den be- ständigen Sitz der Akademie nach Frankfurt a/M. zu verlegen und unter dem Namen Leo- poldina ein akademischesNotizblatt in zwang- losen Heften auszugeben. (Bonplandia.) 14) Teysmann's neueste Reise überBanka nach demInnernvon Palmenbang in Sumatra. Der für die Erforschung der Inseln des ostindischen Archipelagus, so thätige Teysmann, Inspec- tor des Botanischen Gartens in Buitenzorg in Java hat nämlich wieder eine grössere Reise nach der kleinen Insel Banka und von da nach Palmenbang in Sumatra gemacht. Ein genauer, aus dem Holländischen von Hass- karl übersetzter Bericht dieser Reise findet sich in Nr. 9 und 10 der Bonplandia. Die Vegetation zu Banka ist reich und wurden von Teysmann in kurzer Zeit an 600 Pflanzen - Arten aufgezeichnet. Unter diesen allein 10 Nepenthes-Arlten, deren Stengel dort wegen ihrer Zähigkeit als Bindematerial an Stelle von Bindfaden und Seilen benulzt wer- den. Palmen sind reich vertreten, so allein 18 Calamus-Arten, 4 Seaforthia-Arten u. s. f. Der Ebenholzbaum (Maba Ebenus) wächst häu- fig in den Wäldern. Von Banka in Palmenbang an der Küste von Sumatra angekommen , drang unser Rei- sender, auf einem Schiffe den Mussi und Ogan aufwärts in das Innere des Landes vor. Die genauen Berichte zeigen sowohl den ungemei- nen Reichthum dieses Landes, sowie das, was 320 der europäische Gartenbau ganz besonders durch Vermittlung des Herrn Teysmann noch aus jenen Gegenden an interessanten Pflanzen zu erwarten hat. — Während sc der eine der Naturforscher Java’s unermüdlich fortarbei- tet, ist der andere Zollinger, leider Anfang dieses Jahres zu früh für die Wissenschaft und sein ihätiges Leben dem Einflusse des Klima’s erlegen. 15) Kaltflüssiges Baumwachs. An allen Orten, wo dasselbe zur Anwendung kam, wurden dessen vortheilhafte Eigenschaften be- stätig. Die Anleitung zur Bereitung desselben gaben wir S. 122 und 254 des Jahrganges 1858. Nicht überall gelingt aber diese Berei- lung, weil ein gutes rohes, an Terpentin ge- nügend reiches Harz an vielen Orlen nicht zu erhalten ist. Herr W. Seelig in Kiel wendete daher mit bestem Erfolg zwei Leuchtstoile, Photogen und Camphin zur Bereitung des- selben in folgender Weise an: Ein gereinigtes Harz (Colophonium) lässt man bei schwachem Kohlenfeuer schmelzen und daraulso lange abkühlen, bis es fast wieder dick wird. Hierauf giesst man auf 1 Pfund Harz 6 Loth Weingeist und 2 Loth Camphin oder Photogen unter besländigem Umrühren allmälig hinzu und man erhält so ein durch- aus gutes kaltflüssiges Baumwachs. Würde man den Weingeist und Camphin oder Photo- gen zugiessen , so lange das Harz noch warm ist, so würden sie grossentheils wieder ver- flüchtigen, also nutzlos verloren gehen und das Baumwachs unbrauchbar werden. (Monatsschr. f, Pomologie.) 16) Missbildung einer Birne. Herr | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. E. Lucas gibt in der Monatsschrift für Pomolo- gie die Abbildung von einer Birne, die meh- rere fleischige Absätze zeigt und in den Ach- seln derselben Knospen und Blätter trägt. Es erklärt sich diese Erscheinung durch die den Pomaceen eigenthümliche Fruchlbildung. Hier ist nämlich das Fruchtgehäuse (die die Kerne umgebende zähe Hülle der Aepfel und Bir- nen) in die fleischig gewordene Zweigspitze eingesenkt. Kelch, Blumenblätter und Staub- fäden stehen auf der fleischigen Zweigspilze, während die Griffel zwischen ihnen, aus der Höhlung des Zweiges hervortreten. AehnlicheFälle sind nicht selten, nur nimmt eben die Zweigspitze oder Achse, wo sie an der Fruchtbildung Antheil nimmt, sehr man- nigfache Gestalten an und wird batid Mitlel- säulchen, bald Fruchtboden genannt. Bei der Feige ist z. B. der bei der verwandten Dors- tenia noch flach ausgebreitele Fruchtboden zu dem eigenthümlichen geschlossenen Frucht- boden, oder wenn man will, zu der fleischi- gen, blasig aufgetriebenen Zweigspitze gewor- den, welche die Blumen in ihrem Innern trägt. — (E. R,) 17) Herr L. Stöhr empfiehlt das aberma- lige Verpflannzen von Obsibäumen im Juli, welche im Frühling gepflanzt, schwach oder gar nicht treiben. Dabei sollen die Wurzeln und auch die Krone, wenn es nothwendig er- scheint , frisch beschnitten und der Baum ge- hörig werden. Schon Herr Oberdieck halte beim erneueten ähnlichen Ver- pflanzen von Bäumen , die gar nicht trieben, vor einigen Jahren gute Resultate erhalten. (Monatsschr. f. Pomologie.) eingeschlemmt L. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Billbergia horrida Rgl. Index sem. horli Peirop. anno 1856, pag. 17. Grifl. 1857, pag. 148. (Siehe Taf. 272.) Bromeliaceae Eine Bromeliacee, die schon lange im hiesigen Garten eultivirt und viel- leicht durch Riedel aus Brasilien ein- geführt ward. Die rinnenförmig einge- krümmten, breit bandförmigen Blätter sind dunkelgrün, auf der untern Seite heller mit weisslichen Binden, aus der abgerundeten Spitze kurz gespitzt, am Rande gross dornig gezähnt. Schaft länger als die Blätter, lax mit häutigen, später bräunlichen trockenen Blättern besetzt. Blüthentraube spitzenständig, aufrecht. Nur die unterste oder die beiden untern Blumen von einer häuti- gen Bractee, die andern Blumen dage- gen von einer sehr kurzen grünen Schuppe gestützt. Kelch grün, Blumenblätiter be- deutend länger als der Kelch, später zurückgerollt abstehend, grüngelb, an der Spitze blau, tragen am Grunde eine durchsichtige, an der Spitze unregelmäs- sig eingeschnittene Schuppe. An Baum- stämmen auf Moosunterlage befestigt, gedeihet diese Art im Orchideenhause üppig , zeichnet sich durch ihre schöne Tracht aus und blühet im Mai dank- bar. (E. R.) gg eb yes m b) Aerides odoratorum Lour. Var. majus. (Siehe Taf. 273.) Orchidesae. Eine der allerersten asiatischen Or- chideen, die nach Europa gebracht wur- den, denn sie wurde schon im Jahre 18300 durch Sir Joseph Banks von China in den königl, Garten zu Kew XI. 1859, eingeführt, nachdem sie von Loureiro in China und Cochinchina entdeckt und zuerst durch ihn beschrieben wurde; später wurde sie auch von Dr. Rox- burgh und Wallich in Ostindien ge- 21 322 Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. funden, und vom ersteren wegen der |sich dreist mit den meist noch sehr hornförmigen Lippe A. cornutum ge- | theueren übrigen Aerides- Arten mes- nannt. — Das Schöne altert nicht, darf| sen, — an Zartheit der Färbung ihnen man auch von dieser, einer der lieblich- | ebenbürtig, übertrifft sie alle durch ihren sten und dankbarsten indischen Orchi- | süssen und doch mächtigen Wohlgeruch, deen behaupten, und wenn wir sie bild- | der ihre ‘Anwesenheit zur Blüthezeit lich unserenLesen vorführen, so wollen | auch in einem grösseren Gewächshause wir sie zugleich damit allen Blumenfreun- | bald verräh. — Die Chinesen sollen den empfohlen haben, die nur eine klei- | diese Art häufig in ihren Tempeln und nere Anzahl der schönsten und dankbar- | Wohnungen aufhängen, um des köstli- sten Orchideen cultiviren können und | chen Wohlgeruchs willen, und da sie dabei natürlich nach solchen Arten fra- | meist zur Sommerszeit blüht, so dürfen gen, die in ihrer Behandlung nicht zu |auch wir sie während der Blüthe in’s sehr diffieill sind und überdies zu be- | Zimmer nehmen, ohne, befürchten zu scheidenen Preisen erstanden werden | müssen, dass die Pflanze selber dadurch können. — Wie Cattleya Mossiae, | Schaden nehmen könnte. Es ist über- Dendrobium nobile,Lycaste Skin- | haupt anzuempfehlen, blühende Orchi- neri, Oneidium Papilio, Odonto- | deen,, wenn nicht in’s Zimmer, doch in glossum grande und Zygopetalum | kühlere, luftigere Räume zu bringen, da Mackayi zugleich die verbreitetsten, | das nothwendige Bespritzen in den Or- billigsten und doch auch schönsten Ar- | chideenhäusern die Blumen fleckig macht ten ihrer Gattungen sind, so darf auch | und die hohe feuchte Temperatur ihr Aerides odoratum und besonders die | Verblühen sehr beschleunigt. hier abgebildete grossblumigere Varietät I EEE ER (E. 0.) c) Sebastiania brasiliensis Sprgl.*). (Siehe Taf. 274, Fig. a bis f£.) Euphorbiaceae. Eine strauchige Euphorbiacee, die , liche Blumen, jeder ächten Blüthenhülle noch von Riedel aus Brasilien in dem | entbehrend,, in Aehren stehen, während Kaiserlichen Botanischen Garten zu Pe- die weiblichen Blumen einzeln am Grunde tersburg eingeführt ward. Gehört zu der | dieser Aehren stehen. Endlicher verei- Gruppe von Euphorbiaceen, deren männ- 'nigte mehrere der hierher gehörigen * Sebastiania Sprgl. Neue Entd, II. pag. 118. Nr. 43, tab. II. A. Juss. Eaph. gen. pag. 51. Klolzsch in Wiegm. Archiv. Jahrg. 41, pag. 182. Inflorescentia terminalis v. axillaris, spicata, monostachya. Flores monoici; foeminei 1 — 3 ad basin spicae masculae; reliqui masculi; omnes solilarii, sessiles, singuli squama (bractea) basi biglandulosa suffulti. Masc. Stamina 3 — 7, basi connata et supra basin squamulis angustis stipata. Antherae di- dymae; compressae, margine exteriore dehiscentes. Fem. Calyculus triphyllus, phyllis ovatis acuminatis. Ovarium sessile, triloeulare, loculis uniovulatis. Stylus nullus v. subnullus, stig- matibus tribus, linearibus, reflexis, intus sligmatosis. l. Originalabbandlungen. Gattungen und namentlich auch Seba- stiania mit Excoecaria.. Nach ihm hat aber Klotzsch diese Gruppe bearbeitet und aus der Gattung Excoecaria mehrere, wie es auch uns scheint, sehr wohl be- gründete Gattungen gebildet und ausser- dem auch die von Sprengel und A. Jus- sieu sckon umgrenzte Gattung Sebastiania wieder aufrecht erhalten. In seiner Gat- tungsdiagnose nennt Klotzsch die Blüthen- ähren von Sebastiania achselständig. Bei einigen der von ihm aufgestellten Arten sind. sie dies auch. dagegen bei S. bra- siliensis Sprgl., nach der Sprengel die Gattung bildete, sind sie stets spitzen- ständig. Da diese Gattungen überhaupt schwierig sind, so haben wir unten ei- nen genauen Charakter der Gattung und auf unserer Tafel genaue Analysen ge- geben. Das Wichtigste wollen wir hier wiederholen. Sebastiania Sprgl. Blüthen ein- häusig, in Aehren, weibliche Blumen am Grunde der männlichen Blüthenähren. Weibliche und männliche Blumen sitzend, einzeln in den Achseln kleiner Bracteen, die an ihrem Grunde 2 Drüsen tragen. Männliche Blumen bestehen aus 3 — 7 am Grunde verwachsenen Staubfäden, die noch unterhalb der Verwachsung mit kleinen linearen Schuppen besetzt sind. Die weiblichen Blumen am Grunde von einer 3blättrigen kelchartigen Hülle ge- stützt. Der Fruchtknoten sitzend, auf der Spitze 3 lineare znrückgekrümmte Narben tragend, S. brasiliensis Spgrl, Bildet einen 7 — 10 Fuss hohen, durchaus kahlen Strauch, mit dünnen stielrunden Aesten, Blätter abwechselnd, immer- 323 grün, kurz gestielt, oval, spitz oder leicht zugespitzt, klein gezähnelt; die Zähn- chen mit scharfer, nach vorn gerichteter Spitze. Bracteen zugespitzt, gelappt-ge- zähnt. Die Drüsen der weiblichen Blu- men noch einmal so gross als die der männlichen. Die männlichen Blumen bestehen meist aus 3, seltner aus mehr, am Grunde verwachsenen Staubfäden, und die kleinen Schuppen treten unter- halb der Verwachsung zu einer kelchar- tigen, meist 3blättrigen Hülle zusammen, Die Blättehen, welche diese bilden, sind schmal pfriemlich und kürzer als die Staubfäden. Ist als hübsche immergrüne Decorationspflanze für’s Warmhaus zu empfehlen. — (E. R.) Erklärung von Tafel 274, Fig. a bis f, a. Ein Zweig mit Blüthenähre von Sebastia- nia brasiliensis in natürlicher Grösse, b. Eins der grösseren Blätter in natürlicher Grösse. c. Eine einzelne männliche Blume mit der Bractee, in deren Achsel solche steht. Vergrössert. d. Eine männliche Blume ohne die Bractee. Unterhalb der Verwachsung der Staubfä- den die kleinen schmalen Schuppen. Ver- grössert. f. Eine weiblicheBlume, noch von der Brac- tee bedeckt. e. Eine noch an der Blüthenspindel stehende abgeblühele weibliche Blume, von der die Braclee bereits abgefallen ist. Man sieht nur die eine grosse Drüse, welche nicht mit der Bractee abfällt. 3 Blättchen der kelcharligen Blülhenhülle verdecken den Fruchtknoien , sieht. Vergrössert. von denen man 2 Vergrösserl. — 21 * 324 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, d) Epidendrum carasceasanum Rgl. ($. 9. Spathium c. Spatha subsimplex. Fol. Orchid. Epid. pag. 51. (Siehe Taf. 274, Fig. g bis m.) Flores panieulati. Lindl. Orcehideae. Foliis oblongis acutis; spatha acu- minata, mono-v. rarius diphylla, peduncu- lum communem superante; racemo basi subpaniculato, nutante; bracteis ovatis, acuminatis, parvis, pedunculo multo bre- vioribus; sepalis petalisque spathulatis, acutis, Sepalo supremo sursum, — Se- palis lateralibus petalis labellogue deor- sum patentissimis; petalis quam sepala brevioribus; labelli lamina cordato-ovata, triloba, basi callis duobus parallelis : lo- bis lateralibus rotundatis, lobo interme- dio apice truncato et apiculo inflexo quam lobi laterales duplo breviore. — Eine noch unbeschriebene Art aus Venezuela, die dem E. tovarense Rchb. fl. und E. meromieron Lindl. zunächst steht. Stammt aus Caracas, von wo es der hiesige Garten durch Vermittlung des Herrn Lansberg in Caracas erhielt. Die Stengel werden bis 1!/, Fuss lang, sind walzenförmig und schwach zusam- mengedrückt und tragen die länglichen, spitzen, stengelumfassenden Blätter von ungefähr 4 ZollLänge und 1 Zoll Breite in 2 Reihen. Auf der Spitze der Sten- gel steht die hängerde Blüthenrispe oder eigentlich richtiger die Blüthentraube, die am Grunde meist einen Ast aussen- det. Eine 2!/, Zoll lange Scheide über- ragt den gemeinschaftlichen Blüthenstie]; dieselbe bestekt aus einem, selten aus 2, kielig zusammengelegten, grünen zu- gespitzten Blättchen. Am Grunde jedes Blüthenstielchens eine sehr kleine, oval- lanzettliche , zugespitzte Bractee, die vielmals kürzer als die mit Einschluss des Fruchtknotens 1 — 1!/;, Zoll lan- gen, horizontal abstehenden Blüthen- stielchen. Blumen gelbgrün, ungefähr 2 Zoll im Durchmesser, ausgezeichnet durch die Richtung der Blüthenhüll- blätter, indem das obere Kelchblatt nach oben, die seitlichen Kelchblätter, Blumen- bläiter und Lippe alle nach unten ab- stehen. Das obere Kelchblatt ist schmal spathelförmig , spitz, ?7/s Zoll lang und 1/, Zoll unterhalb der Spitze breit; die seitlichen Kelchblätter sind ungefähr eben so lang, etwas breiter, besitzen eine schiefe, sichelförmig-spathelförmige Gestalt und sind ebenfalls spitz. Die Blumenblätter am Grunde mit dem Lip- pengrunde verwachsen, sind linear spa- thelförmig, kürzer als die Kelchblätter, ungefähr ©g Zoll lang und 1!/, Linie breit. Die Lippe ist einen Zoll lang; der 5/, Zoll lange Nagel derselben ist gänz- lich mit der Griffelsäule verwachsen, die Platte ist aus tief herzförmigem oder fast speerförmigem Grunde 3lappig, mit brei- ten abgerundeten Seitenlappen und ei- nem Spitzenlappen, der nur halb so lang als die Seitenlappen und an der Spitze durch die eingebogene kurze Spitze eine abgestutzte Gestalt erhält. — Gehört zu den leicht gedeihenden, aber nur botanisch interessanten Arten. — (E. R.) Erklärung der Tafel 274, Fig. g bis m. Ansicht der Blume von vorn. Ansicht der Blume von der Seite, Das obere Kelchblatt. l. Eins der seitlichen Kelchblältter. . Die Lippe mit der angewachsenen Säule und den beiden Blumenblättern. Alles in natürlicher Grösse. 1... Originalabhandlangen. 325 2) Eine neue prachtvolle Azalea indiea. In der Blumenausstellung des Thü- ringer Gartenbauvereins in Gotha, wel- che vom 5. bis 8. April stattfand, und wie immer die schönste , ja einzig gute der Thüring’schen Länder war, erregte unter den ausgestellten indischen Aza- leeu die Sammlung des Herrn Bürkner, Handelsgärtners in Gotha, das meiste Aufsehen unter allen aber eine in die- ser Gärtnerei von einem früheren Be- sitzer aus Samen gezogene, Dr. Hassen- stein genannte Sorte, wovon das grosse Stammexemplar ausgestellt war. Es würde Uebertreibung sein, sie für die schönste Azalea indica erklären zu wollen, da es keine absolut schönste geben kann und der Reichthum an prachtvollen Sorten gross ist. Aber uns ist keine Sorte be- kannt, welche eine solche Masse von Blumen bringt, eine Eigenschaft, die nicht blos an der ausgestellten Pflanze, sondern seit Jahren auch an jungen Pflanzen beobachtet werden konnte. Die Knospen bilden stets ganze Büschel, so dass es sogar gut sein würde, einige auszubrechen. Die Farbe ist ein präch- tiges Hochroth oder Dunkelzinnoberroth. Der jetzige Besitzer hat uns davon eine | breiteten Pflanze. 3) Kurze Nachricht über Unter allen Samen bauenden Orten steht in Bezug auf die Menge der Fr- zeugnisse (Quedlinburg nicht nur in Deutschland, sondern wohl überhaupt oben an. Was die Güte betriift, so herrschte früher, wohl auch nicht ohne Grund, Misstrauen, indem man Gewis- senhaftigkeit in der Cultur, die erste Be- dingung beim Samenbau, wohl nicht so streng befolgte, und der Betrieb im Abbildung für die Gartenflora verspro= chen, die wir noch dieses Jahr zu geben hoffen. Diese Sorte ist eine von den spätblühenden, und lässt sich nicht trei- ben. Herr Bürkner besitzt davon schon eine ansehnliche Vermehrung. Herr Jühlke, vormal. Garteninspec- tor in Eldena, gegenwärtig Besitzer der Handelsgärtnerei von Carl Appelius in Er- furt, hatte 3 höchst seltene Pflanzen ausgestellt, zwei Erdorchideen aus Por- tugal mit dem köstlichsten Wohlgeruch und eine Seilla vom Cap der guten Hoffnung, deren Namen ich leider vergessen habe. Diese letztere ist die schönste aller mir bekannten Arten, Der Blüthenstengel ist über 12 Zoll hoch, ganz steif und gerade, die grossen dunkelblauen, weit geöffneten Blüthen bilden eine dolden- artige, ausgebreitete, grosse Traube. Die Blätter sind fast so breit wie bei Velt- heimia viriditlora, jedoch viel üppiger, glänzender und länger, Die Blume erinnert in der Form an Ornithogalum umbellatum. Die ausgestellte Pflanze war das einzige Exemplar dieser, wie es scheint, noch gar nicht weiter ver- (J.) Quedlinburg’s Samenbau. Grossen leicht zu Unordnungen führte. Dies hat sich aber in neuerer Zeit so sehr geändert, und die Quedlinburger Samenzüchter wetteifern gegenwärtig die besten und reinsten Samen zu ziehen. Selbst die Levcojenzucht, worin sonst Thüringen einzig dastand, hat in Qued- linburg einen solchen Aufschwung ge- nommen und wird jetzt mit so grosser Sorgfalt betrieben, dass der dort gezo- 326 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gene Same nichts mehr zu wünschen | Zusammenlegen der Grundstücke in meh- übrig lässt und so gut als der Erfurter, |rere Pläne wurde den Samenzüchtern Arnstädter ete. ist. Wenigstens gilt dies von den bekannteren Samenzüch- tern. Quedlinburg hat nur 5 Samenhand- lungen, welche Handel im Grossen trei- ben, nämlich Dippe (Gebrüder), Martin Grashoff, A. Keilholz, H. Mette und S, L. Ziemann. Diese bewirthschaften zu- sammen über 4000 (sage viertausend) Morgen Preussisch (a 180 OD] Ruthen) zum Anbau von Gemüse- und Blu- mensämereien. Die meisten dieser Gärt- nereien beschäftigen sich nur mit Sa- menzucht und zersplittern Zeit und Kraft nicht an allen möglichen Dingen, wie es viele andere Gärtner thun. Grashoff hat auch Topfpflanzen und Ananas, Keil- holz Baumschulen, Gebrüder Dippe führen schöne Nelken. Der Samenban in der dortigen Stadt- flur wird jetzt durch die im Herbst 1858 vollendete Separation der Felder noch ganz besonders begünstigt. Bei dem stets solches Land zugewiesen, welches sich zum Samenbau eignet. Jeder Be- sitzer hat sein Samenland jetzt in meh- teren grossen getrennten Flächen be- kommen , während sonst die Felder in der ganzen Flur zerstreut lagen, was bei dem Samenbau natürlich noch viel mehr Mühe und Kosten machte, als beim gewöhnlichen Feldbau,, und wobei nicht zu vermeiden war, dass durch Zu- fall Samen, welche, um die Sorte rein zu erhalten, getrennt angebaut werden müssen, neben einander zu stelıen ka- men. Durch die Separation ist es aber jedem Gärtner möglich geworden, die Sorten auf verschiedenen, weit von ein- ander entfernten Feldern anzubauen, ohne einen Samen bauenden Nachbar zu be- lästigen. Die Separation oder Zusam- menlegung der Grundstücke ist jeder Sa- men bauenden Gemeinde zu wünschen: besonders auch Erfurt. (J.) 4) Die Arten der Gattungen Draeaena und Cordyline, die in den Gärten Petereburg's ceultivirt werden, und deren Cultnr im Zimmer und Gewächshause. Die Gattungen Dracaena und Cordy- line sind in den Ländern der warmen Be | und gemässigt warmen Zone zu Hause, gehören zur Familie der Liliaceen und sind zunächst mit Asparagus und Dia- nella verwandt. Es sind niedrige , sel- ten höhere Sträucher oder Bäume mit einfachem oder verästeltem Stengel. Die einfachen, schmalen oder länglich-lanzett- lichen Blätter sind an der Spitze des Stengels oder der Zweige zusammenge- drängt, wodurch besonders die gross- blättrigen Arten jene eigenthümliche palmenartige Tracht erhalten, welche vielen der Monocotyledonen mit holzi- gem Stengel eigen ist. Der Stamm der Dracänen, der Cordylinen, Yucca-Arten, Alo& ete., ist in so fern dem anderer Monocotyledonen gleich gebauet, als das Holz desselben aus zerstreueten, von Parenchym umgebenen Gefässbün- deln besteht. Dagegen ist das Wachs- thum desselben, dem der Dicotyledonen in so fern ähnlich, als der Stamm fort- während an Dicke zunimmt, durch jun- ges, ringsum sich bildendes Holz, das I. Originalabhandlungen, unter der Rinde aus einem Ringe bil- dungsfähigen Gewebes seinen Ursprung nimmt, ohne jedoch, ähnlich dem Holze der Dicotyledonen , Jahresringe zu zei- gen. Der Blüthenstand ist eine spitzen- ständige Traube. Die einzeinen Blumen bestehen aus einer gefärbten 6theiligen Blüthenhülle (Blüthenkrone): 6 Staub- fäden, mit in der Mitte befestigten be- weglichen, am Grunde zweitheiligen An- theren. Fruchtknoten 3fächerig. — Der Gattung Dracaena Vandell (Jussieu) im engern Sinne kommen Fruchtknotenfächer mit je nur einem Ei zu, während Cordyline Commers. (Juss.) mehreiige Fächer des Fruchtkno- tens besitzt. — Nachdem diese Gattungsmerkmale schon von Jussieu festgestellt worden waren, trennte Kunth einige von Mau- ritins und Bourbon stammende Arten, unter dem Namen Cohnia, Im sechsten Bande der Flore des serres gab Planchon eine Zusammenstel- lung der Dracaena - Arten und nannte nun gerade den grössten Theil der von Jussieu, R. Brown und Kunth Dracaena genannten Arten (mit einem Eie in je- dem Fruchtknotenfache) Cordyline, und liess nur einer Art, der Dracaena Draco, den Namen Dracaena. Nach der bald mehr glockigen, bald anderweitigen Form der Biumenkrone, ja selbst nach der Färbung der Letzteren , bildete er nun noch eine Zahl neuer Genera, näm- lich aus Dracaena in Jussieu’s Sinn, die Gattungen Cordyline (Blumenkrone mehr röhrig), und Dracaena (Blumen- krone glockig), und aus Oordyline ausser der von Kunth aufgestellten Gat- tung Cohnia , noch die Gattungen Calo- dracon (Blumenkrone fast röhrenförmig), 327 Blumenkrone von violetter Farbe.) Von allen diesen Gattungen scheint nur Coh- nia Knth. mit ausgebreiteter Blumen- krone eine Berechtigung auf fernere An- erkennung zu haben. Der Grund, weshalb Planchon die Namen der Genera vertauscht, ist der folgende: Er geht auf Commerson zu- rück, der den Namen Cordyline gab, un- ter diesem Namen aber Dracaenen und Cordylinen begriff, wenngleich er aller- dings eine Art mit einigen Fächern, Dr. reflexa Lam,, als Typus hinstellte. Da aber Commerson auch ächte Dracaenen zu seiner Gattung Cordyline rechnete, so ist damit gar kein Grund vorhanden, bereits Eingeführtes, und durch Männer | wie Jussieu, R. Brown und Kunth Sanc- tionirtes wieder umzustossen, um so mehr, wenn der Grund zu einer solchen Umänderung aus einer Zeit genommen werden muss, die mit der, wo Linne die Begriffe von Gattung und Arten einiger- massen feststellte, ungefähr zusammen- fällt. Wir sagen einigermassen, denn heut zu Tage ist der Begriff von beiden noch schwankend. Von einer guten Gat- tung verlangen wir nicht blos, dass sie sich durch einen künstlichen, in den Blüthetbeilen liegenden Unterschied stets gut unterscheiden lasse, Sondern dass sie auch in ihrer Tracht gemeinsame Charaktere besitzen und daher sich schon nach ihrer äussern Erscheinung unter- scheiden lassen soll. Bei den von Plan- chon gebildeten Gattungen ist das nun nicht vollkommen der Fall. So würden Calodracon und Charlwoodia natürliche Gattungen sein, wenn nicht Cordyline rubra nach ihrer Tracht mehr zu Calo- dracon als Charlwoodia gehören würde, Andrerseits wollen wir es aber auch Dracaenopsis (glockige Blumenkrone von | nicht verhehlen, dass Dracaena und weisser Farbe) und Charlwoodia (glockige Cordyline in Jussieu’s und Kunth’s 328 Sinn nichts weniger als natürliche, son- dern 2 durchaus künstliche Gattungen sind, so dass z. B. die von Planchon aufgestellten Gattungen noch natürlicher erscheinen dürften. So scheint es viel natürlicher Dracaena marginata und um- braculifera mit Cordyline indivisa und strieta, oder mit Planchon’s Gattun- gen von Dracaenopsis und Charlwoodia zu vereinigen, und umgekehrt stehen Cordyline Jacquini und Verwandte (Ca- lodracon Pl.) den breitblättrigen Dra- caenen jedenfalls näher als den durch- schnittlich schmalblättrigen Cordylinen. Dracaena Draco, mit ihrer, mehr einer Yucca ähnlichen Tracht, steht sehr iso- lirt. Ausallem dem geht hervor, dass die Theilung der Cordyline und Dracaena noch im höhern Grade eine künstliche ist, wie die Theilung, welche Planchon versucht hat. Wenn wir aber dennoch nur die Gattungen Dracaena und Cordy- line beibehalten, so bitten wir, den Grund nur darin zu suchen, dass wir dieses Mal nur diese Pflanzen, nach der jetzt gangbarsten Bezeichnung aufführen wollen, weil eine gleichzeitig natürliche und künstliche andere Eintheilung so lange unvollkommen bleiben muss, als uns von vielen Arten die Biüthenorgane nur unvollkommen bekannt sind. Wir haben daher auch in der fol- genden Aufzählung die Arten rein nach der Blattform in den beiden Gattungen Dracaena und Cordyline zusammenge- stellt. Die ausserordentliche Liebhaberei, womit diese Pflanzengruppe jetzt in den Gärten und Zimmern des Continents ceultivirt wird, lässt hoffen, dass die Zeit nicht mehr ferne ist, wo sich die grosse Mehrzahl der hierher gehörigen Arten in den Gärten Europa’s befinden werden, wodurch gleichzeitig das geeig- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nete Material zu einer tüchtigen Bear- beitung und definitiven Gestaltung der Gattungen geliefert werden wird, wenn nicht etwa in Ermangelung scharfer Un- terscheidungszeichen für die natürlichen Gruppen alle wieder in eine Gattung vereint werden müssen. Nach diesen einleitenden Worten gehen wir nun zur Aufzählung der Ar- ten, die sich in den Gärten Petersburgs finden, über, Dieseibe ward im Früh- ling 1858 zusammengestellt. In Nr. 31— 33 der Berliner allgemeinen Gartenzei- tung erschien seitdem eine Bearbeitung dieser Gattungen von Professor C. Koch» der ebenfalls nur die Gattungen Dra- caena und Cordyline in Jussieu’s Sinn anerkennt. Wir haben aus dieser Ar- beit der unsern noch die von uns nicht berücksichtigten Arten angehängt. — Uebersicht der Arten 1) Dracaeno Draco L. Drachen- baum. An den jungen Pflanzen stehen die einer Yucca ähnlichen, dicht gedrän- ten Blätter aufrecht, an den alten Pflan- zen hängen sie gracil über. Göppert stellte hiernach 2 Arten auf und nannte die junge steifblättrige Form Dr. cana- riensis. Der verhältnissmässig sehr dicke Stamm, lederartige linien-lanzettliche blau- grüne Blätter machen sie kenntlich, C. Koch zieht Dr. Boerhaavii Ten. als Synonym zu D. Draco. 2) D. angustifolia Roxb. (Cordy- line Rumphii Hook. Bot. Mag. t. 4279). Aehnlich der vorhergehenden, der Stamm ist aber dünner und die Blätter von Ju- gend an schlaffer. Molukken. Syn. Cord. Rumphii Hook. Sanseviera fruticosa Bl. 3) D. ensifolia Wall. Eine in den Gärten Petersburgs sehr verbreitete, im Auslande jedoch seltnere Pflanze. a Son. SE Br: ERST 3 FR 2 er = bö a 1. Originalabhandlungen, Sie findet sich unter dem Namen Dra- caena quitensis, arborea und Aletris cochinchinensis verbreitet. In der Tracht gleicht sie der Dracaena (Aletris) fragrans, die lanzettlich-linearen, 1—1!/, Fuss langen, 1 — !/, Zoll breiten, be- deutend schmäleren , scharf gespitzten steiferen Blätter, unterscheiden sie je- doch leicht. Ist eine der werthvollsten und härtesten Pflanzen zur Zimmerde- coration. Ostindien. Syn. Cord. ensifolia Pl. 4) D. reflexa Lam. Madagaskar. Auch als D. cernua in den Gärten be- findlich, Der verästelte dünne, hin und her gebogene Stengel, kurze, schmal lanzettliche, etwas wellige, 2/; Fuss lange und Y,—?/; Zoll breite, hellgrüne, am Grunde blattstielartig verschmälerte Blät- ter, dankbares Erscheinen der Blumen lassen diese Art leicht unterscheiden, Syn. Cordyline reflexa PI. D. flexuosa Hort. ist wohl nur eine Form derselben, von niedrigerem Wuchse und kürzeren, am Grunde weni- ger verschmälerten Blättern, die !u—!/, Fuss lang und ?/, Zoll breit. Ob diese Pflanze mit Dr. salicifolia H. Berol. (D. flexilis Hort. Cordyline salicifolia Göpp.) übereinstimmt , vermag ich nicht zu be- stimmen, 5) D. cernua Jacg. Gleicht der D. reflexa, besitzt aber roth gerandete Blätter. In den Gärten scheint diese aus Mauritius stammende Art jetzt selten geworden zu sein, da wir wenigstens For- men der D. marginata Lam. anstatt der- selben erhielten. Blätter '/, Fuss lang, !/, — 1 Zoll breit. 6) D. marginata Lam. AlsD. marginata, tessellata und cernua in den Gärten verbreitet. Blätter schmal linien- lanzettlich, aufrecht abstehend, roth ge- randet, gegen den sitzenden Grund hin nicht verschmälert und der Stengel stei- 329 fer und weniger verästelt als bei Nr. 4 u. 5. Insel Madagaskar und Bourbon. Im hiesigen Garten cultiviren wir eine schmal - und eine breitblätterige Form dieser Pflanze. Syn. Cordyline marginata Pl, und Dracaena tessellata Willd. 7) D. coneinna H.Berol. Aehn- lieh der Vorhergehenden, aber Blätter gefaltet, weit breiter und länger, und überhängend. An kräftigen Exempla- ren werden sie bis 4 Fuss lang und am Grunde 1'/, Zoll breit. An kleinen Pflan- zen sind sie immer noch 1 Zoll breit. Als D. marginata latifolia und arborea marginata in den Gärten. Von €. Koch als Form zu Dr. marginata gezogen, von der sie jedoch gut geschieden ist. — 8) D. umbraculifera Jacg. Ost- indien. Die sehr langen, dunkelgrünen, sitzenden Blätter, die bis 3 Fuss lang nur 11/, Zoll breit werden und in einen dichten endständigen Kopf zusammenge- drängt sind, machen diese wohl nirgends verwechselte Art leicht kenntlich. Synonym sind Dr. pumila Hort. und Cordyline umbraculifera Göpp. 9) D. arborea Lk. Afrika. Blät- ter hellgrün, sitzend, lanzettlich, nicht wellig, 1 — 1!/, Fuss lang, fast: 2 Zoll breit. Afrika. Der folgenden ähnlich, aber durch helleres Laub und nicht wellige, schmalere Blätter leicht zu un- terscheiden. Syn. Aletris arborea Willd. 10) D. fragrans Gawl. Die Aletris fragrans L. Blätter dunkelgrün, lanzett- lich, wellig, gegen den Grund hin stark verdünnt, 1'/;—2 Fuss lang, 2!.—3!/a Zoll breit. Guinea. Sierra Leone. — Synonym sind Cordyline fragrans Pl. Sanseviera fragrans Jacg. und Alo& fra- grantissima Jacg. 11) D. Fontanesiana Schult. ‚Als D. nigra in den Gärten verbreitet. 330 Stengel niedrig, verästelt. Blätter läng- lich-lanzettlich, am Grunde in einen deutlichen Blattstiel verschmälert , dun- kelgrün, 6 — 9 Zoll lang, 11, — 2), Zoll breit. Insel Bourbon. Syn. Dracaena elliptica Desf. Cordy- line Fontanesiana PI. C. Koch führt in der Eingangs eitir- ten Abhandlung noch folgende Arten auf, die uns wenigstens in den hiesigen Gärten noch nicht vorkamen. Dr. Timorensis Knth. Timor. Syn. Dr. reflexa Dne. Cordyline Ti- morensis Pl. Dr. spicata Roxb. Ostindien. Syn. Cord. spicata Pl. Dr. Wallichii Knth. Ostindien. Syn. D. spicata Wall. Cord. Walli- ehii Pl. Dr. maculata Roxb. Sumatra. Syn. Cordyline maculata Pl. Dr. terniflora Roxb. Ostindien. Syn. Cord, terniflora Pl. madagascariensis Madagascar. Syn. Cord. madagascariensis Pl. Dr. H. Belg, Dr. fruticosa H. Berol. Syn. Cordyline fruticosa Göpp. Dr. excelsa Ten. Syn. Aletris fragrans Cels. Dr. javanica Knth. Java. Ceylon. Syn. Cord. Sieboldii Pl. Dr. elliptica Thbre. Dr. ovata Gaw.l. Sierra Leone. Syn. Cord. ovata Pl. Aletris pumila Don. Dr. selandica Hoibr. Neuseeland. Syn. Cord. Hoibrenkii Göpp. Dr. Betschleriana C. Koch. Syn. Dr. arborea vera Hort, nec. H. Berol. Cord. Betschleriana Göpp. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. i Cordyline Commers, (Charlwoodia Sweet.) 1) C. Jaequini Knth. Als Dra- caena ferrea Jacg. und D. terminalis in den Gärten. Die bekannte Dracaena mit dunkelrothem Blatte. China. Syn. Dr. ferrea L. Var.purpureo-variegataGöpp, Als D. terminalis fol. variegatis in den Gärten. Blätter entweder unten purpur, oder schön grün und carminroth panachirt. China. Syn. Dr. terminalis Jacg. von L. 2) C. nobilis PI. (Calodracon nobile Pl.) Aus China. Aehnlich der buntblättrigen C. Jacquini, aber im Wuchs kleiner und Blätter breiter. Syn Dr. nobilis Hort. nobile Pl. 3) C. heliconiaefolia Otto et Dietr. (D. terminalis Lindl. Bot. Reg. tab. 1749, Calodracon heliconiaefolium Pl. Cordyline Ti Schott. Dracaena bra- siliensis Roem. et Schult. VIII. pag. 1676). Eine der verbreitetsten Arten. Blätter gestielt, lanzettlich elliptisch, incl. Blattstiel bis 2 Fuss lang und !/, Fuss breit, Blattstiele bis 5 Zoll lang. C, Eschscholziana, mit der diese Pflanze verwechselt wird, hat kürzer gestielte, nur halb so breite Blätter. Vaterland China, aber auch von da in Brasilien eingeführt. — 4) C. rubra Hügel. Blätter ge- stielt, länglich-lanzettlich, übergebogen abstehend, am Rande glatt, dunkelgrün incl. Blattstiel bis 2 Fuss lang, kaum 1!/, Zoll breit. Blattfläche allmälig in den breitrinnigen 4 — 8 Zoll langen, am Grunde verbreiterten und umfassen- den Blattstiel verechmälert, lang und ganz allmälig in die zugespitzte Spitze verschmälert, vom unterhalb vortretenden Mittelnerv aus von ungleich starken Calodracon I. Originalabhandlangen. Längsnerven durchzogen. Die jungen Blätter beiderseits grün. Vaterland wahr- scheinlich Neuholland. Syn. Dracaena rubra Hort, Charlwoo- dia rubra Pl. 5) C. violaseens Rgl. Index. sem. horti Petrop. 1858. Eine noch unbe- schriebene , mit C. rubra verwechselte Art, von der wir bis jetzt das Vaterland noch nicht kennen. Bildet einen bis 15 Fuss hohen, einfachen oder seltner ver- ästelten holzigen Stengel. Die Blätter sind gleich denen der C. rubra gestielt, wodurch sie sich sogleich von C, strieta unterscheiden, stehen gracil übergebo- gen ab, sind lanzettlich und an der Spitze in eine kurze, dünne, krautartige Spitze zusammengedreht, am Rande sind sie durchaus kahl und werden mit Ein- schluss des 3 — 5 Zoll langen Blatt- stieles ungefähr 1!/, Fuss lang und 2— 2!/, Zoll breit. Von dem unterhalb vor- stehenden Mittelnerv aus sind sie von ziemlich gleichstarken dichten Längs- nerven durchzogen, zwischen denen sel- ten einzelne zartere liegen und die jüng- sten Blätter tragen auf ihrer untern Seite einen roth violetten Schein. Der Blattstiel ist rinnenförmig, mit der brei- tern Basis umfassend und 3mal kürzer als die eigentliche Blattfläche. Die sehr nah verwandte C. rubra ist dennoch leicht zu unterscheiden durch schmalere, schlankere, bis 2 Fuss lange und kaum 1'/, Zoll breite Blätter, wel- che sich gegen die Spitze allmälig gra- eil verschmälern und vom vortretenden Mittelnerven aus durch ebenfalls dicht gestellte Längsnerven durchzogen sind, von denen einzelne bedeutend stärker als die andern und die beiderseits dem Auge als dunklere Streifen erscheinen; auch sind die jungen Blätter !beiderseits grün. — 6) C. eannaefolia RK. Br. Aehn- 331 lich der vorhergehenden Art. Blattstiel aber schmal, mit den Rändern zusam- mengerollt, 8 — 9 Zoll lang. Neuhol- land. i Syn. Sanseviera cannaefolia Spr. 7) €. australis Endl. Blätter sitzend, schmal lanzettlich, 2 — 21], Fuss lang, 2 — 21/, Zoll breit, hell- grün, leicht überhängend abstehend und eine prächtige Blattkrone auf der Spitze des unverästelten Stengels bildend. Neu- seeland. Neuholland. Syn. Dr. australis Hook. Dr. obteeta Grah. Dracaenopsis australis Pl. 8) C. indivisa Knth. Stamm unverästelt, baumartig; Blätter dicht ge- drängt, lederartig, schmal linien-lanzett- lich, 2—2!/, Fuss lang, 2/;—1!/, Zoll breit. Neuseeland. Nach der Beschrei- bung, wie solehe Roemer und Schultes von dieser Pflanze geben, sollen die Blät- ter derselben handbreit sein. Kunth wiederholt dies und Hooker nennt sie sogar 5 Zoll breit. Dagegen ist unsere Pflanze über England eingeführt und dort als D. in- divisa Forst. bestimmt worden. Verglei- chung mit Originalien muss zeigen, ob hier ein anfänglicher Fehler, von allen folgenden Autoren wiederholt , oder ob die in Cultur befindliche Art wirklich verschieden ist. Syn. Dr. indivisa Forst. Dianella australis Hort. Freycinetia Baueriana Hort. Dracaenopsis indivisa Pl. 9) C. speetabilis Knth. et Bouch&. Blätter sitzend, hellgrün, schmal linier-lanzettlich, gracil überhän- gend, 2 — 2!/, Fuss lang, 1 — 1! Zoll breit und am Rande durch kleine Zähne scharf. Als D. longifolia und strieta in den Gärten, Vaterland unbe- kannt. Syn. Charlwoodia spectabilis Pl. Ch. longifolia Göpp. Ch, fragrantissima Lam. 332 Var. obscura Rgl. Blätter dun- kelgrün, etwas schmäler, am Rande we- niger scharf, die obern aufrecht, die un- tern abstehend oder fast übergebogen. Syn. C. odorata ©. Koch. Dr. coeru- lescens und spectabilis vera Hort. 10) C. strieta Endl. Sehr ähn- lich der Vorhergehenden. Blätter aber nur 1!/;, — 12), Fuss lang, meist weni- ger als ein Zoll breit, selten bis 1!/; Zoll breit und am Rande kaum scharf. Stengel dünner und schlanker. Neuhol- land. Neuseeland. Syn. Cord. angustifolia Knth. Dra- caena congesta Hort. Drac. strieta Sims Dr. paniculata H. Berel. Charlwoodia strieta Sweet. Charlwoodia angustifolia Göpp. Var. rigidifolia ©. Koch. Die obern Blätter steif aufrecht und alle et- was kürzer und steifer. Syn, Cord. ri- gidifolia et Charlwoodia rigidifolia C. Koch. C. Koch führt ausserdem noch fol- gende Arten auf, von denen jedoch nur wenige in den Gärten. C. terminalis Knth. China. Moluk- ; ken, Sandwichs Inseln. C. Sieberi Knth. Westindien. C. floribunda C. Koch. ritius, Syn. Drac. mauritiana W,Cohnia flo- ribunda Knth, C. flabelliformis Mauritius. Syn. Dr. flabelliformis Bory. Cohnia parviflora Knth. Insel Mau- C. Koch. Insel C, macrophylla C. Koch. Insel Bourbon. Syn. Cohnia macrophylla Knth. C. congesta Endl. Neuholland. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. C. Sellowiana Knth. Brasilien. C. Sieboldii Pl. Japan. Syn. Dracaena Sieboldii Pl. C. Koch zieht diese Art, welche im 6ten Jahrgange der Flore des serres ab- gebildet, mit Unrecht zu Cordyline no- bilis. Cultur und Vermehrung. Die Dracaenen und Cordylinen eig- nen sich mit wenigen Ausnahmen zur Cultur im temperirten Warmhause und im Zimmer. Sie lieben alle eine lockere lehmige kräftige Erde. Eine milde leh- mige Wiesenerde, schwach mit Laub- erde oder Moorerde und Sand (sofern dieser nicht natürlich beigemischt); sagt ihnen am besten zu. Grosse Gefässe bei denselben anzuwenden, ist nicht räthlich , weil sonst deren Verwendung als Decorationspflanzen des Zimmers schwieriger wird. Einige Arten, wie Cordyline Sieboldi und C. Jacquini nebst Abart, gedeihen sogar gross ge- pflanzt , weniger gut, als in angemesse- nen kleineren Töpfen. Dagegen ‘hat bei ‘allen zur Zeit der Vegetation ein von Zeit zu Zeit wiederholter, nicht zu starker Dungguss eine sehr gute Ein- wirkung auf kräftiges Wachsthum. Ver- pflanzt wird im März und April und im August und können dabei die am Topf- rande liegenden Wurzeln entfernt wer- den, ohne dass man dadurch der Pflanze wehe thut, sofern die Pflanzen nach dem Versetzen einen zweckmässigen Standort im Gewächshause, mit oder ohne Bodenwärme, je nach den betref- fenden Arten erhalten können. Dr. congesta Sweet. Charlwoodia con- |d. h., man begnüge sich, die alte Erde gesta Sweet. mittelst eines Holzes ringsum vorsichtig Wo sie | fortwährend im Zimmer eultivirt ‚wer- | den, verpflanze man etwas vorsichtiger, I. Originalabhandlungen. abzulösen und schneide dabei nur die längsten Wurzeln weg. Als Arten die sich zur ausschliess- lichen Cultur im Zimmer sehr gut eig- nen, nennen wir: Dracaena Draco, ensifolia, margi- nata, fragrans und Cordyline helico- niaefolia, rubra, australis, indivisa und striceta. In ein warmes Lohbeet im niedrigen Warmhause oder Mistbeete sollten nach dem Verpflanzen mit den T’öpfen einge- senkt werden, Dracaenaarborea, Cor- dyline Jacquini und Var., und Sieboldi; die andern, als Dracaena angustifolia, flexuosa, cernua, rTeflexa, concinna, um- braculifera, Fontanesiana, sowie Cordy- line cannaefolia und spectabilis lieben es wenigstens nach dem Verpflanzen eine Zeit lang im niedrigen Warmhaus oder Mistbeet zu stehen, bis sie einen neuen kräftigen Trieb gebildet haben, bevor man sie wiederum im Zimmer oder hohen Gewächshause als Decora- tionspflanzen verwendet. Ueberhaupt lässt sich in dieser Be- ziehung keine feste Regel aufstellen, da alles davon abhängt, in was für Lokali- täten und an welchen Orten, diese sonst sehr leicht gedeihenden Pflanzen zur Decoration verwendet werden. Zur De- coration dunkler Ecken des Zimmers oder an ungünstigen Lokalitäten des hohen Gewächshauses verwendet, wer- den sie natürlich früher leiden, als an .helleren günstigeren Orten, Ferner ist Luftheizung oder Standort nahe dem Ofen des Zimmers, oder da, wo sie häufig kalte Zugluft erhalten, ihrem Gedeihen entschieden nachtheilig. In solchen und ähnlichen Fällen müssen die Pflanzen sofort entfernt werden, sowie man be- merkt, dass sie leiden, und bis zur Her- stellung auf einen günstigen Standort im Warmhause gebracht werden. 333 Will man im Zimmer schöne Exem- plare erziehen, dann stelle man die Pflanzen durchaus frei in der Nähe des Fensters in kleine "Körbchen die von Füssen getragen sind und die ungefähr die Höhe der Fensterbrüstung haben, Werden auf einem solchen Standorte die Pflanzen gut besorgt, fleissig vom Staube und den ihnen nachstellenden Thrips gereinigt, sorgsam gerade so viel begossen, als ihnen zuträglich und end- lich von Zeit zu Zeit einmal gedreht, damit sie nicht einseitig wachsen, dann kann man ausserordentlich schöne Exem- plare im Zimmer erziehen, ja manche Arten wie D. fragrans, werden im Zim- mer schöner als im Gewächshause. Auf 2 Punkte ist bei der Cultur der Dracaenen im Zimmer besonders Rück- sicht zu nehmen, es ist das Reinlichkeit und Begiessen. Reinlichkeit, d. h, Freihalten der Pflanzen vom Staub und Ungeziefer, das ist die erste Bedingung zu einer guten Cultur, indem die Dracaenen nicht blos von mannigfaltigen- Blattläusen, sondern ganz besonders auch von der schwarzen Fliege, (Thrips Dracaenae) befallen wer- den. Wo die Letztere die Pflanze be- fällt, da werden bald alle Blätter erst weisslich und dann sterben sie ganz ab, ungefähr wie wenn die Sonne sie ver- sengt hätte. Fleissiges Abwaschen der Blätter von beiden Seiten im Zim- mer, im Gewächshaus ausserdem Unter- haltung einer feuchten Luft durch fleissi- ges Bespritzen, Lüften und Beschatten bei heller Sonne sind die Mittel, um dem Umsichgreifen von Blattläusen und der schwarzen Fliege zu steuern. Wo aber dennoch die Pflanzen in Felge der An- griffe des Ungeziefers unscheinbar wer- den, da streue man Insectenpulver oder Spritze mi einem Absud oder 100fach verdünntem Destillat von demselben, oder 334 man bereite einen Absud von Asche und schwarzer Seife und benetze mit diesem, oder man räuchere einigemal nach einander mit Tabak. Allen diesen Operationen muss aber bald darauf eine gründliche Reinigung mit dem nassen Schwamme folgen. Im geheizten Zimmer hat ausserdem das richtige Maass des Begiessens seine Schwierigkeit, da durch Einfluss der trockenen Stubenluft eines Theils die Erde leicht so abtrocknet, dass sie gar kein Wasser mehr annehmen will und andrerseits bei der Anwendung von Un- tersätzen und zu häufigem Begiessen, sich jene stagnirende Feuchtigkeit er- zeugt, welche Versäuern der Erde und Verfaulen der Wurzeln bedingt. Der Referent , welcher eine Anzahl von Pflanzen in seinem Zimmer selbst ver- pflegt, ist in dieser Beziehung zur An- sicht gekommen, dass die Anwendung von Untersätzen bei der Cultur von Pflan- zen im Zimmer durchaus von keinen schädlichen Folgen, sondern sogar nütz- lich ist, weil man dadurch ein Mittel erhält, den Ballen durch und durch zu befeuchten, während ohne dieses Mittel die Erde sich schon bei nicht starker Trockenheit vom Topfrande löst und das Wasser alsdann durchläuft ohne recht zu befeuchten. Ich fand es da- her ganz vortheilhaft, die Pflanzen im Zimmer stets so stark zu begiessen, dass das Wasser vom Ballen aus noch in den Untersatz durchlief. Dieses Was- ser goss ich dann aber nicht ab, son- dern liess es von dem Ballen noch auf- saugen, Nun aber wird es zur Hauptsache, derartig durch und durch getränkte Pilan- zen nicht früher wieder auf ähnliche Art zu begiessen, bis der Ballen wirk- lich abgetrocknet, Es entscheidet da- bei nicht allein das trockne Aussehen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Erde auf der Oberfläche des Topfes, sondern zugleich auch das Aussehen der Pflanze, deren Blättern man es sehr. bald anmerkt, ob die Pflanze Wasser be- darf, da sie dann nicht so vollsaftig und steif abstehen. Ebenso soll man, bis man eine gewisse Routine erhalten hat, den Topf der Pflanze aus dem Unter- satz vor dem Begiessen nehmen. Der Untersatz muss zuvor durchaus trocken sein und darf sich weder in ihm noch am untersten Theil des Topfes ein An- satz zu Schimmelbildung etc. finden. Wo das Letztere der Fall ist, da darf man sicher annehmen, dass man im All- gemeinen zu viel begossen hat. Auch durch das Gewicht des Topfes erhält man bei einiger Uebung ein ferneres sicheres Zeichen, ob das Giessen noth- wendig. — Wenn man so auf der einen Seite darnach strebt, nicht zu früh zu giessen, so darf in anderer Beziehung auch nicht zu lange gewartet werden. Ein mässiges, gleichmässiges Austroeknen der Erde des Topfballens ist der Pflanze sehr ge- sund, indem dadurch jedes Versäuern der Erde verhindert und das Eindringen der atmosphärischen Luft in den Ballen bedingt wird. Allzu grosse Trockenheit führt dagegen Abtrocknen der Blätter und im noch höheren Grade Vertrock- nen der jüngsten Wurzeln und des jun- gen Tiriebes nach sich und wird auf diese Weise bei nachfolgender Befeuch- tung gleichfalls die Ursache der Wurzel- fäulniss. Wer sich der Cultur der Pflanzen nicht sorgsamer annimmt, nicht se’hst beobachtet, der ist nur zu geneigt, die Pflanze wie eine Maschine zu betrach- ten, und glaubt, dass dieselbe in ebenso regelmässigen Zeiträumen Wasser er- halten, wie jene von Neuem gespeist oder aufgezogen werden müssen, Die 1. Originalabhandlungen. Gaben, die man aber der Pflanze an Wasser reicht, müssen in ganz directem Verhältniss zu ihrem Verbrauch an Was- ser stehen. So braucht eine Pflanze, die stark wächst, mehr Wasser, als eine, die sich gerade im Zustande der Ruhe be- findet. So wirkt das Verhältniss der Luft in ganz bestimmter Weise auf den Wasserverbrauch der Luft ein. Je tro- ckener die Luft, je mehr dunstet die Pflanze Wasser ab und je mehr muss ihr in Folge dessen gegeben werden, je feuchter die Luft, je weniger findet Verdunstung durch die Blätter statt und je weniger muss begossen werden. Daraus geht erstens hervor, dass die Pflanze, welche in der trockenen At- mosphäre der Zimmer cultivirt wird, durchschnittlich viel mehr Wasser ge- braucht, als die Pflanze die im Gewächs- hause gezogen wird. Ferner bedürfen die in stark geheizten Zimmern stehen- den Pflanzen mehr Wasser als solche, die in weniger stark geheizten stehen etc. — Wenn man daher zweifelhaft ist, ob man eine Pflanze begiessen soll oder nicht, so berücksichtige man diese Um- stände, Hat man eine kräftig wachsende Pflanze oder eine andere, die gerade wie die Camellie ihre Blüthenknospen ent- wickelt, vor sich, dann giesse man im zweifelhaften Falle, begiesse aber im Gegentheil noch nicht, wenn die Pflanze kränklich aussiehet oder ruhet. Im an- dern Falle giesse man, wenn die Pflanze in stark geheizten Räumen steht und giesse nicht, wenn das Gegentheil der Fall ist. Im Sommer lasse man sich dadurch bestimmen, ob das Wetter tro- cken und warm oder kühl und feucht ist etc. — Wir haben dem Begiessen der Ge- wächse im Zimmer einmal diese einläss- liche Besprechung widmen müssen, weil 335 im Zimmer, wo nicht gespritzt wird, neben grösster Reinlichkeit, Wohl und Wehe der Pflanzen noch viel mehr vom rechtzeitigen Begiessen abhängt, als im Gewächshause, wo bei zu häufig gereich- ten Wassergaben, wenn sonst gut für Wasserabzug gesorgt ist, das überflüs- sige Wasser eben abläuft und nicht im Untersatze unter der Pflanze stehen bleibt und andrerseits in Folge der na- türlichen Feuchtigkeit der Luft, nicht leicht ein so hoher der Pflanze schäd- licher Zustand der Trockenheit: eintritt. Speciell zu den Dracaenen zurück- kehrend, so lieben sie einen lichten, je- doch bei heller Sonne beschatteten Standort. Einige derselben können im Sommer auch recht wohl zu Decoratio- nen im Freien. verwendet werden, so Cordyline australis, rubra, indivisa und strieta in fast allen Lagen und die Mehr- zahl der andern wenigstens in geschütz- ten nicht der vollen Sonne ausgesetzten Lokalitäten. Die Vermehrung der Dracaenen und Cordylinen ist, wenn man erst einmal ein stärkeres Exemplar dazu opfern kann, ebenso leicht alsschnell. Man legt ent- weder ganze Stämme nebst Wurzeln in ein von unten erwärmtes Beet des Ver- mehrungshauses in der Weise in Sand ein, dass der Stengel gerade mit Sand bedeckt ist, oder man schneidet auch den Stamm in Stücke von 2 — 3 Glie- dern und legt diese ebenfalls ein, oder steckt sie sogleich als Stecklinge. Aus jedem Knotengebilde pfiegen sich dann Knospen zu entwickeln, die, sobald sie eine hinlängliche Grösse erreicht haben, entweder schon bewurzelt abgeschnitten und eingepflanzt, oder wenn sie keine Wurzeln besitzen, wie Stecklinge behan- delt werden. Ebenso kann man kräfti- gen Pflanzen den Kopf als Steckling ab- schneiden und den Stamm zur Bildung 336 von Nebentrieben stehen lassen. Auf diese Weise erhält man aber viel weni- ger junge Pflanzen, als auf die eben an- gedeutete Weise. Im Allgemeinen bilden die Stecklinge der Dracaenen und Cordylinen, wenn sie einfach in ein warmes Beet das mit Sand oder sandiger Heideerde aufgefüllt ist, gesteckt werden, sehr schnell Wur- zeln und können solche Stecklinge den ganzen Sommer hindurch, ja im Ver- mehrungshause selbst den Winter hin- durch mit dem besten Erfolge geschnit- ten werden. Nur einige wenige Aıten, wie Cor- dyline indivisa und Dracaena Draco, sind weniger leicht und schneli fortzu- pflanzen. Am sichersten ist es bei die- sen beiden Arten, den Stamm eines äl- tern Exemplares unterhalb der Blattkrone zur Hälfte durchzuschneiden und hier einen Topf mit Moos und Sand gefüllt so anzuhängen, dass die eingeschnittene Stelle in das Innere des Topfes kommt. Man hält nun den angehängten Topf immer gleichmässig feucht und es wird sich bald Bewurzelung zeigen. die jungen Wurzeln kräftig genug sind, schneidet man den Kopf ab, pflanzt ihn in einen entsprechenden Topf und bringt ihn in ein Warmhaus oder Mist- Sobald | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. beet, wo er in ein warmes Beet einge- senkt wird. Aus dem alten Stamme ent- wickeln sich nun Seitentriebe , welche zur Vermehrung ebenfalls wieder ver- mittelst angehängter Töpfe benutzt wer- den. : Schneidet man den Kopf sofort ab, so erstickt der Stamm oft im Safte und stirbt ohne Knospen zu bilden ab. Durch das Einschneiden lange vorher, wird schon auf Knospenbildung hinge- wirkt, und es kann dann das Abnehmen geschehen, ohne befürchten zu müssen, Stamm oder Kopf zu verlieren. Kann man hinglänglich starke Wur- zeln abnehmen, so lässt sich C. indivisa auch aus Wurzelschnittlingen vermeh- ren. Wahrscheinlich dürfte auch das Einlegen des Stammes guten Erfolg ha- ben, Von Dracaena Draco kommt ausser- dem nicht selten Samen von den Cana- rien nach Europa und solche Samen- pflanzen sind es grossentheils, die in unsern Gärten verbreitet sind. — Nach Petersburg kamen früher durch 8, K. H. den verstorbenen Herzog von Leuchten- berg viele Samen des Drachenbaumes. Auch Prof. Heer und andere Reisende haben in neuerer Zeit Samen desselben in Menge importirt. (E. Regel.) 5) Vermehrung der Sikkim-Rhododendron aus Stecklingen. Unser Artikel Seite 3 dieses Jahr- ganges über Erziehung von Rhododen- dron aus Stecklingen ist auszugsweise in die Gartenzeitschriften Frankreichs und Englands übergegangen und hat namentlich in Gardener’s Chronicle eine Entgegnung gefunden. In diesem Blatte hat ein Herr G. Lovell eine Reihe von Artikeln über Cultur der Rhododendron veröffentlicht, welche davon Zeugniss geben, dass der Verfasser sich mit Liebe und Sachkenntniss der Cultur der Rho- dodendron gewidmet hat. Bei Bespre- chung der Fortpflanzung mittelst Ver- edlung, gedenkt derselbe auch unseres Artikels, den er ans dem Journal de la Societe imperiale et Centrale d’hortieul- ture kennt. Er sagt da, dass nach der Taf. 273. I. Originalabhandlungen. von uns ausgesprochenen Ansicht Steck- lingspflanzen von Rhododendron den veredelten Rhododendren weit vorzu- ziehen seien, indem Veredlungen bei den Rhododendronarten nicht gut anwüchsen und dass deshald veredelte Pflanzen von kurzer Dauer seien und oft eine schlechte Form besässen. Aus diesem Grunde, so fährt H. Lovell fort, verdammt Herr Regel alle veredelten Rhododen- dron. Wenn diese Verdammung auf Thatsachen gegründet wäre, dann würde derselbe Recht haben, so aber nicht. Bei unvollständiger Kenntniss der Natur der Sikkim-Rhododendron wurden aller- dings in der ersten Zeit nach deren Einführung, einige derselben auf Unter- lagen veredelt, die [sich als unzweck- mässig erwiesen, aber die spätere Beob- achtung und Praxis leitete bald dahin diese Gefahr zu vermeiden. Wir be- sitzen veredelte Rhododendron von 30— 40 Jahren, die noch in ganzer Kraft vegetiren und wo die Vereinigungsstelle zwischen Wildling und Edelreis kaum bemerkt werden kann und welche den besten Gegenbeweis gegen unvollkom- mene Vereinigung, kürzes Leben und Aufhören des Wachsthums abgeben. Auch viele der veredelten besten Arten der Sikkim-Rhododendron, zeigen bis jetzt, wenn gleich binnen viel kürzerer Dauer die befriedigendsten Resultate, so dass auch kein Grund vorhanden ist, für sie für die Folge zu fürchten. Ein anderer der Einwürfe des Hrn. Regel beruhet darauf, dass es überhaupt keine zweckmässige Unterlage für viele der neuerdings ein- geführten Rhododendron von niedrigem Wachsthume gebe. Auch dieser Ein- wurf ist schwerlich haltbar und wenn er es wäre, so könnte er doch kein Ge- wicht haben gegen ein Princip, welches sich allenthalben so nützlich bewährt hat, wie die Veredelung der Rhododendron. xl. 1859. 337 So Hr. Lovell, der ung Ansichten in den Mund legt, die wir nie ausge- sprochen haben. Wir sagten in jenem Artikel, Seite 4 zweite Spalte wörtlich: „Rh. ponticum, maximum und arboreum, die man am häufigsten als Unterlagen zur Veredlung benutzt, sagen aber nicht allen den neu eingeführten Arten zu, da unter diesen viele von niedrigem strauchigem Wuchse. So kommt es, dass die Veredlung entweder oft gar nicht annimmt, oder dass die Edelreiser wohl anwachsen, aber nach kürzerer oder län- gerer Zeit wieder zurückgehen, oder dass man auf diese Weise auch wohl unschön gewachsene Exemplare erhält.“ — Wir nehmen von diesem auch jetzt kein Wort zurück. Wir haben veredelte Sikkim- und Bootan-Rhododendron aus den verschiedensten und auch aus Eng- lischen Gärten erhalten, und haben lei- der in Folge der ungeeigneten Unterla- gen viele derselben wieder verloren, und während Stecklingspflanzen vom letzten Jahre jetzt schon zu schönen und aus- serordentlich kräftigen Pflanzen erwach- sen sind, zeigen ungeeignet veredelte Sikkim-Rhododendron jetzt noch einen weniger guten Wuchs und werden wahr- scheinlich nie zu einem schönen Exem- plare werden, Dies gibt aber Hr. Lovell ja selbst zu und wir werden seine Ansichten über die zweckmässigsten Unterlagen für diese Pflanzen auch später noch mittheilen. Seine Behauptung aber, dass wir gegen die Veredlung der Rhododendron allge- mein gesprochen, ist rein aus der Luft gegriffen. Wir haben eben nur gegen ungeeignete Veredlung gesprochen, und zwar speciell nur von Veredlungen von niedrigen kleinen Arten auf stark- wüchsige Sorten. Wir haben gerade hier in Petersburg vielleicht die schön- sten und grössten Kronenbäume von ver- 22 338 edelten Abarten des Rhododendron ar- boreum, catawbiense etc., theils mit 3—4 Zoll im Durchmesser haltendem Stamme und mächtigen Kronen, die zur Zeit der Blüthe viele Hunderte ihren herr- lichen Blüthendolden entfalten. Wir müssten gerade solchen uns schon seit Decennien bekannten Thatsachen wis- sentlich ins Gesicht schlagen, wollten wir die Behauptung aufstellen, dass nicht für alle höher baumartig wachsenden Rhododendron die Veredlung die zweck- mässigste Art der Vermehrung ist. Spe- ciell auf diesen Gegenstand eingehend, halten wir sogar für sie die Veredlung als Hochstamm für die vorzüglichste Art, das wenigstens nach unsern Erfahrungen auf diese Weise auch die sonst weniger dankbar blühenden Arten in ihrem Wuchse gemässigt werden und viel reichlicher und dankbarer blühen. Wenn wir nun in dieser Beziehung mit Hrn. Lovell vollkommen einig gehen, so glauben wir allerdings ferner, dass bei zweckmässiger Auswahl der Unter- lagen auch die niedrigen Sikkim - Rho- dodendron mit gutem Erfolg veredelt werden können, aber wir halten dennoch an unserer Ansicht fest, dass im Allge- meinen für sie die Fortpflanzung aus Stecklingen vorzuziehen sei, weil sie auf diese Weise, im Sommer und im Winter gesteckt, bei einer Bodenwärme von 6—10 R. durchschnittlich leicht und | und schnell Wurzeln bilden und die Stecklingspflanzen derselben mindestens ein ebenso kräftiges und gutes Wachs- thum zeigen, als wenn sie auf geeignete Unterlagen veredelt worden wären. Dass die hochwachsenden baumarti- gen Arten jener Gegenden ebenfalls mit- telst Veredlung zweckmässiger fortzu- pflanzen sind, geht schon zur Genüge aus dem früher Gesagten hervor. Wir gehen damit zu den gewiss Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sehr zweckmässigen, aus reicher Erfah- rung geschöpften, Vorschlägen über, wel- che Herr Lovell in Bezug auf Vered- lung der Rhododendron giebt. Die beste Jahreszeit zur Veredlung, sagt derselbe, ist der Februar im Ver- mehrungshause. Allerdings gelingt die- selbe auch im Herbste, sobald die Triebe gereift sind, ebenso gut. Die Vered- lung im Herbste hat aber den Nach- theil, dass man die veredelten Pflanzen den Winter hindurch sehr gut stellen und behandeln muss, bis sie den Trieb bil- den, während Veredlungen vom Februar bald nach dem Anwachsen austreiben und im Sommer schon an der freien Luft abgehärtet werden können, so dass Herbst-Veredlungen vor den im Februar ausgeführten keinen Vorsprung gewin- nen, längerer Pilege bedürfen und bei Culterfehlern im Laufe des Winters zu- rückgehen. Grundbedingung zur glücklichen Ver- edlung ist eine durchaus gesunde Unter- lage *) und ein Standort in einer war- men durchaus feuchten Atmosphäre wäh- rend des Anwachsens, und nach dem Anwachsen eine sehr sorgfältige allmä- lige Abhärtung, bis man die Fflanzen dem vollen Einfluss der freien Luft aus- setzt. Ist man beim Abhärten unvor- sichtig, so werden die jungen Blätter unscheinbar oder verderben und das kräf- tige Wachsthum ist für lange Zeit ge- stört. Als Veredlungsmethoden empfiehlt Herr Lovel das Propfen in den Spalt, *) In dieser Beziehung wird verhältniss- mässig am meisten gefehlt. Man wählt oft gcrade die schlechtesten Exemplare von R. ponticum, die sich zum Verkauf am wenigsten eignen zur Unterlage, oder man nimmt wohl gar alte Krüppel, die schon mehrere Jahre ohne Erfolg veredelt waren. I. Originalabhandlungen. 339 das Seitliche Anlegen und das| diese auch für das Clima Englands für Sattelschäften. In den beigegebe- nen bildlichen Darstellungen ist das Seitliche Anlegen nicht in der gewöhn- lichen Weise dargestellt, sondern wie dies unsere Fig. 1 zeigt, also mehr ein Fig. 1. Fig. 2. Anlegen mit beholztem Schilde. Vom Sattelschäften gibt unsere Fig. 2 die Copie. Zum Verbinden braucht man einen starken wollenen Faden, der fest, aber in sich nicht berührenden Windun- gen angelegt wird. Ausserdem lege man das Edelreis an jüngeres, noch saftiges Holz des Wildlings, und nicht an des- sen Schon ganz verholzte Parthien an. Auf die Sikkim- und Bootan-Rhodo- dendron übergehend, hält Hr. Lovell ungeejgnet zur Cultur im freien Lande, Sie müssen einen vor Frost vollkommen geschützten Standort bekommen und kön- nen z. B. mit den Heidekräutern recht wohl zusammen cultivirt werden. Wenn zweckmässige Unterlagen ge- wählt werden, so wachsen auch die Sik- kim-Rhododendron vollkommen gut mit- telst Veredlung, und der Verfasser führt als Beispiel Pflanzen an, die schon seit 7 Jahren veredelt und deren Veredlungs- stelle man kaum erkennen könne. Als Unterlagen werden empfohlen: R. ponticum für R. Dalhousiae, Edgeworthii und Nuttallii. Das erstere derselben soll nur auf R. ponticum an- wachsen. R. catawbiense für R. fulgens, Wightii, Thomsoni und überhaupt alle, welehe mit R. campanulatum Aehnlich- keit zeigen. Durch Stecklinge seien am besten zu vermehren alle die klei- nen niedrigen Arten, wie R, setosum, ciliatum und glaucum. Als eine Art, die bis jetzt noch nicht mittelst Veredlung hätte vermehrt wer- den können, wird R. lanatum genannt. So Hr. Lovell, der, wie unsere Leser sehen, also gar so weit von un- serer Ansicht nicht entfernt ist und, wenn er noch mehr vergleichende Versuche gemacht hat, vielleicht auch noch der Erziehung aller niedrig wachsenden Rho- dodendron durch Stecklinge den Vorzug geben dürfte. (E. Regel.) il. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet in der Flore des Serres; 1) Azalea pontica Van Houttei fl. pleno. Die Freiland- Azaleen werden bekanntlich in Gent seit langen Jahren im Grossen gezogen die Genter Handelsgärten versorgen ganz Eu- ropa damit, und dort sind auch die grosse Mehrzahl der schönen Hybriden und ‚Varieät- ae 340 ten gezüchtet worden. Der verstorbene Bäcker- meister Morlier in Gent war der eifrigste und daher auch glücklichste Züchter von Freiland- Azaleen, er hatte seine Mussestunden ihnen gewidmet, und ihm gebührt das Verdienst, durch langjährige Kreuzungen der Arten und Abarten von A. pontica, nudiflora, viscosa und calendulacea , jene Race geschaffen zu haben, die durch Grösse der Blumen, wie durch Man- nigfaltigkeit der Farben und Zeichnungen den Blumenfreund entzückt. Die ersten gefüllten Abarten wurden jedoch in Deutschland ge- züchtet und von den Herren J. Rinz und Sohn in Frankfurt a/M. verbreitet. Die oben genannte Form ist vorzüglich schön , die grossen . tief rosarothen , oben gelb gefleckten Blumen bil- den grosse dichte Bouquets, die Füllung ist nur eine Verdoppelung der Blumenblätter, während Staubfäden und Griffel geblieben sind. — Im Allgemeinen sind die Freiland- Azaleen noch längst nicht genugsam verbreitet und gekaunt, man hält sie für weich- licher als sie sind ; eine gule Laubdecke für die Wurzeln und Tannenreis um die Pflanzen herum gesteckt, das genügt vollkommen, um sie gegen eine deutsche Winterkälte zu schützen. Das zu dichte Bedecken, Einbinden mit Stroh u. s. w. schadet gewöhnlich mehr, als es nützt; in Belgien werden die Azaleen gar nicht gedeckt und leiden zehr selten, überhaupt sind hauptsächlich nur die Spätfröste, nicht die eigentliche Winterkälte zu fürchten. (Taf. 1298.) 2) Amygdalus persica var. sinensis ca- melliaeflora und dianthiflora. Der wackere Robert Fortune hat schon vor Jahren zwei schöne gefüllt blühende Pfirsichsorten aus chinesischen Gärten eingeführt, eine roth, die andere weissblühend , und beide noch nichts weniger als gemein in unsern Gärten ; kürz- lich hat er wiederum mehrere schöne gefüllte Abarten aus China nach England geschickt, die in Grösse, Farbe und Füllung die erst ge- sandten noch übertreffen. Eine davon, sehr stark und regelmässig gefüllt, von prächü- ger dunkelrother Farbe gleicht fast einer Ca- mellie and wurde deshalb camelliaeflora ge- tauft, eine zweite, sehr gross aber leichter ge- füllt, ist zart rosa, mit dunkleren Streifen nel- kenartig geflammt und diantkiflora benannt unverändert Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. worden. Der Handelsgärtner Glendinning in Chiswick bei London erhält jetzt alle Pflan- zen, die Fortune auf seinen Reisen sammelt und er hat die angenehme und lohnende Auf- gabe, diese durchwegguien Neuheiten— denn Fortune, früher selber Gärtner und vollkom- men bekannt mil dem, was bereits in unseren Gärten existirt, sendet nur gute Pflanzen, — zu vermehren und in den Handel zu bringen. Es ist selbstverständlich, dass diese gefülll blühenden Pfirsichsorten nicht als Obst-, son- dern nur als Zierbäume gelten können, ein- zelne Blumen setzen wohl auch Früchte an, aber sie sind kaum geniessbar. (Taf. 1299— 1300). 3) Neue indische Azaleen. Gloire de Bel- gique, Etendart de Flandre und le Geant. Der Handelsgärtner Vervaene in Ledeberg bei Gent, längst bekannt durch die schönen Rho- dodendron Vervaeneanum, Duc de Brabant ete, die aus seinem Garten hervorgingen, hat sich neuerdings mit gleichem Erfolge der Züch- tung neuer indischer Azaleen gewidmet. Acht von seinen Sämlingen , die er auf die Genter Ausstellung brachte, und worunter die drei ge: nannten, erbielten die Medaille, den ersten Preis in der Kategorie für eigene Züchlungen, und wurden im Herbst 1858 von ihm in den Handel gebracht. — Die drei in der Flore des Serres abgebildeten Sorten sind besonders ausgezeichnet durch Grösse _ und vollkommene Form der Blumen, alle drei weissgrundig mit rother Streifung ; Gloire de Belgique ist die bunteste, Etendart de Flandre hat weniger, aber breitere Streifen und nelkenartige Zeich- nung, le Geant, durch ungewöhnliche Grösse denNamen verdienend, ist fast ganz weiss, nur mit wenigen rosarolhen kurzen Streifen geziert, (Taf. 1301—1303). 4) Azalea hybr. Magnifica. Die Herren Rollisson ın Tooting bei London gaben 1858 eine Freiland-Azalee aus, die ganz vorzüglich schön und interessant sein muss, wenn sie der Abbildung entspricht, die gleichzeitig von der genannten, übrigens sehr geachteten und ver- (trauenswürdigen Firma publieirt wurde. Die kürzere, breite, fast glockige Blumenröhre und die grösseren Blätter lassen vermuthen, dass es ein Bastard sei zwischen einer pontischen Azalee und einem weiss blühenden Rhodo- n IL Neue Zierpflanzen, dendron (dass diese Kreuzung möglich ist, ist uns vollkommen gewiss, seit wir schon vor etwa 6 Jahren mehrere von Herrn Brett- schneider in Altenburg erzogene Sämlinge blühen sahen, die auf den ersten Blick erken- nen liessen, dass sie dieser Verbastardirung von Rhododendron und pontischen Azaleen entstammten), die Blumen sind weiss, fein rolh geadert, mit einem grossen, orangegelben Flecken auf dem oberen Blatte, eine ebenso schöne, als neue Färbung in dieser Klasse. In Gent ertrug diese neue Form den vorigen Winter sehr gut ohne jeden Schutz, warf auch das Laub ab, wie die übrigen Freiland-Aza- leen und scheint durchaus nicht zärtlicher als diese zu sein. (Taf. 1306— 1307.) b) Abgebildetin Botanical Ma- gazine: 5) Begonia zantkina Hook. var. pictifolia. (Begonia Victoria Linden.) Sir W. Hooker erhielt diese schönblättrige Pflanze aus dem Handelsgarten von Mr. Jackson in Kingston als B. picta Hort. und nach der von Herrn Linden herausgegebenen Abbildung zu urthei- len, wäre es die B. Victoria Linden, die Herr Linden mit B. Rex, B. argentea, Pic- toria aus Assam erhielt, wo sie vom Herrn Simons in gleichen Localitäten wachsend, also untereinander vorkomniend, aufgefunden wurden. — Sir W. Hooker ist geneigt, sie als geflecktblältrige Varietät von B. ranthina zu betrachten, oder für einen Bastard dieser mit einer buntblätirigen Art. B. zunthina wurde aus Bootan eingeführt, wird aber wahr- scheinlich auch in dem angränzenden Gebiete von Assam vorkommen , wenn man bedenkt, wie leicht Bastarde zwischen Begonien- Arten zu erhalten sind durch künstliche Befruchtung, so ist auch das Vorkommen von Baslarden ım Valerlande sehr wahrscheinlich. — Vor- sichtig gemachte Befruchtungen und Aussaa- ten können in solchen Fällen allein entschei- den, ob man es mit einer Art, einer Abart oder einem Bastarde zu thun habe. — Die Blumen sind. bei dieser Begonie rein gelb und denen der B. ranthiaa sehr ähnlich, die Blätter glei- ehen ebenfalls denen der 3. zanthina , bis 341 auf die grossen silberweissen Flecken, die grösser sind als die bei dem bekannten Ba- starde B. zanthina marmorea; ausserdem sind bei diesem die Blumen nicht reingelb, sondern mehr röthlichweiss. Einen wesentliche- ren Unterschied scheint uns der grössere, dritte Flügel der Kapsel zu geben, nach den Tafeln im Bot. Magazine ist derselbe bei B. zanthina pictifolia ungleich schmäler und länger als bei der ächten B. zanthina. (Taf. 5102.) 6) Epizynium leucobotrys Nutt.; Vacci- niaceae. — Herr Nuttall erhielt diesen schönen Kalthausstrauch von seinem Neffen, Herrn Booth zugesandt, der ihn auf den Dupplahü- geln im nordöstlichen Bengalen epiphytisch auf einer Eichenart wachsend fand. „Es ist ein immergrüner Strauch‘, schreibt Herr Nuttall; 7 bis 8 Fuss hoch, sehr aufrecht wachsend. mit wirtelständigen Aesten, einer dicken, knol- ligen Wurzel (oder vielmehr Wurzelstock), und zahlreichen Trauben weisser, krugförmi- ger, stumpf 5kantiger Blumen, von fast durch- sichtiger Substanz. Er blüht als Kalthaus- strauch sehr reich im Sommer und der Blüthe im Herbste die eben so zierlichen, weissen, wachsgleichen Beeren. Blätter auf die Spitzen der sonst kahlen Zweige be- schränkt, rosettenartig gehäuft, länglich-lanzet- lich, grob gesägt, stumpflich; Trauben fast endständig, länger als die Blätter, überhängend, einseitswendig, vielblüthig; Bracteen sehr klein, wimperig gesägt, Blüthenstielchen ver- längert, fleischig, weiss, an der Spitze verdickt, Beeren gedrückt kugelig, von Erbsengrösse, auf dem Scheitel die dunklen Narben der ab- gefallenen Kelchzipfel tragend. Scheint eine sehr empfehlenswerthe Neuheit, die durch Samen sich leicht vermehren lassen wird. (Taf. 5103.) 7) Plectocomia assamica Griff.,;, Palma- ceae. Die ostindische Palmengatinng Plec- tocomia ist durch ihren schlanken, fast ran- kenden Wuchs ausgezeichnet und in der Tracht den Calamus-Arten vergleichbar, nur ungleich grösser, ja riesiger in den mächligen, bis 30 Fuss Länge erreichenden Wedeln. Sie sind leicht erkenntlich an der Wedelform, diese sind einfach gefiedert, nur an der unte- ven Hälfte mit Fiedern besetzt, während die folgen 342 obere unbeblätterte Rhachis peitschenförmig verlängert ist, dabei ist die Rhachis auf der unteren Seile mit ziemlich entfernt stehenden, starken , fingerlörmig zusammengewachsenen nach unten gerichteten Stacheln besetzt, die nach der Spilze zu allmälig, mit der abneh- menden Dicke der Rhachis correspondirend, kleinere werden. Da die Stämme kaum armdick, eine beträchtliche Höhe bis zu 150 Fuss und darüber erreichen, so würden sie einer Stütze bedürfen, die sie in der stach- ligen Rhachis der Wedel finden, indem diesel- ben sich an den nächststehenden Bäumen fest anhaken und so den Stamm in fast perpen- dieulärer Richtung erhalten. In unsern Palmen- häusern ist die P. elongata die bekannteste, da sie rasch wachsen, eignen sie sich nur für höhere Palmenhäuser, denen sie jedoch zur grossen Zierde gereichen. (Taf. 5104.) 8) Dipteracanthus calvescens Nees.; Acan- thaceae. — Ein brasilianischer Halbstrauch für’s Warmhaus, bei Rio Janeiro und Pernam- buco gesammelt, mit hell lilablauen Blüthen, obgleich lange nicht so schön als D. specta- bilis und andere der vielen in unseren Warm- häusern cultivirten Acanthaceen, verdient er dennoch Beachtung, weil er in den W intermona- ten recht dankbar blüht. Stengel am Grunde nie- derliegend, kahl, weisslich, mit geschwollenen Gelenken, die jungen Zweige grün und kraut- arlig, mehr oder weniger behaart. Blätter (bis zwei Zoll lang), elliptisch-länglich, stumpflich zugespitzt, kurz gestielt, am Rande ausge- schweilt, fast gezähnt; Blumen endständig oder fast winkelständig auf den jungen Zweigspilzen, meistens gepaart, fast sitzend, Bracieen des Kelches lanzeitlich, zugespitzt, länger als der Kelch, Kelchzipfel lanzeit-pfriemlich; Blumen- röhre lang, trichterförmig, nach unten plötzlich enger werdend; Saum ausgebreitet, fast regel- mässig Slappig, am Rande leicht gekräuselt. — Vermehrung sehr leicht durch Stecklinge, Cul- tur ebenfalls leicht, in jeder guten, humusrei- chen Erde. (Taf. 5106.) 9) Begonia rantkina var. Lazuli Hook. (B. Lazuli Linden.) Diese prächtige Begonia., Abart nach Hooker, Art nach Linden, wurde gleichzeitig mit 3. Rex, Victoria, ama- bilis und argentes durch Herrn Linden ein- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. geführt von Assam, wo Herr Simons sie entdeckte. Es war wirklich ein glücklicher Fund, der unsere Sammlungen schönblättriger Warmhauspflanzen mit den schönsten, präch- tigsten Pflanzen bereicherte. Hooker hält alle diese einander nah verwandten Formen einer Gruppe für Varieläten von B. ranthina, vielleicht auch theilweise für Bastarde, nur Versuche mit Aussaaten werden diese Frage entscheiden können, und jedenfalls ist es für ihren ornamentalen Werth gleichgiltig, es ge- nügt dafür zu wissen, dass sie wirklich sehr schön und untereinader hinreichend verschie- den sind. — B. Lazuli hat die gleichen Blu- men wie ranthina, sowohl in Form wie in Farbe, der Unterschied liegt in der Blattfär- bung, die bei B. Zazuli einen pachtvollen blauen Metallglanz zeigt, der eine frappante Analogie hat mit der Färbung des köstlichen Steines Lapis-Lazuli genannt. Dieser Metall- glanz zeigt sich auf der Oberfläche der Blät- ter und wechselt an Intensität je nach dem Alter, der Ueppigkeit und dem Standorte der Pflanze. — Diese Begonien werden am schön- sten in feuchtwarmen Häusern an schattigen dem Lichte nicht zu nahen Stellen und ver- mehren sich bekanntlich sehr leicht durch Blattstecklinge. Eine Beimischung von Holz- kohle zur Erde scheint sehr vortheilhaft einzu- wirken auf intensivere Entwicklung der Far- ben. (Taf. 5107.) 10) Wriesia psittacina Lindl. var. rubro- bracteata; (Tillandsia psittacina Hook.) Bro- Eine sehr schöne brasilianische Art, die ihre prächtig gefärbten Blüthenähren in den Wintermonaten entwickelt. Blätter läng- lich bandförmig, kurz zugespitzt mit bauchiger Basis, bis Fuss lang, ganzrandig, dunkelgrün. Blüthenähre bis anderthalb Fuss hoch, einfach zweizeilig, 10 — 20 blülhig, die Rhachis ist scharlachroth und etwas zickzackig, Bracteen gross, scheidig, etwas kürzer als die Corolle, scharlachroih und oben gelb, bei der Abart dagegen ganz scharlachroth, Kelch und Co- rolle lebhaft rein gelb. Staubläden hervorra- gend. Die Blumen stehen ziemlich entfernt meliaceae. — ı und da sie sich nacheinander entwickeln, so sind meistens nur 2—3 gleichzeitig geöffnet, dadurch dauert die Blüthezeit um so länger und überdies ist hier das lange dauernde IL Notizen. Seharlach der Bracteen und der Rhachis der Hauptsehmuck. (Taf. 5108.) (E. 0.) e) Von verschiedenen Zeitschriften empfohlen: 11) Die 3 neuesten Begonien des Herrn Linden. Wir haben der drei neuen Begonien, die Linden aus Assam in Cultur ge- bracht hat, schon flüchtig erwähnt. Es sind dieses aber nach der Abbildung, die das Aprilbeft des von Funck redigirten Journal d’hortieulture pratigue gibt, so ausgezeichte Pflanzen, dass wir noch einige Notizen über dieselben folgen lassen. Sie gleichen alle 3 im Habitus der B. rex und xanthina und dürf- ten vielleicht Formen der einen oder andern sein. In der Färbung ihres Laubes sind sie aber so schön, dass sie bald neben der Be- gonia rex einen Ehrenplatz in jeder Samm- lung von Warmhauspflanzen einnehmen dürf- ten. B. amabilis Linden gleicht der B. rex am meisten. Die Blätter derselben sind aber kleiner, fester und tiefer eingeschnitien gelappt. Ihre Oberseite ist kahl, glänzend schwarzgrün, mit einem scharfen Silberband ringsum, das dem Blaltrande etwas näher gerückt ist. Un- terseite des Blattes ist wie die Blattstiele schön purpurroth und die letzteren dicht kurzhaarig, B. argentea Linden ist durchaus verschie- den von den in neuerer Zeit in den Handel gebrachten gleichnamigen Formen. Die Blät- ter schief herzförmig,, fast ganzrandig, auf der Oberseite metallisch, silbefarben glänzend, mit einzelnen schwachen grünlichen Punkten und gelblichen Hauptnerven. Unterseite zart grün und von rothem Adernetz durchzogen. B Victoria Linden ist von der Begonia xanthina pictifolia Hock verschieden. In der Blattform gleicht sie der vorhergehenden Art, Die Oberseite braungrün mit einer Menge klei- ner silberfarbener Fleckchen. Zwischen den weisslichen und nach dem Grunde zu röth- liehen Haupinerven breiten sich grosse silber- farbene Flecken aus. Unterseite purpurrosa mit tiefen rothen Venen gezeichnet und von grün- lieben Haupinerven durchsetzt. Blalistiel pur- par mit langen Haaren. Die beiden letzteren 343 Arten erinnern sehr an manche der zwischen B. xanthina und rubrovenia gezogenen For- men, übertreffen aber alle uns bekannten (auf der Abbildung) an Farbenspiel und Schön- heit der Zeichnung. Hookers Ansicht, dass alle diese Pflanzen als Formen zu B. xanthina zu ziehen sind, dürfte der Wahrheit am näch- sten kommen. Ihren Ursprung dürfte man aber nach meiner Ansicht, am ehesten als aus den Samen eines fruchtbaren Bastardes her- vorgegangen, betrachten. 12) Gladiolus Bertha Rabourdin. Ein hy- brider Gladiolus mit grossen rein weissen Blu- men von denen die 3 unteren Blumenblätter reich carminviolelt gezeichnet sind. Hr. Stan- dish, der diesen schönen Gladiolus im Kry- stall-Pallast ausgestellt hatte, gibt die folgende Anleitung zur Cultur der Gladiolus-Arten. Man pflanze die Zwiebeln derselben in eine leichte und sandige Erde, die wenn sie mager sein sollte durch Beimischung von Lauberde, aber nicht durch Dünger oder Dün- gererde verbessert wird. Wo der Erdboden zu fest und compact ist, stelle man entweder künstlich eine solche Erde her oder man brenne die eine Hälfte des Erdreiches und mische diese nachdem sie gehörig zerschlagen mit der andern lälfte. Man pflanzt die Zwie- beln Mitle April oder späler. Im Laufe des October, wenn sie gut abgereift sind, wer- den die Zwiebeln aufgenommen und an einem irockenen lufligen Orte schnell abgetrocknet und hierauf in trockenen Sand eingeschlagen In diesem Zustande bewahrt man sie an einem trockenen frostfreien Orte bis zum Frühling auf. Um die Gladiolus recht frühzeilig zur Blüthe zu bekommen, pflanze man die Zwie- beln in der Mitte Februar in Töpfe und stelle sie dann ins Kalthaus unter Fenster, (Journ. d’hort; prat. mit Abbildung.) Nachschrif. Wir haben dieser von Stan- dish gegebenen Cultur- Anleitung nur noch nachzutragen, dass die Gladiolus auch in St. Petersburg mit Vorliebe in einigen Gärten 'ge- zogen werden. So sahen wir sie z. B. in vor- züglicher Schönheit im Garten Sr. K. H. des Grossfürsten Nicolai-Nicolajewitsch zu Snaminsk unter der Pflege des erfahrenen Obergärtners Hrn. Betzick. Die Cultur in St. Petersburg be- schränkt sich natürlich auf die Topfcultur. Im 344 März oder Anfang April pflanzt man die Zwie- beln in eine lockere lehmige Rasenerde ein, ‚lässt sie im Kalthaus anwurzeln und stellt sie später in einen halbwarmen oder kalten Fen- sterkasten, wo sie reichlich Luft erhalten. Zur Zeit der Blüthe verwendet man sie zur De- coration von Treppen- Aufgängen und Peri- stylen. Sie eignen sich zu solchen Decoratio- nen noch besser , als zu Gruppen im freien Lande, indem man sie hier gegen grünen Hin- tergrund so stellen kann, dass sie sich in vol- ler Schönheit präsentiren können. Im freien Lande zu einem dichten Bouquet vereiniget, verlieren sie zuviel, weitläufiig auf Gruppen gepflanzt, sehen diese mager aus, da dem Gla- diolus das Grün fehl. Am besten machen sie sich noch. einzeln zwischen Gruppen ande- rer Pflanzen oder in Bordüren vor Dahlien oder andere hohe, unten grüne Pflanzen ge- pflanzt. Die Cultur, wie solche Hr. Standish für’s freie Land vorschlägt, wird inDeutschland und der Schweiz schon lange angewendet. Nach- dem die Zwiebeln schnell und gut im Herbste abgetrocknet, überwintert man sie dort flach in Kästen ausgebreitet im Keller, Wenn auch der Petersburger Sommer für eine solche Cultur lang genug sein würde, so würde schon der hiesige Geschmack solche in allen sorgsam unterhaltenen Gärten ausschlies- sen. Alle Blumengruppen werden hier schon mit blühenden Pflanzen bepflanzt. Sobald derFlor derselben vorbei, werden diese abge- räumt und so wird in einem Sommer eine Blumengruppe oft 3—4 Mal bepflanzt. Wo Gladiolus aber als noch ruhendeZwie- beln im Frühling in’s freie Land gepflanzt werden, hat man einige Monate auf den Flor zu warten. (E. R.) 13) Triguera ambrosiacea Cav.; Solana- ceae. — Eine annuelle Pflanze, die in Spa- nien und Algerien wild wächst. Stengel auf- recht, kaum verästelt, eckig, gelurcht, kahl. Blätter abwechselnd oder unterhalb der Blume fast gegenständig, sitzend, verkehrt-oval, die Wurzelblätter ganzrandig, die Stengelblätier buchtig gezähnt, am Rande gewimpert, blau- grün. Blüthenstiele oberhalb der Blattachseln entspringend, entweder gepaart oder einzeln Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und dann sehr: kurz und. auf’der 'Spitze''2:Blü- thenstielchen tragend, wie die Kelche fast wol- lig behaart. Blumenkrone mit sehr kurzer Röhre und glockig ausgebreitetem 5lappigem, fast zweilippigem Saum purpurviolett mit fast schwarzem Schlunde, °/a Zoll im Durchmes- ser; die abgerundeten Lappen tragen vorn ein kurzes Spilzchen. Staubfäden 5; aufrecht in einen kurzen Cylinder verwachsen, mit gold- gelben Antheren. Kapsel kugelig, Be nicht aufspringend. — Die Blumen schliessen sich des Abends öff- nen sich Morgens 8 Uhr. Liebt eine leichte nahrhafte Erde und durchaus sonnige Lage und ist gegen Frost sehr empfindlich. Um sie zur vollkommenen Entwicklung zu bringen, wird sie am geeignetsten ähnlich wie die roth- blühenden Schizanthus im Herbste ausgesäet. verstopft und dann in einem trocknen Kalt- hause überwintert, wo sie möglichst viel Licht und Luft erhält. Auch bei frühzeitiger Aus- saat im Januar und Februar unter Glas gelingt es, dieselbe noch zum kräftigen Flor zu brin- gen. Bei beiden Culturmethoden bleibt sie so lange, bis keine Fröste mehr zu besorgen, im Gewächshause oder Fensterbeete stehen und wird dann erst ins freie Land gepflanzt. (Revue horticole 1859, pag. 275 mit Abbildung.) 14) Amygdalus nana L. und deren Ab- arten. Die Zwergmandel, ist ein im südlichen Sibirien, im Altai, in Georgien etc. heimischer Strauch von 2 — 3 Fuss Höhe, der auch noch im Klima von Petersburg so vollkom- men hart ist, dass er sogar hier oft reichlich Früchte trägt. Dünne, stark verästelte Aeste, der niedrige Wuchs, lanzettliche gesägt-gezähnte Blätter, in deren Achseln die fast sitzenden Blumen zu 1 — &stehen, charakterisiren die- sen Strauch. Abarten mit weissen, rosarothen und rothen Blumen sind schon länger bekannt. Herr Carriere hat durch zahlreiche Aussaaten im Garten des Museums zu Paris in neuerer Zeit noch mehrere andere Abarten erhalten, die sieh durch mehr oder weniger robusten Wuchs, durch grössere oder kleinere Blumen, oder auch durch etwas spätere Blülhezeit aus- zeichnen. Die letztere Eigenschaft ist in sofern ein Vorzug, als die Amygdalus nana eben so L: 2 w 22: USE CHE LCLESTSUPE LLIHIEE € VRrdleH f % BE Iehastauna Lara ice LA TergE ro II. "Notizen. frühzeitig im Frühling blüht, dass ihre Blu- men oft noch durch Spätfröste beschädigt wer- den. m. No 1) Eine neue hyhride Begonie zwischen B. splendida und Griffithi ward gleichzeitig an mehreren Orten gezogen und wird überall als ganz vorzüglich schön beschrieben. In Berlin ward sie in dem bekannten Garten des Herrn Augustin erzogen und in der Berliner Wochenschrift für Gärtnerei B. splendida Var. Knerkii genannt. Auch die bekannte Handels- gärtnerei des Herrn Moschkowitz und Siegling in Erfurt erzog die gleiche Pflanze. Nach Mit- iheilungen dieser Herren kommt diese Pflanze auch der von Verschaffelt als Begonia Leo- poldi ausgegebenen Pflanze sehr nahe. Ein kräftigerer Wuchs, heller grüne Blälter und in- tensiver purpurfarbene Blattstiele unterscheidet aber nach Mittheilungen der gleichen Herren, die deutsche Pflanze noch von der Verschaf- felt’s. Das deutsche Garten-Magazin wird eine Abbildung der Pflanze des Herrn Moschko- wilz bringen; Verschaffelt hat aber die Abbil- dung seiner B. Leopoldi schon ausgegeben. Die zahlreichen Arten der Familie der Be- goniaceen werden bald ähnlich den Pelargo- nien verbastardirt sein, so dass es schwerer halten wird , die Grundtypen noch herauszu- finden. — 2) Cereus grandiflorus fl. rubro blühete beim Hın. Moschkowitz und Siegling. Seit 10 Jahren in Cultur zeigte derselbe vor 3 Jahren zum ersten Male Knospen, die aber abfielen, ohne sich zu entwickeln. Am 15. Juli Abends 6 Uhr d. J. öffnete sich die erste Blume und erhielt sich bis zum andern Tag Nachmittags 2 Uhr in voller Schönheit. Die- selbe gleicht der des ©. grandiflorus, ist aber um ?/, kleiner, besitzt eine ähnlich rothe Fär- bung wie die von C. speciosus und die äus- seren Blätter des Strahls zeigen einen stahl- blauen Schiller. Geruch ist den. — 3) Die gelben Theerosen, die Rosa nicht vorhan- 345 Herr Carriere beschreibt in der Revue hor- ticole (1859, pag. 301) 9 Abarten. (E. R) tizen. Chromatella, Solfatare, R. Noi- settiana Ophirie etc. Diese Rosen, in gu- ter Culiur unstreitig zu den schönsten und dankbarsten Rosen gehörig , sieht man nichts- destoweniger nur sehr selten in ihrer vollkom- menen Schönheit. Die Revue horticole em- pfiehlt dieselben, in eine gute Erde an einen, wo möglich durch eine Mauer geschützten Standort zu pflanzen. Hier werden die Zweige im Herbst zur Erde gebeugt und mit Laub oder Erde gedeckt, Im Frühling schneidet man nur das verdorbene aus, und nur, wo sich eine grosse Menge kleiner schwacher Aestchen findet, wird ein Theil derselben ent- fern. Kann man dann noch die Zweige an ein Spalier heften, so werden sich diese präch- tigen Rosen zu unglaublicher Schönheit ent» wickeln. — In Stroh eingebunden, erfrieren sie leicht, — unbarmherzig zurückgeschnitten- blühen sie nur sparsam; — und endlich müs- sen sie ungestört an einem passenden Orte im freien Lande stehen, wenn sie sich in ihrer ganzen Ueppigkeit und Blüthenpracht entwickeln sollen., 4) Botanischer Gartenin Upsala. Herr Professor El. Fries theilt uns mit, dass im dortigen Botanischen Garten im letzten Herbste die Fundamente zu neuen Kalt- und Warmhäusern gelegt worden sind. Nicht die Cultur jener Pflanzen, schreibt derselbe liegt in Absicht, welche in elegant ausgestatteten Gär- ten vorzugsweise cultivirt werden, — sondern gerade vorzugsweise die jener noch weniger gekanntenPflanzen, welche gerade von andern Gärten nicht eultivirt werden. Prof. E. Fries spricht dann ferner die auch von uns mehr- fach vertretene Ansicht aus, dass die verschie- denen Botanischen Gärten die vorzugsweise Cultur einzelner Familien anstreben möchten. Botanischen Garten zu Upsala wird den Pflanzen der arelischen Zone vor- Im auch 346 zugsweise Sorgfalt gewidmet. Es ist das be- siimmt die richtige Auffassung der Verhältnisse, indem gerade diese Pflanzen in den Gärten Schwedens, hier in Petersburg und andern nördlich gelegenen Punkten besser gedeihen, als in dem milderen Klima von Mittel- und Südeuropa. (E. R.) 5) Die Korinthen. Es sind dieses jene im Handel so häufigen kleinen Rosinen , die den Namen Korintihen deshalb führen, weil sie früher nur in der Gegend von Korinth ange- baut wurden. Gegenwärtig ist aber die ganze Küste von Pairas, die Ebenen von Kla- reniza und Pyrgos bis nach Messenien mit diesen Pflanzungen bedeckt. Ebenso ist diese Cultur auf den jonischen Inseln eingebürgert und vor der verheerenden Traubenkrankheit wurden dort jährlich für mehrere Millione Thaler verkauft. i Im Jahre 1580 soll diese Weinrebe (Vitis vinifera corinthiaca) durch die Venetianer von der Inscl Naxos nach dem Peloponnes ge- bracht sein. Die Lese der rothen Trauben findet im September statt. Sie wer- den dann auf einer offenen Tenne ausgelegt und der Sonnenhitze zum Trocknen überlassen. Alle 4 Stunden werden sie hier umgewendet und bei gutem Wetter ist in 8 — 12 Tagen das Trocknen beendet. Fällt Regen ein und die Trauben können nicht durch überspannte Wachstücher ete. genugsam geschützt werden, so verlieren sie an Güte und werden kaum mit der Hälfte des Preises bezahlt, da sie dann nicht nur faulen und unansehnlich werden, sondern auch viel ärmer an Zuckerstoff blei- ben. Nach dem Trocknen werden die Beeren mit einer Art von Kamm getrennt und gerei- nigt und in die dazu eigens construirten Ma- gazine gebracht, wo sie übereinander geschüt- tet und wohl von derLuft abgeschlossen aufbe- wahrt werden. Nachdem sie hier einige Wochen oder noch länger geschwitzt haben, werden worden Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. sie zum Verkauf in Tonnen eingetreten, in de- nen sie dann über die ganze Erde versendet werden. 6) Die chinesische Yamswurzel- Wir haben dieser Pflanze bereits wiederholt erwähnt, , und sind stets der Ansicht gewesen, dass, wenn auch die Erwartungen, die man an selbige knüpfe, übertrieben seien, dennoch sie zu denjenigen Gewächsen gerechnet werden müsse, mit der weitere Versuche gemacht wer- den müsse und deren Anbau für Deutschlands Klima mehr Aussicht auf Erfolg habe, wie der aller andern als Ersatzpflanze der Kartof- fel vorgeschlagenen Gewächse. Durchsehen wir die Nachrichten der verschiedensten Jour- nale über diese Pflanze, so bestätigt sich diese Vermuthung. Nirgends sind zwar bis jetzt Versuche im Grossen gemacht worden und die Versuche im Kleinen, die in sehr verschiede- nen Gegenden Europa’s angestellt wurden, hat- ten sehr verschiedene Resultate und werden sehr verschieden beurtheilt, allein das Gesammt- Resultat ist doch mehr ein Günstiges als Un- günstiges. Alle diese Versuche könnten erst dann in einem Maassstabe gemacht werden, der für den Anbau im Grossen richtige Resul- tate gibt, wenn im Frühjahr gleich starke Knollenstücke gelegt werden könnten. Die kaum zolllangen dünnen Schnittlinge, die man häufig zur Vermehrung benutzte, werden im freien Lande kaum zur sichern Entwicklung gebracht, sondern müssen im Treibbeete an- getrieben werden. Jetzt aber sollten derartige Versuche auch in Deutschland ‘gemacht, vorliegen und wir würden allen denen, die sichere Erfahrungen der Art besitzen, sehr dankbar für Mittheilung derselben sein, damit endlich einmal der Werth oder Nichtwerth dieser viel gepriese- nen Pflanze für unsere Verhältnisse entschie- den festgestellt werden kann. (E. R.) IV. Literatur. 347 VW. Literatur 4) Die Urweltin ihren verschie- denen Bildungsperioden. Sech- zehn landschaftliche Darstellungen mit er- läuterndem Texte von Dr. F.Unger. Zweite Auflage. Leipzig 1858, bei T. 0. Wei- gel. Im Jahre 1847 erschien die erste Auflage dieses Werkes, das essich zur Aufgabe macht, landschaftlicheDarstellungen aus den verschie- denen Bildungsperioden unseres Erdballes zu geben, wie solche seit dem Auftreten der er- sten Vegetation in dem Zeitraum von Jahr- hunderttausenden auf einander gefolgt sein mögen. Zu diesem Zwecke wurden von dem gelehrten Herrn Verfasser alle Thatsachen zu- sammengestellt, welche einerseits die Geologie über Bildnng der Gesteinsmassen, über die Art, deren Zerstörung und Umwandlung, über Ein- wirkung des Erdinnern auf deren Oberfläche, über Vertheilung von Wasser und Land als sichere Anhaltspunkte in chronologischer Ord- nung festgestellt. Andrerseits mussten die in den verschiedenen Schichten der Erdrinde ab- gelagerten Pflanzen- und Thierreste dazu hel- fen, ein ungefähres Bild der Vegetation und Thierwelt zu geben, welche in jeder der ein- zelnen Bildungsperioden die Oberfläche unse- res Planeten belebt haben mögen. Sind auch diese Pflanzenarten und Thierformen in unse- rer Schöpfungsepoche nicht mehr vorhanden, so geben doch ähnliche Formen durch Ver- gleichung soviel Aufschluss, um aus den Bruchstücken und Abdrücken jener Zeit, die zu uns gekommen sind, ein wahrscheinlich ziem- lich treues, wenngleich in der allgemeinen Aus- führung lediglich hypothetisches Bild zu con- struiren. Mit den unvollkommensten Formen in der Pflanzen - und Thierwelt begann die Schöpfung, mit den vollkommensten schloss sie für die Jetztwelt. Diese allmälige Weiter- bildung der Vegetationsdecke unseres Plane- ten und der sie bevölkernden Wesen in den typischen Charakteren der einzelnen Epochen darzustellen, ist die Aufgabe, welche die 16 bildlichen Darstellungen des Hrn. Dr. Unger sich gestellt und so gut dies die bis jetzt ge- re re Re TEE VEEELETEREEIEEBTER fundenen Thatsachen erlauben, haben. Wenden wir uns nun zur Betrachtung der einzelnen Bilder, mit Hilfe der vom Verfasser beigegebenen Erläuterungen. — I. Silurische Periode. Wasser bedekt die Oberfläche der Erde und dichte, nur hier und da zerissene Nebelmasseh lasten darauf. An den zur Ebbezeit zu Tage tretenden Klip- pen erblicken wir die ersten Spuren der Ve- getation in Form von gewaltigen Anhäufungen von Tangen (Meeralgen), wie solche in ähn- licher Weise jetgt der Sargasso-See noch dar- bietet. Die in Form von Abdrücken auf uns gekommenen Ueberreste jener Urzeit sind Pa- la8ophytus ete. benannt worden. Korallen und Mollusken treten als Anfänge der Thierwelt auf. D. Devonische Periode. Kleinere In- seln haben sich über die Oberfläche des Was- sers erhoben und Bäume wachsen in Gruppen auf dem sumpfigen feuchten Boden. Kleine scheidige Blätter bekleiden die schlanken, schwach verzweigien Stämme, die sich nur durch das gesellschaftliche Wachsthum und zahlreiche Luftwurzeln erhalten können. Ana- loge Formen fehlen unserer jetzigen Schöpfung ganz. Es sind niedrig organisirte Gewächse ohne Blumen, verwandt mit den Lycopodien, Equiseten und Moosen. Clodoxylon mirabile, Asterophyllites coronata und Schizoxylon tae- niatum sind solche uns räthselhafte Baumfor- men jener Zeit, welche die Baumgruppen je- ner Darstellung bilden, im Vordergrunde aber sieht man eine Gruppe eigenthümlicher kraut- artiger Pflanzen , deren Früchte Mooskapseln mit mächtigen Agophysen ähneln und als strauchige Moose gedeutet werden müssen. Il. Neuere Uebergangs- Periode. Die Inseln haben sich mehr erhoben und zu Festlandsgruppen vereinigt. Ein zerrissenes, von schroffen Einschnitten und granitarliger felsiger Unterlage durchzogenes Plateau, das aber noch in keine Gebirge aulsteigt, hat sich gebildet. Andere, aber unserer Jetztwelt eben- falls noch durchaus fremde Gewächse steigen zu theils kolossalen Bäumen auf, die noch der auch gelöst 348 Gruppe der Gefässeryptogamen angehören. Lomatophlyos crassicaule bildet unför- mige säulenartige Stämme von riesigen Dimen- sionen, dort erheben sich die unverästelten Si- gillarien, die auf der Spitze ihres Stammes eine mächtige Krone linienförmiger , herabhän- gender Blätter tragen, hier treten Gruppen ei- ner andern Baumform mit wirtelständigen Aesten auf, die man Calamiten genannt hat. Sie stellen gleichsam baumartige Schachthalme dar nnd tragen anstatt der Blätter Scheiden, In den Lagunen wächst in grosser Anzahl die eigentlicheStigmaria fieoidesBrongn. mit langen linearen einfachen oder gabelförmig getheilten Blättern. Es bilden alle diese Pflan- zen jetzt ganz ausgestorbene eigenthümliche Familien der Gefäss -Cryptogamen, die theils den Equiseten,, theils den Lycopodien angren- zen. % Steinkohlenperiode. 3 Bilder ge- ben einen Einblick in jene merkwürdige Zeit, aus der Brennstoff in fast unversiegbarer Masse auf unsere Zeiten gekommen ist. Bild IV. Die Pflanzen der letzten Periode haben sich theils erhalten. Wir erblicken eine kleine, von stehenden Gewässern im Innern eines ungeheueren Waldes umschlossene In- sel, die nur spärlich von der Sonne beleuch- tet ist. Die vorherrschende Baumform gehört der Gattung Lepidodendron an, die im Bau der eylindrischen dicken Stämme, die sich meist gabelig verästeln, sowie durch ihre narbige Rinde den Cycadeen angrenzen. Auf den lebenden, wie auf den abgestorbenen um- gesunkeuen Stämmen derselben haben sich Farrenkräuter in zahlreicher Menge angesiedelt und zwischen ihnen wachsen Gruppen von Calamiten und Baumfarren. Bild V. Hebungen und Senkungen ha- ben das frühere Terrain verändert. Die ganze Im Laufe von Jahrtausenden zu einer viele Klafter hoch aufgethürmten Vegetationsschieht sinkt allmälig in's Meer zurück und nur hier und da ragen noch die Pflanzenkolosse der mäch- tigen Waldbäume über hervor. dem Meeresspiegel Ein unserer Torfbildung analoger Vorgang bildet hier die Steinkohlenlager da- vor, bis dieFluthen sich auch über sie ergies- sen und sie mil Schlamm und Sand einbetten. Bild VI. Gewaltige Hebungen haben in Gartenflora ‚Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mächtige Trümmer zerrissene Gebirgskämme gebildet, auf denen sich unter dem Aufruhr aller Elemente nur eine spärliche Vegetation von Farrenbäumen und Cycadeen angesiedelt hat. VI. Periode des bunten Sand- steines. Dieses Bild stellt eine flache, von seichten Gewässern umgebene Gegend dar. Ueber die sumpfige Niederung erheben sich Sandsteinmassen, Nadelhölzer, einzelne baum- artige Liliaceen (Yuceites) , Cycadeen und ei- genthümliche , zwischen den Gefässeryptoga- men und Monocotyledonen stehende krautar- tige Pflanzen bilden die Vegetationsdecke. VII. Periode des Muschelkalkes. Das Festland und die dieses deckende Vegela- tion ist von Neuem in das Meer gesunken und nur einzelne kleine Eilande ragen aus dem unbegrenzten Ocean hervor, die mit einer spärlichen Vegetation bedeckt sind. IX. Periode des Keuper-Sand- steines. Das Bild zeigt die flachen Ufer ei- nes grossen Landsee’s. Die sandigen Dünen sind von Vegetation entblösst, dagegen zeigt sich in den sumpfigen, vom Wasser bespül- ten Niederungen ein üppiger Pflanzenwuchs. Calamites arenarius bildet ganze Waldungen. In dem eigentlich sumpfigen Terrain erhebt sich der säulenförmige Equisetites columnaris und auf niedrigen Erhöhungen wachsen Grup- pen von Cycadeen. X. Oolith Periode. Noch immer deckt Meer den grössten Theil der Erdober- fläche und nur die gehobenen Schichten der Triasperiode bilden strichweise Festland. Das Bild zeigt eine von Korallenriffen umsäumte Küstengegend. Unter den Bäumen herrschen Cycadeen vor und neben ihnen tritt ein dieser Periode eigentbümlicher Baum, Podocarya Bucklandi Ung. auf, der mit den Panda- nus-Arten der Ostindischen Inseln zunächst verwandt ist. Den Boden deckt üppiges Farrenkraut oder wächst in Ritzen der Felsen, während Coniferen nur zerstreuet vorkom- men. xl. Wealden-Periode. Das Halbdun- kel eines mächtigen Waldes ist in diesem Bilde dargestellt. Cycadeen und Farrenbäume herrschen vor, zwischen denen ein der Gruppe der Monocotyledonen angehöriger Baum ein- IV. Literatur. gestreuet ist, die Clathraria Lyelli Brongn. Niedrigere Cycadeen decken im Verein von Farren den Boden oder umschlin- gen die Baumstämme. XL. Kreideperiode. Wir erblieken eine Meeresbucht der Kreideformation. Die Vegetation ist sparsam , Cycadeen und Farren sind bis auf wenige Arten verschwunden. An ihrer Stelle treten Palmen , Coniferen und die ersten Laubhölzer aus der Gruppe der Amen- taceen auf. X, Eocenische Periode. Das Fest- land hat an Ausdehnung gewonnen und die zerstreuten Inseln haben sich zu Continenten verbunden. Wir erblicken die Gebirgsschlucht eines solehen Continents, durch welche ein ruhiger Fluss strömt, nachden: er eine weite _ Grasfläche verlassen hat. Den verwitterten felsigen Kreideboden deckt eine mannich- faltige Vegetation, die schon mehr Aehnlich- keit mit der Jetztwelt zeigt. Hier erblicken wir schon Bäume der höhern Familien des Gewächsreiches. So Malvaceen mit grossen lappigen Blättern (Higlelea), Gebüsche mit ge- fiederten Blättern aus der Familie der Legu- minosen (Leguminosites), an welchen Schling- pflanzen aus der Familie der Cucurbitaceen emporklettern. Herrliche Coniferen und Pal- men treten zersireut auf und auf der Oberflä- che des Wassers schwimmen blühende Nym- phaeen, Potamogetonen- und Trapa-Arten. XIV. Miocenische Periode oder Periode der Braunkohlenbil- dung. Die Tropenlandschaft der vorhergehen- den Periode hat sich in ein Bild der war- men gemässigten Zone verwandelt, in der zwar noch Palmen auftreten und deren Gras- flächen die vorweltlichen Elephanten bevöl- kern, deren Berge, Thäler und Vegetation aber doch schon den Charakter der Jetztwelt zeigen, nur mit dem Unterschiede, dass die klimatischen Unterschiede noch fehlen und die hohen Gebirge noch nicht emporgestiegen sind. Ein üppiger Pflanzenwuchs von Wärme und Feuchtigkeit begünstigt, bedeckt die gros- sentheils mit Wäldern überzogenen Torfgründe, Wie dies auch noch heut zu Tage auf den der Cultur noch nicht unterworfenen Gebieten geschieht, sanken die abgestorbenen Bäume mern und Museen dienen. 349 in den Torfgrund ein und bilden jetzt, zu Mu- mien verwandelt, die mächligen Lager von Braunkohlen , die wir aus dem Schoos der Erde zum Bedarf als Feuerung hervorholen. Den üppigen Urwald bilden Pappeln, Erlen, Ahorn, Wallnuss-Arten ete., über welche die Kronen schlanker Palmen emporreichen, An den Stämmen schlingen Smilax-Arten empor und den Rand der Gewässer säumt Rohrge- büsch ein. -- XV. Diluvium. Der Unterschied der Zonen hat sich jetzt ausgeprägt. Die Pflanzen der mildern Klimate sind auf die Aequalorial- zone beschränkt und die Vegetation der an- dern Erdiheile hat einen von diesen differen- ten Charakter angenommen , während in allen frühern Perioden ein ziemlich gleichmässiger Vegetationstypus alle Theile der Erde bedeckte. Die Gebirgsmassen haben sich höher erhoben und in den gemässigten Klimaten steigen die um deren Gipfel angehäuften Eismassen bis weit in die Thäler hinab. Bedeutende Was- seransammlungen sprengten später die ihren Abfluss entgegenstehenden Hindernisse und verursachten dabei die verheerendsten Ueber- schwemmungen, die unsere Thäler mit Schutt und Schlamm bedeckten. Die Vegetation gleicht im Allgemeinen der der Jetztwelt. XVI Periode der Jetztwelt. Am unbewölkten Himmel erhebt sich das Tages- gestirn und ergiesst seine belebenden Strahlen über die nach langen Kämpfen zur Ruhe ge- kommene Erde. Meeresgrund und Fesiland mit dessenBergen und Thälern haben dauernde Gestaltungen erhalten und in der Mitle der zahllosen Gestalten und Formen von Pflanzen- und Thierwelt tritt derMensch in dieSchöpfung ein, der Anfangs im milden Klima von den Früchten des Waldes ernährt, bald den Kampf mit den Elementen und gegen sich selbst be- ginnt. So geben diese Bilder das lebhafte Zeug- niss von dem tiefen Studium, das deren Zu- sammenstellung vorausging. Sie werden des- halb für jeden Freund der schönen Natur und der Bildungsgeschichte unseres Erdballs das lebhafteste Interesse haben und daher als zweckmässigste Verzierung von Studienzim- (E. R.) 350 \ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. V. Personalnotizen und Neuestes. 4) Herr J. G Ausfeld, der uns als ein eben so thätiger als tüchtiger Gärtner und zuverlässiger Mann bekannt ist, kehrte schon vor einem Jahre nach län gerem Aufent- halte aus Neuholland zurück. Derselbe hat sich nun in Arnstadt als Kurst- und Handels- gärtner niedergelassen , indem er die dortige Handelsgärtnerei von C. F. Brückner käuflich übernommen hat. 2) Hofgärtner Eduard Nietner zu Sanssouci, in weiten Kreisen bekannt, starb am 13. August. Derselbe ertheilte bis zu sei- ner langwierigen Krankheit, an der Königli- chen Gärtnerlehranstalt zu Sanssouci, prakti- schen Unterricht im Gemüse- und Obstbau. (Wochenschr. f. Gärtn.) 3) Die Gartenbaugesellschaft Flora veranstaltet zwischen dem 5. und 10. April 1860 eine Blumen- und Pflanzen - Aus- stellung. zu Frankfurt a./M. Einsendungen al- ler Art sind spätestens Mittwoch den 4. April einzuliefern und können Mittwoch den 11. April wieder abgeholt werden. Folgende Prä- mien sind zur Concurrenz ausgestellt: 4) Für die beste durch Blüthenreichthum, Oul- turvollkommenheit und Mannigfaltigkeit aus- gezeichnete Blumengruppe: 1.Preis 10 Du- caten, 2. Preis 5 Ducaten. 2) Für die beste Rosensammlung in minde- stens 80 der schönsten Sorten: 1. Preis 8 Ducaten, ?2. Preis 4 Ducaten. 3) Für die schönste Sammlung von Rhodo- dendron: 1.Preis 5 Ducaten, 2. Preis 3 Du- eaten. 4) Dito Azalea indica: 1. Preis 4 Ducaten, 2. Preis 3 Ducaten. 5) DitoCamellien: 1. Preis 4 Ducaten, ?2. Preis 3 Ducaten. 6) Für 6 Culturpflanzen : 1. Preis 4, 2. Preis 2 Ducaten. 7) Für die schönsteSammlung vonBlatipflan- zen in mindestens 30 Arten. 1. Preis 3, 2. Preis 2 Ducaten. 8) Für die schönste Gruppe von mindestens 20 Arten Neuholländer-Pflanzen 2 Ducaten. 9) Für die schönste Sammlung von minde- stens 40 Arten Coniferen: 4 Ducaten. 10) Für getriebene Gehölze: ? Ducaten. 11) Für Zwiebelgewächse: 2 Ducaten, 12) Für Pensedes: 1 Ducaten. 13) Für Cinerarien. 1 Ducaten. 44) Für die schönsten gemischten Gruppen: 3 Preise von je 2 Ducalen. 15) Für getriebenes Obst. 1.Preis 4 Ducaten, 2. Preis 2 Ducaten. Nur Obst, welches noch an der Pflanze hängt, soll diese Preise erhalten können. 16) Für getriebene Gemüse: 1. Preis & 2 Du- caten, und 2 Preise a 1 Ducaten, 17) Zur Verfügung der Preisrichter. Preise & 1 Ducaten. Zwei 4) Die Kaiserliche freie ökonomi- sche Gesellschaft in St. Peters- burg veranstallet im September 1860 eine Ausstellung von Vieh, landwirthschaftlichen Producten und Blumen. Für Einrichtung dieser Ausstellung, Preise etc, ist die Summe von 10000 Rbl. Sbl. ausgesetzt worden. 5) Herrn M. u. K.in E. Ihre freundliche Zuschrift erhalten. Werde nächstes Jahr um einiges bitten. Allerdings liegen die Ausstel- lungen des Petersburger Gartenbauvereines so, dass es jetzt kaum möglich ist, dass man sich vom Auslande betheiligen kann, wenn die Ei- senbahnen erst einmal fertig, wird das anders werden. Bouquets etc. von getrockneten Blu- men wurden schon wiederholt ausgestellt. Ueber die Zeit der nächsten Ausstellung ist noch nichts bestimmt , sobald dies geschehen, wird in diesen Blättern die beireffende Anzeige erfolgen und auch wie im letzten Jahre, be der Verlagshandlung von F. Enke speeielle Programme deponirt werden, welche allen de- nen, die sich dafür interessiren und Herr F. Enke darum ersuchen, zugesandt werden. — Was Geldbezüge betriflt, so kann ich nur mei- nen früher gegebenen Rath wiederholen, in allen zweifelhaften Fällen nur gegen gehörige Sicherstellung hierher Waare zu liefern. 6) Herrn Ferd. @loede pres Moret sur Loing. Ihre Zuschrift ging mir richtig zu, dagegen erhielt ich Ihren neuesten Ca- talog Ihrer Erdbeer-Sammlung bis jeizt nicht. V. Personalnotizen. Anzeigen in Betreff dessen Inhalt wollen Sie gefälligst der Verlagshandlung zugehen las- sen. — 7) Herr Appun veröffentlicht ein Schrei- ben seines Sohnes, C. F. Appun aus Ciudad Bolivar in Venezuela , welches wir in seiner ganzen Ausdehnung folgen lassen. „Unterm 26. März trat ich in Begleitung des Photograph Zeiler auf einem gemiethe- ten Boote meine Reise nach dem Delta des Orinocco oder, wie man es hier nennt; nach den Canjos, den verschiedenen Verzweigun- gen der Orinocco-Mündungen an, wo wir na- mentlich die entlegenen Canjos, die von Bari- ma nach dem Essequibo geben, besuchten. Diese Tour hat in Bezug auf Sämereien, be- sonders sehr seltener, noch wenig oder gar nicht bekannter, Palmensamen, ein lohnendes Besultat geliefert, weniger jedoch in Bezug auf Orchideen und lebende Pflanzen. Der Reichthum an Orchideen findet sich mehr den Orinocco aufwärts von Caicara und San Fer- nando de Apure; die in den Canjos liegenden Inseln bielen fast gar keine Orchideen dar: hier sind nur Palmen und grosse Waldbäume ohne Parasiten. Von hier segelten wir in un- serem Boote, wegen Mangel einer Kajüte der glühenden Sonne, so wie dem hefligsten Platz- regen ausgesetzt, nach Puerto de tablas, von da nach dem Rio Carony, wo wir A Tage an dessen herrlichen, einsamen Wasserfällen verweilten und bis zur verlassenen Mission von Carony vordrangen, wo ich die meisten Orchideen fand. Sodann kehrten wir nach Puerto de tablas zurück, wo ich viele interes- sante Sämereien sammelte. Von. da segelten wir nach Guayana la vieja, wo leider alle Ve- getation von der Hitze noch verirocknet war und wo ich nur wegen Zeiler, der die dor- tigen alten spanischen Castelle photographirte, 2 Tage verweilte.. Dann wandten wir uns nach dem entlegenen, unbekannten Canjo Pia- coa, wo es an dem Ort Piacoa von Flüchtlin- gen wimmelte, die aus Furcht vor dem revo- lutionären General Sotillo aus der Provinz Barcelona, namentlich aus dem nahen Ort Bar- rancas , sich hierher gerettet hatten, so dass wir kaum eiwas zu essen bekommen konnten und am ersten Tage unser Lager unter einem Baume, wie aufdieserReise sehr oft, aufschla- 351 gen mussten, bis anderen Tages ein Kaufmann uns inseinem Hause aufnahm. Hier durchstreifte ich 3Tage lang von früh bis Abend die ganze Gegend nach Pflanzen ete. und fand reiche Ausbeute an einigen Orchideen und mehreren Arten Palmensamen. Am Charfreitag früh 3 Uhr fuhren wir von hier, um uns an diesem hohen Festtage in unserer, von der Reise derangirten Toilette nieht zu präsentliren , nach dem pflanzenrei- chen Ort San Juan de Guacara und kamen dann Mitternachis in Santa Catalina bei dem sogenannten Könige der Guaraunos - Indianer, Namens Silva, einem Creolen an, wo wir während der Oster -Feiertage blieben und ich täglich in Begleilung eines Guarauno weite Ausflüge in den nahen Wald machte, der mir manch’ schöne Pflanze, besonders eine interes- sante Lilienart, und Palmensamen einbrachte. Es waren hier gerade nur wenige Indianer an- wesend, die meisten weiter abwärts, um Bäume zur Erbauung von Curiaras (eine Art Kähne) zu fällen : doch mussten auf Befehl des Häupt- lings alle anwesenden Indianer mitFrauen und Mädchen sich phoiographiren lassen und uns jeden Abend ihre Tänze produciren. Von hier ging es nach der Insel Araguao, wohin wir einen Dolmetscher und eine besondere Empfehlung von Silva an die Häuptlinge der dortigen Guaraunos mitnahmen. In Ara- guao betraten wir zum erstenmal eine Ranche- ria derGuaraunos und der Eindruck war gros- artig und neu. An 800 Indianer, Männer, Frauen und Kinder, nur mit einem Zoll brei- ten Guajuco bekleidet, umringten uns bei un- serer Ankunft schreiend und gestikulirend, als wenn man in der Hölle wäre. Der Häuptling nahm uns überaus gut auf und liess sich mehrfach mit vielen seiner Untergebenen pho- tographiren , so dass wir bei diesen gutmühi- gen Menschen einige Tage zubrachten. Da sie jedoch wenig zu essen hatten, nur Fische oder Käferlarven, kein Fleisch geniessen, so war für unsere Magen kein längeres Bleiben hier und wir segelten nach dem Indianerdorfe Zacupana, wo wir von einem Neger, der dort die Guaraunos beherrscht, aufgenommen wur- den, wo aber leider auch der Mangel an Le- bensmitteln fühlbar wurde und wir ausser ei- nem getrockneten Fisch nichts zur Weiterreise 352 erhalten konnten. Um die Samen der seltenen Palme Manicaria saccifera za erhalten, war ich hieher gekommen, jedoch erfuhr ich zu meinem Schrecken , dass diese ganz abwärts von Ori- nocco bei Curiapo und Barima vorkomme, wohin ich noch 4 Tage auf dem Flusse ge- brauchte. Was half es, ich wollte durchaus den Samen haben und so ging es weiter, indem wir uns noch 3 Guarauno als Ruderer mitnahmen, da wir fortwährend Gegenwind halten und keine Segel setzen konnten. Diese Tour nahm an 10 Tage weg und war die mühseligste der ganzen Reise, da wir besonders ohne alle Lebensmittel, einige Tage fast ganz hungern mussten, nur Nachts beim Landen ein kleines Stück getrockneten Fisch zur Nahrung hatten. Die Früchte derManicaria erlangte ich endlich in Menge und ich wäre gern noch weiter vor- gedrungen, hätte nicht der gänzliche Mangel an Nahrungsmitteln jede weitere Reise verbo- ten. Die Indianer, die wir antrafen, halten selbst nichts zu essen und waren froh, wenn sie einen Fisch fingen, den sie sofort roh oder halbroh verzehrien. Unsere 3 Guaraunos fin- gen auch in ihrer Sprache an, über Hunger zu murren, da wegen der eingetretenen Regen- zeit und des Anschwellens der Flüsse wenig oder gar kein Fisch zu erangeln war. Kurz und gut, wir mussten umkehren und kamen über Zacupana , Araguao, Yaya, Barancas, Guayana la vieja, Puerto de tablas nach schrecklich langweiliger Fahrt, da wir Strom und Wind gegen uns hatten, am ersten Juni hier in Ciudad Bolivar wieder an. Zeiler hat von der Reise eine Menge interessanter Photographieen und ich eine gute botanische Ausbeute mitgebracht, von Palmensamen unter andern Mauritia flexuosa, Manicaria saccifera, Astrocaryum 2 div. Species, Guillielma specio- sa, Bactris cuvaro und sacupanensis, Oenocar- Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. pus spec. de Orinocco, Copernicia teelorum Ouearrito u. s. w., alle Sämereien sind reif, sehr gut und frisch. Die ersten Tage meiner Rückkehr benutzte ich, in hiesiger, durch die eingetretene Regen- zeit sehr schön und blühend gewordenen Um- gegend eifrig Pflanzen ete. zu sammeln, um alles bisher erlangte einzupacken und sofort nach Deutschland abzusenden ; da aber mach- ten sich die Nachwehen der Reise so gewal- tig auf meinen Körper geltend, dass ich von einem sehr gefährlichen gastrisch-nervösen Fie- ber so stark heimgesucht wurde, dass mich‘ die Aerzte aufgaben. Am ersten Pfingsttag Nachmittag lag ich ganz allein, da die Wärte- rin eben ausgegangen, im heftigsten Fieberpa- roxismus und wähnte, es wollten Leute mich misshandeln und tödten; letzteres wollte ich daher lieber selbst Ihun, sprang vom Lager und trank, ehe man mich verhindern konnte, ein Glas Schwefelsäure und anderes Gift hin- unter, so dass ica mich innerlich total ver- brannte ; herbeigeeilte Aerzie wandten sogleich Gegenmiltel an und es gelang ihrem eifrigsten Bestreben, mich dem gewissen Tode zu ent-: reissen und insoweit herzustellen, dass ich seit gestern wieder Speisen geniessen und mit dem Verpacken der Pflanzen etc. vorgehen kann: nur meine Stimme ist noch sehr leise. Somit wird meine Sendung um so ‚viel verspä- tet, nun über New - York nach Hamburg bin- nen 14 Tagen abgehen und ich mit nächstem Postschiff Verzeichnisse und Berechnung folgen lassen. ‘* Der Buehhändler Herr C. Friedr. Appun in Bunzlau in Schlesien macht nun bekannt, dass diese Samen sogleich nach ihrer Ankunft vertheilt werden würden und bittet um Auf- träge nebst Angabe der anzulegenden Kauf- summe. — (E. R) . Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) Odontoglossum Lüddemanni Agl.*). Odontoglossum $. 5. Isanthium Lindl. Folia Orchidacea Odoniogl. pag. 15. (Siehe Taf. 275, Fig. 1. d. e. f.) Ein schönes neues Odontoglossum, welches der hiesige Garten als O. ma- ceulatum vom Herrn Lüddemann in Pa- ris erhielt, in dessen Besitz sich der grösste Theil der Orchideen aus der be- rühmten Sammlung von Persatore befin- det. Die Blume gleicht allerdings der des O. maculatum, Kelch und Blumenblätter sind aber viel länger gespitzt und schmä- ler, die Lippe ist in keinen Nagel ver- schmälert, weiss und von durchaus an- dererGestalt, so dass diese Art sogar in eine ganz andere Abtheilung gehört. Un- Sere noch schwache Pflanze trägt läng- liche, zusammengedrückte, zweischnei- dige Scheinknollen und länglich-lanzett- liche, spitze, gekielte Blätter, die viel kürzer als der Blüthenschaft. Dieser letztere ist einfach, am Grunde zwei- schneidig, nach oben nur zusammenge- drückt und stumpfkantig aufrecht, hin und her gebogen, ungefähr 2 Fuss lang, und trägt 7 Blumen. Die Bracteen sind länglich-lanzettlich , kürzer als die Glie- der, reitend, gekielt und schwertförmig zusammengelegt. Blumenblätter alle stark abstehend; die äusseren gleichlang, fast 2 Zoll lang und 1/, Zoll breit, linien-lanzettlich und in eine lange dünne Spitze ausgehend, gelb, am Grunde rothbraun bandirt und nüaneirt, die beiden innern Blumenblät- ter sind etwas kürzer (11/, Zoll lang), mit einem kurzen Nagel versehen, läng- lich-lanzettlich (1/3 Zoll breit), ebenfalls lang gespitzt, und wie die äussern Blu- *) Pseudobulbis oblongis, compressis, aneipitibus; folıis lanceolato-oblongis , carinatis, acu- lis, scapo brevioribus; scapo compresso, basi aneipiti, superne obtusangulo, simpliei, racemo- so; bracleis lineari-lanceolatis, aculis, articulis deinde brevioribus, equitantibus, carinato-condu- plieatis; sepalis lineari-lanceolatis, longe acuminalis, aequalibus; petalis brevioribus breviter un- guieulatis, oblongo-lanceolatis et Ionge acuminalis ; labello indiviso, rhombeo-ovato, basin ver- sus anguslato,, ap'ce Jonge acuminato; appendice in labelli basi lamellis duobus lateralibus ereclis apice truncatis, lamella intermedia carinata , in appendicem rostriformem apice exciso- bidentatam producta; columna tereti, sub apice aurieulis duobus rotundatis. — ZU. 1859. 23 354 menblätter gelb und braunroth gefleckt. Lippe weiss, etwas kürzer als die innern | langer Dauer. — Blumenblätter, oval-rhomboidisch, lang gespitzt und in den Grund verschmälert, weiss und am Grund und der Spitze roth- braun gefleck. Die Schwiele auf dem Lippengrunde besteht aus 2 seitlichen aufrechten, abgerundeten, vorn abgestutz- ten Lamellen und einer kielförmigen | mittleren, die in eine schnabeliörmige vorn zweizähnige Spitze vorgezogen ist. Säulchen stielrund, oben 2 rundliche Oehrchen tragend. Eine sehr schöne Art, die einige Monate lang blühet, in- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dem deren Blumen von ausserordentlich (E. R.) Erklärung von Tafel 275, Fie. 1. Fig.1.a stellt die Scheinknolle mit dem srund- ständigen Blüthenstiele und Fig.1b die Blüthentraube in natürlicher Grösse dar. d ist der vergrösserte Lippengrund mit der Schwiele. e die Griffelsäule vergrössert und f die Anihere vergrössert. — (E. Regel.) b) Malpighia Loddigesii Rgl. *). Rgl. index sem. hort. Petrop. 1857, pag. 54. Grill. 1858, pag. 46. M. aquifolia Lodd. Bot. Cab. tab. 1079. Cav. diss. tab. 236. (Siehe Taf. 275, Fig. 2. a. b. c.) M,arlıp Aug h.isa,c..e ae Ein niedriger Warmhausstrauch aus dem tropischen Amerika, der während eines grossen Theils des Sommers seine niedlichen rosenrothen Blumen in reich- licher Fülle entwickelt und daher in je- dem Warmhaus eine angenehme Er- scheinung sein wird. Derselbe befindet sich in unsern Gärten als M. aquifolia «L. ziemlich verbreitet. — Linne (Spee. pag. 426) gibt folgende Diagnose ,M. foliis lanceolatis dentato- spinosis subtus hispidis und eitirt Plu- mier gen. Vergleichen wir nun Plumier et Burmann pl. am. tab. 168, Fig. 1,|g ' Brennhaaren dicht besetzte Aeste, schmä- welche auch De Candolle (Prodr. I. pag. 578) eitirt, So sehen wir hier einen Sirauch mit ringsum ®tief buchtig gezähnten Blättern, deren Zähne in den aufsitzenden Stachel verschmälert, unge- fähr wie bei Ilex aquifolium, woher Linne auch den Namen genommen. Die ach- selständigen Blumen erscheinen auf die- ser Abbildung ferner herabgebogen. End- lich beschreibt Candolle die M, aqnifo- lium L. mit kahlen Aesten. — Unsere Gartenpflanze, die mit den eitirten Abbildungen von Loddiges und Cavanilles übereinstimmt , besitzt dage- gen mit angedrückten gabelförmigen *) M. ramis foliisque subtus selis urentibus bifidis appressis hispidis; foliis lineari-lanceola- tis, sinuato-subdentalis, apicem versus integris, denlibus muticis v. plerumque seta terminatis; lloribus erectis. I. ‚Originalabhandlungen. lere und (dichter :gestelite Blätter, die am Rande wellig und buchtig und nur flach gezähnt, “Ueber diese Zähne ragt meist die eine Spitze eines Gabelhaares ‚or, dessen andere Spitze nach unten Nerl- gerichtet und der untern Blattfläche an- gedrückt, oder dieses !iaar ist abgefallen, und das stumpflicheZähnchen unbewehrt, Ferner sind die Blätter unserer Pflanze an, der Spitze bis zu 1/4 oder !/, ihrer Länge ganzrandig und ohne jede Zah- nung, während die Blätter der M. aqui- folium auf der Abbildung in Flum. et Burm. bis zur äussersten Spitze sehr auffallend tief buchtig gezähnt erscheinen, und endlich stehen die Blumen unserer Pflanze stets aufrecht, — Hiernach erscheint uns Linne’s M. aquifolia mit der von Plumier abgebil- deten Pflanze identisch, aber verschieden von unserer Gartenpflanze, der wir den Namen von Loddiges beilegen, welcher die beste Abbildung derselben unter M. aquifolia gab. — Unsere Pflanze bildet einen 3 — 5 Fuss hohen Strauch mit dicht gestellten Aesten, von denen die jüngeren, sowie die Unterseite der Blätter mit später ab- fallenden, gabelförmig Ztheiligen ange- drückten Haaren dicht besetzt sind, wel- che beim Anrühren in der Haut sitzen bleiben und hier lange ein empfindliches Jucken veranlassen. Die sehr kurg ge- stielten gegenübeistehenden zweizeiliger. Blätter stehen ziemlich dicht, sind von linear-lanzettlicher Gestalt, am Grunde abgerundet oder fast herzförmig, am Rande wellig und fast buchtig gezäh- nelt, die abgerundeten flachen Zähne tragen auf der Spitze „ein Gabelhaar, dessen eine Spitze emporgerichtet, das aber ebenfalls leicht abfällt, die Spitze des Blattes ist bis zu 1/4 oder 1/, der Blattlänge ganzrandig, die Oberseite des ı.Ueppige Blätter 355 Blattes freudig grün und nur auf der Mittelrippe später abfallende angedrückte Gabelhaare, die Unterseite blassgrün. werden bis 21/, Zoll lang und ?/, Zoll breit, während Plumier’s Abbildung über 3 Zoll lange und bis 2z Zoll breite Blätter zeigt, Blumen aufrecht» achselständig, auf kurzen einzelständi- sen Blüthenstielen, die sich gabel- förmig in Blüthenstielchen verästeln. Sel- ten schlägt einer dieser beiden Blü- thenstielchen fehl und dann erscheint der achselständige Blütkenstiel ein- blumig. Blüthenstielehen und Bläöthen- stiel zusammen viel kürzer als das Blatt, die Blüthenstielehen mitteist Gliecerung dem Blüthenstiei eingefüg* und unter- halb der Mitte abermals gegliedert. An beiden Gliederungen finden sich sehr kleine gegenständige pfriemliche Brac- teolen. Jeder der 5 Lappen des Kelches trägt am Grunde zwei grosse Drüsen. Petalen rosa, genagelt, mit rundlicher gefranzter Platte. 10 am Grunde ver- breiterte und hier verwachsene Staubfä- den, mit aufrechten, zweifächerigen, am Grunde herzförmigen kurzen Antheren, die nach innen mit 2 Längsrissen auf- springen. Drei verwachsene eineiige Fruchtknoten mit 3 freien Griffeln, Es ist das eine Pflanze von leichter Cultur, die wie die Melırzabl der Pflan- zen der Tropen einen lehmigen lockern Boden liebt. Im Winter ruht sie und erhält einen Standort in einem trockenem Hause bei 5 — SOR. Hier wirft sie die Blätter und bleibt 2 -- 3 Monate im Ruhezustande stehen. Im Februar ver- pflanzt man dieselbe und bringt sie in ein wärmeres Haus, wo möglich in ein von unten erwärmtes Beet, wo sie bald üppig treiben und dann den ganzen Som- mer hindurch k’ühen wird. Vermeh- rung durch Stecklinge, zu denen man im Juni die gereiften Sommertriebe 23 * 356 ‚wählt und solche bei 15—18° R. Boden- wärme steckt. — Erklärung der Tafel 275, Fig.2. a. b.e, Fig.2. Ein Zweig von M. Loddigesii. a. Ein Kelch von der Seite, vergrösseıt, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mit den je 2 Drüsen auf jedem Lap- pen. b. Ein einzelner Staubfaden, vergrössert. c, Die 3 verwachsenen Fruchtknolen nebst freien Griffeln „ vergrössert. — (E. R.) c) Passiflora truncata Rgl. *). (Sect. v. Decaloba D. C. Prodr. Ill. pag. 325.) (Siehe Taf. 276.) Brause sata lEourzerate: Eine noch unbeschriebene, mit P. rubra und P. Rohrii verwandte Passiens- blume , die noch durch Riedel aus Bra- silien in den hiesigen Botanischen Gar- ten eingeführt ward. Dieselbe gehört zu den kleinblumigen Arten, ist überall mit kurzen Haaren dicht oder weniger dicht bekleidet und bildet rankende, gestreift- eckige Aeste. Blätter abwechselnd, mit ungefähr 1/, Zoll langen stielrunden Blattstielen, die in ihrer Mitte 2 grosse gegenüberstehende Drüsen tragen. Die Blattfläche ist halb kreisrund , nervig, 11/5 — 2 Zoll lang, 2 — 3 Zoll breit, am Grunde abgerundet oder leicht herz- förmig, vorn gerade abgestutzt und schwach ausgeschweift dreilappig, ober- halb hellgrün und lose kurzhaarig,, un- terhalb blasser dicht kurzhaarig und 6— 12 Drüsen tragend, die beiden Seiten- lappen sind aus der abgerundeten Spitze meist in ein kurzes Spitzchen vorgezo- gen und der kaum vortretende Miittel- lappen an der Spitze ausgerandet. Die achselständigen Ranken unverästelt. Blü- thenstiele achselständig, einzeln oder meist gepaart. ungefähr so lang als der Blattstiel, in der Mitte gegliedert, am Grunde 2—3 kleine pfriemliche Brac- teolen tragend. Die Blumen halten kaum 1 Zoll im Durchmesser, weissgrün. Kelch ohne besondere Hülle, 5theilig, mit schmal-länglichen , stumpfen , 3nervigen ungefähr !/, Zoll langen Lappen. Die Blumenkrone, weiche DeCandolle durch „Innere Kelchlappen“ .bezeichnet, ist öblättrig. Blumenblätter dem Kelchrande eingefügt, wenig kürzer als die Kelch- lappen, ohne deutliche Nerven. Die Fa- denkrone ist 3fach; die äussere Reihe derselben besteht aus gelblichen Fäden, die so lang als die Blumenblätter,, die mittlere Reihe wird aus kurzen, in eine kopfförmige Spitze ausgehenden Fäden gebildet, und die innerste Reihe ist in einen sehr kurzen faltigen Kranz verwachsen. Fünf Staubfäden, welche bis unter die Spitze in eine den Stiel *) P. ramis striato-angulatis; petiolis foliis pedicellisgue breviter puberulis; foliis semi-orbi- - cularibus, trinerviis basi rotundatis v. subeordatis , apice truncalis et vix trilobis, subtus glan- dulosis ; petiolis biglandulosis; pedicellis solitariis geminisve. — l. Originalabhandlungen. des Fruchtknotens umschliessende Röhre verwachsen , mit der freien Spitze da- gegen zurückgebogen sind. Antheren länglich, am Rücken befestigt, zweifäche- rig, der Länge nach aufspringend. Frucht- knoten gestielt, kugelig, kurzhaarig. Grif- fel 3, abstehend mit kopfförmigen Nar- ben. Eine in jedem Warmhause leicht ge- deihende Schlingpflanze, die mit der Mehrzahl der anderen Passionsblumen die gleiche Cultur theilt, — (E. R.) 357 Erklärung von Tafel 276. a. 2 losgetrennte Kelchlappen mit einem zwischen ihnen stehenden Blumenblatt und dem innern und miltleren Kreis der Fadenkrone. Schwach vergrösserl. b. Der gestielle Fruchtknoten. Auf der Spitze desselben die 3 Griffel. Den Stiel desselben umgibt die Staubfädenröhre, die an der Spitze in die zurückgekrümm- ten Spitzen der Staubfäden mit den An- theren ausgeht. Am Grunde der gefal- tete Kranz, der aus der innersten ver- wachsenen Fadenkrone entstanden ist. Schwach vergrössert. 2) Cultur der Vietorla regia. Herr E. Otto theilt einen eigenthüm- lichen Fall in Betreff der Vietoria regia mit, Nachdem im Jahre 1858 die im Botanischen Garten zu Hamburg eulti- virte Pflanze keinen Samen angesetzt hatte, erhielt Herr Otto Samen aus dem Botanischen Garten zu Berlin, welche Ende Januar in kleine Töpfe ausgesäet und in einen Wasserbehälter behufs der Keimung gestellt wurden. Bei übrigens gleicher Cultur und Art des Verpflan- zens wie in früheren Jahren, nahmen alle Pflanzen rasch zu, die stärkste der Pflanzen ward ins Bassin gepflanzt und sedieh auch hier anfangs durchaus gut, als sich plötzlich ein missgebildetes neues Blatt zeigte, dem von nun an nur missgebildete Blätter folgten, die wie zerrissen aussahen und gleichsam nur aus den Rippen bestanden. Die- selbe Erscheinung zeigten auch 6 — 8 jüngere nicht verpflanzte Pflanzen. Das in’s Bassin eingepflanzte Exemplar ward nun durch ein anderes ersetzt, das an- fangs kräftig wuchs, später aber die gleiche Erscheinung zeigte. Einen Grund konnte Herr E. Otto zu dieser Erscheinung nicht auffinden, denn die Wurzeln waren vollkommen gesund. — Es dürfte sich diese eigenthümliche Erscheinung bis jetzt noch nirgends ge- zeigt haben. Ob vielleicht ein Insekt, welches die jungen Blätter noch im. Knosnenzustande angreift, die Ursache war ? | Die Vietoria, der man anfänglich 'be- müht war, überall kleinere oder grössere Bassins zu erbauen, wird jetzt immer weniger gezogen, da sie nicht blos eine ganz besonders vorsichtige Anzucht und weitere Cultur erheischt, sondern sehr häufig auch keinen Samen trägt, so dass: dadurch die eigene Anzucht erschwert wird und Versendung von Pflanzen immer ihr Missliches hat. In Russland wird diese Pflanze jetzt nur noch im Botani- schen Garten zu St. Petersburg erzogen und dann ist im Garten des Grafen Uwa- roff zu.Poretsch, der unter der umsich- tigen Leitung des Hrn. Tittelbach steht, kürzlich für diese Pflanze ein Gewächs- 358 haus erbauet werden. Die glückliche Cultur dieser Pflanze hängt aber hier unterm 60.0 nördl. Br. gänzlich davon ab, dass man schon Mitte December gute Samen der Erde übergeben kann, um bis Mitte Mai starke grosse Pflan- zen erzogen zu haben , die schon Mitte Juli ihre Blumen zu entwickeln begin- nen, Die erste Pflanze, welche hier blühle, kam als Pflanze aus Riga an, und trug im gleichen Sommer Blumen und Sa- men, Im Jahre 1855 bilühte die Vic- toria wieder aus jenem, vom Jahre 1854 selbstgewonnenen Samen, trug aber keine Samen. Im Winter 1856 wurden einige Samen vom Jahre 1854 ausgesäet, wel- che aber nicht keimten, Zahlreiche aus Deutschland bezogene Samen kamen alle verdorben hier an, In Wasser oder feuchtem Schlamme, wie solche versen- det werden müssen, eingehüllt, erfroren sie stets auf der Reise und kamen voll- ständig getödtet an. Es blieb nun noch der Versuch zu machen übrig, lebende Pflanzen im Frühling kommen zu las- sen. In ganz Russland ward keine sol- che Pflanze mehr ceultivirt. Wir erhiel- ten durch die Gefälligkeit des Herrn C. Bouch& aus dem Berliner Garten und vom Herrn E. Otto aus Hamburg Pilan- zen. Trotz der sorgfältigsten Verpackung litten dieselben aber doch auf der Reise, so dass die anscheinend noch gesunden Blätter, ins Wasser gebracht, sich bald auflösten und aus dem Herzen sich nur noch ein Blättchen 1 Zoll hoch erhob, dann aber dessen Stiel und die ganze Pilanze in Fäulniss überging. — Erst im Juli kam eine starke Pflanze aus dem Berliner Garten gesund an, wuchs wei- ter, zeigte aber keine Blumen mehr, da hier schon vor Ende September das kräftige Wachsthum scelcher Kinder der Tropen zum Stillstehen kommt. Im Jahre Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 1857 wiederholten sich im Winter und Sommer die gleichen Bemühungen‘, um zeitig eine Victoria pflanzen’ zu können, aber auch erst Mitte Sommer kam eine Pflanze lebend an, woraus uns hervor- geht, dass nicht die Dauer der Reise hierher die Pflanzen tödtete, sondern vielmehr der Einfluss niederer Tempera- turgrade zu Anfang des Sommers. Im Winter 1857—1358 erhielten wir endlich aus dem Botanischen Garten zu Berlin Samen, die durch Vermittlung von seiner H. Excell. Herrn Ba:sn von Meyendorff und der K. Russ. Gesandt- schaft in Berlin einem Courier überge- ben wurden, der solche schon Anfang December in der Brusttasche und unter dem Pelze hierher brachte. Von diesen Samen keimten 10 P’üanzen, von denen eine im Sommer 1:58 in’s Bassin ge- pflanzt, Blätter bis zu 7 Fuss Durch- messer bildete und schon im Juli ihre Blumen zu entwickeln begann. Die er- ste Blume war noch nicht ganz vollkom- men, die zweite aber schon in voller Grösse. Beide wurden befruchtet. Die erste Blume setzte nur schlecht an, die zweite entwickelte eine sehr vollkom- mene Kapsel. Die folgenden Blumen wurden geschnitten, um solche Ihren Majestäten zu präsentiren, und spätere Blumen konnten uns keinen Samen mehr ansetzen. Die Vietorien-Cultur schien uns von Neuem durch Gewinnung guter Samen gesichert, als kurz vor der Reife die Wasserraiten, welche in Petersburg in unvertilgbarer Menge leben, gerade die grössere Kapsel Nachts aus dem Was- ser herausholten und mit allen Samen als theuere Leckerbissen verspeisten *). Po *) Auch den Samenkapseln der Euryale und Nymphaeen geben sie nach und die Knol- I. Die kleinere Kapsel brachte nur weni- ge und kleine Samen. Diese wurden im December ausgesäet, keim’en aber nicht, worauf wir im Februar 1859 aber- mals Samen aus Berlin erhielten, wel-, che unter gleicher Vorsicht gut anka- men, aber .nicht keimten, Dieselben blieben bei uns im Wasser liegen und Ende September dieses Jahres zeigten einige derselben zu spät und zu früh Keime. Sehr wahrscheinlich hatten diese Samen schon längere Zeit in Berlin zum Keimen im Wasser gelegen. Im Juni erhielten wir abermals durch Herrn C. Bouche’s Güte 2 Pflanzen, beide aber wuchsen nicht und so ward in diesem Jahre die Victorien - Cultur ganz aufgegeben. Samen, die uns be- reits jetzt (Ende October) aus Berlin zu- gegangen, scheinen gut angekommen zu sein und so hätten wir wied>r Aussicht, die Victoria im nächsten Jahre bei uns blühen zu sehen. Die Schwierigkeiten überblickend, len der Nymphaeen wühlten sie aus dem nas- sen Schlamm heraus, und holten solche spä- ter sogar unter dem Wasser hervor. — Originalabhandluangen. 359 welche bei uns der Cultur dieser Rie- senpflanze des Amazonenstroms sich ent- gegenstellen, theilen wir im Uebrigen die Ansicht des Herrn E, Otto, dass wenn einmal das Unglück es wollte, dass in keinem Garten Europa’s an der Vic- toria Samen reifen sollten, diese herr- liche Pflanze wieder aus den Gärten ver- schwinden dürfte. Die früher von meh- reren Seiten empfohlene Ueberwinterung alter Pflanzen haben wir sowohl in der ‘früher mitgetheilten Weise, sowie mit in Töpfen stehenden Pflanzen versucht, aber keine Pflanze durch den Winter bringen können. Anzucht von Samen ist und bleibt also das einzige Mittel, die Pflanze zu erhalten. Zweijährige Samen, sowohl solche , die in Wasser, | wie solche, die in Glyeirrhin aufbewahrt | worden, keimten bei uns nicht. Welche Resultate hat man an anderen Orten mit solchen erhalten? Mit dem ausgezeichnetsten Erfolg auf dem Continent hat bis jetzt der Bo- tanische Garten in Berlin unter der um- sichtigen Leitung des Herrn C. Bou- ch& die Victoria eultivirt. — . (E. R.) 3) Vertilgung Es ist in den letzten Jahren schon wiederholt darauf hingewiesen worden, dass Ungeziefer in grösseren Massen als früher auftrete. Wir glauben, dass dem nicht so ist, sondern dass jede Zeit ihre Flage habe und gehabt habe, dass aber die der Gegenwart gemeiniglich aus sehr natürlichen Gründen, gerade als die schlimmste erscheint. Andererseits hat man in früheren Zeiten den kleinen Fein- den unserer Oulturpflanzen, sowohl aus der Pflanzen- als der Thierwelt nicht der Blattläuse. die Aufmerksamkeit, wie jetzt, geschenkt und eo lernt man immer mehr derselben kennen, je mehr beobachtet wird. Herr W. Richter theilt in Neubert's Ma- gazin einen Fall mit, wo seine Gurken- und Melonen-Pflanzen so von Läusen befallen wurden, dass solche allmälig hinsiechten. Nicht Reinigung , nicht schwache Räucherung mit Tabak, nicht Absud von Tabak, nicht Inseetenpulver oder Absud davon wollten helfen. Da ward Tabaksstaub, den Herr Richter 360 aus einer Fabrik sehr billis erhalten konnte, trocken und massenhaft ange- wendet, und die Läuse verschwanden. Herr Richter wirft schliesslich die Frage auf, woher kommen die Blattläuse, ent- stehen sie aus dem krankhaft veränder- ten Saft der Pflanzen, wie Viele anneh- men, oder liegt der Keim derselben in der Erde. Herr Neubert, der Redactor des deutschen Magazins, in dem dieser Fall besprochen ist, widmet dieser Frage einen langen Artikel, der in dem uns vorliegenden 8. Hefte noch nicht einmal beendigt ist. In dieser Besprechung wird mit dem Bandwurm angefangen, dann auf.die schnelle Vermehrung der Blatt- läuse übergegangen, aber die Blattläuse selbst eigentlich mehr nur als eine Folge eines kränklichen Zustandes der Pflanze betrachtet, wenngleich sie durch ge- schlechtliche Vermehrung entständen, — Wir haben schon mehrfach die un- richtige noch immer weitverbreitete An- sicht, die Blattläuse entständen aus ver- dorbenen Pflanzensäften, eine Ansicht, welche die Forschung schon lange wider- legt hat, bekämpft. Die Fortpflanzung der Blattläuse zeigt viele Abweichungen, gegenüber der anderer Insekten. In den einen Gat- tungen legt das befruchtete Mutter-Indi- viduum nur Eier. Die aus diesen Eiern entschlüpfenden Jungen gebären nun bis auf 6 — 20 Generationen hinaus, ohne jede weitere Befruchtung lebendige un- geflügelte und geflügelte Junge, und diese ‘vermehren sich wieder in gleicher Weise, bis endlich diese merkwürdige Fruchtbarkeit, die man durch Ammen- Wirthschaft bezeichnet hat, wiederum erlischt und erneute Befruchtung statt- finden muss. Eine einzige befruchtete weibliche Blattlaus kann auf diese Weise binnen kurzer Zeit die Stammmutter von Millionen von Nachkommen werden. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Diese Art der Fortpflanzung findet nun gerade bei der ächten Blattlaus (Aphis) statt. Würde die Natur diesen kleinen Thierchen nicht zahlreiche Feinde ent- gegengestellt oder in gewisser Weise deren Ausbreitung beschränkt haben, sv würde bald gar keine Cultur wegen Zunahme des Ungeziefers mehr mög- lich sein. Die Vermehrung dieses Thierchens steht nun aber glücklicher Weise in ganz directem Verhältnisse zu deren Ernäh- rung. Nur wo sie Pflanzen oder Pflan- zentheile finden, die sich zur Ernährung derselben eignen oder gleichsam zu sol- cher vorbereitet sind, können sie sich so schnell fortpflanzer. Auf zu ihrer Ernährung ungenügende Pflanzen oder Pflanzentheile gebracht, sterben sie bald, ohne fernere Fortpflanzung zu zeigen. Wenn Neubert die Pflanzenläuse deshalb eine Folge der Krankheit der Pilanze nennt, so ist das nur für ein- zelne bestimmte Fälle wahr , im Allge- meinen dagegen nicht richtig, denn Pflan- zenläuse erscheinen sowohl im Freien, wie im Gewächshause auch an durchaus gesunden Pflanzen massenhaft, Betrach- ten wir in dieser Beziehung einige Fälle specieller. Fine Camellie mit gesunden, alten, ausgebildeten Blättern wird selten die ihr eigenthümliche schwarze Blattlaus zeigen. Sowie aber aus dem alten Stamm oder den Aesten junge Triebe ausbre- chen, oder überhaupt neuer Trieb sich zeigt, so finden sich auf den jüngsten Trieben diese Blattläuse oft gleich mas- senhaft ein, während die alten Blätter kaum eine Spur derselben beherbergen. Ist das nun Krankheitszustand®? — Ge- wiss nicht! aber es kann ein solcher dar- aus hervorgehen, wenn die jungen Triebe nicht durch Reinigung oder wiederholte Räucherung von den Läusen befreit —IEj- Ater 7 E-9 Ctontoplassun Laatenansne Gl Ga 2.0-C Madpgpfa II GG EL 1 I. Originalabhandlungen. werden, indem die Läuse das junge Laub allenthalben anstechen und eine Verkrüppelung der Blätter, kleine Fleck- chen, und wenn nicht geholfen wird, ei- nen durchaus kränklichen Trieb und in weiterer Folge auch kranke Wurzel- spitzen bedingen. Es sind hier also be- stimmt die Läuse nicht Folge, sondern Ursaehe der Krankheit. Der für ihr Fortkommen präparirte Boden ist aber das junge weichere Laub und Sten- gel. Aehnliche Verhältnisse im Freien. finden sich Man denke an die Hollun- der-, Stachelbeer -, Johannisbeer-, Bir- nen-, Apfel - Laus ete. Die Blattläuse finden sich da auf oder unter den Blät- tern des jungen Triebes ein und verur- sachen, wenr sie hier verbleiben , bla- sige Erhabenheiten, kränkliche Entwick- lung ete. am Blatt. Im Freien wirken aber der Factoren zur Vertilgung die- ses Ungezieiers verhältnissmässig viel mehr, als da sind, kalte Regen und Stürme zur Zeit ihrer Entwicklung, zahl- reiche grosse und kleine Feinde dersel- ben und endlich schnelle Vollendung und Erhärtung des Triebes, in Folge dessen die Angriffe der Blattläuse schädlich werden. In Folge dessen hat man bald Jahre, in denen mehr, und wieder andere , in denen weniger Unge- ziefer auftritt. Im Gewächshaus ist die- ses anders. Da erscheint das Ungezie- fer, je nach den Verhältnissen, die die Cultur gerade erheischt, in grösserer oder geringerer -Menge. Ausserdem ist es richtig, dass Pflanzen, die unter höhe- ren Temperaturen unter Mangel von frischer Luft getrieben werden, wässeri- gere zartere Triebe bilden, die dem Un- geziefer einen sehr willkommenen Boden Uun- 361 zur Entwicklung bieten, in Folge dessen die Pflanzen erkranken. Das Gleiche ist der Fall bei Pflanzen, die überhaupt schon eine kränkliche Entwicklung zei- gen und in diesen Fällen ist die Ueber- handnahme der Läuse allerdings Folge anormaler Entwickelung oder Kranheits- zustandes. Hieraus geht also hervor, dass Blatt- läuse sowohl Ursache als Folge von Krankheitserscheinungen und Culturver- hältnissen sein können. — Mittel werden in neuerer Zeit, na- mentlich von England aus, vielfach in Form von präparirten Pulvern etc. aus- geboten. Bei Pflanzen, die es vertragen können, ist eine wiederholte Räucherung in Gewächshäusern das beste Mittel. Eine einmalige Räucherung tödtet meist die kleinere Brut nicht, die sich bald wieder entwickelt, weshalb diese Opera- tion wiederholt werden muss. Inseeten- puiver, wenn es ächt ist, hilft , trocken angewendet. wie als Absud oder als De- stillat, vortrefflich gegen jede Art von Ungeziefer, ohne Schaden zu thun. Man klagt so allgemein iiber Verfälschung, über zu hohen Preis ete., warum hat man noch nicht die Cultur im Grossen dieser nützlichen Pflanze probirt. Beide Arten, Pyrethrum roseum und carneum sind vollkommen hart, ihre Cultur könnte keine Schwierigkeit haben und müsste sich sehr gut verinteressiren! Auch eine Lauge aus Asche, Tabaksasche und schwarzer Seife und Ueberspritzen mit solcher ist ein vortreffliches Mittel. Der vom Herrn Richter empfohlene Tabaks- staub verdient allenthalben da volle Be- achtung, wo derselbe in Fabriken zu ınäs- sigen Preisen erhalten werden kann. (E. Regel.) Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. 4) Nachrichten aus Oesterreich. Die K. K. Landwirthschafts - Gesell- schaft in Wien geht wieder einen Schritt weiter. Nachdem sie im vorigen Jahre einen Drainage - Ingenieur angestellt, wurde endlich beschlossen, am 1. Ja- auar 1860 die Wein- und Obstbauschule zu eröffnen. In Arenstein’s Allg. L. u. F. Zeitung wird der Concurs zur Besetzung der bezüglichen Directorstelle ausgeschrieben. Die Schule wird im Chorherren - Stifte, Kloster Neuburg, 1 Stunde von Wien, untergebracht, wo alle nöthisen Räumlichkeiten für Woh- nungen, Keller, Presse, Binderei und Laboratorium, Wein- und Obstgärten, Reb- und Baumschulen etc. ete. zuge- wiesen werden. Die Oberleitung der Schule führt der Prälat des Stiftes und daher ist der Director der Schule dem- selben untergeordnet. Dieser hat die Aufsicht und den Unterricht in der Schule und die Leitung aller praktischen Arbei- ten, dann ist er auch zur Verrichtung der den Weinbau oder die Kellerbehandlung und Verwerthung des Weines betreffen- den Geschäfte verpflichtet, welche ihm vom Stifte übertragen werden; nur die deutschen Schulgegenstände und der Religionsunterricht, dann die Ausführung der praktischen Arbeiten sind andern Individuen übertragen. Ferner hat er auch die gestifteten 12 Zöglinge ge- gen entsprechende Entschädigung zu ver- pflegen. Auch der ungarische Landwirth- schaftsverein in Pest hat den Concurs aus- geschrieben bezüglich einer Inspectors- stelle bei dem Weingarten und der Baum- schule des Vereins. Dieser Inspeetor hat als Beamter des Vereins inner gewissen Grenzen unabhängig und unter eigener Verantwortung zu handeln, Er hat die Cultur und Erhaltung der Reb- und Baumschule zu leiten. dann praktischen und theoretischen Unterricht behufs Auf- ziehung von Winzern und Nutzgärtnern zu ertheilen, und hat auch den Muster- keller zu überwachen, Ausser einer jährlichen Besoldung von 1200 fl., mit ‚allfälliger Erhöhung erhält der Inspector ‚auch freie Wohnung und aus dem Rein- 'ertrage der Baumschule und des Wein- 'gartens auch noch den vierten Theil. — ‚In Ungarn bestehen schon seit einigen Jahren mehrere Weinhandels-Gesellsehaf- ten — auch in Steiermark, in Tyrol, — nun hat sich in Wien eine weitere ge- bildet, unter der Firma, „Wien-Pester Weinhandel-Gesellschaft,‘“ nachdem man schon seit mehr als einem Jahre daran gearbeitet. Diese Gesellschaft findet ihren Hauptzweck darin, den Export der Weine nach Russland, Türkei, Egypten Schweden, Amerika zu ermöglichen; die Zollvereinsländer, die in Folge ihrer Einfuhrzölle geschlossen sind, gänzlich zu umgehen; ausserdem wird auch sorg- sames Auge auf die Verwerthung der Wein-Nebenproducte sowie auf Verbrei- tung besserer Kenntnisse über dieWein- behandlung im Keller, getragen. Das Gesellschafts-Capital ist auf 2 Millionen, mit allfälliger Erhöhung auf 3 Millionen Gulden beantragt und diese Summe ist dureh Actien von je 500 fl. gedeckt. — Geschäfts - Bureaux mit grossen wohlas- sortirten Weinlagern werden in Wien und Pest eröffnet; Agentien im In- und Ausland werden naclı Bedarf errich- tet. Für die im Frühjahr 1860 —: in der zweiten Hälfte April zu veranstal- tende Ausstellung, — wurde von der Obst-, Wein- und Gartenbau-Bection der Il. Originalabhandlungen K. K. Mähr. Schles. Ges. für Ackerbau, Natur- und Landeskunde in Brünn, schon das Progamm veröffentlicht. Gegenstände der Ausstellung sind: Obst des Vorjah- res im frischen und trockenen Zustande, ® .. .> ? LU | getriebenes Frühobst, überwintertes, con- | servirtes und getriebenes Gemüse , Blu- 363 men und Zierpflanzea jeder Art, Garten- ‚werkzeuge und Geräthe eic. ete. Beson- ders wird der Wunsch zuszesprochen, ein vollständiges Bild des Gartenbaues, wenigstens der nächsten Umgebung von Frünn zu eriangen | S—r) Nacehschrift der Redaetion. Wir können nicht umhin, darauf hin- zuweisen, dass aus diesen Nachrichten zu aller Freude hervorgeht, dass auch in: Oesterreich rüstig an Hebung von Land- und Gartenbau gearbeitet wird, und dass namentlich Gesellschaften die höhere und bessere Verwerthung der Bodenproducte übernehmen. Sichere und gute Verwerthung der Bodenproducte ist und bleibt das sicherste Mittel zur schnellen Hebung der Productions- fähigkeit. Damit hai z. B. der Land- bau im Innern Russlands zu kämpfen, wo die Producte des: Bodens noch bei- spiellos billig sind, ohne einen sichern Markt zu finden. Ob aber ein Klostergut und ein geist- | licher Chef der geeigneiste Ort und die beste Direetion zur Entwicklung einer landwirthschaftlichen Schule sind. das muss erst die Zukunft lehren. (E. BR.) 5) Bemerkungen über Pfianzen des Kaiserlichen Botanischen Gartens in St. Petersburg. 1) Actinostemon angustifolius Kl. in | men einzeln, ohne kelchartige Hülle ge- herb. reg. Berol. Die Gaitung Actinostemon ward von Martius aufgestellt und von Klotzsch in Wiegm. Arch. Jahrg. 41, pag. 184 nä- her festgestellt. Sie steht der Gattung Sebastiania nahe (s. Taf. 274), unter- scheidet sich aber durch männliche Blu- menähren, wo eine lineare abfallende drüsenlose Bractee je 3 — 5 männli- che Blumen stützt, von denen jede ein- zelne aus, 3 — 12 bis unterhalb der Spitze verwachsenen Staubfäden besteht, die keine Spur von kleineren Schüpp- chen zeigen, dagegen in der Mitte ge- gliedert erscheinen. Die weiblichen Blu- stielt. A. angustifolius Kl. erzogen wir ebenfalls aus durch Riedel aus Brasilien eingesendeten Samen. Es ist mit dem von Klotzsch (Wiegm. Arch. 1. e. tab. VIII. fig. D.) abgebildeten A. grandifo- lius sehr nahe verwandt. Beide Arten sind, soviel uns bekannt, von Klotseh bis jetzt noch nirgends beschrieben, wes- halb wir deren Charakteristik geben wollen. Ein stark verästelter, immer- grüner kahler Strauch von 3 — 6 Fuss Höhe. Blätter abwrehselne, mit kurzem 1—-2 Linien langem Blattstiel, verkehrt länglich oder länglich verkehrt-oval, im- 364 mergrün, nach dem Grunde zu keilför- mig verschmälert, aber am Grunde selbst schmal herzförmig, an der Spitze stumpf oder spitz, am Rande ganzrandig und leichtwellig, unterhalb am Grunde bei- derseits von der Mittelrippe mit 1 — 2 zusammengedrängten Drüsen , 21), — 4 Zoll lang und 1 — 1!/, Zoli breit. Blü- thenähren auf den Spitzen der Seiten- ästcehen. In der Achse] jeder Bractee 3 männliche Blumen, mit 3 — 6 unter- einander verwachsenen Staubfäden. A. grandifolius Kl., der mit A. acuminatus Kl. zusammenfällt, unterscheidet sich durch längeren, 3 — 6 Linien langen Blattstiel, an der Spitze mehr oder we- niger zugespitzte Blätter, welche unter- halb am Grunde beiderseits von der Mit- telrippe mit 2 — 3 kleineren, von ein- ander entfernten Drüsen besetzt sind.— 2) Brassia Jostiana Rehb. fil. (Siehe Gartenflora 1854, tab. 100.) Ein Exemplar, das der hiesige Garten aus der Sammlung von Pescatore durch Herrn Lüddemann erhielt, blühte Mitte September dieses Jahres. Dasselbe weicht von der eitirten Abbildung nur durch den Lippenschnitt ab, der dem der B. Lanceana Lindl. gleichkommt: Färbung, Länge der äusseren Blüthen- hüllblätter, Schwiele stimmt auf der Lippe mit Reichenbachs Abbildung überein. Wir haben schon wiederholt die An- sicht geäussert, dass sehr wahrscheinlich auf den Schnitt der Lippe, Bildung der Schwiele, Färbung ete. der tropischen Orchideen bis jetzt bei Feststellung der Arten zu viel Gewicht gelegt ward. Je mehr derselben in Gärten ein- wandern, je mehr zeigt es sich, dass die direet eingeführten Pilanzen der gleichen Art in dieser Beziehung grössere oder geringere Abweichungen von dem ur- sprünglich festgestellten Typus zeigen. unseren Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. Warum sollte dies auch nicht der Fall sein, so fragen wir mit. vollem Rechte. Betrachten wir z.B. die Formen, die in diesen Beziehungen manche unserer ein- heimischen Orchideen zeigen, wie z. B. O. militaris und O. fusca, so lässt sich ähnliches auch von den tropischen Or- chideen erwarten. Je vollständiger in dieser Beziehung mit der Zeit das Ma- terial wird, das unsere Gärten zum Stu- dium der tropischen Orchideen liefern» je mehr dürfte man im Laufe der Zeit berechtigt sein, die Zahl der Arten zu verringern. So bilden z. B. schon jetzt Br. maculata R. Br., Br. guttata Lindl. (Wrayae Hook.), Br. Lanceana Lindl., Br. Jostiana Rchb. fill. und Br. Gireou- diana Rchb. fil. einen Formenkreis, der vielleicht einmal wieder zu einer Art zusammenfallen wird. Abgesehen davon gehört die Br. Jo- stiana zu den sehr empfehlenswerthen dankbar blühenden Arten. — 3) Begonia Porteriana Fisch. Mey. Lall. Dies ist von den kleinblumigen annuellen Arten noch die, welche am ehesten Cultur verdient, indem die Blät- ter durch die rothen Borsten auf ihrer Oberseite eigenthümlich und decorativ sind. Auch die kleinen weissen Blumen erscheinen dankbar. Beschrieben im In- dex VIII. sem, horti Petropolitani und pag. 36 von Klotzsch’s Begoniaceen. Herr Dr. Klotsch hat diese Art bei Begonia stehen lassen. Die männlichen Blumen derselben besitzen meist nur 2 Blumenblätter, seltener 3 und noch seltener 4. Es bildet mithin diese Art den Uebergang zu den nach unserer Ansicht ganz unhaltbaren Gattungen Mosehkowitzia und Donaldia , die sich von Begonia nur durch 2blätterige männ- liche Blumen unterscheiden sollen, denn dass die Griffeläste von Donaldia noch eine Windung mehr zeigen als bei Mosch- 1. Originalabhandlungen. kowitzia, ist ein Unterschied, den auch Klotzsch bei den ächten Begonien nicht als einen generischen Unterschied fest- hielt. Das Geschrei gegen Klotzsch’s Be- goniaceen-Gattungen, gewöhnlich mit ei- nem Schwall von Redensarten ohne in- nern Grund gebracht, hat in den Augen jedes Einsichtigen wenig Gewicht. Wir haben schon früher zugegeben, dass Klotzsch bei der Bildung seiner Gattun- gen der Begoniaceen zu weit gegangen ist und dass wohl manche der von ihm aufgestellten Gattungen wieder eingehen muss, Dagegen ist der Grund, dass die Begonien alle einen Habitus theilen, gar keiner gegen eine natürliche Tren- nung in Genera, Die Aehnlichkeit in der Tracht muss vorhanden sein, weil die Begonien eine natürliche Familie bilden. Dagegen gibt es in den Gren- zen dieser allgemeinen Aehnlichkeit auch wieder auffallerd typische Verschieden- heiten, die wenn sie in richtiges Einver- ständniss mit den von Kiotzsch zum Theil zur Trennung benutzten Charak- teren gebracht werden, auch gute und natürliche Gattungen begründen werden. Klotzsch gebührt das Verdienst, dazu den Weg gebahnt zu haben. Lichen war früher auch der Gattungsname für die Mehrzahl der Flechten. Wer glaubt noch, dass diese alle eine Gattung bil- den. (E. R.) 4) Heliotropium suaveolens M. B. Suppl. pag. 116. D. C. Prodr. IX. pag. 535. Ledb, fl. ross. III., pag. 99. — Dieses liebliche einjährige Pflänz- chen wächst in der Krim und den cau- casischen Provinzen wild. Dasselbe wird 1, — 1 Fuss hoch, der aufrechte Sten- gel verästelt sich mehr oder weniger und trägt an Stengeln und Blättern ei- nen kurzen Filz, aus dem einzelne län- gere Haare hervorsehen. Blätter ab- 365 wechselnd oder gegenständig, gestielt, elliptisch - oval, ganzrandig, stumpflich oder spitz, fiedernervig. Die Blumen stehen in spitzenständigen, zurückgerollt- einseitigen, gepaarten, oder zu 3 stehen- den Trauben. Kelche zottig behaart mit pfriemlichen, der Blumenröhre fast gleichlangen Lappen. Blumenkrone blen- dend weiss, im Schlunde gelb, mit ab- stehendem 5lappigem, 3/, Zoll im Durch- messer haltendem Saume, Die Blumen vereinigen sich zur Zeit der Blüthe zu schönen grossen Bouquets und besitzen einen äusserst feinen Wohl- geruch, der an den der Vanille und des Apfels zugleich erinnert. — Soviel uns bekannt, ist diese schöne und zur allgemeinen Cultur zu empfeh- tende Pflanze noch nicht in Cultur. Sie gleicht in der Tracht demH. europaeum, besitzt aber noch einmal so grosse Blu- men und einen feinen Wohlgeruch, der jenem fehlt. In einem leichten sandigen Boden dürfte diese Pflanze gleich im Frühling ins freie Land ausgesäet, auch als Bor- dürenpflanze ete. verwendet werden kön- nen. In schwerern Bodenarten der Same gleich der anderer einjähri- ger Pflanzen im Fensterkasten ausge- säet werden und dann werden die jun- gen Pflanzen später ausgepflanzt. Liebt einen durchaus sonnigen Standort und eignet sich auch zur Topfeultur. — Der hiesige Garten erhielt Samen dieser schönen Pflanze durch Herrn Owerin aus Tiflis. — muss (E. R.) 5) Sphaerostigma bistortum Walp. (Rep, I., p. 77.) Es ist das die von Nuttall in Torrey und Gray’s Flora von Nordamerika I., pag. 508 als Oenothera bistorta beschriebene Pflanze. Sie ist nahe verwandt dem Sph, cheiranthifolium Fisch. Mey. einer alten Gartenpflanze, 366 die schon tab. 1040 voa Lindiey im Bot. Register als Oenothera cheiranthi- folia Hornm. abgebildet ward. Es ist eine einjährige Pflanze Cali- forniens mit nach allen Seiten niederlie- genden kurzbehaarten Aesten. Die un- tersten Blätter sind linear, die Stengel- blätter sitzend , oval-lanzettlich, zuge- spitzt, mit einzelnen scharfen Zähnen. Blumen achselständig, leuchtend gold- gelb, 3/, Zoll im Durchmesser, — ll. 1) Pelargonium Marie Massinon, Garibaldi, Md. Tasson, Hortense Parent, Comte Hai- naui, L. d’horli- eulture pratigue, redigirt von Funck, gibt die Das Journal Nootens. Abbildung dieser neuen Pelargonien, die vom ! Herrn Simandre zu Ixelles gezogen worden sind. Naeh der uns vo sind wirklich ausgezeichnete genden Zeichnung alles Blumen, gleich ausgezeichnet durch die Grösse und Rundung der Blumen, sowie dureh die leb- hafte und gleichmässige Färbung und Zeich- nung der Blumenblälter. Wir dass nach der Abbildung uns diese Pelargo- nien wirklich bis jelzt bekannien lünf- fleckigen oder Odier - Pelargonien au Schön- heit zu überireffen scheinen. 2) Cyrtopodium Engelii Karst.; Orchideae. — In den Gebirgen von Merida von Franz Engel gesammelt und dem C. punctatum zu- nächst Unterscheidet sich durch kürzere Knollen, kleinere zurückgekrümmte Deckblätier und durch längere, lanzeltförmige Kelch - und Kronenblätler. — Scheinknullen kegelförmig; Blätter lanzeltlich, zugespitzt; Blülhenstand rispig ;, Bracteen gross zurückgekrümmt. Beich- und Blumenblätler lanzettlich , spitz, wellig, wie die Bracteen gelbgrün und bräunlich gefleckt; Lippe gena- gelt, tief dreilappig; Seitenlappen verkehrt-oval, schief, aufrecht, kürzer als der Miltellappen; Mittellappen halb scheibenförmig, an der Spitze ausgeschnitten, am Rande höckerig, mit am wiederholen, alle verwandt. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ward als ausgezeichnete Neuigkeit in dem letzten Sommer von mehreren Handelsgärtaereien unter dem Namen Oenothera bistorta Veitchiana vertheilt. Für Botanische Gärten interessant, aus den Blumengärten wird sie ebenso schnell verschwinden, wie Sph. cheiranthifolium wieder aus denselben verschwunden ist. — (E. R.) Neue Zierpflanzen. Grunde schwieliger Scheibenfläche. Die Fär- bung der Lippe ist gelblich, am Grunde der Schwiele finden sich Streifen. der Rand der Lappen ist rölhlich-braun und ausserdem ein- zelne bräunliche Flecken als Zeichnung. Blühte ‚in der Gärtnerei von Allardt in Berlin. schmälere, | (Wochenschrift f. Gärtn.) 3) Neue Pflanzen des Herrn Yan Houtte. Auf der Pflanzen-Ausstellung in Gent war nach Journale die Einsendung neuer Pflanzen vom Herrn Van Houtie der Glanzpunkt der Ausstellung. Als neue heriliche Decoraionspflanzen werden 6 verschiedene Abarten von B. Rex gerühmt, näm- lich B. Rex leopard'na, B.Rex elegans, B. ar- den Berichten verschiedener gentea triumphaus, B. argeniea vielorialis, B. argeniea pulcherrima und B. hyorida nitida. Die B. argentea pulcherrima sol! die schön- ste von alten sein und aus einer Befruchtung B. Rex B. enistanden sein. Zwei Formen von Acer polymorphum aus Japan . nämlich A. polymorphum_ disseeium fol. variessatis und Ace- polymorphum palma- tum alsopurpureum, waren in ihrer Art eben- so ausgezeichnet. Der erstere ders=]ben be- siizt blaugrüne, rosa gerandele Blätter. Cype- us alternifo'ius fol. variegalis soll eine rei- Decoralionsplanze sein. Unter den Baumfarren zeichnete sich beson- Alsophila contaminans aus Java von mit Lazuli zende seltenen ders die aus. 4) Dracontium asperum C. Koch. Es ist I. Neue Zierpflanzen. 367 die unter dem Namen Amorphophallus surinamensis verbreitele Pflanze. Kürzlich kaın dieselbe beim Hrn. Blass zu Elberfeld in Blüthe und ward vom Herrn C. Koch un- tersucht und zur Gatlung Dracontium gezogen. Der Blatistiel ist von spitzen Wärzchen rauh, hellgrün und bräunlich marmoriri. Bläiter fin- gerförmig 3 — Stheilig und die einzelnen Theile ungleich gefiedert; Seilennerven des Blailes wenige , fast einfach, parallel und von einander enilernt. Blüthenstiel schlank, wenig länger als die Blüthenscheide , scharf, braun gescheckt. Griffel so lang als die Staubfäden. Das nah verwandie Dr. polyphyllum L. un- terscheidet sich durch einen glalten, später braun gescheckten Blaitstiel , äslige Seitenner- ven der Bjätlchen und einen Blüthenstiel, der kurz und diek und viel kürzer als die Blü- thenscheide , sowie durch sehr langen Griffel. (©. Koch in Wochenschrift für Gärtn.) 5) Senecio Faarfugium ©. Koch. Dieser ward im Juniheft der Gartenflora abgebildet unter dem irrig beigeseizten Namen C. H. Schultz als Autor. Hrn. Prof. ©. Koch in Berlin gebührt das Veilienst, diese Pflanze als Erster genau wiierencht und sie der Gai- tung Senecio zugetl.eiit zu kaben. In Nr. 27 des arsien Jahres der Wochenschrift für Gärt- ners: veröffentlichte \. Koch einen ausführli- chen Arike, über diese Pflanze, was wir hier- das mit bericnügend gern nachtragen. — Diese Rose Hamburg. 6) Aosa Furiuneane Lind. blühlte im Botanischen Nach einer Mitileilung in der vorlveiflichen AJamburger Gäarien- und Biumenzeitung vom Aerrn E. Oo, ähneli sie den Banksia - Rosen und eignet sich wegen ihres kräftigen und schnellen Wuchses gut zur Bekleidung von Spalieren und Mauern. In Deutschland , sie im Topfe cultiviri werden muss, scheint sie nur selien und spärlich zu blühen. Ein veredeltes Exemplar entwickelte im lelzten Sommer einige gelblich - weisse halbgefüllte Blumen. 7) Argyrophanes Behriü Schlchtd.; Com- positae. Eine Immortelle Südaustraliens, die auch als Chrysocephalum Behrianum Sond, und Heliplerum Behrii F. Müll, in den Gärten verbreitet ward. Bildet enen 2 — 3 Fuss Garien in wo hohen, zarten Strauch, der auf den Spitzen seiner Zweige Zoll grosse, rein weisse Siroh- blumen irägt. (Hambrg. Grizig.) 8) Mutisia Clematis L. fil.; Compositae. — Wächst in den Cordilleren von Bogota in ei- ner Höhe von 9 — 10000 Fuss über dem Meere. Eine Schlingpflanze temperirte Haus wit gefiederten Blättern und scharlachro- then Blüthenköpfen. Sie ist der M. grandi- flora, die schon in Cultur ist, jedenfalls sehr Die Gattung Mutisia ward vom Sohn des grossen Linne aufgestellt, und trägt den Namen nach einem spanischen Arzi Mutis, der zu Santa de Bogota einen Bolani- schen Garten anlegte und viele Pflanzen, darun- ter auch die Mutisia Clematis anLinne sandte. (Wochenschrift für Gärtn.) 9) Crescentia regalis Linden.; Crescen- tieae. Die Crescentien sind Bäume des tropi- schen Amerika’s, mit grossen Früchten, die Kürbissen ähnlich sehen. Sie sind zunächst mit Gesneriaceen verwandi. Die vorstehende Art wird von Linden als schöne neue Blatt- pflanze empfohlen, indem deren Blätter zuge- spitzt-spathelförmig,, lederarlig, ungezähnt, bis 3 Fuss lang und 9 Zoll breit. (Lind. Cat.) 10) Gomphia Theophrasta Pl.; Terebin- thineae. Sträucher des tropischen Amerika’s aus der Verwandtschaft von Ochna, Amyris, Quassia etc. Die vorstehende Art ward Linden im Staate Tabasco entdeckt, trägt lanzeitliche bis 2 Fuss lange Blätier, die kurz gestielt, am Rande gezähnelt und wegen ihrer Aehnlichkeii mit Theophrastz gab Planchon dieser Pflanze den oben bezeichnelen Namen. Blumen klein, gelb, in kurzen zoıllangen Risven. (Line. Tat.) 11) Maranta Portexnc Linden. Im süd- lichen Theile der Provinz Bahia in Brasilien in den Wäldern des Rio dos Ilheos vom Rei- senden Porte entdecki und in Cultur gebracht. Verwandt der Calathea ‘usciata Rgl. et Körn. (Phrynium Koch.) Biäier langgestielt, mit weissen Binden versehen, Unterfläche braun- roth gefärbt. (Lind. Cat.) 12) Musa glauca Linden. den Gebirgen Ceylons. lanzeitförmig , zugespitzt. für’s nahe verwandt. von Stammt Blätter lang gestielt, Oberseite derselben aus 368 schwach blaugrün, Unterseite pulverig weiss- lich. Der Blattstiel trägt dunkelrothe Flecken, 13) Philodendron fenestratum Linden. Eine decorative Aroidee aus den südlichen Provin- durch Ghiesbreght eingeführt. Eine kletternde Pflanze mit grossen eiförmigen Blättern, die zwischen den Nerven grosse Löcher tragen. Vielleicht identisch mit Mon- stera deliciosa Liebm. ‘(Linden Cat.) 14) Jacguinia smaragdina Planchon; Myr- sineae. Ein immergrüner Strauch aus den tie- fen Schluchten der Gebirge der Staates Ta- basco. Die eiförmigen Blätter zugespitzt, in Quirlen , oberhalb kahl , unterhalb mit steifen Haaren besetzt. zen Mexico’s Blumen smaragdgrün. — (Linden Cat.) 15) Oreopanax peltatum Linden. Eine Ara- liacee aus Mexico. Blätter lederartig, dreilap- pig, unbehaart, schildförmig. — 16) Ahopala australis Linden ; Proteaceae. Stammt aus den südlichen Provinzen Brasi- liens. Eine decorative Art mit fiederschnittigen Blältern, welche überhängen. Verwandt der R. corcovadensis. Ein rostfarbener Filz deckt alle Theile der Pflanze verholzten Stengels. Blättchen raulenförmig. (Linden Cat.) 17) Rhopala glaucophylla Linden. Von dem Reisenden Porte in den höchsten Gebir- gen der Sierra de Pica in der Provinz St. Paul Brasiliens entdeckt. der R. Jonghii. Blätter die jüngern Theile mit Ausnahme des Verwandt fiederschnitiig und wie des Stengels mit einem rölhlich-blaugrünem Ueberzuge versehen. (Linden, Cat.) 18) Clavija latifolia ©. Koch. Wir sehen aus Nr. 14 der Wochenschrift für Gartenbau, die uns jetzt erst in die Hände kommt, dass C. Koch unter C. latifolia eine Theophrasta beschrieben hat, die mit unserer ©. Riedeliana jedenfalls sehr nahe verwandt ist. Getrennt- geschlechtliche Blumen, armblüthigere zwitterige Blülhentrauben mit bedeutend kürzer gestielten Blütchen, wimperige Kelchzipfel und bis 4 Zoll lange männliche Blüthentrauben scheinen unsere Pflanze noch zu unterscheiden. Soll- ten jedoch beide Arten idenlisch sein, so wä- ren zwar die Namen gleichzeitig gegeben, der von Koch gegebene Name aber früher veröf- jentlicht. Bei der unausgesetzten Thätigkeit, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mit der ©. Koch arbeitet, dürften wir uns wohl noch öfters begegnen in unsern Arbeiten. (E. R.) 19) Theophrasta imperialis Linden. Diese schöne Decorationspflanze ward schon im Jahre 1849 von Libon aus Brasilien, wo sie in ei- ner 3000 Fuss hohen Gebirgskeite jenseits des Coreovada wächst, in den Garten des Herrn de Jonghe in Brüssel eingeführt. Später führte auch Linden die Pflanze ein und verbreitete sie zuerst in den Gärten. — (Wochenschrift für Gärtn.) 20) Zimantophyllum cyrtandriflorum Lindl, (Imantophyllum.) Ein Bastard zwischen H. Ai- tonii Hook. (Clivia nobilis Lindl.) und H. mi- niatum Hook., der in einem blühenden Exem- plar auf der Frühlingsausstellung in Berlin ausgestellt war. (Wochenschrift für Gärtn.) 21) Lithoxylon Lindleyi C. Koch; Eu- (Securinega nitida Lindl.) Ein Strauch von der Insel Bourbon mit sehr Bildet einen hübschen Strauch, mit grossen länglich-keillörmigen immergrünen Blättern. Blumen weiss, auf '% — °'a Zoll langen Stielen in den Blattachseln zusammen- (Wochenschrift für Gärtn.) Myrta- Stammt aus Java und ward durch den des Botanischen Gartens in Buitenzorg Herrn Teysmann in Cul- tur gebracht und den Gärten Hollands zuge- sendet. Blätter schmal-länglich,, freudig grün, 1'% Fuss lang und 5 — 6 Zoll breit. Blu- men rosaroth, in Büscheln aus den obersten phorbiaceae. — hartem Holze. gehäuft. 22) Jambosa lanceolata Korth.; taceae. — verdienten Vorsteher Aesten entspringend. (Flore des jard. des Pays-Bas.) 23) Ferdinanda sitae. — Eine vorı Warscewiez aus Columbien in Cultur gebrachte Blattpflanze, die sich gleich gut zur Decoration des Warmhauses, wie zum Auspflanzen während des Sommers in’s freie Land eignet. Die von langen Stielen geira- genen dreieckig - rundlichen Blälter von grau- grünerFarbe werden bis 2 Fuss lan und 1'Jz Fuss breit. €. Aoch beschrieb die gleiche Pflanze als Cosmophyllum cacaliaefolium und Lemaire als Dicalymna fragrans. (Wochenschrift für Gärtn.) 24) Gymnogramme Stelzneri C. Koch. Eine Bastardform zwischen den weiss- und gold- eminens Cav.; Composi- Tassıflora Leuscala Al. 17, I. Neue Zierpflanzen. farben bestäubten Gymnogrammen, die der G. Martensii ähnlich, an den Spitzen der Fie- derblättchen aber eine eigenthümliche mon- ströse Wucherung zeigt. Von dem Obergärt- ner im Yan Houtte’schen Etablissement , Herrn Stelzner erzogen. (Wochenschrift f. Gärtn.) 25) Dracaenopsis callocoma H. Wendl. So nennt Wendland die Cordyline indivisa der Gärten und gibt in der Botanischen Zeitung die Beschreibung nach einem Exemplare, wel- ches im Garten zu Herrenhausen zur Blüthe kam. 26) Neue Erdbeeren. Die Revue horticole empfiehlt einige Erdbeeren als excellente neue Erzeugnisse des Herrn Denis Graindorge in Bagnolet, es sind dieses folgende: Madame Louesse. Die Pflanze trägt zahlreiche Ranken, hellgrüne unterhalb leicht wollige Blätter, lange Blüthenstiele, die 5 — 6 Blumen von milllerer Grösse tragen. Früchte sehr gross, von einem zarten Roth, die zuerst reifenden sind breiter als lang, ab- geplattet und unregelmässig, die folgenden abgerundet und eiförmig. DasFleisch ist rosa, aprikosenartig, zuckerig, wohlriechend. Eine halbfrühe sehr tragbare Sorte. Fraise Madame Collonge. Ranken. Blätter dunkelgrün, auf der Unter- seite stark wollig. Die langen Blüthenstiele tragen 8 — 10 kleine Blumen. Früchte gross, schön rosenroth, und zeigen die beiden For- men der vorhergehenden Sorte bei noch be- deutenderen Grössenverhältnissen , indem die ersten Früchte bis 2 Zoll breit und 1!% Zoll lang werden. Fleisch fest, weisslich-rosa, zuckerig, wohlriechend, saflig. Eine frühe sehr reichtragende Sorte, die sich auch zur Treiberei eignet. — Fraise Besitzt wenig Fraise Prince imperial. Eine vorzüg- liche, schon seit 2 Jahren bekannte Sorte. Blätter zart grün. Die fast kahlen Blüthen- stiele tragen 5 — 6 grosse Blumen. Früchte gross, tief scharlachroth gefärbt und die For- men und Grösse der vorhergehenden Art zei- gend. Fleisch roth, sehr saftig und duftend. Eine sehr frühe, zur Treiberei vorzüglich ge- eignele Sorte. 27) Trymalium daphnoides Reiss. Eine Rhamnee, die von F. Müller aus Südaustra- lien in Culiur eingeführt ward. Aehnelt dem AI. 1859, 369 Trymalium fragrans und der Pomaderris phy- lieifolia und bildet einen ziemlich hohen Strauch , der wenige abstehende Aeste bildet. Die kleinen unscheinbaren Blumen sitzen in den Achseln der obersten rundlichen oder umgekehrt-eilörmigen Blätter, welche auf bei- den Seiten mit einem silberglänzendem Ueber- zug von seidigen Haaren versehen sind, so dass sie Büscheln von Blumen gleichen. Die mehr nur nach unten stehenden Blätter nur auf der Unterseite silberhaarig. Eine Kalthaus- pflanze, die im Botanischen Garten zu Berlin eultivirt wird. (Wochenschrift für Gärtn.) 28) Vanilla lutescens Mog. Tand. Eine neue Vanille mit gelben Blumen; aus der Um- gegend von La Guayra in Columbien. Herr Condert in Bordeaux erhielt dieselbe im Jahre 1851 und von ihm bekam sie der Gärtner der medicinischen Academie in Paris, Herr Riviere der solche zuerst zur Blülhe brachte, so dass sie von Herrn Moquin-Tandon als neue Art erkannt und beschrieben werden konnte. Der dicke kletternde Stengel ist mit aus fast herz- förmigem Grunde ovalen, zugespitzten Blättern, deren Spitze anfangs einwärts gebogen ist, besetzt. Blumen gelb, ungefähr 5 Zoll im Durchmesser, in kurzen, 6 — 8blumigen Trau- ben. Die Blättchen der Blüthenhülle länglich- lanzeitlich, fast spathelförmig , stumpf; Lippe, zusammengerollt, der verlängerten Griffelsäule angewachsen, mit abstehendem, fast zurück- gebogenem Saume, der kurz zweitheilig und am Rande ungleich und wellig gezähnt. Frucht (im Verhältniss zu den andern Arten der Gat- tung) dick, gebogen, ungleich 3seilig, am Grunde und der Spitze plötzlich zugespitzt. (Duchartre im Februarheft 1859 des Journal de la societe imperiale et centrale d’horticulture a Paris mit Abbildung.) 29) Pyrethrum Willemoti Duchartr. Eine ausdauernde harte Perennie, die Herr Wille- mot aus der Gegend von Tiflis erhalten hat. Wie das P. roseum und carneum sollen auch die Blüthenköpfe dieser Pflanze zur Be- reitung des Insektenpulvers benutzt werden. Dasselbe ist mit P. elongatum Fisch. Mey. zunächst verwandt. Es bildet einen dichten Rasen, aus dem 11% — 2? Fuss hohe Blü- ihenstengel hervortreiben und ist überall mit weichen Haaren dicht besetzt, welche oft 24 370: als weisslicher Ueberzug Die Stengel nach dem Grunde zu mit einzelnen Blältern besetzt und hier auch einfach ästelt, nach der Spitze zu dagegen kahl und in einen langen, auf der Spitze einen einzel- nen Blüthenkopf tragenden Blüthenstiel über- gehend, Die unteren Blätter gross, bis 2/3 Zoll lang, lang gestielt, fiederschnitlig ; Fiederlap- pen 7 — 9, abwechselnd, nach oben verbrei- tert, ungleich und lief, vornehmlich an dem unteren Rande gelappt; die Lappen tragen vorn grosse zugespitze Zähne. Die obern Blätter weniger getheilt und die obersten li- erscheinen. ver- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nien-lanzeitlich und ganzrandig. Blüthenstiele gefurcht, wenige kleine lineare, in die Schup- pen der Blüthenhülle allmälig übergehende Blätichen tragend. Blüthenköpfe mit: weissen Strahlenblumen und gelben röhrigen Schein- blumen. Schuppen der Blüthenhülle linear, ziegeldachförmig , äussere spitz, innere stumpf und breit gerandet. Fruchtknoten halbkuglig, nackt. Früchtehen kahl, 5rippig; die des Strahls zusammengedrückt. Pappus kurz, be- cherförmig, ausgefressen gezähnelt. (Journal de la soe. centr. d’hort. März 1859, mit Abbildung.) IM. Notizen. 4)UeberBodentemperatur. Lindley zeigt, dass jedePflanze ihre besondere Boden- temperatur verlange, je nach dein Klima aus dem sie stammt. Es gibt Pflanzen , die schon bei !/° Bodenwärme wachsen und selbst für die | ‚inländische Production an Rübenzucker ge- wärmsten der Pflanzen der Tropen ist eine Bodenwärme von 25° R. das Maximum. Als schlagendes Beispiel führt Lindley Nelumbium speciosum und luteum Ersteres blühet nur dann, wenn das Wasser eine Temperatur von ungefähr 24° R. erhält; das Leiztere ent- wickelt bei so hohen Temperalurgraden nur Blätter und keine Blumen. Erniedrigt man aber die Temperatur des Wassers auf 18!/,0 R., dann bildet auch N. luteum Blumen. (Gard. Mag.) an. 2) Zuckerverbrauch. Der Zucker- verbrauch in Europa, den Vereinigten Staaten, Australien, und an der Westküste des ameri- kanischen Continents betrug im Jahre 1858 ungefähr 1,700,000 Tonnen an Colonialzucker und 392,000 Tonnen an Rübenzucker, der in Europa produecirt wurde. Die Production des Rübenzuckers hat sich binnen 15 Jahren in Europa fast verzehnfacht. Am bedeutendsten ist sie in Frankreich, wo 1858 im Ganzen 145,468 Tonnen produeirt wurden. Der deut- sche Zollverein producirte 125,000 Tonnen und Russland nur 300 Tonnen. Diesem aus der Bonplandia entnom- menem Artikel fügen wir noch hinzu, dass Russland vor ungefähr 10 Jahren jährlich 3,500,000 Pud Colonial-Zucker einführte und im letzten Jahre nur 500,000 Pud. Der Aus- fall von 3 Millionen Pud wird also durch die deckt. Da nun auch der Verbrauch an Zucker hier jährlich wächst, so würde Russland jetzt schon an 50,000 Tonnen Rübenzucker produ- eiren. Der Aubau der Zuceker-Runkelrübe wird aber voraussichtlich im Innern des Lan- des im Laufe der Zeit immer mehr zunehmen so dass Russlands Zucker-Production im Laufe der Zeit den Bedarf Europa’s an Zucker gros- sentheils wird decken können. (E. R.) 3) Den Fall der Früchte an Obst- bäumen zu verhindern. Das Abfallen der Früchte an den Obstbäumen tritt sehr häufig in solchen Jahren ein, wo der Boden im Untergrunde in Folge langer Trockenheit des vergangenen Jahres nicht die gehörige Bodenfeuchtigkeit mehr hat. Man hilft in die- sem Falle einfach durch einzelne Löcher, die ınan rings um den Baum mit dem Locheisen machen und wiederliolt mit Wasser oder dün- ner Jauche füllen lässt. Die Bäume werden hierdurch ungemein gekräfiigt und halten die Früchte nicht nur besser, sondern bilden sie auch vollkommener aus. (Ann, d. Pr. Landwirthschaft.). II. Notizen. Nachschrift. Das Abfallen der jungen Früchte und selbst Unfruchtbarkeit in Folge kümmerlichen Wachs- thums sind häufig Folgen ungenügender Er- nährung des Obsibaums. Diese kann aber ei- nerseits in jedem Boden in Folge langer Trockenheit durch ungenügende Bodenfeuch- tigkeit bedingt werden, — sie kann aber auch andrerseits überhaupt die Folge ungenügender Ernährung sein. Wie manche Obstanlage, die früher im gedeihlichsten Zustande sich befand, siecht später allmälig hin. Gewöhnlich be- gnügt man sich, dieses durch das Alter der Bäume, ungeeigneten Boden, schädlichen Un- tergrund ele. zu erklären. Am häufigsten aber dürfte Erschöpfung des Bodens an allen dem Obstbaum nölhigen Stoffen der eigentliche Grund sein. Betrachten wir die Verhältnisse, unter denen viele der grössten einst blühen- den Obstgärten vegeliren , etwas näher, dann nimmt man wohl jährlich vom Obstbaume die schönen Früchte, dann mäht man das unter demselben wachsende Gras einige Male im Jahre, dann recht man im Frühling und Herbst das gefallene Laub zusammen und seizt es auf Composthaufen. Das ausgeschnittene Holz oder alte gefällte Bäume, die durch junge er- 'setzt werden, sie werden als Brennmaterial beruizt und so nimmt man jährlich in reich- licher Menge die Producte des Bodens vom Obstgarten. — Was aber erhält der Boden, der seit einer langen Reihe von Jahren diese Producte fleis- sig getragen, dagegen zurück? — Wenig oder gar nichts ist die Antworl gerade für sol- che Obstanlagen, die früher gedeihlich stan- den, nun aber zurück gehen. Höchstens be- kommt das Gras jährlich eine leichte Dün- gung, mittelst im Herbste oberflächlich ausge- breiteten Düngers, der ebensoviel seiner Nah- rungssioffe an die Luft, als an den Boden ab- gibt, sofern man nicht schon gui gefaulten al- ten Dünger, der mehrere Jahre auf Haufen stand, dazu verwendet. Aber auch die oberflächliche , sehr zweck- mässige Düngung mit gefaultem Dünger oder Composterde ist mehr nur eine Düngung für das Gras. denn dem tiefer wurzelnden Baume kommt wenig davon zu gute, sondern die 371 durch den Regen ausgelaugten Düngstoffe werden schon von den Kräutern der Gras- decke verzehrt und verwendet. In der Tiefe wird der Boden aber von Jahr zu Jahr ärmer an den Stoffen, welche dem Baume zur Be- förderung eines kräfliigen Triebes , zur Ausbil- dung kräfliger Triebe nothwendig. Die Beob- achtung zeigt bald, welche Bäume vorzugs- weise imWuchse zurückbleiben und welchen vor allem durch eine zweckmässige Düngung zu Hilfe gekommen werden muss. Eine solche Düngung kann nun in Form flüssigen Düngers im Frühling oder Herbst’in der oben bezeich- neten Weise gegeben werden. Dauernder wird man aber helfen , indem in gemessener Entfernung um den Baum, je nach der Grösse desselben *) entweder Gräben von 1— 3 Fuss Tiefe oder ringsum ein [ussbreiter Gra- ben aufgeworfen wird, in welche man entwe- der eine fette Composterde legt, oder in die man die ausgeworfene Erde, vermischt mit Dünger wiederum einfüllt. Kräfligerer Wuchs und erneuele Fruchibarkeit werden die Folgen einer solchen Operation sein. (ER) 4) Flüssiger Dünger. Ein Corre- spondent des Gardener’s Chronicle stellt die Frage: „ob auch Coniferen zu düngen seien? und reiht daran viele sehr richtige Bemerkun- gen. Zunächst zeigt er, dass wir über viele sol- cher Fragen jetzt noch nicht viel mehr wis- sen, als vor 20 Jahren. Er zeigt, dass Ericen in Folge eines Gusses mit stark verdünnter Auflösung von Taubenmist, Kuhdünger oder Guano üppig und gut wachsen, sofern ihnen dieser Guss zur Zeit des Wachsihums gereicht werde, dass sie aber zu Grunde gehen, wenn man selbst nur Kuhdünger auf den Ballen derselben legt. Ebenso habe er Farren, Orchi- deen, Azaleen und Coniferen mit Vortheil mit flüssigem Dünger behandelt, sowie er wisse, dass dies in vielen der bedeutendsten Handels- —— wird dann wenn er den zarteren Baumes vorzüglich zugeführt *) Der eingegrabene Dünger am meisten helfen , Wurzeln des wird. 24° 372 - gärtnereien Englands geschehe, die auf diese Weise namentlich die jungen Topfexemplare von Coniferen behandelten. In Bezug auf die verschiedenartige Einwir- kung des flüssigen und festen Düngers, glaubt dieser Fragesteller, dass die schädlichen Stoffe des Düngers bei der Auflösung im Wasser enifernt würden. Nach unserer Ansicht liegt aber der grosse und wichtige Unterschied von fester und flüssiger Düngung darin, dass man den flüssigen Dünger zu einer Zeit anwenden kann, wenn die Pflanze wächst und solchen gebraucht, — während die Anwendung des festen Düngers dies nicht in dem Grade er- laubt. Ferner kann durch flüssige Düngung eine durchaus unschädliche Auflösung allen Wurzeln gleichmässig zugeführt werden, wäh- rend dies die Anwendung des festen Düngers, namentlich wenn dieser wie in dem angeführ- tem Beispiele von oben aufgelegt wird, nicht in dem Maasse möglich macht. Auch bei gleichmässiger Vermengung mit der Erde hat man im Anfange eine zu starke und zuletzt zu schwache Wirkung, wenn man auf diese Weise einer Pflanze die gleiche Düngermenge geben wollte, die man ihr nach und nach mit dem Dungguss unbeschadet zuführen kann. Es bleibt daher nach unserer Ansicht die An- wendung des flüssigen Düngers für feinere Topfgewächse die einzige rationelle Art der Düngung. Als fernere Beispiele von zarteren Pflan- zen, denen. man durch Zumischung von festem Dünger nur schaden würde, denen aber eine flüssige Düngung zur Zeit des kräfligen Trie- bes in gehöriger Verdünnung gereicht, sehr zu- träglich ist, nennen wir Orchideen, kräftig wach- sende Farren, die zartern Marantaceen etc. So sahen wir z. B. kützlich die Maranta Warsce- wiezii in dem Garten Sr. Kaiserlichen Hoheit, des Grossfürsten Constantin Nicolajewilsch zu Strelna,, unter der umsichtigen Pflege unseres erfahrenen Freundes, des Hrn. Ruck, in einer Grösse und Ueppigkeit, wie wir bis jetzt glaub- ten, dass diese schöne Pflanze nicht erzogen werden könnte, denn die Stengel und Blätter derselben halten die Grösse einer üppigen M. zebrina erhalten. Standort im feuchten Warmhause , häufiges Verpflanzen in eine lockere lehmige Rasenerde und Düngung mit- Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. telst verdünnter Kuhjauche war die Behand- lung, unter der diese sonst difficile Pflanze diese Grössenverhältnisse erhalten hat. (E. R.) 5) Mitielgegen den Weinpilzin Treibereien. Her F. Stange, der Obergärtner des Hrn. Schiller in Hamburg bemerkt, dass man das Schwefeln in Wein- häusern und Weinkästen gemeiniglich nur sehr schwierig anwenden könne, indem man dieSchwefelblüthe nicht zwischen Glas und die dicht darunter liegenden Blälter bringen könne. Dagegen habe er den Weinpilz dadurch voll- ständig vernichtet, dass er Abends, nachdem die Fenster geschlossen, so viel Schwefel auf Kohlen verbrannt habe, bis ihm selbst der Qualm in allen ‚Theilen des Kastens unange- nehm geworden sei. Den folgenden Tag ward diese Operation noch einmal wiederholt und in Folge dessen ward der schon weit entwickelte Weinpilz gänzlich gelödlet, ohne dass dem Weinstocke selbst Schaden zugefügt wurde. (Hambrg. Grtztg.) 6) Rhabarber, die besten Sorten zum Anbau desselben. Herr v, Spreckel- sen zeigt in einem Artikel in der Hamburger Gartenzeitung, dass nur diejenigen Rhabarber- sorten mil röthlichen Blattstielen zu den bes- seren gehören, dass dagegen alle jene mit grünen weniger zart und aromalisch seien. Als Geschmack die edelste und beste Sorte nennt er den neuen aromalischen Rhabarber, welcher aber nur sehr kurze Blattstiele trägt und daher weniger erträglich im ist. Als sehr erträgliche und doch noch feine Sorte wird Myaill’s Linnaeus genannt. Mit- chell’s Royal Albert soll auch noch eine ganz gute, wenn gleich nicht so erträgliche Sorte sein und der vielgerüähmte Myalt’s Vic- toria gehöre zu den Sorten, die man in Ham- burg wieder aus denGärten zu werfen beginne, da er grasgrüne,, sauere und grobe Blatistiele besitze. Der einzige Vorzug dieser letzteren Sorte sind die grossen und dicken Blaltstengel die er treibt. — Ueber Bereitung und Anbau des Rhabar- bers haben wir schon oft geschrieben und erklären von Neuem, dass der Rhabarber eine der empfehlenswerthesten Pflanzen für den Küchengarten ist, der so höchst angenehmes Product zu einer Zeit im Frühling liefert, wo M. Notizen. im Freien noch kein anderes Gemüse, als Spinat, zeiligt. Es werden bekanntlich nur die Blatistengel benutzt. Nachdem das angegos- sene Wasser aufgekocht, wird es abgegossen, um mit ihm die zu starke Säure zu entfernen, dann werden sie in ihrem eigenen Safte ge- kocht und als Compot etc. genossen. Der Rhabarber verlangt einen tiefen fruchtbaren Boden und wird einige Fuss von einander entfernt gepflanzt. Auch bei Petersburg ist derselbe noch vollkommen hart und ebenso als erträgliche wie gesunde Speise zu em- pfehlen. Immer steht dem allgemeinen An- bau dieser nützlichen Pflanze das Vorurtheil noch entgegen, das sich an den Namen Rha- barber knüpft. Die Stengel des Rhabarbers besitzen aber durchaus keinerlei purgirende Wirkung und können sogar von Freunden der Säure voh genossen werden. Samen dieser neuen Sorten bietet das berühmte Geschäft von Ernst und v. Spreckelsen in Hamburg an. (E. R.) 7) Der Botanische Garten in Ham- burg ist im Jahre 1819 durch Professor Lehmann auf einem gepachteten Stück Land gegründet. Anfangs war Hoilsen, von 1820 an aber Öhlendorff Gärtner. Im Jahre 1820 ward der jetzige Platz vom Staate dazu be- stimmt und im Jahre 1821 bezogen und be- pflanzt. Die Anlage des Gartens selbst ward als Privatsache betrachtet, durch freiwillige Beiträge gedeckt und von Seiten des Staates wurde nur eine Unterstülzung dieses Unterneh- mens bewilligt und dagegen ’dem Institute be- stimmte Verpflichtungen aufgelegt. (Hambrg. Griztg.) 8) Mittel gegen Insecten und Lar- ven. Herr Leteillier empfiehlt folgendes Mit- tel: Man koche in 1 Litre Wasser A Gram- mes rolhe amerikanische Pottasche, 4 Gram- mes Schwefelblüthe und 4 Grammes Seife. Durch Eintauchen und Bespritzen werden alle Insecten getödtet, ohne dass die Pflan- zen leiden. Wenn man die doppelte Por- tion Sehwefelblühe und Pottasche nimmt, wird das Mittel viel kräftiger und lassen sich durch solches die Larven von Maikäfern im Boden tödten. Man macht zu diesem Zwecke mit einem Stock ein Loch in den Boden und 373 und giesst die Mischung ein. Die Pflanzen sollen nie dadurch leiden. (Journ. de la soc. imp. et centrale d’hortieulture 1858, p. 675.) 9) Manila- Hanf. Unter diesem Na- wird durch Newyorker und Londo- ein men ner Handlungshäuser vorzüglicher Faserstoff in grossen (Quantitä- ten in Europa eingeführt. Derselbe stammt jedoch keineswegs Hanfpflanze, sondern von einer Musa, der M. Troglodyta- rum texlilias, welche bei uns nur in Warm- häusern gezogen werden kann, womit sich der schon gemachte Vorschlag, den Manila- Hanf auch in Deutschland anzubauen, von selbst beantwortet. In Manila nennt man die Pflanze sowie den von ihr gewonnenen Faserstoff Abaca. Sie wächst auf den Philippinen allenthalben wild, wird aber auch in einzelnen Gegenden im Grossen angebauet. Bei der ersten An- pflanzung setzt man die Pflanzen 8 Fuss weit auseinander. Nach 2 Jahren kann der Haupt- stengel der gesetzten Pflanzen zur Hanfberei- tung geschnitten werden. Derselbe hat aber inzwischen aus seinem Grunde eine Menge von Schösslingen gebildet, welche die alte Pflanze ersetzen und so kann ein solches Feld 10— 12 Jahre lang benutzt werden, bis es gänzlich verwachsen ist und eine neue An- pflanzung gemacht werden muss. Der Ertrag ist daher ein sehr grosser. Die Schafte errei- chen die Höhe von 9 — 12 Fuss und einen Durchmesser von 6 Zoll. Sobald der Blüthen- schaft erscheint, schneidet man sie über der Erde ab, entfernt die mächligen Blälter, die den Büffeln zum Futter dienen und lässt die Schafte einige Tage zur Fermentation liegen, worauf sie zur Hanfbereitnung benutzt werden. Die Philippinen produeiren jährlich an 450000 Centner dieses Stoffes. (Labhart in der Vierteljahrsschr. der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich.) 10) Das Esparto-Gras (Macrochloa tenacissima). Das Esparto-Gras wächst in Spa- nien und ist für einzelne Gegenden jenes Lan- des von ziemlicher Wichtigkeit. Südlich von Valeneja bedeckt es auf dürrem, sterilem, un- eultivirtem Boden oft mehrere Quadratmeilen. Die weiten, baumlosen ebenen oder hügeligen in neuester Zeit von einer 374 Strecken haben ein höchst ödes trauriges Aus- sehen. Dasselbe wächst in einzelnen dichten Büschen, die jedoch den Boden nicht gänz- lich decken. Die 1!/, Fuss langen Blätter sind schmal und zähe, von lederartiger Beschaffen- heit, und dauern länger als ein Jahr. Nur die jüngern Blätter sind zarter und werden von den Schafen noch gefressen. Blumenrispen, die von weitem einem gelblichen Federbüschel gleichen, erscheinen verhältnissmässig selten. Schon Plinius erwähnt dieses Gras unter dem Namen Spartum und erzählt, dass es in Spanien zur Anfertigung von Stricken und Matten gebraucht werde. Wirklich enthalten die Blätter desselben einen festen Faserstoff und bedingen seinen Nutzen. Die einjährigen Blätter werden im Frühlinge geschnitten und entweder einfach an der Luft getrocknet uud dann verarbeitet oder abwechselnd in’s Wasser und an die Sonne gelegt, um solche zu bleichen. Die einfach gelrockneten Blätter sind graulich-grün und werden gemeiniglich von den Einsamm- lern selbst zu einem groben Flechtwerk ver- wendet, wie zu Stricken, Matten, Körben, San- dalen ele. Mittelst des Röstens und Bleichens erhalten sie eine grössere Zähigkeit und Ela- stieität. Man verlerligt aus ihnen in diesem Zustande Stricke, Körbe, Netze, Matten, Schuhe, Geflechte für Sessel etc. Zu den feinsten Flechtwerken werden die Blätter nach dem Rösten und Bleichen noch Schlägeln geklopft. In diesem Zustande flieht man aus ihnen feine Körbehen, Cigarrenetuis, Matten und andere Gegenstände, in die mit ge- färbten Espartoblättern die Muster eingeflochten werden. Solche Matlen dienen zu ebenso schönen als dauerhaften Teppichen, die man in Spanien vielfach fin- det. Die Seile, welche aus ihnen geflochten werden, sind billiger und eben so zähe als Haniseile. Sowohl im rohen Zustande, wie zu Malten und Tauen geflochten bildet das Esparto-Gras einen wichtigen Export- Artikel aus Spanien, von wo es nach Frankreich, England, Italien und Amerika versendet wird. Nach Deutschland ist es in den lelzten Jahren mehrfach Pierdehaaren ähnlich verar- mit hölzernen verschiedensten Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. beitet und wie diese in Stränge geflochten, in gefärbtem Zustande gekommen. In dieser Form dient es zur Füllung von Matrazen und Sesseln. Ueber Hamburg soll es unter dem Namen Silitra (?) in letzterer Form eingeführt worden sein. (Frei nach einem Referat von Dr. Willkomm.) 7) Zoologische Akklimatisa- tions-@Gesellschaft in Paris. Die Akklimatisations-Gesellschaft in Paris hat vom Kaiser im Boi des Bologne ein Areal angewie- sen erhalten , um hier einen Akklimatisalions- Garten für Thiere anzulegen. — Die Gesell- schaft zählt schon jetzt über 2000 Mitglieder. Es beschäftigt sich diese Gesellschaft aber auch mit der Einführung neuer Nutzgewächse, um nicht den zu vielen Missdeutungen Anlass ge- benden Ausdruck: Akklimatisation von Nutzgewächsen zu gebrauchen. Auf das Jahr 1861 hat sie einen Preis von 1500 Fr. für die Einführung der Cultur und Akklimati- sation des Chinarinden- Baums in Frankreich oder dessen Colonien in Europa ausgestellt und für das Jahr 1862 einen andern Preis von 500 Fr. für die Erzeugung neuer Sorten der chinesischen Batate von leichterer Cultur. Herr Skatschkoff erhielt eine Medaille erster Classe für die Einführung von 500 Varietäten chinesischer Gemüse aus China in Russland; Robert Fortune eine andere Medaille erster Olasse für seine zahlreichen Einführungen von Nutzpflanzen China’s und ausserdem wurden zahlreiche Medaillen an französische Garten- freunde ihre Verdienste um Einführung neuer Nutzpflanzen in Frankreich ertheilt. (Revue horlicole.) für 8) Vermehrung der Garrya el- liptica. Diese schöne Decorationspflanze ist noch wenig verbreitet, da deren Vermeh- rang durch Stecklinge bis jetzt nicht gelingen wollte und sie als zweihäusige Pflanze, von der bis jetzt nur ein Geschlecht in Cultur ist, auch noch keinen Samen trug. Herrn Car- riere ist die Vermehrung dieser Pflanze mit- telst Veredlung auf Aucuba japonica gelun- gen. Man nimmt diese im Winter im Ver- mehrungshause vor, veredelt dicht über der Wurzel in den Spalt und deckt über die ver- IV. Personalnotizen. edelten Pflanzen eine Glasglocke, Veredlung angenommen hat. bis die Später pflanzt man die in dieser Weise erzogenen jungen Pflanzen so tief, dass die Veredlungsstelle 373 noch mil Erde bedeckt ist, damit das Edelreis sich hier noch bewurzeln kann. (Revue horticole.) IV. Personalnotizen und Neuesies. 1) Baron F. J. A. Heynderyckx, Präsident der K. Gesellschaft für Ackerbau undBotanik, starb kürzlich in einem Alter von 81 Jahren auf seinem Schloss zu Destelbergen in Belgien. Derselbe hinterlässt eine der aus- gesuchtesten Sammlungen seltnerer Gewächs- hauspflanzen Belgiens, vorzüglich aber zahl- reiche Orchideen, Palmen, Amaryllideen und Coniferen. Seit dem Jahre 1821 beschäftigte sich derselbe mit hingebender Liebe mit der Pflanzeneultur und erhielt auf den Pflanzen- Ausstellungen Belgiens, Hollands und Frank- reichs wiederholt die ersten Preise. (Journal d’hort. pralique.) 2) Die Hortieultural -Society in London. Diese Gesellschaft war in Folge verschiedener Verhältnisse im Rückgehen be- griffen. Sammlungen, Bibliothek und das Haus derselben waren verkauft worden und die Aussellungen hatten in Folge ungünstigen Wetlers schlechte Resultate geliefert, so dass man schon ein Auflösen derselben befürchtete. Der Gartenbau hätte da ungemein viel verlo- ren, denn noch keine andere Gartenbau-Gesell- schaft hat auch nur entfernt das geleistet, was von dieser Gesellschaft durchgeführt ward. Sie war es, die Sammler nach allen Theilen der Erde aussendete und unter diesen Männer wie Douglas, Drammond, Hartweg, deren mas- senhafte Einführungen neuer Pflanzen, gleich- sam eine neue Aera lür unsern Gartenbau anbahnten. So gab diese Gesellschaft die enorme Summe von 140,000 Rthlr. für die Einführung neuer Pflanzen aus und die Summe von 90,000 Rthlr. für Prämien. Jetzt aber scheint dem Stern derselben nach langem Ungemach wieder geführt zu werden. Es ist nämlich von den Ueberschüssen der grossen Industrie-Ausstel- neuer Glanz zu- lung im Jahre 1851 ein grösserer Grundbesitz in Kensington im Mittel der Stadt und in der Nähe von Flydepark angekaulft worden. Die Hortieultural Society wird dort einen neuen Garten gründen, der zu einem der schönsten Englands gestaltet werden soll. Von Seiten der Verwalter jenes Fonds werden 50,000 Pfd., und von der Gartenbaugesellschaft die gleiche Summe zu diesem Zwecke angelegt werden. Diese Summe soll durch eine Sub- seription gedeckt werden, zu der die Königin Victoria 3000 Pfünd, Prinz Albert 500 Pfund, und die Princess Friedrich Wilhelm von Preussen ebenfalls 500 Pfund gezeichnet hat. Wo inEngland soleheNamen voranstehen, darf das Unternehmen als ein gelungenes ange- sehen werden und so darf sich der Gartenbau Wiedergeburt Gesellschaft Glück wünschen, die mehr als jede andere durch ihre reichen Mittel und die Verbindnngen Eng- lands mit allen Theilen der Erde befähigt ist, Bedeutendes zu leisten. — (Garden. Chron. u. Bonpl.) zur einer 3) J. G. Beer wurde an Stelle des am 10. Juni 1859 in seinem 49. Jahre an einem Schlagflusse plötzlich geslorbenen Dr. Ley- dolt zum Seecretaiv der K. K. Gartenbauge- sellschaft in Wien gewählt. Neben Graf von Beroldingen, Dr. Fenzl, Dr. Reisseck hat sich Beer um den Gang dieser Gesellschaft in den letzten 2 Jahren am verdienlesten gemacht. (Oestr. Bot. Zeitschrift.) 4A) Dr. M. Wagner befand sich vom 21. März in Quito, dem Tage, der jene Stadt in Folge eines Erdbebens arg heimsuchte. Mor- gens 8"); Uhr spürte er die ersten heftigen Stösse und sprang aus seinem hochgelegenen Landhause noch rechtzeitig heraus, bevor das- 376 selbe zum Theil einstürzte.e Von hier aus sah er zu, wie in kurzer Zeit fast die Hälfte von Quito in Trümmer sank. Die ganze Be- wegung dauerte 60 Secunden und verwan- delte ausser Quito noch 2 andere Städte , 20 Ortschaften und 200 Haeiendas in Schutthaufen. (Oesterr, Bot. Zeitschrift.) 5) E. Lucas, der bekannte Pomologe, Mit- herausgeber der Monatsschrift für Pomologie, Verfasser vieler allgemeiner _pomologischer Schriften, hat seine Entlassung von seiner Stelle als Inspector und Lehrer an der landwirth- schaftlichen Academie zu Hohenheim , als Vorstand der dortigen Gartenbauschule auf den 1. Februar 1860 nachgesucht und er- halten. Die Gründe, welche denselben zu die- sem Schritte bewogen , nachdem seine Wirk- samkeit in allen Kreisen die vollste Anerken- nung gefunden, werden von Herrn Lucas in der betreffenden Anzeige in der Monatsschrift für Pomologie nicht angegeben, 6) Herr A. De Candolle hat seine Ar- beit über die Begoniaceen beendigt. Er schreibt uns darüber. „Ich habe mich entschlos- sen, nur 3 Gattungen in dieser Familie anzu- nehmen, obgleich die von Klotzsch gebildeten Gruppen im Allgemeinen gut sind. Sie ent- halten unter einander verwandte Arten, indem sie gemeinschaftliche Charaktere besitzen. Sehr oft aber kommt es auch vor, dass Arten von gleicher Tracht in verschiedene Gruppen kom- men. Ausserdem sind die Charaktere, auf welche Klotzsch seine Gattungen gründet, nicht sowie Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. immer constant (auch wir machten schon dar- auf aufmerksam, obgleich wir glauben, dass die Familie der Begoniaceen mehr als 3 na- türliche Gattungen enthält.) So habe ich Pflanzen beobachtet, die bald Kapseln mit un- getheilten, bald mit : zweitheiligen Placen- ten trugen. Endlich hätte ich, wenn ich Klotzsch’s Eintheilung hälte folgen wollen, 65 Gattungen annehmen müssen. Ich habe meine Beweggründe in einem Artikel in den Anna- les des sciences aus einander gesetzt, welcher bald erscheinen wird. Uebrigens muss ich der Treue der Beschreibungen und Abbildun- gen der schönen Arbeit von Klotzsch alle Ge- rechtigkeit widerfahren lassen.“ Ueber die Arbeiten in Bezug auf den Pro- dromus theilt uns Herr A. De Candolle fol- gendes mit: Herr Boissier ist mit der Gattung Eu- phorbia beschäftigt und Hr. Dr. Müller wird den Rest der Euphorbiaceen bearbeiten. Herr Ar- thur Gris (Angestellter am Pariser Herbarium) beginnt mit der Bearbeitung der Piperaceen und Herr Bureau mit der der Ficus. Herr Professor bearbeitet die Lauri- neen, so dass nun die Dicotyledonen im Pro- dromus bald beendigt sein werden. 7)Hofgärtner Krausnick, im Neuen Garten bei Potsdam, starb am 21.0October die- ses Jahrs in seinem 74. Lebensjahre, und hat die dadurch erledigte Stelle der Hofgärtner Mayer in Monbijou zu Berlin erhalten. (Wochenschrift f. Gärtn.) Meissner Register. DAbbildungen. Aerides affine Lindl. $. roseum Taf. 267. — odoratum Lour. Var. majus Taf, 273. Alstroemeria haemantha R. et P. (A. chilen- sis Hort.) Taf. 264. Billbergia horrida Rgl. Taf. 272. Bouvardia leiantho-longiflora Taf. 258. Bromelia antiacantha Bert. pag. 265. Calathea fasciata Rgl. et Kceke. Taf. 255. Callistemon pendulus Rgl. Taf. 269. Chironia floribunda Paxt. Taf. 263. Coelogyne cristata Lindl. Taf. 245. Datura Wrightii Hort. Taf. 260. Delphinium formosum Hort. Taf. 253. Dianthus chinensis L. Var. giganteus Taf. 248, Echinocactus Buekii Klein. Taf. 266. Epidendrum caracasanum Rgl. Taf. 274. Eremostachys laciniata Bge. Taf. 249. Eucharis amazonica Lind. Taf. 254. — candida Pl. et Lind. Taf. 254. Eugenia compactiflora Spring. Taf. 251. Gartenplan Taf. 259. Gongora truncata Lindl. Var. Warscewiczii Rgl. pag. 307. Grundplan der Rinz’schen Gewächshäuser pag. 101. Malpighia Loddigesii Rgl. Taf. 275. Nidularium Meyendorffii Rgl. pag. 266. Odontoglossum grande Lindl. Taf. 270. _ Lüddemanii Rgl. Taf. 275. Paeonia arborea splendida Taf. 246. Passiflora truncata Rgl. Taf. 276. Peperomia Riedeliana H. Petrop. Taf. 265. — stenocarpa Rgl. Taf. 271. — urocarpa F. et M. Taf. 265. Petunien, neue gefüllte Taf. 250. Picramnia Riedelii Rgl. et Rach. Taf. 247. Platytheca galioides Steetz. Taf. 263. Rhynchospermum jasminoides Lindl. 261. Sebastiania brasiliensis Spr. Taf. 274. Senecio Farfugium C. Koch Taf. 257. Sollya Drummondi Morr. Taf. 261. Spiraea Reevesiana Lindl. var. fl. pleno Taf. 252. Urostigma bibracteatum Rgl. Taf. 268. — magnificum Rgl. Taf. 256. Veredlungsart der Rhododendron pag. 339. Veredlungsmethode an Birnen pag. 318. Verwachsungen bei Tannen Taf. 268. Taf. 378 | Register. 2) Pflanzen, welche beschrieben oder besprochen worden sind. Abies religiosa Lindl. 277. Acacia venusta Rgl. et Kcke. 262. Aster pulchellus W. 299, — puniceus L. 299. Acerpolymorphum palmatum atropurpureum 252, | Astrocaryum mexicanum 277. Actinostemon angustifolius Kl. 363. Aerides affine Lindl. 8. roseum 258. — odoratum Lour. Var. majus 321. Aesculus californica Nutt. 143. Agave Jacquiniana Schult. 273. — Jurida Jacg. 273. Ageratum brachystephanum Rgl. 204 — suffruticosum Rgl. 204. Aletris arborea W. 329. Aloe fragrantissima Jacg. 329. Alstroemeria argenteo-vittata Lem. 247. _ chilensis Hort. 226. — haemantha R. et P. 226. Amellus annus W. 309. Amygdalus nana L. und Varietäten 344. — persica var. sinensis cammelliaeflora und dianthiflora 340. — persica L. var. stellata Sieb. 147. Ananas, buntblätterige 84. Angraecum monodon Lindl. 181. Anguillaria dioica R. Br. 85° Apteranthies Gussoneana Mik. 249. Arachnothrix rosea Lind. 275. Aralia 122. — crassifolia Soland. 45. — quinquefolia Hort. nec. Dne. 46. Arisaema ringens Blum. 146. Argyreia Choisyana Rgl. et Kcke. 270. — hirsuta W. Hook. 270. Argyrophanes Behrii Schlechtd. 367. Artrophyllum Bl]. 123. Aster alpinus L. 297. — Amellus L. 298. — caespitosus 298. — carolinianus Walt. 298. — conspicuus Lind). 298. — corymbosus Ait. 298. — grandiflorus L. 298. — multiflorus Ait. 299. — mutabilis Ait. 299. — Novae-Angliae Ait. 299. — Parisiensis 299. — patens Ait. 299. — pendulus Ait. 299. _ Warscewiczii Karst. 84. Aucuba himalaica Hook. fil. et T. 147. Azalea hybr. magnifica 340. — indica Alexandre II. 115. —_ — neue 117. 340. = — var. gigantiflora 52. — ovata Lindl. 111. — pontica Van Houttei fl. pleno 339. Batatas edulis Choisy 318. Begonia amabilis Lind. 274. 343, — argentea Lind. 275. 343. — Lazuli Lind. 151. 342. — poecila 151. — Porteriana F. et M. 364. —! Rex J.\Pz. 9. 116. — Victoria Lind. 275. 341. 343. — xanthina var. Lazuli Hook. 342. = — Hook. var. pictifolia 341. Beloperone violacea Pl. 131. Berberis Jamesonii Veitch. 272. Bifrenaria leucorrhoda Rchb. fil. 180. Billbergia horrida Rgl. 181. 321. — Liboniana Lem. 250. — pallescens C. Koch et Bouche 181. Bletia Tankervilliae R. Br. 154. Bolax Glebaria Comm. 157. Bongardia Rauwolfii C. A.M. 82. Bouvardia leiantho-longiflora 162. Brassaia Endl. 123. Brassaiopsis speciosa 123. Brassavola Cebolleta Rchb. fil. 180. — fragrans Lem. 53. Brassia Jostiana Rchb. fil. 364. Broibeere, Rochelle oder Lawton-, 119. Bromelia antiacantha Bert. 265. Brugmansia eximia Hort. 251. Burlingtonia venusta Lindl. 247. Caladium argyrites Lem.’48. — argyrospilum Lem. 49. — -Arten, neue 118, — Brongniartii Lem. 48. — Chantini Lem. 48. — Engelii Karst. 151. — hastatum Lem. 49. Register. 379 Caladium Neumanni Lem. 48. Cordyline angustifolia Kth. 332. — subrotundum Lem. 49. — australis Endl. 331. — thripidestum Lem. 49. — cannaefolia R. Br, 331. — Verschaffeltii Lem. 49. — ensifolia Pl. 329. Calathea fasciata Rgl. et Kcke. 129. — Fontanesiana Pl. 330. — micans Kcke. Var. robustior 268. — fragrans Pl. 329. Callirhoe pedata Nutt. 148. — heliconiaefolia O. et Dr. 330. Calodracon heliconiaefolium Pl. 330. — Jacquini Kth. 330. — nobile Pl. 330. — — var. purpureo - variegata Göpp- Calothyrsus californica Spach. 143. 330. Camellia japonica var. Bonomiana 274. — indivisa Knth. 331. — _ var. Cup of Beauty 148 — longifolia Bnth. 273. — Princess Frederick William 252. — marginata Pl. 329. — Virgine di Colle beato 115. — nobilis Pl. 330. Campanula strigosa Russ. 112. — odorata C. Koch 332. — Russeliana R. et Sch. 112. — reflexa Pl. 329. Campanumoea javanica Blum. 146. — rigidifolia C. Koch. 332. Canna Fintelmanni P. C. Bouche 149. — rubra Hügel 330. — formosa P. C. Bouche 149. — Rumphii Hook. 328. — saturate-rubra P. C. Bouche 149. — spectabilis Kth. et Bouche 331. Centradenia grandifolia Lind. 275. — —_ var. obscura Rgl. 332. Cereus gandiflorus fl. rubro 345. — strieta Endl. 332. Cerinthe aspera Roth. 309. — — Var. rigidifolia C. Koch 332. Chamaedorea bracteata H. Wendl. 156. — Ti Schott 330. — paradoxa H. Wendl. 148. — violascens Rgl. 331. Charlwoodia angustifolia Göpp. 332. Correa Backhousiana Hook. Var. uniflora Rgl.14. — fragrantissima Lam. 331. Costus Verschaffeltianus Lem. 51. — longifolia Göpp. 331. Crescentia regalis Lind. 367. — rigidifolia ©. Koch 332. Cuphea montana 277. — rubra Pl. 331. — ocymoides Dene. 178. — spectabilis Pl. 331. Cuphocarpus aculeatus 123. — strieta Sweet. 332. Cussonia L. 123. Chironia floribunda Paxt. 226. Cyrtopodium Engelii Hort. 366. Chrysanthemum carinatum Schousb. var. pietum | Dasylirium Hartwegianum Zucc. 273. 252. Datura Wrightii Hort. 193. _ pinnatifidum Brouss. 112. Delphinium elatum var. Pompon de Tirlement.274. — tricolor Andr. 252. — formosum Hort. 98. Chysis Limminghü Lindl. et Rchb. 150. Dendrobium Falconeri var. obtusa Hook. 17. Clavija latifolia C. Koch 368. — heterostigma Rchb. fil. 179. — Riedeliana Rgl. 245, — thyrsodes Rchb. fil. 179. Clematis patens var. Sophia fl. pleno 117. Dendropanax 123. Coelogyne cristata Lindl. 1. Dianella australis Hort. 331. — pandurata Lindl. 146. Dianthus chinensis L. Var. giganteus 33. — Schilleriana Rchb. fil. 113. _ — L. Var. laciniatus plenus Colocasia antiquorum Schott 150. Kcke. 291. 2 — euchlora ©. Koch. 150. Didymopanax 123. — Fontanesiana C. Schott. 150. Dipteracanthus calvescens Nees 342. — nymphaefolia Kth. 150. Disemma filamentosum Rgl. et Kcke. 261. — pruinipes C. Koch 150. Dracaena angustifolia Roxb. 328. Convallaria punctata Wall. 18. — arborea Lk. 329. 380 Dracaena australis Hook. 331. — brasiliensis R. et S. 330. — cernua Jacq. 329. — coerulescens Hort. 332. — concinna H. Berol. 329. — congesta Hort. 332. — Draco L. 328. — elliptica Desf. 330. — .ensifolia Wall. 328. — ferrea L. 330. — flexuosa Hort. 329. — Fontanesiana Schult. 329. — fragrans Gawl. 329. — indivisa Forst. 331. — marginata Lam. 329. — nobilis Hort. 330. — obtecta Grah. 331. — paniculata H. Berol. 332. — reflexa Lam. 329. — rubra Hort. 331. — spectabilis vera Hort, 332. — strieta Sims. 332. — terminalis Lindl. 330. Jacq. nec. L. 330. — tessellata W. 329. — umbraculifera Jacg. 329. Dracaenopsis australis Pl. 331. —_ calocoma H. Wendl. 369. _ indivisa Pl. 331. Dracontium asperum €. Koch 366. — pertusum L. 249. Echinocactus Buekii Klein 257. Embothrium coccineum Forst. 20. Epacris miniata Lindl. var. splendens 248 Epidendrum bahiense Rchb. fil. 180. — bifidum Lindl. 180. — caracasanum Rgl. 324. — glumaceum Lindl. 181. — prismatocarpum Rchb. fil. 181. Epigynium leucobotrys Nutt. 341. Eremostachys laciniata Bunge 33. Eria eburnea Lindl. 180. — Vrieseana Rchb. fil. 149. Erica eerinthoides L. var. coronata 247. — fulgida Bedf. 54. — grandiflora L. fil. 53. — speciosissima Kl. 54. Erythrina tuberculata 278. Escobedia linearis Schlecht. 277. Eucharis amazonica Lind. 99. Register. Eugenia compactiflora Spring. 67. Evelyna lepida Rchb. fil. 180. Exochorda grandiflora Lindl. 148. Farfugium grande Lindl. 15. Ferdinanda eminens Cav. 368. Fieldia australis A. Cunn. 250. Fontanesia Fortunei Carr. 149. Fraxinus microphylla Jacques 178. Freycinetia Baueriana Hort. 331. Fuchsia simplieicaulis R. et P. 275. — neueste 84. Gastonia Comm. 123. Gesneria Donkelaariana Lem. 113. Gireoudia Ottoniana Rgl. 15. Gladiolus Bertha Rabourdin 343. — gandavensis Varietäten 115. Gloxinia multiflora M. et G. 145. Gomphia Theophrasta Pl. 367. Gongora truncata Donckelaarii Rchb. fil. 180. — — Lindl. Var. Warscewiezii Rgl- 307. Gustavia insignis Hook. 112. Gymnogramme Stelzneri €. Koch 368. Gynerium argenteum 280. Habrothamnus-Arten 179. Hardenbergia hybrida Makoyana Lem. 52. Hedera L. 123. Heliotropium suaveolens M. B. 365. Heritiera Fischeri Rgl. et Rach. 246. — macrophylla H. Petrop. 246. Hibiscus radiatus Cav. fl. purpureo 273. Himantophyllum cyrtandriflorum Lindl. 368. Hunnemannia fumariaefolia Sweet. 148. Jacquinia smaragdina Pl. 368. Jambosa lanceolata Korth. 368. lex Aquifolium L. Var. imeretica Rgl. 83. — cornuta Lindl. 17. Indigofera decora Lindl. 18. Inga calocephala Poepp. et Endl. 143. — macrophylla H. B. K. 143. Jochroma coceineum Scheidw. 116. Ipomoea truncata 278. Iris pulchella Rgl. 310. Ismelia Broussonetü €. H. Schultz 112. — versicolor Cass. 252. Isonandra Gutta 121. Isotoma axillaris Lindl. 114. — senecioides DC. var. subbipinnatifida 114. Juanulloa eximia Hook, 251. A Register. Juliana caryophyllata Llave 278. Laelia irrorata Rchb. fil. 181. Larix Griffithii Hook. fil. et T. 146. Latua venenosa Philippi 57. Lechenaultia biloba Lindi. var. Huntsii 247. Ligularia Farfugium C. Koch. 15. Ligustrum sinense Lour. 83. Liquidambar styraciflua 20. 153. Lisianthus carinatus Lam. 251. Lithoxylon Lindleyi €. Koch 368. Lobelia trigonocaulis F. Müll. 249. Lockhartia verrucosa Rchb. fil. 180. Lonicera glaucophylla Hook. et Thomson 83. \ Schmitziana 277. stipulata Hook. et Thomson 83. Lychnis hybr. Haageana 152. 248. Macrochloa tenacissima 373. Malpighia Loddigesii Rgl. 354. Maranta noctiflora Rgl. et Kcke. 269. — Porteana Lind. 367. Maxillaria pentura Lindl. 180. plebeja Rchb. fil. 181. Melastoma asperum L. 249. Monochaetum sericeum Naud. 275. Monstera Adansonii Schott. 249. Morenia Lindeniana H. Wendl. 150. Mormodes histrio Lind. et Rchb. fil. 180, Musa glauca Lind. 367. Musschia Wollastoni Lowe 18. Mutisia Clematis L. fil. 367. Naegelia amabilis Dene. 145. multiflora Hook. 145. Nardosmia fragrans Rchb. 263. Nepenthes villosa Hook. fil. 144. Nidularium Meyendorffii Rgl. 264. Nolana paradoxa Lindl. var. violacea 274. Oberonia acaulis Griff. 16. Odontoglossum Lindleyanum Rchb. fil. 180. Lüddemanni Rgl. 353. maxillare Lindl. 272. nebulosum Hort. non Lindl. 272. Oenothera bistorta Nutt. var. Veitchiana 144. Oncidium dichromaticum Rchb. fil. 180. flabelliferum Pinel. 150. pentecostale Rchb. fil. 181. Orbea orbicularis Haw. 253. Orchis foliosa Soland. 114. Oreopanax 123. — peltatum Lind. 368. Ornus quadrialata Jacques 182. Osbeckia aspera Wight et Arn. 249. Ouvirandra Bernieriana Dene. 143. Paeonia arborca splendida 2. Panax L. 122. arboreum Forst. 46. eoriaceum Rgl. 45. angustifolium 46. latifolium 46, crassifolium Dene. 45. pentadactylon Pl. 46. sambucifolium Sieb. 46. Paratropia DC. 123. Passiflora hybrida Imperatrice Eug£nie 51. truncata Rgl. 355. Pavetta undata Lehm, 85. Pelargonien, neue 366. Pelecyphora aselliformis Ehrenb. 118. Pentapterygium serpens Kl. 271. Peperomia Riedeliana H. Petrop. 229. urocarpa F. et M. 229. Petasites fragrans Prsl. 263. Petunien, neue gefüllte 66. Phajus grandifolius Lour. 154. Phalacraea coelestina Rgl. 204. Philodendron erubescens C. Koch 113. fenestratum Lind. 368. Phlox decussata Triomphe de Twickel 115. Phrynium micans Kl. 268. Phyliocactus anguliger Lem. 274. Picramnia Riedelii Rgl. et Rach. 2. Pinus Bonapartea Roezl. 277. Popocatepetli Roezl. 276. sylvestris L. var. spiralis 149. Veitchii Roezl. 276. Platycentrum annulatum C. Koch 15. Lazuli Lind. et €. Koch 151. Madame Wagner 15. poecila C. Koch 151. Prince Troubetzkoy 15. rex Linden. 9. Platycerium Wallichii Hook. 178. Platytheca galioides Steetz 225. Plectocomia assamica Grifl. 341. Pleurocarpus decemfidus Kl. 148. Pleurothallis foetens Lindl. 180. Plocostemma lasianthum Blum. 145. Polygala Hilairiana Endl. 17. Polygonatum punctatum Royle 18. Poppya Fabiana 239. — 381 383 Register. Populus tristis Fisch. 263. Syagrus cocoides Mart. 52. Prunus japonica Thumb. fl. albo pleno 117. Tachiadenus carinatus Griseb. 251. — sinensis Desf. et Hort. 117. Tanghinia venenifera Poir. 83. Ptychosperma Cunninghamiana H. Wendl. 152. | Taxodium distichum mexicanum 277. Pyrethrum Willemoti Duchart. 369. Tetragonia expansa 41. Pyrus Sieboldi Rgl. 82, Theophrasta imperialis Lind. 368. Reineckia triandra Karst. 151. Thunbergia natalensis Hook. 145. Remontant-Nelke, Souvenir de la Malmaison | Thyrsacanthus indicus Nees. 13. 116. Tillandsia psittacina Hook. 342. Rhaphiolepis japonica Sieb. et Zucc. 54. Tittelbachia Hamiltoniana 309. Rheum nobile Hook. fil. et T. 147. Torenia asiatica var, pulcherrima 272. Rhododendron argenteum Hook. fil. 16. Trachyandra echioides Schlechtd. 85. — Aucklandii Hook. fil. 111. Tradescantia discolor var. vittata 144. — azaleoides var. crispiflorum 53. . Trevesia Vis. 123. — Boothii Nutt. 20. Triguera ambrosiacea Cav. 344. — DBrookeanum Low. 114. Trigonidium turbinatum Rchb. fil. 179. — Griffithianum var. Aucklandii Hook. | Tropaeolum majus atropurpureum nanum 274. 111. Trymalium daphnoides Reiss. 369. — hybr. Othello 252. Tydaea-Hybriden 272. — virgatum Hook. fil. 17. Urostigma atrovirens Rgl. 81. Rhopala australis Lind. 368. — bibracteatum Rgl. 258. — glaucophylla Lind. 368. — magnificum Rgl. 130. Rhynchospermum jasminoides Lindl. 194. — simile Rgl. 14. Rodriguezia venusta Rchh. fil. 247. Vaceinium serpens Wight. 271. Rosa Fortuneana Lindl. 367. Vanilla lutescens Mog. Tand. 369. — Manetti 216. Vanda Cathcarti Lindl. 116. r Saccolabium trichromum Rchb. fil. 179. Verbena tuberculata 278. Sanseviera angolensis Wellwitsch 251. Veronica syriaca R. et S. 116. — cannaefolia Spr. 331. Vincetoxicum purpurascens Morr. et Decne., — cylindrica Bojer 251. 308. — fragrans Jacg. 329. Viola rothomagensis 157. Saxifraga purpurascens Hook. fil. 111. Vriesia psittacina Lindl. var. rubro-bracteata Sciadophyllum P. Br. 123 342. Scutellaria amaranthina Lind. 84. Wellingtonia gigantea Lindl. 43. — Trianaei Pl. et Lind. 84. Xiphidium albidum Lam. 16. Sebastiania brasiliensis Spr. 322. — floribundum Sw. 16. Senecio Farfugium C. Koch 15. 161. 367. — giganteum Lindl. 16. — hybridus Rgl. Var. Höltzeri 310. Yucca aloifolia L. 34. Sequoia Wellingtonia Seem. 43. — angustifolia Purslı. 36. Solanum Capsicastrum Link. 114. — arcuata Haw. 35. — diflorum Vell. 114. — aspera Rgl. 14. 35. — Rantonnei Carr. 275. — filamentosa L. 36. Sollya Drummondi Morr. 194. — _ L. Var. fol. albo-marginatis Spaihodea campanulata Beauy. 250. 14. Sphaerostigma bistortum Walp. 365. — glauca Sims. 36. Spiraea Reevesiana Lindl. var. fl. pleno 97. — gloriosa L. 36. Stapelia europaea Guss. 249. — obliqua Haw. 13. 36. — orbicularis Andr. 253. — Parmentieri 278. Stenocarpus Cunninghami Hook. 12. — quadricolor Hort. 35. Swainsonia lessertiaefolia DC. 51. — rufocincta Haw. 36. Register. Yucca serrulata Haw. ‚35. y. argenteo-marginata 35. ß. robusta 35. 383 Yucca serrulata d. roseo-marginata 35. a. vera 35. tenuifolia Haw. 35. 3) Sachregister. Aepfelsorten, die vorzüglichsten für den Anbau im Grossen 254. Akademie, Leopoldinische 319. Antwort, eine ehrliche 217. Anzucht der Victoria aus Samen 182. — von Zwetschgenbäumen u. Pflaumenbäu- men 223. Araliaceen 122. Arboretum in Muskau 120. Astern 296. Ausstellung des Gartenbauvereins in St. Pe- . tersburg 223. der Kaiserl. freien ökonomischen Gesell- schaft in St. Petersburg 350. Ausstellungs- und Verkaufshalle des Ungari- schen Gartenbauvereins und über Bil- dungsanstalten für Gärtner 166. Azalea indica, eine neue prachtvolle 325. Azoren-Inseln und ihre Vegetation 219. Balsam-Bog 157. Batate 318. Baumwachıs, kaltflüssiges 320. Begonia, neue hybride 345. Beschneiden der oberirdischen Theile beim Ver- pflanzen 241. Bindfaden haltbar zu machen 87. Birnbäume, Einkneipen der, Blumen-Bougete der 316. Birnen, neue Methode besonders schöne Früchte zu erziehen 317. Blattläuse, Vertilgung derselben 358. Blumenausstellung in St. Petersburg 63. Blumen- und Fruchtausstellung zu Florenz 121. — und Pflanzen - Ausstellung der Garten- baugesellschaft Flora zu Frankfurt a./M. 350. Brod aus den Wurzeln der Pieris aquilina 319. Bodentemperatur 370. Bordüren-Pflanzen 156, Botanische Gärten 67. Botanischer Garten in Berlin 21. in Hamburg 373. in Paris 223. in Upsala 345. Catalog mexicanischer Pflanzen und Sämereien von B. Roezl und Comp. 276. China-Aster 300. Chineser-Nelken mit gefüllten Blumen, Hedde- wig’s 291. Coniferen oder Zapfenbäume, die Familie der 195. Correspondenz 63. 128. aus Udine 224. Wien 54. 128. Cultur der Allamanda cathartica |88. des Blumenkohls 155. der Bouvardia Jacquini für den Winter- flor 171. der Calosanthes coccinea 185, Cocospalme 123. des Eupatorium adenophorum 169. der Gloriosa superba 126. — des Habrothanınus corymbosus 40. — der Haselnüsse 154. Himbeere 317. Lechenaultia formosa 124. — Lopezia miniata 170, Poinciana Gilliesii und anderer Pflanzen mit fallendem Laube 10. der Tritonia aurea Hook. 90. tropischen Orchideen 87. der tropischen Orchideen nebst Verzeich- niss von 100 anerkannt schönblühen- den und leicht zu cultivirenden Species 107. — der Victoria regia 354. — und Vermehrung der neuen Caladium- Arten 47. im Freien 354 Register. Datielpalmen an den Ufern des kaspischen Mee- | Mittel gegen Brand im Getreide 89. res, sonst und jetzt 287. 311. Dracaena- und Cordyline-Arten der Petersbur- ger Gärten, und deren Cultur im Zim- mer und Gewächshause 326. Dünger, flüssiger 371. Düngung bei Coniferen 218. — mit Urin von Kaninchen 125. Einwirkung des tropischen Klima auf Pflanzen der gemässigten Zonen 182. Erdbeeren, neue 369. Erdbeersorten , neue und 254. Ersatzmittel der Chinarinde 122. Esparto-Gras 373. Fall der Früchte anObstbäumen zu verhindern 370. Flora des westlichen Eskimolandes 26. Fuchsia, ihre Geschichte und Ursprung der Gartenvarietäten 282. Fuchsien zur Winterblüthe anzuziehen 90. Garten der Fürstin Beliselsky bei Petersburg 7. ‘ — Herren Veitch, Kings road, Chelsea 121. Garten-Aster 300. Gartenbau Japans 124. Gartenbaugesellschaft, die bayerische, und de- ren erste Blumenausstellung in München 285. Gartenbauverein in Köln 192. — Pesth 153. Gutta-Percha, Zerstörung des 158. -Baum 121. Hofgarten in Athen 171. Holzpapier 122. Horticultural-Society in London 375. Kenntniss der in unsern Gärten cultivirten Ma- ranteen, Nachträge 260. Kohl-Rüsselkäfer 317. Körbelrüben 239. Korinthen 346. Krystall-Palast, ein neuer 255. Latue 57. Liliputpflanzen, Zucht derselben 88. Luftwurzeln der Orchideen von Prof. A. Chan- tin 92. Malve, die schwarze 316. Manila-Hanf 373. Missbildung einer Birne 320. Mittel, das Keimen zu beschleunigen 156. empfehlenswerthe Feldmäuse 124. Insekten und Larven 373. den Weinpilz in Treibereien 372. Mittheilungen aus Frankfurt a./M. 100. 293. Nachrichten aus Oesterreich 362. Neuseeländer Spinat 41. Nikobarische Waldbilder 155. Nutzpflanzen in der Colonie Victoria in Süd- australien 158. Nymphäen-Blendlinge 222. Oculiren nach Forkert’s Methode 92. Odier-Pelargonien 106. Orangengärten auf den Azoren 279. Orangen-Insekt 317. Orchideen-Bastarde 92. Pampas-Gras 280, Panax-Arten, die cultivirten 45. Park zu Branitz 139. — Muskau 230. — Sagan 207. Pflanzen des Petersburger Botanischen Gartens 12. 81. 245. 261. 363. neue des Herrn Van Houtte 366. Pflanzenarten, die unsern Erdball bewolnen, wahrscheiniiche Zahl 127. Pfirsichlaus, Vertilgung der 316. Pfropfen der Trauerbäume 278. Polmaise-Heizung für Gewächshäuser 125. Provinz Valdivia in Chile 21. Pyramiden-Sommerlevkojen 222. Quedlinburg’s Samenbau 325. Reiseberichte aus Mexico 131. Rhabarber, die besten Sorten zum Anbau 372. Ruhezeit bei der Cultur der Topfpflanzen 214. Safran, Verfälschung desselben 87. Samenzucht von Perilla Nankinensis 169. Sarepta-Senf 154. Schnitt der Bäume, beste Zeit zum, 317. — einiger für den Winterflor bestimmten Sträucher 154. Sendungen aus überseeischen Ländern 317. Senegal-Gummi 56. Sigma’s Aphis powder 120. Spaliere von Eisendraht 124. Spiritus aus Holzfaser 88. Stärkemehl von Lilium croceum 92. Staubfäden der Compositen, Reizbarkeit der- selben 123. Register. 385 Teysmann’s Reise in das Innere von Sumatra | Vermehrung der Rhododendron durch Samen und 319. Stecklinge; sowie kalte Vermehrung über- Theer- und Terpentingeruch, Schädlichkeit des- haupt 3. selben für die Pflanzen 240. — der Sikkim-Rhododendron aus Stecklin- Theeranstrich der Bäume 121. gen 336 Theerosen, gelbe 345. Vermehrungsart von Azalea pontica var. und Torfmoos und dessen Verwendung im Garten andern Landazaleen 240. 244. N Verpflanzen von Obstbäumen im Juli 320. Trauben lange frisch zu erhalten 278. Versammlung des Petersburger Gartenbau-Ver- — zur Treiberei, zwei neue 127. | eins 118. Unterstützungsfond des Petersburger Garten- —- deutscher Naturforscher im Spätsommer bauvereins 160. | 1859 zu Königsberg 32. Urerzeugung 38. Vertilgung der Drahtwürmer 88. Vegetation des Ga'opagos - Archipels von J. D. | Verwachsungen bei Tannen 259. Hooker 125. Verwendung der vorzüglichsten Gartenblumen — des Himalaya nach Dr. Madden 91. 296. — von Neu-Seeland 85. | Wachsbeerenpflanze, capische 90. Veilchen von Rouen 157. Yamswurzel, chinesische 346. Verbena als Mittel gegen das gelbe Fieber | Yucca-Arten des Botanischen Gartens in St. 122. Petersburg nebst Beiträgen zu deren Verbesserung und Entsäuerung des Roggen- Cultur 34. brodes nach Liebig 87. Zierpflanzen, neue 16. 51. 83. 111. 143. 178. Veredlung in Baumschulen , die beste Art 153. 247. 271. 339. 366. Vermehrung der Cyclamen durch Stecklinge | Zoologische Akklimatisations-Gesellschaft in Pa- 125. 255. ris 374. — der Garrya elliptica 374. _ Zuckerverbrauch 370. 4) Literaturberichte. Bericht der Verhandlungen der Seciion für | Jahresbericht des Gartenbauvereins für Schles- Obst - und Gartenbau im Jahre 1857 wig, Holstenm und Lauenburg 191. 255. von der schlesischen Gesellschaft für va- — und Mittheilungen des Gartenbau -Ver- teriändische Cultur 187. eins für Neuvorpommern und Rügen 94. Bulletin de la societe imperiale des naturalistes | Maximowiez, C. J. Primitiae florae amurensis de Moscou 185. 188. 158. Endlicher und Hartinger. Paradisus Vindobe- |) Monatsschrift für Pomologie und praktischen nensis 255. Obstbau von Oberdieck und Lucas 159. Flore des Serres et des jardins de ’Europe 32. | Müller, Dr. M. J. Monographie de la famille Fritsch, ©. W., Die Gartennelke, ihre Erziehung, des Resedacees 32. Pfiege und Vermehrung 58. Nägeli, Carl. Die Stärkekörrer. Morpholo- Haffner, Herrmann. Die Hebung des Obstbaues gische,, physiologische, chemisch-physica- 159. lische und systematisch-botanische Mono- Heer. Die Schieferkohlen von Utznach und Dürn- graphie 59. ten im Kanton Zürich 61. Petzold. Der Park zu Muskau 191. Jaeger, H. Die Verwendung der Pflanzen in | Protokollauszüge und Verhandlungen der Gar- der Gartenkunst; oder Gehölz, Blumen tenbau - Gesellschaft Flora zu Frankfurt und Rasen 30. a/M. 9. Jahrgang 93. 356 Register. Schott, Dr. H. Genera Aroidearum 93. Urwelt, die, in ihren verschiedenen Bildungs- Schübeler, Fr. Chr. Ueber die geographische perioden, von Dr. F. Unger 347. Verbreitung der Obstbäume und beeren- | Wredow, Gartenfreund. 9. Auflare, 2.—6. Lie- tragenden Gesträuche in Norwegen 58. ferung 94. 187. Teichert. Der herzogliche Park zu Sagan 189. 5) Personalnotizen. Appun, C. F. 351. Lucas, E. 376. Ausfeld, J. G. 350. Mayer, Garteninspector 288 Beer, J. G. 375. Morren, Charles Frangois Antoine 96. Bunge, Prof. 192. 288. | Naegeli, Prof. Dr C. 32. Caspary, Dr. R. 192. ı Rach, Louis 192. De Candolle, A. 376. Radde, G. 192. Held, Gartendirector 288. Radlkofer, Dr. 288. Heynderyckx, Baron 375. Schmidt, Dr. 192. Jühlke, F. 62. Sendtner, Prof. Dr. O. 224. Kolb, M. 224. Tschudi, Dr. 192 Körnicke, Dr. Fr. 223. Wagner, Dr: W. 375. Krausnick 376. Wallis, Gustav 256 Kunicke, Hofgärtner 160. Weinmann, J. A. 62. 73 na } j 3 N ai es = un 1 0 Be RR N INSTITUTION LIBRARIES (all Ill J 3 9088 DIEB