Ze BB: ES Ex Libris Quos se > = ) oO — = O >= [e) c [= < i >= © w © V© (8) < TUN: DrRReL NE: Leah GÄARTENFLORN: Allgemeine Monatsthrift deutsche, russische und schweizerische Garten- und Blumenkunde und Organ des Russischen Gartenbau - Vereins in St. Petersburg. Unter Mitwirkung vieler Botaniker und Gärtner Deutschlands, Russlands und der Schweiz herausgegeben und redigirt von Dr. Eduard Regel, . Wissenschaftlicher Director des Kaiserlichen Botanischen Gartens und Vicepräsident des Russischen Gartenbauvereines zu St. Petersburg, Mitglied der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher, der Kaiserlichen Naturforsehenden Gesellschaft zu Moskau, der Königlichen Bayerischen Botani- schen Gesellschaft zu Regensburg, der Gesellschaft für Naturgeschichte in Dresden, der Allgemeinen Schwei- zerischen Naturforschenden Gesellschaft, der Kaiserlichen Russischen freien Oekonomischen Gesellschaft in St. Petersburg, der Kaiserlichen Russischen Gesellschaft der Gartenfreunde in Moskau, des Comites zur Akklimati- sation von Pflanzen in Moskau, Correspondenten desGelehrten Comites des Ministeriums der Reichsdomainen in St. Petersburg, Ehrenmitgliede der Baierischen Gartenbau-Gesellschaft zu Frauendorf, des Gartenbauver- eins für Neu-Vorpommern und Rügen „ der practischen Feld-- und Gartenbau-Geseilschaft der Baierischen Pfalz, des Naturwissenschaftlichen Vereins Pollichia in der Baierischen Pialz, des Vereins für Gartenbau und Land- wirthschaft in Coburg, des Vereins für Land- und Gartenbau im Canton Zürich, Correspondirenden Mit- gliede des Gartenbau - Vereins in Magdeburg, der Sächsischen Gesellschait für Botanik und Gartenbau in Dresden, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königlichen Preussischen Staaten , des Thüringer Gartenbau-Vereins zu Gotha und Inhaber der Verdienst-Medaille des Grossherzoglichen Museums zu Florenz. Mitherausgeber für Deutschland: H. Jäger, Fr. Francke, C. Bouche, Hofgärtner in Eisenach. Kgl. Bot. Gärtner in Erlangen. Inspector des Bot. Gartens in Berlin, Mitherausgeber für die Schweiz: E. Ortgies, Obergärtner am Bot. Garten in Zürich, Er A N T/ r ER Erlangen, 1860. Veerr I ag von EKerdainsnd Enke. bau ‚is hit aarlan) Ol Ionigas ‚sinderoiot Jaıt anat er 1aduak 1alsıv Saum Er Yıigıhas Dun nadag: ! Is 4 H h En u hi el nadsalaeidt art Ir! AR ar BE NEREIER DAN, ; nad: simabsil? ) ) kan RR al Hl IN RT j IN. ES RT nBtod nalyalinuad I» sein Aa nen RLIBEINDILURSE NT BPEReSUTTe Te ua EWR ae Sirrifi 1 1 ala Aal u #7 are „ oh ER N u KR? Fan Ense TEN al ‚Kuniireen ishaellaa dh ine ah naraelis $ Blind une una ) i R 1 Ir) { = I Mahal 18 TE NOIR REIN DUNRT IT N Inndlstat! na Er Aa alt. 5 yuihhlT © yh, „pl ARTEN . Mh aaa un NSS IN ara | \ , Hahn Sb an Bus. ade aha) A adı yanaıı au M ‚sdsnofl 0 ‚eldah 4 ea toll. 85 ya aa! un irie I BET EUTT Ben, ib. 161 todageaen voitkitn ugs A ink, Ad Te De ee I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a Rhododendron Jenkinsii Nutt (Siehe Taf. 277.) Erieaceae. Eine der von Th. Booth aus den Al- pen Bootans in einer Höhe von 6 — 7000 Fuss überm Meere gesammelten Alpenrosen. Bildet einen niedrigen Strauch, der schon als kleine Pflanze auf den Spitzen aller, seiner Aeste seine herrliehen Blumen trägt und in seinem Vaterlande bis 6 Fuss hoch werden soll. Die Blätter zerstreut, gestielt, länglich- oval, spitz, wellig, oberhalb kahl und glänzend, hellgrün, unterhalb blaugrün und mit kleinen bräunlichen Schüppchen gleichwie die Blattstiele und die jünge- ren Aestchen besetzt; Blattstiel 1 Zoll lang, Blattfläche 5 — 51/, Zoll lang und l'/, bis fast 2 Zoll breit. Die prächti- gen grossen weissen Blumen erscheinen in 4—6blumigen Dolden auf den Spitzen der Zweige, sie sind kurz gestielt und wie Kelch und Blüthenstiele mit kleinen weisslichen Drüsen besetzt. Den Blü- thenstand umgeben vor dem Aufblühen grosse breit rhomboidisch-ovale, an der I. 1860. Spitze zweilappige, ziegeldachförmig übereinander liegende Schuppen, welche mit dem Oeffnen der Blumen abfallen. Zwischen den Blumen stehen später noch lineare durchsichtige, kurzhaarig gewim- perte, ungfähr 1!/, Zoll lange und kaum 1 Linie breite Bracteolen, die stumptlich und etwas länger als die Blüthenstiele. Kelch klein, 5lappig, mit ovalen, stumpf- lichen, ungleichlangen oder auch gleich- langenLappen. Blumenkrone sehr gross, trichter - glockenförmig, mit nach oben allmälig verbreiterter fast trompetenfür- miger Röhre und ötheiligem Saume. Saumlappen oval, übergebogen abstehend, mit Stumpf abgerundeter und mehr oder weniger ausgerandeter Spitze. Staubfä- den 20 — 22, etwas länger als die Blumenröhre, Antheren länglich, aufrecht, auf der Mitte des Rückens befestigt, an der Spitze mit 2 Poren sich öffnend- Fruchtknoten 9fächrig, mit weisslichen Schuppen bekleidet, in einen langen» 1 2 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. die Staubfäden überragenden Griffel ausgehend und auf der Spitze eine grosse schildkopfförmige Narbe tragend. — Es ist das eine sehr ausgezeichnete Art, die namentlich durch die zahlrei- chen Staubfäden sich von allen andern Alpenrosen unterscheidet. RBlüthenstiele ungefähr !/, Zoll lang. Kelch 3—4 Li- nien lang, Blumenkrone weiss, sehr wohl- riechend,. im Schlunde gelblich, vom Grunde bis zur Spitze ungefähr 4 Zoll lang. Die Blumenröhre hält am Grunde 5 Zoll, oben 13/, Zoll und der ausge- breitete Saum 4!/g — 5 Zoll im Durch- messer. Scheint zu den sehr dankbar blühen- den Arten zu gehören, indem unsere 2 Fuss hohe Pflanze auf der Spitze jedes ihrer 3 Aeste eine Blumendolde trägt. Der Geruch der Blumen ist fein und stark und ähnelt dem der Orangen. Wird im Kais. Botanischen Garten zu St. Petersburg im niedrig”n Kalthause in einer Mischung auf ne ‘oder Hei- deerde mit Lehm eultivirt. Stecklinge wuchsen im kalten Vermehrungshause bei einer Temperatur von 6 — 80 R. in Sand oder fein geriebenes Torfmoos gesteckt, in kurzer Zeit. Uebertrifft alle die Alpenrosen des Himalaya , wel- che wir bis jetzt blühen sahen, an Schön- heit und wird sich daher bald in unsern Kalthäusern verbreiten. (E. R.) Die Tafel 277 ist nach einem Exemplare, im Botanischen Garten zu Petersburg Auf derselben ist das blühte, angefertigt. a. Kelch, Fruchtknoten und Griffel in na- türlicher Grösse. b. Ein vergrösserter Durchschnitt durch den Yfächrigen Fruchtknoten. bp) Berberis vulgaris L. Var. atropurpurea. (Siehe Taf. Unsere gewöhnliche Berberitze ' ist ein Strauch von isehr weiter Verbrei- tung, denn sie kommt im grössten Theil von Europa, im mittleren Asien und auch in Nordamerika wild vor. Wie die meisten unter sehr verschiedenartigen Verhältnissen lebenden Pflanzen kat auch sie zahlreiche Formen gebildet, die sich durch Form und Farbe der Beeren, sowie Färbung des Laubes und Bildung der Stacheln . unterscheiden. Die unbedingt ausgezeichnetste Abart ist die mit blutrothen Blättern. Als im Klima von Petersburg noch vollständig hart, ist dieser Strauch für die Gärten rauherer Klimate von hoher Wichtigkeit, » 278. Fig. 1), da sie, so viel uns bekannt, die einzige ausdauernde Holzpflanze ist, die diese tiefrothe Färbung der Blätter zeigt,und noch in so rauhem Klima vollständig gut gedeihet. Die Blumen stehen wie bei der gewöhnlichen Form in hängen- den Trauben, besitzen aber eine tiefere goldgelbe Farbe, in der nach aussen roth auftritt und stehen in schönem Con- trast mit dem Laube. Einzeln auf Rasenplätze gepflanzt, wird diese Berberis in jedem Garten ei- nen vorzüglichen Effect hervorbringen, Wir sahen ein sehr schönes Exemplar derselben im Anfange Juni letzten Jah- res in den Kais, Baumschulen zu Zars- I. Originalabhandlungen. 3 köe - Selo blühen. Herr Obergärtner Freundlich theilte uns mit, dass es ihm gelungen sei, auf die folgende Weise diesen schönen Strauch sicher zu ver- mehren. Es wird schon im Frühling, bevor der Trieb beginnt, ein Exemplar aus dem freien Lande in den Topf ge- pflanzt und hier den Sommer hindurch gepflegt. Nachdem im Spätherbste das Laub gefallen, bringt man das Exemplar an einen frostfreien Standort und stellt es darauf im December oder Januar zum Antreiben in’s Warmhaus. Die bald er- scheinenden jungen Triebe werden ge- schnitten und im Vermehrungshause bei 10 — 12° R, in Sand gesteckt, wo sie bald Wurzeln bilden. Nachdem sie sich gut bewurzelt, werden sie einzeln in kleine Töpfe gepflanzt, im Frühling all- mälig abgehärtet und dann im Juni auf ein wohl vorbereitetes Beet im freien Lande gepflanzt, wo sie ohne jede Deckung stehen bleiben, bis sie genügend stark sind, um sie in den Garten zu verpflan- zen. Es ist diese Art der Vermehrung sicherer und leichter als die durch Ver- edlung. Stecklinge von Pflanzen des freien Landes genommen , oder die von erst im Herbst eingepflanzten und ange- triebenen Exemplaren geschnitten wer- den, wachsen schwer oder unsicher, Der letztere Punkt muss überhaupt bei der Win- ter-Vermehrung guter Sträucher mittelst Stecklingen von angetriebenen Pflanzen stets berücksichtigt werden, wenn man gute Erfolge erlangen will. Erst im Herbste eingepflanzte Exemplare machen auch angetrieben noch zu mastige Triebe, welche nicht so leicht wachsen, als sol- che von länger im Topfe stehenden und weniger saftig treibenden Pflanzen. (E. R.) co? Potentilla glabra Lodd. (Siehe Taf. 278. Fig. 2.) Dryadeae. P. glabra Lodd. Bot. Cab. tab. 914, D. €. Prodr. IL, 'pag. 584. Leab. fi. ross. Il. pag. 62. P. davurica Nest]. Potent. pag. 32, t. 1. P. fruticosa L. ß. davurica Lehm. Monogr. Pot, pag. 32 et D. C. Prodr. II. pag. 579. Ein kleiner Strauch, der bei Nert- schinsk im östlichen Sibirien wild wächst und auch in Cultur nur 1 — 11/, Fuss hoch wird. Von der Potenlilla fruticosa, mit der diese Pflanze öfters verwechselt wird , unterscheidet sie sich durch die unteren Aeste, die wagerecht oder her- abgebogen abstehen , ferner beiderseits kahle Blätter und weisse Blumen. Bildet einen dichten stark verästelten Busch. Blätter entweder unpaarig ge- fiedert mit 2 Blättehen oder nur 3zählig, mit länglichen oder elliptischen, spitzen, beiderseits kahlen und spitzen Blättchen. Kelch nur am Grunde schwach behaart, mitovalen, zugespitzten Lappen. Blumen- blätter rundlich-oval, länger als der Kelch, Früchtehen am Grunde und auf dem Rücken behaart. — Gehört zu den in unsern Gärten noch wenig verbreiteten Sträuchern, der auch in unserm Klima noch durchaus hart ist. Man weise ihm einen von Grund- wasser freien Standort an und gebe ihm 1 ® A Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. eine lehmige lockere Erde. Vermehrung | neben der gelben Alpenrose Sibiriens gleich dem vorhergehenden, sowie auch aus Samen, der jedoch bis jetzt nur höchst selten aus Sibirien eingesendet ward und in Cultur, soviel uns bekannt; noch nicht reifte. Eignet sich beson’ zers zur Bepflanzung halb sonniger Stein- parthien auf erhöhten Standorten, wo sie (Rhododendron chrysanthum Pall.), der Spiraea Pallasii Rgl. und andern niedri- gen Sträuchern und schönblühenden Stauden Sibiriens als schöne und cha- rakteristische Pflanzen jenes Landes ei- nen guten Effect hervorbringen wird. — (E. R.) & d) Potentilla fruticosa L. Var. tenuifolia Lehm. Monogr. Pot. pag. 32. (Siehe Taf. 278. Fig. 3.) Dryadeae. Wir haben auf der beistehenden Ta- fel unterFig. 3 die kleine schmalblättrige Abart der P. fruticosa L. neben der P. glabraLodd. abgebildet, weil sie mit die- ser häufig verwechselt und in unsern Gärten gemeiniglich als P. glabra ange- troffen wird. Die Potentilla fruticosa L. wächst sowohl in Estland, Liefland, im Caucasus, wie in ganz Sibirien wild und gehört zu den Sträuchern, welche unter den nördlichen Breitegraden das ihnen gänzlich zusagende Klima finden. Es ist daher die P. fruticosa in den Gärten Petersburgs viel schöner als in Deutsch- land, sie blüht reichlicher und gehört zu den empfehlenswerthesten niedrigen Sträuchern für unsere Anlagen. Sie bil- det breite, 1 — 3 Fuss hohe Büsche, mit aufrechten Aesten und 3zähligen oder gefiederten Blättern, welche beiderseits behaart sind. Iın Juni und Juli ent- wickelt sie ihre glänzend gelben Blumen massenhaft. Vier verschiedene Formen dieses schönen Strauches befinden sich in den hiesigen Gärten. Die auffallendste davon ist die hierbei abgebildete, indem sie viel niedriger bleibt, kaum I — 1'/, Fuss hoch wird, kleine linien-lanzettliche Fiederblättehen und kleinere Blumen als die gemeine Art trägt. Wenn man von Potentilla fruticosa und deren Ab- arten erst starke Pflanzen besitzt, so kann man solche auch im Herbste durch Theilung vermehren oder eine ähnliche Art der Vermehrung anwenden, wie wir solche bei Berberis empfahlen. Die Po- tentilla fruticosa ist zu Gruppirungen auf dem Rasen oder auch als Vorpflan- zung für Bosquete zu empfehlen. (E. Regel.) 1. Originalabhandlungen. 5 e) Monstera Lennea C.Koch. (Siehe Taf. 279.) Aro Es ist die beistehend abgebildete Pflanze unbedingt eine der stolzesten Blattpflanzen, die seit langer Zeit in den Gärten Europa’s eingeführt ward. Das Verdienst ihrer Einführung gehört un- serm lieben Freunde J. v. Warsce- wiez, dem Manne, der mit seltenem Genie und Ausdauer oft ganz von Mit- teln entblösst, von Guatemala aus bis Peru die Gebirgsländer Amerika’s durch- zog und von dort eine Masse von selte- nen und schönen Pflanzen in die Gärten Europa’s einführte und noch weit mehr eingeführt haben würde, wenn dies ihnı die nur kärglich zu Gebote stehenden Mittel erlaubt haben würden. Warsce- wiecz hat im Verhältniss zu den Mitteln, über die er zu verfügen hatte, in der Neuzeit mehr geleistet, als irgend ein anderer Reisender. Oft allein oder von einem einzigen Indianer begleitet, von dem lebend, was ihm die Natur bot, durchwanderte er weite Strecken, die vor und nach ihm kein Europäer betre- ten und mit Hunger und Widerwärtig- keiten aller Art kämpfend, gelang es ihm stets nur einen kleinen Theil der von ihm gesammelten Pflanzen-Schätze bis zu einem Hafen zu bringen, um hier die gebliebenen Reste nach Europa zu versenden. Und von diesen Resten ka- men dann erst wenige lebend in Europa an oder wurden auch wohl, bevor sie den Ort ihrer Bestimmung erreichten, aus den Kisten die besten noch gestoh- len. So verlor der Reisende die Frucht seiner jahrelangen rastlosen Bemühun- gen und Entbehrungen und als er endlich selbst sich anschickte, nach Europa zu- ideae. rückzukehren , als seine werthvollen Sammlungen in England zu bessern Preisen verkauft wurden und ihm rei- chere Mittel gegeben hatten, verwendete er diese, um noch einmal reichere Samm- lungen zu machen und selbst nach Eu- ropa zu begleiten. Beim Transport auf den Flüssen musste er aber selbst den grössten Theil seiner Sammlungen ver- sinken sehen. Warscewiez hat sich jetzt als Inspector des Botanischen Gar- tens in Krakau einen dauernden Wohn- sitz gewählt und kann mit Stolz auf seine vergangenen Mühen und Beschwerden zurückblicken, die er, der glühende Freund des Gartenbaues und der Pflanzenwelt überhaupt, der Wissenschaft auf den Al- tar gelegt hat, ohne irgend einen ma- teriellen Vortheil hierdurch zu erlangen, Der Monumente hat er sich aber so zahl- reiche gesetzt, dass sein Name mit un- auslöschlicher Tinte unter der Liste de- rer eingeschrieben bleibt, denen gleich einem Drummond, Lobb, Fortune der Gartenbau so unendlich Vieles dankt. Eines dieser Monumente das die Monstera Lennea bleiben , Pflanze, die still und ohne Gepränge in die Gärten eingeführt ward, dafür aber auch kaum je aus denselben wie- der verschwinden wird, entgegen so man- cher andern vielgerühmten und auspo- saunten Neuheit, die nur als ganz ephe- mere Erscheinung in unsern Gärten auf- tritt. Warscewiez fand diese herrliche Pflanze im dichten Urwald Guatemala’s. Ein Stück vom Stengel derselben kam noch lebend mit einer Sendung an den Hofgärtner Sello in Sanssougi zu Pots- wird eine 6 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. dam an. Durch Sello ward dieses Stück in Vegetation gebracht und später die Pflanze vertheilt. Im Jahre 1848 blühte sie zum ersten Male und wardvonKunth Philodendron pertusum genannt. Später untersuchte C. Koch einen frischen Blüthenstand und erkannte, dass es kein Philodendron, sondern eine Monstera sei. Da inzwischen de Vriese dem Dra- contium pertusum bereits mit vollem ‚Rechte den Namen Monstera pertusa ge- geben, so nannte C. Koch nach dem genialen Meister der Landschafts- Gärt- nerei, Herrn General-Gartendirector Len- ne, die in Rede stehende Prachtpflanze Monstera Lennea. — Director Schott zieht diese Art zu Monstera delieiosa Liebm., aber C. Koch hält beide für verschieden. Die Monstera Lennea ist eine jener kletternden Aroideen, deren Stengel an den Bäumen des Urwaldes emporsteigen und mit langen Luftwurzeln, die sie al- lenthalben aus demselben entsenden, sich an diesen festsaugen. Es ist also eine unserm Epheu ähnliche riesige Klet- terpflanze. Die mächtigen, bei guter Cultur einige Fuss im Durchmesser hal- tenden Blätter sind herzförmig, fiederför- mig eingeschnitten und zeigen ausser- dem zwischen den Blattrippen , den Ein- schnitten des Blattes entsprechend, jene eigenthümlichen Löcher in der Blattflä- che. Die ersten Blätter eines Astes sind stets ungetheilt und ohne Löcher, erst die vollkommen ausgebildeten erhal- ten die angegebene Gestalt. Aus den Winkeln der Blätter treten die kurzge- stielten Blüthenkolben hervor, die bis 1 Fuss lang werden und fast 2 Zoll im Durchmesser halten, umhüllt von einer schmutzig zelben Scheide. Nach der Befruchtung fällt die letztere ab. Eine genaue Beschreibung und Ab- bildung der Blüthentheile gibt C. Koch im Jahrg. 1857 der Allg, Gartenzeitung pag. 221 und 222. — Die Monstera Lennea gedeihet eben- so gut im Warmhause wie auch im Zim- mer in einer lockern Laub- oder Heide- erde. Im Warmhause sendet diese Pflanze ihre dicken Luftwurzeln gleich dicken Stricken herab und wird als eigenthümliche und imposante Decora- tionspflanze kaum von einer andern übertroffen. (E. R.) Taf. 279 Blüthenscheide und Spadix in Lebensgrösse. Eine Pflanze verkleinert. 2) Ueber neuere Nutzpflanzen und Gemüsebau. In den Verhandlungen der Pariser Akklimatisationsgesellschaft bespricht Dr. Sace eine aus Japan in Cultur ge- brachte Pflanze des Küchengartens. Die- selbe liefert eine bei den Japanesen sehr beliebte Wurzel , die ähnlich wie die der Scorzonere zubereitet wird, etwas fester als diese ist, ohne jedoch hart zu werden, Dieselbe besitzt einen der Ar- tischocke ähnlichen Geschmack und soll ein sehr gesundes Nahrungsmittel abge- ben. Es ist das die Zappa edulis Sieb.; die von der bei uns heimischen Bardane durch den viel höhern Wuchs, die zarte- ren Blätter von lebhaftem Grün und durch noch einmal so grosse lebhaft purpurrothe Blumenköpfe abweicht. Die- selbe ist zweijährig und trägt im Juli I. Originalabhandlungen. D Tausende von grauen Samen (Frücht- chen), die fast so gross als die einer Tournesol. Man sammelt solche sofert und säet sie, sobald als sie abgetrocknet, in 3/jo Fuss von einander entfernte Reihen aus, Sie keimen sehr schnell, so dass die jun- gen Pflanzen im October schon Blätter von der Breite einer Hand besitzen. Exemplare, die jetzt schon in Blüthe schiessen wollen, werden ausgezogen und ebenso solche, die zu dicht stehen, da die einzelnen Pflanzen nach allen Seiten 3/,,‘ von einander entfernt stehen müssen. Nach den ersten Frösten im November beginnt die Ernte und kann entweder den ganzen Winter hindurch nach Bedarf fortgesetzt werden, oder die Wurzeln werden ähnlich denen anderer Pflanzen bis zum Gebrauch aufbewahrt, Die Pflanze selbst soll dem Frost durch- aus gut widerstehen und trägt im näch- ster. Juli Samen, denen aber ein Käfer, der in die Blüthenköpfe die Eier ablegt, sehr nachstellt. Die Wurzeln steigen ge- rade in den Boden hinab ‚ werden am Hals bis 2 Finger dick und bis 3 Fuss lang, weshalb sie um so mehr, als sie sehr brüchig sind, nur schwer zu ernten sind. — Wir geben diese Beschreibung, wie wir solche finden. Ziehen wir das Lob ab, das jeder neuen Fflanze als Neuig- keit gespendet wird, dann scheint uns dieselbe wenig Aussicht zu haben, auch bei uns eine beliebte Pflanze des Küchengartens zu werden. Die Schwie- rigkeit der Ernte, die geringere Zartheit als die Wurzel der Scorzonere sind schon 2 grosse Missstände. Dagegen sind Versuche auch bei uns immerhin wünschbar, nur muss dann die Cultur, welche hier für das milde Klima Frank- reichs gegeben ist, auch den speciellen Verhältnissen angepasst werden. Aus- saat Mitte Juni scheint für das Klima Norddeutschlands, und Aussaat im Früh- ling scheint für das Klima von Peters- burg am geeignetsten zu sein. Samen wird wahrscheinlich bei Vilmorin An- drieux et Comp, in Paris und bei den bedeutenderen Samenhandlungen Deutsch- lands zu erhalten sein. Die Hoffnungen, welche die Franzo- sen an manche Pflanzen knüpfen, er- scheinen uns zuweilen gespannt. So wird z. B. dieHoffnung in französischen Gartenschriften ausgesprochen, von Chae- rophyllum bulbosum, der Körbelrübe, mit der Zeit Abarten mit Wurzeln von der Grösse mittelmässiger Möhren zu er- halten, oder das bBunium Bulbocastanum zu einer einträglichen Knollenpflanze um- zubilden!! Wir erlauben uns in dieser Beziehung daran zu erinnern, dass die Körbelrübe keine neue Culturpflanze ist, sondern dass sie zu unsern ältesten Culturpflanzen gehört und dennoch noch keine grössern Wurzeln, als von der Grösse einer Wall- nuss von derselben erzielt wurden, wäh- rend die wilde Möhre unter Einfluss der Cultur in wenigen Jahren grosse Wur- zeln bildet. Erst in neuerer Zeit ward aus den Provinzen des Caucasus das Chaerophyllum Preseottii eingeführt, das etwas grössere Knollen besitzt und viel- leicht nur eine Abart von Ch, bulbosum ist. Von diesem ward vom K. Bot. Gar- ten durch Vermittlung des französischen Consuls im letzten Jahre der Pariser Akklimatisationsgesellschaft etwas Samen abgegeben. Wir sind begierig, ob damit gute Resultate erreicht wurden. Die Schwierigkeit, die die kurze Dauer der Keimkraft der Samen der Körbel- rübe der Ausbreitung deren Cultur ent- gegensetzt, ist ausserdem eine bekannte Thatsache. Der Samen derselben muss noch im Jahre der Reife im Herbste g Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Erde übergeben werden, wenn das Resultat ein gutes sein soll. Ausserdem wird dieK.örbelrübe kaum je eine Pflanze für den Anbau im grössern Maassstabe werden, da deren Ertrag verhältnissmäs- sig gering und die Ernte wegen der Kleinheit der Knollen eine schwierige und zeitraubende ist. — Das Bunium Bulbocastanum wächst schon in den Feldern der Rheingegen- den wild und hat kaum mehr Aus- sicht auf Anbau, im grössern Maass- stabe. Wir erinnern in dieser Beziehung an die in neuerer Zeit massenhaft em- pfohlenen Wurzelgewächse, welche trotz ihrer warmen Empfehlungen, trotz der Hoffnungen, die man an solche knüpfte, doch alle kaum auftauchten,, um bald wieder der Vergessenheit anheim gege- ben zu werden. So Psoralea esculenta, Fritillaria imperialis, Apios tuberosa (Sagaban),, Ullucus tuberosus (Ulluco) u. a. m. Aehnlich ist auch das Bunium Bulbocastanum schon öfters zu gleichem Zwecke anempfohlen, aber immer bald wieder verlassen worden. Es gehört diese Pflanze zu denjenigen, die wohl zu Zeiten im wilden Zustande gesam- melt, nie ‘aber zur eigentlichen Cultur- pflanze werden können. Als solche nen- nen wir ferner unsern Lathyrus tubero- sus und das Lilium Martagon, das in Sibirien unter dem ähnlich den Zwiebeln (L. tenuifolium, Fritillaria kamtscha- tica etc.) in Sibirien vielfach "geges- sen wird. Zur eigentlichen Cultur eig- nen Sich aber nur wirklich ergiebige Pflanzen neben andern, die für den ver- wöhnten Gaumen als Leckerbissen an- gebaut werden, Von allen zum Ersatz der Kartoffe] anempfohlenen Pflanzen scheint im mil- dern Klima Deutschlands immer noch die Dioscorea Batatas die wichtigste zu Namen Sarana, anderer Lilien sein, aber auch über diese fehlen uns noch sichere Angaben über deren Werth zum Anbau im Grossen. Die Kartoffel wird sie jedenfalls nicht ersetzen kön- nen, da sie nach allen vorurtheilsfreien Berichterstattern im Geschmack der Kar- toffel bedeutend nachsteht und lange nicht die vielseitige Anwendung wie diese zulässt. Kommt es darauf an, selbst auf verhältnissmässig nicht reichem Bo- den möglichst viel Nahrungsstoff zur Fütterung zu erzielen, da ist die Topi- nambuor (Helianthus tuberosus) von allen Knollengewächsen wohl das erträglich- ste, aber freilich wegen der wässerigen Knollen kaum zur Speise für den Men- schen geeignet. Die Witterungsverhältnisse, welche letztes Jahr in Europa herrschten, wer- den sehr verschiedene Ernte - Resultate bedingen. So ist in den Provinzen süd- lich von Moskau im Russischen Reiche eine eigentliche Missernte in Folge der anhaltenden Trockenheit des Sommers eingetreten. Nördlich von Moskau ist da- gegen die Ernte von Körnerfrüchten und Heu eine gute zu nennen. Dage- gen ist wenigstens in der Umgegend von Petersburg in Folge der: häufigen Re- gengüsse im Juli und August gepaart mit durehschnittlich warmer Witterung die Kartoffelkrankheit wieder in verhee- render Ausdehnung aufgetreten. Die Frühkartoffeln haben weniger davon ge- litten, aber die Spätkartoffeln waren stel- lenweise mehr als zu */, krank. Die ersten Spuren der Krankheit zeigten sich am Kraute bald nach den ersten warmen Gewitterregentagen, und zwar bei sehr hohen Temperaturgraden , da ganz ausnahmsweise im letzten Jahre nach den beispielslose häufigen und hef- tigen Gewittern fast gar keine Erniedri- gung der Temperaturgrade stattfand. Auch war das Kraut lange vor den I. Originalabhandlungen. 9 Knollen krank, so dass dieses Jahr einen neuen Beleg für die Pilztheorie abgab, oder mit andern Worten dafür, dass der Pilz der Verbreiter der Krankheit ist. Während dagegen im vorletzten Jahre eins der wichtigsten Gemüse für hiesige Verhältnisse, der Kopfkohl, sehr schlecht gerathen war, gerieth derselbe in diesem Jahre nebst alien andern Gemüsen und Wurzelgewächsen ganz vorzüglich gut. Kopfkohl ist hier eigentliche Volksnah- rung und wird frisch und sauer, nament- lich aber als Tschi-Suppe (Kohl-Suppe) vom Volke fast täglich genossen. We- niger gut oder sogar fast missrathen sind die im freien Lande angebauten Gurken. — Herr Skatschkoff, Russischer Consul in China, hatte dem H. Ministe- rium der Domainen eine reiche Samm- lung von ungefähr 500 verschiedenen Arten Chinesischer Gemüse eingesendet. Von diesem aus waren diese Gemüse in grösseren Sammlungen vertheilt worden, so an die Gartenbau- Gesellschaft, an den Botanischen Garten u. s. f. Es sind daher diese Samen schon dieses Jahr in sehr viele Hände gekommen und an sehr vielen Orten versuchsweise angebaut worden. Die Pariser Akklimatisations- gesellschaft hat Herrn Skatschkoff dafür einen der ersten Preise ertheilt, und die Petersburger Gartenbau-Gesellschaft nahm ihn zu ihrem Mitgliede auf. Da derselbe wieder nach China zurückgekehrt, so ist von dem Eifer, mit dem dieser Mann alles, was den Gartenbau betrifft, sam- melt, noch viel zu erwarten. — Die von demselben eingeführte Samın- lung enthielt nahe an 500 Varietäten, jedoch grösstentheils die für das Klima von Petersburg ungeeigneten Arten und Abarten der Gattung Dolichos. deren Kerne dort wie unsere Bohnen gegessen werden. Es ist bekannt, dass diese Do- lichos-Arten selbst in den milderen La- gen Deutschlands nicht mehr gedei- hen, Ausserdem enthielt diese Sammlung auch manche interessante Art, welche theilweise erst in den folgenden Jahren nach ihrem Werth für unsere Culturen richtig gewürdiget werden können. Als solche nennen wir den Chinesischen Kohlreps. Drassica Rapa L. ß. glabra Rgl. Die Brassica Rapa unterscheidet sich nach Koch vornehmlich durch die ober- sten Blumen, die länger als der oberhalb derselben befindliche , noch in der Ent- wicklung begriffene Theil der Blüthen- traube von B. Napıs. Die Feld- oder Herbstrübe gehört ebenfalls als Form zu dieser Art, während andere Abarten als Oelfrucht angebaut werden. Die uns vorliegende Abart ist schr eigenthümlich und zeichnet ‚sich durch ungetheilte Blätter, welche durchaus kahl sind, von den andern bekannten Abarten aus. Herr Skatschkoff schickte solche als Kohlgewächs ein und in der That scheint dieselbe ähnlich unsern Kopfkohlen in China angebaut zu wer- den. Die Wurzel derselben ist kurz, un- gefähr 23 Zoll im Durchmesser und spindelförmig, Die Wurzelblätter bell- grün, verkehrt länglich-oval, bis1'/, Fuss lang und ®, Fuss breit, äusserst zart, von einem sehr breiten, weisslichen, wei- chen Mittelnerv durchzogen, der in den breiten rinnenförmigen Blattstiel über- geht, an dem der Blattrand fast bis zum Grunde herabläuft. Der Blattrand nach oben wellig gezähnt, nach dem Grunde zu schrotsägeförnig gezähnt. Diese un- tern Blätter bilden einen losen Kopf, aus dessen Herzen jedoch bald der Blü- thenstengel hervorschiesst. Dieser trägt mit herzförmigem verbreitertem Grunde sitzende, längliche , ganzrandige oder 10 schwach gezähnte Blätter, die wie der Stengel blaugrün angelaufen erscheinen. Die zarten Wurzel- und Stengelblät- ter sind es, die ähnlich wie Wirsing oder Spinat zubereitet, ein sehr schmack- haftes Gemüse geben, das einen von allen andern Kohlarten verschiedenen Geschmack besitzt. Da die aus Samen erzogenen jungen Pflanzen sehr rasch wachsen , so dürfte diese Pflanze als neuer Zuwachs zu unsern Frühgemüsen sehr zu empfehlen sein und fast gleich- zeitig mit Spinat im Frühbeete oder freiem Lande erzogen werden können. DiePflanzen müssen auf kräftigem Boden in gegenseitige Enfernung von ungefähr 1!/, Fuss verstopft und bevor sie in Blu- men schiessen, benutzt werden. Genauere Erfahrungen über den Anbau fehlen jetzt noch, wenn gleich die gleiche Kohlart auch vom Herrn Buck und in einigen andern Gärten Petersburgs erzogen ward. Als unvortheilhafte Eigenschaft dieses neuen Gemüses müssen wir schliesslich noch die nennen, dass die zwar sehr zar- ten Blätter dennoch etwas faserig sind und daher die Bereitunge ähnlich wie Spinat wohl die vortheilhafteste sein dürfte. Die Samenzucht scheint sehr leicht zu Sein, sofern man den Chinesischen Kehlreps als einjährige Freilandpflanze behandelt. Vielleicht dürfte es aber, wie bei ähnlichen andern Gemüsen vor- theilhaft sein, zur Samenzucht Pflänzen zu durchwintern und erst von diesen im folgenden Jahre Samen zu erziehen, um auf diese Weise darauf hinzuwirken, dass die Pflanzen weniger leicht in Samen schiessen und bessere festere Köpfe bil- den. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Als eine andere, durch Herrn Skatsch- koff aus China eingeführte Neuigkeit nennen wir mehrere vorzügliche Chin e- sische Halbrettige. Dieselben sind länglich-oval oder walzenförmig, werden 3 — 4 Zoll lang, sind eben so frühzei- tig als unsere Radies und sind von weis- ser, rosenrother, violetter oder graulicher Farbe. Ihr Fleisch ist zart; sie besitzen die Tugend, im Innern nicht hohl oder saftlos zu werden, was die andern gros- sen Radies leicht thun, sind aber im Geschmack fast zu wenig pikant. — Unter den Gurken befand sich eine lange, dicke, weisse Sorte, von der Herr Bettzick in der Monatssitzung im Au- gust des Petersburger Gartenbau-Vereins einige schöne Exemplare ausstellte. Die- selbe ähnelt der grossen Englischen weissen Gurke. Auch von der landwirth- schaftlichen Schule ward eine andere aus der gleichen Samensammlung hervorge- gangene Gurke ausgestellt, von ähnlicher Form, aber grüner. Unter den Salaten befindet sich im Botanischen Garten ein schöner Bind- salat, dessen Güte aber bis jetzt noch nicht erprobt werden konnte. — Die von uns im vorletzten Jahre be- sprochene Mandschurische Gerste, welche aus Samen erzogen ward, den Maximo- wicz vom Amur einsendete, hat sich auch in diesem Jahre an verschiedenen Orten als sehr frühzeitige und reichtra- gende Gerste bewährt. Namentlich hat Herr Jühlke im letzten Jahre Versuche mit derselben angestellt und wird deren Resultat in diesen Blättern mittheilen. (E. Regel.) I. Originalabhandlungen. 11 3) Cultur der Feigen in Töpfen. Im Allgemeinen sind in allen Thei- len des Obstbaues in neuester Zeit viel Verbesserungen eingeführt worden, nur nicht in Betreff der Cultur der Feigen, obgleich der Feigenbaum zu den schmack- haftesten und stets reichlich tragenden Fruchtgattungen gehört. Wenn man die Feige mit Vortheil zur Treiberei benutzen will, so müssen die Pflanzen mindestens einmal binnen 2 Jahren verpflanzt und in den Wur- zeln beschnitten werden, worauf man sie in 2 — 3 Zoll weitere Töpfe verpflanzt. Zur Erde wählt man eine milde lehmige nahrhafte Garten- oder Wiesenerde, zu der noch gut verweste Dungerde zuge- setzt wird. Man nehme diese Operation im Laufe des Herbstes vor und stelle die Pflanzen hierauf an einen vor Frost gesicherten Ort, ohne sie zu begiessen Sollen die Früchte im Juni reifen, dann stelle man die Pflanze in der dritten Woche des Januar in das Gewächshaus, wo sie anfänglich Nachts 4° und Tags 8 — 10° R. Wärme erhalten und zwei- mal täglich überspritzt werden. Jetzt werden auch die Wurzeln zu wachsen beginnen und müssen daher mit Wasser versehen werden, ınan hüte sich aber sehr, früher Wasser zu geben, als es nothwendig ist, sonst wird der Boden sauer. Dabei gebe man so oft Luft, als dies mit Sicherheit geschehen kann, schliesse aber das Haus um 1 Uhr wie- derum. Sobald die Knospen zu schwel- len beginnen, vermehre man die Tem- peratur um 2° R. des Nachts und um 410 R. des Tags unter Einfluss der Sonne, bis sich die Früchte zu zeigen beginnen. Man halte auch das Haus dunstig,, gebe freigebig Wasser einmal am Tage , lüfte so oft es die Umstände erlauben, vermeide aber sorgfältig kalten Zug. Sowie die Früchte grösser wer- den, erhöhe man die Temperatur noch, jedoch soviel als möglich unter Einfluss der Sonnenwärm«e, und überschreite bei Nacht nicht 121/,OR. Sobald die Früchte zu zeitigen beginnen, so höre allmälig mit dem Spritzen auf und erhalte nur die Luft durch Bespritzen der Heizung und Gänge feucht. Jetzt kann man auch mehr Luft zulassen und zwar durchaus ungehindert, sobald die erste Ernte gewonnen ist. Nun gibt man den Pflanzen einen Dungguss , um sie fähig zu machen eine zweite Ernte zu tra- gen. Feuchte Luft ist eine Hauptbedin- gung bei der Treiberei der Feigen. — Diese Vorschriften ertheilt ein Cor- respondent des Gardeners-Chronicle zur Treiberei der Feigen im Klima Englands. In Nord-Italien, dem südlichen und mitt- leren Frankreich, im Süden der Schweiz etc. gehört die Feige bekanntlich schon zu den durchaus harten Obstsorten, wel- che ausserordentlich reich tragen. In der nördlichen Schweiz, in Zürich, Schaffhausen ete. werden ebenfalls noch viele Feigen im freien Lande gezogen. Man erzieht dort die Feige in grossen Büschen auf warmer geschützter Lage. Im Spätherbst untergräbt man den Wur- zelballen auf einer Seite und macht zu- gleich auf der gleichen Seite eine Grube, so gross als der Feigenstrauch ist, in welche derselbe niedergelegt und darauf mit Erde und Laub bedeckt wird. Im April wird dann der Strauch wieder ausgegraben , aufgerichtet und angebun- den. Sträucher, die einmal an diese Cultur gewöhnt sind, tragen dort jähr- lich ihre süssen Früchte in Ueberfluss und erreichen ziemlich bedeutende Grös- 12 senverhältnisse. Im Klima des grösse- ren Theils Deutschlands wird die Feige oft als Kübelbaum erzogen, an einem frostfreien, nicht zu feuchten, wenn gleich nicht hellen Orte durchwintert, und dann im Sommer in eine recht warme lage im Freien aufgestellt. Zur Zeit des Trie- bes reichlich mit flüssigem Kuhdiünger versehen, pflegt sie auch ziemlich gut zu tragen, wenn gleich die Reifezeit auf Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den Ausgang des Sommers fällt und darum viele der Früchte nicht mehr reif werden oder wenigstens nicht den ihnen eigenthümlichen Wohlgeschmack mehr erhalten *), (E. Regel.) *, Weitere Beiträge zur Cullur, der von den verschiedenen Gartenjournalen in den letzten Jahren kaum berücksichtigten Feige, werden wir dankbar enigegennehmen. — 4) Zimmercultur in St. Petersburg. In den Ländern mit milderem Klima, da glaubt man gemeiniglich, dass Zim- mercultur im hohen Norden unterm Ein- fluss des vielen Heizens und der kurzen Tage während des Winters noch viel weniger möglich sei als in Deutschland, Frankreich ete.e — Dem ist nun aber wirklich nicht so, denn es gedeihen hier sehr viele Pflanzen gerade im Zimmer - ausserordentlich gut, ja manche dersel_ ben im Zimmer fast besser als im Ge- wächshause. Es scheint, dass die Art der Erwärmung der Wohnhäuser wäh- rend des langen Winters solche Cultu- ren gerade begünstigt. Sobald die küh- lere Jahreszeit eintritt, werden die Dop- pelfenster eingesetzt und alle Ritzen zwischen Wand und Rahmen ausserdem sorgfältig verstopft und mit Kitt verstri- chen. Da ferner nicht blos die einzel- nen Zimmer , sondern die ganzen Häu- ser gleichmässig geheizt werden, stellt sich im Innern der Häuser eine viel gleichmässigere Temperatur her. und man kennt weder den verderblichen Zug, noch die strahlende Wärme der Oefen. Als Pflanzen, die sich in den Zim- mern hier ziemlich allgemein eingebür- gert haben, und in denselben nicht et- —— 0000000000100 wa nur für kurze Zeit gedeihen, um dann wieder durch andere Pflanzen er- setzt zu werden, nennen wir: 1) Den Epheu (Hedera Helix L.) und die Antaretische Rebe (Cissus an- taretica). Diese beiden Pflanzen wer- den hier fast in jeder Wohnung gezo- gen. Man benutzt sie um Spaliere zu bekleiden, welche zuweilen durch das Zimmer, dieses theilend, gehen, oder zur. Bildung von Lauben und Bo- gen, unter!denen man sich Sitze im Grünen am Fenster bildet. Der Epheu ist allgemein als die beste Schlingpflanze zu solchen Zwecken bekannt nnd wer- den die grossblättrigen Abarten in dieser Beziehung besonders geschätzt. Der Cissus antaretica aber, eine Schlingpflanze mit immergrünem Blatte,, das aus abge- rundetem oder herzförmigem Grunde in eine ovale Form übergeht und einen schön gezähnten Rand zeigt, schliesst sich der Zimmereultur vollkommen eben- so gut an, wie der Epheu. Diese Pflanze, die in Neu-Süd-Wales zu Hause ist, ist schon lange in Cultur, nirgends dürfte sie sich aber so in den Wohnungen hei- misch gemacht haben, wie in Petersburg, wo sie sogar von Vielen dem Epheu noch vorgezogen wird. l. Originalabhandlungen. Wo schöne Lauben von diesen Pflan- zen gezogen werden sollen, pflanzt man dieselben gemeiniglich in längliche Kisten, welche den Fuss des Gestelles bilden, in eine lockere lehmige Erde und ach- tet besonders darauf, dass die Feinde dieser Pflanzen, die weissen und brau- nen Schildläuse sich nicht einfinden. Bei öfters wiederholtem Abreiben der Blätter mit einem weichen trockenen Tuche oder auch durch Abwaschen der- selben sowohl von der obern als untern Seite, wird dieses hässliche Ungeziefer, welches die Pflanzen entsteilt und zu- letzt sogar deren Siechthum bedingt, am besten fern gehalten. Ueberhaupt kann jede Stubeneultur nur bei häufigem Rei- nigen der Blätter von dem unvermeid- lichen Staube gedeihen und selbst Pflan- zen die so leicht im Zimmer gedeihen, wie die in hkede stehenden, machen keine Ausnahme davon. Wo das Unge- ziefer sich einmal stark eingenistet, tauche man die Pflanzen in eine Lauge aus Asche und schwarzer Seife oder bespritze sie überall sorgfältig mit die- ser, und lasse dann ein sorgfältiges Ab- waschen folgen. Ein Absud oder Tinc- tur von Insecetenpulver mit Wasser ver- dünnt, thut die gleichen Dienste, 2) Olea fragrans Thbrg. Der wohl- riechende Oelbaum China’s und Japans, dessen Blüthen dem Thee beigemischt werden, um ihm den angenehmen Ge- ruch zu geben, gehört zu der kleinen Zahl derjenigen Pflanzen, die im Zim- mer noch besser gedeihen und daselbst ihre Blumen viel dankbarer entwickeln als im Gewächshause. Der Referent nahm wiederholt aus dem Gewächshause Exemplaredie daselbst noch kaum geblüht hatten, in das Zimmer, und siehe, sie zeigten hier nicht nur bald ein kräfti- geres Wachsthum, sondern entwickel- ten auch fast unausgesetzt das ganze 13 Jahr hindurch, ihre kleinen gelben Blu- men, die in einem doldenförmigen Blü- thenstand auf den Spitzen der Zweige Stehen, und das Zimmer mit einem fei- nen lieblichen Wohlgeruch erfüllen, der niemals unangenehm ist. Warum diese herrliche Pflanze in andern Ländern noch nicht gleich häufig wie hier als Zimmerpflanze cultivirt wird, ist mir unerklärlich, da sie einen hübschen buschigen Strauch mit immergrünen Blättern von dunkelgrüner Färbung und eiförmiger, länglicher Gestalt und fast dorniger Zahnung am Rande bildet und ihre herrlich duftenden, wenngleich un- scheinbaren Blumen im Zimmer das ganze Jahr hindurch entwickelt. Bei einem Standorte im Fenster des Zim- mers gedeihet die Pflanze ausserdem sehr leicht. Man gibt ihr eine lehmige mit Lauberde gemischte Erde und be- darf sie keiner grossen Gefässe. Das Begiessen richtet sich ganz nach. Be- dürfniss; aber wenn man begiesst giesse man durch und durch und schadet es gar nichts wenn im Uniersatz etwas Wasser stehen bleibt, was die Pflanze dann noch an Sich ziehen kann. Wir glauben, dass Untersätze im Zimmer bei vorsichtigem Begiessen durchaus kei- nen Nachtheil für die Pflanzen bringen, sondern gegentheils nach unsern Erfah- rungen noch Vortheil bringen, weil nur sie es möglich ‚machen, einen stark aus- getrockneten Ballen wieder ganz durch und durch anzufeuchten. Feind ist wieder die weisse Schild- laus, welche sich an dieser Pflanze mas- senhaft einfindet und sie ganz entstellt, wenn man sie nicht reinlich hält. Durch- scheinende gelbe Flecken zeigen bald an, dass auf der untern Blattseite sich deren eingefunden. Vorsichtiges Abrei- ben mit einem trockenen Tuche entfernt sie am sichersten, was jedoch einige 14 Tage darauf wiederholt werden muss, um die jungen Thierchen, die beim Säu- bern herabfielen und bald wieder an der Pflanze emporkriechen, noch zu tödten. Unter jedem der grössern Schilde sitzen nämlich eine Menge derselben beisam- men, die alle zu tödten bei der ersten Reinigung selten gelingt, sofern man nicht zu schwarzer Seife und Insecten- pulver seine Zuflucht nimmt. Die Pflanze verdient allgemeinste Verbreitung, denn sie ist bis jetzt an vielen Orten kaum dem Namen nach bekannt, oder man cultivirt auch wohl falsche Pflanzen an deren Stelle, wes- halb sie nicht nach Verdienst gewürdigt werden honnte. Es gibt nämlich eine Abart, welche als Olea rubra oder Olea fragrans rubra cultivirt wird, die, wie es scheint, sehr schwierig blüht und von der ich noch keine Blumen sah. Ebenso kommt zuweilen ein Ilex unter dem Namen von OÖ. fragrens in den Gär- ten vor. Loureiro hat eine besondere Gattung aus dieser Pflanze gebildet und nennt sie Osmanthus fragrans, 3) Der Kajfeebaum. (Coflea ara- bica L.) Gleichfalls eine der Pflanzen, die bei anhaltender Cultur im Zimmer ganz vortrefllich gedeihen. Referent hat in diesen Blättern schon einigemal mit- getheilt, dass er hier an verschiedenen Orten, ganz vortreflliche im Zimmer cul- tivirte Pflanzen sah, die Blumen und Früchte in reichlicher Menge trugen, während derselbe im Gewächshause nur höchst selten Blüthen und Frucht trägt. Seitdem nahm ich eine kleine Pflanze in mein eigenes Zimmer und kultivire sie hier nun seit 2 Jahren. Die Pflanze ward damals in einem verhältnissmässig grossen Topf verpflanzt und stand 2 Jahre in diesem ohne weiter umgepflanzt worden zu sein. Als Erde ward eine lehmige Rasenerde ohne jeden Zusatz Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gegeben. Die Pflanze zeigte bald einen ausserordentlich üppigen Wuchs und musste aus dem Fenster herausgenom- men und in ein kleines Tischchen vor das Fenster gestellt werden, in welchem sie von Zeit zu Zeit gedreht wird, um das einseitige Wachsen zu verhindern. Die Blätter dieser Pflanze, die im Zim- mer gebildet sind, haben eine schwarz- grüne glänzende l’arbe und sind fast noch einmal so gross als von im Ge- wächshause ceultivirten Pflanzen. Da der Kaffeebaum bei üppigem Wuchs schnell in die Höhe geht, so wurden im Laufe des letzten Jahres alle obern Triebe und namentlich die Spitzentriebe wiederholt auf ein Blattpaar ausgebro- chen um den Spitzentrieb zu mässigen und mehr Seitentriebe zu erzeugen. Da der Top{ ziemlich gross und die Erde nicht leicht, erhält die Pflanze trotz der trockenen Stubenluft oft in 4—6 Tagen oder noch längerer Zeit nur einmal or- dentlich Wasser. Der Kafleebaum em- pfiehlt sich gleich sehr als allgemein interessante Pflanze, wie als Strauch mit ’schönem immergrünem Laube zur Cultur im Zimmer, und wird jedem, der ihn mit Liebe pflegen will viel Freude machen. Man wähle aber zur Stuben- eultur junge, niedrige Exemplare, indem grössere im Gewächshaus erzogene Pflanzen gemeiniglich unten schon kahl sind und es sehr schwer hält, die feh- lende untere Belaubung später wieder zu ersetzen, Das Einkneipen der Spitzen hat zwar allerdings zuletzt diesen Er- folg, wenn es häufig wiederholt wird, führt aber nur langsam zum Ziele. Die Samen, welche die Kaffeebäumchen im Zimmer später sehr dankbar in den röth- lichbraunen Früchten tragen, keimen sehr leicht und geben die schönsten Pflanzen. Von Ungeziefer leidet der Kaffeebaum im Zimmer fast gar nicht, I. während er demselben im Gewächshaus so ausgesetzt ist, dass die von der weissen Wolle umgebene Laus, nach ihm den Namen Kaffeelaus erhalten hat. — 4) Ficus. Alle Ficus-Arten mit im- mergrünem Blatte eignen sich vortreff- lich zur Cultur im Zimmer. Allgemein verbreitet ist in dieser Beziehung der Ficus elastica oder Gummi-Baum als eine der mit Recht beliebtesten Zim- merpflanzen, so dass wir diesen hier nur zu erwähnen brauchen. Es ge- deihen aber auch alle andern Ficus-Ar- ten mit immergrünem Blatte fast gleich gut im Zimmer. Miquel rechnet diesel- ben grossentheils zu seiner Gattung Urostigma. — 5) Dracaena und Cordyline Mit Ausnahme der roth- und buntblätterigen Arten gedeihen alle gut im Zimmer. Als Art, die im Zimmer schöner als im Gewächshause wird, verdient die Dra- caena fragrans (Aletris) hervorgehoben zu werden. 6) Theebaum. (Thea viridis L. und T. Bohea L.) Eine Pflanze, die wie der Kaffee ein ganz allgemeines Interesse besitzt und sich ebenfalls der Zimmer- eultur sehr leicht anschliesst. Die Blät- ter, die derselbe im Zimmer bildet, wer- den zwar nicht so gross, als die unterm Einfluss einer feuchtwarmen Luft im Gewächshause gebildeten, dagegen setzt er im Zimmer viel reichlicher Blumen an und blüht vom Herbste an fast den ganzen Winter hindurch. Eine Mischung von 2 Theilen einer schweren lehmigen Erde mit 1 Theil Moorerde und kalk- freies Wasser, sind Bedingungen seiner Cultur im Zimmer. 7) Camellien. Es ist die gewohnte Klage, dass Camellien keine Zimmer- pflanzen seien, weil sie hier ihre Knos- pen abwerfen, bevor sie zur Blüthe ge- Originalabhandlungen. 15 langen. Wer Ausdauer mit Sorgfalt vereiniget, der wird auch in dieser Be- ziehung bessere Resultate erhalten. Die Camellie wirft nämlich, wenn sie das erste Jahr ins Zimmer gebracht wird, ihre Blumen allerdings gemeiniglich ab. Mit Sorgfalt weiter ceultivirt, passt sie sich aber dem Zimmer in ihrer Vege- tation an, oder wenn man so sagen darf, sie acclimatisirt sich im Zimmer, Die Triebe, die sie hier bildet werden kürzer und gedrungener, entwickeln etwas klei- nere Blätter und setzen zahlreichere Blumen an. Von diesen schneide man zur Zeit der Entwicklung alle Doppel- knospen ab und ebenso überwache man im Herbst und Wintersanfang, bevor sie zu blühen beginnen, sorgfältig deren Trieb und breche alle Blatttriebe, wenn sich solche vor der Blüthe entwickeln wollen, sofort aus, da ein neuer Blatt- trieb zu dieser Zeit unfehlbar das Wer- fen der Knospen bedingen würde. Im Herbst, Winter und ersten Frühling gebe man ihnen einen Platz an einem der Einwirkung der Sonne ausgesetzten Fenster, im Sommer dagegen bewahre man sie vor der Einwirkung der Son- nenstrahlen, sei es durch Beschattung oder andern Standort. Reinhaltung, sorg- fältiges Begiessen und rechtzeitiges Ver- pflanzen sind ausserdem im Zimmer Hauptbedingungen einer glücklichen Cul- tur. Wenn im Herbste die Pflanze mit Knospen beladen ist und das Heizen der Zimmer begirnt, dann ist es Zeit reichlicher zu giessen. Aber auch dann soll man es nicht übertreiben, nur die Pflanze nicht so stark austrocknen las- sen, als dies zu andern Jahreszeiten an- zurathen ist. Während des Triebes nach dem Abblühen bis zur vollkomme- nen Ausbildung des Triebes und An- setzen der Knospen muss am vorsich- tigsten gegossen werden. Der Unerfah- 16 rene soll sich zu dieser Zeit zuweilen durch vorsichtiges Ausstürzen der Pflan- zen aus dem Gefässe überzeugen, wie sich das Feuchtigkeitsverhältniss am un- tern Theil des Ballens, zu dem obern anscheinend trocknen gestaltet, da in Folge der Untersätze der unterste Theil des Ballens gemeiniglich feuchter ist. Dieses einigemal vorgenommen, wird man bald durch Beobachtung lernen, wenn es Zeit ist, die betreffende Pflanze durch und durch zu giessen. Zum Ver- pflanzen ist der Zeitpunkt unmittelbar nach der Blüthe die geeignetste. Dann kann man auch die Pflanze ohne Scha- den im Ballen etwas angreifen und mit- telst eines Holzes die äusserste Erd- schicht und die den Ballen umgebenden Wurzeln lösen. Der andere Zeitpunkt ist der Sommer nach dem Ausreifen des Holzes, dann aber schone man den Bal- len möglichst, indem eine stärkere Ver- letzung des Ballens zu dieser Zeit, im Herbst das Abwerfen der Knospen oft bedingt. Die beste Erde für die Camel- lie ist eine milde, lehmige, kalkfreie Ra- senerde, der, wenn sie bindiger Natur ist, etwas Heide- oder Moorerde und wenig Sand beigemischt werden kann. Wo solche Erde nicht zu haben ist, wird sie durch Schälen vom Rasen und Auf- schichten desselben auf Haufen künstlich hergestellt oder auch wohl durch Erde aus gefaulten Eichenblättern, denen man etwas Lehm zumischt, ersetzt. Wo leichtere Laub- oder Heideerde zur Camelliencultur verwendet werden, da muss auch verhältnissmässig viel mehr gegossen werden, Ausser der Erde ist kalkfreies Wasser eine der Hauptbe- dingungen zur glücklichen Cultur der Camellien, und hat man daher in kalk- reichen Gegenden, Regenwasser zu die- sem Zwecke zu wählen. Häufiges, trockenes Abreiben der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blätter, damit der Staub entfernt werde, ist ausserdem bei der Zimmereultur dringend zu empfehlen. Im Herbste und Wintersanfang vor dem Oeffnen der Blumen, kann nach dem Reinigen der Pflanze auch leicht benetzt werden. Bei selcher Cultur werden die Ca- ınellien allmälig sich ans Zimmer ge- wöhnen, hier so reichlich wie im Ge- wächshause blühen, ihre Blüthezeit wird aber vornehmlich auf Wintersanfang fallen, — 8) Der Zimmergarten des Herrn von Luchmunoff. Fast alle Palmen und den Palmen ähnliche Pflanzen eignen sich zur Zimmercultur. Manche dersel- ben, wie die Dattelpalme (Phoenix dac- tylifera L.), die Zwergpalme Südeuropa’s (Chamaerops humilis L.), einzelne Cha- maedorea- Ärten und andere gewöhn- lichere Palmen, haben sich schon seit längerer Zeit in den Zimmern eingebür- gert. Aber es sind auch fast ohne Aus- nahme die grosse Zahl der in neuerer Zeit in unsern Gärten eingewanderten Palmen zur Zimmercultur zu empfehlen. Wir wollen damit zu einem Zimmergar- ten im eigentlichen Sinne des Wortes übergehen, den wir kürzlich in Peters- burg besichtigten und der uns zeigte, was für eine grosse Menge von Pflan- zen im Zimmer rasch gut gedeihen, Wir wollen nämlich von den Zim- merceulturen des Hrn. v. Luchmanoff sprechen, welche in Bezug auf die Menge von seltenen Pflanzen und das kräftige Gedeihen vieler gar nicht leicht zu eül- tivirender Pflanzen kaum übertrofien wer- den dürften. Drei grosse Zimmer sind mit durchaus im Zimmer cultivirten Pflanzen gefüllt. Die kleineren Pflanzen stehen in den Fenstern und auf beson- deren Stellagen vor denselben. Die grösseren Exemplare stehen frei im Zim- mer und haben theils eine ganz ausser- a | Taf 208, ter A F X L.. Originalabhandlungen, ordentliche Ueppigkeit erreicht. Da sieht man mächtige Exemplare der Ravenala madagascariensis Sonner, welche fast bis zur Decke des hohen Zimmers rei- chen, eine Pflanze die in der Tracht und Blattbildung der kürzlich besproche- nen Strelitzia Nicolai ähnelt und aus Madagascar stammt. Die Coccoloba ex- coriatu L., eine Polygonee Westindiens mit grossem, ovalem, immergrünem Blatt, bildet einen 8 Fuss hohen üppigen Strauch, wie wir ihn schöner noch in keinem Gewächshause sahen, Coccoloba rugosa Desf. (C. macrophylla Hook) aus dem tropischen Amerika, Coccoloba pu- bescens L. mit dem mächtigen, sitzen- den, runden, runzeligen, behaarten Blät- tern, die in guten Exemplaren immer noch zu den Seltenheiten gehört, obgleich sie schon sehr lange in Cultur ist und C. uvifera. L. von den Antillen und die schöne rankende C. nymphaeifolia sind gleichfalls in schönen Exemplaren 'ver- treten, Die Sammlung der Palmen ist ausserordentlich reich und mag an 40 bis 50 seltenere Arten zählen und da- runter sogar die in Cultur schwierige- ren Calamus-Arten, die Elfenbeinpalme (Phytelephas), die Stelzenpalmen (Iriar- tesa), Arecen, Livistonen, Seaforthia, Thrinax, Orania, Caryoten ete. Die Monstera Lennea C. Koch, diese präch- tige Aroidee mit den grossen, herzförmi- gen, durchlöcherten Blättern, steht in gleicher Ueppigkeit wie im feuchten Warmhause, die kürzlich von uns be- Schriebene Heritiera Fischeri (H. maero- phylla Hort.) bildet einen 10 Fuss hohen Strauch mit fusslangen üppigen Blät- tern, die Poinsettia pulcherrima Graham, jene Euphorbiacee Mexico’s deren kleine Blumen grosse earmoisinrothe Bracteen stützen, entwickelt jährlich zu Anfang des Winters ihre Blumen. Es bildet diese Pflanze bekanntlich eine der schön- I. 1860, 17 sten Zierden der Gärten im tropischen und subtropischen Klima, die in gleicher Schönheit wie in ihrem Vaterlande zu erziehen der Cultur noch nicht gelin- gen wollte, da sie in unsern Gewächs- häusern gemeiniglich die Blätter wirft, bevor sie die Blumen entwickelt. Als die ausgezeichneteste Leistung der Zimmerceultur des Hrn. Luchmanoff müssen wir seiner Medinilla magnifica Lindl. erwähnen, jener schönen Melasto- macee Ostindiens, die bei guter Cultur einen breiten üppigen Busch mit gros- sen saftigen Blättern bildet, der auf den Spitzen seiner Zweige die hängenden Blüthenrispen rosenrother Blumen her- vortreibt. Beim Hrn. Luchmanoff steht diese Pflanze nicht nur in grösster Uep- pigkeit, sondern sie hat hier auch be- reits seit mehreren Jahren jährlich in einer Schönheit geblühet, wie dies noch in keinem Gewächshause Petersburgs erzielt werden konnte. Einer schönen Pflanze in voller Blüthe desselben ward auf der letzten Frühlingsausstellung ein- stimmig die goldene Medaille für Zim- mereultur zuerkannt. Auch Medinilla speeiosa Bl. wächst hier im Zimmer in gleicher Ueppigkeit. Von ausgezeichneten Decorations- pflanzen des Warmhauses, die grossen- theils erst im Zimmer ihre jetzige Schön- heit erlangt haben, wollen wir noch nen- nen, die jetzt so beliebten Arten der Gattung Rhopala, darunter R. magni- fica, Jonghi etc., ein prächtiges Exem- plar der Aralia (Paratropia) farinosa und Sieboldü, die ausgezeichnete Psy- chotria leucocephala A. Brongn. aus Bra- siliien, die in den Gärten auch als Ps. Blumei und Ps. leucantha verbreitet ist, ferner mehrere der decorativen jetzt so gesuchten Bignoniaceen mit grossen fie- derschnittigen Blättern, so Colea flori- bunda Bojer aus Madagaskar, 0. Com- 2 18 mersoni, Spathodea speciosa A. Brongn. und S. campanulata P. Beauv. beide aus dem tropischen Afrika, die zur Fa- milie der Orangen gehörige Murraya exotica L. aus Ostindien, die Pachira macrocarpa Hook., eines Baumes mit ge- fingerten Blättern aus der Familie der Bombaceen, der in Mexico heimisch ist. Ein kaum 3 Fuss hohes verästeltes Exemplar hat hier im Zimmer seine weisse Blume entwickelt aus der die Masse der fast fusslangen Staubfäden hervorragt. Chamisso und Schlechten- dahl beschrieben diese Pflanze als Ca- rolinea macrocarpa und die Carolinea fastuosa der Gärten scheint kaum verschieden zu sein, nur haben die grossen Exemplare, die wir selbst davon besitzen, noch nicht geblüht. Von der allgemeiner verbreiteten Pachira alba Lodd. (Carolinea), die ebenfalls im Zim- mergarten des Hrn. Luchmanoff vertreten, unterscheidet sie sich vortheilhaft durch die Eigenschaft, dass sie im Winter das Laub nicht fallen lässt. Von den eigen- thümlichen COlusia-Arten des tropischen Amerika cultivitt Hr. Luchmanoff 3 Arten, die alle so kräftig wachsen, dass z. B. die 0, rosea L. sogar zahlreiche Luftwurzeln im Zimmer gebildet hat. Die Clusia-Arten gehören zu jenen ei- genthümlichen Würger-Pflanzen des tro- | pischen Amerika, welche sich später mit den Stämmen anderer Bäume ver- einigen und diese oft mit ihrem Holze so innig ganz oder theilweise umschlies- sen, dass die Pflanzen, auf die sie sich stützen und aus denen sie die Nahrung an sich ziehen, später von ihnen gleich- sam erdrosselt werden. Das schöne Heterocentron roseum Knth. et Bouch£, ‘eine Melastomacee der Gebirge des tro- pischen Amerika mit rosenrothen Blu- men, hat hier auch im Zimmer seine gute Eigenschaft dankbar zu blühen bei- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. behalten. Die beliebten Anthurien ge- deihen sämmtlich vortrefflich, die Oin- namomum- Arten Ostindiens bewähren sich als vortreffliche Zimmerpflanzen ete. Von Kalthauspflanzen hat Hr. Luch- manoff ebenfalls zahlreiche Arten der Zimmercultur unterworfen. Unter den Coniferen eignet sich besonders Arau- curia brasiliensis Lamb. vortrefilich zur Zimmercultur, indem der Referent diese Pflanze nicht blos hier, sondern auch bei andern Blumenfreunden mit dem besten Erfolge im Zimmer ceultivirt sah, Auch die A. Bidwilli Hook. aus Neuhol- land, Dammara orientalis Lamb., der Dammar-Baum Ostindiens und andere haben die Zimmerluft vortrefflich ertra- gen. Stenocarpus Ounninghami Hook, aus Neuholland, ist von uns wiederholt besprochen worden und gedeiht schon seit einer Reihe von Jahren vortrefflich, ebenso Panax crassifolium Dne. aus Neuseeland und die damit verwandten Arten, die als Aralia trifoliata, erassi- folia, pentaphylla etc. sich in den Gär- ten verbreitet haben. — Es möge dieser kurze Abriss genü- gen, um zu zeigen, welche Menge von Pflanzen bei aufmerksamer Pflege, ohne jedes Gewächshaus im Zimmer nicht blos erzogen werden hönnen, sondern da wirklich an Schönheit den im Gewächs- hause erzogenen gar nicht nachstehen. Auch Orchideen sind in grösserer Zahl unter den Culturen des Hrn. Luch- manoff ‚aufgenommen. Mehrere dersel- ben haben auch gut geblüht, aber den- noch sieht man, dass diese für das ge- wöhnliche Zimmer sich nicht eignen, wenn ihnen nicht besondere Localitäten hergerichtet werden. Von besonderem Werthe ist es, dass Hr. Luchmanofi seine Versuche sorg- fälig controllirt hat und später wohl einmal das Resultat derselben selbst II. Neue Zierpflanzen. mittheilen wird, wodurch allen denen, die über kein besonderes Gewächshaus zu gebieten haben, oder die es vor- zieken unter ihren Pfleglingen ihre 19 Wohnung aufzuschlagen, ein sehr we- sentlicher Dienst geleistet werden wird. (E. Regel.) ll. 1) Aristolochia Sinarum Lindl., Aristo- lochieae. — Stengel sehr äslig. Blätter herz- förmig, fast dreiseilig dunkelgrün, kahl, an der Spitze und den Ecken abgerundet. Blumen einzeln mit keulenförmiger Röhre und ovalem zugespitztem, aufrechtem Saume, der innerhalb rauhhaarig. — Eine neue Art die Fortune aus China an den Hrn. Glendinning gesendet. Es ist eine harte perennirende Pflanze mit hoch rankenden Stengeln und dunkelgrünlichen Blumen von fast 2 Zoll Länge und grossen purpur Flecken an der Mündung der Röhre. Ob die Pflanze auch im Klima von Deutsch- land hart, muss die Zukunft lehren. (Gardn. Chron. 1859. pag. 708.) 2) Odontoglossum Uroskinneri Lindl. Ein neues Odontogiossum das Veitch aus Gua- temala vom Hrn. Skinner erhielt. Lindley hält diese Pflanze für einen Bastard zwischen 0. bietoniense und Cervanlesii oder Rossii. Den Habitus theilt es mit dem ersteren, die Blumen sind aber grösser, Sepalen und Petalen abgerundet länglich, Lippe fast kreis- rund und tief herzförmig, deutlich gezähnt und auf hellerem Grunde zart dunkelrosa ge- tupft. Nachdem Lindley die obige kurze Be- schreibung im Gardeners Chronicle veröffent- licht, gibt Hr. Skinner in der folgenden Num- mer des gleichen Blattes einige Details über Entdeckung dieser Pflanze. Er fand sie auf Felsen in der Nähe des Dorfes Catarina im District von Solola 28 Leguas von Guatemala. Schon im Jahre 1854 sendete er Hrn. Veitch eine Parthie Knollen von dieser lieblichen Pflanze ein, die er jedoch für keine Hybride sondern für eine gute Art hält, weil er sie wild gefunden habe, Herr Professor Lindley hält dagegen an ‚seiner früheren Ansicht fest und erklärt zu- Neue Zierpflanzen. gleich, dass es ihm sehr wahrscheinlich, dass überhaupt viele, bis jetzt als Arten beirach- tete Orchideen, nur Bastarde sein möchten. Es freut uns, dass der Mann, der nun schon seit einer langen Reihe von Jahren die Orchideen speciell studirt hat zu einer Ansicht kommt, die auch wir schon wiederholt aus- gesprochen, und die immer wahrscheinlicher wird, je mehr vaterländische Knollen von Or- chideen jährlich in unsern Gärten einwandern, Möchte auch unser tüchligster, bewandertster Kenner der Orchideen in Deutschland, Herr G. Reichenbach, diesen Gesichtspunkt einer unparlheiischen gründlichen Würdigung unter- werfen. — (E. R.) 3) Pyrethrum carneum M. B. Var. H. Galeotti, N. Funck, V. Lemoine, Rouillard, E. Boissier. Fünf neue Formen der Insec- tenpulverpflanze mit grossen anemonenarlig gefüllten Biumen, die von der blassfleisch- rothen Färbung bis zur dunkelrosenrothen Farbe übergehen. Dieselben sind vom Herrn Bedinghaus, Gärtner zu Nimy bei Mons ge- züchtet, dem gleichen Gärtner der auch früher schon die älteren schönen Abarten ergogen hatte. Wir haben schon mehrfach mitge- theilt, dass Pyrethrum carneum und roseum noch vollkommen hart im Klima von Peters- burg sind. Dagegen haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Formen desselben wenig- stens in ihrer Färbung nicht constant sind, in- sofern einzelne Abarten mit schön rothen Blu- men allmälig zu fleischfarben gefärbten Blu- men umänderten, Die oben angeführten neuen Abarten sind tab. 15 (Septemberheft 1859) des Journal d’horl. pratique abgebilde. (E. R.) 4) Saponaria atocioides Boiss.; Sileneae. Eine von E. Boissier, dem durch seine Entdeckungen in allen Theilen des Orientes berühmten Reisenden, in Syrien entdeckte 2 F 20 Pflanze, die kürzlich in den Garten des Mu- seums zu Paris eingeführt ward. Dieselbe bil- det einen niedrigen Halbstrauch mit nur am Grunde verholzten, der Erde nach liegenden Aesten, aus denen sich aufsteigende Aeste erheben, die die gabelig geiheilten sehr reich- blumigen Scheindolden der niedlichen rothen Blumen tragen. Blätter länglich-spathelförmig. Kelche klebrig behaart. 5) Pothos argyraea Lindl. Von Thomas Lobb aus Borneo eingeführt. Wuchs gedrun- gen. Blätter schief-oval, reich grün und sil- berweiss gefleckt und mit einem silberfarbe- nem Band längs der Mittelrippe. Cultur in einem schattigen feuchtwarmen Hause. (Veitch in Gard. Chron.) 6) Spraguea umbellata Torrey; Portula- ceae. Wächst in der Sierra Nevada des nörd- lichen Californien am Nozah-Fluss. Stengel kurz und dick, aus seiner Spitze 5—6 schalt- arlige Blülhenstengel entwickelnd, welche 3 Zoll bis eine Spanne hoch sind. Die Blätter sitzen fast alle an dem kurzen Stengel, hier eine dichte Rosette bildend, verkehrt-oval spalhelförmig , fleischig, 2 Zoll lang. Am Blüthenstengel sitzen nur einzelne lanzettliche Blätter mit häuligem Rande. Blüthenähren 6—12 in einer spitzenstländigen ausgespreizten Dolde, vor der Entwickelung spiralig einge- rollt. Blüthenstielehen *!/; Zoll lang, Grunde hüllenariig von ovalen Bracteen ge- stützt. Der Kelch besteht aus zwei [fast kreis- förmigen, an der Spitze ausgerandeien, mil Ausnahme der grünlichen Mitlelrippe blassrosa gefärbten Blättchen. Blumenblälter 4, verkehrt- oval, rosenrotih, kürzer als der Kelch. Staub- fäden 3, dreien von den Blumenblältern ge- genübergestellt, mit Trägern, die länger als die Blumenblälter und ovalen in der Miite be- fesiigten Antheren, welche zweifächerig und mit Längsrissen aufspringen. Fruchiknoten oval-kugelig, einfächerig, 8—10 eiig, auf der Spitze den schlanken ungetheilten Griffel tra- gend mit kleiner dreilappiger Narbe. Capsel häulig, zusammengedrückt, zweiklappig. Sa- men linsenförmig, schwarz. — Eine einjäh- rige Pflanze von der junge Pflanzen den Win- ter im freien Lande in Engiand überdauerten. (Gard. Chron.) 7) Chamaebatia foliolosa Bentk.; Rosa- am Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ceae. Ein harter Strauch aus der Sierra Ne- vada in Californien, der 2 — 3 Fuss hoch wird und einen angenehmen balsamischen Ge- ruch besitzt. Blätter im Umfange breil-oval, immergrün, ungefähr 2 Zoll lang, dreifach ge- fiedert, die leizien Theilungen oval, stumpf, kaum ?!/» Linien lang, kurz steifhaarig. Ne- benblättchen klein, dem Blatistiel angewach- sen. Trugdolden 4—5blumig, auf der Spitze der jungen Aeste stehend, am Grunde der ein- zelnen Blüthenstielehen steht eine gezähnte oder fiederschnitlige Bractee. Blumen halten fast 1 Zoll im Durchmesser. Kelch ausserhalb mit kurzen, drüsigen Haaren besetzt, innerhalb dicht wollig. Blumenblätter weiss, verkehrt- oval, ausgerandet, mit kurzem Nagel. Staub- fäden 50 und mehr, in mehreren Reihen auf dem Kelch eingelügt. Fruchiknoten eiförmig fäden, auf der Innenseite mit einer Narben- Längsspalie. Die Achäne länglich zusammen- gedrückt, vom Kelch umschlossen, mit aus der Basis des Griffels bestehender aufgesetz- ter Spitze, einsamig. Ein in der Tracht von andern Rosaceen so verschiedener Strauch, dass man ihn anfangs für eine Mimosa oder Acacie hielt. Im Klima von Deutschland wohl als Kalthauspflanze zu behandeln. Durch Veitch in Cultur gebracht. (Gard. Chron.) 8) Pteris argyraea Th. Moore. Wedel fussförmig dreifach gefiedert; Fiederblätler abermals gefiedert und Fiederblätichen fieder- schnitig, Lappen stumpf linear-sichelförmig, 1'/ Zoll lang, oberhalb auf der Mittelrippe stachelig, die Spilzenlappen schwanzförmig vorgezogen. Längs der Mittelrippe silberfar- bene Streifen auf allen Fiederblättchen zeich- nen diese schöne Art aus. Wird als eine sehr schöne Art empfohlen, die als das erste scharf panachirte Farnkraut besonderes Interesse hat und darum auch auf mehreren Ausstel- lungen in England Preise erhielt. Die Wedel werden bis 5 Fuss lang und ähneln in Form denen der Pt. nemoralis und quadriaurita nur sind sie in allen Theilen grösser und durch scharf silberweisse Bänder auf der Mittel- rippe aller Fiederblälter und Fiederblättchen ausgezeichnet. Im Umfang sind die Wedel oval und vom Grunde bis zur Spitze ohne den Wedelstiel 2'/ Fuss lang, Die beiden M. Notizen. untersten Fiederblätter der fussförmig getheil- ten Platte tragen am Grunde noch einen be- sondern, nach aussen abzweigenden, fie- derschnittigen Ast. Stammt aus Central- In- dien und ward durch Veitch und Sohn in Cultur eingeführt. (Gard. Chron.) 9) Lygodium polystachium Wallich. Ein Farn aus Moulmein. Wedel rankend. Die Verästelungen erster Ordnung der Wedel bil- 21 den gegenständige lFiederblätter, die oval. kurzhaarig und gefiedert sind. Die Lappen der sierilen Wedel länglich und stumpf; die der fruchtbaren Wedel pyramidal-verschmälert, mit rückenständigen Fruchthäufchen, welche von bracteenarligen Schleierchen umhüllt und gleichsam eine fast dachziegelförmige Achre bilden. (E. R.) IM. Notizen. 4) Fortschritt der Landwirthschaft in Californien. Im äussersten Westen Nordamerika’s zeigt sich jetzt ein sociales Phä- nomen , wohl geeignet Aufmerksamkeit zu er- regen; es ist die aussergewöhnlich rasche, so zu sagen urplötzliche Entwicklung der califor- nischen Colonien durch europäische Einwande- rer. Zu keiner Zeit hat man so rasch ein Volk sich bilden, ein ganzes Land aus Wild- niss in Cultur übergehen, einen Staat sich con- stituiren und consolidiren sehen. Wer hätte sich noch vor kaum mehr als 10 Jahren eingebildet, dass die Entdeckung von Goldminen am Sacramento der amerika- nischen Union so bald einen neuen Staat zu- führen würde, wenn man bedachle, dass die Gewinnung edler Metalle für Peru und Mexi- co, diese früher glücklichen und blühenden Länder, die Ursache der Entvölkerung und des Elendes geworden ist? Und dennoch war dies das unerwartete Resultat des Gold- durstes, der so viele Abenteurer an jene ent- legene Küsten des stillen Weltmeeres führte. — Heute steht Californien schon auf gleicher Stufe mit den blühendsien Staaten der neuen Welt und Alles deutet noch auf eine brillantere Zukunft. Wir urtheilen nach einem Bericht, den ein Californier in der Jahressilzung der ealifornischen Ackerbau - Gesellschaft im vori- gen Jahre erstattete und der sowohl die Land- wirihe, wie die Gärtner interessiren wird. „Im Jahre 1769 u. 1770“ sagt der Berichterstat- ter, „gründeten Mexicaner die ersten Niederlas- sungen in San Diego und Monterey in Ober-Ca- lifornien. Sie waren während fast 80 Jahren Herren des Landes, bis es an die Verein. Staaten abgetreten wurde. Während der Zeit ihrer Herrschaft waren die Fortschritte der In- dustrie langsam und die Zunahme der Bevöl- kerung ganz unbedeutend. Ackerbau lag ganz darnieder, kein Handel, keine Fabrication ir- gend welcher Art; der einzige Reichthum des Landes bestand in ungeheuren umherstreifen- den Heerden , von denen auch nur der Talg und die Häute Werth hatten. So war es bis zum denkwürdigen Jahre 1849, wo die An- kunft der Amerikaner das Signal zum Erwa- chen eines neuen Lebens gab. Kaum sind 10 Jahre, also kaum 1 Tag im Leben der Völ- ker, seitdem verflossen , und schon zählt das Land einen Zuwachs der Bevölkerung, um mehr als 400,000 Seelen, und hat dem Welt- handel über 500 Millionen Dollar zugeführt, die aus dem Sande seiner Flüsse und aus den Felsen seiner Gebirge gewonnen wurden! — Es ist das unstreitig ein wunderbar grosser Erfolg für so kurze Zeit, aber wir haben noch Grösseres geleistet, denn in diesen zehn Jah- ren haben wir Städte gebaut, unermessliche Landsirecken in Cultur gebracht, Wege ge- bahnt , Brücken gebaut und Kanäle gegraben, wir haben mit einem Worte Verbindungswege geschaffen, so viele, dass sie aneinander ge- seizt, in gerader Linie hinreichen würden, den ungeheuren Raum von San Francisco bis Bo- ston zu durchschneiden. In den ersten 3 oder 4 Jahren wandte man dem: Ackerbau wenig Aufmerksamkeit zu; die ganze Thätigkeit der Einwanderer richtete sich auf die Minen, Jeder wollte nyr De hier möglichst schnell reich werden, um dann in seine Heimath zurückzukehren. Wir waren dem Auslande tributär für alle Lebensbedürf- nisse, um so mehr noch für alle Luxusartikel, und mit einer verschwenderischen Freigebig- keit, die nie ihresgleichen hatle, wurden Mil- lionen über Millionen hinausgegeben, um sie uns zu verschaffen. Aber dieser erste Rausch der Thorheit ging vorüber, und die Veinunft sagte uns, dass wir andere Minen auszubeuien hät- ten, dass der Boden ausserordentlich cultur- fähig und fruchtbar sei. Tausende von Män- nern waren bald an’s Werk gegangen und was ist die Folge davon? — Dass Califor- nien heute schon an landwirthschaftlichem Reichthum viele der alten Staaten der Union übertrifft, und selbst mit dem Staate New- York eine Vergleichung nicht zu fürchten braucht! — Wir gewinnen schon jetzt an Getreide, so- viel wir selber bedürfen und sogar etwas mehr und unser Viehstand ist ebenfalls in rascher Zunahme begriffen. Vor 1849 war kaum eine einzige Getreidemühle in Californien, heute haben wir deren über 500; dazu kommen 17 Gerbereien, 145 Eisengiessereien , eine Papier- fabrik, die 6 Tonnen Papier wöchentlich lie- fern kann , eine Raffinerie, die monatlich 400 Tonnen Zucker und 20,000 Gallonen Syrup liefert, eine Seilerwaarenfabrik, und endlich 133 Mühlen zum Zermalmen der goldhaltigen Erze und die getrieben sind durch Wasser oder Dampfkralt. — Niemand zweifelt mehr daran, dass wir alle die gleichen Getreide, Früchte und Ge- müse bauen können, wie in den atlantischen Staaten der Union; der Ertrag des Weizens ist bei uns grösser, als in irgend einem älteren Staate, und in dem Ertrage der Gerste stehen wir nur gegen den Staat New-York zurück. Unsere Länder sind die besten für Hafer, Kar- toffeln und Gemüse, und da unser Klima we- sentlich verschieden ist von demjenigen der anderen Vereinsstaaten, dürfen wir uns auch nicht blos beschränken auf den Anbau der Producte dieser Staaten. Wir leben in dem Jahrhundert des Fortschrittes, und bald, seien wir dessen überzeugt, wird der californische Landwirth eine Menge neuer Producte auf den Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. amerikanischen Markt bringen, für die wir bis- her an Europa zahlen mussten. In Italien und allen Mittelmeerländern , wo das Klima fast das gleiche ist wie in Califor- nien, leben Millionen von Menschen ausschlies- lich vom Ertrage des Weinbaues, von der Cultur der Oliven, Feigen, Mandeln und eini- ger anderer Bäume. Hunderte von Schiffen genügen kaum, um die Erzeugnisse dieser Länder in alle Theile der Welt zu bringen, und Californien, wo diese Producte der Le- vante ebenfalls leicht erzeugt werden könn- ten, muss sie noch alljährlich vom Auslande kaufen, aber dieses muss bald anders wer- den, In den meisten alten Klostergärten trifft man Oliven- und Feigenbäume in der gröss- ten Ueppigkeit, noch von den früheren Be- wohnern angepflanzt. Hier und dort irifft man auf alte Pflanzungen von Orangen-,, Citronen- und Granatbäumen, deren Früchte vollkom- men reifen. Die Feigen, Oliven und Mandeln können in Californien im Grossen mit bestem Erfolge angebaut werden und wir können mit der Zeit nicht nur den eigenen Bedarf decken, sondern die ganzen Vereinigten Staaten damit hinreichend versorgen. Es ist dies ein Punkt, den der Landwirth hier zu Lande nicht ausser Acht lassen darf, und er sowohl wie der eigentliche Gärtner werden später dadurch ihre Einnahmen bedeutend vermehren. Es liegt ein tiefer Sinn in dem Rath, den der alte geizige Schotte in einem der Romane von Walter Scott seinem Sohne gab: „wenn Du nichts zu thun hast, pflanze einen Baum; er wird heranwachsen während wir schlafen.“ — Gebildete und intelligente Einwanderer, Franzosen , Deutsche, Italiener und Spanier stimmen darin überein, dass es kein Land gäbe, weder am Mittelländischen Meere, noch im Innern von Europa, welches besser geeig- net scheine als unser Californien für den Reb- bau, für die Production von Wein und Spiri- {tuosen. Wir können, wenn wir nur wollen, in Californien Weine produeiren, so gut wie die von Frankreich, von Madeira oder vom Rheine, denn unser Klima ist ganz ebenso da- für geeignet und unser Boden noch weit fruchtbarer, wie in diesen Ländern. Unser Land ist auch vorzüglich geeignet IM. Notizen. für die Schaafzucht; in vielen Verhältnissen kann sich Californien mit Spanien, der Heimath der Merinoschafe, messen, und es ist ganz un- zweifelhaft, dass sich hier eben so feine Qua- litäten von Wolle erzeugen lassen, wie in Spanien und andrerorts. Die Erfahrung hat überdies bewiesen, dass die Schafe bier zu Lande fruchtbarer und weniger Krankheiten unterworfen sind. Es wäre leicht nachzuwei- sen, dass in Californien jährlich 100 Millionen Pfund Wolle producirt werden könnten, wobei noch 20 Millionen Morgen Landes dem Acker- bau verblieben. Zur Zeit der alten Missionen in Californien besass die von San Gabriel allein 100,000 Schafe , alle der Hut indischer Hirten anvertraut“ Wir wollen nicht weiter diesen Lobprei- sungen des Goldlandes folgen; vielleicht hat der amerikanische Berichterstatter auch etwas zu günstig berichtet; es bleibt darum nicht minder wahr , dass dieses Land in sehr kur- zer Zeit emporgeblüht ist und zu immer grös- serer Blüthe gelangen wird, wenn die wah- ren Goldgruben, die der Landwirthschaft nach allen Richtungen hin, die Klima nnd Boden- beschaffenheit gestatten, mehr und mehr aus- gebeutet werden. (Nach Flore des Serres. — E. 0.) 2) Dianthus sinensis Hedde- wigii und giganteus. Diese neuen zu- erst durch die Gartenflora bekannt gemachten Chinesernelken blühten in schönster Pracht im hiesigen Botanischen Garten und es ge- reicht mir zu besonderer Freude, mittheilen zu können, dass sie den hochgespannten Erwar- tungen vollkommen entsprechen. Das Urtheil Aller, die sie sahen, lautet einstimmig dahin, dass Dr. Regel kein Wort zuviel gesagt hat in seiner Empfehlung und dass die Abbildun- gen dieser Nelken in der Gartenflora, so ge- lungen sie sind, dennoch durchaus nicht die Natur erreichen, geschweige denn übertreffen. Meine Aussaat , zu verschiedenen Malen Ende März und Ende April, in Töpfen und in ein warmes Fensterbeet gemacht, ergab ein ziem- lich gleiches Resultat, etwa 30°), keimten, eine schon früher im Februar gemachte Aussaat in Töpfen,, im Vermehrungshause bei Boden- wärme durch Kanalheizung, gab jedoch ein sehr schlechtes Resultat, indem von 25 Korn 23 nicht ein einziges keimte. Ich glaube, man wird diese neuen Chinesernelken wie die ge- wöhnlichen älteren, sogleich in’s freie Land säen können, entweder im Herbst oder im Frühjahr und sich besser dabei befinden, denn künstliche Bodenwärme scheint ihnen durch- aus nicht zuzusagen. Die Sämlinge, im Mai auf eine Rabatte verpflanzt, fingen schon im Juli an zu blüben und sind jetzt (Mille Au- gust) noch im vollen Flor, obgleich die ersten Blumen schon reifen Samen geliefert haben. Es zeigten sich darunter alle die auf Taf. 216 und 240 abgebildeten Farbennüancen und noch mehrere neue, und ohne. Zweifel werden wir bald die gleiche Mannichfaltigkeit im Farben- spiel und bunter Zeichnung erlangen , die wir bereits an den älteren, kleinblumigen Sorten bewundern; ebenso wird auch die Füllung der Blume kaum auf sich warten lassen. — Die Sämlinge von D. sinensis gigan- teus, vorausgesetzt, dass die Samen ächt waren, sind von D. sinensis Heddewi- gii nicht zu unterscheiden, die von Dr. Re- gel angegebenen Unterscheidungszeichen lies- sen sich nicht auffinden, und es dürften daher wohl beide zu einer Abart vereint werden, die wohl dem Züchter zu Ehren seinen Namen behalten sollte und ausserdem auch mit der von Dr. Regel für D. sin. Heddewigii gegebenenDiagnose durchaus ühereinstimmt. — Dies ist natürlich nur meine individuelle An- sicht, es ist auch möglich, dass ich durch Irr- ihum Samen von Heddewegii für gi- ganteus erhielt, und dass sich an andern Orten auch die Abart giganteus als con- stant erwiesen hat. Unterschiede zeigten sich unter meinen Pflanzen nur in der Höhe, während die Mehr- zahl ganz niedrig, kaum 6 Zoll hoch sind, er- reichten einige eineHöhe von 9bis 12 Zoll, ich lege darauf aber keinen grossen Werth, da der Unterschied zu unbedeutend und sehr wahrscheinlich auch nicht constant ist. — (E. 0.) Nachschrift. Die Diagnose ist vom Herrn Dr, Körnicke gegeben worden. Auch ich habe schon diese beiden Formen in dem letzten Ociober-Hefte zusammengezogen. (E. R.) 24 IN. 1) Oberdieck und Lucas, Monals- schrift für Pomologie und prakti- schen Obstbau. Stuttgart bei Ebner und Seubert 1859. — Diese vortreffliche Zeitschrift geht ihren, von Anfang an betreienen Weg mit jener Ruhe und Einsicht weiter, die derselben schon einen bedeutenden Einfluss auf die Bestrebun- gen im Gebiete des Obstbaues gesichert ha- ben. Jeden Monat erscheint ein 2 Bogen star- kes Heft. Dem Texte sind, wo es nöthig, Holzschnitte zur Erläuterung beigegeben. Wir haben in diesen Blättern schon öfters Auszüge aus derselben mitgetheilt und auf die vielen vortrefflichen Abhandlungen, die sie enthält, hingewiesen. Wo 2 Männer an der Spitze ei- ner solchen Zeitschrift stehen, die beide als Autoritäten in allen Sachen, die auf den Obst- bau Bezug haben, sich einen Namen erwor- ben haben, kann auch für die Folge diese Zeitschrift nur Gediegenes leisten und ist in den weitesten Kreisen , namentlich auch un- sern Lesern in Russland als belehrende und manche unnütze oder fehlerhafte Arbeit er- sparende Lectüre zu empfehlen. (E. R.) 2) Bulletin de la societ&e imperiale des Naturalistes de Moscou. 1859. 1 Bd. Dieser Band enthält 15 verschiedene Ab- handlungen naturhistorischen Inhalts. Darun- ter sind zwei, die für uns besonderes Interesse haben, nämlich eine von Th. Basiner über die Walte aus Asclepias sy- riaca und einer andern über Keimungs- versuche von Andre Beketoff. Die erstere Abhandlung, welche von der Asclepias syriaca spricht, weist zunächst dar- auf hin, dass der deutsche Name Seiden- pfanze von dem langen seidenglänzenden Haarschopfe ihrer Samen genommen sei, den man zuweilen zur Beimischung zur Seide, Wolle und Baumwolle gebraucht habe, ob- gleich er sich als unbrauchbarer Faserstoff er- wiesen habe. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Literatun Dass auch die Stengel dieser Pflanze ei- nen starken Faserstoff enthielten, sei zwar schon seit längerer Zeit bekannt gewesen, aber erst vor 3 Jahren hätten die Herren Pirosch- koff und Hartmann in Kiew ein Verfahren entdeckt, mittelst dessen sie aus der Basifaser der Stengel der Asclepias eine Watte herstel- len, die der Watte aus der Baumwollenpflanze vollkommen gleiche, In der Absicht, die As- elepias im Grossen anzubauen, sei von diesen Herren auf jene Erfindung ein Privilegium ge- nommen worden. Herr Basiner hat nun die Bastfaser jener Watte, sowie Bastfasern, die er unmittelbar aus den Stengeln "des Asclepias genommen, mieroscopischen Untersu- chung unterworfen und gefunden , dass sie da den Baumwollenlasern so ähnlich sind, dass er kein Unterscheidungszeiehen finden konnte, Beides sind derbe , dickwandige bandförmig zusammengedrückte Zellen. Dagegen sind die Haare vom Samenschopf der Asclepias viel zarter und bestehen aus dünnwandigen,, wal- zenförmigen, gestreckten Zellen, von viel we- niger fester Textur, so dass sie zu Faserstoffen sich untauglich zeigen dürften. — Wir fügen diesen Nachrichten hinzu, dass sich in Petersburg zum Anbau im Grossen von der Asclepias syriaca eine Gesellschaft gebildet hat. Ob sie reussiren wird, das muss von der Masse des Faserstoffes, den ein Sten- gel liefert und der Leichtigkeit, denselben dar- zustellen, abhängen. Dem Anbau im Grossen wird ferner die Schwierigkeit enlgegenstehen, sich anfangs die gehörige Menge von Pflanzen zu verschaffen, da weder Wurzeln noch Sa- men dieser Pflanze gegenwärtig in grössern Quantitäten zu erhalten sein dürften und aus Samen im ersten Jahre nur schwache Pflan- Die Pflanze ist bekanntlich perennirend und besitzt einen kriechenden Wurzelstock, so dass sie im nächsten Jahre immer auf einer andern Stelle, wie im Jahre vorher erscheint. Ausserdem scheint sie jedoch in fast jedem Boden fortzukommen, obgleich sie auf einem nahrhaften Boden viel üppiger wächst und fast noch einmal so hoch als auf magerem leichten Boden wird. — Wir halten einer zen erwachsen. IV. Literatur. dafür, dass erst noch Erfahrungen zu sammeln sind. Herr Andre Beketoff hat eine Reihe von Versuchen über dasKeimen mit Lepidium salivum gemacht. Diese Versuche wurden in derartig construirten Gefässen gemacht, dass das Licht von unten nnd nicht von oben ein- wirkte. Es zeigten diese Versuche, dass es nicht die Anziehungskraft des Bodens oder mit andern Worten das Gesetz der Schwerkraft ist, welches die Wurzel veranlasst ihre Rich- tung gegen den Mittelpunkt der Erde zu neh- men, — sondern dass die Ursache, weshalb sie in den Boden eindringt, einfach die ist, dass sie sich im dunkeln Schooss derselben, dem Einfluss des Lichtes beraubt, besser ent- wickeln kann. (E. R.) 3) J. Hanstein, die Gesneraceen des König- lichen Herbariums und der Gärten zu Ber- lin. Il. Abschnitt. Die Gattungen und Ar- ten der Brachylomaten. Herr Dr. Hanstein veröffentlicht hiermit die Fortsetzung seiner Arbeit über die Gesnera- ceen aus der Gruppe Brachyloma , zu der die Gattung Naegelia mit 5 Arten, Heppiella mit 9 Arten, Sciadocalyx mit 1 Art, Calycostem- ma mit 1 Art, Kohleria mit 12 Arten, Brachy- loma mit 15 Arten, Cryptoloma mit 10 Arten, Seemannia mit 1 Art gehören. Wie früher, ist auch diese Fortselzung in der Linnea ver- öffentlich. Hoffen wir, dass es Hr. Dr. Han- stein bald gelingen möge, auch denRest dieser interessanten Familie zu veröffentlichen. (E.R.) #&) Wredow’s Gartenfrund. Neunte Auf- lage. Herausgegeben von H. Gaerdt und N. Neide. Berlin 1859. Verlag von Ru- dolph Gärtner. 7. und 8. Lieferung. Es beendigen diese beiden Lieferungen dieses Gartenbuch, welches als nützliches Hand- buch jedem Gartenbesitzer empfohlen werden kann. Dasselbe berticksichtigl alle die wich- tigsten Pflanzen des Gemüse-, Obsi- und Blu- mengartens, sowie auch die der Gewächshäu- ser und gibt kurze und der Erfahrung ent- nommene Rathschläge zu deren Cultur und Verwendung. Auf den Raum eines Bandes von 872 Seiten ist das Wichtigste zusammen- gedrängt. Die Auswahl der aufgeführten Pflan- 23 zen ist eine sehr glückliche zu nennen, denn sie hebt die Wichtigsten alle hervor, und be- rücksichtigt die jetzigen Modepflanzen speciel- ler. Wir haben dieses Handbuch schon bei der Besprechung der früheren Hefte sehr em- pfohlen und können heute nur wiederholen, dass es uns alles zu leisten scheint, was auf so kleinem Raum gegeben werden kann. Aus dem Umfang , den das Werk hat, geht zur Genüge hervor, dass es eben nur für die grosse Mehrzahl der Gartenfreunde, nämlich für die Besitzer kleinerer Gärten berechnet ist und in dieser Beziehung ungefähr das Gleiche leistet, wie der Bon jardinier, der in Frank- reich jährlich neu aufgelegt wird, woraus des- sen Verbreitung genugsam erhell. (E. R.) 5) Fr. B. Hofacker, der Hausgarlten in Stadt und Land. Leichtfassliche Anleitung zum Gartenbau für Besitzer städtischer und Hausgärten. Lahr bei J. H. Geiger. Preis 1 fl. oder 17!/2 Sgr. Es hat sich dieses Schriftchen noch engere Grenzen als das vorhergehende gesteckt, in- dem es uns die Anleitung zur Pflege kleinerer Hausgärten geben will. Auf 191 Seiten wird zunächst ein allgemeiner Theil vorausgesendet- Diesem folgen als specielle Theile der Gemü- segarten, der Obstgarten, der Ziergarten und endlich ein Abschnitt über den Betrieb des Gar- tenbaues. Wenn wir von dem vorhergehenden Werke sagten, dass es sich mit richtigem Takte den sich selbst gesteckten Grenzen an- gepasst, so können wir das nicht von diesem Büchlein sagen. Die erste Abtheilung ist im Allgemeinen gut, doch kommen auch hier schon einzelne Sachen vor, die nicht hingehören, wie Seite 7, dass die Samenbildung ohne Befruchtung für den Gartenbeu noch sehr wichtig werden könnte. Dagegen sind die kurzen Andeutun- gen über Ernährung , Boden und Klima, Dün- gung etc. im Allgemeinen so gegeben, dass man sieht, der Verfasser bewegt sich da auf einem ihm heimischen Boden und weiss da- mit eine klare populäre Darstellung zu verbin- den. Die speciellen Theile sollten eine strenge Auswahl der wichtigsten, ganz allgemein em- pfehlenswerthen Pflanzen enthalten, da das 26 Schrifichen ja eben nur die für kleine Haus- gärten wichtigsten Pflanzen aufführen, diese aber wo möglich etwas einlässlicher bespre- chen sollte. Nun wird im Gemüsegarten mit den Kartoffeln angefangen , die schon hätten wegbleiben können. Als zweite Pflanze wird die Topinambour genannt, eine Pflanze, die überall nur zur Viehfütterung angebaut zu werden verdient. Ebenso unglücklich ist die Chinesische Yamswurzel (Dioscorea Batatas) als eine Pflanze für kleine Küchengärten auf- geführt, eine Pflanze, die überhaupt auch in grössere Küchengärten sich nie Eingang als Ersatzpflanze der Kartoffel verschaffen wird. Auch von Melde, Quinoa, Englischem Spinat (Rumex Patientia), Cardon, Meerkohl, Spar- gelsalat (Lactuca angustana) gilt um so mehr dasselbe, als von ihnen nicht einmal gesagt ist, dass sie nicht empfehlenswerth seien, wäh- rend vom Rhabarber gesagt wird, er empfehle sich nicht für bürgerliche Gärten. — Die Ge- müsetreiberei wird auf 2 Seiten abgehandelt, wer wird darnach sein Gemüse treiben !! Das kurze Capitel über Obstbau verräth Sachkenntniss, wenn gleich manche Verstösse immer zwischen fliessen. So ist die Johan- nisbeere Ribes vulgare genannt, das hätte doch der Hr. Verf. leicht einem andern Buche richtig entnehmen können. Im Weinbau ist der Ver- fasser zu Hause , aber das Capitel über Zier- gärten ist ein ganz gefehltes. Die Pflanzen werden oft nur nach ihren Gattungsnamen auf- geführt, das andere bleibt dem Genie dessen, der belehrt sein soll, überlassen zu rathen- So wird unter den paar einjährigen Pflanzen einfach Rittersporn (Delphinium) aufgeführt und Lathyrus latifolius als einjährige Pflanze genannt. Unter den $ aufgeführten zweijähri- gen Pflanzen paradirt eine Glockenblume (Cam- panula) und Hesperis matronalis, sowie eine Scabiose (Scabiosa), (unter der die einjahrige Scabiosa airopurpurea versianden ist), werden als zweijährige Pflanzen aufgeführt. Die Gyp- sophila elegans paradirt unter den Stauden et. Wer ein Handbuch sich zu schreiben unterfängt, sollte solche von vollständiger Un- kenntniss zeugende Fehler nicht machen. Es wäre besser gewesen, der Herr Verfasser hätte nur über die Theile geschrieben, in denen er offenbar hübsche Kenntnisse besitzt, anstait in Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den Fehler unserer Zeit zu verfallen, auch über das Gute Lehren geben zu wollen, wo er selbst der Belehrung noch sehr bedürfte. (E. R.) 6) Bulletin de la Societe imperiale des Naturalistes de Moscou, Annöe 1859. N. II. Es enthält dieser Band 10 Abhandlungen naturhistorischen Inhalts. Für den Gartenbau von besonderem Interesse ist eine Abhand- lung des Hrn. Nicolaus Kauffmann über die Entwickelungsgeschichte der Stacheln und Haare der Cacteen. Hr. Kauffmann zeigt zu- nächst, dass bei allen Cacieen wahre Blätter vorkommen. Bei den einen sehr ausgebildet (Peireskia), bei den andern klein, aber auch noch später vollkommen deutlich (Opuntia) und bei noch andern nur in früheren Stadien der Entwicklung. (Cereus, Echinocactus, Ma- millaria). Ferner zeigt er, dass Stacheln, Bor- sten und Haare der Stachelbündel und Haar- kissen aus umbildeten blattartigen Organen ent- stehen, die man am ehesten den Knospen- schuppen vergleichen könne, da Stachelbün- del und Haarkissen nichts anderes als in der Achsel eines wirklichen Blattes entstandene Knospen sind. — Zu den Galtungen über- gehend, erscheinen die Stacheln bei Peires- kia in den Achseln vollkommen entwickelter Blätter als Achsenknospe , die einer weitern Entwicklung fähig ist. Die Haare haben hier wahrscheinlich die gleiche Bedeutung, inso- ferne beide den Deckschuppen der Knospe entsprechen würden. Aehnlich verhalten sich Opuntia und Rhipsalis, nur dass hier die Blätter, in deren Achseln sich diese umgebil- deten Knospen entwickeln, viel kleiner sind. Bei Rhipsalis salicornioides behalten sogar diese Organe ihre Schuppenform und zeigen nur seltener an ihrer Spitze die Andeutung zur Stachelbildung. Echinocactus und Mamillaria hat man bis jetzt mit Unrecht für ganz blattlose Gebilde gehalten. Die vortretenden Höcker | sind hier die Blatikissen, auf denen die Blät- ter im ersten Stadium der Entwicklung stan- den und deren Spitze nur im frühesten Zu- stande in Form kleiner Schüppchen bemerk- bar ist, während der grösste Theil der Blatt- IV. Literatur. anlage mit dem Blattkissen zum Höcker oder der Warze wird. In der Achsel dieser nur in der Anlage vorhandenen Blätter bildet sich nun zunächst eine steril bleibende Knospe aus, deren Schuppengebilde zu den Stacheln aus- wachsen, und in der Achsel dieser Knospe zeigt sich eine zweite Knospe, das Haar- kissen, deren Schuppen zu Borsten und Haaren werden und die weiterer Entwicklung fähig ist, d. h. neue Triebe oder Blumen er- zeugen kann. Bei Echinocactus liegen diese beiden Knospen meist noch mehr beieinander bei Mamillaria werden sie aber durch Ent- wickelung der langen Warze, die die sterile Knospe mit Stacheln fast auf der Spitze trägt, soweit auseinander gerückt, dass die frucht- bare Knospe oder das Haarkissen später in der Achsel der Warze steht. (E. R.) 7) Jahresbericht des Vereins für Gartenbau in Schleswig, Holstein und Lauenburg. Dieser Verein besieht erst seit 4 Jahren und hat in dieser Zeit schon vieles zur He- bung des Gartenbaues in dorliger Gegend ge- than, worauf der Bericht specieller hinweist. Hierauf wird über einige versuchsweise ange- baute neuere Zierpflanzen und Gemüse be- ‘richte. Unter den letzteren erwähnen wir der folgenden : Joannet- oder Nantais-Kopfkohl. (Ob hierunter Johannistag-kraut verstanden ist?) Früh und zart, bildete aber keine festen Köpfe. Ganz neue grosse blaue Riesen- Oberkohlrabi. Sollte nach dem Verzeich- nisse 6'Pfd. schwer werden. Erwies sich theils als der gewöhnliche engliche blaue Kohlrabi und theils brachte er sogar nur Kobhlstrücke ohne Kahlrabi-Ansatz. ' Neue Bastard - Kohlrübe. ganz gewöhnliche Sorte. Neue russische Riesen-Skorzo- nere. Der gewöhnlichen Sorte nachstehend. Grosse weisse Batavia-Winter- Endivien. Eine sehr breitblätterige Sorte, die gut bleicht aber vor Fäulniss in Acht ge- nommen werden muss. Wood’s neue Treib-Radies. Eine sehr empfehlenswerthe rothe lange Ra- Eine 27 dies, die bei gleicher Cultur einige Tage früher als andere Sorten zum Gebrauch zeitigle. Erbse, Early-Wonder. Als sehr früh empfohlen. Sie reifte wirklich bei gleich- zeitiger Aussaat mit einer andern sehr frühen Sorte (Daniel O’Rourke) noch beträchtlich früher als diese. An Ertrag steht sie aber nach, da die Hülsen kürzer sind und weniger Kerne enthalten. Grüne volltragende chinesische Gurke. Wird zum allgemeinen Anbau im Freien empfohlen, da sie lange grüne wohl- schmeckende Früchte lieferte. Valperaiso-Kürbis. als eine zum Verspeisen geeignete Sorte von orangengelber Farbe. Neue lange südamerikanische Melone. Istidentisch mit der amerikanischen Melone, die in günstigen Sommern auch in Kiel noch im Freien gedeiht. Bei der Cultur des Kopfkohls ward die Erfahrung bestätigt, dass eine Zwischenpflan- zung von Hanf in Abständen von 12 — 15 Fuss, in den Kohlgärten die weissen Schmet- terlinge, welche die Kohlraupen erzeugen, ferne hält — Ein Bericht über die Obst- und Blumen- ausstellung in Kiel, ein Verzeichniss der für die Herzogihümer empfehlenswerthesten Obst- sorten und ein Verzeichniss der Bibliothek des Vereins, schliesst den Bericht. Richtigere No- menclatur der aufgeführten Pflanzen, wäre für die Folge wünschbar. (E. R.) Erwies sich 8) Anlage von Feldwegen und Gü- terzusammenlegung. Lahr bei J. H. Geiger, 1858. Eine alte vielbesprochene Wahrheit, von einem Manne vertreten, der jedenfalls lange mit gelitten hat unter jener unzweckmässigen Zerstückelung von Grund und Boden und Mangel von Wegen, um sein Land ordentlich bearbeiten zu können, ohne das des.Nachbars zu schädigen. Das Schriftchen bespricht den Verlust an Land und Zeit für jeden einzelnen Besitzer uud gibt Rathschläge über Zusam- menlegung der vereinzelten Grundstücke und Führung der Wege. Schliesslich werden praktische Beispiele 28 über Kosten etc. gegeben und darauf hinge- wiesen, dass auch die Regierungen solchen Bestrebungen überall durch Erleichterungen die Hand bieten. Die Sache der rationellen Landwirthe jeder Gemeinde sei es aber, diese Sache immer von Neuem anzuregen und die Schwierigkeiten, die solchen Unternehmungen im Wege ständen, wegräumen zu helfen. Die landwirthschaftlichen Vereine fänden ganz besonders in dieser Beziehung noch ein se- gensreiches Feld der Wirksamkeit. Das Schrift- chen kostet nur 9 Kreuzer, in Parthien von 60 Exemplaren 6Kr. und verdiente wohl von Vereinen gekauft und da vertheilt zu werden, wo das in demselben Angeregte noch Noth thut. Wir empfehlen daher dieses gut ge- schriebene Büchlein zu allgemeinster Verbrei- tung. (ER) 9) Dr. C. Koch. Bildende Gartenkunst und Pflanzen-Physiognomik. Ein Vortrag. Extraabdruck der Wo- chenschrift für Gärtnerei. bei Karl Wiegandt 1859. aus Berlin Eine anziehende klare Sprache und Schil- derung empfiehlt dieses kleine Sehriftchen, das zunächst einen Blick in unsere Landschaflts- gärten wirft und dann zeigt, dass der Land- schaftsgarien eben eigentlich eine natürliche Zusammenstellung sein sollte, in der Weise, wie die Nalur sie schafft. Es folgt nun eine lebendige Schilderung einzelner Charakterbil- der und Vegetationskizzen, aus den Ländern der verschiedenen Zonen unseres Erdballs. (E. R.) Samenverzeichniss der Samen- Handlung von Carl Appelius Erfurt. 10) in Der intelligente Chef dieses Geschäftes, Hr. Jühlke gab dieses Jahr seinem Catalog wie- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. derum ein kleines Schriftehen bei, welches über Samenproben und Aussaaten handelt. Es enthält dieses kleine Schrifichen eine Zu- sammenstellung der verschiedenen Zeichen zur Erkennung der Güte der Samen, eine Anlei- iung, um vernünftige Samenproben zu veran- stalten, die auch für die Güte des Samens ein richtiges Resultat geben, eine kleine Tabelle für die Dauer der Keimzeit der wichtigsten Samen für Landwirthschaft und Gemüsebau. Ferner zeigt es, dass es eben viele Samen gibt, die im erstenJahre überhaupt nicht kei- men, dass bei der Aussaat das Keimen na- mentlich auch von der Tiefe, in der der Same untergebracht wird, abhängt, und geht schliess- lich auf die Art und Zeit der Aussaat der Gartenpflanzen näher ein. Die Samen-Handlung von C. Appelius schickt Samencatalog und dieses kleine vorzügliche Schriftchen allen de- nen, die um Zusendung bitten, &eides franco und gratis zu. (E. R.) 11) Gesneraceae centro-americanae auctore A.S. Oersted. Hauniae. Ty- pis Bianco Lunoi. Erschienen bei F. S. Muhle. Eine Uebersicht und Aufzählung der Ges- neraceen Central-Amerika’s, in der mehrere neue Gattungen und Arten aufgestellt sind- Eine sehr schöne und gediegene Arbeit in Ouart mit 14 Tafeln Abbildungen. Schade dass, wie es scheint, dem Verfasser kein vollständi- geres Material zu Gebote stand. — (E. R.) 12) Palmae Centroamericanae. Auc- tore A. S. Oerstedt. (Af Naturhist. Foren Vidensk. Meddeleser 1858.) Eine Aufzählung der Palmen Mittel- Ameri- ka’s, in welcher eine Menge von neuen Ar- ten beschrieben sind. Ein für die Palmen Amerika’s sehr wichtiges Werk. — (E.R.) V, Personalnotizen, Neuestes etc. 4) Ausstellung des Russischen Der Russische Gartenbau-Verein in St, Peters- Gartenbauvereins zu St. Petersburg | burg wird in diesem Frühling wiederum Ende Ende April und Anfangs Mai 1860. April und Anfangs Mai eine grosse Pflanzen- V. Personalnotizen. und Blumenausstelluug veranstalten, zu der Beilräge von allen Seiten angenommen wer- den. Das von der Gesellschaft genehmigte Programm stellt folgende Prämien für spe- cielle Punkte aus. 1 grosse goldene Medaille im Werth von 175 R. S. — 10 mittlere gol- dene Medaillen, jede im Werth von 75R.S. — 56 kleine goldene Medaillen, jede im Werth von 25. R. S. — 68 grosse silberne Medaillen, jede im Werth von 8 R. S. — und 50 kleine silberne Medaillen jede im Werth von 3R.S, Eine grössere Anzahl von Programmen wer- den der Verlagsbuchhandlung vom Hrn. Ferd. Enke eingesendet und können von dieser von allen denen, die sich dafür interessiren, einge- fordert werden. — Ebenso kann dieses Pro- gramm direct vom Vereine bezogen wer- den. 2) Grosse Ausstellung der Kai- serlichen freien Oekonomischen Gesellschaft zu St. Petersburg. Diese Ausstellurg wird nach Mitte September des Jahres 1860 neuen Siyls stattfinden. Für die Einrichiungskosten und Prämien zu dieser Ausstellung ist von der Gesellschaft die Summe von 10,000 R. S. (40000 Fr.) bestimmt. Ein- verlangt werden zu derselben alle Erzeugnisse des Ackerbaues, Hausihiere aller Art (die Ko- sten der Fülterung während der Ausstellung übernimmt die Gesellschaft) Zierpflanzen aller Art, Gemüse und Obst, sowie alle verschie- denartigen Producte des Gartenbaues, Erzeug- nisse der Forstwirthschaft, wildwachsende Nutiz- pflanzen , Erzeugnisse der Bienenzucht , Pro- ducte des Ackerbaues und der Viehzucht, landwirthschaftliche Geräthe, Maschinen und Apparate, nützliche und schädliche Insekten etc. Zur Theilnahme ladet das Programm jedoch nur Einwohner Russlands ein. Ende August sollen alle Gegenstände dem Comite bereits überliefert werden, mit Ausnahme derer, die sich nicht lange halten. — 3) Preussen hat eine Expedition um die- Welt, speciell, aber nach China und Japan ausgerüstet. Als Botaniker begleitet dieselbe Herr Regierungsrah Wichura und als Gärt- ner Herr Schottmüller. 4) Th. Kotschy ist von seiner Reise nach Armenien und dem Wann-See zurückge- 29 kehrt und war Anfangs December des letzten Jahres in Constantinopel eingetroffen. Derselbe soll von dort eine reiche Ausbeute von Pflan- zen mitgebracht haben, beklagt sich aber über die räuberische Bevölkerung. Vorher hatte er Cilicien und Cappadocien unter- sucht, 5) Von den Herren Schmidt und Ma- ximowicz sind befriedigende Nachrichten eingelaufen. Der Erstere war noch am Amur mit Untersuchungen beschäftigt, und wird erst im Laufe dieses Jahres nach Sachalin weiter gehen. Längs des ganzen Amurs halte er ausgedehnte Sandstein- und blaue Thonschich- ten gefunden, in denen er die Abdrücke einer reichen fossilen Flora entdeckte, namentlich nennt derselbe Palmen, Musaceen , Gräser, Farn in ausgezeichneten Formen. — Maximowicz war den Sungari hinauf gegangen, dem er jedoch nur soweit aufwärts folgen konnte, als die Bevölkerung der Goldie’s reicht. Im Allgemeinen hatte er hier eine einförmi- gere ärmere Vegetation als am Amur gefunden. Er war nach demseiben zurückgekehrt und beabsichtigte den Ussuri hinauf und von da nach Japan zu gehen. Nach den Berichten anderer soll die Flora den Ussuri aufwärts bis zu dessen Quellen eine ausserordentlich reiche sein. Dort wird unter anderen der Ginseng (Panax quinquefolium L.) wild gefunden und eul- livirt. Es isi dies bekanntlich eine Pflanze, deren Wurzeln die Chinesen wunderbare Heilkräfte zuschreiben und solche noch zu höhern Prei- sen als Gold dem Gewichte nach zahlen. Keimfähige Samen dieser Pflanze China’s ka- men bis jetzt noch nicht nach Europa , dage- gen besitzt das Herbarium unseres Gartens ein sehr vollkommenes, eingelegtes Exemplar. Dagegen ward diese Pflanze schon aus Nordamerika, wo sie ebenfalls wächst, in Gär- ten Englands eingeführt und im Bot. Magazin tab. 1333 abgebildet, (E. R.) 6) Prof. Dr. Carl,Ritter, der berühmte Geograph, sowie auch durch seine Zusammen- stellung der Verbreitungsbezirke der Nähr- und Nutzpflanzen um Botanik und Gartenbau ver- dient, starb am 28. Sept. 1859 zu Berlin. Er ward 1779 in Quedlinburg geboren. 7) Prof. Arthur Henfrcy starb am 7. Sept. 1859 zu London. Henfrey hat die Schrif- 30 ten Mohl’s, Schleiden’s, Braun’s in die englische Sprache übersetzt. Er selbst veröffentlichte mehrere physiologische Arbeiten. (Bonplandia.) 8) Herr Barter, der die Niger-Expedition des Herrn Dr. Baikie begleitete, und von dem wir in diesen Blättern wiederholt Miltheilungen gaben, fiel dem ungesunden Klima jenes Lan- des als Opfer. Eine Masse neuer Pflanzen wurden von ihm theils im trocknen, theils im lebenden Zustande nach England gesendet. Unter diesen ein neuer Encephalartos, der nach ihm benannt worden ist. (Bonplandia.) 9) DieK.K. Fregatte Novara ist am 26. August von ihrer Welltumseglung zu- rückgekehrt und hat ein reiches Material zur Bearbeitung mit zurückgebracht. 40) Th. Horsfield, einer der Verwalter des Ostindischen Museums zu London starb am 14. Juli 1859 in seinem 86sten Jahre. Pensylvanier von Geburt hatte er sich 16 Jahre lang mit dem Studium der Naturgeschichte auf Java, Banca und Sumatra beschäftig. Im 4818 trat er in Dienste Englands und 1819 kam er nach London. R. Brown ordnete sein 2496 Arten umfassendes Herbarium Ostindi- scher Pflanzen und veröffentlichte im Verein mit J, Bennet die seltneren Pflanzen dieser Sammlung. Blume belegte eine Doldengattung Java’s mit dem Namen Horsfieldia. (Bot. Zeitung.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 11) George Staunton; bekannt durch seine Schriften über China und als Besitzer eines ausgezeichneten Gartens starb am 15. Aug. 1859 zu London. De Candolle hat ei- nen KletterstrauchChina’s aus der Familie der Lardizabaleen, nach ihm Stauntonia ge nannt. (Bot. Zeitung.) 12) Commissionshalle für Garten- bau. Der ungarische Gartenbau- Verein hat eine permanente Ausstellungshalle in Pest er- öffnet, den Freunden des sämmilichen Gartenbaues Gelegenheit zu bieten, Garten- uud landwirthschaftliche Sämereien , als auch andere in das Wesen des Gartenbaues eingrei- fende Gegenstände in echter Qualität und zu möglichst billigen Preisen durch deren Ver- mittlung zu beziehen. — Gefertigter hat dem- nach die Ehre, die pl. t. Sämereien-Producen- ten, als auch Eigenthümer von Baum- und Rebschulen, und Garten-Instrumenten-Fabrikan- ten hiemit aufzufordern,, ihre Erzeugnisse ob- benannter Gartenbau - Vereinshalle zum Ver- kaufe einzusenden. Für die Echtheit und Güle der eingesand- ten Gegenstände haften die Einsender, — für die commissionsweise Veräusserung kommen 10%), — im en detail Verschleiss aber 20°), der Halle zu Gute von dem durch die Einsen- der festgesetzten Preisen in Abzug. Alexander von Lulässy, Vereins-Secretair. um V. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Sitzung am 12. 1) Zu dem Programme für die Blumenaus- stellung Ende April wird noch die nachträg- liche Bestimmung angenommen, dass auch von Gartenfreunden ausserordentliche Preise ausge- stellt werden können. — 2) Der Verein hatte vor längerer Zeit eine Commission bestellt, um ein Programm zur Vertheilung von Prämien auszuarbeiten , die von dem Vereine für solche gute Handbü- cher ausgestellt werden sollen, welche sich den Verhältnissen des nördlichen (24). Dec. 1859. und mittleren Russlands anpassen und zugleich als wesentliche Bedürfnisse zur Hebung des Gartenbaues im Innern des Rei- ches angestrebt werden sollten. Als solche Prämien werden vorgeschlagen und bestätigt: a)Für dasbeste Handbuch über Ge- müsebau. Ein Preis von 300 R. S. und eine goldene Medaille im Werthe von 150 R. S. VI. Russischer Gartenbauverein. Accessit. 150 R. S. und eine goldene Medaille im Werthe von 75 R. S. Die zur Concurrenz bestimmten Arbeiten sind bis zum 1. Sept. 1861. einzuliefern. b) Für das beste Handbuch über den Bau von Gewächshäusern. Ein Preis von 600R. S. und eine Medaille von 150 R. S. Werth. Accessit. 300 R. S. von 75 R. im Werth. Die zur Coneurrenz bestimmten Arbeiten müssen bis zum 1. Sept. 1862 eingeliefert werden. und eine Medaille c) Für das besteHandbuch über den Obstbau im freien Lande, mit vor- zugsweiser Berücksichtigung des nördlichen und südlichen Russ- lands. Ein Preis von 600 R. S. und Medaille von 150 R. S. Werth. Accessit. 300 R. S. und eine Medaille von 75 R. S. Werth. Die speciellen Programme werden im näch- sten Hefte mitgetheilt. 3) Von dem Chef des Generalstabes am Amur ist ein Schreiben an die Gesellschaft eingegangen, nach dem Amur eine Sendung von Gemüsesamen im Werthe von 600 R. 8. zu machen. Diese Samen sollen dort an 1000 Ansiedler zum Anbau vertheilt werden. Der Vorstand theilt mit, dass er diesen Aufirag an die Hand genommen, diejenigen Samen be- stimmt, welche dorthin durch Vermittlung des Büreaus der Amurgesellschaft in kürzester Zeit gesendet werden sollen. Den Samen soll eine kurze Anweisung zur Cultur in 1000 Exem- plaren beigegeben werden. Es schliesst sich diese kurze Culturanweisung den Verhälinis- sen Russlands an und soll im nächsten Hefte mitgetheilt werden. 4) Nachdem das erste Heft der Mittheilun- gen der Gesellschaft, das unter andern eine Folio-Tafel von Sirelitzia Nicolai enthält in russischer und deutscher Sprache vertheilt worden ist, beschliesst der Verein, auf eine Vorlage des Vorstandes, die Gartenflora zum Deutschen Organe des Vereins zu ernennen und ausserdem vom Januar 31 1860 an seine Mittheilungen in ein Russı- sches Gartenjournal zu verwandeln, das in Monatsheften erscheinen und die gleichen Abbildungen wie die Gartenflora bringen soll. Der Inhalt dieses Journales soll ausser der ausführlichen Mittheilung der Verhandlungen des Vereines in einem Theil der Artikel jedes Monatsheftes der Gartenflora bestehen, so dass beide Journale nebeneinander alsRussisches und DeutschesOrgan desVereines das erstere unter Redaction des Vorstandes des Ver- eines, das andere unter Redaction des Refe- renten wie bisher erscheinen würden. In Folge dieses Beschlusses wird die Gartenflora alle Angelegenheiten des Russischen Gartenhau- Vereines zu St. Petersburg, eines Vereines, der jedenfalls dazu beslimmt ist mit starker Hand in der Zukunft die Angelegenheiten des Gar- tenbaues in Russland in die Hand zu nehmen, sowie gleichzeitig bei allen den im Gebiete des Gartenbaues auftauchenden Zeilfragen als mächtiger Stimmgeber in die Zahl der andern Gartenbau-Vereine der Hauptstädie der alten und neuen Well einzutreten. — Die Frage, ob je eins der beiden Jour- nale den Mitgliedern des Vereins zu ermässig- tem Preise oder gralis zugeslellt werden sol- le, wird zur Prüfung noch einer besondern Commission im Verein mit dem Vorstande überwiesen. 5) Eine mit zahlreichen Unterschriften der tüchtigsten Fachmänner bedeckle Eingabe er- sucht den Verein, in Petersburg eine Garten- bauschule zu gründen und bei den Hohen Behörden dahin zu wirken, dass dem Stande der Gärtner für die Folge eine gesellschaltli- che Stellung eingeräumt werde, die den Kennt- nissen derselben angemessen. Die Eingabe wünscht, dass einestheils ein Stand vonPrak- tischen Gärtnern und anderntheils von Gelehrten Gärtnern oder Garten-Künst- lern angestrebt werde. Die höchste Stufe des ersteren Standes würde der Gartenmei- ster sein, die nach Absolvirung eines practi- schen Examens erlangt werden könnte. Der Gartenmeistsr soll einestheils das Recht haben, Lehrlinge für den Stand der Gärtner zu bil- den und anderntheils sich als Handelsgärtner niederzulassen. Die höchste Stufe des andern Standes würde der Gelehrte Gärtner 32 sein, der nur nach Absolvirung von gründli- chen theoretischen und praktischen Examen erlangt werden könnte. Ausserdem sollte der Erlangung des Grades als Gelehrter Gärtner die Rechte eines Künstlers und den Anspruch auf einen Rang beim Eintritt in den Staaatsdienst geben. Wegen Mangel an Zeit muss die Bespre- chung dieser Eingabe auf die Sitzung im Ja- nuar verschoben werden. 6) Es wird die Anzeige gemacht, dass mit dem Januar ein Cyclus von populären Vorle- sungen für die Mitglieder des Vereins und an- dere Freunde des Gartenbaues in Russischer und Deutscher Sprache beginnen werde. 7) Das Budget für das nächste Jahr wird vorgelegt. Darin werden die Einnahmen auf 13000 R. S., die Ausgaben auf 12600 R. S. angeschlagen. — 8) Der erste Secretair, Herr Tschernaeff zeigt an, dass er im Auftrag des Ministeriums für längere Zeit in das Ausland gehe und zwar nach London, Paris, Berlin ete., um die dortigen landwirthschafllichen Museum zu stu- diren. An seiner Stelle wird Herr von Wol- kenstein ad interim bestäligt. — 9) Ein Schreiben der Kais. Russischen Gesellschaft der Garlenfreunde inMoskau wird vorgelegt, in welchem dieselbe auffordert, sich an den Sammlungen lebender Pflanzen und Samen zu betheiligen, welche Herr Porte, früher Collector für Linden , Verschaffelt und andere, jetzt auf den Phillippinischen Inseln macht. Es wird darauf hingewiesen, dass le- bende Pflanzen aus so weiter Entfernung hier selten gut ankommen und dass es daher mehr zu rathen sei, sich an Samen-Sendungen zu Garlenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. betheiligen. Auftraggeber können sich in die- ser Beziehung an die oben erwähnte Gesell- schaft wenden. 10) Ein Schreiben des Herrn Präsidenten der Kais. freien ökonomischen Gesellschaft in St. Petersburg fordert die Gartenbaugesellschaft auf, sich beim Arrangement deı pomologischen Abtheilung ihrer Ausstellung, die im nächsten Herbste stallinden wird , zu betheiligen. Der Vorstand hat die Herren von Gelesnoff , Ro- chel und Regel beauftragt, diese Angelegen- heit mit 3 Delegirten des benannten Vereines zu besprechen und dann ihre Anträge zu stellen. 11) Anzeige des Einganges von Dankschrei- ben für die Erwählung von auswärtigen Corr.- Mitgliedern und des Einganges von des Herrn Lucas Handbuch des Gemüsebaues als Ge- schenk voın Verfasser. 12) Als Ordentliche Mitglieder werden ge- wählt die Herren: Eugen Petrowitsch Dmi- irefsky, Sabba Michailowitsch Jakobleff, Ale- xander Eduardowilsch Pleske, Karl Liubino- wiısch Scherbe, Nicolai Iwanowitsch Rago- sin. Als Correspondirende Mitglieder werden gewählt: Charles de Kerchore-Delimon und Hr. Vietor van der Hecke, beide in Gent. — 13) Zur Sitzung waren wegen der ungün- stigen Jahreszeit nur wenig Gegenstände zur Coneurrenz eingegangen. Ein Körbchen mit Früchten der Musa Cavendishii vom Herrn Stegemann in Paullowsk erhielt die kleine silberne Medaille und ein Citrus eRinensis, ein schönes Exemplar mit 7 reifen Früchten, im Zimmer eultivirt vom Herrn Lbow eine eh- renvolle Erwähnung. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 21) Abgebildete Pflanzen, a Hexacentris mysorensis Wighit. (Siehe Taf. 280.) Acanthaceae $ Thunbergieae. Im Mai 1852, zum ersten Male in Europa blühend, auf die Blumenaus- stellung in Chiswick gebracht, wurde die Hexacentris mysorensis einstimmig von allen Besuchern für die schönste neue Einführung erklärt, Wir erinnern uns noch sehr deutlich des Entzückens, mit dem wir wie Jedermann, auf jener Aus- stellung das Prachtexemplar bewunder- ten, welches von den Herren Veitch und Sohn ausgestellt, in Schirmform gezo- gen, die langen Blüthentrauben regel- mässig herabhängend, einen ebenso überraschend neuen , als imponirenden Anblick bot. Abgebildet und ge- priesen von allen Gartenzeituugen , und durch die leichte und schnelle Vermeh- rung bald jedem Blumenfreunde zugäng- lich, fand sie bald die weiteste Verbrei- tung, und man sollte glauben, man würde sie jetzt in jedem Warmhause antref- fen, und doch wie selten findet man sie heute noch, wie Wenige können sich ihrer schönen lang andauernden Blüthezeit I, 1860. erfreuen! Der Grund davon liegt darin, dass die Meisten ihre Cultur wie- der aufgegeben haben, nachdem sie sich jahrelang mit der Zucht in Töpfen ab- gequält hatten, ohne ein lohnendes Re- sultat zu erreichen. Wie so viele der schönsten Schlingpflanzen ist auch die H. mysorensis für Topfeultur ungeeig- net, man müsste ihr denn unverhältniss- mässig grosse Gefässe geben , dagegen ist sie eine äusserst dankbare, fast das ganze Jahr hindurch blühende Pflanze, die so zu sagen fast gar keine Pege er- fordert, wenn man sie in ein Erdbeet an eine Rückwand im Warmhause aus- pflanzt und hier ruhig wachsen lässt, — An einer solchen Wand im Orchideen- hause des hiesigen Botanischen Gartens vor einigen Jahren ausgepflanzt und sich selber überlassen, zeigt sie fast bestän- dig Blüthen, im Winter wie im Som- mer, wenn sie auch zu keiner Zeit sehr viele Blüthen auf einmal entwickelt. Das Beet, worin sie steht, ist mit Steinen 3 34 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ‚und Kohlenasche ausgefüllt, zu ihrer | Nahrung finden, ohne durch zu starkes } Aufnahme wurde nur etwa ein 2 Fuss | Wuchern lästig zu werden. Sollten sie, tiefes und eben so breites Loch ausge- | wie das häufig der Fall ist, wenn sie worfen und mit guter Erde (Lehm- und |in höheren Häusern hoch hinaufranken Lauberde) gefüllt, die Wurzeln können | unter die Fenster, wo immer eine be- das ganze Beet durchziehen, finden in | deutende Hitze ist, wenn die Lüftung der Asche aber natürlich ausser Wasser | nicht sehr gut eingerichtet ist, und auch wenig Nahrung und dies scheint uns im Winter nicht gelüftet werden darf, von wesentlichem Nutzen zu sein; denn |von Blattläusen befallen werden ‚„ oder wäre das Beet dureiiweg mit nahrhafter | die Blätter fallen lassen, so scheue man Erde gefüllt, so würde die Pianze gar zu | sich nicht, sie stark zurückzuschneiden, üppig treiben, zu viel Raum erfordern, und | sie werden dadurch verjüngt und ge- wahrscheinlich auch weniger reich blü- | krüftigt. (E. ©.) hen. Dasselbe gilt auch für viele andere | » Schlingpflanzen, die in Töpfen verküm- | Naecehsakoıli fie. mern, und in Erdbeete ausgepllanzt, zu grosse Ueppiskeit entwickeln. Man fülle daher ein solches Beet auf einer Unter- lage von Steinen und Schutt mit Koh- lenasche, Kies oder Sand aus und gebe jeder Pflanze nur 7 bis 8 Cubikfuss gu-, ter Erde, sie wird dann hinreichende | Im Garten des Herrn Ministers von Lanskoi zu Petersburg blühte diese Pflanze im vergangenen Monat November unter der Pflege des Herrn Obergärtners Pfeffer im Topfe, in einem nicht gar grossen Exemplare. (E. R,) b) Thunbergsia Harrisii Hook. (Siehe Taf. 231.) A canıth ac eale. Im Jahrgange 1858, paz. 89 haben im Vermehrungshause in ein Lohbeet wir diese prachtvolle neue Schlingpilanze | gesenkt, trieb sie sehr kräftig und zeigte bereits besprochen und verweisen wir auch bald zu unserer Freude in den daher auf das damals Gesagte in Bezug Blattachseln die Blüthentrauben, die sich auf Einführung und Beschreibung. — | vom Januar bis April allmälig entwickel- Da wir uns sehr viel von dieser Pilanze ten. Die Abbildung auf der beifolgen- versprachen, beeilten wir uns, sie sofort den Tafel gibt nur ein unvollkommenes anzuschaffen, und erhielten im Mai 4858 | Bild ‚dieser Prachtpflanze, denn "eine von London eine ganz junge, «ben be- | Prachtpflanze darf sie genannt werden, wurzelte Stecklingspflanze; den Sommer im vollen Sinne des Wortes, und jeder über wurde sie in einen feuchtwarmen | Besitzer eines Warmhauses sollte sich Fensterkasten gehalten und öfter ver-| | beeilen, ihr einen Platz in seiner Samm- pflanzt. Im Herbst in einem verhältniss- lung einzräuumen. Die Leichtigkeit und mässig sehr grossen Topi gesetzt und Fülle, mit der sie blüht, zeigt sie schon I. Originalabhandlungen. 35 an jungen, kaum ] Fuss hohen Steck- |stig werden durch ihre gar zu grosse lingspflanzen, und dass ihre Blüthezeit | Ueppigkeit. In grossen Töpfen gezo- in. den Winter fällt, ist ein Vorzug, den | gen, lässt sie sich eher in Schranken sie nur mit wenigen Schlingpflauzen | halten und blüht dennoch. sehr reich- theilt. Eine milde Lehinerde, mit | lich. — Stark durchwurzelte Exemplare, Compost- und Lauberde vermischt, sagt | die man nicht in grössere Töpfe pflan- ihr sehr zu; um üppig zu werden, be- | zen will, können durch Begiessen mit darf sie vieler Nahrung und wo der Raum | füssigem Dünger lange Zeit noch üppig ee gestattet, wird sie in ein Erdbeet | erhalten werden. Die Nachzucht junger ausgepflanzt, und unter den Fenstern | Pflanzen ist sehr leicht durch Stecklinge, hingeleitet in sehr kurzer Zeit das ganze | die bei einiger Bodenwärme rasch anwur- Haus durchziehen und vielleicht nur lä- | zeln. (E. 0.) cd Biplazium Katzeri Rgl.*). (Siehe Taf. 282.) Bir loı ere"s Eine mit Dipiazium Shepherdi Lk., coaretatum I.k., und Lasiopteris Knze, nah verwandte Art, die Hr. Katzer, Nachfolger des Hrn. Weinmann in Paullowsk bei Petersburg aus Samen erzogen, der aus Ceylon stammt. Die am Grunde meist regelmässig herzförmigen Fiederblätt- chen ckarakterisiren diese Art und las- sen sie von den verwandten Arten so- fort unterscheiden, Wedel 1 Fuss lang und darüber, hellgrün.a Der Blattstiel ist nach dem Grunde zu, namentlich bei jüngeren Blättern mit lanzeitlich-pfriem- lichen bräunlichen Spreublättehen dicht besetzt, nach oben fallen dieseiben bald ab und da ist der Blaitstiel rein, die Wedel selbst kahl, nur zuweilen finden sich auf der ltückseite derselben an den Nerven einzelne kleine Spreublättchen, Der Umitiss des einfach fiedertheiligen Wedels zeigt eine längliche zugespitzte Gestalt. Fiederblättchen aus regelmäs- sig herzförmigem Grunde länglich zuge- |spitzt, bis 3"/, Zoll lang und 3, Zoll breit (an ältern Pflanzen vielleicht grös- ser); die unteren Fiederblättchen kurz gestielt, fiederartig gekerbt und die ein- zelnen Lappen stumpf abgerundet und ausgeschweiit gezähnelt; die obern Fieder- blättchen sitzen, sind nur am Grunde *) D. Katzeri. Petiolo basin versus paleis lanceolato-subulatis vestito, apicem versus mox glabro; lamina coriaceo-membranacea , utrinque glabra v. infra ad nervos paleis raris parvis fuscescentibus adspersa, oblenga, acuminata, pinnali-parlila; foliolis inferioribus breviter petio- las, e bası aequaliter cordata oblongo-lanceolatis, acuminatis, pinnalifide erenatis v. basi pin- natifidis, lobis rolundatis crenulato-repandis; foliolis superioribus sessilibus, basi tantum pinna- ifido-erenalis, apiceem versus erenato-dentalis; foliolis supremis confluenlibus, cerenato-denta= lis; nervis lateralalibus laeinias intrantes, ramis simplieibus v. furcalis pinnatis; soris elonga- lis utringue 2 — A ad costulas laciniarum serialis; indusio membranaceo, glabro. — 3* 36 fiederig gekerbt und nach der Spitze zu gekerbt-gezähnt; die obersten Fieder- blättchen fliessen am Grunde zusammen und sind kerbzähnig. Die Seitennerven des Mittelnerven der Fiederblättchen drin- gen in die Lappen ein und gehen bei- derseits in 2 — 4 fiederförmig gestell- ten Nerven dritter Ordnung aus, die auf ihrer innern, oder die untersten zuwei- len auch auf der äussern Seite die läng- lichen Fruchthäufchen decken, welche Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ein häutiges, kahles, dem Nerven ange- wachsenes Schleierchen deckt. — Wir gaben dieser noch neuen Art, den Namen nach Hrn. Katzer, einem Manne, der die Farren hier mit Liebe und guiemErfolge cultivirt und im letz- ten Jahre eine grosse Collection dersel- ben aus Sporen erzog. Theilt die Culiur mit den anderen Farrenkräuter des Warmhauses. (E. R.) 2) Akklimatisation von Pflanzen. Akklimatisiren ist jetzt das Mode- wort, wenn man von besondern Leistun- gen im Gebiete des Gartenbaues spre- chen will. Akklimatisiren bedeutet eine Pflanze aus einem andern Klima, dem Klima eines speciellen Landes anpas- sen. Man denkt sich daher gemeinig- lich wirklich eine künstliche Umänderung der Eigenschaften einer Pflanze in Be- zug auf das Maass, was dieselbe an Kälte oder Wärme ertragen kann. Es gibt Gärtner, welche daher schon den Vorschlag gemacht haben, sogenannte Akklimatisationsstationen zu errichten, d. h. Gärten, welche so gelegen sind, dass sie den allmäligen Uebergang aus einem Klima in das andere vermitteln können. Auf diese Weise hoffen sie Pflanzen der Tropen durch allmälige Umwandluug ihrer Eigenschaften nach und nach in die gemässigt warmen und zuletzt in die gemässigten und selbst nördlichern Länder der gemässigten Zone übertragen zu können. — Mit solchen Träumereien beschäfti- gen sich in Wahrheit viele, seitdem an die Stelle des Namens von Einführung von Pflanzen, die für ein bestimmtes Klima geeignet sind, der begriffsverwir- rende Name Akklimatisirung getre- ten ist, seitdem besondere Akklimatisa- tions - Gesellschaften sich nicht blos die Akklimatisirung von Thieren, sondern auch von Pflanzen zur Aufgabe gestellt haben. Kann aber, so wollen wir die Frage stellen, die Natur einer Pflanze wirklich in Bezug auf deren Anforderungen an ein specielles Klima umgeändert wer- den ? In dieser Beziehung sprach Vilmorin sich kürzlich in der folgenden Weise aus: Ich glaube nicht an die Möglichkeit der Akklimatisirung von Individuen. Eine Pflanze wird nie, auch wenn man sie ganz allmälig daran gewöhnen will, die Eigenschaft erhalten, von bestimm- ten Graden von Kälte nicht angegriffen zu werden. Aber unter den Nachkom- men dieser Pflanze wird es, man kann dies mit vollkommener Sicherheit vor- aussetzen , selbst wenn es die Erfahrung nicht schon zwanzigfach gezeigt haben sollte, solche geben, die als Individuum höhere Kältegrade als deren Mutter- J. Originalabhandlungen. pflanze ertragen können. Indem man so durch mehrere Generationen hindurch fortfährt, wird man dazu kommen Ra- gen zu bilden, die andere Eigenschaften als deren Stamm-Ragen besitzen und in _ dieser Beziehung als akklimatisirt be- trachtet werden können. So Vilmorin, ein Mann auf dessen Urtheil wir sonst ein hohes Gewicht zu legen gewohnt sind, mit dem wir dieses- mal aber nur in sofern übereinstimmen, dass allerdings auch nach unserer An- sicht es gelingen wird, auf diese Weise Racen zu bilden, die für specielle Kli- mate geeigneter werden, aber noch nieht solche Racen, die härter und unempfind- licher gegen Frost, als deren Stamm- Racen es waren. — Unserer Ansicht nach wohnt jeder Pflanzen-Art zugleich die specielle Ei- genschaft inne, eine gewisse mittlere Wärme zu ihrer Vegetationsperiode zu bedürfen, sowie ein gewisses Maass von Kälte oder Wärme ertragen zu können. Diese Eigenschaft, sei es in Bezug auf Kältegrade von einer bestimmten Höhe, sei es in Bezug auf die Jahrestempera- ratur überhaupt, können wir nicht mo- difieiren, selbst nicht durch Aussaaten durch viele Generationen hindurch. Da- gegen können wir auf die ange- deutete Weise die Vegetations- perioden derselben verändern und dadurch die Pflanze an be- stimmte Klimate anpassen, für die sie übrigens in Bezug auf ihre klimatischenEigenschaften geeignet waren. Sehen wir in dieser Beziehung, wie die Natur verfährt bei der Verbreitung der Pflanzen auf bestimmte Verbreitungs- bezirke, — und sehen wir in anderer Richtung auch zu, wie sich viele unse- rer ältesten Culturpflanzen in dieser Be- ziehung verhalten, die schon Hunderte 37 von Generationen unter veränderten kli- matischen Verhältnissen durchschritten haben und in dieser Beziehung also den besten Prüfstein für das, was möglich ist, abgeben. -- Die natürliche Verbreitung der Pflan- zen-Arten, das heisst deren Verbrei- tungsbezirke in Bezug auf Klima und Bodenverhältnisse, bildet eine eigene Wissenschaft, die wir durch Pflan- zen-Geographie bezeichnen. Alle Anhaltspunkte, ‘welche die Wissenschaft gefunden und als ebenso viel Belege zu- sammengestellt, — sie deuten darauf hin, dass unsere Erde nach den letzten Umwälzungen, die deren Oberfläche er- litten und wobei wenigstens die grosse Masse der Pflanzen und Thiere,, wenn nicht alle gänzlich untergingen, um nur als foS- sile Reste auf unsere Zeiten hinüber zu kommen, nicht gleichzeitig auf allen ih- ren Theilen für Thiere und Pflanzen bewohnbar ward. Hebungen und Sen- kungen, seien das nun gewaltsame oder allmälige gewesen, Wasser und dessen allmälig verlaufende Strömungen oder Durchbrüche grosser hochgelegener Bin- nenseen nach dem Meere, Vergletsche- rung und Entgletscherung ete. machten den Boden vom Meere und grosser Bin- nenmeere zum Land und umgekehrt Land zum Meeresboden , und als die erregte Natur zur Ruhe kam, da setzte sich zuerst an einzelnen Centralpunk- ten neue Vegetation von Pflanzen, neu geschaffenes Thierleben an oder es gin- gen auch wohl von da aus die Reste einer frühern Vegetation auf unsere Jetztwelt über. Im Laufe der seit jener Zeit über unsere altersgraue Erde dahin geschwundenen Jahrtausende, da ver- breiteten sich die Pflanzen von diesen Centralpunkten allmälig nach allen Sei- ten durch ihren Samen, sei es durch Einfluss von Wind und Wasser, sei es 38 durch Thiere, die solche verschleppten und drangen nach allen Seiten soweit vor, als ihnen dies Bodenverhältnisse und klimatische Einflüsse gestatteten. Kleinere Hügelketten oder bedeutendere Erhöhungen und Gebirgsstücke waren offenbar stets die Punkte, an denen die neue Pflanzen- und Thierschöpfung sich festsetzte, da diese früher als das um- liegende Land von den immer mehr zu- rückweichenden Wassermassen, gegen ein grosses allgemeines Becken hin, frei wurde. Der Botaniker weiss das recht gut, denn er lenkt, wenn er das Bild einer reichen mannigfachen Flora genies- sen will, seine Schritte den Hügeln und Gebirgsstöcken zu, an deren Fusse er nicht blos alle die Pflanzenformen zusam- mengedrängt findet, die in oft einförmi- gerem Bilde ganze weite Ebenen beklei- den, sondern an deren Felsen und Ab- hängen, in deren Thälern und Schluch- ten er auch eine Masse anderer Pflan- zen entdeckt, die wegen Boden- oder kli- matischen Verhältnissen ihren ursprüng- lichen Stammsitz nicht verlassen konn- ten und nicht auf die benachbarte Ebene übergingen, wenn nicht einzelne Flücht- linge schon tief unten am Ufer der Bä- che oder in wasserleeren Reusen und Geschieben den Pflanzenreichthum der höheren Parthien und die ganz anderen Pflanzenformen, denen wir da entgegen gehen, andeuteten. So verhalten sich die kleineren Hügelketten in weiten Ebenen, so die gewaltigeren Gebirgsstöcke aller Zonen. Unter den Tropen da wie- derholt sich das gleiche nur in viel grösserer Mannigfaltigkeit, wie selbst in den Gebirgsstöcken des hohen Nordens und nur die Cultur des Menschen hat zuweilen diese Verhältnisse etwas ver- ändert. So hat also die Natur selbst die von ihr erzeugten Pflanzen - Arten in dem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Zeitraume von Jahrtausenden ‘von ein- zelnen Centralpunkten so weit ausge- breitet, als dies Boder- und klimatische Verhältnisse zuliessen, oder eg haben mit andern Worten die Pflanzen hier- durch ganz allmälig ihre natürlichen Verbreitungsbezirke gefunden, d.h. diejenigen Grenzen , in denen die äns- sern Einflüsse dem Gedeihen der Pfian- zen-Art uoch in soweit günstige, dass sich die Pflanzen- Art nieht nur ansie- deln, sondern auch selbstständig fort- pflanzen und verbreiten kann. Nur sol- che Pflanzen - Ärten konnten dabei ihre natürlichen Verbreitungsbezirke nicht in ihrer ganzen Ausdehnung finden . denen das Meer oder weithin reichende Boden- verhältnisse ein unüberwindbares Hemm- niss entgegen stellte. Das sind jene auf isolirte Inseln oder Gebirge ange- wiesenen Pflanzen- Arten von kleinern Verbreitungsbezirken, die wir deshalb vorzugsweise als seltene Pflanzen bezeichnen, Viele Pflanzenarten haben aber eine gewisse Elastieität in Bezug auf die Grenzen, die ihnen durch das Klima an- gewiesen , d. h. sie können ihre Vege- tation allmälig kälteren und wärmeren Klimaten anpassen. Viele andere be- sitzen diese Fähigkeit in geringerem Grade. Die ersteren sind daher Pflanzen von grösserem, die anderen von kleinerem Ver- breitungsbezirke. Dabei hüte man sich aber, einen Fehler zu begehen, an dem unsere Zeit leider noch sehr reich ist, d.h. Formen einer Pfianzen-Art, die unter Einfluss von verschiedenem Boden und Klima entstanden sind, als specifisch verschiedene Arten anzusehen. Aufgabe der Wissenschaft ist es, die Arten-Begriffe festzustellen und die Va- riationen, die solche unter verschiedenen Verhältnissen eingehen, auszufinden, nicht L aber aus jeder leichten Form, die durch irgend einen, nur mit der Lupe erkenn- baren Unterschied, durch ein paar Haare oder gar nur durch’ Färbung, Wuchs und andere wunwesentliche Charaktere abweicht, als neue Art festzustellen, — Von solchen falsch erkannten Arten da kann freilich die Akklimatisation un- glaubliches leisten, aber nachdem sie längere Zeit in Cultur, werden‘ wir in den vermeintlich akklimatisirten neuen nur bekannte alte Pflanzen erblicken, Früher und leider auch jetzt noch allzuhäufig ging man von dem “Gesichts- punkt aus: andere Ländergebiete, andere Pflanzen-Arten. Man hat daher bei der Bearbeitnng der Floren grösserer Län- dergebiete , die andern verwandten Kli- mate zu wenig oder gar nicht bei der Aufstellung von Arten berücksichtigt. Von. Amerika nahm man früher an, dass es im‘ wilden Zustande keine Pflanzen berge, die sich in Asien oder Europa wieder finden. Aehnliche. Grenzen zog man zwischen Sibirien und Europa, zwischen den Gebirgen des tropischen Asiens und Sibiriens ete. und unterschied selbst an- scheinend nah verwandte Arten, schon wegen des andern Vaterlandes als’ von einander verschieden. — Seitdem hat aber die Wissenschaft mehrfach nachgewiesen , dass von den Ostküsten Asiens sich häufig Pianzen nach den Westküsten Amerika’s ver- breitet haben, sei es durch die im Nor- den genäherten Küsten, sei es durch Meeresströmungen oder einzelne jetzt ins Meer versunkene Länderverbindun- . gen früherer Zeiten. Von Sibirien sind viele Arten nachgewiesen, die sich nach Europa oder bis in die Gebirgsstöcke des südlichen Asieus verbreiteten. Die südlichen Küsten Europa’s haben mit denen Nordafrika’s viel gemeinsames, kurz Wasser, Wind, Thiere und in letz- Originalabhandlungen. ı Bäume, | mehr nach dem Norden hin sinkt sie 39 ter Instanz Menschen haben die Hinder- nisse, die die Natur oft der Verbreitung entgegenzustellen scheint, gebrochen und die einzelnen Pflanzenarten, unter Aus- prägung verschiedener Formen in im- mer weitere Gebiete ähnlicher Klimate hingeführt. — Einige Beispiele aus einer Gattung, mit der der‘ Referent sich kürzlich ein- lässlicher beschäftigt hat, mögen dies er- läutern. Es ist das die Gattung Be- tula oder die Birke. Unsere gemeine Birke (Betula alba) ist in allen Ländern der gemässigten Zone der nördlichen Halbkugel verbrei- tet. In den Ländern der kalten gemäs- sieten Zone hat sie ihre. eigentlichste Heimath, vertritt hier als Waldbaum die Stelle der Buche Deutschlands, liefert das geschätzteste Brennholz, :dient zu technischen Arbeiten aller Art und er- bei schaellem Wachsthum eine von 50 — 70 Fuss. , Mehr nach Süden wird sie immer sparsamer, bis sie im südlichen Europa fast ganz ver- schwindet. Nach Norden und in die Ge- birge steigt sie dagegen so hoch an, als überhaupt Baumwuchs da noch gedeiht und hat bei so mannichfachem Standorte auch eine grosse Mannichfaltigkeit von K'ormen angenommen. Die Formen der- selben, welche in Europa wachsen, sind als B. glutinosa, verrucosa, pubescens, carpatiea, hereynica und eine Strauch- form des Harzes als B, broccembergen- sis, — die Amerika’s aber als B. popu- lifolia und papyracea beschrieben wor- den, Eine andere baumartige Birke verbrei- tet sich von den hohen Gebirgsstöcken Nepals bis nach dem Amur, Japan, Kamtschatka und Ostsibirien. In den Gebirgen Nepals bildet sie hohe schöne am Amur mittelhohe Bäume, reicht Höhe 40 zum niedrigen krüppelhaften Baume zu- sammen. Es ist das die B. Bhajapaltra Wall. oder B. utilis Don, deren Formen B. Jacquemontii Spach (Nepal), B, ul- mifolia Sieb. et Zuce. (Japan), B. Er- mani Cham. (Zwei Formen mit wolligen und schwach behaarten Knospen vom Amur, Ostsibirien und Kamtschatka), und B. costata Trautv. (vom Amur) benannt worden sind. Vielleicht reicht diese Birke auch nach Amerika hinüber und sind die B. lenta Willd. und nigra Ame- rika’s nur Formen derselben. Nicht min- der zahlreiche Formen zeigen die Strauchbirken, 30 die unter einem Dutzend von Namen beschriebene B. humilis Schrank, die durch Europa und Sibirien geht und in Amerika ihren Stammesge- nossen an der B.pumila L. findet, sowie die B. fruticosa Pall. , die auf das mitt- lere Asien bis jetz beschränkt erscheint, und die durch Europa, Asien und Ame- rika verbreitete B. nana L. Wir haben diese Andeutungen hier nur gegeben, um einestheils zu zeigen, wie weite Verbreitungsbezirke, manche wahrscheinlich ursprünglich ebenfalls von einzelnen Oentralpunkten ausgegangenen Pflanzen zeigen und wie sie unter Ein- fluss anderer klimatischer und Boden- verhältnisse auch andere Formen ange- nommen haben. Man sieht daraus, dass auch in der freien Natur die Pflanzen schon so weit fortgewandert sind, als ihnen dies ihre speciellen Eigenschaften in Bezug auf das Klima erlaubt haben. Die Natur hat dabei den gleichen Weg gewählt, den auch Hr. Vilmorin vorschlägt, in- dem sie sich von Generation zu Gene- ration in dem langen, weit über die Cul- turgeschichte der Völker hinausgreifen- den Zeitraume immer weiter ausgebrei- tet und so allmälig ihre natürlichen Ver- breitungsbezirke gefunden haben. Wir Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sind daher überzeugt, dass der Mensch in dieser Beziehung die Natur der Pflanze nieht mehr verändern kann, d.h. er wird keine Pflanze widerstandsfähiger gegen bestimmte Maximen übersteigende Grade von Kälte oder Hitze machen kön- nen. — Ausser dem natürlichen Ver- breitungsbezirk einer Pflanze müssen wir aber noch einen künstli- chen oder auch dureh die Cultur bedingten Verbreitungsbezirk unterscheiden. Während in dem natürlichen Verbreitungsbe- zirke die Pflanze noch alle ihr zum Gedeihen nothwendigen Bedingungen so vollständig vorfindet, dass sie im Zu- stande der vollständigen Entwickelung auch jährlich reife Samen trägt und diese, nachdem sie von der Mutterpflanze aus- gestreuet, auch alle jene Bedingungen vorfinden, welche nicht allein deren Kei- men, sondern auch die erste kräftige durch keinen Frost oder andere schäd- liche Einwirkung gehinderte fernere Ent- wickelung der jungen Pflanze bedingen, kurz dass sie sich selbstständig ohne Zuthun des Menschen fortpflanzen und erhalten kann, — findet indem künst- lichem Verbreitungsbezirke ge- rade das Gegentheil statt, d. h. einzelne zufällig durch das Wasser etc, oder durch die Cultur über die Grenzen ihres natürli- chen Verbreitungsbezirkes hinausgetrete- nen Pflanzen könnensichinweiteren besimmtenGrenzen bewegen, die eben als künstlicher Verbreitungs- bezirk bezeichnet wurden, sie leben hier aber nur noch als Individuum, d. h. sie können sich ohne Zuthun der Menschen nicht ausbreiten. Nach diesen vorausgesendeten Bemer- kungen wollen wir es versuchen festzu- stellen, was unter Akklimatisiren vernünftiger Weise verstanden werden I. Originalabhandlungen. kann. In dieser Beziehung sind fol- gende Punkte zu berücksichtigen: 1) Nur Pflanzen -Arten aus verwandtenKlimaten können mit ‚Aussicht aufErfolg zuAkklima- tisirungsversuchen verwendet werden, Es geht dies genügend aus dem hervor, was wir über die natürlichen Verbreitungsbezirke gesagt. Die Natur macht die Versuche der Verbreitung in ungünstigern Zonen schon seit Tausen- den von Jahren. Einen andern Weg als von ihr eingeschlagen wurde, können auch wir nicht betreten. Eine allmälige Umänderung der Natur einer, z. B. auf die Tropenzone beschränkten Pflanzenart, um solche auch bei uns dauerhaft zu machen, ist ein Hirngespinst solcher, die die Natur überhaupt nie studirt haben und ihre Ansichten nicht nach den Ge- setzen der Natur, sondern die Naturge- setze nach ihren Ansichten modeln möch- ten. 2) Einbürgerung der Pflanzen fremder Länder unter durchaus ähnlichen Verhältnissen in an- dereLänder, wo sie einen natür- lichen Verbreitungsbezirk fin- den. Haben auch wohl die meisten Pflan- zen in ihrer Heimath die Grenzen des natürlichen Verbreitungsbezirkes gefun- den, so ist dennoch ein grosser Theil der- selben aus denHalbkugeln oder aus den Welttheilen, in denen sie von einem be- stimmten Centralpunkte sich verbreite- ten, noch nicht hinausgekommen. Am schärfsten sind in dieser Beziehung die nördliche und südliche Halbkugel ge- schieden, indem der Aequatar der natür- lichen Auswanderung der Pflanzen der gemässigten Zonen aus einer Halbku- 41 gel in die andere eine unüberwindliche Schranke entgegenstellt. Wenn wir fer- ner andeuteten, dass die natürliche Uebersiedelung der Pflanzen der entspre- chenden Klimate der gleichen Zonen von einem Welttheile zum andern zwar zuweilen vorkommen, so hat sie doch da, wo ganze Weltmeere zu übersprin- gen sind, wie zwischen der alten und der neuen Welt im Allgemeinen in nur wenigen Fällen stattgefunden. Werden nun Pflanzen aus durchaus entsprechen- den Klimaten eingeführt, so hat deren sogenannte Akklimatisirung nicht nur durchaus keine Schwierigkeiten, sondern viele derselben finden sogar einmal ein- geführt, bei uns ihren natürlichen Ver- breitungsbezirk, d. h. sie gehen aus dem Garten in dessen Umgebung über, siedeln sich hier an und breiten sich immer mehr aus. So sind die Mehr- zahl der Unkräuter unserer Felder als eingewanderte Pflanzen zu betrachten und sind unsere Unkräuter wieder der Cultur der Menschen gefolgt und finden sich überall, wo sich dieser angesiedelt hat in einzelnen Repräsentanten. Als Beispiele der natürlichen Verbreitung eingewanderter Pflanzen, die allgemein bekannt, sind z. B. das Erigeron eana- dense L. und Oenothera biennis L. zu nennen, welche beide aus Amerika nach Europa gebracht, sich gegenwärtig in fast allen Ländern Europa’s eingebürgert haben. Wir brauchen im Uebrigen auf diese Pflanzen nicht näher einzutreten, da die Einbürgerung derselben in Cultur keinerlei Schwierigkeiten hat. 3) Akklimatisirung von Pflan- zen-Arten überihren natürlichen Verbreitungsbezirk hinaus, in künstliche Verbreitungsbezirke. Hierher ist alles das zu rechnen, was unter Akklimatisirung einer Pflanzen- 42 Art vernünftiger Weise verstanden wer- den kann, Das was der Mensch durch Einwirkung einer verständigen Cultur hier wirklich thun kann, das beruht nicht in einer Veränderung in der Natur, dass die betreffende Pflanze z. B. absolut hö- here Kältegrade zu ertragen fähig ge- macht wird, sondern das Akklimatisiren kann nur darin bestehen, die Pflanzen allmälig so zu gewöhnen, dass sie sich vielmehr nur den speciellen Eigenthüm- lichkeiten eines Klimas anpassen. in einer frühern Abhandlung über die Oul- tur der Alpenpilanzen, da suchte der Referent zu zeigen, dass die Cultur der Pilanzen der hohen Alpen in der Ebene besonders deshalb schwierig sei, weil diese Pflanzen fast 8 Monate unter tie- fer Schneedecke ruhen und in dem kur- zen Zeitraum von einigen Monaten ihre Vegetationsperiode vollständig beendi- gen. Dürftige schwere Bodenarten, in denen sie in der Ebene weniger schnell, daher aber längere Zeit vegetiren, zei- gen sich für solche günstig, wenn man darnach strebt, die den höheren Regionen entnommenen Individuen unserm kürzern Sommer und längern Winter anzupas- sen. Nicht minder günstig werden durch mehrere Generationen hindurch forige- setzte Aussaaten wirken. Als Beispiel einer in dieser Beziehung durch. Aus- saat akklimatisirten bekannten Garten- pflanze nenne ich die bekannte Gentiana acaulis, die als Individuum zu akklima- tisiren ungemein schwer hält, Pflanzen eines wärmeren natürlichen Verbrei- tungsbezirkes in einen kälteren künstli- chen übergesiedelt, ein Fall, der gerade in unserm gemässigten Klima viel häufiger vorkommt, schon eine solche Organisation haben, dass sie an und für sich im Zustande der vollständigen Ruhe den höchsten Kältegraden der speeiellen Localität, wo sie ‚eingebürgert müssen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den sollen, widerstehen können. Die Aufgabe der verständigen Cul- tur muss es aber sein, ein- mal den Trieb so zu leiten, dass er beim Eintrit der Kälte volltändig gezeitigt ist, und fer- ner durch Aussaaten von Ge- neration zu Generation dahin zu streben, Racen zu erhalten, diein der Periode ihres Wachs- thums sich dem längern Winter und kürzern Sommer anschlies- sen, oder mit andern Worten im Frühlinge nicht zu früh Aus- treiben undim Herbsteihren Trieb bald beendigen und nicht jenen gefährlichen späten zweiten oder dritten Trieb bilden , der deren sicheres Verderben, wenn der Frost sie noch in Vegetation überrascht. In dieser Beziehung, aber auch nur in dieser Beziehung allein, kann die Cultur auf die Pflanzen einwir- ken, und das ist es, was wir unter Ak- klimatisirung neu eingeführter Pflan- zen allein verstehen können. — Racen die im Laufe der Zeit von unsern wichtigsten Culturpflanzen in diesem Sinne erzogen wurden, nennen wir härtere oder weichere, frühere oder spätere Sorten. Es ist eine bekannte Thatsache , dass eine im voll- ständigen Zustande der Ruhe befindli- che Pflanze mit gut ausgereiftem Holze viel höhere Kältegrade ertragen kann als eine andere, wo das Holz schwächlich, der Zustand der Ruhe unvollkommen, und in diesem Sinne kann die Cultur aueh wirklich härtereAb- arten erzeugen. Im Zustande. der ausbreehenden Vegetation ven Spätfrö- sten überrascht, erfrieren viele unserer härtesten Waldbäume. — Im Zustand des üppigen Austreibens ist das zarte Kraut wer-! der Kartoffeln, Dahlien u, 8. f. viel em- I. Originalabhandlungen. pfindlicher gegen den Frost , als wenn im Sommer und Herbste das üppigste Wachsthum schon aufgehört hat, — eine in voller Vegetation vom harten Froste überfallene Rose erfriert auch in den holzigen Theilen, die zur Zeit der Win- terruhe viel höheren Kältegraden wider- stehen ete. — Dass aber die sorgfältigste Cultur eben Pfianzen wärmerer Klimate nur bis auf ein gewisses Maximum der Kälte- grade abhärten kann , das in voliständi- gem Zustande der Ruhe zu ertragen noch zur Eigenschaft der Art gehört, das lehren am deutlichsten alle jene Bei- spiele, wo seit einer längerenReihe von Jahren im freien Lande prächtig vege- tirende Bäume und Sträucher , unter Einfluss eines härteren Winters plötzlich hinweggerafft werden, die man, um den gewöhnlichen Ausdruck zu gebrauchen, als vollständig akklimatisirt ansah. Die Mittel, welche die Cultur anwen- den kann, um die Pflanzen wärmerer Klimate gegen die ungünstigen Einflüsse des kälteren Klimas unempfindlicher zu machen, stehen in ganz directer Be- ziehung zu dem im Vorhergehenden an- gedeuteten. Bei Aussaaten, um für spe- cielle Klimate noch geeignetere Sorten zu erhalten, wählt man die Samen in solchen Formen, die sich in ihrer Vege- tationsperiorde dem speciellen Klima schon am besten angepasst haben, also von denen, die man gemeiniglich als die härteren Ragen bezeichnet. Wahl des Bodens, Standort Sehnitt müssen im Uebrigen helfen. Der Boden soll zweckmässig, aber nicht zu nahrhaft sein, damit ein kräfti- ger naturgemässer , aber nicht zu üppi- ger Trieb erzeugt wird. Durch verstän- diges Wegnehmen der überflüssigen schwächlicheren Triebe soll ausserdem auf gute und feste Ausbildung des Hol- und 43 zes zurückgewirkt werden, Man hüte sich aber, Zweige während des Sommers einzustutzen, damit nicht etwa gegen den Herbst hin noch ein neuer Trieb ausbricht. Zum Standort wähle man einen freien, vor den rauhesten Winden geschützten und der ungehinderten Ein- wirkung der Sonne ausgesetzten, Lagen vor Mauern, welche die Sonne refleetiren, sind nur da günstig, wo Be- deekung angewendet wird. indem ein soleher Standort nur zu leicht zu frühes Austreiben im Frühlinge ‚bedingt. Der Untergrund muss durchlassend sein und nicht etwa stagnirendes Wasser ent- halten. Ausserdem wende man im ersten Jahre nach dem Auspflanzen in’s freie Land alle Vorsichtsmaassregeln an, um schon in diesem Jahre einen normalen Trieb zu begünstigen. Man pflanze mit der grössten. Vor- sicht mit möglichst unverletzien Wur- zeln, breite diese nach allen Seiten aus und fülle die Erde vorsichtig um solene ein, Pflanzt man Exempläre aus, die in Töpfen angezogen sind, so löse man die Wurzeln, die um den Ballen herum lie- gen, vorsichtig ab und breite auch diese aus. Besonders nothwendig ist dieses bei Nadelhölzern. Zartere zum Abhärten bestimmte Pflanzen, die nicht schon im ersten Jahre nach dem Einpflanzen ei- nen guten festen Trieb gebildet haben, müssen im ‚ersten Winter durch Deckung geschützt werden, pflegen dennoch aber zu leiden und geben wenig Hoffnung, sie aufzubringen. — Dies sind ungefähr im Allgemeinen die Mittel , deren sich die Cultur bedie- nen kann, um Holzgewächse gegen höhere Kältegrade unempfindlicher zu machen. Mit allen diesen Mitteln wird man aber die Pflanzen immer nur um einen Gürtel über ihren natürlichen 44 Verbreitungsbezirk hinaus anbauen kön- nen. Der Weinstock ist eine der älte- sten Culturpflanzen , aber die in ungün- stigen Klimaten angelegten Pflanzungen gehen eher wieder ein, als dass er sich mehr nach Norden verbreitet. Der Pfir- sichbaum, die Aprikose bleiben trotz der langen Cultur immer zartere Pflanzen als die Kirsche u. s. f. Strebe man da- her durch Akklimatisirung nur das Mögliche an und man wird immerhin dadurch für den Gartenbau noch vieles leisten können, Solche aber, die davon träumen, zartere Pflanzen in härtere umwandeln zu können , warum versuchen sie nicht zuerst ihre Kunst an unsern ältesten Culturpflanzen. Warum erzeugen sie nicht Racen vom Weinstock, die im Nor- den Deutschlands und dem nördlichern Europa im Weinberge angebauet werden können, — warum haben sie noch nicht vom Pfirsich Racen gebildet, die als Hochstamm im Klima von Deutschland angebauet werden kön- nen, — warum haben sie nicht für Mit- tel - Europa harte Racen von der Feige, der Dattel und so ferner erzeugt, d.h. von Pflanzen, die zu den ältesten Cul- turpflanzen gehören, Generation auf Ge- Gartenflora Deutschlands, Russlauds und der Schweiz. neration in Cultur gebildet haben , aber über gewisse Grenzen noch nicht hin- ausgegangen sind und auch nie hinaus- gehen werden. Aehnliche Beispiele lie- fern unsere wichtigsten Waldbäume, so z. B. die Buche und die Edel- tanne, welche beide in dem Klima Petersburgs trotz aller Versuche nicht mehr gedeihen wollen. Schliesslich auf die Ansicht Vilmo- rin’s zurückkommend, sind auch wir der Ansicht, dass Racen, die für ein bestimm- tes Klima am besten geeignet sind, stets durch fortgesetzte Aussaaten erzogen werden,müssen. Wir werden dadurch aber nur für bestimmte Klimate geeignetere aber nicht eigentlich härtere Sorten er- halten, die nur, weil sie sich in ihrer Vegetation den klimatischen Verhältnis- sen mehr angeschlossen haben, härter erscheinen. Dabei wird aber keine Kunst, die von der Natur gesetzten Schranken überspringen können. — Andererseits halten wir aber auch die Abhärtung des Individuums durch die von uns oben angedeuteten Mittel für möglich, obgleich auf diese Weise keine Racen gebildet werden können. (E. Regel.) 3) Cultur des Bleich - Sellery. Vom Herrn Buck, Samenhandlung in St. Petersburg. Man säe den Samen frühzeitig (im März) in ein warmes Mistbeet aus und versetze die Pflanzen später in einen Kasten. — Ende Mai oder Anfang Juni werden selbige dann in die dazu berei- teten Rinnen gepflanzt. — Man grabe auf Beeten oder einem dazu bestimmten Quartier, am besten aus niedrig gelege- nem humusreichem Boden bestehend, etwa 12 Wersckok *) von einander ent- fernt, Rinnen von 8 — 10 Wersckok Tiefe und 6 Wersckok Breite, häufe *) 1 Wersch. = 1° Zoll. I. Originalabhandlungen. die herausgenommere Erde zwischen den Rinnen an; den Roden der Rinnen lockere man 2 — 3 Werschok tief auf, vermische ihn mit gut verottetem Dün- ger und pflanze in denselben die jungen Sellery - Ffllanzen 4 — 5 Werschok von einander entfernt. In dem Maasse, als die Pflänzchen emporwachsen , häu- felt man dieselben mit der zwischen den Rinnen aufgehäuften Erde an, stets der- gestalt, dass die jungen Herzblätter eben über die Oberfläche der angehäuften Erde hervorragen. Bei stärkerer Entwickelung der Blätter werden selbige gelinde zusam- mengebunden,, um das Hereinfallen der Erde zwischen die Blattrippen möglichst zu verhindern; doch nicht zu fest zu- sammengeschnürt, auch der umwundene Bast nichi fest geknotet, damit selbiger beim Dickerwerden der Blattrippen nach- geben könne. — Das Anhäufeln muss fast wöchentlich vorgenommen werden, bis es Zeit ist, die Pflanze herauszu- nehmen. Durch Absehliessung des Zu- tritts der äusseren Luft und des Lichts vermittelst des Anhäufelns wächst das 45 Herz der Pflanze, das sich bei der ge- wöhnlichen Pflanzmethode blos zu einer Knolle verdickt, zu einem weissen, zar- ten und wie Glas spröden Triebe aus, bildet den schmackhaftesten Theil der ganzen Pflanze und besitzt als Salat in feine Scheiben geschnitten und mit Oel und Essig roh genossen, einen nuss- oder mandelähnlichen, gelinde abgebrüht, dagegen sogar entfernt ananasähnlichen Geschmack. Ende September oder An- faug October , je nach der Witterung werden die Pflanzen herausgegraben und am Besten in einem trockenen Erdkeller in Erde eingeschlagen aufbewahrt , wo sie sich fast bis Weihnachten halten. — Bei der gewöhnlichen Pflanz - und Bleichmethode erreicht der Bleichsellery, den unsere Gemüsegärtner auf Beete in Reihen pflanzen, im Herbst kerausneh- men, und in Kellern durch blosses Ein- schlagen in Erde bleichen, zwar oft eine bedeutendere Höhe, doch fehlt eben die- sen Pflanzen das zum Trieb verlängerte Herz und sind selbige von Geschmack viel strenger. — 4) Flüssige Düngemittel (Jauche) und ihre Anwendung bei Zierpßanzen. Flüssiger Dünger oder Jauche wird aus verschiedenen animalischen und ve- getabilischen Stoffen bereitet; dahin ge- hören besonders: Rinder-, Schaf-, Hüh- ner- und Taubenmist , menschliche Ex- cremente, Guano, Knochenmehl,, Horn- späne, Blut, Leim, Malzkeime u. s. w. Die vier ersten Dungarten werden zu Jauche am meisten gebraucht; man nimmt von diesen zu gleichen Theilen in ein Fass mit dem 6fachen Volumen Wasser verdünnt. Man stellt das Fass einige’ Tage mit dem Inhalt vor dem Gebrauche in die Sonne, um den Gäh- rungsprocess zu beschleunigen. — Da aber eine zu starke Jauche bei Pilan- zen nachtheilig sein könnte, so ist es nothwendig, dass die Jauche vor dem Gebrauche mit mehr oder weniger Was- ser verdünnt wird. Namentlich müssen menschliche Exeremente und Guano reichlich mit Wasser verdünnt werden. Malzkeime werden mit gleichen Theilen Hornspänen im Wasser gekocht. Dieses 46 Gartenflora Deutschlands Russlands, und der Schweiz. Dungwasser kann gleich nach dem Er- | freien Lande stehen. als : Phlox, Paeonia, kalten gebraucht werden. Leim wird | Pentstemon, Georginen, Gladivlus, Dian- ebenfalls gekucht und reichlich mit Was- | thus Caryophyilus. | ser verdünnt. Blut wird nur mit sehr L I Wie schon gesagl, kann das Giessen wenig Wasser verdünnt. der Pflanzen mit Jauche öfter wieder- bei Zierpflanzen beim Beginne des Wach- Jauche reichlich mit Wasser verdünnt sens. d. h. nach der Ruhezeit und kann | werden. Ist das Wasser hart, so ist es zu verschiedenen Malen wiederholt wer- | ut, wenn man die Pflanzen während den. ihrer ganzen Waclhsthumsperiode mit stark verdünnter Jauche giesst. Für Pflanzen, welche während eines heissen trockenen Sommers der Sonne zu sehr ausgesetzt sind, ist das Giessen mit Jauche nur nachtheilig, und das um so mehr, wenn dieselbe aus Guano, Hüh- ner- und Taubenmist besteht. Das Begiessen mit Jauche habe ich bei sehr vielen Pflanzen mit ausseror- dentlichem Erfolge angewandt, und ganz besonders bei folgenden; bei mehreren Erd-Orchideen, als Cyrtopodium Bletia, Sobralia, Phajus, Arundina, Calan- the, Cymbidium etc. Ferner bei den meisten Warmhauspflanzen, als: Amaryl- lis, 'Aralia, Ataccia, Bambusa, Barbace- nia, Bonapartea, Canna, Cyperus,, Üer- bera, Olivia, Croton, Curculigo, Crinum, Dasylirium, Dichorisandra, Dorstenia, Dracaena, Erythrina, Eucharis, Eugenia, Fieus. Franeiseea, “Gardenia, Gastonia, Gordonia, llibisceus, Inga, Ixora, Jasminum, Laurus, Magnolia, Methonica , Pancra- tium,, Passifllora, Favetta, Pincenectitia, Ravenala, Saccharum, Sanseviera etc. Ferner: Alle Aroideae, Scitamineae, Ges- neriaceae, Bromeliaceae und Palmen. Bei folgenden Kaltkauspflanzen: Agave, A&no- stus, Aralia, Berberis, Calceolaria, Ci- neraria,' Clematis, Citrus, Clethra, Cras- sula, Daphne, Deutzia, Dielytra, Doryan- thes, Drymis, Erythrina, Escalonia, Eu- genia, Fuchsia, Glyeine, Gynerium, He- Da wo die Pflanzen in magerer Erde stehen, ist das Jauchen nothwendig ; dadurch werden die Pflanzen nicht al- lein viel üppiger, sondern viele blühen viel leichter und schöner. Hiervon nur einige Beispiele: die herrliche Erdor- chidee Anselliä africana bekanı regelmäs- sig jeden Spätherbst Knospen , die aber niemals zum Aufblühen kamen; die Ur- sache davon war, dass das Exemplar nicht kräftig genug war. Seit 2 Jahren wird nun die ’flanze einiee Mal mit Jauche begossen und wird nicht allein dadurch viel stärker und höher, sondern entwickelt auch eine Blüthenpracht, die ihres Gleichen sucht. Lilium laneifolium einige Mal mit ziemlich starker Jauche begossen, blühen bei uns um das dop- pelte so schön gegen früher. Von: 2 liotropium, Hydrangea, Ilex, Hedera, Jas- | gleichen Exemplaren von Heliconia spe- minum , Lagerstrcemia, Laurus, Lilium, | eiosa discolor, wurde das eine mit Jau- Magnolia, Myrtus, Nerium, Olea, Phor- | che gegossen. Dieses wurde gegen.das mium, Pittosporum, Punica, Thea, Ver- andere fast dreimal kräftiger und höher, bena, Veronica, Viburnum, Vitis, Yucca, | und um so‘ viel schöner. Eben: das- Azalea indica et pontica, Camellia, Rosa, | selbe Verhältniss mit Maranta etc; Rhododendron , Coniferen. — Ferner | Es ist selbstverständlich, dass eine pas- viele Pflanzen, welche des Sommers im ' sende Erde, eine gute Atmosphäre und nn nn nn nn nn nn nennen nn nn Enrurnenre. I. Originalabhandlungen. 47 ein entspreehender Standort das Ihrige auch dazu beitragen. Alle kranken Pflanzen dürfen durch- aus nicht mit Jauche gegossen werden. Nikolsky, bei Moskau im November 1859. Carl Enke, Obergärtner beim Fürsten Trubetzkoi. 5) Ueber die Aussaat und Keimzeit der Sommergewächse. In Gärten, wo sämmtliche sogenannte Sommergewächse und die im ersten Jahre blühenden mehrjährigen Pflanzen zugleich ausgesäet werden, macht man stets die Erfahrung. dass viele dersel- ben bis zur Zeit, wo sie ausgepflanzt werden können, zu gross werden, einige zu klein bleiben. Es ist immer misslich, eine grosse Menge verschiedener Pflan- zen derselben gleichen Cultur unterwer- fen zu müssen, wie es hier der Fali ist. Säet man zeitig, tritt bald nach der Saat warmes Wetter ein, dagegen im Mai, wo man auspflanzen müsste, Kühle und Frost, so werden viele Pflan- zen So gross, dass sie weggeworfen wer- den müssen. Zwar bleibt noch ein Mit- tel, das Pikiren oder Verptlanzen der Sämlinge in andere Mistbeete, allein dieses lässt sich wegen Mangel an Bee- ten und Arbeitskräften oft nicht ausfüh- ren, und es sind, so sehr sonst das Pi- kiren zu empfehlen ist, viele Sommerge- wächse mit kurzer Blüthezeit diese Ar- beit nicht werth *), Es ist daher gut, die Soemmergewächse zu drei verschiedenen Zeiten auszu- säen. Zwar könnte man durch höhere u *) Es gilt dies speciell für. das Klima Deutschlands. Im Klima von Petersburg müs- sen alle in’s Mistbeet ausgesäeten Sommer- gewächse pikirt werden. Aber auch für das Petersburger Klima müssen mehrmalige Aus- saaten vorgenommen werden, (E. R.) oder geringere Wärme der Saatbeete ei- nen gleichen Erfolg erzielen, jedoch nicht bei allen Pflanzen. So werden z. B. die verschiedenen Tagetes, Zinnia tenuifolia und Tropaeolum stets zu gross, wenn man sie früh in einen lauwarmen Kasten aussäet, keimen aber schlecht, werden gelb und verkümmern bei küh- lem, sonnenarmem Wetter sehr oft im sanz kalten Beete. Man muss sie da- her, wie viele andere zwar ebenfalls et- was warm, aber später ansäen. Ich habe, um zu einer praktischen Einrichtung der Saatzeit zu gelangen, die Keimzeit und die Pflanzen, welche zu gross wurden oder zu klein blieben, beobachtet und aufgeschrieben. Es keim- ten in Kästen, weiche aus Laub bereitet werden und eine wenig bemerkbare Wärme entwickeln: In vier Tagen: Amarantus, alle Arten, Godetia und Oenothera. Convolvulus und Ipomoea. Tagetes, alle Sorten. Euchardium, Clarkia, alle Arten. Viscaria oculata und eoeli-rosa. Schizanthus. Nemophila. Gilia trieolor und capitata. Gräser. In fünf Tagen: Aster chinensis, 48 Senecio elegans. Specularia (Campanula).. Saponaria multiflora. Malope und Lavatera. Antirrhinum majus. Tropaeolum. Balsamina. Gypsophila elegans und muralis. Mirabilis Jalappa und longiflora. Eschscholtzia californica. Matricaria und Pyrethrum. In sieben bis acht Tagen. Ageratum. Cereopsis und Calliopsis. Zinnia. Sanvitalia procumbens. Petunia. Bartonia aurea. Elichrysum verschied. Dianthus chinensis und Spielarten. Wahlenbergia lobelioides. Lobelia verschiedene. Silene pendula. Centranthus versch. Emilia (Cacalia) sonchifolia. Polygonum orientale. Scabiosa atropurpurea. Sphenogyne speciosa. Brachyeome iberidifolia, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ueber acht Tage: Phlox Drummondii. Delphinium verschied. Linum grandiflorum. Viola tricolor. Zu klein blieben bei der Aussaat Anfang April stets: Zinnia elegans (während tenuifolia oder verticillata zu sross wurden), Ageratum mexicanum, Sanvitalia procumbens, Phlox Drummon- di. Zu gross zum Ausptilanzen in der Mitte des Mai wurden bei der Aus- saat Anfang April: Tagetes, Lathyrus, Ipomoea, Zinnia tenuifolia, Tropaeolum, Clarkia, Eucharidium, Godetia und Oeno- thera, Lavatera, Malope, Convolvulus, Dianthus chinensis, Schizanthus, Nemo- phila etc. Man thut daher wohl, diese und andere schnell wachsende Blumen erst Mitte April oder ganz in’s Freie zu säen, Diese nur mangelhaften Beobach- tungen würden im Stande sein, Gärt- nern, welche alle Saaten auf einmal ma- chen, die Nothwendigkeit zu zeigen, dass sie beobachten und ihre Aussaat nach der Keimzeit und dem grossen Wachs- thum einrichten. (J.) 6) Lawsonia inermis L., die Alkanna oder Henna der Orientalen und Capparis spinosa, die Kappernpflanze. Es ist eine auffallende Erscheinung, dass es immer noch viele Pflanzen gibt, welche, obschon culturhistorisch und merkantil wichtig, seit undenklichen Zei- ten bekannt und hie und da im Grossen angebaut, dennoch in den europäischen Gärten selten oder gar nicht vorkommen. Zu solchen Pflanzen gehören die oben genannten, die Lawsonia und Capparis, erstere schön genug, um sie zu ceultivi- ren, leiztere im üppigen Culturzustand eine prächtige Pflanze, beide aber, wie es scheint, etwas schwierig zu cultivi- ren. Zum Theil mag Schwierigkeit der 04 Fl 222 CHF 072 2 e =, zZ ? 7 FILE (EEE Zr EC RL IR 6 Taf 282 IDNDZE Dr \N2>= = EUW 7 TUN NVOYEN N INN) NSG > WU WW RN a RADAR | DRG \ ODE > N Papa Karen gl l. Originalabhandlungen. Cultur, eben so häufig Mangel an Schön- heit Jie Ursache dieser Vernachlässigung sein, letztere sollte aber wenigstens bo- tanische Gärten nicht abhalten. Der bo- tanische Garten in Breslau zeichnet sich in dieser Hinsicht vor vielen anderen aus, indem er eine besonders reiche Sammlung von medicinisch und tech- nisch wichtigen Pflanzen enthält; ob aber die Alkanna dort cultivirt wird, ist mir nicht bekannt. Lawsonia inermisL. (alba Lam.) und auch wohl spinosa, beide in Iudien hei- misch, aber in Nordafrika, besonders im südlichen Marokko angebaut , liefert die berühmte Alkanna (Alkenna, Henna), jenen schon in den ältesten Werken und auch in der Bibel erwähnten, noch jetzt gebräuchlichen Farbestoff, welcher zum Färben der Nägel, Hände und Füsse bei Festlichkeiten benutzt wird, nur an le- bendem Fleisch haftet, daran aber so fest, dass er nur durch Abnutzung des Kör- pertheils selbst und Abhäutung wieder vergeht. Es ist das Ligustrum des Dios- corides, hiess bei den .Alten Oypros, bei den Arabern Henna, in der Bibel Aco- pher, Rauwolf nannte sie Cyprus, Pros- per Alpin Lugustrum aegyptiacum. Es färbt die damit bestrichenen Körpertheile orange, später rosenroth, und darf als solche Schminke nur von Freien ge- braucht werden. Noch soll die Alkanna von den jetzi- gen Griechen und Türken, besonders bei Hochzeiten im Gebrauch sein. Diese Farbe wird nach Schousboe, welcher die ersten ausführlichen Nachrichten da- von gab, aus den frisch gesammelten, getrocknet zu Staub zermalmten Blättern bereitet. Man mischt das so erhaltene Pulver mit Wasser, Alaun, Weinstein, Salz und Citronensaft zu einem flüssi- gen Teig, bestreicht die zu färbenden 49 damit und lässt sie am Feuer abtrock- nen, worauf die anfangs gelbrothe, spä- ter rosenrothe Farbe unzerstörbar her- vortritt. Manche Frauen lieben es, künstliche Muster an ihrem Körper zu erzeugen, Sogar an für gewöhnlich nicht sichtbaren Theilen, und verbinden zu diesem Zwecke diejenigen Theile. wel- che nicht gefärbt werden sollen, mit Bän- dern, allerlei Mustern und Figuren, wie wir es bei den farbigen Ostereiern thun. Aus den wohlriechenden Blumen soll das in der Medicin in jenen Gegenden noch sehr, bei uns aber nicht mehr ge- bräuchliche Cyprusöl (Oleum eyprineum) bereitet werden. Die ächte Alkanna ist nicht zu verwechseln mit der falschen Alkannawurzel, welche von Symphytum tinctorium kommt und ebenfalls zum Färben benutzt wird. Die Lawsonia gehört zu der Familie der Salicarien nach Linne in die VIII Klasse I. Ordnung. Es ist ein 2 — 3 Fuss hoher Halb-Strauch, mit eiförmigen, zugespitzten Blättern und weissen, aus- gebreiteten Blumenblättern. In Arabien, Marokko und anderwärts in Nordafrika und Asien zieht man ihn aus Samen, der aber” nicht jedes Jahr reift, daher meist aus Indien eingeführt wird. Er liebt feuchten, nahrhaften Boden. In Acgypten soll man diese Pflanze auch in Töpfen ziehen und die Blumen gern als Festschmuck benutzen. Reichblühende Pflanzen sollen nach Mittheilungen eines neueren Reisenden, von ausserordentli- cher Schönheit sein. Will man die Lawsonia inermis bei uns cultiviren, was sich wohl des Ver- suchs lohnt, so muss man den Samen so zeitig aussäen, dass man die Pflanzen zeitig in ein hohes Mistbeet unter Fen- ster auspflanzen kann, wo die Blumen im Spätsommer zum Vorschein kommen. Körpertheile, besonders Nägel undHände | Oder man hält die Pflanzen im Topf, I. 1860, 4 50 stellt sie sonnig, damit sich das Holz verhärtet, durchwintert sie bei 8 — 10 Grad, ziemlich trocken und pflanzt sie im Mai des folgenden Jahres an eine sonnige, geschützte Stelle, oder hält sie bei reichlicher Nahrung in einem Kasten unter Glas. Was den Kappernstrauch (Capparis spinosa) betrifft, so ist er uns bekann- ter und entzückt jeden Reisenden in Südeuropa durch die Schönheit seiner grossen, hellrotihen Blumen. Man be- gegnet ihr schon in Mittelitalien häufig an Mauern und Felsen , sogar noch im südlichen Tyrol bei Botzen (als Uappa- ris ovata welches vielleicht nur eine Ab- artist), die rankenartigen Zweige zierlich herabhängend und kahle Mauern mit zahl- reichen Blüthen schmückend, Die Blume verdankt ihre Schönheit besonders zahl- reichen, langen Staubgefässen, und hat (abgesehen von derFarbe) einige Aehn- lichkeit mit denen des Hypericum caly- cium. Man findet den Kappernstrauch höchst selten in den Gärten, und fast nie in Blüthe, wahrscheinlich in Folge falscher Behandlung. Nach seinem Standorte in Italien und Südtyrol zu urtheilen, wo er ohne Schaden bis 6 Grad Kälte un Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 1 trägt und erfroren kräftig wieder aus dem alten Holze treibt, müsste Capparis spinosa und ovata an einer geschützten, trocken sonnigen Stelle, wo das Holz gut reifen kann, in Deutschland unter Bedeckung im Freien aushalten. Man gebe ihr steinigen lehmigen Boden und sorge für guten Wasserabzug. Die Zweige, welche selten bis zur Spitze ver- holzen und lang werden, müssen im Frühjahr zurückgeschnitten werden. Will man diese Pflanze im Topf cultiviren, 30 wähle man flache Töpfe oder gebe eine starke Unterlage von Steinen, lehmige, mit Kalkstücken vermischte Erde und stelle die Töpfe sonnig. Da die Sten- gel niederliegen und angebunden schlecht aussehen, so ziehe man die Pflanze so, dass sich die Zweige nach allen Seiten ausbreiten und den Topf ganz bedecken. Das Ueberwintern kann in jedem frost- freien Raum geschehen, und es ist noth- wendig, dass die Pflanzen trocken ge- halten werden. Gut gezogene Pflanzen müssten auch im Topf einen herrlichen Anblick gewähren. Wahrscheinlich eig- net sich der Kappernstrauch auch zum Auspflanzen in das Freie, und würde sich besonders auf Felsen und erhöhten Beeten gut ausnehmen. (I) ”) Coleus (Pleetranthus) Blumei Benth. Unter den neueren Warmhauspflan- zen ist für den Gärtner, welcher im Sommer viele Zimmer, Blumensäle und andere geschlossene Räume auszu- schmücken hat, keine nützlicher als Coleus Blumei aus Java. Diese halb krautartige Pflanze vermehrt sich so leicht, dass, wenn man ein einziges Exemplar durchwintert, im Frühjahr bis zum Sommer viele Hunderte aus Steck- lingen zu buschigen Pflanzen gezogen werden können, die mit ihren in der Mitte lebhaft roth gefärbten Blättern ei- nen prächtigen Effect machen und viele Blumen ersetzen. Hierzu bedarf man aber eines Warmhauses oder warmer Kästen, denn die Cultur gelingt nur in geschlossener, feuchtwarmer Luft. Sowie die Stecklingspflanzen einige Zoll hoch sind, werden sie entspitzt, damit sich I. Originalabhandlungen. buschige Pflanzen bilden. Man muss jeder Pflanze hinlänglich Raum geben, sonst werden sie hoch, dünn und ein- seitig, zugleich öfter verpflanzen, bis sie 5 — 6zöllige Töpfe haben. Sie lieben fette, leichte Erde und während des Wachsthums viel Wasser. Die schöne rothe Färbung tritt nur hervor, wenn die Pflanzen dicht unter dem Glase et- was sonnig stehen. Im Schatten werden sie schmutzig-braun , färben sich jedoch sonnig gestellt in wenigen Tagen schön roth,. verlieren jedoch diese Schönheit an dunklen Orten ebenfalls wieder , so dass man wohl thut, die Pflanzen alle 14 Tage eine Woche lang hell zu stel- len, um sie den ganzen Sommer zu er- 51 halten. Um stets schöne Pflanzen zu haben, macht man bis zum Juli wieder- holt Stecklinge, Für das Freie eignet sich diese Pflanze gar nicht, denn sie welken bei trockner Luft und sterben in kühlen Nächten schon bei 4 — 5 Grad ab, als wenn sie erfroren wären, Im Winter verlieren die Pflanzen fast alle Blätter und müssen sehr trocken und hell im Warmhause gehalten werden. Am schönsten sah ich stets Coleus Blu- mei in den Häusern für Wasserpflanzen (Vietoria-Häusern) und in andern sehr hellen, niedrigen Warmhäusern, im freien Grunde stehend, wo sich Büsche von 4 Fuss Höhe ausbilden. (6) Ss une. Ss) Rhododendron eiliatum Hook. Unter den neueren Rhododendron gleicht am meisten unserm europäischen vom Himalaya ist R. eiliatum zwar eine |R. hirsutum, hat jedoch etwas grössere, der kleinsten Arten, aber als Zierpflanze vielleicht die beste, denn sie blüht leicht und reich und vermehrt sich durch Ableger, und Stecklinge wohl auch un- schwer durch Samen. An einigen Or- ten, zZ. B. in Dresden ist R. ceiliatum schon eine Marktpflanze geworden. Die Pflanze wächst niedrig und buschig und glänzendere und weniger behaarte Blät- ter. Die Blumen sind weiss , bei der Spielart R. eiliatum albo-roseum röth- lich. Sehr schön müssten hochstämmige Bäumchen sein, die man durch Veredeln auf hochwachsende Arten ziehen könnte, (.) 9) Azalea amoena Lindl. Diese Azalea wurde ans China ein- geführt und ist eine der Azalea indica verwandte, aber gut unterschiedene Art. Sie zeichnet sich als solche durch eigenthümliche Belaubung aus, Es ist eine der besten indischen Azaleen für den Winterflor, und lässt sich, warm gestellt, schon im Januar zur Blüthe bringen. Hierzu eignen sich besonders ältere Pflanzen, die man durch Aus- pflanzen auf ein Heideerdebeet zu kräf- tigen Exemplaren anzieht, dann ‚aber nicht eher verpflanzt,, als bis kümmerli- cher Wuchs Nahrungsmangel anzeigt. Der Wuchs dieser Azalea zeichnet ‚sich durch lange, unten blätterlose Triebe 4 * 52 aus. Man muss daher die Pflanze nach der Blüthe stark einschneiden. Diese langen Triebe bieten aber den Vortheil, dass sie zum Abschneiden in Blumen- sträusse besser als von andern Sorten zu gebrauchen sind. Die kleinen Blu- | schon im Februar blüht. Garlenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. men sind lebhaft dunkel-violettroth und haben einige Aehnlichkeit mit Rhodo- dendron davuricum,, einer Pflanze, die, im Topf cultivirt, sich ebenfalls sehr gut zum Winterflor eignet und kalt stehend, (J.) i0) Ein neues Unkraut. Wer vor zwei Jahren in den Gärten zuerst das sogenannte Oxalis tropaeo- loides gesehen hat, fand gewiss Wohl- gefallen an den zierlichen Pilänz- chen mit den braunrothen Blättern und gelben Blumen. Diese Pflanze ist aber weiter nichts als eine Spielart des als lästiges Unkraut bekannten Oxalis corniculata. Die Pflanze ist schon ein Unkraut geworden, welches den Gärt- nern, besonders den Samenzüchtern, welche es auf verschiedenen Beeten ge- zogen haben, noch vielen Verdruss be- reiten wird. Die gehörnten Samenkap- seln nämlich springen wie die Balsami- nen bei der geringsten Berührung und bei vollständiger Reife auch von selbst auf und schleudern den Samen weit weg. Die zahlreichen Wurzelausläufer dagegen breiten sich weit aus, so dass ein schwaches aus Samen gezogenes Pflänzchen binnen wenigen Wochen ei- nen förmlichen Rasen bildet. Ob diese Ausläufer wie bei O. strieta im folgenden Jahre ebenfalls neue Pflanzen bilden, habe ich noch nicht beobachtet. Will man von dieser Pflanze Ge- brauch machen — und sie macht gut angebracht, wirklich Effect — so sei es als Blumenrasen im Rasen, wo sie von den übrigen Gartenbeeten abgesondert bleibt. Ich pflanzte es um silberblätterige Pelargonium, wo es sehr gut gefiel, aber viel Mühe machte, indem die Pflanzen nach der innern Seite immer abgesto- chen werden mussten. Sehr wirkungs- voll müsste eine Verbindung mit Ce- rastium tomentosum sein. Will man dieses Oxalis als Einfassung gebrauchen, so ist es rathsam, die Ausbreitung nach der innern Beetseite durch Schiefer- stücke oder Dachziegel zu verhindern. Es gedeiht in reinem Sand und ist dem- gemäss zu benutzen. (J). Il. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet im Botanical Ma- | Schläuchen, die sich durch die Eigenthümlich- gazine. 1) Nepenthes ampullaria W. Jack.; Ne- penthaceae. — Eine in den Gärten als N. ampuüllacea bereits ziemlich verbreitete Art von Singapore, mit verhältnissmässig kleinen keit auszeichnet, am Grunde des Stengels ganze Roseiten von Schläuchen an kleinen, verkümmerten Blättern zu bilden. Stamm mehr oder weniger kriechend am Grunde, dann aufrecht und kletternd, die untern Schläu- che sind breit, bauchig aufgeblasen, 3 Zoll I. Neue Zierpflanzen. lang, grün, zuweilen schwach röthlich ge- tuscht, an der Mündung wenig zusammenge- zogen , die Flügel kammförmig - gewimpert, der Rand der Mündung schmal, einwärls ge- bogen, gestreift; Deckel klein, länglich oder ' lanzettlich; sie sitzen an kleinen, quirlförmig ge- stellten Blättern, sterben aber später bei weiterer Entwicklung des Siengels ab. Die Stengel- blätier enifernt stehend , breit lanzettlich, sitzend, bis fusslang, in rudimentäre oder aus- gebildete Schläuche endend, diese sind aber kleiner, weniger vollkommen und mehr cey- lindrisch als die unteren Schläuche, so dass es scheint, als ob die Schläuche sich auf Ko- sten der Blätter ausbilden, oder umgekehrt, die Blätter auf Kosten der Schläuche grössere Dimensionen erreichen. Die Blüthentraube weichhaarig. Cultur wie die übrigen Arten, in der wärmsten Abtheilung der Orchideen- häuser. (Taf. 5109.) 2) Howardia caracasensis Wedd. (Caly- cophyllum tubulosum Seem., Pinckneya io- naniha Hort); Rubiaceae. — Eine sehr schöne interessante Warmhauspflanze mit gra- eiös überhängenden Biüthenrispen, deren Schön- heit sehr gewinnt durch die ungewöhnlich starke Vergrösserung des einen der 5 kleinen Kelchzähne in ein herzförmiges, ; geslieltes, schön dunkelrosenrotih gefärbtes Blatt, eine Umbildung , wie sie ähnlich auch bei der be- kannten Mussaenda frondosa \auftriti. Der Gar- ten in Kew erhielt diese Pflanze von der Han- delsgärtnerei der Herren Jacob Makoyu. Comp. in Lüttich unter dem Namen jPinck- neya ionantha. Blätter gegenständig, eirund oder ver- kehrt eirund - elliptisch, rein zugespitzt, am Grunde keilförmig,, unterhalb weichhaarig, Nebenblätter bleibend, klein , dreieckig, zuge- spitzt. Blüthen in trugdoldigen Rispen, Kelch- zähne A, klein, dreieckig, zugespitzt, der fünfte blaitartig ausgewachsen, die Blumenkrone überragend; diese ist röhrig. rauhhaarig, eiwa zolllang, rosenroth , mit kurz 5-lappigem, we- nig geöflnetem Saum. Kapsel elliptisch , wie die Stielchen mit Warzen bedeckt. — Die Gattung Howardia wurde neuerdings von Weddell aufgestellt, er dedieirte sie dem Gelehrten H o- ward, der ein vortreffliches Memoire über die Fieberrinden geschrieben hat, weil eine 93 Art dieser Galtung, die H. febrifuga Wedd. eine der im Handel vorkommenden Fieber- rinden liefert und in Bolivien viel gebraucht wird bei Wechselfiebern. H.caracasensis kommt nicht nur in der Pro- vinz Caracas in Venezuela vor, sondern wurde auch von Seemann am Ufer des Chagres- flusses in Panama gesammelt. (Taf. 5110.) 3) Stephanophysum Baikie Hook.; Acan- thaceae. — Eine der vielen interessanten Pflan- zen, die der botanische Garten in Kew kürz- lich empfing von dem Kommandanten der jetzigen Niger-Expedilion, Dr. Baikie, einge- sandt und gesammelt von dem fleissigen Mr. Barter, der als Botaniker die Expedition be- gleitet. Mit den geirocknetenExemplaren wur- den. auch Samen dieser schönen Zierpflanze geschickt und die daraus erzogenen Pflanzen blühten in grösster Schönheit während der Wintermonate 1858 — 1859. Die Structur stimmt im ‚Wesentlichen so durchaus überein mit der Gattung Stephano- physum Pohl, dass Hooker keinen Anstand nimmt, diese afrikanische Art der sonst nur südamerikanischen Arten umfas- senden Gattung anzureihen. Ein kleiner kraut- arliger Halbstrauch, von der Tracht eines Thyrsacanthns mit Blumen, die in ‚Form, Grösse und Farbe denen des Th. rutilans ähneln, kahl, Aeste Akantig,, aufrecht, Blätter eirund-lanzettlich, zugespitzt, ganzrandig , in den Blatisiel lang verschmälert; Blüthenrispe zusammengesetzt, endständig, vielblumig ; Kelch- zipfel schmal, pfriemlich, gleichlang, drüsig-be- haart; Corolle (über zweiZoll lang, und schön scharlachroth) tiichterförmig-röhrig, gekrümmt, seillich zusammengedrückt, am Grunde veren- gert, in der Mitte fast bauchig, mil kurzem, abstehend - zurückgebogenem Saum ; Staubfä- den 4, didynamisch, nicht hervorragend; Fruchtknoten von einem grossen, fleischigen, Drüsenring umgeben; die Antherenfächer am Grunde kurz-gespornt. Scheint eine vorzüg- liche Acquisilion zu sein und wird hoffentlich bald verbreitet und den Warmhäusern in den blumenarmen Wintermonaten eine willkom- mene Zierde werden. Cultur und Vermehrung wahrscheinlich eben so leicht und einfach, wie bei den meisten Acanthaceen, wie Justiciar Cyrtanthera, Ruellia etc. (Taf. 5111.) - 54 4) Linum puübescens Russ. var. Sibthor- pianum Planch. (L. piliferum Prsl., L. Sib- thorpianum Reut., L. decoloratum Griseb., L: hirsutum Sibth.); Lineae. — Eine hübsche einjährige Flachs-Art, die in Griechenland und Kleinasien zu Hause ist, mit ansehnlichen ro- senrothen Blumen, die zwar mit den prächti- gen dunkelrothen Blumen des Z. grandiflo- rum verglichen, sehr zurückstehen, aber im- merhin ansehnlich genug sind, um ihr einen bevorzugten Platz unler den neueren Ännuel- len zu sichern. Die arlenreiche Gattung Li- num bedurfte sehr einer genaueren Durchsicht, um unhaltbare Arten auszumerzen und Dr. Planchon hat der Wissenschaft grossen Dienst geleistet durch seine vortreflliche, gründ- liche Revision der Gattung in Hooker’s „ZLon- don Journal of Botany‘‘ vol. 7. Vorstehende Varietät ist gleich ein Beleg dafür, denn sie allein bildete nicht weniger als vier Arten, wie die angeführten Synonymen beweisen. — Sten- gel rund, oben doldentraubig verästelt, zwi- schen den Blättern dicht abstehend - behaart ; Blätter abwechselnd, eirund-länglich, mit stumpfer Basis und fast wenig zugespitzt, Öner- vig, die obern drüsig-gewimpert, Blülhenstand eine zusammengesetzte, gedrängl-blüthige Trug- dolde ; Kelchzipfel lanzettlich - ljnealisch , fast drüsenhaarig - gewimpert; Antheren eirund- länglich ,, am Grunde tief ausgerandet, Griffel in derMitte verwachsen, Fruchtknoten gestielt und kahl (nach der Abbildung ungestielt und oben behaart). Die Abart unterschei- det sich durch einen niederenWuchs, durch läng- liche, Snervige Stengelblätter und weniger ver- zweigten, schlafferen Blüthenstand. (Taf.5112.) 5) Angraecum sesquipedale Dupet. T'houars. (Aeranthus sesquipedalis Lindl.) ; Orchideae.— Eine herrliche, höchst interessante Orchidee aus den Wäldern von Madagascar, zuerst be- schrieben von Dupetit-Thouars, aber erst in neuester Zeit lebend eingeführt durch den Revd. William Ellis, den durch seine Reisen in Madagascar und seine Berichte über diese so wenig gekannie Insel berühmt ge- wordenen englischen Missionär, einen grossen Pflanzenfreund, dem wir unter andern auch die wunderbare Gitterpflanze (Ouvirandra fe- nestralis) verdanken. — Dieses Angraecum mit seinen elfenbeinweissen , wohlriechenden Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blumen, die volle 7 Zoll im Durchmesser hal- ien und einen grünen Sporn iragen, der die fabelhafte Länge von 12 Zoll erreicht, hlühte zuerst im Jahre 1857 und darauf wieder im Winter 1859 im Gewächshause auf dem Land- sitze des genannten Geistlichen , und dürfte wohl noch auf Jahre hinaus eine der grössten Seltenheiten in unseren Orchideensammlungen bleiben, da Madagascar noch immer für Euro- päer ein schwer zugängliches Land ist. Ein tüchtiger Pflanzensammler, der: von der dorti- gen Regierung die Erlaubniss erhielte, das In- nere des Landes zu bereisen, würde uns viele brillante Schätze der dort so überaus herrli- chen und reichen Flora senden können. Das Angr. sesquipedale baut sich wie eine Vanda oder ein Aerides. der Stengel ist einfach oder wenig verzweigt, mit zweizeiligen Blättern be- setzt und treibt Luftwurzeln, die sich an den Baumstämmen festklammern ; Blätter länglich, am Grunde verschmälert und gekielt, an der Spitze stumpf, ungleich zweilappig, dunkel- grün , diekfleischig;; Blüthenstiele winkelstän- dig, 2 — 4blüthig; Blumen sehr gross, Sepa- len und Petalen abstehend; fast gleich ge- formt, aus breiter Basis allmälig zugespitzt, Lippe fast von gleicher Länge, aus herzförmi- gem Grunde eirund, zugespilzt, die Ränder gegen die Mitle hin grob sägezähnig-gekerbt, der Sporn stielrund, grün, sehr lang herab- hängend. — Cultur wie bei Vanda u. Aerides in der wärmsten Abtheilung des Orchideen- hauses. (Taf. 5113.) 6) Billbergia macrocalyx Hook. ;, Brome- liaceae Eine hübsche Art mit gelblich- grünen, an der Spitze blau gerandeten Blü- then und grossen hochrothen Bracteen. von Bahia eingeführt durch den englischen Consul Welherell und wohl zunächst mit B. thyrsoi- dea verwandt. Blätter aufrecht, oben abste- hend, bis anderthalb Fuss lang, breit-bandför- mig, oben kurz zugespitzt, stechend; am Rande ziemlich weitläufig dornig-sägezähnig , dunkel- grün mit einzelnen helleren Flecken, auf dem Rücken mit undeutlichen Querbinden gezeich- net. Blüthenähre einfach, straussförmig, un- terhalb der Blüthen einige grosse, eirund- längliche, concave, kurz aber scharf zuge- spitzte Bracteen von lebhaft rosa-carminrother Färbung, an der Basis jeder Blüthe ein sehr I. Neue Zierpflanzen. kleines , schuppenförmiges, rasch abfallendes Deckblättehen. Blüthenspindel, Fruchtknoten und Kelch mit einem mehligen Filz bekleidet ; Sepalen sehr gross, linealisch-länglich, Petalen um !/ länger als die Sepalen, spathelförmig, . an der Spitze abstehend ; Schuppen am Grunde der Petalen sehr lang, zweizähnig, mit gewim- perien Anhängseln an der Basis. (Taf. 5114.) 7) Gesneria purpurea Pazt. et Lindl. (Gesneria verticillata Hook. non Cav., Dircaeo - Gesneria purpurea Planch.) Eine in den Gärten be- reits längere Zeit bekannte brasilianische Art, die der G@. Douglasii sehr nahe steht und mit ihr oft verwechselt wurde aber durch die In- florescenz und die Corollenform sich hinläng-. lieh unterscheidet. @G. Douglasii trägt die Blü- then in Rispen, die Blumenröhre ist ganz ge- rade und der Saum mehr abstehend, @. pur- purea blüht in vielblumigen Wirteln, die Blü- thenstiele sind nur ausnahmsweise und dann ganz nahe am Grunde verzweigt, die Röhre ist fast keulenförmig und - entschieden ge- krümmt. Lindley, dem das Vaterland unbe- kannt war, als er diese Pflanze in Paxton’s Flower Garden zuerst beschrieb, vermuthete einen hybriden Ursprung, ebenso Dr. Plan- chon , aber da Sir W. Hooker zu drei ver- schiedenen Zeiten und von drei verschie- denen Personen die Knollen dieser Pflanze direct von Brasilien zugesandt erhielt , muss sie wohl als Art, jedenfalls nicht als ein Gar- tenbastard betrachtet werden. Unstreitig ist sie eine der auffallendsten und schönsten Ar- ten der ganzen Gattung, mit rosenrothen, reich purpurroth gefleckten Blumen, und zwar nicht nur im Schlunde gefleckt, wie dies sonst mei- stens der Fall ist, sondern auch auf der Aus- senseite der Röhre, wodurch sie ein auffal- lend buntes Aussehen erlangt. (Taf. 5115.) 8) Rhododendron hybr. Wilson: Nutt- (Rh. eiliato-glaucum). Wie zu erwarten stand, haben wir schon den ersten Bastard von den neuen Himalaya - Rhododendron -Arten , dem gewiss bald manche andere folgen werden, denn die Kreuzung zwischen Rhododendron ist längst mit Eifer betrieben und mancher Züch- ter wartete mit Ungeduld auf die ersten Blu- men dieser neuen Einführunngen nur , um sie sofort zu Kreuzungen zu benulzen. — Tho- 55 mas Nuttall, der gelehrie Botaniker und eifrige Gartenfreund, durch dessen Vermittlung unsere Gärten schon so manche schöne Pflanze erhielten (so auch die ganze Serie der Bhotan und Assam Rhododendron) hat auch das Ver- dienst, den ersten Bastard von diesen neuen Arten gewonnen zu haben; sein Rh. Wilsoni ist der unbestreitbare Abkömmling einer Kreu- zung von Ah. ciliatum und glaucum , auch wenn seine Autorität hier nicht entscheidend wäre; der Bastard trägt in seinen Blättern und Blüthen die unverkennbaren Merkmale seiner Abstammung; die Blätter sind wie bei Rh. ciliatum geformt, aber ohne Haare, entbehren dagegen auch die weissgraue Unterseite, die für Rh. glaucum so charakteristisch ist; die Blumen sind ebenfalls genaue Mittelformen der elterlichen Blüthen , von zarter rosa Fär- bung. — Ah. ciliatum ist bekanntlich eine der dankbarsten Arten reich und willig blü- hend wie eine indische Azalee und deshalb besonders werthvoll; dieser Bastard wird ohne Zweifel mindestens ebenso leicht und voll blühen und das wird genügen, um ihn aufs Beste zu empfehlen. (Taf. 5116.) 9) Aesculus ($ Pavia) indica Wall,; Hippocastaneae. — Den Botanikern schon seit 30 Jahren bekannt, durch getrocknete Exem- plare, die Dr. Wallich austheilte, hat dieser schöne Baum erst im Jahre 1858 in England zuerst Blüthen getragen und dürfen wir hof- fen, dass er jetzt eine rasche Verbreitung fin- den und bald eine Zierde der Anlagen wer- den wird. Das blühende Exemplar wurde aus Samen erzogen, der durch Colonel Bun- bury von Nord-Indien an seinen Bruder in England gesandt wurde, es blühte bereits mit 12 Trauben als 7jähriges Bäumchen und hatte auch schon 16 Fuss Höhe erreicht, scheint also an Wachsthumskraft und Blüthenfülle der gemeinen und doch so schönen Rosskastanie nicht nachzustehen, der es auch übrigens nahe verwandt ist. Blumen wie bei der Rosska- stanie in ansehnlichen straussförmigen Rispen, weiss röthlich geiuscht mit grossen orangero- then Flecken am Grunde der beiden oberen Petalen. Nord -Indien gilt gewöhnlich als Vater- land der gemeinen Rosskastanie (4esculus 56 Hippocastanum) , aber Dr. Royle versichert, dass das Vaterland noch unbekannt sei, er so wenig als Wallich seien niemals im nördli- chen Indien, wo A. indica so massenhaft vor- kommt, der alibekannten Art begegnet. Er fand A. indica dort im Gebirge zwischen 8— 10,000 Fuss überm Meere, die grossen Samen enthalten viel Stärkemehl,, obgleich mit ei- nem bitteren Stoffe verbunden, und werden dort gegessen, wie man auch die Rosskasta- nien schon zu Hungerszeiten in anderen Län- dern als Nahrungsmittel benutzt hat. — Blät- ter gross, aus 7 — 9 breit-verkehrt eirund- lanzelilichen Blättchen bestehend, diese sind grob gesägt, kahl, gestielt, dunkelgrün, mit fast graugrüner Unterseite, von fester Textur, das mitllere oder endständige Blätichen am grössten, fast fusslang ; Kelch röhrig, fast gleich 5zähnig-2lippig, Lippen aufrecht, (nicht abstehend), Petalen ungleich, fast einseitswan- dig, verkehrt-eirund-spathelförmig, buchlig ge- randet, aussen weisshaarig-flzig; Staubfäden 5—8, länger als die Blumenkrone; Fruchtknoten längiich, flaumhaarig (wegen der unbewehrien Frucht zu Pavia gehörig, von den meisten Botanikern wird die Gallung Pavia nicht mehr anerkannt , sondern nur als Section von Aes- eulus betrachtet, da sie sich nur durch die stachellosen Früchte unterscheidet). Vermeh- rung durch Veredlung auf die Rosskastanie oder durch Samen. Diese neue schöne Art ist in England vollkommen hart und wird nach dem hohen Standorte in den heimathlo- sen Gebirgen zu schliessen, hoffentlich auch auf dem Continente ebenso hart sein, als die Rosskastanie und die gleiche Verwendung fin- den können. (Taf. 5117.) b) Abgebildet in Illustration hor- ticole. 40) Callicarpa purpurea Hort. non Juss Ein kleiner Strauch, durch Fortune von China eingeführt, der sich besonders durch seine hübschen Beerenfrüchte auszeichnet und als Kalthausstrauch behandelt, keine besondere Pflege beansprucht, sich leicht durch Steck- linge vermehrt und in geschützten Localitäten, im südlichenEuropa wenigstens ganz imFreien aushalten dürfte. — # Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. l Zweige, besonders die jüngeren Zweig- spitzen dicht- weissfilzig, Haare einfach , nicht sternförmig, Blätter gegenständig, entfernt ste- hend, die unteren eirund, am Grunde ver- schmälert oder fast abgerundet, grob gezähnt, die oberen lanzett-ellipisch, am Grunde fast herzförmig , kerbzähnig, alle Blätter von wei- cher Textur, gelblich - grüner Farbe und schwach flaumhaarig, sehr kurz gestielt; Blü- then in achselsländigen, vielblüthigen,, dieho- tomischen Trugdolden, klein, rosenroth und ziemlich unscheinbar, ihnen folgen zahlreiche gedrängte, kugelrunde, kleine Beeren, die fast 12 Monate zu ihrer Reife bedürfen und erst grün, dann rosa, später lila und zuletzt schön violetiroth sind und dem Strauche durch ihre grosse Anzahl zur besondern Zierde gereichen (Taf. 202.) 11) Ahododendron jasminiflorum Hook. Diese ebensa hübsche als interessante Art, de- ren Blumen, in Form sehr verschieden von den meisten andern Rhododendren , cher so- wohl in Form als auch in der weissen Farbe und dem jasminähnlichen Wobhlgeruch an die duftenden Blüthen des Stephanotis floribunda oder auch der Blülhen von Mandevillea sua- veolens erinnern, wurde von Thomas Lobb auf dem Berge Ophir auf der Halbinsel Ma- laeca in einer supramarinen Höhe von 5000 Fuss entdeckt gegen das Jahr 1848 und von ihm an die Herren Veiteh und Sohn ge- sandt, die einige Jahre später die Pflanze in den Handel gaben. — Diese Art ist daher nicht eigentlich mehr neu, aber sie bleibt im- mer eine der interessantesten und seltensten, weil ihre Cultur mehr Sorgfalt und Pflege er- fordert. — Sie scheint noch difficiler zu sein als das schöne Ah. javanicum und will, wie dieses, zur Zeil des Triebes besonders warm gehalten sein. Auch im Winter ist die gewöhn- liche Temperatur der Kalthäuser zu niedrig für diese aus wärmeren, subtropischen Regio- nen siammenden Arten, wogegen sie, in Warmhäusern gehalten , leicht von der rothen Spinne befallen werden, der beste Platz wird daher für sie im Winter in einem temperirten Hause sein, im Frühjahr, sobald der Trieb sich zeigt, stellt man sie noch wärmer und spritzt fleissig, um Insecten abzuhalten; nach beendetem Triebe bleiben sie den Sommer IL Neue Zierpflanzen. luftig gehaltenen Kalthause oder Fensterbeete stehen, in Gesellschaft der Eriken und zärtlicheren Neuholländer. Bildet einen kleinen, gut verästelten und reichbe- über in einem blätterten Strauch ; die ganze Pflanze, Zweige, | feinen, | . Siiele und Blälter sind mit einem schwärzlichen, schuppig-kleiariigem Ueberzuge versehen; Blätter zu 5 — 7 Fuss wirtelstän- dig ungleich gross, die inneren‘Blätter bedeu- tend kleiner, eirund oder oval, am Grunde fast herzförmig,, die Spitze leicht ausgerandet schärflich knorpelig gerandet, sehr kurz gestielt; | Blüthen in endständigen, 8 — 1? blüth. Dol- | den; Kelch sehr klein, undeutlich 5-lappig, | rippig - eylindrisch, | Saum 5 — 6lappig, abstehend, Lappen breit | länglich, rundlich zugespilzt, am Rande leicht | gekräuselt; Staubfäden 10, eben aus der Mün- | dung hervortretend, Antheren lebhaft orange- | | stiele bekleidete Stamm und die prächtige | leichte Krone haben etwas ungemein Elegan- Kronenröhre verlängert, gelb, oben wie abgestutzt, mit weissen Pollen (Taf. 203.) 12) Amygdalus (persica?) rosaeflora Le- | maire. Wir haben schon vor Kurzem einige neue gefüllt blühende Pfirsich - Varietäten be- | sprochen, die theils von Fortune ausChina, | theils aurch Dr. vonSiebold aus Japan ein- | geführt wurden und ibrer hübschen Blumen | | ist eirund-abgerundet und später herz-kreisför- wegen gleiche Verwendung finden können wie die gefüllten Mandeln und Kirschen, de- | ren Blüthenpracht auch den Mangel an Früch- | ien vergessen lässt und sie den schönsten un- | beigesellt. | Obige Varietät (oder vielleicht gar Art) ver- | danken wir ebenfalls dem wackern Fortune; | die lebhaft rosenrothen ; in der Knospe noch | | gen und dem Wedel noch mehr Leichtigkeit serer Zierbäume und Sträucher dunkleren Blumen gleichen mittelgrossen, leicht gefüllten Rosen. Veredlung auf Mandelstämme. (Taf. 204.) 13) Begonia hybr. Leopoldi Verschaffelt. | Ein in Verschaffelt’s Etablissement gezüchteter | Bastard von 2. Griffithii u. B.splendida; da die beiden elterlichen Arten bekanntlich zu den schönsten Blattpflanzen unter den Bego- | nien gehören, die erstere wegen der dunkleren und helleren Zonen der Blatiflächen, die zweite wegen der brillant rohen Behaarung, so ist es begreiflich, dass aus der Verschmelzung ihrer Eigenschaften ein Bastard hervorgehen musste, der als Blattpflanze ebenfalls die grösste Beachtung beansprucht und wirklich | behaupten. Vermehrung durch | 57 wird B. Leopoldi auch neben den schönsten Arten und Bastarden,, die neuerdings in sol- cher Fülle auftauchen, seinen Platz mit Ehren (Taf. 205.) 14) Livistona humilis R. Br.; Palmae. — Unter den vielen Palmen, die noch nicht in unsere Gärten eingeführt sind, verdiente wohl keine mehr eingeführt zu werden, als die obige, da sie durch ihren niederen Wuchs (der Stamm erreicht kaum 5 — 6 Fuss Höhe), auch für kleinere Warmbhbäuser besonders geeignet ist und daher für sehr viele Pflanzenfreunde passen würde, denen der Raum fehlt für grös- sere Palmen. Sie gleicht nach Martius, dem berühmten Palmenkenner , der Chamae- rops humilis im Allgemeinen, aber die Fä- cherwedel sind länger , schlaffer, zahlreicher und weit graciöser, der schlankere, seiner ganzen Länge nach mit den Resten der Blatt- tes und Leichtes, was den meisten andern Fächerpalmen abgeht. Blattstiele etwa 19], Fuss lang, sind an den Rändern mit robusten Stacheln besetzt, zwischen ? grösseren Sta- cheln stehen gewöhnlich 3 kleinere , alle sind aufwärts gerichtet. Der Umkreis der Wedel mig, meist zusammengesetzt aus 30 — 36 bis anderthalb Fuss langen linealisch zugespitzten, eingefalteten Fiederblättchen, gegen den Grund hin bis auf etwa 8 Zoll Länge sind sie unter sich verwachsen, und bei älteren Wedeln lö- sen sich an den Rändern der Fiederblättchen lange Fäden ab, die dann lang herunterhän- verleihen ; der Blaitansatz *) kurz, unten vor- *) Die ligula der meisten Botaniker, da die- ser Name aber schon längst anderen Organen beigelegt wurde, den Blatthäutchen der Gräser ete., und jedes distincte Organ einen besonde- ren Namen haben sollte, so schlägt Professor Lemaire für den eigenthümlichen und für die Unterscheidung der Arten nicht unwichti- gen Blattansatz der Palmen den Namen phyl- larioza vor, zusammengesetzt aus zwei grie- chischen Worten, die „Blättehen“ und „Astknoten‘ bedeuten. 58 springend , oben etwas concav und häutig ge- randet. Beerenfrüchte olivenförmig rothviolett. Diese zierliche Palme wächst an der nord- östlichen und wahrscheinlich auch an der nordwestlichen Küste von Australien unterm 45. Grade südlicher Breite, wo sie von Allan Cunningham beobachtet wurde. (Taf. 206.) 15) Berberis Hookeri Hort. Angl. Eine hübsche Berberis- Art, in England eingeführt, deren Vaterland jedoch unbekannt ist, die zu- nächst der B. Wallichiana DC. non Hort. verwandt scheint, sich jedoch hinreichend von dieser unterscheidet durch grössere, vıel län- ger gestielte, hängende Blumen , buchtig-ge- faltete, stachlige, llex-Aquifolium ähnliche Blätter und besonders durch einen zarteren Wuchs und eine elegantere Tracht. Ein nie- driger , grader, ganz kahler Strauch mit dün- nen fein gefurchten braunen Aesten, Dornen 3theilig , robust; Blätter zu dreien stehend, lanzettlich, spitz, oben glänzend dunkelgrün, unten blassgrün, Rand buchtig gezähnt, ge- krümmt; Blüthen in 4 — 6blüthigen Dolden innen rein gelb, aussen grünlich, Petalen ab- gerundet-kappenförmig; Staubfäden dick, ge- krümmt. Wahrscheinlich ganz oder unter Be- deckung im Freien ausdauernd, aber auch im Topfe gezogen eine Zierde der Kalthäuser. (Taf. 207.) 16) Dyssochroma albido-flavum Lemaire. (Datura albido-flava Lem., Juanulloa? eximia Hook.) Die neue Solanee von der Insel St. Catharina, die wir im Jahrg. 1857. pag. 377 bereits als Datura albido-flava Lem. bespro- chen und die kürzlich von Sir W. Hooker wieder als Juanulloa? eximia (Bot. Mag. tab. 5092) beschrieben und abgebildet wurde, ge- hört nach Lemaire zu der von Miers nach $o- landra viridiflora aufgestellten Gattung Dys- sochroma, so genannt, weil die Blumen durch’s Trocknen immer schwarz werden, ihre Farbe sich also schwer erhalten lässt. Diese Gattung, die ausser den beiden Arten, D. viridiflorum Miers. und albido-flavum Lem. bis jeizi nur noch eine dritte Art, D. longipes Miers (So- landra longipes Sendtn.) begreift, ist zunächst mit der Gattung oder Untergattung Brugmansia verwandt, unterscheidet sich von dieser be- sonders durch die klappenartige, nicht dach- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ziegelige Blüthenknospenlage und die zweilap- pige, nicht fast kopfförmige Narbe. (E.O.) c) Von verschiedenen ‘Zeitschriften empfohlen. 17) Senecio Farfugium C. Koch. Die: in den Gärten jetzt immer grössere Verbreitung findende schöne Blattpflanze , von Lindley als Farfugium grande beschrieben, ‘ein Name, der ihr auch bisher in den Gärten geblieben ist, wurde von uns im letzten Junihefte auf Tafel 257 abgebildet und zwar unter dem von Prof. Koch berichtigten Namen sSenecio Far- fugium nach einer Notiz desselben in den Ber- liner Garten - Nachrichten. Dieser Artikel war uns bei Abfassung des Textes nicht zur Hand, wir eitirten aus dem Gedächtniss den Namen des Autoren und begingen dabei den Irrthum, C. H. Schultz anstatt C. Koch als Autor anzuführen. Indem wir dies hiermit berichti- gen, brauchen wir kaum Hrn. Prof. Koch die Versicherung zu ertheilen, dass dieser Irrthum unsrerseits ein durchaus unabsichtlicher war und dass wir gern diese Gelegenheit zur Be- richtigung benützen. (E. 0.) 18) Zonicera Standishii Hort. Seect. I. Xylosteum. Ein Strauch von 3 — 4 Fuss Höhe. Blätter gegenständig, kurz gestielt, oval-lanzettlich, spitz, fast herzförmig : am Grunde , ganzrandig und nur am Rande ge- wimpert, kahl mit Ausnahme des Mittelnervs auf der Unterseite des Blattes, welcher gleich den jungen Zweigen mit steifen Haaren be- setzt ist, bis */s Fuss lang. Die Blumen ent- springen in den Achseln der jungen Triebe. Blüthenstiele tragen auf ihrer Spitze zwei li- neare spitze Bracteen, welche länger als die Fruchtknoten. Kelch sehr kurz, mit ganzem Saum. Blumenkrone weiss, mit kurzer , am Grunde schwach höckeriger Röhre. Geruch angenehm. Vaterland unbekannt. Im ‘Klima von Frankreich hart. — (Journ. de la soc. centr.) 19) Lonicera Webbiana Wall.; Seect. IM. | Isika D. €. Pr. Aestiger Strauch von unge- fähr 3 Fuss Höhe. Blätter gegenständig, läng- lich-oval, zugespitzt, stumpf am Grunde, kurz gestielt, Ränder und Nerven unterhalb schwach I. Neue Zierpflanzen. 39 behaart und gewimpert. Blüthenstiele viel kürzer als die Blätter, auf der Spitze 2 ovale gespitzte Bracieen tragend,, die länger als die kleinen gelben Blumen. Beeren zur Hälfte vereinigt. Stammt aus Nepal und hält in den . mildern Lagen Frankreichs aus. (Journal de la soc. cenlr.) 20) Cotoneaster nitida Jasques. Ein nie- driger immergrüner Strauch. Blätter fast zweizeilig, behaart. Blätter gestielt, rundlich oder rundlich - oval, schwach gewimpert, an der Spitze in einen Mucro ausgehend , beiderseits schwach be- haart, lederartig, zwei kleine Nebenblätter am Grunde des Blattstiels tragend. Blumen ein- zeln, auf der Spitze sehr kurzer beblätterter Aestchen sitzend. Hart im Klima von Frank- reich. Vaterland unbekannt. (Journ. de la soe. centr.) 21) Cotoneaster lanata Hort. Verd. Immer- grüner Strauch mit aufrechtem dünnem Stamme, gespreitzien Aesten und kurzhaarigen Aestchen. Blätter kurz gestielt, oval, spitz in einen Mu- cro ausgehend, ganzrandig, oberhalb kahl, un- . terhalb weisswollig. Blumen zu 4 auf der Spitze kleiner beblälterter Aesichen, gestielt. Blüthen- stiele und Kelche behaart. Früchte roth. Va- terland unbekannt. Cultur im Kalthause. (Journ. de la soc. centr.) 22) Caladium Veitchii Lindl. Eine Aroi- dee mit vorzüglich schönem Laub , die Th. Lobb aus Borneo nach Europa sendete und die von Veitch in der September-Sitzung der Londoner Gartenbau -Gesellschaft ausgestellt ward. Wie das C. esculentum stammlos, die Blattstiele 2 Fuss lang, grün und leicht mit purpur gestreift. Die Blattfläche schildförmig, pfeilförmig, von fester Textur , reich tief 'pur- pur, auf der Unterseite dunkelgrün, auf der Oberseite mit weissem Rande und weissen Hauptnerven. Geblüht hat diese schöne Decora- tionspflanze bis jetzt noch nicht. (Gard. Chron.) 23) Calla oculata Lindl. Ward im Jahre 1857 aus Natal eingeführt. Eine stammlose knollentragende Art, welche den Winter in England im freien Lande ausgehalten hat, da- her bei uns im Kalthause ähnlich der ge- wöhntichen Calla durehwintert werden kann, um sie dann später nach dem Austreiben wärmer zu stellen. Lindley klagt über die kurz ganzrandig, Genera der Aroideen und sagt, dass er diese Pflanze mit Sicherheit keiner Gattung zutheilen könne und daher vorziehe, solche unter der alten Calla einzurangiren. Stammlos. Blätter länglich - herzförmig, stumpf pfeilförmig , in eine Borste zugespilzt, kürzer als der Schaft. Die Blüthenscheide kappenförmig-glockig, kurz gespitzt, am Grunde fast geöffnet, gelbgrün mit einem purpurnen Auge. Blüthenkolben kürzer als die Scheide, gänzlich mit nackten Blumen besetzt, von de- nen die oberen männlich, die unteren weib- lich. Antheren sitzend, ohne Ordnung zer- sireuet, keilförmig mit 2 Löchern aufspringend, an der wachsartigen Spitze verbreitert, Frucht- knoten niedergedrückt, am Grunde eckig, zweifächerig, in jedem Fache zwei Eier tra- gend, die in einem sehwammigen Gewebe eingesenkt sind. Narbe sitzend, einfach, kreis- rund. (Gard. Chron.) 24) Pyrethrum carneum M.B. Var. Theophile Massart, Ambroise Verschaffelt, Charles Baltet. In dem Cataleg des Herrn H.J. Bedinghaus, Handelsgärtners zu Nimy bei Mons finden wir die Abbildungen dieser neue- sten halbgefüllten Abarten von Pyrethrum car- neum, der Insektenpulverpflanze des Cauca- sus. Die erstere ist weiss, die beiden letzte= ren schön rosa und ziegelroth. Wir haben schon früher andere, ebenfalls vom Herrn Be- dinghaus erzogene Abarten der Insektenpul- ver-Pflanze besprochen, welche selbst im Rli- ma von Petersburg noch zu den durchaus harten Perennien gehört. Dagegen hielten sich bei uns die Abarten dieser Pflanze nicht con- stant, sondern gingen allmälig in den ursprüng- lichen Typus zurück. Vielleicht sind diese neuen Abarten , die auch von Verschafelt in der Illustration horticole abgebildet sind, con- stanter. 25) Spathodea ilieifolia Seem. ; Bignonia- ceae. — Eine schöne neue Decorationspflanze Brasiliens, die Th. Lobb von da in englische Gärten eingeführt hat. Sie steht der S. mag- noliaefoliaCham. nahe, ist aber durch im jun- gen Zuslande filzige Aeste und lang buchlig gezähnte Blätter leicht zu unterscheiden. Strauchig windend. Aeste 4seitig, dicht mit kurzer fast filziger Behaarung bekleidet, später fast kahl. Blätter fast gegenständig, 60 kurz gestielt, oval-lanzeitlich, zugespitzt, buch- ig gezähnt, oberhalb schülferig, unterhalb kahl. Blumen einzeln auf langen Blüthenstie- len in den Blattachseln ; Blüthenstiel zusam- mengedrückt, in der Mitte zwei Bracteen tra- gend, welche fast gegenüber stehen und von linien-lanzeitlicher Gestalt sind. Kelch schei- denarlig, kahl. Blumenkrone ausserhalb kahl, innen kurzhaarig, wahrscheinlich gelb. (Bonplandia.) 26) Saponaria caespitosa D. C.; Sileneae. Eine liebliche Alpenpflanze aus den Pyrenäen, welche in den Garien des Pariser Museums eingeführt worden ist und daselbst im letzten Jahre blühte. Der kurze fast holzige Stengel verästelt sich unmittelbar über den Grund und bildet, auf der Spitze jeder seiner kurzen Aeste die dicht gestellten linearen Blätter fragend, ei- nen dichten Rasen, in ähnlicher Weise wie 2. B. die Armeria. Die einige Zoll hohen Blü- thenstengel erheben sich aus der Spilze der Zweige, tragen 2? — 3 Paar gegenständiger, linearer, am Grunde verwachsene Blätter, die kürzer als die Wurzelblätter und auf ihrer Spitze 4—5 schöne rosenrothe Blumen, die in eine kopfförmige Scheindolde zusammenge- drängt sind. Es soll eine durchaus harte Pflanze sein, geeignet zur Verzierung von Steinparthien im freien Lande. (Revue hortice N. 19 (1859) mit Abbildg.) 27) Spiraea Bursieri Carr. Ein kaum 3 Fuss hoher Strauch aus Californien, der der Gartenflora Deutschlands, Russlands and der Schweiz. Sp. ariaefolia zunächst verwandt ist, nach Car- riere sich aber durch den Blüthenstand und die Grösse der verschiedenen Organe unter- scheidet. Stengel stark verästelt, mit grauer in Blättchen abschülfernder Rinde bedeckt, die Aeste kantig,, im jungen Zustande filzig. Blätter aus keilförmigem Grunde (nach der Ab- bildung) breit oval, stumpf, flach fiederförmig gelappt und gezähnt, behaart, ungefähr ®e Fuss lang und ?/s Fuss breit und von einem 2 Zoll langen Blattstiel getragen an welchem die Blattfläche schmal herabläuft. Blüthen- stand bildet eine einfach verästelte Rispe und jeder der Aeste wie die Hauptachse tragen die Blumen in Trauben. Die Blumen stehen auf 1 — 1'% Zoll langen Stielen, welche mit ei- nen weichen zarten Filz bekleidet sind. Kelch filzig, mit ovalen zugespitzten Blätichen. Pe- talen verkehrt-oval, wie die Staubfäden weiss. Ein in den mildern Lagen Deutschland’s noch harter Strauch, der aber im Klima Pe- tersburg’s selbst unterDeckung im freien Lande nicht mehr aushalten dürfte. Wird im Heide- grund gemeinschaftlich mit Azaleen etc. eul- tivitt und scheint sich nur sehr schwer zu vermehren, da er bis jetzt weder aus Steck- lingen noch mittelst Veredlung waclısen wollte. Trägt den Namen zu Ehren des Herrn Bour- sier de la Rive, der von dieser Pflanze Sa- men aus Californien einsendete. (Revue hort. N. 19 (1858) mit Abbildung.) IM. Notizen. 1) Verwüstungen des Scolytus destructor. Wir haben diesen kleinen Holzkäfer, der die Ulmen um Paris theils zer- stört hat, schon besprochen. Auch in der Umgegend von Me:z hat derselbe die gros- sen Bäume der Promenaden jener Stadt an- gegriffen und mehr als 600 derselben sind in Folge dessen abgestorben. (Revue horticole.) 2) Samenpflanzen Pseudo - Acacia pyramidalis. von Pepin Robinia| {heilt mit, dass die Schein- Acacie von pyra- midalem Wuchse im Jahre 1853 im @arten des Museums zu Paris zum erstenmale Sa- men trug. Diese wurden ausgesäet, und jetzt, wo die daraus gewonnenen Pflanze zur kräfti- gen Entwicklung gekommen, stellt es sich heraus, dass nicht eine einzige den pyrami- dalen Wuchs behalten hat, sondern alle wie- | der zur gemeinen Form geworden sind. (Revue hort.) 3) Lychnishybr. Haageana. Un- IL. Notizen. ter den neuen Pflanzen, die voriges Jahr in den Handel kamen, ist dieser von Herrn Be- nary gezüchtete und in der Illfustration horticole abgebildete Bastard jedenfalls eine der besten Acquisitionen. Herr Professor ‚Koch hat unlängst in der von ihnı redigirten Wochenschrift für Gärtnerei und Pflauzenkunde bei der Besprechung dieser Pflanze die Aeus- serung fallen lassen , dass sie wohl nur eine Abart von Lychnis fulgens sei. Da ich gleichzeitig, aber ohne von Herrn Bena- ry’s Versuchen zu wissen, die Lychnis fulgens Fisch. mit L. Sieboldi VW. Houtte befruchtete und den ganz gleichen Bastard erhielt, halte ich es für meine Pflicht, Herrn Prof. Koch zu versichern, dass L. Haageana wirklich aus dieser Befruchtung entsprungen ist. — Meine Sämlinge blühlen im vorletzten Sommer zum ersten Male, ich hatte etwa 50 Pflanzen, die aber nur schwach wa- ren, und ich wollte daher noch ein Jahr sie vermehren, ehe ich sie bekannt machen und verbreiten wollte. — Wie es zu gesche- hen pflegt, wenn man heutzutage nicht rasch seine Züchtungen absetzt, ich wurde durch Herrn Benary überflügelt; sein vorjähriger Samencatalog brachte die Annonce vom L. hybr. Haageana und bald kam auch die Tafel in der lllustr. horticole. Beschrei- bung und Abbildung stimmten vollständig überein mit meinen Sämlingen, um aber ganz sicher zu sein, liess ich mir von Herrn Be- nary ein Exemplar kommen, das dann im Juni gleichzeitig mit den meinen blühte und mich vollends von der Identität beider über- zeugte. — Da ich grossen Werth aui diesen Bastard setzte, sammelte ich sorgfältig im vo- rigen Jahre alle Samen, die ich im Spätherbst in Terrinen aussäete und in ein frostfreies Fen- sterbeet stellte. Die Samen keimten recht gut und im Mai konnte ich ’eine ganze Rabatte mit den Sämlingen bepflanzen, ich beabsich- tigte nicht nur dadurch eine grössere Vermeh- zung zu erzielen, sondern hoffle, auch neue Farbennüangen in dieser zweiten Generation zu erhalten, nach der zuerst von Dr. E. Re- gel klar und bestimmt ausgesprochenen Er- fahrung, dass fruchtbare Bastarde, mit sich selbst befruchtet, häufig ganze Reihen von neuen Formen geben. 61 Dies hat sich denn auch bei den Sämlingen der L. Haageana vollkommen bewahrheitet, die meisten derselben , obgleich sie in Folge der anhaltenden Dürre und Hitze des Som- mers klein und schwach geblieben sind, ha- ben bereits geblüht und es zeigten sich darun- ter viele Farbennüangen, von dem brennenden Scharlach des ächten L. fulgens abwärts durch mattscharlach -, zinnober-, ziegelroth, lachsroth, rosa bis zum reinen weiss der L, Sieboldii. Ja, es sind sogar unter den Sämlingen solche, die neben der bren- nenden Farbe auch die kleinen Blumen der L. fulgens zeigten und sich durchaus nicht von dieser unterscheiden lassen, die übrigen hatten die grossen Blumen des Bastardes und der väterlichen Pflanze (L. Sieboldi), und die reinweiss blühenden lassen sich ebensowenig von L. Sieboldi un- terscheiden,. so dass wir in dieser er- sten Generation des mit sich selber be- fruchteten Bastardes beide Stammeltern und eine ganze Reihe von Üebergangsformen erhalten haben. Es interessirte mich unge- mein , in dem Erfurter General-Anzeiger kürz- lich eine Notiz zu finden, wonach Herr Be- nary in seiner Aussaat von L. Haageana die gleichen Farbenabstufungen erhalten habe. Man wird anzunehmen geneigt sein, dass der Bastard nicht nur mit sich selber, sondern auch mit dem Pollen der beiden elterlichen Pflanzen befruchtet worden sei, aber ich kann auf’s Beslimmteste versichern, dass sich. im vorigen Sommer zur Blüthezeit der L. Haa- geana weder L. fulgens noch L. Siebol- dii im Garten, noch in der Nähe desselben befanden, so dass eine zufällige Befruchtung durch Insecten durchaus unmöglich war. Es bleibt also nur die Annahme, dass der mit sich selber befruchtete Bastard schon in erster Generation wieder sowohl zur mütterlichen als zur väterlichen Pflanze zurück- kehren könne, eine mir wenigstens neue Er- fahrung, oder die beiden elterlichen Pflanzen für einer Art angehörig zu erklären. In die- sem Falle wären also die sibirische, klein- blumige, scharlachrothe L. fulgens und die japanische, grossblumige, reinweisse L. Sie- boldi' in Wirklichkeit eine Art, dann wahr- 62 scheinlich die Sieboldi die Abart von ful- gens, und wenn man beide mit einander vergleicht, so wird man auch wirklich ausser den unwesenllichen Charakteren der Blumen- grösse und Färbung kaum wesentliche speeci- fische Unterschiede entdecken, so dassich ge- neigt bin, dieses Letztere für das Richtige zu halten, so überraschend es auch auf den er- sten Blick sein mag, die L. Sieboldi als blosse Abart von L. fulgens zu erklären. — Ich masse mir durchaus kein endgiltiges Urtheil an , ich möchte nur die Aufmerksam- keit competenterer Personen darauf hinlenken und sie ersuchen, dieselben Experimente zu wiederholen, ich bin überzeugt, dass auch sie dann zu den gleichen Resultaten gelangen, vielleicht aber eine richtigere Deutung dersel- ben geben werden. (E. 0.) Ich bemerke nachträglich zu diesen interes- santen Beobachtungen , dass das Uebergehen aus Samen des Bastards zu einer der elterli- chen Pflanzen von mir auch bei den Begonien- Bastarden beobachtet ward. Das constante Verhalten des an verschiedenen Orten gleich- zeitig erzogenen Basiardes zwischen L. ful- gens und Lychnis Sieboldi würde dagegen den Beweis liefern, dass beides gute Arten sind, den eine Mischlingsform zwischen Varie- täten zeigt diese Eigenthümlichkeit nicht. (E. R.) 4) Bemerkungen über einige vor- jährige Neuheiten von Sommer- ‚florpflanzen. Unter den im vorigen Jahre in den Handel gekommenen Annuellen ge- hören die von England mit grossen Lob - preisungen ausgesandten Abarten von Chry- santhemum carinatum, auf die mit vollstem Reehte das Sprüchwort: „Viel Ge- schrei und wenig Wolle‘ Anwendung findet. Die Abart venustum hat in der Natur sehr viel von dem lebhaften Carmoisin verloren, das die Abbildung und Beschreibung erwarten liess, es redueirt sich auf ein mehr oder min- der mit weiss verwaschenes, bald hell, bald dunkleres Carmoisin, das keinen Effect maclıt, weil dieFarbe unrein und unbeständig ist; die als Burridgeanum ausgeschickte Form macht dem Züchter, dessen Namen sie trägt, noch weniger Ehre, sie hat den carmoisinro- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. then Ring grösstentheils verloren und reprä- sentirt auf’s getreueste die alte Stammform; wo der Ring an einzelnen Blumen noch er- kenntlich ist, ist er jedoch so schwach, dass man ihn an den übrigen, wo er fehlt, kaum vermisst. — Wir wollen dem Züchter übri- gens keineswegs Unredlichkeit vorwerfen, und glauben ganz gern, dass er beide Formen in vollendeter Schönheit , wie die Abbildung sie darstellte, erzogen hatte, nur hätte er, bevor er sie aussandte, sich durch mehrjährigen An- bau überzeugen sollen, ob sie hinlänglich con- stant seien. — Mit um so grösserem Ver- gnügen erwähnen wir 3 neue Arten von Ka- puzinerkressen, ebenfalls englischen Ursprungs die sehr schön und wie es scheint, auch sehr , corstant sind und sich durch ihren niederen, nicht rankenden Wuchs ganz vorzüglich zu Einfassungen eignen. Alle drei scheinen Ba- starde zu sein zwischen Tropaeolum mi- nus und majus, von ersterer haben sie den zwergigen Wuchs und die kleine Belaubung, von letzterer die grossen Blumen. Die ersie, Carter’s Tom Thumb hat brennend scharlachrothe, ungefleckte Blumen. die zweite Cattle’s dwarf erimson ist dunkelsammt carmoisinbraun, die dritte Dunnett’s dwarf spotted blüht goldgelb mit 5 schwarzbrau- nen Flecken. — Eine weitere englische Neu- heit, OenotheraDrummondi nana dürfte wohl noch eiwas zwergiger sein, bevor sie den Namen nana verdiente, denn sie wird immerhin 2Fuss hoch und darüber ; allerdings merkt man die Höhe weniger, da die Zweige meistens gestreckt sind, aber als Einfassungs- pflanze dürfte sie wenig Effect machen ihres sparrigen Wuchses wegen, als Gruppenpflanze passt sie schon viel besser, und Freunden von gelben Blumen wird sie gewiss gefallen, denn die ansehnlich grossen Blumen haben das schönste , reinste Gelb und erscheinen in langdauernder, ununterbrochener Folge. — Von deutschen Neuigkeiten constatiren wir gern die Vortrefflichkeit der von Gotthold, und Comp. in Arnstadt gezüchteten blauen Riesenkaiser-Aster, mit deren Ab- bildung und Empfehlung unsere Gartenflora ihren Jahrgang 1858 eröffnete; es bleibt nur der Wunsch, dass auch bald die anderen Far- ben gewonnen sein möchten in gleicher Grösse IN. Notizen. und Vollkommenheit, und die französischen Päonien-Astern, so schön sie auch sind, wür- den bald vor diesen deuischen Riesenblumen die Segel streichen müssen. Von Astern ver- dienen noch ‘die neuen von Truflaut gezüchte- ten grossblumigen Zwerg-Chrysan- themum-Astern in 6 bis 8 ziemlich con- stanten Farben eine lobenswerthe Erwähnung. Niedriger , stämmiger als die Päonien- Astern, haben sie ebenso grosse und sehr vollkommen gebaute Blumen und übertreffen die älteren Zwerg-Astern ebenso sehr, als die Päonien-Astern die älteren Pyramiden - Astern überirafen, und das will bekanntlich sehr viel sagen. — Schliesslich möchten wir:noch einer neuen zweijährigen Pflanze erwähnen, die um so besser hier mit herpasst, als sie sich auch durchaus als einjährige Pflanze ziehen lässt, da sie im März im Frühbeet ausgesäet und später in’s Land gepflanzt, schon im Juli in voller Blüthe steht; wir meinen die Statice Bonduelli mit ihren grossen , reichen Ris- pen rein schwefelgelberBlumen. Eine Statice mit gelben Blumen muss schon an sich ein eben so grosses Interesse erregen, als sei- nerzeit die grüne Rose, und sie hat jedenfalls denVorzug, sich ohne Furcht mit ihren blauen Schwestern frei messen zu dürfen, denn sie ist ihnen an Schönheit vollkommen ebenbür- tig, während die grüne Rose als Missgeburt und Krüppel höchstens Mitleid erregen konnte, Im Topfe cultivirt, erreicht Statice Bon- duelli lange nicht die Ueppigkeit und Fülle, wie im freien Lande, und dass nur hier , in sonnigen Gruppen, ihr rechter Platz ist, da- von hatten wir hinreichend Gelegenheit uns zu überzeugen. (E. 0.) 5) Wie sehr die belgjsche Regierung für Landescultur, vorzüglich auch für den Garten- bau, der doch dort schon eine so hohe Stufe einnimmt, sorgt, zeigt die von ihr veranstaltete, bei Stapleux in Brüssel erscheinende „Biblio- theque rurale instituge par le Gouvernement.‘‘ Es erschienen bereits mehrere mit vielen Ab- bildungen ausgestaltete Bändchen über die Baumeultur (Manuel d’Arboriculiure), über Ge- müsebau etc. Diese Bücher werden äusserst wohlfeil verkauft und franco den Abnehmern überschickt. Man bezahlt nur 50 Centimeter 63 (a Franc) für 120 Seiten. Die Directoren der Depots in den Provinzen haben für ihren Verkehr mit dem Verleger und dem Gouver- nement Portofreiheit. (J.) 6) Das Schwefeln des Weines. Die Kaiserliche Centralgesellschaft für Gartenbau in Paris entwickelt in den letzten Jahren eine ganz ausserordentliche Thätigkeit, die nicht blos Paris, sondern alle Theile Frankreichs in sein Bereich zieht. Monatlich gibt dieselbe ein Heft ihrer Mittheilungen unter dem Titel: „Journal de la societe imperiale et centrale d’horticuliure“‘ heraus, von dem jedes minde- stens 4 Druckbogen stark ist und einen rei- chen Inhalt birgt. der von dem gelehrten Se- cretaire der Gesellschaft, Hrn. P. Duchartre redigirt ist und den lebendigsten Beweis von der regen Thätigkeit der Gesellschaft und de- ren zahlreichen Mitgliedern gibt. — Die Gesellschaft hatte Fragen über das Be- stauben des Weines mit Schwefel behufs der Verhinderung ‚der Krankheit gestellt, welche vom Hrn. Rose Charmeux auf den Grund von achtjähriger Erfahrung beantwortet worden sind. Hiernach soll mit dem Bestauben mit Schwefel begonnen werden, sobald diejungen Schosse eine Länge von ungefähr einen Fuss erreicht hahen. In Weinbergen, wo sich noch keine Spur des Pilzes zeigt, kann bis zur Zeit der Blüthe gewartet werden. Im Allgemeinen soll die Schwefelung dreimal wiederholt wer- den, sobald die Krankheit im hohen Grade einzubrechen droht, nämlich zum zweiten Male zur Zeit der Blüthe, und zum dritten Male, so- bald dies nothwendig erscheinen sollte. Man kann dieSchwefelung vor und wäh- rend der Blüthe zu jeder Tageszeit vorneh- men. Nach der Blüthe ist es vortheilhafter, nur die Morgen - und Abendstunden dazu zu wählen. Namentlich ist es schädlich, Spaliere bei hohen Wärmegraden zur Zeit der heftig- sten Einwirkung der‘ Sonne zu schwefeln, Die Menge des anzuwendenden Schwefels muss ebenfalls nach der Intensität der Krank- heit sich richten. Durchschnittlich rechnet Hr. Charmeux auf die Hectare für die erste Schwe- felung 20 — 25 Kilogrammes, für die zweite 25—30 Kilogrammes und für die dritte 15— 20 Kilogrammes. Bei Spalieren sind für jede Schwefelung 2 Kilogr. auf 100 Metres Ober- 64 fläche nothwendig. Die wichtigste Zeit für die Schwefelung ist die Zeit der Blüthe. Der Schwefel selbst soll stets nur trocken ange- wendet werden. Ein vorhergehendes Be- netzen der Reben nützt nichts, sondern scha- det eher und wenn dies zu einer Zeit ge- schah, wo die Beeren schon angesetzt haben, wird der Schwefel nicht mehr ganz entfernt und der Wein erhält einen schlechten Ge- schmack. Zur Ausführung der Operation ist der von uns schon besprochene und allge- mein bekannte Blasebalg das beste Instru- ment. — Herr Duchartre bemerkt in einem andern Artikel über den schädlichen Einfluss des Schwefels, wenn dieser nach der Blüthe bei hellem Sonnenschein während der Tagesstunden angewendet werde, — dass nach Erfahrun- gen, die er selbst gemacht habe und in Ue- bereinsiimmung mit den Erfahrungen mehrerer der tüchtigsten Weinproducenten sich diese schädliche Einwirkung nur an solchen Weinspa- lieren zeige, wo durch dahinter liegende Wände, die durch die Sonne verursachte Wärme noch erhöht werde An freiliegenden Spalieren, in Weinbergen elc. zeiglen sich dagegen kei- nerlei schädliche Folgen, wenn auch während der heissesten Tagesstunden im Juli geschwe- felt wurde. An Mauern, welche die Sonne auflangen, zeigen sich dagegen nach dem Schweofeln wäh- rend der Tagesstunden an den Beeren der Weintrauben kleine violette Flecken. Entwe- der wachsen nun diese Flecken mit den Bee- ren, oder die Beeren platzen an den Stellen, wo sie diese Färbung zeigen, später auseinan- der und sind also verloren. Die microscopi- sche Untersuchung zeigte, dass die obern Zell- schichten, wo diese Färbung eintritt, gänzlich abgesiorben sind, also mit der Beere nicht mehr wachsen können und so gerade an die- sen Stellen die Beere von einander reissen muss. — Der Schaden, welcher auf diese Weise angerichtet wird, steht mit der Tageshitze und der Lage der betreffenden Spaliere gegen die Sonne in directem Verhältniss. Je mehr die vom Spalier bedeckte Mauer gegen Süden liegt, je höher die Tageswärme war als ge- schwefelt ward, um so mehr und intensivere Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Brandflecken zeigen sich an den Beeren und desto grösser ist der Schaden. — 7) Die Culturen und Umgebungen von Marseille. Herr Malet erzählt von einem Besuch in Marseille das Folgende: Der Garten des Herrn Rougie-Sarretle, Han- delsgärtner’s daselbst, ist zwar nur ein kleiner Garten, der aber als Muster dienen kann. In einem Wintergarten findet man Camellien und Azaleen im vorzüglichsten Culturzustande, ob- gleich Heideerde um Marseille sehr selten ist und bisher aus Belgien bezogen ward. Herr Rougi& benutzt jetzi Erde von Kastanieniaub mit dem besten Erfolge. Ausgezeichnet in seiner Art und in dieser Weise wahrscheinlich in keinem andern Garten Europa’s vorhanden, ist eine Hecke von Chorizemen, die 2 @e- wächshäuser trennt, in einer Länge von 24 Fuss und 7!/, Fuss Höhe — Die Alleen und Höfe in Marseille sind grossentheils mit Platanen bepflanzi, indem dies der einzige Baum ist, der in der Stadt selbst gedeiht. In den Umgebungen sieht man prächtige Maulbeerbäume, Ulmen, Haine von Pinus halepensis. Pinus Abies und Picea kom- men hier nicht mehr fort und nur hier und da sieht kränkliche Exemplare dagegen wachsen die Cedern und namentlich die Deodara-Ceder vortrefllich. Viele noch in Paris zarte Pflanzen sind in den Gärten Marseilles vollkommen hart, so bilden Nerium, Mespilus japonica, Erythrina Crista galliBäume von mitllerer Höhe, Fabiana imbricata wird 9 Fuss hoch, Agave wächst überall auf den Felsen, selbst Poinciana Gil- liesii überdauert den Winter und Mandevillea suaveolens bekleidet nach Mittag gelegene Mauern. Besonders haufig werden die Pitto- sporum zu Gesträuchgruppen verwendet, da- gegen wachsen die Rhododendron dort im All- gemeinen schlecht. Die Gärtner haben in Marseille viel mit den schädlichen heftigen Winden zu kämpfen, da- gegen haben sie den Vortheil, mit dem Was- ser der Durance bewässern zu können, das von weiler Entfernung nach der Stadt geleilet wird. Eine zweimalige tägliche Bewässerung ist in diesem trocknen Klima durchaus noth- wendig. (Journ. de la soc. centr. d’horticulture.) man einige IV. Personalnotizen, IV, Personalnolizen, Neuestes etc. 1) Nachdem der K. Bot. Gärtner am Bot. - Garten zur Erlangen , Herr Gerstenberg, im letzten Herbst wegen seines vorgerücklen Allers pensionirt ward, ist HerrFrancke, unser ge- ehrter Mitarbeiter an diesem Journale, seit Neu- jahr 1860 zum RK. Bot. Gärtner ernannt wor- den. — 2) Herr G. Radde, Reisender der Kaiser], Geographischen Anstalt in St. Petersburg ist seit einigen Tagen nach einem Aufenthalt von 3 Jahren in Sibirien und am Amur zurückge- kehrt. Derselbe hat ausserordentlich reiche Sammlungen an trocknen Pflanzen, an Insek- ten und Thieren mitgebracht, welche zur ge- nauern Kenntniss jener Gegenden viel beitr- gen werden. 3) Die Kaiserl. schaften Akademie der Wissen- in St. Petersburg beabsichtigt eine nalurhistorische Expedilion nach den kürzlich unterworfenen Distrieten des Caucasus auszu- rüsten. 4) Herrn J. in E. Die Besprehung von J.’s kleinem Schriftchen ist bereits erfolgt. Diejenige von H.’s ähnlichem soll von mir aus erfolgen, sobald ich solches erhalten habe. (E R) 5) Die „Bibliothek des landwirthschaftlichen Gartenbaues“ von unserm Mitarbeiter Herrn Jäger inEisenach, wovon so eben der Schluss- band, „Boden und Düngerkunde"* die Presse verlassen hat, während Jie zwei ersten Bänd- chen. „der Obstbaumsehnitt ‘ und „‚die Saum- schule,“ beide sehr vermehrt, in neuer Aufla- ge erschienen ‚sind, ist von einer Gesellschaft für Landeseultur in Stockholm in das Schwe- dische übertragen worden. 6), Dr. C. A. Bergsma, Professor der Botanik zu Utrecht starb am 22. Juni 1859. An seine Stelle isı F. A. W. Miquel, bisher Professor am Athenäum zu Amsterdam und Direeior ‘des dortigen Botanischen Gartens, zum ord. Professor der Botanik zu Utrecht er- nannt worden. 7) Dr. C. A. J. H. Oudemans ist zum Professor der Botanik am Alhenäum zu Am- sterdam ernannt worden. (Bot. Zeitung ) 8) Dr. Thomas Nuttall starb am 10, IL, 1860. Sept. 1859 in England. und zum Buchdrucker sich später der Botanik zu und gab in Ame- In Yorkshire geboren erzogen, wendete er rıka, North Torrey und Gray widmeten ihm eine @atlung der Spiraea- eine frühere @attung Nut- wo er lange lebte, seine Genera of american Planis heraus. ceen, nachd«m tallia wieder mit Malva' vereinigt worden war. Er ward 73 Jahre alt. (Bot. Zeitung.) 0) Reisende in Afrika. In diesem Welttheil, dessen Inneres seit Mungo - Parks kühnen Reisen, erst in neuesier Zeit durch Barth erschlossen ward , machen jetzt meh- tere Reisende von Neuem den Versuch, Dr. Alb. Roscher geht von Osten aus nach dem Innern. Baron Krafft geht von Norden aus über Timbuctu nach dem Alpen- land der Hoyar, Livingstone erforscht die süd- liche Hälfte, und Capitain Barter war von Osten aus quer nach. dem Herzen Afrika’s vor- gegangen und im October wieder in London angekommen. Dem Dr. Baikie endlich, der den Niger aufwärts vorgedrungen ist, isi an Stelle des Herrn Barter, der dem Einfluss des Klimas im letzten Jahre erlag, Hr. Hermann ein- zudringen. Mann aus Hannover als Botaniker beigegeben worden. So hat die Masse der Opfer, die den Klima jenes Landes erlegen sind, den Eiler Erforschung jenes Landes nicht erkalten lassen und in die Stelle jedes der Märtyrer für den wissenschafllichen Forschungsgeist Ireteu neue ein. 10) Monument für Nees beck. v. Esenbeck ein Monument errichtet worden. Auf einem Sockel ruht ein pyramidaler Stein, dessen Spitze eine Vase mit Pflanzen ziert. Auf der Vorderseite befindet sich das Portrait von Nees nebst betreffender Inschrift. der Gartenbau- in Belgien. Kein Land besitzt inı Verhältniss zu seiner Grösse soviel Gartenbau - Gesellschaften als Belgien. Fast jede Stadt dieses Landes ist der Sitz einer besondern Gesellschaft, wodurch der leben- 5 zur von Esen- Auf seinem Grabe zu Breslau ist Nees 11) Vereinigung Gesellschaften 66 digste Beweis geliefert wird, dass es kein an- | zusammengebracht werden. deres Land gibt, wo überhaupt so viel Sinn für den Gartenbau existirt, wie in Belgien. Erfreulich ist es, dass in neuester Zeit sich dort auch eine Central - Gesellschaft gebildet hat, an deren Spitze A. Royer und E. Morren stehen. Der Zweck derselben ist mil verei- nigten Kräften Ausstellungen in den verschie- denen Theilen des Landes zu veranstalten und in ungezwungenen Heften die Verhandlungen aller der einzelnen wie der Centralgesellschatt zu veröffentlichen. Die Kosten dieser Miithei- lungen sollen von der Regiernng gelragen werden. Die andern noihwendigen Gelder sollen durch Beiträge der Local-Gesellschaften Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Eine allgemeine Versammlung von Abgeordneten aller einzel- nen Gesellschaften fand am 3. Mai zu Malines statt und von dieser sind die Statuten entwor- fen und die Central-Gesellschaft definitiv ge- bildet werden. 12) Ausstellungsgebäude in Ken- sington. Das Project der Hortieultural - So- ciety scheint sich realisiren zu wollen. Ein- zeichnungen sind zahlreich gemacht worden und so wird dieses neue Ausstellungsgebäude nebst dem umgebenden Garten vielleicht das Schönste werden, was England in dieser Be- ziehung aufzuweisen hat. — V. Dianthus chinensis Var. lacinia- tus Ich hatte das Glück, im vorigen Jahre aus japanesischem Samen eine neue herrliche Nelke zu erziehen, welche der Dr. Fr. Kör- nicke schon in der Gartenflora des Dr. Ed. Regel im Januar- und Februarhefte von 1858, S. 7 beschreibt, und ihr den Namen Dian- thus chinensis laciniatus ihrer tief geschlitzten Blumenblätter wegen, beilegt. Im vorigen Jahre erniete ich davon 800 Korn Samen, welchen ich zeitig aussäete, und schon um Ende Mai dieses Jahres fingen sie an, ihre herrlichen, reichlich 4 Zoll im Durchmesser haltenden Blumen zu entwickeln. Zu meiner grossen Freude brachte ein srosser Theil prächtige dichtgelüllte Blumen und in solcher Mannigfaltigkeit von rein weiss, rosa, lila, carmin, carmoisin, purpur, violett, bis in dunkelste schwarzbraun, mit weiss and lila gefleckt und gestreift, dass sie einen über alle Be- schreibung herrlichen Anblick gewährten. Am 3. August dieses Jahres stellte ich da- von 18 Stück in 18 verschiedenen Farben aus, und erhielt vom hiesigen &rartenbau - Vereine den höchsten Preis für Neuheiten die grosse goldene Medaille. Anzeigen. Die Nelke wird 2 Fuss hoch und hat schmale, blaugrüne Blätter von 4 Zoll Länge, Die tiefen Einschnitte der Blumenblätier und die dichte Füllung geben der Blume einige Aehnlichkeit mit Papaver paeoniflorum fl. pl. Mehrere Pflanzen hielten unsern russi- schen Winter an ungünstiger Stelle ohne Bedeckung vollkommen gut aus. Herr Ernst Benary in Eıfurt hat das Eigen- thumsrecht dieser herrlichen Neuheit käuflich an sich gebracht und wird dieselbe dieses Jahr dem Handel übergeben. St. Petersburg, October 1859. C. Heddewig, Handelsgärtner. In einem Aufsatz über diese Pflanze, Gar- tenflora Octoberheft 1859. beschreibt Herr Dr. Ed. Regel , Director des Botanischen Gartens in St. Petersburg, dieselbe ganz in der obigen Weise, alle die von dem Besitzer aufgeführten Vorzüge bestäligend.. Es wird daher diese Neuheit ebenso allen Erwartungen entspre- chen, als Dianthus Heddewegiü desselben Züchters. Abbildungen werden in gross Quart gegen Ende Januar zur Abgabe bereit sein. V, Anzeigen. 67 Die Herren Wiederverkäufer werden den | bereit liegenden En gros Verzeichnisse über Preis dieser, sowie der meisten andern dies- jährigen Neuheiten, iu meinem, zur Ausgabe Sämereien finden. Erfurt, im November 1859. Ernst Benary. V. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. 1) Programm für die dritte öffent. liche Pflanzen- und Blumen-Aus- stellung, welche der Russische Gartenbauverein in St Peterburg vom 28. Aprilbis inclusive 4. Mai 1860 veranstalten wird. Der Russische Gartenbauverein in St. Petersburg wird im Frühling 1860 eine dıitte öffentliche Blumen- und Pflanzenausstellung veranstalten und er- sucht alle Freunde des Gartenbaues sich durch Einsendung von interessanten Pflanzen aller Art, frühen Gemüsen und Früchten , Bouquet- ien, Garteninsirtumenten und andern Ge- genständen aus dem Gebiete des Gartenbaues zu betheiligen. Die Ausstellung beginnt am 28. April und endigt am 4. Mai. Diejenigen, welche sich durch Einsendung beiheiligen wollen, werden ersucht, die fol- genden Punkte zu berücksichtigen : A. Die Anzeige der Einsendung muss spätestens 10 Tage vor Eröffnung der Aus- stellung der Ausstellungscommission in der Stadt-Dume eingesandt werden. In dieser An- zeige muss enthalten sein: a) Die Angabe über die Zahl der Pflanzen und anderweiti- gen Gegenstände. b) Die Angabe, ob die ganze Einsendung in eine Gruppe vereinigt oder ob einzelne Sammlungen in Ueberein- simmung mil dem Programme besonders aufgesiellt werden sollen. B. Einsendungen, welche nicht rechtzeitig angemeldet sind, können nur nach Maass- gabe des noch vorhandenen Platzes berück- sichtigt werden. C. Jedem Einsender wird eine Nummer mitgetheilt, mit welcher er alle von ihm ein- zusendenden Gegenstände zu bezeichnen hat. D. Pläne, Zeichnungen und Modelle sind 10 Tage, Decorationspflanzen, Blattpflanzen und Gartengeräthschaften 2Tage und blühende Pflanzen am Morgen des Tages vor Eröffnung der Ausstellung in das Local derselben einzu- senden. Bouquelte, Früchte und Gemüse werden noch bis Morgens 8 Uhr am Eröff- nungstage der Ausstellung angenommen. Zu spät eingehende Gegenstände erhalten keine Preise. E. Alle eingehenden Gegenstände sind so viel wie möglich mit deutlich geschriebenen angehängten Namen zu bezeichnen, ebenso muss die doppelie Liste derselben beigefügt von denen die eine der Einsender die andere der Ausstel- werden, quittirt zurückerhält. lungscommission verbleibt. F. Von ausserhalb Petersburg ohne Be- gleitung eingehende Gegenstände sind an die Ausstellungscommission in dem Exerzierhause gegenüber der Eremitage zu adressiren. Nur von diesen übernimmt die Commission die Verpflegung während der Ausstellung. Alle tibrigen müssen von den Ausstellern selbst ver- pflegt werden. G. Ueber Entschädigung für die Transport- kosten haben die Einsender sich zum Voraus der Commission in Einverständniss zu setzen. Für prämirte Gegenstände wird keine Entschädigung geleistet. | H. Der Verein vertheili Prämien in Form von goldenen und silbernen Medaillen für Pflanzen, getriebene Früchte und Gemüse, Blumengestelle, Garteninstrumente und Meu- bel, Modelle, Zeichnungen und Pläne von Ge- wächshäusern, aller Arten von Gärten, Heizun- gen und anderen den Gartenbau betreffende Constructionen und Einrichtungen. I. Die Zuerkennung der Prämien geschieht durch Saehverständige, welche nach dem 3ten 5ER mit 68 Paragraphen des speciellen Reglements ‚vom Verein gewählt werden. K. Bei der Zuerkennung ‚der Prämien werden gute Cultur, Blüthenfülle und Neuheit der Pflanzen , sowie der Nutzen und richtige und. deutliche Etiqueitirung berücksichiigt. L. Für gute Cultur erhalten sol- che Pflanzen Preise, welche von dem Einsen- der cultivirt sind. nur M. Gegenstände, die in einer Rubrik) ei- nen Preis erhalten, können in keiner anderen berücksichtigt werden. N. Alle zur Ausstellung eingesandien Ge- genstände können erst nach dem Schluss der- selben abgeholt werden, mit Ausnahme der nieht prämirten Bouquelte. 0. Zur Coneurrenz werden folgende Preise aufgestellt. elang s En ale Z=E5%8 4) Für durch gute Cultur aus- gezeichnete Exemplare . .— 8.4 2) Für schöne durchaus im Zimmer eultivirte Pflanzen — AD, 6 3) Für die schönsten und reich- sten Gruppen ausblühenden Pflan- zen und Blattpflanzen in min- destens 100 Arten . . . 3318,10, — 4) Für dieschönsten und r Ss sten Gruppen von Blattpflanzen, in mindesten 50 Arten — 3.0.5 — 5) Für die besteSammlung von Rosen in mindestens 30 Sorten und 50 Exemplaren, vertreten in Ceniilolien, Remontantes, Bour- bon- und Theerosen . . Ana. — 6) Für die schöusten er gule Cultur ausgezeichneten Grup- pen von Rosen in mindestens 60 Exemplaren er: 7) Für die en Gruppen vonRhododendron in mindestens 40 gut verschiedenen Varietäten und 20 Exemplaren — 121 — 8) Für die besten Gruppen von Azalea indica in mindestens 2 ‚ Varietäten und 40 Exemplaren .— 415 — 9) Für die bestenGruppen von Gartenflora Deutsühlands, ‚Russlands und der Schweiz. Camellien in mindestens 25 Va- rietäten und 50 Exemplaren 10) Für die besten Sammlun- gen von Palmen, Pandaneen und Cycadeen in mindestens 50.Arten' 41) Für die besten Sammlun- gen vonFarnkräutern in minde- stens 50 Arten Ba 12) Fürdie besten Sinilingen von blühenden Orchideen in min- destens 15 Arten 13) Für die besten Sammlun- gen von Cactus und anderen Felt- pflanzen in mindestens 100 gut eultivirten Arten . PAR. 14) Für. die besten Gruppen von Kalthauspflanzen in minde- stens 50 blühenden Arten 15) Für die schönsten und reichsten Sammlungen von Be- gonien 16) Für die besten human von Coniferen in mindestens 30 seltenern und gut eultiv. Arten 17) Für die schönsten blühen- den und fruchtiragenden Oran- SGenbaumehen uaRı nrlIuRT 7. 18) Für die besten Gruppen von Amaryllis und anderen tro- pischen Zwiebeigewächsen in mindestens 140 Arten und 20 Exemplaren . .„. Da 19) Für die schöhdten Grup- pen von Goldlack und Winter- levkojen EA 20) Für die schönsten reichsten Gruppen von Gloxinien und Achimenes und 21) Für die besien Gruppen von Cinerarien in mindestens 20 Varietäten 22) Für die besten Gruppen von 30 Varietäten . 23) Für die besten ee krautarliger Calceolarien . Pelargonien in mindestens. Mittl, g.M. ee} 1) r> Russischer === Ra ar SS öK 24) Für die besten Gruppen strauchartiger Caleeolarien . . — — 11 25) Für die besten Gruppen von Fuchsien 'in mindestens 15 Sortenyaniatät - ._— 1141 26) Für die Mes upper von Primeln und Aurikeln . .— — 11 27) Für. die besten Gruppen von Nelken . ... —1.— 185,2 25) Für die besten Enuimen, vonsBensees 4 .. . En 29) Für die reichsten anna) lungen im ireien Lande aushal- tender Perennien in mindestens 25 in Töpfen gezogenen blühen- den Exemplaren . . . — 122 30) Für: neue Busch schonheil oder Nutzen ausgezeichnete .direcle Einführungen ads! WW. E02 31) Für inPetersburg zum er- sten Male blühende oder aus den ausländischen Gärten neu einge- führte oder hiererzogene Pflanzen — 2? 2 2 32) Für die besten getriebe- nen Früchte Ä he Lil 8 33) Für die besten Setricbenen Gemüse . . ale, er 16 34) Für Toizüglch. en strumente und _ Geräthschaften nebst Angabe des Preises und der Bezugsquelle rm) 120,2 35) Für die besten Modelle, Zeichnungen oder Pläne von Ge- wächshäusern, Gärten aller Art, Heizungen und anderen für den Gartenbau wichtigen Einrichtun- BERWe I E A E Bern 379 36) Für die schönsten Bou- quelie und Zusammenstellungen ausawischenrBlumen . - .. —. 36 37) Für selbstgeferligte deco- ralive Gegenstände für Zimmer und Gärten a a ne 30 38) Zur freien Verfügung der Ereistiehler, iu "a al hu ler 6 10 55 88 68 Gartenbauverein, 69 Ausserdem wird noch eine grosse goldene Medaille für eine besonders ausgezeichnete Gesammileistung dem Preisgericht zur Verfü- gung gestellt *). Unabhängig von den oben getroffenen Bestimmungen steht es Freunden und Gön- nern des Garlenbaues frei, von sich aus Prä- mien für besondere Leistungen auszustellen. Der Vorstand bittet, ihn von solchen bestimmten Prämien bis zum 4. März in Kennt- niss zu Setzen. extra 2) Instrucetion zur Aussaat von Ge- müsesamen für die Colonisten am Amur. a) Die Angaben über Quanlität der Aus- saat sind auf Beete berechnet, jedes Beet zu 6 Faden Länge und 1!/a Arschinen Breite. Um zweckmässige Aussaat bei den verhält- nissmässigen kleinen Samenmengen zu möglichen , mische man der für ein Beet an- gegebenen Quantitäl ein Garnitz halbfeuchten Sand bei und streue dann die ganze Quanti- tät auf das Beet aus. b) Bei denjenigen emüse - Arten, welche ist die Samenmenge er- versetzt werden müssen , so berechnet, dass bei gleichmässiger Aussaat die Setzlinge so lange stehen bleiben können, bis sie geeignete Stärke zum Versetzen be- sitzen. Bei solchen, welche unversetzt auf den Samenbeeten stehen bleiben , werden später nur die zu dicht stehenden Pflanzen ausgezo- gen. e) Die zur Aussaat bestimmten Beete wer- den in geschützter Lage und auf nicht zu trockenem Boden angelegt. Sie erhalten eine kräftige Düngung, welche tief unlergegraben wird. Hierauf werden die Beete fein durch- hackt, worauf die Aussaat in’s frische Land vorgenommen wird. Nach breitwürfiger Aus- saat wird das Beet leicht überhackt und mit einem Brett leicht angedrückt. In feuchten Lagen müssen die Beete hoch, in trocknen Lagen aber niedrig angelegt werden. *) Die grosse goldene Medaille hat einen Werth von 150 R. S., die mittlere von 75 R. S, die kleine von 25 R. S. ‚Die grosse sil- berne von 8 R. S., die kleine silberne von 3RS 70 d) Die Kohlarten, Steckrüben oder Boden- kohlrabi und Kohlrabi werden, sobald kein Frost mehr zu erwarlen ist, sofort 1 — 1!) Loth auf ein Beet breitwürfig und gleichmäs- sig ausgesäet und nach der Aussaat bei trocke- nem Wetter begossen. Sollten sich Erdflöhe einstellen, so werden die Pflänzchen bei Tage überspritzt und dann fein mit Asche über- streut. Wenn die Setzlinge ausser den Sa- menblättern noch 4 Blätter gebildet haben, sind sie zum Verpflanzen hinlänglich stark und werden auf die dazu präparirten Beete Abends bei feuchtem Weller in gegenseitiger Entfer- nung von 12 Werschock in 3 Reihen auf je- des Beet ausgepflanzt. Jede Pflanze muss bis an die Samenbläiter eingesetzt, darauf mässig angedrückt und stark angegossen werden. Bei trockenem Wetter muss das Begiessen so oft wiederholt werden, bis die Setzlinge zu wach- sen beginnen. Sobald sich Unkraut zeigt, wird gejätet oder bei trockenem Wetter be- hackt und die Erde um die Pflanzen ange- häufelt. ” Die Feldrüben werden zu !/k Loth auf 1 Beet, auf einen. kräftigen aber nicht frisch gedüngten oder auch wohl gebrannten Boden ausgesäet; werden nicht verpflanzt, sondern nur, wo sie zu dicht stehen, auf 3—4 Werschok Entfernung durchjätet. — Zwiebeln. 4 Loth auf 1 Beet Steckzwiebeln zu ziehen, Aussaat in lockern leichten Boden. Bleiben am Ort der Aussaat, stehen, bis sie beim Welken der Blätter her- ausgenommen und trocken und warm, zum Stecken im nächsten Jahre aufbewahrt wer- den. Senf. Aussaat Bleibt unverpflanzt stehen. Winterrettig. Die Samen zu 2 auf '% Arschine Entfernung an dem Rande der Beete !/a Werschock tief gesteckt. menkörner keimen , wird später eine Pflanze ausgezogen. Möhren zu 1'/, Loth auf 1 Beet. Nach- dem die Samen trocken mit Sand gemischt, werden dieselben angefeuchtet und warm ge- legt, bis sie zu keimen beginnen. Hierauf breitwürfige Aussaat auf sehr tief gegrabenen, dungkräftigen, jedoch nicht frisch gedüngten Boden. Nach dem Aufgehen werden sie um zu 1 Loth auf 1 Beet 9, du Wo beide »a- I Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. durchgejätet, so dass die Pflanzen auf 2 — 3 Werschock Entfernung stehen bleiben. Dill. Behandlung ganz wie Möhren. Gurken. Nachdem die Samen an einem warmen Ort in ein Tuch eingebunden, zum Keimen gebracht worden sind , werden sie in Querreihen, die 12 Werschock auseinander liegen, und jedes Korn *!Ja Werschock tief 2 — 3 Werschock von einander entfernt ge- legt. Die Beete sind stark mit Pferdedünger zu düngen. Nach dem Aufgehen werden die jungen Pflanzen und auch später die erwach- senen Pflanzen während des Sommers noch einigemal angehäufelt. Es ist ein warmer geschützter Standort zu wählen. Bete. Ganz so wie Gurken, brauchen jedoch keinen so geschützten Standort. Wer- den nicht angehäufelt. Erbsen. Wie Gurken, jedoch die Kör- ner nur 2 Werschock von einander entfernt, Boden nur schwach oder gar nicht gedüngt. Saubohnen. Wie Gurken, aber die Bohnen lässt man nicht ankeimen und steckt sie 4 Werschock von einander entfernt "la Werschock tief. Verlangen keinen geschütz- ten Standort und weniger stark gedüngten Bo- den. Mais. Wird auf 3 Längsreihen in jedem Beete, wenigstens 20 Werschock von einan- der zu je 2 Korn "J; Wersckock tief in ge- schützter Lage gesteckt. Nach dem Keimen darf nur 4 Pflanze stehen bleiben und sobald sie 1 Fuss hoch, wird jede gehäufelt. Gut gedüngter Boden. Sonnenblumen. Ganz wie Mais. Linsen. Wie Erbsen. Beide auch in grösseren Parthieen zur Cultur auf dem Felde geeignet. Kürbis. Werden einzeln auf Erdhaufen oder sonnigen Abhängen in gut gelockerten und gedüngten Boden gesteckt. Eine Pflanze | verlangt 1 [I] Faden Platz. Tabak. Es werden zur Aussaat Beete mit mindestens 1 Fuss hohen Unterlagen von warmem Pferdemist bereitet. Hierauf wird A Werschock hoch lockere, wo möglich sandige Erde gebracht und der Same zu */ıs Loth auf 4 Beet ausgesäet und nur leicht angedrückt. Vor der Aussaat wird das Beet mässig ange- feuchtet und dann nicht mehr begossen. Bis Russischer Gartenbauverein. 71 zum Aufgehen muss dasselbe bei kaltem Wet- ter durch hohl übergelegte Bretter öder Mat- ten geschützt werden. Auch die jungen Pflan- zen sind sorgfältig vor Frost zu schützen und nachdem sie 5 Blätter gebildel, werden sie in 3 Längsreihen auf 1 Beet und auf 20 Wer- _ schock Entfernung von einander auf gut ge- düngten Boden ausgepflanzi. — Kartoffeln. Aussaal wie bei Tabak, aber 1 Loth Samen auf 1 Beet. Die Pflanzen müssen, sobald sie 1 Werschock hoch zu 2 Stück wie Kohl gepflanzt und später angehäu- felt werden. 3) Preisaufgaben. Der Russische Gartenbauverein in St. Petersburg stellt nach Cap. Ill. $$. 13 f. seiner Statuten und Nr. IV. des speciellen Reglements 3 Preisaufgaben zur allgemeinen Concurrenz. Allgemeine Bestimmnngen. 1) Das zum Concurs bestimmte Werk kann in Russischer, Deutscher oder Französischer Sprache vorgestellt werden, aber in einem kla- ren und richtigen Style und reiner leserlichen Handschrift. Für ein nicht in Russischer Spra- che vorgestelltes Werk kann die ihm zuer- kannte Prämie nur dann ausgeliefert werden, wenn der Autor eine richtige und gute Ueber- setzung des prämirten Werkes vorstellt. — 2) Jede eingelieferte Handschrift muss mit einer Devise versehen sein , die zugleich auf dem die Handschrift begleitenden versiegelten Couverte, das den Namen, Stand und Wohr- ort des Autors enthält, angegeben sein muss. Ein Werk, das den Namen des Autors offen an sich trägt, wird zur Concurrenz nicht zuge- lassen. 3) Gedruckte Werke oder Handschriften, die schon zu irgend einer andern Concurrenz vorgestellt sind, werden nicht angenommen. 4) Der Plan und der Grad der Ausführlich- keit in der Behandlung der verschiedenen Fragen bleiben dem Gutdünken des Autors überlassen; das Werk muss jedoch alle haupt- sächlichsten Fragen , die in einem praktischen Handbuche aufgenommen sein müssen, ab- handeln. Dessen ungeachtet fand es die Ge- sellschaft für zweckmässig, die Programme zu veröffentlichen, nicht um den Autor an diesel- ben zu binden , sondern um durch dieselben die Ausführung zu erleichtern und um auf die- jenigen Fragen hinzudeuten , die einer beson- dern Beachtung werth sind. 5) Das Recht auf eine Prämie kann nur ein Werk haben, das die Verhältnisse und Be- dürfnisse des ganzen Russischen Reiches oder einzelner klimatischer Zonen berücksichtigt. 6) Im Falle der Autor des prämirten Wer- kes im Verlaufe eines Jahres dasselbe nicht veröffentlich!, so hat die Gesellschaft das Recht, das Werk auf eigene Kosten drucken zu las- sen. Im letzten Falle erhält der Autor uneni- geltlich 300 Exemplare und hat zugleich das unbestrittene Recht auf alle folgende Auflagen. 7) Wenn der Autor auf dem Titelblatte die Anzeige, dass das Werk prämirt worden ist, machen will, so isl er verpflichtet, am Anfange des Werkes den Bericht der Gesellschaft über das prämirte Werk ungeschmälert auf- zunehmen. — 8) Die nichtprämirten Werke werden aufbe- wahrt, die beigelegten Couverte aber nicht eröffnet. Auf Verlangen des Autors und nach Angabe der erwählten Devise wird das einge- lieferte Werk dem Autor zurückgestellt. Im Falle der Autor im Verlaufe des ersten Jahres nach der Veröffentlichung durch die Zeitungen des Berichtes über den Erfolg der Coneurrenz sein Werk nicht zurückverlangt, wird das Cou- vert mit den Namen ungeöffnet in der Vor- stand-Silzung, verbrannt , die Handschrift aber wird in die Bibliothek der Gesellschaft über- geben. 9) Die Prüfung der zur ('oneurrenz einge- schickten Arbeiten wird einer besondern Com- mission. aus den Mitgliedern der Gesellschaft bestehend , überlassen. Der Bericht dieser Commission wird in der allgemeinen Sitzung von der Gesellschaft bestätigt und das Cou- vert mit dem Namen des Autors des prämir- ten Werkes in der Jahres-Sitzung eröffnet, 10) Die zur Concurrenz bestimmten Hand- schriften müssen unter Russischer Adresse an den Gartenbauverein in St. Petersburg ein- gesandt werden. Specielle Preisaufgaben. 1) Für das beste Handbuch über Ge- müsebau: 2 A. 1 Preis zu 300 R. S. 1 Medaille von 150 R. S. B. 1 Preis 75 RS. Die zur (loncurrenz bestimmten Arbeiten Sept. 1861 "eingeliefert zu 150 R. S. 1 Medaille von müssen bis zum 1. werden Proe gramm. 1) Wahl des Platzes für einen Ge- müsegarten und der für solchen uolhwen- digen Boden. Mitiel zum Austrocknen und Be- wässern des Bodens. Einzäunungen in wal- digen und waldlosen Gegenden. Schulz gegen rauhe Winde. 2) Eigenschaften, Düngung und Verbesserung des Bodens lür einen Gemüsegarten im Allgemeinen. Künst- liche Bereitung der nothwendigsten Erdarten und Dunggüsse. 3) Richtung und Grösse ihre Eintheilung und Einrichtung. Bearbeitung, der Beele, Tiefe der Furchen. 4) Prüfuug und Vorbereitung der Samen zur Aussaat, Wechsel der Samen. d) Mistbeete, Füllung und Einrich- gung derselben zu Aussaaten und zum Um- pflanzen. 6) Einrichtung verschiedener warmer Beete und Schulbeete. 7) Beim Gemüsebau gebräuchliche In- strumente und Gerälhschaften. 8) Reinhaltung, Behackung und Begies- sen der Gemüse. 9) ZeitundArt desEinsamwmelns der Gemüse. 10) Aufbewahrung der Gemüse. Einrichtung dazu nölhiger Räume, Keller und Eiskeller. il) Dem Gemüsegarten schädliche Thiere. Abwehrung uud Verlilgung derselben. II. Das Beptlanzen eines Gemüsegartens. 1) Cultur der kohlarligen Gemüse. 2) Cultur der salatartigen. 3) Cultur der Wurzel- und Knollenge wächse. 4) Cultur der hülsenfrüchtigen Gemüse. 5) Cultur der zwiebelarligen Gemüse. 6) Cultur der Gurken, Melonen, Arbusen und Kürbis. Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. 7) Cultur der Artischocken und Cardon 8) Cultur der Spargel. 9) Cultur der Spinale, Sauerampfer , Por- tulak, Mangold etc. 10) Cultur der Gewürzpflanzen und Küchen- kräuter 1) Cultur der Rhabarber, Seckohle “und anderer. Bei jeder Abiheilung müssen alle zu ihr ge- hörenden Gemüsearten aufgezählt werden. Bei der Beschreibung der Cultur jeder einzelnen Gemüseart müssen beschrieben werden: a) Aeusseres Ansehen und Charakter. b) Dauer der Samen, deren Sorlirung, Vor- bereilung zur Aussaat und Zeit der Keimung. ec) Umpflanzen der Keimlinge in die dazu nöthige Erde; Schutz der angepflanzten Ge- müse gegen klimatische Einflüsse , Düngung, schädliche Insekten, specielle Cultur. Zeit der Aussaat und der Ernte. Aufbewahrung der nutzbaren Theile und Verwendung derselben. d) Auswahl der Pflanzen zur Samenzucht, Pflege und Erziehung der Samen, Kennzeichen deren Reife. Sammeln und Aufbewahrung der Samen. e) Anwendung der Wechselwirthschaft beim Gemüsebau. III. Treiberei der Gemüse in Warmhäu- sern und Mistboet:n. 1) Einrichtung billiger Warmhäu- ser und Mistbeeie zur Treiberei in wald- reichen Gegenden in Steppen und bergigen Gegenden. 2) Heizung der Warmhäuser, Tem- peratur derselben während der verschiedenen Jahreszeiten und ihre Lüftung. 3) Verzeichniss aller zur Früh- treiberei Gemüsearten und genaue Beschreibung der speciellen Cul- geeigneten tur. IV. Cultur der Champignons zu allen Jahreszeiten. 2) Für das beste Handbuch über den Bau von Gewächshäusern; A. Ein Preis zu 600 R. S. und 1 Me- daille zu 150 R. S. VI. Russischer Gartenbauverein, B. Ein Preis zu 300 R. S. und 1 Me- daille zu 75 R. S. Die zur (!oncurrenz bestimmten Arbeiten müssen bis zum 1. Sept. 1862 eingeliefert werden, Programm 1) Blick auf die jetzigen Zustände der Gewächshäuser in Russland. 2) Wahl des Platzes für Gewächs- häuser. 3) Form und Construction der ®e- wächshäuser je nach ihrem verschiedenarligen Zwecke. a) Niedrige Culturhäuser, mit spe- cieller Berücksichtigung der einzelnen Cultu- ren von Zier- und Nulzpflanzen. b) Hohe Gewächshäuser zur Cul- tur .der verschiedenen Zier- und Decoralions- pflanzen, Wintergärten ete. c) Hohe Gewächshäuser zur Trei- berei von Früchten. d) Conservatorien, als Gewächs- häuser ohne Glasdach ete.,, für härtere Pflan- zen und Kübel-Bäume. e) Häuser zur Cultur der Wasser- pflanzen. 4) Materialzum Bau vonWänden und Dächern. 5) Material Construction Holz-Constraclion. a) Construction und Verbindung der Trag- balken. b) Construction der Fensterrahmen nebst Rinnensystemen zur Verhinderung des Tro- pfenfalls.. Art der Verglasung. c) Doppelfenster und deren Werth für verschiedene Culturen. d) Lüftungssysteme. 6) Construction von Gewächs- häusern von Eisen a) Construction von Rinnensystemen zur Verhinderung des Tropfenfalls. b) Construktion bei einfachen Glaswän- den, Schutz gegen Rostwasser und Kälte, Lüftungssysteme. e) Construction bei doppelten Fenstern, küftungssysteme. und der zweckmässige Glasdächer bei 7) Vorzüge und Nachtheile von: Holz- und Eisen-Construction. 13 8) Glas, Kitt und Farbe für Gewächs- häuser. 9) Heizungssysteme. a) Erfordernisse guter Heizungen für Ge- wächshäuser. b) Kanal- und Ofenheizung. e) Wasser- und Dampfheizung. d) Vortheile und Nachtheile der verschie- denen Heizungen, je nach den verschiedenen Verhältnissen und dem Feuerungsmaterial. 10) Andere Methoden der Erwär- mung von Heizungen. 11) Beschattung der häuser. 12) Deckung der Gewächshäuser zum Schutz vor Kälte 15) Einrichtung der wächshäuser. 44) Spätere Unterhaltung und Re- monten der Gewächshäuser. Solidester Bau zur Vermeidung der kostspieligen Remonten. 15) Schuppen für Kirsch- und Pflau- men-Bäume. 16) Räumlichkeiten zum Durchwintern von Früchten und Gemüsen. 17) Bau und Construction Mistbeete. 18) Zweckmässige Einrichtung von Balkons, Doppelfenstern und andere Einrich- tungen zur Cultur von Pflanzen in Zimmern. Bemerkung. Alle Angaben und Constructionen müssen durch deutliche Zeichnungen erläutert und mit der Aufzählung der Menge des nöthigen Materials versehen sein. Gewächs- Innere Ge- guter 3. Für das beste Handbuch über den Obstbau im freien Lande, mit vorzugsweiser Berücksichtigung des nördlichen und mittleren Russlands. A. Ein Preis zu 600 R. S. und i Medaille zu 150 R. S. ; B. Ein Preis zu 300 R. S. und 1 Medaille zu T5R. S. Die zur Concurrenz bestimmten Arbeiten müssen bis zum 1. Sept. 1862 eingeliefert werden. Programm. I. Allgemeiner Theil. 4) Blicke auf den Zustand und die Män- 24 gel unseres Obstbaues, sowie auf die Schwie- rigkeiten, mit denen derselbe zu kämpfen hat. 2) Erziehung der Obstbäume und des Bee- renobstes in der Baumschule. a) Anlegung einer Baumschule, Wahl des Platzes, der; nothwendige Boden. Bewässe- rung und Entwässerung. Einzäunungen und Schutz gegen Winde in waldigen und wald- losen Gegenden. b) Bearbeitung und Verbesserung des Bo- dens. Bereitung der nothwendigsten Erdarten. ce) Anlage von Beeten zu Aussaaten und zum Verpflanzen. d) Vorbereitung des Samens zur Aussaat von den verschiedenen Obstarien. Aussaaten ins freie Land, Näpfe und Kästen. Behand- lung der Aussaaten bis zum Keimen und Ver- pflanzen. e) Verpflanzung der Samenpflanzen mit Berücksichtigung ihrer Eigenthümlichkeiten. f) Schutz derselben im ersten Winter. Fer- ner Anzucht zu Wildlingen und Kernstämmen. Schnitt g) Arten der Veredelung. Veredelung im freien Lande. Veredelung eingeschlagener Pflanzen Winterveredelung von Topfexemplaren im Grewächshause. im Winter. % h) Erbauung eines Vermehrungshauses und Erdkellers. i) Fortpflanzung durch Abnehmer Steckholz. k) Zeit der Versendung von Edelreisern und zum Verpflanzen geeignete Obstbäume und Beerenobstes. Art der Verpackung. und 3) Errichtung eines Obstgartens für Obst- bäume und Beerenobst. a) Wahl des Platzes, Boden, Lage, Um- zäunung und Schutz je nach den verschiede- nenen Gegenden. Drainirung. b) Anpflanzung von Hochstämmen. Zeit, Pflanzweite, Localität, Wahl und Vorbereitung des Bodens. Art der Pflanzung und Schnitt beim Pflanzen, Behandlung nach dem Ver- pflanzen im ersten Jahre. ec) Anpflanzung von Pyramiden und Spa- lieren. Mit Berücksichtigung der Punkte wie bei b. d) Pflege und Schnitt des Hochstammes. Reiphaltung von Moos ete. gleichen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nn nn nn nn nun on e) Pflege und Schnitt der Pyramiden und Spaliere. Reinhaltung. f) Feinde der Obstbäume, Schutz gegen dieselben. g) Krankheiten der Obstbäume. h) Anpflanzung von Beerenobst. Wahl der Localitäten. Vorbereitung des Bodens. Anlegung von Beeten. Fernere Pflege. II. Specieller Theil. A. Kernobsisorten. 1) Der Apfelbaum. \ a) Grenzen nach Norden. Boden, Lage. b) Anzucht zu Wildlingen und hiezu ge- eignete Sorten. ec) Anzucht zu edlen Hoch- und Nieder- stämmen. d) Verpflanzung in den Obstgarten. Wahl von Boden und Lage, Zeit und Pflege im er- sten Jahre. e) Pflege und Schnitt des Hochstammes. f) Pflege und Schnitt von Pyramiden im freien Lande. g) Cultur von Zwergbäumen im Topfe und Kübel. h) Specielle Feinde und Krankheiten des Apfelbaumes. i) Sammeln, Aufbewahrung und Verwen- dung des Apfels. k) Aufzählung der cultivirten Sorten, mit vornehmlicher Berücksichtigung des nördlichen und mittleren Russlands; Beschreibung, Vor- züge und Fehler, Haltbarkeit, Verwendung, Eigenschaften in Bezug auf rauhe und nörd- liche Lage. I) Aufzählung derjenigen Sorten, deren Einführung bei uns von Nutzen sein dürfte. 2) Der Birnbaum. Mit Berücksichtigung der gleichen Punkte wie beim Apfelbaum. 3) Die Mispel , Sibirische Apfel, die Felsenmispel (Amelanchier Botryapium) und andere, deren Eigenschaften, Cultur und Er- ziehung. B. Steinobstsorten. 1) Die Kirsche. Mit Berücksichtigung der gleichen Punkte wie beim Apfelbaum, sowie der Fortpflanzung durch Abnehmer und Cultar unter zum Ab- nehmen eingerichtete Schuppen. VI. Russischer Gartenbauverein. 2) Die Pflaume. Wie die Kirsche. 3) Kornelkirsche (Cornus mascula), Schlehe (Prunus spinosa) u. a. m. ©. Nussfrüchtiges Obst. 1) Die Haselnuss, Grenze nach Nor- den, Lage, Boden, Vermehrung, Schnitt, Sorten. 2) Die Wallnuss. Grenze nach Nor- den, Lage, Boden, Vermehrung, Schnitt, Sorten. D. Beerenobst. 1) Stachelbeere. a) Grenze nach Norden, Boden, Lage. b) Fortpflanzung durch Ableger, Steckholz, Samen. c) Zeit und Art der Pflanzung, Pflege, Schnitt. d) Feinde und Krankheiten. e) Aufzählung der bei uns cultivirten und noch einzuführenden Sorten, deren Beschrei- bung und Vorzüge. f) Sammeln, Aufbewahrung und Verwen- dung der Stachelbeeren. 2) Johannisbeeren. Das Specielle wie bei den Stachelbeeren. 3) Himbeeren. Wie bei den Stachelbeeren. 4) Erdbeeren. a) Grenze nach Norden, Boden, Lage. b) Fortpflanzung durch Ausläufer, Theilung und durch Samen. c) Zeit und Art der Pflanzung, Pflege. d) Feinde und Krankheiten. e) Aufzählung der cultivirten Arten, deren Beschreibung und Vorzüge. 5) Die Mammura (Rubus arcticus), Cul- tur, Fortpflanzung, Verwendung. 6) Verschiedene Beerensträucher Berberitze, Hippophaö, Hagebutten, Brombee- ren etc. ’ 7) Der Weinstock. a) Cultur desselben im freien Lande an geschützten Mauern und unter Deckung im Winter. Schnitt und Pflege, Vermehrung. Ge- eignete Sorten. b) Cultur desselben als Schlingpflanze in Kalt- und Warmhäusern. Hierzu geeignete Sorten. .. iD c) Cultur von in Töpfen stehenden Exem- plaren. d) Feinde und Krankheiten der Rebe. Sitzung der Gesellschaft am 9, (21.) Januar 1860. 4) Von dem Herrn Cassirer wird die Jah- resrechnung vorgelegt. Ein Baarvorschuss von 5526 R. S. bleibt in der Casse. 2) Nach Mittheilung der Ansichten der Commission, welche ihre Vorschläge über den Preis des russischen Journals in dieser Sitzung zu machen hatte, beschliesst die @esellschaft : a) Das russische Gartenjournal des Gar- tenbau-Vereins in St. Petersburg und die Gar- tenflora werden auf Subscription bei der Ge- sellschaft, allen Mitgliedern der Gesell- schaft in Petersburg für 5 Rbl., ausserhalb Petersburg im Bereiche des ganzen russischen Reiches für 6 Rbl. ins Haus geliefert. b) Der Preis des russischen Journales wird für Nichtmitglieder in Petersburg oder beim diretten Bezug von Buchhandlungen auf 8 Rbl. S. und bei Versendung von Seiten der Gesellschaft ins Innere auf 9 Rbl. S. fesige- stellt. 3).In Erwiederung der Anfrage von Seiten der ökonomischen Gesellschalt, ob die Gar- tenbau-Gesellschaft bei der im nächsten Herbst von Seiten der K. Freien ökonomischen Ge- sellschaft zu veranstaltaltenden Ausstellung sich bei den Abtheilungen für Pomologie und Ge- müsebau betheiligen wolle, beschliesst die Gartenbaugesellschaft ihre volle Geneigtheit auszusprechen, das Arrangement und die Ein- richtungen bei diesen Abiheilungen gemein- schaftlich mit der ökonomischen Gesellschaft zu übernehmen. Um einen dauernden Nutzen aus dieser Ausstellung zur Erkenntniss, Be- simmung und Beschreibung der Obstsorten des russischen Reiches zu erzwecken, theilt die Gartenbaugesellschaft der K. Fr. Oekono- mischen Gesellschaft ihre Ansichten über zu diesem Zwecke zu treffenden Maassnahmen mit und beschliesst zugleich die Einsendung eini- ger richtig bestimmter Obsisorliimente aus dem Auslande behufs der Vergleichung zu veran- lassen, wozu die Summe von 200 Rbl. 8. von der Gesellschaft bewilligt wird. 4) An Stelle der vorgeschlagenen öffent- 76 lichen Vorlesungen wird beschlossen, ausser den allgemeinen monatlichen Sitzungen, in welehen stets nur Geschäftsangelegenheiten behandelt werden können, in jedem Monat noch 2 Sitzungen abzuhalten, in denen nur Vorträge aus allen Gebieten des Gartenbaues gehalten werden sollen. Zu diesen Sitzungen soll jedes Mitglied das Recht haben, auch Nichtmitglieder einzuführen und zwar soll ein Abend für russische, und ein Abend für deutsche Vorträge bestimmt werden. Januar 21, Febr. 18, März 17, April 14, sind Russi- sche, Januar 8, Febr. 25, März 24, April 21 sind deutsche Vorträge. 5) Die Sitzungstage für die allgemeinen Monaisversammlungen pro A860, sind auf Febr. 6, März 5, April 16, Juni 1, Juli A, August 1, Sept. 12, Oct. 8, Nov. 12, Dec. 10 alle in den Sälen der tadt-Dume, Abends 7 Ulr anberaumt. 6) Zur Untersuchung der Frage, wegen Errichtung einer Gartenbauschule , werden 15 Mitglieder gewäh!t, die diese Frage gemein- sam mit dem Vorstande prüfen und dann ihre Anträge machen sollen. 7) Als wirkliche Mitglieder werden ge- wählt die Herren Feodor Paullowitsch Kron, Feodor lwanowitsch Schustakowsky, Sergei Paullowitsch Tschepkin, Karl Martinowitsch Martsch. Als Nichtzahlende wirkliche Mitglie- der Professor Martens in Lüttich und die Her- ren Severin Höltzer und Enke, welche für die Mittheilungen der Gesellschaft Abhand- lungen eingeliefert haben. 8) Vom Herrn Darzens war trotz der Kälte von 22° R. eine schöne Gruppe blühender Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Pflanzen aufgestelli, welche aus blühenden Amaryllis, Rosen, Syringen, Azalea pontiea, Deutzia graeilis, Iris persica, Maiblumen, Hya- ceinthen und Tazetten bestand. Ausserdem hatte Hr. Dorotte ein blühen- des Exemplar des Prunus chinensis Blume mil weisser gefüllter Blume eingesendet. Die- ser schöne Strauch, von, wie es scheint, nie- drigem Wachsthume, ward von Fortune aus China eingeführt. Im Klima von Frankreich und im milderen Klima von Deutschland hält derselbe im freien Lande aus, in Petersburg und Norddeutschland muss er als Topfstrauch behandelt we:den. Die dünnen stark ver- ästelten Aeste . lassen kaum einen Prunus er- kennen. Die weissen gefüllten Blumen erin- nern an die von Spiraea prunifolia Sieb. fl. pleno, nur ‘sind sie mehr als doppelt so gross. Der Strauch blüht sehr dankbar ‘und bildet eine reizende Erscheinung zur Zeit der Blüthe. Dazu die Eigenschaft, welche das aufgestellte vollblühende Fxemplar glänzend herausstellte, dass er sich zur Frühtreiberei vortrefllich eig- net, lassen diesen kleinen Strauch als eine der werthvollsten blumistischen Einführungen der Neuzeit erscheinen. Da er sich nicht blos durch Veredlung fortpflanzen lässt, wie die anderen gefüllt blühenden Abarten dieser Gailung, sondern auch aus Stecklingen von nicht verholzten jun- gen Trieben, die unter Glocken bei 8—10°R. gesteckt werden, sehr leicht wächst, so wird sich diese niedliche reichblühende Pflanze auch schnell verbreiten und zwar ganz be- sonders als ein zur Treiberei geeigneter Topf- strauch. (E.R.) I: Originalabhandlungen. 24) Abgebildete Pflanzen. a) Coelogyne praecox var Wallichiana Lindi. (Siehe Taf. 283.) Orchideae. Eine der lieblichsten und interes- santesten ostindischen Orchideen, kei- neswegs ınehr neu in den Sammlungen, aber längst noch nicht so gekannt und ‚geschätzt, ala sie es verdient, dena ihre so zart gefärbten und iin Verhältniss zur Kleirheit der Scheinknollen ungewöhn- lich grossen Blumen erscheinen alljähr- lich regelmässig in der blüthenarmen Zeit des Spätherbstes oder der ersten Wintermonate. Wir erinnern uns stets mit Vergnügen des Enthusiasmus, mit dem uns die erste Bekanntschaft dieser Pilanze erfülite und haben sie seither mit besonderer Vorliebe betrachtet. Man vergünne uns, diese kleine Episode aus unserm Gärtnerleben zu erzählen. — Es war im Spätherbst des Jahres 1849, ich war damals als Gehilfe inChatsworth, dem durch seine prächtigen Kunstsamm- lungen, seine grossen Parkanlagen, seine Wasserkünste, seine grossartigen Gewächshansbauten u. s. w. weltberühm- ten Landsitze des kürzlich verstorbenen III, 1860. Herzogs von Devonshire, und zwar in dem sogenannten Küchergarten, der trotz.seines bescheidenen Namens, neben grossen (uartieren für Anzucht von Gemüsen , Beerenfrüchten und Obst und vielen 7 ich möchte fast sagen end- losen, vortrefflieh eingerichteten Treibe- reicn für Trauben, Pürsich, Feigen, Ana- aas ete. eine ansehnliche Zahl von Ge- wächshäusern und darin sehr ausge- dehnte Pllanzensammlungen besitzt. — Besonders bildeten die Orchideen zur Zeit von der ich rede, eine der reich- sten damals existirenden Sammlungen. Mir war speciell die Pflege der Victoria regia und der tropischen Frucht- und Ziersträucher , die im gleichen Hause standen, anvertraut, aber nebenbei wurde ich auch oft mit in die Örchideenhäuser gerufen, und hatte daher vielfach Gele- genheit, mich darin umzusehen. Mit Be- wınderung und Erstaunen betrachtete ich die Wunder einer mir neuen Tro- penwelt, die grotesken Formen, die präch- 6 18 tigen Farken der Orchideen erregten mein lebhaftes Interesse, Unter vie- lem Andern war ein kleiner, hängender Holzklotz mir besonders aufgefallen, es sassen etwa zwanzig zwiebelartige Knol- len dicht gedrängt darauf, nur von etwas Moos umgeben, sonst ganz nakt, ohne Spur von Blättern oder Blüthen. Wohl waren die Knollen, näher betrachtet, recht artig und drollig in ihrer gleich- sam eingestülpten, flach gedrückten Form und der dunkelbraunen Färbung mit hellgrün fein getüpfelt, manche noch netzartig umgeben von den ver- trockneten Ueberresten der Scheiden, aber das Ganze schien so kahl und todt in der grünenden und blühenden Umgebung, dass man sich unwillkürlich fragen musste, „was kann denn wohl Schönes aus solch’ unscheinbaren, klei- nen Knollen kommen ?!‘“ — Ich hatte mir vorgenommen, die Entwicklung auf- merksam zu verfolgen, sobald ich die ersten Anfänge junger Triebe sm Grunde der Scheinknollen entdeckt hatte; allein gerade zur selben Zeit zeigte die Vic- toria regia ihre ersten noch ganz klei- nen Knospen, und da es das erste Mal war, dass sie in Europa blühen sollte, nahm dieses so wichtige Ereigniss meine Zeit und Aufmerksamkeit so in Anspruch, dass ich darüber die kleine unscheinbare Orchidee für einige Zeit ganz vergass. Die ersten Blumen der Victoria hatten geblüht und die Kunde davon drang in alle Welt; die berühmtesten Botaniker Englands, Hooker, Lindley, Bent- ham, Henfrey u. A. waren nach Chatsworth geeilt, um der Königin der Wasserpflanzen ihren Tribut zu zollen, da fiel mir wieder meine Orchidee ein und ich benutzte die erste Gelegenheit, sie im Orchideenhause aufzusuchen. Wie gross war mein Erstaunen; der Holz- klotz war verschwunden, an seiner Stelle Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. schwebte ein enormes Blüthenbouquet » in der Luft, vom zartesten, fast durch- sichtigen doch lebhaften Rosalila, zu- Sammengesetzt aus vielleicht dreissig und mehr Blumen, die in ihrer gedräng- en Stellung die Scheinknollen und den Holzklotz vollkommen verdeckten. Der gänzliche Mangel an Blättern, an fri- schem Grün in dieser Blüthenmasse war auffallend, und erhöhte, wenn nicht den Reiz, doch das Ungewöhnliche und 'In- teressante dieser lieblichen Erscheinung. Einige Wochen später und der Blüthen- schmuck war gefallen, dagegen sprossten überall frische grüne Triebe zwischen den Knollen hervor und bildeten bald ein breites Laubdach aus grossen dun- kelgrünen Blättern bestehend, an deren Grunde die jungen Knollen sich bilde- ten, die im folgenden Jahre den Blü- thenschmuck liefern sollten. — Hatten die Blumen der Victoria regia trotz ih- rer unleugbaren, wahrhaft königlichen Schönheit mich nicht so überrascht, weil ich nach den colossalen Blattdimensionen noch weit grössere Blumen erwartet hatte, so war bei der Coelogyne Walli- chiana gerade das Gegentheil der Fall, sie hatte meine Erwartungen bei Wei- tem übertroffen, und darum bin ich auch ihr seither stets gut geblieben.‘ — Solch grosse Exemplare sind aller- dings noch selten in den Sammlungen, und wir haben seitdem nie wieder ein zweites so starkes Prachtexemplar ge- sehen, dagegen ist sie in neuester Zeit in grösserer Menge importirt worden und gehört jetzt zu den Orchideen, die zu mässigen Preisen auch den bescheidneren Sammlungen zugänglich geworden sind, und hat dabei das Gute, dass sie bei richtiger Behandlung auch an jüngeren Exemplaren alljährlich sicher blüht. So ist die beifolgende Abbildung nach ei- nem Exemplare unserer Sammlung ge- I. Originalabhandlungen. macht worden, welches im vorigen Jahre aus einer Scheinknolle bestehend, mit zwei Trieben zwei Blumen brachte; beide Triebe bildeten sich aus zu kräf- - tigen Knollen, die beide zusammen fünf Blumen brachten, davon zwei an einem Stengel; wenn die jetzt vorhandenen vier Triebe alle auswachsen, so hat das Exemplar im nächsten Jahre schon vier Knollen mit mindestens acht Blumen und in der kurzen Zeit von 3 bis 4 Jah- ren wäre also ein solches dreissigblumi- ges Prachtexemplar da, vorausgesetzt natürlich, dass auf Vermehrung durch Auseinandernehmen der Knollen ver- zichtet wird und keine sonstigen Stö- rungen durch Vernachlässigung u. s. w. eintreten. x Ooelogyne Wallichiana wurde zuerst durch Dr. Wallich in den Bergregionen von Sylhet und Khasya entdeckt und später von Dr, Hooker in grosser Men- ge gefunden in der Nähe von Darjee- ling im Sikkim -Himalaya. Sie wächst dort theils epiphytisch auf Aesten von Eichenarten, theils terrestrisch in feuch- tem moorigen Boden und blüht zur Re- . genzeit, während sie in der heissen trockenen Jahreszeit ohne Blätter und Blumen der Ruhe pflegt und dann sich den Blicken der Sammler leicht entzieht. Damit haben wir die wesentlichen Be- dingungen zu ihrer Oultur. Ihre Vege- tation fällt in unsere Winter- und Früh- lingszeit, sobald im Herbste sich die Blumenknospen zeigen, gibt man reich- lieh Wasser ; so lange sie treibt, darf sie nie Mangel leiden an Feuchtigkeit, und ein heller, dem Glase naher Stand- ort im wärmsten Theile des Orchideen- hauses ist der beste. Wenn die Blätter ausgebildet sind und anfangen gelb zu werden, ist es bereits Sommer gewor- den, man zieht nun allmälig die Was- sergaben ein und sind die Blätter ganz 79 abgetrocknet und abgefallen, so wird gar kein Wasser mehr gegeben und ein küh- lerer Staudort gewählt. Man kann sie entweder hängend auf einem Holzklotz oder in Körbchen cultiviren, oder in Töpfen; wir ziehen letzteres vor, weil die zur Wachsthumszeit nothwendige Feuchtigkeit in Töpfen viel leichter und gleichmässiger zu erhalten ist. — Torf- moos mit Heidebrocken, Sand und Holz- kohle vermischt, ist eine passende Mi- schung, eine starke Scherbenunterlage verhütet das Versauern der Erde. Das Verpflanzen, wenn es nöthig wird, ge- schieht am besten im Herbst vor der Blüthe, und kann man dann auch, wenn Vermehrung gewünscht wird, die Knol- len auseinander nehmen und einzeln pflanzen. Wir bemerken noch, dass die Scheinknollen nur einjährig sind, d. h. jeder grössere Scheinknollen bildet an sei- ner Basis zwei meist einblumige Triebe, nach der Blüthe entwickelt sich aus der gleichen Scheide ein grosses Blatt und am Grunde desselben der neue Knollen, dem das Blatt also aufsitzt; sowie der junge wächst, schrumpft der alte zusam- men, da er ausgesogen wird, bis er ne- ben den ausgereiften jungen Knollen ganz eingeschrumpft und abgestorben er- scheint, wie dies bei den meisten ter- restrischen Orchideen der Fall ist. — Die vorstehende bildet mit noch ei- nigen andern ähnlichen Arten (von de- nen nur ©. maculata in den Gärten be‘ reits bekannter ist, die aber sämmtlich sehr schön sind und deren Eivführung daher sehr erwünscht), eine sehr cha- rakteristische Section in der Gattung Coelogyne, die von Don als Pleione zu einer selbstständigen Gattung erhoben wurde. Lindley glaubte jedoch wieder mit Coelogyne vereinigen zu müs- sen, obgleich mit Widerwillen und in der Hoffnung, dass spätere Beobachter 6* sie ’ &0 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einen wirklich durchgreifenden Unter- | durchgreifenden und gültigen Charakter schied. entdecken möchten, der diese | gebraucht werden könnte. Warum sucht Trennung rechtfertigt. — Wir möchten |man denn nur immer in den Blüthen hier die Frage aufwerfen, ob nicht die | und nicht auch in den vegetativen Or- nur einjährigeDauer derSchein- ganen nach generischen Unterscheidungs- knollen im Gegensatz zu der mehr- | merkmalen, wenn in ersteren solche nicht jährigen aller übrigen epiphytisch | aufzufinden sind? — , wachsenden Arten zu einem solchen - (E. O.) b) Lilium tenuifolium Fisch. (Siehe Taf. 254, Fig. 1.) Laie la „oe e.Jae: \ L. tenuifolium Fisch. ind. pl. horti |obern Theil des walzigen und gleich gov. 1812, pag. 8. Ledb, fi. ross. IV. | den Blättern kahlen Stengels zerstreut, pag. 151. Bot. Mag. tab. 3140. Sweet | aber dicht gestellt, am Rande unter der Br. fl. gard. II. Ser. tab. 275. Reichenb. | Lupe klein knorpelig gekerbt. Blumen Mag. d. Aest. Bot. tab. 79. Turcz. fl. | nickend, zinnober. Blumenblätter sämmt-* baic. dah. ‚II. pag. 212. Maxim. fl. am. | lich oval-lanzettlich, mit stumpflicher, pag. 280. L. pomponium Pzll. it. IL. | unterhalb schwieliger Spitze, beiderseits pag. 680. L. pumilum Red. Lil. tab. | kahl, zurückgerolltabstehend, am Grunde 378. L. linifolium Hornm,. HB. Hafn. pag. | bis zur Mitte auf der innern Seite im 326. - Wittel eine auf der Kante kurzhaarige Eine schon länger bekannte, durch | beiste tragend, ausgestreckt ungefähr den grössten Theil Sibiriens und im Ge- | 1'/2 Zoll lang und !/, Zoll oder weni- biet des Amur verbreitete Lilie. von |ges mehr breit. Staubfäden aufrecht, der Fischer ursprünglich ebenfalls nur | Sielrund, gelbroth, nebst den linearen Exemplare mit einblumigem Stengel be- | Autheren ungefähr 1 Zoll lang, etwas schrieb, die aber wie die vorhergehende | kürzer als der Griffel, der rothgelb bei geeigneter Cultur auch mehrblumige | und etwas länger als der walzige grüne Stengel bildet. Griffel. ‚ Zwiebeln länglich, bis 11/, Zoll lang, Cultur gleich der folgenden Art und nach oben zugespitzt, weiss, mit ellip- | wie diese zu allgemeiner Cultur bei tisch-lanzettlichen, ovden stumpfen Schup- | uns zu empfehlen. pen. Blätter schmal linear, 11/, — 2 (E. Regel.) Zoll. lang und kaum 1 L. breit, am nn De l. Originalabhandlungen. 81 cd Lilium pulchelium Fisch. (Siehe Taf. 284, Fig. 2.) Li ol L. pulchellum Fisch. Index VI, sem. horti Petrop. pag. 56. Ledb. fl. ross. IV. pag. 152. Turez. fl. baic. et dah. II. pag. 213. Maxim. fl. am. pag. 280. Eine in Dahurien und im Amunge- biet wild wachsende Lilie, von der in neuerer Zeit durch die Reisenden Maxi- mowicz in grösserer Quantität, theils unterm wahren Namen, theils als L. tenuirolium vertheilt wurden. Bildet gemeiniglich einen ungefähr fusshohen Stengel, der auf seiner Spitze nur eine aufrechte Blume trägt, -wie dies unsere Abbildung zeigt. Auf gutem Boden wird die Pflanze aber üppiger und höher und trägt dann jeder Stengel bis 6 Blumen. Bei guter Cul- tur hat diese so schon ausgezeichnete Pflanze alle Aussicht, zu einer der herr- lichsten Zierden unserer Gärten zu wer- den. Die Zwiebel ist länglich-oval, un- gefähr von der Grösse einer Haselnuss, nach oben zugespitzt, mit weissen, ova- len, stumpflich zugespitzten Schuppen. Stengel kahl, stielrund. Blätter schmal linien-lanzeitlich, spitz, hellgrün, kahl, am Rande etwas zurückgerolit, von einem Starken Nittelnerven und 2—6 schwäche- ten Längsnerven durchzogen, aufrecht- oder übergebogen absiehend, am Rande unter der Lupe klein knorprlig gekerbt erscheinend, ungefähr 2 Zoli lang und 2 Linien breit. Blumen aufrecht, mii ‘anfangs glockig absiehenden, später leicht übergebogen abstehenden Kronenblättern. Kronenblätter sämmtlich stumpf, zinno- ber mit orange, innerhalb kahl, ausser- halb mit langen angedrückten Haaren und Radde keimfähige Samen’ a CH er Nanı ne. lose besetzt, nach dem Grunde zu mit kleinen purpurschwarzen Punkten und punktförmigen Streifen auf der innern Seite geziert, welche auf der Spitze mehr oder weniger stark hervorragender Schwie- ien und sielförmiger Erhabenheiten sitzen; im Mittel trägt ausserdem jedes Blumenblatt innerhalb vom Grunde bis zur Mitte eine leistenförmige Erhaben- heit, die sich nach der Spitze zu als Furche fortsetzt. Die 3 äusseren Blu- menblätter lanzettlich, oben stumpflich in- eine unterhalb vortretende dunklere Schwiele endigend, 1!/, Zoll lang, kaum !/, Zoll breit, Die inneren Blumen- - blätter ähnlich, aber elliptisch lanzett- lich, gleichlang und 5/, Zoll breit. Staub- fäten und Antheren von gleicher Farbe mit der- Blumenkrone und etwa halb so lang als diese ; Staubfäden stielrund, Anthe- ren länglich, den Griffel überragend. Fruchtknoten keulig-eylindrisch , stumpf Gkantig, grün, auf der Spitze den nach der lappigen Narbe zu verdickten rothen Griffel iragend, der ungefähr so lang oder wenig kürzer als der Fruchtkno- ten. Ist such im Petersburger Klima durch- aus hart und gedeihet in einem tiefgrün- digen Boden in lockerer’ lehmiger Ra- senerde, der ein wenig Sand und Hu- mus beigemengi sein kann, am besten. Man pfilauzt die Zwiebeln anfangs 1 Zoll unter die Erde. Wenn sie später stär- ker werden, füllt man eine lockere kräftige Erde noch 1 — 2 Zoll-hock auf, da die Schatte in diese aus ihrem Grunde Wurzeln schlagen und da- 8 durch ungewöhnlich kräftig - werden. |mit Laub oder Moos, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Eine herrliche Braucht im Winter entweder gar kei- | Pflanze für Blumenbeete etc. — nen Schutz oder nur eine leichte Deckung Blühet im Juni. (E. Regel.) dMasdevallia aequiloba Rgl.®. (Siehe Taf. 285.) Orehidesae Eine neue, durch Warscewiez aus den Gebirgen Peru’s eingeführte Masde- vallia, jener eigenthümlichen Gattung aus der Gruppe der Pleurothalleen, deren äussere Blätter der Blüthenhülle in eine Röhre verwachsen sind. Bildet einen dichten Rasen, aus dessen Mitte sich einzelne einblumige Blüthenstiele erhe- ben. Die Blätter und Blüthenstiele alle wurzelständig, Blätter linear-bandförmig, hellgrün , spitz, am Grunde allmälig in den Blattstiel verschmälert, fleischig, oberhalb nachenförmig, mit deutlichem Mittelnery und auf jeder Seite mit einem undeutlichen Seitennerven, unterhalb convex, bis 8 Zoll lang und 3/; Zoll breit. Blüthenstiele einbluniig, stielrund, kaum 2!/, Zoll lang, nur in der Mitte eine häutige, später bald verschwindende scheidige Bractee tragend und übrigens nackt, nach dem Grunde zu purpur. Der Fıuchiknoten steht auf der Spitze des Blüthenstiels schief ab, ist !/, Zoll lang und tief gefurcht. Die äussere Blüthenhülle 11), Zoll lang, gelblich grün, aussen nach dem Grunde zu beim Kinn dunkelviolett, innen nach dem Grunde zu stark purpur punktirt, am Grunde in Jeine 5/s Zoll lange Röhre verwachsen, die am Grunde in das stumpfe Kinn vorgezogen ist, nach oben in 3 fast gleichlange Lappen ausgeht. Diese Lap- pen zeigen am Grunde eine 3eckige Ge- stalt, sind hier fast 1/, Zoll breit und gehen dann in eine pfriemliche Spitze aus, die fast noch einmal so lang als der pfriemliche Grund. Die beiden in- nern Blüthenblättchen stehen im Grunde der Röhre neben der Säule, sind 2), Zoll lang; aus spathelförmigem Grunde ver- kehrt oval, spitz, weisslich mit einem - purpurfarbenem Mittelnerven. Die Lippe auf der Spitze eines bis zum Kinn mit den äussern Blüthenhüllblättern ver- wachsenen Nagels. Das Vorderstück der Lippe aus herzförmigem Grunde läng- lich - zungenförmig, stumpf, innen unter- halb der Spitze 2 gebogene Kiele und in der Achse’ eine rinnenförmige Vertie- fung tragend, !/g Zoll breit und fast !/, Zoll lang, fleischroth, dicht schwarzpur- pur punktirt. Säule weiss, so lang als Blumenblätter. — Verwandt der M. cinilis Rchb. (Bonpl. *) Foliis lineari-ligulatis, aculis, in petiolum aitenualis, earnosis; pedunculo unifloro folio plus duplo breviore , tereti, medio bractea scariosa mox evanescente veslilo ; perigonio coria- - ceo : externo ad duas ierlias subregulariter trifidum,, tubo basi mente produclo obluso, venire incurvato ; laciniis e basi triangula lineari-setacea ; sepalis internis spathulato-obovalis, aculis, uniuervjis, Jabello unguieulato , e basi cordata oblongo-linguiforme, obluso, infra apice carinu- lis duobus ücxuosis et medio excavato; columna semitereti, sepalis inlernis aequante. — I. Originalabhandlungen. 1854, pag. 115). Nach Reichenbach’s Beschreibung unterscheidet sich M. civi- lis von unserer Pflanze durch einen mit vielen Scheiden versehenen Blüthenstiel, der oben eine grosse tutenförmige Brac- ‘tee trägt; einen zweilippigen Saum der äussern Perigonalblätter und eine spitze Lippe. Hiernach konnten wir die vor- liegende Art nicht mit der Reichen- bach’s vereinen, obgleich uns die Aehn- lichkeit zwischen beiden bedeutend zu sein scheint. Vergleichung der Origi- nalpflanzen mit der vorliegenden Abbil- dung wird unsern verdienten Orchideen- kenner leicht in den Stand setzen zu entscheiden, ob unsere Art nur eine 83 Form von M, civilis oder eine gut un- terschiedene neue Art ist, — Erklärung der Abbildung, a. Blatt und Blume in natürlicher Grösse, b. Innere Blumenblätter, Säule und Lippe in natürlicher Grösse. ec. Das oberste Stück eines Blattes von der innern Seite in natürlicher Grösse. d. Vorderstück der Lippe von unten. Ver- grössert. f. Das gleiche von innen. e. Ein inneres Blumenblatt. Vergrössert, g. Fruchtknoten und Stempelsäule. Ver- grösser. (E. Regel.) 2) Wie gelangen die Pandanen in unsern Gewächshäusern zu einem üppigen und gesunden Wachsthume? Bekanntlich wuchern die Pandanen in ihrem heissen Vaterlande an Stand- orten, deren feuchte Bodenbeschaffen- heit sie den Reisenden als wahre Sumpf- pflanzen erscheinen lassen. — Hierauf mich stützend, gab ich im Frühjahr 1859 einem in kräftige humus- reiche Erde gepflanzten Pandanus fur- catus, der, auf einem Pfeiler erhaben stehend, trotz seiner vielen und gesun- den Wurzeln immer ein gelbliches Aus- sehen behielt, einen geräumigen und stets mit Wasser gefüllten Untersetz- napf. — Schon nach Verlauf von 3 Wochen zeigte mein Patient gesündere Herzblätter, und noch waren nicht 6 Wochen verflossen, so prangten auch alle seine ältern, 5 — 7“ langen Blätter wieder in gesundem Grün. Dasselbe Verfahren, d. h. „Speisung mit Unterwasser vermittelst Untersetz- näpfe“ wendete ich im Laufe des Som- mers auch bei folgenden Pandanus- Arten, als: amaryllidifolius , caricosus, graminifolius verus, inermis, humilis var. albo-marginatus, latifolius, longifo- lius, paniculatus, pygmaeus, reflexus, utilis und 2 noch unbestimmten Species aus Java an. Alle genannten P. bestän- dig in Wasser stehend und im Victoria- Hause der vollen Sonne ausgesetzt, zeigten gegen die frühere Cultur-Methode, wonach sie den Sommer über im Treibbeet gehalten wurden, ein doppelt stärkeres.Wachsthum und grössere Schön- heit der Blätter. — Den meisten von ihnen habe ich bis heute (den 12. Dechbr.) an ihrem hellen und trockenwarmen Winterquar- tier, wo sie schon seit 3 Monat stehen und fortwaehsen, das Unterwasser noch nicht entzogen; wenn es auch jetzt nur in einem geringen Quantum gegeben wird. Gerade diejenigen sind die üp- pigern, welche die Wasserspeisung von Unten erhalten. 81 Ausser den oben genannten Pandanus- | Arten wird im Kaiserl. Botanischen Gar- ten zu St.Petersburg auch noch P. odo- ratissimus ceultivirt. Jedoch erlaubt der Standort der 3 grossen hier sieh befin- denden Exemplare nicht, Uniersetz - Ge- | fässe anzubringen, Zeit zu Zeit das Material, in welchem die Kübel eingefüttert stehen, tüchtig eingeschlämmt, was den Pflanzen besser behagt als ein vorsichtigeres Begiessen von oben. Dass die Pandanen gleich den Pal- men zum bessern Gedeihen mehr hohe dagegen wird von | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Schliesslich noch die Bemerkung. Gewiss würde es auch für viele Palmen, namentlich soleke, welche zur bessern Entfaltung ihrer Schönheit auf erhöhten und demnach trocknen Standpunkten stehen, sehr vortheilhaft sein, den Töpfen oder Kübeln, worin sie sepflanzt sind, pas- sende Untersätze zu geben, wenn auch we- niger zu dem Zwecke, sie wie die Pandanen bewässern zu wollen, so doch mehr zur | Verhütung des Zutrittes der Luft zu den aus den Bodenöffnungen der Töpfe oder Kübel dringenden Wurzeln und zur Ver- hinderune zu starken Austrocknens der und enge, als niedrige und weite Töpfe Gefässe. Beides 2 en Palmen in und Kübel erfordern, weiss wohl jeder | an un Tusinselis- gebildete Gärtner. (A. Severin.) 3) Cultur der Meliconia bicolor. Eine der schönsten Zierden der Warm- häuser ist unstreitig Helicon!a bicolor, vom ersten Frühjahr bis in den Som- mer hinein blühend. Um ihre Blüthe sicher zu erzielen, beobachte man Folgen- des: Hat man mehrere Pflanzen, so be- | stimme man alljährlich nur den 3. oder 4. Theil davon zum Verpflanzen, na- mentlich die zu grossen und theilbaren: verpflanze sie bald nach der Blüthe in kräftige, doch nicht zu schwere Erde und senke sie in’s warme Lohbeet. Im Laufe des Sommers, wo ohnehin ein | Stillstand ihres Wachsthuns eintritt, be- | giesse man sehr mässig, am wenigsten die frisch verpflanzten, denen zur Bil- dung frischer Wurzeln eine nur wenig feuchte Erde ausserordentlich günstig ist. Gegen den Herbst hin beginne man fleissiger zu begiessen und Anfang Oeto- ber stelle man die kräftigsten Pflanzen, gewöhnlich sind es diejenigen, welche schon 2 Jahre nicht verpflanzt worden sind, zum Treiben an den wärmsten Ort eines kleinen Warmhauses, am besten über den Ofen, wo sich bald ein freudi- ges Wachsthum zeigt und bis Anfang Januar ihre Knospen zwischen den Blättern hervortreten werden. Einen Dungguss aus aufgelöstem Kuhdünger in dieser Zeit 2 bis 3 Mal angewendet, kräftigt Pflanze und Blüthe ausserordent- lich. (A. Severir..) 1. Originalabhandlungen. 85 4) Ueber Cordyline irdivie» Kunmıb. (Hocker fül. Flora of New Zeailnnd I. 258.) Diese Art ist sehr verschieden , von Die Blätter, welche Herr Lee einge- der Pflanze, die unter diesem Namen in ! sendet hat, gleichen denen der Yucca ‘den Gärten verbreitet ist. Gegenwärtig ist die ächte Pflanze durch Herrn Lee zı Hammersmith in Cultur gebracht wor- den. — Der Einsender derselben bemerkt, dass er nur ein einziges Exemplar die- ser Pflanze in ‘der Nähe der Niederlas- von Canterbury gefunden habe. Dieser bildet einen ausserordentlich schö- nen Baum mit grosser, schaitiger, verä- steiter Krone, deren Aeste mit 3 Fuss langen Blättern besetzt sind. Die Farbe der letzteren ist ein bronzenes Goldgrün und die vorstehende, nach dem Grunde zu breite Mittelrippe besitzt eine röthli- che Färbung. Auf 100 Meilen in der Runde fand sich kein zweites Exemplar. Hooker sah diese Pflanze ebenfalls nicht lebend und beschreibt sie nur nach trocknen Exemplaren. Nach ihm be- wohnt sie die nördlichen und mittleren Inseln, nach Forster Dusky Bay , nach Colenso den Fuss von den Ruahine-Ge- birgen und nach Lyall Thomson’s Sund. Fikajuc wird sie von den Eingeborenen genannt, Der Stamm ist i0 (nack Co- lenso in Middle Island 20 Fuss) hoen, hält fast 1 Fuse im Durchmesser und ist ungetheilt. Blätter diek und lederartig, 4 — 5 Fuss lang, 5 Zoll breit, terhalb oft blaugrün, Blüthenrispe 4 Fuss lang, robust, nickend. Aeste der Blüthenrispe 8 — 10 Zoll lang, dicht besetzt mit zusammengedrängten gestiel- ten Blumen. Blumenkrone weiss slocken- förmig; Lappen’derselben länglich, !, Zoll lang, zurückgebogen. Herr Colenso sagt, dass die Fasern von dem Stamme dieser Pflanze zu Matten und Gewändern verarbeitet werden. sung un- | aloifolia, aber sie sind dünner. Soweit Lindley im Gardener’s Chro- niele mit Wiederholung der von Hooker fl. in der Fiora Novae Zealandiae I. pag. 258 gegebenen Beschreibung. Klar geht hieraus hervor, dass die Pflanze , die in unsern ı Gärten als Cordyline indivisa ‘nth. verbreitet ist, und die auch wir pag. 331, Jahre. 1859 der Gartenilora unter diesem Namen -aufführten , eine von der in Rede siehenden Art verschie- dene Species ist. Lindley erklärt die ©. indivisa der Gärten für C. australis Eundl. Zur Untersuchung dieser Frage müs- sen wir die Quellen vergleichen. For- ster, der Dracaena australis und indivisa aufgestellt und beschrieben hat, gibt so kurze Diasnosen, dass diese nur durch die Vergleichung einige Sicherheit ge- ben können. Beide Arten wachsen nach ihm in Neuseeland. In seinem Prodro- mus insularum australium gibt er pag. 24 die folgenden Diagnosen: D. indivis#, arborea , fol. ensiformi- bus acutis, racemo (laterali®) composito. D. australis, arborea, fol. ensiformibus aculis, racemo terminali erecto supra decomposito. Er schreibt also beiden Arten durch- aus die gleiche Blatiform zu und unter- scheidet sie nur durch den Blüthenstand, der bei D, australis spitzenständig und stärker verästelt sein soll. — Hooker Sohn, der unter den spätern Bearbeitern der Plora Novae -Zealandiae jedenfalls das reichste Material vorgelegt hat, führt ebenfalls C. australis und in- divisa als Bewohner Neuseeland’s auf, Seine Beschreibung von C. australis 36 stimmt mit der in unsern Gärten unter diesem Namen cultivirien Pilanze gut überein, auch eitirt er die Tafel 2835 des Bot. Magazine, welche Abbildung mit unserer Gartenpflanze durchaus iden- tisch ist. Die Cordyline indivisa der Gärten besitzt nun viel festere und schmälere Blätter (2 — 2'/, Fuss lang, %, — 1, Zoll breit) als die Dracaena australis der Gärten, welche letztere wegen ihres spitzenständigen stark verästelten Blü- thenstandes wohl auch sicher mit der Pflanze Forster’s identisch ist. Es ist nicht anzunehmen, dass wenn Forster die Art, welche in unsern Gärten jetzt als C. indivisa cultivirt wird, vorgele- gen hätte, er beide Arten in Bezug auf die Blattform durchaus gleich definirt haben sollte. Hooker fil. beschreibt nun am angezogenen Orte, worauf auch ich pag. 331, Jahrg. 1859 schon aufmerk- sam machte, die C. indivisa mit Blät- tern, die 5 Zoll breit werden sollen. A. Richard (Flora Novae Zealandiae 148) nennt die Blätter dieser Pflanze hand- breit, was dann von Roemer und Schul- tes, Kunth und spätern Autoren wieder- holt ward. Es dürfte daraus unzweifel- haft hervorgehen, dass die Dr. indivisa Forst., wirklich eine Pflanze mit hand- breiten Blättern ist, die ungefähr die Form von solchem üppigen, im kalten Hause cultivirten Exemplare der Cord. australis haben mögen, so dass Forster beiden Arten wohl die gleiche Blattform zuschreiben konnte. Die C, indivisa der Gärten aber ist unzweifelhaft eine eben so ausgezeich- nete als schöne verschiedene Art, die vielleicht mit der Pflanze Colenso’s iden- tisch ist, der die von ihm gesehene Pflanze mit 20 Fuss hohem Stamme be- schreibt. Wir vermuthen dies deshalb, Gartenflora Deutschlands, Russlands und, der Schweiz. weil unsere Gartenpflanze bald einen ziemlich hohen Stamm bildet. — Wir legen in Folge’dessen der Cor- dyline indivisa der Gärten, in Ueberein- stimmung mit H. Wendland, der solche im letzten Jahrgange der Botanischen Zeitung pag. 277 als Dracaenopsis calo- coma beschrieben hat, den Namen C. calocoma bei. In den Gärten geht die- selbe unter den Namen Dracaenopsis in- divisa, Dracaena indivisa, Cordyline in- divisa, Dracaena australis, Dianella au- stralis und Freycinetia Baueriana. Von Cordyline australis Endl. unterscheidet sie sich durch den geraden, einfachen, schnell emporschiessenden Stamm, fe- stere lederartige Blätter von nur 3, — 1!/, Zoll Breite, die von parallelen Ner- ven durchzogen sind, welche sämmtlich am Grunde des Blattes entspringen und dann parallel bis zur Spitze neben dem starken Mittelnerven verlaufen und ge- gen das Licht gehalten, trotz der festen Textur des Blattes durchsichtig erschei- nen, während bei 0. australis Endl., die mit dem Mittelnerven fast parallel lau- fenden Seitennerven theils aus dem Grunde des Blattstiels entspringen, theils aber auch in sehr spitzen Winkeln aus dem Mittelnerven abzweigen. Die Blüthen- rispe ist im Gegensatz zu der vonC. in- divisa Forst. doppelt verästelt und die einzelnen Blumen stehen lose und ein- zeln an den Blüthenstielchen. Gehört nach dem Urtheil aller Freunde der Cordylinen zu den ausgezeichnetsten Decorationspflanzen dieser Gattung und gedeihet selbst im Kalthause oder Zim- mer noch vollkommen gut. Die Vermehrung ist ziemlich schwie- rig. Am besten ist es, an starken Exem- plaren den Stamm zurHälfte einzuschnei- den und Anhängetöpfe anzubringen, die mit Moos und Erde gefüllt und stets feucht gehalten werden. Bald werden I. Originalabhandlungen. sich Wurzeln zeigen und nun kann der Kopf abgenommen werden. Die jungen Zweige, welche bald erscheinen werden, müssen wiederum erst mittelst Anhän- getöpfehen zum Wurzeln gebracht und dann erst abgenommen werden, da sie als Stecklinge behandelt, nur sehr selten 87 Wurzeln bilden. Schnittlinge starker Wurzeln in nicht zu feuchten Sand ge- legt, bilden ebenfalls Knospen und kön- nen daher gleichfalls zur Vermehrung benutzt werden, doch gelingt diese Ope- ration nicht so leicht als die vorher an- gedeutete. — (E. R.) 5) Mus» ooccinea BRoxh. Ein blühendes Exemplar dieser schö- nen Pflanze ward in der Sitzung des Pe- tersburger Gartenbau-Vereins am 8. Juli 1859 von Hrn. Erlemann aus dem Gar- ten des Herrn Grafen Bobrinsky ausge- stell. Dieselbe ist in China und Co- chinchina zu Hause, wo sie wegen ih- res schönen scharlachrothen Blütkenstan- des häufig in den Gärten cultivirt wird. Von allen andern Arten der Gattung Musa oder der Banane, unterscheidet sie sich durch den niedrigen Wuchs und die lebhaft orangerothe Färbung der Stützblätter des Blüthenstandes. Bildet einen im Verhältniss zu den andern Ar- ten der Gattung Musa, dünnen Stengel, der aus den in einander gehüllten Blatt- scheiden besteht, welche letztere auf ik- rer Spitze die gestielten 2 — 3 Fuss langen, gespitzten, 4 — 5 Zoll breiten, fiedernervigen, nicht geschlitzten und unterhalb weisslich-grünen Blätter trägt. Der Blüthenkolben aufrecht, zwischen den Blattbasen sitzend, oval, mit dach- ziegelförmig übereinander liegenden, lan- zettlich-nachenförmigen , schön orange- rothen Bracteen besetzt, von denen 2— 3 der untersten auf der Spitze ein klei- nes grünes Blättchen tragen, die an- dern dagegen an der Spitze gelb ge- färbt erscheinen. Die Blumen röhrig, in der Achsel der Bracteen sitzend, und zwar findet sich in der Achsel der un- tern Bracteen je eine hermaphrodite, und in der Achsel der obern je 2 männli- che Blumen ; die Blumen mit fehlge- schlagenem Fruchtknoten. Ward schon im Jahre 1790 von Roxbursh entdeckt und von Loureiro in der Flora von Co- chinchina beschrieben. Schon 2 Jahre später ward sie durch Evans aus China in England eingeführt. Im Jahre 1799 gab Andrews die erste Abbildung auf tab. 47 des Bot. Repositorium und später ward sie tab. 475 im Bot. Cabi- net, tab. 1559 im Bot. Magazine, Lab. 307 und 308 von Candolle im 6. Bande ven Redoutes Liliaceen und zuletzt noch im 7. Bande von Van Houtte’s Flore des serres tab. 722 — 723 abgebildet. Es_gehört diese Pflanze also schon zu denjenigen älteren Gartenpflanzen, die nur mit Unrecht wieder aus unsern Warmhäusern verdrängt wurden, um neue- ren, aber nicht schöneren Pflanzen Platz zu machen. Gleich empfehlenswerth als schöne Blattpflanze, wie wegen des effeetvollen Blüthenstandes. Liebt eine lockere aber nahrhafte Erde und wird am geeignetsten im niedrigen Warm- hause, wo möglich mit dem Topf in ein Lohbeet eingesenkt, ceultivirt. Letzteres ist besonders im Frühlinge dringend nothwendig, wenn man die jungen Wur- zelschösslinge, aus denen die Pflanze vermehrt wird, abgenommen hat, sofern Sg Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. man noch im gleichen Jahre schöne Während der Periode des Triebes ist kräftige Pflanzen erziehen will. In Er- fleissig und zuweilen auch mit Dungguss mangelung eines zweckmässigen Stand- | zu begiessen, zur Winterszeit muss man ortes in Warmhause bringt man sie zu |aber mit dem Begiessen vorsichtiger dieser Jahreszeit in einen tiefen war- | sein. men Mistbeeikasten. (E. R.) 6) Eine Krankheit der weissen Lilie. Seit 3 — 4 Jahren eıkranken in | konnte aber an den beschädigten Sten- Eisenach und dem Vernehmen nach | geln und Blättern weder den Käfer selbst, auch in andern Gegenden die weissen | noch die Larven entdecken, glaube daher, Lilien der Art, dass die Stengel, wenn | dass die Krankheit nicht davon herrührt. sich schon die Blumenknospen zeigen, | Ich bemerke hierbei, dass Bodenwech- in ihrer ganzen Länge, besonders aber | sel keine Abhilfe brachte. Jedoch konnte in der Mitte und oben anfaulen und die | ich die Erfahrung machen, dass eine Blätter wie gebrüht oder erfroren aus- Pilanze, welche zwischen Azalea in ei- sehen. Zuweilen kam es noch zu ein- | neın Heideerdebeet steht, vollkommen zelnen verkümmerten Blumen, in der gesund blieb und zur Blütne kam. An Regel fauiten oder schrumpften aber die | cine Abhilfe dieser Krankheit wird wohl ganzen Stengel zusammen. Die Verwü- | nicht zu denken sein, doch würde ich stungen, welche der Lilienblatikäfer | mich freuen, wenn Jemand ein bewähr- (Lema merdigera) anrichtet, hatte ich | tes Mittel dagegen angeben- könnte. noch nie Gelegenheit zu beobachten, ich | (J.) 7) Obeliscaria pulcherrima *) „Obelisearia pulcherrima, ganz pracht- | dunkelsammetpurpur mitgoldenen Spitzen, volle Neuheit aus Texas, Blumen gross, | bis zum Spätherbste bedeckt mit Blu- *) Die Erfurter Handelsgärtnerei und der sie vertreiende (obschon unabhängige) „Erfurter Generalanzeiger‘‘ wird wohl auch meinen. dass ich von- der Mode angesteckt sei, den Erfur- ter Samenhandel zu schmähen und zu verdächtigen, wie er es einem Artikel in Neubert's Gar- tenmagazin Schuld gibt. Obschon ich nun zwar erkläre, dass hier nicht Erfurt allein gemeint ist, weil man auch anderwäris Samenhandel treibt, so betrifft meine Bemerkung doch Erfurt besonders, weil dort die meisten Geschäfte gemacht werden. Es muss doch mehr als „Mode- sache‘ sein, wenn die Klagen so allseilig kommen, und die Herren Handelsgäriner müssten blind sein, wenn sie nieht bemerken wollten, dass die eingerissene Markischreierei mit allge- meinem Unwillen aufgenommen wird. Man lobe nur, was man selbst kennt und selbst für schön hält. Will man neue Einführungen in den Verzeichnissen auszeichuen und bemerkbarer machen, so ‚führe man sie besonders, aber ohne noch unbegründele Lobeserhebungen auf. Der erste Handelsgäriner, welcher den Anfang zur Vereinfachung und grössere Solidilät macht, ver- dient denDank aller Gärtner und Blumenfreunde und wird ihn auch durch Vertrauen ernten, (J.) 1. Orginalabhandlungen. men“ — stand fast in allen Samenver- zeichnissen der Handelsgärtner vom Jahre 1859 mit fetter Schrift. Wer liesse sich nicht durch eine solche ge- . genaue Beschreibung bestimmen, eine so empfohlene Pilanze in Cultur zu .neh- men? Auch ich versuchte es, obgleich schon im Voraus bei jeder von Han- delsgärtnern als schön angekündigten neuen Pflanze, welche ich nicht kenne, voraussetze, dass sie nicht der Oultur werth ist. Nun wir haben abermals ge- sehen, was es mit dieser „prachtvollen Neuheit“ zu bedeuten hat. Man denke sich eine gemeine Scabiosa, woran auch das Blatt erinnert (obschon die Pflanze derseiben fern steht und mehr zu Rud- beckia gehört), olıne Farbe, denn das schmutzige Schwarzbraun des Blumen- körbehens (Kopfes) ist nicht farbig zu nenuen, ringsum mit einzelnen kurzen Blumenblättern (eigentlich blattartigen Randblüchen) besetzt, halb braun, halb gelb, spät im Juli mit der Blüthe be- ginnend und ganz einzeln auf sieifen, dünnen Stielen stehend, zu gar nichts brauchbar, was nicht durch ähnliche Sommergewächse zehnmal besser erreicht würde: man denke sich eine solche Pflanze, so hat man diese Obeliscaria. Den Botaniker mag die einzelne Blume erfreuen, aber zur Zierde ist sie gar nicht zu gebrauchen. &9 Obschon auch diese Worte für die Samenverkäufer, wie so viele andere in den Wind gesprochen sein werden, so kann man doch unmöglich zu solcher Marktschreierei still schweigen. Wenn die Herren Handelsgärtner es nicht so weit bringen wollen, dass alle ehrli- chen Gartenzeitschriften grundsätzlich das Pubikum warnen und die fortwäh- rende neue Einführung solcher Pflanzen bekämpfen, dass alle vernünftigen Gärt- ner sich auflehnen,, so sollten sie doch endlich einmal. vorsichtiger mit ihren Anpreisungen werden. Es ist kaum glaubhaft, dass die mit solchen Neuhei- ten gemachten Geschäfte so bedeutend sein sollten, als dass man sie nicht auf- geben könnte. Versucht muss es aller- dings mit allen Neuheiten werden. Aber wenn man es.nur eben versucht, so ist auch der Verlust nur gering, wenn die Neuheit keinen Werth hat, und man braucht nicht das Publikum absichtlich um sein Geld wieder zu 4.) zu täuschen, bekommen. Lepachys columnaris Var. pulcherrima Torr.. et Gr. ist der jetzt angenommene Name für diese Pflanze. Unter Rud- beckia Drummondi war sie früher in den Gärlen verbreitet. (E. R.) 8) Die Neih des UVeberflusses. Von 4. Reiehthum und Ueberfluss macht Sor- | gen, dies fühlen nicht nur die reichen Leute, sondern auch nicht reiche Gärt- | ir- | gend Jemand. Es ist der Reichthum | ner, letztere vielleicht stärker als an Pflanzanarten, besonders an Sorten. Dieser wächst uns allen so | | ! | Jäger. über den Kopf, dass wohl kaum eine Gärtnerei zu Änden sein möchte, wo er nicht Schaden anrichtete. Auch ich kämpie mit diesem Reichthum seit meiner selbstständigen Wirkungszeit. Zwar bin ich unbarmherzig im Wegwerfen , zähe im Annehmen von Pflanzen, die ich 90 nicht brauche und wählerisch in der Auswahl: dennoch wachsen mir die Neu- heiten über den Kopf, es reichen weder die vorhandenen Plätze zur Cultur und Verwendung noch die Mittel mehr aus, um auch nur das Bessere aufzunehmen. In demselben Falle befinden sich auch grössere, reicher dotirte, selbst die gröss- ten Gärtnereien. Es ist dies ein un- heilvoller Reichthum, weil er wie eine zu dichte Bevölkerung nur Proleta- rier schafft, weil die schöneren Pilan- zen dabei nicht zu ihrem Rechte kom- men. Zunächst treffen die dadurch herbei- geführten Nachtheile den Obergärtner, oder welchen Titel er sonst führen mag, und den Besitzer selbst, wenn dieser sein eigener Obergärtner ist, weil ihm die Uebersicht, das Verzeichnisswesen, die Anordnung der Vermehrung und Fortpflanzung, endlich die der Anord- nung, Verwendung und das Unterbrin- gen obliegt. Welche Zeit geht verlo- ren, durch Aussuchen, Prüfen, Bestel- len des Neuen, durch das Vergleichen, Einreihen in Verzeichnisse, Auszüge zur Vermehrung etc. Hat man endlich die neue Pflanze vermehrt, durch Be_ nachtheiligung anderer vermehrt und er- probt, welche Art der Verwendung am besten ist, so findet sich ojt nicht ein- mal ein passender Platz dazu und man stellt häufig genug die erst mühsam an- geschaffte und angezogene Pflanze in einen Winkel, sie vernachlässigt wird, oder man verdrängt eine ältere bessere, oder, was noch am schlimm- sten ist, man überfüllt deu Garten, bringt noch Beete, Gruppen und einzelne Pflan- zen an, wo deren Schon zu viele stehen. Gefällt uns eine neue Pflanze einmal recht besonders, so wird sie massenweise vermehrt, zu häufig angebracht, und wenn es gilt sie in Gewächshäusern wo Gartenflora Deutschlands Russlands, und der Schweiz. oder Kästen unterzubringen, so fehlt es natürlich an Platz, denn dieser ist nicht grösser geworden, im Gegentheil kleiner, weil alle Pflanzen sich vergrösserten, Dazu kemmt noch die Liebhaberei und Vermehrungswuth der Untergärtner, Ge- hilfen etc... die entweder ebenfalls ihre besondere Freude an gewissen Pflanzen haben, und sie trotz aller Gegenmahnung des Vorgesetzten bevorzugen, oder über- haupt gedankenlos in Masse vermehren, ohne das Bedürfniss und die vorhande- nen Mittel in’s Auge zu fassen. So wächst die Masse mit jedem Jahre an und wird überwältigend. Und ınan kann nicht anders sagen, dass in den meisten Gärten sehr unklug und gedankenlos verfahren wird, Auch ich habe nicht immer ganz weise gehandelt, habe mehr angeschafft und gezogen, als ich nöthig hatte und brauchen konnte. Vergleiche ich mich aber mit vielen andern mir be- kannten Gärtnern, so beruhigt mich der Umstand einigermassen, dass ich mich verhältnissmässig auf sehr wenig Sorten beschränke, höchstens 1/,, der überall eultivirten Sommergewächsarten und ver- hältnissmässig noch weniger von den sogenannten Florblumen ceultivire, Man kommt zu Sorten, ohne zu wis- sen wie. Als z. B. Phlox Drummondi bekannt wurde, musste sich jeder Gärt- ner freuen, eine so zierliche, den ganzen Sommer blühende, dabei so wenig Mühe verursachende Pflanze zu bekommen. Bald erschien eine Spielart mit weissem Stern als P. Drum. Leopoldii, welche man neu in den Vordergrund pflanzte, während die gewöhnliche Sorte in die Rabatte und an entferntere Stellen gewiesen wurde. Gewiss war die zierliche weisse Spielart mit violettem Auge, welche als oculata geht, werth , ihr wenigstens ein kleines Beet einzuräumen, und als bald darauf dunkelrothe, fast feuerrothe Sorten zum 1. Originalabhandlungen. Vorschein kamen, die man allein pflan- zen musste, um sie rein zu erhalten und einen Effect davon zu haben, fand man sie höchst passend und willkom- ‘men, um entfernte Beete damit zu be- setzen, weil ihre Farben so weit leuch- ten. In den Samengärten bewunderte man bald noch andere prächtige Spiel- arten, von denen wenigstens 2—3 werth waren, ihnen ein Beetchen einzuräumen. Als endlich die niedrigen Spielarten ent- standen, musste man, wenn man sie des Samens wegen nicht besonders auspflan- zen wollte, wiederum für jede Sorte ein abgesondertes Beetchen bestimmen. Das sind beiläufig zehn Beete oder Bettchen, oder Einfassungen allein von Phlox Drummondi , jede Sorte schön und der Cultur werth. Hatte man mit dem De- berwintern und Vermehren der schönen Spielart Radetzky Glück, so erhielt diese Sorte ausserdem vor allem eine bevor- zugte Stelle. U:n diesem Phlox Platz zu machen, musste manch andere Pflanze weichen, denn man fand entweder diese Blumen schöner als die bisher verwen- deten Sommergewächse oder bequemer als die Besetzung mit Topfpflanzen glei- cher Farbe. Zum Glück wurden dadurch viele andere schlechte Einjährige ver- drängt. Im Mistbeet zur Pflanzenan- zucht brauchte man für Phlox Drum- mondi vor 15 Jahren einen (Quadratfuss, gegenwärtig, wenn man Sorten führen will, ein Fenster. Man wird einwenden, es sei unnöthig , Sorten zu führen, und könne es einfacher haben. Wenn aber alles durcheinander gepflanzt ist, so brin- gen manche Sorten zusammen eine schlechte Wirkung hervor, z. B. rosen- roth mit Scharlach, und man kennt gar bald nur die Sorten, an welchen beson- ders gelegen ist, oder müsste diese in einem besonderen Anzuchtsgarten eigens zur Samengewinnung auspflanzen, was 91 wiederum Mühe macht und in einem Garten, wo man nur den Selbstbedarf von Samen zieht, bei dieser Art von Blumen zu umgehen ist. Dieses eine Beispiel für viele. Es ist noch lange nicht das schlimmste unter den Sommer- gewächsen , denn wenn man auch nicht die 300 Sorten Sommer- und Herbst- Levcojen anpflanzt, sondern nur etwa 3 Hauptsorten in allen Farben gemischt, weil die Farbeneflecte in reinen Verbin- dungen bei den Levcojen immer sehr zweifelhaft sind, so kann man dies doch z. B. nicht immer bei Astern thun, wo sich durch einfarbige Aufstellungen so viel Effect hervorbringen lässt. Von den Georginen, Malven und ähnlichen Pflanzen will ich nur etwas andeuten. Verfährtt man bei der Aufstellung ge- dankenlos, indem man sich um Farbe und Höhe wenig kümmert, was jedoch nicht einmal bei der Bepflanzung von Rabatten ohne nachtheilige Wirkung bleibt, so bringt die Menge von Sorten bei der Zusammenstellung auf Gruppen förmlich in Verlegenheit, und der Effeet wird bei Anwendung einer ganzen Samm- lung selten ein guter sein, während man bei weniger Farben einer guten Wirkung sicher sein kann. Gelingt es aber auch, so ist doch die Mühe, viele Sorten zu erhalten und zu vertheilen, verhählt- nissmässig zehnfach grösser, als die zu erwartende Wirkung. Solche krautartige Pflanzen kann man doch wenigstens leicht wieder verlieren, oder man wirft den Ueberfluss an Pflan- zen, weil die Anzucht mehr mühelos ist, ohne Bedenklichkeit weg, wodurch ihrer allzugrossen Vermehrung ein Ziel gesetzt wird. Nicht aber so bei holzartigen Pflanzen, als Rosen, Fuchsia u. s. w. Wie man selbst bei wenig Aufwand und Ankauf zu einer allzugrossen Sammlung kommen kann, wenn man darnach strebt, 92 Gartenflora Deutschlands, das Schönste zu haben, zeigt mir meine frihere Rosensammlung. Als endlich nach langer Zeit die sogenannten Remon- tant - oder Herbstrosen nach Deutsch- land und allgemeiner in Verwendung ka- men, hatte ich mir vorgenommen, nicht über 20 Sorten zu führen, und ich zählte im Herbst 1858 mehrere hundert .Sorien Landrosen, die glücklicherweise durch den tückischen frühen Frost dieses Herb- stes auf eine sehr geringe Zahl herah- gebracht wurden, wobei leider aber auch die schönsten mit verloren gingen. Ein solches barbarisches Mittel zur Befrei- ung von vielen Sorten kommt freilich we- ‘der erwünscht noch oft vor. Aber aul- richtig gesagt, ich bin froh, eine Menge Sorten los geworden zu Sein, die schlecht oder von andern nicht verschieden wa- ren, die ich mich aber doch gescheut hätie wegzuwerfen , so lange sie noch blühten, weil ihre Anschaffung und An- zucht mit grösserer Mühe verbunden ge- wesen war. Ich war zu einem so siar- ken Sortiment gekommen, ohne zu wis- sen wie, Die eine Sorte wurde gekauft oder herbeigeschaflt, weil man sie als wirklich schön kannte, andere wurden in Folge von Anpreisungen gekauft, andere geschenkt, oder man bekam falsche Sor- ten, oder für die bestellten andere. Je- des Jahr verglich ich Werth und Ver- schiedenheit der Sorten, stellte bei den meisten die Vermehrung ein, kam aber doch trotz aller Zeitversäumniss nie zu einem sichern Abschluss, welelıe Sorten andern gleich zu erachten und am er- sten zu entbehren wären. Andern Gärt- nern wird es ähnlich ergangen sein, vie- len wohl noch schlimmer, weil ihre Sam- mellust grösser ist. Nach dieser geschichtlichen Entwicke- lung des vorhandenen Uebels stelle ich nun die Frage: Was ist zu thun, um einerseits sich den Fort- Russ!ands und der Schweiz. schritten der Gärtnerei nicht zu verschliessen, andererseits, um dann mit den vorhandenen Mit- teln, Kräften und Gelegenheiten zur Anwendung auszukommen; mit andern Worten: Wie kann man das schöne Neue aufnehmen, ohne das gute Alte zu verdrän- zen? Diese Frage werden Viele. mit lem kurzen Worte: „Wegwerfen‘‘ beant- worten. Auch ich sage wegwerfen, aber noch besser ist es, es gar nicht zum schädlichen Ueberfluss kommen zu las- sen. Aber was soll man wegwerfen und ausschliessen? Die Neuheiten wer- den sich von Jahr zu Jahr vermehren, weil die Kunst immer weiter fortschrei- tet, die einmal zum Spiel geneigte Na- tur gewisser Pflanzen immer launenhaf- ter und manniglaltiger wird, die Pflan- zensammler häufiger und im Erhalten glücklicher sind, Darunter werden viele chöne Pilanzen sein, die man nicht ent- behren will noch kann, Man muss über- ll mit der Zeit. fortgcehen, vorzugsweise in der Gärtnerei, muss also neue Pflan- ‚en und Sorten anschaffen. Ich will nun aus meiner Erfahrung, lie ich besonders zu machen Gelegen- heit hatte, beschränkte Räumlich- keiten und Mittel mich jeden Ueberflusz nachtheilig empäünden lassen, und weil weil Ueberfüllung mir überall. ‚ widerwärtig ist, einige Andeutungen geben, wie man am.leichtesten durch diese Noth des Ue- berflusses kommt, | 1) Man kaufe oder tausche keine Pflanze, die man nicht irgendwo sehr schön gesehen hat, ver asse sich nie auf gedruckte Anpreisungen der Verkäufer, denn sie sinüä meist Wind und; Markt- schreierei, und man findet das wirklich Schöne nicht heraus, weil dem Mittel- mässigen oder Unschösen so viel Lob eriheilt wird. Man verlasse sich auch a Taf 265. GER I. Originalabhandlungen. wenig aufAbbildungen, die oft sehr täu- schen, und merke wohl darauf, ob das Lob, welches in Büchern , besonders in Zeitschriften ertheilt wird, ganz unpar- . theiisch ist und mit recht klaren Worten ertheilt wird; denn es wird manche Pflanze schön genannt, die es wohl für den Beschreiber, nicht aber für jeden Andern ist *), oder der Schriftsteller hat dabei einen grösseren Garten im Sinn, wo Pflanzenkenner sich an jeder Form erfreuen, während die Besitzer ei- nes kleinen Gartens oder Gärtner solche Pflanzen nicht gebrauchen können. Da- her rathe ich besonders Besitzern oder Vorstehern kleiner Gärten, diesen Grund- satz des Selbstschauens fest zu halten, Selbst bei dieser Vorsicht wird man, von einem augenblicklichen Wohlgefal- len bestochen, noch oft Pflanzen aussu- chen,: die nicht schöner und anders sind, als man sie schon hat, die aber, gut cul- tivirtt und bevorzugt aufgestellt, uns schöner erscheinen, als unsere viel- leicht vernachlässigten Pflanzen. Kommt es jedoch vor, dass man Blumen aus- sucht, die man schon hat. Wer kann es auch dem Vorsteher einer vielseitigen Gärtnerei zumuthen, alle die vergängli- chen oft läppischen Sortennamen im Ge- dächtniss zu behalten, *%) Wenn jeder nur anschaffen wollte was er bereits als schön nach seinem indivi- duellen Geschmack gesehen, müsste die Handelsgärtnerei überall Marktgärtnerei herabsinken. Zwischen schön und schön ist überhaupt nach dem Gesichtspunkt, aus dem man eine Pflanze betrachtet, ein grosser Un- terschied. Wer z. B. nur die Blumen betrach- tet, wird manche Pflanze schön finden, die der, welcher auf die Gesammtwirkung sieht, un- schön nennt. Obeliscaria pulcherrima , die Hr. Jäger ganz verwirft, ist dazu gerade ein Bei- spiel. (E. R.) II. 1860. zur zen begnügen. 93 2) Wer so handeln will, darf nicht nach Neuheiten jagen. Es ist Tihorheit, immer das Neueste haben zu wollen, denn einmal kostet es mehr , zweitens ist es noch nicht geprüft und bewährt, Der Handel treibende Gärtner muss frei- lich anders denken, denn das Neue bringt das meiste Geld. Die Handels- geschäfte brauchen ob dieser Warnung mir nicht zu grollen, denn es gibt zum Glück für sie, trotz meiner Predigt, noch eine Menge von Leuten, die immer das Neueste kaufen werden, nur weil es neu ist, die sich bald überdrüssig an etwas schen, und eine Blume nicht mehr schätzen, wenn sie in Jedermanns Hän- den ist. 3) Wer grössere Ansprüche macht, als einen kleinen Garten hübsch zu er- halten, wird, selbst wenn er zuweilen reist und fremde Gärten besucht, sich nicht mit den selbst gesehenen neuen Pflan- Einige : werden ihn von Freunden und Gärtnern, welche nicht des Gewinns wegen loben, empfohlen, auf andere wird ihn das Lesen der Fach- Schriften aufmerksam machen; endlich wird er sich, bei allem Misstrauen in Folge häufiger Täuschungen, dennoch verführen laseen, auf eine Anpreisung in Verzeichnissen und Zeitungen, Pflan- zen kommen zu lassen. Thut er letzte- res, so ist ihm wenigstens zu rathen, wie schon oben erwähnt wurde, nicht das Neueste, Theuerste zu kaufen. Er kaufe gleichsam nur, um zu probiren, rechne darauf, dass ein grosser Theil des Neuen werthlos oder leicht entbehrlich ist und freue sich, wenn er nur einige hübsche Pflanzen dazwischen erhält. Aus diesem Grunde ist es gut, zuweilen Sortimente kommen zu lassen, ohne sie zu kennen. Man behält nur das Beste davon , ver- mehrt nur dieses und wirft die schlech- ten Sorten sofort weg, oder verweist 7 94 alles Mittelmässige durch Beseitigung der Namen in den Ausschuss, den man so lange behält, als man Gebrauch da- von machen kann. Auf diese Art kommt man ebenfalls zu guten Pflanzen und Sorten, 4) Findet man unter den neuen Sor- ten, namentlich unter den sogenannten Flor- und Modeblumen solche, die bes- ser sind als eine ältere ähnliche, so be- stimme man die letzten zum Wegwerfen, behalte sie aber noch ein Jahr bei, denn im zweiten Jahre kann sich herausstel- len, dass die alte Sorte noch besser war als die neue und dann behalte man sie unbedingt bei, wenn sie auch Niemand mehr behalten hai. Dieses Ersetzen und Ausmerzen soll sogar bei ganzen Pflanzenfamilien (wenn ich so sagen darf) angenommen werden, indem man z. B. alle ältern sogenannten englischen (spitz- blättrigen) Pelargonium, mit Ausnahme weniger, welche unbestritten Vorzüge haben, besonders Farben, welche in den neuen vervollkommten Sorten noch feh- len, gänzlich beseitigt. So habe ich z.B. seit Einführung der neuen fünflleckigen Pelargonium mein altes über 50 Sorten starkes Sortiment bis auf einige sehr weisse und mehrere im freien Lande gut blühende Sorten beseitigt. Als ich so prachtvolle Gloxinien eigner Züchtung ausSamen gezogen hatte, warfich meine sämmtlichen alten Sorten, darunter so- gar neue, welche ich erst kurz vorher gekauft hatte, auf den Erdhaufen, weil keine darunter war, welche mit meinen Sämlingen zu vergleichen oder besser gewesen wäre. Andere Gärtner haben diese und andere neue angeschafft, und führen dennoch die alten fort. Jeder nach seinem Geschmack! Ich zweifle aber nicht einen Augenblick daran, wer besser wegkommt. So muss man es ma- chen, um sich zu erleichtern. @artenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 5) Hat Jemand für gewisse Pilanzen- arten eine grosse Liebhaberei, dass er keine Sorte entbehren mag, mit andern Worten, bestimmt ihn mehr Sammellust (Sortenwuth) als Schönheitssinn, so mö- ge er die meisten derselben wenigstens nicht zur Schönheit bezweckenden Aus- schmückung des Ziergartens verwenden, weil mit wenigen schönen Pflanzen stets mehr geleistet wird als mit einer Menge von zweifelhaften verschiedenen. Er mag ihnen einen besonders für ihn selbst be- stimmten Aufstellungsplatz anweisen, wo er sich seiner Lieblinge nach Belieben erfreuen, wo er sie in Sortimenten übersichtlich aufstellen kann. Auch sol- che SBortimentsaufstellungen haben ih- ren Nutzen, wo man Platz hat, indem man so nicht so leicht eine Sorte ver- liert, einen bei der Ausschmückung des Gartens leicht vorkommenden Verlust vermeidet und den richtigen Namen er- hält, überhaupt den Schmuckwerth ein- zelner Arten und Sorten kennen lernt. 6) Wen nicht Sortenliebhaberei dazu bestimmt, was ohne Nachtheil für die (zartenzierde nur geschehen kann, wenn man Raum und Arbeitskräfte genug hat, der begnüge sich mit wenigen Arten und Sorten und wähle nur diejenigen welche allgemein am besten gefallen. Er ziehe dann diese schönen Pflanzen in solcher Menge, dass er von jeder so viel hat, um eine wirkungsvolle Aufstel- lung machen zu können. Er ziehe sie aber auch in möglichster Vollkommen- hei. Ob man Pflanzen in Masse von einer Art und Farbe oder einzelne braucht, hängt ganz von seinen Bedürf- nissen, sowie von der Eigenthümlichkeit jeder Pflanze ab. Alles, was ich bisher über diesen Gegenstand sagte, bezieht sich nur auf Gärten, wo die Pflanzen zur Zierde ge- zogen und aufgestellt werden, nicht aber 1. Originalabhandlungen. „auf Verkaufspflanzen. Handelsgärtnereien müssen nach andern Grundsätzen ver- fahren. Gleichwohl kann ich den Ge- danken nicht verschweigen, dass die Handelsgärtnereien sich viel besser ste- "hen würden, wenn sie in ähnlicher Weise verfahren wollten, wenn sie, nachdem Neueres, Vollkommenes eingeführt ist, das alte Unbedeutende ganz ausgehen liessen. Bei Topfpflanzen, besonders Blumisten- blumen hat die Nothwendigkeit schon die meisten Handelsgärten zu diesem Verfahren bestimmen müssen. Nur -un- ter den sogenannten Sommergewächsen, 95 womit sie ihr gutes Land unnützer Weise verderben, ohne bemerkenswerthen Ge- winn dabei zu haben, hebt man noch immer die ganze Masse zum grossen Theil werthloser Pflanzen auf, häufig blos um ein starkes Verzeichniss zu haben, und um den Gewinn durch andere Pflanzen hierbei zuzusetzen. Sicher würde das allgemein so sehr erschütterte Zutrauen sich wieder ver- stärken, wenn man sich zu einer Ver- einfachung der Verzeichnisse und Cultu- ren verstehen wollte. 9) Pfianzen, welche einzeln auf Rasenplätze gepflanzt und blos frostfrei eingeschlagen durchwintert werden können. Wir können uns einen Garten ohne Rasen kaum schön denken, wo aber Rasen ist, da wird die wünschenswerthe Mannipfaltigkeit nur durch einzeln auf- gestellte schöne Pflanzen erreicht. Wo Gewächshäuser und grosse Pflanzen- sammlungen zu Gebote stehen, da ist die Auswahl solcher Pflanzen gross, nicht so wo man kein Pflanzenhaus oder nur von beschränktem Raume hat. Gleich- wohl gibt es auch für solche Verhält- nisse noch viel schöne Pflanzen, be- sonders holzartige, immergrüne, welche nur eines frostfreien, trocknen Raumes zur Ueberwinterung bedürfen, um, in Gefässe gepflanzt oder auch blos ein- geschlagen, sich gut zu erhalten und mit Hilfe deren auch der Gartenbesitzer ohne Gewächshaus im Stande ist, in den Pflanzenschmuck seines Gartens die grösste Abwechslung zu bringen. Ich will nun hier einige der vorzüglicheren Pflanzen nennen, welche ich auf diese Weise selbst behandelte oder behandeln sah. Zuvor aber will ich noch ein Wort lin die Grube fällt. über den Ueberwinterungsraum, das Auspflanzen und Einwintern sprechen. Hat man einen geräumigen, trocknen Keller, welcher nicht ganz dunkel ist, so genügt dieser vollkommen für die meisten Pflanzen, und er ist um so bes- ser, je mehr Licht in denselben kommt. Noch besser sind frostfreie Gewölbe über der Erde, da diese in der Regel heller und trockner sind. Hat man kei- nen solchen Raum, so legt man eine besondere Grube, eine Art Erdhaus, zu diesem Zwecke an. Dies kann mit sehr geringen Kosten geschehen, indem man die Wände wie Bergwerksgruben nur mit Holz verschalt, damit die Erde nicht Besser ist es aller- dings, wenn man die Wände ausmauert. Der Platz hierzu muss trocken und der Boden der Grube wenigstens über dem winterlichen Grundwasser liegen. Sollte aus diesem Grunde ein tiefes Ausgraben nicht angehen, so legt man um Wie ober- irdischen Wände Erdwälle an, stark ge- nug, um den Frost abzuhalten. Als 7% 96 Decke dient ein dickes Strohdach auf Latten oder Stangen, welches am besten zum Abnehmen eingerichtet wird, um im Herbst und Frühjahr den Pilanzen Hellung zu verschaffen. In der Mitte des Daches oder bei grösseren Gruben 10 — 12Fuss von einander bringt man ein Fenster an, wozu im Winter nicht gebrauchte Mistbeetfenster dienen kön- nen, In der Wand der Thür gegenüber wird ein Lüftungsloch angebracht , um bei zu grosser Feuchtigkeit lüften zu können. Bei strenger Kälte verwahrt man das Fenster mit Strohdecken, und die über der Erde liegenden Theile mit Stroh oder Pferdemist, damit der Frost nicht eindringen kann. So lange es kalt ist, lässt man das Haus oder viel- mehr die Grube ganz zugedeckt, selbst bei Sonnenschein, und lüftet nur, wenn die Feuchtigkeit darin zu gross werden sollte. Ein Begiessen ist meistens nur beim Einpflanzen und dann wieder im März nöthie. Da aber die Wurzelbal- len im Herbst in der Regel sehr trocken sind, so müssen sie einigemale durch- dringend gegossen werden *). Das Einpflanzen geschieht mit der bei dieser Verrichtung nöthigen Vorsicht im October, bei einigen noch später, das Auspflanzen, je nachdem das Klima und die Pflanzen, im April und Mai. Zum Auspflanzen wählt man, wenn die Pilan- zen nicht durch Abnehmen des Daches an die Sonne gewöhnt werden können, *) Auch im Petersburger Klima sind sol- che Erdhäuser für solche Pflanzen, wie auch für zartere laubwerfende Sträucher sehr em- pfehlenswerth. Man construirt solche, inelu- sive des Daches ganz aus Holz, lässt imDach ein Paar Fenster, wirft auch über’s Dach, mit Ausnahme der Fenster, Erde und seizt einen kleinen Ofen hinein, der im Nothfall geheizt wird. (E. R.) enflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einen trüben Tag, und es muss, wenn die Pflanzen nicht in Gefässen, sondern nur inErde eingeschlagen stehen, jeden- falls geschehen, bevor sich junge Triebe bilden. Die Erde, in welche die Pflan- zen eingeschlagen werden, muss locker und sehr sandig sein. Folgende beliebte Pflanzen lassen sich, bis sie eine gewisse Grösse er- reicht haben, ohne Nachtheil für ihre ge- sunde und schöne Ausbildung auf diese Weise behandeln. Alle Arten von Rhododendron mit Ausnahme von R, arboreum, welche so behandelt selten blühen, von den alpini- schen R. hirsutum und ferrugineum, welche das ofte Verpflanzen nicht gut ertragen. Dasselbe gilt von R, azaleoides und caucasicum. Alle Kalmia, am wenigstens jedoch R, latifolia, welche bei dieser Cultur nicht reich blüht. Azalea alle Arten, mit Ausnahme der immergrünen indischen, welche wohl gut aushalten, aber schwach oder nicht blühen. Yucca gloriosa und filamentosa (flac- cida?). Letztere hält zwar bedeckt gut imWreien aus, bildet aber, weil man bei dem Auspflanzen die Wurzelsprossen (Ausläufer) entfernen kann, eher einen Stamm, als ganz im freien Lande. Chamaerops humilis, die Zwergfä- cherpalme, jedoch erst, wenn sie stärker geworden ist. Kleinere Pflanzen durch- wintert man besser im warmen Zim- mer, wo sie zugleich zum Schmuck dienen. Agave americana, sowohl gewöhnliche als buntblätterige. Bei diesen erfor- dert das Ein- und Auspflanzen viel Vor- sicht, damit die Blätter nicht beschädigt werden. Alle Arten von Cupressus und die zärtlicheren Thuja, sowie eine Anzahl I. Originalabhandlungen. anderer Coniferen, darunter auch Arauca- ria imbricata, Cunninghamia sinensis, Cryptomeria japonica, Wellingtonia gi- gantea u. a. m. Hohe Pflanzen legt man um, bringt jedoch, um keinen Platz zu verlieren, kleinere Pflanzen darunter an. Laurus nobilis den Lorbeer, Prunus Laurocerasus den Kirschlorbeer und P. lusitanica den portugiesischen Lorbeer, Diese und ähnliche Pflanzen hält man durch Schneiden buschig. Mahonia ilieifolia und andere Arten, jedoch nur mit grosser Vorsicht zur Er- haltung des Wurzelballens. llex, alle Arten, welche sonst im Freien oder im Kalthause stehen. Rham- nus Alaternus mit seinen Abarten. Phil- lyraea alle Arten. Evonymus japonicus mit den bunten Spielarten. Aucuba japoni- ca. Erica mehrere harte Arten, welche so zu mächtigen Sträuchern heranwachsen. Magnolia grandiflora, Buxus balearica. Daphne Laureola. Viburnum Tinus welche Pflanze jedoch zu früh blüht und desshalb besser in Gefässen durchwin- tert wird. Von kraut- und halbstrauchartigen Pflanzen versuchte ich es mit Vinca ma- jor, Agapanthus umbellatus, Phormium tenax und Veronica Andersonii *). *) Gunnera scabra, Gynerium argenteum, Arunda Donax fol. albo-variegatis u. a. wären hinzuzufügen. — (E. R.) 97 Auch die Blätter verlierenden härte- ren Fuchsia sind so leicht zu durch- wintern, nur muss man sie SO durch Trockenheit zurückhalten, dass sie bis zum Auspflanzen zu Anfang des Mai nicht treiben. Treiben sie dennoch, SO schneidet man sie auf unentwickelte Au- gen zurück oder sorgt bei schön getrie- benen Pflanzen , dass die jungen Triebe durch Beschattung erhalten werden. Endlich eignet sich hierzu die ge- meine und die buntblättrige japanische Hortensia (Hydrangea hortensis und ja- ponica fol. var.), sowie die prächtig be- laubte H. quereifolia und die silberblät- terige Urtica nivea *). Es ist nicht zu bezweifeln, dass noch viele andere Pflanzen ganz auf gleiche Weise behandelt werden können , und ich finde diese Cultur für zarte Sträu- cher, welche im Winter gut bedeckt werden müssen , besser als die ganz im Lande, vorausgesetzt, dass sie das öftere Verpflanzen ertragen. (J.) *) Urtica nivea hält im Erlanger Botani- schen -Garten seit mehreren Jahren unter leich- ter Laubdecke im freien Lande aus, indem sich jährlich kräftige Triebe aus dem Wurzel- stock entwickeln. (F. F.) I. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet im Botanical Ma- gazine. 1) Ahododendron Kendrickii Nutt. var. latifolium. Wenige unter den schönen neuen Himalaya- und Bhotan - Rhododendron - Arten übertreffen die vorstehende in der prächtigen scharlachrothen Färbung der Blüthen. Mr. Booth fand sie in der 7000 Fuss über dem Meere gelegenen Region der Tannen- und Taxuswäl- 98 der der Bhotan - Gebirge, wo auch Ah. Ed- geworthii seine Heimalh hat. Sie wächst dort massenhaft als dichtes Unterholz,, durch welches der Reisende nur mühsam sich einen Pfad bahnen kann. Bildet einen niederen, stark verzweigien Strauch, Blätter (4 — 6 Zoll lang, eirca 1 Zoll breit) lanzettlich. oder länglich lanzeitlich , zugespitzt, fast wellig ge- randet, auf beiden Seiten grün; die jungen Blätter und Stengel mit röthlichen,, klebrigen Haaren bedeckt, die später verschwinden. Blüthenköpfe vielblumig kugelig; Kelchzipfel kurz, gespitzt; Corolle breit glockig, mittlerer Grösse , gleichförmig 5lappig, Lappen ausge- randet, von prächtig hochrother Färbung, oben dunkel punktirt, Staubfäden 10, Fruchtknoten striegelhaarig, Fruchtikapsel kahl, leicht ge- krümmt. Diese schöne Art wird für Deutschland wohl kaum im Freien , desto besser aber als Kalthauspflanze passen (Taf. 5129.) 2) Dendrobium albo - sanguineum Lindl. Eine schöne Orchidee von Moulmein, duch die Herren Veitch und Sohn zuerst importirt, die bereits in den grösseren Sammlungen Eingang gefunden, jedoch noch zu den selt- neren Arten zählt. Stengel über fusslang, auf- recht, an der Spitze beblättert; Blätter bis 7 Zoll lang , fast zweizeilig, lineal - lanzettlich; Blüthentraube endständg, 4 — 5 blumig, kürzer als die Blätter, mit kleinen, schuppen- förmigen Bracteen; Blüthen gross (—A4 Zoll im Durchmesser), gelblich weiss, am Grunde der Lippe dunkelblutrothe, in 2 Flecken grup- pirte Streifen ; länglich - lanzettlich, ausgebreilet, die seitlichen in einen kurzen geraden Sporn ausgesackt; Petalen oval, stumpf, um das Doppelte breiter als die Se- palen; Lippe gross, verkehrt-eirund, fast ab- gerundel, flach, ganzrandig. (Taf. 5130.) 3) Aeschynanthus cordifolius Hook. Wie- derum eine hübsche neue Art der schönen Gattung, aber in der Blallform , in den hoch- roihen, am Saume schwarz gestreifien Blu- men. und auch in der hängenden Tracht viel- leicht zu wenig verschieden von 4. pulcher, Lobbianus und ähnlichen Arten, um besondere Empfehlung zu verdienen, aber jedenfalls wie diese als Ampelpflanze oder zur Bekleidung Sepalen Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. von Tuffsteingrotten in Warmhäusern vortheil- haft zu verwenden. Thomas Lobb, der mit seinem Bruder William Lobb, beide im Dienste der Herren Veitch und Söhne, zu den fleissigsten und glücklichsten Sammlern der Neuzeit gehörend, fand diese neue Art in Bor- neo, wo er überhaupt, wie zu erwarten sland, reiche Ausbeute an herrlichen Pflanzen machte. — Stengel kriechend oder hängend, kahl, Blätter breit eirand, kahl, ganzrandig, fleischig; Blattstiele kurz, halbstielrund; Blüthen zu zweien, blattwinkel- und endständig; Kelch kurz 5lappig, angedrückl, grün mit braun ge- tuscht; Corolle 4 — 5 mal so lang als der Keleh , drüsig weichhaarig; Röhre leicht ge- krümmt, Saum schief zweilippig, Oberlippe fast helmförmig , zweispaltig, Unterlippe 3lap- pig, die Lappen gelb im Schlunde, jeder mit einer 3strahligen schwarzen Zeichnung, Staub- fäden und Griffel von der Länge der Ober- lippe. (Taf. 5131.) 4) Monochaetum ensiferum Naud. Eine sehr schöne Melastomee, neuerdings durch Herrn Linden in Brüssel in den Handel ge- bracht, Ghiesbrecht fand sie auf den Bergen bei Oaxaca in Mexico. — Ein kleiner, bu- schiger, reichverzweigter Strauch , mit kurzen, fast aufrechten, graden Zweigen; die jünge- renZweige krautig und mehr oder minder ge- rölhet ; Blätter stehend, klein, breit- oder eirund-lanzelllich, kurz ge- stielt, 3 — Önervig, derRand undeutlich buch- tig-gekerbt und gewimpert (nach Naudin sind die Blätter und durchaus ganzrandig), oberhalb dunkelgrün , unterhalb heller und leicht behaart; Blumen einzeln, endständig, 1!’; — 2 Zoll im Durchmesser, Kelchröhre eirund oder krei- selförmig, weich-borstenhaarig. Kelchzipfel 4 —5, eirand, zugespitzt, ausgebreitet, gewim- pert, lebhaft roth gefärbt (der ganze Kelch dem einer Granatblüthe nicht unähnlich); Petalen 4 — 5, herzförmig, fast abgerundet, flach aus- gebreitet; Staubgefässe 8 — 10, zur Hälfte frachtbar, die übrigen steril; die fruchtbaren haben längere und dünnere roihe Staubfäden, gelbe pfriemliche Staubbeutel und ein An- hängsel von fast gleicher Gestalt und Grösse als derStaubbeutel, beide fast aufrecht stehend; die unfruchtbaren Staubgefässe haben kürzere, ziemlich gedrängt lineal - lanzetllich schön lila-rosa; IL. Neue Zierpflanzen. am Grunde stark erweiterte Staubfäden, einen lebhaft rothen, linealen, sterilen Staubbeutel und ein verlängertes, horizontal abstehendes, ebenfalls lebhaft rothes Anhängsel. — Diese schöne Art soll, als Kalthaüspflanze behandelt, . sehr reich und dankbar blühen und sich mit ‚leichter Mühe zu hübschen, niedrigen und da- bei sehr buschigen Exemplaren heranziehen lassen. Vermehrung sehr leicht durch Steck- linge. Ueberwinterung für jüngere Pflanzen wenigstens im temperirten Warmhause nahe dem Lichte. (Taf. 5132.) 5) Brachychiton Bidwilli Hook. ; Stereu- liaceae, — Die Samen dieser interessanten Pflanze erhielt der Garten in Kew zugesandt im Jahre 1851 von dem verstorbenen Bid- will, der sie imWidebay Distriete im nord- östlichen Australien gesammelt hatte. — Als Warmhauspflanze behandelt, zeigten sich die erstenBlüthen im Herbste 1858 und die gleiche Pflanze blühte fort denganzen Winterund Früh- ling hindurch! Sie bildet einen Strauch mit grosser, knollig verdiekter Wurzel und ziemlich sparrigen Aesten, die, wie fast alle Theile der Pflanze mit sternförmigen Filzhaaren bekleidet sind. Blätter achselständig, auf langen, am Grunde geschwollenen Blatistielen, herzlörmig, gewöhnlich tief 3lappig, zuweilen ungetheilt oder undeutlich 5lappig, weich und dicklich, oben dünn filzhaarig, unten dicht bräunlich- filzig. Blüthen polygamisch monoeeisch, in den Blattachseln zu dichten Kräueln gehäuft, fast sitzend. Kelch glockig-trichterförmig, über zolllang, hell carminroth, Kelchzipfel eirund, zugespitzt. nervig; elwas oberhalb dem tirunde der Kelchröhre innen ist ein Kreis von dicht gestellten, gekrümmten kleinen Schuppen. In den männlichen Blüthen ist die Säule fast so lang als die Kelchröhre, trägt 15 sitzende goldgelbe Antheren, in ein dichtes, kugeliges Köpichen verwachsen; in den Zwitierblüthen trägt die viel kürzere Säule einen Kranz von sitzenden Antheren und dar- über stehen 5 eirunde, sehr filzige Fruchikno- ten in verlängerte Griffel auslaufend, die an der Spitze verwachsen sind. Narben ab- stehend zurückgekrümmt. spindelförmig und (Taf. 5133.) 6) Dendromecon rigidum Benth.,; Papa- veraceae — Diese eben so schöne als in-: 99 teressante Pflanze wurde seiner Zeit von Dou- glas in Californien entdeckt und als der Typus einer neuen Gallung von Bentham erkannt ; er nannie sie sehr treffend Dendromecon d.h. Baum-Mohn, denn die Blumen gleichen denen des Mohns, aber gehören einem kleinen Strauch mil holzigem Stamm und Zweigen an. Diese Pflanze blieb nur den Herbarien vorbehalten, bis neuerdings die Herren Veitch und Sohn aus Samen Pflanzen erzogen, den ihr Reisen- der William Lobb von "Californien einsandte. In England hält dieser Baum-Mohn vollkom- men im Freien aus, bildet einen dicht beblät- terten kleinen Strauch, der in den Sommer- monaten seine niedlichen goldgelben Blumen in Fülle entwickelt. Blätter 2 — 4 Zoll lang, kurz gestielt, lanzeltlich, zugespitzt, fein ge- zähnelt, von derber , starrer Textur, graugrün. Blüthen einzeln, endständig, 2 Zoll im Durch- messer. Sepalen 2, eirund, sehr hinfällig; Petalen 4, fast gerundet, fein gekerbt, ausge- breitet, glänzend gelb; Staubgefässe zahlreich, orangegelb, Staubbeutel linealisch ; Fruchtkno- ten länglich walzenförmig, gefurcht, Griffel kurz, Narbe 2lappig: Kapsel schotenförmig fächrig, 2klappig,” Klappen hart , lederartig vom Grunde nach der Spitze zu aufspringend. (Taf. 5134.) 7) Cheirostemon platanoides H. et B., Stereuliaceae — Die mexicanische Hand- pflanze, so genannt wegen der eigenthüm- lichen Structur der grossen Blüthen, aus de- nen die 5 blutrothen Staubfäden wie die Fin- ger einer Hand, mit Handgelenk und Arm ver- sehen, oder besser noch, wie dieKrallen eines Raubvogels herausragen, ist längst in den Gär- ten, besonders in den Botanischen, als eine geschichtlich und botanisch interessante Pflanze zu finden, aber da sie einen Baum mittlerer Grösse bildet und erst im ausgewachsenen Zustande anfängt ihre Blülhen zu entwickeln, so wird wohl ihre Blüthe im Frühling 1859 in dem Gewächshause eines englischen Privatmannes die erste gewesen sein. Ein bereils 23 Fuss hohes Exemplar in Kew hat bis jetzt noch nie Blü- thenknospen gezeigt. Geschichtlich interessant ist dieser Baum, weil die Spanier bei der ‘Eroberung Mexieo’s ihn nur in einem einzigen Exemplare fanden, und er als Wunderbaum bei den Eingebornen in hohem Ansehen 100 £ stand; man glaubte, er sei der einzige seiner Art und weder in Mexico noch sonst in der ganzen Welt sei Seinesgleichen zu finden. — Sein Ruf drang auch bald nach Europa und erst im Jahre 1801 wurden in Guatemala und zwar in der Nähe der Stadt Guatemala ganze Wälder von diesem Baume entdeckt und da- mit das Wunderbare bedeutend geschwächt. — Die ziemlich grossen Blätter sind herzför- mig, stumpflich (6 Zoll lang und 5 Zoll breit), 3 — Tlappig, die älteren auf der Oberfläche fast kahl, unterhalb dicht bräunlich-Alzig, Filz- haare sternförmig ; die jüngsten Blätter haben kleine Nebenblättchen , Blatistiele 3—4 Zoll lang. Blülhen einzeln, seitenständig an den beblätterten Spitzen der Zweige erscheinend, gross, mit den Staubfäden 4 Zoll lang; Blü- thenhülle kelchartig, 2 Zoll lang und eben so breit, dick, lederig, braunroth,, innen lebhaf- ter gefärbt und glänzend, becherförmig, tief getheilt in fünf eirunde spitze Lappen , die auf dem Rücken stark gekie!t sind, die Kiele ver- laufen am Grunde in 5 Höcker oder Sporen, welche innen eben so viele, honiggebende Höhlungen von lebhaft gelber Farbe bilden. Die 5 lebhaft rothen Staubfäden sind am un- teren Drittel ihrer Länge Röhre verwachsen und dann fächer- oder fingerför- in eine mig ausgebreitet, weit hervorragend und stark zugespitzt. Die langen, linealen gelben Staub- beutel sitzen auf der unteren Seite der Staubfäden. Fruchiknolten ganz ver- steckt in der Staubgefässröhre, 5Sfächerig, wol- lig, Griffel kürzer als Staubfäden mit spitzer Narbe. Cultur hause, vermehrt sich ziemlich leicht durch Stecklinge. (Taf. 5135.) 8) Rhipsalis sarmentacea Otto et Dietr.; Cacteae. — Eine Art von Buenos - Ayres und Südbrasilien , deren dünne, weithin krie- chende und wurzelnde Stengel Baumstämme und Felsen überziehen, mit kleinen, zart weis- sen Blüthen , zur Bekleidung von ähnlichen Gegenständen in Warmhäusern zu verwenden. Stengel kaum dicker als ein Gänsekiel, rund, gefurcht; Furchen 4 — 8, seicht, mit sehr stumpfen Kanten ; Areolen gedrängt stehend, klein, etwas filzig, 4 — 7 kurze, sternförmig ausgebreitete, dünne Stacheln tragend. (Taf. 5136.) oder äusseren —_— im temperirien Warm- Pd “ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 9) Myosotidium nobile Hook. (Cynoglos- 'sum nobile Hook. fil.); Boragineae. — Jeder Blumenfreund, der diese Pflanze "zum ersien Male in der Abbildung erblickt, wird gewiss mit uns die freudige Bewunderung theilen, beim Anblick dieser so schönen, so viel ver- sprechenden Pflanze; er wird ihren Namen sich sorgfältig einprägen, mit Ungeduld weitere Nachrichten über sie abwarten, um zu erfah- ren, wie sich diese schöne Fremde, in Euro- pa’s Gärten gefällt, die von den weit entfern- ten und wenig bekannten Chatham- Inseln, seitlich von Neu - Seeland im grossen Welt- meere unter 440 südl. Breite gelegen, glück- lich ihren Weg nach England fand; mit leb- hafter Freude wird er die Nachricht begrüs- sen, dass sie gedeihlich sich entwickelt und er hoffen darf, bald sie in seinen eigenen Garten pflanzen zu können, — denn einePflauze von so überraschender Schönheit, eine Staude des freien Landes, die möglicher Weise berufen ist, bei der allgemeinsten Verbreitung eine Zierde auch der kleinsten Gärten zu wer- den, gehört zu den selineren und wichtig- sten Erscheinungen, trotz der Masse der all- jährlich einwandernden neuen Pflanzen. Die grossen Blumen in dichten grossen Dol- dentrauben erinnern in Form und Färbung unwillkürlich an den Liebling aller Zeiten, al- ler Völker Europa’s. — an das bescheidene Vergissmeinnicht, — ja, ein Vergiss- meinnicht, aber mit Blumen von mehr als 4, ZollDurehmesserund mit vielen solcher Blumen in gros- sen gedrängten, fast kugeligen Doldentrauben von etwa einem Fuss im Umfang, so erscheint diese neue Pflanze, ein Vergissmeinnicht edler Art, und Sir W. Hooker hat dies lebhaft gefühlt, als er sie Myosotidium nobile taufte und auf sie eine neue Galtung gründete, die sehr nahe mit Myosotis verwandt, besonders durch den | Bau der Frucht sich unterscheidet. — Wat- | son ist der Name des Mannes, der diese präch- ige Pflanze in England einführte; im März 1858 sandle er ein blühendes Exemplar an die Londoner Gartenbau-Gesellschaft , welches natürlich die grösste Aufmerksamkeit erregte so viel uns bekanni, trat er das Eigenthums- recht ab an den bekannten englischen Han- II. Neue Zierpflanzen. delsgärtner Standish, der im April 1859 ein blühendes Fxemplar an Sir W. Hooker zur Bestimmung und Abbildung übergab und hoffentlich bald eine hinreichende Vermehrung (wahrscheinlich am ehesten aus Samen) erzielt . haben wird, um sie in den Handel geben zu können. Möge sie, wie unser Vergissmein- nicht , fein bescheiden in ihren Ansprüchen, durch reichliches Blühen die ihr gewidmete Pflege dankbar vergelten und sie wird überall herzlich willkommen sein! — Das Myosotidium nobile hat perennirende Wurzeln und einen bis anderthalb Fuss ho- hen, krautartigen, dicken , unverzweigten, be- blätterten, unten kahlen, oben fein behaarten Stengel; Wurzelblälter zahlreich, sehr gross (wie kleine Kohlblätter), herzförmig, sehr stumpf und selbst eingedrücktl, ganz kahl, fleischig, glänzend grün, sehr lang gestiell; die Stengelblätter allmälig kleiner werdend, zuletzt sitzend und verkehrt eirund - spathelför- (mig ; Doldentraube endständig, zusammenge- setzt, scorpionenarlig zurückgerolll vor dem Aufblühen; Kelch tief in 5 längliche Zipfel ge- spalten, aussen steifhaarig; Corolle mit kurzer Röhre und grossem, flach ausgebreitetem Saum , dieser über "/a Zoll im Durchmesser, aus 5 abgerundeten Lappen bestehend, tief blau, nach dem Rande zu allmälig heller, bis fast weiss werdend; 5 gelbe, drüsige Schup- pen schliessen den Schlund wie bei Myosotis und bilden das gelbe Auge; Staubfäden ein- geschlossen, sehr kurz , wenig unterhalb dem Schlunde inserirt; Fruchtknoten Alappig, ein- gedrückt und mit ganz abgeflachtem Scheitel, Griffel. sehr kurz, Narbe 2lappig; Frucht aus 4 glatten, kahlen, Rücken her zusammengepressten, breit geflü- gelten Nüsschen bestehend, die einem 4kanti- gen Fruchtboden angewachsen sind, Flügel ziemlich grade , wellenrandig; Samen eirund, zugespitzt, seitlich befestigt. fast herzlörmigen, vom (Taf. 5137.) 10) Aerides Wightianum Lindl. (Vanda parviflora Lindl.); Orchideae. — Unter den schönen Arten dieser Galtung eine der beschei- densien, denn die Blumen sind klein, aber ihre röthliehgelbe Farbe ist interessant und unge- wöhnlich in dieser Gattung, auch die bunt ge- 101 recht hübsch. Ist inCeylon, Madras und Bom- bay gesammelt worden. — Wurzeln sehr diek, fleischig; Blälter alle wurzelständig (wohl nur bei jungen Exemplaren) , mig, stumpf, an der Spitze stark schief 2lap- pig, mit kurzem Murcero. Blüthentraube län- ger als die Blötter, steif aufrecht, einfach, locker, vielblumig; Sepalen und Petalen fast gleichförmig, stark ausgebreitet, verkehrt eirund- spathelförmig; Lippe 3lappig, Seitenlappen klein, aufwärts gekrümmt, dem Fuss der Säule angewachsen, stumpf, mittlerer Lappen fast keilförmig , erweitert an der Spitze, fast halb- zirkelrund, gekerbt, mit mehreren erhabenen, sekräuselten Leisten auf der fleischigen Scheibe; Sporn kurz, kegelförmig gekrümmt. (Taf. 5139.) 11) Areca sapida Soland. (A. Banksii Mart.); Palmaceae. — Der Werth des präch- tigen Palmenhauses in Kew auch für die Wis- senschaft tritt jetzt immer mehr hervor, seit manche seltene Palmen, darunter die obige, unter seinem geräumigen Glasdome ihre Blü- thenstände entwickeln konnten, Arten, die nie zuvor in europäischen Sammlungen geblüht haben. Die 4. sapida, obgleich niedrigeren Arten, ist eine ausgezeichnet ele- gante, slattliche Fiederpalme, von dem nörd- lichen und mittleren Inseln von Neu - Seeland stammend (wo die jungen Blüthenstände ge- gessen werden), und auch besonders interes- sant, weil sie eine der Arten ist, die am wei- testen hinunter gegen Süden dringt, da sie noch unter 38022‘ südlicher Breite vorkommt. In nördlicher Breite liegen Neapel, Griechen- land und Südspanien unter gleichen Breite- graden wie jene Inseln, hier wächst die ein- zige europäische Palme , Chamaerops humilis, die bekanntlich den Sommer über sich gut im Freien bei uns gefällt und nur den Schutz eines Kalthauses im Winter bedarf, es steht also zu vermuthen, dass auch Areca sapida keiner grösseren Wärme bedarf und das gibt ihr einen besonderen Werth, um so mehr, da sie auch niedrig bleibt und zur Aus- Salons und riemenför- eine der ganz schmückung von Wintergärten , Kalthäusern dienen kann. Der Stamm der A. sapida erreicht auch im Vaterlande kaum mehr als 12 Fuss Höhe und fleckte und bemalte Lippe ist, genau betrachtet, [6 — 8 Zoll Durchmesser. Blattwedel gefie- 102 dert, bis 6 Fuss lang, Fiederblättchen sehr schmal lineal-lanzettlich ‚, mit zurückgeschlage-. nen Rändern; Blaltrispen und besonders der Wedelstiel bedeckt mit kleinen schüllrigen Schüppchen; Blüthenkolben viel verzweigt, dichtblülhig, bis 2 Fuss lang, in einer dop- pelten, kahnförmigen Scheide. Blüthen sehr zahlreich, blassröthlich, männliche und weibli- che Blüthen untermischt, alle sitzend; männli- che Blüthen aus 6 in 2 Reihen stehenden Blättchen gebildet, die inneren Perigonalblät- ler eirund, zugespilzi , die äusseren schmäler, Staubläden 6, einen rudimentären Fruchtkno- ten umgebend ; weibliche Blüthen aus 6 breit eirunden Blättchen, Fruchtknoten lfächrig, 1sa- mig, mit 3 sitzenden Narben. Frucht eine ei- förmige , '% Zoll lange Steinfrucht, mit einer faserigen äusseren Hülle. — b) Abgebildet in Illustration hor- ticole. 12) Cochliostema odoratissimum Lemair. (Tradescantia odoratissima Hort); Commeli- naceae. — Verschaflelt enipfing diese schöne Pflanze unter dem Gartennamen Tradescanlia odoralissima ; über ihren Ursprung liess sich nichts Die grossen, wohlriechenden violettblauen Blumen dauern aber die vielblütbigen Bestimmies ermilteln. zwar nur einen Tag, Rispen liefern immer neuen Ersatz, so dass die Blüthezeit 2 Monate und darüber dauerl. — Nach Prof. Lemaire ist sie sehr verschieden von der Gattung Tradescantia und bildet den Typus einer neuen, von ihm Cochliostema benannten Gattung, die sich sehr von allen übrigen Galtungen der gleichen Familie unter- scheidet , besonders dadurch, dass sie nur ei- nen fruchtbaren Staubladen mit ?schneckenar- tig gedrehten Pollinien, besitzt, auch die Tracht ist ausgezeichnet und ähnelt der derBillbergia- Arten. gestellt, etwa 15 Zoll lang und 2Zoll im brei- Blätter alle wurzelständig. rosettenartig testen Durchmesser, ausgebreitet überhängend, lanzettlich, länglich, zugespilzt, am Grunde reitend, dick, hellgrün mit violelt serandet und gestreift, unterhalb oft ganz violett, und daher schon als Blattpflanze eflfectvoll. Blüthenrispen achselständig, stark verzweigt, sehr reichblu- mig, aufrecht, viel kürzer als die Blälter, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. weich behaart; mit dünnhäutigen Bracteen Btüthenhüllblätter 6, die 3 äusseren linealisch, rinnig, viel kleiner als die inneren , bräunlich grün gefärbt, das hintere etwas kürzer , mit kappenförmiger Spitze; die inneren eirund, spitz, das obere lang genagelt, die andern bei- den sitzend, alle tief violettblau mit dicht ge- fransten Rändern ; Staminodien 2, blumenblatt- artig, gedreht, schief abgestutzt, stark behaart und gefranst; 1 fruchtbares Staubgefäss, Staub- faden kurz, flach, am Grunde stark bartig be- haart, Staubbeutel eirund-kugelig mit schna- belförmig verlängerter zweispaltiger Spitze. Blüthen von fast anderthalb Zoll im Durch- In einem temperirten Warmhause, in etwas compacter Erde gedeiht diese schöne Pflanze sehr gut und vermehrt sich leicht durch Seitensprossen. (Taf. 217.) 13) Begonia hybr. Charles Wagner Ver- schaff. — Ein prächtiger Bastard von 2. Rer befruchtet mit 3. hybr. Miranda, welche leiz- tere ihrerseits aus der Befruchtung derB. ran- thina marmorea mit B. Griffithii entstand. — Bei der grossen Leichtigkeit mit der sich die indischen zur Seelion (Gattung nach Klotzsch) Platycentrum gehörenden Arten (B. zanthina, Rex, rubro -venia, Griffithii, splendida ete. alle schöne und erst in den leizteren Jahren ein- geführt) mit einander kreuzen lassen, ist die grosse Zahl der bereits gewonnenen Formen nicht erstaunenswerth , und noch weit mehr werden erzogen werden, nur schade, dass sie sich prächtigen Blattschmuckes doch zu sehr untereinander gleichen. Es bot sich hier ein dankbares Feld für den specula- tiven Züchter und es ist bereits schon tüchtig ausgebeutet worden, obgleich noch lange nicht und herrliche Blatipflanzen, eine schöner wie die andere, erstehen aus dieser Fundgrube in rascher Folge. — Die vorste- hende, von Verschaffelt gewonnene Form zeigi auf ihren dunkelolivengrünen Blättern den brei- ten Silbergürtel der B. Rex, nur ist er hier noch breiter und in seinen Contouren unre- gelmässiger und tiefer gelappt, ausserdem ist aber noch der übrige Raum der Blallfläche ganzübersäet mit grösseren und kleineren Sil- berflecken und Punkten. (Taf. 218.) ' 14) Rosa hybr. rem. Imperatrice Eugenie. — Das reine Weiss ist in der Section der hy- messer. trotz ihres erschöpft. I. Neue Zierpflanzen. 'briden remontirenden Rosen nur noch schwach vertreten , alle rothen Farbentöne vom zartesten Rosa bis zum dunkelsten Pur- par reichlich vorhanden sind, darum ist eine neue und dabei gute weisse Rose besonders “ willkommen; als eine solche wird die vor- stehende warm empfohlen, der Strauch hat ei- nen kräftigen Wuchs und blüht sehr reichlich ; die Blume von mittlerer Grösse ist ziemlich stark gefüllt. von schöner Kugelform. im Auf- blühen im Centrum zart rosa angehaucht, spä- ter ganz weiss; die Knospen sind aussen roth punktirt. Wurde von dem bekannten trefflichen Rosenzüchter Pierre Oger in Caen gewonnen und auf der dorligen Blumenausstellung von der Kaiserin Eugenie bemerkt , geruhte die- selbe dem Züchter zu erlauben, der neuen Rose ihren Namen zu geben. (Taf. 219.) 15) Dianthus hybr. Verschaffeltii Hort. Der Handelsgärtner Herschbach in Cöln zog diese auffallend hübsche Nelke aus der Befruch- tung des D. Mauleyi Hort. mit D. arboreus L. — Der D. Mauleyi ist uns unbekannt, aber der Bastard zeigt augenscheinlich den Typus des D. arboreus, wie dieser hat auch er 8— 10 dicht gedrängt stehende Blüthen zu einem fast kugelrunden Bouquet vereint, die Blumen schön weiss, mit einem grossen lebhaft schar- lachpurpur Flecken auf der Platte jedes Blu- menblattes, am Rande fein gezähnelt und lang genagelt. Ein besonderer Vorzug dieser nied- lichen Nelke ist ihr niedriger Wuchs, sie wird kaum über 6Zoll hoch (der ächteD. arboreus von der Insel Creta stammend, erreicht bis 3 Fuss Höhe), die Stengel sind gerade aufge- richtet , ziemlich dicht beblättert, Blälter ziem- lich kurz, lebhaft grün. Da sie unsern Win- ter vollkommen gut erträgt ohne Deckung eignel sie sich durch ihren niederen Wuchs besonders zu Einfassungen , ist aber auch zur Topfeultur vorzüglich geeignet. durch Theilung, oder Stecken der Neben- sprossen. Verschaflelt hat das Eigenthums- recht erworben und wird sie im Herbst die- ses Jahres in den Handel bringen. (Taf. 220.) während Vermehrung 16) Sisyrinchium multiflorum Ch. Lem. (Libertia azurea H. Angl.) Irideae. — Eine 103 sehr schöne Art, das bekannte $. anceps an Grösse und Schönheit weit übertreffend; das Vaterland ist unbekannt, sie soll als Libertia azurea von England in die belgischen Gär- ten eingewandert sein. Sie hat ganz die Tracht einer schmalblätlerigen Iris und bildet dichte, starke Büsche;, Blätter linealisch, slark zugespilzt, zweizeilig, graugrün, etwa 1 Fuss lang, Blüthenschaft central, Zma! so lang als die Blätter, mit geschwollenen Gelenken mehrfach verzweigt, Zweige entfernt stehend, kurz; die grossen, zahlreichen, schön azurblauen Blüthen in kurzen. mehrblüthigen Aehren,; Deckblätter und Deckbläitchen fast blattarlig,, scheidenför- mig, stehenbleibend ; Biülhen kurz gestielt, elwa 11% Zoll im Durchmesser, radlörmig aus- gebreitet , Zipfel des tief 6spaltigen Perigons gleichförmig , oboval-keilförmig , genagell, die Nägel am Grunde in eine sehr kurze Röhre verwachsen; Staubfäden im unteren Drittel ihrer Länge zu einer Röhre verwachsen, dann frei, Griffel in der obern längeren Hälfte in 3 Arme getheilt, Narben kappenförmig,, ge- wimpert. Als Kalthauspflanze behandelt, blüht diese Art sehr reich und dankbar in den Frühlingsmonaten. es scheint, dass sie auch im Freien ausdauern wird, so gut wie S. an- ceps, und würde dann wie diese besonders zu Einfassungen sich eignen; sie vermehrt sich sehr leicht durch Zertheilung. (TaR4220) (E. 0.) c) Von verschiedenen Zeitschriften empfohlen. 17) Birne, Comte de Lamy oder Graf von Lamy's Herbstbutterbirne. Allerdings sagt Flotow, besitzen wir wohl einzelne ältere Bulter- birnen für den späten Herbst- und Winterge- brauch, welche wie die Bergamotte Crassan- ne, St. Germain , Beurre gris, Beurre blanc ete., immer noch zu den besten Birnen zu rechnen sind, aber alle diese sind sehr em- pfindlich gegen Witterung , Grund und Boden und gedeihen in Deutschland’s Klima selten gut als Hochstamm. Jede Butter- birne. welehe auch in den rauheren Lagen Deutschland’s als Hochstamm gut gedeihet, ist daher eine sehr willkommene Erscheinung neuere Gartenflora Deutschlands, 104 und als solche empfiehlt Flotow Graf Lamy’s die beistehende Zeichnung den Durchschnitt nach der Monats- Herbstbulterbirne, von der Wir reprodueiren schrift für Pomologie gibt. diese Abbildung um so mehr, als diese Birne auch für die trockneren und geschützteren La- gen des millleren Russland’s zum Anbau im freien Lande zu empfehlen sein dürfte. Ge- deihen doch selbst um Petersburg auf höhern Lagen , wo der Boden im Untergrund trocken ist, gute Birnen noch ganz gut und kann da- her auch in dieser Beziehung hier bestimmt noch viel geschehen. Als Synonyme dersel- ben werden aufgeführt: Beurre Curte, Dingler, Marie Louise the second. Am Hochstamm erreicht die vollkommene Frucht eine Breite von ?%!/s Zoll und eine Höhe von 2%, Zoll, wie dies beistehende Figur zeigt. Die Form ist sehr regelmässig aus dem runden Kopf stumpf kegelförmig nach dem Stiel verlaufend. Schaale fein, glatt, von Farbe grünlich gelb oder gelb, ohne jedeRöthe, mit vielen kleinen hellbraunen Rostpunkten versehen, welche gegen den Stiel hin Rostfiguren bilden. Kelch offen. Stiel in Russlands und der Schweiz. einer kleinen Vertiefung stehend. knospig, grünlich und braun. Kernhaus feinkörnig, Axe hohl, Fächer geräumig. Fleisch weiss, bulterig, von vorzüglichem, würzigem Ge- schmack und gutem Geruch. Zeitig eine der besten Tafelbirnen, unreif als Wirthschaftsbirne geeignet. Reift im October. Der Baum wächst schön, bildet dünnes Holz und setzt frühzeitig Frucht an. Gedeiht auf mässig trockenem nahr- fahlen Boden und in nicht allzurauhem Klima gut als Hochstamm. (Monatsschr. f. Pomolog,) 18) Caladium pusillum C. Koch. Ein neues Caladium, das im Bot. Garten zu Ham- burg blühte und durch kleinere Blätter sich von den andern grünblätterigen Caladien aus- zeichnet. Blattstiel am Grunde marmoritt, nebst den Blüthenstielen schlank. Blattfläche klein, dreimal kleiner als der Blüthenstiel, fast oval-spiessförmig, 4 Zoll lang und am Grunde ungefähr 3'/, Zoll breit, am Grunde bis unterhalb der Mitte des Blattes breit aus- geschnilten , hellgrün, an und oberhalb der Einfügung des Blattstiels gehen A Seitenner- ven beiderseits ab. Die Scheide ist zu !/s der Höhe zusammengerollt und grünlich, der übrige Theil weisslieh. — (Wochenschr.f. Gärtn.) 19) Dianthus chinensis Heddewigü. C. Koch bespricht diese ausgezeichnete Nelke und stellt dabei einige Ansichten auf, die auch wir besprechen wollen. Derselbe behauptet eines- theils, dass die Grösse der Blumen der Abbil- dung in der Gartenflora von den Blumen der lebendigen Pflanze nicht erreicht worden sei. Darnach müssen dem Hrn. C. Koch nur dürf- tige Exemplare dieser schönen Pflanze zu Ge- bote gestanden haben, denn der Referent hat selbst die Grösse verschiedentlich nachgemes- sen und an vollkommenen Blumen vollstän- dig bestätigt gefunden. Ferner will Herr C. Koch diese Form zur Art erheben, ohne je- doch einen andern Unterschied als die Grösse der Blumen feststellen zu können. Die Zeit, wo Grösse der Blumen oder Färbung Arten begründen können, ist vorbei. So unterschei- det Herr C. Koch zu B. sein Caladium mar- ginatum durch grüne ungefleckte Blätter mit rosa gefärbtem Rande von Caladium surina- mense Mig., das im Alter weiss gefleckte Blätter und am Rande nicht roih gefärbten Blätter besitzen soll. Wir gestehen, dass un- i ll. Neue Zierpflanzen. sere Ansicht über Art und Abart von der un- seres geehrten Freundes allerdings abweicht» und dass wir z. B. auch glauben, dass ein grosser Theil der buntblätterigen Caladium- Arten einfach als Abarten mit andern zu ver- einigen sein dürfte. Es ist diese unsere An sicht schon mehrfach von uns begründel wor- den und werden wir der Frage: „Was istArt? binnen Kurzem einen besonderen Artikel widmen, Weil von dem D. chinensis Heddewigii ferner eine Form mit gezähnten Petalen vor- kommt, stellt Herr C. Koch die Ansicht auf, dass unsere Pflanze vielleicht ein Bastard zwi- schen D. chinensis und superbus sein könne. Wir erinnern hierbei von Neuem daran, dass die Formen mit geschlitzten Blumenblättern aus einer ganz eigenthümlichen Form, die Körnicke D. chinensis squarrosus nannte, hervorgegangen. sind, eine Form, deren Ur- sprung auch nach unserer Ansicht hybrider Natur sein dürfte. Eine kleine, tief getheilte, lilafarbene Blume, eigenthümlich sparriger Wuchs charakterisirt sie, und aus den Samen dieser sind die zahlreichen, herrlichen , schlitz- blättrigen gefüllten Abarten gefallen. Dieses Verhalten scheint auch uns einen hybriden Ursprung anzudeuten. Ob aber D. superbus oder eine andere Art zur Erzeugung des D. chinensis squarrosus mitgewirkt haben mögen, darüber wissen wir nichtsund kann dies auch nur auf dem Wege von Versuchen dargeihan werden. — Endlich glaubt Herr C. Koch, dass schon Tournefort D. chinensis Heddewigii gekannt und als D. chinensis beschrieben habe und macht dies nach den Grössenverhältnissen wahrscheinlich. Die Blumen von Tournefort’s Pflanze hielten dagegen nicht mehr als 1% Zoll im Durchmesser, eine Grösse , die auch der gewöhnliche D. chinensis erreicht. — (E. R.) 20) Laelia Casperiana Rchb. fil. Eine neue Laelia, welche Hr. Schmidt aus dem Garten des Herrn Prof. Casper in Berlin kürz- lich Herrn Reichenbach zur Bestimmung ein- sendete. Dieselbe steht in der Milte zwischen Laelia purpurata und crispa. Blume milch- weiss; die Säule vorn mit purpurnen Flecken, die Lippe ebenfalls vorn purpur. Kelchblälter länglich-bandförmig, kaum spitz. Blumenblät- 105 ter länglich-rhomboidisch, lappig kraus. Lippe von fast herzförmigem Grunde rhomboidisch verbreitert. (Wochenchr. f. Gärtnerei.) 21) Cattleya Isabella Rchb. fil. Eine neue Art, die im Garten der Herren Booth und Söhne Blüthe kam. Blumen gelb mit purpur und zunächst der C. Forbesii verwandt. Scheinknollen dick, kurz, Blätter klein, oval und fest. Kelchblätter halbirt , länglich , spitz, die seitlichen eingekrümmt , ähnlich den Blu- menblättern. Lippe aus herzförmigem Grunde ausgebreitet, dreispaltig, mit seitlichen , spitz dreiseiligen Lappen, so lang als der breit ge- nagelte, spiessförmig-quadratische, an der Spitze ausgerandete und swach krause Mittellappen. (Wochenschr. f. Gärtnerei.) 22) Cochliostema odoratum Lem.; Com- melinaceae. — Nach C. Koch ist diese unter Nr. 12 erwähnte Pflanze von Warscewiez im tropischen Amerika enldeckt. Die grossen, schönen blauen Blumen stehen u 3—6 auf der Spitze kurzer Blüthenäste, gestützt von 2% grossen länglichen Bracteen. Kelchblätter 3 an der Zahl, bräunlich- grün, ausserhalb behaart, schmal -länglich. Blumenblätter dieht und lang gewimpert. Staubfäden 6, davon sind die 3 äussern steril, von keilförmiger Gestalt und dicht mit langen, gegliederten, goldgelben Haaren besetzt. Die innern 3 nach vorn stehend, mit am Grunde verwachsenen Trägern , die beiden seitlichen an der Spitze blumenblalttartig, nach innen eingerollt' und die Staubbeutel umhüllend, welche am innern Rande entspringen und aus 2 Fächern bestehen , deren jedes A spiralige Windungen zeigt. (C. Koch in Wochenschr. f. Gärtn.) 23) Tupidanthus Pückleri C. Koch; Ara- liaceae. Das Sciadophyllum pulchrum oder pulchellum der Gärten hat im Botanischen Garten zu Berlin geblüht und sich als eine Pflanze erwiesen, die zurGaltung Tupidanthus Hooker gehört. Die Gattung Tupidanthus ist charakterisirt durch einen Kelch mit undeutli- chem Rande; eine einblätlerige mützen- föürmige, am Grunde sich lösende Blumenkrone , die von den Staubfäden abge- hoben wird ; viele Staubfäden, die in 2 Rei- hen stehen; Fruchtknoten vieifächerig, schmalen ritzenförmigen Fächern, auf dem zur mit 106 Seheitel eine dicke Scheibe mit dreistrahliger Narbe tragend ; Eier einzein, hängend. — W Hooker bildete auf Tafel 4907 des l:ot. Mag. das Seiadophyllum pulchrum schon ab und und zog es einfach zu Tupidanthus calyptralus Hook. fil., welches im östlichen Himalaya von Dalton Hooker und Thomson gefunden wor- den war. Da dieses aber nach D. Hooker’s Beschreibung einen rankenden tauähnlichen Stamm besitzen soll, so trennt ©. Koch die Gartenpflanze, welche keinen rankenden Stamm besitzt und nennt diese nach dem Fürsten Pückler, T. Pückleri. Wir gestehen, dass uns diese Trennung gewagt erscheint. Auch die Calamus-Arten mit ihren langen tauförmi- gen Stämmen scheinen in unseren Culturen nicht zu hohen mächtigen Kletterpflanzen sich zu erheben. Tecoma jasminoides, viele Jas- minum-Arten, Bugainvillea ete. im Topfe cul- tivirt, erscheinen gleich gewöhnlichen Sträu- chern im freien Grunde cultivirt, werden sie zu mächtigen Schlingpflanzen. Zudem hat Se. pulchrum in Cultur die Neigung , unverä- stelt emporzugehen und nur Pflanzen, die oft gestutzt werden, bilden Aeste, wie dies C- Koch S. 347 der Wochenschrift für Gärtnerei abbildet. Hooker’s Name, T.calyptratus dürlie daher so lange als der richtigere betrachtei werden müssen, so lange nicht andere Cha- raktere hinzutreten. Ueber die Cultur haben wir nichts hinzuzufügen, da diese Pflanze schon lange zu den beliebtesten Decorations- pflanzen des Warmhauses De- caisne zog diese Art im Jahrgange 1854 der Revue horticole zur Gallung Paratropia. (E. R.) 24) Syringa oblata Lindl. Lindley gibt noch keine Diagnose von dieser Pflanze Chi- na’s, indem er noch ungewiss ist, ob sie als neue Art oder ais eine Form der S. vulgaris zu betrachten sei. Fortune fand diese Pflanze zuerstin einem Garten in der Nähe von Shanghae, jedoch war sie augenscheinlich seiten in je- ner Gegend. Die Chinesen saglen aus, dass sie aus dem Norden kcmme und in den Gär- ten von Peking häufig sei. Ausgewachsene Exemplare besitzen die Grösse unserer gewöhn- lichen Syringe, aber sie wachsen mehr einem Baum ähnlich. Sehr charakteristisch sind die breiten, fast fleischigen, schief herzförmigen gehört. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Blätter. Diese Art blüht sehr reichlich und ihre schönen purpurroihen Blüthensträusse sind ausserordentlich zierend.. Ausserdem exislirl auch noch eine weissblühende Abart, die Fortune ebenfalls lebend nach England sendete und die sich im Besitz von Henderson und Sohn befindet. Beide Arten werden von den Chinesen durch Veredlung auf Ligustrum lucidum vermehrt. Im Klima. von Deutsch- land werden sie jedenfalls, ja vielleicht noch in dem Klima von Petersburg hart sein, da hier selbst S.chinensis noch ziemlich gut aus- hält und Syringa vulgaris mit allen ihren Ab- arten zu den durchaus harten Sträuchern ge- hört. — Von S. vulgaris weicht sie ab durch Blät- ter, welche so breit oder breiter als lang und durch Blumen, welche nur die halbe Grösse haben und eine dünne lose Rispe bilden, die des Flaumes der gemeinen Syringe fast ganz entbehrt. Die Abart mit purpurnen Blumen befindet sich im Besitz des Hrn. Glendioning. — (Gard. Chron.) Nach dieser Beschreibung des Gardener’s Chroniele zu schliessen , steht diese neue Sy- ringe dem gemeinem Flieder an Schönheit bedeutend nach. — (E. R.) 25) Rhododendron Fortuni Lindl. Es ist dies ein Rhododendron, das sich im Besitz des Herın Glendinning zu Turnham Green befindet und das von allen andern in Qultur befindlichen Alpenrosen verschieden ist. Ge- bläht hat es noch nicht. Blätter länglich, flach, 6 Zoll lang, ?2'/2 Zoll breit, fast herz- förmig am Grunde , vorn zugespilzt, oberhalb dunkelgrün, unterhalb weiss. Der Blattstiel 3/4 Zoll lang, purpurn. Aehnelt dem R. cam- panulatum,, ganz verschieden und so hart als R. Fortune, der diese Pflanze eingeführt, sagt von derselben: Ich fand diese Art in Gebirgen der Provinz Che- kiang. 3000 Fuss hoch überm Meer. Nur Azaleen wuchsen gemeinschaftlich mit dem- selben und kein Rhododendron war in diesem Theil China’s bis jetzt aufgefunden worden. Ausgewachsene Pflanzen erreichten eine Höhe von 10 — 12 Fuss uud waren mil Blumen bedeckt gewesen, die aber Fortune schon sämmtlich abgeblüht fand. Die Eingebornen sagten aber aus, dass die Pflanze in voller aber ponlicum. II. Neue Zierpflanzen. Blüthe ausserordentlich schön sei. Die einzige andere aus China bekannle Art von Rhodo- dendron ist R. Championae Hook. (Gard. Chron.) 26) Rosa Eugene Appert. Eıne Remon- tante Rose mit der feurigrothen Färbung von der bekannten G&ant de bataille. Sie ist der R. Victor Trouillard zunächst verwandt, be- sitzt kräfliges Wachsihum,, schönes grosses Laub und sehr gul und regelmässig gefüllte Blumen, welche jene brennend dunkelrothe Farben tragen, die bei den Rosen noch so selten und so gesucht ist und unter den Re- monlantes - Rosen bei gleichen anderweiligen Vorzügen von keiner andern Sorte erreicht werden soll. (Journ. d’hort. prat. lab. 19.) 27) Erdbeere, Carolina superba und an- dere Sorten. Herr Spreckelsen empfiehlt in der Hamburger Garten-Zeitung die Erdbeere Carolina superba ais die vorlrefflichste derar- lige Frucht, die in neuester Zeit in England erzeugt worden sei. Sie ist durch Kreuzung der Ananas-Erdbeere und Britisch Queen, der Lieblingsfrucht der Engländer, hervorgegan- gen.‘ Es ist eine grosse, regelmässig herzför- mige Frucht, die bis 5 Zoll im Durchmesser misst und mattroth gefärbt ist. Fleisch weiss, aromatisch und wohlschmeckend. Sie steht in dieser letzteren Beziehung keiner der bei- den Eltern nach, wird aber als eine unter allen Witterungsverhältnissen reich und dank- bar tragende Sorte empfohlen und gerade diese Eigenschaft soll den Hauptvorzug der Sorte bilden. Zur Treiberei empfiehll ausser- dem Spreckelsen die Erdbere $ir Aarry, eine grosse dunkel-braunrothe Frucht von schönem Ansehen und gutem Geschmack, dem jedoch etwas Säure beigemischt. Von der Pomologischen Gesellschaft in London endlich wird die Erdbeere Oscar als eine der vorzüglichsten neuen Sorten empfoh- len. Frucht gross, oval oder etwas zusam- mengedrückt oder auch hahnenkammförmig, dunkelroth. Fleisch fest, von süssem aroma- tischem Geschmack. Trägt besonders gut und reichlich in schwerem Boden. (Hamburg. Garlenzig.) 23) Solanum Pseudo - Melongena Ten. Eine einjährige Art, die mit S. Gilo Raddi wahrscheinlich identisch ist. Wird 3 Fuss 107 hoch, trägt alternirende, fiederlappige Blälter, welche sich rauh anfassen , von ungelähr "/s Fuss Länge. Die scharlachrothen Früchle er- halten die Gestalt und Grösse eines Hühner- eies, sind hängend und zu 2 — 3 an einem gemeinschaftlichen Blumenstiele zusammenge- stell. Der Länge nach zeigen diese Früchte, die den Haupischmuck der Pflanze bilden, deutliche Furchen. Die Cultur theilt diese Art mit den andern einjährigen Solanum - Arten der warmen Zone, nämlich zeitige Aussaat im Misibeet, zeiliges Verstopfen in Töpfe und spä- teres Auspflanzen auf fruchtbares Erdreich an einem warmen geschülzteu Standort im freien Lande. In den Tropen wird das Solanum Pseudo-Melongena als Nutzpflanze, deren Früchte Verwendung finden, angebaut, im Klima vom nördlichen Frankreich und Deutschland kann es jedoch nur als Zierplanze Anwendung finden, (Nebst Abbildung in Revue horticole, No- vember 1859.) Pro- lippi zeigt, dass die in den Gärten zu Santia- go, sowie in der Umgegend von Valparaiso wild wachsende Palme Chili’s nicht die Cocos chilensis Molina oder Jubaea spectabilis Kath. sei, sondern dass es eine sogar durchaus verschiedene Gattung sei, die er Micrococos chilensis neunt. Er vermuthet sogar, dass nach den Beschreibungen zu urtheilen , 3 unter sich wesenllich verschiedene l’almen unter dem Naınen Cocos chilensis oder Jubaea spectabi- lis begreiffen seien. Welche Art in unsern Gärten sich befindel, lässt sich, da sich die Unterschiede in den Blumen finden, nicht ent- scheiden, sofern sich nicht mehr nachweisen lässt, woher die Jubaea spectabilis in neuester Zeit in so grosser Menge in die Gärten Bel- giens eingeführt ward. — 29) Micrococos chilensis Philippi. Palmenwälder, so sagt Philippi, bildet diese Palıne jetzt nur noch selten inChili. Man be- nutzt die Früchte und bereitet aus dem Saft des Palmenstammes den Palmenhonig, Um diesen zu erhalten, werden die Stämme um- gehauen und die obere Schnittfläche immer wieder nachgeschnilten, wenn die Ergiessung des Safles aufgehört hat. Auf diese Weise werden jährlich eine Menge von Pflanzen zer- 108 stört, ohne junge Exemplare wieder anzupflan- zen. (Bot. Zeitung.) 30) Hypericum aegyptiacum L. Ein klei- ner niedlicher Strauch, der sich stark verästell aber nur ungefähr 1 Fuss hoch wird. Blätter klein, sitzend, oval, graugrün. Blumen kleir. und gelb, auf den Spitzen der Zweige einzeln stehend. Stammt aus Aegypten, ward schon im Jahre 1787 dnrch Thouin eingeführt, ver- schwand später aber wieder aus den Gärten, bis er nun seit Kurzem von Neuem einge- führt ward. Cultur im Kalthause und im Som- mer im Freien. (Hamburg. Gartenztg.) 31) Ficia leucosperma Willd. Die weisse Wicke, eine der gemeinen Futterwicke ähn- liche Pflanze wird vom Herrn Schübler in Christiania für das Klima der nördlicheren Breitegrade empfohlen‘ Bekanntlich ist das die gleiche Pflanze, die unter dem Namen Amerikanische Erbslinse fälschlich verbreilet ward. Sie wird nicht so hoch als die gemeine Futterwicke , bestaudet sich aber stärker und reift 14 Tage früher, ist Sach gedrückt, hellgelblich-weiss, gekocht schmeckt derselbe sehr angenehm und soll in Bezug auf Geschmack die Mitte zwischen Erbse und Linse halten. Ob ter im Norden als Grünfulter oder zur Nahrung anzubauen ist, darüber fehlen die Erfahrungen Der Same sie vorlheilhaf- noch. ‘Hamburg. Garlenztg.) 32) Gardenia citriodora Hook.; Rubia c&ae. (Gartfl. VI. pag. 380.) Die Beschrei- bung dieses schönen kleinen Strauches von 2 FussHöhe gaben wir schon früher. Die Revue I. No 1) Blumenausstellung in Triest. In der ersten Hälfte des Monats April 1860 wird die Gartenbaugesellschaft in Triest eine Ausstellung von Blumen, Obst und Gemüse abhalten und folgende Preise vertheilen. Goldene Medaille und grosse silberne Me- daille für eine Gruppe blühender Pflanzen, ausgezeichnet in Verschiedenheit, Schönheit Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. horticole brachte im Aprilheft 1859, pag.175 eine schwarze Abbildung derselben und Herr Grönland sagt von derselben, dass es aus der Gattung Gardenia eine der empfehlenswerthe- sten Arten sei, dass sie leicht im Warmbeete aus Stecklingen wachse und schon als kleine bewurzelle Pflanze dankbar blühe. Stiammt aus Porl-Naial, zeichnet sich durch den einer Orange ähnlichen Gerucii der weis- sen Blumen aus und theilt die gleiche Cultur mil Gardenia radieans. — kaum 33) Juglans regia L. Var. Bartheriana. Eine neue Abart von der Wallnuss mit be- deutend längeren Nüssen, deren Schaale sehr dünn und deren Kern von sehr angenehmen Geschmack. Die Blätichen weichen ebenfalls ab, indem sie an der Spitze nicht stumpf, sondern ziemlich lang zugespitzt. Auch an den Rändern treten die Seitennerven in Form kleiner Mucronen hervor. Herr Barthere, Gärt- ner zu Toulouse, fand diese Wallnuss in ei- nem Privalgarten. Ueber ihren Ursprung ist nıchts bekannt. (Revue hort. 1859, pag. 147 mit Abbildg.) 34) Cupressus fastigiata cereiformis. So nennt Hr. Carriere eine neue Abarlt der Cy- presse, deren Aeste sich noch diehter aneinan- der legen als die gewöhnliche Form. Wie eine eylindrische Säule steigt die Pflanze em- por und verdient daher den Beinamen, wel- chen Carriere gibt. (Revue hort. 1859, pag. 167 mit Abbildung.) tizen. und Reichthum an Blüthen, schöne Gruppirung etc. Goldene Medaille und 2 grosse silberne Medaillen eine Grupge von Warmhaus- pflanzen oder mit bunlfarbigen Blättern, aus- gezeichnet in ihrer Culiur. Für eine Sammlung von blühenden Rosen ‚von verschiedenen Sorten. guter Cultur für III. Notizen. Für die schönste Sammlung von Rhodo- dendron und Azaleeı. Für die schönste Sammlung von Erica und Epacris. Für die schönste Sammlung von Pelargo- “nien. Für die schönste Sammlung von einjähri- gen Pflanzen, wie Cineraria, Calceolaria, Pen- sees, Primeln ete. Für die schönste Sammlung von Zwiebel- gewächsen in Töpfen, wie Hyaeinthen, Tulpen, Anemonen elc. Für die schönste Sammlung von Pflanzen von Neuholland in Blüthe oder nich!, ‚aber ausgezeichnet in ihrem Wuehse ete. Für eine Sammlung von Fetipflanzen. Für von Coniferen Berücksichligung von neu eingeführten Ar- eine Sammlung mil ten. Zwei Preise für vollkommene Cullur von Pflanzen. Zwei eingeführte nützliche oder seltene Pflanzen. Kleine silberne Medaille und Medaille aus Prämien an Garieubesilzer für neu Bronce für das schönste Blumenbouquet. Grosse und kleine silberne Medaille für früh- reifes Obst, oder über Winter gul erhaltenes Obst. Grosse und kleine silberne Medaille für frühreifes oder wohlerhaltlenes Gemüse. Ge) 2) Grosse Yamswurzel. Der Pester Lloyd vom 22. Deebr. 1859 bringt die Notiz dass in der Halle des Ungarischen Gartenbau- vereines eine vier Schuh hohe Yamswurzel ausgestellt war von dem Herrschaftsdirector Hrn. Boeskay. — Dieselbe wurde verkostet und so schmackhaft gefunden , dass eine all- gemeine Cullivirung anempfohlen wurde, so mehr, da sie in Ungarn vorirefllich deiht und geringe Pflege bedarf. Auch Guisbesitzer zu Külgmand hai im heurigen Jahre circa 300 Stücke dieser Wurzel erzeugt, darunler waren mehrere bis 5 Schuh lange Exemplare, (S — r.) um ge- ein in In dem Garten des Hrn. Gemeinde- rathes N. Bottaein in Triest ziehen die Bewun- II. 1860. 3) Garten des Hrn. Bottaein Triest. 109 derung aller Blumenliebhaber auf sich dre; neue Begonien, die Begonia amabilis,, argen- tea und Victoria, die Herr Bottacin durch Linden aus Belgien erhiell. — So auch wurde ein 3 Fuss langer Baumstamm auf dessen Rinde ungefähr 30 Orchideen in Form von Epheu sich schlän- gelten, unter welehem die wohlriechende Stan- hopoea und die Tillandsia canescens. — In schönster Blüthe, prangt eine Yucca flaceida und ein &ynerium argenteum im Freien. Ende November 1859. (S—r). Herrn bewundert, A)PomologischesInstitut in Reut- lingen. Herr E. Lucas, der-mit dem 1 Febr. 1850 seinen bisberigen Wirkungskreis als Gar- ten-Inspector und Lehrer an der Landwirth- schaftlichen Akademie zu Hohenheim verlas- sen, hat im Verein mit den Herren A. Ebner und Fritzgärtner zu Reutlingen ein Pomolo- gisches Institut gegründet, in welchem praklischer und theoretischer Unterricht im Obst- und Gemüsebau , sowie in der Land- schaftsgärlnerei für junge Bärlner und Hospi- tanten ertheilt wird. Im Octoberheft der Mo- natsschrift fiir Pomologie und praktischen Obstbau findet sich das genaue Programm die- ser Anslalt. Den praktischen Unterricht unterstützt eine grosse Obsibaumschule, Gemüsesamenzucht und Treiberei, ausgedehnte Obsipflanzungen von Hochstämmen und Zwergobst,, eine Reb- schule, Rebspaliere und Beerenobsipflanzun- gen, sowie Einrichlungen zur technischen Be- nutzung des Obstes. Den Unterricht ertheilen : Herr Lucas im Allgemeinen Pflanzenbau, Bolanik, Baumschnitt, Pomologie, Gemüsebau und Landschaftsgärinerei. Professor Kies. mental-Physik. Chemie und Experi- Obstbaum- Mathema- Oberlehrer Fritzgärtner. zucht und Obstbau. Bienenzucht. ‚tik. Praktische Geometrie, Buchführung. Auf- salz. — Weingärtner Weckler. und Kellerbehandlung. — Städtischer Baum-Aufseher Pfen- nig.. Anlage und Behandlung von Obstpflan- zungen. — Weinernte 8 110 Der Eintritt in die Anstalt findet im Novem- ber und März statt. Die Zöglinge theilen sich in ordentliche Zöglinge , ausserordentliche Zöglinge und Hospitanten. Die Lehrzeit dauert je nach den Vorkenntnissen 4 — 3 Jahre, als Hospitanten können junge Gutsbesitzer und Freunde des Obsibaues auf kürzere oder län- gere Zeit eintreten. Die Zöglinge sollen im Allgemeinen das 47.-Jahr erreicht haben, müssen die nöthigen Schulkenntnisse besitzen, sollen körperlich ge- sund und stark sein. Die Zahl der wöchent- lichen Unterrichtsstunden schwankt zwischen 12 — 18 und die Arbeitszeit beträgt täglich 9 Stunden. Ordentliche Lehrlinge werden im Ganzen nur 5 aufgenommen. Bei Stellung von Logis, Bett, Kost haben dieselben inclusive des Un- terrichts bei 3jährigem Kurs für das erste Jahr 96 Rthlr. als Vorkurs zu zahlen, für das zweite Jahr 68 Rihlr. und “für das 3. Jahr ebenfalls 68 Rihlr. zu zahlen. Bei zweijährigem Kurs haben ordentli- che Lehrlinge im ersten Jahre im Ganzen 88 Rthlr., im zweiten im Ganzen 68 Rihlr. zu zahlen. Für den einjährigen Kurs zahlen ordentli- che Lehrlinge im Ganzen 88 Rihlr. — Ausserordentliche Lehrlinge haben Kost jährlich 60 Rthlr. mehr als die ordentli- chen Lehrlinge für Kost zu zahlen. — Hospitanten zahlen monatlich 6 Rihir. für Unterricht, 3 Rthlr. für Wohnung und haben sich selbst zu bekösügen. Wir freuen uns, dass hiermit eine Anstalt gegründet ist, wo es dem jungen Gäriner mög_ lieb wird, sich tfichtige Kenntnisse in allen Theilen des Obst-, Wein- und Gemüsebaues sowohl in praktischer wie in theoretischer Be- ziehung zu e‚werben und wünschen der An- stalt, die unter der Leitung eines so rühm- lich bekannten Pomologen steht, zahlreiche Frequenz und segensreiches Wirken. In einer Zeit aber, wo der Gartenbau, wie das gegenwärlige Beispiel zeigt, schon anfan- für gen muss, sich in specielle Fächer zu theilen, um gründlichen Unterricht zu ermöglichen, da sollten auch alle Gartenbau - Vereine endlich einmal vereinte Schritte thun, dass auch in Bezug auf die gesellschafiliche Stellung des Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. gebildeten Gärtners etwas geschehe oder mit andern Worten der Gartenarbeiter vom Gärt- ner unterschieden werde, indem dem ersteren der nun leider einmal. dafür eingebürgerte Name Gärtner bleiben möge, die leizieren aber je nach ihren speciellen abgelegten Prü- fungen, zu andern Graden befördert würden. — (E. R.) 5) Ananastreiberei. Zur Erzielung grösserer Früchte rätih Hr. R. Urban, die Her, zen der Kronen auf den Früchten auszubre- chen. Es geschieht dies. sobald die Kronen so gross sind, dass man, ohne die Blüthen zu schädigen, die innern Blälter erfassen kaun, worauf man, indem man mit der linken Hand . die junge Frucht hält, mit der rechten Hand das Herz ausdreht. In den Treibereien zu Potsdam soll dieses Verfahren schon lange angewendet werden. Nach dem Anselzen der Frucht wird nun viel gespritzt und sollen bei hellem Wetter die Herzen der Pflanzen stets voll Wasser stehen. Warmes Wasser, welches zum Spritzen benutzt wird, befördert ungemein eine kräfligere Vegelalion und zwar kann nach den Erfahrungen des Verfassers die Temperatur desselben ohne Schaden bis auf 75° R. steigen, bei höheren Graden zeigen sich Brandflecken. Gegen die Ananaslaus kennt Hr. Urban kein wirksames Mittel und räth, in einer mit Läusen behaflelen Treiberei alle Pflanzen zu entfernen und nachdem das Haus gründlich gereinigt, Pflanzen von einem Orte zu entnehmen, wo sich keine Läuse be- finden, und dann jede Pflanze sogieich zu enifernen, an deren Blätter man einzelne weisse Punkte bemerkt, damit dieser Fluch der Ananaslreiberei sich nicht einnisten könne. Wir begnügen uns mit der Mittheilung dieser zwei Bruchstücke, die Abhandlung selbst zeigt von den umfassenden praktischen Kenninis- sen des Verfassers und findet sich in der 6. — 7. Lieferung von Neubert's deutschem Ma- gazin für Garten- und Blumenkunde. 6) Das Ringeln der Weinrebe am Grunde der Sommertriebe. Wir haben in dieser Beziehung kürzlich die in Frankreich gemachten Erfahrungen milgetheilt. Herr K, Fintelmann in Potsdam wiederholte diesen Versuch vergleichungsweise mit ganz vorzüg- lichem Erfolge. Das Ringeln ward an den IV. Literatur. zwischen 2 Trauben liegenden Zwischenkno- tenslück der Rebe vorgenommen und die obere Traube, unterhalb welcher der Ringel- schnitt angebracht ward, eilte der untern Traube um fast 14 Tage voraus. AR (Wochenschr. f. Gärtner.) 7) Der grösste Banianenbaum. In Dekkan steht ein riesiger Ficus indica, dessen Laubdach 4 Morgen Landes bedeckt. Die von 111 den Aesten herabgesliegenen Luftwurzeln sind zu Säulenreihen geworden, welche die mäch- ige Krone allenthalben stützen. Unterm dich- ten Schatten dieses Baumes ruht man selbst zur Mittagszeit unbedeckten Hauptes aus und der Baum selbst wird von den Eingebore- nen heilig gehalten. (Oesterreich. Bot. Zeitung.) W, Literatur. 1) Lehrbuch der schönen Gar- tenkunst. Mit besondererer Rücksicht auf “die praktische Ausführung von Gärten- und Parkanlagen. Von G. Meyer, bisherigem Kgi. Garteneonducteur, jetzigen Hofgärtner zu Sanssouci und Lehrer an der Kgl. &ärl- nerlehrranstalt zu Potsdam. Berlin, Verlag von Ferdinand Riegel 1860. Erste Lie- ferung. Selten haben wir mit grösserem Vergnü- gen ein neues Gartenbuch in die Hände ge- nommen und geprüft, als das angezeigte Werk, und es versöhnen solche Bücher einigermas- sen mit der so mühevollen und undankbaren Ausübung der Kritik. Wir halten bis jetzt in Deutschland nur ein die ganze Gartenkunst umfassendes Werk aus neuerer Zeit, die „An- deutungen über Landschaftsgärtnerei“ vom Für- sten Pückler-Muskau, welches wirkliche Bedeu- tung und künstlerischen Werth hat und den jetzigen Standpunkt der Kunst würdig dar- stellt. und auch dieses ist nur ein kurzer Ab- riss und beschäfligi sich fast ausschliesslich mit Landschaftsgärinerei, wobei die in unserer Zeit wohl berechtigten symmetrischen Garten- anlagen wenig und kleinere Schmuckgärten für bürgerliche Verhältnisse gar nicht berück- sichligt sind. Zwar sind seit 1834, wo das Pückler’sche Prachtwerk herauskam , mehrere Kupferwerke über Gartenkunst mit vielen Plänen erschienen , sie waren aber sämmtlich entweder nur für kleine Gärlen berechnet, oder der Gartenkunst geradezu unwürdig. Denn wenn auch die Werke Siebeck’s weit über den elenden Sudeleien und Lächerlich- keiten des österreichischen Architekten Jöndl stehen, , so sind sie doch bei aller Anmassung ihres luxuriösen Auftretens nicht geeignet, ein Bild unserer Kunst, noch viel weniger Muster zur Nachahmung zu geben, und stehen nicht höher , als bei andern Künsten die für das Handwerk berechneten Schriften. Man musste bei dem Anblick der sogenannten Musterpläne sagen: Das ist unsere Kunst nicht! Das ist gar keine Kunst! Endlich tritt der Verfasser des Lehrbuches der schönen Gartenkunst mit einem Werke hervor, von dem das Gegentheil des oben Ge- tadelten gilt, welches sich neben denen ande- rer Künste sehen lassen kann. Noch liegt uns ersi der Anfang vor, aber er verspricht Vorzügliches und die Inhaltsangabe der fol- genden Hefte, welche sämmtlich im Jahre 1860 erscheinen , zeigt, dass dieses Buch eine Menge von Dingen enthalten wird, über die wir bisher vergeblich zeitgemässe Belehrung suchten. Herr G. Meyer ist ein Schüler Len- ne’s, Lehrer der Gartenkunst an der Potsda- ner Lehranstalt, seit Jahren fast bei allen An- lagen des Generaldirecetors Lenn& betheiligt und hat selbst viele Anlagen gelungen ausgeführt. Dazu ist er ein ausgezeichneter, vielleicht der beste Zeichner in Sachen der Gartenkunst (was besonders seine grossen Pläne der Kgl. Gärten um Petsdam, von ihm selbst in Kupfer gestochen, beweisen), und ist mit den reichsten Hilfsmitteln in jeder Beziehung versehen. Un- ter so günstigen Umständen ist wohl etwas Gutes zu erwarten. Bei den engen Beziehun- g® 112 gen der meisten Unternehmungen des Verfas- sers zum Herrn Generaldirector Lenne können wir annehmen, dass sich in diesen Werke der Lenne’sche Geist, sein System der Ver- schönerung — wenn ich so sagen darf — aussprechen wird. Die Theorie wird daher voraussichtlich die Berlin - Potsdamer Kunst- schule und Geschmacksrichtung vertreten. Dies wird zwar unfehlbar zu einer gewissen Ein- seitigkeit führen , die jedoch dem Buche nicht zum Vorwurf oder Nachtheil gereichen kann, weil sie in der Natur der Sache liegt, aber bei der welibekannten Schönheit der dortigen Gärten und Anlagen dem Publikum nur er- wünscht sein kann. Was wir an praktischer Belehrung von dort zu erwarten haben, kann nur Bewährtes und Gutes sein. Das Werk erscheint n 4 Heften in Folio von der durch ihren Kunstverlag rühmlichst bekannten Buchhandlung ausgeslaltet und das Schönste wird Folgendes enthalten: Historisch - ästhetischer Rückblick auf die Ent- wickelung der Gartenkunst in ihren einzelnen Stylarten und besonderer Schilderung dersel- ben. — auf Grundsätze der neueren Garlenkunst und Anleitung zur Ausübune derselben. — All- gemeine Anordnung der wesentlichsten Be- standtheile eines verschönerten Landsitzes, als a) Lage des Wohngebäudes, b) Pleasureground. Blumengarten, Rosarium, Wintergarten. €) Kü- chen - und Obstgarten , d) Park, Wıldgehege und Fasanerie, e) von freien Anlagen. — Ueber Hausgärten in Städten und Vorstädtien. — Anordnung öffentlicher P!ätze und Prome- den in Städten und öflentlichen Gärten. — Malerische Anordnung oder Gruppirung im Einzelnen: a) Grund und Boden, b) Gewäs- ser, ec) über ehölzgruppirungen oder Pflan- zungen, d) Rasen und Wiesen, e) Wege. — Ueber Anfertigung des Entwurles zu Papier und die technische Ausführung der Anlage. — Anfertigung der Kostenanschläge und Bemer- kungen über die Anla- gen. Das erschienene Helt von fünf Bogen Text enthält 6 lithographirte Tafeln Holzschnitle. Unterhaltung der und melırere Erstere sind meisterhalt, letztere den Fortschritten der Xylographie angemessen ausgeführt. Die Abbildungen dieses Helles sowie mehrere in späteren Lieferungen dienen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ausschliesslich zur Erläuterung der Stylarten, deren geschichtliche Eniwickelung die erste Abtheilung des Buches bildet und welche in dem vorliegenden Hefte zum Abschluss ge- bracht ist. Die Tafeln stellen vor: 1) Arabi- scher Vorhof, 2) Garten im arabischen Style, 3) und 4) das Tuseum des Plinius, 5) Villa Aldobrandini und 6) Villa Maltei, beide in Rom. Die folgenden Lieferungen werden ent- halten: 7) und 8) Villa Albani und d’Esie in Rom, 9) Plan der Gärten von Versailles, 10) französisches Blumenparierre und Blumen- gärien, J1) holländischer Garten, 12) ebinesi- scher Garten, 13) Garlen im griechischen Styl, 14) Garten im golthischen Styl, 15) Propor- tionalzeichnungen , 16) und 17) verschönerter Landsitz, 18) zwei Stadtgärten, 49) drei Vor- stadigärlen, 20) zwei öffentliche Stadtplätze, 21) Nivellementszeichnungen , 22) Berge und Tervassirungen, .23) Uebertragung des Planes auf die Loealität, 24) Chaussee - Nivellement. Ferner werden 100 Holzschnitte das Uebrige erläutern, besonders die Terraingestallung und Pflanzung. Unser Urtheil über den Inhalt des vorlie- senden Heftes kann sich kurz fassen. Es ist mit jener Kürze und Bestimmtheit geschrieben, welche bei geschichtlichen Darstellungen so hoch schätzen, mithin in der Hauptsache Der Verfasser beginnt wir gelungen. mit dem arabisch-maurischen Gartensiyl als der ältesten einfachsten Form und verwebt damit die orientali- schen Gärten der Neuzeit, welehe bekanntlich fast noch eben so sind wie vor 1000 und mehr Jahren. Richtiger scheint uns die Bezeich- nunz „morgenländischer Styl,“ da der Ein- fluss der Araber nirgends nachgewiesen istund werden kann, und auch die nicht zu den Mau- ren und Arabern gehörenden Völker des Orients. überhaupt fast aller heissen Gegenden in der Hauptsache solehe Gärten haben. Vor- trefflich und italienischen Gärten, erstere durch einen Plan der Villa das Piinius , letztere durch die beiden Villen von Aldobrandini und Maltei verirelen , wozu noch Villa Albani und Villa d’Este kommen. Eiwas zu kurz ist das Zeitalter des französischen Styls und dieser selbst weggekommen und man wird versucht auzuneimen, dass der Verfasser die noch ist der Absehnilt über die römischen idealen IV, Literatur. bestehendenReste von Versailles, Trianon etc. nicht aus Das wäre auch nicht nöthig, wenn nur der Verfas- ser seine Darstellung mehr an die des Zeital- ters knüpfte, was überhaupt vermisst wird. Eine Kunstgeschichte kann nicht bestehen, ohne zugleich eine Cultur- und Sittengeschichte derselben Zeit zu sein. Natürlich lag eine vollständige Geschichte der @artenkunst nicht in der Absicht des Verfassers. Dem holländi- schen Gartenstyl ist mit den wenigen Worten des Verfassers Genüge geschehen. Ja , wir möchten ihm nicht einmal die Berechtigung als besonderen Sıyl zugestehen. Sehr führlich ist der chinesische Siyl und am er- eigener Anschauung kenni. aus- schöplendsten, wie es sich von selbst ver- steht , der englische Sıyl behandelt. Hierbei stützt sich der Verf. nur auf ältere englische Schriftsteller. Unter den deutschen Künstlern und Schrill- stellern werden nur Hirschfeld, Sckell und der Fürst Pückler-Muskau ais einflussreich hervorgehoben. Ueber Hirschfeld stimmt das Urtheil des Verf. mit dem aller derjenigen, welche diesen Schriftsteller Stande sind, war gross, zu beurtheilen im Hirschfeld’s weil er den neuen Naturstiel zu- erst in Deutschland bekannt machte und viel anregte. Er hatte auch das Verdienst, neben dem neuen Siyl noch den alten " symmelri- schen gelten zu lassen, was bei den Biritien lange Zeit als eine Geschmacklosigkeit be- trachlet wurde. Aber seine Anleitungen ver- schwimmen im Nebel, sind gänzlich unsicher, oft unauslührbar und es scheint, ob er sich selbst nie recht klar geworden, was er eigentlien wollte. überein. Einfluss als Der schon ausgebildetere Künstler kann aus Hirschfeld Vieles lernen, der angehende wenig oder nichts, und es ist unbegreillich» wie noch immer Hirschfeld’s Theorie als die Bibel der Gartenkunst be- trachtet wird. Sckell wird vom Verf. nach unserer Ansicht nicht genug gewürdigt und nieht ganz richlig beurlheilt. Es ist wahr, dass seine Theorie der Pfanzung nach Achn- liehkeit der Blattformen und Farbe viel Un- heil angerichtet hat, weil nicht Maler, sondern Pinsel ihn copirten (wie sich Fürst Pückler bei anderer Gelegenheit ausdrückt), und wir kennen selbst verschiedene neuere Anlagen 113 von Sckell’s Nachahmern , wo die Absonde. rung gleicher Gehölzarten aul die unaussteh- Aber Sckell ist falsch verstauden worden , was allerdings bei einer Unbeholfenheit seiner Schreibart Auch hat Sckell in seinen „Beiträgen zur Garltenkunst‘‘ die son- derbare Gewohnheit, die Vorschriften, welche er selbst befolgte, oft nur als Nachsatz und nebenbei zu erwähnen, wodurch die Hauptre- lichste Weise durchgeführt ist. gewissen leichi war. gel oft so gul als aufgehoben wird. Hat man aber, wie wir, Sckell’s Anlagen mil dem Bu- che in der Hand Jahre lang studirt, so ge- winnt man eine ganz andere Ansicht. Dazu muss man wohl bedenken, dass Sckell der erste praktische Gärtner und Künstler war, welcher über diesen Gegenständ schrieb, dass er zu Anfang dieses Jahrhunderts schrieb und Betrachtet man sein Buch in diesem ist und bleibi es das erste und einzige bestimmte Regeln gebende wirkliche Lehrbuch bis zum Erscheinen des Fürs! Pückler'schen Werkes. Mit diesem war Sckell wirkte. Lichte, so allerdings abgethan, obsehon nicht in allen Dingen ersetzt. — Mit Fürst Pückler schliesst Abriss, was wir ganz in der Ordnung finden. ebenso, dass dessen grosse Einwirkung für die Ent- wicklung der Gartenkunst in das kellste Licht gestellt wird. der Verfasser seinen geschichtlichen Ueber die Abbildungen können wir nur sagen, dass sie unübertrefllich gut ausgeführt und künstlerisch vollendet sind. Es sind, mit Ausnahme von Tafel 5 und 6 Copien, es. sich bei einer geschichtlichen Darstellung wie von seibst versteht. Nur die auf der Doppel- tafel 5 und 6 dargestellte Villa des Plinius ist Erfindung des Herrn Meyer. Er versuchte aus den bekamnten Briefen des Plinius über sein Tuscum sich die Vorstellung eines glän- zenden Landsitzes zu bilden, was bekanntlich schon von mehreren, darunter von Nem be- rühmten Architekten Schinkel versucht worden ist. Wir halten Gelegenheit, 3 solcher idealen und müssen der des Herrn Meyer im Bezug auf Garten- anlagen den Vorzug geben. Restauralionen zu vergleichen, Dieser Ertwurf hat viel Aehnliehkeit mit dem Schinkel'schen, es scheint uns aber das Verhäliniss künstle- risch richliger. Natürlich macht sich Jeder- 114 mann eine andere Vorsiellung nach einer Be- schreibuug. (J.) 2) Der Botanische Garten der Uni- versilät zu Würzburg. VonDr. Aug. Schenk, Professor und Director des Gar- tens. Stahel’sche Buchhandlung in Würz- burg 1860. Der Botanische Garten in Würzburg ge- hört zwar nicht zu den reichsten derarligen In- stituten Deuischlands, nimmtaber unler der Zahl derer, tungen und zuverlässige Bestimmungen aus- zeichnen, unter dem Directorat des Herrn Pro- fessors Schenk, einen hervorragenden Platz ein. Derselbe hal in neuerer Zeit seine frühere ein- geengle Lage zwischen den Maucrn des Ju- lius-Hospitales verlassen und ist nun beim neuen Anatomie- Gebäude neu angelegt und dem Publikum geöffnet worden. Die kleine, in Rede stehende Schrift hat den Zweck, den Besuchern alsFührer zu dienen, einen Zweck, den sie auch in vollkommenster Weise löst. In einem Gebäude befinden sich die Samm- lungen, die Bibliolhek des Gartens, der Hör- saal, die poliklinische Anstalt und die Woh- nung des Universitätsgärtners. Die Sammlun- gen bestehen aus einem Herbarium , +einer Frucht- und Holzsammnlung, einer Sammlung der in der Mediein und Technik verwendeten Pflanzenstoffe und einer noch im Entstehen begriffenen Sammlung fossiler Pflanzen, Im Garten selbst werden in einer beson- dern Abiheilung die im Freien ausdauernden Mediein- und Nuizpflauzen culüvirt, welche im Soumer durch aus Töpfen ausgepflanzle, so- wie durch eine besondere Zusammenstellung der offieinellen Topfpflanzen ergänzt werden. Die Alpenpflanzen sind in einer besonderen Steinparthie angepflanzt und geben ein an- schauliches Bilä von den kleinen lieblichen Pflanzen unserer Gebirge. aus der Gruppe der Nadelhölzer umgeben und be- schatten diese Parthie und die Farreukräuler der gemässigten Zone sind ausserdem zu ei- ner besondern Parthie vereinigt. Die grosse Menge der ausdauernden Siauden ist nach den Familien des Pflanzenreiches zusammengrup- pirt. Auf den Rasenplätzen ist die Sammlung Bäume die sich durch zweckmässige Einrich- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der ausdauernden Gehölze ebenfalls nach Fa- milien gruppirt. Die neu erbauten Gewächshäuser sind ganz aus Eisen und Glas construirt und stehen in 3 Reihen hintereinander. Die Erwärmung der- selben geschieht miltelst einer Wasserhei- zung. — Diese letztere ist nach dem Perkin’schen System angefertigt. Professor Schenk führt den Besucher nun durch die einzelnen Ab- theilungen und weist, wie schon vorher, bei Betrachtung der Pfianzen des freien Landes auf die interessanteren Pflanzen hin. Mit der Gründung der Universität zu Würzburg durch Fürstbischof Julius ward im Jahre 1587 auch der Botanische Garten ge- gründet und demselben ein Platz im Garten des Julius- Hospitales angewiesen. Im Jahre 1594 ward Dr. J. G. Stengel zum Professor und Arzt am Julius-Hospital ernannt, und der nach dem noch jetzt vorhandenen Aktenstücke in seiner Instruclion angewiesen ward, „mit Fleiss daran zu sein und Aufachtung zu ge- ben, dass der Garten im gemelten Sptial mit Simplieibus und andern mehr gulen Gewäch- sen und Kräutern, so zur Arznei dienlich sind, erbaut werde.“ Während des 30Ojährigen Krieges scheint auch der Botanische Garten eingeschlafen zu sein, denn nach Stengel’s Tode (1617) finden sich erst im Jahre 1682 Nachrichten, dass Dr. Michael Weırrlein den Lehrstuhl der Botanik übernahm. 1696 findet sich der Nachweis vor, dass auf einem Platze des Julius - Aospitales ein Glashaus, eine Ein- winterung und ein Brunnen zur Aulfrichlung eines Hortibotanici hergestellt wurde. —- 1721 ward Dr. L. A. Dercum als Professor der Botanik, und F. Loos als Gärtner am Bolanischen Garteu angestelll und damit ward die Botanik zuerst ‚als gesondertes Fach an der Würzburger Universität eingeführt und die Existenz des Bolanischen Gartens für immer gesichert. 1722 erschien, von Prof. Dereum herausgegeben, der erste Catalog der Pflan- zen des Gartens, der 500 Arten aufzählt, Fürst- bischof F. C. von Schönborn liess im Jahre 1742 drei neue Glashäuser und Treibbeete und ein Aquarium anlegen. Als im Jahre 1779 F.L. v. Erthal zum Fürsibischof ernannt ward, begann auch für den Botanischen Gar- IV. Literatur. ten eine neue Aera, indem er in allen Theilen der Universität Fortschritte anbahnte und auch den Botanischen Garten gänzlich umgestallete. Pr. G. Heilmann erhielt 1782 die Leitung des Garlens und 1786 ward J. Heller zum Botani- ‘schen Gärtner ernannt, nachdem seit T,oos’s Tode (1752) kein Gärtner mehr angestellt war. Julius-Hospital und Universität trugen seit je- ner Zeit gemeinschaftlich zur Unterhaltung des Gartens bei, ein Verhältniss, das erst mit der neuesten Eingangs erwähnten Umänderung aufgelöst ward, womit der Garten der Univer- sität gänzlich zufiei. (E. R.) 3) Naudin, Essai d’une Monographie des especeset des varietes du genre Cucumis. Eine Botanische Abhandlung , die für die Wissenschaft wie für‘: den Gartenbau gleiches Inieresse hat. Dieselbe stützt sich auf die Her- barien und andere Sammlungen von Paris, Kew und andern wichtigsten Anstalten Euro- pa’s, sowie auf die Ansicht und Beobachtung aller der in Cultur vorkommenden Abarten voneigentlichen Gurken und Melonen. Der Verf. legt zunächst seine Ansicht über das. was er als Art betrachtet, dar und spricht dabei ähn- liche Ansichten aus , wie auch wir verschie- dentlich vertreten haben. Er beschränkt die Arten der Gattung Cucumis auf 13. lässt jene Masse schlechter Arten eingehen, die von denen so nach neuen Arten haschen, und auf einfache Formen gegründet worden sind. Von der Gurke (Cucumis sativus L.) unter- scheidet er 4 Racen, nämlich 1) die kleine russische Gurke, 2) die lange gewöhnliche Gurke, 3) die weisse Gurke und 4) die Gurke von Sikkim, die in Ostindien häufig ange- baut wird, bis jetzt aber noch nicht nach Eu- ropa kam. Die grossen Früchte derselben gleichen denen einer Melone. Die Melonen(Cucumis Melo L.) sind noch 115 mehr Abänderungen als die Gurke unterwor- fen und Naudin brachte zu dieser Art allein 25 als Arten beschriebene Formen zurück. Er unterscheidet von ihnen zehn Racen, näm- lich: Cantaloupen , Netzmelonen , Zuckermelo- nen, Wintermelonen ohne Geruch, Schlangen- melonen, Gurkenarlige Melonen, Chito-Melonen (C. Chito Morr.), Dudaim-Melonen (©. Dudaim L.), Rothe Melonen aus Persien und wilde Melonen. Nur die A ersten Racen enthalten die für die Cultur wichtigen Sorten, die 6 letzten Racen haben mehr nur Botanisches Interesse, wenn gleich einzelne ebenfalls wie so man- che Neuigkeit, mit Unrecht zur pfohlen wurden. Cultur em- (E. R.) 4) Eduard Lucas, der Gemüsebau, An- leitung zur Cultur der Gemüse in Garten und Feld für Landwirthe, Gärtner und Gar- tenfreunde. Zweile Auflage. Stultgart. Ver- lag der J. B. Metzler’schen Buchhandlung. 1860. — Die zweite Auflage dieses vorzüglichen Buches, welcher unser geehrter Freund seine seit 1846 gemachten Erfahrungen einverleibt hat. Wir haben nicht noihwendig, dieses Buch. das sich selbst durch zweckmässige Einrichtung, verständliche Sprache und durch- gehends praktische erprobte Rathschläge ge- nugsam empfiehlt, noch besonders zu em- pfeblen Es ist eines von den Büchern, das selbst in der kleinen Büchersammlung keines Gäriners oder ®artenfreundes als treuer Rath- geber der nicht im Stiche lässt, fehlen sollte. Gewünscht hätten wir, dass der Verfasser bei der kurzen Besprechung wahrhaft überflüssiger Gemüse, d. h. solcher , die Platz im Gemüse- garten wirklich nicht verdienen. ihren Unwerth noch deutlicher hingestellt hätte, so z. B. Basella, Amarantus oleraceus, Atriplex hor- tensis u. =. f. (E. Regel.) Li 116 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. v. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Sitzung am 6. (18.) Februar 1860.. 1) Die zur Prüfung’ der Rechnungen be- stellle Commission genehmigt dieselbe unter Verdankung der vielfachen Bemühungen des Hrn. Cassirers zum Besten und in den Inleressen des Vereins. 2) Als Experten für die Abtheilung für Obst, Gemüse und Blumen bei der gros- sen Ausstellung der K. Freien Oekonomischen Gesellschaft im nächsten Herbste werden ge- wählt: die Herren Allwardi, Regel, Rempen, Rochel, Schelesnow mit dem Auftrag, mit der K. Oekonomischen Gesellschaf* zur Uebernahme der betreffenden Geschäfte in Verbindung zu Ünelen. 3) Herm Academiker Ruprecht, März nach den kürzlich unterworfenen Pro- vinzen des Caucasus im Auflrage der K. Aca- demie der Wissenschaften als Botaniker reist, wird die Summe von 300 Rb. S. zur Dispo- silion gestellt, mit der Bille dafür Samen und Zwiebeln für die Gesellschaft sammeln zu lassen. — 4) Herr von Wolkenstein hat dem Verein ein Verzeichniss von allen den Pflanzen üver- welche bis jetzl in den Versammlun- der im reicht, gen und Ausstellungen ausgestelit waren, be- gleitet mit Bemerkungen über Vaterland, Cul- tur ete. Der Verein beschliesst solches auf seine Rechnung drucken zu lassen und dem Herrn v. Wolkenstein 150 Exemplare davon zur Disposition zu stellen. — 5) Die Gartenflora wird aufgelegt und solche zum die Mitglieder eingeladen, auf Preis von 5 Rbl. in Petersburg und 6 Rbl. ins Innere, inclusive Versendung, beim Verein zu abonniren 6) Zur nächsten Frühlingsausstellung wer- den 26 Mitglieder zur Decorations-Commission vorgeschlagen, welche sämmtliche Arbeiten da- bei zu leiten hat. Ausser den {0 Mitgliedern des Vorstandes werden gewählt die Herren: Bosse Gantschuroff, Gegorol, Siesmayer, Nlliin, Loh- mann, Luchmanoff, Nouvel, Odinzoff , Pfeffer, Saposchnikoff, Schröder, Erler, 7) Es wird angezeigt, dass in der nächsten Sitzung die Erneuerungswahl zweier Mitglieder des Vorstandes statifinden wird, sowie dass die Russischen und Deutschen Vorlesungen für die Mitglieder am 3. und A. Donnerstag, Abends 7 Uhr in der Dume begonnen haben. Den Russischen Vortrag hielt Br. Academiker Gelesnoff über Drainage, den Deutschen Vor- trag Hr. E. Regel über einfache und vollkom- den Aufbau der Pflanze Agamonof, Allward, Bergemann, mene Pflanzen und aus Organen. 8) Zu Mitgliedern auf Vorschlag des Vor- standes werden gewälht die Herren: N. Kauf- Alexander Paullo witsch in Tiflis und Prof. von Schlechtendal in Halle, 9) Von Herrn Reichenbach, Obergärtner im Botan'schen Garten eingesendete hochstämmige remon!irende Rosen in voller Blüthe, erhalten mann in Moskau, Owerin die grosse silberne Medaille. (E.R:) I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pilanzen. a) Dryas octopetala ll. (Siehe Taf. 286, Fig. 1.) Dryadeae. Dryas octopetala L. spec. pag. 717. | Lappen bis über den Grund getheilt, Ledb. fl. ross. II. pag. 20. Koch. Syn. | Blumenblätter 8 — 9, länglich - oval, fl. germ. pag. 20. Eine kleine, niedliche , perennirende Pflanze, welche in den Alpen Europa’s und in Sibirien wächst. Dieselbe be- sitzt Stengel, die dem Boden nach lie- gen und einen dichten Rasen bilden. In Steinparthien hängen sie ähnlich den Büschen der Saxifragen und Seden über die Steine herab und dienen zur vor- züglichen Zierde. Blätter länglich - el- liptisch, beiderseits stumpf, gestielt, gross gekerbt, unterhalb weissfilzig und mit vorragenden kahlen Adern. Die einige Zoll hohen Blüthenstiele sind anfangs gipfel-, später seitenständig, steigen auf und sind, wie der Kelch, kurz weisshaarig, untermischt mit einzelnen rothen , oft drüsentragenden Haaren. Kelch in 8 — 9 linien - lanzettliche IV. 1860. stumpf, weiss. Die vielen Früchtchen tragen ei- nen bartig-federigen Anhängsel. Liebt eine lockere, mit Sand und Torferde versetzte lehmige Rasenerde. Vermeh- rung durch Samen und Stecklinge, die im September in mit Sand gefüllte Töpfe gesteckt und an einem lichten Orte frostfrei oder auch im frostfreien Mistbeetkasten durchwintert werden. Ist selbst in Petersburg noch hart und be- darf keines andern Schutzes als einer 1/, Zoll hohen Moosdecke, die nach den ersten starken Frösten aufgelegt und im Frühling zeitig wieder entfernt wird. Laubbedeckung erstickt diese und viele andere Pfianzen der Gebirge Eu- ropa’s und des hohen Nordens. Blühet im Mai und Juni. 118 b) 0Orobus L £. % Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. orientalis Fisch Mey. (Siehe Taf. 286, Fig. 2.) Papilionaceae. Orobus luteus $. Fisch. Mey. Ind. IH. sem. h. Petr. pag.378. Ledbk. fl. ross. I. pag. 690. Eine jener schönen harten Perennien, die in den Alpen der Schweiz und in Sibirien wild wächst, Die Pflanze Si- biriens ist robuster und höher von Wuchs, die Blumen färben sich im Abblühen schön orangegelb, die Kelchzähne sind ungleich lang und die ganze Pflanze weniger behaart. Es ist jedoch sicher nur eine Form des O, luteus. Blühet schon Ende Mai, bildet kräftige Büsche mit 2 Fuss hohen Stengeln, die mit 3—4 jochig gefiederten Blättern besetzt sind. Blättehen oval-elliptisch, in einen Kraut- stachel ausgehend, unterhalb blaugrün, Nebenblätter halbirt spiessförmig - oval, am Grunde fast gezähnt, kleiner als die Blättchen. Blüthenstiele länger als die Blätter, in deren Achseln sie stehen, auf der Spitze eine vielblumige Traube der anfangs weissgelben, später orangefar- benen Schmetterlingsblumen tragend. Verlangt einen tiefgründigen Boden, ge- deihet fast in jedem Gartenboden, gleich gut in der”Sonne wie im Schatten und bedarf auch im Petersburger Klima durchaus keines Schutzes. Schön für Blumenbeete, sowie zur Vorpflanzung vor Bosquete. (E. Regel.) cd Calophaca Hovenii Schrenk. (Siehe Taf. 287.) Le, 2 nmJ3.n, 018,3 Je: Calophaca Fisch. in D. C. Prodr. II, pag. 270. Endl. gen. pag. 1276. Ledb. fl. ross, I, pag. 573. C. Hovenü Sckrenk in Fisch. Mey. Enum, pl. nov. pag. 74. Ledb. il. ross, Luc, Die Gattung Calophaca ist zunächst mit Colutea verwandt und bildet niedri- ge Sträucher mit gefiederten Blättern, die in den Steppen des Caspischen Meeres und in der Soorgarei wachsen. Die in Rede stehende beistehend abge- bildete Art ward von Schrenk in der Soongarei entdeckt. Angedrückte Be- haarung und das Fehlen der Drüsen- haare unterscheidet sie von C. wolgarica Fisch., indem letztere an Stengeln, Blatt- stielen, Blüthenstielen, Kelchen und Hülsen zwischen der abstehenden kur- zen Behaarung, abstehende Drüsenhaare trägt. Ein niedriger, dicht verästelter Strauch mit brauner faseriger Rinde. Blätter 3 — 4paarig gefiedert, Blättchen rund- lich-oval, ganzrandig, mit aufgesetztem Mucro, die seitlichen sehr kurz gestielt, das Spitzenblättchen lang gestielt. Die ‚achselständigen Blüthentrauben werden von einem Stiel getragen, der länger als das betrefiende Blatt. Die einzel- nn I. Orginalabhandlungen. nen Blüthen sehr kurz gestielt, mit röhrigem, nach vorn fast glockig ausge- breitetem Kelch, der in 5 zugespitzte Lappen gespalten ist, von denen die beiden obersten länger als die andern und höher hinauf mit einander verwach- sen sind. Blumengross, schön goldgelb. Staubfäden 10, und zwar 1 frei und 9 verwachsen. Griffel fädlich, am Grunde zottig. Hülse länglich und fast walzig, und nicht wie bei Colutea und Halimo- dendron, den beiden zunächst verwand- ten Gattungen, aufgeblasen. 119 Dieser schöne Strauch wird im Klima von Deutschland und in wärmeren Ge- genden des mittleren Russlands noch hart sein, ist bis jetzt aber noch nicht in Cultur. Die beistehende Abbildung ist dazu bestimmt, die Aufmerksamkeit auf denselben zu lenken, indem wir dies für das sicherste Mittel halten, um seine Einführung in die Gärten zu beschleu- nigen. (E. R.) dAlsophila guianensis Hort). (Siehe Taf. 288.) Fri.l.ı ce 8; Ein Baumfarren, das mit A, ra- dens Kaulf. zunächst verwandt ist. Wir erhielten dasselbe aus dem Garten des Herrn Blass in Elberfeld unter dem obigen Namen, konnten aber keine Be- schreibung dieser Art auffinden. Von A. radens unterscheidet es sich sofort durch fast gänzliches Fehlen der Behaarung auf beiden Seiten des Wedels, sowie durch die Fruchthäufchen, welche nur in einer Reihe auf beiden Seiten der Mittelrippe derFiederblättchen, zwischen der Mittelrippe und dem Grunde der Lappen der Fiederblättchen stehen. Nach dem Namen zu schliessen, stammt es aus dem Britischen Guiana, Der Stamm ist mit den Resten der Wedelstiele bekleidet. Wedel 3—4 Fuss lang und wahrscheinlich später noch grösser. Die Wedelstile am Grunde schwarz, dicht mit Stacheln und aus- serdem mit häutigen, braunen , zuge- spitzten Schuppen besetzt; oberhalb des Grundes gelblich, nebst der Rhachis kahl oder kaum behaart und mit einzel- nen Stacheln besetzt. Die Blattfläche *) A. caudice arborea; fronde 3 — A pedali et ultra; stipite basi nigrescente denseque aculeato et paleis ovatis acuminalis fuscescentibus dense vestito; supra basim una cum rha- chidi glabrescente v. parce pilosulo , lutescente, parceque aculealo; lamina bipinnati - secta, glabra ovato-oblonga, obtuse-acuminata , supra obscure viridi, subtus pallidiore, pinnis pelio- latis, lanceolatis, obtuse-acuminalis; pinnulis brevissime petiolatis, e basi oblique subeordata v. subiruncata oblongo-lanceolatis, pinnatifidi-lobatis, apice breviler attenuato-obtusis subinteger- rimisque , subtus in costa media paleolis minuatis bullulatis raris adspersis; laciniis oblongis, antice rotundato-obtusis, integerrimis v. vix repando-crenulatis; nervis secundariis laeiniarum v. simplieibus et dorso,, — v. furcatis et ad v. supra furcaluram soriferis, nervis secundariis superioribus sterilibus; soris in pinnulis utringue uniserialibus, inter pinnularum basim et cos- tam mediam intermediis. 9 °® 120 zweifach fiederschnittig, kahl, länglich- oval, stumpf - zugespitzt , oberhalb dun- kelgrün und unterhalb heller, Die ein- zelnen Fiederblätter gestielt, aus breitem Grunde lanzettförmig, zugespitzt. Die Fiederblättchen zweiter Ordnung sehr kurz gestiet oder die obern sitzend, aus schiefem, fast herzförmigem oder abgestutztem Grunde länglich-lanzettlich, fiederlappig und nur an der kurz ver- schmälerten stumpfen Spitze fast ganz- randig, unterhalb an der Mittelrippe mit einzelnen kleinen blasigen Schüppchen besetzt, Die Lappen der Fiederblättchen länglich , an der Spitze stumpf abgerun- det, fast ganzrandig oder undeutlich kerbig - ausgeschweift. In jeden dieser Lappen tritt ein Nerv ein, der wiederum Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. fiederförmig gestellte Seitennerven trägt. Diese letztern sind entweder einfach und tragen dann das Sporenhäufchen auf ihrer Mitte, oder sie sind gabelför- mig getheilt, und tragen dann das Spo- renhäufchen in der Gabel oder über der- selben. Die Sporenhäufchen selbst steken in einer Reihe zu jeder Seite des Mit- telnerves der Fiederblättchen zweiter Ordnung, zwischen den Mittelnerven und den Ausbuchtungen der Lappen, indem alle obern Seitennerven der Lap- pen selbst steril bleiben. — (E. R.) Erklärung der Tafel. a. Ein Fiederblatt in natürlicher Grösse. b. Ein Fiederblättchen vergrössert. 2) Reiseberiehte aus Mexieo. Schon im vorigen Jahrgange der | Gartenflora (Maiheft p. 131) haben wir unseren Lesern unter obigem Titel Mit- theilungen gemacht aus Briefen, die wir von unserem Freunde Roezl empfingen und worin er von seinen Reisen in Me- xico erzählt. Kürzlich erhielten wir wieder neue Berichie von ihm , die wir um So lieber veröffentlichen, als Herr Roezl vielen unserer Leser persönlich bekannt ist, und diese gewiss mit In- teresse von seinen Wanderungen erfah- ren werden, die Berichte ausserdem auch hinreichendes allgemeines Interesse besitzen. „Es ist schon fast ein Jahr verflos- sen, — So Schreibt Roez! unterm 2. October 1859 — dass Sie von mir keine Nachricht erhalten haben, aber es war nicht Nachlässigkeit, sondern Mangel an Zeit und Gelegenheit; denn von November 1858 bis Ende Juni 1859 war ich beständig auf der Wanderung in fast lauter unbewohnten Gegenden. Heute will ich Ihnen nun von diesen Irrfahrten Einiges erzählen. Am 3. No- vember 1858 reiste ich fort von Mexico, begleitet von zwei Indianern und eini- gen Lastthieren, zunächst in der Ge- gend von Tenanzingo, um dort von Pinus Don Pedroi Samen zu sammeln, die bei mir bestellt waren, von dort wandie ich mich nach einer nicht schr entlegenen Gegend, dem Standorte der prächtigen, von mir auf einer früheren Reise entdeckten Sulvia dielytroides, und hatte auch das Vergnügen, sie wie- der zu finden und einigen reifen Samen abnehmen zu können*). In einem alten *) Von diesen Samen hat uns Herr Roezl einigen geschickt, derselbe ist auch sehr gut I. Originalabhandlungen. Kloster hielt ich mich einige Tage auf, weil die Umgebung reich war an schö- nen Orchideen, wie Odontoglossum ne- bulosum und laeve, und Cypripedium irapaeanum; hier wächst auch mein Pinus Nee plus ultra, mit Nadeln von 1!/, Fuss Länge, unstreitig die schönste der langnadeligen Pinus - Arten , leider waren die Zapfen noch nicht reif genug zum Mitnehmen; verschiedene knollige Begonien fanden sich hier und mehrere neue Sommergewächse, deren Samen ich später Herrn Haage in Erfurt zu- sandte, ausserdem das hübsche Zwiebel- gewächs, COyclobothra Hookerü und ei- ne prachtvolle Scrophularinee mit lila- farbigen, innen langbehaarten Blumen von 1'/, Zoll Durchmesser; die Blätter dieser herrlichen Pflanze sind sehr klein und die ganze Pfianze wird kaum fuss- hoch; leider hatte sie keinen reifen Sa- men. Aus dieser interessanten Ge- gend führte uns ein sehr steil abfallen- | der, ganz mit Steingeröll bedeckter, fürchterlich schlechter Weg etwa 1000 Fuss hinab; an den Felswänden wuch- sen hier die bekannten Bonapartea, jun- cea und eine andere sehr schöne neue Art, die ich B. glauca taufte; eine Fels- wand von mehreren hundert Fuss Länge war in ihrer ganzen Ausdehnung mit einer Stanhopea-Art bewachsen , unter- mischt mit Achimenes und einigen Ar- ten Ipomoea ; sie gewährte einen pracht- vollen Anblick, wie überhaupt die mei- sten Felswände dieser Gegend dem aufgegangen, wie sämmtliche Sämereien , die wir bisher von den Herren Roezlu, Bes- serer erhielten, fast ohne Ausnahme sehr gut keimten, — und wir hoffen diese schöne Salvia, nach Roezl weitaus die prächligste der ganzen Gattung, im Laufe des nächsten Sommers zur Blüthe zu bringen. — (E. 0.) 121 Pflanzenfreunde reiche Augenweide, und dem Sammler reiche Beute bieten, nur ist er nicht immer im Stande, sich ihrer zu bemächtigen, denn die Felsen steigen meistens senkrecht empor und sind da- her unzugänglich, Ihr Pflanzenkleid ist verschieden je nach der Exposition, ge- gen Morgen gerichtete Wände bieten den zierlichen Blüthenschmuck der Barkeria- und Stanhopea - Arten, untermischt mit dem zierlichen Grün von Selaginella und zahlreichen Bromeliaceen, gegen Mittag zeigen sich dagegen vorwiegend die imposanten oder grotesken Formen der Agave-, Bonapurtea-, Dyckia- und Lit- taea-Arten und vieler Cacteen, da bleibt man dann gerne einige Augenblicke stehen und bewundert diese herrliche Vegetation, wünscht die alten Freunde und Collegen bei sich zu haben, die in Gewächshäusern diese oder ähnliche Pflanzen in kleinen Exemplaren mit grosser Sorgfalt ziehen, um ihnen diese Wunder der Pilanzenwelt zu zei- gen, und zieht dann weiter mit dem Bedauern, nur Indianer als Gefährten zu haben, die mit gleichgiltigem Auge betrachten, was uns mit so grossem En- thusiasmus erfüllt, Gleich bei diesen Felswänden liegt ein erbärmliches Dorf, Malinalko ge- nannt, wo ich etwas Maisbrod und Ba- nanen zu bekommen hoffte , weil dieses auf einige Meilen im Umkreise der Haupt- ort ist und unser Proviant auf die Neige ging; leider hatte ich meine Rechnung ohne den Wirth gemacht, oder vielmehr ohne die Räuber, die hier jetzt Herren im Lande sind und ganz unbelästigt ihr Handwerk treiben: die Armuth der Dorfbewohner schützte sie nicht, einige Tage vor unserer Ankunft hatte eine Räuberbande das Dorf rein ausgeplün- dert und wir fanden für Geld und gute Worte nichts als einige Orangen. Der 122 folgende Tag war ein Sonntag und zu- gleich ein Festtag, der die Bewohner der Umgegend in’s Dorf zur Kirche zog, nach der kirchlichen Feier wird dann auch eine Art Markt gehalten und das bewog mich zum Bleiben. Morgens lei- teten einige Mörserschüsse die Feier ein, mich überraschte eine förmliche Kano- nade, ich glaubte zuerst das ärmliche Dörfchen in einen Kriegsschauplatz ver- wandelt, und es war nur das neckische Echo, das hier zwischen den zerklüfte- ten Felswänden jeden Schuss etwa 30fach erwiederte; ich habe früher nie ein so schönes Echo gehört, wie muss es hier donnern und krachen bei einem schwe- ren Gewitter! — Meine Hoffnung hatte mich nicht getäuscht, das Kirchenfest hatte seine Anziehungskraft bewährt, die Leute der ganzen Nachbarschaft ka- men angerückt, mit Lebensmitteln wohl versehen, so dass ich mir Vorrath für mehrere Tage kaufen konnte; dies war mir um so wichtiger, da ich beabsich- tigte, einen Ausflug in eine Gegend zu machen, wo ich nicht hoffen durfte, auf Wohnungen zu stossen, und wo vor mir noch kein Pflanzensammler eingedrun- gen ist. Ich trat nun wohlgemuth diese Tour an, die mich zunächst durch eine Ebene führte, in der ich eine Menge von Bocconia-, Lantana- und Salvia- Arten fand; was mich hier besonders erfreute, war eine Bouvardia, die aller- dings schon verblüht war, aber sehr grosse Blumendolden haben muss, und wahrscheinlich zu den scharlachrothen Arten gehört; gleich daneben fand ich eine andere Art mit gelb und rothen Blüthen, deren Blätter und Tracht so dem Aeschynanthus pulcher glichen, dass ich genau hinsehen musste, um mich zu überzeugen, dass ich wirklich eine Bou- vardia vor mir habe, Bald ging es je- doch wieder bergan und zwar’ ziemlich Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. hoch hinauf bis in die kalte Pinus - Re- gion; wir überschritten einen Berg- rücken, kaum waren wir auf der an- dern Seite 2 — 300 Fuss hinabgestie- gen, so kamen wir in einen Eichenwald, wo Stämme und Aeste, sowie alle Fel- sen buchstäblich überzogen waren mit der schönen Laelia autumnalis,, es war gerade die Blüthezeit und ich konnte eine Anzahl von Varietäten unterschei- den, einige.{dureh sehr grosse Blumen ausgezeichnet, andere durch verschiedene Färbung, es war eine förmliche Stufen- leiter vom dunklen Violett bis zum zar- ten Rosa. Nach und nach fanden sich auch Oneidium Cavendishianum, und mehrere Odontoglossum-Arten , wie O. cervantesü, maculatum und cordatum, aber auch diese noch in der kälteren Region, der die Eichenwälder angehören und wo die Temperatur zuweilen bis auf 3° unter Null sinkt, Ein kleiner Fuss- weg führte uns tief hinab in ein feuch- tes Thal, von einem Flusse durchzogen; hier hatte die Vegetation einen ganz an- dern Charakter, Begonia stigmosa und incarnata zeugten Schon für ein wärme- res Klima, von Orchideen wuchs hier das Epidendron Parkinsonianum und ohne einen sehr unangenehmen Zwi- schenfall hätte ich hier wahrscheinlich noch manche interessante Pflanze finden können; ich war gerade beschäftigt, ei- nige Epidendron Parkinsonianum von einem Baume zu lösen, als ich plötzlich von drei Seiten durch 5 vermummte Kerle angefallen wurde, ich wollte mich anfangs zur Wehr setzen, aber ein Sä- belhieb in die rechte Wange belehrte mich eines Besseren; meine Leute, die etwas zurückgeblieben waren, kamen jetzt auch escortirt von andern Räubern derselben Bande, sie trieben uns tiefer in den Wald hinein, knebelten uns an Händen und Füssen und zogen die I. Originalabhandlungen. Stricke so zusammen , dass wir weder mit den Armen noch Beinen uns rüh- ren konnten, untersuchten dann unsere Kleidung und Bagage, nahmen was sie _ davon gebrauchen konnten, auch unsere Lastthiere und überliessen uns dann völlig hilflos unserem Schicksale. — Wir blieben fast den ganzen Tag so im Walde liegen, unser Rufen und Schreien verhallte ungehört, und ein schreckliches Ende schien uns unvermeidlich, — ei- ner meiner Indianer hatte sich endlich bis zu mir heranwälzen können, er ver- suchte nun mit den Zähnen meine Stricke aufzulösen, es war eine schwere Aufgabe , aber die Noth gibt Kraft und Ausdauer, endlich hatte ich die Hände wieder frei und wir waren gerettet, Dank seinen guten, starken Zähnen! — Hände und Füsse waren uns ganz geschwollen und das Gehen schmerzte anfangs, aber wie glücklich waren wir dennoch, uns erlöst zu wissen ! Die Räuber hatten die gesammelten Pflanzen als unnützen Bal- last liegen lassen, ich konnte auch da- von freilich nur das Werthvollste, so viel wir bequem tragen konnten, noch mitnehmen. Es war ein Glück für uns, dass wir bald einen kleinen Ort erreich- ten, wo wir uns ausruhen, und sättigen konnten. In kürzester Richtung waren wir jetzt nur 23 Wegstunden von Me- xico entfernt, so machten wir uns dann auf den Heimweg und erreichten auch ohne weiteren Unfall, wenn auch ge- quält von Hunger und ganz erschöpft, unsere Heimath. Diese kleine Reise hatte nur 20 Tage gedauert, aber kaum war ich wie- der hergestellt, so rüstete ich mich zu einer längeren Reise nach dem Staate Oaxaca, besonders in der Absicht, auf den beiden Schneebergen Popocate- petl und Iztacuihuatl Samen zu Sammeln, eine Reise, die zwei Mo- 123 nate beanspruchte und von der ich Ih- nen jetzt Einiges erzählen will. — Die ersten Tage hindurch ging Alles nach Wunsch, gewöhnlich wo ich übernach- tete waren kurz zuvor auch die Räuber gewesen und ich konnte mich nach den eingezogenen Erkundigungen ziemlich sicher richten , denn die Banden durch- ziehen ganz ungenirt, und man könnte fast sagen, planmässig das Land, um die Dörfer zu brandschatzen und die Rei- senden zu plündern. Schon hatte ich die Berge überstiegen, die Mexico von La Puebla trennen , das schöne Thal von Puebla lag zu meinen Füssen, ich verliess eben die Region der Pinus resinosa und Stundishü Rzl. und von Weitem erkannte ich schon meinen P, Popocatepetlii an seinen anderthalb Fuss langen Riesenzapfen, da hiess es auf einmal Halt! — Durch die kurz zuvor gemachte Erfahrung gewitzigt, hielt ich so- fort an, stieg ab und liess die Räuber ruhig herankommen, war aber klug genug, im Absteigen eine Rolle mit Thalern un- bemerkt fallen zu lassen und mit dem Fusse darauf zu treten, da hier der Bo- den mit Gras bewachsen war, so gelang mir diese List vollkommen, die Räuber nahmen mir nur , was sie noch in mei- ner Tasche fanden, etwa 6 Rithlr. zu- sammen und zogen wieder ab. Der fol- gende Tag war ein Sonntag, der auch für diese Bandilen ein Ruhetag ist, an weichem sie gewiss nicht versäumen, zur Kirche zu gehen, da sie gar gute Ka- tholiken sind, — ich benutzte ihn zur Weiterreise und kam auch glücklich durch nach Puebla. Das Thal von Puebla ist gut angebaut mit Mais, Ger- ste und Bohnen bis nach Tecama- chalco, hier sinkt das Terrain und das Klima wird wärmer, Yucca filifera, Agave und Littaea-Arten, Opuntien und Mammillarien kommen hier massenhaft 124 - vor. Ich fand in dieser Gegend Exem- plare von Echinocactus multiplew von wahrhaft colossalem Umfang, denn sie hatten 6 — 8 Fuss im Durchmesser, ein solches Exemplar ist aber nicht eine einzelne Pflanze, sondern besteht aus zahllosen kleinen Pflanzen, die dicht aneinander g°drängt, nur ein Ganzes ausmachen, einen enormen, halbzirkel- runden Klumpen bilden. Die grosse Verschiedenheit in der Blüthenfarbe ist auffallend, ich fand daran weisse, gelbe bis ganz dunkelrothe Blumen. Wenn man einen solchen Pflanzencoloss lebend nach Europa bringen könnte ! — Von Puebla aus brauchten wir drei Tage bis nach Tehuacan. Diese kleine Stadt war mit Barrikaden erfüllt, wie alle anderen Städte dieser glückli- chen Republik, nur waren hier die Bar- rikaden blos von Rasen gemacht und nicht mit Kanonen besetzt; die Besatzung mochte ungefähr 100 Mann stark sein. Ich traf hier viele Indianer, die sich sehr von den Indianern bei Mexico un- terscheiden, und einer anderen Race an- gehören müssen; sie bewohnen die Ge- gend von Misteca und der Sierra Soncolica und bauen sehr viele ver- schiedene Früchte, die sie hier zu Maıkte bringen. Von diesen Früchten fiel mir besonders die einer Persea auf, sie muss aber einer anderen Art ange- hören als der Persea gratissima, die im ganzen Lande häufig angepflanzt wird, und zwar einer Art mit behaarten Blät- tern, die Frucht wird bis 7 Zoll lang und 1 — 2 Pfund schwer, man isst sie mit Pieffer und Salz oder auch als Sa- lat, oder in Bouillon gekocht. Von ei- ner anderen Frucht, die ich hier fand, weiss ich gar nicht, was sie sein kann, sie hat etwa die Grösse einer Kirsche, der Baum hat einige Aehnlichkeit mit Theophrasta, aber gehört sicher nicht Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zu dieser Gattung; von den sehr gros- sen Früchten der Zucuma Bonplandü wird ebenfalls ein starker Verbrauch ge- macht, ausserdem hat man hier noch viele andere Früchte , wie Mango, Sa- pote blanco, Sapote negro und Burajo. — Hier hielt ich mich gerne einen Tag auf, und neu verproviantirt, setzten wir Tags darauf unsere Reise fort. Gleich in der .Nähe des Städtchens fand ich eine prachtvolle Rubiacee, mit Gardenia verwandt, sie hat ganz dasselbe Aus- sehen wie das Rhododendron formosum oder Gibsonü, ein 5 — 6 Fuss hoher Strauch, mit grossen, reinweissen Blü- then buchstäblich so beladen, dass man fast gar kein Blatt daran sehen konnte, Neben einem Graben wuchsen Li- sianthus glaueophyllus und eine Varie- tät mit weissen Blättern, ebenso eine Menge Abutilon, welche von ihrer Blu- menfülle ganz scharlachroth erschienen; der Weg war eingefasst von einer hüb- schen Salpingantha, Bald wurde die Gegeud jedoch ein- förmiger und mehrere Tagereisen hin- durch blieb sie so, bis ich mich wieder dem Gebirge näherte und hier unter an- deren einen prächtigen Pilocereus be- wunderte, ebenso eine sehr schöne Agave, die ich nach meinem Compagnon Bessere- riana genannt habe, sie wird nicht grös- ser als A. filifera, die Blätter sind stark blaugrün und laufen in einen sehr lan- gen, schwarzen Stachel aus. Hier be- gegnete ich auch vielen mir unbekann- ten Pflanzen aus Gattungen, welche in Europa nicht cultivirt werden; sie haben das äussere Ansehen von Eu- phorbia splendens, aber ganz anders ge- baute, sehr schöne, grosse rothe Blumen; sie sind jedenfalls für Europa ganz neu, diese Blumen lassen sich nicht trocknen und ich glaube kaum, dass sie I. Originalabhandlungen. schon in Herbarien existiren. Nachdem wir verschiedene Thäler und Höhen durchzogen hatten, fesselte meine Auf- merksamkeit besonders eine Bignonia- cee, die am Flussufer im Sande und fast im Wasser wuchs, ein sehr schö- ner Baum mit grossen, gelben Blumen. Ich versuchte hier vergeblich, den Fluss zu passiren und musste, um eine gün- stigere Stelle zu finden, einen Umweg machen, eine Mühe, die sich reich be- lohnte; denn dadurch wurde ich zu ei- nem Felsen geführt, von dem herunter mir grosse gelbeBlüthen entgegenleuch- teten, die mir auffallend neu erschienen: wie gross war mein Erstaunen, als ich einen perennirenden Strauch vor mir sah und darin eine Eucenide erkannte, die beliebte einjährige Euenide bartonioi- des hat also auch mehrjährige Geschwi- ster; ich gab der neu gefundenen den wohlverdienten Namen E, grandiflora. — Dieser Tag war ein Glückstag, denn ich fand noch die prächtige Yucca dentata, leider war eie schon verblüht, aber nach dem Blüthenschafte zu urtheilen, muss sie wirklich grossartig sein, denn die Pflanze wird nicht höher, als 5—6 Fuss, aber der Blüthenschaft wird wenigstens nochmal so hoch und ist von unten bis oben hinauf reich verzweigt, man denke sich also den Effect einer solchen Blü- thenpyramide! — Den anderen Tag hatte ich mehrere Flüsse zu passiren, und fand manche schöne Asclepiadee, aber alles rankende Arten, bis nach Domingio; hier ist wie- der eine Cacteenregion; welch ein gross- ariger Anblick, eine solche Gegend mit ihrer grotesken , phantastischen Vegeta- tion! Welch ein Genuss für Cacteen- freunde, könnten sie hier mit mir die colossalen Säulen und Kronleuchter an- staunen, die dem Boden ringsum ent- spriessen! — Ein Cereus, Riese seines 125 Geschlechtes, theilt sich in einer Höhe von 6—8 Fuss in 5 — 6 Arme, diese Arme theilen sich jeder in 2 Arme und so geht die Theilung in strenger Sym- metrie fort, bis die Krone einen Durch- messer von 30 bis 50 Fuss erreicht! — Die Indianer geniessen die Früchte die- ses Säulencactus. In diese, Gegend ist nichts angebaut, alles ist in seinem Na- turzustande, aber gern entbehrt der Pflanzenfreund die Cultur in einer sol- chen grossartigen Scenerie, wie die Cac- tusregion bei Domingio sie bietet. — Von Domingio geht es eine ganze Tag- reise immer stark bergauf; wo die Re- sion der Cacteen aufhört, findet man eine schöne Yucca, ähnlich der filifera, aber mit viel längeren Blättern, dann die Pincenectitia glauca und die herrliche Bonapartea robusta, eine Art mit star- kem Stamm, wie die B. gracilis und 5 — 6 Fuss langen Blättern, eine eigent- liche Prachtpflanze; hier tritt auch Thrinax tunica häufig auf, in Gemein- schaft der vorigen und manchmal be- gegnet man auch den grossen Büscheln langgestreckter Scheinknollen eines Cyr- topodium, wahrscheinlich ©. puncetatum und aufFelsen in der brennenden Sonne wachsend,, eine schöne Barkeria sp. — Eine Pflanze, die mir ausserordentlich viel Freude machte, war wieder eine Bouvardia, eine herrliche neue Art, brillant roth wie Verbena Melindris, und auch die Form der Blumen wie bei Ver- benen, d. h. mit tellerförmigem breitem Saum, anstatt der schmalen Saumzipfel der übrigen Arten. Es war Mitte De- cember und diese schöne Pflanze stand in voller Blüthe, Samen war leider nicht daran zu finden, ich musste also die Pflanze selber mitnehmen und habe jetzt auch die Freude, sie freudig wachsend in unserm Garten zu besitzen. Dann fand ich noch in dieser Gegend viele 126 sehr interessante Arten von Tagetes, Oo- noclinium, Dahlia, Mahonia und einige neue Üypripedien. Immer bergan führte unser Pfad und bald war auch die Re- gion der Eichwälder erreicht und damit ein anderes Florengebiet. Die Eichen- stämme waren vielfach überzogen mit Oereus flagelliformis und von Orchideen waren hier häufig die grosse reingelb blühende Oattleya eitrina, Laelia furfu- racea ® und einige Odontoglossum - Ar- ten; es war recht kalt, die Erde fest ge- froren und doch stand diese Laelia in schönster Blüthe und schien den Frost so wenig zu fürchten, als unsere Schnee- glöckchen! Eine sehr reichblühende Salvia, der S. patens ähnlich und 3 Fuss Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Höhe erreichend, machte mir auch nicht wenig Freude. — Am andern Tage sahen wir schon das Thal von Oaxaca vor uns, hier wechselte die Scene, denn man hatte wieder ein ganz bebautes Land vor Au- gen: auf den Abhängen wird in grossem Maassstabe die Opuntia zur Cochenille- zucht gebaut, während die Ebene von Feldern mit Mais, Gerste und Weizen bedeckt ist. Kurz vor Weihnachten er- reichte ich die Stadt Oaxaca, blieb einige Tage und unternahm von hier aus einige kleine Excursionen, die aber keine Pflanzen von besonderem Interesse boten. (Fortsetzung folgt.) 3) Die Pflanzen - Art. Eine bestimmte Schule, die sich vor- zugsweise die wissenschaftliche nennt, weil sie mehr mit der Entwickelungsge- schichte der Pflanze und dem Studium des anatomischen Baues derselben, als mit der Systematik oder Erkennung und Feststellung der Pflanzen-Art beschäftigt, behauptet in neuerer Zeit immer nach- drücklicher, dass die Pflanzen, welche jetzt unsern Erdball bewohnen, aus der allmäligen Weiterbildung weniger hoch entwickelter Formen entstanden seien. Interessant ist in dieser Beziehung, was Unger in einer Sitzung der Kais, Akademie der Wissenschaften in Wien am 14 Juli 1859 vorlegte. Auf seiner Reise nach Egypten studirte Unger vor- nehmlich die Pflanzen, welche auf den dortigen Monumenten, oder in den Grä- bern neben den Mumier auf unsere Zei- ten herab gekommen sind. Für die mei- sten Fälle gelang es ihm, dieselben zu bestimmen, wobei es sich herausstellte, dass die grösste Zahl derselben , keine in Egypten einheimischen, sondern auch dort in ältesten Zeiten eingeführte Pflan- zen sind. Schon das alte Menesreich im Jahre 3623 v. Chr. besass dieselben, also müssen sie noch früher, zur Zeit der Einwanderung der Egypter aus Asien eingeführt worden sein. Getreide, Datteln, Flachs sind solche Culturpflan- zen, von denen also unsere historische Zeit eine fast 6000jährige Cultur nachweist. Herr Unger wirft dabei die Frage auf, ob in solch einem langen Zeitraum und unter Einfluss fortgesetzter Cultur sich, nicht eine Umwandlung der Art an die- sen Pflanzen nachweisen lasse und be- antwortet diese Frage mit einem ent- schiedenen Nein. Dagegen lässt er dieses Beispiel durchaus nicht als ent- scheidend für jeneFrage überhaupt gel- ten, ob nämlich die Pflanzen, welche jetzt unsere Erde bewohnen, nicht aus allmäliger Umbildung niedriger organi- sirter Arten und Gattungen hevorgegan- gen seien? I. Originalabhandlungen. Wir haben diese Frage oft und viel | besprochen und stets gefunden, dass im Allgemeinen alle Systematiker, die Pflanze oder Thier wirklich auf ihren Art-Cha- rakter studirt haben, entschiedene Geg- ner der Ansicht der allmäligen Umbil- dung der Art sind, — dass dagegen jene Ansicht, gerade unter denen, die sich mit Systematik nur wenig beschäftigt ha- ben, ihre entschiedensten Vertreter findet. Es ist dieses eine Frage, welche namentlich den Gartenbau im höchsten Grade interessirt und die wir theilweise schon früher in unsern Artikeln über Umwandlung von Aegilops in Weizen besprochen und auch in diesem Falle widerlegt haben. — (Grtfl. IH. pag. 116 u. VI. pag. 163.) Die Grundlagen für die Annahme dieser Ansicht werden theils in den Ak- tenstücken der Schöpfungsgeschiehte un- seres Erdballs gefunden, die auf unsere Zeit herüber gekommen sind, theils wer- den auf einzelne Vorgänge bei den niedrigsten Pflanzen, und zwar nach un- serer Ueberzeugung ohne jede Begrün- dung, Hypothesen von solcher Tragweite aufgebaut. Betrachten wir nun zunächst die Gründe, welche für eine Umwandlung der Art, oder mit andern Worten für Hervorgehen dervollkommeneren Formen, durch allmälige Umbildung aus den unvollkommeneren Formen angeführt werden. Die Untersuchungen von Geologen-und Botanikern haben übereinstimmend dar- gethan, dass unsere Erde nicht im- mer mit einem Pflanzenwuchs bekleidet war, wie ihn unsere Jetztwelt darbietet. In je frühere Perioden wir zurückgehen, desto mehr verändert sich die Flora, de- sto unvollkommenere Gewächse treten auf, wie wir dies kürzlich bei Bespre- chung der vorweltlichen Bilder von Un- 127 ger erst darlegten. Zu den Zeiten an- gekommen, seit welchen Millionen von Jahren über unsern Erdball dahin zo- gen, wo der erste Pflanzenwuchs auf der eben erst erkaltenden und grossen- theils mit Wasser bedeckten Oberfläche sich bildete, da sind es nur riesige Tange, welche unsere Erde als erste Anfänge der Vegetation bewohnten. Die Ober- fläche der Erde hob und senkte sich seitdem vielfach, der Meeresboden ward zum Land, dasLand sank ins Meer. Die Pflanzen an den Küsten des Meeres und der süssen Gewässer wurden in Schlamm eingebettet und kamen in Abdrücken auf unsere Zeiten. — Pflanzenformen die den niedriger organisirten Gewäch- sen unserer Jetztwelt entsprechen, er- hoben sich zu blüthenlosen, mächtigen Bäumen und erst später treten die Pflan- zen aus höhern Familien allmälig in im- mer grösserer Zahl auf. — Die Hypothese, die auf diese Vor- gänge gebaut wird, sie scheint sehr ein- leuchtend. Die Pflanzen , so sagt man, konnten nicht gleich fertig als Bäume und Sträucher mit Blumen und Samen ge- schaffen werden. Aus einem Urschleim bildeten sich Zellen, aus den Zellen zunächst die einfachsten Zellenpflanzen. Mit der Veränderung von Boden und Klima gingen aus diesen dann jene baum- artigen Gefässeryptogamen hervor , wel- che durch das Bindeglied der Cycadeen und Coniferen allmälig zu den Phanero- gamen übergingen. So sind die voll- kommensten Gewächse durch Umbildung aus niedrigerer Stufe allmälig immer höher schreitend entstanden. Der An- fang zu allen Pflanzen war aber die Zelle, wie dies ja auch jetzt noch der Fall ist. In jenen grauen Zeiten der Schöpfung entstand diese aber aus ei- nem Urschleim (Generatio aequivoca), in unsern Zeiten wird sie aber von Mut- 128 ter - Individuen vorgebildet, und wenn es zur Fortpflanzung bestimmte Zellen sind, so enthält die kleine, aus dem Ge- sammtorganismus sich lösende Zelle schon den Begriff der Art (Farn.). Die- jenigen endlich, die noch einen Schritt weiter gehen, behaupten, dass auch für die Jetztwelt ähnliche Verhältnisse noch nieht erloschen sind, sondern dass auch Jetzt die niedrigsten Pflanzenformen durch Urerzeugung, d. h. durch Bildung von Zellen aus von Pflanzen vorgebildeten Materien entstehen könnten. — Ueber Urerzeugung und deren Nicht- existenz in unserer Zeit haben wir eben- falis schon wiederholt gesprochen und kön- nen da auf frühere Artikel verweisen. — Der Einwurf, dass Beobachtungen in den historischen Zeiten, wie die an den Pflanzen Egyptens , keine Umände- rung der Art nachweisen liess, er wird durch das Argument sofort zur Seite geschoben, dass 6000 Jahre ein ver- schwindend kleiner Zeitraum für die Bil- dungsgeschichte unserer altersgrauen Erde und deren Bewohner sei. — Einen andern Beweis finden viele, die sich mit der Beobachtung der nie- drigsten Pflanzenformen (einzellige Al- gen) beschäftigen, in dem sogenannten Generationswechsel derselben. Nehmen wir ein specielles Beispiel, die Gattung Apiocystis. Die An- fangsbildung ist hier eine kugelige Zelle mit 2 Wimpern (Schwärmzelle), die sich im Wasser umherbewegt, endlich mit ihrer Wimperstelle sich an irgend einen Gegenstand festsetzt und hierauf eine birnförmige gallertartige Blase um sich entwickelt. Hierauf theilt sich die erste nun im Innern der gallertartigen Blase liegende Zelle in 2 Zellen, die sich bald innerhalb der gallertartigen mikros- kopisch kleinen Blase von einander tren- nen und wieder theilen. Dieser Process Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. geht unter beständigem Wachsthum der äussern umhüllenden Membran fort, bis die äussere umhüllende Blase eine Länge von 1, — %, Linien erhalten hat, und in solchen Blasen zählte Nä- geli Familien von 300 — 1600 kleinen Zellchen. Die Lage dieser kleinen Zell- chen erscheint oft in regelmässigen Rin- gen von 8 Zellen, von denen jeder ein- zelne durch 3malige wiederholte Thei- lung einer Zelle hervorgegangen ist. Wenn der Theilungsprocess der von ei- ner birnförmigen Blase umschlossenen Zellchen aufhört, so bereitet sich die ganze Familie zum Schwärmen vor. Die einzelnen Zellchen verlassen ihre frühere Lage und bewegen sich erst langsam, dann aber immer schneller und schueller durcheinander, worauf die Blase an ei- ner Stelle aufplatzt und die Zellchen aus derselben herausschwärmen. Die bei- stehenden Figuren geben hiervon die Vorgänge nach Nägeli. a Eine Schwärmspore,. b Dieselbe, nachdem sie sich an einen Gegenstand angeheftet, e d Spätere Zustände. e Eine ausge- bildete Familie vor dem Ausschwärmen, I. Originalabhandlungen. Wir haben hier eine sogenannte einzellige Pflanze, von der jedes Indi- viduum, d. h. die einzelne Zelle gleich nach der Theilung sich isolirt. Es folgt aber nach der Generation der Schwärm- zellen eine längere Reihe von Genera- tionen, die gesellschaftlich, umschlossen von einer gemeinschaftlichen gallertartigen Membran als Familien leben, bis endlich wieder eine Generation kommt, die sich zu Schwärmesporen entwickelt. Aehnliche Vorgänge finden sich in der Thierwelt. Ein specielles Beispiel von einer der einfachsten Formen haben wir früher besprochen (Jahrg. V, pag. 322, tab. 177), es wardies jener eigen- thümliche Fall, wo Kartoffelstärke in faulendem Wasser eine wasserhelle Membran um sich bildete, in deren In- nern kleine Zellchen entstehen, die dann ausschwärmen. Wir glaubten damals, dass sich von der Kartoffelstärke selbst diese Membran abhebe. Spätere Beob- achtungen von Prof. Cienkowsky haben jenen Fall in der Weise aufgeklärt, dass die kleinen, im Innern entstehenden Zellchen , die später ausschwärmen und im Wasser eine lebhafte Bewegung zei- gen, keine Pflanzenzellen , sondern eine Art der kleinsten Infusorien sind, die man Monaden nennt. Nachdem die- selben eine Zeit lang im Wasser ge- schwärmt, setzen sie sich an einem Stärkekorn fest, werden dann gallertar- tig und dem Auge unter dem Mikroskop fast unsichtbar und überziehen in dieser ‘Form das ganze Korn, nehmen also durch diesen Process einen viel grös- sern Körper in ihr Inneres auf, worauf die am bezeichneten Orte geschilderten Erscheinungen auftreten. Andere Vor- gänge des sogenannten Generationswech- sels finden sich bei den Eingeweidewür- mern, sowie bei den, den Larven- und 129 Puppenzustand durchlaufenden vollkom- meneren Insekten. — Berechtigen uns aber, so müssen wir fragen, diese als Generationswechsel an- genommenen Vorgänge zu dem Schlusse, dass einzelne Arten in andere übergin- gen? Bestimmt nicht, denn es gehö- ren diese Vorgänge ebenso integrirend zum Begriff der Art, wie es zum Begriff der vollkommen entwickelten höher or- ganisirten Pilanzenart gehört, dass sie zunächst mittelst der Befruchtung den Pflanzen-Embryo bildet, dass aus diesem mittelst des Keimens die junge Keim- pflanze entsteht, dass diese zunächst die sterile, nur mit Blättern besetzte Pflanze bildet und an dieser wieder aus besondern Knospen die Blumen hervor- gehen, und dass endlich die Pflanzenart unter Einfluss von verschiedenem Stand- ort und klimatischen Verhältnissen auch wieder besondere Formen bildet. Kehren wir zum speciellen Beispiel von Apiocystis zurück, so sind in unse- ren Augen, die von einer gemeinsa- men Blase umschlossenen Zellchen, wel- che nach der Theilung durch zwi- schentretende Gallertschichten isolirt werden, in nicht höherm Grade als selbst- ständige Individuen zu betrachten , wie die einzelne Zelle der höher entwickel- ten Pflanze oder als deren noch mit der- selben verbundenen Knospen etec., denn die Ausscheidung von Gallerte und das Aus- einandertreten der einzelnen Zellen ist auch bei andern höher entwickelten Al- gen gar kein ungewöhnlicher Vorgang. Ausserdem stehen diese Zellen unterein- ander noch in einem ganz bestimmten Abhängigkeitsverhältniss, da sie erst zu einem gemeinsamen Zeitpunkt sich voll- ständig isoliren und dann gemeinsam auszuschwärmen beginnen, ähnlich wie dies bei den männlichen Organen (An- 130 theridien) höher entwickelter Cryptoga- men der Fall ist. N Diejenigen Formen, welche die Art bei denjenigen Pflanzen und Thieren zeigt, wo man von Generationswechsel spricht, sind daher einfach als verschie- dene Stufen der Entwickelung zu be- trachten, deren Gesammtbegriff erst den Begriff der Art bildet. Wenn man daher bei diesen niedri- gern Organismen die einzelnen Zustände als verschiedene Arten beschrieben hat, so ist dies kein Beweis für das Ueber- gehen einer Art in die andere, sondern ein aus mangelhafter Erkenntniss der Art hervorgehender Missgriff. Ganz der gleiche Fehler wird vom Systematiker vielfach durch die Auf- stellung neuer Arten in höheren Pilan- zen-Familien gemacht, die einfach nur Formen einer Art sind, welche unter dem Einfluss von verschiedenen Boden- und klimatischen Verhältnissen wech- selnde Charaktere zeigt. So lange wir eine Pflanze nur in einzelnen trocknen, von speciellen Stand- orten entnommenen Exemplaren kennen, so lange über ganze Zonengürtel ver- breitete Pflanzen-Arten nicht aus den verschiedenen Standorten und Floren- Gebieten vorliegen und so lange wir sie endlich nicht unterm Einfluss einer gleichmässigen Cultur im Garten, durch mehrere Generationen hindurch geprüft haben, so lange können wir auch nicht behaupten, dass wir den richtigen Be- griff einer speciellen Art dauernd für die Wissenschaft feststellen können. Je mangelhafter aber diese Kenntniss ist, desto mehr werden wir geneigt sein, ab- weichende Formen einer speciellen Art für neue Arten zu halten. — Die Systematik hat in dieser Be- ziehung noch ein weites Feld der ei- gentlich wissenschaftlichen Thätigkeit Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. vor sich und gerade der Gartenbau, d.h. die Cultur und Beobachtung der Pflan- zen im Garten wird in dieser Beziehung eine immer wichtigere Rolle der Prü- fung übernehmen müssen. Der Syste- matiker, der jetzt noch, wie dies früher der Fall war, von den Gartenpflanzen nichts wissen will, oder diese, weil sie fehlerhafte festgestellte frühere Begriffe oft verwirren, unbeachtet zur Seite legt, (er meint es mit der eigentlich wissen- schaftlichen Ergründung und Feststel- lung des Artbegriffes nicht ehrlich), wird nur zu häufig von verschiedenarti- gen Verhältnissen bedingte Formen als eigentliche Arten zu vertheidigen su- chen. Koch’s ausgezeichnete Flora ger- manica stützt sich vielfach auf Cultur- Versuche im Erlanger Botanischen Gar- ten. — Die Pflanzen- Art unserer Jetztwelt aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, ist nach unserer Ansicht ein durchaus feststehender, keinen Uebergängen un- terworfener Begriff, und wenn unsere längsten Erfahrungen auch nur auf ei- nen Zeitraum von 6000 Jahren sich auf- bauen lassen, so haben wir dennoch gar keine Berechtigung, aus Vorgängen, die möglicher Weise in frühern Perioden unter uns durchaus unbekannten Um- ständen stattfanden, Schlüsse für unsere Jetztwelt zu ziehen. Würde ein allmäliges Uebergehen einer Pflanzen - Art in die andere statt- finden, dann würde es auch überhaupt keine Pflanzen-Art geben, sondern wir könnten nur noch von Individuen spre- chen, von denen jedes in seinen folgen- den Generationen seinen besondern Weg in Hinsicht auf seine Weiterbildung zu andern Formen gehen müsste. — Da- durch müsste aber eine solche Ver- mischung aller Formen untereinander entstehen, dass von einem Arten - Begriff I. Originalabhandlungen. überhaupt keine Rede mehr sein könnte, d. h. von einem Begriff, der alle die Abkömmlinge von einem Mutter - Indi- viduum in der Xten Generation noch zusammenhalten würde. Dagegen spre- chen aber nicht blos die Erfahrungen, welche wir an den jetzt lebenden Pflan- zen sammeln, sondern selbst die aus den Ueberresten von frühern Perioden ge- schöpften Erfahrungen. Die Pflanzenreste aus jenen fernen Zeiten zeigen, dass sie fast sämmtlich Arten angehört haben, die jetzt nicht mehr leben, wenngleich die der letzten Epochen oft eine auffallende Aehnlich- keit mit noch jetzt lebenden Pflanzen besitzen. Wahrscheinlich ist es dage- gen, dass aus der Diluvial-Zeit manche Pflanzen auf unsere Zeiten übergegan- gen sind. Dass aber die Pflanzenformen der Teriiärzeit zu Anfang und Ende dieser Epoche bedeutende Verschieden- heiten unter einander zeigen, oder dass mit andern Worten die Flora bestimmter Gegenden im Laufe jener Epoche we- sentliche Veränderungen erlitt, das kann uns nicht überraschen , indem es eines- theils feststeht, dass die klimatische Ver- schiedenheit der Zonengürtel erst in je- ner Zeit sich consolidirte und anderer- seits auch in unserer Zeit die Verände- rung des \Waldbestandes mancher Län- der nachgewiesen ist. Als Beispiel wei- sen wir auf Dänemark hin, von welchem Lande Vaupell kürzlick gezeigt hat, dass in den Waldungen desselben in vorgeschichtlicher Zeit keine Buche exi- stirt habe, welche jetzt sich dort so ein- gebürgert hat, dass sie die andern Bäu- me der dortigen Waldungen fast ver-' drängt. — Die allmälige Weiterbildung oder das Auftreten immer höher entwickelter Pflanzenformen auf der Erde, von den ältesten Epochen bis auf unsere Zeit 131 ist allerdings eine Thatsache, die sich nicht läugnen lässt. Wohin fragen wir, sind aber jene eigenthümlichen Formen gekommen, die in gewissen Perioden die Wälder fast allein bildeten , so die Sigillarien, Leptodendren, Calamiten und die Zwischenstufen zwischen ihnen nnd den Pflanzen der Jetztwelt? Können wir annehmen , dass diese sich allmälig in die Bäume unserer Zeit umgeändert hätten, während doch von Ueberresten von Uebergangsbildungen keine Spur vorhanden ist und andere gleichzeitig lebende Familien, wie die der Cycadeen und auch Coniferen bis auf unsere Schöpfungs-Periode übergin- gen? Müssen wir nicht vielmehr rich- tiger annehmen, dass die jetzt tief in den Schooss der Erde eingebettete Vegetation jener fernen Zeiten überhaupt untergegan- gen und an die Stelle der untergegan- genen Pflanzen- Schöpfung stets eine neue Schöpfung trat, die theils vielleicht aus den Resten der vorangegangenen Periode, theils aber aus durchaus neu entstandenen Formen sich aufbaute, wo- bei sich die Idee einer fortschreitenden Bildungsreihe oifenbarte. — Ist es fer- ner verständlicher und klarer anzuneh- men, dass die vollkommneren jetzt exi- stirenden Formen , entgegen dem, was wir jetzt noch beobachten, durch Um- bildung niedriger organisirter Pflanzen hervorgegangen , als eine neue Schöpfung anzunehmen, mit dem Kei- me geschaffen, aus dem die vollkom- meneren Organismen direct hervorgin- gen. Haben. wir überhaupt endlich die Berechtigung, uns nach den jetzt exi- stirenden Verhältnissen ein Bild über die Art und Weise zu entwerfen, wie eine Solche Schöpfung vor sich gegan- gen sein könnte ? Unsere Jetztwelt bietet uns weder das Beispiel von Pflanzenarten, die in 132 andere übergehen, noch Pflanzen, die neu entstehen. Selbst die kleinsten und einfachsten Pflanzen sehen wir nur aus von Mutterpflanzen vorgebildeten Zellen hervorgehen. Mit den von den Pflan- zen vorgebildeten organischen Stoffen sind wir nicht einmal im Stande, die originäre Bildung von Zellen oder der einfachsten Pflanzen zu veranlassen. So ohne jede Thatsache muss auch jede Idee über die Pflanzen - Schöpfung der Vorwelt und die unserer Epoche, stets eine müssige Hypothese ohne jeden Werth bleiben. Begnügen wir uns da- mit, die Thatsachen festzustellen, wie wir solche vorfinden, und darauf gestützt, im Laufe der Zeit zu einer richtigen Erkenntniss und Begründung der Pilan- zen-Arten der Jetzt- und der Vorwelt zu kommen. — Dass in dieser Beziehung noch viel zu thun ist, deuteten wir weiter oben schon an. Nur ein Moment kennen wir, durch welches verwandte Arten durch Zwischenstufen gleichsam in ein- ander übergeführt werden, und das ist die Bastardbildung und die aus frucht- baren Bastarden entspringenden Formen. Eine Umwandlung oder Fortbildung der Pflanzen-Art können wir das aber nicht nennen, da hierdurch nur Zwischenfor- men zwischen bereits bestehenden Arten gebildet werden und also nur die rich- tige Erkenntniss und ‘Begründung der Art gestört wird. Systematiker über Art und deren Ver- halten bekannt ist, schliessen wir diese Betrachtung mit folgenden Sätzen: 1) Art nennen wir den Gesammtbe- griff aller solcher Individuen, welche gemeinsame Charaktere besitzen, die sich auch in den folgenden Generatio- nen und unterm Einfluss der verschie- | schliessen. in jenen Zeiten eine allmälige Weiter- | bildung des Individuums in seinen fol- Im Rückblick auf das, was nun dem | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. denartigsten äussern Verhältnisse nicht verändern. 2) Für eine Umwandlung der Art oder respective Weiterbildung derselben in ihren folgenden Generationen liegen bis jetzt keinerlei Erfahrungen vor. Nur durch Bastardbildung können die typi- schen Charaktere der Art erschüttert und hierdurch zwei Arten in einander über- geführt, aber keiner höhern Entwicklung entgegengeführt werden. 3) Formen der Art sind alle jene Abänderungen unwesentlicher Charaktere derselben, die durch Standort, Klima, Cultur etc. bedingt sind, bei gleichen äusseren Verhältnissen durch mehrere Generationen hindurch, aber wieder zum typischen Charakter zurückkehren. Fest- stellung des Begriffes der einzelnen Ar- ten und Ausscheidung der als Arten auf- gestellten Formen ist die eigentlich wis- senschaftliche Aufgabe der Systematik. 4) Besondere Entwickelungsstufen (Generationswechsel) .oder Formen ei- ner speciellen Art. die fälschlich als Ar- ten betrachtet wurden, geben keinen Beweis für eine Umbildung, sondern nur für eine mangelhafte Kenntniss des Ge- sammtbegriffs einer speciellen Art. 5) Die Beobachtungen über die Pflan- zenformen der Vorwelt geben uns durch- aus keine Berechtigung auf eine Umbil- dung der Pflanzen-Art der Jetztwelt zu Auch die Annahme, dass genden Generationen zur vollkommneren Pflanze stattgefunden, ist unwahrschein- lich und liegt dafür kein Beweis vor, wohl aber fehlen die Bindeglieder zwi- schen ausgestorbenen Pflanzenfamilien und denen der Jetztwelt oder Vorwelt, die bei einer solchen Art der Ent- stehung der höhern Pflanzen stets vor- handen sein müssten. — " Taf ?38S. | | II SD DEN® WO\0E\ 0NOG EN N D I. Originalabhandlungen. 6) Ferlig, als ein zum höchsten Zu- stand der Entwicklung vorgeschrittener Organismus konnten freilich auch bei einer neuen Schöpfung die höher orga- nisirten Pflanzen - Arten nicht auftreten. Dem widersprechen alle durch höhern Einfluss geregelten Naturgesetze, Wenn es aber eine Zeit gab, wo aus einem ‚Urschleim sich Zellen, ohne jeden Ein- fluss einer Mutterpflanze hervorbildeten, 3o werden diese auch wie heut zu Tage, wenn sie von einer: Mutterpflanze vorge- bildet wurden, schon mit dem Begriff der Art ausgerüstet ins Leben getreten sein. Dass dieser Begriff aber nach jeder Entwicklungsepoche unserer Erde, ‚die da selbst immer höherer Organisa- tion entgegen ging, auch ein immer höherer und zuletzt auch den klimati- schen Verhältnissen angepasster ward, entspricht nur dem, was wir einestheils 133 beobachten können und was anderntheils dem Menschen als theuerste Hoffnung ins Herz gelegt ist. Der Kreislauf der organischen Materie. musste einestheils, je nach dem immer massenhafter auf der Erdrinle angehäuften organischen Stoffe mit jeder Schöpfung ein anderer werden, während andererseits das Prin- eip, was wir mit verschiedenen Namen je nach dem Grad seiner Entwicklung durch Kraft, Lebenskraft, Leben, Seele bezeichnen, gleichfalls einer fortwährenden Weiterentwicklung entge- gen ging und in seiner höchsten uns bekannten Potenz, im Menschengeiste auch dem Individuum , wie wir hoffen, nicht verloren gehen wird, sondern nur nach dem. Hinsinken der verweslichen Hülle weiterer Ausbildung und Fortbil- dung entgegen gehen wird. (E. Regel.) 4) Bemerkungen über Pflanzen des Kaiserl. Botanischen Gartens in St. Petersburg. 1) Villaresia grandifolia Fisch. (Grtfl. 1856, pag. 61. 1857, pag. 1, tab. 180). Wir haben diese schöne Decorations- pflanze schon wiederholt besprochen und auf Tafel 180 auch eine Abbildung der- selben gegeben. Seit langer Zeit cultivirt nun der hiesige Botanische Garten noch eine an- dere Pflanze unter dem falschen Namen von Lagetta Lintearia, die der V. gran- difolia sehr ähnlich und nur durch be- deutend breitere diekere, sowie nur kurz gespitzte oder stumpfliche Blätter ver- schieden ist. Im vergangenen Winter blühte dieselbe zum ersten Male und da sie auch in der Blüthe vollständig übereinstimmt, nehmen wir keinen An- IV. 4860. stand, solehe als breitblättrige Abart zu Villaresia grandifolia zu ziehen, und zwar unter der folgenden Diagnose. V. grandifolia a. genuina; foliis ovato-lanceolatis acuminatis. Grtil. 1. e. V. grandifolia ß. latifolia, foliis coria- ceis, late ovatis, breviter acuminatis v. obtusiuseulis. Lagetta Lintearia H. Petrop. Es ist diese letztere Abart noch em- pfehlenswerther wie die Stammart als schöne Deeorationspflanze für's Warm- haus. Höchst wahrscheinlich ward auch sie durch Riedel aus Brasilien einge- führt. Blätter ohne den Blattstiel 5—6 Zoll lang und 3 — 33/, Zoll breit, mit fast zurückgerolltem Rande, Blume klein, 10 134 ‚weiss, mit etwas breiteren , aus ovalem Grunde zugespitzten Blumenblättern. Wuchs ist gedrungener als bei der Stammart und die Blätter fallen noch weniger leicht im Winter, wenn die Pflanze zur Decoration verwendet wird, ab. Liebt eine lehmige lockere Erde und eignet sich als Decorationspflanze für’s warme Zimmer und Gewächshaus. Stecklinge im Januar und Februar ge- schnitten und bei einer Bodenwärme von 15—25VR. gesteckt, wurzeln, jedoch nicht leicht. Am sichersten gelingt die Vermehrung mittelst Veredlung auf Wur- zeln, die man von ältern Pflanzen ab- nimmt. Nach der Veredlung pflanzt man die Wurzel bis über die Veredlungs- stelle in möglichst kleine Töpfe ein und stellt die: veredelten Pflanzen unter Glocken oder in die Veredlungskiste im Warmhaus, (E. R.) 2) Eupatorium Pabstü Rgl. *). Ein halbstrauchiges, wahrscheinlich aus Cen- tralamerika stammendes Eupatorium für’s Kalthaus, das seine weissen Blumen- köpfe im ersten Frühling entwickelt. Bildet einen 2 — 5 Fuss hohen Strauch mit stielrunden Stengeln und zahlreichen Aesten, die in der Jugend gleich den Blattstielen mit abstehenden gegliederten *) Eupatorium Pabstii Rgl. (Eximbrieala Capitalis 20 — 70floris. D. C. Prodr. V. pag- 164). Caule suffruticoso, ramosissimo , erecto, cum petiolis pilis articulatis patentibus puberulo ; foliis oblongis, petiolatis, e basi cordata, del- toideo-ovatis, obtusis, grosse et obtuse erenato- dentatis, utringue ad nervos hispidulis, cae- terum glabris, membranaceis, retieulato-rugo- sis, basi trinerviis; capitulis 2 — 20 in corym- bum dispositis, 20—30floris; involueri squamis lineari-oblongis, biserialibus , aculiusculis, pe- duneulisque glanduloso puberulis. corollis du- plo brevioribus; achaeniis pentagonis, hispi- dulis, pappo rubicundo. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Haaren bekleidet sind, im Alter kahl werden. Blätter gestielt, nebst dem Blattstiel 11/,—2!/, Zoll lang, die Blatt- fläche aus herzförmigem Grunde deltoi- disch-oval, stumpf, gross und stumpf ge- kerbt-gezähnt, beiderseits auf den Nerven mit kurzen abstehenden Haaren besetzt, ausserdem kahl, krautartig und netzför- mig-runzelig, am Grunde önervig. Die Blüthenköpfe stehen zu 2 — 20 in spitzenständigen Corymben, jeder ein- zelne Blüthenkopf enthält 20 — 30 Blumen. Die Hülle des Blüthenkopfes besteht aus 2 Reihen spitzer, länglich- linearer Blättehen , die wie die Blüthen- stiele mit kurzen drüsigen Haaren be- setzt sind. Die Früchtchen sind 5kantig, kurzhaarig und tragen eine röthliche Fe- derkrone. Ist mit Eupatorium valliniola D. C. nahe verwandt. Fast herzförmige spitze Blätter, welche grosszähnig sind, pur- purrothe Blumen ete. unterscheiden aber diese Art. eultivirenden harten Kalthauspflanzen. (E. R.) 3) Rhododendron Boothü Nutt. in Hook. Journ. of Botany et Van Houtte fl. des serres X, pag. 99. Fruticosum; foliis coriaceis, petiolatis, ovatis v. rhombeo-ovatis, acuminatis, re- ticulato-venosis, margine villoso-ciliatis, subtus squamulis brunneis adspersis, pe- tiolis supra ramisque superioribus ferru- gineo-tomentosis; corymbis terminalibus, basi bracteis imbricatis ovatis fultis; pe- dunculis crassis, apice curvatis, albo vil- losis, flore brevioribus; calycibus magnis, herbaceis, lobis ovatis obtusis margine tantum villoso-ciliatis; corollis virescenti- eitrinis, campanulato-hypocrateriformibus, tubo brevi, limbo horizontaliter patente, lobis ovatis obtusis; staminibus 10, basi hirsutis, tubo vix longioribus; stylo de- Gehört zu den leicht zu I. Neue Zierpflanzen. 135 clinato, stamina superante; ovario 5—6 | Nuttall nicht gesehen hat, ist von grün- loculari. lich schwefelgelber Farbe, sie geht aus Eine der neuen Alpenformen vom |der kurzen breit glockigen Röhre (1a Himalaya, die, so viel uns bekannt, in | Zoll lang und fast ebenso breit) in den ‘Europa noch nicht geblüht hat. Bildet | horizontal abstelienden,, ungefähr 2 Zoll einen mehrere Fuss hohen Strauch, der |im Durchmesser haltenden Saum aus, parasitisch auf Eichen in einer Höhe | dessen Lappen rundlich-oval und stumpf. von 5000 Fuss überm Meere in Gebir- | Staubfäden stielrund; am Grunde zot- gen von Gascherong der Provinz Bootan | tig, ungleich lang, dem Grunde der Blu- wächst, wo Booth diese Pflanze zuerst | menröhre eingefügt und kaum länger als auffand, diese. Griffel herabgebogen. Fruchtkno- Die Aeste dick und steif, die jün- |ten 5 — 6fächrig. — (E. R.) geren wie die obere Seite der Blattstiele Eine ausgezeichnete. Art, wenn gleich mit rostbraunem Filze besetzt. Blätter |in Bezug auf Schönheit nicht mit der zerstreut, kurz gestielt, oval, zugespitzt, | Mehrzahl der andern neuen Rhododen- dick lederartig, netzförmig -geadert, am | dron in Vergleich zu stellen. Rande zottig gewimpert, oberhalb dun- 5) Phyllocactus crenatus Salm. Var. Vo- kelgrün, unterhalb heller und mit klei- | gelii Rgl. Ein ausgezeichneter Blätter- nen zerstreuten bräunlichen Schuppen | Cactus, der aus einer Befruchtung von besetzt, sie werden 2—5 Zoll lang und |P, crenatus gefallen ist, die der frühere ungefähr halb so lang als breit. Die Blu- | Cultivateur der hiesigen Cactus- Samm- men stehen in einer spitzenständigen Dol- | lung Herr Vogel sehr wahrscheinlich dentraube, die am Grunde von ziegel- | mit P. phyllanthoides D. C. vorgenom- dachförmig sich deckenden ovalen, an- |men hat. Die älteren Aeste gleichen fangs grünen und später bräunlichen | durchaus denen des P. crenatus, die häutigen Deckblättchen umgeben ist; | jungen, amGrunde ausbrechenden Triebe die untern dieser Bracteen sind zuge- |sind aber 3 — 6kantig und tragen an spitzt, die obern stumpf. Die aufrechten | den Areolen viele weisse borstenförmige, Blüthenstiele sind dick und an der Spitze | später abfallende Stacheln. Die Blumen übergebogen, kürzer als die Blumen- | zart rosa, wenig kleiner als die von P, krone, zottig weisshaarig. Der Kelch | crenatus. Eine ausgezeichnete Neuig- gross und krautartig, abstehend, in 5 | keit, mit ungefähr 8 Zoll langen Blü- grosse, rundlich-ovale, stumpfe Lappen | then. Scheint leicht zu blühen, da es getheilt, die am Rande gewimpert und | ein 2 Fuss hohes Exemplar ist, das jetzt übrigens kahl. Die Blumenkrone, welche | die ersten Blumen trägt. (E. R.) m 0000002000001 iss ir session tm mn l. Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet im Botanical Ma-|Eine der ältesten Gesneriaceen, die wir eulti= gazine. viren, vielleicht so alt, dass sie den meisten Pflanzenfreunden wieder neu sein wird, und 1) Columnea scandens L. (C. rotundifolia | jedenfalls eine der Pflanzen , die nicht ganz Salisb., C. speciosa Prsl.); Gesneriaceae. — |in Vergessenheit gerathen sollten, denn es ist 10 ® 136 wohl die schönste Art ihrer Gattung , und gut eultivirie Exemplare bringen an den dicht be- blätterten, klimmenden oder hängenden Zwei- gen ihre ansehnlichen , hochrothen Blumen in Fülle hervor _ aber sie will eben gut behan- delt sein, um dankbar zu blühen. Ein feucht- warmes, niedriges Gewächshaus, heller Stand- ort im Winter, eine leichte Lauberde sind zu ihrem Gedeihen erforderlich ;, sie lässt sich auch als Ampelpflanze ziehen , wozu die hän- genden Aeste sich recht gut eignen Ver- mehrung sehr leicht durch Stecklinge. Stammt von den ostindischen Inseln. (Taf. 5118.) 2) Goldfussia Thomsoni Hook., Acan- thaceae. — Ein kleiner, schlanker , krautiger Halbstrauch für’s Warmhaus mit dunkel vio- lettblauen Blüthen, ohne grosse Ansprüche auf Schönheit, aber eben so bescheiden in ihren Ansprüchen auf Pflege und dankbar blü- hend und daher für grössere Sammlungen wohl passend. Wurde von Dr. Thomson im Sikkim - Himalaya entdeckt und in Kew aus Samen erzogen, die Dr. Thomson eingesandt hatte. Stamm dünn, kahl, bis 2 Fuss hoch, wenig verzweigt, Blätter bis 3 Zoll lang, die unteren Blattpaare gestielt und fast von glei- cher Grösse, die obern sitzend, und sehr un- gleich gross, alle eirund - elliplisch oder lan- zetllich, nach unten und oben zugespitzt, sä- gezähnig, fast kahl; Blülhen meistens sitzend, 2 — 4 zusammen auf den Zweigspitzen, zu- weilen auch in kurzer Aehre: Kelchzipfel schmal -lineal, stumpf, mit Drüsenhaaren be- selzt; Kronenröhre gekrümmt, dünn, dann trichterförmig erweitert in den 5lappigen,, aus- gebreiteten,, etwa anderthalb Zoll lang. (Taf. 5119.) 3) Rhododendron Smithii Nutt.; Ericeae. — Wiederum eine von den neuen Rhododendron- Arten, die Mr. Booth in den Bhotan-Gebirgen entdeckte und von denen erSamen an seinen Onkel, den Botaniker Nuttall sandte, der auch das Verdienst hat, die meisten der von ihm gezüchleten Arten in seinem Garten und Land- sitz Nutgrove, bei Rainhill in Lancashire zu- erst zur Blüthe gebracht zu haben, so auch die vorstehende Art, die im März 1859 zum ersten Male blühte und für England wohl als ausdauernd betrachtet werden dürfte. Es ist kurzen Saum, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zunächst mit Rh. barbatum verwandt, interes- sant und charakteristisch ist die filzige Beklei- dung der unteren Blattseiten, da sie aus ge- gliederten, vielfach dicholomisch verzweigten Haaren besteht. Bildet einen niederen, ver- zweigten Strauch , in der Tracht, Blatt- und Blüthenform viel Aehnlichkeit bietend mit dem ächten Rh. arboreum und mit Rh. barbatum. Blätter an den Spitzen der Zweige zusammen- gedrängt, elliptisch-länglich, spitz, Grund herz- förmig, Rand herabgebogen, oberhalb stark geadert, dunkelgrün, unterhalb blassgrün, locker wollig durch gegliederte verzweigte Haare; Blattstiele borstenhaarig; Knospen- schuppen seidenhaarig ; Blüthenkopf 10 — 14- blüthig, compact, endständig; Kelch dünnhäu- ig, ziemlich gross, tief gespalten in 5 un- gleich grosse , ausgebreitete Lappen; Corolle in Grösse und Form wie bei Rh. arboreum, schön scharlachroth, breit-glockig, Saum 5lap- pig, Lappen fast gleichgross, ausgerandet. Staubfäden 8, kaum hervorragend, Fruchtkno- ten fast eylindrisch, gefurcht, mit kurzen, fast keulenförmigen Borstenhaaren besetzt und von einem fleischigen, welligen Ring umgeben. (Taf. 5120.) 4) Stangeria paradora Th. Moore; Cy- cadeae. — Die Cycadeen, von denen Cycas revoluta der bekannteste Repräsentant in un- sern Gärten ist, bilden eine höchst eigenthüm- liche Pflanzenfamilie und es ist schon oft aus- gesprochen worden, dass diese Familie als Bindeglied gleichsam die Lücke ausfüllt zwi- schen zwei grossen natürlichen Familien, den Coniferen und den Farrenkräutern; die Zapfen- früchte und die Fruchtbildung der Cycadeen überhaupt stellt sie zunächst den Coniferen, während die Blaltbildung in Form von gefie- derten, in der Jugend eingerollten Wedeln und die Blaltnervation unverkennbar eine An- näherung zur Familie der Farren andeulet. — Diese letztere, die Aehnlichkeit mit den Far- ren, ist bei keiner Cycadee so scharf ausge- prägt, wie bei der Stangeria paradoza , sie konnte selbst einen so scharfsinnigen Botani- ker und berühmten Kenner und Bearbeiter der Farren, wie der verstorbene Prof. Kunze war, dermassen bestechen, dass er sie zu der Far- rengatiung Lomaria als Z. eriopus zu ziehen kei- nen Anstand nahm ; es waren ihm allerdings nur II. Neue Zierpflanzen. die Wedel zugesandt worden, und die Frucht ihm völlig unbekannt. — Nicht viel besser erging es Hrn. Thomas Moore, Vorsteher des Botanischen Gartens der Apothekergesell- schaft in Chelsea bei London , der durch Dr. Stanger von Port Natal (Südostküste von Afrika), dem Vaterlande dieser interessanten Pflanze, einige Originalexemplare erhielt im Jahre 1851, da diese Exemplare auch keine Blüthen - oder Fruchtstände zeigten, so be- schrieb er sie vorläufig als einen Zamia-ähn- lichen Farren, oder als Farrenähn- liche Zamia, seiner Meinung nach sei je- doch die Verwandtschaft eher mit den Cyca- deen zu vermuthen. Im Jahre 1854 wurden durch Mr. Ste- vens der Linneischen Gesellschaft in London Zapfen dieser Pflanze vorgelegt, wodurch obi- ge Vermulhung zur Gewissheit wurde und bald darauf erhielt der Botanische Garten in Kew eine Anzahl Originalpflanzen von Herrn Plant in Port Natal gesammelt, von denen so- wohl einige weibliche, wie auch eine männli- che bereits ime Biüthenzapfen entwickelten ; eine Befruchtung konnte leider nicht vorge- nommen werden, da beide Geschlechter nicht im gleichen Jahre zur Entwicklung kamen. — Der Stock oder Stamm dieser für Botanische Gärten vorzüglich wichtigen, dagegen als Zier- pflanze anderen Cycadeen weit nachstehenden Pflanze wird nur etwa 1 Fuss hoch, ähnelt in der spindelförmigen Gestalt einer Steckrübe, und entwickelt oben nur 3 bis 6 etwa 2 Fuss lange, 1 Fuss breite Wedel, die bis auf die wollige Basis des Slieles ganz kahl sind. Fie- derblättchen etwa 12 Paare, gegenständig, die unteren kurz gestielt, die oberen sitzend, mit breiter, herablaufender Basis, glänzend hell- grün, von viel weicherer, mehr krautiger Tex- tur als bei den übrigen Cycadeen, der Rand der oberen Blatthälfte entfernt sägezähnig; Nerven rechtwinklig zur Mitielrippe,, ein oder einigemal gabelästig, dieht parallel laufend, ohne in einander zu verlaufen. Braeteen breit- eirund, stumpf, wollig; männlicher Zapfen lang gestiell, 6 Zoll lang, 1* Zoll breit, stumpf, die Schuppen gross, dicht dachziegelig, wollig: trapezenförmig;, die innere untere Fläche dicht bekleidet von zahlreichen , gelben Antheren; Weibliche Zapfen ähnlich geformt, aber viel 137 kleiner, nur 2 — 3 Zoll breit, am Grunde jeder Schuppe zwei Vertiefungen , die jedes ein Eichen so tief einschliessen, dass nur die Spitze hervorragt. (Taf. 5121.) 5) Agave maculosa Hook. , Amaryllideae. — Eine ueue Art von Texas, durch die Lon- doner Gartenbau-Gesellschaft eingeführt, mit hübschen, auf hellgrünem Grunde dunkelgrün gefleckten Blättern und grünlich weissen Blü- then. Bleibt niedrig und bildet keinen Stamm, Blätter lanzett-pfriemlich, 4—6 Zolllang, dick- fleischig. der ganzen Länge nach rinnenförmig, knorpelig-gezähnt ; Blüthenschaft bis 18 Zoll lang, unten beblättert , die Blätter in blaltähn- liche anliegende Bracteen übergehend, Aehre einfach, 6 — 8 Zoll lang, 10 — 1?blüthig; Perigonröhre grade, eckig, grün mit rolh ge- tuscht, Saum aus 6 ausgebreiteten länglichen Segmenten bestehend, die fast gleichlang sind mit der Röhre; Staubfäden von der Länge des Saumes, Narbe gross, 3lappig. — (Taf. 5122.) 6) Gynura bicolor DC. (Cacalia bicolor Roxb.); Compositae. — Eine Pflanze, die nur ihrer grossen, fiederspalligen , unten tief purpurrothen Blätter wegen, also als Blatt- pflanze Beachtung verdient , sie ist nicht neu, war aber lange aus den Gärten verschwun- den, und ist erst kürzlich wieder aufgetaucht und zwar zur günstigen Zeit, um weitere Ver- breitung zu finden; denn Rlattpflanzen erfreuen sich jetzt ja der allgemeinen Gunst. Die Blu- menköpfchen sind goldgelb, aber ohne Strahl- blümehen, dem gemeinen Senecio vulgaris ähnlich, also keineswegs besonders anziehend. Sie stammt von den Molukken und wurde von Sir Joseph Banks schon im Jahre 1799 eingeführt. — Als Warmhauspflanze behan- delt, blüht sie reiehlich und vermehrt sich leicht durch Stecklinge , wahrscheinlich wird sie sich auch zum Auspflanzen in’sFreie wäh- rend der Sommermonate eignen und dürfte besonders sein. Eine krautartige, perennirende, bis 3 Fuss hohe Pflanze, mit aufrechtem , ästigem Stengel, Blätter breit - lanzettlich oder eirund- lanzettlich , fiederspaltlig, grob und tief, aber weitläufig gezähnt, am Grunde fast geöhrt, zu solchem Zwecke werthvoll kurz gestielt, die Blätter am Grunde der ver- längerten Blüthenzweige oder der Blüthenstiele 138 klein und sitzend; Blüthen in armblüthigen, lockeren. Doldentrauben. (Taf. 5123.) 7) Rhododendron Shepherdii Nutt.— Wie- derum eine neue Art aus der Serie der Bho- tan- und Assam-Rhododendron , die ebenfalls durch Hrn. Booth entdeckt und eingeführt, im Garten des ehrwürdigen Nuttall zuerst blühte und deren feurigrothe Biumenglocken in Färbung und Form sehr an das ächte Ah. arboreum erinnern; von diesem unterscheidet es sich aber durch die grüne Unterterseite der Blätter, durch feinere Blattnerven und grösseren Kelch ; von barbatum, das wahrscheinlich ihm am nächsten steht, in dem Mangel von Borsten- haaren an den Blattstielen und den kleineren Kelch. Ein Strauch mit glänzender Rinde an jün- geren Zweigen, die Blätter auf die Zweig- spitzen beschränkt, lineal-länglich, spitz, 3—4 Zoll lang, kurz gestielt, sehr diek und matt dunkelgrün, unterhalb dunkelpurpur an jungen Blättern, später hellgrün, die Blattrippen der Unterfläche dünn, Blattränder abwärts ge- krümmt; Blumen in reichblüthigen, gedräng- ten Köpfen, Blumenstiele ganz kahl, Kelch 5lappig, klein, spitzlich; Corolle gross, glockig, dunkelschar- lachroth, 5lappig; Lappen gleichförmig, ausge- randet, Staubfäden 10, mit schwarzen Anthe- ren, Fruchiknoten ganz glatt, Kapsel dünn, leicht gekrümmt. — Eine sehr schöne Art, von der jedoch noch unentschieden ist, ob sie in Central-Eurepa ohne Deckung im Freien aushalten wird. (Taf. 5125.) 8) Cymbidium eburneum Lindl.; Orchi- Eine liebliche und seltene Orchi- Lappen fein gewimpert, fast deae, — dee, mit sehr grossen, ellenbeinweissen, wohl- riechenden Blumen , die zuerst von dem ver- storbenen Griffith auf den Khasia-Gebirgen in Ost- Bengalen in einer supramarinen Höhe zwischen 5 — 6000 Fuss entdeckt und bereits 4847 von Dr. Lindley beschrieben wurde nach Exemplaren, die wahrscheinlich aus dem Botanischen Garten zu Calcutta an die Herren Loddiges gesandt waren. Triebe zu mehre- ren büschelig beisammen; Blätter zweizeilig, schmal linealisch - bandförmig , ziemlich steif, an der Spitze 2spallig. bis 2 Fuss lang und bis °/a Zoll breit; Blüthentraube viel kürzer als Blälter, armblüthig, mit langen zugespitz- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ten Schuppen dachziegelig bedekt; Blumen 5 — 6 Zoll im Durchmesser, gelblichweiss; Perigonalblätter gleichförmig linealisch - läng- lich , spitz, schwach wellig gerandet; Lippe kürzer, mit aufwärts gerichteten Rändern, vorne 3lappig, die seitlichen Lappen abgerundet, der mittlere 3seitig spitz, wellig gerandet, die Lei- sten des Lippengrundes zu einer grösseren,, fleischigen , goldgelben, flaumhaarigen Leiste verwachsen, die vorne in einen Höcker endet. (Taf. 5126.) 9) Ceanothus Veitchianus Hook., Rham- neae. — Obgleich nahe verwandt mit C. pa- pillosus , floribundus, und ZLobbianus unter- scheidet sich dieser herrliche Strauch durch seine Blälter, und übertrifft diese immerhin sehr schönen Arten noch weit durch die grosse Fülle der tief und reinblauen Blüthen nnd das glänzende, wie gefirnisste Dunkelgrün der Blätter. Wir verdanken diese prächtige Art dem unermüdlichen William Lobb, der sie von Californien an seine Patrone, die Herren Veitch in Exeter und Chelsea einsandte. Das Exemplar, welches die Herren Veitch einsand- ten, war 3 Fuss hoch und jeder Zweig so niit Blüthen überladen, dass die Blätter fast ganz verdeckt waren. — Ein kleiner immer- grüner Strauch, der in England noch im Freien gut aushält, wenigstens im südlichen England, für den Conlinent leider wohl nur als Kalt- hausstrauch gelten muss, aber als solcher alle Empfehlung verdient, da er niedrig und bu- schig gezogen werden kann mit leichter Mühe und auch in Orangerien oder frostfreien Fen- sterbeeten sich gut durchwintert. — Aeltere Zweige, Blatt- und Blüthenstiele ganz kahl, die jüngeren Zweige und die Spindel der Dol- dentraube flaumhaarig, Blätter verkehrt eirund- keilförmig, ziemlich entfernt-sägezähnig , jeder Zahn mit einer hinfälligen Drüse besetzt, oben glänzend dunkelgrün, unterhalb mit stark her- vortretenden Blattrippen. Blüthen an den Spitzen der Zweige in dichten Doldentrauben oder in länglich-kugeligen Köpfchen dicht ge- drängt stehend, in der Knospe mit dachzie- ziegeligen Schuppen bedeckt. (Taf, 5127 3 5 10) Datura (Brugmansia) chloraniha Hook. fl. pleno. (D. humilis Desf. fl. pleno); Solanaceae. — Sir W. Hooker lernte diese Il. Neue Zierpflanzen. wirklich schöne Pflanze zuerst kennen im Jahre 1845 aus blühenden Exemplaren, die im Gar- ten des Herzogs von Northumberland (dem berühmten Sion-House, in der Nähe von Lon- don) aus Samen erzogen waren, welche Dr. Wallich eingesandt hatte, aber aus welchem Lande, ist unbekannt, Im Mai vorigen Jahres erhielt er die gleiche Pflanze aus dem Garten der Herren Henderson, Pine apple place, Edg- ware Road; sie halten den Samen von Au- stralien aus dem Botan. Garten zu Adelaide erhalten mit folgender Notiz: — „Eine ge- füllte gelbe Datura, hier sehr bäufig in Gärten, wohlriechend und den ganzen Sommer über blühend, von niedrigem, buschigem Wuchse. Eine werthvolle Pflanze für England, wo ich sie nie gesehen habe; im Juni auf Gruppen ausgepflanzt, wird sie vom August bis Octo- ber reichlich blühen.‘ Sir W. Hooker gibt dieser Art den Namen chlorantha , hätte er die „Flore des Serres“ eonsultirt , so würde er gefunden haben, dass nach Planchon diese Art die D. humilis Desf. ist, die. schon im Jahre 1829 im jardin des plantes zu Paris ceullivirt wurde und später soll sie sogar wieder aus dem Garten von Kew dem Sir W. Hooker bekanntlich als Director vorsieht, als D. flava fl. pleno nach Deutsch- land gekommen sein. (Vide „Flore des Serres“ vol. X. t. 972, pag. 9.) Die Erfurter Samenkataloge offeriren Sa- men dieser schönen Gruppenpflanze unter dem Namen Datura humilis flava fl. pleno. (Taf. 5128 ) b) Abgebildet in Illustration hor- ticole. 41) Rhododendron Nuttallii Booth.; Ericaceae. — Gipfelständige Doldentrauben von mehr als 4 Fuss Durehmesser und 8 Zoll Höhe, aus 6 — 10 riesigen duftenden Blumen (6 Zoll Durchmesser und fast eben so viel Länge der Röhren) gebildet, diese von rein weisser Farbe, zuweilen zart rosa angehaucht und im Schlunde orangegelb;; grosse, prächtige, fast wirtelständige Blätter, die grössten 1 Fuss Länge und 3 — A Zoll Breite erreichend — das sind die Hauptmerkmale dieser Pflanze, eine der schönsten und grossartigsten der 139 Pflanzenwelt und gewiss der König aller Rho- dodendron- Arten! — Mr. Booth, dem wir die ganze Reihe der neuen Assam- und Bho- tan-Rhododendron verdanken, fand diese Art auf sumpfigen Boden theilweise auch epiphy- tisch auf Baumstämmen wachsend, in der Nähe des Dorfes Seram im Bhotangebirge zwischen 4 — 5000 Fuss supramariner Höhe, er dedieirte diese schönste, grandioseste Art mit vollem Rechte seinem Onkel, dem ver- dienten, alten Botaniker Nuttall *), der sich mit der Anzucht der von seinem Neffen ge- sammelten Sämereien in seinem Garten Nut- grove,, Rainhill bei Liverpool eifrig beschäf- tigte, und die Sämlinge dann zu weiterer Ver- breitung an die Handelsgärtnerei von E. G. Henderson u. Sohn übergab; ihm haben wir also zunächst zu verdanken, dass diese präch- tigen Pflanzen schon so bald bekannt und verbreitet wurden. Herr Otto Forster, der in seiner schönen Gärtnerei in Augsburg wohl von allen süddeutschen Gärten die reichste und auserlesenste Pflanzensammlung besitzt und mit vielem Erfolg die englischen Pflanzeneuituren, besonders die Anzucht gros- ser Schaupflanzen betreibt, hatte das Vergnü- gen, in seinem Garlen das Ahododendron Nuttallii zum ersten Male in Europa (Früh- jahr 1858) zur Blüthe zn bringen, erst ein volles Jahr später kam der Kew- Garten mit einem blühenden Exemplare und jetzt werden wohl bald andere nachfolgen. — Henderson brachte das Zeh. Nuttallii mit mehreren an- deren Arten vom gleichen Vaterlande im Jahre 1854 als höchstens 2jährige Samenpflanzen in den Handel, das blühende Exemplar des Hrn. Forster war daher nicht mehr als höchstens 6 *) In dem eben erhaltenen Novemberhefte des Botanical Magazine finden wir die Nach- richt von seinem kürzlich erfolgten Tode. — Kurz zuvor hatte er noch die Freude, vielleicht die letzte, die ihm seine Beschäftigung mit der Pflanzenwelt gewährte, zu erfahren, dass sein Rhododendron Nuttallü in Kew geblüht und die kühnsten Erwartungen übertroffen habe. — Schon diese eine Pflanze würde genügen, sei- nem Namen ein bleibendes, dankbares An- denken zu sichern. 140 Jahr alt, es macht das jedenfalls seinem Ober- gärtner grosse Ehre. — Ilm Vaterlande wird diese Prachtpflanze ein kleiner Baum von etwa 30 Fuss Höhe, wenn er frei steht; parasitisch auf Baumstäm- men wachsend, bleibt er bedeutend niedriger und seine Wurzeln, mit denen er sich an die Rinde klammert, werden dann knollenartig verdickt; Blätter sehr lang, oval, oben und unten stumpf, kleinspitzig, unterhalb mit brau- nen Schüppchen bekleidet; Kelch gross, aus 5 dicklichen, länglich-ovalen,, stumpfen Seg- menten bestehend, die mit der Frucht fort- wachsen; Corolle fast glockig, Staubfäden}10; Kapsel Sfächerig, Samen eirund - lanzettlich; breit gerandet , der Rand ausgefressen. — Ist zunächst mit /ih. Dalhousieae verwandt, aber grösser in allen Theilen und im Kelch, Kapsel und Samen durchaus speeifisch ver- schieden. Im Winter und besonders gegen den Frühling bin, wenn der Trieb beginnt, verlangen Rh. Nuttalli, Dalhousieae und an- dere indische Arten, die aus niederen und folglich wärmeren Regionen stammen, eine höhere Temperatur, als die der gewöhnlichen Kalthäuser und dürfte ihnen im Winter wohl der Platz in einem temperirten Hause zuträg- licher sein. — feucht gehaltener Luft während der Zeit des Eine höhere Wärme bei sehr Triebes befördert diesen ungemein, während nach Vollendung des Triebes ein lufliger, ziemlich son- niger Standort und Irocknere Lult auf die Reile des Holzes und den Ansatz von Blüthenknos- pen grossen Einfluss haben. — (Taf. 208.) 12) Azalea hybrida magnifica Hort. — Wenn die sogenannten indischen Azaleen durch die Fülle und Grösse ihrer schönfarbi- gen Blüthen Bewunderung erregen , so dürfen auch ihre Schwesiern, die sogenannten pon- tischen Azaleen, die grössere Mannigfallig- keit in der Färbung, den süssen Duft und be- sonders die Eigenschaft, auch noch als Frei- landpflanzen zu gelten, als die ihnen gebüh- renden Vorzüge beanspruchen, und in der That, welche schönere Zier könnte ein Garten im Frühling aufweisen, als eine blühende Gruppe dieser Azaleen , besonders wenn die neueren , meistens belgischen Varieläten und Hybriden, die sich durch grössere Blumen auszeichnen, darin vertreten sind?! — Vor- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stehende Sorte , im Etablissement der Herren Rollisson in Tooting bei London gezüchtet, hat rahmweisse, rosa geaderte Blumen, mit ei- nem, sehr grossen, orangerothen Flecken auf dem oberen Blumenblatti, der durch den weissen Rand um so lebhafter hervortritt, die Blumen gehören ausserdem durch vollkom- mene Form und Grösse zu den besten und schönsten in dieser Gruppe. (Taf. 209.) 13) Grevillea alpestris ß helianthemifolia Meisn. (Gr. Dallachiana Ferd. Müll.); Protea- ceae. — Ein kleiner Kalthausstrauch, neuer- dings durch Latrobe von Neuholland einge- führt, wo er in der Umgegend von Port Phi- lipp vorkommt; er zeichnet sich aus durch leichte, gefällige Tracht, die durch niedliche, sehr zahlreiche Blüthen, von der be- kannten originellen Form, die den Grevillea- Arten und den Proteaceen im Allgemeinen eigen ist; die Blüthen sind überdies für die Gattung ziemlich gross und hübsch gefärbt, die untere Hälfte ziegelroth, die obere fast weiss. Zweige schlank , rulhenförmig, übergebogen, röthlich durchscheinend durch eine dichte, weissliche Filzbehaarung, ziemlich dicht be- blältert; Blätter klein, fast sitzend , oval-läng- lich, mit kurzer verdickter Spitze, oben schärf- eine lich durch kleine Erhabenheiten , die jede ein Haar tragen, unten dichter, anliegend behaart, Blattränder abwärts gekrümmt. Blüthen gipfel- ständig, auf den Spitzen der Zweige in klei- nen, etwa 8blüthigen Dolden, an den Spitzen der kleinen Seitenzweige zu 3—4 stehend. — Eine empfehlenswerthe Kalthauspflanze, die sich durch Stecklinge ziemlich leicht vermehrt und dieselbe Behandlung erfordert, wie die (Taf. 210.) 14) Thalictrum anemonoides Michz.; Ra- nunculaceae. — In der grossen Gattung Tha- lietrum ist vorstehende Art eine der kleinsten und doch zugleich eine der schönsten und in- feineren Neuholländerpflanzen. teressantesten, besonders auch, da sie eine der ersten Frühlingsblumen ist, denn sie blüht schon im März; ihre zahlreichen , schneeweis- sen Blumen haben in Form und Grösse viel Aehnliches mit der Hain-Anemone, die unse- ren Laubholzwäldern den ersten Frühlings- schmuck verleiht, Linne liess sich durch diese Aehnlichkeit verleiten, sie Anemone thalietroi- des zu rennen. Aus dem Norden der Ver- II. Neue Zierpflanzen. einigten Staaten, Canada inbegriffen, stam- mend, wurde Sie schon im . Jahre 1768 in England eingeführt und ebenso auch Abart mit gefüllten Blumen , aber beide, Art und Abart gehören heute zu den seltensien Stauden, denn sie waren lange Zeit verloren und sind erst neuerdings wieder von Amerika eingeführi worden. Z’h. anemonoides isl eine durchaus harle Staude, gern in humusreicher Erde wächst und daher sich besonders am Rande von Azaleen und eine die vorzugsweise Rhododendron-Gruppen gefallen wird ; sie ver- mehrt sich leicht durch Zertheilung im Herbst oder auch durch Samen und würde bei grös- serer Verbreitung allerliebste Einfassungen um Moorbeete bilden. Aus einem knolligen Rhi- zom erheben sich eine kleine Zahl wurzel- ständiger Btälter, auf dünnen, eiwa6 — 8 Zoll hohen Stielen, jeder Stiel theilt sich in 3 Stielehen, diese wiederum in 3 kürzere ein- blätterige Stielchen, so dass jedes Blatt aus 9 Blättchen zusammengesetzt ist; Blättchen ab- gerundet-länglich , unregelmässig 3 — 6 lap- pig oder gezähnt. Blüthenstiel wurzelständig, höher als Blattstiele, die Blumen in 5—6 blü- thiger Dolde tragend, die Dolde selber durch 3 geslielte Blätichen unterstützt, die den übri- gen Blättern gleichen. 5—8 Blumenblälter (ei- gentlich blumenblattartige Kelchblätter, da die wirklichen Petalen fehlen), bilden ein niedli- ches Sternblümcehen, erfüllt mit zahlreichen, weissen, stufenweise gestellten Staubfäden und goldenen Antheren. Fruchtknoten 15 — 18, kurzgestielt. ; (Taf. 211.) 15) Rosa Thea Isabella Gray. — neue, amerikanische, goldgelbe Thee- oder Noisett-Rose, die von uns im Jahrg. 1858, pag. 120 bereits besprochen wurde, hat in den letzten Jahren viel von sich reden ge- macht, von Vielen als die schönste und dank- barste gelbe Rose hoch gepriesen , wurde sie von noch Mehreren eben so hart getadelt; jeder urtheilte natürlich nach seinen eigenen Erfahrungen, und manches voreilige und darum ungerechte Urtheil wurde über sie gefällt. Aus diesen so widersprechenden Urtheilen scheint aber klar hervorzugehen, dass diese Rose unter richtiger Behandlung, in günstiger Lage und ihr zusagendem Boden allen Erwartungen vollkommen entspricht und ebenso dankbar Diese 141 als prachtvoll in Farbe und Füllung blüht, dass sie dagegen auch nur dann sich so zeigt, wenn die Bedingungen zu ihrer vollkomme- nen Entwicklung alle gegeben sind, sonst aber undankbar blüht in kleineren, mattgefärbten, unansehnlichen Blumen. Eine englische Gartenfreundin schreibt an Dr. Lindley (Gardener’s Chronicle, 28 Mai 1859) von einem wurzelächten ‚Exemplar, das sie im Jahre 1856 in ihrem Garten an den Fuss einer nach Südost gerichieten Mauer pflanzen und als Spalier ziehen liess, es trieb erstaunlich üppig und obgleich kaum drei- jährig, trug im Augenblick, wo sie schrieb, neunzig vollkommene Blumen! Kann man mehr verlangen von einer so jungen Pflanze? — Als veredelter Hochstamm wird diese Rose kaum je ihre volle Schönheit entwickeln kön- nen, sie ist eine Rankrose, die eine warme sonnige Lage und einen tiefen und reichen, wohl drainirten Boden verlangt, und als Spa- lierrose, aber vielleicht nur als solche , vor- züglich zu empfehlen ist Sie muss im Win- ter niedergelegl und gedeckt werden, und das Beschneiden muss sich nur auf das Wegneh- men des alten schwachen Holzes beschrän- ken, wie bei den übrigen eigentlichen Rank- rosen. (Taf. 212.) 16) Odontoglossum laeve Lindl. (0. Rei- chenheimii Hort. non Lind. et Pl.) ; Orchideae. — Eine sehr schöne, in den Sammlungen be- reits nicht mehr seltene Orchidee von Guale- mala , die zuerst durch Hartweg und Skinner entdeckt wurde und im Jahre 1842 zum er- sten Male in Europa im Garten der Londoner Gartenbau-Gesellschaft blühte. — A. Ver- schaffelt importirte im Jahre 1856 eine An- zahl kräftiger Exemplare, die er als O. Rei- chenheimii empfing; das ächte O. Reichen- heimii Lind. et Pl. ist jedoch, obwohl sehr ähnlich in der Tracht, als in der Blüthe, hin- reichend verschieden, besonders in der Form der Lippe und der Griffelsäule. — Einige der Exemplare in Verschaffel!’s Sammlung brachten gleichzeitig 5 bis 6 über 3 Fuss lange, hängende, verzweigte Blüthenschäfte, jeder Zweig trug 4 — 5 Blumen von etwa 2 Zoll Durchmesser, angenehm duftend, auf gelb -grünem Grunde , dicht und breit braun- roth bandirt, während die Lippe auf der hin- 142 teren Hälfte hübsch lila, auf der vorderen rein weiss ist. Scheinknollen ziemlich gross, eirund, zusammengedrückt, gefurcht, 2 lange, bandförmige, vorne stumpfe Blätter tragend; Sepalen und Petalen fast gleich ge- formt , lanzeltlich , spitz; Lippe sitzend (gena- gelt nachLindley), fast geigenförmig, die Rän- der stark zurückgekrümmt, vorne tief ausge- randel, mit starkem Mucro; die Höcker am Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Lippengrunde kaum bemerkbar, eine auffallende Erscheinung in dieser Gattung. Die kleine Griffelsäule oben abgerundet, trägt seitlich 2 gekräuselt gezähnte Oehrehen. — Wegen der langen, hängenden Blüthenschäfte vorzugsweise in hängende Körbe zu pflanzen. (Taf. 213.) (E. 0.) I. Notizen. 1) Blumenausstellung der Bayr. Gartenbau - Gesellschaft in Mün- chen. Wie im vorigen Jahre, hat die Bayr. Gartenbau - Gesellschalt auch für dieses Jahr eine Ausstellung zu veranstalten beschlossen, die am 29. April eröffnet und am 6. Mai ge- schlossen werden soll. — Der geräumige, zu solchen Ausstellungen vorzüglich geeignele Glaspalast wird wieder zu diesem Zwecke be- nutzt werden. — Die Gesellschaft hat zahl- reiche Prämien ausgesetzt und ladet freund- lich zu allgemeiner Betheiligung ein. — Das Programm berücksichtigt ausser allen zu die- ser Jahreszeit blühenden Pflanzenarten auch Blattpflanzen , neue inländische Züchtungen floristisch werthvoller Varietäten Coniferen , und Hybriden , Bouquets , getriebene Gemüse und Früchte, Gartenwerkzeuge u. s. w. — Diejenigen welche gesonnen sind, die Aus- stellung zu beschicken, wollen sobald als möglich, wenigstens aber 8 Tage vor der Er- öffnung , unter Angabe des etwaigen Raum- bedürfnisses für einzeln zu stellende Pflanzen und für Gruppen, dem Sekretär der Gesell- schaft, Herrn Hofgärtner Effner in München, Anzeige machen, von ihm sind auch Programme zu beziehen. — (E. R.) 2) Mittheilungen aus Oesterreich Am 4. März 1860 erfolgt die Eröffnung der Wein- und Obstbaumschule in Klosterneuburg, als dessen Director A. W.Freiherr von Babo angestellt ist. Das für die Schule bestimmte Gebäude enthält ausser dem Schul- und Schlafsaal für 24 Zöglinge, Räumlichkeiten für Sammlungen, für ein chemisches Laboratorium und für sonstige Versuche. Ein Versuchs- keller von zwei Etagen ist ausschliesslich für die Schule bestimmt, ferner Obstkammern etc. Der Obstgarten umfasst eine Fläche von nahe 2Joch. Zu den Lehrmitteln sind zu rechnen die ausgedehnten Weingärten des Stiftes und die 2—3 Etagen hohen Weinkeller, in welchen gegenwär- tig gegen 20,000 Eimer Wein der verschieden- sten Gegenden und von allen Jahrgängen bis auf 50 und mehr Jahrgänge zurück. — Die Zöglinge theilen sich in stipendirte, zahlende ‘430 — 140 fl. jährlich) und Freiwillige. Die Zöglinge werden zu Winzern erzogen, sie müs- sen junge und arbeitstüchtige Leute sein; die Praktikanten sind nicht verpflichtet alle Ar- beiten mitzumachen, sie haben sich nur jene Kenntnisse anzueignen , die zur Leitung des Wein- und Obstbaues und der Kellerbehandlung nöthig sind. Auf die Bemerkung, ob „ein Klostergut und ein geistlicher Chef geeignet seien zur Ent- wicklung einer landwirthschaftlichen Schule‘ — dürfte man bei dieser Schule viulleicht be- jahen. Da keine Lehrgegenstände vorkommen, die vielen Geistlichen ein Dorn im Auge sind, wie namentlich die Naturwissenschaften, und da der Prälat nur die Oberleitung der Schule führt — jedenfalls ist ein Kloster jedem an- dern Privaten vorzuziehen, da nur ersteres so grosse Anzahl und Auswahl von Wein- gärten, und so grosse Quantitäten von Weinen II. Notizen. verschiedener Sorten besitzt — die K. K. land- wirthschaftliche Gesellschaft aber, wie es den Anschein hat, keinen Grund ankaufen oder zahlen will, da sie ihren früheren Gärtner ent- lassen hat. b) Bei der am 23. December in Linz ab- gehaltenen Versammlung der dortigen K. K. Landwirthschafisgesellschaft waren unter meh- reren andern Producten auch zwei Runkelrü- ben von 8 — 9 Pfd. Gew., dann ein Riesen- kürbis von 49 Pfd., dann eine Stoppelrübe ausgestellt, welche einer menschlichen Hand mit sechs Fingern gleicht, von denen zwei Finger sich gegenseitig umwinden. ec) Von Freunden der Naturwissenschaften werden auch im Laufe dieses Winters allwö- chentlich populäre Vorlesungen gehalten , wie von Dr. Reissek über Palmen, über neue Culturmethoden bei den Pflanzen ; von Prof. Pokorny: Vegetationsbilder aus dem unga- rischen Tieflande; von „Prof. Constantin v. Ettingshausen über die Flora der Vorwelt; von Dr. Jäger über Generatio equivoca etc. d) Die hiesige K. K. Gartenbaugesellschaft hat eine Reihe von populären, vornehmlich für Damen berechneten Vorträgen über ver- schiedene, mit Pflanzenkunde in Verbindung stehende Gegenstände veranstaltet. Herr Prof. Fuchs über den Boden; Prof. Unger über die physiologische Bedeutung der Pflanzen- eultur; Prof. Fenzl über die Bedeutung und Entwicklung des Blaltes, Prof. Schütter über Luft und Wasser. Ausser diesen Vorträgen wird allmonatlich eine Sitzung von der Gesellschaft abgehalten, in welcher mehr specielle Gegenstände über Pflanzencultur be- sprochen und auch Ausstellungen von Blu- men und andern Objecten abgehalten werden, (S — r.) 2) Die Chrysanthemum oder Win- terastern in England und Frank- reich. Wenn auch die indischen Chrysan- themum (Pyrethrum sinense) die zwei letzten Monate des Jahres unsere Glashäuser und Zimmer sehr schmücken , und dieselben ohne diese späten Blumen viel weniger buni aus- sehen würden, so ist doch dies nichts gegen den Flor in Frankreich und England. Dort behandelt man diese Pflanzen ganz wie die 143 Landstauden, zertheilt sie im Frühjahr, pflanzt sie auf Beete, und im October mit Ballen auf die unlerdessen blumenleer gewordenen Haupt- beete des Ziergartens. So sieht man dort die bevorzugten Plätze noch oft bis Weihnachten, wenn schon 5— 6 Grad Kälte war, reich mit diesen Blumen geschmückt. Ist der Sommer nicht ungewöhnlich kühl, so blühen auch in Deutschland die Chrysanthemum im Freien, man gibt sich aber selten die Mühe, sie auf obige Weise zu benutzen. Wir haben doch vor Weihnachten nur ausnahmsweise eine Kälte von mehr als 6 Grad. Ueber eine im November vorigen Jahres im Krystallpalast zu Sydenham bei London veranstaltete Ausstellung und Benutzung die- ser Blumen in England möge hier ein Aus- zug aus einem Bericht über die internationale Schillerfeier am 10. Nov., wo 20,000 Menschen im Krystallpalast versammelt waren, fol- gen: „Die Chrysanthemumblume ist die Freude des sonst trostlosen englischen Monats, der sprich- wörtlich dem Selbstmord dedicirt ist. Vor jeder Hütte mit einer Hand voll Erde vor der Thür, in jedem Garten blühen die Chrysanthemum mil- lionenweise (?) in die englischen Nebel und Fröste hinein, weiss und roth, gelb und blau (wohl lila), in unzähligen Lichtern und Schat- tirungen, Rose, Neike in sich vereinigend. Ich selbst erfreue mich vor und hinter meinem Häuschen der sechzehn blühenden Hauptfar- ben, die Frost und Sturm tapfer überstanden, und vom eisigen Thau befreit, mit jedem Tag heiter durch den trüben November zu mir heraufleuchten. Es ist eine poetische Blume, schon oft besungen. — Im Kirystallpalaste, wo Alles in’s Kolossale getrieben werden muss, um nur bemerkt zu werden, hatien sie über eine Million Blumen in Tausenden von Töpfen hin terrassirt, die wundervollsten For- men und Farben, lauter ausgesuchte, seltene, kostbare Sorten, Die abgeschnittenen Muster- blumen, riesige Ceniifolien in den zauberhal- testen Farben, die heitersten, vollsten, grössten Töpfe schmückten unten das riesige Orchester, das 5000 Personen fasst, und sich heute zu Ehren unseres hundertjährigen Unsterblichen, zu Ehren der Deutschen in London füllen sollte etc,‘ (J.) 144 3) Cuseuta in Luzernefeldern. In den Rheinprovinzen thut eine QCuscuta in den Luzernefeldern, ähnlich wie die Flachs- seide (Cuscuta Epilinum) in den Leinfeldern Schaden. Die Cuscuten sind Schmarotzerpflanzen mit fadenförmigen, rankenden, fast blattlosen Sten- geln , die die Pflanzen , auf denen sie leben, vollständig aussaugen und oft als lästige Gäste auf unsern Culturpflanzen erscheinen. Das si- cherste Mittel gegen dieselben ist das Ver- brennen. Man deckt über die befallene Stelle eine Lage Stroh und zündet dieses an, womit die Cuscuta nebst der Pflanze, auf der sie wächst , getödtet und gleichzeitig an wei- terer Ausbreitung gehindert wird. Die Cus- cuta der Luzernefelder ist C. Trifolii Bab., eine aus Ostindien eingeschleppte Pflanze, über deren Schaden auch schon früher von England aus geklagt ward. In Botanischen Gärten cultivirt man einige Arten der Gattung Cuscuta. Man säet die Samen derselben ge- meinschaftlich mit denen der Nährpflanzen aus oder man bringt die jungen keimenden Pflan- zen zu jungen Pflanzen solcher Arten, auf de- nen sie leben , worauf sie sich bald mit klei- nen Saugwarzen an die Nährpflanzen ansau- gen und aus diesen die Nahrung entneh- men. — 4) Disteln als gefährliches Un- kraut. Die Colonisten in Tasmanien bekla- gen sich über die enorme Ausbreitung meh- rerer Distel-Arten, die erst aus Europa einge- wandert sind, nämlich Cirsium palustre, ar- vense und Carduus lanceolatus. An vielen Stellen haben dieselben Feld auf Feld über- zogen und jede Cultur unmöglich gemacht. Auch amerika und in den weiten Ebenen Südameri- ka’s bilden Disteln oft eine hässliche Plage, die nur geregelle (Cultur ganzer Strecken dauernd entfernen kann. (Gardener’s Chronicle.) 5) Thee von Blättern der Stech. palme. Wir haben schon früher einmal er- wähut, dass die Blätter der gemeinen Stech- palme einen ganz angenehmen Thee liefern. Jetzt wird dies auch von Neuem von einem Correspondent des Gardener’s Chronicle be- in den westlichen Staaten von Nord- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. stätigt. welcher sagt, dass die Blätter von Ilex aquifolium den gleichen Stoff wie die des Theebaumes (Theein) enthalien. Es dürfen jedoch keine jungen Blätter zu diesem Zwecke gepflückt werden, da diese diesen Stoff nur in viel geringern Grade besitzen. Zum Ge- brauche sollen sie braun geröstet werden und der Berichterstatter des Gardener’s Chroniele hofft, dass dieser Thee den Chinesischen Thee mit der Zeit ersetzen könne und zum National- getränk werden dürfte. Theilen wir nun auch solehe sanguinische Hoffnungen nicht, so ist es dennoch wahr, dass die Blätter der Stech- palme unter allen Pflanzen Europa’s in ihren Eigenschaften denen des Thees am nächsten kommen und dass man daher wirklich Ver- suche in grösserem Maassstabe machen sollte, da auch hier unzweifelhaft auf die Zuberei- tung sehr viel ankommt. Theein enthalten dieselben nun zwar nicht, sondern nur llicin, einen bittern Sloff, der braune Krystalle bil- det. Die Zubereitung der Blätter könnte ent- weder in einem einfachen Rösten derselben nach dem Pflücken bestehen, oder indem man sie erst schwitzen lässt und darauf rö- stet. In Süddeutschland wird dieser Thee schon seit längerer Zeit gebraucht, so z. B. auf dem Schwarzwalde, wo er nach Hugo Mohl vomVolke in der Sonne getrocknet und in diesem Zustande benutzt wird. (E. R.) 6) Sommer-Verpflanzung vonim- mergrünen Bäumen und Sträuchern. Die günstigen Resultate welche das Verpflan- zen von immergrünen Bäumen und Sträu- chern inclusive Coniferen im Sommer zeigt, wird von mehreren Seiten bestätigt. Ein Cor- respondent des Gardener’s Chronicle sagt darüber: ‚lm ersten Jahre beschränkte ich meine Versuche auf junge Pflanzen von 3—5 Jahren, dehnte selehe aber auch auf Holzge- wächse mit abfallenden Blättern aus. Eiben, Loorbeere, Rhododendron , Berberis , Eschen, Linden etc. wurden von Ende Mai an bis Ende August mit durchaus entblössten Wur- zeln verpflanzt und alle nahmen gut an, ja einige bildeten sogar vor Winters noch einen kräftigen Trieb. Durch diesen Erfolg ermu- thigt, wurden nun auch Sträucher von 15 — 20 Jahr Alter, worunter auch die Deodara- IM. Notizen. Ceder und die Ceder von Libanon zur glei- chen Jahreszeit verpflanzt und der Erfolg war eben so günstig. Wenn grosse starke Exem- plare verpllanzt werden sollen. die schon mit- telst der Maschine ausgenommen und mit Pferden transporlirt werden müssen, so wird man nur dann recht günstige Erfolge haben, wenn man die Exemplare im Früh- jahr zuvor mit einem tiefen Graben umziehen lässt, wobei die am weitesten sich ausbreiten- den Wurzeln abgestochen werden. Darauf wird der Graben wieder ausgefüllt, damit die betreffenden Bäume im Laufe des Sommers an Sielle der abgestochenen langen Wur- zeln kleine Zaserwurzeln bilden können. nächsten Winter oder Sommer beim Verpflan- zen müssen nun diese jungen Wurzeln gehö- rig geschont werden und die versetzien Exem- plare werden gut anwachsen. Ist der Som- mer trocken, decke man ausserdem die Ober- fläche der Erde, wo der grosse Baum gesetzt ward, mit kurzem Mist, um das starke Aus- trocknen der obersten Erdschichten zu verhin- dern. Es ist dieses Verfahren für Bäume mit fallendem Laube wie für immergrüne Bäume gleich sehr zu empfehlen. Bei Bäumen mit fallendem Laube ist ausserdem Umwickeln des Stammes mit Moos oder Maiten zu empfeh- len. Bei den Tannen, denen übergedeckter kurzer Mist, wenn er von Regenwasser aus- gelaugt wird, schaden könnte, wende eine Deckung mit Blättern, Heu oder Streu an. (E. R.) 7) Garten der Horticultural So- eiety inLondon. Das Gardener- Chro- nicle berichtet, dass die Erbauung des neuen Ausstellungsgebäudes und Anlegung eines@ar- tens von Seiten der Horticultural - Society im Kensington Garten in London nun als gesi- chert zu belrachten ist. Von der ganzen, von Seite der Gartenbau - Gesellschaft aufzubrin- genden Summe von 50,000 Pfd. Sterling sind bereits 44,210 gezeichnet und zwar sind 4860 geschenkt, 7750 sind durch lebenlängli- che Subscriptionen gezeichnet und 34,600 sind zu 5°/o Rente und unter Zusicherung persön- licher Vortheile gezeichnet. — Im man 8) Früchte und Gemäse in Califor- nien. Californien ist seiner Lage nach eines 145 der begünstigsten Länder der Erde, warm ge- nug für Pflanzen, welche in der Nähe der Wendekreise wachsen , gemässigt genug für die europäischen Culturpflanzen. Wir haben so mancherlei über die Vegetation Oaliforniens gehört, und die Rinde des Riesenbaums Wei- linglonia gigantea ist sogar in Europa gezeigt worden, aber noch fehlten nähere Angaben über Gemüse und Früchte. Solche finden wir in dem kürzlich erschienenen Buche eines Deutschen, Ernst Seyd, welcher seine Nachrichten aus amtlichen Quellen, vorzüglich von der Marktaufsichtsbehörde in San Fran- eisco und Sacramento bezog. Wir geben daraus einige Nachrichten, die, wenn sie auch hin und wieder amerikanisch, d. h. lügenhaft klingen, doch einen Maassstab geben. Ein- zelne Früchte und Gemüse werden selbst in Deutschland grösser gezogen. Auf einer Austellung in Sacramento wurden gezeigt: eine Runkelrübe von 73 Pfd., eine Möhre (Mohrrübe, gelbe Wurzel) von 10 Pfd., eine Tomatenfrucht (Liebesapfel, Solanum Ly- copersicum) von 17 Zoll Umfang, ein Kürbis von 141 Pfd. (kommt in Deutschland bis 200 Pfd. schwer vor), eine Zwiebei von 3 Pfd,, 27 Melonen zusammen 550 Pfd., Weintraube von 14 Pfd., eine Citrone von 2 Pfd. 28 Loth, ein Apfel 1 Pfd. 14 Loth. Acht Zwiebeln wogen 25 Pfd., eine einzige 4 Pfd. A Loth, eine Kartoffel von 23 Pfd, 2? Mammuth - Kür- bisse von Oregon -Soot aus dem Sacramien- tothale von 240 und 210 Pfund , eine Birne von 2 Pfd. 24 Loth, eine andere von 3 Pfd. 14 Loth, eine andere (Duchesse d’Angoul&me) von 2 Pid., Aepfel von der Sorte Gloria mundi von 17 Zoll Umfang, jeder über 2 Pfund schwer. Die Frau des Verfassers kaufte auf dem Markt in Sacramento einen Kohlkopf von 32 Pfd. Die Obstbäume werden sehr früh trag- bar. Ein Birnbaum von Thomas Fallon in St, Josa trug ein Jahr nach der Veredlung Früchte von 14 Zoll Umfang. Von 4 seiner Bäume verkaufte er 18 Monate nach der Ver- edlung für 160 Dollar (?) Birnen. Eine Baumpflanzung von W. Thomson brachte von 1853 bis 1856 200,000 Dollar für Früchte ein. Die ersten Bäume wurden, 2000 Stück an der Zahl, im Jahre 1853 im 146 Januar auf neuen, zum ersten Male umge- brochenen Boden gepflanzt. In demselben Jahre noch und später wurden gute Sorten eingeführt, so dass die Baumpflanzung 1856 folgenden Bestand hatte: 4000 Aepfel-, 10,000 Pfirsich - (ausser Nectarinen), 1000 Birnen-, 1000 Pflaumenbäume. Ausserdem Nectarinen-, Aprikosen- , Kirschen-, Feigen-, Oliven-, Po- meranzenbäume; dazu Massen von Beeren- sträuchern und Quitten, ferner 1600 Nuss- bäume, 8000 Weinstöcke in 30 Spielarten. In allen 31,000 fruchtragende Bäume auf 140 Morgen. Die Baumschule enthielt 1856 50,000 Stämmchen. Vom Februar bis Juli wird die Bodenober- fläche um die Bäume locker und frei von Un- kraut gehalten. Ein anderer grosser Obstgarten ist der des Herrn Smith am sogenannten amerikanischen Flusse , aus welchem 1856 allein für 49,000 Dollars Pfirsiche, 1857 sogar für 70,000 Dol- lar verkauft wurden. Auch der Wein zeigt in Californien gutes Gedeihen. Aus einem Berichte von Karl Köhler erfahren wir, dass der dortige Acker (ungefähr 13/ Preuss. Morgen) 13,000 — 15000 Pfd. Trauben liefert, während der französische selten mehr als 5000 Pfd. gebe. Man gibt sich mit der Cultur wenig Mühe. 1857 erntete man bereits 14 Millionen Pfd., wovon 150,000 Gallonen Wein und 6000 Gal- lonen Cognac bereitet wurden. Ein der Frau Marcellina gehörender Weinstock bringt, ohne Pflege, jedes Jahr 4000 — 6000 grosse Trau- ben. Die beste Weingegend ist bis jetzt Los Angelos, wo ungefähr 1 Million Weinstöcke stehen. Missernten kennt man dort nicht. I.) 9) Nutzbarmachung des Stick- stoffes der Luft. Aus Frankreich wird über eine wichtige Entdeckung berichtet, die wir mittheillen, ohne deren Wahrheit verbür- gen zu wollen. Ein Herr De Latan hatle sich indem unfruchibaren Hügelland von Paul Saint- Croix in der Auvergne ein Gut gekauft oder gepachtet, und erregte Aufsehen, dass er ohne Vieh und Dünger, selbst ohne Dünger in Pul- verform zu kaufen, von seinen Feldern die herrlichsten Ernten zug, während ringsum die kärglichste Vegetation war, dass sich zuwei- Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. len das Getreide auf scheinbar ungedüngtem Lande lagerte.e Man wusste nur, dass er mit Wasser düngte und er dieses aus einem ver- sumpften See in sein Haus leilete und dort zubereitete. Verfolgt von Missgünstligen und Neugierigen verliess er sein Gut und fing an einem andern Orte dasselbe Verfahren an. - Endlich im April 1858 hat er eine Bespre- chung mit den besten Chemikern von Paris und dem Kaiser. Er ferligt nun auf jenem ersten Gute, unterstülzt vom Kaiser und Che- mikern, Düngerwasser im grossen Maassstabe an. Noch ist zwar die Sache ein Geheimniss; soviel ist aber in das Publikum gedrungen, dass Latan mit Hilfe electrischer Strömungen der Luft ihren Stickstoff entzieht und an das Wasser bindet, wodurch dieses die Eigen- schaften eines vortrefllichen Düngerwassers bekommt. Noch ist in der Mischung der Stickstoff nicht genug fixiri, so dass er sich nach längerem Stehen verflüchtigt. Die bes- sere Fixirung ist eine Hauptaufgabe praktisch chemischer Versuche. Auf Befehl des Kai- sers sollen in allen Arondissements solche neue Düngerwasser- Apparate aufgestellt und zu Versuchen benutzt werden. Wenn es gelingen sollte, der Luft die at- mosphärischen Nahrungssioffe der Pflanzen, Ammoniak, welches jelzt nur in den Niederschlägen , besonders im Sommer dem Boden zugeführt wird , auf eine andere Weise zu entziehen, was immerhin zu den Möglichkeiten gehört, so wäre dies aller- dings Wichtigkeit. Obschon nun die ganze Mittheilung das Ansehen einer Zeitungsente hal, so verdient sie doch die Aufmerksamkeit der Chemie. Wissen wir doch, dass gewisse Erd - und Bodenarten das Ammoniak der Luft mehr absorbiren als an- dere, warum sollte man nicht leicht als Dün- ger verwendbare Stoffe auffinden und präpa- riren können, welche dies im stärksten Maasse thun, und dann vollkommen mit Ammoniak gesättigt, als Dünger dienen können ? (J.) das wässerigen von grösster 10) Bodenverbesserung. Herr Da- niel Hoibrenk in Hitzing bei Wien, der Besitzer der vormals von Hügel’schen Gärt- nerei, als tüchtiger Pflanzengärtner bekannt, hat von der K.K. Regierung um ein Patent zur IV. Russischer Einrichtung eines neuen Bodencultursystems nachgesucht und erhalten. Er veröffentlicht sein Verfahren in Zeitschriften und erbietet sich zu Miitheilungen und Ausführungen. In der Hauptsache besteht dieses neue Verfahren ‘darin, dass der Boden durch ein Netz von eingegrabenen Röhren für die Luft zugänglich gemacht wird. Man könnte daher sein Ver- fahren füglich Bodenlüftung nennen. Da wir wissen, dass die Bodenlockerung, das Aufschliessen des Bodens für die Luft die Hauptbedingung jeder Pflanzencultur ist und die Erfahrung gemacht haben , dass drainirtes Land selbst in trocknen Jahren, wo keine Entwässerung wirkte, fruchibarer als anderes war, so müssen wir zugeben, dass der Ge- danke, den Boden durch eigens zu diesem Zwecke angebrachte Lüftungsröhren fruchtba- Gartenbauverein. f 147 rer zu machen, sehr scharfsinnig und der Theorie nach die Sache richtig ist. Dass der Nutzen so ungeheuer sein wird, wie Herr Hoibrenk annimmt und geradezu verspricht, scheint uns aber sehr zweifelhaft. Wir glau- ben nicht, dass der zu hoffende Nutzen im Verhältniss zu den Kosten stehen wird. Je- denfalls wirkt diese Art von Bodenlüftung nicht so stark, wie die eigentliche Lockerung, weil dadurch nie eine Aufsaugungsfläche von lockerer Erde entsteht. Versuche mit einigen Gartenbeeten können nur unbedeutende Ko- sten verursachen und sind zu empfehlen. Habe ich doch schon in meinem „Gemüse- gärtner“ (Leipzig 1857), und im Katechismus der Nutzgärtnerei (Leipzig 1858, II. Auflage) Thonröhrenleitungen unter Spargelbeeten em- pfohlen. (J.) IV. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. 1) In den zu Vorträgen bestimmten Sitzun- gen hielt Herr Zabel, der deutsche Secre- tair des Vereines, einen Vortrag in Russischer Sprache über die Bewegungserschei- nungen im Pflanzenreiche. Der Vortrag begann mit der Betrachtung der Safı- strömungen in der Zelle, mit den Bewegungen der Schwärmzellen und Samenfadenzellen, ging dann auf alle andern Bewegungser- scheinungen über und endigte mit Betrachtung der Bewegung der Blätter von Mimosa und anderen Pflanzen. Den Vortrag in deutscher Sprache hielt der Referent über Ernährung der Pflanzen. Das wesentlichste desselben werden wir spä- ter im Auszug miltheilen. 2) Am 25. Februar (8. März) fand die Jahresversammlung des Vereines unter dem Präsidium des Hohen Protectors des Vereines, Sr, Kais. Hoh. des Grossfürsten Nicolai-Nicola- jewitsch unter Beisein der Mitglieder des Eh- ren-Curaloriums im grossen Saale der Stadt- Dume statt. Ungefähr 800 Mitglieder und Gäste waren in dem festlich geschmückten Saale zugegen, unter denen auch die Damen in reicher Zahl vertreten waren. Es ward ein Bericht über die Thäligkeit des Vereines in Russischer Spıache verlesen und hierauf wur- den vom Hohen Protector die im Laufe des Jahres zuerkannten Prämien und Anerkennun- gen eigenhändig vertheilt. Ein Bericht über die kleine, mit dieser Sitzung verbundene Aus- stellung erfolgt im nächsten Hefte. Ausgelegt waren auch die vom Herrn Professor Bosse angefertigten Pläne, zu dem projectirten Ausstellungsgebäude und Vereinslo- kale des Vereines, inForm eines Glaspalastes. — 3) Sitzung des Vereines am 5. März. a) Es wird ein Bericht über die Jahres- sitzung gegeben, sowie über die für die Aus- stellung an jenem Tage zuerkannten Medaillen. b) Das Protokoll von der Sitzung des Eh- rencuratoriums wird verlesen. Dasselbe hat in seiner Jahressitzung die ihm vorgelegten 145 Rechnungen sowie den Bericht über die Thä- tigkeit des Vereines genehmigt. ce) Der Präsident zeigt der Versammlung an, dass die vom Herrn Professor Bosse ange- fertigten Pläne zu einen beständigen Aus- stellungsgebäude und Wintergarten, vom Ho- hen Protector des Vereines Sr. Majestät dem Kaiser vorgelegt worden sind, und dass Sr. Majestät dieselben gnädigst bestäligt und dem Vereine den Platz vor dem Alexander-Thealer in Newsky-Prospect zu diesem Zwecke zu be- willigen geruht hat. Ueber die Art der Aus- führung sind vom Vorstand des Vereines die Unterhandlungen mit Herrn Commerzienrath Gromof angebahnt und wird nach deren Be- endigung der ausführliche Bericht gegeben werden. In diesem Gebäude, welches aus Ei- sen und Glas erbaut wird, sollen zugleich Lo- kale für die Versammlungen des Vereins, für Bibliothek und andere Sammlungen , sowie für eine Gartenbau - Schule eingerichtet wer- den. d) Das, Herrn Staatsrath Mollerius volirte Dankschreiben für Geschäftsführung während des ersten Jahres des Bestehens des Vereines, wird zur Unterschrift aufgelegt. e) Das erste Heft des Russischen Garten- journals , die Gesellschaft gibt, wird aufgelegt und die Mitglieder zur Pränumeration auf dasselbe eingeladen. — f) Aus der Commission zur Unterstützung für hilfsbedürltige Gärtner und deren Hinter- bliebene ist Herr Erlemann ausgeireten. An seine Stelle wird Herr Allwardt gewählt. — g) An die Stelle des Herrn Tschernaeff, der wegen einer Reise ins Ausland nem Posten ist, wird Herr Collegienraih von Wolkenstein gewählt und Herr Academiker Pöhl, der nach dem Reglement in Wiederwahl fiel, für wei- tere 5 Jahre als Mitglied des Vorstandes des Vereins bestätigt. — h) Vom Herrm Eberwein Vereine einige Bücher zum Geschenke über- geben und eine Anzahl von Samen-Catalogen seine welches heraus- von sei- als erster Secretair abgetreten werden dem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. an die Mitglieder vertheill, die an den Re- ferenten aus dem Auslande eingesendet wor- den waren. i) Vom Herrn Professor Lemaire und dem wirklichen Staatsrath, Herrn Academiker von Abich werden die Dankschreiben für Erwäh- lung zum Mitgliede vorgelegt. Ingleichen vom Herrn Garten -Inspector Bosse der dem Ver- eine sein Handbuch übersendet. k) Herr Ed. Moıren übersendei dem Ver- eine gegen die Gartenflora einen grossen Theil der Schriften seines ver- storbenen Vaters. l) Das Amerikanische Institut New-York spricht dem Vereine in einem freundlichen Schreiben seine Bereitwilligkeit aus, mit ihm in lebhafte Verbindung zu tre- ten und übersendet einen Theil seiner Schrif- ten. Das Schreiben deutet die Wichtigkeit an, dass zwei Vereine, die in Ländern wir- ken, die sich von Ocean zu Ocean erstrecken, in ihren Bestrebungen Hand in Hand gehen. Seit mehr als hundert Jahren stehe Amerika mit Russland in den freundschaftlichsten Be- ziehungen und habe das Uebereinkommen von 1756 nicht „Freier Boden im Auslausche der Stadt vergessen. bedingt freie Güter, mit Ausnahme der Kriegs- Coutrebande.“* hoher Ein Stand der Agri- eullur könne vom wahrem Glück und Ruhm eines Vulkes überhaupt nicht getrennt wer- den. — m) Als Mitglieder werden erwählt die Herren: Michael Fedorowitsch Baranoff, Jedo- kim Martinowitsch Glischoff, Peter Wassilie- Golubin, Fedor Jeffkrafowitsch Lau- renz, Kasimir Kasımirowitsch Lemmerich, Foma Dmitriewitsch Moberli, Fedor Nicolaewitsch Nikolaeff, Dmitri Iwanowisch Patuloff, Alexan- der Iwanowitsch Protarieff, Pelagea Michai- lowna Kowanko, Wladimir Paullowilsch Kon- dratieff, Alexander Petrowitsch Wesselowsky, Karl Christianowitsch Daler. n) Unter einigen aufgestellten Pflanzen ist ein blühendes Arisaema Sieboldi vom Hrn. Pfeffer erwähnenswerth, worüber später mehr. — wilsch nn I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a) 1. Aquilegia glandulosa Fisch. 2. Aquilegia glandulosa Fisch. Var. jucunda. 3 Aquilegia sibirica Lam. (Siehe Taf. 289.) Ranunculaceae Zu den schönsten Perennien des freien Landes gehören die Akelei-Arten, namentlich aber jene aus den Gebir- gen Sibiriens durch den Petersburger Botanischen Garten in Cultur gebrach- ten Arten. Es sind diese Pflanzen in ganz Europa und auch im Klima Pe- tersburgs noch durchaus hart, sie kom- men in fast allen Bodenarten (mit Aus- nahme allzustark gedüngten Bodens) gut fort und zieren Ende Mai und Anfangs Juni unsere Gärten. Von den hiebei abgebildeten Arten ward die Aquilegia glandulosa Fisch. am Baikal und im Altai entdeckt, Sie steht der Aquilegia alpina L., einer schönen Art der Schweizer Gebirge sehr nahe, hat aber nicht so fein zer- theilte Blätter. Die an der Spitze umge- krümmten Spornen der Blumen sind kürzer als die elliptischen stumpfen Petalen und wie die grossen elliptischen Kelchblätter herrlich blau gefärbt. Die Staubfäden V, 1860. und Griffel kürzer als die Kelchblät- ter und die Früchtchen drüsig kurzhaarig. Eine Abart mit vorn fast abgestutz- ten oder. abgerundeten breitern und weisslich gefärbten Blumen, nannte spä- ter Fischer A. jucunda. Es ist das von allen Akelei - Arten wohl die schönste, Das prächtige tiefe Himmelblau contra- stirt gar schön mit den weissen Peta- len. Zwischen diesen unter Fig. 1 und 2 abgebildeten Formen gibt es zahlrei- che Mittelformen und namentlich erhält man mittelst Aussaat stets Spielarten, welche bald mehr zur einen, bald mehr zur andern neigen, und in Form und Farbe der Blumenblätter, ja selbst in Länge des Sporns abändern. — Kine andere nah verwandte Art der Gebirge des Altai ist die Aquilegia sibi- rica Lam. (Fig. 3). Diese ist zu er- kennen durch den an der Spitze einge- bogenen Sporn, welcher länger als das sehr stumpfe, ebenfalls oft weisslich 11 150 gefärbte Blumenblatt ist, sowie ferner durch die durchaus kahlen unbehaar- ten Früchtehen. Die grosse Aehnlich- keit, die diese Pflanzen unter einander bezitzen, die Uebergänge, die auch alle die verwandten Arten mittelst Aussaat zeigen, machen es wahrscheinlich , dass viele der jetzt noch als gute Arten auf- gestellten Aquilegien, richtiger als For- men zusammengeworfen werden müssen. So bilden sich z.B. durch Aussaat von A. glandulosa und jueunda bald Formen mit Spornen, die bald länger bald kür- zer als die Blumenblätter, und die sich nur noch durch die Behaarung des Fruchtknotens von A. sibirica unter- scheiden. Nicht blos die in den Gärten eingesammelten Samen veranlassen solche Spielarten, sondern selbst auch aus den fast jährlich im hiesigen Garten ausge- säeten Samen, die wir aus dem Altai direct erhielten, fielen solche. So konn- ten wir nur von der A. glandulosa im hiesigen Garten ungefähr die folgenden Formen unterscheiden, nämlich: Aquilegia glandulosa Fisch, «&. ge- nuina; die ächte unveränderte Form, wie solche Fig. 2 darstell. Kelch- und Blumenblätter tief himmelblau. Sporn kürzer als die elliptischen stumpfen Blumenblätter. Kelchblätter elliptisch länger als Staubfäden und Griffel. Frücht- chen kurz drüsenhaarig. (Tab. 239, Fig. 1.) Aquilegia glandulosa Fisch. . uni- color; ähnlich der vorhergehenden, nur die Blumen weniger intensiv blau, Spor- nen so lang oder länger als die Blumen- blätter und Kelchblätter, meist mit grün- licher Spitze. Ist die Uebergangsform nach A. vulgaris. Aquilegia glandulosa Fisch. y. inter- media; Kelchblätter gestreckt elliptisch- lanzettlich violett-blau oder hellblau, an der Spitze grünlich. Blumenblätter keil- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. förmig verkehrt - oval, an der Spitze ab- gestutzt abgerundet, blassblau, so lang oder kürzer als die Spornen. Gleichfalls eine Uebergangsform nach A. vul- garis. Aquilegia glandulosa Fisch. d. bico- lor; Blumen azurblau oder violettblau und nur die Blumenbläiter weiss ge- randet, so lang. oder kürzer als die Spor- nen. Kelchblätter elliptisch- lanzettlich. Uebergangsform nach A. vulgaris. Aquilegia glandulosa Fisch. &. parvi- fiora; Blumen bedeutend kleiner, übri- gens der vorhergehenden Form sich an- schliessend, Aquwilegia glandulosa Fisch. n. jucun- Kelchblätter länglich - oval, spitz, oder aus breiterm, fast herzförmigem Grunde allmälig zugespitzt, prächtig blau, an der äussersten Spitze oft weiss- lich. Spornen immer kürzer als die Blu- menblätten. Blumenblätter breit läng- lich, an einanderschliessend , vorn sehr da; stumpf abgerundet, weiss oder nur am Grunde oberhalb des Grundes blau. (Tab. 289, Fig. 2.) Dieses ist die schönste Form, welche aber in Länge des Sporns und Breite der Kelchblätter viel Abän- derungen zeigt und allmählig in die Form y. intermedia übergeht. Abgebil- det findet sich diese Form als A. ju- cunda im Bot. Reg. tom. 33, tab. 19 (eine sehr hellblaue Form), Sweet. Brit, Flow. Gard. II. Ser. tab. 55 (eine Form mit grünlich gespitzten Kelchblättern), Flore des serres tab. 535 (mit der Fi- gur des Brit. Flow. Garden übereinstim- mend), La Belgique hortieole IV. tab. 1, Fig. 4 (mit der Abbildung des Bot. Reg. übereinstimmend), und als A. glandulosa in Meund the Botanist V. tab, 219 (eine kleinblumige Form mit durchaus blauen Kelchblättern). Unsere Abbildung stellt diese Form dar, wie sie im Index sem. horti Pe- v ä I. ‚ Originalabhandlungen. trop. VI. pag. 44 von Fischer und Lal- lemant beschrieben ward. Aquilegia glandulosa Fisch. 3. ste- nopetala; gleich der vorhergehenden, nur die Blumenblätter schmaler und da- her nicht schliessend. Spornen gerader. Als A. glandulosa in Kwowles and West- cott the Floral Cabinet tab. X. abgebil- det. Es zeigt diese Darstellung hinläng- lieh die Veränderlichkeit dieser Aquile- gien unterm Einfluss der Cultur und macht es nicht unwahrscheinlich , dass jene Ansicht die rechte ist, welche diese und viele andere einfach als Formen zu A. vulgaris stellt. — 151 Die Cultur der Aquilegien ist ohne alle Schwierigkeit. Man vermehrt sie hauptsächlich durch Samen, die man im Monat März in Töpfe aussäet. Sobald die jungen Pflanzen hinlänglich erstarkt, werden sie auf den für sie bestimmten Platz im freien luande, in Steinparthien, Blumenbeete oder als Vorpflanzung vor Bosquete versetzt. Die Vermehrung durch Theilung im Herbste ist ebenfalls möglich, allein weniger zweckmässig und nur zur Fortpflanzung besonders schöner bb Cookia panctata Retz. (Siehe Taf. 290.) Aurantiaceae. Die Cookia aus dem wärmeren Theile China’s ist ein Warmhausstrauch aus der Familie der Orangengewächse mit gefiederten Blättern, der früher in den Gärten ziemlich verbreitet war. Jetzt aber hat er andern neuern Pflanzen weichen müssen und findetsich nur noch in wenigen Gärten. In Gartenwerken ist diese Pflanze bis jetzt nur von Jac- quin im Hortus Schönbrunnensis tab. 101 abgebildet, eine Abbildung, die verhält- nissmässig nur wenigen zugänglich sein dürfte. Interessant ist die Pflanze auch in sofern, als die einem kleinen sibiri. schen Apfel ähnlichen Früchte in China gegessen werden. Die beistehende Abbildung ward nach einem kleinen, aus einem Steeklinge er- wachsenen Exemplare gemacht, das nach dem Bericht des Herrn Ramann im Gar- ten des Hrn. Alexeieff in Moskau blühte. Spielarten anzuempfehlen , indem die Mutterpflanzen hierdurch immer ge- schwächt werden. — (E. R.) Bildet einen 10 Fuss hohen und höhern Baum, dessen Stamm, Aeste, Blüthenstengel und Blattstiel mit kleinen Wärzchen überall besetzt ist, Blätter gefiedert und bei üppigen Exemplaren bis 1 Fuss lang. Der Blattstiel trägt auf der Spitze ein, und zu beiden Sei- ten 2 — 5 abwechselnd gestellte, kurz gestielte, ovale oder gestreckt ovale zu- gespitze Blättchen, welche fast ganzran- dig, wellig, gesättigt grün. Blüthenrispe spitzenständig, aufrecht, /, — 1 Fuss lang. Blumen klein, weiss, schwach riechend. Kelch glockig, blassgrün zottig, mit 5 stumpflichen Lappen. Fünf kahnförmige. zottige Blumenblätter. Staub- fäden 10, mit unten verbreiterten Trä- gern und länglich ovalen behaarten An- theren. Fruchtknoten unterständig, fast kugelig, kurz gestielt, auf der Spitze einen sehr kurzen dicken Griffel mit 11° 152 runder Narbe tragend , dicht kurzhaarig. Die Frucht ist eine fast kugelige, 5fäche- rige Beere, die auf der Spitze 5 Fur- chen in sternförmiger Gestalt trägt und reif eine gelbe Färbung zeigt. Jedes Fach enthält einen Samen, oft aber schlagen einige der Fächer fehl. Blüht Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. in den Warmhäusern im Frühlinge und reift im Spätsommer die Früchte. Erklärung von Tafel 290. Ist eine reifeFrucht in natürlicher Grösse. Der Fruchtknoten vergrössert. Der Kelch vergrössert. Ein Staubfaden vergrössert. BREITER (E. R) c) Polygonum cuspidatum Sieb. et Zuce. (P. Sieboldil Hort. non Meisner.) (Siehe Taf. 291 und beistehenden Holzschnitt.) Polygonaceae $ Eupolygoneae. Unter den Blattpflanzen, die zur Zierde der Rasenplätze in neuerer Zeit Anwendung finden, kommt hin und wie- der auch eine japanische Polygonum- Art vor, die allgemein in Gärten als P. Sieboldü geht, aber von dem ächten P. Sieboldii Meisn., das wahrscheinlich gar nicht in Gärten existirt, durchaus verschieden ist; es ist das P. cuspida- tum Sieb, et Zuce. (De. Prodr, XIV. pag. 136. Paxt. Fl. Gard. vol. 1. pag. 137), eine Art, die fast riesige Dimen- sionen erreicht, einen grossen umfang- reichen Busch von 10 Fuss Höhe und weit grösseren Durchmesser bildet, mit schöner, dichter Belaubung und graeil ausgespreitzten, überhängenden Zweigen. Unsere Abbildung der ganzen Pflanze in sehr verjüngtem Maassstabe kann nur eine schwache Idee geben von der wirk- lich imposanten, massigen und doch gracilen Tracht; auf grösseren Rasen- plätzen einzeln ausgepflanzt, gibt es we- nige Pilanzen, die grösseren Efieet ma- chen und keine, die weniger Pflege und Arbeit verursachen, Das Exemplar im hiesigen Garten, nach dem die Tafel angefertigt wurde, angegebenen Dimensionen erreichte, wird alljährlich von den Besuchern des Gar- tens bewunderi, besonders im August ünd September, wenn sich der ganze Busch mit seinen grünlich weissen Blü- thentrauben förmlich bedeckt, und erfor- dert doch gar keine Pflege weder Ver- pflanzen noch Aufbinden,, noch Begies- sen, noch Zudecken u. 8. w., — ganz sich selber überlassen, ist es alljährlich gleich schön! — P. cuspidatum ist eine für das deut- sche Klima vollkommen harte Staude, im Winter und imFrühjahr ist sie spur- los verschwunden, erst im Mai zeigen sich ihre Triebe, die wie riesige Spargel hervorsprossen und in sehr kurzer Zeit ihre volle Ausbildung erlangen; das Laub scheint von Raupen und anderen Plagegeistern gemieden zu werden, auch anhaltende Dürre oder nasse Jahrgänge schaden der Belaubung nicht, die bis zum Spätherbst ihr frisches Grün behält; erst die eintretenden Fröste machen den oberirdischen Theilen das Garaus, man schneidet dann die Stengel ab und füllt allenfalls einige Zoll Composterde auf die Stengelreste, um zugleich den Wur- das schon seit einigen Jahren die oben | zeln neue Nahrung zuzuführen und sie — I. Originalabhandlungen. gegen sehr strengeKälte zu schützen. — Gegen Boden und Lage scheint diese genügsame Pflanze vollkommen gleich- gültig, sie gedeiht überall und in locke- rem Gartenboden nur zu gut; denn da sie zahlreiche Wurzelausläufer weit- bin versendet, kann sie leicht zu einem wahren Unkraut werden, wenn man die Ausläufer nicht immer wieder ausreisst. Im Rasen stehend, schaden die Ausläu- fer weniger, da sie stets mit abgemäht werden, übrigens ist es doch rathsam, sie isolirt und ziemlich weit entfernt von Blumengruppen zu pflanzen, da die Aus- läufer sich gern in solche Gruppen ziehen, wo die Erde nahrhafter und lockerer ist. Ein leichter sandiger Bo- den und eine sonnige Lage sollen ihr noch besonders zusagen. P. cuspidatum kam schon vor etwa 30 Jahren von China nach Europa an den Garten der Londoner Gartenbauge- sellschaft in Chiswick als Houtiuynia cordata, wurde dort in einen künstlichen 153 sich auch Sumpf gepflanzt und hielt viele Jahre in dieser für sie sonst gar nicht geeigneten Localität, blühte dort aber nur ein einziges Mal und zwar nur unvollkommen; die Pflanze ging dann allmählig zurück und starb aus, ohne weitere Verbreitung gefunden zu haben, Von Siebold führte sie vor etwa 10 Jahren wieder ein von Japan, und jetzt, da sie besser gekannt ist, wird sie wohl nicht so leicht wieder aus unseren Gär- ten verschwinden. Seiner Aussage nach wird sie in Japan vielfach gebraucht, losen Sandboden zu befestigen, Versu- che in dieser :Richtung auch bei uns wären gewiss sehr zweckmässig und leicht ausführbar, da man die Pflanze sehr rasch und stark vermehren kann; auch als Bienenfutter scheint uns ihr An- bau sehr vortheilhaft, wenigstens ist un- sere Pflanze während der ganzen Dauer der Blüthezeit beständig belagert von Bienenschwärmen,, denen sie eine reich- liche Nahrung zu bieten scheint. (E.O,) 154 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. %) Acacia Farnesiana als Beuquet- und Zierpflanze in Verona. Dem fremden Blumenfreunde ere| eine trockene elastische Luft vorherrscht. scheint in Verona zur Winterszeit von hohem Interesse die unzählige Menge von Blüthen der Acacia Farnesiana, die Morgens auf dem Markte (Piazza delle erbe) und den sonstigen Tag in den Blu- mengewölben — in zierliche Bouquete gebunden feilgeboten und auch von elegant gekleideten Blumen - Mädchen am Brä den Spatziergängern und in den Kaffeehäusern ete. angegeboten werden. Die Acacia Farnesiana wächst, wie bekannt, wild auf Hayti, Neugranada, Venezuela längs dem Orinoco und an- dern Orten America’s; von da wurde sie nach Africa und nach Europa ge- bracht, wo sie namentlich auf der Insel Candia, Malta, Sicilien ete. zu einem ansehnlichen Baum heranwächst. Sie gedeicht auch längs der Küste von Ge- nua, an einigenPunkten des Como- und das Garda-Sees (namentlich am Vorge- birge S. Vigilio, wo die Agave ameri- cana verwildert wächst und blüht), aber an diesen Orten erfordert sie zur Win- terszeit einen Schutz und eine Tempe- ratur von wenigstens 25° C. um sie zu dieser Jahreszeit in Blüthe zu bringen. Hauptsächlich aber braucht diese Pflanze behufs kräftigen Gedeihens und zahlrei- cher Blüthe eine trockene bewegte Luft, und daher ist ihr bester Standpunkt auf Hügeln und gegen Mittag; in der Ebene und in Glashäusern, wo die mindeste Feuchtigkeit vorhanden, ist man in Ge- fahr, zur Winterszeit keine Blüthen zu erhalten. Mailand, Mantua, Padua u.a. O., wenn auch ähnlich wie Verona ge- legen, und vielleicht sogar um einige Grade von milderer Temperatur — sind daher nicht geeignet, die Acacia Farne- siana zu üppigem Blüthenflor zu brin- gen, wie es der Fall in Verona ist, wo Die Cultur dieser Pflanze ist sehr einfach. Die Vervielfältigung geschieht durch Senker und durch Samen. Die erste Methode bringt einen unsicheren Erfolg; werden die Senker nicht in freien Grund gepflanzt und verhütet man nieht im ersten Jahre das Blühen, so ist man in Gefahr, die junge Pflanze ab- sterben zu sehen. — Die Vervielfälti- gung durch Samen erfordert wohl eine sehr lange Zeit, sie ist aber jedenfails sicherer. Die Samen, hauptsächlich wenn sie früher erweicht, keimen mit aller Leichtigkeit in wenigen Monaten; im ersten Jahre erreichen die Pflänzchen eine Höhe von 88 — 90 Cent. (21), Fuss) mit einem Durchschnitt an der Basis von 1 Cent. Manchmal kommen sie schon im 3. Jahre zur Blüthe, mit aller Gewissheit aber im 4. Jahre; man wird aber niemals einen schönen Blü- thenreichthum erhalten, wenn man diese Pflanzen auch in grossen Töpfen er- zieht — es ist absolut nöthig, sie in freien Grund zu pflanzen, damit die Wurzeln sich recht ausbreiten können. Der dazu geeignete Boden soll aus ge- wöhnlicher kieselreicher Erde bestehen, reichlich mit Stalldung und Weintrestern gedüngt. Die Pflanze wird spaliermäs- sig auferzogen und zu diesem Behufe wird der Hauptstamm in einer Höhe von 10—20 Cent. (!/;—?/;, Fuss) vom Boden abgeschnitten, 2 — 3 secundäre Zweige genügen dann, um eine grosse Anzahl von Seitenzweigen zu treiben; diese dürfen nicht zu dicht stehen, alles Dürre muss sorgfältig entfernt werden, Zur Sommerszeit müssen alle Fenster des Glashauses, ja sogar das Dach des- selben entfernt werden, damit die Pflanze in allen Richtungen die freie Luft und I. Originalabhändlungen. auch die wohlthätig wirkenden Sommer- regen geniesse, — DBegossen wird die Pflanze selten, da sie mehr Trockenheit als Feuchtigkeit liebt, Die Blüthen der Acacia Farnesiana 155 bilden in Verona einen namhaften Han- delsartikel, namentlich im Winter, zu welcher Jahreszeit sie in entfernteste Städte gesendet werden. (Senoner.) m, ve m m 3) Die Romeain- oder Bömischen und Pariser Hyaecinthen, Unter diesemNamen sind seit einigen Jahren Zwiebeln in den Handel: gekom- men, welche mit Recht als eine besonders willkommene Gabe begrüsst wurden, in- dem sie mit Leichtigkeit, wie Marseiller Tazetten und Duc van Tholl schon vom November an zur Blüthe gebracht wer- den können, wie ich nun schon seit 3 Jahren erprobt habe, Wer um diese Zeit Blumendecorationen und Sträusse zu machen hat, wird diese neue Spiel- art für unschätzbar halten, da es vor Neujahr so sehr an Blumen, noch mehr an wohlriechenden mangelt. Die Blu- men dieser Spielart sind viel kleiner als die der gemeinen Hyaeinthe, doch kommen 3— 4 Stengel aus einer Zwie- bel. \an kann ihnen kleine Töpfe geben, oder 3 Zwiebeln in einen grös- seren pflanzen. Den grössten Werth haben diese Blumen zum Abschneiden. Man hat bis jetzt 4 Spielarten: die gewöhnliche Romain mit weissen ein- fachen, eine hellrothe mit einfachen Blu- men, rosenrothe und blau gefüllte. Un- ter diesen schätze ich die gemeine weisse , als die am reichsten, frühesten blühende vor allen andern, und fand an den farbigen Sorten nicht viel zu rük- men; doch mögen sie für den Bouquet- verkäufer immerhin grösseren Werth haben. In den Pariser Gärten unter- scheidet man frühere und spätere, und die einfachen führen den Namen Passe- tout. Die früheste weisse wird blanc de montagne ‘genannt. Da der Pariser Bo- den ein hitziger Kreideboden ist, worin gewöhnliche holländische Hyacinthen ‚nicht gut fortkommen, diese sogenannten Pariser aber sehr gut, so ist anzuneh- men, dass, einmal vermehrt, diese Sor- ten in jedem leichten Boden gezogen werden können. (J.) 4) Lilium longillorum Thunb. Diese auch als Lilium tubiflorum be- kannte Lilie ist eine der schönsten für das freie Land und für die Topfeultur, und zeichnet sich vor den übrigen Ar- ten durch niedrigen Wuchs aus. Der Stengel wird nur I Fuss hoch, die ein- zeln stehende Blume von rein weisser Farbe wird bis 6 Zoll lang und breiter als die der bekannten weissen Lilie. Der Geruch ist eben so angenehm, als der der weissen Lilie. Beide auf einem Beete vereinigt, L, longiflorum als Ein- fassung, gewährt einen prächtigen An- blick. Im Lande muss man die Zwie- beln etwas bedecken und alle 3 — 4 Jahre umpflanzen. Die jungen Triebe erscheinen nicht wie die der weissen Lilie im Herbst, sondern erst im Früh- jahr. In Töpfen gibt man ihnen leichte nahrhafte Erde und legt 3 Zwiebeln in einen 5 — 6zölligen Topf. Vor. der Blüthe giesst man mit irgend einem schwachen Düngerwasser. (J.) 156 Gartenfiora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 5) Liäium eandidum striatum. Eine roth-gestreifte weisse Lilie wird | Striche so klein sind, dass sie nur ganz für Viele besondere Anziehungskraft ha- ben, und man wird denken, diese mit der rein weissen Lilie gemischt, müsste ein prächtiges Beet geben. Diese Spiel- art hat jedoch gar keinen Werth, in- dem die zahlreichen, matt braunrothen in der Nähe erkennbar sind, und die Blume in einiger Entfernung wie be- schmutzt oder verblüht erscheint. Mit der gemeinen weissen Lilie ist diese neue Spielart gar nicht zu vergleichen, 62) 6) Bemerkungen üher die neue Gerste aus der Nandschurei. (Hordeum vulgare var., Mandschuricum Rgl.) Von F, Jühlke, Garten-Inspector a. D. in Erfurt, Der Umstand, dass die Familie der Gramineen nicht zu den Landstreichern, sondern zu den Allerweltsbürgern ge- hört, indem sie sich permanent über die ganze Erdoberfläche verbreitet und in ihren Früchten eine grosse Menge der nährendsten Bestandtheile ablagert, hat vorzugsweise dazu Veranlassung gege- ben, dass man die mehlgebenden Arten derselben mit den Namen Cerealien be- zeichnet hat. Die Cultur dieser mehl- gebenden Früchte wird im Norden von Scandinavien bis gegen den 700 beinahe bis zur Baumgrenze betrieben. Bis zu dieser Grenze reift auch noch die Gerste und der Hafer, jedoch ist die Ernte schon unsicher, indem dieselbe oft in drei Jahren nur einmal einschläst. Die Formen der Gerste, welche man in die- ser nördlichen Grenze noch anbauet, ge- hören alle der sogenansten kleinen Gerste — Hordeum vulgare — an. Die grosse Gerste — Hordeum distichum — gedeiht dort nicht mehr. Durch die Intensität des Lichtes und des kürzeren Sommers haben sich aber auch dort von der kleinen Gerste constante Spielarten herausgebildet, die für die landwirth- schaftlichen Verhältnisse Deutschlands alle. Beachtung verdienen. Die Gerste aus der Mandschurei ist eine von jenen Spielarten, die ich durch Vermittlung des Kaiserl. Botanischen Gartens in St. Petersburg eingeführt, in diesem Jahre auf meinem Versuchsfelde zum ersten Male angebaut wurden. Diese Gerste zeichnet sich durch folgende Eigenschal- ten von den bis jetzt bekannten vielzei- ligen Spielarten aus. Der Halm wird 3!/, Fuss hoch, die Aehre ist 31/, Zoll lang, sechsreihig, der Preussische Scheffel wiegt 66 Pfund; das Stroh ist sehr weich und von äusserst schöner Beschaffenheit. Die Aussaat dieser Gerste bewirkte ich am 10. April und da mir nur 2 Pfund Samen zur Verfügung standen, so wählte ich die Drillsaat in 5Zoll von einander entfernten Reihen und besäete damit eine Fläche von 840 Quadratfuss. Obgleich ich die Gerste in zweiter Tracht auf ungedüngten Roggenboden aussäete, so bestockten sich die Pflanzen bei der fruchtbaren Witterung im Mai nach allen Seiten und selbst, als wir im Juni durch die Wochenlange Dürre heimgesucht wurden, stand diese Gerste immer noch vielversprechend und am besten auf mei- nem hiesigen, ganz freiliegenden Ver- suchsfelde. Am 10. Juli wurde die 1. Originalabhandlungen. 157 Gerste. geschnitten; sie hatte also nur | Witterung nicht so nachtheilig in den eine Vegetationsdauer Die Ernte ergab folgendes Resultat: An Körnern 40 Pfund *); Stroh und Spreu 116 Pfund Zollgewicht. Mit Rücksicht auf die Dürre hat sich diese Varietät in diesem Jahre hier am besten bewährt und würde man bei der Aussaat von der Fläche eines Magebur- ger Morgens etwas mehr als 18 Schef- fe] geerntet haben, wenn die trockene *) Nach Herausgabe des Getreide-Ver- zeichnisses meiner Anstalt pro 1859 — 60 hai sich starke Nachfrage nach der Mandschurei - Gerste , eingestell. Ich habe abgegeben, was ich abgeben konnte und bemerke nur noch, dass ich jetzt zur Früh- lingssaat kein Pfund mehr davon abgeben kann, dagegen stehen Aehrensammlungen der wirthschafllich brauchbarsten Getreide in 72 Arten und Abarten, unter denen auch die Mandschurei - Gerste vertreten ist, zum Preise von 3 Rihlr. P. C. exclusive Verpackung zu Diensten. eine von 90 Tagen. | letzten vier Wochen auf die Entwicke- lung und Ausbildung der Gerste einge- wirkt hätte, Wegen des massegebenden Strohertra- ges werde ich jetzt in verschiedener Richtung mit dieser werthvollen Spiel- art weitere Versuche anstellen und da- mit die Herbst- und ganz frühe Aussaat im Frühling verbinden. Bestätigt sich die anscheinende Härte gegen Kälte, so wäre damit auch gleichzeitig die Gruppe der Grünfutterpflanzen um eine werthvolle Varietät bereichert. Erfurt, im November 1859. Nachschrift. Das Hordeum vulgare Var. mand- schuricum ward von Maximowiez aus der Mandschurei eingeführt und hat auch bei den Anbauversuchen in Russland vorzügliche Resultate gegeben. (E. R.) 2) Bemerkungen über Pflanzen des Kaiserl. Botanischen Gartens in St. Petersburg. 1) Eriostemon myoporoides D. CO. Var. linearifolium Rgl.; Diosmeae — Unter E.linearifolium erhielt der hiesige Garten, aus Gärten Belgiens, die vorlie- gende Form von E. myoporoides. Von dem ächten E. linearifolium D. C. un- terscheidet sich dasselbe durch, in eine scharfe schwielige Spitze ausgehende Blätter. Von der gewöhnlichen Form von E. myoporoides D. C., wie solche in Tafel 3180 des Bot. Mag. abgebildet ist, unterscheidet es sich durch niedri- geren Wuchs, am Stengel und auf der untern Blattseite sehr dicht gestellte grössere drüsige Warzen und endlich durch kleinere schmalere Blätter, die kaum 1?/, Zoll lang und ungefähr '/, Zoll breit sind. Ein zierlicher Kalthaus- strauch, der im Februar und März seine weissen zierlichen Blumen in reichlicher Menge entwickelt. 2) Abutilon Sellovianum Rgl.*). Ein =) Fruticosum , ubique pilis mollibus dense vestitum; caule erecto, lignoso; foliis longe pe- tiolatis, subrotundo profunde cordatis, 7—9ner- viis, acuminaüs, integris v. subtrilobis, inae- qualiter erenato- dentatis. subtus velutino albi- cantibus lobo intermedio lateralibus multo ma- jore; stipulis erectis, lineari-subulalis; pedun- eulis geminis,, axillaribus, sub florescentia fo- lium superantibus, sub apice artieulalis; caly- eis tubo depresso globoso, angulato; limbo 5parlito, lobis lanceolatis trinerviis, erectis, 158 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. neues Abutilon, das Herr Hofgärtner Sello in Potsdam aus Brasilien impor- tirte und dem hiesigen Garten mittheilte, Zunächst ist es mit A. geminiflorum Knth. und A. planiflorum C. Koch ver- wandt. Es bildet einen 6 — 10 Fuss (vielleicht auch höheren) Strauch, der überall mit kurzen weichen Haaren dicht bekleidet ist. Stengel aufrecht. Blätter im ausgebildeten Zustande mit bis 8 Zoll langem Blattstiel und fast rund- licher, tief herzförmiger, 7 - 9ner- viger, 10 Zoll langer und 8 Zoll brei- ter Blattfläche, welche zugespitzt, un- getheilt oder ungleich 3lappig, 'näm- lich mit kurzen Seitenlappen und bedeu- tend längerem Mittellappen, ringsherum ungleich gezähnt-gekerbt, und unterhalb sammtartig mit weisslichen Haaren be- kleidet. Nebenblätter aufrecht, pfriem- lich-linear, Blüthenstiele paarweise in in den Blattachseln, während der Blüthe länger als die Blätter, unterhalb der Spitze gegliedert. Kelch mit niederge- drückt kugliger Röhre. eckig und mit ötheiligem Saume, dessen lanzettliche änervige Lappen aufrecht und kürzer als die Blumenkrone. Die Blumenkrone blass purpur, kaum kurzhaarig von kaum helleren Nerven durchzogen. Blumen- blätter abstehend , länglich-oval, concav, stumpf. Fruchtknoten besteht aus 8 verwachsenen Carpellen und erscheint daher 8 — 9fächrig und trägt im Mittel den 8—9theiligen Griffel; seitlich findet sich an den Carpellen kein Muero. — Eine Warmhauspflanze, die im Win- ter das Laub verliert und dann bei 5— 6° R. ruhen muss, — corolla brevioribus; corolla pallide purpurea, vix puberula, venis vix pallidioribus pereursa; petalis patentihus , oblongo ovatis, concavis, oblusis; germine 8—9 loculare, lanato, mutico, stylo 8—9pertito coronalo. — 3) Deutzia crenata Sieb. et Zucc. und Deutzia crenata Var. angustifolia Bgl Uesere gemeinste Deutzia der Gärten geht unter dem Namen D. scabra Thbrg. Siebold und Zuccarini sagen nun in ih- rer Flora japonieca, dass in den Gärten Japan’s 2 Deutzien sehr gemein seien, die einander nahe stehen und von denen es sich nicht mit Sicherheit unterschei- den lasse, welche Thunberg als D. scabra beschrieben habe. Die eine derselben habe scharfgezähnte, durch sternförmige Haare , rauhe Blätter, und ungezähnte Staubfäden. Diese halten die berühm- ten Verfasser der Flora japonica für die ächte Deutzia seabra Thnbrg. Vergleicht man nun Thunberg’s tab. 24 der Flora japonica, so treten auch hier scharf ge- zähnte Blätter hervor und in der Be- schreibung ist wenigstens nichts von ge- zähnten Staubfäden gesagt. Es scheint daraus hervorzugehen, dass Siebold und Zuccarini tab. 7 der Flora japonica die Abbildung der gleichen Deutzia geben, welche auch Thunberg alsD. scabra be- schrieb. Dies wird dadurch noch wahr- scheinlicher, dass auch beide Abbildun- gen übereinstimmend kleine Blumen zei- gen. — Die andere Deutzia beschrieben Siebold und Zucearini pag. 19, tab. VI. der Flora japonica als D. crenata. Die- selbe soll nur gekerbte Blätter und fla- che, unter der Spitze 3zähnige Staubfä- den und nach der Abbildung grössere Blumen besitzen. Die Zahnung der Blätter scheint aber falsch beschrieben zu sein, und dies dürfte der Grund sein, weshalb die D. crenata Zuce, et Sieb. in unseren Gärten allgemein als D. sca- bra Thbrg. verbreitet ist. Betrachtet man nämlich die Zahnung der Blätter derselben oberflächlich, so er- scheint diese allerdings oft gekerbt, weil die Spitze des Zahnes aufrecht oder nn I, Originalabhandlungen. nach innen gebogen ist. Auch der ver- grösserte Blattrand eines Blattes von D. erenata (Tab. VII., fig. II. 1. e.) zeigt vorgezosene Zähne, während die Blätter „des ganzen Zweiges allerdings nur leicht gezähnt erscheinen. Da eun ferner bei der D. scabra der Gärten die Staubfäden 3zähnig und die Blumen von der Grösse, wie solche Sie- bold sie bei D. crenata zeichnet, so scheint es um so mehr sicher, dass un- sere D. scabra der Gärten die D. cre- nata Sieb. et Zucc. ist, als wir von Sie- bold selbst eine andere Form als D. ere- nata erhielten, welche in Bezug auf Zahnung, Staubfäden und Grösse der Blumen ganz mit D. scabra der Gärten übereinstimmt und sich nur durch etwas länger gezogene, mehr zugespitzte Blät- ter unterscheidet. Diese letztere Form haben wir schon früher D. crenata an- gustifolia genannt. i Die ächte D. scabra Thbrg. scheint mithin in unsern Gärten noch gar nicht eingeführt zu sein, In Grösse der Blu- men scheint solche mehr mit D. gracilis übereinzustimmen. — 4) Hovea racemulosa Lindl. Bot. Reg. 1842. Misc. pag. 39. Walp. Rep. I. pag. 577. Leguminosae. Wächst am Schwanenfluss und ging unserm Institute unter dem Namen von H. purpurea und ferruginea zu. Die Blätter haben die gestreckt linear-längli- che Form von H. purpurea und sind, wie diese, unterhalb rostbraun - filzig. Aeste grau-filzig. Die kleinen Biumen stehen einzeln, zu 2 oder in sehr kur- zen mehrblumigen Trauben in den Blatt- achseln. Wenn der letztere Fall eintritt, wächst die Traube häufig an der Spitze in einen jungen Ast aus. Am Grunde des graufilzigen Kelches stehen zwei sehr kleine Bracteen, die 4 und mehr- mals kürzer als der Kelch. Blumen- 159 krone klein, blassviolett, die Fahne am Grunde mit tief violettem Flecke ge- zeichnet, — Lindley charakterisirt seine H. re- cemulosa durch in kurze Trauben ge- stellte Blumen. Dieses Verhältniss wech- selt aber sehr. Diese Art steht der H. purpurea und pannosa zunächst. H. pur- purea hat grössere Blumen, am Grunde des Kelchs 2 Bracteen, die halb so lang als dieser und amGrunde der Fahne einen gelben Fleck. H. pannosa unter- scheidet sich durch rostbraun behaarte Aeste, grössere Blumen, das Fehlen der beiden Braeteen am Kelchgrunde (nach Tab. 3053, Bot. Mag.) und einen gelben Fleck am Grunde der Fahne. Gehört zu den schönen, im ersten ‚Frühling blühenden kleinen Kalthaus- | sträuchern. (E. R.) 5) Daphne altaica Pall. Var. pur- purea Rgl. Es ist das die von Van Houtte (Flore des serres VI. tab. 592) als Daphne spec. abgebildete Pflanze, die in den Gärten als D. Mezereum fol. atropurpureis und D. Van Houttei ver- breitet ist. Von der ächten D. altaica unterschei- det sich diese Abart nur durch Blätter, welche späterhin unterhalb roth gefärbt sind, sowie durch unscheinbar braunroth gefärbte Blumen. Van Houtte bildet sie mit scheinbar seitenständigen Blu- men ab. Wirklich sitzen aber die Blu- men zu 3 — 5 auf der Spitze kurzer seitenständiger Aestchen, welche bei un- serer Pflanze unterhalb des Blüthenbü- schels noch beblättert sind. Auch auf der Abbildung Van Houtte’s finden sich an einzelnen dieser Aestchen Blätter, andere sind kahl. Ein ähnliches Ver- hältniss zeigt auch die D. altaica zuwei- len im wilden Zustande, wie dies Meis- ner (Cand. Prodr, \IV., pag. 531) auch bemerkt, und wie solches auch uns vor- 160 liegende Exemplare aus dem Altai zei- gen. Wir erklären deshalb diese bis jetzt zweifelhafte Daphne nur für eine anders gefärbte Form der D.altaica. Blätter hin- fällig, länglich -lanzettlich, spitz, nach dem fast sitzenden Grunde hin allmälig verdünnt, gleichzeitig mit den Blumen er- scheinend (E. R.) 6) Hedysarum setigerum Turez. in Ind. sem. horti Petrop. I. pag. 29. Ledb. fl. ros. I. pag. 701. Eine sehr schöne Perennie, welche der Petersburger Garten neuerdings wie- der aus Samen erzog, die im Altai ge- sammelt wurden. Meist niedriges Wachs- thum, 5 — 8Sjochige Blätter, deren Blättchen elliptisch, stumpf, oberhalb kahl, unterhalb angedrückt, weisshaarig, ferner grosse carminrothe und heller nüancirte Blumen, die in dichten Trau- ben stehen, behaarte Kelche mit pfriem- lichen Zähnen , die viel länger als die Keichröhre und dieht behaarte höckerige Gliederhülsen,, deren Höcker in steife Borsten ausgehen , zeichnen diese Art aus. Ist durchaus hart, liebt einen son- nigen Standort und eine lockere Rasen- Vermehrung durch Samen. 7) Malva pedata Torr. et Gray. (Torr. et Gray fl. of Am. I. pag. 227. Nuttallia pedata Nutt. in Hook. fl. exot. tab. 172. Callirhoea pedata Hort. Eine hübsche annuelle Pilanze aus Texas mit handförmig oder fingerförmig in 3 — 7 Lappen getheilten Blättern und grossen, 2 Zoll im Durchmesser haltenden, carmoisin purpurrothen Blu- men, die in einer losen Traube auf lan- gen gracilen Blüthenstielen stehen. Weicht von der Originalbeschreibung durch bald seichtere, bald tiefe, hand-, finger- oder fussförmige Theilung, und durch bald ganzrandige, bald mehr oder weniger gezähnte Lappen ab. Ein wirklich schöne Novität für unsere Gärten, deren grosse erde. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und leuchtend rothe Blumen auf weit hin Effect machen. Zeitige Aussaat im Treibbeet und späteres Auspflanzen in’s freie Land. (E. R.) 8) Astemon graveolens Rgl. *) La- biatae. Eine mit der Gattung Colebrookia Sm. verwandte strauchige Pflanze, welche Cuming in der Provinz Cochambamba in Bolivien sammelte und Samen derselben dem hiesigen Garten zusendete. In der Tracht ähnelt unsere Pflanze der Ostin- dischen Colebrookia oppositifolia Sm., auch gehört sie zur gleichen Abtheilung der Labiaten wie diese, Die sehr klei” nen rundlichen, in gleicher Höhe und gleichmässig von einander entfernt, un- terhalb des Schlundes der Blumenkrone angewachsenen Antheren, die keine Spur eines Staubfadens zeigen, entfernt unsere Pilanze aber von allen andern bis jetzt bekannten Gattungen der Labiaten. Fernere Charaktere, welche diese neue Gattung auszeichnet, finden sich in dem fast regelmässig 5zähnigen Kelch, der kleinen Blumenkrone, die nicht länger als der Kelch und vorn einen fast regel- mässig 5lappigen Saum trägt, sowie in den kleinen rundlichen zweifächerigen Antheren, deren Fächer halbzirkelförmig *) Astemon. Calyx tubuloso -campanu- latus, subaequaliter 5-dentatus ; dentibus lan- ceolalis acuminalis; fructifer inflalus. Corolla tubo calycem aequanle, limbo brevi subaequa- liter quinquefido, lobo inferiore paullo longiore, fauce barbata. Antherae A, parvae, distantes, _ tubo infra faucem adnatae, rotundatae, bilocu- lares, loculis basi conniventibus et apice con- fluentibus. Stylus apice inaequaliter bifidus, lobis stigmatiferis subulatis recurvatis. Ovaria in fundo calycis disco adnata, ovato-subglobo- sa. — Frutex bolivianus odore inamoeno, ramis foliisque opposilis; spicis paniculatis, verlieillastris multifloris distantibus. — I. Orginalabhandlungen. gekrümmt und an der Spitze zusammen- _ fliessen. Ein Strauch mit 4seitigen stumpf- kantigen Aesten und Aestchen, die 4 Längsfurchen tragen und besonders im jüngern Zustande mit einem dürnen weissen Filze bekleidet sind. Blätter gegenüberstehend, gestielt,, länglich-lan- zettlich, allmälig zugespitzt, am Grunde abgerundet oder verschmälert, gekerbt- gezähnelt, mit Einschluss des zolllangen Blattstieles bis 9 Zoll lang und 3!/, Zoll breit; oberhalb runzelig, grün und fast kahl; unterhalb weisslich, mit vor- stehendem Venennetz, mit einem dün- nen Filz von verästelten Haaren und ausserdem dieht mit kleinen kugeligen sitzenden Drüsen bekleidet, welche die Ursache des durchdringenden unange- nehmen Geruches ist, den die Pflanze besitzt. Die kleinen weissen Blumen stehen in einer spitzenständigen, dünn weissfilzigen, stark verästelten Rispe. Die einzelnen Blüthenquirle sind viel- blumig, von einander enifernt in Achren gestellt und am Grunde von einem Paar sitzender, herzförmig-ovaler und kurz ge_ spitzter Bracteen gestützt, die so lang als die Blüthenquirle. Blumen sehr kurz gestielt, 1 — 11, Linien lang. Kelche dünn weissfilzig, während der Blüthe röhrig und vorn in 5 fast gleichlange, lanzettliche, zugespitzte Zähne aus- gehend; nach der Blüthe vergrössern sie sich noch bedeutend, erhalten eine mehr glockige Gestalt und tragen auf der Scheibe in ihrem Grunde die 4 ein- samigen Nüsschen. Blumenkrone mit einer Röhre, die so lang als der Kelch, mit fast regelmässig Stheiligem Saume, dessen Lappen abgerundet. Blumen- röhre im Schlunde behaart und trägt im Innern unterhalb des Schlundes 4 in gleicher Höhe und von einander ent- fernte, sitzende, kleine, runde Anthe- 161 ren, deren2 Fächer halbrund gekrümmt und an der Spitze ineinander fliessen, Eine Warmhauspflanze von keinem blu- mistischen Interesse, — (E. R,) 9) Pancratium speciosum Salsb. So manche herrliche Pflanze wird durch die zahlreichen neuen Pflanzen aus unseren Gewächshäusern fast verdrängt, die doch für sich allein mehr blumistischen Werth hat, als die meisten jener vielen, so warm empfohlenen Pflanzen , denen der Blumenfreund als Neuigkeiten nachgeht. Dies ist namentlich mit dem zu Anfang dieses Jahrhunderts in unsere Warm- häuser eingeführten Pancratium speecio- sum Salsb. aus West - Indien der Fall, eine jener Amaryllideen, die schönes Laub, grosse imposante Blumen, herrli- chen Geruch und späte Blüthezeit im November und December als gute Em- pfehlungsbriefe aufzuweisen haben. Aus der faustgrossen Zwiebel erhe- ben sich zahlreiche, gestielte, gestreckt- elliptische, kurz gespitzte, bis 2 Fuss lange Blätter von schöner dunkelgrüner Farbe, die die Pflanze auch zur Zeit, wenn sie nicht blüht, zu einer angeneh- men Erscheinung machen. Aus dem Herzen der Zwiebel er- hebt sich zwischen den Blättern der zweischneidig zusammengedrückte Blü- thenschaft, der kürzer als die Blätter und auf seiner Spitze eine Dolde von 7—15 Blumen trägt. Die einzelnen Blumen sind fast sitzend, über -der Spitze des Fruchtknotens erhebt sich dann die dünne, 3 Zoll lange Blumenröhre und oben breitet sich der 6theilige Saum aus, dessen einzelne Lappen linien-lan- zettlich und ungefähr 5 Zoll lang sind. Aus dem Schlunde der Blumenkrone ragen 6Staubfäden hervor, die am Grunde in einen zollangen blumenkronartigen 162 Kranz verwachsen sind. Farbe der Blu- menkrone weiss, Antheren gelb. Geruch sehr stark und im Gewächshause höchst angenehm, im Zimmer aber fast zu stark. Theilt mit den andern Pancratien und der Gattung Crinum gleiche Cultur, liebt eine nahrhafte lehmige Rasenerde muss stets in Vegetation erhalten wer- den und erhält im Winter einen lichten Standort im Warmhause, im Sommer in einem Mistbeete oder niedrigen Warm- hause, das fleissig gelüftet wird. Auch zur Zimmercultur geeignet. (E. R.) 10) Hyacinthus orientalis Linne. Var. praecox Rgl.— Frühe Hyacinthe. — Aus Marseille werden jährlich Tau- sende einer kleinen weissen Hyacinthe unter dem Namen Römische Hyacinthe versendet. Dieselbe steht an Schönheit in jeder Beziehung der gewöhnlichen Hyacinthe nach, denn sie ist armblumi- ger, kleinblumiger und schmächtiger und stets nur von weisser Farbe. Dagegen hat sie einen andern Vorzug vor der ge- wöhnlichen Hyacinthe voraus, da man sie viel früher antreiben und wohl einen Monat früher, nämlich schon Anfangs November zur Blüthe bringen kann, zu einer Zeit, wo alle andern Blumen im Gewächshause und Zimmer aufhören. Als angenehm riechende Pflanze wird sie zu dieser Zeit im Gewächshaus, wie im Bouquet eine willkommene Erschei- nung sein, von Herrn Hofgärtner Jäger weiter oben besonders empfohlen. Eine Vergleichung zeigte, dass es aber nicht etwa die Römische Hyaeinthe ist (Hyacinthus romanus Linne, Belle- valia romana Reichb.) von der wir hier sprechen, sondern dass es nur eine kleine, frühblühende, schmächtige Abart der gemeinen Hyacinthe ist, die aber trotz dem überall zu obigen Zwecken Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. gezogen zu werden verdient, umso mehr, als die Zwiebeln Jerselben zu sehr billigen Preisen geliefert wer- den. — (E. R.) 11) Camellia juponieca L. Var. For- tune’s yeilow. Es ist das die berühmte gelbe Camellie der Chinesen, in Wahr- heit aber nur eine Abart von höchst un- tergeordnetem blumistischem Werthe, Die Blätter sind etwas schmäler als die der gewöhnlichen Forın und etwas stär- ker gespitzt. Blumen von sefülltem Anemonenbau mit einem Kreis äusserer weisser, vorn ausgerundeter oder lappig- gekerbter Petalen. Die innern Petalen sind fast 3mal kürzer als die äussern, linien-lanzettlich und gelblich. Staubfä- den sämmtlich in solche Peialen umge- wandelt. (E. R.) 12) Anguloa Ruckeri Lind!. Var. speciosa RBgl. Orchideae Schon im Jahrgange 1854, tab. 106 geben wir die Abbildung einer Abart von der Anguloa Ruckeri. Eine Pflanze von Wagner aus Columbien gesendet, kam kürzlich im Botanischen Garten in Blüthe und zeigte als eine wiederum verschiedene Form der gleichen Art. Von der Origi- ginal-Abbildung Lindley’s im Bot. Regi- ster 1846, tab 41 weicht die vorliegende Abart gleich der von uns früher abge- bildeten, durch kurz zugespitzte Sepalen und Petalen ab. Die Blume zeigt die gleichen bedeutenden Grössenverhältnisse, sind von aussen gelbgrün und innen gleich der beweglichen Lippe braunpur- pur gefärbt. Die Säule ist auf hellerem fast weisseım Grunde dicht purpur punk- tirt und am Grunde gelblich. Eine ganz vorzüglich schöne Orchi- dee, die ihre wurzelständigen einblumi- gen DBlüthenschafte im August ent- wickelte und wohl einen Monat lang blühte. (E. R,) sich I. Originalabhandlungen. 163 $) Castrirte Aepfel- und Birnhblumen. Flotow, der bekannte Pomologe, hatte gehört, dass das Castriren der Blu- men einen Einfluss auf die Form der Frucht ausüben sollte. Er schnitt daher, so sagt derselbe in der Monatsschrift für Pomologie, von ungefähr 12 Blü- thendolden von Apfel- und Birnbäumen, sobald sich diese zu entwickeln began- | nen, die Staubfäden und von 12 anderen | Blütkendolden , Staubfäden und Griffel weg. Von den ersteren reiften im Gan- zen nur 2, von den letzteren nur eine Frucht, und alle enthielten reifen Sa- men, wenngleich in der letzteren Frucht nur 4 gute Samen enthalten waren. der Form zeigte sich keine wesentliche Veränderung. zufällige Befruchtung mit Samenstaub von andern Blumen stattgefunden, den | letzteren Fall (Staubfäden und Griffel weggeschnitten), kann er sich nicht er- klären, sagt jedoch nach der Behauptung Einiger befänden sich die Anlagen zu den Kernen in der Frucht schon vor der | |nicht in der Ausbildung der hierdurch | hervorgerufenen Frucht , sondern nur in | Bezug auf Ausbildung und Eigenschaf- |ten der Samen kennzeichnet. dings schon zur Zeit der Blüthe die An- |ist die Ansicht, lage zu den Samen, nämlich die soge- | Diese können sich aber | nur unter Einfluss der Befruchtung zu | |noch durch kein gut geleitetes Experi- Befruchtung. — Unsere Ansicht ist in dieser Beziehung die folgende: Der Fruchtknoten umschliesst aller- nannten Eier, keimfähigen Samen entwickeln *), Dagegen ist es eine Sache der Er- fahrung, dass in vielen Blumen schon vor deren Oeffnen oder unmittelbar beim Oeff- nen die Befruchtung vor sich geht und *) Samenbildung ohne Befruchtung (Par- thenogenesis) wird nach Manchem für mög- In | Flotow schliesst hieraus, | dass bei den paar erstern Blumen eine | | dies wiederholt in einzelnen Fällen be- | staub von einer andern Sorte sei. | Referent ist allerdings nicht dieser An- dieser Fall fand sicherlich in dem von Flotow beobachteten Falle statt. Interessanter noch würde es sein, wenn Herr von Flotow diese Versuche in anderer Richtung fortsetzen würde, wodurch eine vielfach ausgesprochene Ansicht festgestellt oder berichtigt wer- den könnte, — Durch blosses Castriren findet jeden- falls bei den Pflanzen keine Formverän- derung der Frucht statt, nur eine Ver- krüppelung kann in Folge dessen ein- treten. Eine Vergleichung mit dem Thiere kann hier gar nicht stattfinden. Dagegen ist vielfach behauptet wor- den, dass die anormale Ausbildung ein- zelner Aepfel- oder Birnenfrüchte nach dem Typus einer verwandten Sorte, wie obachtet ward , die Folge der Befruch- tung‘ der betreffenden Blume mit Samen- Der indem nach seiner Ansicht die von Samenstaub sich sicht, Uebertragung Trotzdem dass Befruchtung mit andern Pollen auch eine Formverände- rung der betreffenden Frucht bedinge, mehrfach ausgesprochen und bis jetzt ment widerlegt worden und es gibt kaum Pflanzen, die sich besser zu solchen Ex- | perimenten eignen dürften, als unsere | Aepfel- und Birnsorten. Bei den Expe- rimenten muss jedoch viel Vorsicht be- obachtet werden. Es sollten kleine Topf- exemplare dazu verwendet und nur ein- lich gehalten. Nächstens Einlässlicheres hier- | zelne Blumen, die künstlich als Knospe über. geöffnet und ihrer Staubfäden beraubt 164 werden müssten, mit dem Samenstaub anderer Sorten befruchtet ‘werden. Alle andern Blumen müssten vor dem Oefi- nen ganz abgeschnitten und das Exem- plar selbst so gestellt werden, dass eine Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. NS Befruchtung mit der gleichen Sorte schwer- lich möglich sein würde, Das Resultat würde eine für die Wis- senschaft sehr interessante Frage end- gültig beantworten. (E. R.) 9) Bericht des Herrn Schebauek über Europäische Gärten. Herr Augärtner Schebanek in Brünn unternahm im Auftrage des Mäh- rischen Landes - Ausschusses im Jahr 1858 eine Reise durch Deutschland, Holland, Belgien u. s. w., um die dor- tigen Gärten zu besuchen. Die Ergeb- nisse dieser Reise sind in einer Reihe von Blättern der Mittheilungen der k.k. Mähr. Schles. Gesellschaft für Acker- bau, Natur- und Lardkunde in Brünn von 1859 veröffentlicht, aus welchen ich einen Auszug gebe. Prag. Als die schönsten werden die Kinsky’schen Gärten bezeichnet, in welchen namentlich, durch den dor- tigen Gartendirector Herrn Winscher die Bromeliaceen besondere Pflege zenies- sen. — Der Prager Vereinsgar- ten wird auch lobend erwähnt und als besonders hervorgehoben: Acer colchi- cum rubrum, Acer Negundo fol. albo- variegatis, Magnolia pyramidalis, Phila- delphus coronarius fol. variegatis, Quer- cus filieifolia, Paeonia festiva ete, etc. — Freundliche Promenaden bieten die kais. Gärten am Hradschin und Gimplgraben, auf den Moldau - Inseln, im Baumgarten bei Prag u. 3. f£ Der Gärtner dieses letzteren Parkes, Herr Braul, besitzt eine Handelsgärtnerei in Bubenee, in dessen Baumschule schöne Gewächse erzogen werden, wieRobinia gordoniana, Tilia asplenifolia, Spiraea callosa, Quer- cus tinctoria, dann Rosa Thea Isabelia Gray u. m. a. Tetschen an der Elbe, In die- sem, dem Grafen Thun gehörigen Orte zerfällt die Hauptgärtnerei mehr in eine Handelsgärtnerei und die besondere Aufmerksamkeit wird vom Gärtner Hrn. Jost den Orchideen und der Ananas- Cultur (unter welchen als die rentabel- ste die A. nervosa bezeichnet wird), ge- widmet, Auch die Victoria regia steht hier sehr üppig. Dresden. Als öffentlicher Garten wird erwähnt der königl. Garten mit sei- nen Gasthäusern, Concerten ete, Unter den Händelsgärtnern ist der bedeutend- ste Herr Tr. Jak. Seidl, welcher be- sonders mit Camellien, dann Azaleen, Rhododendron Handel treibt. Die Ca- mellien werden zu Hunderttausenden in gewöhnlichen Kästen herangezogen und auch hierin überwintert; sie werden mit Laub ganz bedeckt, ohne das geringste Licht zuzulassen. Der allfalisig einge- tretene Frost schadet den Camellien nicht, wenn sie nur nicht im Frühjahre vor dem Einfallen der warmen Tempe- ratur aufgedeckt werden. — Als auf dem Markte ausgebotene besonders er- wähnungswerthe Gemüse werden be- zeichnet: Holländische Puffbohne, Ge- füllte Petersilie und kleiner Blutforellen- Salat. Leipzig. In Bezug auf die bei der Bürgersehule vorfindliche Gartenan- lage bemerkt Schebanek den Mangel an Kenntniss in Bezug auf Baum- und I. Originalabhandlungen. Strauchpflanzung, da in den hohen Baum - und Decorationsgruppen in der Mitte statt am äussersten Rande Spi- räen, Loniceren, Rubus und andere Ge- sträuche und unter den gemeinen Wald- bäumen Platanen, Quercus pyramidalis, Robinia inermis und andere gepflanzt sind, Erfurt. Nichts besonderes als die Handelsgärtnereien. A. Haage ist bekannt wegen der Anzucht von Gemüse- und Blumensamen, wegen Cultur der Odier’schen Pelargonien, des Haageschen Zwergblumenkohls,, Asiatischen Kopfsa- lats, Riesenporre , Frühen rothen Kopf- kohls ete. — Gebrüder Born haben eine Versuchs- Wirthschaft für ausländi- sches Getreide, Kartoffeln und Futter- kräuter, um dann diese mit Sicherheit anempfehlen zu können. — Heine- mann hat die schönsten Nelken und Malven. Alfred Topf, zugleich Director der Gärtner-Lehranstalt besitzt grosse Obst- und Gehölzbaumschulen, und Anzucht der bewährtesten Tafel- Obstsorten. Weimar. Bei Erwähnung des gross- herzogl. Parks wird bemerkt, dass durch Beseitigung des verkrüppelten Gestrüp- pes derselbe mit geringen Kosten sehr schön hergestellt werden könnte. — Der Obstbau und die Gemüsezucht in den Gärten des Schlosses Belvedere werden nicht rühmlichst erwähnt. Magdeburg. Samenzucht von Run- kelrüben, Gemüse, Blumen. Potsdam. Mit den königlichen Gär- ten Sanssougi, Charlottenhof, Pfauenin- sel (hier schöne und starke Exemplare von Palmen, wie Sarracenia purpurea elc.); die Anlagen im Freien gut; der dem Prinz Carl von Preussen gehörige Gliniker - Garten, soll nach Fürst von Pückler-Muscau, der schönste Garten sein, V. 1860. 165 den man kennt; Babelsberg, dem Prin- zen Wilhelm von Preussen gehörig. Berlin. Der königliche botani- sche Garten, in welchem ein neues grosses Warmhaus von Eisen erbaut wurde. Die Gewächse kommen auf Wöl- bungen im Grund zu stehen, wo das Erdreich durch die im Keller angebrachte Dampfheizung erwärmt wird. Die Vor- derseiten des Glashauses sind mit dop- pelten Wänden aufgestellt mit einem Zwischenraum von 5 Zoll, wodurch eine regelmässigere Temperatur im Hause erhalten wird. Der Bau dieses Warm- hauses wurde auf 120,000 Thaler ver- anschlagt. — Die Gärten des Herrn Maschinenfabricanten Borsig und Rei- chenheim enthalten alles Neueste; die Gärtner reisen jährlich in sehr ent- legenen Welttheilen herum, um alles Schöne zu gewinnen. Die Glashäuser sind von Eisen und doppelter Vergla- sung und zwar derart, dass über ein Glashaus noch eins gebaut wird und zwischen beiden ein Luftraum von 4—5 Zoll bleibt, wodurch eine bessere regel- mässigere Wärme erhalten, Heizmaterial verspart und bei der grössten Kälte ein solches Haus nicht gedeckt wird. Hamburg. James Booth in Flott- beck ist der bedeutendste Handelsgärt- ner; es sind 3 Obergärtner, 20 Garten- gehilfen und 130 Arbeiter dabei beschäf- tigt. — Im botanischen Garten wird die Rheum - Cultur besonders erwähnt, da die Rhabarber - Stengel in Hamburg als sehr delikätes Gemüse verwendet werden. Am Gemüsemarkt nichts von Bedeutung als Rheum und Puffboh- nen, dann die Erdbeeren , die in un- glaublicher Menge von den sogenannten Vierländern auch im freien Felde culti- virt werden, Hannover. Wenig Gärtnerisches. — 12 166 In den königlichen Gärten zu Herren- hausen sind 3 Garten -Inspectoren, 2 Gartenmeister für die Baumschulen und für den Küchengarten, 12 Gartengehilfen und 120 Gartenarbeiter beschäftigt, Die Glashäuser sind von Eisen mit doppel- ten Glaswänden und doppeltem und vierfachem Glase verglaset. Die Hei- zungen sind mit Wasserheizungen ein- gerichtet, wozu Torf als. Brennmaterial verwendet wird, der den Pflanzen sehr dienlich ist; die Ananasse gedeihen auch vortrefilich durch Wasserheizung. Volle Anerkennung wird der Obstbaumschule gezollt, wegen der systematischen An- ordnung, geschickten Anzucht junger Bäume, und Einführung der edelsten Obstsorten. Harlem. In der ganzen Umge- bung wird die Anzucht der Blumenzwie- beln betrieben. Herr Krelage hat den ausgedehntesten Handel. »Hr.Sch e- banek gibt hier die Beschreibung der Zwiebelcultur aus Samen. Amsterdam. Der botanische Gar- ten ist nicht gross, aber reich an Schö- nen Pflanzen, namentlich finden sich vorzügliche Exemplare unter den Pal- men: so Phönix spinosa, Encephalartos caffer, Livistona australis ete. — Der Blumenmarkt ist sehr reichhaltig, über 200 Verkäufer bieten die schönsten Blumen und Pflanzen. — Der Gemüse- markt enthält Massen prachtvollen Kar- fiols, Carotten, Gurken, Spinat, Rheum, Salat etc., die zu Schiffe herbeigebracht werden. — Der Obstmarkt bietet grosse englische Stachelbeeren, engl. Erdbee- ren,engl. Himbeeren, holländische weisse und rothe Ribes etc. — Leyden. Der botanische Garten fängt erst jetzt an, mit der Zeit fortzu- gehen. Nicht gar entfernt ist Poskop, ein Dorf mit 2000 Ein- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wohnern, die alle ohne Ausnahme sich mit der Obsteultur beschäftigen — um Poskop herum sind lauter Baumschulen, in welchen Aprikosen, Pfirsiche, Pflau- men, Birnen , Mispeln ete. schon in der zartesten Jugend veredelt, junge Bäume von 4 Jahren haben schon eine Breite von 4—5 Fuss. Die Gehölzveredlung wird hier mit Leichtigkeit ins Unglaubliche ausgeführt, Buchen, Eichen, Linden und andere werden in jeder Höhe, selbst be 3 — 4 Zoll Durchmesser im freien Lande gepfropft. Rotterdam. Wenig Besonderes. Antwerpen. Wenige und ganz bei trieblose Gärten. Brüssel. Der königl. botanische Garten mit dem grossartigen Glashaus. Der Obstmarkt nichts Besonderes. Gent. Hier residirt einer der be- rühmtesten Männer der Gartenwelt, Hr. Louis Van Houtte, Handelsgärtner, Director der Garten-Lehranstalt, Heraus- geber der Gartenzeitschrift „Flore des serres“ ete. Hier gibt Schebanek eine detaillirte Beschreibung dieses Etablisse- ınents über die Glashäuser mit runden oder Fischschuppenförmigen Scheiben, mit Schattentüchern aus Canavas, Gas- beleuchtung; über Vermehrungsmetho- den bei Citrus, Rosen, Neuholländer- Gewächsen, Pelargonien ete. — Weitere Handelsgärtner sind: Baumann, haupt- sächlich mit Camellien, Azaleen und Rhododendron; Spae Coupure mit Pinien , Kalmien. Bemerkenswerth ist der reichlich besetzte Blumenmarkt, wel- cher von einem eigenen Vereine über- wacht wird, der die Händler notirt, die die schönsten Blumen zu Markte brin- gen, und die dann am Schlusse des Jahres mit Preisen bedacht werden. — Auch der Gemüsemarkt bietet vortreff- liche Sorten: feine weisse Perlbohnen, I. Originalabhandlungen. grosse Puffbohnen, gefüllte Schnittpe- tersilie, englischen Zwerg-Carfiol, Brüs- seler Sprossenkohl etc. Ostende. Nichts Besonderes. London. Hier findet sich die Be- schreibung des königl. botanischen Gar- tens zu Kew mit seinem Orchideen- haus, Victorienhaus, Warm - und Kalt- häusern, Vermehrungs-Abtheilungen etc.; Beschreibung des Hyde-Parks, des Kry- stallpalastes von Sydenham mit seinen -Gruppen von prachtvollen Araucarien, Pinien. Camellien eie, dann Victoria re- gia, Nelumbien, mit den zahlreichen Blumenbeeten, den glänzenden Rasen- parthien. Letztere werden in England so schön erhalten in Folge des Schnei- dens mit der Mäschine und dem darauf- folgenden Walzen und die so dieht sind, dass das Promeniren und Niederlassen auf diesen Rasen erlaubt ist und sogar diese von Schafen &eweidet werden. — Ferner folgt Beschreibung des 362 Fuss langen, 100 Fuss breiten, und 66 Fuss hohen Glashauses, an dem sich zwei Flügel von 112 Fuss Länge anschlies- sen; die Glashäuser sind mit dreifa- chem grünlichem Glase verglast und bedürfen bei Sonnenhitze keiner Be- schattung; dann der Orchideen-, Ana- nas-, der Warmhäuser für die Fettpflan- zen, für die tropischen Wasserpflanzen ete. Bei Erwähnung der Handelsgärtner wird bemerkt, dass diese sich gewöhn- lich nur auf 2 — 3 Species von Ge- wächsen verlegen ünd daher Ausseror- dentliches bringen. — Es wird der Cremorne-Garden erwähnt, welcher reich an den schönsten neuesten Pflanzen und mannigfaltigen Unterhaltungen ist. — Die Gärtnerei schreitet immer vorwärts, — Der Obst und Gemüsemarkt, dann die Ausstellungen geben die kräftigsten Beweise. 167 Windsor. Hier sind die Glashäuser sehr elegant, das Gerippe von Eisen, das Fensterwerk von Kupfer ; eine Vorrich- tung ermöglicht durch einen einzi- gen Druck die Lüftung an sämmtlichen Fenstern von !/, Zoll bis zu jeder noth- wendigen Höhe. Vor den Lüftungen sind noch Geflechte von kupfernem Draht sehr dicht gearbeitet angebracht, damit die Luft sich besser vertheilen kann. — In Bezug auf die Obsttreiberei wird be- merkt, dass, um die Früchte durch das Abfallen nicht zu beschädigen , Netze unter den Bäumen aufgespannt sind. Die Obstbäume bilden Spaliere von 5 — 8 Kift. Breite und 2 — 3 Klft. Höhe, trotz dem schlechten Boden; diese Spa- liere sind von verschiedenen Formen, in Palmform, Fächerform , Candelaber- form, _ Schnurform , Vasenform etc. — Die Ananashäuser sind sehr flach und mit kupfernen Fensterrahmen. Eingeführt ist die Wasserheizung und die Pflanzen werden zumeist ausgetopft cultivirt. Paris. Im botanischen Garten ist ein Warmhaus mit mattem, grünlichem, gekerbtem Giase verglast, was sich aber nicht bewährt, die Pflanzen sind sehr kümmerlich. Bei Besprechung der Champs Elysees wird die Verpflanzung von 30 —- 40 Jahre alten Bäumen be- schrieben , die vortrefflich gelingt, und bei welchen der ganze Stamm mit Moos eingebunden wird, worauf eine blecherne Schüssel kommt, die öfter mit Wasser angefüllt wird, das langsam ausfliesst und den Stamm hiedurch feucht hält, bis der Baum zu wurzeln beginnt. — Der Blumenmarkt, unter leinwandenen Zelten gehalten, ist sehr reichhaltig be- setzt, so auch der Gemüsemarkt, der Obstmarkt ete. Versailles. Hier wird die$Obst- cultur des Hrn. Hardy beschrieben; 12 * % 168 Mainz. Hier werden die Handels- gärtner Mardner mit, seinen Holländi- schen Gewächsen, Hook mit seinen krautartigen :Florblumen erwähnt. Coblenz. Da wird die Rebeultur beschrieben. Bieberich. In diesem so berühm- ten Garten will Schebanek nichts als Unordnung, Wildniss ete. gesehen haben. Herr Garteninspector Thelemann wird persönlich angegriffen. München, Possenhofen, Linz werden nur oberflächlich berührt. Eisgrub. Der fürstl. Liechtenstein- sche Garten wird als der herrlichste und grösste auf dem Continente gefunden. (Senorer.) Nachsechrift Wir geben diesen Bericht, wie er uns von unserm verehrten Correspon- denten zugesendet wurde. Weit ist Hr. Schebanek herumgekommen, es wäre aber zu wünschen, dass sein Urtheil der Anmassung , mit der solches gege- ben wird, auch einigermassen entspre- chen möchte. Die Art, mit der dieser Bericht ge- geben wird, stimmt ungefähr mit dem Bericht jenes Engländers über deutsche Gärten überein , der vor mehreren Jah- ren unsere deutschen Gärtner durch seine Anmassung und Obertlächlichkeit vielfach erbitterte. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Halten wir uns an diesen Bericht speciell, so wollen wir nur einiger Punkte, gedenken, | Dresden. Hier sah Hr. Sche- banek die berühmte Orangerie, die Gär- ten von Liebig und Lüdecke nicht. Leipzig. Der botanische Garten mit seiner berühmten Farren-Sammlung, der Laurentius’sche Garten und viele andere schöne Gärtnereien mussten ei- nigen Gebüsckgruppen weichen, die feh- lerhaft gepflanzt sein sollen. Erfurt. Bei Haage entging ihm die ausgezeichnete Cactus- Sammlung, der Glanzpunkt jenes Gartens, und die be- kannten Firmen von Appelius und Be- nary, deren Ruf jedenfalls fester steht als der des Berichterstatters, finden neben vielen andern gar keine Berücksich- tigung. Brüssel. Die an Neuigkeiten reich- ste Gärtnerei Europa’s, die von Linden, gar nicht erwähnt. Gent, Verschaffelt und viele an- dere übergangen. Bieberich. Herr Thelemann scheint den Zorn des Herrn Schebanek so ge- reizt zu haben, dass er die dortigen Gärten in einer Laune besichtigt, die keineswegs ein Zeugniss für treue Be- richterstattung ablegt. (E. R.) ll. a) Abgebildet im Botanical Ma- gazine. 1) lex Aquifolium pendula fol. varieg. — Eine schöne Varietät von llex mit hängenden Neue Zierpflanzen. Zweigen, eine wahre Trauer-Stechpalme, die als freistehendes Exemplar einzeln im Rasen gepflanzt, einen herrlichen Effect machen muss, durch ihren hängenden Habilus; ausser- dem sind die stark stachelzähnigen, aber’ IL Neue Zierpflanzen. nicht gekräuselten Blätter schön regelmässig gelb gerandet und marmorirt. — Wurde von dem Handelsgäriner Perry in Banbury in ei- ner Aussaat gewonnen. — In unseren Gär- ten sind die schönen Stechpalmen mit den vielen buntblätterigen Abarten noch viel zu wenig angewandt, in England bilden sie die Hauptzierde der kleineren Hausgärten und ge- deihen noch in dicht bevölkerten Stadtquar- tieren, wo der ewige Kohlenruss, Rauch und Staub fast alle anderen Pflanzen tödten. Das englische, feuchtere und mildere Klima ist übrigens auch den Stechpalmen besonders günstig, während sie bei uns von den Extre- men von Frost und Hitze nicht selten leiden, besonders in ganz freien, dem Winde ausge- setzten Lagen; sie sollten daher vorzugsweise an halbschattigen, durch höhere Pflanzungen oder Gebäude geschützte Lagen angepflanzt, und die ersten Jahre hindurch, bis sie ordent- lich angewurzeit sind, durch eine Laubdecke am Fuss und durch Tannenreisig gegen die strenge Winterkälte geschützt werden. 28 (Taf. 222.) 2) Phoenix reclineta Jacg. — Unter den Palmen, die durch ihren niedrigen Wuchs sich auch für Gewächshäuser von bescheide- nen Dimensionen eignen, ist obige durch ihre elegante Fiederkrone eine der schönsten; sie “hat auch noch den Vorzug, da sie aus dem Caplande stammt, dass sie keiner so grossen Wärme bedarf und daher in temperirten Häu- sern, im Sommer selbst ganz im Freien recht gut sich gefällt. In den östlichen Theilen des Caplandes, in der Provinz Albanien und im Kafferlande kömmt sie häufig vor, an den Waldrändern, auf felsigem Boden. — Der Stamm wird kaum über 4 Fuss hoch, er ist dicht bedeckt mit den Ueberresten abgestor- bener Wedelstiele; die gefiederten, graciös überhängenden Wedel werden bis 5 Zoll lang, der Stiel erweitert sich am Grunde in ein netz- förmiges Fasergewebe, Fiederblättchen, 35 — 40 an jeder Seite, fast zweizeilig, linealisch, zugespitzt, die unteren kleiner und zuletzt in Stacheln übergehend. Die Frucht ist eine ey- lindrisch - ellipiische, braunröthliche ®/, Zoll lange Beere. 3) Myosotidium nobile Hook. — Wir haben diese herrliche neue Staude erst vor 169 Kurzem besprochen, jetzt wird sie auch in der Illustration horticole abgebildet und der Re- dacteur, Prof. Lemaire, gibt noch folgende Aufschlüsse als Vervollständigung und theil- weise Berichligung der Hooker’schen Anga- ben über den Entdecker und die Zeit der Ent- deckung. — Die Herren Hooker, Vater und Sohn, haben beide übersehen, dass diese Pflanze schon seit 1846 beschrieben und ab- gebildet wurde in den Icones Selectae Plan- tarum des verstorbenen Delessert (Tome V. Pl. 99) als Myosotis Hortensia Deone, — Prof. Decaisne kannte damals nicht die Frucht, er hatte nur die gelrockneten Exem- plare der Pflanze und zog sie daher zu Myo- sotis, mit dem vortrefflich passenden Species- namen Hortensia (auf den grossen Horlensien ähnlichen Blüthenstand anspielend). Decaisne gibt auch die Chathham-Insel als Vaterland an und eignet die Entdeckung und Einführung (in den Herbarien) dem Capitän Cecille zu. Von diesem Capılän wissen wir nicht, dass er sich speciell mit Pflanzensammeln beschäf- tigt habe, dagegen wissen wir, dass sich der berühmte Pflanzensammler Allan Cunning- ham am Bord seiner Corveite P’Heroine befand, als er im Jahre 1838 Neu-Seeland und die ‚benachbarte Chatham - Insei besuchte, und AllanCunningham gebührt also sehr wahrscheinlich die Ehre, als erster Entdecker dieser schönenPflanze genannt zu werden. — Von Chamisso, der schon in den Jahren 1815 — 1818 mit der Expedition Kotze- bue diese Inseln besuchte ,, scheint diese Pflanze nicht gesehen zu haben. (Taf. 224.) A) Trichophilie pieta Lemair. , Orchida- ceae. — Ghiesbrecht, der jetzt für das Etablissement Verschaffelt in Mexico Pflan- zen sammelt, fand diese hübsche Orchidee auf Bäumen an feuchten, schattigen Standorten in der Provinz Ohiapas; Scheinknollen stark verlängert, bis 4 Zoll lang und ?/s Zoll breit, flach gedrückt zweischneidig; Perigonblätter schmal lineal-lanzettlich , spitz, einmal umge- rollt, gelblichgrün mit einem breiten purpur- nen Längsstreifen in der Mitte; Lippe gross, genagelt, am Grunde die Säule umfassend, aber so, dass der Rücken der Säule doch noch hervorsieht, dann erweitert und länglich, 170 an der Spitze tief ausgerandet, mit einem Zahn in der Bucht, die Ränder aufwärts gekrümmt, die beiden Seitenlappen sind nur durch kurze Einschnitte vom Mittellappen getrennt, auf der Scheibe 5 — 6 vertiefte Linien, die cen- trale am stärksten vertieft. Saum der Lippe rahmweiss, Schlund gelb, zu beiden Seiten und vorne auf der Lippe sind hübsche rothe Punkte und Streifen. — Nach Lemaire ist sie zunächst mit der Tr. fragrans Achb. fil. (Pilumna fragrans Hook.) verwandt, diese hat aber einen stark verlängerten 4blüthigen Schaft, während die Tr. picta nur ein- bis zweiblüthig ist, ebenso nahe steht sie der be- kannten 7. tortilis, bei der jedoch die Peri- gonalblätter mehrmals gedreht sind. — (Uns scheint es wirklich nur eine etwas lebhafter gefärbte Abart von Tr. tortilis.) — (Taf. 225.) 5) Pyrethrum roseum Börst. fl. pleno. — Das Pyrethrum roseum , welches bekanntlich neuerdings vielfach empfohlen wurde als eine schön blühende, durchaus dauerhafte Staude fand um so raschere Verbreitung, da es wie das nah verwandte P. carneum das ächte , berühmte persische Insectenpulver liefern sollen, und die Anfertigung dieses Pul- vers so einfach ist, dass Jedermann es sich selber machen kann; man sammelt nämlich die frisch aufgeblühten Blüthenköpfe,, trocknet sie im Schatten und pulverirt sie dann, und das Pulver, das gegen Insecten aller Art, von den lästigen Hauswanzen bis zu den Blatt- läusen schr wirksam sein soll, ist fertig, muss aber , um seine Kraft zu behalten, in gut ge- schlossenen Gefässen aufbewahrt werden. Kaum war es in den Bereich der Cultur gelangt, so zeigten sich schon einige hübsche Abarten, die durch grössere und lebhafter ge- färbte Blumen einen unverkennbaren Fort- schritt bezeichneten und hoffen liessen, dass sich diese Art weiter veredlen lasse im Sinne der Blumisten, und vielleicht eine wahre Flor- blume werden könne. — Ein guter Anfang ist bereits gemacht; der Handelsgärtner Be- dinghausin Nimy bei Mons, der mit besonderer Vorliebe sich der jetzt ziemlich allgemein mehr in den Hintergrund gedräng- ten Stauden des freien Landes annimmt, und davon eine schöne, gewählte Sammlung cul- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. tivirt, hat bereits drei neue, sehr hübsche Formen gezüchtet mit gefüllten Blüthen; die gelben Röhrenblüthen der Scheibe sind hier bereits in zwar noch kurze, aber doch nicht mehr gelbe Bandblüthen umgewandelt, die Strahlblüthen sind sehr breit und gross, die Blumen erinnern in dieser Form an die soge- nannten Kron- und Kranzastern und zeigen gegen die Stammform schon einen sehr gros- sen Fortschritt. Die von ihm Theophile Mas- sart genannte Form ist reinweiss, nur im Centram noch etwas gelblich, die zweite Form, Ambroise Verschaffelt getauft, ist schön dun- kel carmoisin, die dritte, Charles Baltet , hat das hübsche Rosenroih der Stammart, ist aber wie die andern, wenigstens von doppelter Grösse; alle drei sind als reichblühende Stau- den sehr zu empfehlen. Die Stammart vermehrt sich am besten durch Aussaat; um diese Formen constant zu erhalten, muss man sie durch Theilung und Stecklinge vermeh- ren. (Taf. 226.) b)iAbgebildet im Botanical Ma- gazine. 6) Richardia albo-maculata Hook.; Aroi- deae. — Prof. Kunth hat mit Recht die Gat- tung ARichardia, als der südlichen Hemisphäre angehörig, von der Linne’schen Gattung Calla, die der nördlichen Hemisphäre, Europa und Amerika angehört, getrennt. — Aichardia war bis jeizt nur durch eine Art vertreten durch die A. africana Knth., die allbekannte Calla aethiopica der Gärten, die vom Cap der gu- ten Hoffnung stammt, und erst neuerdings wurden zwei Arten oder vielleicht nur Varie- täten von Port Natal (Ostküste von Süd-Afrika) eingeführt, die eine durch die Handelsgärtner Backhouse in York‘, die zweite durch die be- kannte Firma der Herren Veitch und Sohn. — Die erstere wurde von Sir W. Hooker A. al- bo-maculata genannt, wegen der zahlreichen kleinen und grösseren Flecken, die die Blätter zieren und diese Art zu einer sehr hübschen Blattpflanze machen, er weiss jedoch nicht, ob diese Flecken sich eonstant zeigen werden. Als Species ist sie vollkommen verschieden von der alten bekannten Art, die Blätter sind ächt spiess-, nicht pfeilförmig wie bei A. afri- Il. ‘Neue Zierpflanzen. cana, sie sind von viel dünnerer, schlafferer Textur, heller grün, und entbehren die durch- scheinenden Adern und Ränder, die bei der älteren Art vorkommen; die Blattstiele sind schlanker, die Blülhenscheide ist kleiner , we- niger ausgebreitet und fast aufrecht. mehr grünlichgelb als weiss und im Grunde purpur gefärbt, der Blüthenkolben ist viel kürzer und besonders der Staubbeutel tragende Theil im Verhältniss zu dem unteren weiblichen Theil des Kolbens. Fruchiknoten 1 — 5 fä- cherig. — Die Blüthenscheiden sind nicht so schön und ansehnlich bei dieser neuen Art» dafür sind aber die Blätter hübscher und ma- chen sie immerhin zu einer willkommenen Acquisilion, besonders wenn sie sich eben so gut zur Zimmerecultur eignet, als ihre ältere Schwester. (Taf, 5140). 7) Evelyna Caravata Lindl. (E. lepida Rehb. fil.?); Orchideae. — Eine Orchidee mit dem Habitus einer kleinen Sobralia, aber mit weit kleineren und daher ziemlich unbedeu- tenden Blüthen von goldgelber Farbe, die durch lilapurpurne Bracteen gehoben werden. Sie slammt aus dem französischen Guiana, wurde aber auch auf Jamaica gefunden, wäh- rend die übrigen vier bis jelzt bekannten Ar- ten sämmtlich der Flora von Peru angehö- ren, wo sie der berühmte deutsche Reisende Dr. Poeppig sammelte. Der Garten von Kew erhielt diese Art von dem Van Houlte’- schen Etablissement, sie zeichnet sich aus von den übrigen durch die vielen schwarzen, stei- fen Borstenhaare, die Stengel und Blätter be- decken und sich selbst bis auf Fruchtknoten und Sepalen erstrecken. Wächst epiphytisch an Baumstämmen, Stengel dünn und schlank, etwa fusshoch, Blätter aus langer , scheidiger, stengelumfassender Basis lanzettlich, lang und fein zugespilzt, steil, mit 2 Zähnen eben unter- halb der Stachelspilze, 6 — 8 Zoll lang, über zollbreit, gefaltet-nervig. Blüthenähre verlän- gert-kopfförmig , gedrängt, aus zahlreichen, lanzettlich-zugespilzten, dachziegelig gestellten, rothen Bracteen ‚bestehend , die länger sind als die Blüthen, daher von diesen nur die Lippe sichtbar is. Kelchblälter eirund-lanzett- lich, spitz, Petalen länglich, stumpf, Lippe ver- hältnissmässig gross, aufrecht, hervorragend, Jlappig, Seitenlappen kurz, einwärts gebogen, 171 der mittlere Lappen gross, fast abgerundet, lief gefranst; die. ganze Blüthe ist gelb, bis auf die weisse Basis der Scheibe, die zwei grosse Schwielen trägt, die mit zwei stumpfen Höckern an der Aussenseite correspondiren. Säule kürzer als die Lippe, aufrecht, fast stiel- rund, weiss, Anthere dunkelpurpur, Pollen- massen 8, in zwei Reihen gestellt. — Nur für grössere Sammlungen empfehlenswerth. (Taf. 5141.) 8) Pentstemon centranthifolius Bnth. (Che- lone centranthifolia Bnth.); Scrophularieae. — Eine schöne californische Staude , die zuerst von Douglas enideckt und eingeführt wurde, aber immer sehr selten blieb in den Gärten, vielleicht auch ganz wieder ausstarb und erst neuerdings wieder imporlirt wurde. Der Han- delsgärtner Thompson in Ipswich, der be- sonders die seltneren Stauden cultivirt, theilte sie dem Garten zu Kew mit; sie verdient all- gemeine Verbreitung wegen ihrer angen, reichblüthigen Rispen, mit zahlreichen, schar- lachrolhen Blumen geschmückt. Bildet eine anderthalb bis 2 Fuss hohe Staude, mit auf- rechten, ruthenförmigen Stengeln; Blätter grau- grün , sitzend, die oberen stengelumfassend, länglich-lanzettlich oder herz-eiförmig, allımä- lig an Grösse abnehmend und in schmale, lanzeitliche Bracteen übergehend; Rispe ver- längert, ruthenförmig ; Blüthenstiele achselstän- dig, die untern in Blättern, die oberen in Bracteen, meistens 3blülhig; Kelchzipfel breit eirund, zugespitz , der Kronröhre dicht anlie- gend; Kronröhre fast anderthalb zolllang, dünn, ziemlich gerade, oben etwas erweitert, der Saum aus 5 kurzen, spilzen, ausgebreite- ten Zipfeln bestehend, der fünfte sterile Staub- faden kahl, fadenförmig. — Vermehrung durch Samen oder durch Theilung und viel- leicht auch durch Stecklinge. Bis man sich von ihrer Ausdauer hat überzeugen können wird man wohl thun, sie wie den bekannten, schönen P. Hartwegii, der noch in den mei- sten Gärten unter dem falschen Namen P. gen- tianoides geht, frostfrei zu durchwintern. — (Taf. 5142.) 9) Laelia xanthina Lindl.;, Orchideae. — Eine recht hübsche brasilianische Art, von den Herren Backhouse und Sohn imporlirt und zuerst zur Blüthe gebracht. Lindley be- 172 merkt über diese neue, von ihm beschriebene ArtdasFolgende: „Sie gleicht der Z. flava, isi aber weit grossblumiger und schöner. Sie unter- scheidetsich besonders durch die wellenrandigen Sepalen und durch die derben, lederigen Pe- talen, die stark convex sind, weil die Ränder sich zurückrollen, ebenso durch die Form der Lippe, die flach ausgebreilet, fast ein Quadrat bildet, der vordere, breitere Theil ist in 3 flache Lappen von gleicher Tiefe getheilt, während die Lippe der L. flava tief 3lappig, und der mitilere Lappen hier viel länger als die seitlichen und gekräuselt-randig ist ; eben- so hat die Lippenscheibe der L. keine Spur von erhabenen Adern , während im Gegentheil bei der anderen 4 solcher Adern oder Leisten vorkommen.“ (Taf. 5144.) 10) Momordica mixta Roxb. (M. cochin- chinensis Spr., Muricia cochinchinensis Lour.); Queurbitaceae. Eine hübsche, hochran- kende Cucurbitacee mit grossen gelben Blu- men, die am Grunde der 3 inneren Petalen mit grossen schwarzpurpurnen Flecken geziert sind, und an die Blumen des Hibiscus Mani- hot erinnern; auch das dunkelgrüne, handför- mig gelappte Laub ist gefällig und macht diese Pflanze geeignet zur Schlingpflanze für Warmhäuser. Sie kommt in den wärmeren Theilen China’s , in Cochinchina und auch in den Dickichten in der Umgebung Calcutta’s vor, ist diöcisch und bis jetzt sind nur männ- liche Pflanzen in Kew erzogen worden aus Samen, der von Moulmein eingesandt wurde. — Stengel kletternd, ziemlich schlank, kanlig ; Btatistiele lang, mit einigen grossen Drüsen paarweise besetzt; Blätter herzförmig, hand- förmig 3 — Ö5lappig, Lappen buchtig-gezähnt; den Blatistiielen gegenüber stehen lange, un- getheilte Ranken; Blüthenstiele lang, einblü- thig, mit einer grossen, 2lappigen Braciee un- terhalb der Blume, Kelchzipfel eirund, zuge- spitzt, grün mit schwarz gestreift; Corolle ab- stehend-glockig,, aus 5 abgerundet trapezoidi- schen, gespitzten Petalen bestehend, mit star- ker Aderung, , hellgelb, innen dunkler und weichhaarig; die 3 inneren Petalen ausserdem durch einen grossen schwarzpurpurnen Flecken an der Basis gezeichnet; Frucht gross, oval- sundlich, weichstachelig, spitz, 3 fächerig, viele zanthina Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. grosse, eigenlhümlich geformte Samen enl- haltend. (Taf. 5145.) 11) Bryophyllum proliferum Bowie; Cras- sulaceae. — Eine von Madagascar stam- mende Pflanze, die, wie das hekannte B. ca- Iycinum mehr interessant als schön ist, und auch durch ihren weit höheren Wuchs sich nicht eben empfiehlt, daher wohl für botanische Gärten vorzugsweise empfohlen wird. Wie bekanntlich die Blattränder des Br. calyeinum die Eigenschaft der Knospenbildung und da- mit der Entwicklung junger Pflanzen an der Mutterpflanze, das sogenannte „Lebendiggebä- ren‘‘ im hohen Grade besitzen, besonders wenn die Blätter auf feucht gehaltener Erde aufliegen , so zeigt hier der trugdoldige Blü- thenstand,, indem die Blüthenstiele manchmal theilweise in proliferirende Triebe auswachsen, dieselbe wenn auch in anderer Weise sich äussernde Eigenschaft. Stamm 10 — 12 Fuss hoch werdend, mässig verzweigt, unten fast holzig ; Zweige scharf Akantig, sehr fleischig, wie die ganze Pflanze; Blätter bis anderthalb Fuss lang, gegensländig, unpaarig gefiedert, mit etwa 5 gegenständigen Blaltpaaren, Blätt- chen sitzend, fast herablaufend, länglich - lan- zeitlich, stumpf, kerbzähnig; Kelch gross, auf- geblasen, stumpf Akantig, mit kurzen, spitzen Zipfeln, Corolle länger als Kelch, krugförmig- eylindrisch, grünlichgelb , mit rolhen, kurzen, abstehenden Saumzipfeln. Siaubfäden und Griffel hervorragend. (Taf. 5147.) 12) Zoya Cumingiana Dene.; Asciepia- deae. Auf den ostindischen Inseln, auf den Philippinen sowohl wie auf Borneo und Singapore kommt eine niedliche gelb blühende Hoya-Art vor, die zuerst von Mr. Cuming ge- sammelt, aber erst neuerdings durch die Han- delsgärtner Low in Clapton in Cultur und zur Blüthe gebracht wurde. Eine Schlingpflanze mit leicht weichhaarigen Zweigen, Blaltstielen, Blüthenstielen und Kelchen. Blätter lederartig, herz-eiförmig, gespitzt (stumpf nach Decaisne), kurz gestielt; Blüthenstiele etwas ausser ach- selständig, ?/a Zoll lang, eine reichblüthige Dolde tragend, Blüthenstielchen dünn, zollang ; Kelch ötheilig, mit länglich-eirunden, stumpfen Segmenten. Corolle zurückgeschlagen, Lap- pen dreiseilig, spitz; Staubgefässkrone aus 5, Il. Neue Zierpflanzen. oben convexen, am Rande zurückgeschlagenen Blätichen bestehend, hellgelb, in der Mille röthlich. — Obgleich an Grösse der Blumen weit der allbeliebten H. carnosa nachslehend, ist sie ihrer Farbe wegen für grössere Samm- lungen zu empfehlen. (Taf. 5148.) 135) Dissotis Irvingiana Hook.; Melasto- maceae. — Die Gattung Dissotis, die Bent- ham aufstellte, umfasst nur afrikanische Arten, und ‚gleicht im Habitus den amerikanischen Chaetogastra-Arten; von der zunächst verwand- ten Gattung Osbeckia ist hiedurch das sehr lange Connectiv und die verschieden gelorm- ten Staubgefässe besonders verschieden. Die vorstehende Art vom tropischen Westafrika wurde in Kew aus Samen gezogen, die Mr. Barter, der Botaniker und Pflanzensammler der Niger- Expedition eingesandt hatte. — Wurzelstock fasi kriechend, ausdauernd (?), viele schwarze Wurzeln treibend; Stamm bis 2 Fuss und darüber hoch, wie das Laub mit abstehenden, weissen Borstenhaaren bekleidet, Akantig; Blätter 3 — 4 Zoll lang, kurz ge- stielt, lanzettlich, 3 — 5 rippig; Blumen ein- zeln, endständig, hübsch dunkelrosenroth; Kelch kurz, kreiselförmig, mit höckerigen, keulenförmigen Warzen besetzt, die jede amı Gipfel einige lange, weiche Borstenhaare Ira- gen, wodurch der Kelch einer kleinen Mammil- laria nicht unähnlich wird, Kelchzipfel aus- gebreilet, ebenfalls in solche langborslige War- zen endigend,, die Scheibe des Fruchtknotens Skantig-kegelförmig,, mit kürzeren Borsten auf den Kanten und längeren oben um den Grif- rg spätester: 173 fel. Staubfäden 10, abwechselnd gross und klein, die grossen, mit einem sehr langen, ge- krümmten Connectiv, das den grossen sichel- förmigen, purpurnen Staubbeutel trägt, der den Pollen durch eine Oeffnung an der Spitze ent- leert, die kleinen mit sehr kurzen Üonnecti- Eine hübsche Art, die aber nur ge- fallen wird, wenn sie sich als reichblumig und leicht eultivirbar bewährt, da bereits viele ähnliche Melastomeen in Cultur sich befinden, und viele andere kaum eingeführt, wieder vernachlässigt wurden , als nicht hinreichend lohnend. (Taf. 5149.) 14) Cattleya Schilleriana Achb. fil. var. concolor. Eine herrliche Abart von Dr. Rei- chenbach’s €. Schilleriana , die eine weisse, purpur geaderte Lippe hat, während bei die- ser Abart die Lippe von derselben Dunkel- purpurfarbe ist, wie die Blumenblätter, nur der VEN. —— gefranste Lippensaum ist schmal weiss geran- de. Wurde durch die Herren Backhouse und Sohn in York direct von Brasilien importirt. Scheinknollen verlängert ?blättrig, Blätter un- gleich gross , elliptisch, diekfleischig , dunkel- grün, auf beiden Seiten schwarzpurpur ge- fleckt und marmorirt; Blütne einzeln , gross, dunkelpurpurroth; Petalen wellenrandig , wie die Sepalen ungefleckt, länglich - lanzetllich ; der mitllere Lappen der Lippe sehr gross, flach ausgebreitet, nierenförmig; Säule ziem- lich kurz, fast weiss, mit Purpur bemalt. (Taf. 5150.) (E. O0) Il. Notizen. 1)Begonia Rex als Zimmer- pfianze. Die schönste aller bis jetzt bekann- ten Begonien bewährt sich vortrefllich als Zimmerpflanze und hält sich darin besser als in einem feuchten Warmhaus von nur 8-10 Grad, wo die Pflanze unter den Fenstern im Winter durch Tropfenfall und später durch Sonne leidet, Man ziehe zu diesem Zwecke grosse Exemplare an, welche einen ganzen Blumentisch oder ein ähnliches Gestelle ganz ausfüllen. Hierzu nimmt man flache Töpfe, diese viel als möglich von den Blättern verdeckt werden. Es ist eigenthüm- lich, dass sich das Silberweiss der Blätter und das Grün ändert, je nachdem die Pflanze in reiner Haideerde oder in düngerreicher Erde steht. (J.) 2) vergangenen damit so Preisgraben. Im 174 Sommer veranstaltete der landwirthschaftliche Verein des Rheinlandes in Roisdorf bei Bonn ein Preisgraben (Preisstechen genannt), um über die Arbeit des Spatens ein Urtheil zu be- kommen. Dies ist, so viel uns bekannt, die erste derartige Wettarbeit *), verdient aber Nachahmung, da dieArbeit des Grabens gros- sentheils noch sehr schlecht ausgeführt wird und jeder Gärtner, dem an einer guten Bo- denbearbeitung gelegen ist, sich meist erst die Arbeiter anlernen muss. Das Graben wurde mit dem in der dortigen Gegend gebräuchli- chen, guten Spaten (Grabscheit) verrichtet. Das Land wurde so bearbeitet, wie es zum Auspflanzen der Feldgemüse sein muss und ohne Anwendung eines andern Werkzeuges glatt gelegt. Als Preise wurden gule Hand- geräthe, als Spaten, Schaufeln, Aexte, Hauen, „Im Werth von 1? Thaler gegeben. Diejeni- gen. welche keinen Preis erhielten, bekamen für die geleistete Arbeit , Thaler Vergütung, eine Einrichtung, welche sehr zu empfehlen ist, indem sonst solche Preisvertheilungen mehr Schaden als Nutzen stiften , weil die Unzufrie- denen , welche doch nach besten Kräften ge- arbeitet haben, in Feinde der guten Sache verwandelt werden. Als Merkwürdigkeit be- merkte man beim Preisgraben einen Einarmi- gen. (J.) 3) Ueber die Erwärmung des Bodensauf hohen @ebirgen, wo die Alpenpflanzen ihre Heimath haben , gibt Herr Professor Martins in einem Briefe an das In- stitut von Frankreich folgende Beobachtun- gen, die zum Verständniss der Wachsthums- verhältnisse dieser interessanten Pflanzen bei- tragen und daher auch für die Cultur dersel- ben willkommene Aufschlüsse geben. — „Die Tbeorie lehrt und die Erfahrung beweist, dass die Atmosphäre einen be- trächtlichen Theil der Sonnenwärme absor- birt; M. Pouillet schätzt diesen Theil auf ?% der ganzen Wärme, die die Erde in einem gegebenen Augenblick von der Sonne em- *) Der Gartenbauverein Flora hat solche jährlich von den Gartenlehrlingen in Frank- furt a/M. vornehmen lassen. (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Sehweiz. pfängt. Der Wärmestrahl, der auf einen hohen- Berg fällt, muss, weil er eine weniger dicke Schicht der Atmosphäre zu durchdringen hat, als der, der bis zur Ebene oder zum Meeres- spiegel vordringt, auch dem Berggipfel viel mehr Wärme mittheilen , als der andere, der die Ebene trifft; aber die verdünnte Luft, die alle höheren Berge umgibt, erwärmt sich we- niger, als die dichtere Luft der Ebene: es muss daraus erfolgen , dass auf hohen Bergen die Oberfläche und die obere Erdschicht des Bodens sich mehr erwärmt als die Luft, während das Gegentheil stattfinden wird in Ebenen, die nur wenig erhaben sind über der Meeresfläche. — Das bestätigt sich auch voll- ständig durch wiederholte Beobachtungen, die ich und andere auf dem Gipfel des Faulhorn machten, verglichen mit den correspondiren- den Beobachtungen des Herrn Quetelet in Brüssel und den Beobachtungen, die im Jahre 1839 auf der Insel Spitzbergen gemacht wurden. — Diese verhältnissmässig so bedeutende Er- wärmung des Bodens übt einen so gewalli- gen Einfluss aus auf die physische Geogra- phie der hohen Alpen; sie rückt die Linie des ewigen Schnee’s höher hinauf, denn die Bo- denwärme befördert in jenen Regionen be- sonders die Schneeschmelze. Alle Reisenden, die hohe Gebirge besucht haben, wissen, dass auf den Alpen der Schnee von unten schmilzt durch die Bodenwärme; ofl, wenn man den Rand eines Schneefeldes betritt, bricht der Schnee ein, da er nur eine hohle Wölbung bildet, der darunter liegende Schnee ist längst geschmolzen und verschwunden ; oft sieht man unter diesen Eiswölbungen mit Verwunderung die niedlichen Blüthen der Sol- danella alpina L. und S. Clusii Thom., und die Blattrosetten des Alpen-Löwenzahns; das frühere Schmelzen der untersten, dem Boden aufliegenden Sehneeschichten veranlasst auch das Rutschen ganzer Schneefelder, die auf grasigen Abhängen gelagert, im Frühjahr sich thalwärts in Bewegung setzen; endlich er- klärt uns auch diese Erwärmung des Bodens die Menge verschiedener Pflanzenarten und die grosse Zahl der Individuen , denen wir noch bis zur Gränze des ewigen Schnees be- gegnen; so fand ich auf dem höchsten Gipfel IN. ‚Notizen. « des Faulhorn , der eine Fläche von etwa Aa Hectaren und eine Höhe von 2683 Meler hat, noch 131 phanerogame Pflanzenarten, auf den Grands-Mulels , jenen Bergspitzen, die sich mitten aus den Gleischern des Montblanc bis zu 3050 Meter supramariner Höhe erheben, sammelte ich noch 19 Phanerogamen , aber auch während die Lufttemperatur im Schatten nur 9%,4 und in der Sonne nur 110,4 betrug, es war den 28. Juii 1846, — zeigte der schiefrige Boden der Felsen, auf dem diese Pflanzen wuchsen, eine Temperatur von 29% Cent.! Als Contrast will ich Spitzbergen eitiren; diese Inselgruppe, deren Ufer man ebenfalls als zur Gränze des ewigen Schnee’s hinaufrei- chend betrachten kann (wegen ihrer Lage im hohen Norden , wo die Schneegränze bis zur Ebene hinabsinkt), hat einen Flächenin- halt von nicht weniger als A4'J,° Breite und 12° Länge und besitzt doch nur 82 phanero- game Pflanzenarten. In den Alpen werden die Pflanzen mehr durch den Boden wie durch die Luft erwärmt ; - ein lebhaftes Licht begünstigt ihre Athmungs- processe und sobald die Temperatur am Tage unter den Gefrierpunkt sinkt, werden sie durch eine Schneedecke geschützt: denn selbst mit- ten im Sommer fällt dort Schnee, sowie das Wetter kalt wird: gleich empfindlich gegen Frost, wie gegen Hitze, können sie nur Tem- peraturen zwischen O0 und 15° ertragen, un- aufhörlich befeuchlet durch die Wolken oder durch das Schneewasser , erfordert ihre Cul- tur in der Ebene die grösste Sorgfalt, denn man muss die Alpenflanzen ebensowohl gegen die Kälte des Winters als gegen die Hitze des Sommers zu schützen suchen , muss dem Boden einen gewissen Grad von Feuchtigkeit zu erhalten suchen, ohne sie dem Einflusse des Lichtes zu entziehen. — Auf Spitzbergen im Gegentheil, trotz der beständigen Tages- belle während des Sommers, ist der Pflan- zenwuchs dürftig, wei} die Sonnenstrahlen des grössten Theils ihrer Wärme beraubt, durch die grosse Dicke der atmosphärischen Schicht und der beständigen Nebel, die sie durch- dringen müssen, nicht mehr die Kraft besitzen, diese eisige Erde hinreichend zu beleuchten und zu erwärmen. -- (Nach Belgique hort, — E,O.) 175 3) Origanum Sipyleumals Frei- landpflanze. — Ein Correspondent der Belgique horticole theilt mit, dass er diese, von uns im Jahrg. 1858, pag. 268 der Gartenflora abgebildeten Pflanze seit zwei Jah- ren als Freilandpflanze behandle und dass sie in dem Garten eines Freundes von ihm im holländischen Limburg ohne allen Schutz aus- gehalten hat. — Sie gewinnt dadurch natür- lich um so mehr Werth und dürfte ihres nie- deren Wuchses wegen den Alpenpflanzen beigeselll und in mehr sonniger Lage eine allerliebste Zierde der Steinparthien werden. Vermehrung leicht durch Stecklinge durch Theilung. (Belgique horticole — E. O.) 4) Zur Geschichte der Hybriden im Pflanzenreich, besonders über die Frage, was aus der Nachkommenschaft frucht- barer Bastarde wird, ob dieselbe, aus der Selbstbefruchtiung des Bastardes hervorgegangen, die Eigenschaften des Bastardes genau beibehält oder ob sie, sei es schon in den ersten folgenden Generalionen wieder zuden Stammfor- men zurückkehrt, geben die von Dr Naudin im Pariser Jardin des plantes mit vie- ler Gründlichkeit und Genauigkeit angestellten Versuche zur Lösung dieser Frage interessante Beiträge. Aus seinen Mittheilungen geben wir im Auszuge die Hauptresultate:: „Bine Primel, die mir bybriden Ursprungs schien, erhielt der @arten im Jahre 1853 durch Herrn Weddell; sie trug einige Samen, die ausgesäet , sieben Pflanzen ergaben, die noch heute existiren. Diese sieben Pflanzen blüh- ten im Frühjahr 1855, aber obgleich von derselben Mutter , glichen sie einander durch- aus nicht. eine einzige hatte die Tracht und Färbung der Mutter geerbt und alle ihre Blü- then waren unfruchtbar; von den sechs ande- ren boten drei die Charaktere der Primula officinalis und die drei anderen, die der Pr. acaulis var. purpurea. Da die Mutterpflanze allein im Topf und weit entfernt von anderen Primeln gezogen worden, kann wohl keine Rede sein von einer zufälligen Be- fruchtung durch die beiden Arten, zu wel- chen die Nachkommenschaft zurückkehrte, nein, die Mutterpflanze selber war ein Ba- oder 176 stard zwischen Pr, offinalis und Pr. acau- lis, und dieser Bastard, mit sich selber be- fruchtet, kehrte schon in der zweilen @enera- tion theils zu der mütterlichen,, theils zur vä- terlichen Stammart zurück. Im gleichen Jahre (1855) beobachtete ich 120 Exemplare von Hybriden Datura, nämlich96 Säm- linge aus der Befruchtung der D. Tatula mitD. Stramonium und 24 Sämlinge von D. Stramo- nium mit D. Tatula befruchtet. Diese 120 Pflanzen in 2 Parthien auf der gleichen Rabatte eultivirt, waren sich untereinander vollkommen ähnlich und deutlich intermediär zwischen den älterli- chen Pflanzen, obwohl vielleicht mehr zu D. Tatula hinneigend. Ihr hybrider Ursprung ver- rieth sich auch durch ein Merkmal, das man oft an Bastarden beobachtet hat, nämlich die ungewöhnlich starke Entwicklung der vegeta- tiven Organe, ihr Wuchs war höher und kräf- tiger, ihre Blätter hatien die doppelte Grösse, wie die der älterlichen Pflanzen. Eine andere nicht minder frappante Eigenthümlichkeit war, dass sie weit später Blumen entwickelten und zwar erst aus den letzten Gabeltheilungen der Zweige, während bekanntlich D. Tatula so- wohl als D. Strramonium schon früh, auch schon in den ersten Gabeltheilungen Blüthen bervorbringen. Alle diese Hybriden fruchtbar im Pollen, etliche zwanzig Pflanzen, die im folgenden Jahre aus ihren Samen er- zogen, gingen sammt und sonders zu D. Ta- tula zurück, mit der sie wieder die gleiche Höhe, die violetten Blumen und den frühen Blüthen- und Fruchtansatz zeigten, also haben waren wir hier wiederum Kinder wahrer Bastarde, die ebenfalls schon in zweiter Generation zu der älterlichen Arten Hierbei ist das absolute Uebergewicht der D. Tatula gegenüber der D. Stramonium in der Umwandlung ihrer Hybriden bemer- kenswerth: sehen in der That in ihrer nächsten Nachkommenschaft, und zwar gleich- gilig. welche von beiden Arten Vater, wel- che Mutter war, die Merkmale der D. Stra- monium bis auf die leizten Spuren drängt. — Ein noch frappanteres Beispiel die- ses Uebergewichtes einer Art über die andere liefert folgender , ebenfalls von mir gemachter Versuch. — Anfangs September 1854 schnitt ich an 10 Blüthen von Datura Stra- zurückkehren. einer wir VET- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. monium, die zwei verschiedenen, weil von’ einander entfernten Pflanzen angehörten, die Staubbeutel aus und zwar noch an den un- geöffneten Blüthen, bevor der Pollen ausge- treten war. Sobald die Narben reif waren, wurden sie mit dem Pollen der D. cerato- ceaula bestäubt, eine Art, die wahrscheinlich von allen Arten der ganzen Gatlung die wenig- ste Verwandtschaft mit D. Stramonium zeigt. Alle 10 so befruchteten Blumen setzten an, die Früchte wuchsen aber weit langsamer als die durch eigenen Pollen befruchteten und erreichten auch kaum die Hälfte der normalen Grösse, hatten überhaupt ein verkümmertes Aussehen. In diesen 10 Früchlen war die Entwicklung der Samen sehr ungleich gewe- sen, die grössere Hälfte der Eier hatte sich gar nicht entwickelt, die andere Hälfte, in je- der Kapsel in verschiedener Anzahl je nach der Grösse derselben , war zu äusserlich nor- mal geformten und gereiften Samen entwickelt, jedoch waren sie um die Hälfte oder gar um ?/s kleiner geblieben, als die gewöhlichen Sa- men won D. Stramonium, und enthielten keinen Embryo; bei näherer Untersuchung schienen aber einzelne ganz vollkommene $a- men darunter zu sein, und die Analyse eini- ger vollkommeneren Samen zeigte auch wirklich das Vorhandensein eines Em- bryo. Im Ganzen erhielt ich etwa 60 Samen, die im April des folgenden Jahres ausgesäet wurden ;, nur drei keimten, eine der drei Säm- linge ging wieder zurück, die beiden anderen wurden in’s freie Land gepflanzt neben eini- gen D. Stramonium reiner Race, die zur Vergleichung dienen sollten, und allen wurde die gleiche Cultur zu Theil. Die beiden Ba- starde wuchsen kräftig, durch ihren aufgerich- teten, dichotomisch verzweigten Stengel, durch ihr Laub und später durch ihre Blumen und Früchte unterschieden sie sich in Nichts von den neben ihnen stehenden äch- ten D. Stramonium, und keineSpur irgend einer Abweichung verrieih den Antheil, den die D. ceratocaula an ihrer Entstehung ge- habt halte, aber wenn ihnen der Hauptcharak- ter der ächten Bastarde, eine Mischung der Charaktere der beiden Aeltern in Blatt und Blüthenformen zu bieten, auch gänzlich ab- ging, so besassen sie doch in hohem Grade dieser II. Notizen. den Nebencharakter, den ich schon vorhin bei den Bastarden von D.Stramonium nnd Tatula hervorhob, einen weit höheren Wuchs und grössere Schwierigkeit, Blülhen zu bringen. Sie wurden um ein gutes Drittel _ höher als die benachbarten ächten D.Stram o- nium und blühten erst in den Gabeltheilun- gen des 5. und 6. Grades. Manche Blumen verkümmerten auch, aber die, welche zur Blüthe kamen, setzten an und trugen vollkom- men ausgebildete Früchte und Samen von normaler Grösse. Ueber 100 Sämlinge aus dem von diesen beiden Exemplaren gewon- nenen Samen erzogen, hatten wieder ganz die Tracht der ächten D. Stramonium ange- nommen und die Eigenthümlichkeit des höhe- ren Wuchses und der spärlicheren Blüthen- entwicklung damit ganz wieder verloren, Wir übergehen hier, was Dr. Naudin zu näherer Begründung der Genauigkeil und Zu- verlässigkeit seiner Experimente anführt, und kommen sogleich zu dem Schluss, den er aus dem Vorhergehenden gewonnen hat. — Es kann Bastarde geben, so schliesst er, die, wie im vorliegendenFall schon in der ersten Generation nur die Cha- raktere der einen Art reprodueiren, während die zweite ganz verdrängt erscheint, sei es wegen ihrer geringen Verwandischaft, sei es aus anderen Gründen. Es können also bei den Kreuzbefruchtungen Arten vorkom- men, die gleichsam energischer sind als an- dere, mit denen sie befruchtet werden, die ihren überwiegenden Einfluss bis zur gänzli- chen Verdrängung des Antheils der anderen Art meist erst in den folgenden Generalionen, aber in einzelnen Fällen schon in der ersien Generation geltend machen *). — (Nach Belgique horticole. — E. 0.) Der überneigende Einfluss einzelner Arten über andere ist schon durch Gärtner ausführ- lich nachgewiesen worden und wird durch diese Versuche von Neuem bestätigt. Das Uebergehen aus Samen des fruchtbaren Ba- stards der älterlichen Pflanzen im zweiten Gliede ward auch schon vonmir beob- achtet, aber es waren dann immer nur ein- zelne Exemplare, die dieses zeigten, während zu einer 177 5)Die Hochebene Curitiba in der Provinz Parana im südlichen Brasi- In der Hamburger Gartenzeitung theilt Herr Wallis einen einlässlichen Bericht über den Besuch dieser interessanten Gegend mit, Es ist dies ein ausgedehnies Hochland , auf welchem die Brasilianische Tanne (Araucaria brasiliensis) wächst und stellenweise zu gros- sen Waldungen zusammentrilt. Zu colossalen Bäumen mit kerzengeraden Stämmen aufgeschossen, dominirt dieser Baum dort überall. Den Boden decken niedrigere Sträucher und Kräuter , die theils an die.der Gebirge Europa’s, theils an Pflanzenformen Australien’s erinnern und zwar sind,es gros- sentheils Oompositen,, Myrtaceen, Melastoma- ceen, Rubiaceen etc., zwischen denen sich einzelne 15 — 20 Fuss hohe Podocarpus_ er- heben. Noch auffallender tritt der Unterschied von dem Tiefland Brasilien’s in den Culturgewäch- sen hervor. Da umgeben das Haus der Land- leute nicht mehr Bananen, Kaffeestauden, Zuckerrohr und Baumwollenpflanzen , sondern es sind an deren Stellen die Gemüse - und Culturpflanzen Europa’s getreten und weite Kornfelder mahnen den Europäer an die ferne Heimath. Die Kohle, Erbsen, Rüben, Gurken gedeihen ebenso gut als Aepfel, Birnen, Stein- obst, Wallnüsse und die Rebe, obgleich der lien. ‚Boden ziemlich mager und mindestens alle 3 Jahre einer kräfligen Düngung bedarf. Die Araucaria, welche, wie schon bemerkt, als höchster Baum auf der ganzen weiten Hochebene wächst und alle anderen , Bäum«: hoch überragt, besitzt in der Jugend ein py- ramidales Wachsthum, bald sterben aber die unteren Aeste ab und dann trägt der Baum oben eine flache Krone, die um so flacher er- scheint, je älter der Baum ist. Unterhalb der Krone vernarben die Stellen, wo die Aeste geslanden, so dass man auch keine Spur von Narben an alten Bäumen erkennt. Die Wur- andere noch mehr oder weniger Aehnlichkeit mit dem Bastard zeigten. Sollte hier nicht vielleicht eine zufällige Befruchtung des Ba- stards mit der älterlichen Pflanze mitgewirkt haben ? (E. R.) 178 zelh breiten sich ziemlich fläch ats und das Verpflanzen erträgi der Baum nur, so länge er nicht höher als 2 — 3 Füss, was einem Alter von 2? — 3 Jahren entspricht, jedoch wird bis jetzt derselbe nur hier und da in der‘ Nähe von Wohnungen ängepflanzt. Seine mächligen Stämme gebraucht man vornehm- lich zu Bauholz, zu welchem Zwecke einzelne Schneidemühlen angelegt sind. Die Nüsse der mächtigen Zapfen werden in Asche gebraten, als Speise sehr geliebt. Mehr nach Westen zu tritt nur eine Palme, die Cocos flexuosa zerstreut auf, Araucarien- Haitie wechseln mit dichten Gebüschen von Bambusa Tagoara ab, und dusserdem erinnern Bromeliäteen, Lantanen, Franeisceen, Tillaud- sien etc. an den subtropischen Charakter. Da- gegen fehlt das Gewirr der Schlingpflänzen fast gänzlich. Wohl klettert das Philodendron Imbe An den Bäumen hinauf, sendet aber nicht wie im Tiefland von den höchsten Wipfeln der Bäume die tauarfigen Luftwurzeln herab und Bißnoniäceen und andere Schling- pflanzen treten nur vereinzelt auf. In der Nähe des Dorfes Quintaqueira beginnt die Cultur der Mäte oder des Paraguay- Thees (llex päraguensis), dessen Laub als Thee in Brasilien vielfach an der Stelle von Kaffee ünd gewöhnlichem Thee genossen wird. Män zieht die Bäume hochstämmig und nimmt denselben alle 2 — 3 Jahre die Blät- ter, indem man die Zweige auf 1'/,—?2 Fuss Länge abbricht. Die Bäume erhalten dadurch eine schöne dichte Krone und gleichen von Weilem Orangen-Bäumen mit pyramidal-zuge- stutzter Krone. Die gebrochenen Zweige bih- det man in Bündel, hängt sie unter einen Schuppen an Latten zum Trocknen auf und unterhält dabei gemeiniglich 24 Stunden lang ein Feuer, um das Trocknen zu beschleunigen. Vollständig gelrocknet kommt däds Laub dann auf Mühlen, wo es zu Pülver zermahlen und dann zur Versendung verpäckt wird. Man trinkt diesen Thee, der als wohlthuend für die Brust empfohlen wird, dabei aber in vielen Häusern an Stelle von Kaffee und gewöhnli- chem Thee genossen wird, mittelst eines klei- nen Rohres , an dessen Ende sich ein dünn geflöchtenes Kölbchen befindet. — Nachdem die erste Ueberraschung bei Be- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. tretung dieser Hochebehe vorüber ist, Bietet die ganze Scenerie derselben eigentlich nur ein sehr einförmiges Bild. Das Gras vom Feuer oder der Sonne verbrannt, soweit das Auge schweift wenig Bäume und Sträucher; wenig Dörfer ünd Wohnstätten und selbst die starren Massen der Araucarien ungeeiguet, üm Leben in die Gegend zu bringen. So reist man wochenlang ohne auffallende Abwechs- lung und nur der Botaniker betrachtet die nicht uninteressante Vegetation mit Interesse. — (Die ausführlichere Schilderung Sepiemberheft 1559 der Hambur- ger Gartenzeitung.) 6) Pelargonien aus Wurzelslöcken zu vermehren. Stärkere Wurzeln wer- den in kurze Stücke geschnitten und dann so in einen Topf gelegt, dass sie ge:ade mit Erde bedeckt sind. Macht man während des Som- mers diese Operation, so werden sie in weni- gen Wochen äustreiben. Im Herbste gelegte trei- ben erst im nächsten Frühlinge. (Gard. Ohroniele.) 7) Rosa Isabella Gray. Diese schöne gelbe Rose ist nebst der Cloth of Gold Rose der häufig wiederholte Gegenstand der Be- sprechung von Gärdener’s Chroniele Ein Correspondent theilt mit, dass er sie in fol- gender Weise zur Blüthe gebracht habe. Im Juni 1857 erhielt er einige Pflanzen von R. Isabella Gray aus dem Garten des Herrn Hen- derson. Er veredelie davon aul die Manetti- Rose und auf die gemeine Haag-Rose.. Von der ersteren slani eihe in einem 1?2zölligen Topfe. Diese bildete im letzten Herbste 5—6 Fuss lange Schosse, jedoch ohne Blumen- knospen zu zeigen. Hierauf wurden von den Schossen die Spitzen ausgekneipt, worauf sich viele Seitentriebe bildefen, die alle auf ihrer Spitze Blüthenknospen brachten, die sich aber wegen der‘ späten Jahreszeit nicht mehr recht entwickeln konnten. Zeilig im Frühlinge würden diese Seitentriebe bis auf den Haupttrieb zurückgeschnitien und auch die anderen Triebe auf 6 — 8 Augen ge. kürzt. Im Februar begann die Pflanze kräfti- ger zu wachsen und brachte schon im März 20 vollkommene Blumen. (Gard. Chron.) 8) Gutta Percha ausSurinam. Man hat den Versuch gemacht, den Gutta-Percha- grösslen IV. Literatur. Baum (Isonandra Gutta) nach Holländisch Guiana einzuführen. Zugleich ist aber die Entdeckung gemacht worden, dass dort eine Sapota wächst, welche Sapota Mülleri von Blume genannt worden ist, die einen ganz "ähnlichen Gummi durchErhärtung ihres Milch- saftes liefert. als der Gutlapercha-Baum. Diese Surinamische Guttapercha ist schon in Holland 179 eingeführt worden und soll in Amsterdam gleiche Preise mit der Ostindischen behauptet haben. Lucuma mammosa Gärt,, Dipholis salicifolia A. D. C. und Bumielia nigra $w. werden als Pflanzen betrachtet, die wahr- scheinlich ein ähnliches Product liefern dürf- ten. (Gard. Chron.) IV. 1} Lehrbuch der schönen Garten- kunst etc. Von G. Meyer. Zweite Lie- ferung. Anknüpfend an unsere Besprechung dieses neuen Werks im März-Hefte wollen wir kurz über die Fortsetzung berichten, eine einge- hende Beurtheilung und belehrende Kritik uns am Schlusse des Werkes vorbehaltend. Un- sere bedeutenden Erwartungen von diesem Buche haben uns nicht getäuscht. Auch die Fortsetzung, welche nun in das eigentliche Gartenwesen übergegangen, während die erste Lieferung nur Kunsigeschichtliches und Allge- meines enthielt, zeigt, dass wir es mit einem Werke von grosser Bedeutung zu thun haben, welches das vellständigste unter allen, welche wir haben, zu werden verspricht, und auf der Höhe der Bildung unserer Zeit steht. Das vorliegende Heft enthält wieder 6 Tafeln Ab- bildungen und 3!/, Bogen Text, mit 22 in den Text gedruckten Holzschnitten. Von letzteren erklärt Fig. 7 Gruppenstellungen, die übrigen sind sämmtlich symmetrische Anordnungen aus der Umgebung des Wohnhauses und für Blumengärten mit Rücksicht auf die Bauart des Hauptgebäudes dargestellt, und gehören zu einem Kapitel, welches wir noch nie so verständig und vorurtheilsfrei besprechen hör- ten. Der Verfasser lässt auch der symmetri- schen Anordnung ihre wohlberechtigte Stel- lung in unsern heutigen Gärten. Die lithogra- phirten Tafeln sind wieder meisterhaft und stellen die Villa Albani und Villa d’Este in Rom, den Haupttheil der Gärten von Versail- les, französische Parterre- und Schmuckstücke aus der Blüthezeit dieses Styls, ein Holländi- Literatur. sches Gartenstück und einen Chinesischen Garten dar. Sie gehören also sämmtlich noch zur Erläuterung der geschichtlichen Einleitung als Beispiele des Styls. Der Text enthält von der zweiten Abtheilung: „Die Grundsätze der neuern Gartenkunst und Anleitung zur Aus- übung derselben,“ den ersten und zweiten Abschnitt nämlich: ‚Allgemeine Grundsätze für die Anordnung: ‘* a) im Grossen und Ganzen; b) Anordnung ünregelmässiger Parthien von einem Hauptpunkte aus. e) Anordnung regelmässiger Parthien und Gebäude. Zweitens: Anordnnng der einzelnen we- sentlichen Bestandtheile eines verschönerten Landsitzes; Lage des Wohngebäudes, über den „Pleasureground ‚‘ Blumengarten, Rosarıum, Wintergärten, Küchen- Obstgarten, Park, Wild- gehege, Fasanerie und freie Anlagen. Nach seinem Eingang über den Charak- ter der Gärten und Scenen, worin sich der Verfasser von den aus Hirschfeld und dem vorigen Jahrhundert stammenden, von Buch zu Buch fortgeerbten und niemals recht versiandenen Ideen ziemlich glücklich frei gemacht, leider aber auf der andern Seite durch Annahme der in den meisten allgemein - ästhetischen Werken von Kant bis Vischer undFischer etc. gebräuchlichen philosophischen Sprache Manchen nicht recht klar werden wird, geht er auf die allgemeinen Formen und Vertheilung der Massen über. Nach un- serer Ansicht ist dieses nie mit so klaren Worten, so allgemein verständlich geschehen. Besonders treffend finden wir hervorgehoben, 180 dass das Wasser als Hauptformer des Bodens zugleich die Vegetationsvertheilung in der Hauptsache bestimmt hat. Wenn es nun auch nicht ganz genau so ist, wie der Verf. meint, indem die Grenzen von Wald und Grasboden seit Jahrtausenden von den menschlichen Ein- griffen ziemlich, willkürlich verrückt worden sind, so sind doch die daraus gezogenen Re- geln richtig, praktisch und höchst verständ- lich. Es ist Schade, dass die Pläne , welche diese Gruppirung im Grossen veranschaulichen sollen, in diesem Hefte nicht enthalten sind. Wir hätten lieber die geschichtlichen Gärten am Ende des Werkes gesehen. Dies verhin- dert die Benutzung jedoch nur so lange, als das Werk noch unvollständig ist, was, nach dem raschen Erscheinen der zweiten Lieferung zu urtheilen, nicht lange, vielleicht schon, wenn diese Zeilen gelesen werden, nicht mehr der Fall sein wird. Auffallend ist uns am Schlusse dieses höchst belehrenden Kapitels der besonders hervorgehobene auch schon von R. Siebeck gehörte Ausspruch gewesen, dass der Garten- künstler zugleich Maler sein und die Fähigkeit besitzen müsse, mitLeichligkeit eine bestimmte Parthie oder Gegend nach der Natur zu skiz- ziren, und für die Verbesserung einer Scene eine Zeichnung in Farben oder Blei zu ent- werfen. Der Verf. nennt den Zweifel an diese Nothwendigkeit „einen Beweis von geringer Einsicht in das Wesen der höhern Garten- kunst“. Ref. würde dies für jetzt unbeachtet lassen, da er nicht Lust und die Verpflichtung hat, Allem zu widersprechen, worin er ande- rer Meinung ist, wenn er nicht selbst einer von den Zweiflern wäre und dieses wieder- | holt (besonders in „Verwendung der Pflanzen in der Gartenkunst,‘‘ [Gotha 1858], und in der Gartenflora von 1853, S. 302) öffentlich ausgesprochen hätte, daher indirect gemeint ist. sein Zeichnentalent beneiden und allen jungen Männern rathen , diese nützliche Kunst ernst- lich zu betreiben, und obgleich wir selbst zur Noth das verstehen , was der Verf. verlangt und gelegentlich geübt haben, so müssen wir doch bei unserer Meinung verharren, dass der Landschaftsgärtner zwar dieselben Natur- studien wie der Landschaftsmaler machen, So sehr wir nun aber Herın Meyer um m SzE»HEETEESESEESES DEE BEE GE Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. keineswegs. aber eine solche technische Fer- tigkeit haben müsse, obschon sie sehr wün- schenswerth ist und manches erleichtert, be- sonders auch bei Personen, welche einen Gar- ten anlegen lassen, aber noch gar keinen Be- griff davon haben. Der Gartenkünstler kann nie wirklich nachahmen, also nützt ihm auch ein Malerstudium auf Papier nur in sofern, als er bemerkt, aus welchen Holzarten etwa eine besonders schöne Gruppe besteht, und auch bei genauester Copie und Anpflanzung dieser wird dennoch meist ein ganz unähnliches Bild entstehen. Zeichnet der Gartenkünstler aber eine zu verändernde Gartenscene im Voraus, liegt darin eigentlich eine Unwahrheit, weil er darstell, was er nicht weiss. Doch sind solche Ansichten, wie gesagt, den Gar- besitzern gegenüber sehr nützlich und über- dies belehrend. Es haben verschiedene Gar- tenkünstler gelebt. welehe auch ohne die ge- forderte Malerfertigkeit mehr als Mittelmässiges schufen , und mögen wohl auch deren noch so vorhanden sein. Genaue Kenntniss der Bäume, ein gutes Auge mit richtigem Blick und eine lebhafte Phantasie thun, d. h. bei Erfah- rung und malerischer Bildung denn doch mehr Zeichnen. diese Auslassung Nie- manden vom eifrigen Zeichnen abhalten, möge sie aber auch die blossen Zeichner von ihrer irrigen Einbildung befreien, sie seien da- mit ferig. Doch genug davon! Der Verfas- ser meint es gut und gibt unsin seinem schö- nen Buche den Beweis, wie nützlich Zeich- Wir müssen schliesslich hier noch einmal aus persönlichen Rücksichten et- was Anderes aufgreifen. In der Anmerkung S. 118 zu Anfang des Il. Abschniits wird das Wort „Blumenpark‘‘ verworfen, weil der Verf. in keinem englischen Gartenwerke eine eni- sprechende Bezeichnung gefunden habe. In England haben sie ihren „Pleasureground,‘‘ der ausdrückt, was unser „Blumenpark bezeich- nen soll, weil dieses englische Wort nicht ei- gentlich übersetzbar ist. Es sagl, dass ‚deut- sche Schriftsteller“ den Ausdruck vorgeschla- gen hätten, u. s. w. Dieses war kein Ande- rer als Schreiber dieser Zeilen und nur er kann darunter gemeint sein, wenn auch der Verfas- ser nicht an einen bestimmten Namen gedacht haben sollte. Da wir nicht in England leben, als Möge nenferligkeit ist. - / Golygenum CS date | * NE Z nr? IV. Literatur, und unsere Gärten sich längst von dort eman- eipirt haben, wenn sie auch einst unsere, Mu- ster waren und in vielerHinsicht noch bleiben werden, so geht es uns nichts an., wie die Engländer ihre Gartenräume benennen. Ge- nug, diese Art Gärten, welche alles vereini- gen, was zum Landschafisgarten gehört, da- bei aber auch zum grossen Theil mit Blumen verziert sind, sind vorhanden, Deuischland sogar überwiegend, in allen Vorstadigärten und auf kleinen Land- gütern, und man wird uns nicht zumuthen können, einen solchen, mit Blumen ge- schmückten Park mit dem für uns ab- scheulichen Worte Pleschergraund (so ungefähr wird Pleasureground ausgesprochen), zu benennen oder ein ungebräuchliches, nicht bezeichnendes Uebersetzungswort zu gebrau- chen, etwa „Schmuckraum‘' oder „Lustgebiet,‘ wo der ganze Garten ein Park mit Blumen ist. Bezeichnete nicht das Wort „Englischer Garten‘ im Allgemeinen einen Park oder Landschaftsgarten, so würden wir gern dieses Wort für unsern „Blumenpark‘‘ annehmen- Das Beispiel des „Englischen Gartens‘ in Mün- chen aber, welcher nach dem Verf. weder Park, noch Garten, noch Lusigarten sein soll, ist sehr übel gewählt, denn dieser „Englische Garlen‘‘ war wenigstens lrüher ein Park oder Landschaftsgarten im reinsten Styl, wie es wenig andere gibt, und ganz ohne Blumen- schmuck. (J.) in 2) Die Gartenbohnen. Ihre Verbreitung, Cultur und Benutzung. Von Georg von Martens. Mit 12 Tafeln in Farbendruck. Siuitgart, Verlag von Ebner und Seubert 1860. (2 Rihlr. 23 Sgr.) Eine Monographie der Gartenbohnen zu schreiben, halten wir für eine Arbeit, die mehr Mühe , Sorgfalt und Geduld beansprucht , als die Sache werth ist, weil eine so zu Spiel- arten und Mischlingen geneigte Pflanze, wie die Gartenbohne, nicht lange bei dem gegen- wärtigen Stande der Dinge bleiben wird, und es nulzlos erscheint, Spielarten (Sorten) zu be- schreiben und abzubilden, die in wenigen Jah- ren wieder verschwunden sein werden. In- dessen bewundern wir die Vortrefllichkeit die- V. 1860, 181 ser Monographie um so mehr, da es wohl Wenige geben möchte , welche sie in gleicher befriedigender Weise ausführen könnten. Der Titel des Buches ist eigentlich nicht richtig. Man könnte annehmen, dass Cultur, Benutzung und Verbreitung die Haupisache ausmachen, während doch die botanische Beschreibung den Kern des Buches bildet. Nach Abschnit- ten über Geschichte, Vaterland. Oultur - Ver- breitung, Anbau, Gebrauch, Krankheiten, Feinde, geht der Verfasser auf die botanische Beschreibung aller ilım bekannt gewordenen Bohnensorten über. Er hat die Bohnen aus allen Gegenden gesammelt und ist dabei von Botanikern, Gärtnern, Vereinen und den be- rühmtesten „‚Bohnisten“ des In- und Auslan- des unterstülzi worden. Herr von Martens stellt, mit Ausschluss von Phaseolus muliiflo- rus, der sogenannten Türkischen oder Feuer- bohne, 120 Unterarten, von letzterer noch 4 Unterarten auf, und gibt allen, welche noch keine lateinischen Namen hatten, solche, ein Beginnen, das uns sehr nutzlos erscheint, da die lateinische Bezeichnung nur zur Verstän- digung mit dem Auslande einen Zweck haben könnte, schwerlich aber oft benutzt werden wird. Der Botaniker kann sich über das Lati- nisiren und Ueberführen von Gartenerzeugnis- sen in die Botanik nicht freuen, der Gärtner und Gartenfreund wird sich darum wenig kümmern. Von allen Sorten sind die Samen in dreierlei Weise (breite Seite, schmale Seite und Durchschritt), von vielen die reifen Früchte in Hülsen sehr schön und gut vermit- telst Oel- Farbendruckes abgebildet. Die Be- schreibung ist so erschöpfend in jeder Be- ziehung, es sind so viele Thatsachen über Absiammung, Verbreitung, Culturversuche, Abweichungen in verschiedenen Gegenden ete. angegeben, dass man erstaunen muss, mit welcher Ausdauer der Herr Verf. sammelte und arbeitele. Haben wir unsnun auchim Allgemeinen dahin ausgesprochen, dass die Bohne eine so um- fassende sorglällige Arbeit eigentlich nicht werth ist, und fügen wir noch hinzu , dass eine weniger ausführlichere, umfangreichere Monographie erwünschter und nützlicher ge- wesen wäre, so können wir doch unser Ur- iheil nur dahin abgeben, dass dieses Buch die 15 182 einzige zuverlässige Quelle zum Studium der Bohnen ist, daher für alle, welche besonderes Interesse daran nehmen , höchst willkommen sein muss, und besonders Botanikern, Garten- bauvereinen und grossen Samenhändlern auf das Angelegentlichste empfohlen werden kann. Letztere könnten mit Hilfe dieses Buches ihre Sorten leicht ordnen, was durch ein ausführ- liches Register über alle Synonymen sehr be- quem gemacht worden ist. Sie würden dann ihre langnamigen „Riesenzuckerbrechstangen- bohnen, Blasenzuckerbrechstangenbohnen“ und andere Sorten einfach als „langhülsige Speck- bohne‘ aufführen können und am Druck der Verzeichnisse und Zeit sparen. Zur Benulzung dieses Buches fordert noch der Umstand auf, dass fast alle bedeutenderen Samenhandlun- gen , woher die Sorten bezogen wurden, ge- (J.) nannt werden. 3) Verhandlungen der Versamm- lung deutscher Wein- und Obst- producenten in Wiesbaden vom 4. bis 7. October 1858. Von Prof. Dr. F. 0. Me- dieus. Ausser der amtlichen Zusammenstellung und dem Bericht über die Ausstellung von Obst und Trauben enthält dieser umfangreiche Bericht eine Menge der schätzbarsten Mitthei- lungen über Obst- und Weinbau, besonders über den Schnitt der Reben, Düngung der Reben- und Obstpflanzungen ; über den Heu- oder Sauerwurm, eine kleine Raupe, welche zuweilen grosse Verwüstungen in den Wein- anlagen anrichten kann; über Behandlung der Obstsorteu ete. Sehr ausführlich sind die dem Obstbau schädlichen Insekten besprochen worden. Noch reicher ist die Ausbeute für den eigentlichen Pomologen zur Bereicherung der Obstkenntniss. (J.) 4) Bericht über die Verhandlungen der Section für Obst- und Gar- tenbau während des Jahres 1858 von Dr. K. Fickert in Breslau. Wie immer bringt uns der Bericht dieser Section des Schlesischen Vereins für vaterlän- dische Cultur ein reiches Material von darin niedergelegten Erfahrungen iıw ganzen Gebiete der Gärtnerei: Wir müssen uns begnügen, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. auf diese vortreffliche Broschüre aufmerksam zu machen, da der Inhalt so reich ist, dass nur eine ausführliche Aehrenlese nützlich sein könnte. Wie sehr man sich bemüht, diese Berichte immer belehrender zu machen, zeigt die Anwendung von Holzschnitten,, das Wur- zelvermögen pikirter und nicht pikirter Obst: . 5) Die Wunder der Vegetation, oder praktisch bewährte, auf mehr als hundert-. jährige Erfahrung basirte Mittel zur un- glaublichen Vermehrungskunst des Saatgetreides, der Bäume, Weinstöcke Blu- men und Pflanzen aller Art ohne die ge- wöhnliche Düngung, und somit Mittel zur unglaublich grossen und schnellen Ver- besserung aller Landgüter, Land und Gar- tenwirthschaften u. s. w. Mitgetheilt von Ernst Schrödter. Naumburg und Leip- zig bei Louis Garke 1858. Preis versiegelt 4 Thaler. sämlinge vorstellend. Wenn ein Buch versiegelt verschickt wird, so kann man fast sicher annehmen, dass es auf einen Betrug abgesehen ist, dass es weni- ger enthält, als man nach gewohnten Preisen für sein Geld verlangen kann. So auch hier: man erhält für 1 Thaler anstatt 15 — 30 Bo- gen, 77 Seiten kleines Duodezformat mit grossem Druck, einBüchelchen, das abgesehen vom Inhalt, höchstens Y% Rthlr. werth wäre. Es ist dies, so viel ich weiss, das erste‘ Bei- spiel, dass ein Buch für Gärtner und Garten- freunde versiegelt in die Welt geschickt wird, denn bis jetzt war es mit dieser Art von Be- irug meist auf die Landwirthe abgesehen. Darum sollte Jedermann, wo und so oft er nur immer Gelegenheit findet, sich bemühen, Unwissende über einen solchen Betrug aufzu- klären und die Verfertiger und Urheber an den Pranger stellen. Denn wenn auch‘ der Gebildete und Erfahrene sofort die Täuschung erkennt, so lassen sich Ungebildete , de- ren es ja unter den @ärtnern leider noch so viele gibt, um so leichter durch den Titel be- stechen und betrügeu. Wenn der Name des Verfassers nicht ein fingirter ist, so gehört eine Art von Muth und Gewohnheit, die wir nicht näher bezeichnen wollen, dazu, sich zu nennen, denn der Gedanke, dass es jetzt ir- IV. Literatur. gend einen Schriftsteller geben könne, welcher nieht von der Unwahrheit der meisten Mitthei- lungen überzeugt wäre, ist unmöglieh. Es scheint, als ob der Verfertiger dieses „un- glaublichen“ Büchelchens allen Unsinn aus aller und neuer Zeit, von Virgil an bis auf Ernst Schrödter zusammengetragen hälte. Einige Proben aus dem saubern Machweık | werden hinreichen, um eine solche Erwähnung zu rechtfertigen. „Vermehrungsmitltel. Das ganze Geheim- | niss der Vermehrung besteht in dem Gebrau- | che des Salzes u. s. w.‘‘ — „Wenn es ge-| schehen ist (d. h. wenn man die Geheimmittel | anwendet), so wirft man andere Erde wieder oben darauf, man ha' dann gleich das fol- | gende Jahr Früchte (von Obstbäumen und | Wein) und hat dann nicht nöthig, in 15 Jah- ren etwas daran arbeiten zu lassen oder zu düngen.‘“ — ‚‚Impfet an die Aeste frische | Wurzeln, verwahrt sie mit der vegetabilischen | Mumie *).‘‘ — ,,Die Citronen-Aeste wachsen | auf Lorbeeren-, Quilten-, Pflaumenwurzeln, wovon nachher die Bäume von Dauer und die Früchte süss und schmackhaft werden.“ — *) Diese „edle Mumie‘ besteht aus Gum- mi -Copal und venetianischem Terpentin. Für die Obstbäume wird die „Mumie“ weniger edel, nämlich von Pech und Terpentin ge- macht. | legt 183 „Maulbeer- und Haselnuss können auf Welsch- nüsse- Wurzel ete. geimpft werden.“ Alle Bläiter, Augen, Stämme und Aeste, „deren vielleicht 100,000 an Bäumen und Siauden anzutreffen sind, werden in2 — 4 Monaten lin so viel Bäume, als man will, vermehrt, so dass die Wurzeln an den Bäumen herun- terhäugen: Man macht im März und April in jedes Blatt (im März Blätter!) einen Schnitt, BaumwoHe hinein und bedeckt den Schnitt mit Baumwachs. Damit ‚die Wurzeln eher hervorkommen, bestreicht man die ope- rirte Stelle mit dem „Nahrungssälbehen‘‘ (wo- zu das Recept lateinisch angegeben). Um verschiedenfarbige Rosen hervorzubringen, wird der Stiel des zuerst ausbrechenden Knöspehens durehbohrt und mit Pflanzenfar- ben angefüll. Auf ähnliche Weise färbt man | Rosen, Nelken und Tulpen mit mancherlei Farben durch Begiessen. Auch Weintrauben werden durch Färbung des Stammes beliebig gefärbt. — ,,‚An einen Pfirsich- oder Apriko- senstamm Wurzeln von einem Weinstock ge- impft, macht dieselben ungemein gross, fast wie ein Kinderkopf,‘‘ — Doch genug davon. | Es eckelt uns, dieses erbärmliche Buch, wel- | ches uns ein geprellter Käufer mittheilte, län- ger anzusehen. Dass unler so vielen Mitthei- lungen auch manchmal etwas Gutes ist, macht den Betrug nicht geringer. Möchten alle Gartenzeitungen ihre Leser 0.) warnen! V, Personalnotizen und Neuestes. 4) Herr von Stubendorff, Gouverneur in Jakutzk schreibt, dass dort um Weihnach- ten das Thermometer auf—400R. gelallen sei. Um einen kleinen Weihnachtsbaum zu erhal- ten musste 35 Werst (5 Meilen) weit gesendet werden und die mühsam erhaltenen Exemplare konnten nicht unbeschädigt gebracht werden, da bei der strengen Kälte die Zweige wie Glas brachen. Der Flächenraum des Gouver- nements von Jakutzk kommt dem von ganz Europa nach Abzug vonSchweden und Russ- land gleich. Viele der grössern Flüsse dieses Gebieis sind kaum dem Namen nach bekannt. Die Flora jener weiten Länderstrecken wird jetzt durch die Forschungen von Stubendorff’s immer genauer bekannt. Ein Verzeichniss der von ihm ‚gesammelten Pflanzen, veröfentlich- ten wir schon früher und werden bald Gele- genheit haben, dazu einen Nachtrag zu geben, indem uns von demselben abermals neue in- teressante Sendungen zugingen. — 2) Nachrichten aus Wien. a) Theodor Kotschy ist schon seit einiger Zeit wieder in Wien angekommen. 15 * 184 Derselbe hat dieses Mal den westlichen Theil Kleinasiens, das Land des Sarus- und Pyramus- Gebietes, sowie Kurdistan bereist und ausseror- dentlich reiche Sammlungen mitgebracht. Das hohe Alpengebiet von 12—13000° Höhe süd- lich vom Wansee ward vor ihm noch von kei- nem Europäer bereist. Eine Ausbeute von 270 Arten Samen hat er dem Botanischen Garten in Wien übergeben und dürften darun- ter viele für die Gärten interessante und neue Pflanzen sein. Von dem ausgezeichneten Werk über die Gatiung Quereus von demselben sind 30 Ta- feln bereits ferlig und soll bis zu Ende dieses Jahres der erste Band, der 50 Tafeln enthal- ten wird, beendigt werden. Von seiner Reise hat Kotschy 150 Abbil- dungen von Landschaften und Costümen der Eingeborenen mitgebracht. die hoffentlich mit einem Bericht über die Reise publieirt werden können. Im Jahre 1861 denkt Kotschy eine Reise in die südöstlichen Alpen von Kurdistan zu unternehmen. b) Prof. Unger hat eine Reise nach den Jonischen Inseln und Griechenland angetreten, um Paläontologie zu studiren. ec) Schott hat seinen Prodromus der Fa- milie der Aroideen bald beendist, ein Werk, das für alle Zeiten von hohem wissenschaftli- chem Werthe bleiben wird. d) Von Endlicber’s Paradisus Vin- debonensis wird der erste Band nun bald erscheinen. 3) Nachrichten aus Petersburg. a) Herr Basiner, Director der Kaiserl. Baumschulen in Kiew, war längere Zeit in Petersburg und wird im Sommer eine grös- sere Reise in’s Aus!and zur Besichtigung der dortigen Institute der Art machen. b) Für die grosse Herbstausstellung der K. Freien Oekonomischen Gesellschaft ist vom Hohen Ministerium der Domainen die Summe Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. von 20,000: Rbl. als Preise für Maschinen ausgesetzt worden. — c) Herr Maak ist von seiner Reise nach dem Amur nach Petersburg zurückgekehrt. Derselbe ging am Ussuri aufwärts und hat eire reiche Ausbeute an Pflanzen und Insekten mit- gebracht. In den Seen des Nordchinesischen Gebietes fand er Nelumbien und Euryale. Ei- nen Culturzweig für jene Gegenden bildet der Anbau des Ginseng (Panax quinquefolium), ei- nes in China ungemein geschälzien Heilmit- tels für Brust und Magenleiden. Man trocknet die Wurzeln .und kocht aus dem Kraut und Stengeln einen Saft aus, der in trockenen Stücken verkauft wird und eine ungemeine Heilkraft bei allen Verwundungen hat, was von den Begleitern des Herrn Maak mehrfach erprobt ward. (E. R.) 4) Professor Lehmann, Director des Bo- tanischen Gartens in Hamburg ist gestorben. Eine einlässlichere Biographie dieses bekann- ten Botanikers werden wir nächstens mitthei- len. — 5) Der ungarische Landwirthschaftsverein wird im nächsten Frühjahr in der Müsterreben- und Baumschule des Vereins eine Bildungs- anstalt für Winzer und Gärtner eröffnen, in welcher praktische Beschäftigungen in der Obstbaumzucht, Weinrebeneultur, in der Cul- tur von Küchenpflanzen und in versuchswei- ser Zucht von neuen Handelspflanzen ete. vorgenommen werden. Der theoretische Un- terricht wird jene Zweige der Naturwissen- die für den Betrieb der Reben - Cultur und Nüutzgärtnerei von Wich- tigkeit sind. — Praktische, mit der Theorie verknüpfte Unterweisungen werden die nöthi- gen Kenntnisse liefern, um eine Pflanzensam- lung aufzustellen, Obstsorten aus Wachs oder Papier naturgetreu nachzubilden, Obst zu dör- ren, zu verpacken u. s. w. schaften umfassen , (Pest. L].) VI. Russischer Gartenbauverein. 185 MI. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Bericht über die mit der Jahressitzung am 25. Februar verbundene Blumenausstellung. Wie wir schon im letzten Hefte bemeikten, war der grosse Saal, in welehem die Jahres- sitzung des Vereins unier dem Vorsitze des Hohen Prolectors desselben stattfand , festlich geschmückt und gewann so das Bild einer kleinen Blumen - Ausstellung, zu der aus den zahlreichen Gärten Petersburgs und der Um- gebung, trotz einer Kälte von 8° R. reichlich beigesteuert worden war. Die Pflanzen waren in Gruppen längs der Wände und auf der Estrade vor dem Bilde Sr. Majestät des Kai- sers vertheil. Besonders reizend war der Anblick von der ungefähr 20 Fuss hohen Gallerie auf den mit leuchtenden Blumenprup- pen geschmückten Saal, indem die Menge der Anwesenden im Saale selbst nirgends einen Ueberblick gestattete. Zu den einzelnen Einsendungen überge- hend, erwähnen wir die folgenden: 1) Herr Krolof, Obergärtner beim Herrn Grafen Borch Drei hohe mit Blumen bedeckte Camellien- Bäume umgeben von Decorationspflanzen und einem Kranz von mannichfaltigen Zwiebelge- wächsen. 2) Herr Darzens, Kaufmann. Eine reiche buntfarbige Gruppe aus blü- henden Camellien, Rosen, Heliotrop, Amaryl- lis, pontischen Azaleen, Primula sinensis, Deutzia, Zwiebeln aller Art und Maiblumen. Ausgezeichnet waren ein vollblühendes Oran- genbäumchen und eine Collection von reich- blühenden Cyclamen hederaefolium und dem wohlriechenden Cyelamen persicum. 3) Kaiserlicher Garten. Botanischer Eine grosse Gruppe reichblühender Aza- lea indica und eine kleine Gruppe von Blatt- pflanzen des Warmhauses, umgeben von eini- gen blühenden Orchideen, so von dem Zygo- petalum erinitum Lodd., einer jene Orhideen Brasiliens , die auch im gewöhnlichen Warm- hause gedeiht, Stenorhynchus speciosus Rich. aus Ostindien und der lieblichen, von uns kürzlich abgebildeten Coelogyne cristata Lindl. aus Ostindien. Obgleich wir dieser letzteren Orchidee schon wiederholt gedacht, so gehört solche doch nach unserer Ansicht zu den Pflanzen dieser schönen Familie, welche die nachdrücklichste Empfehlung verdient. Jähr- ich im Januar bis März öfluet sie ihre zarten weissen, schönen Blumen in reicher Fülle und hält, im Zimmer aufgestellt, viele Wochen hin- durch ihre schwach aber angenehm duftenden Blumen. 4) Herr Eber wein, Obergärtner beim Herrn General von Malzoff. Eine schöne Gruppe von Decorationspflan- zen des Warmhauses, umgeben von einem Kranze von Zwiebelgewächsen. Ausgezeich- net war unter letzteren das Sortiment von frühblühenden Tulpen. Als besonders schön nennen wir unter letzterenEspartero und Belle Alliance, zwei einfache gelbe, roth geflammte Tulpen. La Marquise, eine einfache Blume, mit dunkelbraunen goldfarben gesäumten Pe- talen und Grand-duc de Russie, Rosalila mit weissen Spitzen. 5) Herr Alwardt, Kunst- und Han- delsgärtner. Eine vorzügliche Gruppe von Coniferen, Amarylliis und Zwiebelgewächsen. Ausge- zeichnet darunter die Sammlung von Conife- ren, alle in gut cultivirten Exemplaren und theils seltenen Arten. Wir nennen darunter aus derGattungDammara ausOstindien noch 3 neue Arten, die wir später noch besonders besprechen wollen, nämlich D. Bidwilli, obtusa und spec. nova, ferner Chamaecyparis nutkaensis, ericoides glauca und glauca Hort. Die letztere bildet einen dichten Busch von 186 ganz eigenthümlicher Tracht, fast an Melaleuca imbricata erinnernd. Araucaria imbricata, ex- celsa, Cookii , gracilis, Bidwilli, Cunninghami, brasiliensis und excelsa , alle in ausgezeichne- ten Exemplaren. Daeridium Franklini, zahl- reiche Juniperus und Cupressus-Arten, Cedrus Deodara Roxb. Var. robusta, eine schöne neue Abart der Deodora-Ceder aus Ostindien, Biota pendula Endl. (Thuja filiformis) mit ihren lan- gen fadenförmig herabhängenden Aesien, Ce- phalotaxus Fortunei mas. ei fem., Sequoia Wellingtonia, Saxe- Gothaea conspieua und viele andere. 6) Herr Gantschuroff, Gärtner des Herrn Baron von Stieglitz. Eine grosse Gruppe von 3 hohen vollblü- henden Camellien und Decorationspflanzen, umgeben von einem Kranz von Zwiebelgewäch- sen und einer ganz besondern ausgezeichneten Gruppe von 200 blühenden Hyacinthen ete., in einem auserlesenem Sortiment der besten und schönsten Sorten, einem der Glanzpunkte der kleinen Ausstellung. 7) Herr Barlow, Hofgärtner in den Kai- serlichen Orangerien zu Zarsko&-Selo. Die Gruppe ward gebildet durch reich- blühende hochstämmige Rosen umgeben von einem Kranze von Centradenia floribunda PI. und Soldanella alpinaL. Die letzteren beiden Pflanzen zeigten, was gute Cultur aus einer Pflanze zu machen versteht, Die Centradenia floribunda, ein 1 — 2 Fuss hoher Strauch der Gebirge Mexico’s aus der Familie derMe- lastomaceen war in 12 dichten Büschen mit vielen Hunderten der kleinen rosaroihen Blu- men dicht übersäet, vertreten. Wir haben diese Pflanze bis jetzt in Petersburg noch nie so reichlich blühen sehen, indem sie wohl auch hier im Laufe des Winters reichlich Knos- pen ansetzt, solche aber gemeiniglich vor dem Aufblühen abstösst. Das liebliche Alpenglöcklein (Soldanella alpina L.), das an den Rändern der Schnee- felder hoch oben im Gebirge in den Alpen Europa’s wächst, ist in jenen Regionen immer einer der ersten Boten der erwachenden Ve- getation. Oft durchbohren die niedrigen Blü- thenschafte mit ihren kleinen lilafarbenen Blu- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. men mit geschlitzten Petalen noch die im Wei- chen begriffene Schneedecke. Bei der Cultur im freien Lande will dieses niedliche Alpen- pflänzchen selten gut gedeihen, und auch selbst im Klima Petersburg’s, wo mauche dieser Al- penpflanzen besser als in den Nachbarländern gedeihen, gehen die ins freie Land gepflanz- ten Exemplare wieder aus oder wachsen nur kümmerlich. Dagegen schliessi sich dieses Pflänzchen der Cultur im Topfe sehr gut an. Man gibt eine lehmige Rasenerde schwach mit Moorerde gemischt und stellt die Töpie den Sommer an einem schattigen Orte im Freien auf, im Winter aber bringt man sie in ein niedriges Kalthaus nahe dem Fenster. Hier entwickeln sie aus dem dichten Rasen kleiner nierenförmiger Wurzelblätier im Fe- bruar und März ihre Blüthenstengel in reicher Menge. Schönere und reicher blühende Exemplare als die des Herrn Barlow erinnern wir uns noch nicht gesehen zu haben. Ver- mehrung durch Theilung. 7) Herr Ruck, Hofgärtner in den Kaiser- lichen Orangerien zu Strelna. Eine durch gute Cultur nicht minder aus- gezeichnete Gruppe, in welcher 2 Heliconia bicolor Benth., jede mit 3 Blüthenstengeln, ein Maranta sanguinea Hort. mit 20 Blüthen- stengeln , eine in voller Blüthe stehende Be- gonia Verschaffelti (ein von B. caroliniae- folia gezogener Bastard), Daphne Cneorum in schönen hochstämmig gezogenen Exempla- ren, mittelst Veredlung auf D. Mezereum, ne- ben seltneren Farrenkräulern besonders be- merklich waren. 8) Herr Schröder sen., Handelsgärt- ner. Gruppe aus Camellien, Lack, Cinerarien, und Hyacinthen in reicher Blüthe. 9) Herr Egorof, Hofgärtner in dem Kais, Taurischen Garten. Eine schöne und mannichlfaltige Blumen- gruppe, aus der wir Camellien, ein reich; blü- hendes Rhododendron caucasicum, Amaryllis, Hyaeintben und an selinern Pflanzen den Pha- jus maculatus, eine Erdorchidee Ostindiens, V. sowie eine blühende Chamaedorea Ernesti- Augusti hervorheben. — 10) Herr Grauberg, Obergärtner des Herın Baron Hauff. Eine Gruppe von 23 blühenden Camellien in kleineren aber ausgesucht schönen Exem- plaren.. Als besonders schöne Varietäten er- wähnen wir Princess Bachiochi , candidissima, fenestrata, Colombo, Teutonia, fimbriata, Leeana superba. — 14) Herr Stopffel, Obergärtner beim Herrn von Gutkoff. Eine mannichfaltige und reicheGruppe von Hyacinthen, Tulpen, Cinerarien und Ama- ryllis. 12) Herr Gratscheu, Gemüsegärtner, Eine vorzügliche Einsendung früher Ge- müse, unter denen Champignons in allen Sta- dien der Entwickelung von ausgezeichneter Schönheit und Spargel mit Stengeln, von de- nen einzelne 1 — 1% Zoll Durchmesser hiel- ten. — 13) Herr Nouvel, Obergärtner bei dem Fürsten Beloselsky. Eine der brillirendsten Gruppen der klei- nen Ausstellung. Schöne Camellien, Syringen und pon- tische Azaleen, umgeben von Amaryllis, in einigen schönen gestreiften Sorten, Galanthus nivalis fl. pleno , dem gefüllten Schneeglöck- chen und andern Zwiebelgewächsen , hybri- den Begonien mit buntfarbigen Blättern, Eri- ceen und Polygonatum vulgare Destf. Var. majus. Diese letztere Pflanze gehört zu der Gat- tung der Maiblumen und wächst in leichten Gebüschen an den Abhängen von Hügeln in niedrigen Gebirgen von ganz Europa wild. In Gärten sfeht man dieselbe hin und wieder als ausdauernde Staude angepflanzt, dagegen sa- hen wir sie bis jetzt noch nirgends als Pflanze zur Treiberei verwendet, wie gerade vom Herrn Nouvel. Schon in den letzten Wintern sahen wir dieselbe in dessen Gewächshäusern als sehr schöne Zierpflanze verwendet. Die Stengel erheben sich 1 — 1'!/, Fuss hoch Russischer‘ Gartenbauverein, 186 sind mit freudig grünen, länglichen, sitzenden, abwechselnd gestellien Blättern besetzt. Aus den Achseln der obersten Blätter entspringen 2 — Ablumige hängende Blüthentrauben mit zollangen röhrigen Blumen, mit weisser Röhre und grünem Saume. Durch reiehblumigere Blüthentrauben unterrcheidet sich nämlich die vorliegende Art von der Stammart. Im Som- mer sterben die Stengel ab. Im Herbst ver- pflanzt man sie in frische nahrhafte lockere Erde und treibt sie dann im December und Januar den andern Zwiebelgewächsen. Vermehrung durch Theilung und allgemein als schöne Pflanze für den Winterflor zu empfeh- len. — mit 14) Herr Rochel, Handelsgärtner. Ein kleines @rüppchen , dessen Mittel ein schön blühendes Dendrobiam nobile einnahm, umgeben von Zwiebelgewächsen. 15) Herr Marcel, Gärtner beim Herrn von Usuroff. Zwei blühende Camellienbäume und zwei grosse Cycas revoluta waren von demselben einzeln aufgestellt. 16) Herr Katzer, Hofgärtner in dem Kaiserl. Garten zu Paullowsk. Die Gruppe desselben zeigte mannichfaltige schöne Pflanzen. So neben Camellien, Ama- ryllis,, Cinerarien, Deutzien, Diclytren, Farren, eine Strelitzia Reginae mit mehreren Blüthen- schaften, Ribes sanguineum, der aber getrie- ben nie diese schöne Farbe besitzt, wie wenn er im Frühling seine Blumen entwickelt, Lei- der hält dieser schöne Strauch im Petersbur- ger Klima den Winter nicht ohne Schutz aus. Ferner sind zu erwähnen Maranta sanguinea, Chorizema varium, Franciscea eximia, Euphor- bia fulgens und Justicia calycotricha. Die letzteren 3 Pflanzen gehören zu den in Pe- tersburg allgemein zu empfehlenden Arten für den Winterflor, und verdienen noch eine kurze Besprechung, wenngleich sie zu den schon länger bekannten Pflanzen gehören. E. fulgens Karw. (jacquiniaeflora Hort.), ward von Karwinsky in Mexico entdeckt. Die zinnoberrothen Blüthenhüllen erscheinen mitten im Winter in langen Trauben lämgs der ru- P 188 ihenförmigen Aeste und dauern lange Zeit an, Cultur im niedrigen, nicht feuchtem Warm- hause. Justieia (Schaueria) calyeotricha Nees aus Brasilien, ist einer jener halbhohen Sträucher aus der Familie der Acanthaceen, deren Blumen vom Januar an bis zum Som- mer in spitzenständigen goldfarbenen Sträus- sen erscheinen. Gedeiht in fast jedem Warm- haus. — Franciscea eximia Scheidw. aus Brasilien ist eine der empfehlenswerthesten Arten dieser von uns wiederholt besproche- nen Gattung. Blälter und Blumen noch ein. mal so gross als bei Franciscea Hopeana und ebenso dankbar und reichlich gleich die- ser blühend. — Blüht im Februar bis zum Frühlinge. Alle 3 Arten lieben eine lehmige, mit Hu- mus versetzte Rasenerde und wachsen aus Stecklingen ziemlich leicht, die in ein warmes Beet unter Fenster oder Glocken gesteckt wer- den. Ausser diesen Einsendungen von Topfge- wächsen war vom Hrn. Eberius eine reiche Collection geschmackvoll gearbeiteter Blumenvasen und Blumenkörbe von Naturholz eingegangen, sowie zahlreiche Bouquete von lebenden Blumen von andern Einsendern. Der hohe Protector des Vereins hatte das Modell einer Samenreinigungsmaschine aufstellen las- sen. (E. R.) sehr Am 5. April las Herr Rochel über Ver- mehrung der Pflanzen. Nach einer allgemei- nen Einleitung sprach derselbe zunächst über Gartenflora Deutschlands, Russlands ‚und der Schweiz. Vermehrung aus Samen. Ueber Aussaaten im Allgemeinen wurde von demselben nach- drücklich darauf hingewiesen, dass an dem Missrathen der meisten Aussaaten oder viel- mehr dem Absterben eines grossen Theils der- jenigen Setzlinge, hauptsächlich die zu dichte Aussaat Schuld trage. Bei schwer keimenden hartschaligen Samen bemerkte derselbe , dass nach seinen Erfahrungen das Anschneiden oder Anfeilen derselben bis auf den Keim- ling weniger vortheilbaft sei, als wenn man nur die harte Samenschale durch- schneide, bis man durch die hellere Färbung derselben erkenne, dass sie fast durchdrun- gen. Hierauf einige Tage in Wasser bei et- was eıhöhten Wärmegraden gelegt, keimten selbst alte Samen oft noch ausserordentlich soweit gut. Von den Samen gipg der Vortragende auf alle andern Arten der Vermehrung über. Bei der Vermehrung durch Anhänger wiess er darauf hin, dass man denEinschnilt in den abzulegenden Zweig ähnlich wie bei den Nel- ken machen und darauf ein Stückchen Holz dazwischen legen solle, damit nicht die ein- geschnilienen Zweige wieder zusammenwach- sen, ohne Wurzeln zu bilden. Anstalt der Anhängetöpfe, sei das hier gebräuchliche Ver- fahren ; mit Birkenrinde den Topf zu ersetzen weit indem diese leichler sei und ebenfalls es erleichtere, eine gleichmäs- sige Feuchtigkeit in der den Ast umgebenden Erde oder Moos zu unterhalten. Wir finden vielleicht später Gelegenheit, noch Ausführlicheres über den interessanten Vortrag des Herrn Rochel mitzutheilen. — vorzuziehen, I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pfiauzen. a) Poilemonium pualchellum Bunge (Siehe Taf. 292. Fig. 1.) P. pulchellum Bunge in Ledeb. fl. alt. I. pag. 233. Ledb. fl. ross. III. pag. 84. P. humile R. et S. syst. IV. pag. 792, P. pulcherrimum Hook, Bot. Mag. tab. 2979. Aus der Gattung Polemonium wer- den 2 gut unterschiedene Arten in un- sern Gärten cultivirt; davon wächst die eine höher, bildet steif aufrechte bis 21/, Fuss hohe Stengel, ist kahl oder schwach drüsig behaart und irägt stets spitze oder zugespitzte Theilblättcehen. Es ist dieses das mit weissen und blauen Blu- men in vielen Formen in unsern Gär- ten befindliche P, caeruleum L., das in den Gebirgen Europa’s und in Sibirien heimisch ist. Die verschiedenen Formen desselben werden als P. album, acutiflo- rum, humile, dissectum, lacteum und grandiflorum eultivirt. Die andere Art, das hierbei abgebildete P. pulchellum Bunge, ist in Sibirien zu Hause, wird kaum 1 Fuss hoch, die Stengel dessel- ben sind stärker verästelt, steigen auf, sind hin und her gebogen und wie die Blättchen und Kelche dicht mit kleinen weichen, meist drüsigen Haaren besetzt. Die einzelnen Blättchen der gefiederten VI, 1860. Blätter sind elliptisch oder fast kreisför- mig und niemals zugespitzt, selten un- deutlich spitz, meistens aber stumpf. Zwei Formen kommen von dieser Art vor, nämlich die hier abgebildete, mit Blumenkronen, dienoch einmal so gross als der Kelch sind und eine andere Form, die, soviel uns bekannt, noch nicht in Cultur, mit Blumenkronen, die 3mal so lang als der Kelch. Die erstere Form ist es, die Roemer und Schultess als P. humile beschrieben und die Hooker (l.e.) als P. pulcherrimum abbildete. Die andere Form unterscheidet Ledebour als Var. macranthum und von Hook. und Arnott ward sie P, Richardsoni genannt. Das Polemonium pulchellum gehört zu den durchaus harten Perennien, es gedeihet fast auf jedem Boden und lässt sich durch Samen wie durch Theilung leicht fortpflanzen. Dasselbe bildet dichte Rasen, beginnt im Juni zu blühen und blüht 4 Wochen und noch länger un- 14 190 ausgesetzt fort. Es liebt eine durchaus Garienflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wie zur Decoration von Steinparthien sonnige Lage und ist für Blumenbeete | gleich empfehlenswerth, (E. R.) bb Ccampanula pullal. (Siehe Taf. 292, Fig. 2.) C. pulla L. spec. pag. 231. Koch. Syn. fl. germ. pag. 536. Bot. Mag. tab. 2492. Eine der kleinsten und zierlichsten Campanula-Arten, welche in den Alpen der südlichen Schweiz und Oesterreichs wächst. Bildet dichte Rasen, aus de- nen sie im Juni die 4 — 6 Zoll hohen Blüthenstengel massenhaft treibt, die auf der Spitze eine einzelne nickende dunkelblaue Blume tragen, Blätter, wel- che gestielt, elliptisch, gekerbt, 3mal län- ger als der Blattstiel und von denen die unteren stumpf, die oberen spitz sind, sowie pfriemliche Kelchlappen zeichnen diese Art ausserdem aus. Von den bei- den verwandten Arten, C. pusilla Hänke und C, rotundifolia L, unterscheidet sie sich durch die einblumigen Blüthensten- gel schr leicht. — ct) Helleborus caucasicus Eine auch im Petersburger Klima durchaus harte Perennie, die eine leh- mige, mit Torferde versetzte Erde liebt, gegen Beimischung von Dünger aber empfindlich ist. Wegen des rasenartigen Wachsthums eignet sie sich namentlich auch gut als Einfassung um Beete mit andern niedrigen Perennien, oder zur Bekleidung von Steingrupppen, wo sie allenthalben zwischen den Steinen, ja in den Toufisteinen selbst sich ansiedelt. Eine Abart mit weissen Blumen ist nicht weniger schön und verdienen beide ganz allgemeine Cultur in unsern Gär- ten, Vermehrung durch Theilung nach der Blüthe oder im ersten Frühling. (E. R.) A. Braun Var. colcehicus Rgl. (Siehe Taf. 293.) Ran uon,c ul ac ejare Aus dem südlichen Abhange des Cau- | als H, orientalis Lum. auf. Von diesem casus, von Tiflis bis an die Küsten des | unterscheidet er sich aber dadurch, dass schwarzen Meeres, dem alten Colchis oder jetzigen Mingrelien, da wächst ein |er durchaus unbehaart ist, während H. orientalis am Schaft, den Blattstielen und besonders auf der unteren Seite Hellebor«s mit Wurzelblättern, die gleich denen von H. niger und orientalis den | der Blätter eine kurze Behaarung trägt. Winter überdauern. Marschall Bieber- | Von H. niger ist er durch weniger auf- stein und spätere Reisende hatten diese | fallend fussförmig getheilte Blätter mit | Art für H. viridis genummen. Ledebour | sitzenden Theilblättichen zweiter Ord- - (Fl, ross. I. pag. 52) führt denselben nung, die ringsum oder bis über den I. Originalabhandlungen. Grund dicht und scharf gezähnt erschei- nen, verschieden. Es ist das eine sehr vielgestaltige Pflanze, von der wir sel- ber früher eine Form (jedoch ohne von ‚der Arbeit A. Braun’s etwas zu kennen) als Helleborus colchieus (Bull. de l’Acad. imp, de St. Petersb. 1856, pag. 403. Grtfl. 1856, pag. 292. Grtil. 1858 pag. 340) aufstellten. ©. Koch zog insofern unberechtigt unsern H. colchieus zu H. abchascius A. Br. (Alle. Grtztg. 1858, p. 123), als er von diesem ebenso verschie- den ist, wieH.abchasicus von H. guttatus und caucasicus, wenngleich wir alle diese Arten nur für Formen einer Art halten. — A.Braun hatte nämlich schon im In- dex sem. horti Berolinensis des Jahres 1853 die erste gründliche Bearbeitung der Helleborus-Arten gegeben und da- bei besonders auch die Formen des Südabhanges des Caucasus berücksichti- get und solche als H. abchasicus , gut- tatus, caucasicus von H. orientalis nach der Gestalt des Blattes, der Veräste- lung und Höhe des Blüthenstandes, so- wie der Zahl der Blumen und Form und Färbung der Blumenblätter unterschie- den. Auch wir hatten auf diese Cha- raktere mehr Gewicht gelegt, als sie in der That verdienen, und vertheidigten darum noch im Jahrg. 1858, pag. 340 der Gartenflora den H. colchieus als eine von H. abchasicus verschiedene Form, welche wir für die Stammform der verschiedenen, in den Gärten culti- viren Helleborus - Arten des Caucasus, und, wie wir uns jetzt überzeugt haben, irrthümlich für einen Bastard hielten. — Herr E. Ortgies liess nach einem Exemplar des H. colchieus, das im Bot. Garten zuZürich blühte, die beistehende Abbildung anfertigen und schickte uns solche für die Gartenflora ein. Wir nahmen zur Ergründung der Frage, ob dieselbe eine besondere Art oder nur eine 191 Form einer andern Art bilde, das rei- che Material zur Vergleichung, welches die Herbarien des Kaiserl, Botanischen Gartens aus dem Caucasus von dieser Pflanze bergen. Diese Vergleichung zeiste uns, dass die Pflanze vom Caucasus, für die wir den Namen H. caucasieus A. Br. annehmen, weil dieser zuerst gegeben ward und der be- zeichnendste ist, nur eine Art bildet, deren zahlreiche Formen ganz allmälig in einander übergehen, wenn schon ein- zelne Exemplare allerdings das Ausse- hen von wirklich von einander verschie- denen Arten besitzen. — Die Frage, ob die Art des Cauca- sus von H, orientalis hinlänglich durch das Fehlen der Behaarung geschieden, können wir nicht entscheiden, indem uns vom ächten Helleborus orientalis nur wenige Exemplare vorliegen, Die Wurzelblätter des H. caucasicus sind handförmig in am Grunde in einen kurzen Stiel verschmälerte oder sitzende Theilblätter erster Ordnung getheilt. Von diesen zeigen die beiden seitlichen eine fussförmige Theilung in je 3 oder selten in nur je 2 oder in je 4 Theil- blättchen zweiter Ordnung, die nicht wie bei H. niger von einem deutlichen kurzen Stiel getragen sind, Dadurch ent- stehen handfussförmig getheilte Blätter von 7,seltener von nurdoder 9Blättchen oder durch ungleichmässige Ausbildung einer Seite von 6 oder 8 Theilblättchen. Die Form der einzelnen Theilblättchen ist vorherrschend elliptisch, zeigt aber häu- fig auch einen keilförmig verschmälerten Grund oder wird selbst lanzettlich. Es ist auf diesen Gestaltwechsel gar kein Gewicht zu legen und können darauf nici,t einmal Formen gegründet werden, indem bei der gleichen Form oft ganz ver- schiedene Formen der Theilblättchen vor- kommen. Ausserdem sind die einzelnen 14 * 192 Theilblättchen spitz oder zugespitzt und zeigen ringsum oder blos oberhalb des Grundes eine scharfe Zahnung; auf der Rückseite tritt die Nervatur bald mehr, bald weniger stark hervor, Der Blüthenschaft ist entweder so hoch als die Wurzel- blätter, oder erhebt sich ziemlich bedeu- tend über solche, trägt entweder nur wenige ziemlich dicht beisammen sitzende Blumen, indem er sich in 2 kurze Aeste theilt, von denen der eine einblumig, der andere meist zweiblumig, wie dies die Abbildung zeigt, — oder er theilt sich in zwei mehr oder weniger verlän- gerte Aeste, von denen der eine 2—3- blumig, der andere 3 — 5blumig ist, Der Referent hatte selbst auf die Thei- lung des Blüthenschaftes in 2 verlän- gerte Aeste, oder auf die gedrängtere Stellung der Blumen am armblumigen Blüthenschaft grösseres Gewicht gelegt. Wir besitzen aber gerade von der aus- gezeichneten Form, die beistehend abge- bildet ist, wild gesammelte Exemplare, von denen alle Formen des Blüthen- standes, vom niedrigeren armblumigen — bis zum hoch über die Wurzelblät- ter hinwegreichenden 8blumigen Blü- thenschaft vorkommen. Form und Fär- bung der blumenblattartigen Kelchblätter geben die einzigen Charaktere ab, nach denen hier noch Formen unterschieden werden können. Hiernach stellen wir die Charaktere und Formen dieser aus dem Caucasus stammenden Art nun folgendermassen fest. — H. caucasicus A. Br.; Wurzelblätter ausdauernd, finger-fussförmig in 5 — 9 Blättchen getheilt, von denen die zwei- ter Ordnung ungestielt sind; Blättchen elliptisch oder selten lanzetilich, ringsum oder bis über den Grund dicht und scharf gesägt. Blüthenschaft kürzer oder länger als die Wurzelblätter, armblu- mig (2—3blumig) oder in 2 verlängerte Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Aeste getheilt und dann 3 — $blumig. Blüthen nickend, später aufrecht, mit grünen punktirten oder braunrothen Kelchblättern, die bald stumpf und fast kreisförmig, bald aus keilförmigem Grunde verkehrt-ovalund stumpf oder spitz sind.— a. genuinus. Kelchblätter fast kreis- förmig, stumpf abgerundet oder spitzlich, nach dem Grunde zu mit den Rändern einander deckend, glänzend - blaugrün, geadert. — Theilblättchen bei den uns vorliegenden Exemplaren elliptisch oder aus keilförmi_ gem Grunde elliptisch. Blüthenschaft armblumie, kürzer als die Blätter oder zweitheilig und meist höher als die Blät- ter und 3—7blumig. H. caucasicus A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1853, pag. 14. HA. viridis M. B. fl. taur. cauc. Il .pag. 30. H. orientalis Ledb. fl. ross. I. pag.52. H. caucasicus C. Koch. Allg. Grtztg. 1859, pag. 136. ß. pallidus. Kelchblätter aus keil- förmigem Grunde verkehrt-oval , spitz, am Grunde auseinanderstehend oder kaum sich deckend. gelbgrün, geadert, Das andere gleich der Form «. H. viridis M. B. ], ec. H. orientalis Ledb. 1. c. y. guttatus. Kelchblätter mit keil- förmigem Grunde verkehrt-oval fast kreis- föürmig, stumpfoder spitz, am Grunde einander deckend oder auseinan- derstehend, weiss, in der Mitte mit rothenPunkten gezeichnet. Theil- blätter unserer Exemplare aus keilför- migem Grunde verkehrt-oval und zuwei- len sehr breit, oder an andern lanzettlich, Blüthenschaft in 2 lange Aeste getheilt, 3—5blumig, meist länger als die Blätter, H. guttatus A. Br. Ind. sem, hort, Berol. 1853, pag. 13. — C. Koch in Allg. Griztg. 1858, pag. 128. tab. 2. L. Orginalabhandlangen. ö. abchasieus. Kelchblätter aus keil- förmigem Grunde verkehrt-oval oder fast kreisrund, spitz, am Grunde einander deckend oder auseinander stehend, blass bräunlich - purpur. Die Theilblättehen unserer Exemplare elliptisch oder aus keilföürmigem Grunde elliptisch. Blüthenschaft so lang oder länger als die Blätter, meist in 2 Aeste getheilt, 2 — $blumig. H. abehasicus A. Br. in Ind. horti Berol. 1853, pag. 14. — C. Koch. Allg. Grtztg. 1858, pag. 123, tab. 1. &. colchicus. Kelchblätter fast kreis- rund, stumpf oder undeutlich spitz, am Grunde einander meist deckend,, seltener auseinanderstehend, tief purpur. Theilblätter unserer Exemplare aus keilförmigem Grunde lanzettlich-elliptisch oder bedeutend breiter und verkehrt oval. Blüthensehaft entweder armblu- mig, 2 — 3blumig, kürzer als die Blät- ter und ohne deutliche Theilung in 2 Aeste, oder höher als die Blätter, in 2 Aeste getheilt und 3 — $8blumig,. — H. colchieus Rgl. inBull. de l’Ac. de St. Peterb, 1856, pag. 403. — Grtil. 1856, pag. 292. — Grtfl. 1858, pag. 340. Im hiesigen Garten cultiviren wir ausser der letzteren Form, auch die Var. ß. Die zur Cultur empfehlenswerthe- sten Formen sind die Varietäten y. d. und e& — sem. 193 Abgebildet ist beistehend die letztere Form, durch die grossen Blumen von tief bräunlich purpurrother Färbung ausgezeichnet. In Cultur sahen wir den Blüthenschaft derseiben jetzt noch nicht getheilt, dagegen besitzen wir in Min- grelien wild gesammelte Exemplare mit hohem reichblumigem und in 2 Aeste getheiltem Blüthenschaft. Der untere Blüthenast trägt bis 3, und der obere bis 5 Blumen, Wir haben jedoch diese Pflanze nur im Topfe eultivirt und wo solche im freien Lande aushält, dürfte sie zu ähnlich reichem Flor gelangen. — Die Helleborus - Arten wachsen alle in dem Schatten der Waldungen, Sie ge- deihen in jedem nahrhaften, doch nicht zu stark gedüngten Gartenboden sehr gut. Im KlimaDeutschlands dürften die Formen desH. caucasicus noch durchaus hart sein. Von uns mehrmals im Bota- nischen Garten zu St. Petersburg in den freien Grund gepflanzt, winterten sie bis jetzt stets wieder aus. Dagegen sind die- selben und vor allen andern der wahr- haft schöne H. caucasieus colchieus ganz allgemein zur Topfeultur zu empfehlen. Im Kalihause entwickelt derselbe im Januar und Februar seine Blüthenschafte und dient zu dieser an mannichfachen Blumen armen Jahreszeit zur Verzierung von Gewächshäusern und Zimmern. Im Sommer stellt man die Töpfe in’s Freie und bringt solche erst nach den ersten Frösten in’s Gewächshaus. Vermehrung durch Theilung. — (E. R.) d) Condaminea corymbosa D.C. Var. subsessilis *). (Siehe Taf. 294.) Rubiaceae Condaminea corymbosa D. C. Prodr. IV. pag. 402. Macroenemum corymbosum R. et P. fl. Peruv. II. pag. 48, tab. 189. — *) Fol. basi vix cordatis, breviter peliolatts, staminibus basi pubescentibus. 194 Ein mit Cinchona verwandter Strauch Peru’s, von dem schon Ruiz et Pavon in der Flora Peruviana l. c. eine Ab- bildung, unter dem Namen von Macro- cnemum corymbosum geben. Die Rinde desselben ist wenig bitter und wird nach dem Verfasser der Flora Peruviana als Beimischung zur China-Rinde von den Sammlern verwendet. Diese Fälschung soll jedoch durch die im Innern weisse Farbe und den schwach biltern Ge- schmack derRinde von Condamina leicht entdeckt werden können, Die glocken-becherförmige Gestalt des Kelches, eine trichterförmige Blumen- krone mit ausgebreitetem Saume und bis zur Mitte mit der Blumenröhre verwachse- nen Staubfäden sind die Charaktere, nach denen De Candolle Condaminea von Macrocnemum trennte. Nach Ruiz und Pavon bildet diese Pflanze im WVaterlande Sträucher von kaum $8Fuss Höhe. Im Botanischen Gar- ten zu Zürich kam eine 11/, Fuss hohe Pflanze, nach welcher die beistehende Abbildung gemacht ward, zur Blüthe,. Es ist eine schöne immergrüne Decorations- pflanze für’s Warmkaus mit kahlen Sten- geln und Blättern. Stengel stielrund, einfach. Blätter gross, gegenständig, nach der Flora Peruviana sitzend, 1 Fuss lang und darüber, länglich-oval, am Grunde ausgeschnitten (nach Candolle am Grunde fast herzförmig), gefaltet, ganzrandig, lederartig, oberhalb glänzend und stark geadert. Die Blätter der Pflanze, die in Zürich blühte, sind dagegen nach den Mittheilungen des Herrn E. Ortgies 9 Zoll lang und 5 Zoll breit, am Grunde zeigen sie einen sehr kurzen aber doch noch deutlichen dicken Stiel, in welchen die unteren Blätter allmälig verschmälert sind, während die oberen Blätter eine schwach herzförmige Basis zeigen. Ver- gleichen wir die Abbildung der Flora Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Peruviana, so zeigen die Blätter ungefähr die gleiche Form wie die unserer Abbil- dung, der sehr kurzeS$tiel fehlt aber, ob- gleich der schmale schwach herzförmige Grund nicht angewachsen ist. Ein kurz gestieltes Blatt mit noch mehr verschmä- lertem Blattgrund, kann aus solch ei- ner Blattform leicht hervorgehen, so dass wir die vorliegende Pflanze darnach nur als Unterform unterscheiden. Das, was die Verfasser der Flora Peruvianaund nach ih- nen Candolle „faltig“ nennen, scheint nur in der starken Nervatur der Seiten- nerven zu bestehen, was auch unsere Pflanze zeigt, nur erscheinen die Seitenner- ven auf der Abbildung der Flora Peruviana vorm Rande stärker umgebogen, als auf der vorliegenden Abbildung. Die Neben- blättchen stehen oberhalb der Blattach- seln zwischen den Blattbasen und zeigen zwei fast bis zum Grunde reichende lanzettliche Lappen. Der Blüthenstand spitzenständig, ungefähr !/; Fuss über’m Grunde des allgemeinen Blüthenstiels in 3 Aeste getheilt, deren jeder die Blumen in einer zusammengedrängten Corymbe trägt. Blumen kurz gestielt, von kleinen linien-lanzettlichen Bracteolen gestützt. Kelch glockig-becherförmig, mit sehr kur- zem özähnigem Saume. Blumenkrone flei- schig, aus röhrigem Grunde nach dem Schlunde zu trichterförmig erweitert, auch auf der Abbildung der Flora Feruviana ge- rade undnoch einmal so lang alsder Kelch*) mit zurückgeschlagen abstehendem 5lap- pigem Saume, innen grünlich-weiss, aus- senröthlich-grün. Candolle sagt nun, dass die Blumenkrone nebst den Staubfäden am Schlunde nackt sei. Ruiz und Pavon sa- gen gegentheils, sie sei am Schlunde zottig. An unserer Pflanze ist der Schlund der Blumenkrone nackt, die Staubfäden dagegen am Grunde weichhaarig, entwe- *) Candolle sagt im Galtungscharakter „tubo subeurvalo, calyce paullo longiore. gen I. Originalabhandlangen. der finden also in dieser Beziehung be- deutende Abweichungen statt oder beide frühern Beschreibungen sind ungenau. — Die Vermehrung dieser interessanten . Decorationspflanze geschieht mittelst 195 Stecklingen, die im warmen Beete leicht wurzeln. Die Einführung dieser Pflanze verdanken wir J. v. Warscewicz, der Samen derselben an den Botanischen Gar- ten in Zürich aus Peru einsendete. — 2) Reiseberichte aus Mexico. (Fortsetzung und Schluss des Berichtes von Herrn Rözl.) Am 26. December 1858 brach ich wieder auf von Oaxaca, um die Sierra Zapotecos zu besuchen. Der erste Tag bot nichts Erwähnenswerthes, dagegen fand ich am zweiten Tage mehrere sehr schöne Pflanzen, so eine wunderschöne, ganz niedrig wachsende Inga, kaum mehr als fusshoch werdend, mit grossen schar- lachrothen Blüthen, dann eine Rubus- Art, nur 2 Fuss hoch, sehr schön und grossblumig wie eine Rose, von diesen beiden Pflanzen habe ich jetzt einige Exemplare in unserem Garten; ferner eine wirklich prachtvolle Lamourouxia, sie hat kleine Blätter, wie eine Pimelea decussata und lange Blütherrispen, die Blumen in der Form wie Pentstemon, sind 2 Zoll lang und haben das fen- rige Scharlach der Salvia splendens, ausserdem fand ich hier manche schö- ne Compositen. Später kam ich an ein Thal. in welchem das schöne in Europa so wenig bekannte Zwiebel- gewächs, die Rigidella orthantha so mas- senhaft wuchs, dass es aussah, als sei ein Scharlachtuch über die Fluren aus- gebreitet. Wir hatten noch ziemlich hoch zu steigen bis wir Guachima- loya erreichten, wo das Klima wegen der hohen Lage sehr kalt ist und keine Culturpflanzen mehr gedeihen. Wir ver- brachten dort eine Nacht unter freiem Himmel um ein grosses Feuer gelagert, hatten aber doch von der Kälte sehr zu leiden. Den folgenden Tag ging es wie- der etwas bergab; wir begegneten der Pinus Ayacahuite, leider war aber der Samen schon ausgefallen. — Sie und auch andere haben die Vermuthung aus- gesprochen, mein P. Don Pedri sei wohl die gleiche Art, aber welch’ ein Unter- schied zwischen beiden! — P. Ayaca- huite hat sehr schmale, nur 20 Centim. lange Zapfen und nur wenig blaugraue Nadeln, bei P. Don Pedri sind die Zapfen 45 Centimeter lang und wenig- stens 2mal so breit wie bei ersterer und die Nadeln sehr blaugrau und weit länger, jedes Kind könnte die Bäume unterscheiden. — Die Weiterreise führte immer bergab und bot kein besonderes Interesse, bis ich an einem Teich eine sehr schöne Loasacee fand, die einen 6 — 7 Fuss hohen Strauch bildete und mit grossen, orangerothen Blumendolden geziert war. Am 3. Tage kamen wir an einen Fluss, an dessen Ufern Zuckerrohrfelder das warme Klima bekundeten; wir pas- sirten ihn auf einer Brücke, die ganz von Schlingpflanzen gemacht war, unter denen eine Art Smilax und eine Vitis die Hauptrolle spielten; es ging jedoch gleich nachher wieder bergauf bis nach San Francisco Cajones, einem indischen Dorfe und zwar, was sehr selten hier vorkommt, einem sehr indu- striellen; die Leute, hauptsächlich die Weiber, spinnen grössteniheils Baum- wolle und machen eine Art Schuhe, 196 während die Männer viele Tagreisen weit das Land durchziehen, um diese Fabri- kate zu verkaufen. Im Allgemeinen sind diese Leute wohlhabend, sie heira- then untereinander, es ist den jungen Männern nicht gestattet, in anderen Dör- fern ihre Bräute zu suchen, eben so we- nig dürfen Leute aus den benachbarten Dörfern sich hier ansiedeln; zwar sind sie katholisch, aber ihre Ceremonien sind noch alle aus der alten indianischen Zeit. — Hier fanden wir eine gute Auf- nahme und konnten uns verproviantiren mit Eiern, Maisbrod und gedörrtem Flei- sche. Den folgenden Tag setzten wir unsere Reise fort. Nachdem wir mehrere Schluchten und Berge passirt hatten, kamen wir in eine feuchte Gegend mit durchaus verschiedener Vegetation und einem gemässigt warmen Klima; hier wuchsen Magnolien, Drymis, viele Geo- noma , Begonien,, Fuchsien und Habro- thamnus; mein werthvollster Fund war hier ein prachtvolles Hebeclinium mit Blüthenbüscheln von 2 Fuss Breite und Blättern, die mehr als 1 Fuss im Durch- messer hielten; ich freue mich , diese Pflanze jetzt lebend in unserm Garten zu besitzen; auch viele Cupheen in der Art der C. platycentra wuchsen hier. Die Bergseiten waren mit weissen und rothen Befarien und vielen Vaceinium- Arten bewachsen. Es regnete unauf- hörlich, wir waren ganz durchnässt, un- sere Thiere matt und hungrig und oben- drein überraschte uns die Nacht, so dass wir erst gegen Mitternacht ein In- dianerdorf erreichten. — Wie herrlich schmeckte uns jetzt unter ärmlichem Obdach der schnell bereitete Kaffee und das Maisbrod, wie behaglich streckte man sich aus aufder glatten Erde und schlief ein, während draussen der Regen her- nieder rauschte! — Hier ist das Land deskKegens und der Nebel, wo die Sonne Gartenflora Deutschlands, Russla s und der Schweiz. selten die Erde auftrocknen kann, die wahre Region des Epidendron. vitellinum majus, das hier viel wächst, aber schwer zu finden ist in dem dichten Nebel. — Als wir den folgenden Morgen 8 Uhr erwachten, schien die Sonne, aber kaum waren wir wieder en route, so hüllten uns auch schon dichte Wolken wieder ein; hier ist alles Berg und Thal in raschem Wechsel, ausgedehnte Ebenen existiren nicht in dieser Gegend; wir wollten einen Berg übersteigen, um in ein anderes Thal zu gelangen, aber es war rein unmöglich : eine gelbe, lehmige Erde, schlüpfrig wie Seife, erschwerte das Steigen über alle Begriffe, anstatt bergauf ging es mit jedem Schritt berg- ab, die armen Thiere fielen alle Augen- blicke, so dass wir an diesem Tage kaum eine Stunde weit vordrangen; es wurde dabei Nacht, wir machten ein kleines Zelt, aber derRegen strömte mit solcher Gewalt hernieder, dass wir förmlich im Wasser liegen mussten. Am folgenden Tage sah ich ein, dass wir davon ab- stehen mussten, hier weiter zu steigen» wir gingen also wieder thalwärts und folgten dem Thale, hatten auch das Glück, gegen Abend ein Dorf zu errei- chen, wo wir gerne Nachtquartier nah- men. Die Indianer dieses Dorfes bauen Kaffee und verkaufen den Centner für i1/, Thaler, selbst zu diesem Spottpreise können sie ihn kaum verwerthen, da der Mangel an einigermassen guten Commu- nikationswegen den Transport unglaub- lich vertheuert. In dieser Gegend wächst eine Mugnolie mit colossalen, 2 Fuss langen und 1 Fuss breiten Blättern; ich bedaure nur, dass ich hier nicht länger bleiben konnte, denn es kommen hier gewiss viele seltene und schöne Pflan- zen vor, aber man müsste mehrere Mo- nate sich hier aufhalten können, um alle diese entlegenen Thalschluchten und I. Originalabhandlungen. Bergwinkel nur oberflächlich zu durch- forschen. Am Abend des folgenden Tages erreichten wir Choupan, ein Ort, wo sich die Indianer der Umgegend Sonntags versammeln, um ihre Producte auszutauschen. Hier wachsen auch sehr interessante Sachen, z. B. eine schöne Galeandra mit purpur violetten Blumen, eine Woarscewiczella und eine Menge Goodyera?, welche den Anecochilus- Ar- ten an prachtvoller Zeichnung und Fär- bung der Blätter nichts nachgeben ; ich fand von diesen letzteren allein 12 ver- schiedene Arten. — Die Luft ist hier so beständig mit Wasserdunst gesättigt, dass ein Baum auf dem andern wächst ebenso üppig, als ob er in der Erde wurzle; die Baumstämme stehen sehr gedrängt, und meistens sehr schief, ein abgebrochener Ast fällt auf einen Baum- stamm und treibt bald Wurzeln, und so wächst eins mit dem andern fort; kein Vermehrungshaus könnte eine günstigere Luitbeschaffenheit für die Wurzelbildung von Stecklingen haben, als der Urwald dieser feuchtheissen Gegend, der ein Staunen erregendes Bild tropischen Pflanzenwuchses bietet, — Massen von Aroideen bedecken die Baumstämme, Farrenkräuter die dicke Humusschicht des Bodens; von Orchideen fand ich ausser den bereits eben erwähnten, nur noch einige Gongora und Arpophyllum- Arten, von Palmen nur einige schöne Geonoma-Bpecies. Eine hübsche Ouphea sp. im fliessenden Wasser wachsend, war auch sehr interessant, weit weniger aber die Masse von Ungeziefer aller Art, an den Bäumen, wie auf der Erde, von den kleinen aber lästigen Mücken bis zu den grossen Schlangen, von allen möglichen Grössen und Farben. — Noch volle 10 Tage mussten wir im tiefen Koth, vom fast beständigen Regen durch- nässt, diese Gegenden durchziehen, die 197 das wahre Gebiet der Seitamineen zu sein scheint: Heliconia-Arten fand ich massenhaft in vielen Farben und Grös- sen, ebenso zahlreiche Repräsentanten der Gattungen Phrynium, Maranta, He- dychium und Canna, an manchen Orten sah man fast nichts Anderes, als Pflan- zen dieser Familie. Es erging uns in den letzten Tagen recht trübselig, unser Proviant nahm sehr ab und es blieb uns nur noch etwas Maisbrod, das aber durch Schimmel fast ungeniessbar geworden war, Feuer anzuzünden war nicht mög- lich, wir begegneten keiner Menschen- seele, geschweige denn einer Hütte, die uns hätte Obdach geben können; inzwi- schen veränderte sich die Physiognomie der Gegend , die Berge waren zu Hü- geln geworden, wir durften hoffen, bald aus diesem heillosen Regenneste heraus- zukommen; am 11. Tage hatten wir ei- nen ziemlich breiten Fluss zu passiren und am 12. Tage erreichten wir endlich wieder ein Indianerdorf und damit auch die Grenze dieser feuchtwarmen Region. Von Lebensmitteln war hier im Dorfe auch nur Maisbrod aufzutreiben, die In- dianer litten grossentheils an einer trau- rigen, hier zu Lande pinetos genann- ten Krankheit, besonders die Weiber sahen grässlich aus, der ganze Körper ist nämlich mit Flecken bedeckt, die in allen möglichen Farben, in roth, weiss, blau und braun, selbst schwarz erschei- nen. Diese Krankheit soll ziemlich an- steckend sein, aber wir bedurften zu sehr der Erholung und Rast und muss- ten bon gre mal gr& einen ganzen Tag hier verweilen. Von hier aus war ich etwa 180 Meilen von Mexico entfernt; ich beschloss, die Heimreise anzutreten und wählte den kürzesten Weg, der über ausgedehnte Steppen führte, wo wir durch den Sonnenbrand und durch ste- chende Mückenschwärme nicht weniger 198 zu leiden hatten, als kurz zuvor durch die Nässe; aber es ging wenigstens be- deutend rascher vorwärts und ohne ein weiteres Abenteuer sah ich schon die Stadt Cordova vor mir liegen, als ich noch zu guter letzt mich beque- men musste, einer Räuberbande mein gutes Pferd abzutreten, es war in den Augen der Räuber das Einzige, was ich noch von Werth bei mir führte. — Glück- 3) Ueber den Spargelhau A. Allgemeines. Eins unserer beliebtesten und zu- gleich gesündesten Gemüse ist der Spar- gel, dessen Anbau auch bei uns in Russland schon hin undwieder in ziem- lich grossem Massstabe betrieben wird, obgleich nicht überall mit der aufmerk- samen Pflege, die durchaus erforderlich ist, um den Spargel von solcher Voll- kommenheit und Güte des Geschmackes zu ziehen, wie dieses in vielen Gegen- den Deutschlands und Hollands geschieht. Die Mängel, die ich Gelegenheit hatte hierüber aus eigener Anschauung zu be- obachten, bestanden entweder in zweck- widrigen Bodenverhältnissen und falscher Bearbeitung bei Anlage der Spargel- beete selbst oder in übertriebener Düng- ung; letzteres meistentheils da, wo viel Spargel getrieben wurde und den zum Treiben bestimmten Pflanzurgen später nicht Zeit genug blieb, sich wieder zu kräftigen. Zur Abhilfe solcher Mängel ist es aber nöthig, näher auf die spe- cielle Spargeleultur einzugehen. Wir unterscheiden im Allgemeinen mehrere Sorten Spargel: 1) Den weissen oder Darmstädter, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. licherweise hatte ich schon von Oaxaca 10 Lastthiere und ein Pferd nach Oriza- ba vorausgeschickt und diese hatten ihr Reiseziel glücklich erreicht; von Cordo- va nach Orizaba ist keine grosse Ent- fernung, hier konnte ich wieder mein Pferd besteigen und die Heimreise fort- setzen. Gegen Mitte Februar traf ich wohlbehalten wieder in Mexico ein. (B. Roezl.) in unseren Gemüsegärten. N Köpfchen beim Erscheinen über der Erde sich blassgrüne Deckblättchen be- finden. 2) Den grünen oder Ulmer, von weisslich-grüner Farbe, dessen Stengel zwar nicht so stark, doch länger geniess- bar sind als bei der vorhergehenden und nachfolgenden Sorte. 3) Den violetten oder Holländischen mit röthlichem Köpfchen, und 4) den in neuester Zeit von England aus verbreiteten Grayson’s Riesenspar- gel. Welche Sorte zum Anbau der ande- ren vorzuziehen ist, lässt sich mit Ge- wissheit nicht bestimmen , da die ange- sebenen Unterschiede durch Transloca- tion der Pflanzen von einer Gegend in die andere, also durch elimatische Ver- hältnisse, Boden und Behandlung mehr (ads weniger immer einer Veränderung ı unterworfen sind. B. Boden und Lage. Zum Spargelbau gehört vor allen Dingen ein von Natur durchaus sand- haltiger, leichter doch nahrhafter Garten- boden von tieflockerer Beschaffenheit und einem Untergrunde , der nicht aus der sehr dieke Stengel treibt, an deren | solchen gebundenen Erdarten besteht, I. Originalabhandlungen. die das Durchsickern der überflüssigen Feuchtigkeit in die Tiefe verhindern können. In schwerem, kalten und feuch- ten Boden gedeiht kein Spargel. Wo ‘der Boden die erforderlichen Eigenschaf- ten nicht in dem Maasse als nöthig be- sitzt, kann er zwar dazu umgeschaffen werden, wenn man Mühe und Kosten nicht scheut, doch muss seine Umarbei- tung mit Sachkenntniss und Accuratesse geschehen , soll der spätere Ertrag ein lohnender und in Bezug auf Güte und Geschmack ein zufriedenstellender sein. Aus dem eben Gesagten geht zum Theil hervor, dass ein zum Spargelbau bestimmtes Stück Land nicht in der Nähe von Wasser, noch in feuchten Ebenen oder an solchen Plätzen liegen darf, die durch Ueberschwemmung lei- den können. Die Lage desselben muss also eine jeder Zeit trockene, freie und sonnige sein. C. Vorbereitung zur Anpflanzung auf Beete. Die Wurzel des Spargels oder die sogenannte Spargelklaue bildet um ihren Wurzelkopf viele fast gleichmässig dicke leicht zerbrechliche Wurzeln in mehr horizontaler Lage, deren Lebensthätig- keit nur drei Jahre dauert; alljährlich bildet sich über denselben eine neue Wurzellage von gleicher Dauer, bis der Wurzelkopf die Oberfläche der Erde er- reicht. Hierauf gründet sich bei der Spargelzucht die sorgsame Anlage der Beete, die Beachtung der Tiefe beim Pflanzen, die Art und Weise der Düng- ung und ihre spätere jährliche Bearbei- tung. Die Einrichtung einer neuen Spar- gelanlage ist bei günstigen Bodenver- hältnissen nach den neuerer Zeit darüber gemachten Erfahrungen mit weniger Um- ständen verknüpft als früher; ist der 199 Boden von Natur sandig, locker und nicht zu schwer, und sein Untergrund Wasser durchlassend, so ist das Verfah- ren ziemlich einfach. Solches Land wird zuerst planirt und hierauf die Ein- theilung der Beete vorgenommen, indem man dabei die Breite und Länge der- selben durch Einschlagen starker Pfähle markirt. Die Länge ergibt sich aus dem Terrain, die Breite richtet sich darnach, ob in?zwei oder drei Reihen gepflanzt werden soll. Da wo die Anlage so gross wird, um später jedes Jahr mehrere Beete treiben zu können, ist es jedenfalls am zweckmässigsten, die Breite der Becte nur zu zwei Reihen einzurichten , also 4 Fuss breit zu machen mit 1!/, Fuss breiten Zwischenwegen, und die Einrich- tung noch in der Art zu treffen, dass, nach je zwei Beeten, ein drittes schmä- leres folgt, welches zum Anbau anderer niedriger Gemüse zu benutzen ist. Es hat diese Eintheilung einer Spargelan- lage vor anderen üblichen, wo die Beete in einer ununterbrochenen Reihe liegen, den Vorzug, dass bei Anhäufung von Dünger beim Treiben der Beete durch seine Fermentation nicht auch die Ve- getation des Nebenbeetes zur Unzeit mit angeregt wir. Wo man diese Ein- tkeilung nicht will und jedes Jahr nur ein Beet getrieben werden soll, ınüssen die Zwischenwege mindestens 2 Fuss breit sein. Nach dieser Eintheilung kommt es zunächst darauf an, dem Boden die nö- thige Nahrungskraft zu geben, die eine sehr nachhaltige sein muss. Dieses ge- schieht hier durch Untermischung des Bodens mit einer angemessenen Menge guten verotteten Pferdedüngers mit Kuh- dünger vermischt, der zu diesem Zwecke in Haufen vorbereitet sein muss, und 200 zwar geschieht die Umarbeitung auf folgende Weise: Man sticht die Beete einen guten Spatenstich tief aus und setzt die Erde zu beiden Seiten gleichmässig auf, worauf der tiefer liegende Boden mit einer hin- reichenden Menge von Dünger tief um- gegraben und gut durchmischt wird; ein Gleiches geschieht hierauf beim Auf- füllen mit der zuerst bei Seite geworfe- nen Erde. Solche Arbeiten werden am besten im Spätsommer oder Herbst vor- genommen, damit die Beete den Winter über Zeit behalten, sich zu setzen. Wo der Boden mehr schwerer als leichter Natur ist, werden die Beete förmlich auf 2 — 2!/, Fuss Tiefe ri- jolt, wobei nur Pferdedünger allein mit dem gehörigen Zusatze von Sand als Düngung angewandt werden darf. Die Unermischung geschieht hier am besten schichtweise. Kommt beim Rijolen schlechter unpassender Boden vor, muss derselbe entfernt und durch besseren ersetzt werden. Bei allen diesen Vorbe- reitungen bleibt jedoch stets die Haupt- sache, vorher von der Beschaffenheit des Untergrundes sich zu überzeugen und da, wo er den oben erwähnten Ei- genschaften nicht ganz oder nur theil- weise entsprechen sollte, durch geeig- nete Mittel die Mängel zu beseitigen, Diese Mittel bestehen in Drainiren des Bodens mittelst Röhrenlegung oder Durchziehung einfacher Gräben, die mit zweckdienlichem Material angefüllt wer- den; dieses muss dann geschehen, wenn die undurchlassende Schicht des Unter- grundes so mächtig und ausgedehnt ist, dass ein stellenweises Durchgraben der- selben in Form kleiner Cysternen nicht ausreichen sollte, um die überflüssige Feuchtigkeit in die Tiefe abzuleiten. Solche kleine Cysternen müssen eben- falls mit solchem Material angefüllt und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. überdeckt werden, durch welches das Zuschlemmen derselben verhindert wird. Sobald nun im Frühjahr die Witte- rung die Bodenbearbeitung zulässt, wer- den die Beete kurz vor ihrer Bepflan- zung nochmals gut umgegraben , durch- geharkt und geebnet und die Pflanzstel- len durch Einsteckung gesunder ziem- lich starker Stäbe von 2 Fuss Länge markirt, nachdem man zuvor die Beete in 2 Linien, jede 1 Fuss von der Kante abgeschnürt hat; die Entfernung der Pflanzstellen in den Reihen muss min- destens 21/, Fuss betragen und dieselben im Verband liegen. D. Bepflanzung oder Bestellung der Beete. Die nunmehrige Bestellung der Beete kann auf zweierlei Weise stattfinden 1) durch Legung der Samen an Ort und Stelle und 2) durch auf Samenbeeten zuvor erzogenen Pflanzen. Die erstere Weise ist weniger üblich als die letztere und findet nur da statt, wo die Beschaf- fung von Pflanzen mit sehr viel Schwie- rigkeiten verbunden und dieselben doch erst erzogen werden müssen. Die zweite Weise ist bei Weitem die gebräuchlichste , sie gewährt nicht allein den Vortheil der früheren Benutzung der Beete um mindestens zwei Jahre, sondern man erhält auch zugleich einen volilkommeneren und reicheren Ertrag. Soll die Bestellung durch Legung der Samen an Ort und Stelle stattfinden, macht man um jeden Stab auf der Pflanzstelle tellerartige Vertiefungen; im leichten Boden von 6 Zoll, im schwe- reren Boden von 4 Zoll Tiefe, in die 3 — 4 Samenkörner regelmässig gelegt und mit guter Composterde etwas be- deckt werden. Ist das Auslegen ge- schehen , so wird die Erde angespritzt und dann mit eiwas Moos überdeckt, I. Originalabhandlungen. um das Austrocknen derselben zu ver- hüten; letzteres muss aber sofort ent- fernt werden, sobald der junge Keim die Erde durchbrochen hat. Von den -aufgegangenen Samen lässt man nur die kräftigste Pflanze später in jeder Grube stehen, die an dem stehengebliebenen Stabe locker angeheftet wird. Solche Beete werden jedes Jahr mit einer Lage guter Composterde aufgefüllt, bis die Wurzeln allmälig im schweren Boden 7—8 Zoll, im leichten Boden.10—12 Zoll mit Erde bedeckt: sind. Was nun die zweite ;und üblichste Methode anbetrifit, nämlich das Bepflan- zen der Beete durch vorher auf Samen- beeten angezogene Pflanzen, so muss dies ebenfalls so früh als möglich im Frühjahr geschehen. Das Pflanzen im Herbst taugt für unsere climatischen Verhältnisse durchaus nicht, da die flei- schigen Wurzeln durch die um diese Jahreszeit mehr oder weniger anhaltende Nässe sehr leicht leiden, denn durch das Versetzen von den Samenbeeten auf die Ertragsbeete tritt immer eine Störung ihrer bisherigen Lebensthätigkeit ein und befinden sich daher solche Pilan- zen gleichsam in einem krankhaften Zu- stande. Ehe man nun im Frühjahr mit dem Pflanzen beginnt, werden zuvor an je- der markirten Pflanzstelle um den ste- henbleibenden Stab herum 10 Zoll tiefe und 18 Zoll Durchmesser haltende Gru- ben gemacht, wobei die herausgenom- mene Erde nebenbei gelegt wird, In der Mitte derselben macht man aus gu- ter Composterde 4 Zoll hohe Hügel, auf welche die bereit gehaltenen Pilan- zen, je eine kräftige auf jeden Hügel so gesetzt werden, dass die Krone möglichst nahe dem Stabe kommt und ihre Wurzeln strahlenförmig den Hügel umgeben. Hierauf wird die Grube so 201 weit mit Erde angefüllt, dass die Wur- zelkrone zwei Zoll hoch bedeckt wird. Die an jeder Pflanzstelle zurückbleibende Vertiefung wird im nächsten Frühjahre bei Zurechtmachung der Beete in fol- gender Weise zugefüllt. Zum Pflanzen wähle man einen trüben und windstil- len Tag, denn die Einwirkung von Sonne oder scharfer Winde ist den blosslie- genden Wurzeln sehr nachtheilig. Nach Beendigung des Pflanzens wird die Erde über den Wurzeln angespritzt, welches bei anhaltend trockener Witterung öf- ters amAbend wiederholt werden muss. Beim Herausheben selbstgezogener Pflan- zen aus den Samenbeeten bedient man sich am besten einer starken Mistgabel. Von den herausgenommenen Pilanzen wähle man die kräftigsten mit kurzen dicken Keimaugen aus, schneide die et- wa beschädigten Wurzeln so weit als nöthig mit einem scharfen Messer glatt ab, und lege die Pflanzen dann schicht- weise in einen bereitgehaltenen Korb zwischen feuchtes Moos. Auf den Samenbeeten blieben früher die Pflanzen mindestens 3 Jahre stehen, ehe sie auf die Ertragsbeete angepflanzt wurden oder man suchte zum bepflan- zen derselben sich welche von diesem Alter zu verschaffen; nach den neue- sten Erfahrungen nimmt man jedoch | jetzt kräftige einjahrige, höchstens zwei- jährige Pflanzen. In unserem Klima jedoch, selbst noch im Kalugischen und Orelschen Gouvernement werden die jun- gen Pflanzen das erste Jahr selbst bei der sorgsamsten Pflege nicht stark ge- nug zum Versetzen, dieses werden sie mit dem zweiten, bisweilen wohl auch mit dem dritten Jahre erst. E. Spätere Behandlung. Die nun fernere Behandlung der Spar- gelanlage bis zu dem Jahre ihrer Er- 202 tragsbenutzung besteht im Folgendem: Die Beete müssen den Sommer über stets rein von Unkraut gehalten und die Spargeltriebe sorgfältig im ersten Jahre an den stehengebliebenen Stäben ange- heftet werden, die man auch deshalb stehen gelassen hat, um bei Zurechtma- chung der Beete später stets zu wissen, wo die Pflanzen stehen, um sich dabei vor Verletzungen derselben hüten zu können. Sind nun im Herbst die Sten- gel abgestorben, schneidet man sie hand- hoch über den Boden ab und bedeekt alsdann die Beete vor Eintritt des Fro- stes mit einer Lage gut verotteten Dün- gers, was weniger der Kälte wegen, als vielmehr deshalb geschehen muss, um den Pflanzen stets die nöthige nachhal- tige Nahrung zu verschaffen. Im Früh- jahr beim Zurechtmachen der Beete wird ein Theil des im Herbst aufge- gebrachten Düngers vorsichtig mit un- tergegraben , die grössere Hälfte jedoch fortgeschaflt. Das Umgraben darf nur flach geschehen, hauptsächlich in der Nähe der Pflanzen. Sind die Beete ab- geharkt und geebnet, überschüttet man dieselben mit einer fingerdicken Schicht Sand, was besonders da von Nutzen ist, wo der Boden von Natur nicht sehr sandhaltig, er also auf diese Weise auch allmälig dazu umgeschaffen wird. Soll- ten die Beete im 2. Frühjahre sich so gesetzt haben, dass sich keine 6 Zoll Erde über den Pflanzen befänden, muss das Beet bis auf diese Höhe mit sandi- ger Composterde nachgefüllt werden. Im dritten Frühjahre werden die Beete so hoch aufgefüllt, dass die Wurzelköpfe im leichten lockeren Boden 10 — 12 Zoll hoch, im schwereren aber nur 8 — 9 Zoll bedeckt sind. In diesem Jahre kann man allerdings schon hin und wie- der die stärksten Keime von den Pflan- zen stechen, doch darf dieses nur höchst Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sparsam und vorsichtig geschehen, wenn anders die Pflanzen für die nachfolgenden Jahre in ihrem Ertrage nicht geschwächt werden sollen. Erst im 4. Jahre der Pflanzung tritt die eigentliche Benutzung dieser Beete ein, indem man dann ohne Nachtheil die dicksten Stengel alle ste- chen kann. Solche Beete liefern bei regelmässi- ger Bearbeitung und Behandlung, so wie besonders vorsichtigem Stechen bis in das 25. Jahr einen reichlichen Ertrag. Man kann dabei annehmen, dass die Produetionskraft der Pflanzen bis zum 18. Jahre jährlich zunimmt, nach dem- | selben aber ebenso alljährlich abnimmt, um daher ihre Lebenskraft zu conser- | viren, steche man nach dem 18. Jahre Inicht alle dicken Stengel an einer Pflanze. F. Allgemeine Cultur- Regeln. Nur noch einige allgemeine Regeln, die bei der Spargelcultur zu beobachten sind. Man bedecke jeden Spätherbst die Beete mit einer angemessenen Lage verotieten Düngers, von dem nur ein Theil nach Bedürfniss jedes Frühjahr, sobald nur derFrost aus derErde, beim Zurechtmachen der Beete mit untergra- ben wird. Nach Abharkung der Beete gebe man denselben stets eine finger- hohe Lage Sand, damit der Boden durch jährliches Untergraben von Dünger nicht am nöthigen Sandgehalte verliert. Man benutze den im Anfange noch freien Raum niemals ohne Noth zum Anbau einzelner Frühgemüse, da sol- ches den Spargelpflanzen nur zum Nach- theil gereicht. Man halte die Beete stets von Unkraut rein. Vor dem 4. Jahre dürfen niemals alle starken Stengel an einer Pflanze gestochen werden, Gegen Ende Juni wird das Stechen ganz ein- Il. Originalabhandlungen. gestellt, die später noch treibenden star- ken Stengel lässt man ruhig fortwach- sen. Das Stechen selbst muss stets mit der grössten Vorsicht geschehen, damit der Wurzelkopf nicht verletzt, noch die nachtreibenden Stengel dabei beschädigt oder abgebrochen werden; überhaupt überlasse man dieses Geschäft besonders in den ersten Jahren der Be- nutzung keinen ungeschickten Händen, sondern verrichte es lieber selbst. Im Anfange der Vegetation sticht man nur in den Frühstunden, später jedoch noch einmal am Abend. Nach jedesmaligem Stechen werden die nicht gleich zum Verbrauch nöthigen Stengel abgewa- schen und bündelweise zusammengebun- den, in Sand nebeneinander eingeschla- gen und zwar an einem kühlen, dunk- len, trockenen Orte. G. Von der Erziehung der Samen- pflanzen. Die Erziehung guter und kräftiger Samenpflanzen erfordert nicht allein gün- stigen Boden, sondern auch grosse Sorg- falt und hängt von der Ausbildung der- selben beim Versetzen auf die Ertrags- beete ein grosser Theil des sicheren Erfolges ab. In Deutschland in der Um- gegend von Darmstadt, Ulm, Braun- schweig und Erfurt, sowie in manchen Gegenden Holland’s nimmt die Anzucht der Spargelpflanzen nicht allein einen hohen Standpunkt ein, sondern bildet auch einen ausgebreiteten Handels- Artikel. Will man bei uns bei günstigen Bo- denverhältnissen selbst gute Pflanzen ziehen, was sich auch in merkantilischer Hinsicht sehr lohnt, so richte man zu- erst sein Augenmerk auf guten Samen, Kann man diesen nicht aus erprobten Quellen beziehen, so sucht man ihn 203 sich dadurch selbst zu verschaffen, dass man von einer 6 — $8jährigen Anlage eine Partie Pflanzen im Frühjahr gar nicht sticht oder nur die dünnen und schwächeren Stengel, die kräftigsten nor- mal gewachsenen aber zur Samenzucht durchschiessen lässt. Sobald an ihnen im Herbste der Samen reif geworden, werden nur die stärksten und vollkom- mensten Beeren gesammelt. Nachdem man sie einige Wochen ausgebreitet an einem luftigen Orte liegen gelassen hat, reinigt man sie und sucht aus der er- haltenen Ernte die vollkommensten Sa- menkörner gewissenhaft zur späteren Aussaat aus. Die zur Aussaat geigne- ten Beete müssen eine warme trockene Lage haben und werden kurz vor der Aussaat tief umgegraben, wobei der Bo- den nach Umständen gut gedüngt und gut durchgearbeitet wird. Die Aussaat geschieht in zolltiefe 6 — 8 Zoll von einander entfernte Furchen und zwar 50 dünn, dass etwa alle 2 Zoll ein Samen- korn zu liegen kommt, worauf die Fur- chen mit Composterde zugefüllt werden, Die Samenbeete müssen bis zum Kei- men stets feucht gehalten werden und da der Same überhaupt lange liegt, ehe er keimt, ziehe man die Herbst- der Frühjahrs - Aussaat vor. Für den Win- ter erhalten solche Beete eine leichte Decke von Laub, Moos oder kurzem Dünger, die im Frühjahr behutsam wie- der entfernt wird. Sobald die jungen Pflänzchen einige Zoll hoch gewachsen sind, werden sie beim Jäten so ver- dünnt, dass zwischen jeder Pflanze ein 2 — 3 Zoll breiter Raum bleibt; zu gleicher Zeit wird der Boden zwischen den Reihen behutsam aufgelockert und alsdann mit einer dünnen Lage Moos bedeckt, um das Austrocknen desselben zu verhindern. Solche Beete müssen häufig nach- 204 gesehen werden und achte man in der warmen Tageszeit darauf, ob der Spar- gelkäfer sich eingefunden hat; beson- ders im Juli - Monat. Diesen letzteren vertreibt man dadurch, dass man die jungen Pflanzen in den Frühstunden, so lange der Thau noch auf ihnen liegt, mit Tabaksstaub oder Holzasche be- streut oder die Reihen zeitweilig be- schattet, da dieser Käfer den Schatten nicht liebt. Auch vor Schneckenfrass muss man die jungen Pflänzchen hüten, indem man den Rand der Beete öfters mit frischer Gerberlohe oder ungelösch- tem Kalk bestreut, da jede Verletzung derselben nachtheilig auf die Ausbildung der Wurzel zurückwirk. Wenn im Herbst‘ die Stengelchen abgestorben sind, werden sie nahe über der Erde abge- schnitten und die Beete den Winter über mit kurzem Mist bedeckt. Eine gleiche Behandlung wie im ersten Jahre erhalten die Beete auch im zweiten Jahre bis zur Auspflanzen der Pflanzen auf die Ertragsbeete. H. Die Spargeltreiberei. Man treibt den Spargel vom October- Monat an den ganzen Winter hindurch bis zu der Zeit, wo man ihn anf natur- gemässem Wege ohne Anwendung künst- licher Mittel stechen kann. Hierzu be- darf es allerdings der jederzeitigen Dis- position über die nöthige Menge Pferde- mistes und von vorneherein einer zweck- dienlichen Eintheilung der ganzen An- lage. Es ist schon früher bei der Ein- theilung des Grundstückes darauf hin- gewiesen, wie solche geschehen muss, wenn später die Beete angetrieben werden sollen, um das vorzeitige An- regen der Vegetation des zunächst lie- genden Beetes zu verhindern; hier- auf gründet sich das Verfahren beim Treiben der Beete im Freien. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ein Hauptgrund der so häufigen Klagen über schlechten Geschmack des getriebenen Spargels liegt haupt- sächlich in der mangelhaften Einrich- tung beim Treiben selbst oder in der sonst nicht richtigen Bearbeitung der Beete. Letzteres ist besonders da der Fall, wo mit den Jahren durch Unter- graben übermässigen Düngers im Früh- jahr die auf den Pflanzen befindliche Erddecke fast aus reinen Düngerstoffen besteht; hier muss der Spargel unmittel- bar hineinwachsen, was seinen Wohlge- schmack beeinflusst. Ein Gleiches fin- det im ersteren Falle dadurch statt, wo beim Treiben der Mist unmittelbar auf die Beete gebracht wird. Hier sind es die scharfen Stoffe, die sich bei der Fer- mentirung des Mistes erzeugen und die auf den Woehlgeschmack des Spargels noeh nachtheiliger einwirken als im vor- hergehenden Falle. Damit der Spargel bei seinem Erscheinen über der Erde nicht von den scharfen Stoffen leiden kann, verfahre man folgendermassen. Der Spargel braucht durchschnittlich drei Wochen vom Augenblick der Trei- berei an gerechnet bis dahin, wo er gestochen werden kann, hiernach richten sich die nöthigen Vorarbeiten und Ein- richtungen. Da das Treiben in herrschaft- lichen Gärten von der Zeit desBedarfes ab- hängt, man also zur Winterzeit an den dabei stattfindenden Erdarbeiten, nicht ge- hindert sein darf, so müssen schon im Herbst um die zum Treiben bestimmten Beete die Fusswege auf 2 — 21/, Fuss Tiefe ausgegraben und die so entstan- denen Gräben zur Sicherheit mit trocke- nem Läube angefüllt werden. Die aus- gegrabene Erde wird dabei auf die schmä- leren nicht bepflanzten Beete aufge- schichtet, um nach Beendigung der Trei- berei wieder an Ort und Stelle gebracht zu werden. EEE I. Originalabhandlungen. Sobald nun das Treiben beginnen soll, werden die Gräben nach Art der Mistbeete mit gutem strohigem Pferde- miste und theilweiser Benutzung des ‘ Laubes bis zur Höhe der Beete vollge- packt und schichtweise festgetreten, dar- auf aber noch so viel Mist aufgefüllt, bis auch die Oberfläche der Beete min- destens einen Fuss hoch überdeckt ist. Hierzu muss der Mist zuvor auf Haufen angefahren und in Fermentation begrif- fen sein; ist dies nicht der Fall, muss er beim Einpacken, wenn nöthig, mit heis- sem Wasser begossen und dann mit Bret- tern oder Bastmatten zugedeckt werden, damit er sich rasch erhitzen kann. Nach etwa 8 — 10 Tagen, wo der Spargel in Vegetation tritt, wird die obere Mist- decke der Beete abgeräumt, die Beete selbst mit einer fingerdicken Schicht Sand überschüttet, bereitgehaltene Mist- beetkästen von der nöthigen Preite und 6 — 8 Zoll Höhe nebeneinander auf dieselben aufgestellt und mit Fenster- rahmen bedeckt. Diese werden alsdann mit Läden oder Brettern geschützt und hierauf das Ganze so hoch als nöthig mit Mist wieder bedeckt. Erkaltet der Mist im Umsatze und in der Bedeckung, muss zur Herstellung der nöthigen Wärme ein Theil des alten Mistes be- seitigi und durch frischen Mist ersetzt werden, der mit dem liegengebliebenen untermischt wird. Bei diesem Verfahren kann man mit Sicherheit darauf rechnen, schon nach Verlauf von drei Wochen den ersten Spargel stechen zu können, der freivon jedem Düngerbeigeschmack ist, weil der Mist nur so lange unmittelbar auf den Beeten lag, als nothwendig, um das Beet auch von Oben zu durchwär- men. Bei dieser Einrichtung kann man leicht bei hellem Sonnenschein in den Vı. 1860. 205 Mittagsstunden die obere Decke stellen- weise entfernen , um auch der Sonnen- wärme Zutritt zu den Beeten zu gestat- ten oder bei eintretender milder Wit- terung durch hin und wieder Lüften der Fensterrahmen den Zutritt der äus- seren Luft, da beides auf den Wohlge- schmack des Spargels sehr wirkt. Solche Beete können beinahe zwei Mo- nate lang gestochen werden, Bemerkt man zu dieser Zeit, dass die Pflanzen nur noch einzelne und schwache Sten- gel treiben , ohne dass vorher die ab- nehmende Mistwärme daran Schuld war, so hört man mit dem Stechen auf und erneuert den Mist nicht weiter. Hat man Kästen und Fenster um diese Zeit zu anderen Culturen nöthig, und ist es noch früh im Jahre und kalt, so hält man die Beete blos einfach mit dem al- ten Miste bedeckt, damit der Uebergang zum allmäligen natürlichen Zustande nicht zu rasch erfolgt. Bei eintretendem Frühjahre wird die Mistdecke behutsam ganz entfernt, um die nachgetriebenen Spargel zu schonen und die Beete wie die anderen nicht getriebenen in Ord- nung gebracht. Die getriebenen Beete dürfen das fol- gende Jahr gar nicht gestochen werden, damit sich die Pflanzen erholen und stärken können; erst das zweite Jahr fängt man wieder an zu stechen und im dritten, besser noch im vierten Jahre können diese bei guter Pflege wieder getrieben werden. Ist man gezwungen im dritten Jahre zu treiben, sticht man lieber in den Zwischenjahren gar nicht, Den ergiebigsten Ertrag liefern hier 6 — 12jährige Beete, wo die Pflanzen noch in ihrer vollen Kraft sich befin- den. Das Treiben alter Spargelbeete geschieht nur, um den letzten Nutzer 15 206 von ihnen zu ziehen oder sie ganz todt zu treiben. Will man solche alten, zum Theil lückenhaft gewordenen. Beete aus Raum- benutzung ganz aufgeben, so hebt man die Pflanzen vor dem Froste zus und bewahrt sie frostfrei auf, um sie in Mist- beeten oder Treibkästen todt zu treiben. Von diesen kann man allerdings nur ei- nen höchst mittelmässigen Ertrag erwar- ten. Sind die Beete wie gewöhnliche Mistbeete vorbereitet, bringt man auf den festgetretenen Mist zwei Zoll hoch Erde, auf welche dann Jie Pflanzen so dicht als möglich nebeneinander gesetzt und die Zwischenräume mit irockener Erde gut ausgefüllt werden, wobei die Köpfe der Pflanzen alle auf gleiche ll. a) Abgebildet in Belgique hor- ticole. 1) Gladiolus grandiflorus Andr,; lrideae. — Eine sehr hübsche, reichblülhige Art, die vor 25 bis 30 Jahren, wie die hübschen Cap- zwiebeln, als die Löwen des Tages, der all- gemeinen Gunst sich erfreuien, schon die Samm- lungen zierte, jetzt aber, seitdem die flatterhafle Mode ihre Gunst anderen Pflanzen wandt hat, ist sie vielleicht ganz aus den Gär- zuge- ten verschwunden, wie so viele andere, denen sie hoffentlich wieder eingeführt werden wird, wenn ein Mal ihre Stunde wieder schlägt: es ist ja Alles hieniden den bestän- digen Wechsel unterworfen, nur im Wechsel ist Bestand, und der Wechsel der Geschmacks- richtung wird auch nicht nur die Capzwie- beln, sondern die jetzt ebenso sehr vernach- lässigten Cacteen, Proleaceen etc. wieder an die Tagesordnung bringen: es hat eben Alles seine Zeit! Der GI grandiflorus ist zu- mit | Gartenflora Deutschlands. Russlands und der Schweiz. Höhe gebracht werden. Drei Zoll hohe Erde über den Köpfen ist hinreichend, ebenso ein Zwischenraum von gleicher Höhe zwischen Erde und Fenster. Hier- auf wird das Beet mit warmem Wasser vernittelst der Brause so stark begos- sen, dass die Erde mässig feucht wird, mit Fensterrahmen und Strohmatten be- deckt und wenn nöthig, noch durch fri- schen Mistumsatz und Decke geschützt. Eine Bodenwärme von 15 — 20 Grad ist hinlänglich; eine grössere Wärme erzeugt nur höchst schwache Stengel. B. Eberwein,. Ober-Gärtner des Herrn General von Malzow. Neue Zierpflanzen. nächst dem @. floribundus verwandt, er be- ‚ darf im Winter einer leichten Decke und blüht gewöhnlich im Juni und Juli. Seine Blüthen sind auf weissem Grunde in der Mitte jedes Segmentes mil einem breiten violetiblauen Streifen geziert. Blälter schwertförmig, ge- nervi; Schaft armblülhig, von der Länge der Blälter; Blumen aufgerichtet, etwa 3 Zoll im | Durchmesser. 2) Gladiolus nanus Andr. Theilt mit dem Vorhergehenden das gleiche unverdiente Schick- sal, wie das gleiche Vaterland’, das Cap der guten Hoffnung; eine wahrhaft zwergige Art, kaum höher werdend als Crocus, aber mit hübschen eyanblauen, in der Mitte gelblichen Blumen, gleich interessant durcu Färbung und Wuchs. Blätter lanzettlich, gefaltet, behaart, Schaft ziekzackig , mehrblüthig, gleichlang mit den Blättern; Corolle rachenförmig, mil tief gespaltenen , wellig gerandeten Segmen- ten; 3) Gladiolus ringens Andr. Eine dritte, Il... Neue Zierpflanzen, blaublühende Art, die im Jahre 1800 vom Cap zum ersten Male imporlirt und von der seiner Zeil in den ßärten eine ziemliche Menge Varietäten und Baslarde gezüchlei wurden. Die rachenförmigen, sehr mwohlriechenden, ' ziemlich kleinen Blumen sind graublau. aul den 3 unteren Petalen oder Segmenten mil einem schmalen gelben Mittelstreifen; Blätler fast linealisch, gerippt, Schalt vielblumig, zick- zackig. Wir beglückwünschen die Einführung dieser 3 durch ihre ungewöhnliche Färbung so interessan- ten Arten, in den so geschickten Händen eines Gladioluszüchter wie Truffaut oder Sou- cehet würden sie wahrscheinlich sehr bald ihr Colorit den grossblumigeren, jetzt so beliebten Gartenvarietäten von G. gandavensis. ramosus und cardinalis abtreten müssen, in denen die blaue Farbe noch gar nicht vorhanden und nur durch Kreuzung mil solchen Arten kann man hoffen, sie zu erhalien. (Septemberheft 1859.) 4) Rosa hybr. rem. Eugene Appert. Unter den neuen Rosen, die auf den verschiedenen vorjährigen Ausstellungen in Frankreich ihr erstes Debüt machten, hat keine einen grösse- ren Beifall gefunden. und keine zu grösseren Hoffnungen berechtigt, als die von dem ge- schickten Rosenzüchter Victor Trouillard ge- wonnene hybr. remonlirende Rose Kugene Ap- pert. Von dem bekannten Geant des batailles abstammend , besitzt sie alle vorzüglichen Ei- genschalten desselben in womöglich noch Grade und ist dabei in der Farbe ungleich schöner und feuriger; ihr zunächst steht die schöne Rose Fictor Trouillard, was das feurige Roth anbetrifft, aber sie ist auch dieser überlegen durch bessere Form und Fül- lung, durch schöneres Laub und kräfligeren Wuchs. — höherem (Octoberheft 1859.) 5) Lobelia pinifolia 1..; Lobeliaceae. — Pflanzen, deren Tracht bedeutend abweicht von allen übrigen Arten derselben (atlung gewähren dem Pflanzenfreunde immer ein be- sonderes Interesse, selbst wenn sie auch in ih- rem Blumenschmuck nicht rivalisiren könnten mil den zunächst verwandten Arten, — Eine solche ungewöhnliche Erscheinung ist auch die Lobelia pinifolia L. vom Cap. der guten 207 Hoffnung , die schon im Jahre 1786 durch Masson entdeckt und eingeführt wurde, jetzt aber wahrscheinlich kaum mehr in den Samm- lungen existiren dürlte. Es Strauch „ ähnlich einer Gnidia, oder einer Erica durch seine dichtgestellten , nadelförmi- gen Blätter, hinter dem man alles andere eher vermuthen sollle,, als eine Lobelia, so lange man die Blumen nicht kennt; diese jedoch verrathen gleich die wahre Verwandschaft, sie gleichen am ehesten in Form, Farbe und Grösse denen der bekannten L. erinoides, nur fehit ihnen das weisse Centrum; Blätter an den Rändern etwas eingerollt, kahl oder flaumhaarig; Blülhenstiele einzeln und in ge- ringer Anzahl an oder unterhalb den Spilzen der dicht beblälterten Zweige, als die Blätter; Kelchröhre halbkugelig, wie der Bläthenstiel mil silberglänzenden Haaren besetzt, Kelchzipfel lanzeltlich, zugespitzt, 4mal als die Corolle. Eine Kalthaus- die wie die feineren Neuholländer Ericen in sandiger Heideerde gezogen und sowohl durch Stecklinge als durch Sa- men vermehrt wird. ist ein kleiner kaum länger kürzer „us pflanze, und 6) WFahlenbergie capensis DC. (Campa- nula eapensis L., Roclla decurrens Andr.); Campanulaceae. — Eine liebliche, aber leider eiwas dilfieile Annuelle, mit zahlreichen, hübsch dunkeiblauen Blumen, die schon im Jahre 1787 zuerst vomÜap der gulen Hoffnung ein- gelührt wurde. Siengel gerade , einfach oder verästelt, am Grunde behaart; Blälter oval- lanzetllich, behaart , unregelmässig grob ge- zähnt; Blülhenstiele verlängert, einblülhig, kahl: Kelchröhre eirund, mit weissen Borsien- haaren besetzt; Kelchzipfel lineal-lanzeitlich, gewimpert, kürzer als die tief Öspallige, ziem- lich ausgebreitete Corolle. eirund behaart. 7) Falkia repens ZL. (Convolvulus Fal- kia Thunb.); Uonvolvulaceae. — Kapsel verkehrt- Ein Zwerg unter den Convolvulus, denn die kaum 6 Zoll langen Zweige halten sich am Boden; aber ein allerliebster Liliput. mit zahlreichen, hübsch rosenrothen, im Schlunde weissen Winden- blüthen,, die den ganzen Sommer hindurch in Fülle erscheinen, die Pflanze ist besonders geeignet zu kleinen Bordüren und gedeiht im Sommer recht gut im freien Lande, 15 * erlordert 208 aber im Winter den Schutz des Kallhauses. Vermehrung im Frühjahr durch Wurzelthei- lung oder durchAblegen der Zweige im Som- mer. Thunberg fand sie am Cap der gu- ten Hoffnung, diesem Lande. so wunderbar reich an schönblühenden, prächtigen Pflanzen, dem Vaterlande unserer Ericen, Pelargonien, Proteen , Diosmen , der Legion von Zwiebel- pflanzen aller Gattungen , das früher fast aus- schliesslich alle neuen Pflanzen für unsere Gärten lieferte , bevor China, Japan, Indien, Australien, Central- und Südamerika etc. die Pflanzensammler anlcckten und nun ihrerseits reiche Ausbeute anderer Pflanzenformen ge- währten. wodurch die Cappflanzen mehr oder minder in den Hintergrund traten. — Die Falkia repens wurde bereits im Jahre 1774 in England eingeführt, — ob sie wohl noch heute irgendwo existirt? — Wir erinnern uns nicht, sie je gesehen, oder in Catalogen angeführt gefunden zu haben. — Blätter herz -spathel- förmig, stumpf, kahl, langgestielt, klein; Blü- thenstiele einblumig, kurz; Kelch 5zähnig, Zähne zugespilzt, Corolle um 2mal länger als der Kelch , glockig-trichterförmig , ausgekerbt, 2 Griffel mit kugeligen Narben, Frucht aus A einsamigen Carpellen bestehend. (Novemberhefi 1859.) b) Abgebildet im Botanical Ma- gazine. 8) Spiraea Douglasii Hook.; Rosaceae. — rothblühende Art ist bereits in den Gärlen sehr verbreitet, und verdient auch Diese schöne als einer der dauerhaftesten, schönblübenden Ziersträucher mannigfache Verwendung, so- wohl in grossen Parkanlagen, wie im beschei- densten Hausgärtchen. — Wir verdanken diesen Schmuck unserer Gesträuchparthien dem fleissigen Douglas, der sein kühnes Vordringen in unbekannten Ge- genden und sein eifriges Suchen nach neuen Pflanzen leider mit demLeben büssen musste, indem er in eine tiefe, zum Fang der wilden Büffel gegrabene und trügerisch leicht gedekte Grube stürzte und hier, fern von menschlicher Hilfe, einen qualvollen Tod fand; — die Sp. Douglasii möge uns an ihn erinnern und uns daran mahnen, wie theuer so viele der neuen Gartenflora Deutschlands, Russlauds und der Schweiz. Pflanzen erkauft werden mussten, mit denen wir Gärten und Gewächshäuser schmücken! — Das Oregongebiet und das nördliche Califor- nien sind die Heimath dieses Strauches. (Taf. 5151.) 9) Camellia Sasangua var. anemoniflora Seem. (Fortune’s Yellow Camellia Hort.) — Vor einigen Jahren erregte das Erscheinen ei- ner gelben Camellia, die Fortune von China mitgebracht hatte, grosses Interesse; die Ca- mellienfreunde beeilten sich, diese Neuheit möglichst rasch zu erwerben, allein sie halten keine grosse Freude damit: die gelbe Ca- mellie liess gar lange auf ihre Blumen war- ten, ja, die Pflanze selber schien sich durch- aus nicht bei uns zu gefallen, es sass kein rechler Trieb darin; trotz aller Pflege krän- kelte sie nur und slarb oft ganz ab, — kein Wunder also, dass sie kein Lob erntete und wenig mehr von ihr gesprochen wurde. — Jetzt hat sie endlich geblüht und Dr. See- mann, der kürzlich eine vortreffliche Bearbei- tung der Gallungen und Arten von Camelliu und Thea veröffentlicht hat, stellt sie als ge- füllt blühende Abart zur €. Sasangua und da- mit ist auch wahrscheinlich die Ursache aufge- funden , warum die gelbe Camellia gar nicht gedeihen wollte: man veredelte sie nämlich, wie alle anderen Oamelliensorten auf C. ja- ponica, anslalt sie auf ©. Sasangua, ihrer Stammart zu veredeln ; wird diese zur Unler- lage benutzt, so wird auch ohne Zweifel die gelbe Camellie ein weit freudigeres Gedeihen zeigen und das Lob rechifertigen, das der wackere zuverlässige Fortune ihr ertheilte. — Mit den schönen, regelmässig dachziegelig gefüllten Sorten kann sich die neue gelbe Ca- mellie allerdings nicht messen, sie sieht neben diesen fast aus wie eine ganz einfache Blume, so klein sind die inneren Blumenblätter ge- blieben, allein interessant bleibt sie wegen ih- rer gelben Farbe, die sich vorläufig allerdings nur auf die inneren Blumenblätter erstreckt, während die äusseren grossen Petalen weiss sind, — besonders aber wegen der Möglich- keit, sie durch Cultur zu veredeln und aus ihren Samen allmälig vollkomme- nereFormen zu gewinnen, wie ja auch unsere heutigen prächtigen Camellien auf gleiche Weise allmälig gewonnen wurden. — Blätter eirund- immer Il. Neue Zierpflanzen. ; lanzettlich, lang zugespitzt, dicklich ; äussere Petalen weiss, aussen leicht rosa getuscht, verkehrt-eirund-länglich , tief ausgerandet, fast 2lappig; Staubfäden sehr zahlreich, in hell- .primelgelbe, spathelförmige Blättchen verwan- delt, eine sogenannie anemonenförmige Füllung bildend ; Griffel 5 (selten durch Fehlschlagen 4), frei oder verwachsen — (Tat. 5152.) 10) Statice Bourgiaei Webb.; Plumbagi- neae. — Eine der vielen seltenen und inter- essanten Pflanzen , mit denen der vortreffli- che Bourgeau (Fürst der botanischen Samm- ler, nennt ihn Hooker), die Herbarien berei- cherte, er fand sie auf seiner letzten Reise auf der Insel Lancerota, zur Gruppe der Oanarien gehörend , deren Flora bekanntlich die schön- sten unserer Kalthausarlen von Stalice eigen- thümlich sind, so z. B. St. arborea, imbricata und wmacrophylla. — Samen, die er gleich- zeitig sammelle und nach Kew schickte, gin- gen gut aut, die daraus erzogenen Pflanzen blühten zum ersten Male im August 1859. — Die Art ist zunächst mit St. puberula Webb. verwandt, und unterscheidet sich von dieser hauptsächlich nur dadurch, dass der Blüthen- schaft mit seinen Verästelungen stärker geflü- gelt ist, und die Blätter in ihrer uniern Hälfte so gelappt und wellig gerandet sind, dass sie fast leierförmig erscheinen. Der Blüthenstand bildet eine vielverzweigte doldentraubige Rispe, mit zahlreichen weissen Biüthen in blauen Kelchen. — Cultur in sandiger Laub - oder Heideerde mit einem Zusatz von Rasenerde im Kalthause. Vermehrung am besten durch Aussaat, in Ermangelung von Samen durch Stecklinge von den Seitensprossen. (Taf. 5153.) 11) Calceolaria fleruosa R. et Pav.; Scro- phularineae. — Eine hübsche, bisher nur in Abbildung und Beschreibung aus dem Werke von Ruiz und Pavon über die Flora von Chil; und Peru gekannte Art, jetzt aber durch William Lobb aus Peru eingesandt in Sa- men, die in dem Garien der Herren Veitch und Sohn angebaut, bereits blühende Pflan- zen ergaben. Die dichten massigen Rispen grosser reingelber Blumen machen gulen Ef- fecl und die Pflanze scheint um so eher zum Auspflanzen auf Gruppen geeignet, als die Rossiter, 209 Blüthe den ganzen Sommer hindurch anhält, Die verhältnissmässig sehr grossen Kelche von gelblich - grüner Färbung zeichnen diese Art besonders aus. Stengel nur am Grunde ver- holzend, sonst krautig, verästelt, 2 —- 3 Fuss hoch, Aeste ziemlich schwach und ziekzackig gebogen ; Blätter 2 — 3 Zoll lang, herzför- mig-eirund, geslielt, tief kerbzähnig; Rispe viel verzweigt, sehr reiehblumig; Kelch in der Knospe von kurzer pyramidaler Form, Akan- tig, mit scharf hervortretenden , fast geflügelt scheinenden Kanten, im Aufblühen ausgebrei- tet abstehend , weich behaart, die Segmente breit eirund , spitzlich; Corolle mit sehr kur- zer hellgelber Oberlippe, Unterlippe gross, fast kugelig, aufwärts gekrümmt, am Grunde zu- sammengezogen, nach der Mitte zu offen. Cultur und Vermehrung wahrscheinlich eben so leicht und einfach, wie bei den übrigen strauchigen Calceolarien. (Taf. 5154). 12) Gutierrezia gymnospermoides A. Gray ; Compositae. — Eine seit einigen Jahren in den Gärten unter dem falschen Namen Gutiernezia &ymnospermoides verbreitete annuelle Compo- site aus Neu- Mexico, mit rein gelben Blumen von geringer Schönheit. — Gehört, wie wir schon früher mitgetheilt haben und was seit- dem von C. H. Schultz bestäligt ward, nicht zur Gattung Gutierrezia, sondern bildet eine neue Gattung, die zunächst mit Heterotheca verwandt ist; wir nannten sie Gün- thera viscosa. (Vergl. Gartenfl., Jahrg. 1858, pag. 44.) (Taf. 5155.) 13) Dipteracanthus? Herbstii Hook. fil.; Acanthaceae. — Der Garten zu Kew empfing diese Pflanze von den Herren Herbst und Handelsgärtner in Rio Janeiro als in Brasilien einheimisch , ohne nähere An- gabe des Fundortes. Sie zeigle ihre Blüthen Anfangs September 1859 und blühte fort bis Ende November, also fast volle 3 Monate in ununterbrochenem Flor. Es ist eine ausge- zeichnet interessante, schöne Warmhauspflanze, die leider wie fast die meisten Acanthaceen die Unart hat, langgestreckt aufzuschiessen, ohne sich stark zu verzweigen: fleissiges Zu- rückschneiden und ein Standort nahe unter den Fenstern müssen helfen, die Pflanze nie- derer und buschiger zu machen, Cass. 210 Bei den jetzigen noch richt hinreichend begründeten Gatlungen der Familie der Acan- thaceen passt diese neue Pflanze am besten in die grosse Gattung Dipteracanthus, zu wel- cher sie vorläufig gezogen werden mag, ob- gleich die nächste Verwandtschaft mit einer anderen Gatlung aus dem tropischen Afrika, dem Stephanophysum.Baikiei (Bot. Mag. tab, 5111) zu bestehen scheint. — Inflorescenz achslelständig an den Spitzen der Zweige, in 3 — 5öblüthigen Büscheln, Blüthen sitzend, aber langgeslieli scheinend, durch die sehr langen und ungewöhnlich dünnen Kronröhren, die ‘hier gleichsam die Stliele ersetzen; Brac- teen borstenförmig, mit dem Kelche gleichlang, dieser bis zumGrunde fast gleichmässig 5spal- tig, mit pfriemlichen Segmenten, ?/, Zoll lang, Blumenkrone volle 3 Zoll lang. mit sehr dün- ner und sehr langer Röhre, die sich oben plötzlich krüämmt und fast glockenförmig er- weilert, mit ausgebreilelem Saume; dieser be- steht aus 5 fast gleichen, tief ausgerandeten Lappen. Der stielförmige Theil der Röhre und der Saum sind weiss, der erweiterte Röhren- Staubfäden eingeschlossen , am Grunde paarweise zusam- menhängend „ Antheren linealisch , 2fächerig, Fruchtknoten fast 1?eiig. (Taf. 5156.) 14) Grammatophyllum speciosum Blum.; Orchideae. — Diese gigantische Orchidee verdient wohl wegen ihrer ungewöhnlichen Grössenverhällnisse, den ihr schon von ihrem Entdecker , Prof. Blume, eriheillen Namen ei- ner ,„‚Königin der Orchideen.“ Die Schein- knollen werden bis 10 Fuss hoch, der viel- blüthige Schaft, der am Grunde der Schein- knollen entspringt, ist fingerdick und wird ebenfalls bis 6 Fuss hoch ! — Solche riesige theil dagegen schön rosapurpur- Dimensionen erreichle ein Exemplar aus der Sammlung der Herren W. G. Farmer, Non- such-Park, Ewell, unter der trefllichen Pflege des Gärtners Mr. Carson, stand im October vorigen Jahres an Sir W. Hooker einsandte, um für die Tafel im Bot. Magazine. lauble das Format nur die Darstellung eines kleinen Theiles des Blüthenschaftes. Zum Natürlich er- ersten Male blühte sie im Jahre 1852 in der‘ Sammlung der Herren Loddiges, aber in einem weit kleineren, dürlligeren Exemplare. der den Blüthen- | als Modell zu dienen | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Diese grossarlige Orchidee ist auf Java und andern Inseln des indischen Ocears heimisch, und kommt auch auf dem Festlande in Cali- fornien vor. Pseudobulben, die man hier förmliche Stämme nennen könnte. büschel- weise beisammensiehend, 5— 10 Fuss hoch, stielrund zusammengedrückt, am oberen Ende zweizeilig beblättert, unten nur mit häutigen, anliegenden Schuppen bekleidet; Blätter 11], — 2 Fuss lang, aus einer breiten, scheidigen, reitenten Basis bandförmig. spitz, von ziemlich derber Textur; Schaft —6 Fuss hoch, wur- zelständig oder grundständig, aufrecht, vielblü- thig, stielrund ; Bracteen krautarlig, elwa zoll- lang, eirund-lanzetllich, concav ; Fruchtknoten stielförmig, 4 — 6 Zoll lang, fast weiss, stiel- rund; die geöffnete Blüthe fast 6 Zoll im Durchmesser; Sepalen und Petalen fast gleich - förmig. flach ausgebreitet, fast verkehrt-eirund, leicht wellenrandig, sehr stumpf , auf gelbem Grunde reich punktirt und gefleckt mit dun- kelpurpur; Lippe verhältnissmässig klein, an- derthalb Zoll lang, Siappig, Lappen stumpf, die seillichen die Säule umfassend, der mitt- lere mit 3 erhabenen Leisten auf der Scheibe, und roihen gewimperten Längsstreifen. — Das Genus Grammatophyllum repräsenlirt in der asialischen Orchideenflora in auffallender Weise das amerikanische Genus Cyrtopodium , wie man der vielgestaltigen und artenreichen asia- tischen Gallung Dendrobium, die ebenso viel- gestallige und arlenreiche amerikanische Gat- tung Epidendron gegenüberstellen kann; so findet man voneiaander entfernten Welttbeilen, aber in äbnlichen Klimaten und localen Verhältnissen, wenn nicht dieselben, so doch ähnliche Pflanzentypen auftreten, die sich gieichsam gegenseilig vertreien und er- gänzen. — (Taf. 5157.) 15) Statiee Bonduelli Lestib.; Plumbagi- neae. — Wir haben diese neue, rein schwe- felgelb blühende Statice bereits im Februarheft dieses Jahrganges, Seite63 kurz erwähnt und sie als eine ebenso inleressante als schöne Nach dem Bot. Magazin wurde sie durch den französischen Militärarzt Bonduelle im nördlichen Afrika entdeckt. Eine perennirende Pflanze (wahrscheinlich nur ein- jährige; denn im Frühjahr warm ausgesäet und später an sonniger , warmer Lage ausge-' in weit Neuheit empfohlen. Mm. pflanzt, blüht sie schon im ersten Sommer sehr reich; ganz wie eine ächte Annuelle), mit wurzelständigen Blättern, die eine dem Boden flach aufliegende, grosse und hübsche _ Rosette bilden; Blätter spathelförmig, buchtig- leierförmig gefiedert, behaart und gewimpeıt, Blatllappen abgerundet, der endständige mit langem Mucro. — Blüthenschäfte achselstän- dig, sehr zahlreich, | — 3 Fuss hoch, stiel- rund, Acste 3kantig, mehrfach diehotomisch verzweigt , eine grosse lockere Trugdolde bil- dend; Blüthenstiele verkehrt pyramidal, 3flü- gelig, mehrblüthig, Blüthen gehäuft sitzend, umgeben von bleibenden Bracteen, die mit abstehenden Stacheln besetzt sind (Bracteen und Stacheln werden bei der Reife holzig und in. 1) Erziehung von Holzpflanzenin Rasenaschenbeeten und Verpflan- zung derselbenin den Wald. — Der Oberförster C. Thürmer auf den SGräflich Uwarow’schen Gülern im Gouvernement Mos- kau gibi in den von J. Johnson herausgege- gebenen Mittheilungen der Kaıs. Freien ökono- mischen Gesellschaft in St. Petersburg einen Bericht über sein Verfahren in Bezug auf Er- ziehung von seltneren Gehölzen für die Wald- eullur. Zur Aussaat empfiehlt derselbe Beete, welche, nachdem sie 1 Fuss umgegraben, oben noch A Zoll hoch mit gebrannter Rasen- erde bedeckt werden. In dieser sollen alle Holzpflanzen ausserordentlich kräftig wachsen und ausserdem ist die Pflege solcher Beele viel leichter, weil Wurzeln und „Unkrauisa- men, die sich in der Erde befanden, durch das Brennen vernichtet werden. Zum Bren- nen selbst werden an einer stein- und wurzel- freien Stelle Rasenböschen in einer Dicke von 2 — 3 Zoll abgeschält und in einer Länge von 14 — 17 Zoll und Breite von 10 — 14 Zoll abgestochen. In halbmondförmiger Gestalt werden nun diese Rasenböschen zum Abtrocknen aufge- Notizen. m — — — 1 211 umschliessen die Samen, die ziemlich müh- sarm vor der Aussaat von dieser harten Hülle zu befreien sind); Petalen mit ausgebreiteien, verkehrt-eirunden, ?spaltigen Platten, lang ge- nagelt, länger als der glockige, trockenhäutige, 5zähnige Kelch. Die abgeschnittenen und im Schatten ge- irockneten Biumen behalten ihre schön gelbe Farbe gleich den bestenImmortellen und sind daher auch sehr gut für Winterbouqueis zu verwenden. — Für Topfeullur weniger em- pfehlenswertü, da die Pflanzen im Lande un- gleich kräftiger und üppiger werden. (Taf. 5158.) (E. 0.) Notizen. Fuss breiten kugelförmigen Haufen so aufge- stellt. dass im Centrum derselben noch eine am Grunde 2 Fuss im Dorchmesser haltende Röhre frei bleibt, welche mit Reisig angefüllt wird, zum Abbrennen. Ausserdem müssen die Rasenböschen selbst so gestellt werden, dass auch zwischen ihnen überall kleine Röh- ren bleiben, durch welche der Dampf und Rauch beim Brennen entweichen kann. Noclı bevor die Spitze des Haufens geschlossen, wird das Reisig angezündet und erst nachdem das Feuer ordentlich im Brennen ist, was man bald an der Verminderung des Rauches merkt, wird auch die Spitzenöffnung durch dachzie- gelförmige übergelegte Rasenslücken geschlos- sen. Der Rauch kann nun nur noch durch die kleinen Kanäle zwischen den Rasensltücken entweichen. Wo das Feuer etwa durchbren- nen sollte, muss sogleich nachgedeckt werden, denn je langsamer das Brennen vor sich geht, je besser wird die Erde. Erst nachdem diese Erde künstlich oder durch Lagern auf Haufen Feuchtigkeit ange- zogen, ist sie zum Gebrauche fertig. — Nachdem die Aussaat auf die geebnete Fläche der Beete gleichmässig und nicht zu stellt und sobald sie hinlänglich trocken in 6 dicht vorgenommen, werden die Samen von 212 Pinus, Ahoın und Ulmen nur schwach mit leichter Erde oder Sand bedeckt, hierauf die Beete mit dem Spaten oder einem Breit fest- geschlagen und nun mit Reisig bedeckl, um die Samen vor dem Frass der Vögel zu bewah- ren und zugleich eine gleichmässigere Feuch- tigkeit auf der Oberfläche des Beetes zu un- terhalten. — Eschensamen sollen !/, Zoll hoch, Eicheln 1 — 2 Zoll hoch mitRasenerde bedeckt wer- den. Sobald die Samen aufgehen, wird das Reisig an einem trüben Tage oder Abends entfernt *). Vor Frost schützt man die jungen Pflan- zen in den ersten Jahren ebenfalls durch eine Ueberdeckung mit Reisern. Als specielle Vortheile der Aussaat in Ra- senasche führt der Verfasser an: a) Ein vollkommeneres und besseres Auf- gehen der Samen und kräfligeres Wachsthum nach dem Keimen. b) Leichtere Reinigung, weil alle Wurzel und Samen durch das Brennen zerstört wur- den. c) Die Rasenasche hält die Feuchtigkeit lange zurück und saugt sie leicht auf, weshalb ein Begiessen der Beete sellen nölhig wird. d) Leichtes Ausheben der Pflanzen behufs der Verpflanzung, ohne die Wurzeln zu be- schädigen. Das Auspflanzen von Nadelhölzern in die Waldbestände geschieht, indem ebenfalls zuvor mit einem grossen Pflanzholz ein weites Loch gemacht, in welches, nachdem es mit Rasen- asche ausgefüllt, die Pflanzen dann miltelst ei- nes kleineren Pflanzholzes fest eingesetzt wer- den. In feuchtem Boden ist es jedoch besser, die Rasenasche um die Wurzeln des einzu- pflanzenden Pflänzlings einzufüllen. Zum Auspflanzen selbst wählt der Verfas- ser junge kräftige Pflanzen (bei Pinus sylve- stris von 1 Jahr, bei Pinus Picea von 2 — 3 — *) Hat man das Aufgehen zu spät bemerkt, wird man wohl thun, einige Tage noch eine ganze dünne Reiserdecke übergedeckt zu las- sen, bevor man solche gänzlich enifernt. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Jahren. bei: Larix ‘europaea von 1—? Jahren), Schwächliche Pflanzen werden ausrangirt oder noch einmal auf besondere Pflanzbeete ge- setzt. Um die Stellen , wohin gepflanzt werden soll, zuvor von Unkraut einigermassen zu be- freien und tauglich zu machen und um so kleine Pflanzen einer weitern kräftigen Ent- wickelung entgegen zu führen, lässt man 11 — 14 Zoll im Quadrat haltende Rasenbö- schen stechen und diese im Jahre zuvor, so aul die zum Pflanzen bestimmten Stellen legen, dass Rasen auf Rasen kommt. Beim Pflanzen im nächsten Frühling (Mai und Juni) werden dann die Löcher zur Aufnahme der Pflänzchen mit dem Pflanzholz in der Mitte dieser Rasenböschen gemacht. Die zum Pflan- zen bestimmten Seizlinge werden aber unmit- telbar nach dem Ausnehmen in einen zähen, mit Rasenasche gemischten Lehmbrei getaucht, um die zarten Wurzeln vor dem Austrocknen zu behüten. Wird letzteres versäumt, so ist keine Hoffnung vorhanden, dass die Pflanzung gelingen könne. — Der Herr Verf. hat auf 300 Acker Landes in dieser Weise Nadelholzpflanzungen ausfüh- ren lassen und zwar stets mit dem besten Er- folge. Als Vortheile seines Verfahrens wer- den folgende Punkte vorangestellt : a) Eine solehe Pflanzung ist überall aus- [fübrbar. Nur nasser, sehr steiniger und trocke- ner Sandboden machen eine andere Cultur nothwendig. b) Es ist die Pflanzung mil solchen klei- nen Pflanzen das billigste aller Verfahren. e) Durch Auflegung der Rasenplaiten vor der Pflanzung wird die Kraft des Bodens be- deutend gesteigert ; denn dadurch dass Rasen auf Rasen gelegt wird, bildet sich durch des- sen Zusammenfaulen eine Humusschicht. d) Durch das Auflegen der Platten werden kleine Hügel gebildet, auf denen die jungen Pflanzen bei feuchten Wetter im Winter der schädlichen Einwirkung der Eisbildung weni- ger ausgeselzt sind. e) Das Auflegen dieser Platten hindert für mehrere Jahre den Graswuchs unmiltelbar um die jungen Pflänzchen, der diese ersticken II... Notizen. könnte. Wenn er sich dann später einstellt, sind diese inzwischen genugsam erstarkt. f) Zwischen den Reihen, wenn diese weil genug (8 — 9 Fuss Entfernung) gelegt sind, kann Grasnutzung statifinden. Auf den Plat- ten stehend, markiren sich die jungen Pflan- zen den Augen des Mähers sehr leicht. an Getreide durch Säemaschinen. Durch Sä'maschinen wird durchschnittlich ?/, der gewohnten Samen- menge erspart. Dieses Verhäilniss auf ganze Länder angewendet, resulliren daraus ganz ungeheure Quantiläten von Getreide, die durch allgemeine Einführung von Säemaschinen er- spart würden. Für Russland allein berechnet man, dass durch allgemeine Einführung der Säemaschinen dem Lande jährlich 35 Millionen Viertel Getreide erhalten bleiben würden, die jetzt jährlich zuviel ausgesäet werden. (Mittheilung der Kais. freien öko- nomischen Ges. zu St. Petersburg.) 2) Ersparung 3) Einwanderung der Buche nach Dänemark. Chr. Vaupell zeigi in einem längern, in Nr. 30 der Flora 1859 enthaltenen Aufsatz, dass die Buche in der vorhistorischen Zeil in Däuemark noch nicht existirt habe, während sie jeizt den grössten Theil der Wald- bestände dieses Landes bilde. Dieser Schluss basirt sich auf Untersuchung der sogenannten Waldmoore, aus denen in der letzteiı Zeit eine Million von eingesunkenen Stämmen zu Tage gefördert wurden und unter allen diesen fan- den sich keine Buchen, welcher Baum heut zu Tage auch an den Rändern solcher Loca- litäten wächst, so dass auch er in diesen Wald- mooren sich finden müsste, wenn er damals schon vorhanden gewesen wäre. Weiter ausbauend zeigt der Verfasser, dass Kiefern, Birken, Pappeln, Erlen, Weiden hauptsächlich die Waldungen Dänemarks in frühester Zeit bildeten, später nahm die Eiche immer mehr Oberhand und verdrängle die an- dern Baumarten und jetzt hat die Buche die Eiche immer mehr eingeengt und nimmt in immer weiterer Ausdehnung Besitz vom Ter- rain. — 4) Die Cedern in Algerien. Herr Schramm theilt einen sehr interessanten Be- 213 richt über die Frühlingsflora Algeriens in der Flora mil. Derselbe kam bei Biskara bis an den Rand der Wüste. Auf der Rückreise von da, verweilte er einen Tag in Batna und machte von hier aus einen Ausflug in das Gebirge, um den ausgedehnten Cedernwald zu sehen. Dieser findet sich in dem Gebirge von Belezmah, dem Pic von Tugurt gegenüber. Auf der linken Abdachung dieses Gebirges do- minirt Quercus Ilex und coceifera, Juniperus phoenicea, Callitris quadrivalvis und als klei- Strauch die niedliche blaublühende Erinacea pungens Boiss. (Anthyllis erinacea L.) Höher hinauf in einer Höhe von 4 — 5000 Fuss über dem Meere beginnen die ausgedehnten Waldungen der Ceder, welche von der des Libanon verschieden sein soll und Cedrus ar- gentea genannt worden ist. Dieselbe bildet Bäume bis zu 105 Fuss Höhe und 18 Fuss Umfang des Stammes Die Bäume zeigen übrigens in ihrer Tracht einige Aehnlichkeit mit unserer Fichte oder Rothtaune, Unter 3000 Fuss steigt dieselbe nicht herab und wird schon an dieser Grenze nach unten klei- ner und krüppelig, höher hinein ins Gebirge aber immer schöner und kräfliger. — 5) Einführung des Weizen in Ame- rika. F. C. Schübeler in Christiania spricht in. der Botanischen Zeitung über den Weizen, den die Norweger im Jahre 1000 in Nord- amerika (Weinland von ihnen genannt) im wilden Zustande angetroffen und hält es für wahrscheinlich , dass dies die Zizania aquatica L. gewesen sei, welche dort ähnlich wie un- ser Mannagras in den Sümpfen und Niederun- gen wild wächst, oft weite Strecken fast allein überziehend. Der erste Weizen ward 1528 in Mexico eingeführt, indem einige Weizenkörner, die zufällig dem Reis, den die Spanier mit sich führten, beigemischt waren, von einem Sclaven des Corlez ausgesäet wurden und von diesen soll der erste Weizen Mexico’s herstam- men Ein Franziskanermönch, Fray Jodoco Rixi brachte ungefähr zur gleichen Zeit den ersten Weizen nach Quito. Maria de Escobar, eine Spanierin brachte denselben 1535 nach Lima. Erst am Schlusse des 16. Jahrhunderts führten die Jesuiten den Weizen in Paraguay ein und erst 1602 machte Gornold auf der Elisabeths-Insel an der Küste von Massachu- 214 seits den ersten Anbau - Versuch mit demsel- ben in Nordamerika. Nach Virginien kam er 1611 und im Jahre 1626 wurden schon Pro- ben von Weizen, Gerste, Hafer etc. aus Neu- York nach Holland gesendet. 6) Der Enset Abyssiniens (Musa Ensete Gml.) Es ist das die riesigste aller Blattpflanzen. Sie ward schon von Bruce zwi- schen 1768 — 1773 in Abyssinien entdeckt. Erst 50 Jahre später ward sie von der Russ- egger’schen Expedition wieder aufgefunden und von Th. Kotschy, der diese Expedition als Botaniker begleileie, wurden auch Samen an den Garten zu Schonbrunn bei Wien ge- sendet, die dort keimten und schöne Pflanzen lieferten, welche aber später wieder zurück- gingen. In neuererZeit ist diese Pflanze durch den englischen Consul in Abyssinien wieder in den Botanischen Garten zu Kew eingeführt worden. Eine 5jährige Pflanze erreichte im freien Grunde des dortigen Palmenhauses im letzten Sommer die enorme Höhe von 30 Fuss mit einem Schafe, der am Grunde 8 Fuss im Umfange misst. Die Blätter sind mit Einschluss des Blatistiels 20 Fuss lang und haben eine Breite von 3 Fuss. (Bonplandia.) 7) Besteigung des Berges Ida. Der Berg Ida, bekannt und berühmt in der Götterlehre der alten Griechen liegt ungefähr 40 engl. Meilen südöstlich von den Dardanel- len. Dr. Kirk gibt einen Bericht über dessen Besteigung und dessen Flora. In den Ebenen wachsen Pinus halepensis, Pistacien. verschie- dene niedrige Fichen , ferner Quereus Acgy- lops und A. Cerris, Pappeln, Paliurus aculea- tus und zwischen diesen rankt Clematis Vitalba und eirrhosa , Periploca graeca, Cynanchumi und wilder Wein empor. Den Boden bedecken Anemonen , Iris und Crocus. Nachden: der Kemen passirt, Iriii man in einen Tannenwald ein und [olgt dann den Mendere - Fluss durch Tha!. und Flachs wachsen längs des Weges wild, Ane- ein reich bewässertes Fopfen mone apennina und Scilla bifolia waren aus höhern Regionen herabgeschwemmt. Zwischen dieser Fegend und dem Fusse des Ida liegt eine wilde Landschaft von tiefen Schluchten durchsetzt, in welchen der strömt. Am Gebirge selbst Scammander emporsteigend, I ! I Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. kam der Reisende zunächst zu dem Orte, wo’ der Scammander in mehreren reichen Quellen unter Felsen seinen Ursprung nimmt. Saxi- fragen , Geranium,, Dentaria bulbifera, Ruscus Hypoglossum und Paeonia decora wachsen hier unter dem spärlichen Schatten von Pinus Pinaster. Auch eine Muscari ward gepflückt, die Kirk für eine noch neue unbeschriebene Art hält und M. latifolium *) genannt hat. Ge- gen den felsigen Gipfel des Berges öffnet sich der Wald. Crocus garganicas, Corydalis tu- berosa und digitata, Viola gracilis, Seilla bi- folia, Ornithogalum fimbriatum und eiliatum wachsen hier. (Gardn. Chron.) 8) Weisse Weintrauben zur Treiberei. Für die Länder , wo die Wein- traube ihre Früchte nicht mehr im freien Lande, sondern nur im Gewächshause vollkommen zeitigt, da ist die Erzielung von solchen Trau- ben-Arten, die sich zur Treiberei vorzüglich eignen, von grosser Wichtigkeit; denn die Treiberei von Trauben gehört hier zu den leichtesten und vortheilhaftesten Culturen der Art. Die Traube gehört nämlich zu den Früchten. welche nicht wie Pfirsiche, Pflau- men elc. besondere Häuser zur Cultur verlan- gen, sondern recht wohl in nicht zu hohen Kalthäusern oder selbst temperirten Warm- häusern als Nebenproduct erzogen werden kann. Zur Zeit wenn die andern hier culti- virten Pflanzen des Lichtes am meisten bedür- fen, steht der Weinstock laublos da, und spä- ter, wenn die Sonne erst wieder stärker auf die Gewächshäuser einwirkt, gewährt ein un- ter dem Fenster hingezogenes Weinspalier einen angenehmen Schatten. Zu solchem Zwecke pflanzt man die betreffenden Wein- stöcke im Innern der Gewächshäuser ins freie Land. In temperirten Warmhäusern muss *) M. latifoliamKirk; Schaft aufrecht, ungefähr 12 Zoll hoch, entspringend aus ei- ner kugeligen Zwiebel, und nahe dem Grunde ein einzelnes breit-lanzettliches stumpfes Blatt tragend. Blumen zahlreich, eine Traube von 2 Zoll Länge bildend, die unteren kurz ge- stielt, die obern unfruchtbar und sitzend. Blü- thenhülle röhrig, an den fruchtbaren Blumen unterhalb aufgeblasen. II. Notizen. nach dem Abtragen aber dafür gesorgt sein, dass der Weinstock ganz ins Freie gezogen werden kann. wo er so lange bleibt, bis ınan denselben zum äÄntreiben wieder in’s Haus nimmt. . Die Golden Hamburgh Grape ist nun schon wiederholt als vorzügliche neue Sorte zur Treiberei in den nördlicheren Län- dern genannt worden, die als weisse Traube ungefähr das gleiche leistet, wiedie Schwarze Hamburger Traube als blaue Traube für die Treiverei. Alle Berichterstatter in Englischen Blättern stimmen im Lob dieser neuen Sorte überein. Kräftiges Wachsthun, grosse Trauben von einer miltleren Länge von 9 — 10 Zoll und ungefähr ebenso grossem Breitedurchmesser am Grunde der Traube, grosse runde Beeren von 3% — 31, Zoll im Umfange und angenehmer Geschmack bei nieht dicken Schaalen , das sind die Vorzüge, welche diese Traube auszeichnen und zu ei- ner der vorzüglichsten zur Treiberei, sei es im freien Grunde, sei es in Töpfen, stempeln. Ausdrücklich wird erwähnt, dass sie nament- lich auch zur frühen Treiberei in Töpfen sich ganz vorzüglich eigne. Ausser der Golden Hamburgh Grape werden als zur Treiberei vorzüglich geeignete und mil der Goldenen Hamburger Traube rivalisirende weisse Sorten, der Muscat von Alexandria und der Bowood Muscat genannt. Der |lelztere ward ebenfalls in England vom Herın Spen- cer erzogen. Diese leizte Sorte reifl 14 Tage früher als der gewöhnliche Muskat, bildet noch grössere und schwerere Trauben als der Gol- den Hamburgh und besitzt einen höchst ange- nehmen Geschmack. Ein Correspondent des Gardener’s Chronicle zieht ihn dem Golden Hamburgh noch vor. 9) Monströser Mohn men Unter dem Na- Papaver somniferum monsirosum wird schon lange in den Botanischen Gärten des Continents ein gewöhnlicher Mohn eultivirt, der rings um seinen normalen Fruchtknoten eine Menge kleiner trägt. Diese Form pflanzt sich aus Samen fort. In England scheint die- Monstrosität noch nicht bekannt gewesen zu sein, denn Lindley bildet sie kürzlich in Sar- dener’s Chronicle als eine auffallende neue Form ab, die er noch nicht gesehen. — 10) Verpackung von Früchten. Je- 215 des Land, ja die einzelnen Distriete der ver- schiedenen Länder Europa’s produeiren bald die eine, bald die andere Obsigallung in vor- züglicherer Qualität, als dies in andern Ge- genden möglich ist. Klima, Boden und durch langjährige Uebung verbesserte Cu!tur bedin- gen dies. Bei der Schnelligkeit und Leichtigkeit des Transports durch Eisenbahnen und Dampf- schiffe nimmt der Handel mit Früchten unter den Producten des Bodens eine stets noch sich steigernde Bedeulsamkeit ein und sichert dem Producenten Absatz zu besseren Preisen als früher. In Frankreich gehen die schnellen vorzüglichsten Früchte massenhaft auf den Markt nach Paris und von dort häufig wieder weiter nach England und Petersburg. Letztere Stadi consumirt ganz bedeutende Massen im- portirter Früchte, da um Petersburg nur Bee- renobst und Sommeräpfel noch sicher ge- deihen. — Bei der Production ‘on Obst zum Export hat der Producent, wenn er wirklich gule Ge- schäfte machen will, zwei Punkte vorzüglich in’s Auge zu fassen, nämlich Produclion von ausschliesslich guten und vorzüglichen Sorten und gute Verpackung: Die Kosten von Em- ballage und Transport lasten gleich schwer auf guten wie aul miltelmässigen Sorten, wes- halb mit vorzüglichem Product stets ein un- gleich besseres Geschäft, als mit mittelmässi- gem gemacht werden wird. — Nehmen in dieser Beziehung Pe- tersburg zum Beispiel, so dürfte an millelmäs- sigen Aepfe!- und Birnsorten beim Import kaum erheblich verdient werden, weil diese auch aus den benachbarlen Gouvernemenis schon zahlreich Der vorzügliche Graien- steiner Apfel ist dagegen schon sehr gesucht und geht aus dein nördlichen Deutschland in ganzen Schiffsladungen auf den hiesigen Markt. Gule Ranıbour- Reinetlen, Gold-Reinetten und andere ed!e Aepfel, vorzügliche Tafelbirnen, wie namentlich die Graue-Butterbirne ete.kom- men dagegen noch sehr wenig hierher und werden noch zu sehr gespannten Preisen ein- den zahlreichen Fruchtläden wir eingehen. zeln in kauft. — Je besser und edler das Obst, je sorgfälti- ger soll die Embaliage sein. Der berühmte veL- 216 Du Breuil gibt in dieser Beziehung die fol- gende Anleitung in der Revue horticole. a) Früchte mit weichem Fleisch. Dieselben müssen kurz vor ihrer vollkomme- nen Reife zum Transport gepflückt werden, doch sehe man darauf dass sie: a) hinläng- lich weit vorgerückt sind, damit sie während der Reise noch vollständig zeitigen und von ihrem Wohlgeschmack nichts verloren geht. b) Dieselben müssen ferner einzeln einge- wickelt und durch ein elastisches Material von einander getrennt werden, damit sie einander nicht auf der Reise beschädigen. c) Man wende leichte Holzkisten zur Verpackung an, die 2—2!|, Fuss im Quadrat bei höchstens !J; Fuss Höhe halten. Man legt in solche Kisten nur eine — oder höchstens 2 Lagen von Früchten über- einander. d) Müssen die einzelnen Kisten vollständig gefüllt sein, damit sich die Früchte in denselben auf der Reise nicht bewegen können. — Pfirsiche werden in solchen Kisten immer nur in eine Lage gepackt. Auf den Boden und die Seiten des Kastens bringt man Papierschnilzel. Jede einzelne Frucht wird in ein Weinblatt eingehüllt und zwischen die einzelnen Früchte kommt Watte und drückt man die Früchte in der Lage vorsichtig so nahe aneinander, dass sie sich nicht bewegen können. Oben über kommt wieder eine Lage Papierschnitzel. Auf diese Weise werden die Pfirsiche von Marseille nach London sendet. Vel- Aprikosen, Pflaumen, Feigen wer- den wie die Pfirsiche verpackt. Man kann jedoch von diesen 2 Lagen übereinander le- gen, die durch eine Schicht Papierschnitzeln von einander getrennt werden. Weintrauben werden ähnlich packt, jede in ein Weinblatt oder ein weiches Blatt Papier eingepackt Man kann von ihnen 2% Lagen übereinander bringen, muss aber eine Schicht Watte zwischen legen. — b) Früchte mit festem Fleisch oder Aepfel und Birnen Man wählt Kisten oder Körbe von der Grösse, dass das ganze Gewicht nicht über 40 Pfund beträgt und legi auf den Boden und an die Sei- ten eine Schicht irocknes Moos oder Heu. Hierauf bringt man die ersie Schicht von VEer- feste Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Früchten ein, jede einzelne Frucht mit Papier umwickelt und äusserdem durch Papier- schnitzeln von einander getrennt. Auf diese Weise lässt man Schicht auf Schicht folgen, jede einzelne durch eine Lage von Papier- schnilzeln von einander getrennt. — Wenn Fröste zu besorgen, stellt man die Kisten in eine grössere und füllt den Zwischenraum zwi- schen beiden Kisten mit trockenem Moos oder Stroh aus. Auch Tonnen lassen sich auf ähn- liche Art benutzen. Es versteht sich , dass diese Verpackungs- weise nur bei edlen Tafelfrüchten angewendet wird und wenn die Früchte dazu bestimmt sind, eine grössere Reise zu machen. Bei kleineren Distanzen nimmt man nur Körbe zur Verpackung und schützt die Früchte mit wei- chem Fleisch durch Umhüllung mit Blättern vor Druck. — 411) Cultur der Silene compacta Hornm. (S. orientalis Hort). Diese schöne zweijährige Pflanze aus dem Oriente, die mit unserer Silene Armeria nahe verwandt, sich aber noch vortheilhaft durch grössere und dichiere rothe Blumenbouquets unterscheidet, sieht man noch so selten in unsern Gärten. AlsFelsenpflanze liebt sie einen leichten kalk- halligen Boden und sonnigen Standort, und wo sie den nicht findet, vergilbt sie und bringt höchstens erbärmliche Pfanzen, die keine Idee ihrer Schönheit geben. Herr Delahaye empfiehlt in derRevue hor- ticole, die Samen Ende September in’s freie Land auszusäen, und sobald sie elwas erwach- sen, sie an eine sonnige Mauer oder in ein kaltes Beet zu verstopfen. Ende März werden 6zöllige Töpfe mit einer lockern, mit Gyps- schutt versetzten Gartenerde gefüllt, hierin die Silene zu 1 —2?2 gepflanzt, und an einem son- nigen Orte in die Erde eingesenkt. Auf diese Weise erhält man Anfang Juli Pflanzen, be- deckt mit diehten Bouquets rother Blumen. — 12) Griechische Nutzpflanzen. Die Olivenbäume finden sich in Griechenland eingestreut zwischen dem Febüsch uncultivir- ter Bergabbänge und in der Nähe der Dörfer verwilderten Zustande. Auch wenn der wilde Oelbaum zu schönen kräfligen Bäumen heranwächst, trägt er nur eine dem edlen Dli- venbaume an Güte undEritrag bedeutend nach- im IM. stehende Frucht. Oelbaumes ist das Okuliren die gebräuchlich- ste Methode. Auf den Inseln des griechischen Archipels ist in ähnlicher Weise die bittere Mandel in ‘Tausenden verwilderter Exemplare anzutreffen. Wilde Aepfel- und Birnbäume stehen herren- los in den Feldern umher und liefern ein un- geniessbares , kaum zur Mastung brauchbares Product. — Die Kolokasia (Colocasia anliguorum) wird von den Arabern vielfach angebaut und auf die mannigfachste Art zubereitet, genossen. Die Wurzelknollen erreichen oft die Grösse eines Kindskopfes. Sie sind von einer schwar- zen Oberhaut überzogen, die vor dem Ge- brauche abgeschält wird. Im frischen Zu- stande enthalten die durchschnittlich faustgros- sen Knollen einen scharfen Stoff, der sich je- doch durch Rösten oder Absieden fast ganz verliert. Im geröstelen Zustande schmecken sie äbnlich wie Kastanien. (Landerer in der Oestr. Bot. Zeit- schrift.) 13) Amerikanische Weine. Der Weinbau ward lange vergeblich in Nordame- rika einzuführen versucht. Jetzt wird derselbe in Californien mit so gutem Erfolge betrieben, dass von dort schon weisse und rothe Weine und selbst Champagner ausgeführt werden. Die Qualität dieser Weine wird mit guten Weinen Frankreichs verglichen. Damit thut sich für Californien eine neue und zwar unversiegbare Goldquelle auf, die zugleich Arbeitsamkeit be- fördert. (Oesir. Bol. Zeitschrft.) 14) Vermehrung der Abarten von Hibiscus syriacus. Im Klima von Frankreich, im mittleren und südlicheren Deuischland, sowie im südlichen Russland ge- hört der H. syriacus mit seinen schönen Ab- arten zu den empfehlenswerthesten und schön- sten Sträuchern des freien Landes. Die ebenso schöne als reichliche Blütbe Ausgangs Som- mer, zu einer Zeit, wo fast alle andern Sträu- cher abgeblüht, gibt dieser Pflanze einen be- sonders hohen Werth. Herr Carriere empfiehlt folgende Art der Fortpflanzung. Von einer der einfachen Ab- arten, welche im südlichen Europa jährlich reichlich Samen tragen, säet man Ende April Notizen. | a a 2 Zur Veredlung des wilden | den Samen auf ein tief gelockertes Beet in ei- ne gute Gartenerde. Im nächsten Frühling werden die Pflanzen in die Baumschule ver- setzt und schon zwei Jahre nach der Aussaat sind sie so stark , um zur Veredlung benutzt werden zu können. Diese nimmt Herr Carriere ganz in der Weise vor, wie wiı die Winterveredlung von Aepfeln nnd Birnen vorzunehmen pflegen. Im Spätherbst nimmt man die Wildlinge aus, schlägt solche in eine Grube ein, wo sie vor Frost gesichert sind. Im Laufe des Winters nimmt man die Veredlung vor. Man schnei- det dabei den Wildling bis über den Wurzel- hals ab und veredelt in den halben Spalt un- mittelbar über der Wurzel, befestigt das Edel- reis mit einem Wollfaden und schliesst die Veredlungsstelle mit Baumwachs. Erlaubt es das Weller, so pflanzt man unmittelbar nach der Veredlung die veredelten Pflanzen, in vorbereitete, mit Brettern umgebene Beete, bis über die Veredlungsstelle ein und deckt diese Beete mit einer Strohdecke. Erlaubt es die Wilterung nicht, so schlägt man sie an einem vor Frost gesicherten Orte so lange ein, bis sie gepflanzt werden können. (Revue horticole.) 15) Ringelschnitt beim Wein. Hr. Bourgois empfiehlt denselben neuerdings nach- drücklich, um vollkommen und schöne Wein- trauben zu erzielen. Derselbe führte diese Operation Mitte Juli und Milte August in grös- serem Maassstabe in Paris aus. Nur wenn das Holz vollkommen in Saft ist, kann der- selbe vollführt werden, da man einen Ring Rinde bis auf das junge Holz wegnehmen muss, auch muss die Rebe schon verblüht haben und die Beeren bereits zu schwellen beginnen, bevor er ausgeführt werden darf. Darnach wird die Zeit je nach Sorte und Ort bedeutenden Schwankungen unterliegen. Der Ringschnitt selbst wird nicht am alten Holze vorgenommen, da dieses sonst zu sehr ge- schwächt werden würde, sondern an den jungen Reben unlerhalb der untersten Traube. (Journ. d’hort. pratique.) 16) Vermehrung der Remontiren- denNelken durch Veredlung. Manhat in Frankreich in den letzten Jahren die remon- tirenden Nelken mit gutem Erfolge mittelst 218 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Veredlung auf gewöhnliche Sorten vermehrt. | nicht gemähl zu werden brauchen, macht Ein Ar. Lachaume ward dadurch auf den Ge- danken gebrachi, eine andere kräftig wach- sende verwandte Pflanze zur Veredlung zu be- nülzen. Er nahm daher starke Wurzeln der Saponaria offieinalis und veredelte auf diese Schnittlinge von Remontirenden Nelken. we!- che in halben Spalt gesetzt und nur mitltelst eines Wollenfadens befestigt wurden. Die so veredelten Pflanzen wurden hierauf bis über die Veredlungsstelle eingepflanzi und unter- Fenster gestellt oder mit einer Glasglocke be- deckt. Fast alle wuchsen an und bildeten später auch selbstständige Wurzeln. Zuviel Feuchtigkeit muss bei dieser Operation aber vermieden werden, welche im Mai oder im August und September vorgenommen wird (Journal d’hortieulture pratique). 47) Anzucht der Zwetschgenbäume. Als einfachste, schnellste und beste Art der Fortpflanzung des Zwetschenbaumes empfiehlt Pinckert vortrefflichen Monatsschrift für Obstbau und Pomologie die Anzucht aus Ausläufern. Die Vermehrung aus Kernen habe in der keinen Vortheil vor dieser Fortpflanzung vor- aus und Veredlung sei nur dann anzuralhen, wenn geringere Sorten durch bessere schnell ergänzt Jeder Zweischgenbaum bildet viele Ausläufer , die ebenso kräftige Slämme liefern, wie wenn sie durch Bei werden sollen. wurzelächte Samen erzogen werden. dieser Vermehrungsweise vermeide man es aber, die | Ausläufer neben schiessen zu lassen und ebenso wähle man solche nur von einer gulen Sorte. Am zweck- mässigsten ist es, die einjährigen Ausläufer | abzunehmen und diese auf einen gut vorbe- reiteten Boden in die Baumschule zu verpflan- zen. Im zweiten oder drilten Jahre müssen dieselben noch einmal umgepflanzt werden, wenn sie einen guten Wurzelballen bilden und an Ort undStelle verpflanzi, leicht und freudig weiter gedeihen sollen. Durch Schnitt und Be- festigung an Pfähle wird ausserdem dafür ge- sorgt, dass sie einen schönen glaiten geraden Stamm und eine gute Krone bilden. — 18) Spergula pilifera D. C. als Ra- senpflanze. Seitdem Henderson diese Pflanze als eine vorzügliche Pflanze empfohlen hat, win daraus grüne Rasenteppiche zu bilden, die dem Mutierstamm hoch auf- | diese Pflanze die Runde durch alle Zeitungen. Die Pflanze stammt aus den Gebirgen Corsi- ka’s und wird von Fenzl dem berühmten Be- arbeiter der Alsineen zu Sagina gezogen. Es ist eine kleine Pflanze mit niederliegenden wurzelnden Stengeln. die im Sommer ihre kleinen weissen Blumen massenhaft entwickelt. Wie die mil ihr nah verwandten Arten , als Sagina subulata, saxalilis und seligera , bil- dei sie schöne freudig grüne Rasen und eignet sich darum recht gut zur Bepflan- zung von Sleinparlhien. wo sie sich zwi- schen den Ritzen der Steine ähnlich den Saxilragen ansiedelt Sie aber an Stelle des Grases als Rasenpflanze in grösserer Ausdeh- nung anzupflanzen, ist eine jener Ideen, die eben nur von einein Handeisgärtner ausgehen können, der zu einem gulen Preise seine zahl- reiche Vermehrung an den Mann zu bringen sucht. Vor eigentlichem Rasen hat diese Pflanze keinen Vortheil, aber eine Menge Nach- theile Eine grössere , gleichlörmig grüne Fläche von derselben zu bilden, dürfte nur mit grosser Mühe oder gar nicht gelingen, denn obgleich sie dicht wächst, so entstehen dennoch zwischen derselben oft Lücken, ge- rade da, wo sie am üppigsten stand, eine Ei- genthümlichkeit, welche alle diese Pflanzen zeigen, die aber bei der Cultur zwischen Stein- gruppen nichls slörendes hat. zahlreichen voraus Ferner sind die kleinen weissen Blumen gerade kein Vortheil für eine Pflanze, die den Rasen Endlich wird als Vortheil ge- rühmt,, dass sie nicht geschnilten zu werden brauche. Wer aber damit Zeit zu ersparen hofft, der wird sich sehr irren, denn er hat dafür das zehnmal mühsamere Ausjäten des zahlreich zwischen derselben sich ansiedeln- den Unkraules, was die sogenannte Rasenflä- che bald enistellen oder die Sagina ganz un- terdrücken würde, es nicht entfernt würde. Mit ganz dem gleichen oder grösserm ersetzen soll wenn Rechte könnte man die s-höne Saxilraga. caes - pitosa, Vinca minor ele. ru gleichen Zwecken empfehlen, da diese Pflanzen ein üppigeres Wachsthum besitzen und weniger Unkraut zwi- schen sich dulden. (E. R.) 19) Australiens Gartenbau. Der Gartenbau Australiens hebt sich immer mehr. Te IM. Notizen. Orangen, welche kürzlich aus Adelaide in London importirt und in der Gartenbau-Gesell- schaft ausgestellt wurden, sollen zu den besten gehören , die je nach London kamen. Eben» so beträchtlich hat der Weinbau sich dort eingebürgert und bald dürften Australische Weine auf den Englischen Markt kommen. In Süd-Australien haben sich landwirthschaft- liche und Gartenbau - Gesellschaften gebildet, Die Jahressitzung der landwirthschaftlichen Ge- sellschaft von Gawler fand am 10.Febr. 1859 stal. Da sah man lange Tafeln mit den vor- züglichsten Früchten. Besonders ausgezeich- net und reichhaliig waren Wein- und Tafel- Trauben vertreten. Mit dem besten Erfolg wird der Weinbau von deutschen Colonisten betrieben. Aeste vonPflaumen- und Zwetsch genbäumen, dicht mit den schönsten Früchten besetzt, waren über den Tafeln aufgehängt and erregten allgemeine Bewunderung. Die vor- züglichsten Gegenstände der Ausstellung wa- ren Trauben, Aepfel, Birnen, Pflaumen, Pfir- siche, Limonen, Rosinen, Melonen, sowie Feld- und Milch - Producte. Von Weinen waren 4 Fässer mit Weissweinen und 1 Fass mitRoth- wein zur Concurrenz eingesendel, von denen 3 durch das Preisgericht für dem Frontignac, Tokayer und Madeira ähnliche vorzügliche Weine erklärt wurden. Geklagt ward über die schlechte Qualilät und Art der Verkor- kung. — Die Südaustralische Gesellschaft für Land- wirthschaft und Gartenbau hielt am 17. Fe- bruar ihre Ausstellung. Alle eingesendeten Producte waren diesmal sorlenweise und nicht wie früher durcheinander gemischt ausgestellt. Alle Früchte waren reichhaltig vertreten. Blu- men waren wegen der Hitze der Sommer- monate wenige vorhanden, was aber einge- gangen war, das war schön. So aus dem Botanischen Garten eine schöne Sammlung von 100 Cactus und andere schöne Gruppen verschiedener Pflanzen , vorzüglich Fuchsien etc. vom Her:n Norwood. Für die Früchte wurden 40 Preise vertheilt. Weisse Tafeltrau- ben in grosser Schönheit; mächlige Trauben von 5 — 8 Pfund Gewicht. Die gefärbten Ta- feltrauben waren kleiner, aber die einzelnen Beeren derselben grösser. Für eigentliche Weintrauben war die Jahreszeit noch nicht da, 219 Pfirsiche und Nectarinen waren schon vorbei und daher spärlich vertreten. Ganz ausge- zeichnet waren aber die Aepfel, sowohl Ta- fel- als Küchen - Obst. Von manchen Sorten wogen einzelne Exemplare 1!/, Pfund und hatten fast 1'/, Fuss im Umfange. Der Ribston- Pepping war schöner als man ihn in England sieht. Eine ausgezeichnele Sammlung von 40 verschiedenen Birnen erhielt den ersten Preis und von Pflaumen ward eine Sammlung von 35 Sorten gekrön‘. Erdbeeren, Kirschen, Maulbeeren „ Wasser - Melonen, Feigen waren ebenfalls vertreten und Kopfkohle waren fest und schön. Da sah man [erner Erbsen, Rü- ben, Möhren, Kürbisse, Melonen, gule und ge- sunde Kartoffeln, Rhabarber-Stengel , gelrock- nete und eingemachte Früchte, Honig und Wachs. Besonders schön war die Seide, so dass die Seiden-Production in Australien noch eine bedeutende Zukunft haben kann. Der Maulbeerbaum gedeiht vortrefflich und nur der hohe Preis der Arbeit tritt der Seiden- Production noch hinderlich in den Weg. — Auch zu Tanunda fand eine Ausstellung von Seilen der Weinbauer und Garlenbauer stal. Auch hier sind es deutsche Colonisten, die den Weinbau in ausgedehntem Maassstabe und mit dem besten Erfolge betreiben, und überhaupt ist die ganze Ansiedlung, die 15 Meilen nordöstlich von Gawler liegt, deutsch. Die Gesellschaft besteht schon 3 Jahre dort und hielt nun ihre drilte Ausstellung, welche ähnliche Producle, wie die eben besprochene Ausstellung aufwies, woraus man ersieht, dass die meisten Garten und Landproducte Euro- pa’s in Australien nicht allein gut gedeihen, sondern auch schon in intelligenter Weise an- gebaut werden. — (Gard. Chron.) 20) Ausstellungen in England. Die Ausstellungen England’s zeigten wie im- mer, so auch im vergangenenJahre, ein man- nigfaches Bild der seltensten und neuesten Pflanzen. Erfreulich ist es, dass auch die zahlreichen Einführungen des Continenis in England eines immer besseren Rufes sich er- (freuen. Als Pflanzen, die als gute Neuigkei- ten sich besonderer Anerkennung erfreuten, nennen wir: Clianthus Dampieri, Olea ilici- folia (ein niedlicher immergrüner Strauch Ja- pans), Rhododendron Veitchianum (ein Kalt- 220 hausstrauch aus Moulmein mil grossen weis- sen Blumen von 4 ZollDurchmesser mit krau- sem Saum), Embothrium coceineum (immer- grüner Strauch mit zinnoberrolhen Blumen), Pothos argyraea (eine schöne neue, in einem Glaskasten aufgestellte Pflanze) , Philesia busi- folia (niedriger Halbstrauch aus Chilo& mit tief rosaroihen Blumen). Neben den Orchi- deen und Blattpflanzen erfreuen sich beson- ders die Farren der speciellen Liebhaberei und werden immer mehr Modepflanzen. Als sel- tene von Veitch ausgestellte Arten verdienen genannt zu werden: Gleichenia flabellata, Speluncae, dichotoma und heeistophylla, An- giopteris evecta, Cyathea dealbata, Balantium Culeita, Todea Fraseri, und Davallia polyan- tha.. Von anderen Einsendern werden an schönen und seltenen Farren : Todea pellucida, Gleichenia mierophylla, Mierolepia platyphylla, Davallia oculata, Microlepia polypodioides, Cheilanthes elegans, Ceratodactylis osmundoi- des, Pieris argyraea mit breiten weiss gestreil- ten Wedeln, Platycerium Wallichii aus Moul- mein elc. genannt. Als fernere vorzügliche Neuigkeiten wer- den erwähnt: Torreya Myristica und Thuja Lobbii aus Californien, Chamaebalia foliolosa, ein Blüthenstrauch Californiens, Tachiadenus carinatus, einer Gentiana ähnliche Pflanze mit hübschen violetten Blumen, ferner schöne und reiche von Schlauchpflanzen (Nepenthes), Öreopanax hypargyreum, Pflanze handförmig getheilten Blättern, Tradescanlia odoralissima mit violetien Blumen, Tacca integrifolium, deren dunkel ge- färbte Inflorescenz derjenigen einer Orchidee nicht unähnlich sieht. Auch Dianthus chinen- sis Heddewigii figurirte schon auf englischen Ausstellungen und wird diese Pflanze immer mehr die ihr gebührende Anerkennung finden. Den zahlreichen Gärtnern , die dieselbe dieses Jahr culliviren werden, wollen wir bemerken, dass sie im freien Lande weniger Samen trägi, wie im Topfe. Pentstemon Jeffreyi ist eine niedliche, blau blühende Art aus Califor- nien, Calanthe Dominii, trug zahlreiche Aeh- ren rolher Blumen, Spraguea umbellata *), eine Sammlnngen eine schöne mil *) Eine harte annuelle Pflanze, welche Th. Lobb in Californien entdeckte. Bildet eine Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. Pflanze mit roth- und weiss gefärbten Blumen aus Californien, Aeschynanlhus trieolor, Sta- tice brassicaefolia mit weiss und blauen liebli- chen Blumen, die gefüllte gelbe Datura, Port- landia platantha, Gazania spiendens, eine Pflanze mil silberfarbenen Blättern und schö- nen orangefarbenen Blumen vom Vorgebirge der guten Hoffnung, Myrsine piela, Gonolar- thus cupreus mit melallisch glänzenden Blät- tern, Placostemma lasianthum, eine dem Cyr- tocerus reflexum verwandie Asclepiadee mit schönen lederfarben-orangegelben Blumen. (Gard. Chren.) 21) Rhabarber als Gemüsepflanzen. Wenn in ganz Asien, in Nord- Amerika, in Russland und ganz besonders auch in Eng- land der Rhabarber als geschätztes Gemüse Gegenstand sorgfältiger und ausgedehnter Cul- turen ist, so will er dagegen in Deutschland und Frankreich trotz aller Empfehlungen und Aufimunterungen noch immer nicht in dem Maasse sich Geltung verschaffen, als er es ver- dient; ein hartnäckiges, fast lächerliches Vor- urtheil steht seiner Verbreitung hindernd ent- gegen, und doch, wie viele tausende Deutsche und Franzosen kehren alljährlich von England zurück, wo sie den Rhabarber als eine der schmackhaflesten, zartesten Speisen so oft ge- nossen haben, und später denselben gewiss ungern vermissen. — Man glaubt, weil der Rhabarber medicinisch vielfach gebraucht wird, könne er nicht auch zugleich ein gutes und gesundes Gemüse sein, — schon der Name Rhabarber genügl, um einen grossen, aber gewiss unbegründelen Widerwillen zu er- wecken; man vergisst, dass die Mediein nur die Wurzel, die Küche nur die Blatistiele des Rhabarbers gebrauchen, und dass die Eigen- schaften, die Säfte beider Organe durchaus verschieden sind. — Haben wir nicht auch andere Pflanzen, die gleichzeitig der Mediein und der Küche dienen? — Der Mohn |iefert das giliige Opium aus dem Milchsafte der Samenkapsel und die darin enthaltenen Sa- men das vollkommen unschuldige Mohnöl, das so vielfach als Speiseöl verwendet wird! — niedrige ausgebreite Pflanze von der Tracht der Calandrinia umbellata. ne OP ; Fereeempp 00, 7 6% } lernen re nne & mar aneinander % S { Senean ren 26 7%] rd w I AR , ” a ü bereleryrece vosyomlara D E 0 ki A v PER or KUN 11. Die Wurzeln der Erdbeere und die Kerne der Quitten gehören zu den täglich gebrauchten Arzneien, — wird irgend Jemand deshalb keine Erdbeeren mehr essen wollen, oder eingemachte Quitten deshalb verschmähen? — Gebraucht die Mediein nicht den Borrago als harntreibendes, den Salbey als reizendes, den Hopfen und denLöwenzahn als blutreinigende Mittel? sind diese nicht auch beliebte Kü- chenkräuter? Das Maniocmehl , das in Westindien und im südlichen Amerika Millionen von Menschen das tägliche Brod liefert, wird sogar aus den sehr giftigen Wurzeln der Manihot utilis- sima Pohl (Jatropha Manihot) gewonnen; ebenso enthalten mehrere unserer beliebie- sten Nutzpflanzen entschieden giftige Stolle in gewissen Organen , so die Kartoflel, die Eier- pflanze, der Liebesapfel, die Mandel. — Soll nur der Name Rhabarber, der allerdings unwillkürlich nnangenehme Erinnernngen er- weckt, Schuld daran sein, dass wir uns eines Gemüses berauben, welches ebenso angenehm und gesund ist und zu einer Zeit schon ge- braucht werden kann, in welcher frische Ge- müse und noch mehr frisches Obst zu theuren Luxusartikeln gehören, nämlich im April, Mai und Juni‘ — Rhabarber liefert ein Gericht, das zwischen Gemüse und Obst steht und am ersten mit gekochten Stachelbeeren verglichen werden kann; wer es nur einmal gekostet hat, wird es gewiss gern essen. — Alle Arten von Rhabarber sind als Gemüsepflanzen jedoch nicht gleich empfehlenswerth: Das Rh, Rhaponticum und vielleicht auch Rh. australe besitzen zu viele Säure, Rh. pal- matum dagegen ist fast unangenehm fade; besonders Rh. compactum, undulatum und mehr noch Rh. Ribes sind die besten Arten für den Gemüsegarten; besser, zarter uud ertragreicher sind die durch Cultur in England enistandenen Abarten, wie Myatt’s Linnaeus, Royal Albert, Victoria u. 8. w., die auch schon in deutschen Han- delsgärten, besonders bei P. Smith und Th, von Spreckelsen in Hamburg vorräthig sind. (Die Gartenflora hat schon wiederholt dem Rhabarber als Gemüse das Wort geredet, so z. B. im Jahrgang 1859, pag. 372 , aber wo es gilt, ein eingewurzeltes Vorurtheil zu VI. 1860. Notizen. 221 besiegen, muss man öfter den Angriff er- neuern. — Mit welchen Schwierigkeilen und Vorurtheilen halte nicht selbst die nützliche und jetzt fast unen!behrliche Kartoffel] zu käm- pfen; zwei lange Jahrhunderte hindurch, von 1556 bis 1788 wurde sie nur als Schweine- fulter angebaut, erst die Hungersnoth im Jahre 1793 verschaffte ihr Aufnahme in Frankreich, und ganz ähnlich ging es ihr in Deutschland ?!) (Nach Belg. horticole.. — E. 0.) 22) Urania speciosa oder wie sie auch in den Gärten häufig genannt wird, Ravenala madagascariensis, ist bekanntlich für höhere Warmhäuser eine der grossarligsien, imponirendsten Biallpflanzen; in der Tracht der Strelitzia augusta ähnelnd Mr. Ellis, der als englischer Missionär die Insel Madagascar besuchte und längere Zeit dort verweilte, gibt in seinen Reiseberichten auch interessante Notizen über die Urania spe- ciosa, die wir in Folgendem der Flore des Serres entnehmen: — Der Baum der Reisenden (arbre des voyageurs), so wird die Urania auch in Mexico und in an- dern tropischen Ländern, wo sie eingeführt wurde, allgemein genannt, ist in Madagascar sehr häufig, sowohl an bewaldeten Bergab- hängen , wie in den Thälern, überall wo der Boden recht feucht und bewaldet ist, Der Name Ravenal’a bedeutet in der Sprache der Eingeborenen das „Blatt der Wälder“ und wirklich bilden die colossalen Blätter, wie sie dieLaubkronen der Waldbäume über- ragen, den charakteristischen Zug der dortigen Waldungen. Der Stamm der Urania spe- ciosa ist säulenarlig diek und fleischig, oben trägt er die Krone der langen und breiten Blätter, die in Form und Grösse den Blältern der Banane (Musa paradisiaca) ähnlich sind, aber eine festere Textur haben und da- her nicht so leicht durch den Wind zer- schlitzt Höchst auffallend ist die durch die genau zweizeilige Blaltstellung be- dingte Tracht der Blaitkrone, die Blätter brei- ten sich nicht nach allen Richtungen aus, sondern bilden einen ungeheueren regelmässi- gen Fächer. Die Stämme werden bis 30 Fuss hoch und tragen 20 bis 24 Blätter, die Blatt- stiele werden bis 8 Fuss lang und das Blatt 16 werden. 222 selber erreicht häufig 6 Fass Länge. — denke sich den Effect, den einige Man tau- send solcher Riesenfächer, in einer Landschaft | zerstreut bervorbringen! Iclı war lebhaft da- von ergriffen ; soweit das Auge reichte, über- all tauchten sie aus dem Waldesgrün auf und ich glaube nicht, je etwas Imposanteres ge- sehen zu haben! — Jeder Baum bring 3—4 Blüthenstände hervor, diese sind von einer iederartigen Scheide eingehülll, ähnlich wie bei der Cocospalme, aber durch die successive Entwicklung der Blüthen und Früchte gleicht der Blüthenstand zuletzt mehr dem der Ba- nane. Die Frucht ist eine Kapsel, man zählt bis 50 Früchte an einem Stengel, bei der Reife öffnen sie sich und zeigen jede etwa 30 Samen von Bohnengrösse, jedes Samenkorn ist umgeben von einer seidenarligen Hülle von prächtig dunkelblauer Farbe. — Was den Baum besonders berühm: gemacht hai, ist seine Eigenschaft, selbst in der trocken- sten, heissestien Jahrcszeil, ein grosses Quan- tum klaren, frischen Wassers zu bewahren, and der dürsiende Reisende benutzt gerne diese vegetabilische Quelle , anstati erst lange nach Wasser umher zu suchen und daher der Name „Baum der Reisenden ,‚‘“ denn für sie ist er ungemein wichlig und Manchem von ihnen wohl schon erschie- nen. So oft und bei so vielen der Eingeborenen ich mich darnach erkundigte , stets erhielt ich die gleiche Antwort, dass die Bäume wirklich trinkbares Wasser lieferten und selbst ın sol- cher Menge und so rein, dass die in den Wäldern beschäftigten Arbeiter fast schliesslich nur von diesem Wasser gebran- chen. Ich habe denn auch selber da- von überzeug!: einer meiner Träger stiess mit seinem Speer in den unteren verdickten Theil etwa 5 — 6 Zoll oberhalb sowie er seinen Speer als Lebensretier qaus- mich eines Blattstieles , seiner Insertionsstelle ; zurückzog, sprang ein klarer Wasserstrahl aus der Wunde, wir fingen davon etwa 1 Schop- pen auf in einea Krug und ich musste ge- stehen, dass das Wasser vollkommen klar frisch und von angenehmen Geschmack sei. Bei genauerer Untersuchung des Wasser lie- fernden Theiles der Blattstiele fand ich, dass dieses Wasser nicht von der Pflanze ausge- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. schieden wird, wie ich früher glaubte, sondern dass einfach in dem unteren, ausgehöhlien Ende des Blattstieles das Regenwasser, wel- ches die Blätter benetzt hat, sich ansammelt, indem der rinnenartig vertiefte Blattstiel es hinableitet in diesen natürlichen Wasserbehälter, in welchem es sich vollkommen frisch er- hält, Im ganzen östlichen Theile der Insel be- dient man sich übrigens auch der Blätter, um die Häuser damit zu decken; die dicken Blattstiele werden ganz oder gespalten ge- braucht, um die inneren Wände, ja manchmal selbst die äussere Hauswand daraus zu ver- fertigen; die faserige Rinde wird durch Klopfen weich und biegsam gemacht und dann zur Bekleidung der Fussböden verwandt. Ich sah ein sehr grosses Gemach, dessen Fussboden mit dieser Rinde getäfelt, Rindenstreifen von 18 ZollBreite und 20 bis 30 Fuss Länge zeigte. Die noch grünen Blätter dienen noch zur Ver- packung aller Arten von Waaren, um diesel- ben gegen Regen zu schützen ;, läglich wer- den grosse Quantitäten dieser Blätter auf den Märkten verkauft, da sie vielfache Verwen- dung finden im häuslichen Gebrauch, so z.B. dienen sie als Tischtach und Teller; Blattstücke auf verschiedene Weise gefaltet, werden selbst als Löffel und Trinkgeschirr gebraucht. (Nach Flore des Serres. — E. 0.) 23) Grosse Früchte zu erzielen wird neuerdings in französischen Journalan das Bestreichen derselben mit einer Auflö- sung von schwefelsaurem Eisen em- pfoulen; sie sollen dadurch eine ausserge- wöhnliche Grösse erlangen. Man löse 1!/, gramm. schwefelsaures Eisen in 1 litre Was- ser auf und bestreiche damit die Früchte, sobald sie nicht mehr von der Sonne ge- troffen werden zu drei Malen: 1) sobald die Früchte das erste Viertel ihrer Grösse erreicht haben, ?) wenn sie halb ausgewachsen sind und 3) wiederholt man den Anstrich, wenn sie drei Viertel ihrer normalen Grösse erlangt haben. — Das Mittel ist gewiss einfach und wohlfeil; ist es auch nicht im Grossen an- wendbar, so doch imKleinen für feineres Ta- felobst an Spalier-, Zwerg - und Pyramiden- bäumen, es ist weder mit grossem Geld- noch IM. Notizen, Zeitaufwand verbunden, — aber ist es auch probat? — Der Erfolg wird’s lehren! — (Revue horticole.) 24) Ailanthus glandulosa, der Göt- terbaum der Deuischen, der Vernis du Japon der Franzosen, erreicht immer grös- sere Gunst und aligemeinere Verwendung als einer der schönsten Zierbäume für Anlagen, trotz des unangenehmen Geruchs seiner Blü- then. Sein Holz, das von Insecten nicht an- gegriffen zu werden scheint, ist schön glän- zend hellgelb und zu eingelegten Arbeiten gut zu verwenden. Seit einigen Jahren hat auch die Ankündigung, dass eine neue Art Seidenraupe | seine An- | und jetzt hat ein Arzt, | sich von seinen Blättern nährt, pflanzung befördert, M. Hetel, Professor an der medicinischen Schule in Toulon, die Entdeckung gemacht, tet. Es genügt, dem Patienten die pulverisirte gründliche Heilung zu bewirken. (Revue horticole.) 25) Monstera deliciosa Liebm. als Fruchtpflanze. Das in den Gärten als eine der imposantesten Blattpflanzen jetzt ziem- licb allgemein verbreitete Philodendron pertusumRKnth. (Monstera deliciosa Liebm.,, M. Lennea C Koch) trägt eine Fracht von sehr feinem, angenehmen Ge- schmack , weshalb schon Prof. Liebmann ihr den Namen deliciosa beilegte Wir haben kürzlich Gelegenheit gehabt von dieser Frucht zu kosten und glauben daran erinnern zu sollen, dass man die verblühten Kolben nicht abschneide, sondern zur Frucht stehen lasse, um somit dieser schönen Zierpflanze auch ei- In einer der letz- ten Sitzungen der Garienbau - Gesellschaft in Zürich (im December) legte der Handelsgärt- Herr Fröbel einen reifen Fruchikolben vor; ein süsser Dufl, das Aroma der Ananas und der Erdbeere vereinend, erfüllte das Zim- mer, derGeruch war gar verlockend. alle An- wesenden kosteten davon und mussten ge- stehen, dass der Geschmack dem Geruch voil- nen Nutzen abzugewinnen. ner ı am | gelblichweiss , 223 ständig entspreche, eine Mischung von Ana- Inas und Erdbeeren müsste diesem Geschmack ehesten zu vergleichen sein. Eine so feine Frucht mitten im Winter ist gewiss ein beachtenswerther Nebengewinn, den man ohne jede Mühe erzielen kann, wenn man diese herrliche Aroideen einmalso weit gebracht hat, dass ihre grossen Blüthenkolben ent- wickelt. Der Fruchtkolben braucht ein volles Jahr bis zur Reife, während der Blülhe ist er wird dann grün und bleibt aush bei der Reife ganz grün, die Reife lässt sich aber leicht am Geruch und daran er- kennen, dass die 6seitigen bis dahin fest ge- schlossenen Früchte von anlen an sich tren- nen and weich werden. Jede einzelne Frucht (und ein einziger Kolben besteht aus einigen sie | hunderten solcher Einzelfrüchie) besteht aus dass die Rinde von Ailanthus glandulosa ein | iner länglichen flach gedrückten Beere, die sehr wirksames Mittel gegen den so lästigen | oben durch die grosse scheibenförmige Narbe und schwer zu vertreibenden Bandwurm bie. | 8ekrönt wird. Bei der Reife löst sich diese ungeniessbare Narbenscheibe leicht ab von Rinde in Dosen, die suecessive von !/s bis 2 | der eigentlichen Beere , die ein sehr gaftiges, gramm. gesteigert werden, einzugeben, um | sehmelzendes, ziemlich schleimiges Fleisch hat; von Samen enthielten die untersuchten Beeren | keine Spur. — Wir fanden beim @enusse einen allerdings nurunbedenutenden brennenden Nachgeschmack, alle übrigen anwesenden Mitglieder wollten aber keine derarlige Schärfe verspüren, es wäre aber jedenfalls das Vorhandensein eines scharfen Prineips weit erklärlicher als das Fehlen desselben, da es bekanntlich in allen Aroideen, wenn auch in sehr verschie- denen Graden sich vorfindel. — (E. O0.) Hiernach würde M. deliciosa Lieb. für diese Pflanze der älteste und also allein gültige Name sein. (E. R.) 26) Ursache der Flecken an man- chen Früchten. Am weissen Winter - Cal- vill, der Winter - Dechants -Birn und andern Früchten finden sich oft Flecken, deren Ursa- che noch unbekannt war. Herr Laloy in Pa- ris theilte der Pariser @artenbaugesellschaft mit, dass nach seinen Beobachtungen diese Flecken von Tropfen kalten Wassers entstehen, die zur Zeit, wenn nach der Blüthe die junge Frucht zu schwellen beginnt, mit dieser in Berührung kommen, oder wenn diese gar unier Einfluss 16 * 224 niedriger Temperaturen zu Eiscrystallen wer- den. — (Journ. de la soc. centr. d’hort.) 27) Blüthenentwickelung von Cy- cas revoluta. Herr G. Geitner zu Planitz bei Zwickau theilt uns soeben mit, dass unter seinen reichen Pflanzenschätzen ein vor zwei Jahren importirter 8 Fuss hoher Stamm des Cycas revolutla, nachdem er im Vorjahre ei- nen Trieb von circa 40 Wedeln von meist 5 Fuss Länge entwickelte, blühen wird. Nach IV. 1) Protokoll- Auszüge und Verhand- lungen der Gartenbaugesellschaft Flora zu Frankfurt aM. Ein 7 Bogen starkes Heft, das die Ueber- sicht der Verhandlungsgegenstände dieser thä- tigen Gesellschaft gibt. In den regelmässig alle 14 Tage stattfindenden Versammlungen werden grössere und kleinere Abhandlungen vorgetragen, der Inhalt der Gartenzeitungen besprochen und besonders aufgestellte Fra- gen beantwortet. Auf diese Weise werden die Mitglieder stets von dem Wichtigsien, was im Bereiche des Gartenbaues vorgeht, unter- richte. Die oben angezeigle gibt nur die kurzen Auszüge, — Aus den mannigfachen Miitheilungen ent- nehmen wir einige Notizen. In Böhmen sollen ‚ungefähr 14 Millionen Obstbäume stehen, von denen allein 2'/, Mil- lionen an den Landstrassen angepflanzt sind. Die Gegend von Böhmisch Brod hat ip einem Jahre allein für 80,000 fl. Obst abgesetzt. Im Jahre 1857 wurden in Erfurt 350,000 Töpfe Levkojen behufs der Samenzucht ange- baut. Daraus wurden 394 Pfund Samen im Werthe von 220,000 Thalern erzogen. Ven dem bekannten Linum grandiflorum wird mitgetheilt, dass zweijähriger Samen bes- ser als einjähriger gedeiht. Ameisen thun z.B. bei Treiberei der Obst- bäume ohne Zweifel Schaden , indem sie die Vereinsschrift Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. einer Messung am 16. Mai war der Kopf um 5Zoll gehoben, oben A®], Zoll breit und nahm jeden Tag sowohl in Höhe als Breite !/, Zoll zu, ist dabei völlig geschlossen und hat das Aussehen , als kämen einige Hundert Wedel. Die Sache ist schon deshalb weiterer Verbrei- tung werth, damit für den Fall anderswo ein andersgeschlechtlicher Cycas oder Cycadee blühe, eine Befruchtung oder versuchsweise gar eine Kreuzung möglich werde. Literatur. Befruchtungsorgane der Blüthen zerstören sollen, so dass diese, ohne anzusetzen, abfal- len sollen. Umlegung der Baumstämme mit einem Ringe von venelianischem Terpentin, der von Zeit zu Zeit erneuert werden muss. oder mit einem mit Honig bestrichenen Ringe von Baumwolle, werden als Schutzmittel an- empfohlen. — Die Spargelerbse (Lotus Telragonolo- bus L.) eignet sich vorzugsweise zur Cultur auf leichtem nahrhaften Boden in sonniger Die Samen werden in 1 Fuss von einander entfernte Reihen zu 5 — 6 Kör- nern in kleine, ebenfalls 4 Fuss von einander entfernte Grübchen gelegt und 1 Zoll hoch mit Erde bedeckt. Sind die Pflanzen 3 — 4 Zoll hoch, werden sie angehäufelt und blei- ben dann ohne fernere Wartung. Man ge- niesst die jungen Hülsen , die mit einer Spar- gelsauce, oder als Salat bereilei werden. — Ueber Vermehrung und Cultur der gefüllten Primula chineusis, einer Pflanze, die, trotz ih- rer manniglachen Vorzüge, wegen langsamer Vermehrung sich in den Gärten immer noch nicht sö recht heimisch machen will, berichtet Hr.Reder jun. Die Stecklinge werden im April geschnilten und zu 4 in dreizöllige Töpfe in Heideerde gesteckt und hierauf in ein lau- warmes Beet oder auch in einKalthaus schat- ig gestell. Vor dem Stecken lässt man die Stecklinge 12—?24 Stunden liegen, damit sie vorher etwas abwelken und nach dem Stecken offener Lage. hüte man sich in den ersten Tagen zu begies- IV. Literatur. 225 nerei dienenden Bauwerke und Geräthe; Lebensbeschreibung der uam die Garten- sen, indem solche sonst faulen würden. So- bald die alten Mutterstöcke wieder Stecklinge gebildet, werden auch diese zur Vermehrung benutzt und wachsen diese zweiten Stecklinge besser als die ersten. Um beim Begiessen, sobald dieses nolhwendig wird, die Feuchtigkeit nicht unmittelbar an den Steck- ling zu bringen, begiesse man miltelst eines Untersatzes von unten. zwar Sobald die Bewurzelung erfolgt ist, pflanzt man die jungen Pflänzchen in 3zöllige Töpfe, in eine Mischung aus 1 Theil Misibeeterde, 4 Theil Heeideerde und !/, Theil Sand, giesse gut an und stelle sie schattig unter Fenster in ein Beet. Im September verpflanzt man aber- mals und härtet die Pflanzen, die jedoch vor Regen und Frost gehütet werden müssen, be- vor man sie in’s Gewächshaus bringt. durch Abnehmen der Fenster gehörig ab. Die Pflan- zen der zweiten Vermehrung bleiben bis zum September in den Stecklingstöpfen stehen und werden dann erst in 3zöllige Töpfe einzeln gepflanzt. Die Culiur im kalten oder behufs früheren Flores im temperirten Gewächshause der Chi- nesischen Primeln, als dankbarste Pflanze für den Winterflor, ist übrigens bekannt. Im zwei- ten Jahre werden dieselben am schönsten und reichsten blühen, im dritten aber wieder anfangen zurückzugehen, weshalb Anzucht junger Pflanzen auch bei der gefüllten Primula chinensis eine Haupibedingung zur glücklichen Cultur ist. Wir schliessen hiemit den Bericht über diesen Bericht eines sehr thäligen Vereins und wünschten nur, dass für die Folge die Pflanzen-Namen eiwas richtiger gesetzt werden möchten, indem in dieser Beziehung oft arge Entstellungen vorkommen. (E. R.) 2) Eneyclopädie der gesammiten niederen und höheren Garten- kunst. Eine ausführliche und auf die neue- sten Erfahrungen begründele Darstellung der Obsi-, Gemüse-, Blumen- und Landschafis- gärtnerei, des Weinbaues und der Treiberei in allen ihren Formen, nebst Beiehrung über die zuden verschiedenen Zweigen der Gärt- kunst und Pflanzenkunde verdienten Män- ner, Erklärung der in der Botanik und Horticultur vorkommenden fremden und deutschen technischen Ausdrücke, sowie der üblichen Abkürzungen, und Anweisung zur Abhaltung oder Vertilgung der schädlichen Thiere ete. Unter Mitwirkung von Gelehr- ten und Fachmännern bearbeitet und heraus- gegeben von L. F. Dietrich. Leipzig, Arnoldische Buchhandlung. Da der übermässig lange Titel ein Ver- zeichniss des Inhaltes dieses Buchs gibt, so überhebt er uns der Mühe, darüber zu berich- ten. Da man weiss, dass eine Encyclopädie alles umfasst, was zur Belehrung über eine Wissenschaft ete. gehört, so war diese Inhalts- angabe gewiss unnöthig. Wir heben dies aus dem Grunde hervor , weil solche lange Titel meistens Misstrauen über den Werth des Bu- ches erregen, indem wir gewöhnt sind, die schlechtesten Machwerke mit den längsten Ti- teln ausgestattet zu sehen. Dieses ist hier nicht der Fall, das Buch ist zwar ebenfalls nur ein gemachtes , nicht gedachles, weil aus hundert andern Büchern zusammengeschrieben, nichts- destoweniger aber ein recht brauchbares und wirklich bisher noch fehlendes in der Garten- literatur. Es ist ein Nachschlagebuch in al- phabetischer Form, ein Lexicon der Gärtnerei, worin man ziemlich alles findet, worüber man sich unterrichten will. Die Zusammen- stellung dieser Encyelopädie zeigt eine nicht zu verkennende Befähigung. Der Verfasser hat die einschlagende Literatur bis auf die neueste Zeit gut benutzt, die Auswahl gut ge- troffen. und ist, so viel wir bei oberflächli- cher Prüfung der erschienenen 7 Hefte be- merken konnten, ziemlich fehlerfrei geblieben, so dass das Buch wirklich empfohlen werden kann. Von den Gelehrten und Fachmännern. unter deren Mitwirkung das Buch enistanden ist, werden uns keine genannt, und es sind wahrscheinlich jene, deren Bücher bei der Zusammenstellung benutzt worden sind. Das Buch hat am meisten Aehnlichkeit mit Ritter’s Gartenbuch und andern alphabetisch geordne- ten Gartenbüchern , unterscheidet sich aber 226 durch grössere Vollständigkeit und die Aufnahme der Terminologie und der Nachrichten über die Gelehrten und Fachmänner, welche das Gartenwesen befördert haben. Diese Perso- nalnachrichten geben dem Buche einen beson- deren Werth, da sie den Meisten nicht zu- gänglich sind. Das Werk erscheint in 15 Lie- ferungen & 8 Silbergroschen. Die erste be- ginnt mit der Abkürzung A B (Arboretum Britanicum) und schliesst mit Balsamineae. Die Ausstattung ist gut und der Preis billig. U.) 3) Anleitung zur Landschaftsgärt- nerei, vonJohann Höpken. Was man von einem Buche zu erwarten hat, welches auf 44 Seiten neben der „Anlei- tung zur Landschaftsgärtnerei‘‘, welche, theo- relisch und praktisch bearbeitet, nicht mehr als 23 Seiten splendiden Druckes und kleinen Foriates füllt, noch folgende Abschnitte ent- hält: 1) Ueber Behandlung der Pflanzen, 2) Vervielfältigung perennirender Stauden, 3) Vervielfältigung der Lilien, 4) Rosen ver- vielfältigen oder oculirte Rosen wurzelächt machen, 5) Beschneiden der Weinstöcke, 6) Beschneiden der Stachelbeeren , 7) Be- schneiden der Bosquetsträucher, 8) Zucht und Beschneiden der Himbeeren , 9) Verpflanzen grosser Bäume, ohne ihre Krone einzusägen und also ohne sie zu verkrüppeln , 10) Sägen der Baumäste, 411) schief gewachsene und schief gewehte Bäume zu richten, 12) Anwen- dung der 'Tuchleiste statt des Spaliers — alles dieses auf 20 Seiten und unter dem Titel: „Anleitung zur Landschafisgärtnerei‘‘ — was man von einem solchen Buche zu erwarten hat, sagen wir, dazu braucht es wohl keiner besonderen Kriiik. Der Verfasser scheint eben hat englisches Buch über Landschaftsgärtnerei in die Hände bekommen, sich einen Garten ange- legt und ohne fremde Belehrung anzunehmen, einige Erfahrungen über die genannten Dinge gesammelt. vom Monde gefallen zu sein, ein altes Dass es Gartenbücher und neue Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ner guten Schreibart), den Eindruck, als wäre es vor 150 Jahren geschrieben. Wir wollen nicht sagen, dass das Mitgelheilte falsch oder ganz werthlos sei. Die wenigen Worte über Landschaftsgärtnerei sind gar nicht so unrecht, und verrathen , dass der Verfasser darüber nachgedacht, wohl auch Geschmack hat. Ebenso sind die kleinen genannten Mittheilun- gen, obschon blos für den Dilettanten, nicht verwerflich, und würden in den Frauendorfer Blättern, der Weissenseer Blumenzeitung, Neu- bert’s Magazin uud andern vorzüglich von Di- leitanten gelesenen Blättern so gut als andere gleichwerthe Dinge Platz gefunden haben: aber ein Buch daraus zu machen, ist denn doch nicht viel weniger als eine Täuschung des Publikums. G.) A) Verbreitung und Wachsthum der Pflanzen in ihrem Verhält- nisse zum Boden, auf Grundlage einer Betrachtung der Vegetation zwischen Rhein Main und Neckar etc. Von Heinrich Hanstein. Darmstadt 1859. Aehnlichb wie Sendtner’s ausgezeichnetes Werk: „dieVegetationsverhältnisseSüdbayerns“, jedoch weniger pflanzengeographisch und mehr mit Berücksichtigung der Culturpflanzen , der Landwirthschaft, dem Frost- und Garlenwesen schildert den Verfasser seine Beobachtungen über einen gesegnetsten Landstriche Deutschlands, in welchem das Stammland des Grossherzogiham Hessen sich ausbreitet, ein- gefasst vom Rhein, Main und Neckar und an- gelehnt an das Odenwald- und Spessartgebirge. Isı das Buch schon für jeden Botaniker und Pflanzenfreund, dem mehr an einem richtigen Vegetationsüberbliek, als an einer systemati- schen Aufzählung der Pflanzen gelegen ist, höchst erfreulich , so lernt der Forstwirth, der and zugleich auch der Gärtner noch viel mehr daraus. Eine besondere Auf- merksamkeit ist auch dem Wasser gewidmet. Anschwemmung und Bodenbildung, Verän- der Landwirth Gartenbücher gibt, scheint der Verf. gar nicht | derung der Vegetation, besonders aber die zu wissen. Sein Büchelchen macht (abge- sehen von der schönen Ausstattung und ei- künstliche Bewässerung werden der sorgfäl- tigsten Prüfung unterworfen. (J.) V. Personalnotizen. 227 V. Personalnotizen. 1) Pfarrer Rechsteiner. Herr Prof. _ Wartmann theilt einen einlässlichen Nekrolog über diesen allen Schweizern wohlbekannten Botaniker in der Oesterreichischen Botanischen Zeitschrift mit, dem wir nachträglich noch Folgendes entnehmen. Rechsteiner, dem der Referent früher eine Gesneriaceen-Gatlung nach dem Typus von Gesnera allagophylla gewidmet hat, ist am 9.Nov. 1797 in Speicher im Canton Appenzell geboren. Er besuchte die Bildungs-Anstalien in St. Gallen, legte dort im Jahre 1818 sein theologisches Staats- Examen ab und bezog hierauf noch die Uni- versität in Halle. Naturwissenschaften und na- mentlich aber Botanik, waren von Jugend auf seine Lieblingswissenschaften. Nachdem er später Anfangs als Lehrer der Naturgeschichte in Hofwyl, später als Pfar- rer in Ennetbühl (Toggenburg) und Schönen- grund (Appenzell) gewirkt, ward er 1830 zum | Pfarrer in Teuffen (Appenzell) gewählt. Im- mer hatte er dabei sein Lieblingsstudium nicht verlassen, sondern mit unermüdlichem Eifer die Pflanzen der Schweiz und durch regen Austausch mil andern Botanikern nach und nach ein sehr bedeutendes Herba- rium zusammengebracht. Die Last der Amtsgeschäfte Wunsch, wieder eine Zeit lang ganz der Seientia amabilis zu leben, vermochten ihn im Jahre 1844 sein Amt niederzulegen und nach Zü- rich überzusiedeln. Dort war es auch dem Referenten vergönnt, in den freundschaftlich- sten Beziehungen zu dem liebenswürdigen Manne zu stehen, der zugleich zu einem der tüchtigsten Kenner der vaterländischen Flora sich ausgebildet hatte. Im Jahre 1845 über- nahm Rechsteiner die Stelle als Pfarrer in Eichberg (St. Gallen), wo er am 15. Novem- ber 1858 von allen die ihn kannten , geachtet und geliebt starb. Sein Herbarium, das ungefähr 12000 Arten enthalten mag, ist seitdem von der Stadt St. Gallen angekauft und neben den Sawmlungen von Spenner und Zolliikofer aufgestellt wor- den. —- (E R.) gesammelt und der VL Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Sitzung des Russischen Gartenbau-Vereins am 16. April 1860. Auf Vorlesung des Protocolls folgt: 1) Die Anzeige, dass S. Kais. Hoheit der Grossfürst Thronfolger , die Aufnahme als Eh- renmitglied des Vereins, annehmen will. 2) AisPreisrichter zur nächsten 3. öffentlichen Ausstellung werden erwählt: Herr Allwardt, Bar- low, Agamonof, Jegorof, Pinsky, Luchmanof, Nou- vel, Ruck, Siessmeyer, Schröder jun., Odinzoff. 3) Als Preise des Eintritts bei der Ausstel- lung wird festgestellt: Für den 1. Tag 2 Rbl. LE) „ 2.—4. ”» 1 er) ” ” 9.—6. ” !r „” „ ” 7. „» 1 ” 4) Hr. Kreslowsky wird die grosse silberne Medaille für seine Bemühungen um den Verein zugesprochen. 5) Zur Untersuchung der Frage: „inwiefern unsere Gewächshäuser für unser Klima geeig- net sind, wird eine Commission , bestehend aus den Herren Agamonof, Gantschurof, Jego- rof, Liebhart, Luchmanof und Rochel beauf- tragt, das im Garten des Fürsten Beliselsky erbaule Gewächshaus zu besichtigen und dem Verein über dasselbe Bericht zu erstallen. 6) Wegen Austritts-Erklärung des Herrn Architekten , Akademikers Pehl, soll in der 228 nächsten Sitzung die Wahl eines Vorstandsmit- gliedes vorgenommen werden. — 7) Eine Eingabe des Hın. Lohmann er- sucht den Verein um seine Vermitilung , dass es auch den hiesigen Gärtnern erlaubt werde, im Börsengarten Pflanzen zu veikaulfen. 8) Es kommen Vertheilung vom Hrn. Schmidi vom Amur, vom Hrn. Selsky vom Usuri und Pekin, vom Hrn. Skalsch- koff von Gemüseu China’s. 9) An Pflanzen sine aufgestellt: a) Aus dem Garten des Fürsten Beliselsky vom Herrn Nouvel, eine schöne Blu- mengruppe von Azaleen, Amaryllis, Ca- mellien, Cinerarien, Deutzien und Zwie- belgewächsen. Vom Hrn, Dahler eine Gruppe sehr reichblühender Aeschynanthus macula- tus A. D.C. (A. grandiflorus Hort.) e) Von Hrn. Darzens, eine Gruppe Ro- sen, Pelargonien, Hoteia japonica, Eu- phorbia splendens etc. d) Vom Hrn. Gratschelff, getriebene Erd- Samen zur b — äpfel. Das Preisgericht erkennt als Prämien: Hrn. Nouvel die grosse silberne Medaille, Hrn. Dahler die kleine silberne Medaille, Hrn, Darzens und Graischeff, Ehrenerwähnungen. 10) Zu Mitgliedern werden erwählt: a) Als zahlende wirkliche Mitglieder : Herr Wassily Andreewitsch Alekseifl. „ Graf Jusipf Romanowitsch Anrep - Jel- mit. „ Maksim Maksimowitsch von Adlerkron. „ Alexander Michailowitsch Besobrasow. „ Iwan Alexandrowitsch Vargunin. 6Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ernst Karlowitsch Hoffmann. „ .Adrei Andreowitsch Grabianka. „ Graubereg. „ Alexander Petrowitsch Sagorsky. „ Vladimir Sergeowitsch Sübin. Marie Viadimirobna Sübin. Herr Vladimir Nikolaewitsch Karamsin. „ Alexei Iwanowilsch Lichatschefl. „ Fürst Wassili Nikolaewitsch Maksiuiofl. „ Laureni Laurentewisch Meier. „ Feodor Nikolaewitsch Mednikoff. ‚„ Nicolai Iwanowitsch Nepliueff. „ Iwan Iwanowitsch Nepliueff. » Wassili Nikolaewitsch Pantelieff. . Elisabetha Andreibna Pantelieff, Jacob Anikiewitsch Posniak. „ Sergei Feodorowitsch Röhrberg. „ Vladimir Dmietriewitsch Salomirsky. „ Vladimir Iwanowitsch Trofimoff. „ Ignati Illitsch Urasofl. Michael Nicolaewitsch Schiddowsky. „ Baron Boris Borisowitsch Stackelberg. Gustav Leontewilseh Staufl. „ Anton Iwanowitsch Stomiff. „ Leontie Iwanowitsch Strauch. Herr b) Als wirkliche nichtzahlende Mitglieder. Herr Julius Bosse in Petersburg. H. Meigs in Nordamerika. Hugo Mohl, Prof. in Tübingen. Nägeli, Professor in München. Schübeler in Christiania. „ Richard Maak in Petersburg. „ Kotschy in Wien. „ Krasnoglasof in Moskau. „ Eduard Leontewisch Blaschke in Peters- burg. Eh) I. Originalabhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen, a) Sedum Ewersii Ledb. Ledb. fl. alt. II. pag. 191. Ledb. ic. fl. ross. tab. 58. Ledb. fl. ross. II. pag. 182. (Siehe Taf. 295.) Crassulaceae. Eine der schönsten Sedum-Arten aus dem Altai, Es ist eine perennirende, auch bei uns harte Pflanze mit fleischi- gem Wurzelstock, Allenthalben durch- aus kahl. Stengel aufrecht oder aufstei- gend, in dichten Büschen, stielrund, hin- und hergebogen, 1/,—3/, Fuss hoch. Blätter gegenständig, flach, fleischig, blaugrün, am Rande röthlich und un- deutlich gezähnelt , die untern breit el- liptisch, die obern rundlich-herzförmig, sitzend. Die Blume rosa mit lila, in spitzenständigen, dichten doldenförmigen Rispen. Blumenblätter länglich-lanzett- lich, spitz, flach, etwas länger als die Staubfäden. Lässt sich leicht durch Theilung im ersten Frühling oder in der letzten Hälfte des Monats August, ebenso wie durch Samen fortpflanzen und bildet als niedrige, dichtwachsende Staude, mit hübschen blaugrünen Blättern, beson- ders Einfassungen von grosser Schönheit, oder wird zwischen Steinparthien ge- pflanzt zu deren eigenthümlicher und ausgezeichneter Zierde. Die Blüthen- dolden erscheinen in ausserordentlicher Fülle im Juli und Anfang August. — Ein mit Laub - oder Torferde ver- setzte lehmige Rasenerde und sonniger Standort sagen dieser übrigens sehr leicht gedeihenden Pflanze am besten zu. (E. R.) b) Spiraea Pallasii Rgl. et Tiling. Rgl. et Tiling. fl. ajan. pag. SO. Spiraea sorbifolia L. Var. alpina pygmaea Pall. fl. ross. 1. pag. 38. tab. 25. (Sehe Taf. 295.) Rosace a &% Einer jener kleinen Zwergsträucher ‚nem natürlichen Fundort nur !/, — 1 des nordöstlichen Sibirien, der auf sei- | Fuss hoch wird, im Garten dagegen VI, 1860, 17 230 eine Höhe von I—2 Fuss, ja vielleicht später eine noch bedeutendere Höhe erreicht. Pallas hatte diesen Strauch als Form zu der verwandten Sp. sorbi- folia L. gezogen. Eine genauere Un- tersuchung zeigte aber dem Referenten, dass derselbe eine gute, durchaus von 8.sorbifolia geschiedene Art bildet. Der- selbe charakterisirt sich durch den nie- drigen Wuchs, noch einmalso grosse Blumen, unpaarig gefiederte Blätter mit fast gegenüberstehenden, sitzenden, länglich-lanzettlichen, spitzen, eingeschnitten-gesägten Blätt- chen, deren Lappen stumpf ge- zähnt, lineare, den Blüthenstielchen gleichlange Bracteen, spitzenständige, straussförmige, doldentraubige Blüthenstände, lanzettliche grü- ne Kelchzähne, die kaum so lang als die Kelchröhre, und Staubfäden, dieso lang als die weissen Blumenblätter. — Die Sp. sorbifolia bildet dagegen ei- nen 4 — 8 Fuss hohen Strauch, mit halb 30 in reich- blumige Rispen zusammenge- stellten Blumen. Die Blättchen grossen, cd) Senecio Ghiesbregkhtii Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sind zugespitzt und doppelt sehr scharf gezähnt gesägt; Bracteen schmal lanzettlich; Kelchlappe n abgerundet oval und häutig gerandet; Staub- fädennoch einmal so langals die Blumenkrone. Die Spiraea Pallasii ist ein im Pe- tersburger Klima noch ganz harter Strauch und schon seit 8 Jahren durch Hrn. Dr. Tiling durch Samen aus Ajan in den Bot. Garten zu St. Petersburg eingeführt worden. Ein in eine lockere humöse, mit Lehm versetzte Erde ge- pflanztes Exemplar, hielt auf durchaus sonnigem mit gutem Wasserabzug ver- sehenem Standorte schon mehrere Jahre unbedeckt aus und blühte im Juli 1859 reichlich. Vermehrung durch Stecklinge im Juni und im Winter von Exempla- ren, die zu diesem Zwecke im temperir- ten Gewächshause angetrieben werden. Ausserdem durch Samen, den wir in diesem Jahre zum ersten Male vertheil- ten und durch Theilung. Als schöner niedriger neuer Strauch allgemein em- pfehlenswerth. (E. R.) H. Hal. ®). (Siehe Taf. 296.) C oIm po Bat ae. Eine schöne neue Pflanze, die der |schen Garten in Halle erhielt. Es ge- Petersburger Garten aus dem Botani- |lang uns weder von derselben eine Be- *%) S. Ghiesbreghtii; Caule fruticoso subsimplici , verrueis subeylindrieis vestito , ju- niore petiolisque tenuiter tomentosis, iomento patulo albido v. subrufescente, adulto glabro; foliis longe petiolatis, ovatis, basi rotundatis v. obsolete cordatis, acutis, remote sinuato-den- tatis, dentibus callo terminatis, junioribus flocculoso-pilosis, supra demum glabrescentibus, sub- tas praecipue in nervis puberulis; corymbo terminali, composito, polycephalo ; involuero 8phyllo, calyculato, glabriuseulo; ligulis 4—6 recurvato-patentibus; floribus disci eirciter 10, achaeniis glabris. I. Orginalabhandlungen. schreibung aufzufinden, noch passt die Beschreibung einer der andern Arten der grossen Gattung Senecio auf die- selbe. Dem Namen nach zu schliessen, stammt diese Art aus Mexiko, auch steht sie dem aus dem gleichen Lande stammenden S. Barba-Johannis zunächst, welcher sich durch stärkere filzige Be- haarung, am Grunde herzförmige Blät- ter, 10blätterigen Hüllkelch, am Grunde ohne kleinen Schuppenkelch leicht un- terscheiden lässt. Bildet einen niedrigen Strauch mit dickem, wie es scheint, unverästeltem Stengel, der dicht mit fast walzigen Warzen besetzt ist und an dem obern jüngern Theil, gleich wie die Blattstiele mit einem dünnem, abstehendem, weiss- lichem, oder ins Röthliche spielendem Filze bekleidet ist. Der ältere Theil des Stengels wird bald kahl. Die Blätter dick, im ausgewachsenen Zustande von einem 3 — 4 Zoll langen Blattstiele gestützt; die Blattiläche derselben wird bis 1 Fuss lang und bis 7 Zoll breit, ist oval, am Grunde abgerundet oder undeutlich herziörmig, vorn Spitz, am Rande entfernt buchtig gezähnt und jeder Zahn mit einer schwieligen Spitze endigend. Die jüngern Blätter sind flockig behaart, auf der obern Seite werden sie allmälig kahl, auf der untern Seite zei- gen sie eine kurze, besonders an den stark vortretenden Nerven bemerkbare Behaa- rung. Die Farbe ist ein dunkles mattes Grün. Die gelben kleinen Blüthen- köpfe stehen in einer zusammengesetzten Schirmtraube (corymbus) auf der Spitze des Stengels, die aus 5 oder mehreren klei- 231 neren gestielten Schirmtrauben besteht. Die Blüthenstiele und Stielchen gefurcht und fast kahl, am Grunde der Veräste- lungen kleine lineare behaarte Bracteo- len tragend. Die Blüthenkörbehen mit walzigem, 8blättrigem Hüllkelch, dessen Blätter linear, fast kahl und in einer Reihe stehen. Am Grunde derselben finden sich 4 kleine angedrückte lineare Hülikelchschuppen, die gleich den Brac- teolen behaart sind. Strahlenblumen 4 — 6, weiblich, mit gelber bandförmi- ger Blumenkrone, welche absteht und halbmal so lang als der Hüllkelch ist. Scheibenblumen zwitterig, ungefähr 8, wie die Strahlenblumen gelb. — Eine schöne Decorationspflanze für’s Warmhaus mit grossem imposantem Laube. Die Blumen erschienen bei un- serer Pflanze im Januar. Liebt eine kräftige lehmige Erde und muss in Ge- fässe von genügender Grösse gepflanzt werden, sofern sie ihre Blätter zu voll- kommener Grösse entwickeln soll. Ver- mehrung durch Samen und Stecklinge, welche letztere in einem halbwarmen Beete leicht und schnell Wurzeln schla- gen. (E. R.) Erklärung von Tafel 296. a. Eine blühende Pflanze, * der natürlichen Grösse. b. Eins der oberen Blätter und eine einzelne Schirmtraube in natürlicher Grösse. d. Eine Randblume, e. eine Scheibenblume, beide schwach ver- grössert. f. Ein Hüllkelch vergrössert. c. Eine Borste des Pappus , etwas stärker (E. R.) vergrössert. — 128 232 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. d) Aeschynanthus Horsfieldii Brown. (Brown. in pl. jav. pag. 116. D. C. Prodr. IX. pag. 263.) (Siehe Taf. 297.) Cyrtandraceae Eine schöne immergrüne Pflanze Ja- va’s, die dort ähnlich wie die andern Arten dieser Gattung epiphytisch auf Bäumen wächst. In Cultur ist diese Art schon lange, sie scheint aber nur selten geblüht zu haben, da die Pflanze bis jetzt nur durch eine kurze, von Brown gegebene Diagnose bekannt war, so dass sie Candolle noch unter einer falschen Unterabtheilung aufführt. Ein mächti- ges, in einem Holzkurbe als Hänge- pflanze cultivirtes Exemplar dieser Art blühte im December des letzten Jahres im Botanischen Garien zu St. Peters- burg und so konnte die beistehende Ab- bildung gefertigt und die Art selbst ge- nauer beschrieben werden *). Bekannt ward die Pflanze zuerst durch den kürzlich verstorbenen Hors- field, der sich 17 Jahre lang in Java aufhielt und später in englische Dienste übertretend, sich nach England übersie- delte, wo seine reichen Ptilanzensamm- *) A. Horsfieldii Brown; glaberrima; caulibus caespitosis, adscendentibus , ramosis; foliis breviter petiolatis, ovalo- v. elliptico- lanceolatis, plus minus acuminalis, carnosis, integerrimis, margine interiore glandulis paueis vix prominentibus instructis; peduneculis axilla- ribus v. terminalibus, unifloris, solitariis v. bi- nis v. rarius ternis, petiolo paullo longioribus, basi bracteolis subulalis suflultis ; calyce 5-par- tito, laciniis lineari - subulatis ereelis; corolla tubo curvata, fauce breviter 5-lobo .lobis late ovalis,, obtusis, latioribus quam longis aequi- longis,, superioribus duobus quam lateralis sub duplo angustioribus: genitalibus inclusis. lungen von R. Brown geordnet und spä- ter die seltneren Arten davon beschrieben wurden. — Durchaus kahl. Die 2 — 3 Fuss hohen Stengel bilden einen dichten Busch und verästeln sich mehr oder weniger. Blätter kurz gestielt, oval oder elliptisch- lanzettlich, mehr oder weniger stark zu- gespitzt, fleischig, ganzrandig, hellgrün, 1!/, — 2 Zoll lang und 2, —1/; Zoll breit, von einem sehr schmalen dureh- sichtigen Rande umgeben, der auf der vordern Seite einzelne kleine, schwach hervorragende Drüsen trägt. Die Blü- thenstiele einblumig, achsel- oder spitzen- ständig, in jeder Blattachsel einzelne oder zu 2 oder seltner zu 3, am Grunde von kleinen pfriemlichen Bracteolen ge- stützt, etwas länger als die Blattstiele. Kelch Stheilig, mit pfriemlich - linearen aufrechten Lappen. Biumenkrone pur- pur, mit gekrümmter Röhre und kurz ölappigem Saume, dessen Lappen breit- oval, stumpf, breiter als lang, ziemlich gleichlang und nur die beiden oberen Lappen schmäler als die andern. Die Blumenkrone im Ganzen 1 — 1!/g Zoll lang, mit !/g — !/, Zoll breiter Röhre, viermal länger als der Kelch. Die Ge- schlechistheile kürzer als die Blumen- röhre. — Cultur im Warmhause, wo sie sich ganz besonders gut als Ampelpflanze eignet, namentlich wenn man dieselbe in Holz oder Korkkörbe pflanzt. Liebt eine mit gehacktem Torfmoos gemischte I... Originalabhandlungen. Laub- oder Heideerde und viele Feuch- tigkeit. — Erklärung von Tafel 297. a. Eine Blumenkrone von der Seitegesehen 233 in naturlicher aufgeblüht. Grösse und vollständig b. Kelch und Griffel in natürlicher Grösse. (E. R.) 2) Bericht über die 3. öffentliche Blumenausstellung vom 2». April bis 6 Mai des Russischen Gartenbau - Vereins in St. Petersburg. Noch im vollen und nachhaltigen Eindrucke der Blumenausstellung, wel- che noch lange im Andenken der Be- völkerung der Hauptstadt des Russi- schen Kaiserreiches einen guten Klang haben wird, schreiben wir diesen Be- richt. Wie in früheren Jahren, so war auch in diesem Jahre durch Vermittlung des Hohen Protectors des Vereins das grosse und schöne Lokal des EFxereierhauses, gegenüber dem Winterpalais, dem Ver- ein belufs der Ausstellung von Sr. Majestät dem Kaiser gnädigst bewilligt worden. Auch diesesmal geruhten Sr. Majestät und die andern Mitglieder des Hohen Kaiserlichen Hauses die Aus- stellung zu besuchen und die volle Zu- friedenheit mit der Ausdehnung, Man- nigfaltigkeit und Blüthenfülle derselben auszusprechen. Leider konnte der Hohe Protector des Vereins Sr. Kais. Hoheit der Grossfürst Nicolai - Nicolajewitsch, die Ausstellung wegen Abwesenheit nicht besuchen; auf den Wunsch der Hohen Gemahlin desselben, der Grossfürstin Alexandra Petrowna, sind aber einige Ansichten von derselben aufgenommen worden, und werden solche in einigen der folgenden Hefte veröffentlicht wer- den. Wenn in einer deutschen Gartenzeitung von einem Manne, der unsere Ausstel- lungen nie gesehen hat, die Ansicht aus- gesprochen ward; dass dieselben sich fast denen des Auslandes an die Seite stellen könnten, — dann müssen wir nach dem Urtheil aller derer , welche die Ausstellungen des Auslandes und auch die unsrigen kennen, diese An- nahme dahin berichtigen, dass schon die beiden ersten Ausstellungen des hie- sigen Vereins, sich an die Seite aller derer des Auslandes stellen konnten, indem sie an Grossartigkeit, Ausdehnung ‚und in Bezug auf Decoration dieselben übertrafen und nur in Bezug auf Neu- heit, Seltenheit und Mannigfaltigkeit der Pfianzen den Ausstellungen des Auslan- des, namentlich in Betreff einzelner Fa- milien nachstanden. Die 3. Ausstellung unseres Vereines, welche wir soeben beendet haben, sie übertraf wohl alles, was in dieser Beziehung in Grossartig- keit der Ausführung, Harmonie und Bffect des Ganzen bis jetzt überhaupt von Gartenbauvereinen geleistet ward. Die Wirkung war aber auch eine so vollendete, dass kein Besucher dieselbe unbefriedist verliess und der Besuch derselben stärker als je zuvor war. An 60,000 Personen mögen dieselbe trotz des im Allgemeinen ungünstigen Wet- ters besucht haben und an einem einzi- gen Tage bei ermässigtem Preise traten 13000 Personen ein, 234 Die Mittel, über welche die Gesell- schaft zu verfügen hat, bestehen eben- falls nur aus den Beiträgen der Mitglie- der. Wenn sie aber dennoch über be- deutendere Summen verfügen konnte, so kommt dies eben daher, weil fast alle Geschäfte für die Gesellschaft ganz um- sonst oder nur gegen geringe Gratifica- tion besorgt werden, weil ferner die Ausstellungen des Vereins trotz ihrer sehr bedeutenden Kosten, die sich die- ses Jahr bis auf 10000 Rbl, erheben mögen, durch den Besuch des Publikums gedeckt wurden und noch einen Baar- Ueberschuss lieferten, weil ferner die beiden Zeitschriften, welche jetzt dem Verein als Organ dienen, den Mitglie- dern nicht gratis, sondern nur gegen einen den Herstellungskosten entsprechenden billigern Preis, als den Nichtmitglie- dern mitgetheilt werden und weil end- lich die Zahl der Mitglieder des Vereins im stetigen Wachsen begriffen ist, weil derselbe mit Energie und Kraft in sei- nen Bestrebungen vorangeht. — Wenn im Auslande jetzt die traurige Wahrnehmung gemacht wird, dass die Blumenausstellungen zurückgehen oder kaum zu Stande gebracht werden können — oder dass von nur wenigen Gartenbesitzern Beiträge geliefert wer- den — oder endlich auch die Ausstel- lungen selbst von Seite des Publikums eine geringere Betheiligung finden, — dann muss dieses irgend einen tieferen Grund haben. Wir glauben diesen da- rin zu finden, dass dem allgemeinen In- teresse, dem einigen Zielpunkte des Vereins, durch gemeinsame Anstrengun- gen grosse Erfolge zu erzielen, — die allerdings auseinander gehenden Interes- sen der einzelnen Gärtner hindernd in den Weg treten, dass ferner der Gar- tenfreund sich nur schwer entschliessen kann, dem Zwecke des Vereins das Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Opfer zu bringen, seine Gewächshäuser, wenn auch nur für kurze Zeit zu ent- völkern und seine Lieblingspflanzen lei- den zu sehen. — Ausstellungen in grösserem Maass- stabe sind allerdings nur in grösse- ren Städten möglich, wo grössere Gärt- nereien das genügende Material liefern können, wo ferner die bei bedeutende- ren Änstrengungen vermehrten Kosten auch durch den Besuch des Publikums gedeckt werden können und wo endlich sich auch Lokale finden , die in ähnli- cher Weise, wie das vom Petersburger Verein benutzte, eine grossartige Aus- stellung zulassen — denn im Vergleich zu dem in Rede stehenden Lokale schwinden selbst die grösseren Concert- säle der Hauptstädte Europa’s zu kleinen Dimensionen zusammen. Man denke sich einen Raum von ungefähr 110 Fuss Breite und 400 Fuss Länge zum Ideal eines Gartens umgeschaffen. Man tritt von der Terrasse eines Gebäudes ein, — der überraschte Blick ruht auf einer Fülle und einen Reichthum von Blu- men und grünen Pflanzen, die in dem weiten Raume gerade so vertheilt sind, dass sie den vollkommensten Effect her- vorbringen, indem die Blumen gleich Liehtpunkten von der dunkelgrünen Blättermasse der Decorationspflanzen massig vereint sich abheben, während, Pflanzen mit leichter Blattkrone (Pal- men, Farrenbäume) oder colossalen Blatt- formen die Gruppen gracil oder theilend überragen und die Mannichfaltigkeit des Ganzen vermehren. Der Boden des Lokales selbst, auf dem das zahlreiche Publikum in den breiten Wegen dahin wandelt, ist fast nirgends eben, sondern hebt und senkt sich in sanften Wellenlinien zu Hügeln und Terrassen. Ungefähr in der Mitte des Saales werden 2 dieser Hügel, die I. Originalabhandlungen. sich den Wänden nach hinziehen, durch eine, 12 Fuss über dem Boden geho- bene breite Brücke aus Birkenstämmen verbunden und unter dieser führt neben . einem breiten langen Bassin, auf dem Wasservögel schwimmen und auß des- sen Mitte eine mächtige Fontaine em- porsprudelt, der Weg hindurch, während an einer andern Stelle der Hügel durch einen Tunnel , der eine Tuffstein-Grotte bildet, durchbrochen ist. An den tief- sten Stellen sind 3 grössere Wasserbas- sins angebracht und die einzelnen Blu- mengruppen sind auf angenehm gewölb- ten, oder zu den Erhöhungen ansteigen- den Rasenplätzen aus lebendig grünem Moose vertheil. Ausserdem erheben sich aus dem grünen Rasenteppig ein- zelne Prachtexemplare von Araucarien und andern imponirenden Pflanzenfor- men, ebenfalls so vertheilt, dass sie die Ansichten theilen und dadurch den Ef- fect und die Mannichfaltigkeit des Gan- zen erhöhen, Versuchen wir es zunächst in kur- zen Zügen ein Bild der Anordnungen im Allgemeinen zu entwerfen: Am Ein- gang ist, wie in früheren Jahren eine Terrasse gebildet, die in der Mitte durch das Peristyl eines maurischen Gebäudes überdacht ist, von welchem Herr Bosse die Zeichnung aus Granada mitgebracht. Zwischen den Säulen desselben hervor- tretend, überbliekt man das Ganze. An beiden Wänden laufen die Pflanzen- gruppen, diese gänzlich deckend, hin. Der Weg, der sich an denselben "dahin schlängelt, steigt bis zum Mittel des Saales zu 12 Fuss hohen Hügeln allmä- lig an, welehe durch die oben erwähnte Brücke, das Mittel des Saales überspan- nend, verbunden sind. Die Spannung der Brücke ist so weit (ungefähr 40 Fuss), dass durch die Oeffnung dersel- ben der Blick dahin gleitet, bis auf die 235 gleichsam in weiter Ferne verschwim- menden Pflanzengruppen und die Hü- gel und die zu diesen ansteigenden Ra- senplätze im Hintergrund des Saales. Als Lichtpunkte treten aber auch noch in dieser weiten Entfernung die Grup- pen der feuerigen und weissen Azaleen aus dem dunkeln Hintergrund hervor, Ueber die 15 Fuss breite Brücke wogt das Publikum, oder hat dort sich auf Bänken niedergelassen, um den Tönen der Musikchöre zu lauschen; denn dort von der Höhe der Brücke hat man den Gesammtüberblick über die ganze Aus- stellung. Starke Geländer aus Birken- stämmen laufen zu beiden Seiten der Abhänge sowie an der Brücke selbst hin, und die Spitze der Pfeiler dersel- ben krönen leichte Palmen, während gracile Bambusen die Tragbalken der Brücke theils verdecken, theils ihre überhängenden Aeste bis in’s Wasser- bassin hinabfallen lassen. Um den Fuss der Brückenpfeiler gruppiren sich Stein- gruppen, die bis in’s Wasserbassin hinein- ragen und aus denen die freudig grü- nen Farren in grösster Mannigfaltigkeit hervorsprossen. Die Abhänge der Hü- gel gegen das Mittel des Saales hin sind wieder durch Pflanzengruppen ge- deckt, vor denen zu diesen ansteigende Rasenkanten und Rasenplätze sich hin- ziehen , während das Mittel des Saales zwischen dem Eingang und der Brücke ein grosser Rasenplatz einnimmt, Hin- ter der Brücke erhebt sich aus dem Wasserbassin der starke Strahl der Fon- taine. Einige Stufen leiten vor den Säu- len des Peristyls zu einer zweiten Ter- rasse, und von dieser fernere Stufen in das Mittel des Saales herab. Auf der rechten Seite lehnt sich aber an das Peristyl eine mit Epheu umkleidete Ve- randa an, welche in geschlungenem Wege mehr allmälig in den Saal hinab- 236 führt und auf deren Säulenreihen schöne Agaven prangen, Wir steigen hinauf zur Brücke, wir werfen von dort zunächst einen Blick zurück, auf den Eingang. Vor dem im maurischen Geschmack gemalten und durch Säulengruppen getragenen Peri- styl erheben sich hohe Cypressen und auf der 2. Terrasse vor derselben stehen weisse Statuen, die sich theils in Pflan- zengruppen zwischen Musen nnd Cinna- momen verbergen, während vor ihnen mächtige Rosengruppen aus vielen Hun- derten von Rosen in ausgezeichnetstem Culturzustande den Fuss der Terasse decken, Daran lehnt sich (von der Brücke aus gesehen), links die bereits erwähnte Veranda, rechts in der Ecke ein reizen- des Bassin von Steingruppen und an- steigenden Rasenplätzen umgeben, zwi- schen denen sich die mannigfaltigsten Pflanzenformen der Tropenwelt grup- piren. Noch reizender ist der Blick von der Brücke nach dem untern Theile des Saales. Ein Hügel, zu dem beider- seits geschlungene Wege und in der Mitte eine Treppe emporleitet, deckt denselben. Links (von der Brücke aus gesehen) lehnt sich ein grosser Rasenplatz, fast bis zur Höhe des Hügels anstei- gend, an denselben an. Rechts in der Ecke liegt zwischen Steingruppen ein Bassin. Unmittelbar unterhalb der Brücke und von da aus sich stark verbreiternd, breitet sich das Bassin aus. Die Wir- kung dieser Zusammenstellungen ist so überraschend, die Blumenparthien in dem ansteigenden Rasenplatz vor dem Hügel der Hinterwand, die reizende Pflanzen- decoration der Hinterwand selbst, die zu den Seitenwänden ansteigenden Hügel nebst den sie umsäumenden Rasenplätzen und den in diesen zerstreuten Pflanzen und Blumengruppen und endlich das Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. grosse Mittelbassin selbst, mit seinen felsigen Ufern, an denen zu beiden Sei- ten der Weg linleitet, und zwar links unter der Brücke hindurch, rechts durch einen Felsentunnel, — dies alles ver- eint, hat eine so magische Wirkung, dass man sich in einen jener verzauber- ten Gärten versetzt meint, den die glü- hende Phantasie der Morgenländer ge- schaffen. Dazu das bunte Gewühl der Besucher, die reichen Toiletten der Da- men, das bunte Gewühl der Männer vom schwarzen Frack zur bunten Uniform der Circassier, das National-Costüm der Russen neben dem Perser und andern Morgenländern, die weisse Gesichtsfarbe des Europäers neben der braunen der Kir- ghisen und der schwarzen der Neger, — dazwischen die Töne der Musik und es entsteht ein Bild, was ungefähr jenen Zaubergebilden entsprechen mag. aber auch wie jene jetzt schon wieder ganz verschwunden ist und nur noch in der Erinnerung fortbesteht. — Bevor wir zur kurzen Besprechung der einzelnen Pflanzengruppen über- gehen, müssen wir noch erwähnen, dass auch diesesmal es nur durch das ein- müthige Zusammenwirken aller Kräfte des Vereius möglich ward, das zu lei- sten, was geleistet ward. Neben den be- deutendsten Handels - und Privatgärtne- reien hatten auch alle Kaiserlichen Gär- ten die bedeutendsten Anstrengungen gemacht, nm zu diesem glänzenden Er- folge beizutragen. Mit dem Vorstande des Vereins hatten sich alle Fachmänner und die specielleren Freunde der Pflan- zenwelt unter unsern Mitgliedern verei- nigt und die Leitung der Arbeiten vor und während der Aussellung übernom- men. Herr Professor und Architekt Bosse, unser berühmter Petersburger Künstler, der schon bei frühern Gele- genheiten unsern Verein unterstützt, I. Originalabhandlungen. hatte in Uebereizstimmung mit der Aus- stellungscommission die Pläne gemacht und dem fein gebildeten Geschmacke desselben, der aufopfernden Thätigkeit, mit der derselbe für die Ausstellung thätig war, hat der Verein für die höchst ge- lungene Ausführung Vieles zu danken, wenn gleich dadurch das Verdienst al- ler der einzelnen Kräfte, welche bei der Ausstellung thätig waren, nicht im ge- ringsten geschmälert wird. Besonders anerkennenswerth ist aber die Bereit- willigkeit, mit der von einzelnen, auch die Decoration ungünstigerer Localitäten im Interesse der ganzen Ausstellung übernommen ward, und der Geschmack, der von jedem der einzelnen Exponen- ten bei der Aufstellung der Einzelgrup- pen entwickelt ward. Die Liebe zur schönen Blumenwelt ist durch diese Ausstellung von Neuem angefacht wor- den und‘der lebhafte Wunsch, nun bald ein beständiges Ausstellungsgebäude zu besitzen , ist jedenfalls jetzt seiner Ver- wirklichung bedeutend näher getre- ten. — Wir gehen damit zur Besprechung der einzelnen Gruppen und Einsendun- gen über und lassen diese nach der Rei- heniolge der Nummern folgen, wel- che die einzelnen Einsendungen erhalten hatten. 1) Herr Nouvel, Obergärtner bei dem Fürsten Beloselsky in Chre- stofsky bei Petersburg. Wie in den vergangenen Jahren, auch in diesem Jahre eine der ausgezeichnet- sten, mit exquisitem Geschmack geord- neten Gruppen. Dieselbe stand wieder- um auf der bedeutend erweiterten Ter- rasse an der Hinterwand und bildete 3 Nischen, in dener Figuren standen. Herr Nouvel versteht es meisterhaft, bei der 237 Aufstellung der Gruppe jede einzelne Pflanze zur vollen Geltung zu bringen und namentlich die schönsten blühenden Pflanzen durch den grünen Hintergrund vortheilhaft hervorzuheben. Da nun vor- treffliche Cultur und ausgesucht gute Pflanzen das Arrangement unterstützen, so ist es immer die Gruppe des Herrn Nouvel, welche als eine der schönsten der Ausstellung hervorzuheben ist. Neben der Masse der grünen Decorationspflanzen erwähner wir aus dieser Gruppe noch besonders: Datura sanguinea Ruiz et Pav., die rothe Datura oder Bruxmannsia aus Südamerika in vollblühenden Exempla- ren, eine Pflanze, die im Klima von Deutschland im Frühling und Winter im Kalthause leicht und dankbar , aber im Klima von Petersburg nur selten voll blüht, indem die Entwicklung der Blu- men derselben in unseren kurzen Win- tertagen im Kalthause nicht stattfindet, und bei derCultur im Warmhause über- haupt keine Blumen sich ausbilden. Am sichersten scheint dieselbe in Petersburg dann zu blühen, wenn sie im Februar oder Ende Januar aus dem Kalthause in eine Abtheilung bei 6 — 8 R. ge- stellt und gehört sie dann in Blüthe zu den schönsten Zierden des Kalthau- ses. Von Remontantes - Rosen war die Rosa la reine in ausgezeichneter Schön- heit in zahlreichen Exemplaren vorhan- den, Heliconia bicolor Benth. aus Bra- silien und Maranta sanguinea Hort, in voller Blüthenpracht. Ismene nutans Herb. (Paneratium) ein Zwiebelgewächs mit grossen gelblichen, herrlich duften- den Blumen aus Brasilien, das in jeder gewählten Sammlung von Warmhaus- pflanzen, als schön und dankbar blühend, seinen Platz verdient. Grosse prächtige indische Azaleen, Acacien, Cinerarien, Pensees halfen die Mannigfaltigkeit er- höhen und als besonders ausgezeichnet 238 sind endlich zu nennen : einige schöne baumartige Päonien, darunter eine Form mit besonders dunkeln Blumen, die P. arborea Triomphe de Malines, sowie die schönen neuen Sorten von Azalea indica. Diese letzteren waren besonders in ei- nigen kleinen Gruppen im Rasen ver- theilt und nur in vollblühenden Muster- exemplaren vertreten. Als schöne , auf weissem Grunde roth gestreifte Sorten sind unter denselben zu nennen : Mad. Michel, Iveryana, magnificens, alba mag- nifiea. Eine auffallend bunte Blume ist die A. striata formosissima, ebenfalls weiss mit breiteren und schmaleren amarantrothen Streifen. Eine sehr gross- blumige effectvolle Abart ist die A. Troo- theriana, deren Blumen glänzend carmin gefärbt sind und die weithin neben der zinnoberrothen A. Duke of Devonshire leuchteten. 2) Herr Rochel, Kunst- und Handels- gärtner auf der Wiburger-Seite. Eine gemischte Gruppe von blühen- den Pflanzen an den Abhängen des Aufgangs zur Brücke neben dem Mittel- bassin. Azaleen, Camellien, Rhododen- dron, Syringen, Zwiebelgewächse etc. bildeten dieselbe. Interessant waren auch einige Orchideen, so die Lycaste Skinneri Lindl. aus Guatemala mit ih- ren reizenden weiss und rosa gefärbten Blumen und die kaum minder schöne Lycaste tetragona Lindl. aus Guatemala. Diese beiden Arten besitzen ein um so höheres Interesse für den Liebhaber, als sie auch im gewöhnlichen Warmhaus ohne Schwierigkeit eultivirt werden können. 3) Herr Erler, Hofgärtner im Kaiser- lichen Garten zu Jelachim. Die Einsendung des Hern Erler war eine der zahlreichsten der Ausstellung und diente um so mehr zu deren Be- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. lebung als zahlreiche schöne grosse Exemplare von Cypressen, Clethren, Bambusen, Palmen und anderen Pflan- zen aus dieser Einsendung frei an aus- gezeichnetere Orte gestellt werden konn- ten. Ausserdem hatte Herr Erler unge- fähr die Hälfte der rechten Wand in der un- tern Hälfte des Saales schön deeorirt, und aufdem vor seinem Arrangementhervortre- tenden Rasenplatze eine grössere Gruppe blühender Pflanzen um die Statue einerVe- nus, sowie auch noch mehrere kleine beson- dere Grüppchen im gleichen Rasenplatze aufgestellt. Unter den blühenden Pflan- zen sind zu erwähnen: Heliconia bico- lor Benth. und Maranta sanguinea Hort., hohe vollblühende Exemplare von Rho- dodendron arboreum und ponticum, die Cytisus- Arten von den Canarischen In- seln, Camellien, Rosen, Cinerarien, Pri- meln, Pensees. Die Funkia undulata Sieb aus Japan mit den schön panachir- ten Blättern in einer Masse kräftiger Pflanzen bildete stellenweise die Bordüre um die Gruppe. Einige vollblühende Cereus Acker- manni H. Ber. aus Mexico waren nebst einem von Madame Glinz eingesendeten C. speeiosissimus D. C., die einzigen blühenden Cactus der Ausstellung. Von Ixora strieta Roxb., die in den Gärten allgemein unter dem Namen Ixora coc- cinea verbreitet ist, indem sie von Cur- tis unter diesem Stamm im Botanical Magazine abgebildet ist, war ein kleines Grüppehen kleiner vollblühender schö- ner Pflanzen besonders aufgestellt. Es wird diese Pflanze jetzt in mehreren Gärten Petersburgs massenhaft angezo- sen und im Sommer zur Decoration der Zimmer verwendet, da siesich, nachdem sie im niedrigen Warmhause mit Boden- wärme angezogen ward, zur Zimmerde- coration wirklich vorzüglich eignet. Vom Zuckerrohr (Saccharum offieinarum L.) I. Originalabhandlungen. waren einige schöne Exemplare frei auf- gestellt. Ein Sortiment von ungefähr 20 verschiedenen Begonien waren zu einer Gruppe vereinigt und schöne Exem- plare des Neuseeländer Flachses (Phor- mium tenax Forst.) waren einzeln zur Verzierung auf Pfeilern und frei im Ra- sen neben Agave geminiflora Ker. (Bo- napartea juncea) aufgestellt. Im Gan- zen waren aus diesem einen Garten 81 grosse Exemplare in Kübeln von man- nigfaltigen Kalthauspflanzen und Pal- men eingegangen. — 4) Herr Schröder sen., Handelsgärt- ner an der Tschernaja - Retschka und Herr Schröder jun., Ober- gärtner im Forstkorps bei Peters- burg. Herr Schröder sen. hatte im Verein mit seinem Herrn Bruder eine Gruppe an dem Abhange der grossen Terasse der Hinterwand aufgestellt. Aus dem Garten desselben stammte ein Sortiment ausgesucht schöner Rosen von 30 Sor- ten. Herr Schröder jun. hatte dagegen verschiedene blühende Topfpflanzen, unter denen die Dielytra spectabilis in vielen Exemplaren von ausgezeichneter Schönheit , Maranta sunguinea, Ismene nutans, Prunus Cerasus fl. pleno in voll- blühenden Exemplaren, die schöne Ar- meria mauritanica Wallr. aus Nordafrika mit ihren grossen Blüthenköpfen von leuchtend rosarother Färbung, die auf Tafel 4128 des Bot. Magazine als Ar- meria cephalotes Lk. abgebildet ist und seitdem sich unter diesem Namen in den Gärten verbreitet hat. Die A. ce- phalotes Lk, stammt jedoch aus Portu- gal und ist eine von dieser Art verschie- dene Pflanze, Die in Rede stehende Art wird als harte Topfstaude im Kalt- haus cultivirt und erfreut alle Jahre durch dankbares Blühen. Auch Cine- 239 rarien, Deutzia gracilis und den jetzt schon fast wieder vergessenen Sipho- camphilos bicolor Sweet aus Georgien mit seinen gelben und rothen Blumen von der Form derer einer Lobelia ge- wahrten wir in dieser Gruppe. — 5) Herr Jegor Ipatof, Hofgärtner im Kaiserlichen Garten des Taurischen Palais. Die Gruppe des Taurischen Gartens gehörte ebenfalls zu den grössten und zahlreichsten der Ausstellung, indem sie gegenüber der des Gartens aus Jelachim fast die ganze Wand links in der un- tern Hälfte des Saales deckte und gleich- falls einzelne grössere Palmen zur ein- zelnen Aufstellung in grosse Vasen ver- wendet worden waren. Am ausgezeich- netsten war eine besonders zusammen- gestellte Gruppe hoher baumartiger Rho- dodendron in 90 Exemplaren unter de- nen mannigfache Abarten von R. arbo- reum, ponticum, caucasicum und andere. Die Indischen Azaleen waren durch eine Sammlung in 110 Exemplaren in den beliebtesten Abarten und sämmtlich in reichlich blühenden Exemplaren re- präsentirt. Die Azalea pontica L. (Cau- casus), sowie ferner Azalea calendulacea Mx., A. nudiflora L. und A. viscosa L. aus Nordamerika, sie waren einzig in dieser Einsendung in einer reichen Col- lection der verschiedenen Abarten ver- treten, die wegen ihres Wohlgeruchs und Schönheit der Blumen nicht minder allgemeine Cultur verdienen, wenngleich sie insofern hinter die Indischen Aza- leen zurücktreten, als die Blumen vor dem Laube erscheinen, In den milde- ren Lagen Deutschlands pflanzt man die- selben in mit Heideerde gefüllte Beete und deckt nur den Boden des Beetes den Winter hindurch mit Laub. In Norddeutschland erfordern sie den Winter 240 schon eine Deckung. Im Klima von Pe- tersburg gelingt es allerdings auch, die- selben bei guter Deckung mit Laub und einem Strohdach durch den Winter zu bringen, aber der Flor derselben ist bei Topfeultur reicher und besser. Man überwintert sie bekanntlich bei Topfeul- tur an frostfreiem Standort an dunklen Orten und stellt sie dann im Frühling früher oder später, je nach der Zeit, zu der man sie zur Blüthe zu bringen wünscht, in’s Kalt- oder Warmhaus, da sie zum Antrejben sich vortrefflich eig- nen. — Von dem dunkelblauen Ver- gissmeinnicht der Azoren (Myosotis azorica Wats.), sowie ferner von den mannigfachen Spielarten der Primula Auricula L. waren besondere kleine Gruppen auf den Terassen oberhalb des Bassins im Hintergrund des Saales gebildet. Durch besonders gute Oultur zeichneten sich wiederum Agathosma hirta Vent u. A. ciliata G. Don aus, zwei niedrige Sträucher vom Vorgebirge der guten Hoffnung, die in dichten bu- schigen Exemplaren vertreten waren, ganz überdeckt mit den Jilsfarbenen Blüthenköjpfeu. Als nicht minder ausge- zeichnete ('vlturpflanzen nenner wir ei- nige Exemjiare derCalanthe verxırifolia, von denen jedes mehrere bis 3 Fuss hohe Blüthenschafte mit vollkommen entwickelten weissen Blumen trws. Diese Erdorchidee “stindiens scheint hier in einigen Gärtnereien Petersburgs sich be- sonders wohl zu befinden, indera man sie im Auslande, wo die Orchieven mit grösserer Vorliebe als hier cuitivirt wer- den, selten in solcher Schönheit. sieht. Endlich hatte Herr Jegor Ipatoi die an- dern Pflanzen noch zu einer gemischten Gruppe ver inigt, aus der wir voll- blühende Ptlanzen der Escallonia ma- crantha Hvoi. aus Chili, eine Gruppe Rosen, blühende Schneeballen (Vibur- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. num OpulusL. var. roseum), Cytisus Labur- num, Syringen, Genista eandieans, Aca- cien, Kennedyen, Polygalen, den ebenso schönen als vollblühenden weissen Gin- ster Portugals (Cytisus albus Lk.), Lack neben zahlreichen anderen Kalthaus- pflanzen, hervorheben wollen. — 6) Herr Katzer, Hofgärtner im Garten Sr. Kais, Hoheit des Grossfürsten Constantin-Nicolajewitsch in Paul- lowsk. Die Einsendung des Herrn Katzer zeichnete sich durch die Mannigfaltig- keit der Arten aus. Die Gruppe war längs der linken Wand im vordern Theil des Saales beim Aufgang zur Brücke aufgestellt. Hundert und fünlzig ver- schiedene Pflanzenarten bildeten die Gruppe. Von Nidularium Meyendorffi Rgl. bemerkten wir mehrere blühende Exemplare, welche als Billbergia spe- siosa einces:ndet waren. Die schöne Boronia fastigiata Bartl. aus Neuholland, von der wir nächstens eine Abbildung geben weıden , in reichblühenden Exemplaren aufgestellt. Die buntblättri- gen Caladie:: Südamerika’s, mannigfache Amaryllis, Azalea - Arten, Chorizemen, Cytisus, Habrothamnus, Palmen und Blattpflanzcu des Warmhauses, neben den manni,/ıchen Pflanzenformen vom Vorgebirge «er guten Hoffnung und aus Neuholland schmückten die Gruppe. Als beson:.«r® Gruppe in dem gegenüber liegenden Rasenplatz hatte Herr Katzer ein Sortinieri Cinerarien in ganz voI- züglichen Sur‘en zusammengestellt. war 7) Herr Bergemann. Obergärtner bei Madame Kolenischeff am Ka- menoi-Ostrow-Prospect. Ausser «i.igen frei gestellten mäch- tigen Exemplaren von Kalthauspflanzen, so einem mächtigen vollblühenden Baum von Rhododendron arboreum und einem I. Originalabhandlungen. andern schönen Baum der Banksia Cun- ninghami Sieber aus Neuholland, die zahlreiche Blüthenstände von zapfenför- miger Gestalt entwickelt hatte, war vom . Herrn Bergemann noch eine schöne ge- mischte Blumengruppe an der rechten Wand auf der Spitze des Hügels in der Mitte des Saales aufgestellt worden. Zarte Kalthauspflanzen aus Neuholland und Südafrika prangten hier neben den Genisten der Canarien, den Azaleen und Rhododendren Südasiens und Nordame- rika’s. Als ausgezeichnete Culturpflanze ist unter dieser Einsendung hervorzuhe- ben: Platylobium parviflorum Sm. aus Neuholland in einem grossen Exemplar, das als breites Spalier gezogen war und mit den kleinen goldgelben, am Schlunde roth gezeichneten Blumen überdeckt war. Der Nanıe P, multiflorum, unter dem diese Pflanze eingesendet war, beruhte höchst wahrscheinlich auf einer Ver- wechslung. Als ebenfalls in Neuholland hei- misch, nennen wir ferner einen schönen Strauch von Dryandra longifolia R. Br. (als D. Fraseri eingesendet), mit langen, schmalen , rigiden Biättern, die fast bis zu der Mittelrippe fiederförmig und spitz eingeschnitten gezähnt erscheinen und deren hlassgelbe Blüthenköpfe auf der Spitze der Aeste, umgeben von den lan- gen dicht gestellten Blättern erscheinen. Die eigenthümlichen Proteaceen Neuhol- lands mit ihren steifen rigiden Blättern, fangen in neuerer Zeit an, in unsern Kalthäusern seltner zu werden, da sie allerdings nur durch die abweichende Form von Blättern und Blumen Interesse bieten und ihrer Mehrzahl nach als schwierig zu eultivirende und bei Cul- turfehlern leicht absterbende Pflanzen zu eigentlich decorativen Zwecken nur im Gewächshaus auf günstigen Locali- täten verwendet werden können. Zur 241 Zeit, als durch Drommond, Preiss und Hügel die seitnern Pflanzen Australiens inassenhaft in die Gärten Europa’s ein- geführt wurden, da hatten sich auch die zarteren Arten der Gattungen Dryandra und Banksia in den Gärten ziemlich verbreitet, während sie jetzt schon zu den Seltenheiten gehören; denn keim- fähige Samen sind seitdem nur wenige nach Europa gekommen und aus Steck- lingen erwachsen diese Pflanzen nur selten, da Schnittiinge derselben sowohl bei kalter, wie warmer Vermehrung nur schwierig Wurzel schlagen. — Von Cytisus chrysobotrys Fisch. Mey. jenem Ginster von den Canarien, der sich im April im Kalthause die Trauben goldgeiber Blumen in grossen Massen hervortreibt, sahen wir ein sehr sehönes Exemplar unter dem Namen von Genista odoratissima. Die Blumen die- ser Pflanze besitzen wirklich einen star- ken angenehmen Geruch, woher es kom- men mag, dass ihr in den Gärten der obige Name beigelegt ward. Als fernere schöne Pflanzen in Mu- sterexemplaren nennen wir noch: Goo- dia iotifolia Salsb., von Van Diemens- Land, die zarten gelben Blumen, eben- falls in Trauben ; — Clianthus puniceus Soland. aus Neu-Seeland und die liebli- che Kalmia glauca Ait. aus Nordamerika mit ihren zarten rosafarbenen, glockigen Blumen, die in spitzenständigen Dolden stehen. Die Gattung Kalmia ist zunächst mit Rhododendron verwandt. Alle be- kannten Arten derselben wachsen auf den weiten Torfgründen der südlichern Staaten Nordamerika’s und gehören im Klima Petersburgs zu den empfehlens- werthesten immergrünen Kalthauspflan- zen. Exemplare in gleicher Blüthen- fülle, wie die vom Herrn Bergemann aufgestellten , erinnert sich der Referent noch nicht gesehen zu haben, 242 8) Herr Stegemann, Obergärtner beim Herrn General Uschakoff in Paullowsk, Ein ausgesuchtes Sortiment von hoch- stämmigen Rosen in vorzüglichem Cul- turzustand. Neben andern Rosen, deren wir bei andern Einsendungen noch ge- denken wollen , heben wir besonders hervor : die sehr bunte Rosa centifolia tricolor, R. Thea Sidonia von durchsich- tig hellgelber Farbe, R. Remont. Mad. Fremion, eine Blume von schön rosa Fär- bung mit purpur Schiller, R. Thea Elisa Sauvage, hellgelb und von aussen rosa angelaufen. Schön waren auch die zahl- reichen R. rem. la reine, die Geant de Bataille u. a. m. 9) Herr Darzens, Kunst- und Han- delsgärtner in Petersburg. Herr Darzens hatte neben einer Gruppe Rosen und Cinerarien, welche frei im Rasenplatz standen, an dem Ab- hang des Hügels rechts von der Brücke auch noch eine kleine Blumengruppe aufgestellt. In dieser fanden sich die einzigen blühenden Orangenbäumchen, Gloxinien, Gardenien und andere Mode- blumen. — 10) Herr Siessmeyer, Hofgärtner bei Ihrer Kais. Hoheit der Gross- fürstin Helena Paullowna. Unter allen Einsendungen, die an neuen und seltenen Pflanzen unbedingt reichste. Auch der Culturzustand der Exemplare lässt nichts zu wünschen übrig. Herr Siessmeyer hatte die Brücke und den ganzen Abhang des links zur Brücke aufsteigenden Hügels, sowie die davor liegenden Rasenplätze und Gruppen mit seinen Pflanzen decorirt. Auf der Brücke und unmittelbar am oberen Abhang der- TE ZT Je Tr EEE EEE EEE EEE EEE EEE EEE EEE Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. selben stand die reiehe Palmensammlung desselben in 94 Arten und zahlreichen schönen Exemplaren, darunter viele der neuesten und seltensten Palmen, so die Latania Verschaffeltii mit den fein ge- schlitzten gelben fächerförmigen Blät- tern, Livistona Zollingeri, Hoogendorffi, Licaula horrida, 4 Areca-Arten, Arenga saccharifera und obtusifolia, Astrocaryon in 4 Arten, Brahea nitida, Calamus in 5 Arten, Ceroxylon ferrugineum, Cha- maerops in 7 Arten, Cocos in 7 Arten, Geonoma in 6 Arten, Seaforthia in 3 Arten etc, Die Pandanus-Arten waren als besondere Sammlung von 10 Arten auf- gestellt. Es waren dies die folgenden Arten: #. Amherstiae, furcatus, leucan- thus, amaryllidifolius, reflexus, euspida- tus, inermis, graminifolius, utilis und ja- vanicus fol. variegatis. Die herrliche Gattung Rhopala bil- dete eine andere Gruppe, und zwar al- les nur in ausgesucht schönen Qultur- pllanzen. An Arten enthielt diese Gruppe: R. australis, corcovadensis, corcovaden- sis var. glabra, Coleyi, eomplicata, glau- cophylla, heterophylia, Jonghi, magni- fia, mexicana, organensis, princeps, pamplonensis, silaifolia, Skinneri. Wir behalten uns vor, gelegentlich speciel- ler auf die Sammlungen von Pandanus und Rhopala zurückzukommen und be- gnügen uns daher heute, deren Namen so zu nennen, wie dieselben eingesendet wurden, Nicht minder reich und vertreten in vorzüglick cultivirten seltneren Arten war die Gruppe von ungefähr 120 ver- schiedenen Arten von Blattpflanzen. Un- ter diesen nennen wir besonders die Gattung Aralia in 9 Arten, darunter die Reispapierpflanze China’s (A. papyrifera Hook.) , ferner das Bambusrohr mit pa- nachirtem Blatte (Bambusa arundinacea I. fol. variegatis), Brownea princeps, Bras- saiopsis speciosa, Brexia chrysophylla H. Belg., Boehmeria argentea Linden, Campylobotrys argyroneura Hort. (die letzteren beiden 2 sehr schöne neue Blattpflanzen mit grossen Blättern , die Campylobotrys mit ovalen gefalteten Blättern mit prächtigem Seidenglanz) Cyanophyllum magnificum, Dracaena und Cordyline in 19 verschiedenen Ar- ten, Ferdinandusa superba, Senecio Far- fugium, Hippomane speciosa, Maranta in 12 Arten, Oreopanax Lindeni, Pa- vetta borbonica, Spathodea gigantea, die herrliche Theophrasta imperialis mit ih- ren riesigen Blättern , ferner Theophr. nobilis, speciosa, latifolia, minor, macro- phylla, Stadtmannia Jonghii, eine neue Boehmeria mit mehr als fusslangen mäch- tigen Blättern (B. macrophylia), Jacqui- nia smaragdina, Oreopanax peltatum, Paratropia assamica, Lomatia Bidwilli, Araucaria Leeana etc. Ueber viele dieser Pflanzen müssen wir uns eben- falls jetzt noch vorbehalten, später Nä- heres zu sagen, um diesen Bericht nicht allzusehr auszudehnen und aufzuhalten, da wir viele der neueren Pflanzen des Herrn Siessmeyer noch einer besondern einlässlichen Untersuchung unterwerfen und von einzelnen derselben sogar Spä- ter Abbildungen mittheilen wollen. — Eine gemischte Blumengruppe bril- lirte durch die ausgezeichneten und man- nigfaltigen Azaleen und Rhododendron. Ausser der Pflanzeneinsendung hatte Herr Siessmeyer auch noch den Plan der Insel Kamenoi-Ostrow ausgestellt, — theils in der Form, in welcher die Anla- gen dieser ausgedehnten Besitzung Ihrer Kais. Hoheit der Grossfürstin Helena Paullowna sich gegenwärtig befinden, mit Einschluss der vom Herrn Siess- meyer bereits angebahnten oder vollstän- dig ausgeführten Veränderungen, — Originalabhandlungen. nn nn 00 UI iii ln 243 theils als Project zu zukünftigen Verän- derungen. Dieser schön ausgeführte Plan erregte das allseitige Interesse. Vom Preisgericht ward demselben aber kein Preis, sondern nur eine ehrenvolle Anerkennung zugesprochen, weil sich das Preisgericht zur Beurtheilung dieses Planes nicht für competent hielt, indem zur Beurtheilung desselben eine genaue Kenntniss aller der bestehenden Boden- und anderweitigen Verhältnisse noth- wendig ist, die bei der Feststellung ei- nes Planes in erster Richtung influiren, und die den Künstler in Ausführung seiner Ideen beschränken oder diese mo- difieiren. 11) Herr Ruck, Obergärtner im Garten Sr. Kais. Hoh. des Grossfürsten Constantin Nicolajewitsch zu Strelna. Herr Ruck hatte 3 verschiedene Grup- pen aufgestellt, deren Exemplare sämmt- lich von der umsichtigen und sorgfälti- gen Cultur Zeugniss ablegten,, welche der Referent in dem in Rede stehenden Garten schon oft mit Interesae betrach- tete. Eine Gruppe von 54 Blattpflanzen umfasste zwar keine seltneren Arten, aber gerade eine Auswahl solcher Pflan- zen, welche für's Warmhaus in decora- tiver Beziehung allgemeine Empfehlung verdienen. Ein besonders in der Steinparthie un- ter der Brücke aufgestellies Farren-Sor- timent umfasste 75 der zur Cultur em- pfehlenswertheren Arten. Als ausge- zeichnetere Arten nennen wir die Also- phila guianensis Hort., Hemitelia Klotz- schiana , Cibotium glaucescens Knze, (C. Barometz Hort.), Meniscium prolife- rum, Pteris tristicula (eine, mit P, um- brosa verwandte und ebenso decorative und harte Art), 244 Eine kleine gemischte Blumengruppe enthielt ein Culturexemplar von Chori- zema varium Benth., jenem schönen Strauch aus Neuholland, der jedes Früh- jahr seine Trauben gelb und rother Schmetterlingsblumen zahlreich entwickelt und dann zu einer der Hauptzierden der Kalthäuser dient, ferner schöne Hor- tensien , Azaleen, Rhododendron etc. in kleinen vollblühenden Pflanzen. — Endlich hatte Herr Ruck auch noch 5 Topfreben, besetzt mit bereits reifen Trauben, sowie Erdbeerpflanzen mit rei- fen Früchten ausgestellt. 12) Herr J. Alwardi, Kunst- und Handelsgärtner auf der Petersbur- ger Seite im grossen Prospect. 12) Von Seite der Herren Handels- gärtner hatte Herr Alwardt auf dieser Ausstellung nieht nur die zahlreichste, sondern auch die an Seltenheiten reichste Einsendung geliefeit. Derselbe hatte ei- nen grossen Theil der linken Wand in der vordern Hälfte des Saales, nebst den davor liegenden Gruppen decorirt. Eine Coniferen-Sammlung umfasste 90 Sorten in 128 Exemplaren und zwar eine Aus- wahl der besten pfehlenswerthesten Sorten in ganz vor- züglichen Exemplaren. Wir heben dar- aus hervor: Araucaria Bidwilli Hook., das schönste und grösste Exemplar Pe- tersburgs, ungefähr 8 Fuss hoch und bis zum Boden dicht mit Zweigen be- setzt, und 6 andere Arten der Gattung Araucaria. Cephalotaxusin 4 Arten, darun- ter ein männliches und ein weibliches Exemplar von Cephalotaxus Fortunei, die neue Cryptomeria dacrydioides, Dam- mara Bidwilliana, obtusa und eine neue Art, Phyllocladus asplenifolia Hook. il. und trichomanoides Don. etc. Auch üher die Coniferen-Sammlung des Herrn und zur Cultur em- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Alwardt werden wir später noch ein- lässlicher berichten. — Eine Gruppe Camellien enthielt 81 Sorten in 114 Exemplaren in guten Sor- ten und vollkommenen kleineren Exem- plaren. In Anbetracht der späten Jah- reszeit war dies eine ausgezeichnete Lei- stung. — | Eine 3. Gruppe enthielt verschiedene blühende Pflanzen des Kalthauses. Da- bei eine ausgezeichnete Sammlung von Rhododendıon. Unter den hybriden gelbblühenden Rhododendron, den Ab- arten desihod. azaleoides Loud., erwäh- nen wir als besonders schön, R. large buff, aureum floribundum, fiavum glau- cum (blasslila mit gelber Zeichnung im Schlunde, ochranthum (hellgelb mit dot- tergelbem grossem Fleck im Schlunde) ete. Unter den zahlreichen andern Ab- arten waren ebenfalls die schönsten und neuesten Sorten vertreten in 37 ver- schiedenen Abarten. von R. arboreum, ponticum ete. und endlich enthielt die Gruppe 4 Rhododendron vom $Sikkim- Himalaya in Blüthe, nämlich R, cam- pylocarpum, eiliatum, glaueum und Edgeworthii, von denen R, Edgeworthii das schönste und ausgezeichnetste. Die elliptisch-ovalen Blätter sind auf ihrer untern Seite gleich den Blattstielen, Stengeln etc. dicht rostbraun filzig. Die grossen Blumen hatten über 4 Zoll im Durchmesser und sind weiss mit zarter rosa Nüance ; nur schade, dass diese Art sehr schlaff wächst und schwerlich zu schönen dichten Büschen erzogen werden kann. Als besondere schöne Culturpflanzen hatte Herr Alwardt eine Theophrasta Jus- siaei Lindl., jene herrliche Decorations- pilanze aus St. Domingo, in-einem vorzüg- lichen Exemplare aufstellt, das gerade in seinem Herzen zugleich mit einem neuen Blatttriebe auch die selten erscheinenden INGE EN Aschgmartbus A EEE TE I. Originalabhandlungen. Blumen entwickelte. Ein schönes Blech- num brasiliense Desv. (B. corcovadense) mit 11/, Fuss hohem Stamme und schö- ner Wedelkrone war frei auf einen Pfei- ‚ler gestellt und 3 grosse prächtige Rho- pala corcovadensis bildeten eine Gruppe für sich. — 13) Herr Dorotte, Kunst und Handels- gärtner an der Moskauer Tıiumph- pforte. Der Abhang von dem Hügel der Hinterwand nach dem Bassin in der rechten Ecke und der Rasenplatz vor diesem Bassin war grossentheils vom Herrn Dorotte decorirt worden. Eine Gruppe von 77 hochstämmigen Rosen bekleidete den Abhang. Auf dem Ra- senplatz und links stand dagegen eine Gruppe vortrefllicher Blattpflanzen in ge- fälligem Arrangement und durchgehends guten Exemplaren. Gute Palmen, Cy- eadeen, Araliaceen waren am reichlich- sten vertreten. Im ganzen 33 Arten in ungefähr 100 Exemplaren. 14) Herr Goritscheff, Kunst- und Handelsgärtner in St. Petersburg. An der linken Wand im vordern Theile des Saales eine kleine Gruppe ausgezeichneter Cultur - Exemplare von Blattpflanzen. Besonders schön waren 2 frei gestellte Exemplare von Dracaena concinna H. Berol. von einer Schönheit der Cultur, wie Referent sich nirgends erinnert, solche schöner gesehen zu ha- ben. Die D. coneinna gehört zu der Zahl derjenigen Arten, die auch im Zim- mer ausgezeichnet gut gedeihen und die im Gewächshaus während des Winters vor jeder Feuchtigkeit, die auf denBlät- tern liegen bleibt, sorgfältig bewahrt werden muss, da ihre schönen roth ge- randeten Blätter sonst sofort fleckig werden. VII. 1860. 245 Schöne Cycas, kräftige und schöne Exemplare von Livistona chinensis, Ca- ryotaä sobolifera etc. bildeten im Uebri- gen die Gruppe. — 15) Herr Marseille, Öbergärtner bei der Fürstin Urusoff. Eine Gruppe schöner Hortensien auf der Terrasse der Hinterwand und ausser- dem eine Parthie einzeln gesteilter Oultur- pflanzen, so schöne grosse Exemplare von Livistona chinensis, von der Dat- _ telpalme (Phoenix dactylifera), ein prächtiges Exemplar von Araucaria ex- celsa u. 8. f. 16) Herr Heydorn, Hofgärtner in den Kaiserlichen Treibereien zu Zars- ko&-Selo. Unter den Blumengruppen bildete die vom Herrn Heydern eingesendete Rosengruppe gleichsam den Glanzpunkt der Ausstellung. Es umfasste diese Sammlung ungefähr 300 Stück meist hochstämmiger Rosen, in einer Vollkom- menheit der Cultur, wie sie nach dem Urtheil aller Sachkenner kaum in höherm Grade bis jetzt erreicht worden und selbst im freien Lande erinnert sich der Referent, Rosen noch niemals in so voll- kommenem Zustande gesehen zu haben, Herr Heydorn erreicht ausser sorgfälti- ser Cultur, dieses Resultat besonders da- durch, dass er alle Remontirenden- und Thee-Rosen nur einmal im Jahre blühen lässt, d. h. sie nach der Blüthe nicht mehr zurückschneidet, sondern nur das Holz gut ausreifen und dann allmälig einziehen lässt. Selbstverständlich wird bei diesem Culturverfahren auch kein Sommerschnitt angewendet, sondern erst im Frühling vor dem Antreiben zurück- geschnitten, Herrn Heydorns Rosen waren in 2 Gruppen zu beiden Seiten des Einganges 18 246 vor der Treppe aufgestellt. Als beson- ders schöne ältere Rosen heben wir aus dieser Gruppe hervor: R. remont. la reine, Prince Leo Kotschubey (rosa mit lebhaft purpur), Geant de bataille, Pa- nachee d’Orleans, R. centif. unique pana- chee (weiss und am Rande der Petalen rosa gefleckt und einzelne Streifen), R. Persian yellow, R. Thea Princess Ade- laide (hellgelb), Smithts yellow (hell- gelb), Adam (Lachsfarben mit gelb, sehr grosse Bäume), Souvenir de Malmaison, Elise Sauvage (hellgelb) , Sidonie (hell- gelb mit rosa), Mistress Bosanquet (weiss mit zart rosa). Ausserdem waren vom Herrn Hey- dorn eine Parthie gut cultivirter Exem- plare von Deutzia gracilis ausgestellt wor- den und darunter 1 Exemplar von py- ramidalem Wuchse und bedeutender Breite, sowie eine Gruppe blühender Hortensien. 17) Herr Eberwein, beim Herrn General zoff. Obergärtner von Mal- Eine gemischte Gruppe von 100 Ar- ten Pflanzen des Warm- und Kalthau- ses theils Decorationspilanzen, theils in blühenden Exemplaren. Cultur sämmt- licher Pflanzen gut, doch enthielt die Gruppe keine Seltenheiten, so dass wir nicht auf nähere Besprechung einzugehen haben. Vorzüglich schön waren in der- selben zwei mächtige Exemplare von Cycas revoluta. 18) Der Kaiserliche Botanische Garten. a) Ausgestellt vom Herrn Pabst, Öbergärtner in der Abtheilung der Kalthauspflanzen. Eine vorirefflliche Gruppe blühender Azaleen auf dem Rasenplatz vor dem Gartenflora Deutschlands, Russlands! und! der Schweiz. Hügel im hinteren Theile des Saales. Ferner eine Gruppe blühender Primula Auricula in den mannigfaltigsten Va- rietäten, eine Parthie einzeln gestellter Musterexemplare von seltenen Coniferen, so von Sequoia Wellingtonia Endl., Li- bocedrus chilensis Endl., ein vollblühen- des Culturexemplar von Acacia Oxycedrus Sieb. von 11], Fuss Höhe und mehr als 3 Fuss Durchmesser , Adenandra uniflora Bartl. et Wendl., jener niedliche Cap- strauch mit grossen weissen, roth nüan- eirten Blumen in einem 1 Fuss hohen und noch breiterm vollblühendem Bu- sche und viele andere feinere Kalthaus- pflanzen, die theilweise schon bei Gele- genheit «der frühern Ausstellungen be- sprochen wurden. Ausserdem hatte Herr Pabst den Durchgang unter der Brücke und deren Abhang nach dem hintern Theil des Saales , sowie einen Theil der daran stossenden linken Wand mit mächtigen Exemplaren von Camel- lien, Rhododendron, Azaleen und an- dern Kalthauspflanzen decorirt. b) Herr Andrian Iwanof, Gärt- ner im Botanischen Garten. Eine Gruppe vorzüglich eultivirter Ericen, sämmtlich in Exemplaren, die fast noch einmal so breit als hoch wa- ren. Wir nennen davon: Erica austra- lis L. (Vorgeb. d. g. Hoffn.), colorans Andr. (Vorgeb. d. g. Hoffn.), colorans verna Rgl. (wahrscheinlich Bastard von E. hiemalis. Blumen zu 1 — 2 auf den Spitzen sehr kurzer Nebenästchen. Röhre der Blumenkrone rosa, Antheren ohne Grannen.) E. Boucheana Rgl. (hy- bride Art, als E. Niveni und longipe- dunculata in den Gärten verbreitet). E. Burchelli Rgl. (verwandt mit E. pelluei- da und von Bentham als E. pellueida breviflora aufgeführt. In den Gärten als E. erubescens verbreitet. Liebliche I. Originalabhandlungen. Art mit weiss und rosaroth nüancirten Blumenkronen, die röhrig und etwas über. 1/, Zoll lang sind). E. floribunda Lodd. (Vorgeb. d. g. Hoffn.), gracilis Salsb. var. autumnalis (V. d. g. H.), hirtiflora Curt. (V. d. g. H.), recurvata Andr. (V..d. g. H.), reflexa Lk. (V. d. £H.), ‚speciosa Andr. Var. hirta (V. d. g. H.) u =. f. Wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen , dass die Cultur der Eii- cen in Petersburg durch geeignete Erde und Wasser erleichtert wird. Können dieselben auch im Winter nicht zur De- coration von Zimmern verwendet wer- den , 50 liefern sie doch zu dieser Jah- reszeit die niedlichsten Blumen zu fei- nen Bouquets, Im Sommer dagegen können sie zur Decoration von Aufgän- gen und Balkonen sehr wohl dienen und ausserdem gehören sie zu den lieb- lichsten Pflanzen für’s Kalthaus. Sie waren eine Zeit lang die beliebtesten Modepflanzen und verdienen auch noch jetzt neben allen andern neu eingeführ- ten Pflanzen die gleiche Berücksich- tigung. Ist die Mode in Bezug auf Blu- men nicht ebenso eigensinnig, wie in Bezug auf Kleiderschnitt$ Ein paar neue Spielarten, ein wenig mehr gerun- dete Blumen, regelmässigerer Bau etc. machen Blumen zu den Herren des Ta- ges, wenn gleich der Botaniker nicht einmal einen stichhaltigen Unterschied zur Feststellung der Form finden kann und unpartheiisch betrachtet, die alten Abarten oft viel schöner, als die neu gewonnenen Spielarten sind, trotzdem eilt jeder Blumenfreund sich in den Besitz der gerühmten Neuheit zu setzen und vernachlässiget darüber Pflanzen, die wirklich schön sind, aber nur deshalb keinen Reiz mehr für ihn haben, weil dieselben schon lange in Cultur und gerade jetzt nicht in Mode sind. 247 c) Herr Lipping, Gärtner im Kaia. Bot. Garten. Eine neue Melastoma, von demselben aus Samen erzogen, den der Kais. Bota- nische Garten aus dem Botanischen Gar- ten in Genua erhalten hatte. Diese Me- lastoma kommt dem berühmten Cyano- phyllum metallicum im Blatte so nahe, dass sie mit diesem vielleicht zur glei- chen Art gehört. Von Genua aus ward der Same dieser schönen Decorations- pflanze als Melastoma discolor vertheiltund es erwuchsen aus der gleichen Aussaat Formen mit unterhalb rothen und an- dere mit beiderseits grünen Blättern, ferner Formen mit grössern und kleinern Blättern. Blühen sahen wir diese Mela- stoma noch nicht, sie gehört aber auch ohne Blüthe als schöne Blattpflanze zu den allgemein empfehlenswerthen Ge- wächsen für das Warmhaus, d) Herr Severin, Obergärtner für die Abtheilung der Warmhauspflanzen, Herr Severin hatte das Bassin links in der Ecke beim Eingang in höchst ge- schmackvoller Weise decorirt, d. h. mit Gruppen von Steinen, zwischen denen Rasenflächen emporstiegen, umgeben und hier Blattpflanzen und Farren in leich- ten gefälligen Gruppen dazwischen ein- gestreut. In dem nach vorn das Bassin umgebenden Rasen standen Begonien, Die Blattpflanzen, welche diese Gruppe bildeten, bestanden aus 60 ausgewähl- ten Arten von Palmen und Cycadeen, und darunter die prächtige Lepidozamia Perofiskyana Rgl., das einzige Exemplar in Europäischen Gärten; eine Cycadee von der Tracht einer Ceratozamia, mit grossen dicht gestellten, gracil überhän- genden Wedeln. Ausserdem eine ganze Menge der seltensten Palmen, von de- nen einige in Exemplaren von beträcht- 15 * 248 licher Grösse. So z. B. 2 grosse Exem- plare der Maximiliana regia mit fast 20 Fuss langen Wedeln. Unter den andern Blattpflanzen wollen wir nur der schönen Bambusrohre gedenken, welche hier am Wasserbassin ihren eigentlichsten, natür- lichen Standort gefunden. So Bambusa arandinacea L., strieta Roxb., und ver- ticillata Blume, sowie Arundinaria glau- cescens P. B. und spathiflora Trin. Na- mentlich die letztere, aus China stam- mend, ist eine der schönsten Gräser der Tropen. Von weniger hohem Wuchse bildet es dichte Büsche mit dünnern stark verästelten Stengeln, deren Aeste nach allen Seiten gracil überhängen, Von Villarezia grandiflora Fisch. war ein Exemplar ganz mit Früchten besetzt, vorhanden. Mächtige Cinnamomum Rein- wardtii Nees beugten ihre Zweige gleich Trauerweiden über die Statuen zu bei- den Seiten der Treppe. Unter den blühenden Pflanzen wollen wir nur auf einen Strauch aus der Fa- milie der Aurantiaceen mit gehederten Blättern und wohlrie- machen, gelblichweissen chenden Biumen aufmerksam der schon seit langer Zeit aus China in in unsere Warmhäuser eingewandert ist, Es ist das die Murraya exotica L., der mehrere kleine blühende Pflanzen aufge- stellt waren. Es scheint dieser Strauch in grossen Exemplaren weniger leicht zu blühen, als in kleinen Stecklings- pPllanzen und ebenso verlangt derselbe schwere Erde und keine feuchte Luft. Daher kommt es, dass er z. B. hier in Zimmern ziemlich häufig zur Blüthe kommen soll. Kleine blühende Exemplare sind nicht nur als wirklich nette Pilanzen zu empfehlen , sondern erfreuen auch noch ausserdem durch den höchst angenehmen Geruch der Blu- men. hier aber nur sehr selten blüht. von zu Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Gruppe der Begonien war an Arten die reichste. Ausser den Formen von Platycentron xanthinum Kl. und P. Rex Linden wollen wir noch der fol- senden gedenken. Diploclinium splen- didum C. Koch, einer Pflanze, die nur dann ihre eigenthümliche Schönheit zeigt, wenn sie gerade junge Blätter ent- wickelt. Gireoudia manicata Kl. eine der bekanntesten Arten, die aber nach un- serer Ansicht neben der Masse der neuen Begonien, von denen immer eine noch unübertrefllich schöner als die an- dere geschildert wird, noch ganz gut in die Schranken treten kann; denn sie besitzt nicht nur ein schönes Laub, sondern gehört auch zu den dankbarsten Blühern und eignet sich wirklich voll- kommen gut zur Stubencultur. Mit dem vielgepriesenen Pl. Rex haben wir selbst den Versuch gemacht und gefunden, dass diese sich im Zimmer zwar lebend erhält, hier aber gerade im Winter alle Blätier verliert und erst im Frühling neue Blätter und zwar viel weniger üp- pige, als im Gewächshause treibt. Wir nehmen daher das, was wir auf die Aus- sage Anderer hin, über P. Rex als Zim- merpflanze gesagt, hiermit wieder zu- rück. Die G. manicata Kl, dagegen können wir auf den Grund früher ge- machter Erfahrungen, welche wir diesen Winter von Neuem bestätigt fanden, als eine der besten Zimmerpflanzen em- pfehlen, um so mehr, als sie hier sogar mitten im Winter ihre Blumen reichlich entwickelt. Als in Blüthe stehende schönblühende Arten nennen wir schliess- lich noch Mitscherlichia albo - coceinea Kl,, Platycentrum annulatum C. Koch, Knesebeckia einnabarina Hoock., und Pritzelia coecinea Kl., die letztere in ei- nem sehr reichblühenden Exemplar, das eineMenge seiner scharlachrothen Blüthen- trauben zu gleicher Zeit entwickelt hatte.— I, e) Herr Stukawenkoff Gärtner im Botanischen Garten. Ein kleines Grüppchen blühender Orchideen. Unter diesen wollen wir hervorheben die Calanthe discolor Lindl., eine Erdorchidee aus Java mit Blättern, die denen der C. veratrifolia gleichen, aber Blumen trägt, die weiss mit braun- rother Lippe, ferner Acanthophippium sylhetense Lindl. (Sylhet), Kefersteinia graminea Rchb. (Venezuela), Leptotes bicolor Lindl. (Brasilien), Epidendron stenopetalum Hook. var. subquadratum (Columbien), Pilumna laxa Lindl. (Co- lumbien) etc. — Auch hier müssen wir die Klage wie- derholen, dass noch so wenig die herr- liche Familie der Orchideen in Peters- burg cultivirt wird, Nur ein kleines Häuschen für die Cultur dieser schönen Pflanzen eingerichtet und die Liebhaberei wird bald kommen, denn eine kleine gut gewählte Örchideensammlung ge- währt dem Pflanzenfreund durch die Mannigfaltigkeit der Blumen, durch de- ren eigenlhümliche Gestalt ete. mehr Abwechslung als grosse Sammlungen anderer Pflanzen. Wer freilich Orchi- deen pflegen will, muss sie mit ganzer Liebe pflegen, muss ihnen bei Tage nachgehen und des Nachts mit der La- terne Kellerwürmer und Schnecken töd- ten, kurz er muss wahrhafte Freude und Liebhaberei zu seinen Pilanzen haben nnd die Orchideen werden es loh- nen! — f) Herr Reichenbach, Obergärt- ner für die Decorationsabtheilung im Kais. Bot. Garten. Ein Sortiment hochstämmiger Rosen in 119 Sorten, einen Korb mit Hyacin- then in reicher Blüthenfülle, beide Grup- pen auf dem vordern Rasenplatz. Aus- Originalabhandlungen. mm mn m nn m mm 249 serdem noch ein kleines Sortiment blü- hender Pelargonien (den einzigen der Ausstellung), nebst einigen Exemplaren von Paeonia Moutan. — g) Herr Höltzer, Obergärtner für die im freien Lande ausdauernden Pflanzen. Herr Höltzer hatte ausser einer Gruppe Pens6es am Ufer des Teiches in der Mitte des Saales eine Gruppe mit unge- gsefähr 60 Arten im freien Lande aus- haltender schönblühender Perennien aus- gestellt, welche im Topfe zur Blüthe ge- bracht worden waren. Speciell für un- sere Verhältnisse war dies die interes- Santeste Gruppe der Ausstellung, indem sie eine Menge derjenigen Pflanzen zeigte, die bei uns im freien Lande ohne besondere Mühe erwachsen und die bis nur zu wenig beachtet worden sind. Die reichen Erfahrungen welche in dieser Beziehung im Kais. Botanischen Garten bereits gemacht worden sind, sind schon zum Abschluss reif und wer- den baid mitgetheilt werden können, Die Gruppe des Herrn Höltzer umfasste gleichsam einen Theil dieser Eriahrun- gen, soweit eben Pflanzen des Frühlings- flores schon zu dieser Ausstellung zur Blüthe gebracht werden konnten, Wir nennen aus dieser Gruppe die folgenden allgemein empfehlenswerthen und in Pe- tersburg im freien Lande noch vollstän- dig harten Pflanzen: jeizt Aquilegia glandulosa Fisch. Mey. Altai. Ändrosace lactea L. Schweiz. Aubrietia Columnae Guss. Alpen Ita- liens. Asperula odorata L. Europa. Aus dem: Kraut wird der Maitrank bereitet. Hielt im letzten Winter im Botani- schen Garten ohne Deckung aus. Botryanthus odorus Knth. Europa. 250 Convallaria majalis L. Europa. Corydalis angustifolia D. C. Caucasus, bracteata Pers. Altai. nobilis Pers. Sibirien. — solida Gaud. Europa. Cypripedium macranthum Sw. Sibirien. Dielytra spectabilis D. C. China. Dodecatheon integrifolium Mx. rien. Doronicum causasicum M, B. Caucasus. Draba aizoides L. Schweiz. Verlangt Moosbedeckung im Winter. Epimedium diphyllum Lodd. macranthum Morr. et Decaisn. rubrum H. Angl. — Russland. Sibi- Die aus Japan stamnenden Epime- dien hielten nun schon mehrere Jahre im hiesigen Garten unter leichter Moos- decke im freien Lande aus. — Erythronium dens canis L. Europa. Si- birien. Fritillaria ruthenica Wickstr. Russland, pallidiflora Schrenk. Soongarei. Hoteia japonica Morr. et Decaisn. Ja- pan. Noch vollkommen hart in Pe- tersburg. Hutchinsia alpina R. Br. Schweiz. Leontice altaica Pall. Altai. Merendera sobolifera F. et M. Persien. Meum athamanticum Jacg. Gebirge Eu- ropa’s. Myosotis sylvatica Hoffim. ß. Koch. Europa. Sibirien. Nardosmia frigida Hook. Sibirien. Primula Auricula L. Schweiz. offieinalis Jacq. Europa. Südliches alpestris — Sibi- rien. villosa Jacq, Schweiz. viscosa Jacg. Schweiz. Orobus vernus L. Europa. Pulmonaria officinalis L. Europa. Puschkinia scilloides Adams. Sibirien. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Saxifraga caespitosa L. Gebirge Deutsch- lands. erassifolia L. Altai. Geum L, Sibirien. rotundifolia L. Schweiz. Seilla bifolia L, Var. taurica Rgl. Krim. cernua Redoute. Sibirien. Trollius altaieus C. A. M. Altai. asiaticus L, Sibirien. Vieia oroboides Wulf. Alpen Europa’s, Viola grandiflora L. var. altaica Pall. Altai. uliginosa Schrad. Europa. — 19) Herr Ehrenbaum, Obergärtner beim Herrn General Paschkoff in Zarsko&-Selo. Herr Ehrenbaum hatte nach Herrn Heydorn die reichste Rosengruppe in 65 Sorten und mehr als 200 Exemplaren ausgestellt. Auch die Cultur war vor- trefflich. Diese vorzügliche Gruppe war in dem Rasenplatze vor dem Hügel auf- gestellt. Ausserdem hatte Herr Ehren- baum auch schöne Deutzien aufgestellt und die Decoration der Veranda mit Epheu und Alo& übernommen. — 20) Herr Krilof, Obergärtner beim Hrn. Grafen Borch. Eine hübsche Gruppe hochstämmiger Rosen, umgeben von immergrünen Kalt- haussträuchern und blühenden Zwiebel- gewächsen. — 21) Herr Aurich, Hofgärtner im Kais. Garten zu Peterhof. Gruppe von Blattpflanzen, welche am Hügel der Hinterwand aufgestellt war. Von ausgezeichneter Schönheit waren die zahlreichen Exemplare von Codiaeum chrysostictum Sprgl. (Croton pictum et variegatum Hort.), jenem Warm- hausstrauch Java’s mit schön goldgelb gezeichneten Blättern, von dem eine I. ‚Originalabhandlungen. Form mit breitern und eine andere mit schmalern Blättern in den Gärten Euro- pa’s eultivirt wird. Frei im Rasen vor dem Abhang des Hügels, ausserdem ein Musterexemplar von Araucaria ex- celsa und eine Gruppe Begonien mit schönen decorativen Blättern. — 22) Herr Heddewig, Kunst- und Han- delsgärtner am Kammenoi - Östrow Prospect. Herr Heddewig hatte nur ein kleines Grüppchen blühender Pflanzen gestellt, die aber doch mannigfaches Interesse boten , obgleich das Grüppchen nur aus 3 Pflanzen- Arten bestand. Das Mittel des Grüppchens nahmen nur 2 Exem- plare von Viburnum macrocephalum For- tune in reicher Blüthenfülle ein. Es ist dies ein aus China eingeführter Strauch, der wenigstens in Petersburg als harte Kalthauspilanze behandelt werden muss. Die ovalen gezähnten Blätter fallen im Winter ab. Auf der Spitze der Zweige erscheint der grosse kugelförmige Blü- thenstand, der ähnlich dem gewöhnli- chen Schneeballen geschlechtslose weisse Blumen trägt und nur grösser als jener ist. Die wilde Stammart dieser Pflanze ist bis jetzt unbekannt, denn die nach Europa eingeführte Pflanze ist nach dem blühenden Exemplar zu schliessen, eine Spielart, die in den Gärten China’s er- zeugt ward, woher diese Pflanze durch Fortune eingeführt wurde. Hält in Eng- land im freien Lande aus. Nicht weni- ger schön waren eine Parthie von Exem- plaren von Phajus maculatus Lindl., ei- ner Erdorchidee aus Nepaul, die wegen der goldgefleckten grossen Blätter in un- sern Gewächshäusern sehr verbreitet ist. Alle diese Pflanzen standen in verhält- nissmässig kleinen Töpfen und hatte jede derselben mehrere kräftige Blüthen- stiele, reich mit den goldgelben Blumen 251 besetzt, entwickelt. Herr Heddewig gibt diesen Pflanzen eine mit Lehm gemischte Erde, während man sie in den Orchi- deensammlungen gewöhnlich in einer sehr lockern Erde aus gehacktem Moos und Heideerde zu cultiviren pflegt. Bei die- ser Gelegenheit sei es uns erlaubt zu bemerken, dass auch die prächtigste al- ler Orchideen, von der jetzt im hiesigen Botanischen Garten ein Exemplar mit 60 Blüthenstielen blüht, nämlich die Sobralia macrantha mit ihren mächtigen rosapurpurnen Blumen, besser in einer etwas schwerern Erde, der Lehm beige- mischt ist, gedeiht, als in jener leichten moosigen Erde, die man der- selben gemeiniglich zu geben pflegt. Auch im hiesigen Garten hatte das grosse, in Rede stehende Exemplar, das kaum von einem andern Europäischen Garten übertroffen werden dürfte, eine leichtere moosige Erde erhalten und trieb in diese ihre fleischigen Wurzeln nur sparsam. Nachdem sie im letzten Jahre von Neuem in eine etwas schwe- rere Erde, einer Mischung 'aus Heide- erde und lehmiger Rasenerde verpfilanzt ward und rinss um den 3 Fuss im Quadrat haltenden Holzkorb Torfmoos gelegt ward, hat die Pflanze viel kräfti- ger zu wachsen begonnen und blüht nun in der oben besprochenen Ueppigkeit. Zur Einfassung hatte Herr Hedde- wig eine Menge von Pflanzen des Strep- tocarpus polyanthus Hook. gewählt, des- sen zahlreiche blaue Blumen einen hüb- schen Contrast zu den gelben Phajus bildeten. — 23) Herr Gratscheff, Gemüsegärt- ner. Eine Aufstellung der verschiedenar- tigsten Frühgemüse und Kartoffeln in der vorzüglichsten Qualität. Besonders ausgezeichnet waren die Nester von 252 Champignons. Viele Hunderte zolllanger junger Pilze sassen hier in einem Neste dicht zusammen nnd jeder einzelne Pilz war durchaus wohl erhalten und zeigte weder krankhafte noch angefressene Stellen. 24) Herr Zimmermann, Graveur. Herr Zimmermann hatte auch dieses- mal ausser einigen sehr zweckmässig und geschmackvoll construirten Aquarien noch andere Einrichtungen gestellt, wel- che zur Cultur im Zimmer bestimmt und von ihm Terrarien genannt wurden. Es sind das gleichsam von Naturholz gear- beitete Blumentische, auf denen Pflanzen zwischen Steinen etc. eingepflanzt und die dann mit einer Glasglocke oder Glaskasten überdeckt sind. Es versteht sich, dass in solchen Terrarien , welche mit den Ward’schen Kästen zu verglei- chen sind, hauptsächlich nur Farrenkräu- ter, Aroideen, Orchideen und andere ähnliche Pflanzen mit Glück eultivirt werden können, die eine gleichmässig feuchte Luft lieben. Die Glasbedeckung muss so eingericht sein, dass man zu- weilen öffnen kann, um frische Luft ein- zulassen, um zu reinigen und wenn es nothwendig sein sollte, vorsichtig zu be- giessen, 25) Herr Chopin, Fabrikant. Gartenmö- bel aus Eisen und Draht in den mannigfaltigsten Formen. 26) Hr. Kumberg, Fabrikant. Neben mannigfachen Gartenmöbeln aus Naturholz hatie Herr Kumberg eine Laube aus Eisen construirt, aufgestellt, die mit Blumen und eleganten Möbeln auf die geschmackvollste Art ausge- schmückt war. Es hat diese Laube, wel- che sowohl dazu dienen kann, um sie im Zimmer am Fenster aufzustellen, so- wie um solche in’s Freie zu stellen, die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Aufmerksamkeit des Publikums im höch- sten Grade erregt und der Platz um dieselbe war meist so gedrängt voll, dass es Schwer hielt, dieselbe genauer zu be- sichtigen. Die Arbeit war von durch- brochenem Eisen. In besonders an den Wänden angebrachten Kästen wuchsen Schlingpflanzen und andere Gewächse und belebten die ganze Laube. Im In- nern waren die Einsätze der Seiten- wände mit Spiegeln und kleinen Tischen ausgefüllt, neben denen Sopha’s aus Ei- sen und Sammt als Sitze angebracht waren. Eine Lithophanie, von einer Felsengruppe mit kleiner Fontaine um- geben, befand sich im Hintergrunde und ein Eichhörnchen war geschäftig, das Pumpwerk zur Fontaine zu drehen, wäh- rend Canarienvögel fast noch die Töne der Musikehöre überboten. — Wir werden später vielleicht eine Zeichnung von dieser Laube mittheilen. — 27) Herr Schwabe, Moskau. Kaufmann in Vom Herrn Schwabe waren 7 Aqua- rien ausgestellt worden , die sich durch Mannigfaltigkeit und Geschmack der Zu- sammenstellung vortheilhaft auszeichne- ten. Auch die Thier- und Pflanzenwelt, welche dieselben belebte, war sehr reich- haltig repräsentirt, namentlich erregien aber die das Wasser belebenden Schnecken, Eidechsen, Salamander, Käfer, Fische etc. die Aufmerksamkeit in so hohem Grade, dass das grosse Aquarium stets vom Publikum dicht umgeben war. 28) Herr Odinzoff, Obergärtner beim Herrn Commerzienrath Gromof. Aus dem an seltenern und schönern Pflanzen besonders reichen Garten des Herrn Gromof war vom Herrn Odinzoff an der linken Wand in einer Nische beim Aufgang zur Brücke eine reizende I. Originalabhandlungen. Gruppe blühender Azaleen, Rhododen- dron, Rosen und verschiedener Kalt- hauspflanzen um das Bildniss Sr. Maje- stät rangirt worden. 29) Herr Barlow, Hofgärtner in den Kaiserl. Orangerien zu Zarskod- Selo. Aus diesem Garten waren ausser einer Gruppe von mannigfaltigen Cine- rarien in vorzüglichstem Culturzustande die beiden Hauptstücke der Ausstellung, in Bezug auf Cultur ausgestellt. Es waren dies 2 Exemplare der Medinilla magnifica Blume aus Java, beide frei auf Säulen gestellt. Die eine derselben trug 12 ihrer mächtigen Blüthenrispen, bekleidet mit den grossen rosafarbenen Deckblättern, welche von den kräftigen aber niedrigen breiten Pflanzen nach allen Seiten gleichmässig vertheilt, her- abhingen. In solcher Vollkommenheit der Cultur gehört diese Melastomacee, die auch nicht blühend durch das grosse schöne Blatt sich auszeichnet, zu den imposantesten Erscheinungen der Pflan- zenwelt. Es wird unsern Lesern noch erinnerlich sein, dass Herr Oberst Luch- manoff diese Pflanze schon einigemal im Zimmer zur Blüthe gebracht hat. — 30) Herr Lemoine, Fabrikant. Tische und Stühle einfacher und so- lider Construction aus Naturholz. In- teresse erregte eine ausNaturholz ange- fertigte Bordüre, welche dermassen be- weglich ist, dass sie um Beete jeder Form im Garten aufgestellt werden kann und die Herr Lemoine nach dem Maasse verkauft. — 31) Herr Bettzick, Hofgärtner bei Sr. Kais. Hoheit dein Grossfürten Ni- colai-Nicolajewitsch. Herr Bettzick hatte 3 interessante 253 Pilanzengruppen gestellt, nämlich eine Gruppe schöner Decorationspflanzen des Warmhauses unter der Brücke, denen sich eine Gruppe blühender Polygala longifolia A. Dietr., jenem im Frühlinge blühenden Capstrauche (P. Dalmaisiana) anschloss. Ferner frei im Rasen eine Gruppe sehr schöner Blatt - Begonien- Unter diesem ward besonders ein Ab- kömmling der B. Rex, die B. Queen Victoria bewundert, mit grossen dunkel- srünen Blättern mit breitem silberfarbe- nem Bande vor dem Rande und silber- farbenen Punkten im grünen Bande am Rande. Eine 3. Gruppe endlich enthielt alle die neuen Caladien mit bunten Blättern, die in den letzten Jahren aus Südame- rika in Cultur gebracht wurden. Es waren dies Caladium argyrites (die aus- gezeichnetste Art mit kleinen scharf sil- berfarben gefleckten Blättern. Sehr zier- lich), C. Chantini, Houllettii, Verschaffel- tii, Brongniartii, pieturatum, Neumanni, splendens, atrovirens, haematostigma, poecile, versicolor und ausserdem die äl- teren, schon seit längerer Zeit in Cultur befindlichen Sorten. Leider hatten diese ausgezeichneten Pflanzen vor der Aus- stellung sehr warm gestanden und litten daher während derselben bedeutend. — 32) Herr Ruge, Böttger-Meister. Eine für die Cultur im Zimmer sehr interressante Einsendung, welche aus höchst zweckmässig construirten und zu- gleich sehr fein und nett gearbeiteten Blumenkübeln bestand. Bei der Con- struction derselben war nicht nur für guten Abzug des Wassers gesorgt, son- dern auch dafür, dass die Luft immer noch unterhalb des Kübels durchstreifen und das in die Untersätze ablaufende Wasser den Pflanzen nicht schädlich wer- den kann. — 254 33) Herr Vincenz Hofmann, Fabrikant. Schön gearbeitete Gartenmöbel aus Naturholz. Die Lehnen der Stühle und Sopha aus Palmenrohr und daher sehr elastisch und zum Sitzen angenehm. 34) Herr Günther, Fabrikant. Ein Blumentisch mit Fuss aus Fayence. Nach oben ein Baumstamm aus Fayence, der die Blumen trägt. Ein mit grossem Fleiss, aber nicht mit feinem Geschmack gearbeitetes Stück. Namentlich wären die Figuren besser weggeblieben. — 35) Herr Schlicht, Obergärtner bei der Frau Gräfin Kuscheleff. Auf dem Rasenplatz in dem untern Theile des Saales hatte derselbe ein Füllhorn als Blumenbeet construirt, be- setzt mit den Rosetten von Semperviven. Aus dem Füllhorn sprossten die Blumen hervor. 36) Herr Lorius, Öbergärtner beim Herrn GrafenMuschkin-Pusch- kin. Einige vorzüglich schöne grosse Exemplare aus diesem Garten, frei in dem Saale aufgestellt, trugen nicht we- nig zur Verschönerung der Ausstellung bei. So vorzügliche grosse Exemplare von Villarezia grandifolia, Cordyline spectabilis, Araucaria excelsa und bra- siliensis und ausserdem eine schöne Gruppe blühender Azaleen und Rhodo- dendron. 37) Herr Milck, Fabrikant. Möbel aus Eisen und Draht zum Zu- sammenlegen. — 38) Herr Sakoulin in Zarskoö-Selo. Eine Gruppe von wurzelächten nie- Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. drigen Rosen in üppigster Blüthe, aufge- stellt vom Herrn Ehrenbaum. 39) Madame Schukoffsky Krim. in der Eine Sammlung der Zapfen der Coni- feren, die in den Gärten der Krim im freien Lande gedeihen. Darunter die riesigen Zapfen der P. Sabiniana aus Californien, mit Zapfen von der Grösse eines Kinderkopfes. — 40) Herr Grauberg, Obergärtner beim Herrn Baron von Haufi. Wie im letzten Jahre hatte Herr Grauberg ungefähr 14 Stück Kugelbäume und Pyramiden von Azalea indica ein- gesendet, welehe nicht nur die schön- sten durchaus reichblühenden Sorten re- präsentirten, sondern auch in Bezug der Cultur für die Besten der Ausstellung gelten mussten, 41) Herr Wolkoff, Obergärtner beim Herrn Grafen Bobrinsky. Wenn auch nur eine kleinere Ein- sendung blühender Pflanzen, so enthielt dieselbe dennoch manche interessante Pflanze. So sehr reichblühende Exem- plare der Datura sanguinea, schöne Pen- sces und Azaleen, und vor allem aber ein meisterhaft gezogenes Exemplar von Tropaeolum trieolorum Sweet, jener nied- lichen zarten Schlingpflanze Chili’s, die zur Bekleidung zarter Drahtkugeln u.s.f. unbedingt eine der reizendsten Pflanzen ist. Wie bekannt, ist es eine knollige Art, deren Knolle nach dem Einziehen der Pflanze im Sommer trocken in Erde oder Sand aufbewahrt wird, bis sie im Winter im Kalthause von Neuem treibt. In breiten Näpfen gedeiht sie besser als in gewöhnlichen Töpfen. Das ausge- stellte Exemplar war in Schirmform ge- zogen. a l. Originalabhandlungen. 42) Herr Eberius, Fabrikant. Ampeln |! 47) Herr Breyer, Fabrikant. und Wandkörbe von Naturholz. 43) Herr Meyer und Herr Seyzeffs- ky, Fabrikanten. Beide Herren hatten ebenso sauber als zweckmässig gearbeitete Blumen- töpfe, Blumenvasen und Blumenampeln für's Zimmer aus Thon eingesendet. Bei der Construction aller dieser war der Topt so construirt, dass das in den Un- tersatz oder in den Fuss ablaufende Wasser der Pflanze nicht schaden kann. Für Zimmereultur daher sehr zu empfeh- len. Wenn auch die Preise mässig, da- her sehr zu empfehlen. Wenn auch die Preisse mässig, doch zur Cultur im Gewächshause zu theuer. 44) Herr Gantschuroff, Obergärtner “. beim Herrn Baron von Stieg- katz. Eine Gruppe hochstämmiger Centi- folia-Rosen in den verschiedensten Ab- arten, alle im besten Culturzustande. Ausserdem eine pyramidale Gruppe von Tulipanen. 45) Herr Vogel, Obergärtner bei der Fürstin Buterain Pergulov. Eine Gruppe hoher vollblühender Rhododendron ponticum und arboreum. 46) Heır Basileffsky. Chinesische Blumen aus Reispapier in China gefertigt. So Nelumbium, Py- rus japonica, Pavonia, Dianthus, Pyre- thrum chinense, Camellien, Dielytra spec- tabilis, alle sehr kenntlich und gut nach- gebildet. Eine grosse Anzahl und Auswahl von Gartenmöbeln aus Naturholz und Rohr, welche mit vielem Geschmack ge- gearbeitet sind. 48) Herr Dahler, Kaufmann. Eine vollblühende Gruppe von Aeschy- nanthus maculatus A. D. C. 49) Madame Stackelschneider. Eine Gruppe von Musa paradisiaca und rosacea, sowie mächtige Exemplare von Fieus elastica. Ein Exemplar der Banane (M, paradisiaca) trug im Herzen seiner Blätter den nickenden, von rosa- rothen Bracteen umkleideten Blüthen- stand und junge gurkenartige Früchte. — 50) Herr Hökel, Inspector des Kaiserl. Gartens zu Robscha. Erdbeeren, sowohl abgeschnittene als in Töpfen, von ausgezeichneter Quali- tät. — Indem wir hiermit unsern Bericht schliessen, haben wir noch derer zu ge- denken, von denen nur einzelne Pflan- zen eingesendet wurden, so von Madame Glinz (Cereus speciosus), Kurizin (ge- triebene Kartoffeln), Griesel (Project zum Bau eines Ausstellungsgebäudes), Stopfel (Bouquet), Victor Feodoroff (Bouquet), Rempen (Bouquete), Greiert (Bouquet), Jacob Feodoroff (blühende Ce- ratozamia robusta) u. a. m. (E. Regel.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. I, Neue Zierpflanzen. Cattleya Trianaei Achb. fil. Eine epiphy- | tung. Kelchblätter länglich-lanzettlich, spitz. Blu- tische Orchidee aus den Gebirgen Mitielame- rika’s, die kürzlich bei Thibaud und Keteler in Paris zur Blüthe kam. Verwandt der Catt- leya labiata, jedoch durch die oval-rhomboi- dische Lippe, welche an der Spitze 2 kleine Lappen trägt und vorwärts geriehtet, kraus ist, verschieden. Eine der schönsten Arten dieser herrlichen Gat- menblätter rhomboidisch-oval, zurückgedrückt nach vorn schwach kraus, wie die Kelchblät- ter von rosa-weisser Färbung. Lippe von der gleichen Färbung, an der Spitze dunkelpurpur- violettund auf der Scheibe einen grossen zusam- menfliessenden orangenfarbenen zweilappigen Fleck tragend. (Bot. Zeitung.) In. 1) Einbaumartiger Kohlrabi. Herr Gärtner Angst zeigte December- Sitzung des Züricher Gartenbau-Vereins einen merkwürdigen Kohlrabi vor, der förmlich ein kleines verästeltes Bäumchen darstellte, das an den Aesten 5 vollkommen ausgebildete Kohlrabi mittlerer Grösse und einige kleinere noch unausgebildete trug, in einer während der ei- gentliche Stamm nur ganz leicht angeschwol- len, keinen Knollen gebildet hatte. Er be- merkte darüber, dass die Pflanze wahrschein- lich in Folge der trockenen heissen Wilte- rung gleich in die Blüthe getrieben habe, an- statt den Knollen zu bilden, der Blüthensten- gel sei durch Zufall abgebrochen worden und später habe er dann diese monströse Bildung entdeckt. — Aus dem Gesagten erklärt es sich leicht: die junge Pflanze halte keinen Knollen, sondern gleich einen Blüthenstengel gebildet, dieser war vor seiner Ausbildung abgebrochen worden, der zurücktretende Saft veranlasste die Entwicklung der seitlichen, sonst schlafenden Augen, der einfache Stamm verzweigte sich also; da später fruchtbares Regenwetter eintrat, konnte die Pflanze die ihr in reichem Maasse zu Gebvte stehende Nahrung nicht mehr der Blüthen- undFrucht- bildung zuwenden, da der Blüthenstengel ab- gebrochen war, es bildeten sich vielmehr an den Aesten neue Verästelungen, und da der Notizen. Saftzufluss reichlich war, bildeten sich diese secundären Acste zu wirklichen Kohlrabi aus. Interessanl wäre es, wenn diese zufällige Miss- bildung sich durch Samen fortpflanzen liesse, wenn sie sich zu einem wirklichen Ragencha- rakter ausbildete; solche baumartige Kohlrabi» die anstatl einen, 5 — 6 Knollen trügen, wä- ren gewiss eine willkommene Erscheinung, — es ist dies jedoch sehr unwahrscheinlich, den- noch wollen wir dies monströse Exemplar zur Samenzucht verwenden , um wenigstens den Versuch zu machen, (E. 0.) 2) Oculiren. Herr Lucas berichtet über Fortschritte beim Ocu- liren. Der neueren Me- thoden des Oculirens mit beholztem Schildhaben wir schon mehrfach gedacht. Zur leichtern und voll- ständigen Lösung des Au- ges ohne Holz empfiehlt Herr Lucas nach dem Vor- gang des Herrn Barkhau- sen, das Reis, sowie dies die beistehende Figur zeigt, hinter dem Auge wie mit einem coneaven Copulir- schnitt abzuschneiden, der einige Linien unter dem | — — —_— _ —— I. Notizen. Auge endet. Auf diese Weise kann dasAuge, wenn darauf oberhalb desselben der gewohnte Querschnitt gemacht wird, ungemein leicht gelöst werden. Zum Binden wird dickes wol- lenes Garn, wie solches in Paris benutzt wird, nachträglich empfohlen. Festigkeit und Elasti- eität sind die vortheilhaften Eigenschaften des- selben. Zur Versendung von Oculirreisern ist die Methode des Herrn von Gerold in Wien die vorzüglichste. Man verpackt nach derselben die frisch geschnittenen Oculirreiser, nachdem deren Blätter bis zum Blattstiel abgeschnitten, in Flaschen, die zuvor mil frischem Wasser ausgespült wurden, aber kein Wasser mehr enthalten. Nachdem diese Flaschen verkorkt und versiegelt, werden sie behufs des Trans- ports in Kisichen zwischen Heu verpackt und können auf diese Weise bei den jetzigen schnellen Verbindungen fast durch ganz Eu- ropa versendet werden. Beim Empfang zerschlägt man die Flaschen, schneidet darauf die Reiser frisch an, stellt sie in-Wasser und überspritzt sie, bevor man sol- che zum Oculiren benutzt. {Monatschrift f, Pomolegie.) 3) Veredlung von Viburnum macrocephalum. Herr G. Braun benutzt als Unterlage zur Veredlung des schönen V. macrocephalum Wildlinge von unserm gemei- nem V. Lantana. Diese Veredlung hat der- selbe mit vollkommen guten Erfolg ausgeführt. Auch V. Tinus ward von demselben schon seit 15 Jahren mit bestem Erfolg auf Vibur- num Laniana gepfropft und auf diese Weise besonders schöne Kronenbäumchen von 1—3 Fuss Stammhöhe erzogen. (Ilustrirte Gartenzeitung,) 4) Spalierbäume gegen Spät- fröste zu schützen. Es ist daseine jener Aufgaben, welche immer noch nicht gelöst werden konnte. Das frühere Mittel, welches bei feineren Obsisorten auch jetzt noch viel- fach in Anwendung kommt, bestand in Auf- führung hoher Mauern mit der Lage gegen Süden. Die an diesen erzogenen Spaliere werden dann im Frühling durch Ueberhängen leichter Decken, Vorbinden von Tannenreis etc. geschützt. Die südliche warme Lage be- dingt aber frühere Entwicklung , Pfirsiche und Aprikosen fangen noch unter der Bedeckung zu blühen an uud zwar zu einer Zeit, wo noch starke Fröste zu besorgen sind. -- Das Streben der Pomologen geht daher jetzt vorzüglich dahin, in solehen Klimaten, wo Spälfröste nicht selten, sondern sogar ge- wöhnlich sind, besonders solche Obstsorten zum Anbau zu wählen, die an und für sich spät blühen. Das ist allerdings das einfachste und beste Vorbeugungsmiltel , gegen Erfrieren der Blülhen zur Zeit des Anselzens der Frucht. Leider gibt es aber bis jetzt nur sehr wenige spälblühende edle Sorten, und so müssen wir es der Zeit überlassen, dass durch Aussaaten von diesen ihre Zahl erst noch ver- vielfälliget werde. — Da die noch nicht geöffneten Blüthenknos- pen auch gegen ziemlich starke Spätlröste un- empfindlich sind, so liegt es auf der Hand, dass das beste Vorbeugungmittel gegen die schädliche Einwirkung der Spälfröste stets da- rin bestehen wird, entweder nur Sorten zu eulliviren, die erst später blühen oder bei den natürlich früh blühenden, die Blüthezeit künst- lich auf eine Zeit hinauszuschieben, wo kein Frost mehr zu besorgen. Dieses Letztere wird am besten durch Deckung der Erdoberfläche um die Bäume mit loser Streu oder Mist be- dingt, da in Folge einer solchen Deckung der Frost länger in der Erde bleibt und der Trieb später erfolgt. (E. R.) 5) Der Botanische Garten zu Mel- bourne. Ein Bericht des Herrn F, Müller, Director des Botanischen Gartens in Melbourne gibt mancherlei interessante Nachrichten über dieses im Süden Neuhollands aufblühende wis- senschaftliche Institut. In den systematischen Anlagen sind jetzt 100 Familien in 1700 Arten repräsentirt. Ein grosser Theil des Gartens ist zu einer Anpflan- zung einer Tannen- Sammlung bestimmt, in welcher jetzt schon 226 Bäume und unter die- sen die Araucarien der Moreton-Bay und der Norfolk-Insel aufgenommen sind. Grevillea robusta und Brachichiton acerifo- lium sind nebst dem blauen Gummibaum 258 (Eucalyptus Globulus) zu Alleen angepflanzt, um Schatten zu geben. Die Zahl der Besucher des Gartens wird im Jahre auf 200,000 geschätzt, welche frei- lich theils durch die Militärmusik angezogen sein dürften. Herr Dr. Müller strebt ausserdem die Aus- gabe einer vollständigen Flora Australiens an. Er selbst besitzt in seiner Privatsammlung schon 6000 gut unlerschiedene Arten dieses Welitheils. Eine Flora von Victoria mit litho- graphirten Tafeln wird bald erscheinen und so geht jener Garten kräftig unterstützt in sei- nen wissenschaftlichen Bestrebungen von der Colonialregierung und unter der Direction ei- nes so tüchtigen und thätigen Mannes, wie dies F. Müller ist, einer grossen Zukunft ent- gegen und dürfte für die Gärten Europa’s von immer grösserer Wichtigkeit werden. — 6) Rieinus-Cultur in Italien. Das Castor und Ricinusöl gehört zu der Zahl jener Mittel, die in neuerer Zeil immer allgemei- nere Anwendung finden. Früher ward das- selbe ausschliesslich aus Amerika nach Euro- pa eingeführt und behauptete in Folge dessen ziemlich hohe Preise. Jetzt hat der Anbau dieser Pflanze auch im Süden Europa’s sich ziemlich ausgebreitet und namentlich wird sie im Norden Italiens in grösserer Quantität au- IV. Lite 4) Jahresbericht des Gartenbau- Vereins zuCoburg 1858. Derselbe gibt zunächst den Bericht über eine Pflanzen- und eine kleinere Obst-Ausstel- lung. Sehr thätig war die Section für Obstbau unter dem Vorsitz des bekanten Pomologen Herrn Donauer. Zur Erprobung neuer, von andern Seiten empfohlenen Obstsorten wurden in den Baumgärten mehrerer Mitglieder äl- tere kräftige Aepfe! - und Birnbäume zu Sor- tenbäumen besiimmt. Anerkaunt kommt man auf diese Weise am schnellsten zu dem ‚Arzneimittel, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, gebaut und liefert jährlich hohen Ertrag. Ein lockerer sandiger Boden, reichliche Düngung, fleissiges Behacken der Felder während des, Sommers sind Bedingungen der Oultur, Das Oel, welches die Samen liefern, ist nicht nur sondern kann auch zur Seifen- fabriealion und zum Brennen benutzt werden. Die Oelkuchen werden alsDungmiltel geschätzt und aus den Stengeln soll ein zu Geweben brauchbarer Fasersioff gewonnen werden. (Oestr. Bot. Zeitg.) 7) Ammoniak zum Einmachen der Früchte. Dr. Vogel in München hat ein Verfahren entdeckt, wodurch beim Einmachen der Früchte sehr viel Zucker erspart wird. Er stampft nämlich die Säure der Früchle durch kaustische Ammoniakflüssigkeiten ab. Beim Einmachen der Früchte wird viel weniger Zucker genommen und darauf unter be- ständigem Umrühren soviel Ammoniak zuge- geben, bis der saure Geschmack verschwunden ist. Sollte sein, so kann der Ueberschuss durch Beigabe einer kleinen Portion Essig wiederum beseiligt werden. — Der Geschmack der Früchte soll auf diese Weise noch besser werden, ob aber auch die Haltbarkeit derselben die gleiche ist, darüber ist nichts gesagt. zuviel Ammoniak hinzugegeben (Bonplandia.) ratur. Zwecke, indem es auf diese Weise möglich wird, auf kleinem Raume viele Sorten auf ih- ren Werth für bestimmte Gegenden zu erpro- ben. Vom Herrn Donauer ist ein interessanler Bericht über den Einfluss der Witterung auf die verschiedenarlige Ausbildung des Kernob- stes gegeben. Auch in den Sectionen für Ge- müsebau und Blumenzucht wurden mehrfach lehrreiche Vorträge gehalten. (E. R.) 2) Carl Nägeli, Professor in München. Beiträge zur. wissenschaftlichen Botanik. IV. Literatur. t. Heft. Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann. 1858. Dieses erste Heft enthält 10. Bog. Text in gross Folio und 19 lithographirte Tafeln und bespricht der berühmte Verfasser darin; Das Wachsthum des Stammes und der Wurzel bei den Gefässpflanzen und die Anordnung der Gefässstränge im Stengel, gestützt auf seine zahlreichen Beoachtungen.“ Der Verfasser spricht zunächst über das Wachsihum von Stamm und Stengel im All- gemeinen und unterscheidet da zweierlei Ge- webe, nämlich das Dauergewebe und Bildungsgewebe Im Dauergewebe findet keine neue Zellbildung mehr statt, aus iam bestehen alle eigentlichen Holzschichten. Im Bildungsgewebe findet dagegen fortwährend Neubildung von Zellen durch Theilung statt. Das Bildungsgewebe wird jetzt gemeiniglich unter dem Namen Cambium begriffen, ein Name, den namentlich Schleiden für dasselbe angewendet und eingeführt hat. Nägeli ungerscheidet aber zwei unler sich wesentlich verschiedene Arten des Cambium. Von diesem hat die eine das Bestreben, ge- sirekte Zellen zu bilden, die ihre Enden keil- förmig ineinander schieben. Die Theilung findet hier vorzugsweise durch mit ihrer Achse parallele Wände statt und aus ihnen entsteht das Holz und Bast, sowie allerdings auch ein- zelne Parenchym - Schichten. Die andere Art der Cambium-Zellen sind parenchymatisch , sie theilen sich mehr durch Zellen, die ihren Längsdurchmesser halbiren und strecken sich selten. Aus ihnen entsteht das Mark, die Markstrahlen und die Korkschichten. Der eı- sten Art von Cambium lässt Nägeli den Na- men Cambium, der zweiten Art legt er den Namen Meristem bei. Das Meristem bildet stets den ersten Anfang jeden Organs (Urmeristem). Im Centrum desselben tritt später die Cambium-Masse inForm von Strän- gen, einem Cylinder oder Ring auf, welche Bildungen bei dem Gefässpflanzen den Namen Gefässbündel erhalten haben, der insofern unrichtig, als diese Gelässbündel bekanntlich zum kleinsten Theil aus eigentlichen Gefässen bestehen. Aechle Wurzeln kommen nur bei 259 den Gefässpflanzen vor und nehmen. stets ih- ren Ursprung an Gefässbündeln. Nachdem der Verfasser nun eine klare Schilderung gegeben hat, in dem Urmeristem entsteht und zum Gefässbündel wird, gebi er zur Schilderung der verschiedenen Arien des Wachsthums des Stammes und Stengels der Gefässpflanzen und deren Wurzeln über. wie das Cambium Wir ersehen aus dieser Darstellung, dass das Wachsthum des Dicotyledonen- und Mo- nocolyledonen - Stammes jedes für sich durch- aus nicht immer nach den gleichen Gesetzen vor sich geht, sondern dass sich hier sehr auffallende Verschiedenheiten finden. Für den Dieotyledonen-Stamm stellt Nägeli 4 unter ein- ander wesentlich verschiedene Arten des Wachsthums auf. Die erste derselben begreift die Art des Wachsthums in sich, welche man gemeinig- lich eben als das den Dicotyledonen eigen- thümliche Wachsthum des Stammes betrach- tet. In dem Urmeristem der Stammspitze er- scheint ein Kreis von Gefässbündeln (Cam- biumring). Die näher beieinander liegenden verschmelzen später, die weiter auseinander liegenden bleiben durch Meristem getrennt, woraus später die Marksirahlen hervorgehen. Seltner vereinigen sich alle Gefässstränge zu einem ununterbrochenen Ringe. Durch das Auftreten dieses Kreises von Gefässbündeln oder des Cambiumringes in der Stammspitze wird das Urmeristem in einen innern Kern (Mark) und äussern Ring (Rinde) abgetheil. Der Cambiumring selbst, durch den diese Scheidung in Mark, Holz und Rinde angebahnt wird, behält nun nach aussen eine unbegrenzte Entwicklung, d. h. er kann jähr- lich der Grund zur neuen Schichtenanlagerung werden, indem das Cambium neues Cambium, das Meristem neues Meristem bildet, wuraus der Dieotyledonen-Stamm mit seinen Jahresrin- gen und Markstrahlen hervorgeht. Nägeli nennt dieses Wachsthum Dicotyledonentypus mit unbegrenztem Cambiumring ohne begrenzte Gefässbündel. — Der zweite Wachthumstypus des Dicotyledonenstammes ist dermitunbegrenztem Cambium- ring und zerstreuten Gefässbündeln 260 von begrenztem Wachsthume im Marke. Diese Art des Wachsthums findet sich bei den Piperaceen und Nyctagineen. Die Ge- fässstränge, welche hier zuerst in dem Urme- ristem der Stammspitze auftreten , bilden sich als isolirte Gefässstränge aus, die später zu 4— 18 im Mark verlaufen und ein begrenztes Diekenwachsthum zeigen. Erst die spätern äussern Gefässbündel ordnen sich zu einem Cambiumringe, welcher Rinde und Mark sehei- det und nun ebenfalls nach seiner Peripherie hin ein unbegrenztes Wachsihum zeigt. — Der 3. Wachsthumstypus des Di- cotyledonenstammesist der mit suc- cessiven begrenzten Cambiumringen in der Epenrinde. Diese Art des Wachs- thums fand Nägeli bis jetzt ausschliesslich in den Aesten der Phytolacca dioica. In dem Urmeristem der Stammspitze treten nacheinan- der eine grössere Menge von Gefässbündeln (Cambiumssträngen) auf. Die innersten 8—12, die zuerst augtreten, bleiben getrennt und ver- laufen im Mark. Jedes derselben bildet einen für sich geschlossenen Ring mil eigenem Centrum und besilzt ein begrenztes Die mehr nach zerstreut Dickenwachsthum. aussen liegenden Cambiumstränge ordnen sich dage- gen in einen Cambium - Ring, der Mark und Rinde von einander trennt. Dieser Ring be- steht in seinen innern, an das Mark gren- zenden Theilen aus Gefässen und Holzzellen, in seinen an die Rinde angrenzenden Theilen aus Bastzellen. Holzzellen liegt ein parenchymalisches Zellge- Zwischen den Basizellen und webe, welches Nägeli, weil es aus den (am- biumsträngen Epenrinde nennt. In dieser Zellparinie entsteht nun ein neuer Kreis von Cambiumbündeln, die zu ei- nemRing zusammenlrelen, und dieser Vorgang kann sich noch mehrmals wiederholen. Es bilden sich mithin hier Cambiumringe von be- grenzter Vermehrungsdauer, aber mit unbe- grenzter Wiederholung. Der 4. Wachsthumstypus des Di- cotyledonenstammes ist der mit successiven begrenzten Cambiuu- ringen in der Protenrinde. Zu dieser Art des Wachsthums gibt Cocculus laurifolius den Typus. In den Urmeristem der Staum- hervorgegangen , Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. spitze bildet sich ein Cambiumring aus Gefäss- bündeln, der Mark und Rinde von einander scheidet. Dieser Cambiumring hat aber ein begrenztes Wachsthum. Sobald sein Wachsthum aufgehört hat, vermehrt sich die aus dem Urmeristenı entstandene Rindenschicht, die Nä- geli Protenrinde nennt und hier ent- steht ein neuer concentrischer Cambiumring und dieserVorgang kann sich unbegrenzt wie- derholen. — Von den Monocotyledonen kennt der Ver- fasser nur zwei verschiedene Entwieklungsty- pen. Die eine derselben ist der Monocotyle- donentypus mit begrenzter Bildung von Ge- fässsträngen. Hierher gehört der Palmenstamm und überhaupt die grosse Mehrzahl der Mono- eotyledonen. In den Urmeristem der Stamm- spitze scheiden sich zahlreiche Gefässbündel aus, die vollkommen geirennt von einander verlaufen. Jedes derselben besteht in seinem Innern ausGefässen und Holzzellen, in seinem Aeussern aus Bastlasern. Das Dickenwachs- thum dieser Gefassbündel erlischt bald, alle Theile desselben verholzen und das Dicken- wachsihum des Stammes hört auf. Demnach hätle der Palmenstamnı Gefässbündel, die nach ihrer vollständigen Ausbildung für die ganze Dauer des Lebens des Baumes die Säftefüh- rung übernehmen, also nicht in den Zustand des Absterbens oder Verholzens kommen wür- den, wie dies bei dem Dicotyledonenstamm der Fall ist. Ebenso wenig wie diese Gefäss- bündel selbst sich nach dem Aufhören des Dickenwachsthums derselben noch neue Zel- len bilden, ebensowenig soll überhaupt in dem fertigen Theil des Stammes noch irgend eine Bildungsschieht von Zellgewebe sich fin- den, in der neue Gefässbündel und neue Zell- bildung statlfinden kann. — Der Referent hat in dieser Beziehung dem Verfasser schon während seiner Anwesenheit in Pelersburg seine Zweifel ausgesprochen, ob dies Geseiz, welches er an den siets dünn bleiben- den Stengeln von Chemaedorea gefunden, auch für die Palmen mit dickem Stamm rich- tig sei. Nach dem, was der Referent in den Palmen mit dickem Stamm im Botanischen Garten zu St. Petersburg wahrnahm, scheint ihm eine etwelche Verdickung des Palınen- IV. Literatur. stammes nach dessen Anlage noch statlzufin- den. Die Messung hat binnen eines Jahres, fast für alle gemessenen Palmenstämme eine schwache Zunahme an Dicke gezeigt. Wir wollen dies aber nicht eher als Gegenbeweis ‚aufführen, als nachdem sich eine gleiche Zu- nahme jährlich wiederholt. Wie aber ent- springen die mächtigen Blüthenkolben aus der Seite der alten Stämme. wenn keine Neu- bildung von Zellen hier mehr stattfinden kön- nen, wie die mächtigen Kreise dicker neuer Wurzeln, die immer 1 — ?2 Zoll über den al- ten Wurzeln aus dem Stammgrund abzweigen und bei einzelnen unserer Palmenstämme mit solcher Kräftigkeit hervortreten, dass sie die ganze Rindenschicht des Stammes über sich absprengen. Zwei grosse Arengen blühen jetzt im hiesigen Garten. Die eine hat eine ganze Zahl von mächtigen Blüthenkolben seitlich aus dem Stamm, von dessen Spitze bis auf eine Länge von 15 Fuss dem Stamm nach herab entwickelt. Gelten da, so drängt sich die Frage auf, für Palmen mit dieken Stäm- men nicht andere Regeln des Wachsthums? Zur Erledigung dieser Frage ist freilich in Europäischen Gärten schwierig das Material zu erhalten, sofern zur Erledigung derselben ge- rade die Zierde eiuesInstiluts geopfert werden müsste. Richtig dagegen ist es, dass alle Palmen mit dickem Stamme sehr lange Zeit gebrau- chen, bis sie den Stammgrund ausgebildet; d. h. sie können 20 — 30 Jahre lang, oder noch länger dazu gebrauchen, um ihren Stamm- grund so dick auszubilden , dass aus demsel- ben dann gleich der dicke säulenförmige Stamm gleich dem Blüthenschaft mancher an- deren Pflanze hervorschliessen kann. So stehen äussers! kräflige Exemplare der Sabal umbraculifera im Palmenhaus des hiesigen Gartens schon seit mehr als 20 Jahren im freien Grunde, die immer noch keinen Stamm gebildet haben, sondern jetzt noch nur ihren Stammgrund fortwährend wit solcher Mächtig- keit verdicken, dass die Basen der Blatistiele der älteren Blätter in ihrer Miite auseinander gerissen erscheinen und beide Hälften oft meh- rere Zoll von einander geirenn! sind. Ein solcher Stammgrund muss also jedenfalls Bil- dungsschichten haben, durch welche entweder VII, 860. ‚den wird. 261 neue Gefässbündel angelegt oder die alten be- deutend verdickt werden. Nach dieser, an einem andern Ortr einläss- lieher besprochenen Abschweifung über das Wachsthum der Palmen des Kaiserl. Botani- nischen Gartens in St. Petersburg gehen wir zum letzten der von Nägeli für die Phanero- gamen aufgestelllen Wachsthumsiypen über, es ist dies der Monocotyledonenlypus unbegrenzter Bildung von &e- fässbündeln. Nach diesem Typus bilden die Dracaenen, Aloö u. a. ihre Stämme. Wie bei dem Palmenstamm tritt in der Stammspitze eine grössere Zahl zerstreuter Gefässbündel auf. Um diese herum liegt aber eine concen- trische Schicht von Bildungsgewebe, in wel- chem fortwährend neue Gefässbündel stehen. Wir haben also hier einen Stamm, der aussen siets ueue Holzschiehten anlegt, wie dies auch der Dicotyledonenstamm thut. Wir können nicht weiter auf dieses für die Kenntniss der Entwicklungsgeschichte von Stamm, Wachsthum, von Wurzeln und Anlage von Blättern so ungemein wichtige Werk ein- treten, sondern wirkönnen nur dessen Studium der sich für die Geselze, mit ent- jedem empfehlen, nach denen die Pflanzen wachsen, interessirt, Es folgen in demselben die Untersuchun- gen über das Wachsthum der Wurzeln und endlich die zahlreichen wichtigen Untersuchun- gen über die Beziehung zwischen Anordnung der Gefässstränge in Stengel und der Blatt- stellung. Es ist das eins jener Werke, das für alle Zeiten einen hohen wissenschaftlichen Werth behalten und als Quelle benutzt wer- (E. R.) 3) Flora Tertiaria Helvetiae. Die terliäre Flora der Schweiz. Bearbeitet von Prof. Dr. Oswald Heer. Drei Bände in Folio; in Leinwand gebunden 225 Frk. oder 60 Rthlr. Winterthur in der Schweiz bei Joh. Wurster u. Comp. Es sind in diesem Werke auf 155 Tafeln in 3832 Figuren, welche meist in Farbendruck ausgelührt sind, die sämmtlichen, bis jetzt be- kannten terliären Pflanzen der Schweiz (920 Arten, abgebildet und in 159 Bogen Text aus- führlich beschrieben. In einem allgemeinen Theile, welcher den Schluss des Werkes bildet, sind die wichtig- 19 262 sten Resultate dieser Untersuchungen mitge- theilt. Es behandelt das I. Capitei die La- gerungsverhältnisse der Molasse der Schweiz, welche durch eine Tafel mit Profilen erläutert werden; das II. Capitel die Vegelationsver- hältnisse des Tertiärlandes. $. 1. Die Floren der einzelnen Localitäten. $. 2. Vergleichung der Floren der vier Stufen. $. 3. Die Ge- sammiflora unseres Tertiärlandes. Das Areal der Molassenflora und muthmassliche Arten- zahl. Relative Verhältnisszahlen der Hauptab- theilungen und Familien. Holzartige &ewächse und krautarlige Pflanzen. Verbreitungsbezirke der Tertiärpflanzen. Vergleichung der Pflanzen unserer Terliärflora mit den Jeiztlebenden. Charakter unserer Tertiärflora. $&. 1. Zeit der Belaubung, Blüthe und Fruchtreife der tertiären Pflanzen. $. 5. Uebersicht der tertiären Flo- ren. I. Europa. Die Floren von Piemont, Toscana, Kirchenstaal, der Lombardei und Venetien (Mt. Bolca, Ronca, Novale , Chiavon ete.) und des Königreichs Neapel (Vesuv, Aetna, Liparische Inseln). Die Floren von Süddeutschland und Oesterreich: Günzburg, Kempten, Peissenberg, Häring, Reut, vom Wienerbecken , Sotzka, Sagor, Radoboj, Par- schlug ete.; von Griechenland: Mont. Promina, lliodroma , Cydnusthal; von Ungarn, Sieben- bürgen und Gallizien ; von Mittel- und Nord- deuischland und von Böhmen: Rhnöngebiet, Sieblos, Roth, Einigkeit, Eisgraben, Kaltennord- heim, Bischofsheim, Vogelsberg, Münzenberg und Salzhausen; die niederrheinischen Koblen, die Böhmischen und Thüringisch - Sächsischen Braunkohlen; Schlesien. Bernsteinland. Die Pflanzen: von Kyä in der Kirgisensteppe. Es aus England die Pflanzen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. werden ferner besprochen: die Floren von Speebach , von Aix und Menat: in’ Frankreich; der Insel Wight und von Ardtun - Head; ferner die Flora von Island. II Afrika. St. Jorge im Madeira. IL. America. Nebrasea und Kansas, Frazer- Fluss und Insel Van - Couver, Sommerville in Tennessee, Ufer des Ohio. IV. Asien. Java. $. 6. Rückschlüsse auf die klimatischen Ver- hältnisse des Tertiärlandes. $. 7... Versuch zur Erklärung des Klima’s und des Naturcha- rakters des Europäischen Teıtiärlandes. Dazu ein Kärtchen Europa’s, welches die Verlhei- lung von Meer und Festland zur miocenen Zeit darstellt. Den Schluss bildet ein vollstän- diges WVerzeichniss der Tertiärpflanzen der Sehweiz mit Angabe ihrer Verbreilung in den verschiedenen Localiläten der Schweiz und des Auslandes, webst tabellarischen Zusam- menslellungen. Indem wir einfach die Anzeige über die vollendeie Ausgabe dieses ausgezeichneten Werkes geben, welches ein vollständiges Bild der Flora jener Epoche unserer Erde gibl, welche der Jetztwelt vorausging, haben wir kaum nothwendig, dasselbe nochmals zu em- pfehlen. Der Verfasser desselben ist als der ausgezeichnelste Kenner der Flora ‘der Tertiär- zeil schon allgemein bekannt, und erhielt für dieses Werk von der Belgischen Academie den Preis als für das beste Werk der letzten Jahre im Gebiete der Botanischen Literatur, und von der Nalurforschenden Gesellschaft in Lausanne einen Ehrenbecher. — (E. Regel.) V. Personalnotizen. 1) Dr. Hayes von den Vereinigten Staaten ausgerüstelen Ex- pedilion nach dem Nordpol, um neue Unter- suchungen über die noch offeneFrage zu ma- chen, ob, es ein offenes Polarmeer gehe. Die von Dir. Kane begonnenen Forschungen sol- geht an der Spitze einer | | chungen sich diesen anschliessen. len als Grundlage dienen und Hayes Untersu- (Bonplandia.) 2) R. F. Hohenacker, bekannt dureh seine ausgezeichneten Pflanzen - Sammlungen, V. Personalnotizen. die derselbe im Caucasus machte und seit ei- ner Reihe von Jahren mit der Ausgabe von Sammlungen trockener Pflanzen beschälligt, ist von der Universitäl in Tübingen wegen seiner Verdienste um die Pflanzenkunde zum Dr. scientiae naluralis ernannt worden. {Bonplandia.) 3) Dr. Livingstone. Von demselben sind Proben von in Afrika gebauter und ge- sponnener Baumwolle nach England gekom- men, die sich durch Güte und besondere Wohlfeilheit empfehlen sollen. Ein 100 Engl. Meilen langes und 20 Engl. Meilen breites Thal (Shire Thal) soll Baumwolle in grösstem Ueberfluss produeiren. Der Shire nnd Zam- beri sind beide bis in die Mitte des Thales während eines Theils des Jahres schiff- bar, so dass der Verkehr nicht schwierig. Zur Erforschung der Seekeite von Uyanza hat die Englische Regierung ein Capital von 2500 L. angewiesen und ausserdem soll demselben ein zur Beschiffung des Zamberi geeigneler Dampfer zugesendet werden. Während so die Nachrichten von Living- stone sieis erfreulich klingen, bestätigen die neuesten Berichte leider Dr. Ed. Vogels Tod in der Hauptstadt Wadais, wo er auf Befehl des dorligen Sultans ermordert worden sei. (Bonplandia.) A) Johann Georg Christian Leh- mann. Wir haben den am 12. Febr. d. J. nach $monatlicher schwerer Krankheit erfolg- ten Tod Lehmann’s unseren Lesern bereis ge- meldet. Derselbe war Doctor der Philosophie und Mediein, seit 1818 Professor der Natur- 263 geschichte am Gymnasium academicum zu Hamburg, sowie Oberbibliothekar und Director des Botanischen Gartens, ferner seit 1833 Bit- ter des rolhen Adler-Ordens 3. Klasse; Ad- junet der Kais. Leopold. Academie der Natur- forscher und Milglied vieler gelehrien Gesell- schaften. Als Bolaniker hat sich Lehmann vorzüglich durch seine vielen monographischen Arbeiten bekannt gemacht. Eine Monographie der Primulaceen (1815) war seine ersie der- arlige Arbeit, darauf folgte im Jahre 1818 eine Monographie der Asperifolien, 1820 die Monographie der Gattung Potentilla. In den Jahren 1828 — 1857 erschienen als Pro- gramme desHamburger Gymnasiums von ihm 10 Pugilli, in denen vornehmlich Cycadeen und Lebermoose behandelt sind. Von 1844— 1847 bearbeitete er im Verein mit mehıeren anderen Botanikern die Plantae Preissianae, ein für die Flora Neuhollands sehr wichtiges Werk. (Nach der Bot. Zeitg.) 5) Herr Dr. Laurer, Hr. Garten-Inspector C. Bouche in 'Berlin, und die Herren Fintel- mann und Sello, Hofgärtner inPotsdam haben den rothen Adler Orden IV. Klasse erhalten. (Bot. Zeitg.) 6) Dr. Berthold Seemann reiset im Auf- trage der Königlichen Britischen Regierung nach den Südsee - Inseln. Die Redaction der Bonplandia wird während dessen Abwesenheit von Dr. Klotzsch nnd Dr. Garke geführt, (Bonplandia.) 19 * 264 | @artenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. VI. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Uebersicht der auf der 3. Ausstellung des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg ertheilten Preise. Nummer des | Mittlere Kleine Grosse Kleine $. des goldene goldene silberne silberne |Ehrenerwäh- Programms. Medaille. Medaille. Medaille. Medaille. nung. $. 1. Cultur. | Barlow für |Alwardt für |Pabst furAca-) Bergemann |Jacob Feo- | Medinilla. ! Theophrasta | ecia Oxyce- !fürRhododen-! doroff für ete. drus etc. dron und | Ceralozamia. Siessmeyer lür| Banksia. |[Auck für Ve- Colea Com-|Erlerfürlxora.| ronica salici- mersoni. Siessmeyer für| folia. Ruck für Rho-| Thuja aurea dodendron u.| etc. Azaleen. Stackel- Lorius für schneider für Dracaena Musa. spectabilis ete.|Heydorn für Goritscheff | Deutzien. für Dracaena |Marseille für conecinna. Araucarien, Marseille für Palmen "und Hortensien. Alwardt für Rhopalen. Nouvel Odinzoff Goritscheff $. 2. Gemischte) Alwardt Jegorof Lorius Gruppen. Erler Katzer Rochel Siessmeyer. |Bergemann Pabst. $. 4. Blatt- Severin Dorotte pflanzengrup- Siessmeyer |Eberwein pen. Ruck Aurich $. 5. Rosen- |Heydorn Stegemann |Schröder sen. sortimente. Ehrenbaum |Dorotte Reichenbach $. 6. Culturro- Gantschuroff |Ehrenbaum rosen. Krilof Sakoulin $. 7. Rhodo- Nouvele Vogel dendron. Jegorof VI. Russischer Gartenbauverein. 265 Nummer des| Mitilerere Kleine Grosse Kleine Ehrenerwäh- $. des goldene goldene silberne silberne nung. Programms. Medaille. Medaille. Medaille. Medaille. 8. 8. Azalea Nouvel Erler indica, Grauberg, Jegorof Pabst $. 9. Camellien.| Alwardt. $. 10. Palmen. |Siessmeyer |Siessmeyer f.|Kisiloff Pandaneen. $. 11. Fam- Ruck kräuter. $. 12. Orchi- Stuckawen- deen koff $.14. Kalthaus- Andrian pflanzen. [wanoff $. 15. Begonien Petroff Aurich Bettzick Erler $.16. Coniferen. Alwardt $. 21. Cinera- Barlow rien. Katzer $.26. Auriceln. RE U Tegorof Pabst 8.29. Perennien. Höltzer ETTTIOVaR Pflanzen. Bettzick für | Paeonen. Caladien u. |Lipping für Decoratious-|} Melastoma. Dec) w oO = © e © —m nn pflanzen. Heddewig für Viburnum. $.32. Getriebene Ruck Hökel Früchte. 8.33. Getriebene Gralseheff Kurizin Gemüse. $.34. Garten- Ruge Instrumente. Seyzeflsky Meyer $. 35. Modell- Gelesnoff Siessmeyer Zeichnungen. $. 36. Bouquete. Nouvel Greiert Schlicht $. 37. Decora- Schwabe Zimmermann |Lemoine tionsgegen- Kumberg Hoffmann stände. Breyer 266 Gartenflora Deutschlands, Russlands und ‚der Schweiz. EEE TEERCEU I SEIT FE ER VETEET EEE EEE EURER EEE ESTER 67 EERT EFT EEEFERER VEREEETTFIRDER Nummer des Miltlere Kleine Grosse Rleine Ehrenerwäh- $. des goldene goldene silberne silberne nung. + Programms. | Medaille. Medaille. Medaille. Medaille. 6. 38. Zur Siessmeyer f.| Schneider jun.| Reichenbach freien Verfügung Rhopalen. für Dielytra. | für Zwiebel- der Preisrichter. Darzens für | gewächse. Orangen. |Gantschuroff Wolkof für | für Zwiebel- Tropaeolum | gewächse. etc. Heydorn für Hortensien. Reichenbach für Pelargo- nien. Jezorof für Diosmen. Ausserdem für besondere Verdienste um die Ausstellung. Eine mittlere goldene Medaille Herrn Architect und Professor Bosse. Eine grosse goldene Medaille Herr Regel. Sitzung des Russischen Gartenbau-Vereins am 14. Mai 1860. Nach Verlesung des Protocolls theilt der Präsident zunächst mit, dass eine Abrechnung über die Kosten der letzten Ausstellang noch nicht gegeben werden könne, indem noch nicht alle Rechnungen für dieselbe eingegan- gen seien. Die Gesammileinnahmen betrugen 12109 Rbl. für Eintritisgeld von den 6 ersien Tagen in die Kasse des Vereins; 3000 Rbl. als Ertrag des Eintriltsgeldes an dem zum Be- sten von Gärtnern und deren Hinterbliebenen bestimmten Fond, 635 Rbl. Rein - Einnahme des letzten Tages, welche unter die Aussteller zur Entschädigung der mancherlei Auslagen während der Ausstellung und endlich 635 Rbl- als Rein-Ertrag des vorletzten Tages der Aus- stellung, welehe noch in die Kasse fallen. Wegen des bedeutenden Andranges des Pub- likums zur Ausstellung war dieselbe nämlich noch 2 Tage länger geöffnet geblieben, und der Rein - Ertrag beider Tage hatte die obige Bestimmung erhalten. 2) Das Protocoll des Preisgerichtes und die von demselben vertheilten Medaillen wird mit- gelheill. Dasselbe wird besonders abgedruckt. Im Ganzen sind verlheilt worden 9 mittlere goldene Medaillen, 28 kleine goldene Medaillen, 34 grosse silberne Medaillen, 30 kleine sil- berne Medaillen, 3 Ehrenerwähnüngen. Es sind milhin weniger vertheilt als ausge- stellt, 1 mittlere goldene Medaillen, 27 kleine goldene, 55 grosse silberne und 38 kleine silberne Medaillen. 3) der Verein beschliesst einen besondern Dank an die Mitglieder des Preisgerichts, der Ausstellungscommission und an den Architec- ten, dem Herrn Prof. Bosse, der die Bau-Ar- beiten geleitet und in so höchst geschmack- voller Weise durchführen liess. 4) Es wird der Bericht der Commission über das im Garten der Fürstin Beliselsky in Krestofsky aufgesiellte eiserne Gewächshaus verlesen. Trotzdem Eisen und Glas nur dünn und einfach, hat sich dieses Gewächs- haus in diesem Winter gut zur Cultur von Kalthauspflanzen bewährt. Da dasselbe nicht hoch, konnte es freilich durch Bedeckung ge- VI. Russischer Gartenbauverein. schützt werden. Es wird die Mittheilung der fernern Beobachlungen vom Herrn Nouvel erbeten und der Fiirstin Beliselsky die mittlere goldene Medaille vom Verein für den Versuch zuerkannt, wie eiserue Gewächshäuser sich unterm Einfluss des Pelersburger Klima’s ver- hallen. 5) Die Stempel zu den neuen Medaillen sind nun fertig geworden und es werden da- her naclwäglich die im Jahre 1859 und 1860 bis zur grossen Ausstellung eribeillen Medail- len vertheilt. 5) An die Stelle des Herrn Academikers Pehl, der aus dem Vorstand ausgetreten ist, wird Herr Oberst Agamonof gewählt. 6) Sr. Kais. Hoheit der Grossfürst Thronfol- ger hat der Gesellschaft ein Geschenk von 100 R. S, eingesendet. 7) Herr Porte hat aus Manilla eine Probe- sendung von Pflanzen und Palmensamen ge- macht, welche aber bis jetzt noch nicht einge- laufen ist. Die Palmensamen werden zum Verkauf angeboten. 8) An Pflanzen sind aufgestellt: a) Vom Herrn Pabst im Kais. Botan. Garlen. Pimelea spectabilis Lindl. in einem vorzüg- lich schönen, niedrigen, kugellörmigen Cul- turexemplar, bedeck! mit den fleischfarbenen Blüthenköpfen. Primula mollis Nutt. Zahl vollblühender Exemplare. Es gehört diese in einer schöne Kalthauspflanze mit ihren reiehblumi- | gen Rispen, deren Blüthen wirtelförmig stehen, | zu den beachtenswerthesten neueren Einfüh- rungen aus den Gebirgen Ostindiens für das Kalthaus. b) Vom Herrn Alwardt. Ein grosses Exemplar von Rhododendron Dahlhousiae aus dem Sikkim mit 6 Blülhen- dolden. Wir werden diese Pflanze Kurzem besonders besprechen. binnen ec) Vom Herrn Heddewig. Eine neue Billbergia in Blülhe, die eben- falls noch besonders besprochen soll. Das Preisgericht erkannte Herrn Alwardtı werden 267 die grosse silberne, Herrn Pabst die kleine silberne Medaille zu. 9) Es werden Samen verlheilt, die einge- sendet waren: a) Von Herrn Baıon P. von Meyendorf: Samen der neuen Arkadischen Tanne. b) Vom Herrn Blaschke Samen aus Kad- jak und Sitka. c) Vom Herrn von Gelesnoff. Samen aus der Krim. 10) Als Mitglieder werden gewählt: Herr Stephan Lemianowiisch Asantschaflsky. Mad. Maria Iwanowna Alexeiefl. Herr Ewstaffi Andreewisch Belling. Alexei Nicolajewitsch Bradkin. Fürst Semen Michailowitsch Woronzofl. Feodor Feodorowiisch Hartung. Jegor Andreewilsch Hennemann. Michael Samsonowilsch Gralscheff. Architect Gross. Paul Dmielriewitsch Durnofl. Theodolf Iwanowilsch Girard. Anatoli Ewgrafowitsch Kawalewsky. Stephan Nicolaewilsch Koralli. Ferdinand Paullowitsch Krop, wraf Nicolai Malweewilsch Lamsdort. Peler Semenowitsch Lebelefl. Anton Iwanowilsch Lichtenstein. „ Johann Lorius. August Augustowiisch Lohann. Georg Müller. „. Feodor Müller, „ Feodor Feoiorowitsch Matiuschkin. Ch. 8. Molwo, Dmitri Pelrowisch Miasoglof. Iwan Alexandrowitsch Protasiefl. G. Rooch. Graf Emanuel Karlowitsch Sivers. Stephan Feodorowitsch Solowiefl. Nareiss Iwanowitsch Taracenko-Otriosch- koff. Dscheins Torniey. Eduard Zenktoffsky. „ Peter Jonowitsch Tscherkasoff. „ Jacob Alexeiewitsch Schwezoff. „ Kornelius Schütt. „ Andrei Christianowitsch Stegemann. „ Aris Eustaffiöwitsch Schubergski. 268 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Sitzung des Russischen Gartenbauvereins am 1. Juni 1860. 1) Nach Vorlesung des Protocolls der letzten Sitzung werden 5 Preisrichter zur Prü- fung der aufgestellten Gegenstände ernannt. Eingegangen waren: Vom Herrn Severin im Bot. Garten ein blühender Zweig von Pterospermum acerifo- lium und ein Culturexemplar von Cleroden- dron hastatum. Vom Hrn. Hofgärtner Jegorof, Rhododen- dron javanicum mil einer Dolde seiner eigen- ihümlichen Blumen von brennend orangero- iher Färbung, eine Gruppe von blühenden Pflanzen der Pimelea decussata und einige Mi- traria coceinea in Blülhe. Wir ergreifen die Gelegenheit, um M. coceinea, diesen schönen Kalthausstrauch der Gebirge Südamerika’s aus der Familie der Gesneriaceen mit seinen leuch- tend rothen Blumen von Neuem kräftig zu em- pfehlen, als eine der Pflanzen, die einen grossen TheildesSommers hindurch unausgesetzt blühen. Vom Herın Pabst ten zwei schöne Culturexemplare von Coleo- nema pulchrum. Vom Herrn Stegemann in Paullowsk, Früchte der Musa Cavendishii. Vom Hrn. Schostakoffsky in Paul- lowsk eine Gruppe krautiger Calceolarien. Vom Herrn Oberst Agamonof Aerides Lindl., Orchidee Ostindiens mit einer schönen Traube rosenrother Blumen. Vom Herrn Chatinsky einDendrobium nobile Lind)., welches im Zimmer in einem mit Wasser geheizten Doppelfenster zur Blüthe gebracht wurde. Derarlig eingerichtete Dop- pelfenster bilden die einzige Localität, wie Or- chideen im Zimmer mit Glück cultivirt wer- den können, im Botanischen Gar- maculosum eine Vom Herrn Stuka wenkoff im Bota- nischen Garten folgende blühende Orchideen: Camarotis purpurea Lindl. aus Sylhet, Den- drobium densiflorum Lindl. aus Ostindien, Ly- casie aromatica Lindl. aus Mexico, Oncidium uniflorum Lindl., Var. robustum Rgl. aus Bra- silien, Restrepia elegans Karsten und vittata Lindl., beide aus Venezuela, Masdevallia aequi- obia Rgl. aus Peru und Sobralia macrantha Lindl. aus Guatemala. Das Preisgericht erkannte zu die grosse silberne Medaille Herrn Agamonof, die kleine silberne Medaille Herrn Pabst,, Chatinsky und Stuckawenkoff und den andern Herren Einsen- dern ehrende Erwähnung. — 2) Ein Theil des englischen Glases, was das Hohe Ministerium dem Verein erlaubt hat ohne Zoll zur Vergla.ung von Gewächshäu- sern einzuführen, ist angekommen und wird von dem Commissionär Hrn. Moberli an die Mitglieder des Vereius zu 25 K. pr. Scheibe abgegeben. Da dieser Preis aber immer noch hoch ist, so wird beschlossen, noch eine be- sondere Subscriptionsliste auszulegen und die gewünschten OQuantitäten den betreffenden Mitgliedern unter Berechnung der Auslagen von Seiten des Vereins kommen zu lassen. 3) Vom Herrn Maak ist dem Verein eine Sammlung von 70 Arten Samen übergeben worden, welche derselbe vom Ussuri im letz- ten Herbste mitgebracht hat. In Anbetracht der grossen Verdienste, die sich Herr Maak um die Einführung neuer Pflanzen Russlands erworben bat, erkennt der Verein demselben die mittlere goldene Medaille und eine Ent- schädigung von 150 R S. zu. — Die übergebenen Samen sollen in Samm- lungen eingelheilt werden und diese an die Mitglieder gegen einen mässigen Preis abge- Mit Schätzung dieser Samm- lungen werden die Herren Jegorof, Rochel und Regel beauftragt. — A) Eine Parthie Geschenke werden ange- zeigt und zu gleicher Zeit die von der Rais. Freien ökonomischen Gesellschaft ausgelegten Instructionen für Einsendung zur grossen Aus- stellung derselben aufgelegt. Diese wird den 28. Sept. alten Styls (den 9. Oct.) eröffnet werden, 5) Die Gesellschaft spricht Herrn von Ge- lesnoff und Mollerius den Dank für ihre Ge- schäftsführung aus und gibt an Herrn von Wolkenstein die mittlere goldene Medaille für den Catalog. welchen derselbe über alle in dem verflossenen Jahre zu den öffentlichen und monatlichen Ausstellungen eingesendete Pflanzen angefertigt hat. In Russischer Sprache sind den Namen der Pflanzen Bemerkungeu über deren Nutzen, Cultur und Einführung in die Gärten angebängt. — geben werden. I. Originalahbhandlungen. 1) Abgebildete Pfllauzen. a) Orobus lathyroidesL. (Siehe Taf. 298.) Leguminoszae. Eine schöne Zierpflanze für's freie Land aus der Familie der Schotenge- wächse, Stammt aus Sibirien, wo diese Pflanze eine sehr weite Verbreitung, vom Altai nach dem Baikal, ferner in Dahurien und im Amurgebiet besitzt. Ward schon im Jahre 1758 von Philipp Miller in England. eultivirt. Abbildun- gen finden sich von dieser Pilanze auf Tab. 2098 des Bot. Magazine und Tab, 693 vom Bot. Cabinet, beide Abbildun- gen lassen jedoch viel zu wünschen übrig, Ist durchaus kahl, treibt bis 2 Fuss hohe gefurchte Stengel. Blätter kurz gestielt, einjochig oder bei einer Abart zweijochig. Blättchen sitzend, aus der ovalen Gestalt bis zur länglich - ellipti- schen übergehend,, in einen kurzen b) Mucro ausgehend, durch sehr kleine, nur unter der Lupe erkennbare Zähnchen am Rande scharf, netzförmig geadert, mattgrün, Nebenblättchen vielmals klei- ner als das Blatt, halbirt pfeilförmig, gross gezähnt. Blüthentrauben achsel- ständig, vielblumig, die untern kürzer, die obern länger als die Blätter. Biu- men schön violett. Hülsen zusammen- gedrückt, kahl. — Eine auch in Petersburg noch durch- aus harte Perennie, die im Juli ihre Blumen zu entwickeln anfängt und bis Ende August fortblüht. Gedeiht in fast jedem Gartenboden, kann daher aufBlu- menbeeten wie als Vorpflanzung vor Bosquete verwendet werden und verdient in jedem Garten einen Platz. (E. R.) Lespedeza bicolor Turcz. (Siehe Taf. 299.) Leguminosae. Die Gattung Lespedeza gehört zur | sae) oder Schmetterlingsblüthler (Papi- Familie der Hülsengewächse (Legumino- | lionaceae) und zwar in die Abtheilung VUl, 1860. 20 270 derjenigen mit einsamiger Hülse, die sich nicht öffnet. Von der verwandten Gattung Onobrychis unterscheidet sie sich durch linsenförmige zusammenge- drückte Schötchen, die gänzlich unbe- wehrt sind. Die mannigfaltigen Arten dieser Gattung bewohnen vorzugsweise das mittlere Asien und Nordamerika. Es sind perennirende Pilanzen oder Halb- sträucher mit 3zähligen Blättern und un- getheilten Blättchen, L. bicolor Turez. ward von Tureza- ninoff im Gebiete des Amur entdeckt und im Jahre 1840, pag. 69 des Bulle- tin de la Soc. des Natur. de Moscou beschrieben. Ledebour führt diese Art im 1. Bande pag. 715 der Flora rossica und Maximowiez pag. 86 der Flora amurensis auf, Letzterer gibt am ange- führten Orte eine einlässliche Beschrei- bung. Maximowiez fand sie am obern und untern Amur und ausserdem sehr häufig am Ussuri, wo sie 3 — 5 Fuss hohe, zur Zeit der Blüthe mit den nied- lichen rothen Blumen ganz überdeckte und stark verästelte Sträucher bildet. Die Aeste derselben bis 2 Fuss lang, sind ruthenförmig, schwach kantig, mit angedrückten kurzen Haaren besetzt, in der Achsel der obern Blätter die in ei- nen reichen pyramidalen Blüthenstand vereinigten Blüthentrauben tragend. Der obere Theil derselben stirbt jährlich ab, mit den untern Knotenpunkten entwickeln sich dann im folgenden Jahre die Aeste des neuen Triebes. Blätter nebst den Blattstielen und Blüthenstielen im jün- gern Zustande angedrückt seidenhaarig, im ältern Zustande kahl und nur auf der untern Seite der Blättchen kleine ange- drückte Härchen zeigend, die unteren Blätter mit langem graeilen Stiel, der bei „den obern, die Blüthentrauben stützenden Blättern immer kürzer und kürzer wird, so dass die obersten Blät- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ter nur noch sehr kurz gestielt erschei- nen. Die Blättchen elliptisch , der Mit- telnerv tritt in Form eines kurzen Mucro über die stumpfe Blattspitze vor , oberhalb lebhaft gelbgrün, unter- halb heller und mit deutlichem Adernetz, die beiden seitlichen Blättchen kürzer als das mittlere Blatt gestielt, Blüthen- trauben mehrblumig, die untersten kür- zer als die Blätter, die mehr nach der Spitze zu stehenden länger und die ober- sten bedeutend länger als die Blätter. Nebenblättchen pfriemlich , später abfal- lend. Die einzelnen Blumen der Blü- thentrauben zerstreut oder zu mehre- ren zusammengedrängt, kurz gestielt, wie die Kelche dicht mit angedrückten Haa- ren besetzt, am Grunde meist eine, seltner zwei, auf der Spitze zwei kleine Bracteolen tragend, die linear und bräun- lich. Kelch ungefähr 2mal so kurz als die Blumenkrone , mit fast gleichlangen, schmal lanzettlichen Lappen, die so lang als die Kelchröhre. Blumen carmin- purpur. Die Hülse schief elliptisch. mit angedrückten Haaren dicht be- Setzt. Durch Maximowicz gesammelte Sa- men keimten im Kaiserlichen Botani- schen Garten. Ein kleiner Strauch hielt den Winter von 1858 — 1859 unter ei- ner leichten Laubdecke im freien Lande aus und entwickelte im August und Sep- tember 1859 reichlich Blumen, wonach die beistehende Abbildung gemacht ward. Ein leichter mit Sand und Lauberde ver- setzter Boden scheint dieser Pflanze am zuträglichsten zu sein, sie verlangt eine durchaus sonnige und warme Lage, da- mit das Holz gehörig reifen kann und ist unter allen Einführungen vom Amur eine der beachtenswerthesten, denn ein kleiner harter gegen den Herbst hin dankbar blühender Strauch mit schönen Blättern und Blumen wird in jedem I. Originalabhandlungen. 271 Garten eine willkommene Erscheinung , jedenfalls durchaus hart, im Petersbur- sein. Vermehrung durch Samen. Klima von Deutschland ist dieser Strauch | deckung. — Im | ger Klima verlangt er eine Laubbe- (E. R)) cd Jaequemontia ovata OQwerin*) (Siehe Taf. 300.) Convolvulaceae Von der beistehend abgebildeten Pflanze sammelte Herr Maximowiez auf seiner ersten Reise während seines kur- zen Aufenthalts in Chili Samen und sendete diesen an den Kais. Botanischen Garten in St. Petersburg. Herrn A. Owe- rin in Tiflis, der sich schon längere Zeit mit der Beobachtung der Convol- vulaceen beschäftigt, wurde etwas von diesen Samen mitgetheilt und ihm gelang es, nicht nur diese Pflanze zur Blüthe zn bringen, sondern die Beobachtung derselben zeigte ihm auch zugleich, dass es noch eine neue Art sei, die mit J. coelestis Van Houtte in Flore des ser- res tab. 1132 zunächst verwandt ist. — Herr Owerin beschreibt diese niedli- che Pflanze in folgender Weise: Der Stengel ist ästig, windet sich hin und her oder kriecht dem Boden nach, ist halbholzig, wird 3 — 5 Fuss lang und ist schwach flaumig behaart. Blattstiele 3 — 4 Linien lang, an der Basis jederseits einen Höcker tragend, und aus diesen Höckern später wur- zelnd. Die Blattfiäche ist oval, 11/,—2 Zoll lang und 1 Zoll breit, mit keilför- misem Grunde und scharf ausgerande- ter stumpfer Spitze, an den ältern Blät- tern ist der Blattrand aufwärts gebogen. Blüthenstiele von der Länge der Blätter oder etwas länger, auf ihrerSpitze 3—5 Blumen tragend, welche wiederum auf kurzen 4 — 5 Linien langen Blüthen- stielchen stehen, die nach dem Abblü- hen sich zurückbiegen und am Grunde von 2 kleinen, 1 — 2 Linien langen Deckblättchen gestützt sind, Die bei- den äusseren Kelchblätter 3 —4 Li- nien lang und 3 Linien breit, länger als die inneren, oval, kurz gespitzt, einner- vig; die 3 inneren Kelchblätter schmal lanzettförmig. Blumenkrone dreimal län- ger als der Kelch, radformig-glockig, 1 Zoll im Durchmesser, blassblau mit weis- sem Schlunde mit helleren, nach den Lappenspitzen verlaufenden Linien. Narbe zweilappig, Lappen oval-länglich. Der Griffel länger als die Blumenkrone und die Staubgefässe. Die Kapsel kugelig, glatt. Samen klein, schwarz, rauh punktirt. Jacquemontia coelestis, die dieser Art zunächst steht, unterscheidet sich KT E *) Caule ramoso, volubili, laxe puberulo; foliis ovatis, petiolatis basin versus cuneato-. attenuatis, apice emarginatis, margine integerrimis subundulatis, glabris; pedunculis folium aequantibus v. subsuperantibus, 2 — öfloris: pedicellis basi bracteolis 2 lanceolalis fultis, post anthesin reflexis; sepalis exterioribus majoribus, ovatis, breviter acuminatis, univervüs, interiori- bus anguste lanceolatis; corolla pallide coerulea. — 20 ® 272 dirch am Grunde abgerundete Blätter, welche aus der abgerundeten Spitze in einen kurzen Mucro ausgehen und mit einer röthlichen flaumigen Behaarung bekleidet sind. Die Bracteen sind kreis- rund, Blüthenstielchen kaum !/g — Ye Zoll lang. Die Blumenkrone endlich ist noch einmal so gross als die der vorliegenden Art und an den vorsprin- genden Ecken abgerundet, — Im Klima von Petersburg und Deutsch- land muss diese Pflanze zeitig im Früh- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ling im Warmhaus ausgesäet und dann einzeln in Töpfe gepflanzt werden. Man gibt den Töpfen den Sommer hindurch einen durchaus sonnigen Standort dicht unter Glas, lüftet fleissig und behandelt sie überhaupt wie andere warme ein- Im Kiima von Tiflis gedeiht sie bei der Cultur im freien Lande. Es ist eine niedliche reich- blühende Schlingpflanze , die aber auf- merksam gepflegt sein muss. jährige Pflanzen. (E.R.) 2) Botanische Gärten. Il» Avr tieknell: Die Botanischen Gärten zu Breslau, Petersburg und Kew. Professor C. Koch besprach in sei- ner Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde die Botanischen Gärten in Breslau, Petersburg und Kew. Zu- nächst geht er auf die bedeutenden Verdienste näher ein, die sich Professor Göppert um den Botanischen Garten zu Breslau erworben und dieses Institut zu einer der besten wissenschaftlichen Anstalten Europa’s ausgebildet. Von der einzig richtigen Ansicht ausgehend, dass ein Botanischer Garten ein wissenschaftliches Institut sei, das als Lehrmittel dem ei- gentlichen Fachmann, wie dem Pflanzenfreund gleichmäs- sig zur Belehrung dienen solle und die Liebe zur Pflanzen- welt und deren Studium in weiteren Kreisen zu wecken habe, — traf Göppert seine Einrich- tungen. Aus diesem Gesichtspunkte sorgte er für richtige Nomenclatur, trachtete dar- nach Repräsentanten aller der verschie- ı denen Pflanzen- Familien der Sammlung von lebenden Pflanzen einzuverleiben, Iäuente alle jene Pflanzen im lebenden Zustande zu erhalten, die in wissen- schaftlicher Beziehung oder als Nutzpflan- | zen ein allgemeineres Interesse be- sitzen und stellte die Pflanzen des Gar- tens selbst, soviel als möglich in phy- siognomische Gruppen zusammen, so fin- det man dort die Neuholländer, die Ka- penser, die immergrünen Gehölze Süd- europa’s, den Mischwald Nordamerika’s in charakteristische Gruppen vereiniget. Die ziemlich vollständige Sammlung von Arznei-Gewächsen ist nicht nur in kräftigen Exemplaren vorhanden, son- dern es sind bei den einzelnen Pflan- zen im Freien wie im Gewächshause neben der Pflanze noch deren wichtig- ste Produkte nämlich die rohen Arznei- mittel, wie sie als Droguen in den Han- del kommen, oder deren Früchte, Sa- men, Blumen etc. in gut geschlossenen I. Originalabhandlungen. Gläsern auf Postamenten mit deutlicher Inschrift aufgestellt. ' Nicht weniger reich ist die Samm- lung der zu technischen Zwecken die- . nenden Pflanzen. Auch von den unter- gegangenen Pflanzenformen der Vor- welt, insbesondere aber denen derStein- kohlenperiode,, ist eine besondere lehr- reiche Gruppirung veranstaltet. Wir haben diese von Göppert ge- troffenen Einrichtungen schon früher in einzelnen ausführlicheren Artikeln in die- sen Blättern mitgeheilt. Professor C. Koch empfiehlt nun ebenfalls Versuche in Bezug auf das Pflanzenleben, denen auch wir in un- serm frühern Artikel über Botanische Gärten das Wort redeten. Der Bericht, den Professor C. Koch über den Botanischen Garten zu Pe- tersburg gibt, stützt sich theils auf ei- gene Anschauung aus früherer Zeit, theils auf die zerstreuten Berichte von Fischer und Andern, tkeils auf das, was der Referent über denselben in diesen Blättern veröffentlicht hat, Nach einer allgemeinen Einleitung beginnt Professor C. Koch mit der Ent- stehung des Gartens, bespricht dessen Ver- waltung und endlich dessen Pflanzen- sammlungen. Es veranlasst uns dieser Artikel des Herrn C. Koch zu einzelnen nachträgli- chen Bemerkuugen über Gegenstände, über die wir uns noch nicht ausgespro- chen oder die in der nenern Zeit viel- fache Veränderungen erlitten haben. Ueber die geschichtliche Entwicklung des Institutes existiren nur wenige Nachweise, die wichtigsten derselben sind bei einem Brande verloren gegan- gen. Einzelne Nachweise sind in die- ser Beziehung in dem Catalog der Bi- bliothek des Botanischen Gartens in St, Petersburg, herausgegeben von E. von 273 Berg, enthalten, aus denen wir nebst andern Nachrichten das Folgende zusam- menstellen: Derselbe ward schon im Jahre 1714 von Peter dem Grossen auf einer der Newa-Inseln gegründet. Ursprünglich lediglich zur Cultur von offieinellen Pflanzen bestimmt, erhielt er selbst den Namen Apotheker-Garten und nach ihm die Insel, auf der er ange- legt ward, den Namen Apotheker-Insel. Von einigen der ältesten Pappeln (Po- pulus nigra), die jetzt noch im Garten stehen, geht die Sage, dass solche noch von Peter dem Grossen eigenhändig ge- pflanzt worden seien. Ein Lebenszei- chen aus jener Zeit ist ein im Jahre 1736 erschiener Catalog der Flora Pe- tersburgs und der im Apotheker-Garten eultivirten Pflanzen. Smielovsky’s Hor- tus Petropolitanus dagegen, der im Jahre 1806 erschien, ist. das Zeichen der Thätigkeit eines von der Akademie der Wissenschaften gegründeten Gar- tens, der im Jahre 1811 einging. Lange Zeit diente der Garten ledig- lich den obigen Zwecken, bis unter der Regierung Kaiser Alexanders I,, wo für alle wissenschaftlichen Bestrebungen sehr viel gethan ward, auch dieses In- stitut einen neuen Aufschwung nahm, nachdem Fischer im Jahre 1823 als Director an denselben berufen worden war. Fischer war der Mann, der alle Eigenschaften besass, um dem ihm ge- wordenem Auftrage zu genügen, Schon als Director des Botanischen Gartens zu Gorenki bei Moskau, den er im Auftrag des Grafen A, Rasumofisky angelegt und geleitet hatte, hatte er alle jene Kenntnisse sich zu eigen gemacht, um mit voller Befähigung die Leitung und Heranbildung eines Instituts zu über- nehmen, das bald allen andern wissen- schaftlichen Instituten der Art in Euro- pa nicht nur würdig an die Seite trat, 274 sondern die meisten derselben in Folge der reichen Mittel, die ihm von der alle wissenschaftlichen Richtungen gleich- mässig unterstützenden Regierung zu- flossen, noch überbot. — Je länger der Referent hier lebt, mit um so innigerer Verehrung blickt er auf diesen Mann, der von 1823 — 1850 dem Institute als alleiniger Director vorstand und allmälig dasselbe in einer Art ausbildete, dass der Kais, Botani- sche Garten in St. Petersburg zu An- fang der 40ger Jahre für das erste und am besten eingerichtete Institut der Art in Europa gelten musste und zwar trotz seiner ungünstigen Lage unterm 600 nördl. Breite. Durch keinen andern Botanischen Garten Europa’s wurden zu jener Zeit so viel neue werthvolle Pflanzen in Cul- tur gebracht. Aus den verschiedenen Theilen des Russischen Reiches wurden dem Institute trockene Pflanzen und Sa- men eingesendet und so wurden den Europäischen Gärten durch den Peters- burgs die reichen Pflanzen-Schätze Si- biriens flüssig gemacht und viele unse- rer werthvollsten Perennien für’s freie Land in Cultur gebracht. Wir erin- nern da nur an Aquilegia glandulosa. Trollius asiaticus und altaicus, Ligularia macrophylla, Delphinium grandiflorum, triste ete., Lilium tenuifolium, Scutella- ria macrantha, Dracocephalum altaicum und eine Masse jener anderen lieblichen Pilanzen, die mit so leichter Mühe und fast ohne Pflege in unseren Gärten ge- deihen. Sogar die herrliche Diclytra spectabilis war schon lange, bevor sie Fortune ausChina nach England brachte, in den Botanischen Garten zu Peters- burg eingeführt, kam aber nicht zur Vertheilung, da sie keinen Samen trug. — Nicht minder gewichtig war die Ein- führung vieler Bäume und Sträucher des Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nördlichen Asiens, unter diesen z. B. der Crataegus sanguinea, von dem jetzt noch im hiesigen Garten die zuerst ein- geführten Mutter-Exemplare stehen. Als Heckenpflanze hat dieser mittelhohe Baum einen sehr hohen Werth für den Nor- den und wird vielleicht auch in milde- ren Klimaten mit der Zeit den Cratae- gus Oxyacantha verdrängen. Ausserdem Spiraea- und Caragana-Arten, Pyrus bae- cata und Verwandte, Populus suaveo- lens und laurifolia, Pinus Pichta und eine Menge anderer interessanter Pflan- zen. Den lebendigsten Beweis, welche Thätigkeit in dieser Beziehung vom In- stitute aus entwickelt ward und wie die einströmenden Neuigkeiten auch sogleich einer wissenschaftlichen Untersuchung unterworfen wurden, legen in dieser Beziehung die Samencataloge ab, in de- nen vom Jahr 1835 — 1846 zugleich die kritischen Beschreibungen der gros- sen Menge neuer oder nur noch unvoll- kommen bekannter Pflanzen von Fischer, C. A. Meyer, Trautveiter und Lalle- mant gegeben wurden, In die Jahre 1838 — 1844 fallen auch die Reisen, die Alexander Gustav v. Schrenk für den Botanischen Gar- ten unternahm. In den Jahren 1838 — 1839 unternahm er seine beiden Reisen in die Tundren der Samojeden und 1840—1844 in die Steppen der Kirghi- sen und die Soongarei und brachte von dort reiche Schätze an getrockneten Pflanzen mit, sowie auch durch ihn eine Menge von Pflanzen durch Samen ein- geführt wurden. Nur die neuen Arten, welche derselbe mitbrachte, wurden theils von ihm, theils von Fischer und Meyer veröffentlicht, der grosse Reise- bericht blieb aber als Manuscript liegen und soll erst in nächsterZukunft vom Hrn. v. Schrenk veröffentlicht werden, während I. Originalabhandlungen. Trautvetter jetzt gleichzeitig alle damals mitgebrachten Pflanzen bearbeitet. — Eine andere äusserst wichtige Quelle war ungefähr zur gleichen Zeit dem In- stitute durch Riedel eröffnet wor- den, der ursprünglich als Obergärtner im hiesigen Botan. Garten fungirte, dann nach Brasilien gesendet ward, wo er auf Kosten des Institutes einen Fi- lial- Garten anlegte und von da aus trockne Pflanzen und Samen mit ganz unermüdlichem Eifer sammelte und ein- sendete. — Ganz bedeutende Schätze an leben- den Pflanzen aller Art gingen durch ihn dem Institute zu und darunter eine Masse von Neuigkeiten, von denen viele erst in den letzten Jahren blühten und von dem Referenten veröffentlicht wer- den konnten. Wie vollständig und reich Riedels Sammlungen auch an trocknen Pflanzen, dazu mag folgendes Beispiel dienen: Herr O. Berg hatte mit Be- nutzung der Sammlung von Martius, des Berliner-Herbariums und anderer ihm zu- gänglichen Sammlungen die Myrtaceen Brasiliens bearbeitet. Er erhielt, nach- dem diese Arbeit schon beendigt war, mit Bewilligung des jetzigen Hohen Chefs des Instituts, Sr. H. Ex. des Hın. Baron P. vonMeyendorff, die von Riedel gesammelten Myrtaceen un- serer Sammlung noch zur Durchsicht. Diese stellte heraus, dass !/, der in die- ser Sammlung enthaltenen Arten noch neu und unbeschrieben und in keiner andern Sammlung vorhanden war, Rie- del ist vor einigen Jahren gestorben und Wenigen dürfte es bis jetzt bekannt sein, dass er es ist, der von. allen Bo- tanikern , die Brasilien durchforscht ha- ben, die reichsten Sammlungen veran- staltete. Wie so der Kais. Bot. Garten aus dem Süden Amerika’s reiche Sendungen 275 erhielt, so gingen ihm auch aus den damals noch unbekannteren Gegenden des Nordens Californiens, namentlich aber aus der Russischen Colonie Ross, reiche Samensendungen durch den Hrn. Admiral Wrangel zu. Die schönen Nemophilen, Godetien, Eutocen, Oxyura, Calliglossa und andern der beliebtesten einjährigen Florblumen Californiens sind grossentheils Einführungen dieses Insti- tuts aus jener Zeit. Wenn so in jener Zeit die reichen Mittel des Instituts einestheils zur di- recten Erforschung des eignen Landes und Einführung der heimischen und aussereuropäischen Kinder Flora’s in Cul- tur flossen, so wurden gleichzeitig auch alle von andern Ländern ausgehenden Unternehmungen zu ähnlichen Zwecken durch Betheiligung an solchen unter- stützt, So wanderten die reichen Samm- lungen des Barons von Karwinsky in Mexico an lebenden Pflanzen und Her- barien grossentheils in den Petersburger Botanischen Garten und aus jener Zeit stammt noch der Stamm der reichen Sammlung von Cacteen und Sacculen- ten, welche das Institut besitzt und von denen ein Theil erst kürzlich durch den Referenten veröffentlicht wurde, Drum- mond’s und Preiss’s Sammlungen in Neu- holland, Ecklon’s und Zeyher’s am Cap, sowie überhaupt aller andern wichtigen Sammlungen, die als Anhaltspunkte zur Untersuchung und Berichtigung dienen können, wurden erworben. Die Herba- rien von Mertens und Schrader wurden angekauft ete. — Als ferneres Mittel für Bestimmung und Berichtigung der Pflanzen ward ei- ne der vollständigsten Botanischen Bib- liotheken angelegt. Als Stamm zu der- selben ward im Jahre 1824 die Biblio- thek des Professors Stephan und wenig später die Bibliothek des Grafen A.Ra- 276 sumoffisky angekauft und seit der Zeit jährlich die Summe von 1700 R. S. auf die Anschaffung von Büchern verwendet. Auf diese Weise ist eine der reichsten Büchersammlungen entstanden , die bei allen Untersuchungen und wissenschaft- lichen Arbeiten das wichtigste Material abgibt. Herr E. von Berg, gegenwärtig Secretär und Bibliothekar am Institut gab im Jahre 1852 einen vollständigen Catalog derselben herzus, und die Samm- lung selbst ist von ihm in gut geord- neter und benutzbarer Weise, gemein- sam mit den Herbarien in einer 1854 erbauten 400 Fuss langen Gallerie auf- gestellt, deren Erbauung das Verdienst des Hrn. Baron C. v. Küster ist. Fischer selbst überwachte als Direc- tor das ganze Institut, er war es, der die Pflanzen der Gewächshäuser unter- suchte und bestimmte, die Sammlungen beaufsichtigte, die Correspondenz führte und in fast allen Theilen des Russi- schen Reiches und den verschiedensten aussereuropäischen Ländern Verbindun- gen anbahnte, durch welche dem Insti- tute stets neue Schätze zuströmten. C. A. Meyer unterstützte ihn mit seinen ausgebreiteten gründlichen Kenntnissen als erster Gehilfe des Directors und be- stimmte die einjährigen Pflanzen. Die Perennien revidirte und berichtigte bis 1839 Trautvetter als zweiter Gehilfe und von da an Lallemant. Die Bib- liothek stand unter E, v. Berg als Bibliothekar, der zugleich auch die Ver- pflichtung hatte, dem Director die aus- wärtige Correspondenz zu führen. Uın aber auch das Institut nicht blos für die Systematik nutzbar zu machen, son- dern gleichzeitig dem Strome der Zeit Rechnung zu tragen, ward auch noch ein Physiolog in der Person des durch seine Arbeiten über das Keimen und die Entwickelungsgeschichte der Farren Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. bekannten Dr. von Mercklin angestellt, um einestheils die Bestimmung und Ueberwachung der im freien Lande aus- haltenden Bäume und Sträucher und an- dererseits eine dendrologische Samm- lung zu überwachen und um ausserdem das reiche Material, was das Institut bot, zu anatomischen und physiologi- schen Untersuchungen zu benutzen. Die dendrologische Sammlung oder die Samm- lung von Stammstücken der Holzge- wächse aller Länder ist wohl eine der reichsten, die überhaupt existirt und ist noch von Dr. Mercklin während der Zeit seiner Anstellung nach dem Vater- lande aufgestellt worden. Ein geschickter Pflanzen - Maler, Hr. Sartory war ausserdem zur Anferti- gung von den Abbildungen der neueren und interessanteren Pflanzen des Insti- tuts angestellt worden und mit Hilfe desselben sowie des in jeder Beziehung ungemein thätigen C. A. Meyer wagte Fischer den Versuch, ein Werk zu be- ginnen, von dem unter dem Titel: Ser- tum Petropolitanum seu ic“ nes et descriptiones plantarum quae in horto Bot. Petropoli- tano floruerunt, 1846 das erste Heft in gross Folio erschien, dem später nur noch ein zweites Heft folgte, um dann wieder einzugehen, weil Fischer bald darauf von seiner Stelle zurücktrat. So schön und gedie- gen dieses Werk war, so trug es doch in sofern den Keim der Auflösung in sich, als es in zu grossem Formate er- schien und dessen Ausstattung zu be- deutende Mittel erforderte , dass eine in zwanglosen Heften erscheinende Ausgabe aller gemachten Beobachtungen, denen die charakteristischen Abbildungen und gute Analysen von Neuigkeiten beige- fügt werden sollten, im eigentlichsten Zwecke eines Botanischen Gartens liegt, I. Orginalabhandlungen. wird auch von Prof. C. Koch scharf hervorgehoben. Derartige Ausgaben, so sagt derselbe, lassen sich eher recht- fertigen , als solche , in denen nur dem Luxus und der Mode gehuldigt wird, ‘denn sie liegen in der eigentlichen wis- senschaftlichen Aufgabe eines solchen Instituts. — Die Gewächshäuser und der Garten im Freien wurden von einem Obergärt- ner beaufsichtigt und von diesem spe- ciell die Cuituren geleitet, die Gärtner und Arbeiter angestellt etc. Ihm zur Hilfe waren 4 Gehilfen des Obergärt- ners für die verschiedenen Culturen an- gestellt und unter diesen die nöthige Zahl von Gärtnern und Arbeitern. Ein Secretär verwaltete endlich unter Ver- antwortlichkeit des Directors die Oeko- nomika mit Hilfe eines Schreibers. Für die Besorgung der Herbarien war endlich ein Conservator angestellt, die Hütung der Herbarien war da- gegen dem Bibliothekar‘ zugleich mit übertragen. — Diese Einrichtung des Instituts war im Jahre 1843 in’s Leben getreten und ein Höchster Befehl in der Senatszeitung vom 2, März 1843 enthält die ganze specielle Gliederung, sowie die reich bedachten Credite für die einzelnen Branchen, als Ausgaben für den Garten, Ankauf von Pflanzen, Bibliothek und Drucksachen, Sammeln von Samen im Innern des Landes, für eine Schule, für alle Sammlungen als Herbarien etc., Druck der Cataloge, Gravirung von Ta- feln und endlich für Herausgabe und Beschreibung neuer Pflanzen. In 30 einzelnen Ansätzen für Gehalte und Un- terhalt gibt dieser Höchste Befehl dem Garten einen Credit von 54045 Rbl. 8. und ist seitdem nur die damals eben- falls creirte Stelle eines Physiologen ganz aufgegeben worden, — 277 Man sieht daraus, dass Fischer, zur Zeit als er aus seiner Stellung am Institute zurücktrat, die Einrichtungen in einem ächt wissenschaftlichen Geiste angebahnt hatte, so dass das Institut an allen wissenschaftlichen Bestrebungen der Art in Europa nicht nur den leb- haftesten Antheil nehmen konnte, son- dern auch einen bedeutenden Rückein- {luss auf dieselben ausübte und. sich zugleich an die Spitze aller Bestrebun- gen für Gartenbau und Botanik im eig- nen Lande stellte. Der Rücktritt Fischer’s im Jahre 1850, desMannes, der durch seine lange und unausgesetzte Thätigkeit, durch auf- opferde Liebe zur Wissenschaft, durch zahlreiche Verbindungen und die per- sönliche Achtung, die er überall genoss, sich einen bedeutenden Einfluss gesichert hatte, musste natürlich eine mächtige Rückwirkung auf das Institut äus- sern. Das Directorat ward nun C. A. Meyer übertragen und Meyers frühe- ren Wirkungskreis übernahm der Aca- demiker Ruprecht, ein durch seine Verdienste um die Flora Russlands und Petersburgs hinlänglich bekannter Mann. C. A. Meyer hatte schon lange Jahre mit Fischer gemeinsam gearbeitet, ınit ihm von 1835 — 1846 die Beschrei- bung aller neuen Pilanzen des Gartens in den Samencatalogen veröffentlicht. Er machte nun den Versuch an die Stelle dieser aufgegebenen Cataloge ein in zwanglosen Heften erscheinendes Werk, unter dem Titel: „Schriften aus dem ganzen Gebiete der Botanik, herausgegeben vom Kais. Botanischen Gartenin St. Petersburg“ zu setzen. Den ersten Band davon bildete der von E. v. Berg bearbeitete Catalog der Bibliothek, von dem zweiten Bande erschien aber 278 nur das erste Heft, mit 2 Abhandlun- gen von Dr. v. Merklin. Ausserdem hatte er die Absicht, einen wissenschaft- lichen Catalog der lebenden Pflanzen des Instituts zu bearbeiten und hatte hierzu ein Verzeichniss aller der in Töpfen cultivirten Pflanzen aufnehmen lassen, um in dieses die Berichtigun- gen, Beobachtungen, Beschreibungen und Citate nachzutragen, welches später als Manuscript gedruckt ward. Aber C. A. Meyer sollte diesen seinen mit Liebe gehegten Wunsch nicht mehr zur Ausführung bringen, denn schon im Febraur 1855 ereilte ihn plötzlich der Tod und Russland verlor in ihm einen der Männer, dessen hohe Verdienste um die vaterländische Flora ihm in den Annalen der Wissen- schaft ein bleibendes Monument geseizt haben. — Nach Meyers Tode erhielt der Refe- rent von dem Minister der Apanagen, dem damaligen Hohen Chef des Kaiserl. Bot. Gartens, dem Grafen Perofisky den ehrenvollen Ruf zur Uebernahme des Wissenschaftlichen Directorats des Kaiserl, Botanischen Gartens. Hier- mit ist die Aufsicht über den Garten im Freien und die Gewächshäuser, über die Culturen, die Herbarien und andere Sammlungen, die Bestimmung und Be- richtigung der lebenden Pflanzen, sowie die Sammlungen, die Anfertigung und Führung der Cataloge und die ganze gelehrte Correspondenz, sowie behufs des Austausches von Doubletten, bunden. — Ob die Kraft des Referenten dieser Aufgabe gewachsen ist, muss die Zu- kunft lehren. Noch zn Peroffsky’s Leb- zeiten wurden die Sammlungen des In- stituts durch den Ankauf der wichtigen Herbarien von Fischer und Ledebour vermehrt. Ueber das was seitdem ge- ver- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. schehen, werden wir im Folgenden kurz berichten. — | Wir verlassen hiermit die Schilde- rung der geschichtlichen Entwicklung und gehen damit auf einige andere Punkte über, die die Culturen und Sammlungen betreffen, insofern diese ebenfalls von C. Koch angeregt wur- den, — Ueber den Baumwuchs bemerkt C. Koch, dass man demselben doch bei genauerer Prüfung bald anmerke, dass Petersburg unter dem 60. Grad nördli- cher Breite liege. Für den genauer hinblickenden Botaniker und Gärtner ist das allerdings der Fall, aber im Allge- meinen macht gerade der Baumwuchs auf den Fremden, der Petersburg zum ersten Male besucht, den überraschend- sten Eindruck. Man glaubt in ein Land mit ärmlichen Baumwuchs zu kommen und ist daher auf das angenehmste über die herrlichen Bäume überrascht, die sich überall und namentlich auch im Bo- tanischen Garten und auf den Newa-In- seln finden. Von Eichen gedeiht aller- dings nur noch die Stieleiche (Quercus pedunculata) gut, aber von dieser sieht man keineswegs ärmliche Exemplare wie ©. Koch sagt, sondern gerade auf den Inseln gehören herrliche mächtige Bäume derselben mit mehreren Fuss Stammdurchmesser keineswegs zur Sel- tenheit. Ebenso ist es Thatsache, dass in Folge der langen Winterruhe viele Sträucher und Bäume hier schöner und üppiger blühen, als dies im Klima Deutschlands der Fall ist. Als solche muss ich trotz C, Koch’s Widerspruch von Neuem Syringa vulgaris nennen, welche jährlich in einer Fülle und Schön- heit der Färbung blüht, wie ich dieses, wenn man von den neu erzielten Abar- ten abstrahirt, in deutschen Gärten wirk- lich niemals sah. Als andere Sträucher I. Originalabhandlungen. und Bäume, die hier schöner werden und reicher blühen als in Deutschland, nenne ich ferner Lonicera tatarica,, Spi- raea sorbifolia und laevigata, Potentilla fruticosa, Rubus oJoratus, Pyrus baccata und cerasifera, die Betula-Arten, Popu- lus laurifolia und suaveolens, Amelan- chier Botryapium, Caragana arborescens etc. — Ueberhaupt ist die Zahl der um Petersburg noch im freien Lande aushaltenden Bäume und Sträucher noch ziemlich gross. Fischer hatte die Zahl derselben auf 350 gestellt, darunter je- doch viele aufgeführt, die nicht mehr als wirklich hart betrachtet werden kön- nen. Der Referent hat in dieser Be- ziehung auf denGrund seiner bisherigen Beobachtungen bereits ein Verzeichniss drucken lassen, das 330 Arten und Ab- arten aufführte. Es sind in dieser Be- ziehung aber gerade im Botanischen Garten ausgedehnte Versuche ange- bahnt und ein neues Arboretum ange- pflanzt worden. Ausserdem sind ähnli- che Versuche im Garten des Forstkorps und in der von uns mehrfach besproche- nen Baumschule zu Zarsko& - Selo in den letzten Jahren vielfach gemacht worden und auf diese hin hofft der Re- ferent in der nächsten Zukunft die Be- arbeitung eines Arboretum rossicum stützen zu können, dessen Bearbeitung bereits ziemlich vorgeschritten ist. Die Zahl der in Petersburg noch harten Bäume und Sträucher wird dadurch noch bedeutend höher ansteigen. In Bezug auf die in Petersburg aus- dauernden Stauden liegen Herrn C. Koch nur die Versuche einer frühern Zeit vor, wo die Mehrzahl derselben im hiesigen Botanischen Garten in Töpfen eultivirt wurden. Gerade in dieser Be- ziehung sind während der Zeit meiner Amtsführung eine Menge von Versu- chen gemacht worden, welche zeigen, 279 dass die Mehrzahl der Perennien, die in Deutschland noch hart sind, auch un- ter dem Schutze der Schneedecke des nordischen Winters ganz vortrefflich ge- deihen, sofern sie einen zweckmässigen Standort erhalten. In Folge dieser Ver- suche wird jetzt nur noch ein kleiner Theil der Perennien im Topfe eultivirt. Auf einem ungefähr 2 Acker grossem Stücke Landes sind alle ausdauernden Stauden jetzt in der Anordnung nach dem Systeme von Endlicher angepflanzt und ausserdem sind die zarteren und schöneren Arten Sibiriens, des Caucasus und der Gebirge Europa’ auf einer aus- gedehnten Steinparthie angepflanzt wor- den. Hier wuchert ein grosser Theil der früher nur im Topfe cultivirten Ar- ten im eigentlichen Sinne des Wortes. Nur die zarteren Arten erhalten im Win- ter eine leichte Moosdecke und so ge- reicht gerade diese Parthie jetzt den ganzen Sommer hindurch zur eigen- thümlichen Zierde,. Natürlich musste der Boden für viele derselben künstlich gemischt und namentlich dafür gesorgt werden, dass der oft hohe Wasserstand diesen Pflanzen keinen Schaden thun konnte , was auf dem früheren Stauden- quartier häufig stattfand. Manche Pflanze, die im Klima von Deutschland nicht mehr fröhlich gedeihen will, wächst hier in ungemeiner Ueppigkeit; so lie- ferte z. B. der Rubus arctieus, die köst- lichste der nordischen Beerenfrüchte, im letzten Jahre zahireiche Früchte, und es ist wahrscheinlich, dass diese Pflanze im Laufe der Zeit in ausgedehnterem Grade hier angebaut werden kann. Das eigenthümliche Arom der Früchte der- selben überbietet das aller andern Ru- bus-Arten. Die Beeren derselben, die man hier nur selten aus Finnland er- hält, werden zu Confituren und feinen Liqueuren sehr gesucht. Ausserdem stem- 280 peln die hübschen rothen Blumen die Pflanze selbst zu einer niedlichen Zier- pflanze für Steinparthien. Selbst die Pyrola - Arten, deren Cultur mir noch nicht im Garten gelingen wollte, Ly- copodium clavatum, Linnaea borsalis, Cornus sueeica, die Oxytropis-Arten Si- biriens etc, haben sich auf dieser Par- thie heimisch gemacht. Auch die Re- sultate dieser Versuche, soweit sie schön blühende Pilanzen betreffen, sollen bald der Oeffentlichkeit übergeben werden, da man bis jetzt der Culiur der Peren- nien im freien Lande im hiesigen Klima noch viel zu wenig Aufmerksamkeit ge- schenkt hatte und dieselben aus einem ähnlichen Gesichtspunkte, wie dies vom Herrn C. Koch geschildert wird, betrach- tete. Zu den Sammlungen der Gewächs- hauspflanzen übergehend, hat Herr C. Koch die von uns vor mehreren Jahren in der Gartenflora gegebene Schilderung als Grundlage benutzt. Seitdem hat sich aber manches in Bezug auf die Aufstellung der Gewächshauspflanzen verändert, indem jene Beschreibung kurz nachdem gegeben ward, als in allen Ge- wächshäusern die Pflanzen kurz nach dem Eintritt des Referenten in seinen jetzigen Wirkungskreis in einer andern und mehr decorativen Weise aufgestellt worden waren. Die Schilderung, welche C. Koch von dem Sommer Petersburgs gibt, ist zu ungünstig. Derselbe ist im Allge- meinen schöner und beständiger als der Deutschlands, indem gemeiniglich von Mitte Juni bis Mitte September n. St. eine sehr angenehme und warme Tem- peratur herrscht, ja die Wärme oft bis zu einer fast unangenehmen Höhe sieigt. Nur zu Anfang des Sommers sind die Ostwinde raub und trocken und machen das Herausbringen der Pflanzen aus den Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Gewächshäusern oft misslich. Da diese erst Mitte Juni in’s Freie gebracht wer- den können, so hat deren Trieb bereits begonnen und leidet dann oft bedeu- tend, wenn bald nachher jene Winde einfallen. Der Winter ist weniger durch seine Kälte als durch seine Länge empfind- lich. Eine Kälte von 23 — 26° R. ge- hört schon zu den Seltenheiten und herrscht stets nur kurze Zeit. Wenn aber Herr C. Koch annimmt, dass der Mangel an Licht in Petersburg weniger für die Cultur der Pflanzen empfindlich sei, als in Deutschland, so befindet er sich im Irrthum. Lichtmangel ist gerade jene Schwierigkeit, mit dem der Cultiva- teur, namentlich in Bezug auf zartere tropische Pflanzen am meisten zu kämpfen hat. Von Mitte October (n. St.) bis Ende Januar oder zuweilen selbst bis Ende Februar herrscht eine durchschnit- liche trübe Witterung. Dünne Nebel- wolken, denen ein feiner Regen oder Schnee häufig entströmt , schliessen das Sonnenlicht mit wenigen Ausnahmen ab. Blumen, die im November und December an manchen Pflanzen in Deutschland während dieser Zeit in den Gewächshäusern noch dankbar erschei- nen, entwickeln sich unterm Einfluss dieses trüben Wetters und der entsetz- lich kurzen Tage, die im December kaum 6 — 7 Stunden zählen, nieht mehr und was vom Herbste noch in Blüthe oder Knospen, stoekt schnell ab. Nur Pri- mula ehinensis, Camellien und Zwiebel- gewächse, Erica colorans, gracilis au- tumnalis und andere im Winter blü- hende Ericen, einzelne Orchideen, unter denen Zygopetalon Maxillare, crini- tum , Oneidium flexuosum, Cypripedium insiene etc. und im Zimmer die Olea fragrans entwickeln noch ihre Blumen. Mit Ende Januar n. St., oft aber auch l. Originalabhandlungen. bedeutend später, bringen gemeiniglich kalte Ostwinde ein klares und heiteres, aber kaltes Wetter, das dann oft lange anhält und die Treiberei von Blu- men und Gemüsen wesentlich begün- stigt. Kälter, aber kürzer und heller ist schon der Winter Moskau’s, wo die aus dem Innern kommenden kalten Winde, die kaltes und helies Wetter bringen, vorherrschen , während in Petersburg die über die Meeresfläche streichenden Südwestwinde zuweilen mitten im Win- ter und zwar fast regelmässig zur Zeit des Russischen Weihnachtsfestes (Aus- gang December und Anfangs Januar n. St.) Thauweiter und Regen bringen. Endlich ist es wohl zu berücksichtigen, dass wenn während der 3 kürzesten Wintermonate (November bis Januar) die Sonne wirklich einmal scheint, sie bei dem niedrigen Stande selbst Mittags über dem Horizonte nur auf Häuser mit stehenden Fenstern eine geringe Ein- wirkung zeigt. Aus allen diesen Grün- den bietet der Winter Petersburgs für die Cultur der Gewächshaus - Pflanzen viel mehr Schwierigkeiten als der Deutschlands. Wie wir schon andeuteten, hat die Aufstellung der Pflanzen mancherlei Ab- änderungen erlitten , indem einestheils mehrere Pflanzenfamilien, wie Farren, Aroideen, Orchideen und Bromeliaceen in dem neuen Orchideenhause aufge- stellt sind, welches rechts von dem im letzten Jahre neu erbauten Eingangs- Pavillon liegt. Von jeder dieser 3 Fa- milien sind die Sortimente an einem Orte nach den Gattungen behufs der bessern Uebersicht zusammengestellt wor- den; die Doubletten der Bromeliaceen vegetiren mit einzelnen Orchideen ge- meinschaftlich in grösster Ueppigkeit an Gruppen von Baumstämmen, zwi- schen denen die grossen Exemplare der Orchideen herunterhängen. Es bildet 281 dieses Orchideenhaus ein würdiges Ge- senstück zum Palmenhaus und ge- hört zu den interessantesten Parthien des Botanischen Gartens, wo diese 4, auch im Vaterlande gemeinsam auf- tretenden Familien zu schönen Grup- pirungen vereinigt sind. Die Succulen- ten (Alo&, Agave, Mesembrianthemum etc.) füllen jetzt ein Haus für sich. Ein anderes nimmt die reiche Cactus-Samm- lung ein, die wie die der Succulenten nach den Gattungen und Arten verei- nigt ist. Eins der niedrigen Warmhäu- ser wird fast ausschliesslich mit den kleinen Palmen aller Zonen, ein anderes mit den Sortimenten von Dracaena, Fi- cus und der zarteren laubabwerfenden Bäume der Tropen gefüllt. Ausserdem werden die andern Pflanzen der Kalthäu- ser und Warmhäuser,, theils nach den Familien (30 Conileren, Ericen, Epacri- deen, Proteaceen, Acacien, Neuholländer, Capenser, Pflanzen der Flora des Mittel- meeres und der Canarien), theils nach dem Vaterlande vereinigt. Mit der voll- ständigen Revision aller Pflanzen, richti- ger Bezeichnung derselben auf grossen angehängten Etiquetten nebst Vaterland werden diese Ausscheidungen und Grup- pirungen auch immer vollständiger und in Zeit von einigen Jahren vollständig beendigt sein. Die offieinellen und tech- nisch wichtigen Pflanzen sind durch be- sondere grössere Etiquetten mit schwar- zem Rande ausgezeichnet und darauf ist auch deren Nutzen und Gebrauch be- merkt, neben Vaterland etc, — Als einer ausgezeichneten Pflanze, die das Institut seitdem auf Befehl Sr. Majestät erhielt, nenne ich ein ungefähr 35 Fuss hohes Musterexemplar von Araucaria excelsa, Wahrscheinlich ist dies nach dem Absterben des Riesen- Exemplars in Laxenburg das schönste Exemplar, was jetzt in den Gärten Eu- 282 ropa’s existirt, da es seine Zweige vom Grunde des Stammes bis zur Spitze in grösster Schönheit behalten hat. Die mächtigen Palmen im Palmen- hause überraschen alle Kenner und ein- stimmig ist man der Ansicht, dass es die grössten und schönsten Exemplare in den Gärten Europa’s sind. Als Pro- fessor Nägeli sich vor 2 Jahren einige Zeit hier aufhielt, bildete das Wachs- thum des Palmenstammes mehrfach den Gegenstand der Besprechung. Wir ha- ben schon einigemal darauf hingewie- sen, dass es lange dauert, bis die Pal- men mit dickerem Stamme in den Stamm emporschiessen. Gleich einer stengel- losen Pflanze bilden dieselben lange Zeit immer Blätter, die aus dem noch stammlosen stockförmigen Grunde ent- springen, der sich dabei stets verdickt. Besonders lange dauert dieses Wachs- thum z. B. bei Sabal umbraculifera, der mächtigen Fächerpalme der Westindischen Inseln. Von dieser stehen im hiesigen Palmenhause zwei Exemplare im freien Grunde, die wahrscheinlich ein gleiches Alter mit den Syagrus- und Attalea- Arten haben, die jetzt schon 20 — 40 Fuss hohe Stämme gebildet haben. Bei dem kräftigsten Wachsthume schiessen sie aber immer noch nicht in den Stamm, aber der stockförmige Stammansatz verdickt sich so gewaltig, dass von den untersten und äussersten noch erhalte- nen Blättern die Blattstiele da, wo sie an den Stamm ansitzen, in der Mitte aus- einandergeplatzt und ihre beiden 'Theile weit auseinandergeschoben sind, ein deut- licher Beweis, wie stark der Stamman- satz derselben im Umfang zunimmt. Schiesst der Palmenstamm aber einmal empor, dann bilden sich in dessen Stamme keine neuen Gefässbündel mehr und auch die einzelnen zerstreuten Ge- fässbündel vergrössern sich nicht mehr Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und zeigen keine neuen Gefässe oder junges, den Stamm umkleidendes Holz, wie dies beiandern monocotyledonischen Stämmen, z. B. von Yucca, Alo&ö, Dra- caena etc. der Fall ist. Der Stamm der Palme schiesst also gleichsam wie der Schaft einer Zwiebel empor und kann sich nach dessen Aufschiessen nicht mehr verdicken, wenn man die Art seines Wachsthums in Erwägung zieht. Trotzdem glaubte der Referent noch eine Verdickung einiger der stärksten Stämme unserer Palmen wahrgenommen zu haben. Um in dieser Beziehung zum Abschluss zu kommen, wurden einige dieser Stämme im Jahre 1858 gemeinschaftlich mit Nägeli gemes- sen. Wir haben im Herbst 1859 diese Messung wieder controllirt und folgen- des Resultat erhalten: — Der Stamm einer Syagrus plumosa hielt im Herbste 1858 bei einer Höhe von 1 Arschin 136/g Werschock (ungefähr 4 Fuss) 156g Wersch. im Umfange, Bei der Nach- messung im Herbste 1859 zeigte der Stamm an der gleichen Stelle 16 W. Umfang; also Zunahme gleich 4 W. oder 1], Zoll. Eine Attalea excelsa zeigte bei einer Höhe von 1 Ar. 10%/z W. Höhe einen Stammumfang von 1 Arsch. 127/;g W. Umfang, und bei der Nachmessung im Herbste 1859 dagegen 1 Arsch. 13 Wersch., also eine Zu- nahme von °|,, Wersch., was ungefähr 1 Zoll ist. Eine andere Attalea excelsa zeigte bei 12 Wersch. Höhe einen Stammum- fang von 1 Arsch. 103, Wersch., und bei 2 Arsch. Höhe einen Umfang von 1 Arsch. 81/, Wersch. Bei der Nach- messung im Herbste 1859 ergab sich für die erstere Messung keine Zunahme, für die zweite obere aber ein Umfang von 1 Arsch, 9 Wersch., also eine I. Originalabhandlungeni. Zunahme von ?/,s Wersch., was gleich 15/; Zoll ist. — Da sich an einer Stelle gar keine Zunahme zeigte, so erscheint mir das ‚Resultat dieser Messung, welche bei allen anderen eine Zunahme des Stamm- umfanges in einem Jahre von !/a—1P/g Zoll zeigte, etwas getrübt, Die Messun- gen selbst waren immer an Ringen, d.h. wo Blätter abgefallen, gemacht und das Band zum Messen ward unmittelbar un- terhalb des Ringes angelegt. Wir wer- den diese Messungen noch einige Jahre wiederholen und dann zu einem sichern Resultate kommen, ob die Erfahrung der aus der Theorie genommenen An- nahme, dass der Palmenstamm nach dem Aufschiessen sich gar nicht mehr ver- dicke, entspricht, oder ob, wie diese erste Nachmessung zu zeigen scheint, eine wenngleich schwache Verdickung dennoch stattfindet. Hierbei wollen wir uns noch die Be- merkung erlauben , dass das Auspflan- zen der Palmen in den freien Grund des Palmenhauses einerseits den Vortheil jener üppigen Entwicklung in Folge hat, die der im Vaterlande kaum nachstehen kann. Dagegen scheinen uns die Nach- theile diesen Vortheil mehr als aufzu- wiegen und diese bestehen darin, dass bei ungestörtem fernern Wachsthume ei- ner in den freien Grund gepflanzten Palme jedes Palmenhaus bald zu niedrig werden wird, oder dass bei Arten , die ihre Wurzeln tief hinabsenden, diese in ein kälteres Erdreich eindringen und hier verderben, wodurch auch den kräf- tigsten Exemplaren ein schnelles Ende vorbereitet wird, ohne dass man im Stande ist, den einmal auf diese Weise zurückgehenden Exemplaren zu helfen. Dieser letztere Nachtheil zeigt sich un- term Einfluss des langen nordischen Winters hier in besonders hohem Grade. 283 Wo man also dennoch Palmen in den freien Grund des Hauses pflanzen will, lege man den Grund in einer gewissen Tiefe mit fest verbundenen Platten aus und fülle erst hierauf den Boden in wel- chen die Palmen gepflanzt werden sol- len, um das Tiefgehen der Wurzeln zu vermeiden. Unterirdisch geführte Ka- näle sollten ausserdem noch für Erwär- mung des Bodens zur Zeit der streng- sten Fröste sorgen. — Den Bestand der reichen Sammlun- gen unseres Institutes haben wir schon pag. 79 und 80 im Jahrgange 1849 dieser Blätter besprochen. Eine so leb- hafte Benutzung derselben wie der zu Kew findet hier allerdings noch nicht statt, namentlich weil erst kürzlich die Aufstellung eines Museums der ange- wandten Botanik beendet werden konnte und hierzu überhaupt uns eine geeig- nete Räumlichkeit bis jetzt noch fehlt. Gerade ein solches Museum zieht, wie die in Kew gemachten Erfahrungen lehren, die weitesten Kreise des unter- richteten Publikums in’s Interesse, Da- gegen haben unsere anderen Sammlun- gen und namentlich die Herbarien sich einer regen Benutzung von Seiten des gelehrten Publikums zu erfreuen gehabt. So wurden in dem Jahre 1858 und 1859 allein 20 verschiedene Familien zur Bearbeitung an Botaniker des In- und Auslandes mit Bewillignng des Hohen Chefs des Instituts, des Herrn Baron von Meyendorff, ausgegeben und dadurch der Wissenschaft nutzbar ge- macht. Im Institute selbst wurden meh- rere wissenschaftliche Arbeiten durchge- führt, auf die wir speciell zurückkom- men werden, und die bleibende Sicher- stellung aller bearbeiteten Pflanzen durch Vergiftung ist im raschen Fortschreiten. So geht auch das hiesige Institut seinen ruhigen Weg, um seine reichen Samm- 254 lungen an lebenden Pflanzen und ande- ren Produkten des Pflanzenreichs weite- ren Kreisen zugänglich und der Wissen- schaft nutzbar zu machen und so dem Zwecke, zu dem es gegründet, so weit als die Mittel und die in denselben thä- tigen Kräfte es erlauben, immer mehr zu entsprechen. Ueber die Pflanzen-Sammlungen und anderweitigen Sammlungen des Instituts erlaubt uns die am Jahresschlusse vor- genommene Revision die folgenden Mit- theilungen zu machen. Die Sammlung der lebenden Pflan- zen umfasst gegenwärtig 18500 "be- stimmte und unbestimmte Arten, Da- von sind während der Amtsführung des Referenten 7900 Arten untersucht und nebst Angabe von Autor, Citaten etc. eingetragen worden. Unter den 10600 an- deren Arten mögen sich viele befinden, die mit bereits untersuchten Arten zusam- menfallen werden, so dass wir- der Wahrheit am nächsten zu kommen glau- ben, wenn wir. annehmen, dass der Petersburger Garten ungefähr 16000 gut unterschiedene Arten ceultivirt. Die Zahl der im freien Lande cultivirten Stau- den mag ungefähr 4500 Arten betragen. Davon stehen 4000 Arten in dem gros- sen Staudenquadrat in systematischer Ordnung und 1065 Arten sind in der Steinparthie zusammengetragen. Von den ersteren werden im Winter keine geschützt, unter den letzteren werden im Winter viele mit Moos gedeckt. Die Sammlung der im freien Lande aus- dauernden Bäume und Sträucher mag ungefähr 500 Arten umfassen. In den Gewächshäusern mögen ungefähr 10000 Arten in 60000 Exemplaren cultivirt werden, Die Carpologische Sammlung umfasst 25800 Arten und ist noch unter Mitwir- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. kung des zu früh gestorbenen Rach systematisch geordnet. Die Zahl der in den Herbarien auf- bewahrten Arten kann kaum mit Sicher- heit geschätzt werden, doch dürfte die- selbe jedenfalls 100000 übersteigen. Am reichsten und vollständigsten sind hier die Sammlungen aus dem ganzen Berei- che des Russischen Reiches, des Orients und Brasiliens. Zur Bearbeitung ver- sendet wurden im Laufe des letzten Jahrs 7 Pflanzenfamilien oder Samm- lungen. Als bearbeitet erhielten wir zurück 5 Pflanzenfamilien , nämlich die Aroideen vom Hrn. Dr. Schott, die Apocyneen vom Hrn. Dr. Müller in Genf, die Begoniaceer vom Hern. Prof. A. Decandolle, die Cuseuteern vom Hın. Dr. Engelmann, die Characeen vom Hrn, Prof. A. Braun, nachdem im letzten Jahre vom Herrn O. Berg die Myrta- ecen Amerika’s, bearbeitet worden waren. Als aus dem Institute in den letzten Jah- ren hervorgegangen sind zu nennen: Die amorphische Bearbeitung der Maranta- ceen (*) und Eriocauleen von Dr. Körnicke, die Florula ajanensis (*) vom Referenten und Dr. Tiling, die Flora amurensis von Maximowiez, eine Monographie der Betu- laceen (*) vom Referenten und eine Be- arbeitung der Stubendorfi’schen und Paullow’schen Sammlung von Pflanzen Östsibiriens vom Referenten, Rach und Herder (*). Die mit (*) bezeichneten sind nebst mehreren kleineren Arbeiten in den Schriften der Kaiserlichen Natur- forschenden Gesellschaft Moskau veröffentlicht. — Die Arbeiten über die lebenden Pflanzen des Gartens wurden theils in den Samencatalogen des Instituts als An- hang, theils in der Gartenflora veröffent- licht. Specielle Beobachtungen sind ausserdem in der Arbeit des Referenten, die Parthenogenesis im Pflanzenreiche, zu Taf 3 SEE ER nn, IC Neusser Ten T, . UCLRE. chteguesreschea‘ ovale cd I. Originalabhandlungen. publieirt in den Memoiren der Kaiserli- chen Academie der Wissenschaften zu Petersburg niedergelegt worden. Man ersieht hieraus, dass die reichen Sammlungen des Instituts nicht brach liegen, sondern zu wissenschaftlichen Arbeiten von hiesigen wie auswärti- gen Gelehrten fleissig benutzt werden In seinen wissenschaftlichen Arbei- ten wird der Referent gegenwärtig vom Herrn von Herder und in den andern Arbeiten durch die Obergärtner kräftig unterstützt. — Da das Institut jetzt den Vorzug hat, als hohen Chef den Herrn Oberhofmei- ster, Mitglied des Reichsraths, Präsiden- ten des Cabinets Sr. Majestät ete., Hrn, Baron P. v. Meyendorff an seiner Spitze zu haben, eines Mannes, der nicht nur für alle gelehrien Bestrebungen das lebhaf- teste Interesse hat, sondern auch selbst in der gelehrten Welt hinlänglich be- kannt ist, so wird auch der Kais. Bota- nische Garten in Petersburg die Folge den Platz unter den derartigen Instituten Europa’s einnehmen, welcher demselben als dem Repräsentanten der Pflanzenwelt eines Reiches gebührt , das den halben Erdkreis umspannt. Alle Bestrebungen , welche mit der genaueren Erforschung des eignen Län- dergebietes in Verbindung stehen, sei es in Bezug auf Cultur oder rein wis- senschaftlichke Bestrebungen müssen da- bei natürlich in den Vordergrund tre- ten und hier muss in jeder Beziehung grösstmöglichste Vollständigkeit strebt werden. In anderer Beziehung enthält das In- stitut alle Lehrmittel, um jeden der Be- suchenden einen Blick über die mannig- faltigen Formen des Pflanzenreichs des ganzen Erdballs zu geben und um zu- gleich auch dem Besuchenden den prak- tischen Beweis zu liefern, in welch man- vl. 1860. für ange- 235 nigfacher Beziehung die Pflanzenwelt zum Haushalt des Menschen steht. Eine kurze Zusammenstellung und Recapitulation dessen, was in den letz- ten 5 Jahren in dieser Beziehung ge- schehen,, wird am besten den Weg be- zeichnen, den das Institut betreten hat: A. In Bezug auf Cultur und Auf- stellung. 1) Das Institut ist jedem Besucher täglich geöffnet, 2) Ueber die für unser Klima geeig- neten Holzgewächse sind zahlreiche Ver- suche gemacht und ein neues Arbore- tum ist angepflanzt worden. 3) Die schönblühenden und interes- santeren Perennien, besonders die der Flora Russland’s sind zu einer grossen decorativ gehaltenen Parthie vereinigt worden. Hier werden jetzt eine grosse Zahl solcher Pflanzen mit dem besten Erfolge im freien Lande cultivirt, die früher nur in schwächlichen Topf-Exem- plaren gehalten wurden und jährlich vergrössert sich die Masse der hier ceul- tivirten Pflanzen durch neue Einführun- gen, die für sind. 4) Die Aufstellung in den Gewächs- häusern ist, soweit dies die Cultur er- laubt, decorativ. Die schwieriger zu eultivirenden und unscheinbareren Pflan- zen stehen in besondern Culturhäusern, Die Pflanzen selbst sind, soweit dies möglich, nach den Familien, Gattungeu cder dem Vaterlande zusammengestellt und die medicinisch oder technisch wichtigen Pflanzen besonders bezeichnet. unser Klima geeignet B. In wissenschaftlicher Beziehung. I) Die perennirenden Stauden wur- den nach dem Systeme Endlicher’s an- gepflanzt, 21 256. 2) Alle Pflanzen, welche zur Blüthe kommen, werden wissenschaftlich ge- prüft und festgestellt und das was neu in den jährlichen Samen-Cataiogen be- schrieben. 3) Die geprüften Pflanzen werden in den vollständig angefertigten Catalogen mit Autor, Citaten und Vaterland ein- getragen und damit die Ausgabe eines wissenschaftlichen Cataloges desInstituts vorbereitet, eine Arbeit, die jetzt schon so weit vorgeschritten, dass sie jeder- zeit zum Abschluss gebracht werden kaın. 4) Alle Pflanzen sind etiquettirt und die berichtigten mit Autor und Vater- land versehen. 5) Alle Nutzpflanzen werden brson- ders bezeichnet. 6) In der reichen Holzsammlung ist eine Sammlung von Pflanzen-Abdrücken der Tertiärzeit eine andere der frühern Perioden aufgestellt. 7) Die Carpologische , 25000 Nun- mern umfassende Sammlung ist syste- matisch aufgestellt und in den gleichen Räumen ist die Aufstellung eines Bota- nischen Museums der durch ihren Nutzen ausgezeichneten Pflanzen, sowohl nach Familien, sowie nach deren Producten, gruppenweise vollendet und sind diese Sammlungen jetzt allen Besuchenden ge- öffnet. 8) Die vom Herrn v. Berg vollstän- dig geordnete Bibliothek kann im Insti- tute jederzeit benutzt werden, 9) Die reichen Herbarien sind mit der Bewilligung des Hohen Chefs in der oben angegebenen Weise für alle wissenschaftlichen Arbeiten zugänglich gemacht und bereits lebhaft benutzt worden. 10) Dieselben werden behufs leich- terer Benutzung allmälig zu 3 Samm- lungen vereinigt, nämlich einem Russi- und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. schen Herbarium,, einem Allgemeinen Herbarium und einem Garten-Herbarium. Von diesem ist die Anordnung des Leiz- teren bereits vollendet und auch die wichtigsten Originalien für die Flora Russland’s sind bereits vollständig ge- ordnet, gegen Wurmfrass vergiftet und mit Papierstreifen aufgeklebt. Ausser- dem wird jede bearbeitete Familie ete. sofort vergiftet. — 11) Ueber die im Institute vorge- nommenen wissenschaftlichen Arbeiten ward oben berichtet. Die für den Gar- tenbau gewonnenen Resultate werden in der Zeitschrift des Russischen Garten- bau-Vereins und in der Gartenflora in Russischer und Deutscher Sprache ver- öffentlicht und ausserdem grössere Ar- beiten in dieser Beziehung vorbe- reitet. Es zeigen diese Angaben hinläng- lich, in welcher Weise der Kaiserliche Botanische Garten in St. Petersburg jetzt seine ihm gestellte Aufgabe zu er- reichen strebt. Wenn Herr ©. Koch in seiner neue- sten Schrift von demselben behauptet, dass derselbe ästhetische Principien ganz besonders berücksichtige , so ist das nur soweit wahr, als dies einmal andere dem Institut obliegende Pflichten erfordern und als sich dies mit den wissenschaft- lichen Zwecken der Anstalt, ohne solche zu beeinträchtigen, vereinigen lässt. Ein- lässlich haben wir uns in dieser Be- ziehung in unserem früheren Artikel ausgesprochen, — DerBotanische Garten in Kew wird von C. Koch als das bedeutendste Institut der Art geschildert, das über- haupt existirt. Seine wissenschaftliche Bedeutung erhielt er erst durch J. Banks, welcher denselben bedeutend erweiterte und darauf zu Ende des vori- I. Originalabhandlungen. gen Jahrhunderts bedeutende Summen verwendete *). Der jetzige Director, Sir W. Hoo- ker, ein Mann, dessen Name durch “seine zahlreichen Verdienste um die Wissenschaft und Gärtnerei allenthalben bekannt ist, gab ihm seine jetzige Ein- richtung, die dieses Iustitut für die wei- testen Kreise nutzbar macht. So. ist dieses Institut jetzt ein wahrhaftes Bil- dungsmittel für Jeden geworden, der der Pflanzenwelt nur einigesInteresse schenkt, und in diesem Bestreben wird er durch seinen Sohn, D. Hooker, bekannt durch seine Reisen und Entdeckungen im Himalaya und mehrere Botanische Schriften von Bedeutung, redlich unter- stützt, — Jährlich gibt der Director einen Be- richt ‚über die Thätigkeit des Instituts und die Verwendung der Geider, wel- cher Bericht dann veröffentlicht wird. Diese Berichte gehen bis auf das Jahr 1853 zurück, seitdem das Institut im wahren Sinn des Wortes zu einem Na- tional-Institut umgewandelt ward, indem in diesem Jahre das Botanische Museum bedeutend vergrössert ward. Die Aufstel- lung und Vertheilung der Pflanzen im Gar- ten im Freien und in den Gewächshäusern ist im ästhetischen Geschmacke durchge- führt. Als Zweck des Instituts stellte Sir W. Hooker selbst in einem sei- ner Berichte einen ähnlichen fest, wie wir solchen in unserm letzten Artikel über Botanische Gärten begründeten. Durch die mannigfachen Einrichtun- gen, die zur Belehrung des Publikums x) Aiton, Hortus Kewensis, eins der wichtigsten der von einem Botanischen Garten ausgegangene Werke, erschien 1789 in erster Auflage. 287 getroffen worden sind, durch Aufstellung der Stoffe, welche das Pflanzenreich in so zahlreicher Menge für den Haushalt des Menschen liefert, durch die Ein- richtung, dass dem gelehrten Fachmann, dem Freund der Pilanzenwelt, dem Kauf- mann, dem Handwerker gleich viel gebo- ten ist zur Belehrung, hat der früher spärliche Besuch in so beispielloser Weise zugenommen , dass das Institut jetzt durchschnittlich im Tage von 1000 Personen besucht wird. Die Verwal- tung des Instituts ist die folgende: 1) Der Director hat die oberste Leitung über das ganze Institut, über die Sammlungen , Culturen und Admi- nistration und führt die Correspon- denz. Es ist dieses der berühmte Sir W. Hooker. 2) Ein Adjunct unterstützt den Director in allen seinen Arbeiten. Die- sen Posten versieht D. Hooker. 3) Ein Curator hat die Ober- Aufsicht über den Garten, die Culturen, Bezeichnung der Pflanzen, Annahme und Abgabe von Pflanzen, das Inventar, An- nahme und Entlassung von Gärtnern und Arbeitern ete. Es ist dieser der auch als Botaniker bekannte J. Smith. 4) Ein Adjunct des Gärtners. 5) Ein Conservator und 2 Assisten- ten für das Museum und zwei Assisten- ten für Bibliothek und Herbarien. 6) Sieben Obergärtner stehen den verschiedenen Cultur-Abtheilungen vor. 7) Gärtner , Arbeiter, uniformirte Constabler zur Bewachung, Handwer- ker etc. sind nach Bedürfniss ange- stellt. Erst im Jahre 1841 ward der Bota- nische Garten in Kew von der Königli- chen Familie dem Publikum geöffnet. Damals umfasste er nur 17 Morgen Lan- des, seitdem hat er aber einen Flächen- raum von 119 Morgen Landes erhalten, 2 * 288 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. wobei der Pleasure - ground noch nicht , Ein Conservator mit 2 Assistenten und mit eingerechnetist. Schon im Jahre nach |2 Gehilfen besorgen die Aufstellung der Eröffnung ward der Garten von 9174 | aller eingehenden Gegenstände und über- Personen besucht und dieser Besuch steigerte sich von Jahr zu Jahr der- massen,, dass im Jahre 1858 die Zahl der Besucher auf 405.376 anstieg , wo- bei diejenigen, welche nur Bibliothek und Herbarien benutzten , nicht einge- rechnet sind. Der Garten zerfällt in die folgenden Abtheilungen: 1) In die Gewächshäuser, welchen 4 Obergärtner vorstehen. Wenn auch nicht an Zahl der Arten, so sind doch sicher die Gewächshäuser Kew’s an Zahl selt- ner und allgemein interessanter Pflanzen die reichsten. Die Zahl der jährlich von den Colonien und aus allen Theilen des Erdballs einströmenden Pflanzen ist kaum zu bewältigen. Letzteres Jahr ward wieder ein neues 536 Fuss langes Conservatorium erbaut. Täglich um 1 Uhr wird der Garten dem Publikum ge- öffnet und kann dann bis zur Nacht von Jederman besucht werden. 2) Der Pleasure-ground und das Ar- boretum nehmen jetzt einen Raum von 400 Morgen ein sind ein Drahtgitter vom eigentlichen Garten ge- trennt. Diese Abtheilung steht wieder un- ter einem besondern Öbergärtner. Die Gehölz - Sammlung ist wohl die reichste Europa’s und enthält nicht weniger als 3500 Arten und Abarten. 3) Die Gehölzschulen versorgen den Garten selbst mit den nöthigen Bäu- men und Sträuchern und geben den Ueberfluss an andere öffentliche Anla- gen ab. 4) Der Garten der Königin hält 43 Morgen und ist allein für die Königliche Familie bestimmt. 5) Das Museum der und durch angewandten nehmen die Aufsicht. Es ist jetzt ein besonderes Gebäude dazu aufgeführt worden und findet dasselbe so viel Bei- fall, dass fast alle Gegenstände, die sich in demselben befinden, dem Museum ge- schenkt wurden. 5) Das Herbarium und die Bibliothek. Den Stamm desselben bildet das reiche Herbarium Hooker’s, das dieser der Anstalt übergeben hat. Diesem sind nun einige andere grosse Sammlungen einverleibtt worden und neuerdings kam auch noch die sehr be- trächtliche Sammlung hinzu, welche das Ostindische Gouvernement in Ostindien sammeln liess. Unter den letztern be- finden sich z. B. die bedeutenden Samm- luneen von Falconer und Griffith. Die Herbarien in Kew sind wohl die reich- sten die existiren und Prof. Koch, der am genannten Orte einlässlicher über solche berichtet , legt ausserdem noch einen besondern Werth darauf, dass Her- barien für jeden Botanischen Garten un- entbehrlich sind und ein öffentliches Her- barium stets mit einem Botanischen Gar- ten verbunden sein sollte. Die Herren Oliver und Black besorgen jetzt Biblio- thek und Herbarium. 6) Die Gärtner - Bibliothek und das Lesezimmer. Hier befin- det sich eine Auswahl der besten Bü- cher über Gärtnerei und den damit in Verbindung stehenden Wissenschaften, welche zur Benutzung der Gärtner des Instituts besonders aufgestellt sind. Da im Garten zu Kew gleichzeitig auch stets Gärtner gebildet werden, besonders solehe, die für die Colonien bestimmt sind, so ist die Einrichtung von grossem Nutzen und wird bei der Ausstellung Botanik ward im Jahre 1847 gegründet. | von Zeugnissen darauf Rücksicht ge- I. Originalabhandlungen. nommen, ob die Betreffenden diese Bib- liothek fleissig benutzt haben, zu wel- chem Zwecke jeder Eintretende sich in ein besonderes Buch einzuschreiben hat. — Am Schlusse des Artikels erwähnt Sir W, Hooker noch der Reisenden, wel- che auf Veranlassung des Institutes, theils unterstützt von andern Departe- ments zur Erforschung anderer Länder und Einsendung deren Pflanzen ausge- rüstet worden sind. Es sind dies: M. Bourgeau ging mit der Expe- dition des Capitän Palliser nach den nördlichern Besitzungen Englands Nord - Amerika, namentlich aber nach Rocky Mountains. D. Kirk mit Livingstone nach dem östlichen tropischen Afrika. Mr, Milne mit Capitän Denham zur Erforschung von Figi und andern fast noch unbekannten Inseln des stillen Oceans. Dr. Lyall mit der Expedition, die die Grenzen zwischen den Vereinigten Staaten und den Pritischen Besitzungen am Columbia - Fluss festzustellen hat. Hrn. Lyall ist ausserdem noch der Corpo- ral Buttle als Gehilfe zugegeben. Diese Expedition wird auch Vancouver- Island in 289 besuchen und dürfte von dort reiche Einführungen an harten Coniferen und andern interessanten Pflanzen mit- bringen. Herr Wilford, früher Assistent am Herbarium zu Kew, ging nach Hong- Kong, Japan und dem nördlichen China. Von ihm sind schon Sammlungen aus Hong - Kong und Formosa aängekom- men, Hr. Barter mit Dr. Baikie zur Er- forschung des Innern von Afrika ent- lang den Küsten des Niger. Ueber diese wichtige Expedition brachten wir schon einige Berichte. Herr Spruce reiste, unterstützt vom Kew-Garten auf eigene Kosten ent- lang dem Amazonenstrom und den An- den, vom atlantischen bis zum stillen Ocean. Gegenwärtig hält er sich in den China-Gegenden in Equador auf. — Die vorhergehende Schilderung der sanzen Einrichtungen vom Kew-Garten und dessen Museum zeigt am deutlich- sten, dass dieser Garten jetzt in Be- ziehung auf seine Thätigkeit, Nutzen für die Wissenschaft und Mittel der be- deutendste der Welt ist. (E. R.) 3) Naehträgliches über Blattläuse., Im Decemberheft (pag. 359) des letz- ten Jahrganges der Gartenflora geben wir einige Betrachtnngen über die Ver- mehrung der Blatt!äuse und namentlich deren massiges Auftreten an kranken Pflanzen. Es ist dieser Artikel in Uebersetzung unter anderm auch in die Gartenjournale Frankreichs übergegangen und in dem vom Herrn Funk jetzt redigirten vor- trefflichen Journal d’hortieulture prati- que eommentirt worden. Wir sagten in jenem Artikel wört- lich, „die Vermehrung der Blattläuse steht in ganz directem Verhältnisse zu deren Ernährung. Nur wo sie Pflanzen oder Pfianzentheile finden, die sich zu ‚deren Ernährung eignen oder gleich- 290 sam zu Solcher vorbereitet sind, können sie sich schnell fortpflanzen. Auf zu ihrer Ernährung ungenügende Pflan- zen gebracht, sterben sie bald, ohne fernere Fortpflanzung zu zeigen. — Wir liessen nun die speciellen Bei- spiele und Mittel zur Vertilgung folgen. Herr Funk in seinem Commentar geht nun in der Hauptsache ganz einig mit uns. Schon in der Uebersetzung ist aber der von uns im vorhergehendem gesperrt gedruckten Passus (oder gleichsam zu solehem vorbereitet sind) weggelassen *), und sucht Hr. Funk gerade den Haupt- grund der schnellen Vermehrung der Blattläuse in dem kränklichen Zustand der Pflanzen. Hierzu führt er beson- ders jene häufigen bekannten Beispiele an, wenn Pflanzen des Kalthauses im Warmhause eultivirt werden und zeigt, wie sie da von Ungeziefer befallen sind, während bei richtiger Oultur sich sol- ches nicht einfindet. Ferner zeigt er, dass auch Erde, fehlerhaftes Begiessen etc. den gleichen Einfluss haben kön- nen. — Wir gehen nun in dieser mit Hrn. Funk vollkommen haben diese Thatsachen Beziehung einig und nie geläugnet, *) C’est seulement lä oü ils trouvent des | planites ou des portions de plantes qui ser- vent & leur nourriture et qui sont appropriees & leur nature, que leur propagalion peut alt- teindre toutes ses proporlions. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ja sogar besonders in dem angezogenen Artikel erwähnt und ist dies auch in die Uebersetzung übergegangen. Es hatte jener Artikel aber vorzüglich den Zweck, jene noch immer unter den Gärtnern verbreitete Ansicht zu bekämpfen, als könnten kranke Pflanzen direet Pflan- zenläuse erzeugen, ohne dass ein Mut- ter-Individuum den Anlass zu deren Ent- stehung gebe. Die Vermehrung der Blattläuse steht in direeter Be- ziehung zur Nahrung die sie finden, das war der Satz, den wir er- weisen wollten, dazu besprachen wir deren rapide Vermehrung, wo sie Nah- rung finden und führten Beispiele auf, wo Pflanzen, an deren. jungem Laube sich Blattläuse ansiedeln, durch diese wo kraukhafte Entwicklung. der Pflanzen unter, anorma- Luft- oder Bodenverhältnissen die Pflanzen zur Ernährung der Blattläuse vorbereitet. Deshalb sagten wir, ist die Blattlaus bald Ursache der Krankheit, bald ist deren massiges Auftreten nur Folge krankhafter Entwicklung. erkranken und andere, len Wenn wir uns daher mit den vom Herrn Funk gegebenen Beispielen voll- ständig einverstanden erklären, so dür- fen andererseits auch darauf hin- weisen, dass auch wir nie eine Ansicht aufgestellt haben, welehe nicht als Fol- gerung wir aus diesen und anderen hetero- genen Fällen angesehen werden dürfte. (E. R.) 4) Dauerhaftigkeit von Polygenum euspidatum Sieb. Zuce. Auf S. 152 dieses Jahrganges be- | fel 291 eine Abbildung derselben. Wir schrieb Herr E. Ortgies diese interes- | können heute zu jenem Artikel nachtra- sante Pllanze und gab zugleich auf Ta- | gen, dass diese Pilanze auch im Bota-, II. Neue Zierpflanzen. nischen Garten zu Petersburg, sowie in |in kräftigster Vegetation dem Garten des Herrn Dahler daselbst vollkommen gut ausgehalten hat und 1) Oberdieck’s Taubenapfel. Im Aprilheft der Monatsschrift für Pomologie findet sich eine Abbildung dieser Frucht, welche von Liegel nach dem Deutschlands, dem Superintendent dieck, genannt wurde. Es gerundeter, verdienten Pomologen Ober- ist ein schön grünlich - gelber Apfel , mit leicht gerötheter Sonnenseite. Derselbe eignet sich gleich gut als feiner Tafelapfel, sowie zu jedem Küchengebrauch. Er zeitigt auf dem Lager im December und hält sich bis tief in den Win- ter. Der Baum wird nicht gross , treibt spät und kann daher auch in rauheren Klimalen noch mit Vortheil angebaut werden. 2) Schomburgkhia gloriosa Achb. fil.; Epiphytische Orchidee des tropischen Ame- rika’s, die Lindley (Bot. Reg. 1844, tab. 23) als S. crispa und Hooker (Bot. Mag. tab. 3729) als S. marginata abgebildeı hat. Dieselbe ist Jedoch mit S. erispa, wie solche Lindley im Sertum Orchid. beschreibt und abbildet , nicht identisch und unlerscheidet von diesen dnrch die herzförmige Lippe, welche mit Fal- sich len in den Nagel einmündet, übrigens aber von ovaler Gestalt, vorn stumpf und an den Rändern wellig ist. Die :Schwiele geht vor dem Grunde in 3 Falten und 2 erhabene Kiele aus und die Griffelsäule ist oberhalb des Grundes kantig. — Die bandförmigen welli- gen Blätter der Blüthenhülle sind schön ka- stanienbraun, die Lippe weiss, an der Spitze rosa, mit amethystfarbenen Streifen und Venen und am Grunde mit gelbem Fleck. — Noch näher verwandt ist S. rosea, welche jedoch auf der Lippe 5 Kiele mit ästigen Ausläufern trägt. Blühete im Garten der Herren Booth und Söhne. (Hambrg. Griztg.) 3) Anecochilus intermedius Achb. fil. Verwandt dem A. setaceusBlume, unterschei- del sich aber durch Lriangelförmige grosse 291 gegenwärtig steht. (E. R.) Neue Zierpflanzen. Seitenlappen der Lippe, ferner lrägt der Na- gel des Mittellappens beiderseits 6 — 7Zähne, auf dem Rücken des Sporns finden sich ein Paar halbelliptischer, nach vorn gelappler Schwielen und der Anhängsel vor der Griffel- säule ist stumpfeckig und unterhalb der Mitte ausgerandet. Blühete beim Herrn Consul Schil- ler. (Hambrg. Griztg.) 4) Trigonidium callistele Rchb. fil.; Orchi- dee, die beim Herrn Booth blühte. Schein- knollen oval. stumpf zweischneidig, beiderseits undeullich 3rippig. Blätter bandförmig, aus abgestumpfter Spitze spitzlich , fast zwei Fuss lang ; Blüthenstiel kurz. Kelchblätter 7nervig. Blumenblätter aus keilförmigem Grunde un- deutlich leierförmig, spitz, 3nervig, mit schwa- chen abgesetzten Seitennerven. Lippe 3lap- pig, mit ausgebreitetem, fleischigem, schwach warzigem Vorderlappen und einem Kiel von bandförmiger, vorn verbreiterter Gestalt. — Kelehblätter grüngelb , mit leicht purpur ge- färblen Venen, Blumenblätter und Lippe ähn- lich, aber durchsichtig. Griffelsäule gelb, an den Kanten schön purpur gesäumt. — 5) Lycaste pleiochroa Rchb. fill. Der L. macrobulbon verwandt und vom Herrn Lüd- demann eullivirt. Sepalen länglich, spitz, grün- lich. Blumenblätter oval, spitz, gelb, roth- braun punktirt. Lippe schmal, bandförmig, vor der Milte beiderseits gelappt, mit stumpfen Lappen, ovalem Spitzenlappen, linearem , an der Spitze dreilappigem Callus, und einer Säule» welche an der Spitze kaum filzig. — 6) Lockhartia floribunda Rehb. fil. Blühte im Garten des Herrn Frege bei Leipzig. Ver- wandt der L. elegans, die Lippe trägt aber am Grunde divergirende, triangelförmige , ab- gekürzte Lappen und einen Miltellappen, der in ‚4 kleine Lappen eingeschnitien ist. Das 229 Zwischenstück der Lippe gleichbreit und tief Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. derartig, mit 3theiliger , an der Basis achsel- ausgebuchtet. Die Schwiele fast quadratisch | förmiger Lippe; Seitenlappen halboval und und in derMitte pinselförmig, die Scheibe vom Grunde bis zur Mitte mit vielen Reihen kleiner Warzen. Flügel der Säule zurückgedrückt, klein gezähnelt. Blumen gelb. 1) Warscewicziella Lüddemanniana Rechb. fil. Blühete beim Hrn.Lüddemann in Paris. Ver- wandt der W. cochlearis. Lippe rund, nach hinten beiderseits eckig, ein vieltheiligerKamm auf dem Grunde der Lippe, aufrechte miltlere und schiefe seitenständige Falten, die von der einen Ecke der Lippe bis zur andern gehen. Griffelsäule eckig, Blüthen milch- weiss. Lippenscheibe violett. 8) Pleurothallis supervacanea Ach. fi. Verwandt der P. pedunculata, aber die Lippe oval, zurückgedrückt, an der Spitze klein ge- zähnt. Blühte beim Herrn Schiller. 9) Zaelia cinnamomea Rchb. fil. Aus Brasilien vom Herrn Schiller eingeführt Blume von der der Laelia peduncularis, zimmibraun, Lippe weiss Blumen in einer doldenförmigen Traube. Bracteen lan- zeillich-linear , trockenhäutig. Blumen fast le- Grösse mit lila. stumpfer rhomboidischer Mittellappen. — Blü- thenstiel ungefähr 1 Fuss hoch. Das obere Kelchblalt bandförmig, seitliche Kelchblätter sichelförmig. Blumenblälter breiter , stumpfer, wellig. — (Mit den vorhergehenden Orchideen in der Hamburger Gartenzeitung beschrie- ben.) 10: Prune de Monfort. Eine vorzügliche Pflaume von der Form und Grösse einer Reine-Claude, von dunkelblauer Farbe und mit vielen kleinen röthlichen Punkten. Der Stein löst sich nicht, dasFleisch grünlich gelb und von vortrefflichem, zuckerigem, aromati- schem Geschmack. Abgebildet im Journal d’hort. pratique und eingeführt durch Herrn Prevost in Rouen. — 11) Chou de Kopfkohl, der erst mit Eintritt der rauhen Jah- reszeit Köpfe bildet und dann sich den Winter hindurch gut hält. (Joigneaux in Journal d’horticulture.) Faugirard. Ein weisser IM. Notizen. 1) Vegetationsbilder vonder Kü- ste des südlichen Nordamerika, nach W. Bischoff, mit Bemerkungen über die Cultur dorliger Pflanzen von H. Jäger. Die Schilderung von Nordamerika sind vergleichsweise zu de- nen mehr tropischer Gegenden ziemlich selten. Die Ursache davon mag darin liegen, dass die- selben eine grössere Aebnlichkeit den unsrigen in der gemässigten Zone von Europa haben, und daher die Naturforscher weniger rei- zen. Gleichwohl sind die Vegetationsverhälinisse solcher Länder nicht minder interessant und doppelt wichtig für den Gärtner, weil er dorl der Vegetationszustände mit Pflanzen findet, welche grossentheils auch im | Zeitschrift: ‚gemässigten Europa im Freien stehen körnen, daher sich zur Einführung in unsere Gärten eignen, zum Theil schon eingeführt sind. Ja solche landschaftliche Scenerie liesse sich zum Theil ganz natürlich bei uns nachahmen, und es scheint mir noch eine zu lösende Aufgabe Botanischer Gärten und grösserer Ziergärten zu sein, den Vegetationscharakter gewisser Län- der und Gegenden nach Beschreibungen , wie die folgende von Herrn Bischoff, lediglich dar- zustellen. Herr Wilhelm Bischoff, aus Mün- chen, hat auf seinen weiten Reisen auch das südliche Nordamerika durchforscht und araber von Zeit zu Zeit interessante Schil- derungen in der bekannten belletristischen „Das Ausland‘ veröffentlicht. Unter diesen gibt uns besonders der nach- stehende ein sehr lebendiges Bild, und man f Mm. wird finden, dass Herr Bischoff mit gros- ser Fiische, Lebendigkeil und Naturwahrheit zu schildern versteht, Dieser Artikel steht ‚‚im Ausland Nr. 44 des Jahrganges 1859. Ich lasse zu diesem Zwecke natürlich Alles weg, was sich nicht auf Pflanzen bezieht, olıne da- durch lückenhaft werden zu müssen, und will am Schlusse desselben einige für den Gärtner zu beherzigende Betrachtungen daran knüpfen. Möge nun Herr Bischoff sprechen : „Die ganze südliche Küste der Vereinigten Staaten ist mit einer grossen Anzahl von In- seln umgeben, die nach Maassgabe ihrer Grösse bewohnt oder unbewohnt sind, und bei aller Einförmigkeit ihrer Vegelation und Thierwelt dennoch oft schöne Bilder liefern. recht interessante und Die vielen Buchten mit üppiger Waldvegetation umgeben , erzeugen durch grelle Lichter und tiefe Schatten die rei- zendsten Bilder, die noch durch Blattformen, Färbung, Fremdartigkeit der Linien und Staf- fage, wie z. B. Alligatoren, Wasservögel, Schlangen elc. die überraschendsten Wirkun- gen hervorbringen. Man wird von einem ei- genthümlichen Gefühl überfallen, wenn man sich so ganz allein auf einer dicht bewaldeten Insel im Ocean weiss; alle Träume der Ju- gend werden wieder wach, und Robinson Crusoe tritt lebhaft vor die Phantasie. Auf diesen Inseln *) wächst die Palmetto- Palme, Chamaerops Palmetto, besonders häu- fig, und wird für den Markt gesammelt, auf dem sie als Gemüse keine unbedeutende Rolle spielt. Der Baum , dessen Herzspitze dies Ge- müse liefert, ist jedesmal verloren und ein Baum reicht eben hin, 4 — 5 Menschen für eine Mahlzeit zu sätligen. Um aber zu dieser Grösse zu gelangen, sind 20 — 30 Jahre er- forderlich, und es lässt sich hieraus leicht be- rechnen, wie gross die Anzahl dieser Bäume sein muss, den Bedarf zu decken und sie für den sehr niedern Preis von 8 — 9 Cent per Stück liefern zu können. Der Geschmack hat einige Aehnlichkeit mit jenem unserer Spar- *) Die Oatlans-Inseln , welche der Rei- sende besuchte, liegen unter dem 32. Grade nörd!. Breile in der Mündung des Savannah- flusses im Staate Georgia. (J.) Notizen. 293 geln, ist aber viel bitterer und kannnur durch die Kochkunst gemildert werden, Ich sass eines Mittags mil einem Freunde zu Tisch, wo Palmelto-Gemüse servirt wurde, und so kamen wir auf den Gedanken, zusam- men eine Botanische Excursion nach einer die- ser Inseln zu unlernebmen. An einem herrli- chen Frühlingsmorgen begaben wir uns, aus- gerüstet mit Flusspapier zum Pflanzentrocknen, Nadeln, Büchsen und Schachteln, um Insec- ten und Schmetterlinge zu sammeln, und jeder mit einer Doppelflinte bewaffnet, um uns nö- thigenfalls vertheidigen zu können und Vögel zum Ausbalgen zu schiessen, auf den Weg. Das Flusspapier , zwischen zwei Drahlgitter ge- legt, in welches man die Pflanzen gleich an Ort und Stelle einlegt, fand ich sowohl zum Transport, sowie auch zum Trocknen am ge- eignetstien, weil die Pflanzen ihre Farbe weit besser erhielten , wie jene, welche welk nach Hause gebracht wurden. Mit Tagesanbruch verliessen wir die Stadt Savannah in südöst- licher Richtung, kamen durch viele Gemüse- gärten, welche vor wenigen Jahren noch dichter Wald bedeckt, und kreuzten eine auf Actien neu angelegte Strasse aus lauter Au- sternschalen erbaut, für die das spazierenfah- rende Publikum der Gesellschaft nicht dankbar genug sein kann. Man schätzt den Werth einer solchen Strasse erst dann recht, wenn man sich ringsum im ganzen Lande genöthigl sieht, in schuhtiefem Sande zu waten. Die Strasse Thunder- bold, ungefähr sechs engl. Meilen lang durch lauter Wald an die Seeküste Nachdem wir uns durch ein ganzes Feld voll Eıpatorium foeniculaceum und coronopi- folium durchgearbeitet hatten, erreichten wir den sumpfigen Wald und schlugen nun eine führt von Savannah nach mehr östliche Richtung gegen den Meeres- strand ein. Die ersten Sträucher, welche uns auffielen, waren 1!0 — 15 Fuss hohe Bumelia Iyeioides sehr dornigem hartem Holze, tenax und lanuginosa nebst vielen gewöhnli- chen Pflanzen, die am Wege wuchsen, Erigeron canadense , philadelphicum , caroliniana, Chrysogonum virginianum zu den Composilen gehörig, Leptocaulis divaricatus, eine Doldenpflanze, Helianthemum grandiflorum, eine sehr schön blaublühende Salvia lyvata, mil wie Kirgia 294 Verbena caroliniana, eine hübsche Polygala lutea und Phlox Drummondi in allen Farben- Verschiedenheilen. Auch vieie Pflanzen, wel- che demLande nicht angehörten und sich nach und nach aus den Gärten entfernten , sowie eine grosse Anzahl europäischer Unkräuter hatten sich hier eingenistet und wurden wahr- scheinlich unter andern Samen hieher schleppt. Eine prächtige Rosa laevigata, un- ter dem Namen Cherokee-Rose bekannt, zierte den Saum der Wälder. Ihre glänzend lackgrü- nen Blätter, ihre grossen weissen Blumen, die durch einzelne Ranken oft hoch bis in die Aeste derBäume getragen werden, schmücken den Wald. Eng gepflanzt wird sie als Zaun benulzt, und ist dann undurchdringlich für und Thiere. Wir fanden viele Magnolia grandiflora, Bäume von 70—80 Fuss Höhe und entsprechend dickem Stamme, die aber immer vom Sturme ihrer Spitze beraubt Ver- Menschen waren und meist ganz von Tillandsia usneoi- des, einem weissen Baummoos überwuchert wurden. Eine äusserst malerische Gruppe im- mergrüner Eichen, Quercus virens, fesselte un- sere ganze Aufmerksamkeit und wäre würdig gewesen, den Pinsel eines Landschaftsmalers zu beschäftigen. Diese Gruppe stand ursprüng- der durch Zeit und Wasser weggewaschen wurde, und nun zeig- ten sich die mannsdicken Wurzeln 4 bis 5 der Erde im seltsamsten Gewinde zuletzt wieder in einen und als ob es lich auf einem Damm, Fuss über Sliamm vereint, gaben der Gruppe das Aussehen, viele Bäume seien, welche sich zu einem Stamme vereint hätten. Der Stamm war ganz mit Moosen und Farrenkräutern überzogen und die niederen bis zur Erde bildeten zugleich eine natürliche Brücke über reichenden Aeste einen kleinen Bach, den wir zu passiren hat- ten. An der sumpfigsien Stelle war der Bo- den dicht mit macrosperma bewachsen, welches unser Vor- dringen An den Stellen im Wasser fanden wir Gordonialasian- einem hohen Rohr Arundinaria sehr erschwerte. tiefsten thus, ein immergrüner Baum mit schöner weis- ser Blüthe oft viele Fuss tief unter Wasser siehend,, Viburnum nudiflorum mit schönen weissen Doldenblüthen, 5 — 8 Fuss tief unter Wasser; ferner Nyssa aqualica und mit sonderbar verdieckiem Siamme ebenso unillora Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und sehr oberflächlichen Wurzeln, die man wegen ihrer Leichtigkeit und schwammartigen Consistenz zu Korkpfropfen an Fischnetzen verwendet, um diese über dem Wasser zu er- halten. Eine andere Art, Nyssa capilata, lie- fert essbare Früchte, welche in Zucker einge- sotten, viele Aehnlichkeit mit unsern einge- sottenen Reineclaudes haben und weit herum als Leckerbissen unter dem Namen Ogechee versendet werden. Auf den erhöhten mehr trocknen Stellen standen Quercus Cales- baei; eine straucharlige Eiche mit glänzendem Blatt, Quereus pumila und nana als Unterholz, Quercus nigra, 20 bis 25 Fuss hoch in purem Sande, Quercus falcata, die gewöhnlichste Ei- che an der Küste mit 70 bis 80 Fuss Höhe und 5 Fuss Durchmesser über dem Boden, Quereus obtusiloba ebenfalls sehr hoch. Diese hat nach der Quercus virens härteste Holz. Acer rubram mischte sich mit seinen schönen rolhen Samenkapseln überall unter das vielfarbige Grün und erhöhte den Reiz dieser Waldgegend. Vilis Labrusca wand sich auf trockenen Stellen bis zu den Gipfeln der höchsten Bäume empor, ist eine prächtige De- coralionspflanze, deren Schönheit im Herbste noch durch eine Menge grossbeeriger blauer . Trauben erhöht wird, deren Geschmack leider ihrer Schönheit nicht entspricht, und nur von den Hirschen Anerkennung findet, die sie fleis- sig sammeln. Von den schönen Smilaxarten fanden wir S.lauriloliasehr gemein und immer an nassen Stellen, Smilax glauca ebenfalls häufig und Smilax Waltheri, die seltenste un- ter dieser Galtung. Die dornigen zähen Ranken dieser Schlingpflanzen, welche den Wald nach allen Richtungen durchziehen, machen das Gehen äusserst beschwerlich, und bei jeder Tour kann man sicher rechnen, mit einigen Löchern in den Kleidungsstücken nach Hause zu kommen. Chamaerops serrulata kommt überall und immer gesellschaftlich vor, Hystrix Cornus florida, ein sehr lime das hingegen vereinzelt. schöner Strauch mil grossen weissen Blüthen ist eine Zierde der Gegend. Das Geschlecht der Heidelbeeren ist dort reichlich vertreten und die Beeren der meisten Arten werden von den Negern zum Verkaufe gesammelt. Vaccinium Myrsinites mit ganz kleinen Blät- tern und kleinen schwarzen Beeren, Vacei- I, niam stamineum, ein schöner, 3 — 4 Fuss hoher Strauch berrlichen Blüthentrauben und blaugrünen Blättern, Vaceinium sum wird nur einen Fuss hoch, mit geschlosse- nen krugförmigen Blüthen und kriechenden Wurzeln aufrecht stehendem Stamme, eine sehr zierliche Pflanze. Vaceinium fron- dosum die grössten und beliebtesten Früchte und kommt am häufigsten vor. Vac- einium corymbosum wird 4 bis 8 Fuss hoch, liebt ganz nasse schmacklosen Früchte mit dumo- mit liefert Stellen reifen sehr früh. nur und ihre ge- Vac- einium galezans, wahrscheinlich nur eine Va- wird 20 Fuss hoch, mit weissen Blülhentrauben rielät von arboreum, war ganz über- säet, die obschon sehr klein, durch ihre grosse Anzahl ein herrliches gaben. Die Früchte davon sind schlecht und werden nicht gesammelt. Auf leren Wege an eine Stelle Waid, die ganz besonders mit Schlingpflanzen aller Arten übersponnen war und die hüb- schesten Bilder durch schiedenarligen Blailformen und Grün erzeug- ten, wovon einige sich bis auf die Gipfel der höchsten Bäume wanden und oft bis zur Hälfte ihrer Höhe mit Blumen bedeckt, wie- der herunterhiengen. dem Baum Ansehen unserem wei- kamen wir im Guirlanden mit ver- Ein alter Baumstamm war es besonders, der meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm; Decumaria sarmeniosa als Anhaltspunkt auser- diesen halle sich eine sehen und dieser stand ganz weiss wie eine Säule im dunkeln Wald. Die grossen weissen Blüthendolden überzogen den Stamm _ derart, dass von Rinde und Btältern fast zu sehen war. nichts mehr Warum diese schöne Pflanze, deren Stamm sich wie Epheu anlegt, nicht mehr als Zierpflanze in unseren Gärten ver- wendet wird, Gelsenium sempervirens, voll gelber wohlrie- chender Blumen, Bignonia capreolata , letztere in voller Blüthe enifaltete ihre sehönen roth- gelben Blumenglocken in den Gipfeln der Bäume, Caprifolium sempervirens, Hedera quinquefolium, Wisteria frulescens, mit Trau- ben dicht gedrängter,, blassvioleller Schmet- terlingsblumen und ungeheuer langen Ranken, Cissus bipinnala, mil prächligen, vielfach zer- theilten Blättern, aber unscheinbarer Blülhe, waren häufig. kennte ich mir nieht erklären. Notizen, 295 Vitis aestivalis und rotundifolia sind längs der Seeküsle die gewöhnlichsten dieser zahl- reichen Familie, und besonders ist es lelzlere, welche eine staunenerregende Höhe erreicht An vielen Orten macht man aus der weissen Varietät, die dort Seuppermong heisst und auf den niederen Inseln häufig wächst, Wein, den man zwar nicht mit Rheinwein vergleichen kann , der aber in Er- von Nord - Carolina sehr mangelung eines besseren Getränks dem dur- stigen Wanderer dennoch Labsal gewährt. Es begeben sich ganze Gesellschailen zu diesem Zweck in Booten auf diese Inseln, campiren während der Weinlese im Wald und keltern den Wein auch gleich an Ort und Stelle, wo er stark mit Branntwein versetzt wird. Des Abends versammelt sich die Gesellschall ums Feuer bei der Kaffeekanne, und es wird ge- plaudert, gelacht, Anekdoten erzählt und ge- sungen, bis zuletzt der Schlaf jeden in seine wollene Decke gewickelt zu Boden drückt, um den nächsten Tag wieder gestärkl, an seine Arbeil zu gehen. Die Traube ist gross, diekhäulig, die Beeren vereinzelt und fallen bei ihrer Reife ab , so dass sie den Boden oft ganz bedecken; die Rinde löst sich nicht wie bei den gewöhnlichen Rebstöcken vom Stamm, ist glatt und weiss gelupft. Eine recht auf- fallende Schlingpflanze fanden wir, die dort unter dem Namen Supple Jack (Berchemia volubilis) geht. Diese Schlingpflanze schneidet oft die schönsten Schrauben in die Bäume, wenn sie sich um einen jungen Baum windet Man findet manchmal sehr regelmässige Schrauben um ganz dünne Stämmchen geschnitten, die dann als Stöcke verkauft werden. An einer feuchten Stelle fanden wir den Boden recht hüb- schen Pflanze Trillium sessile überzogen , de- und dieser fortwächst. mit einer ren dunkelpurpurne Blülhen und schön fleekte Blätter werlh wären unsere Gärten zu Eine andere Pflanze, _e- se welche durch ihre medieinischen Eigenschaften sich einiges Ansehen erworben, ist das Pododhyllum pel- tatum (Mayapple oder Mandrak genannt). Die Blüthen sind weiss, gross und gehören zu den Berberideae, die Wirkung der Wurzel ist die der Jalappawurzel. zieren. Eine grössere Zu- kunft versprieht man sich von einem baumarti- gen Strauch, welcher ebenfalls sehr gemein 296 ist und von dem man glaubt, dass er die Fie- berrinde ersetzen werde. Es ist Pinkneya pu- bens, zu den Cinchonaceae geliörend. Die grossen rosenrolhen Bracteen geben zur Blü- thezeit dem Strauch ein herrliches Ansehen. Auf den erhöhten trockneren Stellen war der Wald mit Prinos glabra und crassifolia , eine Art Dintenbeere mit lederartigen Blättern und Myrica cerifera als Unterholz dicht überzo- gen, durch welches wir nach vielen Mühen uns endlich an den Meeresstand arbeileten, den wir eine Viertelstunde lang zu verfolgen hatten, bis wir die Fähre erreichten. Bei un- serer Ankunft an der Fähre war Ebbe einge- treten, und der Neger halte keine Lust zu fahren. Erst musste er den Schlüssel holen um das Boot zu lösen, und obgleich er nur einige hundert Schritte zu gehen halle, blieb er dennoch eine halbe Stunde aus, dann wa- ren die Ruder verloren, und das jenseilige Ufer der Insel so schlammig , dass man nir- gends landen konnte, und als er sich an- schicken sollte neue Ruder herzurichten, stellte er sich absichtlich so langsam und unge- schickt, dass uns endlich die Geduld riss und wir das Geschäft selbst übernahmen. Wir hatten in diesem Salzwasserarm , der Augustin River genannt wird und den die Dampfer von Florida kommend, durchfahren müssen, sehr starke Strömung gegen uns und konnten nur dadurch mühsam vorwärts kom- men, dass wir uns hart am Ufer hielten, bis wir eine halbe Stunde oberhalb unseres Lan- dungsplatzes angekommen, den Strom, der hier */a Stunden breit sein mochte, kreuzten, und so zur jenseitigen Küste gelangten, die uns aber in der That noch grosse Schwierigkeiten bereitele, bis wir an eine Stelle kamen, an welcher das Wasser dem Ufer so nahe kam, um nicht durch 5 — 6 Fuss tiefen Schlamm eine Viertelstunde weil waten zu müssen Die ganze Insel umgibt ein breiter Gürtel von ei- ner Binsenart, die während der Fluth ganz unter Wasser steht, der Ebbe aber trocken liegt und von vielen Alligatoren be- wohnt wird. Ihre Anzahl an der Kiste ist ungeheuer , und überall zeigen die niederge- drückten Binsen die deutlichsten Spuren, wo sie ihre lrägen Körper darüber weggeschleppt haben. zur Zeit Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Endlich hatten wir den Augustin - River überstanden und stiegen auf der Insel ans Land. Eine grosse Quercus virens, ganz in Baummoos, Tillandsia usneoides, gehüllt, Juni- perus virginiana, mit Fuss dickem Stamm, Chamaerops Palmetto in grosser An- zahl. bis zu 60 Fuss (?) Höhe bedeckten. nebst vielen andern Bäumen, die Insel; die Palmetlo ist jedoch nur im jungen Zustande sehr schön und bekommt im Alter immer kleinere Blätter. Die kahlen Stämme erheben sich hoch in die Luft und sehen durch ihre fremde Form mehr interessant als schön aus, In der Jugend hingegen ist der Stamm bis zur Erde mit grossen schönen Blältern be- deckt, denen man die Spitzen abschneidet, sie mit Draht einfasst und als Fächer verkauft. Baccharis haliniifolia und Iva frutescens, zwei Sträucher zu den Compositen gehörig, reprä- sentirten unsere Weiden. Die Blüthen weiss, die Blälter graciös und lederartig. Nachdem wir auf der Insel hin- und her- kreuzien, kamen wir auf ein altes Haus, wel- ches einmal sehr stattlich gewesen sein muss, dabei ein schöner Garten in ganz verwildertem Zustand mit den grössten Camellien, die ich je gesehen, und wovon mehrere wohl 30 Fuss Höhe noch überstiegen, Myrten, Mimosen, Granatbäume, Jasmin, Lorbeer, einige grosse Cycas revolula und noch andere Bäume, doch alle in den Naturzusiand zurückgekehrt. Nur die Art der Pflanzung im französischen Styl verrieth den Garten, der früher bessere Zeiten erlebt halte. Argemone mexicana und alba hatten Besitz von dem Hof und Feldern ge- nommen und standen in voller Blüthe. Das Haus war verfallen und verlassen. Wir mach- ten eine lange Tour um die Insel, auf der es wie ausgestorben schien, während auf dem Festland der Wald von Vögeln aller Art be- lebt ist. Nur Waschbären hausen hier und nähren sich von den zahllosen Austern , wel- che die Küste bewohnen. Grosse Magnolien, Prunus americana, Pinus maritima und longi- folia milten in denBinsenfeldern, und an man- chen Stellen hohe Ufer mit überhängenden Lebenseichen erzeugten oft herrliche Bilder durch ihre im tiefen Schatten liegenden Buch- ten. Pinus palusiris fand ich auch hier nur auf den {rockenen Stellen, und ich glaube, zwei Il. Notizen. dass dieser Baum seinen Nanıen mit Unrecht führt, da ich ihn auf feuchten Stellen nie schön und in gesundem Zustande antraf. End- ich erreichten: wir ein kleines Haus am Strand, von einer Negerfamilie bewohnt, welche sich _ von Fisch- und Austernlang Wir tauschten uns bei dieser Fischerfamilie bessere Ruder ein, bewunderten eine ungeheure grosse Olea americana, welche die Negerhülte be- deckte, machten uns den Fischer zum Freund für einige gespendele Cigarren und kehrlen zum Festland zurück, um unser Boot abzuliefern und die Fähre zu bezahlen. Meine eingelegten Pflanzen, ich hier zurückgelassen halte, wurden nun wieder aufgenommen, und in dem Maasse wie meine Feldflasche und Magen immer leer ward, halte mein Pflanzenbündel zugenommen , so dass ich für nöthig hielt, strenge Musterung zu halten und alles zu entfernen, was ich in der Nähe der Stadt wieder bekommen konnle. Auf diese Weise leichter gemacht, hielten wir uns in der Nähe desFlussufers aul dem Heim- wege, bis wir einen Graben in der Nähe von Depford Plantage erreichten. Wenn auch in einer andern Gegend ein so unbedeutender Graben (kleines Thal) gar nicht beachtet wurde, so ist er doch in einer so ebenen Ge- gend von um so grösserer Wirkung, und um so mehr anziehend, durch einen kleinen Bach geziert wurde, der von deı üppigsten Vegetation und den verschiedenartigsten Pflan- zen umgeben war. An Waldbäumen fanden wir verschiedene Eichen, Liriodendron iulipifera, Magnolia gran- diflora und glauca, Liquidambar siyraciflua, Cereis Siliquastrum *), Halesia diptera und te- iraplera , Styrax grandidentata mil schönen weissen Blüthentrauben, Stuartia virginica, mil grossen weissen Blülhen und violelten Staub- fäden und eine Menge anderer Bäume und Sträu- cher mit Schlingpflanzen durchwachsen. Der kleine Bach war ölteıs mit Wasserpflanzen ganz überdeckt und zeigle die seltsamsten Blatiformen. Orontium aquaticum mit gelben Blüthenkolben und blaugrünen Blättern, Peltandra virginica mit pfeilförmigen Blältern, Caladium glaucum und ernährt, welche als er *) Dürfte wohl C. sein. canadensis gewesen (J) 297 Schilf-Iris in grösster Ueppigkeit. An manchen Stellen war das Wasser offen, und überhängende Pflanzen spiegelten ihre Blüthen und Blätter darin, die oft von einem grellen Sonnenstrahl erleuchlet wurden, während ich ein schönes Exemplar der Smilax Waltheri voll rolher Beeren ganz im Wasser wachsend fand. Am Ende des Baches, welches zugleich das Ende des Gra- bens war, kam die Quelle unter einer Gruppe Buchen hervor. Fagus ferruginea, die sehr viel unsern Buchen gleichen; Acer rubrum war auch hier allenthalben vertheiltl. Wir verliessen nun den Graben, fanden noch ein grosses Exemplar der Quercus aqualica und viele Pinus Taeda, einen an feuchten Stellen sehr gemeinen Baum, der eine Höhe von 150 Fuss erreicht mit 3 Fuss Stammdicke, aber das schlechteste Holz fast ohne alles Harz besitzl. Als Buschwerk und Unterholz kom- men verschiedene sehr schöne Andromeda- Arten dort vor, wie Andromeda mariana mit herrlichen grossen weissen Blülhenbüscheln, Andromeda nitida, frondosa, racemosa, axilla- vis, ligusirina, leztere wird 15 Fuss hoch, ebenso ferruginea, diese nur an ganz trocknen Stellen. Sarracenia variolaris mit schlauch- ähnlichen gefleckten Blättern und grossen gelben Blüthen. Hier schoss ich einen wun- derschönen Vogel von der Grösse eines Staa- ren von brennend rotherFarbe mit schwarzen Flügeln, Pyranga aestiva, dor! Feuervogel ge- Dieser Vogel verlässt über Winter Ge- orgia und kommt erst im Frühjahr mit den Colibris zurück. Yucca Draconis und filamen- tosa fanden wir häufig auf unserm Wege, und eine Orchidee, Spiranthesart , Neotlia tortilis mit kleiner weisser Blüthe auf 2 Schuh hohem Blüthenstengel war die leizte Pflanze, welche die hereinbrechende Dunkelheit noch erlaubte unserer so reich gewordenen Sammlung ein- zuverleiben. Obwohl mein Freund, viel stär- ker und kräftiger wie ich, mir bei weitem den grössten Theil der gesammelten Pflanzen zu tragen übernahm, und wir die letzte Stunde während der Dunkelheit schon den eigentli- chen Wald verlassen hatten, wo wir im Sande, aber dennoch auf einem wegähnlichen Terrain ınarschirten, so erinnere ich mich dennoch weniger Tage, wo mich die Ermüdung in sol- chem Maasse erfasste und mit wahrem Ver- nannl. 298 'gnügen begrüssien wir die von Gas erleuchte- ten Strassen von Savannah.“ Soweit Herr Bischof. Seine Schilderung zeigt uns das seltsame Bild der Vermischung Pflanzenformen mit nordischen , fast wie es in unsern reicher ausgestatteten Gärten zuweilen gesehen wird. Wir sehen die hohe Palmetto - Palme (Chamaerops Palmetto oder Sabal Palmetto), die Yucca Draconis und fila- mentosa neben der bei uns so gewöhnlichen rothen Ceder (Juniperus virginiana), neben Eıchen, Kiefern und Ahorn, weiche auch in unsern Parkgärten zu mächtigen Bäumen er- wachsen, und wenn auch das vereinigte Vor- kommen im Valerlande an gleicher Stelle noch nicht die Gewissheit gibt, dass, weil einige der dertigen Pflanzen bei uns ganz im Freien aushalten, es auch bei allen andern der Fall sein müsse, so zeigt doch dieser Umstand die Möglichkeit der Acelimatisirung in den begün- sligleren Gegenden Europa’s an. Dies ist mit einigen bekanntlich schon gelungen. Yucca filamentosa, in den Gärten vielfach als flaccida tropischer verbreitet, wird in unsern Gärten unter trock- ner Bedeckung sehr häufig im Freien gelas- sen und blüht dort alljährlich. Mit Beobach- {ung einer gewissen Sorgfalt der Bedeckung müssen in den begünstigteren Gegenden von Süddeutschland auch die genannten Chamaerops- (Sabal-) Arten den Winter im Freien aushal- ten und ich glaube, dass es hauptsächlich darauf ankoumt, den Frost vor den jungen Blättern abzuhalten. Sollten aber auch einige zu Grunde gehen, der Palme wenig sichtbar sein, und mit dem Früh- jahr würden doch neue Blälter nachtreiben. Noch zweckmässiger dürfle es aber sein, diese Nordamerikanischen und andere unter glei- chen Temperalurverhältnissen wachsende Pal- men in Conseryatorien zu ziehen. Die nördli- che Grenze der Palmetlopalmen geht nach Pursh (Flora of North - Amerika) Beobachtung bis zum 340 36° nörd!. Br., und die Isotherme dieser Gegend geht durch das südlichste Deutschland und die Schweiz, so dass also diese Gegenden gleiche milllere Temperatur mit jenerin Amerika haben, wo, was sehr über- raschend klingt, die Sagopalme, Cycas revo- luta ein Bewohner der Gärten ist. An ein Acclimatisiren dieser Pflanze ist natürlich nicht so würde dies an Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. zu denken, denn mögen auch die Isothermen gleich sein, so kann das Klima dennoch sehr verschieden sein. Aber wir erfahren aus die- ser Miltheilung, dass, wenn diese Pflanze nur einige Monate warmes Wetter hal, um ihren Trieb zu bilden, sie übrigens mit einer niedri- gen Temperatur zufrieden ist. und die ausge- wachsenen Blälter einen ansehnlich'n Frost er- . tragen, wie ich dies auch schon oft an abge- schnittenen Wedeln beobachtete. In Bezug auf die übrigen von dem Reisen- den genannten Pflanzen empfehle ich die noch niebl in Oaltur befindlichen der besonderen Aulmerksamkeit, und wünsche dass die schö- neren zu Acclimalisalionsversuchen Veranlas- sung gäben. Sonderbar, dass man den präch- ligen Cornus florida so sellen sieht. Samen, den ich aus verschiedenen (Quellen bezog, ging nie auf, obschon ich ihn 3 Jahr in der Erde liess. (J.) 2) Die neue Arcadische Tanne Grieehenlands (Abies Reginae Amaliae.) In Griechenland macht eine Tannenart gegen- wärlig vieles Aufsehen. Nach einem Artikel der Allgemeinen Zeilung ist dieselbe von den Herren Balsamaki und Origoni auf der Osiküste des Peloponneses in einer Höhe von 3000 Fuss im Gebirge in einem 14 Stunden langen Walde entdeckt Durch die Vermitllung des Hohen Chefs des Kaiserlichen Botanischen Gartens, des Yerrn Paron P. v. Meyendorff ging uns eine direcie Mittheilung Griechenland über jene Tanne zu, der wir das Folgende entneh- men. — aus In der Nähe der Dörfer Witina, Kresiena, Andrizina, Dimiziana und Chrisowitza in den Arkadischen Gebirgen bei einer Höhe von 3000 Fuss über dem Meere ist eine Tannen- arl gefunden worden, welche die Eigenthüm- lichkeit besitzt, ähnlich dem Laubholze nach dem Abhauen Stammausschlag zu bilden. Die Art dieses Stammausschlages ist doppelter Natur, indem entweder neue Stämme aus dem alten Stamme hervorwachsen , oder aus den horizontalen Aesten neue Aesie senkrecht em- porsteigen. Der Berichterstatter sah nur trockene Exemplare. Von diesen war das II. eine ein Exemplar (Fig. a), welches am Stammgrunde etwa 3” stark war. Die Krone ist über den 5 untersten Aesien ausgehauen und inFolge dessen haben sich diesa 5 unleı- Notizen. 299 sten Aeste gleichsam neue Stämme bildend, senkrecht nach oben gewendet, ungefähr wie wenn man solche besenarlig zusammengebun- den und getrocknet hälte. Eine andere noch merkwürdigere Art des Stammausschlags zeigl (Fig. b), indem hier die untersten hori- zonialen Aeste ihre Lage behallen und aus denselben sich aufrechte Gipfeltriebe bilden, so dass derBaum einen ganz eigenlhümlichen Anblick gewährt, der mit dem eines Kron- leuchters Aehnlichkeit haben soll. Diese lelz- tere Art der Verästelung hat der Berichter- stalter des Herrn Baron von Meyendorff nicht selbst gesehen , sagt aber, dass nach Versi- cherung des Herrn von Heldreich, Director des Bolanischen Gartens zu Alhen, die dem Fundorte entnommenen Stämmchen in dem unter ihm stehenden Institute gut angewach- sen sind und da, wo deren Krone ausgehauen war , diese kronleuchterarlige Verästelung aus den horizontalen Zweigen sich zu bilden be- gonnen habe. — Das Holz dieser Tanne sei fest, die klei- nen Zapfen stehen aufrecht zu mehreren bei- sammen und der Baum selbst wächst nament- lich in der Thalsoble in einem aus Lehm, Kalksand und Gerölle bestehenden Boden sehr üppig. Nach Mittheilung über Entdeckung dieser Tanne sendeie die Königin von Griechenland 300 den Hofgärtner Bayer im letzten Herbste an den Fundort. Dieser brachte Samen und einige Exemplare mit, die eben in den Bota- nischen Garten verpflanzi wurden und jetzt gewachsen sind. Bayer bestätigt alle Anga- ben, fand die angegebene doppelte Art der Verästelung an den abgehauenen Exemplaren und behauplet unter anderm an einem einzigen Wurzelstocke 33 starke 'Stämme von 30 — 36 Fuss Höhe gezählt zu haben. Der Berichterstatter des Herrn Baron von Meyendorff weist nun darauf hin, dass die ungünstige Aufnahme, welche die Nachricht über Entdeckung dieser neuen Tanne in Deutsch- land gefunden habe, vornehmlich dadurch begründet sei, dass man nicht glauben könne, dass in dem vielbereisten kleinen Griechen- land noch eine solche ausgezeichnete neue Tannen - Art entdeckt werden könne. Es sei aber sicher, dass gerade die Localität, wo sul- che aufgefunden worden sei, bis auf die neue- ste Zeit als eine der gefährlichsten Räuberspe- lunken von allen Reisenden ängstlich gemie- den worden sei. Derselbe sendete ausserdem eine kleine Quantität Samen und glaubt, dass diese Tanne wegen ihrer Eigenschaft, Stuck- ausschlag zu bilden, für die Forstwirthschaft Europa’s Wichtigkeit werden könne. — Wir fügen dieser höchst interessanten Mit- von grosser theilung hinzu, dass die in München ange- stelllen Untersuchungen es wahrschein!ich ma- chen, dass diese Tanne eine Form der Pinus (Abies) cephalonica Endl. ist, welche in einer Höhe von 4 — 5000 Fuss über dem Meere auf dem Berge Enos entdeckt wurde und dort als stattlicher Baum ner Araucaria die Höhe von 60 Fuss erreicht. In der Schweiz und in den weniger rauhen Lagen Deutschlands ist diese Tanne noch voll- kommen hart, im Klima von Petersburg muss sie aber als schöne Kalthauspflanze erzogen werden. Bestätigt sich dies, d. h. ist diese neue Tanne wirklich von P. cephalonica nicht verschieden, dann ist es wenigstens von gros- sem Interesse , dass dieselbe geköpft, eine so ungemeine Reproductionskraft besitzt, die in dieser Weise bis jetzt bei keiner andern Tan- nenarit beobachtet ward. von der Tracht ei- (E. R.) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 3) Ueber die Vegetationszonen aufdem Isthmus von Panama macht M. Wagner, dem es durcli die Munificenz des Königs von Bayern verslatlet war, meh- rere Jahre (1857 — 1859) hindurch sowohl Mittel- als Südamerika theilweise zu durchfor. schen, interessante Mittheilungen an seinen Freund, den leider inzwischen verslorbenen Prof. O. Sendiner, welche wir der Beilage zur A. A. Z. vom %0. März 1860 entnehmen. Er schreibt darüber Folgendes: „Auch hier kommen zwischen beiden Oceanen drei be- stimmte, scharf begrenzte, theils durch die phy- sikalische Beschaffenheit und die chemischen Bestandtheile desBodens (besonders an beiden Oceanküsten), theils auch durch klimatologi- sche Verhältnisse bedingte Vegetationsgürlel oder Zonen vor, nämlich der Waldgürtel, der Savannengürlel und der Littoral_ gürtel: 1) Der Waldgürtel an beiden Seiten der Cordilleren hal eine mittlere Breite von sieben deutschen Meilen in der Provinz Veragua bei einer mittleren Temperatur von —+- 25° (nach der Bestimmung der Tempera- tur des Bodens); er bildet vom Golf von Da- rien bis nach Yukalan an den nordöstlichen Abhängen der Cordilleras zusammen- hängende ungeheure Waldzone durch zwölf Parallelkreise olıme Unterbrechung. Die Exi- stenz dieses Baumoceans mit den herrlichsten Wundergestalten der üppigsiten Flora, in wel- cher besonders die Familien der Anacardien, Rubiaceen , Stereuliaceen, Myrlaceen, Euphor- biaceen, Liliaceen, Melasiomaceen, und im Unterholze des Waldes die Palmen, Pisang- gewächse und Farrenkräuler in den mannig- faltigsten und schönsten Formen verlreten sind, während das üppigste parasilische Ge- wand von Orchideen, Liliaceen , Bromeliaceen u. s. w. ihre Stämme bekleidet, ist in seiner jmmergrünen Frische und Hülle ganz von dem Nordost - Passatwinde abhängig. der ihr vom allantischen Ocean ewige Feuchtigkeit bringt, indem seine mit Wasserdampf stark gesätligten Lufischichten, an die kühle Region der Cor- dilleren anprallend, Niederschläge auch zwi- schen December und April bringen, wo an der pacifischen Seite Centralamerika’s die trockene Jahreszeit herrscht. Letztere bedingt an die- ser südwestlichen Abdachung ?2) den Sa- eine 11. Notizen. vannengürtel, der von Darien bis zur mexikanischen Provinz Chiapas durch sieben Parallelkreise sich erstreckt und im Staate Pa- nama eine milllere Breite von 3" deutschen Meilen einnimmt. Bandarlig unterbricht der ‘ Wald den pacifischen Savannengürtel des Isth- mus nur am Rande der Flussbeiten. tig aber erscheinen kleinereBaumgruppen auch in Niederungen, wo sich mehr Feuchtigkeit und eine dickere Humusdecke Diese Savannenwälder bestehen aus eigen- thümlichen lichifreundlichen Bäumen und Sträu- chern, welche eine lange anhaltende Trocken- heit ertragen, besonders aus den Familien der Verbenaceen , Dilleniaceen und Leguminosen. Als die isolirten Vorposten des Waldes im kahlen Steppenboden spielen besonders fol- gende drei Arten eine überaus merkwürdige Rolle im Haushalt dieser tropischen Savannen: Duranta Plumieri Jacq. und die beiden soge- nannten „Chumicos“ Davilla lacida Presl. und Curatella americana L. 3) Der Litto- ralgürtel an beiden Oceanküsien hat nur eine milllere Breite von 500 — 600 Metres bei einer mittleren Temperatur von 260 (©. Die von dem Salzgehall des Bodens abhängi- gen eigentlichen Liltoralpflanzen scheinen nicht über zwei Procent von der Gesammillora des Isthmus zu bilden. Eine höchst merk- würdige Thatsache ist die beinahe vollkom- mene Identität der Arten dieser beiden Kü- stengürtel. Nicht bloss Pflanzenrepräsentanten von Familien, deren leichte Samen, ein Spiel- ball der Passatwinde, über die schmale Land- enge leicht wandern konnien, wie die Com- positen, sondern auch alle an:beiden Ocean- küsten vorkommenden Leguminosen und Eu- phorbiaceen durch Galtungen und Arten ver- trelen, deren Wanderungen nur durch Mee- resströmungen erklärbar ist, sind mit wenigen Ausnahmen die gleichen. Der so gefürchtele gillige Manzanillobaum (Hippomane Manzinella L.), der auch auf den westindischen Inseln einer der häufigsten Küstenbäume ist, und dort wahrscheinlich seine erste Heimath hatle, be- deckt in grosser Anzahl den schmalen Dünen- sandstreifen beider Meere, Es ist ein slattli- eher Baum von der Grösse und dem An- sehen unserer Birnbäume mil eirunden, spitzen, glänzenden Blältern, welche am Ende VIU. 1860. Inselar- ansammelt. 301 des Blaitsiiels eine bräunliche Drüse tragen. Die schön apfelähnliche Frucht enthält in ih- rer sechs- oder siebenkantigen Steinschale ebenso viele Fächer mit eiförmigen silberweis- sen Samen, der, wie alle Theile des Baumes, in seinem Milchsaft ein tödlliches Gift ent- hält. Der Same dieses tropischen Gifıbaumes konnte seinerBeschaflenheit nach weder durch den Nordost - Passatwind, noch durch Strich- vögel, die ihn nicht berühren, über den Isth- mus von einer Küste zur andern gewanderl sein. Nur durch die Meeresströmungen war diess möglich, und nur die Annahme einer einstmals offenen Meerenge zwischen der Li- monbay uns dem Golf von Panama, für wel- che auch so gewichtige geologische Gründe sprechen, kann die merkwürdige Verbreitung dieser und anderer Liltoralpflanzen aus den Familien der Euphorbiaceen, Leguminosen, Malvaceen, Combrataceen u. s. w. erklä- ren.* (F. v. H.) 4) Zum zweitenmale aufgesetzte Pfropfreiser wachsen an. Es kommt oft vor, dass Veredlungen deshalb nicht an- nehmen, weil Schnitlfläche von Wildling oder Edelreis vor Vollendung der Operation zu sehr abtrocknete oder dass das Versireichen mit Baumwachs nach der Verediung zu spät geschah und in Folge dessen ein Ablrocknen stattfand. Her Oberdieck führt einen solchen Fall an. Er nahm daher die Veredlung mit den gleichen Edelreisern noch einmal vor, indem er Edelreis und Wildling ein wenig nachschnitt und auf das Aufselzen das Ver- streichen mit Baumwachs unmiltelbar folgen liess. Alle derarlig gemachten Nachveredlun- gen wuchsen, mit einiger Ausnahme derer, wo das Edelreis nach dem Abschneiden ver- suchsweise noch 24 Stunden in Wasser ge- legt wurden. (Monatsschrift für Pomologie.) 5) Miltet gegen Blattläuse an den Obstbäumen und in den Obstbaum- schulen im freien Lande. Während im geschlossenen Gewächshause der Mittel mancherlei hat, um die Blaltlläuse zu vertreiben, hat es im freienLande immer noch an sichern Mitteln gegen diese kleinen Thier- chen gefehlt, welche, wo sie in hohem Grade 22 man 302 äufiraten, die Verkrüppelung aller Biätter und in Folge dessen einen schwächlichen krank- haften Jahrestrieb bedingen. Herr Gerold in Wien war es der zueıst eine Mischung von Seifenwasser mit Quassia-Decoct gegen diese Plage vorschlug. Schon der Garteninspector Lucas bestätigte den guten Erfolg dieses Mit- tels und nun ist es der Superintendent Ober- dieck, welcher die gleiche günstige Erfahrung gemacht hat. Zu einer Schale von Seifen wasser mengte er eine Weinflasche voll Quassia-Decoci (eine Hand voll Quassiasalz war in einer Weinflasche voll Wasser abge- kocht werden) und in diese Mischung tauchte er die jungen Triebe, die mit Läusen besetzt waren, oder bespritzte dieselben miltelst einer feinen Brause- Spritze. Der Erfolg war voll- ständige Tödtung aller Blattläuse. — Zur Operation selbst muss trockenes Weiter gewählt werden. Schwächere Mischungen mit Quassia -Decoct hatten die beabsichtigte Wirkung nicht. Auch in Gewächshäusern würde das gleiche Mittel anwendbar sein. (Monatsschrift für Pomologie.) 6) Melonenzucht im freien Lande. Die Hamburger Garlenzeitung ver- öffentlicht einen Artikel über Melonenzucht im freien Lande im Klima von Norddeutschland vom Herrn L. Schröter. Es ist das eine der praktischsten Anweisungen, wie man be- siimmt zu einem gulen Resu!iale kommt, er- fordert [reilieh aber ebenfalls Dünger und An- fertigung kleiner mindestens 1 Fuss im Durch- messer haltender Glaskästen, die in der Art wie Glocken oder gleich Laternen ohne Bo- den construirt werden. Anfangs März legt man je 2 Kerne in kleine Töpfe und stellt diese im Zimmer an einen warmen Ort und giesst bis zum Aulf- gehen fleissig. Sind beide Kerne aufgegan- gen, so schneidet man eine Pflanze heraus und stellt die Töpfe nun in’s Zimmerfenster. Wenn das 3. Blatt ausser den Samenlappen sich entwickelt, Spitze des Stengels überm zweiten Blatt ausgekneipt, damit aus der Achsel jedes der beiden unteren Blätter sich ein neuer Triebe entwickelt , und sobald diese sich zu zeigen beginnen, ist es Zeit zum Auspflanzen in's freie Land. wird die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Als Standort im Freien wähle man den sonnigsten und wärmsien, den man zur Ver- fügung hat. Hier grabe man auf einer Ra- batle viereckige Gruben aus, die mindesiens noch einmal so gross als der Glaskasten und fülle diese bis einen Fuss über die Erde mil warmen Pferdedünger. Darüber bringt man eine fette Garten- oder Düngererde, bildet ei- nen nach allen Seiten abfallenden Hügel und steilt auf dessen Mitte den Glaskasten. Wenn sich der Dünger nach einigen Tagen hinläng- lich erwärmt, pflanzt man die Melone mit un- verletziem Ballen auf der Spitze des Hügels bis an die Ootyledonen ein und stellt den Glaskasten wieder über. Ein Angiessen wird kaum nöthig sein, sollte es aber doch ge- schehen müssen, so hüte man sich den Stamm zu benelzen, auch gebe man bei heissem Sonnenschein mit einigen Zweigen Schatten. Wenn die beiden Seitentriebe das dritte Blatt bilden, werden auch sie überm zweiten aus- gekneipt. Die nun entstehenden 4 Ranken lässt mau ungestört nach allen Seiten wach- sen. Haben sie den Glaskasten erfüllt, legt man Backsteine unter solehen und leitet die Triebe unter denselben hervor. Wenn die Pflan- zen späler Frucht angesetzt, wird die Spilze der Hauplranken eingekneipt, jeder Fruchizweig 2 Blälter über der Frucht eingekneipt und sterile Seitenzweige ganz eingekürzt. Reichli- ches Giessen bei trockenem Wetter und eine Steinunterlage unter die Frucht sind ausser- dem die Hauptpunkte der Pflege. (E.R.) 7) Schutz gegen zu starkes Aus- Bodens. Während der letzten Jahre hat unterm Einfluss von anhal- tender Hitze und Trockenneil selbst so man- cher Obstbaum in leichten und sandigen Bo- Als geeignelstes Schutz- trocknen des denarlen gelitten. mittel gegen zu starkes Austrocknen des Bo- dens bei solchen Wilterungsverhältnissen dient Uederdeckung der Oberfläche des Bodens mit kurzem Mist oder Stroh oder einem andern lockern Material, wie Stroh, Heu. Säge- und Hobelspäne etc. Eine solche Bedeckung wird ungefähr 1 Zoll hoch gemacht und über den Wurzeln von Spalieren, Pyramiden, in Baum- schulen bei frisch verselzten Pflanzen , Erd- beeren, Kohlländern ete. angewendet. Die IV. Literatur. Wirkung ist vortrefllich, indem solch eine Be- deekung dem Findringen der Luft in den Bo- den kein Einderniss entgegensetzt und doch das Abtrocknen desselben wesentlich verhin- dert. (Monatsschr. f. Pomologie.) 8) Blumenausstellung und Pomo- logischer Congress zu Bordeaux Vom 19.—25. September letzten Jahres ward in Bordeaux eine Blumenausstellung von Sei- ten der Gartenbau - &esellschaft der Gironde zur gleichzeitigen Feier der Sitzung des Po- mologischen Congresses der Rhone veranstal- 303 tet. Die Ausstellung war in grösserer Aus- dehnung als je zuvor und fand in dem gros- sen ÜConzertsaale statt. Besonders reich war das feinere Obst verireten.. Die von der Kai- serin ausgeslellte goldene Medaille ward dem Herrn Rousseau für seine reiche Sammlung von Aepfeln und Birnen zuerkannt. Zur Ver- iheilung der Preise waren an 2000 Personen, Damen: und Herren in das Festlocal eingela- den und jede Dame erhielt beim Eintritt ein Bouquet. — (Revue hortisole.) VW. Lite 1) Verbreitung und Wachsthum der Pflanzen ihrem Verhältnisse zum Boden aufGrundlage einer Betrach- tung der Vegetaiion zwischen Rhein, Main in und Neckar für Botaniker ‚ Landwirthe, Cameralisten und Forstleute , bearbeitet ven H. Hanstein. Darmstadt 1859. Verlag von @. Jonghans. Seitdem die leider nur zu früh verstorbe- nen Thurmann und Sendtner ihre Epochema- ehenden Arbeiten über den Einfluss des Bo- dens und der Bodenbeschaffenheit auf die Pflanzenwelt haben erscheinen lassen, ist man zwar vielfach sowohl von Seiten der Anhän- ger der physikalischen wie auch der chemi- schen Theorie auf diesen wichligen Gegen- stand zurückgekonmen, und in gründlicher Weise ist dies namenttich von Trautschold im Bulletin de la Soc. Imp. des naturalistes de Moscou. 1858, t. XXXI. p. 329 — 394 ge- schehen , trotzdem sind wir noch weit davon entfernt, in der Sache selbst definitiv aburthei- ien zu können und werden auch nicht eher sein, ehe nicht noch mehrere und noch längere Beobachtungen grössern Landstrichen vorliegen. es verschiedener Als ein Mu- sier wie diess überall geschehen sollte, dürfen wir das vorliegende Buch betrachten, nament- lich halten wir die von Hanstein befolgte Methode für eine sebr glückliche und am von ratur. wirkliche Resultate zu sich nämlich damit, ehesten geeignete , erlangen. Er begnügte an bestimmte eingegrenzte Verhältnisse an- zulehnen,, dieselben zu studiren und daraus das Pflanzenwachsthum zu Schlüsse für ziehen.“ Der so eingeschlagene Weg bot zugleich die Möglichkeit, die Verhältnisse lebendiger darzustellen , als er auch zu einer genauen Betrachtung des eigentlichen Thatbestan- des (wenn wir uns so ausdrücken dürfen) nölhigte. — Hanstein entwirft uns zuvörderst in ersten Abschnitte von p. 3 — 32 ein Bild von dem Gebiete zwischen Rhein, Main und Neckar nach seiner Begrenzung, seiner Er- hebung und seinen celimatischen Verhältnissen ; führt die Pflege dieses Gebiets nach ihrem Vorkommen und ihrer Verbreitung auf und gibt uns ein so vollkommenes Bild der Ve- getation seiner einzelnen; dem Boden nach verschiedenen Theile. — Im zweiten Abschnitte schildert er ein- gehend die verschiedenen Vegetations- formen dieses Gebiets und zwar auf p. 35 — 83 die Vegetation der Wiesen, der Moore und der Rewässer, auf p. 83 — 108 Wald und Oedung und endlich auf p. 108—164 die Pflanzen des bebauten Landes. — Daran reihen sich im dritten Abschnitte (165 — 173) die „Grundsätze, welche 22 ® 304 Hanstein aus seinen sorgfältigen Beobachlun- gen als Resultat gewonnen hat. — Hanstein, der schon bei einer andern Ge- legenheit Regensburger Flora. 1858. Nr. 25, p. 402) sich dahin ausgesprochen hat, dass er für das Wachsthum der Pflanzen in der chemischen, für die Verbreitung der Pflanzen dagegen in der physikalischen Beschaffenheit das wesentlichere Mo- ment erblickt, stellt auch in der uns vorliegen- den Schrift an die Spitze seiner Grundsälze, dass die Verbreitung der Pflanzen von den elimatischen Verhältnissen und von der physikalischen Eigenschaft des Bodens abhänge. — Doch sehen wir uns das Buch genauer an: Wir finden, dass die Fruchtbar- keit des Landestheiles, der dem Urgebirge angehört, entschieden grösser, seine Aecker, Wiesen und Wälder ertragreicher und deren Pflanzen üppiger sind. Der Haupigrund hie- für dürfe wohl in dem von A. Schlagintweil auch für die Alpen nachgewiesenen Umstande liegen, dass in dem Uırgebirge jedes kleine Thälchen eine belebende Quelle hal, während in dem Sandsteingebiele (wie in dem Kalk- steingebiele in den Alpen) die Quellen sellner und wasserreicher sind. Dass im Odenwalde die Grenzen des Vorkommens einer Pflanzen- art durch die Höhe über dem Meere nicht di- rect bezeichnet wird, ist begreifich, erreicht doch keiner der Berge eine Höhe von 2500’. Auch ersieht man aus seinen Angaben, dass die periodische Entwicklung der Planzen in dem ganzen Gebiele eine sehr nahestehende ist, nur an einer Localifät, die im liefen Oden- walde, umgeben von hohen Bergen und selbst in beträchtlicher Höhe liegt, bleibt dieselbe um 10 — 14 Tage zurück. Es treten darum in dem von Hanstein geschilderten Pflanzen- gebiele weniger die climalischen Verhältnisse, als die Beschaffenheit des Bodens und sein Gebalt an den Pflanzen- nährstoffen als besonders wichlig und bedeu- tungsvoll hervor, sowie weiter die Stand- orte der Pflanzen, die sich gleichfalls nach gewissen Bedingungen regeln. — Ueber die iheilweise und ruckweise Ver- änderung der Vegelation des bebauten Landes unter der eingreilenden Hand des Menschen theilt Hanstein einige interessante Thaisachen vielmehr Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. mit. So sind Andromeda polifolia L. und Erica tetralix L., welche nach Borkhausen’s Angabe im Jahr 1790 noch „ziemlich gemein‘ waren, heutzutage Sellenheiten der hessischen Flora und nur noch an einzelnen Localiläten in ge- ringer Anzahl 'vorhanden. Aehnlich wie Co- toneaster vulgaris Lind!., der auch nur als Seltenheit aufgefunden wurde. Amelanchier vulgaris Mönch zuBorkhausen’s Zeilen an der ganzen Bergstrasse eine häufige Pflanze scheint jetzt ganz verschwunden. — Hanstein kommt auch zu dem Schlusse, dass die Verhältnisse des Standortes und des Bodens eine hervorragende Bedeulung haben , gibt aber doch zu, dass die Beschaf- fenheit des Bod ıs sich in der Vegetation deutlich nur dor! ausdrücke, wo keine wesentliche Veränderung stalt halle, „denn namentlich istes der Humusgehalt, der die Unterschiede verwischt;* und die sog. häufigen Pflanzen Traulschold’s finden sich in der That auf allen Bodenarten und die für gewisse Bodenarten charakteristi- schen Pflanzen sind meist auch bolani- sche Sellenheilen. Und wenn auch Hanslein wie Sendiner den Humus einen Boden für sich und mil eigener Vegelalion nennt, so kann er doch nicht umhin, einzuräumen, dass es „schwierig ist, den allmäligen Uebergängen zu fulgen und dieselben zu begrenzen.“ In der That haben auch Malagalis und Duro- cher’s neueste Untersuchungen über die Ver- theilung der unorganischen Bestandtheile in den hauptsächlichsten Pflanzenfamilien zur Genüge dargelhan, dass zwar die chemische Be- schaffenheit des Bodens einen wesentlichen Einfluss auf die Zusammenselzung der Pflan- zenaschen habe, aber keinen ausschliess- lichen auf die Pflanzen vertheilung, inso- fern die physikalische Beschaffenheit des Bodens in letzterer Beziehung auch wesentlich mitwirkt. — Ueber das Verbalten der Pflanzen zu ihren Nährstoffen und dass sie, wie Han- stein sich treffend ausdrückt, gleichsam als derselben im Boden er- scheinen. Darüber theilt er ein inleressantes Beispiel an Koeleria eristata Pers. mit. Diese Pflanze nimmt nämlich aus Bodenarten, wel- che wie der Kieselsand der Rheinebene einen kaum nachweisbaren Gehalt an Phosphorsäure zwar „wahre Sammler“ IV. Literatar. enthalten, solche in beträchtlicher Menge auf und dort gesammeltes Heu von Koeleria cri- stala enthielt aus hundert Theilen 13,24 Phos- phorsäure. — Auch Hansiein gedenkt der Resullaie der ‘“ neuern Untersuchungen Way’s und Liebig’s über das Absorplionsvermögen der Ackererde gegen die unorganischen Nahrungsmittel der Pflanzen, Resultate, welche die bisherige An- sicht über die Ernährungsweise der Pflanzen vollständig umwerfen; denn wenn wir erfah- ren, dass das zur Wässerung dienende Quell-, Fluss- oder Bachwasser diese Stoffe gar nicht aufgelöst enihäll, wenn wir aus den Analysen verschiedener Quell- und Drain- wasser ersehen, dass sie viel weniger unorga- nische Subslanzen enthalten, als die Pflanzen wirklich in sich aufnehmen, so müssen wir entweder mit Liebig und Trauischold anneh- men, dass in den Wurzeln der Pflanzen eine ihätig mitwirkende Kraft vorhanden sein muss, um die von der umgebenden Ackerktume gebundenen Nährstoffe wieder in Lösung zu bringen, was auch nach Pollacci’s Versuchen nicht unwahrscheinlich ist, welcher fand, dass die Pflanzenwurzeln Kohlensäure ausalhmen und dieseEigenschaft als das Agens betrachtet, durch welches die die Pflanzen- wurzeln umgebenden Substanzen in Lösung gebracht und der Pflanze zugeführt werden können, oder wir müssen mit Hanstein ein- fach annehmen, dass das Wasser die unorga- nischen Nährstoffe den Pflanzen nicht „in Lö- sung,‘‘ sondern „als feinerdige Theile suspen- dirt‘“ zuführt, was allerdings auch nicht un- möglich, sondern sogar sehr wahrscheinlich ist, zumal es eine besondere Wurzellhätigkeit nicht ausschliesst. — Es würde uns zu weit führen, wollten wir die vorliegende Schrift ausführlicher und ein- gehender besprechen, so wie sie es eigentlich verdient; nur auf einige Punkte wollen wir noch aufmerksam machen, die Hanstein au- gen>cheinlich mit grosser Sachkenniniss be- handelt hat, erstens der Schaden der Laubstreunutzung; denn .‚was kommt wohl nach der Kiefer?“ und dann was er über den Werth des Hu mus, der Düngung und der Bewässerung sagt. — Auf Hanstein’s gewonnene „Grundsätze“ 305 im dritten Abschnitte verweisen wir hiemit ausdrücklich , indem ein Aussatz derselben sich eigentlich, wegen der Wichtigkeit aller, Wir heben dess- halb schliesslich nur einige hervor: „Die Verbreitung der Pflanzen hängt ab von den climalischen Verhältnissen und der physikalischen Beschaffenheit des Bodens.“ „Eine jede Pflanzenart hat besondere An- sprüche an Licht, Wärme und Feuchtigkeit der Luft.“ „Jede Pflanze hat beslimmte Ansprüche an die physikalische Beschaffenheit des Bo- dens,. — Jede Art hat beslimmte Ansprüche an die im Boden enthaltenen Bestandtheile ibrer Asche. Der Einklang aller dieser Be- dingungen bestimmt in dem einzelnen Falle das Vorkommen einer gewissen Pflanzenart. — „Die Mittel, fortpflanzungsfähige Theile von einem Orte zu einem enifernleren gelangen zu lassen, sind hauptsächlich die bewegte Luft, Wasser, Menschen undThiere. — „Der physikalische Zustand des Bodens beruht auf dessen Masselheilen. Hinsicht- lich der Masselheile des Bodens unterscheiden wir leichter verschwindende und blei- bende. Die ersten sind Humus und Wasser, die letzteren Thon, Sand Kies, Kalk. zuweilen auch Gyps, Eisen Talkerde.* — „Für eine jede Pflanzenart gibt es eine bestimmte Grenze der Menge der organi- schen (verweslichen) Sloffe, unter welche der Gehalt des Bodens nicht herabsinken darf.“ — „Die Zuleitung des Wassers hat in der Regel den doppelien Zweck, den Grad der Feuchligkeit herzusicllen, welcher den Pflanzen angenehm ist, und Ersalz für die entzogenen Aschenbestandtheile zu geben.“ — „Bei dem Verdunsten des Wassers findet Ab- kühlung, bei dem Condensiren Erwärwmnen statt, da ersteres in der Regel am Tage, leiz- teres Nachls slalt hat, muss ein bedeulender Einfluss auf das Pflanzenleben daraus resulli- ren.‘ -— Wir glauben, diese Auszüge werden ge- nügen, um auf die Bedeutung der uns vorlie- genden Schrift aufmerksam zu machen, indem sie anregend und belehrend zugleich auf alle wirken muss, welche, sei es als eigenlliche kaum bewerkstelligen lässt. 306 Botaniker , sei es als Gärtner oder als Oeko- nomen, oder als Forstmänner sich mit den Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. rationelilen Pflanzeneultur (F. G. v. Herder.) Bedingungen einer bekannt machen müssen, V, Personalnetizen und Neuesies. 1) Carl Ferd. Appun. Herr pun, Buchhändler in Bunzlau, hat abermals ein Schreiben seines Sohnes C. F. Appun vom 9. Jan. 1860 aus Georgeiown in Deme- rara veröffentlich. Aus demselben erfahren die zahlreichen Gartenfreunde, Herrn Appun auf Pflanzen und Samen pränu- meritt haben, dass es Herrn Appun des Krieges wegen in Venezuela nicht möglich ward, die dort gesammellen Pflanzen und Samen nach Europa zu senden. Ap- welche beim sei er in Georgetown und habe dort zahlreiche Orchideen und Samen bereit, welche Mitte Feb:uar an seine Auftrag- geber nach Europa abgehen sollten. Gegenwärtig Ausserdem verspricht er diesen Sommer noch in Paramaribo, Cayenne und Para zu sammeln und das Gesammelte nach Europa zu senden. — An Versprechungen hat es Hr. Appun bis jetzt noch nicht lehlen lassen, — die nächste Zukunft wird der Grund, weswegen bis jelzt noch nichts er- oder ob es lehren, ob folgte, — wirklich nur Unglück ist, demselben cınen andern Namen geben Vorläufig, bis Hr. Appun seine Ver- wir müssen. pflichtungen nicht gelöst, warnen wir vor neuen Bestellungen gegen Vorausbezahlung. 2) Pierre Louis Francois Leväögque de Vilmorin starb am ?2%. März dieses Jahres in Paris im AAsten Jahre seines Al- ters. In Vilmorin verliert Frankreich einen seiner tüchligsten wissenschaftlich gebildeten Männer, der für den Ackerbau, Gartenbau und Botanik ungemein hat. Sein Landsitz zu Verrieres bei Paris war der Eini- gunespunkt der ausgezeichnetsien Naturforscher. Der Garten desselben war zum Tüeil in einen Experimenlalgarten umgewandelt, in welchem viel geleisiet neu eingeführte und anderweitige interessante Pflanzen cullivirt wurden. In einem besondern gut eingerichteten Laboratorium wurden Unter- suchungen über die wichtigsien Fragen in Be- zug auf Acker- und Gartenbau angestellt, Erfveulich ist es za hören, dass der älteste Sohn in die Fusstapfen des Valers Iireien wird und dass die Gemahlin desselben , wel- che an dem von Decaisne herausgegebenen Jardin fruilier mitarbeitet, alles vom Verstor- benen Angefangene fortführen wird. (Bot. Zeilg.) 3) Bot. Garten in München. Der- selbe verbleibt auf seiner jetzigen Stelle. Die neu zu erbauenden Gewächshäuser werden dagegen nebst einem zu einem Bot. Museum bestimmten Gebäude gegenüber der Basilika im ehemaligen Institutsgarlen erbaut. — (Allg. Zeitg.) 4) Versammlung deutscher Pomo- logen. In Berlin findet vom 2. bis 7. October d. J. die 3. Allgemeine Versammlung deut- scher Pomologen und Obstztichter statt, ver- bunden mit einer Ausstellung von Obst und Gemüsen. Die Ausschuss- Mitglieder laden zu allgemeiner Beiheiligung ein und beantworlel der General - Secretlär des Vereins zur Beför- derung des Gartenbaues in den Kgl. ‚Preuss. K. Koch in Berlin iF.) Staaten, Herr Professor nähere Anfragen. 5) Cyeas revoluta. in,Planitz. Das im Juli- Hefte bereits erwähnte Exemplar von ('ycas revoluta in Planiiz bei Zwickau ist in seiner Blüthenentwicklung so weit vor- angeschritten, dass die vollständige Ausbildung des grossen Fruchtzapfens gegen Ende Au- gust zu erwarlen steht. Herr .G. @eilner wird um diese Zeit mit diesem interessanten Ereignisse eine Ausstellung seiner reichen und VI. Russischer Gartenbauwverein. 307% werthvollen Pflanzenschätze in seinem Etablis- | freunde auf die letzie Woche im August dieses semen! verbinden und ladet alle Pflanzen- | Jahrs zu recht zahlreichem Besuche ein. (F.) VL. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. In der Sitzung vom 4. Juni 1860 wurden 2) Als Nichtzahlende Mitglieder: gewähll: : Herr Dr. Müller, Botaniker in Melbourne. 1) Zu wirklichen Mitgliedern & » Wladimir Michailowitsch Michailof. „» Dimitri Sergeiewiisch Michailoff. Herr Alexei Anfinogenowitsch llliin. » Peter Jermolaewilsch Wolkenslein. » A. &. König. „ Lehmaon, Handelsgärtner in Stettin. „». Peter Lampe. Fräulein Ustinia Dmiiriebna Glinka in Rio Madawe Oltilie Lampe. Janeiro. Herr Leonid Alexeiwitsch Muratofl. tlerr Olsufief , Präsident des Gartenbauvereins » Feodor Juliewilsch Ulrich. zu Moskau. Sitzung des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg am 4. Juli (16. Juli) 1860. Nach Verlesung des Protocolls wurde R. K. die Abrechnung über die Ausgaben und Ein- | 10) Musik 10899 °— nahmen bei der Frühlingsausstellung dem | 11) Affichen und Inserate go — Verein mitgelheilt, dieselben zeigen folgende | 12) Einzelne Belohnungen den Posten: Aufseher ele, 100 -- 13) Kleinere Ausgaben 447 45 Ausgaben. 14) Ausgaben für den Transport R. K. und die Miethung von Deco- 4) Für Holz 1394 45 wlenanllangen 1568 40 DR Melon Hese s09 95 15) Für die Miethe der Statuen 2 0 — 3) Für Moos, Tannen, Birken- Summa SSY4R. YSK. stämme elec, 306 — Kia ER 4) Für Touffsteine 124 — 5) Für die Construction des Was- An Eintrittsgeldern : serbassins und die Wasser- Rbl. leiltungen 957 38 Aın 28. April 826 6) Arbeitslohn für Zimmerleute 1650 50 Rn 1902 7) Für Maler-Arbeit Alan NN 2132 8) Tapezirer-Arbeit 92935 » 1..Mai 2374 9) Arbeiterzur Transportirang der Pflanzen 208 50 u 2440 Bl. 2435 308 Rbi, Am 5. — 6. Mai 635 Geschenk von Sr. Kais. Hoheit dem Thronfolger 100 Einnahme für den Verkauf des Materials 165 13609 Davon die Ausgaben 8894 Reineinnahme A7Ti5Rbl. Zieht man von dieser Einnahme die wei- tern Ausgaben für die vertheillen Medaillen mit ungefähr 1500 Rbl. ab, so bleibt ein Reingewinn von 3215 Rbl. für die Kasse des Vereins. Dazu kommen ausserdem noch 3000 Rbl. S, welche als Reineinnahme vom 4. Mai in die Unterstülzungs - Kasse von hilfsbedürfü- gen Gärtnern und deren Hinterbliebene geflos- sen sind. 2) Zu Preisrichtern für die aufgestellten Pflanzen werden erwählt die Herren Odinzofl, Alwardt, Ganischuroff, Beitzick , Pabst. 3) Die von Maak gesammelten Samen werden zur Vertheilung aufgelegt. 4) Die Moskauer Acclimalisalionsgesell- schaft zeigt an, dass sie seil Januar 1860 ein Journal herausgibt, unter dem Titel: „Accli- matlisator“ in monatlichen Heften. Die Re- daktoren sind: Usow, Annenkoff und KRali- noflsky. 5) Br. Annenkoff bittet um Miltheilungen für sein Wörterbuch Russischer Pflanzenna- men , von dem er eine neue Ausgabe veran- stalten wird. 6) Der Herr Präsident macht die Anzeige, dass er beim Hohen Finanz - Minister für die Gesellschaft um die Bewilligung nachgesucht habe, lebende Pflanzen auf Namen der Ge- sellschaft in Russland einführen zu können» um hierdurch den Mitgliedern der Gesellschaft derarlige Bestellungen dem Auslande schneller uud leichter zugänglich zu machen. — 7) Die Triester Gartenbaugesellschaft sendet ihr Journal ein. Es wird beschlossen, dersel- ben die Gartenflora dagegen milzutheilen. aus de I ng Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 8) Als wirkliche Mitglieder werden aufgenom” men: Der wirkliche weheimrath Victor tisch v. Panin, Der General - Adjutant Iwan Sergeiwitsch Lutkowsky. Herr Karl Karlowilsch Gilsen. Herr Dmitri Michailowitsch Prokopowitsch- Antonsky. 9) Das Preisgericht erkannte folgende Prä- mien für die ausgestellten Gegenstände zu: — Hrn. Gratscheff die kleine silberne Me- daille für die roihbackige Limoge-Rübe, e ine sehr frühe und wohlschmeckende Ackerrübe. Herrn Smirnitzki aus Paullowsky für ausgezeichnet grosse und schöne Früchte ei- ner neuen Erdbeere der Roseberry ma- xima, die neben aromalischem Geschmack sich durch bedeutende Grösse auszeichnen. Herrn Buck eine kleine silberne Medaille für sehr schöne Früchte der Cremont- und Jowa - Erdbeere, ebenfalls sehr wohl- schmeckende, aber etwas kleinere Früchte, Herrn Rempen ausPaullowsk für Früchte und fruchttragende Pflanzen der Erdbeeren Mammouth, Roseberry maxima, Dept- ford pine und eines Sämlings, die grosse silberne Medaille. Die ausgezeichnete Rose- berry maxima ist durch Herrn Rempen in Petersburg verbreitet worden. Berrn Buck die kleine silberne Medaille für Sämlinge von Petunien in einfachen und gefüllten Sorten, von Phlox Drummondi und ein Bouquet von Rosa gallica, einer dunkelro- !hen, auch im Peterburger Klima vollkommen dauerhaften Rose. Herrn Golubin für eine im Zimmer zur zur Blülhe gebrachle Sanseviera laelevirens eine Ehrenerwähnung. Herrn Agamonof eine kleine silberne Me- daille für 3 blühende Orchideen. Herrn Kardilin [für ein Spalier eines fruchliragenden Orangenbaumes, das seit 12 Jahren im Zimmer gezogen ist. — Niki- I. Originalabhandlungen. 41) Abgebildete Pflanzen. a) Masillaria Galeottiana Rei. (Siehe Taf. 301.) Orchid M. Galeottiana Rgl. Ind. sem. horti Petr, 1856, pag. 19. Grifl. 1857, p. 87. Eine durch Galeotti aus Mexiko in den Kaiserl. Bot. Garten zu St. Peters- burg eingeführte Orchidee , die zunächst mit M. acutipetala Hook. (Bot. Mag. tab. 3966) und M, angustifolia Hook. (Hook. ie. pl. IV. tab. 348) verwandt ist. letzteren ebenfalls aus Mexiko stam- menden Art theilt sie die Grösse und Form von Blumen und Blättern, dage- gen unterscheidet sich M. angustifolia durch viel schmälere längliche Schein- kollen und eine längliche Lippe mit un- deutlichen, kaum vorstehenden abgerun- deten Seitenlappen. Die M. acutipetala Hook. stammt aus Centrelamerika und ist in allen Theilen grösser, Blätter brei- ter, Blumen einmal so gross, Kelchblät- ter verhältnissmässig schmäler und kaum breiter als die ähulich geformten Blumen- blätter und endlich sind auch die Seitenlap- pen derLippe kürzer als bei der vorlie- genden Art. Die charakteristischen Merk- male der vorliegenden Art sind: IX, 1860, Mit der | ea ® Scheinknollen in dichten Rasen, läng- lich-kegelförmig, nach der Spitze zu ver- dünnt, kaum zusammengedrückt, tief ge- furcht, 1 — 1'/, Zoll lang und 1); — 2/, Zoll breit, am Grunde mit häutigen bräunlichen Schuppen umgeben. Blät- ter zu 2, seltner einzeln auf der Spitze der Scheinknollen , schmal band-lanzett- lich , bis 1 Fuss lang und meist kaum 1, Zoll breit. Blüthenschafte einblumig, stehen in den Achseln der Deckschup- pen, sind kaum noch einmal so lang als die Scheinknollen , röthlich und 4 aus- eiandergerückte scheidige Blättchen tra- gend. Die okergelben Blumen halten unge- fähr 1 Zoll im Durchmesser und tragen am Rande der Blättchen und auf deren Rücken eine rötkliche Zeichnung. Die Kelchblätter aus breiterem Grunde läng- lich und nach der Spitze zu allmä- lig abnehmend, aufrecht abstehend, spitz. Die Blumenblätter fast gleich lang aber nur halb so breit, Lippe un- gefähr so lang als die Blumenblätter, 23 310 3lappig, mit stumpfen Lappen ; Vorder- lappen fast zungenförmig , zurückgerollt und ohne Erhöhungen; Seitenlappen ge- bogen und die Stempelsäule umhüllend; das untere Lip»enstück trägt in der Achse der Oberseite eine längliche Schwiele. Die Färbung der Lippe heller gelb als die Farbe der Blumenblätter, am Grunde hellroth gestreift, vorn mit blutroth angelaufenem und punktirtem Rande. Die 3lumen entwickeln sich im Taufe des Sommers massenhaft, halten lange an und besitzen einen angenehmen Ge- ruch, so dass auch diese bescheidene Art neben ihren prahlenden Siammesge- nassen Qultur verdient. — b) @Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. Gehört zu den Orchideen von leich- ter Cultur, die selbst in gewöhnlichen Warmhäusern gedeihen. Man pflanzt sie am geignetsten in durchbrochene Körbe aus Holz oder Kork in eine Mi- schung aus gehacktem Torfmoos, faulem Holze und faseriger Heide- oder Torf- erde, hält sie im Winter kei 8—10°R, zirmlich trocken und gibt dann vom Frühling an viel Feuchtigkeit, Schatten und bis 25° R. bei Tage. Unter Ein- fluss einer mit Feuchtigkeit geschwän- gerten Luft wird sich bald ein üppiges und freudiges Wachsthum und reichli- cher Blüthenflor zeigen. (E. R.) Pachira stenopetala Cav. (Siehe Taf. 302.) Sterculiaceae Bombaceae. Pachira stenopetala Cav. Nov. stirp. |! hin allmälig verschmälert, kahl, ganz- Bras. Dec. 21. Körn. Index sem. hort. | randig und etwas wellig, oberhalb dun- Petrop. 1857. pag. 53. P. stenopetala ß. angustifolia Index. sem. h. Petrop. 1858, pag. 45. Ein Baum Brasiliens, der in den Ge- wächsäusern des Kais. Bot. Gartens zu St. Petersburg, in welche er durch Rie- del eingeführt ward, eine Höhe von 20 — 25 Fuss erreicht hat. Derselbe ist sparsam in einfache grüne Aeste ver- ästelt, kahl und unbewehrt. Blätter ab- wechselnd; auf 2—5 Zoll langem Blatt- stiel stehen in Fingerform 7 — 11 Blätt- chen, welche mit dem Blattstiel geglie- dert, sitzend, keilförmig- oder lanzettlich- verkehrt länglich,, spitz oder zugespitzt, in eine ziemlich lange Stachelspitze an der Spitze vorgezogen, gegen den Grund kelgrün und glänzend, unterhalb heller, 2—5 Zoll lang, !/;—1 Zoll breit. Blü- then achselständig. Blüthen ungefähr ı/, Zoll lang und von der Länge des Kelches, wie dieser sehr kurz und kaum sichtbar behaart und mit kleinen gelben Drüsen besetzt. Kelch röhrig, grün, mit abgestutztem Saume, der 5 kleine Zähne trägt, am Grunde ohne den Kranz von Drüsen, den verwandte Arten zei- gen, Blumenblätter 5, linear - bandför- mig, kurz sammtartig behaart, an der stumpflichen Spitze kappenförmig zusam- mengedreht, grün, 6 — 7 Zoll lang, kaum 1/, Zoll breit. Staubfäden sehr zahlreich, ungefähr so lang als die Blu- menblätter, am Grande in eine köhre I. Originalabhandlungen. verwachsen, oberhalb der röhrenförmigen Verwachsung in Bündel verwachsen und dann immer je 2 bis unter die Spitze verwachsen, Antheren länglich aufrecht, gelb, ctwas oberhalb des Grundes be- festigt. Fruchtknoten oberständig, oval, 5fächerig, und in jedem Fache viele Eier enthaltend, welche dem Winkel im Cen- trum angeheftet sind. Griffel am untern Theile fast zottig, nach der Spitze zu kahl, von der Länge der Staubfäden. Narbe leicht 5lappig. — Eine ausgezeichnete Pflanze, aus ei- ner Familie von Gewächsen, die aus- schliessiich den Tropen angehören, Im Winter verliert dieselbe die Blätter, er- hält dann wenig Wasser und wird in 311 eine Abtheilung gestellt, wo nicht höher als auf 6 — 8° R. geheizt wird, damit sie unter Einiluss von Trockenheit und niedriger Temperatur eine Ruhezeit von 3 Monaten einhalten kann, welche diese Pflanze bedarf, wenn sie die grossen und eigenthümlichen Blumen entwickeln soll. Nach dem Verpflanzen im Früh- ling in eine lehmige Rasenerde erhält sie 14 — 16° R. und einen lichten, der Einwirkung der vollen Sonne ausge- setzten Standort im Warmhause und entwickelt dann im Sommer ihre Blu- men. Vermehrung durch Stecklinge im Sommer, wenn der Frühlingstrieb bald ausgewachsen ist. (E, R.) c) Betula tortuosa Ledhb. f. Kusmischeffii Rgl. (Siehe Taf. 303.) Betulacesae. An den Ufern des weissen Meeres, | fast lederartigen, stark netzförmig her- wächst nach den Berichten Kusmischrff’s eine niedrige baumartige Birke, die für jene Gegenden das beste Brennma- terial und das dauerhafteste Holz lie- fert. Dieselbe bildet niedrige Bäume von 10 — 12 Fuss Höhe, mit knorri- gem; 2 — 3 Fuss hohem Stamme und hin und hergebogenen dicken Aesten und kurzen Aestchen, welche letztere mit einer braunen glänzenden Rinde bekleidet sind. Nur an den jüngsten Aestchen findet sich eine schwache Be- haarung, an den sterilen Sommertrie- ben, welche als schlankere hin und her gebogene Zweige die fruchtbaren kurzen Aestchen überragen, tritt diese Behaa- rung am stärksten hervor, Die dicken, vortretend geaderten Blätter werden von Blattistielen getragen, die ungefähr so lang als die halbe Blattfläche. Die Blattfläche hat die Grösse und oft annähernd auch die Gestalt eines kleinen Lindenblat- tes, ist gemeiniglich rundlich oder breit rundlich; an den fruchtbaren Trieben mit abgestutztem, abgerundetem oder schwach herzförmigem Grunde, stumpfer oder spitzer Spitze und ungleicher und grosser Zahnung, An den sterilen Trie- ben ist die Spitze des Blattes schärfer, die Zahnung viel tiefer, fast lappig oder doppelt und der Blattgrund oft fast keil- förmig verschmälert. Im jüngsten Zu- stande der Entwickelung sind die Blät- ter lose behaart, später sind sie kahl 23 ® 312 und glänzend und zeigen selbst in den Achseln der Venen keinen Bart. Blatt- stiele behaart. Fruchtzapfen gestielt, walzig, mit einem Stiel, der ungefähr so lang als der halbe Fruchtzapfen. Schuppen des Fruchtzapfens aus ver- kürztem keilföürmigem Grunde kurz 3lappig; die 3 Lappen fast gleichlang oder der mittlere etwas schmälere Lap- pen wenig länger, die seitlichen aut- recht oder seltener gesperrt abstehend, abgerundet oder spitzlich. Nüsschen von einem häutigen Flügel umgeben, der ungefähr so breit oder etwas schmä- ler als das Nüsschen. Auf Tafel 303 ist Fig. 1 die Ansicht eines Waldbestandes dieser Art, Fig 2 gibt die Darstellung eines einzelnen Baums, Das Grössenverhältniss wird durch die beigestellten Figuren angedeu- tet, Fig. 3 — 5 sind die Schuppen des Fruchtzapfens vergrössert. Fig. 6 und 7 zwei Früchtchen , vergrössert. Fig. 9 ein Fruchtästchen. Fig. 8 das Blatt. ei- nes sterilen Sommertriebes und Fig. 10 ein Blatt von breiterer Form von den fruchtbaren Aesten. Die letzteren 3 in natürlicher Grösse. Die schmälern Flügel des Samens unterscheiden diese Birke von den zahl- reichen Formen der B. alba und na- mentlich der B. alba pubescens. Der knorrige Wuchs, die glatte glänzende Rinde, die eigenthümlichen fast geboge- nen Sommertriebe mit fast eingeschnit- tenen Blättern, die vorherrschend rund- liche oft fast herzformige Blattform und das stark vortretende Adernetz von an- dern baumartigen Birken. Von Betula excelsa, der sie in ihren Charakteren sehr nahe steht, unterscheidet sie sich ausserdem durch das Fehlen der dichten flaumigen Behaarung an den jüngern Theilen und durch die freudig grüne Farbe der länger gestielten Blätter. (@rartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. In der von uns bearbeiteten Mono- graphie der Birken haben wir diese Form, die uns nur in Exemplaren vor- lag, die von Kusmischeff am Weissen Meere gesanımelt und nebst der bei- stehenden Vegetationsskizze von dort an Fischer eingesendet wurden , zu Be- tula tortuosa Ledb. als Form gestellt, mit der wir auch diejenige Birke verei- niet haben. die Koch fälschlich als B. pubescens Ehrh. (Koch syn. fl. germ. pag. 761) beschrieben hat. Es liegen uns nämlich aus den Car- paten und Sudeten Exemplare vor, wel- che zur gleichen Art gehören, nur we- niger gerundete Blätter tragen. Der Wuchs der Pflanze Europa’s scheint ein ähnlicher zu sein, wenigstens finden sich auch unter den uns vorliegeuden Exem- plaren solche mit stärker behaarten ge- bogenen Sommerästen mit eingeschnitten sezähnten Blättern. Die B. pubescens Ehrh. ist eine Ab- art von B. alba, bei der auch im spä- tern Alter des Baums die Blätter und auch die fruchttragenden Aeste wenig- stens in der Jugend eine kurze dichte Behaarung zeigen. Hierbei ist zı bemerken, dass die B. alba, unsere gemeine, in so zahlrei- chen Formen auftretende Birke, in den ersten Jahren nach dem Erwachsen aus dem Samen an Blättern und Stengeln stets kurzhaarig ist. Erst später verliert sich diese Behaarung gemeiniglich. Die Form der B. alba L., welche Ehrhart B. pubescens genannt, trägt in ihrer Ju- gend, sowie an den sterilen Sommer- trieben stark herzförmige Blätter und ist dann sehr stark behaart. Die fruchtba- ren Aeste tragen dagegen rhomboidisch ovale Blätter. In Moorbrüchen bleibt diese Form oft strauchig und steril, un- ter gewöhnlichen Bodenverhältnissen wird sie dagegen eben so hoch als die Ge- I. Orginalabhandlungen. meine Birke. Es kommt in den Moorbrü- chen der Schweiz aber noch eine stark behaarte, sterile, strauchige Birke vor, über deren Stellung ich noch ungewiss ‘ geblieben bin, da ich solche in keiner Sammlun? mit Früchten sah. Sie nähert sich in der Tracht mehr der B. tortuosa und könnte dies vielleicht die Pflanze sein, welche Koch veranlasste die B. tortuosa für B. pubescens Ehr. zu neh- men. B. carpatia W. et K. (teste Willd.), welche Koch ebenfalls zu seiner B. pubescens stellt, ist nur eine vielfach verwechselte Form der B. alba. Zu die- ser Form gehören z. B. Reichenbach’s Abbildungen und die in der Flora exsic- cata von diesem ausgegebenen Exemplare, ebenso die, welche Willdenow zur Aufstel- lung derB. carpatica diente. Ich vermuthete dieses schon früher und erhielt durch die freundliche Mittheilung des Willdenow’- sehen Original - Exemplars durch Herrn Academiker Dr. Klotzsch die Sicher- heit. 313 Koch sah wahrscheinlich die Betula tortuosa aus dem Riesengebirge und stellte diese zu seiner B. pubescens. — Die B. tortuosa Ledb. scheint noch in keiner ihrer Formen in Cultur zu sein, d. h. weder in der von ung abge- bildeten Form vom Weissen Meere, noch die Form des Altai, nach der Ledebour die Art aufstellte, noch die Form der Sudeten und Carpaten, die Koch wahr- scheinlich für PB. carpatica nahm, noch endlich die noch dubiöse stark behaarte niedrige Form der Moräste, die ich noch nicht mit Früchten sah, — Wie andere Birken, so wird auch diese ein willkommener harter Baum für unsere Gärten sein, den man mittelst Aussaat vermehren miss. Wir aber wollen allen denen, die Gelegenheit haben sollten, diese Birke in der freien Natur zu beobachten, em= pfehlen, sie durch Sammeln von Samen in Cultur zu bringen. (E. R.) 2) Ueber die neue arkadische Tanne (Abies Reginne Amaliae). Herr Hofgärtner Fr. Schmidt erhielt bereits vor 4 Jahren aus Arkadien reife Zapten einer Tannenart, die ihm von de- nen der gewöhnlichen griechischen Apollo- Tanne (Abies Apollinis Link.) verschie- den zu sein schienen. Er schickte Sa- men davon an den Handelsgärtner Haage in Erfurt. welcher dieselbe Ansicht. theilte und in seinem Kataloge die Art als neu, unter der vorläufigen Benennung von Abies peloponnesiaca aufführte. Noch kannte man indess den Baum selbst nicht, ahnte auch nichts von seinen merkwürdigen Eigenschaften. Erst im Jahre 1859, bei Gelegenheit einer In- spectionsreise kamen die K. Griech. Forst- beamten Balsamaki und Origoni nach Khrysovitsi, einem 3 Stunden von Tri- politza in Centralarkadien gelegenen Dorfe. Hier sahen sie »uerst die fragli- che Tanne und zwar einen ganzen Wald davon, der sich ihrer Aussage zufolge von Khrysovitsi aus in nordwestlicher Richtung, den 1400 Fuss hohen Berg Rhoudia bedeckend und die dazwischen- liegenden Hochthäler füllend, bis Alo- nistena und Magouliana erstreckt und somit eine Längenausdehnung von circa 5 — 6 Stunden bei einer Breite von 2 — 3 Stunden hat. Was ihnen nun 314 vor Allem auffiel und sie in Erstaunen setzte, waren die unzähligen, bei jeder beliebigen Höhe und Dicke abgekauenen Stämme, welche alle ohne Ausnahme wieder neue Kronen rings um die Schnitt- fläche getrieben hatten, und zwar oft 3 bis 4 aus demselben Stocke, welche selbst wieder zu mächtigen Bäumen mit dicht verschlungenen Zweigen emporge- wachsen waren. Aber in den meisten Fällen ersetzen nicht nur mehrere nach- kommende Kronen die abgehauene Cen- tralaxe des Baumes, sondern auch aus den unmittelbar unter der Schnitifläche durch das Abhauen der Mittelkrone blossgelegten starken Horizontalästen schiessen mehrere oft 2 — 3 senkrechte Triebe empor, so dass dann ein solcher Baum die seltsamsten armleuchterarti- gen und oft sehr symmetrischen Formen darbieten kann. Da die Bewohner der benachbarten Dörfer die Bäume immer da abhauen, wo es ihnen gerade für ih- ren Zweck, meist zur Verwendung als Balken oder Stangen, passt, sieht man diese merkwürdige Erscheinung üppigen Nachtriebes sich bei Bäumen von jedem Alter und jeder Dimension wiederholen, was dem Walde einen sehr eigenthüm- lichen Anblick verleiht. Diese Tannen erreichen in günstigen Localitäten eine Höhe von 55 Fuss und der Stamm eine Dicke von 2' — 3° Durchmesser. Bei den abgehauenen und ihrer ursprüngli- chen Krone beraubten Bäumen errei- chen die neuen Kronen und die senk- rechten Triebe der horizontalen Aeste eine Höhe von 18 — 20 Fuss und an ihrer Basis eine Dicke von 1!/, Fuss im Durchmesser. Die neuen Kronenäste sind jedoch unter sich meist sehr un- gleich, indem sich gewöhnlich einer da- von auf Unkosten der andern kräftiger entwickelt. Der Bericht der genannten Forstmänner und eine Handzeichnung Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. des Herrn Balsamaki, welche eine sol- che kolossale Armleuchtertanne darstellte, erregte in Athen grosses Aufsehen, vor- züglich aber das Allerhöchste Interesse Ihr. Majestät der Königin, welche so regen Antheil an allen wissenschaftli- chen Bestrebungen nimmt und als Be- schützerin und Beförderin des Landbaues und durch die Schöpfung unzähliger Baumpflanzungen eine wahre Wohlthä- terin des Landes geworden ist und durch die That den besten Beweis führte, dass man ein theilweise sehr dürres Land, wie namentlich die Attika, in einen Gar- ten umwandeln kann. Ihr. Maj. ertheilte also noch im Herbste des vergangenen Jahres dem Hofgärtner Bayer den Befehl, den ınerkwürdigen Tannenwald an Ort und Stelle in Augenschein zu nehmen, Herr Bayer bestätigte vollkommen die Berichte der Herren Origoni und Balsa- maki, brachte reifen Samen und mehrere kleine, über der Wurzel gefällte Bäum- chen mit, in welchen die beschriebenen Nachtriebe zu sehen waren und wovon einige nach Deutschland versandt wur- den, Das Vorkommen der Tanne ist also eine Thatsache und als solche über allen Zweifel erhaben. Der Münchner © Cor- respondent in der Beilage zu Nr. 6 der Allgemeinen Zeitung hat daher sehr un- recht, die Entdeckung in’s Reich der Fabeln zu setzen und lächerlich zu ma- chen. Durch die Gründe, die er anführt um die Existenz des Waldes in Zweifel zu setzen, legt er selbst wenig Kennt- niss in der Geschichte der griechischen Flora zu Tage, denn jedem Botaniker, welcher sich einigermassen mit der grie- chisch- orientalischen Flora vertraut ge- macht hat, dürfte es wohl bekannt sein, dass Tournefort und Grisebach den Pe- loponnes nie betraten, auch die übrigen von ihm genannten Botaniker , als Bory I. Originalabhandlungen. de St. Vincent, Zuccarini, Dr. Fraas, Sar- tori, Boissier, v. Sprtiner, von !ieldreich und Orphanides kamen niemals in die- sen ganz abgelegenen Theil Arkadien’s, wie Schreiber dieses, der die meisten derselben persönlich, die andern aus ih- ren Schriften kannte, bezeugen kann. Ob die Forstmänner D’Herigoyen und Pfriemer, vor deren Kenntnissen ich alle Achtung habe, sie kennen, ist mir frei- lich unbekannt, doch dürfte das Gegen- theil anzunehmen sein, da gerade in jener Gegend in frühern Jahren ein Hauptsitz der Räuber war, daher auch noch heutzutage eine Lokalität im be- zeichneten Walde nach einem berüch- tigten Räuberchef den Namen To«Arv &ioro (Tsalte's Tanne) trägt. — Ob die arkadische Tanne eine neue, von den bekannten Tannen speecifisch verschiedene Art sei, ist freilich eine andere , viel schwerer zu beantwortende Frage. Diese Frage ist noch unbeant- wortet und dürfte es auch noch länger bleiben, theils weiluns noch das nöthige Material dazu fehlt (so z. B. die männ- lichen Blüthen noch unbekannt sind), theils auch die nöthigen literarischen Hilfsmittel, vor Allem eine gute Mono- graphie der Coniferen, abgehen. Dem dereinstigen Monographen dieser Familie dürfte also wohl überhaupt die endliche Lösung der schwebenden Fragen in Be- zug auf die griechischen Tannenarten vorbehalten bleiben, am wenigsten je- doch dem Herrn @ Correspondenten zu- stehen, denn wenn er Pinus Peuce Griseb. mit Abies Cephalonica und A. pectinata., var. Cephalonica als „barbarisches Zeug‘‘ zusammenwirft, gibt er wahr- lich kein Zeugniss von botanischer Kenntniss der Europäischen Nadelhölzer, um als eompetenter Richter aufzutreten, denn sonst könnte ihm wohl nicht ent- gangen sein, dass Pinus Peuce Griseb. 315 (Spicileg. flor, Rumel, II., p. 349) eine ächte Pinus- Art und keine Abies ist! Indess berechnete er villeicht seinen Ar- tikel nur für die grosse Mehrzahl in der Bo- tanik unbewanderter Leser der Allgemei- nen Zeitung, denen er freilich durch seine klassische &elehrsamkeit und die Ein- streuung so vieler heterogener Bemer- kungen über zıgrAlgs u. $. w. imponiren mag. Um nun auf die technischen Unter- scheidungsmerkmale der arkadischen von der gewöhnlichen griechischen Apollo- tanne und andern verwandten Arten zu kommen, lässt sich augenblicklich in Kürze nur soviel feststellen, dass erstere etwas weichere und an der Spitze stumpfere Nadeln als die Apollotanne hat, auch sind diese mehr nach allen Richtungen von den Zweigen abstehend und nicht so entschieden nach einer Seite hin aufgerichtet und zusammenge- drängt wie bei der Apollotanne, deren Nadeln gewöhnlich in eine starke und stechende Spitze (mucro) enden, wiewohl auch dieser Charakter sehr varürt. Die Zapfen sind bei der arkadischen Tanne bedeutend kleiner und länger, höchstens 5 bis 6 Zoll lang, während sie bei der Apollotanne oft eine Länge von I—10 Zoll erreichen. Ir den Schuppen und Samen selbst konnte ich jedoch nicht den geringsten Unterschied finden, Der Baum seibst, den ich jedoch aus eig- ner Anschauung nicht kenne, soll im Allgemeinen schlanker und hochstämmi- ger sein. Dass die Eigenschaft, neue Kronen und Zweige zu treiben, für sich allein keinen speeifischen Unterschied begründen kann, ist einleuchtend, auch ist diess durchaus keine neue und die= ser Tanne allein zukommende Erschei- nung, sondern eine bei Coniferen schon mehrfach beobachtete, Man vergleiche 2. B. hierüber einen Bericht in den 316 „Vereinigten . Frauendorfer Blättern Nr. 37“ vom 16. Sept. 1858, und was uns der @) Correspondent selbst darüber anführt; nur dürfte die Erscheinung noch nicht als, in so grossem Maassstabe auf- tretend, bekannt sein. Das häufige Auf- treten der Erscheinung hängt freilich mit dem Mangel geregelter Forstwirth- schaft eng zusammen, denn wo man die Waldbäume regelmässig fällt, fehlt die Gelegenheit zur Bildung solcher Nach- wüchse , höchstens kommen Ueberwal- lungen vor, von welchen jedoch unsere Gewährsmänner bei der arkadischen Tanne nichts bemerkt haben. Merkwür- dig bleibt esimmerhin, dass bei unserer Tanne die Nachtriebe sich stets ent- wickeln und zwar ohne Rücksicht auf Alter und Dicke des geköpften Stammes, dass ferner dieselbe Erscheinung bei der so häufigen Apollotanne niemals beob- achtet wurde, was nach der Aussage des Herrn Bayer die arkadischen Bauern sehr wohl wissen und desswegen ihrer Tanne den Namen jueoov &iarov (zahme Tanne) geben, im "Gegensatze zur Apollotanne, die sie &ygıov EAarov (wilde Tanne) nennen. Letztere bildet an allen Hochgebirgen Griechenland’s in der Höhe von 2000' oder 3000’ über dem Meere bis zu der von 4000' — 4500’ einen Gürtel — oder besondere regio abietina — so am Parnes und Pa- teras in der Attika, am megaräischen Geravion, am Kythaeron, Helikon, Par- nassos, den übrigen Bergen Nordgriechen- land’s, am thessalischen Olymp (hier mit Pinus Pinaster nnd nach unten mit Bu- chen vermischt), am Delphi in Euboea, im Peloponnes am Kyllene, Chelwos, Olenos, Malevö und Taygetos (hier mit Pinus Laricio gemischt). Auf den mei- sten der genannten Berge sah ich die Apollotanne selbst, jedoch nirgends eine weberwallnng oder einen Nachtrieb. Nur Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Herr Balsamaki versicherte mir, in’ einer Schlucht oberhalb Kastanitza am Malevö zwei Tannen gesehen zu haben, welche ihrer Kronen beraubt, eben solche Nach- triebe zeigten, wie die im arkadischen Walde, übrigens aber von den umstehen- den Apollotannen nicht zu unterscheiden waren. Was nun schliesslich die Begründung der Apollotanne als eigene, von der Weisstanne (Pinus Picea Linn. oder Abies pectinata DC.) speeifisch verschie- dener Art anbelangt, so sind hierüber die Botaniker keineswegs einig. Be- kanntlich unterschieden die ältern Bota- niker diese griechische Tanne nicht von der Weisstanne (Pinus Picea Linn.); so Sibthorp und Smith in der FloraGraeca, ebenso Bory und Chaubard in der Flore du Peloponn&se (Expedition de laMoree). Link beschrieb sie zuerst im Jahre 1842 in der Linnaea Bd. XV. als neue Art, unter dem Namen Abies Apollinis, und gibt als Hauptunterscheidungsmerkmale von Pinus Picea den niedrigern, bis an die Wurzel mit horizontalen Zweigen besetzten Stamm an, welcher dem Baume einen etwas fremdartigen Habitus gibt; ferner die spitzen Nadeln mit starker stechender Spitze, und grösserer Länge und Starrheit der letztern. Doch va- riiren die Nadeln in Länge und Beschaf- fenheit der Spitze ungemein, wie ich schon oben bemerkte, obgleich ich bei der Apollotanne niemals ausgerandete gesehen habe, wie diess bei den Nadeln der Weisstanne gewöhulich der Fall ist (nach Bertoloni Flora Italica kommen jedoch bei der Weisstanne zuweilen auch spitze Nadeln vor). Diese geringen Un- terschiede veranlassten denn auch die neuern Floristen und Monographen die Link’sche Species nicht anzuerkennen: Grisebach in seinem Speecilegium flor. Rumelio. (1844) nennt sie einen „lusus l. Originalabhandlungen. foliis apice integris breviter mucronatis etc,“ von Pinus Picea, Dr. Fraas in seiner Flora elassica (1845) | nennt sieP. Picea var. Graeca, und | 'Endlicher in seiner Synopsis Conifera- | tum (1847) Pinus Abies Du Roi var. B. Apollinis. (Vergl. auch Hum- | | subspecies oder blosse Formen von Pi- boldt Ansichten der II. Bd. p. 189.) — Natur. 3. Ausg. Abies Cephalonica Loud. wird zwar | von Endlicher als eigene Species aufge- | zählt, ihre Charaktere sind ebenso un- | sicher und Grisebach und Fraas halten auch diese, und vielleicht mit Recht, | nur für eine Spielart von der Weiss- | tanne, Die neue arkadische Tanne steht | nun, vermöge ihrer mehr stumpfen und | weicheren Nadeln gleichsam als vermit- telnde Form zwischen der ächten Weiss- tanne und der Apollotanne. Postseript. Die Verspätung dieses Artickels von höchstem Interesse veran- lasst uns zur Bitte an alle ausserhalb Deutschland wohnenden geehrten Cor- respondenten der Gartenflora ähnliche Einsendungen als Brief uns direet zu- gehen zu lassen, damit solche sofort Aufnahme finden können. In Bezug auf Ich ent- | 317 halte mich jedoch jeder definitiven Ent- scheidung über den speecifischen Werth dieser Arten, denn nur mehrjährige und genaue monographische Studien können dereinst die nöthige Aufklärung verschaf- fen. Vorläufig kann man immerhin diese Tannen, gleichviel ob als eigene Arien, nus Picea, mit den einmal menen Benennungen von Abies Apol- linis Link für die gewöhnliche grie- chische, und von Abies Cephalo- nica Loud. für die in Cephalonia ein- heimische bezeichnen, und die neue ar- kadisch®* als Abies Reginae Ama- liae unterscheiden. — angenomme- Athen, den 28. Januar 1860. (Theod. von Heldreich.) das, was von den grischischen Tannen als Art zu betrachten ist, erlauben wir uns nur zu bemerken, dass Abies ce- phalonieca, die wir schon in grössern Exempiaren in Cultur untersuchten , be- stimmt eine durchaus gute Art ist. (E. Regel.) 3) Ueber die Cultur der Gattung Hymenocallis Herb. (Pan- eratium 1.) Von C. Bouchö, Inspeetor des Königl. Botanischen Gartens zu Berlin, Wie vielen andern alten schönen Pflanzen, die durch die Menge von ange- priesenen Neuheiten in den Hintergrund gedrängt, oder, -da es alte längst be- kannte Formen waren, aus unsern Gär- ten fast ganz verschwanden, ist es auch mehreren Arten der genannten Gattung ergangen, obgleich sie doch bei Weitem schöner als einige neuere Zwiebelge- wächse, z.B. Eucharis ecandida und ama- zonica sind, denn wenigstens übertrefien sie diese durch ihren höchst angeneh- 318 men Geruch. Ich will daher durch diese Anregung versuchen, ihnen wiederum den Eingang und die Verbreitung in die Gärten zu verschaffen, indem es in der That wenige so dankbare und leicht zu ziehende Tropenpflanzen gibt als die Hy- menocallis. Eine Art derselben H. spe- eiosa Herb, entwickelt bei richtiger Be- handlung nicht selten in einem Jahre drei Blüthenschafte zu verschiedenen Zeiten, noch dankbarer ist H. Moritziana Kth.etBouche. Während des Winters gebe man den Arten, die die Blätter vollständig behalten, einen recht warmen, trocknen, hellen Platz auf dem Ofen eines Heiz- kanales oder über dem .Reservoire einer Wasserheizung, denn bei 15 — 20° R. befinden sie sich am behaglichsten ; feuchte Luft ist ihnen schädlich , weil dadurch die jungen Herzblätter im Win- ter leicht faulen oder wenigstens Flecken bekommen. Solche Arten, deren Blät- ter zum Herbst fast ganz abtrocknen, z. B. H. repanda Otto et Dietr. und rotata Herb., die in weniger warmen Ge- genden vorkommen, ist allerdings auch ein warmer trockner Standort zuträglich (12 — 150%), nur können sie dunkel stehen. Die nicht einziehenden Arten begiesse ınan während des Winters gleichmässig; denn trocknen sie zu stark aus, so bilden sich die auch im Winter nicht selten erscheinenden Blüthenschafte man- gelhaft, wie denn überhaupt alle in der Blüthenentwicklung begriffenen Pflanzen mehr Feuchtigkeit des Bodens bedürfen. Die einziehenden Arten halte man im Win- ter soweit troken, dass die Erde nicht wo- chenlang dürr ist, weil sonst die meh- rere Jahre dauernden Wurzel vertrock- nen würden. Von Mitte April bis An- fang September stehen alle Hymenocal- lis-Arten am besten im warmen Mistbeete, welches, wenn der Dung erkaltet sein sollte, neu angelegt werden muss. Mit Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ebenso gutem Erfolge habe ich Laub- beete, die im Frühlinge mit frisch ge- harktem Eichen- oder Buchenlaub ange- legt waren, benutzt. Bei den Laubbee- ten hat man den Vortheil, dass sie zwar nicht eine plötzliche sehr hohe Tempe- ratur entwickeln, aber länger und gleieh- mässiger warm bleiben und bei einer zu wiederholenden Erwärmung nichts weiter nöthig ist als das Laub umzupacken, mit etwas frischem zu vermengen und, wenn es trocken sein sollte, zu be- giessen, um die zur Fermeniation nö- thige Feuchtigkeit zu erzeugen; sind die Beete mit Pferdedung angelegt, co muss dieser bei wiederhelter Anwärmung der- selben gänzlich hinausgeschafft werden, weil er sich zum zweiten Male nicht wieder hinreichend erwärmt. So lange dieHymenocallis sich im Mistbeete befin- den und freudig wachsen , verlangen sie ziemlich viel Wasser, damit sich die Blätter recht kräftig entwickeln ist ein mässiges Beschatten und tägliches Bespritzen der- selben, sowie entsprechende Lüftung der Fenster höchst nothwendig. Das Ver- setzen in grössere Gefässe muss Ende März geschehen , indem man grössere reichlich bewurzelte Zwiebeln nach Lockerung der Wurzeln mit dem ganzen Ballen in grössere Töpfe setzt, oder sol- che, deren Wurzeln schlecht sind, ganz ausschüttelt; zugleich kann auch dabei das Abnehmen von Brutzwiebeln erfol- gen. Brei den einziehenden Arten, ist es in derRegel am besten, die alte Erde aus dem Ballen zu entfernen und durch frische zu ersetzen. Die Erdmischung besteht aus 2 Theilen Heide-, und 2 Theilen Laub- oder recht alter Kuh- dungerde, der etwas Sand und mürber Ackerlehm hinzugesetzt wird; auch Horn- späne sind ein ganz vortreffliches Dung- mittel. Kränklichen Zwiebeln wird an- statt der Laub- oder Dungerde feiner l. Originalabhandlungen. Torfabfall gegeben, weil dieser das Ver- sauren der Erde hindert und die Ballen locker macht, so dass sie öfter austrock- pen. Beim Einpflanzen achte man dar- auf, dass die Zwiebeln mindestens ®4 ihrer Länge in die Erde zu stehen kom- men; pflanzt man sie, wie wohl oft zu geschehen pflegt, zu flach, so bleiben sie kurz, indem sich der Hals derselben nicht gehörig ausbildet, die Zwiebel- schuppen nehmen eine ungewöhnliche Dicke an, werden locker und faulen leicht, was bei einer normalen Ausbil- dung des Zwiebelhalses nicht vorkommt. Zum Abzuge des Wassers wird auf dem Boden der Töpfe eine einen halben bis anderthalb Zoll hohe Unterlage von groben Torfbrocken gemacht, in denen die Pflanzen sehr gern wurzeln. Die Feinde der Hymenocallis sind die weisse Zwiebel-Schmierlaus (Coceus Ama- ryllidis Bouche), welche sich besonders zwischen den jüngsten Blättern und den Zwiebelschuppen einnistet und schwer zu vertilgen ist, am besten gelingt es, sie häufig mit einem dünnen Holzspän- chen zwischen den Blättern hervorzuho- len und zu tödten, am besten ist es, diese Pflanzen durch stete Aufmerksam- keit überhaupt vor diesem Feind zu be- wahren, Ein anderes Mittel besteht darin, dass man durch Wasser verdünn- ten gelöschten Kalk oder auch Lehm- brei in die Herzblätter giesst und auch die Zwiebel darin einhüllt, wo alsdann die Thiere aus Mangel an Luft in 14 Tagen bis 3 Wochen zu Grunde gehen, und der Kalk oder Lehm durch Abwa- schen leicht entfernt werden kann. Die Kaffelaus (Coceus Adonidum L.) ist we- niger gefährlich, weil sie sich nur zu- weilen auf der Unterseite der Blätter an- siedelt, aber leicht entfernt werden kann, Viel schlimmer aber ist die so- genannte schwarze Fliege (Thrips hae- 319 moroidalis Bouch@), welche in heissen trocknen Sommern bei Mangel an Auf- merksan:keit in kurzer Zeit die Blätter gänzlich verdirbt, und zwar oft in dem Grade, dass nichts übrig bleibt als diese ganz abzuschneiden und die Pflanzen von Neuem anzutreiben; hat dieser Feind nicht allzusehr überhand genommen, 50 lässt er sich durch 2 bis 3maliges Räu- chern mit Taback leicht vertilgen. Das beste Mittel gegen alles Ungeziefer ist sorgsame Abwartung und kräftiges Wachs- thum der Pflanzen. Die Vermehrung der Hymenoeallis-Arten geschieht entweder durch Abnahme der seitlichen Brutzwiebeln oder durch Samen, den man am sichersten durch künstliche Befruchtung erzielt; am sichersten bilden sich die Samen aus, wenn man die Pflan- zen nach erfolgter Befruchtung einer mög- lichst trocknen Luft aussetzt. H. speciosa und Caribaea sind sogar ohne besondere Schwierigkeit im Zim- mer zu cultiviren, besonders wenn man Gelegenheit hat, sie während des Som- mers einige Monate im Mistbeete unter- zubringen. Aehnlich wie die nicht absterbenden Hymenocallis lässt sich auch das pracht- volle Crinum DBroussonetii Herb. (Cr. yuccaeflorum Salisb, Amaryllis ornata Ker.) mit bestem Erfolge eultiviren; auf ähnliche Weise wie die einziehen- den Arten behandle man Ismene Aman- caes Herb. und nutans Herb. Im Kgl. Botanischen Garten zu Ber- lin befinden sich folgende Arten von Hymenocallis in Cultur: H. adnata Herb. Südamerika. „ earibaea Herb. Westindien. „ guianensis Herb. Guiana. „ insignis Knth. et Bouche. mala, „ mexicana Herb. Mexiko. Guate- 320 H. Moritziana Knth. et Bouche. zuela. „ ornata Bouche. ? „ ovata Herb. Westindien. „ pedalis Herb. Brasilien. Gartenflora Deutschlands, Rasslands und der Schweiz, Vene- | H, rotata Herb. Carolina. ‚„ speciosa Herb. Westindien. ,„, senegambica Knth. et Bouche, Sierra- Leone, 3) Mittheilungen aus Wien. Unter den der Bibliothek der K.K. geo- logischen lieichsanstalt von der K. Akade- mie der Wissenschaften zu St. Petersburg zugekommenen Schritten fand ich auch Ihre Abhandlung: „Die Parthenogenesis im Pflanzenreiche.“ In Folge der Wich- tigkeit dieses Gegenstandes habe ich denselbe durchstudirt, und ich konnte nicht unterlassen, eine Skizze davon der Triester Gartenbau - Gesellschaft mitzu- theilen. Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir zu bemerken, dass auch Prot. Passerini in Parma derartige Beobach- tungen angestelit hat und darüber in dem Mailänder Journal „i giardini“ (1857, S. 464) Erwähnung gethan hat. Passerini hat Versuche mit der Bryonia dioica vorgenommen und ist zur Ueber- zeugung gelangt, dass die weibliche Pflanze derselben durch zwei Jahre reich- lich fructifieirt und keimfähige Samen ge- bracht habe, ohne dass männliche Blü- then an der Pflanze wahrgenommen wor- den, oder solche in den nächsten Umge- bungen des Botanischen Gartens gewe- sen sind. Prof. Passerini ist daher der Ansicht, dass das männliche Geschlecht nicht immer nöthig um keimfähi- gen Samen zu erzeugen und glaubt dies um So mehr auch beweisen zu können mit Beispielen aus dem Thierreiche *). sei *) In der von Herrn Senorer angezoge- nen Abhandlung, die Parthenogenesis im Pflan- Von Hrn. Prof. Dr. Keller in Pa- dua ist in letzterer Zeit erschienen: „sulla malattia delle uve, proposta di un rimedio in Instituzione allo solfo,*— in welcher die Wirkung der Schwefel- blüthe als Mittel gegen die Trauben- krankheit besprochen wird, denn der Strassenstaub allein oder mit Holzasche vermengt, die Kalkmilch und dann sein eigenes Mittel, welches sehr einfach, ohne Kosten und vielleicht wirksamer als alle andern früher angewendeten Mittel. Dr. Keller sagt, dass Ackererde ein vortreffliches Gegenmittel der Trau- benkrankheit se. Man nehme eine Quantität Erde in ein Fass, schütte eine Quantität Wasser darauf und menge diess gut durcheinander; während des Durcheinanderrührens schütte man die- ses trübe Wasser in ein anderes Fass zenreiche, habe ich mich in allen den Fällen, die ich selbst beobachlen konnte, entschieden dahin ausgesprochen, dass keine Samenbil- dung ohne Befruchtung stattfinde. Die in neue- ster Zeit in Deutschland gemachten Beobach- tungen bestätigen meine eignen Beobachiun- gen, die an Mercurialis, Spinacia und Canna- bis gemacht wurden. A. Braun theilte mir da- gegen mil, dass er seine Beobachlungen an Coelobogyne erneuert und der festen Ueber- zeugung sei, dass hier eine Samenbildung ohne Befruchtung statifinde. Ich selbst konnte diese Pflanze bis jetzt leider noch nicht beob- achten. (E. R.) I. Originalabhandlungen. — man lasse es hier , bis die Erde zu Boden gefallen und einen Bodensatz bildet; dann schütte man das fast reine Wasser weg, hebe die Erde heraus, troekne sie am Feuer oder an der Sonne, und zerstosse sie dann zu Pulver. Die- ses Pulver wird dann drei Mal täglich auf die Blatiknospen, dann während der Blüthezeit und endlich wenn die Trau- benkerne die Grösse eines Hirsekorns erreicht, gestreut. — Dr. Keller be- hauptet, dass dieses Mittel ebenso wirk- sam wie der Schwefel sei und dabei doch nichts koste. — Ende April hatte die hiesige K. K. Gartenbau-Gesellschaft ihre 35. Blumen- Ausstellung veranstaltet, welche wie im- mer, höchst geschmackvoll arrangirt war; sie war auch reich an Pflanzen im pracht- vollsten Blüthenschmuck ; es waren schöne, kräftige Exemplare vorhanden, die den Beweis lieferten, mit welcher Sorgfalt sie gepflegt worden — aber — im Ver- hältniss zu den in und um Wien gross- artigen Gartenanlagen bot sich an bota- nischen Schätzen wenig Bemerkenswer- thes, wenig Neues. Erwähnung verdie- nen eine blühende Genethylis tulipifera, eine Meliosma longifolia, ein blühendes Enchilirion Jonghi, die von der Novara Expedition mitgebrachten Podocarpus robustus, Haemanthus obtusus ebenfalls von der Oesterr. Weltumsegelungs-Expe- dition und manch weniges anderes. Eine Suite verschiedener Ericeen verdiente alle Aufmerksamkeit wegen ihres reich- lichen Flors und wegen der schönen kräftigen Exemplare, dann waren ein Paar neue Varietäten von Rhododendron (Rh. Kronprinz Rudolph „ Erzherzogin Gisela, Erzherzog Max, Director Fenzl, Prof. Schrötter, Prof. Fuchs, Graf Georg Zichy, Rh. grandis maculata, Rh. pumi- lum multiflorum — von L. Abel), einige hohe baumartige Azaleen u. m, a, Be- 321 sonders anregend und graciös waren die vom Samenhändler Rud. Abel ausge- stellten getrockneten Blumenbouquets, Blumenkörbehen — die Farben waren sehr gut erhalten, die Form sehr geschmackvoll, elegant. Ausser den obbenannten zwei Pflanzen waren noch von der Oesterr,. Weltumsegelungs - Ex- pedition der X. K. Fregatte „Nevara‘ ausgestellt aus Originalknollen und Sa- men: Cyrtonema tribola Schr., Doryan- thes excelsa Corr., Caesalpinia vernalis Cham., Caes. Sappan L., Thespesia populnea Curt., Seaforthia elegans B. Br.,, Fabrieia laevigata, dann ohne Namen eine essbare Sumpfpflanze, eine Bohnenart etc. Unter den ausgestellten Obst- und Gemüsearten waren bemerkenswerth: Himbeeren, Erdbeeren, dann über. winterte Aepfel; Auslöserbsen, Kohl, Carviol , s. g. frühe Bisquiterdäpfel, die nur 5—6 Wochen zur Reife brauchen, die von Siebold aus Japan eingeführte Lappa edulis, Champignon etc. — Herr Degenhardt hatte eine Reihe von seinen Gartenwerkzeugen ausgestellt, die wegen ihrer Zweckmässigkeit, guten Arbeit und billigen Preisen grossen Absatz finden, Höchst elegant sind die Eisen - Garten- möbeln aus der Fürst Salm’schen Ei- senwaaren-Fabrik — Zelte, Tische, Ses- sel u. s. f.; schöne Gartenverzierungen lieferte die Wagramer Thonwaaren-Fa- brik und Drasche’s Ziegelei von Inzersdorf, Unser ausgezeichneter Orchideenilo- rist Herr Jos. Beer dem die Wissen- schaft manch’ Neues über diese Pflan- zenfamilie verdankt, dann Hr. Pazzani, bekannt wegen seiner reichlichen Cac- teen - Sammlung, haben in diesem Jahre sich an der Blumen - Ausstellung nicht betheiligt, was sehr zu bedauern war, da diese Herren immer manch’ Neues, manch Interessantes brachten. In Betreff der Preise - Vertbeilung 322 wurde bemerkt, dass auch heuer der Handelsgäriner L. Abel die grösste An- zahl Preise davontrug. Es nicht zu läug- nen, Hr.A bel besitzt immer manch’ Neues und verdient alle Anerkennung, aber bei solchen Anlässen erscheint eine Maxi- malbetheilung für gerechtfertigter, über die nicht hinausgegangen werden sollte, denn sonst verlieren die andern Anfän- ger und die andern weniger bemitteiten Gärtner mehr oder minder alle Lust ge- hörig nachzustreben. Im vorigen Monate war im Garten des Herrn Hooibrenk in Hitzing nächst Wien ein Hyzecinthenflor zu sehen, der wirklich yprachtvoll war. Da waren auf freiem Felde auf 6 lan- gen, 31/, Fuss breiten Beeten gegen 1500 Varietäten von Hyacinthen gepflanzt, von allen Farben, von dem schönsten reinsten Weiss bis zum völlig Schwarz- blau, einfache und dichtgefüllte Blüthen und deren bis 120 an einem Stengel ; — Stengel mit 80 — 90 Blüthen hätte man Körbeweise nehmen können — es war für uns Wiener etwas ganz Neues zu dieser Jahreszeit Hyacinthen auf freiem Felde in vollster Blumenpracht zu sehen — man ist gewohnt, solche in Töpfen zu pilegen. Noch bemerkenswer- ther war aber der Unterschied der Pilan- zen von einem Beete zum andern — drei Beete nämlich waren drainirt und drei nicht — auf den ersteren waren die Pflanzen viel kräiltiger, üppiger, prachtvoller als die auf den nickt drai- nirten Beeten. Hooibrenk gebührt die Ehre, die Luftädrainage in Oesterreich eingeführt zu haben, und obschon selbe noch sehr viele Gegner *) zählt, wie es nur *%) S. unter Andern Arenstein’s Allgemeine land- und forstwirthschaftliche Zeitung Nr. 2, von 4860 — den Aufsaiz von Drainage- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. schon bei allen ‚Neuerungen der Fall ist, so finden wir doch schon an vielen Orten dieselbe eingeführt, namentlich bei Maulbeerplantagen, in Weingärten, wenn auch erst versuchsweise; so z. B. gibt Herr Boeskai in Arenstein’s land - und forstwirtsch. Zeitung (1859, S. 138) Bericht über die in Weingärten vonihm nachHooibrenk's System ein- geführte Luftdrainage und gibi Beweise, dass dieselbe ausserordentliche Vortheile bringe, ebensowohl in quantitativer als in qualitativer Beziehung der Produkte. In dem Württemberg. Wochenbl. für Land- und Forstwirthschaft (1860, Nr. 14) finden wir auch Daten über Luft- drainage vom Geometer Herrn Franz in Ilshofen, welcher dieselbe fast gleich wie Hr. Hooibrenk durchführt und zwar folgenderweise: Es wird auf 4 Fuss Tiefe drainirt. Ein viereckiger Bretterkasten ist der Art im Boden ein- gelassen, dass ein Drainstrang in ihn mündet. Der Kasten ist oben mit e- nem Glasfenster geschlossen, welches je nach dem Temperaturgrade der äus- seren Luft mehr oder weniger gelüftet werden muss. — Herr Fichtner, Besitzer einer grossartigen Knochenmehl- Fabrik in Alzgersdorf bei Wien) hat in der allgemeinen Versammlung im Ja- nuar der K. K. Landwirthsehafts-Gesell- schaft auch Bericht (Arenstein’s land- und forstwirthsch. Zeitung 1860, Nr. 13) über die von ihm versuchsweise einge- führte Luftdrainage erstattet und durch selbe Prineipien aufgestellt, mit deren Hilfe man den Antheil der Luft auf die bodenbefruchtende Eigenschaft derselben in Hooibrenk’s System nachweisen Ingenieur Herrn Schmidt, welcher kei- neswegs mitHooibrenk's System einverstanden ist, | I. Originalabhandlungen. kann. Die Aufgaben, die Fichtner sich gestellt, sind: 1) Die Strömung der atmosphärischen Luft nach den Drainröhren hin nachzu- weisen; 2) die geänderte Beschaffenheit der Drainluft zu erforschen und 3) die Temperatur der Luft in den Röhren auf- zunehmen. Fichtner’s weitere Versu- che sollen dienen, diese Momente klar darzustellen und auch andere Landwir- the haben sich bestimmen lassen, diesem Gegenstande alle Aufmerksamkeit schen- ken zu wollen. Hooibrenk ist auch als tüchtiger Weinrebenzüchter bekannt — erhat die s. g. Reclinations-Oultur eingeführt, nach welcher cie langgelassene Tragrebe zur Erde niedergebeugt wird. — Dadurch entwickeln sich die dem Stocke zunächst stehenden Augen zu kräftigen künftigen Trieben, während die vom Stock entfern- ten niedergebeugten Augen sich darauf beschränken, bloss die Traube auszubil- den, ohne neues Tragholz zu treiben. (Arenstein land- und forstwirthsch. Ztg. 1859, S. 132, 671, 755, 769, 799). Be- sonders wichtig sind aber Hooibrenk’s Leistungen in der Obstbaumzucht. Man findet unzählige Obstbaumsaaten in pracht- vollster Zucht; tausende und tausende von Birn-, Mamillen - und Pfirsichsäm- lingen in Gartengeschirren versetzt und in vollem Wachsthum begriffen, Hooi- brenk hebt die Pflanze, sobald das erste Blattt entwickelt und noch zu beiden Postscript. Dem Herrn S. dem freundlichsten Dank für seine Berichte über den Fortgang (les Gartenwesens in den K. Oesterreichischen Staaten zollend, würde es wohl angenehm sein von den mannigfachen Culturen des Herrn Hooi- 123 Seiten seine Samenlappen hat, aus, ver- kürzt die Hauptwurzel und setzt selbe dann gleich wieder in den Grund; da- dureh wird die junge Pflanze zu Neben- wurzeln gezwungen und im Herbste wird selbe dann in Gartengeschirre versetzt, welehe nicht über 31/3 Zoll hoch und eben so breit sind. — Im Frühjabre werden die im Herbste eingesetzten Stämmchen auf ihren untern Theile ver- edelt — in der Breite des Edelreises wird nämlich ein Einschnitt in die Rinde gemacht, das Edelreis rehfussartig ge- schnitten und dem Stamme angepasst, die gelöste Rinde mit starkem Baum- wollfaden sammt dem Edelreis an den Stamm befestig; und das Ganze mit warmem Wachs verstrichen. (Näheres darüber in Arenstein’s Zeitg. Beibl. 1857, Nr. 24, 1858, Nr. 11 u. s. w.) Erwähnung verdient noch Hooibrenk’s eigenthümliche Rosencultur. — Die Ro- een sind nämlich statt in senkrechter Stellung, horizontal auf der Erde hinge- zogen und die Knospen sind alle gerade aufstehend. — So auch will ich noch Hooibrenk’s Versuch erwähnen, die Kro- nen von Maulbeerbäumen an den Stamm nach unten zurückzubiegen und an die- sem anzubinden. Der Stamm und die Aeste werden dadurch stärker und län- ger, die Blätter grösser u. s f. Wien, 27, Mai 1860. (Senoner.) hrenk noch Näheres zu hören. Von be- sonderem Interesse ist seine Luftdrainage und würde selbst eine einlässliche Schil- derung dieses Systems sehr erwünscht sein. Auch die gewöhnliche Drainage wirkt nicht blos durch Ableitung des 324 überflüssigen Wassers, sondern ausser- dem auch durch Einführung von Luft in den Erdboden. In weicher Weise, nach dem System des Herrn Hooibrenk eine lebhafte Lufteirculation in den 4 Fuss tief liegenden Röhren er- zweckt werden soll, ist uns, wir gestehen dies, nicht recht klar. Namentlich scheint uns die Einführung warmer Luftströme nach den Gesetzen der Schwerkraft ganz unmöglich, Die Vermittlung des Eindringens der atmosphärischen Luft in das Innere des Bodens ist für die Pflanzencultur un- streitig von sehr grosser Wichtigkeit. Wo diese nicht, oder nur in geringem Maasse stattfindet, da versauert die Erde und wird für Pflanzencultur ganz un- tauglich. Ausserdem ist es der Sauer- stoff der Luft, der vornehmlich die Um- bildung der nährenden Bestandtheile des Bodens in eine zur Pflanzennahrung geeignete Form bedingt. Nicht blos Drainirung, sondern auch die Erde und das Begiessen bedingen in dieser Be- ziehung so manche Erscheinung, welche o) Gartenflora Dentschlands, Russlands und der Schweiz. zeigt, wie die Wurzel der Pflanze der Luftnahrung nachgeht. So ist es be- kannt, dass in leichter lockerer Erde (also in reichlicher Menge atınosphäri- sche Luft enthaltend) die Bewurzelung stets eine vielreichlichere, als in schwe- rer bindiger Erde ist. Am Rande der Töpfe, unmittelbar dem Topfe anliegend, bildet sich stets die reichste dichteste Bewurzelung.. Wo der Abfluss des Topfes gestopft ist, versauert die Erde und das vollkommene Austrocknen der Topfgewächse, bevor sie wieder von Neuem begossen werden, wirkt nament- lich bei Pflanzen, die in schwerer Erde und in grossen Gefässen stehen, ganz besonders wohlthätig auf reichliche und vollkommene Bewurzelung hin. Wo das Wasser verdunstet ist, strömt Luft nach und somit vermittelt ein zeitweises, wenn auch nicht vollständiges Entwei- chen der Erdfeuchtigkeit, die beste Luft- drainage, welche den meisten Pflanzen kräftigen Wachsthum sehr (E. R.) zu ihrem nothwendig ist. 5) Der Garten des Herrn Bottacin in Triest am 11. April 1860. Nur den Bestrebungen und Bemühun- gen des Herrn Bottaein ist es zu dan- ken, wenn Triest eine Gartenbau-Gesell- schaft besitzt, welche wohl langsam fortschreitet, aber doch manch’ Erfolg- reiches bezweckte; namentlich verdient auch alle dankenswerthe Erwähnung der | aber unterbleiben musste. Austatt dessen öffnete Hr. Bottacin seinen Garten dem Besuche allen Verehrern Flora’s und "im Nachfolgenden geben wir einige Nach- richten über die beachtungswerthesten Pflanzen. Im Kalthaus standen im vollsten Gesellschafts-Seeretär Herr Prof. Stos- | Blüthenschmuck 380 der neuesten Üa- sich, der mit unermüdlichem Eifer und | mellien, alle aus den sichersten Quellen mit aller Umsicht die Redaction des | bezogen, daher auch ihre Echtheit £i- Gesellschafts-Journals: l’Ortolano führt. | cher. Besondere Erwähnung verdienen: Am 11. April hatte in Triest eine Palmer’s perfection; diese sehr in- Blumenausstellung stattzufinden, die dann | teressante Camellie hat die Eigenschaft, 7 r / A / N % % L r 5 7 \ 7 + 7 7 Ya 7 = au Ä z- —_ NEAR beein Aosluosa KU v2 v2 mensschefe I. Originalabhandlungen. dass die Blumen vor dem Verblühen ganz blau wird. Das Exemplar in Bot- tacin’s Garten ist als Pyramide gezogen | und war derart mit Blumen besäet, dass man fast keine Blätter sah. Camellia perfecta imbricata; eine Pflauze mit 3 Blumen, wie sie Van Houtte’s Flora darstellt. Voltevareda; eine niedere Pyramide von 3 Fuss Höhe, ebenso breit buschig, voll der schönsten lichtrosa Blumen, wie | eine Rose geschlossen. Vietoria (Prestley); eine grosse re- gelmässige Pyramide, voll mit den schön- sten Blumen. Napoleon de !’Italie; eine der effect- fleckt , Zoll im Durchmesser. besten und neuesten Sorten. color, Fuchsien, Petunien, Chorozemen, Acacien, Cytisus u. v. a. Pflanzen; dann getriebene Rosen wie galensis A fleurs verts, Remontant hybr. Princesse Helene (in strenger Pyrami- denform gezogen, 5 Fuss hoch, voll mit Blumen). Im freien Lande war derBlumen- | schmuck noch überraschender. Es blüh- | ten reichlich 25 verschiedene Spielarten von Camellien, zum Theil in schönen Kronenbäumen, welche schon zwei Win- ter hindurch ohne alle Bedeckung stehen ; im verflossenen Winter waren sie durch | einer Eisdecke derart | überzogen, dass man schon an ihrem | drei Tage mit Aufkommen zweifelte, keine hatte aber davon gelitten, nur durch die Schwere des Eises waren einige Pflanzen gebro- chen, Trotz der reichsten Fülle von Blumen treiben sie Schuh lange Triebe IX. 1860, einjährige | | maerops humilis. 325 und deren 60 Stücke erfreuen sich der kräftigsten Gesundheit, Ferner sind noch im freien Lande: Azalea indica lilacina. Zwei Exem- plare, deren man gewiss nirgendwo an- ders finden dürfte; es sind Sträucher | von 6 Fuss Höhe und 3 Klafter im Um- fange, Naturwuchs, sehr buschig; über- säet mit sehr lieblich duftenden Blü- then. Rhododendron arboreum splendens; ein Baum von 12 Fuss Höhe mit mäch- |tiger Krone; der Stamm misst über 12 | Zoll im Umfange; war voll von leuch- | tend rothen Blüthenbüscheln. vollsten Blumen, feurig roth, weiss ge- | eine jede Blume hatte über 5| Rh. Russelianum, Drummondi, Bril- lantissimum, Alta clarense sämmtlich in | Pyramiden, zwischen 10 Fuss Höhe; Azalea india in einer Auswahl der | Puschig. Endlich auch von den Rhododendron ‘ 0000.00 [des Sikkim Himalaya, R, eiliatum und Ferner blühten Cinerarien, Viola tri- | Hdzeworthil SidieiVaber michtzecht Een deihen wollen, Daphne odora fol. variegatis; gänzlich ı mit Blüthen übersäet, Bourbon, G£ant des Batailles, Thea, ben- | Agave americana fol. variegatis, Cha- Diesen beiden letzte- ren wurde zur Winterszeit eine Hülie | gegeben. Noch besonders sind zu erwähnen: Araucaria imbricata; von 6 Fuss Höhe, 5 Fuss Breite, von unten be- zweigt, ohne irgend eine Lücke, Wellingtonia gigantea, 6 Fuss hoch, 4 Fuss breit, — ein Prachtexemplar, — die Zweige bis am Boden, Im Warmhause finden wir vor Allem die jetzt so sehr beliebte Familie derBegonien und die neuen buntblätteri- gen Caladien von denen C. Chantini unbe- streitbar das schönste ist, indem es von der Natur mit den buntesten Farben ausgestattet wurde, Ferner an ausgezeichneteren anderen 24 326 Pflanzen, die sich durch schöne Blätter | prangen auszeichnen: Cyanophyllum magnificum. Dicherisandra vittata discolor. 3; „ euprea. Maranta albo- et roseo-lineata. eximia. fasciatıı. pulchella. regalis. variegata. vittata. Warscewiezii. Alloplectus coccineus, speciosus. Dionaea museipula. Echites nutans, pieta, Eranthemum leuconeurum. Hura crepitans. Gymnostachium zeylanicum. Tradescantia picta. Sonerila margaritacea. h a3 superba. Pincenectieia tuberculata. Ausserdem eine reiche Sammlung von Bromeliaceen, von Nutzpflanzen der Tropen, von Orchideen, eine Sammlung von ungefähr 100 Arten Farnkräuter, in der auch schon die buntblätterige Pteris tricolor, Endlich ist noch der Rosengarten zu erwähnen, an welchem über 500 Vavrie- täten Rosen in vollstem Blüthenschm'ick @artenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Tausend und Tausend Rosen in allen möglichen Farben und Formen, Dass Herr Bottacin auch ein gros- ser Verehrer der schönen Künste sei, bezeugen die werthvolle Sammlung von Statuen aus carrarischem Marmor , wie die Leda von Croff aus Nailand, die Flora von Vella aus Turia, ein spie- | lendes Kind auf einen Polster sitzend, von Magni aus Mailand u. m. a., die alle bei Gelegenheit des erwähnten öf- fentlichen Besuches in einem Salon nebst Kabinet aufgestellt waren, deren Wände mit Rohrstäben und Schlingpflan- zen bekleidet und die Statuen mit Blumen decorirt.— Auch die kleine aber höchst werthvolle Bildergallerie war zur Öffent- lichen Ansicht ausgestellt. Durch die eben gegebene Skizze glaube ich in jedem Gartenfreunde den Wunsch rege gemacht zn haben, bei einer allenfallsigen Reise nach Triest auch den Garten zu besuchen, wo er vom Herrn Bottacin mit der freund- lichsten Zuvorkommenheit aufgenommen, die Schätze Flora’s bewundern kann. Aber auch dem Obergärtner Hrn. Ant. Mattauch müssen wir allen Dank zollen für die unermüdliche Sorgfalt, mit welcher er die Lieblinge seines Herrn zu pflegen weiss. (Senoner.) 6) Neue uud interessante Pflanzen des Kais. Bot, Gartens in St. Petersburg. 1) Rosa Iwara Sieb, Caule petio- lisque aculeis recurvatis laxe adspersis; ramis junioribus pubescentibus pilisque glandulosis adspersis; petiolis peduncu- toliois 5 — 7, breviter acuminatis, dentatis, supra opacis gla- lisque pubescentibus; obovato-oblongis, obtusis v. bris, subtus pallidioribus pubescentibus; stipulig petiolo adnatis, argute Serratis, dentibus porrectis, glandula terminatis; floribus corymbosis , terminalibus, albis; peduneulis bibracteatis ; bracteis lanceo- latis, argute glauduloso-serratis; calyeis tubo ovato -globoso , nitenti, setig glan- I. Originalabhandlungen. duliferis adsperso; sepalis simplieibus, e basi lanceolato -ovata longe acuminatis, utringue pubescentibus et extus glandu- loso-pilosis, mox reflexis, petalis paullo brevioribus; petalis ovato-oblongis, apice dentatis; stylis liberis, breviter exsertis, villosis. — Der hiesige Garten erhielt diese Pilanze unter obigem Namen von Sie- bold, der sie aus Japan eingeführt hat. Sie bildet bei uns im Topfe cultivirt, ei- nen 5— 6 Fuss hohen Strauch mit fast rankenden Aesten, der seine in armblu- migen spitzenständigen Corymben stehen- den Blumen im Monat Mai im Kalt- hause entwickelt. Die Zweige, sowie die Rückseite der Blattstiele sind lax mit zurückgekrümmten Stacheln besetzt, die 1— 2 Linien lang und ziemlich gleich- lang sind. An den jüngern Zweigen findet sich eine kurze Behaarung, der drüsentragende Haare untermischt sind. Die Blattstiele und Blüthenstiele sind dicht mit kurzen Haaren besetzt. Ein jedes Blatt trägt 5 — 7 Blättchen (nur sehr selten sinkt die Zahl der Blättchen auf 3 zurück), von denen jedes sehr kurz gestielt, verkehrt länglich -oval, stumpf oder kurz gespitzi, am Rande mit vorgestreckten drüsentragenden Sä- gezähnen besetzt, oberhalb dunkel matt- grün und kahl, unterhalb kurzhaarig und heller. Die Nebenblättchen gleich den Blättchen gesägt und mit dem Grund des Blattstiels verwachsen. Die einzelnen Blüthenstielchen tragen in der Mitte oder unterhalb derselben 2 lan- zettliche Bracteen,, die mit scharf zu- gespitzten in eine Drüse endigenden Zähnen am Rande besetzt sind. Kelch- blätter aus lanzettlich - ovalem Grunde lang zugespitzt, beiderseits dicht kurz- haarig, von aussen ausserdem drüsenhaa- rig, ganzrandig, ungefähr ?|, Zoll lang. Die Röhre des Kelchs, oder richtiger die 327 erweiterte Spitze des Blüthenstielchens von oval kugeliger Form, glänzend grün und mit drüsentragenden Borsten besetzt. Blumenblätter länglich - verkehrt oval, vorn unregelmässig gezähnt. Die Grif- fel sind frei, zottig behaart und ragen kurz aus der Kelchöffnung hervor, — Steht neben R. rugosa Thbrg., die Sie- bold auf Tafel 28 der Flora japonica ab- bildet. Dicht bedornte Zweige, einzeln stehende Blumen, ganzrandige Neben- blätter und an der Spitze schwach spa- thelförmig verbreiterte Kelchblätter un- terscheiden diese leicht. Im Habitus gleicht sie der R. Brunonii Lind!., die sich aber durch in eine lange Säule ver- bundene Griffel sogleich abgrenzt. — Wie wir schon andeuteten, wird diese Rose im hiesigen Garten im Topfe cul- tivirt und ‚frostirei durchwintert. Im Klima von Deutschland und vielleicht auch mit Bedeckung im Petersburger Klima dürfte sie jedoch hart sein und im freien Lande vielleicht eine schöne Schlingrose bilden, da aber die Blumen nur einfach und der Geruch fehlt, so kann diese Rose nicht als Zierstrauch, sondern nur zur Zwischenpflanzung zwi- schen Bosquets empfohlen werden, wo sie aber einen guten Effeet hervorbrin- gen würde, (E. R.) 2) Eranihemum sessiliflorum Rgl. et Herd. Dieser 2 — 3 Fuss hohe Strauch wurde seiner Zeit von dem fleissigen Sammler brasilischer Pflanzen, Herrn Riedel hier eingeführt und seit- dem unter dem Namen Ruellia spec. eul- tivirt. Er steht dem Eranthemum foe- cundum Lindl. und dem E. albiflorum Hook. ziemlich nahe, unterscheidet sich aber von beiden durch die eigenthümlich knotigen, stielrunden Aeste, Die Blät- ter sind länglich - eiförmig, ganzrandig, lederartig, oberhalb schwach glänzend und wie mit Punkten von sehr kurzen 24 ® 328 Härchen besetzt, unterhallı mattgrün und von längeren weisslichen Haaren be- deckt, gegen den kurzen Blattstiel zu etwas verschmälert, 3 Zoll lang und I Zoll breit, gegenuständig. Die Blüthen- ähren sind endständig, sehen braunroth aus und sind drüsig behaart, ungefähr 2—4 Zoll lang. Die Blüthen stehen einan- der einzeln gegenüber und sind sitzend. Die lanzettförmigen und gleiehfalls drü- sig behaarten Deckblättehen sind kürzer als die ötheiligen stark zugespitzten Kelche. Die Blumenkrone ist weiss, aber bedeutend kleiner als bei E. albi- florum Hook. Cultur im Warmhause. (F.iv.xH}) 3) Nicotiana Langsdorffü Weinm, Diese Pflanze geht unter verschiedenen Namen seit Jahren in den Gärten. Wir erhielten sie unter dem Namen N. eirrhoi- des und graciliflora. Men zweiten Na- men verdient sie auch wirklich; denn sie bietet mit ihren grünen zierlich herab- hängenden Blumen und den daraus her- vorsehenden blauen Staubbeuteln einen recht lieblichen Anblick dar. Sie bildet einen hübschen Busch, bei Topfeultur gegen 3 Fuss, im freien Lande aber gegen 5 Fuss hoch werdend. Aus Bra- silien, wo sie von den Einwohnern an- gebaut wird, brachte Herr von Langs- dorfi die ersten Samen dem frühern Gar- teninspector in Paullowsk, Herrn Wein- mann mit, der sie dann weiter verbrei- tete. — Sie hat viel Aehnlichkeit, na- mentlich in den Blüthen mit Nicotiana rustica L., dem gewöhnlichen Bauern- oder Veilchentabak , ist aber namentlich durch die lancettförmig zupespitzten Sten- gelblätter und das Herabhängen der Blü- thenrispen hinreichend ausgezeichnet. Die Pflanze ist einjährig und gedeiht Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. hier vortrefllich in gewöhnlicher Rasen- erde im Warmhause. Näher be- schrieben und abgebildet ist sie in De- candolles Prodromus XII 1., pag. 562, in Roemer und Schulte’s System B. IV., pag. 323 und im Botanical Ma- gazine auf Taf. 2221 und 2555. — (F. v. HB.) 4) Solanum sisymbrifolium Lam, Ur- sprünglich von Balbis als S. decurrens und von Jacquin als S. brancaefolium ab- gebildet und beschrieben, findet sich diese Pflanze unter verschiedenen Namen in den Gärten, sowie sie auch an und für sich einen grossen Verbreitungsbezirk hat; denn sie findet sich fast auf der ganzen südlichen Hemisphäre namentlich in Südamerika in vielen Varietäten viel- fach verbreitet. Die ein - bis mehrjäh- rige Pflanze, welche stark behaart und am Stengel sowohl wie auf den beiden Seiten der fiederspaltigen Blätter reich- lich mit einfachen Stacheln versehen ist, wird 3 — 4 Fuss hoch und nimmt sich mit ihren weissen Rlumenblättern und orangegelben Staubbeuteln bei hin- reichender Belaubung recht hübsch aus. Hierher gehört nach Dunal als Verietät auch das von Hook, im Bot. Mag. Taf. 2828 abgebildete Solanum Balbisii mit violetten Blüthen. Ueberhaupt scheint -unsere Pflanze sowohl was die Farbe der Blüthen und Früchte, welche letztere bald gelb, bald orangeroth sind, als auch hinsichtlich der Form, Grösse und Zer- theilung der Blätter sehr zu variiren. Die Pflanze, welche im Sommer im Freien gedeiht, wird im Orangeriehause überwintert. Gewöhnlich blühen schon die einjährigen Pflanzen. Cultur in ge- wöhnlicher Rasenerde. (7. BI I. Neue Zierpflanzen. 1) Columnea erythrophaea Dene. ; Gesne- riaceae. Eine prächtige neue Columnea aus der mexikanischen Provinz Chiapas , wo sie von Ghiesbreght gesammelt und lebend an Linden in Brüssel gesendet ward. Die ersten Blumen zeigte sie im November 1859 und seitdem soll sie nach Herrn Funk’s Versiche- rung fast unausgesetzt»geblüht haben. — Ein Halbstrauch für’s Warmhaus mit dieken walzigen Aesten, die mit einzelnen steifen Haa- ren besetzt sind. Blätter kurz gestielt, lanzeit- lich oder oval- lanzeitlich, zugespitzt, gewim-+ pert, oberhalb glänzend hellgrün , unterhalb bleicher, die jüngsten Blätter rosa gerandet. Blumen einzeln , achselständig , auf der Spitze hängender Blüthenstiele, welche länger als die Blaitstiele, aufstrebend. Ausgezeichnet ist der 329 Neue Zierpflanzen. grosse tellerförmig ausgebreitete Kelch, dessen Saum in 5 aus breitem Grunde zugespilzte und unregelmässig gezähnte Lappen getheilt ist, welche hellgrün, während der Schlund des Kelches schön rosenroth gefärbt ist. Blu- menkrone zweimal länger als der Kelch (3 Zoll lang), schön zinnober mit orange, mit lang vorgestreckterOber- und Unterlippe. Blü- thenstiele 1 Zoll lang, behaart. — Gedeiht in einer lockern Laub- oder Hei- deerde am besten bei einem beschatteten feuchtwarmen Standort im Warmhause zur Zeit des Wachsthums. Eine vorzüglich schöne sehr zu empfehlende neue Pflanze, (Abgebildel im Hortus Lindenianus und iab. IX. des Journal d’hortieul- ture pratique 1860.) IM. 1) Bewässerung grosser Kübel- bäume. Carriöre weist in der Revue horti- cole darauf hin, dass grosse Kübelbäume, namentlich jene riesigen Orangenbäume meh- rererer Orangerien, häufig durch Trockenheit des untern Theils des Ballens, leiden. Er schlägt darum vor, in den Ballen solcher Bäume Röhren einzusenken, in welchen seitli- che Oeffnungen angebracht sind, um auf diese Weise, das Wasser gleiehmässig zu vertheilen und es stets in der Gewalt zu haben, alle Theile des Ballens gehörig zu durchwäs- sern. — 2) Museum für den Ackerbauin St. Petersburg. Mit Genehmigung Sr. Majestät begründet das Hohe Ministerium der Domainen , ein Museum für den Ackerbau in in St. Petersburg. In demselben sollen alle Producte des Ackerbaues und der ländlichen Industrie, ingleichen alle Werkzeuge und Ma- schinen aufgenommen werden, die zu den Zwecken des Ackerbaues beslimmt sind oder Notizen. die in den verschiedenen Gegenden Russ- lands zur Bebauung des Landes in der einen oder andern Weise benutzt werden. Dieses Museum wird in dem Gebäude des Ministe- riums aufgestellt werden und zwar in folgen- den 4 Abitheilungen: a) Die Producte des Ackerbaues in der Form, in der sie gewonnen werden. b) Die schon bearbeiteten Producte Ackerbaues. e) Die Maschinen und Instrumente für den Ackerbau, sowie Modelle zu den für Zwecke des Ackerbaues nothwendigen Baulichkeiten. d) Die Producie desPflanzen- und Mineral- reiches aus dem Gebiete des ‚Ackerbaues, so- wie alle Hausthiere,, theils ausgestopft, theils in Photographien.*"An diesem Museum wer- den besondere Conservatoren angestellt, um den Besuchern die nöthigen Explicationen zu geben. Bis jetzt existirie in Russland kein derarti- ‚ges Museum, welches durch anschauliche Be- des 330 lebrung gerade für den Stand, der zur Ent- wickelung des eigentlichen Reichthums des Landes vom grössten Nutzen ist, unendlich viel Gutes stiften und das allgemeinste In- ieresse erregen muss. Um die Einrichtungen dieses Museums durchaus zweckmässig zu ma- chen, ist ein Angestellter des Ministeriums der Domainen (der frühere Secretär des Gartenbau- Vereins, Herr Tschernaeff) in das Ausland gesendet worden, um die Einrichtungen an ähnlichen bereits besiehenden Museen zu stu- diren. Wir freuen uns besonders auch darü- ber, dass die Einrichtungen an diesem Museum ganz in dem Sinne getroffen werden sollen, dass diese Sammlung jederzeit ohne Schwie- rigkeit besucht und zur Belehrung benutzt werden kann, dass dabei vatoren angestellt werden, Explicationen geben können. Mit diesem Museum soll zugleich mit Al- lerhöchster Genehmigung ein chemisches La- boratorium verbunden werden, in welchem solche Arbeilen durchgeführt werden sollen, die zur Lösung von wichtigen Fragen für den Ackerbau von Wichtigkeit sind. Gleichzeitig sollen hier auch alle an das Museum ein- gehenden Producte auf ihre Bestandiheile und also ihren relativen Werth geprüft werden. Sowie Conser- die die nölhigen 3) Museum des Kais. Bot, Gar- tens in St. Petersburg. Wir geben unsern Lesern heute die vorläufige Nachricht, dass die Aufstellung eines Botanischen Mu- seums im Kaiserlichen Botanischen Garlen gegenwärlig beendigt ist und dass dasselbe von jedem, der sich für solche Gegenstände interessirt, jederzeit besucht werden kann. Es enthält dieses Museum: a) Eine Carpologische (Frucht) Sammlung von 25000 Arten, nach den Familien ge- ordnet. b) Aufstellung der wichtigsten Pflanzen für den technischen und Arzneigebrauch, Fär- bepflanzen, Gewebpflanzen, Gummi- und Harz- pflanzen, Nährzflanzen ete. und zwar soviel als möglich die ganzen Pflanzen und deren Producte. Diese Sammlung ist noch nicht reich, aber doch enthält sie schon interessante Gegenstände, namentlich aus dem Innern Russ- lands, China, Brasilien und Mexiko. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. c) Eine Holzsammluang, d.h. Ab- schnilte von den Stämmen der Holzgewächse, aufgestellt nach den Ländern aus denen sie stammen. d) Eine Sammlung fossiler Pflanzen aus den älteren Perioden und eine dergleichen aus der Terliärzeit. — Ein einlässlicherer Bericht über diese ebenfalls für die weilesten Kreise interessante Sammlung soll nächstens nachfolgen. In Russland ist es die erste solcher Sammlungen. (E. R.) 4) Ueber Transpiration der Pflanzen. Herr Dr. J. Saclıs macht über Transpiralion der Pflanzen in der Bot. Zei tung eine Reihe von Versuchen bekannt, aus denen die für den praklischen Gartenbauhöchst interessanle Thatsache hervorgeht, dass die Pflanzen um so weniger verdunsten, je mehr Salze oder Alkalien der von den Wurzeln auf- genommene rohe Nahrungssaft enthält. Es steht dieses Resultat der Beobachtungen des Herrn S. mit der Thatsache in inniger Be- ziehung, welche im Bereiche des praktischen Gartenbaus schon lange bekannt ist, dsss näm- lich die gleiche Pflanzenart, wenn sie unter gleichen Culturbedingungen caultivirt wird, wenn feıner auch der Gesundheitszu- stand der gleiche ist, sofern solche in schwe- reın (an Alkalien reichem) oder in stark ge- düngtem Boden steht, weniger Wasser zu ih- rem kräftigen Gedeihen als in leichtem Boden gebraucht. Ferner ist es in gleicher Beziehung bekannt, dass viele der schwieriger zu eultivi- renden Pflanzen in schwerem Boden gepflanzt in demselben kräftiger und besser gedeihen, wenn sie hier vorsichtig begossen werden, dass sie aber im Segentheil in solchem schwe- ren Boden bald erkranken, wenn ihnen in diesem zu viel Wasser gegeben wird, wäh- rend in leichtem Boden zu häufige Wasserga- ben weniger schaden. — Herr S. sieht diese Eigenthümlichkeit der Pflanze, dass sie mehr Wasser verdunste, wenn sie reines Wasser arfnimmt, als wenn in diesem Salze etc. gelöst sind, für eine Er- scheinung der Lebensthätigkeit der Pflanze an. Es kann dies aber auch ebensowohl nur eine mechanische Wirkung sein, die durch sonst IH. Notizen. die ausgeschiedene Flüssigkeit selbst und durch die Bildung der Membranen des jungen Zell- gewebes bedingt wird, indem es recht wohl bekannt ist, dass in schweren Bodenarten die . Pflanzen gedrungener wachsen als in leichten und deren junges Zellgewebe also wahrschein- lich derber ist, sowie ferner diePflanzenmem- bran der Ausscheidung einer concentrirten Flüssigkeit , jedenfalls ein grösseres Hinderniss entgegeusetzt, wie die einer wenig concentrir- ten. — s 5)Ueber dasAbsterben von Pflan- zen der wärmerenKlimaie bei niedri- gen Temperaturen über Null. Auch in dieser Beziehung hat Herr $. einige interes- sante Versuche gemacht, welche uns interes- | sante Aufschlüsse über die Wirkung der Bo- dentemperatur geben. Er cultivirte nämlich Pflanzen vom Tabak und den Gurken im Zimmer. Als das Thermometer auf + 3— 40 R. fiel, hingen die Blätter dieser Pflanzen bald welk herab , obgleich der Boden noch hinlänglich feucht war. Sobald die Tempera- tur der Luft dann wieder auf + 10 — i20R. gebracht wurde, dann erholten sich die Blät- ter wieder und wurden frisch und steif. Das gleiche trat aber auch ein, wenn die Lufttem- peratur nicht erhöht ward , sondern nur die Bodeniemperatur des Erdballens, durch Ein- senken des Topfes in warmen Sand. Wenn die niedrige Lufltemperatur mehrere Tage anhielt ohne dass die Bodentemperatur er- höht ward, starben die Blätter und fielen ab. — Aus diesen Versuchen geht hervor , dass bei niedrigen Lufttemperaturen die Pflanzen der wärmeren Länder, wenn sie uuter der Einwirkung einer trocknen Stubenluft (*) sich befinden, noch Wasser abgeben, mit den Wur- zeln aber kein Wasser mehr aufnehmen. Er- höhte Bodentemperatur hat aber erneute Thä- tigkeit der Wurzeln und in Folge dessen er- neute Aufnahme zur Folge. ——_ *) Während des Sommers bei kühlen Nächten, im Gewächshaus oder im Zimmer unter Glocken findet diese Aushauchung nicht statt und die Blätier bleiben frisch. 331 Es ist diese Erklärung um so sicherer, als Herr S. auch den umgekehrten Versuch machte, nämlich in einer Lufttemperatur von + 12 — 150 RB. die Erdtemperatur der Pflan- zen auf + 2—3°R. erniedrigte, worauf eben- falls das schlafie Herabhängen der Blätter eintrat. Für die Praxis haben diese Versuche ei- nen hohen Werth. Namentlich zeigen sie, dass kalte Bodentenipcraturen für tropische Pflanzen äusserst schädlich sind, und dass ı man tropische Pflanzen nie im Gewächshaus in den freien Grund pflanzen darf, wenn die- ser nicht durch besondere Heizungen erwärmt werden kann. — (E. R.) 6) Der grösste Cactus. Im Süden Californiens wächst ein Cactns (Cereus gigan- teus) als 40 — 60 Fuss hoher Baum, dessen Stamm 2%, Fuss im Durchmesser erreicht. Bis zu einer Höhe von 25 Fuss wächst der Stamm einfach empor und hier beginnt er erst die Seitenäste zu entsenden, die sich bald em- porkrümmen und dem Stamme parallel em- porwachsen. Im Mai und Juni trägt er die grossen weissen Blumen und im Juli und Au- gust reifen die Früchte, deren Geschmack dem einer Feige ähnlich ist. (Oesterreichische Bot. Zeitung.) 7) Gemüse und Obstbau um Lon- don. Um London sind ungefähr 4800 Hecia- ren Landes mit Obst und Gemüse bepflanzt, in denen ungefähr 35000 Menschen «beschäf- tigt sind, um der Stadt einen Theil ihres Be- darfes an Obst und Früchten zu liefern. Aus- serdem kaufen Händler diese Produkte im In- nern auf und mit Ausschluss der zu Schiffe kommenden Producte der Art sollen die Ei- senbahnen jährlich 70000 Tonnen Obst und Gemüse nach London bringen. (Oesterreichische Bot. Zeitung.) 8) Mittel gegen Erdflöhe. Herr Aibe empfahl in einer Sitzung der Pariser Garten- baugesellschaft als sicheres Mittel gegen Erd- flöhe, Steinkohlentheer. Man tränkt mit demselben Holzsplitier und legt diese zwischen die befallenen Pflanzen. Die Erdflöhe sollen den Geruch desselben so wenig vertragen können, dass dieses Mittel nicht blos in Treibbeeten, sondern ebensowohl 332 @artenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. im freien Lande angewendet werden kann. | von 500 Grammen unter gleichen Culturbedin- Herr Aubry machte sogar den Versuch im Grossen bei der Cultur des Repses, indem er 1000 Kilogrammes Holzsplitter mit 2 Kilogram- mes Steinkohlentheer iränkte und diese auf mehreren Hectaren Repsfeldern vertheilte. Seit 5 Jahren ist er auf diese Weise schon von den Verheerungen der Erdflöhe verschont worden, während benachbarte Felder leiden hatten. (Journ. de la soc. cenir. & Paris. Febr. 1860, pag. 88.) von diesen zu 9) Die Igname - Batate. Diese Pflanze hat immer noch nicht mehr als eine verein- zelte Verbreitung gefunden und wird voraus- sichtlich selbst in dem zur Cultur günstigen Süden Europa’s kaum je eine eigentliche Nahr- pflanze zum Anbau im Grossen werden. In dem Journal der Pariser Gartenbau-Ge- sellschaft theilt Herr Vuitry eine Zahl von Ver- suchen mit. Derselbe versuchte durch Unter- lage eines Bodens von Ziegeln auf 1 Fuss Tiefe die Wurzeln dieser Pflanze von ihrem Eindringen in die Tiefe des Bodens abzuhal- ten. Die Wurzeln platteten sich ab und erhiel- ten durchschnittlich ein um '% geringeres Ge- wicht als die in die Tiefe des Bodens herab- steigenden. Als Vortheil nennt Herr V. die Eigenschaft der Igname-Batate auch auf verhältnissmässig dürfliigem Boden zu gedeihen. Auf einem nicht gedüngten magern gelben Sandboden erhielt er nur um !! weniger schwerere Knollen, als im guten Culturboden. Die Grösse der Knollen, die man in einem Jahre erhält, hängt wesentlich von der Grösse der Wurzeln ab, die man ihm Frühlinge legt, sowie von dem Theile der Wurzeln, der hier- zu gewählt wird. Vor dem Legen im Frühling müssen die Knollen gut abgetrocknet sein. Den 15. April ward gepflanzt. Von 70 alten Knollen ward der Wurzelhals gewählt, an dessen Spitze der Gipfelirieb schon vorgebildet war. 30 dieser hatten ungefähr eine jede 12 Grammen und 40 ungefähr 35 Grammen Gewicht. Von die- sem lieferten die ersten Wurzeln von durch- schnittlich 350 Grammen Gewicht, die andern en. ; Von 110 Wurzelstöcken des untern Theils der Knolle wogen 50 ungefähr 12Grammen eine jede und 60 andere jede 60 Grammen. Aus den ersteren erwuchsen Knollen von durch- schnittlich 300Grammen und aus den letzteren von durchschnittlich 440 Grammen. Diese Zahlen sprechen deutlich dafür, dass je schwe- rer das gelegte Knollenstück, je stärker und schwerer wird die Knolle im Laufe des Som- mers. Ebenso zeigen Stücke mit vorgebilde- tem, zum Austreiben fertigem Auge einen be- deutenden Vorsprung, vor denen, die das Auge erst noch bilden müssen. — Grössere Schwere und vorgebildete Augen, bedingen früheres Austreiben und kräftigeres Wachsthum im Anfange. Daraus resultirt eine längere Wachsthumperiode während des war- men Sommerwelters und also auch schwerere Knollen, da die Igname - Batate so lange fort- wächst, als die Witterung dies erlaubt. (Nach Journ. de la soc. eentrale de Paris 1860 pag. 106.) 10) Unwahrscheinliches. Von der letzten Ausstellung der Ackerbau - Gesellschaft in St. Franeisco wird erzählt, dass dort eine rothe Rübe von 150 Pfund ausgestellt ge- wesen und habe nur 40 Pfund gewogen. Der Besitzer habe solche nach der Ausstellung wieder eingepflanzt, aber anstatt in Samen sei die Rübe nur fernerhin in Kraut und Knollen gewachsen. Naiv klingt die darauf gestütze Berechnung, dass diese Rübe nun weiter fort so behandelt werde und bei jährlicher 3facher Zunahme in einigen Jah- ren also circa 40 Centiner wiegen werde !! Ebenso unwahrscheinlich ist eine Nach- richt der Revue horticole, nach welcher die Araber der Steppen Kleinasiens, in den ein- zigen Baum der Wüste Alhagi camelorum Ein- schnitte machten und in diese Kerne der Was- sermelone legten. Von dem Saft dieser Pflan- zen sollen diese hier nicht nur keimen, nein sie sollen sich gleich einer Schmarotzerpflanze mit Alhagi verbinden und von dieser ernährt reichlich wachsen und Früchte tragen, während sie selbstin dem dürren Boden der Wüste keine Nahrung finden würden. — zu schiessen, IV. Literatur. Es erinnert dieses Müsterchen 'von Leicht- 333 uns unbegreifich, wie Fachmänner solchen gläubigkeit an die berühmte Mystification von | Unsinn nacherzählen können. dem Pfropfen von Rosen auf Eicben und ist r (E R) m m ——— VW. Literatur. 1) Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. Preussischen Staaten. Jahrg. 1858. Ausser den Protocollen, die wie immer das Bild der lebhaften Thätigkeit dieser Gesellschaft geben, enthält auch der vorliegende Jahrgang wieder eine Menge interessanter Original-Mit- theilungen. Wir heben daraus hervor: Ueber Primula imperialis, von Dr, Hasskarl. Der einzige Standort dieser Pflanze ist der höchste Gipfel des 9500 Fuss hohen Pangerangoh in Java. Hier wächst sie gemeinschaftlich mit mehreren andern Pflanzen, die an die Europa’s erinnern, so aus den Gattungen Valeriana, Ranunculus,, Sani- cula. Herr Teysmann hatte an dieser Stelle früher einen kleinen Gemüsegarten angelegt und eine Hütte gebaut, aber auch wegen der heır- liehen Aussicht bei Sonnenaufgang wird die- ser Berggipfel häufig besucht. Jedem Besu- cher wird diese schöne Primula , die auf 2% —3 Fuss hohen Blüthenschaften ihre goldgel- ben, an unsere Schlüsselblume erinnernden Blumen in reichblumigen Quirlen trägt, aufge- fallen sein. Alle Versuche, sie in tiefer lie- gende Gebirgsgegenden Java’s von 3500 — 5000 Fuss überzusiedeln, misslangen ebenso- wohl, wie die Versuche, sie mittelst Samen in die Gärten Europa’s einzuführen. Krüger in Lübbenau veröffentlicht ein Kartoffel - Sortiment von 360 Arten, und gibt von jeder der einzelnen Sorten eine kurze Charakteristik von Stengel, Blait, Blüthe, Rei- fezeil, Erirag, Form und Eigenschaften der Knolle, Als die besten Sorten werden em- pfohlen: Neue grosse von Montevideo. Besie deutsche gelbe, Farinosa (soll in Bezug auf Güte und hohen Erirag eine der vorzüglich- sten Sorten sein), Weisse aus der Pfalz, von Wagener aus La Guayra (sehr hoher Ertrag), Sehr frühe mehlreiche aus England, Early Windsor. Frühe Sechswochen-Kartoffel, Mer- ce's Patato&. Neue rothe Amerikanische, Rothe Erstfelder. Gelbe Eier von den Cor- dilleren, Goldberger aus Schlesien. Feine Horn- kartoffel aus Hamburg. Roth und weiss mar- morirle Feldkattoffel. Marmorirte Feldkarlof- fel, Bolivia-Kartoffel, Lima-Kartoffel, Tambour- Kartoffel. Dr. Hasskarl. über Reisbau auf Java. Der Reisbau Java’s zerfällt in den Anbau des nassen und des trocknen Reises, je nachdem man denselben auf überschwemm- baren oder auf trocknen Feldern eultivirt. Bei der Cultur auf überschwemmten Fel- dern wird der Reis zunächst auf besondern Samenbeeten in Reihen, die 3 Finger breit von einander abstehen. ausgesäet. Nachdem der Reis gekeimt, bleibt das Wasser 50 Tage über demselben stehen. Inzwischen muss das Land zum Reisbau vorbereitet sein. Man nimmt nun die jungen Reispflanzen aus und kappt deren Spitzen auf eine Länge von 3—4 Zoll, was besonders darauf hinwirken soll, recht starke Pflanzen zu erhalten. Mit der Hand wird nun jede einzelne in den nassen Boden, in eine Entfernung von 1 Fuss ge- pflanzt. Nach 5 Monaten erscheint die Blüthe und 40 Tage später ist die Frucht reif, wor- auf die Spitzen der Halme geschnitten und in Bündel gebunden, getrocknet werden, bevor sie in die Reisscheuern gebracht werden. Zur trocknen Cultur werden entweder re- gelmässig gepflügte Felder oder kürzlich erst gefällte Wälder benutzt. Nachdem die ersteren gepflügt, werden, sobald die Regen eintreten, mittelst eines Hol- zes ungefähr 1 — 1, Zoll tiefe und ebenso 334 breite Löcher gemacht und in jedes derselben 5 — 10 Reiskörner geworfen. Nach 7 Tagen erfolgt das Keimen, nach 5! — 6 Monaten die Blüthe und nach 40 Tagen die Frucht- reife, während dasFeld sich ganz selbst über- lassen bleibt. In Waldboden wird ganz ähnlich gesäet, nur wird vor dem Säen das vomFällen gebliebene trockene Holz verbrannt und dann nicht früher gesäet, als nachdem ein Regen gefallen, durch dessen Einfluss die Asche sich mit dem Bo- den verbunden hat. Aufsolchem Boden pflanzt man häufig Paumwollenstauden als Zwischen- pflanzung. Die Javanesen sind sehr abergläubisch und wenn der Reis wegen Mangel an Regen oder in Folge des Einflusses heftiger Winde ete., nicht gedeihen will, so schreiben sie dies dem schädlichen Einfluss böser Teufel etc. za und wenden verschiedene PflanzenalsGegenmiltel an, so Wallichia regalis Bl., Flagellaria minor Sehlt. und indiea L., Zingiber gramineum Bl., ver- schiedene Costus-Arten, Leea sambuecinaL. ete. — Die Blätter von Artocarpus pubescens wer- den als Unterlagen für den Reis in den Reis- scheuern benutzt. Aus Bambusa Apus Schult. werden die Körbchen geflochten, die zum Ko- chen und Aufbewahren des Reises dienen. Von Corypha Gebanga Bl. benutzt man die jungen Blätter zum Binden der Reisbündel bei der Ernte. Aus den ausgehöhlten Stäm- men von der Cocospalme construirt man die Wasserleitungen für die Reisfelder und die jüngsten Blätter derselben werden roh oder gekocht mit Reis genossen. — Neumann, über die Yams-Ba- tate. (Dioscorea Batatas Dne.) Der Verlas- ser nimmt diese Pflanze in Schutz gegen die Angriffe, die solche in letzterer Zeit als eine in jeder Beziehung für uns untaugliche Pflanze erfahren. Es ist wahr, sagt derselbe, dass wenn man im Herbste im Frühling gelegte Knollen aufnimmt, diese vollständig ungeniessbar sind, denn sie haben den Zustand ihrer Reife noch nicht erlangt. Lässt man abır die Knolle volle zwei Jahre in der Erde, so reift sie in dieser Zeit, hat eine Menge Stärkemehl angelagert und schmeckt, zweckmässig zubereitet, einer guten Kartoffel ähnlich. Werden die zerschnit- tenen Knollen zu lange im Wasser gekocht, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. so werden: sie wässerig, dagegen besitzen: sie ‚in Asche geröstet und mit Salz und Butter genossen, einen angenehmen Geschmack. Der Berichterstalier zeigt nun weiter, dass bei zweijähriger Cultur auch der Ertrag ein genü- gender sein würde, wenn unsere klimalischen Verhältnisse dieser Cultur nicht eine überwind- liche Schwierigkeit entgegenstellen würden. Im Boden gelassen, erfriert nämlich ber ober- ste Theil der Knolle selbst unter einer Nadel- bedeckung. — - Damit hat gerade ein Verlheidiger | dieser so warm empfohlenen Pflanze den Stab vol- lends über solche für das deutsche Klima ge- brochen. Dieses heisst: a) Die Knolle nur bei vollkommener Reife nachzwei Jahren und nur bei sorgfältiger Berei- tung geniessbar, d. h. einer guten Kartoffel ähn- lich, ohne deren leichte Verwendbarkeit zu be- sitzen. b) Bei einjähriger Cultur ist die Knolle un- geniessbar. c) Zweijährige Cultur ist auf dem Felde unmöglich, da der obere Theil der Knolle, wenn solehe im Boden bleibt, erfriert.: Im Garten ist sie schwierig, da sie frostfreie Deckung ganzer Culturländer oder das sehr mühsame Ausnehmen voraussetzt, was bei solchen noch nicht ausgereiften Knollen fast stets nur stückweise geschieht. ©. Koch, über Phormium tenax Linne. Der Neuseeländer Flachs gehört zu den in Neuseejand auf sumpfigem, wie auf trockenem Boden gleich verbreitelen Pflanzen. Ausserdem wird er dort aber auch vielfach eultivirt, da diese Pflanze von dem Eingebore- nen jenes Landes wegen des zähen Faserstol- fes ihrer Blätter zu Fleehtwerk aller Art be- nutzt wird. Die erste Nachricht über diese Pflanze er- hielten wir durch die beiden Forster , welche Cook auf seiner zweiten Reise begleiteten. Zwei Arten werden jetzt unterschieden, näm- lich Ph. tenax L. mit Blumen, deren äussere Blumenblätter orangefarben, und P. Cookia- num Le Jolis mit Blumen, deren äussere Blumenblätter blutroth und deren innere grün gefärbt sind. Die Blätter des Letzteren sollen es sein, welche einen viel feineren Gewebstoff liefern. IV. Literatur. Der Neuseeländer Flachs erst mit der Zeit eine immer höhere Wichlig- keit erhalten, da seine Fasern es sind, welche unter allen bekannten Pflanzen - Fäserstoffen die grösste Belastung ertragen, also die zähe- sten sind. Sie stehen in dieser Beziehung den Fasern der Seide kaum nach und erlragen gerade die doppelte Belastung wie die Fasern des Hanfes. Fıüher glaubte man, man könne nur grobe Gewebe aus denselben anfertigen. Man hat aber in neuester Zeit die Fasern aus dieser Pflanze in immer vollkommenerer Weise dargestellt und schon auf der grossen Indu- stiie-Ausstellung zu London sah man die fein- sten Gewebe, ja selbst Spilzen aus den Fasern des Neuseeländer Flachses. Im südlichen und südwestlichen Europa dürfte die Cultur dieser Pflanze im Freien noch gut reüssiren. Für unsere Gärten ist das Phor- mium aber nicht nur eine der interessante- sten Pflanzen die nirgends fehlen sollte, son- dern sie gehört gleichzeitig zu den schönsten Deecorationspflanzen für Vasen, sowie zur Aus- pflanzung während des Sommers an Ufer von Teichen etc. Die Blätter derselben sind 3—5 Fuss lang , schwertförmig, hängen gracil über und stehen in dichten Büschen zusammen, die am ehesten an die einer gelben Lilie (Heme- rocallis) erinnern. C. Koch, ein Ausflug nach dem Norden Deutschland’s. In diesem interessanten Artikel bespricht der Verfasser die Gärten von Mag- deburg , Quedlinburg, Wernigerode, Hannover und Hamburg, Der Samenbau von Quedlin- burg ist der ausgedehnteste Deutschland’s. Die Saınenhandlung von Martin Grashoff allein verwendet jährlich 400 Morgen zum Samen- bau von Runkelrüben und 400 Morgen zum Samenbau von Gemüsen, Möhren cete. Ei- ne andere Samenhandlung verwendet zum gleichen Zweck jährlich 600 Morgen Lan- des und ausserdem bauen alle Bauern und 'Landbesitzer jener Stadt Samen und ge- ben diese an jene grossen Samenhandlungen wieder ab. In Wernigerode, einer freundlichen Stadt am Fusse des Farzes, hat der Graf von Stolberg ausgedehnte Gartenanlagen, die unter dem kürzlich verstorbenen Hofeäriner Ku- nicke sich zu einer allgemeinen Bedeutung emporgearbeitet haben. Ganz einzig in ihrer wird vielleicht 335 Art ist die Sammlung schönblühender , im freien Lande ausdauernder Perennien, deren die Cataloge jenes Gartens nahe an 3000 ver- schiedene Arten aufführen. Besonders her- vorgehoben wird die reiche Sammlung der Arten und Formen der Gattung Iris, In Han- nover wird zunächst der Muster-Baumschulen von Obstbäumen zu Herrenhausen unter des Herrn Hofgartenmeisterss Borchers Leitung mit voller Anerkennung gedacht. Musterhafte Ordnung und Reinlichkeit, gute Bezeichnung der Sorten, sowie Richtigkeit derselben em- pfehlen diese Baumschule, die den stets ver- mehrten Nachfragen nicht entsprechen kann. Nicht weniger ausgezeichnet ist der Berggar- ten zu Herrenhausen, der durch die Wend- land’s auch eine wohlbegründete wissenschaft- liche Bedeutung erhalten hat. Ganz ausge- zeichnet ist das 115 Fuss lange, 32 Fuss tiefe, und 42 Fuss hohe Palmenhaus, das eineSamm- lung von mehr als 200 Arten enthält. Interessant ist ein 38 Fuss hohes Exemplar einer Livistonia australis, mit einem Kronen- durchmesser von 33 Fuss, welches den Mit- telbau fast allein einnimmt. Von besonderem Interesse ist die Sammlung neuer Pflanzen, die Herr Hermann Wendland von seiner Reise nach Central-Amerika mit zurückgebracht hat und von denen die schönsten Arten jetzt bald in den Handel kommen dü'ften. In Hamburg wird die grossarlige Gartenanstalt von den Herren Bo oth und Söhne in Flottbeck be- schrieben, die in ihren ausgedehnten muster- haften Baumschulen und Gewäclishäusern eine kaum zu übersehende Pflanzenmenge birgt und beständig 25 tüchlige Gärtner und bis 120 Arbeiter beschäftigt. Die Sammlun- gen in den Baumschulen, die Orchideensamm- lung, Farrnsammlung, die Sammlung von Erieen und Neuholländern etc. gehören zu den vollständigsten der Art, die sich in Europa fin- den und sind in dem ausgezeichnetsten Cultur- Zustande. Die Coniferen - Sammlung im freien Lande ist nicht nur sehr reich , sondern bie- tet auch wegen der dort zahlreich gemachten Versuche in Betreff der Härte der Arten, ein ganz besonderes Interesse. So zeigten sich im Norden von Deulschland als noch vollkom- men harl, Abies orientalis, Picea Nordmanniana, Pinus Pallasiana, Picea cephalonica und Pin- 336 sapo, Chamaeeyparis nutkaönsis, Widdringtonia erieoides, Crypiomeria Lobbii, Cephalotaxus drupacea und Fortunei. — Als besonders decorativer Laubhölzer er- wähnt Herr ©. Koch der Fagus silvatica pen- dula in einem 45 Fuss hohem Exemplare, von dem die Zweige sich auf die Erde herabsenk- ten. Ulmus oxoniensis, die Pyramiden - Ulme, bildete eine nicht minder schöne Gruppe von 3 Exemplaren von 40 Fuss Höhe. Die Ei- chen werden von Booth mit besonderer Lieb- haberei gesammelt und gepflegt, und besitzt diese Anstalt jetzt wahrscheinlichst die voll- ständigste Sammlung dieser interessanten Gat- tung. — Der Referent bespricht nun noch das gross- ‚artigste Samengeschäft ven Booth’s Nachfolger (Ernst und von Spreckelsen) und geht dann zum Botanischen Garten über, dessen schöne und gut cultivirte Pflanzen-Sammlungen aner- kennend erwähnt werden. Ein Botanischer Garten, sagt derselbe, muss der Richtung un- serer Zeit sich anschliessen, es muss ein In- stitut sein, in welchem jeder gleichmässig Belehrung findet. Dass die reiche Stadt Ham- burg diesen Garten nicht besser bedenkt, dass er gezwungen ist, durch Verkauf einen Theil seiner Ausgaben zu decken, wird gerügt. Es ist aber leider wahr, dass nur zu häufig bei derartigen Anstalten gerade da gespart wird, wo eine verhältnissmässig kleine Mehrausgabe, gerade erst den Nutzen der ganzen Anlage bedingen würde. — Beschränke man, wo gespart sein muss, die Culturen im Allgemeinen , lasse es aber nirgends da fehlen, wo Geld nothwendig ist, dass das Institut seine eigentliche Aufgabe lö- sen kann, nämlich seine Arbeiten dauernd für die Wissenschaft fruchtbar zu machen und alle Einrichtungen so zu ireffen , dass jeder Besu- cher die Belehrung findet, welche er sucht. — Der Garten des Herrn Consul Schiller zu Ovelgönne bei Hamburg ist ausgezeichnet durch die Orchideen - Sammlung. Es ist das die reichste derartige Sammlung, die jetzi in Europa existitt, denn sie enthält über 1200 Arten, die von dem Herrn Stange, Ober- gärtner beim Herrn Schiller in besten Cultur- zustande erhalten werden. — Indem wir hiermit unseren Bericht über Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. das 1. und 2. Heft der Verhandlungen des Berliner Gartenbau-Vereins schliessen, bemer- ken wir noch, dass diese noch manche andere interessante Abhandlung enthalten, die sich aber weniger zum Auszug eignen. so eine Abhandlung vem Herrn Inspector C. Bouche über Anzucht der Coniferen aus Samen, einen Vortrag von Herrn Kreutz über Culiur der Zimmerpflanzen, einige Abhandlungen von Dr. Schultz von Schultzenstein über die land- wirthschafilichen und klimatischen, Verhältnisse der Römischen Campagna, die Beschreibungen der Blumen-Ausstellungen in Berlin etc, (E. R.) 2) Russische Garten-Literatur. Das Verfolgen der Russischen, auf den Gartenbau sich beziehenden Literatur ist ziem- lich schwierig, da dieselbe in versehiedenen, wenig verbreiteten und hauptsächlich ökono- mischen Werken zerstreut ist. Umfangreich ist sie jedoch nicht. In dem Folgenden findet der Leser einen Ueberblick dieser Literatur für das verflossene Jahr. Bis zur leizien Zeit bestand in Russland nur ein einzelnes, für den Gartenbau ausschliesslich besiimmtes Jour- nal, nämlich: Journal der Moskauer Gesell- schaft der Gartenbau-Liebhaber. Es erschien zuerst im Jahr 1844 unter der Redaclion des Herrn Klassen. Im Jahr 1856 übernahm die Redaction Dr. Pikulin und zu dieser Zeit warden dem Journale schöne, aus Van Houtte’s „‚Flore des Serres et des Jardins“ entnommene Ab- bildungen beigelegt. In der letzten Zeit sind die Monalsheftie unregelmässiger erschienen; es wäre aber zu wünschen, dass das Journal wie früher fortgesetzt würde. In den Mittheilungen der Kaiserl. ökono- mischen Gesellschaft für Südrussland befindet sich in der Nummer 7, 8 und 10 die Ueber- setzung aus dem Französischen einer kurzen Anleitung zum Weinbau. Manche vom Autor vertheidigten Sätze gehören nicht zu den all- gemein angenommenen, obgleich sie nicht ohne Grund sind. Ina der Nummer 8 und 9 ist enthalten die Fortsetzung einer gediegenen Abhandlung über den Obstbau im südlichen Russland von Hrn. Delgink. In den Mittheilungen der Kaiserl. Kasan’- schen ökonom. Gesellschaft befindet sich in IV. Literatur. der Nummer 8 eine Abhandlung des Herrn Russanowsky (russischen Predigers) unter dem Titel: „Versuch einer geographischen und öko- nomischen Beschreibung des Busuluk’seiien ‚Kreises des Samar’schen Gouvernements.“ In dieser Abhandlung ist auch eine kurze An- gabe über den Zustand des Garlen- und Ge- müsebaues in der betreffenden Gegend enthal- ten; es wird darauf hingewiesen, dass eigent- lich nur die Gutsbesitzer die Zweige betrei- ben und dass nur- wenige kleinrussische Dör- fer sich damit beschäftigen.— Die Nummer iO enthält eine Abhandlung des Herrn Zweikow über den Zustand derLandwirtbschaft auf dem Gute Tilikowka, im Samar’schen Gouvernement, Nikolajewischen Kreise. Herr Zwetkow be- spricht dabei den Zustand des Garten- und &e- müsebaues bei den Krons-Bauern,, die durch die Behörden angehalten wurden diese Zweige zu betreiben. Im Jahr 1856 waren nur 7 Dessjatin für den Gartenbau verwendet, ob- gleich das Gut 800 Seelen enthielt, jetzt hat beinahe jeder Bauer seinen eigenen Garten, den er nach seinem Gutdünken bearbeitet. Dabei bezeigen sie einen bedeutenden Grad von Einsicht bei der Wahl des Platzes, bei der Cultur selbst. Sie haben z. B. bemerkt, dass der Apfelbaum besonders gut gedeiht an Orten, auf den die Espe üppig fortkommt. — In der Nummer 3 bespricht Herr Baranowsky die im Jahr 1858 veranstaltete Ausstellung der landwirthschaftlichen Producte in Wijatka. Es weist darauf hin, dass der Gemüsebau im Wjatka’schen Gouvernement aufeiner niedrigen Entwicklungsstufe sich befindet, was weniger dem ungünstigen Klima, als der niedrigen Entwickelungsstufe der Bewohner zuzuschrei- ben ist. Die von der Regierung eingeführten Musterfarmer tragen jedoch viel zur Verbess- serung des Zustandes des Gartenbaues im 337 Allgemeinen bei und es ist zu hoffen, dass im südlichen Theile des Gouvernements selbst der Obstbau eingeführt werden kann, obgleich das Klima höchst ungünstig ist, denn selbst der Apfelbaum will nicht gedeihen. In den Mittheilungen der Kaukasischen öko- nomischen Gesellsch. 1859 ist in der Nummer A eine Abhandlung des Redacieurs dieser Mit- theilungen, des Herrn Nenninger , enthalten, in welcher derselbe die von Paquet (Traite d’l. des fruits) angegebenen Mittel , um unreife oder blasse Aepfel zu rö- then, bestätigt. Das Mittel besteht darin, dass man solche Aepfel mit Regenwasser befeuch- tet und sie dann der Wirkung der Sonenstrah- len aussetzt. Bei Birnen blieb dieses Mittel ohne Erfolg. Er fand auch, dass die Grösse der Aepfel der Grösse der Blätter ziemlich re- gelmässig entspricht, sc dass man nach den Blättern über die Grösse derFrüchte mit ziem- licher Sicherheit entscheiden kann: grosse Aepfel und Birnen entsprechen auch grossen Blättern, ein langliches Blatt des gebänderten Herbst-Calville’s weist auf eine längliche Frucht; die englische Granat-Reinette hat eine eckige Frucht — das Blatt ist wellig und ausgeschnit- ten. Die Länge des Fruchtstieles enstpricht ebenfalls der Länge des Blattstiels. Aehnliche Verhältnisse findet man auch bei der Wein- traube. — In Nr. 5 ist eine Angabe des Herrn N — z. über die Cultur des Maulbeerbaums enthalten. Das Pfropfen wird als schädlich an- erkannt, obgleich dasselbe in Frankreich und in andern Ländern als Mittel, um mehr und zugleich safligere und zartere Blätier zu er- halten, angewendet wird. Solche Blätter sind jedoch für die Raupen ungesund, , sie werden für Krankheiten empfänglicher. (Jelesnow.) conservation V. Personalnotizen und Neuestes, 1) Dem wirklichen Staatsrath von Traut- Kiew, ist von Sr. Majestät das Directorat der vetter, bisher Rector der Universität zu | landwirthschaftlichen Academie zu Gorigoretzki 39° übertragen worden. Es ist das bis jetzt die einzige derartige höhere Lehranstalt in Russ- land und hat dieselbe für die weitere Ent- wickelung eines rationellen Beiriebes der Land- wirthschaft inRussland eine grosse Bedeutung. Herr von Trautvetter war vor 23 Jahren Ge- hilfe des damaligen Directors des Kais. Bota- nischen Gartens in St. Petersburg und ist auch seiidem Botanik seine Lieblingswissenschaft geblieben. Den Botanikern ist er durch seine zahlreichen Bolanischen Abhandlungen bekannt und jetzt eben erst ist von ihm der erste Theil der Bearbeitung der von Schreuk in der Soongarei gesammelten Pflanzen erschienen. Bei Gelegenheit seiner Uebersiedlung weilte derselbe einige Wochen in St. Petersburg. 2) Der wirkliche Staatsrath von Brandt und Herr Radde befinden sich mit nalurwis- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. senschafllichen Untersuchungen beschäftigt, jetzt in der Krim. 3) Herr vonfHartwiss der hochverdiente Director des K. Gartens zu Nikita, hat um seinenAbschied gebeten und solchen auch er- halten. A) Dr. Ferd. Hochsteiter ist als Lehrer der Mineralogie und Paläontologie am Polytechnikum zu Wien angestellt worden. (Oestr. Bot. Zeitschr.) 5) Dr. A. Roscher hat sich einer Kara- wane angeschlossen, die unter Führang von Salem ben Abdallah Innere von Afrika vorgedrungen ist. Gegenwärtig hat sich die- selbe am Nyassa-See niedergelassen und sam- melt dort Pflanzen und Mineralien. (Oestr. Bot. Zeitschr.) in’s VI. Angelegenheiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Sitzung des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg am 1. Aug. (13. Aug.) 1860. 1) Das Protocol! wird verlesen nehmigt. und ge- 2%) Der Herr Präsident !heilt dem Verein mit, dass es wünschenswerth sei, von Seiten des Vereins dem bei den Monatsversammlun- gen fungirenden Preisgericht genauere Instruc- lionen zu geben, um für die Folge eine grös- sere Gleichförmigkeit der herbeizuführen. Beschlüsse dieses Preisgerichtes Bis jetz! sei in Uebereinstimmung mit unseren Statuten in jeder der Monaisversammlungen vom Präsi- dium ein Preisgericht aus 5 Person ernannt worden. Der Vorstand schlage nun vor, die- sen Modus beizubehalten, aber dem Preisgericht ausserdem noch ein beständiges Mitglied für die Amtsdauer von einem Jahre mit berathender Süimme beizugeben. Dieses Mitglied könne schon vor der Sitzung alle die aufgestellten Gegenstände prüfen und so einestheils dafür ı sorgen, dass nichts übergangen werde, andern- | theils das Preisgericht darauf aufmerksam ma- chen, wenn seine Besiimmungen mit voraus- gegangenen Fällen nicht übereinstimmten. Der Verein billigt diese Vorschläge des Vorstandes im Allgemeinen und beauftragt eine Commis- sion, bestehend aus den Herren Senator v. Pinsky, Regel, Agamonof, Nouvel, Egorof, den vorgelegten Vorschlag noch einlässlich zu prüfen, auszuarbeiten und in einer solchen Form dem Druck zu übergeben, dass die Be- stiimmungen über das Preisgericht bei den Monatsversammlungen zugleich jedesmal einem jeden der Herren Preisrichter als Stimmzettel, den er auszufüllen und zu unterschreiben habe, nach der Wahl übergeben werden könne. 3) Herr Lohmann beantragt, dass eine Commission ernannt werde, welche den an in- teressanten annuellen Pflanzen reichen Garten VI. Russischer Gartenbauverein. der Sarepta-Gemeinde in Novaja Derebna, so- wie einige andere Gärten, besuchen und der Gesellschaft über diese Besuche Bericht und An- trag vorlegen möge. Die Gesellschaft beauftragt die Commission, welche die Vorschläge für's Preisgericht zu prüfen hat, auch diese Besich- tigung zu übernehmen. 4) Der Herr Präsident liest ein Dankschrei- ben der Fürstin Kotschubei für die ertheilte Medaille vor, in welchem diese:be der Gesell- schaft anzeigt, dass Herr Nouvel, der Ober- gärtner derselben, den Auftrag erhalten habe, im nächsten Winter in dem neuerbauten eiser- nen Gewächshause versuchsweise Warmhaus- pflanzen zu cultiviren. — 5) Vom Hohen Ministerium der Finanzen erhält der Verein die Benachrichtigung, dass in Folge seiner Petilion der Pflanzen - Verkauf im Börsengarlen auch den hiesigen Handels- Gärinern gestatlet sei. 6) Der landwirthschaftliche Verein zu New- York sendet seine Schriften als Geschenk. Es wird beschlossen, demselben zu danken und alle Schriften des hiesigen Vereins mitzu- theilen. 7) Es werden die Samen von Maak und vom Herrn Academiker Ruprecht aus dem Caucasus eingesendete Zwiebeln von Lilium Szoviisianum Fisch, (colchieum Stev.) zur Ab- gabe an die Mitglieder aufgelegt, Ueber die Lilien folgt in der nächsten Nummer der in- teressante Bericht des Herrn Ruprecht. 8) Der Präsident macht die Anzeige, dass mit dem Monate October die ausserordentlichen Vorträge wieder beginnen werden und dass dann wöchentlich einmal in der Dume, jeden Donnerstag Abend abwechselnd Russische und Deuische Vorträge aus dem Gebiete des Gar- tenbaues gehalten werden sollen. Die Herren Mitglieder werden aufgefordert, sich zur Ab- haltung solcher Vorträge bei dem Vorstande anzumelden. 9) Ein Anirag, ilen Verkauf der Rasnot- schis (Umherziehende Verkäufer von Pflanzen und Blumen) zn beaufsichtiglen und zu begren- zen, da durch diese häufig gestohlene Pflan- zen verkauft werden, wird vertagt. 10) An Pflanzen waren viele ansehnliche und interessante Einsendungen eingegangen, nämlich : 339 a) Vom Herrn Stegemann , Gärtner beim Herrn Usehakoff in Peterhof, eine ausgezeich- net cultivirte Sammlung von 15 der nenesten Caladien. Als wirklich ausgszeichnete Neuig- keiten, die in Blatt und Färbung gegen die früähern Abarten bedeutende Unterschiede dar- bieten , nennen wir: C. argyrites mit klei- nen silberweiss gefleckten Blättern, C. Chan- tini mit grossen grünen Blättern mit rolhen Rippen, zwischen denen silberweisse Flecken zahlreich stehen und 0. Neumanni mit roth punktirien Bläitern. b) Herr Darzens. Ein Tisch mit mancher- lei hübschen Pflanzen, unter denen sich unter anderen ein kleines vollblühendes Exemplar von Aralia trifoliata, blühende Orangen , Gar- denien, Clerodendron fallax, Cissus discolor und andere Pflanzen befanden. Das Exemplar der Aralia war nur 2 Fuss hoch und doch trägt es mehrere seiner reichblumigen Blüthen- rispen. — e) Herr Siessmeyer hatte ein Exemplar der Maranta Warscewiczii eingesendet, welches einen vollständig entwickelten Blü- theuschaft getrieben halle. — _ d) Herr Hofgärtner Erler. Eine äusserst reiche Einsendung von 2 grossen Tischen üp- pig blühender Pflanzen. Darunter namentlich ein reiches Sortiment der verschiedenartigsten Gloxinien und Achimenen, unter letzteren z.B. Heppiella atrosanguinea, eine weissblühende Nägelia (Tydaea. Nägelia amabilis?), Tydaea Rossini, Allopleclus speciosus und congeslus, ferner Ananassa bracteata, Olea americana (?), Campylobotrys discolor und Tradescantia discolor fol. striatis in prächtigen Exemplaren etc. Besonders zu erwähnen ist noch ein im Topfe gezogenes Exemplar der Chito-Melone, jener vielfach angefeindeten Pflanze mit reifen Früchten von der Grösse eines mittleren Apfels. Aus den Mittheilungen des Herrn Er- ler geht hervor, dass die von ihm cullivirte Chito -Melone nicht nur reichlich Früchte trägt, sondern dass die Früchte, wenn sie den gehörigen Grad der Reife erlangt haben, auch einen sehr zarten aromalischen Geschmack besitzen, wovon der Referent sich selbst über- zeugte. e) Herr Gratscheff. Eine Einsendung schöner Gemüse , darunter mehrere aus China 340 eingeführte neue. Wir werden über diese, sowie überhaupt über die Culturen des Herrn Graischeff in der folgenden Nummern einen besondern Bericht geben. fl Herr Severin im Botanischen Garten. Eine Sammlung von 15 blühenden Begonien; nämlich: Augustia natalensis Kl., Begonia nitida Dryand.#. speciosa und B. pre- stoniensis Hort., Gurltia longipes Hook., Gireoudia laetevirens H. Berol., und nelumbifolia K]., Knesebeckia cinnabarina Hook. 8. hybrida. Mitscherlichia albo- coceinea Kl, Platyecentrum rubro- venium. calabrica , ist jedoch ausdauernd und in allen Theilen so kann man auf dürrem Sandboden, na- mentlich an Anhöhen nichts Besseres anbringen, als Beete von Oxalis, welche einen förmlichen Blumenrasen bilden. Ich erinnere zugleich an die essbaren Rü- ben, auf deren Köpfen die eigentlichen Zwiebeln wachsen. Diese sind zwar des etwas faden Geschmackes nicht Jedermanns Essen, jedoch bei vie- len Personen sehr beliebt, gut, d.h. wie Teltower Rübchen zubereitet, recht angenehm und besonders Schwächlichen eine sehr leicht verdauliche Speise. Die Zwiebeln der gewöhnlichen Ar- ten werden im April und Mai sogleich in das Land gelegt. die von O. Bowei müssen aber erst in Töpfen zum Keimen kommen und werden blühend an Ort und Stelle gepflanzt. (J.) wegen oeimoides L, | viel grösser. Die im Mai und Juni in Menge erscheinenden Blüthen haben die Grösse und Farbe der Silene pendula , sind je- doch lebhafter gefärbt und viel zahlrei- cher. Die Pflanze breitet sich sehr am Boden aus, so dass ich in Tyrol schon ganze Strassenränder und Erdabrutschun- I. Originalabhandiungen. gen damit überzogen sah. Man muss sie daher im Garten in ähnlicher Weise oder auf Felsen anbriugen. Zur Aus- füllung ganzer Beete eignet sich die Sa- ponaria nicht so gut als die zugleich mit ihr blühenden niedrigen Phlox (setacea, subulata) mit röthlichen Blüthen und durchwinterte Silene pendula,, weil ein Theil der lingen Stengel unfruchtbar bleibt, daher eine Lücke in dem Blu- menteppich entsteht. Früher zog ich diese Pflanze aus Stecklingen, durch- winterte sie in Töpfen und pflanzte sie im Frühjahr ins Land. Seitdem ich mir aber Samen verschafft habe, ziehe ich sie viel einfacher und schöner aus Sa- 355 men, der im Sommer gesäet, schon fol- sendes Frühjahr starke Pflanzen gibt. Alle Pflanzen müssen zuweilen zurück- geschnitten werden, damit sie in der Mitte voller bleiben. Obschon diese Saponaria in der Regel nicht erfriert, so werden dech alte Pflanzen zuweilen schlecht, und es ist vortheilhaft, sie öf- ter aus Samen zu erziehen. Will man die Pflanzen im Winter bei schneeloser Kälte bedecken, so darf es nur mit Nadelholzreisig oder locker mit Streu u. Ss. w. geschehen, da unter Laub die grünbleibenden Stengel verfaulen. (J.) 7) Viola odorata Das dreifarbige gefüllte, wohlriechende Monatsveilchen wird zwar dem einfarbigen den Rang nicht streitig machen, ist aber eine so liebliche, hübsche Pflanze, dass sie unter den verschiedenen Spielarten des wohlriechenden Veilchens eine Be- vorzugung verdient. Die Blüthen sind am Rande dunkelblau, nach der Mitte zu rosenroth und weiss, die Farben ziem- lich scharf begrenzt. Im Bau ist die Blü- tricolor fl. pleno. the von andern gefüllten Veilchen verschie- den, indem die Antheren als ein pur- purrother kleiner Kegel hervortreten. Auch diese Spielart blüht im Herbst, und in Töpfe oder Mistbeete gepilanzt, im Winter. Sehr hübsch macht sich eine Einfassung von dreifarbigen Blumen um ein Sträusschen gewöhnlicher dunkel- blauer Veilchen. (J.) 8) Agrostemma hyhrida. Dieser Bastard von A. coronaria und Flos Jovis wurde von dem verstorbenen Hofgärtner Kunicke in Wernigerode ge- zogen. Ich cultivire sie seit mehreren Jahren und ziehe sie der gemeinen Agrostemma coronaria aus dem Grunde vor, weil die Farbe lebhafter roth und die Pflanze vollkommen ausdauernd ist, während A, coronaria öfter aus Samen erneut werden muss. Auch blüht der Bastard reicher und länger als die bei- den Stammarten nnd macht daher mehr Effect. Man vermehrt diese Pflanze durch Stocktheilung und Samen. Letzteren setzt sie nicht reichlich an, doch zog ich schon genug, um Samenpflanzen da- von abgeben zu können. (J.) 356 Gartenflora Deutschlands , Russlands und der Schweiz. 6) Neue und interessante Pflanzen des Kais Bet. Gartens in St. Pestierburg. 1) Dianella intermedia Endl. ß. coe- rulea Rgl. *). Endl. Prodr. Ins. Norfolk pag. 28. Knth. Enum. V. p. 53. Die Pflanze, welche im Frühling dieses Jahres im Botanischen Garten zu Petersburg zur Blüthe kam und die un- ter dem Namen D. australis, jedoch ohne jeden Nachweis eultivirt ward, ge- hört entweder zur D. intermedia Endl., oder sie bildet eine noch neue Art, was sich aber ohne ÖOriginalexemplare nicht unterscheiden lässt. Von der Beschrei- bung, wie solche Endlicher gibt, weicht unsere Pflanze durch gerade Aeste der Rispe ab, die zu 2 — 4 zusammen- stehen, oder wenn man lieber so sagen will, die sich dicht über dem Grunde in 2 — 4 Aeste theilen. Die Blüthenstiel- chen besitzen dann eine herabgekrümmte Form. Ausserdem ist die Blumenkrone unserer Pflanze blau. — Endlicher sagt nun über die Zahl aus einem Punkte der entspringenden Aeste der Blüthenrispe gar nichts und | nennt Aeste und Aestchen gebogen. Gehört zu den schönsten Arten der Gattung, die namentlich als schöne De- corationspilanze Empfehlung verdient. Ist vollkommen stengellos, die Blätter werden 11/5 — 3 Fuss lang und °/, — fast 1 Zoll breit und sind am Kande und auf dem Kiel von kleinen stacheli- gen Zähnchen rauh. Endlicher und Kunth, der die Pflanze nicht sah, ver- gleicht sie mit D. ensifolia und montana, *) D. intermedia 3. coerulea; paniculae vamis 2 — Anis, sirielis, patentibus; floribus eoeruleis; staminibus basi coeruleis. — welches aber beide Arten sind, die ei- nen Stengel tragen, (E. R.) 2) Helichrysum Baxteri A. Cunningh. D. C. Prodr. VI. pag. 193. Compo- sitae. Unter dem Namen Helipterum Behrii ist in der letzten Zeit ein kleiner 11/, — 2 Fuss hoher Halbstrauch Neuhol- land’s in den Gärten des Continents ver- breitet worden. Dieser Name ist aber schon deshalb unrichtig, weil die Pflanze, die solchen trägt, kein Helipterum, son- dern ein Helichrysum ist und zwar aus der Section II Candolle’s, die dieser Blepharolepis Argyrolepis nennt. Schmale trockenhäutige weisse Blättchen des Hüll- kelchs, von denen die nach innen ste- henden von einem grünlichen Stiel ge- tragen werden und. gegen den Grund hin völlig behaart sind, ein nackter Fruchtboden und scharfe oder nur an der Spitze bartige Haare des Pappus charakterisiren diese Unterabtheilung. Es kann ausserdem kein Zweifel obwalten, dass die fragliche Pflanze, die von Can- dolle als H. Baxteri aufgeführte ist, da alle Charaktere vollständig übereinstim- men, Es ist ein niedriger Halbstrauch mit aufsteigenden dünnen, weissfilzigen Ae- sten, die unterhalb der spitzenständigen Blüthenköpfe nur noch sehr kleine Blätt- chen von der Form von Bracteen tra- gen. Blätter sitzend, linear, 1, — 11, Zoll lang und ungefähr '/, Linie breit, spitz, mit starkem Mittelnerven und zu- rückgerolltem ganzem Rande, oberhalb grün und anfangs leicht spinnewebartig behaart, später fast kahl, unterhalb. weissfilzig. Nach der Spitze des Zwei- ges zu gehen die Blätter allmälig in I. Originalabhandlungen. kleine Bracteen über, die ebenfalls li- near, aber sehr kurz und eine braune häutige Spitze, einem Anhängsel gleich, tragen. Blüthenköpfe halten ungefähr 1 Zoll im Durehmesser und stehen ein- zeln auf den Spitzen der Aeste. Die häutigen linearen oder lanzettlich linea- ren, am Rande gewimperten Blätt- chen des Hüllkelchs werden sämmtlich von einem grünlichen Stiele getragen. Bei dem äussern kürzern Blättchen des Hüllkelchs von bräunlicher Farbe ist dieser Stiel sehr kurz, an den mittleren weissen langen Blättchen ist er schon länger und bei den innersten sehr kur- zen, ebenfalls weissen Blättchen ist der- selbe am längsten und zwar länger als das Blättchen. Die mittleren Blättchen des Hüllkelchs sind ungefähr noch ein- mal so lang als die Blumen und gleich den innern nach dem Grunde zu mit weisser längerer Wolle bekleidet. Die Haare des Pappus von sehr kurzen Härchen scharf, an der Spitze werden diese aber länger , so dass die Strahlen des Pappus eine bartige Behaarung tra- gen, die unter der Lupe einem Feder- busch gleicht, 357 Ein niedlicher kleiner Strauch für’s Kalthaus, der im Mai und Juni seine silberweissen Blüthenköpfe trägt, die als Immortellen benutzt werden können. Gehört zu den Pflanzen von leichter Cultur und wird durch Samen fortge- pflanzt. (E., R.) 3) Rubus nutkanus Moc. Moe. teste D. C. Prodr. II. 566. Bot. Reg. tab. 1368. Bot. Mag. tab. 3453. Sweet Flow. Gard. II. ser, tab. 83. Ledb. fl. ross. II. pag. 72. Ein schöner Strauch von 2—3 Fuss Höhe. In Blatt und Tracht dem R.odo- ratus verwandt, der Wuchs aber bedeu- tend niedriger und dichter und im Juni auf den Spitzen der Aeste 3 und mehr- blumige Corymben grosser weisser Blu- men tragend. Ein seit zwei Jahren im Petersburger Garten ausgepflanzter Strauch, hielt ohne jede Deckung aus und blühte im Sommer 1860. Ist also auch für die rauhesten Lagen Deutsch- lands und den Norden Russland’s als schöner Zierstrauch zu empfehlen. Ver- mehrung durch Theilung. — (E. R.) ll Neue Zierpflanzen. a) Abgebildet im Botanical Maga- zine. 1) Llavea cordifolia Lagasc.; (Ceratodae- tylus osmundoides J. Sm., Allosorus Karwins- kii Kze., Botryogramme Karwinskii Fee) — Ein ausgezeichnet schöner und in unseren Culturen einer der seltensten Farne, von Me- xiko stammend, mit sehr eigenthümlicher Tracht; der untere Theil der Wedel trägt nur sterile Fiederblättchen, der obere bildet gleich- X. 1860. sam eine graciös überhängende Rispe, aus fer- tilen, schotenförmigen Fiederblältchen beste- hend. Die Gattung besteht nur aus dieser einzigen Art, die im temperirien Warmhause zu eulliviren ist. — Rhizom oder Stock kurz, dick, unter der Erde; Wedel in Büscheln, bis 2 Fuss lang, dreifach-gefiedert; sterile Fie- derblättehen etwa zollang, eirund oder herz- förmig-eirund, gestielt, ziemlich derb, säge- zähnig. die Ränder leicht verdickt; Adeın 2 — 3 mal gabelig gelheilt; fertile Fiederblättchen 26 398 linealisch , schotenförmig , meistens zugespitzt, die Ränder sind rückwärts decken die Fruchihäufehen, die reihenweise auf den Adern slehen (Taf. 515%.) 2) Begoonia frigida Hort ; Begoniaceae. — Eine Art, deren Vaterland und Zeit der Ein- führung unbekannt ist, mit recht hübscher Be- laubung, aber zien:lich unansehnlichen, kleinen, grünlichweissen Blülhen. aufrecht, kahl, Blätter lang gestielt, ungleichseitig schief herzförmig, kurz zugespitzt, flach buchtig ge- lappt, mit kleinen scharfen Kanten und säge- zähnig, oberhalb glänzend dunkelgrün, unter- halb dunkelrosenroth , besonders an den Rip- pen. Nebenblätter eirund zugespitzt ganzran- dig, rosenroth; achselständig, länger als die Blälter, 2 mal diehotomisch ge- theilt ;, männliche Blülhen 4blätterig, ? äussere oval, 2 innere viel kleiner linealisch, Staub- gefässe 9, aufrecht; weibliche Blülhen aus4—5 eingerollt und Stengel Blüthenstiele lineal-länglichen, gleichlörmigen Sepalen beste- hend, Kapsel 3fügelig, 1 Flügel etwas kleiner als die beiden andern. A. de Candolle erwähnt in seinem vortrefl- lichen „Memoire über die Familie der Bego- niaceen‘“ auch dieser Art, die nach ihm in die Section „Dasysteles* gehört. - (Taf. 5160.) 3) Didymocarpus primulaefolia Gardn.; Cyrtandraceae. — Eine Anl Ceylon, wo es aul schalligen Felsen in der niedliche von Nähe von Kandy vorkömmt, zunächst mit D. Humboldiiana Gerdn. verwandt, aber durch viel schmälere Blälter und längere Blatistiele leicht zu unterscheiden. Blätter Pflanze die Unterfläche wurzelständig, wie ganze der verkehrt-eirund, fein behaart, die Blätter weiss-filzig, oval oder stumpf, gesägt, den langen, schmal geflügelten Stiel herablaufend , runzelig ; Blülhenschäfte achselständig , fast aufrecht, den Blättern fast gleichlang, oben eine armblülhige Trugdolde tragend; Kelchzipfel lineal - länglich, stumpf; Kronröhre kurz, gekrümmt, unten stark bau- chig, Saum abstehend, aus 5 gleichen Lap- pen bestehend; hell lilablau. — Cultur im Warmhause in humusreicher, sandiger Erde; Vermehrung durch Samen. (Taf. 5161.) 4) Statice brassicaefolia Webb.,; Piumba- gineae. — Wiederum eine schöne Art aus ‚Pflanzen gemeinschaftlich vorkommt. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Gruppe der St. arborea, macrophylia ete., eine @ruppe, die deh Canarien fast: ausschliess- lich angehört und deren sämmtliche Arten zu den gesuchtesten Kalthauspflanzen gezählt werden. Die vorstehende wurde neuerdings von Bourgeau auf der Insel Gomora entdeckt und scheint nur auf dieser Insel vorzukom- men, wo sie Anfangs April in grosser Fülle blüht. -— Rhizom holzig, bei älteren Pflanzen etwas über der Erde hervorstehend,, also ei- nen verkürzten Stamm bildend; Blätter sämmt- lich wurzelständig, kurz rauhhaarig, 6 Zoll bis spannenlang , gestielt, leyerförmig fiederig, der endständige Lappen sehr gross, breit verkehrt eirund, oft unregelmässig gebuchlet , stumpf, mit starkem Mucro, unterhalb dieses Lappens ist der Blattstiel buchtlig-lappig geflügelt, Lap- pen klein , abgerundet, wechselständig; Blü- thenschaft kantig, oben rispig - doldentraubig veräslelt, Aeste zweiflügelig, mit breilen, wel- lig-lappigen Flügeln; Aehrchen ?2blüthig , zu 2 — 3 büschelständig, die secundären Ver- ästelungen dreiflügelig; Kelchröhre kahl, Saum sehr stumpf 5zähnig ausgeftessen ge- randet, blau; Corolle weiss. (Taf. 5162.) 5) Fourcroya flavo -viridis Hook.; Ama- ryllideae. — Eine suceulenie, Agave ähnliche Pflanze von Real del monte in Mexico, wo sie mit Cereus senilis, dem bekannten Grei- senhaar- Cactus und anderen verwandten Die F. gigantea ist in unseren Gewäclhshäusern als eine imposanie Blattpflanze bereits ziem- lich und erreicht bei hinreichender Nahrung kolossale Dimensionen ; diese neue Art bleibt bedeutend kleiner, nur die gelblich- grünen Blülhen sind ebenso gross und von gleicher Structur, wie bei F.gigantea. Stamm fehlend oder sehr verkürzt, Blätter blass gelb- grün, bis ? Fuss lang, lanzettlich, zugespitzt, stachelig- gerandet,, Stacheln sichellörmig ge- krümmt. Der Blüthenschaft wird 12—14 Fuss hoch, eine schlaffe traubige Rispe bildend; Bläthen in wenigblüthigen, verkürzten Trau- ben, nickend ; Bracteen eirund-lanzettlich, lang zugespitzt; Blüihenröhre grün, Saum ausge- breitet, fast 4 Zoll im Durchmesser, 6thei- lig , die 3 inneren Segmente (Petalen) breiter und kürzer als die äusseren. (Taf. 5163.) ° häufig I. Neue Zierpflanzen, . 6) Spiraca Fortanei Planch.. (Sp. callosa ‚Lindl.); Rosaceae. — Einer der schönsten ‚der in neuerer Zeit eingeführten Ziersträucher, der auch bereits in den Gärten Spiraea callosa eine grosse Verbreitung ge- funden hal; stammt vom nördlichen China und Japan und zeigt seine grossen rolhen Trug- dolden im Hochsommer, wenn die meisien an- deren Spiraea-Arten längst verblüht sind. (Taf. 5164.) meistens als 7) Ceanothus velutinus Dougl.; Rhamneae. — Ein weiss blühender, hübscher iniinergrü- ner und wahrscheinlich auch in unserm Klima ausdauernder Zierstrauch , den Douglas zuerst im ÖOregongebiele entdeckte, wo er in dem Felsengebirge (Rocky mountains) in beträcht- licher Höhe vorkommt. Die Herren Veitch u. Sohn zogen ihn aus Samen, vom Vaterlande importirt, und blühte er in ihrem Garten An- fangs Winter, Ein 8 — 10Fuss hoher Strauch mit auf- rechten Zweigen und lederigen, kreisrund-ellip- schen oder herzförmigen , stumpfen , drüsig- kerbzähnigen Blättern, deren Oberfläche glän- zend, wie lackirt, dunkelgrün. die Unterfläche blass und weissfilzig oder zuweilen bräunlich mit 3 hervortretenden Hauptrippen ist. — Ris- pen blattachselständig, gestielt; Blüthen klein, aber sehr zahlreich in dicht gedrängten Slräus- sen. (Taf. 5165.) 8) Heterocentron mexicanuım Hook. et Arn., (Melastoma ;subtriplinervium Lk., He- leronema subiriplinervium Hort). — Eine sehr hübsche, reichblühende, mexikanische Melastomee, die bei Xalapa auf Bergen in ge- mässigten Regionen, zwischen 6—-8000 Fuss überniı Meeresspiegel einheimisch ist. — Ein niederer Halbstrauch, mil scehärflicken Haaren bekleidet, Stengel vierkantig, Blätter elliptisch, stumpf fiedernervig, ganzrandig, den Blaltstiel herablaufend; Blüthenrispe endständig, zusam- mengeselzt, vielblüthig; Blüthen fast 1 Zoll im Durchmesser, lebhaft rosenrothi; Kelchröhre kugelig, mit weichstacheligen Höckern bedeckt. — Blühte in Kew im Spätherbste im Warm- hause gehalten, wird aber, wie das sehr ähn- liche und in den Sammlungen bereits ziem- lich verbreitete H, roseum in einem lemperir- ten Hause seinen. eigentlichen Platz haben. 339 Cultur sehr leicht, ebenso die Vermehrung durch Stecklinge. (Taf. 5166.) 9, Torenia hirsuta Lamb. (T. Benth. non Roxb.); Serophularineae. — Eine mindestens ebenso schöne Art, als die beliebte T. asiatica, der sie im Allgemeinen gleicht, aber schon durch die feine, kurze, weissliche cordifolia Behaarung der ganzen Pflanze leicht zu unter- scheiden. Die nicht so sparrig im Wuchse, und die zu verschiedenen Jah- rveszeiten erscheinenden Blülhen sind dunkel- purpu: blau, mit hellblauer Ober- und fast weisser Unterlippe; Blätter Pflanze ist geslielt, eirund, kerb-sägezähnig, am Grunde fast herzförmig; Kelch örippig, ungeflügelt, am Grunde stumpb Corolle mehr als 2 mial länger als der Kelch, die vorderen Staubfäden mit einem piriemli- chen Anhängsel. — Eine leieht zu behan- delnde, empfehlenswerthe Warmhauspflanze. (Taf. 5167.) b) Abgebildet in Flore des Serres. 10) Amygdalus persica versicolor fl. pleno. Eine gefülllblühende Form des Pfir- sichs. die Dr. von Siebold aus den Gärten Japans enlführie, währen? R. Fortune den Chinesen ebenfalls mehrere gefüllle Aharten des Pfirsichs entlehnte, am unsere Gärten da- mit zu beschenken; wir dürfen beiden herühm- ten Reisenden , denen wir schon so viele un- serer schönsten Garlenzierden verdanken, auch für diese herrlichen Acquisitiionen auf’s besle danken; aber wenn der Name dieser beiden Männer in der Gartenwell sich einen so guten Klangerworben hat, so dürfen wir doch auch dabei nicht übersehen, dass sie im Vergleich zu vielen anderen Pflanzensammlern eine weit- aus leichtere und mühelosere Aufgabe lösten; sie thalen einen kühnen Griff in die Schätze, die ihnen die Kärten China’s und Japan’s bo- ten, während ein Douglas, die Gebrüder Lobb und so viele Andere ihre neuen Einführungen mit grosser Ausdauer un- ter Aufopferungen und Entbehrungen aller Art auf jahrelangen Reisen aus dichten Urwäldern und den entlegensten Winkeln grosser uner- forschter Ländergebiete zusammenbrachten; — wenn auch daher ihr Erfolg nicht so glänzend 26 * ein Warscewicz, # 360 gewesen, so ist ihr Verdienst doch unbestreit- bar ein weit grösseres, wenn man, wie nur billig, von diesem Gesichtspunkte aus ihre Lei- stungen beurtheilt: es ist eben doch ein enor- merUnterschied, Pflanzen an ihren natürlichen Standorten aufzusuchen oder sıe in Gärten zu sammeln. Der oben genannte Pfirsich verdient seinen Namen versiecolor mit vollem Rechte, denn er trägt neben und- untereinander ganz weisse und ganz roihe und ebenso auch halbweisse, rothgefleckte Blüthen in schönster Mannigfaltig- keit. — Dr. von Siebold cedirte das Eigen- genthumsrecht dem Etablissement Van Houlte, und finden wir im neuesten Calaloge von Van Houtte schon starke Exemplare dieses neuen Pfirsichs zu dem verhältnissmässig billigen Preise von 10 Franken angeboten. (Taf. 1319.) 11) Cosmidium "Burridgeanum atropur- Eine hübsche, in Van Houlte’s pureunm. Etablissement gewonnene Varietät dieser nied- lichen beliebten Annuelle. Das Sammtbraun- rothx das in der Stammart nur als ein Ring erscheint, der die Scheibe umgibt, hat bei der Varietät das Gelb fast ganz verdrängt, so dass nur ein schmaler gelber Rand überbleibt. — Die ganz gleiche Umbildung ist auch bei an- dern äbnlichen Korbblüthlern längst erzielt worden, so z. B. bei Oalliopsis, ('oreopsis und Tagetes, nur ist diese Abänderung nicht im- mer hinreichend constant. (Taf. 1321.) 12) Arisaema Murrayi Hook.; Aroideae. — Die Gattung Arisaema verdient Berücksich- tigung von Freunden interessanter Pflanzenfor- men, ihre Tracht hat so etwas auffallend Ed- les und ahmt im Kleinen die stolze Tracht der Palmen nach. Blume zählt in seinem Prachtwerke der Rumphia 31 Arten dieser Gattung auf, von denen 22 in Asien, 6 in Nordamerika und ? in Brasilien ihre Heimath haben, nur einige .wenige von diesen Arlen sind bis jetzi in unsere Warmhäuser gekom- men. — Ihre Cultur ist einfach; sie haben Knollen und bedürfen einer längeren Ruhezeit, die am passendsten ın die Wintermonate fällt; während dieser Zeit werden sie durchaus trocken gehalten, im Frühling werden die Knollen in frische Erde (guie Lauberde und Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Sand) gelegt, bei mässiger Bodenwärme,, am besten in einem Warmbeete angetrieben und es werden dann, wenn die Knollen hinreichend stark sind, zuerst die Arum ähnlichen Blüthen und gleich darauf die langgestielten Blätter sich entwickeln. Bodenwärme ist dann nicht weiter erforderlich und man kann die Pflan- zen nun in’s Warmhaus bringen; im Herbst lässt man sie durch allmäliges Entziehen des Wassers wieder einziehen. — Die 4rissema Murrayi erhielt der Botanische Garten zu Kew aus Bombay eingesandt,; Blätter schild- oder herzförmig tief in 5 — 6 Segmente ge- schnitten, diese sind eirund-lanzettlich, zuge- spitzt; Blüthenscheide unten breit röhrenförmig;; obengeöffnet, eirund, fast kappenförmig, leicht zugespilzt;, Kolben pfriemlich, gebogen, aus der Röhre hervorragend; dieRöhre der Scheide ist grün, der obere Theil dagegen weiss, mit einem rothen Ringe an der Mündung. (Taf. 1322.) 13) Camellia Contessa Lavinia Maggi. — Eine prächtig bunte Camellie, im Garten des italienischen Grafen Maggi gezüchlet. Die sehr grossen Blumen sind vollkommen dachziegelig gefüllt, auf weissem Grunde reich hell und dunkler carminroth getuscht, gestreifi und ban- dirt, jedenfalls unter den bunten Camellien eine der allerschönsten. (Taf. 1323.) 14) Azalea hybr. Comte de Hainaut. — Sowohl die ungewöhnlich derben, grossen und glänzend grünen Blätter, wie die Form der Blüthen scheinen darauf hinzudeuten, dass diese neue Azalee ein Bastarderzeugnisszwischen Azalea und Ahododendron ist; sie macht ih- rem Züchter, dem Handelsgärtner Vervaene in Gent, alle Ehre; die Blumen sind von er- ster Grösse, lebhaft rosa , in den oberen Peta- len stark gefleckt und ausserdem ziemlich stark gefüllt; eine prächtige Acquisition, die allen Freunden dieser schönen Galtung will- kommen sein dürfte. — Sie ist vom Etablis- semeni Van Houtte bereits in stärkeren, blühbaren Exemplaren zu beziehen. (Taf. 1325.) 15) Calonyction diversifolium Hasskarl. var. sulfureum. (C. trichospermum var. diver- sifoium Choisy., Ipomoea reniformis Hort.); Convolvulaceae. — Seit einigen Jahren wird II. Neue Zierpflanzen. eine neue gelbblühende Windenart von den grösseren Samenhandlungen als Ipomoea re- niformis ausgeboten und angepriesen, die nach Prof. Morren als gelbblühende Varietät zu dem javanischen Calonyction diversifolium gehört. — Die rein mattgelben , im Schlunde dunkelroth getuschten Blumen sind für die Gattung nur klein, etwa anderthalb Zoll im Durchmesser, aber ihrer Farbe wegen interessant, dabei ist das fussförmig geschnitiene Laub von sehr ge- fälliger Form. — Wie die schöne Ipomoea limbata ist auch diese Art von zärtlicher Con- stitution und wird im Freien nur an sehr ge- schützter, sonniger Lage sich vollkommen ent- wickeln und gut blühen; die Samen werden in unseren zu kurzen Sommern wie es scheint, nicht gehörig ausgereift, und müssen daher aus südlicheren Gegenden bezogen werden. — Aussaat im Frühjahr im Warmhause oder im warmen Fensterbeete; man pflanze sie ers; in’s Freie gegen Anfang Juni, wenn keine kalten Nächte mehr zu fürchten sind. — (Taf. 1328.) 16) Asalea ledifolia umbellata alba. — Eine hübsche, von Herrn Rovelli in den Han- del gebrachte Form der alten weissen Azalea indica , von der sie sich dadurch unterschei- det, dass die vollkommen kreisrunden Corol- len neuntheilig sind, statt fünftheilig. — Ob dieser Charakter aber auch bei allen Blu- men constant auftritt? — (Taf. 1329.) 17) Phyllocladus hypophylla Hook. fil.; Coniferae $ Taxineae. — Die Gattung Phyllo- eladus gehört zu den interessantesten Gliedern der grossen Familie der Coniferen,, wie bei Gingko biloba würde ınan auch bei dieser Gattung kaum die Familienverwandschaft er- rathen, wollte man nur nach den Blatiformen urtheilen. Diese Blattformen haben bei den Arten von Phyllocladus einige Aehnlich- keit mit Farnwedel, und sind überdies auch gar keine ächten Blätter. sondern blattförmige Stengelgebilde, wie die Phyllodien der neuhol- ländischen Acacien. — Ph. trichomanoides und asplenifolia sind in grösseren Sammlun- gen schon ziemlich verbreitet, eine dritte Art, die sich besonders durch ihre blaugraue Fär- bung auszeichnet, blühle im Frühling 1859 im Etablissement Van Houtte und wurde von Prof. Scheidweiler, wenn auch mil einigem 361 Zweifel alsPh. hypophylia Hook. fil. von Neusee- land bestimmt. Diese für die Gärten neue Art ist stark blaugrau, Aesie zu 6 bis 8 quirlständig> Aestchen blaltartig, alternirend , rhomboidisch- keilförmig, mehr oder weniger kerbzähnig; männliche Kätzchen der Hauptachse hervor, sie sind lang-gestielt, cy- lindrisch, elwa zollang; Staubgefässe zahlreich, last dachziegelig, sitzend, das Connectiv der Staubbeutel pfriemlich lanzettlich verlängert und ganzrandig; weibliche Kätzchen erscheinen an derSpitze der secundären Aeste, in der Gabelung eines Phyllodium, sie bestehen aus bis 8 knäuel- förmig gestelten Blüthen, jede Blüthe ist gebildet aus einer ringförmigen, am Rande gekerbten Scheibe, mit einem sitzenden, linsenförmig zu- sammengedrückten Eichen, das durch 2 flei- schige, persistente Schüppchen in der untern Hälfte eingeschlossen ist; nach der Befruch- tung umgibt sich das Eichen bis zur Hälfte mit einem dünnhäuligen, trocknen, gekerbtrandi- gen Samenmantel; die Schale des reifen Sa- mens, knochenhart , bräunlich. Cultur wie die der übrigen Arten, im Kalthause. (Taf. 1331. E. ©.) treten seitlich aus c) Abgebildet im Botanical Ma- gazine, 18). Alocasia metallica Schott., Aroideae, — Gleich wie früher der gärtnerische Werth einer Pflanze von der Schönheit ihrer Blumen abhing, so bevorzugt die Mode jetzt alle die- jenigen Pflanzen, welche sich durch die Far- benpracht namentlich ihrer Blälter auszeich- nen. Sei diese Färbung ein normaler Zustand oder gleichsam eine Laune der Natur, wie bei den jetzigen zahlreichen Abarten des allbe- kannten Caladium bicolor unter den Aroideen, Die Blätter der abgebildeten Pflanze besitzen, wie schon ihr Name andeutet, einen metalli- schen Glanz, den auch die beste Abbildung wiederzugeben nicht im Stande ist, unierbro- chen durch die in reichlicher Menge erschei- nenden roth gefärbten Blüthenstiele, welche jedoch nie über die Blätler hervorragen. Ob- gleich Sir W. Hooker nicht zu irren glaubt, wenn er behauptet, dass seine Pflanze in ganz Europa im alleinigen Besitze der Herren Low in Clapton bei London sei, welche sie aus Borneo erhielten , so ist dieselbe dennoch be- 362 reits in allen besseren Gärten des Continents verbreitet und in den Verzeichnissen der grös- seren Handelsgärten zu mässigem Preise ange- setz. — Die Blätter, welche in einem Bü- schel aus dem grossen unterirdischen Wurzel- stock entspringen, haben 2 Fuss lange, runde, grüne Blattstiele , deren Scheiden rosa gefärbt sind; Blatiläche 12 — 18 Zoll laug, 1 Fuss breit, von fester, etwas fleischiger Textur und der den Arongewächsen eigenihümlichen Ge- stalt, eirund- oder elliptisch herzlörmig, schild- förmig, am Rande wellig, aul der Oberfläche etwas bauschig, plötzlich in eine Weichspitze auslaufend; Oberfläche von ausserordentlich metallisch-glänzender Broncefarbe, ein prächtiges Farbenspiel gewährend, während die untere Seite dunkel purpur und ebenfalls glänzend ist; Nerven gefiedert, sehr stark hervorragend, sichelförmig gekrümmt, von der Anheftungs- stelle des Blattstieles aus gehen zwei starke Nerven in die Blattwinkel, 1‘, Zoll von ein- ander entfernt und senden 5 — 6 gebogene Seitennerven aus. Dunkelrosa gefärbte Blü- thenschafle entspringen zu mehreren aus den Achsen der Blattstiele , viel kürzer als diese, Blüthenscheide 5 Zoll larg, die Basis oder die Röhre eylindrisch, Tamina kapuzen- oder kahnlörmig stark Blüthenkolben eingeschlossen , kürzer als die Blüthenscheide, von unten auf, bis zum Drittel der Länge mit zerstreulen Pistilleu lig; Stiel dick, so lang als das Ovarium ; Narbe 3 — Alappig. In diesen letzten Merk- malen weicht die Hooker’'sche Pflanze von Schotl’s Beschreibung ab, indem die Narbe nicht halbkugelig zusammengedrückt, sondern deutlich 3 — 4lappig ist. Die Mitte des Kol- bens ist compacte zugespilzt. besetzt. Ovarium kuge- durch eine Staubgelässen Masse von eingenommen und die Spitze durch ein fleischiges Anhängsel gebildet. (Taf. 5190.) 19) Acacia Drummondiü Benth.; Legu- minosae. — Diese hübsche Neuholländische Species vom Schwanenflusse gleicht ihrem Laubwerke nach sehr viel der auf Taf. 4653 des Bot. Magazines abgebildeten Acacia Cyg- norum, jedoch sind die Zweige wie die Blatt- stiele bei letzterer dicht, abstehend rauhhaarig und die Blüthen in dunkelgelben, kugelförmi- gen Köpfen vereinigt. Bei unserer Pflanze Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sitzen die Blüthen in cylindrischen Aehren von blass eitronengelber Farbe, und die Fie- derblättchen sind breiter. Sie bildet einen schön geformten Busch und blüht in den er- sten Frühlingsmonaten überaus dankbar, wes- halb sie sowohl wie die zahllosen anderen Arten dieser Gattung für unsere decorativen Kalthäuser nicht genug empfohlen werden kann. (Taf. 5191.) 20) Callirene polyphylla Hook. (Luzuriaga erecta Kth.); Smilaceae. — Die erste Art dieser niedlichen Gattung (Callixene marginata) ward vonCommerson an den unwirthlichen Küsten der Magellans - Strasse entdeckt, die bekannien Arten bewohnen die südlichen Breiten von Südamerika, und unsere Pflanze scheint auf den äussersten Süden von Chili angewiesen zu sein. Dort überzieht sie nahe am Boden die Baumstämme, diese bele- bend mit ihren hellgrünen, unterhalb glauken, buchsbaumartigen Blättern und den graeiös überhängenden Blumen von demselben reinen Weiss, wie die zur gleichen Familie gehören- den Maiblumen. Die Blumen der Callixene sind jedoch viel grösser als diese und in 6 sich zuletzt ausbreitende Petalen getheilt. Der Kew-Garten verdankt diese Pflanze dem Herrn übrigen Standish. — Ueberwinterung im Kalthause oder frostfreiem Kasten. Die Wurzel scheint kriechend. Stengel schwach, kantig, häufig fiederartig verzweigt, 1 — 1'/a Fuss lang. Blätter sehr zahlreich, oval oder länglich, sta- chelspitzig, gestreift, unterhalb blaugrün. Blü- Ihenstiele einfach; Blumen einzeln aus den Achseln jedes Blattes, hängend, bis zu einem gewissen Grade durch die Blätter verborgen. Antheren pleilförmig, indem sie sich durch eine Pore an derBasıs jeder Celle öffnen, nei- gen sie sich abwärts gegen den Staubfaden, so dass die Basis der Autheren nach oben ge- richtet ist. (Taf. 5192.) 21) Oncidium longipes Lindl. (0. Janei rense Rechb. fil.); — Eine brasilianische Or- chidee durch die Herren Loddiges aus Schein- knollen erzogen, welche dieselben aus Rio Janeiro erhielten. Lindley hält die Pflanze mit seinem Oneidium longipes für identisch, doch sind die Blumen viel glänzender und in schöneren: Verhältnisse zur Grösse der Pflanze. Ferner ist die Form des Kaınmes auf der Lippe Il. Neue Zierpflanzen, verschieden. Die Blumen erscheinen im April und bleiben lange in Blüthe. — Aus einem kriechenden Stock, ohngelähr von der Dicke eines Gänsekiels. entspringen bündelweise die länglichen, eonischen, mit bräunlichen Scheiden versehenen Scheinknollen, welche zwei lineare, zugespitzte, am Grunde verschmälerte glänzend grüne Blätter tragen. Blülhenschaft dünn, zwischen den Blättern entspringend, eine 3—4 Zoll lange, aus mehreren langgestielten Blumen bestehende Blüthentraube tragend. Sepalen und Petalen sämmtlich ausgebreitet, dunkel, nach innen blutroth-braun, bräunlich-grün nach aussen 5; oberes Sepal spathelförmig , an den Rändern gewellt, zurückgebogen, seitlicbe Se- palen sehmäler, am Grunde verwachsen, seit- wärts gebogen. Lippe gross im Verhältniss zur Blume, glänzend goldgelb mit einem brei- ten blutrothen Ringe, dreilappig. Kamm eine schwach wollige, erhabene, längliche, fleischige Scheibe, am Rande gelappt, weisslich und ge- sprenkelt; Spitze mit 3 Zähnen oder schma- len Lappen, von denen die beiden inneren gekrümmt und fast dornförmig sind. Säule mehr kurz, mit 2 schmalen, flügelähnlichen Lappen unter der Anlhere. Taf. 5193.) 22) Pteris cretica L. var. albo-lineatae. ; Filices. — Eine weiss und dunkelgrün ban- dirte Abart der alten, in unsern Kalthäusern allgemein verbreiteten Pieris crelica. Farne haben eine ausgedehntere geographi- sche Verbreitung als die Stammart , welche nicht blos Creta bewohnt, soidern im Ural, im ganzen Süden von Europa, in den Ländern und Inseln des Mittelländischen Meeres, in Ara- bien und Abyssinien sich vorfindet. Ferner kommt sie in verschiedenen Theilen von In- dien häufig vor , sowohi in den heissen Ebe- nen als bis zu einer Höhe von 6000 Fuss im Himalaya. Auf Bourbon, Java, Ceylen. Das Herbarium in Kew besitzt Exemplare von den Sandwichs-Inseln. Sie erscheint in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, im Sü- den von Mexico und Guatemala. Auch in Südamerika ward sie von Mr. Tweedie ent- deckt. — Die weiss bandirte Abart erhielt der Kew - Garten aus dem Botanischen Garten zu Buitenzorg auf Java, wo es wild vorkommt. (Taf. 5194.) 23) Cyrtodeira cupreata Hanst, var. viri- Wenige 363 difolia. (Achimenes cupreata Hook., Tapina splendens Eine Varielät mit grünen Blättern und grösseren scharlachrothen Blumen unserer alten Achi- Triana fälschlich zur Gattung Z’apina Mart. gezogen. Stammt, wie die Stammart, ebenfalls aus Neu-Granada. Das Scharlachroth der grossen Blumen ist so leb- haft, bei Pelargonium zonale, und des- halb sehr zu empfehlen. (Taf. 5195.) 24) Habenaria Selaccensis Blume; Orchi- deae. — Eine und wie es scheint wenig bekannte Species von Habenaria, durch Blume auf dem Berge Salak in Java ent- deckt und kürzlich an die Königlichen Gärten durch Herrn Triana.); Gesneriaceae. — menes cupreafa, von wie seltene in Kew im lebenden Zustande, Binnendyk aus dem Botanischen Garten zu Buitenzorg auf Java, eingesandt. Sie blühte im April 1860 zu Kew im Warmhause. Die Wurzel an dem lebenden Exemplare besteht aus einer, im Verhältnisse zum Um- fange der Pflanze, grossen , spindelförmigen, fleischigen Knolle, und 3 — 4 kürzeren, aber dieken, fieischigen Fasern. Stengel 12 — 14 Zoll hoch, 2 — 3 scheiden- arligen Schuppen theilweise eingeschlossen, weiler aufwärts beblätlert; untere Blätter 4—5 Zoll lang, lanzettlich , zugespilzt, gerillt, die oberen werden allmälig schmäler,, bracteenar- tig. Blüthentraube oval, 5 — 6 Zoll lang; Blüthenstiele kurz, von 2 oder 3 schmal-lan- zeitlichen Bracieen eingeschlossen; Ovarium Blüthenstiel gleichend, aber gedreht; Sepalen ausgebrei- am Grunde mil gestreckt, dem eckig und leicht tet, oval-lanzeltlich, zugespilzt, grün ; Pelalen rölhlieh , sehr schmal, gleichbreit pfriemlich, zweitheillig am Grunde; Lippe “ verlängert, 3theilig, Segmente schmal lineal , das mittlere länger, an der Basis ? grosse , längliche, flei- schige Drüsen ; Sporn zurückgebogen, schmal, fast pfriemlich , orange gelüpfelt, kürzer als das Ovarium; Säule kurz; Basis der Anthe- rencellen lang und divergirend. (Taf. 5196.) 25) Irora jucunda Thwaites; Rubiaceae. — Von der Gatllung Ixora, die fast gänzlich den tropischen Asien eigenthümlich ist, zählt De Öandolle im 4. Bande seines 1830 erschie- nenen WProdromus 34 Arten auf. Durch Wallich, Wight, Bentham u. A. sind seit- 364 dem manche Nachträge gemacht worden, aber leider sind die Beschreibungen vieler Speeies der Art, dass sie schwer danach zu bestim- men sind. Unsere Species ist eine von den vielen interessanten Pflanzen, welche der Kew-Garten von Mr, Thwaites, der die- selbe entdeckte und beschrieb, aus Ceylon erbielt. Er unterscheidet 2 Varietäten, abwei- chend in .der Breite der Blätter und in der Länge der Blumenkrcnenröhre, die manchmal 2 — 3 Linien, mitunter aber, wie bei unserer Pflanze, 14 Linien lang ist. Eine auf Ceylon nicht ungewöhnliche Art, die an den Bergen bis zur Höhe von 4000 Fuss ansteigt, sie blühte im Warmhause zu Kew zum ersten Male im Mai 1860. — Ein Strauch von dem Ansehen der Ixora acuminata Rexb., welcher in seiner Heimath eine Höhe von 10 — 20 Fuss erreicht ; Blät- ter fast lederartig, gegenständig, von 3 zu 7—8 Zoll lang und übereinstimmend mit Thwai- tes 1 — 4 Zoll breit, undeutlich fiedernervig, breit lanzettllich, aber abweichend von dessen Beschreibung durch schmal lanzettliche und oval lanzeitliche, an demselben oder an ver- schiedenen Exemplaren, mehr plötzlich zuge- spitzt, unten in einen kurzen, kaum 2 Linien langen Blattstiel zulaufend. Neben- blätter oval, scharf zugespitzt, röthlich. Blü- thentraube gipfelständig, kurz gestielt, wieder- holt-dreitheilig; Blumen spitzig Blüthenstielehen sehr kurz, aufrecht; Kelch schmal, leicht laumig, durch eine kleine, ovale, zugespitzte Bracteole amı Grunde des inneren Ovariums umspannt; Saum aus 4 enggestell- ten, schmalen, aufrechten,, länglichen Zähnen oder Segmenten sehr gedrungen . Blumenkrone oder bei unserer mehr zu rahmfarben bestehend. weiss, neigend, lang, tellerförmig; Röhre sehr schlank, stielrund, 14 Linien lang; Saum ausgebreitet, fast ®/ Zoll im Durchmesser, aus 4 verkehrt eirunden, mehr zugespilzten Lappen bestehend. Antheren pfriemlich, ganz hervorstehend ; Griffel so lang als die Blumenkronenröhre; Narbe zweitheilig. (Taf? 31972) 26) Pentapterygium rugosum Hook. (Vac- einium rugosum Hook. fil. et Thoms.); Vaeci- niaceae. — Diese merkwürdige und schöne Pflanze ward ursprünglich durch Griffith in Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. den gemässigten Gegenden der Khasya- Ge- birge entdeckt, wo es auch später durch die Doctoren Hooker und Thomson gesammelt ist, welche es aus ihrem Indischen Herbarium als Vaceinium rugosum vertheilt haben. Er- sterer fand es auch im Sikkim-Himalaya,, und Mr. Booth in den Rhotan-Gebirgen. Die abge- bildete Pflanze war durch Thomas Lobb an die Herren Veitch und Sohn gesandt, bei im Mai dieses Jahres blühte. Es gedeiht im gewöhnlichen Kalthause. Die schöne quer umwundene Zeichnung auf dem weissen Grunde der Corolle erinnert sehr an die Thi- baudia macrantha (Taf. 4566), aber die Farbe der Blumen variirt wahrscheinlich sehr, da wir sie in den Beschreibungen der wilden Exemplare von dunkelroth zu purpur angege- ben finden. denen es Ein glatter Strauch , häufig epiphytisch auf den Stämmen hoher Bäume wachsend, indem er ein grosses knolliges Rhizom oder Stamm bildet. Zweige mit kreisrunden blassen Pu- steln bedecki. Blätter fast sitzend, schwach herzförmig an der Basis, stark lederartig und runzelig, beinahe grubig auf der Unterseite, lanzettlich oder oval-lanzettlich, zugespitzt, ge- sägl, tief glänzend grün oberhalb, unterhalb blass, die jungen in’s Purpurne fallend. Blu- men hängend, in wenigblüthigen Blüthentrau- ben, ohngefähr 1 Zoll lang. Kelch nnd Basis des Blüthenstiels tiefroth; Kelchlappen dünn- häutig. stark Ökantige Röhre, auf jeder Kante mit einer vorstehen- den Rippe, fast weiss, schön marmorirt zwi- schen denselben durch schwache, wellenför- mige, purpur oder blutrothe Querbänder, wel- che ihr ein ausserordentlich schönes und por- cellanarliges Ansehen geben; die Oeffnung zu- sammengezogen, grünlich. Antheren ohnge- fähr in der Mitte mit kleinen Spornen am Rücken. Beere fleischig geschmacklos. Kelch- lappen variiren ein gutes Theil in Länge und Breite, sowie die Blüthenstiele und Stieichen in der Länge. (Taf. 5198.) Blumenkrone eine 27) Caladium bicolor Vent. var. Neumannii. (C. Neumannii Lem.); Aroideae. — Eines der vielen neuen buntblätterigen Caladium - Arten, die fast in demselben Grade immer mehr aufzutauchen scheinen, als die Liebhaberei zu Il. Neue Zierpflanzen. den buntblätlerigen Pflanzen beim Publikum wächst. Sir W. Hooker zieht diese, wie den grössten Theil der übrigen neuen Caladien, als Abart zu Oaladium bico'or Vent., da sie nicht speeifisch verschieden sind, das schöne Roth, welches bei C. bicolor den ganzen in- neren Theil der Blattscheibe einnimmt, an den Haupinerven hinaulläuft und in einer kleinen Entfernung vom Rande verschwindet, ist auch bei unserer Pflanze über die ganze Blattscheibe verbreitet, in ungleich grossen und verschieden gestalteten Flecken von tiefrosenrother Farbe, weiss gerandet und gefleckt, welche ebenfalls nie den Rand berühren. — Da sie Hitze und viel Feuchtigkeit liebt, gedeiht sie am besten im Warmhause im Wasser gefüllten Unter- satz. (Taf. 5199.) 28) Rosa sericea Lindl. (R. tetrapetala Royle, R. Wallichii Trattin.); Rosaceae. — Eine gewöhnlich vierblätterige , weissblumige Rose vom Himalaya, wo Dr, Wallich sie zuerst ent- deckte, seitdem häufig im nördlichen Indien gefunden. Dr. Lindley sagt von ihr, dass sie mit der in demselben District vorkommenden R. macrophylla die meiste Annäherung zwi- schen den indischen und europäischen Rosen zeige. Durch Dr. Hooker und Mr. Strachey in die englischen Gärten eingeführt, wo sie voll- kommen hart ist, gedeiht sie am besten an eine Mauer geheftet und blüht so reichlich zu Anfang des Sommers. — Ein Busch von mittlerem Umfange; Zweige MM. No 1) Talg zum Anstrich der Scheiben zur Brechung der Sonnenstrahlen. — Ein Herr Boutin hatte in der Revue horlicole Talg zum Anstreichen der Scheiben in den Ge- wächshäusern empfohlen, um die oft angewen- dete Kalkmilch zu entfernen. Ein solcher Talganstrich vertheilt sich gleichmässiger , hält fester, bricht die Sonnenstrahlen vollständig und lässt dennoch mehr Licht als jedes an- dere Schalten-Material hindurch, — 365 zahlreich, kräftig, in der Jugend grün, später braun, mit kurzen , abstehenden Drüsenhaaren dicht bedeckt; Drüsen klebrig, einen aromati- schen Geruch von sich gebend; Stacheln ent- fernter stehend, gross, kräftig, dunkelpurpur, am Grunde sehr stark verbreitert, seitlich zu- sammengedrückt, pfriemlich, sehr stechend, gerade, gewöhnlich unterhalb des Grun- des der Nebenblätter erscheinend; Blätter ohngefähr 4 Zoll lang, lang gestiell; Blattstiel mit einem Paar länglicher, herablaufender Ne- benblätter besetzt, die einen breiten Flügel am Grunde des Blattstieles bilden; Blättchen 7 —9, schmal, von '% bis höchstens °/, Zoll lang, oval oder fast eirund, scharf gesägt am Grunde, unterhalb seidenartig, oder an unserm Exemplare mehr rauh-drüsenhaarig; Blumen einzeln, auf ein wenig geneigten Blüthenstie- len , etwas breiter bei cultivirten,, schmal bei wilden Exemplaren; Blüthenstiel und Kelch- röhre zottig , die Haare auf der Spitze mit ei- ner Drüse versehen; Saum aus 4 selten 5 ei- rund-Jänglichen, zugespitzten Segmenten be- stehend. die kürzer als die Blumenblätter sind, an der Aussenseite weichharig-zoitig; Blumen- blätter breit verkehrt-eiförmig, 4, selten 5, ausgebreitet, weiss; Frucht kugelig-kreiselför- mig, schmal, drüsig, mit den sitzenbleibenden Kelch-Segmenten gekrönt; Staubgefässe zahl- reich; Griffel frei. (Taf. 5200.) (F. F.) tizen. Herr Lemaire hatte diese Vortheile be- stäligt, aber als Nachtheil bemerkt, dass ein solcher Talganstrich sich mit den Scheiben so verbinde, dass er auch im Winter nicht mehr entfernt werden könne — Herr Boutin erwidert nun darauf, dass man diesen Anstrich nicht im erhitzten, gelös- sem Zustande vornehmen dürfe, indem in die- sem Zustande das Talg sich nicht so fein und 366 gleichmässig vertheilen lasse, wie dieses noth- wendig sei. Sobald die Sonne im Frühling so mächtig wird, dass sie das Glas vollständig abtrocknet, stellt er einen Untersatz mil Tale, nachdem dieses,zuvor geschmolzen und von Dochten und andern Unreinigkeiten gereinigt, in das Gewächshaus. Sobald es hier halbweich ge- worden, legt man kleine Parthien desselben auf einen Lappen und streicht so die Fenster von innen oder aussen an, da dieser Anstrich Jedem Regen widersteht. Thon mit Essig angemacht. enilernt. 2) Birnen zum Kochen. Der be- kannte Pomologe Frankreichs, Herr Du Breuil, | nennt in dem Revue horticole (Mai 1860) als köstliche Tafelbirnen , die den ganzen Winler hindurch aufbewahrt werden können, Beurre d’Aremberg (December — Januar), Beurre d’Hardenpont (Dec. — Jan.), Beurre Millet (Dee. — Jan.), Malines Jan.), Colmar (Dee. — Febr.) , Ze- phirin Gregoire (Jan. — Febr.), Josephine de Malines (Jan. — März), St. Germain d’hiver (Nov. — März), Broom Park (Jan. — März), Doyenne d’Alencon (Jan. — Mai), Doyenne d’hiver (Dec. — Mai), (März — Mai). — Alle diese Birnen gehören auch gekocht zu den besten Kochbirnen , warum also, frägt Rerr Du Breuil, eullivirtt man noch besondere Kochbirnen, um so mehr, als alle Tafelbirnen stets mehr gesucht sind und besser bezahlt werden. Bonne de Passe Bergamotlte Esperen In dieser Beziehung nimmt derselbe nur die Bouchetian d’hiver, weiche als dauer- hafte Winterbirne gekocht, alle andern Birnen an Wohlgeschmack übertreflen soll. Ausserdem empfiehlt Herr Du Breuil den Versammlungen der Pomologen, die Feststel- lung der besten Obstsorten, je nach den ver- schiedenen Climaten, indem die verschiedenen Sorten auch in den verschiedenen Climalen ‘von sehr verschiedener Güte sind. So sagt er, ist die Poire Royale d’hiver eine miltel- mässige Frucht im Norden Frankreich’s und eine ausgezeichnete Frucht in dessen Süden. Dieser wird auf- | getragen und nachdem er gelrocknet, wieder Die Scheiben haben dann ihre volle‘ Durebsichtigkeit vonNeuemerhalten. (Rev.hort.) (Decemb. — Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Crassane und St. Germain d’hiver sind umgekehrt im Norden ausgezeichnet, im Sü- den mittelmässig. — 4) Bemerkungen über die Familie der Begoniaceen. (Auszüge aus einem Memoire über die Familie der Begoniaceen von A. De Candolle. Ann. Se. nat. IV. serie, t. XI. Nr.2.) — Dr. Klotzsch hat in seiner trefllichen Bearbeitung der Begoniaceen 194 Arten, die er fast alle in lebenden Exemplaren untersu- chen konnte, aufgeführt, er halte nicht die | Absicht, eine Monographie der Begonien zu Behufs der Reinigung nimmt man weissen | geben, sondern überliess dies den Herausge- bern des Prodromus. die asiatischen und afrikanischen und diejeni- gen amerikanischen Arten, die nicht lebend in den Gärten existiren, die er wenig oder gar nicht berücksichtigen konnte, — Beim Beginn meiner Bearbeitung der Begoniaceen glaubte ich trotzdem nur wenig Neues hinzufügen zu aber die vielen Herbarien, die mir zur Verfügung gestellt wurden, Besonders sind es müssen, freundlichst enthielten ein so überaus reiches Material, dass ich 371 Arten und darunter nicht weniger als 127 ganz neue, zu beschreiben hatte. — Dr. Klotzsch, dem ich zu ganz besonderem Danke verpflichtet bin, hatte die Güte, mir die Be- gonien desK. Berliner Herbariums mitzuthei- len, dieselben die seiner Bearbeitung zu Grunde lagen, seine Arbeit war auch die Grundlage der meinigen und ich gestehe gern, dass ich die Genauigkeit seiner Beschreibungen constaliren konnte. — Die Begoniaceen sind fast sämmtlich locale Pflanzen, d. h. Pflanzen, die nur einen beschränkten Verbreitungsbezirk haben; von diesem Gesichtspunkte aus, wie von demjenigen ihrer Organisalion , repräsen- tiren sie unter den Dicotyledonen ziemlich gut das, was die Orchideen in der Klasse der Mo- nocotyledonen sind. Die eine wie die andere dieser Familien finden sich ziemlich allgemein verbreitet in den warmen und feuchten Regio- nen; aberjede Art und jede Gattung oder Unter- gatiung besitzt nur eine beschränkte Verbrei- tung; beide Familien sind artenreicher in Ame- rika und Asien, als in Afrika. Auch ihre Wachsthumsart ist nieht ohne einige Analogie, Beide unterständige Fruchtknoten, Ireie Petalen , und zahlreiche, sehr kleineSamen. Die einzigen Begonien - Arten, die einen öfter besitzen IM. Notizen. grösseren Verbreitungsbezirk haben, sind B. seandens $. W. (Jamaika und Guyana, bis Peru und Costa Rica), B. laeiniata Roxb. (von Sikkim - Himalaya- Gebirge bis zur Insel - Hong - Kong in China, und Mezierea Sa- laeiensis Gaudich,., eine Begoniacee, die auf den Inseln Mauritius, Bourbon, Madagas- car und den Comoren vorkömmt, auch in Timor zu existiren scheint (B. Dene.) und unter einer etwas veränderten Form auch auf den Philippinen. Alle anderen Arten sind local und zwar in dem Maasse, dass man selten die gleiche Art in zwei be- nachbarten Provinzen Brasiliens, oder zugleich in Peru und in Bolivien, in Mexico und in den Staaten von Centralamerika, in Neu Granada und in Venezuela u. s. w. findet. Die Arten, die auf den west- und ostindischen Inseln vorkommen , sind meistens jeder dieser Inseln eigenthümlich Nach dieser so äusserst be- schränkten Verbreilung jeder einzelnen Art zweifle ich nicht, dass die Artenzahl aller Begonien sich auf mindestens eintausend belaufen wird , so dass die bis jetzt gefunde- nen Arten etwa erst 2, aller vorhandenen bilden. — Man kennt zwar bereits wohl ei- nen grossen Theil der Arten, die in Mexico, Brasilien , Indien und auf Java vorkommen, weil diese Länder schon vielfach durchforscht sind, aber die übrigen Iropischen Länder wer- den noch eine Menge neuer Arten liefern, wenn man sie in dem gleichen Maasse wird exploriren können. Die Inseln Borneo , Ti- mor und Sumatra , die Halbinsel Malacca, das Land der Birmanen; in Amerika gewisse, noch weniger gekannte Tbeile Brasiliens und der Andenkelte, die Insel Madagascar und aptera vielleicht auch das alrikanische Fesiland im Süden von Abyssinien werden noch eine Menge neuer Arten liefern. — Die grosse Mehrzahl der bis jetzt stammt aus drei Regionen, 1) der Region, die sich vom Himalaya bis zur Insel Java und den Philippinen erstreckl; 2) das südliche Mexico und die Staaten von Central-Amerika, 3) Brasilien. Nach diesen Ländergebieten kommen die andern noch innerhalb der Tro- pen liegenden Theile Amerika’s und die In- seln von Südafrika. Westafrika entbehrt nieht ganz der Begoniaceen, wie R. Brown bekannten Begonien 367 es glaubte, und wie man glauben könnte, nach der Flora Nigritiana, in der sie ganz fehlen, denn durch Sir W. Hooker erhielt ich eine Art von der Insel Annobon an der Küste von Guinea, die eine neueSection der Gatlung Begonia bildet, und eine andere Art von Fer- nando-Po, die zu unvollständig erhalten war, um sie beschreiben zu können, die aber eben- falls eine sehr distinete Section oder eine eigne Gallung bildet, jedenfalls glaubeich aber, dass die östlichen Regionen Afrika’s weit reicher sind an Arten dieser Familie als die westli- chen. — Ich war überrascht, weder in den Fleren der Sandwich- und der Galapagos - In- seln, noch in denen der kleinen Inseln im Nordosten von Neuholland keine einzige Be- goniacee zu finden: man darf daraus schlies- sen, auch wenn sie diesen centralen und öst- lichen Inseln des Weltmeeres nicht ganz feh- len, dass sie wenigstens hier selten wer- den. Die Art, quator entfernt, ist die B. sinensis A. DC., die in der bergigen Umgegend von Peking wächst; sie ist zunächst mit B. Evansiana Andr. (B. discolor) verwandt und diese erträgt bekanntlich besser als alle anderen das Klima des südlichen Europa. Es sollte mich nicht wundern, wenn B. sinensis in allen gemässigten Zonen sich cultiviren liesse. — Die Eintheilung der Familie der Begoniaceen hat Controversen veranlasst, seit Dr. Klotzsch in seiner vortrefflichen, gründlichen Bearbeitung dieser Familie, zur grossen Verwunderung der Botaniker (und nicht weniger zum grossen Verdruss der Gärtner und Pflanzenfreunde), die alte bisher für so natürlich und homogen gehaltene Gattung Be'gonia in nicht weni- ger als 41 Gattungen zertheilte; da er sie veröffentlichte, mit guten Beschreibungen und ausgezeichneten Abbildungen, war es unmög- lich , einen grossen Fond von Wahrheit darin zu verkennen. auf den ersten Blick als sonderbares Paradox Die Meinungen theilten sich auch alsbald: auf der Seile bedauerte man die Einheit einer Gattung geopfert zu sehen, die so nalür- lich erscheint, dass selbst ein Kind nach Blatt oder Blume irgend welcher Art die Gattung die sich am weilesten vom Ae- in neuerer Zeit viele was ein erscheinen musste. einen 368 zu nennen weiss, sobald es überhaupt nur einige Begonien kennt, — auf der andern Seite sah man bestätigt, ohne daran zweifeln zu dürfen, dass Unterschiede im Bau der Blü- then und Fruchtorgane wirklich existiren,, Un- terschiede, die in den meisten andern Fami- lien als genügend betrachtet werden. um darauf neue Gatiungen zu gründen. Wenn man die alte Maxime des grossen Linne „Charak- ternon facit genus“ befolgen will, müs- sen weitaus die meisten vonDr. Klotzsch auf- gestellten Gattungen eingehen; wenn man im Gegentheil sich auf die verschiedene Structur der wichtigsten Organe und auf gewisse theo- retische Gründe über den Werth der Charak- lere stützt, so müssen seine Gattungen ange- nommen werden und das Studium der neu hinzukommenden Arten wird noch die Zahl der Gatlungen vermehren. — So stand die Frage, als ich die Bearbeitung der Begonia- ceen für den Prodromus beginnen und mich nun nothgedrungen entscheiden musste, für das Eine oder das Andere. — Ich darf sa- gen, dass ich ganz unpartheiisch an die Ar- beit ging, und ich gestehe, dass ich mich wirklich in einer grossen Verlegenheit befand. Meine Zweifel verliessen mich nicht, sie ver- mehrten sich wie ich in meiner Arbeit vor- rückte und sie bestehen noch fort, obgleich ich mich endlich für das Erste entschied, nachdem ich lange das Für und Wider erwo- gen hatte; damit ist genug gesagt, wie sehr ich begreife, dass Andere das Zweite, das Sy- stem des Dr. Klotzsch, vorziehen können, und damit ist auch das wirkliche Verdienst der Arbeit des Dr. Klotzsch anerkannt, — Ich habe fast alle Gattungen dieses Autoren an- genommen, nach genauem Studium kann ich sie für wahr und natürlich erklären, aber — ich musste doch vorziehen, sie nur als Unter- gattungen gelten zu lassen: der Prodromus wird nur drei Begoniaceen-Gattungen aulfstel- len, 1) Begonia mit 59 Seetionen oder Un- tergattungen, 2?) Casparya mit 8 und 3) Mezierea mit ? Untergattungen. Diese 69 Sectionen correspondiren mit den Gattungen des Dr. Klotsch, oder sind gegründet auf Cha- raktere analog denjenigen, die er als maass- gebend angenommen hat, aber an Arten be- obachtet, die er nicht untersucht halte. L) Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Ich kann daher annehmen, dass ich weit mehr als die Hälfte von seinen Ansichten adoptirte, denn das weitaus Wichtigste in der beschreibenden Naturgeschichte ist nicht, eine Gruppe von Individuen, Gattung. oder Unter- galtung , Tribus oder Familie zu benennen, sondern zusammengebracht zu haben, was wirklich zusammengehört, und in diesem we- sentlichen Punkte hatte ich nur seinen Fuss- stapfen zu folgen, was ich hiermit gerne und dankbar anerkenne. Der Werth der verschie- denen Begoniaceen-Gruppen, die man mit mir als Seetionen belrachten, oder mit Dr. Klotzsch als Gattungen ansehen möge, er- scheint mir folgender: jede Gruppe besteht aus Arten, die wirklich untereinander ver- wandt sind; sei es durch ihre Chara- ktere oder durch ihre Tracht, oder ihre Abstammung; in diesem Sinne sind sie natür- lich ; aber gleichzeitig sind die allen Begonia- ceen eigenen Merkmale so zahlreich, und be- sonders die Wachsthumscharaktere so überein- stimmend, dass es fast unmöglich ist, schon nach dem Habitus zu errathen, ob eine Art zu dieser oder zu jener Gruppe gehöre. Die von den Placenten abgeleiteten Charaktere, die sehr wichtig scheinen , sind gerade dieje- nigen, die durchaus gar nicht schon im Aeus- seren angedeulet sind; bis an’s Ende meiner Arbeit war ich genöthigt, den Fruchtknoten oder die Samenkapsel zu öffnen, um eine Species classifieiren zu können. Man ersieht daraus, beiläufig bemerkt, wie fatal es wäre, die Begonien in zwei Galtungen zu theilen, nach den ganzen oder zweitheiligen Placenten. Man kann eine solche Theilung nurals künst- liches Mittel anwenden , das bequem ist zum Eintheilen der zahlreichen Gruppen, die aus dem Ensemble der Charaktere sich ergeben und die, wie schon gesagt, allerdings einander wirklich nah verwandte Arlen vereinigen. Diese Thatsachen zeigen, dass die Grup- pen natürlich sein können auf zweierlei Art, oder wenn man will in zwei Graden. Bald unterscheiden sich die Arten, die eine Gruppe bilden, von allen übrigen Arten durch positive Merkmale und durch eine Tracht, die nur ih- nen in der Familie eigen ist; bald unterschei- den sie sich durch Merkmale und durch eine IV, Literator, Tracht, aber diese Tracht ist ihnen nicht al- lein eigen, sie gehört auch anderen Ab- theilungen der Familien an: im ersteren Falle sind die Gruppen in jeder Beziehung natürlich, möge man sie für sich selber oder in ihrem Verhältniss zu anderen betrachten ; im zweiten Fall dagegen sind sie nur insofern natürlich , als man sie für sich betrachtet und die Arten , aus denen sie bestehen, allerdings zunächst zusammen gehören. Diesen Letzte- ren kann man daher eine Art Inferiorität nicht abstreiten und dies ist einer der Gründe, wa- rum ich doch vorziehe, die Mehrzahl der Gruppen der Begoniaceen nur als Untergaitun- gen gelten zu lassen. Die gleichen Belrachtungen drängen sich uns auf bei mehreren sehr natürlichen Fami- lien, und würden zu gleichen Schlüssen auf- fordern, wenn nicht die alten Gewohnheiten und die immense Anzahl ihrer Arten eine verschiedene Auffassung wünschenswerth , ja nothwendig machten. Man mehme z. B. an, die Umbelliferen beständen nur aus 100 bis 200 Arten, und zwar ausgewählt aus den ver- schiedensten in der Familie, — ist es nicht wahrscheinlich, dass man nur 3 oder A Gat- tungen zugelassen haben würde für die glei- chen Verschiedenheiten, die hundert Mal mehr Gattungen liefern mussten in unserer heutigen Botanik? — Ebenso die Compositen: würde man Gattungen dieser Familie aufgestellt ha- ben nach den Schuppenblättchen des Hüll- IV. Antikritik Ihr Juniheft enthält eine Kritik über „En- eyclopädie der gesammten niederen und hö- heren Gartenkunst“ von E. F. Dietrich. Der Kritiker, nach dem untenstehenden Monogramm Hofgärtner Jäger, ruft diese Ge- genkritik hervor, und zwar schon darum, weil er „beioberflächlicher Prüfung“ der erschienenen 7 Hefte bemerken gekonnt, dass das Werk „ziemlich fehlerfrei geblieben,“ u. 8. w. 369 kelchs und den Spreublättchen des Fruchtbo- dens, wenn alle Formen der Familie nur in 2 — 300 anstalt 12000 Arten concentrirt wären ?— Nein, ganz gewiss nicht; das nalürliche Gefühl und wahrscheinlich auch die Sprache aller Völker würden unter einem oder doch nur unter einigen Gattungsnamen alle Umbelliferen, alle Compositen gruppirt haben und die Gelehrten hätten diese nach Tracht und Charakteren natürliche Gruppen nur zu consolidiren , anstatt sie bis in’s Unendliche zu zersplittern. — Wenn eine Familie aus sehr ähnlichen Typen besteht, wie die der Begoniaceen , so kann man allerdings ihrer Classificalion wegen schwanken zwischen zwei Systemen, die beide schon angewandt wur- den: entweder in Galtungen theilen mit Be- nutzung aller Charaktere die sich überhaupt benutzen lassen, ohne Rücksicht auf die Gleich- heit der äusseren Tracht, wie man es gemacht hat mit den Compositen, Umbelliferen, Grami- neen u. s. w., oder grosse Unterabtheilungen beibehalten. — Ich habe nicht, ohne zu zö- gern, das hetztere vorgezogen , aber ich be- greife dennoch, dass man für das Erstere sein könne, ja ich sage sogar, wenn die Zahl der Begonien - Arten sich noch verdoppeln oder verdreifachen sollte, wird man fast gezwun- gen sein, die Gattungen zu vermehren, um eine Art Confusion zu verhindern, die sonst entstehen würde. — (Nach Belg. horticole. — E. 0.) Literatur. Einverstanden, dass das Werk ohngeach- tet seiner Mängel eine willkommene Erschei- nung sei, die „Befähigung“ des Verfassers nicht bezweifelnd , müssen wir dennoch fürch- ten, es sei letztere eben so oft wirkungslos geblieben, wie oft Mängel, die selbst der Laie, vielmehr der Fachmann unangenehm empäfn- det, zum Vorschein kommen. Eine oberfläch- liche Kritik ist schlimmer als gar keine, oder ein verwerfliches Handelsprineip; eine Waare dem Käufer in die Hand spielend, welcher 370 ohne den Autoritätsglauben für den Kritiker eine verbesserte Ausgabe abgewartet hätle. Der Herr Recensent sagt im März-Heft pag. 92 u. A. in 4): man verlasse sich ‘nie auf gedruckte Anpreisungen u. s. w.‘“ und hätte also im Juni bedenken sollen, dass er sich mit seiner Recension ganz auf denselben Standpunkt bringt, den er in seinem März- Arlikel gerügt hat. In Bezug auf diesen danken wir beiläufig dem Herrn Herausgeber wenigstens für sein marginale; wir verzichten darum auf eine Be- leuchtung der Noth und des Ueberflusses, mit der Angabe, dass wir nicht unier dieSelaven- händler in Flora’s Gebiet gehören. Wir wollen Herrn Dietrich zugestehen, dass sein Werk zwar viele Mängel habe, im- merhin jedoch Berücksichligung aus der Schwierigkeit der Stoffbehandlung und Bewäl- ligung anspreche ; wir danken dem Verfasser für sein Werk, das ein Lichtbild und alter Erfahrungen in dem behandelten (zebiele, uns ein lästiges Handhaben bänderei- chen Materials erspart, bescheinigen aber die Öberflächlichkeit des Recensenten aus fol- genden Angaben bei Durchsicht des Werkes: Alnus und Betula — ohne Zweifel doch in den ersten 7 Heften, welche dem Kritiker neuester vorlagen, zu suchen, — finden sich gar nicht, obwohl über Betulaceae Juss. und Beluliueae Wenn fer Apfel drei Spalien voll gewidmet werden Rich. gesprochen wird. dem Borsdor- konnten, so glaubt der Landschalfisgärlner, und Pflanzenliebhaber doch beide Gattungen jener Pflanzen wohl berechtigt, eine Stelle in der „Encyelopädie‘‘ zu finden. Cher- leria. Draba u. a. m. Forstimann fehlen, ebenso wie Pfeif- fer mit seinem Werk über die Cacteen, Neu- schild, Solche Angaben sind werthlos, der Grund, warum er in dem Buche steht, fehlt; solche Mängel finden sich ölter vor. Pastor in Grossmollen, in Pommern. wenn Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Muskau, dessen Park der Verfasser zu 1900 Morgen angibt, enthält nach Angabe des Park-Inspectors Petzold in „Der Park von Muskau, Hoyerswerda, Verl, vonErbe, 4284 M.“ Bei Petzold eitivt der Verfasser ein Werkchen, das eben in Bezug aul Garlenkunst nicht dessen bestes ist. Wir hätten lieber seine „Beiträge zur Landschafisgärtnerei, Weimar 1849. W. Hofmann und Sohn‘ erwähnt ge- funden. Wenn Griseler nur als Medieinalrath, ohne Motiv, warum er in dem Werke zu finden aufgeführt wird, so hällen wir gewünscht, dass Röder als ausführendes Prineip der Fürst Pückler'seben Schöpfungen zu Muskau, Döll Hofgärtner zu Eisenberg (S.Altenburg) als Ro- senzüchler und Herausgeber eines Werkes über Rosen, eine Stelle gefunden. Onoclea, Sequoja fehlen; Tropaeolum Haynianum Bernh., ist nicht von Hayne, son- dern Hayn in Waldenburg in Schlesien , wie einige Oacleen von Olto und Ehrenberg nach ihm benannt, aus Peru eingeführt. Washingtonia, Wellinglonia, Widdringtonia fehlen, und wir versichern, dass wir ohne Neissiges Verfolgen die angegebenen Mängel Es gehört unter diese auch noch die öfter mangelnde Hinweisung auf Namen, wie z. B. bei Dielytra Borkh. wo Diecentra Bernh. und andere Namen zwar an- aufgelunden haben. gegeben, aber nielit nachzuschlagen ist. Fern von der hämwischen Freude beissen- der Recensenten gill unser gegenwärliger Bei- als Herrn Dietrich. Wir glauben Letzterem durch unsere Beiträge genützt, als durch die Gegenkritik geschadet zu haben, und wünschen dem Werke ein gedeihliches Schicksal. trag mehr Herrn Jäger, zu einer verbesserten Auflage mehr (H. in H.) V. Personalnotizen. V., Personalneotizen 1) Herrn H. in A. Ihre Gegenkritik finden Sie in diesem liefte abgedruckt. Gerne neh- _ me ich solche Gegenbeleuchtungen auf, selbst wenn solche direet gegen mich gerichtet sein Vertretung der Wahrheit ist in allen Fällen das eiuzig richtige, so lange dies nänı- lich in nicht gereiztem Tone geschieht. Nur solche Artikel, die weniger die Sache be- leuchten als die Person angreiien, sind von mir entschieden zurückgewiesen wor- den. Von Fritillaria kamtschatkensis finden sie im 5. Jahrgange der Gartenflora, tab. 173, Abbildung und Beschreibung. Die- selbe ist in den letzten Jahren vom hiesigen Garten aus vielfach an Gärten Deutschlands abgegeben worden und wird bald jene Ver- Vor 5 Jah- ren cultivirten wir von derselben nur einige Exemplare im Topfe. Davon wurden einige in einen lockern Boden (Lehm, Sand und Torferde) in’s freie Land in unsere Steinpar- thie gepflanzt. Hier sind gediehen, dass wir jetzt einige kleine Beete sollten. stets breitung finden, die sie verdient. sie so vorzüglich von dieser Pflanze besilzen, welche jährlich ihre Blüthenstengel mit den fast schwarzen Blumen reichlich entwickeln. Durch Brutknol- len vermehrt sich diese Pflanze sehr schnell. Den Dianthus alpinus, den sie zur Cultur im freien Lande so empfehien, bildete die Gartenflora im &. Jahrgange, tab. 119, ab und gab von demselben Beschreibung. Auch ich halte denselben und schönsten Pflanzen unserer Alpen, die ganz allgemeine Cultur verdient. Klima von Deutschland , in eine lehmige ungedüngle Erde auf sonnigen, freien Standort gepflanzt wird dieselbe überall hart sein. Für Steinpar- thien, oder in der Weise, wie Sie solchen ge- pflanzt (als Mittelpunkt einer kleinen Gruppe im Rasen, umgeben von einem Kranz Üera- stium tomentosum und einer Einfassung von Gentiana acaulis, einer reizenden Zusammen- stellung dieser 3 kleinen niedlichen Gebirgs- pflanzen) wird diese niedliche Pflanze überall einen angenehmen Effect hervorbringen, da niedriger Wuchs und schöne Blumen Im sie ‚rankenden Zweigen. für eine der niedlichsten | - 371 und Gorrespondenz Hier im Klima von diese schöne Pflanze im freien Lande bis jetzt nicht gut gedeihen, indem sie nach Verlauf von 2 Jahren gleich sehr empfehlen. Petersburg wollte mir regel- mässig wieder auswinterte. — Vitis amurensis, von der die Farlen- flora nächsiens eine Abbildung bringen wird, überwintert noch hier in Petersburg im freien Lande und bildet schon in diesem Jahre einen grossen Strauch mit langen schön belaubten Die Beeren, welche ich uur nach der Beschreibung und getrockneten Exemplaren kenne, sind zwar essbar, aber nur klein. Die Zeit kann daher erst lehren, ob es nicht nur eine schöne , sondern auch eine nützliche Pflanze für unsere Culturen sein wird. — Die Pflanzen Sibirien’s sind bis jetzt fasi lediglich durch den Kaiserliehen Botani- schen “arten in Cultur gebracht worden, Jetzt ist aber auch unsere Gartenbaugesellschaft in dieser Richtung thätig, doch gibt es hier noch deren Ankauf. Die meisten derselben gehen aber bald durch den hiesigen Garten in die Gärten Deutschlands über und werden daher schon jeizt einige der neueren derselben, die Sie nennen, so Lilium pulchellum und tenuifolium, Vitis amurensis etc. von den Bandelsgärtnereien Deutschlands (Bootb, Haage, Appelius ete.) und Belgiens (Van Houlte) in den Handel gegeben wer- den. — Anderweitige Entgegnungen, die Sie gegen der werden mir sehr willkommen sein. keine Bezugsquelle für einzelne Artikel Garienflora andeuten, Vielsei- tige Beleuchtung kann der Sache nur nützlich sein. Unsere deutschen Gartenfreunde und Gärtner belhäligen sich in dieser Beziehung noch viel weniger, wie dies z. B. in England geschieht, wo alle interessantern Artikel ihre Entgegnungen und Ergänzungen im Gefolge haben , wie dies ein Einblick in das verbrei- tetste Gartenjournal Englands, in das &ardener Chronicle sofort zeigt. (E. R.) 2) Herr Akademiker Ruprecht ist glücklich in Tiflis angekommen und wird von 12 da aus nun die neu unterworfenen Districte des Caucasus besuchen. An die Gartenbau- gesellschaft sendete derselbe 1 Kiste mit Steck- lingen von Hedera rhombifolia Rupr. und ?2 Kisten mit Zwiebeln des Lilium colchicum. Die ersteren kamen ganz verfault, die letzteren aber wohl erhalten hier an und werden an die Mitglieder des Vereins abgegeben. Die Hedera ist nach Ruprecht eine noch unbeschriebene neue Art, die als vorzügliche Acquisition für die Gärten zu betrachten wäre. Die Blätter besitzen einen schönen Glanz, sind gross und riechen ähnlich wie Pomeranzen, während die Blätter des gewöhnlichen Epheu’s gar keinen Geruch besitzen. Den gleichen Wohlgeruch besitzen nur die Blätter der He- dera colchica, die jetzt in den Gärten um Odessa angebaut wird, aber H. rhombifolia hat nie die ausgeschweiften oder gelappten, breit eilörmig-runden Blätter, wie diese H. col- chica zeigt. Die H. colchica an Quer- cus, die H. rhombifolia mehr an Tannen und Taxus empor. An Felsen wachsen auch wohl beide Arten durch einander. Im westlichen Caucasus fand Herr Ru- precht ferner eine kleinblätterige Hedera, die in den Gärten als H. Helix sylvestris verbrei- tet ist. Von der H. rhombilolia hofft Ruprecht noch Samen zu finden und glaubt, dass die- selbe auch auf sonnigem Standorte gedeihen rankt mehr werde, wenn sie nur hinlänglich Feuchtigkeit erhalte. Ueber Lilium :colchicum Steven (L. Scovitsianum Fisch.) schreibt Herr Ruprecht, dass solches eine prächtige Pflanze mit gros- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. sen Blumen von hellgelber Farbe sei. Der Geruch sei von feinsten Aronı, aber so durch- dringend, dass ihn wohl viele Personen im geschlossenen Zimmer nicht ertragen dürften. Kräftige Exemplare bis 13 Blumen, welche übergebogen sind, mit zurückgerollten Biumenblättern. Solche Exemplare erreichen bis 5 Fuss Höhe und machen im freien Grunde einen herrlichen Effect. In Petersburg hält diese Lilie noch im freien Lande aus. L. colchicum und L. Scovilsianum Fisch. Lallm. fallen bekanntlich als Art zusammen. Dage- gen ist Herr Ruprecht der Ansicht, dass L. colehieum von L. monadelphum M.B.gut ver- schieden sei, indem er niemals Uebergänge zu denselben gefunden habe. Er fand das- selbe auf Gebirgen von mittlerer Höhe an steilen Abhängen , wo die Zwiebeln oft nur mit Gefahr ausgegraben werden können, in lockerer, feuchter, schwarzer Erde. Nicht Winterkälte wird dieser Pflanze schaden, wenn sie nur einen guten, humusreichen, ungedüng- ten Boden mit gutem Wasserabfluss bekommt. Ebenso dürfte ein tiefes Einpflanzen (bis auf 1 Fuss tief) anzuempfehlen sein tragen Auch die Tanne des Caucasus, welche Ledebour mit Abies obovala vereinigt, ist nach Ruprecht von der A. obovala Sibiriens ganz verschieden. Dieselbe bildet einen herrlichen Baum von 120Fuss Höhe, mit kurzen siumpfen Nadeln und von fast säulenföormigem Wuchse. Vielleicht, sagt er, ist es die ächte A. orienta- lis. — Von dieser wie von vielen andern in- teressanten Pflanzen des Caucasus hofft Herr Ruprecht Samen in grössern Quantiläten sam- meln lassen zu können. (E. R.) I. Originalabhandlungen. 41) Abgebildete Pflanzen. a) Scilla bifolia L 7. tauricea Regel. (Siehe Taf. 307.) Liliaceae. Scilla bifolia L. y. taurica Rgl. in Bull. de l’Acad. imp. de St. Petersb, 1856, pag. 398. Scilla rosea Lehm, Ind. sem. horti Hambrg. 1828, Die Scilla bifolia L. ist eine durch fast ganz Europa verbreitete Pflanze, welche von dessen Westen bisnach dem mittleren und südlichen Russland geht. Dieselbe unterscheidet sich durch breit lineare Blätter, aufrecht abstehende Blüthenstiele, die in einer pyramidalen Blüthentraube auf dem einzelnen Blü- thenschaft stehen, sowie endlich durch die Länge der unteren ausgewachsenen Blüthenstiele, die doppelt bis zweimal so lang als der Durchmesser der Blu- men, von den verwandten Arten, zu de- nen wir die schmalblätterige Sc. autum- nalis L., ferner die sehr nah verwandte S$. amovena L., mit mehreren Blüthen- schaften im Herzen jeder einzelnen Zwiebel und ausgewachsenen Blüthen- stielen, die kürzer als der Durchmesser der Bluıme, — ferner die liebliche, aus Sibirien stammende Sc. cernua Redoute, xl, 4860. mit zu 1 — 3 beisammen stehenden armblumigen Blüthenschaften und nicken- den Blumen auf Blüthenstielen, die kür- zer sind als der Durchmesser der Blu- men, — und endlich die Sc. Hohen- ackeri Fisch. Mey. aus dem Caucasus zählen, die zu 1—5 zusammenstehende stets. mehrblumige Blüthenschafte und nickende Blumen auf horizontal abstehen- den Blüthenstielchen trägt, von denen die letzteren länger als» der Durchmes- ser der Blume. — Nach der Farbe der Blumen, je nach dem Fehlen oder Vorhandensein von Bracteen, und endlich, ob jede Zwiebel 2 oder mehrere Blätter trägt, sind vom Referenten mehrere Abarten von der Se. bifolia L. (Bull. de !’Ac, 1. ec.) auf- gestellt werden, zu denen auch die Se, dubia C. Koch gehört. Die Stammform der Se. bifolia trägt nämlich aus jeder Zwiebel nur zwei Blätter und am Grunde der Blüthen- stielchen keine oder nur sehr kleine Bracteen. 27 374 Die vorliegende Abart, die aus der Krim dem Kaiserlichen Botanisshen Gar- ten in St. Petersburg eingesendet ward, ist wohl die schönste der Abarten, wel- che von allen am meisten die Cultur verdient. Sie zeichnet sich durch robu- steren Wuchs, 2 — 4 Blätter an jeder Zwiebel, einem sehr reichblumigen py- ramidalen Blüthenstande und meist auf- fallend grosse Bracteen am Grunde der Blüthenstiele aus. Unter den zahlrei- chen Exemplaren, die in diesem Früh- ling im hiesigen Garten blühten,, sahen wir aber auch mehrere, die nur klei- nere oder undeutliche Bracteen trngen, und die daher den Uebergang vermittel- ten. — Diese Abart ist, wie die Stammart von S. bifolia im Klima von Petersburg | noch vollkommen hart, gedeiht fast in jeder Lage und jedem Boden, erlangt aber nur in einem kräftigen, mit Humus gemischten Lehmboden ihre volle Schön- heit, auch ist es anzurathen . die Zwie- beln einige Zoll tief unter die Erd- oberfläche einzusetzen. Erreichen die mehr ins violette spielenden blauen Blumen auch nicht die heit und Reinheit der Färbung, wie die der so werden dafür die Pflanzen kräftiger und tragen viel mehr Blumen in rei- | himmel- | Schön- | lieblichen Scilla cernua Redoutg, | I i Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. chem pyramidalem Blüthenstande, nach- dem die Zwiebeln einige Jahre ungestört am gleichen Platze gestanden haben. Kaum einen Tag später als die Blumen der Sc, cernua Redoute entspriessen sie als erste Frühlingsblume dem theil- weis noch gefrornen Boden und ent- wickeln sich bei uns selbst noch vor Galanthus nivalis. Wer nur in der Mitte des Monats April im letzten Früh- ling die Bordüre sah, welche mit diesem schönen Zwiebelgewächs um einen Theil der Beete einer grossen Steinparthie ge- bildet ist, in welcher im hiesigen Insti- tute die schönblühenden Pflanzen der Gebirge und Sibiriens eultivirt werden, zollte derselben die gebührende Bewun- derung, welche ja den ersten Frühlings- boten stets in doppeltem Grade zu Theil wird. — Erklärung von Tafel 307. 1. Der obere Theil des Blüthenstengels mit zwei Blättern, 2. Der untere Theil mit der Zwiebel. Das Exemplar, welches zur Abbildung vor- lag, trug 3 Blätter und mass 13 Zoll von der Zwiebel bis zur Spitze des Blüthenstandes. a. Ein Staubfaden vergrössert. b. Ein Fruchiknoten vergrössert. (E. R.) b) Salix purpurea L Var pendulaRgl. (Siehe Taf. 308.) Salieineae., In unseren Gärten befinden sich im- | tung finden, ohne dass man eigentlich mer eine Zahl zweifelhafter Pflanzen, | weiss, was für eine Pflanze man vor die oft eine ganz allgemeine Verbrei- |sich hat, Zu der Zahl dieser Pflanzen 1. gehört die schöne Trauerweide, von der wir beigehend eine Abbildung geben. Schon als der Referent noch an dem Botanischen Garten zu Zürich ange- stellt war , erhielt er diese Pflanze aus den grossen Baumschulen des benach- barten Elsass, unter dem Namen Salix Napoleonis und Salix sibirica pendula und seitdem hat diese Pflanze unter die- sen Namen dieRunde durch die grösste Zahl der Gärten Europa’s gemacht; denn es ist in Wahrheit, sobald sie auf Hoch- stämme von Salix caprea aufgesetzt wird, eine jener schönen Hängeweiden, die auch noch in den Gebkirgsgegenden der Schweiz und im Clima von Peters- burg vollkommen hart ist, wo die ge- wöhrliche Trauerweide (Salix babylo- nica) im freien Lande nicht mehr aus- hält. Schmale bläulich - grüne kahle Blätter und dünne Zweige, die gracil bis zur Erde herabhängen , wenn sie hochstämmig veredelt ist, geben dieser Weide eine ganz auffallende Tracht. Mit S. sibirica Pall., von der 9. caesia Vill. nur eine kahle Form ist, hatten wir diese Weide schon früher vergli- chen und gefunden, dass sie durchaus nicht zu dieser Art gehören könne, S. Napoleonis ist ferner bekanntlich eine Form mit gekräuselten Blättern von der Salix babylonica, also war auch dieser Name durchaus falsch. Die Bestimmung derselben wollten wir aber gleichzeitig mit der Berichtigung unserer Weiden- sammlung vornehmen , da die Weiden zu der Zahl der Pflanzen-Gattungen ge- hören, denen man nur dann mit Sicher- heit die ihnen gebührenden Namen bei- legen kann, wenn man sie nebeneinan- der studirt. Im verflossenen Mai kamen wir nun endlich zu dieser lang gefürch- teten Arbeit und dabei konnten wir mit vollkommener Sicherheit herausfinden, dass die Salix sibirica pendula der Gär- Originalabhandlungen. 375 ten eine Form der S. purpurea L. sei, die in Form der Blätter, in Bildung der Fruchtzapfen etc. durchaus mit der schmalblätterigen Form übereinstimmt, wie solche Smith abbildet, und die sich uur durch die dünnen schwachen Aeste unterscheidet, die vom Hochstamme her- abhängen. Auch die Fruchtzapfen neh- men an den herabhängenden Aesten eine andere Richtung an, indem sie sich aufwärts (also zurück) nach dem Lichte wenden. An aufrecht stehenden Ae- sten haben sie dagegen die gewohnte Richtung. — Die S. purpurea L. kommt in vielen Formen mit breiteren und schmaleren Blättern von steiferem und schlafferem Wuchs vor und ist durch einen grossen Theil Europa’s bis nach Sibirien ver- breitet. Eine sehr echmalblätterige Form, die am Baikal wächst, hatte schon Turezaninoff als S. tenuifolia ausgege- ben und vielleicht stammt auch die bei- stehend abgebildete Form aus Sibirien, weil wir uns sonst nicht zu erklären wüssten, wie sie zu dem Namen $. Si- birica pendula gekommen. — Aeste und Blätter kahl, die jüngsten Aeste grün, die älteren bräunlich. Blät- ter verkehrt länglich - linear, kurz ge- stielt, spitz, nach der Spitze zu oder seltner bis zum Grunde fein gesägt, beiderseits blaugrün und unterseits aus- serdem noch bereift, im ausgewachsenen Zustande bis 3 Zoll lang und oberhalb ler Mitte 3/; Zoll breit. Die Frucht- zapfen sitzen auf der Spitze kurzer Sei- tenästehen, die aus dem vorjährigen Holze entspringen und einige Blätter tragen, an den hängenden Zweigen zu- rückgekrümmt, an den aufrechten in ge- rader aufrechter Stellung. Fruchtkapseln sitzend, zusammengedrückt, von der Seite von ovaler Gestalt, vom Rücken länglich - birnförmig, filzig behaart, mit 27 ® 6 kurzem Griffel, der in 2 zweitheilige Narben gespalten ist. Die Schuppen, welche die Fruchtknoten stützen , oval, schwäızlich, ungefähr so laug als 1, des Fruchtknotens. Das auf der innern Seite des Fruchtknotens stehende stiel- förmige Nectarium länger als der Grund des Fruchtknotens. — Wie wir schon sagten , gehört diese Weide, wenn sie auf Hochstämmen von S. Caprea veredelt wird, zu den ausge- zeichnetsten Erscheinungen im Garten und eignet sich ganz besonders dazu, um frei an den Rand von Bassins oder Brunnen, oder auch auf Rasenplätze gepflanzt zu werden. Bei einer Stamm- höhe von 6 — 7 Fuss Aeste derselben bald bis zur Erde her- ab. Auf der beistehenden Tafel gibt Figur e die verkleinerte Ansicht eines Exemplares, das erst vor 3 Jahren im Kaiserl. Botanischen Garten veredelt ward und jetzt daselbst im freien Lande steht. Die Veredlung wird am sicher- sten im Clima von Petersburg auf Stämme gemacht, die gepflanzt wurden und dann im Februar oder März imGewächshaus veredelt wer- | den. Die Veredlung im freien Lande im Frühling vor dem Austreiben eelingt ebenfalls, doch fehlt dann oft die, Zeit, | auch ist sie nicht so sicher. Die hängen die | im | im Jahr zuvor in Töpfe | | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Topfe veredelten Exemplare können dann im Sommer in’s freie Land ge- pflanzt werden und werden bald zu prächtigen Exemplaren heranwachsen. Auch aus Steckholz wächst dieselbe vortrefllich und in kräftigem Boden in der Baumschule angepflanzt, macht sie bald kräftige Sehosse, von denen man dann nur den kräftigsten stehen lässt und diesen an einen Pfahl bindet, bis er die Höhe hat, zu welcher man den Hochstamm erziehen will. Indem man nun alle untern Seitentriebe wegschnei- det, kann man auch auf diese Weise binnen 4 Jahren schöne Hochstämme erziehen. Das Steckholz wird im Win- ter geschnitten, eingeschlagen und dann im Frühling in der Baumschule gesteckt. Erklärung von Tafel 308. a. Eine junge Frucht vom Rücken gesehen, mit der Stülzschuppe. WVergrössert. b. Eine junge Frucht von der Seile gese- ben. Auf dem Rücken die Stützschuppe (Bractee), auf der innern Seile das stiellörmige Nectarium. _Vergrössert. d. kin Zweig mit weiblichen Fruchtkätz- euen Natürliche Grösse. e. Eine ganze Pflanze als Hochstamm, Verkleinert. e. Ein ausgewachsenes Biatt. Natürliche Grösse. (E. R.) c) Blumenausstellung des Petersburger Gartenbauvereins im Frühling 1860. (Siehe Taf. 309.) Die beistehende Tafel gibt die Ansicht von der Brücke aus, nach dem Hü- gel der Hinterwand. I. Originalabhandlungen. 377 2) Die Bodenlüftung des Herrn D. Hooihrenk. von H. Jäger. Herr Daniel Hooibrenk, Kunst- und Handelsgärtner in Hietzing bei Wien, jetziger Besitzer der ehemals dem Baron von Hügel gehörenden Gärt- nerei, und durch seine ausgezeichneten Pflanzeneulturen und Bemühungen für die Fortschritte der Gärtnerei wohl be- kannt, hat im vorigen Jahre ein ncues Cultursystem veröffentlicht, welches das Pflanzenwachsthum bis zu einem bisher noch durch keine Culturmittel erreich- ten Grade steigern soll. Es besteht darin, dass der Boden durch eine Reihe von Röhren oder Luftkanälen bis zu ei- ner von den Wurzeln erreichbaren Tiefe der Luft zugänglich gemacht wird. Wer davon überzeugt ist, dass die atımos- phärische Pflanzennahrung von minde- stens ebenso grosser Einwirkung auf das Pflanzenwachsthum ist, als die aus dem Boden gezogene, dass der Luftzu- tritt nöthig ist, um die im Boden ent- haltenen Nährstoffe zur Pflanzennahrung vorzubereiten , mit andern Worten, wer die Bodenlockerung für zweckmäs:ig und nothwendig hält, — und dies wird wohl jeder Gärtner und Landwirth, — der muss auch zugeben, dass jedes Mit- tel, welches das Eindringen der Luft in den Boden befördert, ein gutes Cul- turmittel ist. Wer die Drainirung kennt, wird längst zu der Ueberzeugung ge- kommen sein, dass die Entwässerung allein nicht solche Wunder bewirkt, sondern dass die in den Boden drin- gende Luft eine nicht viel geringere Wirkung ausübt *). Der Gedanke, den — *”) Man vergleiche meinen Artikel über das Drainiren der Gärten in der Gartenflora Boden durch ‚besondere Röhrenleitungen, ohne die Absicht zu entwässern, für die Luft aufzuschliessen, lag daher ei- gentlich sehr nahe; indessen Hr. Ho oi- brenk hat ihn zuerst praktisch in An- wendung gebracht und darf das Recht der Erfindung für sich in Anspruch nehmen. Er hat dieses auch gethan, und in den Kaiserl,. Österreichischen Staaten ein Patent darauf erhalten, Hr. Hooibrenk hat zuerst sein neuesCul- tursystem auf dem Gute Totis in Un- garn in Anwendung gebracht und konnte bei der ersten Veröffentlichung in der Versammlung der K. K. Landwirth- schaftsgesellschaft in Wien im Januar 1859 schon sehr günstige Zeugnisse vorlegen. Zugleich machte der „chemi- sche Ackersmann“ von Stöckhardt einen ausführlichen Artikel „über die wohl- thätigen Wirkungen der Bodenlüftung“ bekannt, worauf noch andere Mittheilun- gen in landwirthschaftlichen Zeitschrif- ten, namentlich in der „Agronomischen Zeitung‘ von Dr. W. Hamm erfolgten. Weitere Aufschlüsse verdanken wir den Herren Fiehtner und Söhne, wel- che auf den Ländereien ihrer Zucker- fabrik in Atzgersdorf bei Wien, ein Versuchsfeld anlegten , und nicht damit zufrieden waren, die Wirkung der Bo- denlüftung an dem höheren Ertrage zu erkennen, sondern wissenschaftliche Be- obachtungen über die innere Luftströ- mung und die Beschaffenheit der Luft anstellten. Diesen Mittheilungen in der Agronomischen Zeitung entnehme ich _—— von 1854, S. 284, wo Seile 287 von den Vortheilen der unterirdischen Luftströmung die Rede ist. (J.) 378 die hierhergehörende weitere Angaben. Ueber die Wirkung der Bodenlüftung will ich den Erfinder selbst reden las- sen. Er sagt in seiner ersten Mitthei- lung nach einer Einleitung über die Vor- theile des Rigolens *), welches im Gros- sen unausführbar sei, im Wesenllichen Folgendes: „Durch mehrjährige Beobachtungen und nach verschiedenen Versuchen ist es mir nun gelungen, eine neue zweck- mässige und sichere Methode ausfindig zu machen und festzustellen, den Grund und Boden bedeutend productionsfähiger zu machen, als es nach den bisher be- folgten Methoden geschehen kann, und bei deren Befolgung alle oben ange- führten Vortheile erzielt, die angegebe- nen Uebelstände aber durchaus beseitigt werden. Der Grund und Boden wird durch Befolgung und Anwendung die- ses Systems (welches im Legen von hohlen Röhren mit Luftlöchern ver- sehen unter der Erde, und durch Ver- bindung derselben mit Luftöffnungen über der Erde besteht), je nach Be- schaffenheit und soviel überhaupt vege- tabilische Erde vorhanden ist, vollstän- Abbildung und dig productionsfähig gemacht, und im- | nach der Verschiedenheit des Grundes mer locker und porös erhalten, so dass die Wurzeln bis auf das Tiefste ein- | dringen können , und da Wurzel und Stengel immer im genauesten Zusam- menhange stehen, so kann durch dieses | System das Doppelte, ja sogar das Drei- und Vierfache in der ®) Herr Hooibrenk setzt die Vortheile des Rigolens sämmtlich auf Rechnung der tie- feren Bodenlockerung, lässt aber ausser Acht, dass dabei der Boden gleichsam erneut, und neuer kräfliger, an mineralischen Bestandthei- len reicher Boden in das Bereich der Wur- zeln gebracht wird. i | I Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Productionsfähigkeit mit Sicherheit er- zielt werden. Es ist nicht zu bestreiten, dass dieses neue System, im grossen Maassstabe ausgeführt, bei der ersten Einrichtung desselben grosse Ausgaben erfordert und nicht unerhebliche Capita- lien verlangt, deren Bedeutung sich nach der natürlichen und ursprünglichen Be- schaffenheit des zu verbessernden Grun- des und Bodens richtet, in welchem Grade es nämlich nothwendig wird, die zu legenden Röhren entweder tiefer oder seichter zu legen, oder die zu legenden Röhrenlagen dichter oder weiter von einander entfernt, parallel laufen zu las- sen. Werden die Röhrenlagen z. B. nur eine Klafter von einander gelegt, so zeigt sich die Wirkung viel früher als bei einer Entfernung von 2 oder 3 Klaftern, indem dann mehr Zeit erfor- derlich ist, den zwischenliegenden Erd- boden durch die einströmende Luft zu durchdringen und aufzulockern, später aber, nach 2 oder 3 Jahren, wenn diese Auflockerung einmal stattgefunden hat, bieten sich dieselben Vortheile dar, als bei einer geringen Entfernung der Röh- renlagen von einander. Immerhin aber werden die Auslagen durch den Mehr- ertrag im ersten oder zweiten Jahre, je und Bodens, gedeckt und kommen kei» nesfalls höher zu stehen, a!s wie die bisher angewendeten englischen Was- serdrains, Es unterliegt keinem Zweifel, dass für sämmtliche Landwirthe und Grundbesitzer durch diese neue Methode sich die bedeutendsten Vortheile erzie- len lassen, Die Einwirkung der atmos- ı phärischen Luft auf das gesammte Pflan- zenleben ist nach pflanzen - physiologi- schen Grundsätzen zu bekannt. Um nun jeden beliebigen Grund und Boden durch künstliche Zuleitung der atmos- (Der Verf.) | phärischen Luft in den Stand zu setzen, I, Originalabhandlungen. doppelt, dreifach oder sogar vierfach productionsfähig zu werden, wird auf folgende Weise verfahren. Es geschieht entweder durch Legung hohler Luftröh- ren, oder durch Kanäle von Mauer- oder Dachziegeln unter dem zu verbessern- den Boden, welche Kanäle oder Röhren an den oberen Flächen mit Löchern ver- sehen sind, um ein fortwährendes Ans- strömen der in den Röhren oder dem Kanale circulirenden Luft zuzulassen. Die Distanzen, in welcher die Röhren gelegt werden, richten sich nach der ur- sprünglichen Beschaffenheit des Bodens und werden diese Röhrenlagen mit ge- rade aufstehenden Oeffnungsröhren ver- bunden, welche nach der Länge der zu legenden Röhrenlagen eingetheilt wer- den; oder die Enden der Röhren kön- nen auch horizontal in einem offenen Kanal oder vorgegrabenen Loche aus- münden, welche Vorrichtungen dazu be- stimmt sind, durch den Druck der äus- seren Luft die Circulation derselben in den hohlen unter der Erde liegenden Röhren zu bewirken. Die Vortheile dieses Systems sind folgende: 1) Dass die festesten Thon- und Lehmboden durch die Durchströmung der Luft aus den unter denselben lie- genden Luftröhren nach oben zu ganz mürbe gemacht, durch Tausende von kleinen Spalten zertheilt und zerbröckelt und dadurch culturfähig werden. Die Tiefe, in welcher man die Röhren in die Erde legt, hängt von der Beschaf- fenheit des Grund und Bodens selbst ab. Man kann sogar, wo humusreicher Boden vorhanden ist, hauptsächlich bei Waldeulturen, Obst- und Weingärten 8—10 Schuh tief vegetationsfähige Erde hervorbringen. 2) Sobald einmal Grund und Boden mit solchen Luftröhren belegt sind, ist 379 die Pflanzenvegetation besonders beim Getreide - und Gemüsebau viel activer und kann dadurch auf den meisten Grün- den noch eine zweite vollständige Fech- sung darbieten. Je mehr sämmtliche Pflanzengewächse ihre Wurzeln mit Leichtigkeit in die Erde eindringen kön- nen und darin ausbreiten, hauptsächlich die sogenannten Saugwurzeln, und die in der Erde enthaltene feuchte Ausdünstung aufnehmen können, desto tiefer dringen sie auch in die Erde hinein, 30 zwar, dass die verschiedenen oberflächlichen Temperaturwechsel keinen Einfluss auf die Pflanze überhaupt haben können, welche grösstentheils vom Gedeihen der Wurzel abhängt. 3) Wird durch dieses neue Prineip bewirkt, dass, sobald es zuviel regnet, sich das Wasser leichter von der Ober- fläche in die Tiefe verliert, und zwar in Folge der durch Legung der Luft- Töhren hervorgebrachten Lockerheit des Bodens. Die Oberfläche des Erdbodens bekommt nie eine feste Rinde, weil durch das Ausströmen der Luft aus den Röhren in die Erde dieselbe immer po- rös erhalten wird. Im Gegentheile, wenn es mehrere Wochen nicht regnet, sind die Wurzeln in Folge der bewirk- ten Lockerheit des Bodens so tief in die Erde gedrungen, dass die trockene obere Luft nicht leicht bis dahin ein- wirken kann, wo die Wurzeln liegen, und dieselben daher immer eine gleich- mässige Vegetation geniessen. 4) Wird durch Legung solcher Röh- ren oder Kanäle eine vollständige Ent- säuerung der Erde bewirkt, so dass da, wo sonst nur saures Gras wuchs, die schönsten Futterkräuter gedeihen können. Vorzüglich wo Torf und Moor- gründe sind, welche durch ihren gros- sen Inhalt von Säuren so scharf sind, dass beinahe durchaus keine andern 380 Pflanzen darauf sich entwickeln können, als saure Gräser und Rohr, ist dieses System sehr zweckmässig, um solche saureGründe zu fruchtbarem Boden um- zugestalten. 5) Dadurch, dass durch die Ausströ- mung der Luft aus jden unterirdischen Röhren der Grund und Boden fortwäh- rend porös und locker erhalten ‚wird, entstehen auch bedeutende Vortheile bei der Bearbeitung desselben, weil die Oberfläche des Bodens nie nass und schmierig sein kann, indem sich das überflüssige Wasser leichter in den lockeren Boden verliert und mit ein und derselben Zugkraft noch einmal so viel „geleistet werden kann, als auf einem compacten und nassen, daher zähen Bo- den; sowie auch aus eben dem Grunde im Frühjahre zeitiger mit dem Anbaue begonnen werden kann. 6) Da sich nun auf einem so pro- ductionsfähig gemachten Boden jede Pflanze, also auch Getreide, stärker ein- | wurzelt, und einen viel stärkeren Wur- zelstock macht, in Folge dessen sich auch viel mehr Halme entwickeln kön- | nen, wird eine bedeutende Ersparniss | an Samen erzweckt, indem derselbe viel dünner oder schütterer ausgeworfen wer- den kann, und dadurch auf einem klei- nen Grund mehr und sicherer Getreide erzeugt wird, als bei dem jetzt beste- henden Cultursysteme bei einem ver- hältnissmässig grösserem Stück Feld, in- dem bei letzterem der Ertrag ganz von dem Einfluss der Witterung abhängt; ferner | 7) übt ein und dasselbe Quantum Dünger bei diesem neuen Systeme eine viel grössere Wirkung aus, als bei der gewöhnlichen Bearbeitung des Bodens, weil im ersteren Falle der Erdboden gleichmässiger feucht bleibt, daher auch Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. siger und vollständiger vor sich geht. Wenn bei dem gewöhnlichen Ackerbaue. nach starker Düngung sehr trockene Witterung eintritt, so leiden die Pflan- zen auch an den Wurzeln durch die zu starke Hitze, welche durch den Dünger hervorgebracht wird, und im Gegentheile ist es zu nass, so geht die Entwicklung der Dungkraft wieder zu rasch vor sich, und ist durch geiles Treiben ebenso schädlich. Bei der Weineultur wird dieses Sy- stem ausserordentliche Vortheile darbie- ten, weil dadurch die Weintrauben vier volle Wochen (?) früher reifen und des- halb sich mehr Zuckerstoff entwickeln kann, auch das Holz der einjährigen Triebe viel besser reif wird, die Zellen | desselben sich fester schliessen und da- | durch dem Erfrieren weniger ausgesetzt | ist, daher auch im darauffolgenden Jahre mehr Früchte hervorbringen kann, als sonst. Bei der Waldeultur vollends würde es eine riesenhafte Umgestaltung hervorbringen, weil durch dieses Verfah- ren die Bäume mit ihren Saugwurzeln 6 — 8 Schuh tief in die Erde eindrin- gen könnten, wodurch ein ausserordent- ‘lich schnelles Wachsthum der Bäume hervorgebracht würde. So auch bei der ÖObstbaumzucht. Alle Versuche, welche bisher angestellt wurden, haben ergeben, dass die atmosphärische Luft nur 18 Zoll tief in die Erde eindringt, ferner auch die äussere Temperatur nur bis auf diese Tiefe Einiluss üben kann, und ein mit Quecksilber gefülltes Ther- | mometer bei Einsenkung bis zu dieser Tiefe auch seinen Standpunkt noch nach der oberen Teınperatur wechselt, wäh- rend e3 2 Zoll tiefer, also bei 20 Zoll, stille stehen bleibt und keine Verän- | derung mehr anzeigt, wornach denn also | in dieser Tiefe nach bewiesenen pflanzen- die Auflösung des Düngers gleichmäs- | physiologischen Grundsätzen die Einwir- Il. Orginalabhandlungen. kung der atmosphärischen Luft aufhört, während ein mit Luftröhren unterlegter Ackergrund nicht nur die Luft tiefer in die Erde eindringen lässt, sondern der ‘dadurch aufgrlockerie Boden auch den Thau und die Nachtfeuchtigkeit leichter aufnimmt tiefer eindringen lässt, und dadurch also diese, zur Frucht- barkeit des und zum Wachs- thume der Pflanzen so nothwendigen zwei Elemente, nämlich Luft und Was- ser, auf eine viel bedeutendere Tiefe denselben zugeführt werden können, als es von der Natur aus der Fall sein konnte. Die beste und zweckmässigste Vorrichtung zur Erzielung dieser Vor- theile besteht nun eben in der Legung solcher Luftröhren unter der Oberfläche des Erdbodens, und am besten bedient man sich dazu 3 Zoll inneren Durch- messer haltender Röhren von gebrann- tem Thon mit offenen Löchern in der oben zu liegenden Seite, oder mit so- genannten englischen Wasserdrainröh- ren, indem man beim Legen dieser letz- teren die einzelnen Stücke nicht genau aneinander schliessend legt, und den kleinen Zwischenraum leicht überdeckt, um die Luft besser circuliren lassen zu können, und das Eindringen der Erde zwischen die Röhren und so ein Ver- stopfen derselben zu verhindern, indem, um die Circulation der Luft herzustel- len, grössere Oeffuungen nöthig sind, als bei Ableitung des Wassers, Bei diesem neuen Principe fängt, sobald die Röhren in der Erde liegen, augenblick- lich die Wirkung der atmosphärischen Luft an. Es ist zwar physikalisch er- wiesen, dass die Circulation der Luft in geschlossenen Röhren eine gewisse Grenze hat. Da aber bei diesem Sy- stem die Röhren mit Oefinungen ver- sehen sind, welche ein Ausströmen der und Bodens 381 Einströmen derselben zulassen, so ent- steht auch bei den längsten Röhrenla- gen eine gleichmässige Circulation der in denselben enthaltenen mit der äusse- ren Luft, wornach dann durch die Ein- wirkung derselben auf die Wurzeln der Pflanzen eine viel stärkere Vege- tation derselben erfolgt.“ Soweit Herr Hooibrenk. An der grossen Nützlichkeit der Bodenlüftung wird, wie ich schon im Eingange be- merkte, kein Bodenbebauer zweifeln. Dennoch dürfte die grosse Sicherheit, mit der Herr H. von einem doppelten bis vierfachen Ertrag spricht, und die Behauptung, dass Weintrauben 4 Wo- chen früher reifen, so lange zu bezwei- fela sein, bis die Wahrheit bewiesen ist. Auch darf man wohl die Hofinung, dass auch in der Waldeultur ‚eine rie- senhafte Umgestaltung“ durch die neue Erfindung erfolgen werde, in das Reich der Träume verweisen. Ja es wird so- gar beim Feldbau immerhin rathsam sein, durch'kleine Versuche festzustellen, ob die Vortheile zu den grossen Kosten im Verhältniss ‚stehen, ehe man grös- sere Anlagen macht. Nicht so in der Gärtnerei, wo der Bodenertrag ein viel höherer ist, und die theuere Arbeit einer tiefen Bodenlockerung von Vernünftigen nicht gescheut wird, weil die darauf ver- wendeten Kosten sich gut bezahlt ma- chen, Die Gärtnerei hat daher grosse Ursache, Herrn Hooibrenk für seine Bo- denlüftung :sehr dankbar zu sein, und ich kann nur rathen damit Versuche zu machen, besonders auch bei Anlage von Obst- und Weingärten #). Bei der An- *) Anmerk. von E. R. Bei Obst und Wein- Anlagen, und bei allen Culturen von Pflanzen mit tief gehenden Wurzeln dürfte auch das Luft, zugleich aber auch ein bedingtes | Verstopfen der Röhren durch die in diesel- 382 lage von Spalieren an Mauern und Ge- bäuden, namentlich in gepflasterten oder hartbodigen Höfen rathe ich aus voller Deberzeugung zur Anwendung der Bo- denlüftung, welche bei Neubauten durch eingemauerte Drainröhren in der Grund- mauer sehr erleichtert wird. Gehen wir nun zu den Versuchen der Herren Fichtner und Söhne über, weil ohne deren Mittheilung Vie- len die Sache noch unklar bleiben möchte und die Abbildung nicht ver- ständlich wäre, In der betreffenden Mit- theilung der Agronomischen Zeitung heisst es: „Das Versuchsfeld, auf welchem die erste Anlage gemacht wurde, hat leh- migen Sand mit 12 bis 15 Zoll trag- barer Erde auf Gerölle lagernd, das der anliegende Wildbach angetragen hat, welcher, nebst dem aus ihm abgeleite- ten Mühlbache, dasselbe zur Insel ge- staltet. Da beide Bäche um 5 bis 8 Fuss unter dem Niveau des Versuchs- feldes liegen und der Uniergrund aus Gerölle besteht, so könnte mit Bestimmt- heit vorausgesetzt werden, dass die ge- legten Röhren nicht die Function der Wasserabfuhr erhalten würden. Das Versuchsfeld hat die Form eines läng- lichen Sechseckes und ein Flächenmaäss von 1592,3 Quadrat - Klafter. Vordem Hutweide, ist es seit 1852 in Cultur und stand immer nur in mittelmässigem Ertrage ; es gab hüchstens das sechste Korn, nicht über 350 Centner Runkel- rüben vom Joch. Auf diesem Felde wurden der Breite nach Luftdrain - Röh- ren von 2 Zoll innerem Durchmesser 30 — 36 Zoll tief eingelegt und die ben eindringenden Wurzeln zu fürchten sein, wie dies bekannllich auch bei den Drainröh- ren häufig geschieht. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Anbauparcellen der Länge des Feldes nach quer über die Röhrenstränge ein- getheilt; diese Parcellen setzten sich auch auf das nichtdrainirte Land fort, um vergleichende Versuche anstellen zu können. In dem Röhrenstrang Nr, 1 laut beigefügtem Situationsplane, läuft ein Kupferdraht durch die ganze Röh- renlänge, für weitere Untersuchungen bestimmt. Die Röhrenstränge Nr. 1 und Nr. 2 wurden untereinander mit einem Querdrain verbunden. Der Röh- renstrang Nr. 2 mündet mit einem Ende in einen besonders erbauten Ofen OÖ und zwar unterhalb des Feuerrostes in den Aschenfall, am entgegengesetz- ten tiefer liegenden Ende wurde er in eine gemauerte Grube P geleitet, wel- che die Bestimmung hatte, beliebige darin entwickelte Gasarten in die Luft- röhren gelangen zu lassen. Die Länge dieser vier Röhrenstränge ist folgende: Nr. 1 ist lang 199 Fuss, dessen Abstand vom Feldrand ist 16 F., Nr, 2 ist lang 201 F., dessen Abstand von Nr. I ist 17 F,, Nr. 3 ist lang 204 F,, dessen Abstand von Nr. 2 ist 17 F., 4 ist Jang 258 F., dessen Abstand von Nr. 3 ist 34 F. 862 Fuss. Bei R ist ein hölzerner Ständer zwi- schen den Röhrensträngen bis zur Tiefe der Luftröhren eingesenkt; dieser hat die Bestimmung, die Temperatur hier zu beobachten, , gleichwie diese in den Röhrensträngen aufgezeichnet wurde, Ein zweiter Ständer zu gleichem Zwecke ist am entgegengesetzten Rande des Feldes im undrainirten Theile versenkt. Die Fläche des drainirten Stückes be- trägt 669,00.-Klafter, die Fläche des nichtdrainirten Stückes beträgt 923,3 Q.-Klaftern. Hierzu bemerke ich, dass der Ofen Nr I. Origi nalabhandlungen. NVUaITRARR, Ku sus Fiez FE yalSseosz a 24 SBe 223 ale sivale. EEE rTE As EL TH g BaRB Na7eae dl "IE: iu» 0% ass AB Sa Bun me we eaeun TI ar I Zn N a” zo. za_— m E ERBE =. | ANNE | | et h Pu —y ar Ir alHaer Ar u 384 O von den Versuchsunternehmern nur zu dem Zwecke eingerichtet wurde , um das Eindringen der atmosphärischen Luft durch den Boden in die Röh- ren, folglich das Dasein einer Luftströ- mung im Boden selbst nachzuweisen, Zu diesem Zwecke wurden alle zu Tage ausgehenden Oefinungen der betreffen- den Röhrenleitung luftdicht verstopft, ferner wurde die Einheizthür und das Aschenloch , nachdem das Feuer im Brand war, ebenfalls ganz geschlossen und mit Lehm verstrichen, so dass die zur Nahrung des Feuers nöthige Luft ten muss, nur aus den Röhren herbeiströmen konnte. Das Feuer brannte lebhaft Tage Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. | der Beweis geliefert, dass in den Ofen Luft durch den Boden in die Röh- ren dringt, sobald darin eine erhöhte Temperatur als die äussere Luft ein- tritt. Mit Aufwand von 10 Piund Holz wurden in 21/, Stunden 8000 Kubik- fuss Lutt verbraucht, welche 108,000 Pfund Erde durchdringen mussten, um zum Ofen zu gelangen. Man denke sich , welche Massen von Luftnahrung dadurch in den Boden gelangen, ım wie viel schneller die Zersetzung und Wir- kung der Nährstoffe des Bodens eintre- Dass eine solche erhöhte Temperatur im Umlaufe von 24 Stunden wenigstens einmal vorhanden ist, zeigt lang fort, indem man von oben Brenn- | folgende Tabelle. material einfüllte, und hierdurch wurde Du ne eng ne u U a Zu u ET u Zn Men un u 1859. Temperatur der Atmos-| Temperatur der Drain- phäre im Mittel nach R.|luft im Mittel nach R. Monat höchste | niederste höchste niederste Januar . | 0 72 3;0 os a 2.4 | 2,1 Februar 110,2 | 5,7 | 4,0 2,0 März ad 2a 7,0 | 2,6 April | 1991 | 20 om 4,0 Mai se N. 21,3 1,4: 12,0 8,0 DE IR ER SARENE 12°. RSSRERR | 24 a4} 6,6 15,0 11,0 Juli | 2384 90 | 17,4 13,1 AUFUSEEY 75:40 | 28.1 | tL,ı 17,4 10,0 September | 0183 | 2,0 15,4 | 12,4 October 19,2 0,0 13,4 11.4 November... u... 17,2 — 56 11,0 6,0 December bis zum 2l. . . . | 0.4 — 15,0 | 6,5 4,4 Obgleich die Versuche mit dem |den lässt. Hierzu bietet sich »n vielen Ofen nur gemacht wurden, um das Ein- | dringen der Luft in den Boden nachzu- weisen, so liegt doch der Gedanke nahe, sich diese Erfahrung zur Erhöhung der Bodenlüftung zu Nutze zu machen, in- dem man die Röhrenleitungen in Oefen | net, | wo den grössten Theil des Jahres Feuer oder andere erwärmte Räume ausmün- Orten Gelegenheit, wo zu andern Zwecken Feuer unterhalten wird. Vor allem sind die in den Gärtnereien jetzt fast allge- meinen Vermehrungshäuser , heizbare Kästen und Gewächshäuser dazu geeig- besonders die Vermehrungshäuser, Il. Originalabhandlungen. unterhalten wird. Gärtner mit solchen Häusern haben also, mit Benutzung Jie- ser Erfahrung durch die Fichtner’schen Versuche, mehr als Andere, die beste Gelegenheit, die Vortheile der Boden- lüftung zu verdoppeln. Dieses ist eine höchst wichtige Entdeckung, denn da- durch können sämmtliche in der Nähe der Warm- und Vermehrungshäuser liegenden Landflächen, welche meistens zum Anbau der besten neuesten und zärtlichsteu Pflanzen bestimmt sind, zu einer ungewöhnlichen Fruchtbar- keit gebracht werden. Wenn daher irgend Jemand von diesem neuen CulturmittelVortheil zie- hen kann, so ist es der Gärtner. Ich selbst habe zwar noch gar keine Erfahrung in dieser Sache, aber es las- sen sich aus 'den Fichtner’schen Versu- chen so sichere Schlüsse ziehen, dass kein Zweifel bleibt. | Drainluft 385 Pr Dass wenn die Temperatur der äus- sern Luft höher ist, als die in den Röh- ren, also zu allen heissen Tagesstanden die kühlere Luft ausströmt und in Folge dessen andere Luft durch den Boden eindringt, um den leeren Raum zu fül- len, folglich immer eine Bodenlüftung stattfindet, wird zwar in den Mittheilun- gen von Fichtner nicht erwähnt, bedarf aber wohl keines weitern Beweises. Endlich stellten die neuesten Versu- che noch fest, in welcher Weise die Luft auf ihrem Wege durch die Erde zu den Röhren verändert wird, indem sie Sauerstoff darin zurücklässt. Die nach- stehende Tabelle zeigt diese Veränderun- gen auf’s deutlichste, und es ist erstaun- lich, welche Masse von Kohlensäure in der Drainluft enthalten ist, -Analysen. De Sorte ur er ne Drainluft oh- | EI K Drainluft in 100 Vol SE "one an Die Drainluft wurde zur Analyse ge- Iumtheilen. 3>ä&| 100 Volum- nommen. no theilen. — [1105905 Kohlen-|Sauer-) Stick-|S S == | Sauer-|Stick- säure. | stoff. | stoff. | = | stoff. | stoff. 0,13 120,97 178.90 | 12,86 | 21,00 | 79,00 Nach mehrtägiger ununterbrochener 0,14 20,95 178,91 | 14.25 | 20.98 | 79,02 Heizung 0,15 20,92 78,93 | 14,72 | 20,95 | 79,05 | 0,17 120,90 |78,93 | 17,40 | 20,94 | 79.06 Nachdem 2 Tage früher nicht ge- 0,19 120,88 78,93 | 19.30 | 20.92 | 79.08 heizt wurde N 0,21 120,81 178,98 | 20,99 | 20,85 | 79,15 Nachdem 4 bis 6 Tage früher 0,33 20,68 178,99 | 33,71 | 20.75 | 79.25 nicht geheizt wurde | 0,35 |20,64 79,01 | 35,72 | 20,71 | 79,29 Nachdem 6 bis 8 Tage früher nicht 0,36 120,61 179,03 | 35.73 | 20,68 | 79,38 el runde {| 038 |20.38 [79,24 | 38,01| 20.46 | 7054 Aus dem Ständer K 3 Fuss uen 0,40 120,08 [79,52 | 40,01 u 79,84 genommen Analyse der atmosphärischen Luft, | 04 120,99]79,97 | 4,0 |] 21,00 | 79,00 386 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Die Erfahrungen über den Nutzen | auffallend hoch, machte sich jedoch schon der Bodenlüftung sind noch und unsicher, um etwasBestimmtes dar- über sagen zu können. Auf dem Gute Totis hat sie sehr günstige Erfolge ge- habt, auf dem Fichtner’schen in Atzgers- dorf, wo man den durch das Auflockern des Bodens beim Legen der Böhren erzielten Mehrertrag besonders berech- nete, stellt sich der Mehrertrag nicht zu neu im ersten Jahre bei jeder Fruchternte bemerkbar. Besonders wird die Güte der auf dem Versuchsfelde gezogenen Zuckerrüben gerühmt. Die Versuche werden fortgesetzt. Weitere Erfahrun- gen müssen entscheiden, und es dürfte eine besondere Aufgabe der Gartenbau- vereine sein, Versuche bei der Garten- eultur anzustellen. 3) Ueber Stuben-Aquarien. Seit der letzten grossen Blumen- und Pflanzen - Ausstellung in Petersburg ist auch hier die Liebhaberei für Stuben- Aquarien erwacht und namentlich die Freunde der Thierwelt sind es, die sol- che in ihren Wohnungen einzurichten bemüht sind. Es ist über diese Stuben - Aquarien schon vielfach in den verschiedensten Zeitschriften geschrieben worden, ja so viel, dass wir uns immer gescheut ha- ben, die Literatur über solche noch zu vermehren. Auch heute wollen wir den- selben nur wenige Worte widmen: Das Zimmer-Aquarium kann die ver- schiedenste Art der Zusammenstellung besitzen, wobei der Geschmack dessen, der ein solches construirt, sich im vor- theilhaften Lichte zeigen kann, Dieselben sollen dem Beobachter das Leben im Wasser zeigen, sie sollen also Wasser- pflanzen uud Wasserthiere beherbergen. Demgemäss ist ein grösseres oder klei- neres Wassergefäss stets das wichtig- ste und unentbehrliche Stück zu einem solchen Aquarium, Dieses Gefäss kann nun aus einem Stück oder mehre- ren Stücken bestehen , die durch Kitt verbunden werden. Glasgefässe werden bei Weitem am häufigsten angewendet, indem diese die Beobachtung der im Wasser lebenden Thiere leichter gestat- ten, obgleich auch sie durch die bald sich ansetzenden grünen Algen bald trüb und undurchsichtig werden, sofern man sie nicht häufig reiniget. Auch an- dere flache Gefässe sind ganz gut als Aquarien geeignet, Soll das Aquarium mitten im Zim- mer stehen, so erhält es einen beson- dern Fuss, in Form eines Tisches oder andern geschmackvoll construirten Com- position aus Naturholz, Steinen und Pflanzen. Bei durchsichtigen Aquarien muss dieser Fuss so hoch sein, um die Beobachtung von der Seite, bei der un- durchsichtigen aber nur so hoch, um die Beobachtung von oben zu erleichtern. Auf den Grund des Wasserbeckens wird Schlammerde gebracht, in welche eigentliche Wasserpflanzen eingesetzt werden. Als die geeignetste von allen zu diesem Zwecke hat sich Vallisneria spiralis bewährt, weil diese auch den ganzen Winter hindurch Blätter behält und überhaupt in solchen Zimmeraqua- rien am dauerhaftesten ist. Für den Sommer kann man Nymphaeen, Hydro- charis morsus ranae, Potamogetonen etc. oder auch nur an derOberiläche schwim- I. Orginalabhandlungen. mende Wasserpflanzen hinzufügen , wie z.B. die Meerlinse (Lemna), Pistia, und andere. Diese werden im Sommer un- gemein viel zur Belebung des Aquariums beitragen, gegen den Winter aber da verderben sie auch durch die absterben- den und schnell in fauligen Zustand übergehenden Blätter und Blattstiele das Wasser und machen eine häufigere Er- neuerung desselben nothwendig, wenn das Thierleben nicht leiden soll. — Zur fernern Bevölkerung des Wassers werden nun kleine Fische und ferner vorzugsweise alle jene Wasserthiere in das Aquarium gesetzt, die sich in_ste- henden, miı Wasserpflanzen gefüllten Teichen aufhalten , indem dies auch die geeignetsten Bewohner eines solchen Teiches im kleinen Verhältnisse sind. Mittelst eines feinen Netzes fängt man dieselben leicht. Man muss jedoch auch zuweilen Schlamm mit herausfischen, um die im Schlamme lebenden Thiere zu bekommen. Auf diese Weise wird man sein Aquarium schnell mit kleinen Sumpffischen, mit Wasser-Eidechsen, Sa- lamandern , Wasserschnecken , Wasser- kälern, Blutegeln und allerhand kleinern Insekten füllen. Infusorien und andere der kleinsten Wasserthiere finden sich bald von selbst ein. Die grössern Was- serthiere leben nun wieder von den klei- nern, weshalb die Zahl der letzteren sich stets wieder verringern wird. Nur die Wasserschnecken leben ausschliess- lich von Pflanzen. Ein besonderes Interesse haben diese Zimmer - Aquarien noch dadurch erhal- ten, dass man sie wie eine Welt im Kleinen dargestellt hat, wo sich alle Stoffe von selbst wieder ersetzten, ohne dass man etwas zu thun brauchte. Die Thiere, so sagte man, verzehren den Sauerstofl, die Pflanzen, die von den Thieren ausgeschiedene Kohlensäure, 387 und so behält ein von Pflanzen und Thieren belebtes Wasser stets jenes Mischungsverhältniss, das zum Leben beider nothwendig ist, Richtig ist es allerdings, dass Pflan- zen- und Thierleben sich gleichsam ge- genseitig ergänzen und dass gesell- schaftliehes Auftreten von Pflanzen und Thieren im Wasser zu beider Existenz nothwendig oder vortheilhaft, jedoch ist es falsch, wenn man annimmt, dass hierdurch allein das Gleichgewicht der beiden nothwendigen Stofle hergestellt werde. Man vergisst bei dieser Rech- nung, dass auch die Pflanzen im Dun- keln oder im Zustande ihrer Auflösung nur Kohlensäure ausscheiden, so dass zu Zeiten, wo nur wenige Pflanzen im Wasser vegetiren und auch diese kei- nen lebhaften Lebensprocess zeigen, das Thierleben im Aquarium schnell erlö- schen müsste, was jedoch, wie die Er» fahrung zeigt, nicht der Fall ist. — Das Gleichgewicht der den Pflanzen wie den Thieren nothwendigen Stoffe wird vielmehr durch die atmosphärische Luft hergestellt, indem aus dem Was- ser die überschüssige freie Kohlensäure oder auch Sauerstoff in die Luft ent- weicht und dagegen aus der Luft der in zu geringer Menge vorhandene Stoff in das Wasser eingeführt wird. Es resul- tirt dieses Einströmen aus einem einfa- chen Gesetze. Jedes Wasser enthält nämlich freie Luft in ihrem natürlichen Mischungsverhältnisse. Wird nun die- ser einer ihrer Stoffe entzogen, so strömt dieser aus der umgebenden Atmosphäre wiederum nach, bis die richtige Verbin- dung wieder hergestellt ist. — Luftzutritt ist daher zu jedem Aqua- rium nothwendig und wenn man solche durch Glocken oder Scheiben vor Staub zu Schützen sucht, so darf doch der Ab- 388 schluss von der umgebenden Luft nie- mals zu vollständig sein. Zeitweise ganze oder theilweise Er- neuerung des Wassers, Reinigung der Gefässe, Nachbringen kleinerer Thiere etc. sind die einzigen Sorgen bei der Unterhaltung eines Zimmeraquariums, welches durch das Stillleben in seinem Innern, durch die leichte Beobachtung der Gewohnheiten der Wasserthiere tau- send Freuden gewährt. Ausserdem können solche Aquarien zu den eigenthümlichsten und interes- santesten Zimmerverzierungen gemacht werden. Sind die Wasserschalen geräu- mig genug, so bringt man in denselben Gruppen, Höhlen, Grotten von Tuffstei- nen an, welche die Wasserthiere sehr lieben, um sich in solchen zu verber- gen. Wo der Tuffstein über die Was- serfläche emporragt , bepflanzt man ihn mit kleinen Farren und Selaginellen oder andern Pflanzen, die einen nassen Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Untergrund lieben und bildet auch aus- serdem um das Aquarium von aussen solche Parthien von Tuffsteinen und Pflanzen , soweit dies angeht, ohne die Beobachtung des Thierlebens im Innern des Aquariums zu stören. Stellt man sein Aquarium im Fenster auf, dann muss schon ein Fenster ganz zu sol- chem eingerichtet werden. Höher oben lässt sich dann leicht auch ein Wasser- bassin anbringen, das eine kleine Fontaine speist,wenn man es nicht vorzieht, solche durch ein Pumpwerk treiben zu lassen. — Wir schliessen diese Zeilen mit der Versicherung, dass jedes ganz sich selbst überlassene Zimmeraquarium, bald ein Rückgehen an Pflanzen- und Thierleben zeigen wird, dass aber ein solches mit wenig Mühe und etwas Liebhaberei un- terhalten, eine der interessantesten Ne- benbeschäftigungen sein und bleiben wird. — (E. R,) 4) Eine besonders brauchbare Fuechsia. Unter den vielen prachtvollen Fuch- sien der letzten Jahre mache ich be- sonders auf die Queen of Hannover ge- | nannte Spielart aufmerksam. Da sie schon vor 3 — 4 Jahren in den Han- del gekommen ist, so wird sie bei Han- delsgärtnern, welche sich mit Neuheiten einlassen, wahrscheinlich schon jetzt nicht mehr zu bekommen sein. Da sie aber wohl in vielen Privatgärten zu fin- den ist, so werden sich diejenigen, wel- che sie noch nicht besitzen, sie zu verschaf- fen wissen. Sie gehört zu der Gruppe mit weissem Kelch und rother Corolle. Derartige Sorten gibt es viele schöne, aber keine kommt der Queen of Hanno- | reine Weiss , |ansehen bewahrt. ver an Werth gleich. Man findet Sor- ten mit grösseren Blumen, eben so reich blühend, aber alle verlieren in der Sonne ihre eigenthümliche zarte Schönheit, das welches nur im Schatten und unter mattem Glas sein Alabaster- Sie werden röthlich, bekommen grüne Spitzen und braune Flecken, und sehen so recht hässlich aus, Fuchsia Queen of Hannover ist die einzige von allen mir bekannten Sor- ten — und ich versuche es mit jeder — welche, auch in der Sonne stehend, ihr schönes, vom Hellscharlachroth der Co- rolle scharf abstechendes Weiss rein erhält, desshalb sich zur Aufstellung im N / a: I0I. dd taf II. Blumenausstellung zu Petersburg Hi & I., Originalabhandlungen. freien Lande und auf sonnigen Blumen- brettern eignet. Ausserdem zeichnet sich diese Spielart durch eine ungemein reiche Blüthe und die schönste Haltung aus. Man findet selten einen schwachen herabhängenden Zweig; alle stehen, ohne eines Stabes zu bedürfen, so vom Stamme ab, dass sie zusammen eine Pyramide bilden. Der Wuchs ist sehr mässig, und daher blühen die Pflanzen schon ganz klein. Ich knüpfe daran die Bemerkung, wie leicht es ist, sich beim Ankauf neuer Fuchsia zu täuschen, selbst wenn man die Pflanzen blühend sieht. Der Handelsgärtner hat seine neuen Fuch- sien fast nur in jungen, gut gezogenen Exemplaren unter Glas in einem hellen niedrigen Hause stehen, wo die eine 389 schöner als die andere erscheint. Bringt man aber dieselben in den Garten oder das Blumenfenster, so verlieren sie, wie eine Ballschönheit bei Tage — oft ihren ganzen Zauber. Dies gilt besonders von allen hellen Sorten, während die Spielarten mit blauer Corolle und ro- them Kelch meist unverändert bleiben. Endlich hat der Ziergärtner noch darauf zu achten, wie sich eine Sorte als ältere grosse Pflanze ausbildet und verhält, denn er braucht solche im Lande wie im Topf, und kann nicht immer die Mühe darauf verwenden, durch häufiges Verpflanzen und hellen Stand unter Glas in einigen Monaten grosse Exemplare heranzuziehen , wie der Handelsgärtner seine Schaupflanzen. (J.) 5) Cultur des Jasminum nudiflorum und fruticans. Aufmerksam behandelt, bildet Jas- minum nudiflorum eine der schönsten Zierden des Gewächshauses und Zim- mers für den Winter, während er ver- nachlässigt, eine unbedeutende Pflanze mit nur einzelnen, Blumen ist. Um schöne Exemplare zu bekommen, pflanzt man einjährige und ältere Stecklings- pflanzen zeitig im Frühjahr in das freie Land an die sonnigste Stelle, jedoch in möglichst nahrungslosen, sandigen Boden, weil in besserem die Triebe zu lang werden, die Stengelglieder entfern- ter und die daran erscheinenden Blüthen einzelner stehen, während bei Nahrungs- mangel die Triebe kurz bleiben und die Blüthen gedrängt stehen. Die im Topf im Glashause oder Zimmer getriebenen jungen Zweige werden sämmtlich ganz kurz eingeschnitten, weil nur so sich Xl. 1860. kräftige blühbare Zweige und buschige Pflanzen bilden. Im September oder October pflanzt man die Sträucher, an denen sich schon zahllose Blüthenknos- pen zeigen, in passende Töpfe, welche man an einen dunkeln Platz des Kalt- hauses, oder in den Keller stellt. Hier beginnt die Pflanze, ohne getrieben zu werden, schon im December zu blühen, und nun stellt man, je nachdem man die Pflanzen braucht, hell und wärmer, damit die Blumen sich lebhafter färben und zugleich aufblühen, So behandelte Sträucher bilden eine Masse goldgelber Blumen, an denen man die fehlenden Blätter nicht vermisst. Für den Bluse menstrauss sind diese Blumen um diese Jahreszeit von grösstem Werth, — Die- ser Strauch hält in Deutschland unter Bedeckung im Freien aus. Ob er aber 28 390 * so gut blüht, und ob die Blumen nicht so früh kommen, dass sie von den Früh- lingsfrösten zerstört werden können, habe ich noch nicht beobachtet. Es ist zu bemerken, dass die Zweige vor der Blü- the nicht geschnitten werden dürfen. Stecklinge von jungem Hoize wachsen zu jeder Jahreszeit, am besten jedoch im Winter von den nach der Blüthe ve- triebenen Zweigen. Auch Jasminum fruticans ist, gut eul- tivirt, ein reizender Strauch, dessen immergrüne glänzende Blätter auch in Deutschland unter guter Bedeckung sich erhalten. Es findet sich jetzt höchst selten in den Gärten, weil er, wie so manche andere hübsche Pflanze dem Neuen hat weichen müssen, und wird, wo er in einer alten Gärtnerei noch vor- kommt, gewöhnlich so vernachlässigt, dass sein Ansehen nicht zur Cultur ver- lockt und ihm Freunde erwerben kann. Dagegen wird diesem Jasminum in al- len Ländern, wo er unbedeckt im Freien aushält, grosse Bevorzung zu Theil, in- | dem man davon Hecken zieht , wozu er ausgezeichnet ist, und ganze Gebüsche Gartenflora Deutschlands, Russlands and der Schweiz. davon anpflanzt. Im Topf eultivirt, wird man selten schöne Pflanzen ziehen, ver- fährt man aber wie bei J. nudiflorum angegeben, wobei aber weder magere Erde, noch so ganz sonniger Standort nöthig und etwas lehmiger Boden wün- schenswerth ist, so erzieht man präch- tige Büsche, welche im August reich soldgelben Blumen geschmückt sind, die var schön auf der dunklen Belau- bung contrastiren. Im Herbst hebt man die Büsche mit Ballen aus, pflanzt sie in grosse Gefässe oder auch nur in den Keller oder hinter die Stellage eines Kalthauses. Während des Winters lie- fern die Zweigspitzen, ohne Nachtheil für die künftige Blüthe, eine Menge von zierlichem Grün zum Abschneiden zu Kränzen und kleinen Sträussen. Wo man diese Mühe scheut und kein Grün mit zum Abschneiden braucht, kann man die Sträucher im Freien lassen, wo man sie im nördlichen und mittleren Deutsch- land umlegt und bedeckt, während sie vielen Orten Süddeutschlands unbe- (J.) an | } | deckt bleiben. | 6) Neue und interensante Pflanzen des Kais Bot, Gartens in St, Pestersburg. l) Trymalium Billardieri Fenzl. «. to- mentosum Walp. in Ann. IL, page. 271. Rhamneae. — Ein niedlicher Strauch von der Tracht einer Pomaderris, die sich unsern Gärten unter dem Namen Trymalium fragrans verbreitet hat und in Lehmann Pl. Preiss. als Trym. expansum Steud. in und Tr. floribundum Steud. aufgeführt ist. Die Bildung des Fruchtbodens un- terscheidet Trymalium vornehmlich von Pomaderrjs, indem derselbe einen buch- tigen drüsigen Ring trägt. der den halb unterständigen Fruchtknoten umgibt, in dessen Bnehten die 5 kleinen Blumen- blätter und Staubfäden von aussen ein- gefügt sind. Bildet einen 2 — 5 Fuss hohen Strauch mit dünnen, anfangs kurz- später kahlen, rothbraunen Aesten. Blätter ungefähr 1 Zoll lang, zerstreut, kurz gestielt, länglich oder länglich-oval, spitzlich, ganzrandig, ober- haarigen , I. Origimalabhandlungen. halb dunkelgrün glänzend und undeut- lich behaart oder schärflich , unterhalb dünn weissflzig.. Die kleinen weissen Blumen stehen in spitzen- und achsel- ständigen Trauben auf der Spitze der Aeste in eine Rispe zusammengedrängt. Die 5 Lappen des Kelchs weiss und blumenkronenartig zurückgekrümmt ab- stehend. Blüht im April und Mai in reicher Fülle. Die Blumen besitzen einen angenehmen Geruch. Stammt aus Neuholland und erhält einen lichten Stand im niedrigen Kalthause. Cultur in einer Mischung aus Lehm und Heideerde. Vermehrung durch Stecklinge ohne Bodenwärme un- ter Glocken. — 2) Ichododendron Dahlhousiae Hook. fil. :Von dieser ausgezeichneten Alpen- rose des Sikkim - Himalaya blühte im letzten Mai ein Exemplar mit 4 Blu- mendolden im hiesigen Botanischen Gar- ten. Der Referent gesteht, dass so schön diese Pilanze ist, ihm das R. Jenkinsi von dem wir im Januarheft 18360 die Abbildung gaben, dennoch vorzüglicher erscheint. Der Wuchs von R. Dahlhousiae ist nämlich sehr lose und sparrig, so dass es fast unmöglich ‚erscheint, von dieser Pflanze eigentlich schöne Exemplare zu erziehen, Ferner hatten zwar die einzelnen Blumen 4 Zoll im Durchmesser, sie haben aber eine ledergelbe Färbung (nicht die schön weiss und gelbe Färbung der Tafeln 4718 im Bot. Mag. und 468 in 391 Flore des serres), stehen gemeiniglich nur zu 1 — 2 zusammen, und entbeh- ren jedes Geruches, der bei R. Jenkin- sii so köstlich ist. Das blühende Exem- plar stand in faseriger Heideerde, und ward bei 3—4° R. im Kalthause durch- wintert. 3) Kernera Boissieri Reut.; Cruci- ferae. Eine mit Kernera saxatilis nah verwandte, aber schönere Art, Die K. saxatilis wächst in den Spalten der Fel- sen der Alpen der Schweiz und Tyrols. Die Trauben kleiner weisser Blumen auf dem gracilen verästelten Schaft erschei- nen den ganzen Sommer hindurch , und so hat sich diese Art auch in unsere Gärten den Weg gebahnt , wo man sie als niedliche Pflanze für Steinparthien eultivirt. Schöner, d. h. grossblumiger, im übrigen aber ähnlich, ist die K. Bois- sieri Reut., die von Boissier in den Spalten der Felsen der Gebirge Spaniens entdeckt und als K, saxatilis vertheilt ward. Dürfte den Winter wahrschein- lich ebenfalls im freien Lande aushal- ten. Für das Petersburger Klima feh- len uns die Beobachtungen noch, indem die Exemplare, welche zur Blüthe ka- men, im Topfe erzogen und im Kalt- hause durchwintert wurden, Eine äus- serst niedliche empfehlenswerthe Pflanze, die durch den unermüdlichen eifrigen Forscher, Herrn Ed. Boissier, nach wel- chem die Art genannt ist, in Cultur ge- bracht ward. (E. R.) 28 * 392 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Sara l, Neue LZierpflanzen. a) Abgebildet im Botanical Maga- zine. 1) Yucca canaliculata Hook.; Liliaceae. — Eine wie es scheint noch nicht beschriebene Art, von wahrscheinlich Mexikanischem Ursprunge, die zur Seclion „foliis margine integerrimis‘ gehört und der Yucca glcriosa L. zunächst steh. Von letzterer weicht indessen merklich ab in Form und Farbe der Blumen, mehr jedoch durch die besonders geraden, starren, stark concav - rinnenförmigen Blätter. Kaum irgend eine der übrigen Species hat so vollblühende Blüthenrispen. Die Pflanze ist von betlrächtlichem Alter und hat höchst wahrscheinlich ihren gewöhnlichen Umfang erreicht. Stamm aufrecht, 18 Zoll hoch, 3—4 Zoll im Durchmesser, nicht verästelt, querüber mit den Narben der abgefallenen Blätter ge- zeichnet. Blätter fast 2 Fuss lang, nach allen Seiten hin ausgebreitet, zahlreich, dicht ziegel- dachförmig am Grunde, lanzeitllich, derb und hart, lederarlig, schwach graugrün, am Grunde zusammengezogen, dann verbreitert und all- mälig in eine starre, stachelige Spitze zulau- fend, der ganzen Länge nach stark concav, beinahe halbeylindrisch, unterhalb rauh, ober- halb glatt, Ränder ganz, an den jüngeren Blät- tern mit einer etwas knorpeligen, rothbraunen Linie. Rispe endständig, mengeselzie Blüthentraube, bei der jeder Zweig dicht besetzt ist mit grossen, schwelfelfarbenen, hängenden, Blüthen. Kelch- blätter meist breit -oval, kaum zugespitzt, am Grunde zusammengezo- gen. (Taf. 5201.) 2) - Catasetum Lindl.; Orchi- deae. — Diese eigenthümliche Species ward bereits vor mehr denn zwanzig Jahren durch sie eine grosse zusam- kugelförmigen zusammenneigend, atratum Loddiges von Brasilien eingeführt Sie blühte im Mai dieses Jahres in Kew. Die dicken Scheinknollen sind beinahe 5 Zoll lang, länglich, knotig, theilweise mit weissen, geriefelten häutigen Scheiden versehen. Blät- ter endständig, 3, breillänglich, nach unten schmäler werdend, fast hautartig, geriefelt, oberhalb dunkelgrün, an der untern Seite blasser und mit 3 hervorragenden Rippen versehen. Blüthenschaft am Grunde aus ei- ner jungen Scheinknolle entspringend, mit Bracteen verseben, überhängend, wie auch die aus zahlreichen grossen Blumen bestehende Blüthentraube, deren Grundfarbe ein schmutzi- ges Grün ist. Sepalen und Petalen gleich, ausgebreilet, oval, zugespilzt, concav, quer- über mit zahlreichen , länglichen dunkelbrau- nen Flecken, die oft zusammenfliessen, ge- schwärzt, nach aussen sind diese Flecken matt und trübe. Lippe beinahe so lang als die Sepalen und Petalen, fleischig, oval, ka- putzenförmig, doch ist die liefe Höhlung auf die Milte der Lippe beschränkt; der Rand ist nicht nur offen sondern ausgebreitet und eiwas zurückgeschlagen,, schön gefranzt mit braunen Borsten und mit wenigen braunen Flecken ge- zeichnet; Spitze blassgelbgrün, fleckenlos und stark zurückgebogen. Säule halbstielrund, zu- gespitzl, blass gelbgrün. (Taj. 5202.) 3) Beschorneria yuecoides Hort. ; Amaryl- lideae. — Eine sehr auffallende Pflanze, aus- gezeichnet durch den langen, schwachen, co- rallenartigen Schalt und Rispe, mit den gra- cil überhängenden Aesten von derselben Farbe, welche Blüthentrauben von langen, hängenden , grünen Blumen tragen, in Form denen einer langblüthigen Fuchsia nicht un- ähnlich, jedoch von dunkel gelbgrüner Farbe, rolh geluscht. Eine höchst decorative Pflanze, deren Blüthezeit lange andauert. Sie verlangt einen Platz im Kalthause und stammt aus Mexico. — Blätter wurzelstländig (durch das Abfallen der älteren scheint sich nach und nach ein unvollkommener, dicker, kurzer Stamm zu bilden), 1 — 1'/, Fuss lang, fast lederartig, graugrün, lanzettlich, unterhalb der Mitte schmäler, am Grunde verbreitert, die Spitze stechend und schmal zugespitzt, unlen und am Rande rauh. Schaft 3 — 4 Fuss lang, die obere Hälfte eine Rispe bildend, von, gleichsam durch das Gewicht der Blu- men, leicht hängenden, lebhaft corallenroihen I. Aesten. Die dunkel rosenrothen Bracteen häutig, lanzettiich , zugespitzl. Blumen hän- gend, fast 3 Zoll lang, das Ovarium, welches eylindrisch und schmäler als die Blüthendecke ist, eingeschlossen. Kelchblätter lineal-läng- lich, dunkelgrün, mit gelbem Anflug, gerade, sich nähernd , so dass sie eine Röhre zu bil- den scheinen. Staubgefässe kaum hervortre- tend. Staubfäden pfriemlich. Staubbeutel |i- neal. Griffel fadenförmig, verbreitert und dreifach gefurcht am Grunde. (Taf. 5203.) 4) Psammisia penduliflora Kl. (Thibaudia penduliflora DC.); Ericaceae. — Die meisten der Südamerikanischen Vaceinieen,, welche sonst zur Gattung Thibaudia gehörten, sind durch Dr. Klotzsch zu einer eigenen Gat- tung, Psammisia, erhoben worden, und zählt derselbe nicht weniger als 17 Arten auf, die sämmtlich ausserordentlich zierlich und der Cultur im temperirten Hause werth sind. Der Kew-Garlen verdankt die hier erwähnte Spe- cies dem Herrn Linden, welcher sie aus den Bergen in Caracas erhielt. Ein immergrüner Strauch , Zweige sliel- rund, grün mit rothem Anflug. Blätter ohngefähr 4 Zoll lang, glänzend grün, kurz gestielt, elliptisch, ganz, scharf zugespitzt, bei- nahe zweizeilig, die Basis stumpf, 3 — 5ner- vig, dunkel glänzend grün, die älteren braun angelaufen. Blüthentrauben einzeln, achsel- ständig, vielblumig, einseitswendig und hän- gend. Blüthenstiele dick, kolbig, roth wer- Neue Zierpflanzen. 393 dend, mit 2 kleinen Bracteen. Kelch mit seiner Basis bei dem Blüthenstiele gegliedert, rauh; Röhre kugelförmig; Saum aus 5 breit zugespitzten Segmenten bestehend. Blumen- krone gross, reich scharlach , krugförmig, plötzlich in eine grünliche, 5lappige Spitze zusammengezogen. 10 eingeschlossene Staub- gelässe. Fruchknoten mit der Kelchröhre verei- Narbe stumpf. (Taf. 5204.) 5) Crinum giganteum Andr. (C. petiola- tum Herb., Amaryllis gigantea Ait., A. ornata, ß. Gawl., A. candida Traut., A. lalifolia Lam.); Amaryllideae. — Ein prachtvolles, grossblu- miges Crinum in der Sierra Leone und wahr- scheinlich auch in andern Theilen des tropi- schen Westafrika einheimisch. — Zwiebeln sehr gross, eine wöllig ausgewachsene erreicht die Grösse eines Kindskopfes. Blätter 2, 3 — 4 Fuss lang, 4 Zoll breit. Schaft 2 — 3 Fuss lang, aufrecht. Scheide ?klappig, zungen- förmig. Dolde aus 5 — 13 sitzenden Blumen bestehend. Kelchröhre 8 -— 9 Zoll lang, stiel- rund, grün. Blumen 6 — 7 Zollim Durch- messer, sich neigend. Sepalen breit, eirund- verlieft, weiss, äusserlich mit gelbgrünem An- flug. Staubfäden 4 — 5 Zoll lang, abwärts geneigt dann aufgerichtet. Staubbeutel 1 Zoll lang, dunkelpurpur. Fruchtknoten oval. Grif- fel fadenförmig, aufwärts gekrümmt. Narbe undeutlich dreilappig. nigt. (Taf. 5205,) (F. F) I. Notizen. 1) Ananaszucht. England producirt bekanntlich die schönsten und grössten Früchte von Ananas. In Royal-Garden wurden 1858 Früchte von der glatten Cayenne - Ananas er- zogen , von denen die 8 grössten Früchte, im Durchschnitt jede volle 8 Pfd. wogen. Das Verfahren besteht im Folgenden: Nach- dem kräftige junge Pflanzen vorgezogen sind) werden diese behufs der Fruchltreiberei in’s freie Beet ausgepflanzt:. Man benuizi zu die- sem Zwecke niedrige Häuser, deren Tiefe un- gefähr 12 Fuss beträgt, mit 3 Fuss hoher Vor- der - und 7 Fuss hoher Hinterwand. Die Er- wärmung geschieht durch Röhren einer Was- serheizung, welche an der Vorderwand hinlau- fen. Ein 6 Fuss tiefer Kasten nimmt den ganzen Mittelraum des Hauses ein. Dieser wird lediglich durch Laub von Eichen und Buchen erwärmt, welches, nachdem es nach dem Sammeln noch kurze Zeit auf Hau- 394 ten gelegen hat, fest in. das Beet eingetreten wird. Ein solches Beet, wenn es genügend fest eingetreien wird, erhält 20 Monate eine gelinde Bodentemperatur, wie sie zur Frucht- treiberei der Ananas am zuträglichsten ist. So- bald das Beet erwärmt ist, wird eine gute lehmige Rasenerde, die aus verfaulten Rasen- stücken entstanden ist, in der Enifernung von 2!/3 Fuss und zwar 1 Fuss hoch in Beet- oder Rückenform über das Laubbeet gebracht und auf dem Rücken derselben die jungen Pflan- zen eingesetzt. Diese letzteren sind zuvor in ähn- lichen Beeten erzogen worden und werden be- hufs des Verpflanzens auf das Fruchibeet vor- sichlig mit Ballen mit einer Mistgabel ausge- stochen, und darauf deren Wurzeln beim Pflan- zen gut ausgebreitet, einige Zoll hoch mit Erde bedeckt und darauf gelinde angedrückt und angegossen. Die Wurzeln der so behan- delten Pflanzen wachsen den Rändern der Beele nach hinab bis in's Laubbeet, wo sie in das inzwischen verfaulende Laub eindringen, das ihnen zweckmässige und reichliche Nah- rung bielet. Der Berichterstatter versichert, dass die Ananas auf solchen Laubbeeten viel kräftiger wachsen und grössere Früchte bil- den, wie dies bei der Cultur in Töpfen oder beim Auspflanzen auf Beete geschieht, die durch Wasserheilzung, Lohe oder Mist erwärmt sind. (lilustrirte Gartenzeilung,) 2) Kann durch die Rinde den Zweigen Feuchtigkeit zugeführt werden? Herr von Flolow hat in dieser Beziehung eine Reihe von Versuchen ange- stellt, aus denen klar hervorgeht, dass wenn die Einsaugung an der Schniltfläche oder an- dern Wunden des Stecklings gehindert wird, die Aufsaugung durch deren Rinde gar nicht oder nur in sehr geringem Grade stattfindet. (Monatsschrift f. Pomologie.) 3) Lockerung des Bodens bei trocknem Wetter. Oft findet man noch die falsche Ansicht verbreitet, bei trocknem Welter dürfe der Boden von Gemüsebeeten, Baumschulen u. s. f. nicht gelockert werden, indem hierdurch das Austrocknen des Bodens noch mehr befördert werde. Es ist dies aber eine irrige Ansicht, indem gegentheils nach dem übereinstimmenden Resultat, der in die- ‚ist. BEE EEE EEE NEE Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ser Beziehung gemachten Beobachtungen, ge- rade gelockerter Boden gegen die Einwirkung anhaltender Trockenheit weniger empfindlich Herr Schamal und Lucas besprechen die- sen Punkt, der ein hohes Interesse für den Gartenbau hat, in der Monatsschrift für Pomo- logie. Herr Lucas sagt wörtlich in dieser Be- ziehung: der bei trocknem heissem Wetter geleckerle Boden bleibt in der Tiefe feuchter und kühler als der geschlossene, weil 1) die zwischen den gelockerten Bodentheilen befind- liche Luft als schlechter Wärmeleiler, ein tie- fes Eindringen der äusseren Wärme verhin- dert und 2) der gelockerte Boden weit mehr atmosphärische Feuchtigkeit (Thau) aufzuneh- men im Stande ist, als geschlossener. — 4) Claytonia als Spinat. Die Clay- tonien sind schon vor mehreren Jahrzehnten als Gemüsepflanzen empfohlen werden, deren Blältereinzartes, dem Spinat ähnlich schmecken- des Gemüse geben. Herr Joigneaux empfiehlt sie jetzt von Neuem im Journal d’horliculture In sandigem leich- tem Boden säet sich die Pflanze selbst aus, wenn man einzelne Pflanzen zum Samentra- gen kommen lässt. — 5) über das Einsau- gungsvermögen von Rinde und Blät- Decemberheft der Monatsschrift Pomologie veröffentlicht Superintendent Oberdieck eine Reihe von Versuchen, welche nach ihm den Beweis liefern , dass die Pflan- zen mit der Rinde kein Wasser, wohl aber solehes mit den Blättern aufnehmen, sofern diese in Wasser gelegt werden. Es wider- spricht dieses den genauen Versuchen Un- gers. Da aber Oberdieck keine Wägungen der zum Experimente benutzten Zweige vor und während des Versuches vornahm, so ist damit noch kein Gegenbeweis gegen Jie An- sicht geleistet, dass die Blätter mit dem Blatte kein Wasser aufnehmen können Unger halte bekanntlich bei bestländiger Abnahme des Ge- wichtes die gleiche Erscheinung wie Ober- dieck beobachtet, nämlich das wieder Frisch- werden der verwelkten Blätter, wenn diese mit gut verklebten Schnittwunden in’s Wasser gelegt wurden. Solche Versuche haben nur als gutes Sommergemüse. Versuche tern. Im für I. Neue Zierpflanzen. dann einen entscheidenden Werth, wenn die Aufnahme von Wasser auch durch Zunahme von Gewicht nachgewiesen wird. (E. R.) 6) Copulation dicker Stämme auf nur leieht angeschnittene Rinde. Oberdieck theilt mil, dass ihm Veredlungen überraschend sicher und kräflig gewachsen seien, die er bei dicken geköplten Stämmen, anstatt in dem Spalt oder die Rinde, nur an die wund geschnitlene Rinde angelegt habe. Einige dieser Stämme hielten bis 2 Zoll im Durchmesser, so dass das Edelreis nur noch auf wundgeschnitiene Rinde am Rande auf- sass und dennoch wuchsen diese Reiser schnell an und kräftig weiter. (Monatsschrift für Pomologie 1860, p. 77.) 17) Das Venetianische Terpentin und dessen Gewinnung. Hugo Mohl hat in der Botanischen Zeitung das Resultat seiner einlässlichen Untersuchung in dieser Beziehung bekannt gemacht. Dasselbe wird aus der Lärche (Larix europaea) vorzugsweise im südlichen Tyrol gewonnen. Zur Gewin- nung desselben werden zollbreite Bohrlöcher bis in das Herz des Stammes gemacht und diese vorn mit einem Pfropfen geschlos- sen, In diesen Löchern sammelt sich das Ter- pentm , welches dann jährlich mit einem be- sondern Instrument herausgenommen und dann das Loch wieder geschlossen wird. Diese Art der Gewinnung schadet des Bäumen am we- nigslen, In reichlicherer Menge gewinnt man das- wenn die Bobrlöcher offen bleiben mittelst eingesteckter Rin- selbe, und das Terpentiu nen in unlergestellle Gefässe geleitel wird. Diese Art der Gewinnung schwächt aber den Baum, so dass er bald zu Grunde geht und nur noch zum Brennen taugliches Holz liefert. Eine anatomische Untersuchung, Mohl in Bezug auf das Verhalten der Harz- zänge bei den ('oniferen angestellt, zeigt, dass bei der Lärche vorzüglich nur die eigentlichen Holzschichten Harz absondern und daher das Anbohren behufs der Harzgewinnung das ra- tionellste Verfahren ist. — Bei den Pinus- Arten mit langen Nadeln, welche 395 wie Pinus sylvestris, sind es die Splintschich- ten, welche vorzugsweise Harz absondern, Hier werden daher einige Zoll tiefe Querein- schnitte behufs der Harzgewinnung gemacht. Bei den ächten Abies-Arlen, d, h. bei den kurznadeligen Tannen (P. Abies, Picea, balsa- mifera, Pichta) liefern die Rindenschichten das Harz Man warlet daher bei diesen die Zeit ab. bis sie Harzbeulen unter der Rinde gebildet haben und zapft diese an, oder man nimmt, wie bei der gemeinen Fichte (P. Abies) der Rinde behufs der Harzge- winnung ab. — (Bot. Zeitg.) 8) China -Pflanzungen in Ost- indien. Das Beispiel der Holländischen Re- gierung, welche Anpflanzungen von Chinabäu- men in Holland begonnen ‚hat auch England veranlasst „„ seit einem Jahre die Anpflanzung derselben in den Gebirgen Oslindiens zu ver- Herr Merkham und Herr Spruce waren mit diesem Auftrag betraut und mit den nöthigen Credilen und Vollmachten ver- sehen worden. 9) Die Treiberei weisser Syrin- gen in Paris, Weisse Syringen in grösster Ueppigkeit der Entwickelung mit grossen Bou- queis von Blumen gehören während des Win- ters zu den gesuchlesten Blumen zu Bouquets in Paris. Zu dieser Treiberei eignet sich nun aber die gewöhnliche weisse Abart der Sy- ringa vulgaris nicht, sondern man benulzt dort jetzt zu diesem Zwecke zwei Abarten mit gelärbien Blumen, nämlich Lilas de Marly und Lilas Charles X, deren Blumen in Folge der eigenthümlichen Cultur vollständig weiss gebleicht werden. Am vollkommensten ist diese Cullur beim Herrn Laurent faine, welcher im Laufe des Winters, in jede Sitzung der Gartenbau-Ge- sellschaft ein Bouquet der schönsten weissen Syringe und geiriebener Rosen einsendete. Das Verlahren, weiches derselbe bei dieser Qullur befolgt, ist das folgende: Er »flaozt die Treiberei bestimmten Syringen in den freien Grund eines gegen Norden liegenden Gewächshauses und senkt Wurzeln fast 3 Fuss unter die Erde Längsstreilen suchen. zur deren ein. Während der Zeit, dass die Pflanzen die: Blumen zu treiben beginnen, erhalten sie ein 396 gedämpftes Licht und eine Wärme von 26 — 29° R. Unter diesen Verhältnissen bildet sich das Blattgrün noch vollkommen aus, der Farbstoff entwickelt sich aber nicht in den Blumen. Sobald nun die Blumen soweit vor- gerückt, dasssie zum Aufgehen bereit sind, dann wird man fast beständige Dunkelheit bei glei- chen Temperaturgraden unterhalten, indem die Fenster mit Holzrahmen gedeckt werden, von denen nur einige für einige Stunden während des Tages geöffnet werden. Unter dieser Behandlung werden die Sy- ringen binnen 2 — 3 Tagen ihre Blüthen ge- öffnet haben uud die Blumen werden voll- ständig weiss sein. Nach dem Oeffnen der Blumen werden die Pflanzen, wie das überall geschieht, an einen kühlen Ort (in ein vor der Einwirkung der Sonne geschütztes Kalt- haus oder Blumenzimmer) gestellt, wo die Triebe noch etwas erstarken, ohne dass eine Färbung der Blumen erfolgt. Das Laub hat sich dagegen in voller Schönheit normal entwickelt. — Der gelehrte Secrelär der Pariser Garten- bau-Gesellschaft, dessen Thätigkeit die Pariser Gartenbau - Gesellschaft und der Gartenbau überhaupt so vieles verdankt, knüpft an diese Mittheilungen die wissenschaftliche Betrachtung der Ursachen des Ausbleichens. Er zeigt, dass in diesem Falle das geringe Licht wäh- rend der Entwickelung und der Lichtmangel während des Aufblühens die vornebmlichste Ursache ist, weshalb sich in den Blumen gar kein Farbstoff entwickelt. Dazu kommt, dass auch die Abschliessung der äussern Luft bei dieser Treiberei Einfluss ausübt. — (Journ. de la soc‘ imp. et centr. April, pag. 272.) 9) Die Rosentreiberei des Hrn. Laurent aine. An den obigen Bericht schliesst sich im gleichen Blatte ein anderer, der über die Rosentreiberei des gleichen Gärt- ners spricht. Nach dem Bericht der Commis- sion steht in dieser Beziehung der Garten des Herrn Laurent fast einzig da, Die Rosen werden alle in niedrigen Häusern, die nur von der Südseite Licht empfangen, getrieben. Die innere Tiefe derselben beträgt 15 — 18 Fuss und führen durch die lange Reihe der einen jedenfalls wichligen | Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. verschiedenen Abtheilungen nur 2 Wege hin- durch. ‚Der andere Raum des Hauses ist von Erdbeeten eingenommen, deren Oberfläche ungefähr 3 Fuss vom Glase enifernt ist. Hier werden die zur Treiberei bestimmten Pflan- zen aufgestellt oder in den freien Grund ein- gepflanzt. Letzteres geschieht namentlich mit allen den Pflanzen, deren Blumen zum Ab- schneiden in Bougneis bestimmt ist. Herr L. hat auch zahlreiche Versuche über alle diejenigen Rosen angestellt, welche sich zur Rosentreiberei am besten eigen. Als zum Treiben durchaus ungeeignet fand er z. B. R. General Jacqueminot. Dagegen wurden die folgenden Sorten als vorzüglich gut zur Ro- sentreiberei erprobt: R, de la Reine, du Roi, Souvenir de la Malmaison. Baronne Prevost, Jules Margotiin, Gloire de Dijon , Celina Du- bost, Laffay , Jacques Laffitte, The Lamarque, The Cannari, The Safrano , Triomphe de V’Ex- position, Berceau Imperial, Quatre saisons, Souvenir de Leveson Gower, Souvenir de la Reine d’Angleterre, Duchesse de Cambaceres Paeonia, Mousseuse comte de Murinais, Mous- seuse Salelte. Die Commission anerkennt die in jeder Beziehung ausgezeichnete Cultur des Herrn Laurent, der es bereits soweit gebracht habe, auf jeden zum Vorans zu besiimmenden Tage die herrlichsten und tadellosesten Rosen zu produciren und dabei der Ansicht sei, dass | man bei seiner Culturmethode die gleichen Erfolge werde in Petersburg erzielen können. (Journ. de la soc. centr. April 1860, pag. 280.) 10) Anzucht von Zwetschgenbäu- men. Die Zweischge ist eine unserer köst- lichsten Früchte. Wenn in vielen Gegenden, wo dieselbe in grösster Ausdehnung gezogen wird, die Cultur derselben jetzt zurückgeht, dann ist daran theils das Alter und mangel- hafte Pflege der Bäume, theils das Ersetzen der ausgegangenen Bäume durch Nachpflan- zen von schlechten krüppeligen, von selbst aus den Wurzeln aufgeschossenen Wildlingen die Schuld. In der Monatsschrift für Pomologie bespricht Schamal die Anzucht der Zweischge aus Aus- läufern, durch Samen und Veredlung und em- pfhieblt die Anzucht derselben aus Kernen gu- IN. Notizen. ter Zwetschgensorten ohne Veredlung. Herr Oberdieck und Lucas wenden dagegen ein, dass die Zwetschgensteine auch bei Aussaat unmittelbar nach dem Auskersen im Herbste, dennoch selten keimen, indem sich im In- nern derselben selten ein Kern finde. Herr Lucas schlägt daher die ebenfalls vom Hrn. Schamal in zweiter Linie bevorwor- tete Anzucht in der Baumschule aus Ausläu- fern und Veredlung vor. Dabei verfährt Lucas in der folgenden Weise: } Im Spätherbst werden Wurzel-Ausläufer von Zweischgenbäumen gesammelt, jedoch ledig- lich einjährige ohne Seitentriebe. Die gut be- wurzclten kommen auf dieBeete in die Baum- schule, die schlechter bewurzelten werden erst noch auf gut rijolten Beeien ziemlich nahe bei einander verpflanzt, nachdem solche ei- nige Stunden lang vorm Einsetzen in Schlamm- wasser gestanden haben. Um gutes Anwach- sen zu erzielen, muss ausserdem gut einge- schlemmt und beim Pflanzen um jedes Bäum- chen etwas Composterde geihan werden. Die eng gepflanzten werden dann im folgenden Jahre auf Beete in die Baumschule versetzt. Im Sommer 1'% Jahr nach dem Versetzen in | die Baumschule haben derartig behandelte Zweischgenwildlinge ebenso schöne Wurzeln, wie kräftige Triebe gebildet und sind zum | Veredeln mittelst Oculirens geeignet, wel- ches 1 — 4 Fuss (je nach dem Wildstamme) über dem Boden geschieht. Was nicht wächst, wird im folgenden Frühling durch Anplatien, Sattelschäften oder Pfropfen mittelst Geisfuss veredelt. Auf die Auswahl der Reiser kommt nicht nur in Bezug auf die Sorte, sondern auch in Hinsicht auf das Anwachsen sehr viel an. Herr Lucas nimmt kräftige Reiser einer guten, ei- nige Tage vor andern Sorten reifenden Zweisch- ge. Die Reiser von älteren Bäumen gehen aber, auch wenn nur die krälligsten Schosse ge- wählt wurden, nicht gut an, nimmt man aber die Reiser von in der Baumschule veredelten jungen Bäumchen , so erhält man von diesen kräftige Ruthen zum Oculiren und Pfropfen, welche leicht wachsen und vortrefflich trei- ben. — Wenn man die Ausläufer selbst von einer gulen Zweischge abnahm, so kann auch das 397 Veredeln, nicht aber die regelrechte Anzucht in der Baumschule zum kräftigen jungen Baum- ganz unterbleiben. Zur Anzucht von Wildlingen aus Kernen für Zwetschen und andere Pflaumen-Arten, säet man im Herbst die Kerne von Mirabellen, Mi- rabolanen, Spitzpflaumen etc. gleich nach der Reife. Die Kerne werden nach dem Aussäen gut miltelst eines Breites eingedrückt, dann mit etwas lockerer Mistbeeterde gedeckt , über weiche noch eine dünne Lage kurzen Dunges gebreitet wird, Auf diese Weise werden sie nicht nur gut aufgehen, sondern sie werden auch nach dem Aufgehen so kräftig, dass sie als einjährige Sämlinge schon in die Baum- schule versetzt werden können und meist schon im August darauf zum Oculiren taug- lich sind. — 41) Instrument zum Schneiden der Spargelstengel. Der Pariser Gar- tenbaugesellschaft ward ein neues Insirument zum Schneiden der Spargel vorgelegt. Die- selbe hat dasselbe, namentlich bei Culturen 398 im grösseren Massstabe als praktisch aner- kannt. Dasselbe hat nach vorn die Gestalt ei- nes Hohlmeisels. Die beistehende Figur stellt dasselbe dar, in 1/, der natürlichen Grösse. (Journ. de la soc. centr. April 1860, pag: 286.) 9) Das Verhalten der Europäi- schen Kemüse in Guiana. Ueber die- ses gibt Dr. Sagot im Februarheft des Jour- nal de la Soc. centrale zu Paris einen ebenso einlässlichen als interessanten Bericht. In Paris sagt derselbe, ist die mittlere Tem- peratur des Juli ungefähr 20° O., während die mittlere jährliche Temperatur im Französischen Guiana 270 C. beträgt. Diese Zahlen spre- chen schon [ürsich, es kommt aber noch aus- serdem hinzu, dass die Luft jenes Landes stets mit Feuchtigkeit im hohen Grade geschwän- gerl ist. Diese Verhältnisse bedingen es, dass keine Gemüseart, welche im mittleren Europa gut gedeiht, in Guiana zu einer ähnlichen natürli- chen Entwicklung gelangt überhaupt dort nicht gedeihen, und viele Arten Alle verlan- Behandlung, nahrhafteres Erdreich und gen dort eine viel sorgsamere ein viel reicheres fleissigeres Begiessen bei Trockenheit, wie dies in Europa der Fall ist. bleibt die Bewurzelung nur schwach und diese wenigen Dennoch Wurzeln sterben unterm Einfluss helliger Re- gen leicht ab, die Stengel schiessen so schwach auf, dass sie sich kaum selbst halten können, die Blätter werden klein und bleich und ster- ben überhaupt schnell ab, Regentage ein heiterer heller Sonnentag folgt. Die Köpfe des Kopikohls und locker und die meisten unserer zweijähri- wenn auf einige werden nur klein gen Gemüse ko:oeu niemals zur Blülhe, an- dere zeigen nur sparsame und unvollkommene Blüthe ung reifen keine Sımen. Die Bohne und Melone erreichen ihre Aei- fezeit viel schneller als in Europa, geben aber schwache und ungewisse Ernte. Im Allgemeinen ist die iroekne Jahreszeit noch günstiger zur Cultur als die nasse, na- töürlich unter der Voraussetzung, dass fleissig begossen wird. Man sieht hieraus, dass unsere Gemüse in Guiana ganz ähnliche Erscheinungen zeigen, Gartenilora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. nen Misibeeten und Gewächshäusern bei uns. Die Samen verhalten sich ganz so , wie wenn wir solche in feuchten warmen Räumen auf- bewahren, indem die Kohlsamen binnen i—?2 Menaien und die Bohnen und “Molonen binnen 6 Monaten ihre Keimkraft verlieren , während bei letzteren sich solche in Europa viele Jahre erhält. Zu den einzelnen Gemüsen übergehend, sagt Herr S. über dieselben: Kopfkohl wird ziemlich häufig angebaut. Am besten gedeiht eine grünblälterige Sorte mit länglichem Kopfe, der jedoch niemals zur Blüthe und zum Samentragen gelangt. Sobald der Kopf geschnitten, treibt der Strunk 6 — 8 Seitenlriebe, die nach ? — 3 Wochen zu Stecklingen geschnilten werden, die sich in 1 — 2 Wochen bewurzeln uud dann auf die [für sie präparirten Beetle verpflanzt werden. Nach 3 Monaten hat der Kohl dann den Kopf gebildel und so kann das gleiche Beet im Jahre 3 — 4 Ernten bringen. Blumenkohl gedeiht nicht , indem er nur Blätter trägt. Kohlrabi bringt auch nur sehr kleine Knollen, ist sehr unsicher im Ertrag und eig- net sich nicht zum Anbau. Radis gedeihen leicht bei gleicher Cultur wie in Europa. Kresse (Lepidium sativum) und Senf. (Sinapis nigra) gedeihen leicht und tragen jährlich Samen. Bohnen gedeihen, müssen aber sorg- sam im Garten erzogen werden. Die Stengel derselben sind schwächer als in Frankreich und ihr Ertrag viel geringer, dagegen reifen sie schon 2 — ?!/, Monat nach der Aussat, Stangen- und Buschbohnen verhalten sich ziemlich gleichartig in der Cultur. — Die Bohne wird dagegen durch Dolichos sesquidalis ersetzt, der hier vortreffllich ge- deiht, indem derselbe 2 — 3 Monate unaus- geseizt Hülsen liefert, die jedoch weniger de- licat als unsere Bohnen sind. Ausserdem werden noch mehrere andere Dolichos-, Pha- seolus- und Cajanus-Arten cultivirt, welche als eigentliche Gemüse für das Tropen-Clima gel- ten müssen. Die Erbse, Linse und Saubohne ge- wie bei der Cultur in zu heissen geschlosse- | deihen in Guiana nicht. Ill. Notizen, 399 10) Ueber das Verpflanzen im- | gesellschaft wurden vom Herrn (horon (rue mergrüner Bäume. In Engiand und | des Fosses du Tempie dans le passage 10) Erankreich sind in den lelzten Jahren Versu- | kleine Spiegel , das Hundert zu 10 Fr, vorge- che gemacht worden über das Verpflanzen im- | legt, die an den Fruchtbäumen und Spalieren, mergrüner Bäume während des Sommers im freien Lande. Aus diesen Versuchen geht zur Genüge hervor, dass zum Uimpflanzen dersel- ben dieMonate Juni, Juli und August die gün- stigsten sind. Als Vorsichtsmaassregeln sind anzuwenden: Vorsicht beim Ausnehmen der Wurzeln, baldiges Pflanzen nach dem Aus- nehmen, starkes Angiessen nach dem Pflanzen und ausserdem bei trocknem Welter 8 Tage laug Abends Ueberspritzen der Bäume. Coni- feren und alle andern immergrünen Bäume und Sträucher, die im Klima von Deutschland und England noch hart sind, diese Weise sicher und vortrefllich an. wachsen aui (E. R.) 10) Kleine Spiegel als Vogel sceheuchen. In der Pariser Gartenbau- an Bindfaden soweit vorn als möglich aufge- hängt, als Vogelscheuchen eine vortreffliche Wirkung haben sollen. behauplet, dass die Vögel sich bald daran ge- Von einer Seile ward wöhnten , während dies von anderer Seite verneint ward, wenn nur eine genügende Menge solcher Spiegel und namentlielı an Spalieren weit genug nach vorn aufgehängt worden sei. — In einer spälern Silzung ward festgestellt, dass diese Spiegel in der Entfer- nung von einem Meter (3 Fuss) von einander hängen müssten, wenn die gehoflte Wirkung beständig sein solle. zur Zeit der Fruchtreife angewendet werden, um alle die kleinen, nützlichen Vögel nicht Ebenso dürften sie nur beständig von Bäumen fern zu halten. A ————— — — ————— — W. Lite 1) Kleines praktisches Gärtner-Lexicon, enthaltend die in der Kunstgärtnerei vor- kommenden lateinischen und griechischen Namen, mit deren Ueberselzung in’s Deut- sche‘, nebst Angabe von Abstammung, wie der Personen, nach denen viele Pflanzen benannt sind. Von Wilhelm Obermül- ler. Frankfurt a. M. 1860, bei H. L, Brönner, Preis ?;; Rihlr. Der ausführliche Titel überhebt uns der Angabe des Inhaltes. zustande des Gärtners, ist und schwerlich je anders werden wird, ebenso bei dem der meisten Dilettanten ein Nachschlagebuch dieser Art geradezu eine Nothwendigkeit. Sa selbst wenn man die al- ten Sprachen gelernt hat, wird man sich oft nicht mit den curiosen Pflanzennamen zurecht | finden und eines derarligen Wörterbuchs be- nöthigt sein. Unter diesem Gesichtspunkte können wir Gärtnern und Pflanzenfreunden, Bei dem Bildungs- wie er nun einmal ist ratur. andere Hilfsmittel wohlfeile welche nicht schon über gebielen, nur rathen, sich dieses Büchelchen anzuschaffen, indem es mancher Verlegenheit reissen wird. sie aus Wir be- sitzen die botanische Kunstsprache in voll- kommenster und vollständigster Bearbeitung von namhaften Botanikern, aber, soviel uns bekannt ist (unsere Kenntniss derartiger Lite- ratar freilich ist sehr mangelhaft), haben wir in deutscher Sprache ein derartiges Buch noch nicht. Wenn wir nun aber auch das Buch gera- dezu empfohlen haben , nicht verschweigen. dass es noch sehr man- gelhaft, besonders unvollständig ist. Wenn man an die Masse von Pflanzennamen und botanischen Bezeichnungen, welche allein in so können wir doch den Gärten vorkommen, denkt, so erklärt es sich leicht, dass ein kleines Buch von 101 Sei- ien nur das Wenigste davon enthält. Freilich sollten Weglassungen wie z. B. Dicentra nicht vorkommen. Ohne die Richtigkeit bestreiten 400 oder bezweifeln zu wollen, sei beiläufig er- wähnt, dass der Verf. den viel besirittenen Namen Dielytra (welcher nun einmal dem je- denfalls besseren von Dicentra nicht mehr weichen wird), in Diclethra = Doppelschloss umwandelt und von dis (zwei) und Klethron (Schloss) herleite. In der That ähnelt die Blüthe einem Vorhangschloss. Es ist Schade, dass die Klopfgeister den sel. Decandolle nicht fragen können, wie eigentlich der Name rich- tig ist, damit der Streit einmal ein Ende hätte. Schliesslich sprechen wir den Wunsch aus, weichen wir einem namhaften, mit der Gärtnerei ganz vertrauten Botaniker schon vor Jahren vortrugen: es möge ein dazu befähigter Bota- niker ein derarliges Lexicon, worin nament- lich auch die richtige Aussprache betont ist, ausschliesslich für das Bedürfniss des ungelehrten Gärtners und Blu- menireundes bearbeiten und herausgeben. Es gibt wirklich kein nothwendigeres Buch. Wenn es nun aber auch vollständiger als dies kleine Gärtnerlexicon werden müsste, so dürfte es doch kein zu umfangreiches Werk werden, damit es möglichst wohlfeil und auch dem unbemillelten Gärtner zugängig werde. Bis dahin wird das angezeigte kleine Buch immerhin sehr gute Dienste thun und kann als pfohlen werden. das einzige Hilfsmittel nicht genug em- (J.) 2) Abbildungen der vorzüglichsten und hauptsächlichsten Trau- bensorten Württembergs, von Christian Single. Mit 19 Tafeln in Oelfar- bendruck und eingedruckten Holzschnitten. Stuttgart 1860, Verlag von Ebner und Seu- bert. Wenn auch das vorliegende Werk zunächst für Württemberg bestimmt ist, so würde man doch sehr irren, wenn man ihm nur localen Werth zumessen wollte. Würtiembergs Wein- bau und Weinproduction stand bis heut nicht in den vordersien Reihen in Deutschland, denn obschen bedeutende Massen Wein erzeugl worden sind, so war er doch vom Weltverkehr ausgeschlossen, durfte sich wenigstens nicht als Württemberger von Geburt ausgeben, Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Aber einsehend , dass viele Weingegenden dieses schönen, fruchtbaren Landes, wo über 80,000 Württemberger Morgen (1 Morgen = 1,2343 M. Preussisch) dem Weinbau gewid- met sind ‚, fähig sind, ein Gewächs zu erzeu- gen, welches den bessern deutschen Weinen nicht nachsteht, haben sich die intelligenteren Weinproducenien Württembergs , unterstützt von musterhaften Regierungsmaassregeln , seit einer Reihe von Jahren bemüht, die Wein- eultur und Weinbereitung zur höchsten Voll- kommenheit zu bringen, und vielleicht hat man sich in keinem andern Weinlande so viele Mühe gegeben und in kurzer Zeit so viel ge- leistet. Auch diese Schrift ist ein Theil die- Bestrebungen nach Vollkommenheit und wurde von einem praktischen Weingärtner und Weinbergsbesitzer im Auftrag der Königlichen Centralstelle für Landwirthschaft bearbeitet, Es enthält die genaueste Beschreibung von 29 in Württemberg gebauten Weinsorien,, vor- zugsweise zur Weinbereitung geeignete, aber auch Tafeltrauben mit einschliesseund. Davon sind 19 Sorten naturgetreu in Farbendruck abgebildet. Die Beschreibung ist so genau, die Angabe aller Kennzeichen und Verglei- chung mit andern Sorten so sicher, dass viel- leicht kaum ein anderes Werk eine solche Si- cherheit bietet. Ausser den Trauben ist auf zwei grossen Tafeln das Holz von 17. Sorten naturgetreu abgebildet. Die Abbildungen der Trauben wurden durch Photographie in natür- licher Grösse bewerkstelligt, weshalb sie auch so natürlich aussehen, dass sie, durch eine Pappröhre oder Papierrolle, selbst schon durch die gekrümmte Hand länger angesehen, förm- lich aus dem Papier herauswachsen und dem Auge elastisch hervortretend wie wirkliche Trauben erscheinen. Ausser der Beschreibung der Rebensorten ist für jede alles angegeben, was in Bezug aufLage, Boden. Schnitt u. s. w. dabei zu beobachlen ist, und wie sie sich zur Weinbereitung , Vermischung mit andern Sor- ten etc. verhält. Besondere Abschnlite be- sprechen die verschiedenen empfehlenswerthe- sten Erziehungsarteu, und die wichtigsten Ar- beiten des Weinbauers, die Eintheilung der Sorten nach Lage und Boden und viele an- dere wichtige Gegenstände — Wir brau- chen nach dem Vorhergehenden wohl "kaum ser IV. Literatur. zu erwähnen, dass das vorliegende Werk nicht nur Allen zu empfehlen ist, welche Weinbau im Grossen treiben, sondern auch be- sonders denjenigen, welche sich Kenntniss der ‘ Trauben verschaffen wollen. Der Preis von 3Y3 Thaler oder 5fl. 24 kr. ist für ein solches Prachtwerk ein sehr geringer zu nennen. (J.) 3) Die rationelle Samenzucht. Die Kunst, in der Landwirthschaft den besten Samen zu erzielen. Nach Joigneaux. Deutsch von 0. Salzwedel. Leipzig bei Wolfgang Gerhard 1860. Mit 57 Holz- schnitten. Obschon vorzüglich für Landwirthe be- stimmt, schlägt dieses Buch doch zu sehr in unser Fach ein, als dass wir es mit Still- schweigen übergehen sollten. Die grösseren Samenhändler haben sich auch der landwirth- schaftlichen Pflanzen bemächligt und sind die Vorarbeiter und Vorbereiter für die grosse Cultur, es werden daher ganz besonders diese von der Anweisung zum Samenbau Gebrauch machen, Was sie für sich selbst nicht brau- chen, können sie ihren Samenzüchtern mit- theilen. Das Schriftchen enthält XIII Abschnitte und Tabellen. I bis VI enthalten allgemeine Grundregeln, welche in dieser klaren, auf wis- senschaftliche Grundlage basirten Darstellung jedem Gärtner von grossem Nutzen sein wer- den. Abschnitt VII bespricht die Getreide-, VIII die Futterpflanzen mit Ausschluss der Kleearten, Knollen, Gräser, also eigentlich der Rüben und Wurzeln, IX die Knollen, X Han- delspflanzen, als Oelpflanzen, Hanf, Lein, Waid, Karden, Tabak, Krapp ete., XI um- fasst die Pflanzen der künstlichen Wiesen, vor- züglich Kleearten und Futlterkräuter, XII die Samenpflanzen immerwährender Wiesen, vor- züglich Gräser; XIII die Gemüsepflanzen. Lelz- tere sind etwas kurz weggekommen. Vonden Abbildungen sind die der Gräser recht brauch- bar, die übrigen gering. Die Tabellen enthal- ten die Dauer der Keimfähigkeit und die Menge des Saatgutes pr. Morgen. Letztere 401 scheint sehr unsicher , indem das Maass theils unbestimmt, theils falsch angegeben. So sind z. B. 80 Pfd. Raigras gewiss zu viel auf U, Morgen, ebenso 15 Pfd. Kopfsalat. (J.) 4) Die Ernährungsverhältnisse in der Pflanzenwelt. Mit Rücksicht auf die Landwirthschaft, populär darge- stellt von Carl Filly. Mit 2 Figurenta- feln. Weimar, Voigt 1860. Unter diesem Titel erhalten wir eine fast vollständige Physiologie der Pflanzen nach den neuesten Forschungen der Wissenschaft festgestellt. Wenn von der Ernährung der Pflan- zen die Rede ist, so konnte dies nur durch Darstellung ihrer sämmtlichen Lebensverrich- tungen und Bedingungen geschehen. Wir müs- sen uns begnügen, den hauptsächlichsten In- halt des Buches anzugeben, da wir uns kein entscheidendes Urtheil über die Sache selbst anmassen dürfen. Die erste Abtheilung ent- hält Allgemeines über die Ernährung der Pflan- zen, die Nahrungsstoffe, Aufnahme und Fort- bewegung derselben, Verarbeitung der Nähr- stoffe und ihre Umwandlung, endlich die Aus- scheidungen der Pflanze. Die zweite Abthei- lung geht auf das Praktische über und be- spricht nach allgemeinen Erläuterungen über Erde, Luft, Wasser, Wärme, die Bestandiheile des Ackerbodens, den Einfluss des Bodens auf die Ernährung, dieBodenverbesserung und die Düngung , endlich die Fruchifolge. Das Buch scheint mit grossem Fleiss und mit Be- nulzung eines reichen Materials ausgearbeitet zu sein, und die Resultate der neuesten For- schungen und Erfahrungen zu enthalten. Ob- schon nun der Stoff dieses Werkes in vielen Bearbeitungen selbstständig und grössern Wer- ken einverleibt bearbeilet ist, so veraltet doch, bei den schnellen Fortschritten der Neuzeit jedes Buch nur zu bald, und es dürfte daher dieses Neueste der Beachtung aller, welche sich nm wissenschaftliche Pflanzenkunde küm- mern, zu emplehlen sein, (J.) 402 V. Personalnotizen 4) Herr Academiker von Brandt ist von seiner Reise aus der Krim zurückgekehrt , wo unter seiner Leitung das serippe eines Masto- don ausgegraben wurde. N 2) Die grosse Ausstellung der Freien Oe- konomischen Gesellschaft in Petersburg ward am 28. Sept. (9. Oct.) dem Publikum eröffnet, nachdem dieselbe schon am ?27. von Sr. Ma- jestät demKaiser, Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Grossfürsten Thronfolger Nicolai - Alexandro- wilsch, dem Grosslürsten Nicolai-Nicolajewitsch und den andern Grossfürsten des Hohen Kai- serlichen Hauses besichtigt worden war. Die- selbe bietet eine Fülle von Gegenständen und ist besonders interessant durch die Masse der verschiedenartigsten für den Ackerbau be- stimmten Maschinen und Geräthe, die aus all den bedeutendsten Fabriken Europa’s und aus Nordamerika eingegangen sind, für welche Sr. Majestät die Summe von 30000 R. 8. zu Prämien zu bestimmen geruht hatte. Eine kurze Beschreibung derselben werden wir in der folgenden Nummer geben. 3) Herr Heinemann, Kunst- und Han- delsgäriner in Erfurt schreibt uns, dass die in Petersburg ganz allgemein ähnlich dem Epheu verwendete Cissus an- noch zur Zimmerdecoraliou taretica in. deutschen Gärlen gar nicht eingeführt gewesen sei. 3) Anfragen wegen Aufnahme von Abbil- dungen für die Gartenflora beantworten wir abermals dahin, dass wir gut gezeichnete Ab- bilduugen, die unter den Augen eines Ken- jederzeit gern aufneh- weder ners gemacht wurden, men. Offenbar unnatürlich oder einem Kenner noch Künstler angefertigte Ab- bildungen , bei denen man an uns die Anfor- derung stellt, umzeichnen zu lassen, müssen wir dagegen im Interesse unserer Zeit- schrift zurückweisen, indem auf diese Weise nur cin falsches Bild entstehen kann. Die Ab- bildungen der #artenflora bestreben sich die Natur zu geben und nichts an den abgebilde- ten Pflanzen zu verschönern. Gute Analysen sollten ausserdem, wo es angeht, den Abbil- dungen einen dauernden Werth geben. Da ferner alle Abbildungen schon 4 Mo- von solche Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. und Correspondenz, nate vor Ausgabe des Heftes in ırbeit genom- men werden müssen, so ist es uns ebenfalls unmöglich, Gesuchen um sofortige Aufnahme von Abbildungen zu entsprechen, wie solche zuweilen an uns gestellt werden. Für die Gartenflora bestimmte Abbildungen bitten wir direkt an uns oder an die Verlags- handlung zu addressiren, und wenn es neue, noch nicht gehörig unlersuchte Pflanzenarten sind, denselben ein gut getrockneles Exemplar mit Blumen, und wenn möglich auch mit Früchten beizulegen, da nach einer Abbildung keine Untersuchung gemacht werden kann. — 5) Ueber die grosse Herbstausstellung von Früchten und Gemüsen in Berlin ward von ver- schiedenen Seiten geklagt, dass die Programme zu solcher zu spät verlheill worden seien, näm- lich erst im Monat Mai, nachdem es bereils zu spät gewesen sei, um in Bezug auf Gemü- seculturen dem Programm dieser deutschen Ausstellung noch jene Beachtung zu. schenken, die man solchen gern geschenkt haben würde, 6) In Planitz bei Zwickau in der vor- züglichen Gärlnerei des Herrn Geilner hat in diesem Sommer ein weiblliches Exemplar des Cycas revoluta geblüht, welches merkwürdi- gerweise in einer mit Holzschnit! begleiteten Einsendung der Leipziger Illusirirten Zeitung ein blühender Baumfarren genannt ward. Zur Zeit als die seitlich an den langen schopfartig beisammenstehenden Fruchtblältern silzenden Fruchtknoten befruchtungsfähig waren, traten die Fruchtblätier horizontal auseinander. Spä- ter richteten sie sich wieder auf und schlos- sen sich zapfenartig aneinander. Da kein männliches Exemplar gleichzeitig blühte, mit- telst dessen die Befruchtung hälte vorgenom- men werden können, so werden auch bei diesem Cycas, wie dies im Petersburger Bot. Garten wiederholt stattfand, die Nüsse wach- sen, sich mit Eiweiss füllen, aber zur Zeit der Reife im nächsten Jahre keinen Keimling ent- halten und folglich auch nicht keimen. 7) Im Kgl. Botanischen Garlen zu Berlin blühte auch dieses Jahr die Victoria sehr reich- lich. Im hiesigen Garten zeigte sie erst Ende VI. Russischer Gartenbauverein. September die ersten Knospen , da sie wegen 403 ins Bassin gepflanzt werden konnte. Die Blätter Reparatur des Hauses erst Ende Juni (n. St.) | erreichten einen Durchmesser von 7 Fuss, — (E. R.) I. Angelegenbeiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. Sitzung des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg am 12. (24.) Sept. 1860. 1) Nach Veriesung und Genehmigung des Protocolls der letzten Sitzung wird vom Prä- sidenten angezeigt, Kaiserl. Hoheit der Grossfürst Michael Nicolajewitsch die Er- laubniss zu geben geruht hat, denselben als Ehrenmitglied des Vereins aufzunehmen. 2) Der Herr General von Sacharschefsky {heilt dem Verein schrifilich mit, dass auch in Zarsko& viele Coniferen in Folge des Frasses der Borkenkäfer abgestorben seien, Als Mit- tel zur Verhütung des fernern Frasses sei ihm von Seiten der Academie der Rath ertheilt worden, Fangbäume legen zu lassen und hier- zu die Zitierpappel (Populus tremula L). zu wählen. Herr Regel bemerkt darauf, dass Fangbäume allerdings das beste Vorkehrungs- dass man hierzu aber vorzugs- weise nur solche Bäume wählen dürfe, an denen die Käfer den meisten Schaden thaten, wenn das Mittel helfen solle. die in Nadelhölzern leben, gehen nie oder nur höchst sellen an Laubbäume. 3) Das correspondirende Mitglied der Ge- sellschaft, der Herr Owerin in Tiflis, hat ein Päckchen eingesendel. dass Sr, mittel seien, Borkenkäfer, mit Sämereien aus dem Caucasus die an der Schnee- grenze wachsende Myosolis suaveolens, wel- che derselbe als ein ebenso niedliches schönes Vergissmeinnicht beschreibt, ähnlich Myosotis nana der Alpen Europa’s. 4) Es werden die Bestimmungen über das Preisgericht in den Monatsversammlungen vor- gelegt und genehmigt, in der nächsten Nummer vollständig mittheilen wer- den. Herr Senator Pinsky und Herr Regel wer- den als beständige Experten für 1 Jahr ge- Darunter als welche wir m 10207072007 rer nn wählt, die dem Preisgerieht mit berathender Stimme beigegeben sind 5) Herrn Hofgärtner Erler spricht der Ver- ein nachträglich noch die kleine silberne Me- daille für die in der Augusisilzung aufgestell- ten Pflanzen zu. 6) Herr Academiker von Koeppen hat dem Vereine 3 Exemplare seiner Schrift über Weinbereilung und Weinverkauf in Russland übersendet. 7} Die Acclimatisationsgesellschaft in Mos- kau übersendet die 5. — 6. Lieferung ihrer Mittheilungen, 5) Herr Moberli hat eine grössere Quan- tität dickes Glas für Gewächshäuser aus Eng- land kommen lassen. Es wird beschlossen für denselben die zollfreie Einfuhr einer Quan- titäl zu erwirken, welche den von einzelnen Mitgliedern des Vereins eingegebenen Forde- rungen entspricht. 9) Als Mitglieder werden aufgenommen: Herr Feodor Paullowiisch Arning. Herr Nicolai Nicolajewisch Wochin. 10) An Pflanzen waren aufgestellt: Vom Herın Darzens eine Gruppe blü- hender Pflanzen , nämlich Cinerarien , Rosen, Heliotropjum & fleur double, Clerodendron fragrans, Haemanthus albifios, Viola odorata semperflorens, Erythrina erista galli, Primula praenitens etc. Vom Herrn Goritscheff, Thea Bohea und viridis in 2 grossen in voller Blülhe ste- henden Pyramiden. Vom Herrn Gratscheff. Eine Sammlung Zierkürbis,, Endivien, Weisse lange Rüben, Turnips , Salate, Schwarze Reltig und andere Gemüse in vorzüglicher Schönheit, 404 Vom Herrn P. Buck, Bleichsellerie und ein Sortiment schöner Pensees Vom Herrn Pfeffer, Daubentonia Tripe- tiana Poir, in zwei in voller Blüthe stehenden Exemplaren. Dieser schöne Halbstrauch Süd- amerika’s mit gefiederten, an eine Robinia erinnernde Bractee und achselständigen Blü- (hentrauben orangerother Schmetterlingsblu- men, gehört in blühenden Exemplarren auch in dem günstigeren Klima Deuischlands zur Seltenheit. Herr Pfeffer hatte dieselbe als einjährige Pflanze behandell. Der Samen wird jährlich von den Handelsgärinern Frank- reichs verbreitet, wo er unterm Einfluss des milden warmen Klima’s des Südens dieses Landes erzogen wird. Derselbe wurde vom Herrn Pfeffer zeitig im Warmhause ausgesäet, die jungen Pflanzen pikirt und als schon kräftige Pflanzen Ende Mai auf ein abgetrage- nes Frühbeet ausgepflanzt. Gegen den Herbst hin zeigten dieselben Blüthenknospen und wurden nun durch Misibeetfenster von oben und seitlich geschützt. So gelangten sie auch hier in Petersburg zur Blülhe und wurden ei- nige derselben ausgehoben und in Kübel ge- pflanzt, ausgestellt. Früher hatte Herr Pfeffer auch schon Pflanzen durchwintert, es war ihm aber nicht gelungen, solche im folgenden Jahre zur Blüthe zu bringen. _ Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Vom Herrn Severin eine Vase mit ei- nem reichlich blühenden Aeschynanthus splen- didus. Vom Herrn Tschissloff eine im Zim- mer cultivirte Medinilla magnifica mit 3 Blü- thenständen. Vom Herrn Agamonof einige blühende Orchideen. Zu Preisrichtern wurden ernannt die Her- ren Heddewig , Jegoroff, Illiin, Odinzoff und Schröder jun. : Es zward zuerkannt: Hrn. Pfeffer die kleine goldene Medaille. Hrn. Gratscheff die grosse silberne Med. Hrn. Darzens die kleine silberne Med. Hrn. Tschissloff die grosse silberne Me- daille. Den anderen Herren ehrende Erwäh- nung. — Am Schlusse der Sitzung machte der Prä- sident die Anwesenden darauf aufmerksam, dass am 28. Sept. (9. Oct.) die grosse Ausslel- lung der Kais. Freien Oeconomischen Gesell- schaft eröffnet werde, und dass der Gartenbau- Verein in Verbindung mit derselben die Sec- tion für Gemüse , Früchte und Blumen über- nommen habe. — Sitzung des Russischen Gartenbau - Vereins in St. Petersburg am 6. October 1860. 1) Nach Genehmigung des Protocolls zeigt derHr. Präsident an, dass vom Hrn. Baron Peter Casimirowilsch von Meyendorff dem Vereine einige neuere Gemüse -Sämereien übergeben wurden], die zur Veriheilung ausgelegt sind. 2) Vom Herrn Van Houtie eingegangene Cataloge und der vom Herrn Peter Jermolaie- witsch von Wolkenstein verfasste Catalog der in den Ausstellungen des Vereins aufgestellten Pflanzen wird zur Vertheilung aufgelegt. — 3) Das Programm zur nächsten Frühlings- Ausstellung wird beralhen und festgestellt. Im Decemberheft wird solches vellständig mit- getheilt werden. — 4) Die noch vorräthigen Sammlungen von Samen vom Ussuri von Maak sollen an die Vereine des In- und Auslandes vertiheilt wer- den. — 5) Der Präsident theilt mit, dass die vom Vereine zur Besichtigung der Gärten in und um Pelersburg ernannte Commission solche be- endet hat und dass Herr Regel in den ausser- ordentlichen Versammlungen des Vereins den Bericht im Namen derselben mitiheilen wird, Auch über die in der Ausstellung der Kaiserl. Oekonom. Gesellschaft ausgestellten Obstsorti- mente wird von demselben dem Vereine der Bericht gegeben werden. 5) Als Mitglieder werden aufgenommen: Herr Lew Jakoblewitsch Thiblen. „ Andrei Wassiliewitsch Tschissloff. „ Alexander Sebastianowilsch Kramer, „ Paul Andreewitsch Slawinsky. „ Paul Iwanowilsch Eberkoff. 6) An Pflanzen waren nur wenige einge- gangen, darunter abgeschnillene blühende Exemplare von Hedychium angustlifolium und urophyllum, sowie von Hexacentris mysorensis aus dem Botanischen Garten und einige Aepfel.— I. Originalahbhandlungen. 1) Abgebildete Pflanzen. a Puschkinia scilloides Adams. (Siehe Taf. 310.) Liliaceae. Puschkinia scilloides Adams in Nova Acta Ac. Petrop. XIV, pag. 164. Schult, Syst. VII. pag. 554. M.B. fl. taur. ]. pag. 277. Bot. Mag. tab. 2244. Lind). Coll. tab. 24. Ledb. fl. ross. IV. pag. 161. Adamsia scilloides Willd. in Mag. d.n. Fr. in Berl, II. pag. 15. Wir geben beistehend die Abbildung eines harten Zwiebelgewächses des Cau- casus, von dem in eigentlichen Garten- werken bis jetzt noch keine gute Abbil- dung gegeben ward ; denn die oben ci- tirte Abbildung im Bot. Magazine ist nach einem jämmerlichen Exemplare an- gefertigt und gibt keine Idee von dieser wirklich schönen Pflanze. Dieselbe ist mit Seilla und Ornitho- galum zunächst verwandt. Zwiebel fast kuglig, mit geschlossenen Scheiden , 2 bandförmige Blätter tragend, aus deren Herzen der Blüthenschaft aufsteigt, der ungefähr so lang als die Blätter und auf seiner Spitze die gedrängte Traube schöner hellblauer Blumen trägt, die nach dem Grunde hin eine tiefere por- All, 1860. cellanblaue Färbung tragen. Blüthen- hülle 6theilig, am Grunde glockig , mit ziemlich gleichlangen abstehenden Sauın- lappen von elliptisch - lanzettlicher Ge- stalt, mit ‘dunkler blauem Mittelner- ven. 6 Staubfäden, deren Fäden in eine nach oben 6lappige Röhre ver- wachsen sind, die dem Schlunde der Röhre der Blumenkrone aufgewachsen. Die linearen 2fächerigen Antheren sind unterhalb der Spitze der Lappen, der Röhre der Staubfäden an deren innerer Seite befestigt. Fruchtknoten 3fächerig, frei in jedem Fach viele Eier tra- gend. Griffel fädlich mit stumpfer Narbe. — Ist auch im Petersburger Klima ohne jede Deckung vollkommen hart , gedeiht in fast jedem Gartenboden und liebt ei- nen freien sonnigen Standort. Die Blu- men erscheinen kurz nachdem der Frost aus derErde gleichzeitig mit denen von Erythronium und etwas später als die von Scilla und Leucojum. Vermehrung durch Samen und Zwiebelbrut. Zum 29 406 Verpflanzen ist der Monat August die geeignetste Zeit; denn im Spätherbst befindet sich die Zwiebel schon wieder in Vegetatiovr. Die Samen werden am besten im Herbste in Töpfe ausgesäet und die Töpfe den Winter hindurch an einem frostfreien Orte aufgestellt oder in einem Fensterkasten überwintert, der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 4 im Winter ganz mit Laub überdeckt wird. Für Anssaaten von harten Sträu- chern und Stauden, die im Herbste ge- macht werden, ist ein solcher Standort die geeignetste Localität, sofern dieselbe vor Mäusen gesichert ist. (E. R.) “ b) Pelargonium Endlicherianum Fenzi. (Siehe Taf. 311.) Geraniacesae. Pelarg. Endlicherianum Fenzl nov. stirp. Syr. pag. I. 6. Fenzl. Abb. seltn. Pilanz. tab. 3. Walp. Rep. II. 820, Ein Pelargonium, welches aus den Gebirgen des Taurus stammt , wo diese Pflanze von Kotschy auf seiner ersten Reise entdeckt und Jahre 1842 von Fenzl beschrieben ward. darauf im Es ist eine perennirende Pilanze,, die allenthalben Der Wurzelstock vielköpfig. dick, aufrechte weich behaart ist. einfache Stengel austreibend, die 1 — 2 Fuss hoch und auf der Spitze «ine viel- blumige Blüthendolde tragen. Die wur- zelständigen Blätter niereuförmig, gross gekerbt, die stengelständigen sparsam, bedeutend kleiner, 3lappig, mit einem Mittellappen der grösser keilförmig, nach dem Grunde verschmälert und vorn gross gekerbt - sezähnt ist. Die Blüthendolde steht auf dem sehr langen letzten Glied des Stengels und trägt an den uns vor- liegenden Exemplaren 16 blumen (Fenzl gibt nur 3 — 8 an), welche auf gracilen 1 Zoll und darüber langen Blü- thenstielen während der Blüthe aufrecht bis stehen, aber vor und nach der Blüthe zurückgekrümmt erscheinen, Kelchblät- ter linien - lanzettlich, spitz, bis 3/, Zoll lang, anfangs gelblich-grün mit rothem Anflug, später purpur. Von den Blu- menblättern sind die 2 nach hinten ge- stellten vielmals grösser als die anderen (1 Zoll und darüber lang), verkehrt-oval, nach dem Grunde zu keilförmig ver- schmälert, an der Spitze abgestutzt oder ausgerandet, purpurrosa und mit perpur- rothen verästelten Venen gezeichnet. Die 3 vorderen Blumenblätter sind nur halb so lang als der Kelch, länglich ganzran- dig oder 2 — 3 schnittig. Staubfäden niedergebeugt - aufsteigend, kall, am Grunde verwachsen ; die fruchtbaren sind noch einmal se lang als die ste- rilen. — Im Klima von Petersburg muss diese hübsche und den Sommer hindurch dankbar blühende Pflänze, als Pflanze des Kalthauses behandelt werden. Ge- deiht in einer .gewöhnlichen Garten- oder Composterde und wird durch Thei- lung und Samen vermehrt. In den milderen Lagen Deutschlands und der I. Originalabhandlungen. Schweiz sollte diese Pflanze unter leich- tem Schutz im freien Lande aushalten, oder sie kann wenigstens als harte 407 Topfstaude im frostfreien Beete durch- wintert werden. (E. R.) c) Celastrus erispulus Rgl.*). d) Celastrus punetatus Thbrg (Siehe Taf. 312.) Celastrineae. Wir geben auf der beistehenden Ta- fel die Abtildungen zweier Schlingpflan- zen des südöstlichen Asiens aus der Gattung Celastrus, Die eine derselben ward schon von Thunberg in der Flora japonica beschrieben und neuerdings von Sieböld aus Japan in die Gärten Euro- pa’s eingeführt. Es ist das der C. punc- tatus Thbrg., einer in Japan und China heimischen Art, mit fallendem Laube, die Zweige sind dünn, winden sich an andern Pflanzen empor und sind wie die ganze Pflanze kahl, die jüngern Aest- chen sind heilgrün, kantig, an den Kan- ten mit schmalen häutigen Flügeln ver- sehen, die später verschwinden und aus- serdem mit kleinen drüsigen !’unkten be- setzt, wonach Thunberg den Namen ge- gegeben hat. Die Blätter abwechselnd, kurz gestielt, oval elliptisch, nach dem Grunde zu allmälig abgerundet verschmä- lert, vorn spitz oder schwach zugespitzt, am Rande schwach drüsig-gekerbt ge- zähnt und beiderseits lebhaft grün. Am Grunde des Blattstiels steht beiderseits ein kleines fädlich - pfriemförmiges Ne- benblättchen, das entweder einfach oder auch in 2 — 3 solche getheilt ist. Die Blüthenstände achselständig, kurz ge- stieit, gemeiniglich 3blumig, seltner 5blumig , oder noch seltner nur 1 — 2- blumig, mit den Blumen so lang alsder dritte Theil oder selbst als die Hälfte des I1/g, — 2 Zoll langen Blattes. Blu- men klein, grünlich weiss, Kelch mit 5 länglichen stumpfen Lappen. Blumen- blätter 5, länglich, stumpflich und unter der Lupe gleich den Kelchlappen sehr klein drüsig gewimpert. Staubfäden 5, kürzer als die Blumenblätter, mit fädli- chen Trägern und ovalen 2fächerigen Antheren. Der Fruchtknoten ist von einer ölappigen Scheibe umgeben, deren Lappen die Form von gelben länglichen, vorn abgestutzten Drüsen haben, zwi- schen denen die Staubfäden eingefügt sind; in Wahrheit stehen aber die Staubfäden in den Ausbuchtungen der drüsigen Scheibe. Der Fruchtknoten selbst 2—4- fächerig, von einem kurzen Griffel mit *) C. erispulus Agl. (Celastrus D. ©. Prodr. II. pag.6. * * Inermes fol. dentatis) Seandens, glaber; ramulis junioribus angulato subulatis, vix punctatis: foliis alternis, breviter petiolatis, e basi cuneata oblongo-ovatis, acutis v. leviter acuminatis, margine erispulis et glanduloso den- tieulatis, ulrinque laete viridibus; corymbulis axillaribus, subsessilibus; 1—3 floris, folio plus triplo brevioribus; floribus parvis, ex albido virescentibus ; petalis oblongis, obtusis, denticula- ls; — disco hypogyno 5-lobo. — Patria China. 29% 408 3 kleinen Narben gekrönt. — Auf Ta- fel 312 Fig. 6 findet sich ein Zweig die- ser Art abgebildet. Die andere Art, die wir auf der glei- chen Tafel unter Fig. 1 — 5 abgebil- det haben, ward vom hiesigen Botani- schen Garten. schon vor längerer Zeit aus China in die Gärten Europa’s ein- geführt. Sie ist mit der vorhergehenden Art nahe verwandt und ward von uns C. erispulus nach den am nande krau- sen Blättern genannt. Sie unterschei- det sich durch weniger stark punktirte Zweige, Blätter die nach ihrem Grunde hin keilförmig verschmälert und am Rande kraus und stärker drüsig gezähnelt sind. Die Blütkenstände sitzen fest und entbeh- ren des Stieles der bei der vorhergehen- den Art die kleinen 1 — 3blumigen Co- rymben trägt. durchaus ähn- lich, nur ist die Lappung der drüsigen Scheibe noch tiefer und der Griffel oft unregelmässig in 2—3 Griffel bis zum Fruchtknoten getheilt. Tafel 312, Fig. 1 der Zweig in natürlicher Grösse, Fig. 2 eine Blume Fig. 3 Staubfaden , wie er in der Ausbuchtung der drüsigen Scheibe befestigt ist, stär- ker vergrösserl. Fig. 4 ein Fruchtkno- ten mit monströs getheiltem Griffel, Fie. 4 b ein Fruchthnoten mit normalem Blumen ist ein blühen- vergrössert. ein Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Griffel, beide vergrössert. Fig. 5 ein Kelchlappen vergrössert, am Rande klein drüsig gewimpert. — Beide Arten weichen durch die tiefe lappige Scheibe vom Gattungscharakter von Celastrus ab und müssen vielleicht mit andern Arten zusammen, welche den gleichen Charakter besitzen, als beson- dere Gattung aufgestellt werden. Die Tracht spricht jedoch so für Celastrus, dass wir eine Trennung nach dem was vorlieet, noch nicht vornehmen woll- ten. Sie gehören im Klima von Peters- burg zu den harten Schlingpflanzen des Kalihauses,. die eine lehmige Erde lie- ben. Wie die meisten Schlingpilanzen dürften aber auch sie nur in den freien Grund gepflanzt, die ihnen eigenthümli- che üppige Entwickelung erhalten. Im Winter werfen sie das Laub, um’ im April von neuem zu treiben und im Mai zahlreiche Blumen zu entwickeln. In den milderen Lagen Deutschlands, sowie im südlichen Russland sind beide Arten unzweifelhaft, durchaus hart und über- dauern gleich andern Schlingpflanzen des gleichen Vaterlands den Winter ohne jeden Schutz. Vermehrung durch Steck- linge aus den Sommertrieben, (E. R.) 2) Die Ausstellung der Kaiserlichen Freien Oekonomischen Gesellschaft in St. Petersburg. Die Kais. Freie Oekonomische Ge- den Sibiriens und seine Arbeiten im Ge- sellschaft in St. Petersburg hatte seit 10 | biete der Naturwissenschaften der ge- Jahren keine Ausstellung der Produkte | lehrten Welt hinlänglich bekannten Mid- des Acker- und Gartenbaues Russlands | dendorff war die Veranstaltung einer mehr veranstaltet. Unter dem Präsidium | Ausstellung im Herbste 1860 beschlos- des durch seine Reisen nach dem Nor- | sen worden. In einem besondern Pro- I. Orginalabhandlungen. gramme wurden dazu nicht blos alle Produkte des Acker - und Landbaues Russlands, sondern zugleich die Haus- thiere und alle für die Landwirthschaft und den Gartenbau wichtiren Maschinen und Werkzeuge eingefordert. Von Sr. Majestät dem Kaiser ward für Maschinen und Geräthe der Art, die in Russland verfertigt und durch besondere Vorzüge sich auszeichnen, die Summe von 20,000 Rbl. S. zu Prämien bestimmt. Zum Lo- kal der Ausstellung ward der Gesellschaft von Sr. Majestät das schönste Lokal be- willigt, welches sich in Petersburg für derartige Zwecke findet, nämlich die grosse Manege des Michailowskenschen Palais, die einen gut erleuchteten Raum von ungefähr 120 Fuss innerer Breite bei ungefähr 500 Fuss Länge bietet. Neben derselben wurden eigene Gebäude von gleicher Länge für das zur Aus- stellung bestimmte Vieh aufgeführt, Schon 2 Monate vor Beginn der Aus- stellung begannen die Arbeiten und die für die verschiedenen Abtheilungen bestimm- ten Experten - Commissionen begannen schon lange vor der Ausstellung die ein- gehenden Gegenstände zu ordnen und zu sichten. So ward es möglich, dass schon am 27. September die fast unzähligen Ge- genstände aller Art, die nicht nur aus allen Theilen des Reichs, sondern auch aus England, Deutschland, Holland, Frankreich und Nordamerika eingegan- gen waren, in vollkommener Ordnung sich befanden. — Beim Eingange stieg man auf eine Terrasse hinauf, von der eine breite Treppe in das Lokal der Ausstellung herabführte. Getreide- und Grasähren sind zu mächtigen Festons und den man- nigfachsten Verzierungen sehr geschmack- voll vereinigt und decoriren die Pfeiler und Wände oder erheben sich als Pyra- 409 miden. Rechts auf der Terrasse steht eine mit Epheu und Grün verzierte Veranda, die zu einem Ruheplatz für die Kaiserliche Familie bestimmt ist. Links auf der Terrasse sind Modelle al- ler Art aufgestellt und darunter von $r. Kais, Hoheit dem Grossfürsten Nieolai- Nicolajewitsch das Modell zu einem Hühnerkof zur Züchtung der zahlreichen Hühnerarten aus Cochinchina, wie solcher in Snaminsk im Grossen ausgeführt ist. In der Mitte das Haus mit den Abtheilungen für jede einzelne Hühnergattune, Jede derselben hat ei- nen eigenen, nach aussen gehenden Ausgang in einem besonders abgeschie- denen Raum. Diese äusseren Räume sind durch Fiechtwerk von einander ge- trennt und breiten sich strahlenförmig nach ihrem Ende hin immer mehr an Breite zunehmend, um 3 Seiten des Ge- bäudes aus. — Durch diese Einrichtung ist es mög- lich gemacht, im Winter nur einen ein- zigen Raum für alle Hühner zu erwär- men, und sie jederzeit gänzlich von ein- ander geschieden , in’s Freie gehen las- sen zu können. — In der Mitte des Lokals erhebt sich ein leichtes durchsichtiges Holzgebäude im Russischen Holzbaustyl unter der Leitung des Herrn Oberst von Kasna- koff höchst geschmackvoll ausgeführt. Von beiden Seiten erhebt sich der Weg zu demselben und führt dann unter dem- selben hindurch , zugleich einen Ruhe- punkt und Uebersicht über das ganze Lokal der Ausstellung gewährend, sowie dieselbe in 2 gleichgrosse Hälften thei- lend. Die erste derselben, zwischen der Terrasse beim Eingange und dem Mittel- gebäude zerfällt wiederum in 2 Theile, in deren erstem die Produkte des Acker- baues, der Bienenzucht, des Seidenbaues, des Milchviehs, Schlachiviehs und der neuen 410 Wollthiere und in deren zweitem die Produkte des Gartenbaues, der Forst- wirthschaft und der Flora ausgestellt sind. — Die zweite untere Hälfte des ganzen Ausstellungslokals jenseits des Mittelge- bäudes ist gänzlich mit den mannichfa- chen Maschinen und Geräthen für Acker- und Gartenbau besetzt. Nachdem man auch die Maschinen- abtheilung durchschritten, tritt man rechts an der Hinterwand in die Gallerie ein, welche zu dem Gebäude führt, in dem das Vieh aufgestellt ist. — Die Tendenz unseres Blattes erlaubt uns nur einen flüchtigen Blick auf die Mannigfaltigkeit der Produkte des Acker- baues etc. zu werfen, um dann etwas einlässlicher « die den Produkten des Gartenbaues bestimmte Abtheilung zu betrachten, welche in Vereinigung mit der Gartenbaugesellschaft durchgeführt worden war. Ein breiter gerader Mittelgang durch- schneidet das erste Viertel des Ausstel- lungslokals. Rechts von demselben se- hen wir die Produkte der Bienenzucht, die verschiedenartigsten Modelle von Bienenstöcken, Wachs- und Honigwaben, Honig und Wachs aufgestellt. Nicht in besondern Gebäuden, sondern einzeln und frei werden in Russland die Bienen- stöcke aufgestellt und darauf sind auch die verschiedenen Modelle von den auf- gestellten Bienenstücken sämmtlich be- rechnet. Zum Schutze gegen den Ein- fluss der Witterung trägt jeder Stock auf seiner Spitze ein Giebeldach von Holz oder Stroh. Ausserdem sehen wir auch ein Modell eines Bienenstandes, wo um einen Mittelpunkt herum mehrere Bie- nenwohnungen zu einem ebenfalls fre; stehenden Bienenstande vereinigt sind, Wenn der Winter kommt, dann werden die einzelnen Bienenstöcke von ihrem Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Stande im Garten weggenommen und in einem kühlem frostfreiem Lokal durch- wintert. — Neben der rohen Wolle, wie man solehe nach der Schür erhält, sehen wir die aus der Wolle verfertigten Stoffe ausgestellt. Daran schliessen sich die Pelze und Lederprodukte, schon von Weitem durch den starken Juchtenge- ruch, der bekanntlich durch die Art des Gerbens der Felle bedingt wird, sich an- zeigend. Die Russischen Leder und Le- derprodukte sind als die besten allge- mein bekannt. = Daran schliessen sich die Arbeiten aus Pferdehaaren und Horn, ferner Kno- chenmehl, Leim etc. , hierauf in beson- derer Aufstellung Talg und Seife. Es folgen die Milchprodukte, nämlich grosse Käse, welche nicht bloss in der Form die Schweizerkäse nachahmen, sondern dieselben auch in Bezug auf die Güte oft erreichen. Auf den grössern Gü- tern im Innern Russlands wird nämlich die Anfertigung und Bereitung von Kä- sen, häufig von Schweizern geleitet. Butter und geräuchertes Fleisch aller Art reiht sich an. Eine besondere kleine Abtheilung ist der Russischen Seidenzucht und In- dustrie gewidmet, einem Industriezweig, der jetzt schon sehr vieles leistet und wahrscheinlich noch eine bedeutendere Zukunft vor sich hat. Da sehen wir die Coeons und die rohe Seide neben den Seidengarnen und Seidenzeugen aus- gestellt. Vor einer Maschine sitzen 3 Frauen- zimmer mit dem Abhaspeln der Cocons beschäftigt und ausserdem sind daneben die andern bei der Seiden-Industrie ver- wendeten Maschinen aufgestellt. Reich und mannigfaltig ist ferner die Aufstellung der mannigfachen Produkte der Russischen Bergwerke und edlen I. Originalabhandungen. Steine, vom grossen, über 40 Pfund wie- genden Goldklumpen, bis zum Eisen und Thon und den aus den Metallen, Thon und Porcellan gefertigten Gefässen und anderweitigen Gegenständen. Präch- tige Tische mit Platten von Malachit und Lapis lazuli, jenen schönen Steinen Sibiriens, Vasen und:iGefässe aus den gleichen und ähnlichen Steinen, zahlrei- che Arbeiten von Stahl und Eisen zum @ebrauch im Hause und beim Ackerbau, Porcellan- und Thonwaaren, bis zu dem gewöhnlichen Ziegelstein, den Drainröh- ren und Blumentöpfen. Auf der linken Seite des grossen Hauptweges da sind die Getreide- und Körnerfrüchte, in Garben und Samen und Collectionen der. zahlreichen Abar- ten, ferner die Faserstoffe von Flachs, Hanf ete. in Rohstoffen und verarbei- tet zu Garn, Bindfaden, Seilen, Tuchen, — ferner die Farbepflanzen, getrock- nete und conservirte Früchte etc. in zahlreicher Auswahl aufgestellt. Darun- ter sahen wir auch die faserigen Sten- gel und die Watte von Asciepias sy- riaca. — Wenn man das erste Viertel dieser so mannichfaltigen Ausstellung passirt hät, so tritt man ein in den von Seiten der Gartenbaugesellschaft im Verein mii der Oekonomischen Gesellschaft arran- girten Theil, der zu einem kleinen Gar- ten umgewandelt ist. Von der Terrasse des Mittelgebäudes, an welches sich der- selbe anschliesst, fallen allenthalben an- muthig gewölbte, aus Moos gebillete Rasenflächen ab und in der Mitte des Lokals ein grosser Rasenplatz, Blumen- gruppen und Gruppen von Decora- tionsptilanzen zieren dieselben, während rings herum eine Allee von Lorbeer- bäumen die Seiten abschliesst, wo die Tische für Gemüse und Obst aufgestellt sind, 411 Blumen mussten bei dieser Ausstel- lung sowohl wegen des ganz verschie- denen Zwerkes der Gesellschaft, sowie auch wegen der späten Jahreszeit in den Hintergrund treten. Sie waren daher mehr nur in decorativem Sinne ange- bracht und trugen gerade deshalb viel dazu bei, dem ganzen Ausstellungsraum ein freundlickeres Gewand zu geben. Die 3 Kaiserlichen Gärten, nämlich der Kaiserliche Garten zu Jellachim, der Kaiserliche Garten des Taurischen Palais und der Kaiserliche Botanische Garten hatten im Verein mit Herrn Nouvel, Obergärtner beim Fürsten Beloselsky, die Decoration übernommen. Herr Hofgärtner Erler hatte aus dem K. Garten zu Jellachim den Abhang vor dem Mittelgebäude gänzlich decorirt. In der Mitte des abfallenden Rasenplatzes ein Bassin mit Steinen und Pfjlanzen hübsch decorirt und in demselben die Blätter der Victoria aus dem Botanischen Garten. Später mussten dieselben einem andern Bewohner, nämlich einem schwar- zen Seehunde weichen, der nicht wenig zur Unterhaltung des Publikums bei- trug. Kleine Blumengruppen von He- liotrop, Begonien und andern Blumen Herbstes zierten den kleinen Ra- senplatz, Farren, Bambusen, Phor- mium, Maranten etc. umsäumten das Bassin und den Hintergrund der Terrasse deckten grüne Deecorationspflanzen. An dem zum Gebäude aufführenden Wege standen aber beiderseits mächtige Lor- beerbäume aus dem Garten des Herrn Alwardt und zwischen ihnen aufPfeilern schöne Exemplare der Latania borbo- nica vom Herrn Goritscheff und in der Mitte ein mächtiges Exemplar einer Sa- gopalme (Cyeas revoluta) mit 5 Fuss hohem diekem Stamme und einer mäch- tigen Wedelkrone aus dem Taurischen des 412 Garten vom Herrn Hofgärtner Jegorof eingesendet. — h Ausserdem hatte Herr Jegorof auch noch den Rasenabhang links vom Mittel- gebäude schön decorirt und in demselben unter andern eine Gruppe blühender Amaryllis aufgestellt, sowie auch grosse Palmen eingesendet, die in riesigen Va- sen zu beiden Seiten beim Eintritt in die Parthie des Gartenbauvereins aufge- stellt waren. Vom Herrn Nouvel war der Rasen- abhang rechts von dem Mittelgebäude decorirt und geschmückt worden und der Botanische Garten hatte die für die Hohe Kaiserliche Familie bestimmte Veranda links vomEingange auf der Terrasse de- eorirt. — Unter den zur Concurrenz eingegan- genen Zierpflanzen, welche grossentheils in Gruppen und einzeln auf dem gros- sen Rasenplatz in der Mitte aufgestellt waren, sind zu erwähnen: Vom Herrn Goritschefl eine Gruppe schöner Decorationspflanzen des Warm- hauses, darunter die besseren und schö- neren Dracaenen und Cordylinen vorzüglich schönen Exemplaren, eine Gruppe von 14 Arten Palmen in gros- sen Culturpflanzen, ein mächtiges Exem- plar des Pandanus furcatus und andere Pandanus-Arten, Dracaena umbraculifera in einem ausgezeichnet schönem Cultur- exemplare, 15 Fuss etc. — in hohe Araucarien Nicht minder interessant war die Ein- sendung, die Herr Ehrenbaum aus dem Garten des Grafen von Steinbock in Zarskoö-Selo gemacht hätte. Vor allem interessant darunter war ein 6 Fuss ho- hes Exemplar der Aralia spathulata, ei- ner Aralia Neuseelands, von der Tracht der Aralia cerassifolia, deren Blätter sich an der Spitze spathelförmig verbreitern. So viel wir hörten, ist diese noch sehr Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. seltene Pflanze im vergangenen Jahre in Paris für den Preis von 1500 Fr. ange- kauft worden. — Ausserdem ein Sortiment von 15 Sor- ten der schönsten Araliaceen,, umgeben von blühenden Heliotrop und Rosen, Herr Alwardt hatte ausser 36 Lor- beer - Bäumen auch noch ein biühendes Exemplar des Gynerium argenteum ein- gesendet. welches wir in Petersburg bis jetzt noch nicht in Blüthe sahen. Wenn wir dieses schöne Gras der Savannen Südamerika’s hier in Petersburg den Sommer hindurch in’s freie Land pflan- zen, um damit Rasenplätze zu decori- ren, 30 verderben gemeiniglich diese im Herbste wiederum eingepflanzten Exemplare im Winter oder werden we- nigstens unansehnlich. Wir sind daher auf die Cultur im Kübel oder grossen Topfe angewiesen und müssen die be- treffenden Exemplare mit solchen den Sommer hindurch im Freien einsenken. Ein solches Topfexemplar war es denn auch, was beim Herrn Alwardt zur Blü- the gekommen war. — Eine für die Petersburger Gärten sehr interessante Einsendung war die des Herrn Schröder junior aus dem Garten des Forstkorps. Nämlich neben blühenden Fuchsien und harten Beeren- sträuchern ein im freien Lande erzoge- nes Exemplar der Quercus rubra mit Früchten und eine vollständige Samm- lung aller im Petersburger Klima noch harten Coniferen und zwar zum Theil mit reifen Zapfen. Kleinere Blumengruppen waren vom Herrn Darzens und Schröder sen. auf- gestellt. Wir verlassen hiemit Florens Gebiet und wenden uns zu den zahlreich ver- tretenen Produkten des Obst- und Kü- chengartens. — Die zahlreichen Obstsorten des mitt- Il. Orignalabhandlungen. leren Russlands, unter denen für die Cultur im Grossen nur die Aepfel von Wichtigkeit sind, sind bis jetzt noch keiner genaueren Prüfung unterworfen worden. Die Gartenbau - Gesellschaft hatte sich nun bei Gelegenheit dieser Herbstausstellung ganz besonders auch aus dem Gesichtspunkte der Kais, Oeko- nomischen Gesellschaft angeschlossen, um durch Einforderung und Verglei- chung unserer Obstsorten für die Folge eine sichere Basis für fernere Ar- beiten im Gebiete der Pomologie zu erhalten. Zu diesem Zwecke ersuchte die Gartenbau - Gesellschaft den be- kannten deutschen Pomologen Herrn Lucas, auch aus Deutschland zu dieser Ausstellung die Einsendung einer rich- tig bestimmten Obstsammlung veranlas- sen zu wollen, um dadurch das zur Vergleichung unserer Obstsorten wich- tige Material zu erhalten. Durch die freundliche Vermittlung des Herrn Lu- cas gingen inFolge dessen auch schöne Obstsammlungen vom Hrn, Lucas selbst, vom Herrn Oberförster Schmidt und vom Herrn Oberdieck noch rechtzeitig ein, andere kamen leider zu spät zur Aus- stellung. Aus der unmittelbaren Umgebung Petersburgs wurde eingesendet eine Sammlung von 40 verschiedenen Aepfeln vom Herrn Aurich, Hofgärtner in Peter- hof, eine Sammlung von 26 Aepfeln vom Herrn Heydorn , Hofgärtner in Zarskoö- Selo, ferner aus dem Gouvernement von Petersburg und Jamburg eine Sammlung von 105 Aepfel-Sorten vom Herrn Ba- ron von Dyssenhaussen, eine Sammlung von 31 Aefel-Sorten aus dem Gouverne- ment von Nowgorod vom Herrn Wo- chin, ferner 18 Aepfel-Sorten vom Bauer Andrei Timofeeff, 35 Aepfel-Sorten vom Herrn Gagoskin aus Moskau, 17 Aepfel- Sorten vom Herrn Glikofsky aus Kasan, 413 17 Aepfelsorten vom Herrn Ragosin aus dem Wladimir’schen Gouvernement ete. — Das Studium dieser verschiedenen Sammlungen dürfte herausstellen, dass etwa 150 wirklich verschiedene Aepfel- sorten zu dieser ersten Ausstellung ein- gegangen sind, deren Namen nun dauernd festgestellt und deren zahlreiche Syno- nimen berichtigt werden können, Das wishtigste Ergebniss für die nächste Zu- kunft wird aber das sein, dass wir die besten, zum allgemeinen Anbau am mei- sten zu empfehlenden Aepfel - Sorten kennen lernen, die im Klima von Pe- tersburg noch als Hochstämme gedei- hen. — Der Referent hat bereits begonnen, alle eingegangenen Obst - Sorten syste- matisch zusammenzustellen und hofft noch im Läufe dieses Winters diese Ar- beit soweit zu beendigen , dass solche als erste Grundlage für den Obstbau Russlands mit Abbildungen publieirt wer- den kann. Die Vergieichung mit den Obstsamm- lungen , die aus dem Auslande einge- gangen, zeigte, dass die grösste Zahl unserer Obstsorten uns eigenthümliche sind, Einzelne sind aus dem Auslande hier eingeführt worden, so z.B. mehrere Borstorfer, der Eisenapfel ete., — ändere haben von hier aus ihren Weg schon in’s Ausland gefunden. Unter den letz» teren nennen wir den Belui nalive (Pos- sarts Moskauer Nalivia), den Aport (Kai- ser Alexander) etc. In dieser Beziehung müssen aber die weiteren Arbeiten und Vergleichungen erst noch fernere Resul- tate geben. Ganz eigenthümlich ist uns die Gruppe der Pipken, alles gute zum Anbau sehr zu empfehlende Aepfel, die in Gestalt und Eigenschaften den wal- zenförmigen Schlotteräpfeln angrenzen, aber wegen des gar nicht oder nur sehr schwach geöffneten Kernhauses zu den 414 Streiflingen gestellt werden müssen. Sehr zahlreich sind ferner die aus den Nalive entsprungenen Sorten, und end- lich sind es die köstlichen Glasäpfel, die gerade nur bei uns im Norden ihre volle Güte erlangen, während umgekehrt andere Sorten im Ausland einen grösse- ren Wohlgeschmack erhalten. — Ausser unserein gewöhnlichen Glas- apfel (Squasnoi) und dem Rigaer Glas- apfel ging noch eine bis jetzt ganz un- bekannte köstliche Sorte ein, ein stark kantiger, grosser, gestreifter Apfel, der zu den Schlotteräpfeln gestellt werden muss, und den wir, da unser bester und weit verbreiteter Apfel, der Aport, im Auslande den Namen Kaiser Alexander erhalten hat, Sr. Kais. Hoheit dem Gross- fürsten Tihronfolger Nicolai - Alexandro- witsch widmen wollen. Wir wenden uns von den Aepfeln zu den Gemüsen. Diese waren in aus- serordentlicher Schönheit eingegangen. Wie auf unsern Monats- Ausstellungen trug auch hier Herr Gratscheff den er- sten Preis davon, da er allein 2 mäch- tige pyramidale Stellagen mit den man- nichfachsten Gemüsen decorirt hatte. Es war dies eine vollständige Aus- wahl nicht nur der in den Gärten Peters- burgs am häufigsten eultivirten Gemüse, sondern auch der besseren hier seltneren Gemüse des Auslands. Unter den letz- teren nennen wir z. B. Cardons, Bro- coli, eine neue schwarze Rübe, die ei- nem Rettig täuschend ähnlich sieht, die neu aus China eingeführten rothen Herbstrettige, Pastinaken, Kopfsalate, Rapunzel, Endivien in den besten Sor- ten, auch die für jetzige Jahreszeit sel- tene Spargel, sowie ganze Nester schö- ner Champignons paradirten, Von grünem Wirsiug waren mäch- tige schöne Häupter aufgestellt, die 20°/, Pfund wogen und unter allen ausgestell- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ten die schwersten waren. Kleiner war der Kopikohl, der nur 181/, Pfund wog und gelber Wirsing von 173, Pfund. Von rothem Kohl hatte Hr. Gratscheff ebenfalls den schwersten mit 143], Pfd. ausgestell, Die Rettige wogen 111], Pfd. und standen denen von 2 andern Einsendern nach, gelbe Bodenkohlrabi wogen 13!/, Pfd. und waren die schwer- sten der eingegangenen, und ebenso weisse Kohlrabi mit 133/,Pfd. und blaue mit 121/, Pfd. Ausgezeichnet war endlich auch das reiche Sortiment der verschiedenartigsten Kürbisse, vom Oentner-Kürbis an bis zu den kleinsten Spielarten und von vor- züglicher Schönheit die verschiedenen Warzenkürbisse. Nächst der Einsendung des Herrn Gratscheff verdiente die von dem Feuer- commando aufgestellten Gemüse rühm- liche Erwähnung, indem in dieser ehen- falls mannichfachen Einsendung der schwerste Kopfkohl mit 22!/, Pid. und die schwersten Rettige mit 16 Pfd. sich befanden, Reiche Sortimente von Gemü- sen waren ‘ferner vom Herrn Darzens, v. Gelesnoff, der landwirthschaftlichen Schule, Savonof eingegangen. Hr. $Sie- vers lieferte ein Sortiment Kartoffeln, welches in Betreff der Güte der Sorten als das beste befunden wurde und Hr. Massenbert eine reiche Kürbissammlung. Vom Hrn. Barlow war eine riesige Frucht der Ananas Black prince von 7!/, Pfd. Gewicht ausgestellt. Interessant waren die vom Herrn Mangold ausgestellten getrockneten Grü- nen Bohnen, Saubohnen und Grünen Erb- sen, In diesem Zustande bilden diese einen Handels- und selbst Ausfuhr - Ar- tikel. Die Bohnen waren im geschnitte- nen Zustande getrocknet und vollkom- men grün, und die Kerne der Saubohnen und Erbsen in ganz jungem Zustande 1. Originalabhandlungen. und von so vorzüglicher Güte, wie man solche im Auslande kaum finden dürfte, Weintrauben waren nur wenige aus südlichern Gegenden Russlands ausge- stellt, da leider die eingesendeten auf dem Transporte grossentheils verdorben waren. Herr Rochel hatte von einer seit vielen Jahren in Petersburg durch- aus im freien Lande cultivirten Vitis Isabella, eine Ranke mit einigen halb- reifen Trauben ausgestellt, die im letz- ten warmen Sommer ohne jede weitere künstliche Nachhilfe soweit gediehen war, Ausserdem waren in der Abtheilung des Gartenbauvereins auch verschiedene reiche Sammlungen von Hölzern Russ- lands, Herbarien, eine Sammlung der wichtigsten Honigkräuter etc. ausge- stellt, sowie einzelne Maschinen und Werkzeuge aus dem Gebiete des Gar- tenbaues, Sobald man die Parthie der Garten- produkte passirt hatte, trat man in die 415 untere Hälfte des Ausstellungslokales ein, die gänzlich mit den mannigfachsten Maschinen für landwirthschaftliche Zwecke gefüllt war. Zahl und Mannigfaltigkeit derselben, von den grossen Dreschma- schinen bis zu den kleinen Futterschneid- maschinen, Pflügen und Werkzeugen aller Art war ausserordentlich. Eine nähere Betrachtung derselben gehört je- doch ebensowenig in das Bereich dieses Journals wie die Besprechung des zahl- reichen schönen Haus- und Zugviehes. Englische, Holländische, Schweizer und Russische Racen aller Art waren hier reichlich vertreten. Indem wir hiermit diesen kurzen Bericht schliessen, sprechen wir zugleich die An- sicht aus, dass diese Ausstellung in den weitesten Kreisen segnend wirken wird und bedauern es aufrichtig, dass von Middendorff aus Gesundheitsrücksich- ten das Präsidium der Gesellschaft nie- derlegen muss. — (E. R.) 3) Künstliche Färbung und Parfümirung lebender Blumen. Wenn Zeitschriften, welche nicht mit Gärtnerei und Naturwissen- schaften beschäftigen, zuweilen etwas über Pflanzen bringen, so ist es in der Regel wunderliches Zeug. So liest man auch jetzt wieder hie und da von Mit- teln, den Blumen eine wilikürliche Fär- bung und angenehme Gerüche zu er- theilen. Wir entnehmen dem „Muse des sciences‘‘ einige Nachrichten über diese Kunst, denen wir durchaus keinen Glauben schenken würden, wenn nicht dabei der gelehrte Herausgeber der Zeit- sich | schritt „‚La Belgique horticole“ und Di- rector des botanischen Gartens in Lüt- tich , der nunmehr verstorbene Professor Charles Morren als Gewährsmann genannt würde. Morren hat aus alten Quellen geschöpft gibt folgende Mittel an *). und *) Wir geben diese auch in andere Zeit- schriften übergegangene Mittel als Curiosum. Glauben verdienen sie durchaus nicht. (E. R.) 416 Um Blumen schwarz zu färben, sam- melt man die Früchte der Erlen, trock- net sie gut, zerreibt sie und mischt das Pulver mit Essig , Schafdünger und et- was Salz, so dass das Erlensamenpulver den dritten Theil ausmacht, und die Mischung breiartig ist. Um eine weisse Blume schwarz zu färben , legt man et- was von dieser Masse auf div Wurzeln der Pflanze und begiesst ausschliesslich mit einer Lösung dieses Wassers, Um eine weisse Blume (denn diese Farbe soll allein dazu fähig sein.) purpurroth zu färben, nimmt man Brasilienholz. Die blaue ‘und grüne Farbe soll man aus Kornblumen (Centaurea Byanus) ge- winnen. Obschon der Kenner der Pflanzen- welt starken Zweifel in die Sicherheit dieser Mittel setzen wird, so erscheint dagegen das Folgende als Unsinn. und wenn Morren es wirklich mitgetheilt hat, so hat er es gewiss nur als ein Curiosum angeführt, Er sagt, begiesst man den Topf an drei oder vier ver- schiedenen Stellen mit drei oder vier Farben, so erzieht man buntfarbige Blu- men, und kann z. B. reizende Lilien hervorbringen. Ein Holländer weichte Tulpenzwiebeln in färbende Flüssigkei- ten, ein anderer brachte trockne Farbe in Einschnitte der Zwiebel, um verschie- dene Farben hervorzubringen. Die Erde soll zu diesen Versuchen leicht, aber fett sein und muss ganz ge- trocknet und zu Staub zerrieben wer- den. Die Pflanze soll in der Sonne stehen. Dass durch chemische Einwirkungen Farbenveränderungen an Blumen mög- lich sind , zeigt die allbekannte Horten- sie, welche durch Anwendung eisenhal- tiger Erde oder durch Begiessen mit ei- senhaltiger Flüssigkeit während der gan- zen Wachsthumszeit ihre von Natur ro- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. senrothen Blumen blau oder bläulich färbt. Die Chemiker sind bis jetzt die Angabe der Ursachen dieser Farbenver- änderung schuldig geblieben, wenigstens ist mir noch nichts Bemerkenswerthes in Zeitschriften und Büchern über die- sen Gegenstand begegnet. Versuche, weiche ich in früherer Zeit mit Posen und Clarkia pulchella machte, indem ich sie in dieselbe Erde pfianzte, welche Hortensien blau färbt, hatten nicht den geringsten Erfolg; doch gebe ich zu, dass sie nicht sorgfältig genug vorgenom- men wurden. Dass Eisen gerade auf die rosenrothe Farbe wirkt, scheint fest- zustehen. Bedenkt man aber, welche Wirkung Säuren aut rothes Lackmuspa- pier ausüben, so liegt der Gedanke nahe, dass bei der Farbenveränderung der Hor- tensien eine Säureneinwirkung_ stattfin- det, und dass bei neuen Versuchen Säu- ren ganz besonders zu berücksichtigen sein würden. Vorzugsweise müsste man mit schwefelsaurem Eisen, welches ja den Pflanzen dienlich ist, experimentiren. Gärtner von Profession haben dazu sel- ten Zeit und es wäre dies ganz beson- ders geeignet für Dilettanten, namentlich solche mit chemischen Kenntnissen. Wollten erfahrene Chemiker die Sache in die Hand nehmen, so wäre damit sowohl der Wissenschaft wie der praktischen Anwendung noch mehr gedient. Hierbei könnten und müssten die Erfahrungen über Veränderungen der Pflanzenfarben durch chemische Vorgänge in der Fär- berei berücksichtigt werden. Was in dem genannten Artikel über die Ertheilung willkürlicher Gerüche ge- sagt wird, theilen wir nur als Seltsam- keit mit, obschon ebenfalls Morren das Recept gegeben haben soll. Man kann, sagt Morren (?), den schlechten Geruch einer Pflanze schon vor ihrem Entstehen, d. h. bei Säen des Samens, 1. Originalabhandlungen. beseitigen. Man rührt Schafmist mit Essig um, den man mit ein wenig Mus- catnuss, Schnittlauch oder mit gepulver- tem Ambra vermischt. In dieser Flüs- sigkeit lässt man die Samen, ja selbst Zwiebeln einige Tage lang aufweichen. Die daraus entstehenden Blumen werden einen sehr süssen, angenehmen Duft ver- breiten. Um ganz sicher zu gehen, muss man auch die Pflanzen mit dieser Flüssigkeit begiessen. Ein französischer Philosoph der frühern Zeit habe sich die Aufgabe gestellt, der afrikanischen Rin- gelblume (Calendula officinalis) ihren abstossenden Geruch zu benehmen und diesen Zweck vollständig erreicht, indem er die Samen einige Tage in mit Mus- cat gewürztes Rosenwasser legte. Andern a) Abgebildet in Flore des Serres. 1) Fuchsia var. Lord. Clyde. Eine neue hübsche bunte Form englischen Ursprungs mit scharlachrolhen, schön zurückgeschlagenen Sepalen und rosenrother, mehr oder weniger violettblau gestreifier Corolle. In Form und Haltung übertrifft sie die älteren bunten Sor- ten, die meist sehr unvollkommene, unschöne Formen besitzen. (Taf. 1332.) 2) Lilium speciosum roseum fol. aureo- marginatis. — Das schöne L. speciosum ist in den Gärten als L. lancifolium allgemein bekannt und geschätzt, ist es doch wohl un- streilig die schönste aller Lilienarten , und das will doch gewiss viel sagen! — In Gent ist eine Abarı gezogen worden, deren Blätter breit gelb gerandet sind. Für Freunde solcher buntblätterigen Pflanzen eine werthvolle Acqui- sition, jetzt sind ja diese buntblätterigen Pflan- zen wahre Lieblinge der herrschenden Ge- sehmacksrichtung,, sie kommt also gerade zur 417 stinkenden Blumen ertheilte er durch ein ähnliches Verfahren den Geruch von Veilchen und Jasmin. Sollte JemandLust haben, auch diese Geruchsversuche zn machen, so'möge er, um sich vor Täuschungen zu bewah- ren, seiner Nase nicht allein das Urtheil überlassen, denn bekanntlich können auch die Geruchsnerven so verstimmt sein, dass man alles anders riecht. So erging es z. B. dem Referenten einmal, dass sämmtliche Blumen wie Pferdemist oder Baldrian rochen, wahrscheinlich weil er um die Zeit, wo diese eigenthüm- liche Nervenverstimmung eintrat, beide Gerüche zu geniessen viel Gelegenheit hatte, (J.) Neue Zierpflanzen. sicher zahlreiche (Taf. 1333.) rechten Stunde und wird Liebhaber finden. 3) Sauromatum guttatum Schott. (Arum gultalum Wall.); Aroideae — Die in Ostin- dien einheimische Gallung Sauromatum ge- hört zu den knolligen. im Winter einziehen- den Aroideen, die durch ihre interessanten Blüthen- und Blattformen alle Aufmerksamkeit verdienen, um so eher, da sie sich sehrleicht eultiviren lassen, — Die vorstehende Art hat eine sehr weile geographische Verbreitung, sie findet sich in der Provinz Nepal und kömmt auch wieder in der javanischen Flora vor, und daher rührt es wahrscheinlich, dass sie sich sowohl im Warmhause wie im Kalt- hause gleich wohl befindet, ja sogar im freien Lande ganz gut gedeiht und hier sogar ihre Samen zur Reife bringt; man kann sie wie eine Dahlie behandeln, die Knollen trocken und frostfrei überwintern, im Frühling an son- niger Lage in ziemlich sandiger Erde aus- pflanzen und im Herbst die Knollen wieder 418 herausnehmen. Die Vermehrung isi leicht durch die kleinen Brutzwiebeln, die auf der Mutterknolle in Menge sich erzeugen. — Die eine ziemliche Grösse erreichenden Knolien sind abgeplatlet , rund ; bevor sich das Blat; entwickelt tritt an blühbaren Exemplaren auf sehr kurzem Schafte zuerst die grosse Blüthe hervor, die einer buntgefleckten Schlangenhaut nicht unähnlich ist; die am Grunde röhrige, dann flach ausgebreitete , lang zugespitzle Blüthenscheide wird bis 2 Fuss lang, ist in- nerhalb der röhrigen Basis dunkel carmoisin- roth, oberhalb dagegen auf gelblich grünem Grunde dicht besäet mit carmoisinrothen Flecken; aus ihr ragt der fast ebenso lange, dünne Kolben hervor, der nur 'an seinen un- teren eingeschlossenem Theile mit Geschlechts- organen besetzt, oben aber ganz nackt und gekrümmt ist. Nach der leider schnell ver- gänglichen Blüthe erscheint ein einzelnes lang gestieltes Blatt von fussförmig-vieltheiliger Form, mit länglichen zugespitzien Lappen; auch das Blatt mit seinem starken, säulenförmig geraden Schafte und der wagerecht stehenden vielthei- ligen Blattfläche hat etwas ungemein Edles, palmenarliges in seiner Tracht , eine Pflanze, die allen Freunden ungewöhnli- cher Pflanzenformen warm empfohlen werden kurz es ist darf. (Taf. 1334.) 4) Neue Fuchsien. Uuter den neuen gefüllten Fuchsien ist die von dem &en- ter Handelsgärtner Coene gezüchtete und nach dem berühmten belgischen Componisten Auguste Geraert benannte Form, mit schar- lachrothem Kelche und veilchenblauer Corolle eine der allerbesten ; unter den einfach blü- henden neuen Fuchsien ist F. Beranger nicht minder ausgezeichnet; die ungewöhnlich grosse, weit hervorstehende Corolle ist kaum dunkler gelärbt, als der scharlach-carmoisinrothe Kelch, der Contrast der Färbung fehlt ganz, aber ge- rade dadurch wird sie in einer Sammlung um so mehr hervortreten; sie wurde ebenfalls von Herrn Coene”gewonnen. (Taf. 1337 — 38.) 5) Verbena hybr. Mdme. Jourdier. — Eine sehr effectvolle Form mit lebhaft carminrothen, scharf weiss gerandeten Blumen, unter der nur zu grossen Zahl neuer Varietäten, die leider grossentheils nur neu sind im Namen Gartenflora Deutschlands, Russlands and der Schweiz. aber nicht in der Färbung und oft auch nicht einmal eine grössere bessere Form besitzen; — eine wirklich neue und darum sehr will- kommene, hübschbunte Abart. (Taf. 1341.) a) Abgebildet im Botanical Ma- gazine. 6) Angraecum eburneum Thouars var. virens Hook. (4. virens Lindl.); Orchideae. — Die in den Sammlungen als A. virens Lindl. exisiirende Pflanze ist nach Sir W. Hooker nur eine Abart des schönen 4. eburneum, da sie sich von dieser nur durch kleinere und mehr grün gefärbte Blüthen unterscheidet. (Taf. 5170.) 7) Vanda suavis Lindi. — Unter den jetzi so geschätzten indischen Orchideen ei- ne der schönsten und werthvollsten; die sehr lange dauernden Blüthen sind wie aus Porcellan gemacht; die Grundfarbe ist ein rei- nes Weiss, die innere Fläche der Perigonal- blätter ist reich mit purpnrnen Flecken geli- ger, während die Rückseite ganz ungefleckt ist, die Lippe zeigl auf der hinteren Hälfte eine tiefe Purpurfarbe, mit drei weissen Streifen auf der Scheibe, die vordere Hälfte ist heller purpur, die ganze Lippe ungefleckt. — Diese Javanische Art ist mit der in den Sammlungen schon häufigeren F‘, tricolor sehr nahe ver- wandt, beide dürften wahrscheinlich speecifisch zusammengehören, denn Unterschiede ruben jedenfalls mehr’ in der Färbung, als in der Structur. (Taf. 5174.) ihre 8) Astelia Cunninghamii Hook.; Junceae. Eine fast ausdauernde Neu-Seeländer Perenne, die im Vaterlande epiphylisch und zwar in grossen zusammenhängenden Büschen auf den mächligen Aesten giganlischer Waldbäume häufig gefunden wird. — Die grossen Rispen mit kleinen grünen Blüthen dicht besetzt, ma- chen an sich keinen Effeet, aber die gefällige Tracht der Blattbüschel und die langen silber- slänzenden Haare, die fast alle Theile der Pflanze bekleiden, ersetzen den Mangel schön gefärbter Blüthen. Blätter verlängert pfriemlich, auf beiden Flächen seidenhaarig, Blüthen ge- trenntgeschlechtig,zweihäusig oder polygamisch; ll. Neue Zierpflanzen. männliche Rispen schlaffer, mit verlängerten Aesten, Blüthenhülle kahl, grün, tief 6theilig, Segmente pliiemlich-lanzetllich; 6 breit läng- liche Staubbeutel; weibliche ‘ Rispe kürzer, gedrängler, Fruchiknoien kuge- lig Afächerig, von der bleibenden Blüthenhülle umgeben; 6 — 8 gekrümmte, runde, glän- zend schwarze Samen. — Im Kalthause oder der Orangerie leicht zn überwintern, und im Sommer besonders als Vasenpflanze im Freien (Taf. 5175.) 9) Richardia hastata Hook. — Eine neue Art von Port Natal, die aber an Grösse und Schönheit der Blüthenscheiden der allbekann- ten Richardie (Calla) aethiopica nachsteht. — Sie ist der unlängst durch die Herren Veitch vom Cap importirien R. albo-maculata sehr nahe verwandt; sollien die weissen kuız- geslielle zu verwenden. durchsichtigen Flecken der Blätter, die so charakteristisch scheinen für diese letziere, sich nicht als durchaus constant erweisen (was am Besten durch Aussaaten sich prüfen lässt), so würden beide besser zusammenge- zogen werden als R. hastata mit der Abarl albo - maculata. Blätter schlaffer Textur, spiessförmig-eirund, zugespitzt, unge- fleckt; Adern matt, Blüthenscheide grünlich- gelb, mit aufrechter, pfriemlich verlängerter Spitze, am Grunde schwarzroih; Blatistiele (Taf. 5176.) von fast drüsig. 410) Ceanothus Oreganus Nutt. (O. san- guineus Hook. non Pursh.) , Rhamneae. — Ein neuer, weissblühender wahrscheinlich auch für Deutschland vollkommen ausdauern- der Zierstrauch, der im Mai seine dichten weis- sen Blüthensträusse in grosser Menge ent- wickelt; wurde zuerst von Douglas entdeckt im Oregongebiele, aber erst ganz neuerdings durch den fleissigen William Lobb eingeführt, Bildet einen Strauch von miltlerer Höhe, kahlen, auf der Lichtseite stark gerötheten Zweigen, Blätter von derber Textur, elliptisch, stumpf, selten am Grunde schwach herzför- mig, ziemlich lang gestielt, 3nervig, sägezäh- nig ; dieUnterseite der jungen Blätter schwach flaumhaarig, 2 — ?%"J Zoll lang, mit etwa Ih Zoll langen Stielen. Blüthenrispen mit trug- doldenförmiger Verästelung, gedrängt, strauss- förmig; 3 — 4 Zoll lang, blatiwinkelständig, sehr mit 419 oft seitlich scheinend, wo die Blätter bereits abgefallen sind; Kelchsegmente einwärts ge- krümmt, zwischen ihnen treten die lang gena- gelten, spatellörmigen Petalen hervor, deren Platte stark concav, fast sackförmig und an der Spitze ausgerandet ist. Sehr empfehlens- werth, wenn er sich als vollkommen hart er- weist. (Taf. 5177.) il) Azara Gilliesii Hook. et Arn.;, Bi- xineae. — Wohl die hübscheste aller Arten der Gattung Azara, einer Gattung Sträucher, die auf Chili beschränkt ist, und sich durch die paarweise stehenden Blätter von sehr un- gleicher Grösse, das kleinere ganz nebenblatt- arlig, auszeichnen. Die Blätter haben die derbe Textur und das glänzende Dunkelgrün der Stechpalmen, und sind auch ebenfalis im- mergrün;, die Blüthen sind klein, aber in dich- ten kopflörmigen Trauben gestellt, gleichen sie durch die zahlreichen orangegelben Staubfä- den den Blüthenköpfen der neuholländischen Acacien. — Diese Art existirt schon seit lan- gen Jahren im Garten zu Kew, durch den verstorbenen Dr.Gillies imporlirt, sie wird dort als Kalthauspflanze behandelt und blüht im Winter , wird aber in Südengland sicher auch im Freien gedeihen. Eine im Vaterlande bis 15 Fuss Höhe er- reichender Strauch, mit fast aufrechten, kah- len, stark gerötheien Zweigen; Blätier paar- weise , lang gestielt, sehr ungleich gross, die grösseren bis 3 Zoll lang; eiliptisch -eirund, steif-lederarlig, grob-sägezähnig, die kleineren fast kreisrund, meistens hinfällig, zuweilen und so auch an den cultvirten Exemplaren ganz fehlend ; Blüthenstände einzeln blattwinkel- ständig, kurz gestieltl; Kelch 4 — 5 spallig, innen dicht bartig behaart, am Grunde mit 4 grossen Drüsen; Uorolle fehlt, Staubfäden zahlreich, dem Kelchgrunde aufsitzend , lang fadenförmig , die kugelig- gedoppelten Staubbeutel orangegelb. Fruchiknoten ober- ständig, einfächerig, Griffel einfach mit stumpfer Narbe. Frucht eine lederige, durch den Grif- felrest kleinspitzige Beere mit vielen rundli- chen, drei wandständigen Samenträgern auf- sitzenden Samen. wie (Taf. 5178.) 12) Grammatophyllum Ellisii Lindl.; Or- chideae. — Eine sehr schöne Art, die der 420 engl. Missionär Rev. Ellis, unter anderen sehr interessanten Pflanzen von seinen Reisen auf der Insel Madagascar mit zurückbrachte, die dann auch in seinem Orchideenhause zuerst ihre prächtige Blüthentraube mit etwa 40 gel- ben, braungestreiften Blüthen entwickelte. Pseudobulben kantig, keulig-spindelförmig, vielblälterig; Blätter breit - bandförmig , über- hängend, am Grunde rinnenförmig ; Blüthen- traube hängend, vielblüthig, Sepalen abste- hend , spitz, die seitlichen am Grunde höcke- rig ausgesackt, Petalen um das Doppelte klei- ner, länglich, stumpf, aufrecht, an der Spitze zurückgekrümmt, Labellum von der Länge der Petalen, beweglich, am Grunde ausge- sackt. dreilappig , Mitiellappen eirund, spitz, die seitlichen aufgerichtet, kurz, fast sichelför- mig, die Lippenscheibe mit erhabenen Leisten besetzt. Sepalen auf hellgelbem Grunde mit diehtstehenden braunen Querstreifen und Bän- dern bemalt, sehr bunt, Petalen und Lippe gelblich weiss. Die Gattung Grammatophyl- lum ist so nahe mit Cymbidium verwandt, dass man sie später wahrscheinlich vereinigen wird; derHauptunterschied besieht darin, dass bei der ersteren sowohl die Säule wie die Lippe am Grunde abgesackt sind, und dass diePollenmassen meislens einer mondförmigen Drüse aufsitzen. Abtheilung des Orchideenhauses. (Taf 5179.) (E. 0.) 13) Erodium pelargonüflorum Boiss. et Heldr.; Geraniaceae. — Eine bereits Jahrgange der Gartenflora Taf. 19 abgebildele und empfohlene, schöne ausdauernde Pflanze, die v. Heldreich an schatligen Abhängen der Gebirge Anatoliens zwischen Karaman und Erınenek entdeckte. (Taf. 5206.) 14) Cissus velutinus Hort. , Ampelideae. — Die seit langen Jahren in den Gärten des ÜUon- tinents als Cissus velulinus und Cissus sp. aus Havannah cultivirte Schlingpflanze, die sich in ihrer ganzen Schönheit entfaltet, sobald sie in den freien Grund eines temperirten Warmhau- ses gepflanzt wird. Von demselben Habitus und Wachsthum als Cissus discolor, auch ha- ben die Blätter ganz dieselbe Form , nur sind sie nicht so schön gezeichnet als die der leiz- teren Art. Der Hauptunterschied bestebt in Gehört in die wärmslie im 1. “= Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Länge des Blüthenstieles, welcher wenig- stens zweimal den der anderen Art in der grösseren und laxeren Scheindolde übertrifft; die Blumen haben dieselbe leuchtend coral- lenrothe Farbe als die Blüthenstiele, der Stamm, die Ranken und die Unterseite der Blälter, wäh- rend die Blumen des C. discolor weiss sind. (Taf. 5207.) 15) Anoectochilus setaceus Bl, var. inornatus Hook. (Chrysobaphus Roxburgii Wall. Folium petolatum Rumph.); Orchideae. — In einer unlängst aus dem bot. warten auf Java nach Kew gelangten werthvollen Pflanzensendung be- [and sich diese bemerkenswerthe Varielät von Anoectochilus selaceus, deren Blätter zwar denselben glänzend kupferigen, sammetartigen Anflug haben wie letzterer, jedoch gänzlich ohne das goldene Netzwerk, welches jene ziert. Die Blumen beider sind gleich. (Taf. 5208.) 16) Salvia scabiosaefalia Lam. (S. pinifo- lia Pall., S. Tauricae Habl., S. scabrosa Pers., S. Habliziana W., S. vulnerariaefolia W.); La- bialae. — Eine ausgezeichnete Salvia, die obgleich jetzt in den Gärten selten, bereits im Jahre 1798 aus Taurien in den Kew - Garten eingeführt gewesen ist, und unter dem Namen S. Habliziana beschrieben ward, als welche sie auch bereits in einem der ersten Bände des Bot. Magazines abgebildet worden ist. Stengel ausgebreitet, 1 — 1!/, Fuss hoch, filzig behaart oder wollig an der Basis, ober- halb fast glatt, häufig mit röthlichem Anflug; Blätter zahlreich , mitunter fast glatt, häufig weissfilzig und haarig; Segmente zu3 — 5 Paaren, häufig gezweiet oder gedreiet, gegen- ständig, uud daher anscheinend wirtelförmig. Blüthentraube 4 — 6 Zoll oder auch mehr lang. Untere Stützblätter eiförmig - lanzettlich, länger als der Kelch, die oberen breiter und kürzer, Fruchikelehe 7—8 Linien lang, kurz gestielt, aufrecht, zart flaumig behaart, mit verkürzten Zähnen. Blumenkrone schön weiss; Röhre inwendig mit einem haarigen Ringe versehen. Griffel kurz eingefügt. Die Spe- cies variirt mit häufig sehr schmalen und mehr glatten Blättern, Scheinguir| mitunter sämmtlich 6blüthig, mitunter 10- und mehrblüthig; eben- so im Umfang und Gestalt der Stützblätter. (Taf. 5209.) Taf II2 G: seusechalus B7/7 DR ZZ HR I oh ie erespalns III. Notizen. 17) Aloe albo-cineta Haworth.; Asphode- leae. — Wenn auch die afrikanischen Aloe, wie die succulenten Pflanzen überhaupt, ihr Ansehen bei Gärtnern wie Pflanzen-Liebhabern . verloren haben, so wird es Wenige geben, die, nachdem sie diese Art in voller Blüthe gese- hen, ihr nicht gerne einen Platz im Gewächs- hause einräumen würden. Sie ist bei weitem die schönste dieser Galtung, in die Augen fal- lend durch ihre Blätter, weit mehr jedoch durch ihre überhängenden Blumen , welche eine ausgebreitete, zusammengesetzie, fast dol- denartige Trugdolde bilden, von schöner gelb- lichrother Farbe. Der Stamm bilde einen 2—21], Fuss hohen , starken cylindrischen Schaft. Blätter wenige, ausgebreitel, ji Fuss bis 18 Zoll lang und 6 Zoll breit , fast 1 Zoll dick an der Ba- sis, am Rande durchaus ganz , knorpelig, weiss oder roth bemalt. Das Grün mit einem glauken Anflug, schwach gestreifi und mit un- deutlichen, weisslichen, länglichen Flecken Schaft oder Blülhenstiel verlän- gert, zusammengedrängt, rispenförmig an der Spitze , zahlreiehe Blüthentrauben tragend, die in eine breite abgeflachte Trugdolde von über- hängenden Blumen geordnet sind. Blume 1!/, gezeichnet. I. i) Die Baumfarren der Insel Neu- Seeland. — Eine eigenihümliche Vegeta- tion zeigt Neu - Seeland, denn unter Breiten- graden, die denen des südlichen Europa ana- log sind und mit Klimaten, die denen der at- lantischen Küstenländer von Lissabon aufwärts bis zuCornwallis in England sich vergleichen las- sen, trifft der erstaunte Seefahrer dort noch man- che Tropenformen, die er sonst nur weil näher dem Aequator zu finden gewöhnt war. — Auf Neuseeland wachsen die stolze Arau- earia excelsa, der schönste Baum unter den Nadelhölzern, und die Areca sapida, 421 Zoll lang, keulenförmig, eigenthümlich aufge- blasen kugelig am Grunde Staubgefässe kaum hervorstehend ; Fruchtknoten länglich; Griffel so lang als die Staubgefässe. Narbe stumpf. (Taf: 5210.) 18) Sonchus radicatus Ait.; Compositae. — Ausser diesem gibt es auf den Canarischen Inseln nicht weniger als 16 Species von Son- chus: Doch dürfen wir nicht über dieselben nach unseren einheimischen Unkräutern abur- theilen, denn in der Untergattung Dendroson- chus von Webb, zu welcher unsere Pflanze gehört, sind einige als baumartig beschrieben, welche durch ihre Grösse und die Seltsamkeit der Form in die Augen fallende Gestalten in der Landschaft ausmachen. Unsere gegen- wärtige Species hat einen viel bescheidneren Charakter, nur strauchig und merkwürdig durch die tief leierförmigen Blätter, stark weisslich be- reift, wie mit kurzem Flaum überzogen. Blu- men sehr gross. S. radicatus ward hereitg durch Masson im Jahre 1780 in Kew - Garten eingeführt, und ist erst kürzlich durch Dr. Bolle wiederum eingeführt worden. (Taf. 5211.) (F. F.) Notizen. testen vordringt gegen den Südpol hin; dort wachsen auch in grösster Fülle jene riesigen Baumfarren , die man lange Zeit hindurch als nur der heissen Zone angehörig betrachtete. — Diese Thatsachen müssen auch auf die Mei- nung der Geologen ihre Rückwirkung äussern, die, veranlasst durch das Auftreten von Pal- men und baumartiger Cryptogamen in den steinkohlenhaltigen und tertiären Erdschichten Europa’s sich genöthigt glaubten, fürjene Epo- chen ein wahrhaft tropisches Klima für Europa beanspruchen zu müssen, während es jetzt erlaubt ist, gestützt auf diese neueren Erfah- von allen Palmenarten diejenige, die am wei- | rungen, jener Vorzeit ein bedeutend gemässig- All. 1860. 30 422 teres Klima zu vindieiren. Das Klima von Neu - Seeland ist allerdings den Breiten- graden nach ein sehr mildes, aber es ist noch weit entfernt von einem wirklichen Tro- penklima; es kennt noch Fröste und Schnee, selbst noch in Gegenden, wo die Areca sa- pida wächst, deren südliche Grenze unterm 37. Grade südl. Breite liegt; die Winter dieser Gegenden können verglichen werden mit de- nen der Küste von Galicien in Spanien, und die Sommer sind nicht wärmer als die der Gascogne, deshalb gedeihen dort auch alle Gemüsepflanzen und Obstarten des mittleren Europa unter der fleissigen Hand der engli- schen Ansiedler. — Diese Aehnlichkeit der Klimate führt na- türlich auf den Gedanken, ob die Pflanzen Neu-Seelands nicht in Europa naturalisirt wer- den könnten, die einen in dieser, die andern in jener Gegend, je nach dem Grade ihrer Ausdauer und es ist nur zu wünschen , dass viele Versuche in dieser Richtung gemacht würden. Aus einer Mittheilung, die ein Botaniker, Namens Shearman Ralph der Linneischen Gesellschaft in London über die Flora Neuseeland’s machte, entnehmen wir das Folgende, die Baumfarren betreffend. „Von derGattung Cyathea sind in der neu- seeländischen Flora bereits 4 Arten aufgeführt, nämlich C. dealbata , medullaris, Cun- ninghamii und Smithii *). Die erstere, *) Cyathea dealbata und medul- laris existiren bereits, wenn auch noch als grosse Seltenheiten , in europäischen Samm- lungen; — es sind zwei prachtvolle Arten; von der ersteren besitzen wir einige junge Exemplare, das stärkste derselben überwinter- ten wir versuchsweise mit einigen anderen aus gemässigten Klimaten stammenden Baum- farren, wie die wunderschöne Alsophila australis, dann Alsophila Loddige- sii, Balantium im Camellienhause , in welchem die Temperatur häufig dem Gefrierpunkte nahe kam, da es nur eben frostfrei gehalten wird, — die Cya- thea dealbata litt bei diesen niederen Tem- peraturgraden nichtim Geringsten, nur wurden gegen das Frühjahr hin die Wedelspilzen antarcticum etc. Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. der Silberfarrn der englischen Coloni- sten, zeichnet sich aus durch einen geraden Stamm und die unterhalb schön silberweissen Wedel; von den vier genannten Arten ist sie die ausgezeichnetste und zugleich auch weitaus die am häufigsten vorkommende. Man findet sie überall und in allen Lagen, von den Thal- gründen und den Mündungen der in’s Meer sich ergiessenden Bäche an aufwärts bis zum Gipfel. der höchsten Berge. Die Cyathea medullaris oder der Schwarze Farrn der Ansiedler, unterscheidet sich an ausge- wachsenen Exemplaren durch einen diekeren und höheren Stamm mit vollerer Krone , die wenigstens aus 30 — 40 Wedeln besteht. Bei jungen Exemplaren erheben sich die Wedel fast senkrecht auf ihren langen schwachen Stielen, anstatt sich wagrecht auszubreiten und erhalten dadurch eine ganz verschiedene Traeht von derjenigen älterer Exemplare. Die Cyathea Cunninghamii ist weit selte- ner als die beiden vorhergehenden; man fin- det sie fast nur in den schatligsten Thalgrün- den; solange sie jung und der Stamm noch kurz ist, verdecken die geschwärzten Ueber- resie abgestorbener Wedel denselben, mit der Zeit jedoch erhebt sich derselbe, ragt frei eım- por und krönt sich mit einem reichen Kranze von etwa 40 Wedeln, die eine trichterförmige Krone bilden. — Die vierte Art, Cyathea Smithii ist mehr elegant als grandios in ih- trocken, — es schien uns, als wollten sie so- wohl wie die anderen genannten Farren zum freudigen Gedeihen eine grössere Luflfeuchlig- keit, als in unseren Kalthäusern gewöhnlich herrscht, und darum wird es räthlich sein, be- sonders für jüngere Exemplare, sie etwas wärmer zu halten, im Winter im temperirien Warm- hause, den Sommer über in einem Fensler- beete, ohne Bodenwärme, das aber recht ge- schlossen, schatig und feucht gehalten wird. Grössere Exemplare können auch während der Sommermonate im Freien an geschützter, schattiger Lage aufgestellt werden, z. B. un- term Schatten höherer Bäume auf Rasenplätzen, und werden hier ihre tropischen Formen durch den Contrast mit der Umgebung um so eflect- voller wirken. (E. ©.) II. ren Formen, das feinzertheilte Laub hat eine glänzend hellgrüne Färbung und der Stamm ist lange mit den abgestorbenen Wedeln be- kleidet. — Die €. dealbata zeig 2 — 3 . sehr verschiedene Abarten, besonders macht sich eine schon von Weitem bemerkbar durch eine gelbliche Färbung, die vorzüglich an der Nervalion hervortritt, Die grössere oder geringere Dauer der Wedelreste an den Släm- men ist ein sehr unbestländiges Merkmai , die Advenlivwurzeln , die den Stamm, wenigstens am Grunie bedecken , fehlen dagegen höchst Alte Stämme von ©. dealbata sind zuweilen von einen: solch slarken Netz von Wurzeln umbüllt, dass sie bis anderthalb Fuss scheinbaren Durchmesser erreichen. Die grösste Höhe , die an Exemplaren dieser Art beobachtel wurde, beirug 24 engl. Fuss, un- gerechnet die 8 — 12 Fuss langen, fast wag- recht ausgebreileten Wedel. — Die C. me- dullaris hat braunsehwarze oder,selbst ganz schwarze Wedelstiele, der junge Trieb erhebt sich senkrecht bis zu & Fuss Höhe in einem geschlossenen Bündel , und erst nachdem die letzten Fiederblätichen sich eniwickelt haben, löst sich der Bündel und die jungen Wedel trelen auseinander, Sobald der Stamm 9 Fuss Höhe erreicht hat, verkürzen sich die Wedel- stiele, wahrsebeinlich um den Winden besser widersichen zu können, denn diese Ari erreicht die bedeutende Höhe von 50 Fuss und solch’ sellen alte Exemplare haben oft an der Basis einen scheinbaren Durchmesser von mehr als 6 Fuss, so dick ist das sie bedeckende Wurzelgeflecht; dieses zieht sich jedoch nur eiwa 12 Fuss am Stamme hinauf, höher hinauf ist der Stamm nackt und zeigt die grossen sechsseiligen Nar- ben der abgefallenen Wedel Es die ganz gerade gewachsen sind, gewöhnlich neigen sie sich zur Thal- seite. — Die C. Cunuinghamii bis 20 Fuss Höhe; ihr Stamm ist verhältniss- mässig dünn, vom Grund bis zu etwa 6 Fuss Höhe mit einem Wurzelgeflecht bekleidet, und die Krone besteht aus 20 — 30 Wedeln, an den Wedelstielen und der Rhachis sind war- zenförmige Drüsen am Grunde der Hauptver- Diese Art und fast nur in Thalgründen den Bächen entlang zu fin- den. — ist selten, dass Siämme erreicht zweigungen. ist selten Notizen, 423 C. Smithii wird etwas höher als die vorige Art, derStamm ist ebenfalls am Grunde mit Wurzeln bekleidet und fast der ganzen Länge nach mit vertrockneien Wedelstielen bedeckt; die 6 bis 9 Fuss langen Wedel sind glänzend grün, die Blatistiele und Rhachis da- gegen bräunlich und unterhalb durch kleine Warzen schärflich anzufühlen; die Blaitspitzen bei den 3 anderen Arten sind stark zugespitzt, bei dieser dagegen stumpf; sie ist sehr häufig an Bachufern und den meisten schattigen Thal- gründen anzutreffen. — Uebrigens sind diese vier Cyathea - Arten nicht die einzigen Baumfarren Neu - Seelands, es gibt dort noch mehrere andere, die wenn auch nicht so imponirend , dennoch immerhin Aufmerksamkeit von Seiten der Pflanzenfreunde verdienen, so z.B. die bis 15Fuss hohe Dick- sonia antarelica und die D. squar- rosa, deren schlanker Stamm bis 18 Fuss Höhe erreicht und 9 Fuss lange Wedel trägt; die Baumfarren sind massenhaft auf Neu- Seeland, an jedem Bergpfade kann man hun- derte von Stämmen der Cyathea dealbata zählen, aber die fortschreitende Urbarmachung des Landes wird bald ihre Zahl bedeutend Man hat schon bemerkt, dass wo die Colonisien das Strauchwerk vernichteten, die Baumfarren nur noch sehr vereinzelt wieder erstehen; an ihrer Stelle er- scheint eine unansehnliche, stammlose Lo- maria; dies erklärt sich ganz natürlich durch die Verringerung der almosphärischen Feuch- tigkeit, die Schritt hält mit dem Lichten der Wälder und der Vernichtung des Unterholzes; den frappantesten Beweis dafür bieten die Waldpfade, an deren Saum alle diese grossen Farren ein kränkliches Aussehen erhalten, in Folge der grösseren Lichteinwirkung und der troekneren Luft. Es steht zu befürchten, dass in einer nicht mehr fernen Zukunft diese gran- diosen Pflanzenformen verschwunden sein wer- den, wenn nicht die Regierung zu ihrer Er- haltung einschreitet, indem sie einige Land- strecken dieser Inseln als ihr ausschliessliches Eigenthum beanspruchend , dieselben sicher stellt gegen jeden Angriff der Cultur und da- durch auch den folgenden Generationon wenig- stens einen Ueberrest erhält von dieser antiken Vegetation , die unsere Jetztwelt noch verbin- 30 * verringern. überall, 424 det mit den frühesten Perioden der Erd- sehöpfung und aller Wahrscheinlichkeit nach die letzten Reste eines untergegangenen Fest- landes bildet. (Nach Flore des Serres. — E 0.) 2) Spiraea Regeliana Rinz, ein schöner neuer Zierstrauch, wurde von Herrn S. und J. Rinz, Handelsgärtner in Frankfurt a. M., im vorigen Jahre (1859) in den Han- del gebracht und verdient die wärmste Em- pfehlung. Die Herren Rinz sagen ausdrück- lich, den Ursprung und die Abstammung be- treffend, dieser neue Spierstrauch sei „ein in ihrer Anstalt gezüchteter Ba- stard von Sp, callosa und Sp. Dou- glasii“ und wir haben durchaus keinen Grund an der Aussage dieser so achibaren Firma zu zweifeln. — Nun erschien aber vor Kurzem im Botanical Magazine (Tat. 5169) die Abbildung und Beschreibung des gleichen Bastardes, nach Exemplaren, die der Handelsgärtner Noble in Bagshot an Dr, Hoo- ker Sohn zur Untersuchung eingesandti hatte, begleitet von folgenden Bemerkungen : „Ich hatte die Sp. callosa und Douglasii ne- beneinander stehen; aus dem Samen der letz- teren erzog ich eine grosse Anzahl junger Pflanzen und war erstaunt, als dieselben und zwar alle ohne Ausnahme nicht die ächte Sp. Douglasii wiedergaben, sondern in Wuchs und Blüthe genau die Mitte hielten zwischen den beiden genannten Arien, sie müssen daher, glaube ich, Bastarde dieser beiden sein.‘ — Wir hatten Gelegenheit, Rinz bezogene Sp. Regeliana Abbildung und Beschreibung der englischen Pflanze vergleichen zu können, und dürfen die völlige Identität beider behaupten, — hier handelt es sich also um einen Bastard, der gleichzeitig an zwei Orten gezogen wurde. — Wie die Herren Botaniker aber meisientheils sehr ungläubig sind, wenn ein Gärtner ihnen einen von ihm selber erzogenen Bastard prä- sentirt, — so hat auch Dr. Hooker sich ver- anlasst gesehen , diese Spiraea als wirkliche Species zu beschreiben und sie Sp. Noble- ana nach dem Züchter zu taufen. — Er ge- steht zwar selber ein, dass eine sorgfältige Un- die direct von mil der Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. tersuchung und Vergleichung mit den beiden als Eltern bezeichneten Arten die Aussagen und Meinung des Herrn Noble zu bestätigen schien, und da HerrNoble ihm als ein durch- aus glaubwürdiger, ehrenwerther Charakter be- kannt ist, durfte er auch keine absichtliche Täuschung annehmen; dagegen fand er in sei- nem Herbarium wilde Exemplare die- ses vermeintlichen Bastardes, die von Williaıa Lobb auf den Bergen Californiens gesammelt wurden, wo die japanische Sp. callosa nie gefunden ist, und auffallender Weise trugen diese Exemplare dieselbe Num- mer, mit der Lobb die Sp. Douglasii be- zeichnete. — Hierauf stützt er sich als Be- weis gegen den hybriden Ursprung und er- klärt sich nun den Hergang folgendermassen: die Samen beider wirklich ‚verschiedenen Ar- ten mögen als Sp. Douglasii nach Europa gewandert sein und beide unter der gemein- samen Benennung in unseren Gärlen existiren, die Sp. Douglasii, aus deren Samen Hr. Noble diese zweite Art erzog, sei nicht die ächte Sp. Douglasii, sondern eben jene zweite von ihm Nobleana benannte Spe- cies, — Wir erwidern darauf, dass Sp. Dou- glasii schon seit fast Q0 Jahren in den Gär- len existirt, dass es also sehr unwahrscheinlich ist, dass diese Verwechslung nicht früher ent- deckl'sein sollte; — 2) dass nicht W. Lobb die Sp. Douglasii in Europa einführte, son- dern dass lange vor ihm zuerst Douglas sie entdeckte und dann Dr. Tolmie die Samen nach Europa schickte, aus welchen unsere hervorgingen; 3) dass Herr Noble selber zugleich mit seinem Bastarde auch blühende Exemplare der äch- ten Sp. Douglasii an Dr. Hooker über- sandte. und daraus erheilt, auch A) dass Herr Noble den Samen wirklich von dieser ächten Art sammelte, denn wie hätte er sich sonst wundern können über das verschiedene Aeus- sere der Sämlinge, verglichen mit dem der el- terlichen Pflanze, wenn dieser Unterschied gar nicht existitte? — Endlich machen wir dar- auf aufmerksam, dass ein Handelsgärtner gar kein Interesse haben kann, absichtlich eine gute Art zu einem Bastarde zu stempeln, denn eine neue Art verwerthet sich stets besser, als ein Bastard, dessen Abstammung von Gartenpflanzen I, allen Seiten angezweifelt wird. — Dr. Hoo- ker fühlt allerdings selber das Unzulängliche und Gesuchte seiner Erklärungsweise, als eben- so tüchtiger, wie gewissenhafler Bolaniker weiss er, wie misslich es oft ist, nach getrock- neten ofi sehr mangelhaften Exemplaren zu bestimmen, besonders wo ces sich um so sub- tile Unterschiede handelt, er weiss, wie leicht da- bei Selbsttäuschung möglich ist und daher über- lässt er die endgiltige Entscheidung der Zu- kunft, — für uns, den von Rinz gezogenen Bastard als den durchaus gleichen erkennen mussten, den Dr. Hooker S. Nob- leana nannte, — für uns ist diese Enischei- dung schon gegeben: wir können unsererseits nur die Aussagen des Herrn Rinz und Noble vollkommen bestätigen , wollen jedoch, um ganz sicher zu gehen, durch Aussaaten eine weitere Bestätigung unserer Behauptung zu gewinnen trachten. Auffallend ist die von Herrn Noble angeführte Thatsache , dass alle Sämlinge ohne Ausnahme Bastarde wurden, obgleiet: eine künstliche Befruchtung gar nicht statigefunden hatte, es spricht. dies für die sehr wahe Verwandtschaft des Sp. Douglasii und callosa und wahrschein- lich wird daher auch der Bastard fruchtbar sein, ist er jedoch unfruchtbar , so ist dadurch schon seine Bastardnatur hinreichend erwiesen- — Für deutsche Särtner und Gartenfreunde bleibt es wichtig zu wissen, dass die Sp. Nobleana, die ohne Zweifel nächstens als vorzügliche Neuheit zu England aus angeboten werden wird, schon als Sp. Regeliana zu bescheidenem Preise von Herrn S. und J. Rinz in Frankfurt a.M. und bereits auch aus andern deutschen Hand- lungen zu beziehen ist. — die wir hohen Preisen von (E. 0) 3) Die Korkeiche und derKork — Der Kork entsteht unmittelbar unter der Ober- haul, aber nicht aus der eigentlichen Rinden- schicht, sondern aus einer zwischen beiden liegenden eigenen Schicht, deshalb kann man die Korkschicht abschälen , ohne dem Baume dadurch zu schaden; im Gegentheil wächst die enirindete kräftiger , als die unberührt ge- bliebene Korkeiche. Bäume, deren Stämme unten und oben geschält war, wurden Verlauf einiger Jahre an diesen Theilen dieb-- im Notizen, 425 gefunden als in der unberührt gebliebenen Mitte. — Wenn das Entrinden die Bäume zu rascheren kräftigerem Wachsthum veran- lasst, so scheint es dagegen andererseits den Fruchtansatz zu verringern, denn es ist sehr selten, dass entrindete Bäume viele Eicheln tragen; gehörte nun der Kork den eigentlichen lebensfähigen Rindenschichten an, so würde seine Wegnahme ähnlich wirken wie das Rin- geln der Obstbäume, d. h. den Fruchtansalz eher befördern, oder weil nicht nur auf schmale Rindenstreifen beschränkt, den Tod des Baumes veranlassen. Die frischgeschälte Eichenrinde wird zu- erst im Schatten unter offenen Schoppen ge- trocknet (ein zu schnelles Trocknen würde der Güte des Korkes schaden), dann wird die Rinde wieder befeuchtet und die äussere holzige Schicht durch Schabemesser mit zwei Griffen abgezogen, darauf werden die Korkstreifen verpackt und den Fabrikanten zu weiterer Verarbeitung abgeliefert; diese lassen den Kork in grossen Wasserkesseln 15 Minu- ten lang sieden, schneiden ihn dann in schmale Streifen , zerschneiden diese wieder in klei- nere Stücke, lassen diese Stücke in Netzen eingeschlossen, nochmals eine Viertelstunde lang kochen, und darauf werden sie in einen feuchten , mit Steinen gepflasterten Raum im Erdgeschoss 4 bis 5Tage lang zum Austropfen gebracht, bevor sie zu Korkstöpseln verarbeitet werden. — Lässt man den Kork im Erdge- schoss aufgehäuft 2 bis 3 Jahre liegen, bevor er verarbeitet wird, so gewinnt er sehr an Güte, er wird dichter und elastischer. Alle Stücke, die höckerig oder mehrmals gesprungen sind, kommen zum Abfall, der je- doch von den Fischern gerne gekauft und zu verschiedenen Zwecken werwendet wird. — Dass der Kork auch noch sonst auf mancher- lei Art gebraucht wird, ist hinreichend be- kannt. (Flore des Serres. — E. 0.) 4) Ueber die Himalaya-Rhoda dendron undihre Cultu. — \ ., ij ndley,ad® etwa 12 Jahre her, — sagt PT au Sr Gardener’s Chronicle (Febmomtfen von das Gartenpublir-uegensten Provinzen des Flora. „iuischen Reiches berichten hörte; 426 dort sollten bis dahin unbekannte Pflanzen von unvergleichlicher Schönheit vorkommen ; prachtvolle neue Arten von Rhododendron, Magnolien und Orchideen sollten dort ihre Blüthen vermischen mit den hochrothen Blü- then von Vaccinium-Arten und einer Menge anderer Pflanzen, deren zunächst ver- wandte Arten meistens nördlicheren Zonen an- gehören. — Diese zuerst fabelhaft klingenden Berichte wurden bald bestätigt durch die Herausgabe des Prachiwerkes von Dr. Hooker über „die Vegetation der Provinz Sikkim‘ und gleich darauf auch durch die Einführung vieler dieser Pflanzen. — Bekanntlich wur- den aus dem von Dr. Hocker mitgebrachten Samen viele Tausende von Rhododendron je- ner Region erzogen und fanden dieselben bald eine rasche Verbreitung und Eingang in allen Pflanzensammlungen von einiger Bedeutung. — Aber es genügt nicht nur, diese schönen Pflan- zen eingeführt zu haben; man musste sie auch eultiviren und zur Blülhe bringen können, aber‘ da zeigten sich leider Schwierigkeiten, und man musste erkennen, dass unsere Cul- turmethoden diesen edlen Fremälingen gegen- über noch nicht genügend sind. — Einige der leichter blühenden Arten kamen allerdings ziemlich gui zur Blüthe, aber die üppige Entwicklung, die sie im Vaterlande erlangen , sie blieben in dieser Hinsicht sehr zurück, verglichen mit den älteren Rhododen- dron unserer Gärten, selbst mit den ebenfalls aus Indien aber aus anderen Regionen siam- menden Arten; überdies zeigte sich keine un- ter ihnen, selbst nicht das am Besten g deihende Rh. ciliatum;, hart genug gegen unsere Winterkälte und enden welche hofiten, in ihren Gärten Gruppen von Rh. Dalhousieae, Edgworthii eie, halten zu können , mussten nach total misslungenen Versuchen von ihrem Vorhaben abstehen. — Damit ist jedoch noch kein Grund vorhanden, nun ganz die Cultur dieser schönen Arten auf- zugeben, sondern vielmehr muss es unsange- ihrer ein, zu einer richtigeren Erkenntniss Er e zu gelangen und danach un- eh Klim® bandlungsa.ı zu modificiren. — Das die üppigste Veen ges Sikkim, in welcher Dr. Hooker genau studırı —. wurde. durch r=shis keine erreichle _e- 'in’s Detail beschrieben und eben hier - Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. müssen wir nach dem Geheimniss forschen. von dem das Gelingen der Cultur abhängt. Die zwei auffallendsten Erscheinungen, die dieses Klima bielet , sind einma! die ausseror- dentlich grosse Luftfeuchtigkeit und zum an- dern die monatliche Wärme. In den Monaten Mai bis und nit September ist die Luftfeuch- ligkeit am Hygroscope gemessen, beständig dem Sätligungspunkte nahe; in den 12 Monaten des Jahres fällt eine Regenmasse, die im Mil- tel 10 Fuss beträgt; im Januar, wo das Ther- mometer bis auf fast 90 Centigr. Kälte sinkt, fällt noch 13/, Zoll Regen; im Mai beginnt die eigentliche Regenzeit und die Luft immer feuchter; wird August, wenn das Ther- mometer in der Sonne auf 56° Oentigr. steigt, beträgi die im Laufe die- ses Monats als Regen herabströmt, eiwa 29 Zoll. Jahreszeit ist daher auch das Land ein Dampfbad gehüllt; im September die Hitze noch bis auf 61° Centigr., die Regenmasse jedoch nimmt ab, beträgt aber immer noch 16 Zoll; der Boden und die Luft so mit Feuch- dass bis im November, wo Resenmenge ungefähr der in Eu- gleichkemmt,, im die Wassermasse, zu dieser wie in steigt ist so durchnässt tigkeit gesätligt,, die mittlere ropa das Hygroscop noch 909 Das ganze Problem einer erfolg- reichen Cultur der Sikkim-Himalaya-Rhododen- dron besteht demnach darin, ein Mittel zu fin- anzeigl. — den, ein analoges Klima künstlich _darzustel- len. Um beständig in einem Gewächshause eine so grosse Luftfeuchtigkeit unterhalten zu können, müsste dasselbe beständig geschlos- sen gehalten werden, denn durch das Lülten würde die Luftfeuchtigkeit werden, stark vermindert aber andererseils würden die Pflan- zen in einer stagnirenden, nicht erneuerlen Luft vom Schimmel und anderen Krankheiten befallen werden: man muss also Mittel finden, eine beständige hohe Luftfeuchtigkeit mil einer beständigen Erneuerung der Luft zu verbin- den. — Zu diesem Zwecke liess ein eilriger in der Pflanzenzucht sehr geschickter englischer Amateur in der Mauer seines Ge- wächshauses Luftlöcher anbringen, die geheizt werden können und Wasserbehälter enthalten ; dieses gewärmte Wasser giebt seinen Was- serdampf der einströmenden Luft und die und Il. Notizen. überaus kräftige Vegetation seiner Sikkim-Rho- dodendron, seit sie in diesem Hause stehen, liefert den besten Beweis, dass der Zweck erreicht wurde, ihnen das warmfeuchte Klima ihrer heimathlichen Bergwälder und damit die Bedingung zu ihrem freudigen Gedeihen zu verschaffen. (Nach Flore des Serres — E. O0.) 5) Die narkotischen Eigenschaf- ten des Hanfsamens. In Asien, Afrika und in allen heissen Ländern enisteht vom gemeinen Hanf (Cannabis saliva) eine Abart von niedrigem Wuchs, sehr wohlrie- chend und deren Samen eine ausserordentliche Wirkung auf das Nervensystem äussern. Die unter dem Namen Hachich oder Teck- rouri bekannle Substanz , die aus dem viel- gelesenen Romane Monte Christo von Dumas manchen Leser bekannt sein wird, besteht der Hauptsache nach aus dem sehr fein zerhackten Samen dieser Hanfabart. — Im 11. und 12. Jahrhundert spielte diese Sub- stanz eine grosse Rolle, besonders wurde sie viel gebraucht von Hassan Sabah, be- kannter als der Altevom Berge, dem berühmten Gründer des Ordens der Hachi- das französische assassin entstanden ist); er gebrauchle sie, cehins {woraus um seine fanalischen Anhänger in einen süssen, höchst angenehmen Rausch zu versetzen. — Mit dem gleichenGewichte Zucker gemischt, formt man aus demHachicnh Pastillen, von denen man Dosen von 1 bis 2 Lolh ohne Gefahr essen darf ; selisame Verdrehungen und Zuckungen der Gesichtsmuskeln, convulsivisches Lachen, ein Zusliand , weder Traum noch Schlaf ist, eine immer originelle, immer höchst phan- taslische, oft wollüstige Extase, die £ Stunden anhält, das sind die Wirkungen, die der @e- nuss des Hachich In Asien besonders ist der Gebrauch dieser die Ge- sundheit schnell ruinirenden, gefährlichen Sub- in Alrika dagegen wird der der erzeugt. — stanz verbreilel, Hanfsamen ohne weitere Zubereilung aus ganz kleinen Pfeifen geraucht; die Wirkung ist eine ähnliche, aber weniger energische, etwa wie den Champagner und Taback gleichzeilig im Uebermass genossen, hervorzubringen vermögen; die traurigen Fol- ein Rausch , starker 427 gen sind ähnlich wie beim Opiumrauchen, und man kann nicht genug warnen nicht nur vor dem Missbrauch , sondern selbst vor dem nur einigermassen häufigen Gebrauch solcher nar- eotischer Substanzen, (Nach Flore des Serres, — E. 0.) 6) Zur Geschichte des holländi- schen Tulpenscehwindels im 17. Jahrhundert. Oschon viel über den Tul- penhandel Holland’s im siebenzehnten Jahr- hundert geschrieben worden ist, so gibt es doch immer noch Viele, welche diese merk- würdige Erscheinung in der Geschichte des Gartenbaues falsch auffassen, meinend, man habe zu jener Zeit in Holland, ähnlich wie jetzt für neue seltene Pflanzen jene fabelhaf- ten Summen bezahlt, um eine Sorte wirklich zu besitzen und sich ihrer Schönheit zu freuen, Dem ist aber nicht so. Wahr ist allerdings, dass nachdem die durch den Botaniker Bus- beck aus Adrianopel eingeführten Tulpen in Holland zu grosser Vollkommenheit gebracht worden waren, die Zwiebeln dieser Pflanze im ganzen nordwestlichen Europa sehr gesucht waren, Tulpen vor allen andern Gartenblumen bevorzugt wurden, und in Folge davon der Preis bis zu einer jede Schätzung des Werthes weil übersteigende Höhe erreichte. Aber die Tulpenhändler waren nicht etwa ihre Züchter, die Käufer nicht Gartenfreunde, welche die Tulpen wirklich cultiviren wollten, sondern es halte sich erst der Handelsstand, dann die ganze Bevölkerung bei diesem Han- del betheiligt, ganz wie jetzt und noch mehr vor einigen Jahren alle Welt am Actienhan- del und Speculationen. Man kaufte und ver- kaufte Tulpenzwiebeln , weil sie eben gesucht waren und die Nachfrage immer höhere Preise herbeiführte. Wir entnehmen einem Artikel im „Deutschen Museum“ von R. Pruiz „Schwindeleien früherer Jahrhunderle‘ einen kurzen Abriss der Geschichte des Tulpenhan- dels von 1634 bis 1637 nach holländischen Quellen, da wir diese merkwürdige Erschei- nung noch nie so klar beleuchtet fanden, Es heisst darin: Der holländische Handelsstand sah in die- sem aufblühenden Tulpenhandel eine neue Nährquelle seines Reichthums, und wie es 428 stets zu gehen pflegt, wenn ein neuer Han- delsgegenstand plötzlich in den Vordergrund tritt, Alle wollten jetzt Tulpenzwiebeln ziehen und damit handeln. Edelleute, Kaufleute, Handwerker und Bauern , Schiffer und Tag- löhner, Mägde und Knechte, alle Stände wa- ren damals von derselben Sucht nach Zwie- beln befangen. Wer kein baares Geld halte, gab Geräthschaften und Kleider, Haus und Hof, Grundbesitz und Viehheerden hin, um Zwiebeln zu erhandeln und zu einem schnell und immer schnellere emporgeschwindelten Preise zu verkaufen. In Amsterdam, Utrecht, Rotterdam, Leyden, Harlem u. s. w. wa- ren alle Wirthshäuser zu eben so vielen Börsen umgewandelt, wo die Zechenden, wie sonst mit Würfeln, sich jetzt mit dem Tul- penspiel unterhielten. Die Zwiebeln wurden nach dem Gewichte (nach Assen) verkauft, und es kostete z. B. vom „Admiral Liefken“ 4400 Gulden , vom „Admiral van Eyk‘ 1620 G. vom „Vicekönig‘“ 3000 G., vom „Semper Augustus“ 5500 Gulden. In Alkmar wurden 1637 zum Besten des Waisenhauses 120 Zwiebeln zu 90,000 G. versteigerl. In einer andern holländischen Stadt wurden in weni- gen Tagen 10 Millionen Gulden für Tulpen umgesetzt. In den zu Börsen eingerichtelen Wirthshäusern drängte sich dieMasse der Spe- culanten immer dichter, immer wahnsinniger ; alles wollte auf einmal durch Zwiebeln reich werden, und abgschlossene Verträge von Lie- ferungen wurden mit Festen und pomphaften Aufwand gefeiert. So lange das Fieber an- hielt, und Jeder nur kaufen wollte, steigerten sich auch die Preise, und Alle, die am Han- del Theil nahmen, gewannen. Arme Perso- nen wurden durch wenige Tulpenzwiebeln zu vermögenden Leuten. Der nüchternste unter den nüchternen Holländern halle die Ueber- zeugung, die Tulpenzwiebel werde fortan im- mer in derselben Weise von ganz Europa gesucht und um Tausende erkauft werden, und dadurch Holland eine unerschöpfliche Quelle des Reichthums zuwachsen. Sorglos verschleuderte er desshalb das werthvolle Ei- genthum, um sich der trügerischen Speeulation in die Arme zu werfen. Aus diesem Handel entwickelte sich damals schon dieser Schein- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz, handet, der bis heute Ursache eines argen Börsenschwindels geblieben ist. Die einzel- nen Parteien schlossen Lieferungen auf einen bestimmten Markttag zu festgesetzten Preisen, und wenn der Tag kam, so wurden nicht die Tulpen geliefert, sondern nur der Unterschied zwischen dem festgestellten Lieferungs - und dem Marktpreise bezahlt. Auf diese Weise ka- men mehr Zwiebel in den Handel, als binnen 10 Jahren sämmtiliche Gärten Hollands gezo- gen hatlen. Zwei Speculanten halten z, R. einen Vertrag über eine grosse Anzahl von Zwiebeln einer bestimmten Art geschlossen ; als der Markttag kam, waren aber nur zwei aufzulreiben, die natürlich sogleich einen fa- belhaften Preis erhielten, so dass der zur Lie- ferung Verpflichtete ganzes Vermögen opfern musste, um die Differenz auszugleichen. Ein ursprünglich ganz gesunder Handel hatte sich durch die Theilnahme eines ganzen Vol- kes zum schwindeligsten Glücksspiel hinauf- geschraubt , und wie bei allen solchen Spie- len fehlte dann auch die Strafe nicht. Im Jahre 1637 besann man sich plötzlich, dass 3000 Gulden oder eine Kutsche mit zwei Schim- meln, oder 12 AckerLand, die man noch vor sein | wenigen Monaten für eine Tulpenzwiebel ge- geben hatte. doch wohl mehr wirklichen Werth haben müssten, als die Blume, und kaum war man zu dieser Einsicht gekommen, so begann auch schon die Klemme, und dıe Tulpen san- ken schneller im Preise, als sie vorher ge- gesliegen waren. Die gewerbsmässigen Tul- penhändler verliessen so schnell das Schlacht- feld ihrer Speeulation, und die Glücklichen freuten sich im Besitz ihrer Kulschen, Häuser, Viehheerden, Landgüter ete., welche den werthlosen Blumenschatz halten bezahlen müs- sen. Bald wollte Niemand mehr die kostbare gefährliche Zwiebel nehmen, während doch eine Unmasse davon auf den Markt kamen (d. h. angeboten wurden). Auf die leizien Käufer fiel die ganze Schwere des Verlu- stes, denn statt der erträumien unermess- liehen Reichthümer behielten sie nun einige Dutzende oder Hunderte ziemlich werthloser Zwiebeln. Sie beriefen öffentliche Versamm- lungen , hielten pomphafte Reden zum Preise ihrer Blumenkönigin, bewiesen haarscharf, IV. Literatur. dass diese Königin der Blumen dennoch und immerdar Beherrscherin bleiben werde und kostbarer sei, als Gold 429 und Edelstein. Aber was half ihnen das im Reiche der Flora | jaachzende Zurufen der Mitspielenden ** (J.) VW Literatur. 1) Die Verwendung der Blumen und Gesträucher zurAusschmückung der Gärten, mit Angabe der Höhe, Far- be, Form, Blüthezeit und Oultur derselben. Von Dr. Rudolph Siebeck, Land- schaftsgärtner. Leipzig bei Karl Friedrich Voigt 1860. Der Titel dieses Buches ist falsch, denn von der Verwendung der Blumen und Ge- sträuche ist auf nur einem Bogen des 35 Bogen starken Buches ganz oberflächlich die Rede, während die übrigen 34 nur die Be- schreibung und Culturangabe der Blumen und Gesträuche enthalten, ohne irgend elwas über die Verwendung zu sagen. Das Buch ist gleichsam ein Catalog mit Beschreibung, wie es solehe Bücher viele gibt. Da aber alle derartige Bücher schnell veralten, so wird es Denen, welche sich mit Gartenpflanzen, darunter auch neuen bekannt machen wollen, ein brauchba- res Nachschlagbuch sein, weiches wohlfeiler ist, als die meisten andern derartigen Werke mit vielen Bänden. Wir haben unter diesem Gesichtspunkte an dieser Schrift nichts auszu- setzen als den falschen Titel und den Um- stand, dass die Hälfte aller darin enthaltenen Pflanzen schwerlich je zur Gartenzierde dienen wird, was dieKritik schon an früheren Schrif- ten dieses Verfassers geladelt hat. Dadurch wird der Blumenliebhaber ohne Kenntniss und der Handelsgäriner irre geleitel. Dem Garten- freund würde mit den schöneren allein viel- mehr gedient gewesen sein. Denn begreift man auch nicht, warum so viele Topfpflanzen aufgenommen sind, welche kaum zur Garlen- verzierung dienen können, während doch im Allgemeinen auf Gewächshauspflanzen keine Rücksicht genommen wurde, und auch nur die zur Ausschmückung des Gartens dienenden hierher gehören Die mit Fleiss ausgearbeilet und die Cullurangabe, so viel wir bemerken konnlen, vichlig, Da der Verfasser in seinen früheren Werken so gute Regeln über die Blumenausschmückung ge- geben hat, so ist nur zu bedauern, dass er hier darüber so leicht hingeht. Aber auch auf den wenigen Seiten, welche diesem Ge- genstand gewidmet sind, sehen wir, dass sie von Jemandem geschrieben sind, der auf die- sem Felde wohl zu Hause ist. (J) Zusammenstellung ist 2) Der sichere Führer in der Obst- kunde etc. von Friedr. Jak. Do ch- nahl. L, II. und Ill. Band. Nürnberg bei Wilh. Schmidt. 1855 und 1858. Da die Buchhandlung einen neuen Um- schlagtitel mit der Jahreszahl 1860 auf diese schon 1855 — 1855 erschienenen Bücher ge- selzt hat, ohne jedoch den Haupttitel zu än- dern, so sehen wir uns veranlasst, bei dem grossen Eifer, welcher gegenwärtig für Pow®- logie herrscht, dieses bisher nichterwähnten Buches zu gedenken. Wenn man bei dem Durchblättern dieses Buches auch über Doch- nahl’s entwickeltes System und die wundenli- chen lateinischen Namen, mit welchen er jede Sorte bedenkt , bedenklich wird, so ist doch nicht zu läugnen, dass der Verfasser ein ge- gewissenhafter, sorgfältiger Forscher und Be- obachter ist, und damit erreicht man bekannt- lich im Fache der Natucwissenschaften das Meiste. Seine Beschreibungen sind (abgese- hen von der lateinischen Zulhat der Namen), bei aller Kürze genau, fast botanisch scharf gehalten; Synonyme, Verbreitung, Einführung und Jahr der Verbreitung, Reifezeit u. s. w. sind gewissenhaft angegeben. Wenn daher auch Laien mit diesem sichern Führer nicht 430 gar so sicher den Weg finden möchten, so halten wir doch das Buch für Alle, denen sehr an Obstkenntniss gelegen ist, und die es wirklich auf pomologische Forschungen abge- sehen haben, für sehr nützlich, und wir finden es daher auch unbegreiflich, dass Dochnahl in dem in Stuttgart erscheinenden „llustrirten Handbuch der Obsikunde‘“‘ von den Verfassern ganz ignorirt wird, während sie doch so viele Autoren anführen. (J.) 3) Erwiderung auf die „Antikritik‘ von H. in H. im Octoberheft 1860. Thalsächliche Irrthümer zu berichtigen, ist lobenswerth und vortheilhafi für jede Zeit- schrift und deren Leser; darum im Allgemeinen der Unterzeichnete in die Bemer- kung des Herausgebers S. 371 ein. Wenn es gerade auch keine angenehmen Gefühle erweckt , sich eines Irrthums sehen, stimmt überwiesen zu so muss doch jeder vernünflige Ver- fasser Berichtigungen ruhig und dankbar hin- nehmen. Aber ganz anders ist es mit Kıilik und Gegenkritik. Gegenkritik weil jeder seine persönliche Ansicht ausspre- chen kaann, und die Leser besser belehrt wer- ist berechtigt, den, weil, wie man sagt, vier Augen mehr sehen als zwei. Ja, wenn es möglich wäre, so würde das Publikum am besten dabei ren, wenn über jedes wichtigereBuch die ver- fah- schiedensten Recensionen abgedrucki würden. Herr H. in H. konnte ungelähr sagen: „Nach Vollendung der „Encyelopädie‘ ete, stellt sich heraus, dass die oberflächliche Kritik von Jä- ger elec. nicht richtig war, indem das frag- liche Buch voll Fehler und Mängel ist u.s. w.“ Hätte er dann zugleich eine noch grössere Menge von Feblern und Mängeln angegeben, einen un- Es ausge- wie Verlasseı Dienst wenn so würde er Lesern, gleich grössern 'eiwiesen haben. brauchte — nicht die deutlich sprochene Absich!, mich persönlich anzugrei- fen — gar keine egenkrilik zu sein, sondern nur eine vollständigere, als die meinige sein konnle, indem das Werk noch nicht zur Hälfte ! ferlig war, | | | | Was habe ich denn eigentlich gesündigt mit der Erwähnung eines neuen Buches, dass | Verkäufer‘‘ weg, und sagt den Lesern, sie soll- ich einen solchen Ausbruch seines Aergers | ten sich ebenfalls auf meine gedruckten An- Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. auf mich gezogen habe? Ich erwähnte in der Gartenflora vorläufig ein noch nich! ferliges Werk, wie es Gebrauch ist, und sein muss, um darauf aulmerksam zu machen. Ein Werk, welches in Lieferungen erscheint, wird, wenn es Aufmerksamkeit verdient, allgemein vor der Vollendung besprochen. Wer soll dann, wenn alle Käufer auf eine ‚‚verbesserte‘“ Aus- gabe warten wolllen, wie Herr H. (der, nach seinen hefligen Auslassungen zu urlheilen, schwerlich zu denen gehört, welche auf meine Autorität etwas geben), — wer sollte das Buch kaufen, und wie wäre dann eine zweile Ausgabe möglich? Heiss das, dem Käufer eine Waare in die Hand spielen“? ist das „ein _ Handelsprineip‘‘? dass ich blos auf ein verwerfliches Ich bemerke hier ausdrücklich | nützlich erscheinendes Buch ‚aufmerksam ma- chen wollte, selbst aber keinen Nutzen davon halle, selbst nicht einmal das Buch zur Be- spreehung zugeschickt bekommen habe um es zu loben (was mir unter dieser Bedingung kein Buchhändler oder Verfasser zumauthen darf), sondern es für mich kaufte. Und wie vorsichlig war ich in meiner Empfehlung, indem ich nur bemerkte, dass mir nach ober- flächlicher Prüfung der erschienenen 7 Hefte das Werk ziemlich fehlerfrei geschienen habe. Ich gebrauchte diese Wendung absicht- lich, weil bekannt ist. dass alle derartigen Werke fehlerreich sind und erst nach mehrmaligen Verbesserungen in neuen Auflagen richliger Und wegen dieses Lobes greift mich mir werden Herr H. in H. so heftig an. So unlogisch auch der gauze Artikel ist, so liess sich doch auch ohne ausdrückliche Erklärung des Verf. fol- gern, dass sein „Beitrag‘‘ gegen mich gerich- tet sei. Er sucht sogar fremde Dinge herbei, um mich aus meinem im Märzhef! stehenden, aus wahrer Ueberzeu- gung geschriebenen und Tausenden von Blu- menfreunden und Gärtnern aus der Seele ge- sprochenen Artikel: „Die Nolh des Ueberflus- einen Satz mit unredlicher Weglassung mir vörbält. Ich sagte dort, „man verlasse auf gedruckte Anpreisungen der Verkäufer“ ete. Aber Herr H. lässt, wie es zu seinem Verfahren passt, die Worte „der zu ireffen, indem er ses’ b} sich nie undankbar sein, o» V., Personalnotizen. Aber wie unlo- ist dieser Vergleich! Ist es, sage ich, nicht ein {nterschied zwischen dem preisungen nichl verlassen. gisch und lalsch Mitarbeiter einer Zeitschrift , weleher lobt, um Andeın zu nülzenund selbst! nicht den ge- ringstenVortheil davon hat, und einem Handelszärtner,, welcher die Anpreisungen zu seinem Nutzen drucken lässt, und sclche leider, wie diese Art Handel sich entwickelt hat, verbreiten muss ? Kritik ist ofenbar die undankbarste, schwerste und unangenelmste schrilistelleriselie Arbeit, und ich würde mich nie darauf einge- lassen haben, wenn man nicht selbst viel da- bei Das Publikum sollte daher nicht sonst möebten sich Kritiker nur noch gegen Bezahlung finden lassen. An- grife endlich, wıe die des Herrn H. könnten Einem die Kritik ganz verleiden. Fast scheint In diesem Falle trete ich gern diese Thätigkeit für die Gartenflora an Herm H. ab. lernte. es daraul abgeschen Dass mein sehr vorsichtiges Lob der „En- eyclopädie der gesammten höhern und niedern Gartenkunst‘* einen solchen gehässigen Angriff | muss man sich 431 nicht verdient, glaube ich bewiesen zu haben. Ich muss daher durch etwas anderes den Zorn des Herrn H. erregt haben, wie er sich auch hinter meine harmlose Kritik verslecken mag. Was dieses sein könne, ist mir undenkbar, indem ich auch nicht die geringste Ahnung Persönlichkeit meines Angreifers von der habe. Bei dieser Gelegenheit bringe ich ebenfalls eine Anklage in Betreff der „Eneyelopädie“ ete. von Dietrich. Dieselbe wird nämlich in den Annoncen der verschiedensten Zeitschrif- von einem Seidel aus Berlin und markischreierisch gelobt, wie Natürlich ist jene unterzeichnete Person nur vorgescho- ben und die Verlagshandlung bezalılt den ganzen Kram einschliesslich Unterschrift. Dass mit Bewilligung des Verfassers ge- schehen sei, ist kaum glaubhaft. Eben so über dieses Verfahren bekannten ten gewissen masslos wohl Viele gelesen haben werden. dieses einer durch einen guien Verlag längst alten, soliden Buchhandlung wundern. (H. Jäger.) V, Personalnotizen. 4) Albert Roscher und Freiherr v. Barnim. Der dem Innern Afrika’s wandte Enideckungseiler halt wieder zwei edle Opfer gekostel: Albert Roscher, welcher seit Ende Octobers v, J. am Nyassa- see im südlichen Afrika verweilt hatte, wurde in der Hülte eines Eingeborenen am; 20. März d. J. schlafend durch einen Pfeilschuss demselben ermordet. Leider sind auch seine sämmtlichen Habseligkeiten.. sein und seine Zeichnungen von den Eingeborenen gestohlen worden. — schaft wird vom zuge- von Tagebuch Eine zweite Trauerbot- 124 Juliscd. I Nubien gemeldet: Freiherr von Barnim, der Sohn des Prinzen Adalberi von Preussen, der wie sein fürstlicher Vater sich eilrigst geographi- schen Forschungen gewidmet halte , aus ist da- selbst sichls so vieler Opfer, welche im Dienste der Wissenschaft zur Erforschung Afrika von Mungo-Park bis auf den heuligen Tag gefallen sind, angesich!s der Anstrengun- dem Sumpifieber erlegen. — Ange- von Inner- gen, welche jetzt gemacht werden, um über das Schicksal Vogel’s Näheres und Gewisseres zu erfahren , — Un- und seiner Papiere wenn sie wieder nur von die Zahl der Opfer vermehren werden, — dürfte ternehmungen, die, Einzelnen ausgehen, lediglich nur es wohl an der Zeit sein, darauf hinzuweisen, dass nur durch eine eombinirte, grös- sere, internalionale Expedition das hohe Ziel der Erforschung von Inner - Afrika erreicht werden kann. 432 Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. 2) Herr G. Radde beabsichtigt sich als | Vogel’s bestimmten Expedition nach Inner-Afrika Zoolog und Botaniker der zur Aufsuchung | anzuschliessen. (E. R.) VW. Angelegenbeiten des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg. 1) Programm für die vierte öffentliche Pflanzen- und Blumen - Ausstellung, welche der Russische Gartenbau-Verein in St. Petersburg vom 27. April bis 4. Mai 1861 veranstalten wird. Der russische Gartenbauverein in St. Pe-| der Ausstellung in das Local derselben einzu- tersburg wird im Frühling 1861 eine vierte | senden. Bouquette, Früchte und Gemüse wer- öffentliche Blumen - und Pflanzenausstellung | den noch bis Morgens 8 Uhr am Eröffnungs- veranstalten und ersucht alle Freunde des |tage der Ausstellung angenommen. Nach Er- Gartenbaues, sich durch Einsendung von in- | öffnung der Ausstellung eingehende Gegenstände leressanten Pflanzen aller Art, frühen Gemüsen | erhalten keine Preise. und Früchten, Bouquelten, Garteninstrumenten E. Alle eingehenden Gegenstände sind so und andern Gegenständen aus dem @ebiete | viel wie möglich mit deutlich geschriebenen des Garlenbaues zu betheiligen. angehängten Namen zu bezeichnen , ebenso Die Ausstellung beginnt am 27. April und | muss die doppelte Liste derselben beigefügt endigt am 4. Mai. werden, von denen die eine der Einsender Diejenigen, welche sieh durch Einsendung | quittirt zurückerhält, die andere der Ausstel- betheiligen wollen, werden ersucht, die fol- | lungscommission verbleibt. genden Punkte zu berücksichtigen: F. Von ausserhalb Petersburg ohne Beglei- A. Die Anzeige der Einsendung muss spä- | tung eingehende Gegenstände sind an die Aus- testens 10 Tage vor Eröffnung der Ausstellung | stellungseommission in dem Exereierhause ge- der Ausstellungscommission in der Stadt Dume | genüber der Eremitage zu addressiren. Nur eingesandt werden. In dieser Anzeige muss | von diesen übernimmt die Commission die enthalten sein: a) Die Angabe über die Zahl | Verpflegung während der Ausstellung. Alle der Pflanzen und anderweitigen Gegenstände. | übrigen müssen von den Ausstellern selbst b) Die Angabe, ob die ganze Einsendung in ! verpflegt werden. eine Gruppe vereinigt oder ob einzelne Samm- G. Ueber Entschädigung für die Transport- lungen in Uebereinsimmung wit dem Pro- | kosten haben die Einsender sich zum Voraus gramme besonders aulgestellt werden sollen. | mit der Cemmission in Einverständniss zu B. Einsendungen, welche nicht rechtzeilig | setzen. Rechnungen in Bezug auf die Ausstel- angemeldet sind, können nur nach Maasgabe | lung werden nur. bis 14 Tage nach dem des noch vorhandenen Platzes berücksichtigt | Schluss derselben angenommen. Für prä- werden. mirte Gegenstände wird keine Entschädigung C. Jedem Einsender wird eine Nummer | geleistet. mitgetheilt, mit welcher er alle von ihm ein- nn nn A. Der Verein verlheilt Prämien in Form zusendenden Gegenstände zu bezeichnen hat. er goldenen und silbernen Medaillen für D. Pläne, Zeichnnngen und Modelle sind ! Pflanzen , getriebene Früchte und Gemüse, 4 Tage, Decoralionspflanzen, Blattpflanzen und | Blumengestelle, Garteninstrumente und Meu- Gartengeräthschaften 2 Tage, und blühende | bel, Modelle, Zeichnungen und Pläne von Ge- Pflanzen am Morgen des Tages vor Eröffnung | wächshäusern,, aller Arten von Gärten, Hei- vl. zungen und andere den Gartenbau betreffende Constructionen und Einrichtungen. | I. Die Zuerkennung der Prämien geschieht | durch Sachverständige, welche nach dem 3. Paragraphen des speciellen Reglemenis vom Verein gewählt werden. K. Bei derZuerkennung der Prämien wer- den gute Cultur, Blüthenfülle und Neuheit der Pflanzen, sowie der Nutzen und riehlige und deutliche Etiquetlirung berücksichligt. L. Für gute Cultur erhalten nur solche Pflanzen Preise, welche von dem Einsender eultivirt sind. M. Zu einer Gruppe vereinigte Gegenstände können nur einen Preis erhallen. N. Alle zur Ausstellung eingesandten Ge- genstände können erst nach dem Schluss der- selben abgeholt werden, mit Ausnahme der nicht prämirten Bouquelle. 0. Zur Concurrenz werden folgende Preise ausgestellt: Mittl.g.M. Kl.gld.M. Gr .silb.M. Kl. silb.M. 1) Für durch gute Öultur aus- gezeichnete Exemplare 2) Für schöne durchaus im Zimmer eultivirte Pflanzen .. 11 26 3) Für die schönsten und mannigfaliigsien Gruppen aus blühenden Pfanzen und Blatt- pflanzen . . NEE AN FORTE 4) Für die handen mannigfaltigsten Blattpflanzen BO Er 5) Für die "eichslen Sorli- mente von Rosen, vertreten in Centifolien, Remontanles, Bour- bon und Theerosen . . das A 2 6) Für die schönsten dureh gute Cultur ausgezeichneten Grup- pen von Rosen . . . . ale 3303 7) Für die schönsten Gruppen von Rhododendron i 8) Für die reichsten und man- nigfaltigsten Gruppen von Azalea indica SR 9) Für die Gohonsteh nd man- [er »P 3 [0 ) und Gruppen von Russischer Gartenbauverein. nigfaltigsten Gruppen von Camel- lien a re 10) Für die besten Sammlun- gen von Palmen, Pandaneen und Cycadeen in mindestens 50 Arten © 11} Für die baden Se. lungen von Farrnkräulern mindestens 50 Arten 12) Für die schönsten hd reichsten Sammlungen von blü- henden Orchideen ä 13) Für die schönsten and mannigfaltigstten Sammlungen von Cactus und anderen Fett- pflanzen . . 14) Für die besten Grup- pen von Kalthauspflanzen in mindestens 50 blühenden Ar- ten in 15) Für die schönsten und reichsten en, von Be- gonien 16) Für die besten a von Coniferen in mindestens 30 sellnern und gut cultivirien Ar- ten Teslalera teen 47) Für die schönsten blü- henden und fruchttragenden Oran- genbäumchen 18) Für die besten ner von Amaryllis und andern tropi- schen Zwiebelgewächsen 19) Für die schönsten Grup- pen von Goldlack und Winter- levkojen 20) Für die schönsten und reichsten Gruppen von Gloxinien und Achimenes 21) Für die besten vonCinerarien in mindestens 20 Varietäten 22) Für die besten nien von Pelargonien Mittl.g.M. Kl. gld.M. m Fr 433 Gr.silb.M. Rl.silb.M. o Lo) Le) 23) Für die besten Gruppen kraularliger ('alceolarien 24) Für die besten Gruppen strauchartiger Calceolarien 25) Für die besten Gruppen von Fuchsien 26) Für die besten Gruppen von Primeln und Aurikeln 27) Für die besten Gruppen von Nelken 28) Für die besten Gruppen von Pensees 29) Für die reichsten Samm- lungen im freien Lande aushal- tender Perennien, in mindestens 25 in Töpfen gezogenen blühen- den Exemplaren . 30) Für neue durch Schön- heit oder Nutzen ausgezeichnete direete Einführungen oder hier erzogene neue Spielarten 34) Für in Petersburg zum ersten Male blühende oder aus den ausländischen Gärten neu eingelührte Pflanzen 32) Für die besten getriebe- nen Früchte lite. "ei 33) Für die besten getriebe- nen Gemüse 34) Für gut erhaltene Gemü- se vom letzten Jahre 35) Für vorzügliche im In- lande verfertigte mente und Geräthschaften nebst Angabe des Preises Farleninstru- Mitt. g.M. | Rl. gld.M. De] [2] ein Ss= Ss = Be = Ya a! 11 mal 12, 13 a2 I 2.12 SER 36 Dre. ı Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. Mittl.g.M. Kl.gld.M. Gr. silb.M. Kl.silb.M. 36) Für die besten durch Nutzen ausgezeichneten Garten- instrumente und Geräthschalten, die aus dem Auslande verschrie- ben sind, nebst Angabe des Preises PR RNBLEIIHE IT 37) Für die besten Modelle, Zeichnungen oder Pläne von Gewächshäusern, Gärten Art, Heizungen und anderen für den Gartenbau wiclligen Ein- richtungen RES Se ae 38) Für die schönsten Bou- quette und Zusammenslellun- gen aus frischen Blumen aller 39) Für selbstgefertigle de- coralive Gegenstände für Zimmer und Gärten 40) Für selbsigefertigte Aqua- rien und Terrarien ge 41) Zur freien Verfügung der Preisrichter. HR ONE Fi EI BZ 18 59 91 79 Ausserdem wird noch eine grosse gol- dene Medaille für eine besonders ausgezeich- nete Gesammilleistung dem Preisgericht zur Verfügung gestellt. Unabhängig von den oben gelroflenen Bestimmungen sleht es Freunden und Gön- nern des Gartenbaues {rei, von sich aus Prä- mien für besondere Leistungen auszustellen. Der Vorstand bitlet, solchen exlra bestimmten Prämien bis zum 1. März in Kennl- niss zu seizen. ihn von VI. Russischer Gartenbauverein. yr 3) en 3) Bestimmungen über Vertheilung der Prämien in den monatlichen Ver- sammlungen der Russischen Gartenbau-Gesellschaft in St. Petersburg. Zur regelrechten Verlheilung der Prämien in den monatlichen Versammlungen der Ge- sellschaft sind die folgenden Regeln stellt: $. 1. Von allen zur Coneurrenz bestimm- ten Gegensländen muss von Seiten der Expo- nenten eine Liste derselben an den Präsiden- “ten oder Vicepräsidenten eingegeben werden. Gegenstände über die keine Liste eingereicht wird, stimmt betrachtet. 8.2. Als Prämien zur Vertheilung auf den Monaisversaminlungen sind bestimmt: 1 kleine goldene Medaille, oder an deren Stelie 4 grosse silberne oder 8 kleine lesige- werden als nicht zur Coneurrenz be- silberne. 2 grosse silberne Medaillen, oder an Stelle jeder derselben 2 kleine sil- berne. i kleine silberne Medailie. Anmerkung. Es ist keine Verpflichtung, alle diese Medaillen zu veitheilen,, sondern es sollen nur für solche Gegenstände Me- daillen vertheilt werden. welche auch wirk- lich Prämien verdienen. Ausserdem können auch höhere Prämien, nämlich mitilere gol- dene und grosse goldene Medaillen vertheilt werden, nach den im $.10 enthaltenen Be- stimmungen $. 3. ein Preisgericht von 5 solchen Personen vom die keine Gegenstände zur Ausstellung geliefert haben. $. & Ausserdem werden 2 beständige Ex- perlen mit berathender Stimme für die Dauer von einem Jahre erwählt, welche auf dieregel- rechte und gleichmässige Vertheilung der Prämien zu achten haben. $. 5. Die Prämien sind für die folgenden Gegenstände bestimmt: a) Für Nutzpflanzen. uUngsar:} 1) Für solche Sorten, die der Exponent selbst, oder aus von der Gesellschaft vertheillen Samen erzogen hat. Zur Vertheilung der Prämien wird Präsidenten erwählt, (Gemüse, Obst 2) Für für Petersburg neue Sorten , die der Exponent nicht selbst aus Samen gezüchlet hat. 3) Für gute Cultur. b) Für Zierpflanzen. Due 1) Für vomExponenien selbst oder aus von der Gesellschaft vertheilten Sa- men erzogene Arten und Abarten. 9) Für für Pelersburg neue Arten, die der Exponent nicht selbst aus Sa- men gezüchtet hat, 2) Für in Petersburg zum ersten Male blühende Pflanzen, die sich durch Senönheit der Blumen oder durch Schwierigkeit in der Cullur zeichnen. 4) Für gute Qultur. 5) Für Zimmereuliur. c) Für verschiedene Gegenstände aus dem Bereiche des Gartenbaues. (Instrumente, Modelle, Zeichnungen etc.) aus- $.6. Jeder Expert erhält eine Tabelle, wel- che die Regeln und Paragraphen enthält, nach denen die Prämien zu vertheilen sind. Nach- dem derselbe die ausgestellten Gegenstände besichügt hat, trägi er in die besiimmten Pa- ragraphen der Tabelle die von ihm zuerkann- ten Prämien , nebst den Gegenständen, denen er sie zuerkannt hat, ein. Die Tabelle muss dann vom Experten unterschrieben und einem der beständigen Experten übergeben werden Sl mehrheit der Experten vertheil. Wenn keine absolute Siimmenmehrheit erzielt wird, muss für die betreffenden Gegenstände besonders abgestimmt werden. $. 8. Die beständigen Experten, oder in Abwesenheit eines derselben, einer, — haben vorzugsweise die regelrechte Vertheilung der Prämien zu reguliren und die Aufmerksamkeit der Experten auf alle die@egenstände zu len- ken, welche solche verdienen. $. 9. Nachdem alles beendigt ist, wird ei- nem der beständigen Experten das Protocoll übergeben, in weichem die Gegenstände, wel- che prämirt wurden, kurz genannt sind. Das Die Prämien werden nach Stimmen- 436 Protocoll wird von allen Experten (auch den beständigen) unterschreiben, und dem Se- kretär zur Veröffentlichung in der Gesellschaft übergeben. $. 10. Wenn sich unter den ausgestellten Gegenständen solche finden, die nach dem Urtheil der Experten höhere Prämien als die Gartenflora Deutschlands, Russlands und der Schweiz. ihnen zur Verfügung stehenden, verdienen, — so stellen die Experten hierüber ein besonde- res Protocoll aus und stellen dieses durch den Vorstaud der Gesellschaft vor. Ueber solche Prämien wird von der Gesellschaft durch Ballotirung entschieden. — Sitzung des Russischen Gartenbau-Vereius in St. Petersburg am 12. (24.) Nov. 1860. 1) Vorlesung des Protokolls der October- Silzung. 2) Den Experten, die in der Seplember- Sitzung Preise für die zur Sitzung eingesand- ten Gegenstände zuerkannten, wurden beauf- tragt, die von ihnen der Gesellschaft einge- reichten Beschlüsse nochmals zu prüfen. da sich einige Missverständnisse in der Vertlieilung der Preise und namentlich in Bezug auf H. Gratschef erwiesen hatten. 3) Verzeichnisse der Mitglieder wurden vom Vorstande an die anwesenden Mitglieder mit der Bille vertheilt, dieselben durchzusehen und die Mängel anzumerken, damit ein voll- ständiges und richtiges Verzeichniss gedruckt werden könne. 4) Eine Commission aus den Herren Mul- lerius, Tschernajew und Pinsky bestehend, wurde zur Durchsicht desBudgets für's bevor- stehende Jahr ernannt. 5) Der Herr Präsident machte der Versamm- lung den Vorschlag, ein Museum von Garten- baugeräthschalten und anderer ins Gebiet des Gartenbaues gehörender Gegenstände anzule- gen, was von der Versammlung mit Freude angenommen wurde. 6) Herr v. Sinowieff hatte vom Kauka- sus Zwiebeln des Lilium colchieum als Ge- schenk an den Verein eingesandt, die unter den Mitgliedern vertheilt wurden. 7) Es wurden folgende neueMitglieder er- wählt: Fürstin Em. Petr. Trubeskaja, Nik. Al. Warnek, Jul. Konst. Arsenjew, Soph. Dmit. Arsenjewa, War. Gen. Kosnakow, Neon Iw. Kruber, Fürst Nik. Iw. Engalitschew, Paw. Iw. Melnikow, Jak. Iw. Jamansky, Jul. Iw. Simasch- ko, Graf Al. Al. Steinbock -Fermor (als Zah- lende). — Pet. Al. Aristow, Mad. Jak. Ki- turri, H. Noring, H. Reveil (als Nichtzahlende).— 3) Eingesandt waren von der Moskauer Akklimatisalions-Gesellschaft 3 Lieferungen des von ihr herausgebenen Journals und von Hrn. Noring die Angabe seines neuen Verfahrens, um Hyacinthen in besonderer Pracht zu zie- hen, was er dadurch erlangt, dass er diesel- ben in einer besonders construirten Vase in Wasser und Guano zieht. 9) Für die zur Sitzung eingesandten Ge- genstände wurden durch die Preiscommission, - bestehend aus den Herren Agamonof, Gorit- scheff, Müller, Heddewig und Nouvel folgende Preise zuerkannt: Grosse silb. Med. für Chry- santhemum indieum; Lob-Erwähnung für Hya- einthen. Herr Gratschef halte ausserdem eine Wurzel eingeliefert, die für St. Petersburg neu war und daher fernerer Prüfung be- darf. — Be Register. ) Abbildungen. Abies Reginae Amaliae pag. 299. Aeschynanthus Horsfieldi Brown. Taf. 297. Alsophila guianensis Hort. Taf. 288. Aquilegia glandulosa Fisch. Taf. 289. — var. jucunda Taf. 289. sibirica Lam. Taf. 289. Berberis vulgaris L. var. atropurpurea Taf.278 Betula tortuosa Ledb. 8. Kusmischeffü Rgl Taf. 303. Birken-Borkenkäfer pag. 347. Blumenausstellung in St. Petersbvrg Taf. 505 306. 309. i Bodenlüftung nach D. Hooibrenk pag. 383. Bostrichus chalcographus L. pag. 346. Calophaca Hovenii Schrenk Taf. 287. Campanula pulla L. Taf. 292. Celastrus erispulus Rgl. Taf. 312. punctatus Thbrg. Taf. 312 Champignons-Häuser pag. 351. Coelogyne praecox var. Wallichiana Lindl. Taf. 283. Condaminea corymbosa DC. var. subsessilis Taf. 294. Cookia punctata Retz. Taf. 290. Corydalis angustifolia DC. Taf. 304 Diplazium Katzeri Rgl. Taf. 282. Dryas octopetala' LE. Taf. 286. Eccoptogaster destructor Ol. pag. 347. Fichten-Borkenkäfer pag. 346. Helleborus caucasicus A. Br. Rei. Taf. 293 Herbstbutterbirne, Graf von Lamy’s, pag. 104 Hexacentris mysorensis Wight. Taf. 280. Hylobius Pini Ratzeb. pag. 348. 349. var. colchicus. "Jacquemontia ovata Owerin. Taf. 300. Instrument zum Schneiden der Spargelstengel pag. 397. Kiefern-Rüsselkäfer pag. 348. 349. Lespedeza bicolor Turcz. Taf. 299. Lilium pulchellum Fisch. Taf. 284. tenuifolium Fisch. Taf. 284. Masdevallia aequiloba Rgl. Taf. 285. Maxillaria Galeottiana Rgl. Taf. 301. Monstera Lennea €. Koch Taf. 279. Oculiren mit beholztem Schild pag. 256. Orobus lathyroides L. Taf. 298. — luteus L. 3. orientalis F. et M. Taf. 286 Pachira stenopetala Cav. Taf. 302. Pelargonium Endlicherianum Fenzl. Taf. 311. Polemonium pulchellum Bunge Taf. 292. Polygonum cuspidatum Sieb. et Zucc. Taf. 291. pag. 153. Sieboldii Hort. non Meisner Taf, 291. pag. 153. ® 438 Potentilla fruticosa L. var. Taf. 278 glabra Lodd. Taf. 278. Puschkinia seilloides Adams Taf. 310. Rhododendron Jenkinsii Nutt. Tat. 277. tenuifolia Lehm. Salix purpurea L. var. pendula Rgl. Taf. 308. Register. Scilla bifolia L. y. taurica Rgl. Taf. 307. Sedum Ewersii Ledb. Taf. 295. Senecio Ghiesbreghtii H. Hal. Taf. 296. Spiraea Pallasii Rgl. et Tiling Taf. 295. Thunbergia Harrisii Hook. Taf. 281. 2) Pflanzen, welche beschrieben oder besprochen worden sind._ Abies Reginae Amaliae 298. 313. Abutilon Sellovianum Rgl. 157. Acacia Drummondii Benth. 361. Farnesiana 154. Achimenes cupreata Hook. 363. Adamsia scilloides W. 405. Aeranthus sesquipedalis Lindl. 54. Aerides Wiglıtianum Lindl. 101. Aeschynanthus cordifolius Hook. 98. Horsfieldii Brown. 232. Aesculus indica Wall. 55. Agave maculosa Hook. 137. Agrostemma hybrida 355. Ailanthus glandulosa 223. Allosorus Karwinskii Kze. 357. Alocasia metallica Schott. 361. Alo& albo-cincta Haw. 421. Alsophila guianensis Hort. 119. Amaryllis candida Traut. 393. gigantea Ait. 393. latifolia Lam. 393. ornata 8. Gawl. 393. Amygdalus persica versicolor fl. pl 359. rosaeflora Lem. 57. Anecochilus intermedius Rchb. fil. 291. setaceus B]. var. inornatus Hook. 420. Thouars virens Angraecum eburneum var Hook. 418. sesquipedale Dupet. Thouars 54. virens Lindl. 418. Anguloa Ruckeri Lindl. 162. "Aquilegia glandulosa Fisch. 149. var. jucunda 149. sibirica Lam. 149. Areca Banksii Mart. 101. — sapida Soland. 101. Arisaema Murrayi Hook. 360. Aristolochia Sinarum Lindl. 19. I | Arum guttatum Wall. 417. | Astelia Cunninghamii Hook. 418. ' Astemon graveolens Rgl. 160. | Azalea amoena Lindl. 51. hybr. Comte de Hainaut 360. magnifica Hort. 140. ledifolia umbellata alba 360. Azara Gilliesii Hook. et Arn. 419. Begonia frigida Hort. 358. lhıybr. Charles Wagner Verschaff. 102. | Leopoldi Versch. 57. ' Berberis Hookeri Hort. Angl. 58. vulgaris L. var. atropurpurea 2. Beschorneria yuccoides Hort. 392. ' Betula tortuosa Ledb. ß. Kusmischeflii Rgl. 311. ‚ Billbergia macrocalyx Hook. 54. ' Botryogramme Karwinskii Fee 357. Brachychiton Bidwilli Hook. 99. ' Brassica Rapa L. 8. glabra Rgl. 9. Brugmansia chlorantha fl. pl. 138. Bryophyllum proliferum Bowie 172. Cacalia bicolor Roxb. 137. ' Caladium bicolor Vent. var. Neumannii 364. Neumannii Lem. 364. | — pusillum €. Koch 104. Veitchii Lindl. 59. | Calceolaria flexuosa R. et P. 209. Calla oculata Lindl 59. Callicarpa purpurea Hort. non Juss. 56. | Callirhoea pedata Hort. 160. Callixene polyphylla Hook. 362. Calonyction diversifolium Hassk. var. sulfureum 360. | — trichospermum var. diversifolium Choisy 360. | Calophaca Hovenii Schrenk. 118. | Calycophyllum tubulosum Seem. 53. Register. Camellia Contessa Lavinia Maggi 360. — Fortune’s Yellow Hort. 208. — japonica L Campanula capensis L. 207. — pulla L. 190. Capparis spinosa 48. Catasetum atratum Lindl. 392. Cattleya Isabella Rehb. fil. 105. — Sschilleriana Rehb. fil. var. 173. — Trianaei Rchb. fil. 256. Ceanothus Oreganus Nutt. 419. ' — sanguineus Hook. non Pursh 419. — Veitchianus Hook. 138. — velutinus Dougl. 359. Celastrus crispulus Rgl 407. — punctatus Thbrg. 407. Ceratodactylus osmundoides J. Sm. 357. Chamaebatia foliolosa Benth. 20. Cheirostemon platanvides H. et B. 99. Chelone centranthifolia Bnth. 171. Chou de Vaugirard 292. Chrysobaphus Roxburghii Wall. 420. Cissus antarcticus 12, velutinus Hort. 420. Cochliostema odoratissimum Lem. 102. 105. Coelogyne praecox var. Wallichiana Lindl. 77. Coffea arabica L. 14. Coleus Blumei Benth. 50. Colocasia antiquorum 217. Columnea erythrophaea Dene. 329. — rotundifolia Salsb. 135. — scandens L. 155. — speciosa Prsl 135. Condaminea corymbosa DC. 193. var. subsessilis 193. Convolvulus Falkia Thunb. 207. Cookia punctata Retz. 15i. Cordyline indivisa Kth. 85. Corydalis angustifolia DC. 341. concolor Cosmidium Burridgeanum atropurpureum 360. Cotoneaster lanata Hort. Verd. 59. — nitida Jacques 59. Crinum giganteum Andr. 393. — petiolatum Herb. 393. Cupressus fastigiata cereiformis 108. Cymbidium eburneum Lindl. 138. Cynoglossum nobile Hook. fil. 101. Cyrtodeira cupreata Hanst. var. viridifolia 363. var. Fortune’s Yellow 162. — Sasangua var. anemoniflora Seem. 208. 439 Datura albido-flava Lem. 58. — chlorantha Hook. fl. pl. 138. — humilis Desf. fl. pl. 138. Dendrobium albo-sanguineum Lindl, 98. Dendromecon rigidum Benth. 99. Deutzia crenata Sieb. et Zucc. 158. var. angustifolia 158. Dianelia intermedia Endl. 8. coerulea Rgl. 356. Dianthus alpinus 371. — chinensis giganteus 23. Heddewigii 23. 104. Var. laciniatus 66 — hybr. Verschaffeltii Hort. 103. Didymocarpus primulaefolia Gardn. 358 Diplazium Katzeri Rgl. 35. Dipteracanthus? Herbstii Hook. fil. 209. Dircaeo-Gesneria purpurea Planch. 55. Dissotis Irvingiana Hook. 173. Dryas octopetala L. 117. Dyssochroma albido-flavum Lem. 58. Eranthemum sessiliflorum Rgl. et Herd. 327. Erdbeere, Carolina superba 107. Eriostemon myoporoides DC. var. linearifolium Rgl. 157. Erodium pelargoniiflorum Boiss. 420. Eupatorium Pabstii Rgl, 134. Evelyna Caravata Lindl. 171. — lepida Rchb. fil.? 171. Falkia repens L. 207. Folium_petiolatum Rumph. 420. Fourcroya flavo-viridis Hook. 358. Fritillaria kamtschatkensis 371. Fuchsia var. Lord. Clyde 417. Fuchsien, neue 418. Gardenia citriodora Hook. 108. Gesneria purpurea Paxt. et Lindl. 55 — verticillata Hook. non Cav. 55. Gladiolus grandiflorus Andr. 206. — nanus Andr. 206. — ringens Andr 206. Goldfussia Thomsonii Hook. 136. Grammatophyllum Ellisii Lindl. 419. _ speciosum Blume 210. Grevillea alpestris 3. helianthemifolia Meisn. 140. — Dallachiana F. Müll. 140. Gutierrezia gymnospermoides A. Gray 209. Gymura bicolor DC. 137. “% je 2 — et Heldr. ‚440 Habenaria Salaccensis Bl. 363, Hedera rhombifolia Rupr. 372, Hedysarum setigerum Turecz. 160. Helleborus caucasicus Rgl. 190, Helichrysum Baxteri A. Cunn. 356, Heterocentron mexicanum Hook. et 359. Hexacentris mysorensis Wight. 33. A. Br. var. colchicus Arn. Hordeum vulgare var. Mandschuricum Rgl. 156. Hovea racemulosa Lindl. 159. Howardia caracasensis Wedd. 53. Hoya Cumingiana Desne. 172. Hyacinthus orientalis L. var. praecox Rel. 162. Hypericum aegyptiacum L. 108. Jacquemontia ovata Owerin 271. Dex Aquifolium pendula fol, varieg. 168. Ipomoea reniformis Hort. 360. Juanulloa? eximia Hook. 58. Juglans regia L. var. Bartheriana 108, Ixora jucunda Thwaites 363. Kernera Boissieri Reut. 391. Laelia Casperiana Rchb. fil. 105. — cinnamomea Rchb. fil. 292. — xanthina Lind]. 171. Lappa edulis Sieb. 6. Lawsonia inermis L. 48. Lespedeza bicolor Turcz. 269. Libertia azurea H. Angl. 103. Lilium candidum striatum 156. — colchicum Stev. 372. — longiflorum Thunb. 155. — pulchellum Fisch. 81. — Scovitsianum Fisch. 372. — speciosum roseum fol. aureo-marginatis 417. — tenuifolium Fisch. 80. decoloratum Griseb. 54. — hirsutum Sibth. 54. — piliferum Prsl. 54. — pubescens Russ. Planch. 54. — Sibthorpianum Reut. 54. Livistona humilis R. Br. 57. Llavea cordifolia Lagasc. 357. Lobelia pinifolia L. 207. Lockhartia floribunda Rchb. fil. 291. Lonicera Standishii Hort. 58. — Webbiana Wall. 58. var. Sibthorpianum Register. Lotus Tetragonolobus L. 224. Lazuriaga erecta Kth. 362. Lycaste pleiochroa Rehb. fil. 291. Lychnis hybr. Haagena 60. Lygodium polystachium Wall. 21. Macrocnemum corymbosum R. et P. 193. Malva pedata Torr. et Gray 160. Masdevallia aequiloba Rgl. 82. Maxillaria Galeottiana Rgl. 309. Micrococos chilensis Philippi 107. Momordica cochinchinensis Spr. 172. — mixta Roxb. 172. Monochaelum ensiferum Naud. 98. Monstera deliciosa Liebm. 223. — Lennea C. Koch. 5. 223. Muricia cochinchinensis Lour. 172. Musa coceinea Roxb. 87. — Ensete Gml. 214. Muscari latilolium Kirk. 214. Myosotidium nobile Hook. 100. 169. Nepenthes ampullaria W. Jack. 52. Nicotiana Langsdorffii Weinm. 328. Nuttallia pedata Nutt. 160. Obeliscaria pulcherrima 88. Odontoglossum laeve Lind! 141. — Reichenheimii Hort. non Lind. et Pl. 141. _ Uroskinneri. Lindl. 19. Olea fragrans Thbre. 13. Oncidium Janeirense Rchb. fil. 362. — longipes Lindl. 362, Orobus lathyroides L. 269. — Juteus L. 3. orientalis F. et M. 118. Oxalis tropaeoloides 52. Pachira stenopetala Cav. 310. Pancratium speciosum Salsb. 161. Pavia indica 55. Pelargonium Endlicherianum Fnzl. 406. Pentapterygium rugosum Hook. 364. Pentstemon centranthifolius Bnth. 171. Philodendron pertusum Kth. 223. Phoenix reclinata Jacq. 169. Phyllocactus crenatus Salm var. Vogelii Rgl. 135. Phyllocladus hypophylla Hook. fil. 361. Pinckneya ionantha Hort. 53. Plectranthus Blumei 50. Pleurothallis supervacanea Rchb. fil. 292. Polemonium humile R. et S. 189. + d _ pulchellum Bunge 189. Register. Polemonium pulchereimum Hook. 189. Polygonum cuspidatum Sieb. et Zucc. 152. — Sieboidi Hort. non Meisn. 152. Potentilla fruticosa L. var. tenuifolia Lehm. 4, — glabra Lodd. 3. Pothos argyraea Lindl. 20. Primula imperialis 333. Prune de Monfort 292. Psammisia penduliflora Kl. 393. Pteris argyraea Th. Moore 20. — cretica L. var. albo-lineata 363. Puschkinia scilloides Adams 405. Pyrethrum carneum M. B. Var. 19. 59. — roseum M.B. fl. pl. 170. Ravenala madagascariensis 221. Rhipsalis sarmentacea ® et. Dr. 100. Rhododendron Boothii Nutt. 134. — ceiliato-glaucum 55. — ciliatum Hook. 51. — Dalhousiae Hook. 391. — Fortuni Lindl. 106. — hybr. Wilsoni Nutt, 55. — jasminiflorum Hook. 56. — Jenkinsii Nutt. 1. — Kendrickii Nutt. var. latifolium 97. — Nuttallii Booth 139. — Shepherdii Nutt. 138. — Smithii Nutt. 136. Richardia albo-maculata Hook. 170. — hastata Hook. 419. Roöälla decurrens Andr, 207. Rosa Eugene Appert. 107. — hybr. remont. Eugene Appert 207. Imperatice Eugenie 102, — Isabella Gray 178. — JIwara Sieb. 326. — sericea Lindl. 365. — _tetrapetala Royle 365. — Thea Isabella Gray 141 — Wallichii Trattin. 365. Rubus nutkanus Moc. 357, Salix purpurea L. var. pendula Rgl. 374. Salvia Habliziana W. 420. — pinifolia Pall. 420. — scabiosaefolia Lam. 420. — scabrosa Pers. 420. — Tauricae Hakl 420. — vulnerariaefolia W. 420. Saponaria atocioides Boiss. 19. — caespitosa DC. 60. 441 Saponaria ocimoides L. 354. Sauromatum guttatum ‘Schott 417. Schomburgkhia cerispa Rchb. fil. 291. Scilla bifolia L. y. taurica Rgl. 373. Sedum Ewersii Ledb. 229. Senecio Farfugium C. Koch 58. — Ghiesbreghtii H. Hal. 230. Sisyrinchium multiflorum Ch. Lem. 103. Solanum Pseudo-Melongena Ten. 107. — sisymbrifolium Lam. 328. Sonchus radicatus Ait. 421. Spathodea ilicifolia Seem. 59. Spergula pilifera DC. 218. Spiraea Bursieri Carr. 60. — .callosa Lindl. 359. — Douglasii Hook. 208. — Fourtunei Planch. 359. — Pallasii Rgl. et Tiling 229. — Regeliana Rinz 424. — sorbifolia L. var. alpina pygmaea Pall. 229. Spraguea umbellata Torrey 20. Stangeria paradoxa Th. Moore 136. Statice Bonduelli Lestib. 210. — Bourgiaei Webb 209. — brassicaefolia Webb 358. Stephanophysum Baikie Hook. 53. Syringa oblata Lindl. 106. Tapina splendens Triana 363. Thalictrum anemonoides Mx. 140. Thea Bohea L. 15. — viridis L. 15. Thibaudia penduliflora DC. 393. Thunbergia Harrisii Hook. 34. Torenia cordifolia Benth. non Roxb. 359. — hirsuta Lamb. 352. Tradescantia odoratissima Hort. 102. Trichopilia pieta Lemair. 169. Trigonidium callistele Rchb. fil. 291. Trymalium Billardieri Fenzl «, tomentosum Walp. 390. Tupidanthus Pückleri C. Koch 105. Urania speciosa 221. Vaccinium rugosum Hook. fil. et Thoms. 364. Vanda parviflora Lindl. 101. — suavis Lindl. 418. Verbena hybr. Mdme. Jourdier 418. Vieia leucosperma W. 108. Villaresia grandifolia Fisch. 133. Viola odorata tricolor fl. pl. 355. 442 Vitis amurensis 371. Wahlenbergia capensis DU. 207. Register. Warscewicziella Lüddemanniana Rch. fill. 292. Yucca canaliculata Hook. 392. 3) Sachregister. Absterben von Pflanzen der wärmeren Klimate bei niedrigen Temperaturen über Null 331. Tannen und anderen Bäumen in den Garten-Anlagen St. Petersburg’s 343. Acacia Furnesiana als Bouquet- und Zierpflanze in Verona 154. Aepfel und Birnblumen, castrirte 163. Akklimatisation von Pflanzen 36. Ammoniak zum Einmachen der Früchte 258. Ananastreiberei 110. Ananaszucht 393. Angelegenheiten des Gartenbau - Vereins in St Petersburg 30. 67. 116. 147. 185. 227. | 264. 307. 338. 403. 432. Anutikritik 369. Erwiederung auf dieselbe 432. Arkadische Tanne Griechenlands 298. 313. Aussaat und Keimzeit der Sommergewächse 47. von Gemüsesamen, Instruction für die Colonisten am Amur 69. Ausstellung der K. freien Oekonomischen Ge- sellschaft zu St. Petersburg 29. 402. 408. des Russischen Gartenbau-Vereins zu St Petersburg 28. Ausstellungen in England 219. Ausstellungsgebäude in Kensington 66. Australiens Gartenbau 218. Austrocknen des Bodens, Schutz gegen dasselbe 302. Banianenbaum, der grösste 111. Baumfarne der Insel Neuseeland 421. Begoniaceen, Bemerkungen über die Familie der 366. Begonia Rex als Zimmerpflanze 173 Bemerkungen über einige vorjährige Neuheiten von Sommerpflanzen 62. Bericht des Herrn Schebanek über Europäi- | sche Gärten 164. Bericht über die Blumenausstelluug des Gar- tenbau-Vereins in St. Petersburg 233. über die mit der Jahressitzung am 25. Febr. in Petersburg verbundene Blu- menausstellung 185. Bewässerung grosser Kübelbäume 329. Birken-Borkenkäfer 347. Birnen zum Kochen 366. Blattläuse,, Mittel gegen dieselben an Obstbäu- men im freien Lande 301. Nachträglichfes über dieselben 289. Blumenausstellung der Bayr. Gartenbau-Gesell- schaft in München 142. des Russischen Gartenbau-Vereins in St. Petersburg 376. in St. Petersburg 342. und Pomologischer Congress zu Bordeaux 303. Blüthenentwicklung von Cycas revoluta 224. Bodenlüftung des Hrn. D. Hooibrenk 377. Bodenverbesserung 146. | Bostrichus chalcographus L. 346. Botanische Gärten 272. Botanischer Garten in München 306. = zu Melbourne 257. | Cactus, der grösste 331. Camellien 15. Cedern in Algerien 213, | China-Pflanzungen in Ostindien 395. | Chrysanthemum oder Winterastern in England | | | und Frankreich 143. Claytonia als Spinat 394. Copulation dicker Stämme auf nur leicht ange- schnittene Rinde 395. Correspondenz 371. 402. Cultur des Bleich-Sellery 44. der Feigen in Töpfen 11. Gattung Hymenocallis Herb. (Pan- cratium L.) 317, Heliconia bicolor 84. Himalaya-Rhododendron 425. des Jasminum nudiflorum und fruticans389. Register. 443 Cultur der Pandanen 83. Hylobius Pini Ratzeb. 348. — des Ricinus in Italien 258. Jgname-Batate 332. 334. — der Silene compacta Hornem. 216. Instrument zum Schneiden der Spargelstengel Cuseuta in Luzernefeldern 144. . 897. Cycas revoluta in Planitz 307. 402. Kaffeebaum 14. Disteln als gefährliches Unkraut 144. Kiefern-Rüsselkäfer 348. Düngemittel, flüssige, und ihre Anwendung bei | Kohlrabi, ein baumartiger 256. Zierpflanzen 45. Korkeiche und der Kork 425. Eccoptogaster destructor Ol. 347. Krankheit der weissen Lilie 88, Einführung des Weizen in Amerika 213. Landwirthschaft , Fortschritt derselben in Cali- Einwanderung der Buche nach Dänemark 213. fornien 21. Enset Abyssiniens 214. Lockerung des Bodens bei trocknem Wetter Ersparung an Getreide durch Säemaschinen 394. 213. Melonenzucht im freien Lande 302. 174. Mittheilungen aus Oesterreich 142. Färbung, künstliche, und Parfümirung lebender _ aus Wien 320. Blumen 415. Mohn, monströser 215. Fichten-Borkenkäfer 345. Monument für Nees von Esenbeck 65. Flecken an Früchten, Ursache derselben 223. | Museum des Kais. Bot. Gartens in St. Peters- Fregatte Novara 30. burg 330. Früchte, grosse zu erzielen 222. — für den Ackerbau in St. Petersburg — und Gemüse in Californien 145. 329. Fuchsia, eine besonders brauchbare 388. Nachrichten aus Peteisburg 184. Gartenbaugesellschaften in Belgien, Vereinigung — — Wien 183. Noth des Ueberflusses 89. Nutzbarmachung des Stickstoffes der Luft 146. Nutzpflanzen, griechische 216. = ‚ neuere und Gemüsebau 6. Oberdieck’s Taubenapfel 291. Oculiren 256. Origanum Sipyleum als Freilandpflanze 173. Oxalis-Arten, Werth der knolligen für Sandbo- derselben 65. Garten des Herrn Bottacin in Triest 109. 324. — der Horticultural Society in London 145. — -Literatur, russische 336. Gemüsegarien des Herrn Gratscheff in St. Pe- tersburg 349. Gemüse- und Obstbau um London 331. — , Verhalten der europäischen in Guiana ©98. Gerste, neue aus der Mandschurei 156. den 354. Geschichte des holländischen Tulpenschwindels | Pelargonien aus Wurzelstöcken zu vermehren im 17. Jahrhundert 427. 178. Pflanzen-Art 126. Erwärmung des Bodens auf hohen Gebirgen | Mittel gegen Erdflöhe 331. Hanfsame, narkotische Eigenschaften desselben 427. — des Petersburger Botanischen Gartens Herbstbutterbirne, Graf von Lamy’s, 103. | 133. 157. 326. 356. 390. Hohebene Curitiba in der Provinz Parana im | — Sibiriens 371. südlichen Brasilien 177. | — , welche einzeln auf Rasenplätze ge- Holzpflanzen,, Erziehung derselben in Rasen- | pflanzt und blos frostfrei eingeschlagen aschenbeeten und Verpflanzung in den durchwintert werden können 95. Wald 211. Pfropfreiser, Anwachsen der zum zweiten Male Hyacinthen „ die Romain- oder Römischen und | aufgesetzten 301. Pariser 155. Pomologisches Institut in Reutlingen 109. Hybriden im Pflanzenreich, zur Geschichte der- | Preisaufgaben des Gartenbau - Vereins in St. selben 175. Petersburg 69. 444 Preisgraben 173- Programın für die Pflanzen- und Blumenaustel- - Jung in St. Petersburg 67. 432. Reisbau auf Java 333. Reiseberichte aus Mexico 120. 195. Reisende in Afrika 65. Rhabarber als Gemüsepflanzen: 220. Ringelschnitt beim Wein 217. Rosentreiberei des Hrn. Laurent aine 396. Schwefeln des Weines 63. Silberpappel, Schädlichkeit derselben im Garten 3531 Sitzungsberichte des russischen Gartenbau- Vereins im St. Petersburg 30: 75. 116. 147. 227 266. 268. 307. 338. 403. 404. Sommerverpflanzung von immergrünen Bäumen und Sträuchern 144. Spalierbäume gegen. Spätfröste 257. Spargelbau in unseren Gemüsegärten 198. Spargelerbse 224. Spergula pilifera 218. Spiegel als Vogeischeuchen 339. Stuben-Aquarien 386. Talg zum Anstreichen der Scheiben‘ zur Bre- chung der Sonnenstrahlen 365. Terpentin, Venetianischer und dessen Gewin- nung 395. Thee von Blättern der Stechpalme 144. Theebaum 15. Transpiration der Pflanzen 330. Treiberei weisser Syringen in Paris 395. zu schützen DC. als Rasenpflanze Register. Uebersicht der auf der Ausstellung des Gar- tenbau- Vereins in St. Petersburg ver” theilten Preise 264. Unkraut, ein neues 52. Vegetationsbilder von der Küste des südlichen Nordamerika 292. Vegetationszonen auf dem Isthmus von Panama 300. Veredlung 257. Vermehrung der Abarten von Hibiscus syria- cus 217. der remontirenden Nelken durch Vered- lung 217. und Cultur der gefüllten Primula chi- nensis 224. Verpackung von Früchten 215. Verpflanzen immergrüner Bäume 399. Versammlung deutscher Pomologen 306. Versuche über das Einsaugungsvermögen von Rinde und Blättern 394. Verwüstungen des Scolytus destructor 60. Victoria regia in Berlin 402. Weine, amerikanische 217. Weintrauben, weisse zur Treiberei 214. Yanswurzel, grosse 109. Zierpflanzen, neue 19. 52. 97. 135. 168. 206. 256. 291. 329. 357. 392. 417. Zimmergarten des Herrn Luchmanoff 16. Zimmerecultur in St. Petersburg 12. Anzucht derselben 218. von Viburnum macrocephalum von Zweischgenbäume , 396. Ar LI TeEr aim Anlage von Feldwegen und Güterzusammen- legung 27. Bibllotheque rurale institute€ par le Gouverne- ment 63. Bulletin de la. societe imperiale des Naturali- stes de Mouscou 24. 26. Dietrich, L. F. Encyclopädie der gesammten rberichte. niederen und höheren Gartenkunst 225. 369. Dochnahl, Fr. Jak. Der sichere Führer in der Obstkunde, 429, Fickert, Dr. K. Bericht über die Verhandlun- gen der Section für Obst- und Garten- bau 182. Register. Filly, Carl. Die Ernährungsverhältnisse in der Pflanzenwelt 401. Hanstein, Heinrich. Verbreitung und Waclıs- thum der Pflanzen in ihrem Verhältnisse zum Boden 226. 303. ‚J. Die Gesneraceen des Königl. Her- bariums und der Gärten zu Berlin. I- Abschnitt 25. Heer, Dr. Oswald. Fiora Teıtiaria Helvetiae 261. Hofacker, Fr. B. Der Hausgarten in Stadt und Land 25. Jahresbericht des Gartenbauvereins zu Coburg 258. — des Vereins für Gartenbau in Schles- wig, Holstein und Lauenburg 27. Joigneaux. Die rationelle Samenzuchi 401. Hoch „ Dr. C. Bildende Gartenkunst und Pflanzen-Physiognomik 28. Köpken, Johann. Anleitung zur Landschafts- gärtnerei 226. Lucas, E. Der Gemüsebau 115. Martens, G. von. Die Gartenbohnen 181. Medicus, Prof. Dr. O. Verhandlungen der Versammlung deutscher Wein- und Obst- producenten in Wiesbaden 182. Meyer, G. Lehrbuch der schönen Gartenkunst 12 rbier 111.179: Nägeli, Carl. Beiträge zur wissenschaftlichen Botanik 258. 5) Appun, Carl Ferd. 306. Barnim, Freiherr von 431. Barter 30. Basiner 184. Bergsma, Dr. C. A, 65. Bouche, C. 263. Brandt, von 338. 402. Fintelmann 263. Francke 65. Gerstenberg 65. Hartwiss, von 338. Hayes, Dr. 262. Henfrey , Prof. Arthur 29. 445 Naudin, Essai d’une Monographie des especes et des varieles ou genre CGucumis 115. Oberdieck und Lucas, Monatsschrift für Pomo- logie und praktischen Obstbau 24. Obermüller, Wilhelm. Kleines praktisches Gärtner-Lexicon 399. Oersied, A. S. Gesneraceae centro - ameri- canae 28. Protocoll - Auszüge und Verhandlungen der Gartenbaugesellschaft Flora zu Frank- furt a/M. 224. Samenverzeichniss der Samenhandlung Carl Appelius in Erfurt 28. Schenk, Dr. A. Der Botanische Garten der Universität zu Würzburg 114. Schröter, Ernst. Die Wunder der Vegetation 182. Siebeck, Dr. R. Verwendung der Blumen und Gesträuche zur Ausschmückung der Gär- ten 429. Single, Christian. Abbildungen der vorzüglich- sten und hauptsächlichsten Traubensor- ten Württembergs 400. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. Preussischen Staaten 333. Wredow’s Gartenfreund, 9. Auflage. 7.—8. Lie- ferung 25. von Personalnotizen. Hochstetter, Dr. Ferd. 338. Hohenacker, R. F. 262. Horsfield, Th, 30. Kotschy, Th. 29. 183. Laurer, Dr. 263. Lehmann, Prof. 184. 263. Livingstone, Dr. 263. Maak 184. Maximowicz 29. Miquel, F. A. W. 65. Nuttal, Dr. Thomas 65. Oudemans, Dr. €. A. J. H. 65. Radde, G. 65. 432. 446 Register. Rechsteiner, Pfarrer 227. Sello 263. Ritter, Prof. Dr. Carl 29. Stubendorff, von 183. Roscher, Dr. A. 338. 431. Trautvetter, von 337. Ruprecht 371. | Unger, Prof. 184. Schmidt 29. ı Vilmorin , Pierre Louis Francois Leveque de Schott 184. | 306. Schotimüller 29. | Wichura 29. Seemann, Dr. Berthold 263. Rap) We PR, BAT. rn v. SMITHSONIAN INSTITUTION LIBR III 088 01486 5125 ui N