Ba are een | | = | : 3 5 — 8 5 DEE Er EZ „ 3 „ = * 2 0 ö : j “ 2 * n 5 f = E ; Br 2 n j 2 2 5 3 D 5 8 8 5 | 8 1 2. et ; € | > | | en en TUE | : | | | San EEE ER Fa * ' ER Sen vo 3 ; f “ n * 8 a | 1 Wistoru e 1 — — . * C.FGronemann. ö * R * . 5 . — 4 8 { 3 x wer ’ 1 8 1 * 0 2 1 \ * - - I * * N E 8 . ö N * E l — 6 s 1 — * 5 * * — * 5 * * N ö 0 . * . \ „ Far. DIT “wc 2 de 15 In { 4 RS, U des of: —— 2 TTT 4 e III et re enten oft 4 vorn 95 atınneister 9 leger, e ine Der.1870. [8 Lith.Anst.v d. G. Bach, Leipzig. 1 AFVAAA r ͤòN1Hwñ᷑ w; ̃⁰ ² ͤniQ—˙-L˙U hen a Er ne an ae m — un A 20 j Meter. 5 = Ein Hand- und Lehrbuch für liebhaber und Pfleger einheimischer und fremdländiſcher Küfigvögel A. E. Brehm, in Verbindung mit Baldamus, Bodinus, Bolle, Cabanis, Cronau, Fiedler, Finſch, von Freyberg, Girtanner, von Gizicki, Herklotz, Alexander von Homeyer, Köppen, Liebe, an und Karl Müller, Rey, Schlegel, Schmidt, Stölfer und anderen bewährten | ne des In⸗ und Auslandes. 1 Erſter Teil. Erſter Band: Pfleger und Pfleglinge, Sittiche und Körnerfreſſer. Mit 4 Tafeln. 64949 Leipzig und Heidelberg. C. F. Winter 'ſche „ 1872. N — MN‘ 5 * HEN Fe 5 Be 4 e * 5 g * atura artis wenn. zu Aae, * 5 * 14 als ein ſchwaches Zeichen ſeiner Verehrung, Freundſchaft und Liebe gewidmet von dem Verfaſſer * Pi R 4 2 . * 1 5 * 5 2 1 „% T PPC E Te We e RR KEN HR 4799 4 et } h 73 7 5 an, 17 8 12 wnwerpert Bechſteins „Naturgeſchichte der Stubenvögel“ und meines Vaters „Handbuch für die Liebhaber der Stuben, Haus- und aller der Zähmung werten Vögel“, für ihre Zeit treffliche Werke, find veraltet, Friderichs „vollſtändige Naturgeſchichte der deutſchen Zimmer⸗, Haus- und Jagdvögel“ und der Gebrüder Müller „Gefangenleben der beſten einheimiſchen Singvögel“ beſchränken ſich auf zu enge Grenzen: alle übrigen in dieſer Richtung erſchienenen Bücher und Büchelchen deutſcher Sprache, von denen ich Kunde erlangt habe, verdienen kaum der Erwähnung, weil ſie entweder nur mit einigen der bekannteſten Stubenvögel ſich befaſſen oder eine größere Anzahl von dieſen in unverantwortlich leichtfertiger Weiſe behandeln. Weit⸗ aus die meiſten ſogenannten „Hand- und Lehrbücher für Liebhaber“ müſſen als uůrteilslos zuſammengeſchriebene Auszüge aus anderen Büchern ähnlicher Richtung bezeichnet werden; die übrigen bieten dürftige Beobachtungen mit einer Selbſt⸗ überhebung, welche nur in dem Mangel an Kentnis des ſtreng wiſſenſchaftlichen Schrifttums Erklärung, wenn auch keineswegs Entſchuldigung finden kann. Unter dieſen Umſtänden folgte ich gern, obſchon nicht ohne eruſte Bedenken, der Aufforderung der Verlagshandlung, ein Werk zu verfaſſen, welches den An— ſprüchen der Gegenwart in jeder Beziehung Rechnung tragen, einen wirklichen Ueberblick der regelmäßig und einzeln in unſere Käfige gelangenden oder ſonſtwie irgendwo und von irgendwem in Gefangenſchaft gehaltenen Vögel gewähren, genauere Beſchreibung aller in Frage kommenden Arten bieten und überhaupt alles in dieſer Richtung Nötige und Wiſſenswerte zuſammenfaſſen, alſo ſeinem Leſer eine nicht unbedeutende Bücherſammlung erſetzen will. Daß ſolche Aufgabe nicht gering, wird Jeder ermeſſen können, welcher die zeitraubende Arbeit und Mühe der einfachen Zuſammenſtellung aller in den verſchiedenſten Werken heimatlicher und fremdländiſcher Sprachen aufgeführten Käfig⸗ oder überhaupt gefangen gehaltener Vögel keunt, welcher weiß, was es ſagen will, die von ihren Entdeckern oft mangelhaft gekenn⸗ zeichneten Arten richtig zu beſtimmen und neu zu beſchreiben, welcher ſelbſt verſucht hat, die verſchiedenen, nicht ſelten ſich widerſprechenden Angaben über Lebensweiſe und Betragen, Gefangenhaltung und Pflege zu ſichten und zu ordnen, fehlerhafte Beobachtungen zu berichtigen, das Wahre von dem Falſchen und Unwahren zu ſcheiden. Obwohl ich ſeit Jahrzehnten Hunderte und Tauſende von Vögeln der ED verſchiedenſten Art gleichzeitig gehalten und gepflegt oder unter der Pflege Anderer beobachtet habe, ſchienen mir meine eigenen Erfahrungen bei- weitem nicht ausreichend zu fein; ich erbat deshalb die Mithilfe von Freunden, deren Urteil ich als maß⸗ a gebend anſehe, und fand bei allen freundliches Entgegenkommen und werktätige . i f Unterſtützung. Freund Fiunſch, der kentnisreiche Forſcher, welcher ſeit Jahren an einer allgemeinen 1 e und die Vögel aller gen Muſeen VI unterſucht und vergleicht, gegenwärtig auch im Begriff ſteht, ſeine Unterſuchungen ne auf die amerikaniſchen Sammlungen auszudehnen, nahm es auf ſich, die Beſchreibung der Arten zu verfaſſen oder die von mir entworfenen zu begutachten und erforder⸗ lichen Falls zu berichtigen, das Wirrſal der wiſſenſchaftlichen Namen zu klären und zu ordnen; die übrigen Herren Mitarbeiter lieferten Beiträge, Ergänzungen, Ver⸗ beſſerungen, Berichtigungen und unterzogen ſich zum Teil noch außerdem der Mühe, jede Zeile der „gefangenen Vögel“ zu leſen; dem Sprachforſcher Prof. Dr. Michaelis 7 bin ich für ſeine Ratſchläge im Betreff der Rechtſchreibung zu Danke verpflichtet. Bi: Jeder Bogen wurde einem größeren Teile der Herren Mitarbeiter vor dem Drucke zugeſendet und erſt nach ihrer Begutachtung endgiltig überarbeitet, ſo daß das Werk EN nicht allein eigenes Wiſſen, ſondern den Erfahrungsſchatz der Altmeiſter dieſes Zweiges der Naturwiſſenſchaft in ſich vereinigt. Es iſt alſo nichts unterlaſſen worden, um den „gefangenen Vögeln“ möglichſte Vollſtändigkeit zu verleihen; gleichwohl bin ich weit entfernt, behaupten oder auch nur meinen zu wollen, daß das Erſtrebte wirklich erreicht worden wäre. Jedes Jahr, jeder Tag faſt bringt für die Liebhaberei neue Vogelarten auf den Markt, bereichert die Erfahrungen über Pflege und Zucht den Käfigvögel, deckt Irrtümer auf und hilft Fehler und Mängel beſeitigen, ſo daß das geſtern Genügende oft heute ſchon nicht mehr ausreichend erſcheint, und man ſich von dem erſtrebten Ziele entfernt ſiht, obgleich man es kurz vorher zu erreichen | geglaubt hatte. Demungeachtet darf ich es, Dank der eifrigen Mithilfe jo vieler und ſo tüchtiger Mitarbeiter, ausſprechen, daß dem Liebhaber in den „gefangenen Vögeln“ der verläßlichſte Ratgeber geboten wird, welcher bisher überhaupt geboten werden konnte, und mit Genugtuung habe ich erfahren, daß unſer gemeinſchaftliches 8 Streben von maßgebender Seite, von dem ſtrengen Forſcher nicht minder wie von dem erfahrenen Vogelwirt, anerkannt worden iſt, und ſehe e anderweitige 5 Beurteilung ohne Sorge entgegen. Man wird in den „gefangenen Vögeln“ ſchwerlich irgend einen Vogel ve 99 miſſen, welcher überhaupt jemals gefangen gehalten worden iſt. Mehr als achtzig | Bände von Zeitſchriften, abgeſehen von den überſichtlichen Werken deutſcher und ausländiſcher Forſcher find auf das genaueſte durchgeſehen worden, um nur die Namenliſte der aufzunehmenden Vögel feſtzuſtellen, und diejenigen Arten, welche bis zum Schluſſe des Werkes erweislich noch in Gefangenſchaft geraten ſollten, werden in den Nachträgen ihre Stelle finden, ſo daß jeder Beſitzer unſeres Buches mit Beſtimmtheit darauf rechnen darf, in ihm nicht vergeblich nach einem ihm noch unbekannten Vogel zu ſuchen. Es ſoll mir erfreulich ſein, wenn dies auch von den Liebhabern anerkannt und dadurch die überaus zeitraubende Arbeit den an er gewähren wird, welchen ich erſtrebt habe. Berlin am 8. Juni 1872. Der verfaſſer. Inhaltsübersicht. | 1 e e 305 Erſter Abſchnitt. „ Pfleger und Pfleglinge. a 1 . | Seite | Ä Seite 0 base An el egen ing und Zähmung 52 1 Ei | Erziehung und Unterrichet 59 0 JCJTJTJT a f u... 69 Vogel iuſer und Fluggebauer 6ů2ðůů„̃;ß ! ee, , Ameiſenpuppen und Mehlwürmer 5•3M% Krankheiten und Krankenpflege 3% 300, | Vogelfutter •fPffPͥS! Pogelhandel und Pogelhändle! in, e J ee don. | 1 er Zweiter Abſchnitt. Sittich oder Papageien. Seite ; ir Seite Sefamtiite der en )) ³i ee e ,, UA, Langſchnabelſittiche ,,, a2 JJJJJJJJJJJJJJ%% m iſchwanzſitkiche As ,,, ae. ,, lu. do, Be 280 Langflüg ügel⸗ oder Stumpſſchwanzpapageien 155) Schmalihnabelitihenn: tete 000237 Grün⸗ en Amazonenpapageien ) echnabelſtttic he 240 5 Zöwergpapageien ? f icctttt 2 1 Zierpapageien VCI ß d 22 7777. d iwie ie 29286 Keilſchwanzkakadus jJVVVVVCVVVVGichweifſittichetee 25 Langſchwanzkakadus UOU„ ff/]fß 222 1 Ararakakaduus 2 % er,, 22 Ri Eulenpapageien 1 !n 208 Stumpfſchwanzloris 2582 : 99 0 Dritter Abschnitt. Körnerfreſſer. 15 1 Seite | a Seite ff eine s 0 5 ff, ao WR nnn eg an ae ! ur .828 VIII Roſtgimpel Goldgimpel Pfäffchen Grasgimpel Gimpelfinken Kernbeißer Edelfinken Hänflinge . Leinfinken Stiglitze Zeilige . Citronfinken Grünfinken Sperlinge Alpenfinken Blaufinken Kronfinken Graufinlen Ammerkardinäle Kardinäle Kernbeißerfinken Papageifinken oder Habias Elſterlinge 5 Ammerhabias Inhaltsüberſicht. Seite 333 334 336 339 341 343 348 358 362 365 369 375 379 382 391 394 397 399 402 404 407 410 414 415 Tangaren Organiſten Reisvögel Amadinen Samenknacker Sittichfinken Wachtelfinken Grasfinken Aſtrilden Vihweber Edelweber Ammerweber Prachtweber . Scharlachweber . Sperlingsweber Geſellſchaftsweber Schuppenweber . Schwärzlinge Feuerwe ber Widavögel oder Witwe Stahlfinken Ammerfinken Ammer Lerchen ne Seite 417 427 432 457 437 458 459 460 468 481 485 495 501 502 505 506 508 510 510 518 524 526 544 566 er Abschnitt. ; 3 £ Liebhaber uh Vögel. 1 ou: Minden aus den Kindheitstagen der Menſch heit, welches von dem innigen ter A ke Weſen unſerer Einbildungskraft; 1 10 immer bafeinen ſte als Geno ſſen, als e als Freunde: ſo Bee auch dem entgegentritt die e e er verfkundestofe Geſchb bf, erſchaffen zu Ehren, Nutzen und Vergnügen unſerer 1 155 1 heren e. für uns zu wirken und zu arbeiten, In von 1 55 bg beweiſt uns eder als des fünftfiche Shſtem jener zweifelhaften el 1 , die 1 0 „unfere Senne Brüder“ Ik Unter allen vorur⸗ yen Inden ie eum gen, daß geiſtges Sein ohne Teibliches ui “ er — 0 5 6 } So se wi | 1 Ir | y } 65 fi # SED le or . 0 5 K 5 5 0 an bat EN! 1 N Fail 430 SR Far, 0 a } 1 a} 2 057 | 49. 105 1 rt 70 1 7 18 * ir 1 * 1 1 0 0 0 * 12 RR ö A 201 72 31 RN = 1 0 7 | 1 00 10 . Dr x 6 1 5 5 Ai Bi N. * 1 1 1 7 IE — — . — eg EEGEEEEEEEZEREEEEETEEE ESE ET SE EET Liebhaber und en 5 | 4 | Leben nicht beſtehen kann, da das geiſtige nen nichts anderes s it als eine er igke Gehirns. Dieſe Tätigkeit mag nun zwar eine ſehr verſchiedene ſein; ihrem Weſen ſie mehr oder weniger dieſelbe. Ihr Maß kann ſich ſteigern oder verringern, entſprechend der höheren oder minderen Entwicklung des einen oder anderen Geſchöpfes; die Art und Weiſe aber, in welcher ſie ſich äußert, bleibt ſich gleich. Iſt ein Gehirn vorhanden, 5 dürfen wir mit aller Beſtimmtheit annehmen, daß auch ſeine Tätigkeit, der Verſtand, bemerkbar ſein wird. Entſprechend dem am höchſten entwickelten Hirn des Menſchen mag man bei ihm jene Tätigkeit als „Vernunft“ bezeichnen: aber man ſoll nicht behaupten, daß ſie „ Hirntätigkeit des Tieres als etwas grundſätzlich 9 gegenüber geſtellt werden 5 d müſſe oder dürfe. Hier wie da ſind dieſelben Lebensbedingungen maßgebend, hier wie da dieſelben Urſachen wirkſam, und nur die Aeußerung der Wirkungen läßt ſich unterſcheiden. Wer alſo vom „Inſtinkt“ des Tieres reden will, ſoll nicht vergeſſen, daß er unter dieſem nichts⸗ ie ſagenden Worte einzig und allein ein gewiſſes, geringes Maß von Vernunft oder Verſtand verſtehen darf; und wer die Handlungen des Tieres als Bewegniſſe „einer von Außen her einwirkenden, nicht zum Bewußtſein kommenden Kraft“ auffaßt, mag bedenken, daß er dann Sl nicht berechtigt iſt, die geiftige Freiheit des Menſchen anzunehmen. 1 5 Solche Anſchauung rechtfertigt beſſer als jede andere Erklärung die Zuneigung, welche 5 Alle, die ſie kennen, für die Tiere empfinden. Einen Freundſchaftsbund, wie er e f „den Menſchen und den Tieren“ tatſächlich beſteht, kann man nur mit Weſen, nicht aber mit Maſchinen eingehen. Letztere laſſen ſich anſtaunen, nicht zu Freunden gewinnen. Man 7 bedient ſich ihrer, läßt ſich jedoch nicht von ihnen dienen; man arbeitet durch ſie, nicht Mit, ihnen. Die Tiere aber bedienen uns und arbeiten mit und für uns tagtäglich mit ihren leiblichen und geiſtigen Kräften, und wer ſie herabwürdigt, macht ſich einer Ungerechtigkeit ſchuldig, welche in keiner Weiſe bemäntelt werden kann, den Menſchen auch keineswegs zum Halbgott erhebt, wie Manche vielleicht wähnen. Wenn wir gegen die Tiere, unſere Mitweſen, gerecht ſein wollen, müſſen wir uns bemühen, ſie zu uns empor zu ziehen, wie wir die edleren Haustiere in Wirklichkeit zu uns emporgezogen haben. SE Ich weiß, daß man von gegneriſcher Seite die letzteren Worte nicht gelten laſſen f wird, habe mich deshalb aber nicht im geringſten bedacht, ſie auszuſprechen. Jeder Liebhaber 5 gibt mir Recht und meinen Gegnern Unrecht; jeder wohlerzogene Hund ſpricht für 1 0 und gegen dieſe; jedes Haus- oder Stubentier beweiſt dem Unbefangenen, wie leicht es iſt, den Lehrſatz vom „Inſtinkt“ über den Haufen zu werfen. Denn die Annahme des „Inſtinktes“ ſchließt alle Bildungsfähigkeit a, und das Haustier beweiſt e au dem blödeſten Verſtande. In wie hohem Grade bildungsfähig die Tiere ſind, bekunden alle, welche durch 11 95 Menſchen in ihnen urſprünglich fremde Verhältniſſe gebracht wurden, insbeſondere auch diejenigen, mit denen wir uns ausſchließlich beſchäftigen werden: die Vögel. Mein Vater hat bereits vor vierzig Jahren hierauf hingewieſen. „Ich behaupte dreiſt“, ſagt er in der Einleitung zu ſeinem „Handbuche für die Liebhaber der Stuben⸗ ꝛc. Vögel“, „daß die Vögel 4 durch die Zähmung veredelt werden. Wie lernen fie ihren Herrn kennen und lieben! Sie 3 begrüßen ihn, wenn er früh aufſteht oder nach einer kurzen oder längeren Abweſenheit nach — Hauſe kommt; ſie ſuchen ihm auf alle Weiſe ihre Zärtlichkeit und Dankbarkeit zu beweiſen. 1 Sie zeigen u an, wenn einer ihrer Mitgefangenen ſeinem Käfige entflieht oder wenn ſonſt eine Unordnung vorfällt. Sie, welche einer hohen Ausbildung ihrer geiſtigen Bega⸗ = | bungen fähig find, erhalten dieſe durch den Umgang mit dem Menſchen. Sie werden e 5 dankbar, mitteilſam; ſie bezeugen ihrem Herrn auf die deutlichſte Weiſe ihre Freude und ihr Leid.“ 10 Anders urteilen, wie leicht erklärlich, die Gegner. Der Herr Dr. Altum z. B. N behauptet das gerade Gegenteil, weil es ihm ſo in feinen Kram paßt. nn sine 75 \ x 3 * 1 * . N 4 N 1 br * (7 r iv * > Ad 2 2 3 2 c ĩ ĩ—o LE. * 5 N Ser 50 elche von En e mehr aber noch von einem ä ner lebhaften jein zeugen In Folge der e en Zeitſtrömung 1 und zu Groß⸗ | n ein BI üchlein, welches den Vogel abe ſein Leben behandelt Is raſch nach einander e erlebt, 1 ul 5 hat. Dieſes Büchlein, ein in der Tat nicht Daß in ihm das Halten von Stuben⸗ als etwas durchaus Unnützes gekenn⸗ Wer Singvögel hören will, ſchaffe denn „nur ae ift der Vogelgeſang an Von at Standpunkte a hat der weiſe Mann onen Recht. Die Liebhaber en, mit Ausnahme der wenigen gänzlich ungebildeten, zu den Gegnern, und „der Vogel m Käfige lernt bedeutungsloſe Unnatürlichkeiten und büßt ſein reines bedeutungsſchweres en ein; folglich gesch ihm Unrecht, und Jenem — - braucht eben fein Recht o en io eitäg und a, daß er r heifpieipefe dem Hunde einfach die Bestimmung auferlegt, nicht allein im Namen des Schöpfers, ſondern auch im Namen des Menſchen zu handeln; daß aber der Menſch ſich herausnimmt, an einem Vogel dasſelbe zu verüben, was er am Hunde tat, iſt naturwidrig! Dem dentenden Menſchen muß es einleuchten, daß die mehr als jemals i Lieb⸗ = 11 8 frei von ſo e Wahn und Aeg und tritt, ihm vielleicht unbewußt, mählich auf die Seite der Vorgeſchrittenen ſeiner Zeit. In dieſer unleugbaren Tatſache de ich eine Rechtfertigung der Liebhaberei, wie ſie beſſer nicht ausgeſprochen werden kann. * ſtreben nicht mehr darnach, „dem Teufel eine Sele zu rauben“, wohl aber geizen wir ch dem Ruhme, den Rückſtändigen einen Menſchen abzugewinnen. Nun gibt es bekanntlich ein geeigneteres Mittel, unklare Köpfe zu erleuchten oder ſchwache Geiſter zu ſtärken, als die 2 aturwiſſenſchaft; folglich ſuchen wir ſie zu verbreiten und zur Geltung zu bringen, wo nd ſo viel wir vermögen. Unſerem Zwecke kann jeder Stubenvogel dienen, und ein jeder ant N auch wirklich: er 1 51 den Liebhaber, ohne daß dieſer es merkt, in wiefern er 1 8 1 diesen Geſichtspuntte aus 1 1 ch mir die Liebhaberei ſo hoch erhaben gehaltloſ es Geſchwätz und kleinliche Nörgelei, daß es zu ihrer Rechtfertigung kaum rer Worte bedarf. Demungeachtet will ich auf andere Einwände, welche man erhoben 1 ind noch erhebt, eingehen, um zu e wie 1 e denn eigentlich in 1 fen und in den engen Käfig ſteckt, ihnen zur Qual und zum ige Frauen und Männer, e ſolche, welche Tierſchutzvereinen beigetreten vn Liebhaber und Bi find, verſetzen ſich in Gefühlsſ eee b ber nur ee etwas B Misgeburten zur Welt. Daß dem friſchgefangenen Vogel anfänglich der Ver ine Freiheit im höchſten Grade unangenehm iſt, ſoll und kann nicht in Abrede geſtellt wer 5 daß aber ſeine Gefangenſchaft nur eine fortdauernde Qual für ihn wäre, wie fo oft behaupt worden, vermag dem Liebhaber und Kenner der Vögel höchſtens ein Lächeln des Mitleides über jo abgeſchmacktes Gerede abzunötigen, auch dann noch, wenn ſich ein Al tum in Jener Sinne ausſpricht und in ſeiner Art von der Lebensverkürzung und der Einbuße faſelt, e welche die Stubenvögel erleiden ſollen, weil das Gefieder einiger weniger Arten bei längerer > Gefangenſchaft an feiner Farbenſchönheit verliert. Ich meine bewieſen zu haben, daß ich 1 die Nützlichkeit der Tierſchutzvereine zu würdigen weiß, da ich ſelbſt, und wohl erfolgreicher als manch Anderer, in allen bezüglichen Werken, welche ich verfaßt, Tierſchutz gepredigt 0 habe; ich bekämpfe aber mit gleichem Rechte jene träumeriſche Gefühlsüberſchwänglichkeit, 7 welche im leren Wortſchwall i Genügen Kane: und durch e Were BR > belehren wähnt. „ Der im Käfige oder im Geſellſchaftsbauer, im Park oder auf dem Weiher Schlee N. Vogel iſt aufzufaſſen als Haustier und nicht als unglücklicher Gefangener. Glaubt 5 man denn etwa, daß ſich der Hund, das Pferd, die Ziege und jedes andere Haustier überhaupt beſonders beglückt gefühlt habe, als ihm die hohe Ehre zu Teil wurde, ſich dem Willen des Menſchen beugen zu müſſen? Oder wähnt man, das Füllen ſehe es für ein 5 beneidenswertes Los an, einen Sattel aufgelegt zu erhalten, bezüglich vor den Wagen geſpannt zu werden? Will man uns weismachen, die Ziege erkenne es dankbar, daß wir ſie gezwungen, ihre luftige Bergheimat mit dem Stalle zu vertauſchen? Alle unſere Haus tiere haben ſich nur mit Widerſtreben unſerer Gewalt gebeugt; deshalb jagt man ja eben, daß ſie gezähmt worden ſind. Nun, gezähmt wird auch der Stubenvogel, der eine leichter und mehr, der andere ſchwieriger und weniger; und wie jene uns dienen, ſo dient auch er dem Stärkeren, Mächtigeren. Und wahrlich, er befindet ſich mindeſtens ebenſo wohl in den ihm aufgezwungenen Verhältniſſen als jedes andere Haustier. Ihn pflegt die Liebe, jenes der Eigennutz. Von all' Denen, welche ob des beklagenswerten Schickſals der Stubenvögel ihre Hirnabfälle an den Mann zu bringen ſuchen, ſcheut ſich keiner und keine, die „armen“ Pferde, Eſel, Rinder und Hunde zum Frohndienſte zu nötigen, dem Schafe das Fließ zu ſcheren, der Taube, dem Huhne die Jungen zu rauben, oder, wenn ſie alle, die Haustiere, zur Genüge gedient, das Todesurteil über ſie auszuſprechen, ſie dern Köchin, dem Metzger, dem Abdecker zu überliefern. Aehnliche Grauſamkeit, wie der Menſch = tagtäglich am Haustiere fie verübt, läßt ſich der Liebhaber gegen ſeine Stubenvögel nie Ad 1 nimmer zu Schulden kommen. Dort iſt ein weites Feld für die Zwecke des Tierſchutzes und der Menſchveredelung: hier bemühen die Vereinler ſich vergebens; a wir e 9 ſind viel weiter vorgeſchritten, als ihre Wortdreſcherei reicht. 5 Das Recht des Stärkeren, welches ſich wohl veredlen kann, niemals abe feine Geltung 0 verlieren wird, wenden wir an und führen wir aus, wenn wir uns einen Vogel fangen, die Allgewalt der Liebe, wenn wir verſuchen, ihn zu zähmen. Und dieſe Liebe trägt jehr bald ihre Früchte. „An den Vögeln“, ſagt mein Vater, „bemerkt man deutlich, daß ihnen die Gefangenſchaft, ſobald ihr erſter Eindruck einmal überwunden, gar nicht drückend iſt. Das ſicherſte Kennzeichen des Wohlbefindens eines Vogels iſt der Geſang. Die leichteſte Verwundung, Mangel an hinreichender Nahrung, ſehr ungünſtige Witterung, bringt die Singvögel bald zum Schweigen. Man vergeſſe des Morgens einen Stubenvogel zu füttern, oder beachte ihn bei der geringſten Unpäßlichkeit: der Mangel des Geſanges wird jedesmal zeigen, daß ihm etwas fehlt. Hieraus geht unwiderleglich hervor, daß die eingewöhnten Stubenvögel ſich in ihrer Gefangenſchaft nicht unglücklich fühlen können: ſonſt ſängen ſie .. ⁵ dd ̃ ⁵¼V—— ̃ n Beh KEN N n n 1 würden 0 ihn belehren, daß a lde einher die Veränderungen, ve (che: Grund und Boden zu Gunſten einer lohnenderen Ausnutzung erleiden, die uptſächlichſte falls nicht alleinige Urſache iſt. Hinſichtlich unſerer Nachtigallen aber verhält die Sache ſo: den Sproſſer fängt man nur in Oeſterreich, nirgends anderswo in deutſchland, aus dem einfachen Grunde, weil ſowohl der mähriſche als der pommerſche Sproſſer von dem Kenner wenig geſchätzt werden, und die Nachtigall iſt da, wo ſie lebt und brütet, regelmäßig ſo häufig, daß die Männchen, welche man für das Gebauer fängt, und wären es hunderte, ohne merklichen Nachteil gefangen werden dürfen, weil ſie raſch durch andere, überzählige erſetzt werden. Wenn man die Hecken und Gebüſche von Jahr zu Jahr mehr ausrottet oder verringert, die Waldungen zu Forſten umgeſtaltet und anderweitig den Nachtigallen ihre Wohnplätze ſchmälert und unwohnlich macht, darf man ſich freilich nicht wundern, daß ſie ſolche Gegenden endlich meiden; man ſoll jedoch die 1 nebhaber in Frieden laſſen, jo lange fie ſich ihre Nachtigall an Orten fangen, welche nicht als ein dem Einzelnen oder der Geſammtheit angehöriges Gehege angeſehen werden können. Und wenn wir Liebhaber, wie gegenwärtig geſchiht, unf ſere Sproſſer aus Rußland beziehen: welcher vernünftige Menſch will uns das wehren? Sit es ſolchen Tatſachen gegenüber nicht, gelinde geſagt, eine Albernheit, wenn gewiſſe Schönſchriftler, welche ihr armſeliges Schrift- ſtellertum durch Ab- und Zuſammenſchreiben friſten und die Dede ihres Wiſſens höchſtens nit gefühlsſeliger Wortmacherei überkleiſtern, — wenn ſolche Leute, ſage ich, ſich bis zum entlichen Ankläger der Vogelhändler herabwürdigen und die hochmächtige Polizei zu Hilfe en, . ne der ungariſche oder ruſſiſche N e Ks In meinen Augen erſcheint der Men zwar nicht als Halbgott, aber doch als hoch ben über das Tier, und u anerkenne ſein e das Tier in ſeinen N zu nehmen. 8 1 0 f Liebhaber und Vögel | man wird ſich über die Antwort bald klar fein. Für hen wahren Gebhaber it e ein a Bedürfnis, feinen Vogel um ſich zu haben; denn der Vogel hilft ihm arbeiten, hilft ihm nd leben! Er ſiht in dieſem keinen „armen Gefangenen“, ſondern einen Genoſſen, einen Freund, welcher ihn verſteht und ihm zu dienen ſtrebt. „Und es ſollte keine Freude fell, 1 ſolch liebliches, liebendes und liebenswertes Weſen um ſich zu haben?!“ Es ſollte, füge ich dieſen Worten meines Vaters hinzu, ein Unrecht fein, ſich ſolche Freude zu vers chaffen ? Nörgele man, jo viel man will: der Liebhaber wird ſich nicht beirren laſſen. Doch angenommen auch, ich ließe den gewichtigſten Einwand gegen die Liebhaberei „„ und gäbe zu, daß ihr zu Gefallen ein deutſcher Wald von ſeinen Sängern entvölkert werden könnte: ſo müſſen zweifellos die Gegner verſtummen, wenn ich ihnen verſichere, daß gegen⸗ ae = wärtig weit mehr ausländiſche als inländische Vögel gefangen gehalten werden. Von der Großartigkeit unſeres derzeitigen Vogel- oder Tierhandels überhaupt haben Diejenigen, welche 85 ſo leichthin über die Liebhaberei reden und ſchreiben, keine Vorſtellung. Die Verkehrsmittel unſerer Tage überbrücken die Weltmeere, durchdringen die Urwälder, kreuzen Wüſten und Steppen, überklettern die Hochgebirge, erſchließen die verborgenſten Winkel der Erde. Arten, welche unſere Väter höchſtens ausgeſtopft in unſeren Muſeen ſahen: wir erhalten ſie lebend oft zu tauſenden mit einem Male. Neben dem ſeit Jahrhunderten in Europa eingebürgerten Sänger von Kanaria kann jeder nur einigermaßen Bemittelte afrikaniſche, aſiatiſche, auſtraliſche, amerikaniſche Finken im Zimmer züchten; denn er iſt im Stande, für wenige = Taler ein Pärchen ſich zu erwerben. Faſt jedes von fernher kommende Schiff bringt gefüllte Käfige mit ſich, und gar manches nimmt ſolche von uns mit. Jedes Jahrzehnt bereichert uns mit für unſere Gebauer neuen Arten; jedes Jahr vermehrt die Liſte der Fremdlinge, welche in Europa brüten, um eine oder mehrere Namen. Einſtweilen gewahrt man dieſe Fremdländer nur in den Käfigen der Liebhaber erſten Ranges; nicht lange wird es währen, und man ſiht fie faſt ebenſogut als den Kanarienvogel im allgemeinen Beſitz, züchtet ſie und vermehrt ſie weiter. So ſchwer es hält, unſere einheimiſchen Vögel im Käfige zur Fortpflanzung zu bringen, ſo leicht gelingt dies bei vielen ausländiſchen Arten. Ihre Anſpruchsloſigkeit verurſacht kaum nennenswerte Mühwaltung und läßt ſie in der Regel ſo vollſtändig „ihres traurigen Loſes“ vergeſſen, daß ſie, anſtatt hinzuwelken, wie armſelige Schwätzer ihnen nachſagen, in des Lebens höchſter Luſt erglühen, lieben, 1 ſich vermehren. Was haben die weisheittriefenden Gegner hierauf zu erwidern? Greifen wir durch das Halten dieſer Vögel etwa auch ſo derb ein in das wohlbedachte Getriebe der Natur, daß es ſich rächen, daß die Liebhaberei verdammt werden muß? Nun, die Boers am Vorgebirge der guten Hoffnung, aus deren Lande wir eine nicht unbedeutende Anzahl unſerer fremd⸗ ländiſchen Finken beziehen, denken anders: ſie vernichten dieſe Finken, weil ſie in ihr Getriebe eingreifen, d. h. ihnen ihr Getreide wegfreſſen, mit vergifteten Sämereien und handeln alſo, obſchon mit mehr Berechtigung, doch ebenſo niederträchtig, als der deutſche Bubenjäger, welcher mit ſtrychningetränkten Weizenkörnern auf die Jagd der Steppenhühner auszieht, wenn ſie ihm nicht mehr zum Schuß aushalten wollen. Solchem Schickſale gegenüber kann doch das Los der gefangenen Stücke dieſer von Meuchlerhand bedrohten Arten ſo ſchlimm nicht ſein; denn nicht einmal Dr. Altum ſpricht den Vögeln die Sehnſucht zu, das „irdiſche Jammertal“ mit einer „beſſeren Welt“ zu vertauſchen. Wenn es einer Rechtfertigung der Liebhaberei bedürfte: die fremdländiſchen Stubenvögel N würden ſie gewähren. Ihre Gefangenhaltung, Pflege und Zucht läßt keinen einzigen von allen Einwänden auch nur zu. Die Liebhaberei muß ſelbſt von eingebildeter Schädlichkeit = freigeſprochen werden, ſobald man ihrer Erwähnung tut, und es läßt ſich dagegen leicht nachweiſen, daß das Halten der fremdländiſcheu Vögel ſogar erklecklichen Nutzen abwerfen + 33 75 — ::. TFT n 5 F in en: eit t 1 0 heiteren Shm dazu; ene können em U emittelten durch Züchtung anderer ausländiſchen Vögel Erwerbsquellen eröffnen, reichlicher fließen als andere, althergebrachte, und nicht, wie dieſe, Geiſt und Gemüt mpfen und niederdrücken, ſondern aufrichten und erheben, weil der freundliche Gaſt im nmer redlich das Seinige dazu beiträgt, ein armes, trauriges Menſchenherz aufzuheitern ind zu beglücken. f Wer ſich durchaus berufen fühlt, die Welt mit einer Weisheit, wie ſie im Vorſtehenden angedeutet, zu bereichern, laſſe uns Liebhaber aus dem Spiele. Wir haben für ihn, er N für uns kein Verſtändnis. Wer uns beurteilen will, muß einer der Unfſrigen fein. 5 Und ſo lange noch ein Einziger unſer bleibt, ſo lange wird er ſtreben, die lieblichen Vögel um ſich zu verſammeln, durch ſie den Winter ſich zum Frühlinge zu geſtalten, ſie und ihr Ben zu erforſchen, um fich des eigenen wahrhaft zu erfreuen und mehr und mehr vertraut zu werden mit unſerer ſchönen Erde oder, was dasſelbe ſagen will, um ſich heimiſch zu 1 in unſerer wirklichen Heimat. Gebauer. 5 Ein mangelhafter Käfig iſt ein Kerker, ein wohleingerichteter eine Wohnung des Stubenvogels. So beſtimmt ich unverſtändigem Gefaſel über „das traurige Los“ der ge⸗ fangenen Vögel entgegentrete, ſo entſchieden verlange ich von dem Liebhaber, daß er ſeinem Pfleglinge vor allen Dingen eine Behauſung verſchaffe, in welcher er ſich bald und ſo recht heimiſch fühlen muß und wird. Der Vogel gewöhnt ſich allerdings an vieles und richtet ſich ſchließlich auch in dem erbärmlichſten Käfige ein; er befindet ſich aber ungleich wohler als hier in einem Gebauer, welches gewiſſe Annehmlichkeiten bietet und namentlich deren größte, die Reinlichkeit, gewährt oder ermöglicht. Wer ſeine Vögel lieb hat und die wahre Freude an ihnen erleben will, muß ſich vor allem Anderen bemühen, ihnen anſtatt eines Gefangenwärters ein freundlicher Wirt zu ſein; wer überhaupt Vögel halten will, oll ſich vorher geeignete, zweckentſprechende Gebauer anfertigen laſſen. Die gebräuchlichſten Käfige leiden hauptſächlich an zwei Uebelſtänden: ſie ſind unbequem und laſſen ſich ſchwer und mangelhaft reinigen. Hierzu treten oft noch ungeeignete Futter⸗ und Trinkgefäße, die Untunlichkeit, einen zweckmäßigen Badenapf einzuſchieben, ohne daß er Vogel erheblich geſtört wird u. dergl. m., ſo daß der Käfig in der Tat zu einem Kerker wird. Daß die Folgen ſolcher verfehlten engen nicht ausbleiben, erfährt Jeder, welcher nicht auf Abhilfe ſinnt, früher als ihm lieb. Abhilfe zu ſchaffen, iſt aber keines⸗ wegs beſonders ſchwierig, ſondern erfordert nur ein gelindes Ankämpfen gegen den alten Schlendrian, in welchem freilich Viele ſich jo ſehr gefallen, daß er ihnen zur zweiten Natur geworden. 5 Verkennen läßt ſich nicht, daß an 1 1 Käfig von zwei verſchiedenen Seiten her Anfor⸗ 10 a on 1 8 dieſe 1 1 können: Der Pfleger wünſcht dem Auge gefällige der Vogel 10 | | ce Gebauer. ss er ſich e kann. 1 man gerecht gegen ihn fein, Alte man bene u Mittelweg ſchwer 30 finden. en Anforderung kann man ſtets gewähren, e jedem Vogel einen geräumigen Käfig geben. Doppelte Größe der Gebauer, wie man ſie 8 gewöhnlich angewendet ſiht, erſcheint meinen kundigen Freunden und mir unter allen N Umſtänden vorteilhafter als die zuläſſig geringſte. Beſtimmte Maße anzugeben iſt übrigens De inſofern mislich, als die Größe des Käfigs nicht allein von der jeines Bewohners, ſondern 1 auch von deſſen Lebhaftigkeit abhängt. Jedenfalls muß das Gebauer ſo geräumig ſein, daß ne der Vogel einen ordentlichen Sprung nehmen oder die Flügel Schwingen kann, ohne anzu- . f ſtoßen. Kann man ihm einen kurzen Flug gewähren, ſo iſt das um ſo beſſer. ben, | a mäßig beträchtliche Länge iſt e als bedeutende Höhe, weil ſich der Vogel lieber in großer Höhe des Käfigs alſo den unteren u wenig oder nicht ausnutzt. Doch lege 1 75 auf die Form weit weniger Gewicht als auf die Geräumigkeit. Sie geſtattet freie Bewe⸗ gungen, bewahrt vor unerwünſchtem Fettanſatz und daraus folgender Trägheit, ermöglicht es dem Gefangenen, ſein Gefieder in voller Schönheit und Ordnung zu erhalten, bringt a ihm Zufriedenheit mit feinem Loſe und dem Beſitzer die Genugtuung, ſeinem Pflegling f eine Wohltat erzeigt zu haben, den freudigen Stolz, jedem Beſucher einen merklich ſchönen und glücklichen Vogel zeigen zu können. Daß letzteres keine Einbildung, ſondern Tatſache, beweiſt der Vogel ſelber in unverkennbarer Weiſe Jedem, welcher ſich überhaupt überzeugen laſſen, nicht aber vorgefaßte Anſichten unter allen Umſtänden zur Geltung bringen will. Man unterſcheidet bekanntlich mehrere Sorten von Gebauern: Glocken- oder Turm⸗ bauer, Nachtigallen- und Lerchenkäfige, Droſſel- und Heckbauer, Wachtelhäus⸗ chen u. ſ. w., von den im Freien aufzuſtellenden Flug- oder Geſellſchaftskäfigen (Volieren) noch ganz abgeſehen. Alle dieſe Gebauer laſſen bei der noch immer üblichen Einrichtung eine gründliche Reinigung faſt unmöglich werden, erſchweren ſie wenigſtens in hohem Grade, und dies einzig und allein deshalb, weil der Sockelteil ungeſchickt gebaut iſt. Um dieſem Uebelſtande abzuhelfen, habe ich einen Käfig, wie nachſtehend beſchrieben, anfertigen laſſen. Der Sockelteil oder Stollen deſſelben, welcher aus ſtarkem Blech beſteht, iſt 8 em. hoch, an der Vorderſeite zur Anbringung der Schublade und einer ſie deckenden und feſthaltenden Klappe oben und unten bis auf einen ſchmalen Rand ausgeſchnitten, an der Bodenſeite aber nicht durch ein feſtgenageltes Bretchen oder eine aufgelötete Blechtafel geſchloſſen, ſondern durch Dratſproſſen vergittert. Das Blech, welches den oberen Rand bildet, muß ſelbſtverſtändlich jo verſtärkt werden, daß es den nötigen Widerſtand gewährt. Die = Klappenöffnung hat eine lichte Höhe von mindeſtens 4-; die Klappe ſelbſt reicht bis zum unteren Rande des Sockelgeſtells herab und wird hier an ihm durch einen wagerecht laufenden Dratriegel angeſchloſſen. Für die Schublade genügt ſchon eine Höhe von 235 bis 3, e.; namentlich braucht der vordere Rand nicht höher zu ſein, damit es möglich iſt, über ihn weg das Futter- oder Trinkgefäß zu wechſeln, ohne die Schublade ſelbſt vorzu⸗ ziehen. Dieſe beſteht unabänderlich aus mittelſtarkem Blech, welches durch dreimaligen Oelanſtrich vor dem Roſten genügend geſchützt iſt. Ein derartiger Anſtrich wird auch dem übrigen Sockel gegeben, um ihn zu verſichern und entſprechend zu zieren. Als weſentliche Bedingung hebe ich noch die Notwendigkeit hervor, darauf zu achten, daß die Schublade ſich ſo leicht als möglich ausziehen und einſchieben laſſe. Dem kundigen Liebhaber werden die Vorzüge dieſer Einrichtung alsbald einleuchten. 8 Die hohen Wände des Untergeſtells verhindern die beſonders Frauen widerwärtige Ver⸗ Er unreinigung des Zimmers durch Verſtreuen des Futters oder Verſprützen des Badewaſſers, da alle oder faſt alle Stoffe, welche der Vogel aus dem Geſchirre wirft, in der waffe * x — 2 n a r — . RTL NOIR PR u ohnehin ohe ba Vogel zu 1 bezüglich zu ängſtigen; durch Schlieſung er Rlappe verhindert: man das RN des et, während der Reinigung der ; dieſe endlich läßt ſich, weil fie aus ce Set 1 5 mit Setfarbe wich it, ohne babe Mü ühe mit Waſſer abſpülen in widrigen Geruch annimmt. Zum Aufbau des Obergeſtelles ziehe ich ein Sproſſenwerk aus hinlänglich ſtarkem | Drat dem Holzgerüſte mit Drat entſchieden vor. Kupfer oder Meſſingdrat iſt, des 2 Gelſtans halber, gänzlich zu vermeiden; verzinkter Draht, welcher gegenwärtig viel— fache Verwendung findet, hat Manches für ſich, einen Hauptübelſtand aber gegen ſich: er ſtört durch ſein Glitzern das Auge und erſchwert den Einblick in den Käfig. Aus dieſem Grunde laſſe ich das Dratgerüſt mit Oelfarbe ſtreichen und zwar mit Schwarz, Dunkel⸗ braun oder Dunkelgrau, den einzigen Farben, welche denen des Vogels wenig Eintrag tun. Grün iſt zu vermeiden, weil es in der Regel Schweinfurter Grün, alſo Arſen enthält; bleihaltige Farben z. B. Mennige als erſte Deckfarbe oder Bleiweiß dürfen wenigſtens für ſolche Vögel, welche die Sproſſen benagen, unter keiner Bedingung angewendet werden, weil ſie Lähmung verurſachen können. Die Türe wird ſo eingerichtet, daß ſie durch ihre eigene Schwere den Verſchluß bewirkt, einer Unachtſamkeit des Pflegers alſo vorbeugt. Wenn ſie gut gearbeitet wurde, iſt eine beſondere Schließvorrichtung nicht mehr erfor- Ei derlich, es ſei denn daß man Papageien in derartig eingerichteten Käfigen halten wolle, . deren Schnabelfertigkeit man größere Hinderniſſe bereiten muß. Drehbare Erker zur Aufnahme des Futter- und Trinkgefäßes find bei meinen Gebauer nit unbedingt nötig, weil man bequem und mit geringer Behelligung für den Vogel die Geſchirre durch die Klappe einbringen und herausziehen kann; ſie ſind aber eine erſprießliche Zugabe, weil ſie eine Beſchmuzung des Futters durch den Miſt des Vogels verhindern. Ins⸗ eſondere eignen ſie ſich für die ſogenannten „Weichfreſſer“, welche mehr als die Körnerfreſſer ſten und verunreinigtes Futter ungemein verabſcheuen. Bemerken will ich, daß die Erker nicht an der Vorderſeite, ſodern an beiden Schmalſeiten angebracht und mit Blech oder gebogenem Glaſe geſchloſſen ſein müſſen, um das Beſchmuzen der Zimmerwände und des Fußbodens möglich zu machen oder doch zu verringern. Letzteres halte ich für ſehr beachtenswert; denn die „waltende Hausfrau“, ja ſelbſt die beſenführende Magd ſprechen bei der € a auch ein gewichtiges N mit und ſollen zum Guten bekehrt, 1 Außen am Käfige hängende Gefäße, zu denen der Vogel nur gelangen kann, indem N er been, Kopf durch ik 11 1 8 ER mir ein Greuel; g n bee 1 En Sr ee ſelbſt welche in der Regel eine ſehkerhafte iſt. Fautter⸗, Trink⸗ und Badenäpfe müſſen aus Glas oder Porzellan, bezüglich gut ver⸗ tem . td gebranntem Ton beſtehen; jedes andere Material iſt zu verwerfen. Holz nimmt i e „ des ee bald einen unerträglichen Geruch an; N näpfe aus Glas nn man gegenwärtig in jeder Handlung zum m Preiſe von . bis 155 Sgr. Er für das Stück erhalten oder doch durch fie beziehen; zu Badenäpfen iſt jede ae oder jeder Teller zu verwenden: ſolche mit Unterſatz zum Auffangen der nebenſprützenden a Tropfen habe ich durch Schomburgk in Berlin aus Porzellan anfertigen laſſen. Hinſichtlich der Sprunghölzer endlich iſt zu bemerken, daß es, weil man noch fort- N während dagegen ſündigt, gar nicht dringend genug empfohlen 1 kann, ſie ſo Dick zu wählen, daß der Vogel kaum im Stande iſt, ſie zu umklammern. Ihre Oberfläche darf e weder zu rauh, noch zu glatt fein; erſteres verurſacht leicht böſe Füße, letzteres Fußkrampf 7 * 9 ; ri 1 er . 8 * 2 2 * r u; N * 3 > ER Eu = f r L \ — er 1 * x EN. 1200 N ei) r ee Ne „ ²˙ WIE LTEERNTURE I oder doch ein beſchwerliches Fußen. Sehr zu empfehlen ift die Erfindung eines Liebhaber, ſie auszuhöhlen; denn die Höhlung wird von den Schmarotzern gern als Schlupfwinkel benutzt und dadurch dem Pfleger Gelegenheit gegeben, die läſtigen Feinde feiner Lieblinge erfolgreich zu bekämpfen. Bolle ſagt mir, daß er einfach dicke Rohrhalme nimmt, welche ebenſo ſauber ausſehen, als ſie leicht zu haben und zu reinigen ſind, auch gerade denjenigen f Grad von Rauhheit beſitzen, welcher dem zarten Vogelfuße zuträglich erſcheint. In Erman⸗ gelung von Rohr kann man die Schößlinge des gemeinen Hollunders wählen, deren Mark ſich mühelos ausſtoßen läßt. Zu feſten Sprunghölzern eignen ſich die Schößlinge des Haſels am beſten. Für unzweckmäßig halte ich mit Tuch überzogene Hölzer, ſo warm man dieſelben > a für zartfüßige Vögel auch angeprieſen hat, und zwar aus dem Grunde, weil das Tuch doch bald beſchmeißt wird, ſich dann nicht ordentlich reinigen läßt und mindeſtens unanſehnlich, nicht ſelten aber in Folge des auf ihm haftenden Kotes härter und rauher wird als ein⸗ fache Holzſtäbe, welche man ja doch vermeiden und durch Beſſeres erſetzen will. Als ſelbſtverſtändlich erachte ich, daß man die Sprunghölzer ſtufenförmig über einander anbringt, um dem Vogel einen bequemen Sprung zu geſtatten und, falls man mehrere zuſammenhält, gegenſeitiges Beſchmuzen zu verhüten. In größeren Käfigen richtet man auch ein Sprungholz der Länge nach her, weil durch ein ſolches der Sprung des Vogels wechſelvoller und ihm angenehmer wird. Nach dieſen einfachen, aber durchaus erprobten Grundſätzen ſind faſt alle Käfige, welche ich gegenwärtig verwende, gebaut und eingerichtet. Sie kommen höher zu ſtehen als die meiſten, welche bisher im Gebrauch waren, übertreffen dieſe aber auch bedeutend an Zweck⸗ mäßigkeit und Dauerhaftigkeit, ſo daß ſich die anfängliche Mehrausgabe ſehr bald bezahlt macht. Zur Bequemlichkeit Aller, welche nicht über geſchickte Handwerker verfügen können, habe ich einen hieſigen Fabrikanten beſtimmt, die gebräuchlichſten Sorten anfertigen zu laſſen | und im „Berliner Aquarium“ eine Niederlage derſelben zu errichten. Der Preis für den einzelnen Käfig ſammt Zubehör ſchwankt zwiſchen 6 bis 10 Taler, je nach Größe und Art der Ausführung; ſolche zu 6 Taler genügen billigen Anſprüchen vollkommen. Das 5 „Berliner Aquarium“ übernimmt für die Gebauer, welche von ihm bezogen werden, die Verſicherung der vorſchriftsmäßigen und ordentlichen Herſtellung, und tragen alle Käfige: = eine Marke als Vermerk, daß fie geprüft worden find. In den beſchriebenen Käfigen halte ich ohne Bedenken auch Zugvögel, ſelbſt S 9 je Nachtigall, Feld⸗ und Haidelerche, falls fie bereits längere Zeit im Käfige gelebt haben. Die Meinung, daß man für Kerbtierfreſſer andere Gebauer anwenden müſſe als für Körnerfreſſer iſt falſch: erſtere benehmen ſich während der Zugzeit in dem Dratkäfige nicht anders als in dem Holzbauer und ſtoßen ſich unter Umſtänden an beiden den Kopf ein, falls man nicht Vorkehrungen trifft. So lange ein Vogel noch nicht vollſtändig an das Gebauer und an ſeinen Pfleger gewöhnt iſt, darf man ihn überhaupt nicht in einen Käfig bringen, in welchem er ſich ſchaden kann; und ebenſo muß man Bedacht nehmen auf die⸗ = 1 2 * ı 5 2 1 8 Be al Bine Aa Sin, x F ˙¹à—J—k— ee erliz eee ee 2 13 | engewöhnen, 155 8 Gelegenheit umherflattern und während der Zugzeit oft wie unſinnig ſich gebärden. Die einen wie die anderen müſſen nicht allein in beſonderen Käfigen, ſondern auch unter e Pflege gehalten werden, wie dies weiter unten aus⸗ | as werden ſoll. So warm ich die Anſchaffung dieſer dauerhaften, gefälligen und uschi Käfige erben kann, ſo wenig will ich dem Geſchmack und Belieben des einzelnen Liebhabers Vorſchriften machen. Ein Vogelwirt, welcher ſich ſelbſt ſeiner Pfleglinge annimmt und auf die Reinigung der Gebauer das gebürende Gewicht legt, wird auch, wenn er Käfige mit Holzboden, Holzgerüſt und hölzerner Schublade anwendet, dem Geſtank und Ungeziefer zu begegnen im Stande ſein, zumal, wenn er ſich für jedes Gebauer zwei gut angeſtrichene Schubladen anſchafft und dieſe täglich wechſelt und friſch beſandet, die Käfige ſelbſt in N Ordnung hält, ſie zeitweilig mit Leinöl beſtreicht und alles tut, was weiter unten, als zur Wartung gehörig, geſagt werden ſoll. Ich habe bei meinem Freunde Fiedler in Agram Holzkäfige geſehen, welche meinen vollſten Beifall fanden; ſie waren aber auch nach beſon⸗ derer Angabe dieſes erfahrenen Liebhabers e und von einem tüchtigen Tiſchler ungemein ſauber gearbeitet. ſie nennen wollen. Sie haben vor anderen zunächſt den einen großen Vorzug, ohne weſentliche Abänderung den verſchiedenſten Vögeln zuzuſagen, und ſtellen gewiſſermaßen eine allen Umſtänden ſich- anpaſſende Grundform dar. Ich habe fie bei meinen Mitarbeitern Girtanner und Stölker in der Schweiz kennen gelernt. Sie beſtehen aus einer leichten Kiſte, welche an einer Seite offen und hier durch das Gitter geſchloſſen iſt. Auf dem Boden dieſer Kiſte befindet ſich eine Schublade von mindeſtens 5 em. Höhe, mit eingeſchnittenen In Löchern zu beiden Seiten zur Aufnahme der Futtergeſchirre, über dieſen in entſprechender Höhe je ein chief nach innen und unten geneigtes Bretchen als Decke, zur Abhaltung von herabfallendem Unrat, aufgeworfenem Sande und dergleichen; ein ähnliches, nur ſchmäleres Dach ſchützt den hinteren Rand der Lade. Das Gittergewebe iſt über einen feſten Rahmen geſpannt und dieſer jo eingerichtet, daß er mit Haken an der Kiſte befeſtigt, alſo leicht abgenommen und wieder aufgeſetzt werden kann. Jede Seitenwand beſitzt eine von unten nach oben ſich öffnende Falltüre von hinlänglicher Größe, welche geſtattet, ein genügend weites Badegeſchirr einzubringen. Alle Außen- und Innenwände erhalten wiederholt einen gediegenen Oelanſtrich und ſind in den Fugen noch beſonders durch Kitt vor dem ſich ſonſt ielleicht einniſtenden Ungeziefer geſchützt. Der Kiſtenkäfig iſt allerdings nicht gerade gefällig, geſtattet dem Pfleger auch nur von er Seite Einblick, hat aber doch manche Vorzüge vor anderen Gebauern. Der in ihm hauſende Vogel fühlt ſich vom Anfange an ſicherer als im Sproſſenkäfige, wird deshalb ichter heimiſch und findet, der Käfig mag ſtehen, wie er wolle, immer ein Plätzchen, auf chem er ſich vor Zug vollkommen ſchützen kann. Auch vermag man ohne jegliche | ite, welches beine Nader ſchön und weniger Arche iſt als das Stabgiter, gewährt einzelnen, namentlich flugunfähigen Vögeln gewiſſe Vorteile: ſie können ſich an ihm N 1 85 in die Höhe helfen als an jenem. Zudem iſt es haltbarer und billiger als as itt er, . auch, die Sprunghölger in jeder beliebigen Höhe, und nicht bloß . Trink⸗ und Badegeſchirre laſſen ſich ebenſo Unter allen hölzernen Gebauern gefallen mir am beſten die Kiſtenkäfige, wie wir nicht beſondere Schwierigkeiten, weil man leicht zwei 194 Käfige mit u geöffneten Türen neben einander ftellen, den Vogel von dem einen in das andere Gebauer übe, ſpringen laſſen kann und das betreffende dann ſo gründlich, als erforderlich iſt, zu reinigen 1 vermag. Falls die Vögel nicht gerade brüten, nimmt man die allgemeine Reinigung vor, 1 4 ſo oft ſie ſich nötig macht; denn jene merken die verurſachte Störung kaum oder nicht, 5 8 wenn man ſie in einen gleichgroßen und gleichartig eingerichteten Käfig überſpringen ließ. ee, Ein ſehr beachtenswerter Vorzug des Kiſtenkäfigs endlich iſt ſeine Billigkeit. Die Arbeit 35 7 iſt ſo einfach, das Gitter, welches recht gut ein Gewebe oder Maſchinengeflecht ſein darf, . jo wenig koſtſpielig, daß man den Käfig bequem für 4 Tlr. herſtellen kann. Zum Anſtrich der inneren Wände empfiehlt Stölker, deſſen Angaben ich bort Beſchreibung zu Grunde gelegt habe, ein dunkles Braun, weil ſich von dieſer Farbe die meiſten Vögel gut abheben, und es bei ihr dem Maler nicht einfallen kann, trotz ausdrück⸗ lichen Verbotes giftige Farbſtoffe zu verwenden. Der äußere Anſtrich kann dem der Zimmer⸗ geräte ähnlich gehalten werden. ie Um den Anforderungen aller Leſer dieſer Blätter gerecht zu werden, will ich die ge⸗ bräuchlichſten Sorten der Gebauer noch einer kurzen Beſprechung unterziehen und die Vogel⸗ familien angeben, welche in dem einen oder anderen Käfige gewöhnlich gehalten werden. Gelegentlich der Einzelſchilderung der Gruppen werde ich das für jede Art Notwendige oder m Erſprießliche noch beſonders anführen. Obenan ſtelle ich den Finkenkäfig, wie ich ihn nennen will, den Käfig der Käfige. 1 5 Er dient mir für alle Finken im weiteſten Sinne, für die meiſten Kerffreſſer, für ſämmt⸗ liche kleine Papageien, für die Tangaren und anderen Schmuckvögel, Meiſen ꝛc., ſelbſt für kleine Tauben. Seine Länge beträgt 40 bis 55 em., feine Tiefe 25 bis 30 em., ſeine Höhe 35 bis 45 em., Bau und Einrichtung find die der vorſtehend gegebenen Beſchreibung; die Sproſſenweite darf zwiſchen 1 und 2 em. ſchwanken, je nach der Größe des in Ausſicht genommenen Vogels. Eine Weite von 1 bis 1ù em. entſpricht dem gewöhnlichen Bedürfniſſe. 5 Als Regel iſt anzunehmen, daß der betreffende Vogel ſeinen Kopf nicht zwiſchen den en Sproſſen durchſtecken kann, wie er gern verſucht, zumal wenn die Sproſſen nicht wider 1 ſtandsfähig genug, alſo zu ſchwach find, Die Decke iſt flach gewölbt, ohne daß jedoch hierauf Gewicht gelegt wird; denn ſie kann ebenſo gut auch wagerecht ſein. Drei Sprunghölzer, eins oben in der Mitte, drei Zoll über den untern und je eins vier Zoll von jeder Seitenwand angebracht, ein Futternapf und ein Trinknapf aus Glas, pa „ 3 Badenapf aus Glas oder Porzellan, genügen dem Verkehr und Verzehr. Der Nachtigallenkäfig kennzeichnet ſich hauptſächlich durch eine aus ſtarker gelnch oder gutem Wachstuch hergeſtellte Decke, welche verhindert, daß ſich ein ſcheuer Vogel beim Emporfliegen den Kopf beſchädigt. Letzteres geſchiht insbeſondere während der Zugzeit im N Frühlinge und Herbſte, welche alle eigentlichen Zugvögel mit großer Unruhe erfüllt. Wäh⸗ N rend dieſer Zeit erweiſt ſich der Nachtigallenkäfig als brauchbar; ebenſo erleichtert er das i 19 5 Eingewöhnen friſchgefangener Vögel; endlich gewährt feine Decke ein Schutzdach gegen de Sonnenſtralen, für den Fall, daß man feinen Vogel vor das Fenſter hängen will. Dr gegen haftet dieſem Bauer der Nachteil an, daß man nicht ungehindert in ihn Hineinfehen und ihn niemals ordentlich reinigen kann, ſondern im Gegenteile in feiner Bedachung finn allerlei Schmarotzer förmliche Schlupfwinkel errichtet. Aus dieſem Grunde ziehe ich den Finkenbauer jenem vor und erſetze nötigenfalls die häßliche Decke während der Zugzeit durch ein ſehr enges Netz aus Garn, welches ich einen bis zwei Zoll unter der Decke auß ſpanne, nach der Zugzeit aber wieder abnehme. Wer ſeine Nachtigallen im Sommer . . 3 durchaus vor das Fenſter b und allen e welche 05 Zug, Wie ac. . 4 wi in 155 Freiheit gewö 91 1 15 zu ſteigen tegen Da ſie nun außerdem Lauf⸗ „kommt man 1 e e ee nach, wenn man ihnen einen Der Lerchenkäfig, wie man . N eine Länge dm 40 bis 65 6, eine Tiefe von 1 25 bis 30 em. und eine Gitterhöhe Ir et von 22 bis 26555 iſt mit Leinwand gedeckt, beſitzt Erker (nicht aber die um ſich zu fttigen, den. Kopf ſtecken Muß) und wird nur dann mit Sprunghölzern der, er ſehen, wenn er einer Haidelerche, einer Stelze oder einem Pieper zur Wohnung werden ſoll. Die Schublade muß höhere Ränder haben, als oben angegeben, damit man ſo viel Sand einſchütten kann, daß die Lerche im Stande iſt, ein Staubbad zu nehmen. Anſtatt des unter langen Zehen oft hängen bleiben und dann ſich leicht die Beine brechen können, zumal wenn ſie noch ſcheu ſind. Um den Boden leicht reinigen zu können, läßt man den Bauer ſo anfertigen, daß nicht der Boden, ſondern ein über ihm feſtgelöteter Rand die Schublade trägt, der Boden ſelbſt hinten in Angeln geht, vorn aber vermittels Haken am Sockel befeſtigt wird, alſo ſich niederklappen läßt. Zaur Behauſung eines größeren Singvogels, einer Taube, einer Zwergeule dient der Droſ ſelkäfig, ſo genannt nach den Inſaſſen, welche am häufigſten in ihm gehalten werden. Er iſt ein mit Erkern verſehener Finkenbauer im Großen. Die Länge kann ſchwanken zwiſchen 50 bis 65 em., die Tiefe zwiſchen 35 bis 42 em., die Höhe zwiſchen 40 bis 45 em. Eine Leinen⸗ oder Wachstuchdecke iſt für dieſen Käfig a vermeiden, weil mit der Grö ße des Vogels auch die e mit der San des Gebauers die Schwierigkeit öfterer Reinigung zunimmt. Ein Bauer, welcher nur ſehr ausnahmsweiſe geben rechen hergeſtellt wird, iſt der G cken⸗ oder Turmbauer. Gewöhnlich fertigt man ihn viel zu klein an, in den meiſten Fällen ſo eng und unbequem, daß es dem verſtändigen Liebhaber ſchmerzlich an⸗ dert, einen edlen Vogel in ſolch elendem Gefängniſſe zu ſehen, um ſo mehr, als er weiß, 1 der Zeit faſt jeder Gefangene drehkrank wird und ſich demzufolge in einem anderen be ren Käfige gar nicht mehr zurecht finden kann. Das runde, ſechs⸗ oder achteckige Untergeſtell des Glockenbauers hat in der Regel einen ſehr geringen Durchmeſſer; das Obergeſtell iſt unverhältnismäßig hoch; die Geſchirre werden außen angehängt; ein Bade⸗ apf galt für unnötig; die Reinigung läßt ſich nur bewerkſtelligen, nachdem man den g len enen hat, wodurch u RN Hei ee ſondern auch gar mancher Ein u Käfig ft unbedingt zu een. er iſt ein abſcheulicher Kerker und agi ein Beweis von der Gleichgiltigkeit und Achtloſigkeit, mit welcher auch ſogenannte 1 85 1 1 Nur der alte e e die Denkfaulheit des Verfer⸗ als is . gaben it en seen und der SR des Sloden- auf deten 35, beſſer noch ur 40 em. Sn ein Viertel bis ein Drittel e Maße . mehr auf die Höhe rechnet und an zwei ſich gegenüberſtehenden Seiten Erker anbringt. Br Wer zu zeichnen verſteht oder ſich an einen bildenden Künſtler wenden kann, iſt im 5 Stande, dieſem ſonſt ſo ungeſchickten Käfige eine ſehr anſprechende Form zu geben und ihn . zu einer wahren Zierde des Zimmers zu geſtalten. Der Glockenbauer, in welchem man außer Kanarienvögeln und anderen Mitgliedern der Finkenfamilie auch Meiſen und ähnliche „ Kletterkünſtler zu halten pflegt, läßt ſich, paſſender als jeder andere, an die Decke hängen | ce und ebenſo auf einem runden Tiſchchen mit Blumen in Verbindung bringen: — es ſiht a allerliebſt aus und iſt im hohen Grade reizvoll, einen ſingenden Stubenvogel mit Blumen ER zu umgeben; es iſt, als verſchönere man dadurch ihn und feine Lieder. Für Papageien, welche man einzeln hält, wählt man in der Regel den Glockner, 5 f verſtärkt ihn jedoch in entſprechender Weiſe. Ein Papageienkäfig muß unter alln Umſtänden aus Metall gebaut ſein, weil ſich jeder größere Sittich ohne Verzug an die Zerſtörung aller nicht niet- und nagelfeſten Teile feiner Behauſung macht, und in der Kunſt zu vernichten Erkleckliches leiſtet. Der Durchmeſſer eines ſolchen Gebauers darf nicht unter 65 em., die Höhe nicht unter 85 em. betragen. Unter einem Heckkäfig verſteht man einen Finkenbauer von doppelter oder dreifacher Größe mit allen Einrichtungen des letzteren und beliebig abzuändernden Vorkehrungen zum Befeſtigen der Neſtmulden, welche je nach der Art des Gefangenen verſchieden fein müſſen. Urſprünglich beſtimmt, dem Kanarienvogel zur Niſtſtätte zu dienen, läßt ſich der Heckbauer auch für andere Finkenarten, welche man zur Fortpflanzung zu bringen wünſcht, mit Erfolg verwenden oder als Geſellſchaftsraum für verſchiedenartige, hinſichtlich der Nahrung, Sitten und Gewohnheiten zu einander paſſende Vögel benutzen. Nach dem einen oder anderen Re Zwecke richtet ſich die Größe dieſes Gebauers. Eine Länge von 1 bis 10 m, bei einer Tiefe und Höhe von 60 bis 80 em. genügt faſt allen Anforderungen. Je mehr Vögel man zuſammen zu halten gedenkt, um ſo länger muß der Käfig ſein: hält man dieſe Regel feſt, ſo wird man leicht das rechte Maß finden können. In langen Käfigen laſſen ſich viele Sprunghölzer anbringen und damit manche Unzuträglichkeiten, als die ſind: gegenſeitiges Beſchmuzen, Zank und Streit um den beſten Sitzplatz zur Nachtruhe ꝛc., erfolglich vermeiden, während dies bei großen hohen Gebauern nicht immer der Fall iſt. Für die Schublade empfihlt ſich in ſofern eine beſondere Einrichtung, als es bei der Größe derſelben ziemlich ſchwer hält, ſie auszuziehen und einzuſchieben. Man tut alſo wohl, im unteren Teile des Sockels zu beiden Seiten ſchwache Eiſenſchienen und am Boden der Schublade kleine eiſerne Rollen anbringen zu laſſen, welche auf jenen laufen. Gerade bei Vögeln, welche brüten ſollen, muß jede Störung möglichſt vermieden und doch dem Reinlichkeitsbedürfniſſe tunlichſt ent⸗ ſprochen werden; eine derartige Erleichterung trägt demgemäß ſtets ihre Früchte. Genaueres rar auf die Einrichtung dieſes Gebauers zum Brutraum iſt hier nicht 2 am Orte, muß vielmehr ſpäterer Erörterung vorbehalten bleiben. | Wollte ich noch von all den übrigen Käfigen ſprechen, welche in dieſer oder jener Gegend üblich ſind, oder welche Geſchmack und Laune entworfen und ausgeführt haben, ſo 3 würde ich mich nur wiederholen. In Vorſtehendem ſind die Grundzüge angegeben, nach“ , denen man verfahren kann, und bleibt es dem Ermeſſen des Einzelnen überlaſſen, zu ändern, ſo viel er will, der Erfahrung des denkenden Liebhabers anheimgeſtellt, zu beſfern, ſo viel er kann. Entſprechende Größe eines Käfigs und eine Einrichtung, welche geſtattet, 5 ihn oft, leicht und gründlich zu reinigen, müſſen als die ere ind wichtigſten ee angeſehen werden. id u > Pe % 85 — dass a 8 u ht A ; NG: 8 » 7 In nn i . N e BEER FE ͤ AA ⁵⁵—ͤ ] ͤ Ä. ˙ EN . Die Vogelſtube. die Yogelfube. = Das ale eg werte Beſtzeben, gefangenen Vögeln möglichſt viele Freiheit zu e hat einzelne Liebhaber beſtimmt, ihren Pfleglingen ganze Zimmer einzuräumen, und dieſe zu einer ſogenannten „Vogelſtube“ zu geſtalten. In der Neuzeit iſt über die Vorzüge und Freuden einer ſolchen Vogelſtube viel geſchrieben worden; ich habe jedoch in . dem, was ich geleſen, auffallender Weiſe ſtets die Erwähnung der Schattenseiten gedachter 10 Räumlichkeiten vermißt und unwillkürlich des Engländers denken müſſen, welcher, durch das Zipperlein am Angeln verhindert, ſich eines der Zimmer ſeiner gemieteten Wohnung waſſerdicht herrichten ließ und in ihm des edlen Waidwerkes pflag, bis die allgemeine Ein⸗ ſprache der übrigen Hausbewohner ſeiner Neigung ein jähes Ende bereitete. Eine Vogelſtube läßt ſich ſehr leicht herſtellen, aber ſehr ſchwer in Ordnung halten, wundervoll beſchreiben, jedoch keineswegs ſo behaglich ertragen, als ſich die Beſchreibung lieſt. Sie hat entſchieden ihre zwei Seiten: eine helle Lichtſeite und eine recht dunkle Schattenſeite; — ich will mich verſtändlich zu machen ſuchen und beide nebeneinander ſtellen. Herr Tobias, ein reicher Mann und eifriger Liebhaber, beſchließt, trotz meiner wohl⸗ gemeinten Warnung, in ſeiner prächtigen Wohnung ein Zimmer zur Vogelſtube umgeſtalten zu laſſen. Er weiß, daß es unzuläſſſg iſt, den Vögeln im eigenen Wohnzimmer volle Freiheit 5 zu geben; denn er hat die nachſtehenden Worte meines Vaters geleſen und wohl beherzigt: Er „Wer glaubt, daß ſich die Vögel in einer Wohnſtube frei herumlaufend beſſer befinden als im Käfige, iſt im Irrtume. Läßt man ihnen die Flügel unbeſchnitten, jo fliegen fie, ehe man es ſich verſiht, zu einem offenen Fenſter oder zu der geöffneten Türe hinaus. Man \ 85 kann hierbei gar nicht vorſichtig genug ſein und befindet ſich noch in der traurigen Not⸗ wendigteit, nie hinlänglich friſche Luft in das Zimmer laſſen zu können. Ueberdies hat man den Verdruß, das Geräte, die Bücher ꝛc. von dem Unrate der Vögel beſchmuzt zu N 5 ſehen. Schneidet man ihnen den einen Flügel ab, ſo müſſen ſie zwar auf dem Boden bleiben, beſchmuzen aber dieſen und die Stühle immer noch, gehen auch ſicher ihrem baldigen Untergange entgegen. Der eine wird von einem unerwartet hereingekommenen Hunde ergriffen, der andere von einer liſtig hereingeſchlichenen Katze erhaſcht, der dritte von Menſchen tot getreten „der vierte erſäuft in einem Waſſerbecken, der fünfte verwickelt ſich mit den Füßen in etwas Flachs oder Zwirn, welche in der Stube liegen: die zarten Faſern des Flachſes ſchneiden unvermerkt in die Oberhaut des Fußes ein; derſelbe ſchwillt, wird brandig d bringt dem Vogel den Untergang.“ Dieſe wahren, auf Erfahrung begründeten Worte rfehlen ihre Wirkung nicht; Herr Tobias will aber auch gar nicht fein eigenes Pracht- zimmer mit den Vögeln teilen, ſondern letzteren eine für ſie paſſende Räumlichkeit herrichten, eine Vogelſtube mit allen Hilfsmitteln der Neuzeit, allen erſprießlichen Vorkehrungen, allen lnnehmlichkeiten herſtellen. | SR un Wunderdinge von der Vogelſtube geleſen und erſucht mich, ihm das Nötige e. Das in Ausſicht genommene Zimmer iſt für ſein Vorhaben in jeder Hinſicht . Es liegt nach Süden, iſt ſehr geräumig, hat zwei hohe, helle Fenſter, nur einen g und kann von außen geheizt werden. Gas⸗ und Waſſerleitung befinden ſich im e en 8 in der 9 Stadt leicht zu en Daß mein ET ee 18 | a 4 Die Vogelſtube. Die Arbeit beginnt, und nichts wird geſpart. Man e vor 0 = zierliche Dratgitter und in je einem Flügel eine Lüftungsklappe an, nagelt eine Ble auf dem Fußboden feſt, beklebt die Wände mit Wachstuch, richtet den Ofen zur Gash | ein, bricht ein Loch durch die Wand, verglaft es nach innen und ſtellt außen m 8 5 N Gasflammen vor, in der Abſicht, während der langen Winterabende die Vogelſtube zu beleuch e wi ohne die Vögel durch die Hitze der Flammen und die ſich bildenden Verbrennungserzeugniſf 55 0 ö zu beläſtigen oder zu ſchädigen, baut einen Windfang vor die Türe, beſtimmt, jeden Zug TE unmöglich zu machen, auch geräumig genug, um gleichzeitig als Warte für die Beobachtung 65 zu dienen, errichtet in der Mitte des Zimmers einen Springbrunnen mit flacher Sele. 25 zum Auffangen des Waſſers, ſorgt für gehörigen Zu- und Abfluß desſelben und geht endlich 15 zur Ausſchmückung über. Alle Wände werden trotz meiner wiederholten Warnung und 5 Einſprache mit Epheu und anderen Schlingpflanzen begrünt, die Ecken geſchmackvoll mit 2 immergrünem Buſchwerk verziert, Springbrunnen und Schale hinter reizenden Blattpflanzen DE halb verſteckt, der Fußboden bis auf einige Wege mit friſchgeſtochenem Raſen belegt. Zwiſchen ER die Schlinggewächſe hängt man Brutfäftchen, geflochtene Stroh- und Weidenkörbchen, die einen oben geöffnet, die anderen bis auf ein Flugloch geſchloſſen, kleine Gebauer und ſonſtige e Unterlagen für die von den Vögeln ſelbſt zu erbauenden Neſter. Es fehlt nichts, was zun Behaglichkeit der Gefiederten dienen könnte; man hat die Erzeugung von Wärme und feuchter Luft, die Kühlung und Lüftung des Raumes vollſtändig in ſeiner Hand. Freund Tobias x reibt ſich vergnügt die Hände, verſichert mir einmal über das andere, daß ich ein Ne 99 und Schwarzſeher ſei, und beginnt mit der Beſetzung des wohnlichen Raumes. e Und befreit werden die inzwiſchen für ſchweres Geld erworbenen, bis dahin in dufte 9 bewahrten Vögel, mehr als achtzig Arten angehörend, über dreihundert an der Zahl. g ſiht man Breitſchwanzſittiche aus Auſtralien, Zwergpapageien aus Afrika und Aerite, a Zierſittiche aus Indien, Loris, Kakadus und andere Mitglieder der Ordnung, afrikanische, aſiatiſche, auſtraliſche Prachtfinken, europäiſche und amerikaniſche Körnerfreſſer; man gewahrt Starvögel, Glanzdroſſeln, Droſſeln, Spottvögel und bekanntere Edelſänger, kleine Tauben, Hühnchen, Rallen und ſonſtige Sumpfvögel: es iſt eine köſtliche Sammlung. Jeder, welcher ſie überblicktt, ſpricht mit u von ihr und gibt meinem Freunde Recht, mir SL aber Unrecht. 5 Die Vögel beginnen ſich einzurichten. Papageien und Höhlenbrüter überhaupt erwählen ſich die verſchiedenen Brutkäſten, Finken, Droſſeln und Tauben die Gebüſche, Rallen und andere Ordnungsverwandte die Tiefe. Einige fangen ſchon nach wenigen Tagen mit dem Bi Bau ihrer Nefter an, — die Papageien und mehrere der ſtärkeren Finken bereits wenige Stunden, nachdem fie einen Ueberblick der Räumlichkeit gewonnen, mit der unaufhaltſamen Zerſtörung aller Pflanzen, gleichviel, ob dieſelben genießbare oder ungenießbare Teile enthalten. 7 Binnen acht Tagen iſt der grüne Schmuck des Raumes vernichtet. Man will ihn erfegen,; aber da hat dieſer oder jener Prachtfinke bereits die Grundlage zum Neſte gelegt: — es wäre unverantwortlich, die Pflanze, welche er ſich erwählte, wegzunehmen. Sie bleibt alſo ſtehen, und vorſichtig wird nur hier und da eine zerſtörte mit einer im vollen Blattſchmucke prangenden vertauſcht; aber letztere ſiht bald genug wieder genau ebenſo aus wie die 4 erſtere. Dem Vernichtungseifer der Vögel gegenüber erlahmt die ordnende Menſchenhand, 8 3 am jo mehr, als fich herausſtellt, daß der wiederholte Erſatz Geld, viel Geld koftt, Unſer Tobias macht übrigens andere üble Erfahrungen. Er bemerkt, daß es unter Er Papageien und Finken entſchiedene Störenfriede gibt. Halbfertige oder bereits vollendete Neſter ſchwächerer Vögel werden aus reinem Mutwillen zerſtört, ihre Eigentümer beläſtigt, gt verfolgt, gebiſſen, getötet. Eine harmlos erſcheinende Ralle beſchäftigt fich zu nicht 5 Erſtaunen ihres Gebieters mit dem Zerſtückeln und Aufzehren eines e e 15 Vo Aae 1 So ele Soirali ı man auch auf die Reinigung verwendete, N vollkommen gelingt ſie. Wände und Fußboden ſehen bald abſcheulich aus; in jedem 10 10 e on a 1785 ein Miſthaufen. Das Gras des gelegten Die Enähtıng iſt erfunden; denn ich kenne keinen Vogeltobias welcher es ſich ſo Geld hätte koſten laſſen, als die Einrichtung ſolcher Vogelſtube erfordern würde: er der Hergang in einem mit Pflanzen geſchmückten und mit genannten Vögeln beſetzten mmer iſt ſo, wie ich geſchildert. Man glaube alſo nicht, daß ich übertreibe; ich kann es meiner Worte durch gemachte Erfahrungen belegen. Es geht immer jo nd kann cht anders kommen. Die Auswahl der Vögel, welche zuſammen leben ſollen, iſt ſchwieriger ils man glaubt; das Ergebnis auch der ſorgfältigſten Wahl keineswegs immer dasſelbe; ebendige Pflanzen werden von Vögeln zerſtört oder doch bis zum Unſcheinbaren beſchmuzt, obald die Anzahl der letzteren einigermaßen wächſt; Zank und Schabernack bleiben ſelbſt nter der harmloſeſten Geſellſchaft der Gefiederten nicht aus. Angenommen aber auch, der Streit wäre beſeitigt, dieſer oder jene Störenfried un⸗ chädlich gemacht, keiner vernichtete das Neſt des anderen: ſo machen ſich doch noch andere Unzuträglichkeiten geltend. Die Vö gel in ſolchem Raume verbittern dem Vogelwirte die höchſte Freude: feine Lieblinge anderen gleichdenkenden Selen zu zeigen, fie, um mich fo szudrücken, dem beſuchenden Liebhaber vorzuführen. Sie, die klugen Geſchöpfe, erkennen en Fremden ſofort, werden unruhig, ſobald er ſich zeigt, flattern ängſtlich umher oder riechen ſich. Juſt der neuangekommene, für ſchweres Geld erworbene auſtraliſche Finke, n deſſen der Freund ſich auf den Weg gemacht, iſt nirgends zu finden, wenn dieſer ſehen will: — und man wollte doch mit Bewußtſein ihn zeigen! Hat man an der u eine Warte für die en errichtet, ſo bleibt dieſe Wand . Sicht, 8 der Geruch empfindlich beleidigt, zu Dal low, daß die Ernährung der Menge auch ihre Nachteile den dem für die ler und zarten Finken beſtimmten ag ſchmarotzen die e, welche in der Vogelſtube che fiher fic) een wie im Fluggebauer und e . e e finden, | man eis, fa oder 00 Ehen gelernt abet ſollte. Man möchte genteil Ba dem erreichen, was man . e Abkühlung des 20 Die wohne Beſitzers, Gleichgileigkeit Widerwillen gegen die Freuden e Bogealtun Eine Vogelſtube, wie ſolche uns neuerdings durch Wort und Bild dargeſtellt worden, gibt es nicht, vorausgeſetzt, daß man von einem, für augenblicklichen Glanz erborgten Schimmer 5 abſiht, weil Räume, wie fie uns vorgetäuſcht wurden, einfach nicht beſtehen können. Und doch will ich die Errichtung einer Vogelſtube nicht gänzlich verwerfen. Man beſchränke ſich auf eine verhältnismäßig geringe Anzahl annähernd gleichſtarker, in ihrem Weſen und Sein möglichſt verſchiedener Vögel, entſage der Ausſchmückung des Raumes durch lebende Pflanzen, begnüge ſich mit einfachen Sitzzweigen und einzelnen Raf ſenſtücken, EN welche man ohne beſondere Mühe wechſeln kann, beſtreue den Fußboden zollhoch mit reinem Flußſande und erneuere dieſen alle acht, ſpäteſtens alle vierzehn Tage, inzwiſchen den Schmuz mit Hilfe geeigneter Harken ꝛc. aufſammelnd: und man kann und wird ſeine Freude W dem Geſchaffenen und ſeiner Mühen Lohn wenigſtens im beſcheidenen Maße ernten. Wer mit Erfolg im Zimmer züchten, zumal fremdländiſche Vögel züchten will, mag 5 | eine Vogelſtube errichten — vorausgeſetzt, daß er nicht über bedeutende Mittel verfügen und beſſere Vorkehrungen treffen kann. Um zur Brut zu ſchreiten, verlangen viele Vögel 1 einen gewiſſen, den gewöhnlicher Gebauer übertreffenden Raum, und weitaus in den meiſten 5 Fällen Geſellſchaft, ebenſowohl die Ihresgleichen als die fremder Arten. Sie wollen ſich frei bewegen können, auch hinſichtlich der Wahl ihres Gatten; ſie wollen ebenſo angeregt werden. Der Geſang des einen Männchens weckt die Eiferſucht des anderen, und aus ſolcher Eiferſucht entſpringt ſehr häufig Liebes- und Parungsluſt. Solche Bedingungen erfüllt für manche Vögel ein Zimmer beſſer als ein anderer Raum, namentlich auch aus dem Grunde mit, weil es Gelegenheit bietet, die im Laufe des Winters niſtenden Arten mit Leichtigkeit | zu überwachen und zu pflegen. Doch wähne man nicht, daß die Vogelſtube jemals mehr ſein könne, als ein Notbehelf. Ueberſchätzung führt zur Enttäuſchung; man überſchätze alſo ſo wenig als möglich, um ſich des Vergnügens nicht zu berauben, gelegentlich höchſt angenehm überraſcht zu werden. Meines Erachtens und meiner Erfahrung gemäß ſoll man in der Vogelſtube nur gewiſſe Papageien oder Prachtfinken halten, in der Abſicht, ſie zu züchten, oder aber ſie mit Edelſängern bevölkern, falls man auf Nachkommenſchaft der Pfleglinge zu verzichten und Auge und Ohr zu weiden gedenkt. Im erſteren Falle iſt zwar, ich wiederhole es, jede lebende Pflanze dem Verderben geweiht, der beabſichtigte Erfolg aber ziemlich ſicher; im letzteren Falle darf man mit Pflanzen ſchmücken ſo viel man will — denn kein Edelſänger a 5 zerſtört dieſe gefliſſentlich, und die beſchmuzten laſſen ſich reinigen; — aber man darf auch nur in Ausnahmsfällen auf Nachkommenſchaft rechnen. a dieſen Geſich . l 1 man ſich zu entſcheiden. Man kann jedoch auch beziehentlich der Vogelſtube die goldene Mittelſtraße 1 ö wenn man eine Einrichtung trifft, welche ich jeder anderen vorzihe und empfehle. Ich meine, daß man Käfige der verſchiedenſten Art, je nach Bedürfnis oder Laune, in einem geeigneten Zimmer aufſtellt oder ſonſtwie anbringt und ſie mit Pflanzenſchmuck umgibt. 5 Ein ſolches Zimmer darf ebenfalls ausſchließlich den Vögeln geweiht ſein. Man kann die unter ſich verträglichen Arten in größeren Heckbauern zuſammenbringen, den unverträglichen 0 beſondere Käfige anweiſen und, da es noch keineswegs ausgemacht, daß alle Vögel im größeren | Raume leichter zur Brut jchreiten als im kleineren, beſſere Erfolge erzielen als in einem von allerlei Volk bewohnten gemeinſchaftlichem Raume. Wer ſich in den beſcheidenſten Verhältniſſen bewegen muß, wird in dem Epheu eine Pflanze finden, welche ſich ‚Bey. vielſeitigſten Verwendung anbequemt; wem bedeutendere Mittel zu Gebote ſtehen, A braucht ſeinem Geſchmack und Belieben keine Schranken zu ſetzen, weil alle im Zimmer 2 gedeihenden und ausdauernden Topfgewächſe ſeinen Wünſchen dienen können. Viet der 1 ee a ENG le Nat a TT ͤ ᷣͤ EOS NOT, ilen und der leihen Mae zu tragen. f derne Vogelſtube 9 unter allen Umſtänden einen angenehmen Eindruck | ung zu halten. Durch die Pflanzen läßt fih auch 1 zu einem behaglichen Kämmerchen umgeſtalten; und die durch jene gereinigte mt der Bewohnerſchaft des Zimmers in eben demſelben Maße zu ſtatten, als wenn m im Blattwerk lu 1 Bei zweckmäßiger ln und Ein⸗ e und Furcht zu erregen oder aber, wie ed Tobias der Aeltere von der jwalbe, von den umherfliegenden Vögeln beſchmuzt zu werden; man vermag endlich zu ähmen, bezüglich, bereits erlangtes Vertrauen ſich zu erhalten. Saft von allen Stubenvögeln nuß man es wahrnehmen, wie viel ſie einbüßen an ihrer Zutraulichkeit, wenn man ſie om Käfige in das Zimmer läßt; gerade die vollſte Gewöhnung an den Pfleger aber bietet erſten Gewähr, daß ein auf fremde Hilfe angewieſenes Pärchen zur Fortpflanzung ſich chickt. Für dieſes kann man in einem paſſenden Käfige ungleich leichter ſorgen als in ßerem Raume, in welchem h die ana Bewohner ihre un äußern, im Guten im Böſen. V.orſtehendes iſt nicht bloß meine eigene Meinung, ſondern auch die Anſicht meiner kundigen Freunde, deren Mithilfe ich mich erfreue. Und deshalb darf ich kühn ſein nd es ausſprechen, daß einzig und allein die von mir gegebene Darſtellung die Wahrheit, ene dagegen, die von den Annehmlichkeiten und Reizen einer Vogelſtube handelt, in elcher die geſammte Bewohnerſchaft dutcheinender tobt, eben nur ein Gebilde ungezügelter en iſt. Vogelhäuſer und Hluggebauer. Durch die Tiergärtnerei haben wir gelernt, die Gefängniſſe unſerer gefiederten Lieblinge t Wohnungen umzuwandeln. Schüchtern wagte man in früheren Jahrzehnten höchſtens Er ein ngpebener Daun. len e 1 man den Vögeln Häuſ er, ja Paläſte; 1 . g Nur einen Rachel 12 0 ſie jenen ne. ſie find teurer in 115 Anlage, ie erſt geſchaffen werden müſſen, während für jene ein heizbarer Raum, etwas Geniſt ) N, und einige . oder Niſtgebauer 1 Sie ſetzen einen FEEDS TRETEN TEE RT, a DE nee 2 EAA 2 ES . TCT ea en EN . TE GE ERTEENTEN, EHER ig ! ni 10 9 72 * 22 V.oogelhäuſer und 55 Ä Trotzdem laſſen ſich gewiſſe Geſe tze aufſtellen, welche erfüllt sei a Bewohnern, für welche der Bau beſtimmt, gefallen joll oder, was dasſelbe, wenn Erfolge erzielen will. Alle dieſe Geſetze können freilie ) mit den zwei Worten: Schutz und Behaglichkeit, ausgedrückt werden; ihre Erfüllung it aber keineswegs fo leicht, als man g vielleicht glauben möchte. Seinen Pte Schutz gegen alle denkbaren Vorkommniſſe a zu gewähren, iſt ſehr ſchwierig, ihnen nicht bloß die erforderliche, ſondern auch die erwünſchte Behaglichkeit zu verſchaffen, noch ſchwieriger. Der Gefahren ſind viele, der Unzuträglicht en kaum weniger für Gefangene, welche gezwungen ſind, in einem ihnen aufgedrungen en 5 Raume ſich einzurichten. Um ſchon jetzt auf das hinzudeuten, was ich zu ſagen haben werde, 8 will ich bemerken, daß ich unter „Schutz“ die Sicherung der Vögel gegen Zugluft, Regen, iR Sonnenbrand, Störungen und feindliche Angriffe, unter Behaglichkeit aber Befriedigung derjenigen Bedürfniſſe verſtehe, welche der Pfleger ſeinen Pfleglingen — erſt abzuſehen Mu Aus dieſen wenigen Worten ergeben ſich eine Reihe von Anforderungen, welche beobachtet 1 werden müſſen, falls Vogelhaus und Fluggebauer ihrem Zweck entſprechen ſollen. iR Ganz abgeſehen von Größe und Einrichtung erſcheint zunächſt notwendig, daß das Innere des Fluggebauers oder Außenkäfigs eines Vogelhauſes den herrſchenden Winden nicht ausgeſetzt ſei. Der Vogel, das Kind der Luft, in welchem dieſe jo zu jagen zu Herrſchaft gelangte, welcher dem Winde ſeine Bruſt und ſeine Schwingen bietet, um sich! von ihm tragen zu laſſen, welcher ſich, abweichend von den meiſten anderen Tieren, aus nahmsweiſe nur zu eigenem Schutze in Höhlen birgt, welcher auf ſchwankendem Zweige, 5 auf ſturmbewegter Waſſerfläche ruhig ſchläft, kann ſehr vieles ertragen — nur keinen Zug! Das nehme man als Regel an, wenn man Vögel erhalten, ſie womöglich zur Fortpflanzung bringen will, trotz aller wirklichen und ſcheinbaren Ausnahmen. Dem Verſtehenden iſt hiermit die etwaige Lage I a oder Fluggebauers und ein guter Teil der a Einrichtung gegeben. 5 Minder, jedoch immerhin ſchädlich genug, wirken Näſſe von oben oder unten, Sonnen⸗ 1 brand, ja ſogar trockene Hitze ohne Sonne, gegen welche keine Ausflucht. Hohe, trockene 1 Lage des Fluggebauers und ein genügendes Schutzdach mögen alſo als Ru. Haupt- 1 bedingungen den übrigen vorangeſtellt werden. 55 Schlimmere Feinde der gefangenen Vögel als Katzen oder, falls es ſich um Gefangenſchaft außerhalb des Zimmers handelt, als Marder, Iltis, Wieſel, Sperber und Eule ſind Ratten und Mäuſe, namentlich die erſtgenannten, der Fluch aller Tiergärten, die unausrottbaren, nicht zu vertreibenden Schmarotzer an dem Tiſche des geſitteten und ungeſitteten Menſchen, 9 die ſchädlichſten aller uns bekannten Tiere. Sie oder die Mäuſe niſten ſich ein in jedem Vogelhauſe und werden um ſo dreiſter oder richtiger frecher, je mehr ſie ſich vergewiſſern, daß man fich, der Vögel halber, in ihrer Vernichtung beſchränken muß. Ungeſcheut freſſen ſie mit den wehrhaften Inwohnern des Vogelhauſes aus einer Schüſſel; mörderiſch fallen ſie her über die Vögel, und nicht bloß über die ſchwächeren und jungen, ſondern auch über f alte, über Arten, welche ihnen an Größe überlegen find — erfahrungsmäßig über Faſanen und Hühner, welche in engen Räumen untergebracht wurden. Sie verurſachen unſäglichen 9 Aerger, weil ſie unbeſchreiblichen Schaden anrichten; fie find im Stande, Einem die Lieb⸗ haberei zu verleiden. Leicht iſt es, ein Vogelhaus zu ſchützen vor den Angriffen von Katzen, 3 Mardern, Eulen, ungemein dh eig es zu bewahren vor jenen zudringlichen Störenfrieden. Sie erkunden jede Lücke und wiſſen ſich an hundert Stellen Eingang zu verſchaffen; ſie ſpotten der menſchlichen Klugheit und verhöhnen gleichſam die langjährige Erfahrung ihres 3 gezwungenen Brotherrn. Ich halte fie, die einen wie die anderen, für die ſchlimmſten und gefährlichſten Feinde der gefangenen Vögel: es gilt alſo, bei Errichtung eines Vogelhauſes alle . 4 erdenklichen Mittel anzuwenden, um ihrem Eindringen Eh viele und W u über⸗ ER, Se er In ae Bei dies zu bewerkſtelligen, wird von mir mitgeteilt 10 11 13 5 ich keineswegs im Stande bin, Mittel und Wege zu e ſehr mangelhaft und ſchlecht gemacht werden. Ich will verſuchen, nachſtehend Andeutungen und Winke zu geben, wie man ein Haus ür kleinere Vögel, Sing⸗ und Ziervögel (einſchließlich der verhältnismäßig wenig zerſtörungs⸗ ſtigen Sittiche meinetwegen) einzurichten hat, und mich dabei ſtätig bezihen auf bereits Sgeführte oder von mir entworfene Gebäude, ohne jedoch eigentlich zur unſelbſtändigen achahmung anzuregen. Blindes Nachtun iſt mir ebenſo verächtlich wie urteilsloſes Nach⸗ auben oder kindiſches Nachbeten, ja, vielleicht verächtlicher noch, weil dieſes weniger Schaden bringt als jenes. Ein Liebhaber, welcher nicht fähig iſt, eigene Wege zu gehen, iſt auch nicht im Stande, die Anderer zu begreifen und wird es niemals zu etwas Rechtem bringen. | Prüfen, ſelbſt tun, beobachten, erfinden muß er, will er ſich und ſeiner Liebhaberei gerecht werden. Solchem Liebhaber nutzt ein Wink mehr als einem anderen ausführliche Anweiſungen, lche ſeitenlange Auseinanderſetzungen erfordern. Auf einfache und billige Weiſe kann man ein Vogelhaus herſtellen, wenn man über den oder einen gewiſſen Raum eines hohen Keller- oder niedrigen Erdgeſchoſſes zu verfügen hat. Im erſteren Falle erweitert man die in Frage kommenden Halbfenſter ſeitlich, weit die den Pfeilern aufgebürdete Laſt es geſtattet, bringt an jenen Fallgitter bezüglich llfeuſter an, welche mittels einer über Rollen laufenden Kette vom inneren Vorraum aus Elle werden können, 10 vor dem verbreiterten Fenſter eine, in 1 e ügberer änge (Breite) und mindestens 2,50, womöglich 4 m. Tiefe den Ausbau ab, el 5 ee wenigſtens . 1 aus und errichtet auf einer 9 bis 24 g | Bogelhäufer und Fluggebauer. 1 2 die Herſtellung der nötigen Brutkaſten ꝛc. vollendet. Falls man nur ein Erdgeſchoß zur . Verfügung hat, bricht man die Fenſter desſelben bis zur Fußbodenhöhe nieder und ſchüttet = den Fußboden des Flugraumes bis zu dieſer Höhe auf, verfährt im 1 jedoch a 5.0 oder ganz ähnlich. Obwohl es, meines Erachtens, einer J 8 Auseinanderſetzung der Vorzüge dieſer 1 Einrichtung kaum bedarf, will ich doch darauf hindeuten, daß es Vielen ſehr erwünſcht ift, vom Arbeits⸗ oder bevorzugten Aufenthaltszimmer aus durch die Fenſter in das Innere des Fluggebauers wie in eine Veranda zu blicken und Gelegenheit zu haben, mit aller Muße 1 und Behaglichkeit dem Treiben der Vögel jederzeit zuzuſchauen, in Schlafrock und Pantoffeln 5 8 das Geſchäft des Fütterns beſorgen zu können, ſowie auf die einfachſte Weiſe aller oa 1 für Unterbringung der zarteren Vögel während des Winters überhoben zu ſein. Zur Empfehlung der Einrichtung ſelbſt mag bemerkt werden, daß alle Auge auf a geſammelten Erfahrungen beruhen. Ein Fallgitter am Fenſter, welches von fernher geöffnet oder geſchloſſen werden kann, erleichtert das Einfangen und Einſperren der vorſichtigen, 5 vielleicht erſt mistrauiſch gewordenen Vögel, denen mit Netz und Fangbauer nicht beizukommen; die Futtertafel im Innerraume muß in der Höhe der Fenſterſohle angebracht werden, damit das Futter den Vögeln leicht in das Auge falle; die Scherben, welche man auch an der | * 8 Außenſeite der Umfaſſungsmauer aufſchütten kann, halten beſſer als alles übrige den Maulwurf ab, Ratten und Mäuſen Eingangslöcher zu graben, oder fichern gegen dieſe ſelbſ; ein gehörig entwäſſerter Grund iſt den Vögeln zuträglicher und läßt ſich leichter und beſſer reinigen als feuchter; die angegebene Höhe des Flugraumes geſtattet, denſelben ſo zu geſtalten, daß er zu einer Zierde des Gebäudes wird, nicht aber dasſelbe verunziert, wie ſonſt leicht möglich; ein mindeſtens teilweiſe feſtes Dach iſt nötig, um den Vögeln bei Regenwetter trockene Sitzplätze zu gewähren; die doppelte Türe verhindert ein Entſchlüpfen der einge⸗ wöhnten und gewandten Arten; ein Badebecken mit Zu⸗ und Abfluß ermöglicht öfteren oder ununterbrochenen Wechſel des Trink- und Badewaſſers, welches von einer größeren Anzahl gefangener Vögel in kurzer Friſt verunreinigt und verdorben wird. Alles andere bedarf der Erläuterung nicht; die Notwendigkeit der Maßnahmen ergibt ſich Jedermann von ſelbſt. Faſt ebenſo billig und in mehr als einer Hinſicht vorzüglicher als der geſchilderte iſt ein Bau, welcher Vogelhaus und Fluggebauer in ſich vereinigt. Er eignet ſich beſonders für Grundſtücke in Städten, deren Hausgärten ohnehin mit Mauern umgeben ſind. Hier wählt man ſich eine gegen den Nord- und Oſtwind geſchützte Ecke, bringt die Mauern, falls es erforderlich, auf eine Höhe von 4 bis 5 m., errichtet mit ihnen gleichlaufende Sockelmauern von 0,30 bis 0/8 m. Höhe über dem Außenboden für die noch nötigen Gitterwände und dieſe ſelbſt, deckt den ſo gewonnenen Raum mit einem feſten, teilweiſe aus Glas beſtehenden, bis auf mindeſtens 0/7 m. vorſpringenden Dache ab und verfährt mit Sicherung der Mauern, Entwäſſerung des Fußbodens, welcher bis beinah zur Oberkante der Sockelmauern aufgefüllt wird, ſowie mit Anlage der Türen und Badebecken wie oben angegeben. Will man dieſes Haus zum Ueberwintern wärmebedürftiger Vögel verwenden, ſo ſtellt man den an eine der Mauern ſich anlehnenden Teil der zu erbauenden Umfaſſungswand aus Steinen her, bringt hier die Heizung an und leitet den Rauch, wie in Gewächshäuſern, durch ein weites Tonrohr, welches längs des ganzen Innenraumes verläuft und erſt in der entgegengeſetzten Ecke zum Schlote ſich erhebt, richtet auch die Gitterwände ſo ein, daß man im Winter außen Fenſter vorſetzen und ſomit eine Glaswand bilden kann. Ich habe bei belgiſchen Liebhabern derartige Flug⸗ gebauer geſehen, welche ſich vorzüglich bewähren und wenigſtens einzelnen Vögelgruppen u 1 bieten, was dieſe verlangen. Wer über genügende Mittel zu verfügen hat, kann einen Schritt weiter gehen und 5 ein Vogelhaus errichten wie es, in größerem Maßſtabe freilich, der Tiergarten in London 22 Rn Be r 5 . we ENT Lin 2 . EN EEE ee a a a ne Fe 4 5 7 . %%% VVV 5 1 DA? ur N Re: 25 1 * r ae 3 0.32 a An HERREN 2, 37 Ja RR EN E : res e 5 . g 5 0 f wee lud Flaggebauer 5 nn 95 käft en. hy und ber Winterkammer. Erſterer iſt ein n Dratkäfig von e m. u 3 bis 4 m. Breite und 4 bis 5 m. Höhe, welcher 1 vergrößert hi en ieh a Mauer beten enthält, bei Teilung des Hauſes in einzelne Räume Böen ige, in den Seitenwänden Verbindungstüren, auch die Heizungsvorkehrungen und empfängt Licht durch verglaſte Stellen im Dache. Die nötigen Schutzeinrichtungen ſind ſelbſt⸗ verſtändlich beachtet. Für eine reichhaltige Sammlung bietet ein ſolches Vogelhaus unzweifelhaft viele Annehmlichkeiten; gleichwohl möchte ich 1 kaum den Vorzug vor dem vorhergehend “bei chriebenen einräumen. Für zweckmäßiger als alle bisher erwähnten Baulichkeiten halte ich das von ir entworfene, noch nirgends ausgeführte Vogelhaus, weil es allen Anforderungen an ein Sommer⸗ und Winterhaus Rechnung trägt, in jeder beliebigen Größe, demgemäß alſo auf verhältnismäßig kleinem Raume ausgeführt werden, auch keinen Garten verunſtalten kann, vielmehr jedem zur Zierde gereichen muß. Ein Blick auf die beigegebene Zeichnung wird den Plan zur Genüge erläutern. Das eigentliche Gebäude iſt das Winterhaus; die es umgebenden Fluggebauer ſind beſtimmt, den Vögeln zum Aufenthalte im Sommer zu dienen. Während der warmen Jahreszeit bleiben die inneren Glaswände der größten Käfige geſchloſſen; mit Beginn rauherer Witterung werden die zarten Vögel von außen in das Innere gebracht und nunmehr außen Fenſter vorgeſetzt. Der innere Raum wird durch Oberlicht erhellt und läßt ſich mittels eines einfachen Ofens zur Genüge erwärmen. Die größeren Räume dienen ſolchen Vögeln zum Aufenthalte, welche weniger der Wärme bedürfen als die, welche in die kleineren Käfige eingeſetzt wurden. Letztere laſſen ſich bei der Höhe des Innenraumes leicht in Stockwerke teilen, alſo verdoppeln und verdreifachen, ohne daß hierdurch ein anderer Nachteil als minder bequeme Bedienung erwüchſe; es kann ſelbſt der Dachraum noch zum Unterbringen von einzelnen Arten benutzt werden. Die Außenkäfige genießen, einigermaßen freie Lage des Hauſes vorausgeſetzt, ſämmtlich der Wohltat der eſonnung und haben ebenſo unmittelbar unter den vorſpringenden Dächern Schutzorte. och will ich ausdrücklich bemerken, daß dieſes Vogelhaus nur für ſolche Arten erdacht und beſtimmt iſt, welche im Laufe unſerer Sommermonate brüten, alſo weder im Herbſte noch Frühlinge durch das Umſetzen von außen nach innen und umgekehrt eine Störung während des Brutgefchäftes zu fürchten haben. Aus den angeführten Beiſpielen — denn als Ahe nur will ich die beſchriebenen Vogelhäuſer angeſehen wiſſen — geht hervor, daß das Vermögen und Behagen des Liebhabers venig beſchränkt wird. Wer ſich bemüht, ſeine Vögel kennen zu lernen, und ſich zwe felsohne ein zweckmäßiges Vogelhaus zu Stande bringen, um ſo eher, als er gegenwärtig ohnehin in allen Tiergärten mehr oder weniger gute Vorbilder hat. Wichtiger 1 noch als die äußere iſt die innere Einrichtung des Gebäudes und ae der Jahreszeiten in viel höherem Maße geltend macht. Ganz abgeſehen / een Zugabe des Ganzen: lebendem, grünem . und anderen N ER nach außen, und ebenſo an geeigneter Stelle ein 5 ew. weites, innen feſt verſchließbares 5 Abflußrohr zur Aufnahme des Spülwaſſers bei erforderlich werdender Reinigung. Das zu nehmen. Bringt man ſolche Mulde nicht an, jo läßt ſich, da man ja doch dem Bedürfniſſe 36 | Vogelhäuser und e wohler als im Zimmer. Der ungehinderte Zutritt a icher Luft erhöht ihr Bohlsehagen, N weil die verſchiedenen unangenehmen Gerüche des Raumes nicht zur Geltung kommen; ein tüchtiger Regen reinigt gründlicher als die Hand des ſorgſamſten Pflegers; der Erdboden 5 An iſt williger zur Aufnahme von allerlei Unrat als der Boden des Zimmers; die allbelebende, e ſchaffende Sonne wirkt draußen kräftiger als drinnen. Das ſind Vorzüge des Fluggebauers 5 der Vogelſtube gegenüber, welche auch durch die eifrigſte Sorgfalt nicht a 1 3 können. 1 Bezüglich 5 inneren Einrichtung iſt zunächſt feſtzuhalten, daß ein ee mit ar 0 3 feſtem Dache anders behandelt werden muß wie ein mit Dratnetz überſpannter Außenkäfig. 79 In dieſem wird man ein Hauptaugenmerk auf Aupflanzung paſſender Gewächſe richten „ können, in jenem mehr oder weniger auf Pflanzenſchmuck verzichten müſſen, je nachdem man & eine geringere oder größere Anzahl von Vögeln zu halten gedenkt. Gewiſſe Arten und ſelbſt Familien, alle Papageien z. B., machen ein Bepflanzen ihrer Aufenthaltsorte oder auch nur Ausſchmücken derſelben mit Gewächſen überhaupt zur Unmöglichkeit; andere beſchmuzen, wenn ſie in größerer Anzahl gehalten werden, wenigſtens die Blätter, Zweige und Aeſte in ſo häßlicher Weiſe, daß ſie ſchon hierdurch Beſchränkung gebieten. RR Das Innere des beſchriebenen Vogelhauſes ohne Vorkäfig wird, wenn es Papageien ER oder Prachtfinken oder beiden zugleich dienen ſoll, eingerichtet wie folgt. . Er Der Fußboden beſteht aus Asfalt-Ejtrich, einfachem Ziegelpflaſter oder auch einer feſtgeſchlagenen Lehmtenne; er iſt nach einer Seite hin geneigt, etwa 15 ww. auf den Stab oder Meter, enthält an dieſer Stelle das Badebecken mit Zu- und Abfluß von und Badebecken kann bei der Anlage des Fußbodens durch Mauerwerk und Cementputz hergeſtellt 5 oder durch ein Ton-, ja ſelbſt ein Blechgefäß erſetzt werden. Bedingung iſt, daß es glattwandig und ſehr flach iſt, um leicht gereinigt werden zu können und für kleinere Vögel die große Gefahr des Ertrinkens zu vermindern. Ein Waſſerſtand von 35 bis 45 wm. an der tiefſtenn Stelle, welcher durch ſtändigen oder doch oft erneuerten Zufluß und ein Ueberſtandsrohnr auf derſelben Höhe und in möglichſter Reinheit erhalten wird, genügt jedem Bedürfniſſe. Verfügt man über Waſſerleitung, ſo verbindet man das Zuflußrohr mit dieſer; entbehrt man ſie, ſo kann man ſich durch ein irgendwie zu füllendes Hochbecken helfen, um einen ununterbrochenen Waſſerzufluß herzuſtellen. Außer dem Badebecken tft noch eine ihm gleich⸗ geſtaltete Mulde erwünſcht, welche anſtatt mit Waſſer mit geſiebtem feinen, trockenen Sande gefüllt wird und den Vögeln Gelegenheit gibt, ſich gelegentlich zu paddeln oder ein Staubbad ſeiner Pfleglinge genügen muß, der Fußboden weniger leicht fegen und ſonſt in Ordunng halten. Im Gegenſatze zum Badebecken muß die Paddelmulde hoch und trocken liegen, auch beſtändig trocken erhalten werden. Nächſt dem Fußboden hat man ſein Augenmerk ganz beſonders auf die Wände zu richten, an denen man Niſtkaſten, kleine harzer Bauer, Körbchen und andere Unterlagen für die von den Vögeln zu erbauenden Neſter anzubringen gedenkt. Es handelt ſich, will man glücklich züchten, vornehmlich darum, den Mäuſen, welche in jedes Vogelhaus eindringen, das Klettern zu verleiden oder doch zu erſchweren. Dies geſchiht am leichteſten und ſicherſten dadurch, daß man die Wand vom Fußboden an mindeſtens 80 em. hoch mit oben übergeneigten geſchliffenen Stein⸗(Granit⸗, Marmor⸗, Schiefer⸗ Platten oder mit Blech bekleidet, und eine ähnliche Schutzwehr auch oben unter der Decke, ſowie überall da anbringt, wo die Wand von den Mäuſen erreicht und beziehentlich begangen werden kann. Man unterſchätze die Mäuſe ja nicht, weder was ihre Kletterfähigkeit und Sprung⸗ Ea. 2 6 3 EI . E = . ̃ Ä—Z—I—A—AB —— eng er "empfitt es ſſch auch, alle nicht zum Ausruhen vor den Neſtern beſtüngten Sitz⸗ nſtalten, als da ſind Sprunghölzer, Sitzſtangen, Bäumchen u. dergl. immer und überall 0 anzubringen, daß von ihnen aus dieſe Erzfeinde kleinerer Vögel die Wand nicht erreichen önnen. Wer ſolche Lehre nicht a will, zahlt das Lehrgeld ſpäter und mehr als En ieb ſein dürfte. Als Schutzmittel gegen das Ueberhandnehmen der Mäuſe glaube ich eine Fanganſtalt empfehlen zu dürfen, welche im weſentlichen den bei Faſanerien gebräuchlichen Marderfallen nachgebildet iſt oder doch auf denſelben Grundzügen beruht. Man bringe im Mauerwerke des Sockels und zwar in gleicher Höhe mit dem Fußboden des inneren Raumes mehrere durch- | gehende runde Löcher an, eben groß genug, um einer Maus das Durchſchlüpfen zu geſtatten nd befeſtige vor ihnen an der äußeren Seite der Sockelmauer ſelbſttätige Kaſtenfallen derartig, daß die das Loch durchkriechende Maus gerade auf die erſte Wippe der Falle gelangen, dieſe beim Weiterlaufen niederdrücken, ſich die Umkehr verſperren, ſodann über die zweite Wippe weglaufen und in der hinterſten Kammer ſich fangen muß. Wenn ſolche Falle gut eingerichtet, gegen das Durchnagen innen mittels eines Blechmantels geſchützt iſt, die Wippen leicht und ſicher ſpielen, der Kaſten bequem abgenommen und wieder an die rechte Stelle gebracht werden kann, leiſtet ſie treffliche Dienſte; denn jede Maus benutzt ein Schlupfloch da, wo ſie ſelbſt nur ſchwer oder nicht ein ſolches ſich graben kann, und iſt unter hundert Fällen neunzig Mal berückt, Nun fie fich verleiten läßt, den ihr bereiteten bequemen Weg zum Verderben zu betreten. In allen übrigen Fallen fängt man ſelten mehr als eine Maus auf einmal; in der genannten beſchränkt ſich die Anzahl der Betörten in keiner Weiſe. Daß man außerdem Korbfallen mit duftigem Köder überall da anbringen kann, wo man die igel nicht ſtört oder gefährdet, verſteht ſich von ſelbſt. Ein gutes Mauerwerk, Gitter und Dach ſchützt zwar vor dem Eindringen vierfüßiger Nftbtiere, nicht aber vor deren Beſuchen und den dadurch verurſachten Störungen; daher verſäume man nicht, allnächtlich in der Nähe ſeines Vogelhauſes Kaſtenfallen aufzuſtellen, welche man durch einen verlockenden Köder ſo einladend macht als möglich. Fängt ſich ein Marder, Iltis, Wieſel, ſo „gilt der Balg“, fängt ſich eine Katze, welche man ungern öten will, jo hilft in der Regel eine Tracht Prügel, welche Murner, falls er halbwegs lendenlahm geſchlagen wurde, in den meiften Fällen beherzigt und für die Folge als wohl⸗ verſtandene Warnung betrachtet. Erſcheint er trotzalledem wieder ſchleichend, blinzelnd, auſchend, überlegend in der Nähe des Vogelhauſes, ſo greife man ungeſäumt zu ernſteren Maßregeln, und ob auch einer Jungfrau gereifteren Alters darob für lange Zeit die Tränen⸗ ſchleußen geöffnet werden müßten: — wer Vogelblut vergeußt, deß Blut ſoll wieder ‚goffen werden! N a Gefährlicher als Katzen ſind die Eulen. So hohen Ruhm ſie ſonſt auch ſich erwerben: i Vogelhauſe werden fie ſchädlich. Sie erſcheinen des Nachts, fliegen vor dem Gitter uf und nieder, erſchrecken die ſchlaftrunkenen Vögel im Innern des Raumes, faſſen njenigen, welcher in blinder Angſt an das Gitter ſich klammert, und erdolchen ihn, mit nadelſcharfen Fängen durch das Netzwerk greifend, ohne ihn nachher verzehren zu en. Gegen ſie verteidigt und ſchützt man ſeine Pfleglinge zur Genüge, wenn man an N u des 0 und von dieſem 12 bis neh entfernt, oben unter dem Hal Er x * 8 7 2 N 2 3 > > * — f > ER a 5 = er 2 8 7 ab ; 2 er — 7 — 22 FA, 2 Bi 8 = 0 > wi 88 — ars ESEL x: EA SS — — r 33 ie 3 Fr —— . —— — — 22 — a x wg ni ECHT, 2 — re a RE nn ze ee! ee en — —— 8 | Vogelhäuser und Fluggebauer. ſolches Vornetz verhindert, auch wenn es unten nicht beſchwert wird, 1 fegen Vogt, N dem Gitter zu nahe zu kommen. Will man den Räuber, welcher hierzu einen Verſuch er macht, nicht blos abwehren, ſondern auch fangen, ſo hängt man einfach ein 1 vor 8 das Gitter. Die Anwendung aller dieſer Schutzvorkehrungen ſichert zwar immer 1500 t ee vollſtändig vor dem Raubgeſindel und den durch dasſelbe herbeigeführten Verluſten, vermindert 25 = dieſe aber doch nach Möglichkeit und erſpart viel Aerger und Verdruß. Unerläßlich wird e die regelmäßigſte und beharrlichſte Abwehr aller Störenfriede namentlich dann, wenn die Brutzeit der Vögel herannaht; denn dieſe brüten nur da, wo ſie ſich ſicher fühlen, und 9 verlaſſen ſogar Neſt und Brut, wenn fie wiederholt behelligt und geängſtigt werde.. f Ich habe angenommen, daß man in dieſem Vogelhauſe von einer Ausſchmückung mit 1 immergrünen Pflanzen abſiht, weil hier notwendiger Weiſe die geſchilderten Uebelſtände der Vogelſtube eintreten müſſen. Demungeachtet bin ich weit entfernt, dem Geſchmack des Einzelnen Vorſchriften machen, der Neigung Schranken ſetzen zu wollen, vielmehr auch in dieſer Beziehung bereit, Ratſchläge zu erteilen. Solche darf ich um ſo eher geben, als ſie, wie alles nachſtehend über Bepflanzung Geſagte, die meines werten Freundes Bolle ſind, welcher bekanntlich nicht allein als Pflanzenkundiger wohlverdientes Anſehen bei ſeinen Fach⸗ genoſſen genießt, ſondern als tüchtiger Tierkundiger und eifriger Liebhaber auch zu beurteilen = und abzuwägen weiß, um was es fich handelt. Man darf ſich nicht verhehlen, daß jede pflanzliche Ausſchmückung eines geſchloſſenen Raumes nicht geringe Ausgaben nach ſich ziehen kann und muß. Die einheimiſchen Pflanzen werden ſich als unzulänglich erweiſen; man muß zu Zopf- und Kübelpflanzen greifen und deren ſogar eine drei- bis vierfach größere Anzahl erwerben, als man auf einmal zu verwenden gedenkt, aus dem leicht verſtändlichen Grunde, weil ein wiederholter Wechſel zur Notwendigkeit wird. Entgegengeſetzten Falls würden alle Pflanzen bald ſo unſcheinbar werden, daß ſie das Auge eher beleidigen als erfreuen müßten, und die Verluſte, welche 1 man dadurch etwas zu verringern vermag, daß man den ausgewechſelten Pflanzen im Gewächs⸗ hauſe oder im Freien Gelegenheit zur Erholung gibt, dürften bald allzu empfindlich ſein. Der Wahl des Liebhabers eröffnet ſich hier ein ſehr weites Feld; ſtets jedoch wird Bedingung bleiben, daß die zu verwendenden Gewächſe im Stande ſind, ſich mit einge⸗ ſchloſſener Luft zu begnügen, daß ihr Laub lederartig und wo möglich immergrün iſt, ſowie daß ſie die Eigenſchaft einer gewiſſen Lebenszähigkeit beſitzen, welche bekanntlich den verſchiedenen Arten in ſehr ungleichem Maße innewohnt. Es empfehlen ſich als leicht zu erlangen der Lorberbaum, der Laurustinus, einige Stechpalmen und das japaniſche Pfaffenhütchen (Evonymus japonicus); will man billiger wegkommen, Epheu und baumartiger Buchsbaum. Alle blattabwerfenden Pflanzen werden weniger und höchſtens bei einer nicht zahlreichen Bevölkerung Anwendung finden, die Nadelhölzer, als bei der Topf⸗ kultur zärtlich und leicht äußeren Einflüſſen unterliegend, entweder gar nicht oder nur mit 4 Vorſicht als anwendbar in Betracht kommen können. 555 Kaum der Erwähnung bedarf es, daß einzelne, ſchöne und ſonſt häufige Topfpflanzen wie z. B. der Oleander, der Kirſchlorber, gänzlich zu verwerfen ſind, weil der ihre Gewebe erfüllende Giftſaft für alle an den Blättern und Knospen a Vögel von den verderb⸗ — lichſten Folgen ſein dürfte. Der äußere, nicht bedachte, ſondern bloß übetsikterte u unterſcheidet ſich von dem mit feſtem Dache gedeckten, zimmerartigen vorzugsweiſe durch die Bepflanzung. Haupt⸗ erfordernis derſelben iſt, daß ſie aus immergrünen Holzgewächſen beſteht. Will man nebenbei 5 4 andere verwenden, jo hat man ſolche zu wählen, welche vermöge ihrer Wüchſigkeit etwaige Zerſtörungen leicht erſetzen. Von dieſen darf der ſchwarze Flieder (Sambucus nigra) 1 2 e RR an ra e e a, 3 5 3 1 i fl Es mag zwar bemerkt e daß der Bocksdorn von den feed nden Vögeln ſehr gern 1 5 Niſten benutzt wird, und daß noch keine Erfahrungen vorliegen, welche ihn für die Verwendung in unſerem Sinne ausſchließen; übergroße Vorſicht in ſolchem Falle iſt aber jedenfalls mehr geraten als Nachläſſigkeit, welche ärgerliche Verluſte bereiten kann. Unſere Vögel kennen möglicherweiſe die einheimiſchen Giftpflanzen: die fremdländiſchen aber kennen ſie wahr⸗ ſcheinlich nicht, und der gerühmte „Inſtinkt“ wird ihnen ſchwerlich die nötige Auskunft geben. Daß Papageien durch Benagen des Anſtrichs ihrer Käfige krank geworden und = geſtorben ſind, wiſſen wir, daß fie Pflanzengifte ebenſo wenig vertragen können, ſteht eben- falls feſt: warum alſo ſoll man ſie einer Gefahr und ſich ſelbſt dem Aerger ausſetzen, ſie zu verlieren? Ich warne deshalb nachdrücklichſt vor der Verwendung aller Giftpflanzen ziu unſeren Zwecken, mögen fie heißen und herſtammen wie und woher fie wollen. Will man aus irgend einem Grunde Bäume verwenden, welche höher find als der Flugraum ſelber, ſo pflanze man vor allen anderen die Ebereſche oder den Vogel- berbaum (Sorbus aueuparia), weil fie außer der Schönheit ihrer Krone und des herrlichen Schmuckes ihrer Blüten und Trauben den Vorzug vor anderen Bäumen beſitzt, zu beſchatten ohne zu verdumpfen, und weil ihre Beeren faſt für alle fruchtfreſſende und viele andere Vögel eine beliebte Speiſe bilden. Den Standort des Baumes wählt man ſo, daß die abfallenden Beeren den Vögeln im Flugraume womöglich zu Gute kommen, läßt alſo unter Umſtänden den Stamm ſelbſt die Gitterdecke durchwachſen, damit die Krone über dem Raume gleichſam als Schutzdach ſich breite. Dien erfreulichſten Anblick gewähren unter allen Umſtänden die Nadelhölzer. Sie empfihlt ihr ewiges Grün, ſie empfihlt mehr noch die Manchfaltigkeit ihrer unendlich wechſelnden Form und die Ueppigkeit ihrer nadelförmigen Belaubung, welche den Vögeln ſtets einen erwünſchten Zufluchtsort darbietet. Hier wird die Auswahl ſchwierig, und bleibt dem Belieben und Vermögen des Einzelnen ein weiter Spielraum. Unſere deutſchen annen, die Fichte wie die Edeltanne, ſind am geeignetſten, in großen, hohen Räumen ine kleine Waldgruppe herzuſtellen, laſſen ſich jedoch auch in Buſchform für kleinere und fiedere Fluggebauer verwenden, da ſie hier bei einiger Pflege immerhin mehrere Jahre halten. Ihnen geſellt man mit Vorteil die Lebensbäume (Thuya occidentalis und . orientalis) und die Wacholdern hinzu, von denen neben dem einheimiſchen (Juni- "us communis) der virginiſche oder die rote Ceder (J. virginiana), letztere von höherem martigen Wuchſe, die empfehlenswerteſten ſind. Zum Schluß nenne ich den Taxus axus baccata), welcher mit ſeinem nl Laube gegen das hellere Grün der genannten ten angenehm abſticht. Von der Anpflanzung aller Kiefernarten oder e Nadelbäume iſt abzuraten, die ſpärliche Knospenbildung dieſer Bäume ſie die unausbleiblichen Verſtümmelungen, 8 die Vögel verſchulden, ſchwer überwinden läßt. Doch gedeihen in ſpärlich beſetzten zogelhäuſern einzelne Arten dieſer Gruppe recht gut. An immergrünen Holzgewächſen, welche unſer Klima vertragen, ſind wir leider arm; 1 und dem Epheu Fe helix) immer noch reichen Stoff, um ſelbſt 29: efitzen wir in der Stechpalme (Jlex aquifolium), dem Buchsbaum (Buxus n » GR Sr 30° Ä Beste und tigen ſommerlichen Aufenthaltsort zu verſchaffen. Während die beiden erstgenannten langen 12 5 zur Anlage von freiſtehenden Gebüſchen in der Mitte des Raumes eignen, gewährt de 5 Epheu den ſehr zu ſchätzenden Vorteil, ſich t Bekleidung und Dichtung ee wa - flächen gebrauchen zu laſſen. ja Zum Unterholz wählt man zweckmäßig die in dichten Bü ſchen wachſende Mabonie (Mahonia aquifolium) und zur teilweiſen Bekleidung und Feſtigung des Bodens ſowie 5 Brutſtätten für am Boden niſtende Vögel die zwergartige Spielart des Buchsbaumes, welche 1 durch ihre Verwendung zu Einfaſſungen in Gärten zur Genüge bekannt iſft. Für den Fall, daß baumartige Gräſer erforderlich oder erwünſcht wären, wüßte ich zu Ken Gunſten der an Rohrſtengeln kletternden Vögel nichts Beſſeres vorzufchlagen als das 5 italieniſche Schilfrohr (Arundo donax), welches, ungleich dem gemeinen Rohre, auf trockenem Boden gedeiht und aus mächtigem Wurzelſtocke dichte Büſche rieſiger Halme treibt. Allerdings ſterben dieſelben alljährlich ab, und es bedarf die Pflanze, um nicht zu erfriere, einer leichten Bedeckung; doch tut dieſer Umſtand ihrer Verwendbarkeit kaum Eintrag. Vielleichet werden in nicht allzuferner Zeit die im Norden Chinas neuentdeckten harten Bambuſen in unſeren Fluggebauern gleichfalls eine wichtige Rolle ſpielen, um ſo mehr als ihre Halme den Winter überdauern. Die Grasform kann indeſſen noch zu einem anderen Zwecke 1 eingepflanzt werden. Statt emporſchießender Halme bedürfen manche Vögel, namentlich waſſerliebende, als Rohrhühnchen, Rallen, Wieſenknarrer, einer Wildnis ſich beugender und mit einander verſchlingender feiner Blätter, ſogenannter Graskufen oder Kaupen. Unſere einheimiſche Flora bildet dieſelben vorzugsweiſe aus der artenreichen Familie der Riegräſer (Carex). Die empfehlungswerteren unter denſelben (Carex maxima, riparia, vulpina, pseudocyperus) ſind jedoch ſämmtlich Waſſergewächſe, mindeſtens Pflanzen eines ſehr feuchten Standortes. Man mag ſie verwenden da, wo es angeht; ſie werden aber in ihrer Wirkſamkeit weit übertoffen von einigen rieſigen Gräſern, deren Wurzelblätter denen der Riedgräſer gleiche Geſtalt, nur in viel größeren Verhältniſſen annehmen. Damit verbinden fie den Vorteil, bloß einer geringen Bodenfeuchtigkeit zu bedürfen. Es find das für amerikaniſche Pampasgras (Gynerium argenteum) und das dem Klima Südeuropas entſtammende Zuckerrohr von Ravenna (Erianthus Ravennae). Keine Pflanze iſt wohl geeigneter, den oben erwähnten Vögeln erwünſchte Verſteck- und Niſtplätze zu bieten, 9 als dieſe beiden leicht zu erlangenden und mit geringer Sorgfalt durch unſeren Winter zu 1 bringenden Buſchgräſer. In Ermangelung dieſer fremdländiſchen Gewächſe kann man ſich 9 8 des Bandgraſes (Phalaris arundinacea picta), einer ſchnell wuchernden Pflanze bedienen; SR nur geſtaltet fie weder fo hohe noch ſo runde und gewölbte Büſche als jene beiden. 2 Neben den angeführten Pflanzenarten haben wir noch eine Gruppe zu nennen; die der 7 Schlingpflanzen oder Lianen, mit welchen in kürzeſter Zeit in Ermangelung der 5 Bäume oder neben dieſen glänzende Wirkungen erzielt werden können. Von Zweig zu Zweig, von Wand zu Wand, von Decke zu Decke wirft der wilde Wein (Ampelopsis hederacea) ſein zierliches Geflecht und läßt die Vögel auf feinen herabhängenden Rankn ſich ſchaukeln. Dieſe Schlingpflanze zeichnet vor allen aus die Unverwüſtlichkeit ihres ſchnellen 3 Wachstums. Ihr ebenbürtig ſteht die chineſiſche Glycine (Glycine sinensis), im Frühlings⸗ 4 ſchmuck ihrer blauen Blüten ebenſo unübertroffen wie jene durch die purpurne Herbſtfärbung 1 ihres Laubes. Bedürfte man für den Sommer noch einer ſchön blühenden und grenzenlos 1 raſchwüchſigen Schlingpflanze, fo fände man dieſelbe in der mejikaniſchen Cobaea scandens, welche außerdem noch den 1 0 zug beſitzt, ihre Laubfriſche bis tief in die Zeit der ee a Nachtfröſte zu bewahren, obſchon fie der Winterkälte endlich erliegt. 9 Es braucht wohl kaum eines beſonderen Hinweiſes, daß man ſich zur Anlage und Aus⸗ 7 N ſchmückung, d. h. insbeſondere der Gruppirung der A Pflanz en, der a eines 19 5 pfanne zu den ſchwer erben gehören, alſo eine vorſichtige 5 11 Miki g e Je geſchmackvoller der Fluggebauer 0 5 0 jemehr f 1 1 gegen gere und Raubvs get. ſchützt das Pflanzendickicht it im Innern die eingewohnten Vögel beſſer als jede andere Vorkehrung. — Faortwährender Erſatz aller unbrauchbar gewordenen Teile eines Vogelhauſes, Inſtand⸗ haltung der Gitterwände und ihres Anſtrichs, Auswechslung verdorbener und ausgeſtorbener Pflanzen ꝛc. halte ich für eine ſo ſelbſtverſtändliche Pflicht des Beſitzers, daß ich auf jede weitere Bemerkung verzichte und höchſtens dem Gärtner, Tiſchler, Schloſſer, Anſtreicher das Wort erteile. Ein achtſamer Liebhaber wird ohnehin ſehen, was ſich zur Unterhaltung des Ganzen als nötig erweiſt, und einem umachtſamen Vogelwirte gegenüber iſt ja doch alle Belehrung vergebens. Dagegen möchte ich ſchon an dieſer Stelle noch einer beſonderen Art von Fluggebauern Erwähnung tun, — der „Wanderkäfige“ nemlich. Manchen Liebhabern erſcheint die Ein⸗ richtung eines Fluggebauers aus dem Grunde unratſam, weil ſie hinſichtlich des Wohnortes von ihrem Berufe abhängen, plötzlich verſetzt werden können und dann alles im Stiche laſſen müſſen. In fait derſelben Lage befinden ſich die Wohnungsmieter, deren zeit- weiliges Beſitztum auch über einen Garten ſich erſtreckt. Den einen wie den anderen bietet der Wanderkäfig wenn auch nicht vollkommenen ſo doch mäßigen Erſatz des ein für BE: allemal feſtſtehenden Vogelhauſes. Der Wanderkäfig wird aus Bretern, eifernen Trägern und mit Drat überſpannten föhnen zuſammengeſetzt und überall durch Schrauben verbunden. Der gedeckte Raum eſteht aus Holzſäulen und Holzſparren mit Falzen, in welche die genau gleichlangen und genau gleichbreiten Breter eingelaſſen werden, um Wände und Dach zu bilden, der Flug⸗ käfig aus Trägern aus Winkel⸗ und T-Eifen, ſowie aus gleichgroßen, mit Dratgeflecht 0 berſpannten, eiſernen Rahmen, welche an jenen feſtzuſchrauben ſind. Tüchtige Handwerker vermögen einen ſolchen Flugkäfig ſo ſorgfältig und genau zu fertigen, daß ihn einige geſchickte Arbeiter in kürzeſter Friſt auseinandernehmen und wieder aufſtellen können. Das auerwerk im Grunde zur Aufnahme und Befeſtigung der Ständer und Säulen, welches jedem Umzuge neu hergeſtellt werden muß, iſt verhältnismäßig billig, läßt ſich übrigens ch durch feſt eingerammte Pfähle und ſtarke Bohlen einigermaßen erſetzen, zumal wenn nan es an Glasſcherben zu beiden Seiten der in den Grund eingelaſſenen Breter nicht ehlen läßt, um Maulwürfen und Ratten die Arbeit nach Kräften zu verleiden. Die erſte gabe für ſolchen Wanderkäfig fällt allerdings ins Gewicht, weil alle Teile zerlegbar, (jo ſehr genau gearbeitet fein müſſen; bei wiederholten Umzügen aber macht ſich jene NRehrausgabe doch ſehr bald und reichlich bezahlt. Ich kenne Liebhaber, welche derartige bauer beſitzen, dieſelben ſchon mehrmals verſetzt haben und mit ihnen in jeder ht zufrieden ſind. Sie halten in ſolchen Baulichkeiten ſelbſtredend nur während des 9 e Vögel, erzielen aber während dieſer Zeit in 1 5 ebenſo gute Erfolge als 32 Ameiſenpuppen und e Ordnungen, Familien und Arten, über die Def etzung der einzelnen Räume be kath, 5 4 Zeit, die Auswahl zuſammen paſſender Arten, ſowie die Anzahl der Pärchen oder Stücke, ; über Niſtkäſtchen und andere der Fortpflanzung dienende Vorkehrungen werde ich ſpäter 4 Mitteilung zu machen haben; hier handelte es ſich darum, zunächſt das el u; 5 zu geben. Ameiſenpuppen und mehlwürmer. Die Ueberſchrift dieſes Abſchnittes lautet nicht: die Futterſtoffe, ſondern beſchräntt RR ſich auf zwei von ihnen, aus dem einfachen und wohl auch als alt anzuerkennenden Grunde, weil über die anderen wenn nicht die Hausfrau, ſo doch jeder Landwirt oder Gemüſehändler die erwünſchte Auskunft geben kann, während dies hinſichtlich der zu beſchrei⸗ benden beiden Hauptnahrungsmittel eines großen Teiles der Stuben⸗ und Parkvögel keineswegs der Fall iſt. Zwar hat faſt Jedermann Mehlwürmer und „Ameiſeneier“ geſehen und von ihrer Zucht und Gewinnung reden hören; wenn es ſich aber darum handelt, das Geſehene und Gehörte zu eigenem Nutzen zu verwerten, reicht die geſammelte Erfahrung in der Regel nicht im entfernteſten aus. Deshalb darf der Gegenſtand, ſo oft er auch ſchon beſprochen worden, an dieſer Stelle nicht fehlen: nützt das Geſagte nur einem Einzigen, > jo iſt es allen Anderen gegenüber entſchuldigt und gerechtfertigt. In großen Städten iſt es geraten, die für die Stubenvögel nötigen „Würmer und Eier“ bei rechtlichen Händlern zu kaufen, weil man hier wenn auch nicht immer am billigſten, jo 2 doch am einfachſten den erforderlichen Bedarf erhält; in kleineren Städten und Ortſchaften muß man ſich ſelbſt um Larven und Puppen dieſer beiden, für den Liebhaber wichtigſten aller Kerfe bemühen, falls man ſie ſtets in genügender Meuge beſchaffen will. Es iſt deshalb mindeſtens zweckmäßig, ſich mit dem Gegenſtande einigermaßen vertraut zu machen, um ſich unter Umſtänden ſelbſt helfen zu können. Die Ameiſeneier ſind die Puppen der Waldameiſe (Formica rufa), welche in geordneten ; Verbänden oder Staten vorzugsweiſe in den Nadelwäldern, zumal in denen des Nordens lebt, und hier die bekannten fußhohen Haufen zuſammenträgt. Mit Beginn der milden Frühlingswitterung legen die Weibchen der Siedelung ihre kleinen weißen Eierchen haufen⸗ weiſe in Kämmerchen des Baues. Den Arbeitern fällt die Sorge anheim, ſie zu pflegen, ſie und die auskriechenden Maden zu belecken, letztere mit einer ernährenden Feuchtigkeit zu verſehen und je nach dem Stande der Witterung in den oberen oder unteren Teil des Baues zu tragen. „Jeder Sonnenſtral,“ ſagt Taſchenberg, „verurſacht einen ſcheinbaren Aufſtand im Neſte, eine Umbettung der Kleinen, welche zu ihrem Gedeihen eines beſtimmten Grades . der Wärme und Feuchtigkeit bedürfen.“ Auf dieſe außerordentliche Sorgfalt, welche die erziehenden Ameiſen ihrer Brut wine 5 begründet ſich eine einfache und ergibige Art, ſie zu ſammeln. Auf einer freien Stelle in der Nähe eines Ameiſenhaufens gräbt man, am beſten im Juli und Auguſt, an einem ſonnigen Mittage — denn bei trübem Wetter arbeiten die Ameiſen ſchlecht — eine Grube in die Erde, bedeckt ſie bis auf einzelne Eingänge, welche mit ſtralenförmig auslaufenden ſeichten Rinnen in Verbindung ſtehen, mit einem Brete, flachem Steine, mit Laubzweigen und ähnlichen Gegenſtänden, geht zum Ameiſenhaufen zurück, faßt von ihm, ſo viel man 1 a 88 7 a Me a in Ben NE er f — 2 8 . ß. les 1 Reer, Erde, een Puppen ꝛc. in einen Korb oder dichten en in die 1 5 der Grube u ſchü üttet ihn rings um dieſelbe aus, 1 ſammt ſeinen Bewohnern bringt man wieder zum Stocke zurück, um dieſem Ss unnötigerweiſe Arbeiter zu entziehen und um ſo eher einen neuen Maulzug ausführen 1 Die Grube kann man g auch durch ein Tuch erſetzen, deſſen Ecken man über inigen Holzpflöcken oder über blätterloſem, dünnen Reiſich umſchlägt, und auf deſſen Mitte man den Haufen wirft; die Ameiſen tragen dann ihre Puppen in die ſo gebildeten Hohl— räume unter den Ecken und erſparen dem Sammler die Mühe des Auslöffelns. In Franken gewinnt man, nach Riedel, die Puppen mittels zweier Siebe, indem nan den Haufen in das eine faßt und es über das andere, lere ſtellt. Die Ameiſen ragen hierauf ihre Puppen in das untere, beſonders, wenn dasſelbe niedrig iſt; es fällt leichzeitig aber auch eine Menge von Erde ꝛc. mit durch und verunreinigt die Puppen. So ganz ohne Hinderniſſe geht ein derartiger Beutezug übrigens nicht ab. Die erboſten erfe wehren ſich nach Kräften, und wenn ihrer viele über Einen kommen, hat man ſeine de Not, ſich der ſchmerzhaften Biſſe zu erwehren. Als ſehr zweckmäßig habe ich erprobt, ie Stiefeln, den Stiel der Schaufel, welche man zum Einpacken des Haufens verwendet, und die Stange, an welcher man (ſelbander) den Korb oder Sack von dannen trägt, teilweiſe it Ter zu beſchmieren, welcher, ſchon ſeines ſtarken Geruches halber, die angriffsſüchtigen reifen abhält. Die Hände beſtreicht man ſich vorſichtshalber mit Nelkenöl, Eſſig und deren ſtarkriechenden Stoffen. Die ſo gewonnenen Puppen bewahrt man, vorgusgeſetzt daß ſie alsbald verbraucht 5 en ſollen „am De in ae Holz ſchachteln auf, weil ſie außerdem leicht Immer i 155 el ein ſcharfer ſäuerlicher Geruch. Derartige Puppen augen weder feiſch 1 örrt zum Futter und müſſen weggeworfen werden. Für den Winterbedarf dörrt man ſich die Ameiſenpuppen in einer über Kohlenfeuer 1 Pfanne, indem man ihrer nicht su viele auf einmal fo erhitz, 0 die Tiere 1 durchli 995 it, und das 1 einfach über kochendes Waſſer zu x alle Puppen abgeſtorben ſind. Sie trocknen freilich ſchwerer als die gedörrten, 5 15 beſungene an ae 3 3 rr e 7 5 E *. 0 7 82 Sa y J1JJJJ7777)0000Gͥ AAA 6 3 ; 2 u CE u A a 7 Bar tere N ar J ne PETE NT SUR DENT TON 1 2 Ft i 1 E an 5 * 8 7 1 18 L N 1 3 ya "7 2 n 0 ee a 1 He Kin Br Hin! Efe Er 1 e 7 . . | ER 1 10 1 2 5 1 Be Tau: FAR ae 1 1 2 12 F N n E BE Be Zi it N Hi 14 83 1 2 1 ii RE. at ER 55 Br ri Fi ' 1 1 Beh, 18 ! F> 1 13 Bi; EHE: KH a wu E 13 ? 1 in f 1255 Asch 1 + } - i ah”; 1 3 { Prag 1 y ER) 1 {= Bet 7 ö 3 ı J . IB F ht 1 h ® 15 I Ihr 13% 29 N # 2 17 1 U. 11 Fr a 14 ‚Es T 1 1 } 41 * IM J 1 * 1 1 10 E . 4 * 2 414 5 H 34 ee und Meblwürmer. a behalten aber Geſtalt und Farbe und werden von den Vögeln allen deren 10 u oper 3 entſchieden vorgezogen. Begreiflicherweiſe iſt die mit der Beſchaffung und weiteren Behandlung der puppen verbundene Arbeit nur einem Liebhaber zuzumuten, welcher in einer kleinen Stadt A oder auf dem Lande wohnt, nicht lange nach Ameiſenhaufen zu ſuchen braucht und ſehr viele Zeit hat. Anderenfalls beſorgen Vogelfänger und Holzhauer das Geſchäft wenn auch vielleicht nicht beſſer, ſo doch billiger. Neuerdings werden die Ameiſenpuppen centnerweiſe = a aus Rußland eingeführt. Da in den dortigen wie überhaupt in allen nordiſchen Waldungen . die betreffende Ameiſe ungleich häufiger und die Arbeit billiger iſt als hier zu Lande, erhält man ſeinen Bedarf zu ſehr mäßigen Preiſen. Die Vogelhändler Stader & Comp. in Moskau ſind in der Lage, jede beliebige Menge von Ameiſenpuppen zu beſorgen, leiſten auch Bürgſchaft für die Güte derſelben. Brauchbare Ameiſeneier bezieht man vom Schwarz- walde, vom Harz und türinger Walde, ganz ausgezeichnet gute aus Wien und anderen größeren Städten Oeſterreichs, weniger gut gedörrte aus der Gegend von Salzwedel (durch Adolf Krüger in genannter Stadt). Bei umſichtiger Nachfrage findet man wohl allerwärts gut beleumdete Verkäufer dieſes wichtigen Futterſtoffes, ſowie man auch die leichtfertigen Händler bald kennen lernen kann. Gewiſſenhafte Händler verkaufen nur ſolche Ameiſenpuppen, welche unmittelbar nach dem Einſammeln gedörrt wurden, gewiſſenloſe freilich auch ſolche, welche ſchon vor dem Dörren bläulich ausſahen, ja ſogar ſolche, welche ſäuerlich rochen, als ſie über das Feuer kamen. Den reinweißen Puppen hat man ſtets zu mistrauen, weil betrügeriſche Leute dieſe Färbung durch Schwefeln hervorzurufen wiſſen, ohne ſich deshalb Sorge zu machen, daß die Puppen hierdurch nicht nur allen Geſchmack verlieren, ſondern auch ſchädlich wirken. Gutgedörrte, zweckdienliche Ameiſenpuppen erkennt man an ihrer gelblichweißen Färbung, einem eigentümlich würzigen Geruche, ihrer noch ziemlich gut erhaltenen Geſtalt und endlich an dem Umſtande, daß fie beim Hin- und Herſchütteln nicht zuſammenkleben, vielmehr leicht „rolliren“, wie man zu ſagen pflegt. Solche Puppen bewahrt man in flachen Schachteln auf und ſchüttelt ſie von acht zu acht Tagen etwa einmal bei ungehindertem Zutritte von Luft gehörig durcheinander. Ebenſo zweckmäßig als Schachteln erweiſen sieh dünne Säckchen, welche den Zutritt von Luft geſtatten und doch die Vertilger abhalten. Bei ſolcher Behandlung halten ſich die Puppen ein Jahr lang und darüber, verlieren aber mit der Zeit mehr und mehr an Güte, müſſen alſo jedes Jahr erſetzt werden. Die ſchlimmſten Zerſtörer der gedörrten Puppen ſind kleine Milben, welche ſich ſehr i leicht einniſten und bedeutenden Schaden anrichten. Durch fie heimgeſuchte Puppen werden a von den Vögeln gänzlich verſchmäht, wahrſcheinlich des abſcheulichen Geruches halber, ver⸗ | möge welches ſie ſich auch dem Vogelwirte deutlich genug kundgeben. Ein anderer Schadenbringer iſt die Larve des Speckkäfers; ſie vernichtet jedoch wenigſtens nicht den ganzen Vorrat, ſondern nur diejenigen Puppen, welche ſie verzehrt. Vor beiden Schmarotzern hat man ſich wohl in Acht zu nehmen d. h. durch eee Art der Aufbewahrung ſeiner Puppen möglichſt zu ſchützen. Leichter als gute Ameiſenpuppen kann man ſich Mehlwürmer verſchaffen, ſchon, weil 4 man ſie in der erforderlichen Menge zu züchten im Stande iſt. In großen Städten kauft man auch dieſe pfundweiſe (das Pfund zu 20 Sgr. bis 1 Tlr. 10 Sgr., in Schleſien. 9 das Quart zu annähernd demſelben Preiſe); auf dem Lande iſt der Kornboden bald ab⸗ geſucht, der Müller — in der Regel höchſtens Freund von Kanarienvögeln und anderen * Samenfreſſern — binnen kurzem ebenfalls ausgebeutet; es gilt daher, das Bedürfnis durch eigene Mittel zu decken. Zu dieſem Zwecke legt man ſch den AR oder die 5 Mehlwurmhecke an. . Beet Freund der Sigel fich löhelen will. Außer den großen Raubvögeln wüßte ) keine Vogelfamilie zu nennen, zu deren Unterhalt man nicht zeitweilig zu den Mehl⸗ wurmtöpfen, für die Vögel den Fleiſchtöpfen Egyptens, greifen müßte. Welch eine Menge ef cher Eigenſchaften vereinigt ihr Inhalt! Heute haſt Du, vielbeſchäftigter Liebhaber, umöglich Zeit, die langweilige Arbeit der Futterbereitung für Deine Nachtigallen aus⸗ zuführen: — wohlan denn, greife zum Topfe, reiche den Hungrigen ein halbes Schock Mehlwürmer, und ſie ſind befriedigt, Du biſt beruhigt! Drei Neſter voll junger Vögel bringt mir der Fänger, leider aber keine Ameiſenpuppen mit, und die meinigen ſind auch usgegangen: — doch ich beſitze Mehlwürmer und bin aus aller Verlegenheit! Alle drei Wiedehopfe waren glücklich durchgegangen; mit ihren geſchickten Schnäbeln hatten ſie das Türchen des Käfigs geöffnet, und oben auf dem Hausdache ſaßen die Klepper, gewiſſenhaft jede Ritze der Dachſteine unterſuchend. Sie fangen, mit der Hand, mit dem Netze fangen? Unmöglich! Aber zur Mehlwurmkiſte konnte ich gehen, die Leckerei ihnen von ferne zeigen: und vom Dache herab kamen ſie geflogen — nicht aus Sehnſucht zum Käfige, ſondern aus Gier nach den Mehlwürmern. Alle drei fing ich wieder, Dank den Mehlwürmern. Die Reihe ſolcher Erfahrungen ließe ſich in das Unendliche vermehren. Ohne eigene Mehl⸗ urmſätze möchte ich auch nicht einen einzigen Vogel halten; denn Mehlwürmer und 8 ubenvögel find mir untrennbare Begriffe geworden. Was wäre aus meinen ſieben Mauerläufern geworden, ohne Mehlwürmer? Was wollte man ohne ſie beginnen mit friſchgefangenen Nachtigallen, Gebirgsſtelzen, Schwanzmeiſen, Goldhähnchen und hundert anderen? Zum Aufziehen der jungen, zum Eingewöhnen der altgefangenen Vögel, als Anfeuerung zum Geſange, als Arzenei, „die wahre Wunder tut“, als Aufheiterungsmittel während der traurigſten, trübſten Wintertage ſind ſie unentbehrlich; denn welcher Vogel frißt ſie nicht, welcher eee Re: Kaum einer, vom dickſchnäbeligen Finken an zum Löffler herab!“ Ich kann dieſen Worten nur beipflichten, — aus eigener Erfahrung, rückhaltlos, bedingt. er und bezahlt alle auf ſie verwendeten Koſten und Mühen in en Maße, ſchon veil ſie unabhängig macht von tauſend Zufälligkeiten. Ich kann ſie dem Vogelwirt gar 5 h e Wer nicht in der Lage i jederzeit ſo viele 9 e welche nur einen ne wenige Vögel halten, kommen mit einigen Töpfen . e d dagegen. deren 1 0 e größer iſt, bedienen ſich 5 „ ber letztere das Wa zu wiſſen Man kauft ſich ſechs bis ER f 5 rufen oder e fe ze. von nn. 35 gr Höhe und 30 955 eee . 18 Die Mehlwü rmerzucht verdient die vollſte Berückſichtigung ſeitens der Lieb⸗ 7 10 Ki FR 5 — * 7 Ir =) fi 1 Fu 27 N RR 13 > il * Be 1 * 7 * 7 N 77 155 * fi 5 7 71 + “AN r 1. # Pe 1 * = * 7 % 6 *. 5 2 uf ar Bir; ! RE 34 Eu: h, BR W * 2 EU 8 a 5 m 4 a}, N Brass 2 Acer E N 8 A 1 7 cn EN n 8 A A Lr 80 152 8 1 ’ ® if ge 1 2 av * et 77 2 ” * FE: — 9970 „ e a 5 E ae Zr A . 22 wer er r 8 we ee Mr EEE Er ee a 36 duke 10 Mehlwürmer wirft man zwei⸗ bis reihe Stüc Mehlwürmer als Satz in hie Bebauung, . ſchließlich einen feuchten Lappen oben darauf, bindet den Topf mit Leinwand zu, ſtellt ihn an einen warmen Ort und näßt von Zeit zu Zeit den oberen Lappen wieder an oder * 5 begießt ihn mit etwas Waſſer, welches, durchſickernd, auch die unteren Lagen befeuchtet. a Zu naß darf die Kleie nicht werden, weil fie ſonſt zuſammenbäckt, in Gärung gerät, fh erhitzt, den ſehr nötigen Luftzutritt hindert und die Würmer erſtickt. Einige Vogelwirte 1 bedecken den Boden des Topfes (oder der Kiſte) zuerſt mit einer zollhohen Sandlage, 1 2 die Feuchtigkeit aufſaugt, ohne den darüberliegenden Futterſtoffen zu ſchaden. . Die Kiſten beſchreibt Girtanner beſſer als ich, weil mein Bedarf an Mehlwürmern N von jeher ſo bedeutend geweſen iſt, daß ich zum Aufkaufen der Larven gezwungen war. 199 „Nach mancherlei Irrwegen und ſchlimmen Erfahrungen, welche ich im Laufe von funfzehn Jahren gegangen und geſammelt, bin ich zu einer wenigſtens für mich endgiltigen Einfiht über dieſen wichtigen Behelf aller Vogelwirte gelangt. Meine Kiſten werden aus Tannen⸗ 1 holz und zwar aus 1, em. dicken, möglichſt aſtfreien Bretern gefertigt. Die Länge beträgt 60 em., die Breite 45 em., die Höhe 30 en.; größere Kiſten find unbequem, kleinere nicht ausreichend, tiefere in jeder Beziehung unvorteilhaft, weil der Satz in den unteren Schichten durch das Gewicht der oberen übermäßig zuſammengedrückt und dort für die Würmer unzu⸗ gänglich wird. In der Mitte des Schiebdeckels, welcher in einem tiefen Falz läuft, iſt ein Loch von 15 em. im Geviert ausgeſchnitten und darüber ein feines Dratſieb befeſtigt, welches Luftzutritt geſtattet und zur Regelung der Wärme und Feuchtigkeit dient. Ein am oberen Rande der Innenwände durch Blechfalze ſenkrecht befeſtigter, die Ecken genau ausfüllender 3 Glasſtreifen von 6 eu. Breite hindert die Würmer beſſer als Blech oder ein geneigtes Holzdach am Emporklettern und Durchkriechen des wenig verläßlichen Deckelfalzes. Jede Kiſte wird vor dem Gebrauche genau beſichtigt, hierauf in der oben angegebenen Weiſe bis zu etwas mehr als halber Höhe mit Sand, Kleie, Mehl und Lappen vorgerichtet und mit 500 bis 600 Mehlwürmern beſetzt, welche ich durch Sieben von allen Beiſtoffen ſondere, um eine Uebertragung von Milbeneiern, Speckkäfern ꝛc. möglichſt zu vermeiden. Von jetzt ab laſſe ich den Satz ruhig ſtehen, füttere mit Mehlabfall nach und erwarte die Nachzucht. n Im Juni und Juli verpuppen ſich die Mehlwürmer; im Juli und Auguſt ſchlüpfen die verwandelten Mehlkäfer aus. Nunmehr iſt es an der Zeit, noch möglichſt viele der letzteren zu ſammeln und in die Töpfe zu werfen, um eine recht reichliche Nachkommenſchaft zu erzielen. Hierzu trägt auch die Fütterung der Käfer bei; man verſäume daher nicht, für dieſe Fleiſch (tote Vögel ꝛc.) in die Töpfe zu werfen 155 ſie zu tränken, d. h. den oberen Lappen mehr und öfter als ſonſt anzufeuchten oder mit etwas Waſſer zu beſprengen. Doch hüte man ſich, beiſpielsweiſe auch verdorbenes Vogelfutter oder andere leicht in Gärung übergehende Stoffe als Futter zu verwenden und aus ſeinem Satze einen Schmuz⸗ haufen zu machen, in welchem das wertvolle Kerbtier in allen Entwickelungsſtufen ſeines 5 5 Lebens verkommen muß. Wer nicht Vogelleichen erhalten kann, erſetze ſie durch aufgeweichten Stockfiſch oder nehme altbackene, mit Waſſer angefeuchtete Semmel, Brotſcheiben u. dergl, welche Käfer und Larven gern freſſen, und welche leicht erſetzt oder weggeräumt werden 4 können. Auch Rüben⸗ oder Möhrenſtückchen dienen zur N dem Kerfe und ſchaden 4 dem Satze nicht. ’ Einige Zeit nach dem Auskriechen legen die Käfer ihre Eier ab, und 90 im September . wimmelt der Behälter von Mehlwürmern. Jetzt entfernt man die für die Käfer beſtimme Nahrung wieder und lieſt beim Durchſuchen des Satzes nach den nig Würmern die abgeſtorbenen Erzeuger der letztgenannten mit aus. 7 Mangelnde Wärme hindert nicht bloß die Vermehrung, ſondern Ann die Entwicklung der Mehlkäfer und ihrer Larven. Man RI deshalb den Satz immer an einen Ort, e 2 > ss e e 2 | ee eher finde die Verwandlung der Larven zu Käfern während gan Jahres ſtatt, vorausgeſetzt natürlich, daß man wenigſtens einen Teil der er⸗ fen Maden nicht verfüttert. Auf ſolchen Nachwuchs iſt jedoch wenig zu rechnen, er immer als ein außergewö ae e werden muß. Wer ſo viele 17 $ ie ihres Nahrungsgehaltes berauben, Kleid ermotten, deren Larven es auf die wollenen Lappen abgeſehen haben, und welche als verwandelte Herfe das Haus unſicher machen, peckkäfer und andere. Sie ſucht man nach Möglichkeit zu entfernen, am beſten dadurch, daß man einen Satz friſch mit Kleie und Lappen füllt, nachdem man aus dem alten die Mehlwürmer mittels Durchſiebens der Kleie gewonnen. Friederich gibt den Rat, zur Vertreibung der kaum ſichtbaren Feinde etwas Kampfer in ein Läppchen zu binden und dieſes an einem Schnürchen ſo in den Topf zu hängen, daß es die Maſſe des Satzes nicht berührt; Girtanner hat das Mittel verſucht und gefunden, daß es nicht im geringſten nützt. Die Milben, deren Entwicklung durch Feuchtigkeit und Wärme beſonders begünſtigt wird, verlieren ſich von ſelbſt, wenn die Trockenheit in der Kiſte überhand nimmt; die Motten aber, welche im Ei⸗ oder Larvenzuſtande mit den wollenen Lappen in den Sat gelangen und ſich in ihm unglaublich vermehren, ſind hartnäckiger und laſſen ſich ſo leicht nicht vertreiben. „Ihnen gegenüber“, ſchreibt Girtanner noch, „ſtreiche ich die Segel. bat man nicht das gewiß ſeltene Glück, die erſte Motte vor dem Eierlegen zu entdecken, fo darf man entweder den Satz verloren geben oder mit Beſtimmtheit erwarten, das ganze Haus von ihnen erfüllt zu ſehen, und die nur zu ſehr gerechtfertigte Wehklage aller weib⸗ lichen Bewohner des letzteren zu vernehmen. Kaltlächelnd faſſe man die mottige Kiſte, ſiebe ihren Inhalt unter freiem Himmel aus, ſammle die Mehlwürmer auf, werfe ſie in friſche Kleie, damit fie hier ſich reinigen und ſetze fie von neuem an, oder beſſer: man ſetze ie nicht wieder an, ſondern verfüttere ſie ſofort. Alle anderen Ausflüchte ſind nutzlos.“ Derartiger Unannehmlichkeiten muß man freilich gewärtig ſein, wenn man Mehlwürmer züchten will; die Beruhigung aber, welche die Zucht der unentbehrlichen Kerfe gewährt, . fie ertragen helfen. Ich wiederhole: ohne Mehlwurmſätze iſt an die Unterhaltung | er zarteren Vögel nicht zu denken; wer alſo nicht regelmäßig, ununterbrochen Mehlwürmer 725 au muß 5 entſchließen, fe zu züchten oder aber feine Liebhaberei aufgeben. fer, 88 ee ae EEE N N e Speiſe zu bieten, nicht mehr, oft noch weniger. Die 11 welche mit chr wohl RE bewußt ſind, beſtätigen nur die Regel. ae Noch mehr: man darf den gefangenen Vogel, auch wenn man Ei nicht e 1 5 füttern, wie er ſich nährt, ſo lange er ſich der goldenen Freiheit erfreut; man kann höch⸗ . 8 ſtens einen geringen Teil desjenigen Futters, welches ihm zeitweilig ſo gut als ausschließlich 28 zum Unterhalte dient, der Gefangenenkoſt zuſetzen. Im allgemeinen iſt es freilich richtig, e daß man dieſe letztere der vom Vogel ſelbſt gewählten Nahrung anpaßt, auch zweckmäßig, 955 1 je nach der Jahreszeit die Fütterung einigermaßen zu ändern: nur darf man, ſoll der Erfolg befriedigen, nicht ſklaviſch nachahmen. Unſere größeren Grasmücken freſſen, wie mein Vater mit Recht hervorgehoben, Ende Auguſts und im September faſt nichts anderes als Bere, namentlich Flieder⸗ und Faulberen, die Droſſeln im Winter, wenn die Wacholderſträuche . bereits abgebert oder die Früchte derſelben ſchlecht geraten ſind, faſt nur Vogelberen, die bei uns überwinternden Seidenſchwänze wochenlang hauptſächlich Faulberen: aber man ver ſuche nur, ihnen allen dieſelbe Nahrung allein und ausſchließlich zu reichen, und ſie werden verkümmern, werden ſterben. Noch ſind wir nicht ſo weit, das Warum mit unbedingter 1 Beſtimmtheit erklären zu können; wir dürfen eben nur für wahrſcheinlich halten, daß die veränderte Lebensweiſe des Stubenvogels vorwaltend die Urſache dieſer Erſcheinung iſt. Zum Glück für den Liebhaber beſitzt der Vogel auch in dieſer Hinſicht eine Schmieg⸗ ſamkeit, welche ihm über die entſchiedenſten Entbehrungen ziemlich leicht hinweghilft und mit den erwähnten Tatſachen oft genug im geraden Gegenſatze zu ſtehen ſcheint. Er gewöhnt ſich raſch und vollſtändig an ein Erſatzfutter, welches ſeiner urſprünglichen Nahrung im | großen ganzen entſpricht, hält bei ihm trefflich aus und ſcheint ſchließlich die Tafel, welche Mutter Natur ihm deckte, kaum noch zu vermiſſen. Wenn man erwägt, wie reich, wie manchfaltig dieſe Tafel war, muß man ſich billig wundern, daß überhaupt Erſatz geboten werden kann; ebenſo aber wird man begreifen, an es bis jetzt noch nicht Aline e 0 für 15 Vögel ihn zu finden. | a. Man hat ſich bemüht, für diejenigen Arten, deren urſprüngliche Nein größtentells 3 aus Kerbtieren beſteht, verſchiedene Stoffe zu einem ſogenannten „Univerſalfutter“ zufammen u zu miſchen und bald die eine, bald die andere Miſchung empfohlen oder getadelt, je nach⸗ hl e dem das Ergebnis der Erfahrungen ſich geſtaltet: die Nutzanwendung iſt, daß man im 5 allgemeinen mit einfacherem Futter günſtigere Erfolge erzielt als mit einem aus allerlei Stoffen zuſammengeſetzten, ſo wohlüberlegt die Zuſammenſetzung auch geſchehen mochte. Dieſer Erfahrungsſatz ſcheint zu beweiſen, daß der Vogel, das bewegungsfähigſte und be⸗ wegungsluſtigſte aller Geſchöpfe, im Käfige mehr als alles übrige von dem, was er verloren, die Freiheit der Bewegung entbehrt; woraus denn die Lehre zu ziehen, daß er gemäß des 4 in Folge feiner Einkerkerung bedeutend beſchränkten Stoffwechſels behandelt, alſo lieber bi knapper 5 bei zu reichlicher Nahrung gehalten werden muß. Letzteres macht ſich um jo nötiger, je enger der Raum iſt, in welchem man Vögel hält oder, was dasſelbe, je weniger ſie im Stande ſind, ſich ausgibig zu bewegen. Man darf es als Geſetz anſehen, daß die Gefangenenkoſt, welche wir unſeren Vögeln reichen, um ſo beſſer vertragen wird, je größer der Raum iſt, in welchen ſie eingeſperrt ſind. Damit man mich nicht etwa misverſtehe, will ich ausdrücklich bemerken, daß ich unter knapper Koſt nicht eine ſolche gemeint wiſſen will, welche aus geringen oder gar verdorbenen Beſtandteilen hergeſtellt worden iſt: — im Gegenteile, ich bin der Meinung, daß wie für den Menſchen ſo auch für den Vogel die allerbeſten Futterſtoffe beziehentlich auch die allerbilligſten find. Es ſoll 1 alſo „knappe Koſt“ nur bedeuten, daß man ſeinen Gefangenen nicht immer fo viel von ihrem Lieblingsfutter geben darf, als fie freſſen mögen, ſie vielmehr wenigſtens zeitweilig in verſtändiger Weiſe einſchränken muß. Doch will ich auch nicht unterlaſſen, zu erwähnen, 1 cgel zur ee beweiſt. Nicht wenige von ihnen Haltet bei einem und enen Futter viele Jahre im Käfige aus, ohne Entbehrung merken zu laſſen; andere ver⸗ langen etwas mehr, ſind aber noch immer höchſt beſcheiden in ihren Anſprüchen. Mit Glanz, Spitz⸗ oder Kanarienjamen und weißem Hirſe ernährt man die meiſten Finkenarten anſcheinend recht gut, tut jedoch wohl, auf dieſen Anſchein nicht allzuviel zu geben, ſondern rechtzeitig noch andere Futterſtoffe zuzuſetzen. Der freilebende Vogel nimmt, wie die meiſten Tiere überhaupt, eine viel manchfaltigere Speiſe zu ſich, als man gewöhnlich meint. „Ich habe beobachtet“, bemerkt Adolf Müller mit vollem Rechte, „daß die meiſten Vögel m gewiſſen Grade Allesfreſſer ſind, und daß die Nahrung ſelbſt nach der Eigentümlichkeit und Laune des Einzelweſens ſich ändert. Der Liebhaber muß beides beachten, muß es dem Vogel abſehen, was er will, muß ihm abzulauſchen wiſſen, welche Nahrung er der anderen vorziht.“ Wer alſo Körnerfreſſer allein im engen Käfige hält, verſäume nicht, dem haupt⸗ ächlichften. Futter noch andere Sämereien beizumiſchen; wer viele von ihnen und mehrere Arten in ein und dasſelbe Fluggebauer bringen will, reiche ihnen verſchiedene Geſäme n beſonderen Futternäpfen. Glanz, weißer Hirſe — nicht gelber, welcher ungern gefreſſen wird — Rübſen, Leinſamen, Buchweizen, Mohn und Hanf, letzterer, weil er die Vögel leicht zu fett macht oder ihr Gefieder ſchwärzt, ſtets nur in ſehr geringer, abgewogener Menge, ſind die wichtigſten Sämereien, welche überhaupt Verwendung finden; Fichten -, Tannen⸗ oder Kiefernſamen bilden das beſte Futter für Kreuzſchnäbel, Erlen- und Birken⸗ ſamen das für Zeiſige und Leinzeiſige, die beim Wurfen und Sieben des Getreides ausfallenden Unkrautſamen, in Türingen Scheuerngeſäme genannt, oder die auf dem euboden zurückbleibenden Gras⸗ und Kleeſamen eine Leckerei für alle. In Belgien, ankreich und Italien reicht man anſtatt des weißen vorzugsweiſe den Vogelhirſe nicum italicum); ſowohl das Geſäme als die noch unentlerten Kolben, welche man l Gitter befeſtigt, hauptſächlich in der Abſicht, den Vögeln durch das Ausklauben der Körner eine Zerſtreuung zu verſchaffen. Der Vogelhirſe wird von bewährten Liebhabern höher geſchätzt als andere Sorten, weil ſie beobachtet haben, daß viele Vögel ihn jenen entſchieden vorziehen. In Ungarn füttert man ein Geſäme, deſſen wiſſenſchaftlichen Namen an mir nicht zu nennen wußte; in Egypten verwendet man ſehr allgemein die Durrah d den Dohhen: die Anzahl der Geſämeſorten kann alſo weſentlich vermehrt werden. Und noch iſt mit e, der ce der e nicht geſchloſſen. Weitaus die ö beehren Blätter⸗ und Blütentnospen, Blätter, unreife Früchte, N ſelbſt ſen mit Leidenſchaft; faſt alle knabbern an friſchem Obſt, Kürbis- oder Gurken⸗ ü ſehr viele freſſen Beren außerordentlich gern; und ſämmtliche Arten mit feinerem ſchnabel müſſen wenigſtens einige Mehlwürmer, Ameiſenpuppen, etwas Eidotter, Käſequark, 0 2 40 | Vogelfutter. eilchbrot oder aber Nachtigallenfutter erhalten: ſelbſt einzelne Gimpel, die vollendetſten aller bekannten Samenfreſſer dieſer Ordnung, gewöhnen ſich an Kerbtiernahrung oder deren Erſatz. Feine, zarte ausländiſche Finken, alſo alle Prachtfinken, kann man, behaupte ich, eg ohne tieriſche Nahrung nicht lange am Leben erhalten, kaum zum Brüten bringen und ihre Brut nicht groß werden ſehen. Gerade auf dieſen, ihnen unentbehrlichen Teil der Ge fangenenfoft wird wenig oder gar nicht geachtet, und deshalb will ich den Sesenfiunb N 8 hier nachdrücklichſt betont haben. Ebenſo leicht als die kleineren Samenfreſſer halten ſich Backen 75 fie. Körne, und Fruchtfreſſer ſind. Entſprechend ihrer Größe, der Schnabel- und Zungenbildung hat man ihnen aber doch verſchiedenes Futter zu reichen. Die großen, ſtarkſchnäbeligen, platt züngigen Arten begnügen ſich mit Mais, Hafer, Hanf, Hirſe, gekochtem Reis, Grünzeug, 0 f nehmen aber gern noch Milchbrot an; die kleineren Arten, insbeſondere die Breitſchwanz⸗ ſittiche pflegen das letztere zu verſchmähen, machen ſich meift auch wenig aus Früchten, ö beanſpruchen dagegen zeitweilig Ameiſenpuppen; die Loris verlangen zartere Speiſe: gekochten Reis, Milchbrot, Früchte aller Art, und genießen bloß nebenbei einige Körner — die eigentlichen Pinſelzüngler können wir mit verſüßtem Milchreis und getrockneten Feigen, Hanf und mehligen Kartoffeln geraume Zeit, die Rabenkakadus ausnahmsweiſe nur mehrere Jahre am Leben erhalten. Nüſſe, Weinberen, Feigen, überhaupt Obſt im weiteſten Sinne bilden für die meiſten Sittiche eine erwünſchte und unſchädliche Leckerei; Salz ſcheint ihrer Geſundheit ſehr zuträglich zu ſein, darf ihnen jedenfalls nicht fehlen; bittere Mandeln und, wie man behauptet, Peterſilie find ihnen Gift; Fleiſchkoſt iſt mindeſtens nicht anzuraten. Ein Miſchfutter ähnlicher Art, obſchon von verſchiedener Zuſammenſetzung, paſſend „Lerchenfutter“ genannt, dient zur Ernährung der feinſchnäbeligen Samenfreſſer: unſerer und fremdländiſcher Ammerarten, Lerchen, Stärlinge, zarten Hühner und ähnlicher Vögel. Sie wollen Getreide, namentlich Weizen, Hafer, feinere Sämereien, Grünzeug und Kerbtiere haben, dieſe die letzteren mehr, jene weniger, die einen mehlige Sämereien, die anderen ölige im Ueberſchuß. Hierüber belehrt keine Vorſchrift, ſondern einzig und allein Beobachtung der Gefangenen ſelbſt; es gilt alſo, dieſe zu ſtudiren, um zu erfahren, in welcher Weiſe man das Lerchenfutter zuſammenzuſetzen hat. Fein gehackter Kohl mit Mohn gemiſcht genügt den größeren Lerchenarten, dieſelbe Miſchung mit einem Zuſatze von Ameiſenpuppen auch den kleineren, beiſpielsweiſe der zarten Heidelerche. Als das Zweckmäßigſte habe ich erprobt, allen den hierher zu zählenden Vögeln eine Körner⸗ miſchung in dem einen, Nachtigallenfutter in einem zweiten Futternapfe zu reichen. Hieran will ich das Meiſenfutter reihen, weil in ihm Geſäme verſchiedener Art nicht fehlen darf. Den größeren Arten der Familie reicht man Nachtigallenfutter in einem, f Hafer, Buchweizen, Sonnenblumenſamen, Kürbiskerne, Hanf und Mohn in einem zweiten Futternapfe; für die kleinen, zarten und langſchwänzigen Arten wählt man lieber Laub⸗ ſängerfutter und verſetzt es mit gemahlenem Hanf, Mohn, etwas weißem Hirſe und fein⸗ geriebenen Früchten (Aepfel, Birnen, Feigen, auch wohl Gurken⸗ oder ö von denen man jedoch immer nur wenig zugeben darf. Auf die kerbtierfreſſenden Singvögel hat man unter allen unſtenden größere Sorgfalt zu verwenden als auf die bisher genannten Arten. Die Droſſeln ſind die anſpruchloſeſten, die Bachſtelzen, Blaukehlchen, Waſſerſchwätzer, Schilfſänger, überhaupt alle, welche am Waſſer leben, die anſpruchvollſten unter ihnen. Demgemäß hat man ſich einzurichten. Solange man über friſche Ameiſenpuppen nach Belieben verfügen kann, gibt man dieſe als b Hauptfutter, etwas geriebene Möhre, Beren und Fruchtſtückchen als Zukoſt, Mehlwürmer als Lieblingsnahrung; anders aber geſtaltet ſich der Speiſezettel im Winter oder unter Umſtänden, welche die Beſchaffung der friſchen Ameiſenpuppen erſchweren, falls nicht un⸗ 4 DAL. 9 ; III 4 1 Nee, e e KEN 1 h „ . 9 i 5 0 7 Alsdann Muß man zu dem © pkünſtlicher d. h. zuſammen⸗ een ch will einige e ee hier angeben. ae ben ſie ganz durchdrungen iſt, drückt das Waſſer wieder aus, begießt die g mit e und e 1 noch mehr oder weniger, bis auf zwei Drittel Dies iſt Bechſtein's Droſ i elfutter, mit ſeinen eigenen Worten beſchrieben. „Man nimmt eine gelbe Rübe (Möhre, Karotte), welche man das ganze Jahr hindurch im Keller, in Sand geſcharrt, friſch erhalten kann, reibt ſie auf einem platten Reibeiſen, welches ſogleich wieder rein abgebürſtet wird, quellt eine Pfennigſemmel in Waſſer ein, drückt das Waſſer wieder aus, mengt beides unter zwei Hände voll von Gerſten- oder Weizenſchrot und keibt alles in einem Napfe mit einer Keule recht unter einander. 1 Dies iſt Bechſtein's Univerſalfutter. Dias eine wie das andere hat den Vorzug, ſehr billig zu 1 15 das eine wie das dee erhält auch gröbere Kerbtierfreſſer — meiner Anſicht nach aber nicht zartere, begehrlichere Arten. Es fehlt dieſen Zuſammenſetzungen die zur Erhaltung der Vögel Hin- reichende Menge von Eiweißſtoffen. Wer ſolches Futter ausſchließlich reicht, wird bald 5 bemerken, daß es das Gefieder ſtruppig, den Vogel ſingfaul macht — Beweis genug, daß in ihm genügende Nahrung nicht enthalten iſt. Dagegen verdient ein Pflanzenſtoff als Beimiſchung zum Droſſel⸗ und jedem anderen Futter für Kerbtierfreſſer empfohlen zu werden, jo ſonderbar dies vielleicht ſcheinen mag. Ich meine gut gequetſchten oder ge- mahlenen Hanf. Möglich, daß das Fett, welches der Hanfſamen enthält, den betreffenden Vögeln zuträglich iſt, wahrſcheinlicher, daß die Schalenſtückchen ihnen Erſatz bieten für die harten Teile der Kerfe und zur Bildung von Gewöllen dienen. Sparſame Vogelwirte gen es ſich geſagt ſein laſſen, daß ſie durch Zuſatz von etwas gemahlenem Hanf magere Kerffreſſerkoſt ſehr verbeſſern können. Ich meinesteils knauſere nicht bei Beſchickung der Tafel meiner Pfleglinge, gebe „ allen e e das den beſchriebenen sen entſchieden Fehlende. Mein Droſſelfutter beſteht aus rohem oder gekochtem Herz, bezüglich ſaftigem, en Fleiſche, Möhren und Semmelgries (geriebener Semmel) oder geſtoßenem Weiß⸗ brot. Das Fleiſch wird mit der Hand oder mit einer Hackmaſchine zerkleinert, die Möhre oder gelbe Rübe auf einem flachen Reibeiſen zerrieben, die Miſchung aus annähernd gleichen ewichtsteilen hergeſtellt, und zwar zuerſt Fleiſch und Semmelgries, ſodann beides mit der geriebenen Möhre vermengt, bis das Ganze weder zu trocken, noch zu feucht richeint, An Stelle des Fleiſches laſſe ich möglichſt oft, im Sommer faſt ausſchließlich, uark (Topfen, friſchen Käſe) reichen, vorausgeſetzt, daß derſelbe friſch, ſüß und wenig oder nicht geſalzen it. Ein Zuſatz von Wacholder⸗ und Ebereſch- oder Vogelberen, ſowie verſchiedenen klargeſchnittenen Früchten iſt allen eigentlichen Droſſeln und Verwandten höchſt willkommen und zuträglich. Auch gekochte und geriebene Kartoffeln können nicht ſchaden, bſt wenn ſie in namhafter Menge unter das Futter gemiſcht werden. Wer es im nde, kann im Sommer ſo viele friſche Ameiſenpuppen zuſetzen, als die Vögel freſſen en, und dann N und Quark 1 e dies nicht a Alien: 1 wenn 5 e keinen Quarkl. warnen die Einen, „Quark, ein vorzügliches Futter!“ er e 5 trete denen 1 bei Be den 1 1 a blos einen 42 | | Wegener | bündert hungrige Magen ſtillen muß, wird ihn kaum entbehren können und kaum ente 12 mögen. Es will mir ſcheinen, daß bloß Diejenigen von dem ganz vorzüglichen Futter⸗ eh beſtandteil nichts wiſſen wollen, welche wenig davon verbrauchen und viel verdorbenen, fauler! gewordenen Quark wegwerfen müſſen. Ihnen will ich nicht Unrecht geben, ſie aber durch Freund Stölker belehren laſſen, wie hier Abhilfe zu ſchaffen. „Ich bereite mir allen Quark, welchen ich verbrauche, ſelbſt, indem ich gute Milch an einen warmen Ort tele, bis fie gerinnt oder dick wird. Sobald dies geſchehen, laſſe ich die Milch ſieden; den Käſeſtoff fällt als feſte Maſſe zu Boden, wird durch Abſeihen geſchieden, gut gepreſſt und ſodann verfüttert. Saure Brechungsſtoffe vermeide ich, um das Sauerwerden des Quarkes 3 zu verhüten.“ Sauren Quark verfüttere ich ebenfalls unter keiner Bedingung; meine dreihundert Quarkfreſſer laſſen es aber auch gar nicht dazu kommen, verzehren e 1 vielmehr regelmäßig die Menge, welche geſtern eigens für ſie bereitet wurde. 1 1 Von meinem Droſſelfutter unterſcheidet ſich das von mir angewendete Nachtigallen⸗ Be futter weſentlich bloß dadurch, daß ich ſtets Ameiſenpuppen zuſetze. Sind dieſe friſch zu haben, jo werden fie in überwiegender Menge, ja faſt ausſchließlich gereicht; gibt es nurn getrocknete, jo beſchränke ich die Menge derſelben auf etwa ein Viertel des Ganzen. Falls Ameiſenpuppen gänzlich fehlen, kann man ſie a durch hartgekochtes, fein geriebenes Eidotter erſetzen. 1 Unter Grasmückenfutter verſtehe ich eine Meng in welcher ſehr viele Möhre 9 enthalten iſt, und dieſe noch durch Früchte und Beren ergänzt wird. Es beſteht alſo das Gemenge aus fein gehacktem Fleiſch oder Quark, Ameiſenpuppen, Semmelgries, Beren 1 (Flieder⸗ oder Holder⸗, Johannis- und Weinberen, Korinten, welche vorher in Waſſern aufzuquellen ſind, und dergleichen mehr) und Früchten (friſchen oder gedörrten Aepfeln, Birnen, Pflaumen, Kirſchen, Feigen, Datteln ꝛc.), welche fein gehackt beigegeben werden. Ein mäßiger Zuſatz von gekochten, e Kartoffeln macht das Futter , und u ſchadet nicht. | Einige Kerbtierfreſſer verſchmähen Pflanzenkoſt, lieben ſie wenigſtens nicht. Für ſie bereitet man ein Gemenge, welches ich Laubſängerfutter nennen will. Es wird zu⸗ ſammengeſetzt aus geſtoßenem, mit einigen Tropfen guten Baumöls angefeuchteten Zwieback, Ameiſenpuppen, Quark, ſehr fein gehacktem Fleiſch oder zerriebenem Eidotter, und fein⸗ 9 gemahlenem Hanf, alles zu annähernd gleichen Teilen abgewogen. 5 5 Allen Kerbtier⸗ oder, um mich des üblichen Ausdrucks zu bedienen, allen Weichfreſſern, muß das eine oder andere dieſer Gemenge mit Mehlwürmern beſchickt werden. Wer mit dieſen trefflichen Kerflarven nicht zu ſparen braucht, darf ohne Bedenken ſo viele von ihnen füttern, als die Vögel mögen; denn es iſt nicht wahr, was ſo Viele behaupten oder doch zu glauben geneigt find, daß Mehlwürmer irgend einem Weichfreſſer ſchaden könnten. cer frißt von ihnen ſo viele, als ihm zuträglich ſind, und läßt die anderen liegen. Ich habe Sproſſern und Nachtigallen täglich fünf bis ſechzig Stück gereicht und niemals bemerkt, daß ſie ſich überfreſſen oder gar ernſtere Nachteile davon getragen hätten: — im Gegen⸗ teile, meine Sproſſer befanden ſich um ſo wohler, je reichlicher ich ihnen dieſe ihre 1 Lieblingskoſt gegeben. 4 Wer in kleinen Städten oder auf dem Lande wohnt, bezüglich das Freie leicht erreichen ne kann, ift in der Lage, während des Sommers feinen Lieblingen noch beſondere Genüſſe zu verſchaffen, indem er, mit Schöpfer oder Kätſcher, Schirm und Klopfer ausgerüſtet, zur 1 Kerbtierjagd zieht, graſige Raine oder Wieſen abkätſchert, Gebüſche abklopft und die ſo © gewonnene Beute unter ſeine Pflegebefohlenen verteilt. Ohrwürmer werden von den 1 meiſten Weichfreſſern ebenſo gern gefreſſen wie Mehlwürmer; Regenwürmer — die kleinen ganz, die großen zerkleinert — ſind allen Erdſängern, Kelleraſſeln Rotkehlchen SS ˙ W Eh i 4010 N. F DR, e een r e 9 cal EIER) RNIT ERBE NE Ha NP Dean RE ABER LK RN Bone, 1 ee | 43 und Dosen, Radtke ee sehr erwünſcht. Eine treffliche Nahrung bilden auch > Larven der Immenarten, als da find Bienen, Wespen, Horniſſen ꝛc, die Larven von täfern, Spinnen u. ſ. w. Man muß geſehen haben, wie gierig die Vögel üb derartige Koſt herfallen, um ſich klar zu werden, daß auch ihnen Abwechslung ihres au . bchſt willkommen Bi Doch 1 1 ich, meinen Erfahrungen gemäß, zu bemerken, daß 1 dies 1 bei ber Leichtigket, ſie zu erbeuten, fein oder ſcheinen mag. Eine möglichſt gemiſchte Kerbtierkoſt dürfte die erſprießlichſte ſein. — Im Winter erſetzen Schaben ini ermaßen ſolche außerordentliche Genüſſe; dieſe in allen Bauern- und gar vielen un Stuben! nur zu Ae Kerfe werden von den meiſten Weichfreſſern ſehr gern Obwohl die ele tee ilteren vollkommen ausreichen, um alle Kerbtier⸗ reſſer, welche überhaupt in unſeren Beſitz gelangen, zu ernähren, will ich doch nicht ver⸗ men, auch andere Zuſammenſetzungen hier aufzuführen, ſoweit ſolche mir bekannt ge⸗ worden ſind, und ſei es auch nur, um dieſen oder jenen Klügling zu überzeugen, daß ich nicht allein die in verſchiedenen Büchern aufgeführten Gemenge zur Genüge kenne, ſondern rch meine Freunde auch noch über andere Zuſammenſetzungen unterrichtet worden bin. Girtanner's Nachtigallenfutter, welches e Weichfreſſern ohne Ausnahme, außer⸗ em den Meiſen, Lerchen und — als Zukoſt — den zarten Finken gereicht wird, iſt zu⸗ ammengeſetzt aus ſteinhart gebackenem, geſtoßenen und mit Waſſer aufgeweichten Weißbrot Semmel, Zwieback), dem gleichen Raumteile geriebener Möhre, ebenſovielem gekochten, auf dem Reibeiſen zerkleinerten Rinderherz, eben derſelben Menge von gedörrten Ameiſenpuppen ind einem nach Bedürfnis größeren oder kleineren Zuſatze von feingemahlenem Hanf. Das eſtoßene Brot ꝛc. wird in benötigter Menge auf das Futterbret geſchüttet, in dem Haufen e Vertiefung gemacht und dieſe mit Waſſer ausgefüllt, hierauf die Möhre gerieben und dem inzwiſchen mächtig aufgequollenen Brote beigemiſcht, ſodann das Rinderherz, welches gebürender Beachtung der Richtung der Muskelfaſern ſich mühlos raspeln läßt, in Geſtalt kleiner Würmchen zugeſetzt, endlich Ameiſenpuppen und Hanf hinzugefügt und das Ganze ſo lange gemengt, bis es eine lockere, duftige Maſſe bildet, bezüglich bis die Ameiſen⸗ 15 ſo viele Feuchtigkeit eingeſogen haben, daß ſie ſelbſt aufgequollen ſind. Kretſchmar's Nachtigallenfutter beſteht zum vierten Teile aus geriebener Möhre, am gleichen Teile aus 10 getrockneten ſchwarzen Mi e 15 Hälfte aus getrockneten Noch einfacher t das Berliner Nachtigallenfutter: snlnekruiftete Ameiſenpuppen, dann d wann mit etwas geriebener Möhre vermiſcht, dazu Mehlwürmer, im Sommer aus⸗ chließlich friſche Ameiſenpuppen. Weichfreſſer, welche an dieſes Futter gewöhnt ſind, hmen es, trotz ſeiner Trockenheit gern und befinden ſich ſehr wohl dabei. Karl Müller pfihlt, die getrockneten Ameiſenpuppen mit Möhrenſaft reichlich zu tränken und aufzu⸗ jetro 515 und in einer affen gemahlen. uch kommen etwa 2 Pfd. gute Mohr⸗ üben, welche friſ ch gerieben und ebenfalls gedörrt und gemahlen werden, und ungefähr t geſtoßener Zwieback oder Semmelgries, bezüglich noch 10 bis 12 zerkleinerte, ge⸗ nete und gemahlene Eidotter. Getrocknet wiegt das Fleiſch. ungefähr % Bid, die 9 Lot, worauf man noch achten kann. Die Miſchung wird mit gutem Baumöl AN / nr 1 55 Vogelfutter. ſoweit angefeuchtet, daß die 1 Zeile nach geraumer Zeit mehr oder went 1 zu ſtarke Anfettung macht die Vögel bald ſehr feiſt. Für e und Verwandte . man der Miſchung etwa ein Vierteil Gerſtengrütze zu. Dieſes Futter, welches von den meiſten Vögeln gern gefreſſen wird, 1 vor „ Gemengen den Vorzug, daß man es mit einem Male für mehrere Monate zubereiten 1 1 daß es nicht alle Tage gereicht zu werden braucht, weil es auch im Futtergeſchirre nit ſäuert oder ſonſtwie verdirbt, daß es, um mich ſo auszudrücken, die Vögel Kun 9 überhaupt ſehr billig und bequem iſt. Dasſelbe Futter, nur mit dem Unterſchiede, daß anſtatt der Möhren Wohntuchennebl, anſtatt des Baumöles Schweineſchmalz verwendet wird, benutzen die Händler, um bei weiten Reiſen, namentlich zur See, Weichfreſſer zu ernähren. Die Miſchung, welche ſie geheim halten, beſteht aus einem Teile getrocknetem Rinderherz, zwei Teilen Mohnkuchenmehl und zwei Teilen geſtoßenem Zwieback, nach dem Hohlmaße gemeſſen. Daß es übrigens immer erwünſcht iſt, wenn die reiſenden Weichfreſſer nebenbei Ameiſeneier erhalten und freſſen, und daß man ihnen außerdem Mehlwürmer nicht vorenthalten darf, bedarf wohl um beſonderer Erwähnung. An Stelle des Zwiebacks kann man ſich auch des Eierbrotes el welches, 10 viel mir bekannt, zuerſt Riedel beſchrieben, ſodann Friederich in ſeiner zuverläſſigen „Naturgeſchichte der deutſchen Zimmer⸗, Haus⸗ und Jagdvögel“ empfohlen und A. von Homeyer erprobt hat. Um es zu bereiten, nimmt man feines Weizenmehl, drei bis vier Hühnereier auf je ein Pfund desſelben und Milch, knetet das Ganze gut durch⸗ einander wie Nudelteig, formt kleine Brötchen und läßt dieſe backen. Das ſo erzielte Gebäck, welches ſich mehrere Monate hält, wird vor dem Gebrauche fein geftopen ober 4 gerieben, In Holland reicht man entweder eine meinem Nachtigallenfutter entſprechende Atzung (im Sommer friſche Ameiſenpuppen, im Winter gedörrte, vermiſcht mit geriebenem Weizen⸗ brot und beſchickt mit feingeſchnittenen Würfeln aus Kalbfleiſch und Schafherz) oder aber a ſetzt ein dem vorſtehend beſchriebenen ähnelndes Erſatzfutter zuſammen. Hierzu nimmt man 4 Pfd. feinſtes Weizenmehl, 0,1 Pfd. ſüße, gekochte, entſchälte und geſtoßene Mandeln, ebenſoviel ungeſalzene Butter, 3 Pfd. Honig und 24 rohe Eidotter, knetet das Ganze zu einem Teige, bäckt dieſen hart, reibt täglich die e e klar und vermiſcht je mit angefeuchteten Ameiſenpuppen. Franzoſen und Belgier geben ſich ſolche Mühe nicht. Sie füttern ihre Weichfreſſer 11 5 1 einem Gemengſel von gekochten Kartoffeln, Eidotter und Möhren, erſtere und letztere zu (räumlich) annähernd gleichen Teilen, alles ſehr fein gerieben und mit Mehlwürmern beſchickt. Zur Abwechslung erhalten die Vögel als Zuſatz fein „ rohes Fleiſch, Brotkrume 1 und gemahlenen Hanf. Noch weniger Umſtände machen die Italiener, wie Bolle uns mitteilt Sie geben ihren Weichfreſſern feingemahlenes, gelbes Maismehl in trockenem Zuſtande und miſchen höchſtens „Bigado“, ein Pulver aus gedörrten Seidenpuppen, darunter. Die Vögel ſollen dieſes Gemengſel ſehr gern freſſen; daß es ihnen auf die Dauer genügen könne, wird von Bolle mit Recht bezweifelt. Dagegen empfihlt Friederich, das Maismehl mit ge⸗ = riebenem Herz oder anderem Fleiſche zu vermiſchen, um fo ein ebenſo einfaches wie nahrhaftes Futter zu erhalten. Nachdem ich mich ſelbſt überzeugt habe, daß a * Liebhaber das gelbe, grobe Maismehl mit beſtem Erfolge verwenden, nachdem ich erfahren, daß man in Iſtrien und Dalmatien Steinrötel, Blaudroſſeln und andere Weichfreſſer ſo gut als ausſchließlich mit Polenta (ſteifem Maisbrei) füttert, unterſtütze ich Friederich's Empfehlung nachdrücklichſt, und rate ich jedem Vogelwirt, ſich beſagtes Maismehl . 2 — 1 4 1 — — — — * 2 . . Int 59 ch, und gemahlenem Hanf, zeitweilig auch wohl mit Brot 5 e und en ſind ihnen unbekannte Dinge. . e gilt "a das beſte; ar Die Zartheit und Friſche des Fleiſches wird Sorgfalt e eine br Eu Zubereitung empfohlen. „Man ſpieße das Fleiſch⸗ Diefes Futter muß man zel täglich bereiten, unmittelbar vor ber Fütterung. allem, was man ſagen mag“, meint mein Gewährsmann, „iſt rohes Rumpſteak die natürlichſte Nahrung der Nachtigall und ihrer Verwandten.“ Um Misverſtändniſſen beugen, bemerfe ich, daß ich mit vorſtehend Geſagtem keineswegs einverſtanden bin. Daß ſelbſt übertriebene Reinlichkeit ihre Berechtigung hat, will ich nicht in Abrede ſtellen; wohl aber behaupte ich, daß man bei ausſchließlicher Fleiſchfütterung eine Nachtigall nicht lange am Leben erhält, und zwar deshalb weil die harten, gewöllbildenden Teile der zerbtiere, welche doch erſetzt werden ſollen, den Fleiſchfaſern fehlen. Auders verhält es ſich bei Vögeln, welche vom Haufe aus ee find. 4 Für Würger, Tyrannen, Azeln, Pfeifkrähen und ähnliche Vögel reicht auf die Länge der Zeit weder das Droſſel⸗ noch das Nachtigallenfutter aus, weil es zu wenig Fleiſch enthält. Hieraus ergibt ſich von ſelbſt, daß ein für fie beſtimmtes Gemenge, welches ich Würgerfutter nennen will, noch beſonders mit kleinen Würfeln von rohem Fleiſche beſchickt werden muß. Doch darf man deshalb, bei den kleineren Arten mindeſtens, weder Mehlwürmer noch Ameiſenpuppen weglaſſen. 5 Andere Vögel dagegen bedürfen und verlangen einen bedeutenderen Zuſatz von Früchten. en laſſe ich Nachtigallenfutter reichen, welches mit gekochten und geriebenen Kartoffeln, gemahlenem Hanf und mit Fruchtſtückchen verſetzt iſt, gebe ihnen außerdem auch einen mit Körnern und einen mit Birnen⸗ oder Apfelſchnitzeln, friſchen Kirſchen, Pflaumen, Wein⸗ beren ac. gefüllten Napf in das Gebauer. Die Tangaras oder Farbenfinken, meiſt ſehr prachtvoll gefärbte Vögel Süd⸗ und Nordamerikas, welche neuerdings in ſtetig wachſender Anzahl bei uns eingeführt werden, ſchon gegenwärtig eine nicht unbedeutende Rolle ſpielen u erhöhte Bedeutung erlangen dürften, bilden, um mich ſo auszudrücken, den Kern der G angenen, welche derartige Koſt e ich nenne deshalb die on Mif ſchung garafutter. In England, Holland und Belgien reicht man den 0 ein aus geriebenen ffeln, Möhren, Semmel und Eidotter beſtehendes Gemenge und verſichert, daß ſich ögel dabei vortrefflich halten; meinen Beobachtungen zu Folge ziehe ich die erſterwähnte ung jedoch entſchieden vor, weil ſehr viele, falls nicht die meiſten Tangaras in dem⸗ en 1 Kerbtier⸗ wie Samen⸗ oder Fruchtfreſſer ſind, der geringfügige Zuſatz von se bie Be zu erſetzen beſtimmt iſt, ihnen alſo für längere Gefangen⸗ | 46 oder Bifangfreffer. nötige Eff. futter bezeichnen. | 0 Mit den e erwähnten Semenge, dem ſogenannten Zeche Fuer, in 5 vorauszuſetzen, daß man dem Bedärfniſſe einzelner Arten durch zweckentſprechende a6. 19 änderung nachzukommen ſucht. Hierüber, wie über die Fütterung der Hof⸗ und Parkvögel, werde ich weiter unten Winke zu geben haben, welche auch dem Anfänger genügenden Anal gewähren ſollen. Vorſtehendes bezweckte, zunächſt das Allgemeine een . 8 Andere hinlänglich erprobt worden wäre, darf alſo . e Wartung. 1 Den erfahrenen Liebhaber erkennt man an ſeinen Vögeln. Wer iel von ee gehalten hat, braucht nur einen Blick auf ihr Gefieder zu werfen, um zu wiſſen, wie ſie behandelt werden, wie es mit ihrer Pflege beſchaffen. Man täuſcht ſich da ſelten, faſt nie; man ſiht den Vögeln, um mich ſo auszudrücken, durch das Gefieder ins Eingeweide. en. Eigentlich ſollte man meinen, es verſtehe ſich für den Liebhaber ganz von ſelbſt, ſeine Pfleglinge ſo gut als möglich zu halten, es ihnen an nichts fehlen, ſie durch ſich 1 putzen zu laſſen: — dies aber iſt nur zu häufig nicht der Fall. Ich habe von Kindheit an unter der Leitung meines erfahrenen Vaters Vögel gepflegt, in den niederen Stuben 5 der türinger Vogelwirte, fie und ihre Vögel ſtudirend, manche Stunde verbracht, alte Jung⸗ geſellen, köſtliche Originale der Liebhaberwelt, heimgeſucht, zum Reden vermocht, zum Lehren halb gezwungen, dann ſelber den Lehrer geſpielt und manch tüchtigen Schüler erzogen: und ich habe je länger je mehr einſehen lernen, daß nichts ſo ſchwierig iſt als zweckmäßige 5 Wartung der Stubenvögel, daß man in kaum einem anderen Zweige der Liebhaberei von Jahr zu Jahr mehr zulernt als in dieſem. Gerade deshalb möchte ich das Nachſtehende 9 meinen Leſern ganz beſonders empfehlen, obgleich ich un hier eben nur Su geben will und kann. 9 Schon das eine, wie und wohin man den Käfig hängt, iſt keineswegs gleichgiltig Vor allem hat man wohl zu beherzigen, daß der Vogel ſo viel als irgend tunlich vor jeglichem Luftzuge geſichert ſei; denn mehr noch als im freiſtehenden Fluggebauer bedarf er des Schutzes im Zimmer, weil ihn der Aufenthalt hier in kurzer Zeit verweichlicht. Es ö iſt nicht immer leicht, eine für ihn paſſende Stelle im Zimmer ausfindig zu machen, da es 1 ja doch nicht Jedermanns Sache iſt, dasſelbe regelmäßig zur Vogelſtube umzugeſtalten; man muß oft auf die beſten Plätze für ſeine Lieblinge verzichten, weil die eigene Behaglichkeit oder der Ordnungsſinn der Hausfrau ſolches gebieten: die eine Grundbedingung aber darf man niemals aus dem Auge verlieren. Vor der Schädlichkeit des Zuges, welcher, dem Peſthauche vergleichbar, die meiſten Sterbefälle unter der gefiederten Zimmerbewohnerſchaft i hervorruft, machen ſich nur Diejenigen eine der Wirklichkeit entſprechende Vorſtellung, welche durch eigene oder Anderer Erfahrungen gewitzigt worden find. Man verfährt in dieſer Hinſicht geradezu ſinnlos, als ob der Vogel aus Stahl und Eiſen gebaut wäre, wundert 0 bruck e an man es amen, daß 1 vor Zug geſchützten Bauer zeitweilig Sonnenſtral trifft, ſo erweiſt man ſeinem Gefangenen eine Wohltat, welche er ar anerkennt, deren Fehlen er wenigſtens entſchieden vermiſſt. Es genügt jedoch nicht, den Vogel nur vor Zugluft zu ſchützen: er muß auch gleich- N .. ns haben. A. von een e daß nach 9 15 Effe bei e iſt ens i für alle unſere a Lebensbedingung für a größten Teil der fremdländiſchen Stubenvögel. Ohne ſie gedeiht kein einziger auf die änge der Zeit, möge man ſonſt ihn halten wie man wolle. Am wenigſten erträgt er jähen Wechſel der Wärme: unſinniges Aufreißen der Fenſter bei kalter Witterung z. B., ſo er⸗ wünſcht und nötig ihm reine Luft auch iſt. Unter 12° R. laſſe man die Wärme feiner Vogelſtube nie herabſinken; + 15 bis 180 R. iſt das erſprießlichſte für ihn, wie für 15 Menſchen. Solche Wärme behagt allen, ſelbſt den zarteſten Südländern vortrefflich; e bedarf auch keiner von ihnen höherer Grade, um zum Niſten zu ſchreiten, wie dies 100 häufig behauptet wird. Kaum irgendwo in den Gleicherländern ſtellt ſich der Durchſchnitt über 18% R., und dieſer, nicht aber die Glut des Mittags, iſt maßgebend für die niſtenden Vögel. 1 einige Nordländer oder Bewohner der Hochalpen fühlen ſich nicht behaglich in einem wie angegeben erwärmten Zimmer oder Vogelhauſe, obgleich auch ſie hier ſich eingewöhnen. Als das zunächſt wichtigſte Erfordernis einer tadelloſen Pflege des Stubenvogels ſehe ch das unabläſſige Beſtreben des Vogelwirtes an, die allen gefiederten Geſchöpfen ange⸗ ene Reinlichkeit nach Kräften zu unterſtützen und zu befördern. Auch für die Pflege des zogels gilt das Kutſcherſprichwort: „Gut geputzt iſt halb gefüttert!“ Daß Vater zechſtein und alle die Anderen, welche ihm einfach nachgeſchrieben, durch deren Hirnmiſt ich mich aber trotzalledem unverdroſſen durchgewühlt, daß ſie anraten können, einen Vogelbauer etwa alle vierzehn Tage einmal zu reinigen, iſt mir gänzlich unfaßlich. Ich darf doch unmöglich bei ihnen ununterbrochenen Stockſchnupfen vorausſetzen oder aber annehmen, daß e der Meinung wären, es gäbe irgend einen Vogel, welcher bezüglich der Unreinlichkeit mit ge⸗ ſen Menſchen einen Vergleich auszuhalten vermöge. Eifriges, unermüdliches Beſtreben, ſich rein zu halten, zeichnet nicht bloß den geſitteten Menſchen, ſondern auch den Vogel aus, und = ſicherlich iſt es des erſteren unwürdig, dem allerdringendſten Bedürfniſſe feines Pflege- en nicht gebürend e Wer 1 ſelbſt zu den e gehört, ſoll junge zu leben. ken ſo gut als irgend ein Anderer, daß Vögel auch unter der p ege unreinlicher Wirte jahrelang ihr Leben friſten, möchte aber Denjenigen kennen lernen, w er die Stirn hoben 19 zu ſagen, daß Unreinlichkeit dem Stubenvogel nicht ſchade. 48 Wartung Noch bevor meine Vögel gefüttert werden, folgt die Reinigung des s Käfige, zweckmäßige Einrichtung derſelben erleichtert dieſes Geſchäft ungemein. Der Wärter I 1 zunächſt die Sitzſtangen, entfernt diejenigen, welche bekotet, beſchmuzt oder mit Wa N beſetzt find, reinigt fie von außen und, wenn ſich Milben in ihnen feſtgeſetzt, durch Ausklopfen und Ausblaſen auch von innen, 1 ſie wieder an ihre Stelle, nimmt ſodann aus beiden Drehrollen oder Erkern Futter- und Badenapf, ſäubert erſtere mit einigen Bürſtenſtrichen, er. zieht, falls es nötig, die Schublade hervor, ſiht nach, ob Schmuz oder Sand im Stollen hängen geblieben iſt, fegt auch dieſen weg, ſchließt die Klappe und geht mit Schublade und Gefäßen des einen, bezüglich aller Gebauer zum Spültroge. Hier ſchüttet er das noch 3 übrig gebliebene Futter des Napfes wie den Sand der Schublade aus, legt dieſe und die 9 Gefäße in das Spülwaſſer, wäſcht fie gründlich und trocknet fie mit Hülfe eines Lappens 1 ſorgfältig ab. Hierauf füllt er die Schublade mit friſchem Sande oder mit Gartenerde und Sand, je nach der Art des Vogels, ſtreut noch einige Körnchen Salz und einige Stäubchen = Kreide darüber, beſchickt die Näpfe und teilt jedem Vogel das Seinige zu. Ein gewandter Wärter braucht bei mehreren Vögeln höchſtens drei Minuten Zeit für jedes Gebauer. N Die Reinigung der Holzkäfige beanſprucht erklärlicherweiſe viel mehr Zeit, kann auch, aller Sorgfalt ungeachtet, nie ſo vollſtändig bewerkſtelligt werden als bei den von mir empfohlenen Gebauern. Graf Gourey, der Mitarbeiter an meines Vaters „Handbuche für Liebhaber der Stubenvögel“ ꝛc., gibt folgende Anleitung zum Säubern jener Käfige: „Die Schublade wird mit friſchem Löſchpapier belegt und mit ziemlich viel Sand beſtreut. Vieljährige Erfahrung hat mich belehrt, daß die Vogelbauer ſo am wenigſten ſtinken. Liegt der Sand gerade auf dem Brete, ſo zieht das Holz den Geruch des Kotes an und ſtinkt nach einiger Zeit entſetzlich; ſo aber zieht ſich der Geruch in den Sand und in das Papier“ . welches letztere aber se von allen Vögeln gelitten wird. Ein weit beſſeres Verfahren empfihlt Bodinus. Wer von ſeinen Holzkäfigen ſich nicht trennen mag, laſſe der Schublade entſprechend große Glasplatten ſchneiden, lege ſie auf den Boden der Lade und ſtreue den Sand auf das Glas. Beim Reinigen ſchütte man den beſchmuzten Sand weg, waſche die Glasplatte gehörig ab und verfahre, nachdem ſie getrocknet, wie vorher. — Bei meinen Gebauern kommt ein merklicher Geſtank gar nicht zur Geltung. N Von Zeit zu Zeit wäſcht man den Bauer ſelbſt, am zweckmäßigſten unter dem Rohre des Brunnens und der Waſſerleitung, ſchwemmt ihn tüchtig aus, hilft mit der Bürſte nach, wo es nötig, erſetzt die Wachsleinendecke durch eine andere und gibt dem Gerüſt einen neuen Anſtrich. Den ſo hergerichteten Käfig läßt man dann bis zur nächſten Reinigung | ſtehen. Dieſer Rat verurteilt zwar nochmals die erbärmlichen Fabrikkäfige, welche bei einer tüchtigen Wäſche unbedingt aus dem Leime gehen, verlangt auch einige überzählige Gebauer, 8 iſt aber voller Beherzigung wert. | | | Merkt man, daß der Gefangene an Ungeziefer leidet, jo nehme man unverzüglich eine gründliche Säuberung des Käfigs vor. Unruhiges Umherſpringen eines Vogels im Bauer bald nach Sonnenuntergang gilt als ziemlich ſicheres Zeichen, daß die Milbenbrut, welche ſich bei Tage verſteckte, über den armen Schächer hergefallen iſt und ihm den Schlaf raubt. In einem ganz reinen Käfig fühlt ſich das Ungeziefer immer unbehaglich, verſchwindet daher in vielen Fällen, wenn man einfach die Gebauer wechſelt. Hilft das nicht, ſo greift man zu anderen Mitteln, um es zu vertilgen. 0 Den Badenapf füllt man am beſten in den ſpäteren NV weil fe und die Nachmittagsſtunden gewöhnlich zum Baden benutzt werden. An ſehr kühlen Sommer⸗ tagen oder bei geringerer Stubenwärme im Winter gebe man den Badenapf nicht, um den Vogel nicht der Gefahr auszuſetzen, ſich zu erkälten; lieber warte man wärmeres Wetter ab, oder erhöhe man die Stubenwärme auf künſtlichem Wege. Badet der Vogel nicht, ſo i t iron m ängſtlich werden. Jeder Vogel genießt, falls er kann, am frühen gen ſeine Hauptmahlzeit, ſingt ſodann, ruht verdauend über Mittag, fig nachmittags er und pflegt abends vor dem Schlafengehen noch einen Imbiß zu nehmen. Man beſchickt daher am Morgen den Tiſch des Gefangenen reichlich, gibt mittags, nachdem das chfutter im erſten Hunger faſt aufgezehrt worden, die betreffende Menge von Mehl⸗ würmern oder beſondere Gerichte überhaupt, die Ergebniſſe eines Beutezuges z. B., gewiſſer⸗ maßen als Nachtiſch, macht nachmittags nochmals die Runde im Vogelzimmer, unterſucht vie Geſchirre, lockert das Miſchfutter auf oder reinigt es von hineingefallenen Auswurf⸗ ſtoffen und dergl., füttert nach, wo es nötig, wechſelt bei heißem Wetter überall das Trink⸗ und Badewaſſer und reicht den Weichfreſſern friſchbereitetes Futter, in den kurzen Winter⸗ tagen allen zarteren und wertvollen Arten unter ihnen auch noch eine Anzahl Mehlwürmer, damit ſie ſich vor dem Schlafengehen ordentlich ſatt ſeſſen und die lange Nacht ohne Gefährde oder Beſchwerde überſtehen können. Alles übriggebliebene Futter kann noch Verwendung finden, mit friſchem untermiſcht zur Ernährung der Droſſeln und kleineren Stelzvögel, ſo, wie es aus den Näpfen kommt, zur Fütterung der Hofhühner und anderen Grobzeuges. Die Körner werden durchgeſiebt, ausge pelzt und wieder mit verteilt. i 1 Wenn man im Beſitz einer beträchtlichen Anzahl lebender Vögel iſt, erleichtert man f fs bie Fütterung derſelben nicht unweſentlich auch dadurch, daß man ſich alle Geſchirre doppelt anſchafft und abwechſelnd verwendet. So laſſe ich die Futternäpfe meiner ſämmt⸗ lichen Samenfreſſer ſchon in den Nachmittagsſtunden herrichten und anderen Tages eben nur wechſeln, um allen ſo raſch als möglich ihre Nahrung zu verſchaffen. Das Futter der Weichfreſſer, welches vor jeder Mahlzeit friſch gemacht werden muß, laſſe ich abends eben⸗ falls vorbereiten, in einem reinen Gefäße nemlich Quark und Ameiſenpuppen vermiſchen, damit die letzteren bis zum Morgen „anziehen“, d. h. die Feuchtigkeit des Quarkes in ſich auf- . und erweichen. Bei reinlicher Behandlung ſäuert der Quark ſo nicht nur nicht ſondern wird gleichzeitig auch bröckelig und ſomit für die ſpäter vorzunehmende M hung I In e des Quarkes wendet man Milch an, welche man und hat den großen Vorzug, die Puppen „ſaftiger“ zu machen als irgend eine andere ſigkeit, d. h. in dieſem Falle, ſie an Eiweißſtoff zu bereichern. Vogelwirte, welche mit der Milch nichts zu tun haben wollen, quellen die Puppen mit Dampf auf. Am Morgen 'r der Fütterung zerkleinert der Wärter zunächſt das Fleiſch, vermiſcht es mit einem Teile benötigten Semmelgrieſes oder Zwiebacks und mengt das Ganze ſchließlich mit der geriebenen hre, bezüglich den erforderlichen Fruchtteilen und Beren zuſammen, bis die Miſchung re richtige Beſchaffenheit erlangt hat, alſo weder klebt, noch zu trocken, ſondern bröckelig iſt Obſt, Gurken⸗, Kürbisſtückchen ꝛc., welche zur Fütterung dienen ſollen, werden (im rohen zuſtande) ganz fein geſchnitten oder geſchabt, friſche Beren gewaſchen, getrocknete im Waſſer a 10 bis 5 nn we 85 und dann erſt gereinigt, größere zerſchnitten. 50 i Er Wartung. das für ihre Weichfreſſer e Miſchfutter niemals mit ben 1 an, fender nach der Arbeit beſtens zu reinigen, Liederlichkeit und nuch in e Sinfiht unter E behandeln es nur mit metallenen Werkzeugen; dieſe Aengſtlichkeit muß als übertrieben 2 erſcheinen: der Grundſatz aber, von welchem man ausgeht, iſt richtig. Bezüglich der Beren mag bemerkt ſein, daß friſche in beſonderen Näpfen 1 in Trauben, nicht aber vermiſcht mit dem übrigen Futter gereicht werden, weil dieſes ſonſt leicht verſchmuzt, die Vögel auch mit beſonderem Vergnügen die Trauben ſelbſt abberen. Hinſichtlich der Mehlwürmer gehen die Anſichten der Liebhaber auseinander: einige reichen ſie tot, andere drücken ihnen den Kopf ein, damit ſie ſich noch bewegen, den Vogel dadurch reizen und doch nicht entkommen können, andere geben ſie lebend. Um ſie raſch zu töten, 1 gibt es ein ſehr einfaches Verfahren. Man wirft die betreffende Anzahl in ein Gefäß und überſchüttet ſie mit einigen Tropfen Baumöl. Letzteres verſchließt die Atemlöcher, welche die äußere Oeffnung der Luftröhren (Tracheen) bilden, und erſtickt dadurch die Larven binnen wenigen Minuten. Tote Mehlwürmer zu reichen, iſt übrigens durchaus nicht nötig, da faſt alle Vögel die lebenden Larven lieber nehmen, dieſe ſich auch im Futter verkriechen und dann ſpäter gefunden und mit erneutem Vergnügen verſpeiſt werden. Ich habe niemals tote Würmer gefüttert. Sauer gewordenes Miſchfutter iſt ſtrengſtens zu vermeiden; es ſchadet 19 Vögeln unbedingt. Ueberhaupt hüte man ſich vor verdorbenen und ſcharfen Futterſtoffen, alſo auch vor Gewürzen (Pfeffer, Nelken, Zimmt ꝛc.) und nehme man, ich wiederhole es, nur das Beſte für das Futter ſeiner Vögel: gute, rollende, gilbliche Ameiſenpuppen, friſchen, ſüßen Quark, durchaus unverdorbenes Fleiſch, reine, altgebackene Semmel oder deren Gries, ſaftige weiche Rüben, Früchte und dergleichen. Dasſelbe gilt hinſichtlich der Körner und Sämereien. Die Vögel unterſcheiden ſehr genau zwiſchen guter und ſchlechter Nahrung und laſſen das recht wohl merken. Auch erſpart man, namentlich, wenn man ihrer viele hat, wenig oder nichts durch Einkauf geringen Futters; denn man verliert in Folge desſelben an Vögeln mehr, als die ſcheinbare Erſparnis ausmacht. Sand im Käfige iſt allen Vögeln unentbehrlich. Feiner, weißer Sand taugt ſelten 8 etwas; gröberer Flußſand verdient den Vorzug. A. von Homeyer gab mir den Rat, ihn mit Gartenerde zu vermiſchen, weil der reine Kiesſand, namentlich in der heißen Zeit wegen ſeiner Sprödigkeit leicht Fußkrankheiten wenn nicht erzeugen, ſo doch befördern kann, und ich darf ſagen, daß ich den Wink meines Freundes mir nicht umſonſt habe erteilen laſſen, auch dem erfahrenen Vogelkundigen vollkommen beipflichten muß und dieſe Miſchung weiter empfehlen kann. Namentlich den Erdſängern und allen Erdläufern iſt gedachtes Gemenge fehr willkommen; man meint ihnen anzuſehen, daß es ihnen beſſer behagt als reiner Sand, auch wenn derſelbe vorher gut durchgeſiebt wurde. Für Lerchen, Pieper und andere Erd⸗ läufer, welche ſich öfters paddeln, eignet ſich die Miſchung weniger, weil die Gartenerde leicht das Gefieder einſchmuzt und unanſehnlich macht oder die Bildung von Knollen an den Füßen befördert. Wer es haben kann, bedecke einen Teil der Schublade mit dünn⸗ geſtochenem Raſen, welcher den meiſten Vögeln ſehr zuſagt. Salz und Kalk (Kreide, den Rückenſchulp des Tintenfiſches, os sepiae) laſſe ich keinem meiner Vögel fehlen. Erſteres verlangen weit mehr von ihnen, als man glaubt, Kalk ge⸗ brauchen ſie alle, ohne jegliche Ausnahme. Und wenn auch einer wochen- und monatelang kein Körnlein Salz, kein Bröcklein Kalk nehmen möge: dieſe beiden für Blut⸗ und Knochen⸗ bildung nötigen Stoffe ſollen von ihm wenigſtens nicht vermißt werden, wenn er ſie brauchen will. Gewiß, Wellenſittiche und Papageien überhaupt, Tauben, Hühner u. a. m. leben monate⸗ und jahrelang unter der Pflege von Liebhabern, welche niemals die Beſtandteile ? Kr Bl | Ann | 10 der meiſt zu dünnen, zu 1 oder zu rauhen, 1 Sr Sitſtangen be⸗ mmen die Baumpögel leicht Hühneraugen und Leichdornen, in Folge der im Käfige ſehr beſchrä nkten Bewegung zu 9 Nägel, Eh wie die a deren Käfig man nicht = glich nötig iſt. Man halt den Vogel ſo in der Hand, daß dieſe ihn loſe un: e Füße aber in ungezwungener Stellung zwiſchen Mittel- und Ringfinger leicht einge⸗ klemmt werden. Solcherart ſichert man das Tier ebenſo vor Druck und Unbehagen als or Durchnäſſung der Bauchfedern, während man es das Fußbad nehmen läßt. Harte Knollen weicht man gehörig auf und löſt ſie ſodann ſorgfältigſt ab. Beim Beſchneiden er Nägel hat man darauf zu achten, daß man die Hornmaſſe nicht zerſplittert oder, was weit ſchlimmer, daß man ſie nicht zu kurz abzwickt, weil dies den Tod durch Verblutung herbeiführen kann. Leichdornen betupft man mit Glycerin, wunde Stellen, Geſchwüre ꝛc. mit Höllenſtein, welcher auch bei (ſehr au fürchtenden) Verblutungen ausgezeichnete Dienſte leiſtet. | Leidet der Pflegling an Ungeziefer, insbeſondere an den ſogenannten „Läuſen“, den bereits erwähnten Milben, und hat ein oder mehrmaliges Umſetzen nichts geholfen, ſo bläſt tan ihm mittels eines Röhrchens perſiſches Inſektenpulver zwiſchen das Kleingefieder und ihn hierauf in einen reinen Käfig, deſſen Fußboden man ebenfalls mit perſiſchem Pulver reut hat. Das letztere tötet die Milben ſicher, ohne dem Gefangenen zu ſchaden. Beim Einfangen eines Vogels iſt ſelbſtverſtändlich ebenfalls Vorſicht anzuwenden. Ein ungeſchickter Pfleger fängt ſelten einen aus dem Bauer heraus, ohne ihm eine Schwinge r Steuerfeder auszurupfen. In der eigentlichen Geſangzeit hat dies oft die Folge, daß r Vogel ſofort zu fingen aufhört; manchmal aber erfährt man noch Schlimmeres. Ich habe iehrfach geſehen, daß Vögel, welche eingefangen wurden, wenige Minuten ſpäter als Leiche der Hand des Fängers lagen, und nicht allein in der eines ungeſchickten, ſondern im ) genteile auch eines geſchickten Mannes. Die Aufregung, der Schrecken über das ihnen V derfahrene, die Angſt vor dem Kommenden hatte ſie getötet. Kluge Vögel vergeſſen ine ſolche Gemütsbewegung nie, erinnern ſich vielmehr derſelben bei jeder entſprechenden * und werden von neuem ängſtlich. Um ſolchen en n ir Bauer mit Tüchern z zu und verdutzt jenen durch ſolche Verdunklung, Beim ngen ſelbſt halte man den Vogel nur dann feſt, wenn man ihn richtig gefaßt hat; ntge ngeſetztenfalls laſſe man ihn augenblicklich fahren. In größeren Käfigen verwendet 1 eſſer ein Schmetterlingsnetz, im Flugraume den Fangbauer zum Herausfangen eines ls. Um das freiwillige Ueberſpringen zu bewirken, ſtellt man zwei Käfige mit neten Türen under, deckt den verſ ſchmuzten mit einem Tuche zu und ködert in | 1% 52 | Gingems mg und genung dem reinen mit irgend einer Lieblingsſpeiſe. Der Vogel geht nach iger ent oder een 5 Beſinnen jedesmal von In in den betreffenden Käfig „ ohne ſich zu h oder au u ängſtigen. 8 Während der Mauſer darf man, ohne die ausgeſprochenſte Notwendigkeit, einen Vogel nn. weder berühren, noch mit dem Käfige hin und herſchleppen. Die friſch heranwachſenden 5 Federn können, um Verkrüppelungen derſelben zu verhüten, gar nicht vorſichtig genug be⸗ N handelt, die mauſernden Vögel ſelbſt nicht ſorgfältig genug ernährt, gepflegt, . u 5 und Aufregung bewahrt werden. 5 Das Vertrauen der Vögel iſt leicht gewonnen, aber auch leicht verſcherzt. Sie N Ak ſcheiden ſcharf und vergeſſen nicht jo leicht, als man in der Regel anzunehmen pflegt. Papageien erinnern ſich einer erlittenen Mishandlung noch nach vielen Jahren, und einzelne A von ihnen wenden ihre Zuneigung dem, welcher fie verlor, niemals wieder zu. Man unterſchätze dieſe Worte nicht, ſie beruhen auf Erfahrung und ſollen zum Schluß nur noch 1 mahnen, nach Möglichkeit alles zu vermeiden, 65 das Mistrauen der e ö Pfleglinge erwecken und befeſtigen kann. EN Ebenſo wenig belächele anan die Umſtändlichkeit und ſcheinbare Kleinlichkeit vörfechendder 4 Angaben und Ratſchläge: ich weiß aus Erfahrung, daß der Anfänger in der edlen Liebhaberei für Mitteilung eines derartigen, durch langjährige Uebung und e erlernten und 15 befeſtigten Verfahrens oft recht dankbar iſt und ſein kann. Sa ee Ir Eingewöhnung und Zähmung. Vater Bechſtein's „Naturgeſchichte der Stubenvögel“ iſt mir ſtets ein Troſt geweſen, wenn ich wieder einmal bemerken mußte, daß einer der ſchriftſtelleriſchen Wegelagerer über eines meiner geiſtigen Kindlein hergefallen war, es beraubt und das ihm Entnommene, nach Art Ballhorns verbeſſert, als Erzeugnis ſeines Gehirns hatte Spießruten laufen laſſen. Ich will jagen: Bechſtein's Vogelbuch iſt viele Jahre lang eine Quelle für jenes Geſindel geweſen, welches ſich vom Abſchreiben ernährt, ohne es zu bekennen. Sie haben alles genommen, das Echte wie das Blinkende, das Duftige wie das Stinkende. So darf es denn Niemand Wunder nehmen, daß auch „eine eigene und bewährte Methode, alle Arten von Stubenvögeln in einer bis zwei Stunden zahm zu machen“ ꝛc., in den unzähligen Ratgebern, Lehr- und Handbüchern für Liebhaber ihre Stelle gefunden hat, ohne daß einer der Herren, gewiſſenhafte und ſelbſtändige Arbeiter nicht einmal gänzlich ausgeſchloſſen, ſich die Mühe gegeben, über die bewährte Methode nachzudenken. Dieſe beſteht nun aber darin, daß man einen friſchgefangenen Vogel nimmt, ihm, nach Verhältnis ſeiner Wildheit, bald mehr, bald weniger von der inneren Fahne der Schwingen wegſchneidet, damit er beim Wegfliegen von der Hand keinen Schaden leide, und die Flügel doch ihre gehörige Geſtalt behalten, ihm dann die Gegend der Naſenlöcher mit Bergamotten- oder anderweitigem ſtark⸗ riechendem Oele beſtreicht, ſo daß er eine Zeit lang betäubt wird, ſodann ruhig auf der Hand des Pflegers ſitzen bleibt, ſich abrichten läßt 2c. 1 Bechſtein war kein Abſchreiber, ſondern ein Beobachter; das von ihm angeratene 3 Verfahren iſt mir deshalb ſtets unerklärlich geblieben, obgleich ich mir gejagt habe, daß es an die zu jener Zeit beliebte Art und Weiſe der Abrichtung des Hundes oder Pferdes erinnert. Daß man bei einem unverbeſſerlichen Tobvogel ſchließlich zur Schere te 1 1 855 1 8 vermag a zu en wie man A einen Vogel, e n eränderten Umſtänden nicht fügen will, durch Betäubung zu beſſern glaubt, iſt bt mir unfaßlich. Wer die Liebe ſeiner Vögel gewinnen will, muß anders verfahren, hſtein angibt; milde Behandlung führt ſicherer und eher zum Ziele als jede aßregel, obſchon ſolche unter gewiſſen Umſtänden nicht gänzlich vermieden werden Die „Methode“ Bechſteins iſt vielleicht — ich habe ſie nie erprobt — tatſächlich , ſicherlich aber unnötig und ſomit verwerflich. | iſt nicht immer leicht, den frifchgefangenen Wildling an Käfig und Futter a 5 hnen, am wenigſten, wenn es ſich nur um einen, nicht um mehrere handelt. Manche gebärden ſich anfänglich wie unſinnig, toben im Käfige umher, prallen gegen Decke Gitter, ſchlagen ſich die Flügel wund und ſtoßen ſich die Köpfe ein, ohne ein Korn nen Biſſen des ihnen vorgeſetzten Futters anzurühren. Ihnen verdüſtere man zunächſt Käfig, ſodann ſetze man ihnen in flachen dunklen Gefäßen Trinkwaſſer in ihr Behälter d werfe ihnen, nachdem ſie eine Zeit lang gehungert, entſprechende Nahrung, insbeſondere rbiſſen vor, zuerſt zerſtreut auf den Boden, ſpäter in größere Gefäße, bis ſie ſich h und nach daran gewöhnen, aus dem Napfe zu freſſen. Die kleineren Körnerfreſſer f n meiſt ohne alle Umſtände an das Futter, kleinere Weichfreſſer trotzen oft lange, 00 rhungern auch angeſichts des gefüllten Futternapfes, falls man es nicht geſchickt anfängt, zu dieſem hinzulocken. Am erſten gelingt dies erwieſenermaßen, wenn man vom Anfange an alles vermeidet und aus dem Wege räumt, was die Aufmerkſamkeit des Vogels ‚ach außen hin ablenken kann. Gerade deshalb muß zunächſt der Käfig verhängt werden, i 1 tweder mit dichtem Gezweige oder beſſer noch mit Tüchern, welche zwar etwas Licht 1 rchlaſſen, aber doch nicht geſtatten, daß der Vogel irgendwo einen Blick nach außen rfen könne. Je gleichmäßiger man die Wände des Käfigs herſtellt, bezüglich verdunkelt, ſo weniger wird der Gefangene daran denken, in dem Beſtreben, ſeine Freiheit wieder ewinnen, auf eine gewiſſe Stelle, welche ihm Entkommen zu verſprechen ſcheint, Augenmerk zu richten, beſtändig auf ſie los; zuſtürzen und darüber alles andere, auch die Ernährung zu vergeſſen. Solche Vorſichtsmaßregeln können niemals ſchaden 1 en; wenn es ſich um einzelne Seat handelt, unter allen F e getroffen Liebhaber welche ſelbſt 1 oder doch öfters Wuüddlinge eingewöhnen, werden gut ſich einen beſonderen Käfig herzuſtellen, in welchem der Neuling die erſte Zeit der Br zu N ur Am meiſten e ſich die e dadurch 5 18 | ) “ ſtraff anliegen; wer für die Zukunft baut, nimmt eine oben offene Site, bringt an ein Seitenwand derſ elben e einen . innen ein einziges Sprungholz an, benagelt e em und hat fene Eingewöfnungeeaum Karl Müller wendet ſeit mit dem beſten Erfolge einen Käfig an, welcher ſeiner Einfachheit halber allſeitig ung verdient. Er beſteht aus einem Geſtalt und Größe beſtimmenden Gerüſt und ü ſpannter grün gefärbter Leinwand. Der Vogel ſitzt in ſolchem Raume im Halb⸗ tfel u: t wenn er lee 1 auf die weichen nachgibigen Wände, . den RN Dur = | Eingewöhnung und Zähmung meiſten Fällen währt es böchſtens acht Tage, bis ſich der Wildling fo weit. weudhn, 60, = daß er in einen gewöhnlichen Käfig gebracht werden kann. . Meyer gibt nachſtehend Wiederholtes als faſt untrügliches Mittel an, Troztbpfe an = das Futter zu gewöhnen: „Man bringe den Vogel in einem Käfige dahin, wo er ſich aufhalten ſoll, ſetze das ihm zweckmäßige Futter und Saufen in offenen Gefäßen frei hin, laſſe ihn ſo mehrere Stunden ungeſtört, fange ihn dann, tauche ihn in ganz friſches Wasen ein und laſſe ihn nun wieder in ſein voriges Behältnis. Er wird einige Augenblicke ganz erſchöpft daſitzen, ſich aber bald wieder erholen, ſich zu putzen beginnen, nach einigen Minuten äußerſt lebhaft werden und gewiß von der ihm vorgeſetzten Speiſe freſſen. Zuver⸗ Re läſſig entſteht bei den Vögeln die E Eßluſt nach dem Bade aus eben denſelben Are wie = bei dem Menſchen.“ 8 Ich habe zwar auch dieſes Mittel nicht erprobt, weiß aber von Anderen, daß es 1 Dienſte leiſtet. „In Fällen, in denen der Verluſt des Lebens eines friſchgefangenen Vogels in ſicherer Ausſicht ſteht“, ſchreibt mir Karl Müller, „gibt es kein trefflicheres Verfahren, als das von Meyer angeführte. Ich habe Droſſeln, welche im Sommer beim Neſte ge⸗ fangen wurden, nach anderen Verſuchen nur durch Eintauchen ins Waſſer zum Freſſen gebracht.“ Auch in der Schweiz wird das gewaltſame Bad vielfach angewendet, obſchon weniger, um den Wildling zum Freſſen zu vermögen, als um tobſüchtige Befreiungsverſuche zu brechen. „Wie ſehr man“, bemerkt Girtanner, „einem Landvogel ſchaden kann, welcher = erhitzt durch das Toben urplötzlich in kaltes Waſſer getaucht wird, läßt ſich denken. Ein | bewährter Vogelwirt, von welchem ich dieſes Verfahren zuerſt anwenden ſah, hatte 28 verſtändiger Weiſe dahin verbeſſert, daß er den Vogel ſofort nach dem Sturzbade in ein Tuch einhüllte, unter ſeine Bettdecke ſteckte und erſt ſpäter in den Käfig ſetzte. So viel iſt nach meinen eigenen Erfahrungen Tatſache, daß der gewaltſam gebadete Vogel, welcher anfänglich bockſteif und zitternd daſitzt, bald anfängt, ſich zu putzen und ſich u aus irgend welchem Grunde viel verſtändiger benimmt als früher.“ | So lange man anderswie durchkommt, braucht man das Sturzbad nicht anzuwenden. 3 Schon mein Vater hat ein weit beſſeres Verfahren, friſchgefangene Weichfreſſer an das Futter zu gewöhnen, in ſeinem Werke über die Stubenvögel angegeben; dasſelbe ſcheint jedoch noch immer nicht genügend beherzigt zu werden, obgleich es von Bechſteins und meines Vaters Nachtretern und Nachbetern mit und ohne Angabe der Quelle zur Genüge wiederholt worden iſt, und aus dem eben mitgeteilten Grunde auch von mir wiederholt werden ſoll. ; „Hat man (im Frühjahre) ein Blaukehlchen, einen Fliegenfänger, eine Nachtigall, Grasmüde und dergleichen friſch gefangen, jo ſetzt man fie — die wilden mit verbundenen Flügeln in einen verdeckten nicht zu kleinen Käfig, in welchem ſich ein Saufnäpfchen befindet. Hat der Vogel eine Zeit lang, etwa zwei Stunden im Ganzen gehungert, jo wirft man im einige noch halb lebende Mehlwürmer auf den Boden des Käfigs. Ein lebendiger Mehl⸗ wurm iſt für einen hungrigen kerbtierfreſſenden Vogel dasſelbe, was ein Stück neubackenes Brot für einen hungrigen Gefangenen, welcher den Hungertod ſterben will. Beide können nicht widerſtehen. Der Vogel verſchlingt die wenigen Mehlwürmer bald. Jetzt gibt man ihm mehrere und unter ihnen einige ganz tote; lieſt er einmal die lebendigen auf und findet keine mehr, ſo nimmt er die toten auch mit. Hat er ſich einmal an dieſe gewöhnt, jo ſetzt man ihm den Freßtrog mit toten Mehlwürmern, auf welche man einige zappelnde legt, in ſeinen Käfig. Und nun hat man gar keine Not mehr mit ihm: er frißt ohne alle Umſtände, aber nur Mehlwürmer und zwar, nachdem er ſelbſt oder die Mehlwürmer größer oder kleiner, 40, 50 auch 60 Stück an einem Tage.... Kann man Schaben bekommen, ſo tötet man dieſe in heißem Waſſer und gibt ihm die Hälfte von dieſen und die Hälfte Mehlwürmer. So nähert ſich die Zeit, in welcher man friſche Ameiſenpuppen RR KUN, N 1 „„ a VB rt a Eier i 1 und Ahe, 1265 | 55 x "Eh it allerdings nec, jedoch etwas langweiltg. Ich will deshalb in ee en ſicheres [u Nutz und er aller en hier angeben, zügli e ihn einige fene delten Vögel zur Geſelſchaſt zu geben, nicht ſolche erſ ben Art, . man nur einen beretts gezähmten hat, ſondern beliebige aal — et 1 15 fi e das 1 5 Beiſpiel feinen böſen Sitten abwendig machen; ee zu freſſen, zuerſt einige Mehlwürmer, ſodann vom übrigen Futter und iſt in ig Tagen durch die Geſellen weiter gebracht worden als durch wochenlange Einzelhaft. h will ausdrücklich betonen, daß ich mein Verfahren ausnahmslos bei allen Stubenvögeln wende, alſo auch Nachtigallen, Blaukehlchen und andere zarte Weichfreſſer in der an⸗ gebenen Weiſe eingewöhne. In den Mehlwurmſatz muß man anfangs freilich etwas r greifen, als dem knickerigen Vogelwirte recht iſt; dafür aber kommt man um ſo ſchneller und ſicherer zum Ziele. Eine Gefahr beſeitigt man durch meine „Methode“ von 115 herein: keiner der Wildfänge, welcher in ſolche Geſellſchaft kommt, härmt ſich zu Tode. Viele nach einigen ſchwachen Fluchtverſuchen entſagungsvoll hinzuſetzen, einzuſchlafen, fort und rt und endlich hinüber zu ſchlafen. Von ihnen kann man, nach Stölkers Erfahrungen, anche retten, wenn man ſie wiederholt erweckt, die meiſten, wenn man ſie in luſtige eſellſchaft bringt, welche fie beruhigt und aufheitert. Daß man den Neuling nebenbei . nach Kräften unterſtützt, ihm beiſpielsweiſe nicht zumutet, gleich im Anfange ſich ausſchließlich von künſtlichem Futter zu ernähren, dieſes vielmehr erſt nach und nach dem natürlichen beimiſcht, bedarf, als ſelbſtverſtändlich, wohl kaum beſonderer Erörterung. Wer in dieſer Weiſe ſeine Wildlinge eingewöhnt, braucht nicht zum Stopfen ſeine Zu 1 zu nehmen. Ketteres 5 und bleibt eine ‚Oewalimiahtegel, welche in den 1 Stopfen alben Vögel it fie ausibt, minbeiting 1 1 viele von 1 verliert, als wenn man ihnen eben nur Futter vorwirft und es ihnen überläßt, zu freſſen oder Hungers zu ben. Ueber das Stopfen der Gänſe ſchilt man, das Stopfen der zarten Sänger heißt gut, während doch die Gewalttat hier wie dort weſentlich dieſelbe iſt. Solche , N es . daß ich an a Stelle über 1 Gegenſtand 5 das m in den für un e Käfig gebracht und letzterer, bevor ſich der Inwohner ermaßen 1 ch fühlt, er mit dunklen T Tüchern verhängt, bis das Benehmen ser: u. gibt, ſeinen Pfleger zu h je eher wird er ſich an 5 gewöhnen. Ar 1 He man ihn 125 e in 1 0 tue, als ob man 5 gar 15 friſchgefangene Vögel, namentlich Finken und Meiſen haben bekanntlich die Untugend, ſich 56 | | Eingewöhnung und Zähmung. endlich einige, entferne ic 15 immer gleich wieder vom Käfige und treibe es wie ee 8 Man vermeide jede Aufregung des Gefangenen durch auffallende Kleidung, haſtige Bewegungen aller Art, überlautes Sprechen vor dem Gebauer, laſſe keine Katzen oder Hunde in das Zimmer u. ſ. w. Der Stubenvogel verlangt, ſoll er ſich dem Menſchen anſchließen, ebenſo gut wie jedes andere Tier, eine gleichmäßige, beharrlich ruhige Behandlung. Mit Saufen kommt man unzweifelhaft viel ficherer und eher zum Ziele als mit jedem ſonſtigen Mittel. Beſitzt man ſie nicht, ſo nehme man ſie an, heuchle ſie meinetwegen, des guten Ze 5 halber: dasſelbe a ja ohnehin fo oft im Leben! Der Vogel nimmt in der Regel ſolche Täuſchung für Wahrheit. Mit der zunehmenden Innigkeit des Verkehrs wächſt das Vertrauen des anfänglich ſo ängſtlichen Geſchöpfes ſchnell und ſtätig. „Die erſte Regel“, ſagt mein Vater treffend 915 wahr, „iſt: man gewöhne die Vögel, an den Anblick der Menſchen, trete oft zu ihnen, ſpreche mit ihnen, ſtecke ihnen den Finger in den Käfig, 5 daß ſie daran beißen oder darauf hüpfen, füttere ſie ſelbſt, rufe ſie mit einem gewiſſen 7 Namen und gebe ſich viel mit ihnen ab. Sind fie nun im Käfige ganz kirre, fo laſſe man ſie, nachdem man ſie womöglich auf dem Finger aus dem Käfige getragen hat, auf der Schulter oder auf dem Kopfe ſitzen und gewöhne ſie, auf den Ruf des Namens zurückzukommen; dann wird man ſie nach und nach dahin bringen, daß man ſie, indem man ſie auf der Hand oder Schulter Ki mit ins Freie nehmen u Su . a verlieren.“ „Alle meine Vögel“, ſchreibt Kretſchmar meinem Vater, „werden, mit Ausschluß Rn 1 Nachtigallen und Sproſſer, welche bis zur nächſten Mauſer ſchlagen ſollen, durchaus 2 nicht verhängt, oft von mir beſucht und an einen anderen Ort gebracht. Ich hänge auch | meine zarteften Vögel bald hoch, bald tief, bald zu dieſem, bald zu jenem Nachbar, und deswegen brauchen ſelbſt die wilden ſelten eine längere Zeit als ſechs bis acht Wochen, um “ ſich alles Flattern abzugewöhnen, wenn ich oder Bekannte hinzutreten. Alle nehmen mir die Würmer aus den Händen. — Rot⸗ und Blaukehlchen, ſchwarzköpfige und klappernde Grasmücken wie die Nachtigall habe ich oft zu einer bewunderungswerten Zahmheit gebracht, ſo daß fie mir wie Hunde durch die Zimmer nachliefen, auf das durch Aufſchlagen eines Stäbchens gegebene Zeichen in ihre Käfige gingen, ſich mir beim Schreiben auf den Aermel ſetzten, an der Feder zupften und dergleichen mehr. Dies tat jedoch gewöhnlich nur der, welcher eben der Liebling war und vor den anderen beſonders ausgezeichnet wurde. Einſt hatte ich zwei Zeiſigweibchen, welche ich überall in den Garten mitnehmen konnte. Sie 4 flogen auf die Bäume, hüpften auf ihnen eine Zeit lang umher, ſetzten ſich aber ſtets beim ſanften Pfeifen auf der hohlen Hand, in welcher etwas Futter lag, wieder auf den Am und ließen ſich in die Stube tragen. Ein Rotkehlchen entfloh, blieb 24 Stunden im Garten, flog aber doch durch ein offenes Fenſter wieder in die Stube und kehrte ſogleich in ſeinen 1 Käfig zurück.“ — Bei Herrn Kaſtner in Wien ſah ich ungemein zahme Vögel, darunter — zwei Dorndreher, welche zu wirklichen Haustieren geworden waren, auf den Ruf hörten, ihren Herrn durch Geſang begrüßten, ihm ein Fleiſchbröckchen aus dem Munde nahmen, auf Befehl in den Käfig zurückkehrten ꝛc. Auf Befragen erfuhr ich, daß Kaſtner großes Gewicht darauf legt, ſie, um ſie bald zahm zu machen, täglich eine Stunde und darüber im Zimmer frei umherfliegen zu laſſen, ihnen bei Tiſch von allen Speiſen anzubieten und ihnen endlich ein Bad zu reichen, nach welchem ſie meiſt freiwillig in den Käfig zurück⸗ N kehren. Auf ſeinen Namen hört ein jeder, verſteht und befolgt auch gewiſſe Beam. ganz regelmäßig. Ihre Zahmheit erregte billig meine Verwunderung. Trotzdem mag ich Niemand ermutigen, ähnliche Verſuche zu machen. Das Ende Ye regelmäßig ein trauriges zu ſein: der zum Haustier gewordene Vogel geht faſt ausnahmslos in betrübender Weiſe zu Grunde. Man begnüge ſich alſo, einen Wildling ſo weit zu zähen 3 .... e — er Sal 2 . — e „ vielleicht ſelbſ ſich ken läßt a b oe 1 8 1 0 laſe ſchreibt Girtanner, „meinen Vögeln Käfige: ſo viel als möglich von ihrer Natürlichkeit. Aber ohne beſondere An⸗ ungen meinerſeits werden ſie mir merkwürdig zugetan, weil ich mit ihnen rede, — Hi ober ee: Jen nach e — weil ich ihnen 1 ſelbſt Futter und f zengruppen meines fenen Erkers auf, ame aber nur, wenn ich mich nahete, zum zorſchein, hüpften vertraut zu mir heran, machten Bücklinge und ſchaueten aus großen, hellen Augen bittend nach den Fleiſchtöpfen Egyptens. Als mein Mauerläufer mir ent⸗ chte und eine Minute ſpäter an der äußeren Wand des Hauſes ſich umhertummelte, ich ihn nicht verloren, holte ſtill mein Fanggarn und einige Mehlwürmer, verbarg das erſtere, zeigte die letzteren, pfiff und wurde verſtanden, lockte und wurde wieder gegrüßt, bis ihn ſoweit herabgebeten, daß ich ihm blitzſchnell das Garn überwerfen konnte. Meinem Steinrötel, den ich zu ſeinem und meinem Vergnügen zuweilen frei im Zimmer umher⸗ laufen ließ, konnte ich keinen größeren Spaß bereiten, als wenn ich ihm einen großen, leichten Papierball zuwarf, mit welchem er dann in der artigſten Weiſe ſpielte, bis er es ſatt hatte, zu mir kam und mit Knixen und Schwanzwippen um anderen Unterhaltungsſtoff bat. Solche Anhänglichkeit, welche nicht das Ergebnis einer regelrechten Abrichtung iſt, ut mich ungemein, weil ich in ihr einen Beweis gegenſeitigen Verſtändniſſes, ich wage y ſagen, eines geiſtigen Verkehres zwiſchen Menſch und Vogel ſehe. Wie genau wiſſen meine eglinge freundliche und harte Worte zu unterſcheiden; wie ungeduldig melden ſie ſich, un die Zeit der Darreichung von Futter oder von Mehlwürmern vorüber! Gewiß, ſie ſuchen ſich mit ihrem Pfleger zu verſtändigen, und wollte dieſer mehr auf ſie und ihr hebaren achten, als gemeiniglich zeſchiht: wirklich zahme Vögel würden weit häufiger als enwärtig zu ſehen ſein.“ Die Wahrheit der letzten Worte meines Sana ſcheint unendlich wenig Liebhabern zuleuchten „Am ſchlechteſten“, bemerkt Stölker, „werden oft ſolche Vögel gehalten, welche beſte Gelegenheit zur Zähmung bieten, weil ſie vereinzelt in einem Zimmer hängen 3 die e Aufmerkſamkeit auf 55 lenken können. Es ſind zumeiſt 5 deren 9 2 5 58 ECingewöhnung und Zähmung beſichtigt ihr Gefieder, ihre Füße, beſchneidet Nägel und Schnäbel, ohne daß die Vögel a nur verſuchen fich ungebärdig zu zeigen. Mein Bruder und ich haben oft ebenſo zahme Vögel gehabt, weil wir ihre Scheu durch verſtändige nis binnen A zu beſiegen wußten. Obgleich ich es nach dem oben Mitgeteilten kaum für 1 15 a will ich doch 5 1 erwähnen, daß ein Wildfang, welcher ſofort in einen Geſellſchaftsbauer geſetzt wird, durch a die früheren Bewohner desſelben nicht allein bald an das Futter gewöhnt, ſondern auch ungewöhnlich ſchnell bis zu einem gewiſſen Grade gezähmt wird. Das eine hängt mit dem anderen ſo innig zuſammen, daß das Ergebnis ein anderes gar nicht ſein kann. Ein Vogel richtet ſich nach dem Benehmen des anderen, und nicht allein nach dem ſeines Artgenoſſen, 5 a jondern auch nach dem Betragen der Geſammtheit; er läßt ſich durch dieſe beruhigen oder 5 warnen, er vertraut und mistraut wie fi. Vor wenig Tagen gefangene Strandvögel, welche während ihres Freilebens dem Menſchen ſcheu entfliehen, ſobald ſie ihn von fern 1 ſehen, benahmen ſich in meinen Fluggebauern, nachdem ſie von ihren Artgenoſſen begrüßt worden waren, von ſtundan genau eben ſo ruhig und verſtändig wie dieſe. Alle übrigen Vögel handeln kaum oder nicht anders. Wenn ſich Vögel erſt an den Anblick ihres Pflegers und feiner nächſten Umgebung gewöhnt haben, währt es ſelten lange, daß fie auch vor Fremden ſich nicht mehr ſcheuen. | Anfänglich pflegen ſie ihr Misfallen über jede unbekannte Erſcheinung ſehr deutlich zu er⸗ kennen zu geben, indem ſie im Geſange verſtummen, ihren Warnungslaut ausſtoßen, ſich ängſtlich gebärden, flattern u. ſ. w. Doch beruhigen ſie ſich bald wieder, wenn fie jehen, daß der Gegenſtand ihrer Erregung ſich wenigſtens ſcheinbar nicht um ſie bekümmert oder aber als Sachverſtändiger ſich bekundet. In Tiergärten und anderen Anſtalten ähnlicher Art, woſelbſt tagtäglich Hunderte von Leuten verkehren, läßt ſie der Menſchenſtrom, welcher an ihren Käfigen vorrüberwogt, bald vollkommen gleichgiltig, weil ſie wahrgenommen haben, daß fie nicht nur vor Unbilden geſchützt find, ſondern oft auch gefüttert und ſonſtwie gehätſchelt werden. Größere Parkvögel, welche ſich die allgemeine Zuneigung zu erwerben wiſſen, legen ſich oft regelrecht auf das Betteln und können zuletzt durch ihre Buiveinglichteit beläſtigen. | Nicht jo leicht hält es, ſie, insbeſondere die Stubenvögel, mit Hunden und Katzen zu befreunden. Sie erkennen in beiden das Raubtier ſehr wohl und beharren lange Zeit in ihrem Mistrauen. Ein glänzendes Zeugnis für ihren Verſtand legen ſie dadurch ab, daß ſie weit früher mit der Gegenwart des Hundes als mit der einer Katze ſich ausſöhnen, ja, mit erſterem, nachdem ſie ihn längere Zeit beobachtet, einen wirklichen Freundſchaftsbund eingehen, ihn z. B. wenn er kommt, begrüßen, während ſie den Argwohn vor der Katze ſelten ganz ſchwinden laſſen. Gut gezogene Katzen, wie fie ein Vogelwirt haben muß, welche ſich um die Vögel ihres Brotherrn nicht kümmern, erlangen ſchließlich ebenfalls ihre Billigung, während fremde Katzen oder auch fremde Hunde, ſobald fie in ihrer Nähe ſich zeigen, ſtets gefürchtet werden. „Ich habe“, ſchreibt Karl Müller, „ſtaunenswerte Beiſpiele von Verträglichkeit zwiſchen Hunden oder Katzen und Vögeln kennen gelernt. Daß ein Hund ein Rotkehlchen auf allen Teilen ſeines Körpers umherſpringen und ſich von ihm die Flöhe abſuchen ließ, daß er, wenn ihm die Schmarotzer zu läſtig wurden, es aufſuchte und 4 gleichſam aufforderte, ihm den gewohnten Liebesdienſt zu erweiſen, erſcheint mir ein um wichtiger Beleg für ſolche Freundſchaften zu ſein, gegenüber folgender Beobachtung. 1 einer Bauernſtube des Vogelbergs ſah ich eine Katze mit einem Star und einem Rotkehlchen aus einer und derſelben Schüſſel freſſen. Beide Vögel flogen ihr zuweilen nach dem Geſicht und pickten derb darauf los, in der Abſicht, ſich ihren Teil an der Mahlzeit zu ſichern;̃ ſie wußten aber auch recht gut, daß die wohlerzogene Katze ſich dies gefallen ließ.“ Ein⸗ Snihung ı und BE 5 3 5 59 ie ne 1 Gebauers ſtürmen, rühren ſich ſpäter gar nicht mehr, wenn letztere über ef be Dede wegläuft; die Wildenten auf den Teichen des Berliner zoologiſchen Gartens 5 bes r zu Aue herantritt. Aehnliche Beiſpiele ließen ſich noch viele anführen; faſt immer aber entſteht ſolcher Freundſ chaftsbund nur zwiſchen den Vögeln und ihnen wohlbekannten, n lben Hauſe oder Herrn angehörenden, nicht aber fremden Säugetieren. 5 rn ergibt für den Pfleger die Nutzanwendung ſich ganz von ſelbſt. “ dulde ieren aller Art, 9 55 wenn fe den Vögeln nichts ne können. Eiinzelne Liebhaber machen ſich ein beſonderes Vergnügen daraus, ihre Vögel zu ſogenannten Kunſtſtückchen abzurichten, juſt wie „der ſchlaue Fritz, des Jägers Kind“ ſeinen berühmten Hund Pantalon. Ich habe kein Verſtändnis für derartige Beſtrebungen und keine Luſt, von Anderen, welche mehr oder minder gute Anleitung zu ſolcher Lehre geben, abzuſchreiben. Eine Zähmung, welche darauf berechnet iſt, dem Stubenvogel Schnurrpfeifereien zu lehren, iſt mir in tiefſter Sele verhaßt. Der Vogel verliert im Käfige ohnehin mehr als genug von ſeinem urſprünglichen Weſen: warum noch eine Puppe, ein Zerrbild aus ihm machen? Die einzige Abrichtung, welche ich billige, iſt, ihn ſprechen oder bezüglich ein Lied nachpfeifen zu lehren. Hierüber werde ich im folgenden Abſchnitte meine Erfah⸗ rungen mitteilen. Einſtweilen habe ich nur zu bemerken, daß man auch bei derartigen Beſtrebungen mit beharrlich geübter Freundlichkeit weiter kommt als mit Gewaltmaßregeln, unter denen nicht bloß die Bechſteinſche Betäubung ihre Rolle ſpielt, ſondern auch das ; Löſen der Zunge“, eine ebenſo unſinnige als unnötige Quälerei, geübt von gedankenloſen Unkundigen, ohne jegliches Verſtändnis und irgend welchen Nutzen. Solchen Leuten hat der wahre Liebhaber entgegenzutreten, nicht aber ſogenannte Lehren zu geben, welche ſie doch nicht verſtehen. Lieber mögen ſie ſich noch das Nachſtehende geſagt ſein laſſen: Die Vögel ſind edle, verſtändige Geſchöpfe und wollen verſtändig behandelt ſein. In dieſen wenigen Worten liegt das ganze Geheimnis der Zähmung: — ſie müſſen nur richtig . ad e beherzigt werden. Erziehung und Unterricht. = Wache ee beſitzen einen ſo ausgeſprochenen Trieb zu bemuttern, daß es zu em beſonderen Vergnügen gehört, junge, hilfloſe Vögel aus dem Neſte zu heben oder mit njelben zu ſich zu nehmen, fie mit größter Sorglichkeit zu atzen und großzuziehen, jet es ich nur, um ſie dann wieder fliegen zu laſſen. Ich will nicht in Abrede ſtellen, daß ſich lch Pflege mehr für Frauen als für Männer eignet, kann aber ebenſowenig verkennen, es kaum eine Arbeit gibt, welche mehr Freude gewährt und dankbarer iſt als das 1 junger e e Sie ze dem Pfleger die Pflicht auf, ſich mit ihnen zu be- 60 ; Erziehung und e | IN N De N Be DS DR TE r F . A 22 Ws e r rs allein zu dem Zwecke großzuziehen, um ſie ſpäter wieder fliegen zu laſſen; be es u liegt wohl kaum einem Zweifel, daß aufgeatzte, von den eigenen Eltern nicht unterrichtete Vögel im Freien ſammt und ſonders zu Grunde gehen. Gewohnt, von der Hand des Menſchen ihr Brot zu empfangen, haben ſie nicht gelernt, ſolches ſich zu erwerben und verhungern; im Gefühle unbedingter Sicherheit großgeworden, wiſſen ſie das Gefährliche von dem Ungefähr⸗ 5 3 lichen nicht zu unterſcheiden und fallen der erſten beſten Katze zum Opfer; im Zimmer 5 0 erzogen, verſtehen ſie nicht einem Unwetter zu begegnen und werden durch jeden Regenguß in Todesgefahr gebracht. Wer alſo das Vergnügen, Neſtvögel unter ſeiner Obſorge 5 1 großwerden zu ſehen, ſich bereiten will, une fie auch behalten oder Aber ve Be unterdrücken. Für den Liebhaber wird das von Einzelnen zwecklos auf ſich genommene Geſchiſt in gewiſſen Fällen zur Notwendigkeit. Eine nicht unerhebliche Anzahl von Park⸗ und Stubenvögeln läßt ſich, nachdem dieſelben erſt Alter und Verſtand erlangt haben, ſchwer berücken g = und beziehentlich noch ſchwerer im Käfige einbürgern oder zähmen, während fie als Neſtjunge „ leichter zu erlangen und eher an Bauer und Gefangenenkoſt gewöhnt werden können. Sogar einzelne Edelſänger, welche ohne beſondere Mühe von ſeiten des Pflegers dem Käfige ſich einbürgern, müſſen unter Umſtänden von früheſter Jugend an auferzogen werden, wenn ſie beſtimmten Zwecken dienen ſollen. Torheit wäre es, ſie als unreife Junge in der Abſicht aus dem Neſte zu nehmen, vorzügliche Sänger aus ihnen zu bilden: denn ihren Naturgeſang lernen die im Freien großgewordenen ungleich leichter, beſſer und vollſtändiger als die künſtlich erzogenen; wohl aber erfordert die Abrichtung zum Erlernen der von dem 8 2 — Naturgeſange abweichenden Weiſen, zum Nachſprechen einzelner Worte oder Sätze ganz ent⸗ = 5 ſchieden Neft- oder doch ſehr junge Vögel, welche von ihren Eltern, insbeſondere von ihrem Vater, noch wenig oder gar keinen Unterricht genoſſen haben. Das Geſchick, Neſtvögel auf⸗ oder ſpäter ſich aneignen müſſen. In allen Fällen, in denen es ſich nicht darum handelt, Vögel zum Nachpfeiſen e Nachſprechen abzurichten, erreicht man die Abſicht, ſich in den Beſitz von Neſtvögeln zu ſetzen und dieſe einzugewöhnen, am leichteſten mit Hilfe älterer Vögel, zunächſt der Eltern der betreffenden Jungen ſelbſt. Die unbegrenzte Liebe der Alten zu ihrer Brut erleichtert den Fang auch der ſcheueren Arten ganz außerordentlich. Ihren Kindern zu Liebe trotzen die meiſten von ihnen augenſcheinlichen Gefahren, ſetzen ſie ihre Freiheit faſt blindlings auf das Spiel, gehen ſie in Fallen, Netze und Schlingen, welche ſie ſonſt vorſichtig zu vermeiden wiſſen, und wenn wirklich eine Fangart an ihnen ſich nicht bewährte, fallen ſie einer anderen zum Opfer. Ausnahmen, welche weiter unten noch beſonders erwähnt werden ſollen, gibt es freilich auch hierin: einzelne Vögel, beiſpielsweiſe die von jeher in der Regel falſch beurteilten T Tauben, verlaſſen augenblicklich Eier und Brut, wenn ſie ſich gefährdet ſehen, andere putzen die ihnen geſtellten Schlingen ſehr geſchickt weg, wieder andere werfen den hungrigen Jungen, welche „zum Himmel ſchreien“, von dort herab die Atzung auf das Neſt, um die drohenden Fallen zu vermeiden; bei der großen Mehrzahl aber iſt die N fie auf dem Neſte zu fangen, eine Kaum nennenswerte. Das Verfahren, ſich ſelbſt die Laſt und Mühe der Aufzucht eines Geheckes junger Vögel vom Halſe zu ſchaffen und den bezüglichen Eltern aufzubürden, richtet ſich zuerſt hauptſächlich nach dem Standorte des Neſtes und nach der Art der Vögel. So lange die Jungen noch klein und ungeſchickt ſind, enthält man ſich jedes Eingriffes in das Erziehungs⸗ geſchäft der Alten und läßt kühlen Blutes dieſe für ihre Nachkommenſchaft ſorgen. Naht aber die Zeit des Flüggewerdens, ſo ſucht man zunächſt das Entkommen der Brut zu verhindern, ſei es, daß man bei Höhlenbrütern das Eingangsloch zum Neſte durch Nägel, zuziehen, wird daher jeder Vogelwirt, welcher ſich nicht in . Grenzen hält, riet & 3 n Y S . = F .... ae: . . — 8 u EBEN RR EEE St chen a be sen verengert, ſei es, daß man bei anderen das Neſt ſelbſt in ei en kleinen Käfig ſetzt und dieſen unweit des Brutortes aufhängt. Die Alten laſſen , 1085 5 1 In Be von der treuen Erfüllung ihrer Pflichten 155 locken EN zu 1 5 Zeit wegfangen, wenn dies nicht der Fall, jederzeit mittels de Fangbauers in ſeine Gewalt bekommen. Nunmehr bringt man die Familie in einen paſſenden Käfig und ſetzt entſprechende Nahrung vor. Die Sorge um die Brut läßt die Al n nicht dazu kommen, ſich mit trüben Gedanken zu beſchäftigen; ſie haben. gar keine = trotzen, nehmen den hungrigen Kindern zu Liebe, was ſie finden, atzen fleißig und a Bonus, ſich dabei ſelbſt an Stubenkoſt und Gefangenſchaft. Die Liebe der alten Vögel zu den jungen beſchränkt ſich jedoch nicht allein auf die 9 Hen der Familie im engeren Sinne, ſondern dehnt ſich überhaupt auf alle Hilfloſen aus. Wer Vögel, insbeſondere Weibchen im Geſellſchaftskäfige hat, darf dreiſt wagen, ihnen Junge derſelben Art anzuvertrauen: ſie werden mit ſeltenen Ausnahmen ſich der hungrigen Schreihälſe annehmen, ſie atzen, bemuttern, pflegen, großziehen. Namentlich die Weichfreſſer leiſten Erhabenes, Nachahmungswürdiges in dieſer Hinſicht: ſie können es buchſtäblich nicht eit anſehen, daß Waiſenkindlein verderben ſollten; ſie widmen ihre Dienſte ſogar anders⸗ artigen Jungen; ſie wetteifern unter einander, Barmherzigkeit zu üben. Möglich, daß die Rolle, welche hauptſächlich ſie bei Erziehung des Kukuks ſpielen müſſen, ihnen nach und i nach zur Gewohnheit geworden, möglich auch, daß ſie milderen Weſens ſind als andere Vogel: jedenfalls eignen ſie ſich am beſten zu Pflegemüttern. Doch ſoll damit keineswegs geſagt ſein, daß fie die einzigen wären, welche ſolchem Dienſte ſich widmen; denn auch von Raubvögeln, Raben im weiteſten Sinne, Würgern, Meiſen, Wiedehopfen, Spechtmeiſen, Eisvögeln, Lachtauben und vielen Lauf- und Schwimmvögeln hat man Aehnliches verzeichnet. Selbſt junge, eben. erſt der Nährmutter entwachſene Vögel übernehmen willig Elternpflichten gegen jüngere ihrer Art oder gegen andersartige, wenn ſie deren Hilfloſigkeit erkennen. Nenne man den Beweggrund ſolchen Handelns Barmherzigkeit, nenne man ihn Trieb, bewundere man das Gemüt, oder faſele man über „Inſtinkt“: das Ergebnis bleibt dasſelbe; die Tatſache iſt nicht wegzuleugnen. Um die buchſtäbliche Wahrheit meiner Worte zu erhärten, will ich von den vielen mir bekannten Beiſpielen nur eines mitteilen, eine Beobachtung, . welche ich im vorigen Jahre machte. | x Inm Juni brachte man mir ein Neſt mit halbflüggen Surieufändern Ich war bekümmert, als ich die Vögelchen ſah, kaufte ſie aber doch, weil ich mich der Hoffnung ngab, daß einige Alte derſelben Art, welche ich pflegte, meine Erwartungen nicht zu Schanden machen würden. Das Neſt wurde in den Geſellſchaftskäfig gebracht, paſſend efeſtigt, das faſt ausſchließlich aus friſchen Ameiſenpuppen beſtehende Futter reichlich mit kehlwürmern beſchickt und außerdem noch Fleiſch und Zucker in einem beſonderen Näpfchen igegeben, um Fliegen anzulocken. Der erſte Laut der Jungen erregte die Aufmerkſamkeit r alten Sprachmeifter. Sie umflatterten einige Male das Neſt und begannen ſofort mit der Atzung ihrer Waiſen. Aber nicht ſie allein — auch zwei Sumpfſchilfſänger, eine Bachſtelze, ein Trauerfliegenfänger übernahmen gleichzeitig die Pflege, jagten eifrigſt au mr a 1 in den Käfig kamen, laſen die Mehlwürmer, pickten die Ameiſ enpuppen Und im Verlaufe weniger ee taten die Grasmücken, Laubſänger, b. und len es ihnen gleich; die Jungen gedihen zuſehends und verließen recht⸗ 62 N Erziehung und Be In dem erwähnten Falle begannen nun zwar die gleichartigen Alten die Pflege; 855 3 fällt jedoch dieſer Umſtand durchaus nicht ins Gewicht, weil wir, wie bemerkt, ſchon gegen⸗ er i wärtig eine namhafte Anzahl von einſchläglichen Beobachtungen kennen, welche ſich auf DIE, u verſchiedenartigſten Vögel beziehen, in der Sache ſelbſt aber vollſtändig übereinſtimmen. Es leuchtet ein, daß dieſe Bemutterungsluſt oder Sucht der Vögel dem Liebhaber i zum größten Nutzen gereicht. Denn die von letzterem ſelbſt geübte Pflege bleibt doch unter m allen Umſtänden mißlich, mindeſtens mangelhaft. Auch den beiten Meiſtern in dieſer ſchwierigen Kunſt will es nicht immer gelingen, einzelne Vögel großzuziehen, und das iſt en nun wiederum der Grund, weshalb wir manche vielverſprechende Arten jo ſelten im Käfige ſehen. Ich meinesteils gebe mir ſchon ſeit langem keine Mühe mehr mit der Aufzuht junger Neſtvögel, ſondern überlaſſe fie barmherzigen Samaritern aus ihrer Kaffe. Dieſe erfüllen das ihnen übertragene Amt mit viel größerer Treue und Aufopferung als der beſte menſchliche Pfleger und gewöhnen ihre Pfleglinge gleichzeitig ſo unvermerkt und ſicher an die Gefangenſchaft und ihre Entbehrungen, daß ſie gar nichts zu wünſchen übrig laſſen. Wer niemals im Stande war, Schwalben, Waſſerſchwätzer, Eisvögel und ähnliche Zärtlinge großzuziehen: mit Hilfe der gefiederten Pflegeeltern gelingt es ihm gewiß, falls er niht unterläßt, letzteren das zur Atzung unbedingt Erforderliche zu gewähren. Indeſſen tritt an dieſen oder jenen Vogelwirt in einzelnen Fällen doch auch die Not⸗ wendigkeit heran, an jungen Neſtvögeln höchſteigen Vaterſtelle zu vertreten, und ihnen zu Gunſten will ich verſuchen, das Beſte zuſammenzuſtellen, was ich als für ſolchen Fall erſprießlich durch eigene Erfahrung und Mitteilung Anderer kennen gelernt habe. Riedel beſchreibt ziemlich umſtändlich ein auch von Friderich teilweiſe wiederholtes 259 Verfahren, die jungen Vögel zum Aufſperren der Schnäbel zu vermögen, indem man ihnen die Spitze eines Holzſtiftes ſeitwärts zwiſchen die Laden ſchiebt, die kegelförmige Spitze weiter und weiter einbohrt und durch gelinde Gewalt den Schnabel ſoweit aufbricht, bis man ihn mit den Fingern vollends öffnen kann. Das vorher bereitete Futter bringt man den Jungen bei mittels eines anderen Hölzchens, einer Greifzange, einer paſſend (löffelartig) zu⸗ geſchnittenen Federſpule, eines angefeuchteten eu Pinſels, welch letzteren Friderich und wohl mit Recht beſonders empfihlt. So gern ich anerkenne, daß die beiden genannten Schriftſteller nur das von ihnen wirklich Erprobte berichten, ſo wenig vermag ich mich ihnen hierin anzuſchließen, und zwar weil ich in meinen Freunden Girtanner und Stölker Meiſter in der fraglichen Kunſt kennen gelernt habe. Beide haben von ihrer Befähigung, Jungvögel aufzuziehen, glänzende Proben gegeben, und Wiſſenſchaft und Liebhaberei ſind ihnen in gleichem Grade verpflichtet. Sie haben, um in die Arbeit des Stopfens Regel und Ordnung zu bringen, durch gegen⸗ ſeitiges Lehren und Lernen nach und nach ein Verfahren ausgebildet, welches ſo recht eigentlich der Natur abgelauſcht iſt und verdient, in den weiteſten Kreiſen bekannt zu werden. Zwar eignet es ſich nicht für alle Vögel, aber doch für die meiſten, insbeſondere für die Höhlenbrüter, denen es ſeine Anwendung verdankt. Meine Freunde ſetzen nämlich das ausgehobene oder ein fünſtlich bereitetes Neſt mit ſeinen Inſaſſen in ein Käſtchen, welches mittels eines mit Luftlöchern verſehenen Klappdeckels geſchloſſen, bezüglich verdunkelt werden kann. So lange der Deckel geſchloſſen, ſitzen alle ruhig und ſtill, ſo wie er aber gehoben wird, und ſie das einfallende Licht oder auch nur die friſche Luft wahrnehmen, heben alle die Köpfe, ſperren alle die Schnäbel, und kreiſchen ſie nach Futter. Dann iſt es natürlich ein Leichtes, ihnen mittels einer vorn etwas verbreiterten oder löffelförmig ausgehöhlten Greifzange, einer zweckmäßig zugeſchnittenen Federſpule oder eines ſonſtigen f paſſenden Werkzeuges die Atzung beizubringen, ohne ſie auch nur zu berühren, durch Verſchütten des Futters zu beſchmuzen, oder ihnen ſonſtwie Gewalt anzutun. ö EURE und Unterricht, | 63 | io. man late fie jo viel als 1 in Ruhe, nehme ſie nicht in die Hände, in misverſtandener Abficht, ihnen. eine Zärtlichkeit zu erweiſen, welche ihnen leicht zum Schaden gereichen kann, und ſorge für ſie, wie ihre Eltern für ſie geſorgt haben würden. Auf den Boden des zäſtchens kommt zunächſt eine dicke Schicht Watte, über dieſe ein Fleckchen Flanell, ein 8 Baumwollenlappen u. dergl., beſtimmt zu verhüten, daß ſich die Kleinen mit ihren Zehen in der Watte verwickeln. Sind ſie noch ſehr jung, ſo werden ſie auch mit Watte ganz loſe zugedeckt, um die wärmeſpendende Mutter ſo gut als möglich zu erſetzen. Soll nun gefüttert werden, ſo genügt das Aufheben der Watte, um ſie zu vermögen, die Hälſe empor⸗ urecken und die Schnäbel zu öffnen, ſicherlich, weil fie meinen, durch die Alte berührt worden zu ſein.“ „Sperren ſie“, fügt Stölker hinzu, „nicht ſelbſt die Schnäbel zum Atzen auf, ſo kann man bei der Weichheit des Schnabels mit Gewalt nichts erzielen, außer etwa einen Bruch; deshalb warte man ruhig, bis fie ihre Angſt verlieren und ſelbſt den Rachen öffnen. Wenn ſie auch einen Tag lang kein Futter erhalten, ſo bringt das ihnen keinen Schaden, wie ich ſchon mehrmals erfuhr. Nach dieſer Friſt kann ſelten ein Vogel dem Hungertriebe widerſtehen und ſchreit nach Futter, falls er ſich noch im Neſte befindet. Schon ausgeflogene Junge dagegen ſind ſelten zum Aufſperren des Schnabels zu bringen und gehen eher zu Grunde.“ 805 Die Atzung, welche man ſolchen Neſtvögeln reicht, muß ſo viel als möglich der 5 natürlichen entſprechen. Für Kerffreſſer eignen ſich friſche Ameiſenpuppen mehr als alles andere, ſchon aus dem einfachen Grunde, weil ſie leichter und ſicherer zu haben ſind als ſonſtwie erbeutete Kerfe, und weil man die Neſtvögel erſt nach und nach an die Gefangenen⸗ loſt, welche man den Alten reicht, gewöhnen kann. Den Ameiſenpuppen ſetzt man allmählich Quark, Fleiſch oder Eidotter, aufgeweichten Semmelgries und endlich auch Möhre zu, je nachdem ſie heranwachſen und ſelbſtändig werden. Als das beſte Atzfutter für Neſtlinge unſerer Droſſeln empfihlt Karl Müller „Semmel, welche längere Zeit in Waſſer egen hat und ausgedrückt worden iſt, damit die Hefe entfernt werde, und nun mit kühler ilch befeuchtet und mit friſchen Ameiſeneiern vermengt wird, ohne daß ſich das Ganze ßig zuſammenballt“. Girtanner und Stölker wollen ſolches Kunſtfutter auch für junge roſſeln nicht angewendet ſehen, „weil es leicht Durchfall erzeugt und den Verluſt der zögel ſelbſt nach ſich zieht. Wir ahmen einfach der Allmutter nach und fahren am beſten bei, atzen deshalb auch unſere Droſſeln mit Ameiſenpuppen. Ein erfahrener Vogelwirt, vie Müller es iſt, wird zwar auch mit der von ihm angeratenen Semmelfütterung Erfolge erzielen, ſchwerlich aber annehmen, daß alle Anderen ſolche erreichen müſſen. Ameiſen⸗ puppen find, unſerer Erfahrung gemäß, jedenfalls vorzuziehen, ſchon weil fie umhäutete Kotballen erzeugen, was bei Kunſtfutter niemals der Fall iſt.“ Den Samenfreſſern reicht anfänglich ebenfalls hauptſächlich Ameiſenpuppen oder Eidotter, Fleiſch und aufgeweichte ü el, ſpäter gequellte oder gekauete und ſchließlich harte Sämereien, dieſe jedoch erſt, m ix bereits e e Einige i reiben Eidotter und erweichtes 64 5 Erziehung und Unterricht. Fiſchchen zu annähernd gleichen Teilen, Rallen, Rohr⸗ und Waſſ erhühner, Steifüfe, e . ſchwalben, junge Tauben gequellte Erbſen, Wicken und andere Hülſenfrüchte (Rübſen jedoch 5 ſpärlich), auch wohl Weizen und ſelbſt Gerſte, ſo lange ſie ſehr klein ſind, ebenfalls etwas : Käſequark, junge Reiher oder Waldſtörche, welche übrigens jehr wenige Umſtände mache a ſowie ferner junge Säger, Scharben, Möven ꝛc. kleine Fiſche, junge Schwimmenten und Ba Wildgänſe das Futter ihrer zahmen Verwandten, jo lange dieſe Küchlein ſind, junge N Tauchenten ein Gemiſch von Fiſch und pflanzlichen Stoffen, namentlich Brot, Teich⸗ 5 2 linſen u. ſ. w. Alle Vögel, welche geatzt oder geftopft werden, müſſen ſelbſtverſtändlich a Waſſer zum Trinken erhalten, die kleineren einige Tropfen, welche man ihnen mittels einer Federſpule einflößt, die größeren mehr, ein jeder nach Bedürfnis, niemals zu viel, eher noch etwas zu wenig. Kerbtierfreſſer bedürfen, ſo lange ſie einzig und allein friſche Ameiſen⸗ 5 puppen als Atzung erhalten, durchaus kein Waſſer — Stölker behauptet, daß er ihnen 5 ſolches ohne Nachteil niemals eingeflößt habe — wohl aber verlangen auch dieſe Vögel getränkt zu werden, ſobald fie anfangen von dem Miſchfutter zu freſſen. Körner⸗ und Allesfreſſer dagegen müſſen Waſſer bekommen, wenn ſie gedeihen ſollen. Jedenfalls hüte man ſich vor zu reichlicher Tränkung und Einnäſſung des Gefieders oder Neſtes. Die Atzung muß in den Vormittagsſtunden in kürzeren Zwiſchenräumen geſchehen als in den Nachmittagsſtunden, weil alle Vögel morgens am meiſten freſſen; über das rechte 5 Maß aber iſt ſchwer etwas allgemein Giltiges zu ſagen. Verſtändige und unausgeſetzte — Beobachtung lehrt bald das Rechte kennen und tun, nämlich das hungerige Kreiſchen und den Ausdruck der Zufriedenheit unterſcheiden, ſo ahnlich dieſer jenem auch klingen mag. Ueberfüttern kann man Neſtvögel nicht, wohl aber ihre Entwicklung durch häufigeres Atzen 0 beſchleunigen. „Man ſei“, rät Girtanner, „weder nachläſſig, noch ängſtlich pünktlich. 4 Etwa fünfmalige Atzung in den Frühſtunden bis Mittags, jede bis zur vollſtändigen Sättigung aller Pfleglinge, und ebenſo oft wiederholte Fütterung in den Nachmittagsſtunden FR: reichen ſelbſt bei den hinfälligſten Arten vollkommen aus. Wer über ſeine Zeit nach Belieben verfügen darf, kann ſelbſtverſtändlich öfter Atzung geben; es entſpricht dies mehr 5 der Aufzucht durch die Alten, behagt auch wohl den Schreihälſen beſſer, iſt aber, wie geſagt, nicht unbedingt nötig und für den Pfleger ungemein zeitraubend. Beſonderes 5 Gewicht lege ich auf die Atzungen in den ſpäteren Abendſtunden, weil die Eltern ebenſo e und die Nacht dem kleinen Geſindel immerhin lang genug werden mag! Ebenſo wichtig für die Erziehung der Jungvögel wie die Fütterung ſind Wärme und Reinlichkeit. Friderich rät, das Neſt ſehr junger und weichlicher Vögel auf eine Bam flaſche zu ſetzen und dieſe zu wechſeln, wenn die von ihr ausſtralende Wärme unter 260 R. gefallen iſt: eine auf dieſem Wege hervorgerufene Erwärmung der jungen Neſtvögel wird g aber, wenn man dieſe in geſchloſſenen Käſtchen erzieht, nur in ſehr ſeltenen Fällen i notwendig werden. Das junge Volk erwärmt ſich gegenſeitig, und auch der einzelne wird durch die leichte Wattdecke vor äußeren Einflüſſen genügend geſchützt. Demungegchtet verdient Friederichs Vorſchlag ſeiner leichten Ausführbarkeit halber Beachtung und ber ziehentlich Nachahmung. Ebenſo gut wie ein warmes Lager verlangen alle Jungvögel, deren Neſt nicht in Höhlungen ſtand, ab und zu die Wohltat der Beſonnung; nur muß man hierbei vorſichtig verfahren, und ſie weder zu lange noch in der größten Tageshitze iR der Sonne ausjegen. Den Unrat entfernt man mit derſelben Sorgfalt, wie die Eltern es tun, und hat dies auch keine Schwierigkeit, weil ſie ihn, ſo lange ſie ſich wohl fühlen, in gleichſam umhäuteten, verhältnismäßig feſten Ballen von ſich geben und regelmäßig über den Rand des Neſtes wegſchleudern. „Um ſie“, fährt Girtanner fort, „zum rechtzeitigen Abſetzen a ihres Unrates zu veranlaſſen, reiche ich ihnen nicht ſofort nach dem Eröffnen der Schachtel die Nahrung, ſodern reize ſie erſt durch Vorhalten der Atzung, mit der ſie enthaltenden — BE = . . 2 yi ee a nnn 2 nn en N ER N ie N a 7 + N ee, BE Fe Ey g 65 ge ü über ihnen hin und her fahrend, zu Veränderungen ihrer Lage. Jeder entledigt 1 a Kotes; ich faſſe die Ballen mit einem zweiten Gn und entferne 1 nicht richtig gefüttert oder zu kalt nn werben. Wenn ſich inter Durchfall einſtellt, entfernt man die Kranken und nimmt ſie in beſondere Pflege, ändert die Atzung, indem man beiſpielsweiſe außer den Ameiſenpuppen auch zerſchnittene Mehl⸗ = ürn er reicht, und vermehrt ſo viel man kann, die wohltuende Wärme. Bei Beobachtung aller dieſer Vorſchriften gelingt es in den meiſten Fällen, die Neſt⸗ 3 vögel ſo weit großzuziehen, daß man ſie aus dem Neſte nehmen und in das Gebauer bringen darf. Man kann hierbei gar nicht vorſichtig genug ſein. „Der Uebergang aus dem Neſte 5 in das Gebauer und von der bis dahin gereichten Atzung zum Miſchfutter“, ſchließt unſer 5 Gewährsmann, „iſt der gefährlichſte Zeitpunkt für fie, und dies die Urſache, daß Unkundigen gerade jetzt viele junge Vögel eingehen. Hauptbedingungen ſind, die Vögel vorher gehörig erſtarken zu laſſen, ſie nicht aus dem Neſte zu nehmen, bevor ſie ordentlich laufen und fliegen gelernt haben, ihnen nicht früher ein Kunſtfutter anzubieten, als ſie im Stande ſind, es elbſt aufzunehmen und gehörig zu verdauen. Ich betrachte ſie ſo lange als Neſtlinge, als ch fie im Käſtehen bändigen kann. Beginnt aber beim Oeffnen desſelben eine allgemeine Flucht der kleinen Geſellen, ſo iſt die Zeit zur Verſetzung in den Käfig gekommen. In der erſten Zeit nach der Verſetzung bringe ich die Geſellſchaft allabendlich wieder in das Neſt zurück, um ſie über Nacht beſſer zu erwärmen und ihnen das noch ſehr nötige Lager zu gönnen. Junge Vögel, bei denen dies nicht geſchiht, hocken ſich, da ſie ſchnell ermüden, 5 derartig auf den Sitzſtangen des Käfigs nieder, daß ſie mit dem Kamme des Bruſtbeins aufliegen, drücken dieſen krumm, verkümmern überhaupt leicht an dieſem oder jenem Teile des Knochengerüſtes. Solchen Uebelſtänden beugt Schlafen im Neſte auch nach dem Aus⸗ fliegen ziemlich ſicher vor. Während der erſten und zweiten Woche nach der Verſetzung erhalten ſie täglich Gelegenheit, durch freien Flug im Zimmer ihre Flügelmuskeln auszu⸗ zilden, ſich gewandte Bewegung, Flugfertigkeit und — Selbſtändigkeit anzueignen. Mit ößter Sorgfalt müſſen insbeſondere eben flügg gewordene Klettervögel behandelt werden, weil ſich bei zu früher Verſetzung in den Käfig und den hier beginnenden erſten Kletter- e leicht die 5 der ehen von der Nagelmutter 158 oder die Nägel a feinen Tod berefthen 1 5 er muß während dieſer Zeit noch fort- aber mit Anleitung AN Selbſtfreſſen verbunden werden, und zwar h man au Unrat 1 nicht vorzeitig verändert werde. Eine gewiſſe Anleitung zum Selbſtfreſſen iſt aus Grunde nötig, weil nicht alle Vögel jo leicht lernen, ohne Anweisung durch ihre 3 1 ee safe: — ich will nur an den vn erinnern, a Breym, gefangen zig) I. 5 N 5 66 und Unterricht. genauerer Unterſuchung das gelerte Futtergeſchirr, daß nicht der Hunger, u die 18 Macht ſüßer Gewohnheit die Triebfeder ihrer Bettelei iſt. Man helfe daher nur wo es ö nötig, überwache fie genau, fichere fie vor Gefahr, ſolcher des Ertrinkens im Sabenapfe z. B., unterſtütze fie einerſeits, zwinge fie andererſeits zu ſelbſtändigem Handeln. Alles 55 Betaſten, Berühren oder Ergreifen, vielleicht um ſie von einem Käfige in den anderen zu bringen, unterlaſſe man auch jetzt noch, umſomehr als vorgehaltene oder vorgeworfene Atzung ſie ſelbſt dahin bringt, wohin man ſie haben will. Wenn irgend etwas Verkürzung des Lebens eines Stubenvogels bewirken kann, ſo iſt es dieſes in den meiſten Fällen durch⸗ aus unnötige Fangen mit den Händen und das Halten in ihnen. An dem ängſtlichen | Klopfen des Herzens, den Bemühungen ſich zu befreien, den Verſuchen zu Ka ec, muß man wahrnehmen, wie unangenehm allen Vögeln dieſes Umhanden iſt.“ W Ar In einzelnen Fällen kann es von Wichtigkeit fein, das Geſchlecht der jungen Vögel . baldmöglichſt kennen zu lernen. Einzelne Vogelzüchter werfen einen einzigen Blick auf ein Gehecke und unterſcheiden Männchen und Weibchen mit einer bewundernswerten Sicherheit, ſie aber ſind Meiſter in ihrer Zunft, von denen es nur ſehr wenige gibt. Der Minder⸗ geübte hat wenigſtens bei ſolchen Vögeln, deren Gefieder im ſpäteren Alter die Geſchlechts⸗ unterſchiede bekundet, ein einfaches Mittel in der Hand, ſich baldmöglichſt aller Zweifel zu entſchlagen, indem er an ſolchen Stellen des Gefieders, welche ſpäter die bezeichnende Färbung erlangen, einige Federn auszieht und darauf achtet, wie fie nachwachſen. Entgegengeſetzten Falls, alſo bei allen Vögeln, welche auch als erwachſene in beiden Geſchlechtern gleich gefärbt A find, bleibt, um ficher zu gehen, nichts anderes übrig, als die ganze Brut jo lange zuſammen zu halten, bis die Männchen mit ihrem eigentlichen nn beginnen, e 000 Vorſtudien beendet haben. 4 Etwas früher, ſobald die Männchen anfangen zu dichten oder „krägeln“, 5 h, eie, zu zwitſchern, iſt die Zeit gekommen, in welcher fie einen beſtimmten Geſang, eine Weiſe oder Worte am beſten behalten und am leichteſten nachpfeifen oder nachahmen lernen. Wer nun Luſt hat, die geeignetſten unter ihnen zu lehren, mag vor allem zunächſt bedenken, daß der Lehrmeiſter hierbei das Beſte und Meiſte tun muß, daß alſo durchaus nicht Jeder 5 hierzu taugt, gute Vogellehrer im Gegenteil juſt eben ſo ſelten ſind, als tüchtige Kinderlehrer. Ueber die Lehre der als Neſtjungen gefangenen und aufgezogenen Gimpel, welche ebenſo auch für Amſeln, andere Droſſeln, Stare, Flötenvögel, Würger, angewendet werden kann, berichtet Karl Müller, aus eigener, langjähriger Erfahrung und Beobachtung das Nachſtehende: „Sobald die jungen Blutfinken (Gimpel) allein freſſen können, werden ſie in Unterricht genommen. Der Lehrmeiſter pfeift ihnen das Liedchen vor. Jetzt dürfen ſie noch in einer Stube vereinigt ſein. Sobald ſie aber anfangen, die Melodie nachzupfeifen, müſſen ſie einzeln verhängt werden und zwar ſo, daß jeder Vogel auf ſich und ſeinen Lehrer beſchränkt iſt und keine auffallenden Stimmen anderer Vögel oder gar das Pfeifen der Buben hört. Es iſt nicht nötig, daß zum Vorpfeifen ganz beſtimmte Zeitpunkte eingehalten werden. Aber hüten muß man ſich, den Lehrling zu ermüden; ſonſt wird er unaufmerkſam und empfängt den Lehrer nicht mit der gehörigen Liebe und dem geſpannten Aufhorchen. Jedenfalls ſind der frühe Morgen und der Abend zum Lehren beſonders geeignet. Ein zu heller Platz oder ein Stand, von welchem aus dem Vogel ein A weiter Blick ins Freie geſtattet wird, taugt nicht: ein ſtilles, düſteres Eckchen iſt immer am förderlichſten für feine jugendlichen Studien. Leiſe, wie das Gezwitſcher des feinen Geſang einübenden Wildfangs, beginnt auch das Studium des jungen, lernenden Blutfinken. Denn es iſt nicht nur die Melodie, deren Vortrag ihm Schwierigkeiten verurſacht, ſondern es bildet ſich auch nach und nach erſt der Ton an ſich aus. Anfänglich entbehrt dieſer der Sicherheit und des Klanges. Der Vortrag gleicht einem ſchwankenden Umhertaſten. Das natürliche he rhebende Melodie. Immer mehr rundet dieſe aus dem Geſtaltloſen ſich ab. nes Tages ertönt die erſte Strophe deutlich, aber immer noch, wie es ſcheint, ängſtlich nd ve⸗ Doch als ob der Vogel über ſeine Fortſchritte ſich freue, wird er jetzt zuver⸗ und lauter. Ein Zeitpunkt iſt hiermit eingetreten, in welchem der junge Student m tiſches Korrigirtwerden ſicherlich verdorben wird. Es iſt ja natürlich, daß ſich f ein Teil und e erſt das Ganze ſeinem Gedächtniſſe einprägt, und mit dieſer Er trägt alſo die erſte Strophe Lie a einem alles ace ſondern jedesmal 17 Vollendung der erſten Strophe eine ſe machen oder gar von vorn anfangen und nach abermaligem Zögern erſt die Melodie * nde e An 1 Stelle, wo man ihn auf die oben erwähnte Weiſe zurechtführen obald dies öfter ſich wiederholt, gewöhnt er die Untugend des Abſetzens ſich an, wird irre, cht ſich ſelbſt zu verbeſſern und verdirbt. Daß dieſelbe Tonart beobachtet werden muß, rſteht ſich von ſelbſt, wer daher den Ton nicht genau zu treffen weiß, hat ſich der timmgabel zu bedienen. Auch darf die zu lehrende Melodie in keiner Weiſe eine extreme La haben oder durch beſondere Paſſagen allzugroße Schwierigkeiten bereiten. Ein einfaches kurzes in mittleren Tönen ſich bewegendes Lied iſt immer vorzuziehen.“ 0 Manche Lehrmeiſter bedienen ſich zum Unterricht der Vogelorgel, welche den einen Vorzug hat, daß ſie immer genau in derſelben Tonart ſpielt. Aber ihr Klang iſt zu hart, zu ſchreiend, ihr Ton zu wenig gerundet, als daß die Nachahmung desſelben von Seiten des gelehrten Vogels befriedigen könnte. Ungleich beſſer wirkt die Flöte, Pa auch fie s geübten Lehrmeiſters. Aber | elten nur findet man einen Gimpelzüchter, welcher entſchieden pfeift. „Es hat“, ſagt Müller, „mit dem richtigen Pfeifen eine eigene Bewandtnis. ein gebildete Muſiker pfeifen, ohne es zu merken, zuweilen nicht ganz rein, während ſie Anderen die geringſte Abweichung des Tones wahrnehmen. ... Daß vom Vortrage des Si 1 viel an in ider Natur der Sache; denn der Blutfink nimmt 1 | Das s dieſer Vögel muß jedoch, wie das der gelehrten b ıpt, von Zeit zu Zeit aufgefriſcht werden. Die Mauſer iſt für hres Vortrages immer gefährlich. Sie ſchweigen während derſelben und 5 deſſen einzelne Teile der erlernten Weiſen. Man pfeift ihnen deshalb or. Dies darf aber nur in der einmal gelehrten urſprünglichen Art geſchehen, Ba Re niemals Be ln jedoch gründlich zu verderben find,” 8 5 68 Erziehung und Unterricht. Dieſe treffliche Schilderung meines Freundes darf als Vorſchrift gelten für d dez Untere aller zu lehrenden Vögel, im weſentlichen auch für die Lehre derjenigen, von denen man wünſcht, daß ſie anſtatt eines Liedes Worte und Sätze nachahmen. Nicht Wenige freilich nehmen noch immer an, daß man allen Vögeln, welche „ſprechen“ lernen ſollen, vorher m f Zunge löſen“ müſſe, und verſtehen unter dieſer „Löſung“ ein gänzlich unnötiges Verſtutzen der Zunge oder qualvolles Herumſchneiden am Zungenbändchen a der bedauernswerten Opfer ihrer eigenen Unkenntnis und Denkfaulheit. Alle vernünftigen u Liebhaber, auch diejenigen, welche nichts von Wundheilkunde verſtehen, alſo am meiſten geneigt find, zu quakſalbern, auch fie, ſage ich, find längſt zurückgekommen von der Meinung, das „Löſen der Zunge“ vermöge irgend etwas zu nützen; ſie alle glauben mit ungleich mehr Berechtigung, daß ein ſo roher, von ungeſchulter Hand plump geübter Eingriff dem Ver urteilten Vogel nur 19 könne. Von dem Bau der Vogelkehle und Zunge, von den 5 ſie befeſtigenden Muskeln haben die wenigſten Vogellehrer eine Vorſtellung; ſie wiſſen daher auch nicht, welcher Teil der Zunge eigentlich beſchnitten werden ſoll, und ſcheinen nicht auf den doch ſo nahe liegenden Gedanken zu kommen, daß durch ihr unſinniges Ver⸗ fahren nicht nur nichts gut gemacht, ſondern im Gegenteile vieles verdorben, die Beweg⸗ lichkeit der Zunge im hohen Grade beeinträchtigt werden kann. Abergläubig greift Dieſer oder Jener zum Federmeſſer, und meint etwas Rechtes zu tun, wenn er einen Vogel foltert, während er doch lieber beſtrebt ſein ſollte, ſein eigenes Hirn zu löſen aus den Banden überkommener und ererbter Dummheit. Für ſolche Vögelquäler möge geſagt fein, daß fie entſchieden ſchneller und ſicherer zum Ziele kommen, wenn ſie zur Lehre des zum Sprechen abzurichtenden Vogels in verſtändiger Weiſe ihre eigene Zunge verwenden, als wenn fie zum Meſſer greifen, und daß ſie von denen, welche behaupten, das „bſen der ee jet erforderlich, einfach belogen worden find. 5 Die Artenzahl der Vögel, welche zum Nachſprechen menſchlicher Worte ſich eignen, iſt größer als man glaubt. Unter unſeren einheimiſchen kommen zunächſt alle rabenähnlichen und der Star in Betracht, unter den fremdländiſchen ſtehen die Sittiche in weitem Umfange, die Atzeln und andere Verwandte des Stares, wie ſolche des Raben oben an. Bei richtiger Behandlung lernen alle hierher zu zählenden Vögel Worte nachſprechen, vorausgeſetzt, daß ſie in ihrer Jugend in die Lehre genommen werden können. Einzelne Papageien und der Beo (Gracula religiosa) haben mit Recht ſich hohen Ruhm erworben in dieſer Hinſicht: ſie plaudern nicht bloß nach, ſondern wenden gewiſſe Worte und Sätze ſogar richtig, zu rechter Zeit und an rechter Stelle an. Aber ſie müſſen wirklich unterrichtet werden, in verſtändig ruhiger, regelrechter Weiſe, ſo, wie ein guter Lehrer Kinder unterrichtet. Wie unter den Menſchen, findet man auch unter den Vögeln begabte und minder begabte. Mit letzteren gibt man ſich oft vergebliche Mühe, erſtere lernen ſpielend, um ſo leichter, je jünger ſie waren, als ſie dem Neſte enthoben wurden, und je weniger ſie vom Unterricht abgezogen werden. Hieraus ergibt ſich von ſelbſt folgende Nutzanwendung: Man wähle zum Unterricht nur ſehr junge Vögel, womöglich Männchen, welche gelehriger ſind als die Weibchen, ſperre ſie ein, um ſich ihrer Aufmerkſamkeit zu verſichern, und halte ſich von Mithelfern frei, d. h. unterrichte nur ſelbſt oder laſſe ausſchließlich durch einen beſtimmten Lehrer unterrichten. Auch ernähre man den Vogel gut, füttere ihn weder zu dürftig noch zu fett, weil er ſonſt leicht den Mut oder die Luſt zum Lernen verliert. Dieſe Winke hat ſchon mein Vater gegeben, und zwar a eigener, langjähriger Erfahrung. Bevor man alſo mit der Lehre beginnt, muß man fich die dg eubeit die Freundschaft 4 und Liebe des Vogels erworben, ihm ſeine urſprüngliche Scheu abgewöhnt, ihn gezähmt, ſeiner früheren Genoſſenſchaft entfremdet haben. Nunmehr verfährt man, wie folgt: Man | a Ei s „Wort kann der Name ſein, welchen man dem l zu Een u Bat, Jako, Jakob und dergleichen), weil man dieſes ohnehin öfter als jedes 17 der e a ſo beginnt er a ſchon im 1 einiger Wochen vie . man fügt dieſem ein . zu (komm Jako, ſchön Jakob ꝛc.) an | den Sat e bis er nachgeſprochen 1 Auch hierbei gelten alle Regeln, welche nenden Außenwelt, genaues hel der Reihenfolge beſtimmter Worte und ununterbrochenes Einüben und beharrliches Wiederholen, bis er alles recht begriffen Han gelernt ar Niemals ern man ſich verleiten laſſen, unwillig und unwirf 5 | Spricht er bereits mehrere Worte 13 5 ſo geht man Geha in der Lehre weiter und immer weiter, bis der Vogel 5 ßlich von ſelbſt lernt. Alle berühmt gewordenen Papageien haben ee ſtufen⸗ “ weile fortſchreitenden Unterricht genoſſen, gleichviel ob der Lehrer ſelbſt ſich ſeiner Lehrweiſe e war oder nicht. Alte Junggeſellen ſind die beiten io alte Jungfern taugen 0 jene, für welche ein ſolcher Vogel oft das einzige Weſen iſt, an welchem die ganze Sele ngt. Wer aber ernſtlich will, kann dasſelbe erreichen, wie der Domherr Hanikl in t e Jako einen Weltruhm ſich erwarb, oder mein Futtermeiſter und treuer Empfang und Verſand. 1 55 Wenn die Vogel ſo reiſen könnten wie fie reiſen ſollten, wenn insbeſondere diejenigen, we e aus überſeeiſ chen Ländern zu uns gelangen, unterwegs ſorgfältig bedient, mit Auf⸗ rkſamkeit gepflegt würden: wir hätten alle, welche überhaupt in Frage kommen können, m längſt in unſeren Käfigen und Fluggebauern, während wir uns gegenwärtig noch er mit einem faſt verſchwindend kleinen Bruchteil begnügen müſſen. Den Eingeweihete wundert ſich nicht, verhältnismäßig ſo wenige fremdländiſche Vögel dem europäiſchen Markte zu ſehen, ſondern im Gegenteile eher darüber, daß ihrer noch le die een und Leiden helene welche ihnen Unkenntnis und fest 1, nd t nk 1 100 ſie vorüber. 1 en . ge) in e die i e Reiſenden wider Willen, unmittelbar nach 70 enten und o wee bis zur Sohle, mit verſtoßenem, vom eigenen oder fremden Unrate ſtarrendem Geſeder ee 5 aber teils, ja ſelbſt gänzlich federlos, ſtinkend, abgemagert, halblahm, fuß⸗ und flügelſchwach, ie leiblich und geiftig ermattet und niedergebeugt: jo kommen fie an — wenn nicht alle, ſo 9 doch diejenigen, welche nicht von geübten Händlern oder Vermittlern verpackt und begleitet ji wurden. Viele laſſen ſich nicht oder kaum noch erkennen, jo hat ihnen die Reife mitgeſpielt; andere erwecken nicht einmal die Hoffnung, ſie jemals kennen zu lernen: fie Er find ſicherem Tode verfallen. Auch bei denen, welche mit dem Leben davon kommen, währt = es geraume Zeit, bevor fie wieder zu Kraft und Anſehn gelangen. Ihre Verdauung iſt in den meiſten Fällen ſo geſchwächt, daß nur eine ſorgfältige Behandlung ſie nach und nach an beſſere Nahrung genen kann; ihr Gefieder, ihr Leib bedürfen der vorſichtigſten, beharr⸗ 5 lichſten Pflege, um alle erlittene Unbill wirklich zu überwinden. Und dennoch erholen ſie AR fich oft in unglaublich kurzer Zeit und vollſtändig wieder, legen ein neues Kleid an, putzen ſich heraus, ſingen heiter wie vorher und betätigen ſogar die durch den Geſang angekündigte Liebe, ſobald ſie hierzu Gelegenheit erhalten. Gewiß, die Schmiegſamkeit ihres Bi 25 1 gar nichts zu wünſchen übrig. Ich habe mich es der Mühe nicht verdrießen laſſen, bei mehreren Händlern ch EN mit welchem Futter die bekannteſten fremdländiſchen Stubenvögel während der Seereiſe ernährt werden, weil dies zu wiſſen für die anfängliche Behandlung friſch eingeführter Vögel von Wichtigkeit iſt. Ergebnis dieſer Erkundigungen war, zu erfahren, daß man noch weit weniger Futterſtoffe verwendet, als ich annahm. Abgeſehen von den Händlern, Schiffs⸗ führern und ſonſtigen Vermittlern, welche ſich der regelmäßigen Einfuhr überſeeiſcher Vögel befleißigen, behandelt man die bedauernswerten Geſchöpfe auch hinſichtlich der Nahrung in 85 roher Weiſe, nicht etwa aus Böswilligkeit, ſondern aus Mangel am Kenntnis ihrer Lebens⸗ bedingungen und aus Trägheit. Mais, Reis, als Padda oder im geſchälten und gekochten Zuſtande, Schiffszwieback, trocken oder angefeuchtet, ſind die Nahrungsſtoffe, welche vorzugsweiſe gereicht werden; falls zu ihnen noch Hirſen und Glanz kommen, deutet dies ſchon auf eine höhere Stufe der Ausbildung des Pflegenden. Mais und eingeweichter Schiffszwieback ſind während der Seereiſe die hauptſächlichſte, falls nicht ausſchließliche Nahrung aller größeren Papageien, Girr- und Scharrvögel, Straußen, Kraniche, Enten und ſonſtiger Schwimmvögel, eingeweichter Schiffszwieback, meiſt ohne alle Zukoſt, das tägliche Brot der Loris, im Notfalle auch anderer kleinen Sittiche, der größeren Singvögel, Droſſeln z. B., kleiner Hühner und ſchwächerer Stelzvögel, Padda das Futter der indiſchen Papageien, namentlich der kleineren Arten, der ſtärkeren Finken, insbeſondere der Reisvögel, der grauen und grünen Kardinäle, der körnerfreſſenden kleinen Tauben, gekochter Reis mit oder ohne eingeweichten Zwieback die Atzung der Turakos, Pfefferfreſſer, Frucht⸗ tauben, Hirſen und Glanz endlich die Koſt des übrigen Kleingeflügels, mit alleiniger Ausnahme der Tangaras und Pitpits, welche faſt nur mit eigens für ſie mitgenommenen Bananen, Apfelſinen und anderen Früchten, ſowie der Weichfreſſer, welche meiſt mit dem beſchriebenen als Händlergeheimnis angeſehenen Gemengſel unterhalten werden. Atzeln, Hirtenſtare und andere in Indien vielfach eingebauerte Vögel, Stärlinge, Schwarz⸗ und Gilbvögel, empfangen oft die Broſamen, welche von des Herrn, hier des Schiffers Tiſche fallen, d. h. werden geſpeiſt wie die Schiffsmannſchaft ſelber; derſelben Wohltat macht man Papageien teilhaftig. Reiſende Händler und mit der Vogelpflege vertraute Schiffer, deren es aber leider noch ſehr wenige gibt, füttern natürlich ſachgemäßer, geben ſich redliche Mühe mit ihren Pflegebefohlenen und erzielen dann auch glänzende, überraſchende Erfolge. a Ihnen möchte ich raten, den üblichen Futtervorräten noch getrocknetes Fleiſch und Stockfiſch beizufügen, erſteres zu Gunſten der Weichfreſſer, letzteren als Futter für fiſchfreſſende Stelz⸗ und Schwimmvögel, beides ſelbſtredend in aufgeweichtem Zuſtande zu reichen. a * ah li 2 N TER ET RE nA, > FRE DEE 1 TB ER ET Talleı 92 es eine ſeine Schwierigket, das größte 155 Dringende Bedürfnis der⸗ ſelben zu befriedigen. Man erhält fie ſchon von dem Fänger oder überſeeiſchen Händler en in Käfigen, welche ungeſ u gearbeitet find, namentlich einer Aufgabe. Jeder in die t des Pflegers gelangenbe Vogel muß gebürend empfangen werden, derer Aufmerkſamkeit. Zunächſt gilt es, das unaufſchieblichſte Bedürfnis zu befriedigen, 0 lſo Speiſe und Trank zu reichen. Die Vögel, welche eben von der Reiſe kommen, ſind hungrig und durſtig, weil fie durch das Hin⸗ und Herwerfen, Rütteln und Poltern während r Reife verdutzt worden find und wenig oder nicht gefreſſen haben, auch wenn fie wohl- rſorgt waren mit Futter und Waſſer. Sie pflegen alſo, nachdem ſie wieder zur Ruhe gekommen, gierig über die Nahrung herzufallen, ſich auch wenig oder nicht vor dem Menſchen zu ſcheuen, am wenigſten wenn ſie unterwegs arg leiden mußten. Solche unnatürliche Zautraulichkeit erleichtert ihre Pflege ſehr und geht gewöhnlich, weiß man es recht anzufangen, in bewußtes Vertrauen über. | Man reicht den ermüdeten und hungrigen Reiſenden zunächſt neben dem bisher wohnten Futter die nahrhafteſte und beliebteſte Speiſe, welche man als für ſie zuträglich erachtet, Kerffreſſern alſo vorzugsweiſe Mehlwürmer, Körnerfreſſern dieſe, Kohl oder ſonſtiges Grünzeug und beziehentlich (Hühnern z. B.) gehacktes Fleiſch, Raubvögeln Säugetiere mit dem Gänſen friſches Gras und ſonſtiges Grünzeug, Enten ein Gemenge von Teichlinſen, gebrocktem Brot, gehacktem Fleiſch, zerſtückelten Fiſchen ꝛc. Dieſe Feiertagskoſt gibt man jedoch nicht in nügender Menge auf einmal, ſondern in Zwiſchenräumen, welche man ſorgfältiger Beob⸗ achtung des Ankömmlings widmet. Hat er gefreſſen, ſo läßt man es auch am Trinken cht fehlen, verwehrt ihm aber einſtweilen noch das Baden, füttert vielmehr wieder und in Pauſen immer wieder, ſo lange er freſſen will, erforderlichen Falls bei Beleuchtung bis tief in die Nacht, und ob man es ſich auch den Schlaf koſten laſſen müſſe. Bei kalter Witterung gebraucht man ſelbſtverſtändlich die Vorſicht, ihn zuerſt in einen eben nur über⸗ ſchlagenen Raum zu bringen, am beiten in ein heizbares Zimmer, in welchem man die Iſt er ordentlich gef ättigt und sem jo kann ihm die Wohltat eines Bades ährt werden; er e 1 dieſem bald 1 als nach Speiſe und Trank. Je Fell oder Vögel mit Haut und Federn, Fiſchräubern womöglich lebende Fiſche, Schwänen und 2 en 5 Empfang und Verſand. und Möven ertranken, bin deshalb vorſichtig geworden. Nach dem Bade putzt ſich der u Vogel, jo gut er einſtweilen es vermag, bearbeitet das Gefieder und fettet es ein, fo weit ſeine Bürzeldrüſe den hierzu erforderlichen Stoff hergibt. Das Bad erregt ſeine Freßluſt, darf daher niemals in den Abendſtunden geſtattet werden, weil ja noch eine tüchtige Fütterung erfolgen muß, welche Zeit und nach ihr Ruhe erfordert; man verſchiebe es alſo unter 8 Umſtänden lieber bis zum nächſten Morgen. Sollte das Gefieder in geraumer Zeit nicht N trocknen, — ein ſchlimmes Zeichen! — jo helfe man durch Steigerung der Außenwärme . nach, hülle den Kranken unter Umſtänden in Wolle oder Decken ein, um die Hauttätigkeit a anzuſpornen. Derartiges Eingreifen erzielt oft überraſchende Ergebniſſe. A. von Homeyer rettete einen ſcheintoten Zwergfliegenfänger dadurch, daß er ihn in die hohle Hand nahm und mit dem Hauche ſeines Mundes erwärmte, gleichzeitig auch das Gefieder mittels Watte trocknete. Freund Bodinus und ich wenden in ähnlichen Fällen we und gunächſt 9 Wärme als Mittel an, meiſt mit trefflichem Erfolge. Erhält man einen einheimiſchen Vogel, welcher mit Leim gefangen wurde, jo hilft Ns man ihm fein Gefieder ſäubern, weil dies ihm ſelbſt ganz unmöglich iſt. Wenn nur wenige und bloß größere Federn beklebt ſind, verſucht man, den Oelleim durch gewöhnliches oder Baumöl, den Miſtelleim durch Terpentinöl aufzulöſen, wiſcht und trocknet dieſes ſodann auf, entfernt es überhaupt ſo viel als erreichbar; wenn dagegen viele Federn beſchmuzt ſind, muß man ſchon zur Schere greifen und jene ſo weit als erforderlich be⸗ * ſchneiden, falls man es nicht für zweckmäßiger erachtet, ſie gänzlich auszuziehen. Unterläßt man es, dem Vogel beizuſtehen, ſo ermüdet man ihn nicht nur zwecklos, ſondern ſchadet ihm auch unmittelbar und ſetzt ihn auf das Spiel. Achtſame Liebhaber wiſſen, daß mit Leim gefangene Vögel weit öfter zu Grunde gehen als im Netz berückte; > ROLE An- _ fänger erfahren bald genug dasſelbe. Am nächſten Tage nach der Ankunft wird möglichſt früh am Morgen, wenn es ſein 1 : ſchon vor Sonnenaufgang und dann bei Licht, dieſelbe kräftige Nahrung gereicht wie geftern, gegen Mittag auch ein zweites Bad gegeben, genau unter denſelben Vorſichtsmaßregeln wie das erſte und mit dem einzigen Unterſchiede, daß es etwas länger währen kann. Badet der Vogel nicht, ſo badet er morgen; jedenfalls darf der Badenapf nicht bis zum feen . Nachmittage im Käfige ſtehen bleiben. 8 Nach dem zweiten und dritten Bade ſiht der ſolcherart behandelte Autsnmling gewöhnlich ſchon ganz anders aus als am Tage ſeiner Ankunft. Seine Fettlade auf dem Bürzel iſt in Folge der guten und reichlichen Nahrung ſowie der wiederholten Entlerungen in regere Tätigkeit verſetzt worden und liefert den zum Lockern und Glätten des Gefieders unumgänglich nötigen Stoff in genügender Menge; das Gefieder hat einen Teil feiner Schönheit wieder erhalten, kleidet, deckt und wärmt beſſer; der Vogel befindet ſich wohler, behaglicher, fühlt ſich freier und beginnt ſeine ausgeſtandenen Leiden zu vergeſſen. Noch einige Tage guter Pflege, und er iſt gerettet und geeignet, in den für ihn beſtimmten Raum gebracht und ganz Ahe an die ihm beſtimmte zuträglichere Gefangenenkoſt i | zu werden. Nunmehr hat eine neue Beſichtigung ſtattzufinden. Der Vogel wird zuvörderſt an Schnabel und Beinen genau unterſucht, da wo es nötig beſchnitten, an wunden Stellen der Füße mit Glycerin, beziehentlich vorſichtig mit Höllenſtein betupft. Sind Schnabel und Beine geſund, ſo geht man zur Prüfung des Gefieders über, forſcht nach Milben und ſucht ſie, wie angegeben, zu vertreiben; bemerkt man keine Se ſo erwägt man, ob es wohl geraten, die künſtliche Mau er einzuleiten, um dem Vogel ſobald als möglich zu einem vollen Kleide zu verhelfen. Erſte Bedingung zur Rechtfertigung ſolcher Gewalttat iſt, daß der Ankömmling wohl genährt und kräftig ſei; wo a hat man den f M „ zerknickten, verſtümmelten Federn kunſtgerecht auszieht, Hane. und Steuerfedern or ſolche des Kleingefieders. Ich habe dies in hundert Fällen ohne allen Nachteil, vielmehr regelmäßig mit dem allerbeſten und raſcheſten Erfolge an, kann alſo Bürgſchaft leiſten für meine Angaben, will jedoch auch hierbei nicht unter⸗ ſen, zur Vorſicht zu mahnen. Neulinge verfahren nur zu oft ungeſchickt und täppiſch, ohne es zu wollen, bezüglich ohne zu wiſſen, wodurch ſie ſündigen. Man kann einem Vogel durch das Ausziehen größerer Federn nicht allein ſehr wehe tun, ſondern ihn auch ernſtlich gefährden, ihm den Arm brechen oder durch Verrenkung der Wirbelſäule töten, falls man nicht weiß, wie man es anzufangen hat, ihn möglichſt zu ſchonen. Letzteres geſchiht, wenn man ihn in die linke Hand nimmt, den Armknochen oder die Schwanzwurzel mit Daumen und Zeigefinger feſthält und ihm nun die Feder behutſam und in der chtung, welche ſie hat, alſo weder ruckweiſe noch ſeitwärts, auszieht. Von den alten dern läßt man vorſichtshalber einige ſtehen, um den friſch nachwachſenden anfänglich Schutz und Stütze zu geben. Um die ſtehenbleibenden braucht man ſich nicht weiter zu kümmern; ſie fallen rechter Zeit von ſelbſt aus. Sind beide Flügel in annähernd derſelben Weiſe beſchädigt, jo ahmt man den natürlichen Hergang der Mauſer inſofern nach, als man immer die ſich entſprechend gegenüberſtehenden Schwingen auszieht. Bei Beachtung ſer Vorſichtsmaßregeln wird man bald die Freude haben, einen gleichſam Neugeborenen * ſich zu ſehen, einen Vogel, welcher es deutlich merken läßt, wie wohl, ſtark und ſicher er ſich in ſeinem vollſtändigen und leiſtungsfähigen Kleide fühlt. | Vogel, welche gänzlich oder faſt gänzlich nackend ankommen, trennt man ſofort von den übrigen, erſetzt ihnen aber die Wärme, welche dieſe ihnen ſpenden, wenn die federloſen zwiſchen ſie drängen, in ausgibigem Maße, betupft auch die Haut anfänglich ein par Mal mit einem ölgeſättigten Schwämmchen oder, wenn dies nichts fruchten will, mit peru⸗ vianiſchem Balſam, einem der beſten Mittel gegen Hautkrankheiten, gewährt auch regelmäßig, jedoch nie ohne Aufſicht ein kühles, d. h. weder kaltes noch eigentlich lauwarmes Bad. Bei reichlichem und kräftigem Futter, genügender Wärme und etwas mildem Sonnenſchein am orgen und Abend, bedeckt ſich die Blöße der Geſchändeten oft in überraſchender Kürze wieder mit dem natürlichen Kleide, und ſie ſind dann ebenſo munter und vergnügt wie re ihrer Art. Demungeachtet will ich nicht raten, gerade ſie, vielleicht der Billigkeit halber, zu kaufen. Mit Vögeln, welche kürzere Reiſen zurückgelegt haben, braucht man natürlich iger Umſtände zu machen: eine tüchtige Mahlzeit, ein guter Trunk und ein kühles Bad erwärmten Raume genügen ihnen in der Regel, um ſich vollſtändig zu erholen. ei Beobachtung dieſer Maßnahmen wird man ſelten einen von den angekommenen I verlieren, e e welche aa ch angekommene Vögel ohne weiteres in 0 74 | Empfang und Berf 1 und Ertrinken oder mindeſtens Erkältung zur Folge haben, vermieden wurden; der daes. Uebergang aber von der gewohnten Lebensweiſe zu einer anderen, und ſei 15 gleich eine beſſere, wird den Vögeln verderblich: ſie können das Wohlleben eben 1 0 nicht ertragen. Muß man doch ſelbſt bei denen vorſichtig ſein, welche wohlbeleibt und gutbefiedert anfangen, 15 8 5 aber an ein anderes und zwar geringeres Futter gewöhnt ſind, als man ihnen zu bieten 2 gedenkt: um wie viel mehr alſo mit folchen, denen man durch Futter, Reinigung, Wärme und größere Freiheit erſt aufhelfen will! Jeder jähe Wechſel ſchadet dem gefangenen Vogel, 0 möge er ſich beziehen, auf was immer es ſei: dieſen ien e Lehrſatz wolte man 1 8 jederzeit berückſichtigen! 5 Ri Vielfache Anfragen, welche an mich geſtellt wurden und noch fortwährend an 1 g geſtellt werden, beſtimmen mich, Vorſtehendem einiges über zweckmäßigen 1 lebender x Vögel engage, 1 Wenn es ſich um Reiſen von geringer Dauer handelt, verurſacht der Verſand Keinen: erwähnenswerte Vorbereitung. Man nimmt einen entſprechend großen, gut gearbeiten Korb, welcher ja allerorten zu haben, am beſten ſolchen mit flachen Boden, näht eine Leinwanddecke an ſeinem oberen Rande bis auf eine kleine Oeffnung feſt, ſteckt durch dieſe den Vogel in den Korb, näht vollends zu, bezeichnet, ſchreibt auf den Begleitbrief: „Lebende Vögel 3 ſofort zu beſtellen!“ und übergibt dieſes Frachtſtück der Poſt zur Beförderung. Iſt die „ Witterung ungünftig, z. B. ſehr kalt, jo hängt man dem Korbe einen Zettel an und ſchreibt 7 0 17 auf dieſen die Bitte an die Herren Poſtbeamten, den Korb freundlichſt in dem Eiſenbahn⸗ ii poftwagen weder zu kalt noch zu warm ſtellen, noch der Zugluft ausſetzen zu wollen, und „ man darf ſicher fein, daß dieſer Bitte auch freundlichſt nachgekommen wird. Die Poſt iſt, falls man nicht einen Begleiter ſenden oder gewinnen kann, jeder anderen Verkehrsanſtalt 1 vorzuziehen, weil ſie nicht nur am raſcheſten, ſondern kleinere, wenig wiegende Sendungen 5 auch am billigſten befördert, billiger jedenfalls als Eiſenbahnen, welche, wenn man 1 I Verſendung mit den Schnellzügen beansprucht, ſehr hohe Fracht verlangen. Wer koſtbare EN Vögel zu verſenden hat, wird übrigens immer gut tun, den e vorher von der I Zeit des Abganges in Kenntnis zu ſetzen. 1 I Währt die Reiſe unter zwölf Stunden, ſo iſt nicht einmal Beigabe von Futter und a He © Trinken nötig; währt fie länger, jo ſtreut man dieſes, (für Weichfreſſer Ameiſenpuppen und „ getötete Mehlwürmer, für Körnerfreſſer Geſäme, für andere Vögel nach Bedarf möglichſt 0 | trockene Nahrung) in den Korb und heftet an den Seiten desſelben einen Badeſchwamm iR feſt, welchen man mit ſoviel Waſſer tränkt, als er aufnimmt; oder man bindet zweckmäßiger 5 ein Trinkgefäß an einer Korbwand feſt, füllt es mit Waſſer und preßt einen Schwamm oben | jo hinein, daß derſelbe zwar feuchtgehalten wird, aber doch das Auslaufen des nicht von ihm aufgeſogenen Waſſers verhindert. Ein ſolcher Schwamm, welcher auch die Verdunſtung des Waſſers verlangſamt, leiſtet treffliche Dienſte, muß jedoch, damit ihn der Vogel nicht herausziehen kann, durch zwei kreuzweiſe über ihn weglaufende Dräte im Trinknapfe befeſtigt werden. Sehr zweckmäßig find kleine Blechgefäße mit eingebogenen Rändern, welche das Ausgießen des Waſſers ohnehin ſchon erſchweren und den Schwamm feſt halten. Trinknäpfe ohne Badeſchwamm in den Korb zu ſtellen oder in ihm zu befeſtigen, iſt nicht ratſam, weil die Vögel das Waſſer doch verſchütten, ſich einnäſſen, ohne ſich trocknen zu können und darunter leiden. Letzteres geſchiht in der Regel auch dann, wenn man den Trinknapf außen vor einem Loche anbringt, durch welches ein größerer Vogel ſeinen Kopf ſtecken muß, um zu trinken, weil mitleidige Poſtbeamten vor allem anderen bemüht ſind, einen ihrer Pflege ausdrücklich oder nicht ausdrücklich übergebenen Vogel nicht Durſt leiden zu laſſen. Etwas Durſt ſchadet dem zu verſendenden Vogel aber viel weniger, als durchnäßtes Gefieder, welches er nicht zu trocknen vermag. An den Folgen ſolcher Durchnäſſung und Erkältung ſterben — — = — — — — EN * de — TRE 753 I Heben, a man 1 ge en ob nicht etwa 9 1 und da das ſcharfe Ende mer Rute oder eine ſonſtige Spitze über das Geflecht vorſtehe, weil es vorkommen kann, de der eingeſperrte Vogel hieran ſich verletzt. Stölker will den Korb als Verſandmittel 5 zlich verbannt wiſſen, weil er nicht allein derartige Uebelſtände, ſondern auch die Neu⸗ gierde der Poſtamten fürchtet, welche ſogar in Durchlöcherung der Leinwand Befriedigung ſuchen ſoll: ich meinesteils muß ſagen, daß ich Aehnliches noch nicht erfahren habe und mit en Körben immer ſehr zufrieden geweſen bin. Liebhaber, welche regelmäßig Sendungen empfangen und abgehen laſſen, bedienen ſich ziemlich allgemein eines Verpackbauers oder Verſandkäfigs, welcher raſch große Verbreitung gefunden hat, gegenwärtig in ganz Europa, Weſtafrika, Amerika und Auſtralien verwendet wird und durch leichte Polſterung ſeiner Decke auch für die Himmelſtürmer unſchädlich gemacht werden kann. Der Verſandkäfig, welcher nur für kurze Reiſen dienen ſoll, iſt ein einfaches Käſtchen, deſſen eine Wand von oben herab bis zu zwei Drittel ihrer Höhe vergittert und mit einer höchſt einfachen, im Gitterwerk angebrachten Schiebetüre verſehen wurde. An der einen Seite befeſtigt man ein Trinkgefäß, zu welchem jedes Salbenbüchschen b dienen kann, füllt es mit Waſſer und einem entſprechenden Badeſchwamme, in den Stollen, | velcher durch das nicht bis zum Boden herabreichende Gitter gebildet wird, ſtreut man 8 Ya vor dem En De man, zunächſt nur an einer Seite, etwas 1 Pack⸗ den Eindrücken bewahrt und auf ſich ſelbſt beſ cräntt, wie all dieſes ja auch im Korbe geſchiht. Doch ſoll die Leinwand niemals jo dicht ſchließen, daß fie genügenden Luftwechſel verhindert; auch muß man ſtets einen hellfarbigen Vorhang wählen, welcher in dem ohnehin düsteren Gepäckwagen wenigſtens ſo viel Licht durchläßt, daß der Vogel zum F ternehmen noch hinlänglich ſehen kann. Ein Sprungholz darf dem Verpackbauer nur in dem Falle fehlen, daß man einen entſchiedenen Erdvogel verſendet, welcher ſich überhaupt 2 En auf Zweige 1 Für e dagegen iſt ee eine Sitzſtange aus dem öchmuze gde und ſich beim Hin⸗ und Hertragen des Käfigs feſtzuhalten. Höchſt rießlich für die Ruhe des reiſenden Vogels iſt es, am Deckel des Kiſtchens eine bequeme ge anzubringen, nach on der Poſtbeamte oder Träger e greifen wird. ei nee, n Sei en mil een einer e Ge ellſchaft kleiner, gleichartiger ode 055 ER wendet man den e Verpackbauer an. Er iſt 76 | Empfang und 1 liegende Sitzſtangen, im beſten Falle auch Schubladen aus Holz und Blech mit „„ Klappen zur Aufnahme von Futter, Trinkwaſſer und Sand, welche unterwegs heraus⸗ 1 genommen, gereinigt und friſch gefüllt werden ſollen. Die Leinwanddecke befeſtigt man b mehrtägigen Reiſen nur oben; ſie kann ſo durch den begleitenden Wärter von Zeit zu Zeit 9 zurückgeſchlagen werden, um den Vögeln zu friſcher Luft, zu Licht und Sonnenſchein 30 1 verhelfen. In dieſem Käfige reiſen alle kleineren Vögel, welche von verſtändigen Händlern verſendet und beziehentlich begleitet werden; in ihm erhalten wir mit ſehr unbedeutendem 5 3 3 Verluſt Vögel von England und e als Eil- und Poſtgut zugefandt: er hat ſich in jeder Beziehung bewährt, verbreitet ſich immer mehr und zählt zu den unerläßlichen Geräten eines Liebhabers, welcher, wie er früher oder ſpäter muß, wenn auch nicht Handels⸗ jo doch Tauſchgeſchäfte betreiben will. Traut man dem Ortstiſchler nicht zu, nach 1 1 | ſtehender Beſchreibung einen Verſandbauer anzufertigen, jo nimmt man eine einfache, innen glatte Kiſte, bringt in ihr Sitzſtangen und Futtergeſchirre an, ſchließt ſie oben durch ein Sproſſenwerk aus Holzleiſten oder durch Dratgitter und gibt ſie auf die Reiſe. f Zur Verſendung größerer Papageien bedient man ſich meiſt eines ſehr kleinen Verpack⸗ Be bauers, welcher den Vogel eben aufnimmt, ihm jedoch kaum oder nicht geftattet, ſich umzudrehen. Auf dem Boden iſt ein Querholz zum Sitzen aufgenagelt, die Gitterſeite, vor | dem Geſicht des Sittichs mit Blech beſchlagen, das Gitter ſelbſt aus ſtarkem Drat gefertigt und wohl befeſtigt, ein Futternapf und ein Tränkbüchschen mit Schwamm innen mittels Drat an das Gitter gebunden. Trotz dieſer Vorkehrungen, welche mich ſtets an den Kerker eines Zellengefängniſſes erinnern, und welche vielleicht noch ſchlimmer find als dieſe, weil fie dem Vogel kaum eine Bewegung erlauben, bringt es der reiſende Papagei oft binnen wenigen Stunden fertig, ſich durchzufreſſen und zu gerechtem Entſetzen des fahrenden Poſt⸗ beamten am Briefſortiertiſche ſich einzuſtellen. Solchen Zwiſchenfällen muß man bei Ab fertigung größerer Sittiche immer entgegenſehen, bei Verſendungen auf weite Strecken daher a nach beiten Kräften vorzubeugen ſuchen. Kleinere Sittiche kann man ohne alle Beſorgnis in gewöhnliche Verſandkäfige ſperren, insbeſondere wenn man ſie par⸗ oder geſellſchafts⸗ weiſe verſchickt. Sie finden dann kaum Zeit, unterwegs ihre ohnehin kraftloſen Schnäbel an den Wänden ihres Reiſegefängniſſes zu verſuchen. 8 Für den Verſand während ſtrenger Winterkälte hat Stader eine vorzügliche Ein⸗ richtung getroffen. Er ſetzt einen großen Verpackbauer, mit ſenkrechtem Gitter und am Deckel angebrachter Türe in eine etwas größere, an der Vorderwand verglaſte Kiſte, ſchraubt den Bauer in derſelben feſt, ſchneidet zur Aufnahme der Geſchirre ſich entſprechende Löcher durch die Rückwände der Kiſte und des Bauers, ſo daß er im Stande iſt, dieſen von außen zu verſehen, bringt hierauf die Vögel in den Bauer und nagelt den mit einigen Luftlöchern verſehenen Kiſtendeckel feſt zu. Es bildet ſich ſomit rings um den Bauer eine Luftſchicht, welche von den Vögeln ſelbſt genügend durchwärmt wird und zur Abhaltung der äußeren Kälte dient. Stader hat in ſolcherart durchheizten Reiſegefängniſſen während der ſtrengſten Kälte des Winters von 1869 zu 70 Papageien ohne Verluſte von eee nach Moskau gebracht, ſeine Verſandkäfige alſo genügend erprobt. „ Ein Vogelwirt, welcher Vorſtehendes aufmerkſam geleſen, wird den Verſand aller übrigen Arten in zweckmäßiger Weiſe bewerkſtelligen, falls er ſich nur vergegenwärtigen will, daß der reiſende Vogel ebenſo gut wie der reiſende Menſch gebotene Annehmlichkeiten dankbarlich anerkennt. Zu dieſen Annehmlichkeiten gehört vor allem ein verhältnismäßig geräumiger Korb oder Bauer, welcher namentlich im Sommer das Wohlbefinden des Vogels verbürgt und dadurch die vielleicht etwas größeren Frachtkoſten reichlich deckt; zu ihnen zählen alle Vorkehrungen, welche unterwegs möglichſte Reinhaltung des Käfigs be⸗ zwecken u. d. m. Ein ſchlecht beſorgter Vogel läuft Gefahr bei jeder Uebertragung von r — * RER ER 8 — — · · r n 1 5 — — 2 * — SEN > 57 * » gelzucht. In eh Hahnehnten galt es als etwas Außerordentliches, wenn ein noch nicht zum Haustiere gewordener, gefangener Vogel ſich fortpflanzte; Anfänger in der Vogelkunde oder angehende Liebhaber ſind heut zu Tage noch derſelben Meinung. Wir denken anders. 5 Seitdem ſelbſt gefangene Strauße bei uns zu Lande ſich vermehrt haben, ſind wir ab— geſtumpft worden gegen das Geſchrei, welches Dieſer oder Jener erhebt, wenn ihm das Glück wohl wollte, und er einen beſtimmten Vogel mit Erfolg zum Niſten ſchreiten ſah. Die Anfänger pflegen ſich ein derartiges Geſchehnis zum Verdienſt anzurechnen, während wir beſcheiden eingeſtehen, daß dieſes Verdienſt erſt in zweiter Reihe beanſprucht werden darf. Damit ſoll ſelbſtverſtändlich nicht gejagt ſein, daß das Zutun des Pflegers be— 5 deutungslos ſei, ſondern nur betont werden, daß 11955 der Ziele der Vogelpflege ſelbſt bei nicht ſachgemäßer Behandlung der gefangenen Vögel erreicht werden kann. Nach dem gegenwärtigen Stande unſerer Kenntnis und Erfahrung dürfen wir be- haupten, daß wenn auch nicht alle im rechten Alter ſtehenden, geſunden und kräftigen Vögel, ſodoch die meiſten derſelben in der Gefangenſchaft zur Fortpflanzung ſchreiten, falls man ihnen die erwünſchte Wärme, den nötigen Raum, die erforderlichen Niſtgelegenheiten und vor allem die erſprießlichſte Nahrung bietet und ſie übrigens ſo viel als möglich 9 währen läßt. In der Schwierigkeit, allen dieſen Anforderungen des Vogels gerecht zu werden, ſie vereinigt zu erfüllen, iſt die Erklärung der Miserfolge zu ſuchen, über welche wir zur Zeit noch klagen. Je leichter es uns wird, die notwendigſten Anjprüche unſerer gefiederten Pfleglinge zu erfüllen, um ſo ſicherer wird in ihnen der natürlichſte aller Triebe ich regen, um jo gewiſſer der Erfolg uns lohnen. Mehr 115 alles übrige tritt uns noch immer die Schwierigkeit unſere gefangenen Dh gel nicht bloß genügend, ſondern auch in der ihnen zuſagenden Weiſe zu ernähren indernd in den Weg. Es pflanzen ſich in der Gefangenſchaft faſt nur diejenigen Arten fort, denen wir ein Erſatzfutter, welches ihrem natürlichen möglichſt entſpricht, zu reichen . Daher denn auch die einfache Erklärung der Tatſache, daß es vorzugsweiſe die Körnerfreſſer ſind, welche im Gebauer niſten, und, daraus folgernd, für den angehenden 6 ebhaber der Wink, allen Arten dieſer Gruppe, welche im Sommer, ſei es auch bloß ebenbei, Kerfe freſſen, dieſe, wenn die Brutzeit heranrückt, ſo viel als möglich zu erſetzen. Daß eine beſtimmte Größe des Gefangenenraumes ebenfalls von Bedeutung iſt, bedarf m des Beweiſes; daß man Vögeln, welche ſich fortpflanzen ſollen, alle Störungen Hemmniſſe nach Kräften aus dem Wege zu räumen hat, verſteht ſich eigentlich ebenfalls ſelbſt; und daß man endlich bei allen denen, welche dem heißen Gürtel der Erde ammen, während der Brutzeit wenigſtens für eine gewiſſe, insbeſondere für gleich— äßige Wärme ſorgen muß, drängt ſich auch dem blöden Verſtande als Notwendigkeit uf. Doch will ich ſchon hier bemerken, daß die Behauptungen älterer Schriftſteller, welche r die Bruträume oder Brutorte eine ſehr hohe Wärme verlangen, irrtümlich find, J ng zu den für uns überwundenen . gehören. Gleichmäßigkeit der 78 | Voagelzucht. —+ 15 bis 189 R. nicht zur Fortpflanzung ſchreiten ſiht, wird wohl in den meiſten Fälen vergeblich ſtärker heizen, falls er nicht gleichzeitig andere Mängel feiner Einrichtung und Behandlungsweiſe beſeitigt. Für dieſe meine Behauptung führe ich die Vögel der ſüdlichen 8 Halbkugel an, deren Frühling und bezüglich Sommer in unſeren Herbſt und Winter fallen, welche aber dennoch bei uns mit Erfolg ſich fortpflanzen, und nicht bloß im geheizten Raume, ſondern auch im Freien. Dagegen will ich gern zugeben, daß feuchte Wärme, wie ſie in Gewächshäuſern herſcht, allen Vögeln der Wendekreisländer während der Brut⸗ zeit höchſt willkommen, für fie alſo auch Antrieb fein mag, ſich zu paren und zu begatten. Es fällt mir ſchwer, außer vorſtehend Geſagtem, allgemeine Grundregeln für die Vogelzucht aufzuſtellen. Gerade in dieſer Hinſicht erſcheint blindes Nachtun ſehr bedenklich. BG Der Liebhaber hat nicht das Recht, einen beſtimmten Fall als Geſetz anzuſehen, vier mehr die Pflicht, die Behandlungsweiſe ſeiner zur Züchtung beſtimmten Vögel den jeweiligen Umſtänden entſprechend einzurichten, jene genau zu beobachten, ihre Wünſche, Er um mich jo auszudrücken, zu erraten, und feine Unterſtützung nicht nach der Vorſchrift des Einen, ſondern nach Erwägen aller einſchläglichen Verhältniſſe zu gewähren. Und das iſt keineswegs leicht, im Gegenteile oft recht ſchwierig. Es erfordert vor allem einen ſelb⸗ ſtändigen, richtig beobachtenden, denkenden und folgernden Menſchen, keinen blinden Nachbeter, keinen Gläubigen, welcher auf die Weisheit Anderer ſchwört, ſondern einen Ungläubigen, welcher zwar alles Gegebene benutzt, aber auch alles prüft, unterſucht, abändert, verbeſſert — einen Forſchenden, um es mit einem Worte zu ſagen. Demungeachtet will ich, nachdem ich hoffentlich alles und jedes Apoſteltum von mir abgeſchüttelt, für Diejenigen, welche es 0 zu bedürfen glauben, einiges folgen laſſen, von dem ich meine, daß es allgemeine Giltigkeit 5 haben kann. Selbſtverſtändlich beruht alles, was ich ſagen werde, N auf 1 0 f rungen, wenn nicht eigenen, ſodoch ſolchen von Anderen. Erſtes Erfordernis zur Erreichung des Zweckes iſt in meinen Augen eine den natür⸗ lichen Verhältniſſen entſprechende Auswahl der Stücke, von denen man hoffen darf, daß ſie niſten. Man erwerbe oder vereinige bloß vollkommen geſunde, durchaus fehlerfreie Vögel, falls irgend möglich mehrere, beobachte ſie genau, achte ſorgfältig auf die beginnende Zu⸗ neigung zwiſchen einem Männchen und einem Weibchen, unterſtütze dieſelbe nach Befinden und trenne diejenigen, welche ſich gepart haben, unter keiner Bedingung. Eine freiwillig geſchloſſene Ehe, bei den meiſten Vögeln ein Bund für das Leben, gewährt ſtets eine beſſere Bürgſchaft für Nachzucht als eine wenngleich nur halb und halb aufgedrungene Verbindung. Solche gehen unter Umſtänden auch die Vögel ein, meiſt mit ſcheinbar derſelben Begeiſterung: wie bei den Menſchen, kommt es vor, daß halblahme oder ſonſtwie fehlerbehaftete Weibchen umworben, geehlicht, befruchtet werden und Junge bringen; es geſchiht ſogar, daß ſich Männchen mit andersartigen Weibchen paren und Blendlinge erzeugen: die Ergebniſſe ſolcher Vereinigungen kommen jedoch nur ausnahmsweiſe denen aus freiwilligen Ehen gleich, weil ſich Fehler und Mängel ebenſo leicht forterben als Vorzüge. Aus dieſem Grunde vermeide man es auch ſo viel als möglich, Geſchwiſter zur Parung zuzulaſſen, alſo Inzucht zu treiben, welche früher oder ſpäter zur Entartung oder doch Schwächung führen muß. Es iſt hier nicht der Ort, für dieſe Warnung Belege beizubringen; ich werde dies jedoch ſchon gelegentlich der Beſchreibung des Wellenſittichs in überzeugender Weiſe tun können 17 und verweiſe auf die betreffende Stelle. Gefangene Vögel niſten um ſo eher, je mehr die Umſtände, unter denen ſie leben 1 den urſprünglich für ſie maßgebenden ähnlich ſind oder entſprechen. Dieſer Lehrſatz bezieht ſich nicht allein auf die bereits hervorgehobenen Bedingungen, ſondern auch auf die Ver⸗ hältniſſe, unter denen eine beſtimmte Art mit Ihresgleichen, ſowie mit andersartigen Vögeln lebt. Es iſt daher durchaus nicht gleichgiltig, ob man die Gefangenen, deren a Be r SEN Re 2 j N x 5 E Era z P * . . NEE — > el K e e ER, 3 EN ET ER RL TER * * Pe } r 8 S ea a a ri . De 1 2 2 Vogelzucht. | 79 hrung man 1 wicht, allein oder mit anderen Pärchen derſelben Art oder mit ſolchen er Arten zuf ſammenbringt. | Alle Vögel, welche im Freileben ein heſtumtes Niſtgebiet ſich erwählen, dasſelbe gegen er ihrer Art abgrenzen und eiferſüchtig zu behaupten ſuchen, werden auch in der igenſchaft einzeln gehalten werden müſſen, am allerwenigſten aber mit nur noch einem en zuſammengebracht werden dürfen. In dieſem Falle nehmen Streit und Zweikampf er den parungsluſtigen Männchen kein Ende, und verhindert die dadurch herbeigeführte rung ſehr oft die Fortpflanzung. Eher noch läßt es ſich ausführen, drei, fünf oder hr Pärchen ſolcher Arten zuſammen zu bringen, weil dann beginnenden Kämpfen zweier enbuhler durch Einmiſchung eines dritten Männchens meiſt ein Ende gemacht wird: es iſt unmöglich, an dem im Augenblicke bitter gehaßten Gegner den vollen Ingrimm aus⸗ zulaſſen, wenn ein Dritter dazwiſchen tritt und wahllos dieſem oder jenem auf den Kopf ſchlägt oder hackt. Dagegen iſt es nun aber wiederum vorteilhaft, den in Rede ſtehenden Vögeln Gelegenheit zu geben, ihr Selbſtbewußtſein zu ſtärken, ſie durch wenigſtens zu erwartenden Widerſtand zu entflammen, ihre Eiferſucht zu wecken. Aus dieſem Grunde mag man dem fortpflanzungsluſtigen Pärchen ein zweites zugeſellen, derart, daß ein Männchen das andere ſiht oder hört, ohne zu ihm gelangen zu können. Jeder Ausdruck der Begeiſterung, welchen das eine vernehmen läßt, erregt die des anderen, und je höher die Erregung, um ſo eher, um ſo gewiſſer der Erfolg, um ſo ſtürmiſcher die Liebeswerbung des Männchens, um ſo zuvorkommender die Hingebung des Weibchens. Darin aber gerade be— gründet ſich zum guten Teile das Ergebnis der Parung: befruchtete Eier, kräftige Junge en und ſolche find es ja doch, welche man erzielen will. g Mit andersartigen und verträglichen Vögeln darf man das Nachzucht verſprechende Pärchen ohne Bedenken zuſammenbringen. Unter einer gemiſchten Geſellſchaft fried⸗ fertiger Mitglieder unſerer Klaſſe entſtehen zwar auch Raufereien; denn das Recht des Stärkeren kommt in der Tierwelt noch bedingungsloſer zur Geltung als unter den Menſchen: der Streit gilt jedoch in der Regel bloß den beſten Niſtplätzen, den bevorzugten Ruheſitzen, dem Futter ꝛc., und hier läßt ſich ja überall leicht Abhilfe ſchaffen. Daß übrigens die Geſellſchaft mit andersartigen Vögeln ebenfalls weſentlich dazu beiträgt, ein günſtiges Zuchter⸗ gebnis zu erzielen, unterliegt keinem Zweifel. Wenn im Geſellſchaftskäfige ein Pärchen mit dem Bau ſeines Neſtes beginnt, fühlt ſich faſt regelmäßig ein zweites bewogen, dasſelbe zu tun, und es wirkt dann das gute Beiſpiel verlockend für die übrigen. Daher ſoll man, falls es möglich, nur ſolche Arten zuſammenbringen, welche einen und denſelben Frühling, eine in dieſelben Wochen oder Monate fallende Hochzeit des Lebens haben. Dieſen Wink hat man beiſpielsweiſe zu beherzigen bei Papageien, Finken, Hühnern, Enten, welche bekanntlich den Frühling ihrer Heimat mit in die Fremde nehmen, d. h. in denſelben Monaten zur rtpflanzung ſchreiten, in denen fie oder ihre Vorfahren im Geburtslande es getan. Es alſo nicht gleichgiltig, ob man einen Prachtfinken, welcher am Senegal und am Vor⸗ irge der guten Hoffnung lebt, 9 weitere Vorbeobachtungen zu anderen bringt, welche En li arten, a e bilden, wird es fa zur Notwendige 1 die © ef 15 nn... zu e wenn 0 zur e ſchreiten ſollen. Ein — 80 Vogelzucht. brütet wohl ebenfalls in Gefangenſchaft, entſchieden aber weniger beſtimmt, als wenn man i i = für gleichartige Geſellſchaft Sorge trägt. Wer mir klagt, daß ein Par Wellenſittiche, dem . doch alles Nötige gereicht werde, nicht zum Niſten ſchreiten wolle, dem rate ich zunächſt zur Anſchaffung eines zweiten, dritten Pares. Hier handelt es ſich nicht um gegenſeitige Eiferſucht, ſondern nur um wechſelſeitige Nacheiferung: dieſe aber vermag viel, wenn fe ernſtlich iſt. Bei den eigentlichen Sidelvögeln wirkt die Geſellſchaft begeiſternd; fie erſcheint gewiſſermaßen als unumgängliche Bedingung zur Ausübung der höchſten Lebenstätigkeit. Ein Webervogelmännchen nimmt, ſcheinbar aus Spielerei, einen Grashalm, eine Faſer und beginnt zu bauen; das zweite ſiht es, ahmt ſofort das gute Beiſpiel nach; das dritte ſchließt ſich beiden an: und binnen wenigen Tagen baut die geſammte Geſellſchaft, feſſelt dadurch die Aufmerkſamkeit der Weibchen, und auch dieſe tun, was ihnen zukommt. Das | | ſind Tatſachen, welche wohl verdienen, gebürend erwogen und beziehentlich benutzt zu werden. el Hat man zur beabjichtigten Züchtung bloß ein Pärchen zur Verfügung, und macht dieſes zur rechten Zeit keine Anſtalt zur Parung, ſo mag man zur Anfeuerung ein Mittel in Anwendung bringen, welches von Sachkundigen empfohlen wurde und meiner Anſicht nach in vielen Fällen wirkſam ſein dürfte. Es beſteht darin, die liebesfaulen Gatten 3 zeitweilig zu trennen, die Gebauer jedoch ſo zu ſtellen, daß ſich beide beſtändig ſehen und hören können, bis man merkt, daß die Sehnſucht beiderſeitig rege geworden iſt. Dann bringt man das Pärchen wieder zuſammen und achtet auf das, was geſchiht. Wenn auch nach ſolcher Trennung das frühere Verhältnis ſich geltend macht, ſiht es ſchlimm aus, obwohl noch keineswegs alle Hoffnung aufgegeben werden darf. Denn dasſelbe Pärchen, 99 welches in zwei oder drei Jahren kein Ei legte, kann im vierten Jahre eifrig brüten. Handelt es ſich um Vögel, welche jahraus, jahrein im Freien leben, die Unbilden unſeres Winters alſo nicht fürchten und in unſerem Frühlinge zur Brut ſchreiten, ſo laſſe man ihnen den Frühling auch werden. Man bringe ſie alſo, falls man es wirklich für nötig erachtet, ſie in den ſtrengſten Wintertagen in geſchloſſenen, vielleicht heizbaren Räumen zu halten, ſobald als irgend tunlich ins Freie, damit ihnen der Unterſchied zwiſchen Winter und Frühling merkbar werde, damit ihnen der belebende Hauch des Lenzes zu Gute komme, der erſte milde Sonnenſtral Luſt zum Leben und Lieben in ihnen wecke, damit ein kräftiges, unverzärteltes Par auch einen kräftigen Nachwuchs erzeugen möge. Mit innigſtem Ein⸗ verſtändniſſe nahm ich wahr, daß Freund Bodinus, dieſer Altmeiſter unter den euro⸗ päiſchen Vogelzüchtern, ſeine koſtbaren Glanzfaſanen noch mitten im Winter auf den Frühling vorbereitete, fremdländiſchen Gänſen nicht bloß den Aufenthalt im Freien, ſondern auch die Freiheit der Bewegung und die Auswahl einer von ihnen ſelbſt zu ſuchenden Nahrung geſtattete, um ſie für das Brutgeſchäft zu ſtärken. Die Glanzfaſanen beglaubigten die Richtigkeit ſeines Verfahrens dadurch, daß die Hähne ſofort zu balzen begannen, die Gänſe hielten ſich ſo ſtolz und unternehmend, daß man das Endergebnis, auch ohne die Gabe der Weiſſagung zu beſitzen, wohl vorausſagen durfte. Bei allen Schwimmvpögeln, von denen man Nachzucht wünſcht, macht ſich ſolche Behandlungsweiſe geradezu notwendig, ſchon weil man hochzeitenden Vögeln die Vollſtändigkeit und Reinheit ihres Gefieders erhalten muß, ſie ſo großen, waſſerbedürftigen Arten in geſchloſſenen Räumen aber nicht erhalten kann. Unter ihnen gibt es wenige, welche nicht im Stande wären, einen gewöhnlichen Winter im Freien zu durchleben; man läuft alſo bei der großen Mehrzahl nicht die mindeſte Gefahr, wenn man ſie auf ihrem Weiher beläßt, vorausgeſetzt natürlich, daß man ſie entſprechend unterſtützt, ihnen durch Aufeiſen zu freiem Waſſer, durch Strohſchütten zu trockenen Sitzplätzen, durch reichliches Futter zu genügender Widerſtandsfähigkeit verhilft, ihnen alſo das gewährt, was ich unter Schutz und Behaglichkeit verſtanden wiſſen will. Vogelzucht. | | 81 i 5 enen Bei Henſengen Arten, welche im a oder in Einzelkäfigen niſten, jäßt ſich dieſe Bedingung unſchwer erfüllen, bei denen hingegen, welche im Fluggebauer zur Fortpflanzung ſchreiten ſollen, nicht immer ſo leicht durchführen, weil man die Bedürfniſſe 5 der einzelnen teilweiſe ihnen erſt abſehen, und weil ſich das Zuſammenleben der Genoffen- aft erſt ausbilden muß. Zur beſſeren Erläuterung will ich hinſichtlich der in Einzelkäfigen hauſenden Arten noch ausdrücklich bemerken, daß ich unter Störung auch alles und jedes Verſetzen des Käfigs verſtehe, wie es nur zu häufig und meiſt ohne Grund vorgenommen wird. Wer alſo auf Erfolg hoffen will, richte ſeinen Heckkäfig vor der Brutzeit her, be- N ſtimme für ihn einen Platz im 1 welcher allen Anforderungen möglichſt entſpricht, much den Vögeln unwandelbar angehören darf, und überlaſſe dieſe jo viel als tunlich ſich ſelbſt, nehme fie auch nach der Brutzeit ohne Not nicht aus ihrem Gebauer. Inm allgemeinen darf man ſagen, daß die Bedürfniſſe der Vögel, ſoweit es ſich um den Bau des Neſtes handelt, ſehr geringe, ihre Anforderungen höchſt beſcheidene ſind. Sie fügen ſich willig und geſchickt den Umſtänden, erkennen dankbar jede ihnen geleiſtete Unter⸗ ſtützung und machen ſich das ihnen Gebotene beſtmöglichſt zu Nutze. Trotzalledem darf eine ewiſſe Einrichtung dem Brutraume nicht fehlen. Ein im Freien ſtehendes Fluggebauer at durch die in ihm vorhandenen lebenden Pflanzen vor dem feſt überdachten Raume oder em Zimmer große Vorzüge; denn in den Gebüſchen, welche möglichſt dicht gehalten werden, in dem Geflecht der Schlingpflanzen oder dem Gewirr der Gräſer finden ſich ganz von ſelbſt heimliche, wohl verborgene Niſtplätzchen für viele Arten, während ſolche in der nackten Vogelſtube erſt geſchaffen werden müſſen und in gleicher Annehmlichkeit wie dort überhaupt nicht geſchaffen werden können. Es genügt daher, im freiſtehenden Fluggebauer, neben ausgehöhlten und in Kämmerchen geteilten Weiden⸗ oder andersartigen Baumſtämmen, hier und da noch einige Niſtkäſtchen und kleine Gebauer anzubringen und die nötigſten Bau⸗ ſtoffe zu reichen, während im geſchloſſenen Raume durchgreifendere Vorkehrungen erforderlich werden. Hierfür darf man die Regel aufſtellen, daß größtmögliche Manchfaltigkeit der Einrichtung, bei beſtändiger Bedachtnahme auf unbehinderte Reinhaltung des Raumes, am zweckmäßigſten und erſprießlichſten iſt. An allen Stellen, welche den Mäuſen unzugänglich erſcheinen, befeſtigt man zunächſt Reiſichbündel; inmitten des Raumes ſtellt man ſorglich vorgerichtete Niſtbäume auf; an den Mauern und geſicherten Gitterwänden bringt man Niſtbauer, Niſtkäſtchen an; auf die ſtärkeren Zweige nagelt oder heftet man offene, an die 5 Decke hängt man geſchloſſene Körbchen, am beſten mittels eines längeren Drates. Einige Reiſichbündel ſetzt man aus dichtveräſtelten Gezweigen derart zuſammen, daß ſich zwiſchen dem Geäſt Hohlräume zu geeigneter Aufnahme der Neſter bilden, vereinigt und bindet die Büſche alſo ſo, daß ſie die beabſichtigte Richtung, Stellung und Veräſtelung für allemal behalten, und bedient ſich, um ſicherer zu gehen, des Eiſendrates als Binde⸗ | Br on, fangen 1 15 0 El Ta a EINEN — al 5 ae! . — — ae 2 TER 82 VAR Vogelzucht. 1 5 a ; als Unterlage für das Neſt gern benutzt wird. Außer ſolchen Reiſichbündeln 1 man für alle diejenigen Vögel, welche ihr Neſt dicht über dem Boden anlegen, einige Binſen⸗ 1 oder Rietgrasbüſche mit dem Wurzelſtocke ausheben und hier und da auf den Boden ftellen, 2 oder zu gleichem Zwecke einen Rohrbuſch binden und befeſtigen, ſo daß die Halme unten dicht vereinigt ſind, oben dagegen den zur Aufnahme des Neſtes erforderlichen Spielraum haben. Auch lebende Pflanzen in Töpfen finden ihre Liebhaber. „In einem Winkel meiner 5 Vogelſtube ſtehende Reſedabüſche,“ ſchreibt mir mein Bruder, „ wurden von Blutfinken 1 (Pytelia minima) allen Käſtchen und ſonſtigen Niſtgelegenheiten vorgezogen und mit einem aus Baumwolle gefertigten reizenden Neſte ausgebaut.“ Nur einen Nachteil 17 derartige 1 Büſche: fie werden von den Mäuſen arg heimgeſucht. Zu Niſtbäumen wählt man alte, hohle Weiden, welche Korn gehörig getrocknet 9 3 beſſer gedörrt wurden, um den ihnen anhaftenden, vielen Vögel höchſt unangenehmen Geruch zu mildern, und welche man ſodann im Innern entſprechend vorrichten läßt. Dies geſchiht am einfachſten, indem man den ganzen Stamm ſeiner Länge 9 nach auseinanderſägt, alſo in zwei Hälften teilt, in jeder derſelben ſo viele, allſeitig geſchloſſene Kämmerchen mit Fluglöchern anbringt, als ſich anbringen laſſen, hierauf aber die Hälften wieder zuſammenſetzt und durch Nägel oder Dratringe verbindet. Will man die Einrichtung vervollkommnen, ſo verſiht man jedes Kämmerchen hinten mit einem gut ſchließenden Schieber und vereinigt die Stammhälften durch Bänder, ſo daß die eine an | der anderen fich bewegt, wie eine Türe in ihren Angeln. Hierdurch erlangt man den Vorteil, jedes einzelne Kämmerchen nötigenfalls beſichtigen und ſeiner Zeit reinigen zu können. Ein geſchickter Tiſchler wird im Stande ſein, einen mäßig dicken, mittelhohen Weidenſtamm in 16 bis 20 Kämmerchen zu teilen und ſomit für ebenſo viele Höhlenbrüter Niſträume herzuſtellen. Bemerkt mag noch werden, daß jedes Kämmerchen nicht breiter als 15 bis 20 em., nicht höher und nicht tiefer als 10 bis 12 em. zu fein braucht, falls es kleineren Höhlenbrütern bis zur Größe eines Wellenſittichs dienen ſoll, daß es aber außer dem Flugloche, welchem man einen Durchmeſſer von 4 em. gibt, anderweitige Zugänge nicht haben darf, vielmehr überall ſorgfältig geſchloſſen, beziehentlich gedichtet ſein muß, da den Vögeln jeder Lichtſtral, welcher an einer anderen Stelle als durch das Flugloch eindringt, unangenehm iſt. Den Fuß des Niſtbaumes, welcher teilweiſe entweder in den Fußboden eingegraben oder einem hier eingerammten ſtarken Pfahle aufgeſetzt wird, ſchützt man gegen Klettergelüſte der Mäuſe durch einen Blechmantel von 30 em. Höhe, dem man, falls der Schönheitsſinn beleidigt werden ſollte, einen borkenartigen Anſtrich geben kann. Derartige Niſtbäume eignen ſich insbeſondere für geſelliglebende Höhlenbrüter, beiſpielsweiſe Wellen⸗ ſittiche und andere kleine Papageien; ſie bilden in den belgiſchen Fluggebauern, in denen man alljährlich hunderte der erſtgenannten züchtet, deren einzige Niſtgelegenheiten. Ihre Reinigung nach der Brutzeit läßt ſich ſehr leicht bewerkſtelligen. Ungeziefer harmloſerer Art (Milben) niſten ſich, wohl des Mulmgeruchs halber, vom Hauſe aus weniger in ihnen ein, und den Mäuſen kommt man in den einzelnen Kämmerchen viel leichter bei als in anderen Höhlungen. Als Niſtbauer kann jeder leine Käfig benutzt werden, da derſelbe doch nur den Zweck hat, dem Neſte zur Unterlage zu dienen. Am häufigſten verwendet man Harzer Bauer und zwar ebenſowohl ihrer paſſenden Größe als ihrer Billigkeit halber. Stellt man den Zweck der Züchtung allen übrigen voran, ſo nagelt man die Bauerchen auf ein glattgehobeltes Bret, , ihrer 6 bis 8 auf jede Seite desſelben, und hängt das Bret ſenkrecht inmitten des Raumes 72 auf; dieſe Einrichtung ſiht zwar nicht gerade hübſch aus, gewährt aber ausgezeichneten n Schutz vor Mäuſen und außerdem noch den Vorteil, nach der Brutzeit ohne irgendwelche 3 Störung der Vögel entfernt werden zu können. N man das Bret nur auf einer a I Boden erst 10 0 ein Flag einbohrt; solche gleichſam natür 1 5 Niſtgelegenheiten Be. vielen 8 den eigentlichen e ee, Für dieſe iſt der allbekannte das 5 e Küſtchen 19 a bei denen der 12 durch das en des oberen Drittels einer Seitenwand gebildet wird, weil man auch den Launen eines els gerecht zu werden ſuchen muß. Ein vorſpringendes Schutzdach, wie ſolches bei den rkübeln üblich, wird ſich bloß im freiſtehenden Flugraume oder da, wo mehrere Niſt⸗ t hen über einander angebracht werden, als notwendig oder doch paſſend erweiſen. Auf Art und Weiſe der Aufſtellung dieſer Käſtchen kommt es nicht an, falls fie nur fo en rkſtelligt wird, daß Näſſe nicht durch das Flugloch in das Innere gelangen kann, und alls man ferner die Mäuſe nicht aus den Augen verliert. Die Vögel fügen ſich, wenn brüten wollen, den Umſtänden; die Höhlenbrüter insbeſondere ändern das Aeußere ihres Neſtes je nach der Höhlung, in welcher es ſteht, entſprechend ab. Schwieriger als die 8 eſchaffung von Niſtkäſtchen iſt die Erwerbung paſſender Niſtkörbchen, weil es zunächſt gilt, ö Schwerfälligkeit unſerer Handwerker zu überwinden. In Belgien fertigt man allerliebſte rbchen an: aus Stroh geflochtene Nachbildungen von Hängeneſtern mit Flugloch oder ugröhre, welche man an einem Drate einfach aufzuhängen braucht, um die Vögel ein⸗ den, ſie zu benutzen; hier zu Lande bemüht man ſich meiſt vergeblich, einen Korbflechter u veranlaſſen, derartige Arbeit zu liefern, und wenn er wirklich bereit iſt, erhält man unbrauchbare Ware. Bloß die kleinen oben offenen Mulden, welche zur Unterlage der er des Kanarienvogels dienen, findet man vorrätig, meiſt aber auch nur in ſehr ſchlechter chaffenheit. Gut gearbeitete, d. h. dicht geflochtene Körbchen werden von den Vögeln gern zur Anlage des Neſtes benutzt, und diejenigen, welche man aufhängen kann, hren nicht nur Sicherung der Brut, ſondern zieren auch das Gebauer. Für viele ten erſetzt man das Niſtkörbchen durch ein engmaſchiges Dratgeflecht von Form und Größe eines Straußeneies, welches oben an der Seite mit Flugloch verſehen wird. Gewiſſe 5 3 B. 0 Ri in 1 0 Gerü ih, Be ebenfalls an einem Drate auf- 6 * 84 | | Hoge ght Hammelrath mit einem Gemiſch von Stroh, Heu und Mos ausgefüllt, ſodaß Die: Füllung | gleichſam eine feſte Wand darſtellte. In dieſer waren durch ſorgfältiges Auszupfen der Niſtſtoffe backofenförmige Höhlungen hergerichtet worden, an jeder Maſche des weiten Gitters je eine. Die Vögel des Raumes, Prachtfinken aller fremden Erdteile, von denen i mehrere Arten auch während ihres Freilebens ähnliche Schichtungen (Raubvogelhorſte, 5 \ Wände von Strohhütten) zum Niſten benutzen, hatten die Einrichtung beſtens angenommen. Man ſah überall die zierlich zugebaueten Eingänge zu den Neſtern und dieſe auch von ſolchen Arten bevölkert, welche die Benutzung einer derartigen Wand unzweifelhaft erſt e abgeſehen und nachgeahmt haben mußten. Nachdem der Liebhaber ſeinen Brutraum vorſtehenden Andeutungen entſprechend vor⸗ gerichtet hat, kann er zur Beſetzung desſelben ſchreiten. Sie erfordert die vollſte Aufmerkſamkeit von ſeiten des Pflegers; von ihr hängt großenteils der Erfolg der Züchtung ab. Zunächſt überlege man es ſich genau, welche Arten man gemeinſchaftlich in einem und demſelben Flugraume halten will; denn die Auswahl einer gemiſchten Vogelgeſellſchaft iſt von größter Wichtigkeit für das ſpätere Zuſammenleben. Als Regel mag gelten: man vereinige Streitbare mit Wehrhaften, Friedfertige mit Wehrloſen. Ein Faſan, ein Reiher weiß ſich der Angriffe eines Hehers, Flötenvogels, Rieſenfiſchers, Papageien auf Neſt und Brut wohl zu erwehren, ein ſchwacher Prachtfinke läuft Gefahr, durch einen kleinen Papagei ſein Neſt zerſtört zu ſehen, durch einen größeren Finken vertrieben zu werden, durch eine Ralle um Eier und Junge zu kommen. Als Neſtzerſtörer hat man anzuſehen und bezüglich fernzuhalten: die Papageien ohne Ausnahme und, in gewiſſem Grade mindeſtens, die großen Weber und Stärlinge; als Raubvögel, welche Schwächere überfallen und töten, Neſter plündern und anderen Unfug ſtiften, müſſen angeſehen werden: alle Raben, Krähen, Elſtern, Heher nebſt ihrer geſammten Verwandtſchaft, die Schwarz⸗ und die ſtärkeren Gilbvögel, die Würger im weiteren Sinne, Pfefferfreſſer, Hornvögel, Rieſenfiſcher, Dickfüße, Rallen, Wieſenknarrer, Reiher und Möven, abgeſehen natürlich von denjenigen Fleiſch⸗, Fiſch⸗ oder Allesfreſſern, welche man ohnehin nicht im Fluggebauer zu halten pflegt; entſchiedene Störenfriede find Kuh- und Hirtenſtaren, Atzeln, Kardinäle, Bergfinken, Kohl⸗ und Blau⸗ meiſen. Sie alle verbanne man aus der Geſellſchaft der Schwächlinge, will man ſie vor Augſt und Schaden, ſich vor Aerger und Verluſt bewahren. Den Papageien insbeſondere traue man nie, auch den kleinſten, harmloſeſten nicht. Der allbeliebte Wellenſittich z. B iſt, wie Freund Fiedler und ich wiederholt erfuhren, einer der abſcheulichſten Stören⸗ friede, welche es gibt. Ganz abgeſehen davon, daß er, Dank ſeiner geringen Größe, durch die Fluglöcher in alle Niſtkäſtchen ſchlüpfen kann und, wenn er dies tut, regelmäßig die Niſtſtoffe herauswirft und frühere Inſaſſen vertreibt oder doch beunruhigt, richtet er auch ſonſt vielen Schaden an, wie ich weiter unten ausführen werde. Ihn ſollte man ſtets nur in Geſellſchaft von Seinesgleichen halten; er wird ſogar ſtärkeren Sittichen läſtig. Dagegen darf man dreiſt zuſammenhalten: alle großen und mittelgroßen Papageien mit Raben⸗, Heher⸗ und Würgerartigen, Rieſenfiſchern, Hühnern, Faſanen, Zwergtrappen, Dickfüßen, Auſterfiſchern, kleinen Reihern und Möven, alle kleinen Sittiche mit Kardinälen, Kuh- und Hirtenſtaren, Atzeln, Tauben, Baumhühnern, Wachteln, alle größeren Finken mit Lerchen, Droſſeln, kleinen Tauben, Regenpfeifern, Waſſer⸗, Strand-, Ufer⸗ und Schlammläufern — dem Strand⸗ gewimmel, wie ich, letztgenannte Geſellſchaft vereinigend, mich auszudrücken pflege, — See⸗ ſchwalben, Steißfüßen, alle Prachtfinken endlich mit Tangaren, Edelſängern, Piepern, Stelzen, kleinen Meiſen, Schwalben, Fliegenfängern, den kleinſten Strandläufern und anderen e N und harmloſen Stubenvögeln. Eine goldene Regel iſt, die geſammte Bewohnerſchaft einer Abteilung des Sinnen | falls irgend möglich gleichzeitig einzuſetzen. Der ihnen noch ungewohnte Raum beſchäftigt | ne: in N as, 19210 ce kommt, den Neuling enger betrachtet, wohl mit Schnabelhieben und ähnlichen Zeichen einer gewiſſen Feindſeligkeit empfängt, Störung entſteht jedenfalls, und wenn ſolche auch bei verſtändiger Wahl der betreffenden wenig zu bedeuten hat, iſt es doch nicht erwünſcht, ſie herbeizuführen. Bemerkt man, daß ſich ein Zänker unter der Geſellſchaft befindet, ſo entferne man hn; denn ein unfriedſamer Vogel, wie es ſolche faſt unter allen Arten gibt, beſſert ſich lten, wird im Gegenteile regelmäßig ſchlimmer und läßt ſeine Zankſucht ſchließlich ohne erſichtlichen Grund auch an den harmloſeſten Geſellen aus. Ebenſo kann man in die Lage men, zwei Männchen trennen zu müſſen, wenn deren eiferſüchtige Händel ausarten. es geſchiht, wie bemerkt, namentlich dann, wenn nur zwei Pare einer Art im Flug⸗ auer ſich befinden, und es läßt ſich daher in vielen Fällen durch Hinzufügung eines itten Pares Abhilfe ſchaffen; haben es zwei Kämpen jedoch einmal auf einander abgeſehen, dann bleibt nur Trennung übrig. Greift man nicht ein, ſo hat man zu gewärtigen, daß ſich die erbitterten Streiter, und zählen ſie gleich zu den wehrloſen, gegenſeitig ärger zurichten, als man vielleicht glaubt. Ein tödlicher Ausgang ſolcher Zweikämpfe iſt keineswegs ſelten; Verwundungen, welche zeitweiſe zur Parung unfähig machen, kommen noch öfter vor. Ganz anders verhält fich natürlich die Sache, wenn ein Pärchen ohne fremde Einmiſchung in reit gerät. Der Anfänger laſſe ſich durch das gegenſeitige Jagen oder Treiben nicht machen oder verführen, den zudringlich erſcheinenden Gatten und wenn auch nur zeit⸗ weilig zu trennen: dieſer bezweckt nichts anderes, als ſein Geſpons zur Liebe zu entflammen, ur Begattung geneigt zu machen. In der Regel treiben die Männchen; bei Kerbtierfreſſern mt jedoch auch das Entgegengeſetzte vor. Jae näher die Brutzeit heranrückt, um fo ſorgfältiger muß man jede Störung der ſammtheit zu verhindern ſuchen, um jo weniger noch Aenderungen treffen, Verbeſſerungen führen wollen, um ſo aufmerkſamer und unabläſſiger beobachten, damit man vorkommenden ls ee eingreifen kann. Erſtes Zeichen der Parungsluſt iſt gewöhnlich das anderen felge 1 5 man, daß einer der beiden Vögel, ſcheinbar ſpielend, ein on eine a , oder auch nur mit dem Schnabel daran knabbert, | 1 5 trefflichſt Bauſtof in kleinere Vögel iſt die Kokosfaſer, bekannter vielleicht noch unter dem Namen Kokosbaſt, käuflich in allen größeren Städten, erhältlich nötigenfalls 0 5 ern einer aus ihr lee is Sie eignet ſich insbeſondere für den 1 hierher Ahleuden Vögeln 7 Gren det, Um ſie e nimmt einen Ballen, zerfaſert ihn, bis er ganz locker geworden, und legt ihn in einen kleinen ba er, 2 den a. We in ſofern zugänglich | ſein 2 daß ſich ſei es nur, um den Uebermut an dem anfänglich verblüfften Schächer auszulaſſen. 86 | Vogelzucht. N Zankapfel bildet, hin und hergeſchleppt, beſchmuzt und ſonſtwie verdorben 9955 15 fag er A . zu groß, ungeteilt zum Bauen benutzt, und ein liederliches Neſt iſt die Folge davon. Außer der Kokosfaſer gibt man feine Zweiglein oder Zweigſpitzen, friſche Gras⸗ und Hei, auch wohl Strohhalme, Papierſchnitzel, wie ſie beim Beſchneiden eines zu bindenden Buches s . abfallen, feine Birkenſchale, trockenes Mos, Flechten, Blütenfaſern von den Kolben des Mais, zumal des kleinkörnigen, italieniſchen, Samenwolle von Diſteln, Weiden, Espen, Schwarze pappeln, Schaf- und Baumwolle in kleinen, gelockerten Klümpchen, Schweinsborſten, Roſ 8- und Kälberhare ſowie endlich Federn kleinerer und mittelgroßer Vögel, beziehentlich auch Dunen. Alle dieſe Stoffe, mit Ausnahme der erſtgenannten meinetwegen, reicht man in kleinen, oben offenen, leicht zugänglichen, vor dem Beſchmuzen tunlichſt geſchützten Körbchen, die 5 zuſammenpaſſenden vereinigt in je einem; dadurch vermeidet man nicht allein unnötige Verluſte, ſondern gewinnt auch eine e und beſſere Ueberſicht des Verbrauchten, kann alſo jederzeit helfen, wo es fehlt. Die verſchiedenen Stoffe in einem einzigen Korbe zu reichen iſt unratſam, weil das Ausſuchen der benötigten aus einer ſolchen regellos zu⸗ ſammengeſchichteten Maſſe den Vögeln unnütze Mühe macht; eher empfihlt es ſich, ihnen, wenn man ſie eifrig tragen ſiht, nach Bedürfnis einen kleinen Teil derſelben zerſtreut auf den Boden zu werfen. Wenn das Neſt bereits bis zur Auskleidung mit Federn vollendet iſt, kann man ſich und Anderen eine angenehme Unterhaltung dadurch verſchaffen, daß man ausgeſucht ſchöne, d. h. kleine und weiche Federchen in den Raum wirft und einen Wetteifer, ſich eiligſt und in größtmöglicher Menge das koſtbare Gut zu ſichern, unter den Bauen⸗ den hervorruft. Eines verſäume man nie: man gebe alle Stoffe reichlich und laſſe es auch nicht eine Stunde lang an irgend etwas fehlen. Beachtet man dieſe Regel nicht, ſo entſteht Zank und Streit, und die ſtärkeren Arten nehmen den ſchwächeren dann nicht allein die Bauſtoffe weg, ſondern zerſtören auch die bereits halb oder ganz fertigen Neſter, in der Abſicht, aus deren Beſtandteilen ihren Bau auszuführen oder zu vollenden. Vor allen anderen tun dies die nicht allein zum Brüten, ſondern auch zum Vergnügen bauenden Webervögel. 5 Größeren, ungeſchickten Vögeln, beiſpielsweiſe denen, welche auf dem Boden niſten, kommt man beim Bauen zu Hilfe oder bereitet ihnen das vollſtändige Neſt, wie jeder Bauer tut, wenn ſeine Henne brüten will. Auf größere oder geringere Geſchicklichkeit des Helfers kommt es dabei nicht eben an; der brütluſtige Vogel ſoll in dem ihm bereiteten Neſte eigentlich nur eine Einladung hen dahinein ſeine Eier zu legen. Will er der Ein⸗ ladung nicht Folge leiſten, vielleicht feinen eigenen Willen zur Geltung bringen, jo laſſe man ihn einfach gewähren, ſchon um ihn nicht ängſtlich zu machen oder zu verwirren; legt er, wie oft geſchiht, ein Ei dorthin, das andere hierhin, ſo ſammelt man die Eier entweder im Neſte oder bewahrt ſie bis zum Beginn der Brutzeit in einem kühlen Raume auf und legt ſie dann in das Neſt. Dies hier nur beiläufig, da der Gegenſtand weiter unten wieder aufgenommen und ausführlich behandelt werden wird. Das Futter, welches man brütluſtigen Vögeln reicht, muß darauf berechnet fein, fie fo gut als möglich zu nähren. Hat man Körnerfreſſern bis dahin weder Mehlwürmer noch Ameiſenpuppen gereicht, von jetzt an unterlaſſe man es nicht, füge auch ſo viel andere Kerbtiere hinzu, als man erlangen kann. Der brütende Vogel nimmt ſich wenig Zeit zum Freſſen, muß daher alles ihm Nötige finden und ſich in kürzeſter Friſt ſättigen können. Daß Kalk und Salz gerade jetzt unter keiner Bedingung fehlen dürfen, verſteht ſich von 1 ſelbſt; es empfihlt ſich ſogar, erſteren dem Futter geradezu beizumiſchen, am einfachſten, indem man zwei Stücke Kreide nimmt und dieſe über dem Futternapfe gegeneinander reibt, bis der jo entſtehende feine Staub auf letzterem ſichtbar wird, oder aber indem man in einem 4 nen Napfe zerbröckelten Mörtel aus altem Gemäuer darbietet. Salz reicht man um ſo öfter und mehr, je weniger der Vogel Gelegenheit hat, ſich ſelbſt damit zu verſorgen, 9 E um 10 gewiſer hindert man den Vogel, 1 Mistrauen jetzt größer iſt als je. All bhaber, welche jederzeit ganz genau wiſſen, wie viele Eier dieſes, wie viele jenes Pärchen Neſte hat, wie ſie ausſehen, wie lange das Weibchen brütet, wie es um die entſchlüpften ungen ſteht, klagen über verhältnismäßig zahlreiche Fehlbruten, ohne ſich einzugeſtehen, daß ſich ſelbſt die Hauptſchuld an dem Mislingen zuſchreiben müſſen. Bei der Vogelzucht andelt es ſich zunächſt darum, Junge zu erzielen, nicht aber ſogenannte Beobachtungen zu me chen, was gewöhnlich nichts anderes ſagen will, als der unbeſieglichen Neugier frönen. der erfahrene Vogelwirt beobachtet auch, aber ohne zu ſtören, greift ein, wenn es er⸗ erlich, jedoch ohne zu ſchaden; der Anfänger muß beides erſt lernen, bevor er eines oder das andere tun darf. Hierüber läßt ſich freilich kein Unterricht erteilen, ſondern höchſtens Selbſtunterricht nehmen; dazu aber gehört mehr Verſtand und Selbſtbeherſchung, ls die Mehrzahl wähnt. ö Sehr häufig vernimmt man die Klage, daß ein brüteluſtiges Weibchen über dem ierlegen zu Grunde gegangen iſt. In den meiſken Fällen trägt der Pfleger die Schuld n dem Verluſte. Er hat vor der Brutzeit nicht zweckmäßig gefüttert, vor dem Eierlegen nicht gehörig aufgepaſſt. Geſunden, gutgehaltenen, entſprechend genährten Vögeln wird das Eierlegen leicht, ſchwächlichen oft ſo ſchwer, daß ſie der Not und Qual erliegen. Ihnen kann man faſt regelmäßig Hilfe ſchaffen, falls man ſorgfältig auf ſie achtet. Wer ordentlich hen gelernt hat, muß, weil der Unterleib merklich aufgetrieben iſt, es wahrnehmen, wenn das Weibchen mit einem legereifen Eie ſchwanger geht, und wer weiß, daß die Stunde des Legens heraurückt, wird ſeine Aufmerkſamkeit ganz von ſelbſt verdoppeln. Es kann dem ichtſamen Pfleger alſo kaum entgehen, wenn ein bis dahin munteres Weibchen plötzlich e des Unwohlſeins bekundet, ſich mit een Gefieder ſtill auf das erſte beſte | Einen ſolchen Vogel muß man Bemeitt man, nachdem man ihn über den Unterleib. Gewöb hnlich ſtellen ſich hierauf neue Wehen ein, und das Ei tritt 156 1 Bei ee 1 95 We e welche den Vogel ſtets zu neuen ee be | um jo 1 Vogel von 0 Leiden befreien, ohne ihm ed zu ſchaden In der iſt das Unwohlſein ſofort nach Ausbringung des Eies behoben, und dieſes ſelbſt für N 1 gerettet. Sit es noch weichſchalig, jo. darf man mit Beſtimmtheit 1 88 5 | Bogelzucht. zerdrücken. Auch hierdurch ſchadet man dem Vogel nicht, vorausgeſetzt natürlich, daß man wie ein Arzt, nicht aber wie ein Hufſchmidt eingreift. Das zerdrückte Ei geht nach einigen | Minuten ab, und die etwa noch fehlenden Splitter der Schale werden ſpäter ausgeſchieden. Sollte das durch die Legenot ermattete Weibchen nach der gewaltſamen Entbindung krampf⸗ en hafte Zufälle bekommen, jo tut ein kaltes Bad vortreffliche Dienſte. — Bei größeren Vögeln, Hühnern, kann man auch durch äußere Reizmittel wirken: man hat gute Erfolge dadurch erzielt, daß man die äußeren Ränder des Legſchlauches einer Henne mit einem in Terpentinöl getauchten Pinſel betupfte und dadurch erneuerte, kräftige Wehen hervorrief. Während der Brutzeit ſelbſt muß man noch ſtrenger als ſonſt jedwede Störung ver⸗ meiden und auf alles achten, was nachteilig oder förderlich ſein kann. Dem gewöhnlichen Futter der Körnerfreſſer werden jetzt regelmäßig Ameiſenpuppen, Mehlwürmer, feingeriebenes, hartgekochtes Eidotter, geriebene Kartoffeln, Früchte ꝛc. beigegeben, zu Gunſten der Körner⸗ wie der Weichfreſſer außerdem noch tägliche Beutezüge zur Erlangung beſonderer Leckereien angetreten. Alle Kanarienvogelzüchter wiſſen, daß ſie ohne tieriſche Nahrung Neſtvögel nicht groß ziehen können, und ſuchen das Fehlende zu erſetzen, und alle Beobachter werden dasſelbe erfahren, bezüglich tun müſſen, wenn ſie ſonſtigen Körnerfreſſern, mit Ausnahme der Tauben, gerecht werden wollen. Bei kleineren Vögeln kann in dieſer Hinſicht zu viel nicht geſchehen, weil die atzenden Eltern mit vollem Verſtändniſſe die Auswahl der zu ver⸗ wendenden Stoffe übernehmen; bei größeren Vögeln dagegen, namentlich bei allen e 0 flüchtern, kann leicht das Gegenteil ſtattfinden, — doch darüber ſpäter. So geſellig und friedfertig gewiſſe Vögel unter ſich leben, ſo abſcheulich behandeln ſie zuweilen die eben ausgeflogenen Jungen ihrer eigenen oder einer fremden Art. Es iſt durchaus nichts Seltenes, daß Papageien ſofort nach dem Ausfliegen der Jungen eines anderen Pärchens über die hilf- und wehrloſen Kleinen herfallen, ſie mishandeln und, falls man nicht eingreift, töten. Ein Grund dieſes Gebarens läßt ſich ſchwer oder nicht erkennen; denn ſelbſt die Annahme, daß Beſorgnis für die eigenen Jungen Urſache der Angriffe iſt, trifft nicht immer zu. Ich habe Wellenſittiche gepflegt, welche das Ausfliegen mehrerer Bruten ruhig hatten geſchehen laſſen und dann plötzlich eine Brut umbrachten; ich habe ebenſo von meinen Roſenſittichen erfahren müſſen, daß ſie die Jungen eines anderen Pärchens angriffen, während ſie mit den Eltern im beſten Einvernehmen gelebt hatten und fortlebten, und ich bin in beiden Fällen nicht im Stande geweſen, das mir rätſelhafte Betragen der Vögel zu erklären. Fiedler mußte Wellenſittiche aus dem gemeinſchaftlichen Flugraume entfernen, weil ſie alle junge Vögel ohne Ausnahme gefährdeten und vor ſeinen Augen durch Biſſe und Schnabelhiebe auf den Kopf junge Nymphen töteten; Andere werden wohl Aehnliches beobachtet haben. Sogar Weichfreſſer begehen zuweilen derartige Verbrechen. So teilt mir Gräßner mit, daß ein Spottdroſſelmännchen die von ihm erzeugten Jungen aus dem Neſte warf und ihnen ohne erkennbaren Grund den Kopf einhackte. Auch in anderer Hinſicht haben junge Vögel von den alten zu leiden: hitzige Männchen verfolgen ihre eigenen Kinder ſogar mit ſchnöden Gelüſten, wahrſcheinlich, weil ſie die Kleinen ihres Jugendkleides halber für neu hinzugekommene Weibchen halten. Sie töten die Jungen zwar nicht, werden ihnen aber doch ſehr läſtig und können immerhin Unheil herbeiführen. In beiden Fällen iſt es nötig oder doch wohlgetan, die Jungen in einen kleinen Käfig zu ſetzen und dieſen im Flug⸗ gebauer aufzuhängen, derart, daß er der atzenden Mutter unbedingt in das Auge fallen muß und von ihr leicht erreicht werden kann. In der Regel läßt ſie ſich hierdurch nicht beirren und füttert weiter; es kann jedoch auch das Umgekehrte ſtattfinden: ſtätige Beobachtung iſt alſo unerläßliche Bei ſolcher Maßnahme. Günſtigen Falls läßt man die Jungen in dem Bauerchen, bis ſie alle und jede Bemutterung entbehren können, und bringt ſie e in 1 einem beſonderen Käfige unter, um ſie auch fernerhin zu fiche Rennen und Rranfenpflege 89 8 eine hält e es, die Brut bis zur völligen Selbſtändigkeit auch vor dem Raub⸗ del, insbeſondere vor den Mäuſen zu ſchützen. Ein erwachſener Vogel kann ſich vor 1 e mord⸗ und freßſüchtigen Nagern noch 1 ein im Neſte liegendes 3 Werk geſetz werden. Jedenfalls 1 1 man Be Vorkehrungen treffen um verhüten, daß auch die Vögel zu dem Gifte gelangen können, und daß die Mäuſe im ande find, es zu verſchleppen. Es empfihlt ſich, den vergifteten Köder in ein Käſtchen legen, deſſen Wände aus engem Dratgewebe beſtehen und nur unten am Boden mehrere chlupflöcher haben, welche wohl den Mäuſen, nicht aber auch den Vögeln Zugang tatten; auch ſoll man nur ſchnelltötende Gifte wählen, nach deren Genuß die Mäuſe ofort liegen bleiben, nicht aber noch Zeit haben, ihren Schlupfwinkel zu erreichen, weil hier ſchwer oder nicht aufgefunden werden und verweſend einen abſcheulichen Geſtank breiten. Strychnin ſteht nach meinem Erfahrungen oben an; es tötet unfehlbar und faſt augenblicklich. Arſen und Phosphor empfehlen ſich weniger, weil beide Stoffe oft usgebrochen werden und dann den Vögeln zum Verderben gereichen können. Ein Gift für ie Mäuſe, welches freilich erſt nach geraumer Zeit Verendung herbeiführt, iſt glücklicher eife auch ein den Vögeln unſchädlicher Stoff: friſchgebrannter Gips mit Weizenmehl ver⸗ ngt und mit Zucker lecker geködert. Dieſes hölliſche Gemiſch ſtellt man in einem Schüſſelchen auf den Boden: die Vögel verſuchen es vielleicht, rühren es aber bald nicht hr an; die Mäuſe dagegen laſſen ſich durch Zucker und Mehl betören, verblenden, freſſen beiden auch Gips, werden durſtig, trinken und — haben wenige Minuten ſpäter anſtatt er geträumten Nahrung einen Stein im Magen. Es iſt das grauſam gehandelt von einem freundlichen Menſchen; in dieſem Falle aber beſteht das alte Wort „Auge um Auge“ u Recht, zumal der gezüchtete Vogel mehr gilt als die ihn gefährdende Maus. Die Vogelzucht erfordert die ungeteilte Aufmerkſamkeit des Pflegers, beanſprucht vielfache Mühwaltung, verurſacht Aerger, Sorge und Verdruß, hat manche Enttäuſchung im Gefolge und muß trotzdem als aller Pflege Ziel und Lohn betrachtet werden. Wer 0 ſie mit dem rechten Eifer betreibt, beſcheiden iſt in ſeinen Erwartungen und beſcheiden bleibt nach erzielten Erfolgen, wird in ihr eine unerſchöpfliche Quelle reinen Genuſſes finden für ſich und Andere. Wenn dagegen Einer ruhmredig von ſich zu ſagen wagt: „Ich habe 8 dieſen oder jenen Vogel zur Fortpflanzung gebracht“, ſo verweiſe ich ihn ſtatt aller Antwort auf den glücklichen Zufall, welcher Größeres vermag als ſelbſt der erfahrenſte, chickteſte Züchter. Man kann keinen einzigen Vogel zum Niſten bringen, ſondern ihn mer nur unterſtützen, ihm Erwünſchtes gewähren, Notwendiges bieten, vor Schädlichem, fährlichem ihn bewahren. In dieſen Worten iſt alle Weisheit enthalten, mit welcher einzelne ſich brüſten, Neulinge betören, Kundigen ein mitleidiges Lächeln abgewinnen. | ae und . 5 ee beſtellt iſt als init Srautfeits- und Heiltunde der Vögel. Geſchrieben = = z — - == s = — —— = => 3 SS — EEE = > = SEIT ĩ· - ᷣͤ .. ——. EEE en me ee 7 EIS . — ———— 3 ; 7 g „CFT SEE =: = 90 Krankheiten und Krankenpflege 1 e 5 und geſprochen wird genug über dieſen Gegenſtand, gequackſalbert nicht minder, erreicht unendlich wenig. Zur Zeit mangelt es noch an allem. Der geringfügige Stoff iſt nicht 4 geſammelt und geſichtet, d. h. gereinigt von dem ihm anhängenden Unſinn, einer notwendigen 2 Folge des Nichtverſtändniſſes der Krankheitserſcheinungen; wiſſenſchaftliche Größen haben 2 ſich überhaupt nicht beſchäftigt mit den Krankheiten der Vögel; verſtändnisvolle Unter ſuchungen der an verſchiedenen Krankheiten zu Grunde gegangenen Vögel werden nur von Wenigen gemacht, und dieſen Wenigen fehlt es in der Regel an Gelegenheit, eine genügende 1 Reihe von Beobachtungen zu ſammeln. Selbſt die von dem kenntnisreichſten Arzte ausgeübte Behandlung kranker Vögel iſt kaum mehr als ein Tappen im Dunkeln, erinnert noch art. an das Urinbeſchauen der Quackſalber und „kluger Frauen“ vergangener Zeiten. Welcher Arzt iſt aber auch im Stande, die Pulsſchläge eines Vogels zu zählen, oder ſich durch wirklich geſchehene Zählung derſelben ein Urteil zu bilden; welcher kann ſich des Hörrohrs und ähnlicher Hilfsmittel bedienen; welcher vermöchte den kranken Vogel dazu, ſich Zunge oder Rachen beſchauen zu laſſen? Wer kennt denn die Zahl der Pulsſchläge bei dieſer, bei jener Art, und wer will beſtimmen, um wie viel der Herzſchlag durch Krankheit, um wie viel er durch Unterſuchen, Betaſten, Ergreifen des Vogels beſchleunigt wird? Und wenn der Sachkundige dennoch Arzneimittel anwendete und Erfolge erzielte: hat er das Recht fie jenen Mitteln zuzuſchreiben? Gewiß, es ſiht traurig aus um die eigentliche Krankheit⸗ und Heilkunde der Vögel: in dieſer Verſicherung ſtimmen diejenigen meiner Mitarbeiter, welche als Aerzte zu gewichtigem Urteil befähigt ſind, vollſtändig unter ſich und mit W | überein. x Dem ungeachtet stehen wir den Krankheiten der Vögel nicht machtlos gegenüber. Mit se Eingeben und ſonſtigem Verwenden von Arzneien vermögen wir freilich wenig auszurichten; mit anderen Mitteln können wir viel erreichen. Das beſte von allen iſt und bleibt, Kran k⸗ heiten zu verhüten. „Mit den Krankheiten der Vögel“, ſagt mein Vater, „iſt es wie mit der aſiatiſchen Cholera: ſie ſind leichter zu verhüten als zu heilen, und des Freundes dieſer lieben Tiere ganzes Streben muß darauf gerichtet ſein, durch gutes Futter, Reinlich⸗ keit und zweckmäßige Wartung die Krankheiten zu verringern.“ Wer wirklich Erfahrungen in der Vogelpflege geſammelt hat, wird dieſen und den nachfolgenden Worten Gourcy's unbedingt beipflichten müſſen. „Zu Anfange meiner Liebhaberei“, ſo drückt ſich dieſer bewährte Mit⸗ arbeiter meines Vaters aus, „ſtarben mir ſehr oft einige meiner lieben Tierchen, dieſer am Schlage, jener an der Darre, ein anderer an geſchwollenen Füßen ꝛc. Seitdem ich aber in der Wartung und Pflege Erfahrungen machte, ſtirbt mir faſt keiner mehr an einer anderen Krankheit als an Altersſchwäche.“ Ich führe dieſe Worte abſichtlich an, nicht allein, um dem Anfänger in der edlen Liebhaberei Mut einzuſprechen, ſondern auch, um ihn nochmals eindringlichſt zu mahnen, auf Pflege und Wartung ſein vollſtes Augenmerk zu richten. Die Urſache der meiſten Krankheiten gefangener Vögel iſt zu ſuchen in dem unpaſſenden oder ungenügenden Futter, in der verkehrten Wartung und Pflege, in den unzweckmäßigen Käfigen oder Aufenthaltsorten überhaupt, in der Behinderung einer aus⸗ gibigen Bewegung, in dem Mangel an friſcher, reiner Luft, an Licht, Sonne, an entſprechen⸗ der, insbeſondere gleichmäßiger Wärme, an hinlänglichem Waſſer zum Baden und Trinken, Sand auf dem Boden des Gebauers u. dergl. m. Wer eifrig, unabläſſig beſtrebt iſt, all dieſem und jedem ſonſt noch bemerklich werdenden Mangel abzuhelfen, wird ſelten in die Verlegenheit kommen, Arzneien anzuwenden, deren Erfolg, wie angedeutet, immer höchſt | zweifelhaft iſt. Be. Es wäre unrichtig, aus Vorſtehendem folgern zu wollen, daß die Vögel bei natur⸗ 9 gemäßer Lebens⸗ und beziehentlich Behandlungsweiſe überhaupt von Krankheiten verſchont > wären. Dies iſt nicht der e Selbſt der freilebende Vogel leidet an Krankheiten mancher⸗ 1 2 ͤ le und glatt, läßt ſich in einfachſter Weite erklären. Selten nur ſiht man ki Freien einen kranken Vogel; kaum häufiger findet man eine Vogelleiche. „Der ſich krank hlende Vogel“, bemerkt Girtanner, „zieht ſich ins Dickicht zurück, da wo es am dichteſten u dunkelſten iſt, um wenigſtens gegen Gefahren von außen geſichert zu ſein, während Fieberſchauer ſeinen kleinen Körper durchzittern, ſetzt ſich ſodann, wenn er kränker wird, ſtill auf den Erdboden und ſtirbt ruhig dahin. Zufällig habe ich hier und dort im Walde recht kranke Vö gel angetroffen, und oft genug habe ich von Kindern ſolche erhalten, welche beim Beren⸗, Mos⸗ und Laubſuchen gefunden worden waren.“ Ueber die Leichen derjenigen aber, welche nicht gefunden werden, fallen verſchiedenartige Kerbtiere her und verzehren ſie oder übernehmen das Amt des Totengräbers, deſſen Namen einige führen, um in der Tiefe der Erde ihren werdenden Maden den erforderlichen Vorrat an Nahrung zu ſichern. Wenn gemeine Notſtände eintreten, wenn Kälte oder ſonſtwie ungünſtige Witterung auf die Vögel einſtürmen, wenn in Folge deſſen der Hunger unter ihnen wütet, ſtellt ſich in der Regel dieſe oder jene Seuche ein, und der Tod hält reiche Ernte. as iſt man nicht be⸗ rechtigt zu behaupten, daß ein gut gehaltener Käfigvogel durch die Gefangenſchaft Einbuße an Leben und Geſundheit erleide; denn der wohlgepflegte Gefangene im Gebauer kann voll⸗ 0 ſtändig ebenſo alt werden wie in ber Freiheit. „Auch der gutgehaltene Stubenvogel“, fährt Girtanner fort, „iſt unstreitig mancherlei Einflüſſen ausgeſetzt, welche „an ſeinem Leben N nagen“ und denen er in der Freiheit entgangen ſein würde — Einflüſſen, welche recht eigentlich Gefangenſchaftskrankheiten ſind; andererſeits darf aber doch auch nicht vergeſſen werden, daß ein Käfigvogel vielen Gefahren entzogen bleibt, welche die freilebenden Kame⸗ raden alltäglich und allnächtlich bedrohen. Er kennt keinen Futtermangel, keine ſchutzloſe . Preisgabe bei Unwetter und Kälte, kein ängſtliches Umherflattern, um ein bergendes Plätzchen zu finden, nachdem ihn das Wüten der Elemente von der mühſam gefundenen Schlafſtelle vertrieb, und er vielleicht mit genauer Not dem ſchleichenden Marder, der Eule entgangen. Es En ſich eine Reihe unbedingter und bedingter Krankheitsurfachen oder zu ſolchen werden⸗ der Einflüſſe anführen; jeden denkenden Beobachter aber bringt eigene Ueberlegung dahin, ſie aufzufinden. Bei einer Aufzählung der Krankheiten gefangener Vögel werden wir es alſo keineswegs nur mit ſolchen zu tun haben, welche die Gefangenſchaft tatſächlich verſchuldet, vielmehr auch ſolche ins Auge faſſen müſſen, welche den freilebenden Vogel ebenſo gut be- fallen können wie den gefangenen.“ Dies zur Abwehr jener Unverſtändigen, deren Weis⸗ heit darin gipfelt, in jedem kranken Nfg ein . Opfer der Gefangenſchaft zu erblicken. Wer ſich gewöhnt hat oder überhaupt im tene iſt, ſeine Pfleglinge zu beobachten, merkt augenblicklich, wenn einem derſelben etwas fehlt. Der kranke Vogel iſt das gerade egenteil des geſunden. Während dieſer ſich gern, viel und kräftig bewegt und auch in tiefſter Ruhe, bei läſſig getragenem Gefieder, hellen Auges in die Welt ſchaut, auf alles achtet, was um ihn vorgeht, und, angeſprochen oder ſonſtwie angeregt, augenblicklich ſeine wöhnliche Haltung annimmt: ſitzt jener ſtill auf einer und derſelben Stelle oder hüpft angjam und matt von einem Orte zum anderen, ſträubt das Gefieder („huckt den Wander bündel auf“, “, wie unſere Türinger Vogelſteller fügen), zieht die Augenlider zuſammen, wo⸗ er ein wirklich trauriges Geſicht erhält, ſteckt ſpäter den Kopf unter die Schulterfedern, atmet ſchwer und kümmert ſich nicht um ſeine Umgebung, läßt ſich auch, meiſt ohne einen Verſuch zum Wegfliegen zu machen, mit der Hand aufnehmen oder doch nur ſchwer zu einer Ven 1 1 des eingenommenen . e Behaglich 199 eie ſträuben 92 | Krankheiten und Krankenpflege. wohl niemals einen beobachtenden Vogelwirt beſorgt machen können. Der kranke Vogel ver⸗ weigert, anfangs wenigſtens, ſelten das Futter, frißt im Gegenteile mit anſcheinendem Heiß⸗ b hunger und erregt dann bei dem erfahrenen Pfleger die gerechteſten und ernſteſten Bedenken. Je nach Art der Krankheit treten gleichzeitig oder ſpäter anderweitige, beſorgniserweckende 15 Erſcheinungen auf. Es ſtellen ſich Atembeſchwerden ein; der Vogel ſperrt den Schnabel auf, wie ein geſunder es nur in größter Hitze, dann aber regelmäßig bei geöffnetem Auge zu tun pflegt; man vernimmt beim Atmen ein ſtönendes oder pfeifendes Geräuſch; der Atem iſt, wie man an der Bewegung der Bauchfedern zu erkennen vermag, lebhaft, kurz und unregelmäßig; der Rachen nimmt eine blaſſe Färbung an; ein aus dem Halſe kommen⸗ der übler Geruch macht ſich, zumal bei größeren Arten, bemerklich; fieberhaftes Fröſteln überkommt den Leib und wiederholt ſich öfter und öfter; krampfhafte Zuckungen treten hinzu und — von der Sitzſtange herab fällt, auf dem Boden liegt ein Leichnam. In dieſer Weiſe ungefähr verlaufen die meiſten Krankheiten, und ihnen gegenüber iſt auch der Arzt meiſt ratlos, außer Stande einzugreifen, zu lindern, zu helfen. Zwiſchen Beginn der a und dem Verenden liegen ſelten mehrere Tage, meiſt wenige Stunden. 15 „Weitaus die meiſten gefangenen Vögel“, ſchreibt Stölker, „gehen wohl in Folge unzweckmäßiger und nicht ausreichender Nahrung zu Grunde. Solche erzeugt notwendiger Weiſe, wegen nicht genügender Zufuhr von Nährſtoffen, Blutarmut (Anämie) mit ihren Folgezuſtänden: Abmagerung, Schwäche und Unterleibsbeſchwerden, — ein Krankheitsbild, welches gewöhnlich mit dem Namen Darre bezeichnet wird. Der Vogel kann hierbei lange Zeit anſcheinend munter ſein. Er frißt von dem dargereichten Futter; man merkt es ihm aber an, daß ihm dasſelbe nicht ſchmeckt, weil er nur wenig auf einmal zu ſich nimmt, weg⸗ fliegt und bald darauf wiederkehrt. Er hört auf zu ſingen, ſträubt das Gefieder immer mehr und ſtirbt, nachdem Durchfall eingetreten, im Laufe einiger Tage an Schwindſucht dahin. Langſamer verläuft die Darre, wenn ihr Schwindſucht und allgemeine Krebsneigung (Tuberculoſe und Carcinoſe) oder häufig ſich wiederholende Unterleibsübel (Inteſtinal⸗ katarrhe) zu Grunde liegen. Letztere kommen bei Vögeln nicht ſelten vor und werden ebenſo wohl durch unzweckmäßige Nahrung als durch Erkältung hervorgerufen und unterhalten. Sie äußern ſich in verſchiedener Weiſe: entweder durch bloße Abneigung gegen das vorgelegte Futter — ſo bei Raubvögeln, welche längere Zeit ununterbrochen dieſelbe Fleiſchſorte er⸗ halten, Hare und Federn aber entbehren müſſen — oder durch Verſtopfung und Durchfall. Hierbei kann die Freßluſt ſich gleich bleiben, ſich mindern oder ſelbſt vermehren. Die Kot⸗ entlerungen geben den beſten Aufſchluß. Währen Verſtopfung oder Durchfall längere Zeit, ſo entſteht Entzündung der Kloake, und die Kotentlerung wird ſchmerzhaft, weshalb der Vogel nach jeder Entlerung mit dem Steiße zuckt, bezüglich mit dem Schwanze wippt. Durchfall und Verſtopfung können an und für ſich den Tod des Vogels herbeiführen, durch Abände⸗ rung des Futters anfänglich jedoch leicht behoben werden.“ Aus dieſen Worten meines Mitarbeiters geht klar hervor, daß man ne Darre (Dürr⸗ oder Schwindſucht, Abzehrung, Naturnachlaß ꝛc.) die verſchiedenſten Krankheiten begriffen hat. Hierin ſtimmt auch Girtanner mit Stölker vollſtändig überein: „Was man unter dieſer Bezeichnung verſtehen ſoll“, ſagt der Erſtgenannte, „iſt nicht ſo leicht zu ermitteln, ſo geläufig der Ausdruck allen Vogelwirten ſein dürfte. Als Hauptmerkmal ſcheint man die Abmagerung des Vogels anzuſehen; dieſe aber kann in vielen Fällen in Lungenſucht (Tuberculoſe) oder allgemeiner tuberculöſer Erkrankung ihren Grund und Ausgangspunkt finden. Die genannte Krankheit kann mit Huſten, Heiſerkeit, Apetit⸗ loſigkeit, Fieberſchauern oder mit Verſtopfung und Durchfall verbunden ſein, je nachdem dieſe oder jene Organe ergriffen ſind, und können alſo Schnupfen, Huſten, heiſerer Geſang, welche meiſt als ſelbſtſtändige Leiden aufgefaßt werden, oder Durchfall, Verſtopfung, Abmagerung 2c. a Krankheiten und Krankenpflege. 93 als für ſich beſtehende Krankheiten erſcheinen, während ſie dies in Wirklichkeit durchaus nicht find. Zeigt ſich die ſogenannte Darre beiſpielsweiſe bei einem Vogel, welcher unter paſſender Pflege längere Zeit in gutem Fleiſchzuſtande geweſen, an deſſen Abmagern alſo Trotz, Trübſinn, Störung durch Menſchen und andere Tiere u. dergl. m. nicht ſchuld fein können; huſtet er vielleicht noch dazu, atmet er mit Anſtrengung, ſitzt er, das Bruſtbein auf das Sprungholz gedrückt, und wechſelt ſeine Auslerung zwiſchen Durchfall und Verſtopfung ab: ſo iſt aller Grund vorhanden, an Lungenſucht zu denken.“ Dieſe und Krebsleiden (Car⸗ cinoſe) befallen, laut Stölker, namentlich ausländiſche Vögel; „es ſcheint alſo, daß außer unzweckmäßiger Nahrung und Stic auch unſer Klima Urſache iſt. Faſt alle Organe können der Sitz ſolcher Umbildungen ſein, und ſelbſt äußerlich, an den Augen z. B ſah ich ſie auftreten.“ Adolf Müller beobachtete, daß künſtlich aufgefütterte zarte Sänger, z. B. Baſtardnachtigallen, durch krebsartige Geſchwüre an den Augen zuerſt erblindeten und dann zu Grunde gingen; ich lernte dieſelbe Krankheit an Droſſeln kennen; Andere Vogelwirte werden unzweifelhaft ähnliche Erfahrungen geſammelt haben. Unter ſolchen Umſtänden gilt es natürlich zunächſt, die Urſache zu erforſchen, welche die Krankheit veran⸗ laßt haben kann; dieſe aber richtig zu erkennen, bleibt immer der Beobachtungsgabe, Geſchicklichkeit und Erfahrung des Pflegers anheimgeſtellt. „Gelingt es“, fährt Girtanner fort, „die Krankheitsurſache zu entfernen, ſo iſt damit oft geholfen, anderenfalls aber auch jedes gegen die einzelnen Krankheitserſcheinungen gerichtete Heilverfahren vergeblich. Man kann wohl raten, eine möglichſt kräftigende Nahrung zu reichen, für friſche Luft, Sand und Badewaſſer zu ſorgen, dies aber doch nur in dem Falle, daß der Vogel alles vorher entbehrt habe. Bei gutgepflegten Kerbtierfreſſern wirken Mehlwürmer oft das Mögliche; jedenfalls ſind fie angemeſſener als Ameiſenpuppen, bei denen die Vögel niemals an Gewicht zunehmen und meiſt ziemlich dünnen Auswurf von ſich geben. Hauptmittel bei der Darre, wie bei allen übrigen Vogelkrankheiten find und bleiben: friſche Luft, viel Raum, freundliche Lage des Fluggebauers, bezüglich Standort des Käfigs, Zutritt der Sonne, ſowie andererſeits auch Schutz vor ihr, reichliche Beſandung des Gebauers, unbehinderte Gelegenheit zum Baden, Deckung gegen Zug ꝛc. — kurz äußeres, im allgemeinen auf den Geſundheitszuſtand günſtig wirkendes Eingreifen.“ Fühlt man ſich ſchuldig, unzweckmäßige Nahrung gegeben zu haben, ſo muß man vor allen Dingen dieſe ändern. „Zunächſt“, jagt Stölker, „mag man ſich daran erinnern, daß alle Vögel, welche unverdauliche Dinge aufnehmen (wie z. B. Raub⸗ vögel Hare und Federn, Weichfreſſer die harten Schalenteile der Kerbtiere, Scharr- und Schwimmvögel Steinchen), in der Gefangenſchaft ſolche oder einen Erſatz derſelben unbedingt erhalten müſſen. Alle dieſe Stoffe haben unzweifelhaft großen Einfluß auf die Verdauung, ſei es, daß ſie die Magendrüſen zu lebhafterer Abſonderung reizen, ſei es, daß ſie den Speiſebrei auflockern und zerkleinern helfen. Auch das Auswerfen von Gewöllen iſt für viele Vögel unbedingte Notwendigkeit.“ Die Gewölle, will ich ausführen, beſtehen bekannt⸗ lich aus den zu rundlichen Ballen zuſammengeſchichteten unverdaulichen Speiſereſten, nament⸗ lich aus Knochen, Haren, Federn, Kerbtierſchalenſtückchen, ausnahmsweiſe auch aus Fiſch⸗ gräten. Von den meiſten Raubvögeln, den Raben, Körnerfreſſern, Scharr-, Stelz- und Schwimmvögeln werden dieſe Reſte durch den We ausgeſchieden, während einige Falken, die Eulen und, ſoweit bekannt, alle eigentlichen Kerffreſſer ſie als Gewölle aus⸗ jürgen. Girtanner beobachtete an ſeinen Mauerläufern, daß der Ballen als feſten Kern ets ein kleines Kieſelkorn enthielt und fand dasſelbe, jedoch nicht ſo regelmäßig, auch bei anderen Weichfreſſern; bei den Gewöllen der Raubvögel iſt etwas Aehnliches noch nicht beobachtet worden. Jedenfalls muß das Gewölle eine gewiſſe Größe erreicht haben, bevor es, unzweifelhaft in Folge des dann auf die Magenwände geäußerten Reizes, ausgeworfen 5 ib. 85 ſcheint nun, daß eine 1 bewirkte Reinigung des Magens zur Regelung 94 | e und Krankenpflege. 109 wegen des ihnen gereichten unzweckmäßigen Futters Gewölle nicht bilden können, ſehr bald an Verdauungsbeſchwerden zu leiden beginnen, mehr und mehr verkommen und ſchließlich zu Grunde gehen. „Demgemäß fährt Stölker fort, wird man in vielen Fällen Verſtopfung und Durchfall heben können, wenn man beiſpielsweiſe Raubvögeln anſtatt des rohen Fleiſ ſches der uns der betreffenden Arten weſentlich beiträgt, weil alle diejenigen Vögel, wege 1 1 * 79 Tiere mit Har und Federn, Körnerfreſſern Nachtigallenfutter und Grünzeug, Weichfreſſern in 4 gutem Baumöl getötete Mehlwürmer, Spinnen und gemahlenen Hanf, jo viel fie davon freſſen 5 wollen, und abgekochtes und wieder abgekühltes Waſſer zum Trinken reicht, ihnen auch beziehentlich den Badenapf zeitweilig wegnimmt. In den meiſten Fällen kommt man mit einem jo geregelten Futter weiter als mit allerlei Salben (Butter, Oel, Schmalz ꝛc.) Klyſtiren, und ſonſtigen Quackſalbereien, wie man ſie in vielen Büchern angezeigt findet.“ Nicht wenige Liebhaber hegen die Meinung, daß ſich die Darre insbeſondere durch Verhärtung der Bürzeldrüſen, aus denen der Vogel das zur Einölung der Federn nötige 55 Fett nimmt, äußere, oder aber, daß ſie nichts anders als eine Erkrankung dieſer Drüſen 4 jei. Sie glauben deshalb günſtig einwirken zu können, wenn fie die Drüſen mit dem Nagel des Daumen behutſam aufdrücken oder mit einer Nadel aufſtechen. Dr. Richter hat dieſes Verfahren ſchon vor vierzig Jahren als das gekennzeichnet, was es iſt: als reinen Unſinn! „Ob Vergrößerung und Verhärtung der Bürzeldrüſen 5 ſonſt gefunden Vögeln auftritt“, ſagt Girtanner ferner, „iſt mehr als zweifelhaft, mir jedenfalls nicht bekannt. Un⸗ regelmäßige Abſonderung des Federfettes geſellt ſich aber zu anderen Krankheiten, zumal ſolchen, welche Folge ungenügender Ernährung ſind. Die Fettabſonderung kann ſo ver⸗ mindert werden, daß der Vogel trotz aller Anſtrengung nicht im Stande iſt, das zum Gllätten ſeines Gefieders nötige Fett auszupreſſen, weshalb er dann nach einem Bade nicht in der Lage iſt, ſich zu trocknen und daher Erkältungen der gefährlichſten Art ſich ausſetzt. Andererſeits wird bei allgemeiner Fettſucht auch dieſes Drüſengebilde in Mitleidenſchaft gezogen.“ Von Freyberg fügt vorſtehenden Worten hinzu, und ich kann ſeine Angabe aus eigener Erfahrung vollſtändig beſtätigen, daß bei tauſenden von ihm und Anderen erlegten und abgebälgten Vögeln niemals eine Vergrößerung oder Verhärtung der Fettdrüſen wahr⸗ genommen wurde. Für die von einzelnen Liebhabern beliebte Be- oder richtiger Mishand⸗ lung der Bürzeldrüſe liegt alſo nicht der geringſte Anhalt vor. „Kommt trotzdem der Vogel glücklich durch“, bemerkt von Freyberg ſehr richtig, „ſo vernarbt die Wunde und ſchließt dadurch die Kanäle der Drüſe erſt recht, und der Vogel ſtirbt nur etwas ſpäter“. Der Eingriff, welchen man ſich bei wirklicher Erkrankung der Drüſe erlauben darf, hat darin zu beſtehen, daß man, je nach den Umſtänden, durch zweckmäßige Koſt die Ernährung regelt, alſo zuſetzt oder abbricht. Will man mehr tun, ſo mag man ſich noch des lindern⸗ den Oeles bedienen, d. h. ſolches oder ungeſalzenes Fett mittels einer weichen Feder behut⸗ ſam über die Drüſe ſtreichen: damit ſchadet man wenigſtens nicht. Bei allgemeiner Ver⸗ fettung empfihlt ſich neben einer durchgreifender Aenderung und Verringerung, beziehentlich Vereinfachung des Futters ein von Riedel angeratenes, von Bodinus gutgeheißenes Ver⸗ fahren. Man überſpritzt nämlich in den Mittagsſtunden den ſonſt warm gehaltenen Vogel mit einem Sprühregen lauwarmen Waſſers, am beſten mittels des Mundes, und nötigt ihn hierdurch, ſich zu reinigen, ſein Gefieder neu einzufetten und ſich hierzu ſeiner Drüſe zu bedienen. Eine Folge unzweckmäßiger Ernährung iſt ebenſo das Gegenteil der Darre: die Fett⸗ ſucht. Sie bildet ſich vorzugsweiſe bei Fleiſch-, Körner⸗ und Allesfreſſern, ſeltener bei Weich- und Fiſchfreſſern aus, insbeſondere bei ſolchen Vögeln, welche wenig Bewegung haben. Auch kann es vorkommen, daß einzelne, bei Auswahl verſchiedener Futterſtoffe, ſich ausſchließlich an die nahrhafteſten halten und demzufolge übermäßig fett werden. So fraß .... EEE BE —— — . EEE — — n \ — Fed ern br 1 0 Hoch hüpfen, geſchweige denn fliegen konnte, beſtündig den Schnabel uf errte und keuchte, als ſei er dem Erſticken nahe. Ihn heilte ich dadurch vollſtändig, 8 8 10 e in einen e geräumigen Bauer ſperrte, der e er io e deoßt was die Beschaffenheit als was die Menge 1 nicht zu raſch vorzugehen. „Mit Abbruch des Futters“ bemerkt Stölker hierzu „muß man bei fettſüchtigen Vögeln ſtets mit größter Vorſicht verfahren, weil bei vielen, zumal bei Kerbtierfreſſern, die Fett⸗ ſucht, ſelbſt bei fortgeſetzter Darreichung derſelben Futtermenge, in Folge Entartung der Verdauungswerkzeuge, insbeſondere der Leber, in das Gegenteil umſchlagen und raſche Abzehrung folgen kann. Ich rate daher, bei einer Entziehungskur das Futter nie fehlen zu laſſen, ſondern nur ein weniger nahrhaftes zu geben, damit der Vogel niemals zu vollſtändigem Faſten gezwungen iſt; ja ich möchte ſogar verordnen, daß ihm morgens und abends noch eine kleine Menge gutes Futter gegeben werde. Bei Körnerfreſſern dürfte dann, wie bemerkt, eine reichliche Gabe von Grünzeug, bei Weichfreſſern eine ſolche von Beren, ſüßen Rüben oder deren Saft und dergleichen angezeigt erſcheinen.“ Neben ſolcher Regelung des Futters, muß man beſtrebt ſein, dem feiſten Vogel zu möglichſt ausgibiger Bewegung zu verhelfen. Wer einen im engen Bauer fett gewordenen Vogel in einem größeren Raume frei umher fliegen laſſen kann, erreicht ſein Ziel meiſt ſchon binnen wenigen Wochen; wer über einen ſo großen Raum nicht zu gebieten hat, mag ſich eines von Adolf Müller vorgeſchlagenen Mittels bedienen. Dasſelbe beſteht darin, nach Ge— währung einer mäßigen Mahlzeit vor den noch halb gefüllten Futternapf ein Gitter zu ſchieben, welches dem Vogel geſtattet, das Futter zu ſehen, ihm aber verwehrt, davon zu freſſen. „Ich verurſachte damit“, ſagt Müller, bei dem Faulenzer unter Anſpornung ſeiner Freßluſt, ein unruhiges Hin- und e gewiſſermaßen einen gezwungenen arademarſch, welcher ſich zuletzt auf ſämmtliche Sprunghölzer ausdehnte, ohne daß hierbei von einem Jagen oder Hetzen die Rede ſein konnte“. Iſt übrigens bereits Verfettung oder fettige Entartung der inneren Organe (Herz, Leber, Nieren, Netz ꝛc.) eingetreten, fo er⸗ reicht man, wie Girtanner hervorhebt, „mit allen dieſen und 1 1 entſprechenden Mitteln ſelten das erſtrebte Ziel. Verſucht man, einen ſolchen Vogel zu größerer Bewegung zu ngen, als er ſelbſt fie ausführen will, fo verurſacht man ihm regelmäßig heftiges / ee, und kann Unmittelbar einen le Herzlähmung, Blutſturz ꝛc. We 5 ſind. ee Kranke en ſicherem Tode entgegen und dürften am beſten ſo wenig 1 a ee werden. e 96 | Krankheiten und Krankenpflege. Gefäßwandungen in Mitleidenschaft gezogen und brüchig gemacht werden. Der Schlag⸗ fluß kommt weitaus am häufigſten bei Körnerfreſſern vor, deren verhältnismäßig träges Weſen bekanntlich auch Verfettung ſehr begünſtigt. „Manchmal“, ſagt Richter, „rettet man noch einen davon befallenen Vogel, wenn man ihm den Nagel der hinteren Zehe ſo weit abſchneidet, daß er blutet, und ſodann den ganzen Vogel öfters in kaltes Waſſer taucht. Ein derartiges Sturzbad tut unter dieſen und ähnlichen Umſtänden überhaupt meiſt vor⸗ treffliche Dienſte, falls man nur dem durchnäßten, vor Zug ängſtlich geſiehe 5 Gelegenheit gibt, ſich raſch und vollſtändig wieder zu trocknen. ä Auf fehlerhafte Ernährung iſt ferner meiſt die Fallſucht zurückzuführen; doch können 5 auch Hirnleiden und Eingeweidewürmer in Frage kommen. Dieſe traurige Krankheit, welche bei Körner- und Allesfreſſern nicht allzuſelten auftritt aber auch bei allen übrigen Vögeln beobachtet wird, iſt ſo gut als unheilbar; denn alle die unzähligen Mittel, welche man anwendet und empfihlt, helfen vielleicht für den Augenblick, nicht aber gründlich und für immer. Das Beſte iſt und bleibt, einen mit der Fallſucht behafteten Vogel, deſſen Halten Einem ohnehin bald gänzlich verleidet wird, irgendwie zu entfernen. „Jedenfalls“, meint Girtanner, welcher ausdrücklich bemerkt, daß er kein Heilmittel kenne, „ſondere man ſolche Leidende ab, um ſie hierdurch mancher Gelegenheit zu einem Anfalle zu entziehen, | laſſe den Anfall 5 vorübergehen und ſuche ſie nur vor Knochenbrüchen zu ſchützen.“ Wie viele erkannte und nicht erkannte Vogelkrankheiten außerdem durch ungenügende und unzweckmäßige Nahrung entſtehen mögen, weiß ich nicht zu ſagen. Aus Vorſtehendem geht meiner Anſicht nach deutlich genug hervor, daß in mangelhafter Ernährung die Urſache der meiſten und gefährlichſten Uebel, welche einen gefangenen Vogel heimſuchen, zu finden iſt. Die Nutzanwendung ergibt ſich von ſelbſt, mindeſtens für Diejenigen, denen nicht ein unbeſieglicher Drang zu quackſalbern innewohnt. Nicht minder wichtig als die Ernährung iſt aber auch die Pflege gefangener Vögel, weil einige der häufigeren Krankheiten mit aller Beſtimmtheit Folge von Erkältung ſind, ſei es, daß eine ſolche durch Zugluft oder jähen Wechſel der Wärme, ſei es, daß ſie durch nicht rechtzeitige oder zu kalte Bäder hervorgerufen wurde. Hierher gehört zunächſt der Pips (Fips, Sips, Schnupfen, Katarrh), welcher namentlich Körnerfreſſer befällt. Der ver⸗ ſchnupfte Vogel ſperrt dabei den Schnabel auf, weil ſeine Naſenlöcher durch den ausfließenden Schleim verſtopft werden, nieſt (huſtet) von Zeit zu Zeit, in der Abſicht, die verſchleimten Naſengänge zu öffnen, keucht, ſträubt die Kopffedern, wiegt mit dem Haupte hin und her und fällt manchmal erſchöpft zu Boden. Bei längerem Verlaufe der Krankheit verhärtet ſich die Oberhaut der Zunge und des Schlundes, entzündet ſich auch wohl, und es treten dann alle Erſcheinungen eines heftigen Schnupfenfiebers ein. Diejenigen Arten, deren Naſenlöcher durch borſtenähnliche Federchen gedeckt ſind, leiden mehr als jene, deren Naſen⸗ löcher frei in der Wachshaut oder noch weiter vorn am Schnabel ſich öffnen, weil die er⸗ wähnten Federchen von dem ausfließenden Schleime zuſammengeklebt werden und die Naſen⸗ löcher gänzlich unzugänglich machen. Bei dieſer Krankheit, welcher immerhin viele Vögel erliegen, läßt ſich bei rechtzeitigem Eingreifen ſichere Heilung durch einfache Mittel erreichen. Das erſte und wichtigſte iſt, den leidenden Vogel zunächſt in ein ſonniges Zimmer zu bringen, deſſen Wärme gleichmäßig unterhalten werden muß, mit lauwarmem, ſchwach ſalzigem Waſſer die Naſe zu reinigen und ſodann Warhshaut oder Deckfederchen und Naſen⸗ löcher mit Baumöl gelinde einzureiben, ihm den Badenapf zu entziehen und leichte Koſt zu. 4 reichen. Sollte der ſogenannte falſche Pips vorliegen, d. h. der Reiz durch einen von innen oder außen in die Naſenlöcher gedrungenen Körper herrühren, jo hat man ſelbſtverſtändlich zuerſt und möglichſt ſchnell dieſe Urſache zu entfernen. In der Regel genügen die angegebenen Mittel vollkommen, um den Pips zu heilen, und braucht man nicht zu anderen zu greifen. Er, en a Sri — Zu * 8 3 * Me ren in A Krantheiten und Krankenpflege. 97 U liebte Verfahren, verſchnupften Vögeln mit durchgehenden Naſenlöchern eine ölgetränkte der durch die Naſe zu ziehen oder die Feder ſogar einige Tage ſtecken zu laſſen; denn dieſe reizt mehr, als das Oel beruhigt. Noch weit ſchädlicher iſt ein gewaltſamer Eingriff, welcher ebenfalls angeraten und von ungeſchickter Hand nur zu oft ausgeführt wird: dem kranken Vogel „das Zungenhäutchen abzulöſen“, wie man ſich ausdrückt, d. h. die entzündete Oberhaut mittels einer Nadel oder eines Meſſerchens abzuſchälen. Was damit bezweckt werden ſoll, weiß Niemand; demungeachtet glaubt ſich Jeder berufen, den Feldſcher zu pielen. Ich meinesteils kann vor derartigen Eingriffen nur nachdrücklichſt warnen. Da⸗ egen mag man ohne Beſorgnis bekannte Huſtenmittel in das Trinkwaſſer miſchen oder dasſelbe mit Zucker, Engelſüß und dergl. verſetzen: hilft ſolcher Zuſatz nicht, ſo ſchadet er wenigſtens auch nicht. Die wahre Arznei iſt geſteigerte, feuchte, gleichmäßig unterhaltene Schwitzbad verordnen und anwenden, indem man den Vogel in einen feuchten wollenen appen hüllt und hierauf eine Zeit lang in unmittelbare Nähe des geheizten Ofens bringt. jedoch darf man hierbei die nötige Vorſicht nicht aus den Augen laſſen. Feuchte Zimmer⸗ wärme, welche man durch Heizen und Verdampfen einer hinlänglichen Menge von Waſſer 0 = jederzeit erzeugen kann, wirkt, vielleicht etwas langſamer, jedoch ebenſo ſicher und minder gewaltſam als ſolches e . Genau ebenſo darf man verfahren, wenn man Verſtopfung oder Durchfall eines Vogels . auf Erkältung zurückführen muß. Auch dieſen Krankheiten gegenüber wirkt geſteigerte und gleichmäßig unterhaltene Wärme mehr als Arznei, obgleich man ſolche nebenbei anwenden kann. „Sowie ein Vogel trauert“, ſagt von Freyberg, „ſollte der Pfleger vor allen Dingen nach dem Kote des Pflegebefohlenen ſehen. Der nur einigermaßen erfahrene Kenner wird durch die Auslerung des Kranken in vielen Fällen einen ziemlich ſicheren Aufſchluß über den Krankheitsfall gewinnen können. Der zweite Blick ſei dem After des Vogels ge— widmet. Bei flüſſigem Kote werden ſehr häufig die Federn rings um den After zuſammen⸗ geklebt gefunden, ſo daß Entlerungen nicht mehr ſtattfinden können und ſchon hierdurch das Leben ernſtlichſt gefährdet erſcheint. Das Männchen hält eine derartige Verſtopfung 24 bis 30 Stunden, das Weibchen 40 bis 45 Stunden aus, das eine wie das andere kann jedoch in den letzten Stunden noch gerettet werden. Man nimmt den kranken Vogel in die hohle Hand, den Bauch nach unten gewendet, ſchneidet ſodann mit einer ſcharfen Schere die zuſammengeklebten Federn vorſichtig ab und beſtreicht endlich den Afterrand it etwas Oel oder ungeſalzenem Schmalz“. Nebenbei kann man mit innerlichen Mitteln chhelfen. Bei Verſtopfung leiſtet, nach Karl Müller, friſcher, vorher etwas geſalzener eck oft überraſchende Dienſte; er darf jedoch nicht bei allen Vögeln angewendet werden, weil er für einzelne, namentlich für die Eulen, geradezu als Gift erſcheint, d. h. unbedingt ötet. Zweckmäßiger wendet man deshalb Möhrenſaft, wäſſerige Rhabarbertinktur (ſechs bis a t Tropfen in das Trinkgefäß geſchüttet), doppeltkohlenſaures Natron, Koch- und Glauber— 3 an. Bei Durchfall empfihlt es ſich, etwas doppeltkohlenſaures Natron, vielleicht noch „allerhöchſtens zwei Tropfen Laudanum in das Trinkwaſſer zu geben. Unter allen Um⸗ n Seifmittel gen: Brehm, gefangene Vögel I. u 7 Entſchieden eier, weil 1 hindernd als fördernd, iſt das bei vielen Liebhabern ſehr 5 Wärme. Iſt der Schnupfen plötzlich gekommen, ſo kann man unter Umſtänden auch ein e ee eee V 98 | Krankheiten und Krankenpflege. Starke Erkältungen bewirken zuweilen eine Erſtarrung, ja förmlichen Scheintod der Vögel. Nach einer kalten Nacht oder einem ihnen jählings gegebenen Sturzbade kann es geſchehen, daß der Vogel nach einigen Zuckungen zu Boden fällt und hier regungslos 8 liegen bleibt, daß ſein Pulsſchlag ſich auf das äußerſte verringert oder kaum noch wahr⸗ 5 | nehmbar iſt, kurz, daß das Tier ganz den Anſchein eines Leichnams gewinnt. In ſolchen 0 5 Fällen bediene man ſich ſtets der Wärme; ſie tut, wie bereits (S. 72) erwähnt, e 4 j a Wunder und rettet Vögel, welche ſonſt ſicherem Tode verfallen ſein würden. ee Unter den Krankheiten, welche man mangelhaft eingerichteten Käfigen zur Laſt 7 muß, iſt die Drehſucht (Schwindel, Taumelſucht) eine der häufigeren. Man verſteht „ unter dieſer Bezeichnung in der Regel nicht die eigentliche Drehkrankheit, welche in Ein⸗ I geweidewürmern des Gehirns ihren Grund hat und unheilbar ift, ſondern ein durch längeres | Gewöhnen entſtandenes Uebel, welches ſich dadurch kund gibt, daß der Vogel mit in den I. Nacken gebogenem Kopfe fait beſtändig eine drehende Bewegung ausführt, jo daß es aus⸗ 0 | 1 ſiht, als wolle er ſich überſchlagen, daß er ferner taumelt, ſich den Anſchein gibt, als I könne er nur mit Mühe im Gleichgewichte fich erhalten ꝛc. Im Verlaufe der Zeit artet die 1 Drehſucht aus; der Vogel fällt, manchmal unter krampfhaften Zuckungen, wirklich von | | | ſeiner Sitzſtange und bleibt dann minutenlang wie ſinnlos auf dem Boden ſitzen. Am häufigſten beobachtet man die Drehſucht bei ſolchen Vögeln, welche in Glockenbauern gehalten werden oder richtiger eingekerkert ſind, zumal wenn man hier die oberſte Sitzſtange zu hoch * angebracht hat. Drehkranke Vögel, im ſtrengſten Sinne des Wortes unglückliche Opfer der | Unkenntnis und Gleichgiltigkeit ihrer Pfleger, laſſen ſich durch keine Arznei, ſondern einzig * und allein dadurch heilen, daß man ihnen einen großen Raum anweilt, jo lange dies noch 1 5 nicht zu ſpät iſt. Im entgegengeſetzten Falle ſind ſie für den Pfleger ſo gut als verloren. * Die Gebrüder Müller haben übrigens beobachtet, daß einzelne Vögel, insbeſondere Mönchs⸗ ll und Gartengrasmücken, ohne wurmkrank zu fein, die Unart des Drehens vom erſten Tage 0 5 ihrer Gefangenſchaft zeigen, und fie auch in den geeignetſten Käfigen nicht verlieren. Solche | Vögel mag man je eher je lieber fliegen laſſen, weil fie in kurzer Zeit unerträglich werden. Ich habe bereits darauf hingewieſen (S. 51), daß ein mangelhaft eingerichteter und unreinlich gehaltener Käfig bei vielen Vögeln, namentlich ſolchen, welche auf dem Boden, f bezüglich auf Felſen leben, Fußleiden erzeugt. Schon die unrichtige Stellung der Sprung g | . hölzer kann ſolche im Gefolge haben. „Nachtigallen, Sproſſer, Blaukehlchen, Zaunkönige ꝛc., „ bemerkt Karl Müller, „müſſen beim Springen beobachtet, ihre Neigungen und Angewohn⸗ heiten berückſichtigt werden. Nicht ſelten verletzt ein Vogel ſeine Zehen dadurch, daß er hartnäckig an eine und dieſelbe Stelle des Gitters ſpringt, und der Gefahr wird durch einfache Verſetzung eines Sprungholzes oder durch Anbringen eines Lappens und dergleichen | am Gitter ſelbſt genügend abgeholfen“. Die meisten Fußkrankheiten rühren jedoch einzig * und allein von dem Kote her, welchen faule Vogelwirte am Boden des Käfigs wochenlang ı 1 ſich anſammeln laſſen; dieſer mehr oder weniger ätzende Schmuz ſetzt ſich an die und . zwiſchen den Zehen feſt, bildet Klumpen, greift die Oberhaut der Zehen an und ruft I unter derſelben Geſchwüre hervor, welche mindeſtens zeitweilig Lähmung im Gefolge haben N können. Aengſtliche Reinhaltung der Schublade des Käfigs, regelmäßige Beſandung der⸗ | 5 ſelben, geeignete Auswahl des hierzu verwendbaren Stoffes (S. 50), unausgeſetzte Reinigung . der Sprunghölzer ꝛc. ſowie bei Vögeln, welche nicht ſelbſt baden wollen, Fußwaſchungen l unter nachträglicher Anwendung von Glycerin, welches die Füße geſchmeidig macht, — alles . mit Beobachtung der angegebenen Vorſichtsmaßregeln: das find die Mittel, um ſolche | Krankheiten zu verhüten. „Jedem Vogel“, ſagt Girtanner, „habe er es ſcheinbar auch nicht nötig, ſollten von Zeit zu Zeit die Füße in lauwarmem Waſſer gebadet werden. „Man laſſe ſie se „wenigſtens eine Minute im Waſſer, damit ſich das 1 e N F AR, 12 e e e ira 0 . BR, BE . Krankheiten und Krankenpflege. 99 t, De der mit Sand überdeckt werden, Alte, verhärtete i können bei genheit ebenfalls ohne Bedenken entfernt werden, da ſie doch bereits abgeſtoßen, ſtens gelockert find. Geſchwüre im Fußballen oder an den Zehen, wie ſolche namentlich bei Bodenvögeln, (Nachtigallen, Droſſeln, Stelzen, Piepern, Lerchen ꝛc.) vorkommen, verurſachen den damit B hafteten augenſcheinlich heftige Schmerzen: es iſt eine Qual für jeden gefühlvollen Menſchen, u ſehen, wie der gemarterte Vogel den kränkeren Fuß zu ſchonen und ſich durch Flattern auf dem geſünderen zu halten, wie er jenen im Gefieder zu bergen ſucht, und wie er ſich nofich, wenn auch der andere mehr und mehr erkrankte, auf den Bauch legt, um ſeine Schmerzen wenigſtens einigermaßen zu lindern. Dem nichtsnutzigen Gefangenwärter, welcher durch ſeine eigene Unreinlichkeit ein edles Geſchöpf zu ſolchen Leiden verurteilte, ſollten von ermann die gebürenden Vorwürfe gemacht werden, daß er in ſchnödeſter Weiſe die Pflichten Menschlichkeit vergaß; und er ſelbſt ſollte nunmehr wenigſtens durch eifriges Reinigen es Käfigs ſein Unrecht ſo viel als utöglich wieder gut zu machen ſuchen. Er bade von jetzt b fleißig die Füße des leidenden Vogels, befeuchte fie aber weder mit Waſſer, oder flüſſigen rzneien, noch mit Oel und anderen Schmierereien, ſondern trockne fie, wie angegeben, ab nd ätze die Geſchwüre, je nach den Umſtänden oberflächlich oder tiefer mit Höllenſtein oder epinſele ſie mit einer Auflöſung desſelben, halte den Vogel in der Hand, bis die Löſung ein⸗ etrocknet, und bringe ihn hierauf in den Käfig zurück, wo möglich unmittelbar auf eine Sitz⸗ ange, uf welcher er, der Schmerzen halber, eine Zeit lang ſtill zu ſitzen pflegt. Ich habe nit dieſem Mittel in allen Fällen glänzende Ergebniſſe erzielt und wertvollen Vögeln zur vollſten Geſundheit verholfen.“ Stölker rät, auch ſolche Zehen, deren Geſchwüre tief eingegriffen haben, nicht abzutragen, ſelbſt wenn jene eine falſche Richtung erhalten haben ſollten, da ſie bei der Heilung durch Zuſammenziehung der Narben möglicherweiſe doch in die richtige Stellung zurückgeführt werden könnten. Schlechte Käfige, unpaſſende Nahrung und mangelhafte Pflege im Verein ſind un⸗ ifelhaft auch die Urſache verſchiedener Federkrankheiten der Vögel. Daß die Mauſer oder Mauße nicht eine Krankheit, ſondern eine regelrechte und notwendige Hauttätigkeit oder ensäußerung iſt, wurde bereits (S. 73) hervorgehoben; daß ſie aber, wenn man während es Verlaufes den Vogel vernachläſſigt, leicht Haut⸗ und Federkrankheiten im Gefolge en kann, ſoll nicht beſtritten werden. Die Mauf er unſerer einheimiſchen Stendbößel fällt in die Monate Juli bis September, ie mancher Zugvögel in die Monate Oktober bis Februar. Einzelne mauſern zweimal, das eine Mal in der Heimat, das andere Mal in der Fremde. Bei vielen Ausländern findet asſelbe ſtatt, indem auch ſie ein Hochzeits⸗ und ein Winterkleid anlegen. Erſteres wird der 5 durch den . des Kleingefieders bedingt, während bei Anlegung des N 80 . icht vollſtändig aus; Br Ersa ihrer Schwingen und Steuerfedern beanſprucht im N & . a 1 und der una, a 1 ſich auf = Klein⸗ Eu 95 Auge ee diesem 1 früher, in jenem ſpäter. Der TR RR) N — 2 100 | Krankheiten und Krankenpflege. achtſame Vogelwirt erkennt den Beginn des Federwechſels am ſicherſten an dieſem ſelbſt, d. h. nicht allein am Ausfallen, ſondern auch am Nachwachſen der Federn, braucht alſo uf die Mauſerzeit nicht beſonders aufmerkſam gemacht zu werden. Eigentlich krank iſt der mauſernde Vogel nicht. Aber er wird durch den Federwechſel leb⸗ haft ergriffen, unter Umſtänden einzelner Fähigkeiten beraubt, ſelbſt flugunfähig gemacht, e ſich unbehaglich und iſt deshalb ſtill, bis zu einem gewiſſen Grade traurig, ſchweigt in der Regel — keineswegs ausnahmslos — mit ſeinem Geſange, ſitzt viel auf einer und eben Stelle, ſträubt das Gefieder und neftelt faſt ununterbrochen in ihm herum, in der Abficht, die Hülſen der ſproſſenden Federn zu zerſprengen, locker gewordene auszuziehen und heran⸗ wu wachſende gehörig einzufetten. Dieſer Zuſtand, dieſes Gebahren des Tieres iſt jo augenfällig, daß er nicht verkannt und kaum mit irgend einer Krankheitserſcheinung verwechſelt werden kann. Eine gewiſſe Behandlung nun erfordert die Mauſer jedenfalls; nur darf man unter ſolcher nicht etwa ein ſinnloſes Quackſalbern verſtehen. „Wer ſeine Pfleglinge“, bemerkt Girtanner treffend, „überhaupt fo gut hält, daß er ihre Lage kaum oder nicht verbeſſern kann, braucht während der Mauſer eben nicht mehr zu tun als den geſteigerten Anſprüchen an nahrhaftes Futter nachzukommen; wer dagegen bis zum Beginn der Mauſer ſeine Vögel mangelhaft pflegte, und ſie nunmehr plötzlich aus dem dunklen Stinkwinkel an Zugwind und Sonnenhitze bringen und gut füttern will, wird ihnen ſchwerlich dienen. Man beginne 9 alſo nicht erſt nach Eintritt der Mauſer mit einer zweckmäßigen Pflege des Vogels, ſondern verſchärfe nur die ſonſtige Sorgfalt, bringe ſoviel als noch tunlich Abwechslung in das Futter, bereichere die Tafel der Gefangenen nicht allein hinſichtlich der Menge, ſondern auch bezüglich der Güte der Nahrung, tiſche beiſpielsweiſe den Körnerfreſſern Nachtigallenfutter, den Weichfreſſern eine möglichſt manchfaltige Kerbtiernahrung auf, und reiche den einen wie den anderen zu verſchiedenen Tageszeiten ſo viele Mehlwürmer, als ſie freſſen wollen, beziehent⸗ lich als man ihnen reichen kann, gewähre vollſte Gelegenheit zum Baden, gebe recht viel und reinen, trocknen, warmen Flußſand in den Bauer und ſchütze dieſen und den Vogel lieber mit zu viel als zu wenig Sorgfalt vor jeglicher Störung, vor äußeren Einflüſſen, insbeſondere Zug und Sonnenglut, um jeden Mangel, jede ſchädliche Einwirkung von ihm fern zu halten. Befolgt man dieſe Vorſchriften, ſo wird der Federwechſel ſicherlich raſch und gut vorübergehen, und man wird ſich dann über allfällig eintretende Krankheiten keine . Vorſtellungen machen und alles Unheil auf die Mauſer ſchieben wollen.“ Schon Richter hat darauf hingewieſen, daß man bei den Finken und anderen Körner⸗ freſſern oft eine Verkrüppelung der neu heranwachſenden Federn bemerkt, indem namentlich die Deckfedern zweiter Ordnung eine falſche Richtung nehmen. Es iſt dies meiner Anſicht nach Folge einer ungenügenden Ernährung, vorzugsweiſe aus Mangel an Kerbtierfutter. „Unter⸗ ſucht man den Flügel“, ſagt unſer Gewährsmann, „ſo findet man, daß die alten Federn noch ſtecken, während die jungen ſchon durchgebrochen ſind. Die Haut der Flügel iſt bis zur Spitze ungemein verdickt und ſchwer, und deshalb kann der Vogel die Flügel nicht ge⸗ hörig tragen. Man muß ſogleich die alten und neuen fehlerhaften Schwingen ausziehen. Es ſcheint gut zu ſein, wenn die Stellen, wo die Federn geſtanden haben, bluten.“ Das Mittel billige ich; die im letzten Satze ausgeſprochene Meinung teile ich nicht. Man ſei ſtets, in der Mauſer aber doppelt vorſichtig beim Ausziehen der Federn und verfahre nach der (S. 73) gegebenen Anleitung, um den Vogel ſo wenig als möglich zu quälen oder gar zu verletzen. Will die Mauſer überhaupt nicht recht in den Gang kommen, ſo helfe man durch Ausziehen einiger der größeren Federn nach und überſprütze das geſamte Gefieder von Zeit zu Zeit mit einem feinen Sprühregen lauwarmen Waſſers, am einfachſten mittels des Mundes. Hierdurch erſetzt man das wahrſcheinlich fehlende Bad 8 N Bat a und bewirkt ein leichteres Ausfallen der Federn. Wien ERBE „ Nee ER NH IE Ba N EAN Ki en 0 Ne m ur e RNIT 1 ee EVER RSS AR Va Mar NER" ST 9 eee . nV. ]))“ , ̃ ee — n Mr 5 1 55 * . 1 N57 150 . e Bl 7 1 n ** 0 R g * * 1 ‘ ; 1 0 4 1 j 9) A Sraufheiten und Krankenpflege 5 | 101 ns Gar en 1 genug kann gewarnt werden, einen mauſernden Vogel mit ſeinem Käfige hin und her zu ſchleppen oder ihn ſonſtwie zu ſtören und zu erſchrecken. Wenn er ſich die noch unreifen Federn durch Flattern im Gebauer beſchädigt, darf man faſt mit icherheit annehmen, daß dieſelben verkrüppeln werden, und wenn die Beſchädigung mehrere ale nach einander erfolgt, muß man fürchten, daß er über haupt nicht wieder ein ordent⸗ hes Gefieder erhält. Namentlich die Schwingen erſter Ordnung vertragen durchaus keine erletzung, ſo lange ihre Kiele noch mit Blut gefüllt ſind. Ich habe mich vergeblich be— müht, Vögel, welche in dieſer Weiſe verſtümmelt waren, durch die allerſorgfältigſte Behand⸗ lung zu heilen: ſie litten fortan, ſo zu ſagen, an einer ununterbrochenen Mauſer und brachten es doch nur zu unreifen Federn, bluteten da, wo dieſelben entkeimten, und blieben geſchändet ür immer. Manche Vögel, vor allen anderen Papageien, beginnen ohne erklärliche Urſache gegen hr Gefieder zu wüten, indem ſie ſich Federn ausziehen oder abbeißen. Es erſcheint dieſes Gebahren mehr als Unart denn als Folge einer Krankheit. Man hat geglaubt, annehmen u dürfen, daß es bei den Sittichen aus Langeweile ausgeübt wird, und empfohlen, ihnen weiches Holz zum Beknabbern zu reichen; für die übrigen, welche dasſelbe tun, hat man keinen Grund zu finden gewußt. Ich teile weder die beregte Anſicht, noch ſchließe ich mich er Empfehlung des vermeintlichen Schutzmittels an, weil es für mich erfahrungsmäßig eſtſteht, daß letzteres nicht im geringſten nützt. Meine Meinung geht dahin, daß ein Vogel, welcher ſein Gefieder vernichtet, in gewiſſem, beſchränktem Sinne allerdings krank iſt, und ich glaube auch die Urſache dieſer Krankheit zu kennen. Alle Papageien baden gern und oft, und alle, welche baden können, denken, ſo weit meine Beobachtungen reichen, gar nicht daran, ihr Gefieder zu verſtümmeln. Andererſeits wiſſen wir, daß diejenigen Vögel, welche maſſenhaft in Käfige zuſammengepfercht und auf längeren Reiſen unterwegs ſchlecht gepflegt, insbeſondere nur mangelhaft mit Waſſer verſehen werden, ſehr oft in dem (S. 69 ff.) geſchilderten Zuſtande anlangen, bei geeigneter Pflege aber bald wieder ſich ausfiedern. Ich folgere alſo, daß mangelnde Gelegenheit zu baden die Urſache der eigenwilligen Entfiede⸗ rung iſt. Demgemäß rate ich, einen Leidenden dieſer Art unter Beobachtung aller Vorſichtsmaßregeln gegen Erkältung zunächſt wiederholt mit lauem, meinetwegen mit Wein gemiſchtem Waſſer zu überſpritzen und, ſo fortfahrend, nach und nach zum Baden zu zwingen. Hilft dieſes Mittel nicht, ſo hilft ſicherlich auch kein anderes, vorausgeſetzt, daß man nicht as von meinem Antwerpener Berufsgenoſſen Vekemans in dieſem Falle verordnete an- 0 wenden will: dem betreffenden Vogel den Hals umzudrehen! Flechtenartige Ausſchläge an der Schnabelwurzel und um die Augen herum; welche die Naſenlöcher verſtopfen, die Augenlider verderben und Blindheit hervorrufen können, danken in den meiſten Fällen der Unreinlichkeit und namentlich der Unmöglichkeit zu baden ihr Entſtehen. Richter rät, den Ausſchlag von Zeit zu Zeit mit einem Meſſerchen zu ntfernen und dem Leidenden täglich Gelegenheit zu geben, ſich zu baden; Bodinus empfihlt Waſchungen mit einer leichten Löſung von Höllenſtein (1 bis 2 Gran auf die Unze Waſſer) das einfachſte und ſicherſte Heilmittel. Sehr viele Vögel leiden, abgeſehen von den bereits (S. 48 und 51) erwähnten Milben Läuſen) an Schmarotzern, 1 an Eingeweidewürmern. Während die meiſten von dieſen ne erſichtlichen Nachteil ertragen werden, ſich auch durch eine geringe Gabe von Santonin, oblütenaufguß und ſonſtigen Bandwurmmitteln al leicht vertreiben laſſen, gibt es einzelne, welche höchſt gefährlich ſind. Unter ihnen ſteht, ſoweit unſere bisherigen ge reichen, der von Siebold zue t beſchriebene Luftröhrenwurm oben an. „Dieſem fürchterlichen Tiere gegenüber“, 5 a von Freyberg N „erſcheinen mir alle übrigen Krankheiten der Vögel bedeutungslos. 102 15 Krankheiten und Krankenpflege. & } Ueber Auftreten und Wirken desſelben herſcht noch das tieffte Dunkel unter Fachmännern wie unter Laien. Auf beides wird nicht geachtet, beides wird nicht erkannt. Jeder Beitrag zur Kunde dieſes Wurmes erſcheint von größter Wichtigkeit. Ich habe mich vergeblich i die bewährteſten Gelehrten gewendet, um vollen Aufſchluß zu erhalten; meine Anfragen blieben unbeantwortet, die Ueberſendungen des Tieres ſelbſt ohne mir bekannt gewordenes Ergebnis. Wo kommt der Wurm her; wie verbreitet, wie vermehrt er ſich; wo ver⸗ bringt der Keim die erſte Zeit feines Lebens? Iſt die Luftröhre der Vögel fein erſter und letzter Aufenthalt, oder einer von beiden? Alle dieſe Fragen harren noch der Löſung, obgleich dieſe nicht allein den Vogelwirt angeht, ſondern geradezu von nationalökonomiſcher Wichtigkeit iſt. Wer dieſer Anſicht nicht huldigt, kennt ſicherlich den Umfang der Ber herungen nicht, welche dieſer Schmarotzer verurſacht“. Ich habe bisher leider, für mich glücklicher Weiſe, noch keine eigenen Beobachtungen geſammelt, muß aber nach allem, was mir Andere mitteilen konnten, meinem erfahrenen Mitarbeiter vollſtändig beiſtimmen und möchte deshalb mit ihm im Verein nochmals dringend auffordern, dem Treiben des Wurmes die vollſte Aufmerkſamkeit zu widmen, um ſo bald als möglich über ihn und ſein Leben ins Klare zu kommen. Der Luftröhrenwurm (Syngamus che oder Sclerostomum syngamus) gehört zur Klaſſe der Rundwürmer und zur Familie der Palliſadenwürmer (Strongylidea), deren Kennzeichen in dem verlängerten, rundlichen Körper, dem endſtändigen oder an der Spitze des Kopfes gelegenen Saume und den von einer eigentlichen Schwanzblaſe umfaßten Geſchlechts⸗ werkzeugen zu ſuchen ſind. Der Luftröhrenwurm kennzeichnet ſich durch folgende Merkmale: Der Mundſaum iſt kreisrund und mit ſechs Wärzchen beſetzt, die Schwanzblaſe zwölf⸗ bis funfzehnſtralig; die weibliche in der vorderen Leibeshälfte gelegene Geſchlechtsöffnung iſt eine wulſtig umrandete Querſpalte und führt in die vielfach gewundene Eiröhre; die männlichen Geſchlechtswerkzeuge beſtehen aus zwei ſenſenförmigen Stäbchen, welche in einer zweiblätterigen Scheide liegen. Das Männchen iſt etwa 7 w., das Weibchen 13 bis 14 um. lang; der Leib hat blutrote Färbung. Der Keim entwickelt ſich ungemein ſchnell, meiſt ſchon während der Begattung, welche ſo anhaltend iſt, daß man den Wurm ſogar als Doppeltier be⸗ ſchrieben hat. Vorzugsweiſe find es die Scharrvögel, welche der Schmarotzer heimſucht; er beſchränkt ſich jedoch keineswegs auf ſie allein, wird vielmehr auch leicht auf andere Vögel übertragen und kann demzufolge entſetzlich a Hierüber hat mir Cronau Bericht gegeben: „Hinſichtlich der Verbreitung des Wurmes bin ich nach meinen Erfahrungen zu der Ueber⸗ zeugung gelangt, daß nicht etwa ein Stück meiner reichhaltigen Vogelſammlung den Anfang machte und von ihm aus die Uebertragung auf andere erfolgte, ſondern daß im Gegenteile der Schmarotzer, deſſen plötzliches Auftreten mir bis dahin noch unerklärlich iſt, gleichzeitig in mehreren, ziemlich weit von einander entfernten Fluggebauern ſich einſtellte und ihrer Lebensweiſe nach gänzlich verſchiedene Vögel heimſuchte. Neben Edel- und Ringfaſanen, Faſanenhühnern, wurden Alpendohlen, ein Kardinal und einzelne kleinere Singvögel befallen, und es erlagen, mit Ausnahme einiger Faſanen und des Kardinals, alle erkrankten Vögel, unter ihnen zehn Alpendohlen, faſt mit einem Male. Junge Silber⸗ und Goldfaſanen, welche ſich mit den erkrankten Iſabellfaſanen in demſelben Raume befanden, wurden nicht angeſteckt, und ebenſo wenig zeigte ſich der Wurm bei Schwimmvögeln, von denen ich 55 mals eine große Anzahl hielt.“ „Die erſten Anzeigen von dem Vorhandenſein des Wurmes , fährt Cronau fort, „beſtehen darin, daß der Vogel unter heftigem Schütteln des Kopfes den Schnabel auf ſperrt, keucht und huſtet, ſo daß man wohl glauben kann, er ſei von einem heftigen Schnupfen befallen; wie denn auch in der Tat dieſe e mit denen des beginnenden . 0 Arantgeiten 0 ertinfige 2 | | 103 Pips it verwechſelt werden. Im Anfange der Ansteckung, wenn der Wurm noch nicht zu tief ſitzt, mag es geſchehen, daß er ausgehuſtet wird; ſpäter aber, wenn er ſich feſtgeſetzt und vermehrt hat, ſcheint dies unmöglich zu fein, und werden dann wahrſcheinlich nur noch Eier mit 1 en IR 1 5 e La Die . iſt eine überaus raſche; denn in das b Waſſer, ſo kann man ſchon mit unbewaffnetem Auge ſeine Geſtalt recht deutlich erkennen.“ ö Hinſichtlich der Uebertragung des Wurmes ſind die Anſichten noch ſehr geteilt. Das ahrſcheinlichſte iſt, daß die Eier mit den ſich entwickelnden Keimen ausgeworfen und un⸗ mittelbar aufgenommen werden; vielleicht wird auch ein und der andere ausgehuſtete Luft⸗ röhrenwurm ſelbſt gefreſſen. Bei lebenden und ſelbſt bei eingegangenen Vögeln kommt es vor, daß der Schmarotzer zu Tage kriecht; wenigſtens hat ihn Cronau, mehrfach einige Stunden nach dem Tode des betreffenden Vogels in der Rachenhöhle gefunden. Aber auch ine mittelbare Uebertragung kann nicht ausgeſchloſſen ſein, da Stölker einen Steinkauz, welcher doch offenbar einen derartigen Wurm nicht aufnimmt, behaftet fand. Zwei andere Steinkäuze, welche gedachter Forſcher mit dem erwähnten zuſammen hielt, blieben ebenſo gut verſchont als einige von Cronaus Faſanen, woraus hervorzugehen ſcheint, daß der Schmarotzer eher durch Eier oder Keime als durch unmittelbare Uebertragung ſeiner ſelbſt Verbreitung findet. In dieſer Beziehung iſt noch manches aufzuklären. Leider beſitzen wir noch kein ſicheres Mittel, welches einen von dieſem furchtbaren Schmarotzer heimgeſuchten Vogel retten könnte. Es handelt ſich bei einem erfolgverſprechenden Eingreifen darum, den gefährlichen Wurm zu töten, und das iſt, wie leicht begreiflich, ſehr ſchwer. Cronau empfihlt, dem erkrankten Vogel in Baumöl ertränkte Mehlwürmer vorzuwerfen, ihm Oel einzugeben, oder dasſelbe mittels einer Feder in die Luftröhre ſelbſt zu bringen, und verſichert, daß auf dieſe Weiſe behandelte Vögel geneſen ſind; es fragt ſich jedoch noch ſehr, ob das Oel wirklich die Heilung bewirkte. Auch Tabaksrauch hat man in Anregung gebracht. Man ſoll die kranken Vögel in eine kleine Kammer ſperren d dieſe während einiger Tage mit Rauch gefüllt erhalten. Inwiefern dieſes Gewalt- mittel wirken ſoll, ohne dem Vogel zu ſchaden, vermag ich nicht zu begreifen. Am beſten rd man tun, wenn man angeſteckte Vögel ſofort von den übrigen trennt, alle Gefäße, lche von ihnen benutzt wurden, von Stund an außer Gebrauch ſetzt und den Geſellſchafts⸗ . ſo viel als möglich reinigt oder wechſelt, um weiterer Anſteckung vorzubeugen. 5 . wir, wie aus dem 0 erſichtlich, inneren Krankheiten gegenüber in unter ſolchen Umſtänden unbedingt erforderlich, allein 1 und von keinem Kameraden in einen Bewegungen geſtört. Eine Steinkrähe, welche Stölker erhielt, verlor durch Ab- oßung den durch den Schuß zertrümmerten Vorderarm, anſcheinend ohne durch die Wunde zu leiden; andere Vögel, welche zu Krüppeln geſchoſſen worden und vollſtändig eheilt waren 1 wurden demſelben wiederholt eingeliefert. Aehnliche Beobachtungen haben 104 5 Vogelhandel und Vogelhändler. bekanntlich noch viele Andere gemacht. Brüche der Flügelknochen, Rippen u. ſ. w. heilen fer leicht, obſchon oft nicht eben mit der beſten Richtung der Bruchenden. Schlimmer ſteht es um diejenigen Verletzungen, welche mit Blutung nach außen verbunden ſind. Verblutungen kommen viel häufiger vor, als man gewöhnlich annimmt; wer alſo eine Blutung ſtillen will, gehe nicht früher von dem Kranken weg, bevor er ſich von dem vollſtändigen Gelingen überzeugt hat. Blutet der Vogel aus einem zu ſtark geſtutzten Nagel (S. 51), ſo ſuche man das Blut mittels einer glühenden Nadel oder mit dem Höllenſteinſtifte zu ſtillen. 31 kalten Umſchlägen ꝛc. halten kranke Vögel nicht ſtill, geraten im Gegenteile durch die Anwen⸗ dung ſolcher Umſchläge in die größte Aufregung und machen ſchon deshalb den beabſichtigten 5 Erfolg unmöglich. Blutungen aus Wundflächen ſuche man dadurch zu ſtillen, daß man dieſe mit einer ſtark geſättigten Löſung von arabiſchem Gummi oder Collodium beſtreicht und dem Vogel die Gelegenheit nimmt, ſich zu baden oder ſonſtwie zu durchnäſſen. Unter allen Umſtänden behalte man einen in Behandlung befindlichen Vogel möglichſt wenig lange in der Hand, und arbeite mit größter Ruhe; denn hierdurch flößt man dem Tierchen Zutrauen zum Pfleger und Einſicht in deſſen wohltuende Tätigkeit ein. Gewöhnlich währt es nicht allzulange, bis die kranken Vögel ſich vieles und ſelbſt recht ſchmerzhaftes Ein⸗ greifen gefallen laſſen. Es läßt ſich etwas wagen, und man kann nicht ſagen, daß ſich mit Sachverſtändnis und Ruhe nichts erreichen ließe.“ Die ſo hohe Entwickelung der Geiſtesanlagen der Vögel läßt es erklärlich erſcheinen, 8 daß ſie unter Umſtänden an Trübſinn leiden, ja, daß ſie an Schwermut zu Grunde gehen können. Es liegen hierüber genügende Beobachtungen vor, welche jeden Zweifel an ihrer richtigen Deutung ausſchließen. Vögel, welche ihren Gatten verloren oder von ihrer Brut weggefangen wurden, grämten ſich zu Tode; andere, welche man von ihren Genoſſen ge⸗ trennt hatte, verfielen in Schwermut; andere härmten ſich ab, weil ſie ihre geliebten Pfleger zeitweilich vermiſſen mußten. Auch die Zugzeit übt meiſt eine bedeutende Wirkung auf den Gemütszuſtand aus, erregt, macht unruhig und traurig. Im erſteren Falle er⸗ heitert und rettet oft, jedoch nicht immer, Vereinigung mit einem anderen Männchen und be⸗ ziehentlich Weibchen, um den Verluſt des Gatten zu erſetzen, während dem Kummer um die verlorene Brut meiſt nur ſofortige Freilaſſung ein Ende macht, den leidenden Vogel wenigſtens der ferneren Beobachtung des mitleidigen Pflegers entzieht. Bei minder tief begründeter Schwermut tut Ausſchmückung des Käfigs mit grünem Reiſich, Mos und der⸗ gleichen gute Dienſte, und ebenſo wirken friſche Luft und Sonne, Abwechslung im Futter, eine reichliche Spende der Lieblingsnahrung, Geſtattung freierer Bewegung in einem größeren Käfige oder Zimmer erheiternd. — Vorſtehendes maßt ſich nicht an, eine Krankheitslehre und Heilkunde zu ſein, will viel⸗ mehr nur die Grundregeln 1 haben, nach denen ein ſorgſamer Beobachter und Pfleger verfahren muß, um auch in dieſer Hinſicht Erſprießliches zu leiſten. Vogelhandel und Vogelhändler. Seit Jahren verkehre ich faſt tagtäglich mit Vogelhändlern, ſeit längerer Zeit beſuche ich ziemlich regelmäßig den Tiergarten zu Antwerpen in den Tagen der alljährlich dort ſtattfindenden Verſteigerung, welche ich an einem anderen Orte die Börſe des Tierhandels genannt habe: und dennoch iſt es mir nicht möglich geweſen, mehr als ein ziemlich rich— tiges Bild des europäiſchen und e Vogelhandels zu gewinnen. Man 1 und Vogelhändler. | 105 müßte, wollte man umfaſſend über dieſen Gegenſtand berichten, ſelbſt Händler ſein im \ ntlihen Sinne des Wortes, in einem der hauptſächlichſten Stapelplätze eine größere he von Jahren als ich geb t und nicht bloß mit Schiffsführern, ſondern auch mit allen den Zuträgern, welche hierbei als werktätige Leute auftreten, verkehrt haben. Dem- ungeachtet bin ich im Stande, Mitteilungen zu geben, wie ſolche bisher noch nicht ver- ntlicht worden find; denn ich verfüge in ausgedehnterem Maße als über eigene Er- rungen, über die unſerer namhafteſten Groß- und Kleinhändler, an welche ich mich Gunſten dieſes Werkes bittend gewendet, und von denen ich einen großen Teil des zachſtehenden erhalten habe. Der Vogelhandel hat erſt in den letzten gahren einen Aufſchwung genommen, welcher | gegenwärtig als einen nennens⸗ und beachtenswerten Zweig des Welthandels erſcheinen äßt. Dieſer Aufſchwung hat mit der Vervollkommnung unſerer Verkehrsmittel bisher gleichen Schritt gehalten, verſpricht alſo, ſtetig zuzunehmen und ſich immer bemerklicher zu machen. Noch vor funfzig Jahren war gedachter Handel kaum der Rede wert. Es ging damals er wie ſeit ein par Jahrhunderten. Schiffer brachten ihren Redern und ſonſtigen 0 Befreundeten einzelne fremdländiſche Vögel mit, welche ſie zufällig in auswärtigen Hafen⸗ orten erworben hatten, lieferten auch wohl einmal einen geringen Beitrag für die un⸗ bedeutenden Verkaufsladen der Händler. Die Einfuhr war gering, an Ausfuhr dachte Niemand. Viellot, deſſen Prachtwerk über die ausländiſchen Singvögel im Jahre 1805 erſchien, hält eine Angabe über den Stand des damaligen Handels für unnötig oder weiß 4 nichts darüber zu ſagen, ſondern erwähnt bloß, daß man die ſchönen Vögel ſo ſelten lebend nach Europa bringe. Noch zwanzig, dreißig Jahre ſpäter war es kaum anders als zur angegebenen Zeit. Erſt mit dem Emporblühen der Tiergärten begann auch die Ent- wicklung des Vogelhandels nach allen Richtungen hin. Gegenwärtig gibt es kaum einen Strich der Seeküſte, welcher unſere Vogelhäuſer oder Gebauer nicht mit dieſer oder jener Art beſchenkt hätte. Als den erſten Vogel, welcher wirklich zum Gegenſtande des Handels wurde, muß man den Sänger von Kanaria bezeichnen. Er hat tatſächlich Jahrhunderte lang den Markt inſofern beherſcht, als er der einzige war, welchen man regelmäßig kaufen konnte. ch wähle ihn als lehrreiches Beiſpiel, um zu zeigen, wie ſich der Vogelhandel in den letzten Jahren entwickelt hat, und erzähle einfach nach, was mir der Großhändler in dieſem Geſchäftszweige, Reiche in Alfeld, freundlichſt berichtet hat. „Der Handel mit Kanarienvögeln und abgerichteten Dompfaffen nach außerdeutſchen dern beſteht ſeit Ende des vorigen Jahrhunderts: ich weiß, daß ſchon mein Groß- und roßvater ſich damit befchäftigten. Beide hatten ſich St. Petersburg zum Abſatzorte ählt und brachten in jedem Frühjahre größere Mengen dorthin. Im Herbſte und nter beſuchten ſie zu gleichem Zwecke Holland und England. Doch wurde das Geſchäft mals überall in ſehr geringer Ausdehnung betrieben, da bei den unentwickelten Ver⸗ rsmitteln jener Zeit der Verſand äußerſt läſtig und koſtſpielig war, ſchon weil er nur gſam von ſtatten ging. Zudem glaubte man, daß den Vögeln das Fahren ſchädlich ſei, d ließ ſie deshalb bis Hamburg oder Lübeck auf dem Rücken tragen. Im Hafen mußte an nicht ſelten widrigen Windes halber wochenlang liegen bleiben, und wenn endlich die 8 iterreiſe angetreten werden konnte „nahm ſie andere Wochen in Anſpruch, falls nicht b onders günſtige Winde das Segelſchiff über Erwartung förderten. Daß der Handel chen Hinderniſſen gegenüber e gedeihen konnte, bedarf nicht der weiteren Aus⸗ inanderſetzung. 1 15 noch heute 55 e die von den 1 aufgekauften Vögel ſogleich in 106 Vogelhandel und e Traggeſtell, geſetzt, bis man die Ladung von 160 oder 170 Bauern zusammengebracht 1 f worauf man das Ganze kunſtgerecht mit Leinwand umhüllte, und der Träger ſich auf den Weg machte. Zu Hauſe begann zunächſt das Ausſuchen und Ausſcheiden der Vögel durch einen in alle Geheimniſſe ihres Weſeus und Seins eingeweihten Sachverſtändigen, und nunmehr endlich trat man die Reiſe an. Zu einer Anzahl von ungefähr tauſend Vögeln gebrauchte man ſechs ſtarke Träger, und eine Reiſe vom Harz bis Lübeck nahm zwölf Tage in Anſpruch, während ich jetzt die vierfache Anzahl in nur zwei Tagen mehr un he 3 5 . quemer nach New⸗York befördere. Man brach damals bereits eine Stunde vor dem Tagwerden auf, legte 1 t 9 Meile zurück, fütterte, ging die zweite Meile ab, fütterte wieder und rückte, nachdem man die dritte Meile hinter ſich gebracht, in die Nachtherberge ein; denn nicht allein die Laſt h der „Trägte“, ſondern auch ihre Ausdehnung verlangſamte den Weg, namentlich bei un⸗ 9 günſtigem Wetter, ſtarkem Winde ꝛc. Die Ladung hatte eine Höhe von 1 m., eine Breite von Os m., eine Tiefe von 0s w. und ein Gewicht von mindeſtens 100 Pfd., beanſpruchte 1 alſo die volle Kraft eines Mannes: — in der Regel mußte von zehn zu zehn Minuten eine Zeitlang geruht werden. Zum Füttern und Uebernachten hatte man auf allen Wegen ſeine beſtimmten Haltepunkte und Einkehrorte. Traf man, um zu füttern, im Wirtshauſe ein, ſo wurden ſämtliche Vögel raſch vom Reffe genommen und hierauf mit Futter und Trinken verſorgt, ſo gut dies eben gehen wollte. Je ſieben Bauer waren durch einen leichten Holzſtock, Spille genannt, derart aneinander befeſtigt, daß die Futterkäſtchen auf der einen, die Trinknäpfchen auf der anderen Seite ſich befanden. Eine ſolche Reihe nach der anderen nun nahm einer der Träger vom Reffe und gab ſie in die Hände des zweiten, welcher etwas Futter in das Käſtchen ſchüttete, während der dritte mittels einer zweckmäßig eingerichteten Kanne die Trinknäpfe mit Waſſer verſah und der vierte die Reihen übereinander an der Wand aufſtapelte. Letzteres geſchah, um jedem Vogel Licht und Luft zu geben und doch alle leicht überſehen, erkrankte ausſcheiden und beſonderer Pflege teilhaftig machen zu können. Im Verlaufe einer Stunde hatte man ſo etwa tauſend Vögel abgefertigt, ließ ſie hierauf eine fernere Stunde ruhig ſtehen und freſſen, erquickte ſich ſelbſt mit Speiſe und Trank, packte auf und trat die nächſte Meile an. Je von drei zu drei Tagen wurden ſämtliche Käfige gereinigt, zu dieſem Zwecke alſo auch die Reihen auseinandergenommen und wieder zuſammengeſteckt — eine Arbeit, welche ſo viel Zeit wegnahm, daß an dieſem Tage nur zwei Meilen zurückgelegt werden konnten. Das für die Reiſe nötige Futter führte ein beſonderer Träger mit ſich, während man alle für die Seefahrt beſtimmte Nahrung der Vögel als Frachtgut zum Hafenorte vorausgeſchickt hatte. So läſtig dieſer Verſand aber auch war: die ſchwerbepackten Träger zogen heiter und vergnügt ihres Weges dahin, begleitet auf Schritt und Tritt von den ſchmetternden Liedern aus hundert Vogelkehlen. Herbeigelockt durch den weithin ſchallenden Geſang erſchienen zuweilen Scharen von freilebenden Verwandten, Finken, Hänflinge, Stieglitze u. dergl., umſchwebten erſtaunt die in das Ausland ziehende Karawane, und gaben ihr oft auf weite Strecken hin das Geleite. Sie ſchickten den Abziehenden ihre beſten Abſchiedsgrüße zu, freueten ſich aber doch, zu den Glücklichen zu gehören, welche in den ſchönen Fluren und Wäldern der Heimat verbleiben durften. Allein die Heiterkeit der Abziehenden wurde dadurch nicht herabgeſtimmt. Fröhlich ſangen ſie zurück: „Wohl entbehren wir die goldene Freiheit; aber dafür ziehen auch die Stürme des Herbſtes, die bitterkalten Tage des Winters machtlos an uns vorüber. Für unſere Nahrung und Bequemlichkeit wird geſorgt, und die zarteſten Hände widmen ſich unſerer Pflege.“ So wenigſtens glaubte ich den gegenſeitigen Vogelgeſang deuten zu dürfen, als ich im Frühlinge des Jahres 1841 mit tauſend nach St. Petersburg beſtimmten Vögeln unterwegs war; und wenn auch dieſe Re Bogelhandel und Vogelhändler. y | 107 Deutung wohl I ganz ici 2 mochte: ſie gewährte mir Freude, erleichterte die i Bürde und kürzte den Weg. Im Jahre 1842 wagte 5 einen Verſuch, Kanarien⸗ und andere in Deutſchland 5 geborene Vögel in Nordamerika einzuführen. Es war das erſte derartige Unternehmen überhaupt. Ich mußte mich eines Segelſchiffes bedienen und gebrauchte Monate, bevor ich n Amerika ankam. Noch war die Liebhaberei für ausländiſche, am wenigſten für deutſche Singvögel drüben nicht erweckt worden; es bedurfte daher der größten Anſtrengungen, um m Laufe des Herbſtes und Winters für meine tauſend Vögel Abnehmer zu gewinnen. Es ehlte an allem: an Liebhabern, an Käfigen, an Futter, wie es die Vögel von der Heimat her gewohnt, an Kenntnis ſie zu behandeln, an Verſtändnis für ihre Leiſtungen. Doch ſchon nach wenigen Jahren war all' dem abgeholfen worden, und die Liebhaberei vermehrte und breitete ſich von Jahr zu Jahre. %, Bereits 1846 nahm ich meinen jüngeren Bruder in das überſeeiſche Geſchäft, und | ir betrieben nunmehr den Handel regelrecht und in immer ſich ſteigernder Ausdehnung. Im Jahre 1853 hatten wir es zu einem Abſatze von zehntauſend, im Jahre 1860 von unfzehntauſend Kanarienvögeln gebracht. Seit dieſer Zeit verſiht mein Bruder das Geſchäft in New⸗York allein, während ich den Einkauf diesſeits des Weltmeeres und den Verſand übernommen habe; denn nur durch dieſe Teilung der . ſind wir im Stande, den Anforderungen unſeres Handels zu genügen. | Im verfloſſenen Jahre (1869) habe ich ſechsundzwanzigtauſend männliche Kanarien⸗ und etwa funfzehnhundert verſchiedene andere Singvögel nach New⸗York abgeſandt. Andere Händler 2 hoben denſelben Markt ebenfalls aufgeſucht und zuſammen in dem genannten Jahre etwa ſechzehntauſend Vögel dorthin gebracht, weshalb man mit Beſtimmtheit annehmen kann, daß in einem Jahre mindeſtens zweiundvierzigtauſend, wahrſcheinlich aber nicht unter fünfundvierzigtauſend Stück Kanarienvögel nach Nordamerika ausgeführt worden ſind. Wir verkaufen jetzt größtenteils dutzend- oder hundertweiſe an Wiederverkäufer und ſtehen mit allen Städten der Vereinigten Staten in Verbindung. Von New⸗Jork an bis Kalifornien, von Kanada bis Miſſiſſippi — allüberall hat ſich in den wenigen Jahren der deutſche Kanarienvogel“ Eingang, Liebhaber und Freunde verſchafft; fein friſcher, klang⸗ Fabril gegen ber Arbeiter einzig und allein mit Anfertigung von Vogelbauern, welche aus Blech und Drat ebenſo gut als zierlich herſtellen läßt. \ Aber nicht allein nach Nordamerika wendet ſich unſer Handel. Abgeſehen von den Ta enden, welche im Vaterlande ſelbſt vertrieben werden, finden noch immer ungefähr auſend Stück ihren Weg nach England und Rußland, und werden alljährlich mindeſtens benſo viele nach Südamerika (Rio de Janeiro, Buenos⸗Ayres, Valparaiſo), nach Indien und Auſtralien verſendet. Es iſt nicht zu viel, eher zu wenig geſagt, wenn man angibt, a alljährlich zwiſchen fünfundſechzig⸗ und ſiebzigtauſend Kanarienvögel von Deutſchland ausgeführt und nach überſeeiſchen Plätzen gebracht werden. Die Ausfuhr beginnt im Monat Auguſt, wenn die Abkömmlinge der erſten Frühlings⸗ 1 ſchlagtüchtin nn ſomit verf andfähig geworden ſind; ſie währt ziemlich ununterbrochen 5 e nd der Vögel Verwende ich mehrere Aufkäufer, erfahrene, bewährte Kenner 1 Wählen und Ausſcheiden; denn ich kaufe nur Männchen, und das ſichere Unterſcheiden de „ en a Men, das e der Preiſe, welche ſich nach 108 Bogelhande‘ und Vogelhändler: * der Güte, Reinheit und Fülle des Schlages richten, nicht geringere Kenntnis. Wir ver⸗ N ſenden in Maſſen von tauſend Stück und darüber. Leute, welche Jahre lang verſchiedene Vögel gepflegt haben und vollkommen ſeefeſt geworden ſind, beſorgen unterwegs die Wartung. Die Verſchiffung geſchiht mit den ausgezeichneten Dampfern des norddeutſchen Lloyd, auch wohl mit denen der Hamburger Geſellſchaft. Da die Sendungen in New⸗Pork von unſerem Hauſe ſofort nach Ankunft des Schiffes in Empfang genommen werden, kehren die Ueberbringer ſchon mit dem nächſten Dampfer zurück, ſind ſo in der Regel zweiunddreißig Tage nach ihrer Abfahrt von Bremen en in 1 und a 1 Tage ſpäter zu einer neuen Reiſe bereit. Durch dieſen Maſſenverſand und den regelmäßigen Verkehr haben wir es e daß der Liebhaber in Amerika für 2 bis 3 Dollars ſich einen Vogel verſchaffen kann, welcher faſt tauſend Meilen von ſeiner Heimat gezüchtet, von den beſten Meiſtern ſeiner Art zu einem vorzüglichen Schläger ausgebildet und über das ſtürmiſche Weltmer geſendet worden iſt, daß Jener für eine ſo geringfügige Summe einen munteren und klangreichen R 82 F Stubengenoſſen zu gewinnen vermag, welchen er trotz aller ihm in hohem Grade eigenen 9 Tatkraft ſonſt unmöglich ſich erwerben könnte. Bis in die armen Hütten am Harz klingt der Dank von drüben herüber, klingt tatſächlich in blankem Gelde wieder; denn manchem Züchter bringen die Kanarienvögel mehr ein als dieſem oder jenem W ſein mühvolles Amt. Von den freilebenden deutſchen Vögeln habe ich wenige zu nennen, welche in Amerika Liebhaber finden. Es ſind namentlich abgerichtete Gimpel, Hänflinge und Stieglitze, welche begehrt werden, während wir Edelfinken und Zeiſige immer nur an wenige Liebhaber ver⸗ kaufen können. Noch geringer iſt der Abſatz von Weichfreſſern, als da ſind: Nachtigallen, Grasmücken, Rot⸗ und Blaukehlchen, Droſſeln und ſelbſt Lerchen, unzweifelhaft nur aus dem einen Grunde, weil die Pflege größere Schwierigkeit, die Fütterung mehr Mühe verurſacht. Unſerer bedeutenden Ausfuhr 1 erſcheint die Einfuhr nordamerikaniſcher Vögel kaum der Erwähnung wert, obſchon wir durch unſere zurückkehrenden Gehilfen jedesmal eine Sendung erhalten. Die Urſache muß in den drüben und hier zu Lande herſchenden Geldverhältniſſen geſucht werden: Vögel, welche in einem Lande aufgekauft wurden, in welchem das Geld geringen Wert hat, verkaufen da, wo das Gegenteil ſtattfindet, ſich ſchlecht, weil ſie hier zu teuer zu ſtehen kommen. Wir richten deshalb unſer Augenmerk vorzugsweife auf Tiergärten, beſorgen für dieſe, außer Luchſen, Bibern, Hirſchen, Biſons und anderen Säugetieren, Baum-, Schopf⸗ und Zopfwachteln, Cupido⸗ und Truthühner, Kraniche, Enten, Schwäne u. ſ. w., für die Liebhaber im engeren Sinne dagegen Karolina⸗ ſittiche, Kardinäle, Pabſt⸗ und Indigofinken, Goldzeiſige, Tangaras, Paperlinge, Rotflügel, Baltimorevögel, Spottdroſſeln, Katzenvögel, Hüttenſänger u. dergl., alljährlich Una im Belaufe von drei- bis viertauſend Stücken. Alle dieſe Vögel kaufen wir in New⸗York von Fängern und Zwiſchenhändlern ai Der Fang findet teilweiſe im Herbſte, hauptſächlich aber im Frühlinge während der Zugzeit ſtatt, und zwar wendet man faſt alle bei uns üblichen Fangweiſen ebenfalls an. Sittiche und Kardinäle werden in den ſüdlichen Staten, von Miſſiſſippi bis Südkarolina, in den Monaten Dezember bis Februar gefangen und aufgeſammelt, Spottdroſſeln ebenda meiſt dem Neſte entnommen und aufgefüttert; die übrigen erhalten wir in den Monaten 0 0 bis Mai aus den mittleren und weſtlichen Staten.“ So weit mein Gewährsmann über dieſen einen Zweig des Handels, welle wie erſichtlich, als der am regelmäßigſten betriebene angeſehen werden muß und zugleich das beſte Bild der Ausfuhr gewährt. | En ee ee 2 N 4 7 Vogelhandel und Vogelhändler. 109 . Dem Handel mit Kanarienvögeln kann der mit abgerichteten Gimpeln nicht zur 5 Seite geſtellt werden; doch verdient auch er immerhin Beachtung. „Manches arme Bäuerlein“, jagt Karl Müller, „hat ſich, durch den Blutfinkenhandel emporgekommen, hier gute ner (in Oberheſſen) ſchon ein kleines Vermögen erſpart und ein Häuschen gekauft. 3 In vielen Dörfern des Vogelberges werden, wie im Türingerwalde, alljährlich * Bualſten in Menge großgezogen. Es haben ſich Geſchäfte zur Betreibung des Blut- 4 finkenhandels in großartigem Maßſtabe gebildet. Hier ſind Haupthändler und Unterhändler. Erſtere bereiſen in jedem Jahre gewiſſe Gegenden des Vogelberges und nehmen die bereits gelehrten Blutfinken in Empfang. Sind ſie in Beſitz einer ihren Zwecken entſprechenden Menge gelangt, ſo reiſen ſie nach England, um dort einen möglichſt hohen Gewinn zu erzielen. Waren ſie glücklich, ſo kehren ſie mit einem Reingewinn von einigen hundert Gulden zurück.“ Wenn man bedenkt, daß die faſt überall armen Gebirgsleute durch Wegfangen oder Aufziehen der Gimpel in keiner Weiſe Schaden bringen, erhält man wiederum eine Beleuchtung des jo vielfach verzeterten Vogelfanges, an welche man kaum gedacht haben mag. Weit bedeutender als die Ausfuhr und zwar im Verhältnis zu unſerer alt- gewurzelten, feſtbegründeten und verbreiteten Liebhaberei, iſt gegenwärtig die Einfuhr, ob⸗ gleich fie ganz ungemein beeinflußt wird von hunderterlei Zufälligkeiten, deren Aufzählung außer dem Bereiche meiner Aufgabe liegt. Ein dürres Jahr an der Südküſte von Auſtralien, gelbes Fieber in Weſtindien, Cholera an der Weſtküſte von Afrika und ähnliche Notſtände legen zeitweilig den Handel vollſtändig brach, während andererſeits günſtig wirkende Verhältniſſe unſeren Markt zuweilen mit Vögeln gewiſſer Arten geradezu überfüllen. Daher denn auch das Vielen unverſtändliche Schwanken der Preiſe für eine und dieſelbe Vogelart, je nach dem Jahrgange und ſelbſt nach der Jahreszeit. Auch hierin ſind Angebot und Nachfrage maßgebend für den Wert oder doch für den Preis des Vogels. Neue auf den Markt 5 gelangende Arten haben eigentlich gar keinen Preis: ſie finden jederzeit willige Käufer und werden um ſo höher bezahlt, je leichter ſie vorausſichtlich zur Fortpflanzung ſchreiten, und je . ſchöner ſie ſind; eingebürgerte, ſeit vielen Jahren regelmäßig eingeführte Arten dagegen ſchwanken nur dann in ihrem bereits feſtgeſtellten Werte, wenn beſondere Umſtände, wie die erwähnten, die Einfuhr ſtören. Sie haben einen verhältnismäßig weiten Markt und find die Ziel- und Angelpunkte der beginnenden Liebhaber und Züchter. Doch gelten dieſe Bemerkungen nur für den Großhandel; e der Vertrieb im einzelnen iſt, wie jeder . unberechenbar. Als Stapelplätze des Großhandels dürfen alle größeren Hafenſtädte angeſehen werden. benen ſteht auch in dieſer Hinſicht London, auf London folgt Hamburg, auf Hamburg Bordeaux, auf dieſes Marſeille, Antwerpen, Rotterdam und Havre, in der gegebenen Reihenfolge etwa. Liverpool, Southampton, Briſtol, Hull, Gravesend, Plymouth, Ports⸗ mouth, Peterhead, Edinburg ſind London zollpflichtig, indem faſt alle dort „aufkommenden“ Vögel an die Londoner Großhändler gelangen; Bremerhaven und Lübeck ſenden die eingetroffenen Vögel nach Hamburg, Havre und Dünkirchen nach London und Antwerpen, Liſſabon nach Bor⸗ deaux. London iſt der Platz für alle Vogelarten, welche überhaupt verhandelt werden; Ham⸗ ; burg und Antwerpen bilden durch eigene Einfuhr und Bezug von London wenigſtens mittelbar eeinen ebenſo umfaſſenden Markt; Bordeaux und Marſeille ſind vorzugsweiſe die Bezugs⸗ quellen für afrikaniſche und e Vögel; in Rotterdam und beziehentlich Amſter⸗ dam treffen namentlich die ſüdaſiatiſchen, zumal ſundaiſchen Arten ein, welche zu den regelmäßigen Erſcheinungen des Tiermarktes zählen. Kopenhagen, Boulogne, Breſt, Nantes, Toulon, die ſpaniſchen und italieniſchen Häfen find für den Handel mit überſeeiſchen und außereuropäiſchen Vögeln bedeutungslos; die Binnenſtädte Paris, Brüſſel, Köln, Berlin, N . * N . A LI RUN N, DR N OR FR RE 1 RZ 775 ein N 8 Rs . 17 260 N 3 ; 5 6 J k y 5 4 * 110 ; Bogelhandel und Vogelhändler. Frankfurt, Prag, Wien, St. Petersburg und Moskau verdienen höchſtens ihres Kleinhandels wegen Beachtung. Antwerpen bildet inſofern die Börſe des Vogel- und Tierhandels überhaupt, weil in feinem trefflich verwalteten Zoologiſchen Garten in jedem Herbſte eine 4 Verſteigerung abgehalten wird, an welcher ſich alle oder faſt alle Vorſteher der europäiſchen Tiergärten, die namhaften Händler und bedeutendſten Liebhaber zu beteiligen und die dort erzielten Preiſe als Maßgabe für das laufende und nächſte Jahr anzuſehen pflegen, obſchon ſelbſtverſtändlich alle Tiergroßhändler ebenfalls auf Beſtimmung dieſer Preiſe 1 1 ſoviel fie vermögen. Neben Reiche iſt Hagenbeck in Hamburg Großhändler für Deutſchland. eb Vater des noch jungen, ſehr tätigen und ſtrebſamen Mannes begann im Jahre 1852 Mit 3 Tieren zu handeln, veranlaßt durch die Menge der am Platze aufkommenden Säugetiere 4 und Vögel, für welche damals freilich erſt der Markt geſucht werden mußte. Bis zm Entſtehen der Tiergärten bewegte ſich das Geſchäft in ziemlich engen Grenzen; Schau⸗ budenbeſitzer waren die hauptſächlichſten Abnehmer und zugleich die Vertreiber einiger, bereits in der Gunſt der Liebhaber eingebürgerten Vogelarten. Der durch die Tiergärten in hohem Maße und zwar nicht allein unmittelbar ſondern auch mittelbar geſteigerte Bedarf machte Hagenbeck erſt zum Großhändler. In den letzten Jahren gelang es ihm durch Ver⸗ bindung mit Rice in London auch die dorthin gelangende Einfuhr ſich nutzbar zu machen, und ſeitdem pflegt er beſonders den Vogelhandel, welcher zwar größere Mühe verurſacht als der Handel mit Säugetieren, dafür aber einen viel ausgedehnteren Markt hat und weit geringere Verluſte mit ſich bringt als dieſer. In den letzten fünf Jahren hat Hagenbeck mehr umgeſetzt als in den vorhergehenden zwölf Jahren; er verkauft gegenwärtig jährlich zwiſchen fünfundzwanzig⸗ bis dreißigtauſend fremdländiſche Vögel, verſorgt alle Tiergärten und Kleinhändler Deutſchlands, ſteht mit Holland, Belgien, Frankreich und Italien in Verbindung und gedenkt ſein Geſchäft noch weſentlich zu erweitern, insbeſondere noch wenig benutzte überſeeiſche Ausfuhrplätze ſich zu erſchließen. Der Mann iſt rechtlich und zuver⸗ läſſig, verdient daher, empfohlen zu werden. Den Liebhabern ſtellt er ſelbſtverſtändlich höhere Preiſe als den Kleinhändlern, da er als Großhändler dieſen, ſeinen regelmäßigen Kunden und Abnehmern, den ohnehin nicht erheblichen Gewinn gönnen muß; er läßt ſich aber doch darauf ein, Beſtellungen anzunehmen und e und verſendet regelmäßig gute, geſunde Vögel. Der Beherrſcher des Londoner Marktes iſt zur Zeit noch eh, ein Deutfiher; \ welcher den Handel jeit dem Jahre 1840 betreibt und durch ihn zum wohlhabenden Manne wurde. Seine Verbindungen haben nach und nach eine bedeutende Ausdehnung 4 erlangt; fein unter den Schiffern wohlbekannter Name gewährt ihm anderen Händlern gegenüber nicht unbeträchtlichen Vorteil. Er handelt mit allen lebenden Weſen und nebenbei mit ausgeſtopften Tieren, Muſcheln und dergleichen, fett jährlich etwa fünfunddreißigtauſend lebende Vögel ab, hält ungefähr dieſelben, in einzelnen Fällen noch etwas niederere Preiſe als Hagenbeck, bedient raſch, jedoch nicht immer verläßlich, verſendet auch der Entfernung halber ungern nach Deutſchland, es ſei denn an einzelne Tiergärten oder Händler. In den letzteren Jahren ſcheint er ſich weniger als früher ſeines Geſchäftes angenommen zu haben und läuft Gefahr, von Hagenbeck überflügelt zu werden, da dieſer 0 die Verbindung mit Rice von ihm ſich unabhängig gemacht hat. Weit beſchränkter iſt der Handel, welchen die einzigen Vertreter dieſes Geſchäftsweiges in Holland betreiben: H. und A. Sutherland (Sutherland und Sohn) und der mit ihnen grollende aber noch immer nicht recht aufkommende Sohn und Bruder J. Suther⸗ land in Rotterdam. Ueber das Geſchäft dieſer etwas ſchwerfälligen Händler verdanke ich meinem Freunde und Berufsgenoſſen van Bemmelen daſelbſt die genaueſten Angaben, 1 | 6 1 € 7 = 1 2 EIERN 2 2 . — 7 e — ZEN 2 — ko I HF Na rg S222 ĩV—5 EIER EBENE EEE 74 re | Vogelhandel und Vogelhändler. a Gr 0 . 55 welche dberhaupt zu Segal waren. Die drei Sutherlands erhalten alljährlich zwiſchen ſeechs⸗ und ſiebentauſend fremdländiſche Vögel, vorzugsweiſe, falls nicht ausſchließlich, ſüdaſiatiſche und weſtafrikaniſche Arten, insbeſondere Jakos oder graue Papageien, Kakadus (3 bis 5 Arten), Loris (6 bis 7 Arten), Unzertrennliche und andere weſtafrikaniſche Zwergpapageien, * füdaſiatiſche Zierſittiche, ſüdaſiatiſche und ſüdweſtafrikaniſche Körnerfreſſer (Reis⸗ und Mus⸗ katvögel, Nonnen, Bandfinken, Faſänchen, Aſtrilds, Orangenbäckchen, Feuerfinken, javaniſche Nonpareils ꝛc.), Atzeln und Hirtenſtare, Kron⸗, Perlhals⸗, Sperber, Molukken⸗, Erz⸗ tauben, ſüdaſiatiſche Wildhühner, Kaſuare ꝛc. Außerdem geht wohl der größte Teil aller Vögel, welche in Holland gefangen und in unſerem Sinne verwendet werden, durch die Hände der Genannten. Nach der ſorgfältig begründeten Schätzung meines Gewährsmannes beläuft ſich die Anzahl der für die Küche und das Gebauer oder den Park gefangenen Vögel auf 310,000 bis 360,000 Stück und verteilt ſich etwa wie folgt: Störche, Reiher u. |. w. 300, Finkenvögel und Droſſeln 100,000, kleine Strandvögel 10,000, Schwäne 50, Gänſe, Enten, Teichhühnchen und ähnliche 2000 bis 25,000, Steißfüße und Taucher 600 Stück. Von dieſem Fange werden durch die lands alle holländiſchen, belgiſchen, engliſchen und franzöſiſchen, teilweiſe auch die deutſchen Tiergärten, die Händler und Liebhaber ver- ſorgt. Die fremdländiſchen Vögel erhält man durch jene in der Regel im beſten, die ein⸗ heimiſchen oft im traurigſten Zuſtande: in Körben eng zuſammengepfercht, beſchmuzt, halb verhungert und überhaupt verkommen, worauf man alſo beziehentlich zu achten hat. 3 Nach dieſen erſten Größen des Faches mögen zwei Franzoſen, Poiſſon in Bordeaux 1 und Cremieux in Marſeille Erwähnung finden. Beide ſind Groß- und Kleinhändler in einer Perſon und liefern vorzugsweiſe weſtafrikaniſche und ſüdoſtamerikaniſche Vögel, einzeln oder zu hunderten von Paren. Ueber die Anzahl der Vögel, welche ſie umſetzen, habe ich, beſtimmter Anfrage ungeachtet, keine Auskunft erlangen können; doch ſchätze ich, daß jeder dieſer beiden Händler jährlich gegen 10,000 Stück erhalten und verkaufen mag. Nach eigenen Erfahrungen kann ich . Poiſſon als billigen, rechtlichen und zuverläſſigen Händler empfehlen. i In der allerneueſten Zeit hat der bereits erwähnte Stader mit einem anderen Deutſchen ein Handelsgeſchäft in Moskau gegründet, welches eine hervorragende Bedeutung erlangen dürfte und jedenfalls die Beachtung der Liebhaber in beſonderem Grade verdient. Bis jetzt iſt das Geſchäft von Stader & Comp. das größte ſeiner Art in Rußland. Es führt die meiſten Vögel, welche in Hamburg und Antwerpen auf den Markt kommen in Rußland ein, liefert dem Tiergarten in Moskau ſowie verſchiedenen Tierſchaubuden und hat bis in das Innere von Aſien Verbindungen angeknüpft. Das Beſtreben der Inhaber geht dahin, Südrußland und Aſien und zu erſchließen. Stader, ein gebildeter und wohl unterrichteter Mann, läßt es ſich angelegen ſein, Liebhaber erſten Ranges mit hoch⸗ nordiſchen Vögeln, Welche bis dahin unſerem Markte gänzlich fehlten, zu verſorgen und zu erfreuen. Dies geſchiht keineswegs des zu erhoffenden Gewinnes halber, ſondern aus entſchiedener Liebhaberei an der Sache ſelbſt, aus Teilnahme an wiſſenſchaftlichen trebungen. Stader ſtrebt nach dem Ruhme, der Erſte und Einzige zu ſein, welcher ſeltene Vögel lebend nach Deutſchland bringt, und findet in dem Vergnügen, eine bisher f dem Markte nicht vertretene Art eingeführt zu haben, Entſchädigung für die aufgewendete Mühe, welche durch die zu erzielenden Preiſe wahrhaftig nicht aufgewogen wird. Das „Berliner Aquarium“ verdankt ſeinem Eifer Zwergeulen, Laſurmeiſen, Weidenammer und andere ſeltene Nordländer, abgeſehen natürlich von ſolchen in Rußland vorkommenden Arten, welche auch von anderen Händlern eingeführt werden. Neben den Großhändlern befaſſen ſich auch Tiergärten und andere der Tierkunde 5 5 jenende Anſtalten mit dem Verkaufe von Vögeln, v 1 5 von ihnen übrigens, ohne eigentlich 112 Vogelhandel und Vogelhändler. Handel zu treiben, ſondern hauptſächlich in der Abſicht, mit Groß⸗ und Kleinhändlern ununterbrochen im Verkehr zu bleiben, ſich ſeltnere Tierarten nicht entgehen zu laſſen und die Liebhaberei zu fördern. Die deutſchen, engliſchen und holländiſchen Anſtalten dieſer Art, insbeſondere das „Berliner Aquarium“, die Tiergärten zu Berlin, Köln, Breslau, Frank! furt a. M., Hannover, Amſterdam, Rotterdam und London, gewähren die meiſte Sicherheit, richtig beſtimmte Vögel kaufen zu können; die Tiergärten zu Antwerpen, Brüſſel, Lüttich und der Akklimatiſationsgarten zu Paris ſtellen ihre Preiſe meiſt niedriger als jene, geben aber, mit Ausnahme der letztgenannten Anſtalt, keine genügende Bürgſchaft für die richtige + x r 5 . F Beſtimmung der Art, auf welche es in vielen Fällen gerade ankommt. Für deutſche Liebhaber 8 4 wird es ſtets geraten ſein, ihren Bedarf von deutſchen, der Tierkunde dienenden Anſtalten zu entnehmen, weil auch im Vogelhandel das Sprichwort gilt: „Beſſer N ER beklagt.“ zu Antwerpen, durch welchen man alle auf den europäiſchen Markt gelangenden Vögel erhalten kann, die hier ſo zu ſagen eingebürgerten, d. h. alljährlich aufkommenden Arten in beliebiger Menge, andere je nach den Umſtänden. Ueber die Anzahl der Vögel, welche alljährlich in Antwerpen verkauft werden, habe ich, meiner Anfrage beim Vorſtande unge⸗ achtet, keine Auskunft erhalten, ſondern nur erfahren können, daß die für den Verkauf von Säugetieren und Vögeln vereinnahmte Summe jährlich zwiſchen 150,000 bis 200,000 Fes. ſchwankt. Der Garten beſitzt weitverzweigte und ergibige Verbindungen in aller Herren Ländern, beherſcht den Handel ganz Belgiens, züchtet in großem Umfange und hat ſich die meiſten belgiſchen Liebhaber pflichtig, ja faſt hörig gemacht. Die von ihm ausgeworfenen Einen regelmäßigen Vogelhandel treibt ſeit länger als einem Jahrzehnt der. Tiergarten i EN NEE Preiſe entiprechen dem jeweiligen Stande des Marktes genau; die von ihm brieflich ver⸗ langten und ohne Zutun des Käufers ausgeſuchten Vögel ſind meiſt geſund, die billigen und gemeinen auch fehlerfrei, während man es Demjenigen, welcher nach erfolgter eigener Beſichtigung kauft, zu überlaſſen pflegt, ſich über den Zuſtand der Stücke ſelbſt zu ver⸗ gewiſſern. Wer beſtimmt verlangt, daß ihm nur gute, untadelhafte Stücke verkauft werden, erhält ſolche, vielleicht etwas teurer als die übrigen, jedoch unter annehmbarer Bürgſchaft. Der Akklimatiſationsgarten im Bois de Boulogne bei Paris befaßt ſich vorzugsweiſe mit ſolchen Vögeln, welche, wenn auch nur entfernt, die Hoffnung gewähren, eingebürgert zu werden oder doch zur Fortpflanzung zu gelangen. Wiſſentlich verſendet dieſe Anſtalt nur richtig beſtimmte, geſunde und fehlerfreie Vögel, iſt daher für alle franzöſiſchen Lieb⸗ haber von größter Wichtigkeit. Die Summe, welche in den letzten Jahren für verkaufte Vögel vereinnahmt wurde, beläuft ſich auf durchſchnittlich 200,000 Fes. Inwiefern die Ereigniſſe des ruhmreichen Jahres 1870 auf den Garten eingewirkt haben, d. h. ob derſelbe, 1 nach ſeiner Vernichtung oder doch Verödung wieder zu ſeiner früheren Blüte gelangen wird, läßt ſich zur Zeit nicht beſtimmen, ſicherlich aber wünſchen. Das „Berliner Aquarium“, bekanntlich ein „Vivarium“ im weiteren Sinne, laßt es ſich beſonders angelegen ſein, die Liebhaberei zu fördern. Alle in ihm ausgeſtellten Vögel ſind verkäuflich, nicht vorhandene auf feſte Beſtellung zu erlangen, ſobald dies möglich. Nur durchaus fehlerfreie Vögel werden abgegeben oder verſendet, falſch beſtimmte jederzeit zurückgenommen und umgetauſcht. Die Preiſe ſtehen mit denen, welche die norddeutſchen Händlern fordern, ungefähr auf gleicher Höhe, ſind auch wohl noch etwas niedriger. Das Tauſchgeſchäft wird mit Vorliebe gepflegt, weil die Anſtalt erklärlicherweiſe eine möglichſt manch⸗ faltige und vollzählige Sammlung zu erzielen ſucht. Der Umſatz iſt noch nicht bedeutend, jedoch in raſchem Zunehmen begriffen. Ueber andere tierkundliche Anſtalten, welche Vogelhandel ben läßt ſich Folgendes ſagen. Der Tiergarten zu London f nur überzählige Vögel und dieſe meiſt zu jehr hohen Preiſen ab; die Zoologiſchen Gärten zu Amſterdam und Rotterdam tauſchen mehr, als ſie verkaufen, ſtehen auch faſt ausſchließlich mit Schweſteranſtalten in Verbindung Dresden und Hannover verkaufen Park und Stubenvögel aller Art, die zu Frankfurt und 5 Breslau hauptſächlich kleine Ziervögel, alle in der Regel gute, fehlerfreie Stücke, ohne jedoch regelmäßig zu handeln; der Zoologiſche Garten in Berlin iſt gegenwärtig in der Umgeſtaltung begriffen und noch nicht in der Lage, ſich mit derartigen Geſchäften abzugeben; in den gleichnamigen Anſtalten zu Karlsruhe, Kopenhagen, Haag und Lyon iſt wenig oder nichts zu haben; vor dem ſogenannten Tiergarten zu Gent hat man ſich in Acht zu nehmen weil dem Vorſteher desſelben nicht bloß Kenntniſſe, ſondern auch andere vertrauenerweckende Eigenſchaften mangeln. Der Kleinhandel mit überſeeiſchen Vögeln wird gegenwärtig betrieben von Linz in 5 Hamburg, Mieth, Schmidt, Bewig und Bleß in Berlin, Gudera, ſowie Geupel— White in Leipzig, Zuckerkandl in Dresden, Forchner und Schwarz in Breslau, Chr. Wagner in Oldenburg, Schreiber in Wien, Bocquet, Chapard, Thuent, Lombard, Ruspini in Paris, Baudin, Fromſacg in Bordeaux, Ruspini in Marſeille, Robert in Havre und Anderen, wobei zu bemerken, daß die in Hafenſtädten wohnenden Händler gelegentlich auch größere Mengen von Vögeln einer und derſelben Art erhalten und im Stande ſind, dieſe zu bedeutend ermäßigten Preiſen abzugeben. Deutſche Vögel verkaufen Bewig, Bruhn und Donndorf in Berlin, ſüdeuropäiſche Ratſchka in Wien, Wörfel in Prag und Andere; Alpenvögel erhält man nur durch ſachkundige Freunde in der Schweiz, da der brave Nager-Donazians in Andermatt zwar handelt, aber gegenwärtig noch viel zu weit von den Verkehrſtraßen unſerer Tage entfernt wohnt, als . daß man darauf rechnen dürfte, die beſtellten Vögel auch lebend zu erhalten. 5 In Folge der verſchärften Geſetze gegen das Fangen und Halten der einheimiſchen Sänger hat der deutſche Vogelmarkt ein ganz anderes Gepräge bekommen, als er in früheren Jahrzehnten es zeigte. Das Feilhalten verſchiedener Vögel auf den Märkten iſt, in Preußen wenigſtens, verboten, der Handel in den Geſchäftsräumen erſchwert, und die Fänger von Gewerbe widmen ihre Tätigkeit anderweitigen Nahrungszweigen. Dem Liebhaber fällt es jetzt ſchon ſchwerer, deutſche als ausländiſche Singvögel ſich zu verſchaffen. Hier und da im Gebirge lebt wohl noch ein und der andere Fänger von echtem Schrot und Korne; ſein Abſatz iſt aber vermindert, er ſelbſt mistrauiſch und unzugänglich geworden. So bleibt Demjenigen, welcher einheimiſche Vögel halten will, kaum etwas anderes übrig, als ſelbſt Zu Netz und Leimrute zu greifen, oder ſich die Vögel, welche er zu haben wünſcht, aus 5 bai und Rußland zu verſchreiben. Wie der Vogelmarkt Berlins noch vor wenigen Jahren war, mag nachſtehende Schilderung meines Freundes Bolle uns lehren: „Sie wollen es, und ich lege für eine kurze Zeit Garten⸗ meſſer und Spaten aus der Hand; ich greife zur ungewohnt gewordenen Feder, um etwas von Erinnerungen feſtzuſtellen, als deren Träger Sie mich zu bezeichnen gütig genug waren. Mag es als ein günſtiges Omen gelten, daß ich, ſoeben erſt aus fieberhaftem Halbſchlummer erwachend, den vollen Klang des Pirolrufs vor meinem Fenſter — nota bene in der Stadt — vernahm und gleich darauf den lieben goldgelben Kirſchendieb durch das Laub eines Faulbaumes dicht am Hofe gleiten ſah. Ja, Vögel haben wir noch in Berlin, aber 5 keinen rechten Vogelmarkt mehr, ſie in der Nähe zu beſchauen und den Wechſel der gahres⸗ eiten in ihren heiteren Bildern uns zu vergegenwärtigen. Sie ſind faſt ſo unnahbar geworden, wie die Sterne am Firmament, wie Blüten, die ſich im Gipfel zu hoher Baum⸗ f kronen ſchaukeln. Ob ihre Anzahl in der Freiheit um ein Erhebliches gewonnen hat, ſeit ſchwarzgallige Gemüter uns ihren Beſitz verſagt haben? Ich bezweifle es; aber ich bin Brehm, gefangene Vögel. I. 8 E14 85 | Vogelhandel und Vogelhändler. . vielleicht zu ſehr Partei, um ein vollwichtiges Zeugnis in der Streitfrage W können. Sollte der Haß unſeres Landmannes gegen alles, was Baum, und der unſerer Förſter gegen alles, was Buſch heißt oder was an Eichen morſch und hohl geworden . in der Kienheide, f ſollte die ſtets mehr und mehr um ſich greifende Cultur, die keinen wilden Birnbaum, kein Fleckchen grünen Raſens zwiſchen den Kartoffel- und Kornfeldern mehr übrig laſſen will, nicht doch vielleicht ſchwerer wiegen in der einen Seite der Wa 5 alle Gloger' 1 1 5 Brutkäſten und alle geſetzlichen Verbote in der anderen? 55 8 Indes non ragionar, hüte Dich zu raiſonniren, iſt ein Ausſpruch des 9 Dante, der noch immer nicht zu gelten aufgehört hat, ſeit wir aus Preußen Norddeutſche 20 ſind! Berichten iſt leichter als beurteilen. Iſt's nicht gerade die gefallene Größe unſeres alten Berliner Vogelmarktes, von der Sie Kunde durch mich verlangen, weil Sie zu ſpät zu uns gekommen ſind, ihn aus eigener Anſchauung kennen zu lernen, dagegen doch 8 manches darüber vernommen haben? Schenken Sie mir daher re wenn ich even. vornherein ausſpreche, daß derſelbe jo weit meine Erinnerung reicht, einer der wohlbe⸗ 1 ſetzteſten von all den vielen geweſen iſt, welche ich in Deutſchland und in einem großen Teile des übrigen Europa zu ſchauen Gelegenheit fand. Selbſt wenn ich ihn des träumeriſchen Reizes entkleide, den die füße Morgendämmerung der erſten Jugend für mich um ihn webt, bleibt ſoviel des Intereſſanten zurück, daß ich nur bedauern muß, bei der Kürze der mir her Zeit meines Gegenſtands ſchwerlich vollkommen Meiſter werden zu können. Dieſer Markt war auch in feiner Art ein Beiſpiel davon, daß die jüngſtvergangene, gar nicht allzufern hinter uns liegende Zeit mit ihren Menſchen der Urquelle des Daſeins in etwas näher ſtand als unſere Gegenwart. Reicher und üppiger noch von der Hand der guten Göttin geſchmückt, prangte die Natur ſelbſt im Sande der Marken, und was aus ihrem Füllhorn ſtrömte, ſchaute der Sterbliche noch mit innigerem Behagen, mit dem geheimnisvollen Zuge der Verwandtſchaft und des faſt gleichen Urſprungs. Die Fremde lag uns damals ferner, die Nähe in freundlicherer Nachbarſchaft; daher auch jene Paſſion für die gefiederte Welt, dies gemeinſame Laſter jo vieler Völker, die von jeher in Berlin heim geweſen iſt. Anderenorts mag ſie ſich ausſchließlicher auf Specialitäten geworfen haben; hier umfaßte fie neben dieſen, welche wahrhaftig nicht fehlten, wie die Sproſſerliebhaberei f beweiſt, mit gleicher Vorliebe alles, was da fliegt und ſchwirrt. Die beſte Probe davon lieferte eben unſer Vogelmarkt, dem nichts fehlen durfte von dem, was eingeboren oder freiwillig zugewandert war, falls es ſich fangen ließ; auf dem auch alles für ein Billiges Käufer fand, vom gelernten Dompfaffen an bis zum zufällig in eine Reuſe gekrochenen Waſſerhuhn oder bis zu dem aus hohem Turmneſt gefallenen Mauerſegler. War ja doch ; der Unterhalt leicht zu erſchwingen bei den geringen Preiſen der Futter liefernden Producte. Es würde vergeblich ſein, darnach zu fragen, was aus jenen zahlloſen, dergeſtalt der Lieb⸗ haberei geopferten Vögelchen geworden ſei. Viele davon mögen in gute Hände gefallen ſein, und ſich lange des Hanfes und der Mehlwürmer ihrer Pfleger erfreut, die meiſten das Schickſal einer gepflückten Blume gehabt haben, die weggeworfen wird, nachdem man ihrer genoſſen. Vielleicht lebt auf irgend einem Hofe der Königs⸗ oder Friedrichsſtadt noch 5 ein alter, vormärzlicher Rabe, der in ſeinen Mußeſtunden über der Löſung derartiger Probleme 4 grübelt. Doch im Ernſt: es lag einmal bei uns, wie anderwärts, ja vielleicht mehr noch in den Sitten, Vögel zu halten, zu pflegen, zu 1 und verkaufen, ja ſogar gelegentlich zu verſpeiſen, was heutigen Tags auf die beſten Sänger, die zufällig zugleich die wohl ſchmeckendſten von den in Maſſe fangbaren ſind, auf Droſſeln und Lerchen beſchränkt bleibt. Die funfziger Jahre ließen ſchon Anzeichen des Verfalls gewahren. Viel Fremdes erſchien, manches Einheimiſche ward ſeltener. Der alte Gloger polterte aus der unreinen Atmoſphäre ſeiner Studirſtube in der franzöſiſchen Straße, die er ſelten mehr verließ, gegen Vogelfang 3 — zen Dep: ä WERNER re 2 an 3 ie, Be SE N ER 0 Sen und Gogelhändter | 115 k er und Vegellebhaberei wie gegen unnatürliche Sünden. Ich bin ſtets zu höflich geweſen, ihm offen ins Geſicht zu lachen, wie es den Moraliſten auf der Straße geſchah, wenn einzelne unter ihnen es ſich herausnahmen, den Vogelhändlern ollzuſehr die Leviten zu leſen. , war ka die Polizei, ſtatt feindlich geſonnen, eher im geheimen Einverſtändnis eine ſo e Gewohnheit der gun Stadt an der Ses Wenn auch Vielen ir, war ihr Vogelmarkt nicht auch eins jener Spielzeuge, mit denen ein Teil ihrer leichtblütigen Bevölkerung ſich zu tröſten wußte, etwa über die verſchriene Reizloſigkeit Zährer ſandigen Umgebung, über ein verregnetes Feuerwerk in Treptow, über die Hundeſteuer oder über eine Heiſerkeit der Krelinger? Man hatte ja damals weder ſechzehn Theater, noch as Orpheum, noch drei Parlamente auf einmal. So begnügte ſich der Städter etwas in Fühlung zu bleiben mit dem vollen Pulsſchlage der Natur außerhalb ſeiner Mauern, in die er nicht immer nach Herzensluſt hinaus durfte, wie ſehr er auch 921 Grunewald liebte und die Pichelsberge und den Finkenkrug, wie gern er auch unaufhörlich in ihrer Taufriſche den Staub des Alltagslebens von ſich abgeſpült hätte. Da war es ihm denn lieb, wenn Einiges wenigſtens zu ihm herein kam und ihn einlud, auf dem Platze ſtehen zu bleiben. Schien es nicht ſchon ein dem göttlichen Pan wohlgefälliger Opferdienft, wenn Markttags die Landfrauen im ſchwarzweißen Kopftuche in langen Reihen daſaßen, vor ſich die Körbe voller Schwertlilien und ſeltner Orchideen von den Rudower Wieſen, voller Wald- beren, Morcheln oder Pilzen, je nach der Jahreszeit, und wenn vor ihnen die weißen Leinen ausgebreitet lagen mit aus allen Republiken der Ameiſen längs der Spree und Havel geraubten, hellſchimmernden „Miereneiern“, neben Körben voll anderer noch appetit- licher anzuſchauender Eier des Kiebitzes und der Lietze. Da durfte dann zur Begleitung ein Grasmückenneſt nicht leicht fehlen, oder ein junger Kukuk oder ein Gitter voller Star⸗ mätze, die der flachsharige Junge vom Baume herabgeholt hatte, ehe ſie am Himmelfahrtstage e Der mütterliche Geldbeutel füllte ſich ſo mit einem Par Groſchen mehr, wenn 8 e ai ſelbſt 1 verſpürte, zur 9 zu wandern und als ambulanter Sun une d. Blame 70 gehen. 8 | Doch das war wenig, was jo verkauft ward. Das waren nur die Wilden, deren Zi uhr im Vergleich mit jener der Zünftigen zu nichts zerrann. 15 se will 1 u ne 5 etwa 5 auf das Jahr 1833 e g 5 gtiglih ſeinen c hut ehren Vogelſtand 1 Es 1 ein Invalide aus den . 1 1 der e un ; den Leierkaſten im e lm 5 m ehe. dier entrolle ſich Kin meinen Blicken nach en ein jo voll- 116 Vogelhandel und Vogelhändler. ſtändiges Bild der märkischen Ornis, daß ich wohl mit Recht ſagen darf, die Berliner Vogelſtände jener Zeit ſeien ein wahrhaftes Museum vivum geweſen. Sie waren es an Vögeln wie an Eiern und Neſtern für Alle, denen die wirkliche ornithologiſche Sammlung im Uni⸗ verſitätsgebäude, über welcher Lichtenſtein als „Oberſter der Tiere“ mit Strenge waltete, nicht f oder nur ausnahmsweiſe zugänglich war. Wie unendlich vieles erblickte man da nicht zuerſt, von dem man in Büchern geleſen, ohne ſich eine klare Vorſtellung davon machen zu können; wie manches andere hingegen trat uns da zu allererſt entgegen in ureigner Geſtalt, von dem unſere Naturgeſchichten aus Mangel an Raum ſchwiegen, und deſſen Exiſtenz uns die Anſchauung im Freien noch nicht beglaubigt hatte. Hierher gehörten für mich z. B. die Gattungen der Fliegenſchnäpper, der Steinſchmätzer und Pieper, die ſeltenen Rohrſänger, der Dickfuß u. a. m. Es iſt kaum zu ſagen, welche Menge von Arten, welche Suiten reicher und farbenprächtiger Naturbilder an dieſen beſcheidenen Ständen des Spittelmarktes 3 und der Spittelbrüde, des Dönhofsplatzes und des Gensdarmenmarktes der Maſſe der ſich um ſie drängenden Liebhaber jedes Alters, jedes Standes, jedes Geſchlechtes dargeboten wurden. Was der Teltow, der Barnim und das Havelland in den Kienheiden, im Birkenbuſch und Elsbruch, im Sand und Sumpf oder auf der weiten von Halmen wogenden Feldflur nur erzeugten, was ſie über ſich hinwandern ſahen auf den Fittichen des Windes: hier ſtellte es ſich ein und war zu finden, regelmäßig, wenn es ein bleibendes Erzeugnis, als ſeltene Erſcheinung angeſtaunt oder überſehen, wenn es eine Rarität und noch dazu vielleicht eine unſcheinbare war. Was nicht kam, nun das war entweder im vielmeiligen Umkreiſe über⸗ haupt nicht vorhanden oder von der allerausgeſuchteſten Seltenheit, wenn überhaupt fangbar. Und dies gar nicht oder kaum jemals Auftretende wäre eigentlich leichter namhaft zu machen, als aus dem übermäßigen Reichtume des Vorhandenen etwas heraus zu greifen. So erinnere ich mich, niemals das Schwarzkehlchen, den Waſſerſtar, den Waſſerpieper, den großen Würger und den Tannenheher auf dem Berliner Markte geſehen zu haben. Schwerer wird mir's zu erklären, wie zu den durch Abweſenheit glänzenden auch die Hohltaube (unter Maſſen junger Turtel- und Ringeltauben) und der bei uns doch noch ziemlich zahlreich vorhandene große Trappe, nach meinen Erfahrungen gehören konnten. | Noch jetzt ift es ein Genuß für mich, und er mehrt ſich, indem ich zu Ihnen, lieber Brehm, davon ſpreche, mir die Stände zu vergegenwärtigen mit ihrer erſtaunlichen Manchfaltigkeit an Vögeln und Behältern, unter letzteren auch die Schlagbauer, nicht aber, wie in Italien, die Leimruten, Netze und anderen Fangapparate, Myſterien der Kunſt, die ſich bei uns den Augen der profanen Menge zu entziehen liebten. Auch von Futter in der Regel nur der Mehlwurm und das Gelege der unſere Nadelwälder ſo häufig bewohnenden Ameiſe. Am allermeiſten feſſelten die Aufmerkſamkeit jene langen, flachen Käfige mit der Klapptür oben, durch welche die Hand des Händlers oder der Händlerin ſo leicht hineingriff, wenn es aus dem Gewühl der ſie füllenden Wurmvögel und Körnerfreſſer einen herauszuholen galt; denn in ihnen ſaß bunt zuſammengewürfelt die gemiſchte Geſellſchaft. Koſtbarere Vögel und eingewöhnte, ſolche die ſchon „im Futter“ waren, befanden ſich natürlich in Einzelhaft oder Gleiches zu Gleichem geſellt, wenn gerade viel davon vorhanden war: jo die Lerchen, die Meiſen, die Staren, Würger ꝛc. Allen Friſchgefangenen waren die Flügel gebunden. In den erwähnten Flachbauern nun wimmelte es wahrhaft von Vögeln, piepte und kreiſchte es durcheinander, daß es eine Luſt war. Nie werde ich ſolche Maſſen von Wieſenpiepern und gelben Bachſtelzen, nie gleiche Anhäufungen junger Wiedehopfe und Grünſpechte, noch weniger jene koſtbaren Gehecke von Blauraken, Pirolen oder Nachtſchwalben wiederſehen, von den Droſſeln aller Art, den Kibitzen, den Rotſchwänzchen und Rotkehlchen, die zahlreich waren wie Sand am Meere, gar nicht zu reden. Aber bei euch möge die Erinnerung einen Augenblick lang verweilen, ihr ſo überaus reizenden Bruten des Zwergs unter den Vögeln, Vogelhandel und Vogelhändler. 117 5 des Zauns, im grünen Mosneſte und der grenadiermützigen Haubenmeiſe, und noch weniger will ich eurer vergeſſen, ihr meine Lieblinge, Kinder des Blaukehlchens, mit dem ſtar⸗ ähnlich gefleckten Gefieder und den rot und keck in die Welt hinausragenden Schwänzchen, 55 die ihr regelmäßig auf dem Markte zu erſcheinen pflegtet. Wendehälſe, ſchuppige Grasmücken, Schilfſänger, Wieſenſchmätzer, ſeltener vereinzelte Brachpieper, ihr alle waret ſtehende Gäſte. Als Ausnahmsvorkommnis ſind mir ſogar Eisvögelfamilien erinnerlich, reizende Weſen in ihrer aufrechten Haltung, ſo fremdblickend im ſchimmernden Tropengefieder, die das Fiſchfutter zierlich aus der ede zu nehmen wußten und bei ſachverſtändiger Pflege trefflich gedihen. WMährend von den Alten aus Kropf und Schnabel nach Herzensluſt gefüttert ward, gab es dagegen Legionen Junger, bei denen der Fänger jenen humanen Spruch der moſa⸗ iſchen Geſetzgebung befolgt hatte, welcher verbietet, die auf den Jungen oder Eiern ſitzende Mutter mit dieſen zugleich zu nehmen. Wenn dieſe Kleinen nun den Schnabel weit auf⸗ riſſen und nach Nahrung ſchrien, jo brauchte nicht immer die Federſpule allein zu helfen, wenn fie auch die Hauptarbeit verrichtete. Da fanden ſich wohl Sylvien- und Lerchenmütter, emſig umherlaufend im Tumult der Gefangenſchaft, den Samariterdienſt des Brot⸗ ſpendens auch an fremden Vogelwaiſen der verſchiedenſten Art zu üben, gefiederte Kinder⸗ 1 gärtnerinnen, auf denen das Auge mit innigem Wohlgefallen ruhete. Größere Vögel ſaßen gefeſſelt auf und neben den Bauern der kleineren: das Geſchlecht der Raben, Elſtern und Dohlen, die durchgehends zu Steinadlern avancirten Buſſarde und andere mittelgroße Raubvögel, oft noch im weißen, wolligen Dunenkleide, die reizenden Turm⸗ und Lerchen⸗ falken, die Eulen mit und ohne Ohren. Zum Schluß erwähne ich noch eurer, ihr in fremdartigem Metallglanze aufleuchtenden ſchwarzen Störche, auch eines oder des anderen jungen Kranichs; denn noch heute iſt dieſer Liebling des altgermaniſchen Hofes, ſo anmutig und ſo zähmbar, den Ebenen der Mark als Brutvogel nicht ganz abhanden gekommen. Aber Tauben, Hühner und anderes Hausgeflügel blieb fern. Das hatte ſeine beſonderen Stände und meiſt auch ſein beſonderes Publikum. i | . Selbſt die Wiſſenſchaft ging nicht ganz ler aus. Seltene Droſſeln fanden den Weg in Sammlungen von Nuf, ein Laubſänger der Himalayaberge ſogar den vom Berliner Vogelmarkte unter den Pinſel eines Naumann. Lange vorher, ehe ein unſtäter Trieb ihn aus dem ſchöneren Süden nordwärts gedrängt, war der Girlitz einzeln in der Jungfernheide gefangen worden. Die mündliche Ueberlieferung bewahrte das Andenken an die Züge der Hakengimpel, an das bald nach Abſchluß des erſten Viertels des Jahrhunderts erfolgte Erſcheinen des kleinen weißbindigen Kreuzſchnabels; ja ſogar von dem Fange einer nicht mders als auf die Laſurmeiſe zu deutenden Seltenheit iſt mir Kunde geworden. Den gelb- äugigen Tengmalms⸗ oder rauchfüßigen Kaltz habe ich ſelbſt in der Jeruſalemerſtraße, friſch⸗ gefangen, feilbieten ſehen. Jiede Jahreszeit ſpendete etwas Willkommenes. Wenn der Frühling ſich regte und die erſten Heidelerchen ihn einweiheten, welche Luſt und welche Erwartung deſſen, was die gute Zeit bringen würde! Aber auch die ſchlimme war nicht ler an Freuden und Ueberraſchungen. Brachte ſie ja doch Wintergäſte: alle par Jahre die Schwärme der Seidenſchwänze und die unzählbaren Maſſen der roſenbrüſtigen Zizeränchen, regelmäßiger den Tannenfink und, mehr oder weniger zahlreich, den Dompfaffen, ſowie jelten ausbleibend, wenn auch ver⸗ verſtieg ſie ſich bis zum Schneeammer, zum Applärdiſchen Spornammer, zur Schneelerche. Es hat Jahre gegeben, wo die Erlen⸗ und Leinzeiſige fo häufig gefangen wurden, daß man fie bündelweiſe für wenige Pfennige als Speiſe verkaufte, was ſonſt regelmäßig, die Krammets⸗ vögel ee, nur mit Gold⸗ und Grauammern zu geſchehen pflegte, weil im allgemeinen %%%%ͤ»ͤöͤQ 8 75 5 51 einzelt, jenen lieblichen kleinen Hänfling des Nordens, den wir Quitter nennen. Beſtenfalls 118 Vogelhandel und Vogelhändler. 5 in Berlin für das Eſſen kleiner Vögel ſtets nur eine ſehr mittelmäßige Verte ge. 5 2 herſcht hat. Sproſſer, Kanarienhähne und fremblänbifche Vögel — letztere bis zu den vierziger 5 Jahren nicht häufig bei uns zu ſehen — wurden nicht zu Markte gebracht, ſondern ſtanden in den Häuſern ihrer Verkäufer feil. Nur ein einziger feinerer und 119 Stand unter der Stechbahn machte davon eine Ausnahme. Als einen der Erſten, welcher ausländiſche Finken und Papageien aus den Häfen der Niederlande und Frankreichs holte und in größerer Menge bei uns einbürgerte, nenne ich den vor nicht langer Zeit verſtorbenen Röſener, der urſprünglich ein dunkles und räucheriges Haus in der Falkoniergaſſe bewohnte, darin aber die vornehmſten Beſuche empfing. Indem ich von ihm rede, entferne ich mich jedoch ſchon vom Kapitel des Berliner Vogelmarkts im engeren Sinne. Ebenſo werde ich mir kaum erlauben dürfen, von der Erblichkeit des Vogelfanges und Vogelhandels unter & 3 uns in gewiſſen Familien zu reden, deren Wohnungen meiſt da lagen, „wo die letzten Häuſer 1 ſind“, in der Acker-, Garten- und Brunnenſtraße des ſogenannten Voigtlandes. Ich lernte ſchon als Knabe die Blödigkeit, mich dort einzuführen, überwinden und verweilte gern und viel in den weiten, aber niederen Stuben, deren Wände mit Bauern förmlich austapezirt waren, zwiſchen welchen die zahme Katze umherſchlüpfte, ohne einem Vogel etwas zu Leide zu tun; hatte man ſie doch in der Jugend mit Liebkoſungen und e in Die den gelehrt ihr Naturell zu bekämpfen. Da war denn freilich mehr noch zu ſehen und zu bewundern als 190 dem Markte ſelbtt; blieben ja doch die koſtbarſten Vögel zu Haus. Minervens Kauz, bei uns ein e Hat, | ſaß gravitätiſch in feiner geräumigen Behauſung. Er ward von uns Kindern mit Ehrfurcht betrachtet, denn er kam von weit her, weft 9 aus Türingen und war unverkäuflich oder nur zu einem für die kleine Börſe des Knaben unerſchwinglichen Preiſe feil. Da gab es auch die ſchönſten Stieglitzbaſtarde, die ich in a meinem Leben geſehen, und von den aufgefütterten jungen Rauchſchwalben erzählte wohl die Großmutter, nur von Hausſchwalben nicht: dieſe auszunehmen ſei Sünde, und die Kühe milchten Blut nach ſolcher Freveltat. Geſondert hingen in ganz kleinen Dratkäfigen, auch ſie unverkäuflich, die vieljährigen Lockvögel, die nur zum Fange hinaus, nie auf den Markt mit kamen: der Stieglitz, der Zeiſig, der Fink, der grüne und graue Hänfling, der Dom⸗ pfaff, der Kernbeißer, der Kreuzſchnabel, der Goldammer, der Ortolan, alle ſehend; denn die grauſame Sitte des Vogelblendens, obwohl in der Mark 1 unbekannt, hat in Berlin 1 nie gegolten.“ Der früher ſehr reichhaltige Vogelmarkt in Wien hat in en letzten Gabriel ebenfalls bedeutend abgenommen. Auf offenem Markte ſiht man kaum noch die fliegenden 4 Vogelhändler, denen die Liebhaber und Kundigen fo manche Seltenheit verdankten; in den ſtändigen Verkaufsläden, welche gegenwärtig im Salzgries und einigen anderen Straßen ſich befinden, bemerkt man vorzugsweiſe Grasmücken, Nachtigallen, Droſſeln, Meiſen und Körnerfreſſer, alſo eigentlich bloß diejenigen Arten, welche allgemein gehalten werden. Doch kann ein am Orte Angeſeſſener auf feſte Beſtellung durch dieſe Leute wenigſtens noch ver- ſchiedene Käfigvögel erhalten und jo manchen guten Kauf machen. Im Süden des öſter⸗ reichiſchen Kaiſerreichs dagegen haben ſich die Verhältniſſe wohl kaum geändert. Man fängt hier ohne Wahl und bringt alles Erbeutete zum Verkaufe. Auf den Märkten Trieſts ſiht 4 man täglich fliegende Vogelhändler mit ihren Gebauern und Kiſtchen oder Säcken, 1 denen Vogelfutter verſchiedenſter Art aufbewart wird, ihre Waren feilhalten. Zu den gewöhnlichen Erſcheinungen unter den Käfigvögeln zählen hier Steinrötel und Blaumerle, Kalanderlerche und Kappenammer, und unter den gemeinen Arten bemerkt man zuweilen große Seltenheiten. Kalanderlerchen, Steinrötel und namentlich Blaumerlen . hoch 1 | u BVogelhandel und f Vogelhändler. | 119 N N Preiſe gehalten bie ak wohl 6 deshalb mit, weil ſie in den Harems der Türken . als die beliebteſten Stubenvögel gelten. Die Steinrötel kommen, wie Freund Fiedler mich be en ſammt und ſonders aus Krain, fo zu ſagen dem Mittelpunkte ihrer Heimat, t fie en ſind als irgendwo anders Eingeborene Jäger, von Jugend auf geübt un 0 der Jungen 195 verenden Gescheklehtet und Erfahrung von Geſchlecht zu 8 n ch Sie Ser bie an das Futter gewöhnten Vögel zumeiſt nach a welches, ſeiner o Ameiſe enpuppen en und fodann e an dortige Händler billig verkauft. Viele bleiben im Lande, andere gelangen in die Hände gewinnſuchender Schiffer und durch dieſe in die Städte des Morgenlandes wie der italieniſchen und iſtriſchen Küſte. Aus Dalmatien ſtammen auch die Kappenammer, während die Kalanderlerchen und die, leider ſelbſt in den Käfigen der Trieſter Liebhaber ſehr ſeltenen Meiſterſänger in Iſtrien ſelbſt erbeutet werden. Neben den zünftigen Händlern erſcheint dieſes oder jenes Bäuerlein mit friſchgefangenen Vögeln auf dem Markte, heute auf dem einen, morgen auf dem anderen. Von ſolchen Leuten kann man, falls die e nicht „ ſehr billig kaufen, nicht aber auf ſie rechnen. Ueber den Vogelhandel 5 Schweiz teilen meine trefflichen Mitarbeiter Girtaun und Stölker das Nachſtehende mit. „Wir haben in der ganzen Schweiz keinen ordent— lichen Vogelmarkt. Ab und zu verirrt ſich ein durchziehender Vogelhändler auf den Ge⸗ 5 müſe⸗, Hühner >, und Fiſchmarkt und hält gewöhnliche Finkenarten feil; dann und wann . erſcheint auch wohl ein anderer, welcher zu faſt unerſchwinglichen Preiſen fremdländiſche Finken ausbietet. Hier in St. Gallen ſcheint noch am eheſten von einem Vogelmarkte ge⸗ | chen. werden zu können, weil auf unſerem Hühnermarkte wöchentlich eine beſcheidene ; Anzahl von Käfigvögeln zur Ausſtellung gelangen. Die höchſte Blüte erreicht der Markt, wenn ein Vorarlberger Vogelſteller eintrifft, welcher nimmt und bringt, was ihm ins Netz läuft und ſein Gewerbe zünftig betreibt. Beſagter Mann bringt uns neben den gewöhn⸗ lichen auch ſeltene Arten, ſo z. B. Steinrötel und Blaumerlen, welche er aus Tirol bezieht. Er beſucht ziemlich häufig unſeren Markt und macht e im Frühjahre gute Geſchäfte. Wandernde Vogelhändler aus dem Auslande, meiſtens Tiroler, durchziehen, 8 Neff auf dem Rücken, unſer Land von einem Ende zum anderen und wiſſen ihre Ware nfalls an den Mann zu bringen. Auf unſere einheimiſchen Fänger iſt wenig Verlaß. Es fehlt ihnen an Kenntnis der geeigneten Fangarten, an Verſandmitteln und an gutem Ei illen; auch erlaubt ihnen eine gewiſſe, angeborene Schwerfälligkeit nicht, einen Streich hr zu arbeiten, als ſie zu tun gewohnt ſind. Gebirgsjäger wollen alles liefern, was nan verlangt, ‚bringen aber faſt gar nichts oder nur erlegte Beute. Nager-Donazians geraume Zeit Handel mit Alpenvö geln getrieben; man konnte auch manches von ihm lten: er 1 9 vi: 1 . mit der EN bis Luzern e werden a — an N N re nn a ee ̃ . ¼— ¼——— ]qqTp .... nd en nn ] ꝓ . un Du an ne Le nn U en 120 i Vogelhandel und Vogelhändler. Es hält alſo ſchwer, ſehr ſchwer, die ſo vielfach geſuchten Alpenvögel zu 11 9 5 : ein einziger Beſucher unſerer Ausſtellung mag im Stande geweſen ſein, die unendliche Mühe, 3 welche uns die Herbeiſchaffung unſerer Sammlung verurſacht hat, richtig zu beurteilen und demgemäß gebürend zu würdigen. Auf Beſſerung dieſer Verhältniſſe wird erſt zu hoffen ſein, wenn endlich einer der in Baſel, Zürich und Genf geplanten Tiergärten wirklich ins Leben tritt und ein lebhafter Tauſchverkehr ſich entwickelt, wie ihn die Wehe . eo Alpen ermöglicht. Hinſichtlich des Fangens und Haltens von Käfigvögeln ſind wir nicht beſchränkt. Wir 5 | glauben, daß die Schweiz mit Ausnahme von Graubünden und Teſſin, woſelbſt der Fang der Zugvögel ebenſo eifrig als in Italien betrieben wird, im Bezug auf Fang und Handel b einen vernünftigen Mittelweg gefunden hat zwiſchen blindlings verbieten und blindlings gewähren laſſen. Einheitliche Geſetze haben wir freilich auch in dieſer Beziehung nicht; indeſſen wird gegenwärtig in der Schweiz tüchtig gearbeitet an einer allgemeinen Regelung der Jagd- und Fiſchereivorſchriften im weiteſten Umfange. Früher bekümmerte ſich keine einzige unſerer zweiundzwanzig Regierungen darum, ob und welche Vögel gefangen wurden; jetzt nimmt ſich mehr als die Behörde die öffentliche Meinung der Gefiederten an. Wir haben wohl in allen Städten einzelne Liebhaber, welche nicht ermangeln würden, Misbräuche, welche zum Schaden der Vogelwelt getrieben werden ſollten, am rechten Orte anhängig zu machen und zu verwehren. Andererſeits ſtört auch Niemand den wahren Liebhaber durch fades Geſchwätz über das Verderbliche des Haltens von Stubenvögeln, wie ſolches zuweilen aus dem empfindſamen Deutſchland zu uns herübertönt, in ſeinem harmloſen und beſcheidenen Vergnügen. Man überläßt es dem Gefühl und Verſtande des Einzelnen wie der Geſamt⸗ heit, im Fang und Handel mit inländiſchen Vögeln das rechte Maß zu halten. Die Kenntnis der Bedeutung der Vögel im Naturhaushalte dringt zuſehends tiefer in alle Volks⸗ ſchichten ein, und dies wird einer vernünftigen und billigen Einſchränkung des Vogelfanges, welche nicht das Kind mit dem Bade auszuſchütten ſucht, ſicherlich förderlicher ſein als alle hochtrabenden, ausrottungsſüchtig gegen die Liebhaberei ankämpfenden OR Befehle, | welche der Sache mehr ſchaden als nützen. Der allverbreitete Stubenvogel der Schweiz iſt, wie überall, der Kanarienvogel, welcher 1 vielfach und in guter Raſſe gezüchtet wird; auch ſeine Blendlinge mit Zeiſig, Stieglitz und Hänfling, ſowie dieſe ſelbſt finden viele Liebhaber, ebenſo Meiſen, zumal die trotz ihrer Einkerke⸗ rung unendlich fröhlichen, mit ihrem wohllautenden Pfiffe die Straßen belebenden Tannenmeiſen. Sodann werden noch beſonders gehalten: Amſeln und andere Droſſeln, Lerchen, Gimpel, ſeltner die feineren Sänger. Unter dieſen ſiht man im Käfige am häufigſten das Rot⸗ kehlchen, den Schwarzkopf und die Gartengrasmücke, einzeln dagegen das Müllerchen und die Nachtigall, welche meiſt nur unter der Hand verkauft wird. Auf den Märkten findet man außerdem Kreuzſchnäbel, Grünlinge, Edel-, im Winter Berg⸗ und Leinfinken, ſeltener einen Alpenflühvogel. Von unſerem Vorarlberger Fänger erhalten wir Blaukehlchen, Laub⸗ und Schilfſänger, Pieper, Gebirgsſtelzen, mitunter auch Falken, Eulen, Würger, Rallen ꝛc. Die übrigen Käfigvögel erwirbt ſich dieſer oder jener Vogelwirt durch eigene Anſtrengung. Die Liebhaberei für Ausländer iſt im Zunehmen begriſſen. Gelehrte Gimpel trifft man äußerſt ſelten an, weil hier alles Abrichten der Vögel als Zeitverſchwendung und bezüglich Quälerei 1 und, wenn dabei wirklich Plagerei vorkommt, als ſchänd⸗ liches Beginnen unerbittlich verdammt wird: — ſicherlich ein tüchtiger Zug in 1 Volkscharakter.“ Großbritanien und Irland, insbeſondere aber England, zählt viele und eifrige Lieb⸗ haber unter ſeinen Bewohnern. Die ausgezeichneten Verbindungen des Landes, der Reichtum der vom Glück Bevorzugten und die allgemeine Teilnahme, welche den Tieren R — . —— 8 8 8 EN NE RE ae er ra irre . und Vogelhändler. 7121 f wberhaupt ine wird, Begiiaften Handel und Liebhaberei in hohem Grade. Außer den bekannten und minder bekannten Händlern in der Nähe der Docks von London und anderen Hafenſtädten lernt man, wenn man ſich erkundigt, noch zahlloſe Kleinhändler kennen, unter ihnen auch ſolche, welche ausſchließlich einheimiſche Vögel feilbieten. Auf den größeren Märkten fehlen die Käfigvögel nie. Man hält alle Arten, welche überhaupt in Frage kommen können, behandelt ſie, wie die gefangenen Tiere insgemein, ſehr gut und züchtet mit Erfolg, hauptſächlich Parkvögel, weniger kleinere Arten. Wir verdanken namentlich den ngländern die ſelteneren Käfigvögel, welche wir gegenwärtig halten, haben ihnen aber auch die hohen Preiſe anzurechnen, welche wir für ſolche Vögel zahlen müſſen. In Holland gibt es außer den Sutherlands noch mehrere Kleinhändler, aber keinen einzigen von irgendwelcher Bedeutung. Der Fänger am Meresſtrande, in den Moren und Sümpfen, im Röhricht und Walde, bringt ſeine Beute zu Markte, den größten Teil tot, den geringſten auf beſondere Beſtellung lebend; ein Schiffer ſchlägt ſeinen aus der Ferne heimgebrachten Papagei, Beo, Hirtenſtar, ſeine Reis⸗ und anderen Prachtfinken aan den Erſten, Beſten los, und dieſer verkauft gelegentlich weiter. Man hält viele Vögel in Holland, außer Papageien, Finken, Nachtigallen und Droſſeln aber wenig Käfigvögel, eher noch Parkvögel aller Art, insbeſondere Faſanen und Enten. Doch gibt es unter den . reichen Grundbeſitzern ausgezeichnete Liebhaber, in deren Parks man trefflich eingerichtete, mit den ſeltenſten Arten beſetzte Vogelhäuſer und Fluggebauer, ſowie wohlumgitterte, gut bevölkerte Weiher und Gehege ſiht. 4 Das kleine Land Belgien beſitzt vier Tiergärten: dies allein ſchon beweiſt, wie verbreitet dort die Liebhaberei für lebende Tiere und namentlich Vögel iſt. Inländiſche Arten werden wohl nicht ſo allgemein gepflegt wie in Deutſchland; die ausländiſchen dagegen haben ſich ſehr viele Freunde erworben. Funck, früher Vorſteher des Tiergartens in Brüſſel, jetzt des in Köln, meint, daß die Liebhaberei für Tauben, zumal Brieftauben, jene für einheimiſche Singvögel beeinträchtigt habe; ich bin der Anſicht, daß die ausländiſchen Käfigvögel die inländiſchen zurückgedrängt haben. Von dieſen hält man die Sänger, welche auch in Deutſchland die Käfige zieren, und außerdem mit Vorliebe Raben, Staren, Kreuzſchnäbel, Grünlinge, Kern⸗ beißer, Goldammer, Seidenſchwänze und Wiedehopfe, von jenen alle Arten, welche auf den europäiſchen Tiermarkt gelangen. Die Fluggebauer der belgiſchen Liebhaber find zum Teil wahre Muſteranſtalten, ebenſowohl was deren Einrichtung als was deren Beſetzung anbelangt. Man züchtet ein⸗ heimiſche Vögel faſt gar nicht, ausländiſche dagegen mit großem Eifer und erzielt ausgezeichnete Erfolge. Selbſt die früher blühende Zucht des Kanarienvogels hat unter der gegenwärtigen allgemeinen Bevorzugung der Ausländer gelitten: man bezieht jetzt die Kanarien ebenfalls vom Harz und kauft den von hier nach Belgien reiſenden Händlern gleichzeitig ihre bel und gelehrten Gimpel ab. Gehandelt wird wenig, geſchachert viel. Jeder einzelne Liebhaber iſt in gewiſſem Sinne auch Händler und keineswegs immer En ehrlichſte. Man hat gelegentlich der öffentlichen Tierverſteigerungen in Antwerpen gelernt, vorſichtig zu ſein, und nimmt es Anderen gegenüber auch nicht eben genau. Doch gibt es Ausnahmen von dieſer Regel: höchſt achtbare Männer, auf welche man ſich in jeder Hinſicht verlaſſen kann, wenn man kauft oder tauſcht. — Der Handel auf den Märkten iſt bedeutungslos. Abgeſehen von den Leuten in Seeſtädten, welche mit Schiffern verkehren und dieſen die mitgebrachten Vögel abnehmen, befaſſen ſich Wenige mit dem Vogelhandel überhaupt. Die genannten einheimiſchen Arten ſind ziemlich regelmäßig auf den Märkten größerer Städte vertreten, werden namentlich Sonntags zwiſchen 8—12 Uhr Vormittags auf dem Rathausmarkte zu Brüſſel ausgeboten; dieſe ſogenannte „Börſe der Liebhaber“ iſt jedoch im Laufe der Zeit ebenfalls entartet, d. h. zu einem Taubenmarkte geworden. . Pe 18 5 N EM 5 * es erklärt ſich daher, daß man gefangene Vögel eben ſowohl in den Schlöffern: der Reichen — daher je nach der Jagd- oder Hegezeit in weiten Grenzen. Außerdem begegnet man regel⸗ 122 Vogelhandel und Vogelhändler. Was hinſichtlich der Liebhaberei von England geſagt werden kat gilt, 8 im höheren Maße noch, von Frankreich. Die Franzoſen ſind faſt ausnahmslos Tierfreunde; 8 ee 5 2 15 5 2 %% ͤ ͤ V SR RR r E reENRR wie in den Hütten der Armen findet. Außer dem gerade in Frankreich ungemein beliebten Kanarienvogel hält man Nachtigallen, Droſſeln, Spottdroſſeln, Finken, Stieglitze und andere Körnerfreſſer, Raben, Elſtern und Heher mit einer gewiſſen Vorliebe, ſodann ale erlangbaren Tauben, Hühner und Faſanenarten, Gänſe, Enten u. a. m., kurz die geſamte 555 Vogelwelt, welche ſich irgendwie für das Gebauer eignet. In den Seeſtädten vernimmt 5 man das Kreiſchen und Pfeifen der Papageien in allen Straßen, in den Binnenſtädten den Schlag des Kanarienvogels noch in der Manſarde. Blumen und Vögel zählen in den Augen der Franzöſin zu einem faſt unentbehrlichen Schmuck des Zimmers. Kein Wunder daher, daß auf jedem Markte neben dem eßbaren Geflügel auch ſingendes und ſchöngefiedertes feilgeboten wird, daß Vogelſtellerei und Vogelhandel in jeder Gegend des Landes betrieben werden, erſtere ſogar mehr, als recht und erſprießlich. Es verkehrt ſich gut mit Händlern und Liebhabern. Sie ſtellen mäßige Preiſe und gehen, von einzelnen Ausnahmen abgeſehen, nicht darauf aus, zu übervorteilen oder zu täuſchen. Man handelt gern mit ihnen, weil man raſch, gut und billig kauft, hat auch kaum Urſache, 1 eingegangene en verbindungen aufzuheben. | Bezüglich der allgemeinen Liebe zu den Tieren das gerade Gegenteil. der a ſind die Spanier doch ebenfalls Freunde gefangener Vögel. Mein Bruder, welcher die beſte 4 Auskunft geben kann, hat mir hierüber das Nachſtehende mitgeteilt. „ Man hält Kanarien, Stieglitze, Girlitze, Grün- und Hänflinge, Haus⸗, Sumpf⸗ und Steinſperlinge, Finkn und Bergfinken, Ammern, die mehr als alle anderen geſchätzten Kalander⸗ und kurzzehigen Lerchen, Flughühner, Wachteln in großer Anzahl, noch häufiger jedoch einzelne Rothühner, welche man zur Jagd der wilden Genoſſen als Lockvögel benutzt, Elſtern, gemeine und einfarbige Staren, Amſeln, Singdroſſeln, Nachtigallen, Pieper, Bach- und Schafſtelzen, von Ausländern Papageien, Kardinäle, Senegaliſten, Spottdroſſeln und dergleichen. Auch Raubvögel kommen oft auf den Markt. Niemals wird man den Sperlingskauz vermiſſen, weil er, wie in Italien, bei der Jagd kleinerer Vögel Verwendung findet; ſein Preis ſchwankt Re - !!!!! AED a ERAIE NEN mäßig dem Sperber und Turmfalken, ſeltener dem auch hier ſtets zum „Adler“ empor- gehobenen Buſſard, zuweilen dem Zwergadler, manchmal dem Uhu, im Frühjahre der Zwergohreule, meiſt jungen, dem Neſte enthobenen Stücken. Um dieſe Zeit erſcheinen überhaupt noch verſchiedene Arten auf dem Markte, teils Alte, welche am Neſte gefangen, teils Junge, welche ausgenommen und aufgefüttert wurden; gel gewahrt man jetzt = den Kukuk und Straußkukuk, den Wiedehopf und Kleiber, e und kleinen Buntſpecht, Raben und Nußheher, zuweilen die Blauelſter, auch wohl ausnahmsweiſe einen jungen Dickfuß oder Zwergtrappen. Endlich bietet man Nilgänſe, Zierenten und andere Parkvögel ſowie verſchiedene Taubenraſſen zum Verkaufe aus. Die einheimiſchen Arten werden von zünftigen Vogelſtellern, auf Herden, welche man bald hier, bald dort aufſtellt, ſowie auf Leimruten gefangen, an Ort und Stelle in elende Käfige geſteckt, auf den Markt gebracht und verkauft, bis dahin aber ſo mangelhaft gefüttert, daß kaum der zehnte Teil am Leben bleibt. Nachdem man die Männchen abgeſondert, ſchlägt man den Reſt zu Schleuderpreiſen los, und dies mag wohl auch ein Grund ſein, daß man die unglücklichen Geſchöpfe, ohne ſich Sorge zu machen, halb oder ganz verdurſten läßt. Was nicht auf dem Markte ſelbſt einen Käufer fand, wird an den Straßenecken feilgeboten und in der Regel ebenfalls an den Mann gebracht, obſchon man hier bloß auf Unkundige rechnen darf, welche noch nicht wiſſen, daß die für gutes Geld erworbenen gefiederten Hausgenoſſen in den meiſten Fällen ER en und I N 123 er 1 eine e deice ſind. Alle Händler mit einheimiſchen Vögeln ſind gleichzeitig \ welche mit ihren Netzen, Leimruten, Schlingen, eingebauerten Lockvögeln und en auf weithin das Land durchziehen und erſt mit voller Ladung heimkehren, | ler mit fremdländiſchen Vögeln dagegen Ausländer, zumeiſt Savoyarden. Eigent⸗ Vogelmärkte gibt es nur in Madrid, Barcelona und Cadiz; erſtere haben weit mehr . als e In Madrid hatten die Händler bis zum Jahre 1869 auf einem 16 zur Auſbewabrung der Vögel dienten. Auch die umſtehenden Häuſer hingen voller täfige, oder ihre Erdgeſchoſſe waren zu Verkaufsläden für Vögel eingerichtet. Im gedachten Jahre wurde die Plazuela de Santa Ana zu einem öffentlichen Garten umgewandelt, und die Buden mußten verſchwinden. In den Verkaufsſtellen der Häuſer blüht das Geſchäft ch wie vor; die fliegenden Händler aber mußten bis an das Ende der Stadt wandern nd fanden erſt auf dem „Strohmarkte“ eine Stätte, auf welcher man ihnen erlaubte, ſich wiederum anzuſideln. — Die Vogelzucht liegt noch ſehr im Argen, liefert jedenfalls keinen nennenswerten Beitrag auf den Markt. Einzelne Liebhaber züchten Kanarienvögel, einige e andere Arten in der Hoffnung, ſie ſich fortpflanzen zu ſehen; im allgemeinen aber denkt Niemand daran, auf Vermehrung aller gefangenen Vögel ae ſchon weil dem Spanier die hierzu erforderliche Geduld gänzlich abgeht.“ AJn Italien hat, laut Bolle, jede größere Stadt ihren Vogelmarkt, über welchen ſich etwa dasſelbe ſagen läßt, was ich von Trieſt bemerkt habe. Auf den Marktplätzen von Venedig fand ich den Stieglitz in ſo großer Anzahl, daß er faſt ausſchließlich zur Geltung kam. Nachtigallen, zumeiſt erbärmlich gehaltene Vögel, ſah und hörte ich in allen Haupt⸗ er 1 ee hier und da eine Amſel, eine Singdroſſel. „Der e 90 boden 1 6 1 viele e Steinrötel und Blanmerlen, unfere tördlichen Grasmücken, zumal die ihres Geſanges halber am meiſten geſchätzten Mönchs⸗ und Gartengrasmücken, Nachtigallen und vieles Andere. .. Der Markt von Florenz iſt, wie der von Piſa überreich mit getöteten kleinen Vögeln verſehen. Was Federn hat, ab- wärts bis zur Blaumeiſe, wird gebraten und mit Polenta verſpeiſt: kaum den Zeiſig ſchützen die Magerkeit feines Körperchens, Geſang, Buntheit und Zutraulichkeit. . Von enden einheimiſchen Vögeln lernte ich nur einen Verkaufsſtand kennen. Zaunammern, ſeltneren Fällen Zippammern, Stein⸗ und Alpenſperlinge waren für mich das weniger wöhnliche. Neben ihnen tronte unwandelbar auf ſeiner aufrechten, oben mit einem lſterchen als Sitz verſehenen Stange, Minervens Käuzlein, Civetta genannt, die ftraf- are Mitſchuldige der wälſchen Vögel Mordluſt. Auf Befehl ſpringen dieſe gut abgerichteten kulchen auf und nieder, machen ſie ihre fratzenhaften Verbeugungen. In den Vorſtädten iht 9 A viele in den Läden der a deren . die Vogeljagd lan 195 191 1 5 n 0 ae kanariſchen Inſeln bedient.“ Man ſiht ana. dieſen En Meins . . Mitarbeiters, daß es mit Liebhaberei und Vogel⸗ Man fängt eben vorzugsweiſe für die 124 Vogelhandel und Vogelhändler. von Papageien in Genua nichts gewahr geworden.“ In anderen Städten der . verhält es ſich ebenſo. Als Tierfreund ſteht der Ruſſe dem Franzoſen wahrſcheinlich nicht im gerte 1 0 als Liebhaber kann und muß er noch von allen bereits genannten Europäern lernen. 8 Stader in Moskau hat mir hierüber ſchätzenswerte Mitteilungen gemacht. „Man fängt in Rußland alle Vögel, welche man überhaupt erlangen kann, weitaus den größten Teil für die Küche, eine ſehr beträchtliche Menge aber ebenſo für das Gebauer. Zu dem eigentlichen Wilde (Droſſeln „Auer ⸗, Birk⸗, Haſel⸗, Schnee- und Feldhühnern, Trappen, Schnepfen und eßbaren Sumpfvögeln üherbanubi, a Gänſen ꝛc.) zählen hier auch Gimpel, Hakengimpel, Seidenſchwänze, Bergfinken und dergleichen, und von allen Arten bringt man Maſſen auf den Markt, Hafel- und Schneehühner ſogar von Archangel her: die Sirgänen, ein mongoliſcher Stamm in der Nähe gedachter Stadt, bezahlen ihre Steuern in gefangenen Hühnern, welche ſie im gefrorenen Zuſtande auf Schlitten vom Eismere nach Moskau ſenden. Aber auch jeder Ruſſe iſt Vogelſteller, und jeder findet ſeine Abnehmer. Schon ſeit vielen Jahren beſteht in Moskau ein eigener, ſtändiger Vogelmarkt, auf welchem wöchentlich Hunderte von Vögeln abgeſetzt werden. Dieſer Markt befindet ſich auf einem der größeren freien Plätze im Mittelpunkte der Stadt. Zwei Reihen elender Breter⸗ buden beherbergen in ſchmuzigen Käfigen alle erdenklichen einheimiſchen Arten gefiederter Gefangenen. Gegen fünfundzwanzig Händler ſtehen hier jahraus, jahrein und bieten ihre Ware feil. In den Vormittagsſtunden der Sonntage herſcht ein reges Leben auf dem Markte. Händler vom Lande ſind von allen Seiten herbeigeſtrömt und ſuchen den im Laufe der ver⸗ gangenen Woche erbeuteten Fang an den Mann zu bringen. Man errichtet reihenweiſe kahle Bäume und behängt ſie über und über mit einem bunten Gemiſch von Käfigen aller Art. Der Mann aus dem Volke findet hier ſich ein, um ſich einen billigeren Vogel zu kaufen, als die von Deutſchland eingeführten Lerchen und Kanarienvögel es find und ſein können. Wer den Markt regelmäßig beſucht, hat manchmal Gelegenheit, große Seltenheiten für wenig Geld zu erwerben. Hier findet man neben den regelmäßigen Erſcheinungen, als da ſind: Bergfinken, Zeiſige, Leinfinken, Gimpel, Sproſſer, Grasmücken, Heidelerchen, Meiſen, zuweilen auch Weiden⸗, Wald- und Sporenammern, Alpen⸗ und Steppenlerchen, Karmin⸗ und Roſengimpel, Uraleulen und dergleichen: die Sperlingseulen und Laſurmeiſen, welche ich dem Berliner Aquarium geliefert, wurden auf dieſem Markte eingekauft. Aber man muß ſich beeilen, wenn man nicht ler ausgehen will; denn an kaufluſtigen Liebhabern fehlt es durchaus nicht. Die Preiſe richten ſich nach der Ausbeute, ſchwanken daher in weiten Grenzen. Was am Sonntage nicht verkauft wird, trägt man in den * unter lautem Ausrufen durch die Straßen. So ſchlecht der ruſſiſche Händler und Liebhaber ſeine gefangenen Vögel hält, und ſo viele der bedauernswerten Geſchöpfe demzufolge zu Grunde gehen, ſo gern übt man in gewiſſer Weiſe Barmherzigkeit gegen die edlen Weſen. Wie auf dem Markusplatze in Venedig ſtehen die in den Straßen Moskaus frei umherfliegenden Tauben im Brote der Mildtätigkeit, und dabei fällt denn auch ein Scherflein für arme alte Frauen ab, denen man die Fütterung der Vögel überträgt. In der Faſtenzeit und zwar am Tage der Ver⸗ kündigung Marias, welcher auf den 25. März ruſſiſchen Stiles fällt, zieht Vornehm und Gering, Alt und Jung nach dem Vogelmarkte; Jeder kauft, je nach Vermögen mehr oder weniger, friſch eingefangene Vögel und ſchenkt ihnen unter allgemeinem Jubel der Beteiligten die Freiheit. Dieſe Sitte ſchreibt ſich von Alters her und wiederholt ſich in jedem Jahre. Unter den ausländiſchen Vögeln, welche in Rußland eingeführt werden, ſind drei Arten beſonders beliebt: der Kanarienvogel, die Feldlerche, hier „Danziger Lerche“ genannt, und der Jako oder graue Papagei. Von ihnen findet man faſt in jeder Familie einen oder den ® 2 a 2 r 7 as * 2 u ein * 2 * 1 — 2 ” k ; N . Een ee ee ee ˙ re en ee RE REN EN ET ERTEER SLN 7 re DOERERG | Bogelfanbel und Vogelhändler. 125 * der e ſteht der Kanarienvogel, welcher alljährlich zu beſtimmter Zeit von Lübecker, Berliner und Danziger Händlern auf den Markt gebracht wird. Zwar züchtet man auch in Rußland viele Kanarien, verſteht es aber nicht, ſie in derſelben Weiſe wie in Deutſchland unterrichten zu laſſen und bevorzugt daher mit Recht die Harzer Vögel. Die meiſten Liebhaber ſind Kenner des Geſanges und zahlen unter Umſtänden für aus⸗ gezeichnete Schläger ohne Widerſtreben eine Summe von 50 bis 100 Rubeln. Die Danziger Lerche erfreut ſich ebenfalls aller Orten einer freundlichen Aufnahme und wird namentlich in Moskau viel gehalten. Hier trifft drei bis vier Male im Jahre der Händler Behrends aus Danzig ein, ſteigt in irgend einer Herberge ab, verkündet durch die Zeitungen ſeine Ankunft und wird in der Regel ſchon in den erſten Tagen ſeine Ware los. Andere Händler bereiſen mit denſelben Vögeln das Reich; ſie gehen ſogar über den Kaukaſus bis Tiflis. Auch verſendet man von hier aus viele Vögel in die Provinzen. Der graue Papagei ſteht unter Seinesgleichen oben an; er iſt ſogar ein bevorzugter Liebling des Ruſſen. Eine ſprechende „Popetſchka“ geht dieſem über alles andere, zumal über alle die prachtvoll gefärbten Arten der Ordnung. Die erſte Frage, welche ein Kaufluſtiger beim Anblick eines ihm fremden Papageien an den Händler richtet, lautet: „Lernt dieſer Vogel auch 5 ſprechen?“ — und wenn die Antwort nicht entſchieden bejahend ausfällt, ſteht es ſchlimm um den Handel. Ein vorzüglich ſprechender Papagei wird ſehr hoch bezahlt: ich weiß, daß man für einen guten Jako 300 Rubel gefordert und erhalten hat. Neben dieſen allgemein verbreiteten Käfigvögeln halten Wirte und Kaufleute in ihren Speiſeſälen und Verkaufsläden Nachtigallen und Heidelerchen, find auch nicht wenig ſtolz auf gute Vögel. Wir hoffen, noch die Spottdroſſel und den Kardinal einzubürgern und dadurch die Reihe der bevorzugten Sänger zu vermehren. Ebenſo dürfte es uns gelingen, een Vogelzimmer gebrütet hat.“ In Dänemark iſt der Liebhaberei erſt in den letzten zehn Jahren, ſeitdem mein alter früher hielt man außer den gewöhnlichſten einheimiſchen Singvögeln höchſtens noch einige Papageien. Gegenwärtig vermittelt Kjärböllings Tiergarten den Verkehr mit dem Aus⸗ lande. Die reichen Kopenhagener und einzelne Gutsbeſitzer beziehen durch gedachte Anſtalt Sittiche und Schmuckvögel von außerhalb, Wildgänſe, Wildenten und Möven, welche man jedoch nur ſehr vereinzelt in den Parks zu ſehen bekommt, von innerhalb. Außerdem findet man bei Einzelnen unſere Finkenvögel, bei Anderen die häufigſten Glieder der Raben⸗ familie im Gebauer und im Gehöft. Der Fang der Edelſänger, welcher jetzt ſtreng ver- sten iſt, wurde früher hauptſächlich von den „Sjouer“, unſeren Eckenſtehern, der Handel it der eingelieferten Beute von zwei Kopenhagener Schuſtern betrieben. Kjärbölling fert für unſere deutſchen Tiergärten hochnordiſche Raub⸗ und Seevögel in faſt ausnahms⸗ 8 untadelhaften Stücken und zu mäßigen Preiſen. x Was ſich von Dänemark jagen läßt, darf man keineswegs auch auf Schweden beziehen. ier ſteht die Liebhaberei faft auf demſelben Standpunkte wie in Griechenland und in der ürkei: fie iſt jo gut als nicht vorhanden. Meves, von welchem ich mir Auskunft erbat, it den Grund darin zu finden, daß die vornehmen Frauen, welche er als die Träger der Liebhaberei anſiht, den Sommer auf dem Lande zuzubringen pflegen und ſich vor Verunreinigung der Zimmer durch die Vögel ſcheuen; ich muß dem entgegnen, daß derartige Bedenken meiner Anſicht nach gar nicht in Betracht kommen können, wenn von Lieb⸗ haberei geſprochen wird. „Unverheiratete Männer“, ſchreibt Meves, „halten noch am häufigſten Vögel in Käfigen und zwar faſt c iestieh unſere einheimiſchen Samenfreſſer. i on Edelſängern findet man in ganz Stockholm keine zwanzig Stück im Gebauer; Droſſeln dem Wellenſittiche Freunde zu verſchaffen, da derſelbe zu nicht geringem Erſtaunen hier in und Kjärbölling in Kopenhagen ſeinen Tiergarten errichtet, Teilnahme geworden; 126 | | Vogelhandel und Vogelhändler. ſind kaum häufiger, Stare in etwas größerer Anzahl vertreten. Einige bingen ih 4 Sittiche, meiſt Graupapageien und Wellenſittiche, Prachtfinken, Kardinäle, Webervögel, vom un Auslande mit; von einer Einfuhr iſt aber ebenſo wenig zu reden als von einem Vogelhandel. I: Vogelmärkte 10 es nirgends in Schweden, Vogelhändler auch nicht; denn die zwei oder drei 90 armseligen Vogelfänger, welche zwiſchen Herbſt und Frühling mit ihrer friſchgefangenen 5 Beute in den Straßen umherlaufen, können wohl nicht unter die Händler gerechnet werden. 7 Außer dieſen einheimiſchen Fängern ſind einige Male Harzer Vogelhändler mit einigen © hundert Kanarien nach Stockholm gekommen und haben auch ihre Ware raſch losgeſchlagen; 9 leider aber muß ich hinzufügen, daß dieſe Leute ſich keinen guten Ruf erworben haben, 9 weil der größte Teil ihrer Vögel aus Weibchen beſtand, welche ſie betrüglich als ee ausgegeben hatten.“ Von Norwegen kann ich angeben, daß ich außer einzelnen Kanarien bloß Ber bene 3 einzigen Großgutbeſitzer gefangene Vögel geſehen habe. Gegenwärtig lebt in Chriſtianig ein Bäckermeiſter Schröder, welcher als ein entſchiedener Liebhaber und zugleich als Händler bezeichnet werden darf. Von ihm kann man namentlich alle nordiſchen „„ . 9 Schwäne, Gänſe und Enten zu mäßigen Preiſen erhalten. Weit früher, als man in Europa an Zähmung der Vögel und den Handel mit ihnen dachte, betrieb man beides in den fremden Erdteilen, namentlich in Südaſien und Süd⸗ 9 amerika. Die älteften Berichte gedenken der Neigung der Indier, ſchöne Vögel gefangen zu halten; die Entdecker Amerikas erwähnen der gezähmten Vögel, welche die Eingeborenen ihnen als Geſchenke überbrachten. Hier wie dort reicht die Verbrüderung des Menſchen und des Vogels bis in das graueſte Altertum zurück. In Egypten hat man wenigſtens ſich der Gefangenhaltung und Zähmung auffallender Vögel befleißigt. Heutzutage iſt es in Südaſien und in Südamerika noch genau ebenſo, wie es vormals war, während ſich in Afrika die Verhältniſſe geändert haben. Aus dieſem Erdteile erhalten wir e der Anzahl nach die meiſten Vögel, welche in Europa eingeführt werden. 95 4 . Vor allen übrigen find es die Länder am Senegal, welche uns ee Bügel | liefern; die Ausfuhr, welche uns aus den ſüdweſtlichen und ſüdlichen Teilen des Erdteils zugeht, iſt weit geringer, die der öſtlichen Länder kaum der Rede wert, die Egyptens und Algiers erſt im Werden begriffen. Zwiſchen dem Senegal und Marſeille oder Bordeaux ſowie Liverpool beſtehen ſeit Einrichtung der Dampferlinien regelmäßige Verbindungen unter den be⸗ treffenden Händlern, und dieſen Verbindungen danken wir die verhältnismäßig überaus billigen Preiſe der gewöhnlicheren Vogelarten jener Gegenden. Die Küſtenfahrer kaufen die Vögel auf und geben ſie an die Schiffe ab, welche vom Vorgebirge der guten Hoffnung nach Liverpool oder vom Senegal nach den genannten franzöſiſchen Häfenſtädten gehen. Jede | diefer Linien iſt für die weſtafrikaniſchen Vögel von beſonderer Bedeutung. So erhalten wir Jakos und Unzertrennliche vorzugsweiſe durch die engliſchen, die übrigen Senegal⸗ vögel hauptſächlich durch die franzöſiſchen Schiffe. Nach Schätzung Hagenbecks treffen alljährlich zwiſchen ſechs- bis achttauſend Jakos oder graue Papageien und zwiſchen funfzehn⸗ : hundert bis zweitauſend Pärchen „Unzertrennliche“ in Liverpool ein. Es gehört nicht zu den außerordentlichen Vorkommniſſen, daß eines jener großen Schiffe im Herbſte tauſend Stück Jakos von einer Reiſe mit bringt und in Liverpool abſetzt; denn wenn der Fang in Afrika günſtig war, kauft ſich jeder Schiffer, vom Führer bis zum Matroſen herab, einige oder mehrere Dutzend dieſer allbeliebten, ſtets begehrten, leicht verkäuflichen 2 Vögel an Ort und Stelle ein und ſchlägt fie mit Mig Gewinn in der Heimat los. Auch von den Unzertrennlichen gelangen manchmal zwei- bis dreihundert Pare gleichzeitig 3 auf den europäiſchen Markt. In weit größerer Anzahl noch kommen mit den franzöſif ſchen h Dampfern die Senegaliften in Bordeaux und M . an. Tauſend Pare lohnen kaum 3 .. . . ... ˙ —Ui :ü: die Reiſe des g ge gen Händlers oder die Mühe des fie ee pflegenden Schiffs⸗ fü ee nimmt man, falls es möglich, zwei- bis 1 Sb Pärchen mit einem ehandel border Vebhaberei für Stubenvögel“ ſchreibt mir H. Dohrn, „habe ich in 1 von mir bereiſten Gegenden Weſtafrikas nirgends wahrgenommen. Am häufigſten noch an ich den grauen Papagei gezä ähmt und zum Sprechen abgerichtet vor, außerdem ein ar leine Stumpfſchwanzpapageien, ſowie einige aus Braſilien herübergebrachte Keilſchwanz⸗ che. Vereinzelt werden auch wohl Webervögel und Finken gehalten, namentlich ſolche, welche gut oder leidlich ſingen. Um ſo lebhafter iſt die Ausfuhr. Leute, welche das Geſchäft kennen, halten ſich hauptſächlich an den Jako, kaufen jedoch nur junge Vögel, weil dieſen ſchon auf der Ueberfahrt einige Redensarten beigebracht werden können, während die alten ziemlich ſchwer zu zähmen und zum Sprechen zu bringen ſind. Die 1 Vögel, welche on Weſtafrika kommen, werden in der Regel von beſonderen, alſo nicht mit Papageien handelnden Leuten eingekauft und übergeführt. Genau erinnerlich iſt mir noch ein vom Senegal kommender Franzoſe, der gezwungener Weiſe einige Wochen auf St. Vicente liegen blieb, weil der Poſtdampfer, welcher die Weiterbeförderung nach Europa übernehmen ſollte, an det braſilianiſchen Küſte geſcheitert war. In einem hölzernen, vorn durch einen Gitter- 5 1 zaun abgeſchloſſenen Schuppen ſtand Käfig an Käfig, neben und übereinander aufgeſchichtet, 1 und in ihnen ſchwirrten und zwitſcherten Tauſende durcheinander. Der Hauptſache nach a waren es Senegaliſten verſchiedener Art, auf fie folgten der Anzahl nach die Witwen, Me außerdem ſah man Piſangfreſſer, Glanzdroſſeln, und oben auf den Käfigen tronte einſam ein prächtiger, am Fuße angefötteter Haubenadler. Der Händler, ein alter Sergeant, be- ſorgte unter Mithilfe eines ſchmuzigen Burſchen zweifelhafter Hautfarbe die armen Vögel, reinigte die Käfige, wovon freilich wenig zu bemerken, ſchrotete Negerhirſe und andere ämereien und unterhielt ſich fortwährend mit den Inſaſſen der Gebauer, falls er nicht ſonſt Jemandes habhaft werden konnte, dem gegenüber er die Schleuſen ſeiner Beredſamkeit ffnen konnte. Bei der großen Sterblichkeit welche auf der gezwungenen Halteſtelle einriß, eriet der arme Teufel täglich in ſehr trübe Stimmung; aufs höchſte aber wurde dieſe ge⸗ ſteigert, als er eines Morgens mehrere ſeiner Käfige geöffnet und faſt ler fand. Die holde Jugend der Inſel, trotz ihrer dunklen Körperfarbe beſelt von demſelben Geiſte wie unſere, hatte mit Hilfe langer Stöcke die Käfige geöffnet und jo, unabſichtlich vielleicht, ie Vogelwelt der Inſel bereichert. Nach Angabe des Beſitzers enthielten die Käfige urſprüng⸗ 12000 Vögel, von denen gegen 4000 verloren gingen. Eine Reiſe mit einem Vogelſchiffe gehört übrigens keineswegs zu den Annehmlichkeiten, und erklärt ſich 1 die . 19 5 beteiligter Schiffer gegen alle Vogelhändler zur 128 Vogelhandel und Vogelhändler * I 1 1 ER Papageien, welche, für England beſtimmt, ſamt und ſonders zunächſt „pretty Polly!“ lernen ſollten, Worte, die ihnen von den bezüglichen Eigentümern oder Lehrmeiſtern ER, ſtundenlang vorgeſagt und von ihnen bald mehr, bald weniger richtig nachgeſprochen wurden. ei 2 Dazwiſchen kreiſchten und quiekten fie abſcheulich, und wenn die einen ſich heiſer geſchrien, i begannen die anderen. Trat wirklich einmal Stillſtand ein, und vermochte ich einzuſchlummern, 7 ſo erſchien ſicherlich einer der Affen und riß mich an den Haren, biß mich in das Ohr oder . 2 1 e nach einem meiner Finger, war, ehe ich mich recht beſinnen konnte, wieder oben in den Takelwerk und grinſte von hier aus freundlich mich an, während ich durch das hundert⸗ ſtimmige „pretty Polly“ um den letzten Reſt von Gleichmut gebracht wurde. Man muß 4 ſechs lange Wochen hindurch glühende Hitze, ſchlechte Schiffskoſt, halb verdorbenes Waffer und unleidliche menſchliche und tieriſche Geſellſchaft genoſſen haben und vom Fieber gepeinigt worden ſein, um eine Seefahrt von Ginea nach Gebür würdigen zu können. 1 Br die Gefunden langweilig, wird für den Kranken zur Marter.“ Wer bald nach Ankunft einer derartigen Sendung den Kaufladen eines unſerer Handler be⸗- ſucht, kann ein eigentümliches Schauſpiel gewahren. Man hat den unterwegs in der geſchilderten Weiſe zuſammengepferchten Finken in der Regel ein größeres Zimmer eingeräumt, in welchem ſich nun die geſamte Reiſegeſellſchaft im wirren Durcheinander bewegt. Auf allen Sitzſtangen hocken reihenweiſe Hunderte neben Hunderten; auf dem Boden wimmelt es wie Ameiſen durcheinander; im Raume ſchwirrt es hin und her, auf und nieder wie ein Bienenſchwarm, Tauſende von dunklen Aeuglein ſchauen ängſtlich fragend auf den Eingetretenen, und viele hundert Stimmchen laſſen gleichzeitig ſich vernehmen. Tagtäglich erfolgt eine Muſterung der Gefangenen; denn tagtäglich gibt es Kranke, tagtäglich findet man Leichen, bis die armen Geſchöpfe, welche unterwegs beinah eben fo ſchlecht behandelt wurden wie auf Slomans Peſtſchiffen die Menſchen, endlich „ſtehen“, wie der Händlerausdruck lautet, d. h. nicht mehr dutzendweiſe den ausgeſtandenen Leiden erliegen und in die zweite Hand gegeben werden können. Gewiſſenloſe Händler tun letzteres auch unmittelbar nach Ankunft der Reiſenden und betrügen dadurch den Käufer, welcher in der nächſten Zeit ſeinen Bedarf zu decken ſucht, jedesmal: es iſt alſo nicht allein zu berückſichtigen, von wem, Be auch wann man kleine Vögel kauft. Vom Vorgebirge der guten Hoffnung kommen die Vögel ſtets in geringerer Menge an, 875 wahrſcheinlich deshalb, weil dort der Fang noch nicht in gleicher Weiſe geregelt iſt wie im Weſten des Erdteils. Dieſelben Schiffe, welche die Kapvögel bringen, verſorgen uns auch mit den Faſänchen, welche ſie, laut einſtimmiger Verſicherung der Schiffer, von St. Helena mitnehmen, ſo ſchwer es ſich auch begreifen läßt, wie die kleine, erbärmliche Inſel den jährlichen Bedarf an dieſen, mit Recht allgemein beliebten, Diele a Pracht⸗ finken zu decken vermag. Aus Egypten erhalten wir zur Zeit faſt nur Flammings und Fuchsenten, aus Algerien Wüſten⸗ und Klippenhühner; der ſonſtige Reichtum an Käfig⸗ und Parkvögeln, welcher in beiden Ländern auszunutzen wäre, iſt bisher ſo gut als unberückſichtigt geblieben. Die Kanaren und Madeira ſind für uns bedeutungslos. Anſtatt uns von erſteren Inſeln aus wilde Kanarien zuzuführen, züchtet man dort, laut Bolle, zahme Vögel dieſer Art und betreibt mit ihnen einen erwähnenswerten Handel nach Cuba. Von anderen einheimiſchen Vögeln pflegt man auf den Inſeln mit beſonderer Vorliebe den „Capirote“, unſere Mönchsgrasmücke, die Amſel und Turteltauben. Einige Ausländer bezieht man vom Feſtlande, aus Mittel⸗ amerika und von den Philippinen. Ungeachtet der regen Liebhaberei gibt es keine anderen als fliegende Händler auf den Inſeln, Kaufs- und Verkaufsgelegenheit jedoch oft genug am Bord der anlandenden Schiffe. Madeira übertrifft hinſichtlich der Liebhaberei die Kanaren, mindeſtens was die Hauptſtadt Funchal anbelangt, und ſtimmt hierin wahrſcheinlich mit .. ..., — 129 geführt a. 1 955 en. Man findet in Funchal fremdländiſche Vögel aus aller Herren Ländern, vornehmlich aber aus Braſilien, Angola und dem portugiſiſchen Ginea, betreibt dort auch eine unbeabſichtigte Zucht derſelben, da ſich faſt alle Arten, welche in Frage kommen können, hier und auf den Kanaren e leichter fortpflanzen als im ge⸗ | mäßigen Europa, | . Nächſt Afrika liefert uns Amerika die Mteiften Rüfiguögel, mindeſtens, was die Anzahl Arten anlangt, während es von Auſtralien bezüglich der Stückzahl vielleicht bereits überboten werden dürfte. Eine regelrechte Verbindung beſteht nur zwiſchen dem Norden des Erdteils und Europa; vom Süden her bereichert einzig und allein der Zufall unſeren Markt. Die wichtigſten Ausfuhrhäfen Nordamerikas find New⸗York und New-Orleans; alle übrigen haben eine untergeordnete Bedeutung. Kardinäle, Pabſtfinken, Indigovögel, Hängeneſtler, Paperlinge, Rotflügel oder Epauletten-Amſeln, Spottdroſſeln und Hütten⸗ ſänger liefert New⸗Orleans in größerer Anzahl als New-Jork; die von hier kommenden Vögel derſelben Arten danken aber Reiches geregelten Einrichtungen eine unverhältnismäßig 5 beſſere Pflege, als ſolche die mit den Schiffen der ſüdlichen Linien anlangenden Stücke genießen, verdienen alſo bevorzugt zu werden. Für le übrigen nordamerikaniſchen Vögel iſt New⸗York wenn nicht der einzige, jo doch der rechte Ausfuhrhafen. Entſprechend der hauptſächlichſten Fangzeit in den Vereinigten Staten erhalten wir die Kardinäle zwiſchen Februar und April, die Pabſtfinken (Nonpareils), Indigovögel, Hängeneſtler, Paperlinge, Trauerſtieglitze oder Golddiſtelfinken und die übrigen häufigeren Arten in den Monaten Mai und Juli, Spottdroſſeln, Schopf⸗ und andere Baumwachteln, Kraniche, Enten ꝛc. aber im Spätherbſte und Winter, welche Zeiten ein Kaufluſtiger fich, der dann beziehentlich billigen Preiſe halber, merken und nutzen mag. Die Anzahl der Kardinäle, welche alljährlich zu uns kommen, ſtellt ſich durchſchnittlich ungefähr auf tauſend Stück; doch unterliegt die Einfuhr bedeutenden Schwankungen. Während des amerikaniſchen Krieges hätte man ſie in Europa mit Gold aufwiegen mögen; im Jahre 1869 dagegen warf ein einziger Händler aus New⸗Orleans über tauſend Stück auf unſeren Tiermarkt, und belief ſich die geſamte Einfuhr zwiſchen 2500 bis 3000 Stück. Pabſtfinken und A908 kommen in kleineren Sendungen von 200 bis 300 Stück, alle übrigen nur dutzendweiſe an; Spottdroſſeln erhalten die Händler in der Regel bloß auf vorherige Beſtellung, weil man dieſe ausgezeich⸗ neten Schläger auch in Amerika hoch ſchätzt und, wenn ſie ſich . hervortun, gern mit 30 bis 40 Dollars bezahlt. 985 Südamerika verkehrt, entſprechend den ſchon ſeit längerer Zeit beſtehenden Dampfſchiff erbindungen, vorzugsweiſe mit England und Frankreich. Alle von dort ſtammenden Vögel, welche regelmäßig auf den Markt kommen, Grün- oder Amazonenpapageien, Keilſchwanz⸗ che, Sperlingspapageien, Araras, graue Kardinäle, Safranfinken und Tangaras z. B., ffen in kleinen Sendungen bei uns ein, die größeren Sittiche meiſt nur einzeln und 5 als 11 e V Matroſen, die übrigen durch B 5 Fang a Aufzucht der Papageien een 5 noch, wie vor Narren, * betrieben: der ſüdamerikaniſ 1 Sittich, welcher unſer Prachtzimmer oder 130 Vogelhandel und Vogelhändler. erſt auf Umwegen tauſchweiſe in die Hände des betriebſamen Weißen an der Küſte, welcher 4 ihn dem nach Europa ſegelnden Schiffer abtrat. Bloß die kleineren, geſelligen und die als Feinde der Pflanzungen auftretenden Arten der Ordnung, die Finken und Tangaras, werden nicht von den Landesureinwohnern, ſondern von freigewordenen und ſonſt arbeitsſcheuen Negern gefangen, in eine der größeren Küſtenſtädte gebracht, von alten Negerfrauen auf öffentlichem Markte feilgeboten, von hier erſt durch Weiße aufgekauft und uns übermittelt. Der Handel iſt aber vollſtändig regellos und nur dem Zufall unterworfen. Auf dem beſonders reichhaltigen Markte Bahias findet man unter den verſchiedenartigſten Erzeugniſſen des Landes, welche hier aufgeſtapelt wurden, heute vielleicht ein Dutzend prachtvolle Pfeffer⸗ f freſſer, ſeltene Papageien und ähnliche Prachtvögel, welche vergeblich des Käufers harren, und ſucht man acht Tage ſpäter möglicher Weiſe umſonſt nach der Tangara, welche zu Tauſen⸗ den die Gebüſche der nächſten Umgebung bevölkert. Gegenwärtig erhalten wir Mönchs⸗ und Sperlingspapageien, graue und grüne Kardinäle ſowie Safranfinken vorzugsweiſe aus Buenos-Ayres und Para, Tangaras aus Rio de Janeiro und Bahia; die übrigen Häfen liefern wohl einzelne größere Papageien, kleinere Vögel aber nur in ſehr geringer Anzahl und durchaus zufällig. Ob ſich dieſe Verhältniſſe in der Folge weſentlich ändern werden, ſteht dahin. Bis jetzt haben auch die wichtigſten Neuerungen, beiſpielsweiſe die Eröffnung des Amazonenſtromes für die Schiffahrt aller Völker, wenig Vorteil gebracht. Es fehlt in ganz Südamerika leider noch immer allzuſehr an Leuten, welche der herlichen Vogelwelt des Landes die unſeren Wünſchen entſprechende Teilnahme abzugewinnen ver⸗ möchten, als daß wir uns großen Hoffnungen hingeben dürften. Ein bis zu gewiſſem Grade kundiger, ſtrebſamer Händler würde in Bahia oder einer andern Hafenſtadt als Auf⸗ käufer der von den Negern gefangenen Vögel in kurzer Zeit eine prachtvolle Sammlung der wertvollſten Arten erwerben und ſich zu Vermögen, uns zu bis jetzt noch e Käfigzierde verhelfen können. Gerade das Gegenteil läßt ſich erfreulicher Weiſe von Auſtralten ſagen. Der Vogel⸗ handel hat hier in den letzten Jahrzehnten einen Aufſchwung genommen, welcher mit dem Emporſtreben und Aufblühen der beſidelten Landſtriche vollkommen übereinſtimmt. Schon gegenwärtig beläuft ſich die jährliche Einfuhr von dort auf 30 bis 40,000 Stück, und ſchon manchmal iſt ein Schiff mit mehr als fünftauſend lebenden auſtraliſchen Vögeln in einem engliſchen Hafen eingelaufen. Im Jahre 1867 ſah ich in einem großen, ſalartigen Zimmer im Haufe des Tierhändlers Jam rach zwiſchen ſechs- bis achttauſend Wellenfittich- pare vereinigt, zwiſchen zwölf- bis ſechszehntauſend Vögel auf ſtufenförmig über- und hinter⸗ i einander angebrachten, durch die ganze Länge des Zimmers gehenden Sitzſtangen aufgereiht, alle die klugen Köpfchen mir zugewendet, die mehr als zwanzigtauſend Augen auf mich gerichtet. Es war das Schauſpiel, welches die Senegaliſten bieten, wiederholt, erweitert, verbeſſert und verſchönert — für mich ein unvergeßlicher Anblick! Der Schiffer hatte den Vögeln ſeine Hauptkajüte einräumen und ſich inzwiſchen ſchlecht genug behelfen müſſen, nur um ſie unterwegs zu beherbergen. Ungeachtet dieſer Vorſorge ſtarben nachträglich die meiſten dieſer Sittiche: der größte Raum, welchen das Schiff bieten konnte, war ihnen doch viel zu eng geweſen, und Mangel an Licht und Luft hatten unter ihnen den Keim zu tödlicher Krankheit gelegt. Ein ſolches Geſchehnis entmutigt zwar einen Schiffer, witzigt aber die übrigen und lehrt ſie, ihre Vögel beſſer zu behandeln. Bemerkt zu werden verdient, daß im allgemeinen gerade die aus Neuholland kommen⸗ den Vögel unterwegs entſprechend gepflegt werden, deshalb auch meiſt in ſehr gutem Zu⸗ ſtande bei uns eintreffen. Dies danken wir zunächſt denjenigen Händlern, welche mit ihren Vögeln reiſen. Urſprünglich unternahmen ſie die Reiſe hauptſächlich des Kanarienvogels halber, welcher, wie überall, auch in Auſtralien hoch geſchätzt wird, und betrachteten die Vogelhandel und Vogelhändler. | 131 Mitnahme neuholländiſcher Vögel höchſtens als Nebengeſchäft; gegenwärtig haben die Ver⸗ hlältniſſe ſich durchaus geändert. Man züchtet neuerdings in Neuholland fo viele Kanarien, daß der Preis des Männchens auf 10sh. (3 Thlr. 10 Sgr.) gefallen ift, die Einfuhr ſich aalſo kaum noch lohnt, während dagegen die auſtraliſchen Vögel in Europa von Jahr zu Jahr mehr Liebhaber gewinnen. Die Händler, großenteils Deutſche, bereiſen das Innere des Landes nicht, ſondern kaufen in den Vogelläden, welche man in allen Seeſtädten findet, ſo viele Vögel auf, als ſie erlangen und bezahlen können, benutzen aber faſt ausſchließlich noch Segelſchiffe und verlieren deshalb einen ſehr beträchtlichen Teil ihrer vergänglichen Ware. Herr Kawerau, dem ich vorſtehende Mitteilungen verdanke, reiſte im Jahre 1867 mit einem deutſchen Händler nach Hauſe, welcher ſchon zum fünften Male unterwegs war, diesmal aber ein ſehr ſchlechtes Geſchäft machte, weil ihm faſt alle Papageien zu Grunde gingen. Beſſeren und ſichereren Gewinn wirft der Handel in Auſtralien ſelbſt ab, weil die Weißen allgemein den einen oder anderen Vogel halten und doch nicht ſämtlich in der Lage ſind, ſich ihren Bedarf durch Ausnehmen der Singvögel zu decken, wie die noch inmitten der hier und da bereits gänzlich zurückgedrängten Vögel lebenden Anſidler es tun. Papageien und Flötenvögel find beſonders beliebt, weil ſie ſich abrichten laſſen; man hält jedoch auch andere Vögel gern, jet es um ein Gebauer zu ſchmücken, ſei es um das Gehöft zu beleben; — ich werde auf die bevorzugten Arten zurückzukommen haben. Der Hauptfang findet alljährlich während des Frühlings, unſerem Herbſte, und nach demſelben ſtatt, iſt aber, wie bereits bemerkt, von der in einem Jahre herſchenden Witterung durchaus abhängig. Nicht in jedem Frühlinge erſcheinen die Wandervögel im Süden auf den bekannten Brutplätzen; oft genug bleiben ſie aus, wenn Mangel an Regen einen Land⸗ ſtrich für fie unwirtbar machte. „Die Art und Weiſe des Vogelfanges“, bemerkt Engelhart, . welcher mir höchſt anziehende Beobachtungen mitgeteilt hat, „iſt wohl überall, wo Europäer leben, mehr oder weniger dieſelbe; aber allerorten erfordert er, daß der Fänger, welcher Tiere mit dem Netz überliſten will, deren Gewohnheiten ſtudire; denn auf einer genauen A Kenntnis der Lebensweife beruht jein Erfolg. Ein fo merkwürdiges Land wie Südauſtralien, deſſen Klima ſo unbeſtändig iſt, deſſen Graswuchs unmittelbar abhängt von der Menge Regenwaſſer, welche in jedem Jahre herabfällt, hat auch ſeinen Vögeln den Stempel der Abſonderlichkeit aufgedrückt. Sie ſind faſt alle höchſt unſtäter Natur; das Wandern iſt ihre Luſt ſo gut als die des Müllers. Sie richten ihre Wanderzüge nach dem jeweiligen Stande der Gräſer ein und erſcheinen deshalb an gewiſſen, vom Waſſer begünſtigten Stellen in einem Jahre zu Hunderttauſenden, während ſie in anderen Jahren gänzlich fehlen. Trifft es ſich nun, daß eine nahrungsreiche Grasfläche ringsum von waſſerleren Wüſten umgeben wird, daß ferner inmitten einer ſolchen Oaſe nur noch einige ſtändige Waſſerläufe allen in der Oaſe vereinigten Vögeln zur Tränke dienen müſſen, ſo entgeht dies ſelten dem erfahrenen Vogelſteller. Mit allem Nötigen wohl verſehen, zieht er auf weiräderigen Karren viele Meilen weit hinauf nach Norden, von einer Waſſerlache zur anderen, beobachtet genau das Treiben der Vögel und beginnt feinen Fang. Iſt dieſer geglückt, ſo kehrt er auf der nördlichen Hochſtraße wieder nach dem Süden zurück, auf dem arren hochaufgetürmt zu Vogelbauern eingerichtete Kiſten führend. In dieſen Käfigen ann man das bunteſte Vogelgemiſch ſehen, welches ſich denken läßt: Wellenſittiche und andere Papageien, Zebrafinken, Diamantvögel, Schopf⸗, Bronzeflügel⸗ und andere Tauben — alle friedlich vereinigt in einem und demſelben Gebauer. An der Küſte angekommen, ſchlägt der Fänger ſeine Beute entweder raſch an die Händler los oder bietet ſie einzeln aus, indet auch immer und bald willige Abnehmer.“ Eine geringere Anzahl zwar, aber weit mehr Arten von Käfigvögeln, als man mit Netzen füngt, werden von Schäfern und Landbauern oder vielmehr deren hoffnungsvollen 132 Vogelhandel und Vogelhändler. FREE Sprößlingen aus dem Neſte genommen, vollends großgezogen und ſodann verhandelt Sr von den noch vorhandenen Ureinwohnern in derſelben Weiſe erbeutet und nach den Side⸗ lungen gebracht; daher denn auch die auffallende Zahmheit der größeren auſtraliſchen Papa⸗ geien, welche zu uns gelangen. Schwunghaft wird der Vogelhandel in Auſtralien übrigens nur während einiger N Monate des Jahres betrieben, zur Zeit nemlich, während welcher die Wollſchiffe in den dortigen Häfen liegen. „Ein Fremder“, fügt Engelhart obigen Angaben hinzu, „welcher im Winter, d. h. geraume Zeit nach dem Abſegeln der Wollſchiffe irgend eine größere Anzahl von Vögeln zu kaufen beabſichtigte, würde aller Wahrſcheinlichkeit nach die Läden der Händler ler und dieſe ſelbſt anderweitig beſchäftigt finden. Kurz bevor die Schiffe eintreffen, ſetzen ſich die Händler mit den zünftigen Fängern in Verbindung oder 1 erlaſſen durch die Zeitungen ihre Aufträge, und da ſie von nun an immer noch zwei bis drei Monate Zeit haben, bevor ſie die benötigte Menge abliefern müſſen, fällt es t in der Regel nicht ſchwer, die Vögel zu beſchaffen.“ Das reiche Aſien liefert uns gegenwärtig überaus wenig, ſo erwünſcht auch alle von dorther ſtammenden Vögel ſind. Ein großes, wenn nicht das hauptſächlichſte Hindernis des Aufſchwunges eines regelrechten Vogelhandels zwiſchen Aſien und uns iſt unzweifelhaft die lange Dauer der Reiſen aller Schiffe, welche ihren Weg um das Vorgebirge der guten Hoffnung oder Kap Horn nehmen müſſen. Mit Ausnahme der Holländer, denen wir weit⸗ aus die Mehrzahl der aſiatiſchen Vögel verdanken, befaſſen ſich wenige Schiffer mit der Ueberbringung unſerer Lieblinge, ſo erheblich auch die Summen ſind, welche Tiergärtner und Liebhaber für einzelne Arten, Faſanen z. B., anbieten und freudig zahlen. Zum Stande der Liebhaberei in Aſien ſelbſt ſteht die Anzahl der Vögel, welche wir von dort erhalten, in keinem Verhältnis. Es iſt bekannt, daß Indier, Japaneſen und Chineſen leidenſchaftliche Ä Tierfreunde find, daß die dortigen Großen oder Reichen Tierparks beſitzen, welche an Reichhaltigkeit mit unſeren erſten Tiergärten wetteifern können; wir wiſſen auch, daß in den genannten Reichen, wie in den übrigen ſüdaſiatiſchen Staten ein regelrechter Handel betrieben wird: wir erhalten aber von dorther, abgeſehen von denjenigen Arten, welche uns eifrige Landsleute vermitteln, immer nur die ſeit Jahrhunderten in Europa lebend einge⸗ führten Sittiche, Reisfinken und Bengaliſten, Atzeln, Hirtenſtare und dergl., welche mit den holländiſchen und engliſchen Schiffen eintreffen und ſtück- oder dutzendweiſe verkauft werden. Seit einigen Jahren hat ein Sohn des erwähnten Jamrach regelmäßig Reiſen nach Indien unternommen, hauptſächlich aber Vögel ausgeführt und dieſe, insbeſondere weiße Pfauen, weiße Puter, Schwäne, ſprechende Elſtern ꝛc für fabelhafte Summen an tierfreund⸗ liche Rajahs verkauft, ſich auch in kurzer Zeit, wie er behauptet, ein erkleckliches Vermögen erworben. Ich habe mich vergeblich bemüht, von ihm über den dortigen Handel etwas zu erfahren: der gute Mann bewies mir ſeine geiſtige Beſchränktheit dadurch, daß er mir erklärte, er halte es für das Beſte, ſeine Erfahrungen für ſich zu behalten, damit ſie nicht etwa ein Anderer ausnutzen möge. Dieſe Furcht ſchien mir auch wirklich ſo begründet zu 4 jein, daß ich bald davon abſtand, ihm den eigentlichen Zweck meiner Nachfrage begreiflich zu machen; ich ſah ein, daß ihm jedes höhere Verſtändnis für ſeinen Handel abgeht. Vielleicht trägt Vorſtehendes dazu bei, einen halbwegs gewitzten deutſchen Händler zu be⸗ 4 wegen, das reiche und noch jo gut als brach liegende Feld verſuchsweiſe zu bebauen; ich glaube wenigſtens, daß es nicht allzuſchwierig ſein dürfte, Herrn Jamrach den Jüngeren zu überbieten. Jedenfalls ſteht ſo viel feſt, daß Südaſien für einen gewandten, tüchtigen Händler ein Kalifornien werden kann, weil Ein- und Ausfuhr ſich in gleicher Weiſe zu lohnen ſcheinen. . — . 8 Bieter Abſcnit 4 1 =" e oder Papageien. ! Geſamtbild der Ordnung. | Die einzigen Käfigvögel, von welchen uns die älteſten Berichte fichere Kunde geben, ſind die Sittiche oder Papageien. Mit ihnen verbrüderte ſich der Menſch ſchon in den Tagen ſeiner Kindheit. Die alten Indier und die alten Peruaner, durch das Weltmer von einander getrennt, achteten und zähmten, gleichzeitig vielleicht, dieſe Vögel, jedes der genannten Völker diejenigen Arten, deren ſie am leichteſten habhaft werden konnten. Als die Entdecker Amerikas die erſte Inſel des von ihnen wenigſtens zum zweiten Male gefun⸗ denen Erdteils betraten, ſahen ſie in den Hütten, auf den Händen der Eingeborenen gezähmte Papageien, obgleich die rotbraunen Leute dieſe ſich wahrſcheinlich von anderen Eilanden erſt verſchafft hatten, da man gegenwärtig annimmt, daß die erſte Inſel, welche Colon mit ſeiner Mannſchaft erreichte, Guanahani oder Wattlings⸗Island, eine der Bahamas war, auf denen Papageien fehlen. Von Indien her brachten die Griechen die erſte Kunde der treff— lichen Vögel nach Europa, ja, wenn die Sage der Wahrheit entſpricht, zu Zeiten Alexanders des Großen bereits die Sittiche ſelber. Funfzig Jahre vor unſerer Zeitrechnung gedenkt ihrer Siculus, ein Zeitgenoſſe Julius Cäſars; hundert Jahre ſpäter beſchreibt Plinius in kenntlicher Weiſe den Halsbandſittich, han: auch a der Fähigkeit des Vogels, menſchliche Worte nachzuahmen. Von nun an erwerben die Sittiche ſich raſch die allgemeine Zuneigung der Römer. f Man ſiht in ihnen zwar nicht heilige Vögel, wie die alten Brahmanen Indiens es tun; aber man hält ſie in koſtbaren Käfigen aus Silber, Elfenbein und Schildpatt, lehrt ſie Worte nachſprechen, ſchätzt ſie höher als Sklaven, trägt ſie auf der Hand durch die Straßen, beſingt 5 in guten und ſchlechten Gedichten und entrüftet dadurch alte Grillenfänger aufs höchſte. Die Fortſchritte der Schiffahrtskunde erſchließen neue Wohngebiete der Papageien. Wan findet und beſchreibt Arten vom Senegal, aus Indien und endlich aus Amerika, bringt ſie lebend nach Europa, ſchon im Jahre 1504 nach England, und führt ſie als große Seltenheiten im Lande umher, verwendet ſie, neben Kammerherren und Edelknaben, neben Bären und anderen Raubtieren, als Zierde königlicher und fürſtlicher Höfe, bald darauf auch als Zeichen des Reichtums handeltreibender Geldprotzen und anderer Größen. Je mehr Arten man entdeckt, um ſo mehr ſteigt die Liebhaberei für ſie, um ſo allgemeiner wird der Wunſch, mindeſtens einen der edlen Vögel zu beſitzen. Man hält ſie einzeln und parweiſe, züchtet Junge von ihnen und gibt der Liebhaberei neuen Aufſchwung. Die Wiſſenſchaft geht der allgemeinen Kunde anfangs nach, ſpäter neben ihr her, ſchließlich ihr oran. Man beſchreibt und bildet ab, beſchreibt wieder, verwirrt die Naturgeſchichte, ver- ucht zu ſichten und macht es nicht tel beſſer. e verfaßt (1801 — 1805) das erſte ausführliche Werk über fie: es veraltet in Folge großartiger Entdeckungen, jo zu ſagen, ter der Feder; Andere beſchreiben bis dahin unbekannte Arten oder verſuchen die bekannten ammenzuſtellen; Wagler gibt (1832) ein neues, unabhängiges Werk heraus: auch dieſes 136 | Sittiche. wird durch ſpätere Entdeckungen überflügelt. Endlich erblickt, nach een Vorarbeiten und langen, ſchweren Wehen ein Werk, ſelbſtverſtändlich ein deutſches Werk, das Licht der Welt, das beſte, welches jemals über dieſen Gegenſtand gejchrieben worden, das beſte, welches wir haben: Die Papageien, monographiſch bearbeitet von Otto Finſch ꝛc. Leiden, bei Brill, 1867 u. 68. Mit dieſem trefflichen Buche, welches jeder Papageienliebhaber, will er ſich über ſeine Lieblinge unterrichten, unbedingt ſich anſchaffen muß, und e ich dem Nachfolgenden zu Grunde lege, ſchließt einſtweilen die Geſchichte der Sittiche ab, nicht aber auch ihre Kunde, an deren Förderung und Vermehrung gegenwärtig fleißiger 4 gearbeitet wird als je. Vom vergoldeten Geſtell am Fürſtenhofe, aus den Tierſchaubuden und Tiergärten ſind ſie allmählich bis in die Käfige der Liebhaber gelangt und haben hier ihre wahren Freunde, ihre unermüdlichen Beobachter, eine zweite Heimat gefunden. Ihre äußerliche Naturgeſchichte mag ziemlich vollendet erſcheinen, ihre SR 1 eben erſt begonnen. Die Sittiche ſind, größtenteils wenigſtens, in den Ländern ische den Wendekreſsen 5 heimiſch. Bon den 355 Arten der Ordnung, welche Finſch beſchreibt, hat man diesſeits des Wendekreiſes des Krebſes in Aſien 6, in Amerika 2 Arten, jenſeits des Wendekreiſes des Steinbockes dagegen in Amerika 15, in Auſtralien 36 und in Polyneſien 11 Arten beobachtet. In Amerika ſtreichen fie bis zum 430 n. Br. und bis zum 539 |. Br.; fie würden alſo noch recht gut in Europa gedeihen können. Ihre eigentliche Heimat iſt Amerika; 5 es ſteht mit 142 bekannten Arten unter den übrigen Gebieten oben an. Das Gebiet der Molukken beſitzt 83, Auſtralien 60, Polyneſien 30, Afrika 25, Aſien nebſt den Sunda⸗ Inſeln endlich 19 bekannte Arten. In Südamerika allein leben 115 verſchiedenartige Sittiche; in Mittelamerika treten 10, in Mejiko 4, im Norden Amerikas eine, auf den weſtindiſchen Inſeln die übrigen Arten hinzu. Das Gebiet der Molukken und Papuländer iſt zu reich an Inſeln und noch zu wenig erforſcht, als daß wir den Verbreitungskreis der hier oder dort vorkommenden Arten mit ähnlicher Beſtimmtheit wie in Amerika feſtſtellen könnten; doch iſt ihm, wie allen Inſelgebieten, eigentümlich, daß mehrere Arten ſich nur auf eine Inſel oder wenige benachbarte Eilande beſchränken. Die Mehrzahl aller in dieſem Gebiete vorkommenden Arten tritt jenſeits des Gleichers auf. Dasſelbe gilt für Auſtralien, obgleich hier die Beſchaffenheit des Landes größere und regelmäßigere Wanderungen unſerer Vögel bedingt, als dieſe ſie anderswo auszuführen pflegen: von den 54 bekannten Arten kommen 36 im Süden des Feſtlandes vor. In Polyneſien iſt die Verteilung der Sittiche ſehr ungleich; auf manchen Inſelgruppen fehlen ſie gänzlich. Sie erreichen hier die äußerſte Grenze ihrer allgemeinen Verbreitung: man hat eine Art mit Beſtimmtheit noch auf den Macquaries⸗ Eilanden (590 19 f. Br.) gefunden. Auch in Afrika lebt die größere Artenzahl im Süden: nach Norden hin bildet der 16.“, nach Süden hin der 34.“ die Grenze der von ihnen bewohnten N Gegenden. Die großen Inſeln im Südweſten des Erdteils beſitzen 4 ihnen eigene Arten. Im feſtländiſchen Aſien wird das Verbreitungsgebiet der Sittiche durch den Indus, das Himalayagebirge und den Mekong begrenzt. Acht Arten ſind hier, die übrigen Aue en an unſeren Vögeln auffallend armen Sunda⸗Inſeln beobachtet worden. Ich ſehe in den Sittichen die am höchſten ſtehenden, weil am einhelligſten entwickelten Vögel, und habe dieſer Anſicht ſchon vor einigen Jahren im „Tierleben“ Worte geliehen. 4 Freund Finſch tritt mir entgegen, hat aber, wie ich glauben muß, nicht ſtreng genug 5 l feftgehalten, daß ich ein Geſamtbild der Ordnung (in feinen Augen Familie) zu ent- 1 werfen verſucht hatte. Auch meint Finſch es nicht ſo ſchlimm, als aus ſeiner Entgegnung hervorzugehen ſcheint. Er ſtellt den Edelfalken, den Raben, den Kranich der von mir 1 hocherhobenen Sittichgenoſſenſchaft gegenüber, anſtatt die Raubvögel insgemein, die ſämt⸗ liche Verwandtſchaft der Raben, die vereinigten Stelzvögel ins Gefecht zu führen. Ich laſſe 1 = 8 1 FF . 8 ... . N NEL EEE — FER Sat der a 137 en 11 Vergleiche n verlange aber, daß zur Beurteilung der Leiſtungsfähigkeit nicht der hervorragende Ritter, ſondern das ganze Her ins Feld geſtellt werde. Kaum ee andere an Zahl der Mitglieder annähernd gleiche Ordnung läßt ſich vergleichen mit der Geſamtheit der Sittiche. Bei den meiſten Familienverſchiedenheit und Ungleichmäßigkeit, bier Uebereinſtimmung und Einhelligkeit: die ganze Gruppe wie aus einem Guſſe, die Unterſchiede zwiſchen dem am höchſten und dem am tiefſten ſtehenden Mitgliede ſo gering, daß es ſelbſt meinem alles und überall vergleichenden Freunde, eben unſerem Meiſter Finſch, 95 ſchwer fällt, das Maſchenwerk der Syſtematik über das Ganze zu werfen. n Obgleich wohl Jedermann einen Papagei als ſolchen erkennt und von anderen Vögeln . unterſcheidet, will ich doch die allgemeinen Merkmale der Angehörigen dieſer höchſtehenden 1 g Ordnung kurz angeben, um fo mehr, als ich mich im Verlaufe der Schilderung auf ge- wiſſe Eigentümlichkeiten wiederholt zu beziehen haben werde. Die Größe der Sittiche ſchwankt zwiſchen weiten Grenzen: die größte Art der Ordnung kommt etwa dem Kolkraben, die kleinſte dem Zeiſig gleich. Der Leib iſt ſehr kräftig und erſcheint wegen des umfänglichen Kopfes, der verhältnismäßigen Kürze der Gliedmaßen und der knappen Befiederung noch 5 gedrungener als er wirklich iſt; doch machen die langſchwänzigen Arten, welche in der Tat auch etwas geſtreckter gebaut ſind, hiervon eine Ausnahme. Am Schnabel, welcher dem | der Raubvögel am meiſten ähnelt, laſſen fich, jo übereinſtimmend er gebaut iſt, verſchieden⸗ artige Abweichungen wahrnehmen. „Der im Halbkreiſe gebogene Oberſchnabel“, ſagt Finſch, „deſſen anſehnlich vorſtehender und überhängender Spitzenteil den Unterſchnabel bedeutend überragt, iſt ſeitlich flach gewölbt, ebenſo der an der Wurzel ſehr hohe Unter- ſchnabel, deſſen Dillenkante meiſt ebenfalls im Halbkreiſe gebogen aufſteigt. Die Höhe des Schnabels an der Wurzel, welche hier die Breite meiſt um noch einmal übertrifft, iſt daher nur wenig geringer als die Länge desſelben, und dies muß als die hervorragende Eigen⸗ tümlichkeit des Papageienſchnabels betrachtet werden.“ Bei den einen iſt der Schnabel kürzer, bei den anderen länger, bei dieſen mehr abgerundet, bei jenen ſeitlich zuſammen⸗ gedrückt und dann meiſt auf der Firſte kantig auch wohl fanft gefurcht ꝛc. Die Kiefer⸗ ſchneiden haben vor der Spitze in der Regel eine Ausbuchtung, wodurch ein zahnartiger Vorſprung entſteht; eine ähnliche Ausbuchtung zeigen auch die unteren Ladenſcheiden. Die vordere Fläche der Innen⸗ und Unterſeite des Oberſchnabels iſt von der hinteren kantig abgeſetzt und trägt nah der Spitze meiſt Feilkerben, d. h. erhabene Querleiſten: Eigen⸗ tümlichkeiten des Papageienſchnabels, welche eine ausgezeichnete Verwendung desſelben er⸗ möglichen. Als das allerwichtigſte Merkmal dieſes Schnabels aber möchte ich die Ver⸗ bindung des Oberſchnabels mit dem Stirnbeine, welche durch ein förmliches, wennſchon icht wirkliches Gelenk bewerkſtelligt wird, und die Längseinlenkung des Unterſchnabels an⸗ ehen — zwei weitere Eigentümlichkeiten, welche den Schnabel der Sittiche vor dem aller übrigen Vögel auszeichnen und ihn erſt zu dem machen, was er für das Leben iſt. Nächſt er Geſtalt und Eigenheit des Schnabels ſelbſt muß die Wachshaut auf dem Oberſchnabel, in welcher ſich die verhältnismäßig kleinen, kreis⸗ oder länglichrunden Naſenlöcher öffnen, noch erwähnt werden, weil eine ſolche bei den Papageien bloß bei den Raubvögeln vor⸗ kommt. Der parzehige Fuß der Sittiche, dem zu Gefallen man ſie hartnäckig mit Vögeln vereinigt, welche mit ihnen außer der ähnlichen Fußbildung kaum etwas Gemeinſames haben, zeichnet ſich durch die Kürze des Laufes oder der Fußwurzel und deren abſonderliche Geſtaltung aus; unter den Zehen iſt die äußere, vordere meiſt die längſte, die innere hintere die kürzeſte; 15 Krallen ſind kräftig, ſtark gekrümmt und ſpitzig; die äußere Bekleidung beſteht, abweichend von der anderer Parzeher, aus fein gekörnelter Haut, nicht aber aus Schildern, welche bloß am Ende der Zehen auftreten. Im Verhältnis zur Größe und en nn u erſcheinen die . nicht auffallend groß, obwohl man * 138 a Eike jagen muß, daß ſie ſehr kräftig find. Die ſcharfe Spitze ragt in der Regel duſchnlh vor. Die neun bis zehn kräftigen Handſchwingen, unter denen die zweite und dritte, angeht 3 weiſe die dritte und vierte, bei einer Art ſogar die ſechſte und ſiebente die übrigen an Länge überragen, haben derbe Schäfte, breite Fahnenbärte und find am Ende verſchmälert, ſelten verengt oder ausgeſchnitten und ſpitz, oder aber breiter und dann ab- und zugerundee; die neun bis zwölf Armſchwingen dagegen zeigen nichts Abſonderliches. Bei gefalteten Flügeln erreichen die längſten Schwingen gewöhnlich das Ende der oberen Schwanzdeck⸗ federn, ragen auch wohl noch etwas darüber hinaus. Alle Papageien haben unabänderlich zwölf Schwanz⸗ oder Steuerfedern, deren Länge und Form freilich, entſprechend der Bildung und Geſtalt des Schwanzes, ſehr verſchieden iſt und ſpäterer Beſchreibung vorbehalten bleiben muß. Das Gefieder beſteht in der Regel aus verhältnismäßig wenigen, großen, namentlich gegen das Ende verbreiterten und deshalb abgeſtutzt erſcheinenden Federn, deren Fahnen meiſt dicht, ſeltener weitſtralig ſind; es kommen jedoch, zumal am Kopfe und Halſe, auch ſpitz zulaufende, und eigentümlich gebogene, an der Spitze zerſchliſſene, ja ſogar fahnenloſe Federn vor. Unter dem Obergefieder ſtehen nicht ſelten dichte, oft lebhaft gefärbte Dunen. In der Regel bekleidet das Gefieder den ganzen Leib; bei vielen Arten dagegen läßt es die Zügel und einen Kreis um das Auge, bei anderen die Wangen, bei einem Papagei ſogar den ganzen Kopf nakt. In der Färbung herſcht Grün unbedingt vor, ohne daß übrigens andere Farben ausgeſchloſſen wären. Weitaus die meiſten Arten ſind buntfarbig, viele von ihnen in einer Art und Weiſe, daß das Auge mit Entzücken auf ihrem Kleide haftet. Die Bewegungen der Sittiche entſprechen der Bildung ihrer Gliedmaßen auf das f genaueſte. Sie ſind Klettervögel, aber ſolche eigener Art. Von einem Klettern nach Art der Spechte kann bei ihnen keine Rede ſein. Mit ihrem ſcharfkralligen Klammerfuße um⸗ greifen ſie einen Zweig, packen ſie einen unebenen Teil der Rinde; mit dem Schnabel faſſen ſie einen anderen Zweig oder ſonſtigen Anhaltspunkt, welchen ſie erreichen können, ziehen ſodann den Leib nach ſich und verſuchen von neuem irgendwo Fuß zu faſſen. Während bei allen übrigen Klettervögeln der Fuß die Hauptrolle ſpielt, iſt dieſe bei ihnen dem Schnabel zugewieſen. Dieſer vertritt nicht bloß, ſondern iſt bei ihnen die Hand, d. h. das⸗ jenige Werkzeug, welches für ſie größere Bedeutung hat als irgend ein anderes Glied. Seine umfaſſende Beweglichkeit, welche die aller übrigen Vogelſchnäbel unvergleichlich übertrifft, geſtattet die ausgibigſte Verwendung. Er dient keineswegs zum Ergreifen, zum Klettern allein, ſondern auch zum Benagen, Beſchaben, Meißeln, Bohren, zu hunderterlei Ver⸗ richtungen überhaupt. Andere Vögel ſind nicht im Stande, ihren Oberſchnabel in ſich ſelbſt zu bewegen: die Sittiche biegen ihn nach oben und ſchieben ihn über den unteren vor nach Belieben; ſie ſind fähig, mit ihm allein einen Gegenſtand zu ergreifen, feſtzuhalten und heranzuziehen: man möchte ihn mit einem überaus kräftigen Finger vergleichen. In ſeiner innerhalb der Klaſſe durchaus eigentümlichen Gelenkigkeit ſehe ich allein Grund genug, ; die Papageien als Glieder einer beſonderen Ordnung aufzufaſſen. Der Fuß iſt im Ver⸗ gleiche zu dem Schnabel minder beweglich, vorzugsweiſe auch nur geſchickt zum Klettern in der geſchilderten Weiſe und zum Ergreifen eines Gegenſtandes. Von wenigen Ausnahmen abgeſehen, ſind die Sittiche ſchlechte oder doch nur mittelmäßige Läufer, obwohl alle auch auf flachem Boden gehend ſich zu bewegen wiſſen und einzelne zu förmlichen Bodenvögeln geworden ſind, welche mit Regenpfeifern um die Wette laufen. Die meiſten Papageien gebrauchen ihren Fuß ſo gut als ausſchließlich im Gezweige der Bäume, und hier leiſtet er ihnen alle Dienſte, deren ſie bedürftig ſind. Ueber den Flug läßt ſich im allgemeinen nur ſo viel ſagen, daß er alle Arten ohne Anſtrengung fördert. Die großen Araras fliegen ziemlich ſchwerfällig, mit langſamen Flügelſchlägen, die Zwergpapageien raſch mit ſchwirrender Flügelbewegung, die Kakadus leicht und ſchwebend, die kleineren Plattſchweifſittiche und Ver⸗ Geſamtbild der Ordnung. wandten pfeilſchnell, einzelne faſt ſchwalbenähnlich dahin; ſelbſt die ſchwerleibigen Kurz⸗ ſchwanzſittiche eilen, haben ſie ſich einmal in eine gewiſſe Höhe erhoben, eis N kosch ihres Weges fort. „ Ueber die höheren Fähigkeiten können die Meinungen geteilt ſein, unterſchätzen wird ſie Niemand, welcher die Vögel kennen lernte. Ihre Sinne ſcheinen gleichmäßig, einhellig entwickelt zu ſein; verkümmert iſt kein einziger. Die geiſtigen Eigenſchaften ſind ein wun⸗ derliches Gemiſch von Angenehmem und Unangenehmem: — Beweis ihrer hohen Begabung. Der Sittich, die Wiedergabe des Affen in der Klaſſe der Vögel, wie ich mich ausgedrückt, 0 „hat auf das Vogelgepräge übertragen, alle Eigen- und Leidenſchaften des Affen, die guten Seiten desſelben wie die ſchlechten, das Liebenswerte wie die Unarten. Er iſt der klügſte Vogel, welchen wir kennen, bleibt aber immer Affe, — launiſch, wetterwendiſch. In dieſem Augenblicke iſt er der liebenswürdigſte, angenehmſte Geſellſchafter, im nächſten ein unerträg⸗ liches Geſchöpf. Der Papagei iſt mit ſeltenen Ausnahmen verſtändig, acht- und bedachtſam, boorſichtig, liſtig; er unterſcheidet ſehr ſcharf, beſitzt ein vortreffliches Gedächtnis und iſt des- ® halb der Belehrung in hohem Grade zugänglich, alſo bildſam; er ift ferner ſelbſtbewußt, ſtolz, auch mutig, anhänglich, ja hingebend zärtlich gegen geliebte Weſen, treu bis zum A Tode, dankbar; er läßt ſich erziehen, zum folgſamen, artigen Tiere umwandeln — wie der Affe. Aber er iſt auch jähzornig, boshaft, tückiſch, hinterliſtig, vergißt ihm angetane Be⸗ leidigungen ebenſo wenig als ihm erwieſene Wohltaten; er iſt grauſam, rückſichtslos gegen Schwächere, lieblos gegen Unbehilfliche oder Unglückliche — wie der Affe. Eine fo große Vielſeitigkeit darf nicht unterſchätzt werden; fie gilt immer als Beweis der Hochgeiſtigkeit eeines Geſchöpfes.“ TIch habe, ſeitdem ich dieſe Worte geſchrieben, wiederum Hunderte von Sittichen gehalten und vorurteilslos beobachtet — um ſo aufmerkſamer, als meine Anſicht über ſie von ſo beachtenswerter Seite Widerſpruch gefunden — ich habe es mit friſch eingefangenen, gezähmten, in der Gefangenſchaft geborenen zu tun gehabt, habe mir das Urteil von Pa⸗ pageienpflegern eingeholt, welche wohl geeignet waren, ein Urteil zu fällen: und ich habe meine ſechs Jahre früher gebrauchte Schilderung der geiſtigen Eigenſchaften unſerer a in der Ueberzeugung, daß ſie richtig iſt, an dieſer Stelle wiederholt. In Bau und Weſen entſchiedene Baumvögel, bevorzugen die Sittiche waldreiche Ebenen allen übrigen Gebieten, ohne jedoch hier gänzlich zu fehlen. Man hat ſie geſehen in faſt ö baumloſen Gürteln der Gebirge bis zu 3500 w. unbedingter Höhe, bis dicht unter der Schneegrenze munter umherfliegend; man hat ſie ebenſo beobachtet an öden Felſengeſtaden, uf dem nakten ſandigen Strande des Meeres, in der baumloſen Ebene, vorausgeſetzt nur, daß Waſſer in der Nähe war. Eher noch als derartige, ihnen ſcheinbar fo wenig zuſagende Oertlichkeiten meiden ſie das Innere weit ausgedehnter, ununterbrochener Urwälder. Die meiſten Arten halten ſich hauptſächlich, einige ausſchließlich in den Kronen der Hochbäume uf; nicht wenige aber kommen oft und gern zum Boden herab, und einzelne verlaſſen denſelben nur, wenn fie von einer Stelle zur andern fliegen, oder aber wenn ſie, aufge— . ſcheucht, auf Bäumen Zuflucht ſuchen, bewegen ſich laufend auch mit vollendeter Gewandtheit. Bebauetes Land, welches ſie vom Walde aus leicht erreichen können, iſt ihnen lieber als jedes andere Wohngebiet; den Feldfrüchten zu Gefallen unternehmen ſie weite Streifereien, iu förmliche Wanderungen, ſideln fie ſich da, wo frommer Wahn ſie ſchützt, ſogar mitten in en Feldern, auf den die Hütten der Landbebauer überſchattenden Bäumen an. Die Zeit er Reife gewiſſer Baumfrüchte, die nahende Ernte, die Samenzeit beſtimmter Grasarten ewegt ſie zu Wanderungen, welche, ihrer Regelmäßigkeit halber, mit dem Zuge anderer Vbgel verglichen werden dürfen. Ausnahmslos faſt in hohem Grade geſellig und nur 4 während der Brutzeit mehr oder weniger in Pärchen ſich ſondernd, vereinigen ſie ſich ge⸗ 140 Sittiche legentlich ſolcher Wanderungen zu unzählbaren, kaum eine Schätzung zulaſſenden Schwärmen, welche die Sonne verdunkeln, wenn ſie fliegen, Waldesteile mit wunderbarem Schmuck lebendiger Blüten begaben, die maſſigen dunkellaubigen Kronen der Urwaldsbäume „zu Ge. filden üppigſter Wonne wandeln“, wenn ſie ſich ſetzen, das „Brauſen der Bergſtröme, die von Fels zu Felſen ſtürzen, übertönen“, wenn ſie gemeinſchaftlich ihre Stimme erheben. Mit bemerkenswerter Regelmäßigkeit verrichten ſie ihre Tagesgeſchäfte. Sie erwachen noch vor dem erſten Sonnenſtrale, begrüßen mit lautem Geſchrei den Anbruch des Tages, trocknen und putzen das vom Nachttau genäßte und gekräuſelte Gefieder, erheben ſich ſchreiend und ziehen par⸗ oder truppweiſe nahrungverheißenden Stellen zu, da wo das Gelände eine gewiſſe Richtung bedingt, in jo beſtimmt wiederkehrender Folge, daß der Volksmund eine Art mit dem Namen „Tagwerker“ bezeichnet hat. Nach eingenommener Mahlzeit geht es zur Tränke, zum Bade, hierauf zum ſchattigen Plätzchen, welches über Mittag Ruhe gewähren ſoll, ſodann nochmals zur Arbeit in Angelegenheiten der Ernährung und endlich zur Nachtruhe, welche entweder in dem Gelaube dichter Baumkronen oder in Baum⸗ höhlen gemeinſchaftlich geſucht und nach faſt ſtundenlang währendem Sn zuletzt auch gefunden wird. Die Nahrung der Sittiche beſteht vorwiegend in Pflanzenſtoffen. Nh Wurzelknollen bis zur Frucht, vom Samenkorn bis zum Blütenſaft iſt ihnen alles Genießbare, welches eine Pflanze liefern kann, erwünſcht und genehm. Einzelne Arten freſſen auch Kerfe und andere tieriſche Stoffe, mehrere ſolche nebenbei. Ihr mächtiger und beweglicher Schnabel zerbricht die Nuß, deren ſteinharte Schale man nur mittels eines Hammers zertrümmern kann, entfleiſcht die ſaftige Frucht, bricht die Blüte, pflückt die Bere, enthülſt die Aehre, zernagt die Rinde, unter welcher eine Larve verborgen; ihre gelenkige Zunge kehrt den | Staub aus dem Blütenkelche, ſaugt den Honigſaft der Eukalypten und Honigbäume auf. In den Waldungen Amerikas verſammeln reifende Baumfrüchte Hunderte, in Auſtralien die aufgebrochenen ſaftreichen Blüten Tauſende, das ſich erhärtende Korn der Gräſer Hundert⸗ tauſende von ihnen; allüberall, wo der umwohnende Menſch das Land urbar gemacht, eine Pflanzung angelegt, das nährende Korn geſät hat, fallen ſie ein, ſtehlend, plündernd, verherend, machen ſie die ernſteſte Abwehr zur gebieteriſchen Notwendigkeit. Wie allen pflanzenfreſſenden Tieren ſcheint das Salz ihnen Bedürfnis zu ſein; ſie finden ſich dem 5 zufolge, nach Art der körnerfreſſenden Tauben, auf allen Sulzen ein oder trinken ſalz⸗ haltiges Waſſer, um ſich zu letzen und gleichzeitig den für ſie erforderlichen Sa ſich a verſchaffen. Alle Sittiche leben, ſo viel bis jetzt bekannt, in ſtreng geſchloſſener Ehe auf Lebenszeit, betätigen gegenſeitig eine faſt menſchliche Zärtlichkeit und tragen gemeinſchaftlich die Laſten der Brutpflege. Auch im dichteſten Schwarme laſſen die vereinigten Pärchen an ihrem treu⸗ innigen Zuſammenhalten ſich noch leicht erkennen. Naht der Frühling heran, begrünt, belebt er die Waldung, die Steppe, ſo trennen ſich die Schwärme, ſondern ſich die Pärchen, ohne jedoch immer gänzlich aus dem Verbande zu ſcheiden, und ſuchen gemeinſchaftlich unter zärtlichem und anmutigem Koſen die Brutſtätte ſich aus. In der Regel iſt dieſe ein vor⸗ gefundenes, vom Meiſter Specht gezimmertes Niſtloch, eine durch Vermorſchung entſtandene Baumhöhlnug, welche vielleicht noch etwas zurecht gemacht, an der Oeffnung erweitert, innen glatt genagt werden muß, oder aber eine Felſenſpalte; von einer Art iſt auch bekannt, daß ſie ſelbſt ein roh zuſammen geſchichtetes Neſt erbaut. Zur Unterlage der 2 bis 10 weißen, ſehr abgerundeten, glattſchaligen Eier dient meiſt der abgenagte Mulm oder ſelbſt 1 der nakte Felſen; doch gibt es ebenſo Arten, wahrſcheinlich weit mehr, als man zur Zeit annimmt, welche Reiſer, Hälmchen und dergleichen abbrechen oder abſpleißen und zu Neſte tragen, ſogar in höchſt eigentümlicher, in der ganzen Vogelwelt beiſpielloſer Weiſe: 3 — e e — ER . Geſamttzild der Ordnung | 141 | nalen 1 cer den Federn des Unterrückens oder Bürzels. Die großen Arten der Ordnung legen wenige Eier und brüten nur einmal im Jahre; bei den kleineren findet das Gegenteil ſtatt. Beide Eltern brüten — ob bei allen Arten, iſt noch nicht aus⸗ gemacht — beide widmen ſich der Atzung und Pflege der Brut, welche in überaus hilfloſem 5 Zuſtande zur Welt kommt und nach verhältnismäßig langer Zeit das Neſt verläßt, hierauf von den Eltern noch geraume Zeit gefüttert, geführt und unterrichtet und ſodann ſich ſelbſt ev überlaſſen wird. In wenigen Monaten legen die Jungen das Kleid der Erzeuger an und Run damit ihre Mannbarkeit und Fortpflanzungsfähigkeit erlangt. 90 Als freilebender Vogel macht ſich der Sittich nirgends beliebt. Die Pracht ſeines Gefteders, die Anmut ſeines Weſens, der Reiz, welchen er einer Gegend verleiht, können den Schaden nicht aufwiegen, welchen er verurſacht. In dem von der Axt noch unberührten Urwalde freilich vermag er den Menſchen nicht zu ſchädigen, und wird ihm Jedermann den Honig, die Früchte, Blüten und Sämereien gönnen, welche er verzehrt; im angebaueten Lande dagegen verhält ſich die Angelegenheit ganz anders. Er verträgt ſich nicht mit dem ackerbauenden Menſchen und wird von dieſem nach Möglichkeit zurückgedrängt oder ſelbſt vernichtet. „In Calechut“, ſagt der Ueberſetzer des alten Geßner, „ſind dieſer Vögeln ſo . viel, daß man Hüter zum Reiß in das Feldt ſetzen muß, damit ſie denſelbigen nit abeſſen.“ Andere Völker ſind nicht ſo gutmütig, es bei den abwehrenden Hütern bewenden zu laſſen: ſie verfolgen die Vögel, welche in liſtig verſchlagener Weiſe ihr Beſitztum plündern und dabei weit mehr verwüſten, als fie gebrauchen, rückſichtslos mit Feuergewehr und Falle, Netz, Schlinge und Vogelleim. Der Farbige entſendet ſeinen Pfeil, wirft ſeinen Bumerang unter die Schwärme der Sittiche, um an dem Fleiſche der erlegten ſich zu letzen, mit den Feesdern der getöteten ſich zu ſchmücken: der Weiße führt einen Vernichtungskrieg gegen fie, weniger zu Gunſten ſeiner Küche als in der Abſicht, ſeine Feld- und Baumfrüchte vor ihnen zu ſchützen. Es iſt nicht allzuſchwer, ſich ihrer zu bemächtigen. So vorſichtig ſie dem Jäger ausweichen, ſo ſchlau ſie ſich Verfolgungen zu entziehen wiſſen, ſo mistrauiſch ſie in Folge derſelben werden: die Teilnahme, welche ſie anderen ihrer Art oder ihres Geſchlechtes bekunden, die Zuneigung, welche ſie gegen die Gefährten betätigen, bringt ſie maſſenhaft in das durch einen Ihresgleichen geköderte Netz, auf die in der Nähe des gefeſſelten Gefangenen aufgeſtellte Leimrute, vor die Schießhütte, zu welcher der gezähmte Geſelle fie lockt, ver- räteriſch lockt, ohne es zu wiſſen, ohne es zu wollen. Den berückten, wehrlos gemachten ‘ Sittichen gegenüber kennt der Pflanzer keine Gnade: er mordet ſie alle, und wären es ihrer ö viele Tauſende. Aauders verfährt der Fänger, welcher für uns Liebhaber arbeitet — der Indianer, welcher ) einen Hausgenoſſen erziehen will und dieſen, um ihn fo viel als möglich zu zähmen, nit Lebensgefahr als halbflüggen Jungen aus dem ſchwer zugänglichen Neſte nimmt, wie der Weiße Auſtraliens, welcher ſeine Netze ſtellt, um für uns Europäer ein Schiff zu befrachten. Ihnen, dem einen und dem anderen, ſowie den nicht ackerbauenden Eingeborenen der verſchiedenen Papageienländer danken wir unſere Gefangenen. Die Anzahl der welche man früher zu uns brachte, in keinem Verhältniſſe. Mit der zunehmenden Erleich⸗ 93 ung des Verkehrs ſind die Preiſe der vormals koſtbaren Vögel ſo gefallen, daß ſich e Liebhaber ſeinen Sittich anſchaffen kann, falls er überhaupt einen beſitzen will. Hier⸗ 8 erklärt ſich in der einfachſten Weiſe 15 Ausdehnung der Liebhaberei gerade für dieſe Vögel, | welche ſich insbeſondere während der beiden letzten Jahrzehnte bemerklich gemacht hat. And die Sittiche verdienen wie wenige ihrer Klaſſenverwandten, von uns gepflegt zu verden. Se a ausgezeichnete BL in des Wortes vollſter Bedeutung. Ihre Zer⸗ 142 Sittiche. Fluggebauer, in Geſellſchaft mit Ihresgleichen oder mit verwandten gleichſtarken Arten aber müſſen ſie unſere vollſte Teilnahme ſich zulenken. Ihre Anſpruchsloſigkeit oder doch die Unfriedſamkeit und Wehrhaftigkeit oder Angriffsfertigkeit einzelner Arten einer Vereinigung 8 mit anderen Vögeln hinderlich werden: in einem zweckentſprechend für ſie eingerichteten Genügſamkeit macht fie, wenigſtens einen großen Teil von ihnen, dem angehenden Pflegen wert; ihre Langlebigkeit erhebt ſie oder doch einzelne faſt zu Gliedern der Familie; ihre Farbenpracht feſſelt jedes Auge, ihre Zärtlichkeit gegen den Gatten, die Kinder, jedes Gemüt. Man mag über ſie urteilen, wie man wolle: ſie nehmen uns früher oder ſpäter für ſich ein. Der Jako, der Grün-, der Edelſittich, der Kakadu, welcher in den erſten Wochen nach ſeiner Ankunft in Europa ein unleidlicher Vogel zu fein ſchien, Jedwedem, welcher ihm ſich nahete, mit gräulichem Geſchnarr, ärgerlichem Geſchrei, drohend erhobener Haube begrüßte, fügt ſich binnen kurzem in die veränderten Verhältniſſe, gewöhnt ſich an den Verluſt ſeiner Freiheit, befreundet ſich mit dem Menſchen, entfremdet ſich ſeiner Unarten, nimmt von menſchlichen Sitten und Gewohnheiten an, lernt einzelne Worte nachſprechen, plappern, bis zu einem gewiſſen Grade ſogar reden, wird mitteilſam, zärtlich, hingebend, bekundet Anteil an Freude und Leid, betrauert tief und lange Geſchiedene und begrüßt hocherfreut Zurückkehrende: — er wird zum Haustiere im beſten Sinne. Der kleinere Sittich, möge er aus Amerika, Auſtralien oder Afrika ſtammen, würde Aehnliches leiſten, wollte man ihn wie ſeine bevorzugten Verwandten behandeln; er genügt aber auch ohnedem den Anſprüchen, welche wir an ihn ſtellen. Bei geeigneter Einrichtung ſeines Aufenthaltsortes und ent⸗ ſprechender Pflege zeigt er bald alle Seiten ſeines Weſens, ſoweit dies ihm möglich, ſchreitet auch in der Regel zur Fortpflanzung. Daß letzteres nicht noch ungleich häufiger geſchiht, 4 als bisher beobachtet wurde, hat jeinen Grund, wenn auch nicht einzig und allein, jo doch hauptſächlich in mangelhafter Pflege. Ich will mit dieſen Worten den Pflegern unſerer Vögel keinen Vorwurf machen, ſondern ſie nur zu bewegen ſuchen, fortdauernd neue Ver⸗ ſuche zu machen, wie und wodurch dieſe Pflege zu verbeſſern ſein möchte. Unſere Kenntnis von dem Freileben der Sittiche, von der Nahrung, welche ſie in dieſer oder jener Jahres⸗ zeit genießen, der Atzung, welche ſie ihren Jungen reichen, iſt noch heutigen Tages ſo dürftig, unſer Erſatzfutter ſo einſeitig, daß ſolche Verſuche wahrhaftig not tun. Kein einziger Liebhaber, welcher wirklich im Stande iſt, Sittiche zu beobachten und zu pflegen, wird mir wider⸗ ſprechen, wenn ich annehme, daß alle überhaupt in Gefangenſchaft gehaltene Papageien ſich in ihr auch fortpflanzen werden, falls ſie nur ihre Wünſche befriedigen können. Hier⸗ auf hinzuwirken muß als Pflicht, als Endziel aller Pflege erſcheinen; denn die Fortpflanzung gerade der Sittiche verſchafft dem Vogelwirt den höchſten Genuß, weil ſie ihn eine ununter⸗ brochene Reihe der anziehendſten und wichtigſten Beobachtungen ſammeln läßt, ſtreng⸗ genommen, ihn ſeine Pfleglinge erſt kennen lehrt. In der Neuzeit iſt viel getan worden in dieſer Hinſicht; aber noch weit mehr muß geſchehen, um zum Ziele zu gelangen. Leider halten keineswegs alle Sittiche ſo leicht und dauernd in der Gefangenſchaft aus, als man annehmen möchte, wenn man ſich erinnert, daß die Sage vom Aturenpapagei durchaus nicht Unmögliches wieder gibt. Namentlich die kleinen Arten, welche zu uns gelangen, ſind faſt ſämtlich in beklagenswertem Grade hinfällig; ſie erliegen an dieſer oder jener Krankheit trotz der beſten Pflege, welche wir ihnen angedeihen laſſen können. Seuchen, welche zuweilen verherend wüten, ſind unter Papageien nicht eben ſelten und befallen mitunter auch diejenigen Arten, deren Lebensdaner unſerer menſchlichen mindeſtens gleichkommt. Darre in allen Formen, Schwindſucht und Krebskrankheit, bösartige Unter⸗ leibsübel fordern zahlreiche Opfer und beweiſen meiner Anſicht nach nur zu deutlich, daß wir noch weit entfernt ſind, zu wiſſen, welches Futter dieſer oder jener Art eigentlich gereicht werden müßte. Wahrſcheinlich füttern wir viel zu wenig Früchte, Beren, Knospen, 1 ie Ga ng > 4 3 a FM. 7 — ... ˙dJ—ͤ—— Bl — RV ; —— — = . RER REEL FREE TEE | Blätter und anderes Grünzeug, möglicherweiſe auch zu wenig tieriſche Stoffe; es läßt fich hierüber jedoch ſehr ſchwer ein genügend begründetes Urteil gewinnen, weil die Sittiche zu entſcheidenden Verſuchen denn doch noch zu koſtbar ſind. Die Unart oder Sucht vieler, insbeſondere der größeren Arten, ſich ſelbſt die Federn abzubeißen und auszurupfen, glaube ich (S. 101 ff.) auf die wirkliche Urſache zurückgeführt und damit ein Gegenmittel angegeben ni 5 z haben, welches ſicherlich erſprießlicher ſein dürfte als jedes andere bisher vorgeſchlagene. = Wenn man nicht aus dem Auge verliert, daß die Lebensbedürfniſſe der Sittiche an 1 155 für ſich zwar einfach, immerhin aber vielſeitiger ſind, als man gewöhnlich glaubt, laſſen ſich folgende Regeln für die Pflege dieſer prächtigen Vögel aufſtellen: Man halte fie in großen, feſten und leicht zu reinigenden Käfigen oder in Fluggebauern, diejenigen Stücke, welche man zum Sprechen abrichten will, einzeln, die übrigen wo möglich parweiſe oder doch in Gemeinſchaft mit Ihresgleichen, obſchon in größeren Räumen, in denen ſich jedes einzelne Pärchen ein gewiſſes Gebiet abgrenzen kann, auch eine gemiſchte Geſellſchaft zuläſſig iſt. Man ſorge für die Bequemlichkeit und Behaglichkeit der Gefangenen in jeder Hinſicht, ver⸗ damme ſie nicht dazu, ununterbrochen auf metallenen Sprunghölzern zu ſitzen oder in ſolchen Reeifen ſich zu ſchaukeln, ſondern gönne ihnen, weil Arbeiten mit dem Schnabel ihnen geradezu Bedürfnis zu fein ſcheint, das Vergnügen, ihre Sitzſtangen und andere Hölzer zu benagen, Aunterſtütze fie ſogar durch Darreichung von Holzſcheiten, Baumſtrunken, friſchen Baumzweigen, mit Schale, Knospen und Blättern, laſſe es zumal denen, welche man zur Brut ſchreiten 1 laſſen möchte, niemals an derartigen Dingen fehlen. Man ſchütze ſie vor Zug und, wenn ſie nicht im Stande find, ſich ſofort zu trocknen, auch vor Näſſe, ebenſo vor ſtarker unmittel- bar auf ſie einwirkender Beſonnung oder trockener Hitze, ſei übrigens jedoch nicht beſorgt um ſie. Viele von ihnen vertragen ziemlich bedeutende Kälte ohne allen Schaden, und die meiſten betrachten bei warmer Witterung eine tüchtige Beregnung als ein erquickendes Bad und geben ſich ordentlich Mühe, alle Teile ihres Gefieders zu durchnäſſen; nur verſäume = man nie, ihnen nach ſolchem Bade ſtets Gelegenheit zu verſchaffen, ſich raſch und vollſtändig wieder trocknen zu können. Regnet es im Sommer längere Zeit nicht, und ermangelt ihr Aufenthaltsort eines Springbrunnens oder Waſſerfalles, jo überſprütze man fie mit über⸗ ſchlagenem Waſſer: es behagt dies ihnen beſſer als jedes andere Bad, iſt auch rätlicher, weil ſie in einigermaßen tiefen Geſchirren beim Baden leicht ertrinken. Mit dem (S. 40) m allgemeinen angegebenen Futter endlich wechsle man zeitweilig ab, weil fie, mehr als andere Vögel Leckermäuler, während ihres Freilebens oft weite Strecken durchfliegen, um ich den Genuß einer gerade reifenden Frucht zu verſchaffen, alſo auch in der Gefangenſchaft eine derartige Aufmerksamkeit dankbar erkennen werden. Auch gewähre man ihnen fo oft ls möglich die Unterhaltung, Früchte ſelbſt zu pflücken, Körner aus den Aehren und Hülſen u klauben: man bereitet ihnen damit unbedingt viel Vergnügen. Will man ſie zähmen, ſo beleidige man fie nie; denn fie vergeſſen dies nicht und bewahren Jahre lang Mistrauen nd Groll. Man beſchäftige ſich viel mit ihnen, unterrichte vom erſten Tage an diejenigen Arten und Stücke, von denen man annimmt, daß ſie ſprechen lernen, in der (S. 68 ff.) an⸗ egebenen Weiſe, füttere ſie ſelbſt, halte ihnen Leckereien vor und veranlaſſe ſie, dieſelben us den Fingern zu nehmen, ſtreichle ſie von Zeit zu Zeit leiſe und zucke nicht zurück, wenn ſie mit einem Biſſe . vermeide alle Haſt, jede Gewaltmaßregel: der Erfolg 1 iſt e ie) f Bel der außerordentlichen Uebereinſtimmung aller Merkmale der Sittiche hält es ſchwer, ie Ordnung in Familien und Sippen zu trennen. Finſch, welcher in den Papageien nur ine Familie der Parzeher ſiht, unterſcheidet fünf Unterfamilien oder Hauptgruppen, welche Geſamtbild der Ordnung. | 143. Y N 81 } 1 4 "ar J N WE m 144 auch wir, obſchon nicht in derſelben Reihenfolge, aneh und deren Wera wir von dem bewährten Meiſter uns lehren laſſen wollen. Die erſte dieſer Hauptgruppen, in meinen Augen Familien, ct die Pap 1 ar (Psittacinae). Sie kennzeichnet ihre gedrungene Geſtalt und der kurze oder mittellange, 9 gerade oder etwas abgerundete Schwanz. Zu ihnen gehören die Grau⸗„ Borſt enkopf⸗ ei Edel-, Yangflügel-, Kurzflügel⸗ (Grün- oder Amazonen⸗), Zwerg⸗ und . papageien. Die Papageien oder Kurzſchwanzſittiche, durchgehends Baumvögel im regen Sie x 5 N verbreiten ſich über Amerika, Afrika, Aſien und die ſüdaſiatiſchen Inſeln; eine Art wurde neuerdings in Auſtralien entbeckt. Mehr als die Hälfte von ihnen ſind in Amerika heimiſch, r und faſt alle afrikaniſchen Papageien zählen zu ihnen. Zwei Sippen haben in der e alten 5 und neuen Welt ihre Vertreter. Die zweite Familie iſt die der Kakadus (Plictolophinae). Es zeichnen ſich die hier⸗ her gehörigen Sittiche aus durch einen aufrichtbaren Federſchopf auf Stirn oder Scheitel, . kräftigen Schnabel, ſehr entwickelte Schwingen und einen meiſtenteils kurzen, geraden Schwanz. In dem mehr oder weniger einfarbigen Gefieder herrſcht entweder Schwarz oder Weiß vor. Finſch unterſcheidet Kakadus, Langſchwanz⸗, Zwerg⸗, 5 und Keilſchwanz⸗ kakadus. Das Feſtland Auſtraliens mit Vandiemensland, Neuginea, die Ländergebiete des inbischen Juſelmeres, weſtlich bis Timor und Flores, nördlich bis zu den Philippinen, bilden das Mi Verbreitungsgebiet der Kakadus, welche in gleichem Grade wie die vorigen Baumvögel find. Ein in Bau, Befiederung und Weſen von allen Verwandten abweichender Papagei, welcher, ſo viel wir gegenwärtig wiſſen, nur noch einen Genoſſen hat, gilt als das Urbild der Nachtpapageien (Stringopinae). Familienmerkmale find; Eulengefieder und 1 5 | Federſchleier im Geficht. Die beiden Mitglieder der Familie leben in den Waldungen Neuſeelands fait ausſchlteß⸗ lich auf dem Boden. Sittiche (Sittacinae) heißen die Angehörigen der vierten Familie. Sie Ne der mehr oder weniger lange, keilförmige oder abgeſtufte Schwanz. Die Familie, welche mehr als die Hälfte aller bekannten Papageien in ſich begreift, wird von Finſch zerfällt in Araras, Langſchnabel-, Keilſchwanz-, Edel⸗, Schmalſchnabel⸗, a ſchnabel⸗, Sing-, Erd-, Gras- und Pin deſch e Die Sittiche fehlen nur in Europa. Amerika und Auſtralien beherbergen . 1 1 Indien und feine Juſeln ſowie Polyneſien die übrigen Arten; Afrika beſitzt mit Indien zwei Arten gemeinſchaftlich. Die Mehrzahl zählt zu den Baumvögeln; doch gibt es 18 0 4 echte Erdvögel unter ihnen. In der fünften Familie endlich vereinigen wir die Loris (Fh Ihr weſentliches Merkmal iſt die Bewimperung der Zungenſpitze, weshalb man ſie auch Pinſel⸗ zungenpapageien genannt hat: außerdem kennzeichnen ſie ſich durch ſeitlich zuſammen⸗ gedrückten Schnabel, deſſen Dillenkante in ſchiefer Richtung aufſteigt; auch fehlen der Schnabel⸗ ſpitze unterſeits die erwähnten Feilkerben. Die Familie Bee aus den Breit⸗, e 1 und Stumpfſchwanzloris. Der Verbreitungskreis beſchränkt ſich auf Auſtralien und die zu on, gehörigen Inſeln, 1 den indiſchen Archipel mit Ausſchluß der Sundainſeln und RR: Sämtliche e find Baumvögel. So viel vorläufig zum erſten Ueberblick der formen⸗ und artenreichen Geſamtheit, deren Zergliederung uns nunmehr beſchäftigen wird. Wir ſchließen uns an Finſch an, deſſen Sippen- und Artbeſchreibungen ich größtenteils wörtlich wiedergebe. 60 Graupapageien. Graupap ageien. n Ruhm 1 fortdauernde Anerkennung genießt vor allen anderen Gliedern ſeiner 'rdnung der Jako, in den Augen des Volkes der Papagei ohne weitere Nebenbezeichnung, it einem neuerdings entdeckten Verwandten der einzige ſeines Geſchlechtes, welcher den ihm Linne, dem Vater der neueren Tierkunde, gegebenen Namen Psittacus noch heutigen fü 2 der 10 101 Vertreter der e Wir 0 unter dieſem . ie bis zur 1 ober bis zum Ende des Schwanzes reichen 115 unter deren 4 Schwingen die dritte oder vierte die längſten find, breitem, höchſtens mäßiglangem, faſt gerade N abgeſtutzten oder etwas abgerundetem Schwanze und weichem Kleingefieder, deſſen Federn am Ende breit, wie abgeſchnitten, erſcheinen, und in deſſen Färbung Grau, Braun oder N Schwarz vorherſchen. Beide Geſchlechter ſind gleich gefärbt; die Jungen unterſcheiden ſich kaum merklich von den Alten. . Mehrere Forſcher trennen, dem Vorgange Waglers folgeud, die wenigen hierher gehörigen Arten, welche ausnahmslos in Afrika heimiſch ſind, in zwei Sippen: die Grau⸗ papageien (Psittacus) und die Rabenpapageien (Coracopsis), jene durch ihren kurzen, dieſe durch ihren langen 1 und dickeren e kennzeichnend. Zu erſterer Gruppe 5 I. Der Jako, Psittacus 1 inne: Seine Größe übertrifft die der Haustaube um etwas; . das aſchgraue Gefieder zeigt auf Kopf, Hals, Kehle und Kropf ſchmale hellgraue Endſäume, geht auf ® Rücken, Bürzel, Bauch und After in Weißlichgrau über und iſt, ſo lange der Vogel lebt, mit verwiſchbarem, 0 weißlichem Puderſtaube überdeckt; Schwingen ſchwarz, Schwanzfedern nebſt oberen und unteren Schwanz⸗ 5 ecken ſcharlachrot. Iris hellgelb, ang en Vögeln, welche außerdem noch an den breiten, weichen Feder⸗ ſäumen zu erkennen ſind, aſchgrau, Schnabel ſchwarz, die nakte Geſichtshaut weißlich, Füße grau. Als . der Geſchlechter gt, daß der 7 des Männchens ſtärker gewölbt iſt als der . 2. Der Timneh, 1 1 Tiinneh, Fraser, ähnelt dem Jako, ift jedoch durch fein dunkleres Grau und das Chokoladenbraun des e unterſchieden; auch geht das Schwarz des Schnabels oben in Hell- Wieden der Inveiteh nr find: 3 Der Schwarzpapagei, Ps. (Coracopsis, Vaza, Vigorsia) niger, L., (fuscus) *). Das ganze fieder rauchſchwarzbraun, ausgenommen die ſchiefergrauen Deckfedern erſter Ordnung, die an der Wurzel⸗ N | = Die eingeklammerten Worte, welche bei Wiederholungen verkürzt gegeben werden, bezeichnen die ichbedeutenden Namen des Vogels und können entweder auf den beibehaltenen oder zu verwerfenden ppennamen bezogen werden. So heißt der Schwarzpapagei alſo nicht bloß Psittacus niger. ſondern auch ittacus fuscus, Coracopsis nigra, Ne nein: Vaza nigra. Bei Beachtung des in der Wiſſenſchaft . alba: Vögele 1. e f 1175 10 . een — ung 2 — 5 — — — — — —— rn a — — nt en ———— 146 „„ hälfte ebenſo gefärbten Außenfahnen der Schw ingen und der unten graubräunlich erſcheinenden er der in der Jugend ſchwarze Schnabel geht mit zunehmendem Alter ins Hellfleiſchfarbene über. Iris dunkel⸗ 4 braun, Augenkreis, Zügel und Wachshaut fleiſchbräunlich, Füße graubraun. Bezüglich ſeiner 1 0 der Schwarzpapagei zwiſchen Krähe und Dohle mitten inne. Die Heimat iſt Madagaskar. . 4. Der Dohlenpapagei, Ps. (Cor.) Barklyi, Newton, Vertreter des vorigen auf den Seychellen . ; dort unter dem Namen „ſchwarze Käte“ (Cateau noir) bekannt, ähnelt dem Schwarzpapagei e 5 iſt aber heller rauchbraun und bedeutend kleiner, ungefähr von der Größe einer Dohle. 5. Der Waza oder Waſa, Ps. (Cor. Vig.) Vaza, Shaw (melanorhyncha, obscura). Auch dige A Art unterſcheidet ſich hauptſächlich durch die Größe, welche der unſerer Rabenkrähe etwa gleichkommt, von den beſchriebenen Verwandten. Gefieder rußbraunſchwarz; Außenfahnen der Schwingen erſter Ordnung und deren Deckfedern aſchgrau, auf der Unterſeite wie die Steuerfedern bräunlichgrau; die Schnabelfärbung geht mit zunehmendem Alter von Schwarz in Hornweiß über. Iris dunkelbraun, Wachshaut und Augen ring bräunlich, Füße graubraun. | „„ Außer Madagaskar ſoll der Waza auch auf Reunion vorkommen. 6. Der Comoren⸗Vaza, Ps. (C.) comorensis, Peters, ſcheint ſich artlich von dem Vaza zu unter⸗ ſcheiden. Er iſt etwas kleiner als dieſer, im allgemeinen heller rauchbraun und zeigt auf Schwingen und Steuerfedern einen namentlich unter heller Beleuchtung hervortretenden grünlichen Schimmer. Der Name deutet die Heimat an. 7. Der Masken⸗Vaza, Ps. (C., N madagascarensis, Lesson (mascarinus, obscurus), etwa ebenſo groß wie der Vaza, dunkelkaffebraun, auf der Unterſeite merklich heller, auf den Schwingen dunkler, der Halfter bis zu den Augen ſchwarz, der Kopf grau, das Wurzeldrittel der Schwanzſedern 8 weiß, der Schnabel rot, Füße fleiſchbraun. Als Heimat wird Madagaskar angegeben; der Vogel ſcheint hier jedoch e nicht 15 dehnen 5 worden zu ſein und ſtammt vielleicht anderswo her. Ueber das Freileben der Graupapageien fehlt uns noch immer genügende Kunde; wir ſind nach den uns gewordenen Mitteilungen noch nicht einmal im Stande, ein ausführliches Lebensbild des Jako zu entwerfen, obgleich derſelbe ſchon ſeit dem 16. Jahrhundert lebend in Europa eingeführt wird und da, wo er vorkommt, in zahlloſen Schwärmen auftritt. Heinrich Dohrn berichtet, daß er auf Prinzipe mitunter in einer halben Stunde über das von ihm bewohnte Haus Hunderte dieſer Papageien habe hinwegziehen ſehen; Keule⸗ mans, welcher für Dohrn ſammelte, bemerkt ferner, daß der Vogel allabendlich nach einem Berge, dem „Pico de papagayo“ ſich begebe, um dort mit den von allen Seiten truppweiſe herbeifliegenden Genoſſen Nachtruhe zu halten; daß er ſich von Früchten, namentlich Palmnüſſen und Sämereien ernähre, nach der Regenzeit, im Dezember, oft mit mehreren hundert Paren gemeinſchaftlich zur Fortpflanzung ſchreite, ſich im undurchdringlichſten Dickicht eine ſchwer zugängliche Baumhöhlung wähle, vier bis fünf weiße Eier lege und bei Gefahr das Neſt mutig verteidige, auch von ſeinen Kameraden tapfer unterſtützt werde. Das Gleiche geſchähe, wenn ein Raubvogel von St. Thome herüberfliege, während der Papagei dagegen mit einem Ibis (Ibis olivacea) im innigſten Einverſtändniſſe lebe. Die Eingeborenen ſollen glauben, in dem Neſte herſche eine derartige Hitze, daß man ſich die Finger ver⸗ brennen würde, falls man die Jungen ausnehmen wolle. Sie ziehen es deshalb vor, die Vögel bald nach dem Ausfliegen in Schlingen zu fangen, um ſo mehr, als letztere trotz ihrer Vorſicht leicht in Fallſtricke gehen und, gefangen, durch markerſchütterndes Geſchrei ſich verraten. Die grauäugigen Jungen, welche zur Ausfuhr gelangen und einzig und allein geſucht werden, verkauft man zum Preiſe von höchſtens einem Dollar für das Stück an Fremde, macht aber auch auf die Alten eifrig Jagd, ebenſowohl, um ihre Plünderungen allgemein üblichen Gebrauches, die gleichbedeutenden Namen anzugeben, kann der Anfänger nicht im el bleiben, welche Vogelart dieſer oder jener Schriftſteller gemeint hat. Zur größeren Sicherheit werden übrigens im Inhaltsverzeichnis alle Namen in ihren urſprünglichen Verbindungen hi: werden. 5 Fe 19 5 er 3 1 N 9 75 a HR W 55 A N : Pr a Srapapaga 147 En den Ng + zu beschränken, als um einen Braten zu gewinnen, da das Fleiſch, laut Dohrn, einen trefflichen Geſchmack hat. Die Ausfuhr dieſes Papageien von den 1 portugiſiſ chen Anſidelungen nach aller Herren Ländern iſt, brieflicher Mitteilung des eben | genannten Forſchers zufolge, ſo lebhaft, daß man einen Zoll auf die Vögel gelegt hat, 3 wobei allerdings zu bemerken, „daß es überhaupt keinen Gegenſtand der Aus- oder Einfuhr . gibt, welcher auf portugiſiſchen Plätzen nicht verzollt werden müßte.“ Ueber das Freileben des Timneh mangelt jede Nachricht; Schwarzpapagei und Vaza beobachtete Grandidier in f en von 10 bis 50 Stück, gemeinſchaftlich lebend, häufig auf der ganzen Inſel Mada⸗ gaskar; der Dohlenpapagei ſcheint, laut Newton, nur noch auf Praslin, einer Inſel der Segchellen, vorzukommen, auf den Nachbareilanden, ſeiner Raubzüge in den Maisfeldern 1 jedoch ausgerottet zu ſein; von dem Comoren⸗Vaza weiß Peters, welcher wäh— rend ſeines kurzen Beſuches auf den Inſeln den Vogel nur einmal an ſich vorüberfliegen ha gar nichts und Kirk nur wenig zu berichten: daß der Vogel in den weſtlichen Hügel⸗ . von Joanea lebt, auch auf Mohila vorkommt, und keineswegs häufig bemerkt wird; von dem Masken⸗Vaza, welcher einige Male lebend nach Europa gelangte, kann man mit . Befiumtheit nicht einmal das Vaterland angeben. . Für uns kommt hauptſächlich der Jako in Betracht. Er bildet einen regelmäßigen Beſtand der Sammlungen aller Händler und iſt zum Preiſe von 8 bis 12 Talern im ganzen 5 Jahre zu haben, während Timneh, Dohlenpapagei, Comoren⸗ und Maskenvaza bisher bloß in wenigen Stücken lebend nach Europa gebracht wurden und Schwarzpapagei und Vaza zu den entſchieden ſeltenen Erſcheinungen des europäiſchen Tiermarktes zählen, ihrer Unſchein⸗ barkeit ungeachtet immerhin mit 16 bis 24 Talern bezahlt, und demgemäß meiſt nur für Ti.iergärten gekauft werden. Auch unterſcheidet ſich der Jako in jeder Hinſicht zu ſeinem Vorteile von ſeinen Verwandten, welche, vielleicht mit Ausnahme des Timneh, zu den langweiligeren Papageien gehören. Levaillant rühmt zwar den Schwarzpapagei wegen ier Lebhaftigkeit und Gelehrigkeit, und Finſch ſtimmt ihm bei; beide aber vergleichen ihn doch nur mit dem Vaza, ſprechen alſo bedingungsweiſe. Ich habe den einen wie den 5 anderen gepflegt und muß ſagen, daß ſie mich ſehr gleichmütig gelaſſen haben, während ich andererſeits verſichern kann, daß der Ruhm des Jako ein durchaus begründeter iſt. Deshalb darf ich mich im Nachſtehenden auf letzteren beſchränken und zwar um ſo mehr, als Fütterung, Wartung und Pflege aller Graupapageien genau dieſelben find, | 1 Wenn es irgend einen Vogel gibt, welcher allgemeine Beachtung und Anerkennung genießt, ſo iſt es der gezähmte Jako. Er vereinigt ſo zu ſagen, alle Eigenſchaften des Papageien in ſich. Im Anfange feiner Gefangenſchaft freilich zeigt ſich der noch ungeſchulte Lehrling durchaus nicht von der angenehmſten Seite. Mit widerwärtig gurgelndem Geknarr begrüßt er den Gebieter, beißt nach der ihn pflegenden Hand und kann höchſt empfindlich, 4 3 ja in gefährlicher Weiſe . zernagt alles, was ihm erreichbar, falls es nicht niet⸗ und nagelfeſt, betrachtet jedes Glied der Samilie mit dem entſchiedenſten Mistrauen, ſcheint berhaupt zu nichts anderem als zum Freſſen, Lärmen und Schlafen zu taugen. Das . legt ſich, wie (S. 142) bemerkt, ſehr bald, vorausgeſetzt, daß er gut behandelt wird. All erdings kommt es vor, daß ein Jako gewiſſe Unarten beibehält; im allgemeinen jedoch 0 te man annehmen, daß man aus jedem Jungen einen artigen Stubengenoſſen erziehen un. Aber freilich, junge (grauäugige) Vögel muß man wählen, wenn man etwas aus en machen will, nicht alte (gelbäugige), welche möglicherweiſe ſchon verdorben ſind. Die Behandlung des Jako und ſeiner Verwandten iſt ſo einfach, daß die (S. 40) gegebenen Winke vollkommen ausreichen dürften. Alle Graupapageien gehören zu den usdauerndſten Käfigvögeln, welche wir kennen, ‚find aber ſehr empfindlich gegen Kälte und roch . gegen Zug. Unter +80 R. ſoll man die Wärme ihres Aufenthaltsovtes 10% befinden. „Ich habe“, jchreibt mir von Freyberg, „zwei Fälle erlebt, daß Jakos erkrankten, } 148 . rigen nicht ſinken laſſen, am wenigſten des Nachts, gegen deren Kühle fie ſich im Freien dadurch . 4 zu ſchützen ſuchen, daß ſie in Baumlöchern ſchlafen, folgerichtig alſo im Zimmer durch Ueberdecken ihres Käfigs geſchützt werden müſſen. Andererſeits ſoll man ſie auch nicht a verzärteln. Bei der uns Menſchen behaglichen Zimmerwärme gedeihen ſie vortrefflich. 3 Im Sommer bringe man ſie ſo viel als möglich ins Freie, im Winter gönne man ihnen 1 jeden Sonnenblick am Fenſter: das eine wie das andere erheitert ſie ungemein. Mit Waſſer 3 karge man nie, zwinge ſie eher zum Baden. Im Sommer ſetze man ſie auf kurze Zeit einem warmen Regen aus, ſchaffe ſie aber dann ſofort in das warme, gegen Zug geſchützte ne Zimmer; im Winter näſſe man ihnen, etwa alle drei Tage einmal, das Gefieder mittels des Mundes oder einer Spritze ziemlich derb ein, jedoch nur in den Vormittagsſtunden 5 und bloß in einem wohl durchwärmten Raume. Da ihnen tropfendes Waſſer zum Baden 0 bequemer iſt als ſtehendes, muß man ſie an den Gebrauch eines Badegefäßes erſt gewöhnen; f hat man dies einmal erreicht, ſo braucht man ſie natürlich weder beregnen zu laſſen, noch zu beſprützen, darf aber nicht 1 5 Acht laſſen, ihnen immer nur flache Gefäße, in denen ſie nicht ertrinken können, zu geben. Mittelgroße Näpfe aus Steingut oder Porzellan ſind, dem alles vernichtenden Papageienſchnabel gegenüber, wegen ihrer Haltbarkeit und ebenſo der Leichtigkeit, ſie rein zu halten, ſehr zu empfehlen, haben aber, wie von Frey⸗ berg ſehr richtig hervorhebt, den einen Nachteil, daß der glatte Boden dem badenden Vogel keinen feſten Stand gewährt. Rutſcht ein Jako, was faſt unvermeidlich iſt, beim Baden einige Male aus, ſo erſchrickt er, wird ängſtlich, badet nur mit Widerſtreben und läßt es endlich ganz. Dieſem Uebelſtande kann man ſehr leicht dadurch abhelfen, daß man den Boden des Gefäßes mit einem feinmaſchigen Netz aus Eiſengarn oder in Ermangelung deſſen mit vorher reingewaſchenem Kieſe bedeckt. Solche Hilfleiſtung bemerkt ſelbſt ein mistrauiſch gewordener Jako bald und kommt dann von ſelbſt wieder zum Baden. Man lege auf das Baden unter allen Umſtänden das größte Gewicht und gebe deshalb, um Er⸗ kältungen zu verhüten, auch ſtets überſchlagenes Waſſer, d. h. ſolches, welches 12 bis 14° R. Wärme hat. Gerade weil faſt allgemein gegen dieſe Anweiſung gefehlt wird, wieder⸗ hole und betone ich ſie nachdrücklich. Regelmäßiges Baden ſtärkt nicht allein die Geſund⸗ heit, ſondern erhält auch das Gefieder in ſeiner vollen Schönheit und erhöht das Wohl⸗ ohne daß ihre Beſitzer die Urſache ſich enträtſeln konnten, bis ſie endlich bei mir ſich Rats erholten und, nachdem ich mich über die Pflege der Vögel genau erkundigt, auf den Mangel einer zweckmäßigen Badegelegenheit aufmerkſam gemacht werden konnten. Binnen kurzem genaſen beide Jakos, welche die ihnen geſpendete Wohltat dankbarlichſt anerkannten und ſofort benutzten, ohne daß irgend ein Arzneimittel gereicht wurde.“ Auch vor metallenen Sitzſtangen, Reifen ꝛc. warne ich nochmals. Sie ſehen zwar ſehr hübſch aus, haben aber, f abgeſehen von der Gefahr, durch den an den gebräuchlichſten meſſingenen ſich anſetzenden Grünſpan Vergiftung zu ermöglichen, vor hölzernen Sitzeinrichtungen zwei große Nachteile: ſie ſind gute Wärmeleiter und nicht rauh genug. Erſtere Eigenſchaft kann die Urſache zur Fußgicht, letztere zu anderen Fußkrankheiten werden. Wer Papageien insgemein halten will, laſſe ſich gleich anfangs einige Dutzend ziemlich dicke, mäßig rauhe Sitzſtangen anfertigen und erſetze nötigen Falls die zernagten durch unverſehrte: dies verurſacht wenig Koſten, wenig Mühe und verlohnt ſich reichlich durch die Annehmlichkeit, welche man dem Vogel gewährt. Von Freyberg rät aus guten Gründen, die Sitzſtangen weder von gleicher Form noch von gleicher Dicke anfertigen zu laſſen, um dem Fuße Gelegenheit zu geben 19 aus⸗ zuruhen, und um Fußübel jo viel als möglich zu verhüten. 1 Obſchon man die Graupapageien ſo ziemlich an alles gewöhnen 12 0 „was der Menſch 1 genießt, ſie auch, wie ich annehmen muß, ohne merklichen Nachteil menſchliche Koſt vertragen, 4 N Graupapageien. 149 iſt doch anzuraten, ſie ſo einfach als möglich zu halten. Sie ſind vorzugsweiſe Körner⸗ nebenbei auch Fruchtfreſſer: dies muß die Richtſchnur für das ihnen zu reichende Futter ſein und bleiben. Mais in Kolben oder entkörnt iſt wohl allem übrigen vorzuziehen, weil er nährt, ohne allzu große Feiſte zu bewirken. Zwar glauben einzelne Liebhaber, daß Mais leicht Durchfall verurſache; ich habe dies jedoch nicht gefunden und kann deshalb dieſe An⸗ ſicht nicht teilen. Fiedler, welcher ſeit Jahren beſtändig Grau⸗ und andere dieſelbe Pflege ſpruchende Papageien hält, rät, den Mais mittelweich zu kochen, ihn kalt werden zu laſſen und ſodann erſt den Vögeln zu reichen. Sie gewöhnen ſich raſch an dieſes Futter und gedeihen vortrefflich dabei. Nächſtdem empfehlen ſich Hanf, ungeſchälter Reis (Padda), Hafer, Hirſen, als eigentliches Nährfutter, Kohl, Salat, Vogelmiere, Buchen-, Haſel⸗, Linden-, Weiden⸗, Apfel⸗, Birnen⸗, Pflaumenzweige mit Knospen und Blättern, Möhren und ſüße Rüben, elonen⸗ und Kürbisſtückchen, gekochte Kartoffeln als Zukoſt, ausländiſche wie inländiſche Früchte aller Art, genießbare Beren (Trauben, Roſinen, Vogel⸗, Heidel-, Preifel-, Him- Brom, Johannis ⸗, Stachelberen), Wall- und Haſelnüſſe, ſüße Kaſtanien, ſüße Mandeln, Weißbrot und Zwieback, Zucker ꝛc. als Leckereien. Milchbrot und hartgekochter Reis, auch Milchreis werden gern genommen, entwöhnen aber leicht von dem erſprießlichen Körnerfutter; Butterbrot, gekochtes und gebratenes Fleiſch, welches einzelne Jakos leidenſchaftlich gern freſſen, gelten in den Augen der meiſten Vogelwirte — in den meinigen nicht — als Ur⸗ ſache des eigenſinnigen Federrupfens, mögen daher vorſichtshalber vermieden werden. Darf man auch dieſe Frage als eine zur Zeit noch offene behandeln, ſo iſt doch unzweifelhaft, daß gekochtes oder gebratenes Fleiſch, Butter, Eidotter und andere tieriſche Stoffe eine widernatürliche Nahrung ſind und ſomit ſüglich weggelaſſen werden können. Nach meinen Erfahrungen iſt nicht einmal Milch eine erſichtlich zuſagende Zutat zum Futter; ich habe verſchiedene Sittiche durchaus ohne Milchreis ꝛc. gehalten und nirgends ſchönere Vögel geſehen, als die meinigen es waren. Warum ſoll man ſich einer, obſchon vielleicht nur eingebildeten Gefahr ausſetzen? Die Speiſekarte iſt auch ohne tieriſche Stoffe reichhaltig genug. Ueber bittere Mandeln und Peterſilie wurde das Nötige (S. 40) bereits bemerkt; ich widerhole mich aber, weil ich von der Anſicht ausgehe, daß es unter Umſtänden nicht zu viel iſt, einem angehenden Liebhaber ein und dasſelbe zweimal zu ſagen. Salz reicht man am einfachſten in großen Stücken (Steinſalz), welche man mittels Drat derartig außen am Gebauer befeſtigt, daß die Vögel bequem daran lecken können. Auch Gartenerde, friſcher oder alter, ſalzhaltiger Lehm wird von ihnen ſehr gern benagt und teilweiſe gefreſſen, mag daher nebenbei gereicht werden. Bei einiger Achtſamkeit merkt man bald, welches Futter ihnen beſonders zuſagt, und darf dann mit verſtändiger Beſchränkung ihren Wünſchen ohlwollend nachgeben. Mit der Erziehung und dem Unterrichte beginnt man ſo bald als möglich. Zunächſt lt es, ſich das Vertrauen des Zöglings zu erwerben. Durch Ruhe, Geduld, Sanftmut d Beharrlichkeit erreicht man alles, durch zornige Strenge gar nichts. Eine rechtzeitig der Leckerei e viel, wee freundliche Behandlung noch mehr. Anfänglich . auf die Schnabel verſetzt, ſo läßt er das Sn oder Drohen ſchon nach nigen Tagen. Fiedler hat gefunden, daß die von ihm erworbenen, meiſt noch ſehr ſcheuen und mistrauiſchen Papageien am erſten zahm wurden, wenn er ſie nicht in ein ebauer ſperrte, ſondern auf eine freiſtehende Stange ſetzte, Ian welcher ſie keinen Rück⸗ alt hatten und nicht ausweichen konnten, wenn der Gebieter ihnen ſich nahete. Selbſt der . Into wird, wenn man vorſtehende Regeln beachtet, Bi bald zahm, dem 9 BEE 2 — a FEIERT — H(— De . © x BR " 2 3 Boden, 2 Se 2 = 5 — r I nn ME Tan —— Er en — — ——— nie 2 ne en en 2 + — — 2 — — BEE EN 2 — a ne nn Kae — — — 71 — . * — — esta | U 150 ie Bapagele. Pfleger anhänglich, zugetan, zuletzt gehorſam wie ein Hund. Wie andere Sittiche liebt 1 er tief und innig, hängt mit einer gewiſſen Eiferſucht an ſeinem Gebieter und will deſſen Gegenliebe im vollſten Maße genießen. Er verlangt, zärtlich behandelt, geliebkoſt, ger hätſchelt zu werden, erwiedert auch Liebkoſungen in artiger Weiſe, gibt ein Küfschen, 1 ſchmiegt ſeinen Kopf an die Wange und verſucht ſonſtwie ſeine Zuneigung auszudrücken. Nach geraumer Zeit achtet er auf jedes Wort ſeines Gebieters, lernt auch gewiſſe Befehle verſtehen und läßt ſich durch einfachen Zuruf lenken, von manchen Unarten abhalten, kurz, tatſächlich erziehen. Er lernt leicht und eifrig, ſelbſtverſtändlich auch manches Widrige, ahmt das Kreiſchen einer Türe ebenſo gut nach wie das ſchmelzende Liebeswort, muß alſo ſorgfältig behütet werden vor allen unangenehmen Geräuſchen oder vollends vor gemeinen Ausdrücken, welche er leider ebenſo wenig vergißt als andere Worte und Sätze. Ein roher Menſch kann den ausgezeichnetſten Jako durch einige häßliche Worte, welche er ihn lehrte, für immer verderben; denn kein Mittel gibt es, ihm begreiflich zu machen, daß er gerade dieſe Worte nicht mehr ausſprechen ſoll. Ein einziger Lehrer, welcher ſeinen Schüler ſo viel als möglich auf ſich anweiſt, bringt dieſen in überraſchend kurzer Zeit dahin, Er⸗ ſtaunliches zu leiſten. Ich könnte ſeitenlange Aufzählungen geben von Worten und Sätzen, welche Graupapageien nachſprechen gelernt, halte dies aber für durchaus unnötig, weil eine Grenze von dem, was ſolcher Vogel lernt, überhaupt nicht zu beſtimmen iſt. Am eifrigſten lernt der Jako in früher Morgenſtunde; am ſicherſten behält er das Erlernte, wenn man es ihm des Abends nochmals wiederholt. „Ich habe“, berichtet von Freyberg, „jedes⸗ mal beim Niederlegen den Jako geweckt, mit Namen gerufen, ihm das zu erlernende Wort einmal vorgeſagt und ihm dann die Ruhe gelaſſen. Dabei habe ich mich allerdings be⸗ ſtrebt, der Stimme ſtets die gleiche Betonung zu geben, den Vogel auch niemals unter⸗ | richtet, wenn ich ſelbſt nicht in rechter Stimmung war. So hat jeder Vogel bald das Seinige gelernt, der eine leichter und mehr, der andere ſchwerer und weniger.“ Will man einen Vogel vollſtändig ausbilden, ſo muß man ſich die zu lehrenden Worte und Sätze aufſchreiben, und ſie, den einzelnen Satz niemals unterbrochen, ihm ſtets in einer und derſelben Reihenfolge vorſagen. Auch lehre man ihm die Worte „guten Morgen“ nur des Morgens, die Worte „guten Abend“ nur des Abends, damit er, welcher den Unter⸗ ſchied der Zeit ſehr wohl kennt, ſie unwillkürlich oder unwiſſentlich in eine beſtimmte Ver⸗ bindung mit der Zeit ſelbſt bringen möge. Ebenſo verfahre man mit dem Grüßen beim Kommen und Gehen, bei Anbietung von Nahrung, Leckerbiſſen und Waſſer ze. Reden im menſchlichen Sinne lernt kein Vogel; aber er lernt beſtimmte Worte zur rechten Zeit und unter beſtimmten Umſtänden anwenden, ſie mit beſtimmten Handlungen oder Tätigkeiten verknüpfen, wodurch es den Anſchein gewinnt, als wiſſe er genau, was er ſagt. So lernt er grüßen, bitten, ſchmeicheln, ſchelten, drohen an rechter Stelle, fo ſprechen, wie man zu ſagen pflegt. Für den Lehrer wird der Unterricht zum wahren Genuß, weil die reißenden Fortſchritte des regelrecht gelehrten gefiederten Schülers vollſte Befriedigung gewähren müſſen. „Es iſt“, jagt Sacc, „mit dem Jako, wie mit dem Hunde. Man wird nicht müde, ihn zu beobachten, ſich mit ihm abzugeben; er iſt ſtets neu, ſtets eigentümlich, kurz \ der anziehendſte Stubenvogel unter der Sonne.“ \ Da man den Jako und alle größeren Papageien überhaupt in der Regel einzeln hält, darf man ſich nicht wundern, daß er ſich bei uns zu Lande ſo ſelten fortpflanzt. „Herr von Pigeoniere“, berichtet Buffon, „beſitzt ein Pärchen Jakos, welche ſeit 5 bis 6 Jahren in jedem Frühlinge gebrütet und gemeinſchaftlich die Jungen erzogen haben. Jede Brut beſtand aus vier Eiern, untern denen regelmäßig drei befruchtete waren. Um ſie zum Brüten zu bringen, ſetzte man ſie in ein Zimmer, in welchem man einzig und allein ein kleines Faß ohne Deckel aufgeſtellt hatte. An der Außen- und Innenwand desſelben waren Stäbe 0 2 e ui A x . N 5715 Pen 1 AT. Kar 15 ar MAT Sonpentefrapgee, — Edelpapageien. 151 5 dudebrach 11 Weh dem Männchen einen Beſuch ſeines innen brütenden Weibchens 5 erleichterten. Ohne Stiefeln durfte man das Zimmer nicht betreten, weil man ſeine Füße vor dem Männchen, welches alle dem Weibchen ſich nähernden Leute zu beißen ſuchte, ſchützen x mußte. Auch Labac erzählt von zwei Jakos, welche verſchiedene Male Junge ausbrachten.“ Ich habe keinen Grund, an der Tatſächlichkeit dieſer Mitteilung zu zweifeln, und kann daher nur zu weiteren Verſ uchen in dieſer Richtung anſpornen. Bei Krankheiten gezähmter Graupapageien und größerer Sittiche überhaupt läßt ſich ea etwas tun als bei anderen Vögeln, ſchon weil man ihnen mancherlei Arzneien ein- flößen kann. Demungeachtet wird man immer nur im Stande fein, leichtere Unpäſslichkeiten, wie Huſten, Schnupfen, einfachen Durchfall ꝛc., zu heilen; Seuchen, wie ſie gerade unter den 8 Jakos zuweilen auftreten, und ernſteren Krankheiten ſteht man 5 beinahe machtlos 4 . . 1 1 5 Vorſtenkopfpapageien. 5 di Abſiht, alle Vögel, welche erwieſenermaßen in Gefangenſchaft gehalten wurden, in dieſem Werke zu beſprechen, rechtfertigt es, daß hier eines Sittichs Erwähnung geſchiht, von welchem wir bis jetzt noch nicht 1 das Vaterland kennen. Gedachter Papagei 5 “ gelangte in einigen Bälgen in die europäiſchen Muſeen und einmal lebend in die berühmte 1 Knowsly⸗Menagerie des Lord Derby, verdient alſo mit Fug und Recht hier ſeine Stelle. 5 8. Der Borſtenkopf oder Adlerpapagei, Dasyptilus (Psittacus, Psittrichas, Nestor) Pesqueti, Less., i ” vertritt eine beſondere Sippe, welche ſich, laut Finſch, nur durch den geſtreckteren, verhältnismäßig ſchwächeren Schnabel, die abſonderliche Federbildung des Kopfes, die kurze Flügelſpitze, andere Schwingenverhältniſſe und 7 den breiteren Schwanz von jener der Graupapageien unterſcheidet. Der Leib des krähengroßen Vogels iſt ſehr . kräftig, der Schnabel dem des Jako ähnlich, aber weniger gekrümmt und niedriger, die Wachshaut, mit den ſich in ihr öffnenden runden Naſenlöchern frei, der Vorderkopf wie das Geſicht nakt, mit einzelnen a ſtarren, borſtenartigen Federn beſetzt, der Flügel lang, jedoch kurzſpitzig, der Schwanz mittellang, breit und etwas abgerundet, das Gefieder, von den Borſten abgeſehen, derb, die Spitze der breiten Federn ab⸗ gets, 85 a glänzendes Schwarz iſt die vorherſchende Färbung; die Federn des Kropfes und der Bruft tragen ſchmale fahlgraubraune Endſäume; die unteren Flügeldeckfedern, die des Bauches und der übrigen Unterſeite, nebſt einer Flügellängsbinde ſehen prachtvoll ſcharlachrot aus. Iris dunkelbraun, das nakte seficht ſchwarz, an der Kehle bräunlich, Schnabel ſchwarz, Füße graubraun. Wahrſcheinlich iſt das noch gänzlich unbekannte Innere Neu⸗Gineas das Vaterland ieſes ſeltenen Vogels, und wurden von hier aus die wenigen Stücke gebracht, welche man auf Ternate und Salawatti als Stubenvögel bei den Eingeborenen gefunden und teilweiſe erworben hat: eine Annahme, welche durch die bekannte Tatſache, daß die Bewohner der injeln. des malaiiſchen Archipels unter ſich in lebhaftem Tauſchverkehre ſtehen, weſentlich terſtützt wird. Ob der Borſtenkopf in ſeiner eigentlichen Heimat wirklich ſo ſelten iſt, 1s man Akut; laßt 1 bezweifeln. Edelpay ageien. 5 Bon e, den Molullen und Philippinen erhalten wir nicht allzuſelten kräftig auete Papageien von Krähengröße, welche in der alten Welt die bekannteren Amazonen⸗ e zu en ei Sie kennzeichnen ſich durch folgende Merkmale: 152 | | | | Papageien. 0 Der ſehr kräftige, dicke und breite Schnabel biegt ſich von der Wurzel an ſtark nach 85 unten, hat abgerundete Firſte und vor dem ſtumpfen Ende einen ſchwachen Zahnausſchnitt; 55 die kleinen runden Naſenlöcher nebſt der Wachshaut werden gänzlich oder faſt gä änzlich von Federn überdeckt; der kurze, dicke Fuß hat lange Zehen, und dieſe tragen lange, ſehr 1 kräftige, ſtark gekrümmte Krallen; der Flügel iſt lang, ſeine Spitze anſehnlich vorragend, . die dritte der am Ende ſtumpf abgerundeten Schwingen die längſte, dieſe wie die benachbarten “N (zweite bis vierte oder dritte bis fünfte) außen etwas, innen kaum ausgeſchnitten; der mittel⸗ 1 mäßig lange, breite, mehr oder weniger aged Schwanz hat am Ende ſehr breite 1 Federn; das derbe, ee weitſtralige Gefieder umgibt auch die Augen und läßt hier keit 8 nakte Stelle frei; ſeine vorherſchende Färbung iſt ein ſehr lebhaftes Grün oder Dunkelrot; 1 9 der Schnabel kann einfarbig rot oder ſchwarz oder zweifarbig ſein. | 1 Im ganzen haben wir es zu tun mit den nachſtehend aufgeführten Arten 55 10 u nach der Färbung in drei Gruppen eingeteilt werden mögen. Vorherſchend grün gefärbt ſind: 9. Der Grünedelpapagei oder Hiramohan der Indier, Eeleetus (Psittacus, Psittacodis, Poly- chlorus, Mascarinus) polychlorus, Scopoli (sinensis, pectoralis, aurantius, magnus, viridis, lateralis, prasinus). Groß; lebhaft grasgrün; ein großer, abſtechender Flecken an der Bruſtſeite prachtvoll ſcharlach⸗ rot; Handſchwingen und deren Deckfedern dunkelindigoblau, innen, d. h. an der Innenfahne, ſchwarz gerandet; Armſchwingen dunkelblau, in der Wurzelhälfte der Außenfahne grün, die drei letzten einfarbig grün; obere Deckfedern des Handgelenks und Unterarms hellblau, untere rot, wie der Bruſtfleck; die drei Außenſteuerfedern 0 8 f wie die Handſchwingen, die beiden folgenden nur am Ende blau, ſonſt grün, die mittleren bis auf einen kleinen blauen Schaftfleck an der Spitze grün. Iris prangefarhen, Oberſchnabel korallenrot, an der . in gelb, Unterſchnabel und Füße ſchwarz. Beide Geſchlechter find gleich gefärbt. — f Während man früher China für das Vaterland dieſes Vogels hielt, wiſſen wir jetzt, daß er auf Neugineg hr f und den öſtlichen Molukken heimiſch iſt und, wie es ſcheint, an geeigneten Orten nicht ſelten auftritt. 10. Der Mitteledelpapagei oder Kanermauk der Kayinſulaner, E. (Ps., Pol. Masc.) intermedius, 1 Bonaparte (aruensis). Wenig kleiner als der vorige, ihm jedoch ſehr ähnlich, weshalb er oft mit ihm ! verwechſelt wurde. Das Grün dunkel, der blaue Flügelrand ſchmal, die ganze Außenfahne der Arm⸗ 0 1 ſchwingen grün, der Schwanz grün, mitt die zwei oder drei äußerſten Steuerfedern außen bläulich. Br Der Verbreitungskreis ſcheint fih auf Ceram, Gagie, Buru, Amboina und die I zu be⸗ ſchränken. | | 11. Weſtermans Edelpapagei, E. (Ps., Pol., Eos) Westermani, a (Oel Noch ie kleiner als die vorhergehenden und bloß auf den kleinen unteren Flügeldeckfedern rot gefärbt. Schön as grün; Schwingen indigoblau, Armſchwingen außen nicht ganz bis zur Spitze grün, Achſel⸗ und Seiten federn grün, Flügelrand himmelblau; die drei äußerſten Steuerfedern außen blau, die Spitzen aller a —— Iris gelb, Schnabel oben rot, unten ſchwarz, Füße ſchwarz. 3 Das Vaterland dieſer ſeltenen, im Tiergarten zu Amſterdam unterſchiedenen, zu Ehren des pep en ie Vorſtehers desſelben benannten Art ift noch unbekannt, jedenfalls aber eine der Molukken oder 1 3 Bei den nächſtfolgenden Arten iſt Rot die vorherſchende Färbung: 12. Der Rotedelpapagei oder Lalmohan der Indier, E. (Ps., Masc., Lorius) 8 Gmeln, 5 ) (ceylonensis, roratus, guebiensis, janthinus). Groß; Kopf und Nacken lebhaft ſcharlachrot; Quer⸗ band auf dem Oberkücken Bruſt und Bauch dunkel ultramarinblau, mit purpurviolettem Schimmer; Flügelrand ultramarinblau; die übrigen Teile düſter ſcharlachrot; Handſchwingen und deren Deckfedern indigoblau, innen, d. h. auf der Innenfahne, ſchwärzlich gerandet, Armſchwingen ebenſo, außen bis gegen a \ die Spitze rot, die letzten drei innen grün, die Deckfedern innen an der Wurzel blau, weiterhin grünlich; | Unterſeite der Schwingen und die größten Unterdeckfedern ſchwarz, die übrigen blauſchwarz; Steuerfedern d an der Wurzel ſchwärzlich, am Ende, wie die unteren Deckfedern, hochcitronengelb, übrigens düſterſcharlach⸗ 1 rot. Iris gelb, Schnabel und Füße schwang Beide Geſchlechter ſind gleich, die Jung en ie 9 Spielarten mit gelben Deckfedern, teilweiſe gelben Schwingen ꝛc. kommen vor. | Halmahera, Ternate, Batjan und Morotai find als Heimatorte nachgewieſen Wörbeſß ; 13. Der Kardinal-Edelpapagei oder Kaſtorie der Amboineſen. E. (Ps., Lor. „Domicella) eat Boddaert (amboinensis). Kleiner als der Rotedelpapagei, in der Färbung und Farbenverteilung ihm m ähnlich. Düſter ſcharlachrot, auf den Flügeln braunrot; ein breites, bis zur Bruſt herablaufendes Quer⸗ Sr 153 1 an Aang Violette ichend; A und ihre Deckfedern tief blau, außen ſchmal Aus, : innen breit schwarz gefännmt, unterſeits ſchwarz; Endhälften der Schwanzfedern unterſeits wie die längſten Dehn orangeroſafarben, Schwanzende gelblich. Iris gilblichbraun, Schnabel und Füße ſchwarz. So viel bis jetzt e ſcheint 17 der „ dieſer Art auf Amboina, Buru und Ceram zu 805 N Die Art lebt auf Neuginen, Myſol, Ne den Aru⸗ und Ke⸗Inſeln. 1 Cornelias Edelpapagei, E. Corneliae, Bp. (Carolinae), ausgezeichnet durch den Mangel des blauen des auf dem Rücken und durch die anſtatt teilweiſe blaue, rote Unterſeite. Groß; ſcharlachrot, 9 Rücken, Flügel und Schwanz düſterer; Flügelrand und Außenfahne der Schwingen blau; untere kleine | Flügeldecken rot und blau gemiſcht; Schwanzſpitze und untere Schwanzdecken einfarbig rot. Iris blaſsgelb, Schnabel ſchwarz, Füße dunkelbraun. 5 Vaterland unbekannt. Die übrigen Arten der Gruppe werden neuerdings gewöhnlich in einer beſonderen Sippe zuſammengefaßt, welcher Wagler den Namen Schnabelpapageien, Tan ygnathus, gegeben hat. Die Unterſchiede zwiſchen ihnen und den beſchriebenen Edelpapageien beſchränken ſich auf den verhältnismäßig ſtärkeren Schnabel, die längere Flügelſpitze und den längeren, „ mehr abgerundeten Schwanz; auch werden Naſenlöcher und ein Teil der Wachshaut von n Gefieder nicht bedeckt, und ebenſo läßt dieſes bei einigen Arten einen ſehr ſchmalen Augenkreis frei. In der Färbung herſcht Gelbgrün vor; die Flügeldeckfedern haben meiſt farbige Säume; der Schnabel iſt gewöhnlich ag rot. Finſch hält dieſe Unter⸗ N 5 ſcheidungsmerkmale zur Begründung einer beſonderen Sippe nicht für ausreichend, und ich babe keine Urſache, ihm zu widerſprechen. Unſerem Zwecke liegt jedes Eingehen auf das a Für und Wider der meiſt ſehr unfruchtbaren Streitigkeiten zwiſchen den verſchiedenen Forſchern vollſtändig fern; denn uns darf es genügen, wenn wir die hauptſächlichſten | i N \ | intern Merkmale einer befiederten Genoſſenſchaft ins Auge faſſen und die Errungenſchaften . und Verirrungen der balgbeſchreibenden Vogelkundigen nebenbei vermerken. f 16. Der Schwarzſchulter⸗ Edelpapagei oder Gurah der Gorameſen, Kalea anderer Ein b 1 5 Mase., ya nu: Erythrostomus) megalorrhynehus, Bodd., (macrorhynchus, marginatus, rotensis, nasutus). Groß; grasgrün, unterſeits heller, ölgilblich, Unterrücken und Bürzel himmel⸗ lau; Handſchwingen merblau, an der Spitze grün, innen breit ſchwarz, außen grün geſäumt, Deckfedern werblau; vordere Armſchwingen blau, innen ſchwarzgerandet, die hinteren vier gelbgeſäumt, außen grün⸗ lich, Deckfedern blau, die letzten grün an der Wurzel, ſchwarz gegen das Ende, außen und innen orange- farben geſäumt; Flütgeldeckſedern der Schultergegend ſchwarz, blau gerandet, Mantelfedern grün, an der Sp e verwaſchen blaulich; Steuerfedern dunkelgrasgrün, unterſeits olivengelb, am Ende hoch ölgelb, innen | a 0 1 0 ſchwärzlich, Iris en der auffallend große Schnabel hochzinnoberrot, Füße öſtlichen Wetken, auf Neuginea 1 anderen Inſeln veſer Weltgegend gefunden. BAU: 10 145 | Der Grünjchulter - Edelpapagei, . (Tan.) affinis, Wallace, (intermedius). Unterſcheidet von den 1 5 es durch die 1 Schulterfedern und i Klein; N 5 Sunfhingen längs der Mitte lebhafter blau N jene, gelbgrün 1 ———— TEER UOTE TUR — — ̃ ner Ar 11 — u Be VE de a — we —— . EL” a en nd rn nic ie Sir ne 11 3 — AR a 154 Papageien. geſäumt; untere Flügeldeck- und Achſelfedern dunkelgelb; Steuerfedern oben ſchön grün, unten tief gelb, innen und am Ende grünlich, gelbgeſäumt. Iris olivengelb, Schnabel korallenrot, Füße braunſchwarz. Der Grünſchulter⸗Edelpapagei, welcher feinen Verwandten im Weſten zu vertreten e wurde El Amboina, Ceram und Buru erbeutet. 18. Müllers Edelpapagei, E. (Ps., Psittacodis, Tan.), Muelleri, Temminek (sumatranus, = albirostris). Sehr klein; grasgrün, Kopf lebhafter, Unterſeite olivengrüngelb, Halsſeiten, Hinterhals und Mantel olivengelb, Rücken 9 Handſchwingen und deren Deckfedern grasgrün, innen ſchwärzlich, gelb ge⸗ ſäumt; Armſchwingen, Deck- und Schulterfedern nach außen ölgelb; Federn des Flügelbugs und oberſte Schulterfedern am Ende blau gerandet, untere Deckfedern olivengelbgrün, die größeren blaß ſchwärzlichgrau; Steuerfedern oben grasgrün, unten hochölgelb; obere Deckfedern gelblich grasgrün. W 8 braun, Augenkreis bräunlich, Schnabel bis auf die weißliche Spitze korallenrot, Füße hellbraun. — Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht; jüngere Vögel haben mattere Färbung, ſchmäleres Halsband; die 2 blauen Endſäume der Federn des Bugs fehlen; die Iris ift perlgrau mit ſchmalem ſchwefelgelbem e der Schnabel hell fleiſchfarben. Celebes, Buton, die Sula- und Schangir-Inſeln find als Heimatsorte nachgewieſen worden. 19. Der Blauſcheitel⸗Edelpapagei oder Kilakil der Luzoneſen, E. (Ps., Tan., Arara) luconensis, a (lucionensis, pileatus, marginatus, gala, olivaceus, phrygius). Sehr klein; grasgrün, auf Kopf, Bruſt, Hinterhals und Mantel gilblich angeflogen, Ober- und Hinterkopf merblau, die Federwurzeln grün; Hand⸗ ſchwingen und deren Deckfedern dunkler grün als das Kleingefieder, außen bis gegen die Spitze ſchwarz; Arm⸗ ſchwingen außen ſchmal gelblich geſäumt, ihre Deckfedern an der Wurzel grün, in der Endhälfte himmelblau, außen gelb geſäumt; Flügelbug grün, die tieferen oberen Armdeckfedern blau, breit ölbraun umſäumt, die mittleren außerdem noch mit dreieckigem ſchwarzem Mittelflecke geziert, die oberſten, kleinſten ſchwarz, Schulter⸗ deckfedern grün, mit himmelblauem Endflecke, untere Deckfedern gelbgrün; Schwanzfedern oben dunkelgrasgrün, innen breit graugelb gerandet, unterſeits dunkel olivengelb. Iris weißgelb, Schnabel mel, Füße hornbraungrau. i Als Heimat iſt bis jetzt nur die Inſel Luzon bekannt. Unſere Kenntnis der Edelpapageien begründet ſich hauptſächleh auf 1 1 denn über das Freileben hat bisher nur Martens die dürftige Angabe gemacht, „daß gedachte Papageien mehr einzeln als in Scharen in den Waldungen leben.“ Die Eingeborenen der erwähnten Inſeln heben ſie jung aus dem Neſte, gewöhnen ſie an Reis, das für dortige Gegenden einfachſte und billigſte Futter, zähmen ſie bis zu einem gewiſſen Grade, ohne ſich mit ihrer Lehre abzugeben, bringen ſie auf den Markt und endlich in die Hände eines Schiffers, welcher ſie nach Europa führt und uns ohne Tauf⸗ und Heimatsſchein überliefert. In unſeren Tiergärten gehören die Edelpapageien zu den regelmäßigen Erſcheinungen, obgleich ſie immer nur einzeln zu uns gebracht werden. Dies und ihr verhältnismäßig hoher Preis (16 bis 30 Taler für das Stück) mag wohl die Haupturſache ſein, daß man ſie ſelten im Beſitz des Liebhabers findet. Ein anderer Umſtand trägt allerdings noch dazu bei, ihre Verbreitung als Käfigvögel zu beſchränken: ſie zählen nicht zu den beſonders an⸗ ziehenden Arten ihrer Familie. Ihre Farbenpracht feſſelt das Auge; ihr ernſtes, ja faſt trauriges Weſen dagegen iſt nicht geeignet, Jedermann für ſie einzunehmen. Die rege, gewiſſermaßen mutwillige Beweglichkeit anderer kurzſchwänziger Papageien geht ihnen ab. Still und ruhig, meiſt mit etwas geſträubtem Gefieder ſitzen ſie auf ihrer Stange oder in ihrem Gebauer, und wenn ſie einmal klettern, tun ſie es gleichſam verdroſſen, mindeſtens mit großer Langſamkeit und Bedächtigkeit. Ihre Stimme laſſen ſie viel ſeltener als ihre Verwandten vernehmen, ſcheinen auch wenig Trieb oder Neigung zu haben, ihnen nicht eigene Laute und Töne nachzuahmen, lernen deshalb nicht ſo leicht ſprechen als der Jako oder die Grünpapageien. Doch gibt es Ausnahmen: ein Grünedelpapagei, welchen | Bodinus kennen lernte, leiſtete im Sprechen jo Außerordentliches, daß er dreiſt jedem, auch dem beſten Jako zur Seite geſtellt werden konnte. Gegen freundliche Behandlung | ſind ſie ſehr empfänglich, werden daher bei geeigneter Wartung ebenſo gut zahm als andere ihrer Familie; ihre Zähmung beanſprucht jedoch, wie es mir ſcheinen will, eine längere 7 5 . 7 8 1 BT — — — * Dre — — 7 re EN ta EEE En en x . ne a Zr 5 7FFFFFFFCCCVCCCCCCCCCCCCCCCCCCCC AC CCTCTPTCTVTCTCTCTCTCVTéVT⅛T(TTéTbT'T'T'0'' vb EM EN Berger Ruck 1 2 ; 8 = 1 8 1 2 — FE a Fe 8 . W 2 ch — r . e TH ER re —— une nt se € ie ER a BA en e e IS eee N Pat ie Stumpfſchwanzpapageien. 155 Zeit als die anderer Arten, weil ſich das entſchiedene Mistrauen, welches ſie anfänglich 5 gegen Jedermann betätigen, ſchwer beſiegen läßt. Ob ihnen allein die Schuld zuzuſprechen iſt, oder ob man, verwöhnt durch die Anſtelligkeit der Verwandten, ſich nicht die erforderliche Mühe mit ihnen gibt, will ich übrigens dahin geſtellt ſein laſſen. Jedenfalls kann man I nicht wegleugnen, daß einzelne von ihnen ſehr zahm und hingebend zärtlich geworden find 5 5 ſich die wärmſte Zuneigung ihrer Gebieter erworben haben. 5 5 Pflege und Wartung der Edelpapageien haben ihre Schwierigkeiten, nicht ſowohl was N die Fütterung als was die Behandlung anlangt. Hinſichtlich der Nahrung ſind ſie durchaus nicht anſpruchsvoll zu nennen, gewöhnen ſich auch leicht an verſchiedenartiges Futter. Man reicht ihnen anfänglich hart gekochten Reis, weil ſie von Indien her an dieſe Koſt gewöhnt ſind, kann jedoch ohne alles Bedenken nach und nach zu dem Futter der Graupapageien übergehen. Dagegen iſt es nicht ſo leicht, ihren ſonſtigen Bedürfniſſen gerecht zu werden. So lange man fie im Freien halten kann, befinden fie ſich in der Regel vortrefflich; ſobald man ſie gegen den Winter hin ins Warmhaus nehmen muß, fangen fie an zu trauern, und zicht wenige von ihnen gehen ein. Sie vertragen einen ziemlich geringen Wärmegrad ohne a Beſchwerde, aber doch keine ſtrengere Kälte, find gegen Zug und Näffe ungemein empfindlich, wollen jedoch friſche Luft haben und verkümmern bei der ſorgſamſten Pflege, wenn jene ihnen fehlt. Und doch ſtehen ſie, haben ſie ſich einmal an das Zimmer gewöhnt, ihren Verwandten an Langlebigkeit nicht nach: wir wiſſen, daß ein Edelpapagei (E. Muelleri) in einer deutſchen Familie einundachtzig Jahre lang gepflegt wurde und demnach vielleicht im ganzen gegen hundert Jahre in der Gefangenſchaft gelebt haben mag. Die Hinfälligkeit ſo vieler dieſer Vögel, über welche alle Tiergärtner klagen, muß daher ihre beſonderen Urſachen haben, und dieſe können nur in einer ihren Bedürfniſſen nicht entſprechenden Pflege zu ſuchen ſein. In welcher Hinſicht wir fehlen, wiſſen wir nicht; hoffentlich wird fernere Beobachtung uns Aufklärung verſchaffen. Gerade dieſe bisher mehr oder weniger vernachläſſigten Vögel verdienen vollſte Berückſichtigung. „ Die Hauptbezugsquelle für alle e iſt Holland, woſelbſt auch die meiſten 4 zu bleiben e Langflügel- oder Stumpſſchwanzpapageien. Indem wir Finſch weiter folgen, dürfen wir eine namhafte Anzahl von mittelgroßen, ſehr gedrungen gebaueten, dickleibigen Papageien in eine und und dieſelbe Sippe vereinigen, obwohl ſie ſich über drei Erdteile verbreiten und, entſprechend der verſchiedenen Heimat, gewiſſe Unterſchiede ihres allgemeinen Gepräges erkennen laſſen, alſo auch zur Trennung in Unterabteilungen berechtigen. | Die Langflügelpapageien haben durchſchnittlich die Größe einer großen Droſſel, ſehen aber, des Stumpfſchwanzes halber, viel kräftiger und gedrungener aus, wiegen auch beträchtlich ſchwerer als dieſe. Ihr Schnabel iſt länger als hoch, ſeitlich etwas zuſammen⸗ gedrückt, mit ſtark gekrümmter, ſcharfkantig abgeſetzter Firſte, längs welcher eine mehr oder minder deutliche Rinne verläuft; vor der weit überhängenden Spitze macht ſich ein recht⸗ winkeliger Ausſchnitt bemerklich; im unteren Teile derſelben zeigen ſich Feilkerben. Der Anterſchnabel iſt ſo hoch als der obere, hat eine breite, abgerundete Dillenkante, auf welcher ſich in der Mitte ein Leiſtenvorſprung erhebt, und ſchwach ausgebuchtete Schneiden. Die runden Naſenlöcher liegen ſtets frei in der entweder mit kurzen Borſten oder mit e Gefieder bekleideten Wachshaut. Der ſtarke und kurze Fuß hat mäßig lange 156° Papageien. r Zehen und kräftige, ſcharf gekrümmte Krallen. Das Gefieder, welches die Zügel fis ee meiſt auch den Augenkreis deckt und nur ausnahmsweiſe hier einen anſehnlich breiten nakten Ring freiläßt, beſteht zumeiſt aus breiten, bei den einen weichen, bei anderen harten, bei N mehreren amerikaniſchen Arten (am Kopfe und Halſe) ſchuppenförmig geſtalteten Federn. Die langen, ſpitzen Flügel decken in der Ruhe mehr als zwei Drittel des Schwanzes und zeichnen ſich durch die ſcharf hervortretende Schwingenſpitze aus; unter den zehn Hand 1 ſchwingen, deren zweite oder dritte die längſten, ſind die erſten drei oder die auf die zweite folgenden vier außen etwas ausgeſchnitten. Der kurze breite Schwanz ift bei den meiſten Arten gerade abgeſchnitten, bei einigen ſeitlich ein wenig zugerundet; die Steuerfedern ſind am Ende meiſt klammerförmig geſtaltet, ſeltener abgerundet. Die allgemeine Färbung ee. ein ſehr oder ziemlich lebhaftes Grün, von welchem der mehr oder minder bunt gezeichnete ü und gefärbte Kopf abſticht; die unteren Schwanzdecken haben in der Regel ebenfals 1 5 4 Färbung; auf den Flügeln dagegen fehlt ſolche ſtets. N Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß von dieſer Gruppe mehr Arten in Gefangenſchaft ge⸗ halten und zu uns gebracht werden, als wir annehmen. Die erwieſ enermaßen lebend zu uns gelangten und einige, welche wir früher oder ſpäter beſtimmt erwarten dürfen, habe ich nachſtehend verzeichnet. . Nach Anſicht der meiſten Forſcher bilden die Spatelpapageien, ee, eine beſondere Sippe, weil fie ſich von den übrigen Langflügel⸗ und Kurzſchwanzpapageien über⸗ a haupt durch die beiden, beträchtlich verlängerten, in der Jugend vollbartigen, im Alter bis auf die ſpatel⸗ oder ſcheibenförmige „ naktſchaftigen „ e Zu ihnen gehört: 20. Der Motmot⸗Papagei oder Kriny und Ili der Eingeborenen der Minahaſſa und Goronthl, Pionias (Prioniturus, Ps., Ecl.) platurus, Tem. und Kuhl (setarius, discurus, spatuliger, Wallacei). Groß; grasgrün, Rücken dunkler, Unterſeite heller; ein Halbmondflecken auf der Mitte des Scheitels roſenrot, Hinterkopf und Nacken lilagraublau, ein über den Rücken von einer Schulter zur andern verlaufendes Querband orangefarben; Handſchwingen dunkelgrün, unten merblau, innen ſchwärzlich gerandet; Arm⸗ ſchwingen am Ende dunkelblau, außen ſchmal gelbgrün, die letzten innen breit blaſsgelb geſäumt; obere Flügeldecken gelblichaſchgrau, die kleinſten längs des Bugs und Unterarmes lila, untere grün, die größten blau; Steuerfedern, mit Ausnahme der beiden mittleren, dunkelgrün, an der Spite 4em. breit indigoblau eee letztere grün mit ſchwarzer Endfahne. Iris rotbraun, Schnabel grauweißlich, Füße horngrau. — Weibchen und Junge einfarbig grün mit blaulichem Flügelbuge und blauem Schwanzende; die wü 55 1 Steuerfedern bei jenem kürzer als beim Männchen, bei dieſen noch mit Fahnen verſehen. — a Das Vaterland iſt Celebes, woſelbſt der Vogel zuweilen gefangen gehalten wird, ſo ar wir ofen n dürfen, ihn früher oder ſpäter auch in Europa lebend zu ſehen. Der nächſtfolgende, in Amerika heimiſche Langflügelpapagei bildet eine andere Unter⸗ abteilung, welcher der Rang einer Sippe, Trielaria, zugeſprochen worden iſt. Die Kopf⸗ und Halsfedern ſind nicht ſchuppenförmig; ein nakter Augenkreis fehlt; die Schwingen, unter denen die dritte die längſte iſt, laufen ſehr ſpitzig zu; die unteren See ſind grün. . 21. Der Blaubauch oder die Sabiaſicca der Braſilianer, Pionias (Ps., Triclaria, Chrysotis, Ama- zona) eyanogaster, Prinz Max von Neuwied, (malachitaceus). Groß; glänzend dunkel grasgrün, Bauch und After cyanblau, Bauchmitte violett fc e die betreffenden Federn an der Wurzel grün; Hand⸗ ſchwingen außen breit ſchwarzbraun gerandet, Außenfahne der beiden erſten blau; größte untere Flügel⸗ deckfedern blaugrün, die übrigen grün; äußerſte Steuerfedern an der Außenfahne blau, die übrigen grün, innen mit breitem ſchwarzem, unten merblau erſcheinendem, an der Spitze mit blauem Saume verziert. Ein ſchmaler federloſer Kreis umgibt das Auge. Iris blaßbraun, Schnabel hornweiß, Füße bräunlich. — 1 Den jungen Vögeln fehlt der Bauchflecken. 5 f „ Die Heimat iſt der Südoſten Braſiliens, woſelbſt die „Sabiaſicca“ — zu Deutſch „grüne Droſſel“ — ebenſowohl im Küſtenwalde wie im Innern nicht allzuſelten gefunden und, ihrer Gelehrigkeit halber, von den Einwohnern mit Vorliebe gefangen gehalten wird. | | . eke oder Stumpfſchwanzpapageien. 5 157 Sr 2, Der Scharlächtoyf oder die Tui⸗Maitaca der Braſilianer, P. (PS., Psittacula, Pionopsitta) N 1 Neuwied, (Maitaca, pileatus). Klein; grasgrün, Bauch und Aftergegend gelblich⸗ grün, Ober⸗ und Hinterkopf nebſt Zügel ſcharlachrot; Handſchwingen außen grün, mit Ausnahme der letzten, welche wie die erſten fünf Armſchwingen außen tief kobaltblau gefärbt ſind; die hinteren Armſchwingen grün geſäumt, die einen wie die anderen innen ſchwarz; Flügelbug- und obere Handſchwingendeckfedern blau, kleine untere Flügeldeckfedern grün, mit blauen Enden, die übrigen größten wie die Unterſeite der Schwingen merblau; Steuerfedern oben dunkelblau, unten lichter, außen ſchmal grün geſäumt, die beiden mittleren bis auf die blaue Spitze grün. Iris graubraun, Schnabel ſchwarzbraun, an der Endhälfte horn⸗ 10 weiß, Füße ſchwarzgrau. — Weibchen dem Männchen ähnlich, Stirn und Vorderkopf blau, das Rot am Kopfe nur angedeutet oder nicht vorhanden. Junge Vögel einfarbig mattgrün, Scheitel ne über- ö 1 5 im Flügel das Blau beſchränkter, am Schwanze matter. N Der niedliche Vogel verbreitet ſich über das ſüdliche Braſilien und die angrenzenden waldreichen Gebiete. Unter dem Namen Caica hat Bona parte einige Arten unſerer Gruppe in einer Aflderen Sippe vereinigt, weil ihr Schnabel etwas höher, der Flügel ſpitzer und der Schwanz mehr abgerundet iſt als bei den übrigen. Als ihnen eigentümlich mag ferner 8 erwähnt ſein, daß Schwingen⸗ und Steuerfedern unterſeits eine ſchwarze, die Schwanzdecken | eine gelbe Färbung zeigen. 23. Der Kappen - Papagei, P. (Ps., Am., Caica) histrio, Bodd. (caica). Mittelgroß; dunkelgrasgrün, unterſeits ins Smaragdgrüne ſpielend, auf Mantel und Schultern olivenbräunlich vbverwaſchen; Kopf, Backen und Kinn glänzend braunſchwarz, Nacken, Hinterhals und Halsſeiten roſtrot⸗ ö gelb, jede Feder bräunlich geſäumt; Kehle olivenbräunlichgelb, Kropfſeiten roſtbräunlich; Handſchwingen A außen blau, breit grün gefäumt, innen und am Ende ſchwarz; Schwingen unterſeits ſchwarz, innen breit malachitgrün gerandet; ein Fleck an der Handwurzel, Eckflügel und Handſchwingendeckfedern indigoblau; größte untere Flügeldeckfedern malachitgrün; Steuerfedern, die beiden mittelſten einfarbig grünen ausge⸗ nommen, grün, innen citronengelb, am Ende blau. Iris braun? Schnabel bräunlichfahl, Wachshaut dunkler, Füße dunkelhornbraun. — Beim jungen Vogel ſind die mattbräunlichen Kopffedern grünlich, die roſtbraunen des Hinterhalſes dagegen nicht geſäumt, die Kehlfedern olivenbrännlich, alle übrigen Teile deem Alterskleide gleich oder ſehr ähnlich gefärbt. . Die nördlichen Länder Braſiliens oder das Gebiet des Amazonenſtromes ſind die Heimat dieſer ſchönen, . ke ln e ſeltenen Art, welche von Einigen der nächſtfolgenden Gruppe beigezählt wird. 18 24 Der Grünzügel⸗Papagei oder Tiſchih der Eingeborenen Gianas, P. (Ps., Poiocephalus, C., Am.) melanocephalus, L. (atricapillus, badiceps). Mittelgroß; ſchön grasgrün, Ober ⸗ und Hinterkopf ſchwarz, Zügel und ein kleiner Flecken in der Genickgegend ſchmuziggrün, Kopfſeiten citronen⸗ gelb, am oberen Teile der Backe weißlich, in der Ohrgegend rötlich, Halsſeiten, Hinterhals, Nacken und Achſelfedern iſabellrot; Kinn citronengelb, Kehle, Bruſt, Bauchmitte und After ſchmuzigweiß, übrige Unter⸗ ſeite und Schenkel ſafrangelb; Handſchwingen außen dunkelblau, grün geſäumt, innen und am Ende ſchwarz; Armſchwingen grün, die unteren Flügeldecken und die Unterſeite aller Schwingen ſchwarz; Steuer⸗ federn oben grün, unten ſchwarz mit olivengelblichem Ende, untere Schwanzdeckfedern orangegelb, an der Wurzel grün. Iris rötlichbraun, bei älteren Vögeln innen hellbraun, außen rot, ein großer, nakter 5 Augenkreis, Schnabel und Füße ſchwarz. — Einer Spielart fehlt der grünliche Genickfleck; Hinterhals und Nacken ſind ſchmuzig braun, der obere Mantel ſchmuzig ſchwarzgrau; die oberen Flügeldecken zeigen bläuliche Endſäume; die Schenkelfedern und einzelne obere Schwanzdeckfedern ſind iſabellrot. Andere Spielarten kommen vor. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht. — Die Jungen ähneln den Alten; die Federn des Oberkopfes find aber nicht Schwarz, ſondern ſchwarzbraun, grün geſäumt. 8 Der in unſeren Sammlungen noch ſeltene Papagei gehört den nördlichen Teilen Südamerikas an, iſt e häufig im Gebiete 05 Amazonenſtromes und in Giana, Nordbraſilien, Ecuador und Peru. 5 25. Der Roſtkopf⸗ Papagei, P. (Ps., C., Am.) leucogaster, IIliger (badius). Mittelgroß; dunkel f 1 Ober⸗ und Hinterkopf iſabellroſtrot, Hügel, Backen, Kinn und Kehle citronengelb, Bruſt, Bauch und Aftergegend ſchmuzig weiß; Handſchwingen außen blau, grün geſäumt, innen, an der Spitze und unten ſchwarz, untere Deckfedern ebenſo; Steuerfedern innen graulichſchwarz, gegen das Ende hin oliven⸗ gelblich geſäumt, unten ſchwärzlich, untere Deckfedern dunkelcitronengelb. Iris rötlichbraun, der nakte Ring ums Auge fleiſchfarben, Schnabel horngelblichweiß, Füße bräunlich. — Spielarten mit morgenrotfarbenem Oberkopfe und ſolche mit einzelnen ſchwarzbraunen Federn auf dem Scheitel find bekannt. — Die Jungen ähneln den Alten, haben auf der Mitte des Scheitels und am Hinterkopfe braune, an der Wurzel grüne, — Fra de cE, a EC * r — —— —— — 8 — — rc x f N EG S er FR 2 — ne SZ m———— >= neo, 158 Ä | Ama ae den. Backen einzelne graue Federn; Bauchmitte braun, jede Feder fahlgelblich geſäumt; untere Swan: = decken grün, Wurzelteil der Federn gelb. Bis jetzt kennen wir bloß das nördliche Braſilien als Vaterland dieſer 1 mit dem Geiingigel 5 papagei zuſammengeworfenen Art. Die größten Arten der Gruppe, ſämtlich Amerikaner, kennzeichnen ſich durch Be 7 3 lichen Ausſchnitt im Oberſchnabel, ſtumpfere Schwingen, unter denen die zweite und dritte 4 die längſten, gerade abgeſchnittenen Schwanz, deſſen Federn am Ende klammerförmig find, eigentümlich ſchuppenartige Federn am Kopfe und Halſe und rote Unterſchwanzdeckfedern. Sie wurden zuerſt unter dem Namen Dickpapageien, Pionias, vere nigt. . 26. Der Schwarzohr- Papagei oder die Maitaka der Braſilianer, P. (Ps., 399 a en. 4 struus, L., (cyanocephalus, cyanogula, purpureus, cobaltinus.) Groß; dunkelgrasgrün, in ge- wiſſem Lichte unterſeits blaugrün ſchimmernd; Kopf, Hals, Kehle und Kropf dunkelblaugrau, die Federn dieſer Teile an der Wurzel braun, in der Mitte grün gefleckt, die Federn ſeitlich des Afters an der Wurzel blaß roſenrot, Ohrgegend ſchwarz; Schwingen dunkelgrün, innen bis gegen die Spitze hin breit ſchwarz ge⸗ randet, unterſeits ſchwarz, innen dunkel malachitgrün geſäumt; Steuerfedern dunkelblau, mit Ausnahme der beiden grünen, in Blau endigenden mittleren, innen in der Wurzelhälfte rot, in der Endhälfte grün, gegen die Spitze bläulich; untere Schwanzdeckfedern pupurrot, die längſten mit grünem, die übrigen mit blauem Endflecke. Iris dunkelbraun, Schnabel braunſchwarz, oben an der Wurzel ſeitlich mit je einem roten Flecke verziert, Füße blaſsgratt — Im Jugendkleide an der Stirne rot, auf Kopf und Hals a ſchwarzblau, die Federn der Unterſeite am Ende blau geſäumt; Schnabelfleck gelblich Verbreitet ſich über den größten Teil Südamerikas, vom ſüdlichen Braſilien an bis Panama, und iſt überall häufig. 27. Maximilians Langflügelpapagei, P. (Ps., P., Am.) Maximiliani, Kuhl, (flavirostris, cyanurus). Groß; dunkelgrasgrün, oben düſterer, unten lichter, ölbräunlich verwaſchen; Zügel ſchwärzlich, Federn des Oberkopfes und der Backen mit ſchmalen, düſter violetten Endſäumen, die des Hinterkopfes und Nackens mit weißfahlem Fleck auf der Schaftmitte, Kinn und Kehle violettblau; Schwingen dunkler grün, innen mattſchwarz verwaſchen, unten ſchwarz, innen breit malachitfarben geſäumt; obere Deck⸗ wie Schulter- und Mantelfedern am Ende düſter ölbraun gerandet, untere Deckfedern grün; Steuerfedern grün, innen ſchwärzlich gerandet, die zwei äußerſten jederſeits außen ganz, die darauf folgende nur am Ende dunkelblau, alle drei innen an der Wurzelhälfte rot; untere Schwanzdecken tief ſcharlachrot. Iris braun, Schnabel horngelb, oben an der Wurzel ſchwärzlich. — Der junge Vogel ähnelt dem alten, unterscheidet ſich aber durch die rötliche Stirn und das Fehlen der blauen Endſäume an den Seen des Oberkopfes. Auch dieſe Art iſt über einen großen Teil des öſtlichen Südamerika verbreitet 28. Der Glatzenkopf oder Chucuyo der Einwohner Coſtaricas, P. (Ps., Am.) senilis, Spix, (leucorrhynchus). Groß; dunkelgrasgrün; Stirn, Oberkopf und Zügel weiß, Hinterkopf, Nacken, Hals und Bruſt, der blaugeſäumten Federn halber, violettbläulich; Handſchwingen und ihre Deckfedern kobaltblau; alle Schwingen unterſeits ſchwarz, innen breit malachitgrün geſäumt; untere Deckfedern grün; Steuerfedern grün, innen gegen das Ende blau, an der Wurzelhälfte rot, die drei äußerſten außen blau; untere Schwanz⸗ deckfedern ſcharlachrot, mit ſchmalen grünen Endſäumen. Iris braun, Schnabel horngelblichweiß, Füße bräun⸗ lich. — Beim jungen Vogel Kopf, Backen und Hals grün, Stirne ſchmuzigweiß, Kinn und Kehle weiß, mit blauen Endſäumen, Unterſeite grün, ins Blauliche, untere Schwanzdeckfedern grün, e blau, mit grünem Ende. Die Heimat erſtreckt ſich über den nördlichen Teil Mittelamerikas und das ſüdliche Mejiko. 29. Der Glanzflügel⸗Papagei, P. (Ps., Am.) chaleopterus, Fras. Groß; dunkelſchwärzblan, N Wurzel der Federn dunkelbraunſchwarz, die Mitte derſelben grün; Mantel- und Schulterfedern glänzend ſchwarzbraun, mit verwaſchenen, grünlichen Endſäumen, Hinterrücken und Bürzel tief kobaltblau, Kinn⸗ federn ſchmuzig roſenrot, mit dunkleren Endſäumen, Afterfedern rot geſäumt; Schwingen, mit Ausnahme der letzten drei kupferbraunen Armſchwingen, Deckfedern der Handſchwingen, Steuerfedern und obere Schwanz⸗ deckfedern kobaltblau; Deckfedern der Flügel- und der Armſchwingen kupferbraun, erſtere mit fahlen End⸗ ſäumen; Unterſchwanzdeckfedern tief ſcharlachrot, an der Wurzel blau. Bei einzelnen, wahrſcheinlich ſehr alten Stücken iſt die Wurzel der drei äußerſten Steuerfedern ebenfalls rot. Iris braun, nakter Augenkreis 8 3 N fleiſchfarben, Schnabel rötlichgelb, Füße bräunlich. Das Vaterland dieſer, in unſeren Sammlungen nicht häufigen Art iſt engen und Ecuador. | Langflügel⸗ oder Stumpfſchwanzpapageien. 159 30. Der Veilchen⸗ Papagei, P. (Ps., Am.) violaceus, Bodd., (fuscus, infuscatus, cyano- cephbalus). Mittelgroß; dunkel umberbraun, Oberkopf und Backen ſchwärzlich blau, Zügel düſter rot, Ohr⸗ gegend ſchwärzlich; Backen⸗ und Kinnfedern blau, an der Wurzel weiß, an der Spitze blaß roſenrot geſäumt, Federn der übrigen Unterſeite umberbraun, mit verwaſchenen purpurroten Endſäumen; Schwingen, mit Ausnahme der drei letzten braunen, ihre, die Flügeldeck- und die Achſelfedern dunkel⸗ blau, innen breit ſchwärzlich gerandet, unterſeits ſchwarz, mit hellblauem Innenrande; vordere Armſchwingen außen ſchwärzlichgrün geſäumt; Steuerfedern dunkelblau, die vier äußeren jederſeits innen bis gegen die i Spitze hin dunkelſcharlachrot, die fünften hier purpurviolett; alle Steuerfedern unterſeits an der Wurzel rot, in der Endhälfte blau; untere Schwanzdeckfedern dunkelſcharlachrot. Iris braunſchwarz, Schnabel 8 graulichſchwarz, an der Wurzel gelblich, Füße ſchwarzgrau. — Das Jugendkleid zeigt mattere und trübere Farben. Die Heimat 1 1 ſich auf das nördliche Braſilien und Giana zu beſchränken. Diurch die bis 5 e. langen Federn des Nackens unterſcheidet ſich einer der ſüdameri⸗ 8 = EN ** ä ee 2 EL An a eg ee Be — a en EN R kaniſchen Langflügelpapageien erſichtlich von den Verwandten und wird deshalb von den meiſten Forſchern als Vertreter einer beſonderen Sippe, der Fächerpapageien, Deroptyus, angeſehen. | 31. Der Fächer⸗Papagei oder Wanakia und Paratikia der Eingeborenen Gianas, P. (Ps., Am., Deroptyus) aceipitrinus, L. (elegans, Clusii, coronatus). Groß; dunkelgrasgrün; Vorder- und Ober⸗ . kopf weiß, Schläfe, Ohrgegend, Zügel, Kopfſeiten und Kinn braunlich fahl, die Federn am Ende mit fahl⸗ . weißen Schaftflecken, welche in der Ohrgegend ſchmale helle Längslinien bilden; die langen und breiten . aufrichtbaren Federn der Holle am Hinterkopfe und Nacken düſter bräunlichrot, an der Wurzel fahlbräun⸗ lich, am Ende breit blau gerandet, die der ganzen Unterſeite ebenſo gezeichnet und gefärbt; Handſchwingen und deren Deckfedern ſchwarz, zweite bis fünfte Schwinge außen an der Wurzel ſchmal grün geſäumt; Armſchwingen, mit Ausnahme der drei letzten grünen innen in der Wurzelhälfte ſchwarz; Schwanzfedern grün, unterſeits ſchwarz, innen breit ſchwarz gerandet, außen dunkelſchwarzblau, die erſte jederſeits mit ſchwarzer Innen ⸗ und blauer Außenfahne; untere Schwanzdeckfedern dunkelgrün. Iris braun, nakter Alugenkreis, Schnabel und Füße braunſchwarz. — Beim Weibchen iſt auch der Hinterkopf dunkelfahlbraun, und zeigen die roten Nackenfedern quer über die Mitte verlaufende gelbliche Streifen. Bei jungen Vögeln ſind die Kehlfedern ſchmuzig bräunlichrot, ihre Säume grünlich; über die Mitte der Nackenfedern verläuft ein orangegelber Streifen. 7 Der Nordoſten Südamerikas iſt die Heimat des prächtigen Vogels, welcher neuerdings häufiger als früher zu uns gebracht wird. 5 Durch den verhältnismäßig kräftigen Schnabel, deſſen Ausſchnitt rundlich iſt, den ausgedehnten nakten Augenkreis und die breite, nakte Wachshaut ſowie durch die Färbung weichen die afrikaniſchen von den amerikaniſchen Arten der Gruppe, denen ſie ſonſt durchaus ähneln, einigermaßen ab. Das Gefieder des Kopfes und Halſes iſt nicht ſchuppenförmig wie bei den vorſtehend beſchriebenen Arten, die Federn haben vielmehr eine mehr herzförmige Geeſtalt. Olivengrün, die vorherſchende Färbung, geht auf dem Kopfe und den Schwingen meiſt in ein düſteres Oelbraun über, während der Bauch und die unteren Flügeldecken in der Regel ein lebhaftes Gelb zeigen. Der Schnabel iſt gewöhnlich dunkel-, ausnahmsweiſe zweifarbig. Man hat auch ſie unter dem Händlernamen e Poiocephalus, du einer beſonderen Sippe erhoben. 95 Der große Mohrenkopf, P. (Ps., Poiocephalus, Phaeocephalus) fuscicollis, Kuhl (pachyr- „ b magnirostris). Groß; olivengrün; Kopf, Hals und Nacken olivenbräunlich, jede Feder in der Mitte etwas dunkler, die des Nackens grün geſäumt; Kehle und Kropf olivenbraun, die Federn am Ende grau gerandet; Mantel, Schultern und Flügeldecken olivengrün, Hinterrücken, Bürzel lebhaft ſpangrün; Bruſt, Bauch und Seite grasgrün, der Unterſchenkel mennigrot; Handſchwingen und deren Deckfedern dunkel olivenbraun, außen fahlbraun geſäumt; Armſchwingen außen faſt ganz grün, kleine Deckfedern am Buge gelblichzinnoberrot, untere Flügeldecken grün, die größten ölbraun; Steuerfedern oben dunkel-, unten düſter⸗ bolivenbraun, obere Schwanzdeckfedern ſpangrün, untere grasgrün. Iris braun, Schnabel hornweiß, an der Spitze grünlichgrau, Füße bräunlich. — Der Junge ähnelt dem Alten; doch ſind die Farben düſterer, die verwaſchenen Endſäume der Federn deutlicher; auch fehlt das Gelbrot am Buge und Unterſchenkel. i e vom Senegal bis aa, Gabun, iſt als Heimat bekannt geworden. 222 na ne Be 2 Ba 2 — Eran N — . —— — r — 1 3 . 5 PFF 1 5 28 4 . ——— . — re Due — — — —ę— er) 1 — —— er re . . .... .... .. > —. ——. — — — a LE 28 Res r 2 Br: er 1 n 5 25 5 x 160 | | 7 e Bann 33. Der Kap⸗ oder Levaillants Papagei, P. s 19 0 Poioc) robustus, Gmel., Bammiceps, caffer, Levaillanti). Groß; olivengrün; Kopf, Hal: g Kinn und Kehle olivengrau, mit gelblichem Scheine, Federn der Stirn und unteren Backen ennigrot gefäumt, Rücken und Schultern ölbraun, grünlich verwaſchen, Flügelbug und Kuiegegend gelblich zinnoberrot, übrige Teile grasgrün, Bruſt und Hinterrücken bläulich ſchimmernd; Schwingen und Steuerfedern dunkel olivenbraun, erſtere außen fahl geſäumt; mittlere untere Flügeldecken einen braunen, grün umſäumten Fleck bildend; obere Schwanzdeckfedern bläulichgrün, untere grüngelb. Iris rötlichbraun, Schnabel horngelblichweiß, Füße bräunlich. — Der jun ge Vogel trägt ein minder lebhaftes, dem ſeiner Eltern jedoch ähnlich gefärbtes Kleid, ohne Rot am Buge und e Lebt im Südoſten und Süden Afrikas bis zum 340 f. Br., im Kaplande ſelbſt jdn | 2 34. Gulielmis Papagei, P. (Ps., Phaeoc., Poioc.) Gulielmi, Jardine (e ee, Groß; glänzend grasgrün; Stirn, Vorderkopf und Scheitel ſafranrot, Zügel ſchwärzlich, die Federn des Rückens und der Schultern braunſchwarz, breit dunkelgrün geſäumt, Bürzelfedern in der Mitte ölgelb, lügetbug und Schenkel tief ſafrangelb oder rötlich; Schwingen braunſchwarz, Armſchwingen breit grün geſäumt, kleine untere Flügeldeckfedern dunkelgrün; Steuerfedern braunſchwarz, am Ende grün geſäumt, obere und untere Schwanzdecken in der Mitte olivengelb. Iris braun oder rotbraun, Augenkreis und Wachshaut fleiſchfarben, Schnabel bräunlich, an der Wurzel des Oberſchnabels weißlich, Füße bräunlich. — Dem Jene len die roten Federn an Bug und Schenkel. e Die Art ſtammt von der Weſtküſte Afrikas, verbreitet ſich von der Goldküſte bis zu Gabun und fein dort häufig zu fein, weil ſie nicht allzuſelten zu uns gelangt. 35. Der Gelbſtirn⸗Mohrenkopf, P. (Ps., Poioc.) flavifrons, Rüppell. Mittelgroß; 1 ‚Stirn, Vorderkopf, Zügel und ein ſchmaler Ring ums Auge hoch citronengelb, Ohrgegend ölbräunlich, Bürzel glänzend grün, am Unterſchenkel einige gelbe Federchen; alle übrigen Teile olivenbraun, die Federn am Ende grasgrün geſäumt; Schwingen und Steuerfedern düſter ölbraun, außen grünlich gestellt unten hell graubraun; kleine untere Flügeldeckfedern grün, obere Schwanzdeckfedern grasgrün, untere grün, an der Wurzel gelblichgrau. Iris ziegelrot, Oberſchnabel ſchwarz, Unterſchnabel weiß, Füße rotbraun. — Beim jungen Vogel ſind alle Farben matter, und das Gelb dehnt ſich bis zum Hinterkopfe aus. „ Lebt in den Gebirgswäldern von Habeſch. . 36. Der Rotbauch⸗Mohrenkopf oder Donkoro der Abiſſinier, P. (Ps., Poioe.) rufiventris, Rppl. Mittelgroß; Kopf, Hals und Bruſt graubraun, ins Grüne ziehend, Wurzel der Federn mennigrot; Bauch und untere Flügeldecken lebhaft mennigrot, Hinterbauch und Schenkel gelbgrün; Zügel ſchwarz; Rücken, Flügel und Schwanz grünlich olivenbraun; Bürzel und obere Schwanzdeckfedern grün, mit bläulichem Scheine. 2 Iris orangerot, Schnabel (ern, Füße dunkelbraun. — Bei jungen n zieht die Umterfeite, 1 ins Braune. Rüppell entdeckte den Donkoro in Schoa; ſpätere Reiſende fanden 1 1 der ganzen A At bis zum 6° ſ. Br. auf. 5 37. Der Mohrenkopf, P. (Ps. Psittacula, Poioc. und 554806 senegalus, Bi “2 Versteri). Mittelgroß; Kopf, Kinn und Kehle bräunlichgrau; Oberſeite, Kropf und ein Bruſtſtreifen hell⸗„ Hinterrücken, Bürzel und Schenkelgegend ſchimmernd grasgrün, Unterſeite orangegelb; Schwingen und Steuerfedern hell olivenbraun, unten graufahl, außen verwaſchen grün geſäumt; Achſel- und kleine untere Flügeldeckfedern lebhaft citronengelb : obere Schwanzdecken ſchimmernd grün, untere orangefarben. A gelbbraun, Schnabel grau-, Füße dunkelbraun. — Der junge Vogel iſt minder lebhaft ene nament⸗ lich auf der Unterſeite bläſſer. Der Mohrenkopf ſtammt, wie ſein wiſſenſchaftlicher Name bekundet, vom 59 und if dort fie häufig, auch in unſeren Käfigen die gemeinfte Art der Gruppe. Man hat ihn bereits vor mehr a vier⸗ hundert Jahren beſchrieben. . 38. Der Braunkopf oder Gos der Bewohner des Sambeſt, P. (Ps., Poioe.) see Wes keade a (hypoxanthus). Mittelgroß; grasgrün; Kopf und Hals olivenbraun, die Federn mit mehr oder weniger deut⸗ lichen gelbbraunen Endſäumen, übrige Oberſeite grün, Unterſ eite gelbgrün; Handſchwingen dunkel olivenbraun, unten ſchwärzlichgrau, innen bläſſer, die fünf erſten düſter grünlichblau, die übrigen grün geſäumt, Deck⸗ federn grünlichblau; Armſchwingen dunkel olivengrün, unten ſchwärzlichgrau, untere Flügeldecken goldgelb; Steuerfedern dunkel olivengrün, innen olivenbraun, unterſeits ölbräunlich, obere und untere Schwanzdeck⸗ federn grüngelb. Iris bräunlichgelb, Oberſchnabel braungrau, Unterſchnabel weißlich, Füße grauſchwarz. Beim jungen Vogel ſind Kopf und Hals ſchmuzig olivengraugelb, e und eee braun, olivengrün gerandet. g he J' 7 e rn ee ** , ere 1 e,, N 5 0 9 a I 2 vH 15 er N 2 Langflügel⸗ oder Stumpfſchwanzpapageien. 161 Oſtafrika, nebſt den leinen Küſteninſeln (Sanſibar), iſt die Heimat dieſer trotz ihrer Häufigkeit ſelten zu uns gelangenden Art. 5 39. Meyers Papagei 5 Schilling der Araber Oſt⸗Sudahns, P. (Ps., Poioc., Phaęoc.) N Meyeri, Rppl. (flavoscapulatus, xanthopterus). Mittelgroß; Kopf und Hals olivenbräunlich, Mantel⸗ und . Flügeldeckfedern mit grünlichen verwaſchenen Endſäumen, Bürzel merblau; Unterſeite hellgrün, die Federn aan der Spitze blaugrünlich; Bug und untere Flügeldecken ſowie auch Unterſchenkel gelb; Schwingen blivenbräunlich, außen grün geſäumt, unterſeits graufahl; Steuerfedern wie die Schwingen ungeſäumt. Iris braun, außen mit ſchmalem roten Ringe, Schnabel und Füße ſchwärzlich. Einzelne Stücke haben gelbe Federn oder zeigen einen gelben Fleck auf dem Scheitel. — Dem jungen Vogel fehlt alles Gelb; das Gefieder iſt düſterer. Der Schilling iſt der verbreitetſte aller Papageien Afrikas und bewohnt zwiſchen dem Orangefluß und dem 150 n. Br. alle Länder, ſteigt auch im Gebirge zu beträchtlicher Höhe empor. 40. Rüppells Papagei, P. (Ps., Poioc.) Rueppelli, Gray. Mittelgroß; dunkel olivenbraun; Federn des Kopfes mit graulichen verwaſchenen Endſäumen; Hinterrücken, Bürzel, Schenkel, Unterbauch kornblumenblau, die Wurzeln der Federn olivenbraun, Unterſchenkel hochgelb, kleine Flügeldeckfedern am Buge gelb; Schwingen und Steuerfedern einfarbig ſchwarzbraun, unten graubraunlich, untere Deckfedern der erſteren gelb, obere und untere Deckfedern des Schwanzes blau. Iris braun, Schnabel und Füße hornſchwarz. — Dem jungen Vogel fehlt das Blau der Aftergegend noch gänzlich Verbreitet ſich über die Mitte Weſtafrikas vom ſüdlichen Senegambien bis zum Damaralande nach Süden hin. a PP Su ee er 0 —— re Ba Leider liegt auch die Lebenskunde der in drei Erdteilen artenreich auftretenden Langflügelpapageien noch ſehr im Argen. Es hält ſchwer, ein Geſamtbild ihres Frei- lebens, welches Anſpruch auf Richtigkeit machen ſoll, zu entwerfen, und dies um ſo mehr, als die amerikaniſchen Arten von den aſiatiſchen und afrikaniſchen in mehr als einer Hinſicht abweichen dürften, entſprechend der ſo verſchiedenen Pflanzenwelt ihrer heimatlichen Gebiete. Während wir, geſtützt auf die Beobachtungen des Prinzen von Wied, Schomburgks, Burmeiſters und anderer Forſcher, die amerikaniſchen Langflügelpapageien in demſelben Sinne wie die meiſten übrigen Glieder ihrer Ordnung als Waldvögel bezeichnen können, müſſen wir die afrikaniſchen Mohrenköpfe wahrſcheinlich Baumvögel nennen. Sie binden ſich keineswegs an den waſſerreichen Urwald und ſeine immergrünen und dichtbelaubten Bäume, ſondern kommen auch in die Steppe heraus und treiben ſich, vorſichtig zwar, aber doch ziemlich ungedeckt, ſelbſt auf den winterlich blätterloſen Bäumen umher, mit Vor⸗ liiUebe, wie es ſcheint, auf den rieſigen Affenbrotbäumen, welche mich zuerſt mit dem Schil⸗ ling, Heuglin mit einer von ihm entdeckten, noch nicht in unſere Käfige gelangten Art bekannt machten. Der Aufenthalt auf blätterloſen Bäumen ſteht mit der Färbung des m Gefieders der eigentlichen Mohrenköpfe ſo vollkommen im Einklange, daß ich kaum fehlzugehen fürchte, wenn ich allen ähnlich gefärbten auch eine ähnliche Lebensweiſe zuſchreibe. 33 Der gedrungene Bau der Langflügelpapageien, welcher durch das bei den meiſten Arten knappe Gefieder noch beſonders hervortritt, verleiht ihnen einen Anſchein von Plumpheit und Unbeholfenheit, dem ihre Bewegungen nicht entſprechen. Ihr Flug iſt, wie bei Berück⸗ ſichtigung der kräftigen Geſtalt und ſchmalen Schwingen von vorn herein zu vermuten, pfeilſchnell, aber ſchwirrend, gerade fortſchießend, nicht ſchwebend. Eine gewiſſe Höhe oder ine freie Ebene zum Abfliegen iſt mindeſtens einigen Arten von ihnen notwendig; denn vom Boden erheben ſie ſich ſchwer: in hohen, engen Räumen laufen ſie Gefahr, gegen die Wände zu prallen, wie ich dies an Gefangenen mehr als einmal erfahren habe. Auch fliegen ſie ſelten weit in einem Zuge, es ſei denn, daß ſie nach einem entfernten Futterplatze zu ziehen beabſichtigen, alſo im beſchränkten Sinne eine Wanderung unternehmen. Der ge— drungene Leib und verhältnismäßig dicke Kopf treten namentlich in der Luft ſehr deutlich hervor. Im Klettern kommen ſie, ſoweit meine Beobachtungen reichen, den übrigen Kurz⸗ ſchwanzpapageien annähernd gleich; ihr Gang dagegen iſt mir ſchwerfälliger als bei jenen vor⸗ gekommen. Die Stimme der verſchiedenen Arten ſtimmt darin überein, daß gellende und Brehm, gefangene Vögel. I. 11 K 162 | Papageien. durchdringende Laute vorherſchen; auch knarren ſie, die einen, um ſich gegenſeitig herbei zu rufen, die anderen, um ihre Erregung auszudrücken; das widerwärtige Kreiſchen der größeren Ordnungsverwandten, insbeſondere der Kakadus, habe ich dagegen von ihnen nicht . vernommen. Der Fächerpapagei ſoll ſich, laut Schomburgk, nicht allein durch ſein Be⸗ 5 4 tragen, ſondern auch durch das melancholiſche langgezogene „Hiah, hiah“, welches er namen lich im Fluge ausſtößt, von allen übrigen Papageien Amerikas weſentlich unterſcheiden. Ueber ihre geiſtigen Anlagen ſind die Meinungen geteilt. Mehrere Arten werden als geiſtloſe Geſchöpfe geſchildert, von anderen, namentlich von den Mohrenköpfen, der Maitaka und dem Fächerpapagei kann ich das gerade Gegenteil behaupten. Einige ameri⸗ kaniſche Arten ſind allerdings verhältnismäßig ſtille, ruhige Vögel, — dumme, verſtandeslof e aber gewiß nicht; den afrikaniſchen Arten wird wohl Niemand, welcher fie im 1 oder in der Gefangenſchaft kennen gelernt hat, Verſtand abſprechen wollen. Während der Brutzeit leben, ſo viel bis jetzt bekannt, alle Cangflügelpapageien par, weiſe, wahrſcheinlich aber wie ne Sittiche auch in ſofern in einem gewiſſen Verbande mit anderen ihrer Art, als ſie ſich täglich wenigſtens auf den Futterplätzen zu Trupps vereinigen. So unfriedlich ſcheinen ſie nicht zu ſein, daß ſie ein gewiſſes Niſtgebiet ſich abgrenzen und behaupten ſollten; ich bin vielmehr der Anſicht, daß ein und derſelbe Baum, eine und die⸗ ſelbe Adanſonie z. B., in verſchiedenen Höhlungen recht wohl verſchiedenen Pärchen zur Brut⸗ ſtätte dienen kann. Nach der Brutzeit ſcharen ſich die genauer beobachteten Arten, alſo wohl alle Stummelſchwänze überhaupt, zu mehr oder minder zahlreichen Shiöcnen, welche fortan des Tages Laſt und Freude gemeinſchaftlich tragen. Nach Levaillants Erfahrungen geſchehen ihre Verrichtungen regelmäßig und in einer beſtimmten Ordnung. Der von ihm ausführlich geſchilderte Stumpfſchwanzpapagei (P. robustus) verſammelt ſich mit dem erſten Sonnenſtral auf einem hohen Baume und trocknet und putzt hier zunächſt das vom Nachttau durchnäßte Gefieder, unter viel Geplärr und Lärmen. Nachdem dies Geſchäft beendigt, zieht der Schwarm nach Nahrung aus, vereinigt zwar, aber doch in ſofern gelockert, daß die zuſammenfliegenden Pärchen ſtets zu erkennen ſind. Im Fluge wird ſelbſtverſtändlich geſchwatzt und geſchrien, während das Aufſuchens und Aufnehmens der Nahrung nicht minder. Zwiſchen zehn und elf Uhr Vormittags fliegen die Vögel geſättigt zum Waſſer, trinken und baden, letzteres in ausgibigem Maße, zu gegenſeitiger Beluſtigung, putzen ſich, ſo weit als e e und ziehen ſich dann, um der drückenden Mittagshitze zu entgehen, in den Schatten der Wälder zurück. Während der Mittagsruhe verhalten fie ſich ſo ruhig, daß man längere Zeit unter dem von ihnen erwählten Baume verweilen kann, ohne auch nur einen Ton von ihnen zu vernehmen. Erſt in den ſpäteren Nachmittagsſtunden wirds wieder laut und lebendig; fie rüſten ſich zu neuem Ausfluge in die nahrungverſprechenden Felder und zur Tränke, ſättigen ſich, ſtillen ihren Durſt, baden vielleicht nochmals und trennen ſich endlich gegen Sonnenuntergang, parweiſe ihren Schlafplätzen zufliegend. Aus den Beobach⸗ tungen anderer Forſcher ſcheint hervorzugehen, daß das tägliche Getriebe der, übrigen Arten im weſentlichen in derſelben oder doch einer ſehr ähnlichen Weiſe verläuft. Die Nahrung der freilebenden Langflügelſittiche iſt verſchieden, je nach Oertlichkeit And Zeit. Während den ſüdamerikaniſchen Arten der unendliche Fruchtreichtum ihrer heimatlichen 4 Waldungen lacht, müſſen die Mohrenköpfe mit den wenigen Früchten ſich zufrieden geben, welche Afrikas arme Wälder erzeugen, wahrſcheinlich auch oft mit Körnern und Knospen vorlieb nehmen. Aber hier und da unterſtützt der Menſch, freilich durchaus gegen ſeinen Willen, die klugen Vögel ſehr weſentlich. In allen Gebieten ihres Verbreitungskreiſes pflanzt er den von ihnen ſehr geſuchten Mais, hier und da auch Reis, die ſaftige Banane, die köſtliche Mango, und alles, was ihm zur Nahrung dient, iſt auch ihnen recht und an⸗ 4 genehm. „Sie ſchaden den Pflanzungen“, klingt es von überall her zu uns herüber; „ſie 8 ea a a ln Sure au sein EA a eG ee z ; GREEN ne ce Fe Langflügel⸗ oder Stumpff chwanzpapageien. 163 ziehen den reifenden Früchten meilenweit nach, erſcheinen in der Tiefe, an der Seefüfte, in der Nähe der Dörfer ꝛc.“ wird von der einen und anderen Seite berichtet. Bei Beginn der Reife gewiſſer Fruchtarten haben ſie ihr Brutgeſchäft meiſt beendet und können deshalb der in ihnen ſich regenden Wanderluſt vollſtändig Rechnung tragen. Man ſiht ſie jetzt, nachdem man durch ihr ewiges Geſchrei auf ſie aufmerkſam geworden, in hoher Luft pfeil⸗ ſchnellen Fluges dahin ziehen; Levaillant behauptet ſogar, daß ſie manchmal, weil in zu großer Höhe fliegend, dem Auge entſchwinden und nur dem Ohre noch merkbar bleiben. Mit dem Frühlinge des betreffenden Landes oder noch ein wenig früher regt ſich der a Fortpflanzungstrieb in ihnen. Die Schwärme zerteilen ſich in Pärchen, und dieſe ſuchen ſſich eine zum Niſten paſſende Baumhöhlung oder Felſenſpalte auf. Ueber das Brutgeſchäft ſelbſt ſind die Nachrichten noch ſehr dürftig; denn außer Levaillants Bericht haben wir nur Andeutungen hierüber erhalten. Die Fortpflanzungsgeſchichte der aſiatiſchen Arten iſt noch in vollſtändiges Dunkel gehüllt, und von den amerikaniſchen Arten wiſſen wir eben 195 auch nur, daß ſie ihr Neſt in hohlen Bäumen anbringen und ungefähr vier Eier legen ſollen. Die Eier des Kappapageien haben, nach Levaillant, die Größe gewöhnlicher Taubeneier und, wie alle Papageieneier überhaupt, weiße Färbung. Beide Gatten bebrüten ſie ab⸗ wechſelnd ungefähr vierundzwanzig Tage lang, nehmen ſich auch gemeinſchaftlich der Jungen an. Dieſe find anfänglich, ihrer Naktheit und des großen Kopfes halber, ſehr häßlich, erhalten jedoch bald das erſte Dunenkleid, aus welchem bereits nach fünf bis ſechs Tagen die erſten Federn hervorſprießen. Beide Alten atzen ſie fleißig mit vorher im Kropfe auf⸗ geweichtem Futter und ziehen ſie innerhalb ſechs Wochen groß. In dieſer Zeit erreichen fie faſt die volle Größe der Alten und ein brauchbares Federkleid. Zwei Monate nachdem fie das Licht der Welt erblickt, verlaſſen ſie das Neſt und werden nunmehr von den Alten angeleitet, ſich ſelbſt ihr Fulter zu ſuchen. Bald darauf trennen ſie ſich von den Eltern, welche wahrſcheinlich zu einer zweiten Brut ſchreiten, ſchlagen ſich mit anderen Jungen in Flüge zuſammen und ſchwärmen gemeinſchaftlich umher. Ihre geringe Scheu und Vorſicht e ſie, den mistrauiſchen, liſtigen Alten gegenüber, leicht als Junge, Unerfahrene erkennen. Von anderen Arten wird erzählt, daß man fie unmittelbar nach der Brutzeit zu kleinen = Trupps vereinigt ſiht: wahrſcheinlich hat man es dann mit Familien im menſchlichen Sinne, D. h. mit den Eltern und ihren vor kurzem ausgeflogenen Jungen zu tun. i Allüberall, wo die Langflügelpapageien in größerer Menge auftreten, fordern ſie den ackerbautreibenden Menſchen zur Abwehr heraus. In Aſien und Afrika haben fie von dem gleichgiltigen Eingeborenen wenig zu fürchten, in Süd- und Mittelamerika dagegen betrachtet ſie der Weiße entweder als Ungeziefer oder als Wild für die Küche. Hier und da gebraucht man alle Mittel, um fie zu vertilgen. Mit Hilfe von Lockvögeln, denen ſie faſt blindlings nachfliegen, hält es nicht ſchwer, ſich ihrer auch lebend zu bemächtigen. Der Scharlachkopf läßt ſich durch die Lockvögel jo ſehr berücken, daß man ihm geradezu eine Schlinge über den Kopf ziehen kann; andere Arten einen mit Leimruten oder unter Netzen gefangen, viele wohl auch jung aus dem Neſte genommen. Ihrer Schönheit halber hält man ſie © überall gern in Gefangenſchaft. Mit den aſiatiſchen Arten treibt man einen ziemlich regen Tauſchhandel, fängt ſie hier und da auch wohl einzig und allein zu dem Zwecke, ſie gegen bares Geld an europäiſche Schiffer zu verkaufen, und bewahrt fie bis dahin, mittels hörnerner Ringe an den Füßen gefeſſelt, in und vor den Häufern auf. In Südamerika ſchätzt man die einen ihrer Gelehrigkeit und „angenehmen Stimme“, die anderen der Schön⸗ heit ihres Gefieders wegen als Zimmervögel hoch und ſiht ſie deshalb ebenſowohl in den Wohnungen der Weißen wie in und um die Hütten der farbigen Eingeborenen. Im Weſten | an, im ln des 7 dagegen ſcheint man ſie wenig oder nicht zu achten. Von 5 11 * Afrikas werden ſie ebenfalls nach Gebür gewürdigt, größtenteils aber wohl für die Ausfuhr 1 * er Ne a Frag EEE BEE WEDER ee a en — en a a 1 2 MEZ 164 | | Papageien. einzelnen Arten, namentlich vom Fächerpapagei, behauptet man, daß ſie ſelbſt im Vaterlande ſchwierig zu halten wären, und glaubt darin die Urſache ihres ſeltenen Vorkommens auf unſeren Tiermärkten ſuchen zu dürfen; die in Europa gemachten Erfahrungen laſſen jene Behauptung jedoch als irrig oder doch als einſeitig erſcheinen, wie wir auch der Meinung, daß einzelne von ihnen geiſtig beſchränkte Geſchöpfe ſeien, nicht beipflichten können. Nach unſeren Beobachtungen dürfen wir die Langflügelpapageien als empfehlenswerte Käfigvögel bezeichnen. Die meiſten von ihnen dauern bei geeigneter Pflege gut im Gebauer aus und lohnen alle auf ſie verwandte Mühe reichlich. Sie ſind anſpruchsloſe, genügſame Vögel, welche ſich mit einfachem Futter zufrieden geben, können, falls man ſie nur gegen Zug gehörig geſchützt hat, eine ziemlich geringe Wärme ohne Nachteil ertragen, werden bei verſtändiger Behandlung in verhältnismäßig kurzer Zeit ſehr zahm und ihrem Pfleger anhänglich, lernen auch, wenn ſie jung aus dem Neſte genommen wurden, Worte und Sätze nachſprechen, würden vielleicht gerade hierin eine große Begabung bekunden, wollte man ſich nur ohne Vorurteil ebenſoviel mit ihnen beſchäftigen, als man ſich mit einem zu regel⸗ rechter Lehre auserſehenen Vogel überhaupt beſchäftigen muß. Jedenfalls iſt auf die Angabe einiger Schriftſteller, dieſer oder jener Langflügelpapagei lerne nicht ſprechen, wenig zu geben, weil der Beweis für eine derartige Behauptung nicht erbracht werden kann. In einzelnen Fällen widerſprechen ſich die verſchiedenen Forſcher geradezu. Ich habe erſt neuerdings im Berliner zoologiſchen Garten einen Fächerpapagei beobachtet, welcher ſo verſchiedene, offenbar angelernte Laute von ſich gab, daß ich mit Beſtimmtheit annehmen 8 er würde bei gutem Unterricht ſprechen gelernt haben. Hinſichtlich der Behandlung und Fütterung, Pflege und Wartung unſerer Papageien gilt im allgemeinen das (S. 143 und 147ff.) bereits Geſagte, höchſtens mit dem Unterſchiede, daß man ihnen nebenbei auch feinere Sämereien, Hirſen und Glanz z. B., reicht. Früchte und Blattknospen lieben ſie ſehr; erſtere und dann und wann friſch abgebrochene Zweige dürfen ihnen daher nicht vorenthalten werden. Die amerikaniſchen Arten ſcheinen zärtlicher zu ſein als die afrikaniſchen; ihnen gegenüber iſt alſo eine umſichtige Behandlung beſonders anzuraten. Die häßliche Unart der Selbſtverſtümmelung ihres Gefieders iſt leider auch ihnen eigen, Gelegenheit zu fleißigem Baden deshalb unumgängliches Erfordernis einer u mäßigen Pflege. Zu den regelmäßigen Erſcheinungen auf unſerem Tiermarkte zählen die Kurzſchwanz⸗ papageien nicht. Sie treffen hier und da und dann und wann mit den Schiffen ein, einige häufiger, die anderen ſpärlicher, einzelne ungemein ſelten. Hiernach richtet ſich ihr Preis. Während man den Mohrenkopf manchmal mit 4 bis 5 Talern kaufen kann, wird man Guilelmis Papagei kaum unter 8 Talern, die Maitaka nicht unter 10 Talern erlangen. Für einen ſchönen Fächerpapagei zahlen wir Tiergärtner trotz aller Rückſichten ſeitens der Händler unweigerlich bis 40 Taler, für einen Motmotpapagei mindeſtens ebenſoviel, wenn nicht mehr. Eine Summe von 8 Talern darf für die meiſten Arten als Dame angejehen werden. Grün- oder Amazonenpapageien. Die Uferwaldungen des mächtigſten Stromes der Erde gelten, nicht ganz mit Unrecht, als die eigentliche Heimſtätte einer Papageiengruppe, welche von Forſchern und Händlern nach ihm benannt worden ſind. Ich habe ihnen früher den Namen Grünpapageien gegeben, und Finſch führt ſie unter der Bezeichnung Kurzflügelpapageien auf, um einen be⸗ N 7 } m 5 | S Sr Grün- oder Amazonenpapageien. f 165 merkenswerten Unterſchied hervorzuheben, welcher zwiſchen ihnen und den Langflügelpapageien beſteht. Am verbreitetſten iſt jedenfalls der Name Amazonenpapageien, oder Amazonen ſchlechtweg, und nicht allein unter uns Deutſchen, ſondern unter den Kennern, Liebhabern und Händlern aller Länder überhaupt. Die Amazonenpapageien bilden eine derjenigen Gruppen ihrer Ordnung, innerhalb deren ſich eine ſo vollſtändige Uebereinſtimmung der Merkmale zeigt, daß auch der Laie, welcher einen von ihnen kennen lernte, alle übrigen ſofort als Sippengenoſſen anſehen muß und wird. © Demzufolge kann man Finſch nicht Unrecht geben, wenn er fie als die am höchſten ſtehenden aller Papageien betrachtet. „Sie entſprechen“, ſo drückt er ſich aus, „am beſten den Be⸗ griffen, welche wir mit dem Worte Papagei verbinden, und ihnen hätte eigentlich der Name P' sittacus gebürt.“ Für eine derartige Anſicht ſprechen übrigens die geiſtigen Anlagen, = welche mit denen des Jako annähernd auf derſelben Höhe ſtehen, ſowie auch der Umſtand daß man Amerika als das eigentliche Papageienland anzuſehen hat, und ſie hier unbeſtritten die höchſte Stelle unter ihren Ordnungsverwandten einnehmen. x In Aſien werden ſie, wie bereits bemerkt, durch die Edelpapageien erſetzt; in den übrigen Erdteilen dagegen finden ſich keine Sittiche, welche man als wirkliche Vertreter von ihnen betrachten könnte. Nicht allein innerhalb ihrer Familie, ſondern innerhalb ihrer Ordnung gehören die Grünpapageien zu den ſtärkſten Arten, welche wir kennen. Ihre Größe ſchwankt zwiſchen der einer Dohle und der einer Krähe; einzelne Arten übertreffen die letztgenannte wohl noch ein wenig, an Gewicht jedenfalls. Ihre Geſtalt iſt ſehr gedrungen gebaut, der Kopf mittelgroß; der ſehr kräftige, von der Wurzel an ſtark nach unten gebogene, mäßig ge⸗ wölbte Schnabel auf der Firſte nur nach hinten ſcharfkantig abgeſetzt; vor der Spitze des an⸗ ſehnlich überhängenden Oberſchnabels befindet ſich eine gerundete oder winkelige Ausbuchtung; der Unterſchnabel iſt ſo hoch als der obere, und ſeine Dillenkante bildet eine breite abge⸗ rundete Fläche; die Feilkerben in der Oberſchnabelſpitze treten deutlich hervor. Die großen Naſenlöcher liegen frei in der bogig vorſpringenden Wachshaut, welche von einzelnen Borſten⸗ 5 federchen beſetzt wird. Ein Kreis um das Auge bleibt unbefiedert; der Zügel dagegen wird ſtets von Federn bekleidet. Der ſtarke Fuß hat kurze Fußwurzeln und lange, von ſehr kräftigen, ſtark gebogenen Nägeln bewehrte Zehen. Das Gefieder beſteht aus derben, breiten, am Ende abgeſtutzten Federn. Der Flügel iſt nur verhältnismäßig kurz, jedenfalls ſtets länger als der Schwanz, welcher in der Ruhe bis zu zwei Drittel oder darüber von ihm bedeckt wird, die Flügelſpitze wenig oder nicht vorragend, unter den am Ende ſpitzen, vorn lerſte bis dritte Feder) innen, weiter hinten (zweite bis fünfte Feder) außen deutlich aus⸗ geſchnittenen Schwingen die zweite oder dritte die längſte. Der Schwanz iſt kurz, länger als die Hälfte des Flügels, breit, abgerundet, an ſeinen äußerſten Federn etwas verkürzt; dieſe ſelbſt find am Ende ſanft gerundet, nicht klammerförmig ausgeſchnitten. Grün herſcht in der Färbung unbedingt vor, obſ chon es auch bunte Arten gibt. Kopf und Flügelbug ſind meiſtens gelb, ein Spiegel auf dem Flügel iſt in der Regel rot von Farbe. Den gewöhnlich dunkel- farbigen Schnabel ziert bei einzelnen Arten ein an der Wurzel des Oberſchnabels ſtehender gelber oder roter Fleck. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich höchſtens durch die Größe, und auch die Jungen zeichnen ſich bloß durch etwas mattere Färbung ihres Gefieders aus, . deſſen hervorſtechende Teile bereits unverkennbar ausgeprägt zu ſein pflegen. >; Zur beſſeren Ueberſicht der zahlreichen Arten der Sippe teilen wir dieſe nach der f Färbung der Flügel und des Kopfes in drei Gruppen ein. Blaue Deckfedern der Handſchwingen zeigen: = 41. Der Blaubart, Chrysotis, (Ps., Am.) festiva, L., (chloronota). Groß; dunkelgrasgrün, N, u, etwas e 30 Stirnrand und Zügel blutrot, en 1 9 5 5 ein ſchmaler Kinnſtreifen hellblau // /// / ðx/ß ꝙ⁊ ᷣ y 7 Ar Ne Deine. 157 6 M 7 Mn ” n N ern Be LEN A A A 4 ARE EN ALGEN Na a0 nf a hl BU i . een In 4 2 d 166 | | Papageien. Hinterrücken und Bürzel ſcharlachrot; Handſchwingen ſchwarz, außen in der Wurzelhälſte wie der Cacftügel a und die Deckfedern dunkelblau, erſte Schwingen einfarbig ſchwarz; Armſchwingen, mit Ausnahme der vier l letzten grünen, außen grün, innen ſchwarz, am Ende blau; alle Schwingen unterſeits ſchwarz, innen in 9 der Wurzelhälfte dunkelgrün; untere Flügeldecken grün; Steuerfedern grün, innen grauſchwarz geſäumt, 9 Wurzelteil der äußeren rot; untere Schwanzdeckfedern gilblichgrün. Iris goldgelb, Schnabel horngelbbraun, Füße braun. — Die Stücke, bei denen der Hinterrücken grün anſtatt rot gefärbt iſt (Chr. e hält R 1 Finſch für junge Vögel, weil er einzelne, welche im Uebergange waren, unterſucht hat. Der Vogel bevölkert die nördlichen Teile Südamerikas, von Giana bis Bolivia, und gilt unter den Eingeborenen als der gelehrigſte aller Papageien des Landes. 42. Die Blaukrone, Chr. (Ps., Am.) Sallei, Sclater, (martinicanus, ventralis). 1 dunkelgrasgrün, unterſeits etwas heller, die Federn der Oberſeite am Ende ſchmal ſchwärzlich geſäumt, Stirn und Zügel weiß, Vorderkopf und Scheitel düſter blau, hier ebenfalls dunkel geſäumt, Backen grün, Ohrgegend ſchwarz, ein großer runder Fleck am Unterbauche düſter ſcharlachrot, Kuiegegend blaulich ſcheinend; Handſchwingen ſchwarz, außen blau wie der Eckflügel und die bezüglichen Deckfedern; Armſchwingen, die vier letzten grünen ausgenommen, blau, innen in der Wurzelhälfte ſchwarz, außen grünlich gerandet; alle Schwingen unterſeits ſchwarz, innen an der Wurzelhälfte dunkelgrün; untere Deckfedern grün; Steuerfedern grün, an der Wurzel, je mehr nach der Mitte zu um ſo weniger, ſcharlachrot; äußerſte Schwanzfeder außen blau, an der Spitze gelbgrün. Iris dunkelbraun, Augenkreis weiß, Schnabel horn⸗ 1 gelblich, Füße fleiſchfarben. Die Blaukrone ſtammt von St. Domingo und wurde bis jetzt weder 1 einer anderen Antille, nac auf dem Feſtlande beobachtet. 43. Die Portorico-⸗ Amazone oder Cotorre der Bewohner Portoricos, Chr. (Ps, Km) zitat, Boddaert, (dominicensis). Mittelgroß; dunkelgrasgrün, die Federn mit breiten ſchwarzen Endfäumen, Stirn⸗ rand ſcharlachrot, Bauch und Aftergegend gelbgrün; Handſchwingen ſchwarz, außen wie der Eckflügel und die Deckfedern düſter blau; Armſchwingen, mit Ausnahme der drei letzten grünen, ſchwarz, außen ſchmal grünlich i geſäumt; alle e unterſeits ſchwarz, innen an der Wurzel dunkelgrün; untere Flügeldeckfedern grün; Steuerfedern innen an der Wurzel gelb, ebenſo geſäumt, die äußerſte Feder außen düſter blau, die zweite jederſeits nahe der Wurzel durch einen roten Fleck geziert. Iris braungelb, Augenkreis weißlich, . Schnabel horngrau, oben an der Wurzel graugelb, Füße dunkel fleiſchbraun. — Bei einzelnen Stücken ver⸗ breitet ſich das Rot über mehrere Steuerfedern, bei anderen fehlt es gänzlich. Die Cotorre iſt der einzige auf Portorico vorkommende, mindeſtens von dorther bekannte Bapagei und ſcheint der Inſel eigentümlich zu ſein. 44. Die Jamaika⸗Amazone, Chr. (Ps., Pion.) (olg ik „ (gutturalis, vinaceicollis, a 2 Mittelgroß; grasgrün; Stirn, Vorderkopf und Zügel weiß, jede Feder in der Mitte roſa, Oberkopf merbläulich, 5 Kopfſeiten, Kinn und Kehle dunkel weinrot; Federn des Oberkopfes, Nackens und Hinterhalſes mit ſchmalen, 8 . verwaſchenen ſchwärzlichen oder ſchwarzen, einzelne der Kopfſeiten mit grünen Endſäumen; Schenkel und 8 After lebhaft gelbgrün; Handſchwingen außen blau, innen ſchwarz, Armſchwingen außen grün, gegen das Ende bläulich, alle Schwingen unterſeits düſter grün, außen und an der Spitze ſchwarz; Deckfedern der Handſchwingen merblau, untere Flügeldecken grün; die beiden mittelſten Schwanzfedern dunkelgrün, am Ende heller, die übrigen an der Wurzel tief ſcharlachrot, gegen das Ende grasgrün, an der Spitze gelbgrün; Steuerfedern unterſeits an der Wurzel rot, gegen das Ende grünlich gelb; obere und untere Schwanzdeck⸗ federn gelbgrün. Iris dunkelbraun, Augenkreis und Wachshaut weißgrau, Schnabel gelb, Füße 1 fleiſchfarben. Die Art wurde bis jetzt ausſchließlich auf Jamaika gefunden. 45. Die Kuba⸗ Amazone, Chr. (Ps., Am.) leucocephala, L., (Paradisi). Groß; dunkeln. grasgrün, Rückenfedern mit breiten, Kehlfedern mit ſchmalen ſchwarzen oder ſchwärzlichen Endſäumen; Stirn, Scheitel, Zügel und Augenrand weiß, Backen, Kinn und Kehle purpurrot, Ohrgegend hinten ſchwarz, Bauch und After dunkelpurpurviolett (Federn an der Wurzel grün), Kniegegend hellblau; Eckflügel, Hand⸗ ſchwingen und deren Deckfedern blau, innen an der Wurzel ſchwarz, außen ſchmal grünlich geſäumt, unier⸗ ſeits ſchwarz, innen an der Wurzel dunkelgrün; die vier letzten Armſchwingen einfarbig grün, untere Deck⸗ federn ebenſo; Schwanzfedern grün, innen an der Wurzel und außen neben dem Schafte, nach der Schwanz⸗ mitte zu ſich verringernd, ſcharlachrot, äußerſte Feder außen breit blau gerandet; obere und untere 1 Schwanzdeckfedern gelbgrün. Iris braunſchwarz bis bräunlichgelb, Augenkreis, Wachshaut und Schnabel weiß, rötlich überhaucht, Füße fleiſchfarben. — Beim jungen Vogel ſind die Kehlfedern ein nur an i a der Wurzel rot, die Backen grün, der Ohrfleck dunkler als bei dem Alten. Vertritt den vorher beſchriebenen e auf Kuba und gehört dieſer Inſel ausschließlich a an. in A . FEN Krane oh Fe ene 12 2 j e e a 1 l Mr 2 7 x Le); 1 | Grün⸗ oder Amazonenpapageien. 167 en Die e nächſtſolgenden Arten en darin unter einander überein, daß as Deckgefieder ger een rot oder grün, der Eckflügel rot it und der Kopf ebenfalls mehr oder 4 e Rot zeigt. 46. Die Weißſtirn⸗ Amazone, Cotoro der Mejikaner, Chr. (Ps., Am.) albifrons, Sparrmann, (erythrops). Klein; dunkelgrasgrün, die Federn mit ſchmalen ſchwärzlichen, auf der Unterſeite ver⸗ waſchenen Säumen; Stirn und Vorderkopf weiß, Scheitel blau, Hinterkopf und Nacken bläulich angeflogen, Z3ieügel ſcharlachrot, 9 und Ohrgegend gelbgrün, Bauch ebenſo; Handſchwingen innen ſchwarz, außen grün, Enddrittel hier blau; Armſchwingen, die drei letzten grünen ausgenommen, dunkelblau, außen ſchmal grün geſäumt, innen an der Wurzel ſchwarz; alle Schwingen unterſeits ſchwarz, innen an der Wurzel daunkelgrün; Eckflügel und Handſchwingendeckfedern ſcharlachrot, untere Flügeldecken grün; Steuerfedern grün, innen gelbgrün geſäumt, äußerſte vier Schwanzfedern an der Wurzel ſcharlachrot, die fünfte jeder— ſeits innen mit rotem Fleck; obere Schwanzdeckfedern dunkel, untere gelbgrün. Iris gelbbraun, Schnabel 4 wachsgelb“ an der Spitze grau, Füße bleigrau. Schon der alte Hernandez gedenkt dieſer in Mejiko, Honduras, Guatemala und Nicaragna vor⸗ bommenden, in vielen unſerer Sammlungen noch fehlenden Art. Sie wurde mir erſt vor wenigen Tagen 5 lebend en und darf fortan wohl auch auf unſerem Tiermarkte erwartet werden. 55 Pretres Amazonenpapagei, Chr. (Ps., Am.) Prétrei, Tem., (vernus). Groß; grasgrün, die 1 der Oberſeite, Kehle und Bruſt mit ſchwärzlichen verwaſchenen Endſäumen; Stirn, Vorderkopf, Zügel und Augenkreis ſcharlachrot, ebenſo die Beftederung des Knies; Handſchwingen außen grün, gegen das Ende düſter blau, innen ſchwarz; Armſchwingen, ohne die vier 12 grünen, innen ſchwarz, außen 1 grün, am Ende beiderſeitig blau, unterſeits alle ſchwarz, innen an der Wurzelhälfte grün; Eckflügel, kleine 1 Hand ⸗, Unterarm⸗ und Handſchwingendeckfedern tief ſcharlachrot, untere Flügeldecken grün; Steuerfedern 1 grasgrün, in der Endhälfte grünlich gelb, innen an Wurzel bräunlichſchwarz, ebenſo gerandet. Iris braun ?, Schnabel hornbräunlich, auf der Wurzel des Oberſchnabels jederſeits ein roter Fleck, Füße dunkel⸗ . Bornbenu. 1 1 Lebt im Süden Amerikas, in Rio grande do Sul, Urugay, ift ſelten, wenig bekannt und bisher, fo m viel wir wiſſen, lebend noch nicht nach Europa gebracht worden. | 46868. Die Rotſpiegel⸗Amazone, Chr. (Ps.) agilis, L., (cayanensis, minor, signatus, virescens). Klein; ſchön grasgrün, unterſeits kaum heller, bloß ſeitlich gilblich ſcheinend, Oberkopf verwaſchen grünlichblau; Handſchwingen, die erſte, ſchwarze, ausgenommen, innen ſchwarz, außen dunkelblau, an der Wurzel grün; iR Armſchwingen innen ſchwarz, außen an der Wurzel grün, an der Spitze blau, grün geſermt, alle Schwingen . unterſeits ſchwarz, innen breit grün geſäumt; Handſchwingendeckfedern ee, übrige grün, untere N Flügeldecken düſter grün; Steuerfedern grün, innen an der Wurzel und dem Rande mit rotem Fleck auf = gelbem Grunde, die beiven mittleren Federn einfarbig grün, die äußerſten jederſeits außen blau verwaſchen, untere Deckfedern gelblichgrün. Iris dunkelbraun, Schnabel grauſchwarz, oben mit rotem Fleck an der 1 Wurzel, Füße grauſchwarz. 4 Die noch in allen Muſeen feltene, auf Jamaika heimiſche Art ift, fo weit bekannt, lebend ebenfalls | 1 5 a nicht nach Europa gekommen. | N 49. Die Rotmasten-Amazone, Chr. (Ps., Am.) brasiliensis, L., (autumnalis, cyanotis, erythro- ‘HM 5 5 Groß; ſchön grasgrün, unterſeits gilblichgrün; Stirn und Vorderkopf matt ſcharlachrot, Federn der u 0 Backen und Ohrgegend, am Kinn und rings um den Unterſchnabel nur an der Wurzel mattrot, am Ende | verwaſchen blau geſäumt; Rand der Mittelhand gelblich, jede Feder inmitten mit rotem Fleck; 15 Hand⸗ Bi ſchwinge ſchwarz, die übrigen innen ſchwarz, außen an der Wurzel grün, am Ende ſchwarzblau; Arm⸗ 5 1 I ſchwingen innen ſchwarz, außen grün, am Ende blau; alle Schwingen unterſeits grauſchwarz; obere Flügel- 4 4 und Schwingendeckfedern ſowie kleine untere Fligeldecken grün; die beiden mittleren Schwanzfedern grün, Bi gelb gerandet, die übrigen außen an der Wurzel grün, innen purpurſchwarz, gegen das Ende auf beiden | en tief ſcharlachrot, am Ende grüngelb, die beiden äußerſten außen bis gegen die Spitze hin violett; 1 untere Schwanzdeckfedern gelbgrün, an der Wurzel gelb. Iris orangebraun, Augenkreis und Wachshaut . H 5 grauſchwarz, Oberſchnabel graulich braun, jederſeits nach der Wurzel mit gelbem Fleck, Unterſchnabel Ki x gelblichgrau, Füße grau. | Sauübbraſilien, namentlich Provinz San Paulo, iſt erwieſenermaßen die Heimat dieſes in unſeren 5 . noch ſeltenen Vogels. Die Taubenhals⸗ Amazone, Chr. (Ps., Am., Psittacodes, Oenochrus) vinacea, Neuw., ce fimbriolatus, tarabe). Groß; dunkelgrasgrün, Federn des Oberkopfes und Oberrückens am Ende 1 5 ſchwärzlich gelenk Stirnrand und Zügel blutrot, Federn des Hinterhalſes blass lilablau — © 5. > 168 ; Papageien. ſchwarz geſäumt, an der Wurzel grün, in der Mjtte mit verwaſchenem weinrotem Fleck; Unterſeite di dunkel weinrot, auf Bruſt und Bauch am dunkelſten, violett ſcheinend, Kinnfedern am Ende ſchmal bläulich, Bruſt⸗ 7 federn ſchwarz, Bauchfedern gelbgrün geſäumt, Schenkelfedern gelbgrün; Handſchwingen innen ſchwarz, erſte — außen berlinerblau, zweite bis fünfte an der Wurzel grün, in der Endhälfte blau, die übrigen griin; Armſchwingen innen ſchwarz, am Ende und außen grün, auf der erſten bis dritten 1 ein großer, auf der vierten ein kleiner ſcharlachroter Fleck; alle Schwingen unterſeits ſchwarz, innen an der Wurzel grün; kleine Flügeldeckfedern am Handrande außen ſcharlachrot, untere Flügeldecken grün, die größten ſchwarz; Schwanzfedern grün, ein breiter Endſaum gelbgrün, die drei oder vier äußerſten Federn jederſeits innen an | der Wurzel gelb, hierauf innen und außen (auf der vierten bloß innen) breit ſcharlachrot, auf der äußerſten | mehr dunkelrotbraun, welche Färbung bei den drei folgenden als Saum erſcheint; auf der Innenfahne derſelben Federn nahe am Ende außerdem ein verwaſchen blaßroter Fleck. Iris orangefarben, Schnabel 1 hochrot, mit weißer Spitze, Füße olivengrau. — Beim jungen Vogel iſt die Stirnbinde bläſſer, den Flügelrand blaſs citronengelb, und tragen die weniger lebhaft weinroten e breite, grüne End⸗ ſäume. Iris citronengelb, Schnabel nur an der Wurzel rot. Dieſer ſchöne, auffallend gefärbte Grünpapagei lebt in dem ſteppenartigen Inneren Sidbraſtliens und Paragays und wird dort von den Anſidlern oft in Gefangenſchaft gehalten. 51. Die Grünwangen⸗ Amazone, Chr. (Ps., Am.) coccineifrons, Souancé, (viridigenalis, glauci- ceps, lilacina, vernans). Groß; dunkelgrasgrün, unten etwas heller, die Federn des Kopfes, Hinterhalſes, Rückens und der Unterſeite mit ſchwarzen, dort breiteren, hier ſchmäleren verwaſchenen Säumen; Stirn, Vorderkopf und Zügel tief ſcharlachrot, ein Streifen über den Augen, Schläfe und Ohrgegend einſäumend, blau, Backen ſmaragdgrün; Handſchwingen ſchwarz, außen an der Wurzelhälfte tief indigoblau; Arm⸗ ſchwingen an der Wurzel grün, innen ſchwarz, erſte fünf außen bis gegen das Ende tief ſcharlach, dieſes blau, vierte und fünfte vorher grün, heller geſäumt, die letzten drei einfarbig grün; alle Schwingen unter⸗ ſeits dunkelgrün, außen und an der Spitze ſchwärzlich; kleine untere Flügeldeckfedern grün, große dunkel⸗ grün; Steuerfedern dunkelgrasgrün, Endhälfte derſelben gelbgrün, äußerſte Feder an der Wurzel außen 1 dunkel violettblau, innen rötlich angeflogen. Iris blass ſtrohgelb, Schnabel hornfahlgrau, oben und ſeitlich mit horngelbem Wurzelfleck, Füße horngrau. — Bei einzelnen Stücken iſt der ganze Oberkopf tief W Das Vaterland iſt Neugranada und Ecuador. 52. Die Diadem⸗ Amazone, Chr. (Ps., Am.) diademata, Spix. Groß; grasgrün, unten lebhafter; Kopfſeiten ins Smaragdgrüne, Stirnrand und Zügel dunkel ſcharlachrot, Federn des Hinterkopfes und Nackens an der Wurzel gelb, am Ende breit blaſslilablau, Kinnfedern weinrötlich geſäumt, Schultern und obere Flügeldecken graulich überflogen; Handſchwingen ſchwarz, in der Wurzelhälfte mit Ausnahme der erſten dunkelgrün; erſte vier Armſchwingen innen ſchwarzblau, außen an der Wurzel gelblich, in der Mitte dunkel ſcharlachrot, an der Spitze tief indigoblau, die folgenden außen grün, am Ende blau, die letzten drei ein⸗ farbig grün; Schwingen unterſeits ſchwarz, an der Wurzel innen bis gegen den Schaft hin grün; untere Flügeldecken grün, die größeren mit gelblicher Spitze; Steuerfedern grün, gegen das Ende hin lebhaft gelb⸗ grün, die drei äußerſten innen an der Wurzel hochrot, dieſe Färbung durch ein dunkelgrünes Querband begrenzt, die äußerſte Feder außen violettblau, die zweite und dritte hier ebenſo gefleckt, alle Federn unter⸗ ſeits gelbgrün, an der Wurzel rot, mit dunkelgrüner Querbinde. Iris braun?, der nakte Augenring weißgrau, Schnabel dunkelgrau, Füße dunkelbläulichgrau. Spir ſammelte die Art tief im Innern Braſiliens, im Gebiete des Amazonenſtromes; Natterer fand ſie am Rio negro und bei Para auf; andere Stücke ſtammen von Panama. Der Vogel iſt, ſo viel bekannt, lebend ebenfalls noch nicht nach Europa gebracht worden, kann aber mit jedem von Mes ausCaufenben Schiffe zu uns gelangen. | 53. Die Gelbwangen-Amazone, Chr. (Ps., Am.) autumnalis, L., (americanus, aurantius, aesti- valis). Groß; grasgrün, unterſeits gilblichgrün; Stirnrand und Zügel ſcharlachrot, ein Fleck vom Mund⸗ winkel bis unters Auge, die Zügel begrenzend, hochgelb, Backen lebhaft grasgrün, Scheitelfedern verwaſchen lilablau, Nackenfedern ſchwärzlich geſäumt; Handſchwingen ſchwarz, mit Ausnahme der erſten außen in der Wurzelhälfte dunkelgrün; Armſchwingen, mit Ausnahme der vier letzten einfarbig grünen, am Ende blau, innen ſchwarz, die drei bis vier erſten außen an der Wurzel grün, in der Mitte lebhaft ſcharlachrot; alle Schwingen unterſeits ſchwarz, in der Wurzelhälfte innen dunkelgrün; Flügelbug und untere Flügeldeckfedern grün; Steuerfedern dunkelgrün, am Ende grüngelb, die beiden äußerſten jederſeits innen an der Wurzel ver⸗ waſchen rot. Iris rotbraun, Schnabel horngelb, ſeitlich an den Rändern und an der Spitze ſchwarz, N ſchwarzgrau. — Bei einzelnen, vielleicht jüngeren Stücken iſt der Oberkopf lilablau, der Nacken ebenſo geſäumt, der gelbe Fleck unter dem Auge ſehr klein, die Innenfahne der Schwanzfedern an der Wurzel gelb. | Grün. oder Amazonenpapageien. 169 Das Vaterland 1 ſich vom ftichen Mejiko bis Guatemala, alfo über den größeren Teil Mittel- amerikas. 815 Die ank 8 gen Braſllens, Chr. (Ps., Am.) Dufresnei, Levaillant, (co- ronatus). Groß; grasgrün; die Federn des Hinterkopfes und Nackens ſchmal ſchwärzlich geſäumt; Vorderkopf ſcharlachrot, Zügel rotgelb, Backen und Kinn himmelblau; Handſchwingen ſchwarz, außen in der Wurzel⸗ 2 hälfte dunkelgrün, die erſte einfarbig ſchwarz; Armſchwingen grün, innen ſchwarz, am Ende indigoblau, erſte bis dritte außen in der Mitte zinnoberrot, die vier letzten einfarbig grün; alle Schwingen unterſeits in der inneren Wurzelhälfte dunkelapfelgrün; Flügelrand und untere Flügeldecken grün; Schwanzfedern dunkel⸗ grün, am Ende gelbgrün, bis auf die beiden mittleren innen mit großem blutrotem Fleck nahe dem Ende und einem zweiten, mehr verwaſchenen an der Wurzel, äußerſte Steuerfedern außen blau geſäumt. Iris ne. hochorangefarben, Schnabel an der Wurzel hellrot, an der Spitze gelblich, Füße gelblichgrau. — Dem jungen Vogel fehlt das Rot am Kopfe und auf den Schwanzfedern; auch zeigen die Armſchwingen 4 Orange anſtatt Rot. Der Vogel verbreitet ſich über Mittel- und Nordbraſilien, Giana und Neu- Granada. Die nächſtfolgenden Arten haben grüne Handſchwingendeckfedern und zeigen kein Rot am Kopfe. 55. Die Guatemala⸗ Amazone, Chr. Guatemalae, Hartlaub. Sehr groß; dunkelgrasgrün, auf Nacken, Hinterhals und Mantel mit dunkleren, verwaſchenen Endſäumen, Kopfſeiten lebhafter grün, After⸗ gegend und untere Schwanzdecken gilblichgrün; Stirn und Oberkopf hell himmelblau, Flügelbug grün; erſte Armſchwinge ganz, die übrigen bis auf die dunkelgrüne Wurzelhälfte der Außenfahne ſchwarz; Hand⸗ ſchwingendeckfedern wie die hinteren Armſchwingen dunkelgrün, letztere innen ſchwarz, außen vor dem Ende dunkelblau, die vorderen drei Armſchwingen außen ſcharlachrot, gegen das Ende zu grün, blau und ſchwarz; Schwingen unterſeits apfelgrün, Handſchwingen außen und in der Endhälfte ſchwarz, Steuerfedern dunkel⸗ grün, in der Endhälfte und unterſeits lebhaft grüngelb. Iris braun?, Schnabel dunkelhornbraun mit lichterem Wurzelfleck, Füße dunkelhornbraun. Der Name bezeichnet das Vaterland. Nach Europa iſt der Vogel lebend noch nicht gebracht worden. 56. Der Blaukopf oder Cicero der Dominikaner, Chr. (Ps., Am. Oenochrus) Augusta, Vigors. Sehr groß; oben grasgrün, unten bräunlich; Federn des Ober- und Hinterkopfes düſter rötlichbraun, mit ſchmalen merblauen Endſäumen, die des Hinterkopfes in der Mitte grün, die des Halſes und Nackens an der Wurzel düſter bräunlich und vor dem ſchwarzen Endrande mit verwaſchener, violetter und grüner Endbinde; Federn der Unterſeite rötlichbraun, mit breiten weinrötlichen Endſäumen, welche in gewiſſem Lichte violett schimmern; ; Zügel und Backen braun, die Federn hier mit rötlichen, die der Ohrgegend mit grünlichblauen Endſäumen; Handſchwingen, mit e der erſten einfarbigen, braunſchwarz, außen in der Wurzelhälfte grün; erſte drei Armſchwingen außen an der Wurzel grüngelb, ſodann ſcharlachrot, in der Endhälfte ſchwärzlichbraun, die folgenden außen grün, innen ſchwärzlichbraun, die drei letzten einfarbig grün; Schwingen unterſeits düſtergrün, außen und gegen das Ende hin ſchwärzlichbraun; untere Flügeldecken grün, die kleinen ſcharlach— rot; Schwanzfedern düſter purpurrotbraun, am Ende rötlich verwaſchen, vor dem Ende bläulich geſtreift, 8 die ſechs mittleren an der Wurzel grünlich; obere und untere Schwanzdecken ſchön grasgrün. Iris rot, Schnabel hornbraun, an der Wurzel mehr ins Gelbliche, Füße dunkel hornbraun. Das Vaterland des noch wenig bekannten Vogels iſt die kleine Inſel Dominika, woſelbſt er nur in den 8 unzugänglichen Gebirgen des Inneren vorkommen ſoll. 57. Guildings Amazone, Chr. (Ps., Am.) Guildingi, Vig. Sehr groß; kaſtanienbraun; Stirn, Ober⸗ . kopf, Augengegend weiß, Hinterkopf gelborange, Federn der Schläfe, Backen und des Nackens an der Wurzel brangebraun, hierauf grünlich, am Ende breit blau, die des Hinterhalſes und der Halsſeiten in der End⸗ älfte düſter grünlich, ſchmal ſchwärzlich geſäumt, Kifedern dunkelorange, am Ende grünlich, die des Mantels, Rückens und der Schultern kaſtanienbraun, grünlich verwaſchen, die des Hinterrückens und die oberen Schwanzdecken grünlich, an der Wurzel gelblich, am Ende kaſtanienbraunrot; Kehle, Kropf, Bruſt, Seiten und Bauch kaſtanienbraun, die Federn mit verloſchenen ſchwärzlichen, die der Bruſt- und Bauchmitte HH owie der Schenkel mit grünlichen Endſäumen, die des Afters und die unteren Schwanzdecken an der Wurzel gelb, am Ende grün; erſte Handſchwinge ganz, die übrigen innen und in der Endhälfte der Außenfahne ſchwarz, an der Wurzel olivengrün, dahinter tief blau; erſte ſechs Armſchwingen außen in der Wurzelhälfte 5 brennend orange, in der Endhälfte tief indigoblau, an der Spitze und innen ſchwarz, die folgenden in der Wurzelhälfte olivengrün, die beiden letzten grün; Schwingen unterſeits tief ſchwarz, innen an der e olivengelb, am Ende bläulich verwaſchen; Deckfedern am Buge tief orange, der Flügel olivengrünlich, Ende kaſtanienbraun verwaſchen, die kleinen unterſeits grün, die großen gelb, Steuerfedern im Wurzeldritel 3 2 =“ EA NEE 8 ee e a en a — 5 ie 2 8 ar E En reine she, 5 Kern ip Seen Feen he ee AN fee Saiten Serge ee ae a 1 5 1 170 ; i tief, im Enddrittel hell orange, in der Mitte blau, innen ſchwarz, unterſeits wie oben, in der Mitte en) 7 grün. Schnabel hell hornfahl, Füße hornbraun. 9 Das Vaterland dieſer ſehr ſeltenen, höchſt auffallend gefärbten, 11 8 noch Nicht nach Europa gangen Amazone ſoll St. Vincent ſein. 1 58. Der Juru (Schuru) der Brafilianer, zu Deutſch Müller (welchen höchſt bezeichnenden nd + dieſe Amazone auch bei unſeren Händlern führt), Chr. (Ps., Am.) farinosa, Bodd., (pulverulentus). Sehr groß; dunkelgrasgrün, auf Stirn, Backen und der ganzen Unterſeite heller, gilblichgrün; die grünen Federn des Hinterhalſes, Nackens, Mantels, der Schultern und Leibesſeiten graulich, wie mit Mehl bepudert; einige Federn auf der Mitte des Scheitels hochgelb, die des Oberkopfes am Ende breit düſter violett, die des Hinterkopfes, Hinterhalſes und Nackens ſchwärzlich gerandet; erſte Handſchwinge ſchwarz, die übrigen innen und am Ende ſchwarz, außen in der Wurzelhälfte dunkelgrün, allmählich in Dunkelblau und ſchließlich in a Schwarz übergehend; die drei erſten Armſchwingen außen an der Wurzel grün, in der Mitte tief ſcharlach⸗ rot, vor dem Ende dunkelblau, an der Spitze ſchwarz, die folgenden außen grün, an der Spitze dunkel⸗ blau, alle, mit Ausnahme der drei letzten einfarbig grünen, innen ſchwarz; Schwingen unterſeits, Hand- 5 f ſchwingen jedoch nur in der Wurzelhälfte innen dunkelgrün; kleine Deckfedern am Buge ſcharlachrot; Steuer⸗ federn dunkelgrasgrün, in der Endhälfte grüngelb, äußerſte Schwanzfeder außen bis gegen die Spitze blau; untere Schwanzdeckfedern grüngelb. Iris dunkelbraun, Schnabel horngrau, oben und unten jederſeits mit l orangegelbem Wurzelfleck, Füße ſchwarzbraun. — Verſchiedene Spielarten kommen vor; das Gelb auf dem Scheitel kann fehlen oder einen größeren Raum einnehmen oder durch rötliche Federſäume gehoben ſein; der blaue Saum der äußerſten Schwanzfeder iſt zuweilen nicht vorhanden ꝛc. — Beim Jungen iſt der N graublau überlaufen. Ein großer Teil Südamerikas, vom mittleren Braſilien bis Giana, Panama, Seuater, Bola, iſt die Heimat dieſes häufigen und oft in Gefangenſchaft gehaltenen Vogels. 59. Der Goldnacken, Chr. (Ps., Am.) auripalliata, Less., (flavinuchus). Groß; . ſchön i grasgrün, unterſeits heller, gilblichgrün; Stirn, Oberkopf und Backen blaſs grasgrün, Federn der Halsſeiten und des Hinterhalſes mit ſchmalen verwaſchenen ſchwärzlichen Endſäumen; Nacken tief citronengelb; erſte A Handſchwinge Schwarz, die übrigen außen in der Wurzelhälfte grün, in der Endhälfte tief indigoblau, innen ſchwarz; die erſten drei Armſchwingen außen an der Wurzel grün, in der Mitte dunkel ſcharlach, ſodann grün und am Ende blau, die folgenden außen grün, am Ende indigoblau, alle innen ſchwarz, die drei letzten auf beiden 1 Fahnen grün; Schwingen unterſeits, die größtenteils ſchwarzen Handſchwingen ausgenommen, dunkel apfelgrün, die großen unteren Deckfedern ebenſo, Flügelrand und kleine untere Flügeldecken gelbgrün; Steuerfedern in der Wurzelhälfte dunkel⸗, in der Endhälfte gelbgrün, die drei bis vier erſten innen im Wurzeldrittel ſcharlach, 1 ebenſo außen ein ſchmaler Schaftſtrich, Rand der Innenfahne rotorangefarben. Iris braungelb, Dane hellhorngrau, an der Wurzel horngelb, Wachshaut ſchwarz, Füße hell hornbraun. d So viel jetzt bekannt, beſchränkt ſich der Verbreitungskreis dieſer auffallenden Art auf Mittelamerika. 60. Der Amazonenpapagei der Forſcher und Händler, Kurika der Braſilianer, Chr. (Ps., Am.) amazonica, L., (aestivus, Aourou, jamaicensis, luteus, luteolus). Mittelgroß; dunkelgrasgrün, unter⸗ ſeits kaum heller; Stirnrand und Zügel bis hinter das Auge lilablau, Kopf nebſt Backen hochgelb; erſte Handſchwinge ſchwarz, die übrigen außen an der Wurzel mattgrün, dahinter indigoblau, innen ſchwarz; die erſten zwei bis vier Armſchwingen außen an der Wurzel grün, in der Mitte zinnoberrot, am Ende indigo⸗ blau, die folgenden außen grün, am Ende blau, innen ſchwarz, die letzten zwei einfarbig grün; Schwingen unterseits innen an der Wurzel dunkelgrün, übrigens ſchwarz; Bug, bis auf den gelben Daumenrand, un | untere Flügeldecken grün; die vier äußerſten Steuerfedern außen dunkelgrün, innen zinnobermennigrot, ein das Rot trennender Mittelſtreifen grün, das Ende breit grüngelb, zweite und dritte Feder außen nah der Wurzel mit rotem Fleck, die fünften Steuerfedern jederſeits innen grün mit rotem Fleck; untere Schwanz decken gelbgrün. Iris zinnoberrot, Schnabel horngelb, an der Spitze dunkelbraun, Füße hornbräunlich. Beim jungen Vogel ſind die Federn des Kopfes an der Wurzel grün, an der Spitze blau geſäumt, die großen Flügeldecken fahlgelb gerandet, die Schwingenſpitzen weißlich. — Spielarten Ka nicht HAN die Farbenabänderungen jedoch meift Folge längerer Gefangenſchaft. “) | Der Vogel, einer der gemeinſten Papageien Südamerikas, verbreitet ſich über Mittel⸗ und Nene Giana, Venezuela, Bogota und Ecuador. 61. Die Gelbflügel⸗Amazoue, Gelbkopf der Händler, Chr. (Ps., Am.) ochroptera, Gml., cterhe vi Ius, xanthocephala). Groß; grün, mit breiten ſchwarzen Rändern; 1 und Zügel weißlich, Oberkopf, ee, ) Auch die tüchtigſten Naturforſcher haben dieſe Art und die Rotbug⸗ Amazone verwechſelt und reit 53 4 wiſſenſchaftliche Namen gegenſeitig vertauſcht, worauf bei Vergleichung der betreffenden Bücher zu un % 9 Grün⸗ oder Amazonenpapageien. b 171 Ohrgegennd, Kinn, Oberteile und ee ſchön gelb; Handſchwingen außen in der Wurzelhälfte grün, hierauf indigoblau, am Ende wie innen mattſchwarz; erſte drei bis vier Armſchwingen außen in der Wurzel⸗ hälfte ſcharlachrot, Endhälfte dunkel indigoblau, innen ſchwarz, die folgenden außen grün, innen ſchwarz, am Ende blau, die drei letzten einfarbig grün; alle Schwingen unterſeits düſter bläulichgrün, außen und an der Spitze wie ein Schaftſaum der Innenfahne ſchwärzlichgrau; obere kleinere und mittlere Deckfedern längs Bug und Unterarm hochgelb, einen großen Fleck bildend, kleine untere Flügeldecken grün; Steuer⸗ federn grün, die mittleren einfarbig, die übrigen in der Endhälfte hell gelbgrün, das Wurzeldrittel der vier äußerſten auf beiden Fahnen zinnoberrot, ein Rand innen gelblich, ein breiter Querſtreifen hinter dem Rot dunkelgrün. Schnabel und Füße horngelblich. Als Vaterland iſt Südmejiko nachgewieſen worden. 0 62. Levaillants Amazone, Chr. (Ps., Am.) Levaillanti, Gray, (xanthops). Groß; dunkelgrasgrün, . unterſeits heller, Federn des Hinterhalſes und Mantels mit ſchmalen verwaſchenen dunklen Endſäumen; Kopf und Knie ſchwefelgelb, Unterſchenkel gelb; erſte Handſchwinge ſchwarz, die übrigen innen und am Ende bbenſo, außen in der Wurzelhälfte dunkelgrün, hierauf bis gegen die Spitze blau; die erſten vier Armſchwingen Er außen an der Wurzel und vor dem Ende grün, in der Mitte tief ſcharlachrot, am Ende indigoblau, ſchmal gilblich geſäumt, innen ſchwarz, übrige außen grün, innen ſchwarz, an der Spitze blau; Schwingen Aumnterſeits dunkel apfelgrün, Handſchwingen außen und am Ende ſchwarz; Deckfedern am Buge ſcharlachrot, an der Daumenwurzel gelb; untere Flügeldecken grün; Steuerfedern dunkelgrün, ihr Enddrittel grüngelb, die äußerſten vier innen an der Wurzel ſcharlachrot, gegen den Rand zu gelb. Iris rot, ein ſchmaler Ring um den Stern gelb, nakter Augenkreis gelblichgrau, Schnabel ie Füße bräunlich. Der Vogel lebt in Süd⸗ und Weſtmejiko. 63. Die Gelbſcheitel⸗Amazone, Chr. (Ps., Am.) ochrocephala, Gml., (poecilorhynchus, flavifrons). Mittelgroß; dunkelgrasgrün, unterſeits heller, Federn des Hinterhalſes und Nackens mit ſchmalen ſchwärz⸗ llichen Endſäumen; Oberkopf, Zügel, Mundwinkel und Kinn hochgelb; erſte Handſchwinge ſchwarz, übrige innen 5 ebenſo, außen an der Wurzel dunkelgrün, in der Endhälfte indigoblau; die vier erſten Armſchwingen außen ſcharlachrot, an der Wurzel grün, am Ende blau, die fünfte mit rotbraunem Fleck, die folgenden grün, aam Ende blau, alle innen ſchwarz, die vier 2 5 einfarbig grün; Schwingen unterſeits ſchwarz, innere 5 Wurzelhälfte dunkel apfelgrün; Flügelbug ſcharlachrot; untere Flügeldecken grün; Steuerfedern dunkelgrün, ihre Endhälfte grüngelb, die beiden mittleren einfarbig, die vier äußeren innen an der Wurzel ſcharlachrot. 8 Iris innen gelb, außen rot, nakter Augenkreis grau, Schnabel ſchwarzbraun mit hellroten Wurzelflecken, N Füße bräunlich. 5 Die Art, der „doppelte Gelbkopf“ der Händler, ſtammt aus den nördlichen Ländern Südamerikas. 64. Die Rotbug⸗Amazone, „Neuholländer“! der Händler oder Papageyo der Braſilianer, Chr. (Ps., Am.) aestiva, Latham, (amazonica, decorus, guttatus, aurora). Mittelgroß; dunkelgrasgrün, unter⸗ ſeits heller, Federn des Hinterkopfes und Rückens mit ſchwärzlichen, die der Unterſeite mit grünbläulichen Endſäumen; Stirnrand himmelblau, Scheitel, Zügel, Backen und Kinn hochgelb, Unterſchenkel gelb; erſte Handſchwinge ſchwarz, die übrigen ebenſo, äußere Wurzelhälfte grün, Endhälfte mit ſchmalem tiefblauem g Saume; Armſchwingen grün, innen ſchwarz, am Ende indigoblau; die vier erſten außen in der Mitte ſcharlachrot; Schwingen unterſeits ſchwarz, innen an der Wurzel dunkelgrün; Flügelbug ſcharlach, untere 5 Flügeldecken grün; die beiden mittleren Steuerfedern einfarbig, die übrigen an der Wurzel dunkelgrün, ihre Endhälfte blau, die vier äußeren an der Wurzel innen und ſchmal neben dem Schafte auch außen mit großem ſcharlachrotem Fleck, äußerſte Schwanzfeder außen blaulich geſäumt. Iris orangefarben, bei jungen Vögeln graubraun, Schnabel und Füße ſchwärzlichbraun. Vertreter des Amazonenpapageies im Süden Braſiliens bis e bewohnt dieſe Art die Waldungen ö des inneren Landes und kommt nicht an die Küſte. 0 Ebenſo übereinſtimmend als Geſtalt und Färbung ſcheint die Lebensweiſe der Ama⸗ zonenpapageien zu ſein. Ihr Verbreitungskreis erſtreckt ſich, ſelbſt von den auf Inſeln lebenden Arten abgeſehen, ſelten über ausgedehnte Gebiete; doch hat man neuerdings Arten, deren Vorkommen nur für gewiſſe Gegenden bekannt War auch in weit davon entfernten gefunden. Alle find Waldvögel im eigentlichen Sinne des Wortes; es bevorzugen aber 8 die einen dieſe, die anderen jene Waldbäume und demgemäß auch verſchiedenartige Waldungen. So hält ſich der eigentliche Amazonenpapagei am liebſten in den hohen Küſten⸗ wäldern auf, welche Flußmündungen und Mangle-Simpfe begrenzen, und wählt fich hier mit N 1 8 die Avicennia⸗ und Conocarpus-Gebüſche, welche wie bei > = r ET ER re Pa ee nee r —— 1 N — ů ——— —— 172 Papageien. uns die Weiden längs der Flußufer wachſen, zu feinen Tummel plätzen, während die Rotbug⸗ | Amazone erſt in den höher gelegenen Steppenwaldungen gefunden wird. Wie hoch ſie im Gebirge emporſteigen, wiſſen wir noch nicht; daß ſie höher gelegenen Gegenden nicht fehlen, iſt feſtgeſtellt worden. Bedingung für ihren Aufenthalt find dichtwipfelige, hochkronige Bäume, in deren Gelaube ſie ſich unter Umſtänden ſo vollſtändig verbergen und ſo ſtill ihr Weſen treiben können, daß man ſie nicht oder doch nur an dem Hergen der von ihnen abgepflückten und ausgefreſſenen Früchte wahrnimmt. In ihren Bewegungen ähneln ſie den Graupapageien am meiſten. Sie ſind Be aber ausdauernde Kletterer, ſchlechte Läufer und ſchwerfällige Flieger. Moritz vergleicht ihren Flug mit dem ſchwankenden einer Ente; der Prinz von Wied ſagt: „ſie fliegen hoch und mäßig langſam, und ſchlagen ſehr ſchnell mit ihren kurzen Flügeln, um den dicken, kurzen, ſchweren Körper fortzutreiben.“ Dabei ſchreien ſie unaufhörlich und in unerträglicher Weiſe, weil kein einziger eine anmutige Stimme beſitzt, und das vereinigte Geſchrei, welches „den Wald erfüllt“, zwar „merkwürdig anzuhören“ iſt, aber doch Nerven von Stahl erfordert, um es mit Gemütsruhe aushalten zu können. Der Amazonenpapagei wird von den Anſidlern geradezu der Kreiſcher genannt; andere Arten dürften kaum einen anderen Spitz⸗ namen verdienen; nur die Akamutanga, welche ununterbrochen den Ruf „Noat, noat“ aus⸗ ſtößt und nach ihm von den Botokuden benannt wurde, macht eine Ausnahme, obgleich auch ihr Geſchrei gewiß nicht als anziehend bezeichnet werden kann. Die höheren Fähigkeiten ſind gleichmäßig entwickelt, ihre Sinne ohne Ausnahme ſcharf, ihre geiſtigen Anlagen ausgezeich⸗ neter Art. Sie zählen unbedingt zu den klügſten Vögeln der Erde und zeichnen ſich ebenſo ſehr durch Verſtand wie durch Liſt und Vorſicht, durch leichte Faſſungsgabe wie N ein vorzügliches Gedächtnis aus. Ihr tägliches, geſelliges und eheliches Leben e ſie kaum von anderen Papa⸗ geien. Am frühen Morgen ſiht man ſie, oft in unzählbarer Menge, unter lautem Geſchrei aus den Wäldern hervorkommen, gegen Abend dahin zurückkehren, die Pare dicht neben einander ſich haltend und ſtets in hoher Luft dahin ziehend. Dieſe Ausflüge geſchehen mit größter Regelmäßigkeit: gerade der „Tagwerker“, deſſen ſtetig ſich wiederholende Auf⸗ und 9 Niederflüge die Aufmerkſamkeit des Volkes erregten, iſt einer der Ihrigen. Sie begeben ſich zunächſt zu ihren Futterplätzen, welche je nach der Jahreszeit verſchieden ſind, und treiben hier ihre Geſchäfte ebenſo ſtill, als ſie früher laut waren. In den Wäldern fallen ſie, um ſich zu ſättigen, auf den verſchiedenſten Bäumen ein, da ſie Körner und Nüſſe ebenſo gern 4 freſſen als Früchte; in den Pflanzungen ſchaden ſie insbeſondere dem Mais und den Orangen. Auch ſie ſind keineswegs gefräßig, verwüſten aber weit mehr, als ſie verzehren, weil ſie ſich regelmäßig das Leckerſte auswählen. In den heißeſten Mittagsſtunden ruhen ſie verdauend in den Baumkronen, Nachmittags nehmen ſie wiederum Nahrung zu ſich. Nach der Mahlzeit pflegen ſie zu trinken, ſalziges Waſſer ebenſo gern als ſüßes, am liebſten, indem ſie ſich von niedrig über dem Waſſer hängenden Zweigen zu dieſem herabbiegen. Während eines Regens ſiht man ſie auf den höchſten Zweigen ſitzen, um ſich der Wohltat eines Bades teilhaftig zu machen. Zu gewiſſen Zeiten erſcheinen fie plötzlich in unſchätzbaren Schwärmen, deren Vorüberflug viele Minuten währen kann, an der Küſte, in den Pflanzungen ꝛc., verſchwinden auch ebenſo unverſehens wieder, als ſie gekommen. Ueber das Brutgeſchäft mangeln noch immer ausführliche Berichte. Die Amazonen⸗ papageien trennen ſich kurz vor derſelben in Pare, ſuchen ſich eine vom Specht gezimmerte oder ſonſtwie entſtandene Baumhöhlung aus, richten dieſelbe im Innern dürftig her und legen zwei bis vier weiße Eier. So ungefähr lauten übereinſtimmend die Angaben. Nur von der Kuba- und der Rotbug-Amazone ift die Niftzeit bekannt; erſtere brütet im Mai 4 und Juni, letztere zwiſchen Oktober und März. Wahrſcheinlich richtet ſich die Fortpflanzung D Din — | Grün oder Amazonenpapageien. 173 genau nach dem Frühlinge der betreffenden Länder. Die Jungen werden von beiden Eltern gepflegt und bis zum Ausfliegen aus dem Kropfe gefüttert. „Ich beobachtete“, ſagt Schomburgk „einige Tage ein Pärchen (des Amazonenpapageies), das in der Nähe unſeres Lagers am Kanuku⸗Gebirge in einem hohen, aber eingegangenen Baume Neſt und Junge hatte, welche letzteren ſie nur zweimal fütterten, und zwar um 11 Uhr Vor⸗ mittags und um 5 Uhr Nachmittags. Sobald ſie ankamen, ſetzten ſie ſich erſt auf einen Aſt in der Nähe des Loches, und bemerkten ſie, daß ſie beobachtet wurden, ſo blieben ſie ruhig auf dieſem ſitzen, bis ihnen die Gelegenheit günſtig ſchien, unbemerkt in die Oeffnung zu = ſchlüpfen. Bei unſerem Aufbruche wurde der Baum umgehauen, worauf ſich die Indianer in Beſitz der Jungen festen; ein Mittel, zu dem ſie immer ihre Zuflucht nehmen müſſen, da die Papageien gewöhnlich in hohe und unerſteigbare Bäume bauen.“ Arm den reifenden Mais vor den Amazonenpapageien zu ſchützen, muß man zuweilen Wächter ausſtellen; dieſe Angabe erklärt den Haß aller Pflanzer gegen die freilebenden „ Vögel und die Verfolgung, welche dieſe zu erleiden haben. Indes trägt auch noch ein anderer AuUmſtand dazu bei, zur Jagd derſelben zu ermuntern: ihr Fleiſch iſt ſehr ſchmackhaft, und Papageienſuppen ſind eine ebenſo geſuchte als treffliche Speiſe. Kein Wunder daher, daß man, ſo oft es möglich, zu ihrer Jagd auszieht und zuweilen Maſſen von ihnen erlegt, denen gegenüber die dem Neſte enthobenen Jungen kaum in Betracht kommen. Letztere werden faſt ohne Ausnahme großgefüttert und gezähmt. 1 Man iſt in Amerika der Anſicht, daß einzelne Papageien unſerer Gruppe leichter ſprechen lernen als andere. Als die gelehrigſten aller Kurzflügelpapageien gilt der Blaubart; allein . auch die Jamaika⸗ und Portorico⸗Amazone, der eigentliche Amazonenpapagei, der Miller, Die Geelbſcheitel⸗ und Rotbug⸗Amazone werden fehr gerühmt, und über die Taubenhals⸗Amazone = wie die Akamutanga ſind die Ausſagen der Reiſenden einander widerſprechend. Ich meine, daß ſie alle, ohne jegliche Ausnahme, zu den gelehrigſten Vögeln zählen, welche es gibt, jedoch nur in ſeltenen Fällen einen Lehrmeiſter finden, welcher ihnen etwas Tüchtiges beibringt; es muß mir mindeſtens erſt bewieſen werden, daß eine jung aufgezogene, in zweckmäßiger Weiſe unterrichtete Amazone nichts gelernt hat, bevor ich von dem Mangel ihrer Befähigung überzeugt ſein ſoll. Sie ſind alle gut und deshalb ganz beſonders für diejenigen Liebhaber geeignet, welche an „ſprechenden“ Vögeln Gefallen finden. Wer über genügende Mittel zu verfügen hat, mag immerhin für eine der größeren und ſchöneren Arten 20 bis 30 Taler . aufwenden; wer ſich beſchränken muß, findet in den kleineren, mehr oder weniger unſchein⸗ baren Arten, deren Preis zwiſchen 6 bis 12 Talern ſchwankt, ausreichenden Erſatz. Ab⸗ weichend von den Graupapageien kommen die von den tierfreundlichen Indianern auf⸗ ezogenen Amazonen meiſt als wohlgezähmte Vögel in unſere Hände, und wenn ſich ein ſchickter Pfleger ſolchen nur einigermaßen widmet, gewinnt er ſich in ſehr kurzer Zeit inen ſehr liebenswürdigen, für freundliche Behandlung in hohem Grade empfänglichen, ede Liebkoſung dankbar und ſchmeichelnd erwiedernden Hausgenoſſen. Ueber Pflege und Wartung der Amazonen wüßte ich Beſonderes nicht zu ſagen. Ihre handlung iſt dieſelbe, welche man den Graupapageien zu Teil werden laſſen muß, vielleicht dem einzigen Unterſchiede, daß ſie, wie ſie es von ihrer Heimat her gewohnt, mehr rüchte erhalten mögen als jene. Zur Fortpflanzung im Käfige hat man ſie meines Wiſſens och nicht ſchreiten ſehen, ſie aber auch nur ausnahmsweiſe in Paren gehalten. Jedenfalls t kein Grund vor, zu bezweifeln, daß ſie ebenſo gut wie andere Papageien ihrer Größe der Gefangenſchaft ſich fortpflanzen dürften, falls ihnen alle Erforderniſſe gewährt werden. erſuche in dieſer Hinſicht, unternommen von Liebhabern, welche ſich ihrer Pflege voll und iz widmen, könnten meiner Anficht nach ſehr wohl ein günſtiges Ergebnis haben. Man ßte ſich mehrere Stücke einer Art verſchaffen, ſie in einem und demſelben Raume zuſammen 174 | Papageien. halten, ihnen Gelegenheit zur Parung bieten und die ſich zuſammengefundenen Pare dann in einen geeigneten Brutraum ſetzen, um zu einem Ziele zu gelangen, welches für die ie 3 ſchaft wie für die e von gleicher Wichtigkeit ſein würde. Zwergpapageien. e Die einzige Sippe der Papageien, welche in allen vier bezüglichen Erdteilen Wee | hat, ift die der Zwergpapageien. Alle hierzu gehörigen Arten bekunden in ihrer äußerlichen 3 Erſcheinung viel Uebereinſtimmendes, ſo daß es nicht ſchwer hält, ſie zu erkennen. Ihre Größe ſchwankt zwiſchen der eines Stares und der unſeres Sperlings. Die 4 Geſtalt iſt kurz und dick, der Leib gedrungen, der Kopf groß. Der Schnabel iſt ſehr kräftig, 1 zuweilen auffallend dick, 1 höher als lang und ſeitlich gerundet, der Oberſchnabel mäßig gekrümmt, ſeine überhängende Spitze kräftig, die Firſte nahe der Wurzel oft kantig abgeſetzt, der Unterſchnabel ebenſo hoch, meiſt höher als der obere, ſeitlich abgeflacht, mit breiter, abge⸗ rundeter, im Bogen aufſteigender Dillenkante, auf deren Mitte zuweilen eine erhabene Längsleiſte verläuft; vor der Spitze des Oberſchnabels befindet ſich ein deutlicher recht⸗ winkeliger Ausſchnitt oder eine ſeichte Bucht, vor der Spitze des Unterſchnabels eine tiefe Ausbuchtung; Feilkerben ſind immer vorhanden. Die Naſenlöcher werden halb, zuweilen ganz vom Gefieder bedeckt, öffnen ſich bei einzelnen Arten aber auch frei und haben dann wulſtige Ränder. Der Fuß iſt kurz und kräftig, der Lauf länger als die Hälfte der äußeren Vorderzehe; die Nägel ſind ziemlich lang, mäßig gekrümmt und ſpitz. In den langen Flügeln, welche zuſammengelegt das Ende des Schwanzes erreichen oder überragen, pflegen die drei erſten Schwingen die längſten zu ſein; die lange Flügelſpitze kommt dem Schwanze meiſt an Länge gleich; von den Schwingen, deren Enden ziemlich ſpitz zulaufen, ind die zweite bis vierte außen kaum merklich, innen meiſt gar nicht eingeengt, während die erſte vor der Spitze zuweilen eine Einſchnürung zeigt. Der kurze oder ſtummelhafte Schwanz iſt ſanft abgerundet oder faſt gerade, ausnahmsweiſe auch keilförmig; ſeine Federn haben abge⸗ 5 rundete, ſeltener zugeſpitzte Enden; die oberen Deckfedern, deren mittlere manchmal wegen ihrer Breite den Steuerfedern ähneln, erreichen das Schwanzende und zeichnen ſich durch ihre Zerſchliſſenheit aus. Das an den Federenden weitſtralige Gefieder wechſelt zwiſchen | weich und ſtarr, umſchließt eng das Auge oder läßt hier eine breite, nakte Stelle frei und prangt in ſehr ſchönen Farben, unter denen ein glänzendes Grün vorherſcht, während ein ſanfteres oder grelleres Rot am Kopfe, ein lebhaftes Blau auf dem Bürzel und eine ſchönfarbige Fleckenzeichnung auf dem Schwanze zur beſonderen Zierde wird. a Auch die Sippe der Zwergpapageien iſt in mehrere Unterabteilungen zertrennt 1 welche wir, ſoweit ſie uns angehen, vermerken werden. Leider haben wir es bloß mit wenigen Arten zu tun, weil von den ziemlich zahlreichen Mitgliedern der Gruppe zum N. ö unſerer Käfige 1 einige in Gefangenſchaft gehalten werden und zu uns gelangen. Zu den Arten mit abgerundetem, einfarbigem Schwanze, deren Handſchwingen und Handſchwingendeckfedern außen merblau ſind, und deren Schnabel meiſt a iſt, den Zwergpapageien (Psittinus), gehört: 65. Die Rotachſel oder Tana der Malaien, Psittacula (Ps., Psittinus, Agapornis) 1 Shaw, (malaccensis, macropterus, azureus, reticulata). Groß; Kopf hellcyanblau, Mantel und kleinſte Schulterfedern umberbraun, Bürzel ultramarinblau; Hals und Unterſeite gelblich grün, Bauchmitte bläulich angeflogen, Aftergegend und Unterſchenkel geh die äußerſten Federſpitzen bläulich; Hand- und Arm- ſchwingen, die erſte ſchwarze Handſchwinge ausgenommen, innen ſchwarz, außen grün; Flügeldeckfedern grasgrün, ſchmal gelbgrün geſäumt, kleinſte Unterarmdeckfedern düſter purpurrot, Deckfedern des Buges an Br > Zwergpapageien. 175 der Spitze bläulich, Deckfedern der Handſchwingen blau, untere Flügeldeck- und Achſelfedern ſcharlachrot; die beiden mittelſten Steuerfedern dunkelbraun, die übrigen faſt gelb, außen grün geſäumt; obere Schwanz⸗ decken ultramarinblau, untere grüngelb. Iris blaſsgelb, mit innerem grünlichen Ringe, Oberſchnabel korallenrot, Unterſchnabel bräunlich, Füße dunkelgrün. — Weibchen grasgrün, unterſeits gilblichgrün; Kopf, Hals und Backen kaſtanienrotbraun, Kinn braungelb; einzelne Bruſtfedern mit roten Rändern; Bürzel und Schwingendecken ultramarinblau; Flügeldecken gelb geſäumt, obere Unterarmdeckfedern purpur⸗ braun, kleine untere Flügeldecken ſcharlach. — Junger Vogel dunkelgrasgrün, unterſeits gelbgrün, Stirn * blänlich Zügel ſchmuzig weiß, Hinterrücken düſter blau; untere Flügeldecken und Afterfedern bloß teilweiſe rot; Schwanzfedern grün, innen olivengelb; Schnabel hornbräunlich. Der Vogel bewohnt Sumatra, Borneo und Malala. . du der Unterabteilung der Unzertrennlichen (Agapornis), deren abgerundeter A zwei⸗ oder dreifarbiger Schwanz eine ſchwarze Querbinde beſitzt, und deren Schnabel in 5 der Regel rot iſt, rechnet man die nächſtfolgenden Arten. 66. Der Unzertrennliche (Inſeparable), Psa. (Ps., Agapornis) pullaria, L., (minor, minimus, guineensis, rubricollis, xanthops). Mittelgroß; lebhaft grasgrün, unterſeits lichter; Vorderkopf, Zügel, Backen und Kinn ainnoberröt, Augenrand dunkelblau, Bürzel himmelblau; Handſchwingen grün, außen ſchmal gelblich geſäumt, innen und an der Spitze olivenbräunlich; Schwingen unterſeits und untere Flügel—⸗ ö decken grauſchwärzlich; die kleinen Deckfedern der Handwurzel a ein ſchmaler Streifen dazwiſchen blau; Steuerfedern, die beiden mittleren grünen ausgenommen, an der Wurzel und im Enddrittel grün, in der Mitte dunkel zinnoberrot, vor dem grünen Ende mit breitem, ſchwarzem Querbande; obere Schwanz- 9 decken himmelblau, untere grün. Iris dunkelbraun, Schnabel blaſskorallenrot, Füße rei — 3 Weibchen kaum zu unterſcheiden, am leichteſten oc an dem etwas weniger ausgedehnten und bläſſeren Riot im Geſicht. — Junger Vogel unſcheinbarer, das Rot ins Gilbliche ziehend, Flügelrand gelb, untere Flügeldecken grün. Außer Weſtafrika, dem altbekannten Wohngebiet des Unzertrennlichen, iſt neuerlich das Innere des * 1 1 9 als deſſen Heimat nachgewieſen worden. 3 Der Roſenpapagei, Psa. (Ps., Ag.) roseicollis, Viell., (parasiticus). Groß; grasgrün, unter⸗ * 185 1 Stirn und Augenbrauen blass ſcharlach, Zügel, Backen, Ohrgegend und Kinn blass roſen- oder pfirſichrot, Bürzel himmelblau; Schwingen außen grasgrün, gegen die Spitze ſchwärzlich; unterſeits ſchwärzlichgrau, innen verloſchen bläulich geſäumt; untere Deckfedern bläulich angeflogen; die beiden | 1 mittelſten Schwanzfedern grün, die übrigen grün, am Ende grünlichblau, in der Wurzelhälfte mit einem Zinnoberroten Fleck, welcher gegen die Mitte des Schwanzes zu kleiner wird; vor der Spitze eine breite ſchwarze Querbinde; obere Schwanzdecken himmelblau, untere gelbgrün. Iris dunkelbraun, Schnabel pbhorngelblich grün, Füße aſchgrau. — Weibchen vollſtändig gleich; junger Vogel düſter und ohne 5 rote Stirnbinde; Schnabel in früheſter Jugend auf der Firſte ſchwarzgrau. 5 Das Vaterland iſt der Süden und Südweſten Afrikas. 6 68. Das Grauköpfchen, Coruck der Madagaſſen, Psa. (Ps., Ag., Poliopsitta) eana, Gml., (madagascariensis, poliocar). Klein; Kopf, Hals, Kehle, Kropf und Oberbruſt hellgrau, Oberſeite gras- grün, olivenfarben verwaſchen, Bülrzel ſchön grasgrün, Unterſeite lebhaft gelbgrün; Schwingen innen und an der Spitze matt olivenbraun, ebenſo ein ſchmaler Saum der Außenfahne, unterſeits wie die größten „ unteren Decken mattfahlbraun; Steuerfedern grün, innen an der Wurzel gelb verwaſchen, vor dem Ende mit breiter ſchwarzer Querbinde, Spitze der beiden Mittelfedern ſchwarz. Iris dunkelbraun, Schnabel hornfahl, Füße hellhornbräunlich. — Weibchen einfarbig grün, unterſeits heller, gelbgrasgrün; Schwanz⸗ zeichnung wie beim Männchen. Urſprünglich wahrſcheinlich nur in Madagaskar heimiſch, iſt das Grauköpfchen auch auf anderen ſüdoſt⸗ airitanifgjen Junſeln eingebürgert worden oder hat ſich hier ſelbſtändig angeſidelt. In der Unterabteilung der Sperlingspapageien (Psittacula), vereinigt man die Arten mit ſtärker abgerundetem, einfarbigem Schwanze, deſſen Federn am Ende zugeſpitzt lind. Der Schnabel der hierher gehörigen Arten iſt meiſt hornfahlweiß. 69. Der Sperlingspapagei, Psa. (Ps., Ag., Psittaculus, Conurus) passerina, L., (cyanopterus, regaria, modesta, capensis, guianensis, Sancti Thomae, cyanochlora, xanthopterygius, viridissima, chrysogaster, leucophthalmus, simplex). Klein; dunkelgrasgrün, unterſeits mehr gelbgrün, Hinterrücken und Bürzel, Eckflügel, Deckfedern der Hand⸗ und Ach wingen, Außenfahne der vier letzten Handſchwingen un N die beiden letzten einfarbig grünen ausgenommen; auch der Armſchwingen, kleine Deckfedern längs — ee: N 8 8 - ; 7 Pe - RE => ar. DEE ER, Be ra 8 7 > 2 „= RE Eure e ee EEE NER he At et ee x 5 —— = 2 EEE — . —— — RE — — = d A ag z > . 7 REN —— . ae — ö — 5 a a — — 176 | Papageien. Unterarm und Hand, Achſeln und untere Flügeldecken ſchön kobaltblau; Handſchwingen außen grün, innen ſchwärzlich, Armſchwingen am Ende ſchmal grün, innen grauſchwarz gerandet, Schwingen unterſeits und die größten unteren Deckfedern apfelgrün; Steuerfedern oben dunkelgrasgrün, unten apfelgrün Iris grau⸗ braun, Schnabel bläulichweißgrau, Füße graulich. — Weibchen einfarbig grasgrün, unterſeits bedeutend heller, Schwingen und deren Deckfedern etwas dunkler, Bürzel glänzend grasgrün; Handſchwingen innen graulichſchwarz, unterſeits graulichgelb; Armſchwingen innen an der Wurzel blaſsgelb. — Die jungen Vögel ſollen, je nach dem Geſchlecht, ihren Eltern ähneln und höchſtens etwas bläſſere Färbung zeigen. Das Verbreitungsgebiet des Sperlingspapageies erſtreckt ſich über den größten Teil von A Auf Barbados iſt er der einzige hier vorkommende Papagei. 8 Die letzte Unterabteilung, welche Bona parte mit dem Namen ne N (Pyrrhulopsis), bezeichnet, beſteht aus Arten mit geradem Schwanze, deſſen Federn am Ende breit abgerundet und zweifarbig ſind; auch haben die Naſenlöcher aufgeworfene Ränder. 70. Der Gürtelpapagei, Psa. (Ps., Pyrrhulopsis, Urochroma) eingulata, Scop., (batavica, mela- nopterus, micropterus). Mittelgroß; dunkel ſchwarzbraun, unterſeits grünlichgrau; Stirn und Unterſchnabel⸗ gegend dunkelgelb, Kopf und Backen lebhaft grüngelb, Hinterkopf und Nacken ins Olivengelbgrüne übergehend, die Federn hier bräunlich geſäumt; Schwingen dunkelſchwarzbraun, die drei letzten Armſchwingen olivengrüngelb, grün geſäumt; Schwingen unterſeits und die großen unteren Deckfedern düſter merblau, außen ins Schwärz⸗ liche; die größten Oberflügeldeckfedern olivengrüngelb, mit breiten dunkelblauen Endſäumen; Daumenrand blaſs purpurrötlich; Steuerfedern purpurlila, ein Saum außen und das Ende lila, vor dem Ende, die beiden Mittelfedern ausgenommen, eine ſchwarze Querbinde; obere Schwanzdeckfedern dunkel ſchwarzbraun, untere grüngelb. Iris braun, Schnabel hornorangefarben, Füße weißgelb. — Weibchen nicht verſchieden; junge Vögel zeigen auf dem Vorderhalſe und der Bruſt einen bläulichen Schimmer und haben rötliche Schwanzfedern. Dieſer ſchöne Zwergpapapei lebt auf Trinidad, wird dort oft in Gefangenſchaſt gehalten, dürfte. 8 ſeiner Hinfälligkeit halber, ſchwerlich ſchon lebend nach Europa gekommen ſein. Obgleich die Zwergpapageien allerorten, wo ſie vorkommen, häufig auftreten und einzelne Arten zu den gemeinſten Vögeln des Landes zählen, können wir uns noch nicht rühmen, ein umfaſſendes und klares Bild über ihr Freileben gewonnen zu haben. Sie bewohnen ebenſo wohl die düſteren als die lichteren Waldungen und Gebüſche und bevölkern die Ebene nicht minder als das Gebirge bis zu 3000 w. ü. M. Einzelne Arten ſind echte Gebirgsvögel, welche unter 1000 m. unbedingter Höhe gar nicht vorkommen; andere gehören ausſchließlich Tiefgegenden an. So ſtill und verſteckt ſie ſich während des Freſſens zu halten pflegen, ſo bemerklich machen ſie ſich, ſobald ſie ſich geſättigt haben. Manche Arten find höchſt unruhige Vögel, welche auch während der Mahlzeit ununterbrochen ſich bewegen; andere hingegen erſcheinen, mindeſtens in der Gefangenſchaft, als träge, trübſelige Geſellen. Außer der Brutzeit ſchlagen ſich alle in mehr oder minder zahlreiche Schwärme zuſammen, welche von den Anſidlern mit den Flügen unſerer Sperlinge verglichen werden. Wie dieſe zwitſchern und ſchwatzen ſie, während ſie fliegen, oft auch, während ſie ſitzen; wie dieſe kommen ſie in die Gärten der Sidelungen; wie dieſe überfallen ſie die reifenden Baumfrüchte. Andere Beobachter vergleichen ſie mit unſeren Staren. „Ueberall“, bemerkt Schott, „ſtreicht der niedliche Zwergpapagei in großen Flügen umher. Der Lärm, welchen dieſe verurſachen, wenn ſie zuſammen in eine dichtbelaubte Baumkrone einfallen, erinnerte mich an einen Herzug von Staren. Ihr ſcharfes Geſchrei machte einen Eindruck, als befände man ſich in der Nähe einer Senſenſchmiede.“ Ihr Flug iſt, den wohlausgebildeten Schwingen entſprechend, ſehr raſch, obſchon ſchwirrend, weil die Flügelſchläge in ununterbrochener Folge geſchehen müſſen, um den immerhin ſchweren Leib zu fördern. Im Klettern ſtehen ſie hinter den größeren Verwandten nicht zurück; im Laufen übertreffen ſie dieſelben entſchieden: einzelne von ihnen bewegen ſich ſogar ziemlich eilfertig, faſt rennend. Die höheren Fähigkeiten kommen wahrſcheinlich denen der größeren Papageien nicht gleich; doch kann man ſie durch⸗ aus nicht zu den wenig begabten Vögeln zählen. Sprechen lernen ſie allerdings nicht, ſicher- Zwergpapageien. 7 lich aber nicht aus Mangel an Verſtand, ſondern nur deshalb, weil ihre Stimme, ein mehr oder minder gellendes Gezwitſcher, der nötigen Biegſamkeit ermangelt. Namentlich dem * Roſenpapagei, welcher in ſeinem Weſen und Gebahren die übrigen mir bekannten Arten übertrifft, glaube ich alle Geiſtesanlagen der größeren Ordnungsgenoſſen zuſprechen zu dürfen. Ihr geſelliges Weſen, der Verkehr beider Gatten unter einander wird mit Recht hoch ge- rühmt. „Die deutſchen Dichter“, jagt Schomburgk, „kannten die zärtliche Liebe nicht, welche zwiſchen einem Pärchen der Zwergpapageien waltet; deshalb wählten ſie ein Tauben⸗ par zum Sinnbild der idylliſchen Liebe. Allein wie il bleibt ein ſolches in ſeiner Zärt⸗ lichkeit hinter jenem zurück! Hier herſcht die vollkommenſte Harmonie zwiſchen dem beider⸗ ſeitigen Wollen und Tun: frißt das eine, jo tut dies auch das andere; badet ſich dieſes, jo begleitet es jenes; ſchreit das Männchen, ſo ſtimmt das Weibchen unmittelbar mit ein; wi.ird dieſes krank, jo füttert es jenes: und wenn ihrer noch jo viele auf einem Baume ver⸗ 1 ſammelt ſind, ſo werden doch niemals die zuſammengehörigen Pärchen ſich trennen.“ Daß dieſe Schilderung richtig iſt, beweiſen die Gefangenen. | Die Nahrung der Zwergpapageien beſteht ebenſo wohl in Früchten als in Sämereien. = Eine von Roſenberg auf den Aru⸗Inſeln entdeckte Art und der einzige in Auſtralien . aufgefundene Zwergpapagei hatten die Kröpfe mit dem ſaftigen Innern wildwachſender Feigen angefüllt. Die zu letzterer Art gehörigen Vögel verhalten ſich während des Freſſens jo ſtill „wie tot“, und man gewahrt ihre Anweſenheit nur an dem Herabfallen der ausge⸗ hohen Bäume die kleinen Tierchen aufzufinden. Der Gürtelpapagei nährt ſich, nach LèLotaud, von Früchten und Körnern; der Roſenpapagei und der Unzertrennliche ſcheinen letztere zu bevorzugen, und auch in dem Magen einer in Braſilien häufigen, erweislich lebend noch nicht nach Europa gelangten oder überhaupt gefangen gehaltenen Art (Psa. melanota), fand der Prinz von Wied nur Körner. Die Sperlingspapageien laſſen ſich, laut Schomburgk, vorzüglich gern auf die Tamarindenbäume nieder, deren Blüte und reife Schoten ſie ſehr zu = 0 lieben ſcheinen; doch findet man ſie auch in den niederen Sträuchern und Büſchen, wo ſie Beren und Früchte ſuchen. Gar nicht unwahrſcheinlich iſt es, daß einzelne Arten zuweilen 5 tieriſche Stoffe zu ſich nehmen, wie Gefangene zu tun pflegen. Jedenfalls wiſſen wir, daß ſie einen mit verſchiedener Speiſe gedeckten Tiſch lieben. Uuaeeber das Brutgeſchäft der freilebenden Zwergpapageien fehlt uns genügende Kunde noch vollſtändig. Nur vom Sperlingspapagei wiſſen wir, daß er in unſeren Wintermonaten, 1 alſo zwiſchen Oktober und März zur Fortpflanzung ſchreitet und in Baumhöhlen, auch 1 wohl in den künſtlichen Tohnneſtern des Töpfervogels brütet. Glücklicherweiſe hat uns das Geefangenleben unſerer Vögel in dieſer Hinſicht wichtige Aufſchlüſſe gegeben. | 5 Alle reiſenden Forſcher, welche die Zwergpapageien in ihrem bezüglichen Vaterlande Lennen lernten, ſtimmen darin überein, daß die Vögel ſehr hinfällig find und die Gefangen— ſchaft ſchwer aushalten. Bedingungsweiſe iſt dies vollkommen richtig, darin auch jedenfalls der Grund zu ſuchen, daß ſo wenige dieſer hübſchen Tierchen lebend zu uns gelangen. Es gilt bei allen Sachverſtändigen als ſchwierig, kleine Papageien insgeſamt am Leben zu erhalten, geradezu als ein Kunſtſtück aber, Zwergpapageien ſo zweckmäßig zu pflegen, daß ſie die E: Gefangenſchaft längere Zeit ertlagen. Ich erinnere mich zwar, die unbedingte Behauptung des geraden Gegenteils vorſtehender Bemerkung geleſen zu haben, möchte meine Leſer jedoch warnen, derartigen Verſicherungen mehr Glauben zu ſchenken, als fie verdienen. Wer | Dutzende oder Hunderte von Zwergpapageien gepflegt hat, lernt anders über ſie urteilen als ein Halbkundiger, welcher, weil ihm der Zufall wohl wollte, leicht fertig mit dem Worte iſt. Daß es möglich, auch dieſe Vögel entſprechend zu pflegen, beweiſen ſie am beſten durch ihre Fortpflanzung in der Gefangenſchaft; bedenklich aber bleibt der Ankauf friſch⸗ 5 a 12 Breh 5 gefangene Vögel. I. freſſenen Feigen; aber auch dann noch hält es ſehr ſchwer, in dem grünen Gelaube der . . = ER: ee u a EEE 3 8 ' En A ST Dar Fe Anne Sr e * 12 7 2 Zah SE ne. u Ten ah, PETE HER rr. —— 148: Papageien. angekommener Pärchen unter allen Umſtänden, weil bei den meiſten von ihnen ſchon in den a f erſten Tagen ihrer Gefangenſchaft und während der Seereiſe der Keim des Todes gelegt worden iſt. „Stehen“ ſie erſt einmal, ſo läßt ſich ſchon eher etwas erreichen. Als den ausdauerndſten und zugleich in jeder Beziehung ausgezeichnetſten aller Zwergpapageien unſerer Käfige darf ich mit unantaſtbarer Beſtimmtheit den Roſenpapagei bezeichnen: er vereinigt 2 die Langlebigkeit der größeren Arten, deren Weſen er überhaupt in mancher Hinſicht wieder⸗ 4 ſpiegelt, mit der Anmut der Heinften und zierlichſten Sittiche, macht die wenigſten Anſprüche und verlohnt alle ihm zugewandte Mühe auf das reichlichſte. Nächſtdem dürfte der Unzer⸗ trennliche, jenem gegenüber ein langweiliger Geſell, zu empfehlen ſein, ſchon weil er unter⸗ wegs am beſten gepflegt wird, während der Sperlingspapagei erſt die letzte Stelle einnimmt. 5 | Das Grauköpfchen kenne ich zwar aus eigener Anſchauung, nicht aber aus eigener Erfahrung, und kann deshalb nur ſagen, daß mir ſein Weſen und Betragen im Käfige recht wohl gefallen hat. „Im Frankfurter Tiergarten“, ſchreibt mir Schmidt, „haben zwei Pare Grau⸗ köpfchen etwa drei Jahre gelebt, und ein Weibchen hielt ſich faſt ſechs or lang. Sie waren ſehr lebhaft, zeigten aber keine Neigung zur Fortpflanzung.“ Ich habe in Vorſtehendem nicht bloß meine Anſicht, ſondern auch die abe ; Freunde ausgeſprochen, namentlich was den von Einzelnen hoch gerühmten Sperlingspapagei anlangt. „Einer der langweiligſten aller Papageien“, ſchreibt mir Stölker, „iſt unzweifelhaft dieſer Vogel. Empfehlenswert macht ihn in meinen Augen einzig und allein ſein hübſches Gefieder, deſſen prachtvolles Blau übrigens auch nur bei Bewegung der Flügel ſichtbar wird. Solche Bewegungen übt er jedoch verhältnismäßig ſehr wenig, da er einen und denſelben Stand, falls er ſich nicht zum Futter- oder Trinknapfe begibt, andauernd und träge inne zu halten pflegt. — Im Jahre 1867 empfing ich zwei Männchen, welche bis zum Spätſommer 1869 allein blieben. Sie hielten ſtets treu zuſammen, als ob ſie ein Par wären, ſaßen meiſt dicht bei einander, ſingend, halb ſchlafend oder „wiederkäuend““, gingen auch gemeinſchaftlich zum Futter. Anfangs verkrochen ſie ſich bei meiner Annäherung jedesmal ins Niſtkäſtchen; nach und nach gewöhnten ſie ſich ſitzen zu bleiben, falls man ſich ihnen vorſichtig näherte, nahmen aber eine gebückte Stellung an und kehrten dem Be⸗ ſchauer wo möglich den Rücken zu. Wurden ſie plötzlich überraſcht, ſo polterten ſie umher daß man fürchten mußte, ſie würden ſich die Köpfe einrennen. Erſt im Sommer des letztgenannten Jahres erhielt ich ein verkrüppeltes Weibchen, deſſen einſtmals zerbrochenes Bein zwar wieder geheilt, aber ſchief zuſammengewachſen war. Ihm ſchloß ſich bald ein Männchen an und vertrieb von nun an den früher geliebten Kameraden eiferſüchtig aus ſeiner und des Weibchens Nähe, ohne ihn jedoch weiter zu verfolgen. Dem Verſtoßenen ſollte es übrigens bald beſſer gehen, da ich kurz nachher ein Pärchen kaufte, von welchem ich nur das kerngeſunde Weibchen behielt. Nunmehr blieben beide Pärchen ſtreng zu⸗ | ſammen, lebten fortan auch in ziemlich gutem Einvernehmen mit einander, fraßen gemein- ſchaftlich und ſchliefen neben einander auf der höchſten Sitzſtange im Käfige, obgleich das lahme Weibchen dieſe nur kletternd und mit größter Mühe erreichen konnte. Wohl in Folge ſeines Misgeſchickes, indem es durch ſein ſchiefes Bein mancherlei Mühſal ausgeſetzt war, bekundete es faſt beſtändig üble Laune, ſträubte das Gefieder, wenn es ſtill ſaß, und hieb ziſchend nach beiden Gatten des anderen Pärchens, ſobald einer derſelben in ſeine Nähe kam. Ich tötete es endlich und gab das Männchen weg. Aus Platzmangel brachte ich hierauf in einem geräumigeren Käfige die übriggebliebenen Sperlingspapageien mit einem Pärchen Wellenpapageien zuſammen, ungewiß, ob Händel entſtehen würden oder nicht. Beide Arten duldeten ſich gegenſeitig; namentlich die Wellenpapageien zeigten ſich friedfertig, machten ſich auch nicht viel daraus, wenn einer der Dickköpfe nach ihnen biß, da ſie, bevor der Schnabel traf, meiſt ſchon längſt entflohen waren. Das Weſen der Sperlingspapageien pr Amwergpapageieit. 179 3 Arat jetzt, als ih fie mit den immer beweglichen und heiteren Wellenſittichen vergleichen mußte, unvorteilhafter als jemals früher hervor. Noch gegenwärtig ſind ſie ängſtlich und nehmen ihre geduckte Stellung an, wenn ich⸗ u ihnen nähere, trotzdem ich ſie ſtets en und viel in ihrer Nähe bin.“ AJ etwas günſtigerem Lichte erſcheinen die Unzertrennlichen, obgleich auch ſie, wie be⸗ et zu den langweiligen Papageien zählen und in allem weſentlichen den Sperlingspapageien ähneln. Auch ſie ſitzen, ſo bewegungsfähig ſie ſind, halbe Tage lang träge und ſcheinbar verdrießlich auf einer Stelle und ſcheinen nur für Freſſen, Ruhen und Schlafen Sinn zu aben. Doch muß man ihnen wenigſtens das Eine nachſagen, daß ſie dem von Schom— burgk gezeichneten Bilde treuer entſprechen als die Sperlingspapageien, überhaupt munterer und beweglicher, demnach auch anziehender ſind. Mit dem ewig beweglichen, regſamen, tätigen und klugen Roſenpapagei laſſen ſie ſich allerdings nicht vergleichen; ihm ſtehen aber auch alle mir bekannten Arten ſeiner Sippe unendlich weit nach. „Sehr verbreitet iſt die 15 Meinung“, fügt Stölker hinzu, „daß der Gatte eines Pärchens der Unzertrennlichen, zu denen | man dem Sinne nach auch die Sperlingspapageien rechnet, den Tod des anderen nicht überlebe. So allgemein darf dies durchaus nicht hingeſtellt, am wenigſten aber als Folge eines tiefen Grames aufgefaßt werden. Es kommt eben ſehr darauf an, welche Urſachen den Tod des einen Gatten herbeiführten. Iſt das Ableben Folge eines Unglücks, der Lege— not ꝛc., jo bleibt der andere Gatte ebenſo wohl als bisher; waren dagegen beide denſelben ſchädlichen Einflüſſen ausgeſetzt, mußten beide hungern oder doch darben, wurden fie un— zweckmäßig gepflegt oder ſchlecht abgewartet, ſo folgen ſie ſich erklärlicherweiſe raſch nach einander.“ Daß dieſe Bemerkung meines Freundes, auf welche ich nicht gekommen war, vollkommen richtig iſt, kann ich, der ich viele Dutzende dieſer Vögel gepflegt habe, verſichern. Keine einzige Papageienſippe verlangt eine ſorgſamere Pflege, keine ein ſo verſchieden⸗ artiges Futter wie die Zwergpapageien. Ich laſſe ihnen alle Pflanzenſtoffe reichen, welche bei mir überhaupt verfüttert werden, und habe damit die beſten Erfolge erzielt. Einzelne Stücke freſſen allerdings ſo gut als ausſchließlich weißen Hirſen oder Glanz; man ſoll ſich durch ſolche Beobachtung aber ja nicht verleiten laſſen, allen nur dieſes eine Futter zu bieten; denn andere Stücke derſelben Art gehen dabei unrettbar zu Grunde. Es gilt alſo, höchst zu verſuchen, welches Futter am liebſten genommen wird, und darnach die Ernährung regeln. Hirſe, Glanz und ein wenig Hanf mögen als Grundlage des Futters angeſehen rden; dieſen Körnerſorten kann man jedoch noch viele andere Stoffe zuſetzen: Hafer, Buch- zen, Sonnenblumenkörner, Gras- und Vogelhirſenrispen, halbreifen Mais in den Kolben, attknospen der Weide, Linde, Buche, des Hornbaumes (Weißbuche), des Ahorns und unſerer uchtbäume mitſamt der friſchabgeſchnittenen Zweige, Weißbrot oder Semmel, in Stücken nd gerieben oder Möhrenfutter beigemiſcht, ferner Grünzeug aller Art, Möhren, Rüben Beren, ſoweit ſie als nicht giftig oder unſchädlich in Frage kommen können, und endlich bſt, namentlich Birnen, Aepfel, Pflaumen, Kirſchen, unter Umſtänden ich getrocknete hte, einſchließlich der Feigen und Datteln, — Salz zum Belecken und Kalk in irgend we er 9 am einfachſten gepulverte Kreide, 1 zu vergeſſen. ae der 1 N de 196 1 0 Der eine Zwergpapagei betrachtet dieſen, der 1 jenen guter ö willkommene Zugabe zu der ohnehin ſo einförmigen Gefangenenkoſt, entbehrt wenigſtens en 98 den, wenn man ihm Be die erſtgenannten Körner und etwas Grünzeug . 180 Papageien. 1 5 Allen Zwergpapageien ſcheint eine bemerkenswerte Scheu vor dem Waſſer eigene zu ſein. Man ſiht ſie ſelten trinken, noch weit ſeltener aber baden; einzelne Pärchen benutzen ihre Badenäpfe in Jahren nicht ein einziges Mal. Wahrſcheinlich laſſen ſie ſich in er auch nur beregnen, 5 Von den aufgeführten Arten haben ſich ihrer drei in unſeren Käfigen fortgepflanzt, und zwar der Unzertrennliche, der Sperlings- und der Roſenpapagei. Alle drei brüteten in gewöhnlichen Niſtkäſtchen, der letztgenannte jedoch unter höchſt eigentümlichen Umſtänden, welche klar beweiſen, wie unumgänglich nötig es iſt, fortwährend in verſtändiger Weiſe Verſuche anzuſtellen. J erfreuete der bewährte Papageienzüchter Neubert Kundige und Liebhaber durch die Mitteilung, daß ein Pärchen Unzertrennliche bei ihm geniſtet habe. „Seit heute früh“, ſchreibt er am 12. Oktober 1868 an den Herausgeber des „Zoologiſchen Gartens“, „bin ich der ſehr beglückte Pflegevater der erſten Jungen von meinen Inſeparables. Für mich iſt es um ſo erfreulicher, die erſten dieſer Art zu züchten, da ich auch die erſten Jungen von den Wellenſittichen in Deutſchland erzog. Die Aufforderung zur Parunng ging von dem Weibchen aus, welches ſich mit wahrem Seufzen an das Männchen wandte. Das Männchen beteiligte ſich nicht am Brüten, atzte auch das Weibchen nicht, ſaß aber den ganzen Tag vor dem Schlupfloche des Niſtkäſtchens und hütete mit kampfgieriger Eifer⸗ ſucht das Weibchen; ſelbſt den bei weitem größeren Königslori (Platycereus scapulatus) > jagte es in die Flucht. Das erſte Ei wurde gelegt am 15., das zweite am 17., das dritte am 19. September. Das Weibchen blieb vom erſten Ei ar im Käſtchen Kin es würde alſo von da an gerechnet die Brütezeit 27 Tage, vom dritten Ei an aber 24 Tage betragen. In wie weit die vorgerückte kühlere Jahreszeit bei dem Aufenthalte in dem Fluggebauer im Garten, welches jedoch Nachts geſchloſſen wird, mitwirkte, müſſen erſt zu hoffende weitere Brütungen erklären n). Die Inſeparables ſah ich noch niemals etwas anderes freſſen als Kanarienſamen (Glanz), Semmel und Salat. Als Niſtſtoff waren weiche, feine Sägeſpäne von einer Handſäge im Käſtchen. Noch muß ich bemerken, daß es mir ſcheint, als ob dieſe Vögel einen etwas tiefen Niſtraum lieben; denn das brütende Weibchen hatte immer den Kopf gegen den dunklen Hintergrund gevichtel. Die Beobachtungen, welche Fie dler ge⸗ legentlich der Brut eines von ihm gepflegten Pärchens geſammelt hat, weichen in ſofern von denen Neuberts ab, als auch das Männchen am Brüten ſich beteiligte. Während des Tages ſaß es ebenfalls vor dem Schlupfloche, hielt auch treue Wacht, wurde, ſobald ſich Jemand dem Gebauer näherte, unruhig, ſchrie und zeterte und kroch dann zu dem Weibchen in den Käfig, anſcheinend in der Abſicht, dieſem über die Störung Bericht zu erſtatten; die Nacht aber verbrachte es regelmäßig im Innern des Käfigs, neben dem Weibchen ſitzend und gemeinſchaftlich mit dieſem brütend. Leider zeigten ſich die Eier nach 1 achtundzwanzigtägiger Brutzeit als unbefruchtet. Nach geraumer Zeit begann das Weibchen wieder zu legen; Weiteres konnte mir Fiedler bei Abſchluß dieſes Bogens nicht mitteilen. Ueber das Brutgeſchäft der Sperlingspapageien hat mir Naacke, ein ebenſo eifriger als glücklicher Vogelwirt, freundlichſt nachfolgendenden Bericht gegeben. „Anfangs Juli erwarb ich mir ein Pärchen gedachter Papageien, welche ſchon während des ganzen Jahres mit anderen Vögeln in einem Gewächshauſe frei umhergeflogen waren, ohne Neigung zum Niſten bemerkbar werden zu laſſen. Bei mir wurden die Papageien unter ähnlichen Verhältniſſen untergebracht; nur hielt ich darauf, daß die Wärme ihres Raumes, welche durchſchnittlich 18“ R. betrug, eine gleichmäßige blieb und ſelbſt an kalten ee 4 4) Die Unzertrennlichen des Berliner Aquariums, welche derartigen Einflüſſen nicht ausgeſetzt a 0 begatteten ſich ebenfalls im September d. J.; ich bin jedoch, da ich grundſätzlich niemals ins 5 Se 9 gegenwärtig (Ende Novembers) noch nicht im Stande zu ſagen, ob mit oder ohne Erfolg. | u 1755 Zwergpapageien. N 181 nicht unter 15% R. herabſank. Schon im Verlaufe der erſten acht Tage, nachdem die Vögel bei mir ſich eingewöhnt, bemerkte ich, daß ſich das Männchen an einem runden Brutkaſten von 35 em. Höhe und 12 em. Durchmeſſer, welcher unter vielen anderen gegen Zm. über dem Fußboden hing, beſonders viel zu ſchaffen machte, auf den Sprungſtock vor dem Schlupfloche flog und bald auch das Weibchen bewog, ihm nachzutun. Beide begaben ſich nun abwechſelnd etwa vierzehn Tage lang ſehr oft auf das Sprungholz und lugten von demſelben aus in das Innere des Niſtkäſtchens, ohne daß eines von beiden einzuſchlüpfen gewagt hätte. Schließlich mußte ich Abnahme ihrer Brüteluſt befürchten, beſchloß deshalb, ihnen den Kaſten einladender zu machen oder das Einſchlüpfen zu erleichtern, und füllte inneren Raum faſt bis zum Schlupfloche mit groben Sägeſpänen an. Ich hatte recht⸗ itig ihnen die Brücke geſchlagen; denn noch an demſelben Tage gingen beide Sperlings⸗ papageien mit überraſchender Lebhaftigkeit ans Werk, flogen ununterbrochen aus und ein und arbeiteten eifrig an der Regelung ihres Neſtes. Sechs Tage ſpäter, am zweiten Auguſt, fand ich das erſte Ei im Kaſten; am vierten Auguſt lagen deren zwei im Neſte, und das Weibchen blieb von jetzt ab auf dem Gelege ſitzen, obgleich dieſes erſt am vierzehnten Auguſt mit acht Eiern vollzählig wurde. Innerhalb dieſer zwölf Tage waren alle Eier gelegt worden — ob in regelmäßigen oder unregelmäßigen Zwiſchenräumen, konnte ich nicht ergründen, da ich es ſelbſtverſtändlich nicht wagte, die Vögel zu oft zu e und ſo ſelten 5 . ins Neſt ſah. Zu meiner unausſprechlichen Freude erblickte ich am 25. Auguſt zwei ausgeſchlüpfte Zunge; am zweiten September waren deren ſieben vorhanden, welche zum Teil bereits recht ſtark und kräftig ausſahen. Am vierten September unterſuchte ich das Neſt wiederum, und da ich das achte Ei auch jetzt noch vorfand, mußte ich es begreiflicherweiſe für taub lten, umſomehr als das Weibchen nicht mehr brütete. Vorſichtig zerbrach ich die Schale; ſiehe da: ein vollſtändig entwickeltes Junges kam mir entgegen, und eiligſt wurde das⸗ ſe e auf gut Glück ins Neſt gelegt. Am anderen Tage hatte ſich der Nachkömmling mit den übrigen größeren und kleineren Geſchwiſtern in Reih und Glied geſtellt; — die zuerſt ausgekommenen Jungen ſaßen nämlich im Neſte der Rückſeite des Brutkäſtchens zugekehrt, und auf ſie folgten alle übrigen dicht nebeneinandergedrängt, dergeſtalt daß in erſter Reihe zwei Junge erſter Größe, in zweiter Reihe drei nächſtfolgende und in dritter Reihe die gen kleinſten ihren Platz hatten. Die junge Brut gedieh erſichtlich. Am 22. Sep⸗ tember erſchienen faſt gleichzeitig die erſten beiden, zwei Tage ſpäter zwei andere Junge; 30. September ſaßen alle acht wohlbehalten vor dem Brutkäſtchen. Es waren ſieben unchen und ein Weibchen. Nur das Weibchen meines Pärchens brütete; das Männchen übernahm währendem auch innerhalb der erſten ſechs Tage nach Ausf schfiktfen der älteren Jungen die Fütterung Gattin und beziehentlich der unmündigen Kleinen. Nachdem ſieben Junge ihre Eihülle ſprengt hatten, verließ das Weibchen das Neſt, blieb nun auch über Tages außerhalb des⸗ ben und beſorgte von jetzt an mit dem Männchen im Verein die Atzung der Brut. Anfänglich erte das Männchen bloß aufgequellten Hirſen und Glanz, ſpäter viel Hanfſamen, während Weibchen faſt ausſchließlich fein geſtoßene und angefeuchtete Semmel und etwas hart— tes und zerriebenes Eigelb oder mit dem Gatten gemeinſchaftlich gedörrte Ameiſen⸗ und friſche Vogelmiere den Jungen zutrug. Zum Trinknapfe kamen beide Alten elmäßig, unzweifelhaft in der Abſicht, die trockenen Futterſtoffe genügend aufzuweichen. ald die Jungen ihr Gefieder erhalten hatten, wurden fie von der Sitzſtange aus ge- Nach dem Ausfliegen vergingen zehn bis zwölf Tage, bevor die Jungen ſich be- ne . zu ſich zu n aber 1 nach dieſer Zeit al ſie 15 eee . 8 ee: SR R \ e 182 | Papageien. Diefe wie die Neubert'ſchen Beobachtungen beweiſen, daß die Niſtweiſe einzelner Zwergpapageien im großen und ganzen mit der anderer Sittiche übereinſtimmt. Nicht ſo verhält es ſich mit der Fortpflanzungsgeſchichte der Roſenpapageien, welche ich ſelbſt a Er i Male verfolgen konnte. Ich erhielt Ende des Jahres 1868 ſieben Stück dieſer anmutigen, lebendigen, regſamen u und klugen Vögel, deren Weſen und Betragen jo vorteilhaft von dem Gebahren anderer Zwergpapageien abſticht, daß ſich ihnen bald meine vollſte Zuneigung zuwenden mußte. Es waren, wie ſich durch das gegenſeitige Zuſammenhalten herausſtellte, drei Pärchen und ein Ueberzähliger, deſſen Geſchlecht wegen der vollſtändigen Gleichartigkeit der Männchen und Weibchen nicht feſtgeſtellt werden konnte. Die Vögel wurden, wenn ſie zu zwei und zwei zuſammenſaßen, durch Beſprützen mit Waſſer gezeichnet, parweiſe aus dem Geſamtkäfige genommen und in beſonderen Gebauern untergebracht. Es fehlte dieſen anſcheinend an keinem Erforderniſſe zum Brüten. Die Nahrung wurde möglichſt vielſeitig gereicht, obgleich die Vögel vom Anfange an ſich nur an Körnerfutter (Hafer, Glanz, Hirſe, Hanf) und Grün⸗ zeug hielten, Früchte gänzlich verſchmähend; Niſtkäſtchen von 20 en. Würfelgehalt im Lichten, gefüllt mit weichem Sägemehl, waren vorhanden, die Wärme des Raumes betrug 15% R., wie N in ſämtlichen unter meiner Leitung ſtehenden Bruträumen. Alle Pärchen unterſuchten ſehr bald die Käſtchen, flogen in ihnen aus und ein, warfen Sägeſpäne heraus, überhäuften ſich gegenſeitig mit Zärtlichkeiten, niſteten jedoch nicht. Dies ging ſo fort bis zum Mai des folgenden Jahres. Mittlerweile hatte das große Fluggebauer des Berliner Aquariums ſeine Vollendung erreicht und ſeine Beſetzung erhalten. Die Roſenpapageien, welche gemeinſchaftlich eine der Abteilungen bewohnen ſollten, richteten ſich raſch in derſelben ein und warfen ſich binnen kurzem zu Beherſchern des Raumes auf. Friedfertig unter ſich, lebten ſie doch mit den kleinen Prachtfinken, ihren Genoſſen, in einſeitiger Fehde, biſſen ſie von den Futter⸗ näpfen weg, zerſtörten ihnen die Neſter und trieben anderen Unfug. Die für ſie in vertrauen⸗ erweckender Höhe und heimlicher Ecke angebrachten Niſtkäſtchen beſuchten fie fleißig, benahmen ſich jedoch auch hier wie früher. Ich begriff nicht, warum ſie nicht brüten wollten, wohl aber, daß ihnen etwas fehlen müſſe, vermeinte den Mangel in dem bisher gereichten Futter ſuchen zu dürfen und ließ friſche Zweige in den Käfig bringen — Weidenzweige, weil dieſe, zur Nahrung der Biber beſtimmt, regelmäßig geliefert wurden. Wenige Minuten nach Einbringung der Zweige, deren Befeſtigung ſie mit Aufmerkſamkeit und warnendem „Zikzi⸗ zizirr“ betrachtet hatten, ſaßen ſie bereits auf denſelben, entblätterten ſie mit ebenſo viel Geſchick als Eifer und Ausdauer und benagten Knospen und Rinde. Ich glaubte den Stein der Weiſen gefunden zu haben. Und doch wollte bald es mir ſcheinen, als ob die Arbeit eher aus Luſt zum Zerſtören denn um ſich zu ernähren unternommen werde. Aufmerkſam verfolgte ich die Arbeit. Und ſiehe da: meine Vögel ſpleißten geſchickt ein Schalenſtück von 6 bis 10 ew. Länge ab, faßten es jo mit dem Schnabel, daß das eine Ende etwa 3 em. weit hervorragte, dreheten ſich um, ſträubten die Bürzelfedern, neſtelten mit dem Schnabel in ihnen herum und — der Splitter blieb zwiſchen den wieder geglätteten Federn haften. Ein zweiter, dritter, ſechſter, achter wurde in derſelben Weiſe abgelöſt und ebenſo' befeſtigt, manch einer fiel dabei zum Boden herab, ohne weitere Beachtung zu finden, manch einer wurde von dem allzu dienſteifrigen Genoſſen wieder zwiſchen den Federn hervorgezogen: ſchließlich aber blieben doch einige übrig; der Papagei erhob ſich, ſchwirrte langſam und vorſichtig zum Niſtkäſtchen auf, ſchlüpfte mit voller Ladung ein und kehrte ler zurück. Eine Rätſelaufgabe für Vogelkundige hatte ſich geſtaltet, nachdem die Löſung gefunden worden war, und ich ſäumte nicht, von ihr Gebrauch zu machen. Keiner, dem ich die Frage vor⸗ gelegt habe: „Wie trägt ein Vogel Niſtſtoffe zu Neſte, welcher dabei die Fittiche zum Fliegen, Schnabel und Füße zum Klettern gebrauchen muß?“ hat ſie gelöſt, )%)% 9 183 us dem 11 Grunde, weil bie geſamte Lebensgeſchichte der Vögel, ei unſere | bisherigen Beobachtungen reichen, etwas Aehnliches nicht aufweiſt. Deshalb denn auch hier dieſe umſtändliche Beſchreibung. Zweifelſüchtigen Klüglingen gegenüber will ich übrigens noch bemerken, daß die Beobachtung nicht bloß ein einziges Mal, ſondern hundertfach und nicht allein von mir, ſondern auch von anderen Kundigen gemacht wurde und zu rechter Zeit von jedem Beſucher des Berliner Aquariums gemacht werden kann, weil der Roſenpapagei nie anders baut. Wenige Tage nach in des Eintragens der ſomit glücklich gefundenen Niſtſtoffe er⸗ folgte die erſte Begattung des einen Pärchens, wenige Tage ſpäter die eines zweiten. Man kann ſchwerlich etwas Anſprechenderes ſehen als die tiefinnige, langwährende Vereinigung der Geſchlechter, das Koſen vorher, die geſchickte Stellung während der Begattung ſelbſt, den ernſten Eifer des Männchens, das hingebende Sichſelbſtvergeſſen des Weibchens, die Freudig⸗ keit nach vollzogener Parung, die zärtliche Dankbarkeit des einen Gatten gegen den anderen! Wann das erſte Ei gelegt wurde, wie lange die Brütezeit, wie lange die Wiegenzeit der Jungen währt — dies alles vermag ich nicht zu ſagen, weil ich, wie bemerkt, ein Neſt brütender Vögel nur dann unterſuche, wenn ich es, ohne läſtig zu werden, tun kann. Ich habe bloß erfahren, daß das weiße Ei ſehr groß und rundlich iſt, das Neſt zwei Dritteilen einer Halbkugel ähnelt, die Jungen ungefähr zehn oder elf Wochen nach der erſten Begattung ausſchlüpfen, das beſchriebene Kleid tragen, ihr anfangs ſchwärzlicher Oberſchnabel ſchon etwa vier Wochen nach dem Ausfliegen verbleicht, ſie im dritten oder vierten Monate ihres Lebens durch Verfärbung den Eltern ähnlich werden, im achten oder neunten Monate ihres Lebens aber zum erſten Male mauſern. Geatzt wurden ſie, wie ich beobachtet zu haben glaube, von beiden Eltern und zwar keineswegs allein mit Pflanzenſtoffen, ſondern, wie bemerkt, mindeſtens ebenſo oft mit Nachtigallenfutter, auch noch geraume Zeit nach dem Ausfliegen. N Ihr Gebahren iſt ganz das der Alten, deren Munterkeit, Regſamkeit und Achtſamkeit fie vom erſten Tage nach dem Ausfliegen bekunden. In einem größeren Käfige zeigen fie ſich bald ebenſo ſcheu wie ihre Eltern, lernen dieſen auch raſch die liſtige Art ab, ſich halb oder ganz zu verſtecken, ſobald ſie Gefahr fürchten oder überhaupt ſich beobachtet ſehen. In den Käfigen unſeres Fluggebauers verkriechen ſie ſich zuweilen wie Mäuſe; bei Freund Fiedler, welcher vier von ihnen erhielt und mit verdienter Liebe pflegt, 1 ſie es genau ebenſo, indem ſie ſich bei Annäherung ihres Gebieters regelmäßig in oder zwiſchen den Brutkäſtchen verbergen. Andere Vögel flattern wie unſinnig im Käfige umher, fie chonen ihr Gefieder und erreichen doch, was ſie erſtreben. Unmittelbar auf die erſte Brut gte eine zweite, und genau dasſelbe iſt in dieſem Jahre der Fall geweſen. Doch begannen die Roſenpapageien diesmal erſt Ende Julis mit der erſten und Mitte Oktobers mit der zweiten Brut, und während das eine Par im vorigen Jahre jedesmal nur zwei, das andere drei Junge erzielte, hat es heuer (1870) in erſter Brut deren fünf erzeugt und läßt, wie die anderen, welche ebenfalls niſten, auch für die zweite Brut eine ähnlich zahlreiche Nach⸗ mmenſchaft erhoffen. = Inm übrigen habe ich gelegentlich der Fortpflanzung der Roſenpapageien faſt alle Erfahrungen geſammelt, welche man an brütenden Papageien zu machen pflegt: ungemein große Zärt⸗ keit den eigenen Jungen, Eiferſucht und Mistrauen anderen Pärchen, Feindſeligkeit en Jungen gegenüber (S. 88), Legenot, Fehlſchlagen einer Brut ꝛc. So viel aber ube ich behaupten zu dürfen, daß ſich gerade dieſe Vögel, auch wegen der Leichtigkeit, welcher ſie ſich fortpflanzen, mehr als alle übrigen SOERDPAPAREIEN für die Gefangen⸗ ſchaft empfehlen. 1 Sperlingspapageien und Unzertrennliche kommen in der Regel in den letzten Sommer⸗ erſten Herbſtmonaten auf den Tiermarkt; man dürfte jedoch, aus den angegebenen 184 | | Papageien. Gründen wohltun, ſie erſt ſpäter zu kaufen, um möglichſt ſicher zu ſein, R | zu erhalten. Die ſeltenen Roſenpapageien und die ebenfalls keineswegs häufigen Grauköpfchen treffen bloß zufällig einmal lebend bei uns ein; auf ſie alſo iſt nicht zu rechnen. Für erſtere Be darf man, falls ſie geſund und ſchön find, 8 u bezüglich 10 Taler für das Pärchen auf wenden; das Pärchen Roſenpapageien bezahlt man derzeit mit 30, das Pärchen Grauköpfchen mit 15 Talern nicht zu hoch. Für jene ſind London, Bordeaux und Antwerpen, für dieſe London und in zweiter Reihe Hamburg der Markt; Roſenpapageien ſind jedoch, wi Diele mir bekannt, bis jetzt bloß zweimal lebend nach Europa gebracht worden. Zierpapageien. Zu allgemeinem Bedauern der Liebhaber gelangen noch immer äußerſt wenige Arten und Stücke der in Südaſien und auf den benachbarten Inſeln heimiſchen Zierpapageien auf unſeren Markt, obgleich die betreffenden Tierchen an Ort und Stelle regelmäßig im Gebiet i 1 0 werden und bei geeigneter Pflege die Reiſe recht wohl ertragen. Die Zierpapageien oder Papageichen, wie Finſch ſie nennt, innerhalb ihrer 1 die kleinſten und zierlichſten auch Fabenfebänifien Arten, bilden eine ſcharf umgrenzte, ſehr übereinſtimmende und deshalb leicht kentliche Gruppe. Ihre Größe kommt der unſeres Sperlings annähernd gleich, bleibt jedoch bei einzelnen Arten noch weſentlich hinter derſeldñwen zurück. Der Leib iſt gedrungen, der Kopf verhältnismäßig klein, höchſtens mittelgroß. Der Schnabel iſt ſchwach, länger als hoch, ſeitlich ſtark zuſammengedrückt, die kantige Firſte ſanft gekrümmt und meiſt in eine weit vorragende, wenig überhängende dünne Spitze aus⸗ laufend, vor welcher innen deutlich ſichtbare Feilkerben ſich befinden, ein Zahnausſchnitt nicht vorhanden, der Unterſchnabel niedriger als der obere, ſeitlich abgeflacht, die im Bogen aufſteigende Dillenkante breit und abgerundet, eine ſchwache Ausbuchtung der Schneiden 4 vor der Spitze bemerkbar. Die runden Naſenlöcher, deren Ränder etwas aufgetrieben find, liegen frei in der jederſeits bogig vortretenden, hinten von den Stirnfedern bedeckten Wachs⸗ haut. Der Fuß iſt kurz und kräftig, der Lauf etwas länger als die Hälfte der vorderen Außenzehe, welche mit der hinteren gleiche Länge hat. In dem langen Flügel, welcher in der Ruhe die Hälfte oder das Ende des Schwanzes erreicht, iſt die zweite Schwinge die längſte, die Flügelſpitze lang, der Hälfte des Oberflügels etwa gleichkommend, das Ende der gleichmäßig zulaufenden Schwingen ſtumpf abgerundet. Die Steuerfedern des kurzen, etwas abgerundeten Schwanzes, welcher ungefähr die Hälfte der Flügellänge hat, laufen ebenfalls gleichmäßig zu, zeigen aber ſpitze, wenig zugerundete Enden; die oberen, jehr weitſtraligen Schwanzdecken erreichen mehr als die Hälfte des Schwanzes, überragen ſo⸗ gar manchmal deſſen Ende, die unteren kommen den Steuerfedern meiſt an Länge gleich. Das harte und dichte, jedoch weitſtralige Gefieder zeichnet ſich durch prachtvolle Färbung aus. Ein lebhaftes Grün herſcht vor; von ihm heben ſich rote, gelbe oder blaue Flecke auf Kopf und Kehle ab; die Bürzel⸗ und oberen Schwanzdeckfedern ſind ſtets ſchön rot, | die Schwingen und Steuerfedern unterſeits ſtets merblau gefärbt. Beide Geſchlechter unter ſcheiden ſich bei einzelnen Arten nicht, bei anderen ſehr weſentlich; junge Vögel tragen ein dem der Alten ähnelndes, jedoch mehr düſteres Kleid, welchem die Flecke auf Oberkopf und Kehle meiſt noch fehlen. Zur leichteren Ueberſicht können wir die Arten in ſolche mit e und ſolche mit rotem Schnabel einteilen. Von erſteren haben wir die nachſtehend beſchriebenen aufzuführen. Re ! * RER 1 a u 25 SEEN e 51 PER 5 x Ta“ 1 — S 333 rs ächett u ... ͤ ER EÄEN BATE N e e eek BE A 3 f 8 „ 17 Zierpapageien. 8 f 185 N der Zierſttüch, Coryllis orten) Selateri, Wallace. Groß; prachtvoll gras-, beinah ſma⸗ Aan Mantel und Schultern tief goldgelb oder hochorangefarben, einzelne Federn rot geſäumt; ein ſchmaler, länglicher Kehlfleck, der Flügelrand in der Daumengegend, Bürzel und obere Schwanzdecken, welche das Schwanzende nicht ganz erreichen, tief ſcharlachrot; Schwingen innen ſchwarz, an der Spitze grün. Iris gelb, Schnabel mit einem kleinen gelben Wurzelfleck, Wachshaut und Füße gelb. N 155 8 0 Art, die ſchönſte der Gruppe, wird auf den Sulu⸗Inſeln und auf Celebes gefunden. 172. Das Blaukrönchen, Silindit der Javaneſen, i der Sumatraner, Beizung Slinde der Malaien, C. (Ps., Psa., Psittaculus, Lor.) galgulus, L., (flavigulus, pumilus, cyaneopileata). Froß; grasgrün; ein runder Scheitelfleck dunkelultramarinblau, ein länglich runder Querfleck auf der Kehle und die Schwanzdecken brennend ſcharlachrot; ein dreieckiger Fleck auf der Mitte des Oberrückens hoch— orange; ein ſchmaler Streifen über den Bürzelfedern hochgelb; Schenkelfedern ſeitlich hochgelb geſäumt; Schwingen oberſeits dunkelgrün, innen ſchwarz, kleine untere Flügeldecken grün. Iris dunkelbraun, Schnabel einfarbig, Wachshaut hellgrau, Füße graulichgelb. — Weibchen etwas lichter als das Männchen, anſtatt des blauen ein dunkelgrüner Scheitelfleck; der Fleck im Nacken klein und bräunlichgrün, Kehlfleck nicht vor- anden. Junger Vogel düſterer, der blaue Scheitelfleck nur angedeutet, Kehl- und Rückenfleck fehlend. Der Verbreitungskreis umfaßt Sumatra, Borneo, Banka und das ſüdliche Malaka. Er Bei den folgenden iſt der Schnabel rot. 13. Das Rotkäppchen, Kulaziſſi der Luzoneſen, C. (Ps., Psa., L., Licmetulus) eulaeissi, Wagl., (philippensis, rubrifrons, melanoptera). Groß; hellgrasgrün; Stirn und Vorderkopf zinnoberrot, Ober⸗ und Hinterkopf orange verwaſchen, ein Nackenfleck orangefarben, Bürzel- und obere Schwanzdecken rot, die Federn grün an der Wurzel; ein großer Fleck von der Kehle bis zur Unterbruſt orangezinnoberot; die ſeitlichen Afterfedern mit merblauen Spitzen; Schwingen und Steuerfedern dunkelgrün, erſtere innen ſchwarz, letzte Armſchwingen innen blau geſäumt, untere Flügeldecken grün, die größten merblau; Schwanz⸗ federn innen ſchwärzlich gerandet, an der Spitze hellgrün geſäumt. Iris braun?, Füße hellfahl. Abarten, welche jedoch alle wichtigen Merkmale zeigen, kommen vor. — Beim jungen Vogel iſt die Stirn blaſsrot verwaſchen, der orange Fleck im Nacken ſehr undeutlich, das Bürzelgefieder düſter rot. Die Heimat des Vogels find die Philippinen, woſelbſt er auch in Gefangenſchaft a wird. Nach 5 ſcheinen lebende Stücke noch nicht gekommen zu ſein. f 74. Der Blumenpapagei, Pol⸗Girawa der Ceyloneſen, C. (Ps., Psa., L.) indica, Kuhl, (asia- cus, nn apicalis, cyanolaemus, Edwardsi, puniculus, minor). Groß; grasgrün, unterſeits heller; tirn und Oberkopf hyazinthrot, Hinterkopf orange verwaſchen, Nacken ebenſo angeflogen, Bürzel⸗ und wanzdeckfedern, welche nur die Hälfte des Schwanzes erreichen, dunkelkirſchrot, an der Wurzel grün, n- und Kehlfedern blafs merblau geſäumt; Schwingen grün, innen ſchwarz, kleine Unterflügeldecken u; Steuerfedern innen düſter blau gerandet, am Ende mit einem kleinen hellgrünen Fleck geziert. Iris 5 geh Füße bräunlich. — Beim jungen Vogel iſt der Vorderkopf grün, der Scheitel etwas orange d v waſchen, das Bürzelgefieder düſter =, der Schnabel ſchmuzig blaſsrot. Der niedliche Vogel bewohnt Ceylon und kommt auf dem Feſtlande nicht vor. Daß er lebend nach E 5 gebracht wurde, darf angenommen, kann mit Sicherheit jedoch nicht feſtgeſtellt werden. 75. Der Frühlingspapagei, Bora der Indier, Lalkan der Bengalen, C. (Ps., Psittaculus, L.) alis Sparr., (pendulus, pyrropygia). Groß; grasgrün, Kopf und Unterſeite heller, Hinterhals, Mantel und Bruſt orangebräunlich verwaſchen; Scheitelmitte merbläulich, ein großer Kehlfleck hellmerblau; Bürzel⸗ in obere Schwanzdeckfedern, welche bis zur Schwanzmitte reichen, düſter purpurrot, an der Wurzel grün; wingen dunkelgrasgrün, innen ſchwarz, kleine untere Flügeldecken grün, die größten merblau; Schwanz⸗ federn dunkelgrün, gegen das Ende zu düſter blau, ein Saum innen ebenſo, die Spitze weißlichgrün. Iris b elb, Schnabel dunkelgelb, Füße hellbraun. — ni jungen Vogel ift der Kehlfleck kleiner, das Blau auf dem Scheitel nur angedeutet, der bräunliche Anflug auf dem Oberrücken nicht vorhanden. eſer in Indien als Käfigvogel ſehr beliebte Zierpapagei, welcher wohl auch ſchon öfters als Gefangener ak gelangte, lebt nur auf dem Feſtlande. 5 6. Der Elfenpapagei, Tjelirdit der Javaneſen, C. (Ps., L.) pusilla, Gray, (amoenus). Mittelgroß; glänzend grasgrün, unterſeits heller, auf dem Oberrücken orange verwaſchen; ein großer runder Kehlfleck h ürzel⸗ und die bis zum Schwanzende reichenden Schwanzdeckfedern brennend zinnoberrot; Schwingen asgrü innen ſchwärzlich; Steuerfedern wie die Schwingen. Iris?, Schnabel orangegelb, Wachs⸗ und Füße blaſsgelb. — Dem jungen Vogel fehlt der Kehlfleck. a 1 Elfenpapagei gehört ausſchließlich der Inſel Java an, wird dort oft in Gefangenſchaft gehalten, iſt o el ee m nach Europa „„ 186 Papageien. 77. Der Liliput, C. (L.) exilis, Schlegel. Sehr klein (neben dem Zwergkakadu der kleinſte aller Papageien); grasgrün, unterſeits lichter; ein kleiner Gurgelfleck rot; Schwingen dunkelgrasgrün, innen ſchwarz, unterſeits merblau; Steuerfedern wie die Schwingen; Bürzel und die oberen bis zum Schwanz⸗ ende reichenden Schwaz derkfe ſcharlachrot, an der Wurzel grünlich. Iris rot, Schnabel korallenrot, Füße rot. — Weibchen nicht verſchieden, junger Vogel ohne roten Kehlfleck, mit a Schnabel a und graulichen Füßen. Der niedliche Vogel bewohnt Celebes und kommt oft bis in die Gärten herein. Lebend iſt er noch nicht nach Europa gebracht worden. Leider trifft die allgemeine Klage bezüglich unſerer Unkunde über das Freileben der Papageien überhaupt auch die niedlichen Zierpapageien. Schon Linné kannte die Abſonder⸗ lichkeit von ihnen, ſich im Schlafe fledermausartig an den Beinen aufzuhängen, — ein Beweis alſo, daß bereits damals auf das Leben der reizenden Tierchen geachtet wurde. Seit⸗ dem hat man ihrer Lebenskunde herzlich wenig hinzugefügt, vielleicht weil man der Anſicht iſt, daß ſich mit der ſogenannten ſtrengen Wiſſenſchaftlichkeit eine ſcharfe Beobachtung der Lebensverhältniſſe eines Tieres nicht verträgt, jene vielmehr einzig und allein in genauer Balg- und Namenskunde geſucht werden müſſe. Was aber iſt ein toter Zierpapagei dem lebenden gegenüber! Seitdem ich über zwei Jahre lang ein Pärchen der Vögel gepflegt habe, brenne ich faſt vor Begierde, über ihr Freileben unterrichtet zu werden. Die Zierpapageien ſind, wie alle Berichte melden, in ihrer bezüglichen Heimat keines⸗ wegs ſelten, in den meiſten der für ſie geeigneten Oertlichkeiten im Gegenteile ſehr häufig. Sie leben in mehr oder minder ſtarken Trupps, einzelne Arten, beiſpielsweiſe das Rot⸗ käppchen, ſogar zu „unzählbaren Scharen“ vereinigt in den höheren Baumkronen der Wal⸗ dungen, entziehen ſich aber durch ihre Kleinheit und die Geſchwindigkeit, mit welcher ſie in den belaubten Zweigen umherklettern, mehr oder weniger den Blicken. In dem Dickicht der Wälder iſt ihr liebſter Aufenthalt, und nur ungern machen ſie von ihren Flugwerkzeugen Gebrauch. Ihre Nahrung beſteht in „Pflanzenſtoffen“, Blüten und Blattknospen, die des Blaukrönchens in ſolchen der Erythrinen, zu deren grünem Gelaube mit dem roten Blütenſchmuck ſein Kleid vortrefflich paſſt, die anderer Arten auch in Früchten. Häufig benutzen ſie die Bambus⸗ röhren, welche die Eingeborenen zum Auffangen des Palmſaftes aufhängen, zu ihren Schlupfwinkeln, wie es ſcheint namentlich zum Schutz gegen die Nachtkälte, welche ſie ſehr empfindlich zu berühren ſcheint. Die Bergbewohner gebrauchen deshalb ſolche Bambus⸗ röhren als Fallen, in denen ſie die Vögel fangen. Ueber das Fortpflanzungsgeſchäft haben wir nur eine Angabe des verdienſtvollen Bernſtein, welcher mitteilt, daß ſie zwei Junge erziehen. Dies iſt alles, was ich in dem Werke unſeres Meiſter Finſch, welcher wahr⸗ haftig alles Vorhandene bienenemſig zuſammengetragen, finden konnte, und es bezieht ſich ſogar noch auf mehrere Arten, ſodaß man wohl ſagen darf, keine einzige von allen ſei e als höchſt oberflächlich beobachtet worden. Etwas mehr wiſſen wir über das Gefangenleben unſerer Vögel In ganz Indien nebſt Ceylon, ſowie auf den Sunda-Imjeln und Philippinen ſcheinen die Zierpapageien zu den beliebteſten Käfigvögeln zu gehören. Man hält fie par- und geſellſchaftsweiſe in kleinen Gebauern, auf Borneo in ſolchen aus Bambusſtäben, welche nach Art mancher Eichorn⸗ käfige gebaut ſind, d. h. eine Walze darſtellen, welche ſich um ihre Achſe dreht und von den kletternden Papageien in Bewegung geſetzt wird. Hier hauſen ſie friedlich unter einander, obſchon nicht immer, bezüglich nicht alle Arten: Meyen erfuhr, daß ſich mehrere Rotkäpp⸗ chen, welche er zuſammengeſperrt hatte, auf Tod und Leben befehdeten, ja, daß tatſächlich 1 einer den anderen tötete, weshalb der Beobachter ihnen ein „wildes Naturell“ zuſchreibt und behauptet, daß ſie niemals vollkommen zahm würden. Die Nahrung, welche man ihnen reicht, beſteht hauptſächlich aus hartgekochtem Reis und verſchiedenen Brie ins⸗ beſondere Bananen. EN 8 n pff. ET EEE ea .. ß EEE TE EU 14 0 1 15 8 eee e EA Ad > d et: 79 5 ar 1 a 7 kl Kr % 70 RR, 7 „ . „ AZierpavageien. 5 187 N Man List . r Anſicht, daß die eaten insgemein unſer Klima nicht vertragen können und deshalb jo. ſelten lebend zu uns gebracht werden. Ich vermag es nicht, dieſer Meinung beizupflichten. Es walten bei dieſen allerliebſten Geſchöpfen unzweifelhaft dieſelben Umſtände ob, welche ich bei Schilderung des Gefangenlebens der Zwergpapageien (S. 177) 8 oben habe: ſie gehen unterwegs aus Mangel an entſprechender Pflege, in Europa ſelbſt wahrſcheinlich hauptſächlich des ihnen jählings zugemuteten Futterwechſels halber zu Grunde. Ich habe im ganzen acht Blaukrönchen gepflegt, von allen jedoch bloß ein Pärchen, welches, als ich es erwarb, an Glanz gewöhnt war, am Leben erhalten können. Alle übrigen ſtarben wenige Tage nach ihrer Ankunft, trotz der ſorgfältigſten Abwartung in gleichmäßig erwärmten Räumen. Sie fraßen von allem, was ihnen vorgeſetzt wurde, nur nicht von Körnern, begannen plötzlich zu trauern und fielen ein par Stunden ſpäter tot von ihrer Sitz⸗ oder Hängeſtange herab. Jenes Pärchen hingegen hält ſich vortrefflich im Wohn— zimmer, in welchem es zwar die Annehmlichkeit eines beſonderen Käfigs, keineswegs aber die gleichmäßige Wärme und reine, feuchte Luft des großen Fluggebauers hat. Möglich, daß man alle Zierſittiche geſondert halten muß; denn das gedachte Pärchen fühlte ſich ſo unbehaglich im Geſellſchaftskäfige, daß ich es aus demſelben wieder entfernen mußte; mög⸗ lich, daß die Tierchen insgemein eine andere Pflege beanſpruchen als jenes Pärchen, welches vielleicht eine Ausnahme bildet; möglich, daß noch andere Umſtände, welche wir nicht kennen, zur Geltung kommen und berücksichtigt werden müſſen. Nur möchte ich nicht dem Klima aalle Schuld unſerer bisherigen Mis- oder Geringerfolge zuſchreiben oder den Zierſittichen größere Hinfälligkeit zuſprechen, als ſie z. B. Sperlingspapageien zu unſerer Betrübnis 3 5 bekunden. Mir ſind jene entſchieden lieber als dieſe; ihre Pflege iſt gewiß nicht ſchwieriger als die der Sperlingspapageien, der Pflege Lohn aber unbedingt größer als bei letzteren. Dies beweiſen wenigſtens meine Gefangenen zur Genüge. Ich erſtand das erwähnte Pärchen auf einer Tierverſteigerung zu Antwerpen für ſchweres Geld, habe den Ankauf jedoch nicht zu bereuen gehabt. Die Vögelchen ſind allerliebſt und gehören unbedingt zu den liebenswürdigſten aller Papageien. Sie bekunden eine harmloſe Zutunlichkeit, zeigen ſich regſam, ohne ſtürmiſch zu ſein, ſchwatzen ſingend oder ſingen ſchwatzend, ohne durch lautes Geſchrei und Gekreiſch abzuſtoßen. Alle Bewegungen erfolgen mit ungewöhnlicher Leichtigkeit und Zierlichkeit. Eilfertig rennen ſie, trippelnden aber nicht watſchelnden Schrittes, über den Boden hin; ohne Bedenken wagen ſie einen Sprung von einer für die kurzen Beinchen beträchtlichen Weite, raſch und gewandt klettern ſie, Schnabel und Füße mit derſelben Sicherheit gebrauchend, an ihrem Gitter empor. Auch der Flug, welchen h im Geſellſchaftskäfige wenigſtens in beſchränktem Maße beobachten konnte, iſt leicht und anscheinend mühlos, obgleich die Schwingen raſch bewegt werden; das polternde Geräuſch, welches ein auffliegender Zwergpapagei verurſacht, habe ich von meinen fliegenden Blaukrönchen nie vernommen. Um auszuruhen, verweilen dieſe bloß ausnahmsweiſe in der üblichen Stellung, nehmen vielmehr regelmäßig, zum Schlafen ſtets, die Lage der raſtenden Fleder⸗ 3 an, indem ſie ſich mit den Beinen an dem Dache des Käfigs oder einem dünnen Sitz⸗ zweige anklammern und nicht bloß den Leib, ſondern auch den Kopf gerade herabhängen laſſen, ſodaß der Rücken, der eingezogene Hals, der Scheitel und der Schnabel eine gerade Linie bilden, rend der Schwanz, wohl um nicht an der Käfigdecke anzuſtoßen, ſchief nach hinten, be⸗ ziehentlich oben gerichtet und das Gefieder läſſig geſträubt wird. Die ſchmucken Tierchen, w che ſich außerdem ſtets ſehr glatt tragen, erhalten hierdurch ein ganz anderes Ausſehen; erſcheinen noch einmal fo dick als ſonſt, förmlich kugelig. Oft hängt ſich einer oder der andere nur an einem Beine auf und zieht das zweite ſoweit ein, daß die geſchloſſene Klaue eben noch ſichtbar iſt, wechſelt auch wohl ab, um das eine Bein zeitweilig zu entlaſten. Er⸗ eckt, flüchten ſie ſich ſtets zur Decke empor, gleichſam als ob fie ſich am ſicherſten fühlten, wenn 188 Papageien. — Kakadus. ſie ſich aufgehängt haben. In dieſer Lage werden auch kleine Geſchäfte vorgenommen, beiſpiels⸗ 8 f weiſe die Federn ein wenig geordnet, ebenſo einige Behaglichkeit kündende Laute hergeplaudert, obſchon das eine wie das andere regelmäßiger im Sitzen geſchiht. Gilt es ſich zu entleren, ſo wird der Schwanz nur ein wenig mehr geſtelzt, der Leib etwas gebogen und hierauf der meiſt in einem umhäuteten Klümpchen beſtehende Unratballen mehr als fußweit weggeſchleudert. Im Zuſtande tieferer Ruhe wie während des Schlafes bläht ſich die kleine Geſtalt noch mehr auf als ſonſt, und ſchließen ſich die Lider bis auf einen ſchmalen ungleichſeitigen Spalt. Daß unſere Vögelchen außer dieſer abſonderlichen Stellung auch alle übrigen unter Papageien üblichen oder dieſen möglichen und zwar mit ſpielender Leichtigkeit annehmen, be⸗ darf wohl kaum beſonderer Erwähnung: kopfoberſt, kopfunterſt gilt ihnen vollſtändig gleich. Die geiſtigen Anlagen der Zierſittiche dürften mit denen der klügeren Zwergpapageien annähernd auf einer und derſelben Stufe ſtehen. Meine Blaukrönchen ſind harmlos und bewußt zutraulich. Sie kennen alle Familienmitglieder und laſſen ſich durch dieſe nicht im geringſten ſtören, geſtatten, daß eines derſelben dicht an ihren Käfig tritt, daß man letzteren hin und her trägt, ohne zu flattern oder ſich ſonſtwie ängſtlich zu zeigen, ja ſogar, ohne aus ihrer hängenden in eine andere Stellung überzugehen. Sie erkennen Fremde als ſolche recht gut, vertrauen jedoch auch ihnen, während ſie der Anblick eines Hundes in größte Aufregung verſetzt. Doch gebärden ſie ſich, nach Art kleiner Papageien überhaupt, niemals ſo ausdrucksvoll wie ihre größeren Ordnungsgenoſſen, zetern auch nicht, wenn ſie — 1 erregt werden, wie dies beiſpielsweiſe die Roſenpapageien tun. Ihr Betragen iſt in jeder Be⸗ 5 ziehung ruhig, gehalten; ſie leben, wie man zu ſagen pflegt, ſtill vor ſich hin. Beide Gatten des Pares vertragen ſich ausgezeichnet; keiner aber betätigt gegen den anderen erſichtliche Zärtlichkeiten: das gegenſeitige Neſteln im Gefieder, das Schnäbeln und Küſſen f anderer Papageien habe ich bei ihnen niemals beobachtet. Eine Geſellſchaft gleichartiger Zierſittiche, welche ich ſah, lebte ebenfalls im tiefſten Frieden zuſammen; als ich jedoch zu . meinem Pärchen noch ein Männchen ſetzte, gebärdete ſich jenes wie toll, anſcheinend aus Furcht über den neuen Ankömmling. Dem ungeachtet glaubte ich auch jetzt eine gewifle we Neugier, wie ſolche überhaupt ihnen eigen, wahrnehmen zu können. Höchſt anſprechend iſt der Geſang des ſonſt ziemlich ſchweigſamen Männchens. Mit dem Schlage eines Finken kann er ſich freilich in keiner Weiſe meſſen, beſteht vielmehr bloß | aus ſchwatzenden, ſchwirrenden, zwitſchernden und einigen pfeifenden Lauten, wird aber mit jo viel Behagen vorgetragen und wirkt jo angenehm, daß man ihn recht gern hört. An Reichhaltig⸗ keit der Laute, an Wendungen und Vertönungen ſteht er dem Geſange des Wellenſittichs vielleicht etwas nach, ſchwerlich aber, für mein Ohr entſchieden nicht, in der Geſamt⸗ wirkung. Der Sänger pflegt ſich ah des Vortrages hoch aufzurichten, den Hals ſoviel als möglich zu ſtrecken und trotzdem die roten Kehlfedern zu ſträuben, ſodaß deren Bewegungen jene der Kehlmuskeln genau wiedergeben oder doch andeuten. Der einzelne Vortrag währt eine bis zwei Minuten; dann tritt eine kurze Pauſe ein, und das ſingende Geſchwätz beginnt von neuem. Im 1 kommt es nicht ſelten vor, daß der ſingeifrige Vogel, nachdem er ſtundenlang geſchwiegen, wohl auch geſchlafen, noch in ſpäter Abend⸗ ſtunde bei Lampenlicht ein Liedchen anhebt und ſachgemäß zu Ende bringt. Das Weibchen, welches dann und wann denſelben Lockton wie das Männchen, ein leiſes aber ſcharfes „Zit“ vernehmen läßt, hört dem Geſange des Gatten ohne Erregung, ſcheinbar ſogar teilnahms⸗ los zu, frißt währenddem unbehelligt weiter, klettert auf und nieder, hängt ſich zur Ruhe auf, putzt ſich, kurz treibt es ganz nach Belieben, ohne das Männchen zu beirren, da dieſes, wie es ſcheinen will, mehr zu ſeinem Vergnügen als in der Abſicht ſingt, die Gattin zu erfreuen. Das Hauptfutter, welches meine Blaukrönchen erhalten, iſt Glanz. Nebenbei wird Grünzeug aller Art und regelmäßig auch Frucht gereicht. Hirſen und andere Sämereien 4 8 . 4208 BER" 3 . 1 8 F — ar EN — EEE Bierpapageen. — Aaladus 189 bliebe unberü irt; ginſchen und „ Weinberen ebenſo; recht gern dagegen freſſen beide Vögel⸗ m Biruenſtückchen, welche ſie bis auf die Schale entleren, minder gern friſche Apfelſchnitzel, kaum oder nicht gedörrtes Obſt, und wahrhaft gierig fallen ſie über friſche Ameiſenpuppen her, | während ihnen gedörrte wenig behagen. Bei dieſer Nahrung befinden ſie ſich wohl. . Sie haben bereits zweimal die Mauſer überſtanden. Voriges Jahr begann dieſe Ende eber, in dieſem Jahre ſchon im Oktober. Sie geht, wie bei den meiſten Sittichen überhaupt, ſehr allmählich vor ſich, nimmt ihnen deshalb auch nichts von ihrer 5 Lebhaftigkeit; ſelbſt der Geſang des Männchens wird durch den Federwechſel kaum beeinflußt. Keines der Vögelchen hat ſich im geringſten verändert, ſo daß die Verſchiedenheit der . mindeſtens bei dieſer Art für mich vollkommen erwieſen iſt. ' Zur Fortpflanzung hat mein Pärchen keine Anſtalt gemacht. Ein ihm gebotenes Niſt⸗ Re käſtchen wird nicht beſucht, jo oft auch der eine oder der andere auf dem Sprungholze vor dem Eingange Platz nimmt. Möglicherweiſe iſt die teilweiſe Verſtümmelung des einen Flügels 5 m Männchen die Urſache ſeiner Enthaltſamkeit. Nur der Zufall bringt Zierpapageien auf unſeren Tiermarkt. Sie kommen in kleinen Geſelſchaften in Holland und England an und werden von dort weiter verſendet. Ihr Preis ſchwankt zwiſchen 25 und 40 Taler für das Pärchen. Eingewöhnte geſunde Vögel werden damit durchaus nicht zu hoch bezahlt. Kakadus. wen aden wangen liefern uns ihre Mitglieder ſo a in unſere Käfige Die Kakadus 91 e ne gebauete, ziemlich großköpfige Papageien von Dohlen⸗ bis Krähengröße. Der ſehr kräftige Schnabel iſt meiſt ebenſo hoch, ſelten höher als lang, tlich flach, nur gegen die Spitze zu mehr gewölbt, die Firſte, in welcher bei einzelnen rien eine ſchwache Längsrinne verläuft, flächenartig breit, etwas abgerundet, der Ober- ſchnabel ſtark im Bogen, mit der Spitze einwärts gekrümmt, die Spitze, welche innen deutliche Feilkerben zeigt, meiſt anſehnlich, zuweilen auffallend weit vorragend und über- hängend, die Ausbuchtung vor ihr tief und gerundet, der ſeitlich flache, zuſammengedrückte erſchnabel niedriger als der obere, die Dillenkante, welche eine zu beiden Seiten gleich- aufende breite Fläche bildet, bogig aufſteigend, der Schneidenrand gerade, mit dem End—⸗ ſcharfbogig ſich aufwärts biegend. Die kleinen runden Naſenlöcher liegen entweder re 15 der ſchmalen Wachshaut oder werden von kurzen bürſtenartigen Federchen gänzlich t. Der ſehr ſtarke, kurze und dickläufige Fuß hat kräftige Zehen von faſt doppelter nge, mit ſtarken, ſichelförmigen Krallen. Der lange, ſpitze Flügel deckt, zuſammen⸗ — die .. des fe die wenig oder mehr vorragende Spitze iſt 1 190 Kakadus. aus 1 und breiten, am Ende abgerundeten, ſeidenweichen Federn, deren Wurzel 1 72 einzelnen Arten teilweiſe grellfarbig iſt, umſchließt bloß bei einigen das Auge bis zum 5 Lidrande, läßt vielmehr regelmäßig einen breiten Augenkreis frei und verlängert ſich auf Stirn und Oberkopf zu einer ſehr verſchiedenartig gebildeten Haube, welche gewöhnlich aus zwölf Federn beſteht und bei Kennzeichnung der Arten genauer beſchrieben werden wird. In der Färbung herſcht Weiß vor; die Haube dagegen prangt regelmäßig in lebhaften Farben. Beide Geſchlechter erschein ſich nicht von einander, die Jungen, mit einer einzigen Ausnahme, ebenſo wenig von den Alten. 4 Zur Unterſcheidung bieten nakte oder befiederte Wachshaut ſamt Naſenlbchern, der . 1 5 dunkle oder helle Schnabel und die Beſchaffenheit der Haube gute Merkmale. f . Nakte Wachshaut, ſchwarzer Schnabel und eine breite, Eu „nach hinten Nea Haube haben: . 78. Der Rothauben-Kakadu, Golabi der Malaien, Plietolophus (PS., Cacatua) Wi Gml., (rubrocristatus, rosaceus, malaccensis). Sehr groß; nakter Augenkreis klein; weiß, blafs roſenrot angeflogen; die längſten Haubenfedern mennigrot, die mittleren außen ebenſo gerandet, die oberſten weiß; Schwingen und Schwanz unterſeits innen an der Wurzel gelblich. Iris tiefbraun, use grau⸗ blau, Füße ſchwarz, grau überpudert. — Weibchen kaum merklich kleiner. Die Heimat iſt Ceram, von wo aus der Vogel zuweilen nach Amboina hinüber zu fliegen ſcheint 79. Der Naktaugen⸗Kakadu, Pl. (Cac.) ophthalmicus, Selat. Groß; nakter Augenkreis ſe r ausgedehnt; weiß, die lange, zerſchliſſene Haube gelb, vorn durch weiße Federn überdeckt; Schwingen und — Schwanzfedern unterſeits in der Wurzelhälfte innen ſchwefelgelb. Iris tiefbraun, Augenkreis a . Wachshaut und Füße graulichſchwarz. ö Der ſeltene Vogel ſtammt von den Salomons -⸗Inſeln. Schwarzen Schnabel, nakte Wachshaut und eine gerade, aufrecht ſtehende, aus breiten 3 | Federn gebildete Haube hat: a 3 0 80. Der Weißhauben-Kakadu, Pl. (Ps., Cac.) leucolophus, Less., (albocristatus, albus, eris- 1 tata, ceristatella). Groß; Augenkreis ausgedehnt; ganz weiß, nur die Schwingen und Schwanzfedern in der Wurzelhälfte der Innenfahne blaſs ſchwefelgelb gerandet. Iris hochrot, Augenkreis weißlich graublau, 3 Füße grau bepudert. Der Verbreitungskreis dieſer Art beſchränkt ſich auf die öſtlichen Molukken: Ternate, Se ee jan und Tidore. Bei den nächſtfolgenden Arten ſind Schnabel und Wachshaut ebenfalls 1 ; er 1 mehr oder weniger zerſchliſſenen Haubenfedern aber zweizeilig geordnet, aufgerichtet And mit der Spitze nach vorn gekrümmt. 81. Der Gelbhauben-Kakadu oder Karawang der Bewohner von Neuſüdwales, Pl. 5 905 gale- u ritus, Lath., (australensis, liemetorhyncha). Sehr groß; der nakte Augenring klein; weiß; die langen, ſtark nach oben gekrümmten Haubenfedern lebhaft ſchwefelgelb, Kopf- und Halsfedern an der Wurzel! gelblich, Schwingen und Schwanzfedern unterſeits innen an der Wurzel blaſs ſchwefelgelb. Iris rotbraun bis tiefbraun, Augenkreis weißlich, Füße ſchwarz, grau bepudert. : Das Vaterland iſt Auſtralien, einſchließlich Tasmaniens. 82. Der Triton, PI. (C.) Triton, Tem., (cyanopsis, macrolophuss Eleonora). Groß; ie holte Augenkreis ausgedehnt; in der Färbung von dem Gelbhauben-Kakadu nicht verſchieden, jedoch merklich kleiner, 1 mit verhältnismäßig ſtärkerem, auf der Firſte kantigem Schnabel. Iris tiefbraun, Augenkreis blanc, a Füße ſchwarz, grau bepudert. Der Triton lebt auf Neuginea und den Papu-Juſeln und ſoll auf Goram eingeführt worden fein, Wahrſcheinlich gehört auch der große Kakadu der Aru- und Kei-Inſeln zu dieſer Ai,, 83. Der Gelbwangen-Kakadu, Pl. (Ps., C.) sulfureus, Gml., uteocristata, aequatorialis). Klein; nakter Augenkreis groß; weiß; Kopf- und Halsfedern an der Wurzel gelb; ein großer runder Fleck in der Ohrgegend und die langen Haubenfedern hoch ſchwefelgelb; Schwingen und Schwanzfedern unterſeits innen blaſs ſchwefelgelb verwaſchen. Iris rot- oder tiefbraun, nakter Augenkreis bläulichgrau, Füße ſchwarz, grau bepudert. Kakadus. 191 Celebes, Fbres 1 5 Lombock ſind die einigen Inſeln, auf denen der Gelbwangen-Kakadu bis jetzt Beobanttet wurde. BR 84. Buffons Kakadu, Pl. (00 Buffoni, Finsch, (parvula). Sehr klein; der nakte Augenkreis groß; weiß; Kopf⸗ und Halsfedern an der Wurzel blaſs ſchwefelgelb; ein kaum bemerkbarer Ohrfleck, welcher übrigens auch fehlen kann, gilblich, Haubenfedern ſchwefelgelb; Schwingen und Schwanzfedern in del Wurzelhälfte der Innenfahne blass ſchwefelgelb. Iris dunkelrotbraun, Augenkreis weißlichgrau, Füße ſchwärzlich, grau bepudert. n ne Verbreitungskreis che ſich auf Timor und Samao zu beſchränken. 3 Der Goldwangen⸗Kakadu, Pl. (Ps., C.) eitrinoeristatus, Fras., (chrysolophus, croceus). 3 e 1 5 nakte Augenkreis ſehr klein; weiß; Kopf- und Halsfedern an der Wurzel gelb, ein Ohrfleck . dunkel goldgelb, die Haubenfedern dunkels range farben; Schwingen innen in der Wurzelhälfte, Schwanz— federn ebenda faſt bis zum Ende gelb gerandet. Iris tiefbraun, Augenkreis weißlichgrau, Füße ſchwarz, grau bepudert. a Timorlaut und die Tenimber⸗Inſeln bilden wahrſcheinlich die wahre Heimat des Goldwangen-Kakadu. | 5 Der ſchönſte aller Kakadus hat befiederte Wachshaut, lichten Schnabel und eine aus ſechzehn ſpitz zulaufenden, vorn übergebogenen Federn beſtehende Haube. 86. Der Inka ⸗Kakadu, Pl. (C., Laphrochroa) Leadbeateri, Vig., (erythropterus). Mittel- groß; Augenkreis kaum bemerkbar; weiß, roſenrot angeflogen; Haubenfedern an der Wurzel zinnoberrot, in der Mitte hochgelb, am Ende weiß, vorn von geraden, abgerundeten weißen Federn halb bedeckt; Schwingen unterſeits innen bis gegen das Ende dunkel roſenrot; Steuerfedern in der Wurzelhälfte innen roſenrot ge— randet. Iris tief- oder rotbraun, Schnabel blafs horngelb, oben an der Wurzel grau, Füße fleiſchbräunlich. — Weibchen ein wenig kleiner und kaum merklich bläſſer. Der prachtvolle Vogel ſtammt aus Inner - Auftralien, iſt im Süden und Weſten des Erdteiles häufig, ſcheint aber über das ganze Feſtland verbreitet zu ſein. Befiederte Wachshaut, hellfarbiger Schnabel und eine kurze, abgerundete Haube kenn⸗ ihnen die nächſtfolgenden Arten. 5 Der Rotzügel⸗Kakadu, Pl. (C., Eolophus, Lophocroa) sanguineus, Gould. Groß; e de ſehr groß; weiß; ein ſchmaler Stirnrand und Zügel roſenrot, die Wurzel der übrigen Kopf⸗ und Halsfedern mit roſenrotem Flaum; Schwingen und Steuerfedern unterſeits innen an der Wurzel ſchwefelgelb. Iris tiefbraun, Augenkreis faſt weiß, Schnabel hornbläulichweiß, Füße e 1 8 Auſtralien iſt die Heimat des Vogels. 88. Goffins Kakadu, Pl. (C., Loph.) Goffini, Finsch. Mittelgroß; Augenlreis groß; weiß; Kopf, Hals⸗ und Bruſtfedern an der Wurzel mit roſenrotem Flaum; Haubenfedern an der Wurzel lebhaft roſen⸗ farben, unterſeits gelb; Schwingen und Steuerfedern unterſeits innen ſchwefelgelb gerandet. Iris ſchwarz— . aun, Augenkreis bläulichgrau, Schnabel hornweiß, oben horugraulich, Füße ſchwärzlichgrau. Als Vaterland find die Salamons-⸗Inſeln nachgewieſen worden. 89. Der Rotſteiß⸗Kakadu, Kalangai der Luzoneſen, PI. (Ps., C., Loph.) philippinarum, Gml., inor, haematuropygius). Klein; nakter Augenkreis ausgedehnt; weiß; die Backen blaſs eo Haubenfedern unterſeits gelblich verwaſchen; Schwingen innen blaſsſchwefelgelb gerandet; Steuerfedern innen gelb, untere Schwanzdeckfedern zinnoberrot, mit weißen Endſäumen. Iris dunkelbraun, Augenkreis weiß, hnabel hornblaugrau, Füße graulichbraun. Die Art bewohnt die Philippinen. Ducorps Kakadu, Pl. (C., L., Ducorpsius) Ducorpsi, Hombron, (Leari, typus). Klein; {08 er Augenkreis groß; ganz weiß; die. en unterſeits gelb; Schwingen und Steuerfedern innen gelb gerandet. Iris tiefbraun, Augenring bläulich, Schnabel weißgrau, Füße grauſchwarz. . Stammt von den Salomons-Juſeln. der Roſenkakadu, Pl. (Ps., C., Eol.) roseicapillus, Viell., (rosea, Eos). Kaum mittelgroß; Augenkreis wenig ausgedehnt; Oberſeite aſchgrau, Oberkopf und Haube blaſs roſenrot, Bürzel llichweiß, Kopfſeiten, Hals und ganze Unterſeite purpurroſenfarben; Schwingen aſchgrau, am Ende e ene ee wie die größten unkeren en graulichſchwarz; e aſchgrau, 1 bl Wir. oben an der 1 c Fuße fleiſchbraun. — Junger Vogel angehen einfarbig dunkelbraun. 1 9 2 | Kakadus. Ueber den größten Teil Auſtraliens verbreitet, gehört der Sofentafadu doch mehr dem Irnein des = Feſtlandes als der Küſte an. 5 ee, Zwei Arten der Gruppe unterſcheiden 151 von den bisher genannten bien bei ge © ſtreckten Schnabel, deſſen oberer Teil in eine ſehr verdünnte Spitze ausläuft und weit überhängt. Man hat fie unter dem Namen Naſenkakadus (Liemetis), von den übrigen ge⸗ trennt und hierzu inſofern eine gewiſſe Berechtigung gehabt, als ſie auch eine ee Lebensweiſe führen. 92. Der Naſenkakadu, Pl., (Ps., C., Licmetis) nasica, Tem., (tenuirostris). Mittelgroß; Augenkreis ſehr groß; weiß; Stirnrand, Zügel und unterer Rand des Augenkreiſes ſcharlachrot; ein am Kinn und der Kehle durchſcheinender, an Kopf und Hals verdeckter Flaum ebenſo; Schwingen unterſeits innen blaſs ſchwefelgelb gerandet; Steuerfedern unterſeits innen deutlich e Iris a e kreis dunkelblaugrau, Schnabel hornweißgrau, Füße horngrau. Bewohnt Südauſtralien, das Innere mehr als die Küſte. 93. Der Wühlkakadu, Pl. (Licm.) pastinator, Gould, (piscinator). Mittelgroß, etwas ſtärker als der Naſenkakadu; Augenring groß; weiß; Stirnrand und Zügel blaſs roſenrot, Wurzeln der Kopf⸗ und Halsfedern ebenſo, der Hinterhalsfedern gelb; Schwingen innen am Rande und Steuerfedern innen . x f ſchwefelgelb. Iris tiefbraun, Augenkreis graublau, Schnabel hornweiß, Füße grünlichbraun. a Scheint auf Weſtauſtralien beſchränkt zu fein. i Die vorſtehend gegebenen Mitteilungen über das Vaterland der einzelnen Arten be⸗ 1 zeichnen das Verbreitungsgebiet der Kakadus auf das genaueſte. Sie gehören Auſtralien im weiteſten Sinne an und zählen zu denjenigen Tieren, welche dieſen Erdteil richtig ab⸗ grenzen helfen, ſo vielfach ſolche Begrenzung mit vererbten Anſchauungen der Erdkundigen auch im e ſtehen mag. Innerhalb ihres Wohngebietes vertreten ſie gewiſſer⸗ u maßen die großen Papageien der anderen drei Erdteile, deren Lebensweiſe fie im großen und ganzen wiederſpiegeln. 8 Mehr als andere Vögel, ihre Ordnungsverwandten nicht ausgeſchloſſen, tragen ie zur Belebung der Landſchaft bei. Ihre Schwärme, welche zu gewiſſen Zeiten des Jahres 3 mindeſtens hier und da zu unzählbaren Scharen anwachſen, gewähren ein wunderbar prächtiges Schauſpiel und begeiſtern auch den nüchternſten Menſchen zu Ausdrücken des Entzückens. „Man muß“, ſo habe ich mich früher ausgedrückt, „ſelbſt umſtrickt worden ſein von dem \ Zauber, en die Pflanzenwelt unter den Wendekreiſen auf den Nordländer übt; man muß erfahren haben, daß alle Pracht der Pflanzen doch erſt durch die belebten Weſen, 1 welche wir zu unſeren Lieblingen erkoren haben, befähigt wird, ihre volle Wirkung zu äußern; man muß ſelbſt von dem paradieſiſchen Wirrwarr einer durch den Menſchen noch nicht bes helligten Vogelwelt berauſcht worden fein, um in Aeußerungen, wie wir von den Reiſenden ſie vernehmen, nur den Erguß eines er empfundenem Gefühles, nicht aber eine ee | Uebertreibung zu erkennen.“ Bevorzugte Aufenthaltsorte der Kakadus ſind lichte Buſchhölzer, ci die Wilet in ewigem Grün prangenden Urwälder ebenfalls von ihnen bewohnt werden. Wie hoch fie im Gebirge aufwärts gehen, wiſſen wir noch nicht; nur vom Roſenkakadu wird angegeben, daß er einen Höhengürtel von 200 m. nicht überſteige. Dagegen erfahren wir, daß eine Art, wahrſcheinlich der Naſenkakadu, während der Brutzeit auch Klippen am Meresſtrande bevölkert, und ebenſo, daß andere ſich gern in der Nähe von Sümpfen niederlaſſen, weil dieſe ihnen reichliche Nahrung bieten. „Noch vor zwanzig Jahren“, ſchreibt mir Kawerau, „kamen die Kakadus (Pl. galeritus) in Schwärmen von vielen Tauſenden bis in die un⸗ 5 mittelbare Nähe von Melbourne; gegenwärtig haben ſie ſich vor den zahlreicher gewordenen 9 Bewohnern des Landes ganz eee und nach den noch unangebaueten Teilen des 2 Landes gewendet.“ Doch finden fie ſich noch regelmäßig als unwillkommene Gäſte auf den Feldern der am weiteſten vorgedrungenen Anſidler ein, ſchwärmen auch nach der Brutzeit 4 een Kakadus. 193 ziemlich weit in das angebauete Land hinaus. Zur Zeit der Ernte werden ſie hier und da zur Landplage. Züge von Hunderten und Tauſenden erſcheinen, von weitem durch be⸗ täubendes Geſchrei ſich ankündigend, fallen verherend in die Pflanzungen ein und machen die äußerſte Wachſamkeit und ſtrengſte Abwehr nötig. Das Schauſpiel, welches die an⸗ kommenden, in den kühnſten Schwenkungen ſich gefallenden Vögel gewähren, iſt unbeſchreib⸗ lliiuch ſchön, der Schaden aber, welchen fie anrichten, ſo bedeutend, daß man es dem Pflanzer nicht verdenken kann, wenn er für jenes Schauſpiel kein Auge hat, ſondern nur den ihm drohenden Verluſt berückſichtigt und einen unbarmherzigen Vernichtungskrieg gegen die bherlichen Vögel eröffnet. 5 Pflanzenſtoffe aller Art von der Wurzelknolle bis zur Blattknospe, von der Blüte bis zum Korn oder der Frucht, bilden die Nahrung der Kakadus. Ihr mächtiger Schnabel dient ebenſo zum Pflücken wie zum Graben und Wühlen. Im letzteren leiſten insbeſondere Naſen⸗ und Wühlkakadu Erſtaunliches; ſie ſind, wie ich an Gefangenen erfuhr, im Stande, binnen wenigen Minuten eine Höhle im Boden auszugraben, welche ſie vollſtändig verbirgt; ſie durchnagen, nach meinen neueſten Beobachtungen, in ſehr kurzer Zeit harte Kalkſteine und haben mich dadurch zu der Meinung geleitet, daß ſie und nicht die Gelbhaubenkakadus es find, welche in den Klippen niſten und hier, wie die Berichte lauten, ausgedehnte Wände geradezu durchlöchern. Kein Wunder, daß ſie, nebſt den übrigen Verwandten, den Pflanzer gegen ſich aufbringen; denn vor ihnen iſt das dem Boden anvertrauete Korn, die unter der Erde ſich ausbildende Knolle ebenſowenig ſicher wie die reifende Aehre, der ſich härtende Knollen unſerer Nutz⸗ und Nährpflanzen oder das Obſt und die mühvoll ein⸗ gebürgerte Südfrucht im Garten. Neben pflanzlichen Stoffen nehmen ſie e auch ee Steine auf, und auf Salz ſind ſie wahrhaft erpicht. Das tägliche Leben der Kakadus ſcheint ebenfalls regelmäßig zu verlaufen. Die Nacht 5 beibringen ſie in den maſſigen Laubkronen, in denen ſie, wie Mitchell ſich ausdrückt, „ihr 5 Spiel treiben, gleich Geiſtern des Lichtes“; den Morgen begrüßen ſie mit ohrenzerreißendem 5 Geſchrei; hierauf erheben und ſammeln ſie ſich, um nach Nahrung auszufliegen, freſſen, beſuchen Sulzen, trinken, baden und kehren zum Walde zurück, um einige Stunden der 5 Ruhe zu widmen, worauf ſie Nachmittags noch einen zweiten Ausflug unternehmen und dann ſich zur Ruhe begeben. Außer der Brutzeit ſcheinen wenigſtens einzelne Arten von ihnen mehr oder minder regelmäßige Wanderungen anzutreten, während derſelben es rigens ebenſo zu treiben als in der Gegend, in welcher ſie ſich zeitweilig ſeßhaft gemacht ben, um zu brüten. = Ueber die Fortpflanzung haben wir nur von drei Arten, dem Gelbhauben⸗ ofen, d Naß enkakadu dürftige, unter ſich jedoch übereinſtimmende Nachrichten. Abgeſehen von den erwähnten Klippen, wählen ſie beſonders die an Höhlungen reichen Gummibäume und Eukalypten zu Niſtbäumen. Auf die Größe des Schlupfloches achten ſie wenig; Gould ihnt, daß der Eingang zur Niſthöhle manchmal zwei Yards breit ſei. Ihre zwei bis ei großen, rundlichen, grobkörnigen Eier werden auf den Mulm der Niſthöhle und beziehentlich auf das Geſtein gelegt. Ob beide Geſchlechter brüten, iſt zur Zeit noch nicht 1 worden. Die Eingeborenen Auſtraliens erkennen eine bewohnte Niſtſtelle an Rinden⸗ chen, welche oft in anſehnlichen Haufen unten am Baume auf dem Boden liegen und n Alten, zumal kurz vor dem Flüggwerden der Jungen, von benachbarten Bäumen ſen werden ſollen. Das aus langen, weißen Dunen beſtehende Neſtkleid der Jungen chon vor dem Ausfliegen oder mit der erſten Mauſer in das Alterskleid über. Von 1 an bietet man, laut Kawer au, in Melbourne junge Gelbhaubenkakadus eee ene W a Tre: 6 12 BER 194 Kakadus. lebenden Arten, über deren ee 15 alle Nachrichten mangeln, den bie] ſaben ie Umſtände maßgebend fein. Jagd und Fang der Kakadus ſowie der Handel mit gezähnten Vögeln 5 0 von den 1305 Eingeborenen der oben erwähnten Inſeln ſeit uralter Zeit betrieben. Schon Pigafetta erwähnt ihrer unter dem Namen „Catura“; ſpätere Reiſende berichten, daß ihnen ſolche Vögel maſſenhaft zum Verkaufe angeboten wurden. Auf den Philippinen und öſtlichen Molukken hält man ſie häufig in Gefangenſchaft; unter den Papus gelten die Haubenfedern des Triton als beſondere Auszeichnung der Tapferen, dürfen nur von den Vorkämpfern und denjenigen Kriegern, welche mit eigener Hand einen Feind erlegten, getragen werden und bilden bei den Kriegstänzen dieſer wilden Horden einen beſonderen Schmuck des wunderlich aufgeputzten Hares. Von den Eingeborenen Neuhollands werden die dort vorkommenden Arten einzig und allein zu Gunſten ihres ewig bellenden Magens, jedoch in höchſt eigen tümlicher Weiſe gejagt. Der armſelige Schwarze iſt ſchlau genug, die herlichen Vögel zu überliſten. Mit feinem hölzernen Wurfſäbel, Bumerang genannt, verfolgt er Kakadus, bis ſie auf einem ihrer liebſten Ruheplätze, Bäumen rings um ein Waſſerbecken, ſich nieder⸗ gelaſſen haben, ſchleicht vorſichtig herbei, zeigt ſich plötzlich frei, bewegt dadurch die ſcheuen Vögel zu eiliger Flucht und ſchleudert, ſobald fie ſich erhoben haben, einen Wurfjäbel nach dem anderen unter den Flug, dieſen und jenen verwundend, im Fluge lähmend, bevor noch der Schwarm die rettende Höhe erreichen konnte. Gegenwärtig freilich lohnt es ſich auch für ihn beſſer als ſolche Jagd, die Jungen auszuheben und ſie den Weißen lebend zum Verkauf anzubieten; der brave „dunkle Knabe“ erhält dafür zunächſt von den Anſidlern etwas Gift in Geſtalt von Brantwein, ſodann Brot und endlich Hiebe — für ihn, nach Anſicht der ſo überaus menſchenfreundlichen Engländer des Lohnes genug. In Melbourne zahlt man für geſunde, fehlerfreie Kakadus 4 bis 5 Taler, für die ſeltneren Arten mehr; der Anſidler, welcher aus erſter Hand kaufte, macht alſo immerhin noch ein e gutes Geſchäft. | Nach den dürftigen Berichten über das Freileben der Kakadus können wir ihr Weſen höchſtens erraten; nach den Beobachtungen, welche wir von Gefangenen geſammelt haben, ſind wir im Stande, 11 ziemlich richtiges Bild über ſie zu gewinnen. Sie ſtehen an Begabung den Grau- und Grünpapageien kaum nach. Ihr Gang iſt, falls man von den fuß⸗ fertigeren Naſenkakadus abſiht, ſchwerfällig und watſchelnd, ihr Klettern von dem anderer gleichgroßer Papageien nicht verſchieden, ihr Flug dagegen, entſprechend den langen und breiten Flügeln, ebenſo ſchnell als leicht, namentlich wenn es ſich um Schwen⸗ kungen handelt, welche ſie mit großer Gewandtheit und, wenn ſie in geſchloſſenen Schwärmen fliegen, mit einer das Auge ergetzenden Regelmäßigkeit ausführen. Die Stimme, welche man von den Kakadus gewöhnlich vernimmt, ein kaum erträgliches Kreiſchen, ohne jeglichen Wohlklang, um nicht zu ſagen, ohne jeglichen Klang, mag, wenn ihrer Tauſende gleichzeitig ſchreien, geradezu fürchterlich werden. Allein dieſe jo rauhe Stimme iſt ſehr biegſam, wie ſchon das von ſo vielen Stücken ungemein zart und wohllautend ausgedrückte Wort „Kakadu“ genugſam beweiſt. Bernſtein, welcher Kakadus vielfach in der Freiheit beobachten konnte, und mit ihm Finſch ſprechen die Anſicht aus, daß dieſe Laute keine natürlichen, ſondern den jung aus dem Neſte gehobenen und aufgezogenen Vögeln angelernte ſeien. Ich muß 5 ſagen, daß mich gedachter Ausſpruch anfänglich überraſcht, nach und nach aber für ſich eingenommen und ſchließlich feſt überzeugt hat. Um mir Aufklärung zu verſchaffen, wandte ich mich an den Tierhändler Hagenbeck und erfuhr von ihm das Nachſtehende: „Am regel⸗ mäßigſten habe ich das Wort „Kakadu“ von den aus Indien ſtammenden Arten gehört; aber die auſtraliſchen Arten ſagen es ebenfalls; ja ich glaube mit Beſtimmtheit behaupten zu können, daß es von allen Arten überhaupt vernommen wird. Jedoch waren es immer % e es , , , DB 1 8 Ka 7 — u ir . 2 Zu . 7 a J 5 / a 4 I Kakadus. 195 zahme Vögel, welche ihren Namen ſprachen; von wilden, welche man bekanntlich ſehr leicht als alt gefangene oder doch vernachläſſigte erkennt, hörte ich ihn nie, und zwar ebenſowenig von indiſchen wie von auſtraliſchen Arten. Vor kurzem erhielt ich vierzehn Gelbwangen, von denen nicht ein einziger „Kakadu“ ſagte. Endlich muß ich bemerken, daß die auſtraliſchen Arten das Wort Kakadu engliſch ausſprechen und ebenſo oft „pretty cocoy“ ſagen, was doch unbedingt beweiſt, daß ſie wenigſtens die betreffenden Worte erſt in der Gefangenſchaft erlernen.“ Nach ſolcher Belehrung eines Mannes, durch deſſen Hände jährlich Hunderte von Kakadus gehen, wundert es mich auch nicht mehr, daß der Naſenkakadu dieſelben Laute in durchaus verſchiedener Weiſe hervorſtößt, welche kaum glauben läßt, daß ſie ihm 5 urſprünglich fremde geweſen ſeien. Die Art ſeines Vortrags ſteht nemlich mit ſeinem heftigen Wieſen vollſtändig im Einklange. Auch er ſpricht ihm angelernte Worte ebenſo gut nach als andere feiner Gruppe, drückt aber durch ſeinen fat zornig wie „Kai — kah — duh“ Hingen- den Ruf regelmäßig ſeine Erregung aus, während die Verwandten ihr zartes „Kakadu“ im Gegenteile bei guter Laune und ſanftmütiger Stimmung vernehmen laſſen. Uluaeber die geiſtigen Anlagen und das aus ihnen hervorgehende Weſen der Kakadus kann es nur eine Stimme geben: — die des uneingeſchränkteſten Lobes. Alle Kakadus ohne jegliche Ausnahme ſind kluge und verſtändige, die meiſten ernſte und ſanfte Vögel. Sie beſitzen ein ganz ausgezeichnetes Gedächtnis, welches ſie zum Behalten erlernter Worte oder Handlungen in hohem Grade befähigt; ſie ſind ſehr gelehrig und wetteifern hierin mit den begabteſten aller Papageien; ihr im allgemeinen ungemein gutmütiges Weſen endlich macht fie bald über- aus anhänglich und zärtlich. Sie wollen lieben und geliebt ſein; dies bekunden ſie ihrem Pfleger bald auf alle erdenkliche Weiſe. Kein anderer Vogel läßt ſich ſo gern ſtreicheln, kein anderer neigt jo willig ſeinen Kopf, lüftet jo gern ſein Gefieder der ihn ſchmeichelnden Hand . entgegen, wie ſie. Gern gebe ich zu, daß es ihnen ein behagliches Gefühl erregt, wenn man mit den Fingern in ihrem Gefieder neſtelt oder ſie auf der zwiſchen den dünnſtehenden Federn 1 leicht erreichbaren nakten Haut reibt und kraut; ihre Willigkeit gewinnt jedoch ſtets den Anſchein einer vergeſſenden Hingebung und muß deshalb beſtechen. Einzelne Arten, insbeſondere die Naſenkakadus, ſind heftige, leicht erregbare und in gewiſſem Grade ſtörriſche Geſellen; aber auch ſie werden bei richtiger Behandlung ebenſo vollkommen zahm und liebenswürdig wie ihre Sippſchaftsgenoſſen. Doch haben alle ihre Launen und bekunden Neigung und Ab- neigung einzelnen Perſonen gegenüber, oft ohne daß man Grund und Urſache derſelben zu erkennen vermöchte. Ihnen angetane Beleidigungen vergeſſen ſie ſelten, ſolche, welche einen beſonderen Eindruck auf ſie machten, manchmal in Jahren nicht. Dieſe Anſicht habe ich bereits im „Tierleben“ ausgeſprochen, bei Finſch jedoch Widerſpruch hervorgerufen, eil er an einem von ihm gepflegten Kakadu entgegengeſetzte Beobachtungen machte. „Dieſer ogel“, ſchreibt er, „hatte es ſchon in einer Stunde vergeſſen, wie ſehr ich ihn durch An— blaſen von Tabaksrauch zum Zorn gereizt hatte. Dagegen zeigte er ſich gegen ein Mädchen, welches ihn nie beleidigt hatte, ſtets bösartig.“ Ich will es dahin geſtellt ſein laſſen, ob das Mädchen, trotz der Verſicherung meines Freundes, gedachtem Kakadu doch nicht irgend- ie zu nahe getreten iſt; denn ich meinesteils habe Erfahrungen geſammelt, welche mich zu meiner Behauptung vollſtändig berechtigen, und kann auch übereinſtimmende Beobachtungen Anderer als weitere Belege geben. „Ich lebte“, ſo ſchreibt mir Profeſſor Bock, deſſen zeobachtungsgabe wohl Niemand anfechten wird, „mit meinem Kakadu, welcher übrigens auch gegen Fremde ſehr zutunlich war, in ſo inniger Freundſchaft, daß derſelbe in meiner 1 während ich arbeitete, frei umherflog und ſich in der Regel auf meiner Schulter elt. Als er einſt allein in der Stube war, zog er nicht nur alle Knöpfe aus dem 'opha, e ene auch den Ueberzug desſelben ab. Ich beſtrafte den Miſſetäter dafür einigen ſanften Rutenhieben, und von dieſem Augenblicke an zeigte der Kakadu einen 196 | Kakadus. ſolchen Haß gegen mich, daß er niemals wieder auf meine Schulter 1 ſich von mir i einmal ergreifen ließ und, ſobald ich in das Zimmer trat, zu meiner Tochter flog. Ueber ein volles Jahr lebten 9 in dieſer Uneinigkeit, bis der Kakadu unter Krämpfen ſtarb. 15 Daß dieſer Kakadu, auch bei längerem Leben, mit meinem verehrten Freunde niemals wieder Frieden geſchloſſen haben würde, unterliegt für mich keinem Zweifel: ich habe zu viele dieſer 5 Vögel gehalten und beobachtet, als daß ich von der Beſtändigkeit ihrer Neigungen und Ab neigungen nicht vollkommen überzeugt ſein ſollte. Bei Fiedler ſah ich einen Inka⸗Kakadu, welcher ſeit mehreren Jahren von ihm gepflegt wird, gegenwärtig jedoch nur mit Fiedlers Gattin in Freundſchaft lebt, feiner Gebieterin mit der größten Zärtlichkeit anhängt und von ihr alles gern ſich gefallen läßt. „Unſer Inka⸗Kakadu“, ſchreibt mir mein Freund „benahm 10 ſich früher gegen mich ebenſo liebenswürdig und zärtlich wie gegenwärtig gegen meine Frau: Nr er nahm mir das Futter aus dem Munde, küßte mich, kam auf meine Hand, ließ fh ſtreicheln ic. Wir haben uns aber vor ein par Jahren veruneinigt und leben ſeit dieſer Zeit zu meinem Bedauern in Unfrieden mit einander. Der Grund des beklagenswerten Zwiſtes iſt folgender. Freund Kakadu hatte die Unart, jede Kette, welche ihn an ſeinen i 13 Stand feſſelte, zu zerbrechen, jeden Stand zu vernichten und, wenn er glücklich freigekommenn war, im Zimmer nach ſeinem Ermeſſen, aber zu meinem Schaden zu wirtſchaften. um all dieſem vorzubeugen, ließ ich eine ſtärkere Fußfeſſel und Kette anfertigen und beſchloß, beides ihm anzulegen. Nun kannte ich aber Ihre Mitteilung im Tierleben, und nahm des halb einen Bekannten zur Hilfe, welcher mich in den Augen des Kakadu rechtfertigen, bezüg⸗ lich allen Verdacht auf ſich lenken ſollte. Der Freund hatte den Auftrag, meinem Bogel ein Tuch überzuwerfen und ihn während der Feſſelung in und unter demſelben feſtzuhalten. Leider erfüllte der Mann feinen Auftrag nur höchſt mangelhaft. Gerade als ich in der beſten Arbeit war, ließ er zu, daß der Vogel feinen Kopf frei und mich zu ſehen bekam. Von Stund an war es vorbei mit aller Freundſchaft, und auch jetzt noch, nach vier Jahren, darf ich mich ihm nicht nähern, ohne daß er in den heftigſten Zorn gerät.“ Der Pfleger eines Kakadu mag ſich alſo hüten, dieſen durch unfreundliche Behandlung gegen ſich einzunehmen und damit ein Misverhältnis zu begründen, welches ſchließlich Ru Vogel auch dem geduldigſten Liebhaber verleidet. Kakadus lernen faſt ebenſ o leicht wie Grau- oder Amazonenpapageien Worte nachſprechen; | 1 ihr Vortrag iſt aber ſelten ebenſo gut, d. h. die Wiedergabe der Worte ebenſo deutlich wie von dieſen. Doch kommt auch bei ihrem Unterrichte vieles, wenn nicht alles auf den Lehrer an, welcher niemals verabſäumen ſollte und es doch faſt regelmäßig tut, jede einzelne Silbe klar und deutlich vorzuſagen. An Aufmerkſamkeit und Willigkeit fehlt es den zu lehrenden Vögeln nicht, und wenn man Junge in der angegebenen Weiſe (S. 68 und 150) e richtet, darf man des Erfolges ziemlich ſicher ſein. Pflege, Wartung, Fütterung und Behandlung der Kakadus ſind genau dieselben, Wie ö Grau⸗ und Grünpapageien beanſpruchen. Die meiſten Arten vertragen einen ziemlich geringen ö Wärme ⸗, die auſtraliſchen ſogar einen mäßigen Kältegrad ohne allen Nachteil, nicht aber Erkältung durch Zug; alle Arten baden leidenſchaftlich, am liebſten in herabträufelndem Waſſer und entbehren, wenn ihnen die Gelegenheit zum Baden mangelt. An das Futter ſtellen ſie geringe Anſprüche, lieben aber Abwechslung, nehmen auch außer Obſt und Früchten überhaupt gern Knollengewächſe zu ſich, Zwiebeln nicht ausgeſchloſſen. Wenn man ihnen die letzteren reicht, machen ſie anfänglich allerdings ein ſonderbares Geſicht, und ihre Augen erweiſen ſich kaum minder empfindlich als die der Menſchen gegen das flüchtige Oel dieſer Knollenfrüchte; demungeachtet fallen fie eifrig darüber her und verzehren fie mit ſichtlichem | Behagen. Bei Hanf, halbweich gekochtem Mais und Reis, trocken gereichtem Weißbrote, ge⸗ kochten Kartoffeln, Möhren und Grünzeug gedeihen ſie vortrefflich; in Milch geweichtes ä EBERLE, 2 z 5 NER ET EEE ET Sa at Kan a FREE ee ei many > s N x 1 2 8 nu 0 chwanzkakadus Brot Sk ich er für ſchädlic als nützlich, Zucker für unnötig, Obſt für eine geſunde Leckerei; Baumzweige mit Knospen und Blüten gewähren ihnen eine willkommene Speiſe und angenehme Zerſtreuung. Alle Arten dürfen zuſammengehalten werden: fie zanken ſſich zwar manchmal, ſchädigen ſich jedoch gegenſeitig nicht. Eines mag man wohl | beachten: ihre Zerſtörungsluſt und Vernichtungsfertigkeit überſteigt alle Vorſtellungen. Sie zernagen, wie ich aus eigener Erfahrung verbürgen kann, nicht allein Breter, ſondern auch dicke Balken, nicht bloß Holz, ſondern ſogar Eif Se von 1 mm Dicke; fie zerbrechen Glas; fie 1 ſelbſt das Mauerwerk zu durchhöhlen. Seine liebe Not hat man, um ſie auf einem Ständer ſo zu feſſeln, daß ſie ſich nicht befreien können. Sie machen, um frei zu werden, das unmöglich Scheinende möglich. Gewöhnliche Vogelketten zerbrechen ſie mit der größten Leichtigkeit; die ſinnreichſten Vorkehrungen dagegen ſchützen wohl manchmal, keinesweges jedoch immer. „Man muß es“, bemerkt Fiedler, „ſelbſt geſehen haben, um es zu glauben, mit welcher Leichtigkeit Kakadus Ketten zerbrechen, Haken öffnen, Schrauben aufdrehen und andere Feſſeln löſen, welche man ihnen anlegte. Mein Inka ⸗Kakadu kannte die Bewegung der Schraube ſo genau, daß er nicht bloß einfache, ſondern ſogar doppelte, d. h. gegen einander wirkende, mit größter Ruhe und Sicherheit abſchraubte und dadurch regelmäßig ſich befreiete. Selbſt das ebenfalls angeſchraubte Futtergeſchirr wußte er zu entfernen, weil es ihn hinderte, den Endring ſeiner Fußkette vom Ständer abzuſtreifen.“ Wer Kakadus halten will, mag ſich auf ſolche und ähnliche Kunſtfertigkeiten gefaßt machen. Bis jetzt haben, ſoviel mir bekannt, gefangene Kakadus noch keine Jungen erbrütet und großgezogen, wohl aber wiederholt, wenn auch vielleicht bloß unbefruchtete Eier gelegt. Es walten hier dieſelben Umſtände ob, deren ich bei Schilderung der Amazonenpapageien Erwähnung getan habe, und ich bin der Meinung, daß man von ihnen Junge erzielen kann, wenn man ſie parweiſe oder in Geſellſchaft anderer gleichartiger Pärchen in großen Räumen hält, ihnen hohle Baumſtämme, Brutkaſten und andere Niſtbedürfniſſe bietet und ſich die teilweiſe Zerſtörung derſelben gleichmütig gefallen läßt. Fir indiſche Kakadus iſt Holland, für auſtraliſche England der Markt; die einen wie die anderen fehlen jedoch auch den Händlern des Binnenlandes ſelten oder nie. Man bezahlt die Rothaube mit 32 bis 40, die Weißhaube mit 16 bis 20, die Gelbhaube mit 14 bis 18, die Gelbwange mit 10 bis 12, die Goldwange mit 12 bis 15, den Inka⸗Kakadu mit 22 bis 30, den Rotſteiß mit 15 bis 20, den Roſenkakadu mit 10 bis 18, den Naſen⸗ akadu mit 24 bis 30 Talern nicht zu hoch und darf für zahme, vielleicht ſogar einige orte ſprechende Vögel, ohne Furcht übervorteilt zu werden, eine noch höhere Summe an⸗ egen. Die Schwankungen der Preiſe finden ihre Erklärung in dem jeweiligen Stande des Marktes, bezüglich der größeren oder geringeren Menge der aufgekommenen Vögel, durch elche die Händler mehr beeinflußt werden, als ſie ihre Abnehmer fühlen laſſen können. Keilſchwanzkakadus. | | 198 | Kakadus bei den Kakadus gebildet, jedoch verhältnismäßig ſchwächer und auf der Firſte mehr zuſammen⸗ N gedrückt, daher kantiger als der gedachter Verwandten. Die runden Naſenlöcher, deren Ränder aufgetrieben find, liegen frei in der deutlich vortretenden Wachshaut. Der mitteln? mäßig ſtarke und lange Fuß, deſſen Lauf mit der Hälfte der Vorderzehe ungefähr gleich lang iſt, hat ziemlich ſchwache Zehen mit wenig kräftigen, aber ſtark gekrümmten und ſpitzigen Krallen. In dem ungewöhnlich langen und ſcharf zugeſpitzten Flügel, welcher, zuſammen⸗ gelegt, die Hälfte des Schwanzes deckt, iſt die Flügelſpitze außerordentlich lang, dem Ober⸗ flügel gleichkommend, unter den am Ende abgerundeten Schwingen, von denen bloß die zweite und dritte außen eine ſchmale Verengung zeigen, die zweite die längſte. Der Schwanz iſt etwas kürzer als der Flügel und keilförmig; ſeine Federn, unter denen die beiden mittleren anſehnlich vorragen, verſchmälern ſich ein wenig gegen das abgerundete Ende hin. Das ſehr weiche, bloß auf den Zügeln harſchäftige Gefieder läßt um das Auge eine nakte Stelle frei und verlängert ſich auf dem Oberkopfe zu einer langen, ſchmalen, ſanft nach oben ge⸗ krümmten, aus weitfaſerigen Federn beſtehenden Haube. 94. Die Nymphe oder Corella der Anſidler Neuhollands, Callipsittacus (Ps., G. Palacornis, Platyeercus Leptolophus, Nymphicus, Calopsitta) Novae-Hollandiae, Gml., (auricomis). Größe einer Droſſel, jedoch größer erſcheinend; dunkelolivengraubraun, unterſeits graulich; Oberkopf, Zügel und Backen blaſs ſtrohgelb, in der Ohrgegend ein ſaffranroter, hinten weißlich gerandeter Fleck; Haubenfedern ſtrohgelb, an der Spitze grau; Handſchwingen ſchiefergrau, innen und an der Spitze dunkelbraun, ihre Deckfedern braunſcharz; Arm⸗ ſchwingen, mit Ausnahme der letzten einfarbig braunſchwarzen, außen weiß, innen und am Ende braunſchwarz, N ihre und die mittleren Flügeldeckfedern weiß; Deckfedern längs des Unterarms braunſchwarz, untere Flügel⸗ decken wie die Schwingen unterſeits ſchwarz; Steuerfedern, die beiden mittelſten grauen ausgenommen, aſchgrau, innen, am Ende und unterſeits ſchwarz; obere Schwanzdeckfedern aſchgrau, untere etwas düſterer. Iris tiefbraun, nakter Augenkreis grau, Schnabel grauſchwärzlich, an der Wurzel bräunlich, Wachshaut grau, Füße graubraun. — Weibchen im ganzen dem Männchen ähnlich; Oberſeite hellbräunlichgrau, Unterſeite blaſsrötlichgraubraun; Kopf und Haube ſchmuzig graugelb, Ohrfleck blaſs ſtrohgelb; Schwingen innen mit vier bis fünf runden blafsgelben Flecken; Steuer- und obere Schwanzdeckfedern braunſchwarz, ä fein aſchgrau marmorirt, die beiden äußerſten Schwanzfedern jederſeits blaſsgelb, marmorartig ſchwarz in die Quere gebändert, die äußerſten Federn außen einfarbig gelb. Bei vielen Weibchen zeigen ſich auf der ganzen Unterſeite Querbänder. — Junger Vogel dem Weibchen ähnelnd, ſchmuzig braun, unterſeits mit gilblichem Scheine; Haubenfedern ſchmuzig braun; Ohrfleck je nach dem Geſchlecht dunkler ober heller, nicht aber rein, ſondern ſtets ſchmuzig gelb. Die Nymphe ſcheint zu den häufigſten Papageien Auſtraliens zu gehören, iſt 1 eine der verbreitetſten Arten von allen: man hat ſie im Süden wie im Norden, im Oſten wie im Weſten des Feſtlandes beobachtet. Im Innern des Landes tritt ſie in größeren Maſſen auf als an den Küſten, obgleich ſie hier nicht fehlt, wenn ſie auch nur zeitweilig 4 erſcheint. „Sie iſt“, fo ſchreibt mir Engelhart, „ſehr unſtät in ihren Wanderungen; oft 5 vergehen drei bis vier Jahre, bevor ſie in Südauſtralien die angebaueten Gegenden wieder einmal mit ihrem Beſuche beehrt. Es geſchiht dies ſtets nach einem guten Winter und naſſen Frühlinge; dann weiß ſie gewiß, daß auch für ſie Weizen gewachſen iſt, daß das Känguru⸗ und wilde Kanariengras reichen Samen für ihre Jungen liefern wird. Um die Zeit, wenn der Weizen abgeblüht hat und die Aehren ſich füllen, künden betäubendes Geſchrei und durchdringende, auf weithin hörbare Locktöne ihre Ankunft an, und unmittelbar darauf bemerkt man, daß ſie ſich inmitten der Landgüter niedergelaſſen hat, ohne im Bezug auf den Wohnbaum beſonders wähleriſch zu ſein. In manchen Jahren erſcheinen unſchätzbare Scharen, welche den Erdboden auf große Strecken hin oder die gewaltigen Rotgummibäume buchſtäblich bedecken. Unſer Vogel erfreut ſich einer ungleich größeren Beachtung als irgend ein anderer ſeiner i Ordnung, den Wellenſittich nicht ausgeſchloſſen. Baut er in der Nähe der Yandguthäufer ſeine Neſter, welche er kunſtlos genug mit ſeinem Schnabel aus dem mürben Holze heraus⸗ 8 2 r RT EEE U EN r A ET RUN Keilſchwanzkakadus. ’ 199 arbeitet, am lebſten da, wo ein ausgefaultes Aſtloch ihm einigen Vorſprung gewährte, ſo wird ſein Tun und Treiben von der lieben Jugend ſicherlich ſcharf genug bewacht, bis endlich der lang erſehnte Tag anbricht, an welchem die Neſter ausgehoben werden können. Dann iſt der Jubel groß allüberall. Jeder Landbebauer hat fortan ſein Pärchen „Kakadupapageien“, und jeder bemüht ſich nach Kräften, die gelehrigen Vögel abzurichten, ſie zahm und zutraulich zu machen, ſie das Nachpfeifen eines Liedes zu lehren, was alles nur wenig Anſtrengung erfordert. Auch bringt man jetzt Hunderte und Tauſende von Jungen zur Stadt, um ſie 3 hier zu verkaufen, und iſt zufrieden, wenn man für das Stück einen Preis von 2 bis 2½ Sh. erzielt. Trotz der eifrigen Nachſtellung, welche der brütenden Corella droht, gelingt es mancher jungen Brut, allen Verfolgungen zu entgehen, und dann vereinigen ſich bald mehrere Familien zu hlpeichen Trupps. Allerliebſt ſiht eine ſolche Geſellſchaft aus, wenn ſie mit bhochaufgerichteter Haube in langen Reihen auf den Aeſten der hohen Bäume ſcheinbar atem- 4 los daſitzt, beſorgt auf den ſich nahenden Fußtritt achtend, und dann plötzlich eiligen Fluges das Weite ſucht. WdDie erſte Brut der Corella fällt wie die ſo vieler Vögel Südauſtraliens in den Oktober, den dortigen Frühling; die zweite findet kurz vor Weihnachten oder noch etwas ſpäter ſtatt. Jedes Gelege zählt ſechs bis acht weiße Eier, aus denen meiſt dieſelbe Anzahl von Jungen schlüpfen, fo daß eine Familie aus acht bis zehn Stück zu beſtehen pflegt. Die Jungen werden auch lange nach dem Ausfliegen noch von den Alten gefüttert, wie ich dies einſt genau beobachten konnte, als ſich Corellas dicht vor meinem Fenſter angeſidelt hatten. Sie arbeiteten bereits eifrig an dem Neſte für die zweite Brut, fütterten jedoch trotzdem die halberwachſenen Jungen der erſten noch fort. . Mit Beginn der Regenzeit verläßt auch dieſer Papagei den Süden Auſtraliens und . bricht in ungeheuren Scharen nach dem Norden des Feſtlandes auf.“ Wenn ich dieſer anmutigen Schilderung meines Gewährsmannes noch hinzufüge, daß die Nymphe raſch und geſchickt auf dem Boden ſich bewegt, gut klettert und zwar gemächlich, aber leicht und ausdauernd fliegt, ſich wenig vor dem Menſchen ſcheut und deshalb unſchwer berückt wird, habe ich wohl alles mitgeteilt, was uns über das Freileben derſelben bekannt geworden iſt. 1 Für die Gefangenſchaft eignet ſich die Corella in beſonderem Grade. Sie iſt anſpruchslos in der Regel ohne Umſtände im Käfige fort. Zur Nahrung reicht man ihr Hafer, Hirſen, Glanz und Hanf, welche Körnerarten ſie nach der gegebenen Reihenfolge anderen bevorzugt, fügt etwas Grünzeug, vielleicht auch geſchnittene oder geriebene Möhren, vor und während der Brutzeit aber ein Gemiſch von Ameiſenpuppen, zerkleinertem Weißbrote und geriebener Möhre hinzu und hat damit den Tiſch für ihre Bedürfniſſe reichlich gedeckt. Hanf nehmen die wenigſten Stücke, und wenn ſie es tun, gewöhnlich in geringer Menge zu ſich; mehl⸗ haltige Körner find ihnen entſchieden viel lieber als fettige oder ölige Sämereien. Manche ; Pärchen oder Geſellſchaften freſſen fo gut als ausſchließlich Hafer und Grünzeug, darunter uch junge Sat oder friſches, zartes Gras; andere, welche auf der Reiſe verwöhnt wurden, beanſpruchen faſt nur Glanz, andere faſt nur Hirſen und allerlei Grünes: man muß alſo bei Empfang neu erworbener Nymphen erſt erkunden, welche Körnerart ihnen am meiſten zuſagt. Mit dem Futter darf man nicht geizen, Weil ſie die üble Angewohnheit haben, die Körner nicht rein auszuſpelzen, ſondern bloß in der Mitte anzufreſſen und den Reſt liegen zu laſſen, alſo mehr verbrauchen, als man im Verhältnis zu ihrer Größe von vorn⸗ herein annimmt. Uebrigens darf man mit den harten Vögeln wenig Umſtände machen. Sie vertragen, falls ſie nur vor Zug ſich ſchützen können, ziemlich niedrige Wärmegrade ohne Wenden dürfen auch, wie Dr. Schmidt durch Verſuche feſtgeſtellt hat, in und ausdauernd wie wenige andere Papageien ihrer Größe, wird ſehr zahm und pflanzt sich 200 Kakadus ungeheizten, jedoch gegen Zug geſchützten Räumen überwintert werden, ohne daß man zu be⸗ 5 ſorgen hat, fie zu verlieren, brüten hier ſogar, vererbter Gewohnheit folgend, während dern Spätherbſtmonate und bringen trotz der Rauheit dieſer Zeit ihre Jungen groß. Mit ihrem Unterrichte gibt man ſich bei uns zu Lande nicht ab, obwohl die aus Neuholland uns zu⸗ gehenden Berichte ſehr günftig lauten. Daß fie die Weiſe eines Liedes leicht und rein nachpfeifen lernen, wurde bereits erwähnt; es läßt ſich daher annehmen, daß ihnen auch 1 das Nachahmen menſchlicher Worte nicht ſchwer fallen dürfte. um ſo eifriger betreibt man die Zucht der Nymphe, meiſt auch mit dem beſten Erjolge, 9 obſchon die Brutzeit, wie bemerkt, eigentlich in unſere Wintermonate fällt. Doch gewöhnen ſich mindeſtens die Nachkommen der eingeführten Corellas allgemach an unſere Jahreszeiten und brüten dann ebenſo im Sommer, wie denn überhaupt ſchon jetzt feſtſteht, daß es keinen Monat im Jahre gibt, in welchem ein oder das andere Pärchen nicht zur Fortpflanzung geſchritten wäre. Unter günſtigen Verhältniſſen niſten alte Corellas mindeſtens zweimal, nicht ſelten aber dreimal im Laufe des Jahres, ſind alſo einer bedeutenden Vermehrung 4 fähig. Auch hierbei zeigen ſich die trefflichen Vögel ſehr anſpruchslos. Eine einfache Kiſte von 30 em. im Würfel, bis auf einen Schieber und ein rundes, 6 bis 7 em. im Durch⸗ meſſer haltendes Schlupfloch allſeitig geſchloſſen und unten mit einer Lage von grobem Säge⸗ mehl bedeckt, genügt ihnen, falls ſie nur gegen den Beſuch von Mäuſen oder vollends Ratten hinlänglich geſichert iſt, vollſtändig zur Brutſtätte, obwohl ihnen ein alter, ausgetrockneter oder friſcher Weidenſtamm, deſſen hohles Innere fie nach Gefallen benagen können, entſchieden lieber iſt, weil er ihnen einen natürlicheren Niſtraum und die durchaus nicht zu unterſchätzende Elternfreude gewährt, durch eigene, vorſorgliche Arbeit für die kommende Brut die Rinde wiege ſich zu ſchaffen. Am liebſten brüten die Nymphen in einem freiſtehenden Fluggebauer, welches 9 laufendem, wo möglich über Felswerk herab rieſelndem Waſſer wohl verſorgt iſt. Zur Be⸗ pflanzung desſelben eignen ſich beſagte Weiden, deren Verſetzung freilich ihre Schwierig⸗ keiten hat, aus dem Grunde in beſonderem Grade, weil ihre ſchwankenden Zweige ange⸗ nehme Sitzplätze, ihre Höhlungen erwünſchte Niſtſtellen bieten. So unangenehm einzelnen Papageien der ſcharfe Mulmgeruch der Weide auch zu ſein ſcheint, die Nymphe läßt ſich dadurch nicht abſchrecken. „Wie viele andere Höhlenbrüter“, bemerkt Freyberg, „legt ſie ihre Eier auf verfaultes Holz, gleichviel ob in ſolches lebender oder toter Bäume, mit Vorliebe auf Mulm, welcher feucht iſt, ſo daß ich auf den Gedanken geführt worden bin, feuchte Wärme müſſe zur Kräftigung der Jungen von beſonderem Nutzen ſein. Ich habe in freiſtehenden Fluggebauern Corellas gezüchtet, obgleich die Eier faſt ſtets naß gelegen hatten und die Jungen niemals ganz trocken waren. Anfänglich hielt ich ſelbſtverſtändlich dieſe Brut für verloren und gab ſie auf; aber ſihe da, alle vier Jungen gedihen herlich und wurden ſtarke, kräftige Vögel, während andere im Zimmer gezüchtete an Blutarmut litten und im vierten oder fünften Monate zu Grunde gingen. Seitdem ich dieſe Erfahrung ge⸗ macht habe, ſorge ich mich nicht mehr darum, wie ein Vogel baut, und ob er auch meiner Meinung nach noch ſo ungeſchickt niſte; denn ich habe einſehen lernen, daß menſchliche Weisheit in der Regel mehr verdirbt als nützt und fördert. Will eine Nymphe bei mir auf feuchten Mulm oder Gartenerde legen, ſo laſſe ich ſie gewähren und beruhige mich mit 1 dem Gedanken, ſie werde wohl eine feuchte Brutſtätte nötig haben.“ Derartige Niſtplätze 4 enthalten nun gerade die Kopfweiden in erwünſchter Auswahl; ihre Wüchſigkeit, welche die der meiſten Bäume übertrifft iſt, ein anderweitiger Vorzug, wenn ſie mit der Zerſtörungs⸗ fertigkeit unſerer Papageien vielleicht auch nicht gleichen Schritt hält. Will man noch mehr zur Ausſchmückung des Raumes tun, jo lege man in ihm ein Bet von geſtochenem Raſen an und hole ſich Farnkraut aus dem Walde, welches ſich lange Zeit friſch erhält und manch⸗ * Keilſchwanzkakadus. 5 | 201 Noymphe nicht. Mai tut gut, 15 Scar Fiedlers (S. 88) gebürend zu würdigen, Corellas überhaupt nur mit ſolchen Vögeln zuſammen zu halten, welche ſie und ihre Brut in keiner Weiſe behelligen, weil jegliche Störung, wie bereits zur Genüge erörtert, den Erfolg der Züchtung in Frage ſtellen kann. Dagegen darf man ohne Bedenken mehrere Nymphen⸗ pärchen in einen und denſelben Raum bringen, muß dann aber Sorge tragen, daß mehr Niſträume als Pärchen vorhanden find, um auch der Laune des einen oder anderen Rech- nung zu tragen. Endlich empfihlt es ſich, kurz vor der Brutzeit den Tiſch der Vögel reich⸗ licher als früher und namentlich mit Ameiſenpuppen oder doch Weichfutter zu beſchicken, weil man ſie dadurch zur Fortpflanzung anregt. Die rechte Zeit für ſolche Maßnahme iſt gekommen, wenn man bemerkt, daß ein Pärchen mit der Unterſuchung der vorhandenen 1 beginnt. | Die Eier werden einen u Tag um den anderen gelegt, wenn die Witterung rauh oder 1 0 kühl iſt, vom erſten an bebrütet und innerhalb zwanzig bis zweiundzwanzig Tagen gezeitigt. Beide Gatten des Pares löſen ſich im Brüten ab, nach eigenen Beobachtungen in der Weiſe, 5 daß das Weibchen, wie recht und billig, die Hauptarbeit übernimmt und vom Nachmittage aʒan bis zum Vormittage im Neſte verweilt, das Männchen dagegen die übrige Zeit ausfüllt. Fiedler beobachtete, daß beide Gatten gleichzeitig brüteten; doch geſchah dies bloß übertages ” \ während das Weibchen des Nachts allein fich der Brutſorge widmete, wie es überhaupt oöebenfalls die größere Hälfte der Arbeit gern und willig auf ſich lud. Uebrigens . a nach Neuberts Erfahrungen, auch das Entgegengeſetzte vor. Eine von ihm 1 . Nymphe war eine ſehr zärtliche Ehegattin, aber eine ſchlechte Mutter, überließ, nachdem ſie das erſte Ei gelegt hatte, das Geſchäft des Brütens dem Herrn Gemal, löſte . 0 ihn während des Tages zwei⸗, höchſtens dreimal ab, damit er Nahrung zu ſich nehmen, ſich entleren und ihren ehelichen Zudringlichkeiten Genüge leiſten konnte, trieb ihn hierauf aber ſofort wieder zum Brutgeſchäfte an. Unſer Gewährsmann ſah das Männchen niemals aus dem Käſtchen hervorkommen, ohne daß das Weibchen ihm durch das Flugloch hindurch hierzu Erlaubnis erteilte. Gemeinſchaftlich brüteten beide dann und wann des Nachts. Auch nachdem die Jungen ausgeſchlüpft waren, lag ihre Ernährung größtenteils dem Vater ob. Schmidt beobachtete ebenfalls, daß ein ausgeflogenes Junges hauptſächlich vom Männchen gefüttert wurde; doch geſchah dies wahrſcheinlich deshalb, weil das Weibchen wieder legen wollte, in welchem Falle der Vater unter allen Umſtänden den Jungen der erſten Brut die noch erforderliche Pflege zu Teil werden läßt. Wichtiger iſt die ſchon erwähnte Mitteilung des Letztgenannten, daß Corellas im Herbſte in einem offenen oder doch nur teilweiſe feſt um⸗ wandeten Fluggebauer des Ti Tiergartens zu Frankfurt brüteten und die Jungen eine Kälte von 30 R. ohne Nachteil ertrugen. Im Zimmer braucht man ihretwegen niemals zu heizen; ſie brüten mitten im Winter ohne allen Schaden für ihre Brut. Wer ängſtlich iſt, mag dafür ſorgen, daß die durchſchnittliche Wärme nicht unter + 60 R. herabſinkt; unter ſolchen Umſtänden hat Baldamus junge Corellas groß und kräftig werden ſehen. Auf eine Beobachtung edlers, in deſſen Vogelhauſe junge Nymphen von einem Steinrötel bemuttert wurden, be ich bei Schilderung dieſes liebenswürdigen Vogels zurückzukommen. Der verhältnismäßig geringe Preis der Corella, welcher ſelten 12, niemals 14 Taler Air das Pärchen überſteigt, ihre eigentümliche Gefälligkeit, Anſpruchsloſigkeit und Dauer⸗ haftigkeit ſowie die Leichtigkeit, mit welcher ſie ſich in Gefangenſchaft fortpflanzt, empfehlen die Haltung dieſes bei uns zu Lande kaum nach Gebür gewürdigten Vogels jedem Liebhaber, welcher nicht einzig und allein auf das Kleid ſiht, ſondern auch auf das Weſen Rückſicht nimmt, in beſonderem Grade. N at nicht cen wird — eines weiteren Pflanzenſchmuckes bedarf mindeſtens die Ir rn W ENTER 4 . 1 W v 1 RN RENTE, NT, die Dille tief ausgebuchtet, die Schneide gerade, mit der Spitze hakig in die Höhe gebogen. Kakadus. 202 Langſchwauzkakadus. Als die nächſten Verwandten der Kakadus dürfen wir eine auf dem Feſtlande Auſtrs liens und auf Tasmanien heimiſche Papageiengruppe betrachten, welcher Finſch auch eine von anderen Forſchern gewöhnlich zu jenen gerechnete Art unterordnet, weil ſie, ſeiner Anſicht nach, in ihren weſentlichen Merkmalen mit den übrigen Gliedern der Gruppe men über- einſtimmt als mit den bisher aufgezählten Familienverwandten. | Die Langſchwanzkakadus find kräftig gebauete, ihres langen Schwanzes halber jedoch verhältnismäßig ſchlank erſcheinende Vögel von Dohlen- bis Kolkrabengröße. Ihr Schnabel iſt ſehr ſtark, höher als lang, im Halbkreiſe gebogen, die kurze, wenig vorragende, innen mit undeutlichen Feilkerben verſehene Spitze nach innen gekrümmt, der Oberſchnabel an der Wurzel ſehr breit und ſtark gewölbt, gegen die Spitze zu ſeitlich zuſammengedrückt, auf der Firſte ſcharf gekielt, vor der Spitze tief, aber in ſanfter Rundung ausgebuchtet, der Unterſchnabel niedriger als der obere, ſehr, die Dillenkante auffallend breit und abgerundet, ae. BE * eee 1 2 * * 1 a : uhr 2 8 5 F gt 8 2 n ven eee Brehna en a et rn u Krane pie u ray, el AT eh N ME Re RL u TREUE u n Die großen runden Naſenlöcher, deren Ränder ausnahmsweiſe aufgeworfen ſind, liegen frei in einer jederſeits bogig vortretenden, manchmal mit feinen Borſten beſetzten, ausnahms⸗ weiſe auch befiederten Wachshaut. Der ſehr ſtarke, kurz- und dickläufige Fuß hat kräftige, mit langen, ſtarken Sichelkrallen beſetzte Zehen. In dem langen, ſpitzen Flügel, welcher, zuſammengelegt, zwei Drittel des Schwanzes oder noch etwas mehr bedeckt, ragt die der Hälfte des Oberflügels an Länge ungefähr gleichkommende Spitze anſehnlich vor; unter den Schwingen iſt die dritte am längſten und die zweite bis fünfte in der Endhälfte außen, die erſte bis dritte oder fünfte innen ſtark ausgeſchnitten. Der Schwanz, deſſen Länge die des Oberflügels erreicht, iſt breit und ſtark abgerundet und wird aus breiten, am Ende abgerundeten Federn zuſammengeſetzt. Ebenſo geſtaltete Federn bilden das übrige Gefieder, welches ſich durch feine Weichheit auszeichnet, ähnliche auch die ſelten hohe, meiſt kurze, nach hinten gekrümmte, ausnahmsweiſe unregelmäßig geordnete, zerſchliſſene Haube. Am Kopfe läßt die Befiederung in der Regel einen nakten Augenkreis, meiſt auch die Zügel frei. Ein ſtahlglänzendes Schwarz, von welchem ſich eine breite rote oder gelbe Schwanzbinde, ein gelber Ohrfleck oder der rote Kopf lebhaft abheben, iſt die vorherſchende Färbung des Alters⸗ kleides, während das Jugendkleid gefleckt, gewellt und punktirt zu ſein pflegt. 8 So viel bis jetzt bekannt, enthält dieſe Gruppe wenige Arten, von denen bisher zwei lebend nach Europa gebracht wurden. Die Unterabteilung der Schönkopfkakadus bildet: 95. Der Helmkakadu, Calyptorrhynchus (Ps., C., Pl., Corydon, Banksianus, Callocephalon, Callice- phalus) galeatus, Lath., (fimbriatus, phoenicocephalus, australe). Klein; dunkelſchieferſchwarz, jede Feder der Ober- und Unterſeite am Ende ſchmal hellgraulichweiß geſäumt; Kopf, Nacken, Backen und Haube ſcharlachrot, die Federn mit gelblicher Wurzel; Armſchwingen außen düſter grünlich angeflogen; Schwingen und Steuerfedern unterſeits ſowie untere Deckfedern grauſchwarz. Iris dunkelbraun, Schnabel hornweiß, Füße ſchwärzlich. — Junger Vogel (möglicherweiſe auch Weibchen) dunkelſchieferbraungrau, Kopf und Haube faſt einfarbig, übrigens jede Feder unterſeits an der Wurzel und in der Mitte mit weißlicher Quer⸗ binde, am Ende mit mennigrotem Endſaume, Schulter- und Flügeldeckfedern graulichgrün, mit ſchmalen grünlichweißen Querlinien gezeichnet; Schwingen in der Wurzelhälfte und Steuerfedern verwaſchen hellgrau quergebändert. Südauſtralien, Tasmanien und die Inſeln der Selma find die Seat des ſchönen, in unferen Sammlungen feltenen Vogels. | Zu den eigentlichen Langſchwanzkakadus gehört: | 96. Der Geringero der Neuholländer, C. (Ps., C., Pl., B.) Banksi, Lath. „ (magnificus, fuherens australis, Leachi, Cookii, Temminckii, macrorhynchus). Sehr groß; ne Haptgeit glänzend Steuer⸗ 3 a eee , FE EEE nal . r EG a Re RAN EM nur 1 1 91 * eee 1 WEHEN NEAR u WEIN AR, 4 LH h ER N { 1 n 0 5 Langſchwanzkakadus. 203 federn, mit Ausnahme der beiden mittleren, durch eine bloß die Außenfahnen der beiden äußerſten Federn aus⸗ ſchließende, 10 em. breite, ſcharlachrote Binde geziert. Iris ſchwarzbraun, Schnabel ſchwarz, Füße horn⸗ ſchwarz. — Junger Vogel, vielleicht auch Weibchen, tiefſchwarz wie der alte; Hauben- Baden- und Flügeldeckfedern mit kleinem dreieckigen Endflecke; Federn der Unterſeite mit drei bis vier ſchmalen gelblichen, auf den unteren Schwanzdecken rötlichen Querſtreifen; Schwanzbinde gelb oder rot, ſchwarz marmorirt und quergeſtreift; das ſchwarze Schwanzende ſchmal zinnoberrot quergeſtreift. Schnabel horngelb, an der Spitze bräunli N | 1 5 Geringere ſcheint in ganz Auſtralien vorzukommen. | Alle Langſchwanzkakadus ſind echte Baumvögel, welche ſelten zum Boden herabkommen. Sie bevorzugen waldige Berggegenden der Ebene, ohne jedoch dieſe gänzlich zu meiden. Man ſiht ſie in der Regel bloß in kleinen Trupps von vier bis acht Stücken langſam und ſchwerfällig, mit ſchlaffen Flügelſchlägen, ſelten in hoher Luft, jedoch meilenweit in einem Fluge dahinziehen, oder bemerkt ſie kletternd in den Wipfeln der höchſten Bäume des Landes. Der Helmkakadu bildet wie in Geſtalt und Färbung ſo auch in ſeinem Weſen und Betragen eine Ausnahme; er lebt mehr nach Art der Kakadus, geht, klettert, fliegt faſt wie dieſe und ſchart ſich zu größeren Geſellſchaften zuſammen. Die Stimme des Geringero und ſeiner nächſten Verwandten unterſcheidet ſich weſentlich von der anderer Papa⸗ geien; namentlich gilt dies für die weinerlich klingenden Laute, welche ſie im Fliegen aus⸗ ſtoßen, während fie, jo lange fie freſſend auf den Bäumen ſitzen, ein rabenartiges Gekrächz vernehmen laſſen. Alle Arten, welche man bisher beobachtet hat, ſollen in hohem Grade ſcheu und vorſichtig fein, wohl in Folge der Nachſtellungen, welche fie ſeitens des Einge⸗ borenen wie des Weißen zu erleiden haben. Doch vergeſſen ſie, während ſie freſſen, zu- weilen ihrer Sicherung, und ebenſo bringt ſie ihre gegenſeitige Anhänglichkeit oft in Gefahr. Ausnahmsweiſe nur verläßt der Trupp den getöteten oder krank geſchoſſenen Gefährten, bleibt vielmehr gewöhnlich in deſſen Nähe, umfliegt ihn mit kläglichem Geſchrei, ſetzt ſich traurig auf den nächſten Bäumen nieder und opfert ſich dem Jäger, welcher, wenn er es recht anfängt, nach und nach den ganzen Flug erlegen kann. N Die Nahrung beſteht vorzugsweiſe aus den harten Samen der Eukalypten und Bankſien, welche der gewaltige Schnabel mit Leichtigkeit zertrümmert. Außerdem freſſen alle eigentlichen Langſchwanzkakadus aber auch Kerbtiere und zwar beſonders Raupen und Larven, welche in mürbem Holze oder unter der Baumrinde leben, und zernagen, um zu ihnen zu gelangen, mit großem Eifer dicke Aeſte oder Baumſtämme, ſchneiden wie aus Mutwillen bDünnere Zweige der dortigen Fruchtbäume ab, zum Verdruſſe der Anſidler oft bevor die Früchte gereift ſind. Z3u ſeinen Niſtſtellen erwählt der Geringero ſtets die höchſten Bäume, namentlich ſeine geliebten Eukalypten. Eine vorgefundene, nötigenfalls erweiterte Höhlung in bedeutender Höhe über dem Boden dient zum Neſte; die zwei, höchſtens drei großen, weißen Eier liegen auf dem Holzmulm. Das iſt alles, was wir über das Brutgefchäft des abſonderlichen Vogels wiſſen. Das Neſt des Helmkakadu hat noch Niemand gefunden, obgleich große An⸗ ſtrengungen gemacht worden ſind, es kennen zu lernen. Selbſt die Eingeborenen haben über dasſelbe nichts zu ſagen. „Es iſt Tatſache“, ſchreibt Kawerau, „daß in Tasmanien oder Vandiemensland zur Zeit, als dorthin noch Sträflinge gebracht wurden, denjenigen von dieſen, welche gegen „tickets of leave“ in den Sidelungen arbeiteten, die volle Freiheit zugeſagt war, wenn ſie das Neſt eines Helmkakadu auffinden würden. Kein einziger von allen hat dieſe hohe Belohnung ſich verdient.“ In unſeren Sammlungen zählen die Langſ chwanzkakadus zu den ſeltenſten Erſcheinungen Ich habe im Tiergarten zu Amſterdam und zu Frankfurt einen Helmkakadu, im Tiergarten zu London einen Geringero geſehen und von einigen anderen Vögeln der erſtgenannten Art, a welche lebend nach Europa gebracht worden waren, vernommen. Die Schwierigkeit, ſie in 204 | Kakadus. Auſtralien zu erlangen, dürfte die 1 Urſache des ſeltenen Dorfen auf mere a Tiermarkte fein; denn die Kerbtiernahrung, welche fie nebenbei genießen, kann man ihnen erſetzen. In London wird übrigens auf letztere, jo viel ich weiß, wenig Rückſicht genommen; der dortige Geringero erhält gewöhnliches Papageienfutter mit gekochten Kartoffeln und etwas Weißbrot in Milch. Ganz ebenſo wird ein Gefangener des Amſterdamer Tiergartens gefüttert. Beſonders anziehend iſt mir dieſer Vogel nicht erſchienen; er ſaß ſtill und ſchein⸗ / 1 bar verdroſſen in ſeinem Käfige, ohne nach anderer Papageien Art ſich zu bewegen oder einen Laut von ſich zu geben. 85 Der Helmkakadu benimmt ſich ganz ähnlich wie die eigentlichen Kakadus, wird ſelten ordent⸗ 4 lich zahm, lernt aber, wie der Gefangene im Tiergarten zu Amſterdam beweiſt, doch recht gut einzelne Worte nachſprechen. Mein Berufsgenoſſe Schmidt hat mir über den von ihm gepflegten Helmkakadu das Nachſtehende mitgeteilt: „Schon länger als acht Jahre beſitzt der hieſige (Frankfurter) g ce Gi 11 ſolchen Vogel, welcher ſich augenſcheinlich in ſeiner Gefangenſchaft ſehr wohl befindet. Seine Nahrung beſteht vorzugsweiſe aus Kanarienſamen, mit geringem Zuſatze von Hanf und ge quetſchtem Mais. Außerdem bekommt er gekochten Reis, Obſt, Zwieback, eingeweichtes Weißbrot, Salat u. dgl.; doch ſcheint er keines dieſer Nahrungsmittel zu bevorzugen. Er iſt überhaupt ein ernſter, mürriſcher Vogel, welcher ſich begnügt, alles freundliche Zureden und Darbieten von Leckerbiſſen mit einem kurzen knarrenden Tone zu beantworten, und höchſtens gegen den vorgehaltenen Finger einige wuchtige Schnabelhiebe führt, von denen der Käfig dröhnt. In der Regel ſitzt er ſteif und gerade auf ſeiner Stange und läßt ſich nur ſchwer und unter Widerſtreben in Bewegung verſetzen. Zum eee zeigt er 8 nicht die mindeſte Neigung. 5 Mittels ſeines kurzen, ſteilgewölbten Schnabels pflegt er, wenn er ſich uneoßachte 3 wähnt, die in ſeinem Käfige angebrachten Sitzſtangen in Splitter zu beißen. Anfänglich 4 glaubte ich dieſem Uebelſtande am wirkſamſten dadurch abzuhelfen, daß ich die Stangen von hartem Eichenholze fertigen ließ. Die Zerſtörung ging nun allerdings langſamer vor ſich, aber ſie war dem Vogel auch zu mühſam. Er ſah ſich alſo nach einem weicheren Stoffe um und hatte dieſen alsbald in ſeinem Gefieder gefunden. Eines Tages biß er ſich in kurzer Zeit ſämtliche Federn ab, welche er erreichen konnte, ſo daß er hie und da nur noch mit graulichem Flaume bedeckt war; an manchen Stellen hatte er auch dieſen nicht ges ſchont. Sofort wurden nun die harten Stangen wieder entfernt und durch ſolche aus weichem Tannenholze erſetzt, über welche er mit wahrem Eifer herfiel. Jedesmal im Verlaufe von vierundzwanzig Stunden wurde eine Stange von Im. Länge und 4 em. Dicke in kleine Splitter zernagt, und das Gefieder bekam Zeit zu wachſen, ſo daß es verhältnismäßig raſch wieder ſeine frühere Vollſtändigkeit erreicht hatte. Seitdem wird dafür Sorge getragen, daß der Vogel jederzeit Stangen zum Zernagen habe, und wenn es ihm einmal daran fehlt, rächt er dies ſofort durch Zerſtörung ſeines Gefieders. Merkwürdiger Weiſe hat er nie die Abſicht bekundet, ſeinen Käfig, welcher zum größten Teile aus Holz beſteht, zu zerſtören. Gegen Kälte ſcheint der Helmkakadu durchaus nicht empfindlich zu ſein. Er befindet ſich bei uns in einem Hauſe, welches wenig geheizt wird und deſſen Türen faſt den ganzen Winter hindurch täglich einige Zeit lang geöffnet werden, ſo daß die e e 1 ix liegt, er könne ohne Gefahr im Freien überwintert werden.“ N Ararakakadus. Der Keilſchwanzkakadu erſcheint als Bindeglied zwiſchen ſeiner und der Sittichfamilie: ein gewaltiger Papagei von Neuginea und den benachbarten Ländern darf als ſolches zwiſchen eee N n Akae NORLESERRENE „%% RN Ra 3%; N ö Mi 7 57 9 Ararakaladus a 205 e a 0 den Rafabus ı eb e Woche werden. Er iſt, wie Finſch mit Recht hervorhebt, der 165 hervorragendſte aller Papageien und eine der abenteuerlichſten Vogelgeſtalten überhaupt, unſerer Beachtung alſo in hohem Grade würdig, obſchon er noch ſehr ſelten in unſere Käüfige gelangt. Der Leib iſt kräftig, obgleich Bi Vogel des langen Schwanzes halber eher ſchlank als gedrungen gebaut zu ſein ſcheint, der Kopf groß, der Schnabel rieſig, länger als der Kopf nd anſehnlich länger als hoch, ſeitlich ſtark zuſammengedrückt, weshalb die Firſte des Ober- ſchnabels förmlich gekielt erſcheint, von der Wurzel an in einem Halbkreiſe herabgebogen und mit der verdünnten, weit vorragenden Spitze, vor welcher ſich innen tiefe Feilkerben En befinden, nach einwärts 1 vor der Spitze endlich mit einem rechtwinkeligen Vorſprunge verſehen, an welchen die Spitze des Unterſchnabels ſtößt, während dieſer den Oberſchna bel ſonſt nicht berührt; der Unterſchnabel iſt niedriger als der obere, aber viel breiter, die breite Dillenkante und Dille rechtwinkelig von den flachen Laden abgeſetzt. Die Wachshaut wird von kurzen ſammetartigen Federchen bekleidet, ſo daß ſie kaum unterſchieden werden kann; die kleinen, runden Naſenlöcher liegen zwiſchen dieſen Federchen verſteckt. Der im Ver⸗ hältnis zur Größe des Vogels ſchwache, an und für ſich kräftige Fuß hat kurze, dicke Läufe, deren Länge mehr als die Hälfte der äußeren Vorderzehe beträgt, und mittellange Zehen mit ſchwach gekrümmten Nägeln, zeichnet ſich auch dadurch aus, daß der Lauf bis über die Fiußbeuge hinauf unbefiedert iſt. In dem ziemlich langen Flügel, welcher in der Ruhe etwas mehr als die Hälfte des Schwanzes deckt, iſt die Flügelſpitze ſehr kurz, unter den am Ende ſpitzen Schwingen die vierte am längſten, und die zweite bis fünfte außen, die erſte bis 4 fünfte innen ausgefchnitten, Der lange, dem Oberflügel hierin jedoch nicht gleichkommende, breite und abgerundete Schwanz beſteht auch aus ſehr breiten, am Ende abgerundeten Federn. Dasſelbe gilt für das weiche Gefieder, mit Ausnahme ve den Kopf bekleidenden ſpitzigen Federn, von denen die längſten, verhältnismäßig ſehr ſchmalen eine weit nach hinten herabhängende Haube bilden. Die Wangen find nakt. Beſondere Erwähnung verdient die Zunge, weil fie von der aller übrigen Papageien abweicht. „Der bei geſchloſſenem Schnabel ſichtbare Teil derſelben“, beſchreibt Schmidt, „beſteht aus einem zolllangen, dicken, cylindriſchen Körper, der in ſich ſelbſt faſt unbe⸗ weglich zu ſein ſcheint, mit Ausnahme der Seitenränder, welche etwas aufgerichtet werden können. Auf dem Rücken dieſes Organes wird während des Freſſens häufig die von zackigen Rändern begrenzte Stimmritze ſichtbar. Jederſeits iſt dieſer Teil der Zunge mittels eines ſtarken, breiten Bandes in der Gegend der Wurzel des Unterſchnabels an dem Schnabel⸗ winkel (2) befeſtigt. An der Spitze der Zunge befindet ſich ein kleiner, etwa erbſengroßer, 1 Ballen, welcher mit ſehr zarter, ſchwarzer Haut bekleidet und ziemlich beweglich i . Teil iſt als die eigentliche Zunge zu betrachten.“ | Der Kasmalos, Siang und Sangia der Bewohner Neugineas, Mieroglossus (Ps., C., Ara, ens Macroglossus,) aterrimus, Gml., (ceylanicus, alecto, intermedia, Goliath, griseus, ater). Größe des Kolkraben; tiefſchwarz, mit 5 grünem Stahlglanze; die kurze, bürſtenartige Be⸗ fiederung auf Wachshaut und Zügeln ſammetſchwarz; alle Federn bedeckt mit aſchgrauem puderartigem Staube, welcher nach dem Tode abfällt; die nakten Wangen blutrot, mit hellerem, fleiſchfarbenem Geäder. Iris tief⸗ braun, Schnabel hornblauſchwarz, an der Spitze heller, Füße ſchwarz. — Weibchen kleiner, jedoch ebenſo gefrbt wie das Männchen; junger Vogel ſchwarz, Bauch, Aftergegend, untere Flügel und untere Schwanzdecken fahlgelblich in die Quere geſtreift. Schnabel bloß oben an der Wurzel bräunlich, übrigens horngelblichweiß Die Größe ſchwankt in ſo weiten Grenzen, daß man mehrere Arten aufſtellen zu müſſen geglaubt hat, deren Hinfälligkeit von Finſch erkannt wurde, als er eine genügende Anzahl von Stücken unter ſich ver⸗ eichen onnte. Als die eigentliche Heimat des Vogels iſt Neuginea anzuſehen; außer dieſem großen Eilande wurde er . N auch in dem 1 vi Auſtraliens ſowie auf e Myſol und den Aru- Inſeln gefunden. gel: 206 Kakadus. Ueber des Freileben des Kasmalos haben wir erſt in der neueſten Zeit durch Mac Gillivray, Roſenberg und Wallace Bericht erhalten. Er bewohnt einzeln oder par⸗ 1 weiſe die höchſten Eukalypten wie die niedrigen Stellen des Waldes, iſt munter und br weglich (2), fliegt aber langſam und geräuſchlos, läßt entweder ein ſchnarrendes Geſchrei oder wie „wiht, wiht“ klingende Laute hören und iſt immer ſehr ſcheu. Seine Nahrung beſteht in verſchiedenen Früchten und Sämereien; er ſcheint ſich jedoch beſonders an den Kern der Kanariennuß zu halten, welche von den ſeinen Wohnſitzen eigentümlichen hohen Kana⸗ | rienbäumen (Canarium commune) herſtammt. Die Art und Weiſe, wie er dieſe Nüſſe erbricht und verzehrt, deutet, laut Wallace, auf eine Wechſelbeziehung zwiſchen Ausrüſtung und Gewohnheiten, welche die Kanarien als ſeine eigentliche Nahrung erſcheinen läßt. So außerordentlich hart iſt die Schale dieſer faſt dreieckigen, außen glatten Nuß, daß man ſie 5 | bloß mit einem ſchweren Hammer aufſchlagen kann, und trotzdem vermag der Vogel fie zu öffnen, wenn auch auf ſeltſame Weiſe. Er nimmt ein Ende in ſeinen Schnabel, hält es durch einen Druck ſeiner Zunge feſt und ſchneidet ſodann mittels ſeitlicher, ſägender Bewegungen der abt unteren Lade ein Loch quer durch die Schale. Hierauf faßt er die Nuß mit dem Fuße, beißt ein Stück Blatt ab und hält es in der tiefen Kerbe des Oberkiefers feſt, ergreift ſodann die Nuß, welche jetzt durch das federnde Gewebe des Blattes am Hinausgleiten verhindert wird, von neuem, ſetzt den Rand des Unterkiefers in das Loch ein und bricht mit einem mächtigen Rucke ein Stück der Schale aus. Nunmehr nimmt er die Nuß wieder in ſeine Fußhand, bohrt die lange und ſcharfe Spitze des Schnabels in das geöffnete Innere und ſpaltet den Kern ab, welchen er Stück für Stück mit der ausdehn⸗ baren Zunge herausholt und verſpeiſt. So ſcheint jede Einzelheit der Form und des Baues dieſes außerordentlichen Schnabels unſeres Vogels ſeinen Nutzen zu haben, und es läßt ſich leicht einſehen, daß die Ararakakadus in dem Wettkampfe mit ihren tätigeren und zahl⸗ reicheren Verwandten ſich durch die Fähigkeit erhalten haben, eine Frucht auszubeuten, welche kein anderer Vogel aus ihrer ſteinigen Schale zu löſen vermag. Ob das merkwürdige Ge⸗ ſchöpf neben pflanzlichen Stoffen Kerbtiere zu ſich nimmt, iſt zur Zeit noch nicht feſtgeſtellt; an Gefangenen gemachte Beobachtungen ſcheinen dafür zu ſprechen, daß er, wie die 1 ſchwanzkakadus, Kerfe nicht verſchmäht. Ungeachtet ſeiner Größe und Stärke iſt der Ararakakadu ein weichlebiges Geſchöpf er kann durch eine verhältnismäßig leichte Wunde getötet werden. Die Eingeborenen jtellen ihm eifrig nach, ganz beſonders aber ſeinen Jungen, welche ſie aus dem Neſte heben, um ſie aufzuziehen und ſpäter für die geringe Summe von 20 bis 25 Gulden zu verkaufen. Sie können ſehr zahm und derartig an das Haus gewöhnt werden, daß fie aus- und ein⸗ fliegen. Roſenberg lernte zu Amboina einen dieſer Kakadus kennen, welcher den Tag über nach Belieben in der Stadt umherflog, des Abends aber 1 ſtets in das Haus ſeines Gebieters zurückkehrte. Die wenigen Kasmalos, welche lebend nach Europa gebracht und zu hohen en (200 — 250 Taler für das Stück) erworben wurden, müſſen in der Regel erſt mit der nötigen Vorſicht und oft mit außerordentlicher Mühe an eine von ihrer natürlichen Nahrung abweichende Gefangenenkoſt gewöhnt werden, nehmen dieſe dann aber ohne Widerſtreben zu ſich und befinden ſich wohl dabei. Sie freſſen beſonders gern Hanf, genießen aber auch menſchliche Koſt in weitem Umfange. Ein Gefangener, welcher ſeit vierzehn Jahren im Amſterdamer Tiergarten gepflegt wird, frißt gekochten Reis, | Möhren, Birnen oder Aepfel und jeden Tag etwas von dem, was die Küche auf den Tiſch bringt. „Drei Jahre“, ſchreibt mir Weſterman, „hat er teilweiſe von meinem Tiſche gegeſſen.“ Rohes Fleiſch verzehrt der Kasmalos, wie Schmidt mitteilt, ſehr gern; Reis liebt er nicht beſonders, und von dem Mais nimmt er nur den innerſten, zarten und mehligen Kern heraus. Brot, Ararakakadus. 207 noch 10 15 aber Obſt, bilden geckrbiſſen für ihn. Auch beim Freſſen der erwähnten Futter⸗ ſtoffe findet, laut Schmidt, ein eigentümliches Zuſammenwirken des Schnabels mit der Zunge ſtatt. Die Nahrung, ein Hanfkorn z. B., wird unter ſtetem Betaſten mit der Zunge von beiden Schnabelhälften ergriffen, mit der Zunge gegen den zahnartigen Abſatz des Ober— ſchnabels geſtemmt und durch die untere Lade aufgeknackt. Nun faſſen Unterſchnabel und Zunge das Korn, und der Zahn des Oberſchnabels hebt den Kern heraus, welcher zwiſchen beiden Schnabelhälften unter ſtäter Mitwirkung der Zunge vorſichtig zerdrückt und zerrieben wird. Iſt dies geſchehen, jo klemmt ihn die eigentliche Zunge, indem fie ſich etwas auf- richtet, zwiſchen ſich und den Zungenbeinapparat in die dort befindliche Querfurche. Nun wird raſch die Zunge zurückgezogen, der Biſſen gegen den Gaumen geführt und, indem die Zunge wieder vorſchnellt, an der vorderſten Querwulſt des Gaumens abgeſtreift, wobei er über die Stimmritze hinweg in den Bereich der Schlundkopfmuskeln gelangt. Während des Zerkleinerns wird das Futter zuweilen mit dem Fuße feſtgehalten, ein kleineres Stück auch wohl auf den Rücken der Zehen geſtützt. Da jede Nahrung nur in durchaus zermahlenem und zerfaſertem Zuſtande und überdies bloß in ganz kleinen Biſſen hinabgeſchluckt wird, dauert das Freſſen jedesmal ſehr lange. Beim Trinken ſteckt der Vogel den vorderen Teil des Unterſchnabels in das Waſſer, hebt hierauf den Kopf raſch ſchief vorwärts nach oben und ſchöpft ſich fo förmlich feinen Trunk. 5 Schmidt bemerkt ferner, daß ſich der gewaltige Schnabel des Kasmalos ſchlecht zum Klettern eignet, weil ſeine Seitenränder hierzu ſo gut als nicht benutzt werden können, und daß auch die Füße, ihres langen Unterſchenkels halber, zu ſolcher Bewegung wenig günſtig gebaut erſcheinen. Die Stimme des Vogels erinnert nach ihm an das Knarren einer Türe und läßt ſich annährend durch die Laute J- ra⸗a wiedergeben. Wenn der Ton leiſe hervorgebracht wird, ſcheint er Behaglichkeit auszudrücken; wenn er laut hervorgeſtoßen wird, iſt er eine Aeußerung der Langenweile oder Sehnſucht. Die Laute werden dann raſch und wiederholt ausgeſtoßen und erinnern an das Geſchrei der gemeinen Makaken. ITnm Zerſtören leiſtet der Kasmalos Außerordentliches. „Nicht wenig verwundert habe ich mich, fügt Schmidt dieſen trefflichen Beobachtungen noch hinzu, „über die Härte und Kraft, welche der Schnabel dieſes Vogels beſitzt. Unſer Gefangener hatte ſich die Ver- nichtung ſeiner Futtergeſchirre zur Lieblingsaufgabe erkoren und leiſtete darin faſt Unglaub⸗ liches. An zwei Schüſſeln von gebranntem und glaſirtem Tohn biß er eines Tages den etwa 6 em. hohen und 15 mw. dicken Rand vollſtändig weg. Am folgenden Tage wurden ihm zwei Porzellangefäße von gleicher Stärke vorgeſetzt; doch auch ihre Ränder waren in kürzeſter Friſt bis auf den Boden abgenagt. Nunmehr ließ ich gußeiſerne Schmelzpfännchen als Futtergeſchirre verwenden; aber ſchon nach zwei Stunden hatte der Vogel in den Rand des einen Gefäßes eine bis zum Boden herabreichende Scharte gebrochen. Das Spiel fand 5 rſt dadurch ein Ende, daß ich ſchwere Geſchirre aus Schmiedeeiſen anfertigen ließ, welche der Kasmalos weder zu zerbeißen, noch umzuſtürzen vermochte. Ich muß ausdrücklich be⸗ merken, daß ihn Bedürfnis nach Kalk nicht zu dieſen Ausſchreitungen nötigte; denn er berührte weder die zu ſeiner Verfügung ſtehenden Rückenſchulpe des Tintenfiſches, noch den ſeinem Schnabel erreichbaren Kalkanwurf der Wand. Leider ging das merkwürdige Tier, nachdem es nur drei Jahre bei uns gelebt hatte, an Abzehrung ein.“ | ar: Der Kasmalos iſt zwar ein höchſt beachtenswerter Papagei, nicht aber ein Vogel, welcher bei Liebhabern beſonders in Gunſt ſetzen dürfte. Seine Seltenheit erſchwert die An⸗ affung und ſein hoher Preis entſpricht eben nur jener, nicht aber hervorragenden Eigen⸗ ſchaften des abſonderlichen Geſchöpfes. Ob er ſprechen lernt, iſt fraglich; der Bau ſeines Schnabels und ſeiner Zunge ſcheinen Nachahmung verſchiedener Laute 7 zu begünſtigen. 208 Nachtpapageien. Enlenpapageien. Das an auffallenden Vögeln reiche Neuſeeland beherbergt zwei Papageien, welche von 1 50 allen übrigen ſo erheblich abweichen, daß ſie mit vollſtem Rechte als Vertreter einer eigenen 2 | Familie gelten. Eine Art von ihnen war ſchon früher in ihrem Heimatslande in Gefangen ſchaft gehalten worden und ift nun endlich lebend nach Europa gelangt; eine zweite Art ſcheint bereits von ihrem endlichen Schickſale erreicht worden und ausgeſtorben U > fein, falls nicht das Gerücht, daß auf der nördlichen Inſel Neuſeelands noch ein anders⸗ artiger Eulenpapagei lebe, ſich gerade auf ſie bezieht. Wenn nun auch kaum zu hoffen 85 g ſteht, daß der noch in verhältnismäßg zahlreicher Menge vorhandene Eulenpapagei jemals in nennenswerter Anzahl unſere Käfige ſchmücken werde, ſo verdient er doch mit Jug und Recht in unſerem Buche ſeine Stelle, und ſei es nur der Teilnahme halber, welche die glückliche HR Ankunft eines ſo weit entfernt von uns heimiſchen und ſeltenen Vogels notwendig bei jedem Liebhaber erwecken muß. f Die Eulenpapageien ſind gedrungen gebauete, großköpfige Vögel, welche, Dank ihrer Federfülle, unſerem Kolkraben an Größe mindeſtens ſcheinbar gleichkommen. Der Schnabel iſt dick und kräftig, höher als lang, ſein oberer Teil an der Wurzel ebenſo hoch als breit, die Firſte abgerundet, die Spitze kurz und ſtumpf, innen mit deutlichen Feilkerben verſehen, | eine Ausbuchtung der Schneiden vor ihr ſehr ſchwach, der Unterſchnabel niedriger als der obere, mit abgeflachten, nicht ausgebuchteten Ladenſchneiden und breiter, im Bogen auf⸗ ſteigender Dillenkante, auf welcher vier tiefe Längsfurchen verlaufen. Eine eigentliche Wachshaut iſt nicht vorhanden; die großen runden Naſenlöcher, deren nakte Ränder auf⸗ getrieben ſind, liegen frei. Der ſehr kräftige Fuß hat dicke und ziemlich lange, der äußeren Vorderzehe gleichkommende Läufe und dicke, lange Zehen, welche tüchtige, ſtark gekrümmte, 0 ſpitzige Nägel tragen. In dem auffallend kurzen abgerundeten Flügel, welcher zufammen gelegt bis zur Schwanzwurzel reicht, iſt die fünfte Schwinge die längſte der neun Hand⸗ ſchwingen, welche nirgends verengt, breit und am Ende abgerundet find. Der lange, dem | Dberflügel etwa an Länge gleichkommende, abgerundete Schwanz beſteht aus breiten, am Ende etwas verſchmälerten, ſpitz zulaufenden, das harte Gefieder aus weitſtraligen, breiten, am Ende abgerundeten Federn; dieſe gehen jedoch auf der Stirn und den Backen in ſolche mit verlängerten, harähnlichen Schäften, ſchmalen, faſt zerſchliſſenen Fahnen über, umgeben ſtralig die Schnabelwurzel und ſtellen einen unvollkommenen Schleier her. Die grüne 5 Grundfärbung der Federn wird durch dunkle Bänder und Marmelflecke gezeichnet. 98. Der Kakapo oder Tarapo der Neuſeeländer, Stringops (Strigops, Strigopsis) habroptilus, Gray. Olivengrün, unterſeits olivengilblichgrün; Schaftmitte jeder Feder oberſeits blaſsgelblich, Wurzel⸗ hälfte mit unregelmäßigen ſchwarzen Querbinden, der äußerſte Rand in gewiſſem Lichte prachtvoll metalliſch grün ſchimmernd; Federn der Unterſeite mit breiten grünen Rändern und verwaſchener Fledenzeihmung; Stirn, Backen und Kinn olivenbräunlichgelb; Schwingen innen nächſt dem Schafte breit dunkelſchwarzbraun, außen olivengelbbraun mit ſchwarzen Marmelflecken; Schwanzfedern olivengelbbraun, außen und innen ſchwarz gemarmelt; untere Schwanzdecken faſt einfarbig olivengrün. Iris dunkelbraun, Schnabel Babern- | weiß, Füße und Krallen horngraubraun. > Die Weſtſeite der Südinſel Neuſeelands ſcheint gegenwärtig noch die einzige Heimſtätte des vormals 5 auch über die Chatham ⸗Inſeln verbreitet geweſenen Vogels zu ſein. | Ueber das Freileben des Kakapo verdanken wir Lyall und Haaſt Nachrichten, welche kaum etwas zu wünſchen übrig laſſen. Trockene Hügelabhänge, oder flache Stellen an Fluß⸗ 1 ufern, welche mit Hochwald beſtanden und einigermaßen frei von Unterholz und Farnkraut, 9 aber mit Mos bewachſen find, vom Seeſtrande an bis zu 1300 w. ü. M. bilden bevor⸗ 1 zugte Aufenthaltsorte des Vogels. Hier und da findet man ihn noch in beträchtlicher Anzahl, Eulenpapageien. 209 meiſt na nur 1 zuweilen jedoch auch in kleinen Geſellſchaften. Tief in das Mos eingedrückte, oft im rechten Winkel ſich kreuzende Spuren, welche nach Lyall menſchlichen ähneln ſollen, oder des Nachts ein auffallend gellender Ruf verraten ſein Vorhandenſein. Ueber Tag hält er ſich ſtets in Höhlungen verborgen und zwar entweder unter der Wölbung . überhängender Felſen oder und lieber in ſolchen unter dem Gewurzel der Bäume, wie ſie in den Waldungen Neuſeelands ſehr häufig ſind. Nötigenfalls gräbt er ſich ſelbſt einen Bau. Ausnahmsweiſe klimmt er wohl auch im Inneren eines hohlen Baumes empor oder 5 hebt ſich ſogar zu den unterſten Zweigen eines dichten, ſchattigen Wipfels. Jede Höhlung wird bloß von einem Stücke bewohnt; die Pärchen leben jedoch nah bei einander und ver- einigen ſich des Nachts, um gemeinſchaftlich umherzuſtreifen. Wie alle Nachtvögel erſcheint der Kakapo zuweilen ſchon vor Sonnenuntergang vor ſeiner Höhle, frißt auch wohl um dieſe Zeit; in der Regel aber beginnt ſein Treiben doch erſt etwa eine Stunde nach Einbruch der Nacht. Dann vernimmt man zuerſt ſeinen Schrei, ein heiſeres Krächzen, welches bei Erregung in mistöniges Kreiſchen übergeht und, wenn es von vielen zugleich ausgeſtoßen wird, betäubend wirken kann. Er iſt ein echter Erde, 1 nur im äußerſten Notfalle von feinen Flügeln einigen Gebrauch macht, öfter viel- leicht ſie benutzt, um ſich bei ſchnellem Laufen im Gleichgewichte zu halten. Lyall hat ihn aber doch fliegen ſehen, obſchon nur dann, wenn er, verfolgt, im Innern eines hohlen Baumes empor geklettert war, um weiter e e Altameg zu ſuchen. Von hier aus ſtrich er unter unbedeutenden, ja kaum wahrnehmbaren Flügelbewegungen nach tiefer ſtehenden Bäumen herab und arbeitete ſich ſodann, mit Schnabel und Fuß kletternd, an dieſen wieder in die Höhe. Dagegen erwähnt Haaſt, daß ein von ihm überraſchter Ka⸗ kapo, welcher auf der Krone eines Fuchſienbaumes Beren freſſend ſaß, ſich wie ein Stein von oben herabfallen ließ, ohne ſich ſeiner Schwingen zu bedienen. Ein Flieger iſt er alſo gewiß nicht, ſondern nur ein Läufer, und zwar ein recht guter, ſowenig auch ſein Bau . hierzu geeignet zu ſein ſcheint. Nach ſeinen Fußſpuren zu urteilen, zieht er des Nachts weit im Walde umher. Ueber die geiſtigen Eigenſchaften des abſonderlichen Vogels verlautet nur Gutes. Er iſt wachſam und vorſichtig, geſellig, friedfertig, Angreifern gegenüber mutig, gewöhnt ſich auch leicht an den Menſchen und wird dieſem bald in hohem Grade zugetan, 5 kurz beweiſt viel und einen ſehr bildſamen Verſtand. Die Nahrung beſteht vorzugsweiſe aus Mos, von welchem der Kakapo, um fich zu ; tkigen, erhebliche Maſſen verſchlingen muß, und nebenbei aus Beren, welche vielleicht nur eine Leckerei bilden. Zur leichteren Verdauung des Moſes, mit esche er ſich ſeinen weiten Kropf vollzuſtopfen pflegt, bedarf er eines reichlichen Trunkes; daher wohl ſeine Vorliebe für Flußufer. Die Brutzeit fällt in die letzten und erſten Monate des Jahres. Ende Februars und Anfangs März findet man die Jungen, meiſt nur eins, nie mehr als zwei in Höhlen unter den Baumwurzeln. Als Neſt dient eine einfache Vertiefung in der eee Maſſe des vermoderten Holzes. Die Eier gleichen denen der Haustaube. Seitdem auf Neuſeeland Hunde eingeführt worden ſind, geht der Kakapo wenigſtens in manchen Gegenden ſeiner Vernichtung entgegen; „doch dürfte es glücklicher Weiſe noch | ge währen, bevor feine letzte Stunde geſchlagen haben wird, da noch Tauſende von Geviert- 113 =“ m 1 5 an ua für 1 und Tier ungugänglich bleiben werden. A RE, me Mn er kann die Anſicht, 5 der Kakapo ſobald ausſterben dürfte, nicht We um ſo als er von dem Meresufer an bis zu einer Höhe von 1100 w. vorkommt. Sollte er ſelbſt in dem tiefer liegenden Gürtel ausgerottet werden, ſo bleiben die oft nur mit den größten Schwierigkeiten zu Se us eine fichere Zufluchtsſtätte für ihn. en gefangene Ba Ey 14 — 210 | | Sittiche, | 1 Bedenken wir noch, daß es eines guten Hundes bedarf, um ihn aus ſeinen Löchern herauszu⸗ 1 holen oder ſelbſt während der Nacht zu fangen, ſo iſt damit die größte Sicherheit für das Fortbeſtehen der Art vorhanden.“ Von den Eingeborenen wurde er vormals hart verfolgt: mit Hilfe brennender Fakeln aufgeſpürt, durch das Licht verdutzt und ſodann verhältnismäßig leicht gefangen, oder aber in hellen Mondſcheinnächten zur Zeit der Berenreife des Tutu⸗ Strauches, welchen er regelmäßig auszubeuten ſcheint, um ſich an den leckeren Früchten zu letzen, aufgeſucht und mit Stöcken erſchlagen, weil ſein derbes, mit feſtem, weißem Fett bedecktes Fleiſch ein köſtliches Gericht gibt. Solchen vom Hunger gebotenen Jagden gegenüber ſind diejenigen, welche die wenigen Anſidler unternehmen, kaum von Belang, und dürfen wir ſomit hoffen, daß uns der merkwürdige Vogel noch lange erhalten bleiben und 55 Die. Käfige hervorragender Tiergärten zieren wird. Pflege und Wartung gefangener Kakapos ſind ſchwierig, hauptſächlich wohl aus dem Grunde, weil es nicht leicht iſt, ihnen ein paſſendes Erſatzfutter zu bieten. Daß die Jungen, welche Lyall mit eingeweichtem Brote und gekochten Kartoffeln fütterte, nicht lange am Leben bleiben konnten, wird Niemand Wunder nehmen; aber diejenigen Stücke, welche man im Garten umherlaufen ließ, und denen man geſtattete, ſich ſelbſt entſprechendere Nahrung zu ſuchen, hielten ebenſo wenig aus. Fünf oder ſechs Stück, welche George Grey auf Neuſeeland in Gefangenſchaft hielt, ſtarben ebenfalls bald, und keiner ertrug den Verluſt ſeiner Freiheit länger als achtzehn Monate. Doch been auch dieſe Angabe nichts, weil aus ihr nicht hervorgeht, ob den Gefangenen das rechte Futter gereicht wurde. Ein Kakapo, welcher der engliſchen Küſte bis auf ſechshundert Seemeilen nahe gebracht wurde und durch einen unglücklichen Zufall ums Leben kam, fraß während des Aufenthaltes in Sidney Blätter der Bankſien und Eukalypten, Nüſſe und Mandeln und lebte während der letzten Zeit faſt ausſchließlich von braſilianiſchen Erdnüſſen. Solche und ähnliche Futterſtoffe dürften es ſein, welche gefangenen Eulenpapageien gereicht werden müſſen, um ihnen Exſatz für 5 . Nahrung zu bieten. Von ſeinen gefangenen Kakapos ſpricht Grey mit Wärme. Er ſchildert fe als ſehr kluge und aufgeweckte Vögel, welche ihrem Pfleger Anhänglichkeit bekunden, an ihm empor⸗ klettern, ſich an ihn anſchmiegen, deſſen Geſellſchaft ſuchen und zum Spielen aufgelegt ſind. Wäre nicht ihre Unreinlichkeit, ſie würden mehr als irgend ein anderer Vogel von Greys Bekanntſchaft zum Schoßtiere ſich eignen; denn die Art und Weiſe ihre Anhänglichkeit zu beweiſen, iſt mehr die eines Hundes als eines Vogels. Nach dieſen Angaben darf man ge⸗ ſpannt ſein, Eingehenderes über den Gefangenen zu vernehmen, welcher im Laufe dieſes Sommers nach England gelangte. Für den zoologiſchen Garten in Regentpark wurde er leider nicht erworben. „Wir konnten“, ſchreibt mir Sclater, „den Eulenpapagei nicht kaufen, weil der Eigentümer 100 L. für ihn verlangte und wir der Anſicht waren, daß dies zu viel ſei.“ Ich vermag nicht, dieſe Anſicht zu teilen; denn jener Garten iſt reich und hat meines Erachtens die Verpflichtung, ein ſo werkwürdiges Geſchöpf zu erwerben, 1 es . nur, um eingehende Beobachtungen über dasſelbe anzuſtellen. Araras. Zu den hervorragendſten aller Papageien zählen die Araras, fälſchlich auch wohl Aras genannt, die größten Mitglieder der Papageienfamilie. Sie gehören ausnahmslos Süd⸗ und Mittelamerika an und werden von dort aus ſchon ſeit der Entdeckung des Landes regel⸗ ö hu EFT u, Kr Fe RI NE, A D - e m ei ee EN 1 Araras. f 211 mäßig nach Europa geſendet, da man ſie heute noch wie früher als Charaktervögel der weſtlichen Erdhälfte betrachtet und hüben wie drüben gern in Gefangenſchaft hält. 5 Die Araras, maſſige, gedrungen gebauete Papageien von Dohlen- bis Rabengröße, er- * ſcheinen des langen Schwanzes halber ſämtlich größer, als ſie in Wirklichkeit ſind. Ihr . übermäßig großer Schnabel iſt ſehr kräftig, der Oberteil ſtark herabgekrümmt und in eine weit überhängende Spitze ausgezogen, längs der Firſte durch einen abgeplatteten Streifen x ausgezeichnet, ſeitlich abgeflacht und zuſammengedrückt, vor der Spitze mit deutlichem Zahn⸗ = ausſchnitt, im inneren Teile derſelben mit tiefen Feilkerben verſehen, der Unterſchnabel höher als der obere, ſeitlich abgeflacht, mit breiter Dillenkante und einer gerundeten Bucht vor der abgeſtutzten Spitze. Die runden Naſenlöcher liegen in der Regel frei in der nakten 5 Wachshaut, ausnahmsweiſe aber auch unter kurzen Federchen, welche dieſe bekleiden. Der kurze und dickläufige Fuß trägt kräftige Zehen, deren äußere Vorderzehe faſt die doppelte Lauflänge hat, und ſtarke Krallen. In dem langen und ſpitzen Flügel, welcher ſelten dem Schwanze an Länge gleichkommt und dieſen in der Ruhe höchſtens bis zur Hälfte bedeckt, iſt die Flügelſpitze halb oder ebenſo lang als der Oberflügel, die dritte Schwinge gewöhnlich am llängſten, die zweite bis vierte außen ſtark, die erſte und zweite innen etwas ausgeſchnitten. Die ſeitlichen Federn des ſehr langen und ſpitzigen, ſtufig verkürzten Schwanzes find ungefähr halb ſo lang als die mittleren; alle laufen ſpitz zu, runden ſich aber am Ende ab. Das aus derben harten Federn beſtehende Gefieder läßt in der Regel den Zügel, Augenkreis und vorderen Teil der Backen nakt oder beſetzt dieſe mit kurzen, in Reihen geordneten Federn oder tritt rings um den Schnabel zurück, ſo daß hier ein unbefiederter Ring zum Vor⸗ ſcheine kommt. Die Färbung iſt faſt ausnahmslos e grün, rot oder blau, zuweilen eeinförmig, in der Regel aber bunt. Um Gruppen zu bilden, welche das Auffinden der Arten erleichtern, bringt Finſch 1 auch dieſe Sippe in Unterabteilungen, welche teilweiſe von anderen Forſchern ebenfalls an- genommen, meiſt jedoch als beſondere Sippen angeſehen worden find. Eine ſolche Unter- abteilung bilden die Rieſenararas, Anadorhynchus oder Cyanopsitta früherer Vogel- kundigen, bei denen nur der Zügel oder Augenkreis nakt und der Schwanz länger als der Flügel iſt. Zu ihnen gehören: 99. Die Hyazinth ⸗Arara, Sittace (Ps., Ara, Arara, Macrocercus, Anadorhynchus, Psittacara) _ hyazinthina, Lath., (Augustus, Maximiliani, cobaltina). Sehr groß; prächtig dunkelkobaltblau, bloß Kopf und Hals etwas lichter, Wurzeln der Federn grau; Schwingen innen ſchwärzlich gerandet, unterſeits, wie die größten unteren Flügeldecken glänzend ſchwarz, Schwanzunterſeite ebenſo. Iris tiefbraun, der große nakte Augenkreis und die nakte Haut um den Unterſchnabel tief orange, Schnabel ſchwarz, Füße ſchwärzlich⸗ braun. 1 Das Vaterland des 5 überall ſeltenen Vogels iſt das mittlere Braſilien nördlich bis zum Amagonenftrome 1.00. Die Blauarara, S. (Ps., Ar., Psittacara, Macr., Anad.) glauca, Viell. Groß; düſter merblau, Kopf ſchmuziger, Backen und Kehle graulich verwaschen; Schwingen und Steuerfedern innen bis gegen die Spitze ſchwarzbraun gerandet, unterſeits wie die größten unteren Flügeldecken braunſchwarz. Iris braun, Schnabel und Füße hornſchwarz. Die Blauarara vertritt ihre Verwandte im ſüdlichſten Teile Braſiliens, in Paragay, Urugay und Mon⸗ tevideo. Die Araras im engeren Sinne, Ararauna, haben ebenfalls einen ſehr langen Schwanz, über unbefiederte Zügel und nakte Wangen mit ſchmalen Federreihen. Die Unterabteilung wird von den in unſeren Sammlungen häufigſten Arten gebildet. 8 101. Die Soldaten⸗Arara, 8. (Ps., Macr., A., Arara) militaris, L., (ambiguus). Groß; 1 1 auf Schultern und Oberflügeln ſchwach ee verwaſchen; Stirn und Vorderkopf dunkel- arlachrot, Ober⸗ und Hinterkopf grasgrün, Rand der Wangen, vier Federreihen auf denſelben und Kinn pur⸗ Ben ee und Bürzel dee Schwingen dunkel himmelblau, innen gilblichſchwarz ge⸗ 5 5 ; | 1 312 | Sittiche. VPV randet, unten glänzend olivengelb, Handſchwingendeckfedern und Eckflügel himmelblau, Armſchwingendeckfedern ebenfo, außen und an der Spitze grün verwaſchen; kleine Flügeldeckfedern unterſeits grün, große oliven gelb; Steuerfedern, mit Ausnahme der beiden äußerſten blauen, düſter kupferrotbraun, innen gelb gerandet, im Enddrittel himmelblau, unterſeits glänzend olivengelb, obere und untere Schwanzdeckfedern himmelblau. 8 Iris graugelb, Wangen fleiſchrot, Schnabel dunkelhornbraun, Füße graubraun. — Beide Geschlechter ſind BR gleich gefärbt. FAN Die Art gehört dem Weiten Südamerikas und Mittelamerika einſchließlich Mejikos an. W 102. Die Arakanga, 8. (Ps., A., M.) macao, L., (aracanga, jamaicensis). Groß; fh lach “a rot, Kopf und Ohrgegend etwas heller; Hinte klicken, Bürzel, obere und untere Schwanzdecken himmelblau; Schwingen, ihre Deckfedern und Eckflügel berlinerblau, innen ſchwärzlich gerandet, unterſeits glänzend ſcharlachrot; größte obere Flügeldeck- und Schulterfedern orangegelb, mit grünem Endfleck; Steuerfedern, 1 die beiden äußerſten dunkelblauen ausgenommen, oben und unten ſcharlachrot, am Ende blau. Iris gelb⸗ i lichweiß, die nakten Wangen bräunlich fleiſchfarben; Oberſchnabel hornweiß, Unterſchnabel ſchwarz, Füße graulichſchwarz. — Beide Geſchlechter gleich, die Jungen den Alten ähnlich, nur die oberen e 905 federn teilweiſe grün, anſtatt durchaus gelb. a Der Norden Südamerikas bis Guatemala und Honduras hinauf find die Heimat des Vogels. 103. Die Grünflügel⸗Arara, S. (A., M.) chloroptera, Gray, (brasiliensis). Groß; dunkelſcharlach⸗ rot; Hinterrücken, Bürzel, obere und untere Schwanzdecken himmelblau; Schwingen nebſt Deckfedern berliner⸗ blau, die hinteren düſter himmelblau, grünlich verwaſchen, innen ſchwarz gerandet, unterſeits schillernd purpurrot; größte obere Flügel- und Schulterdeckfedern düſter olivengrün, untere Flügeldecken rot; Schwanz⸗ federn purpurſcharlachrot, am Ende auf 11— 12 em. dunkel himmelblau, die ſeitlichen innen en FR rot gerandet, die beiden äußerſten einfarbig blau. Iris ſtrohgelb, die mit einigen roten Federchen beſetzten x Wangen weißlich fleiſchfarben, Oberſchnabel hornweiß, Unterſchnabel ſchwarz, Füße dunkelbraun. — Junger EN Vogel bräunlich ſchmuzigrot, die Federn des Nackens hellgrün, die grünen Flügeldeckfedern 8 gelblich oder rötlich umrandet.“ ) 8 Der Verbreitungskreis dieſer Art erſtreckt ſich vom ſüdlichen Braſilien bis 1 104. Die Dreifarben- Arara oder Guacamayo der Kubaner, S. (Ps., M., A.) tricolor, Bechn, 195 stein, (makavouanna). Mittelgroß; düſter zinnoberrot, Stirnrand und 850 lebhafter; Hinterkopf, Nacken, Hinterhals und Halsſeiten dunkelorange, auf dem Mantel in Bräunlichzinnoberrot übergehend, Schulter⸗ kleine und mittlere Oberflügeldeckfedern rötlich dunkelbraun, ſeitlich rot geſäumt, Flügel übrigens, Hinterrücken, Bürzel, obere und untere Schwanzdecken himmelblau; Schwingen ebenſo, innen breit ſchwärz⸗ lich gerandet, unterſeits wie die größten Unterdeckfedern glänzend kupferzinnoberrot, kleine Deckfedern der: Flügelunterſeite zinnoberrot; mittlere ebenſo, gelb geſäumt, Steuerfedern bräunlich kupferrot, im Enddrittel wie die ſeitlichſte Feder außen himmelblau, unterſeits glänzend kupferzinnoberrot. Iris gelb, Wangen a lich fleiſchfarben, Schnabel hornſchwarz, in der Endhälfte graulich, Füße hornbraun. | Der ſeltene Vogel ſcheint ausſchließlich auf Kuba zu leben. 105. Die n Callinde und Araruna der Braſilianer, Cararauma der Makuſis, S. (Ps., A., M.) ararauna, L., (coeruleus). Groß; oberſeits dunkel himmelblau, unterſeits hoch orangegelb; 0 Stirn und Vorderkopf olivengrün, Vorderwangen und Kinn ſchwarz, drei ſchmale Federlinien auf den nakten Zügeln und ebenſoviele auf den Wangen ſchwarz; Schwingen und äußere Steuerfedern dunkler blau als die Oberſeite, innen olivengelblichſchwarz gerandet, Unterſchwanzdecken himmelblau. Iris perlgrau, Wachs⸗ haut und nakte Geſichtsteile bräunlich fleiſchfarben, Schnabel ſchwarz, Füße braunſchwarz. — Bei dem kaum kleineren Weibchen iſt die ſchwarze Kinneinfaſſung ein wenig ſchmäler als beim Männchen au en, 55 überhaucht; der junge Vogel hat minder lebhafte Färbung. Dieſe prachtvolle, in faſt allen Sammlungen vorhandene Arara bewohnt den größten Teil Südamerikas, geht nach Norden hin bis Honduras und iſt im Innern der betreffenden Länder noch überall häufig. Die übrigen Arten der Gruppe, Sittace, haben ebenfalls nakte Zügel und Wonen aber einen verhältnismäßig kürzeren Schwanz als die übrigen, da die Schwanzlänge der Flügel⸗ 3 länge annähernd gleichkommt oder noch etwas hinter ihr zurückbleibt. 106. Der Anakan der Brafilianer, Checha (Tſchetſcha) der Neugranadiner, S. (Ps., A., M., Co- | nurus) severa, L., wien Klein; dunkelgrasgrün, Ne oltwengrünlich; Kopf = und Maden. 3 *) Die Grünflügel⸗ -Arara, von den Braſilianern ſchlechtweg Arara genannt, wurde — mit rg der vorhergehend beſchriebenen Art verwechſelt und dem entſprechend mit denſelben Namen belegt wie Dielen was bei Vergleichung verſchiedener Naturgeſchichten au berückſichtigen iſt. 1 ee 18 * e Da: Be" N Be ER Aa RS , Bl a a a EN Wr V en iM RN I fr 7 19 J > 4 95 5 5 775 RR: SE. 8 RER . 5 { / %% ᷑êUW [((( aD Araras. 213 1 73 109 ENG Kam 5 0 . breit werbläulch edu, Stirn ⸗, Backen - und Kinnfedern ſchmal rotbräunlich umrandet; Hand⸗ ſchwingen und deren Deckfedern düſter himmelblau „ innen und an der Spitze ſchwärzlich gerandet; Arm⸗ hi ſchwingen düster blau, außen mit grünem Rande, welcher nach hinten ſich verbreitert, ſo daß die letzten Federn ganz grün ſind; Schwingen unterſeits glänzend kupferrot; kleine untere Flügeldeckfedern längs der Hand rot, übrige grün, die größten düſter kupferrot, an der Spitze gelblich; Steuerfedern matt kupferrot⸗ braun, die mittelſten ſechs ſeitlich grün geſäumt, die äußerſten im Enddrittel und außen düſter himmelblau, alle unterſeits kupferrot. Iris gelb, nakte Kopfteile weißlich fleiſchfarben, Schnabel hornſchwarz, Füße . N ee Im Jugendkleide alle Farben trüber, das Rot am Handgelenk noch nicht vorhanden. 0 . Der Anakan, eine der gewöhnlichſten Araras, Nabe ſich vom 190 ſ. B. an bis nach Panama hin. 9 1 107. Die Marakana, S. (Ps., A., M., Con., Psittacara) maracana, Viell., (Illigeri, maka- vuanna, purpureodorsalis). Klein; olivengrasgrün; Oberkopf düſter grünlichblau, Stirn, Hinterrücken und | ein großer Fleck auf Bauchmitte und After ſchmuzig zinnoberot, Bürzel gilblichgrün; Schwingen düſter himmelblau, innen in der Wurzelhälfte olivenbräunlich, in der Endhälfte und an der Spitze ſchwarz ge- randet, unterſeits düſter olivengelb; kleine Unterflügeldeckfedern grün, die größten olivengelb; Steuerfedern bdüſter kupfer rotbraun, innen blaſs ölgelb, in der Endhälfte grünlich himmelblau, unterſeits olivengelb. Iris rotbraun, Schnabel hornbraunſchwarz, Wangen gelblich fleiſchfarben, Spitze des Oberſchnabels weißlich, 10 Füße fleiſchbräunlich. — Beim Weibchen iſt das Rot auf Stirn und Bauchmitte weniger ausgebreitet; beim Jungen ſind Kopf und Geſicht grünlichgrau, Rücken⸗ und Flügeldeckfedern gelbgrün, dunkler gerandet, ER Bruſt und Bauch noch heller grün, ohne roten Fleck, Schwingen blau, innen braungelb, am Ende ſchwarz 15 gerandet, Unterflügeldecken mattgelb, Steuerfedern außen roſtrot, die äußerſten mindeſtens ebenſo geſäumt 15 in der Endhälfte blau, an der Spitze weiß geſäumt. N | Vertritt den Analan in den ſüdlicheren Teilen Amerikas und bewohnt die Waldungen von Südbraſilien . ind 0 an weſtlich bis Peru. Das Verbreitungsgebiet der Araras iſt durch vorſtehende Angaben bereits ziemlich ge- nau ee worden. Alle bis jetzt bekannten Arten leben in Süd- und Mittelamerika, vom ſüdlichen Braſilien und Paragay an nach Norden hin bis Nordmejiko, nach Weſten hin bis Peru, nicht aber auch bis Chile, woſelbſt ſie wenigſtens noch nicht beobachtet wurden. Einige Arten treten in Weſtindien auf, welches ſogar, wie bemerkt, die ausſchließliche Heimat der Dreifarben⸗Arara bildet. Als Mittelpunkt ihres Verbreitungs⸗ 5 gebietes muß das öſtliche und mittlere Braſilien angeſehen werden. Im Gebirge ſteigen J ſie bis zu bedeutenden Höhen empor, ſelbſt die Baumgrenze überſchreitend: man hat die 5 Soldaten⸗ Arara ebenſo wohl in den glühenden Tiefebenen wie noch in einem Höhengürtel von 3500 w. ü. M. gefunden. Sie binden ſich überhaupt keineswegs ſo ausſchließlich wie 2 viele ihrer Verwandten an die zuſammenhängenden Waldungen, ſcheinen ſich nach Ver⸗ 5 ſicherung des Prinzen von Wied im Gegenteile auch in den Sertongs, den hohen trockenen Gegenden des Inneren, welche von der Hitze des Winters verbrannt ſind, ebenſo gut zu gefallen als in den hohen feuchten Urwäldern, welche die Fülle ewig wechſelnder Blüten 8 und Früchte in größter Manchfaltigkeit zeigen. Vormals bevölkerten ſie alle Waldungen der Küſte und hielten auch in unmittelbarer Nähe der Sidelungen an ihren alten Wohn⸗ ſitzen feſt; gegenwärtig haben ſie ſich vor dem weiter und weiter vordringenden weißen Menſchen mehr in das Innere der tiefen Waldungen oder doch des unbevölkerten Landes zurüctziehen müſſen, beſuchen jedoch von hier aus noch deſſen Beſitztum. Alle Araras erſcheinen uns im Vergleiche zu anderen Sittichen als ruhige, bedächtige und ernſte Vögel. Die Lebhaftigkeit und Regſamkeit ihrer Verwandten, die größeren Kaka⸗ dus vielleicht ausgenommen, geht ihnen ab, obwohl man ſie keineswegs als träge oder un— behilflich bezeichnen kann. Ihre Bewegungen ſind, entſprechend ihrer Größe, langſame und emeſſene, jedoch durchaus nicht ungeſchickte oder mangelhafte zu nennen. Sie gehen mit k ſeitlichen Ausbiegungen des Leibes, weshalb di eſe Art der Fortbewegung den Anſchein 8 Schwerfälligen erhält, welches ihr in Wirklichkeit nicht eigen iſt; ſie klettern zwar minder ell aber ebenſo ſicher als andere Sittiche, nehmen dabei auch alle bei Papageien über⸗ aupt N tms, an; al fegen mit ihren großen, langen Flügeln ſchlagend, lang⸗ 214 Sittiche. ſam durch die hohe, dunkelblaue Luft.“ Doch gilt dies bloß für die großen Arten; denn die kleineren Araras kommen in allen ihren Bewegungen im weſentlichen mit anderen Sittichen überein und zeichnen ſich insbeſondere durch reißend ſchnellen Flug aus. Die Stimme beſteht aus wenigen rauhen Lauten, welche der Name unſerer Vögel als Klang⸗ bild ziemlich treu wiedergibt; ſie iſt aber ebenfalls biegſam und ermöglicht es, menſchliche Worte verſtändlich nachzuahmen. Rückſichtlich der höheren Begabungen ſtehen die Araras 1 hinter anderen Papageien kaum zurück. Ihre Sinne ſind ausnahmslos wohl entwickelt, ihre geiſtigen Fähigkeiten bedeutend und hoher Ausbildung fähig. In ihren Waldungen zählen ſie zu den vorſichtigſten aller Vögel, weil ſie die Gefährlichkeit und Tücke des Menſchen vollkommen zu würdigen wiſſen; in den Niederlaſſungen des farbigen Eingeborenen werden fie förmlich zum Hofgeflügel, in engerer Gefangenſchaft zu liebenswürdigen Haus⸗ genoſſen. Mit Ihresgleichen leben ſie im innigſten Verbande, mit anderen unſchädlichen Vögeln oder Tieren überhaupt im tiefſten Frieden. Ihr Weſen macht ſie liebenswert. Sie ſind nicht allein verſtändige, ſondern auch gutmütige, anhängliche, gegen den Gatten und 3% die Brut hingebend zärtliche Vögel. Im allgemeinen unterſcheiden ſich die Araras in ihrer Lebensweiſe wenig von anderen Papageien. In den wilden, felſigen Gebirgen der inneren Sertongs von Braſilien iſt nach Schilderung des Prinzen von Wied ihr Geſchrei die Unterhaltung des Reiſenden. Während man auf den Flüſſen durch die Küſtenwälder ſchifft, erblickt man die ſtolzen Vögel und er⸗ kennt ſie augenblicklich an ihrer Stimme, Größe und dem langen Schweife oder ihrem langſamen Durchrudern der Luft. Sie leben regelmäßig in ſchwachen Trupps, bloß die kleineren Arten auch in zahlreicheren Geſellſchaften; die Pare halten ſich jedoch ſtets ſo innig zuſammen, daß man ſie ſelbſt in einem zahlreicheren Schwarme recht wohl unter⸗ ſcheiden kann. Am Mittage, während der größten Hitze ſiht man ſie auf den unteren ſtarken Aeſten ſchattenreicher Bäume ausruhend ſitzen, den Hals eingezogen und den langen Schwanz gerade herabhängend; während des übrigen Tages ziehen ſie nach Nahrung um⸗ her oder beſchäftigen ſich mit Einnehmen derſelben. So laut ſie ſonſt zu ſein pflegen, ſo ſtill verhalten fie ſich während der Mahlzeit; man bemerkt ihr Vorhandenſein dann eben⸗ falls nur an dem Herabfallen der zerbiſſenen Fruchthülſen, falls man nicht beſonders auf die leiſen Töne achtet, welche ſie beim Freſſen zu hören geben, und welche an eine menſch⸗ liche Unterhaltung erinnern. Gegen Abend fliegen ſie wieder nach den Waldteilen zurück, von denen ſie am Morgen gekommen waren. Zu gewiſſen Zeiten unternehmen ſie weitere Wanderungen, meiſt in der Abſicht, eine oder die andere gerade in Reife ſtehende Frucht auszubeuten. Einzelne Arten erſcheinen dann, möglicherweiſe nicht ganz aus freien Stücken, ſondern als halb und halb verſchlagene Gäſte auf Inſeln außerhalb ihres Verbreitungs⸗ kreiſes, wie z. B. die Soldaten-Arara in den Bergwäldern Jamaikas. Für ein Ver⸗ ſchlagenwerden ſpricht der Umſtand, daß man gedachte Art auf Jamaika bloß zur Zeit der heftigen Oktoberſtürme, welche Tauſende von Vögeln mit ſich führen ſollen, beobachtet hat. Die Nahrung der Araras beſteht aus Früchten, Nüſſen und Sämereien aller Art. Zeitweilig verzehren ſie ſo gut als ausſchließlich die ſaftigen Früchte der Urwaldbäume; zu anderen Zeiten freſſen ſie vorzugsweiſe Palmennüſſe, an deren ſteinharten Schalen ſie die gewaltige Kraft ihrer Schnäbel beweiſen, da jene Nüſſe von Menſchen nur vermittels eines Hammers zertrümmert werden können; zuweilen halten ſie ſich mehr an die Samenkerne einzelner Schlingpflanzen, in deren Rankenwerk ſie geſchickt umherklettern, und mit deren Fruchtſaft ſie ihren Schnabel blau färben. Angebauete Felder beſuchen ſie während der Getreidereife unter allen Umſtänden, falls ſie nicht allzu weit von ihrem Aufenthaltsorte entfernt liegen, Obft- und Fruchtpflanzungen nicht minder. „Finden fie“, ſchildert Schom— burgk, „ein reifes Feld auf, ſo werden rund herum auf den nächſten Bäumen Wachen | Araras. 215 ausgeſtellt; das ſonſt immerwährende Gelärm und Gekreiſch der rauhen Stimmen iſt ver⸗ ſtummt; nur hin und wieder hört man einen halb unterdrückten knurrenden und mur⸗ melnden Laut. Nähert ſich der plündernden Geſellſchaft ein verdächtiger Gegenſtand, fo läßt augenblicklich die Wache, welche dieſen zuerſt bemerkt hat, einen leiſen Warnungsruf i “ erſchallen, welchen die Räuber, um jener anzuzeigen, daß er gehört worden ift, mit einem halb unterdrückten Krächzen beantworten. So wie die Gefahr dringender wird, fliegt die Wache unter lautem Aufkrächzen von ihrem Poſten auf, und mit ihr zugleich erhebt fich die plündernde Herde unter wildem Geſchrei, um ihr Heil in beſchleunigter Flucht zu ſuchen.“ 5 In der Regel hält ſich jede Art in geſchloſſenen Trupps zuſammen, welche ſich mit denen ihrer Verwandten nicht vermi ſchen; doch kann auch das Entgegengeſetzte vorkommen, wenn ein gemeinſames Beuteziel ihnen winkt. Iftt das Zuſammenleben der geparten Araras ſchon außer der Brutzeit ein ſehr treues, ſo erhöht es ſich während der Niſtzeit zu einem überaus zärtlichen. Kein anderer Vogel hängt mit größerer Innigkeit an feinem Gatten als die Arara. Alles, was Schomburgk von den Sperlingspapageien geſagt hat, läßt ſich auch auf ſie beziehen. Die Gatten eines Pares leben nur ſich und ſpäter ihrer Brut. Man hat beobachtet, daß eine Arara dem Jager, welcher ihren Gatten getötet und an ſeinem Pferde befeſtigt hatte, klagend bis in das Innere einer Stadt folgte, ſich zu dem verendeten Genoſſen herabſenkte, Tage lang in = der Nähe des Leichnams verweilte und ſich ſchließlich mit Händen greifen ließ. An Streit oder auch nur Uneinigkeit zwiſchen den Gatten eines Pares iſt nicht zu denken; jeder ſcheint vielmehr beſtrebt zu ſein, die Wünſche und Abſichten des anderen zuvorkommend zu unterſtützen; kurz beide gewähren ein wahrhaft erbauliches und rührendes Bild ehelicher Glückſeligkeit. In der Fortpflanzungszeit pflegt jedes Par den Brutort oder Stand, welchen es ſich einmal erwählt hat, wieder aufzuſuchen, wenigſtens dann, wenn es daſelbſt nicht beunruhigt worden it. Man ſiht es daher lange Jahre an einer und derſelben Stelle; ja gewiſſe Niſtbäume waren ſchon den alten Peruanern bekannt und für ſie eine Quelle des Erwerbes, wie andere noch heutigen Tages eine ſolche für die Indianer Braſiliens und Gianas find. Von der Blauarara wird berichtet, daß ſie ausnahmsweiſe an ſenkrechten Flußufern in Erd⸗ höhlen niſte; alle übrigen Arten dagegen brüten, ſo viel bis jetzt bekannt, hoch oben im Stamme oder einem mächtigen Aſte rieſiger Waldbäume, und zwar in vorgefundenen oder ſelbſt ausgearbeiteten Höhlungen, aus denen der lange e verräteriſch oft weit hervor⸗ © ragt oder heraushängt. Das Gelege beſteht aus zwei Eiern von Größe folcher eines ſchwachen Haushuhnes, das der kleineren Arten, über deren Fortpflanzungsgeſchäft noch keine Be⸗ Fi een vorliegen, vielleicht aus deren drei, höchſtens vier. Wahrſcheinlich brüten beide Gatten, wie ſie auch die Elternſorgen genleinſchaſtlich übernehmen. Das Par läßt das Neſt nicht aus dem Auge, trägt abwechſelnd Nahrung zu und bekundet die größte Unruhe, wenn ſich Jemand naht. Die Jungen ſchreien nicht nach Nahrung, drücken ihr Begehren vielmehr durch Klopfen mit dem Schnabel aus, ſind anfänglich überaus häßlich und unbehiflich und verlangen auch nach dem Ausfliegen uch lange Zeit die Pflege ihrer Eltern. Der prachtvollen Federn halber, welche ſchon von den alten Peruanern als Tauſchgegen— ſtand und Frohnzoll verwendet wurden, verfolgt der Farbige, der Verwüſtungen, welche die Vögel in Feldern und Pflanzungen anrichten, und des guten, kräftigen Fleiſches wegen der Weiße alle Arten der Gruppe, mit denen er in Berührung kommt. Aufmerkſam gemacht durch ihre laute Stimme ſchleicht ſich der Jäger an ihre Geſellſchaften heran und erlegt dann zu weilen mehrere mit einem Schuſſe, bekommt aber doch nur die ſofort getöteten in die Hand, . weil die verwundeten ſich oft noch im Herabfallen an einem Zweige anklammern und ſich in ſolcher Stellung bis zu ihrem Tode erhalten. Sie verlangen einen ſehr ſtarken Schuß, ſchon weil die Höhe ihrer Lieblingsbäume die Wirkung eines ſolchen abſchwächt, erliegen 216 | . Sittiche. auch dem Pfeile des Indianers leichter als dem Schrotſchuſſe des Weißen. Die überlebenden erheben ſich unter ohrenzerreißendem Geſchrei und enteilen ſo raſch als möglich. Erhält der Jäger, ſchildert der Prinz von Wied weiter, die erſehnte Beute, jo gibt ſie ihm eine erwünſchte Speiſe, namentlich eine kräftige Brühe. Das Fleiſch gleicht dem Rindfleiſche, und das von alten Vögeln iſt hart, in der kalten Jahreszeit auch oft ſehr fett. Die ſchönen Federn werden vielfältig benutzt, von den Braſilianern teilweiſe zum Schreiben, von an⸗ x deren Stämmen der Wilden zum Putze oder zur Befiederung der Pfeile. „Selbſt der europäiſche Jäger ſchätzt ſich glücklich, wenn ein wohlgezielter Schuß ihm einen der herlichen Vögel in die Hände lieferte, und jedesmal wird er ſeinen Hut mit den ſchönen Schwung⸗ und Schwanzfedern zieren.“ Verſchiedene Stämme arbeiteten ehemals mancherlei Putzgegen⸗ va ſtände aus folchen Federn, welche fie in langen, mit Wachs verklebten Büchſen bis zum ig jedesmaligen Gebrauche verwahrten. Bei dem Feſte, welches vor dem Erſchlagen und Ver⸗ 1 zehren eines gefangenen, feindlichen Kriegers von den Tupinamben begangen wurde, erſchien 4 der keulenführende Todſchläger in einem abſonderlichen Aufzuge, bekleidet mit kleinen Arara⸗ federn, welche mittels eines Gummiharzes auf dem nakten Körper feſtgeklebt waren, und mit einer aus Araraſchwanzfedern gebildeten Krone auf ſeinem Haupte. e waren bei ihnen Zeichen des Krieges. Alle Indianer Süd- und Mittelamerikas halten gezähmte Araras in und um ihre 35 Hütten und ſcheinen dies von jeher getan zu haben, da ſchon Columbus gefangene Vögel dieſer Art bei den Eingeborenen ſah und verſchiedene Arten der Sippe bald darauf lebend nach Europa gebracht wurden. Geßner beſchreibt bereits zu Ende des ſechzehnten Jahr⸗ hunderts eine Ararauna und teilt die von Aldrovandis an einem lebenden Vogel dieſer Art gemachten Beobachtungen mit. „Mit großer Teilnahme“, ſagt Humboldt, „ſahen wir um die Hütten der Indianer zahme Araras, welche auf den Feldern umherflogen, wie bei uns die Tauben. Dieſe Vögel ſind eine große Zierde der indianiſchen Hühnerhöfe, denn ſie ſtehen an Pracht den Pfauen, Goldfaſanen und anderen Hühnern nicht nach.“ Von den rotbraunen Leuten erhalten wir noch heutzutage unſere Gefangenen, junge wie alte Vögel, in leidlich gezähmtem Zuſtande, wahrſcheinlich bloß durch rohe Behandlung unterwegs wieder verwildert. Bei geeigneter Behandlung werden ſie ſehr bald ebenſo zahm, zutraulich und anhänglich wie andere größere Papageien, lernen auch, wenn ſie jung in die rechten Hände gelangten, ziemlich gut ſprechen. Ein Freund meines Vaters, Siedhof, beſaß eine Arara, welche von einer ſprechenden Elſter lernte, in kurzer Zeit der Lehrmeiſterin alles abgelauſcht hatte, was dieſe ſelbſt wußte, dann aber raſch noch vieles hinzulernte. Ich habe mehrere gut ſprechende Araras geſehen und viele von ihnen gepflegt, welche, weniger unten meiner als unter meiner Wärter Leitung ſo zahm und fromm wurden, daß man die Ge⸗ fährlichkeit des rieſigen Schnabels gänzlich vergaß. Ungewöhnlich raſch eue die Zähmung, wenn man jede Arara getrennt von anderen hält, weil die Geſelligkeit mit anderen ihrer Art ſie ſonſt leicht von dem Pfleger ablenkt; doch iſt eine derartige Abſonderung keineswegs erforderlich, um ſie an den Umgang mit Dem Menſchen zu gewöhnen. Unter ſich leben die Gefangenen in beſtem Einvernehmen, auch wenn die Geſellſchaft aus verſchiedenen Arten beſteht. Von einem Pare Arakangas verlor ich das Weibchen durch einen Unglücksfall. Das überlebende Männchen ſaß mehrere Tage traurig auf einer Stelle, teilnahmlos gegen die Außenwelt, faſt die Nahrung verſchmähend, näherte ſich endlich einer Ararauna und knüpfte mit dieſer ein Freundſchaftsverhältnis an, welches nach und nach 1 immer inniger wurde und ſchließlich den Anſchein eines Liebesbundes gewonnen hat. Um andere Papageien dagegen bekümmern ſich Araras bloß ſo viel als ſie müſſen; von Freund⸗ ſchaftsbezeigungen zwiſchen jenen und ihnen habe ich niemals etwas bemerkt, eher noch ein ge⸗ wiſſes Beſtreben, ſich ſolche Geſellſchaft fern zu halten, wahrgenommen. Demungeachtet Langſ chnabelſittiche. darf man fie, wie ich im Berliner Aquarium erprobt, mit Kakadus, Edel- und Keilſchwanz— ſittichen ſowie mit Angehörigen anderer Ordnungen ohne Bedenken in einen größeren Raum zuſammenſperren. Sie ſelbſt ſind friedfertig und wiſſen ſich bei der übrigen Geſellſchaft die ihnen gebürende Achtung zu verſchaffen: ein Stirnrunzeln, ich will ſagen, ein Sträuben ihrer Kopffedern genügt, um jene im Zaume zu halten. 5 Die Ernährung der prächtigen Vögel verurſacht keinerlei Schwierigkeit. Sie freſſen alle Futterſtoffe, welche man Papageien überhaupt reicht, teilen auch gern die Genüſſe der menſchlichen Tafel. Wenn man die bei Schilderung der Graupapageien und Kakadus ange- gebenen Pflegebedingungen erfüllt, erhält man ſie viele Jahre in beſtem Wohlſein. Bourjet berichtet, daß ein Pärchen Araraunas im Jahre 1818 in Caen niſtete. Ich habe keinen Grund, dieſe Angabe zu bezweifeln, und bin der Meinung, daß ein ſolches Vor⸗ kommnis öfter beobachtet worden ſein würde, wollte man die Vögel in zweckmäßigeren Räumen unterbringen, als dies gewöhnlich geſchiht. Unſere Tiergärtner, welche in anderer Hinſicht ſo große Fortſchritte gemacht haben, hängen aber unbegreiflicherweiſe in mancher Beziehung derartig an gewiſſen Erfindungen der Tierſchauſteller, daß noch kein einziger i von ihnen auf den Gedanken gekommen iſt, ein zweckentſprechendes Papageienhaus zu errichten, ö obgleich ein ſolches nicht allein der zahlenden Beſucherſchaft, ſondern auch Naturforſchern und Naturfreunden hohen Genuß bereiten würde. Einſtweilen jest man die edlen Vögel an- gekettet auf ſogenannte Bügel, wie man ſie in und vor den Tierſchaubuden ſiht, gibt ihnen jahraus, jahrein dasſelbe Futter und glaubt damit das Seinige getan zu haben. Daß der⸗ artig gemishandelte Araras nicht an Fortpflanzung denken und ſich höchſtens von fernher gegenſeitig Liebesblicke zuwerfen können, bedarf nicht weiterer Auseinanderſetzung. Züchtung gefangener Vögel bleibt aber ſtets aller Pflege Endziel und ſollte auch bei Araras angeſtrebt werden, um ſo mehr, als ſie höchſt wahrſcheinlich in dieſer Beziehung auf ſie verwendete Mühe Haben dürften. Ein großer, gegen Zug geſchützter, heizbarer Raum mit fallendem Waſſer, einige hohle Stämme entſprechender Stärke und ein reichhaltig beſchickter Futter- napf — das ſind die Bedingungen, welche meiner Anſicht nach erfüllt werden müßten, um in den Araras Neigung zur Fortpflanzung zu erwecken; mehr e und mehr verlangen ſie jedenfalls nicht. Alraras treffen einzeln und zu jeder Jahreszeit in allen Einfuhrhäfen Europas ein, am "Hälften wohl in London oder Southampton und Bordeaux. Ihr Preis iſt geringen Schwankungen unterworfen. Hyazinth⸗ und Blauarara werden bis zu 200 Talern für das Stück bezahlt, Arara, Arakanga und Ararauna koſten in der Regel zwiſchen 20 bis 30, die Soldaten⸗Arara zwiſchen 25 bis 40 Taler; Anakan und Marakana kommen erheblich billiger zu ſtehen und können unter Umſtänden für 12 bis 15 Taler erworben werden. Mitt Rückſicht auf die Ssuerpaftigteil der Vögel muß man dieſe Preiſe als ſehr niedrige N 1 Laugſchnabelſtttiche. _ Abjonberihe eilt des Schnabels, welche durch den Namen bezeichnet wird, iſt 218 Sittiche In ſeiner Geſtalt wie in dem Bau der Flügel und des Schwanzes kommt der 929 alk 5 ſittich am meiſten mit der reichhaltigen Sippſchaft der Keilſchwanzſittiche überein, unter⸗ ſcheidet ſich von dieſen aber erheblich durch Schnabelbau und Fehlen eines nakten Augen⸗ kreiſes. Der Schnabel iſt ſchlank, viel länger als hoch, wenig gebogen, ſeitlich abgeflacht, breitrückig, in eine lange verſchmälerte, faſt wagerecht vorragende Spitze ausgezogen, vor derſelben mit einem Ausſchnitt, inner- und unterhalb mit deutlichen Feilkerben verſehen; der Unterſchnabel iſt ebenſo hoch wie der obere, ſeitlich abgeflacht, die Dillenkante abgerundet, der Schneiderand ſanft aufwärts gebogen. Wachshaut und Naſenlöcher ſind mit kurzen Federchen beſetzt. Die kräftigen Füße haben ebenſolche Zehen und ſehr ſtarke, gekrümmte Nägel. In dem langen, ſpitzen Flügel, welcher in der Ruhe die Hälfte des Schwanzes deckt, iſt die Flügelſpitze nicht ganz ſo lang wie der halbe Oberflügel, die zweite Schwinge % die längſte, die zweite bis vierte außen, die erſte und zweite innen etwas ausgejchnitten, jede Schwinge am Ende ſpitz zugerundet. Der lange Schwanz ſtuft ſich keilförmig ab, ſo daß die äußerſte Steuerfeder noch nicht die halbe Länge der mittelſten hat; alle Federn laufen gleichmäßig ſich verſchmälernd gegen das Ende zu. Das Gefieder beſteht aus harten Federn. 108. Der Langſchnabelſittich, Choroy der Chileſen, Henicognathus (Ps., A., S., C., Leptorrhyn- chus, Psittacara) leptorrhynehus, King, (erythrofrons, rectirostris, ruficaudus). Größe unſerer Elſter; dunkel olivengrasgrün, unterſeits heller und mehr olivengrün; Stirnrand, Zügel und ſchmaler Augenrand düſter kupferpurpurrot, Federn des Oberkopfes mit breiten ſchwarzen Endſäumen, mittlere Bauchfedern rötlich verwaſchen; Schwingen und deren Deckfedern außen neben dem Schafte bläulichgrün ſchimmernd, innen breit, am Ende ſchmal ſchwärzlich geſäumt, unterſeits ſchwärzlichgrau, innen am Rande blaſs olivengelblich verwaſchen; größte Unterflügeldeckfedern ebenſo, kleine olivengrün; Steuerfedern ober⸗ und unterſeits düſter kupferpurpurrot. Iris goldgelb, Schnabel und Füße blaugrau. — Weibchen ven verſchieden, die Bauchfedern weniger rot als beim Männchen; Jugendkleid unbeſchrieben. Der Langſchnabelſittich bewohnt den Südweſten Amerikas, namentlich Chile und die e | Inſeln, ſoll fih auch weit nach Süden hin verbreiten. Aus dem Bericht von Boeck, dem einzigen, welcher uns über das 1 A Choroy geworden, geht hervor, daß deſſen Lebensweiſe wie immer mit ſeiner Geſtaltung im Einklange ſteht. Abweichend von ſeinen nächſten Verwandten lebt der Vogel hauptſäch⸗ lich auf dem Boden und ſucht ſich hier, wahrſcheinlich ebenſo viel grabend als leſend, ſeine Nahrung. Bei Valdivia iſt er außerordentlich häufig; in der Pampa ſiht man oft weite Strecken von ſeinen Scharen förmlich bedeckt. Schon in Chile gehört er zu den wirklichen Zugvögeln: er erſcheint im Oktober, bei Beginn des dortigen Frühlings, und verläßt das Land im April, bei Eintritt des Herbſtes, wieder. Seine Züge folgen, wahrſcheinlich durch die Oertlichkeit beeinflußt, einer beſtimmten Straße, welche von den nachziehenden ſo genau inne gehalten wird, daß man günſtigen Falls von ſeinem Wohnhauſe aus den ganzen Zug überwachen kann. Nachdem ſich die Ankömmlinge im Lande ſeßhaft gemacht haben, treiben ſie ihre Tagesgeſchäfte mit der auch von anderen Papageien beobachteten Regelmäßigkeit, erſcheinen zu beſtimmten Stunden und aus einer beſtimmten Richtung und kehren gegen Mittag oder Abend wiederum zu ihrem Standorte zurück. Nicht ſelten vereinigen ſich Hunderte unſerer Papageien zu ſolchen Ausflügen und betäuben alsdann das Ohr mit ihrem Geſchrei. Welche Pflanzenſtoffe ihre natürliche Nahrung bilden, ſcheint zur Zeit noch nicht ermittelt worden zu ſein; wohl aber wiſſen wir durch unſeren Gewährsmann, daß auch ſie als ungebetene Gäſte in Feldern und Gärten ſich einſtellen und dort dem Mais und dem Weizen, hier den Aepfeln verderblich werden, nach Papageienart auch weit mehr verwüſten, als ſie verzehren. Der Pflanzer wird durch ſolche Raubzüge um ſo mehr aufgebracht, als ihm nicht einmal das Fleiſch der Erlegten, weil es zähe und faſt ungenießbar it, einen geringen Erſatz für den ihm angetanen Schaden bietet. . Be: ö u Du a a st m rl tt kn a en in e n . ng]. Keeilſchwanzſittiche. 219 Es läßt ſich annehmen, das unſer Papagei in Felſen brütet und die von ihm be— bvölkerten Brutanſidlungen mit denen des Felſenſittichs verwechſelt worden find; dem unzu⸗ verläſſigen Pöppig, welcher über letztgenannte Art berichtet, darf dies wenigſtens zugetraut werden. Daß Boeck über das Brutgeſchäft des Langſchnabelſittichs nichts angibt, er⸗ “ ſcheint auffallend genug, da man regelmäßig Junge von dieſem nach Valdivia zum Ver⸗ Haufe bringt und fie gern in Gefangenſchaft hält, weil fie zahm werden. Inwiefern ſie ſich ſonſt auszeichnen, ſteht dahin; im Vorſtehenden habe ich alles mitgeteilt, was uns bekannt geworden iſt. Das Betragen der Gefangenen, die ihnen gereichte Nahrung ꝛc. beſchreiben nicht einmal Diejenigen, welche den teilnahmswerten Vogel in Europa pflegen konnten. Keilſchwanzſtttiche. Uꝛeeber den größten Teil Amerikas verbreitet ſich eine reichhaltige Sippe der Familie, von welcher uns immerhin eine erhebliche Anzahl von Arten lebend zugehen, die meiſten von ihnen als halb oder vollſtändig gezähmte Vögel, da gerade ſie zu den Lieblingen der Indianer gehören und deren Hütten in Menge beleben und ſchmücken. Die Keilſchwanzſittiche, welche in Amerika die Edelſittiche Afrikas und Aſiens oder die Plattſchweifſittiche Auſtraliens vertreten, find gedrungen gebauete, des verlängerten Schwanzes halber geſtreckt erſcheinende Vögel von Droffel- bis Dohlen⸗Größe. Der kräftige Schnabel iſt ſtark gekrümmt, ebenſo lang als hoch, auf der Firſte ſtumpf abgeſetzt und eine ſchmale Fläche bildend, welche in der Wurzelgegend eine ſeichte Rinne zeigt, ſeitlich abgeflacht und zuſammengedrückt, vor der ſtark gebogenen, überhängenden Spitze, deren Unterſeite Feilkerben hat, mit einem deutlichen Zahnausſchnitte verſehen; der Unterſchnabel hat breite, abgeplattete Dillenkante, abgeſtutzte Spitze und ſanft ausgebuchtete Seitenränder. Die kleinen, runden Naſenlöcher liegen in der Regel frei in der ſchmalen Wachshaut, werden jedoch bei einzelnen Arten nebſt dieſer von Federn überdeckt. Der Lauf des kräftigen Fußes iſt ziemlich kurz, etwas länger als die Hälfte der äußern Vorderzehe; die Nägel find verhältnismäßig ſtark und wenig gebogen. Der Flügel iſt lang, ſpitz, ſtets länger als der Schwanz, deſſen Hälfte er in der Ruhe deckt, die Flügelſpitze lang, mehr als die Hälfte des Oberflügels erreichend; unter den am Ende ſpitz zugerundeten Schwingen find die zweite und dritte die | llüngſten, die zweite bis vierte oder zweite bis dritte außen ſchwach, die erſte bis dritte innen merklich, zuweilen auch die vierte am Ende auffallend ausgeſchnitten oder verſchmälert. In dem langen, keilförmig abgeſtumpften Schwanze ſind die Federn gegen das Ende zu gleich— mäßig verſchmälert, am Ende ſpitz zugerundet, und erreicht die äußerſte Feder meiſt nur die Hälfte der längſten mittelſten. Das harte Gefieder, in welchem die grüne Färbung zwar vorherſcht, aber durch manchfache bunte Zeichnung noch beſonders gehoben wird, be— kleidet die Zügel, läßt jedoch ſtets einen deutlichen Kreis um das Auge frei. Beide Ge— ſchlechter unterſcheiden ſich 1 oder nicht in der Färbung, und die Jungen ähneln den ten. Aͤꝛch die Keilſchwarzſtttiche find von den neueren Forſchern in verſchiedene Sippen zer⸗ fällt worden. Die Kennzeichen derſelben vermiſchen ſich jedoch jo vielfach, daß wir von der Farbengruppirung beruhenden Einteilung bedienen wollen. Eine ſolche Unterabteilung bilden diejenigen Arten, bei denen die Schwanzfedern nicht oder doch nur teilweiſe rot gefärbt ſind und welche kein Rot am Kopfe oder Flügelbuge und ebenſo kein Blau auf den Flügeln zeigen. Auch iſt der Unterſchnabel vorn mehr abgerundet ihnen abſehen dürfen und uns zur leichtern Ueberſicht der von Finſch aufgeſtellten, auf LE et err / / ST a0 N AaeR en 2 BK AE NR (4 M SER A SER NE EN ASCHE: R N N + a . EN * eee UVA ae 32 1 a: ER ENTER Rn SE TR 2 1 5 N . 2 9 93 D Kr ER EHEN NN ER LA 5 N 1 R 2 e 220 | Sittiche als bei anderen Keilſchwanzſittichen. Dieſe Gruppe N die größten Arten der m, von denen einzelne kleinen Araras an Größe gleichkommen. Be 109. Der Felſenſittich, Loro und Cateita der Südamerikaner, Conurus (Ps., Sitt., Ar, Psitta- i 1 cara, Cyanolyseus) patagonus, Viell., (patagonicus, cyanolyseus, Byroni). Sehr groß; Oberſeite düſter olivengrün, Hinterhals, Mantel und Schulterfedern am Ende dunkel olivenbraun, Mittelrücken und — 1 Bürzel dunkel ſchwefelgelb; Kinn, Kehle, Kropf und Bruſt dunkel olivenbraun, die Kropffedern mit breiten, weißlichen Endſäumen, welche eine unregelmäßige Querbinde bilden, Bauch m Schenkel dunkel ſchwefel ! gelb, Bauchmitte und Aftergegend ſowie Unterſchenkel düſter e Handſchwingen und deren Deckfedern düſter merblau, innen und am Ende breit ſchwarz gerandet; Armſchwingen grün, innen breit ſchwarz ge⸗ randet, die erſten außen bläulich verwaſchen; Schwingen unterſeis ſchwarz, die größten Deckfedern ebenſo, die feinen nebſt Flügelrand grün; Steuerfedern düſter olivengrün, innen am Rande und unterſeits düſter ſchwärzlich, obere und untere Schwanzdeckfedern olivenbräunlichgrün. Iris weiß, Schnabel hornſchwarzbraun, 5 Füße hell hornfarben, Krallen ſchwarzbraun. Er Der Verbreitungskreis beſchränkt ſich auf den füdlichen Teil Südamerikas, Chile, die Wotefiten, Paragay und das nördliche Patagonien. 1 110. Der Spitzſchwanzſittich, C. (Ps., Psittacara, Eyopsitta) acuticaudatus, Viell. ee 84550 Groß; ſchön grasgrün; unterſeits mehr gelbgrün, Vorder- und Oberkopf, Zügel, ein ſchmaler Streifen ums Auge, Backen und Ohrgegend ſchwach merblau, einige Federn des Hinterkopfes mit purpurbräunlichen Endſäumen; Schwingen innen breit matt olivengelb gerandet, an der Spitze ſchmal ſchwärzlich geſäumt, unterſeits, wie die großen unteren Flügeldecken matt graulich olivengelb; Steuerfedern grün, die beiden mittelſten einfarbigen ausgenommen, innen bis gegen die Spitze blutrot, unterſeits ebenſo gefärbt, das Rot jedoch glänzender und heller. Iris rot, nakter Augenkreis weiß, Oberſchnabel roſenrot, die äußerſte Spitze ſchwärzlich, Unterſchnabel horngrauſchwarz, an der Spitze weißlich, Füße gelblich fleiſchfarben, Krallen | 2 hornbraun. — Beim jungen Vogel iſt bloß die Stirn blau und der Oberſchnabel grauweiß. Bolivia und die Plataſtaten ſind die Heimat des in unſeren Sammlungen e bh in ö 5 feinem Vaterlande ſehr häufigen Vogels. 111. Der Blauſtirnſittich, C. (Aratinga, Ps., Psittacara) haemorrhous, Spix, (coeruleo- frontatus, modestus). Groß; ſchön grasgrün, unterſeits kaum merklich heller, Stirn und Vorderkopf bläulich, Schwingen ober- und unterſeits nebſt den größten unteren Deckfedern olivengelb, an der Spitze ſchwärzlich 7 | geſäumt, Schwanzfedern, die beiden einfarbigen mittelften ausgenommen, innen nicht ganz bis zur Spitze dunkel kupferrot, unterſeits minder lebhaft gefärbt. Iris gelbbraun oder drangegelb, Augenkreis weißlich fleiſch n“ farben, Schnabel fleiſchbräunlichrot, Wachshaut fleiſchrot, Füße fleifchfarben. — Dem jungen Vogel fehlt > das Blau am Vorderkopfe. f Der Verbreitungskreis erſtreckt ſich von Bahia in Braſilien bis zu den Grenzen Bolivias. 112. Die Garuba, C. (Ps., S., Arat., Guaruba, Heliopsitta) luteus, Bodd., (maculatus, 5 5 7 pterus, guaruba, Carolinae N Groß; dunkel mensch, die Federn weiß geſchäftet, Schwingen dunkel grasgrün, in der Wurzelhälfte innen matt olivengelblich, gegen die Endhälfte zu ſchwärzlich, in dieſer . 4 an der Spitze verwaſchen ſchwarz gerandet, unterſeits düſter olivengelb, gegen die Spitze hin ſchwärzlich, die Schäfte ſchwarz; vordere Deckfedern der Handſchwingen gelb, mit weißen, hintere grün, mit ſchwarzen Schäften, welche jedoch im höheren Alter gelb zu werden ſcheinen. Iris braun oder dunkel orange, Schnabel N horngelbbraun, Füße fleiſchfarben. — Bei jungen Vögeln find einzelne Federn der Wangen und Flügel- 4 | decken grünlich. Das Gebiet des Amazonenſtromes bis Bahia hinab iſt die Heimat dieſes prachtvollen Keilſhwanzſttihs * Eine zweite Unterabteilung beſteht aus denjenigen Arten, deren Schwanz kein Rot und deren Flügel kein Blau zeigen, während Kopf und Flügelbug mehr oder weniger rot zu ſein pflegen. Es enthält dieſe Unterabteilung ebenfalls ſehr große Arten, welche ſich 4 ö durch einen kräftigen, hell gefärbten Schnabel, deſſen unterer Teil vorn ſtets abgerundet iſt, auszeichnen. In der Färbung herſcht Grün unbedingt vor; die Unterſeite der Schwingen 4 | und des Schwanzes iſt olivengelb, während die unteren Flügedecken oder der Bug ganz oder teilweiſe rot ausſehen. 113. Der Blutſtirnſittich, C. hilaris, Burmeister. Klein; lebhaft grün, nur die Gegend am Schnabel⸗ 4 | grunde, namentlich die Stirn blutrot, Flügelbug grün; Schwingen ſchwärzlich, die vorderen am Rande 1 bläulich angelaufen; Schwanz ſeitlich grünlich, gegen die Tiefe und nach oben hinauf rot. Iris orange farben, Schnabel blaſs roſarot, bei alten Vögeln weiß, Füße weißlich fleiſchfarben. | Keilſchwanzſtttiche 221 Der g if zur geit noch nicht feſtgeſtellt; Burmeiſter, der Entdecker des Vogels, fand, daß derſelbe bei Tukuman in den Plataſtaten namentlich im Winter ſehr gemein war. 114. Die Rotlarve, Catanica der Ecuadoraner, C. (Psittacara, Evops. ) erythrogenys, Less., (rubro- larratus). Mittelgroß; ſchön dunkel grasgrün, Unterſeite etwas heller; der ganze Kopf dunkel ſcharlachrot, die Federn an der Wurzel weiß; Flügelbug und die unteren kleinen und mittleren Flügeldecken, ſowie die Schenkelgegend ebenſo; Schwingen und Steuerfedern dunkler grün als der Rücken, unterſeits matt orange gelb. Iris hellbraun oder gelb, der nakte Augenkreis blaſs hornfarben, der Schnabel horngelb, Füße fleiſch⸗ 0 bräunlich. Jüngere Vögel haben am Kopfe grüne Federn und grüne untere Flügeldecken. Wurde bis jetzt nur aus Ecuador nachgewieſen. ir. 115. Der Ganzgrünſittich, C. holochlorus, Selater. Mittelgroß; dunkel grasgrün, unterſeits mehr Br: olipengeldgeiin, am Kopfe einige rote Federn; Handſchwingen dunkler grün als der Rücken, die erſten außen, 1 übrigen am Ende ſchwach merblau verwaſchen, alle innen in der Wurzelhälfte breit orangegelb gerandet, 3 4 an der Spitze ſchmal ſchwärzlich umſäumt; untere Flügeldecken gelbgrün, die größten wie die Schwingen und Steuerfedern unterſeits glänzend dunkel olivengelb; Steuerfedern ſchwarz geſchäftet, innen am Rande blaſs olivengelbbraun geſäumt. Iris braun, der große nakte Augenkreis, Schnabel und Füße fleiſchbräun— lich, Krallen dunkel hornbraun. Bei einzelnen Stücken bemerkt man einige rote Federn an den Halsſeiten. Die Art verbreitet ſich über das ſüdliche Mejiko und Guatemala. 116. Der Goldaugenſittich, C. (Ps., Arat., S., Psittacara, Ar., Evops., Maracana) pavua, 5 Bodd., (guianensis, leucophthalmus, notatus, A0 hl cayana, Aae propinquus). Groß; gras— 5 grün, unterſeits kaum heller, Schwingen und Serſeh ern etwas dunkler; am Kopfe und Halſe, ſowie um den Unterſchenkel einzelne rote Federn; die kleinen Deckfedern an Handel und Handgelenk und die kleinen mittleren unteren Flügeldecken ſchön ſcharlachrot, die großen goldgelb; Schwingen innen ſchwärzlich mit verwaſchenem, olivengelbem Saume; an der Spitze ſchwärzlich gerandet; Schwingen und Steuerfedern unterſeits düſter glänzend olivengelb. Iris graugelb bis orangefarben, der nakte Augenkreis rötlich aſchgrau 1 Schnabel hornfahl, Füße hornbraun. — Bei ſehr alten Vögeln ſind die großen und kleinen unteren Flügeldecken, ſowie Handgelenk und Flügelbug rot, bei ſehr jungen Vögeln dieſe Teile faſt ganz grün. „ Einzelne Stücke zeigen rote Federn am Stirnrande. Nach den Beobachtungen des on von Neuwied bekommt der Vogel um ſo mehr rote Federn, je älter er wird. 5 Der Verbreitungskreis erſtreckt ſich von Paragay und Minas Geraes bis Giana; außerdem ale a der Vogel in Bolivia, Ecuador und Neu- Granada gefunden. 75 . Ar N a, Der Havanaſittich, C. (Ps., S., Evops., Psittacara) euops, Wagler, (evops, guianen- = sis). Klein; einfarbig dunkel grasgrün, unterſeits etwas heller, gelblihgrün; am Kopfe, Kinn und Halſe ſowie um den Unterſchenkel einzelne rote Federn, Flügelrand und die kleinen und mittleren, ausnahmsweiſe alle unteren Flügeldecken ſchön ſcharlachrot; Schwingen innen bis gegen die Spitze olivengelb gerandet, unterſeits ebenſo gefärbt; obere Handſchwingendecken außen am Rande ſchwach bläulich angeflogen; u Steuerfedern innen am Rande und unterſeits düſter orangefarben. Iris gelbbraun bis gelbweiß, nakter 5 Augenkreis rötlich⸗ oder rein weiß, Schnabel hornweiß, ſchwach fleiſchfarben ſcheinend, Füße fleiſchfarbig, = ah ſchwarz. 0 Aller Wahrſchenlictett nach beſchränkt ſich der Verbreitungskreis auf Kuba. * 118. Der Karolinaſittich, C. (Ps., Ar., Arat., P., Centurus) earolinensis, L., (ludovicianus, 8 1 5 Groß; grün, unterſeits hell gelbgrün; Stirn, Vorderkopf bis zu den Augen, 1 Zügel und ein breiter Augenkreis lebhaft orangezinnoberrot, Ober⸗ unt Hinterkopf, Ohrgegend und unterer Teil der Wange nebſt Kinn ſchwefelgelb; Flügelbug gelb oder orangefarben; Hand- und Armſchwingen x dunkel grasgrün, innen ſchwarz; Armſchwingen außen gegen das Ende, die erſten an der ganzen Außenfahne N düſter bläulichgrün, zweite bis ſiebente an der Wurzel grüngelb; letzte Armſchwingen und Schulterfedern in der Endhälfte olivenbräunlichgrün; kleine untere Flügeldeckfedern hell gelbgrün, größte wie die Unterſeite der Schwingen ſchwärzlichgrau, innen ſchmal gelbfahl geſäumt; Steuerfedern dunkelgrasgrün, an der Spitze düſter bläulichgrün, innen ſchwärzlich graugelb geſäumt, unterſeits außen ſchwärzlich, innen graugelb. Iris 5 graubraun, Schnabel hornweißlich, Füße gelblich fleiſchfarben. — Weibchen ein wenig kleiner, jedoch ebenſo gefärbt; das Jugendkleid einfarbig grün. VDVdDer Karolinaſittich, die einzige Papageienart, welche im Norden Amerikas vorkommt, bewohnt den 5 . iden ae Vereinigten Staten zwiſchen Maryland, ze Arkanſas, Tejas und Florida. 5 Sn, einer fernern Unterabteilung kann man diejenigen Arten vereinigen, welche eben⸗ x bus kein Rot am we Won aber Blau auf den Flügeln zeigen und bei grüner 9222 a Sitlche Hai erung ſich meift durch Gelb am Kopfe oder auf der Behne nana. alle hierher gehörigen Keilſchwanzſittiche haben dunklen Schnabel. 119. Der Keſſi⸗Sittich, C. (Ps., Arat., S.,) solstitialis, L., (aurantius). Mittelgroß; lebhaft d citronengelb oder gelborange; Augenkreis, Ohrgegend und Backen, Rückenmitte, Bruſt und Bauch orangezinnoberrot; Handſchwingen außen in der Wurzelhälfte dunkel grasgrün, in Dr Endhälfte indigoblau, innen und an der Spitze ſchwarz, ein Spitzenfleck gelb; obere größte Flügeldeckfedern in der Wurzelhälfte 5 dunkel grasgrün, übrige Deckfedern tief blau; Armſchwingen tief blau, innen ſchwarz, nur die letzten vier außen grün, jene mit dreieckigem gelbem Endfleck; Schwingen unterſeits ſchwärzlich grau, innen an der Wurzel gelblich, Steuerfedern olivengrün, im Enddrittel tief indigo, vorher lebhaft dunkelgrün, ebenſo 1 ein ſchmaler Saum längs des ſchwarzen Schaftes, außen blau, unterſeits innen glänzend olivengraulich gelb, außen graulich ſchwarz. Iris orangefarben, Schnabel dunkel hornbraun, Füße dunkelbraun. — Jünger er Vogel mehr grüngelb; obere und untere Schwanzdeckfedern grünlich; obere Flügeldecken mit Grün gemiſcht. 9 4 Die nördlichen Teile Südamerikas vom Amazonenſtrome bis zum N ſind die Heimat des e 5 vollen, in Giana beſonders häufigen Vogels. 120. Die Jendaya der Braſilianer, C. (Ps., Psittacara, Arat., Arara, S.) jendaya, Gml., (chryso- f cephalus, aurifrons, auricapillus, pyrocephalus). Mittelgroß; Kopf, Hals, Nacken, Kropf und Bruſt orangegelb, Bauch, Seiten, Aftergegend und untere Flügeldecken gelblich hyazinthrot, Rücken und Bürzelfedern ebenſo geſäumt; Handſchwingen grün, innen ſchwarz, die erſte außen, die übrigen im End⸗ drittel dunkel indigoblau; Armſchwingen im Enddrittel und Deckfedern der Handſchwingen ebenſo; Schwingen unterſeits und größte untere Flügeldecken düſter grauſchwarz; Steuerfedern olivenbräunlichgrün, im Enddrittel tief blau, ebenſo die Außenfahne der äußerſten Feder, unterſeits düſter olivengelb, außen und am Ende ſchwärzlich; untere Schwanzdecken an der Wurzel mit bläulichem Fleck. Iris braun, bei ſehr alten Vögeln perlgrau, Schnabel dunkel hornſchwarz, an der Spitze bläſſer, Füße und Krallen hornſchwarz. — Junger Vogel dem alten ähnlich, dunkel grasgrün; Stirn und Zügel dunkel hyazinthrot, Vorder- und Oberkopf mehr orangerot; Kropf und Bruſt olivengrün, die Federn mit blaſs rötlichen Endſäumen; Bauch, After⸗ gegend und untere Flügeldecken dunkel hyazinthrot; Schenkel grün. Einer der gewöhnlichſten Papageien Südamerikas, nördlich bis Bahia verbreitet; ſelten in unſeren Käfige 5 121. Der Goldſtirnſittich, C. (Ps., S., Arat., Eupsittula) aureus, Gml., (brasiliensis, cani- cularis, regulus). Mittelgroß; oberſeits ſchön grasgrün, unterſeits gelbgrün; Stirn und Vorderkopf, ein ſchmaler Ring ums Auge hochorangerot, Scheitel und Zügel düſter dunkelblau, Backen, Kinn und Kehle ſchmuzig graubräunlichgelb, grün verwaſchen, Kropf, Bruſt und die übrigen unteren Teile lebhaft grüngelb; Handſchwingen grün, innen breit graulichgelb gerandet, vor der Spitze jeder Feder ein verwaſchener blauer Fleck, welcher ſich auf den vier letzten faſt über die ganze Außenfahne erſtreckt, die Spitze ſchwarz geſäumt, Armſchwingen außen dunkel indigoblau, übrigens graulichgelb, an der Spitze verwaſchen ſchwärzlich geſäumt, die drei letzen Schwingen grün; Deckfedern der Handſchwingen dunkelgrün mit ver⸗ waſchen bläulichen Spitzen; Schwingen unterſeits glänzend graulichgelb, große untere Flügeldecken ebenſo; Steuerfedern grün, innen verwaſchen goldgelb geſäumt, unten, mit Ausnahme der beiden mittelſten, in der Endhälfte faſt ſchwarzen Federn, glänzend graulichgelb, untere Deckfedern grüngelb. Iris orangefarben oder rötlich braun, der ſchmale nakte Augenkreis aſchgrau, Schnabel und Füße dunkel ſchwarzbraun. — Beim jungen Vogel Stirn matt orange, Backen, Kinn, Kehle und Kropf mehr gelblich, oliven verwaſchen. verbreitet. 122. Der Elfenbeinſittich, C. (Ps., 8., Eups., Eupsittaca) Petzi, L., (eburnirostris). Klein; dem vorhergehenden ſehr ähnlich, aber kleiner; oberſeits ſchön grasgrün, unterſeits gelbgrün; Vorderkopf bis zu den Augen lebhaft orange- oder morgenrot, Oberkopf dunkelblau, Backen und Ohrgegend, Kinn und Kehle düſter graulich gelbgrün; Handſchwingen außen in der Wurzelhälfte grün, gegen das Ende zu dunkelblau, innen breit ſchwärzlich gerandet, die beiden letzten Handſchwingen und die erſten fünf Arm⸗ ſchwingen außen blau, die übrigen Armſchwingen grün, nur ein Schaftrand innen blau; obere Deckfedern der Handſchwingen dunkelgrün, kleine untere Flügeldecken gelbgrün, die großen, wie die Schwingen unter⸗ ſeits ſchwärzlich; Schwanzfedern innen und unterſeits olivengelb mit grauem Scheine, gegen die Spitze zu ſchwärzlich. Iris gelb oder braungelb, der große nakte Augenkreis gelblich, Schnabel rötlichweiß, Wachs⸗ haut fleiſchfarben, Füße bräunlich. Vertritt den vorigen in Mejiko und Mittelamerika, woſelbſt er ſehr gemein iſt. 123. Der Goldmaskenſittich, C. (Ps., Psittaca, Arat., S.) pertinax, L., (illiniaca, tui, chryso- genys, chrysophrys, martinicanus, xantholaemus, aeruginosus, ocularis, inornatus, xantho- Einer der gewöhnlichſten Sittiche Südamerikas, von Paragay und Bolivia bis Surinam 1 Giana 0 Keilſchwanzſittiche. 223 genius). Klein; grasgrün, unterſeits lebhaft gelbgrasgrün; Stirnrand, Zügel, Schläfe, Ohrgegend, Kopfſeiten und Kinn dunkel orangefarben, Oberkopf merbläulich, Halsſeiten, Kehle und Kropf olivengrün, ockerbräunlich überlaufen, Bauchfedern in der Mitte orangefarben, wodurch ein verborgener Fleck entſteht; Handſchwingen grün, die zwei erſten grünlichblau wie die übrigen am Ende, innen breit mattſchwarz geſäumt; die vier erſten Armſchwingen außen, die übrigen nur am Ende und längs der Schaftmitte grünlichblau, die letzten ganz grün, alle innen ſchwarz geſäumt; Handſchwingendeckfedern grün, an der Spitze blaſs bläu— lich, kleine untere Flügeldeckfedern gelblichgrün, große matt grauſchwärzlich wie die Schwingen unterſeits; Schwanzfedern grasgrün, am Ende grünlichblau, unterſeits glänzend olivengelb. Iris gelbbraun, Schnabel und Füße hornbraun. — Weibchen kleiner und das Orangenrot am Kopfe weniger ausgedehnt. Beim jungen Vogel nur der Zügel und ein Streifen ums Auge orangefarben, Stirn und Oberkopf ſchmuzig merblau, die Kopfſeiten, Kinn und Kehle olivenockerbräunlich, Bauch orangengelb. — Verſchiedene Abweichungen in der Anordnung der Farben und der Färbung ſelbſt ſind als beſondere Arten beſchrieben worden. Der Vogel verbreitet ſich über einen großen Teil des nördlichen Südamerika vom Rio Negro bis Panama und die weſtindiſchen Inſeln T Trinidad, St. Croix und St. Thomas, ſcheint überall häufig zu ſein und gelangt regelmäßig auf den europäiſchen Markt 124. Der Kaktusſittich, C. (Ps., Arat. S.) cactorum, Neuw., (lepidus, caixana). Klein; ſchön grasgrün, Schenkel und untere Schwanzdecken heller grün, Stirn und Vorderkopf fahl olivenbräunlich, Kinn, Kehle und Kropf olivenbraun, Bruſt, Bauch und Aftergegend tief orangefarben; Schwingen dunkler grün als der Rücken, gegen das Ende zu grünlichblau, innen breit, an der Spitze ſchmal ſchwärzlich ge— randet, unterſeits mattſchwarz; kleine Flügeldeckfedern unterſeits grasgrün mit gelben Federn untermiſcht, die größten mattſchwarz; Steuerfedern grasgrün, innen ſchmal ockergelblich geſäumt, am Ende bläulichgrün, unterſeits matt graulichorangengelb. Iris orangefarben, Augenlider blaſsgrau, Schnabel weißlich rot, Beine rötlich dunkelgrau. — Beim jungen Vogel ſind die Farben matter. . Der Verbreitungskreis dieſes Sittichs beſchränkt ſich auf das Innere des öſtlichen Braſiliens, woſelbſt er weite, offene, mit Geſtrüpp und Kaktus bewachſene Gegenden bevölkert. Bei den nächſtfolgenden Arten iſt der Schwanz ganz oder teilweiſe rot und das Deck— gefieder der Handſchwingen blau oder grün, die Färbung überhaupt eine ſehr bunte. Sie ſind größtenteils klein und haben dunkle Schnäbel. * 125. Der Smaragdſittich, C. (Ps., Microsittace) smaragdinus, Gml., (ferrugineus, phoenicurus, * pyrrhurus). Groß; dunkel grasgrün, unterſeits mehr ins Olivengrüne, alle Federn mit verwaſchenen iA bräunlichen, die des Oberkopfes mit breiten und ſchwarzen Endſäumen; ein ſchmaler Stirnrand, der Zügel 1 und ein großer Bauchfleck blaſs blutrot; Handſchwingen am Ende ſchwach bläulich grün, innen breit ſchwärz⸗ lich gerandet; Schwingen unterſeits ſchwärzlichgrau, innen ſchmal olivengelbgrün geſäumt; Steuerfedern purpurrotbraun, unterſeits heller, am äußerſten Ende grünlich. Iris?, Schnabel dunkel hornbraun, Füße | braunſchwarz. — Beim jungen Vogel ſind die Federn des Hinterkopfes, Rückens und der oberen Flügel⸗ decken bräunlichgelb gerandet, die der Unterſeite einfarbig grüngelb mit einem Ton ins Olivengrüne, Bauch⸗ fleck blaſsrot. 1 Stammt aus Patagonien und Süd⸗Chile, ſtreift aber auch bis zu den unwirtlichen Geſtaden der * Magelhaensſtraße hinauf a 126. Der Blaulatzſittich, Tiriba der Braſilianer, C. (Ps., S., Arat., Psittacara, Pyrrhura) * eruentatus, Neuw., (erythrogaster, squamosus, eyanogularis, Lichtensteinii, Vigorsii, tiriba). Klein; dunkel grasgrün; Oberkopf und Nacken dunkel ſchwarzbraun, die Federn des letzteren ſchmal roſtrot ge⸗ ſäumt, ein Fleck auf den Halsſeiten roſtgelb, Zügelſtreifen und Ohrgegend dunkel purpurkupferbraun, eben⸗ ſo einige Federchen an Kinn, Kehle und Kropf, Backen grasgrün, ein Band um den Hinterkopf düſter . himmelblau, ein großer Fleck auf der Bauchmitte und Aftergegend dunkel purpurrot; die erſten fünf Hand⸗ ſchwingen düſter berlinerblau, außen lebhafter, hier ſchmalgrün geſäumt, die übrigen Hand- und die Arm- . ſchwingen grün, alle innen breit düſter olivengelb gerandet, am Ende ſchwarz; Schwingen unterſeits glänzend düſter olivengelb, außen, innen längs des Schaftes und an der Spitze ſchwärzlich; größte unteren Flügeldeckfedern und Schwingen glänzend düſter olivengelb, obere Deckfedern der Handſchwingen düſter berlinerblau; Eckflügel merbläulich, ein runder Fleck am Flügelbuge oberſeits ſcharlachrot; Steuerfedern glwänzend düſter olivengrüngelb, innen ſchmal blaſsrötlich geſäumt, unterſeits dunkel purpurrot. Iris orange⸗ farben, Schnabel dunkel hornbraun, Wachshaut und Füße dunkelbraun. — Junger Vogel dem alten N ähnlich, weniger lebhaft gefärbt, Scheitel ſchwärzlich, die Federn lebhaft rötlich gerandet, Ohrgegend rötlich, am Flügelbuge wenig Rot. | Die Tiriba ift einer der bunteſten, ſchönſten und gemeinſten Papageien Südamerikas, wird aber felten in Sefangenfeaf Be weil die Braſilianer glauben, daß er beſonders wild und ungelehrig fei. 222 ³˙·— a Eee . ars Bu ag 22, ee KA tn Ze * Me | Sie 127. Der Braunohrſittich, C. (Ps., S., Arat., Mier., Pyrrh., Psittacara) vittatus, Shaw, (frontalis). Klein; dunkel grasgrün, Stirnrand purpurrot, Zügel ſchwärzlich, Ohrfleck braun, Federn des Hinterrückens auf der Mitte ſchwach purpurrot verwaſchen, Kinn, Kehle, Halsſeiten, Kropf und Bruft olivengelblichbraun, jede Feder am Ende mit hellerem Saume, ein großer Bauchfleck düſter purpurrot; 4 Handſchwingen außen grünlichblau, innen ſchwärzlich gerandet; Armſchwingen dunkel grasgrün, innen ſchwärz⸗ 179 lich gerandet, Schwingen unterſeits graulichſchwarz; Steuerfedern dunkel grasgrün, innen und die beiden mittelſten am Ende ins Kupferrote, unterſeits ebenſo. Iris braun, nakter Augenkreis weiß, Schnabel ſchwarz, Wachshaut gelb, Füße dunkelbraun, faſt ſchwarz. — Junger Vogel auf Kopf, Hals und Bruft blaſs fahlgelb, die Flügeldecken größtenteils fahlbraun, das Schwanzende olivengelbbraun. Der Verbreitungskreis ſcheint ſich über einen großen Teil Braſiliens zu erſtrecken. 128. Der Weißohrſittich, C. (Ps., S., Arat., Psittacara, Micr., Pyrrh.) leucotis, Liehten- stein, (ninus). Klein; dunkel grasgrün; Stirnrand, Zügel, Backen kupferrot, Stirnfedern blaulich 8 gerandet, Ober- und Hinterkopf braun, Ohrgegend ſchmuzig weiß, Nacken und Halsfeiten grünlichblau, Bürzel 1 blutrot; Kinn- und Kehlfedern bläulichgrün, fahlweiß geſäumt, Kropffedern grünlich, breiter licht gerandet 355 und ſchmal geſäumt, ein großer Bauchfleck dunkel blutrot; Handſchwingen, ihre Deckfedern und Eckflügel blau, innen mattſchwärzlich gerandet, letzte Schwingen grünlich überlaufen, unterſeits ſchwärzlich, innen blaſs ölgelb verwaſchen, untere Flügeldecken grün, Flügelbug rot; Schwanzfedern kupferrot, oben mit bräunlichem Scheine und außen in der Wurzelhälfte mit grünem Rande, Mittelfedern in der Wurzelhälfte \ grün. Iris orangefarben, Schnabel graubraun, Füße dunkelaſchgrau. Beim jungen Vogel Scheitel fahlbräunlich, Bruſt ſchmuzig gilblichgrün, faſt ohne Wellenzeichnung; Ohrfleck kaum ſichtbar; auf dem Rücken bloß einzelne rote Federn; die Steuerfedern mit langen, blaſs graubraunen er Häufig im Oſten Braſiliens. Die Keilſchwänze, Perüſchen oder Perekitten, wie ſie ni genannt werben ; gehören zu den Charaktervögeln Amerikas. Sie bewohnen beide Hälften dieſes Erdteils, vorzugsweiſe den Süden, einzelne Mittelamerika, während im Norden einzig und allein der Karolinaſittich gefunden wird. Als der eigentliche Mittelpunkt ihres Verbreitungskreiſes muß das Gebiet des Ama⸗ 4 zonenſtromes und feiner Zuflüſſe betrachtet werden; jedenfalls treten fie hier in den meiſten Arten auf. Das weſtliche Südamerika beherbergt ihrer weit wenigere, und die dort vorkommen⸗ 4 den Arten ſcheinen ſich auch über größere Strecken zu verbreiten als die im Oſten lebenden. Einzelne Arten der nördlichen Teile Südamerikas werden l ſüdlich durch andere, jenen ſehr ähnliche, aber doch verſchiedene erſetzt oder vertreten. Höheren Breiten fehlen ſie übrigens keineswegs, wie der Karolinaſittich im Norden oder der Smaragdſittich im Süden zur Genüge beweiſen; ein ſehr warmes Klima iſt alſo durchaus nicht Lebensbedingung für ſie. 1 Wilſon ſah zu ſeiner nicht geringen Verwunderung den Karolinaſittich im Februar während eines Schneeſturmes laut ſchreiend längs der Ufer des Ohio dahin fliegen, und der Prinz 1 zu Wied beobachtete im December und Januar bei — 119 Wärme am Wabaſch muntere 1 Geſellſchaften von ihnen, welche auf den Zweigen der hohen Platanen fußten und an den Ranken des wilden Weinſtocks geſchäftig umherkletterten. Für den Smaragdſittich gilt annähernd m dasſelbe, da er noch in dem ſüdlichſten Chile gefunden wird, ja ſogar bis zur Magelhaens. 2 ſtraße nach Süden hinaufgeht. Mehr als andere Papageien bewohnen die Keilſchwanzſittiche die tieferen, ſtllen Ur⸗ 4 waldungen, in denen, wie der Prinz von Neuwied hervorhebt, ſie oft die einzigen Vögel ſind, deren Stimme man vernimmt. Jedoch binden ſie ſich keineswegs ausſchließlich an die Waldungen; mehrere Arten finden ſich nur in den ſteppenartigen Triften des innern Bra⸗ 4 ſiliens, in denen die Bäume bloß oaſenartig zerſtreut auftreten und anſtatt ihrer wildes Geſtrüpp, aus Sträuchern und Kaktuspflanzen gebildet, den von Menſchen noch nicht in Beſitz genommenen Boden bedeckt; einzelne Arten, wie der Felſenſittich, wurden in noch öderen Gegenden bemerkt, obwohl 1 unter günſtigeren Verhältniſſen in Waldungen ihren 4 Wohnſitz nehmen. Das Hochgebirge ſcheinen ſie zu meiden; doch liegen über dasſelbe noch 4 keineswegs jo umfaſſende Beobachtungen vor, daß wir ein beſtimmtes Urteil fällen können. 8 2 ER ur 328° > de 8 1 . 8 8 rr ah Fe 1 Krb rg m ul ͤù ů 09t1ir 5 . Kae 14585 0 N 1 . ? . 1 PN | * Keilſchwanzſittiche. 225 Alle bis jetzt beobachteten Arten dieſer teilnahmswerten Gruppe leben außer der Brut⸗ zeit, einzelne auch während derſelben, in Geſellſchaften von größerer oder geringerer Anz zahl. Unſchätzbare Schwärme bilden Felſen⸗ und Karolinaſittich, während von den übrigen Arten bemerkt wird, daß ihre Trupps gewöhnlich aus zehn bis zwanzig Stück beſtehen. Eine ſolche Geſellſchaft ſchwärmt nach der Brutzeit in einem gewiſſen Gebiete umher, ver- einigt ſich dabei auch wohl mit Verwandten, ohne jedoch mit denſelben in gemiſchten Ver⸗ band zu treten; jeder Trupp hält ſich im Gegenteile für ſich und bildet gleichſam eine ge⸗ ſchloſſene Abteilung der zuſammengekommenen Menge. Eigentliche Wanderungen ſcheinen die Keilſchwanzſittiche nicht auszuführen, ſondern nur Streifzüge zu unternehmen, welche zumeiſt wohl ausschließlich irgend einer gerade in Reife ſtehenden Frucht gelten; doch ver- tauſchen, ſoviel bis jetzt bekannt, bloß diejenigen Arten, welche in tieferem Walde wohnen, dieſen zeitweilig mit den an ngen an der Küſte, während die mehr den öderen Gegenden angehörigen Keilſchwanzſittiche ſolche ſelten oder nicht verlaſſen dürften. Ihre Nahrung iſt ebenſo vielſeitig wie die anderer Papageien, weshalb ſie ſehr ſchädlich oder doch läſtig werden können. Im Walde ernähren fie ſich von Früchten, Sämereien, Blatt⸗ und Blütenknoſpen, in den ſteppenartigen Gegenden von Beren und den Früchten der Kaktusarten, welche eine Art in ſo hohem Grade liebt, daß ſie ſich mit dem ſaftigen Inhalte den Schnabel zeitweilig rot färbt und nach der Nährpflanze benannt wurde. In den Pflanzungen fallen ſie über jede genießbare Frucht her, obwohl die einen dieſe, die anderen jene bevorzugen. Einzelne freilich ſcheinen jede Frucht und jede Pflanze, welche der Menſch anbaut und ſchützt, zu gefährden: der Karolinaſittich plündert die Obſt⸗ pflanzungen, fällt auf den Feldern ein, ſobald die Sat zu keimen beginnt, und zieht mit dem Pflänzchen auch das noch nicht aufgezehrte Samenkorn aus der Erde; er läßt ſich im reifenden Mais⸗ oder Kornfelde nieder, bricht und enthülſt den Kolben oder die Aehre; er erſcheint noch im Spätherbſte und Winter auf den im Felde ſtehenden Feimen, hängt ſich von allen Seiten an dieſelben, ſo daß es ausſiht, als ob ein prachtvoller, buntfarbiger Teppich über den Getreidehaufen gebreitet ſei, zieht an den Halmen die Aehren heraus und verwüſtet von dieſen weit mehr, als er verzehrt. Da er nun noch außerdem dem reifenden Obhbſte nachſtellt, weil er die weichen Kerne desſelben beſonders liebt, erbittert er den Pflanzer in ſo hohem Grade, daß er ihn auch durch ſeine Nutzen ſtiftende Tätigkeit, Aufzehren der R Samen der Runzelklette, eines häßlichen Unkrauts, nicht zu verſöhnen vermag, vielmehr die unerbittlichſte Verfolgung über ſich heraufbeſchwört. Salz lieben er und alle eingehend beobachteten Arten leidenſchaftlich und erſcheinen regelmäßig auf Sulzen, auch wenn ſie von weit⸗ ber zu denſelben fliegen müſſen. Kaum beſſer als die Karolinaſittiche treiben es die übrigen Arten, und daraus erklärt es ſich, daß ihrer überall, wo der Menſch zur Herſchaft gelangt, immer weniger werden. Zu dieſer Verminderung trägt freilich auch die mehr und mehr vorſchreitende Urbarmachung der Waldungen das Ihrige, möglicher Weiſe das Meiſte bei, denn Waldungen gehören, von den wenigen Ausnahmen abgeſehen, zu den Lebensbedingungen Aunſerer Vögel. In ihren Bewegungen unterscheiden ſich die Keilſchwanzſittiche mindeſtens in einer Hinſicht von den bisher erwähnten Papageien und Sittichen. Sie ſind ziemlich ſchwerfällige Gänger — Läufer kann man nicht jagen — aber äußerſt geſchickte Kletterer und ganz vorzügliche Flieger, wie der Bau ihrer Schwingen und ihres Schwanzes von vornherein vermuten läßt. Man kennt keine einzige Art, welche nicht im Stande wäre, pfeilartig die Luft zu durchſchneiden; und gerade ihre Schnelligkelt und Gewandtheit im Fliegen wird on allen Reiſenden beſonders betont. Die Stimme hat auch ihr Abſonderliches: ſie beſteht auptſächlich aus ſcharfen, klirrenden und ausnahmsweiſe nur aus knurrenden Lauten. Das widerwärtige Kreiſ chen der Kakadus und anderer größerer Papageien vernimmt man von Brehm, gefangene Vögel. I. 15 2 ar 7 Ba A nn 1 er . * 23 1222 226 f e 0 nicht; in ihrem Geſchrei liegt vielmehr trotz aller Schärfe der einzelnen Laute, eine gewiſſe Muſik, welche namentlich zur Geltung kommt, wenn die Vögel, wie ſie zu tun pflegen, ſchreiend in hoher Luft dahinjagen. Die geiſtige Begabung und Eigenſchaften kommen mit denen anderer Papageien wenigſtens annähernd überein. Alle Keifjhwanz ſittiche, die kleinern Arten kaum ausgenommen, ſind kluge, verſtändige, vorſichtige, ſcheue und liſtige Vögel, welche in Folge gemachter und treulich bewahrter Erfahrungen das ihnen Nützliche und Schädliche ſehr wohl zu unterſcheiden und danach ihre Maßregeln zu treffen wiſſen. Ihre außerordentliche Anhänglichkeit gegen die Gefährten läßt ſie allerdings regel⸗ mäßig der ihnen ſonſt eigenen Vorſicht vergeſſen. Dieſe Anhänglichkeit, welche dem Gatten gegenüber ſich zu hingebender Zärtlichkeit ſteigert, erſcheint als ein Charakterzug, welcher unſer Urteil über die beſondere Begabung der Vögel nur beſtätigen kann. Ihre leichte Zähmbarkeit und Gelehrigkeit ſteht hiermit ebenfalls vollkommen im Einklange. In wiefern das tägliche Leben der Keilſchwanzſittiche von dem anderer Papageien 1 5 unterſcheidet, vermögen wir zur Zeit noch nicht mit Beſtimmtheit zu ſagen. Im allgemeinen mag es in derſelben Weiſe verlaufen wie das anderer Ordnungsverwandten; doch ſind immerhin einzelne Züge vermerkt worden, welche ihnen eigentümlich zu ſein ſcheinen. So ſchlafen die Keilſchwanzſittiche wahrſcheinlich größtenteils in Baum⸗ oder Felſenhöhlen und möglicher Weiſe in derſelben abſonderlichen Weiſe wie der Karolinaſittich, in größeren oder kleineren Geſellſchaften nemlich dicht neben einander gedrängt und ſenkrecht angehängt an den Wandungen der Höhlung. In ziemlich früher Morgenſtunde, jedoch immer erſt nach Sonnenaufgang, ſammeln und erheben ſie ſich und fliegen nun unter lautem Geſchrei nach Nahrung aus, verweilen bis gegen Mittag auf den Futterplätzen, verhalten ſich hier eben⸗ ſo ſtill und ruhig wie andere Ordnungsverwandte während der Mahlzeit, begeben ſich hier⸗ auf zu Sulzen und zum Waſſer und kehren, wenn die Tageshitze empfindlich wird, zum Walde zurück, halten auch wohl, wie Audubon vom Karolinaſittiche beobachtete, über Mittag in ihren Baumhöhlungen eine kurze Ruhezeit. In den ſpäteren Nachmittagsſtunden begeben ſie ſich nochmals zum Futter, und kurz vor Sonnenuntergang kehren ſie zu ihren Schlafplätzen zurück. Bis zur Brutzeit hin leben ſie ſtets geſellig; während der Brutzeit wählt ſich jedes Pärchen eine paſſende Bruthöhle und ſchreitet nun zur Fortpflanzung; doch ſind auch hierbei einige Züge beſonderer Erwähnung wert. So liegen genügende Gründe vor, es für wahrſcheinlich zu halten, daß die Weibchen der Karolinaſittiche gemein⸗ ſchaftlich in eine und dieſelbe Höhlung ihre Eier legen und dieſelben wahrſcheinlich auch ge⸗ meinſchaftlich bebrüten. Vollkommene Gewiſsheit konnte ſich Audubon hierüber nicht ver⸗ ſchaffen; aber auch Wilſon erwähnt einer ihm gewordenen Mitteilung, daß man die 4 Schalenreſte von mindeſtens zwanzig Eiern in einer und derſelben Höhlung gefunden habe. Bei dem innigen Verbande eines Trupps oder Schwarms dieſer Sittiche, dem gemeinſchaft⸗ 1 lichen Schlafen u. ſ. w. läßt ſich auch wohl ein gemeinſchaftliches Brüten für möglich halten. Dagegen glaube ich nicht, daß eine andere Angabe über das Brutgeſchäft dieſes Vogels begründet iſt, die nemlich, daß er ſich unter Umſtänden ein leichtes Neſt aus Reiſern zuſammen ſchichte; ich bin vielmehr überzeugt, daß er ſtets in Baumhöhlungen brütet. Ab⸗ weichend von allen übrigen bis jetzt genauer bekannten Arten niſtet der Felſenſittich. „Oft, wenn ſich der Reiſende in den einſamen Gegenden der weſtlichen Anden einer ſenkrechten Felſenwand nähert“, ſagt Pöppig, „und ſich durch die ringsumher herſchende Stille ganz allein glaubt wird er durch eine Art von Knurren aufmerkſam, blickt ſich aber vergebens nach dem Urheber dieſes Geräuſches um. Plötzlich ertönt der Warnungsruf eines Papa⸗ geien, wird von allen Seiten beantwortet, und bald ſiht ſich der Reiſende von einer zahl⸗ | | reichen Schar ſchreiender und lärmender Sittiche umkreiſt, welche auf ihn zu ſtoßen drohen. Ein Blick auf die Felswand zeigt in dem mürben Geſtein Hunderte von Löchern, die jedes ER I ER in RL > Fa ES rr 48 n e EN ER 7 f e 2 4 25 1 debeo 227 von einem Banden ohn derben, In den das Geſtein durchziehenden Tohnſchichten | werden die Nifthöhlen von den Vögeln ſelbſt gegraben. Faſt immer find diefe Sidelungen = jo klug angelegt, daß ihnen weder Raubtiere noch Menſchen beikommen können; da aber * die Jungen ein ſehr zartes Fleiſch haben, ſo ſcheuen die Chilenen ſelbſt Gefahren nicht, b um ihrer ſich zu bemächtigen, laſſen ſich an langen Laſſos an den Felſenwänden herab und ziehen trotz des Kreiſchens und Schreiens der Alten die Jungen mit langen Stöcken heraus.“ Auch Darwin beobachtete denſelben Papagei bei Bahia blanca als Brutvogel, und zwar niſtete er hier in Geſellſchaft einer Schwalbe ebenfalls in Felſen- und Erdlöchern. Hin⸗ ſichtlich der Anzahl der Eier eines Geleges lauten die Angaben verſchieden. Der Felſen⸗ ſtttich ſoll nach Bridges drei bis ſechs Eier legen, von denen Darwin noch bemerkt, daß ſie im Verhältnis zur Größe des Vogels ziemlich klein find; vom Karolinaſittich hin⸗ gegen nimmt man an, daß das Gelege bloß aus zwei Eiern beſteht, womit auch die bisher an gefangenen Vögeln gemachten Beobachtungen übereinſtimmen. Von den übrigen Arten wird die Anzahl, meiſt nach Bericht der Eingeborenen, auf zwei bis vier angegeben, und zwar ſollen für die meiſten Keilſchwanzſittiche drei bis vier Eier als Durchſchnittszahl an⸗ genommen werden können. Ueber die Pflege der Jungen wiſſen wir wenig, wohl aber ſo viel, daß auch die ausgeflogenen noch von den Alten gefüttert werden, wenn ſie dieſe be⸗ reits auf ihren Beutezügen begleiten. Wie ſchon bemerkt, erleiden die Keilſchwanzſittiche da, wo ſie den Menſchen lästig werden, dasſelbe Schickſal wie ihre Ordnungsverwandten: 105 werden auf das rückſichts⸗ loſeſte verfolgt, getötet und gefangen. Einzelne Arten freilich ſind ſehr ſcheu und erſchweren die Jagd; kein einziger Keilſchwanzſittich aber ſcheint, wie andere Papageien es tun, Wachen f auszuſtellen und dadurch die Annäherung des Schützen zu erſchweren; vom Karolinaſittich wird ſogar erzählt, daß er mit einer kaum glaublichen Leichtfertigkeit wiederholt dieſelben Stellen beſuche, auf denen wenige Minuten zuvor Dutzende ſeiner Genoſſen erlegt wurden. Mit Hilfe eines Lockvogels iſt es leicht, ſie in den verſchiedenſten Fallen zu berücken; denn ſie achten dann weder das ihnen geſtellte Netz noch die Leimrute. Wenn man unter einen Flug der Karolinaſittiche ſchießt und einen von ihnen verwundet, kehrt die Geſellſchaft augenblicklich zu dieſem zurück, umſchwärmt ihn unter lautem, ängſtlichem Geſchrei, in der Abſicht, ihm Hilfe zu leiſten, läßt ſich auch wohl auf dem nächſten Baume nieder. Auch die nachfolgenden Schüſſe verändern dann ihr Betragen nicht, erhöhen im Gegenteile die Aufopferung der anderen, welche immer näher und rückſichtsloſer die Gefallenen klagend umſchwärmen. Die Indianer ſcheinen ſich weder einer Falle noch der Leimrute zu bedienen, mum ſich lebende Keilſchwanzſittiche zu verſchaffen, ſondern ſtets junge Vögel aus dem Neſte zu nehmen. Nach Verſicherung aller Reiſenden beſitzen ſie eine merkwürdige Fertigkeit im Zaähmen dieſer Vögel. „Durch ein kleines Tal hindurch“, ſo berichtet Schomburgk, „ſahen wir auf einer quer ſich vorlagernden Anhöhe die Niederlaſſung zwiſchen mehreren verein- 5 zelten Bäumen, welche mit ungewöhnlich großen, hochgelben Blüten bedeckt zu ſein ſchienen. Schon wurde die Hoffnung in mir rege, daß meiner hier eine neue botaniſche Entdeckung harre, als ich plötzlich bemerkte, daß ſich die vermeintlichen Blüten bewegten und ihren * Standort veränderten: es waren zahme Keſſiſittiche, welche ſich bei unſerer Annäherung unter einem wahren Höllenlärm erhoben und nach einer der nahen Hütten flogen. Die I Zäufchung war überraſchend. — Dieſe Vögel gehören zu den Lieblingen der Indianer Gianas, weshalb wir auch gewöhnlich zwanzig bis dreißig Stück von ihnen in einer Nieder⸗ . le, vorfanden.“ Es läßt ſich annehmen, daß ſolche Papageien, welche im Urwalde an freies Aus und Einfliegen gewöhnt waren, nur jung aufgezogene ſein konnten; allein die Geſchicklichkeit der Indianer, Papageien zu zähmen, beſchränkt ſich, wie eine Mitteilung des N Bates beweiſt, keineswegs auf Junge. Als dieſer Reiſende, welcher elf 5 15˙* 228 | ' Sittiche. Jahre feines Lebens forſchend am Amazonenſtrome zubrachte, über den Fluß Aveyros ſetzte, fiel aus einem in der Luft dahinziehenden Schwarme des Goldaugenſittich einer hinab ins Waſſer, wahrſcheinlich durch den Schnabelhieb eines ſeiner Gefährten herabgeſchleudert. Man fiſchte den Vogel auf und beſtimmte ihn, weil er keine Wunde zeigte, für die Ge⸗ fangenſchaft; er betrug ſich aber ungemein wild, biß nach Jedem und verſchmähte alle Nahrung. Deshalb übergab man ihm einer alten Indianerin, welche den Ruf einer Papa⸗ geienzähmerin beſaß, und — dieſe brachte nach zwei Tagen den Vogel völlig gezähmt wieder. Er lernte ſprechen und wurde das liebenswürdigſte Geſchöpf, welches man ſich denken konnte. Welche Mittel die Indianerin angewendet hatte, konnte Bates nicht ermitteln; doch wurde ihm verſichert, die Frau habe ihrem Pflegling von ihrem Speichel gegeben und dadurch dieſe wunderbare Wirkung erzielt. Wäre Bates einer jener unkundigen und leichtgläubigen Reiſenden, wie es ſolche zum Schaden der Wiſſenſchaft leider noch immer gibt, ich würde niemals dieſe Mitteilung hier wiederholt haben, während ich bei Berückſichtigung der Ge⸗ wiſſenhaftigkeit dieſes Gewährsmannes offen bekennen muß, daß mir die Art und Weiſe einer jo ſchnellen Zähmung vollſtändig unbegreiflich iſt. Ä Uebrigens werden nicht alle Arten der Keilſchwanzſittiche von den Indianern der Zäh⸗ mung für würdig, einzelne im Gegenteile als ungelehrige Vögel erachtet und deshalb nie⸗ mals aufgezogen, ob mit Recht oder Unrecht, bleibe einſtweilen dahin geſtellt. Als gelehrige Arten gelten: der Felſenſittich, die Garuba, der Goldaugenſittich, der Karolina⸗ und Keſſi⸗ ſittich, als ungelehrige bezeichnet man die übrigen oben aufgeführten Arten. Man ſiht nicht eben häufig Stücke, welche ſprechen, obgleich wahrſcheinlich alle Keilſchwanzſittiche dies lernen; eher noch findet man einen und den anderen, welcher eine Singweiſe pfeift, was freilich für einen Papagei eben auch nichts anderes als ein Nachſprechen, Nachahmen von ihm urſprünglich fremden Lauten oder Tönen iſt; denn kein einziger dieſer Sittiche beſitzt auch nur die geringſte Anlage zum Singen, ſelbſt wenn man dieſen Ausdruck in der Be⸗ deutung nimmt, welche er bei Sittichen überhaupt haben kann. Zahm, zutraulich und fromm werden übrigens alle mir bekannten Arten, falls man ſich nur in geeigneter Weiſe mit ihnen beſchäftigt. Ich habe mehrere gepflegt, welche ſich ebenſo verſtändig und anhäng⸗ lich zeigten wie Graupapageien oder Kakadus. „Einen Blutſtirnſittich, welchen ſein Beſitzer von Burmeiſter ſelbſt erhalten hatte“, fügt Balda mus Vorſtehendem hinzu, „lernte ich als den liebenswürdigſten und zutraulichſten aller Papageien kennen, welche mir jemals vorgekommen. Gegen ſeinen Gebieter das zärtlichſte und hingebendſte Geſchöpf, kommt er ohne Scheu und ſchmeichelnd allen Fremden, welche ihn freundlich behandeln, entgegen, ſpielt mit ihnen wie ein junges Kätzchen, fliegt in den Schoß, legt ſich auf den Rücken, ergreift Hand und Finger mit Schnabel und Füßen, ohne jemals wehe zu tun, ſteigt oder fliegt auf die Schultern, ſpielt mit dem Ohre, dem Halskragen ꝛc., aber ſtets in beſcheidenſter Weiſe. Auch ſein Geſchrei, richtiger ſein Pfeifen, iſt nicht ſo laut und unangenehm wie das ſo vieler anderer Arten, und ſein koſendes Schwatzen hat etwas überaus Gemütliches.“ Solche Keilſchwanzſittiche werben freilich ſelten geſehen; ſie beweiſen aber was bei richtiger Pflege aus ihrem Geſchlechte werden kann. Unter ſich leben alle Arten, welche ich gepflegt habe, in Frieden, nicht minder auch mit Verwandten. Ich beſitze einen Goldmaskenſittich, welcher mit einer Weißſtirn⸗Amazone einen kleinen Bauer bewohnt und an Freude und Leid der Genoſſin den treueſten Anteil nimmt, kurz ein inniges Freundſchaftsverhältnis mit ihr eingegangen hat. Zank und Streit zwiſchen beiden kommt niemals vor. Sie ſitzen neidlos zuſammen am Futternapfe, koſen mit einander und wehren gemeinſam jede Störung ab. Ueber Pflege und Wartung der Keilſchwanzſittiche kann ich mich kurz kaffeh, Sie ſind höchſt anſpruchsloſe Vögel, welche mit dem einfachſten und gewöhnlichſten Futter vor Keilſchwanzſittiche. | | 229 lieb W und ie, falls man fie vor Zug und die ſüdlichen Arten vor Kälte ſchützt, vortrefflich halten. Gequetſchter oder weich gekochter Mais, Hanf, Hirſen, Glanz, Weizen, Hafer und andere Körner, gekochte Kartoffeln, rohe Zwiebeln, Möhren- und Rübenſtückchen, Obſt der verſchiedenſten Art, Grünzeug vom Kohlblatt bis zur Vogelmiere und friſche Zweige, deren Knospen ſie ſehr gern freſſen, und deren Rinde ſie mindeſtens benagen, be- zꝛiehentlich auch Weißbrot, trocken oder in Zuckerwaſſ er geweicht, bilden ihren Speiſezettel. Die größeren Arten halten ſich mehr an derbere, die kleineren mehr an feinere Sämereien, die eeinen Stücke lieben mehr dieſe, die anderen eher jene Körnerart, je nachdem fie von ihren Fangern und erſten Zähmern gewöhnt wurden. Einzelne Arten, namentlich der Karolina⸗ ſittich, gehören zu den härteſten Papageien und können auch, wie Schmidt durch Verſuche feſtgeſtellt hat, ohne alles Bedenken in ungeheizten oder ſelbſt im Freien ſtehenden, Wind unnd Wetter zugänglichen Fluggebauern überwintert werden. 5 Für das Zimmer und bezüglich den Käfig oder den Ständer eignen ſich bloß die bereits gezähmten Stücke, welche ſich ihres kreiſchenden oder durchdringenden, oft kaum erträglichen Geſchreies entwöhnt haben; im Fluggebauer dagegen nehmen ſich alle Arten herlich aus. Am zweckmäßigſten iſt es, ſie in größeren Geſellſchaften zuſammen zu halten und ihnen einen möglichſt großen Raum anzuweiſen, in dem fie alle Bewegungen entfalten, ſich überhaupt vollſtändig zeigen können. Karolinaſittiche zum Beiſpiel benehmen ſich unter allen Umſtänden ganz wie in der Freiheit, halten namentlich auch an der Gewohnheit feſt, im Schlafe ſich wie Spechte dicht neben einander an den Wänden oder im Innern großer Niſtkaſten aufzuhängen. Die zahlreiche Geſellſchaft gedachter Sittiche, welche das Berliner Aquarium beſitzt, wählt ſich zu dieſem Zwecke eine abgelegene Ecke ihres mächtigen Flug⸗ gebauers und klebt hier von Beginn der Dunkelheit bis zum frühen Morgen in der an⸗ gegebenen Stellung an der rauhen Wand. Für genügende Feſtigkeit der Gitter und Türen muß allerdings Sorge getragen werden, weil auch ſie im Zerſtören von allem, was nicht niet⸗ und nagelfeſt, Erhebliches leiſten, obgleich fie hierin noch immer weit hinter den größeren Papageien und Kakadus zurückſtehen. Holz zum Beknabbern darf nicht fehlen; friſche Zweige zum Entblättern oder Entknospen, Schälen und Zerbeißen ſind ihnen hoch 0 me | . Die Pärchen laſſen ſich ſelbſt in der größten Geſellſchaft an ihrem treuinnigen & enhalten und der Zärtlichkeit, welche ſie gegen einander betätigen, leicht erkennen. Bei geeigneter Behandlung ſchreiten ſie in der Gefangenſchaft auch zur Fortpflanzung. Es liegen hierüber allerdings nur vom Karolinaſittich Beobachtungen vor; doch erklärt ſich dies meines Erachtens einfach daraus, daß man bisher überhaupt verabſäumt hat, Keilſchwanz⸗ ſittiche in größerer Anzahl zuſammen zu halten und ihnen die nötigen Bedingniſſe zum Brüten zu gewähren. Wollte man auf ſie eben dieſelbe Sorgfalt verwenden wie auf die kleineren Verwandten, welche regelmäßig in Gefangenſchaft brüten, ſo würde, wie ich beſtimmt ben darf, das Ergebnis ſicherlich annähernd dasſelbe ſein. 5 Am häufigſten gelangt gegenwärtig der Karolinaſittich lebend in unſere Käfige, ſeltener ih. man den Goldmasken⸗, Goldſtirn⸗, Goldaugen- und den Hapanafittich, nur ſehr einzeln den Felſenſittich, die Garuba, den Keſſiſittich und die meiſten übrigen Ver⸗ wandten. Hiernach ſowie nach Größe und Schönheit richten ſich die Preiſe für dieſe Vögel. Einen Karolinaſittich kann man günſtigſten Falls ſchon für fünf bis ſechs Taler, einen Goldmaskenſittich unter Umſtänden ſelbſt für drei bis fünf Taler kaufen, während für den Felſenſittich immer noch mindeſtens dreißig, in der Regel vierzig Taler erlegt werden müſſen. Durchſchnittlich bezahlt man die größeren Arten mit acht bis ſechzehn, die kleineren mit fünf bis zehn Talern ihrem Werte entſprechend. 1m FE TE eh 2 a 3 * Be Mira N * . e 4 2 JJVVVVVVVVVVVVVVVVV ) NAAR ER ee RER EN TEEN ar „„ KIRENE SCHR 230 | ne | Sittiche Edelſittiche. Als die nächſten Verwandten der Keilſchwanzſittiche ſiht Finſch mit vollſtem Rechte 4 4 ihre afrikaniſchen und aſiatiſchen Vertreter, die ſchon ſeit uralter Zeit zu Hausgenoſſen des Menſchen erhobenen, in Geſtalt, Färbung und hervorragenden Eigenſchaften gleich ausge- zeichneten Edelſittiche an. Mit keiner anderen Papageiengruppe haben dieſe größere Mehr lichkeit als mit jener, und zwar zeigt ſich dies nicht bloß in der Geſtalt, ſondern auch in der Lebensweiſe. „Betrachten wir die Geſtalt genau, ſo bieten die Edelſittiche nur in dem keilförmigen Schwanze mit den verlängerten zwei mittelſten Federn, in dem Fehlen eines deutlichen nakten Augenkreiſes und dem weniger zuſammengedrückten Schnabel auffallende Unterſchiede, abgeſehen von den gänzlich verſchiedenen Färbungsverhältniſſen. Dagegen de. die Lebensweiſe der Arten beider Gruppen jo übereinſtimmend, daß z. B. faſt alles, was vom Halsbandſittiche geſagt werden kann, auch auf den Karolinaſittich paßt.“ 5 Die Edelſittiche ſind ſchlank 1 % ſehr langſchwänzige Papageien von mittlerer Größe, welche bei den größten Arten der unſerer Dohle, bei den kleinſten der einer mittel⸗ großen Droſſel annähernd gleichkommt. Der ſehr kräftige Schnabel iſt ebenſo lang oder länger als hoch, der Oberſchnabel in der Wurzelhälfte kantig abgeſetzt und hier mit einer ſeichten Längsrinne verſehen, ſeitlich ſanft gewölbt, daher etwas zuſammengedrückt, ſeine Spitze, vor welcher ein leichter Zahnausſchnitt ſich befindet, ſtark abwärts gekrümmt, über⸗ hängend, auf der unteren Seite mit deutlichen Feilkerben beſetzt; der Unterſchnabel hat eine breite abgerundete Dillenkante, längs welcher meift ein ſchwacher Leiſtenvorſprung verläuft. Die kleinen Naſenlöcher liegen frei in einer ſchmalen Wachshaut. Der kurze kräftige Fuß hat ſtarke Läufe. Der Flügel iſt lang und ſpitz, meiſt etwas kürzer als der Schwanz, welcher in der Ruhe nicht gunz bis zur Hälfte vom ihm bedeckt wird, die Flügelſpitze lang aus⸗ gezogen; unter den am Ende ſtumpf zugerundeten, ausnahmsweiſe ſpitzen Schwingen iſt die zweite am längſten, die zweite und dritte außen etwas, die erſte und zweite ſehr un⸗ Be bedeutend ausgeſchnitten. In dem keilförmigen abgeſtuften Schwanze ragen die beiden mittelſten Federn meiſt anſehnlich über die anderen vor, verſchmälern ſich gegen das Ende hin, zeigen aber wie die übrigen eine abgerundete Spitze. Das Gefieder, welches auch den Zügel und den Kreis ums Auge bekleidet, beſteht aus harten Federn; ſeine vorher⸗ 4 ſchende Färbung ift ein ſchönes, faftiges Grün, von welchem ſich der faſt regelmäßig lebhaft gefärbte Kopf, ein ſchwarzer Bartfleck und ein bunter Halsring anſprechend abheben. Der 5 | Schnabel hat meiſtens rote, ſelten ſchwarze Färbung, kann aber auch zweifarbig fein. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich kaum merklich durch die Größe, nicht aber durch die Färbung, während die Jungen, ſoviel bis jetzt bekannt, ausnahmslos ein von den Alten i 2 durch den Mangel des Kopf- und Halsſchmuckes kentliches Kleid tragen. Bei der außerordentlichen Uebereinſtimmung aller Edelſittiche läßt ſich die Geſamt⸗ heit bloß nach der Färbung in zwei Gruppen ee je nachdem die N Aue ihre Deckfedern grün oder blau find. Grüne Handſchwingen und Deckfedern Paten 129. Der Hochedelſittich, Pahari, Chandana, Kararia und Tota der Indier, Palaeornis (Ps., Psittaca,) eupatrius, L., (ginginiana, nipalensis, neglectus, cucullatus, Sonnerati). Sehr groß; grasgrün, auf Oberhals und Hinterbruſt ſchwach graugrün angeflogen; im Nacken ein breites roſafarbenes Halsband, welches ſich an den Halsſeiten mit einem an der Wurzel des Unterſchnabels beginnenden, das Kinn mit bedeckenden, ſchwarzen Bande vereinigt; die kleinſten Deckfedern oberſeits am Unterarm bilden einen großen kirſchbraunen Fleck; erſte Handſchwinge ſchwärzlich, die übrigen wie die Armſchwingen grün, innen breit ſchwärzlich gerandet; Unterſeite der Schwingen und große Deckfedern ſchwärzlichgrau, kleine grün; Schwanzfedern außen grün, die beiden mittelſten in der Endhälfte blaugrün, an der Spitze weißlich verwaſchen, die nächſtmittelſten beiden jederſeits nur außen im Enddrittel bläulich, am Ende gelb, alle o Edelſtliche 231 N KEN | N unterſeits dunkel olivengelb. Iris gelbweiß, Schnabel dunkel purpurrot, der untere etwas heller, Füße fleiſch⸗ farben. — Junger Vogel lichter, auf dem Kopfe heller grün als der alte, ohne rotes Nacken -und ſchwarzes Kinnband, jedoch mit rotem Fleck am Unterarm. Das Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich vom unteren Himalaya bis Ceylon und zu den Andamanen, öſt⸗ 12 bis 1 5 und Siam. * Der Halsbandſttich, Tiga, Gallar, Sybar der Indier, Dura und Babaghan der Araber, 1 f (Ps. C.) torquatus, Bodd., (cubicularis, manillensis, frenatus, docilis, inornatus, streptophorus, . Ki bitorquatus, parvirostris). Mittelgroß; ſchön grasgrün mit gilblichem Schimmer, auf Rücken, Schultern und Bruſt grünlichgrau verwaſchen, Hinterkopf mit blass lilablauem Scheine; im Nacken ein breites roſa⸗ rotes Halsband, welches ſich an den Halsſeiten mit einem von der Wurzel des Unterſchnabels auslaufenden ir ſchwarzen Streifen vereinigt; eine ſchmale, zuweilen kaum ſichtbare Linie vom Naſenloch bis zum Auge ſchwarz; 3 Schwingen dunkler als Oberdeckfedern und Rücken, innen breit ſchwärzlich gerandet und zu innerſt blafs- gelblich geſäumt; untere Flügeldecken lebhaft grüngelb, die Achſelfedern faſt gelb, die größten unteren Deckfedern wie die Schwingen unterſeits düſter grauſchwarz; Steuerfedern oberſeits grasgrün, innen leb⸗ haft gelborange, die beiden mittelſten Spießfedern grünlich merblau, die übrigen außen am Ende ebenſo, . alle unterſeits lebhaft olivengelb; die unteren Schwanzdecken an den Enden ſchwach merbläulich verwaſchen. N Iris blaſsgelb, Oberſchnabel dunkel purpurrot, an der Spitze horngrau, Unterſchnabel bräunlichſchwarz, * an der Vorderſeite rötlich, Wachshaut und Füße fleiſchfarben. — Indiſchen Weibchen fehlt manchmal das Halsband, jungen Vögeln dieſes und Bartfleck; das übrige Gefieder iſt einfarbig grün, die Iris braun, der Schnabel größtenteils ſchwarz. 5 Der Halsbandſittich iſt der einzige Papagei, welcher in Aſien und in Afrika vorkommt. Sein Ver⸗ breitungsgebiet erſtreckt ſich von Senegambien bis Malakka, in ſüdlich- nördlicher Richtung dagegen nur vom ſechſten bis zum fünfzehnten, in Aſien bis zum dreiunddreißigſten Grade nördlicher Breite. 131. Der Barettſittich, Faridi, Tuia und Malitihia der Indier, P. (Ps. C.) eyanocephalus, 115 (erythrocephalus, annulatus, flavitorques, xanthosomus, flavicollaris, rosa, bengalensis, rhodo- f cephalus, ternatensis, narcissus). Klein; grasgrün; Rücken, Schultern und die Unterſeite gilblichgrün, Bürzel en und obere Schwanzdecken malachitgrün, Kopf und Baden hell purpurrot, am Hinterkopf, im Nacken und aan den unteren Backen blaſs pflaumenblau verwaſchen, die genannten Teile von einem ſchmalen, ſchwarzen Halsbande umſchloſſen, welches ſich jederſeits bis zur Wurzel des Unterſchnabels zieht und das Kinn mit bedeckt; ein zweites, an das ſchwarze grenzendes, breites Band am Hinterhalſe hellſeegrün; Handſchwingen außen ſchmal gilblich geſäumt, innen ſchwärzlich, Flügeldecken wie die Schwingen dunkler grün als der Rücken, die mittelſten Flügeldecken purpurbraun, einen mehr oder weniger großen Fleck bildend, Schwingen unterſeits aſchgrau, die größten Flügeldecken ebenſo, die kleinen hellgrün; die beiden mittelſten Schwanzfedern blau, das nächſtfolgende Par nur außen am Spitzenteile blau, innen grüngelb, alle vier mit breiten weiß⸗ lichen Enden; die übrigen Steuerfedern innen gelb, nach der Spitze zu grüngelb, außen ebenſo, gegen die Spitze zu blau angeflogen, am Ende gelb, unterſeits, mit Ausnahme der vier mittelſten aſchgrauen, düſter gelb, e hellgelb, Oberſchnabel rötlichgelb, Unterſchnabel ſchwärzlich, Füße graubraun. — Der junge Vogel ift, mit Ausnahme des blaulichgrauen Vorderkopfes, einfarbig Be und hat weder Halsband noch Schulterfleck. Der Verbreitungskreis erſtreckt ſich über faſt alle Teile des indiſchen Feſtlandes nach Oſten bis Malakka, nach Weſten bis e ausſchließlich der Inſel Ceylon. Der Vogel gehört su den gewöhnlichſten Pa- pageien Indiens. Der Puhariſittich, band: und Gagi der Indier, P. schisticeps, Hodgson, (Hodg- soni). Mittelgroß; grün, unterſeits etwas heller; Kopf dunkel ſchwärzlich ſchiefergrau, Nacken hell gras⸗ grün, ein verſchwommenes Halsband bildend; Kinnband ſchwarz, ein Querband auf den kleinen Deckfedern des Unterarmes purpurbraun; Schwingen innen ſchwärzlich gerandet und ſchmal gelb geſäumt; Steuerfedern hell grasgrün, im Enddrittel innen und unterſeits ſchön goldgelb, die beiden mittelſten Schwanzfedern bis zum Ende grünlichblau. Iris ſtrohgelb, Oberſchnabel korallenrot, an der Spitze weiß, Unterkinnlade hornweiß, Füße bräunlich. — Dem jungen Vogel fehlt das ſchwarze Kinn⸗ und das rote Flügelquerband; die Kopfſeiten ſind ſchmuzig bräunlich olivengrün. Auch dieſer Edelſittich gehört dem größten Teile des indiſchen Feſtlandes an und tritt namentlich im unteren Himalaya in zahlreichen Schwärmen auf. 133. Der Bartſittich, P. (Belurus) Lueiani, Verreaux, (barbatus, Fraseri). Groß; grün, Rücken bläſſer, Gurgel und Kropf blaſs gelblichgrün, Kinn grau; ein Zügel- und ein an der Wurzel des Unterſchnabels beginnender breiter Bartſtreifen, welcher ſich bis auf die Halsſeiten zieht, ſchwarz, Zügel und Kopfſeite dunkel mennigrot, welche Färbung auf Hinterkopf und Hinterhals in Blaſsroſagelb übergeht, Br 232 Sittiche. der Oberkopf übrigens rötlich graugrün; Schwingen, deren Deckfedern, Eckflügel und Schwanz dunkelgrün; Handſchwingen innen und unterſeits faſt ſchwarz; die kleinen Deckfedern unterſeits grün, die großen aſchgrau; die beiden mittelſten Schwanzfedern an den Enden bläulich verwaſchen, die Steuerfedern unterſeits düſter graugelb. Iris gelbweiß, Oberſchnabel zinnoberrot, Unterſchnabel ſchwarz, Füße ſchwärz⸗ d lich. — Der junge Vogel dunkler grün als der alte, der ſchwarze Bartſtreifen undeutlich, die 12915 ſchmuzig rot, der Schnabel ſchwarz. Das Vaterland dieſes Sittichs, welcher zuweilen lebend nach Europa gebracht wird, iſt bis jetzt 195 unbekannt. | 134. Der Alexanderſittich, P. (Ps., C., Bel., Belocercus) Alexandri, L., (fasciatus, javanicus, pondicerianus, Osbeckii, mystaceus, bimaculatus, trimaculatus). Klein; grün, unterſeits gelbgrün; ein ſchmaler Stirnrand, der Zügelſtreif und ein breiter Bartſtreifen, welcher die Backen unterſeits begrenzt, ſchwarz, Stirnrand und Zügel blafsgrün verwaſchen, Kopf. und Baden graugelb, Hinterhals und Nacken grün, obere mittlere Flügeldecken olivengelb, einen großen Fleck bildend; Kinn, Bruſt und Bauch wein⸗ rot, Unterbauch, After, Schnabel und untere Schwanzdecken gelbgrün; erſte Handſchwingen ganz, die übrigen nur innen ſchwarz, unterſeits grau; Armſchwingen grün; Steuerfedern, die beiden mittelſten faſt blauen ausgenommen, grün, in der Endhälfte bläulich angeflogen, unterſeits düſter gelb. Iris ſchwefel⸗ gelb, Schnabel korallenrot, an der Spitze weißlich, Füße graubraun. — Der junge Vogel ähnelt dem alten; doch ſind Vorderkopf, Backen und Kehle graulich, Kropf, Bruſt und Hinterkopf grün, der W an und der gelbe Flügelfleck undeutlich; Iris braungrau, Schnabel rot. Die Art ſtammt von Java und Borneo und iſt neben dem Elfenpapagei der einzige ſeiner Domu welcher auf Java vorkommt. 135. Der Roſenringſittich, Kajla und Imrit der Indier, P. (Ps.) Lathami, Finsch, Cb borneus). Dem vorhergehenden ähnlich, aber etwas größer; grün; Oberkopf und Backen hellgrau, bläulich verwaſchen; Stirnrand, Zügelſtreif und ein großer Bartfleck ſchwarz, Nacken glänzend hellgrün, Kropf und Bruſt weinrot, bläulich ſcheinend, Bauch, Schenkel, After und untere Schwanzdecken gelbgrün, die Federn mit verwaſchen bläulichen Endſäumen; Handſchwingen und deren obere Deckfedern, mit Ausnahme der mittleren olivengrüngelben, dunkel grasgrün, innen ſchwärzlich, ſchmal gelblich geſäumt, unterſeits aſchgrauſchwarz; die kleinen Flügeldecken unterſeits grün, die großen dunkel aſchgrau; Steuerfedern grün, die beiden mittel⸗ ſten längs der Schaftmitte und am Ende bläulich, die ſeitlichen außen ebenſo. Iris gelblichweiß, Ober⸗ ſchnabel rot, Unterſchnabel ſchwarz, Füße grauſchwarz. — Junger Vogel wahrſcheinlich ebenfalls grün. Verbreitet ſich über Vorderindien, Pegu, Siam und die Halbinſel Malakka, ſcheint überhaupt unter allen indiſchen Papageien am weiteſten nach Oſten hin aufzutreten. In Calcutta gehört er zu den gewöhn⸗ lichen Erſcheinungen des Vogelmarktes. 136. Der Schwarzſchnabelſittich, P. melanorrhynchus, Wagl., (nigrirostris, Derbyanus). Dem Alexanderſittich ebenfalls ſehr ähnlich, aber merklich größer; Kopf und Kopffeiten grau, Stirn, Zügel und Backen ſchwach grünlich verwaſchen, ein ſchmaler Zügel- und ein breiter Bartſtreifen ſchwarz; Kehle, Kropf und Bruſt dunkel weinrot, in einen ſchmalen Halsring, welcher das Grau des Oberkopfes ſäumt, auslaufend; Hinterhaupt und Nacken lebhaft grün, die übrige Oberſeite düſter grasgrün, die Unterſeite bläſſer; Hand⸗ ſchwingen innen breit ſchwärzlich geſäumt, außen dunkler grün als der Rücken, unterſeits aſchgrau; die mittleren oberen Flügeldecken olivengelb, einen Fleck bildend, die übrigen Deckfedern dunkelgrün, die kleinen Unterdeckfedern grasgrün, die größten aſchgrau; Schwanzfedern grün, unterſeits graugelb, die beiden mittelſten gegen die Spitze zu bläulich. Iris perlgrau oder gelblichweiß, Schnabel ſchwarz, Füße grau⸗ ſchwarz. — Der junge Vogel ähnelt dem alten; Stirn und Kopfſeiten grau, Kropf und Bruſt wie die übrige Unterſeite grün; Schnabel ſchwarz. Auch dieſer Edelſittich, welcher durch ſeinen ſchwarzen Schnabel von den vorhergehenden Arten ſich gut unterſcheidet, bewohnt das Feſtland Indiens, insbeſondere Nepal, Aracan und Tenaſſerim. 137. Der Taubenſittich, P. columboides, Vig., (himalayanus, peristerodes). Klein; Kopf, Rücken und Unterſeite ſchön aſchgrau, Kinnſtreifen und ein von ihm ausgehender ſchmaler Halsring ſchwarz, ein zweiter dicht unter ihm, welcher, in der Kehlgegend ſich ausdehnend, ein Schild bildet, mergrün, Zügel und der Ring ums Auge ebenſo angeflogen, Bürzel und obere Schwanzdecken blaſs merblau, After, Schenkel und untere Schwanzdecken gelblich, jede Feder mit verwaſchen bläulichem Endſaume; Hand⸗ ſchwingen und ihre Deckfedern blau, innen breit ſchwarz gerandet, die oberſten kleinſten Deckfedern mit dunklen Endſäumen; Armſchwingen, deren Deckfedern und die Schultern düſter grün, ſchwach bläulich ſcheinend, die Deckfedern ſchmal gilblich geſäumt; alle Schwingen unterſeits ſchwarz, die kleinen unteren Deckfedern merbläulich, die großen aſchgrau; die beiden mittelſten Schwanzfedern einfarbig dunkelblau mit 8 breiten, weißen Enden, das nächſte Par blau mit gelben Spitzen, die übrigen Steuerfedern außen grün, .. ..... . . .. Erin, le; FREE 24 . 1 1 . „ Edelſittiche. 233 innen hochgelb, unterseits düſter gelb. Iris gelblich, Oberſchnabel zinnoberrot, Unterſchnabel bräunlichrot, Füße graubraun. — Beim jungen Vogel iſt der Halsring undeutlich und der Schnabel ſchwarz. Der Taubenſittich gehört der Malabarküſte Indiens an und lebt in kleinen Flügen in tiefen Wäldern. 138. Der Langſchwanzſittich, Betet der Borneſen, Madna⸗ Bola der indiſchen Vogelhändler, P. (Ps., B.) Iongicaudatus, Bodd., (barbatulatus, erubescens, malaccensis, affinis, viridimystax). Mittelgroß; grün, Unterſeite gilblichgrün; Oberkopf ſmaragdgrün, Zügel dunkelgrün, ein breiter 5 Streifen von der Wurzel des Unterſchnabels an den Halsſeiten herab ſchwarz, Kopfſeiten, Hinterkopf und Nacken pfirſichblütrot, Rücken und Bürzel mergrün, Bruſt und Bauchſeiten gelb, Aftergegend grasgrün; Handſchwingen, die erſten ſchwarzen ausgenommen, und Schwingendeckfedern blau, Spitzenteil der Schwingen und ein Saum außen gelbgrün, ein Rand innen ſchwarz; Armſchwingen und die übrigen Flügeldeckfedern grasgrün; Schwingen unterſeits graulich ſchwarz, untere Flügeldecken gelb; die beiden Spießfedern blau, grünlich geſpitzt, die übrigen grasgrün, unterſeits trübe olivengelb; obere und untere Schwanzdecken grasgrün. Iris bräunlichrot, Oberſchnabel ſcharlachrot, Unterſchnabel braunſchwarz, Füße graubraun. — Beim jungen Vogel ſind Ober- und Hinterkopf einfarbig grün, die Wangen und ein Fleck über dem Auge ſchmuzig weinrot; der Bartſtreif ſiht grün, der Schnabel bräunlich aus. Der Langſchwanzſittich, einer der ſchönſten Vögel ſeiner Gruppe, bewohnt Borneo, Sumatra und Malakka. 139. Der Rotwangenſittich, Taleka der Nikobarenbewohner, P. (B.) erythrogenys, Blyth., (nicobaricus). Groß; lebhaft grün, Nacken und Halsſeiten olivengelblichgrün, Hinterhals und Mantel graulichgrün, Kehle und Kopf graugrünlichgelb verwaſchen; Oberkopf ſmaragdgrün, Zügel und Kopfſeiten nebſt Ohrgegend lebhaft ziegelrot, ein ſchmaler Zügelſtreifen und ein großer Bartfleck ſchwarz; Handſchwingen außen dunkelblau, ſchmal grün geſäumt und grün am Ende, innen ſchwarz, ihre Deckfedern dunkelblau; Armſchwingen grün, an der Wurzel und längs des Schaftes blau, innen ſchwärzlich gerandet, Eckflügel in bläulich verwaſchen; Schwingen unterſeits grauſchwärzlich, untere Flügeldecken grün, die größten wie die Schwingen unten; die beiden Spießfedern blau, an der Wurzel grün gerandet, die übrigen Schwanzfedern grün, unterſeits glänzend olivengelb. Iris weiß oder perlgrau, Oberſchnabel blutrot, Unter⸗ ſchnabel ſchwarz, Füße bleigrau, die hornigen Schilder gelb. Der Rotwangenſittich bewohnt die Nikobaren und Andamanen und wird von den Eingeborenen oft in Gefangenſchaft gehalten. Die Edelſittiche gehören der alten Welt ausſchließlich an und verbreiten ſich über Mittelafrika und Südaſien, vom Südrande des Himalaya bis Ceylon und den Sunda⸗ inſeln und vom Indus bis zum Mekong. Eine Art bewohnt auch die Inſel Mauritius, eeine andere ſelbſtändige die Seſchellen. Mehrere Arten haben einen ſehr ausgedehnten, andere wiederum einen ſehr beſchränkten Verbreitungskreis: ſie finden ſich bloß auf einer Iii elgruppe. | Zu ihrem Aufenthalte wählen ſich unſere Vögel am liebſten Waldungen mit üppigem Baumwuchſe; doch kommt es ihnen auf die Größe derſelben nicht eben an. Nicht ſelten bemerkt man ſie auch in beſchränkten Waldesteilen oder ſelbſt in größeren Gärten, vorausgeſetzt nur, daß hier eine Gruppe dichtkroniger immergrüner Bäume ihnen das nötige Obdach gewährt. Der Halsbandſittich kommmt in Indien unbedenklich bis in das Innere der Dörfer und 1 Städte und brütet nicht allein in den Bäumen, ſondern auch in den größeren Gebäuden Daſelbſt, beiſpielsweiſe in Tempeln und Basoben: die übrigen Arten verlaſſen den eigent- lichen Wald ſeltener, einzeln vielleicht nie. Waſſerreiche Niederungen, welche Fluß- und See⸗ ufer umſäumenden Bäumen die nötige Feuchtigkeit ſpenden und eine beſondere Ueppigkeit des Pflanzenwuchſes erzeugen, dürfen als ihre liebſten Aufenthaltsorte angeſehen werden. In Afrika fand ich, daß der Halsbandſittich überall da auftritt, wo auch ſein Vetter aus der Klaſſe der Säugetiere, die graugrüne Merkatze ihren Aufenthalt nimmt, aus dem einfachen Grunde, weil die Lebensbedingungen beider Tiere wohl ſo ziemlich dieſelben ſind; in Aſien mag hier und da etwas Aehnliches vorkommen. Im Gebirge finden ſie ſich bloß bis zu eeiner gewiſſen Höhe, fo weit unſere Beobachtungen reichen, nicht höher als 2000 m. über deim e : . Alle Arten, welche bis jetzt genauer beobachtet werden konnten, geben ſich als hoch⸗ begabte Vögel kund. Es findet hierin wie auch in der Lebensweiſe unter den verſchiedenen %%% ̃ũœ C a A A N Ari — “2 ex ee a A: % IT EEE 7 N RICH EN e , SE RE RED 2 e 7 N 1 * x y N Nied 234 0 Sittiche. Arten kaum ein merklicher Unterſchied ſtatt; ſie alle ſind wie aus einem m Guſſe getan, ai — ſie alle haben ungefähr dieſelben Begabungen und Eigenſchaften. Geſtalt und Färbung 5 4 weifen fie auf das Gelaube der Bäume an. Sie gehen, wenn fie einmal zum Boden herabkommen, um hier abgefallene Sämereien oder Früchte aufzuleſen, ſchlecht und watſchelnd, 5 den langen Schwanz ſchief nach aufwärts geſtelzt; aber ſie klettern mit um ſo größerer 1 Fertigkeit und ſind ganz ausgezeichnete Flieger, welche mit vollſtem Recht einem Pfeile ver⸗ glichen werden dürfen. Ihr Flug iſt reißend ſchnell, erfordert aber raſch aufeinanderfolgende, faſt ſchwirrende Flügelſchläge und geht nur dann in ein Schweben über, wenn ſie ſich nieder⸗ laſſen wollen. Größere Geſellſchaften gefallen ſich zuweilen in merkwürdigen Schwenkungen, welche von dem ganzen Schwarme gleichzeitig und gleichmäßig ausgeführt werden; einzeln oder in Trupps dahinfliegende Edelſittiche dagegen ſtreben ſtets ſo eilfertig als möglich ihrem Ziele zu und fliegen in der Regel nur von einer auler grünen Baumkrone zur anderen. Die Stimme bewegt ſich in hohen, durchdringenden, auf weithin hörbaren Tönen, ohne jedoch eigentlich kreiſchend zu ſein; nebenbei vernimmt man von ihnen auch | knurrende Laute, welche zwar an die größerer Papageien erinnern, ſich aber doch von ihnen unterſcheiden, ohne daß man übrigens im Stande wäre, dies mit Worten auszudrücken. Die geiſtigen Eigenſchaften ſtellen die Edelſittiche ſehr hoch; ſie zählen unbedingt zu den be⸗ gabteſten unter allen Papageien. Ihre Klugheit, welche ſich mit Liſt und Verſchlagenheit part, macht ſich ſchon im Freileben, mehr aber noch in der Gefangenſchaft bemerklich. Dabei ſind ſie in hohem Grade geſellig und bis zu einem gewiſſen Grade unter ſich friedſam, obwohl ich allerdings auch das Gegenteil hiervon erfahren und erleben mußte, daß eine Geſellſchaft junger Halsbandſittiche ſtreitluſtig ſich gegenſeitig bekämpfte und einer den anderen dabei tot biß, worauf der Sieger dem Unterlegenen die Hirnſchale öffnete und das Hirn 4 verzehrte — ein Vergehen, welches von anderen Papageien noch nicht beobachtet worden iſt. Andersartigen Vögeln gegenüber kommt etwas Aehnliches öfters vor. So viel wir wiſſen, vermiſchen ſie ſich niemals mit anderen Arten ihrer Ordnung, bekümmern ſich auch nicht um andere Arten ihrer Klaſſe, behaupten aber herſchſüchtig ihren Platz und wiſſen ſich nicht bloß durch kräftige Schnabelhiebe ihrer Haut zu wehren, ſondern gehen auch leicht ohne eigentlichen Grund zum Angriffe über. Erfahrungen werden von ihnen treulichſt bewahrt und ſorgfältig ausgebeutet, und Verfolgung macht ſie ebenſo vorſichtig und ſcheu, als ſie das Bewußtſein eines ihnen gewährten Schutzes, wie ſie jolchen in den Ortſchaften Indiens genießen, zutraulich werden und mit den Menſchen in ein zwiſchen dieſen und Papageien ſonſt nicht gewöhnliches Freundſchaftsverhältnis treten läßt. Außer der Brutzeit verläuft das tägliche Leben der Edelſittiche annähernd in derſelben Weiſe wie das anderer Papageien; denn das ihnen Eigentümliche erklärt ſich, größtenteils wenigſtens, aus dem guten Einvernehmen, welches zwiſchen ihnen und den Menſchen ihres Verbreitungsgebietes obwaltet. Bald nach der Brutzeit ſchlagen ſich Alte und Junge in mehr oder minder zahlreiche Flüge zuſammen, welche unter Umſtänden zu unſchätzbaren Schwärmen anwachſen können, und durchziehen nun gemeinſchaftlich ein gewiſſes Gebiet. Eine ihnen zuſagende Baumgruppe oder ſelbſt ein einzelner mächtiger, dichtwipfliger Baum bildet gewiſſermaßen deſſen Mittelpunkt. Von ihm aus treten ſie ihre Flüge an und zu ihm kehren ſie zurück. In der erſten Morgenſtunde bemerkt man ſie wenig; ſie ſcheinen dann noch mit dem Putzen und Ordnen ihres Gefieders beſchäftigt zu ſein. Sobald aber der Tau zu trocknen beginnt, verlaſſen ſie in Familien oder Geſellſchaften ihren Ruhe⸗ baum und eilen raſchen Fluges in verſchiedenen Richtungen davon, da, wo das Land an⸗ gebaut iſt, in die Felder und Gärten, da, wo der Urwald oder das Dſchungeldickicht meilenweit den Boden bedeckt, zu einem mit Früchten beladenen Baume oder auf eine Waldblöße, um hier Nahrung aufzunehmen. Fühlen ſie ſich ganz ſicher, ſo zeigen ſie ſich * F Wie RN! en ERBEN NE N ET RE 1 en ES Bi A Br ee Edelſtttiche. | 9 985 a} ohne Scheu, klettern auch auf minder dicht bewachſenen Bäumen auf und nieder oder treiben ſich in der beſchriebenen Weiſe watſchelnd unten auf dem Boden umher, hier und da etwas aufnehmend. Merken ſie Gefahr, oder erſcheint ihnen irgend etwas auch nur im geringſten verdächtig, ſo eilen ſie ſchleunigſt der nächſten dichten Baumkrone zu und wiſſen ſich hier im Gelaube, welches mit ihrem Gefieder in Färbung übereinſtimmt, ſo geſchickt und ſo vollſtändig zu verbergen, daß man minutenlang unter dem Baume ſtehen und ſich anſtrengen kann, ohne einen einzigen von ihnen zu ſehen; und während man ihnen noch nachſpäht, verläßt einer nach dem anderen ſtill und geräuſchlos auf der dem Beobachter entgegengeſetzten Seite den Baum und fliegt lautlos der nächſten dichten Baumkrone zu: ſo wenigſtens habe ich es vom Halsbandſittich erfahren. Ueber Mittags tritt Ruhe ein; in den Nach⸗ 1 mittagsſtunden unternehmen ſie einen zweiten Ausflug, und gegen Abend eee ſie ſich auf den gewählten Schlafplätzen. Als ſolche habe ich im Innern Afrikas beſtimmte Teile des Waldes, welche mit hochſtämmigen Bäumen beſtanden waren, kennen gelernt, während die indiſchen Forſcher übereinſtimmend berichten, daß die 1 Edelſittiche ſich hier und da zwar ebenfalls einzelne Waldesteile, insbeſondere Dſchungeldickichte, gar nicht i ſelten aber auch mitten in den Dörfern ſtehende Baumgruppen zu ihrer Nachtruhe erwählen, bdiurchaus unbekümmert um das lebendige und geſchäftige Treiben unter ihnen. So erzählt Beavan, daß der Halsbandſittich ſich jeden Abend an den Palmenbäumen verſammelt, welche den Oſtbahnhof bei Barakpore umgeben, um hier Nachtruhe zu halten, und Layard teilt mit, daß derſelbe Vogel mit Bienenfreſſern, Grakeln und Krähen der Umgegend geſellſchaftlich in größeren Bambusbeſtänden übernachte und mit jenen im Vereine von Sonnenuntergang an bis zum erſten Grauen im Oſten ein Geräuſch hervorbringe, als ob eine größere Anzahl von Dampfmaſchinen im Gange wäre, ſich dagegen aber auch zuweilen ſeinen Schlafplatz mitten in den Dörfern erwähle. Zu Chilaw auf Ceylon hatte ſich die Papageiengeſellſchaft der Umgegend mehrere, den Markt beſchattende Kokospalmen auserſehen, vier Uhr Nachmittags begann der Zuzug. Einzelne Schwärme wendeten ſich heimwärts, ihnen folgten bald ſtärkere, und nach Verlauf einer halben Stunde war der Zug im vollen Gange. Unſer Forſcher fand bald, daß es ihm unmöglich wurde, die Flüge noch zu zählen; denn ſie vereinigten ſich zu einem lebendigen, brauſenden Strome. Einzelne flogen hoch in der Luft bis über ihre Schlafplätze und ſtürzten ſich dann plötzlich unter verſchiedenen Wendungen bis auf die Kronen der Bäume herab; andere ſchwärmten längs des Bodens dahin und ſo dicht über demſelben weg, daß ſie faſt das Antlitz des Beobachters ſtreiften. Sie eilten mit der Schnelligkeit des Gedankens vorüber, und ihr glänzendes Gefieder ſchimmerte im Strale der Sonne. Lange noch nach Einbruch der Dunkelheit konnte man das Fluggeräuſch der ihrer Herberge zuſtrömenden Vögel vernehmen. Als dann Layard eeinen Schuß abfeuerte, erhoben fie ſich mit einem Lärm, gleich dem Rauſchen eines ge⸗ waltigen Windes, ſetzten ſich aber bald wieder feſt, und es begann nun ein Getöſe unbe- ſchreiblicher Art. Das flatternde Geräuſch ihrer Flügelſchläge, das Raſſeln der Blätter auf den Palmen und das ſchrille Geſchrei der Vögel waren betäubend. Nicht ſelten geſchiht es, daß die ſpät heimkehrenden Sittiche bei ihrem eiligen Fluge dicht über aa Boden weg gegen Mauern und andere Hinderniſſe prallen und ſich dabei die Köpfe einſtoßen. Bernſtein erzählt Aehnliches vom Alexanderſittich, welcher ebenfalls über Tags parweiſe oder in kleinen Trupps die Gärten und Gehölze ſeines Wohnortes durchzieht, gegen Abend aber ſich mit aallen übrigen innerhalb eines beſtimmten Kreiſes lebenden Artgenoſſen auf großen Bäumen verſammelt. Sobald die erſten glücklich angelangt find, erheben ſie frohlockend ihre Stimme und beginnen ein Tonſtück, in welches alle neuen Ankömmlinge einfallen, ſo daß es ſchließlich zu einem ohrbetäubenden Lärm anſchwillt, welcher nicht früher endet, als bis der letzte 72727... — und Layard konnte hier ihr abendliches und nächtliches Treiben ſehr gut beobachten. Gegen 230 5 Sittiche. Schein der Abendröte am Himmel verſchwunden iſt. Dann tritt raſch allgemeine Ruhe ein, i und ſie wird nur zuweilen vorübergehend geſtört, wenn einzelne, welche vielleicht ein minder bequemes Sitzplätzchen gefunden haben, aufflattern, um ein anderes zu ſuchen, und dabei einen * 2 ihrer ſchon eingeſchlafenen Genoſſen von dem feinigen vertreiben wollen. Unter ſolchen Um- 5 5 f ſtänden wird allgemeiner Unwille laut und der Ruheſtörer mit einigen kräftigen Schnabel. hieben zurechtgewieſen. So dauert es, bis völlige Dunkelheit eingetreten iſt. Mit dem alle Scheine des anbrechenden Tages zerteilt ſich der Schwarm. Während der Brutzeit finden die abendlichen Zuſammenkünfte nicht ſtatt; e 4 Edelſittiche leben, die noch nicht ausgefiederten Jungen vielleicht ausgenommen, jetzt parweiſe und verteilt, 1 945 weil ſich für ſo große Maſſen die nötigen Niſthöhlungen nur in einem größeren Umkreiſe finden laſſen. In Afrika brüten die Halsbandſittiche ausſchließlich in Baum höhlungen, in Indien und auf den Sundainſeln vorzugsweiſe wohl auch in ſolchen, neben⸗ bei aber nicht ſelten in paſſenden Löchern in Mauern und Gebäuden, namentlich in den durch den Wahn der Indier geſchützten Tempeln, welche ihnen auch die meiſten Niſtgelegen⸗ a heiten bieten dürften. Das Gelege beſteht nach Angabe der verſchiedenen Forſcher aus zwei oder aus drei bis vier Eiern. Beavan gibt an, daß die Jungen bereits vierzehn Tage nach dem Ausſchlüpfen flugbar ſeien — eine Behauptung, welche ſicherlich falſch iſt, da ein ſo großer Papagei, wie wir von den in Gefangenſchaft gezüchteten Verwandten ſchließen dürfen, unzweifelhaft längere Zeit zu ſeinem Wachstume gebraucht. Die Nahrung der Edelſittiche beſteht in allen genießbaren Pflanzenſtoffen, welche die Umgegend bietet. Afrikas arme Waldungen liefern ihnen nur wenige Früchte, einzelne Sä⸗ mereien, Blatt- und Blütenknospen, benachbarte Felder dann und wann Durra und Dohhen⸗ hirſe; das reiche Indien dagegen gewährt ihnen ungleich mehr, namentlich in den angebauten Gegenden. Hier treiben ſie es ganz wie andere Papageien auch, erſcheinen während der Fruchtreife in Gärten und auf Feldern und fügen da, wo ſie maſſenhaft auftreten, dem Menſchen erheblichen Schaden zu. Beſonders geklagt wird über die vielen Verherungen, welche ſie in Pfirſich- und Orangegärten oder in Reisfeldern anrichten; denn auch fie ver⸗ wüſten weit mehr, als ſie zu ihrer Nahrung bedürfen. Demungeachtet kann es der tier⸗ freundliche Indier nicht über ſich gewinnen, den läſtigen und ſchädlichen Vögeln tatkräftig entgegenzutreten, wie der Europäer es unter allen Umſtänden tut. Und daher denn auch die zudringliche Dreiſtigkeit unſerer Sittiche. | Obgleich uns beſtimmte Kunde mangelt, dürfen wir doch mit ziemlicher Beſtimmtheit annehmen, daß alle Edelſittiche in Gefangenſchaft gehalten werden. Sie zählen überall zu den beliebteſten Stubenvögeln und werden, jung den Neſtern enthoben oder alt gefangen, maſſenhaft auf die Vogelmärkte gebracht, ja ſelbſt im Innern Afrikas, wo doch vom Vogel⸗ fange kaum zu reden iſt, dem reiſenden Forſcher oder jedem anderen Beſteller geliefert. Die Schönheit ihrer Geſtalt, der ſanfte Schmelz ihrer Färbung, die Anmut ihres Weſens und die allen gemeinſame leichte Zähmbarkeit und Gelehrigkeit beſtechen Jedermann und machen ſie zu angenehmen Hausgenoſſen, obwohl ihr ſchrilles Geſchrei empfindliche Ohren anfangs verletzt. In Südaſien ſiht man ſie faſt überall in gezähmtem Zuſtande, angekettet auf Pflöcken vor den Häuſern und Hütten der Eingeborenen ſitzend oder eingebauert, und von hier aus gelangen ſie auch regelmäßig, jedoch immer nur einzeln oder höchſtens in geringer Anzahl, auf unſeren europäiſchen Tiermarkt. Ihre Pflege und Wartung verurſacht, falls man die bereits wiederholt gegebenen Grundregeln ihrer Behandlung beobachtet, kaum nennenswerte Mühe; denn ſie ſind ſehr ausdauernd und begnügen ſich mit dem einfachſten Futter. Ausführlicheres hierüber brauche ich nicht zu ſagen, weil für ſie genau dasſelbe gilt, was in Beziehung auf die Keilſchwanzſittiche und die Papageien überhaupt von mir bemerkt wurde. Nur möchte ich raten, ſich womöglich Junge ohne Halsband anzuſchaffen, Edelſittiche. 237 weil dieſe am leichteſten zahm werden und am früheſten ſprechen lernen. Zweckentſprechend unterrichtete Stücke leiſten in der Nachahmung Anerkennenswertes. Sie vermögen zwar nicht mit den Grau⸗ und Amazonenpapageien zu wetteifern, wohl aber mäßige Anſprüche vollkommen zu befriedigen. Bei geeigneter Pflege, und namentlich, wenn man ihnen einen genügend großen Raum anweiſt, brüten auch ſie in Gefangenſchaft. Ein Pärchen des indiſchen Halsbandſittichs begann Ende Januars den Raum, welchen es (im Berliner Aquarium) in Geſellſchaft mit anderen feiner Art, Keilſchwanzſittichen, Araras, Kakadus, Elſtern, Hehern, Alpendohlen ꝛc. bewohnt, nach einer paſſenden Niſtſtätte zu durchſuchen und erwählte ſich ſchließlich eine Mauerritze im Gebauer des Rieſenfiſchers, in welchen es durch ein Loch im Netzwerk der Decke aus⸗ und einſchlüpfen kann. Hier machte es ſich Tage lang zu ſchaffen, bis ich einen Niſtkaſten in der Nähe aufhängen ließ. Nach eingehender Unterſuchung wurde der # letztere bezogen, und das Weibchen beſchäftigte ſich nun zunächſt mit der Zerkleinerung und Ordnung der Mulmſtücke, Hobelſpäne und anderer Niſtſtoffe, welche in den Kaſten gelegt worden waren, während das Männchen, außen auf dem Käſtchen ſitzend, Wache hielt und jede ſtörende Erſcheinung der innen arbeitenden Gattin anzeigte. Dieſe verweilte während 1 8 . A Pa et 8 8 7 ) 77 + der erſten Tage faſt ununterbrochen im Niſtkäſtchen, erſchien auf Befragen, ob fie zugegen, D. h. auf Anklopfen an das Käſtchen, mit dem Kopfe im Schlupfloche, ſah ſich um und 4 309 fich wieder zurück, um fortzuarbeiten. In den erſten Tagen des Februar ſaßen beide Vögel oft mehrere Stunden koſend neben einander. Das Männchen erwies der Gattin alle unter Papageien übliche Zärtlichkeiten, ſchnäbelte und atzte ſie, neſtelte ihr im Gefieder herum, umhalſte ſie förmlich, bog ſich hierauf zuweilen zurück, lüftete die Flügel und breitete den Schwanz, das Bild des Adlers im Wappen darſtellend, wies eiferſüchtig jede Annäherung eines anderen Halsbandſittichs zurück und hielt auch übrigens ſcharfe Wacht. 8 Am zehnten Februar beobachtete ich die erſte Begattung; ſie war ebenſo innig wie die der Rioſenpapageien. Weiteres vermag ich, da der Bogen abgeſchloſſen werden muß, einſtweilen 5 nicht zu berichten; nur hinzufügen will ich noch, daß das Weibchen noch keinen Halsring Zeigt, alſo wohl jünger als das Männchen ſein mag. Jedenfalls iſt hierdurch der Beweis erbracht, daß die Edelſittiche bei geeigneter Behandlung, insbeſondere, wenn ihnen ein paſſender Raum angewieſen wird, die auf das Endziel der Vogelpflege gerichteten Bemühungen mit Erfolg krönen werden. Alle Edelſittiche ſind, wie die indiſchen Vögel überhaupt, verhältnismäßig teuer. Am häu⸗ figſten und demgemäß am billigſten erlangt man den Edelſittich, welcher zuweilen in Geeſellſchaften von zwanzig bis fünfzig Stücken auf unſern Tiermarkt kommt. Unverhältnis⸗ mäßig ſeltner ſiht man hier die übrigen Arten. Junge Vögel des erſtgenannten werden durchſchnittlich mit 5 bis 7 Talern, die übrigen Edelſittiche nicht unter 12 Talern verkauft, Preiſe, welche in Betracht der trefflichen Eigenſchaften dieſer Vögel auch keineswegs als zu hohe bezeichnet werden dürfen. Einen beſtimmten Markt haben ſie nicht; fie kommen im Gegenteil einzeln in allen europäiſchen Hafenſtädten auf, welche mit Indien in Verbin⸗ dung ſtehen — denn vom Senegal erhalten wir die Halsbandſittiche nicht — und finden in der Regel von hier aus raſch ihren Weg in die Käfige der Liebhaber. Schmalſchnabelſtttiche. bereichern unſere Gebauer mit kleinen, zierlichen und in der Gefangenſchaft trefflich ausdauernden Dieſelben Länder und Gegenden, welche von den Keilſchwanzſittichen bewohnt werden, 238 | Sittiche. Sittichen, welche von Einzelnen den vorher genannten, teilweiſe auch wohl den Zwerg⸗ 1 papageien zugezählt wurden, ſich jedoch durch die Bildung des Schnabels, die Kürze des Schwanzes, die Beſchaffenheit des Gefieders und deſſen Färbungsverhältniſſe als Tee NER Gruppe kennzeichnen. Alle Schmalſchnabelſittiche gehören zu den kleinen Papageien; ihre Größe ſchwankt dischen \ 4 der unſeres Stares und der unſerer Miſteldroſſel. Der Schnabel iſt ſchlank, länger oder ſo lang als hoch, ſeitlich ſtark zuſammengedrückt, auf der Firſte kantig, an der Spitze lang ausgezogen und ſtark herabgekrümmt; vor derſelben befindet ſich ein tiefer Ausſchnitt; auf der Unter⸗ und Innenſeite ſind ſchwache, aber doch deutlich ſichtbare Feilkerben vorhanden; der Unterſchnabel iſt ebenfalls ſeitlich zuſammengedrückt, die Dillenkante breit und abgerundet; die Laden ſind ſanft ausgebuchtet. Die runden Naſenlöcher öffnen ſich frei in der breiten, nakten | Wachshaut. Der Fuß iſt ziemlich ſchwach und kurzläufig, der Lauf jedoch länger als . Hälfte der äußeren Vorderzehe. In dem langen, ſpitzen Flügel, welcher den Schwanz an Länge beträchtlich übertrifft und in der Ruhe mehr als die Hälfte desſelben bedeckt, iſt die zweite Schwinge am längſten, die erſte bis dritte innen ſtark, außen kaum merklich aus⸗ geſchnitten, die Flügelſpitze mittellang, das Ende der Schwingen rundlich zugeſpitzt. In dem mittel⸗, ausnahmsweiſe auch wohl ziemlich langen, keilförmigen Schwanze ragen die mittelſten, ein wenig verſchmälerten Federn etwas vor, und find die äußerſten Schwanz, federn verhältnismäßig nicht ſehr verkürzt. Die vorherſchende Färbung des weichen Ge⸗ fieders iſt ein zartes, einfarbiges Grün, von welchem ſich in der Regel ein Kinnfleck oder die mehr oder minder brennend gelb gefärbten Handſchwingendeckfedern lebhaft abheben. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht durch die Färbung, die Jungen kaum merklich von den Alten. der Kinnfleck. N 140. Die Tirika, Brotogerys (Ps., Aratinga, Conurus, Tirica, Sittace, Psittacula) tiriea, Gml., (tiriacula, acutirostris, rufirostris, brasiliensis, viridissima). Groß; ſchön grasgrün, oben etwas dunkler, auf Stirn, Backen und unten heller; ln längs der Schaftmitte dunkelblau, übrigens grün, innen grauſchwarz gerandet; Handſchwingendeckfedern lebhaft dunkelblau, untere Flügeldecken . grünlichgelb. Iris graubraun, Schnabel rötlich fleiſchfarben, Wachshaut weißlich, Fuße hell bräunlich 1 fleiſchfarben. — Junge Vögel mehr graulichgrün, ohne Blau auf den Schwingen. Die Art verbreitet ſich über einen großen Teil des öſtlichen Braſiliens, nach Norden hin bis Gino 141. Der Gelbflügelſittich, Br. (Psa., Psittacara, Psla., Art., C., S., T.) xanthoptera, Spix, | (Xanthopterygius). Groß; ſchön grasgrün, unterſeits kaum heller, Flügeldecken olivenfarben ver⸗ waſchen; erſte Handſchwinge außen bläulich, die übrigen grün mit bläulichem Scheine, innen bis gegen die Spitze hin ſchwärzlich, unterſeits bläulichgrün; Handſchwingendeckfedern im Endteile blau, Eckflügel und die größten oberen Flügeldeckfedern hochgelb, wodurch eine breite, gelbe Binde über den Flügel gebildet wird; untere Deckfedern grün; Schwanzfedern innen am Rande olivengelblich geſäumt, unterſeits grün, ins Bläuliche ſpielend. Iris braun, Schnabel und Füße blaſs hornbräunlich. 5 Der Verbreitungskreis dehnt ſich über das Gebiet des Amazonenſtromes und Bolivia aus. 142. Der Weißſchwingenſittich, Br. (Ps., Psla., Psittaca, A., C., S., T.) virescens, Gml., (cayanensis, versicolorus, chiriri). Groß; dunkel grasgrün, auf dem Rücken olivengrünlich ver⸗ waſchen; erſte fünf Handſchwingen grün, längs der Schaftmitte bläulich angeflogen, innen ſchwärzlich gerandet, unterſeits düſter blaugrün; letzte vier Handſchwingen, deren Deckfedern und die Armſchwingen, mit Ausnahme der drei letzten grünen, weiß; die größten oberen Flügeldeckfedern ſchwefelgelb, innen weiß, untere Flügeldecken grün. Iris braun, Schnabel, Wachshaut und Füße horngelblichfahl. 0 Der durch die weißen Schwingen ſehr ausgezeichnete und leicht e Vogel verbreitet IN von Paragay an über ganz Braſilien bis zum Norden. 143. Der Feuerflügelſittich, Perico der Ecuadorianer, Br. (Ps., Psa., 0.5 rien pyr- krhoptera, Lath., (griseocephalus, griseifrons). Groß; dunkel grasgrün, auf den oberen Flügel⸗ Zur beſſern Ueberſicht ordnet Finſch die Arten, je c ſie einen Kinnflet hüten oder dieſer ihnen fehlt, in zwei Unterabteilungen. Den nachſtehend erwähnten Arten fehlt — — 7 a ad ar Da tn uni BE er . IE TE — 92 Are . — — a 5 050 239 a decken olivengelbbraun ein, Unterſeite hell grasgrün; Stirn, Zügel, Backen und Ohrgegend grau, Kinn ebenſo, blaſs roſtgelb verwaſchen; Ober- und Hinterkopf bläulich mergrün; Schwingen außen blau verwaſchen, innen breit ſchwärzlich gerandet und ſchmal blass orangefarben geſäumt; Deckfedern der Hand⸗ ſchwingen dunkelblau Federn am Eckflügel im Spitzenteile ebenſo; kleine und mittlere untere Flügeldecken boch orangefarben, die größten wie die Schwingen unterſeits düſter dunkelgrün. Die beiden mittelſten . Schwanzfedern bläulich verwaſchen, die übrigen grün, innen ſchmal gelb geſäumt, unterſeits düſter grün. En Se braun, Schnabel, Wachshaut und Füße hell fleiſchfarben. 1 a ie Art ſtammt von der Weſtküſte Südamerikas und iſt namentlich in Ecuador ziemlich häufig. 0 a 5 Die übrigen Arten haben orangefarbenen Kinnfleck oder Gelb am Kopfe. Ba 144. Der Goldkinnſittich, Br. (Ps., Psa., Psla., C., Psittovius,) tovi, Eml., (chrysopogon, gutture- lutec). Mittelgroß; grün, Hinterhals und Mantel ſchwach olivenbräunlich verwaſchen; Kinnfleck hoch— orange; Kopf, Seiten, Schenkel, Bauch und untere Schwanzdecken grasgrün, übrige Unterteile grüngelb; Schwingen und Seed dunkel malachitgrün, innen ſchwärzlich gerandet; Armſchwingen außen bläulich überhaucht; Handſchwingendeckfedern dunkelblau, kleinſte und mittlere obere Flügel- und oberſte Schulter- 1 decken zimmetgelbbraun; kleine und mittlere untere Flügeldecken citronengelb, größte düſter grünlich wie die Schwingen unterſeits. Iris braun, Schnabel hell hornfahl, Füße gelblich fleiſchfarben. 1 Die nördlichen Länder Südamerikas und der größte Teil Mittelamerikas ſind die Heimat dieſes in 4 N einem Vaterlande häufigen Vogels, welcher neuerdings lebend auch auf unferen Tiermarkt gelangt. | 145. Der Goldflügelſittich, Tuipara der Eingeborenen Braſiliens, Br. (Ps., Psa., Pstvs., C., S., A.) tuipara, Gml., (soso ve, calthopticus, chrysopterus, aurifrons, notatus, 11 Groß; dunkel grasgrün, Stirnrand orangebräunlich, Vorderkopf malachitgrün, Hinterkopf werbläulic verwaſchen, Kinnfleck orangefarben; Handſchwingen dunkelgrün, in der Wurzelhälfte dunkelblau, innen bis gegen die Spitze ſchwarz, unterſeits grünlich merblau; Eckflügel und Handſchwingendeckfedern hochorange; kleine Unterflügeldeckfedern grün; Schwanzfedern innen breit orangegelb geſäumt, unterſeits grün, bläulich 5 ſchimmernd. Iris braun, Augenkreis weißlich, Schnabel hornfleiſchfarben, Füße und Krallen hornbräun⸗ lich. — Stirnrand und Kinnſleck fehlt einzelnen Stücken. — Junge Vögel ſehen mehr gilblichgrün aus und haben grüne Handſchwingendeckfedern. Die Zuipara bewohnt die nördlichen Länder Südamerikas und ift längs der Küſte von Braſilien ein 8 danger Vogel. 146. Der Goldkopfſittich, Tui der Braſilianer, Br. (Ps., Psa., Psta., Pstyvs., C., S.) tui, Gml., vr 1 Klein; ſchön grasgrün, auf dem Mantel olivengrün verwaſchen; Vorderkopf, Zügel und ein ſchmaler Strich in der Ohrgegend citronengelb, Bürzel und obere Schwanzdeckfedern lebhaft gelbgrün, grasgrün; erſtere innen breit ſchwärzlich gerandet, die vorderſten außen ſchmal gelb geſäumt, alle unterſeits düſter dunkelgrün, außen ſchwärzlich. Handſchwingendeckfedern bläulich überhaucht, Schwanzfedern innen und unterſeits lebhaft grüngelb. Iris braun, Schnabel dunkelbraun, Füße und Krallen hell hornfahl. Der Tui verbreitet ſich von Bolivia bis in das nördliche Braſilien. 5 Lebensweiſe und Betragen der Schmalſchnabelſittiche erinnern ebenſo ſehr an das Treiben der Keilſ ſchwanzſittiche wie der Zwergpapageien. Sie bewohnen hochſtämmige Wälder, mit Vorliebe ſolche, welche an Pflanzungen grenzen, halten ſich in zahlreichen Schwärmen ziuſammen und durchſtreifen von ihren Standorten aus, pfeilſchnell dahinfliegend, unter fortwährendem Ausſtoßen ihrer lauten, hellklingenden Stimme, ein mehr oder weniger ausgedehntes Gebiet. Nicht ſelten vereinigen ſie ſich mit den die Felder plündernden N 5 Keilſchwanzſittichen, halten ſich jedoch etwas getrennt von der Geſamtheit und bilden aach in dieſer eine geſchloſſene Abteilung. Ihre Nahrung beſteht aus Blatt- und Blüten⸗ knospen, Blüten und Sämereien, vielleicht auch einzelnen Früchten und Beren. Den Mais und Reispflanzungen können ſie trotz ihrer geringen Größe ſehr ſchädlich werden, weil auch ſie weit mehr verwüſten, als ſie verzehren. Ueber ihr Fortpflanzungsgeſchäft haben wir nur dürftige Berichte. Sie brüten in hohlen Baumäſten oder Baumhöhlungen überhaupt und legen drei bis vier Eier — ob ein oder mehrere Male im Jahre, iſt zur Zeit noch nicht feſtgeſtellt worden. 6 IJghrer geringen Scheu und Vorſicht halber laſſen ſie ſich ohne Mühe jagen, auch = leicht mit en und anderen Sole berücken, falls man nur einen Lockvogel beſitzt, Br Kinn und übrige Unterſeite nebſt den unteren Flügeldecken hellgelbgrün; Schwingen und Steuerfedern dunkel ’ “ 0 en N | | 0 | N j 4 m 4 „57 2 . Ei; 6 240 | Sittiche. welcher die vorüberziehenden herbeiruft. Die Braſilianer lieben ſie ſehr und halten ſie häufig in Gefangenſchaft, gewöhnlich angekettet auf einen Stock, welchen man an der äußern Seite ihrer Wohnung anbringt, indem man das eine Ende desſelben in der Lettenwand befeſtigt. Sie lernen zwar, wie man allgemein annimmt, nicht ſprechen, werden aber un⸗ gemein zahm und zutraulich und find wegen ihres ſauften Weſens beſonders beliebt. Auf unſeren Tiermarkt gelangen ſie ziemlich oft, manchmal in Geſellſchaften von zehn bis dreißig Stücken, wenn auch nicht gerade regelmäßig. Diejenigen Arten, welche ich gepflegt oder beobachtet habe, lieferten mir den Beweis, daß ſie in der Tat die Zuneigung der Braſilianer verdienen. Ich darf ſie als muntere, regſame, kluge und anmutige Käfigvögel warm empfehlen. Sie ſind vom frühen Morgen bis zum Abend in Tätigkeit, machen ſich unabläſſig mit dieſem oder jenem zu ſchaffen und beleben ein Fluggebauer in hohem Grade. Abweichend von ſo vielen anderen Papageien laufen ſie, mit kleinen, trippelnden Schritten zwar, aber doch ſehr raſch und gewandt auf dem Boden dahin, klettern ganz vorzüglich und, entſprechend ihrer Regſamkeit, beſonders eilfertig, fliegen auch in engeren Räumen leicht und gewandt. Sie befriedigen durch dieſe Beweglichkeit ebenſo wie durch ihre Anhänglichkeit an den Gatten oder andere ihrer Art und ihre bemerkenswerte Verträglichkeit mit den übrigen Vögeln des Raumes. Ihre geiſtigen Eigenſchaften ſcheinen ziemlich entwickelt zu ſein; doch bin ich zur Zeit nicht im Stande, Genaueres hierüber zu ſagen. Die Behauptung der Braſilianer, daß ſie nimals ſprechen lernen ſollen, läßt ſich bezweifeln, da wir gerade in dieſer Hinſicht neuerdings ſehr bemerkenswerte, wenn nicht auffallende Erfahrungen geſammelt haben. Haltung, Pflege und Wartung dieſer kleinen Papageien ſind ſo einfach, als ſie es überhaupt ſein können. Sie freſſen faſt von allen Körnern, welche man ihnen vorſetzt, am liebſten, wie es mir ſcheinen will, Hirſen und Glanz, obwohl ſie Hanf und halbweich gekochten Mais auch nicht verſchmähen, überhaupt an alle Nahrungsſtoffe, welche man Papageien reicht, gewöhnt werden können. Grünzeug, Baumknospen und Baumblätter erachte ich als Futterſtoffe, welche ſie bedürfen, mindeſtens entbehren, wenn ſie dieſelben nicht erhalten; Früchte dagegen ſcheinen ihnen weniger notwendig zu ſein, obwohl ſie ſolche ebenfalls zu ſich nehmen. Gegen Kälte oder geringe Wärme ſind ſie nicht beſonders empfindlich, und deshalb glaube ich auch, daß ſie in gewöhnlichen Fluggebauern zur Fort⸗ pflanzung ſchreiten werden. Bisher hat man freilich gerade dieſe Vögel zu ſehr vernach⸗ läſſigt, ſie namentlich zu ſelten in Geſellſchaft gehalten, als daß man meine Anſicht beſtätigende Beobachtungen hätte machen können. 8 Der Preis aller Schmalſchnabelſittiche iſt gering, weil ſie ſelbſt unter Liebhabern noch wenig bekannt ſind und ihr ziemlich einfaches Kleid nicht Jedermann feſſelt. Für durch⸗ ſchnittlich 10 Taler kann man ſich wohl ein Pärchen dieſer niedlichen Vögel erwerben. Dickſchnabelſtttiche. Durch den Bau des Schnabels, andere Schwingenverhältniſſe und Eigentümlichkeiten in der Färbung unterſcheidet ſich eine Sippe ſüdamerikaniſcher Papageien von den Keil⸗ ſchwanzſittichen, denen ſie ſonſt am nächſten kommen und mit denen ſie in der Regel zuſammengeworfen worden ſind. Wir erhalten leider nur eine Art der kleinen und beachtenswerten Gruppe, dieſe aber nicht eben ſelten, wenn auch keineswegs regelmäßig. Die Dickſchnabelſittiche ſind Vögel von Star- bis Droſſelgröße. Der ſehr kräftige dicke und kurze Schnabel iſt höher als lang und ſtark abgerundet, ſeitlich bauchig erweitert, die Spitze des Oberſchnabels, vor welcher ſich ein ſtumpfer Zahnausſchnitt befindet, kurz, N Ban an A a nn in ch >. 3 . CHE INT 2 7 u er ne 2 | Dickſchnabelſittiche. 241 breit und ſtumpf, innen mit deutlichen Feilkerben verſehen; der Unterſchnabel hoch, die Dillenkante breit abgerundet und vor der abgeſtutzten Spitze ſanft ausgebuchtet. Die kleinen Naſenlöcher, deren Ränder wulſtig aufgetrieben ſind, liegen frei in der ſchmalen Wachshaut, ausnahmsweiſe auch unter den Stirnfedern verſteckt. Der Fuß iſt kurz und kräftig, der Flügel faſt ganz wie bei den Edelſittichen gebaut, lang und an der Flügelſpitze vorgezogen, die Schwingen, unter denen die erſten drei faſt gleich lang und nur die zweite und dritte außen etwas ausgeſchnitten ſind, ſpitzen ſich am Ende zu. Der Schwanz iſt keilförmig abgeſtuft wie bei den erwähnten Verwandten. Das weiche Gefieder, welches die Zügel bekleidet und um das Auge bloß einen kaum bemerkbaren Ring freiläßt, zeigt wenig lebhafte Farben, welche in der Regel bei beiden Geſchlechtern gleich und im Jugendkleide kaum abweichend ſind. 147. Der Mönchſittich, die Cotorra oder Calita der Südamerikaner, Bolborrhynchus (Ps., C., S., Psittaca, Myiopsitta) monachus, Bodd., (murinus, cinereicollis, canicollis, griseicollis, calita). Bon Droſſelgröße; ſchön grasgrün, auf dem Mantel blaſs olivenbräunlichgrau verwaſchen; Stirn, Vorder⸗ kopf, Zügel, Backen, Kehle, Kropf und Bruſt hellgrau, ſchwach bräunlich ſcheinend; die Federn des Kopfes mit ſchmalen, graulichfahlen Endſäumen, welche Querlinien bilden; Unterbruſt und Bauch einfarbig hellgrau, fahlgilblich verwaſchen, Unterbauch, Schenkel, Aftergegend und untere Schwanzdecken heller gelbgrün; Eck— flügel und Handſchwingen indigoblau, außen grün, innen breit ſchwärzlich gerandet, Handſchwingendeckfedern dunkler; Armſchwingen, die letzten grünen ausgenommen, ebenſo; Schwingen unterſeits dunkelmerblau, grünlich verwaſchen, kleine Unterflügeldeckfedern grün, die größten wie die Schwingen; Schwanzfedern grün, innen lichter, unterſeits grünlich merblau, innen gelbgrün gerandet. Iris braun, Schnabel fleiſchfarben⸗ bräunlich oder gilblichgrau, Füße grau. Der Verbreitungskreis erſtreckt ſich über die ſüdlichſten Teile Amerikas, vom ſüdlichen Braſilien an bis über die Plataſtaten, nach Weſten hin bis Bolivia. Der Mögnchsſittich gehört innerhalb ſeines Verbreitungsgebietes zu den häufigſten Arten ſeiner Familie und Ordnung, geht auch bis zu 1000 m. im Gebirge empor, hält ſich außer der Brutzeit in Flügen von fünfzig bis zweihundert Stück zuſammen, ſtreift gemeinſchaftlich umher und wird den Pflanzern und Feldbauern ſo läſtig, daß ſie beſondere Maßregeln er⸗ greifen, um ihn möglichſt unſchädlich zu machen. Trotz aller dieſer Sittiche halber eigens angeſtellten Wächter, welche den ganzen Tag über in den Pflanzungen umhergehen und ſcheuchen müſſen, ſoll es nicht möglich ſein, ſie zu vertreiben und auch das Feuergewehr hierzu nicht ausreichen. Landeseingeborene verſicherten Darwin, daß in einer Sidelung der Plataſtaten im Laufe eines Jahres allein 2500 Stück Mönchsſittiche erlegt wurden und daß man für jedes Dutzend Köpfe eine gewiſſe Summe als Schußgeld zahlte. Im übrigen ſcheint die Lebens⸗ weiſe unſeres Vogels ſo vollſtändig mit jener der Keilſchwanzſittiche übereinzuſtimmen, daß die verſchiedenen Forſcher, welche über ihn berichten, in dieſer Hinſicht etwas zu ſagen nicht für nötig erachten. Dagegen unterſcheidet ſich der Mönchſittich von ſeinen Verwandten und, ſoweit unſere Kentniſſe gegenwärtig reichen, von allen Papageien überhaupt durch die Art und Weiſe ſeines Neſtbaues. Er brütet nämlich nicht in Baumhöhlungen, ſondern erbaut ſich große, freiſtehende Neſter und zwar gemeinſchaftlich mit anderen Pärchen. Die Neſter beſtehen aus ſtacheligen Zweigen, kleinen Holzſtückchen, Reiſern, Stroh und dergleichen, welche eigentümlich roh zuſammengefilzt erſcheinen, ſind ſehr groß, oft über einen Meter im Durchmeſſer, oben vollſtändig bedeckt und ſeitlich mit einem oder mehreren Fluglöchern verſehen, welche in das mit weichen Gräſern ausgepolſterte innere Neſt führen. Ein ſolcher Bau wird gleichzeitig von mehreren Weibchen benutzt, und jedes von ihnen legt drei bis vier Eier, ob gemeinſchaftlich auf einen Haufen, oder wie ich annehme, in ein beſonderes Kämmerchen des Neſtes, wird nicht geſagt. Nicht ſelten ſiht man mehrere Neſter auf einem und demſelben Baume. Als bemerkenswert mag noch hervorgehoben werden, daß die Mönchs⸗ papageien ſich nicht einmal immer belaubte Bäume zur Anlage ihrer gewaltigen Bauten Brehm, gefangene Vögel. I. | 16 249 | Site | ausfuchen oder warten, bis jene im Frühlingsſchmuck prangen, ſondern 915 Nester ai e blattloſen Bäumen anlegen, beziehentlich während der Winterzeit brüten. Dieſer eigentümliche Neſtbau, welcher zuerſt von Azara beſchrieben und von den Herren Stubenhockern in Europa 5 nicht für möglich gehalten wurde, iſt auch neuerdings von tüchtigen e e 5 und ſomit Azara gerechtfertigt worden. 1 In unſere Käfige gelangt der Mönchsſittich, wie alle Vögel der Plataſtaten, ver⸗ a hältnismäßig ſelten, obgleich wohl in jedem Jahre einige Dutzend und mehr bei uns auf kommen mögen. Er gehört trotz ſeines unſcheinbaren Gefieders zu den anziehenden Sittichen, welche Amerika uns liefert, iſt munter, rege, genügſam, ausdauernd, hat auch im Tiergarten zu Frankfurt bereits einmal Eier gelegt, verſpricht alſo bei geeigneter Behandlung bei uns ſich fortzupflanzen. Pflege und Wartung ſind genau dieſelben, welche man den Keilſchwanz⸗ ſittichen zu Teil werden laſſen muß; bezüglich der Fortpflanzung aber wird man ſelbſtver⸗ ſtändlich den natürlichen Gewohnheiten des Vogels Rechnung zu tragen haben, ihm alſo, anſtatt eines Niſtkaſtens, die betreffenden Bauſtoffe zum Neſte und eine genügend ſtarke Unterlage für dasſelbe reichen, vielleicht auch durch Zuſammenſchichtung eines den vorſtehend beſchriebenen Geſellſchaftsneſtern ähnelnden Reiſichhaufens etwas vorarbeiten müſſen. Vielleicht entſchließt er ſich dann, das ihm ſo Gebotene anzunehmen und nach Wunſch zu benutzen. Der Preis des Mönchsſittichs pflegt regelmäßig ein ſehr niederer zu ſein, weil das beſcheidene Kleid des Vogels nicht Jedermann für ihn einnimmt und er dem entſprechend verhältnismäßig wenige Freunde beſitzt. Unter Umſtänden wird es möglich fein, ſich für 12 bis höchſtens 16 Taler ein Pärchen dieſer ſehr empfehlenswerten Sittiche zu kaufen. Singſtttiche. Der Papagei, welcher wenigſtens faſt zum Hausvogel geworden it 1 gegen wärtig in Europa zu Hunderten und Tauſenden gezüchtet wird, vertritt als der einzige 50 ſeines Geſchlechtes eine beſondere Sippe, welche ſich durch die nachſtehend angegebenen Merk- | male kennzeichnen und von allen Verwandten unterſcheiden läßt. Der Leib iſt geſtreckt, der Schnabel höher als lang, ſeitlich und auf der Rückenſliche = abgerundet, der Oberſchnabel fat ſenkrecht herabgebogen, ſein Spitzenteil weit überhängend, die Lade vor demſelben tief ausgerandet und in der Bucht mit zwei, zuweilen auch drei feinen Zahneinſchnitten verſehen, der untere Teil der Spitze mit deutlichen Feilkerben beſetzt, der Unterſchnabel ebenſo hoch als der obere und an ſeiner Dillenkante abgerundet. Die kleinen runden Naſenlöcher öffnen ſich frei in der aufgetriebenen Wachshaut. Die dünnen, ſchlanken, ziemlich hochläufigen Füße tragen auch dünne und lange Zehen, deren äußere, vor⸗ dere, dem Lauf an Länge gleichkommt. In dem langen ſpitzen Flügel, welcher in der Ruhe ein Drittel des Schwanzes deckt, iſt die zweite Schwinge die längſte, keine einzige aber aus⸗ geſchnitten und jede am Ende abgerundet. In dem langen, keilförmig abgeſtuften Schwanze überragen die beiden mittelſten Spießfedern alle übrigen erheblich, das äußerſte Par um das Dreifache; aber auch ſie, wie alle übrigen Steuerfedern, ſind am Ende breit abgerundet. Das weiche Gefieder zeigt lebhafte Farben und eine eigentümlich wellenartige Zeichnung. 148. Der Wellenſittich, Kanarien- oder Muſchelſittich (Canary and Shell parrot) der Europäer Auſtraliens, Melopsittacus (Ps., Nanodes, Euphema) undulatus, Shaw. Größe unſeres Neuntöters, jedoch länger und geſtreckter erſcheinend; Stirn, Oberkopf, Zügel und die Gegend am Unterſchnabel ſchön ſchwefelgelb, auf der Mitte der Backe einige DerLingette Federchen mit ſtarken, hornartigen Endfahnen von prachtvoll blauer Färbung, am Ende des gelben Bartflecks zwei Federn mit halbmondförmigen, ſchwarzen Flecken; Ohrgegend, Hinterkopf, Hinterhals, Mantel, Schultern und der größte Teil der Nah 8 2 * 4 8 2 8 + ‚re & 5 3 8 PER x RE, ee * J ] ] ² A A 8 8 EN Fe FE ER N 8 2 r S > 8 + T * 2 2 N * 7 3 2 * f ĩͤ v ˙§˙ẽe... a BERNER ER 2 5 . ., ee 77 ne Set aan ar VJ%%bd ( EN IR eee, 9959 g ee * N CH * Singiittiche. | | | 243 blaſs grünlichgelb, jede Feder mit vier feinen, ſchwarzen Querlinien, welche auf Schultern und Flügeldecken ſich auf zwei verringern, aber verbreitern; Hinterrücken, Bürzel und obere Schwanzdecken prachtvoll gras⸗ grün, Unterſeite vom Kinn an ebenſo; Handſchwingen und ihre Deckfedern düſter grün, außen ſchmal gelb geſäumt, innen ſchwärzlich, auf der Mitte mit breiten, keilförmigen, gelblichen Flecken; Armſchwingen außen grün, ſchmal gelblich gerandet, innen gelb in der Wurzel-, ſchwärzlich in der Endhälfte, die letzten Armſchwingen und die längſten Schulterfedern ſowie die Deckfedern der Armſchwingen braunſchwarz mit breiten, gelben Endſäumen; Schwingen unterſeits grauſchwärzlich, Handſchwingen in Folge der gelben Flecken mit einer lichten Querbinde gezeichnet; die beiden Spießfedern düſter dunkelblau, die übrigen Steuer⸗ federn grünblau mit breitem, citrongelbem Mittelfleck über beide Fahnen und breitem, ſchwarzem Saume 5 en der Wurzel der Innenfahne, untere Schwanzdecken grasgrün. Iris blaſsgelb, Schnabel . bhorngelb, an der Wurzel grünlichgrau, Wachshaut dunkelblau, Füße bläulichgrün. — Weibchen ein 1 5 eng kleiner als das Männchen, die Bartflecken ebenfalls nicht ganz ſo groß wie beim Mäunchen, die Wachshaut graugrün, übrigens dem Männchen vollſtändig gleich gefärbt und gezeichnet und auch nicht einmal an der Färbung der Wachshaut mit Sicherheit zu erkennen, da dieſe im höheren Alter dunkelt und faſt ebenſo blau wird wie die des Männchens. Junger Vogel faſt auf der ganzen Oberſeite und den u Bruſtſeiten dunkel quer gewellt, alle Farben düſterer, 5 Wellenzeichnung mehr verloſchen als bei den alten Vögeln. . Der Wellenſittich iſt auf dem ganzen Feſtlande Auſtraliens gefunden worden, erſcheint aber nur zeit- wei in gewiſſen Gegenden, da er förmliche Wanderungen unternimmt. Gould war der erſte Naturforſcher, welcher uns über das Freileben des Wellenſittichs einige Nachrichten gab. Sie erſchienen während ſeines Aufenthaltes in Auſtralien Anfangs December auf den Ebenen des Inneren und belebten dieſe bald zu Tauſenden. Während der größten Tageshitze ſaßen ſie bewegungslos im Gelaube der Gummibäume, nach Mög⸗ lichkeit verſteckt; Morgens und Abends aber zeigten ſie ſich auf den Spitzen der Bäume und | begaben ſich bald darauf in Flügen von zwanzig bis hundert Stücken zur Tränke, von wo 1 aus ſie am Morgen nach den Grasfeldern der Ebene auszogen, um ſich ihre Nahrung zu 1 1 Im December brüteten ſie gemeinſchaftlich in Eukalypten. 1 Dank der Mitteilungen, welche mir Engelhart gemacht hat, bin ich im Stande, das von Gould und Anderen entworfene Bild des Freilebens unſerer Vögel weſentlich zu er- weitern. „Zu den unſtäten Gäſten Südauſtraliens gehört auch der hier wie überall ſo beliebte Muſchelſittich, Ihr Wellenſittich. Einer ſeiner bevorzugten Brutplätze, welcher Gegen— ſtand meiner unmittelbaren Beobachtungen wurde, iſt jedenfalls der Mallee-shrub, ein köſt⸗ licher Eukalyptenwald, welcher ſich gleichlaufend mit dem Murray, von deſſen Mündung bis zur erſten großen Beugung des Fluſſes zieht. Fällt in dieſer unwirtſamen Gegend nach einem naſſen Winter auch noch im Frühlinge, d. h. Ende Septembers und im Oktober reichlich Regen, ſo wächſt das Gras hier zu einer ungeahnten Dichte und Höhe auf. Ganze Geviertmeilen, welche ſonſt das unverkennbare Gepräge einer troſtloſen Sandwüſte an ſich tragen, bedecken ſich plötzlich mit dem ſchönſten Kängurugraſe, welches unter dem Einfluſſe der warmen Sonne Südauſtraliens freudig bis zu einer Höhe von zwei bis drei Fuß empor⸗ . ſchießt. Getreu ſeiner ſubtropiſchen Natur entwickelt ſich raſch die Blüte, und in etwa fünf bis ſechs Wochen trägt die Aehre bereits Samen. Doch ſchon lange vorher haben ſich un— 1 gezählte Scharen des niedlichen Sittichs eingefunden und beginnen eifrig das Brutgeſchäft. 1 Der eigentümliche Wuchs des Mallee, welcher aus einem Wurzelſtocke etwa acht bis zwölf, 6 w. hohe, weißrindige Stämme mit dürftigen Laubkronen emportreibt, in denen ſich um- zählige Aſtlöcher finden, begünſtigt dieſes Geſchäft in hohem Grade. Jeder hohle Stamm, jedes Aſtloch wird beſetzt, im Notfalle ſogar jeder geeignete Raum im Wurzelſtocke zum Neſtbau benutzt. In wenigen Wochen iſt alles lebendig von Sittichen. Der reife Grasſamen dient als vortreffliche Atzung für die Jungen. Wer um dieſe Zeit ſich zufällig in eine ſolche Gegend verirren ſollte, könnte leicht Hunderte dieſer letzteren mit der Hand fangen. In zahlreichen Scharen fliegen ſie vor ſeinem Fußtritte aus dem Graſe auf, ſetzen ſich in langen Reihen auf die nakten Zweige, mit zwitſcherndem Geſange ſich unterhaltend, und ſehen harmlos 4 f 16 * SEM 5 244 | Sittiche. zu, wie der mordſüchtige Menſch feine Flinte nimmt, um ihnen eine Ladung zuzuf enden, welche oft Dutzende auf einmal fällt. Endlich ſind die Vorräte an Grasſamen aufgezehrt; vielleicht iſt auch Waſſermangel eingetreten, und der Wandertrieb regt ſich in den prächtigen Vögeln und führt fie weiter. Ihr nächſtes Ziel find die Alexandrina ⸗ und Wellingtonſeen, welche beide vom Murray durchſtrömt werden, ehe er in das Mer mündet. Ob hier die Sumpfgräſer reichliche Nahrung liefern, oder ob die Nähe des friſchen Waſſers lockt, mag unentſchieden bleiben; jedenfalls iſt das der Platz, wohin alljährlich die e sieben, ihre Netze ſtellen und viele Tauſende unſerer Sittiche erbeuten. 5 Dieſe Schilderung gilt, wie nochmals zu bemerken, nur für die Jahre, in ben es 5 reichlich regnet; in den anderen Jahren dagegen, in 1 der Regenfall bedeutend hinter dem jährlichen Durchſchnitte zurück bleibt, ſcheinen die Wellenſittiche gänzlich verſchwunden zu ſein. Ohne Zweifel ſind ſie dann dem fernen Norden zugezogen, weil hier oft im heißen Sommer heftige Gewitter fallen und in kurzer Zeit aus einer vollſtändigen Sandwüſte eine grasreiche Steppe zaubern. Es iſt, als ob alle wandernden Papageien dies im Voraus wüßten; denn da, wo die Natur ihnen den Tiſch gedeckt, ja man möchte faſt ſagen, da, wo ſie ihnen den Tiſch decken wird, ſtellen ſie ſich ſicher ein.“ Anfangs der fünfziger Jahre gelangte das erſte Pärchen lebender Wellenſittiche nach Europa: gegenwärtig befrachtet man, wie (S. 130) bereits bemerkt, ſo zu ſagen ganze Schiffe mit dieſen Vögeln. Nach Welpe bringt man ſie in unglaublicher Menge. Sie werden, wie mir Kawerau mitteilt, gegen Abend in großen Beutelnetzen zu Hunderten und Tauſenden gefangen, in rohe Kiſtenkäfige geſperrt und ſo den Händlern übermittelt. Wenn ihrer viele am Markte ſind, kauft man ſie im einzelnen für etwa 25 Sgr. (das Par), während bei Maſſenkäufen höchſtens 15 Sgr. für das Pärchen gezahlt werden. Zu anderen Zeiten verlangt man auch in Melbourne zwei bis drei Taler für das Par. Unterwegs ſterben viele, nicht weniger geraume Zeit nach ihrer Ankunft in Europa. In Folge der Maſſeneinfuhr ſind ſie jetzt die gemeinſten aller gefangenen Papageien geworden. Noch vor zehn Jahren waren ſie ſeltene Erſcheinungen in unſeren Käfigen; gegenwärtig bevölkern ſie hier und da eigens für ſie erbaute Fluggebauer, in denen man jährlich mehrere Hunderte von Pärchen züchtet, und ſind bereits wenigſtens zu halben Hausvögeln geworden. Dieſer raſche Erfolg der Züchtung und Vermehrung im Käfige gründet ſich auf die vortrefflichen Eigenſchaften unſerer Sittiche. Man darf wohl behaupten, daß es keinen einzigen kleineren Papagei oder Sittich gibt, welcher ihnen gleichkäme. Ihre ſchöne Färbung und geſchmackvolle Zeichnung feſſeln das Auge, die Anmut ihrer Bewegungen, die Liebenswürdigkeit ihres Weſens, die Ver⸗ träglichkeit mit anderen Stücken und Pärchen ihrer Art befriedigen Herz und Sinn, und ein, wenn auch nicht gerade reichhaltiger und volltönender, ſo doch gemütlicher und anſprechender Geſang trägt noch weſentlich dazu bei, ſie als Stubenvögel beliebt zu machen, wie die Leichtig⸗ keit, mit welcher fie ſich fortpflanzen, die Züchtung im allerhöchſten Grade begünſtigt. An geiſtiger Begabung ſtehen ſie unzweifelhaft hinter den größeren Sittichen und vollends hinter den berühmten Papageien zurück, laſſen jedoch dieſen Mangel nicht merkbar werden. In ihren Bewegungen übertreffen ſie wohl die meiſten ihrer Ordnungsverwandten, kommen wenigſtens den in dieſer Beziehung am vollkommenſten ausgerüſteten vollſtändig gleich. Ihr Gang iſt, wie dies überhaupt faſt bei ſämtlichen auſtraliſchen Sittichen der Fall, durch⸗ aus nicht jenes ſchwerfällige Watſcheln auf dem Boden, ſondern ein ſehr geſchicktes, rennendes, trotz der kleinen, trippelnden Schritte förderndes Laufen; im Klettern und allen turnenden i Bewegungen im Gezweige fuchen ſie unter ihren Ordnungsverwandten ihren Meiſter; im Fliegen übertreffen fie, wie mich freigekommene belehrten, alle übrigen mir auch in dieſern Hinſicht bekannten Sittiche: ſie jagen mit einem Falken um die Wette, führen die zierlichſten Wendungen, Schwenkungen und Biegungen im Fluge aus, verſtehen es, die größten und Singſittiche 245 geringſten Entfernungen, ſo zu ſagen, bis auf Zollweite abzumeſſen, kurz laſſen ſich den 5 vollendetſten Fliegern an die Seite ſtellen. Ihr gewöhnlicher Lockton iſt ein zwar nicht gerade wohllautender aber doch auch nicht abſtoßender Schrei, welcher mit dem bekannten Lockton unſeres Sperlings ſo große Aehnlichkeit hat, daß junge Spatzen ſich durch einen meinem Gebauer entſchlüpften Wellenſittich täuſchen ließen und neugierig den aufgebäumten Fremdling umringten, welcher trotz ſeines Prachtkleides in ihrer Sprache zu ihnen redete. Aus ſicherer Qiuelle habe ich erfahren, daß Wellenſittiche auch Worte nachſprechen lernen, und ebenſo vernehme ich durch Baron von Freyberg, daß ein gegenwärtig in Regensburg lebendes Mfiännchen unſeres Vogels nur ausnahmsweiſe fein eigenes Gezwitſcher, dagegen aber den Geſang des Silberſchnabels klar, rein und ſehr getreu, nur etwas ſtärker vorträgt. Es mögen dieſe Tatſachen als ſeltene Ausnahmen betrachtet werden; ſie beweiſen aber nichts deſto weniger die von den meiſten Züchtern ungeahnte Biegſamkeit der Stimme dieſer ausgezeichneten Vögel. Die höheren Begabungen brauche ich nicht zu zergliedern; es genüge zu ſagen, daß man auf Wellenſittiche alles Anſprechende und Liebenswürdige beziehen darf, welches von anderen kleinen Papageien und Sittichen überhaupt bekannt geworden iſt. Ich halte fie un⸗ bedingt für die dankbarſten Käfigvögel, welche ihre Familie, um nicht zu jagen, ihre Ord— nung, uns bieten kann, und laſſe mich auch heutigen Tages noch nicht beirren durch die Lobpreiſungen, welche von einzelnen Vielſchreibern anderen kleinen Papageien geſpendet worden ſind. Uebrigens ſtimmen bewährte Züchter hierin vollſtändig mit mir überein. „Ihre im Tierleben enthaltene Behauptung“, ſchreibt mir Boeckmann, „daß der Wellenſittich ſich mehr 5 als irgend ein anderer Vogel für den Käfig empfihlt, muß ich nach meinen Erfahrungen als AuAUllnbedingt richtig beſtätigen, und glaube ich nicht, daß ein Liebhaber dieſe Zucht zu Gunſten 4 einer anderen aufgeben wird, ſobald er dieſelbe nur einmal verſtändig betrieben und dem Teentſprechend Erfolg erzielt hat. Insbeſondere begreife ich nicht, wie ein Schriftſteller den Sperlingspapagei jo ungebürlich herausſtreichen und dabei den Wellenſittich jo gänzlich ver⸗ gnaachläſſigen kann. Die Sperlingspapageien find nicht nur langweilig, ſondern auch unver⸗ 5 träglich, können ſich jedenfalls mit den Wellenſittichen auch nicht im entfernteſten vergleichen laſſen.“ Von dieſen letzteren wiederhole ich den bereits im Tierleben gegebenen Ausſpruch eines Züchters: „Je länger man ſie kennt, je lieber gewinnt man ſie.“ Bei geeigneter Behandlung wird jedes geſunde Pärchen Wellenſittiche im Käfige zur Fortpflanzung ſchreiten. Geſchiht dies nicht, ſo darf man überzeugt ſein, daß Pflege und Wartung nicht die richtigen waren. Nur zu oft vernimmt man eine Klage über dieſe Vögel; geht man derſelben auf den Grund, ſo findet man, daß ſie unabänderlich auf den Liebhaber zvꝛurückfällt. Dabei handelt es ſich in der Regel keineswegs um geringe Verſehen, ſondern 4 in den meiſten Fällen um unverantwortlich grobe Fehler, welche die Unerfahrenheit, Leicht⸗ fertigkeit, Unachtſamkeit und Gleichgültigkeit ſogenannter Liebhaber in einer geradezu wider⸗ wlüärtigen Beleuchtung erſcheinen laſſen. Man läßt es den Pfleglingen an dem Nötigſten fehlen und ift dann töricht genug, ihnen aufzubürden, was man ſelbſt verſchuldet. Aus dieſen Gründen dürfte eine genaue Vorſchrift über Wartung und Pflege der Wellenſittiche nicht überflüſſig ſein, jedenfalls nicht als Wiederholung des bereits Geſagten betrachtet werden können, umſomehr ae jie zugleich für die meiſten anderen Sitticharten gilt. lm unſere Vögel zur Fortpflanzung zu bringen, genügt ein großer Bauer von 1 m. Ränge, 50 em. Breite und 60 — 80 en. Höhe, in welchem ein kleines einfaches Käſtchen von 15 — 20 en. Länge, Breite und Höhe im Lichten mit einem 3, — 4 en. im Durchmeſſer haltenden Flugloche angebracht iſt. Zu dieſem Niſtraume kann man nötigenfalls ein gewöhnliches Ci⸗ garrenkäſtchen verwenden, doch ift es beſſer, anſtatt deſſen ein oben und unten mit feſten, Bretern überdecktes, hohles Aſtſtück oder ein aus weichem Holz eigens für dieſen Zweck gefertigtes, vierſeitges Käſtchen au wählen. Kann man größere Kokosnüſſe erlangen, ſo — a Denn nr A nr a Sr) BEN? 55 e e | Ba N z Als { 9 55 L * 246 f one höhle man einige von dieſen aus, erweitere das Flugloch auf den angegebenen Durchmeſſer = u und hänge fie im Gebauer auf; einzelne Wellenſittichweibchen ziehen fie den Niftkäftchen vor, Grobes Sägemehl oder beſſer Mulm, d. h. halb vermorſchtes Holz aus alten hohlen Bäumen, welches vorher in oder auf dem Ofen gedörrt wurde, dient zur Unterlage der Eier und kann demgemäß ungefähr 1 en. hoch auf den Boden jedes Neſtbehälters geſtreut werden. Un⸗ bedingt nötig iſt eine ſolche Unterlage nicht, weil viele Wellenſittiche die Brutkäſtchen voll- ſtändig ausräumen und ihre Eier auf den nakten Boden des Käſtchens legen: es empfihlt ſich deshalb auch, dieſen aus einem ziemlich ſtarken Brete herzuſtellen und ſanft muldig auszuhöhlen, um zu verhüten, daß die Eier allzuſehr zerſtreut werden. Beſſer als ein Käfig iſt ein nach Mittag hin gelegenes Zimmer, welches einzig und allein dieſen Vögeln angewieſen werden kann. Letzteres erſcheint ſchon aus dem Grunde notwendig, weil die f Wellenſittiche in einer gemiſchten Geſellſchaft nicht geduldet werden können (S. 84), falls man erhofft, auch andere Vögel zur Brut zu bringen. Ob ein ſolches Zimmer heizbar oder 3 nicht heizbar ift, bleibt fich gleich; es genügt vollſtändig, wenn die Kälte nicht unmittelbar einwirken kann, beziehentlich, wenn man dafür ſorgt, daß die Vögel gegen harten Froſt und Zug einigermaßen geſchützt ſind. Die von Schmidt zuerſt unternommenen, Jahre lang durchgeführten Verſuche haben bewieſen, daß Wellenſittiche ohne Schaden im Freien über⸗ wintert werden können, ja daß dies im Gegenteile nur dazu beiträgt, eine kräftige Nachzucht zu erzielen Um gewiſſen Klüglingen den unlauteren Quell weiſe ſcheinender Bemerkungen zu verſtopfen, will ich hinzufügen, daß die Verſuche unſeres Mitarbeiters auch von anderen Züchtern, ſo von Freyberg und Boeckmann mit dem günſtigſten Erfolge wiederholt worden ſind. „Ich hatte“, ſchreibt mir der letztere, „meine Wellenſittiche im vergangenen, bekantlich | jehr harten Winter in eine geräumige Vogelſtube geſetzt, deren Fenſter zum Teil während des ganzen Winters nicht geſchloſſen wurden. Die Vögel waren niemals munterer und geſünder als während dieſer Zeit, obgleich die Kälte manchmal bis auf — 8, ja 10% R. ſtieg. Sämtliche Inſaſſen der Vogelſtube waren in Europa gezüchtet, und deshalb vielleicht brütete kein einziges Pärchen von ihnen; im Sommer aber holten ſie das Verſäumte reichlich nach, und erhielt ich, um ein Beiſpiel anzugeben, von einem Pare meiner Sittiche in zweiter Brut allein acht kräftige Junge.“ Schmidt hat Vorſtehendem ſeine neueſten Erfahrungen angefügt. „Im Februar des vergangenen Jahres (1870) hatten die im Freien gehaltenen Wellenſittiche bereits in mehreren Neſtern Eier, als die Kälte auf — 10 bis 11“ R. ſtieg. Das Brut⸗ geſchäft wurde unterbrochen; denn die Eier zerfroren, daß die Schale barſt, und die Vögel warfen ſie ſelbſt aus dem Neſte. Trotzdem ging die harte Witterung nicht nur ohne Nach⸗ teil an den Wellenſittichen vorüber, ſondern ſie verhinderte ſie nicht einmal, ſich ſofort aufs neue zu begatten und wiederum Eier zu legen. Auch gelang die Brut, obwohl die Kälte immer noch zwiſchen — 1 bis 30 R. ſchwankte, und die Jungen entwickelten ſich prächtig. Im December desſelben Jahres flogen aus verſchiedenen Neſtern Junge aus, und es blieb nur ein einziges zurück, welches ſehr unruhig war, beſtändig nach Futter ſchrie und oft am Flugloche ſich zeigte, wobei ich bemerken mußte, daß es an Hals und Bruſt noch gar keine Federn hatte. Plötzlich ſtieg die Kälte auf — 5 bis 8 R., ohne jedoch dem jungen Vogel Unbehagen zu verurſachen. Erſt bei — 120 R. ſtarb er, wie ich vermute aber weniger in Folge der Kälte als ſeiner Schwächlichkeit und zurückgebliebenen Entwickelung. Ich zweifle nicht im geringſten, daß geſunde, kräftige Junge unter gleichen Umſtänden ungefährdet aufgekommen ſein würden. Die kaum ausgeflogenen Jungen blieben ganz geſund.“ Daß Winterkälte auch die in Europa gezüchteten Jungen vom Brüten nicht abhält, geht aus Beobachtungen Freybergs hervor, deſſen genaue, ſeit Jahren regel⸗ | mäßig geführte Aufzeichnungen alle Monate des Jahres als 1 für ſie wie 5 die eingeführten Vögel nachweiſen. u Al 1 RN , TROE E 2 hy N 15 1555 ene, 755 eee 5 x x “ Singſittiche N 247 Wer über eine paſſende Oertlichkeit und das nötige Geld verfügt, wird auch ein un Zimmer noch nicht als die geeignete Räumlichkeit für die Zucht der Wellenpapageien anſehen, ſich vielmehr ein beſonderes Fluggebauer im Garten anlegen. Hierzu eignet ſich am beſten das (S. 24) beſchriebene Vogelhaus belgiſcher Liebhaber, deſſen Größe der beabſichtigten Menge von Pärchen angepaßt werden muß. Eine Länge von 12, eine Breite von 5 w. bei der angegebenen Höhe genügt zur Beſetzung mit 150 bis 200 Pärchen. In dieſem Vogel- hauſe erſetzt man die einzelnen Brutkäſtchen am zweckmäßigſten durch die ebenfalls (S. 82) geſchilderten Weidenſtämme oder andere abgeteilte hohle Bäume. Solche Bäume find zwar ebenfalls nicht als unbedingtes Erfordernis anzuſehen, haben aber vor gewöhnlichen Nift- kliſtchen den großen Vorzug, daß fie den natürlichen Brutſtätten mehr entſprechen als dieſe, 1 überhaupt alle (S. 200) erwähnten Annehmlichkeiten den Vögeln bieten. Man kann dieſe hinſichtlich der zu erkieſenden Brutſtätte durchaus nicht wähleriſch nennen; denn fie niſten in den allerverſchiedenſten Höhlungen, ausnahmsweiſe ſelbſt auf dem Fußboden im Sande oder, was noch auffallender, in den mit Federn ausgepolſterten Neſtern kleiner Finken; dem⸗ ungeachtet werden ſie ſich, wenn ſie können, ſtets der ihren natürlichen am meiſten ähnelnden Brutſtätten bedienen. Die erſte Bedingung nun für günſtige Zuchtergebniſſe iſt geeignete Fütterung unſerer Vögel. Die Wellenſittiche gehören zu den anſpruchsloſeſten aller Papageien; aus dieſer Tat⸗ ſache folgt jedoch keineswegs, daß man ihnen nur ein und dasſelbe Futter reichen ſoll, wie es aus reiner Bequemlichkeit in den meiſten Fällen geſchiht. Freybergs eingehende Ver⸗ ſuche über die unſeren Sittichen zu reichenden Nahrungsſtoffe haben ein ganz anderes Ergebnis gehabt, als erwartet worden ſein mag. „Ich führe hier“, ſo berichtet dieſer ausgezeichnete Vogelzüchter, „alle Futterſorten an, welche meine Wellenſittiche fraßen, wovon ich und viele andere Perſonen uns überzeugten, ebenſo wie auch davon, daß nicht Not ſie zur Annahme gezwungen hat. Es machte mir unendliches Vergnügen, ſolche Beobachtungen anzuftellen, unnd ich brachte Leckerbiſſen aller Art. Hauptnahrung war weißer Hirſen, Kanarienſamen ſehr wenig, Hanf, Reis, gekochte Gerſte, Weizen, alle ölige Sämereien, Gras- und Un⸗ | krautſamen mancher Art, Sonnenblumenkerne, getrocknete Aepfel, Birnen, Zwetſchen, Pflaumen, Weinberen und Roſinen, ſüße Mandeln, getrocknete rote und ſchwarze Hollunder- beren, friſche Heidelberen, Bücheln, Buchweizen, getrocknete Maiskörner, gedörrte und grüne Ameiſ enpuppen, Kirſchen, Pfirſiche, geſottene Hühnereier, gekochtes Ochſenherz, rohes Rindfleiſch, am Knochen hängend, gekochtes, ſehr gern auch rohes Hirn, gleichviel ob von Vögeln oder Vierfüßlern, Baumrinde aller Art, Moſe, Flechten, als Schluß aber nach jeder Mahlzeit Rippen ⸗ oder Stengelmark von Kopfſalat. War Salat vorhanden, wurde nie getrunken, 1 und war der Kropf gefüllt, ſo wurde nach zehn bis funfzehn Minuten geatzt, eher nicht. Unter allen hier genannten Futterarten war nur regelmäßig weißer Hirſen und Salat. Wenn ſie ſich auch an dem einen oder andern ſatt fraßen, jo war doch nicht zu erwarten, daß bei nächſter Mahlzeit nochmals dieſelbe Speiſe gewählt würde. Schlußnahrung aber beim ’ ; Schlafengehen war weißer Hirſen und Salat nebſt einer kleinen Menge weißen Quarzes, welcher ſtets ſehr reichlich vorhanden ſein muß. Dies lautet nun ganz anders, als bereits über die Tiere berichtet wurde, und es iſt zu erwarten, daß noch weitere, bis jetzt nicht vorgekommene oder noch nicht gehörig beobachtete Fälle bekannt werden. Andere Beſitzer von Wellenpapageien, jo wurde mir ſehr häufig bemerkt, haben zu Hauſe noch nichts derartiges geſehen. Dies iſt ganz richtig; denn bei 8 ihnen ſind die Vögel Schauſtücke, und daher kommt es auch ſo oft vor, daß von ver⸗ ſchiedenen Beſitzern gar keine Brut erzielt oder ſonſt 5 beobachtet wurde.“ Ich muß dieſen Mitteilungen meines verehrten Freundes gleich noch hinzufügen, daß i er a als N 3a und Salz unerwähnt en hat — allerdings bloß deshalb, 248 | Sittiche. 4 weiß erſterer Stoff im Fluggebauer durch alte Mauerbrocken und letzterer durch — Schinken⸗ ſchwarten, „woran ſie ſich ſehr gütlich taten“, ziemlich vollſtändig erſetzt wurden. Salz lieben, wie ſchon (S. 50) bemerkt, Wellenſittiche ganz ungemein: ich habe ſie zu Dutzenden an großen Steinſalzklumpen hängen, dieſe eifrig belecken und, wenn ein Teil ſich geſättigt, ſie ſofort durch andere ablöſen ſehen. Was den Kalk anlangt, ſo iſt derſelbe, nochmals ſei es eindringlichſt 8 £ re _ 1% * “ 25 . r * 2 — 3 Derr - wiederholt, zur Erzielung guter, hartſchaliger Eier eine jo unbedingte Notwendigkeit, daß 5 N er unter keiner Bedingung weggelaſſen werden darf, und ob auch kalkhaltiges Gemäuer im Käfige vorhanden und den Vögeln zugänglich wäre. Meiner feſten Ueberzeugung nach ſind die großen Verluſte an Weibchen, über welche ſo viele Liebhaber klagen, einzig und allein auf Rechnung des ihnen zur Eibildung fehlenden Kalkes zu ſetzen. Das Weibchen wird, wenn man ſeinem Blute nicht ununterbrochen neuen Kalk zuführt, in kurzer Zeit durch die Erzeugung von Eiern entkräftet und geht in Folge deſſen, nicht aber an eigentlicher Lege⸗ not zu Grunde. Daher verſäume man während der Brutzeit nun und nimmermehr, ungelöſchten Kalk, Kreide und Schulpe des Tintenfiſches (os sepiae) im Käfige aufzuhängen, und gebe ſich noch außerdem die geringe Mühe, durch Aneinanderreiben von zwei größern Kreideſtücken über dem Futternapfe die Nahrung mit einer geeigneten Menge von Kalk zu verſetzen. Weit minder nötig als die genannten Stoffe ſcheint den Wellenſittichen Waſſer zu ſein. Sie trinken auffallend wenig und baden faſt nie, wenigſtens in flachen Gefäßen bloß äußerſt ſelten. Ganz beſtimmt iſt mir verſichert worden, daß ein engliſcher Schiffer vor kurzem über dreihundert Pare Wellenſittiche, prachtvolle Vögel, nach Europa brachte, denen er während der monatelangen Reiſe niemals Waſſer gereicht hatte. Ich erwähne dies mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß ich Niemand raten will, dem Schiffer es nachzutun. Wer mit Beſtimmtheit Wellenſittiche züchten will, ſoll nicht mit einem Pärchen anfangen, ſondern ihrer mehrere in einem Geſellſchaftsbauer unterbringen. Damit iſt nicht geſagt, daß nicht auch ein einzelnes Pärchen zur Fortpflanzung ſchreite und glücklich züchte, ſondern nur betont, daß Geſellſchaften, den Gewohnheiten ihres Freilebens entſprechend, weit leichter brüten als einzelne Pärchen. Ganz ohne Streit und Kampf pflegt es unter ſolchen Ver⸗ einigungen nicht abzugehen: es kommt, wie ich ſelbſt beobachtet habe, ſogar vor, daß ein Pärchen die eben ausgeflogenen Jungen eines anderen ohne erſichtlichen Grund überfällt und tötet (S. 88); in der Regel aber dient ſolcher Zwieſpalt nur dazu, die Parungsluſt der Vögel anzuregen und ihnen zu kräftiger Nachzucht zu verhelfen; und trotz ſolcher Ausnahmen zeigen ſich die Wellenſittiche denn doch auch in den meiſten Fällen als echte Geſellſchaftsvögel, welche Leid und Freud mit einander teilen und ſich nötigenfalls gegenſeitig unterſtützen. Unbeweibte Männchen oder unbemannte Weibchen übernehmen oft aus freien Stücken Ammen⸗ dienſte bei pflegebedürftigen Jungen, deren Eltern bereits wiederum ſich parten und zu neuer Brut ſchreiten; ältere Geſchwiſter nehmen ſich der jüngeren an und helfen ſie großziehen; ja die trefflichen Vögel erbarmen ſich ſogar über andersartige Sittiche: Schmidt beobachtete, daß zwei Wellenſittichmännchen einen erblindeten Bergſittich, welcher mit ihnen dasſelbe Fluggebauer bewohnte, aus dem Kropfe fütterten, als wäre er ihr Weibchen. Der viel größere Bergſittich nahm die ihm gewidmeten Liebesdienſte dankbar entgegen. ; Bezüglich der Zeit, in welcher man die Pärchen zuſammenbringt, iſt man noch ver- ſchiedener Anſicht. Einzelne Züchter meinen, daß man die Wellenſittiche jahraus jahrein zuſammen laſſen ſolle, andere und namentlich die Belgier trennen mindeſtens einige Monate lang Männchen und Weibchen vollſtändig von einander und bringen ſie erſt kurz vor der Parungszeit in den gemeinſchaftlichen Käfig. Natürlicher, d. h. den Gewohnheiten frei lebender Vögel mehr entſprechend, erſcheint das erſtere Verfahren, zweckmäßiger das letztere. Man hat wiederholt die Beobachtung gemacht, daß ein Pärchen Wellenſittiche während eines ganzen Jahres jo zu ſagen ununterbrochen brütete, und fürchtet mit Recht, daß eine fo Singſittiche. 135 249 große Anſtrengung die Vögel nur entkräften müſſe, verſucht dem alſo durch zeitweilige Trennung vorzubeugen. Selbſtverſtändlich darf dieſe nie ſo weit gehen, daß Männchen und Weibchen ſich während der ganzen Zeit gar nicht mehr zu ſehen bekommen; es genügt im Gegenteile, wenn man die einen in dieſe, die anderen in jene Abteilung eines Fluggebauers bringt und nur ein Dratnetz, welches weder dem Auge noch dem Ohre zum Hinderniſſe 1 als Scheidewand zwiſchen beide zieht. Ein derartiges Fluggebauer, welches mit fünfhundert bis tauſend pärchenweiſe zuſammen⸗ et Wellenſittichen beſetzt iſt, hat außerordentliche Vorzüge vor allen übrigen Züchtungs⸗ anſtalten. Ganz abgeſehen von dem prachtvollen Anblicke, welchen ein ſo ſtarker Flug ge⸗ 1 währt, abgeſehen auch davon, daß man in ihm die Vögel faſt wie im Freien beobachten, ihre Gewohnheiten, Eigentümlichkeiten und Sitten ungleich beſſer ſtudiren kann als im engeren Käfige, verringert man ſich die Arbeit der Pflege in größtmöglichem Maße; denn es genügt ein halbes Stündchen, um das Fluggebauer in Ordnung zu bringen, Futter⸗ und Trinkgefäße neu zu beſchicken und die eingreifende Hand da, wo es nötig iſt, anzulegen. u Ebenſo verhindert ein derartiger Raum das beftändige, mir im höchſten Grade verhaßte Nachſehen und Stören der einzelnen Bruträume ganz von ſelbſt, und endlich trägt er bei der allgemeinen Nachfrage nach Wellenſittichen und den verhältnismäßig hohen Preiſen, welche für ſie gezahlt werden, nicht allein reichliche Zinſen, ſondern wirft auch einen keineswegs unerheblichen Gewinn ab. Dies alles kann man weder in der Brutkammer, noch im Gebauer erreichen. Dagegen hat letzterer nun wiederum den Vorzug, daß man die Vögel beſtändig um ſich hat und, wenn man das Brutkäſtchen außen am Bauer anbringt, es nur durch ein Schlupfloch mit demſelben verbindend, daß man ſich über die Lege- und Brutzeit genauer unterrichten kann, als ſolches im Fluggebauer möglich. Der einfache Brutkäfig wird aus dieſen Gründen, trotz aller ſeiner Mängel und aller Gefahren, welche der Brut beſonders durch die übergroße Zärtlichkeit, beziehentlich ungezügelte Neugier des Beſitzers drohen, im⸗ merhin ſeine Liebhaber behalten, weil man es namentlich dem angehenden Züchter nicht 5 verdenken kann, daß er ſich durch eigenen Augenſchein über das Brutgeſchäft feiner Vögel 15 unterrichten und durch eigenen Schaden klug werden will. Eingeführte Wellenſittiche brüten in unſeren Wintermonaten, in Eitropa geborene oft, FR keineswegs, immer in den Sommermonaten. Erſteres hat, wie leicht erklärlich, feine Nach- teile, letzteres ſeine Vorzüge: es iſt deshalb anzuraten, die Brutzeit nach eigenem Ermeſſen . zu regeln. Aus unſeren Erfahrungen ergibt ſich, daß man durch zeitweilige Trennung und Wiedervereinigung der Männchen und Weibchen die Brutzeit nach Belieben abändern, : beziehentlich beſtimmen kann, falls man nur ſelbſt einen gewiſſen Grad von Beobachtungsgabe beſitzt. Dem entſprechend erreicht man durch das Verfahren der belgiſchen Züchter Vorteile, auf deren weitere Auseinanderſetzung ich, denkenden Leſern gegenüber, verzichten darf, weil ſie von ſelbſt in die Augen fallen müſſen. Am zweckmäßigſten wird man zu Werke gehen, wenn man den Vögeln bloß die Monate März bis Juli für ihre Fortpflanzung gönnt, wobei nochmals zu bemerken, daß ſie dann gar nicht ſelten ihre Brutzeit bis gegen Ende des * Sommers ausdehnen. Es iſt wiederholt beobachtet worden, daß winterliche Bruten einzig | = und allein aus dem Grunde verkamen, weil die Eltern nach Einbruch der Nacht nicht im Stande waren, ihre Jungen zu atzen, dieſe aber ein fo langes Faſten nicht aushalten konnten und ſtarben. Andererſeits wiſſen wir durch Freybergs und meine eigenen 5 Beobachtungen, daß gewährte Nachhilfe von den Alten dankbar erkannt wird und ſie, auch wenn ihr Käfig mit Lichtern umgeben tft, ungeſcheut mit der Atzung fortfahren, io lange ihnen dies nötig erſcheint. Im Zimmer alſo läßt ſich die Ungunſt der winterlichen Jahreszeit ſehr verringern; im Fluggebauer dagegen iſt eine derartige Muc nur ſchwer und mit großen 1 ausführbar. 5 eraie = 5 250 Sittiche. Die Parungsluſt zeigt ſich dadurch, daß Männchen und Weibchen nach inniger als 1 ſonſt ſich zuſammenhalten, gegenſeitig zu koſen beginnen und den Niſtkäſtchen mehr Auf⸗ merkſamkeit zuwenden, als ſie es früher taten. Einer der Gatten nach dem anderen ſchlüpft in das Innere des Raumes und macht ſich hier kürzere oder längere Zeit zu ſchaffen, benagt die Wandungen, zerkleinert den Mulm, wirft Sägeſpäne heraus. Schon während dieſer Vorbereitungen erfolgt die Begattung, meiſt wiederholt im Laufe eines Tages und mindeſtens acht Tage nacheinander. Das Gelege wird gewöhnlich mit drei bis fünf Eiern vollzählig, kann aber auch bis zu ſechs bis acht Stücken anwachſen. Die Brutzeit wird von der Witterung einigermaßen beeinflußt und währt entſprechend der höheren oder niederen Wärme ſechzehn bis achtzehn Tage. So weit meine Beobachtungen reichen, brütet nur das Weibchen; möglich aber erſcheint es mir doch, daß es auch das Männchen, welches ſonſt die Atzung der Gattin übernimmt, zeitweilig ablöſt oder gemeinſchaftlich mit brüten hilft. „Mit 5 Hilfe eines an einem Stocke befeſtigten Spiegels“, ſchreibt Freyberg, „haben Freunde von mir und ich die brütenden Alten oft beobachtet. Die Eier lagen im Mulm oder Sande, die Alten mit geſchloſſenen Schwingen aneinandergedrückt in gekreuzter Stellung auf jenen. Der Hals war eingedrückt, das Auge geſchloſſen, der Flügel außen ein wenig ge⸗ breitet, um den Eiern alle Wärme zu erhalten. Dabei atmeten die Vögel auffallend raſch und kurz, wie es mir ſcheinen wollte, abſichtlich, da ich nicht glaube, daß dieſes raſche Atmen geſchiht, wenn die Eier in einer Vertiefung auf faulem und feuchtem Mulme liegen (S. 200).“ Nach den Beobachtungen desſelben Forſchers werden die Eier ſehr oft, in der Stunde dreimal gewendet. Nicht allzuſelten geſchiht es auch, daß zwei Weibchen in dasſelbe Neſt legen und, wie es ſcheint, die Mutterpflichten gemeinſchaftlich ausüben. Die Jungen kommen nach einander zum Vorſchein, da das Weibchen regelmäßig vom zweiten, zuweilen ſchon vom erſten Ei an zu brüten beginnt und die erſten Eier früher zeitigt als die letzteren. Dieſen kommt entſchieden die Leibeswärme ihrer älteren Geſchwiſter ſehr zu Gunſten, falls man ihr nicht, wie ich es tun möchte, die Vollendung der Bebrütung einzig und allein zuſchreiben muß. Nicht ſelten macht man gerade in dieſer Hinſicht höchſt merkwürdige Beobachtungen. „Ich unter⸗ ſuchte“, ſchreibt Boeckmann, „eines meiner Wellenſittichneſter und fand ſechs kaum ausgef chlüpfte 8 Junge in ihm, nicht aber auch noch Eier. Drei Wochen ſpäter bemerkte ich zu meinem größten Erſtaunen noch zwei Junge, welche doch unmöglich von den Alten ausgebrütet ſein konnten, weil dieſe übertages ſich bloß zeitweilig im Neſte aufgehalten hatten, um zu füttern. Deshalb wurde ich zu der auffallenden Annahme gedrängt, daß dieſe Jungen durch die Körperwärme ihrer Geſchwiſter aus Eiern gebrütet worden ſein mußten, welche die Mutter erſt gelegt haben konnte, nachdem jene ſechs Jungen bereits ausgeſchlüpft waren.“ Neubert hat vor Boeckmann dieſelben Beobachtungen gemacht und ebenſo gedeutet; Frey⸗ 4 berg bemerkt hierzu, daß die zuerſt ausgeſchlüpften Jungen regelmäßig die übrigen Eier zeitigen helfen, wenn dieſe in einer Vertiefung liegen, während ſie, entgegengeſetzten Falls, weil ſie ſtets in der Mitte auf einem Klumpen zuſammenliegen, die 19 N aus⸗ gekommenen Eier zur Seite rollen. Zur erſten Atzung der Jungen nehmen die Eltern gern tieriſche ei Ameiſenpuppen zeitweilig dem Körnerfutter gegenüber in überwiegender Menge. Ebenſo verwenden ſie mit Vorliebe feingeſtoßene Semmel. Alle Körner, welche ſie den Jungen reichen, quellen ſie vorher in ihrem Kropfe auf; es iſt alſo durchaus nicht nötig, ihnen aufgeweichte Sämereien zu geben, ſchon weil man ſich durchaus leicht der Gefahr ausſetzt, daß ſolches Futter ſäuert und verdirbt. Je reichlicher man jetzt den Tiſch deckt, um ſo ſicherer erlangt man wohl⸗ ausgebildete, kräftige Junge. Namentlich empfihlt es ſich, denjenigen Pärchen, welche im Sommer brüten, tagtäglich Getreide- und Grashalme mit Körnern oder die Aehren des Vogel- und gemeinen Hirſen zu reichen. Letzterer wird in Belgien ganz allgemein verbraucht; Singſittiche. 251 über erſtere ſtellte Freyberg Verſuche an. In Folge einer an freigekommenen Wellenſittichen ; 5 gemachten Beobachtung ſah er ſich veranlaßt, vom Ackerfelde weg geſammelte Aehren in eine kleine Garbe zu binden und dieſelbe im Fluggebauer, die Aehren nach unten, ſchwebend auf- zuhängen. „Kaum war ich damit fertig, ſo fielen Wellenpapageien und Unzertrennliche da⸗ rüber her. Es iſt ſehr anziehend, wie ſie ſich an einzelnen Halmen anklammern, unter ununterbrochenem Geplauder necken, jagen und zanken. Alten harten Hafer in Garben lieben ſie nicht ſehr, faſt reifer mit noch weichen Körnern dagegen iſt ein wahrer Leckerbiſſen für ſie, ja ſelbſt noch ganz grüner wird dem harten vorgezogen.“ Ich habe den bei mir brütenden Wellenpapageien ſtets Getreide- und Grasähren reichen laſſen und in Ermangelung friſcher, ihnen auch gedörrte, ja ſelbſt das auf Heuböden geſammelte Geſäme angeboten und immer gefunden, daß ihnen eine derartige Nahrung beſſer als jede andere behagte. Bei der Atzung der Jungen fällt dem Männchen der Löwenanteil zu. Schon vor der Parung beginnt es ſeine Pflichten auszuüben, indem es das Weibchen aus dem Kropfe füttert — eine Vornahme, welche übrigens ebenſo ſehr als Zärtlichkeit wie als Notwendig⸗ Re. keit erſcheint. Während der ganzen Brutdauer ernährt es das Weibchen vollſtändig, und ebenſo ſorgt es in den erſten Tagen nach dem Ausſchlüpfen der Jungen für dieſe, indem es der Mutter die im Kropfe aufgeweichten Sämereien und andere Nahrungsſtoffe füttert und dieſer es überläßt, das weitere Geſchäft der Atzung zu beſorgen. Die Jungen ent⸗ wickeln ſich ſehr gleichmäßig. Nach acht Tagen brechen die erſten Stoppeln hervor und zwar auf der Oberſeite, auf den Flügeln und am Schwanze, während die auf dem Rücken und am Kopfe ſpäter und die am Bauche zuletzt folgen. Gleichzeitig mit der erſten Entwickelung der Federn krümmt ſich der Schnabel, und richtet ſich die äußerſte Zehe nach hinten. Mit dem zwölften oder dreizehnten Tage öffnen ſie die Augen, mit dem Auftreten der je nach dem Geſchlecht verſchiedenen Farbe der Wachshaut iſt das Wachstum vollendet; mit dem dreißigſten bis fünfunddreißigſten Tage verlaſſen ſie das Neſt, obwohl ſie auch dann noch ziemlich ungeſchickt ſind und weiterer Nachhilfe von den Eltern bedürfen, namentlich gefüttert werden müſſen. Doch beginnen ſie ſchon frühzeitig nebenbei ſelbſtändig etwas N Nahrung zu ſich zu nehmen, und ſcheint es faſt, als ob von nun an die Atzung der Eltern auch nur aus Zärtlichkeit geſchehe. Junge, welche in den Wintermonaten in einem kalten Raume erbrütet wurden, bleiben länger im Neſte, bis ſie endlich von den Eltern oder durch den Hunger ausgetrieben werden. Bei fortgeſetzter Inzucht beobachtet man, laut Freyberg, auch im Sommer dasſelbe, weil die betreffenden Jungen ſchwächer, furchtſamer und feiger ſind als die von nicht blutsverwandten Eltern erzeugten. Am häufigſten füttern die Alten, wie Freyberg beobachtete, vom ſiebenten bis zum ſechzehnten Tage nach dem Ausſchlüpfen, nemlich vier bis fünf Mal in der Stunde; vom ſechzehnten Tage ab nimmt nach den a Beobachtungen dieſes Forſchers eine gewiſſe Unregelmäßigkeit ihren Anfang, und das zu⸗ dDdringlichere von den Jungen erhält mehr Atzung als das minder entwickelte. Bei voll— kommen geſunden Eltern findet in der Regel noch vor dem Ausfliegen der Jungen eine . neue Parung ſtatt, und es kommt dann, wie erwähnt, nicht ſelten vor, daß weniger das Weibchen, als die Jungen der vorhergehenden Brut die Eier der zweiten zeitigen, mindeſtens 5 zeitigen helfen. Regelmäßig geſchiht dies bei fortgeſetzter Inzucht, aus den oben angegebenen Gründen. | „Es iſt erſtaunlich“, jagt Schmidt, „mit welcher Schnelligkeit die jungen Wellenſittiche ſich entwickln. Wie die Beobachtungen Neuberts und unſere eigenen Erfahrungen gelehrt haben, können dieſelben mit drei Monaten fortpflanzungsfähig ſein: eine Tatſache, welche in ſeltſamem Widerſpruche mit der Behauptung anderer Züchter ſteht, daß die in Europa gezogenen Jungen unfruchtbar ſein ſollen. Es haben ſolche hier gezüchtete Stücke größtenteils ihre Brutzeit im Sommer, und zwar war dieſelbe bei unſeren Wellenſittichen 252 1 Sittiche. von Mitte März bis Auguſt, ſo daß im ee noch junge Sprößlinge die Nester ver⸗ | ließen. Auf dieſer Verſchiedenheit der Begattungszeit mag es wohl beruhen, daß gemiſchte Pare, welche aus einem eingeführten und einem hier gezogenen Stücke beſtehen, bisweilen unfruchtbar erſcheinen. Der Eintritt der Parzeit im Sommer ſcheint übrigens nur bei den 5 4 | Jungen der erſten Brut vorzukommen; die erſt im Februar oder März ausgeſchlüpften Vögel 1 brüten nach unſeren Beobachtungen nicht vor dem nächſten Winter.“ Gar nicht ſelten iſt es, wie ich ergänzend hinzufügen will, daß ein frühreifes, junges Weibchen den eigenen Vater, i 9 während die Mutter wieder brütet, mit Zärtlichkeiten überhäuft, bis dieſer es begattet und er ſo gleichzeitig Kinder und Enkel erzeugt. Freyberg hat dies fünfmal erlebt und ift durch fortgeſetzte Verſuche zu der Ueberzeugung gelangt, daß ſolche Blutſchande unter 5 allen Umſtänden verhütet werden muß. Wie unumgänglich nötig es iſt, einem mit Wellenſittichen beſetzten Fluggebauer 755 b möglich alljährlich neue Stücke zuzufügen, um den verderblichen Folgen der Inzucht vorzu⸗ beugen, mag aus den nachfolgenden, wie immer mit größter Gewiſſenhaftigkeit angeſtellten Beobachtungen Freybergs hervorgehen. „Vor mir ſtehen vier große, innen gleichförmig eingerichtete Käfige. In denſelben befinden ſich, jedes Par für ſich abgeſchloſſen, ein ein⸗ geführtes Elternpar, ein Par der Kinder, alſo Geſchwiſter, ein Par Enkel, Geſchwiſter, und ein Par Urenkel, ebenfalls Geſchwiſter. Das Benehmen der eingeführten Eltern zeigte nichts neues; ſie brüteten zweimal im Sande am Boden und zweimal in einem Niſtkäſtchen und brachten neun Junge aus, von welchen ſie acht großzogen. Auch die Kinder der er⸗ wähnten Eltern brüteten zweimal im Sande und einmal im Niſtkäſtchen; ſie wurden ein Jahr vorher im freiſtehenden Fluggebauer geboren, begatteten ſich ſehr bald und zeigten in ihrem Benehmen nichts beſonders bemerkbares. Aus dreizehn Eiern zogen ſie acht Junge groß. Anders war es bei den Enkeln. Obwohl ſie in der Begattungszeit mit den vorherigen Paren übereinſtimmten, ließ doch ſchon der Akt ſelbſt nicht die Fülle der Körper⸗ kraft, wie bei jenen, erkennen. Nach demſelben trat Erſchöpfung merklich hervor, und bei raſcher Wiederholung zeigte ſich häufig Unvermögen. Bei erſteren Paren folgte nach jeder Vereinigung raſche Bewegung; es wurden die Federn geordnet, geputzt, geplaudert, gelieb⸗ koſt ꝛc.: bei den Enkeln trat jedesmal völlige Ruhe ein. Der Begehrlichkeit des Weibchens konnte oft vom Männchen keine Folge gegeben werden. Endlich brachten ſie ein Gelege von fünf Eiern zu Stande, wovon vier Junge auskamen. Zwei von ihnen wurden gleich anfangs bei Seite geſchoben und verlaſſen, die beiden übrigen gut gefüttert. Als ſie größer wurden, biß der Vater das eine in den Hals, woran es ſtarb. Einige Tage darauf übte ſich das noch übrige, neben der Mutter im Sande ſitzend, in Bewegung ſeiner Flügel. Der Vater aber ſtürzte plötzlich auf es zu und verſetzte ihm einen einzigen Schnabelhieb, welcher in die Hirnſchale drang und es augenblicklich tötete. So endete dieſes Gelege. Das Weibchen hatte nach kurzer Zeit wieder gelegt und zwar fünf Eier, welche alle aus⸗ gingen. Zwei Junge wurden abermals verlaſſen und drei Stück großgezogen. Die dritte Brut wurde in einem Käſtchen angelegt und zwei Junge großgezogen. Alle ſind ſchwächer als die der früheren Brut, und ihr Wachstum iſt ein langſameres. Wenn ſchon bei dem vorhergehenden Pare die Abnahme der Kraft bemerkbar wurde, i ſo war ſie bei den Urenkeln noch viel auffallender. Nach jeder Begattung folgte gänzliche Erſchöpfung. Eine durch Schwäche mehrmals unterbrochene, genau beobachtete Begattung dauerte bis zu ihrem Ende dreizehn Minuten. Mehr als die Hälfte der gemachten Verſuche mußte unausgeführt bleiben, trotzdem die Begehrlichkeit des Weibchens ſehr ſtark war. Gleichwohl brachten ſie ein Gelege zu Stande, welches aber durch die Ungeſchicklichkeit meines Dieners verunglückte. Ein neuer Satz von fünf in den Sand gelegten Eiern kam glücklich aus. Die beiden erſten Jungen wurden ſogleich bei Seite geſchoben und ver⸗ 8 id Mer ET ͤ ...... ᷑ ͤ ß. — E Singſittiche. 253 laſſen, die übrigen gut gepflegt und gewartet. Die Kleinen gaben aber jämmerliche Töne, eigentlich ein ununterbrochenes Geächze, von ſich, welches ſich mit jedem Tage mehrte. Da die Alten ſie ſehr gut bedeckten, wurde es mir erſt am neunten Tage möglich, ſie näher zu betrachten. Es waren unförmliche, nakte Fleiſchklumpen, welche bewegungslos dalagen. Wenn auch die Wärme des Zimmers noch ſehr angenehm war, ſo froren ſie doch ſehr ſtark; die Körper waren ſtatt rötlich weißgelblich, und ich vermutete deshalb Blutarmut Nach abermaligen neun Tagen, alſo am neunzehnten ſeit ihrer Geburt, beſah ich ſie wieder. Die bereits zu Tage getretenen Federkeime waren ſtruppig; die Körper lagen bewegungslos 1 auf der Bruſt ſtatt auf dem Bauche; die Flügel waren verkümmert, die Füße Knorpel⸗ klumpen und die Zehen geballt. Ich öffnete die letzteren; fie ſchloſſen ſich aber ſehr bald wieder. Das Gejammer und Geſtöhne machte ſich am meiſten bei einbrechender Nacht und bei Tagesgrauen bemerklich. Das Auge hatte einen ſtarren gläſernen Ausdruck, das Atem— * holen war ein raſches, aber kurz ausgeholtes, die Entlerung regelmäßig. Nach abermaligen neun Tagen, alſo am achtundzwanzigſten ihres Lebens, ſah ich wieder nach. Ich fand beide . Eltern beſchäftigt, in der größten Gemütsruhe eines ihrer Kinder zu verzehren. Der Vater hatte den obern Armknochen des linken Flügels, die Mutter den unteren Teil des Rückens in Arbeit. Außer einigen Fetzen Haut, namentlich Stirnhaut mit Schnabel und Wachs- haut nebſt einigen abgebiſſenen Federn blieb von dem aufgezehrten Jungen nichts übrig. Die beiden Körperteile, welche die Alten fallen ließen, waren wie von Ameiſen benagt und alles Fleiſches beraubt. Die noch lebenden Jungen lagen wenig gewachſen nur auf der Bruſt und konnten außer Kopf und Hals nichts bewegen. Ihre Federn waren ſtruppig und faſt ganz ſchmuzigweiß, beſonders die Schwung- und mittleren Schwanzfedern. Das Grün erſchien faſt grau und ſchmuzig in einander verfloſſen. Am vierzigſten Tage konnte noch kein Junges gehen oder ſtehen; ſie waren eben außerordentlich zurück. Die beiden Alten begatteten ſich wieder, und deshalb nahm ich jene am fünfzigſten Tage weg. Von Gehen und Hüpfen war bei dieſen Jungen noch keine Spur zu bemerken; nur eines fing an zu klettern, konnte ſich aber mit den Füßen nicht halten, fiel rückwärts ab einen Zoll tief nieder und war tot. Bei der Eröffnung fand ſich in der Bruſthöhle eine gelblichrötliche Flüſſigkeit, welche vielleicht Urſache des Todes geweſen ſein mag. Die Ferſen waren nicht beweglich, die Zehen bis zur halben Fauſt geſchloſſen, zwei nach vorn, zwei nach hinten gerichtet. Das noch lebende Junge bewegte ſich auf den Ferſen; die Flügel entwickelten ſich regelmäßig, konnten auch ausgeſpannt werden, aber Flügelſchlag war unmöglich. Auch die Zehen ſchienen ihre Tätigkeit zu erhalten. Körpergröße und Farbung waren durchaus ungewöhnlich. Das Geſtöhne und Gejammer dauerte fort, ſchien mir aber zur Gewohnheit geworden zu ſein, weil es ſelbſt im feſten Schlafe gehört wurde 1 und aufhörte, wenn man das Tierchen weckte. An Kälte ſchien es am meiſten zu leiden. Bei dem letzten Gelege der Urenkel wurden von drei Eiern drei Junge ausgebracht. Nach elf Tagen aber fand ich alle drei tot und das größte davon halb aufgefreſſen. Wie ſehr dieſe Tierchen entarten, iſt recht auffallend und ich glaube nicht, daß Ururenkel, Geſchwiſter von gleichem Gelege, zeugungsfähig bleiben.“ Ich habe dieſer eingehenden Schilderung nur das eine hinzuzufügen, daß nach meinen Erfahrungen in geſchloſſenen Faſanerien nach geraumer Zeit unter den hier gezüchteten Vögeln ganz ähnliche Erſcheinungen zu Tage treten, ſo daß alſo die Vorausſetzungen und Folgerungen Freybergs wohl als unbedingt richtig angeſehen werden müſſen. . Der Marktpreis der Wellenſittiche iſt bedeutenden Schwankungen unterworfen. Während man vor einigen Jahren, zur Zeit, als die Vögel in der (S. 130) erwähnten Menge ein⸗ . geführt wurden, ein Pärchen von ihnen mit fünf Talern kaufen konnte, mußte man ein * Jahr ſpäter das Doppelte zahlen und zufrieden ſein, wenn man ſolche Vögel überhaupt 954 | Sittiche. erhielt. Aus den belgiſchen Züchtereien bekam man ſie allerdings für eine geringere Summe, jedoch nur, wenn man eine größere Anzahl kaufte, und dann hatte man in der Regel zu ge- wärtigen, daß unter der erworbenen Anzahl mehr Männchen als Weibchen oder einzelne abgelebte, unfruchtbare und ſonſtwie unbrauchbare Vögel ſich befanden, welche die Verkäufer 5 1 eben los werden wollten und zu dieſem Zweck ſchon vorher abgeſchieden hatten. In dieſem Jahre (1871) find wiederum viele eingeführt worden und die Preiſe demgemäß ſehr gefallen. 1 Wie lange dieſer Nachſchub anhalten wird, läßt ſich nicht beſtimmen. Einſtweilen darf man ſagen, daß acht Taler für das Par geſunde Wellenſittiche ein DR it, 5 1 welchen man mit Fug und Recht einen mäßigen nennen kann. Erdſtttiche. Neuerdings iſt es den Beſtrebungen der Londoner zoologiſchen Geſellſchaft gelungen, auch die beiden merkwürdigſten Sittiche des Feſtlandes von Auſtralien lebend zu erhalten und ihnen ſomit unter den „Gefangenen Vögeln“ einen Platz anzuweiſen. Die Erdſittiche, welche innerhalb ihrer Familie als die Vertreter der Eulenpapageien angeſehen werden dürfen, ſind ſchlank gebauete Vögel von Droſſelgröße. Der kurze und dicke Schnabel iſt höher als lang, der Oberſchnabel abgerundet mit kurzer, überhängender, etwas abgeſtumpfter Spitze, welche unterſeits deutliche Feilkerben zeigt, der dicke Unter⸗ ſchnabel höher als der obere, mit breiter abgerundeter Dillenkante. Die runden, an den Rändern aufgetriebenen Naſenlöcher liegen frei. Die Füße ſind ſehr kräftig und hochläufig; die äußere Vorderzehe kommt dem Laufe an Länge gleich. Alle Zehen tragen lange, dünne, wenig gekrümmte Nägel, wie ſolche unter Sittichen ſonſt nicht wieder vorkommen. Der Flügel iſt kürzer als der Schwanz, lang und ſpitz, was namentlich auch für die Flügel⸗ ſpitze gilt. Unter den Schwingen überragen die zweite und die dritte die übrigen und zeichnen ſich außerdem noch dadurch aus, daß ſie am Ende der Außenfahne ſanft ausge⸗ ſchnitten erſcheinen. Zuſammengelegt erreicht der Flügel etwas mehr als ein Fünftel der 8 — T Länge des Schwanzes. Letzterer iſt ſehr lang und abgeſtuft, ſo daß die äußerſte Feder nur 5 a den dritten Teil der Länge der mittelften hat. Die Federn laufen gleichmäßig in eine Spitze zu. In der Färbung des weichen Gefieders herſcht Grün allerdings auch vor, eine, eigentümliche Fleckenzeichnung auf der Oberſeite und Querzeichnung auf der Unterjeite ver⸗ leiht ihr jedoch ein ſehr ſelbſtändiges Gepräge. 149. Der Erdſittich, Kyloring und Djulbatla der Eingeborenen Neuhollands, Pezoporus (Ps., Euph.) formosus, Lath., (terrestris). Olivengrasgrün; Federn des Oberkopfes mit ſchwarzem Schaft⸗ ſtrich, die des Mantels, der Schultern, Flügeldecken und des Hinterrückens ſchwarz mit zwei bis drei ſchmalen, gelben Querlinien und breiten, grünen Rändern, welche letztere auf den Schwanzdeckfedern 8 ſich verſchmälern; Stirnrand mennigrot, Backen, Kinn, Kehle und Kropffedern einfarbig olivengelbgrün, die der Bruſt, des Bauches, der Seiten und unteren Schwanzdecken olivengelb mit drei breiten, ſchwarzen Querbinden und ſchmalen, grünen Rändern; Schwingen dunkel olivenbraun, die erſten einfarbigen aus⸗ genommen, außen grün, in der Mitte der Innenfahne mit blaſsgelbem Fleck, welcher ſich von der vierten an auch über das Grün der Außenfahne erſtreckt und eine breite, gelbe Querbinde bildet, unterſeits grau⸗ ſchwarz, die Querbinde durchſchimmernd; Handſchwingendecken grün, kleine Unterflügeldecken ebenſo, größere grauſchwarz; die vier mittelſten Schwanzfedern dunkelgrün mit ſchmalen, gelben Querbinden, die übrigen olivengelb, innen mit ſchwarzen, außen mit breiten, grünen Querbinden. Iris dunkelbraun, Oberſchnabel ſchwarzbraun, Unterſchnabel hellbraun, Füße hornbraun. — Dem jungen Vogel fehlt das rote band; Kopf, Rücken, Schultern und Flügeldecken find ſchwarz. Der Erdſittich verbreitet ſich über Süd- und Weſtauſtralien, Tasmanien und die Inſeln der Bafsiraft. Des kürzeren Schwanzes und der kürzeren Nägel halber bildete Gould Pe Die folgende Art unter dem Namen Geopsittacus eine beſondere Sippe. N ate 255 150. Der Säftenfttih, P. e occidentalis, Gould. Düſter olivengrün; Federn des Sberwpfes, Nackens und Hinterhalſes mit breitem, ſchwarzem Fleck auf der Schaftmitte, die des Rückens, der Schultern und oberen Flügeldecken düſter braunſchwarz mit einem oder zwei unregelmäßigen, ſchmuzig gelben Querflecken, welche auf dem Bürzel und oberen Schwanzdecken Querlinien bilden, und breiten, düſter olivengrünen Rändern; Kopfſeiten, Kinn, Kehle und Kropf olivengrün, jede Feder auf dem Schaft mit ſchwarzem Fleck; Bruſtfedern gelb mit drei bis vier ſchmalen, Schwarzen Querſtreifen und grünlichen, ver- waſchenen Endſäumen; Bauch, Schenkel und After einfarbig ſchwefelgelb, Schwanzdecken ebenſo, die größten unter ihnen mit zwei bis drei herzförmigen, ſchwarzen Flecken; Schwingen und Handſchwingendeckfedern düſter olivenbraun; Armſchwingen außen in der Wurzelhälfte düſter graubläulich geſäumt, von der vierten Schwinge an innen auf der Mitte ein verwaſchener blaſsgelber Fleck, der je weiter nach hinten zu um | 17 ſo deutlicher und breiter wird und auf den Armſchwingen über beide Fahnen geht; Schwingen unterſeits dDüſter olivengraubraun; die vier mittelſten Schwanzfedern olivenſchwarzbraun, innen und außen mit ge⸗ zackten, blafsgelben Randflecken, die übrigen Steuerfedern olivenſchwarzbraun, innen in der Endhälfte mit ene außen mit breiteren, regelmäßigeren, gelben Querſtreifen. Iris kohlſchwarz, Oberſchnabel dunfel- hornbraun, Spitze desſelben und Unterſchnabel heller, Wachshaut bläulichgrau, Füße und Krallen Net fleiſchbräunlichh. Der Vogel bewohnt Weſt⸗ und Südauſtralien. Ueber das Freileben der Erdſittiche, welches von dem ihrer Verwandten ſehr weſent⸗ lich abweicht, liegen Beobachtungen von Gould und Müller vor. „So weit, als ich in Erfahrung bringen konnte“, ſagt Gould, „iſt der Erdſittich aller Orten ein Stand⸗ vogel. Da ich ſehr häufig mit ihm zuſammen kam, kann ich ſagen, daß er in allen ſeinen Bewegungen ſich von jeder anderen Art ſeiner Familie unterſcheidet. Ich bin ungewiß, ob er der Fähigkeit, aufzubäumen, gänzlich ermangelt oder nicht; doch ſah ich ihn niemals auf einen Baum zufliegen, noch war ich im Stande ihn zu vermögen, daß er im Gezweige Zuflucht ſuchte. Für gewöhnlich bewohnt er öde, ſandige Strecken, welche mit niederen Gräſern und anderen ähnlichen Pflanzen bedeckt u, fommt aber 9110 eben⸗ ö ſowohl auf ſumpfigem Boden vor, welcher mit Binſen und anderen dieſen Orten eigentüm⸗ . lichen Pflanzen bedeckt iſt. Da er ſich zurück hält und im Laufen außerordentliche Fertigkeit beſitzt, wird man ſeiner ſelten vor dem Auffliegen gewahr, und auch dann ſiht man ihn in der Regel nur kurze Zeit, weil er ſich ſobald als möglich wieder zum Boden herabläßt und auf ihm fortrennt, ſich einen Zufluchtsort ſuchend. Bei Annäherung einer Gefahr diuckt er ſich auf dem Boden nieder oder läuft unmerkbar durch das Gras, und da er nun ſtellen, als ob er ein gewöhnlicher Jagdvogel wäre, ſo daß der Schütze, welcher in den 5 auſtraliſchen Sümpfen jagt und ſeinen Hund vor ſich ſtehen ſiht, niemals ſicher iſt, ob ein 9 Erdſittich, eine Wachtel oder eine Schnepfe ſich erheben werde. Er fliegt mit der größten 1 Schnelligkeit und führt häufig verſchiedene Schwenkungen im Zickzack aus, geht aber ſelten 5 5 . in einem Zuge als hundert Ellen. Sein Fleiſch iſt ausgezeichnet, höchſt ſchmackhaft, i mindeſtens dem Wildpret einer Wachtel oder Schnepfe gleich, wenn es dasſelbe 1 6 noch übertrifft. Die fünf oder ſechs Eier werden auf den nakten Boden gelegt.“ ) Dieſen Beobachtungen hat Müller, Vorſteher des Pflanzengartens in Melbourne, 5 . überraſchende Angaben über die Lebensweiſe des Höhlenſittichs zugefügt. Der Vogel führt eine nächtliche Lebensweiſe, hält fich übertags in Höhlen auf und verläßt dieſe exit nach Sonnenuntergang, um ſeiner Nahrung nachzugehen. Für mich iſt es nunmehr wahrſcheinlich geworden „daß der Erdſittich ebenfalls Nachtvogel iſt; denn Goulds Be— 55 obachtungen ſtehen mit einer ſolchen Angabe keineswegs im Widerſpruch. re Durch Müller erhielt der Londoner Tiergarten einen Höhlenſittich lebend und Bart⸗ 5 let Gelegenheit, über das Gefangenleben Mitteilung zu machen. Unſer Vogel hält ſich 5 bei Tage ſtill und ruhig auf der gewählten Schlafſtelle, wird mit Einbruch der Dunkelheit 0 e und . erſt Bu au freſſen. Man reicht ihm Hirſen, Glanz, Waſſerkreſſe eine ziemlich ſtarke Witterung beſitzt, ſo geſchiht es, daß ihn die Jagdhunde aufnehmen und 3 > re — 956 Sittiche. und Raſenſtücke, von denen er die feinen Spitzen abnagt. Seine Stimme iſt ein ſcharfes Pfeifen; andere Laute wurden nicht vernommen. Auch er iſt ein Erdvogel, ſetzt ſich nie auf die Sitzſtange ſeines Käfigs, ſondern bewegt ſich, zuweilen nach Art des Sperlings 1 hüpfend, nur auf dem Boden oder 1 mit beſchleunigter Bewegung von einer Ecke des Raumes in die andere. Hierauf beſchränkt ſich zur Zeit unſere Kentnis über das Leben der merkwürdigen Vögel. e Grasſtttiche. 1 Eine kleine Gruppe auſtraliſcher Sittiche unterſcheidet ſich durch ihre Merkmale von allen übrigen und wird deshalb mit Recht als beſondere Sippe betrachtet. Wir erhalten mehrere Arten derſelben lebend und haben 1 in unſeren Käfigen auch bereits zur Fortpflanzung ſchreiten ſehen. Die Grasſittiche ſind Vögel von Finkengröße, erſcheinen aber wegen ihres langen Schwanzes und ziemlich lockeren Gefieders anſehnlich größer als unſere Edelfinken. Der Schnabel iſt kurz, ungefähr ebenſo hoch als lang, auf der Firſte ſtark abgerundet, an der Spitze ſcharf herabgebogen, im Innern der letzteren mit deutlichen Feilkerben verſehen, der Unter⸗ ſchnabel an der Dillenkante abgerundet; ein Zahnausſchnitt fehlt. Die großen runden Naſenlöcher liegen frei und ſind mit hohen, aufgetriebenen, nakten Rändern umgeben, welche die Wachshaut faſt gänzlich zurückdrängen. Die ſchwachen, dünnläufigen Füße, deren äußere Vorderzehe dem Laufe an Länge meiſt gleichkommt, tragen lange ſpitze und gekrümmte Krallen. Der ſpitzige Flügel, in welchem die zweite und dritte Schwinge die längſten ſind, deckt zuſammengelegt über ein Drittel des ihm an Länge annähernd gleichen Schwanzes; ſeine Flügelſpitze iſt lang; unter den Schwingen ſind die zweite und dritte am Ende der Außenfahne und die drei erſten an der Innenfahne etwas ausgeſchnitten. Der lange Schwanz beſteht aus breiten, gegen das ſtumpfe Ende zu allmählich ſich verſchmälernden und ſtufig abgekürzten Federn, deren äußerſte faſt ebenſo lang als die Hälfte der mittelſten iſt. Die Färbung hat ein eigentümliches Gepräge. Von der olivengrünen Oberſeite hebt ſich ein lebhaftes Blau auf Stirn und Flügeldecken ab; der Schwanz iſt regelmäßig, die äußere Schwanzfeder ſtets gelb; der Schnabel hat ſchwarze Färbung. Beide Geſchlechter unter⸗ ſcheiden ſich durch die Färbung, obgleich Gould das Gegenteil behauptet. Alle bekannten Arten haben annähernd dieſelbe Größe. 151. Der Glanzſittich, Euphema splendida, Gould. Grasgrün; Geſicht bis hinter 5 das Auge und Flügeldecken himmelblau, übrige Oberſeite und die Bruſtſeiten grasgrün mit olivenfarbigem Scheine; Kinn, Kropf und Bruſt zinnoberrot, die Mitte der Federn gelb, Bauch und übrige Unterſeite 5 hochgelb; Schwingen und deren Deckfedern ſchwarz, außen tief indigoblau; Armſchwingen fahler, ihre drei letzten grün, Schwingen unterſeits ſchwarz; mittelſte Schwanzfedern dunkelgrün, die nächſtfolgenden beiden > mit citrongelbem Endfleck, welcher gegen die äußeren Federn hin zunimmt, fo daß die äußerſten faſt bis zur Wurzel hochgelb ausſehen; Innenfahne der Steuerfedern bis zum Gelb ſchwarz, ein Schaftſaum grün. Iris braun, Schnabel ſchwarz, Füße bräunlich. — Beim Weibchen iſt nur die Halfter himmelblau, Unterſeite bis zum Bauch olivengrün, Schwingen außen ſchön blau, innen und außen K gelblich ge⸗ ſäumt. Junger Vogel dem Weibchen ähnlich, jedoch nur der Stirnrand blau. Der prachtvolle Vogel bewohnt das Innere Weſtauſtraliens und wird erſt ſeit wenig Jae öfter a lebend bei uns eingeführt. 152. Der Schönſittich, Türkiſin der Händler, E. (Ps., Nanodes, Lathamus) pulchella, Shaw, (Edwardsii, azureus). Grasgrün; das ganze Geſicht bis zu den Augen und die Flügeldeckfedern himmelblau; die kleinſten Deckfedern längs des Unterarmes purpurbraun; Unterſeite hochgelb, ſeitlich grün angeflogen; Schwingen ſchwarz, außen indigoblau, ſchmal grünlich geſäumt, unterſeits ſchwarz; ie beten RE * ni J 8 22 = R * mi IR 2 * Ar IS n ER 1 j ji ’ PER 2 7 I ah N a en 18 A a e 3 4 n r Ich 1 d ke r n e . — Li — er 5 8 1 DENKE N ’ a a . 1 * 22 er ..... ̃ ͤ EEE ODER 2 .... gene en 3 Vene! 1 Rn RE 3 EEE RT 2 SE A er Grasſittiche 257 Handſchwingendeckfedern ib. kleine untere Flügeldecken indigoblau; mittelſte Steuerfedern grasgrün, äußerſte hochgelb, nur an der Wurzel grün und ſchwarz; letztere Farben nehmen nach der Mitte hin an Ausdehnung zu. — Beim Weibchen ſind Backen, Kinn, Kropf und Bruſt gelbgrün; der rotbraune Fleck auf dem Unterarm iſt wenig bemerklich. . Der Schönſittich bewohnt häufig Neu⸗Süd⸗Wales, verbreitet ſich aber über einen großen Teil des 0 innern Auſtraliens und wandert. In unſeren Käfigen iſt er die häufigſte Art der Sippe. 153. Der Feinſittich, E. (Ps., N., Conurus) venusta Tem., (chrysostoma). Olivengrün; ein ſchmales Stirnband indigoblau, Zügel hochgelb, Flügeldecken berlinerblau, Schulterfedern außen ebenſo, Bauch, Schenkel, After und untere Schwanzdecken ſchwefelgelb; Handſchwingen und deren Deckfedern ſchwarz, Armſchwingen außen indigoblau, Schwingen unterſeits ſchwarz, kleine Unterdeckfedern indigo— blau; Steuerfedern in der Wurzelhälfte grünblau, in der Endhälfte ſchwefelgelb, innen bis zum Gelb ſchwarz gerandet, die mittelſten Schwanzfedern nur am Ende gelb. Iris braun, Schnabel hornbraun, Unterſchnabel fahlbraun, Füße hornbraun. — Weibchen ? düſterfarbig, Stirnrand undeutlich, Zügel, After und untere Schwanzdecken blaſsgelblich verwaſchen, Flügeldecken düſterblau, übrige Teile olivengrün. Südauſtralien, die Inſeln der Baſsſtraße und Tasmanien beherbergen den Feinſittich in Menge; daß er auch ſchon lebend nach Europa gelangte, läßt ſich annehmen. 154. Der Schmuckſittich, Guljederung und Kulgardar der Eingeborenen, E. (N.) elegans, Gould. Dem vorhergehenden ſehr ähnlich, dunkel olivengrün; ein Stirnband, welches ſich jederſeits bis hinter das Auge zieht, blau; Zügel und die Unterſeite gelb, ein Fleck auf der Bauchmitte ſafranfarben; Handſchwingen tief ſchwarz, die vier erſten außen ſchmal blau geſäumt, kleine Flügeldecken längs des N Handgelenks berlinerblau, die übrigen dunkel olivengrün; Handſchwingendeckfedern tief ſchwarz; Schwingen 11 unterſeits ſchwarz, kleine untere Flügeldeckfedern tief blau; mittelſte Steuerfedern grünblau, äußerſte ſchwefel⸗ gelb, die übrigen grünblau in der Wurzelhälfte, ſchwefelgelb in der Endhälfte, alle innen ſchwarz gerandet. . Iris dunkelbraun, Schnabel ſchwarz, am unteren Rande des Oberſchnabels hornweiß, Füße braun. — . Weibchen düſter olivengrün, Zügel blaſsgelb; blaue Stirnbinde undeutlich, Rand des Unterarmes düſter 1 5 bläulich, Bauch und After gelbgrün. Junger Vogel noch düſterer, unterſeits blaſsgelb gefärbt, ohne 7 Dunklen Fleck auf der Bauchmitte. 4 Die Art bewohnt die öden, ſandigen Küſtenſtriche Süd- und Weſtauſtraliens, erſcheint dann und wann auch in Neu⸗ Süd ⸗Wales. 155. Der Klippenſittich, E. petrophila, Gould. Olivengrün; Stirnbinde dunkel indigo, Zügel und Flügelrand hellblau; Unterſeite gilblich olivengrün, untere Schwanzdecken olivengelb; Schwingen und Handſchwingendeckfedern ſchwarz, außen dunkel indigoblau, unterſeits ſchwarz, kleine Unterdeckfedern indigoblau; mittelſte Steuerfedern grünblau, die übrigen in der Endhälfte ſchwefelgelb, welche Färbung gegen die äußeren Federn mehr und mehr zunimmt, alle innen ſchwarz gerandet. Iris dunkelbraun, Schnabel und Füße ſchwärzlich. — Weibchen? und junge Vögel haben düſterere Färbung und auf der Mitte der inneren Schwingenfahne eine weißfahle Querbinde. Der in unſeren Sammlungen noch ſeltene Vogel bewohnt Süd- und Weſtauſtralien, häufig insbeſondere die Gegend in der Nähe des Schwanenfluſſes. Ob er lebend nach Europa gebracht wurde, iſt fraglich. 5 Ueber das Freileben der ungemein zierlichen Grasſittiche haben wir bis jetzt faſt einzig And allein die Berichte von Gould erhalten. Aus ihnen geht hervor, daß die gedachten Voögel in größeren oder kleineren Geſellſchaften, hier und da und zu gewiſſen Zeiten in . ; Myriaden, die öderen Küſtenſtriche der erwähnten Länder beleben, mit Beginn des Frühlings, aalſo im September oder Oktober, hier erſcheinen, brüten und nach der Fortpflanzungszeit im Herbſt, unſerem Februar und März, wieder verſchwinden, dem tieferen Innern und dem Norden ſich zuwendend. Auch fie find denſelben Bedingungen unterworfen, welche bei Schil- d0derung der Corella und des Wellenſittichs hervorgehoben wurden; doch haben mir meine a auſtraliſchen Freunde beſondere Nachrichten über fie nicht gegeben. Gould bemerkt aus⸗ drücklich, daß er große Flüge geſehen und in dieſen viele Junge bemerkt habe, welche ſich dem Zuge der alten Vögel angeſchloſſen hätten, — eine Täuſchung, welche ſicherlich ver— ſchwunden wäre, hätte Gould ſich die Mühe genommen, die von ihm erlegten Vögel zu unterſuchen. Jene vermeintlichen Jungen waren eben, mindeſtens größtenteils, die Weibchen, welche ſich naturgemäß in Geſellſchaft ihrer Männchen hielten. Dieſe Berichtigung darf ich mit vollſter Zuverſicht zu erteilen wage weil wir gegenwärtig Grasſittiche in namhafter Brehm, gefangene Vögel. I. 17 * N. N — 258 Sittiche. Menge lebend erhalten und ſehr genau Wiſſen, daß ſich die beiden Gestehen in der u Färbung unterſcheiden. . Alle Grasſittiche halten ſich viel auf dem Boden auf und laufen hier mit ber el hendigkeit kleiner Rennvögel umher. In der heißeren Jahreszeit wird eine Waſſerlache zum Mittelpunkte ihres Gebietes. Während des Frühlings verteilen ſie ſich etwas mehr, halten ſich jedoch auch dann noch ſtets in Geſellſchaft. Sie laufen trippelnden Schrittes höchſt eil⸗ fertig auf dem Boden weg, fliegen mit reißender Schnelligkeit unter ſchönen Schwenkungen, die einen hoch durch die Lüfte, die anderen niedrig über dem Boden hin, klettern auch recht geſchickt, obgleich fie ſich in der Regel ſelten auf Bäumen niederlaſſen, aufgeſchreckt | vielmehr nach kurzem, wenn auch weit förderndem Auffluge wieder auf den Boden fallen. Ihre Stimme beſteht aus zwitſchernden, ſcharf klingenden Lauten, welche ſich niemals zu einem Geſange verbinden. Die höheren Fähigkeiten ſtellen ſie mit dem Wellenſittich und den kleinen Plattſchweifſittichen annähernd auf dieſelbe Stufe. | Mit Ausnahme des Klippenſittichs brüten alle Arten, über deren Fortpflanzung Gould und Andere Kunde erhalten konnten, in Baumhöhlungen, jener dagegen in Ritzen und Spalten in Felswänden, am liebſten in Klippen, welche über das Waſſer hängen. Das Gelege beſteht aus etwa acht Eiern. „Ein Pärchen Schönſittiche“, ſchreibt mir Fiedler, „welches ich mit mehreren anderen Vögeln frei in einem zum Fluggebauer hergerichteten Glashauſe hielt, begattete ſich kurze Zeit nach Empfang, im Mai 1866, und erzielte fünf Eier. Nur das Weibchen brütete; das Männchen hielt ſich ſogar ſtets vom Niſtkäſtchen entfernt. Leider ging das Weibchen ein, nachdem es zwanzig Tage auf den Eiern geſeſſen hatte, und da das Männchen der Brut ſich nicht annahm, und ich auch keine brütluſtige Pflegemutter zur Verfügung hatte, mußte ich die Eier entfernen. Sie enthielten ſämtlich faſt ſchlüpfreife Junge. Als wahrſcheinliche Urſache des Todes glaube ich die Wellenſittiche, welche das Fluggebauer mit bewohnten und die Schönſittiche ſtörten, anſehen zu dürfen. So ruhig ſich letztere gewöhnlich zeigen, ſo unſinnig gebärden ſie ſich, wenn ſie irgendwie erſchreckt werden oder in Angſt geraten, zumal während der Brutzeit.“ Die Nahrung unſerer Sittiche beſteht vorzugsweiſe aus den Samen der auſtraliſchen | Gräſer. Selbſt die ödeſten Gegenden bieten den genügſamen Vögeln noch der Atzung genug. So lauten die Berichte: ich bezweifele aber ſehr, daß die Kröpfe der Erlegten mit der uns Liebhabern erwünſchten Genauigkeit unterſucht worden ſind. Keine Sittichgruppe, ja keine Papageienſippe überhaupt, Zwerg- und Zierpapageien inbegriffen, erſcheint uns hinfälliger als die der Grasſittiche. Wer Geld verlieren und ſich Sorge und Kummer bereiten will, braucht bloß ſie anzuſchaffen. Dies iſt nicht allein meine, ſondern iſt die allgemeine Klage. Die Vögel langen anſcheinend kerngeſund von Auſtralien an, halten ſich im Käfige ſchmuck und nett, zeigen ſich munter, beweglich, zufrieden mit ihrem Schickſale, koſen mit ihrem Weibchen, ſchlüpfen in den Brutkäſten aus und ein und geben ſomit der Hoffnung Raum, daß ſie brüten werden; ſie brüten auch wirklich: aber ſie treiben es nie lange; denn auch diejenigen, welche zur Fortpflanzung ſchreiten, gehen ſehr bald zu Grunde. Dick und wohl⸗ genährt, ohne alle Anzeichen von Krankheit oder höchſtens nach kurzem Trauern fallen ſie plötzlich tot von der Stange herab, ohne daß man die Urſache zu ergründen vermöchte. Weichlich ſind ſie durchaus nicht: Schmidt hat ſie im Freien überwintert und dabei be⸗ obachtet, daß ſie ſelbſt bei der ſtärkſten Kälte munter und lebhaft blieben, auf den Zweigen umherkletterten, einander nachflogen und niemals mit geſträubtem Gefieder zuſammengekauert ſaßen. Sie gefielen ſich anſcheinend weit beſſer im Freien als im geſchloſſenen Raume und ſuchten nur, wenn der Nordoſtwind gar zu heftig durch ihr Fluggebauer ſtrich, im Gezweige von Tannenbäumen oder in dem geſicherten Innenraume Schutz, ließen ſich auch nicht be⸗ irren, wenn ihr Trinkwaſſer gefror, ſondern benagten, um ſich zu letzen, in ſolchem Falle e y Ye LAN e Wie a Te ET e e,, 1 A Ta RE Pa } PEN n , e We un 1 1 7 * 5 Grasſittiche. — Plattſchweifſittiche. | 259 einfach das Eis. Aber ſie hielten im Freien ebenſowenig aus als im Zimmer, denn — auffallend genug — während der ſtrengſten Kälte trat die Mauſer ein, und wenigſtens ein Mitglied des Pärchens ging zu Grunde. Möglich immerhin, daß der Aufenthalt im Freien, . der Genuß friſcher, reiner Luft ihnen beſonders zuſagt, möglich, daß ſie bei etwas mehr Schutz im Winter, als Schmidt ihnen gewährte, draußen beſſer und länger ausdauern 5 als im geſchloſſenen Raume; wer jedoch glaubt, damit ein Mittel gefunden zu haben, dieſe Vogel zu erhalten, irrt ſich: fie ſterben doch, früher oder ſpäter, jedenfalls viel zu früh für die Wünſche der Liebhaber und den Preis, in welchem ſie noch immer ſtehen. Es muß alſo noch ein anderer Umſtand hinzutreten, welcher ihre auffallende Sterblichkeit veranlaßt, und es erſcheint wohl gerechtfertigt, hierbei zunächſt an die Nahrung zu denken, welche fie im Käfige erhalten. Den auſtraliſchen Grasſämereien entſprechen Hirſe und Glanz, das gewöhn— liche Futter, welches wir reichen; es fragt ſich aber ſehr, ob denn die Grasſittiche nebenbei nicht noch ganz andere Stoffe verzehren. Diejenigen, welche ich pflegte, nahmen außer dieſen beiden Sämereien noch etwas Hanf, dann und wann auch ein Salat- oder Kohlblättchen, verſchmäheten aber Früchte und Weichfutter, ſchienen alſo mit obengenannter Nahrung ganz zufrieden zu fein: — und ſie ſtarben doch; fie fielen bei derſelben reich beſchickten Tafel, . welche etwa einem Dutzend Arten ihrer auſtraliſchen Familienverwandten genügte. Dies bringt mich auf den Gedanken, daß Hirſe und Glanz doch nicht das ihnen zuſagende, ſondern nur ein Notfutter ſein müſſen. Ich ſchlage deshalb vor, gefangenen Grasſittichen im Winter nebenbei und jedenfalls in genügender Menge Scheuerngeſäme und Heuſchlag, d. h. die auf dem Heuboden zurückbleibende Spreu, unſere Grasarten ſamt Aehren und Körnern der Gräſer anzubieten, ein Futter, über welches alle kleinen Sittiche gierig herfallen. Doch übernehme ich durch meinen Rat keinerlei Bürgſchaft, da mich die Grasſittiche mehr als alle übrigen Verwandten ſtutzig gemacht haben. So ſchön, anſprechend und leicht zu erwerben dieſe Vögel find: ich warne Jedermann, fie ſich anzuſchaffen; Demjenigen aber, welcher es trotzdem tut, rate ich die umfaſſendſten Verſuche nach jeder Richtung an; denn mehr als bei . anderen gilt meiner Meinung nach bei dieſen Vögeln das alte, gute Sc „Probiren geht über Studiren.“ Die Grasſittiche treffen vom März und April an während des ganzen Sommers mit den auſtraliſchen Wollſchiffen auf unſerem Markte ein, in größter Anzahl jedenfalls in Liver⸗ pool, von wo aus die Händler ihren Bedarf beziehen. Der Preis ſchwankt je nach der geringeren oder größeren Anzahl, welche in einem Jahre aufkommen. Günſtigſten Falls kauft Ei; man ein Pärchen, gleichviel um welche Art es ſich handelt, für acht bis zehn Taler, während dafür in anderen Jahren das Doppelte gefordert wird. Entſpräche ihrer Schönheit auch ihre Ausdauer im Käfige, ſelbſt der letztere Preis würde niedrig erſcheinen, während er bei Berückſichtigung der üblen Erfahrungen, welche wir alleſamt gemacht haben, als ein un— verhältnismäßig hoher angeſehen werden muß. Plattſchweifſittiche. Pie ge aller auſtraliſchen Sittiche kommt in Geſtaltung, Eigenſchaften und Lebensweise ſo innig mit einander überein, daß man Finſch nicht Unrecht geben kann, wenn err ſie in eine einzige Sippe vereinigt, anſtatt ſie nach dem Vorgange anderer Naturforscher in mehrere Gruppen zu zerſplittern. Sein und Gebahren aller hierher gehörigen Vögel ſind in der Tat weſentlich dieſelben. iR | z 17% x 260 A RaeR, Sittiche. x NR 2 N Die Plattſchweifſittiche find Vögel von Droffel- bis Elſtergröße. Ihr Schnabel ift kurz, kräftig, regelmäßig höher als lang, der Oberſchnabel ſeitlich und auf der Firſte ab⸗ 125 gerundet, an der meiſt kurzen Spitze ſtark übergebogen, vor derſelben mit einem ſtumpfen Zahnausſchnitt, innerhalb mit Feilkerben verſehen, der Unterſchnabel faſt ebenſo hoch als der obere, die ziemlich breite Dillenkante abgerundet, ausnahmsweiſe ein ſchwacher Leiften vorſprung vorhanden. Die länglich runden Naſenlöcher liegen frei in einer ſchmalen Wachs⸗ haut und ſind vorn meiſt mit Härchen umgeben. Die mittellangen Füße haben ſchwache Läufe, welche ungefähr ebenſo lang oder etwas länger als die äußere Vorderzehe find. In dem ſpitzen und langen Flügel, welcher zuſammengelegt ein Drittel des Schwanzes oder etwas mehr bedeckt, und deſſen Flügelſpitze lang ausgezogen iſt, überragen die zweite bis fünfte oder zweite bis ſiebente die übrigen und ſind wie dieſe außen von der Wurzelhälfte an ſtark, innen weniger ausgeſchnitten. Der lange Schwanz beſteht aus ſehr breiten, an der 5 Spitze zugerundeten, nach außen hin ſtufenförmig ſich verkürzenden Federn, deren äußerſte Br meiſt halb fo lang als die mittelſte iſt; ausnahmsweiſe überragen letztere die übrigen. Das weiche Gefieder zeichnet ſich durch ſehr bunte Färbung aus; über die Farbenverteilung läßt ſich jedoch kaum etwas allgemein Giltiges ſagen. Beide Geſchlechter e oder unterſcheiden ſich, und die Jungen weichen oft beträchtlich von den Alten ab. Zur leichteren Ueberſicht teilen wir die reichhaltige Geſellſchaft mit Finſch in Unter⸗ abteilungen ein, von denen einzelne mit früher aufgeſtellten Sippen zuſammenfallen. Hierzu gibt insbeſondere die Färbung der Schwanzunterſeite gute Merkmale. f Zu den Arten, deren Schwanz unterſeits im Wurzeldrittel oder der Wurzelhälfte 1 übrigens aber blau gefärbt iſt, gehören: 156. Der Buſchwaldſittich, Dulanget und Julang der Eingeborenen, Platycereus (Ps) Pen nanti, Lath., (gloriosus, splendidus, elegans). Groß; tief oder dunkel ſcharlachrot; ein großer Fleck | jenerfeit am Unterſchnabel ultramarinblau, Schultern und Mantelfedern ſchwarz, breit ſcharlachrot um⸗ randet, Flügeldeckfedern prachtvoll hellblau, ins Lilafarbene ziehend, die kleinſten Deckfedern am Unterarme 55 ſchwarzbraun; Schwingen ſchwarz, außen dunkelblau, innen ſchwarz gerandet, unterſeits ſchwarzbraun, die kleinen Unterflügeldeckfedern ultramarinblau; Schwanzfedern ſchwarz, äußerſte Steuerfedern in der Endhälfte lilablau. Iris dunkelbraun, Schnabel ol sense, Wachshaut und Augenkreis bräunlich, Füße rötlich⸗ braun. — Das Weibchen gleicht dem Männchen; beim jungen Vogel ſind Vorderkopf, Oberbruſt, ein Backenſtreifen, After- und untere Schwanzdeckfedern düſter ſcharlachrot, die übrigen Teile düſter grasgrün, die Schwingen dunkelbraun, außen blau, die Handſchwingen innen in der Mitte mit einem weißgelben Fleck verziert, welcher auf der Unterſeite eine Querbinde bildet, Schwanzfedern dunkel blaugrün, die drei äußerſten ultramarinblau. 2 Der Verbreitungskreis ſcheint ſich mi den Südoſten Auſtraliens zu beſchränken. In de Si- Ul iſt der Vogel häufig; außerdem hat man ihn auf der Känguru⸗ und Norfolkinſel beobachtet. N 157. Der Faſanſittich der Anſidler Südauſtraliens, Pl. adelaidensis, Gould, (Adelaidae). Groß; hyazinthrot; Hinterhals und Bürzel hell fahlgelb, die Flügeldecken und ein Fleck jederſeits am Unterſchnabel himmelblau, Schultern und Mantelfedern ſchwarz, breit ſtrohgelb gerandet, die kleinſten Deckfedern am Unterarme ſchwarz, einen Fleck bildend; Schwingen ſchwarzbraun, außen in der Wurzelhälfte dunkelblau, unten ſchwarz; die letzten Armſchwingen wie die größten Schulterdeckfedern außen blafs hyacinthrot gerandet; Schwanzfedern in der Wurzelhälfte dunkelblau, in der Endhälfte lilablau, am Ende weiß, die beiden mittelſten Federn innen und in der Endhälfte blaugrün, Steuerfedern untere himmelblau. Iris dunkel⸗ braun, Schnabel hell hornfahl, an der Wurzel graulich, Wachshaut und Augenkreis bräunlich, Füße fleiſchkraun. — Weibchen wie das Männchen; junger Vogel dem alten ähnlich: die Flügeldeckfedern, der Hinterrücken, Bürzel und die oberen Schwanzdeckfedern olivengrün, Mantelfedern ſchmal gelblich ge⸗ randet; Schwingen mattbraun, außen in der Wurzelhälfte blau, Armſchwingen mattgrün, Schwingen unterſeits mit weißgelber Querbinde. Ganz junge Vögel ſind grün, die Federn des Hinterrückens und der Unterſeite hier und da hyacinthrot geſäumt. Die Art gehört dem Süden Auſtraliens an. 158. Der Strohſittich, PI. flaveolus, Gould. Groß; ſtrohgelb; Stic hrand und Zügel hhachuthrot, ein großer Fleck an der Wurzel des Unterſchnabels ultramarinblau; obere Flügeldecken und ee der 0 8 \ Batifemeifittihe. ö | 5 261 Armſchwingen hell lilablau, die kleinſten Flügeldecken längs des Unterarmes ſchwarz, Schultern und Mantelfedern ſchwarz, breit ſtrohgelb umrandet; Schwingen braunſchwarz, außen dunkelblau, im Endteile mattblau; Deckfedern der Handschwingen auf beiden Fahnen dunkelblau; letzte Armſchwingen außen fahlgelb gerandet; mittlere Schwanzfedern dunkelblau, die übrigen in der Wurzelhälſte ebenſo, die äußerſten im Enddrittel hell lila⸗ blau, mit breiter, Weißer Endbinde und ſchwärzlichem Rande an der Innenfahne. Iris braun, Schnabel derne, Füße dunkelbraun. — Männchen und Weibchen gleich gefärbt. 5 0 ml vorkommt. we 1589. Der Scharlachſittich, Roſehill der Anſidler, Moyaduk der Eingeborenen, PI. (Ps.) ieterotis, Tem. SE (Stanleyi). Mittelgroß; Kopf ſcharlachrot, Backen und Ohrgegend hell ſchwefelgelb, Hinterrücken pblivengelblichgrün, obere Schwanzdeckfedern ebenſo, rot geſäumt, Mantel und Schulterfedern ſchwarz, mit breiten, roten Rändern, welche innen von einem ſchmalen, gelben Saume begrenzt werden; ein Fleck am UAUnnterſchnabel gelb, die übrige Unterſeite blaſs ſcharlachrot; Schwingen ſchwarzbraun, außen dunkelblau, Handſchwingen im Endteile mattgrau, letzte Armſchwingen außen breit grün gerandet, Handſchwingendeck— federn dunkelblau; Armſchwingen⸗ und übrige obere und untere Flügeldeckfedern indigoblau, die mittelſten Filügel⸗ und Schulterdecken am Ende breit blaugrün verwaſchen, kleinſte obere Deckfedern längs des Unter- armes ſchwarz; Steuerfedern in der Wurzelhälfte ſpangrün, in der Endhälfte hell himmelblau, am Ende weiß, innen breit ſchwarz gerandet, die vier mittelſten Schwanzfedern grünlichblau, gegen das Ende zu außen blau verwaſchen. Iris dunkelbraun, Schnabel horngrau, an der Spitze weißlich, Füße dunkelbraun. — Weibchen wahrſcheinlich dem Männchen gleich. Junger Vogel olivengrün; Stirnrand rot, Mantel und Schulterfedern mit braunem Mittelfleck, Flügelrand und Schwingen in der Wurzelhälfte blau, Federn der Backen und der Bruſt mit ſchmalen, düſter roten Endſäumen, äußere Steuerfedern undeutlicher blau als beim alten Vogel. Der in unſeren Sammlungen ſehr ſeltene Vogel gehört dem Weſten Auſtraliens an, ſcheint ſich aber über einen großen Teil des Feſtlandes zu verbreiten, da man ihn auch im Nordoſten desſelben gefunden hat. 1 160. Die Roſella der Anſidler, Bundullock der Eingeborenen, PI. (Ps.) eximius, Shaw, (capitatus). Groß; Kopf, Kehle und Bruſt ſowie die unteren Schwanzdecken lebhaft ſcharlachrot, Nacken orangegelb, 5 Federn des Hinterhalſes, der Halsſeiten, des Mantels und der Schultern ſchwarz, breit ſchwefelgelb um- fläumt, Bürzel und obere Schwanzdeckfedern hellgrün; ein großer Bartfleck weiß, Unterbruſt hochgelb, ſeitliche 11 5 Federn der Bruſt gelb, mit ſchwarzem Mittelfleck, Bauch, Schenkel und After hellgrün, gilblich verwaſchen; Schwingen ſchwarzbraun, außen dunkelblau, die drei bis vier letzten Armſchwingen außen breit hellgrün gerandet, alle unterſeits grauſchwarz; obere und untere Deckfedern prachtvoll lilablau, am Unterarme ſchwarz. Jris tiefbraun, Schnabel horngelblichweiß, Füße und Krallen dunkelbraun. — Weibchen dem Männchen glweichgefärbt. Junger Vogel dem alten ähnlich: Federn der Scheitelmitte, des Hinterhalſes, Mantels En: Hund der Schultern grün umrandet, Nackenfedern grün; Kehle und Bruſt minder lebhaft rot, Unterbruſt gelblichgrün, der weiße Bartfleck ſchwach bläulich überlaufen. Neu⸗Süd⸗ Wales, Südauſtralien und Vandiemensland ſind die Heimat dieſes prachtvollen, in unſeren Käfigen nicht ſeltenen Plattſchweifſtttichs Bi: 161. Der Blaſskopfſittich, Pl. (Ps., Con.) palliceps, Vig., (coelestis, adscitus). Groß; Ober⸗ Kopf und Bruſtſeiten bla ſtrohgelb, Nacken citrongelb, Schulter- und Mantelfedern ſchwarz, breit citron⸗ gelb geſäumt, Flügeldeckfedern hell ultramarinblau, die kleinſten oberen braunſchwarz, blau an der Spitze; Bürzel und Unterſeite hell berlinerblau, ein Fleck, welcher einen weißen Ring um den Unterſchnabel begrenzt, ultramarinblau; Armſchwingen braunſchwarz, außen dunkel indigoblau, ebenſo die Handſchwingendeckfedern; Armſchwingen außen in der Endhälfte matt fahlblau, die letzten auch am Ende mit breiten, blaufahlen Endſäumen; Schwingen unterſeits ſchwarz, die kleinen Unterflügeldeckfedern blau; Schwanzfedern in der Wourzelhälfte dunkel berliner⸗, in der Endhälfte hell lilablau, an der Spitze weiß, die vier mittelſten Steuer⸗ federn dunkel grünblau, die übrigen bis zur hellblauen Endhälfte innen breit ſchwarz gerandet; obere Schwanz— deckfedern hell berlinerblau, untere Schwanzdeckfedern rot. Iris ſchwarzbraun, Schnabel horngrau, an der Spitze weißlich, Füße ſchwarzbraun. — Jugendkleid noch unbeſchrieben. Uueber das Verbreitungsgebiet des Blaſskopfſittichs find wir zur Zeit noch ſehr ungenügend unterrichtet, obgleich der Vogel gegenwärtig regelmäßig lebend zu uns gelangt. Wie es ſcheint, gehört die Art eigentlich 2 dem Innern des Feſtlandes an und ſtreicht von hier aus zeitweilig an die Küſte, je nach den Umſtänden N in der einen oder anderen Richtung hin, da man ihm ebenfo gut im Weſten als im Often, im Bun: wie im Norden Neuhollands gefunden hat. } Sr einer zweiten Abteilung vereinigt Finſch andere große Arten der Sippe, 1 ſich von den bis et en RN Aterſcheiven, daß ihren Mantelfedern die farbigen Nee Auch dieſe Art bewohnt vorzugsweiſe Neu⸗Süd⸗ Wales, obgleich fie im Nordoſten des Feſtlandes ET SEN NER EN WERE d EMI ARTEN, A Ne a HERE RES N Ar 1 = a r ET PET, 4 . 7 2 262 „ Sittiche. Ränder fehlen. Dagegen beſitzen ſie meiſtens ein Halsband im Nacken. Im Abaigere (men fie mit den bereits angeführten e e vollſtändig überein. Sie f aus⸗ 5 nahmslos aus Neuholland. | 162. Der Baſtardſittich, Tarral der Eingeborenen Weſtauſtraliens, PI. (Ps., Pez., „ Pur spurius, Kuhl, (pileatus, purpureocephalus, rufifrons). Groß; grün; Oberkopf dunkel blutrot, Zügel bräunlich, Wangen hell gelbgrün, Halsſeiten gilblich grün, Deckfedern der Flügel, Schultern und Rücken dunkel grasgrün, Bürzel und obere Schwanzdecken quittengelb; Unterſeite berlinerblau, Aftergegend und . 4 untere Schwanzdecken blutrot; Schwingen braunſchwarz, außen indigoblau; Armſchwwingen außen blau⸗ grün wie die Deckfedern längs des Flügelrandes; Schwingen unterſeits ſchwarz, kleine untere Flügeldeck⸗ federn berlinerblau; mittelſte Schwanzfedern dunkel grasgrün, die übrigen an der Wurzel blaugrün, mit . einer ſchiefen, breiten, ſchwarzen Querbinde, von hier an berlinerblau mit breitem, weißlichem Endbande. Iris dunkelbraun, Schnabel horubraun, an der Spitze weißlich, Füße bräunlich. ee, Weibchen ſind alle Farben weniger lebhaft und die Federn des Kropfes bräunlich graublau, beim jungen Vogel Kopf und Hals grün wie die Oberſeite, Stirnrand düſter rot verwaſchen, Wangen lebhaft grün, Kinn, Kehle und Kropf ſchiefergraubraun, einzelne Federn am Ende blau verwaſchen; Schwingen unterſeits auf der Junenfahne mit weißer Querbinde; Schnabel dunkel hornbraun. — Unmittelbar nach dem Ausfliegen tragen die Jungen nach Gould ein einfarbig grünes Kleid. a 5 Die Art gehört hauptſächlich dem Weſten Auſtraliens an, verbreitet ſich aber weit und iſt auch in den anderen Gegenden des Feſtlandes beobachtet worden. 163. Der Gelbbauchſittich, Pl. (Ps.) flaviventris, Tem., (flavigaster, xanthogaster, caledonicus, bisetis). Groß; Stirnrand ſcharlach-, Zügel blaſsrot, Schultern, Nacken, Flügeldecken und Mantel dunkel ſchwarzbraun, mit verloſchenen, grünen Endſäumen; ein Fleck an der Wurzel des Unter⸗ ſchnabels jederſeits hell ultramarinblau, Bürzel und obere Schwanzdeckfedern olivengrasgrün, alle übrigen Teile quittengelb; Schwingen ſchwarzbraun, außen im Wurzeldrittel dunkelblau, in der Endhälfte mattbraun, die Oberflügeldecken längs der Hand und kleine Unterflügeldecken ultramarinblau; Schwanzfedern dunkelblau, die äußerſten in der Endhälfte hellbläulich mit ſchmalen, weißen Spitzen, innen ſchwärzlich gerandet, die beiden mittelſten Federn grünlichbraun. Iris dunkelbraun, Schnabel hornfahl, Füße bräunlich. — Beim jungen Vogel Schultern und Rücken grasgrün, die Unterfeite olivengrüngelb; ee unterſeits mit weißlicher Querbinde. Tasmanien oder Vandiemensland und die Inſeln der Baſsſtraße ſcheinen die A Heimat dieſes Plattſchweifſittichs zu ſein; doch findet er ſich auch in Südauſtralien und Neu⸗Süd⸗ Wales. 164. Barnards Sittich, PI. (Barnardius) Barnardi, Vig., (typicus). Groß; mergrün; Stirn⸗ rand hyacinthrot, Zügel rötlichbraun, Hinterkopf breit fahlbraun umkränzt; am Halſe jederſeits ein länglicher ſchwefelgelber Fleck, welcher ſich manchmal bis auf die Mitte des Hinterhalſes ausdehnt, mit dem | der anderen Seite vereinigt und ein Halsband bildet; obere Schulterdecken und Mantel Ihwärzlihgran; ein Fleck ſeitlich des Unterſchnabels blau, ein halbmondförmiger Fleck auf dem Oberbauche hoch orangegelb, blaſs gerandet; Handſchwingen ſchwarz, außen dunkel blauſchwarz, in der Endhälfte mattbraun, Hand⸗ ſchwingendeckfedern dunkel blauſchwarz; vordere Armſchwingen wie die Handſchwingen, hintere außen dunkel⸗ grün; Deckfedern himmelblau, die übrigen Oberflügeldeckfedern grün und die oberſten, kleinſten am Unterarme x dunkel indigoblau; mittelfte Steuerfedern dunkel grasgrün, am Ende blaugrün, die beiden folgenden innerſten blaugrün, außen am Ende kornblumenblau, an der Spitze weißlich, übrige in der Wurzelhälfte ſchön blau, in der Endhälfte weißlichblau, innen bis zu dem weißen Ende breit ſchwärzlich gerandet. Iris dunkelbraun, Schnabel horngrau, an der Spitze weißlich, Füße hell fleiſchbraun. — Beim jungen Vogel Kopf und Mantel grün, Unterſeite gelbgrün, das gelbe Halsband verwaſchen, der orange Bauchfleck deutlich. Der Vogel bewohnt das Innere des Feſtlandes und verbreitet ſich von hier aus über e und Neu⸗Süd - Wales. 165. Der Kragenfittich, Dumuluk und Dowarn der Eingeborenen, Pl. (s., ei Barn.) semitorquatus, Quoy & Gaimard, (coeruleobarbatus). Sehr groß; grasgrün; Oberſeite und Bruft dunkelgrün, Stirnrand dunkelrot, Kopf tief dunkelbraun, Backen dunkelblau, ein Halsband im Nacken ſchwefel⸗ gelb, Bauch, Schenkel, After und untere Schwanzdecken hell grasgrün; Handſchwingen, ihre Deckfedern und Eckflügel außen dunkelblau, in der Endhälfte mattbraun, innen ſchwarz, am Ende ſchwarzbraun; Arm⸗ ſchwingen grün, innen dunkelbraun, Deckfedern dunkelgrün, die längs der Hand hell grasgrün, Schwingen unterſeits grauſchwarz, untere Flügeldeckfedern grünblau; mittelſte Schwanzfedern dunkelgrün, das nächſt⸗ folgende Par gegen das Ende zu blau, an der Spitze weiß, die übrigen in der Wurzelhälfte dunkelblau, in der Endhälfte hellblau, innen an der Wurzel breit ſchwarz geſäumt. Iris dunkelbraun, Schnabel horn⸗ 9 I Pa . IS * Re n ene MX 5 rie Ta A HD TE TAPETE Ar „ 055 “er — e 7 N ja NR. 15 Baer . eye" 75 5 e N 1 17 RT ; ers 925 . x Plattſchweifſttiche AR | 263 Jugendkleid unbeſchrieben. Weſtauſtralien gilt als die . dieſer Art; ſie verbreitet ſich jedoch von hier aus auch bis Südauſtralien. ö | 166. Der Ringſittich, Tamala der Eingeborenen, Pl. (Ps., B.) zonarius, Shaw, (viridis, cyano- melas, Baueri). Dem vorher beſchriebenen ſehr ähnlich, jedoch beſtimmt von ihm verſchieden. Sehr groß; grasgrün; Oberkopf dunkelbraun, Federn am Unterſchnabel und auf den Backen mit blauen Spitzen; Bürzel mergrün, ein Nockenhalsband, Bauch und Bauchſeiten ſchön ſchwefelgelb, Bruſtſeiten, After⸗ gegend und untere Schwanzdecken hellgrasgrün; Schwingen ſchwarzbraun, Handſchwingen außen bis über die Hälfte dunkel indigoblau, in der Endhälfte mattbraun, Handſchwingendeckfedern und Eckflügel dunkel indigoblau; erſte Armſchwingen außen, die vier letzten auf beiden Fahnen dunkelgrasgrün; Schwingen unter⸗ fſeiits grauſchwarz, kleine Flügeldecken blau und grün gemiſcht; die vier mittelſten Schwanzfedern grasgrün, ins Bläuliche ſpielend, die übrigen in der Wurzelhälfte grün, in der Endhälfte himmelblau, bis zum hellen Ende innen breit ſchwärzlich gerandet. Iris dunkelbraun, Schnabel horngrau, Wachshaut und Füße horn⸗ bräunlich. — Weibchen dem Männchen gleich, nur durch die etwas geringere Größe verſchieden. Junger Vogel dem alten ähnlich, alle Farben matter, der rote Stirnrand fehlend. Der Ringſittich bewohnt Weſt⸗ und Südauſtralien und gelangt neuerdings regelmäßig lebend auf unſeren Tiermarkt. Mehrere kleinere Arten der Sippe, deren Größe zwiſchen der einer Droſſel und unſeres Neuntöters ſchwankt, in ihrem Geſamteindruck an die Grasſittiche erinnernd, jedoch ächte Plattſchweifſittiche, ſind von Gould in eine beſondere Sippe (Psephotus) ver- einigt worden und bilden auch unzweifelhaft eine ſehr leicht kentliche Unterabteilung der Geſamtheit. Sie gehören ausnahmslos Auſtralien und Tasmanien an. | 167. Der Blutbauchſittich, Blaukappe (Blue bonnet) der Anſidler, Pl. (Psephotus, Euphema) haematogaster, Gould, (haematorrhous). Klein; Geſicht ultramarinblau, Oberkopf, Schultern und übrige Oberſeite olivengelbgrau, Federn am Flügelbuge mergrün, obere Flügeldeckfedern zimmetbraun, obere Schwanzdeckfedern olivengelb, die Bruſtſeiten olivengelbgrau, übrige Unterſeite ſtrohgelb, Bauchmitte, After und untere Schwanzdeckfedern blutrot; Schwingen und ihre Deckfedern außen dunkel berlinerblau, innen und unterſeits ſchwarz; Handſchwingen außen in der Spitzenhälfte matt graulich; Handſchwingen und Unterflügeldeckfedern ſchön blau, die größten ſchwarz; Schwanzfedern in der Wurzelhälfte berlinerblau, i der Endhälfte weiß, innen bis gegen die Spitze ſchwärzlich gerandet, unterſeits in der Wurzelhälfte ſchwärz⸗ lich, übrigens weiß, die beiden Mittelfedern in der Wurzelhälfte dunkelbraun mit grünlichem Scheine, in der Endhälfte ſchwärzlich dunkelblau. Iris braun, Schnabel an der Wurzel blaugrau, an der Spitze hornweiß. — Weibchen kleiner und minder lebhaft gefärbt; Jugendkleid unbeſchrieben. Vom Innern Neuhollands, ſeiner eigentlichen Heimat aus beſucht der Blutbauchſittich 5 Küſte, namentlich Weſtauſtralien. 168. Der Gelbſteißſittich, Pl. (Pseph.) xanthorrhous, Gould. Klein; dem vorherbeſchriebenen ſehr ähnlich, jedoch am Flügelrande blau, auf den Oberflügeldeckfedern olivengelbbraun, auf den unteren Schwanzdeckfedern gelb; Geſicht bis zu den Augen kornblumenblau, Kopf, Hals und Oberſeite grünlich pblüivengraubraun, Hinterrücken und obere Schwanzdecken heller, Bruſt grünlich olivengelbbraun, die Unter- fſeite von hierab ſchwefelgelb, Bauchmitte, After und Schenkel blutrot; Handſchwingen ſchwarz, außen dunkelblau, in der Endhälfte hier düſtergrau, Handſchwingendeckfedern dunkelblau, Armſchwingen ebenſo, innen ſchwarz, Armſchwingendeckfedern, Eckflügel und untere Flügeldeckfedern blau, letzte Armſchwingen blivengrünlichbraun, Schwingen unterſeits ſchwarz; mittelſte beiden Schwanzfedern düſter bräunlichgrün, gegen das Ende zu graugrünlich, das nächſte Par düſter grünlich, in der Endhälfte außen blau, innen mit breitem, ſchwarzem Rande, übrige Schwanzfedern blau, in der Endhälfte bläulichweiß, am Ende rein⸗ weiß, innen ſchwarz gerandet, Steuerfedern unterſeits an der Wurzel ſchwarz, übrigens weißlich. Iris dunkelbraun, Schnabel horngrau, an der Spitze wie der Unterſchnabel hornweißlich, Füße horngrau. Auch dieſe Art bewohnt das Innere Auſtraliens und kommt von hier aus zuweilen in die nordöſtlichen Küſtengegenden. 169. Der Blutrumpfſittich, Pl. (Pseph., E.) haematonotus, Gould. Klein; grasgrün; Stirn Aund Backen mergrün, Federn des Hinterkopfes und Nackens an der Wurzelhälfte weiß; Schultern und Mantel matt graugrünlich, Bürzel blutrot, die Federn an der Wurzel grau; Bruſt und Bauch hochgelb, ſiitlich ins Grüne, Aftergegend faſt weiß; Handſchwingen und deren Deckfedern außen in der Wurzel indigo⸗ blau, in der Endhälfte blaſsgrau, innen ſchwärzlich, Armſchwingen außen grünblau, innen braunſchwarz, : blaugrau, Füße dunkelbraun. — Weibchen dem Männchen gleich gefärbt, der rote Stirnrand etwas ſchmäler. | . 1 { f 7 264 . Schwingen unterſeits ſchwärzlich; kleine Oberflügeldeckfedern hell mergrün, am Rande der Handwurzel 8 einen ſchwefelgelben Fleck bildend, Eckflügel, Flügelrand und kleine Unterflügeldeckfedern berlinerblau; Steuer⸗ 3 federn mergrün, die beiden mittelſten an der Spitze blaugrün, die übrigen hier weiß, alle unterſeits ſchmuzigg weiß; obere Schwanzdeckfedern grasgrün, untere gilblichweiß. Iris blaſsbraun, Schnabel hornſchwärzlich, an Spitze und Unterkiefer blaſsfahl, Füße und Krallen hornbraun. — Weibchen olivengraugrün mit gelbs⸗ lichem Scheine; Stirnrand und Zügel gilblich verwaſchen, Bürzel grasgrün mit mehr oder minder deutr⸗ lichem, rotem Scheine, Backen und Unterſeite olivengelbgrau, Unterbruſt gilblich überflogen, Seiten ſchwach 3 grünlichbraun; Schwingen außen fahlblau, Flügeldecken grünlichgrau; Schwanzfedern wie beim Männchen; Be untere Schwanzdeckfedern wie die Aftergegend weiß. Junger Vogel dem Weibchen ähnlich. 5 a Der Blutrumpfſittich bewohnt einen großen Teil Auſtraliens, ſcheint jedoch im Weſten und auf Tos. manien zu fehlen. 170. Der Buntſittich, Pl. (Ps., Pseph., E.) multicolor, Tem. Klein; mergrün; Stirn Hs . gelb, Kopf und Backen ſmaragdgrün, ein großer Fleck am Hinterkopfe zimmetbraun, Nackenfedern an der i Wurzel weiß, Bürzel hellgrasgrün mit einer dunkelgrünen Querbinde in der Mitte, kleine obere Flügel⸗ deckfedern am Unterarme hochgelb, die übrigen glänzend ſpangrün, Schultern düſter grün, Unterſeite | ſmaragdgrün, Bauch und Schenkel rot, Aftergegend gelb; Schwingen ſchwarzbraun, mit Ausnahme der 5 drei oder vier letzten grünen Armſchwingen außen tiefblau, unterſeits grauſchwarz; Deckfedern der Hand⸗ 5 8 ſchwingen tiefblau, Deckfedern der Armſchwingen, Flügelrand und untere Flügeldeckfedern dunkelblau; die vier mittelſten Schwanzfedern tiefblau, nahe der Wurzel dunkelgrün, am Ende ſchwarz, die übrigen grün, in der Endhälfte blau, an der Spitze weiß und hier mit einer ſchwarzen Binde über beide Fahnen verziert; Oberſchwanzdecken gelb. — Weibchen olivenbraungrau, Stirn ſchmuziggelb, Hinterkopf, die großen 9 17 oberen Flügeldecken und der Bürzel mergrün, Kehle und Kropf ſchmuzig olivengrün, übrige Unterfeite grün,, . auf den Schenkeln und den unteren Schwanzdeckfedern mit kaſtanjenbraunen Flecken. Junge Vögel dem * Weibchen ähnlich, die Federn des Oberkopfes mit blaſsgrünlichen, Nackenfedern mit kaſtanienbraunen End⸗ 5 ſäumen, auf dem Bürzel ein ſchwärzlicher, auf den oberen Schwanzdecken ein zimmetroter Fleck; kleine Deckfedern längs des Unterarmes rotbraun, Schwingen innen mit großem, gelblichweißem Fleck, welcher mit anderen eine Querbinde erzeugt. 1 Südauſtralien iſt das Vaterland dieſer prachtvollen Art, welche gegenwärtig 1 in den Handel kommt. 8 1 171. Der Prachtſittich, PI. (Pseph., E.) pulcherrimus, Gould. Klein; blaugrün, Stirn⸗ rand blutrot; Vorderkopf und Halsſeiten prächtig mergrünblau, Ober- und Hinterkopf ſowie ein Fleck auf der Rückenmitte dunkelbraun, die kleinſten Flügeldeckfedern am Unterarme blutrot, Bürzel und obere Schwanzdecken himmelblau, Unterſeite bis zum Bauche herlich grasgrün, Bauch und Bauchſeiten himmel⸗ blau; Aftergegend und untere Schwanzdecken, einſchließlich des Schenkels blutrot, die Federn am Ende ſchmal blaſsgelb geſäumt; Schwingen braunſchwarz, Handſchwingen außen blauſchwarz gerandet, ihre Deck⸗ federn dunkelbraunſchwarz, Schwingen unterſeits dunkelbraun, kleine Unterflügeldeckfedern blau; die beiden mittelſten Schwanzfedern ſchwarzblau, an der Wurzel ins Grünliche, die übrigen Steuerfedern hell himmel⸗ blau, die beiden innerſten an der Spitze weiß, die drei äußerſten an der Wurzel mit ſchwarzer Querbinde. Iris hellbraun, Schnabel hornweiß, in der Wurzelhälfte grauſchwärzlich, Füße gelblichbraun. — Weibchen weit weniger lebhaft als das Männchen, Stirnrand und Brauenbogen blaſsrot, Kopfſeiten graugrün, Nacken und Mantel bräunlich grau, Bürzel himmelblau, Kehle und Gurgel graugilblich mattgrün, mit blaſsroſtrotem Scheine, weil jede Feder vor der Spitze einen halbmondförmigen Fleck derſelben Farbe zeigt, Bruſt bläulich grün, ebenfalls und aus demſelben Grunde mit ſchwach rötlichem Anfluge, Bauch düſter mergrün, Schwingen grauſchwarz, außen ſchmuzig bleigrau, innen von der dritten an mit gilblichweißem N, Mittelfleck, welcher eine Binde bildet; kleine Oberdeckfedern blutrot, mittlere mattgrün, große und Schulter federn braunſchwarz; Steuerfedern matter als die des Männchens. Junge Vögel oberſeits heller braun Ei als die alten, unterſeits hell blaugrünlich, nur auf der Bauchmitte ein roter Fleck; Handſchwingen unter⸗ 1 ſeits auf der Innenfahne mit blaſsgelben Flecken, welche eine Querbinde bilden. ! N A Der Vogel ſtammt von der Oſtküſte Neu- Sid-Walks. 5 0 172. Bourks Sittich, Pl. (E., Nanodes) Bourki, Gould. Sehr klein; olivenfahlbraun 658 Sr Schwanzdeckfedern dunkler, ſchmal gelbfahl gerandet, Stirnbinde von einem Auge zum anderen ultramarin 1 blau, Zügel weißlich, Wangen und Unterſeite hell fleiſchrot, Bauch blaſsroſarot, Hinterbauch, After, untere 4 und die ſeitlichen Schwanzdecken himmelblau; Handſchwingen und deren Deckfedern außen matt dunkel indigo⸗ blau, an der Spitze und innen fahlbraun, ebenſo die Schwingen unterſeits; Flügelrand und kleine Unter⸗ deckfedern hell ultramarinblau; Schwanzfedern olivenſchwarzgrün, innen ſchwarz, drei äußerſte Federn jederſeits an der Wurzel blau, übrigens weiß. Iris braun, Schnabel ſchwarz, Füße hornbraun. — 1 chweiffittiche. 265 Weibchen 5900 1 Meunchen d in 190 Fürbungsverhältniſſen nicht unähnlich, mehr graulichrot, ohne deutliche Stirnbinde, Aſtergegend bläulichgrau. Jugendkleid unbeſchrieben. Dieſer kleine, durch ſeine fleiſchfarbene Unterſeite ſehr auffallende Plattſchweifſittich, welcher neuerdings | parweiſe öfter in unſere Käfige gelangt, wird aus Neu-Süd-Wales zu uns gebracht. = Mehrere faſt ausnahmslos große Arten der Sippe kommen darin überein, daß bei ihnen * | i unter eite ſchwarz iſt, und daß nur die Weibchen oder jungen Männchen hier an der 5 Innenfahne breite, rote Ränder zeigen. Der Schnabel iſt gewöhnlich rot, ſeltener dunkel⸗ farbig. Bei einigen, welche ein hartes Gefieder haben, laufen die ee ſpitziger zu als bei den übrigen, deren Schwanz verhältnismäßig wenig abgerundet erſcheint. Jene gehören den Inſeln der Südſee an, dieſe verbreiten ſich über Auſtralien, Neuginea, die Molukken bis Ceram, Buru und Timor. 1173. Der Fidſchiſittich, Kagula der Eingeborenen, Pl. (Aspromictus) splendens, Peale, (tabuensis). Sehr groß; purpurſcharlachrot; Kopf etwas dunkler, Wurzel der Kopffedern ſchwärzlich, Mitte derſelben mit grünlichem Strich, am Hinterhalſe ein breites, blaues Band, vom Hinterhalſe an die übrige Oberſeite, Flügeldecken, Bürzel und obere Schwanzdeckfedern inbegriffen, lebhaft dunkel grasgrün; Unterſeite purpur⸗ ſcharlachrot, die Federn hier an der Wurzelhälfte grau mit einer ſchmalen, gelbfahlen Querlinie; Hand- nch dingen deren Deckfedern und Eckflügel indigoblau, innen ſchwarz gerandet; Armſchwingen in der . Wurzelhälfte außen blau, gegen das Ende grünblau, breit grün gerandet; die letzten Armſchwingen auf beiden Fahnen grün, le innen ſchwarz gerandet; Schwingen unterſeits ſchwarz, größte Unterdeckfedern ' “bene, kleine merblau, einzelne von ihnen mit roten Endſäumen; Steuerfedern blau, außen an der Wurzel grün gerandet, die beiden mittelſten grün, mit blauem Enddrittel. Iris hellorange, Schnabel hornbraun— ſchwarz, an der Spitze gelblich, Füße braunſchwarz. — Weibchen dem Männchen gleich. Jügend⸗ ers unbeſchrieben. Der Vogel bewohnt die Fidſchiinſeln und kommt nur zufällig einmal lebend zu uns. 174. Der Maskenſittich, Kaka der Eingeborenen, PI. (Ap., Coracopsis, Pyrrhulopsis, Prosopaea) personatus, Gray. Sehr groß; dunkelgrasgrün; Stirn, Vorderkopf bis zum Auge und ebenſo ein Ring am Unterſchnabel und Kinn ſchwarz, Kehle, Bruſtſeiten, Schenkel und untere Schwanzdecken grün, Kropf und Bruſt hochgelb, Bauch dunkler, Unterbauch hochorangefarben; Handſchwingen, ihre Deckfedern und Eck- flügel blau, innen ſchwärzlich gebn; Armſchwingen grün, gegen die Wurzel bläulich, innen ſchwarz gerandet; Schwingen unterſeits ſchwarz, größte Unterflügeldecken ebenſo, kleine grün; Schwanzfedern düſter grün, innen ſchwarz gerandet. Iris hellorange, Schnabel hornſchwarz, an der Spitze heller; Füße und KKͤrallen ſchwarz. er Die Art ſtammt ebenfalls von den Fidſchiinſeln und wurde von Einzelnen mit Unrecht für das “ Weibchen des vorhergehenden erklärt. 175. Der Wellat der Eingeborenen von Neu⸗Süd⸗Wales, Königslori der Händler, Pl. (Ps., Apr.) . Scapulatus, auet., (cyanopygius). Sehr groß; oberſeits dunkelgrün, Bürzel tiefblau, Kopf, Hals und . die Unterſeite prachtvoll ſcharlachrot, ein ſchmales Halsband im Nacken blau; Schwingen dunkelgrün, innen und unterſeits ſchwarz, die kleinen Flügeldecken am Unterarme hellgrün, einen großen Fleck bildend; Unterflügeldecken grün, obere Schwanzdecken und Schwanzfedern mattſchwarz; Unterſchwanzdeckfedern bis auf einen breiten, roten Endrand tiefblau. Iris ſchwefelgelb, Oberſchnabel korallenrot, an der Spitze ſchwärzlich, Unterſchnabel ebenſo, Lauf rötlich. — Weibchen dem Männchen gleich gefärbt. Junger 5 Vogel auf der ganzen Oberſeite, den blauen Bürzel ausgenommen, grün, ohne den hellgrünen Fleck auf dem Unterarme; Kehle und Bruſt ſchmuzig olivenbraungrün, die übrige Unterſeite ſchmutzigrot; die beiden fi mittelſten Schwanzfedern grün, die übrigen mit einem blaſsroſafarbenen Fleck am Ende. Iris bräunlich⸗ ab Schnabel gelbbraun. Einzelne Forſcher glauben, daß die Weibchen dem Jungen ähnlich gefärbt wären; ich habe jedoch noch 8 kein derartiges Weibchen geſehen, vielmehr ſtets beobachtet, daß die grünen Vögel nach und nach das Kleid der alten anlegten. Dies aber geſchiht erſt im dritten Jahre. Der Wellat ſtammt aus Südauſtralien und wird ſehr oft lebend nach Europa gebracht 176. Der . Kaſtorie⸗Radja und Arjiat der Eingeborenen, PI. (Ps., Con., Apr.) " amboiheneie,. L., (dorsalis, dorsocoeruleus). Groß; purpurſcharlachrot, Flügel, Schultern und Oberrücken grün, kleine obere Flügeldecken, Hinterrücken, Bürzel und obere Schwanzdecken prachtvoll blau, Bruſtſeitenfedern außen mattgrün; Schwingen außen grün, innen und unterſeits ſchwarz, Unterflügeldecken 5 AR dunkel ſchwarablau, innen mit grünlichem Scheine, unterſeits ſchwarz. Iris braun 2, \ 266 f 5 Sittiche. Schnabel ſchwarz, oben an der Wurzel fleiſchrot, Füße ſchwärzlich — Weibchen ähnlich, jedoch ah auf 1 er dem Oberrücken blau. Junger Vogel oberſeits grün. Neuginea, Waigiu, Ceram, Buru, Amboina und andere benachbarte Eilande find die Heimat des 8 prachtvollen Vogels, welcher bloß deshalb lebend nicht nach Europa gelangt, weil er ſehr hinfällig 5 und 1 als Gefangener gewöhnlich ſchon auf der Ueberfahrt nach Java ſtirbt. e 177. Der Bergſittich (mountain parrot) der Anſidler, Wonkunga der Eingeborenen, Pl. (bange ornis, Polytelis, Barrabandius) melanurus, Vig., (anthopeplus). Groß; olivengelb; Schulter⸗ decken und Mantel dunkel olivengrünbraun, obere und untere Schwanzdeckfedern bräunlichgrün; Schwingen dunkel indigoblau, innen ſchwarz; letzte Armſchwingen außen düſter rot; Schwingen unterſeits ſchwarz; Handſchwingendeckfedern und Eckflügel blauſchwarz, Armſchwingendeckfedern ſchwarz, die letzten von ihnen mit breitem, rotem Ende; Steuerfedern dunkel indigoblau, unterſeits ſchwarz. Iris blutrot, Schnabel korallenrot, Füße und Krallen braunſchwarz. — Das Weibchen unterſcheidet ſich dadurch vom Männchen, daß der Flügelrand grün if. Junge Vögel ähneln den alten; doch find Kopf und Unter⸗ ſeite olivengrün, Flügel und Schwanz indigoblau, Schwanzfedern an der Innenfahne breit roſenrot gerandet. Der Verbreitungskreis der Art ſcheint ſich auf Süd- und Weſtauſtralien zu beſchränken. . 178. Der Schildſittich, Lauchgrünſittich (green leek) der Anſidler, Pl. (Ps., Pal., Pol., Bar.) Barrabandi, Swainson, (rosaceus). Groß; glänzend grasgrün; Vorderkopf bis zu den Augen, Kopfſeiten mit Ausſchluß der grünen Zügel, Kinn und Oberkehle lebhaft hochgelb; ein halbmondförmiges Schild, welches die Kehle begrenzt, ſcharlachrot; Hinterkopf ſchwach merblau verwaſchen; Handſchwingen und deren Deckfedern grünblau, innen breit ſchwarz gerandet, Armſchwingen nur neben dem Schafte grün⸗ blau, Schwingen unterſeits ſchwarz; Schwanzfedern dunkler grün als der Rücken, unterſeits ſchwarz. Iris brangefarber, Schnabel korallenrot, Füße ſchwärzlich. — Weibchen einfarbig grün, ohne Gelb und Rot an Kopf und Kehle; Backen, Ohrgegend und Kehle ſchwach graulichblau verwaſchen, Schenkelgegend rot; Steuer⸗ federn innen breit roſenfarben gerandet. Junge Vögel dem Weibchen ähnlich. Die Heimat des Schildſittichs iſt das Innere von Neu-Süd-Wales; doch ſcheint es, als ob auch diger Vogel zuweilen an die Küſte gelangt, da er neuerdings nicht ſelten zu uns gebracht wild 179. Der Scharlachflügelſittich, Pl. (Ps., Apr., Ptistes) erythropterus, Gml., (melanotus, coc- cineopterus). Groß; prachtvoll 1 1 Oberkopf merbläulich verwaſchen, Mantel und Schultern braunſchwarz, Oberflügeldeckfedern glänzend ſcharlachrot, Mittelrücken dunkel, Bürzel hellblau; Hand⸗ ſchwingen innen breit ſchwärzlich gerandet, Armſchwingen, die hinterſten grünen ausgenommen, braunſchwarz, Schwingen unterſeits ſchwarz, die unteren Deckfedern grün; Steuerfedern dunkel grasgrün, am Ende gilblich verwaſchen, unterſeits ſchwarz. Iris hochrot, Schnabel korallenrot, oben an der Spitze bläſſer, Füße dunkel⸗ ſchwarz. — Weibchen grün, nur die Deckfedern längs des Randes der Handgegend rot, die übrigen grün wie der Rücken, Hinterrücken hellblau, Schwanzfedern innen breit blaſs roſarot gerandet. Junger Vogel einfarbig grün, die kleinen Deckfedern längs des Flügelrandes rot, Deckfedern der Armſchwingen am Ende rot geſäumt. Der prachtvolle Vogel ſcheint ſich über ganz Auſtralien zu verbreiten, obgleich er im Weſten mit Sicherheit bis jetzt noch nicht aufgefunden worden iſt. Bei den noch zu erwähnenden Arten, welche von Bonaparte in eine beſondere Se 6 die Blauſchnäbel (Cyanorhamphus), vereinigt worden ſind, iſt der Schnabel ganz oder an der Wurzelhälfte blaugrau, die Oberſeite einfarbig, die Unterſeite des Schwanzes oliven⸗ ſchwärzlich oder gelblich. Die hierher gehörigen Plattſchweifſittiche ſind ſämtlich ziemlich klein, kaum ſo groß oder doch nicht größer als unſere Singdroſſel, ähneln im Schnabelbau den Grasſittichen, haben ſehr übereinſtimmend eine eintönig grüne Färbung, rote Stirn⸗ und Ohrbinde und rote Bürzelflecken. Der Verbreitungskreis umfaßt den ſüdlichſten Teil | des Gebietes der geſamten Gruppe und aller Papageien überhaupt, von Neu-Seeland an bis zu den Macquarieinſeln, öſtlich bis Tahiti, weſtlich bis Neukaledonien. 180. Der Rotbürzelſittich, PI. (Ps., Con., Cyanorhamphus) pacificus, Forster, (Jeelandicus, phaeton, erythronotus). Klein; grün; Stirn ſchwarz, ein Strich von der Stirn durchs Auge ſcharlachrot, Zügel und Wangen lebhaft, Rücken ſchmuzig grün, Bürzel ſcharlachrot, Eckflügel blau; Schwingen außen blau, grün gerandet, unterſeits braungrau. Iris goldgelb, Schnabel blau, an der Spitze ſchwarz, Füße ſchwarz. — Weibchen? dunkelgrün, auf der Rückenmitte roſtfarben verwaſchen; Hinterkopf purpurſchwarz, Kopfſeiten blaſsgrün, von der Wurzel des Oberſchnabels an durchs Auge ein roter Strich, Scheitel kaſtanienbräunlich, Hinterrücken rot, bräunlich verwaſchen, Unterſeite graugrün; Schwingen braun, Be ABEL 7 80 91 N 5 e Ploteſchweiſſtiche. | N 267 . blau geſäumt, h Geflügel und Armſchwingen düſterer mit grünen Säumen und blaſſen rußbräunlichen Spitzen; Schwanzfedern bläulich, die beiden mittelſten grün geſäumt. Der Außer ſeltene Vogel bewohnt die Geſellſchaftsinſeln. 181. Der Laufſittich, Kakiriki der Moaris, Pl. (Ps., Cy., E., Coriphilus, Lathamus) Novae- Zeelandiäe, Sparrm., (erythrotis, Novae- 1 Rayneri, oc, aueklandieus Saisseti). Mittelgroß; oberſeits dunkel grasgrün, unterſeits heller, mehr gelbgrün; Stirn und Vorderkopf, eine ſchmale Linie auf dem Zügel durchs Auge, welche auf der Ohrgegend ſich ausbreitend einen größeren Fleck bildet, ſcharlachrot, Endſäume der ſeitlichen Bürzelfedern ebenſo, wodurch auch hier ein roter Fleck entſteht; Schwingen ſchwarz⸗ braun, außen an der Wurzel blau, übrigens grün, gegen das Ende zu braun; Deckfedern der Hand— ſchwingen und Eckflügel blau, Schwingen unterſeits ſchwarzgrau, untere Flügeldecken grün; Schwanzfedern dunkelgrün, innen matt ſchwärzlich gerandet, unterſeits düſter olivengelbſchwarz. Iris orangegelb, Schnabel weißgrau, an der Spitze hornſchwarz, Füße braunſchwarz. — Weibchen? oberſeits dunkel olivengrün, Stirn bis zum Auge rot mit einzelnen grünen Federn gemiſcht, der rote Ohrfleck klein, der rote Bürzelfleck noch verſteckt; Schwingen in der Endhälfte breit fahlgelb gerandet, Armſchwingen unterſeits mit breiter, fahl— gelber Binde. Jugendkleid wahrſcheinlich durchaus grün. f Außer Neuſeeland, den Chatam- und Aucklandsinſeln, Norfolkeiland und Neukaledonien bewohnt dieſe Art auch die Macquarieinſeln. b = 182. Der Springſittich, Pl. (Ps., E., Cor., Cy.) auriceps, Kuhl, (Malherbi). Klein; grasgrün, unterſeits heller; Stirnrand jederſeits bis zum Auge dunkelrot, Vorderkopf hochgelb, ſeitliche 5 Bürzelfedern mit dunkelroten Endſäumen, wodurch ein roter Fleck entſteht; Handſchwingen ſchwärzlichbraun, außen blaugrün, die vier erſten in der Wurzelhälfte blau, außen ſchmal gelblich geſäumt, am Ende bräunlich, Handſchwingendeckfedern und Eckflügel außen indigoblau, Schwingen unterſeits einfarbig ſchwarz⸗ grau; Schwanzfedern grün, innen ſchwärzlich gerandet, unterſeits ſchwärzlich olivengelb. Iris dunkel feuerrot, Schnabel hochblau, an der Spitze ſchwarz, Füße rötlich blaugrau. — Weibchen dem Männchen ähnlich, ohne Gelb am Vorderkopfe, Stirnrand dunkelorange. Junger Vogel düſterer als der alte, Stirnrand und Bürzelfleck ſchmuzig dunkelorange, Vorderkopf bis hinters Auge ſchmuziggelb; erſte vier Handſchwingen und deren Deckfedern an der . blau, Schwingen unterſeits ſchwarzgrau mit breiter, weißgelber Quer- binde Deer Springſittich, wie einer unſerer Händler ſehr bezeichnend den Vogel e hat, bewohnt 5 1 und die Aucklandsinſeln. 183. Der Einfarbſittich, Pl. (Cy.) unicolor, Vig. Mittelgroß; olivengrasgrün, auf Hinterrücken und Unterſeite mehr olivengelbgrün, Oberkopf und Backen grasgrün; Schwingen außen grün, innen bräunlichſchwarz, Handſchwingendeckfedern und Eckflügel außen indigoblau, Schwingen unterſeits matt ſchwärzlichgrau, größte Unterflügeldeckfedern ebenſo, die übrigen grün; Schwanzfedern innen und außen einfarbig grün, unterſeits düſter olivengelbſchwarz. Iris?, Schnabel ſchwarz, der obere an der Wurzel grau— blau, Füße braunſchwarz. 5 Zur Zeit iſt es noch nicht mit Sicherheit beſtimmt, ob dieſer Vogel, welcher im Londoner Tiergarten llebte, eine eigene Art bildet oder nur als der junge Vogel einer verwandten angeſehen werden muß. 1 Es mag als bedenklich erachtet werden, ein Geſamtbild des Lebens der reichhaltigen und weit verbreiteten Sippe der Plattſchweifſittiche zu entwerfen, weil das Treiben und Gebahren der verſchiedenen Arten unzweifelhaft in mehr als einer Hinſicht eigentümliche Züge auf- weiſt; demungeachtet glaube ich auch in dieſem Falle die bisher befolgte Art und Weiſe der Schilderung beibehalten zu dürfen. Unſere Kentnis des Freilebens der prächtigen Vögel iſt leider noch ſo lückenhaft und dürftig, daß wir von ſolchen Eigentümlichkeiten höchſt wenig wiſſen und dieſes wenige nicht einmal mit vollem Vertrauen aufnehmen können. Andererſeits lauten die Angaben über das Freileben unſerer Sittiche ſo übereinſtimmend, daß wir das von einem Erforſchte, ohne dem heutigen Stande der Wiſſenſchaft zu nahe zu treten, immerhin auf mehrere andere beziehen mögen. Das Verbreitungsgebiet der Plattſchweifſittiche, welches in den mitgeteilten Heimats⸗ angaben der einzelnen Arten teilweiſe feſtgeſtellt werden konnte, beginnt, wie Finſch hervor⸗ hebt, da, wo der Verbreitungskreis der Edelſittiche aufhört, „alſo mehr im Oſten der alten Welt, und reicht nördlich wenig über den Gleicher hinaus. Timor, Buru, Ceram, die | öſtlichen Molukken, Neuginea, Auſtralien, Vandiemensland (Tasmanien), die neuen Hebriden, EEE ER r e ͤ e n n , f Ed ; )%%%ͤͤͤͤͤ0ö0»ä A N a BR BE RT NR VVV i ; 97 968 Sitüche 102 Neukaledonien, Neuſeeland mit Norfolks- und Aucklands⸗ Eiland, und einige Gruppen der Südſeeinſeln, als Fidſchi-, Freundſchafts- und Geſellſchafts-Inſeln, bilden den Kreis, über welchen ſich dieſe Gruppe ausdehnt. — Eine Art (der Laufſittich) dringt bis auf die Maquarieinſeln (55° ſ. Br.) vor, welches der ſüdlichſte Punkt für die Verbreitung der Papageien überhaupt iſt und der Lage von Königsberg oder Schleswig entſpricht. Das Feſtland Auſtralien muß als Mittel- und Kernpunkt ihres Verbreitungskreiſes angeſehen werden. Wie die bisher erwähnten auſtraliſchen Familienverwandten ſind auch die Keilſchwanz⸗ 2 © j / Ei re An a er et en ſittiche eher als Erd- denn als Baumvögel anzuſehen. Wald und Baum dienen ihnen J zum Ruhen, Schlafen und Niſten, können jedoch nicht als ihr eigentliches Wohn⸗ und Nährgebiet betrachtet werden; das eine wie das andere haben wir vielmehr in jenen weiten parkartigen Ebenen zu ſuchen, welche zeitweilig im Jahre mit reichem Graswuchſe bedeckt ſind und ihnen in den Sämereien der Grasarten mindeſtens den Hauptteil ihrer Nahrung gewähren. Zur Ausnutzung ſolcher Gegenden befähigt ſie ihre Ausrüſtung in hohem Grade. Alle Plattſchweifſittiche zählen zu den beſten Fliegern, welcher ihre Ordnung aufzu⸗ weiſen hat. Hinter den Keilſchwanz⸗‚Edel- und Singſittichen ſtehen fie hierin allerdings zurück, ſcheinen namentlich in der Ausdauer des Fluges mit jenen nicht wetteifern zu können; immerhin aber bewegen ſie ſich fliegend mit großer Leichtigkeit und Gewandtheit. Der Flug der größeren Arten iſt wellenförmig und wenig anhaltend, der vieler kleinen Arten zwar auch bogenförmig, aber ſehr raſch und höchſt gewandt, wie mir Gefangene, welche ſich in großen Räumen bewegen konnten, bewieſen haben. Als ſchwerfälliger Flieger wird der Wellat geſchildert, und ſtimmen damit meine Beobachtungen an Gefangenen durchaus überein; als das Gegenteil von ihm bezeichnet Gould den ihm in Geſtalt und Weſen ſonſt nahe ſtehenden Scharlachflügelſittich, welcher im Fluge überhaupt von anderen Papageien abweichen und an unſeren Kiebitz erinnern ſoll. Mangelhaftes Flugvermögen bekundet kein einziger von allen, welche bisher beobachtet wurden. Nicht minder und verhältnismäßig weit höher begabt als die meiſten Verwandten erſcheinen uns die Plattſchweifſittiche hinſichtlich ihrer 5 Fußbewegungen. Sie dürfen im Vergleiche mit anderen Papageien als ſtümperhafte Kletterer bezeichnet werden, obgleich fie in dieſer Beziehung immerhin noch Erkleckliches leiſten; aber ſie ſind ganz vortreffliche Läufer: einzelne von ihnen können im Laufen geradezu mit vollendeten Erdvögeln wetteifern. Die meiſten Arten rennen, trippelnden Ganges zwar, jedoch ſehr eilfertig, mit anmutiger Behendigkeit über den Boden dahin; einige ſind ſogar im Stande, Sprünge von beträchtlicher Weite auszuführen: ſo unter anderen der Springſittich, von welchem ich ein Pärchen gepflegt und geraume Zeit beobachtet habe. Kurz, ihre Bewegungs⸗ fähigkeit entſpricht vollkommen der Eigentümlichkeit ihrer Heimat. Die Stimme unterſcheidet die Plattſchweifſittiche zu ihrem Vorteile von den Verwandten. So widerwärtig kreiſchende oder knarrende Laute, wie man ſie von Papageien, Kakadus und Araras hört, vernimmt man von ihnen nicht, ebenſo wenig das eigentümlich klirrende oder ſchrillende Geſchrei der Keilſchwanz- und Edelſittiche; ſie ſtoßen im Gegenteile faſt aus⸗ nahmslos ſchwache Töne aus, welche teilweiſe als ſingendes Pfeifen bezeichnet werden können. Wenn ihrer viele vereinigt ſind, mögen auch dieſe Töne unangenehm ins Ohr klingen, ſicherlich aber niemals ſo nervenerregend wie das Gekreiſch einer namhaften Anzahl von jenen. Von der Roſella hört man drei bis vier ungemein wohllautende Töne, vom Scharlachq⸗ fittich ein ſchwaches Pfeifen, welches einem Geſange gleicht, vom Buſchwaldſittich ganz ähnliche, vom Baſtardſittich gluckſende, von dem Schildſittich volltönige, etwas klirrende, vom Ring⸗ ſittich ſcharfe, getrennt und kurz ausgeſtoßene Laute, wie „ti ti tei“ (welche die An⸗ ſidler paſſend mit twenty eight ausdrücken und darnach den Vogel, aber nicht den Ring⸗, ſondern den Kragenſittich benennen), vom Fidſchiſittich ein Geſchrei, welches wie x Platt ſchweifſtttiche 269 * „Kaiau⸗ lan- 10 Ag. Berti und Scharlachflügelſittich ſollen eine laute, kreiſchende . Stimme haben; der Blutrumpfſittich dagegen gibt einen ganz hübſchen Geſang, richtiger ein „ wohllautendes Geſchwätz zum beſten. Daß auch dieſe Sittiche menſchliche Worte nach- ſprechen lernen, iſt durch die Erfahrungen der Anſidler Auſtraliens feſtgeſtellt worden. N Uuꝛeeber die höheren Begabungen glaube ich ein günſtiges Urteil fällen zu dürfen. Ihre . Sinne ſind ausnahmslos wohl entwickelt, ihre Geiſtesanlagen zwar geringer als die der „ 1 größeren Papageien, Kakadus, Araras, Keilſchwanz⸗ und Edelſittiche, immerhin aber einer von den Meiſten ungeahnten Ausbildung fähig. Ihr Weſen macht ſie, wenigſtens die mir Br N bekaunten Arten, liebenswert. Sie zählen zu den verträglichſten Papageien, welche ich kenne. Zank und Streit kommen unter gleichartigen oder ungleichartigen Plattſchweif⸗ a ſittichen ſelten vor, öfter harmloſes Necken und ſpielendes Jagen. Eine Art achtet auf die andere und tut mit ihr gemeinſchaftlich zu gleicher Zeit dasſelbe. Wie es im Freileben ge- ſchehen mag, ſo auch in der Gefangenſchaft: der Lock- oder Warnungsruf des einen wird von den anderen verſtanden und beachtet. Wer das Pfeifen eines Buſchwald- oder Scharlach⸗ ſittichs nachahmt, erhält ſofort Antwort von allen Plattſchweifſittichen eines Käfigs. Die 5 größten und klügſten Arten, ſo namentlich der Ring- und Kragenſittich, erwerben ſich unter einer gemiſchten Geſellſchaft ihrer Sippſchaftsgenoſſen bald den Rang von Anführern, deren Matſchläge augenblicklich befolgt werden. So wenigſtens geſchiht es im Fluggebauer des Berliner Aquariums. Jung eingefangene und verſtändig gepflegte Plattſchweifſittiche gewöhnen 5 an ihren Gebieter und werden mit der Zeit recht anhänglich, würden wahrſcheinlich auch Zärtlichkeit mit Zärtlichkeit erwidern, wollte man ſich mit ihnen ebenſo viel abgeben, als man dies mit anderen Arten ihrer Ordnung tut. Möglicherweiſe würde ſelbſt der als 1 träge und geiſtlos verſchriene Wellat in dieſer Hinficht keine Ausnahme machen. „ Während ihres Freilebens begegnet man den Plattſchweifſittichen meiſt in kleinen Trupps 15 von ſechs bis zwanzig Stücken, da, wo mehrere Arten gemeinſchaftlich leben, jeder Art in | geſonderten Flügen, obſchon ſich dieſe zeitweilig wohl auch mit andersartigen eie mögen. um Geſellſchaftskäfige iſt es ebenſo: die Arten halten unter ſich ziemlich ſtreng zuſammen, aber gute Gemeinſchaft mit anderen der Sippe. Nach der Brutzeit ſcharen ſich ſtärkere Flüge, welche ſodann zeitweilig regellos im Lande umherſchwärmen. Die auſtraliſchen Arten 5 ſind wie die meiſten übrigen Vögel des Erdteils zu einem unſtäten Wanderleben gezwungen, D. h. genötigt, dem bald hier, bald dort gedeihenden Graswuchſe Rechnung zu tragen. Sie treten dementſprechend in einem Jahre maſſenhaft in den Küſtengegenden auf und fehlen in einem anderen gänzlich daſelbſt. Mit dem Zuge unſerer nordiſchen Vögel darf man dieſe Ortsveränderungen nicht vergleichen, muß vielmehr das von der Corella und dem Wellen⸗ ſittich Geſagte auch auf ſie anwenden. Gelegentlich ihrer Wanderungen erſcheinen ſie ſelbſt in unmittelbarer Nähe der menſchlichen Wohnungen, kommen ſogar bis in die Straßen der Städte herein, taten dies wenigſtens früher. Man ſiht ſie in den Früh- und Abendſtunden geſchäftig auf dem Boden umherlaufen, geſtört zu kurzem Fluge ſich erheben und dem nächſten * Baume oder Buſche zufliegen oder an einer anderen paſſenden Stelle wieder auf den Boden herabfallen. Eigentlich ſcheu zeigen fich die wenigſten Arten und fie wohl auch nur in Folge übler Erfahrungen, welche ſie machen mußten. Rietmann ſah auf ſeinen Wanderungen in Auſtralien einen Heuſtock, welcher förmlich rot von Papageien war. Eine Menge Ro⸗ erbeuten. Sie ließen ſich fo nahe kommen, daß der Beobachter, nach feiner Verſicherung, b leicht eine beliebige Anzahl mit dem Stocke hätte erſchlagen können. Gegen die Brutzeit hin, welche mit dem Frühling ihrer Heimat zuſammen fällt, ſucht jedes Pärchen eine, am häufigſten die von ihm oder einem anderen Pare früher bereits benutzte Baumhöhlung auf und legt i a Boden vier bis En 0 der unwahrſcheinlichen Angabe Caleys fp / ñꝗęñỹ x ARE ERROR Ra 55 Nee BE aa 9 5 | A N fe ’ 998 m 1 6 4 * N aA 177 0 } 1 A * ſellas beſchäftigten ſich, das Heu auseinander zu reißen, um die Samen der Gräſer zu 270 Sittiche ſogar bis zwölf weiße Eier. Am liebſten wird die Stammhöhlung einer Eukalypte mit Beſchlag belegt, gleichviel ob fie flach oder tief iſt, da die Vögel im letzteren Falle „mit der Gewandtheit eines Opoſſums“ auf und nieder klettern. Wie lange die Brutzeit währt, ob f beide Geſchlechter brüten, ob ein Pärchen mehr als einmal im Jahre niſtet: dafür geben | weder die an freilebenden noch an gefangenen Mitgliedern unſerer Gruppe gemachten Beobachtungen verläßlichen Anhalt. Die Nahrung der freilebenden Plattſchweifſittiche beſteht vorzugsweiſe in Örasiniereien außerdem in Früchten, Beren, Baumſamen und, ſeitdem von den Anſidlern Landbau ge⸗ trieben wird, in Getreide. Von einigen Arten, namentlich vom Buſchwald⸗, Gelb⸗ bauch- und Scharlachflügelſittich, hat man erfahren, daß fie auch Kerbtiere, insbeſondere Raupen verzehren. Mehrere der größeren Arten, beiſpielsweiſe der Scharlach-, Gelbbauh ſittich, Wellat und andere, fallen während der Reifzeit des Getreides auf die Feldern ein oder beſuchen zur Zeit der Obſtreife die Gärten und richten dann hier wie dort ſo erhebliche Verwüſtungen an, daß die Anſidler gegen fie zu Felde ziehen, fie dutzendweiſe erlegen und ſich ihr leckeres Fleiſch wohlſchmecken laſſen. Erſt ſeit ungefähr acht bis zehn Jahren gelangen Plattſchweifſittiche in re Arten - 11 Stückzahl auf unſeren Vogelmarkt und von hier aus in unſere Käfige. Sie haben ſich überall die Zuneigung ihrer Pfleger zu erwerben gewußt, demungeachtet aber noch immer eine größere Verbreitung nicht erlangen können. Dies hat ſeine gewichtigen Gründe. Wenn man die prächtigen und anſcheinend ſtarken Vögel lebend ſiht und die Angaben der Reiſenden und auſtraliſchen Forſcher über ihre Nahrung kennt, meint man, daß ihre Pflege kaum Schwierigkeiten verurſachen könne. Und doch iſt das Gegetel der Fall. Wer viele Plattſchweifſittiche gefangen gehalten hat, iſt viel Geld los geworden, ohne zu wiſſen warum eigentlich. Zweckmäßige Pflege dieſer Vögel bildet eine Aufgabe, welche wir Tiergärtner noch nicht zu löſen vermocht haben, obgleich uns Dieſer und Jener mit der allen Halbwiſſern eigenen Dreiſtigkeit das Gegenteil verſichert. Das natürlichſte f Futter der Gefangenen ſcheinen Hirſe, Glanz, Hanf, Hafer, Mais, Früchte und Grin zeug zu ſein; mehrere Arten halten ſich dabei auch ganz leidlich, d. h. zwei bis vier Jahre lang, für ſo große, anſcheinend anſpruchsloſe Vögel aber doch viel zu kurze Zeit. Man wird alſo bedenklich und ſetzt tieriſche Stoffe (Ameiſenpuppen, Mehlwürmer, Quark), auch gekochten Reis und Weißbrot zu. Einige Sittiche freſſen von dieſem, andere von jenem Stoffe, mehrere verſchmähen außer Sämereien, Früchten und Grünzeug, einſchließlich friſcher Zweige, alles übrige, und dieſe wie jene ſterben. Man bringt die Vögel, Schmidts Vorgange folgend, ſo viel als möglich ins Freie, überwintert ſie hier ſogar: ſie ſcheinen trefflich zu gedeihen und — liegen eines Morgens tot im Käfige oder haben den Wander⸗ bündel aufgehuckt und ſich zum Abgange aus dieſer ſchnöden Zeitlichkeit gerüſtet. Nunmehr befolgt man das gerade Gegenteil und bringt ſie in jahraus, jahrein gleimäßig warmen | Räumen unter. Mit beſſerem Erfolge? Ja, nein! Solche Verſuche haben wir Alle, welche ho es wahrlich ebenſo gut als Andere verſtehen, Vögel zu pflegen, angeſtellt, ſolche Wande⸗ lungen durchgemacht; und wir Alle ſagen uns, daß wir noch weit vom Ziele entfernt ſind. Seien wir alſo ehrlich, und betrügen wir wenigſtens nicht Anfänger, welche das Unrichtige vom Richtigen noch nicht zu trennen im Stande ſind. Ich will ſagen: die zweckmäßige Haltung, Pflege, Wartung und Fütterung der Plattſchweifſittiche iſt ſehr ſchwierig, viel ſchwieriger jedenfalls, als einzelne Schwätzer wenn auch vielleicht nicht glauben, ſo doch behaupten. Am beſten dauern nach meinen Erfahrungen der Ring- und Kragenſittich, Roſella und Buſchwaldſittich aus, minder gut Wellat, Schild- und Bergſittich; heiklige Vögel ſind und bleiben alle kleineren Arten, alſo insbeſondere diejenigen, welche die Unter⸗ abteilung Psephotus bilden, obgleich gerade ſie am erſten in Gefangenſchaft niſten. 1 . NE PRO N Base DEE Ant 80 e . DT 1 n N n i 1 { 177 1 15 55 Plattſchweifſittiche. 271 Schmidt hat beobachtet, daß Buſchwald⸗, Schild-, Scharlachflügel- und Bergſittich ſich während eines nicht allzuſtrengen Winters in einem freiſtehenden Fluggebauer trefflich hielten Aund auch bei empfindlicher Kälte wohl befanden, ja, daß ſie ſogar von einer Augenentzündung “4 genaſen, nachdem ſie ins Freie gebracht, worden waren; Bodinus dagegen hat fie und andere Arten im Freien ebenſo gut verloren als ich in dem ſtets gleichmäßig warmen Fluggebauer des Berliner Aquariums. „Bei meinen fortgeſetzten Verſuchen über die Haltung der Plattſchweifſittiche“, fügt Schmidt Vorſtehendem hinzu, „habe ich mich immer mehr überzeugt, daß dieſelben unbedenklich im Freien überwintert werden dürfen. Der gegen- wuärtige Winter hat mir für dieſe Anſicht wiederum ſchlagende Beweiſe geliefert. Nament— lich muß ich hervorheben, daß die Vögel ſich auf dieſe Weiſe weit länger am Leben erhalten llaſſen, als dies mir früher jemals gelingen wollte. Die meiſten Todesfälle habe ich immer wuährend der heißen Jahreszeit, alſo im Hochſommer, beobachtet, obwohl der Flugkäfig durch ihn überdeckende wilde Reben ſowie benachbarte Bäume ſehr ſchattig iſt und die Vögel der unmittelbaren Einwirkung der Sonne nicht ausgeſetzt ſind.“ Ob ſich eine Ueberwinterung im Freien überall in Deutſchland durchführen läßt, erſcheint mir fraglich, und deshalb möchte ich wenigſtens raten, derartige Verſuche nur in ſehr geen freiſtehenden Flug⸗ gebauern anzuſtellen. = Nach allerlei Verſuchen laſſe ich jetzt den von mir gesflegten Plattſchweifſittichen allerlei Körnerfutter, mit Ausnahme von Hanf, Heuſchlag und Scheuerngeſäme, Hirſen⸗ rispen, Maiskolben und Getreideähren inbegriffen, Grünzeug verſchiedenſter Art, Zweige mit Knospen und Blättern im reichſten Maße, ſowie endlich Weichfutter reichen, auch an Kalk und Salz es nicht mangeln, und bin, ſeitdem ich ſo verfahre, mindeſtens einiger— maßen zufrieden mit dem Erfolge. Baumzweige mit Blatt- und Blütenknospen oder Blättern erachte ich als ein unumgänglich nötiges Nahrungsmittel unſerer Sittiche. Man muß es geſehen haben, wie gierig ſie über ſolche Zweige herfallen und wie ſorgfältig ſie jede Knospe abbeißen, um die Gewichtigkeit meiner Angabe zu würdigen. Solche Nahrung it unter Umſtänden geradezu als ein Heilmittel zu betrachten. „Ein Buſchwaldſittich“, fügt Freyberg Vorſtehendem hinzu, „erkrankte ſo bedenklich, daß er aufgegeben wurde. Als ich ihn erhielt, reichte ich ihm zunächſt allerlei Früchte, Knospen und Gräſer. Er wählte nach einigem Zögern die grünen Samenkapſeln des ſpaniſchen Holders, und als ich ſah, daß dieſe Nahrung ihm bekam, gab ich ihm davon ſo viel, als er wollte. Nach Ver— lauf von zweiundzwanzig Tagen war er vollſtändig geneſen. Ebenſo günjtige Erfolge erzielte ich durch dieſelben Futterſtoffe bei kranken Roſellas und Blutrumpfſittichen.“ Einem Hauptübelſtande engerer Haft weiß ich freilich noch immer nicht zu begegnen: der Verfettung, zu welcher dieſe Sittiche, wie alle Vögel, welche ſich im Freien viel bewegen, in beſonderem Grade hinneigen. Andere Papageien verbrennen wegen ihrer Rengſamkeit und Geſchäftigkeit im Käfige, insbeſondere auch in Folge ihres ewigen Schreiens ꝛc. weit mehr Fett als die verhältnismäßig ruhigen und ſtillen Plattſchweif⸗ . ſittiche, welche ſich ungleich weniger bewegen als jene, ſich ſelten mit Benagen And Vernichten der Sproſſen, Sitzſtangen und Gerätſchaften ihres Käfigs befaſſen, ſich wenig oder nicht über andere Vögel ärgern, nicht ununterbrochen ſchreien, kurz ein weit beieſchaulicheres Leben führen als Papageien im engeren Sinne, Kakadus, Araras, Keil⸗ ſchwanz⸗ und Edelſittiche. Dieſe Ruhe und Schweigſamkeit empfihlt ſie ſehr für das Zimmer, welches die eben genannten unter Umſtänden durch ihr Gelärm für empfindliche Menſchen geradezu unbewohnbar machen; fie iſt andererſeits aber, wie ich annehme, eine der Haupturſachen ihrer unbegreiflichen Hinfälligkeit. Je größer der ihnen zugewieſene Raum, um ſo beſſer halten ſie ſich: aus dieſem einen Lehrſatze kann man entnehmen, was wohl von der bis jetzt glücklicher Weiſe noch unbeſchriebenen „Papageienſtube“, deren 272 | | | Loris. Schilderung uns von einem Verfaſſer der vers chiedenartigſten Werke neuereinge ano RR 199 worden iſt, zu halten ſein dürfte. er Vorſtehendes erklärt zur Genüge, weshalb ſich bisher auffallend wenige Plattſchweif - ſittiche im Käfige fortgepflanzt haben. Am leichteſten ſchreiten, wie bemerkt, die kleineren Arten zur Brut; von ihnen niſten einige ziemlich regelmäßig in den großen Fluggebauern | der belgiſchen Liebhaber, einzelne dann und wann auch in engerer Haft, bei dieſem und | jenem Liebhaber. Ihr Brutgeſchäft unterſcheidet ſich nur inſofern von dem anderer kleinerer Sittiche, als ſie auch Reiſerchen, Hälmchen und Federn eintragen, derartige Stoffe ihnen 2 alſo zugänglich ſein müſſen. Dies tun namentlich Blutrumpf⸗, Bunt⸗, Pracht⸗ und Bourks Sittich, über deren Niſtweiſe, ſo weit ich ſie nicht ſelbſt len konnte, mir glaubwürdige Mitteilungen wurden. Beide Geſchlechter ſcheinen ſich am Brüten zu be⸗ 5 teiligen. Die Brutzeit währt zwanzig bis fünfundzwanzig Tage. Aufzucht und Behandlung 1 der Jungen geſchehen wie bei anderen Papageien und Sittichen auch. Von den größeren | Arten haben Buſchwald-, Stroh-, Ring-, Schildſittich und Wellat geniſtet, fo viel mir bekannt, bis jetzt jedoch nirgends Junge aufgebracht. iR Der Preis der Plattſchweifſittiche ſchwankt in weiten a Das Pärchen Pracht⸗ ſittiche wird in England, Frankreich und Belgien mit 60 bis 80 Taler, das Pärchen Scharlachflügelſittiche mit 40 bis 50 Taler bezahlt; die übrigen Arten ſind billiger. Eine Summe von 20 bis 30 Taler gilt als Durchſchnittspreis für die größeren, eine Summe von 8 bis 16 Taler für die kleineren Arten, abgeſehen von den namentlich erwähnten. An und für ſich niedrig, erhöht ſich dieſer Preis durch die Verluſte, auf welche ſich jeder Käufer gefaßt machen muß, nicht ſelten um das Doppelte. Trotz alledem empfehle ich dieſe Vögel Allen, welche der Liebhaberei unvermeidliche Opfer zu bringen im Stande ſind. f Breitſchwauzloris. Dem reichen Gebiete Polyneſiens und der Papuländer entſtammt eine Papageiengeſellſchaft, von welcher wir wahrſcheinlich nur einen Teil kennen lernten und leider noch immer wenige Arten lebend erhalten, obgleich wir von allen Reiſenden erfahren, daß gerade dieſe Vögel in ihrer Heimat durchgehends gefangen, im Käfige gehalten und als Handels- oder Tauſch⸗ gegenſtände benutzt werden. Wir haben uns deshalb mit einer größeren Anzahl von ihnen, als erweislich bis jetzt nach Europa gekommen ſind, zu beſchäftigen, weil jedes aus Polyneſien kommende Schiff uns dieſe oder jene, unſeren Käfigen bis jetzt abe Art bringen kann. | Die Breitſchwanzloris oder Loris ſchlechtweg haben im allgemeinen die Geſtalt der 8 Papageien im engeren Sinne des Wortes, ſind jedoch ſchlanker gebaut und etwas kleinköpfiger als dieſe. Ihre Größe ſchwankt in weiten Grenzen: die kleinſten Arten kommen etwa unſerem Sperling, die größeren unſerer Dohle gleich. Der Schnabel iſt meiſt kräftig, ebenſo hoch als lang, ſeitlich zuſammengedrückt, der Oberſchnabel auf der Firſte abgerundet, vorn ſtark herabgebogen und mit der Spitze überhängend, der Unterſchnabel ſeitlich zuſammengedrückt, die Dillenkante in gerader Linie aufſteigend; in den oberen Laden bemerkt man eine ſaufte Einbiegung vor der Spitze, während die unteren keine Ausbuchtung zeigen. Feilkerben m Schnabel fehlen immer, und gilt dies als ein bezeichnendes Merkmal der hierher gehörigen Vögel. Die runden Naſenlöcher öffnen ſich in einer ſchmalen, deutlichen Wachshaut. Die Füße ſind kräftig, die Zehen jedoch geſtreckt, da die äußere Vorderzehe den Lauf ſtets an Länge übertrifft, die Nägel kräftig und ſtark gekrümmt. In dem langen und ſpitzen Flügel, | Breitſchwanzloris 273 25 Wale Be über das Ende der oberen Schwanzdecken reicht und ungefähr die Hälfte der Steuerfedern bedeckt, tritt die lange Flügelſpitze ſehr hervor; unter den am Ende meiſt breit abgerundeten Schwingen, deren zweite oder dritte die längſten ſind, pflegen die erſten drei innen ausgeſchnitten oder doppelt eingeengt zu ſein, wodurch ſie am Ende ſpitzer erſcheinen als die übrigen. Der verhältnismäßig kurze zugerundete Schwanz beſteht aus breiten, gleichmäßig zulaufenden, bei den größten Arten an der Spitze verbreiterten, hier ſtumpf zugerundeten Federn, welche nach außen hin gleichmäßig ſich abſtumpfen und in der Mitte die übrigen nicht überragen. Das derbe Gefieder wird gebildet aus ziemlich harten Federn, welche auf Hals und Oberſeite lang und harig zerſchliſſen, auf Oberkopf And Hinterhals zuweilen verlängert und in der Schaftmitte gewöhnlich ſtarr find. Es be⸗ kleidet die Zügel, läßt aber meiſt einen deutlichen Ring um das Auge frei. Die Färbung iſt eine ſehr glänzende. Ein mehr oder minder prächtiges Rot, von welchem ſich eine blaue Zeichnung abhebt, herſcht vor; ausnahmsweiſe tritt einfarbiges Schwarz oder Blau an deſſen Stelle. Der Schnabel hat lebhaft orange, ausnahmsweiſe ſchwarze Färbung; die Füße ſind ſtets dunkel. Auf die Zunge, welche an der Spitze mit zahlreichen, faſerigen, aufrichtbaren, bei den kleineren Arten ſternförmig ausgebreiteten Wärzchen bedeckt iſt und gewiſſermaßen eine Bürſte bildet, wurde (S. 144) bereits hingewieſen. Zur leichteren Ueberſicht teilt Finſch auch die Breitſchwanzloris in drei Gruppen ein, je nach der Beſchaffenheit der Federn des Oberkopfes und Nackens ſowie der Färbung. In Der erſten Gruppe vereinigen wir mit ihm die blauen, grünen oder ſchwarzen Arten, deren Oberkopf und Nackenfedern meiſt mit ſtarren, hornartigen Spitzen verſehen find und zu⸗ weilen eine Art von Schopf bilden. Die Gruppe wurde von Wagler als beſondere Sippe aufgeſtellt und Maidloris (Coriphilus) genannt. 184. Der Saphirlori, Arimanu und Wini der Eingeborenen, Domicella (Ps., Cor., Brotogeris, ö Nanodes, Trichoglossus, Lorius) taitiana, Gml., (sapphirinus, porphyrio, cyaneus, notatus, vini, peruvianus, varius, Sparmanni). Klein; dunkel kornblumenblau, die langen, ſchmalen Federn des Oberkopfes mit glänzender Schaftmitte; Zügel, Backen, Kinn, Kehle, Kropf und Oberbruſt weiß; Schwingen innen breit ſchwarz gerandet, am Ende ſchwärzlich, Steuerfedern am Ende ebenſo, Schwingen und Steuer⸗ federn unterſeits mattſchwarz. Iris rot, Schnabel korallenrot, Füße morgenrot. — Weibchen vom Männchen nicht verſchieden. Junge Vögel minder lebhaft gefärbt, die Federn auf Vorderhals und Bruſt ſchmuzig weiß, mit bräunlichen untermiſcht. 5 Der Saphirlori gehört der Gruppe der Geſellſchaftsinſeln an, nährt ſich vom Honigſafte der Blüten And wurde bei ähnlicher Nahrung von Leſſon längere Zeit lebend erhalten, ſtarb aber während der Reife beim Eintritt in kältere Breiten und gelangte lebend nicht nach Europa. ; 4 185. Der Rubinlori, D. (Ps., Psa., Lor., Cor., Brot., Vini) Kuhli, Vig., (coccineus, inter- fringillacea). Klein; oberſeits dunkelgrün, die ſchmalen verlängerten Federn auf Stirn und Vorder- klopf ebenſo, die auf Scheitel und Hinterkopf dunkel violett, Mantel olivengrün, Hinterrücken und Bürzel grüngelb, Zügel, Kopfſeiten und alle übrigen vorderen und unteren Teile dunkel purpurſcharlachrot, Schenkel und Aftergegend dunkel violett, mit purpurnem Schimmer; Handſchwingen ſchwarz, zweite bis vierte außen düſter blau, die übrigen dunkelgrün geſäumt, Armſchwingen dunkelgrün, innen ſchwarz gerandet, Deckfedern beider grün, Schwingen unterſeits ſchwarz; Steuerfedern purpurrot, am Ende, die beiden mittelſten ausgenommen, grüngelb, außen ſchwärzlich violett, die beiden äußerſten innen mit großem, ſchwärzlichem 2 Flecke; obere und untere Schwanzdeckfedern lebhaft grüngelb. Iris innen gelb, mehr nach außen grau, außen ae Schnabel mennigrot, Wachshaut weiß, Füße wie der Schnabel. — Beide Geſchlechter gleich gefärbt. Junge Vögel den alten ähnlich, jedoch ohne violetten Bauchfleck. A .uch dieſer Lori ſtammt von den Geſellſchaftsinſeln, ſcheint aber zu den ſeltenſten Arten zu gehören und iſt bis jetzt bloß in wenigen unſerer Muſeen zu finden. Demungeachtet hat man ihn ſchon lebend 1 1 16 0 1 Der Schimmerlori, Jarankra der Aruaner, D. (Ps., L., Cor., Chalcopsitta) seintillata, e 7 ee rubrifrons). Groß; grasgrün, uf) den Flügeln etwas dunkler, auf Mittel⸗ rücken und Bürzel lebhafter; Stirn bis zu den Augen und Zügel dunkel ſcharlachrot, Scheitel, Hinterkopf, f Kopfſeiten und Kinn dunkel braunſchwarz, N des Hinterhalſes und der Halsſeiten ebenſo, in der Mitte 5 Brehm, gefangen babe. . 5 18 274 grün, mit ſchmalem, hochorangefarbenem Schaftſtriche auf 155 Endhälfte; Federn der Kehle grün, mit einigen roten untermiſcht, einige Federn der Bruſtſeiten ſcharlachrot, die des Bauches und der Aftergegend in der Mitte deutlich gelb; Schwingen außen dunkelgrün, innen mattſchwarz, Handſchwingen innen an der Wurzel geziert mit länglichem, gelbem Flecke, welcher nach hinten zu kleiner wird; kleine Unterflügeldeckfedern längs des Handgelenkes grün, mittlere und große Unterflügeldecken ſcharlachrot, letztere am Ende ſchwarz; Schwanz federn dunkel grasgrün, innen in der Wurzelhälfte dunkel ſcharlachrot, unterſeits ſcharlachrot, am Ende glänzend olivengelb; obere Schwanzdecken ſpangrün, untere gelb. Iris goldgelb, Schnabel ſchwarz, an der Spitze hornfahl, Wachshaut, Augenkreis, Füße ſchwarz. — Junger Vogel im allgemeinen dem alten ähnlich; Kopf nicht rot, ſondern dunkel purpurrotbraun, Federn des Hinterhalſes und des Kinns ebenſo, letztere in der Mitte grünlich und mit feurigorangefarbenen Schaftflecken am Ende, welche auf Kropf und Bruſt bläſſer werden. 8 e Der Verbreitungskreis erſtreckt ſich über Neu-Ginea und die Aruinſeln. Auf letzteren iſt ee 5 bei den Eingeborenen ſehr beliebt und wird häufig im Käfige gehalten. 187. Der Sammetlori, D. (Ps., E., L., Ch., Platyc.) atra, Scop., (Novae-Guineae, 11 5 | stein). Groß; purpurſchwarz, bioletbr ch ſcheimentd, auf Mantel und Flügeldecken ins Sammet⸗ ſchwarze ziehend; Federn des Kropfes und der Bruſt mit purpurrötlichbraunen, die des Oberrückens mit matt graubräunlichen Endſäumen, Bürzel tief kornblumenblau; Schwingen innen und außen düſter braun⸗ ſchwarz, unterſeits ebenſo, jedoch glänzend, kleine untere Flügeldecken mit bläulichem Schimmer; Schwanz⸗ federn aſchbräunlichgrau, ſchwach bläulich ſchimmernd, an der Wurzel purpurviolett, unterſeits glänzend dunkelſcharlach, im Enddrittel glänzend düſtergelb; obere Schwanzdecken kornblumenblau, die unteren ebenſo, grauſchwärzlich verwaſchen. Iris?, Schnabel, Wachshaut, nakter Ring um den Unterſchrabel; Füße 1 5 8 Krallen ſchwarz. — Jugendkleid unbeſchrieben. N Die Art bewohnt Neu-Ginea, Myſol und Salawatti, ſtreift in kleinen Trupps bis in die mühe 55 menſchlicher Wohnungen, wird öfters gefangen und gern im Käfige gehalten. 100 In der zweiten Gruppe vereinigen wir diejenigen Arten, welche bei Holle 1155 Färbung grüne Flügel und Flügeldeckfedern haben. Sie bilden nach Anſicht einzelner Natur⸗ . forſcher den Kern der Breitſchwanzloris (Lorius und Domicella) überhaupt und gehören 5 Neu- Ginea, feinen Nachbareilanden, den Fidſchiinſeln und Neu-Irland an. e 188. Der Erzlori, Luri und Ninrie der Amboineſen, Kala-Sira⸗Lori der Bengalen, D. (Ps, L.) atrieapilla, Wagl., (domicella, raja, radhea, rex). Groß; karminrot; Stirn und Scheitel tief ſchwarz, gegen den Hinterkopf zu dunkelviolett, ein breites Schild auf Kropf oder Oberbruſt hochgelb, Schenkel kornblumenblau, Flügelbug blau, jede Feder weißlich geſäumt, Flügeldeckfedern dunkel grasgrün, Schultern olivengelb, bräunlich verwaſchen; Handſchwingen innen ſchwefelgelb, im Spitzendrittel ſchwarz; | Armſchwingen, die beiden letzten grünen ausgenommen, innen gelb, untere Deckfedern fornblumenblau; 3 0 Schwanz karminrot, ein breiter Endrand dunkel purpurbraun. Iris braun, ein ſchmaler Ring um den . Stern gelb, . hornorange, Füße grauſchwarz. — Weibchen wie das Männchen. Jungen engel 1 90 düſterer rot, ohne gelbes Bruſtſchild. Der Erzlori bewohnt Ceram, Amboina, Waigtu und Myſol, zählt in Indien, weil man an⸗ Br nimmt, daß er der begabtefte aller Loris iſt, zu den beliebteſten Stubenvögeln und gelangt am häufigſten 0 lebend in unſere Käfige. f e 189. Der Grünſchwanzlori, D. (L.) chlorocerea, Gould. Groß; glänzend karminrot; Ober⸗ und Hinterkopf tief ſchwarz, ein Fleck an jeder Halsſeite unter der Ohrgegend, welcher mit dem gegenüberſtehenden durch ein über den Kropf laufendes, gelbes Band verbunden wird, ſchwarz, Schenkel dunkelblau; Handſchwingen dunkel grasgrün, in der Wurzelhälfte innen tief rot, erſte Armſchwingen ebenſo, die übrigen grün; Flügelrand lilablau, obere Flügeldecken grasgrün, untere dunkelblau; Schwanzfedern in der Wurzelhälfte düſter kirſchrot, in der Endhälfte grün, unterſeits hier glänzend olivengelb. Iris?, Schnabel hornorange, Füße und Krallen ſchwarz. N Wie es ſcheint, bewohnt der Grünſchwanzlori ausſchließlich die Salomonsinſeln. 5 190. Der Frauenlori, Papualori der Bengalen, Manjaur der Bewohner Dorehs, D. (Ps, 1) . | N lori, L., (lory, philippensis, tricolor, Sebanus). Groß; glänzend karminrot; Ober- und Hinterkopf Ba | tief ſchwarz, Mittelrücken und Bürzel brennend ſcharlachrot, Hinterhals, Mantel und ein Band bis uff | den Kropf herab, diefer, die Bruft- und Bauchmitte, Schenkel und After blau, auf dem Kropfe ins Veilchen⸗ 98 955 farbene, auf den Schenkeln glänzend; Schwingen außen, Deck- und Schulterfedern grasgrün, Hand: ſchwingen innen in der Wurzelhälfte hochgelb, im Endteile ſchwarz; Armſchwingen, die letzten grünen aus⸗ Breitf chwanzloris. 275 genormten, Sen; Federn des ugs dunkelblau geſäumt, große und kleine untere Flügeldeckfedern kar⸗ minrot; Schwanzfedern in der Wurzelhälfte ſcharlachrot, außen düſterer, innen an der Wurzel grünlich, in der Endhäl te tiefblau; Rand der Innenfahne ſchwärzlich, unterſeits in der Wurzelhälfte ſcharlachrot, in der Endhälfte düſter olivengelb; obere Deckfedern brennend ſcharlachrot, untere glänzend blau. Iris?, Schnabel hornweißlich, Füße und Krallen ſchwarz. — Junger Vogel dem alten ähnlich; Nacken, Hinter- hals und ein ſchmales Halsband unterm Kinn blau, die unteren Mantelfedern grün, die kleinen Unter⸗ flügeldecken ſchwärzlich; Kopfſeiten, Kropf und Bruſt mattrot, ohne blauen Mittelſtreif. Neu ⸗Ginea, Waigin, Myfol find die Heimat dieſes prachtvollen Vogels. 191. Der Blaunackenlori, Nunri der eingeborenen Händler, D. (Ps., L.) eyanauchen, Müller, (superbus, speciosus, cyanocinctus). Groß; dem Papualori ähnlich, am Fehlen des roten Nacken⸗ halsbandes zu unterſcheiden; Ober -und Hinterkopf tiefſchwarz, Zügel, Backen, Ohrgegend, Mittel- rücken und Bürzel, Kehle, Bruſt und Bauch ſcharlachrot, auf dem Rücken am lebhafteſten, Nacken, Hinterhals And obere Mantelfedern tiefblau, mit roten Federn gemiſcht; untere Mantelfedern mit purpurſchwärzlichem Scheine, wodurch ein verborgener Querſtreifen gebildet wird; Bauch, Bauchſeiten, Schenkel und Aftergegend tiefblau; Schwingen und Deckfedern grasgrün; e innen hochgelb, im Enddrittel ſchwarz, Arm⸗ ſchwingen innen ſchwarz, mit gelbem Flecke; Flügelbug, Schwingen unterſeits und kleine untere Flügeldeck— 7 federn blau, große ſchwärzlich, Schwanzfedern in der Wurzelhälfte düſter ſcharlachrot, in der Endhälfte tiefblau, innen dort lebhaft rot, hier ſchwärzlich; Steuerfedern unterſeits an der Wurzel rot, übrigens glänzend A, dunkel olivengelb; obere Schwanzdeckfedern brennend ſcharlachrot, untere tiefblau. Iris braunrot, Schnabel hornfahl, Füße und Krallen ſchwarz. — Jugendkleid unbeſchrieben. Wahrſcheinlich bewohnt auch dieſe, noch keineswegs als feſtſtehend anzuſehende Art Neu-Ginea, da fie von hier aus durch die Eingeborenen in den Handel gelangt, und zwar nicht bloß lebend, ſondern auch in . getrockneten Bälgen. 1.)2. Der Gelbmantellori, Lat⸗Sira⸗Lori der Bengalen, D. (Ps., L.) garrula, L., (moluccensis, a ceramensis, purpureus). Groß; ſcharlachrot; ein dreieckiger Fleck auf dem Mantel tief citrongelb, Flügelbug ebenſo, Flügel und Schenkel grün, Schwingen außen grün; Handſchwingen innen in der Wurzel- hälfte zinnoberrot, im Enddrittel ſchwarz; Armſchwingen innen durchaus ſchwarz; Oberflügeldeckfedern grün, untere Flügeldecken citrongelb mit Schwarz gemiſcht; Schwanzfedern rot, in der Endhälfte dunkelgrün, 5 unterſeits ſchillernd purpurbraun, am Ende düſter gelb. Iris braungelb, am äußeren Rande mit gelbem 7 Ringe, Schnabel orangebraungelb, Füße grauſchwarz. — Dem jungen Vogel fehlt wahrſcheinlich der 5 gelbe Mantelfleck. a „ Diäer Gelbmantellori, eine der verbreitetften und häufigſten Arten der Gruppe, bewohnt die nordöſtlichen ne. Molukken und iſt echt auf Halmahera und Badjan fehr häufig. In Oſtindien gilt er als ungelehriger * Vogel, wird jedoch trotzdem oft in Gefangenſchaft gehalten. 5 Die noch übrigen Arten der Sippe, welche Wagler unter dem Namen Eos von den 4 genannten getrennt hat, ſind ebenfalls rot, ihre Flügel und Flügeldeckfedern aber nicht grün. 133. Der Blaukragenlori, Lelui der Kepinfulaner, Flur, Kalkuin anderer Eingeborenen, Kirkitſc 6 squamata). G 0 ſcharlachrot; die guten Schulterdeckfedern 1 7 ein Streifen 1 7 Schwanze zu den Schenkeln tiefblau; erſte vier Armſchwingen außen ſchwarz, innen in der Wurzelhälfte rot, die übrigen rot, am Ende ſchwarz; Handſchwingendeckfedern ebenſo; Armſchwingen und deren e 8 Armſchwingen ſchön berlinerblau, here Schwingendeckfedern rot; Schwanzfedern matt püt pipe unterſeits an der Wurzel ſcharlachrot, obere Schwanzdeckfedern ebenſo, untere tiefblau. Iris?, Schnabel horngelb, Füße grau. — Bei jungen Vögeln find die blauen Schulterfedern ſchwärzlich, die unteren Schwanzdecfedern rot gefärbt. Vielfache Spielarten in Größe und Färbung kommen vor. Amboina, Buru, Banda, Ceram und andere Eilande dieſer Gegend ſind die Heimat dieſes häufigen N welcher ebenfalls in Befangenichaft gehalten wird. 194. Der Halbmaskenlori, D. (E., L.) semilarvata, Bp. Mittelgroß; karminrot; Kopfſeiten vom Unterſchnabel an, Backen nebſt Ohrgegend berlinerblau, Zügel rot; auf Schulterdecken ein blauer Fleck, in der Aftergegend ein anderer ebenſo, einige Federn der Bauchſeiten an der Spitze blau; Hand⸗ ſchwingen und ihre Deckfedern ſchwarz, innen bis gegen die Spitze rot, von der fünften Schwinge an außen ebenſo, Armſchwingen am Ende breit ſchwärzlich gerandet, Schwingen unterſeits und kleine Flügeldecken . e . matt dunkel n innen bis gegen die Spitze ſcharlach, unterſeits . 18 * 2 * 3 N * 276 Loris. ebenſo, am Ende ins Purpurbraune. Iris 2, Schnabel hornweiß, Füße graubraun. — Junger Vogel dem alten ähnlich, das Blau auf den Wangen weniger ausgedehnt; Federn der Unterſeite am Ende ſchmal blau geſäumt, Bauchfleck und untere Schwanzdecken blau; Deckfedern der Handſchwingen bräunlich, außen blau. a. Das Vaterland ift wahrſcheinlich Neu-Ginea oder eine der benachbarten Inſeln. 195. Der Blauwangenlori, D. (E., L.) eyanogenys, Bp. Mittelgroß; karminrot, ins Purpur⸗ rote ziehend, Federn der Unterſeite mit bläulich ſcheinenden Säumen; ein Streifen, welcher an den Zügen beginnt, ſchmal ums Auge herumläuft, ſich über die Ohrgegend weg an den Halsſeiten herabzieht und aus langen, ſchmalen Federchen beſteht, violettblau, ein Fleck jederſeits am Schnabel braunſchwarz, Flügeldecken und Schultern braunſchwarz; Schwingen ſcharlachrot, am Ende ſchwarz, vor dem Schwarz gilblich; Eckflügel, Deckfedern der Schwingen und Handſchwingen ſcharlachrot, an den Spitzen ſchmal grün geſäumt; kleine Unterflügeldeckfedern ſcharlachrot; Schwanzfedern außen und an der Spitze braunſchwarz, innen rot. Iris ?, Schnabel hornweiß, Füße dunkelbraun. — Weibchen oder junger Vogel auf den Schulterfedern grün und orangefarben gemiſcht, Federn der Unterſeite mit grünen Endſäumen. J 9 1 Auch von dieſer Art iſt das Vaterland noch nicht mit Sicherheit feſtgeſtellt worden; Roſenberg kaufte von einem Papu lebende Stücke, welche von den Inſeln der Geelvinksbai, im Norden von Neu-Ginea herſtammen ſollten. Wallace erhielt andere angeblich eben daher. a 196. Der Strichellori, Jata-Wala⸗Kirkitſch der Bengalen, D. (Ps., E., L.) reticulata, Müller, (cyanostriata, cyaonstictus, guttatus, borneus). Mittelgroß; karminrot; die aus zugeſpitzten, lanzett⸗ förmigen Federn gebildeten Ohrdecken dunkel violettblau, Oberrücken ſchwach violett angeflogen, die End⸗ hälfte der langen, ſpitz zulaufenden Federn hier prächtig kornblumenblau, Bruſt mit violettem Scheine, Schulterdecken ſchwarz mit breiten, roten Säumen, Oberflügeldeckfedern rot, nur an der Wurzel ſchwarz; die beiden erſten Handſchwingen ſchwarz, die übrigen in der Wurzelhälfte innen bis gegen die Spitze hin ſcharlachrot, die letzten auch außen rot; Handſchwingendeckfedern ſchwarz, außen und an der Spitze breit ſcharlachrot gerandet; Armſchwingen rot, längs der Schaftmitte und am Ende ſchwarz; Unterflügeldecken ſcharlachrot; Schwanzfedern außen bis gegen die Spitze ſchwarz, die beiden mittelſten einfarbig, die übrigen innen und unterſeits rot, am Ende in ſchillerndes Gelb übergehend. Iris braun, Schnabel orangerot, Augenkreis, Füße und Wachshaut ſchwärzlich. Das Vaterland ſcheint ſich auf die Tenimber-Inſeln und Timorlaut zu beſchränken; von dort her wird der Vogel öfters lebend nach Makaſſar gebracht und gelangt dann auch nach Europa. 197. Der Diademlori, D. (Ps., E., L.) coceinea, Lath., (histrio, indicus). Groß; karmin⸗ rot; ein breiter, blauer Querſtreifen von einem Auge zum anderen über die Scheitelmitte weg und ein ſchmälerer vom hinteren Augenrande über das Ohr bis zum Nacken, letzterer, Mantel und Bruſt blau; Schulterdecken dunkel purpurviolettſchwarz, After und Schenkel blau; erſte Schwinge außen, die übrigen an der Spitze ſchwarz, übrigens rot; Handſchwingen am Ende ſchmal ſchwarz gerandet, wodurch eine Querbinde entſteht; Schwanzfedern außen und an der Spitze dunkelſchwarzbraun, mit purpurfarbenem Scheine, innen ſcharlachrot, die beiden mittelſten Federn einfarbig violettſchwarz; untere Schwanzdeckfedern an der Spitze blau. Iris?, Schnabel hornweiß, Füße und Krallen braunſchwarz. — Beim jungen Vogel iſt das blaue Querband über den Scheitel nur angedeutet und die blaue Querbinde über die . mit roten Federn gemiſcht. i Lebt auf den Schangir-Inſeln im Norden von Celebes. 198. Der Kapuzenlori, D. (Ps., E., L.) rieiniata, Bechst., (cucullatus, Isidori, cochinchinensis, Wallacei, variegata). Mittelgroß; ſcharlachkarminrot; Hinterhaupt und Nacken, der Hals bis zur Ober⸗ bruſt, Bauch, After und ein Strich über die Schenkel dunkelviolett, Schultern braunſchwarz mit grünlichem Scheine; Handſchwingen ſchwarzbraun, in der Wurzelhälfte innen rot, von der vierten Schwinge an in der Wurzelhälfte auch außen ebenſo; Handſchwingendeckfedern ſchwarz, Armſchwingen rot, am Ende breit ſchwarz gerandet; die Deckfedern ebenſo gefärbt und gezeichnet, wodurch zwei ſchwarze Querbinden auf dem Flügel entſtehen; obere und untere Flügeldecken rot; Schwanzfedern purpurbraun, unterſeits am Ende ins Gelbe ziehend, innen ſcharlachrot gerandet. Iris?, Schnabel orangerot, Füße braunſchwarz. — Junger wi dem alten ähnlich, Federn der Unterſeite am Ende düſter violett geſäumt. Der Verbreitungskreis erſtreckt ſich über die Inſeln Ternate, Halmahera, Waigiu und benachbarte Eilande, 1 | Die Breitſchwanzloris teilen mit den meiſten innerhalb ihres Verbreitungsgebietes vor⸗ kommenden Vögeln dasſelbe Schickſal: ihre Lebensweiſe iſt ſo gut als unbekannt. Wir wiſſen, daß ſie in kleinen Trupps in den Wäldern leben und die dunkelſten Stellen der⸗ ſelben bevorzugen, ſich von Früchten und von Blütenſaft ernähren, ſehr geſellig ſind und Breitſchwanzloris. e HL in Baumhöhlungen niſten. Einzelne Arten follen nach Roſenberg fo ſchweigſamD von Baum zu Baum fliegen, daß man ſie kaum für Papageien, ſondern eher noch für Fledermäuſe halten möchte; andere ſcheinen lebendiger zu ſein: doch ſind die Angaben der Reiſenden ſo dürftig, daß es uns zur Zeit noch gänzlich unmöglich iſt, ein einigermaßen richtiges Bild ihres Freilebens zu gewinnen. Ihrer Schönheit halber werden die Breitſchwanzloris von den Eingeborenen regelmäßig in Gefangenſchaft gehalten, als Tauſchgegenſtände von einer Inſel zur anderen geführt und den Reiſenden angeboten. Ueber den Fang gibt ein ungenannter Beobachter eine kurze Mitteilung. Die freiſtehenden Zweige eines Baumes, welche gerade den heißen Sonnen— ſtralen ausgeſetzt waren, hatte man mit klebrigem Pflanzenſafte beſtrichen und daneben eeinen zahmen, mittels eines Kettchens befeſtigten Lori als Lockvogel aufgeſtellt. Durch ſein Geſchrei zog derſelbe bald ſeine wilden Gefährten herbei, und diejenigen von ihnen, welche ſich auf den Zweigen niederließen, klebten hier einfach feſt. Mit Hilfe einer Leiter holte die Vagelſtellerin ihre Gefangenen herab, nachdem fie ſich vorher die Hände mit Tüchern umwickelt hatte, um ſie vor den empfindlichen Biſſen der Vögel zu ſichern. Im Verhältnis zu der Reichhaltigkeit der Gruppe und der Artenzahl, welche überhaupt in Gefangenſchaft gehalten wird, gelangen nur ſehr wenige dieſer herlichen Vögel lebend nach Europa. Die Urſache iſt zum guten Teile, jedoch keineswegs ausſchließlich, darin zu ſuchen, daß fie ſchwer ein paſſendes Erſatzfutter annehmen, richtiger vielleicht, daß man ſich in ihrem Vaterlande nicht die Mühe gibt, fie an eine leicht zu beſchaffende und ihnen zu⸗ trägliche Reiſekoſt zu gewöhnen. So lange man ſie mit den ſaftigen Früchten ihrer heimat- lichen Gegend füttert und ihnen allerlei Blüten in genügender Menge reicht, befinden ſie ſich ſehr wohl; wenn aber ſolche Nahrung auszugehen beginnt, verkümmern und welken ſie dahin. Nicht ſo iſt es mit denen, welche als bereits eingewohnte Käfigvögel in die Hände . des europäiſchen Schiffers gelangen. Sie werden unterwegs hauptſächlich mit hart gekochtem Reis und ſüßem Weißbrote gefüttert und halten ſich dabei auch recht gut, jo leicht als andere Papageien freilich nicht, immerhin jedoch zu vollſter Befriedigung ihrer Beſitzer. In Europa kann man ihnen dieſe Koſt dadurch verbeſſern, daß man den Reis in Milch kocht, g dem Futter getrocknete Feigen und andere Südfrüchte ſowie die bei uns wachſenden Frucht⸗ . arten und nach und nach dem Ganzen etwas Hanf beimiſcht, beziehentlich dieſes treffliche Papageienfutter ihnen neben den eingeweichten Stoffen reicht. Bei achtſamer Pflege leben ſie viele Jahre lang im beiten Wohlſein; fie verlangen aber, wie hiermit nachdrücklich betont ſein ſoll, eine in jeder Hinſicht ſorgfältige Abwartung und namentlich gute, d. h. gleiche mäßig freundliche Behandlung. Vor der Kälte muß man fie ängſtlicher als alle übrigen Papageien in Acht nehmen; ſie trauern ſchon bei Wärmegraden, welche anderen und namentlich aauſtraliſchen Arten nicht im geringſten beſchwerlich werden. Aus dieſem Grunde darf man ſſie auch nur bei dem ſchönſten, wärmſten Wetter in das Freie bringen, hier aber unmittel- barer Beſonnung nicht ausſetzen. Ein milder Sommerregen ſchadet auch ihnen nicht, wenn man die nötige Achtſamkeit beſitzt und fie unmittelbar nach demſelben in einen wohl durch— wärmten Raum zurückbringt; doch möchte es geratener ſein, den Regen durch Ueberſpritzung mit lauwarmem Waſſer zu erſetzen. Sie baden gern und bedürfen daher einer ſolchen Ein- f ez ebenſo nötig als irgend ein anderer ihrer Ordnung. Alle Gefangenen, welche ich beobachten konnte, machten auf mich den Eindruck munterer, lebhafter „geweckter und kluger Vögel. Sie ſind während des ganzen Tages in Bewegung und achten auf alles, was ſich in ihrem Bereiche zuträgt, beſchäftigen ſich bald mit dieſem bald mit jenem, gewöhnen fich raſch an ihren Pfleger und bekunden Neigungen und Ab- neigungen. Ein Erzlori, welchen ich pflegte, hatte ſein Augenmerk beſonders auf einen Naſenkakadu gerichtet und bewies dieſem bei jeder Gelegenheit ſeine feindſelige Geſinnung, . EN EEE — RE = en RT AN e > Ta a BR EEE ET ee a — — ? ie 7 ERDE 5 N 3 8 S ar er in ni ee 2 nn, Ne F a > SB He a Be SEE. DB Ds BR ea ee RE raue 2 RO xxx. ę e ß ae ie %R „F Wr TE N al Zi * 3 * AR 2 7 * 2 * 7 278 Loris. flog, ſobald er aus dem Käfig gelaſſen wurde, ſofort in die Nähe des bare Gegners . und verſetzte denſelben durch eigentümliche Kopfbeugungen, wechſelſeitiges Ausbreiten und Zuſammenziehen der Flügel, Sträuben der Kopffedern und vorſchnellende Bewegungen, als wolle er beißen, in die größte Aufregung und den heftigſten Zorn, flog dann aber ſcheinbar 65 befriedigt wieder weg, trieb ſich, bald dieſen bald jenen Vogel beobachtend und beſuchend, im Zimmer umher und kehrte ſodann von neuem zu dem inzwiſchen etwas ruhiger gewordenen Widerſacher zurück, um ihn nochmals herauszufordern. Verträglich konnte man meinen Lori nicht nennen; wenigſtens lebte er bloß mit kleineren Vögeln in Frieden, während er anderen Papageien gegenüber ſtets eine gewiſſe Erregung und unverkennbares Uebelwollen an den Tag legte. Hierunter hatte ſelbſt die im ganzen ſehr harmloſe Maitaka zu leiden, obgleich ſie ihrerſeits zu Feindſchaft niemals Anlaß gab. Die Zwergpapageien wurden ebenfalls 5 8 beſucht, fanden aber bald keine Beachtung mehr, weil ſie ſich beim Erſcheinen des Lori jedesmal in die hinterſte Ecke ihres Käfigs zu flüchten pflegten und von hier aus höchſtens ängſtlich zeterten, während die größeren Papageien die Herausforderungen des mutwilligen Vogels ſelbſtverſtändlich annahmen und ſoviel als möglich zu erwidern ſuchten. Uns gegen⸗ über betrug ſich der Lori ſtets ſehr liebenswürdig. Obgleich er als etwas ſcheuer Vogel in unſere Hände kam, verlor er doch bald allen Argwohn und wurde in kürzeſter Zeit ſo zahm, daß wir ihn auf den Finger nehmen, ſtreicheln und liebkoſen durften, ohne irgendwie von ihm bedroht zu werden; nur wenn einer von uns mit ihm in die Nähe ſeines Gegners kam, überwog die Feindſchaft gegen dieſen die Anhänglichkeit an uns, und er pflegte dann in gewohnter Weiſe ſeine Kampfluſt an den Tag zu legen. Bei einer derartigen Gelegenheit | geſchah es, daß ſich der Naſenkakadu frei machte und nun ſeinerſeits ingrimmig auf den Lori zuſtirrzte Wir retteten dieſen, noch ehe er von dem wütenden Kakadu erreicht werden konnte, brachten ihn in ein anderes Zimmer und verſuchten ſeine Aufregung ſoviel als möglich zu beſänftigen. Dies ſchien uns zu gelingen; gegen Abend aber ſaß mein geliebter Lori trauernd in ſeinem Käfige, und am anderen Tage war er tot. Die Leichenſchau gab keinen Anhalt für dieſes plötzliche Hinſcheiden; es blieb uns daher nichts anderes übrig als anzunehmen, daß ihn die Aufregung getötet habe. Ich erwähne dieſer Tatſache hauptſächlich aus dem Grunde, weil mir ähnliche Fälle mitgeteilt worden ſind, und ich jedem Pfleger 5 raten möchte, gefangene Loris vor Gemütserſchütterungen ſorgfältig zu bewahren. ER, Die Reiſenden bemerken von einzelnen Arten, daß fie ſehr ſanft, von anderen, daß fie ſehr heftig ſeien. Meiner Anſicht nach tut man Unrecht, derartige Bemerkungen auf beſtimmte Arten zu beziehen, da ich wenig Papageiengruppen kenne, welche hinſichtlich ihrer Begabung ſo viel Uebereinſtimmung bekunden als gerade die Loris. Dagegen iſt es gewiß richtig, daß es ſanfte und heftige Stücke einer und derſelben Art gibt, wie man dies ja auch von allen übrigen Papageien beobachten kann, und wohl auf die Vergangenheit des betreffenden Vogels, den Abſchnitt ſeines Lebens, in welchem er in Gefangenſchaft ge⸗ langte, die Zeit, welche er in ihr verweilte, die Art und Weiſe, wie er gepflegt und abgewartet wurde, beziehen muß. Dasſelbe dürfte Gültigkeit haben bezüglich der ſich wider⸗ ſprechenden Mitteilungen über die Begabung der Loris zum Nachſprechen menſchlicher Worte. Im allgemeinen leiſten ſie in dieſer Beziehung nicht Erhebliches. Man kennt wohl Beiſpiele, daß ſie einige Worte nachgeſprochen hatten, weiß aber von keinem zu berichten, welcher einem Graupapageien oder einer Amazone auch nur entfernt gleichgekommen wäre. Wie viel auf Rechnung mangelhaften Unterrichts zu ſetzen iſt, will ich unentſchieden laſſen; ſoviel glaube ich behaupten zu dürfen, daß bei richtig geleiteter Erziehung auch Loris erheblich mehr leiſten werden, als man bis jetzt annimmt. Die Hauptſchwierigkeit möchte darin liegen, junge Vögel zu erhalten. Graupapageien gelangen, wie bemerkt, regelmäßig, Amazonen mindeſtens ſehr oft in ihrem erſten Lebensjahre in unſere Hände; bei den Loris iſt das 4 Gegenteil der Fall, und zudem ſind die Bewohner ihrer heimatlichen Inſeln keineswegs | beſonders geeignet, junge Vögel zu unterrichten. Deshalb nimmt es mich nicht Wunder, daß man ſo wenig ſprechende Loris kennt; denn ich finde in dieſen Gründen, nicht aber in mangelnder Begabung unſerer Vögel die fache und genügende Erklärung dafür. Der Preis der verſchiedenartigen Loris, welche regelmäßig nach Europa gelangen, iſt ein ziemlich niedriger und feſtſtehender. Man verlangt 20 bis 30 Taler für das Stück, je nach Schönheit des Gefieders, Zahmheit und Charakter der Vögel. Dieſen Preis darf man gering nennen, wenn es ſich um einen gut eingewohnten Vogel handelt, da man bedenken muß, us daß ein Lori an Ort und Stelle zwifchen drei und fünf Gulden koſtet und unterwegs immer- hin ein großer Teil zu Grunde geht; er erſcheint dagegen hoch, wenn man die Hinfälligkeit der Loris in Betracht zieht. Demungeachtet will ich Niemand abraten, ſich einen dieſer ſchönen und liebenswürdigen Vögel anzuſchaffen. Aeilſchwanzloris. Ungefähr dasſelbe Verbreitungsgebiet wie die Plattſchweifſittiche haben die nächſten Verwandten der Loris, welche von dieſen nur durch den Bau des Schwanzes und das Gepräge der Färbung abweichen, während ſie ihnen in der e und Fußbildung voll⸗ kommen ähneln. 5 Die Keilſchwanzloris, Vögel von Sperlings- bis Taubengröße, ſind ſchlank gebauete, prachtvoll gefärbte Papageien. Der Schnabel iſt in der Regel ebenſo hoch als lang, ſeitlich 85 zuſammengedrückt, auf der Firſte kantig, ſeine Spitze verſchmälert, ſtark herabgebogen und Ei überhängend, der Unterſchnabel an der Dillenkante in gerader Linie ſchief aufſteigend, und für in den oberen Laden eine ſanft gerundete Ausbuchtung vorhanden. Die kleinen, eirunden 3 = Naſenlöcher liegen frei in einer deutlichen, ſchmalen Wachshaut; ausnahms weiſe kann dieſelbe jedoch auch etwas breiter ſein. Die Füße ſind kurz, kräftig, haben kurze, dicke Zehen, deren 0 3 äußere vordere den Lauf an Länge übertrifft, und tragen derbe, gekrümmte Nägel. Der lange, ſpitze Flügel, welcher zuſammengelegt bis an das Ende der oberen Schwanzdecken ® reicht und etwas mehr als ein Drittel des Schwanzes bedeckt, hat eine lange Flügelſpitze 1 und gleichmäßig ſpitz zulaufende, nur zuweilen etwas abgerundete oder am Ende der Innen⸗ 5 fahne teilweiſe verſchmälerte Schwingen, unter denen eine der drei erſten die längſte zu ſein Ei pflegt. Der keilförmige Schwanz beſteht aus ziemlich breiten Federn, welche von der Wurzel 1 an nach der Spitze zu gleichmäßig ſich verſchmälern, an der Spitze abgerundet ſind und ſich ſo ſtark abſtufen, daß die äußere in der Regel kürzer als die Hälfte der etwas vorragenden mittelſten iſt. Das übrige Gefieder erſcheint ziemlich derb und beſteht aus breiten Federn, welche auf dem Kopfe ſich verlängern und verſchmälern und eine harte, hornartige Schaft⸗ mitte zeigen. Ueber die Farbengebung läßt ſich im allgemeinen kaum etwas ſagen. Die | Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht, die Jungen nur wenig von den Alten. = 5 199. Der Allfarblori, Pflaumenkopf der Händler, Trichoglossus (Ps., Australasia) Novae- Hollandiae, Gml., (haematodes, haematopus, cyanogaster, multicolor, Swainsonii, semicollaris). | Groß; Kopf „Backen und Kehle lilablau; Hinterhals, Rücken, Bürzel, Flügel und Schwanz dunkel gras⸗ Ei grün; ein breites Halsband im Nacken che gelbgrün; Kropf, Bruſt und untere Flügeldecken zinnober⸗ rot, an den Bruſtſeiten hochgelb; Bauch dunkelblau, die Federn an der Wurzel rot, Bauchſeitenfedern rot mit blauen Endflecken; Schenkel, Aftergegend und untere Schwanzdeckfedern grasgrün, die Federn in der Mitte gelb und an der Wurzel rot; Schwingen innen ſchwarz, in der Mitte mit breitem, gelbem Flecke; Steuerfedern innen citrongelb. Iris morgenrot, Schnabel korallenrot, Füße fahlbraun. — Weibchen dem Männchen vollſtändig gleichgefärbt; junger Vogel auf Kropf und Bruſt lebhaft gelb, anſtatt rot. e e 0 e e a e e EM: N} | I Keilſchwanzloris. 279 1 Bi‘ 280 Loris. Wie es ſcheint, über ganz Auſtralien verbreitet, 1 der prachtvolle Vogel in 10 Jahren eig in Südauſtralien vor und gelangt von hier aus auch nicht allzufelten lebend nach Europa. EEE 200. Der Rotbruſtlori, Tr. (Ps.) haematodes, L., (capistratus, haemadotus). Groß; ee kopf, Backen und Kinn dunkel violettblau mit ſchwärzlichem Scheine, Hinterkopf dunkelgrün, ein breites Band im Nacken citrongelb; Hinterhals, Rücken, Flügel und Schwanz dunkel grasgrün, die Federn des Oberrückens an der Wurzel rot, in der Mitte gelb; Kehle, Kropf und Bruſt hoch orange⸗ zinnoberrot, auf Bruſt und Kropf dunkler und einige Federn hier mit verwaſchenen, grünen Endſäumen, Bauch dunkel grasgrün, Bauchſeiten, After und untere Schwanzdecken hocheitrongelb, breit dunkelgrün geſäumt; erſte Schwinge ſchwarz, die übrigen innen ebenſo, mit großem, gelbem Flecke in der Mitte; kleine Unterflügeldeckfedern zinnoberrot; Schwanzfedern dunkelgrün, unterſeits bräunlich olivengelb. Iris zinnoberrot, Schnabel mennigorange, Wachshaut und nakter Augenkreis grauſchwarz, Füße bleigrau.ñ— Beim jungen Vogel ſind die roten Teile der Unterſeite und die unteren Flügeldeckfedern hochgelb, die Bauchfedern dunkelgrün, die Federn des Oberrückens ohne rote oder gelbe Zeichnung, die e der Steuerfedern gelb gerandet; das Nackenband grünlich verwaſchen. Der Verbreitungskreis beſchränkt ſich wahrſcheinlich auf Timor und die kleine Nachbarinſel Samao. 201. Der Blauwangenlori, Kiſſi, Jarian und Sirtein der Eingeborenen, Tr. eyanogrammus, Wagl., (nigrigularis). Groß; Geſicht und Backen tief ultramarinblau, auf Hinterkopf, den hinteren Backen U und dem Kinn ins Dunkelviolettſchwarze übergehend, Federn des Hinterkopfes in der Schaftmitte grünlich; ein breites Nackenhalsband grüngelb, die ganze Oberſeite vom Hinterhalſe an dunkel grasgrün; Federn des Oberrückens in der Wurzelhälfte ſcharlachrot, Kehle und Bruſt ebenſo, die Federn blauſchwarz geſäumt, wodurch unregelmäßige Querlinien entſtehen; Bauch grasgrün, Bauchſeitenfedern rot mit breiten, dunkel⸗ grünen Enden; After und untere Schwanzdecken citrongelb, grün geſäumt, Handſchwingen innen bis gegen die Spitze eitrongelb, Armſchwingen breit zinnoberrot, untere Flügeldecken ſcharlachrot; Schwanzfedern grün, innen hochgelb, unterſeits glänzend olivengelb. Iris mennigrot, Schnabel horngelb, Füße re Jugendkleid unbeſchrieben. Der Vogel verbreitet ſich von Neu-Ginea aus über Myſol, Amboina, Ceram, Buru, Waigiu, Seramtant, Key⸗ und Aruinſeln, Goram und andere Eilande dieſer Gegend. 1 202. Mitchells Lori, Tr. Mitchelli, Gray. Groß; Kopf und Kopfſeiten düſter dunkelviolett, Federn des Oberkopfes mit grünlicher Schaftmitte; Stirnrand und Zügel blaulich verwaſchen, ein breites Band im Nacken und an den Halsſeiten grüngelb, auf Backen und Kinn in ein ſchmäleres dunkelgrünes übergehend; Oberſeite vom Hinterhals an einfarbig dunkel grasgrün; Kinn, Kehle, Kropf, Bruſt glänzend ſcharlachrot, auf der Bruſtmitte mit verwaſchen gilblichen Endſäumen; Bauch und After veilchenſchwarz, einzelne Federn grün geſäumt; Bauchſeiten, Schenkel und untere Schwanzdecken grün; Schwingen unterſeits ſchwarz, von der dritten an innen mit großem, gelbem Flecke, Unterdeckfedern ſcharlachrot; See innen grün, ſchmal olivenſchwarz gerandet, unterſeits düſter olivengelb. Die Beſchreibung gründet ſich auf das einzige bis jetzt bekannte Stück, welches im Londoner wangen Garten gelebt hat. 203. Der Schwalbenlori, Schnellpapagei (swift parakeet) der Anſidler, T. (Ps., 8 Coriph., Nan., Lath.) discolor, Shaw, (humeralis, australis, Lathami, Banksianus). Mittelgroß; oliven⸗ grün; Stirn, Kinn, Oberkehle und Geficht bis zum Auge ſcharlachrot, ein ſchmaler Rand ums Rot am Unterſchnabel und der Zügel gelb, ein Fleck auf dem Oberkopfe blau, Backen mergrün, übrige Kopfteile, Hals und die ganze Oberſeite grasgrün, Bruſt hell-, Unterſeite gelbgrün; erſte Schwinge ſchwarz, übrige Handſchwingen innen ebenſo, außen in der Wurzelhälfte tiefblau, innen und außen ſchmal gelb geſäumt; Handſchwingendeckfedern und Eckflügel indigoblau, Armſchwingen außen grün, Deckfedern ſchön grünblau, die mittelſten oberen Flügeldecken grün, die oberſten kleinſten längs des Flügelbuges purpurbraunrot, einen Fleck bildend; Schwingen unterſeits graufahl, kleine Unterflügeldeckfedern ſcharlachrot; mittelſte Schwanz⸗ federn purpurrotbraun, obere blutrot, gegen die Spitze zu blau, die äußerſten innen ſchwärzlich, außen blau, gegen die Spitze zu blaſsgrün, Steuerfedern unterſeits graufahl. Iris braungelb, Schnabel hell hornfahl, Füße und Krallen gelblichbraun. — Weibchen minder lebhaſt gefärbt als das Männchen; das Rot im Geſicht weniger ausgedehnt, der blaue Fleck auf der Scheitelmitte klein und verwaſchen, die unteren Schwanz⸗ decken grün, hier und da blaſsrot gefleckt. Junger Vogel ohne gelben Zügelfleck, Scheitel blau verwaſchen, Schwingen grün, Unterflügeldecken gelbgrün; Schwanz oberſeits grün, unterſeits braun, die ſeitlichen Schwanzfedern gegen die Wurzel zu rot verwaſchen. Der Schwalbenlori erſcheint als Zugvogel im Frühjahre im Süden Auſtraliens und auf Tasmanien und zieht mit Beginn des Herbſtes wieder nördlich. 1 — . DARAUITIT n r | a ER A az ET TER ER REN RR RER , ,.. , A 45 5 Ni e N Er vr a 2 m hr EN JJJJJ%%ͤ f ik RR Fra 757 5 nr IN F Ä ee Ne b 5 ut vr 1 e { 5 8 i 194 Keilſchwanzloris. 281 Obgleich uber das Freileben mehrerer Keilſchwanzloris noch nicht das Geringſte vorliegt, Fbürfen wir doch annehmen, die Lebensweiſe dieſer Vögel ziemlich gut zu kennen. Dies 5 verdanken wir insbeſondere den eifrigen Forſchungen Goulds, welcher uns die von ihm * in Auſtralien beobachteten Arten geſchildert hat. Noch eller als die meiſten übrigen . Papageien, vereinigen ſich gerade dieſe Vögel zuweilen zu unſchätzbaren Scharen, und keines⸗ 1 wegs ſelten, eher vielleicht regelmäßig geſchiht es, daß mehrere Arten untereinander in N innige Gemeinſchaft treten und auf einem und ee Baume, ja demſelben Aſte, ihrer 5 Nahrung nachgehen. Die bis 70 w. hohen Eukalypten, welche während des auſtraliſchen 7 Sommers im vollen Blütenſchmucke prangen, bilden Anziehungs- und Sammelpunkte der Keilſchwanzloris; denn dieſe Blüten gewähren ihnen mindeſtens zeitweilig reichliche Nahrung; 5 ja die meiſten von ihnen ſind ſo ausſchließlich an die ſtolzen Bäume gebunden, daß man 7 ſie kaum irgend anderswo wahrnimmt. Keine Beſchreibung, meint Gould, dürfte im 4 Stande fein, eine Vorſtellung von dem Schauſpiele zu geben, welches ein in Blüte ſtehender Ceukalyptenwald bietet, wenn die prachtvollen Vögel ihn beſuchen. Häufig bemerkt man Drei oder vier Arten auf demſelben Baume, und öfters ſiht man ſie die Blüten desſelben * Zweiges bearbeiten. Ein nimmer endendes Getön, hervorgerufen durch Tauſende von 5 Stimmen und gellende Laute, welche ſie ausſtoßen, wenn ein Schwarm von einer Art ſich geräuſchvoll erhebt, um einem anderen Teile des Waldes zuzufliegen, läßt ſich ſo leicht a nicht ſchildern. Man muß jenes Schauſpiel geſehen, dieſes Schreien gehört haben, um beides wirklich vollſtändig begreifen zu können. So eifrig find fie in den Stunden nach Sonnen- aufgang mit Aufnahme des Blütenhonigs beſchäftigt, daß man fie kaum aufſtören oder gar von einem Baume, auf welchem ſie gerade freſſen, vertreiben kann. Ein unter ſie gefeuerter Schrotſchuß hat faſt keine andere Wirkung, als ein beſonderes Aufkreiſchen hervorzurufen oder ſie zu bewegen, ſich auf den benachbarten Zweig zu begeben, auf welchem fie augen⸗ blicklich wieder mit derſelben Gier wie früher zu freſſen anfangen, dabei zwiſchen den Blättern durchkriechend und an die Zweige ſich hängend in jeder denkbaren Stellung. „Während eines meiner morgendlichen Ausflüge in den Wäldern am Hunter kam ich plötzlich aan eine mächtige Eukalypte von mindeſtens 70 w. Höhe. Die Blüten dieſes prachtvollen Baumes hatten Hunderte von Vögeln angelockt, ebenſowohl Papageien als Honigſauger, und von einem einzigen Zweige erlegte ich vier verſchiedene Arten der erſteren, was ich erwähnen will, um einen Beleg zu geben von einer Eintracht, zu welcher der nach vollbrachter Nachtruhe . lebhafte Hunger wohl das Seinige beitragen mag, da ich zu anderen Tageszeiten beobachtete, daß ſie gegen einander nicht in demſelben Grade freundſchaftlich geſinnt waren.“ Noch vor zwanzig Jahren erſchienen einzelne Arten dieſer prachtvollen Vögel nicht allein in den Gärten, ſondern ſogar in den volkreichen Straßen auſtraliſcher Städte und bewegten ſich ohne alle Scheu vor dem Menſchengewoge in demſelben. Heut zu Tage mag dies wohl anders geworden ſiein, obgleich die Keilſchwanzloris unzweifelhaft noch überall da ſich finden werden, wo Euka⸗ Iümpten der vernichtenden Axt des Anſidlers entgangen find. u. Während der Blütezeit gedachter Bäume beſteht die Nahrung unſerer Vögel vielleicht ausſchließlich, mindeſtens vorzugsweiſe in dem Honigſafte der Blüten, welchen fie mit ihrer warzigen Zunge mehr zuſammenkehren als aufſaugen; fie füllen ſich damit ihren kleinen, * hläutigen Magen ſo vollſtändig an, daß der Honig den Getöteten, wenn man ſie an den Beinen emporhebt, als ein Strom zum Schnabel herausläuft. Ob ſie nebenbei auch Kerb- tiere mit verzehren, oder fi) einzig und allein an den Honig halten, muß ich dahin geſtellt ſein laſſen; ich möchte jedoch das erſtere annehmen. Nach der Blütezeit werden ſie höchſt wahrſcheinlich auch Körner und andere Pflanzenteile freſſen; es liegen jedoch auch hierüber noch keine beſtimmten Beobachtungen vor. Daß fie bei ſolcher Nahrung beſtehen können, unterliegt keinem Zweifel: unſere Gefangenen beweiſen dies zur Genüge. RES PERN N) Bea N ME are ae SR IT Su EEE TEE N Sr era A EU ENT ,, Rn a A „„ SABINE THE TR ER? LATE REN U a TEEN 755 . 282 rn Lori In ihren Bewegungen wetteifern die Keilſchwanzloris mit den ſchwelſten Papagei 1 und Sittichen: der Schwalbenlori trägt ſeinen Namen nicht aus dem Grunde, weil er einer Schwalbe ähnlich ſiht, ſondern deshalb, weil er eine der ihrigen ähnelnde Stimme und einen an den ihrigen erinnernden Flug beſitzt. Von einem dieſer Vögel (Tr. versicolor) N berichtet Gilbert, daß er ſich zu gewiſſen Zeiten zu unſchätzbaren Schwärmen ſchart, und wenn ein Flug ſich erhebt, unter ſo regelmäßigen Bewegungen reißend ſchnell dahinzieht, or daß man zu der Meinung verleitet werden möchte, eine Wolke zu ſehen, welche mit raſender re Eile dahinſtürmt. Ebenſo gewandt als im Fliegen find unſere Vögel im Klettern und Turnen im Gezweige; fremd dagegen erſcheinen ſie auf dem Boden, welchen ſie auch nur ausnahmsweiſe auf Augenblicke betreten. Ueber die Stimme iſt das Weſentliche ſchon in den Mitteilungen Goul ds enthalten; fie beſteht hauptſächlich aus ſcharfen, gellenden Tönen, und ſcheint wenig biegſam zu ſein, weshalb man auch annimmt, daß eilſchwanzloris 1 niemals ſprechen lernen. Höchſt ſpärlich ſind die Beobachtungen, welche bisher über die Zeit der Fortpflanzung, die Anzahl der Eier, die Dauer des Brütens, die Farbe und Bekleidung der Neſtjungen, 8 deren Entwickelung und das engere e unſerer Vögel angeſtellt, oder doch ver⸗ öffentlicht wurden. Wir wiſſen nur, daß das Neſt in einer möglichſt unzugänglichen Baum höhlung angelegt wird und zwei bis vier weiße Eier enthält. Ob eine oder a Bruten 1 im Jahre gemacht werden, iſt zur Zeit noch unbekannt. Gould erachtete, in Hinblick auf die Honignahrung der Keilſchwanzloris, es für un⸗ 5 möglich, ſie für längere Zeit in Gefangenſchaft zu halten: die vorſtehend aufgeführten Arten, | welche ſämtlich lebend nach Europa gelangten und in der Folgezeit unzweifelhaft durch andere noch vermehrt werden dürften, beweiſen das Gegenteil jener Annahme. Mit Honig⸗ ſaft werden unſere eingebauerten Keilſchwanzloris allerdings nicht gefüttert; ſie erhalten eben auch nur gewöhnliches Papageienfutter: in Waſſer gekochten, härtlichen Reis, Glanz, Hanf, Hirſen und andere Körner, verſchiedene Früchte, geriebene Möhren, eingeweichtes Milchbrot ze. und befinden ſich dabei anſcheinend wohl und munter, halten auch immerhin geraume Zeit im Käfige aus. Doch gehören ſie bei alledem zu den hinfälligſten Gliedern ihrer Ordnung, und der Liebhaber erlebt es faſt regelmäßig, daß einer von ihnen plötzlich ohne erklärliche Urſache tot von der Stange herabfällt, ſo munter er kurz vorher auch zu ſein ſchien und ſo wohlgenährt er wirklich war. Ich weiß deshalb nicht, ob ich Jemand raten ſoll, ſich Keilſchwanzloris anzuſchaffen. Ihre unbeſchreibliche Schönheit iſt allerdings im höchſten Grade beſtechend; aber dieſe Schönheit iſt vergänglicher als irgend eine andere, und der Kummer ob des erlittenen Verluſtes auch aus dem Grunde groß, weil die Preiſe ziemlich hoch zu ſein pflegen. Unter 50 Talern erhält man ein Pärchen Keilſchwanzloris nicht, in der Regel kommen ſie ſogar noch etwas höher zu ſtehen. Eine ſolche Summe aber unter dieſen Umſtänden erſcheint mir für den einzelnen Liebhaber doch zu hoch, und wenn er ſelbſt ein kleiner Cröſus wäre; und ſomit möchte ich dem größten Teile meiner Leſer anraten, mindeſtens ſo lange noch auf die Haltung der prachtvollen Vögel zu verzichten, bis HAIE Tiergärtner das zweckmäßigſte Erſatzfutter für fie aufgefunden haben werden. | Stumpfſchwanzloris. Neuseeland war und ift noch die Heimat einer eigentümlichen Papageiengruppe, welche von einigen Naturforſchern zu den Kakadus, von anderen zu den Loris gezählt, von anderen als beſondere Unterfamilie betrachtet wird, und in der Tat ein ſo eigentümliches Gepräge zeigt, daß fie weder zu der einen, noch zu der anderen Sippſchaft recht paſſen will. Der .. ͤͤ—ü— ch Ze ˙ p ⅛ͤ᷑— en et n ELF 7 ST; RE ...... EN er Zr 25 Stumpff chwanzloris. 283 9 Mangel an e im 1 Schnabel und der Bau der Zunge, welche wie bei den Breit— und Keilſchwanzloris mit Warzen beſetzt iſt, beſtimmen Finſch, ſie als Endglied der Loris . „ anzuſehenß 1 Die Stumpſſchwanzloris find, gedrungen gebauete Papageien von Dohlen-bis Raben⸗ größe Der kräftige Schnabel iſt länger als hoch, die Firſte, auf welcher eine ſanfte Längs⸗ Rxinne verläuft, ſchmal und abgerundet, der Spitzenteil in einem geſtreckten Bogen nach Aunten gekrümmt und anſehnlich vorragend; ſeitlich bemerkt man mit dem Rücken gleich⸗ laufende Leiſtenvorſprünge, nah der Spitze einen flachen Zahnvorſprung; an dem ebenfalls ſeitlich ſtark zuſammengedrückten Unterſchnabel bildet die in ſchiefer Richtung nach oben Steigende Dillenkante eine breite, ebene Fläche. Die großen, runden Naſenlöcher liegen frei in der ziemlich breiten Wachshaut, welche ſpärlich mit einzelnen feinen Borſten beſetzt iſt. Die Füße ſind ſehr kräftig, die Läufe ziemlich lang, aber doch kürzer als die äußere Vorder⸗ zehe, die ſtarken Nägel bedeutend gekrümmt. In dem langen, ſpitzen, zuſammengelegt etwa zwei Drittel des Schwanzes bedeckenden Flügel iſt die Spitze mittellang, unter den am Ende breit abgerundeten Schwingen die dritte oder vierte die längſte, die erſte bis dritte innen, die zweite bis fünfte außen eingeengt. Der Schwanz beſteht aus breiten, an der Spitze klammerförmigen Federn, iſt mittellang, gerade, nur an den zwei äußerſten Federn etwas verkürzt. Auch das ſehr weiche Gefieder, welches einen ſchmalen Ring um das Auge frei läßt, wird aus breiten, am Ende ſtumpf zugerundeten Federn gebildet. Die Geſchlechter ſind nicht verſchieden. Streng genommen hätten wir es mit zwei Arten der Gruppe zu tun, weil dieſe bis ietzt nachweislich in Gefangenſchaft gehalten wurden. Da jedoch eine von dieſen lebend nicht . nach Europa gelangte und gegenwärtig wahrſcheinlich bereits ausgeſtorben iſt, beſchränken 9 wir uns auf diejenige Art, welche vorausſichtlich noch die längſte Dauer haben dürfte und gegenwärtig im Londoner Tiergarten lebt. . — -; —— © A rn 12 a ee polius, Novae- Hollandiae, australis). Groß; dunkel olivenbraun; Stirn, Ober- und Hinterkopf auch Zügel weißlich grau, Kopf und Halsſeiten ſowie der Nacken dunkel umberbraun, die Federn des Hinter⸗ Be: halſes am Ende ſchmal orangebräunlich, die unteren Backenfedern düſter purpurrotbraun geſäumt, Ohr- gegend ockergelb, Rücken, Mantel und obere Flügeldeckfedern dunkel olivenbraun, mit grünem Schein, am Ende ſchwarz⸗, die mittelſten Flügeldeckfedern purpurbraun geſäumt; ein breites Querband über den Hinterhals, Bürzel und obere Schwanzdeckfedern dunkel purpurbraunrot, am Ende deutlich dunkel purpurrot geſäumt; Kinn, Kehle, Kropf und Oberbruſt dunkel umberbraun, einzelne Federn düſter purpurbraun ge⸗ ſäumt, die übrigen Teile der Unterſeite dunkel purpurbraunrot; Handſchwingen dunkelbraun, außen in der Wurzelhälfte mit grünem Scheine, innen mit fünf bis ſechs ſpitz zulaufenden, blaf3 zinnoberroten Rand- flecken; Handſchwingendeckfedern und Armſchwingen heller olivenbraun, letztere innen ebenfalls mit fünf roten Randflecken; Armſchwingendeckfedern dunkelbraun, außen deutlich dunkelgrün; Achſelfedern düſter zinnoberrot mit verwaſchen braunen Querſtreifen; Schwingen unterſeits wie oben, kleine Unterflügeldecken wie die Achſelfedern, mittlere und große mattbraun mit breiten, blafsroten Randflecken; Schwanzfedern wie die Schwingen unter gewiſſem Lichte grünlich ſcheinend, gegen das Ende zu ſchwarz, unterſeits innen in der Wurzelhälfte glänzend rötlichbraun mit ſechs ſägezahnförmigen, zinnoberroten Randflecken, ein ſchmaler End- rand rötlichbraun. Iris dunkelbraun, Schnabel horngrauſchwarz, Wachshaut und Füße hornſchwarz. — Diem jungen Vogel fehlt der grünliche Anflug, und die ſchwarze Endſäumung der Federn iſt nur undeutlich, das Querband über den Oberrücken gelbbraun, die Fleckenzeichnung auf der Innenfahne der Schwanzfedern klein und unbedeutend. . Der Kaka bewohnt die Waldgebiete der weſtlichen Alpen Neuſeelands. Die Berichte über das Freileben aller Stumpfſchwanzloris ſind ſehr dürftig. Nach Haaſt bewohnt der Kaka in kleinen Geſellſchaften Pinien⸗ und Buchenwaldungen des erwähnten Gebirges bis zu 1000 w. über dem Mere, hält ſich ſtets in den Wipfeln der höchſten Bäume auf und macht ſich durch das lärmende Geſchwätz, welches er mit den übrigen Mitgliedern einer ſolchen Geſellſchaft führt, ſehr leicht bemerklich, beſonders bei Annäherung 204. Der Kaka der Moaris, Nestor (Ps., Centrourus) meridionalis, Gml., (Nestor, hypo- * * L 9 — 7 en bee Nie | Dun ——— 284 / 1 Loris. einer ihm fremden Erſcheinung. Dabei iſt er keineswegs ſcheu, ſehr leicht zu ſchießen und wenn auch nicht ſo dummdreiſt wie ein ausgerotteter Verwandter von ihm, welcher ſich die würgende Schlinge widerſtandslos um den Hals legen ließ, ſo doch ſehr anhänglich an die Gefährten, ſo daß der Jäger, welcher einen herabſchoß, alle übrigen erlegen kann, während ſie klagend den gefallenen Gefährten umſchwärmen. Ueber die Art und Weiſe des Fluges finde ich keine Angabe; ausdrücklich dagegen wird hervorgehoben, daß alle beobachteten Stumpfſchwanzloris treffliche Läufer ſind und in dieſer Bewegung weit mehr an einen gehenden Raben als an andere Pagageien erinnern. Finſch teilt von dem im Londoner Tiergarten lebenden Kaka mit, daß er ſich in ſeinem Betragen faſt von allen übrigen Papageien unterſchied, meiſt auf dem Boden des Käfigs ſchnell trabend umherlief, den Leib ziemlich aufrecht hielt, namentlich den Hals lang in die Höhe ſtreckte, ſo daß er in der Haltung an einen Falken erinnerte. Indeſſen ſah gedachter Naturforſcher ihn auch geſchickt nach Art der übrigen Papageien mit Hilfe des Schnabels an den Sproſſen ſeines Käfigs emporklettern. Die Stimme der ausgeſtorbenen Art ſoll eigentümlich rauh und quakend geweſen ſein und an das Bellen des Hundes erinnert haben, während ein noch lebender, bis jetzt nicht in Gefangenſchaft gehaltener Verwandter nach Ha aſt klagende, dem Miauen einer Katze oder dem Geſchrei kleiner Kinder ähnelnde Laute und bei Erſcheinung einer ungewohnten Geſtalt ein heftiges Geſchrei ausſtößt. Ueber die Fortpflanzung wiſſen 1 4 wir nur jo viel, daß die Brutzeit in die Monate Februar und März fällt. Die Nahrung unſerer Vögel beſteht noch Forſter aus Früchten und Nüſſen, nach Haaſt aus dem Samen der zahlreichen Alpenſträucher und den Wurzeln der Alpenkräuter, nach Anderſon aus dem Honigſafte einer weißblühenden Hybiscusart: ein Gefangener, welchen Gould beobachtete, liebte beſonders ſaftige Nahrung, friſche Blätter verſchiedener Art, Früchte und dergleichen, war aber auch auf Rahm und ſogar Butter erpicht. Im Londoner Tiergarten reicht man den dortigen Neſtoren gewöhnliches Papageienfutter, ge⸗ ſtattet ihnen aber Auswahl zwiſchen Körnern, Milchreis, Früchten und Grünzeug. Eigent⸗ liche Schwierigkeiten verurſacht die Haltung nicht, wie daraus hervorgehen dürfte, daß man von einem Neſtor Kunde hat, welcher von den Wanganui, einem Stamme der Eingeborenen Neuſeelands, ſeit zwanzig Jahren gefangen gehalten wurde. Die Stumpfſchwanzloris werden immer nur Gefangene der Tiergärten und ähnlicher großen Anſtalten bleiben und ſchwerlich jemals in den Beſitz einzelner Liebhaber gelangen. Bis jetzt iſt nur der Londoner Tiergarten, Dank ſeinen ausgezeichneten Verbindungen, ſo | glücklich geweſen, überhaupt einige Stücke der beſchriebenen Art zu erhalten. Einen Preis haben ſolche Vögel ſelbſtverſtändlich nicht. a . erh * ae 1 N PN R ar 8 . l ET; . Rn Zur Ueberſicht der Geſamtheit. 3 Unter Körnerfreſſern verſteht der Liebhaber die Finken und ihre näheren Verwandten, Bi welche ſich großenteils von verſchiedenen Sämereien ernähren. Im ſtrengſten Sinne des 9 Wortes müßte dieſe Bezeichnung auf einige Arten der Geſamtheit beſchränkt werden, da es Er in der Tat nur äußerſt wenige ſogenannte Körnerfreſſer gibt, welche nicht nebenbei, mindeſtens 4 zeitweilig, Kerbtiere verzehren; der Begriff hat ſich jedoch allgemein eingebürgert und, bei 1 Beerückſichtigung des eben Geſagten, vollſte Berechtigung. Die Körnerfreſſer bilden einen weſentlichen Teil der Stubenvögel, weil ihre Erhaltung +4 meiſt auch den Anfängern unter den Liebhabern gelingt, fie im allgemeinen ziemlich dauerhaft ſind, ſich oft durch anſprechende Färbung auszeichnen, zum Teil gut oder doch leidlich und, was die Hauptſache, fleißig ſingen, in Folge ihrer Anſpruchsloſigkeit endlich nicht ſelten ziur Fortpflanzung im Käfige ſchreiten. Aus dieſen Gründen haben ſie ſich viele Freunde erworben, und wird auch kein Sachverſtändiger ihre Vorzüge in Abrede ſtellen wollen. | Wenn dagegen einer der zahlloſen Verfaſſer von ſogenannten Lehr- oder Handbüchern für > Stubenvögelliebhaber jagt, daß „er die Körnerfreſſer als Stubenvögel für unſere Liebhaberei . allein geeignet und auch durchaus ausreichend erachte“, ſo iſt das als ungereimtes Geſchwätz a anzuſehen, welches allein in grober Unkentnis des Gegenſtandes feine Erklärung finden 1 mag. Aeußerſt wenige Körnerfreſſer können ſich im Geſange mit Edelſängern meſſen. Ihre 8 Haltung verurſacht geringere Mühe als die der Weichfreſſer, und ſie pflanzen ſich im N 5 Käfige leichter fort als dieſe, beſitzen aber keine einzige Eigenſchaft, welche ſie über letztere Be = mt 8 F c erheben könnte. 1 | Ein allgemeines Bild der Körnerfreſſer zu entwerfen iſt nicht ganz leicht, auch ziemlich 9 überflüſſig, weil die einzelnen Gruppen im Nachſtehenden mit genügender Ausführlichkeit be⸗ 5 ſprochen werden ſollen. Sie find Weltbürger, Haufen, mit Ausnahme einiger Inſeln Polyneſiens, überall: in jedem Erdteile, jedem Gürtel der Breite und Höhe, in jeder Gegend, jedem Gau, 3 im Walde wie auf dem Felde oder der ſteinigen Halde des Hochgebirges, im Dorfe, in der 1 Stadt wie in der Wüſte. Faſt alle Arten leben höchſt geſellig, nicht wenige unter ihnen auch 3 # während der Brutzeit, welche aus Gründen der Eiferfucht die Verbände der meiſten Vögel zu 3 loöſen pflegt: es gibt echte Sidelvögel unter ihnen, einzelne, welche ſogar in Geſellſchaftsneſtern 4 geumeinſchaftlich brüten. Nach der Brutzeit ſchlagen ſich verwandte Arten in Schwärme 5 * zuſammen und durchſtreifen bis gegen den nächſten Frühlinge hin gemeinſchaftlich das Land. CElinige ziehen, die meiſten wandern, manche ſtreifen nur, einzelne find Standvögel im vollſten Sinne des Wortes. Die Zugvögel unter ihnen verlaſſen ſelten, d. h. nur ausnahmsweiſe N den Erdteil, in welchem ſie heimiſch ſind, die Wandervögel durchreiſen gewöhnlich nur einen | Teil desſelben, die Strichvögel kaum den Gau, in welchem ihre Wiege ſtand. Unſere Körnerfreſſer ziehen höchſtens bis Nordafrika, die des hohen Nordens wandern bis zu uns herab; manche Arten, welche uns im Winter verlaſſen, find ſchon im Süden Europas zu 288 | Körnerfreſſ er. | Strichvögeln geworden und vertauſchen ihren Side bloß mit einem anderen, de zeitweilig reichlichere Nahrung verſpricht. Mit Beginn des Frühlings kehren alle nach Der . alten Heimat zurück, vorausgeſetzt, daß der Wechſel der Jahreszeiten in ihr ein regelmäßiger iſt, und beginnen bald darauf den Bau ihres mehr oder weniger künſtlichen Neſtes. Vier bis ſechs, ſelten bloß drei, noch ſeltener bis acht einfarbige oder bunte Eier bilden das Gelege und werden entweder vom Weibchen allein oder von beiden Eltern mit vergeſſender er Hingebung bebrütet, wie auch die Jungen meiſt eine höchſt zärtliche Pflege genießen. Der erſten Brut folgt eh, eine zweite, in guten Jahren wohl auch eine dritte. Die Vermehrung iſt dem entſprechend eine ſehr ſtarke, jedenfalls eine vollkommen ausreichende, um alle Verluſte zu decken, welche Wetter und Feinde der verſchiedenſten Art dem Beſtande 5 zufügen; fie kann aber auch unter Umſtänden einen Ueberſchuß ergeben, welcher dem ackerbau⸗ treibenden Menſchen läſtig wird. So klein die Körnerfreſſer find, fo gering der Nahrung bedarf des einzelnen erſcheinen mag: ihrer Menge halber muß man mit ihnen rechnen und den Zoll, welchen ſie ſich erheben, in Betracht ziehen. In manchen Gegenden gelten einzelne als arge Feinde des Ackerbauers, und der verhältnismäßig geringe Nutzen, welchen ſie durch Verzehren ſchädlicher Kerbtiere und Sämereien mancherlei Unkrauts, durch ihren Geſang, die ihnen zu dankende Belebung der Gegend, ihr leckeres Fleiſch ꝛc. bringen können, hebt den Schaden, welchen ſie anrichten, nicht auf. Zur Nahrung dienen den Körnerfreſſern die allerverſchiedenſten Pflanzenſtoffe. D Mehrzahl hält ſich vorzugsweiſe an Sämereien; nicht wenige aber freſſen auch Früchte, andere verwüſten dieſelben wenigſtens, um zu 95 Kernen zu gelangen; andere füllen ſich Kropf und Magen mit Blatt- und Blütenknospen, den Blättern zarter Kräuter ꝛc.; faſt alle freſſen nebenbei Kerfe und Würmer, namentlich während der Brutzeit, wie ſehr viele von ihnen Kerbtiere auch in erklecklicher Menge zur Atzung ihrer Jungen verwenden. Starke Freſſer ſind ſie nicht, wenigſtens nicht im Vergleiche zu den Weichfreſſern; dagegen bedürfen ſie, wie aus ihrer Körnernahrung leicht erklärlich, verhältnismäßig viel Waſſer zu ihrer Sättigung. Hinſichtlich ihrer Begabungen ſtehen die Körnerfreſſer hinter Papageien und Sängern zurück, obwohl man ſie keineswegs zu den tiefſtehenden Vögeln zählen darf. Sie bewegen ſich ziemlich leicht, am ſchlechteſten durchſchnittlich auf dem Boden, da ſie ſich hier meiſt hüpfend fördern, beſſer auf Bäumen, obſchon nur wenige von ihnen zu den Turn- oder Kletterkünſtlern und noch wenigere zu den Schlüpfern zählen, am beſten im Fluge, welcher bei einzelnen zwar etwas ſchwerfällig, bei den meiſten aber doch raſch und ohne Anſtrengung von Statten geht, auch gewandter Wendungen, Schwenkungen und abſonderlicher Künſte nicht ermangelt. Die Sinne ſcheinen durchgehends wohl und gleichmäßig entwickelt zu ſein; der Verſtand, welcher im Durchſchnitt mittelmäßig genannt werden darf, erreicht bei einzelnen im Umgange mit dem Menſchen eine ſehr hohe Ausbildung. Ueber das Weſen läßt ſich im allgemeinen wenig ſagen, weil es allzu verſchieden iſt. | Keine zweite Gruppe oder Ordnung der Vögel wird in ſo großer Menge im Käfige gehalten wie die Abteilung der Körnerfreſſer. Auch abgeſehen von dem eigentlichen Haus⸗ vogel, dem Sänger der kanariſchen Inſeln, welcher in größerer Anzahl als irgend ein anderer Vogel unſere Gebauer belebt, findet man auf zehn Körnerfreſſer wohl kaum mehr als einen anderen Stubenvogel in Gefangenſchaft. Ein erheblicher Teil des Vogelhandels beſchäftigt ſich, wie wir geſehen haben, faſt ausſchließlich mit Mitgliedern dieſer Abteilung, und für die einheimiſche Vogelſtellerei gilt genau dasſelbe. Gleichwohl darf man nicht wähnen, daß die Körnerfreſſer die geeignetſten aller Stubenvögel wären. So leicht ihre Pflege und Haltung zu fein ſcheint, und bei vielen tatſächlich iſt, ſo wenig darf man fie als die härteſten, ausdauerndſten Käfigvögel bezeichnen. Jeder Erfahrene weiß, daß eine 3 FT Di hl nl a a rn a ERROR" engen has EN Br ee a a en ale = 2. ur Heben 115 Geſamtheit. ö 289 richtig gepflegte Nachtigall, Grasmücke oder Droſſel im Käfige ein höheres Alter zu reichen pflegt, als dies bei den meiſten Körnerfreſſern, den ſeit Geſchlechtern im Gebauer ein- ö gebürgerten Kanarienvogel vielleicht ausgenommen, der Fall iſt. Schon die außerordentliche Vergänglichkeit des prachtvollen Rotes der Kreuzſchnäbel, Fichten- und Karmingimpel, Hänf⸗ linge ꝛc. ſpricht dafür, daß wir noch nicht im Stande find, alle Körnerfreſſer zweckentſprechend zu pflegen. Es macht ſich jedoch nicht allein Vergänglichkeit der Farben, ſondern auch | auffallende Hinfälligkeit der Vögel ſelbſt bemerklich. Wer Kreuzſchnäbel, Fichtengimpel, Lein⸗ finken gepflegt hat, wird mir nicht widerſprechen, wenn ich ſage, daß es für den kundigen Vogelwirt — jene Halbwiſſer und Stümper, welche Unerfahrenes oder Unverdautes friſchweg N 5 behaupten, nehme ich ausdrücklich aus — durchſchnittlich leichter iſt, Weichfreſſer als Körner- freſſer Jahre lang am Leben zu erhalten. Gerade in der ſcheinbaren Anſpruchsloſigkeit der letztgenannten liegt für den Pfleger die Gefahr, einſeitig zu handeln, auf Wartung und Fütterung nicht die nötige Achtſamkeit zu wenden und Verluſte zu erleiden, welche er kaum geahnt hat. Ich kenne keine andere Vogelgemeinſchaft, deren Glieder ſo 1 55 Krankheiten unterworfen wären, als es die Körnerfreſſer ſind. An ihnen allein kann man faſt alle Krankheiten ſtudiren, welche man bisher an Vögeln überhaupt beobachtet hat: der eine leidet an dieſem, der andere an jenem Uebel. Schlagfluß, Fettſucht, Ausſchläge, böſe Füße und ſonſtige Leiden ſuchen gerade die Körnerfreſſer beſonders häufig heim, andere Krankheiten treten unter ihnen nicht weniger ſelten auf als unter den Weichfreſſern, und nur die Lungen⸗ ſucht fordert verhältnismäßig wenige Opfer aus ihrer Mitte. Dies alles ſollte man doch wiſſen, es ſich mindeſtens von erfahrenen Leuten ſagen laſſen, wenn man ſich anmaßen will, über Stubenvögel zu ſchreiben, und dabei verſucht, die Körnerfreſſer als die „für unſere Liebhaberei allein geeigneten“ hinzuſtellen. Einem erfahrenen Liebhaber ſchadet man freilich nicht mit ſolchem und ähnlichen Beweiſen der eigenen Unkentnis, wohl aber dem Anfänger, i | welcher gläubig auf Gedrucktes ſchwört, gleichviel aus welcher Feder es ſtamme. In der Neuzeit find die fremdländiſchen Körnerfreſſer beſonders in Aufnahme gelangt, 4 weil ihre Farbenſchönheit beſticht, fie ſich leicht beſchaffen laſſen und meiſt im Käfige fort- N pflanzen. Hierüber pflegt man nicht ſelten die Vorzüge unſerer heimiſchen Arten gänzlich zu vergeſſen, und nur alte bewährte Liebhaber ſchenken dieſen die gebürende Würdigung. Ich will deshalb mit Niemand rechten, werde mich aber bemühen, im Nachſtehenden jeder Art ihr Recht angedeihen zu laſſen. Unrichtig iſt es jedenfalls, wenn die Schönheit der ausländiſchen Finken über das Prachtgefieder des Stieglitz, der Geſang des Kardinals über den friſchen Schlag unſeres Edelfinken und Hänflings oder das köſtliche Lied des Haken⸗ Fgimpels gestellt wird, unwahr auch, wenn man behauptet, daß man nur ausländiſche, nicht aber auch inländiſche Finken im Käfige züchten könne, oder ſich, weil man die Neſter unſerer heimiſchen Arten nicht kennt, begeiſtert über die Kunſtbauten der fremdländiſchen ausſpricht. Um fortpflanzungsfähige und parungsluſtige Körnerfreſſer zu unterſtützen, hat man im allgemeinen dasſelbe Verfahren zu beobachten, welches unſere Kanarienzüchter ſeit Jahrhunderten 3 geübt haben. Wer Kanarienvögel zu züchten verſteht, wird allen Körnerfreſſern während ihrer Fortpflanzung die erforderliche Hilfe zu leiſten im Stande ſein. Ueber die Zucht in Geſellſchaftsbauern habe ich bereits (S. 77 ff.) das Nötige geſagt; über die Zucht im Einzel⸗ 4 käfige können einſtweilen einige Worte genügen, da ich bei Beſprechung der einzelnen Gruppen in eingehender Weiſe auf denſelben Gegenſtand zurückzukommen habe. Ein Bauer von 0,70 w. Länge, 0,40 w. Tiefe und 0,55 m. Höhe nach Bauart des Finkenkäfigs mit noch 5 zwei Türchen von etwa 10 em. Weite in den oberen und hinteren beiden Ecken kann für die meiſten Finken als Heckbauer dienen, eine gewöhnliche Kanarienhecke tut es ebenfalls. Im Agnneren bringt man vor der einen Türe ein aus Drat gebildetes würfeliges Käſtchen an, welches an der Türſeite keine Wand, an der entgegengeſetzten oben ein Schlupfloch hat; Brehm, gefangene Vögel. I. 0 ö 290 | Kreuzſchnäbel. innen vor der anderen Türe bindet man einen zuſammengebundenen Reiſichbuſch an, ſperrig 3 genug, um ein Neſt aufzunehmen, und damit hat man die Einrichtung vollendet. Ein Vogel baut in das Dratkäſtchen, ein anderer in den Buſch, und hier wie dort kann man durch die Türchen nötigenfalls bequem an das Neſt gelangen. Kleine Niſtkörbchen aus Stroh⸗ | oder Weidengeflecht, Pappe, Tohn, wie män fie bei der Kanarienvogelzucht verwendet, werden von einzelnen Pärchen ebenfalls gern benutzt und können in dem Dratkäſtchen befeſtigt werden; unbedingt erforderlich ſind ſie, falls man nur die rechten Bauſtoffe (S. 85 ff.) ; reicht, durchaus nicht. Alle Arten, welche Hängeneſter bauen, bedürfen für dieſelben keine 7 5 Unterlage, erkennen es aber dankbar an, wenn man im Käfige einige Ruten anbringt, an denen ſie ihr ſchwankendes Gebäude anheften können. Mit einer ſolchen Ausrüſtung hat man 1 in der Regel genug getan; im Ausnahmsfalle muß man in verſtändiger Weiſe Verſuche > anſtellen, bis man das Rechte trifft. Hierüber läßt ſich im allgemeinen nichts Ku Da 5 man eben mit Weſen und nicht mit Maſchinen zu verkehren hat. Die Körnerfreſſer gehören nach Anſicht einiger neuzeitlichen Vogelkundigen vier großen 0 Familien (den Finken, Webern, Tangaren und Lerchen) oder vierzehn Unterfamilien an, bilden aber eine ſo einheitliche Gruppe, daß ihre Kennzeichnung als eine keineswegs leichte Aufgabe erſcheinen muß. Unter Finken im engeren Sinne (Fringillidae) verſteht man diejenigen Arten, bei denen der Flügel zehn, unter Webern (Ploceidae) die, bei denen er bloß neun 1 beſitzt; die Tangaren (Tanagridae) kennzeichnen ſich durch Be ſchlankkegelförmigen, auf der Firſte wenig gewölbten, vor der Spitze des Oberſchnabels Er ausgekerbten Schnabel und derbes, ſehr buntfarbiges Gefieder, die Lerchen (Alaudidae) 585 vornehmlich durch ihren Schreitfuß mit langem Sporennagel an der Hinterzehe ſowie ihr 0 4 reiches, erdfarbiges Gefieder. Nicht wenige und keineswegs die am mindeſten tüchtigen Vogelkundigen vereinigen übrigens alle erwähnten Vögel in einer einzigen Familie und 95 erkennen bloß die Unterfamilien an. Letztere umfaſſen die Kreuzſchnäbel (Loxianae), Gimpel (Pyrrhulinae), Gimpelfinken (Sporophilinae), Kernbeißer (Coceothrau- l stinae), Finken (Fringillinae), Farbenfinken (Cyanonospizinae), Kernfnaderr (Pytilinae), Tangaren (Tanagrinae), Prachtfinken (Spermestinae), Weber (Plo- ceinae), Witwen (Viduinae), Ammerfinken (Passerellinae), Ammern (Emberizinae) und Lerchen (Alaudinae). In dieſer Reihenfolge werden wir die zahlreichen N und Arten der N an uns vorüber ee laſſen. Kreuzſchnäbel. Den Zigeunern gleich ſtreift eine Finkengruppe durch die Nadelwaldungen Be 10 5 6 und neuen Welt, immer nur da erſcheinend, beziehentlich ſich feſtſetzend, wo die Samen 4 der Nadelbäume beſonders gut geraten ſind, und wieder verſchwindend, wenn das Gegenteil der Fall iſt. Sie, die Kreuzſchnäbel, gehören zu den beliebteſten Käfigvögeln der ie bewohner und verdienen die ihnen entgegengebrachte Zuneigung vollkommen. Die Kreuzſchnäbel ſind kräftige, gedrungen gebauete, großköpfige und deshalb las Phi 4 erſcheinende Finken. Ihr ſtarker, dicker Schnabel iſt ſeitlich zuſammengedrückt, an den Schneiden eingezogen, der obere auf der ſchmalen Firſte zugerundet, in eine lange Spitze auslaufend und ſanft hakenförmig herabgebogen; der untere, welcher an der Wurzel ſtärker und breiter als der obere iſt, krümmt ſich in einem ähnlichen Bogen wie der obere nach oben, und ſeine verlängerte Spitze kreuzt ſich mit der des oberen, bald auf der rechten, bald auf der linken Seite. Die ſehr kleinen, kreisrunden, dicht an der Schnabelwurzel liegenden N e e a i „ N g bel | 291 3 Naſenlöcher ſind mit einem weichen Hauträndchen und borſtigen Federchen verdeckt. Die klurzen, ſtarken Füße haben lange und kräftige Zehen mit tüchtigen, bogig gekrümmten, ſipitzigen und doppelſchneidigen Nägeln. In dem ziemlich langen und ſchmalen Flügel überragt 1 die erſte Schwinge alle übrigen, und ſind die vorderen ſchmal und lang zugerundet, die mittleren gerade abgeſchnitten, die hinteren gerundet. Die Federn des kurzen, gabelförmigen Schwanzes find nach außen ſchief zugeſpitzt und die mittleren beträchtlich kürzer als die äußeren. Im übrigen zeichnet ſich das Kleid durch das dichte, weiche, je nach Alter und 5 ech höchſt verſchieden gefärbte Kleingefieder aus. 205. Der Kiefernkreuzſchnabel, Roſskrinitz, Krummſchnabel, Kiefern- oder Tannenpapagei, Loxia 2 (Orueirostra) pityopsittacus, Bechst., (pinetorum). — Ausführliche Beſchreibung in Brehms Beiträgen ziur Vögelkunde, Band I, S. 612 ff. — Sehr groß, Schnabel auffallend ſtark, dick und hoch, oben und Aten in einem faſt vollſtändigen Halbkreiſe gekrümmt, Spitzen nur wenig ſich kreuzend; Kopf, Kehle, bi 1 5 Gurgel, Bruſt und Bauch dunkel- oder hellmennigrot, zinnober -, rötel -, ziegel- oder dunkel johannisberrot, . auf den Backen graulich, auf der Kehle aſchgrau überflogen, Rücken graurot, die Federn an der Wurzel grau BR und nur an den Spitzen rot geſäumt, Bürzel lebhafter rot als das übrige Kleingefieder; Unterbauch und 1 5 Aftergegend hell aſch⸗ oder weißgrau, rötlich überflogen; Schwingen und Oberflügeldeckfedern grauſchwarz, krotgrau geſäumt, letztere wie die Unterflügeldeckfedern tiefgrau; Schwanzfedern grauſchwarz, rotgrau geſäumt, bbere Schwanzdeckfedern tiefgrau an der Wurzel, rotgrau an der Spitze, untere Schwanzdeckfedern weißgrau, | a dunkler geſtrichelt und rötlich überflogen. — Beim Weibchen Scheitel tiefgrau, die Federn mit grüngelben Kanten Zügel und Vorderbacken lichtgrau, Hinterbacken dunkelgrau, Nacken und Hinterhals graugrüngelb; 5 Rückenfedern tiefgrau, graugrün gerandet, Bürzel gelbgrün; Kehle lichtgrau, grünlich überflogen, übrige Alrterſeite lichtgrau, in der Mitte und am Unterbauche weißgrau, Federn der Bruſt und der Bauchſeiten mit breiten, grüngelben Rändern; Schwingen und Steuerfedern grauſchwarz, grünlichgrau geſäumt, unterſeits Hefgran, untere Schwanzdeckfedern ebenſo, an der Spitze weiß. Junger Vogel auf Kopf und Nacken grauſchwarz, weißgrau geſtrichelt, Zügel und Backen tiefgrau, Rücken ſchwarzgrau, jede Feder grüngrau geſäumt, Bürzel grüngelb mit dunklen Läugsſtrichen; Unterſeite weißgrau mit helleren und b dunkleren tiefgrauen Längsſtreifen, welche an Bruſt und Bauchſeiten am meiſten hervortreten; Schwung und „ Schwanzfedern grauſchwarz, grünlich oder lichtgrau geſäumt; obere Schwingendeckfedern an der Spitze licht— grau, wodurch zwei ſchmale Binden auf den Flügeln gebildet werden; Schwingen unterſeits tiefgrau, mit ſchwachem, weißgrauem Glanze, Unterflügeldeckfedern weiß- oder tiefgrau. Mit zunehmendem Alter geht dieſes Jugendkleid allmählich in das der alten über. Wie alle Glieder der Familie erſcheint auch der Kiefernkreuzſchnabel nur zeitweilig in Deutſchlands Welden und zwar gegenwärtig weit ſeltener als früher. 206. Der Fichtenkreuzſchnabel, Kreuzvogel, Krinitz, Tannenvogel, L. (Cr.) eurvirostra, L., (cruci- rostra, abietina). — Ausführliche Beſchreibung in Brehms Beiträgen zur Vögelkunde, Band J., ©. 640 ff. — Groß; Schnabel geſtreckt, ſchwächer und weniger gekrümmt, an den ſich kreuzenden Spitzen länger und niedriger als beim vorigen; in der Färbung dem Kiefernkreuzſchnabel durchaus ähnlich, und zwar auf Kopf, Nacken und Unterkörper entweder zinnober- oder rötel- oder mennig- oder ziegel- oder johannisberrot, auf dem Rücken dunkler, auf dem Bürzel lebhafter; Hinterbacken tiefgraubraun, Unterbauch weißgrau oder 12 grauweiß; Schwingen 11 Steuerfedern nebſt ihren oberen Deckfedern grauſchwarz, rötlichgrau geſäumt; AUnterflügeldeckfedern tiefgrau, die längſten weißgrau, rotgrau geſäumt und überflogen, Unterſchwanzdeckfedern ſchwarzgrau, mit weißen, rötlich überflogenen Spitzen. — Weibchen auf der Oberſeite tiefgrau, die Federn mit gelbgrünen Rändern, Steiß grüngelb, Unterkörper lichtgrau, mit grüngelben Rändern, zuweilen ſeitlich rein gelbgrün. Junge auf dem Oberkörper ſchwarzgrau mit grünlichen Federkanten, unterſeits weißlich mit Bu: mehr oder minder deutlichem grüngelbem Scheine, überall mit ſchwarzgrauen Längsflecken. Auch bei dieſer Be Art geht dieſes Kleid erſt durch mehrfache Mauſer in das der alten Vögel über. N * 5 Der Fichtenkreuzſchnabel, die e Art ſeiner Gruppe, verbreitet ſich über Europa und den größten 1 Ex zit Nordaſtens 1 207. Der Rotbindentreuzſchuabel L. (Or.) rubrifasciata, Brehm. — Ausführliche Beſchreibung in 0 „Maumannia“, 1853, S. 194 ff. — Dem Fichtenkreuzſchnabel in Größe annähernd gleich, in Färbung ähnlich, mit verdecktem, grauem Ringe im Nacken und ſchwarzbraunen, rotbeſpritzten Schultern, ausgezeichnet durch zwei breite roſenrote Binden auf dem Flügel, welche durch die Spitzen der Oberflügeldeckfedern gebildet werden. Beim Weibchen ſind dieſe Binden ee bei den an gelbgrau, bei dem einmal vermauſerten Männchen ebenſo oder ee g NEN 1 . 19.5 292 Kreuzſchnäbel. Auch dieſer Kreuzſchnabel, welcher von einigen Forſchern als eine Spielart des vorigen auge he ud b erſcheint zuweilen in Deutſchland; ſeine eigentliche Heimat iſt noch unbekannt. 208. Der Weißbindenkreuzſchnabel, L. (Cr.) bifaseiata, Brm. (taenioptera). — Ausführliche Be⸗ ſchreibung in Iſis, 1827, S. 820 und Naumanns Vögeln Deutſchlands, Band XIII, S. 188 ff. — Mittel⸗ groß; prachtvoll jobanmiäberrot, Mitte der Unterſeite und Nacken grau; große und fleine Oberflügeldeckfedern an der Spitze weiß, wodurch zwei breite Binden über dem Flügel entſtehen. Auch die Schulterfedern enden in der Regel mit weißen Spitzen. — Weibchen und Junge denen des Fichtenkreuzſchnabels 1 jedoch ebenfalls mit weißen Binden. Dieſer Kreuzſchnabel bewohnt regelmäßig Nordeuropa und das nördliche Aſien, von wo aus er duellen % Deutſchland beſucht. 209. Der Weißſlügelkreuzſchnabel, I L. (Cr.) leueoptera, Gml., (faleirostra). — Ausf. Beſchr. i 85 Au dubons Ornithological Biography, Bd. IV, S. 467 ff. — Dem vorigen ähnlich, aber anſehnlich kleiner; johannisberrot; Schultern ſchwarzbraun, Oberflügel ſchwarz mit zwei weißrötlich angeflogenen Binden und eben ſolchen Spitzenflecken an den drei hinterſten Schwingen oder Achſelfedern. — ee und Junge denen des vorhergehenden ähnlich. 5 Vertritt den Weißbindenkreuzſchnabel im Norden Amerikas, und wird von Einigen ebenſalls mit W als gleichartig angeſehen. 210. Der Zwergkreuzſchnabel, L. (Cr.) americana, Wilson, (pusilla, minor). — Ausf. Beſchr. in Audubons O. B., Bd. II, S. 559 ff. (unter L. curvirostra.) — Ganz wie der Fichtenkreuzſchnabel; aber anſehnlich kleiner. Vertritt unſeren Kreuzſchnabel im Norden Amerikas. Der Ausdruck „Zigeunervögel“, welchen mein Vater, nicht aber Gloger, in Bezug auf die Kreuzſchnäbel zuerſt angewendet hat, iſt im hohen Grade bezeichnend; denn unſere Vögel haben in der Tat kein eigentliches Vaterland. Sie finden ſich überall und nirgends, erſcheinen in einzelnen Jahren maſſenhaft in den Waldungen, in denen ſie Jahre hindurch fehlten, ſideln ſich hier an, verweilen Monate, brüten und verlaſſen die Wälder wieder, um anderswo es ebenſo zu treiben. Kaum einem Zweifel unterliegt es, daß ſie, in dieſer Weiſe ſtreichend, vom aſiatiſchen Sibirien aus bis nach Deutſchland gelangen; ja es erſcheint ſogar nicht unmöglich, daß ſie vom Nordweſten Amerikas aus das Behringsmer überfliegen und Aſien beſuchen. Nach Süden hin kommen ſie bis Spanien und Griechenland vor, überfliegen auch das Mittelmer, um ſich in den Waldungen des Atlas oder der klein⸗ aſiatiſchen Gebirge umzuſehen. In Amerika hat man fie nach Süden hin bis Mefiko beobachtet. Unzweifelhaft regelt das Gedeihen der Nadelholzſämereien in beſtimmten Gegenden ihr Kommen und Gehen, ihr Seßhaftwerden oder Durchwandern. Man muß ſich dieſes regelloſe Umherſtreichen ſo denken, daß ſich größere oder geringere Flüge von ihnen während des ganzen Jahres auf der Wanderung befinden, die Waldungen Europas durchſtreichen und ſich da anſideln, wo ihnen die Samen der Nadelholzbäume eine reichliche Ernte ver⸗ ſprechen, diejenigen Gegenden aber, in denen dies nicht der Fall iſt, überfliegen, ohne hier bleibenden Aufenthalt zu nehmen. Damit im Einklange ſteht, daß ſie in den ungeheueren Waldungen des Nordens oder in jenen der Hochgebirge häufiger und regelmäßiger auftreten als in den vielfach unterbrochenen Wäldern der Ebene, in denen gute Samenjahre ſeltener und ſie ſelbſt größeren Störungen ausgeſetzt ſind als dort; damit im Einklange ſteht ferner, daß fie im mittleren Deutſchland von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ſeltener werden, entſprechend der mehr und mehr um ſich greifenden Ausrottung der Wälder. In den Waldungen, in welchen ſie ſich ſeßhaft gemacht haben, um zu brüten, ſtreichen ſie außer der Niſtzeit ebenfalls in einem ziemlich weiten Gebiete umher, wie es ſcheint aber mit einer gewiſſen Regelmäßigkeit, wie ſie denn auch in einem beſtimmten Teile des Waldes auf den höchſten \ Bäumen ſchlafen. Jedenfalls hat jede Art ihr eigenes Verbreitungsgebiet, e ln ſie bloß ausnahmsweiſe überfliegt. 777 — N n ae BERN Te 12, Ehe a za Ve 5 LEE NEE te EM 1 7 e N Kreuzſchnäbel. 293 Ungeachtet ihres plumpen und ungeſchickten Ausſehens ſind die Kreuzſchnäbel muntere, flinke, raſche und bewegliche Vögel, welche nur während des viel Zeit erfordernden Freſſens anſcheinend träge auf einem und demſelben Baume oder doch in einem kleinen Bezirke ſitzen, ſich ſonſt aber innerhalb des gewählten Gebietes umhertreiben. Sie fliegen ſchnell, leicht und in ſanften Bogenlinien, vor dem Niederſitzen ſchwebend, während der Brutzeit eigen— tümlich flatternd, wie das auch unter anderen Finkenvögeln Sitte, gehen auf dem Boden 5 ungeſchickt und hüpfend, klettern aber faſt nach Art der Papageien mit großer Gewandtheit im Gezweige und an den Zapfen der Nadelholzbäume umher, Schnabel und Füße beinahe gleichmäßig gebrauchend. Ihre Stimme iſt ein ziemlich weit hörbares „Göb, Göb“, ein leiſeres „Gib, Gib“ und ein ſanftes „Zock, Zock“, ausnahmsweiſe auch ein gezogenes „Drit, Drit“, und zwar rufen in dieſer Weiſe alle Kreuzſchnäbel, die größeren mit tieferem, die kleineren mit höherem Tonfalle, ſo daß es eines geübten Ohres bedarf, um die be— treffenden Arten durch dasſelbe zu unterſcheiden. Der Geſang der Männchen kann ſich mit dem hochbegabter Finken allerdings nicht meſſen und iſt eigentlich nur eine Folge der ver— ſchieden betonten Lockrufe, welche durch ein heiſeres Geſchwirr und einige laute, flötende Töne verbunden werden; wie unter allen Singvögel aber gibt es unter den Kreuzſchnäbeln ſehr gute und ſehr ſchlechte Sänger. Erſtere gehören mit vollſtem Rechte zu den beliebteſten Stubenvögeln, während letztere im Zimmer das Ohr wenig erbauen und nur im freien Walde mit Vergnügen gehört werden mögen. Auch die Weibchen ſingen, jedoch leiſer und minder anhaltend als die Männchen. Gleich allen Vögeln, welche aus menſchenleren Gegenden zu uns kommen, zeigen ſich die Kreuzſchnäbel in der erſten Zeit nach ihrem Eintreffen in hohem Grade vertrauensſelig, weshalb ihnen Einzelne den unverdienten Vorwurf der Geiſtesarmut und Dummheit gemacht | haben. Sie ſind in der Regel jo wenig ſcheu, daß man einen Teil ihrer Geſellſchaft erlegen kann, bevor ſie ſich entfernen. Unbegründet aber iſt die Angabe Bechſteins, daß man einen nach dem anderen von ihnen herabſchießen könne, ohne daß ſie davon flögen. In ſehr kurzer Zeit ändert ſich dieſes Weſen; ſie lernen den Erzfeind aller Tiere kennen und werden dann mitunter ſehr vorſichtig. Unter ſich leben ſie in der Freiheit im tiefſten Frieden, nicht ſelten auch verſchiedene Arten unter einander, und nur gegen die Brutzeit hin ſondern ſich die Pare von den Trupps, und jedes von ihnen erwählt ſich wenigſtens ein kleines Gebiet. Vorüber ziehende Kreuzſchnäbel, welche den Lockruf von einem ihrer Art hören, verfehlen nicht, Halt zu machen und ſich zu letzterem herabzuſenken; und nicht bloß im freiem Walde, ſondern auch mitten in Dörfern und Städten erſcheinen ſie in der Nähe des eingebauerten Art⸗ genoſſen oder Verwandten. „Einer meiner Kreuzſchnäbel“, erzählt mir Herklotz, „hing vor einem Fenſter meiner Wohnung in Wien, vor welchem ſich ein Garten befindet, welcher einige 1 Fichten, Tannen, Thuyen und Cedern enthält. Plötzlich erſchien ein Kreuzſchnabel, herbei- gelockt durch den eingebauerten, auf dem Käfige desſelben. Der Bauer wurde alſo in das Zimmer gebracht und an dem Fenſter ein Bindfaden zum Zuziehen angebracht. Kaum fünf Minuten ſpäter kam der durch unſer Beginnen verſcheuchte Vogel wieder, der Bind- faden wurde angezogen und — riß ab. Demungeachtet war der Kreuzſchnabel binnen einigen Minuten nochmals im Zimmer und wurde nunmehr, da der Faden ſeine Schuldigkeit tat, Die Nahrung der Kreuzſchnäbel beſteht vorzugsweiſe in den Samen unſerer Nadelhölzer, außerdem wohl auch in anderen Baumſämereien und gelegentlich in Kerbtieren, von denen ſie vielleicht größere Mengen vertilgen, als man anzunehmen pflegt. Vermöge der eigen⸗ tümlichen Geſtaltung ihres Schnabels brechen fie mit Leichtigkeit einen Fichten⸗,Tannen⸗ oder ſelbſt einen Kiefernzapfen auf. Sie ſchneiden den Zapfen ab, tragen ihn mit dem Schnabel auf einen Aſt, halten ihn mit den Zehen feſt, beißen das vorderſte Stück des 294 | Kreuzſchnäbel. | Deckelchens ab, ſchieben den etwas geöffneten Schnabel unter dasſelbe und ehr 5 bare | eine Seitenbewegung des Kopfes in die Höhe. Nunmehr können fie das Samenkorn mit der Zunge leicht in den Schnabel ſchieben, von dem Flugblättchen und der Schale befreien 15 | und verſchlucken. Die Kraft, welche fie bei dieſer Arbeit beweiſen, iſt erſtaunlich, und aller liebſt fiht es aus, wenn ein jo kleiner Vogel, mit dem ſchweren Zapfen belaſtet, eine Ent⸗ fernung von 6 bis 10 m. durchfliegt, um ſeine Beute auf einen geeigneten Platz zu tragen. Bei ihren Arbeiten hängt ſich ſtets Harz an die Schnabelladen, und, ſo eifrig ſie auch putzen, niemals ſind ſie im Stande, ſich davon gänzlich zu befreien. Ihre Nahrung hat aber noch etwas anderes zur Folge. Das Harz durchdringt fo zu jagen ihren ganzen Leib und ver⸗ leiht dieſem eine gewiſſe Unverweslichkeit: Kreuzſchnabelleichen, welche vor Schmeißfliegen 1 bewahrt wurden, trocknen zuſammen und werden zu Mumien. Wie ſo vieles im Leben dieſer anziehenden Geſchöpfe, hat auch das Brutgeſchäft 1 4 Eigentümliches. Es bindet ſich nämlich durchaus nicht an eine beſtimmte Zeit. Unter günſtigen Verhältniſſen finden die meiſten Bruten allerdings in unſeren Frühlingsmonaten, namentlich im März und April ſtatt; neben dieſen beiden Monaten aber gibt es nicht einen einzigen im ganzen Jahre, in welchem man nicht Neſter dieſer Vögel gefunden hätte: ſie brüten ſelbſt mitten im Winter ihre Jungen aus. Das Neſt, ein wirklicher Kunſtbau, ſteht in der Regel auf den höheren Kronen der Nadelbäume, und zwar jo, daß ein darüber hingewachſener Aſt es bedeckt und gegen Regen oder Schnee vollſtändig ſchützt. Dürre Kiefern reiſer, namentlich mit Flechten bewachſene, bilden ſeine Grundlage, Fichtenbartflechten und Erdmosſtengel die Außenwandungen, zarte Fichtenflechten die Auskleidung. Es iſt etwas tiefer als eine Halbkugel und ungewöhnlich dicht und feſt gebaut, ſo daß es ſelbſt gegen die ſtrengſte Winterkälte einen ſicheren Schutz gewährt. Brüten die Kreuzſchnäbel in den Sommermonaten, ſo wird es minder dicht und außer Flechten auch von dürren Gras⸗ halmen, Grasblättern, auch wohl einigen Federn und dergleichen gebaut. Das Gelege beſteht aus drei bis vier, verhältnismäßig kleinen Eiern, welche auf graulichem, bläulichem und weißlichem Grunde mehr oder minder dicht mit verwaſchenen, blutbraunen, blutroten, bel braunen, rötelfarbigen und bläulichroten Flecken gezeichnet find. Das Weibchen bleibt nm mittelbar nachdem das erſte Ei gelegt iſt, im Neſte ſitzen und wird während der ganzen Brutzeit vom Männchen ernährt. Vorher war dieſes in hohem Grade unruhig, flog hin 85 und her, ſetzte ſich auf die Spitzen der höchſten Bäume, ſang, ſo ſchön es vermochte, ſtieg auch wohl während des Singens mit zitternder Flügelbewegung in die Höhe, um ſich von hier aus wiederum ſchwebend herabzuſenken — alles zur Freude und Erheiterung des ge⸗ 5 liebten Weibchens, welchem es vor der Brutzeit ſeine ganze Aufmerkſamkeit widmet. e Jungen werden von beiden Eltern ſehr geliebt, anfangs mit erweichtem, ſpäterhin mit här⸗ terem Samen aus dem Kropfe gefüttert, bleiben bis zum Flügwerden im Neſte ſitzen, halten ſich unter der Eltern Geleit nach dem Ausfliegen noch in der Nähe des Neſtes auf und lernen nun allmählich von den Alten die ſchwierige Arbeit, ſich ihre Nahrung zu erbeuten. Anfangs ſitzen ſie, während die Eltern Samen ausklauben, neben ihnen, ſchreien ununter⸗ brochen und können es kaum erwarten, bis ſie gefüttert werden, fliegen ihren Erzeugern auf Schritt und Tritt nach oder locken fo ängſtlich, bis dieſe wieder zurückkommen. Die Alten unterrichten ſie ganz allmählich, bringen ihnen erſt halbgeöffnete Zapfen, um ſie im Aufbrechen derſelben zu üben, und gewöhnen ſie ſo nach und nach an die Arbeit. Endlich ſelbſtändig geworden, ſchlagen ſich die Jungen mit anderen in Flüge zuſammen. Kreuzſchnäbel ſind Lieblinge der Gebirgsbewohner und werden von dieſen regelmäßig im Käfige gehalten, in Türingen, wie Köppen ſehr richtig bemerkt, leider meiſt in einem ſo kleinen, daß ſie ſich kaum umzudrehen vermögen, buchſtäblich nicht im Stande ſind, von einer Sitz⸗ | ſtange zur anderen zu hüpfen, geſchweige denn ihre Kletterkünſte entfalten können. Verſchiedene 1 Kreuzſchnäbel. | | 299 h k Sagen, abgeſchmackte wie anmutige, laufen im Volksmunde um, und der Aberglaube hat ſich ſelbſt ihrer bemächtigt. Man glaubt, daß ſie Krankheiten der Menſchen an ſich ziehen, und zwar die Männchen ſolche der Männer und Knaben, die Weibchen ſolche der Frauen und Mädchen, hält ſie deshalb in Krankenzimmern, trinkt ſogar das Waſſer, in welchem fie ſich gebadet oder welches fie ſonſt wie verunreinigt ꝛc. Der echte Vogelliebhaber ver- lacht ſolchen Wahn und ſchätzt die Kreuzſchnäbel aus anderen Gründen. Hier und da iſt der Geſang, ſo dürftig er im Vergleich zu dem einer Nachtigall oder Grasmücke, eines Hänf⸗ | lings oder Stieglitzes auch erſcheinen mag, in hohen Grade beliebt, und überali erwerben 5 fich unfere Vögel durch ihr ernſtkomiſches Betragen, ihre leichte Zähmbarkeit und die Hin- gebung an ihren Pfleger, welche ſie in kurzer Zeit bekunden, Liebhaber und Freunde. In der Regel vertragen ſich mehrere Männchen, welche in einem Bauer gehalten werden, recht 1 gut; doch gibt es Ausnahmen unter ihnen, Zänker, welche andere ihrer Art ober Ver⸗ wandte aus Brotneid haſſen, verfolgen und ſelbſt töten. Auch hat man noch auf etwas anderes Bedacht zu nehmen: ſie nagen faſt mit der Fertigkeit eines Papageien und zerſtören hölzerne Käfige in kurzer Zeit, müſſen alſo in Dratbauern gehalten werden. Und ſelbſt hier noch macht ihre Fertigkeit beſondere Vorkehrungen nötig. „Einer meiner Kreuzſchnäbel“, berichtet von Gizycki, „öffnete ſich regelmäßig die kleine durch einen Haken verſchloſſene Nebentüre ſeines Käfigs, um auszufliegen; ein anderer wußte, um dasſelbe zu erreichen, die an ſeinem Bauer befindliche Drattüre, deren Vorſprung hinter den anſtehenden Drat geklemmt war, dadurch zu öffnen, daß er letzteren zur Seite bog.“ Das Kreuzſchnäbeln zuträglichſte Futter beſteht in den Samen aller unſerer Nadelhölzer; doch gewöhnen ſie ſich auch leicht an Hanf, Hafer, Rübſamen oder an ein Miſchfutter, be⸗ ſtehend aus einem Gemenge verſchiedener öl- und mehlhaltiger Sämereien, freilich nicht zu Gunſten ihrer Geſundheit. Namentlich gilt letzteres, laut Stölker, für den Hanf, welchen fie begierig freſſen, deſſen fortgeſetzter Genuß aber, wie die Leichenſchau überzeugend beweiſt, Ver⸗ fettung aller Eingeweide, Verdauungsſtörung, Stickfluß und Hirnſchlag zu Folge hat. So ſchädlich nun Hanfſamen werden kann, ſo zuträglich ſind Kreuzſchnäbeln und anderen Körner⸗ freſſern des Nadelwaldes Tannen⸗, Fichten⸗ und Kiefernſamen, die Rinde und die Nadeln junger Schößlinge. Man gebe alſo mindeſtens die letzteren, welche von Kreuzſchnäbeln leiden⸗ ſchaftlich gern verarbeitet und teilweiſe gefreſſen werden, als heilſamen Zuſatz zu dem ge⸗ wöhnlichen Stubenfutter. Auch Beren und Weichfutter ſind als Zukoſt zu empfehlen; dem⸗ ungeachtet gehört es zu den Seltenheiten, wenn man einen Kreuzſchnabel länger als drei Jahre am Leben erhält. Stubenluft und enge Haft üben einen verderblichen Einfluß auf fie aus. Das herliche Rot ihres Gefieders geht mit der nächſten Mauſer unabwendbar in ein düſteres, ſchmuziges Grau oder Grünlichgelb über, oder aber das Gefieder des jung 0 eingefangenen Vogels erhält niemals ſeine volle Schönheit. Hiergegen hilft, ſo weit unſere bisherigen Erfahrungen reichen, kein Mittel, obgleich wir uns ſagen müſſen, daß dieſes Ausbleichen zum größten Teil, wenn nicht ausſchließlich, auf Rechnung eines unpaſſenden Stubenfutters geſetzt werden muß. An friſchem Waſſer darf es ihnen niemals fehlen; denn ſie trinken und baden oft und gern. Auch bei der ſorgfältigſten Pflege werden ſie früher oder ſpäter von verſchiedenen Krankheiten heimgeſucht, bekommen böſe Augen, Geſchwüre und . Beulen an den Füßen, Fettſucht oder Lungenſchwindſucht und fallen eines Tages plötzlich tot von ihrer Stange herab. Dieſe Hinfälligkeit des prachtvollen Gefieders und des Lebens gefangener Kreuzſchnäbel verleidet gar manchem warmen Liebhaber, ſie zu halten. Der Preis aller Arten, welche Deutſchland beſuchen, iſt ſehr gering. Im Gebirge bezahlt man ſelten mehr als zehn Silbergroſchen für ein friſchgefangenes Männchen, in den Städten des Flachlandes das Doppelte, höchſtens das Dreifache — he für einen ſo an⸗ . mutigen, genug für einen ſo Lege Vogel. * DR Dad ZN | enn ee . e e. b BETTER BEN a N A NT; A IR 75 ee Pd 9 ae 2 5 N ER 5 5 * DR 8 „M N h N eee 2 296 Gimpel. Gimpel. Unter unſeren heimatlichen Finkenvögeln zeichnet ſich der Gimpel ſo entſchieden aus, 5 5 daß er mit Recht als Vertreter einer beſonderen Sippe und Urbild einer Unterfamilie „ geſehen wird. Der Leib iſt kräftig gebaut, der Kopf groß, der Schnabel, wie mein Vater e ſich ausdrückt, bombenförmig, nemlich kurz, dick, kolbig, ſeitlich ſtark gewölbt, nur gegen die Spitze etwas zuſammengedrückt, vorn in einen Heinen ſtumpfen Haken auslaufend, an der Dille eckig vortretend, auf der Firſte ſtark gerundet, an der Wurzel in das Stirngefieder eingreifend. Die an der Schnabelwurzel liegenden runden Naſenlöcher ſind ſehr klein und werden von dem Stirngefieder und nach vorn gerichteten Borſten faſt ganz bedeckt. Die kurzen, mäßig ſtarken Füße haben mittellange Zehen und verhältnismäßig ſchwache, wenig gekrümmte, ſcharfe Nägel. Der Flügel iſt mittellang und vorn ziemlich ſtumpf, da die zweite, dritte und vierte der unter ſich gleich langen Schwingen die anderen überragen; die Schwingen ſind vorn und hinten zugerundet, in der Mitte ausgeſchnitten, die erſten vor der Spitze auch außen verſchmälert. Zuſammengelegt bedeckt der Flügel etwa ein Dritt⸗ teil des ziemlich langen, in der Mitte ſeicht ausgeſchnittenen, aus breiten, vorn abgerundeten Federn beſtehenden Schwanzes. Das Kleingefieder zeichnet ſich aus durch ſeine Dichte und Weichheit, prangt auch meiſt in ſehr angenehmen, je nach dem Geſchlecht verſchiedenen Farben. 211. Der Gimpel, Rotgimpel, Blut- und Rotfink, Rotſchläger, Rotvogel, Dompfaff, Gold ⸗, Loh⸗, Laub⸗, Quieſchfink, Lübig, Gügger, Rotgügger, Bollenbeißer ꝛc., Pyrrhula (Loxia, Fringilla, Emberiza) vulgaris, Brisson, (rubicilla, coccinea, pyrrhula, rufa, pileata, major, peregrina). — Ausf. Beſchr. in Naumanns Vögeln Deutſchlands, Bd. IV. ©. 383. — Kopf und Ringfleck um den Unterſchnabel tief⸗ ſchwarz, Rücken aſchgrau, Bürzel weiß, Unterleib hell- oder voll zinnoberrot, Bauch und Unterſchwanz⸗ decken weiß; Schwingen ſchwarz, außen ſtahlblau gerandet, gegen die Spitze zu gelblichweiß geſäumt; kleine Oberflügeldeckfedern ſchwärzlichgrau, mit aſchgrauen Kanten, große ſtahlblauſchwarz, mit hell aſchgrauen, nach hinten breiten Enden, welche eine lichtgraue Querbinde über den Flügel bilden. Schwingen unterſeits mattſchwarz, innen ſilbergrau geſäumt, Unterflügeldeckfedern reinweiß, am Flügelrande rötlich angeflogen; Steuerfedern und Oberſchwanzdecken ſtahlblau oder violettſchwarz, unterſeits mattſchwarz. Iris dunkelbraun, Schnabel tiefſchwarz, Füße dunkelbraun. — Weibchen: Kopfzeichnung, Flügel und Schwanz wie beim Männchen, Nacken aſchgrau, Rücken bräunlichgrau, Unterſeite rötlichgrau. Junger Vogel: Stirn und Kehle weißbräunlich, Oberkopf, Nacken, Rücken und Schultern rötlichbraungrau, Unterſeite rötlichgelbgrau; Flügel und Schwanz ſchwarz, die Binden über erſtere gelblichgrau. — Im Herbſt ſind die Farben friſcher, obwohl ſich an den Federn lichtere Säumchen zeigen, welche ſich gegen das Frühjahr hin abſtoßen. Bei ſehr alten Männchen find die Rücken- und Schulterfedern zuweilen rötlich überhaucht. “) | Das Vaterland erſtreckt ſich über ganz Europa und einen großen Teil Nord - und Mittelaſtens. 212. Der Rotkopfgimpel, Pyrrhula erythrocephala, Vigors. Kopf und Halsſeiten düſter kar⸗ moſinrot, ein Band um die Schnabelwurzel ſchwarz, Rücken, Schultern und kleine Oberflügeldeckfedern düſter rötlichaſchgrau, Bürzel und Oberſchwanzdeckfedern weiß; Kinn weißlich, Gurgel, Bruſt, Oberbauch und Bauchſeiten blaſs karmoſinrot, ins Orangefarbene ſpielend, Bauch und Aftergegend blaſs graulich fahlbraun, Unterſchwanzdeckfedern weiß; Schwingen und mittlere Oberflügeldeckfedern glänzend ſchwarz, größere Ober⸗ flügeldeckfedern aſchgrau, an der Spitze weiß; mittlere Steuerfedern glänzend, übrige mattſchwarz. Iris lichtbraun, Schnabel ſchwarz, Füße blaſs fleiſchbraun. — Beim Weibchen Kopf und Hals düſter grünlich⸗ gelb; Oberſeite bräunlicher als beim Männchen, Unterſeite blaſs braun. Jugendkleid unbeſchrieben. Lebt im Himalaya und ſtreicht im Winter nach Indien hinab, woſelbſt er gefangen gehalten wird. Das Verbreitungsgebiet der Gimpel im engeren Sinne erſtreckt ſich über Europa, Aſien und Nordweſtamerika. Eine der unſerigen nah ſtehende Art bewohnt Sibirien, ) Alle Vogelſteller unterſcheiden zwei Arten oder Raſſen von Gimpeln, eine größere und eine kleinere, und dieſe Unterſchiede werden auch von einzelnen Kundigen En Mein Vater nannte die größere Abart Pyrrhula major, die kleinere P. peregrina; die engliſchen ae e, . jene mit P. coccinea, dieſe mit P. vulgaris. 5 8 a ae UN so ee BE l e N06 RR ac e 920 2255 e 4 * un N 1 Gimpel. 4 297 die Amurländer, Japan und Amerika, eine andere die Azoren; mehrere dem Rotkopfgimpel ähnelnde Verwandte leben in den Gebirgswäldern Hochaſiens. Unſer Gimpel iſt Wander⸗ und Strichvogel, d. h. hält ſich nur während der Brutzeit ſtändig an ſeinem Heimatsorte auf, verläßt dieſen gegen den Winter hin, ſtreift im Lande umher und kehrt mit Beginn des Frühjahres nach dem Brutorte zurück. Die im Norden der Erde lebenden wandern wahrſcheinlich regelmäßig nach Süden, und ſie ſind es, welche den Winter in Deutſchland zubringen. Ohne Not verläßt der Gimpel den Wald nicht; | doch ſcheint es ihm ziemlich gleichgiltig zu ſein, welche Beſchaffenheit derſelbe hat. Am häufigſten trifft man ihn in größeren, zuſammenhängenden, am liebſten in gemiſchten Be⸗ ſtänden an. Sein Weſen macht ihn in hohem Grade liebenswert und rechtfertigt die Zu⸗ neigung, welche er bei allen tüchtigen Beobachtern genießt. „Daß man einen albernen Menſchen häufig einen Gimpel zu ſchimpfen pflegt“, ſagt Naumann, Worte meines Vaters dem Sinne nach wiedergebend, „und dies von der Dummheit unſeres Vogels ableiten will, kann nur aus einer ſehr oberflächlichen Beurteilung ſeines Betragens entſtanden ſein.“ In der Tat, der Gimpel iſt nichts weniger als dumm; man darf ihn einen harmloſen, © J Sr a a een es BER BAR BE 3 er ſanften, gutmütigen, nicht eben lebhaften und vertrauensſeligen Geſellen nennen, nimmer⸗ mehr aber ſeinen Verſtand unterſchätzen; denn dieſer bekundet ſich ſchlagend genug durch die außerordentliche Gelehrigkeit, hinſichtlich welcher unſer Vogel alle ſeine Verwandten bei weitem übertrifft. Wenn er aus ſeinem ſtillen Walde in die Gärten des Dorfes gerät, zeigt er freilich, daß er von der Vernichtungswut des Menſchen noch keine Ahnung hat, und ſchaut dem plump herantappenden Sonntagsſchützen dreiſt in das Rohr; aber auch ihn witzigt Erfahrung in ſehr kurzer Zeit, und ſeine übrigen Eigenſchaften, die Liebenswürdigkeit ſeines ganzes Lebens, die treue Anhänglichkeit an Gatten und Gefährten, die Harmloſigkeit anderen Vögeln gegenüber, die leichte Zähmbarkeit und die Anhänglichkeit, welche er binnen | kurzem auch zu ſeinem Pfleger gewinnt, treten dann um ſo vorteilhafter als die Hauptzüge ſeines Weſens hervor. In ſeinem Auftreten zeigt er ſich übrigens einigermaßen plump, hüpft auf dem Boden ſchwerfällig in ſchiefer Richtung dahin und trägt ſich in der Ruhe ſo läſſig, daß er nicht eben angenehm ins Auge fällt; aber derſelbe Vogel klettert und ſchlüpft mit viel Geſchick im Gezweige der Bäume, hängt ſich oft verkehrt an dieſe an und nimmt, wenn er ſich auf die Spitzen ſetzt und ſein Gefieder glättet, eine ſo nette Haltung an, daß man ihn kaum wiedererkennt. „Ein Baum voller Gimpel“, ſagt mein Vater, „gewährt einen prächtigen Anblick. Das Rot der Männchen ſticht im Sommer gegen das Grün der Blätter und im Winter gegen den Reif und Schnee herlich ab.“ Der Flug hat mit dem unſeres Edelfinken einige Aehnlichkeit, iſt leicht, aber etwas langſam, beim Durchmeſſen größerer Entfernungen bogenförmig, vor dem Niederſitzen oft ſchwebend, obwohl ſich der Vogel zuweilen auch mit ſtark eingezogenen Flügeln plötzlich herabzuſtürzen pflegt. Der Lockton klingt ſanft flötend wie „Düh“, die Einladung wie „Büt“. Der Geſang, welcher von beiden Geſchlechtern, vom Männchen aber weit beſſer und lauter vorgetragen wird, beſteht aus kurz abgebrochenen, mit länger gezogenen verbundenen gedämpften Tönen, welche Bechſtein nicht unpaſſend wiedergibt durch die Laute: Si üt üt üt üt ſi re üt üt üt üt üt üt ſi re üt la üt mi üt la, zwiſchen welche das heißere Oretſchei und Aahi beliebig eingeſchaltet wird. Man kann nicht behaupten, daß dieſes Lied anſprechend in das Ohr falle, und es erwirbt ſich der Gimpel aus dem Grunde auch nur wenige Liebhaber, obwohl es immerhin Einzelne gibt, welche ſeinen natürlichen Geſang ſchön finden. Um ſo mehr nimmt der Vogel durch ſeine übrigen Eigenſchaften für ſich ein. „Schon ſein gefälliges Aeußere in Farbe und Geſtalt“, ſagt Naumann, „ die Leichtigkeit, ſich ihn zu verſchaffen und ihn zu erhalten, ſein zutrauliches, ſanftes Weſen, vorzüglich aber ſeine be- : wunderungswürdige . IR Eigenſchaften, welche ihn jedem Liebhaber angenehm 298 Gimpel. und ſeinem Beſitzer wert machen. Seine Zahmheit, das Schnäbeln und zärtliche Spiel, wenn Männchen und Weibchen in einem Bauer beiſammen ſtecken, gewähren manche ange⸗ nehme Unterhaltung. Man kann ihn aber auch ſo zahm machen, daß er aus ſeinem Bauer herausgeflogen kommt, ſobald man ihn lockt, ſich auf die Hand ſetzt, das vorgehaltene Futter auf derſelben oder aus dem Munde nimmt, den Speichel von den Lippen trink; oder aufgefordert Verbeugungen macht, den Schnabel auf Befehl öffnet ꝛc.“ Bechſtein teilt die Art und Weiſe mit, wie man einen friſch gefangenen Gimpel zähmen ſoll. „Man nimmt ihn, gibt ihm nur einen Tag ſein gehöriges Futter im Käfige, macht ihm alsdann d 7 einen Sillen, wie die Vogelſteller auf dem Herde um den Leib oder Flügel des Läufers zu tun pflegen, und bindet ihn mit einem 0,33 w. langen Faden irgendwo ſo an, daß er nicht herabfallen und ſich totflattern kann. Hierauf nimmt man ein leres Beutelchen, an welchem unten eine kleine Schelle hängt, füllt es mit ſeinem gewöhnlichen Futter und hält es ihm klingelnd des Tages mehrmals vor, läßt ihn daraus freſſen und tut desgleichen mit dem Trinkgeſchirr. Anfangs wird der gefeſſelte Vogel weder eſſen noch trinken wollen. Man entfernt ſich daher die erſten zwei Tage etliche Male, wenn er nicht zulangen will, und läßt ihn aus dem Beutelchen freſſen und aus dem Trinkgeſchirr ſaufen, tritt aber, während er frißt, immer wieder näher. Am dritten Tage wird er gewiß, ſobald man ihm den Beutel vorhält, herbeihüpfen und freſſen. Tut er dies, jo klingelt man immer und läßt ihn weiter ; hüpfen und freſſen. Wenn er ſatt ift, trägt man ihn, obgleich er flattert, auf der Hand hin und her, auf welcher er dann auch, da er nicht loskommen kann, zu freſſen anfangen | wird. Am dritten oder vierten Tage, wenn er von ſelbſt auf die Hand hüpft, in welcher man den Beutel hat, läßt man ihn los, tritt etwas zurück, und er wird gewiß auf die Hand geflogen kommen; ſollte er wegfliegen, ſo bindet man ihn wieder an und läßt ihn noch einige Stunden hungern. Auf dieſe Art wird der Gimpel in fünf bis acht Tagen alle Zeit auf die Hand und dahin fliegen, wo er klingeln hört. Zur vollkommenen Zähmung gehört 2 | noch, daß man es ihm dann und wann ſchwer macht, jein Futter aus dem Beutel zu holen, indem man ihn nicht ganz öffnet, oder bald auf- bald zumacht, auch dies, daß man ihm zuweilen bloßen Rübſamen in ſeinem Käfig freſſen läßt und den ſchmackhaften Hanfſamen in den Beutel tut. Aus dem Munde wird er auch bald trinken lernen, wenn man ihm das Waſſer einen halben Tag verſagt.“ Ich habe bereits geſagt, daß mir derartige Ab⸗ richtungsmittel ein Greuel ſind, und darf hinzufügen, daß beim Gimpel eine derartige 4 „Methode“ noch weniger nöthig iſt als bei anderen Vögeln. Auch alt eingefangene Gimpel werden, wenn man ſich in rechter Weiſe mit ihnen abgibt, ſie ſelbſt füttert, ihren Bauer entſprechend hängt (S. 55) ꝛc., in ſehr kurzer Zeit zahm, zutraulich und ihrem Gebieter ungemein zugetan; denn ebenſo treu, wie ſie an ihrem Gefährten hängen, lieben ſie ſpäter ihren Pfleger, begrüßen ihn freudig, wenn er ſich ihrem Gebauer naht, trauern, wenn ſie ihn längere Zeit nicht ſehen, ja ſie können ſogar, wie ich nach hinlänglich verbürgten An⸗ gaben behaupten darf, durch große Aufregung, durch die Freude des Wiederſehens ihres Gebieters, oder Kummer über den Verluſt desſelben zu Grunde gehen. „Ein Gimpel“, bemerkt Gräßner hierzu, „welchen ich nur auf kurze Zeit mit einem Kanarienvogel zu⸗ ſammenſperrte, bekam Krämpfe und ſtarb nach wenigen Minuten. Ein anderer meiner Gefangenen, welcher das Reiterlied trefflich nachpfiff, tat, nachdem ich ihn einem meiner Freunde geſchenkt hatte, den Schnabel nicht auf, pfiff aber Bi wieder, als mir jenen: den „nichtsnutzigen Vogel“ zurückgegeben hatte.“ | 5 Kein anderer unſerer deutſchen Vögel beſitzt die Fähigkeit, ihm gelehrte Lieder in ahnlcher Reinheit nachzupfeifen, wie der Gimpel. „Ich habe“, ſagt mein Vater, „Bluthänflinge und Schwarzdroſſeln manches Lied nicht übel pfeifen hören, dem Gimpel aber kommt an Reinheit, Weichheit und Fülle des Tons kein anderer deutſcher Vogel gleich. Es iſt unglaublich, N Be. F) dien Ä 299 wie weit er gebracht werden kann; er lernt oft die Weiſen zweier Lieder und trägt ſie ſo floötend vor, daß man ſich nicht ſatt daran hören kann. Ein Freund von mir beſaß einen, welchen er ſelbſt aufgezogen und gelehrt hatte. Derſelbe hing ganz tief, ſo daß man nahe zu ihm treten und ſich mit ihm unterhalten konnte; denn er ſcheute ſich auch vor fremden Menſchen nicht. Wenn er das gelernte Lied, welches er wunderſchön vortrug, pfeifen ſollte, ging ſein Herr zu ihm, rief ihn beim Namen und verbeugte ſich dreimal, was der Vogel jedesmal mit großer Freude und Anmut erwiderte. Nach der dritten Verbeugung fing er an die herliche Weiſe zu pfeifen, und vollendete ſie in einem Zuge, ohne den geringſten Fehler. Nunmehr erwartete er von ſeinem Herrn die Bezeugung der Zufriedenheit und war außer ſich vor Freude, wenn er recht gelobt wurde. Sonderbar war es, daß er bei jedem Manne, welcher ſich ihm näherte und ihn gehörig mit Verbeugungen begrüßte, ein GHleiches tat, aber nie einem Frauenzimmer Gehorſam leiſtete. Eine Verwandte des Beſitzers ſetzte ſich deſſen Mütze auf und näherte ſich mit ihr dem unhöflichen Vogel. Dieſer aber blieb unfolgſam, wie vorher.“ Auch ich habe viele gelehrte Gimpel Lieder pfeifen hören, leider größtentheils ſolche, wie ſie die hauptſächlichſten Lehrmeiſter der Vögel eben können, nicht ſelten deren zwei, zuerſt einen Choral und dann einen Gaſſenhauer; auch ich kann alles, was über den Vortrag dieſer Lieder geſagt worden iſt, nur beſtätigen und verſichern, daß anfangs ein gelehrter Gimpel die größte Freude macht, ja wirlich entzücken kann. Doch * geht es wie mit einer Spieldoſe; man bekommt das ein und dasſelbe in kurzer Zeit herzlich ſatt und kann jo abgeſtumpft werden, daß man den natürlichen Waldgeſang, ſo Auubedeutend er iſt, ſolchem künſtlichen Liede ſchließlich vorzieht. An betreffender Stelle (S. 66 ff.) hat uns Karl Müller mitgeteilt, in welcher Weiſe ein Gimpel gelehrt wird. Hier habe ich, auf denſelben Forſcher mich ſtützend, nach- zutragen, wie man es anfangen muß, um einen jung aus dem Neſte genommenen Gimpel groß zu ziehen. „Von Seiten des Forſtperſonals“, ſchildert unſer Mitarbeiter, „geſtattet man bis zu einem gewiſſen Grade das Aufſuchen von Gimpelneſtern, obgleich das Durch- ſtreifen der jungen Hege nach Vogelneſtern ſtreng verboten iſt. Gewöhnlich wird der Sonntag zu Streifzügen gewählt, und da trifft es ſich nicht ſelten, daß viele Blutfinkenzüchter an den geeigneten Stellen ſich begegnen. Der Eine duckt und verbirgt ſich vor dem Anderen, oder es ſchleicht der Unerfahrene dem Erfahrenen nach und merkt ſich den Stand der von dieſem gefundenen Neſter. Und in der Tat, der erfahrene Vogelſteller findet die Neſter mit erſtaunlicher Sicherheit. Er verſchwendet keine Zeit, indem er ſelbſt die ihm fremden Ge— genden mit dem Auge des Kenners muſtert und ſich dahin wendet, wo er Blutfinken ver⸗ muten kann. Wie ſein Auge aufmerkſam umherſpäht, jo iſt ſein Ohr fortwährend geſpannt; dann und wann ſteht er ſtill und lockt, den wehmütig klingenden Ruf des Blutfinken nach⸗ ahmend. Erhält er Antwort oder dringt von ungefähr dieſer Ton zum Ohr, dann beobachtet er den Flug der Vögel und verfolgt feine Richtung mit Geduld und Ausdauer. In den meiſten Fällen kommt er raſch zu ſeinem Ziele; in einzelnen dagegen wird es ihm nicht bloß ſchwer, das Neſt zu finden, ſondern auch zu demſelben zu gelangen. Bisweilen iſt aber auch das Dickicht jo gleichförmig, daß das Wiederfinden des Plätzchens faſt unmöglich Duünkt; allzu auffallende Zeichen würden es dem Nebenbuhler verraten. Deshalb muß ihm ſein treffliches Ortsgedächtnis helfen. Trotz aller Vorſicht wiſſen oft mehrere Blutfinken⸗ züchter ein und dasſelbe Neſt. Manche ſchreiten in ſolchem Falle zu dem Mittel, die Eier in die Neſter brütender Hänflinge zu tragen, allein ſie berückſichtigen gewöhnlich nicht die bereits gehaltene Brütezeit des Gimpels ſowohl wie des Hänflings; oder der kluge Bauer wird von einem noch klügeren überliſtet, welcher die Blutfinkeneier wieder aus dieſem Heänflingsneſte nimmt, und ſie in ein anderes legt. Der erfahrene Kenner läßt ſich jedoch auf ſolche künſtliche Mittel nicht ein, ſondern beeilt ſich, um ſeiner Beute gewiß zu fein, BE un Sn en nen N 0 Mi N A N 4 N 95 JH el 5 . r er BR a HI re ee er 300 Gimpel. | | die nakten Jungen jo früh als möglich aus dem Neſte zu nehmen. Da hat er denn feine 5 9 Not, die kaum zwei Tage alten, der Erwärmung und des weichen Kerbtierfutters noch ſo bedürftigen Kleinen aufzuziehen. Doch dieſe Leute wiſſen Rat: ſie kauen den Samen zu Brei, indem ſie ihn hierbei mit der nötigen Menge von Speichel vermengen und ſo die Art 5 4 und Weiſe der Elternpflege annäherud erſetzen. In ganz beſtimmten Zeiträumen werden die Jungen gefüttert, wenn dies von den alten Blutfinken draußen auch geſchehen wäre. Dem Futter wird in ſehr mäßig geheiztem Ofen die geeignete Wärme unmittelbar vor der Fütterung der Jungen beigebracht. Dieſe ſelbſt werden nach ihrer Sättigung ſorgfältig zugedeckt und, wenn die Witterung rauh iſt, in den Schutz der Ofenwärme gebracht. Unter ſolcher Wartung kommen in der Regel alle Jungen ohne Ausnahme zu gedeihlichem Wachstume.“ In Weſtfalen gibt man ſich, laut Gräßner, nicht fo viele Mühe mit der Bereitung des Futters, ſondern wendet hauptſächlich Ameiſenpuppen an und erzielt dasſelbe. Der Gimpel bevorzugt zu ſeinem Sommeraufenthalte und Brutplatze gemiſchte, an Dickichten reiche Gebirgswaldungen dem reinen Nadel- oder Laubwalde der Ebene. Anfangs April ſtellt er ſich auf den Niſtplätzen ein, wählt ſich ein beſtimmtes Gebiet und beginnt nun die Spiele der Liebe mit ſeinem Weibchen. Das Neſt ſteht auf verſchiedenen Bäumen in einer Höhe von 2 bis 10m über dem Boden, meiſt nahe dem Rande eines Dickichts, unweit eines Weges oder einer freien Stelle, entweder dicht am Stamme oder in einem äußeren Gabeläſtchen. Dürre Reiſerchen bilden in der Regel die erſte, zarte Würzelchen die zweite Lage, äußerſt feine Wurzelfaſern, Bartflechten-, Reh- und Pferdehare die Auskleidung; doch ändert ſich dieſes Verhältnis je nach den Umſtänden. Der Bau iſt anſcheinend locker, jedoch gut, das Ganze dem Neſte des Grünhänflings nicht unähnlich, der Napf nicht ſehr tief, aber nett gerundet. Vier bis fünf verhältnismäßig kleine, in der Größe ziemlich abweichende, längliche, am ſtumpfen Ende mehr oder minder zugerundete, ſelten faſt birns⸗ förmige, dünn⸗ und glattſchalige, glänzende, auf weißbläulichem, bleichblauem, lichtgrünlichblauem oder bläulichem Grunde mit violettgrauen, violetten, dunkelbraunroten und purpurbraunen, feinen Pünktchen und größeren Punkten oder kleinen Flecken getüpfelte, um das ſtumpfe Ende kranzartig beſetzte Eier bilden das Gelege und werden im Laufe von vierzehn Tagen vom Weibchen allein ausgebrütet, während dieſes vom Männchen ſein Futter erhält. Beide Eltern lieben ihre Brut in hohem Grade und verteidigen ſie mit Gefahr ihres eigenen Lebens. Iſt die Witterung günſtig, ſo folgt auf die erſte im Laufe des Sommers noch eine zweite Brut. | | SS Gimpel brüten ohne beſondere Umſtände in Gefangenſchaft, am häufigſten und regel⸗ mäßigſten im Fluggebauer, jedoch auch im Käfige. Freyberg erhielt, ohne ſich ſeiner gefangenen Gimpel beſonders anzunehmen, binnen drei Jahren fünf Bruten, welche ſämt⸗ lich großgezogen wurden; Andere hatten wenigſtens die Freude zu ſehen, daß die von ihnen gehaltenen Gimpelpare ſich begatteten und Eier legten. Ich will die Erfahrungen eines Liebhabers, welcher glücklich war, zu allgemeinem Nutz und Frommen hier folgen laſſen. „Im Frühlinge des Jahres 1869“, ſchreibt mir Lin dow, „ſchaffte ich mir zwei Dompfaffen in der Abſicht an, dieſelben brüten zu laſſen. Nachdem ich ein großes Gebauer außen mit Tannenzweigen bedeckt und einen mit Tuch ausgefütterten Niſtkorb zwiſchen den Tannenzweigen in den Käfig gebracht hatte, fette ich das Par hinein. Ungefähr drei Wochen ſpäter begann das Weibchen ein Neſt zu bauen, welches jedoch vom Männchen wieder zerſtört wurde. Da jenes alle Anzeichen gab, daß es in küärzeſter Friſt legen werde, nahm ich Kuhhare und klebte dieſe mittels etwas Leim in den Niſtkorb. Schon am anderen Tage legte das Weibchen, aber nicht in das Neſt, ſondern auf den Boden des Bauers. Ich nahm das Ei, brachte es ins Neſt und ſah mit Vergnügen, daß die Mutter ſich bald darauf in das Neſt ſetzte und wohl eine Stunde hier verblieb. Am — i en .. — se re Gimpel. | 301 nächſten Morgen wurde das zweite Ei und zwar ins Neſt gelegt; am dritten bis ſechsten Morgen folgten die übrigen Eier nach, und nachdem das vierte gelegt worden war, begann die Brütung. Das Männchen trat oft als Störenfried auf, während das Weibchen fraß, indem es ſich auf das Neſt ſetzte, die Eier ſchüttelte, Hare herauszog ꝛc., ſo daß ich ſcharf aufpaſſen mußte, um Unheil zu verhüten. Nach Verlauf von vierzehn Tagen kroch ein Junges aus; doch fand ich dasſelbe noch halb im Ei liegend auf dem Boden des Bauers, wahrſcheinlich vom Männchen herausgeworfen. Glücklicher Weiſe zeigte es noch einige Spuren von Leben, und ich brachte es daher in das Neſt zurück, wo es ſich auch bald erholte. Zur Fütterung reichte ich Mehlwürmer, Eidotter mit Semmel und eingequelltem Rübſamen. Die Mutter fütterte ſehr eifrig bis zum vierten Tage, wurde 8 dann aber unruhig, weil das Männchen bereits wieder zur Begattung reizte, und verließ ſchließlich das Junge. Somit blieb mir nichts übrig, als dasſelbe aus dem Neſte zu nehmen, zu erwärmen und ihm dann eine Pflegeſtätte zu bereiten. Zu dieſem Ende nahm ich einen Topf, fütterte ihn mit Kuhharen aus, drückte in dieſe eine Mulde ein, ſtellte den Topf auf ein mit Waſſer gefülltes Blechgefäß und zündete unter dieſem eine Lampe an, welche das Waſſer auf einer Wärme von 30 bis 32 R. erhalten mußte. In dieſes Neſt legte ich den kleinen Vogel, deckte einen ſeidenen Lappen darüber und hatte die Freude, ihn bald recht munter zu ſehen. Große Mühe verurſachte die Atzung, weil ich dem kleinen Gimpel den Schnabel förmlich aufbrechen mußte. Doch gelang es mir, unter Anwendung der größten Vorſicht, ihm Semmel und Ei beizubringen, er gewöhnte ſich an die künſtlliche Fütterung und ſperrte den Schnabel, wenn ich mit Nahrung kam, von ſelbſt auf. Nach acht Tagen bedurfte er der künſtlichen Erwärmung nicht mehr, und nach vier Wochen war er ein aus⸗ gewachſener Vogel, hatte aber leider, vielleicht durch den Fall aus dem Neſte, ein ſchiefes Bein bekommen. Einige Tage nachdem die Mutter gedachtes Junge verlaſſen hatte, begattete ſich das Pärchen von neuem, und es verging auch nur kurze Zeit bis zum Eierlegen. Nachdem das dritte von den fünf Eiern des Geleges im Neſte lag, ſperrte ich das Männchen ab. Das Weibchen kehrte ſich auch wenig hieran, obgleich jenes öfter ſeinen Lockton hören ließ. Die Brütung erlitt jetzt keine Störung mehr. Es krochen drei Junge aus den Eiern und wurden von der Alten mit Mehlwürmern, Ei und Semmel, und ſpäter mit eingequelltem Rübſen acht Tage lang ſehr gut gefüttert. Da ich um dieſe Zeit eine Reiſe machen mußte, entſchloß ich mich, aus Furcht, die Mutter könne ſie wieder verlaſſen, die kleinen, kaum acht Tage alten Gimpel mitzunehmen, um ſie ſelbſt aufzufüttern. Ich machte alſo einen kleinen Kaſten zum Reiſeneſte zurecht, und von den drei Jungen überſtanden zwei auch recht gut die Reiſe: ich brachte ſie als kräftige Hähne geſund und erwachſen zurück. Einer ſtarb mir etwa acht Wochen ſpäter am Schlagfluſſe, den anderen beſitze ich noch und halte ihn wegen ſeiner außerordentlichen Anhänglichkeit an mich lieb und wert. Im vergangenen Sommer 4 „( 4870) geſellte ich ihm ein Weibchen zu. Schon nach kurzer Friſt parten ſich die Vögel. Das Weibchen baute ein ziemlich gutes Neſt, obgleich es vom Männchen dabei wiederum 4 geſtört wurde, legte auch fünf Eier, aber nicht in das Neſt. Obgleich ich nun die Eier dahin brachte und das Männchen rechtzeitig aus dem Bauer nahm, bekümmerte ſich das Weibchen doch durchaus nicht um dieſelben, und ſo mußte ich mich entſchließen, die fünf Eier einem Kanarienweibchen unterzulegen, welches drei von ihnen ausbrütete und groß fütterte. Einige Tage ſpäter parten ſich die wieder zuſammengebrachten Gimpel zum zweiten Male, und das Weibchen legte nunmehr in das Neſt; ich ſperrte das Männchen ab und ließ es bloß ſo lange zu dem Weibchen, bis eine neue Begattung erfolgt war. Nach dem Legen des dritten Eies blieb die Mutter auf dem Neſte ſitzen, legte aber noch zwei Eier hinzu. Aus allen fünfen ſchlüpften Junge aus; eines davon ſtarb, die übrigen, ein * 309 Gimpel. Männchen und drei Weibchen wurden von der Mutter mit den angegebene Sutefafen 9 glücklich groß gefüttert. | Acht Tage ſpäter begann auch das ältere Par mit feiner Brut. Vier Eier 1 10 . 4 gelegt, zwei Junge erbrütet und von der Mutter groß gefüttert. Da ich das alte Männchen, — 9 während das Weibchen brütete, abgeſperrt hatte, gab ich ihm verſuchsweiſe eine zweite Gattin, und ſiehe da, nach ſehr kurzer Zeit ließ ſich der alte Herr auf eine unerlaubte Ehe ein. Das Weibchen legte mehrere Eier auf den Boden des Bauers, welche ich nach und nach in das Neſt brachte, zeigte aber durchaus keine Neigung zum Brüten. Um die Eier zu verwerten, wurden ſie einem Kanarienweibchen untergelegt und zwei von ihnen ge⸗ zeitigt; da aber die Stiefmutter nach achttägiger Fütterung ein Junges verhungern ließ, nahm ich das andre zu mir und fütterte es ſelbſt groß. — Nach meinen Erfahrungen iſt alſo zweierlei rätlich: erſtens die Abſperrung des Männchens während der Brütung und zweitens 55 9 die Nachhülfe im Neſtbau, wenn das Weibchen ſich nicht ſelbſt dazu verſtehen will.“ Während ſeines Freilebens ernährt ſich der Gimpel von allerlei Baumſamen, anderen E Sämereien, Berenkörnern und Knospen, insbeſondere den Samen der Erlen und Birken, Kletten, Neſſeln, verſchiedener Grasarten, den Blüten- und Blätterknospen der Birnbäume (weshalb er in Obſtgärten ſehr ſchädlich werden kann), Buchen, Eichen, Ebereſchen, Kreuz dorn, Schlingbaum, Weißdorn, Hagebutten, Vogel-, Wachholderberen ze. In der Gefangen ſchaft reicht man ihm Rübſamen mit etwas Hanfſamen, Mohn, Hirſe, Kanarienſamen und Hafer, verſchiedenes Grünzeug, Zweige mit Knospen und dergleichen. Nicht alle friſch gefangenen gehen ohne weiteres ans Futter; viele ſind im Gegenteile trotzig, wie der Vogel⸗ 85 ſteller ſagt, richtiger wohl ſo betrübt über den Verluſt der Freiheit, daß ſie alle Nahrung verſchmähen und nicht ſelten wirklich zu Grunde gehen. Es empfihlt ſich daher, ihnen möglichſt viel und möglichſt verſchiedenartiges Futter in den Käfig zu freuen und ihnen im er Winter, der gewöhnlichen Fangzeit, verſchiedene Beren, namentlich die verlockenden Eher- 4 eſchenberen zu reichen. Iſt man im Beſitz eines gezähmten Gimpels, ſo hat man mit der Er Eingewöhnung keine Not. Der friſch gefangene vergißt über der Freude, einen Genoffen gefunden zu haben, leicht den Verluſt ſeiner Freiheit und tut, was er jenen ungeſcheut tun ſiht. Auch mehrere Wildfänge, welche zuſammen in einen Käfig geſperrt werden, gehen leichter an das Futter als ein einzelner. Reines und friſches Waſſer zum Trinken und . Baden, ſowie Flußſand auf dem Boden des Käfigs ſind zu ihrer Pflege unumgänglich nötig; 1 8 Kerbtiernahrung und tieriſche Stoffe überhaupt bedürfen ſie nicht, obgleich ſie ſich leicht daran gewöhnen, Ameiſenpuppen und dergleichen zu freſſen, im Geſellſchaftsbauer auch gern an i dem Futternapfe für die Weichfreſſer zu ſitzen pflegen. Bei Rübſen und ein wenig Hanf halten ſie ſich am beſten und dauern, wenn man ſonſt ſie abwartet, dabei viele Jahre im Käfige aus.“ An Grünzeug und namentlich an Zweigen mit Knospen und Blättern oder Nadeln darf man ſie allerdings niemals Mangel leiden laſſen. ae Im Geſellſchaftsbauer gehören ſie nicht gerade zu den friedfertigſten Mitgliedern, ud zumal am Futternapfe wiſſen ſie ihren Platz zu behaupten. So ſchrecklich drohend und ziſchend ſie aber auch den Schnabel gegen andere Vögel kehren, ſo geſchiht doch nie ein Unglück durch die von ihnen ausgeteilten Hiebe. „Selbſt die Pare“, jagt Stölker, „ſtreiten oft miteinander, und wenn während der Fortpflanzungszeit ihrer mehrere in einem Käfige ir 1 beiſammen leben, hat der Hader kein Ende; ja ſie können, weil ſie ſich oft heftig verfolgen, > die geſamte Bewohnerſchaft des Sluguebanens in Unruhe verſetzen.“ N Im Gebirge bezahlt man für einen wildgefangenen Gimpel ungefähr zehn Silber 1 groſchen, höchſtens einen halben Taler, in größeren Städten ſtellt ſich der Preis etba um die Hälfte höher; abgerichtete Gimpel dagegen werden je nach der Güte ihres Vortrags und der Anzahl der Lieder, welche ſie nachpfeifen, mit fünf bis zwanzig Talern bezahlt. NT . 7 4 oe eee. 1 inn 1 n N Nee n 1 0 Er 7 055 N , 7. a 9 1 N e ß, e j An 7 0 4 106% 6 1 DD e 2 2 we 1 AN x N Bunt rechen, eu) $ ee 5 e Wi . 0 + 1 Nord hr Fan e 1 . 8 0 1 2 1 1 , 1 1 — £ ! lg: 1 N 4 | RR 115 Hakengimpel. 2 303 . Hakengimpel. g Aus 0 hohen Norden, der Heimat, gelangt in manchen Wintern, weit unregelmäßiger ne ſeltener als der Seidenſchwanz, ein ebenſo ſchön gefärbter als trefflich ſingender Gimpel bis in die Mitte Deutſchlands, und ebenſo ſtreicht derſelbe von den eiſigen Gefilden Labradors bis in den mittleren Teil der vereinigten Staten herab. Hier wie dort aber kehrt er ſobald als möglich nach ſeinen ſtillen Waldungen zurück und gelangt aus dieſem Grunde viel zu ſelten für feinen Wert in unſere Käfige. Die Hakengimpel, welche außerdem noch durch eine Art im Himalaya und eine andere auf dem Cameruns in Weſtafrika vertreten werden, gehören zu den größten Körner⸗ freſſern und ſtehen unter den europäiſchen Arten hinſichtlich ihrer Größe obenan. Der Leib iſt kräftig, der Kopf ziemlich groß, der Schnabel kurz, ringsum gewölbt, der bbere in eine hakenförmige Spitze auslaufend, an den Seiten ausgebaucht, an den etwas eingezogenen Schneiden geſchweift, auf dem Rücken kantig und ſanft gebogen, der Unterſchnabel halbkreisförmig, an der Dille breit. Die kleinen, runden Naſenlöcher werden von glatt aufliegenden Borſtenfederchen bedeckt. Die Füße ſind ſtark und ſtämmig, ihre Läufe mittellang, die Zehen lang und kräftig, die Krallen groß und flach gebogen. Unter den Schwingen des mittellangen Flügels ſind die zweite und dritte die längſten, die vierte und fünfte außen leicht ausgeſchnitten, die übrigen im Enddrittel ver⸗ ſchmälert, die Armſchwingen hingegen gleich breit und am Ende faſt gerade abgeſchnitten. Der mittellange Schwanz, welcher von den zuſammengelegten Flügeln bis zu einem Dritt⸗ tile bedeckt wird, beſteht aus breiten, gegen das Ende hin von innen nach außen ver- 5 ſchmälerten Federn, deren mittlere beträchtlich kürzer ſind als die äußeren. Das Gefieder | il ziemlich weich und prangt in prächtigen Farben. 5 22113. Der Haken⸗ oder Fichtengimpel, Hakenkreuzſchnabel, Hakenkernbeißer, Hakenfink, Hartſchnabel, 1 5 i dane, Krappenfreſſer ꝛc., Pinicola (Loxia, Fringilla, Strobilophaga, Corythus, Pyrrhula) enu- Mr eleator, L., (flamengo, 1 canadensis, americana, splendens). — Ausf. Beſchr. in Naumanns 1 Bd. 1. S. 403 ff. — Beträchtlich größer als der Kreuzſchnabel; in der Geſamtfärbung dem “ Weißbindentreuzſchnabel ähnlich: prachtvoll johannisberrot, mit durchſchimmerndem Aſchgrau, die Federn breit johannisberrot gerandet, Bürzel vorherſchend rot; Schwingen grauſchwarz, innen grau, außen rot⸗ grau gerändert; Schulterfedern ringsum weißlich geſäumt, kleine obere Schwingendeckfedern aſchgraurot 1 gekantet, die mittleren und großen grauſchwarz, an der Spitze rötlich- oder reinweiß, wodurch zwei helle Binden auf den Flügeln gebildet werden; Schwingen unterſeits tief grau, Unterſchwingendeckfedern rötlich grau; Steuerfedern grauſchwarz, rot- oder grüngrau geſäumt, obere Schwanzdeckfedern rot, untere aſchgrau, weißlich geſäumt und gekantet. Iris braun, Schnabel dunkel hornfarben, Füße dunkelbraun. Fe älter der Vogel, um ſo prachtvoller das Rot, und um ſo weniger tritt das Grau hervor. — Beim Weibchen Kinn und Zügel gelbgrau, Kopf und 015 ſchmuzig ockergelb, die Federn an der Wurzel tief⸗ grau, Bruſt graulichgelb, Bauch grau, Rücken und Bürzel aſchgrau, die Federn ſchmuzig ockergelb gerandet; 5 Schwingen und Steuerfedern grauſchwarz, hellgrau gekantet; Umrandung der Achſelfedern und Spitze der bberen Flügeldeckfedern weiß. Junge Vögel dem Weibchen ähnlich. . Der Hakengimpel bewohnt den hohen Norden Europas, Aſiens und Amerikas. 5 Im ſüdlichen Schweden, Rußland und in den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen erſcheint der N Hakengimpel faſt in jedem ſchneereichen und kalten Winter, in Mitteldeutſchland dagegen nur 1 ausnahmsweiſe in einzelnen Jahren, verſchwindet von hier auch regelmäßig ſehr bald wieder und ſcheint bei uns noch niemals zur Brut geſchritten zu ſein. Die ungeheueren, von Menſchen nur ſchwach oder nicht bevölkerten Waldungen des hohen Nordens bilden ſeine eigentliche Heimat. Er verläßt fie bloß dann, wenn die Sämereien ſchlecht geraten find oder allzu⸗ hoher Schneefall ihm den Tiſch verdeckt. Im Norden Amerikas iſt es genau ebenſo: Audubon erfuhr in Labrador, daß der Vogel ſelbſt in ſehr ſtrengen Wintern dort beobachtet 5 werde. Entſprechend ſolchen Aufenthaltsorten zeigt ſich der Hakengimpel, wenn er in be⸗ VER Be r 5 DR ? 3 X g 2 > 7 8 2 FRE a5 5 5 RE ES SS \ ö 8 = ö Re 2 2 8 2 . = A NOS 5 2 22 TTT \ c ee tz 72. En eg Sr REIHE a 2 1 . — ... ER eg . a ** — N ur ee RES — — BE NS — 8 Die — - > > = — — c TTT ei — eT en — — Be . —— = „ en == — — = — u — 2 . VE I SE 7 304 Hafengimpel. völferte Gegenden kommt, noch vertrauensſeliger als die bisher esche e Körnerfeefer . . und fällt deshalb jedem Anſchlag auf ſein Leben zum Opfer, läßt ſich ſogar, während er auf dem Baume ſitzt, mittels einer längeren Gerte eine Schlinge über den Kopf werfen und an dieſer herabziehen. Trotzdem iſt es falſch, wenn man ihn zu den dümmſten aller Vögel zählt; denn die Gefangenen beweiſen, daß ihr Verſtand einer ſehr hohen Ausbildung fähig iſt. Auf dem Boden ziemlich ſchwerfällig und ungeſchickt, bewegen ſich die Hakengimpel 15 nach Meiſenart kletternd in den Zweigen mit großer Gewandtheit, fliegen auch ziemlich ſchnell, in Bogenlinien, vor dem Niederſetzen ſchwebend, bekunden gegen andere ihrer Art eine unverbrüchliche Treue und Anhänglichkeit und haben überhaupt viele treffliche Eigen⸗ 2 ſchaften. Unter allen obenan ſteht ihr ganz vorzüglicher Geſang, in welchem die weichen, flötenartigen Lockrufe eine Hauptrolle ſpielen und durch verſchiedenartig betonte, manchfach abwechſelnde, ſanfte Töne verbunden werden. Das Männchen ſingt den ganzen Winter hindurch, obwohl um dieſe Zeit noch leiſe, entfaltet ſein volles Feuer aber doch erſt in den letzten Frühlingsmonaten während der Brutzeit und läßt ſich dann, dem wochenlangen Tage ſeiner Heimat Rechnung tragend, faſt die ganze Nacht hindurch hören. Verſchiedene Baum⸗ und andere Sämereien, insbeſondere die der Nadelbäume, Wachhol⸗ der⸗, Rauſch- und andere Beren des hohen Nordens, bei uns Ebereſchen- oder Vogel⸗, Els⸗, Schlingenbaumberen und zwar vorzugsweiſe die Körner derſelben, Baumknospen u. dergl. bilden den Hauptteil der Nahrung; doch bin ich überzeugt, daß die Hakengimpel während des Sommers faſt ebenſo viele Kerbtiere als Pflanzenſtoffe zu ſich nehmen und mit erſteren ihre Jungen groß füttern. Im Käfige reicht man ihnen Rübſamen, Leindotter, Hafer und etwas Hanf, Ebereſchen- und Wachholderberen; ſie freſſen aber auch, obſchon minder gern, Hirſen und Kanarienſamen. Mehlwürmer ſind ihnen, nach eigenen Beobach⸗ tungen, Leckerbiſſen, und ſcheint ihnen dieſe Nahrung auch trefflich zu bekommen. Leider gilt für ſie das von den Kreuzſchnäbeln Geſagte. Sie dauern nur ausnahmsweiſe einige Jahre im Gebauer aus, am längſten, wenn man dieſen in ein ungeheiztes Zimmer oder in das Freie hängt; denn ſo unempfindlich ſie gegen die Kälte ſind, ebenſo empfindlich zeigen ſie ſich gegen die Wärme. Schon eine mäßige Stubenwärme macht ſie mismutig und traurig. Wäre dies nicht der Fall, man würde ſich kaum einen angenehmeren Stubenvogel denken können als ſie. Sofort nach dem Fange richten ſie ſich im Käfige ein, ohne Be⸗ denken gehen ſie an das vorgelegte Futter, und ſchon nach einigen Tagen haben ſie ſich ſo mit ihrem Loſe verſöhnt, daß ſie gegen den Pfleger die größte Zutraulichkeit bekunden, ihm das Futter aus der Hand nehmen, auf ſeinen Anruf antworten und ohne eigentliche Ab⸗ richtung ſich ſeinen Wünſchen fügen lernen. Leichter als jedes andere Mitglied ihrer Familie gewöhnen ſie ſich, von dem geöffneten Käfige aus auf den Finger ihres Gebieters zu fliegen und wiederum zum Käfige zurückzukehren, ja ſelbſt ihren Herrn bei Ausflügen außerhalb des Zimmers und Hauſes zu begleiten. Wenn man ſie ſonſt zweckentſprechend pflegt, ihnen namentlich ein großes Gebauer, oder beſſer noch eine Abteilung des freiſtehenden Fluggebauers zur Wohnung anweiſt, ſchreiten fie auch leicht zur Fortpflanzung. Im hohen Norden Europas beginnen ſie im April oder Mai mit dem Neſtbau, wählen dazu regelmäßig eine kleine Fichte von 3 bis 4 w. Höhe, errichten das Neſt auf einem | Zweige dicht am Stamme und verflechten es mit jenem und dieſem, jo daß es ſehr feit 1 ſteht. Das Neſt ſelbſt ähnelt dem des Gimpels, iſt aber größer; die Unterlage beſteht as dürren Fichtenreiſern, Flechten und Halmen, der flache Napf wird aus Halmen und feinen Würzelchen gebaut und innen mit einzelnen Haren und Federn ausgekleidet. Fünf bis ſechs ziemlich große, denen unſeres Gimpels ähnliche, ziemlich bauchige, auf grünlichblauem Grunde mit großen mattvioletten Unter- und dunkelbraunen oder ſchwarzen, ſcharf begrenzten Ober⸗ flecken zumal am ſtumpfen Ende gezeichnete Eier bilden das Gelege. Beide Vögel bauen Karmingimpel. ER 15 beide beg ih 5 der ede und Erziehung der Jungen zu widmen. Zwei Hakengimpel, welche Becker gefangen hielt, begannen im Juni ſich Zärtlichkeiten zu erweiſen und errichteten Mitte Julis in dem Fluggebauer, welches ihnen zum Aufenthalte an⸗ gewieſen worden war, ein Neſt aus Graswurzeln und Kokosbaſt, deſſen Napf innen mit Pferdeharen ausgefüttert wurde. Dasſelbe war in einer Höhe von 1m. über dem Boden in einer kleinen Fichte zwiſchen zwei Zweigen befeſtigt, ſehr ſchön ausgebaut, jedoch ſo offen 5 hingeſtellt, daß man es von allen Seiten ſehen konnte. Das Weibchen legte drei Eier, bebrütete dieſe fünf Tage, verließ fie dann aber, und der Pfleger fand fie beim Nach⸗ 5 ſchauen zertreten im Neſte. In ein anderes Fluggebauer gebracht, begannen die Vögel das Neſtbauen an verſchiedenen Stellen zugleich, entſchieden ſich ſchließlich für einen Platz un⸗ mittelbar vor dem Fenſter, durch welches man vom Zimmer aus in das Fluggebauer ſehen konnte, ſtellten auch hier das Neſt ganz frei hin, wählten ebenfalls Graswurzeln zur Anlage und Pferdehare zur Auskleidung und hatten es bis zu zwei Eiern gebracht, als das Weibchen beim Legen des dritten ſtarb. Wir erhalten gegenwärtig die Hakengimpel regelmäßiger als früher und zwar haupt⸗ ſächlich durch Stader in Moskau, zu ſehr mäßigen Preiſen, nämlich zu drei bis fünf Lialer für das Stück. Für Liebhaber, welche ein freiſtehendes Fluggebauer beſitzen, empfihlt ſſich die Anſchaffung der ausgezeichneten Vögel ſehr, während ich denen, welche fie bloß im Zimmer unterbringen können, entſchieden abraten möchte, fie ſich zu halten. Karmingimpel. Z3au den farbenſchönſten Mitgliedern der Gimpelfamilie zählen einige im Norden der alten und neuen Welt vorkommende, namentlich in Aſien heimiſche Arten, von denen der eine und der andere auch in unſere Käfige gelangt. Rn Die Karmingimpel ſind mittelgroße, kräftig gebauete Vögel, mit ſperlingsgimpelartigem Ba Schnabel, wie mein Vater ſich ausdrückt, d. h. einem Schnabel, welcher länger und ſchmäch⸗ tiger als der anderer Gimpel, aber ſtärker und gewölbter als der der Finken iſt. Die Firſte ſchnabel um etwas mit der Spitze, iſt ſeitlich ausgebaucht, an den bogenförmigen Schneiden ein wenig eingezogen; der Unterſchnabel wölbt ſich allſeitig gegen die Spitze zu. Die mittel- großen, rundlichen Naſenlöcher werden teilweiſe von Federn überdeckt. Die Füße ſind kräftig, die Läufe mit der Mittelzehe etwa gleich lang, die Zehen ziemlich lang, die Nägel bünn, ſtark gekrümmt, ſeitlich zuſammengedrückt und ſpitz. In dem mittellangen Flügel find die drei erſten Schwingen unter ſich faſt gleich lang und länger als alle übrigen, in dem mäßig langen Schwanze die mittleren Federn beträchtlich verkürzt, und erſcheint der Schwanz | deshalb i in der Mitte merklich ausgeſchnitten. Das volle, weiche Kleingefieder prangt bei den Männchen auf Kopf, Hals und Unterſeite, mehr oder weniger auch am Rücken in pracht⸗ vollem Rot, während das der Weibchen und Jungen ſperlingsfarben ausſiht. 214. Der Karmingimpel, Karminhänfling oder Brandfink, Carpodacus (Fr., L., Pyrrh., Coce., Erythrothorax, Erythrospiza, Pyrrhulinota, Propasser) erythrinus, Pallas, nes, 1 erythraea, roseata, sordidus). — Ausf. Beſchr. in Naumanns V. D., Bd. IV, S. 418. — Von der 1 Größe unſeres Hänflings; Kopf, Kinn, Kehle, Kropf und Bürzel Wer Hinterhals braungrau mit 5 dunkleren, karminrot überhauchten Flecken, Rücken ebenſo, die Flecke jedoch größer; Bruſt blaſskarminrot, wenn un karminrbtlich überflogen, Schulterfedern außen mit breiten hellbröunlichen Seiten⸗ und End⸗ kanten, kleine Flügeldeckfedern graubraun, am Ende aß graubraun mit rötlichweißen Enden, wodurch Brehm, gefangene Vögel. I. i 20 des Oberſchnabels biegt ſich in ziemlich ſtarkem Bogen nach unten und überragt den Unter⸗ Schenkel, Bauch und untere Schwanzdecken ſchmuzigweiß; Schwingen dunkelbraun, außen roſtgelblichweiß RE 306 zwei undeutliche Querbinden über den Flügel gebildet werden; Schwingen unterſeits hellgraubraun, innen glänzend grauweiß, untere Flügeldeckfedern ſchmuzigweiß, Steuerfedern graubraun, lichter geſäumt, unterſeits N ſchmuzig weißgrau. — Weibchen auf Kopf, Hinterhals und Rücken matt olivenbraun, die Federn heller gerandet, Wangen bräunlich, Kehle und Gurgel ſchmuzigweiß, mit einigen braunen Längsflecken, welche auf der graulichen Bruſt zahlreicher und größer, nach dem Bauche zu aber wieder bleicher werden; Schulter⸗ und Flügeldeckfedern braungrau, lichter gerandet, die größeren mit graulichweißen Spitzen, welche ebenfalls Querſtreifen bilden, Schwingen und Schwanzfedern gelbgrün gerandet. Junge Vögel dem RL faſt gleich. Der Karmingimpel bewohnt von den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen an den größten Teil Außlands, ver⸗ Fi breitet ſich außerdem durch das ganze mittlere und ſüdliche Sibirien bis Kamtſchatka, findet ſich noch in einem Höhengürtel von 2500 m. über dem Mere und erſcheint im Winter regelmäßig in Südaſien, e = in Indien. In Deutſchland wurde er mehrfach beobachtet, hat hier auch ſchon gebrütet. — 215. Der Purpurgimpel, C. (Fr., P., E.) purpureus, O. B., Bd. I.. S. 24. — Etwas größer als Dr Karmingimpel; „ auf Kopf und Kinn dice au) der Brust und dem Rücken bläſſer, mehr roſenrötlich, Rücken ſchwarzbraun in die Länge geſtreift, Stirnband, Gegend ums Auge, Zügel und Ring um den Schnabel weißlich, Bauch und Aftergegend weiß, Bruſtſeiten düſter bräunlich; Schwingen und Schwanzfedern tiefbraun, außen und an der Spitze rot. Iris nußbraun, Schnabel dunkel hornfarben, Beine bräunlich fleiſchfarben. — Weibchen dem des Karmingimpels ähnlich, Bürzel jedoch olivengelb, ein breiter Augenſtreifen weiß, Unterſeite weit mehr als bei jenem dunkel Er Bei jungen Männchen alle karminroten Federn mit breiten roſenfarbenen Kanten. Verbreitet ſich von Labrador bis nach Tejas und kommt wenigſtens auf dem Zuge in allen Vereinigten Staten vor. 216. Der Roſengimpel., C. (Fr., ps E.) roseus, Pall. — Ausf. Beſchr. in Naumanns V. D., Bd. IV, ©. 427. — Größe des Bergfinken; Federn des Oberkopfes und der Kehle ſchuppig mit ſilberfarbenem Glanze, Kopf und Hals ſchön karminrot mit durchſchimmerndem Braungrau; Schläfe, Hinterkopf, Bürzel, Gurgel und Bruſt glänzend hoch roſenrot, Bruſtſeiten mit dunkelen Schaftflecken, Bauch und untere Schwanz⸗ deckfedern weiß, roſenrot geſäumt, Mantel dunkelbraun und rot geſtreift; Schwingen matt dunkelbraun, gelbbraun geſäumt, Schulterfedern dunkelbraun, bräunlichweiß geſäumt, kleine Oberflügeldeckfedern braun mit breiten weißlichen Enden, welche eine deutliche Querbinde bilden, größere braun, weiß- und roſenrot geſäumt, wodurch eine zweite rötlichweiße Querbinde über den Flügel gebildet wird, Schwingen unterſeits licht braungrau, untere Flügeldecken ſchmuzig weißbraun gefleckt, Federn des unteren Flügelrandes roſenrot überlaufen; Steuerfedern dunkelbraun, roſenrot geſäumt, obere Schwanz⸗ deckfedern hochroſa mit dunkelen Schaftflecken. Iris braun, Schnabel und Füße hornfarben. — Mit zu⸗ nehmendem Alter erweitert ſich bei dem Männchen das Gebiet der ſilberglänzenden, mit zarteſtem Roſa an⸗ geflogenen Kopffedern, und erhält das Rot des übrigen Gefieders einen Schimmer von Violett; bei jüngeren Männchen miſcht ſich in das Rot der Stirn etwas Braun, und erſcheinen daher ſelbſt die vorderen glän⸗ zenden Federn graurötlich. Nach der Mauſer tragen die Innenfahnen der beiden äußeren Steuerfedern ſchmale weiße Endflecke. — Beim Weibchen Kopf und Bürzel rot (bei ſehr alten prangt auch das geſamte Gefieder der unteren Körperſeite in hellem Karminrot), übrigens lerchenfarbig, die mittleren oberen Ded- federn an der Spitze weiß gerandet, die längeren blaſs weißlich am Ende. Junge Vögel oberſeits braun⸗ grau mit dunkleren, braunverwiſchten Schaftflecken, Bürzel einfarbig braungrau; ganze Oberſeite grünlich überflogen, Unterſeite ſchmuzigweiß, auf Vorderhals, Bruſt und in den Weichen braun längsgeſtreift; Bauch und untere Schwanzdeckfedern reinweiß, Schwingen dunkel braungrau, außen grünlich gesäumt; mittlere und große Oberflügeldeckfedern am Ende weiß, ebenfalls Binden herſtellend. | Der Roſengimpel verbreitet fih über Nord- und Mittelſibirien und erſcheint zuweilen als Verirrter in Mitteleuropa. Gefangen ſiht man ihn, nach Stader, manchmal, 1 äußerſt ſelten, er dem Sr markte in Moskau. Die Sippe der Langſchwanzgimpel (Uragus), welche wir den Küren an⸗ ö reihen wollen, kennzeichnet ſich durch geſtreckten Bau, ſchwachen, kurzhakig übergebogenen Schnabel mit eckiger Dille und gerade aufſteigender Dillenkante, ſchwache Füße, ſtumpfe Flügel, unter deren Schwingen die vierte die längſte, körperlangen, ſtufigen, in der Mitte ausgeſchnittenen Schwanz und ſeidenweiches Gefieder. A 217. Der Meiſengimpel, C. (P., L., Uragus) sibirieus, Pall., (caudata, longicaudata, ann lentus). Größe der Kuhſtelze, aber ſchlanker gebaut; prachtvoll roſenrot, ſilbergrau überflogen; Stirnbinde hoch roſenrot, Oberkopf ſilbergrau, Federn des Nackens ſchwarzbraun, klarminrot umrandet und ſilbergrau n er 4 7 fr x * 2 Ar sr 1 2 ** \ D . * ur RER 1 ae 3 r e ²³˙·•²ꝛ·¶ĩ ↄ¶¶ = 1 im Zn e Ze nn Karmin⸗ und Langſchwanzgimpel. 307 uumſäumt, Bürzel roſenrot; die ſtarrſchäftigen Federn der Kehle ſilberfarbig, Bruſt und Bauch karminrot, Mit weißem Schimmer; Handſchwingen braun, außen rötlich weiß, innen in der Wurzelhälfte breit grau- weiß geſäumt; Armſchwingen braun, rings weiß umrandet; Schulterfedern dunkelbraun, Außenfahne in der Endhälfte reinweiß, ihre Spitzen und ein Saum innen 4 obere Flügeldeckfedern ſchwarzbraun, außen und an der Spitze ſchwach rötlichweiß, wodurch zwei breite Binden über den Flügel gebildet werden; Schwingen unterſeits ſilbergrau, Deckfedern faſt weiß, kleine am Flügelrande rötlich; mittlere Steuerfedern braun, außen rot umrandet, äußerſte reinweiß, die beiden folgenden jederſeits weiß mit ſchmalem braunem Scaume auf der Innenfahne. Iris braun?, Schnabel hornfarben, Füße gelblich. — Durch Abſtoßung der N weißen Säume wird das Gefieder im Frühiahre hoch roſenrot. — Weibchen grauweiß, Zeichnung der des Mäunchens ähnlich, junge Vögel wie das Weibchen. Der prachtvolle Vogel bewohnt Sibirien und Japan, ſoll ſich, nach Angabe Temmincks, auch ſchon nach Europa verflogen haben, wird, laut Rad de, bei Irkutsk oft gefangen, verliert im Käfige jedoch bald ſeine Lebendigkeit und hält ſich nicht lange in enger Haft. Alle Karmingimpel ſind hochnordiſche Vögel: ſie erſcheinen zwar während des Zuges in den ſüdlichen Gegenden und verbreiten ſich, wie es ſcheint, allmählich auch mehr und mehr nach Süden hin, brüten hier aber nicht. Karmin⸗ und Purpurgimpel kennen wir am beſten, weil der erſtere in Nordeuropa, der letztere in Nordamerika nicht ſelten iſt, beide vielmehr in gewiſſen Gegenden zu den regelmäßigen Erſcheinungen gehören. So brütet der Karmingimpel nicht allein in Rußland, ſondern auch regelmäßig bereits in Kurland, Polen, Volhynien und Galizien, und gerade er ſcheint ſich immer mehr nach Süden hin zu ver⸗ breiten. Vor etwa vierzig Jahren kam er, laut Nordmann, im ſüblichen Finnland noch gar nicht vor, während er gegenwärtig dort häufig iſt und in Helſingfors ganz regelmäßig im botaniſchen Garten brütet. In der Umgegend von Moskau erſcheint er, nach Stader, nicht vor dem fünfzehnten Mai und verläßt das Land ſchon im Auguſt wieder. Auf ſeinen Wanderungen geht er bis Indien, woſelbſt er ein regelmäßiger Wintergaſt iſt. Beim Weg⸗ zunge und im Winter vereinigt er ſich in große Geſellſchaften; bei ſeiner Ankunft im Früh⸗ jahre trifft man ihn parweiſe an. Aehnlich ſcheint es ſich bei den übrigen Arten zu verhalten. Die Lebensweiſe aller hierher gehörigen Vögel dürfte im weſentlichen dieſelbe ſein, obwohl hinſichtlich des Aufenthaltsortes jede Art ihr Eigentümliches zeigen mag. So hält ſich der Karmingimpel, wie Baron Hüne berichtet und Stader beſtätigt, vorzugsweiſe in und an dicht bewachſenen Bergabhängen auf, liebt Dickichte und ganz beſonders noch Dornhecken, während der Purpurfink, laut Au dubon und Nuttall, ſich am liebſten in Fichtenwäldern ſeßhaft macht, hier jedoch ebenfalls die dichteſten Dickichte oder im Heranwachſen begriffene Schläge zu ſeinem Aufenthaltsorte wählt. Den Roſengimpel fand Rad de hauptſächlich in lichten Laubwaldungen Sibiriens, namentlich ſolchen, welche aus Eichen und Schwarzbirken beſtehen, ebenſo aber auch in dicht bebuſchten Tälern, während er dagegen den Meiſengimpel wiederum mehr auf ſumpfigen oder bruchartigen Gebieten antraf, woſelbſt er eher nach Art der Meiſen als anderer Gimpel lebte. Dickichte, dichtes Geſtrüpp in der Nähe von Waſſer, Bruch- und Sumpfgegenden alſo ſcheinen die eigentlichen Wohnſitze unſerer Vögel zu fein. Eine ebenſo große Aehnlichkeit, wie hinſichtlich des Aufenthaltsortes, bekunden ſie, ſoweit wir gegenwärtig darüber urteilen können, in ihrem Weſen und Gebahren. Im Vergleich mit 55 den bisher erwähnten Verwandten darf man ſie als muntere, regſame und bewegliche Vögel bezeichnen. Ihr Gang auf dem Boden iſt verhältnismäßig geſchickt, obſchon immer noch bhüpfend; der Flug geſchiht in flachen, geſtreckten Bogen, beim Meiſengimpel unter hörbarem Schnurren der Flügel, beim Purpurgimpel, laut Audubon, nach Art des Grünlings und, wenn die Vögel ſich zu Trupps vereinigt haben, ſtets in geſchloſſenen Maſſen. Beſondere 5 Beachtung verdient der Geſang, namentlich der des Karmin- und Purpurgimpels wegen feiner überraſchenden Reichhaltigkeit und ſeines bemerkenswerten Wohlklanges. Naumann nennt das Wie des — nicht unpaſſend eine Zuſammenſetzung aus den Geſängen des * 18 >, N ieee eee eee FR NER 2 n - Mi. N. . , ee ar 1 Aa Re» RE ae ui, u e . 7 N RER ER . e N 2 a 1 9 e all N 77 2 Kr n ? PER, * * dichten, jungen Laubhölzern, ſowie an ſumpfigen, mit Weidengeſträuch beſtandenen Flußufern 308 Gimpel. Hänflings und Rohrammers, und in der Tat erinnert es ebenſo an den Schlag des einen wie des anderen Vogels. Gefangene Karmin- und Purpurgimpel, welche ich pflegte, haben mir wegen ihres verhältnismäßig ausgezeichneten Geſanges die größte Freude bereitet. Unter 8 ſich oder mit anderen Vögeln leben die Karmingimpel höchſt verträglich, obwohl ſie keines⸗ wegs zu den gleichgültigen ihrer Klaſſe zählen und zumal während der e oft große Erregung zeigen. Der Karmingimpel brütet im Juni, der Purpurgimpel ungefähr um dieſelbe Zeit, der Meiſengimpel im Juni oder Juli; über die Fortpflanzung des Roſengimpels liegen, ſoweit mir bekannt, noch keine Beobachtungen vor. Die drei erſtgenannten wählen ſich dichte und niedere Gebüſche oder Bäume zur Anlage ihres Neſtes, die Karmingimpel, in der Nähe von Moskau wenigſtens, regelmäßig Wachholderbüſche, nach Staders Verſicherung 4 ſolche, welche auf der Weſtſeite der Hügel ſtehen, während ſie ihr Neſt in Kurland, laut Mit⸗ teilungen von Büttner an Baldamus, ebenſo regelmäßig in Schwarzdornen, wildem, dürren Pflaumengeſtrüpp und ähnlichem Dornicht anlegen; der Purpurgimpel bevorzugt Cedern und andere Nadelholzbäume. Naumanns Vermutung, daß der Karmingimpel nur in der Nähe von Waſſer niſte, wird durch Staders Mitteilungen durchaus beſtätigt. Das Neſt ſteht in der Regel einen, höchſtens zwei Meter über dem Boden, iſt ein jehr einfacher Bau, äußerlich aus langen, feinen, dürren Grashalmen locker und ſperrig . zuſammengefügt, innen dagegen mit feineren Hälmchen, Blütenrispen, Pferdeharen ausge⸗ kleidet. Fünf bis ſechs tief blaugrüne, zumal am dicken Ende mit kleinen blaugrünen, purpurbraunen Unter- und ſchwarzbraunen oder tief ſchwarzen Oberflecken, Punkten und Strichen gezeichnete Eier bilden das Gelege des Karmingimpels, ebenſo gefärbte, nur nach Verhältnis kleinere — von Debowsky in der Baikalgegend gefunden — das des Meiſen⸗ 2 gimpels; die Eier des Purpurgimpels, welche Baldamus von Brewer, Bryant und Anderen erhielt, gleichen denen unſeres Rotgimpels außerordentlich und ſind im allgemeinen nur etwas ſchlanker und geſtreckter. Bei erſterem pflegt das Gelege, in der Umgegend von Moskau wenigſtens, um den zehnten Juni vollzählig zu ſein. Bei geeigneter Pflege dürften auch die Karmingimpel in der Gefangenſchaft zur Brut ſchreiten. Verſchiedene Sämereien, Baum- und Blütenknospen werden als die Nahrung bern. freilebenden Karmingimpel angegeben. Nach Hüne beſucht der Karmingimpel in den Gärten 5 gewöhnlich die Stachelbergebüſche und läßt ſich durch Leinſat, welche man in der Nähe ſeiner Lieblingsſträucher hinſtreut, leicht an einen beſtimmten Platz gewöhnen; nach Audubon trifft man den Purpurgimpel oft in Geſellſchaft des Kreuzſchnabels auf denſelben Bäumen freſſend, nicht ſelten aber auch in den Gärten, und zwar keineswegs zur Freude der Beſitzer, welche ſie beſchuldigen, große Verwüſtungen an den Blüten ihrer Fruchtbäume, ee Beren und Blattknospen anzurichten. Durch Stader erhalten wir jetzt regelmäßig Karmingimpel zu verhältnismäßig 11 5 niederen Preiſen, drei bis fünf Taler für das Stück, während Purpurgimpel nur aus⸗ nahmsweiſe auf unſeren Markt gelangen. Ihre Haltung im Käfige verurſacht keine Schwierigkeit. Verſchiedene Sämereien, etwas Weichfutter, Zweige und Grünzeug genügen vollkommen zu ihrer Erhaltung, und ſie dauern bei dieſem Futter auch mehrere Jahre im Käfige aus. Aber auch ſie wandeln nach der erſten Mauſer in der Gefangenſchaft ihr prachtvolles Kleid regelmäßig in das düſtergrüne Stubenkleid um und erhalten ihre frühere Schönheit nie wieder, möge man ihnen auch das verſchiedenſte Futter reichen. Balda mus meint, daß Mangel an Sonnenlicht die hauptſächlichſte Urſache ſolcher Umfärbung ſei; ich muß zu meinem Bedauern dazu bemerken, daß auch Karmingimpel, welche ich in dm hellſten, ſonnigſten Zimmer hielt, binnen Jahresfriſt ihre frühere Schönheit verloren. „Der Karmingimpel“, ſchreibt mir Stader, „übertrifft meines Dafürhaltens jeden anderen Kr as 0 2189. f a 24 4 ur 0 0 can Vogel an c ſeine Schönheit iſt aber auch vergänglicher als die jedes anderen. Kaum hat die Hand ihn einige Male berührt, ſo verliert die Farbe an Glanz und Tiefe, und wenn der Vogel erſt einige Wochen im Bauer zugebracht hat, iſt er kaum noch wiederzuerkennen.“ Dasſelbe gilt für die übrigen Glieder der Sippe. Dieſe Ver⸗ gänglichkeit des herlichen Gefieders iſt meiner Anſicht nach das Einzige, was man an ihnen auszuſetzen haben dürfte; in allem übrigen ſind ſie durchaus geeignet, ſich die vollſte Zu— neigung ihres Pflegers zu erwerben. Wüſtengimpel. | Eine Art der Familie hauſt abweichend von ihren Verwandten nicht im Walde, ſondern auf pflanzenloſen Strecken, vornehmlich in der Wüſte, deren Geſteinsmaſſen ſie in der anmutigſten Weiſe belebt. Die Wüſtengimpel ſind kleine, gedrungen gebauete, großköpfige und großſchnäbelige Glieder ihrer Gruppe. In der Größe ſtehen ſie zwiſchen dem Kanarienvogel und dem Girlitz etwa mitten inne, erſcheinen ihres verhältnismäßig ſehr kurzen Schwanzes wegen aber kleiner, als fie find. Der Schnabel iſt kegelförmig, verhältnismäßig kurz, dick; beide Kiefern find annähernd gleichhoch, die Ladenränder eingezogen. Die kurzen Füße haben mittellange Zehen. | In dem langen Flügel, welcher zuſammengelegt mehr als die Hälfte des Schwanzes deckt, iſt die erſte Schwinge die längſte. Der kurze Schwanz beſteht aus breiten, am Ende abge— rundeten Federn und zeigt einen merklichen Ausſchnitt in der Mitte. Das Gefieder zeichnet 1 ſich bei aller Reichhaltigkeit durch eine gewiſſe Härte der Federn aus; ihre Färbung iſt eine | ungemein zarte. — Man kennt bis jetzt nur eine Art dieſer Sippe. Ki 218. Der Wüſtentrompeter, Papageien⸗ oder Wüſtengimpel, Wüſtenfink, Bucanetes (Fr., P., Carp., Erythrospiza) githagineus, Licht., (Payraudei, thebaica). — Ausf. Beſchr. von Bolle in Naumannia, 1858, S. 369 ff. — Größe des Hänflings, aber kurzſchwänziger; prachtvoll ſchimmernd 5 e roſenrot („ein Gemiſch von Atlasgrau und Roſenrot“); ein ſchmaler Ring um den Schnabel karmin⸗ roſenrot, Oberkopf und Nacken glänzend aſchgrau, Mantel graulich braun, mit roſenfarbenem Schimmer, Bürzel roſenrot, ganze Unterſeite hoch roſenrot; Handſchwingen glänzend braun, außen roſenrot geſäumt, am Ende milchweiß gerandet, Armſchwingen wie jene, die Säume jedoch breiter, Schultern und Oberflügel⸗ 5 deckfedern bräunlich grau, roſenrot umſäumt; Steuerfedern wie die Schwingen, außen breit roſenrot geſäumt. 7 Iris braun, Schnabel korallenrot, Füße blaſsrot. — Während der Brutzeit erhöht ſich die Färbung, nach der Mauſer tritt das Grau mehr hervor. — Weibchen ähnlich, aber weit weniger lebhaft, vorherſchend braungrau, das Rot nur als ſchwacher Hauch über das Gefieder gelegt. Junge Vögel dem Weibchen ähnlich. 1 Das Verbreitungsgebiet umfaßt die nordafrikaniſche Wüſte, die kanariſchen Inſeln und das weſtliche Aſien, namentlich Paleſtina. Auf Malta erſcheint er, wenn auch in geringer Anzahl. Wer den Wüſtentrompeter, wie unſer Mitarbeiter Bolle den Vogel genannt hat, den „Moro“ der Kanarier, den Trumbettier der Malteſen, den „Steinvogel“ der Araber kennen 5 e will, muß der Wüſte zuwandern; denn nur in ihr, insbeſondere an den Rändern unweit der letzten Felder, findet er ſich häufig, und wenn er anderswo, wie auf den kanariſchen Inſeln, vorkommt, wählt er ſich ähnliche Stellen zu ſeinem Aufenthalte. Auf den gedachten Eilanden wie Sn! Oberegypten und Mittelnubien iſt er ſehr häufig; nach dem ſüdlichen Europa hat er ſich Rn mehrere Male verflogen. In ſeiner eigentlichen Heimat trifft man ihn ſtets in Geſellſchaften an, 1 während der Brutzeit pärchenweiſe vereinigt im lockeren Zuſammenhange, außerdem in mehr oder minder zahlreichen Flügen. Im Kreiſe ſeiner Familiengenoſſen iſt er der eigentliche 5 Erdvogel — ein Dickſchnäbler mit den Sitten des Steinſchmätzers, wie Bolle ſehr richtig sat Familien trupp⸗ oder flugweiſe erſcheint er auf abgeernteten Feldern oder an Stellen, 5 9 RE mit im find, um ſich Futter zu ſuchen; erſchreckt Ahebt er ſich Wüſtengimpel. AO hi 309 a F u 3 8 re > 5 r 2 * Be > u 8 r 2 2 r r HET TER TE 20 a Gimp e und eilt mit ſchwirrendem, flachbogigem Fluge der nächſten Felſenwand oder Geröllenhalde zu, um hier ſich zu bergen, beziehentlich im Vertrauen auf die Gleichfärbigkeit ſeines Gefieders f mit der Umgebung den Blicken des Beobachters ſich zu entziehen. Ungeachtet feiner wirklich prachts vollen Färbung verſchmilzt dieſes doch auf kurze Entfernung hin ſo vollſtändig mit dem rötlichen Geſtein, daß man den Vogel noch eher durch das Gehör als durch das Geſicht auffindet. Sein ſehr bezeichnender Lockruf, welcher Veraulaſſung zu dem paſſenden Namen wurde, iſt ein gedehnter, zitternder, dem Klange einer kleinen Trompete ähnlicher Ton. Der Geſang ſetzt ſich vor⸗ zugsweiſe zuſammen aus denſelben Klängen, denen noch eine Reihenfolge krähender und ſchnurrender angehängt werden. Die Nahrung beſteht wahrſcheinlich nur aus Sämereien Kerbtiere ſcheinen verſchmäht zu werden; Waſſer dagegen iſt erklärlicher Weiſe Bedürfnis und das Erſcheinen des Wüſtentrompeters, wie Bolle mit Recht hervorhebt, für die vom Durſte gequälte Karawane immer ein günſtiges Wahrzeichen. Ueber die Fortpflanzung mangeln noch ſichere Angaben. Das Neſt ſoll kunſtlos aus dem groben Stroh der Wüſten⸗ gräſer aufgebaut, innen mit größeren Federn oder Wollflocken gepolſtert ſein und drei bis fünf Eier enthalten; ich habe es, trotz des eifrigſten Suchens, in Oberegypten und Nubien nicht finden können. Leider fängt man in Egypten niemals, auf den kanariſchen Inſeln nur ausnahmsweiſe unſ ei * prächtigen Gimpel in der Abſicht, ſie im Käfige zu halten, und daher kommt es, daß der in ſeiner Heimat ſo häufige Vogel bis jetzt noch unſerem Tiermarkte fehlt. Bolle brachte zehn lebende Wüſtentrompeter mit nach Deutſchland und iſt ihres Lobes voll. „Das Benehmen diefer . Gimpel“, ſagt er, „iſt ſanft und friedlich. Sie empfehlen ſich durch ihr keckes, anmutiges Weſen, durch Zahmheit und große Verträglichkeit ſowohl unter einander als gegen andere Vögel, vorzüglich aber durch die ſonderbaren, ſtark betonten Laute, welche ſie hören laſſen. Das Trompeten der Männchen ertönt auch im Spätherbſte und Winter. Als Freunde der Geſelligkeit rufen und antworten die Tierchen einander fortwährend. Am angenehmſten aber werden ſie im Zimmer ohne Zweifel dadurch, daß ſie bei Licht ſtets munter und faſt noch lebhafter als bei Tage ſind. Kaum wird die Lampe angezündet, ſo begrüßen ſie ihren Herrn durch Trompeten, ohne durch Flattern, wie ſo viele Kerbtierfreſſer, zu ſpäter Stunde läſtig zu werden. Sie führen dann die beluſtigendſten Konzerte auf, die man ſich denken kann. Bald ſind es ſchöne und helle, aber kurze Trompetenklänge, bald jener langgedehnte, drönende Ton, welcher die Hauptnote ihres Geſanges ausmacht. An dieſen ſchließen id oft ein Schnurren oder verſchiedentlich betonte Laute, welche das Miauen der Katze nachzu⸗ ahmen ſcheinen. Ein ander Mal beginnen ſie mit Tönen leiſ' und rein, wie ein Silber⸗ = glöckchen läutet; darauf folgt dann ein ganz entgegengeſetztes, fait ammerartiges Geſchrei. | Dem quakenden Tone, „Käk Käk Käk“, welchen ſie am häufigſten wiederholen, antwortet in der Regel ein viel tieferer, leiſe und kurz ausgeſtoßener. Dieſe bald rauhen, faſt kräch⸗ zenden, bald flötend klingenden, immer aber höchſt ausdrucksvoll vorgetragenen Silben drücken durch ihre Verſchiedenheit jede Aenderung in der Gemütsſtimmung des Vogels aus. Selten hört man ein zwar unzuſammenhängendes, aber langes Geplauder, wie das kleiner Papa⸗ geien. Alle ihre Töne ſind faſt ausnahmslos ſo abſonderlich ſprechend und vollklingend, daß man erſtaunt, ſie von einem ſo kleinen Tierchen zu vernehmen. Gewiß wäre ſeine Stimme durch Erziehung einer ähnlichen Vervollkommnung fähig, wie wir fie bei unſerem Dom⸗ pfaffen bewundern. Am lauteſten trompeten die Männchen — die Weibchen haben dieſe Töne überhaupt nicht — im Frühlinge. Dabei legen ſie den Kopf ganz nach hinten über und richten den weit geöffneten Schnabel gerade in die Höhe; die leiſeren Töne werden mit geſchloſſenem Schnabel hervorgebracht. Ueberhaupt machen die Vögel beim Singen, auch ſonſt zur Parungszeit, die komiſchſten Bewegungen. Sie tanzen förmlich um einander ie En und treiben ſich ſcharf, wenn fie in erregter Stimmung find. Wüſtengimpel. 555 311 Auch im Gebauer halten ſich die Wüſtentrompeter, ihrer Natur gemäß, am liebſten am Boden auf ‚ lernen jedoch bald, fi auf Sproſſen und Stangen zu ſetzen. Ueber den Erdboden huſchen ſie mit großer Schnelligkeit hüpfend dahin, ducken ſich viel unter Gegen⸗ ſtände, welche ſie verbergen können, kriechen aber nie in Höhlungen mit engem Eingang. An der Sonne ſtrecken ſie ſich behaglich mit geſträubtem Gefieder aus und bilden zu meh— reren beiſammen ſo die reizendſten Gruppen. Im April 1858 ſetzte ich ein Trompeterpärchen in eine zum Gebauer eingerichtete Kammer, deren vergittertes Fenſter der Nachmittagsſonne freien Zutritt geſtattete, und bald hatte ich die Freude, ſie alle der Parung vorangehenden Spiele durchmachen zu ſehen. Sie trieben ſich mit hoch aufgerichteter Haube, ſchnäbelten ſich und fütterten ſich aus dem Kropfe, nicht oft zwar, aber dafür deſto leidenſchaftlicher und ſtets mit in höchſter Erregung ge- fſträubten Scheitelfedern und herabhängenden, wie krampfhaft zuckenden Flügeln. Zum Niſten wählten ſie ein hochhängendes Harzer Bauerchen. Sie zogen Stroh jedem anderen Bauſtoffe vor und nahmen dabei auf einmal ſoviel Halme in den Schnabel, als dieſer zu faſſen ver- mochte. Inwendig legten ſie das Neſt mit Federn aus. Der Bau, ſchlicht und einfach wie er war, ging langſam von ſtatten und ward, obwohl auch das Männchen etwas zum Neſte trug, doch faſt ausſchließlich vom Weibchen bewerkſtelligt. Nie verweilten beide längere Zeit zuſammen im Neſte; kam der eine hinzu, gleich ſchlüpfte der andere hinaus, und umgekehrt. Am 24. Morgens fand ich das erſte Ei im Neſte. Die folgenden Tage ward täglich ein neues hinzugelegt, bis die Zahl von vier beiſammen war. Die Mutter hatte zwar bis dahin nicht feſtgeſeſſen, würde aber wahrſcheinlich gebrütet haben, wäre ich nicht entſchloſſen ge- weſen, die Hälfte dieſes erſten Geleges auf dem Altare der Eierkunde zu opfern. Die übrig⸗ gebliebenen zwei Eier legte ich einem mir als vortrefflicher Brüter bekannten Kanarienvogel unter, welcher nach vierzehntägiger Bebrütung ein Junges ausbrachte, das gar nicht häßlich, wie junge Singvögel ſonſt wohl, vielmehr ganz niedlich ausſah. Es war an den nakten Stellen, zu denen vornehmlich der Hals gehörte, fleiſchfarben, ſonſt ziemlich dicht mit zartem, ſchneeweißem, wohl vier Linien langem Flaume bedeckt, welcher am Oberkopfe eine Art ab- ſtehenden Häubchens bildete. Trotz der guten Pflege, welche es von ſeiner Me ge⸗ noß, ſtarb es jedoch, kaum eine Woche alt, vielleicht, da es das einzige Junge im Neſte war, an den Folgen überreichlicher Atzung. Bald ſchritten meine Trompeterchen zur zweiten Brut; vom dritten bis fünften Mai bauten ſie ein neues Neſt, verließen dasſelbe jedoch wieder, beſſerten das halbzerſtörte aus und bezogen es aufs neue. Am neunten Mai lag wieder ein Ei, das erſte von dreien, darin; aber ſchon kränkelte das Weibchen und wollte nun, obgleich ich ihm die Eier ließ, nicht brüten. Still und ſichtbar betrübt ſaß unterdeß der treue Gatte neben dem Neſte, wurde erſt unruhig, nachdem ſein Weibchen, das letzte mir übrige, am achtzehnten Mai geſtorben war, und ſeine Ruheloſigkeit hielt mehrere Tage an. Die Eier ſind für den Vogel ziemlich groß; von Farbe matt blaſsmergrünlich oder noch heller, mit zerſtreueten rotbraunen Pünktchen und Flecken, die am ſpitzen Ende ſehr ver⸗ einzelt ſtehen, am ſtumpfen eine Art Kranz bilden. Dieſer zeigt außer mehreren feinen, dünnlinigen Schnörkeln und Zickzacken auch nicht ſelten ziemlich große, hellrotbraune, an den Rändern verwaſchene Flecke, die meiſt in ein geſchlängeltes Schwänzchen auslaufen, manchmal aber faſt rund ſind und in einzelnen Fällen auch über die mehr einfarbige Hälfte 5 Eies zerſtreut ſtehen. Man ernährt den Wüſtentrompeter wie andere Finken mit Sämereien, in deren Aus⸗ wahl er nicht heikel iſt; doch zieht er die größeren öligen, Hanf z. B., den mehlhaltigen, wie Hirſe und Spitzſamen, vor. Sehr angenehm ſind ihm die grünen Köpfchen des Löwenzahns, aus denen er die Samen geſchickt hervorzuholen verſteht, halb oder ganz reife Kornähren, die Früchte der verſchiedenen Amaranthusarten und zarten Blätter von Kohl, Salat, Kreuz⸗ ä T — n 312 kraut oder Miere. Von tieriſchen Stoffen reizen nur Ameiſenpuppen feinen Appetit; lebende 1 Kerbtiere bleiben unberührt. Ein Koſtverächter iſt er nicht, im Gegenteile ſehr leicht zu en er halten; ich ſah ihn in feiner Heimat mit zerkleinertem Mais vorlieb nehmen. Weiches Futter, 85 in Milch oder Waſſer geweichte Semmel, Obſt, ja ſelbſt gekochte Kartoffeln verzehrt er mit beſonderem Wohlbehagen. Die 1 Fütterungsweiſe für ihn dürfte ein Gemiſch von Hirſe oder Kanarienſamen mit ein wenig Hanf, von Zeit zu Zeit daneben etwas Grünes ſein.“ Leider verlieren auch die Wüſtentrompeter in der Gefangenſchaft das prächtige Rot zum größten Teil: es verblasst zu einem roſenrötlichen Anfluge an Stirn, Bruſt und Bürzel, der beim Männchen ſtärker hervortritt. Immer aber bleiben ſie auch ſo noch, und durch nichts mehr als durch den Korallenſchnabel, eine ſtattliche und angenehme Erſcheinung. OGirlitze. Zur Familie der Gimpel rechnet man auch die Gruppe der Girlitze oder Garten⸗ gimpel, welche ſich über die drei Erdteile der alten Welt verbreiten und in Amerika durch nah verwandte Vögel vertreten werden. Die Girlitze ſind eher geſtreckt als gedrungen gebauete Vögel mit mäßig großem Kopfe und vorherſchend grünlich gelbem Gefieder. Der Schnabel iſt klein, kurz, dick und ſtumpf⸗ ſpitzig, oben wenig gewölbt, an den bogenförmigen Schneiden eingezogen, vor der Spitze ſeicht ausgeſchnitten. Die runden Naſenlöcher liegen an der Schnabelwurzel und ſind Wie dieſe von kurzen Federchen bedeckt. Die Füße haben kurze oder mittellange Läufe, mäßige Zehen und kleine flachgebogene, aber ſpitzige Nägel. Der Flügel, welcher in der Ruhe die Hälfte des Schwanzes bedeckt, iſt verhältnismäßig groß und ſpitzig, der Schwanz mitteln lang und am Ende tief eingeſchnitten. In dem ziemlich reichlichen, 3 e ſind 8 Grün und Goldgelb die hervorragendſten Farben. 219. Der Girlitz, Grilliſch, Hirngrille oder Hirngirl, Kanarienzeiſig u. ſ. w., Serinus (Er. Dryospiza) hortulanus, Koch, (serinus, flavescens, meridionalis, islandicus). — Ausf. Beſchr. 190 Naumanns V. D., Bd. V., S. 114 ff. — Größe des Zeiſigs; grün; Hinterkopf, Rücken und Schultern grüngelb mit verwaſchenen ſchwärzlichen Längsflecken, Stirn, ein Augenſtreif und ein Nackenring, Bürzel und Unterſeite blaſs goldgelb, Bauch lichtgelb, Unterſchwanzdeckfedern faſt weiß, Seiten der Bruſt und des Bauches mit großen, dunkelſchwarzen Längsflecken gezeichnet; Handſchwingen ſchwarzbraun, außen fein grünlichgelb geſäumt und an der Spitze weißlich gekantet; Armſchwingen ebenſo, breiter geſäumt und gekantet, Schulterfedern breit grünlichweiß geſäumt und gekantet; kleine Oberflügeldeckfedern zeiſiggrün, große weißlich geſäumt und mit breiten weißgelben Spitzen, wodurch ein lichter Querſtreifen über den 5 9 Flügel gebildet wird; Schwingen unterſeits glänzend grau, untere Flügeldeckfedern weiß und gelb gemiſcht, Flügelrand 0 und gelb gefleckt; Steuerfedern braunſchwarz, innen weißlich, außen grünlichgelb geſäumt. Iris hellbraun, Schnabel horngrau, unten rötlichgrau, Füße gelblich fleiſchfarben. — Weibchen kleiner: Hauptfarbe grünlichgelb, faſt das ganze Gefieder mit ſchwärzlichen Längsflecken gezeichnet. Junge dem Weibchen ähnlich: Grundfärbung ſehr blaſs, faſt weißlich. Der Girlitz, urſprünglich ein im Süden Europas heimiſcher Vogel, verbreitet ſich mehr und mehr nach Norden hin und gewinnt hier ſtetig Boden. In den letzten zehn Jahren hat er ſich, laut Herklotz, faſt den ganzen öſterreichiſchen Kaiſerſtat erobert und gleichzeitig ebenſo in Schleſien, Franken und einem 5 8 Türingens feſt angeſidelt. 220. Der Kanarienvogel, S. (Fr., Crithagra) canarius, L. — Ausf. Beſchr. von Bollei in Cabanis Journal für Ornithologie, 1858, S. 125. — Kopf und Nacken gelbgrün mit ſchwach aſchbraunen Feder⸗ rändern, Stirn und ein breiter Augenſtreifen grünlich goldgelb, Rücken gelbgrün mit ſehr breiten, hell aſch⸗ a Sg a ar 1 a a grauen Federrändern, deren Färbung beinahe vorherſcht, Schultern zeiſiggrün, Bürzel gelbgrün, Ober ſchwanzdeckfedern grün, breit aſchgrau geſäumt, Kehle und Oberbruſt grünlich goldgelb, Kopf und Halsſeiten aſchgrau, Unterbruſt hell goldgelb, Seiten weißgrau mit ſchwärzlichen Schaftſtrichen, Bauch und untere Steißfedern weißlich; Schwingen ſchwärzlich, außen ſchmal grünlich geſäumt, Armſchwingen ebenſo, jedoch 1 19 e AR | 11 313 mit weißlichen Spitzenkanten; Steuerfedern ſchwarzgrau, ſchmal weißlich geſäumt. Iris hellbraun, Schnabel bräunlich hornfarben, an der Wurzel des Unterſchnabels heller, Füße bräunlich fleiſchfarben. — Weibchen boberſeits braungran mit breiten, ſchwarzen Schaftſtrichen; Federn des Nackens und Oberkopfes am Grunde gelbgrün, Stirn und Agenfireifen gelbgrün, Zügel grau, Wangen grüngelb und aſchgraublau, Halsſeiten gelbgrün, ein Halbring im Nacken aſchgrau; die Schultern und kleinen Flügeldecken licht gelbgrün, große Flügeldeckfedern ſchwärzlich, ſchmal grünlich gerandet; Bruſt und Kehle grünlich goldgelb, Unterbruſt gelblich— weiß, Bauch und After weiß; Schwingen und Steuerfedern wie beim Männchen. Jüngere Männchen 1 haben die Farbe des Weibchens. Neſtvögel ſind oben braungrau mit undeutlichen ſchwärzlichen Schaft⸗ ſtrichen; Augenſtreifen, Zügel, Halsſeiten und Oberbruſt ſchmuzig gelbgrau, Kehle und Vorderwangen matt je citrongelb, Bruſtmitte ebenſo, Seiten und Steig ſchmuzig gelbgrau, Bauch weiß, Schultern und kleine Dieckfedern ſchwach gelbgrün, große Deckfedern dunkler mit hell gelbgrauen Binden; Schwingen ſchwärzlich, grünlichgrau geſäumt, Steuerfedern ſchwärzlich, oben ſchmal gelbgrau gerändert, unten breit grüngelb geſäumt. Daa Vaterland beſchränkt ſich auf die kanariſchen Inſeln und Madeira. ein Mittelglied zwiſchen Girlitz und Leinzeiſig betrachtet man einen Gimpel mit Girlitzſchnabel und etwas längeren Flügeln, welcher nach den Anſichten einiger Forſcher die 10 9 der Girlitzzeiſige, Oraegithus, vertritt. der Goldſtirngirlitz, S. Passer, Pyrrh., Oraegithus, Emberiza) pusillus, Pall., (auriceps). 5 Kaum größer als der Girlitz; Vorderkopf glänzend orangemennigrot, Scheitel, Hinterhaupt, Nacken, Wangen, Kehle, Gurgel und Oberbruſt düſter bräunlichſchwarz, Rücken ebenſo, alle Federn breit hellgelb oder gelblich⸗ weiß umrandet, Bürzel orangegelb, Unterſeite gelb, Federn der Bruſt und Bauchſeiten bräunlichſchwarz mit breiten, gelben Rändern, Federn der Weichen mit ſchwarzen Schaftſtrichen; Schwingen braungrau, aaußen ſafrangelb geſäumt, Schulterfedern dunkelbraun, breit gilblichweiß geſäumt, Oberflügeldeckfedern goldbräunlich, die größeren an der Spitze weiß, wodurch eine deutliche Flügelbinde gebildet wird; Schwingen unterſeits aſchgrau; Steuerfedern ſchwarzbraun, außen ſafrangelb, am Ende weißlich geſäumt an umrandet, 11 unterſeits licht aſchgrau; Oberſchwanzdeckfedern braunſchwarz, weiß gerandet, Unterdeckfedern weiß. Iris braun, Schnabel und Füße dunkel hornfarben. — Dem Weibchen oder jungen Vogel fehlt das Scherz am Kopfe; Stirn und obere Flügeldecken rötlich, das übrige Gefieder minder lebhaft gefärbt. Das Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich über einen großen Teil Aſiens, vom Himalaya an bis zum Kaufafus und Kleinaſien, von wo aus er ſich zuweilen nach Europa verfliegt. Dias Leben der verſchiedenen Girlitzarten ſcheint im weſentlichen ſehr gleichartig zu verlanffen „und deshalb mag es geſtattet jein, daß ich vor allem die deutſche Art ins Auge faſſe, um ſo mehr, als der Kanarienvogel, entſprechend ſeiner Bedeutung, ausnahms⸗ weiſe in einem beſonderen Abſchnitte behandelt werden wird. Ueber das Freileben des Goldſtirngirlit haben Hutten und Adams einige Worte mitgeteilt, über ſein Gefangenleben ſo berichtet Bétant, welcher den Vogel bei Smyrna erbeutete, längere Zeit in Gefangen⸗ ſchaft hielt und ein Männchen mit einem Kanarienweibchen parte, an Baldamus nur Gutes von ihm; aus der einen wie aus der anderen Mitteilung aber geht hervor, daß meine Auffaſſung gerechtfertigt iſt und unſer Girlitz vollkommen ausreicht, um die Gruppe zu kennzeichnen. Im ſüdlichen und mittleren Deutſchland zählt der Girlitzzu den Wandervögeln, in Südeuropa, wo er überaus häufig auftritt, zu den Strichvögeln. Bei uns erſcheint er in den letzten Tagen des März oder erſten des April und verweilt bis zum Spätherbſte auf dem einmal ge- wählten Standorte, ohne weſentlich umherzuſtreifen; in Spanien, wo ich ihn beobachtete, verläßt er im Winter ſeine Lieblingswohnſitze, die Orangegärten, und ſtreicht, nach Art unſerer Finken zu großen Flügen geſchart, auf den Feldern umher. Auch bei uns bilden Baumgärten ſeine beliebteſten Standplätze, und je dichter ein Dorf von Obſtpflanzungen umgeben iſt, um ſo ſicherer wird man ihn finden. Die Ebene zieht er dem Gebirge vor, ohne jedoch in ihm zu fehlen; jo trifft man ihn noch in ſehr großer Anzahl in Niederſchleſien am Fuße des Rieſengebirges und auf dieſem ſelbſt bis zu 1000 u. ü. M. an. Eigenſchaften, Betragen und Weſen empfehlen den Girlitz in hohem Grade; doch ge- hört er zu denjenigen Vögeln, welche im Freien ungleich mehr feſſeln als im —— = — — . — en 3 we „ war Radde in einer mit mir mündlich geführten Unterhaltung des Lobes voll, und eben⸗ Eu — 3 ee — — Ps x — 314 Gimpel. Käfige. Er iſt ein ſchmucker, lebendiger Geſell und verſteht es, zumal in der Zeit ſeiner Liebe, den Garten, welchen er zu ſeinem Wohnſitze erkoren, anmutig zu beleben. Unmittelbar nach ſeiner Ankunft ſetzt ſich das Männchen auf die höchſten Zweigſpitzen, ſingt unter tänzelndem Drehen und manchfachen Bewegungen der Flügel und des Schwanzes höchſt eifrig, erhebt ſich, wenn die Brutzeit näher heranrückt, auch wohl von ſeinem Sitze, ſteigt in die Höhe, flattert in eigentümlicher Weiſe fledermausartig umher und läßt ſich dann wieder zu ſeinem Sitze nieder. Doch gibt ſich der Girlitz nur bei gutem Wetter in dieſer ; Weiſe, während er ſich bei ſchlechtem möglichſt verbirgt und zu ſchützen ſucht. Der Gejang iſt eigentümlicher Art und dem des Flüevogels ähnlicher als dem irgend eines Körnerfreſſers. Auch für ihn gilt dasſelbe wie für den Vogel ſelbſt: man hört ihn im Freien lieber als im Zimmer, weil er durch ſeine Einförmigkeit und die vielen ſchwirrenden Laute, welche zwiſchen die einzelnen, volleren Töne gemiſcht werden, bald ermüdet. Das Neſt ähnelt dem unſeres Edelfinken und wird in dichten Stellen der Krone eines Gartenbaumes ann gebracht, im Süden auf Orangen, Cypreſſen und dergl.; bei uns zu Lande auf Aepfel⸗ und Birnbäumen, Lärchen, Thujen und anderen Zierbäumen der Gärten. Vier bis fünf kleine, ſtumpf⸗ bauchige, auf ſchmuzigweißem oder grünlichem Grunde mit mattbraunen, roten und purpur⸗ ſchwarzen Punkten gezeichnete Eier bilden das Gelege und werden vom Weibchen binnen dreizehn Tagen ausgebrütet, die Jungen dagegen von beiden Alten gemeinſam aufgefüttert. 3 Auf die erſte Brut folgt regelmäßig eine zweite, im Süden wohl auch eine dritte. Im Freien ernährt ſich der Girlitz von allerlei Kleingeſüame und nebenbei möglicher⸗ weiſe auch von Kerbtieren; in der Gefangenſchaft reicht man ihm ein Gemenge von Mohn, Rübſamen, Leinſamen, Hirſe und Hanf, erhält ihn dabei recht gut und regt ihn zu fleißigem Singen an. „Nach meinen Erfahrungen“, ſchreibt Herklotz, „hält man den Girlitz | 3 ſeiner Unruhe halber am beſten in einem mittelgroßen Käfige und in Geſellſchaft mehrerer ſeiner Art. In einem größeren Vogelfluge oder Fluggebauer gedeiht er weniger gut und geht hierin meiſt bald zu Grunde. Er ſitzt hier gegen feine Gewohnheit ſtill, huckt den Wanderbündel auf, ſteckt den Kopf unter den Flügel und verendet. Gleich dem Zeiſige neigt 1 er ſich ſehr zur Lungenſucht. Erkrankt ſitzt er dann längere Zeit, manchmal Monate lang, auf ſeinem Stengel, mit Not und Mühe nach Atem ringend, bis ihm endlich der Tod die 5 letzte Wohltat erzeigt. Dagegen gibt es keine Hilfe, denn auch die der Freiheit wieder überlaſſenen Vögel fand ich regelmäßig tot im Garten. Irgend ein Kerbtier habe ich inn im Käfige noch nicht annehmen ſehen, obwohl ich mehrfach Gelegenheit hierzu gab.“ Ich muß, nachdem ich den Girlitz wiederholt in größerer Anzahl gepflegt habe, dieſe Bemer⸗ kungen eines tüchtigen Liebhabers beſtätigen, obgleich mir auch Fälle vom Gegenteile bekannt ſind. So fügt Baldamus Vorſtehendem Folgendes hinzu: „Ich habe ſeit zwei Jahren zwei Pare unter etwa ſechzig Weber- und Schmuckfinken. Sie ſind geſund, ſehr beweglich, verträglich, und ſingen mit Ausnahme der Mauſerzeit faſt das ganze Jahr hindurch, ſo gut ſie es können. Eben beginnt eines der Pare in einer kleinen Fichte zu bauen.“ Auch Bolle rühmt ihn als ziemlich ausdauernden Stubenvogel. „Er hat“, ſagt er, „bei mir wiederholt gebrütet, und ſeine Jungen ſind eben ſo leicht groß geworden wie die des Kanarienvogels, mit welchem er ſich gern part und Blendlinge erzeugt. Beim Brüten ſitzt das Weibchen ſo feſt auf den Eiern, daß man es ſtreicheln kann, ohne es dadurch vom Neſte zu treiben.“ d Ob ich Jedermann zur Anſchaffung des Girlitz raten ſoll, weiß ich nicht; für Liebhaber, denen es auf mehr ankommt, als einen von ihnen noch nicht beobachteten Vogel im Käfige zu haben, möchte ich ihn nicht empfehlen. Sein Preis iſt freilich ſehr gering, da man ſelbſt in Norddeutſchland nur ausnahmsweiſe mehr als einen Taler für das Stück zu bezahlen hat, in der Regel ſogar mit der Hälfte dieſer Summe wegkommt; für 815 Ä ur Girlitze (Kanarienvogel). dieſelbe Summe und weniger kauft man ſich aber auch einen Stieglitz oder einen Häufling, an welchem man doch entſchieden mehr Freude hat als an ihm. = Der Kanarienvogel iſt ein im hohen Grade lehrreiches Beiſpiel der Veränderung, . welche ein Tier erleidet, wenn es vollſtändig in die Gewalt der Menſchen gelangt und von ihm gezüchtet wird. Kaum mehr als dreihundert Jahre find verfloſſen, ſeitdem man die erſten Wildlinge dieſes verbreitetſten aller Stubenvögel von ſeinen heimiſchen Inſeln aus nach Europa brachte, und in dieſen dreihundert Jahren hat man aus den Nachkommen Oder eingeführten etwas ganz anderes gemacht, als der Wildling war. Noch zu Aldro- wandis Zeiten, Anfang des ſiebzehnten Jahrhunderts, wurden die Kanarienvögel von ihren heimiſchen Inſeln geholt. Geßner, deſſen Werk im Jahre 1555 erſchien, erwähnt ihrer nur beiläufig: „Das Vögelein, Kanaria genennet, welches dann aus den Inſeln Kanariis, ſo von Zucker ganz fruchtbar ſind, gebracht wirt, eines ſehr lieblichen Geſanges“ — ſo gibt ſein Ueberſetzer (1600) die betreffende Stelle im Deutſchen wieder. Erſt um die Mitte des ſiebzehnten Jahrhunderts begann man Kanarienvögel in Europa zu züchten, und wenig über dreißig Jahre iſt es her, daß ſich der Vogel die Erde erobert hat. Ueber den zahmen Vogel war der Wildling ganz vergeſſen worden, und bereits hatte ſich die Sage ſeiner bemächtigt. Ein Schiff, ſo erzählt ſie, welches von Kanaria kam, ſcheiterte in der Nähe von Elba an der italieniſchen Küſte. Die Kanarienvögel, welche die Mannſchaft mitgebracht, retteten ſich an das Land und ſidelten ſich hier an. Sie wurden ſämtlich eingefangen, in Käfige geſperrt, zur Zucht benutzt, und von ihnen ſtammen unſere zahmen Kanarienvögel her. Bis zu Bolles Erforſchung der kanariſchen Inſeln hatten wir über das Freileben des jo wichtigen Vogels bloß die dürftigſten Berichte erhalten. Heinecken gab im Jahre 1829 die erſte richtige Beſchreibung des Wildlings und auch einige Andeutungen über ſein Freileben; Bolle aber lieferte uns eine ſo eingehende und zugleich meiſterhaft = geſchriebene Lebensſchilderung des Vogels, daß wir denſelben gegenwärtig genauer kennen als manchen deutſchen oder doch ſüdeuropäiſchen Klaſſenverwandten. Alle, welche ſpäter den Kanarienvogel beſchrieben haben, ſind Bolle gefolgt, gleichviel, ob ſie es ehrlich eingeſtanden oder die köſtliche Schilderung unſeres Mitarbeiters gleichſam als das Ergebnis eigener Forſchungen hinſtellten, wie letzteres unter ſchriftſtelleriſchen Wegelagerern und Freibeutern noch immer üblich iſt. Der mir zugemeſſene Raum geſtattet leider nicht, von der Bolle— ſchen Schilderung mehr als einen Auszug zu geben, und ich kann deshalb meine Leſer nur auf die angegebene Stelle ſelbſt verweiſen. Das Vaterland des Kanarienvogels iſt auf die Inſelgruppe des atlantiſchen Meres f zwischen dem 27 und 33“ nördlicher Breite beſchränkt; man hat ihn bisher an keiner Stelle des nahe liegenden Feſtlandes angetroffen. Auf den Eilanden, von denen er den Namen entlehnt hat, beſitzt ihn vorzugsweiſe der weſtliche, gebirgigere Teil, wo ein größerer Reich— a tum des Baumwuchſes feinen Aufenthalt begünſtigt und die von den Brett chenden Seewinden veranlaßte bedeutendere Feuchtigkeit der Atmoſphäre, ſo wie kühlere Luft das Inſelklima zu einem ausgeprägteren als in der öſtlicheren Hälfte 99 Archipels macht. Auf Teneriffa, Palma, Gomera und Ferro iſt er in großer Menge vorhanden und zwar hauptſächlich und am zahlreichſten da zu finden, wo nicht allzu dicht wachſende Bäume mit Geſtrüpp abwechſeln. Hier brütet er an den Ufern kleiner Flüſſe, aber nicht ausſchließlich; wir haben ihn ebenſo wohl in Gegenden ſich fortpflanzen ſehen, wo er ziemlich weit von fließendem Waſſer entfernt war: nur dürfen einzelne Bäume und hohes, wenn auch lichtes Buſchholz nicht fehlen. Von der Meresküſte erſtreckt ſich ſeine Verbreitung bis zu der nicht unbedeutenden Höhe n Br a e —— 316 „ von 1500 - 2000 m am Gebirge hinauf, während er freilich an vielen dazwiſchen liegenden 4 Punkten vergeblich gefucht wird. Die Gärten volkreicher Städte beſitzen ihn zur Fort- pflanzungszeit ſo gut wie die abgelegenſten ſtillen Winkel der Inſel. Man kann wohl ſagen, daß er in viel höherem Grade als ſeine Vettern, der Hänfling und Stieglitz, ein Baumvogel ſei. Im dichten, ſchattigen und feuchten Hochwalde, welcher dort vorzugsweiſe aus Lorber und Stechpalmen beſteht, haben wir ihn nie beobachtet; höchſtens bewohnt er deſſen äußerliche Ränder. Da die Weingärten faſt immer mit einzelnſtehenden Obſtbäumen untermiſcht ſind, zwiſchen welchen die Rebe, wenig über dem Boden erhaben, ſich ausbreitet, ſo iſt der Kanarienvogel meiſt auch in ihnen häufig zu finden, um ſo mehr, als ſie ſich ohne Ausnahme einer ſonnigen Lage, wie er ſie vorzugsweiſe liebt, erfreuen. Mit Beſtimmt⸗ heit könnern wir verſichern, daß er den Pinal (Nadelwald) an den Abhängen des Teyde \ bis zur angegebenen Höhe bevölkert und darin meiſt auf jungen Nadelbäumen fein Neſt baut. Ob er dieſen Hochgürtel auch im Winter bewohne, iſt uns unbekannt; uns ſcheint jedoch, daß er auch in ſeiner Heimat einen gewiſſen Grad von Kälte zu ertragen vermöge und denſelben nicht ſehr ſcheue. Im Spätherbſte hat Berthelot ihn 1100 w. über dem Mere angetroffen, indeß nie geglaubt daß er hier und viel höher hinauf noch brüte. Der Fortpflanzung des Kanarienvogels haben wir im Tale von Orotava auf Teneriffa > mehrfach Aufmerkſamkeit zugewendet und find im Stande, Genaueres darüber mitzuteilen. Parung und Neſtbau erfolgen im März, meiſt erſt in der zweiten Hälfte desſelben. Nie . bauete der Vogel in den uns zu Geſicht gekommenen Fällen niedriger als 2,5 . über dem Boden, oft in ſehr viel bedeutenderer Höhe. Für junge, noch ſchlanke Bäumchen ſcheint er 2 beſondere Vorliebe zu hegen und unter dieſen wieder die immergrünen oder ſehr früh ſich belaubenden vorzüglich gern zu wählen. Die Birne und der Granatbaum werden ihrer vielfachen und doch lichten Veräſtelung halber ſehr häufig, der Orangenbaum ſeiner immer : allzu dunkeln Krone wegen ſchon ſeltener, der Feigenbaum, wie man verfichert, niemals zur Brutſtätte auserſehen. Das Neſt wird ſehr verſteckt angebracht; doch iſt es namentlich in Gärten vermöge des vielen Hin- und Herfliegens der Alten und ihres nicht großen Rist. hi gebietes unſchwer zu entdecken. Wir fanden das erſte uns zu Geſicht gekommene in den letzten Tagen des März inmitten eines verwilderten Gartens der Villa Orotava auf einem 1 etwa Am. hohen Buchsbaume, welcher ſich über einer Mirtenhecke erhob. Es ſtand, nur mit dem Boden auf den Aeſten ruhend, in der Gabel einiger Zweige, unten breit, oben iR ſehr eng mit äußerſt zierlicher Rundung, nett und regelmäßig gebaut, war durchweg aus ſchneeweißer Pflanzenwolle zuſammengeſetzt und nur mit wenigen dürren Hälmchen durch⸗ webt. Das erſte Ei wurde am dreißigſten März, dann täglich eines hinzugelegt, bis die Anzahl von fünf beiſammen war, welches die Normalzahl des Geleges zu ſein ſcheint, ob⸗ 1 gleich wir in anderen Fällen nur drei bis vier Eier, nie aber mehr als fünf in einem Neſte geſehen haben. Die Eier find blaſs mergrün, mit rötlichbraunen Flecken beſät, ſelten beinahe oder ganz einfarbig. Sie gleichen denen des zahmen Vogels vollkommen; ebenſo hat die Brutzeit durch die Zähmung keine Umänderung erlitten: ſie dauert beim wilden Kanarienvogel ebenfalls ungefähr dreizehn Tage. Die Jungen bleiben im Neſte, bis ſie vollſtändig befiedert ſind, und werden noch eine Zeit lang nach dem Ausfliegen von beiden Eltern, namentlich aber vom Vater auf das ſorgfältigſte aus dem Kropfe gefüttert. Die Anzahl der Bruten, welche in einem Sommer gemacht werden, beträgt in der Regel vier, mitunter aber auch nur drei. Ende Julis beginnt die Mauſer, mit welcher, wie natürlich, die Fortpflanzungszeit für das Jahr ſchließt. Sämtliche Neſter, welche wir beobachteten, waren auf gleich ſaubere Weiſe aus Pflanzenwolle geformt; in einigen unterbrach kaum irgend ein Grashalm oder Reiſichſtückchen das glänzende Weiß des Baues. Einer äußeren Umlleidung durch Flechten oder dergleichen ſcheint das Neſt wohl auf Grund feiner verſteckten E in Girfite. (lar tenvoge. 5 955 nie zu beblnfen. 1 den Orten, wo die Vögel nur gröbere Stoffe zur Verfügung haben, ſoll man mehr aus Mos und Halmen gebauete Neſter finden. * Das Männchen ſitzt, während das Weibchen brütet, in deſſen Nähe, am liebſten hoch auf noch unbelaubten Bäumen oder auch auf dürren Zweigſpitzen, und läßt von hier aus aan längſten ſeinen Geſang hören. Es iſt eine Freude, dann dem kleinen Künſtler zu lauſchen, zumal wenn es vom Erker eines Hauſes herab geſchehen kann, wo man ſich oft in der 4 Höhe des ſingenden Vogels befindet, welcher in ganz geringer Entfernung vor uns ſitzt. Wie bläht er ſeine kleine geſangsreiche Kehle auf; wie wendet er die goldgrün ſchim⸗ mernde Bruſt bald rechts bald links, ſich im Strale ſeiner heimatlichen Sonne badend, bis auf einmal der leiſe Ruf des im Neſte verborgenen Weibchens ſein Ohr trifft, und er mit angezogenen Flügeln ſich in das Blättermer der Baumkronen ſtürzt, die, über ihm zu⸗ ſammenſchlagend, die ſüßen Geheimniſſe ſeines Gattenglücks dem Auge verhüllen. In ſolch einem Moment, umgeben von der Blütenpracht und den Düften ſeines Vaterlandes, iſt das Aunſcheinbare grüne Vögelchen ſchöner als der ſchönſte feiner Brüder, welche in Europa die Knechtestracht der Sklaverei tragen. Er iſt an feiner Stelle, und die Melodie ſeines Liedes verfehlt um jo weniger einen unwiderſtehlichen Zauber zu üben, als durch alle Sinne zu- gleich weiche und wohltuende Empfindungen auf den Zuhörer einwirken, und mit dem Reiz des Fremdartigen ſich gerade durch dieſe Vogelſtimme träumeriſche Erinnerungen der Kindheit miſchen. Unzweifelhaft iſt nichts mehr im Stande geweſen, uns anzuheimeln und das Ge— fühl des Fremdſeins auf den Inſeln zu verſcheuchen, als gerade der überall ſo freundlich grüßende Geſang des wilden Kanarienvogels, welcher dort etwa in derſelben Häufigkeit wie der Schlag des Finken in Deutſchland ertönt. e iſt viel über den Wert dieſes Geſanges geredet worden. Von Einigen überſchätzt und allzusehr geprieſen, iſt er von Anderen einer ſehr ſtrengen Kritik unterzogen worden. Man entfernt ſich nicht von der Wahrheit, wenn man die Meinung ausſpricht, die wilden Kanarienvögel ſängen wie in Europa die zahmen. Der Schlag dieſer letzteren iſt durchaus kein Kunſterzeugnis, ſondern, wenn auch hin und wieder durch die Einwirkung fremder Vogel⸗ geſänge abgeändert, doch im großen Ganzen unverändert geblieben, was er urſprünglich war. Einzelne Teile hat die Erziehung umgeſtalten und zu glänzenderer Entwickelung bringen, andere der Naturzuſtand in größerer Friſche und Reinheit bewahren mögen; das Gepräge beider Geſänge aber iſt noch jetzt vollkommen übereinſtimmend. So wenig als alle Hänflinge und Nachtigallen oder alle zahmen Kanarienvögel gleich gute Schläger ſind, darf man dies von den wilden fordern. Auch unter ihnen gibt es ſtärkere und ſchwächere; das aber iſt Aunſere entſchiedene Anſicht: die Nachtigallentöne oder ſogenannten Rollen, jene zur Sele dringenden, tiefen Bruſttöne, haben wir nie ſchöner vortragen hören als von wilden Kanarien⸗ vögeln und einigen zahmen der Inſel, welche bei jenen in der Lehre geweſen. Am meiſten möge man ſich hüten, den Naturgeſang des Kanarienvogels nach dem oft ſtümperhaften ſehr jung gefangener Stücke, welche im Käfige ohne guten Vorſchläger aufwuchſen, zu beurteilen. Der Flug des Kanarienvogels gleicht dem des Hänflings, iſt etwas wellenförmig und geht meiſt in mäßiger Höhe von Baum zu Baum, wobei, wenn der Vogel ſchwarm⸗ weiſe fliegt, die Glieder der Geſellſchaft ſich nicht dicht aneinander drängen, ſondern jeder ſich in einer kleinen Entfernung von ſeinem Nachbar hält und dabei einen abgebrochenen, a wiederholten Lockruf in der Luft hören läßt. Die Scharen, in welche fie fich außer der Fortpflanzung zuſammentun, ſind zahlreich, löſen ſich aber den größten Teil des Tages hindurch in kleinere Flüge auf, welche an den geeigneten Orten ihrer Nahrung nachgehen und ſehr häufig längere Zeit auf der Erde verweilen, vor Sonnenuntergang aber ſich gern wieder zus ammenſchlagen und eine gemeinſchaftliche Nachtherberge ſuchen. Auf dem dazu gewählten Baume un ſie dann ein lautes und verwirrtes Konzert an. 318 8 GSrermpel Die Nahrung beſteht großenteils, wenn nicht ausſchließlich, aus Pflanzenſtoffen, kleinem Geſäme, teils mehliger, teils öliger Art, zartem Grün und ſaftigen Früchten, namentlich Feigen, welche letztere er wie faſt alle Singvögel der kanariſchen Inſeln auch in der Ger fangenſchaft mit größter Vorliebe zu verzehren pflegt. Unter den Pflanzenfamilien, welche ihm ſeinen Unterhalt liefern, ſcheinen die kreuzblütigen vorzugsweiſe von ihm aufgeſucht zu werden. Den Kropf von den im Frühlinge erlegten fand ich faſt ausſchließlich mit grünen Cruciferenſamen verſchiedener Art angefüllt. Dieſe waren von der Reife noch weit entfernt, daher um ſo zarter und dürften leicht das Hauptfutter für die noch kleinen Jungen abgeben. Dem Kohl- und Salatſamen gehen fie den Sommer hindurch auf Feldern und in Gärten nach. Mit Ausnahme des Hanfes findet der Kanarienvogel in ſeinem Vaterlande faſt alle die Leckerbiſſen reichlich vor, durch welche wir ihm die Gefangenſchaft verſüßen. Waſſer iſt für ihn ein gebieteriſches Bedürfnis; er fliegt oft, meiſt geſellig zur Tränke und liebt das Baden, bei welchem er ſich ſehr naſs macht, im wilden Zuſtande ebenſo ſehr als im zahmen. Der Fang unſerer Vögel iſt ſehr leicht; namentlich die Jungen gehen faſt in jede Falle, ſobald nur ein Lockvogel ihrer Art daneben ſteht. In baumreichen Gegenden, wo Waſſer in der Nähe iſt, wird der Fang betrieben und iſt in den frühen Morgenſtunden am er⸗ gibigſten: wir haben binnen wenigen Stunden ſechzehn bis zwanzig Stück eines nach dem anderen fangen ſehen, auch mitunter deren ein bis anderthalb Dutzend auf eimal beſeſſen. Der Preis junger, bereits ausgeflogener Vögel pflegt in Santakruz etwa 21/2 Silbergroſchen unſeres Geldes für das Stück zu betragen; friſch gefangene Männchen werden mit ungefähr 10 Silbergroſchen bezahlt. Die friſch gefangenen ſind unruhige Vögel, welche längere Zeit brauchen, ehe ſie ihre angeborene Wildheit ablegen, und ſich, beſonders in engen Käfigen zu mehreren zuſammengeſperrt, das Gefieder leicht zerſtoßen. Sie ſchnäbeln ſich gern unter einander, und die jungen Männchen geben ſich binnen kurzem durch fortgeſetztes, lautes Zwitſchern zu erkennen. | Kaum gibt es einen weichlicheren Körnerfreſſer! Man verliert ihn meiſt an Krämpfen, | deren zweiter oder dritter Anfall mit dem Tode zu endigen pflegt. Wer fie über See mit ſich nehmen will, wird wohltun, ſich mit wenigſtens der doppelten Anzahl von denen, welche er wünſcht, zu verſorgen; denn trotz aller Vorſichtsmaßregeln kann man darauf rechnen, während der Seereiſe und unmittelbar nach derſelben die Hälfte der Vögel einzubüßen. Wir haben von elf glücklich hereingebrachten, bereits vermauſerten, vollkommen eingewohnten und zum Teil ſchon ſchlagenden Kanarienvögeln im Laufe des erſten Winters noch mehrere ganz unerwartet an Krämpfen zu Grunde gehen ſehen. Das eine Weibchen, welches wir während der Heckzeit des Jahres 1857 in einem Fluggebauer mit wilden und gezähmten Männchen zuſammen umherfliegen ließen, hat ſich zu keiner Parung verſtanden; wohl aber gehen die wilden Hähnchen mit großer Leichtigkeit Verbindungen mit gezähmten Weibchen ein und werden äußerſt treue, liebevolle Gatten, welche nicht aufhören, die Dame ihres Herzens aufs zärt⸗ lichſte zu füttern, meiſt ſogar die Nacht auf dem Neſte derſelben ſitzend zubringen. Sie bieten jedem anderen Vogel, welcher ihnen zu nahe kommt, die Spitze; ja ein älteres Männchen, dem beim Kampfe mit einem Grünlinge von dieſem doppelt ſtärkeren Gegner der Beinknochen durchbiſſen worden war, hörte in dieſem beklagenswerten Zuſtande nicht auf, durch ſchmetternden Geſang ſeinem Widerſacher aufs neue den Handſchuh vor die Füße zu ſchleudern, und konnte nur durch raſche Entfernung aus dem Fluggebauer gerettet werden.“ Soviel aus Bolles Schilderung über den Stammvater unſeres zahmen Kanarien⸗ vogels, zu welchem wir nunmehr übergehen wollen. Ich habe im voraus zu bemerken, daß ich mich auch bei Beſchreibung des letzteren auf Andere ſtützen muß, weil ich ſelbſt niemals Kanarienvögel gezüchtet habe und in die Geheimniſſe der Raſſenkunde durchaus nicht ein⸗ geweiht bin. Doch liegen über den Vogel von ſo tüchtigen Züchtern M itteilungen Vor, r Girlitze (Kanarienvogel). 319 und ſind mir außerdem ſo wertvolle Beiträge zugegangen, daß ich wohl hoffen darf, auch über ihn ein ziemlich richtiges Bild geben zu können. Was zuerſt die Raſſen anlangt, ſo unterſcheidet man deren hauptſächlich zwei, die deutſche, Harzer oder Andreasberger, welche dem wilden Vogel in der Geſtalt noch ähnelt, jedoch durch bedeutendere Größe und meiſt auch durch die Färbung ſich unterſcheidet, und die Holländer, Brüſſeler, Brabanter oder Pariſer, welche ſich durch ſehr bedeutende Größe, auffallend hohe Beine, Schlankheit des Leibes, hochgewölbten Rücken und verkrauſte Bruſtfedern kenn⸗ zeichnet. Die erſtere zerfällt in die Hoch- oder Goldgelben, die Gelblich- oder Rötlich⸗ braunen, die Strohgelben, die Weißen, die Graugrünen, die Gezeichneten und Geſcheckten, die Plattköpfigen und Gehaubten, Gekrönten, Holligen, die Iſabell-, Schwarz-, Grün⸗ flügel und plattköpfigen Halbſchwalben, Schwarzgrünen und Graugehaubten, Schwarz- und Grünplatten, Gold⸗, Blaſs⸗, Iſabellſchecken, Einflügel, Getigerten u. a. m. Am beliebteſten = find die Hoch- oder Goldgelben, bei denen es für Liebhaber darauf ankommt, daß die Farbe ſſich möglichſt dem Orange nähert und ſich gleichmäßig über alle Teile des Leibes verbreitet; bei den Gelblichbraunen oder Iſabellen herſcht oben die betreffende Färbung vor, während ſie unten goldgelb ausſehen müſſen; bei den Strohgelben iſt die Färbung eine durchaus pblaſſe, bei den Weißen eine hellgelbliche oder gelblichweiße; unter Schwalben verſteht man Diejenigen Vögel, bei denen nur beſtimmte Teile, insbeſondere Oberkopf und Flügel eine dunklere Färbung haben als der übrige Leib: bei den Schwarzſchwalben alſo ſind Oberkopf und Flügel ſchwärzlichgrün, der übrige Leib gelb, bei den Geſcheckten dagegen, ihrer Be— zeichnung entſprechend, die Färbungsverhältniſſe nicht regelmäßig. Der Holländer oder Brüſſeler Kanarienvogel wird faſt nur als goldgelber Vogel gezüchtet, weil es bei ihm durch⸗ aus nicht auf die Färbung, ſondern einzig und allein auf die eigentümliche, man darf wohl ſagen verzerrte Geſtalt und die Federwucherungen an der Bruſt und auf dem Rücken oder DObberflügel ankommt. Ich habe in Frankfurt a. M. eine berühmte Züchterei dieſer Vögel geſehen, in welcher ſich prachtvolle, in meinen Augen abſcheuliche Stücke befanden; ihre ver- längerten und aufgekrempelten Bruſtfedern bildeten von der Gurgel bis zur Bauchmitte eine Krauſe, und nicht allein dieſe Teile, ſondern auch die Schultergegend und die Schenkel waren mit ſolchen verlängerten Federn bedeckt. Die Holländer zerfallen wiederum in mehrere Unterraſſen. Obenan ſtellt man die größten, Pariſer oder Trompeter, ſo genannt wegen ihrer gekrauſten Schulter⸗ und Bruſtfedern; auf ſie folgen die eigentlichen Holländer oder Brabanter: etwas kleiner als jene, mit unvollkommener Bruſtkrauſe (Chapeau) und ohne Scheitel; den Beſchluß machen die Brüſſeler: in der Größe zwiſchen beiden ſtehend, ſehr ſchlank, rein goldgelb, mit wenig Bruſtkrauſe und faſt glattem Kopf- und Schulter⸗ gefieder. Ueber die Rangordnung iſt man übrigens keineswegs einig, die Liebhaberei des Einzelnen vielmehr maßgebend. Nach Verſicherung aller Liebhaber erhalten die Holländer auch bei der ſorgfältigſten Lehre niemals den vollkommenen und reinen Schlag der Harzer Vögel und werden aus dem Grunde unzweifelhaft ebenſo beſtimmt vergehen, wie Mopſe und andere häßliche Kunſterzeugniſſe der Züchtung vergangen ſind. Für den Naturforſcher haben ſie inſofern eine gewiſſe Bedeutung, als ſie ſchlagend beweiſen, bis zu welchem Grade ein Tier in kurzer Friſt durch die Züchtung verändert werden kann. welcher ſie betreiben will, muß ſich auf eigene Füße ſtellen und durch eigene Verſuche nach und nach ausbilden. Dem ungeachtet laſſen ſich im allgemeinen Regeln aufſtellen, wenig⸗ ſtens Schilderungen der am meiſten üblichen Behandlung geben. Ueber das am Harze ge- bräuchliche Verfahren hat mir Reiche folgende Mitteilungen gemacht. „Je nachdem man heizbare oder kalte Räume zur Verfügung hat, beginnt man am Harz vom Februar an bis zum April mit der Zucht. Man bildet nur fliegende Hecken in dazu eingerichteten Zimmern Die Kanarienvogelzucht läßt ſich nicht lehren, wohl aber lernen. Jeder Liebhaber, 320 GSimpel. oder Fluggebauern und züchtet bloß ausnahmsweiſe im Käfige. Je nach der Größe des Raumes ſetzt man drei bis ſechs Männchen mit ungefähr dreimal ſoviel Weibchen zuſmammn. Für eine Menge von Springſtöcken, von denen einzelne hoch, die anderen niedrig angebracht MS find, und eine Anzahl kleiner Niſtkäſtchen und Körbchen, welche die Anzahl der Weibchen 5 mindeſtens um das Doppelte überſteigen, hat man Sorge getragen und letztere an den Wänden * und in den Winkeln in verſchiedener Höhe angebracht. In der Mitte des Raumes ſteht A Tiſch, auf welchen Futter und Waſſer geſtellt werden. Auf den Boden legt man verſchiedene Bauſtoffe, feines Mos, Gras, Wundfäden (Charpie), Hirſch⸗ oder Kuhhare, Federn ꝛc. zum Bauen der Neſter, überläßt es ſo den Vögeln ſelbſt, ſich häuslich einzurichten, gibt ihnen täglich Be friſches, geſundes und reines Futter und ftört fie jo wenig wie möglich. Als Hauptfutter wird Sommerrübſen verabreicht, ausnahmsweiſe und zuweilen nur ein wenig Glanz, wenn erſt junge Vögel vorhanden ſind, aber täglich zwei- bis viermal friſches hartgeſottenes aa. dann geriebenes Ei, welches man mit der gleichen Menge angefeuchteten geftoßenen Zwie⸗ backs oder alter Semmel vermiſcht hat. Man rechnet auf zwanzig Vögel ein Ei täglich. Außerdem reicht man Grünzeug verſchiedener Art, das was man gerade haben kann, a A gißt auch nicht Kreide und Salz hinzuzufügen. In der Regel entſtehen in den erſten Tagen des Zuſammenſeins, während das Paten | vor fich geht, unter den Vögeln ſehr heftige Kämpfe, wobei nicht felten das eine oder andere Männchen zu Grunde geht. Dagegen läßt ſich bei einer größeren Anzahl von Männchen wenig oder nichts tun. Iſt die Parung vorüber, und hat ſich jedes Männchen ſeine Weiber errungen, ſo kehren Friede und Eintracht zurück, und es beginnt nun ein rühriges und anziehendes Familienleben. Die Weibchen wählen ſich nach Belieben ihre Plätze zum Niſten, arbeiten fleißig am Bauen ihrer Neſter, wobei auch das Männchen nach Kräften mit hilft, ER ohne jedoch zu verabſäumen, feinem Weibchen aus voller Kehle vorzuſchmettern. N An fortwährender Aufſicht darf es bei einer Hecke nicht fehlen. Man bezeichnet die 5 Neſter, merkt den Tag auf, wann das erſte Ei gelegt, ſowie den, an welchem das Gelege vollzählig wurde, um zu wiſſen, wann die zwölf Tage der Bebrütung vorüber find und die Jungen auskommen müſſen, unterſucht auch täglich die Neſter, um etwa nicht ausgekommene Eier oder verendete Junge daraus zu entfernen, paßt ſcharf auf, ob nicht etwa ein unver⸗ beſſerlicher Krakehler oder ſonſtiger Taugenichts ſich in der Hecke befindet ꝛc. Es gibt nemlich Hähne, welche ſich nicht paren wollen und nur Unheil anrichten, indem fie andere Neſter zerſtören, die brütenden Weibchen ärgern, ja ſogar Eier vernichten und Junge töten. A | Störenfriede müſſen entfernt werden. | Nachdem die erſte Brut die Neſter verlaſſen hat und von den Eltern nicht mehr ge⸗ füttert wird, fängt man ſie aus und bringt ſie in einen anderen Raum, damit die folgende Brut nicht durch ſie geſtört werde. Mit der 0 verfährt man Be, und mit der iR dritten wird die Hecke geſchloſſen. EN Von großer Wichtigkeit ift es, möglichſt gute Schläger in die Hecke zu Kate 1 „wie die Alten ſungen, ſo zwitſchern auch die Jungen“, und die Güte des Geſanges beſtimmt den Wert des Vogels.“ Ich will dieſen Angaben Reiches noch einige andere Beyers folgen laſſen, weil ſie für den angehenden Züchter treffliche Winke enthalten und Reiches Mitteilungen dem⸗ gemäß vervollſtändigen. „Wer eine gute Kanarienvogelzucht hegen will“, beginnt mein türinger Landsmann mit vollſtem Rechte, „darf nie mit Vater und Tochter oder Bruder und Schweſter züchten, ſondern muß vor allen Dingen eifrig beſtrebt ſein, ſich ausgezeichnete Schläger von der einen Seite, vorzügliche Weibchen von der anderen Seite her zu verſchaffen. Jedem Liebhaber rate ich, eine fliegende Hecke anzulegen; ſie macht weniger Umſtände und Verdruß als die Zucht im Bauer. Seit vielen Jahren habe ich die Zucht in großartigem b . 1 n Girlitze (Kanarienvogel). 321 | Maßſtabe gen und viele Freude, aber auch manchen Kummer gehabt, die verſchiedenſten Verſuche angeſtellt und im Heckbauer ſowie in der Heckſtube gezüchtet. Alles, was ich ſagen werde, beruht alſo nur auf eigenen Beobachtungen und Erfahrungen. In erſten Jahre, gegen Ende Aprils, hatte ich drei Hähne und neun Weibchen in die 4 Heckſtube geſetzt. Schon nach acht Tagen hatte die Hälfte von ihnen Eier, und im Hoch⸗ g ſommer waren achtzig Junge vorhanden. In einer fliegenden Hecke muß man ſtets auf i einen Hahn drei Weibchen rechnen, nicht mehr und nicht weniger; vergrößert man die An⸗ zahl der Weibchen, ſo hat man zwar immer Eier, erzielt aber wenig Junge; denn mehr als drei Hennen kann ein Hahn nicht verſorgen. Beim Zuſammenkommen müſſen die Vögel ſogleich ſich paren; geſchiht dies nicht, jo kann man nichts erzielen. Der Erfolg des erſten Jahres gefiel mir, und ich ſetzte deshalb im zweiten Jahre neun Hähne und zweiund⸗ zwanzig Weibchen zuſammen. Das Ergebnis war aber ein anderes, als ich erwartet hatte: meine Vogelſtube war zu klein für die Menge, und ſo züchtete ich kaum die Hälfte der Jungen, welche ich im vorigen Jahre erzielt hatte. Ich wurde alſo durch Schaden ſo klug, um nunmehr zu wiſſen, daß die Räume der Anzahl der Vögel entſprechen müſſen. In eengen Räumen jagen ſich die Hähne aus Eiferſucht ununterbrochen, beißen ſich und ver- geſſen darüber ihre Weibchen; in weiteren Räumen finden ſie einen größeren Spielraum für ſich, und die Beißerei nimmt weniger überhand. Hierbei muß ich gleich noch eins be- merken: niemals darf man nur zwei Hähne und ſechs Weibchen zuſammenbringen; denn unter zweien will einer Herr ſein, und die Beißerei hört nicht eher auf, bis einer tot iſt. Setzt man dagegen drei oder fünf Hähne in einen Raum, ſo bleibt, wenn ſich ihrer zwei be— kämpfen, immer einer übrig, um durch ſein Eingreifen den Streit zu ſchlichten (S. 79). Auch dieſe Erfahrung habe ich erſt gemacht, nachdem ich den Schaden erlitten. Die Heckſtube muß hinreichend Licht und womöglich Morgenſonne haben, ebenſo einen oder zwei Bäume mit vielen Aeften. Das Futter darf man nicht auf die Erde ſetzen, muß es vielmehr auf Tiſche ſtellen, weil ſonſt Mäuſe davon zehren. Da ſolcher Beſuch großen Schaden anrichten kann, rate ich Jedem, von vornherein keine Einrichtung zu vernachläſſigen, welche die läſtigen Nager abhalten kann, und wenn ſie ſich wirklich eingeniſtet haben, alles aufzubieten, um fie baldmöglichſt ee los zu werden. Als Neſthalter habe ich fait nur Harzer Bauer, zu Neſtern Blumentöpfe verwendet, welche ich mittels Drat an der Stelle des herausgenommenen Bodens im Bauer befeſtigte. Bindfaden darf man hierzu nicht wählen, weil derſelbe nicht ſelten von den bauenden Vögeln zerbiſſen wird. Die vordere Seite des Neſtbauerchens bleibt zur Hälfte geſchloſſen, damit die halbflüggen Jungen beim Unterſuchen der Neſter nicht herausfallen oder zu frühzeitig herausfliegen und zu Tode kommen; denn wenn man ſie, nachdem fie herausgeflattert find, auch wieder in das Neſt urllaßetngt jo bleiben fie doch nur ſelten in demſelben fiten, fliegen wieder heraus und gehen vegel- mäßig zu Grunde. Zu Stroh⸗ und Pappneſtern rgte ich nicht, weil ſich in ihnen allzuleicht der Miſt anſammelt, und man ſich dadurch Ungeziefer aller Art auf den Hals zieht. Die kleinen Blumentöpfe, welche ich verwende, laſſen ſich nach jeder Brut bequem und voll— ſtändig reinigen und ebenſo leicht mit dem Unterbau zum Neſte verſehen. Den Boden be— decke ich mit Lumpen; eine zweite Lage bilde ich aus Rehharen; außerdem biete ich den Vögeln Schweinsborſten und Federn zum weiteren Ausbau. Wundfäden verwende ich nie, weil ſich dieſelben leicht anhängen, verwirren und den Jungen die Füße ausdrehen oder brechen können. An Federn laſſe ich es jetzt nicht mehr fehlen, nachdem ich die Erfahrung gemacht habe, daß beim zweiten oder dritten Ausbau des Neſtes die Alten ihren eben aus⸗ geflogenen Jungen die Schwänze ausbiſſen, um mit den ſo gewonnenen Federn zu bauen. Dieſe Greueltaten endeten ſofort, nachdem ich einige Hände voll Federn in das Zimmer eworfen hatte. . Brehm, gefangene Vögel. I. 21 a ee 322 Gimpel Während der Brutzeit füttere ich meine Vögel mit viererlei Nahrungsſtoffen: mit Rüb⸗ 110 | ſamen, mit Glanz, mit Semmel und mit Ei. Die Fütterung muß täglich zweimal geſchehen; IR wer das nicht tun will, braucht mit der Vogelzucht gar nicht anzufangen. Für Semmel und Ei wähle ich ſtets Porzellanteller, um das Säuern möglichſt zu vermeiden; bei den übrigen 1 Futterſtoffen iſt dies nicht ſo nötig. Anfänglich ſchälte ich die gekochten er und drückte die aufgeweichte Semmel tüchtig aus, hackte beides fein und miſchte es unter einander. Dazu brauchte ich viel Zeit und viel Ger Jetzt mache ich es anders und ſpare nach beiden Richtungen hin, weil die Vögel bei meinem jetzigen Verfahren nichts verwerfen können. Ich ſchneide das gekochte Ei mit der Schale einfach in zwei Hälften und lege es ſo den Vögeln OR vor. Die Eierſchale wird ihres kalkigen Inhalts halber begierig gefreſſen und das Ei fo eifrig von allen Seiten benagt, daß bald nichts mehr übrig bleibt. Die Semmel weiche ich ein, drücke ſie tüchtig aus und lege ſie dann ganz ſo wie ſie iſt auf den Teller; denn auch ſie wird bis auf die letzte Krume von den Vögeln zerkleinert und verbraucht. Die ausgeflogenen Jungen darf man noch nicht ſogleich wegfangen, weil ſonſt viele | ſterben; man läßt fie lieber fliegen, bis die nächſte Hecke beinahe wieder flügge wird. Nunmehr fängt man ſie, füttert ſie aber noch eine Zeit lang mit eingeweichter Semmel und eingequelltem Rübſamen. Grünfutter darf man nicht zu allen Zeiten füttern, weil es > | unter Umſtänden den jungen Vögeln den Tod bringen kann; bei kalten und regneriſchen Tagen muß man es meiden; denn es befördert zu ſehr eine ſtarke Auslerung, und wenn dann Erkältung dazutritt, verliert man ſeine Vögel. Dagegen füttere ich es an heißen Tagen ohne alles Bedenken. Vor Erkältung muß man ſeine Pfleglinge überhaupt ängſtlich in Acht nehmen, und deshalb iſt es ratſam, vor dem Fenſter ein Dratgitter anzubringen, damit man nach Belieben friſche Luft zulaſſen und die Heckſtube gegen kühle Luft ſchützen kann. Sobald ſich die Hähne am Geſange erkennen laſſen, trennt man ſie von den übrigen und bringt ſie nun bei guten Vorſchlägern unter. Eine Hauptſache bei der Kanarienvogelzucht iſt, nicht zu zeitig anzufangen, und die Hähne nicht zu lange in der Hecke zu laſſen. 1 Ich habe die Erfahrungen Beyers in ihrem Wortlaute gegeben, weil ich ihnen, #0 weit ich von anderer Vogelzucht folgern darf, nur beipflichten kann. Sie enthalten in der Tat kurz zuſammengedrängt die wichtigſten Grundregeln, welche bei der Kanarienvogelzucht 5 | befolgt werden müſſen. Damit iſt nicht gejagt, daß der angehende Züchter alle vorſtehend gegebenen Weiſungen ſklaviſch befolgen ſoll; jeder Einzelne wird im Gegenteile wohltun, wenn 3 “ er auf ſelbſtgewonnener Grundlage weiterbaut. So find viele tüchtige Liebhaber der Sur narienzucht in einer fliegenden Hecke entſchieden abhold, ſetzen ihre Heckvögel nur in for nannte Einwurfkäfige, entweder ein Par in einen einfachen oder ein Männchen und zwei Weibchen in einen doppelten, d. h. einen ſolchen, welcher durch eine verſchiebbare Trennungs⸗ wand beliebig in zwei Hälften geteilt oder zu einem Raume hergeſtellt werden kann, und behaupten, daß ſie im Einwurfkäfige ihre Vögel leichter beauffichtigen, faule Eier bequemer ausſcheiden, überhaupt mit weniger Mühe und größerer Sicherheit im voraus beabſichtigte Zuchtergebniſſe erzielen können. Andere ändern das Atzfutter für die Jungen mehr oder weniger ab, miſchen eingeweichten und wieder ausgedrückten Semmelgries mit hartgekochtem und geriebenem Eidotter, Ameiſenpuppen, Möhren; Andere reichen Nachtigallenfutter ꝛc. Es handelt ſich bei allen derartigen Vornahmen weſentlich um die Eigenart des Züchters ſelbſt, um ſeine größere oder geringere Begabung, den Vögeln Wünſche abzumerken und das einmal als richtig Erkannte in verſtändiger Weiſe weiterzuführen und mehr und mehr zu vervoll⸗ kommnen. Daß man in der fliegenden Hecke vortreffliche Ergebniſſe erzielen kann, beweiſt | die Harzer Zucht zur Genüge; daß Einwurfkäfige für die Holländervögel, wegen deren Weichlichkeit und aller ihnen anhängender Schwächen, ihre Vorzüge haben mögen, will ich Girlitze (Kanarienvogel). h 323 5 ie in Abrede bellen. So viel iſt unbeſtreitbar: die Zucht gelingt dem Geübten in der fliegenden Hecke nicht minder gut als in dem Einwurfkäfige und in dieſem oft ebenſo gut wie in der Heckſtube. Der Raum iſt Neben-, gute Beaufſichtigung Hauptſache, auf letztere alſo ſtets das größte Gewicht zu legen. Meiner Anſicht nach handelt es ſich für Züchter weniger darum, beſonders ſchönfarbige Vögel zu erziehen, ſondern darum, gute Schläger zu erzielen und ihren natürlichen Geſang el viel als möglich zu veredeln. Nach dem allgemein giltigen Geſchmacke der Liebhaber ſoll der veredelte Geſang nur aus wohlklingenden Tönen beſtehen. Die beliebteſten ſind die Glocken⸗ und Flötentöne, die Hohl⸗, Pfeif⸗, Lach⸗, Knarr- und Bogenrollen oder Triller. ö 35 wechſelreicher dieſe verſchiedenen Laute or gen werden, je angenehmer die Uebergänge ſind, mit welchen der Schläger fie verbindet, je richtiger er an- und abſetzt, um jo höher ſteht er im Werte. Wer noch keinen wirklich vorzüglichen Schläger gehört hat, macht ſich ſchwerlich eine Vorſtellung von dem, was ein ſolcher Vogel leiſtet: ich habe den Kanarien⸗ vogel in ſeiner Vollendung auch erſt durch Freund Reiche's Vermittlung erhalten und würdigen gelernt. Der oft wirklich ſtaunenerregende Geſang eines ausgezeichneten N Kanarienvogels iſt nur durch die . Mühe und Sorgfalt der Züchter zu erzielen und zu erhalten. | 5 Nun kommt es Einzelnen aber auch darauf an, beim Züchten ſchöne Farben zu erzielen, und hierbei ſind ebenfalls gewiſſe Regeln zu beobachten. „Das Männchen“, ſagt Friderich, „muß ſtets die Zeichnung und Färbung beſtimmen, wogegen das Weibchen nur einfarbig zu ſein braucht. Um z. B. grüngehaubte Vögel zu erzielen, nimmt man einen ſolchen Hahn, braucht aber nur eine mittelgelbe, glattköpfige Henne zu wählen. Je reiner die Vögel „durch— gezogen“, d. h. aus je mehr Bruten ſie ſtets rein hervorgegangen ſind, deſto reiner fällt die Zucht mit denſelben aus. Ein gelbes Pärchen, gleichviel von welcher Abſtammung, ob von grünen und grauen, zieht Junge: darunter iſt ein gelbes Männchen; dieſes zieht im folgenden in one, im Einzelkäfige mit einem gelben Weibchen wieder Junge auf, unter denen ich ebenfalls ein gelber Sohn befindet. Dieſer letzte gelbe Vogel nun wird, mit einem gelben Weibchen zuſammengepart, welches ebenfalls durch zwei vollſtändige Bruten rein erzogen iſt, kaum jemals andere als rein gelbe Jungen erziehen. Hat man auf dieſe Weiſe drei bis vier Pare geſammelt und ſetzt man ſie in einen Zimmerflug, ſo darf man nicht befürchten, jemals andere Vögel zu bekommen; die Stammhalter müſſen aber ſtets in Einzelkäfigen auferzogen werden, damit man ſeiner . gewiß iſt. Dasſelbe gilt für die einfarbigen, grüngrauen, weißen, ſtrohgelben, hochgelben und iſabellfarbigen, nicht aber auch für die gezeichneten. Dieſe ſind weit mehr dem Zufalle unterworfen, und man darf froh ſein, wenn man unter vier oder fünf Bruten einen einzigen ſeltenen „Ausſtich“, d. i. ſehr ſchön gezeichneten Vogel bekommt. Auch hier iſt es vom größten Einfluß, daß zwei rein durchgezogene Vögel zuſammengebracht werden, z. B. ein ſchöner, gehaubter, grüner Hahn mit einer ſtrohgelben Henne. Die meiſten der von ihnen erzielten Jungen werden den Eltern gleich, nämlich grün oder gelb ſein; kommt aber einmal eine Farbenvermiſchung vor, jo gibt es auch ge wöhnlich einen Ausſtich. Solche Ausſtichvögel benutzt man zur Fortpflanzung ſeltener Zeich- tungen, Grüne und iſabellfarbige vermiſchen ſich nicht, d. h. dieſe beiden Farben kommen zugleich bei einem Vogel vor, jene ſind aber zuſammengepart dennoch gut zur Zucht; denn jede Farbe kommt in ihrer Art bei dem Jungen ſchön zum Vorſchein. Was die . Haube anlangt, ſo ſoll dieſe federreich und gleichmäßig aufgerichtet, im Genick aber keine kahle Stelle ſichtbar ſein. Bei manchen Vögeln iſt der halbe Kopf ſamt dem Genicke kahl. Dieſe muß man aus dem Einwurfe entfernen, weil ſich die Misbildung leicht auf die Jungen überträgt. Bei der Zuſammenparung hat man darauf zu achten, daß nicht zwei Gehaubte duſammenkommen; a eben davon ſtammen die Glatzköpfe her. Iſt alſo das Männchen f 1 0 SC EP Eee RISE- 8 — — ————— 324 Gimpel. gehaubt, ſo ſoll das Weibchen keine Haube haben und umgekehrt. Doch habe ich anne. weiſe öfter ſchon zwei Gehaubte gepart und dennoch ſchöne Vögel erzogen.“ Manche Züchter haben die abſonderliche Liebhaberei, mit verſchiedenen Körnerfreſſern | und Kanarienvögeln Blendlinge zu erzielen. Am häufigſten verwendet man hierzu den Stieg- litz, außerdem aber auch Zeiſig, Leinzeiſig, Hänfling, Girlitz, Goldgimpel, Grünling, Gimpel, Citronenfinken und verſchiedene ausländiſche, ſpäter zu erwähnende Finkenarten; ja man hat ſich ſogar bis zu dem Feld- und Hausſperling, Berghänfling, Edelfinken und Gold⸗ ammer verirrt. Ich meinesteils bin kein Freund ſolcher Verſuche und noch weniger folder Blendlinge; mit dem Geſchmacke iſt jedoch nicht zu rechten, und deshalb will ich auch hierüber einen erfahrenen Züchter ſprechen laſſen. „Anfangs Februar“, beſchreibt von Hühne⸗ feld, „nehme ich alle Kanarienweibchen und Zuchtſtieglitzhähne aus dem Geſellſchafts⸗ | bauer, in welchem fie den Winter verbrachten, und ſtecke letztere zuſammen in einen kleineren Käfig. Hier laſſe ich ſie bei eben demſelben Futter bis zum erſten April vereinigt. Dann wird jeder Stieglitz in einen beſondern Turmbauer gebracht, und nun der einzelne ſo gehängt, daß er Sonne genießen und ſeine ihm zuerſt beſtimmte Gattin ſehen kann. Alle übrigen Weibchen müſſen ſo gehängt werden, daß ſie der Stieglitz nicht ſehen kann; ſonſt geſchiht es oft, daß dieſer ſich in irgend ein anderes Weibchen verliebt, und es fällt dann ſehr ſchwer, ihn mit dem ihm beſtimmten zu paren. Die Kanarienhähne, welche in der Hecke geweſen find, muß man in ein anderes Zimmer bringen oder doch jo hängen, daß die für die Ste litze beſtimmten Weibchen fie nicht ſehen können; ſonſt verlieben ſich dieſe in einen Kanarien⸗ hahn und wollen mit den Stieglitzen nichts zu ſchaffen haben. Die Weibchen werden früher hitzig als die Männchen; dies aber muß man dadurch zu vermeiden ſuchen, daß man die Zimmerwärme nicht höher als auf 13% ſteigert. Das Hitzigwerden kündigt ſich durch ſchnelles Flügelſchlagen an. b Steht gegen den 20. April der Apfelbaum in voller Blüte, ſo ſteckt man den Stieglitz | zum Weibchen, und wenn es nicht etwa gerade kaltes Wetter iſt, wird er dieſes jofort reihern. Ich laſſe ihn nun ruhig mit ſeinem Weibchen an einem Platze hängen, gebe zwei Neſter in den Bauer und werfe Bauſtoffe hinein, mit denen beide anfangs ſpielen, ſpäter bauen. An Bauſtoffen darf man es ihnen nicht fehlen laſſen, muß ſogar oft dem Neſte zu Hilfe kommen und es ordnen und feſtdrücken. Vier, ſechs bis ſieben Tage nach der erſten Begattung legt das Weibchen das erſte Ei; dieſes nimmt man aus dem Neſte heraus, legt es in ein offenes Schächtelchen mit weicher Kleie und ſtellt es an einen kühlen Ort. In das Neſt dagegen bringt man ein aus Lindenholz gedrehtes Vogelei von derſelben Größe oder ein altes, ganz ausgetrocknetes Eichen vom vorigen Jahre. Wenn am anderen Morgen ein Ei gelegt iſt, verfährt man ebenſo und legt vielleicht noch ein hölzernes Eichen in das Neſt. Hat das Weibchen das vierte Ei gelegt, fo nimmt man zuerſt das Neſt mit dem ſelben heraus, fängt dann den Stieglitz und bringt nun die übrigen Eier in das Neſt, entfernt die Holzeierchen und überläßt das Ganze jetzt dem Weibchen. Den Stieglitz hängt man nunmehr entweder wieder auf ſeinen alten Platz, von dem aus er das brütende Weibchen ſehen kann, oder bringt ihn gleich zu einem zweiten Weibchen, den Bauer aber mit beiden an einen Ort, welchen das erſte Weibchen nicht ſehen kann, weil es ſich, wenn jener das zweite Weibchen reihert, oft darüber ärgert, von den Eiern herunterfliegt und ſie heraus⸗ reißt, überhaupt ſehr geſtört wird, wenn es ſeinen leichtſinnigen Gatten beobachtet. 0 Nachdem das Weibchen ſieben Tage lang auf dem Neſte gebrütet hat, gibt man Achtung, bis es zum Freſſen heruntergeflogen iſt. Dann nimmt man das Neſt gegen Mittag ſchnell heraus, faßt vorſichtig ein Ei nach dem anderen mit den Fingern und hält es gegen die Sonne, um zu ſehen, ob es befruchtet iſt oder nicht. Erſteres erkennt man daran, daß es dunkel ausſiht, während dies bei den unbefruchteten nicht der Fall iſt. Letztere nimmt man Girlitze (Kanarienvogel). 325 heraus und läßt den Vogel nur auf den guten, vollen, dunklen Eiern brüten. Dieſe Uulnterſuchung der Eier muß ſicher und ſchnell mit feſter Hand geſchehen, damit fie nicht kühl werden und beim Hineinlegen nicht an einander anſtoßen. Sind die Eier alle ſchlecht, ſo entfernt man das Weibchen aus dem Brutbauer, ſteckt es in einen anderen und hängt es mindeſtens acht Tage lang zum Ausruhen und zur Erholung in die Sonne vor das Fenſter. Während der Parzeit reicht man außer dem gewöhnlichen Futter auch hart geſottene Eier und immer etwas Grünzeug, während der Brutzeit nur Körner; gegen den drei— zehnten Tag der Brütung hin aber ſetzt man fein gehacktes Eidotter in den Bauer und fügt dieſem außerdem ganz junges Kreuzkraut oder anderes weiches Grünzeug zu. Während der erſten drei Tage nach dem Ausſchlüpfen der Jungen reicht man jeden Tag ein Vlriertel von einem Eidotter; am vierten Tage fügt man auch ein Viertel des Eiweißes hinzu, weicht ein Scheibchen Semmel, welches man ſchon vierzehn Tage in der Sonne oder auf dem Ofen getrocknet hat, Abends vorher in friſchem Waſſer auf, läßt es die Nacht hindurch darin liegen, drückt es am Morgen früh tüchtig aus, nimmt das Innere davon unnd miſcht es unter das feingehackte Ei. Fortan reicht man auch etwas entſchälten Hafer und ganz jungen Salat, vom achten Tage an gequellten Sommerrübſamen für das alte Weibchen. Beim Aufquellen desſelben verfährt man am zweckmäßigſten ſo, daß man abends ſo viel friſches Waſſer auf die Körner gießt, als man braucht, um ſie zu decken, ſie die Nacht hindurch ſtehen läßt, am andern Morgen in der Frühe das Waſſer abgießt, den Rübſen auf einen großen Bogen Pappe breitet und ihn an der Luft wieder trocknen läßt. Neben dieſem Weichfutter reicht man auch etwas Kanarienſamen und gequetſchten Hanf zur Nahrung für das alte Weibchen, ebenſo Kreuzkraut, jungen Salat, Hühnerſcharre, Kreide und Salz, endlich auch täglich zweimal friſches Waſſer. Dabei hat man auf die Eigentümlichkeiten der Weibchen Rückſicht zu nehmen; denn während des Brütens frißt eines bloß Kanarienſamen, ein anderes bloß Hanf, ein drittes beides ꝛc. Ameiſenpuppen flüüttere ich ſelten und wenig; freſſen die jungen Vögel erſt ſelbſt allein, dann gebe ich gar * keine mehr: denn viele überfreſſen ſich daran und ſterben. Auch Hanf reiche ich ihnen in den vier erſten Wochen nur in geringer Menge: ſie müſſen ſich mit gequelltem Rübſamen halten, denn dieſer und Kreuzkraut ſind ihnen am geſündeſten.“ 0 Friſche Luft und Sonne iſt Lebensbedingung für die jungen Vögel, namentlich nachdem man fie von der Mutter getrennt hat, was am achtundzwanzigſten Tage nach ihrem Aus⸗ ſchlüpfen geſchehen kann. Ein gutes Merkmal dafür, daß die Trennung rechtzeitig geſchiht, geben die jungen Vögel ſelbſt, wenn ſie zu freſſen anfangen. Nach der Trennung darf man ſie mit den Eltern nicht in einem Zimmer halten, weil ſie ſonſt, wenn ſie die Alten locken hören, oft nicht freſſen wollen, vielmehr den Weibchen antworten, ſchreien und wohl gar ſich zu Tode hungern. „Ich gebe“, fährt Hühnefeld fort, „den jungen Vögeln gewöhnlich och acht Tage lang Eidotter und Semmel, ſpäter bloß noch Semmel nebenbei und endlich nur das gewöhnliche Körnerfutter nebſt Grünzeug nach Belieben. Hat jede Brut vierzehn Tage allein gefreſſen, ſo ſtecke ich ſie mit den alten Bruten zuſammen in einen größeren Bauer. Kreide und Salz darf nie fehlen, friſcher Flußſand wird zweimal wöchentlich und | friſches Waſſer zum Trinken und Baden zweimal täglich gereicht. Den Stieglitz habe ich in der Regel gleich nach der Trennung von feinem erſten Weibchen zu einem zweiten geſteckt, ihm ſo hinter einander drei Weibchen gegeben und dann ieder von vorn angefangen, und ſo von jedem Weibchen drei Bruten gezogen. Die Vögel der erſten Brut ſind meiſt Hähne von ſchönen Farben, die der zweiten weniger Hähne mit minder ſchönen Farben, und die der dritten Brut meiſt Weibchen mit ſchlechterer, dunklerer nd ſelbſt ſchwarzer Färbung. Hat man zwei Stieglitzhähne zur Hecke in einem Zimmer, o müſſen ſie ſo gehangen werden, daß jeder nur ſeine ihm beſtimmten Weibchen ſehen kann. 396 Gimpel. Beſſer aber iſt es, ſie in verſchiedene Zimmer zu bringen; denn ein Weibchen, welches ſich in einen anderen, ihm nicht beſtimmten Hahn verliebt oder mit einem anderen eine Brut gezogen hat, iſt ſehr ſchwer mit einem ihm nicht vermählten Stieglitz zum Paren zu bringen. Um einen guten Stieglitz zur Hecke zu bekommen, muß man im Frühjahre nach der erſten Brut im Freien drei bis vier junge Vögel fangen, ſie mit Kanarienvögeln zuſammen in einem Bauer wohnen laſſen, erſt vom Anfang April an jeden einzelnen in einen beſondern Bauer ſtecken und ein Weibchen zwiſchen ſie hängen. Diejenigen Hähne, welche ſich ſchnell und bald zum Schnäbeln und Reihern bereit zeigen, nimmt man nun in die Hecke. Die Kanarienweibchen ſind am beſten, wenn ſie das zweite Lebensjahr erreicht | haben: fie müſſen rein tiefgelbe und durchgezogene Vögel fein. Ein Weibchen, welches vielleicht am Kopfe oder Halſe einige graue oder dunkele Federn hat, kann noch zur Zucht genommen werden; finden ſich aber dunkle Stellen an einem andern Teile des Körpers N fo taugt es nichts, weil die Jungen dann grau und gewöhnlich ausfallen. ji Während der Heckzeit darf man die Vögel nicht durch vieles und längeres Beobachten ſtören oder ärgern. Ich habe gefunden, daß Weibchen ſofort ſtill ſitzen bleiben und nicht füttern, ſo lange man ſie anſiht. Arbeitet man im Zimmer, ſo daß man ihnen den Rücken zugekehrt hat, dann reihern, füttern und tun ſie alles unbehelligt; ſowie man aber den Kopf wendet und ſie anſiht, hören ſie auf ihre Geſchäfte zu verrichten oder ſetzen ſich aus Angſt und Furcht tief ins Neſt und erdrücken dann leicht ihre Jungen. Bei ängſtlichen Weibchen muß man die Zeit abpaſſen, bis fie vom Neſte herabgeflogen find, um zu freſſen oder zu trinken, und ihnen dann ihr Futter in den Käfig ſetzen, damit ſie beim Heraus⸗ fliegen aus dem Neſte weder die Jungen herausreißen noch ſich zu feſt darauf ſetzen und ſie erdrücken. Es iſt auch gut, wenn man vor fünf Uhr in der Frühe und ebenſo die beiden letzten Stunden vor dem Dunkelwerden das Zimmer nicht betritt, weil die Vögel 5 um dieſe Zeit gewöhnlich am ſtärkſten reihern. 1 Hat man ein gutes Weibchen, welches ordentlich baut, brütet und füttert, ſo verdient 1 dieſes den Vorzug vor anderen, auch wenn man ſehr farbenſchöne Junge von ihnen ziehen ſollte; denn viele Weibchen ſind beim Brüten und Füttern leichtſinnig, reißen das Neſt aus einander oder treiben andere unnütze Streiche. Erforderlichen Falls kann man ihnen die Eier wegnehmen und ſie einer gut brütenden Mutter unterlegen. Nach dem Eierlegen oder nach vollendeter Brut hänge ich das Weibchen vierzehn Tage vor das Fenſter in die Sonne, | damit es ſich erhole, und füttere ihm währenddem Weichfutter mit Ei. Nach Ablauf dieſer Zeit bringe ich es wieder zu ſeinem Gemahl. Einzelne Weibchen brüten ſofort wieder, nach⸗ dem ſie die erſten Jungen erzogen haben; dies aber ſtrengt ſie an und iſt aus dieſem Grunde nicht rätlich. Bemerkt man, daß ein Weibchen ſein eigenes Ei frißt, ſo kann man es ſogleich zum Fenſter hinauslaſſen, falls man nicht Zeit genug hat, genau aufzumerken, bis ein Ei gelegt iſt, um es dann ſofort wegzunehmen. Die Unart des Eierfreſſens ge⸗ wöhnt ſich nicht ab und ſteckt außerdem noch an. Den Stieglitz laſſe man nie bei den Jungen oder bei dem Weibchen, wenn es auf den Eiern ſitzt und brütet; denn er macht dummes Zeug, will entweder mit brüten oder die Eier, wenn das Weibchen vom Neſte fliegt, erſt zudecken und hackt fie dabei entzwei oder rupft die jungen Vögel 2c. Geduld und Beharrlichkeit empfehle ich Jedem, welcher ſich der Baſtardzucht unterziehen will. Der Lohn iſt freilich auch erklecklich; denn ſo herliche Vögel zu beſitzen iſt für Kenner und Liebhaber eine wahre Freude. Witterung, Wärme und Kälte, ſelbſt Gewitter haben freilich vielen Einfluß auf die Vögel und ihre Eier, andere Einflüſſe machen ſich ebenfalls geltend, und es gelingt keineswegs immer, das zu erzielen, was man beabſichtigt.“ Die vorſtehend gegebenen Regeln laſſen ſich für die Baſtardzucht im allgemeinen an⸗ wenden, gelten aber auch für die Zucht der Kanarienvögel ſelbſt. Ich bin weit entfernt, x . 1 Girlitze Kanarienvogel). 327 ſie für unfehlbare oder unabänderliche zu halten. So macht es z. B. keinen Unterſchied, ob man die Stieglitze und andere Hähne mit den Kanarienweibchen zuſammen überwintert oder die Geſchlechter während des Winters getrennt hält; ſo iſt es durchaus nicht immer geraten, die friſchgelegten Eier wegzunehmen und durch Holzeier zu erſetzen, dies im Gegenteil nicht ſelten von ſchädlichen Folgen wie jeder andere nicht unbedingt nötige Eingriff in den natürlichen Hergang des Brütens; ſo alſo iſt auch das Unterſuchen der Eier am ſiebenten Tage mehr Spielerei als eine notwendige Vornahme. Man hüte ſich vor allem Zuvieltun, weil es regelmäßig mehr Schaden als Nutzen bringt, und beſchränke ſich auf das unvermeidliche Eingreifen, gebrauche dann aber alle erdenkliche Vorſicht. So vermeide man es, um noch ein Beiſpiel anzuführen, unter allen Umſtänden, geparte Vögel mit Händen un zu fangen oder überhaupt zu berühren, teile vielmehr jeden Brutkäfig durch eine Scheide⸗ wand, bringe an dieſer eine Zugtüre an, locke erforderlichen Falls mittels einer Lieblings⸗ ſpeiſe durch fie den Hahn in die betreffende Abteilung und laſſe ihn von hier aus ebenſo wenig zwangsweiſe in einen anderen Käfig überſpringen. Wichtiger jedoch als alle Regeln ſind eigene Verſuche; denn nur durch ſolche erwirbt man ſich Kentnis und das Geſchick, welches zur Behandlung brütender Vögel und ihrer Jungen nun einmal unumgänglich iſt. Ganz beſondere Sorgfalt hat man bei reinen Kanarienvögeln immer 1 darauf zu verwenden, daß die Jungen nur gute Vorſchläger hören. Ein einziges Männchen in der Hecke, welches ſchlecht oder mangelhaft ſchlägt, kann die ganze Nachzucht verderben; denn leider nehmen auch die Vögel viel lieber das Schlechte an als das Gute. Unter hundert jungen Kanarienvogelhähnen, welche mit aller Sorgfalt behandelt und von den beſten Lehrmeiſtern ihrer Art unterrichtet werden, übertreffen nach Reiche durchſchnittlich nur zehn ihre Lehrer; zwanzig bilden ſich zu niet guten Schlägern aus wie dieſe, und & ſiebenzig bleiben mehr oder weniger Stümper. Dies find Angaben eines Mannes, durch deſſen Hände alljährlich gegen fünfzigtauſend Kanarienvögel gehen, und von deſſen Aufkäufern Sn mindeſtens die doppelte Anzahl junger Hähne verhört werden. Sie verdienen alſo die vollſte Beachtung des Züchters. 5 Kanarienvögel können ſehr zahm werden und laſſen ſich zu allerlei Kunſtſtückchen, wie auch zum Aus⸗ und Einfliegen abrichten. Um erſteres zu erreichen, hat man die bereits (S. 56 ff.) mitgeteilten Grundregeln zu befolgen. Je mehr man ſich mit einem Kanarienvogel beſchäftigt, um jo eher gewöhnt er ſich an den Pfleger, um fo raſcher und um fo voll- ſtändiger wird er zahm. Es iſt ſehr hübſch, einen ſolchen Vogel zu beſitzen, welcher ge- llegentlich in das Zimmer gelaſſen werden kann, auf den Ruf geflogen kommt, ſich auf den Finger ſetzt, ein Stückchen Zucker aus dem Munde nimmt ꝛc.; das Ende 1 von alledem pflegt regelmäßig der Verluſt des Lieblings zu ſein, und deshalb muß ich von derartigen 9 90 Zähmungsverſuchen nur abraten. Auch die ſogenannte Abrichtung darf man wohl der großen Zunft der Landſtreicher überlaſſen, um ſo mehr als es wahrhaftig nicht Jedermanns Sache iſt, ſich mit derartigen brotloſen Künſten zu befaſſen. Ueber die Gelehrigkeit der Kanarien⸗ vögel gewinnt man ein Urteil, auch wenn man ſie nicht abrichtet Kanonen abzufeuern, ſich tot zu ſtellen, einen Wagen zu ziehen und dergleichen. Eher noch laſſe ich es gelten, wenn man an paſſenden Orten die Kanarienvögel zum Aus⸗ und Einfliegen gewöhnt. Ein Lieb⸗ Haber; Grünz, hat meinem Vater hierüber folgenden Bericht erſtattet. „Um Kanarienvögel zum Ein⸗ und Ausfliegen zu gewöhnen, muß man folgendes N Verfahren anwenden. Man ſtellt einen großen Kanarienvogelkäfig mit einem Par Heckvögeln inwendig vor ein Bodenfenſter und zwar vor ein ſolches, welches mit einem Schiebefenſter verſehen iſt. Letzteres öffnet man anfangs an wärmeren Tagen und gewöhnt die Vögel nach und nach an die freie Luft, bis ſie jede Veränderung derſelben während der guten 5 Jahreszeit ertkagen können. Wenn ſie nun Junge haben, welche ſeit drei oder vier Tagen ü- were ! x ; ? * 328 \ Gimpel. ausgeflogen find, nimmt man dieſe aus dem Käfige und ſetzt fie auf die nächſten Bäume. Nachdem ſie eine Stunde hier geſeſſen haben, fangen ſie an den lockenden Alten zu antworten, kommen auch bald an den Käfig geflogen und laſſen ſich füttern. Zweckmäßig iſt es, wenn 8 vor dem Käfige ein Steg angebracht wird, auf welchem ſie ſich bequem niederlaſſen tönen, und wenn das Gitter ſo weit iſt, daß ſie den Kopf durchzuſtecken vermögen. In der Nähe = des Brutkäfigs ſtellt man einen zweiten auf, welcher eine Falltüre hat und zum Einfangen eingerichtet wurde. In dieſen Käfig ſetzt man gutes und reichliches Futter und gewöhnt die frei umherfliegenden Jungen dazu, ſich hier einen Teil ihrer Nahrung zu holen. Nach acht bis zehn Wochen fängt man ſie ein; ſie länger im Freien zu laſſen iſt nicht ratſam, weil ſie ſich ſonſt leicht ganz entfernen. Die letzte Hecke fängt man ſogar früher, gleich nach Michaelis ein. Alle dieſe Jungen ſperrt man nun während des Winters in eine geräumige Kammer oder ein Fluggebauer, in welchem ſie ſich bequem bewegen können und die Ge⸗ wandtheit ihres Fluges nicht verlernen. Im nächſten Frühjahre ſteckt man ſie parweiſe in große Käfige und hängt dieſe ſo vor die Bodenfenſter, daß man ſie bequem füttern kann. Sobald das Weibchen feſt brütet, öffnet man die Türe, füttert aber nach wie vor im Käfige. Jetzt braucht man ſich um das Wiederkommen der Vögel keine Sorge zu machen; ſie ſind vom vorigen Sommer her noch an den Flug gewöhnt und durch den langen Aufenthalt im Freien, welchen ſie währenddem genoſſen, ſo erſtarkt, daß ſie jede Witterung ertragen können. Die zweite und dritte Brut machen ſie gewöhnlich auf den nächſten Bäumen, und dann gewährt es ein doppeltes Vergnügen, ſie mit den Jungen ankommen zu ſehen. Im Herbſte fängt man ſie wiederum ein und verfährt nächſtes Frühjahr wie vorher. Leider iſt dieſes Verfahren nur da anwendbar, wo man das Raubzeug, insbeſondere die Raubvögel und Elſtern, gehörig im Zaume halten kann; denn ſonſt verliert man die geſamten Familien, die Alten wie die Jungen.“ Auf der Inſel Wight ſollen übrigens, wie ich von glaubwürdiger Seite verſichert worden bin, in den königlichen Gärten Kanarienvögel vollkommen eingebürgert ſein, jahraus jahrein im Freien verweilen, hier brüten und ſich ganz wie in der Wildnis benehmen. Aeltere Schriftſteller erwähnen, daß verwilderte Kanarienvögel auf der Mainau im Bodenſee gelebt haben, und läßt ſich auch recht wohl annehmen, daß Vögel, welche am Pik von Teyde bis zu bedeutenden Höhen emporſteigen, in Süddeutſchland ohne Gefahr und Beſchwerde im Freien auszuhalten vermögen. Feldgimpel. Die nächſten Verwandten der Girlitze ſind die Feldgimpel, wie Cabanis im Deutſchen ſie genannt hat, Vögel von der Größe unſeres Gimpels bis zu der unſeres Zeiſigs und entweder vorherſchend goldgelber oder grauer Färbung. Einige Forſcher vereinigen ſie und die Girlitze in eine Sippe, weil beider Merkmale tatſächlich weſentlich dieſelben ſind. Will man die Feldgimpel beſonders kennzeichnen, ſo hat man folgende Merkmale zu beachten: Der Leib iſt gedrungen, der Kopf mittelgroß, der Schnabel gewölbt, an der Wurzel ſehr breit, an der Spitze ſchwachhakig übergebogen, an der Dille kurz und dick, ſeltener etwas geſtreckt, oben ſtärker oder ſchwächer, immer aber gleichmäßig breit. Die großen teilweiſe überdeckten Naſenlöcher liegen weit von einander getrennt, ſeitlich an der Wurzel des Ober⸗ ſchnabels. Der ſchwache Fuß iſt ziemlich langläufig, aber kurzzehig. In dem breiten Flügel, welcher zuſammengelegt kaum ein Drittel des Schwanzes deckt, verlängert ſich die dritte Schwinge über die übrigen, und ſind die Handſchwingen außen verengt und gegen die Spitzen zu ausgeſchnitten. Die breiten Federn des mittellangen Schwanzes runden ſich an I Feldgimpel. 329 1 der Spite ſcharf ab und welten ſich nach der Mitte zu, wodurch ein ſeichter Ausſchnitt 1 a: wird. 3 Gelbe Arten find: 222. Die Goldkehle, Crithagra (L., Coccothraustes, Buserinus) sulfurata, L. — B. A. Finſch und Hartlaub in von der Decken, Reiſe, IV, S. 453. — Größer als unſer Gimpel; Stirn⸗ rand und Augenbrauenbogen, ein Streif über die Wangen und Kehle ſchwefel- oder hochcitrongelb; Oberkopf, Nacken und Rücken graulich olivengelbgrün, jede Feder mit verwaſchenen ſchwärzlichem Schaftſtreifen, Bürzel hell gelbgrün; Unterſeite citrongelb, Kropf und Bruſt grünlichgelb; Schwingen braunſchwarz, in der Wurzelhälfte ſchmal gelblichgrün, an der Spitze lichtgrau geſäumt; Armſchwingen und Schulterfedern, große und kleine Oberflügeldecken ebenſo, nur merklich breiter geſäumt, wodurch zwei deutliche Flügelbinden entſtehen; Steuerfedern bräunlich grauſchwarz, außen ſchmal grünlichgelb geſäumt; Schwingen und Schwanz- federn unterſeits ſchwärzlichgrau. Iris dunkelbraun, Oberſchnabel dunkel horngelb, Unterſchnabel blaſsgelb, Füße hell hornbräunlich. — Weibchen nach Verreaux dem Männchen gleich gefärbt. Das Vaterland erſtreckt ſich über Süd- und Südoſt⸗ Afrika. In den Kapländern und Natal iſt der Vogel keineswegs ſelten. 3 223. Der Goldbauch, Cr. (L., C.) flaviventris, Gml., (lutea). Größe des Hänflings; ein Klein⸗ 5 bild der Goldkehle: ihr durchaus ähnlich, höchſtens mit dem Unterſchiede, daß die Unterſeite hochcitrongelb . it und der grünliche Anflug auf Kropf und Bruft fehlt. Auch dieſe Art bewohnt Südafrika und iſt im Kaplande häufig, in unſeren Käfigen leider aber noch ſehr ſelten. 224. Der Kapland⸗ Kanarienvogel der Anſidler des Vorgebirges der guten Hoffnung, Cr. (Ser.) eanicollis, Sw. Größe des Hänflings; Stirn goldgelb mit grünem Scheine, Oberkopf grün, Nackenband aſchgrau, die Federn mit verwaſchenen Schaftſtrichen, übrige Oberſeite gelblich olivengrün, Schaftſtriche der Federn dunkler, Unterſeite gelblich graugrün, Bauch lichtgrau oder weißlich, Seiten aſchgrau, untere Schwanz⸗ decken gelblichgrün; Schwingen ſchwarzbraun, außen bis gegen die Spitze hin ſchmal grünlichgelb geſäumt, am Ende weißgrau gerandet, Armſchwingen ebenſo, jedoch breiter geſäumt, Schulterfedern außen faſt ganz grüngelb, Schwingen unterſeits grau, in der Wurzelhälfte innen weißgrau; Steuerfedern olivengrün, ihre Schaftmitte ſchwarz, ihre Unterſeite grüngelb. Iris braun, Schnabel bleigrau, Füße braun. — Weibchen wahrſcheinlich gleich gefärbt. Häufig im ganzen Kaplande. 2 Der F emdel⸗ Moſambik, Hartlaubszeiſig oder Haublättchen der Händler, Cr. (Fr., B * Ser.) butyracea, L., (chrysopyga, ictera, Hartlaubii, mosambica, barbata.) — Finſch und Hartlaub De in v. d. Decken, Reife, Bd. IV, S. 455. — Größe des Zeiſigs; oberſeits olivengelbgrün, unterſeits citrongelb, Stirn und Augenbrauen gelb, Oberkopf, Schläfe und Zügel olivengrau, bei manchen Stücken gilblich, alle Federn mit undeutlichen dunklen Schaftſtrichen und olivengrünlichen Säumen, übrige Oberſeite olivengrün, die Federn mit verloſchenen, ſchmalen, dunklen Schaftſtreifen, Bürzel, Wangen und die ganze Unterſeite citrongelb, Bruſt und Bauchſeiten olivengrünlich verwaſchen, ein Bartſtreifen, welcher das Gelb der Backen begrenzt, graulich ſchwarz; Schwingen braunſchwarz, Handſchwingen außen bis gegen die Spitze ſchmal olivengrüngelb geſäumt, von der vierten an mit gelblichweißem Spitzenſaume; Armſchwingen breiter oliven⸗ grün gerandet; Oberdeckfedern ſchwarzbraun, mit olivengrünem Endrande, wodurch zwei undeutliche Quer⸗ binden über den Flügeln entſtehen, Unterflügeldecken weiß, gelblich geſäumt; Schwanzfedern braunſchwarz, außen ſchmal olivengrünlich gelb geſäumt, innen weißlich, die drei äußerſten mit breiterem gelbweißem verwaſchenem Endrande. Iris braun, Schnabel hornbräunlich, Füße gelblich. — Weibchen dem Männchen ähnlich, oben mehr bräunlich grün, mit deutlicheren Schaftſtrichen, Schwanz am Ende weiß. Junger Vogel oberſeits olivenbräunlich, Stirn und Augenſtreifen weißlich, fein dunkel geſtrichelt; Kinn weiß, Unter- = ſeite blaſsgelb, Kropffedern mit bräunlichen Schaftftrichen. Das Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich vom Senegal bis nach Habeſch und von hier bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung. Auf i Bourbon, Mauritius und St. Helena iſt der Vogel eingebürgert 1 ede Bu den grauen Arten gehören: i 226. Die Weißkehle, Cr. (Bus.) Selbyi, Smith (cinerea, croccopygia). — Jardine und Selby, Ill. Orn., Taf. 109. — Größer als unſer Gimpel (ebenfo groß wie die Goldkehle); Oberſeite erdbraun, die Federn mit dunkler Schaftmitte, Bürzel und obere Schwanzdecken lebhaft gelb; ein ſchmaler Augenſtreifen, ein an⸗ derer unter dem dunklen Zügel und ein dritter, undeutlicher längs der erdbraunen Kopfſeiten herab fahlweiß, Nee 330 Kinn und Kehle reinweiß, ſeitlich von einem dunklen undeutlichen Bortfreifen begrenzt, Kropf 3 Brut ie Seiten fahl erdbraun, heller als die Oberſeite, übrige Unterteile und Unterſchwanzdecken weiß; Schwingen, Re deren Deckfedern und Steuerfedern dunkelbraun, mit ſehr ſchmalen fahlbraunen Außenſäumen, welche auf den letzten Armſchwingen ſchmaler und heller werden, Unterflügeldecken fahl erdbraun. Iris braun 2, Ober⸗ ſchnabel hell hornbraun, Unterſchnabel hornfahl, Füße bräunlich. — Weibchen wie das Weiner, der EN Bürzel aber trüber gefärbt oder ganz ohne Gelb. g Verbreitet ſich über einen großen Teil Südafrikas und wird von einigen Forſchern irriger wee als e Weibchen oder junger Vogel der Goldkehle erklärt. 227. Der Angolagimpel oder Angolahänfling, Cr. (Fr., Linaria, Poliospiza) Ae G (tobaca, atrogularis, uropygialis). Größe des Girlitz; oberſeits fahlbraun, die Federn mit dunkleren Schaftflecken, Bürzel und obere Schwanzdeckfedern ſchwefelgelb, Kinn und Gurgel mattſchwarz, übrige Unter⸗ ſeite roſtgilblichweiß; Schwingen braun, außen ſchmal gelbgrün geſäumt, innen und am Ende weiß gerandet, Steuerfedern dunkelbraun, innen und am Ende roſtgrau geſäumt und gerandet. Iris braun, Schnabel hornbraun, Füße 1 — Weibchen oben auf graurötlichem Grunde dunkler geſtreift, Bürzel 315 gelb, unterſeits rötlichweiß, Bauchmitte gilblich, Seiten braungeſtrichelt. Der Verbreitungskreis umfaßt ganz Südweſtafrika von Angola an bis zum Kafferlande. 228. Der Edelſchläger, Singgimpel, Sängerfink, Cr. (Fr., Lox., Ser., Dryospiza, irrtümlich auch Estrelda, Pholicodoma, Hypochera) musica, Viell., (leucopygia). Kleiner als der Zeiſig; Kopf blafs fahlgrau, die Federn mit dunklerer Schaftmitte, wodurch eine wenig deutliche Fleckenzeichnung gebildet wird, auf Nacken und Mantel die Schaftflecken matter und verwaſchen, Bürzel weiß; Kehle, Gurgel und Ober⸗ bruſt licht fahlgrau, alle Federn mit dunklerer Schaftmitte und weißlichen Kanten, übrige Unterſeite weiß, fahlgrau überflogen, Federn der Weichen mit dunkleren Schaftflecken; Schwingen erdbraun, außen ſehr ſchmal und innen breiter fahl geſäumt, Oberflügeldecken ebenſo, breiter gerandet, wodurch zwei undeutliche Binden entſtehen, Unterflügeldeckfedern licht fahlgrau; Steuerfedern fahlgraubraun, an der Wurzel mit ſchmalen undeutlichen Binden, unterſeits lichter. Iris ſchwarzbraun, Schnabel hornweiß, Füße blass rötlichweiß N, Weibchen bis auf den dunkler (nicht weiß, ſondern grau) gefärbten Bauch dem Männchen gleich. Der Vogel verbreitet ſich vom Weſten an durch ganz Mittelafrika bis zur Oſtküſte und gelangt agel mäßig auf unſeren Markt. | Ueber das Freileben der Feldgimpel haben wir bis jetzt nur dürftige Berichte erhalten. Die Goldkehle lebt nach Ayres und Layard in kleinen Flügen zuſammen und tritt in einzelnen Gegenden ſehr häufig auf; der Goldbauch gehört zu den gemeinſten Vögeln des Kaplandes, lebt im Sommer parweiſe und vereinigt ſich im Herbſte zu großen Flügen, welche den Getreidefeldern beträchtlichen Schaden zufügen; der Kaplands- Kanarienvogel iſt, nach Layard, ein gemeiner Vogel in der ganzen Anſidlung des Vorgebirges, vereinigt ſich oft zu Flügen und beſucht dann gepflügte Felder oder überhaupt offenes Land, um hier Sämereien aller Art zu erbeuten; den Buttergimpel traf Heuglin zahlreich in den Urwäldern und auf einigen Wildfeigenbäumen neben Regenbächen des oberen Nillandes, meiſt in Paren oder Familien; den Edelſchläger endlich fanden Heuglin und ich parweiſe oder in kleinen Familien in den Waldungen am blauen Nile und zwar in der Nähe des Fluſſes häufiger als in der Steppe. Im übrigen fehlen über Sitten und Gewohnheiten, Betragen und Gebahren unſerer Vögel noch alle Nachrichten. Ueber das Brutgefchäft teilt Layard mit, daß das Neſt der Goldkehle regelmäßig in einem niederen Buſch, oft nur wenige Zoll über dem Boden gefunden wird, ſehr feſt gebaut und napfartig iſt und vier weißliche, grünlich ſcheinende, am ſtumpfen Ende ringförmig mit dunklen und lichten Purpurflecken bedeckte Eier enthält; ebenſo berichtet derſelbe von dem Neſte des Goldbauchs, welches ſeiner Be⸗ ſchreibung nach jenem ähnelt, wie auch die Eier, bis auf die geringere Größe und ſpärlichere Fleckenzeichnung, denen der Goldkehle gleichen. Ungefähr dasſelbe gilt, nach genanntem Forſcher, für das Brutgeſchäft des Kapland-Kanarienvogels, deſſen Neſt ebenfalls in niederen Büſchen aus Mos, Har und Federn gebaut und mit drei bis vier weißen, am dicken Ende purpurbraun geſtrichelten und gepunkteten Eiern belegt wird. Feldgimpel. 331 | Etwas beſſer, wenn ſchon noc keineswegs genügend, haben wir unſere Vögel in der Gefangenſchaft kennen gelernt. Die meiſten Arten der Gruppe gelangen allerdings noch immer ſelten nach Europa, Buttergimpel und Edelſchläger dagegen, wenn auch nicht ebenſo regel- mäßig wie die meiſten Senegaliſten, jo doch alljährlich in einer gewiſſen Anzahl. Alle Arten gehören zu den empfehlenswerteſten Käfigvögeln, welche ihre Familie aufzuweiſen hat; alle werden mit der Zeit immer ſchöner, und alle zeichnen ſich durch einen überraſchend manchfaltigen, kräftigen und wohllautenden Geſang aus. Einzelne Stücke laſſen dieſen noch in der Dämmerung, ſelbſt in der Nacht mit vollem Feuer hören, andere ſingen minde⸗ ſtens in den Morgen- und Nachmittagsſtunden. Obſchon die größeren Arten ſich ihrer Stärke bewußt zu fein ſcheinen und kleineren, ſchwächeren Genoſſen unter Umſtänden läſtig, ja ſelbſt gefährlich werden können, muß man ihnen doch nachrühmen, daß ſie ſich im all⸗ gemeinen mit anderen Vögeln gut vertragen und dem entſprechend in jedem Geſellſchaftsbauer gehalten werden können. Pflege und Wartung verurſachen keine Schwierigkeit; denn alle Arten zählen zu den anſpruchsloſeſten Körnerfreſſern, welche wir kennen. Das gewöhnliche Fiurtter kleinerer Finken, ein Gemiſch von verſchiedenartigen Sämereien, insbeſondere von | Hirſe, Glanz, Rübſen, Mohn und etwas Hanf, ſowie Grünzeug aller Art, Zweige mit Knospen und Blättern inbegriffen, genügen ihnen vollkommen, und bei einigermaßen zived- mäßiger Behandlung ſchreiten ſie auch leicht zur Fortpflanzung im Käfige oder Fluggebauer. Fiaour letzteren iſt, wie Bolle mit Recht hervorhebt, der häufiger als jeder Verwandte zu uns gelangende Buttergimpel eine äußerſt wünſchenswerte Erwerbung. Seine zierliche Geſtalt und wahrhaft anmutige Färbung werden durch ruhiges und gewandtes, obwohl nicht gerade auffallend zutrauliches Weſen noch mehr hervorgehoben. Der Lockruf iſt aus drei lauten und wohlklingenden abſteigenden Noten, welche ſchnell und unmittelbar auf einander folgen, zuſammengeſetzt, der Geſang ein heller friſcher Schlag, welcher in mancher Hinſicht aan den unſeres Hänflings erinnert, ohne ihm jedoch zu gleichen. „Parweiſe gehalten“, jagt Bolle, „tun die ſtets ſauberen und ſchmucken Tierchen ſich gern eng zuſammen, ohne ſich jedoch ſo innig wie die Prachtfinken an einander zu ſchmiegen, und legen dabei die größte Zärtlichkeit an den Tag. Sie ſind ſtarke Freſſer; fortwährend ſchnäbeln und füttern ſie ſich aus dem Kropfe, und zwar in den zierlichſten Stellungen, während der in den Juli fallenden Mauſerzeit allein ausgenommen. Zur Nachtruhe ziehen fie die höchſten ihnen erreichbaren * Stellen vor, ſchlafen auch oft wie die Zeiſige ſeitwärts am Gitter ihres Bauers ange⸗ klammert, ſonſt gern neben einander auf der Stange ſitzend. Auf den Boden kommen ſie in der Regel nur herab, um zu freſſen oder um das Waſſer aufzuſuchen, in welchem letzteren f beim Baden ſie ſich ſehr durchnäſſen. Eine beſondere Empfindlichkeit gegen kühlere Luft habe ich bei ihnen nicht wahrgenommen, obwohl fie im Winter natürlich eines gutgeheizten Zimmers bedürfen. Ihre Nahrung beſteht aus mehlreichen Sämereien, unter denen Hirſe und Kanarienſamen ihnen beſonders zuzuſagen ſcheinen; doch verſchmähen fie auch blartiges Geſäme wie Mohn und Hanf nicht und genießen noch friſche Ameiſenpuppen und einen beiiläufigen Biſſen Milch und Semmel, gern auch zartes junges Grün, eine Neigung, in welcher ſie wie in ihren Sitten überhaupt mit den meiſten anderen verwandten Vögeln zu⸗ ſammentreffen.“ Mehlwürmer freſſen fie, wie ich noch hinzufügen will, mit beſon⸗ derer Gier, obwohl ſie dieſelben nach Art der meiſten kleinen Finken nicht verſchlingen, ſondern bloß auskauen und gewiſſermaßen ausſaugen. Ihr Neſt errichten ſie im Käfige oder Fluggebauer aus den verſchiedenſten Bauſtoffen, deren fie habhaft werden können. Kokos⸗ baſt, feine Gräſer, allerlei Fäden, Pflanzen, Wollflocken bilden die Außenwandung, Hare und einzelne Federn die Auskleidung. Der Standort wird verſchieden gewählt, je nachdem man ſie im Käfige oder im Fluggebauer hält. In erſterem benutzen ſie gern das Neſt⸗ bauerchen zur Unterlage, im Fluggebauer wählen fie dazu meiſt einen niederen Buſch. 3%%ö 7 1 ö 947 U 4 1 * 332 Gimpel. Mindeſtens dieſelbe Beachtung verdient der Edelſchläger, wohl der beſte Sänger unter allen Finkenvögeln, welcher deshalb von Baldamus Sängerfink genannt wurde. Schon Vieillot rühmt ihn als „Koryphäen der Waldungen, welche der Niger befeuchtet“, hebt auch ſeinen köſtlichen Geſang gebürend hervor, übertreibt aber entſchieden, indem er dem Vogel | die größte Hinfälligkeit zuſchreibt und die Behauptung aufitellt, daß er während jeiner Brutzeit mindeſtens 25° R. Wärme haben müſſe. Zarter als die Verwandten iſt der Edel⸗ ſchläger allerdings, auch die Angabe des genannten Forſchers richtig, daß er gewöhnlich in ſehr ſchlechtem Zuſtande, mehr oder weniger entfedert, ſelbſt halb nakt und immer be⸗ ſchmuzt bei uns eintrifft; nicht minder richtig aber tft es auch, wenn ich behaupte, daß er bei der oben (S. 47) angegebenen mittleren Wärme des Raumes recht gut ausdauert und bei entſprechender Behandlung (S. 69 ff.) ebenſo ſicher als jeder andere Vogel ſein volles Gefieder wieder erhält. Ich will unſeren Mitarbeiter Baldamus, zu deſſen erklärten Lieblingen der Edelſchläger zählt, als weiteren Gewährsmann für vorſtehende Behauptungen eintreten und anſtatt meiner reden laſſen. | „Der Sängerfink“, jo ſchreibt mir mein geehrter Freund, „it ohne Zweifel der beſte Sänger unter allen mir bekannten Finken im weiteren Sinne und nimmt überhaupt eine hervorragende Stelle unter ſämtlichen Geſangskünſtlern ein. Zunächſt kenne ich außer der mehr als doppelt ſo großen Feldlerche keinen Vogel, deſſen Strophe ohne Unterbrechung drei Minuten dauert; ſodann hat unter den Vögeln gleicher Größe wohl nur der Zaunkönig einen eben ſo lauten, kräftigen Ton; endlich weiß ich, den Kanarienvogel ausgenommen, von keinem anderen Sänger zu ſagen, daß er ſo ununterbrochen den Tag über und ſo anhaltend das ganze Jahr hindurch ſein luſtiges, kräftiges Lied ſchmettert, wie es unſer kleiner Afrikaner tut, welcher bei 4° R. Wärme ebenſo eifrig ſingt als bei 20“ und höchſtens während der fünf bis ſechs Wochen dauernden Mauſerzeit ſchweigt. Der Geſang hat Aehnlichkeit mit dem der Lerche, ertönt aber in keckerem Rhythmus und ſchnellerem Tempo und erinnert hierin wie in der Klangfarbe des Tones an manche Grasmückenarten, beſonders an die Garten- und noch mehr an die Sperbergrasmücke, deren Ton aber tiefer und voller iſt. Ich war freudig überraſcht, als ich den wundervollen Geſang — Schlag darf man nicht ſagen, weil die Strophen zu langatmig ſind — zum erſten Male in meiner großen hohen Stube hörte, und ich ſchwärme jetzt für das kleine unſcheinbare Vögelchen, welches, wenn ich in die Stube trete, zugleich mit einem Zeiſig auf die nächſten Zweige kommt, um mir ſein friſches Lied vorzuſchmettern. Auch ſonſt hat der Sängerfink viel Empfehlenswertes. Er iſt munter, ununterbrochen bei guter Laune, verträglich und friedfertig gegenüber allen Genoſſen, mit denen er ſtets im beſten Einvernehmen ſteht, ebenſo auch anſpruchslos und beſcheiden in ſeinen Forderungen an eine ihm zuſagende Nahrung, obſchon er Abwechslung liebt. Außer den verſchiedenen mehlhaltigen Grasſämereien frißt er auch ölhaltige, ſehr gern z. B. Mohn, Leinſamen und einzelne Rübſamenkörner. Im Geſellſchaftsbauer lernt er von ſeinen Genoſſen an Mehl⸗ würmern und Ameiſenpuppen Geſchmack finden, während er dieſe im Einzelbauer meiſt ver⸗ ſchmäht; dagegen zeigt er ſich vom Anfange an auf Grünes aller Art wahrhaft erpicht; dasſelbe ſcheint auch zu ſeinem Wohlbefinden notwendig zu ſein. | Neſtbau und Eier entfernen den Edelſchläger weit von den Webefinken und weiſen ihm ebenfalls ſeine Stellung bei den übrigen Feldgimpeln an. Das Neſt, welches ich aller⸗ dings nur aus dem Fluggebauer kenne, gleicht denen des Stieglitzes und Zeiſigs, iſt außen von allen möglichen zarten Pflanzenſtoffen ziemlich ordentlich verflochten, innen mit den feinſten und weichſten der gebotenen Stoffe, als mit Baum- und Samenwolle, Wundfäden und dergleichen ausgelegt. Wie im Freien wird es im dichteſten Gelaube, ausnahmsweiſe auch am Stamme einer Kopfweide angebracht. Die vier bis fünf Eier haben die größte Roſtgimpel. 333 Aehnlichkeit mit denen der Gold⸗ und Weißkehle, ſind aber entſprechend kleiner; auch denen des Kapland⸗ ⸗„Kanarienvogels und Buttergimpels ſtehen fie nahe. Sie haben die Größe der Zeiſigeier, ſind glänzend blaugrünlichweiß und mit ziemlich einzeln ſtehenden kleinen Punkten und Flecken von zwei oder drei rötlich⸗ oder ſchwärzlichbraunen Tinten gezeichnet.“ x Der Vogel brütet leicht in Gefangenſchaft, iſt überhaupt in keiner Hinſicht ſo heiklich, wie . Vieillot ihn geſchildert hat. 5 Schon aus unſeren bisher geſammelten Beobachtungen über die anderen Arten der e ergibt ſich, daß ſie nicht minder ausgezeichnete Käfigvögel ſind als die beiden aus⸗ führlicher beſprochenen Arten. Namentlich gilt dies für den Kapland-Kanarienvogel, welcher in den ſüdafrikaniſchen Anſidlungen ſeines vorzüglichen Geſanges wegen ſehr häufig im Käfige gehalten, insbeſondere auch zur Kreuzung mit dem ihm ſo nah verwandten Kanarienvogel verwendet wird. Die von beiden erzeugten Blendlinge ſind, nach Layard, ſehr hübſch, ſollen ſich auch, wie man unſerem Forſcher verſichert hat, wieder fortpflanzen und zwar ebenſowohl mit der einen wie mit der anderen Stammart. Für unwahr oder unmöglich halte ich dieſe Behauptung keineswegs, obwohl ſichere Belege mir erwünſcht ſcheinen. Gold⸗ und Weißkehle, welche ich niemals gehalten habe, werden von Einzelnen, Goldbauch und Angola⸗Gimpel, von denen ich bisher bloß Weibchen erlangen konnte, von Allen, welche Männchen beſaßen, als treffliche Sänger gerühmt und als ausdauernde Stubenvögel geſchätzt. „Der Goldbauch“, bemerkt Bolle, „hat einen vorzüglichen, ſtarken und anhaltenden . Geſang, welcher klingt, als ob er ein Gemiſch von dem des Hänflings und der Feldlerche “ wäre. Außerdem brütet er leicht im Käfige, part ſich mit dem Kanarienvogel, mit dem Angola⸗Gimpel und mit dem Edelſchläger und verdient überhaupt die wärmſte Empfehlung, ſo daß alſo das oben Geſagte in vollem Umfange Giltigkeit beanſpruchen darf.“ Für ein Pärchen der größeren Arten unſerer Sippe darf man unbedenklich 8—10 Taler zahlen; ein Pärchen Butter⸗ oder Angola⸗Gimpel oder Edelſchläger dagegen kommt nur aus⸗ nahmsweiſe höher als 4 — 5 Taler zu ſtehen, ein Preis, welcher in Anbetracht der vortrefflichen Eigenſchaften unſerer Vögel als ein ſehr niedriger angeſehen werden muß. Roſtgimpel. | Zur Verwandtſchaft der Girlitze und Feldgimpel gehört ein für uns in Betracht kommender Vogel, welcher von den Forſchern vielfach hin und her geworfen worden iſt, von faſt allen aber als Vertreter einer beſonderen Sippe angeſehen wird. Seine Merkmale ſind die folgenden. Der Leib iſt ſchlank, der Schnabel kurz, allſeitig gewölbt, auf der Firte ſanft gebogen, mit den Schneiden etwas vorſtehend, an der Dille breit, der Fuß ſchwach, kurzzehig und mit mittellangen, mäßig gebogenen Nägeln bewehrt, der Flügel ſpitz, da die beiden erſten Schwingen alle übrigen an Länge überragen, der Schwanz mittellang, ſeicht eingeſchnitten, das Gefieder ziemlich reich, aber feſt. Männchen und en oder Alte und Junge unter⸗ ſcheiden ſich in der Färbung einigermaßen. 229. Der Maskengimpel, Rotgirlitz, Bergkanarienvogel der Anſidler, Crithologus (Fr. Crithagra, Fpermophila, Alario), Alario. L., (bistrigata, ruficauda, personata, Daubentoni). Größe des Girlitz; Kopf, Kinn, Kehle und Bruſtmitte ſchwarz, Oberſeite nebſt Flügeldecken, Außenfahne der Armſchwingen und Schwanz zimmtbraun; Hals, Kropf und Bruſtſeiten weiß, übrige Unterſeite blaſs zimmtbräunlich ver⸗ waſchen; Schwingen braunſchwarz, mit ſchmalen fahlbräunlichen Spitzenſäumen, Unterflügeldecken zimmtbraun, BR längs des Handrandes ſchwarz. Iris braun?, Schnabel und Füße hornfarbig. — Weibchen oder junger 0 * ogel oberſeits fahlgrau, mit dunklen Schaftſtreifen, Bürzel bräunlich, Unterſeite gelblich fahlgrau; 334 Gimpel. Schwingen braungrau, große und kleine Deckfedern am Ende licht roſtbraun gerandet, wodurch an Binden | entftehen, Schwanz braun, Außenfahne am Ende ſchwarzbraun. Stammt aus Südafrika. 1 Obgleich der Maskengirlitz im Kaplande überall vorzukommen und nirgends ſelten zu ſein ſcheint, den Anſidlern unter dem angegebenen Namen wohl bekannt iſt, vielfach im 5 | Käfige gehalten wird und trefflich in der Gefangenſchaft ausdauert, ift doch noch wenig über ihn bekannt, mindeſtens veröffentlicht worden. Auch zu uns gelangt er zuweilen lebend, immer aber nur ſehr einzeln und durchaus zufällig: ich meinesteils habe ihn weder in einer Sammlung lebender Vögel geſehen, noch in irgend einem vollſtändigen Verzeichniſſe aufgeführt gefunden und ſtütze meine Angabe einzig und allein auf eine Mitteilung Reichenbachs, welcher ihn hier zu Lande lebend geſehen zu haben ſcheint. Layard erhielt ihn aus verſchiedenen Gegenden der Anſidlungen am Vorgebirge der guten Hoffnung, bemerkt, daß er in der Um⸗ gegend von Nels Hafen nicht ſelten iſt, in kleinen Flügen die dornigen Buſchwälder bewohnt, ſich oft mit Faſänchen und Aſtrilds in größere Flüge zuſammenſchlägt und von Gras⸗ ſämereien ernährt. „Sein Geſang“, ſagt er, „iſt ungemein anſprechend (ſüß) und dabei anhaltend, weshalb er auch oft in Gefangenſchaft gehalten wird, um ſo mehr, als er in dieſer ſehr gut ausdauert.“ Dies iſt alles, was ich über den niedlichen und mit ae Eigen⸗ ſchaften begabten Vogel zu ſagen weiß. . Goldgimpel. Vertreter der Girlitze und Feldgimpel unter der Vogelwelt Amerikas ſind die Gold- gimpel, welche man ebenſo gut aber auch Goldhänflinge nennen könnte, weil ſie an dieſe ſich ebenfalls anſchließen und ſomit als Verbindungsglieder der Gimpel und Finken I jehen werden können. a Von den Feldgimpeln unterſcheiden ſich die Goldgimpel hauptſächlich durch den mehr | gewölbten, ſpitzwinkeliger in die Stirn einſpringenden, an den Schneidenrändern mehr ein- gezogenen Schnabel, die hochläufigeren, ſchlankeren und doch kräftigeren Beine, die kürzere Flügelſpitze und die faſt wie bei den Lerchen verlängerten hinteren Armſchwingen. Beziehungs⸗ los zuſammengeſtellt ſind ihre Merkmale die folgenden: Der Schnabel iſt ziemlich dick, kurz, kegelförmig, am Grunde breit, nach vorn ſtark verſchmälert und deshalb ſpitz, auf der Firſte gradlinig, der untere Kiefer etwas niedriger als der obere. Die hochläufigen Beine haben lange Zehen und auffällig lange, ſcharfe, ſpitze Krallen. In dem mäßig langen ſpitzen Flügel, welcher zuſammengelegt beinahe die Mitte des Schwanzes deckt, iſt die erſte Schwinge wenig kürzer als die zweite längſte, und fallen die hinteren Armſchwingen wegen ihrer bedeutenden Länge auf. Der mäßig lange, am Ende verbreiterte Schwanz erſcheint etwas ausgeſchnitten, weil die mittleren Federn einige Linien kürzer ſind als die äußeren. Das Gefieder prangt in lebhaften Farben. 230. Der Safranfink, Canario der Braſilianer, Goldkronenkanarienvogel der Bewohner Jamaikas, Syealis (Emberiza, Fr., Passerina, Linaria, Crithagra) brasiliensis, Gml., (flava, aurifrons). — Vergl. Goſſe, Birds of Jamaica, S. 245. — Etwas größer als unſer Hänfling, der Schnabel ſtärker; Stirn und Oberkopf lebhaft orangegelb, Scheitel bläſſer, Oberhals und Rücken gelblich olivengrün, Mantel und Schultern mit ſehr verwaſchenen, daher äußerſt wenig bemerklichen dunklen Schaftſtrichen, Unterrücken und Bürzel reingelb, Seiten des Kopfes und Halſes ſowie alle unteren Teile lebhaft glänzend dottergelb, am dunkelſten auf Kinn, Kehle und Bruſt, Bruſtſeiten grünlich überlaufen; Schwingen ſchwarzbraun, außen grüngelb ge⸗ randet, erſtere in der Wurzelhälfte innen breit gelb geſäumt, alle unterſeits gelb, im Spitzendrittel braun, Unterflügeldeckfedern lebhaft gelb; Schwanzfedern ſchwarzbraun, innen und außen gelb geſäumt, unterſeits mattgelb. Iris braun, Schnabel oben bräunlich horngrau, unten gelblich horngrau, Füße hell fleiſchbraun. — Weibchen oberſeits gelblich olivengrün, an der Stirne orangefarben überlaufen, auf dem Scheitel grau⸗ Goldgimpel. 335 braun geſtrichelt, auf dem Rücken verwaſchen dunkel gefleckt, weil alle Federn einen dunkel graubraunen Längsſtrich und weißlichen Rand haben, Nackenband gelb, Kehle und Vorderhals weiß, Oberbruſt, Bauch⸗ ſeiten und Steiß gelb, mit feinen graubraunen Schaftſtreifen, Unterbruſt und Bauchmitte weißlich; hintere Schwingen und untere Flügeldeckfedern dunkel graubraun, mit weißlichen Rändern. Junger Vogel dem e ähnlich, die Färbung jedoch trüber und matter. Das Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich über den ganzen Oſten Süd- Amerikas. 241. Der Goldzügel, S. (Fr., Crith.) luteiventris, Meyen. Größe des Hänflings; Oberſeite N dunkelbraun, Kopfgefieder mit ſchmalen verwaſchenen, Mantel und Schultern mit breiteren, deutlichen fahl⸗ 9 braunen Säumen, Bürzel und Oberſchwanzdecken olivengrüngelb, die längſten oberen Schwan dene ins Fahlbraune, Zügel und ſchmaler Augenring, die Unterſeite nebſt Unterflügeldecken hochgelb, Kropf und Seiten olivengrünlich verwaſchen, Ohrgegend und Halsſeiten olivengraubräunlich; Schwingen und Schwanz⸗ federn dunkelbraun, mit ſchmalen, bräunlichweißen Außenſäumen; Armſchwingen und deren Deckfedern außen, größte obere Flügeldecken am Ende deutlich roſtbräunlich, kleine Oberflügeldecken am Ende olivengelb ge- ſäumt. Iris? Schnabel hornbraun, unten heller, Füße hellbraun. Weibchen unbeſchrieben. Der Goldzügel verbreitet ſich über Südweſtamerika von Peru bis Neugranada. Auf Jamaika glaubt man, laut Goſſe, mit aller Beſtimmtheit, daß der Safranfink ein Nachkomme des Kanarienvogels ſei. „Ein Herr, Namens Sheakſpeare“, bemerkt Hill, „brachte vor vielen Jahren mehrere Kanarienvögel von Madeira mit, welche ſich auf ſeinem Beſitztum in Jamaika vermehrten und endlich frei gelaſſen wurden. Von hier aus verbreiteten ſie ſich über das ganze Land und zwar um ſo leichter, als viele der einheimiſchen Grasarten ihnen einen trefflichen Erſatz für den Kanarienſamen der afrikaniſchen Inſeln gewähren. Der vorzüglichen Nahrung ſchreibt man die Lebhaftigkeit der Färbung unſerer Vögel zu.“ Es bedarf nicht einer beſonderen Erwähnung, daß dieſe Angabe vollſtändig der Begründung entbehrt, da ein einziger Blick auf unſeren Finken genügt, um ſeine Art⸗ ſelbſtändigkeit außer allen Zweifel zu ſtellen. Dter Safranfink verbreitet ſich, nach Angabe des Prinzen von Wied, über einen großen Teil von Süd⸗Amerika, iſt in Braſilien ſehr gemein und wird überall angetroffen, wo Gebüſche mit offenen Gegenden abwechſeln, während er dagegen das Innere der großen geſchloſſenen Urwälder meidet. Er belebt die unmittelbare Umgebung der menſchlichen Wohnungen und iſt durchaus nicht ſcheu. Außer der Parzeit vereinigt er ſich in ſchwachen Geſellſchaften, welche gemeinſchaftlich umherziehen; oft bemerkt man ſie auch in Geſellſchaft der kleinen Gimpelfinken oder anderer Verwandten. Ihr Lockton iſt ein kurzer Stimmlaut; während der Parzeit vernimmt man auch einen leiſen, ziemlich abwechſelnden Geſang, welcher ſich freilich mit dem unſerer begabteren Körnerfreſſer in keiner Weiſe meſſen kann. Sämereien, welche er wie der Hänfling und der Stieglitz an Gewächſen und auf dem Boden fucht, bilden ſeine Nahrung. Die Brutzeit fällt in den dortigen Frühling, zwiſchen die Monate September bis März. Alsdann nähert er ſich gern den menſchlichen Wohnungen und läßt von einem Baume oder Strauche in der Nähe des zu erwählenden Niſtplatzes ſeinen nunmehr etwas lebendiger gewordenen Ruf vernehmen. Nach Euler niſtet er in hohlen Bäumen, auf Zaunpfählen, Weiden, im Garten, Hofe u. ſ. w., ſehr gern auch in den verlaſſenen Neſtern anderer Vögel, namentlich der Höhlenbrüter. Euler fand ihn im Beſitze der Neſter des Fliegenfängers und eines Baumſchlüpfers (Synallaxis mentalis), deſſen geräumiges, gut verſchloſſenes Haus ihm beſonders zu behagen ſcheint. Wenn er ſelbſt baut, begnügt er ſich mit einer ſchlechten Unterlage von Stroh und Federn, welche er auf den Boden der Höhle trägt. Die Grundfarbe der Eier iſt hellbraun, die Zeichnung beſteht aus zahlreichen ſepia⸗ 8 braunen Flecken und Punkten von ſehr verſchiedener Größe, welche das ganze Ei ohne Ordnung bedecken und am ſtumpfen Ende ſich ſo zuſammendrängen, daß die Grundfarbe kaum durchſcheint. Beide Geſchlechter brüten, und das Pärchen niſtet mindeſtens drei Mal im Laufe des Frühjahrs. — Ueber das Wileben des Goldzügels wiſſen wir nichts, wohl aber, N u N 1 den a aller Sänger Südamerikas zählt. 336 Gimpelfinken. Neuerdings erhalten wir den Safranfinken ziemlich regelmäßig, hauptſächlich mit den zwiſchen Braſilien und Bordeaux laufenden Dampfſchiffen. Ungeachtet des unbedeutenden Geſanges darf man den Vogel zu den empfehlenswerteſten Arten ſeiner Familie zählen. Er belebt einen Käfig in angenehmſter Weiſe und gereicht auch dem Fluggebauer zu großer Zierde, wird aber durch ſeine Lebhaftigkeit anderen kleineren Finken oft läſtig. Biſſig oder unver⸗ träglich kann man ihn übrigens nicht nennen; nur gegen die Parzeit hin fechten verſchiedene Männchen unter ſich ihre Kämpfe aus, und wenn es ihnen an paſſenden Neſtunterlagen fehlt, bemächtigen ſie ſich dann wohl auch eines bereits fertig oder halb fertig gebaueten Neſtes anderer Finken und vertreiben die rechtmäßigen Beſitzer, falls ſie ſchwächer ſind, ohne Rückſicht. Diejenigen, welche ich bisher pflegte, haben nicht geniſtet, während dies im - Frankfurter Tiergarten und bei einzelnen Liebhabern wiederholt der Fall geweſen iſt. Der Safranfink und fein Verwandter gehören zu den anſpruchsloſeſten und dauerhafteſten aller mir bekannten Körnerfreſſer. Sämereien der verſchiedenſten Art bilden ihre bevorzugte Nahrung; außerdem müſſen ſie regelmäßig einige Mehlwürmer und ebenſo Grünzeug erhalten. Junge Baumknospen freſſen ſie leidenſchaftlich gern, und Salz ſcheint ihnen unabweisliches Bedürfnis zu ſein, da ſie täglich zu den Steinſalzſtücken herabkommen und ſich eifrig bemühen, die erforderliche Menge davon loszuklauben. An friſchem Waſſer dürfen ſie niemals Mangel leiden, weil ſie ſich oft und gern baden. Im übrigen machen ſie durchaus keine Anſprüche, ſind auch gegen kühle Witterung keineswegs empfindlich. Bei einigermaßen zuträglicher Be⸗ handlung erhält man ſie viele Jahre und hat dann auch 5 die Freude, ſie ſich u zu ſehen. Je nach der größeren oder geringeren Anzahl, welche in Bordeaux ankommen, 7 | der Preis der Safranfinken einigermaßen. Fünf bis fieben Taler für das Pärchen darf als Durchſchnittspreis angeſehen und in Rückſicht auf die Dauerhaftigkeit der Vögel gern gezahlt werden. Der Goldzügel iſt, meines Wiſſens, lebend noch nicht zu uns gelangt. Pfäffchen. Amerika beherbergt eine nicht eben zahlreiche Gruppe größtenteils kleiner Finken mit dickkegelförmigem, bauchig gewölbtem, für die Größe des Vogels ſehr ſtarkem und großem Schnabel, ziemlich langen Daumen, verkürzter erſter Schwinge und im allgemeinen nicht beſonders buntfarbigem, meiſt aber doch recht anſprechendem Gefieder, die Gimpelfinken (Sporophilinae), welche von Gray und Anderen in eine beſondere Unterfamilie vereinigt worden ſind. Unter ihnen können die Pfäffchen gewiſſermaßen als Urbilder gelten, und ſie mögen deshalb obenan geſtellt werden, um ſo mehr, als wir ſeit einigen Jahren mehrere Arten von ihnen, wenn auch nicht regelmäßig, ſo doch dann und wann lebend erhalten. Die Pfäffchen (Sporophila) ſind kleine, zierlich gebauete Vögel mit mäßig großem Kopf und mittelſtarkem, auf der Firſte ſehr gewölbtem, an der Spitze hakig herabgebogenem am Grunde des Unterkiefers breitem, an den Seiten bauchig vortretendem Schnabel, feinen und zierlichen, kurzläufigen Füßen mit mittellangen Zehen, aber verhältnismäßig langen Daumen, langem, ſpitzem Flügel, welcher zuſammengelegt ungefähr ein Dritteil des Schwanzes deckt und unter deſſen Schwingen die zweite und dritte die längſte iſt, kurzem, ſchmalfedrigem, in Folge der verkürzten Seitenfedern etwas abgerundetem Schwanze, glatt anliegendem Gefieder, in welchen bei dem Männchen Schwarz oder Bleigrau und Weiß, bei dem Weibchen Olivengraugelb vorherſcht. Je nach der Größe des Schnabels und der Färbung des Gefieders zerfallen ſie in mehrere Unterſippen, welche wir nebenbei vermerken wollen. Zu denen, welche verhältnis⸗ | * N re. rt 7” * N N Dr tn > a en ae Ser a % Minen 337 mäßig diden, im Alter voten, in der Jugend grauen Schnabel und im männlichen Geſchlechte blei- oder ſchiefergraues Gefieder haben, gehören: 232. Das Korallenſchnäbelchen, Sporophila (Fr., Pyrrh., Spermophila, Gyrinorhynchus) hy- poleuea, Jlliger, (cinereola, rufirostris). — A. B. Prinz Max von Neuwied, Beiträge zur Natur- . geſchichte von Braſilien, Bd. III, S. 581, unter Fringilla rufirostris. — Größe des Zeiſigs; oberſeits ſchiefergrau, Backen etwas dunkler, Kehle und Vorderhals weiß, Bruſtſeiten aſchgrau, Weichen grau über⸗ laufen, Bauchmitte und Steiß weiß; Schwingen, Deck- und Steuerfedern ſchwärzlichbraun, erſtere mit ſchmalen graufahlen Außenſäumen, in der Wurzelhälfte der Innenfahne, bei der zweiten bis ſiebenten hier auch an der Außenfahne weiß, wodurch ein breiter Flügelfleck entſteht; Flügeldecken mit ſchmalen, fehiefer- grauen Endſäumen. Iris graubraun, Schnabel blaſs korallenrot, in der Jugend horngelbgrau, Füße ſchiefer⸗ ſchwarz. — Weibchen oberſeits olivenbraun, unterſeits fahl bräunlichgelb, an den Seiten der Bruſt oliven- bräunlich, in der Mitte des Bauches und in der Aftergegend weißlich, Schwingen und Schwanzfedern dunkel graubraun mit olivengrauen Rändern; Schnabel rötlich gelbgrau, Füße hell fleiſchrot, grau überlaufen. Das Korallenſchnäbelchen bewohnt in kleinen Geſellſchaften das Innere Braſiliens und wird feiner an— genehmen Stimme halber dort viel im Käfige gehalten. (einerea, ardesiaca). — A. B. Neuwied Beiträge, Bd. III, S. 579. — Etwas kleiner, feiner und zierlicher gebaut als der vorhergehende; rein bleigrau, unterſeits etwas heller, in der Aftergegend weiß, neben dem Unterſchnabel ein weißer Fleck; Schwingen ſchieferſchwarzgrau; Wurzel der Handſchwingen weiß, Unterflügeldeckfedern ebenſo, Steuerfedern ſchwärzlichgrau. Iris grau, Schnabel blass rötlichweiß, an der Wurzel bräunlich, Füße ſchiefergrau. — Weibchen? Beim jungen Vogel iſt der Schnabel ſchiefergrau mit weißlicher Spitze. Verbreitet ſich über das Innere Braſiliens, lebt in kleinen Geſellſchaften, gilt für den beſten Sänger des Binnenlandes und wird deshalb vielfach im Käfige gehalten. 5 f 234. Das Pfäffchen, Sp. (Sperm., Loxia) albogularis, Spix. — Beſchr. Burmeiſter, Syſte⸗ muaatiſche Ueberſicht der Tiere Braſiliens, Bd. III, S. 243. — Noch kleiner als der vorhergehende; ober— ſeits braungrauſchwarz, Stirn, Backen und Oberkopf kohlſchwarz, Bürzel grau, unterſeits weiß, eine Bruſt⸗ binde ſchwarz; Schwingen braungrauſchwarz, innen und an der Wurzel weiß, wodurch bei ausgebreiteten Flügeln eine ſchmale, weiße Binde erzeugt wird, Schwingen unterſeits weiß. Iris?, Schnabel hellrot, Füße graulich fleiſchfarben. — Weibchen oben gelbgraubraun, unterſeits weißlich, Schwingen und Schwanzfedern braungrau, erſtere an der Wurzel weiß. Die Art bewohnt ebenfalls das Innere Braſiliens. Dunkelgelbgraues, öfter teilweiſe ſchwarzes Gefieder und weißlichen Schnabel haben: “A 235. Das Weiß bärtchen, Sp. (Fr., Sperm.) ornata, Lichtenstein, (leucopogon). — Beſchr. Neuwied, Beitr., III, 572, unter Fringilla leucopogon. — Größe des vorhergehenden; Stirn, Backen, Kinn, Oberkehle und ein quer über die Bruſt verlaufendes Band ſchwarz, die Oberſeite übrigens dunkelgrau, aauf dem Mantel verloſchen ſchwärzlich gefleckt, ein Bartſtreifen an der Wurzel des Unterkiefers, welcher das Schwarz der Kehle mit eingrenzt, Unterhals und Bauch weiß, Bruſt und Bauchſeiten grau und ſchwärzlich gefleckt; Schwingen ſchwärzlichbraun, auf der fünften bis ſiebenten außen nah der Wurzel ein wenig bemerf- licher, kleiner weißer Fleck, übrige Schwingen weißlich gerandet, untere Flügeldeckfedern reinweiß, Steuerfedern 3 ſchwarzbraun. Iris graubraun, Schnabel blaſsgelb, Füße ſchiefergrau. — Weibchen und junger Vogel Armſchwingen hell gerandet, an der Spitze weißlich gekantet, große Deckfedern ebenſo. Der Vogel bewohnt Oſtbraſilien und iſt namentlich in der Nähe von Rio de Janeiro häufig. 236. Das Schwarzkäppchen, Sp. (Fr., L., Pyrrh., Sperm., Phonipara) gutturalis, Licht., (plebeja, melanocephala, ignobilis). — Beſchr. Neuwied, Beitr., Bd. III, S. 577, unter Fr. melanocephala. — Oberkopf, Kopf⸗ und Halsſeiten, Kinn, Kehle und Kropfſeiten mattſchwarz, Oberſeite allmälig in düſter⸗ grünlich Olivenbraun übergehend; größte Oberſchwanzdecken ſchmal weißlich geſpitzt; Unterſeite nebſt Unter⸗ flügel ⸗ und Schwanzdecken ſtrohgelblich; Schwingen, Deckfedern und Schwanz olivenbraun, mit ſchmalen fahlgrünen Außenſäumen. Iris graubraun, Schnabel bläulich bleifarben, Füße ſchieferfarben. — Weibchen wie das Männchen, jedoch nur an Kinn und Kehle ſchwärzlich und unterſeits olivengrüngrau verwaſchen. Lebt im Oſten Braſiliens, namentlich auch in der Nähe von Rio de Janeiro. Bei den nächſtfolgenden Arten iſt das Gefieder des Männchens mehr oder weniger chwarz, weiß gefleckt, der Schnabel en. 1 Brehm, gefangene Vögel. I. f 22 — 233. Das Graupfäffchen, Batetiva der Braſilianer, Sp. (Fr., P., Sperm.) plumbea, Neuwied, gelblich ſchiefergrau, unterſeits weiß, nur Kehle, Kinn und eine Binde über die Bruſt ſchiefergrau, hintere 338 Gimpelfinken. 237. Das Erzpfäffchen, Sp. (Fr., L., Pyrrh., Sperm., Coccothraustes) collaria, L 15 (atricapilla, | melanocephalus). — Beſchr. Neuwied, Beitr, Bd. III, ©. 569, unter Fringilla atricapilla. — Kopf, Wangen und Rücken grünlichſchwarz, welaliſch glänzend, Federn des Oberrückens an der Wurzel grau, 5 hierauf ſchwarz, an der Spitze fahl graubraun, Unterrücken graubraun, gilblich überlaufen, ein Ring im Nacken und Bürzel roſtgelb, ein Fleck vor und unter dem Auge, Kehle und Vorderhals weiß, eine ſchmale 1 Bruſtbinde ſchwarz, Bauchmitte weißlich, Bauchſeiten und Aftergegend roſtgelb; Schwingen an der Wurzel 2 weiß, übrigens ſchwarzbraun, innen weiß geſäumt, Armſchwingen ſchwarzbraun, gilblich gerandet und an 5 4 der Spitze gilblichweiß geſäumt, Oberflügeldecken ebenſo, Schwanzfedern bräunlichſchwarz, am Ende fal graubräunlich gerandet, Oberſchwanzdeckfedern grau mit roſtroten Spitzen, Unterſchwanzdeckfedern roſtgelbrot. 1 Iris dunkelbraun, Schnabel an der Wurzel grauſchwarz, an der Spitze gelblich, Füße graulich hornfarben. „ Weibchen braungrau anſtatt ſchwarz, Kehle und Nackenring hell weißgelb, Bruſt und Bauch rötlich gelbgrau, in der Mitte bläſſer, Schwingen braun, gelbgrau gerandet, Steuerfedern dunkelbraun. Junge Vögel 5 ähneln dem Weibchen. Die Art bewohnt das Innere Braſiliens. 238. Das Bläßchen, Sp. (L., P., Sperm.) lineola L. (crispa). — Beſchr. Burmeiſter, Sr Ueberſ. ꝛc., Bd. III, ©. 248). — Merklich feine als unſer Zeiſig. Ganze Oberſeite, Kinn und Kehle glänzend ſchwarz, grünlich ſchimmernd, Bürzel grauweiß, ein ſchmaler Streifen vom Schnabelgrunde über die Mitte des Oberkopfes, ein breiter Backenfleck und ganze Unterſeite nebſt Unterflügeldecken rein weiß; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarz; erſtere in der Wurzelhälfte der Innenfahne, vierte bis ſechſte hier auch außen weiß, wodurch ein Spiegelfleck entſteht. Iris graubraun, Schnabel hornſchwarz, Füße bleigran. Weibchen rötlich braungrau, unterſeits heller, mehr roſtgilblich, auf der Bruſtmitte weißlich; Se 1 2% Steuerfedern dunkelbraun, heller gerandet, letztere namentlich an der Spitze. Die Art bewohnt das nördliche Braſilien, insbeſondere die Gegend von Para. 239. Das Brillenpfäffchen, Sp., (Sperm.,) ophthalmica, Selater. Größe des Zeiſigs; Kopf, ui Rücken, Mantel und ein Bruſtgürtel ſchwarz, mit ſchwachem Glanze, ein ſchmaler Ring ums Auge grau, Nackenband, Bürzel, Kehle und Bauch weiß; Schwingen ſchwarzbraun, unterſeits bräunlich grau, innen graulich weiß geſäumt, Wurzeldrittel der zweiten bis ſiebenten außen weiß, wodurch ein Spiegel gebildet wird; Oberflügeldeckfedern ſchwarz, untere weiß; Steuerfedern ſchwarz, unterſeits grauſchwarz, obere Schwanz⸗ en ſchwarz, untere weiß. Iris?, Schnabel dunkelhornfarben, Füße horngran. Wee | Das Vögelchen ſtammt aus Bogota. 240. Das Blaupfäffchen, Sp., (Caccothr., Sperm.) eoerulescens, Vieill., (collaris, torquata). — Beſchr. nach Bonaparte, Conspectus avium, Bd. I, S. 498. — Oberſeits bräunlichblau, unterſeits weiß, Kehlmitte, Wangen und ein ſehr breites Bruſtband weiß. Das Vaterland iſt Braſilien. Ebenſ o ſelten wie die in vielen Arten über ganz Südamerika verbreiteten Pfäffchen lebend Rs in unſere Käfige gelangen, ebenſo dürftig find die Berichte über ihr Freileben, und faſt will es ſcheinen, als habe es Jeder für unwert gehalten, über ſo gemeine Vögel eingehende Mit⸗ teilungen zu machen. Was ich aus den verſchiedenen Angaben zuſammengeleſen habe, iſt etwa das Folgende: Alle Pfäffchen leben nicht eigentlich im Walde, zum mindeſten nicht im Urwalde, ſondern am Rande der Waldungen, in niederen Gebüſchen und Sträuchern, welche Waldblößen umgeben, die offenen Triften des Inneren ſpärlich bedecken oder Moräſte umſäumen. Namentlich die letzteren ſcheinen eine beſondere Anziehungskraft auf unſere Vögelchen zu üben; wenigſtens fand Natterer viele der von ihm beobachteten Arten an Sümpfen. Von ſolchen Standorten aus fliegen ſie nach den mit Gras beſtandenen Ebenen, und hier ſiht man ſie dann eifrig beſchäftigt, die verſchiedenen Grasſämereien, ihre hauptſächlichſte Nahrung, auszuklauben. Zur Zeit der Getreidereife fallen ſie auch auf den Reis- oder Hirſefeldern ein und fügen denſelben zuweilen merklichen Schaden zu. Gegen die Brutzeit hin ſucht ſich jedes Pärchen einen paſſenden Stand, laut Euler oft in un⸗ mittelbarer Nähe der Häuſer, und beginnt hier mit dem Neſtbau. Das Schmuckpfäffchen baut gern in die Roſenſträucher im Garten. Sein Neſt tft Hein, tiefnapfig, luftig, aber doch ziemlich ſorgfältig aus feinen Würzelchen zuſammengebaut. Die Eier, deren Anzahl ich nicht angegeben finde, haben auf weißlich grünem Grunde zahlreiche braune Längsflecken Bro. Grasgimpel. 339 12 iind Puntte, welche a en über die ganze Oberfläche verteilt ſind. Ob mehr als eine Brut gemacht wird, weiß ich nicht, obwohl ich es annehme. u Ob alle Pfäffchen ſich als Sänger auszeichnen, iſt mir unbekannt. Mehrere Arten haben zwar ſchwache, aber klangvolle Stimmen, einzelne ſogar einen recht lieblichen Geſang, welchen fie, ruhig auf einem Wipfelzweige ihres Lieblingsbuſches ſitzend, in etwas eintöniger Weiſe | Ba pilegen, Man hält je deshalb überall in ihrem Heimatslande im Käfige und . Be Der Geſang von denjenigen Arten, welche ich kennen lernte (Erzpfäffchen und | Brläßchen), f iſt nicht viel wert und eigentlich mehr ein Gewisper als ein Schlag, hört ſich jedoch recht leidlich an. Dagegen verdienen unſere Finken in anderer Hinſicht Teilnahme und Zauneigung des Liebhabers. Sie gehören zu den hübſcheſten und munterſten Gliedern ihrer Ordnung, halten ihr Gefieder glatt und nett, jo daß ſie trotz ihrer einfachen Färbung ſehr ſchmuck erſcheinen und ſelbſt unter zahlreicher Geſellſchaft ins Auge fallen, find rege vom Morgen bis zum Abend, vertragen ſich vorzüglich mit allen übrigen Mitgliedern ihres Flug⸗ gebauers und ſtellen an das Futter die allerbeſcheidenſten Anſprüche, da fie in ungleich höherem Maße als alle afrikaniſchen und aſiatiſchen Finken und Weber Körnerfreſſer find. Grünzeug iſt auch ihnen Bedürfnis; Kerbtiere aber habe ich meine Gefangenen niemals zu ſich nehmen ſehen. Das treuinnige Zuſammenhalten beider Geſchlechter ſcheint darauf hin⸗ Zudeuten, daß ſie ſich auch leicht im Käfige fortpflanzen dürften; doch liegen hierüber beſtimmte 95 Beobachtungen noch nicht vor. Nach all dieſem glaube ich gerade dieſe bisher ſo wenig beachteten Vögel den Liebhabern beſonders empfehlen zu dürfen. Wie die meiſten ſüdamerikaniſchen Vögel erhalten wir die Pfäffchen immer bloß in 85 einzelnen Stücken und durchaus nicht regelmäßig, und wie alle von dorther kommenden Voögel ſtehen ſie ziemlich hoch im Preiſe, d. h., ſind ſeklen unter ſechs Taler das Par zu haben. In Anbetracht der geſchilderten Eigenſchaften darf man dieſen Preis wohl bezahlen. Grasgimpel. a Weſtidien di die benachbarten Länder Mittel- und Südamerikas beherbergen eine geringe a kleiner Finken von Laubſänger⸗ bis Zeiſiggröße, welche ſich durch folgende Merkmale lennzeichnen: Der Schnabel tft kurz, kräftig, ſeitlich ſtark zuſammengedrückt, daher viel höher als breit, auf der Firſte gerade oder kaum merklich gebogen, der Unterſchnabel ebenſo hoch als der obere, die Dille breit, die Dillenkante gerade. Die kleinen Naſenlöcher liegen ſeitlich an der Schnabelwurzel, unter Borſtenfedern verſteckt. Die kräftigen Füße haben mittellange Läufe, lange und derbe Zehen und lange, ſtark gebogene Nägel. In dem kurzen, runden Flügel, welcher zuſammengelegt die Hälfte des Schwanzes deckt, überragen die dritte und vierte der unter ſich gleichlangen Schwingen die übrigen und ſind wie dieſe breit, an der Spitze gerundet, die vorderen außen auch ſtark eingeengt. Der kurze, gerade Schwanz wird von breiten, weichen Federn gebildet. Das reiche weiche Gefieder iſt vorherſchend oliven⸗ grün gefärbt und auf Kopf, Hals und Bruſt durch Rußſchwarz und Goldgelb gezeichnet. . me Re unterſcheiden ſich durch die Färbung; die Jungen ähneln den Weibchen. . Die Goldbraue, Euethia (Fr., Emberiza, Passerina, Phonipara, Spermophila) lepida, L., N dominicensis.) — Vergl. Goſſe, Birds of Jamaica, ©. 249. — Größe des Weidenlaubvogels; Oberſeite olivenfarben, Augenbrauen und ein ſchmaler Streif über den Zügeln, welcher ſich verſchmälernd bis auf die Schläfe zieht, unterer Augenrand, Kinn und Oberkehle orangegelb, Stirnrand, vordere Backen und Unterkehle ſchwarz, das Gelb überall einſäumend, Bruſt ſchwarz, nach unten zu in Olivengrüngran 1 e 1 1 olivengelb, Aſtergegend und untere Schwanzdecken gilblichweiß; Schwingen ſchwärzlich FAR 33% RN ER, 55 N en, 340 | Gimpelfinken. ofivenfarben, außen ſchmal gelbgrün geſäumt, innen graulich gerandet, Schulter- und Oberſlügeldeten uicht olivengrün, die Federn mit helleren Kanten, Flügelrand und untere Flügeldecken graulichgelb, Schulter- ſchwärzlichen Bartſtreifen begrenzt wird, ſowie ſchwärzlich überflogene Kehle; die Unterſeite iſt e Verbreitet ſich über Kuba, 1 und Portoriko. 242. Das Goldbärtchen, Eu. (Tiaris, Phon.) pusilla, Sw. Der Goldbraue durchaus ahnlich f etwas größer und dadurch unterſchieden, daß nicht nur der Stirnrand, ſondern auch Vorderkopf, Ohrgegend und Bruſt ſchwarz, die übrigen Unterteile aber dunkel plivenbräinulichariie, etwas heller als die Oberſeite d Iris braun, Schnabel ſchwarz, Füße rötlichbraun. Vertritt die Goldbraue auf dem Feſtlande von Neu-Granada oder Venezuela an bis ins ſüdliche Meik 243. Das Schwarzgeſichtchen, Eu. (Fr., Sperm., Phon.) bieolor, L. — A. B. Goſſe, ; i , S. 252. — Größe des Goldbärtchen; Oberſeite, Flügel und Schwanz düſter olivengrün; Schi oliven⸗ grün, außen mit ſchmalen helleren Säumen; Stirn, Vorderkopf, Kopfſeiten, Kinn, Kehle und Bruſt matt⸗ ſchwarz, übrige Unterſeite und Unterflügeldecken olivenfahl ins Weißliche, ſeitlich blaßs olivengrüngrau ae 4 waschen. Iris?, Schnabel dunkelbraun, Unterſchnabel hornfahl, Beine hornbräunlich. Auf Jamaika und St. Croix beſchränkt. 244. Der Goldkragen, Eu. (Fr., Lox., Pyrrh., Pass., Phon.) eanora, Gml., (collaris). — A. B. Lembaye, aves de la isla de Cuba, S. 53. — Beträchtlich kleiner als die beſchriebenen Arten: Größe des Fitislaubſängers; Stirn und Oberkopf ſchwärzlich, übrige Oberſeite düſter olivengrün, Geſicht bis hinters Auge, Kinn, Kehlmitte, Kropf und Bruſt ſchwarz, übrige Unterſeite düſter olivengrau, untere Schwanzdecken ins Grünliche; ein in den Augenbrauen beginnender, hinter Auge und Ohr am Halſe herab⸗ ziehender, hier ſich verbreitender, aus verlängerten Federn gebildeter, etwas abſtehender Streifen, einen halben Ringkragen darſtellend, goldgelb; Schwingen graulich olivenfarben, außen ſchmal goldgrün geſäumt; Steuerfedern innen olivengrau, außen lichter. Iris braun, Schnabel hornbräunlich, Füße grau. — Beim Weibchen Kopf grau, Oberſeite graulich olivengrün, Geſicht ſchwärzlich braun, Halskragen undeutlich, grünlichgelb, Unterſeite fahlgrau. 5 Der Goldkragen bewohnt Kuba. Aus den Angaben Goſſes und Gundlachs geht hervor, daß die verſchiedenen Gras⸗ gimpel mehr oder weniger dieſelbe Lebensweiſe führen. „Ihre Sitten und Gewohnheiten“, ſagt der Erſtgenannte, „gleichen ſich jo, daß die Beſchreibung des einen auch auf den anderen paſſt. Alle ſind ſehr häufig und menſchenfreundlich, und alle ſang- und klangloſe Geſchöpfe, das Schwarzgefichtchen noch mehr als feine Verwandten. Nur im Frühjahre vernimmt man einige Klänge von ihnen, nemlich einzelne rauhe Gaumenlaute, welche ſich mit Worten nichet beſchreiben und ſehr ſchwer wiedergeben laſſen.“ Hill, ein Freund Goſſes, bemerkt, daß iin die Goldbraue lebhaft an unſere europäiſchen Sperlinge erinnert habe: „ſie ſind“, meint er, „äußerſt geſellig, haben eine beſondere Vorliebe für Hausgärten und zeigen ſich, wenn ihrer viele zuſammenkommen, als lärmende Geſellen, welche ununterbrochen ein eigentümliches, ſchrilles Zirpen vernehmen laſſen. Während der Grasreife ſiht man ſie oft auf den Spitzen des Graſes erſcheinen und ſich hier nach Meiſenart anhängen, um die Samen aus den Aehren zu klauben.“ Goſſe fand dann den Kropf und den Magen, ſo zu ſagen, bis zum Zerplatzen mit gedachten Sämereien angefüllt. Der Gelbkragen, welcher auf Kuba gemein iſt, hält ſich nach Gundlach faſt ausſchließlich in ſteppenartigen Gegenden an Bachufern auf und | kommt nur zuweilen in bebauete Gegenden. Wenn man dieſe Lebensweiſe kennt, verſteht man, um mich ſo auszudrücken, erſt Geſtaltung und Färbung dieſer niedlichen Geſchöpfe. Sie Sr vertreten gleichſam unter den Körnerfreſſern die kleinen Sänger, welche wie fie das Ge⸗ hälme als den ihnen gehörigen Wald anſehen, und ihre Ausrüſtung, die kräftigen, lang⸗ zehigen Füße und das grasfarbene weiche Gefieder, befähigen ſie in hohem Grade, zwiſchen den Halmen ein behagliches Leben zu führen. Mit Ausnahme der Mauſerzeit niſten die Grasgimpel in allen Monaten des Jahres. Gundlach erwähnt ausdrücklich, daß man faſt das ganze 5 hindurch Neſter mit ER und Steuerfedern olivenfarbig. Iris dunkel nußbraun, Füße rötlich, Schnabel hornſchwarz. — Das 73 Weibchen hat nur ſchmalen, gelben Augenſtreifen, wenig Gelb am Kinn, welches jederſeits von einem BR 8 N 10 1 ER 5 22 e Wh ERBE . 7 5 DIRT x | ER SE NG 5 . i Grasgimpel e f | 1 N 341 und Jungen finde. Das Neſt iſt kugelförmig mit ſeilichem Eingange, beſteht aus trockenen Kräutern, Blättern, Pflanzenwolle, Haren und Federn und wird entweder im dichten Ge— büſche oder auf ſtark veräſtelten Bäumen in den verſchlungenſten Zweigen angelegt, nach Hill gern ſo, daß mehrere dieſer Zweige die Außenwandung ſtützen, bezüglich in fie einge— flochten werden. Zuweilen geſchiht es, daß zwanzig oder mehr Goldbrauen ihre Neſter auf = ein und demſelbem Baume anbringen lan gewiſſermaßen als Sidelvögel leben. Das Gelege beſteht aus zwei bis drei auf bläulichweißem Grunde mit braunen und ſchwarzbraunen Punkten, * namentlich am ſtumpfen Ende und hier oft kranzartig gezeichneten Eiern. Beide Geſchlechter ſollen ſich am Bau des Neſtes und an der „ beteiligen und ihr Brutgeſchäft . innerhalb vier Wochen beenden. 8 er Seit einigen Jahren gelangen Grasgimpel auch auf unſeren Tiermarkt, immer aber 1 nur in geringer Anzahl. Auf Teneriffa ſiht man ſie, laut Bolle, ſchon viel häufiger und ſchätzt fie hoch. Ihre geringe Größe, ſchmucke Färbung und ihr munteres, lebendiges Wieſen, welches vielfach an das unſeres allbeliebten Zaunkönigs erinnert, empfihlt fie 5 ie; auch gehören fie keineswegs zu den anſpruchsvollen Gliedern ihrer Familie, begnügen ſich im Gegenteile mit dem gewöhnlichſten Körnerfutter, namentlich mit Hirſen, Glanz, Mohnſamen, Rübſen und etwas Grünzeug, zumal Zweigen mit Knospen, halten bei dieſem Butter recht gut im Käfige aus, und ſchreiten, wenn man fie richtig behandelt, ordentlich füttert, wenig ſtört und ihnen die nötigen Bauſtoffe (feine Grashalme, Hare, Baum-, Diftel- And andere Pflanzenwolle ſowie weiche Federn) gibt, zur Fortpflanzung im Gebauer. Ihr Preis iſt noch ziemlich hoch: unter ſechs Talern kauft man ſelten ein Pärchen; in der Regel muß man wohl noch etwas mehr bezahlen. 1 Gimpelfinken. * Unter dem Namen Gimpelfinken im engeren Sinne vereinigen wir eine Anzahl mittel⸗ großer, mehr oder minder dickſchnäbeliger Körnerfreſſer aus Süd- und Mittelamerika, obwohl auch ſie neuerdings in verſchiedene Sippen und Unterſippen zerteilt worden ſind. Sie kenn⸗ ; zeichnen der außerordentlich große, dicke, auf beiden Hälften gewölbte, an den Rändern ein⸗ gebogene Schnabel, deſſen oberer Teil mit der Firſte in die Stirn eintritt und weder Haken noch Kerben zeigt, und deſſen breiter Unterkiefer einen ſtumpfen Kinnwinkel und abgeflachte Dille hat, die kleinen runden Naſenlöcher, welche in einer kurzen, breiten, befiederten Grube liegen, die zierlichen, dünnläufigen, mäßig hohen Füße mit feinen mittellangen Zehen und kurzen, aber ſpitzen und ſtark gekrümmten Krallen, die ſehr kurzen Flügel, welche zuſammen— gelegt ungefähr ein Drittteil des Schwanzes bedecken und unter deren Schwingen die dritte die längſte iſt, der lange, aus ſtumpf zugeſpitzten, außen etwas verkürzten Federn bes 5 ſtehende Schwanz und das derbe, meiſt einfarbige, vorherſchend ſchwarz oder blau, beim Weibchen bräunlich oder grau gefärbte Gefieder. Dier mäßig ſtarke, oben ſcharf gebogene, hakig überhängende, unten gerade, an den Schneiden mit der Firſte gleichlaufende, hier wenig eingezogene, ſeitlich etwas zuſammen⸗ gedrückte Schnabel, die mittellangen, ſchwachläufigen, kurzzehigen Füße, der kurze, zuſammen⸗ gelegt ein Drittel des Schwanzes deckende, ſtumpfe Flügel, unter deſſen Schwingen die vierte die längſte, der ziemlich lange, in der Mitte ein wenig ausgeſchnittene Schwanz, deſſen Federn gegen die Spitze hin ſich verbreitern, und das dunkle Gefieder ſind die Merkmale des zum Vertreter einer beſondern Sippe (Melopyrrha) erhobenen Schwarzgimpelfinken. 342 . ne 245. Der Schwarzgimpelfink, Goniaphea (L., Pyrh., Spermoph., . nigra, 153 5 (erenirostris). Größe unſeres Feldſperlings; glänzend tiefſchwarz, mit ſchwachem blauen Scheine, meiſt einige Federn über dem Auge weiß; Handſchwingen ſchwarz, innen hellgrauweiß geſäumt; Eckflügel, Deck⸗ 5 7 federn der Handſchwingen und Unterdeckfedern reinweiß, Armſchwingen innen in der Wurzelhälfte weiß. Iris . dunkelbraun, Schnabel braun, Füße bräunlich. — Weibchen mattſchwarz, übrigens dem Männchen Du, Der ſehr eigentümliche und leicht kentliche Vogel bewohnt Kuba und iſt hier gemein. e Reisknacker (Oryzoborus) nennt Cabanis die Arten mit dickem, ſtarkem, wenig 19 gewölbtem, geradfirſtigem, ſcharfſpitzigem Schnabel, langzehigeren Füßen, eee 3 längeren Flügeln, aber kürzerem Schwanze. 246. Der Schwarzknacker, Becudo der Braſilianer, G. (Fr., L., Spor., Oryzob.) erassirostris, el. (ater). — A. B. Neuwied, Beitr., Bd. III, S. 564. — Größe unseres Feldſperlings; glänzend ſchwarz mit grünlichem Scheine; Handschwingen an der Wurzel auf beiden Fahnen weiß, wodurch ein breiter Spiegel entſteht; Armſchwingen nur an der Wurzel der Innenfahne weiß; Unterflügeldecken und Wurzelteil der Schwingen unterſeits weiß. Iris braun, Schnabel graubräunlich mit weißlichen Schneidenrändern, Füße hornbraun. — Weibchen olivenbraun, unterſeits rotgelblichbraun, Bruſt und Bauchſeiten graulich, Bauchmitte roſtgelb, Schwingen und Schwanzfedern ſchwärzlich braun, außen olivenbraun geſäumt, innere Flügeldecken weiß. Die Art bewohnt das Waldgebiet des mittleren Braſiliens und Gianas. 247. Der Reisknacker, G., (L., Fr., Pyrrh., Coccothr., Coccoborus, Oryzob.) torrida, Cl., ; (rufiventris, nasuta). — A. B. Neuwied, Beitr., Bd. III, S. 567. — Etwas kleiner als der Feldſperling; ſchwarz, auf der Oberſeite mit dunkelgrünem Metallglanze, Unterbruſt, Bauchſeiten und übrige Unterteile bis zum Steiß kaſtanienbraun; Schwingen an der Wurzel der Innenfahne weiß, dieſelbe Färbung an der dritten bis ſechſten Schwinge auch an der Außenfahne ſichtbar, wodurch ein ſehr kleiner weißer Spiegel ent ſteht; Unterflügeldecken, Achſeln und die Wurzel der Schwingen unterſeits weiß. Iris graubraun, Schnabel hornſchwarz, Beine hellfarben. — Weibchen oberſeits dunkel olivenroſtbraun, unterſeits lebhaft roſtbraungelb, Bauchmitte heller und lebhafter; Schwingen und Steuerfedern dunkelbraun, Unterflügeldeckfedern 0 8 c Verbreitet ſich über Südamerika, vom ſüdlicheu Braſilien an bis 1 » Die übrigen Arten entſprechen den oben gegebenen Merkmalen der Sippe. 248. Der Biſchof oder Blaukernbeißer, > (L., Fr., Coccoborus, Cyanoloxia, Guiracea) coeru- | lea, L., — A. B. in Audubon, O. B., Bd. II, ©. 140. — Etwas größer als unfer Grünling, mit * . 3 E W N. rr 70 Pi 1 „> fi a 2 Val, ng nn 5 weit ſtärkerem Schnabel; ſchön kobaltblau, Zügel, Kinn und ein ſchmaler Rand rund um den Schnabel > ſchwarz; Schwingen und Steuerfedern ſchwarz, erſtere mit blaugrauen, letztere mit ſchmalen blauen Außen⸗ ſäumen; Armſchwingendeckfedern ſchwarzblau, mit hell roſtbraunen Enden, wodurch eine Flügelquerbinde entſteht; obere Deckfedern lebhaft kaſtanienbraun, die kleinſten längs des Unterarmes und die Unterflügel⸗ deckfedern blau. Iris braun, Schnabel hornſchwärzlich, Unterſchnabel hornfahl, Beine ſchwarzbraun. — Weibchen roſtbraunfahl, Kopfſeiten und Bürzel graublau verwaſchen, unterſeits lebhaft roſtbräunlichgelb, 8 Kinn und Kehle faſt weiß; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, mit verwaſchenen graublauen Außen⸗ ſäumen; Deckfedern dunkelbraun, mit roſtgelben Enden, wodurch zwei helle Querbinden entſtehen; kleine 8 1 Oberflügeldeckfedern mattblau. 5 Der Biſchof bewohnt die ſüdlichen Teile der Vereinigten Staten, Kalifornien, Mejiko, Mittelamerika 1 und Weſtindien. 249. Der Blaugimpelfink, G. (L., Fr., Coccothr., Coccob., Cyanol.) eyanea, L., (Brissoni). — A. B. Neuwied, Beitr., Bd. III, S. 561. — Größe des Grürlings; dunkel indigoblau, ſchwärzlich ge⸗ miſcht, da die Federn an der Wurzel ſchwarz ſind, Stirn, Augengegend und kleine Oberflügeldeckfedern kornblumenblau; Schwingen ſchwarz, außen ſchmal blau, innen weißgrau geſäumt; Unterflügeldeckfedern ſchwärzlich, himmelblau umrandet; Schwanz bräunlich oder kieſſchwarz Iris graubraun, Schnabel ſchwärzlich horngrau, Unterkiefer an der Wurzel bleifarbig, Füße dunkel bräunlichgrau. — Weibchen gelbrötlichbraun, oberſeits dunkler, ins Graubraune ſpielend, Schwingen und Steuerfedern dunkel graubraun, die i 19 Deckfedern rötlichbraun umrandet; Schnabel dunkel horngraubraun, Füße aſchgraubraun. Der Blaugimpelfink bewohnt Alien mit Gebüſchen abwechſelnde Landſtriche des innern Braſiliens und ebenſo Giana. Von allen vorſtehend aufgeführten Gimpelfinken kennen wir nur die Lebensweiſe des Biſchofs einigermaßen genau; über alle übrigen Arten ſind die Berichte dürftig. Jener ſowohl wie ſein braſilianiſcher Verwandter wählen ſich zum Aufenthalte abgelegene, einſame, 9 er Gimpelfinken. mit Buſchwerk beſetzte Gegenden, namentlich Baumgruppen in der Nähe von Sümpfen und Reisfeldern und führen hier ein ziemlich verborgenes Stillleben. Der Biſchof verläßt das Land ſeiner Heimat mit Beginn des Winters, wandert ſüdlich, beſucht dabei die Antillen und Mittelamerika und kehrt erſt mit et des Frühjahres nach ſeiner Heimat zurück. In Louiſiana erſcheint er ungefähr in der Mitte des März, und zwar wandern die Mäunchen den Weibchen voraus. Louiſiana, Alabama, Georgia und Karolina ſind diejenigen Staten Nordamerikas, in denen er am häufigſten auftritt; nach Weſten hin ver- 3 breitet er ſich bis Kalifornien, und in Tejas iſt er beſonders häufig. Ein oder zwei Pärchen nehmen in der Regel Beſitz von einem Felde, welches nicht ſtark von anderen Vögeln bewohnt wird, ſuchen ſich einen der verborgenſten Büſche aus und erbauen ſich hier ihr Neſt aus Be, trockenem Graſe, welches nach innen zu ſorgfältiger gelegt und mit feinen Würzelchen, trockenem Moſe und Pferdeharen ausgekleidet wird. Das Gelege enthält meiſt vier Eier, welche das Weibchen allein ausbrütet, während das Mlännchen ſich damit beſchäftigt, die Gattin zu füttern oder auf einem der benachbarten höheren Bäume ſeinen anmutigen Geſang hören zu laſſen. Beide Eltern ſind außer⸗ ordentlich vorſichtig beim Neſte, ſo daß es ſehr ſchwer hält, ein ſolches zu finden. Auf die erſte Brut folgt gewöhnlich eine zweite, währenddem ſich die Jungen mit anderen ihrer Art in kleine Gruppen zuſammenſchlagen und nach den Reisfeldern begeben, um ſich hier von dem Korn zu nähren, noch bevor es gereift iſt. Außerdem freſſen fie die ver- ſchiedenſten anderen Sämereien, insbeſondere die der Grasarten, fallen auch wohl auf einem Maisfelde ein, da das harte Korn dieſes Getreides ihrem ſtarken Schnabel keinen Widerſtand leiſtet. Au dubon verſichert, daß er ſie niemals Früchte oder Beren freſſen ſah. Ueber das Brutgeſchäft des verwandten Braſilianers kenne ich keine Angaben; dagegen gibt Gundlach über die Fortpflanzung des Schwarzgimpels einen kurzen Bericht. Das | Neſt, welches man von Ende Aprils bis Ende Junis findet, beſteht aus dürren Blättern, Gras und Haren, iſt groß, oben überwölbt und hat einen nach abwärts ſich neigenden ſeitlichen Eingang. Die vier Eier des Geleges ſind weiß mit rotbraunen und verloſchenen lilafarbenen Flecken. Am liebſten bringt dieſer Vogel ſein Neſt auf Bäumen zwiſchen Schling⸗ pflanzen an. Der Geſang des Biſchofs erinnert an den des Reisſtares oder Paperlings, beſteht aber eigentlich nur aus einer oder zwei Strophen, welche ſehr häufig wiederholt werden. Von der braſilianiſchen Art wird geſagt, daß fie zu den beſten Sängern des Landes gehöre; ich ſelbſt habe kein Urteil hierüber, da ich den Vogel nur einigemal in der Gefangenſchaft geſehen habe. Alle Arten der Gruppe halten ſich ziemlich gut im Käfige, verlangen aber eine forgfältige Pflege, namentlich während der Mauſer. Man ernährt fie mit verſchiedenem Geſäme, Grünzeug und Knospen, darf fie aber auch an Mehlwürmern nicht Mangel leiden 1 laſſen, weil letztere zur Erhaltung ihrer Geſundheit unbedingt beitragen. Jung aufgezogene werden ungemein zahm und laſſen ſich wie andere Finken an Aus- und Einfliegen ge- Br. wühnen. Bei geeigneter Abwartung ſchreiten ſie im Käfige auch zur Fortpflanzung. In den genannten Staten Nordamerikas bezahlt man laut Audubon das Par des Biſchofs mit einem Dollar: bei uns zu Lande erhöht ſich der Preis um das Vier- und Foiünffache. Zu den regelmäßigen Erſcheinungen des Tiermarktes gehört der Vogel nicht; noch viel ſeltener aber ſiht man einmal einen ſeiner Verwandten. Kerubeißer. A Einer unſerer auffallendſten Finken gilt als das Urbild einer beſonderen, nicht eben zahlreichen Unterfamilie, welche in der alten und neuen Welt, insbeſondere aber in Europa, 344 | Kernbeißer. Süd⸗ und Oſtaſien, Nord - und Mittelamerika wie auf den Schildkröteninſeln ihre Ver⸗ treter hat. Das Hauptmerkmal aller hierher gehörigen Vögel iſt der ungemein un und kräftige Schnabel. Die Kernbeißer im engeren Sinne ſind äußerſt kräftig gebauete, großköpfige und unt > ſchwänzige Finken. Der ſehr große und dicke Schnabel iſt völlig kreiſelförmig, an den etwas 8 gebogenen, ſcharfen Schneiden wenig eingezogen, vor der Spitze des Oberſchnabels mit einem undeutlichen Ausſchnitte verſehen; innen an der Gaumenſeite verläuft ein ſcharfkantigen Mittelrand und mit dieſem in gleicher Richtung jederſeits ein ähnlicher längs der Schneide, weiter hinten findet ſich ein Knollen, welcher in eine ziemlich weite Höhlung des Unter⸗ ſchnabels paſſt. Die kleinen rundlichen Naſenlöcher liegen an der Schnabelwurzel und werden von Borſtenfederchen und Härchen bedeckt. Die Füße ſind kurz, aber kräftig und ſtämmig, die Krallen mittellang, ziemlich ſtark gekrümmt und ſehr ſcharfſpitzig. In dem Flügel, welcher zuſammengelegt ungefähr die Hälfte des Schwanzes deckt, verlängert ſich die dritte Schwinge über alle übrigen, unter denen einige vor der ſtumpfen Spitze eine eigentümliche Geſtalt annehmen, indem die Außenfahne einen mit der Spitze vorſtehenden Haken bildet, während die innere einen Ausſchnitt zeigt — eine Bildung welche die europäiſche Art und ihre nächſten Verwandten vor allen übrigen Finken kennzeichnet. Der Schwanz iſt jehr kurz und in der Mitte ziemlich deutlich ausgeſchnitten; das Gefieder zeichnet ſich aus 1 Sir jeine Dichte und Weichheit. 250. Der Kirſchkernbeißer, Kirſchbeißer, Kirſchfint, Kirſchhacker, Kirſchknacker, Küſchtogek ei, Nußbeißer, Dickſchnabel, Finkenkönig, Klepper, Elske ꝛc., Coccothraustes (Lox., Fr.,) vulgaris, Pallas, (coccothraustes, deformis, europaeus, atrigularis). — A. B. Naumann, V. D., Bd. IV, S. 435 Beträchtlich größer als der Gimpel; Stirn und Vorderſcheitel braungelb, der übrige Kopf oben und ſeiklich — gelbbraun, Zügel, ein ſchmaler Stirnſtreifen und die Kehle ſchwarz, Nacken und Hinterhals aſchgrau, Ober⸗ rücken chocoladbraun, Unterrücken hellkaſtanienbraun, Bruſt und Bauch ſchmuzig graurot oder graulich fleiſchfarben, Schenkel grauweiß, Aftergegend und Unterſchwanzdecken reinweiß; Schwingen mit Ausnahme der beiden letzten braunſchwarz mit blauem Metallglanze, innen mit weißem Fleck an der Wurzel, Arm⸗ ſchwingen grau geſäumt, alle unterſeits mattſchwarz, an den Spitzen ſchieferfarben; kleine Oberflügeldecken dunkel chocoladbraun, mittlere weiß, die großen vorderſten ſchwarz, die mittelſten trübweiß, die hinterſten ſchön gelbbraun; Unterflügeldecken weiß, Eckflügel ſchwarz; mittlere Schwanzfedern an der Wurzel ſchwarz, in der Endhälfte nach außen gelbbraun, am Ende weiß, übrige Steuerfedern an der Wurzel ſchwarz, innen in der Endhälfte weiß, die beiden äußerſten außen ſchwarz, alle am Ende weiß geſäumt. Iris graurot, Schnabel im Frühjahre blau, im Herbſt horngelb, Füße fleiſchfarben. Im Spätfrühjahre und Sommer verbleichen alle Farben. — Beim Weibchen Oberkopf hellgelblich grau, Unterſeite grau, Oberflügel großen⸗ teils ſilberfarbig, weil hier auf der Außenſeite der Schwingen dieſe Färbung auftritt und die kleinen Oberflügeldeckfedern lichtaſchgrau überflogen ſind. — Jugendkleid ſehr verſchieden; anſtatt des Schwarz an Kehle und Zügel nur kleine dunkelbraungraue Federchen, Kopf und Hals hellgelb, Scheitel, Hinterkopf und Wangen dunkelroſtgelb, Nacken, Halsſeiten und Gurgel hellgelb mit graulichgelben Federrändern, Mantel mattbraun, die Federn an der Wurzel graugelb, Bürzel mattbraungelb, Kehle hellgelb, Oberhals grau⸗ gilblich, übrige Unterſeite ſchmuzigweiß, ſeitlich ins Roſtfarbene ziehend, überall mit eee 5 dunkelbraunen Querflecken gezeichnet. Der Kirſchkernbeißer bewohnt faſt ganz Europa, Nordweſtafrika und Mittelaſien. 251. Der Maskenkernbeißer, C. personatus, Temm. & Schlegel. — A. B. Fauna japonica, S. 91. — Größer als der Kirſchkernbeißer, Oberſeite iſabellgraubraun, Unterſeite heller, Bauch, After, untere Schwanz - und Flügeldecken weiß, Oberkopf, ein Band ringsum den Schnabel, welches ſich am Kinn mehr ausbreitet, Flügel, Deckfedern und Schwanz ſchwarz, mit Metallſchimmer; die erſten ſieben Schwingen mit breiter weißer Mittelquerbinde über beide Fahnen. Iris?, Schnabel orangegelb, Füße und Nägel horn⸗ gelb. — Weibchen braun, Flügel und Schwanz düſter ſchwarz; weiße Flügelbinde ſchmäler als beim . 10 Scheint nur in Japan vorzukommen und ſoll dort gefangen gehalten werden. 252. Der Schwarzſchwanzkernbeißer, C. melanurus, Gml. — A. B. Gould, Birds of Asia, I. — Etwas kleiner, zumal ſchmächtiger als der Kirſchkernbeißer; Kopf, Kinn und Oberkehle glänzend ſchwarz, Rücken und Schulterdecken hell umberbraun, Nacken und Hinterhals heller, Halsſeiten, Kehle und Kropf EE ²˙ Ü ²˙ Ä n i N Kernbeißer. | | h 345 allmälig in Bräunlichgrau übergehend, Bürzel ebenſo, obere Schwanzdecken noch heller, faſt in Weiß ver⸗ laufend; Bruſt und Bauch ſchmuzig⸗, untere Schwanzdecken reinweiß, Seiten ockerbraun, am lebhafteſten auf den Schenkeln; Schwingen ſchwarz, erſte fünf mit ſehr breitem, erſte fünf Armſchwingen mit ſchmälerem weißen Endrande, übrige mit ſehr ſchmalem weißen Endſaum; Endrand der Handſchwingendeckfedern ebenfalls weiß, wodurch ein Querfleck auf dem Flügel entſteht; Handrand weiß; Flügeldecken wie der tief ausge⸗ ſchnittene Schwanz ſchwarz, mit violettem Metallſchimmer. Iris rotbraun, Schnabel orangegelb, längs der Schneidenränder bleigrau, Füße und Nägel hell hornfarben. — Beim Weibchen Kopf, Nacken und Mantel licht umberbraun, Hinterkopf und Kopfſeiten ins Grauliche, Bürzel graubraun, Kehle weißgrau, Bruſt 15 bräunlichgrau, Seiten bräunlich ockerfarben, Bauchmitte gilblich; Schwingen ſchwarz, am Ende außen mit 15 weißem Saume, Armſchwingen mit breitem weißen Endrande; mittlere Steuerfedern grau, an der Spitze e dußere mattſchwarz, an der Spitze dunkler. Das Vaterland iſt China. Aus dem bis jetzt über das Freileben der fremdländiſchen Kernbeißer Bekannten geht 1 9 daß ſich die verſchiedenen Arten in ihrem Weſen und Treiben wenig unterſcheiden; gefangene ſchwarzſchwänzige Kernbeißer, welche ich einmal in größerer Anzahl geraume Zeit Bi. pflegte, beſtätigten vorſtehende Angabe ebenfalls, ſo daß wir uns einſtweilen auf eine ein- gehendere Schilderung der heimiſchen Art beſchränken dürfen. Unſer Kirſchkernbeißer wird regelmäßig bloß in gewiſſen Gegenden unſeres Vaterlandes gefunden, insbeſondere in ebenen, an Baumpflanzungen reichen Geländen, wo er dann vorzugsweiſe in der Nähe der Dörfer, am liebſten in Baumgärten ſich ſeßhaft macht. Im Gebirgs⸗ und Hügellande erſcheint er nur zeitweilig, zumal im Winter, welchen er in den . . meiſten Fällen im Vaterlande verbringt. Genau ebenſo iſt es im Norden wie im Süden Europas: auch hier ſtreicht der Vogel mehr, als er zieht. Das mittlere Schweden, Ruß⸗ land und andere nördliche Länder verläßt er wahrſcheinlich öfter als unſere Gegenden; immer aber geſchehen ſeine Reiſen unregelmäßig, ſo daß man ihn vielleicht höchſtens einen Wander⸗ vogel nennen kann. Sobald das Brutgeſchäft vollendet iſt, ſchlägt er ſich in kleinere Trupps 5 zuſammen und ſtreift gemeinſchaftlich im Lande umher, diejenigen Oertlichkeiten bevorzugend, welche ihm die meiſte Nahrung verſprechen. Stellt ſich rauheres Wetter ein, ſo vereinigt er ſich wohl auch in zahlreichere Geſellſchaften, welche man dann nach Art wirklicher Zug⸗ vögel hoch in den Lüften dahinfliegen ſiht. Zu ſeinem Standorte wählt er ſich Gegenden, in denen das Laubholz vorherſcht; im Nadelwalde wird er nicht oder doch nur ſehr ſelten gefunden. Höhere Bäume ſcheint er den niederen vorzuziehen, auch bemerkt man ihn meiſtens auf den oberſten Spitzen; ſelten aber ſiht man ihn ganz frei, in der Regel vielmehr verſteckt * im Gelaube: denn er iſt unter allen Umſtänden vorſichtig und traut den Menſchen nie, hat auch in den meiſten Gegenden hierzu die gewichtigſten Urſachen. Sein Ausſehen macht den Eindruck, als ob er ein plumper Geſell wäre; dies aber iſt in Wirklichkeit keineswegs der Fall. Auf dem Boden hüpft er allerdings nur mit erſichtlicher Anſtrengung umher, 5 ſchon im Gezweige dagegen bewegt er ſich verhältnismäßig gut, hält ſich auch glatt und ſchmuck und erſcheint hier als ein ganz anderer Vogel. Der Flug geſchiht mit ſehr ſchneller Flügelbewegung, ruckweiſe in flachen Bogenlinien, ſcheint zu ermüden, wird jedoch demun⸗ geachtet oft auf große Strecken in einem Zuge fortgeſetzt. Der Lockton iſt ein hohes, unangenehm ſcharfes „Zicks, Zicks“ und ein länger gezogenes „Zih“, welches ebenſo wohl als Einladung wie als Warnung dient. Von einem Geſange kann man eigentlich nicht reden, / obwohl der Kernbeißer fich große Mühe zu geben ſcheint, fein langes Geſchwätz mit ge— bürender Vollkommenheit vorzutragen. Streng genommen beſteht dieſes Geſchwätz vorwaltend aus den betreffenden Locktönen, welche in der verſchiedenſten Weiſe betont und wiederholt werden, nebſt einigen Berbinbungslauten, welche ſich kaum mit Worten beſchreiben laſſen, weil ſie jedes Wohlklanges bar ſind. Während der Parungszeit ſiht man das Männchen meiſt auf der höchſten Spitze eines ſeiner Lieblingsbäume ſitzen, ſich nach allen Seiten hin drehen Rund wenden und dem Anſcheine nach feine größte Befriedigung an den Tag legen. 346 | | Kernbeißer. Während der Fortpflanzungszeit hält ſich jedes Pärchen einzeln in einem ziemlich 1 umfangreichen Gebiete auf, deſſen Mittelpunkt ein oder mehrere höhere Bäume bilden, und vertreibt aus dieſem jedes andere Pärchen, welches ſich etwa einniſten möchte, mit größter Be Hartnäckigkeit. Ende Aprils, meiſt jedoch im Anfang des Mai, beginnt das Pärchen mit dem Bau ſeines Neſtes. Zum Standorte desſelben erwählt es ſich regelmäßig einen ziemlich hohen Baum, hier aber bald dickere Aeſte, bald ſchwächere Zweige. Das Neſt ſelbſt „ a ein großer 1 Bau aus trockenen Reiſern, auf welche feine Würzelchen, Pflanzenſtengel, Grasblätter, Mos und Flechten folgen. Innen wird der ſchöne halbkugelige Napf mit Wolle, Haren und Borſten ausgekleidet. Drei bis fünf kurzeiförmige, dünn⸗ und glatt ſchalige, faſt glanzloſe, auf blaſsgrünlichem, bläulichem oder gilblichem Grunde ſpärlich, am ſtumpfen Ende zuweilen kranzartig mit aſchgrauen, dunkelbraunen und ähnlichfarbigen Punkten gezeichnete Eier bilden das Gelege, und werden in etwa zwei Wochen hauptſächlich vom Weibchen ausgebrütet, da das Männchen die Gattin höchſtens in der Mittagszeit um einige Stunden ablöſt. Die Jungen verlaſſen das Neſt bald, verlangen aber noch längere Zeit die Pflege ihrer Eltern. In günſtigen Jahren ſchreitet das Par auch wohl zu einer 58 zweiten Brut, regelmäßig aber ſcheint dies nicht zu geſchehen. . een dem gewaltigen Schnabel nährt ſich der Kirſchkernbeißer großenteils mit hartſchaligen Samenkörnern verſchiedener Bäume, insbeſondere mit Kirſchkernen, Bücheln und den Samen des Hornbaumes und. Selbahorns, außerdem mit Baumknospen, einzelnen 6 Beren, z. B. denen der Traubenkirſche, und während der Niſtzeit mit allerlei Kerbtieren, welche zur hauptſächlichſten Nahrung ſeiner Jungen verwendet werden. Das Fleiſch der meiſten Früchte genießt er nicht, tut deshalb auch in Kirſchpflanzungen oft höchſt empfind⸗ lichen Schaden. „Eine Familie dieſer Vögel“, ſagt Naumann, „wird bald mit einem Baume voll reifer Kirſchen fertig. Die gewöhnlichen Sauerkirſchen ſind ihren Anfällen am meiſten ausgeſetzt. Sind ſie erſt einmal in einer Anpflanzung geweſen, ſo kommen ſie gewiß immer wieder, ſo lange es noch daſelbſt Kirſchen gibt, und alles Lärmen, Klappern, Peitſchen⸗ knallen und Pfeifen hält ſie nicht ganz davon ab, alle aufgeſtellten Scheuſale werden ſie gewohnt; nur Schießen iſt das einzige Mittel, ſie zu verſcheuchen, und dies darf nicht blind geſchehen, ſonſt gewöhnen fie ſich auch hieran. In den Gemüfegärten tun fie ebenfalls oft | großen Schaden an den Sämereien, in den Erbſenbeten, an den Grünſchoten, welche fie ungemein gern freſſen und von denen man ſie nur mit Gewalt abzuhalten vermag. Sie zerſchroten dem Jäger ſeine Beren auf den Ebereſchbäumen, welche er für den Winter⸗ vogelfang beſtimmte und deshalb nicht früh genug pflücken ließ. Daß ſie von manchen anderen Bäumen die Samen abfreſſen, welche vielleicht zu Anſaten beſtimmt waren, wird 5 öfters auch ſehr ärgerlich. Weit weniger Schaden würden ſie tun, wenn ſie nicht ſo uner⸗ ſättliche Freſſer wären und nicht die Gewohnheit hätten, einzelne Bäume, Bete und Pflan⸗ zungen immer wieder und ſo lange heimzuſuchen, bis ſie ſolche ihrer Früchte und Samen gänzlich beraubt haben.“ In der Regel beſucht der Kirſchkernbeißer Anpflanzungen und Gärten familienweiſe, ſammelt ſich hier aber, wenn man ihn nicht verſcheucht, manchmal zu großen Scharen an. Während ſeiner Arbeit verhält er ſich ſtill und nur an dem weit hörbaren Aufknacken der Kerne merkt man ſein Vorhandenſein. „Es ſetzt in Verwunderung“, bemerkt Naumann noch, „mit welcher Leichtigkeit und Geſchicklichkeit ſie die harten Steine der Früchte ſpalten. Sie wenden den Kern in dem beſonders dazu eingerichteten Schnabel ſchnell ſo, daß die Schneide desſelben jederzeit die Naht trifft, — ein Druck der ſtarken Kaumuskeln, und beide Hälften ſpringen auseinander, entfallen dem Schnabel, der innere Kern wird teilweiſe von ſeinem Häutchen befreit und ganz oder auch in grobe Stücke zer⸗ biſſen verſchluckt. Alles dies erfordert einen gewiſſen Zeitaufwand, und es wird an | begreiflich, daß fie auf den Kirſchbäumen faſt unerſättlich ſcheinen.“ Kernbeißer. 347 „Nur ein leidenſchaftlicher Vogelliebhaber“, meint Bechſtein, „wird diefen Vogel gern in der Stube ſehen. Ich für meine Perſon kann ihn nicht leiden, beſonders wegen ſeiner 5 unangenehmen, hellen Lockſtimme, welche er ununterbrochen hören läßt; doch ſingt er für 5 manchen Liebhaber gut genug. Seine große Zahmheit macht ihn noch am angenehmſten.“ 4 N In gewiſſem Sinne hat Bechſtein recht. Ein Kernbeißer im gewöhnlichen Käfige und im Zimmer kann unerträglich werden. Dies aber darf man auch von ſehr vielen anderen Vögeln, beiſpielsweiſe von dem hochberühmten Kardinal behaupten, deſſen Lockton, meinen Ohren wenigſtens, ebenſo unangenehm klingt wie der des Kernbeißers. Letztes gehört nun meiner Anſicht nach gar nicht in einen gewöhnlichen Käfig, ſondern in das Fluggebauer, ee uud hier füllt er ſeinen Platz vollſtändig aus. Ich habe früher auch nicht viel von dem Vagel gehalten, mich ſogar verleiten laſſen, das ungünſtige Urteil anderer Liebhaber über ihn wiederzugeben, neuerdings aber ununterbrochen mehrere Kernbeißer in Pflege gehabt und mich weidlich an ihnen ergetzt. Ihre auffallende Geſtalt, die Schönheit ihrer Färbung und Zeichnung, die Eigentümlichkeit ihrer Bewegungen und der unzerſtörbare Ernſt oder die Würde, welche ſich in ihrem Weſen ausſpricht, ſind wohl geeignet, ihnen auch von Seiten eines eingefleiſchten Liebhabers Anerkennung zu verſchaffen. Dazu kommt nun noch, daß der Kernbeißer bald ſehr zahm wird, ſich anderen Vögeln gegenüber durchaus nicht ſo unverträglich zeigt, als man oft behauptet hat, mit verſchiedenartigen Ordnungsverwandten ſogar in recht gutem Einvernehmen lebt und um andere ihm nicht verwandte Genoſſen ſich kaum bekümmert, kurz daß er weit mehr gute Eigenſchaften hat, als gewöhnlich angegeben wird. Wegen ſeiner Ernährung braucht man ſich keine Sorge zu machen: er nimmt mit den verſchiedenartigſten Sämereien fürlieb, iſt durchaus kein ſtarker Freſſer, und verlangt nichts weiter als einen Napf, an welchem er ungeſtört ſitzen kann, wenn er Hunger hat. Daß man feinen Wünſchen einigermaßen entgegenkommen, ihm namentlich Zweige mit Knospen, im Sommer reife Kirſchen, im Herbſt Vogelberen und im Winter Schlehen reichen, ihn auch jederzeit mit verſchiedenem Grünzeug verſehen muß, erachte ich als ſelbſtverſtändlich. Nähert ſich ihm, wenn er frißt, ein anderer Vogel des Fluggebauers, ſo krauſt er allerdings die Stirnfedern und droht mit dem gewaltigen Schnabel: zum Gebrauche desſelben kommt es aber nur höchſt ſelten, und niemals zeigt er dabei, ſoweit meine Beobachtungen reichen, jene Tücke, welche man den Papageien doch nicht ganz abſprechen kann. Meine Gefangenen, welche unter den verſchiedenartigſten Finken leben, haben ſich niemals an dieſen vergriffen: ich erkläre daher jetzt den Kirſchkernbeißer für einen Vogel, welcher jedem Fluggebauer zur Zierde gereicht. Und ich ſtehe nicht allein mit dieſer Anſicht. „Die eigentümliche Erſcheinung des Kirſchkernbeißers“, ſchreibt mir Herklotz, „beſtimmte mich, ein Pärchen dieſer Vögel, welche man auf dem Vogelmarkte in Wien faſt jederzeit kaufen kann, in einem größeren Vogelbauer zu halten. Meine Gefangenen betragen ſich gegenſeitig außerordentlich zärtlich und führen eein Leben wie junge Eheleute in den Flitterwochen. Jede ihrer Stellungen, um nicht zu ſagen Geberden iſt anziehend, und wenn fie dem Beobachter außer ihrem Locktone durch etwas läſtig werden, ſo iſt es ihre Liederlichkeit beim Freſſen, namentlich das Umherwerfen der ausgefreſſenen Schalen ihres Futters, mit denen ſie einen großen Teil des Zimmers beſchmuzen. Letzterem Uebelſtande läßt ſich übrigens einfach dadurch abhelfen, daß man anſtatt 1 25 ihnen ausſchließlich Körnerfutter zu geben, Ameiſenpuppeu und Herz oder anderes Weichfutter abwechſelnd mit Hanfſamen, Obſtkernern und Baumſamen (Bücheln und Ahornſamen) darreicht. Die Vögel halten ſich bei dieſer Koſt ausgezeichnet ſchmuck und ſauber und befinden ſich anſcheinend ſehr wohl dabei. Wer nur des Geſanges halber Vögel hält, wird am Kirſch⸗ klernbeißer freilich wenig Vergnügen finden; denn er verpflichtet den Liebhaber am meiſten zum Danke, wenn er ſchweigt, und kann einen gegen ſich aufbringen, wenn er verſucht, neben anderen Singvögeln auch ſein Licht als Sänger leuchten zu laſſen. Doch beruhigt M ” EEE 348 Sinten, a ee ein über den Käfig geworfenes Tuch ja nicht bloß En ſondern auch ſeinen wier, A — warum alſo ihn ſchelten? “ Weit angenehmer als unſer Kirſchvogel ſind die von mir gepflegten chineſiſchen Ver- 157 wandten. In ihrer ſchmucken Haltung, ihren Bewegungen erinnern fie einigermaßen N 3 das Gebahren der Prachtfinken, obgleich fie den Kernbeißer nicht verläugnen. Der Lockton hat, e fo viel ich mich entſinne, nicht die unangenehme Schärfe wie bei dem Verwandten; einen eigentlichen Geſang aber habe ich von jenem ebenſo wenig gehört wie von diefem. Meine Gefangenen machten übrigens bald nach ihrer Ankunft in Europa Anſtalt zum Brüten, und nur der ungünſtigen Räumlichkeit ſchreibe ich es zu, daß ihre Brutabſichten ohne Ergebnis blieben. Ungeachtet der Häufigkeit, in welcher der Kernbeißer in gewiſſen Gegenden auftritt, ſiht man ihn doch nur ausnahmsweiſe auf dem Vogelmarkte; denn es iſt ſchwer, ihn zu berücken. Demgemäß pflegt der Preis auch ſtets ein ziemlich hoher zu ſein: 20 Sgr. bis 1 Taler und darüber für das Stück etwa. In Anbetracht der Dauerhaftigkeit des Vogels kann man eine ſolche Summe freilich ſehr gern ſpenden. Die übrigen Arten dürfen mit dem zehnfachen Preiſe bezahlt werden. Edelfinken. In der Unterfamilie der Finken (Fringillinae) ſtellen wir die Edelfinken (Fringilla) oben an. Sie ſind geſtreckt gebauete, wohlgeſtaltete Vögel, mit mittel⸗ ſtarkem, rein kegel- oder kreiſelförmigem Schnabel, deſſen oberer Teil an der Spitze nur ein wenig ſich neigt und deſſen Oberſchneidenkiefern etwas eingezogen erſcheinen. Die kleinen, runden Naſenlöcher liegen unter Borſtenfederchen verdeckt. Die Füße haben mittel⸗ ſtarke Läufe und ziemlich ſchwache, mäßig lange Zehen, welche mit dünnen, ſchmalgedrückten, ſeicht gebogenen, unten zweiſchneidigen, ſpitzigen Nägeln bewehrt werden. In dem ziemlich langen Flügel, welcher zuſammengelegt ungefähr die Hälfte des Schwanzes deckt, ſind die zweite, dritte und vierte Schwinge die längſten, die Handſchwingen in der Endhälfte etwas verſchmälert und ſchmal zugerundet, die Armſchwingen breit, am Ende faſt gerade und ein wenig ausgeſchnitten. Der mittellange Schwanz beſteht aus breiten Federn, welche in der Mitte ſich etwas verkürzen. Das Gefieder iſt weder beſonders reich, noch knapp und wird aus ziemlich weichen Federn gebildet. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſich durch die . Färbung; die Jungen ähneln dem Weibchen. Die Gruppe verbreitet ſich über Europa, Nordaſien und Nordweſtafrika. 253. Der Edel- oder Buchfink, Wald =, Garten-, Sprott-, Spreu=, Rot-, Schildfink ꝛc. Frin- gilla (Passer, Struthus) eoelebs, L., (sylvia, nobilis, Spiza). — A. B. Naumann, V. D., Bd. V, S. 13. — Stirn tiefſchwarz, Scheitel und Nacken ſchieferblau, Mantel rötlichbraun, Schultern ebenſo, dunkel Br aſchblau überflogen, Unterrücken und Steiß zeiſiggrün; Zügel und Augenkreiſe, Wangen, Kehle und Gurgel licht roſtbraun, auf Kropf und an den Bruſtſeiten ins Fleiſchrötliche, auf der Bruſtmitte in Rötlichweiß über⸗ gehend, Weichen olivengrau überflogen, Bauch und Unterſchwanzdeckfedern weiß; Handſchwingen ſchwarz, mit Ausnahme der drei erſten weiß an der Wurzel, die letzten Armſchwingen braungelb gekantet, außen ſchmal hellgelb geſäumt; kleinſte Deckfedern dunkelſchieferblau, mittlere reinweiß, die großen ſchwarz mit breiten weißen Enden, wodurch eine breite und eine ſchmälere Flügelbinde gebildet werden; Schwingen unterſeits glänzend grau, innen ſilberweiß geſäumt, untere Flügeldeckfedern weiß, am Flügelrande ſchwarz geſchuppt; mittlere Schwanzfedern tief ſchiefergrau, gelbgraulich gekantet, die übrigen ſchwarz, die beiden äußerſten innen mit großem, weißem Keilfleck, welcher ſich auf der äußerſten viel weiter ausdehnt und bis auf die Außenfahne zieht, Schwanzfedern unterſeits ſchwarz, die äußeren weiß. Iris hellbraun, Schnabel im Frühjahre blau, im Herbſte und Winter rötlichweiß, Füße ſchmuzig fleiſchfarben. Im Winterkleide werden die lebhaften Farben von hell- und roſtgrauen Federrändern großenteils verdeckt. — Beim Weibchen Kopf Edelfinen. N 349 DR 5 25 N 95 Nacken gen ein Augenbrauenſtreifen, Zügel, Kinn und Kehle weißbräunlich, Rücken oliven⸗ | dem Weibchen ähnlich. Der Edelfink verbreitet ſich über ganz Europa bis zum 65. Grade der Breite, kommt auch in einzelnen de vor und beſucht während des Winters Nordafrika. In Deutſchland iſt er aller Orten gemein. | 254. Der Maurenfink, Fr., spodiogenia, Bonap. (africana). Dem Edelfinken ſehr ähnlich, 13 etwas größer; Stirn ſchwarz, Kopf, Nacken und Schultergegend bläulich aſchgrau, Rücken olivengrün, Unterteile blaſs weinrot, ſeitlich ins Grauliche, Unterſchwanzdecken weiß; Handſchwingen ſchwarz, außen in der Wurzelhälfte ſchmal, in der Endhälfte etwas breiter weiß, innen breit verwaſchen lichtgrau geſäumt; vordere Armſchwingen an der Wurzel, hintere faſt ganz weiß, nur außen in der Endhälfte ſchwarz; kleine Flügeldecken weiß, große weiß mit ſchwarzem Mittelbande; mittlere Steuerfedern aſchgrau, außen lichter geſäumt, das nächſtfolgende Par innen mit langem, weißem Fleck, welcher nach außen ſich vergrößert und endlich die ganze Fahne einnimmt, äußere beiden Federn auch außen in der Mitte weiß. Iris braun, Schnabel blau, Füße hornfarben. — Weibchen oberſeits grünlich graubraun, auf Mantel und Bürzel pblivengrünlich; Zügel, Backen, Kropf und Bruſt fahl rötlichgrau, Kinn und Kehle rötlich-, übrige Unterteile i ſchmuzigweiß; Schdoin gen, und Schwanzfedern ſchwarzbraun mit weißer Zeichnung wie beim Männchen, nur mit dem Unterſchiede, daß dieſe ſich bloß auf drei äußeren Steuerfedern zeigt. Das Vaterland ſcheint ſich auf die Atlasländer zu beſchränken. 1 255. Der Lorberfink, Tintillon der Kanarier, Fr. eanariensis, Vieill., (tintillon, Moreletti). — 4 Vergl. Webb & Berthelot, Hist. nat. des iles canaries, ornithologie canarienne, ©. 21. — Größe 2 des Edelfinken; Vorderkopf ſchwarzblau, Hinterkopf und Nacken heller blau, Rücken bläulich, Bürzel oliven⸗ 5 grün, Wangen und Unterſeite licht gelbrot, ins Orangenfarbene, Bruſtmitte bläſſer, Bauch und Aftergegend rötlichweiß; Schwingen ſchwarzbraun, außen blaſsgrün geſäumt, kleine obere Flügeldeckfedern faſt ſchwarz, mittlere ebenſo, mit breiten, weißen Enden, große ſchwarzgrün geſäumt und am Ende breit weiß gerandet, a: innen mit großem, weißem Fleck, welcher nach außen hin zunimmt, äußerſte Feder außen weiß geſäumt. Iris braun, Schnabel graublau, Füße fleiſchfarben. Der Tintillon bewohnt in zahlreicher Menge die höheren Lorberwaldungen der kanariſchen Inſeln, kommt im Winter bis in die Gärten der tiefer liegenden Ortſchaften herab und wird dann, laut Bolle, zuweilen gefangen und im Käfige gehalten. 2056. Der Bergfink, Winter ⸗, Kat⸗, Mift-, Tannen ⸗, Goldfink, Quäker, Kägler, Zätſcher, Zerling, Böhmer ac. Fr. (Str.) montifringilla, L „ (lulensis). — A. B. Naum. V. D., Bd. V. S. 44. — Größe des Edelfinken; Kopf Nacken und Mantel, Wangen und obere Halsſeiten tiefſchwarz, bläulich glänzend, Bürzel in der Mitte reinweiß, an den Seiten ſchwarz, Zügel hellbräunlichweiß; Kehle, Bruft und Bruſtſeiten gelblich roſtfarben, Kinn und Bauchſeiten gelblichweiß, letztere ſchwarz gefleckt, Aftergegend N rötlich roſtgelb, Unterſchwanzdeckfedern roſtgelb am Ende; Schwingen braunſchwarz, außen, die vier vorderſten ausgenommen, ſchmal weißgelb geſäumt, in der Wurzelgegend außen mit hellweißem Fleck, wodurch eine 3 Binde gebildet wird; Schulterfedern gelblich roſtfarben, kleine Deckfedern etwas lichter, dunkelpomeranzen⸗ 5 farben, mittlere ſchwarz, am Ende gilblichweiß, große ſchwarz mit langen, ſcharf abgeſchnittenen, gelbroſt⸗ farbenen Endkanten und Spitzen; Schwingen unterſeits grau, ſilberweiß gekantet, große Unterflügeldeckfedern weiß, die übrigen ſchwefelgelb, Flügelrand hochgelb; Schwanzfedern in der Endhälfte weißgelblich geſäumt, innen mit weißem Keilfleck, unterſeits etwas bläſſer als oben. Iris braun, Schnabel lichtblauſchwarz, an der Spitze dunkler, im Herbſt wachsgelb mit ſchwärzlicher Spitze, Füße rötlichbraun. — Nach der Mauſer im Herbſt und Winter find alle Farben durch gelbliche Federränder abgeſchwächt und teilweiſe verdeckt. — Beim Weibchen Kopf und Nacken grünlichgrau, Mantel olivengraubraun, Unterſeite hellgrau. Junge Vögel dem Weibchen ähnlich. Von ſeinem Vaterlande, dem hohen Norden Europas, kommend, beſucht der Bergfink im Winter . Deutſchland und ſtreift unter Umſtänden bis Südeuropa hinab. 8 pe Unter ſämtlichen Mitgliedern der Gruppe verdient unſer Edel- oder Buchfink den Vorzug, | ſchon weil er faſt aller Orten in Deutſchland und in allen Teilen des Landes heimiſch iſt. 5 Seine nächſten Verwandten, den Mauren⸗ und Lorberfink erhalten bloß diejenigen Forſcher und Liebhaber, welche gute Verbindungen mit Algerien und den Kanaren haben, und der Bergfink kann ſich nur in der Schönheit ſeines Gefieders, keineswegs aber in ſeinen fen mit jenem hessen. graubraun, Unterſeite hellgrau, Flügelzeichnung wie bei dem Männchen, jedoch matter. Junge Vögel wodurch zwei deutliche Flügelbinden gebildet werden; Schwanz ſchwarzbraun, die drei äußerſten Federn ET, eee mee asd VVVVJVJVVV%VVJVVVVVVVVV EN LH 1 22 U 7 e 45 BEN 4 VAR! iR * . e DR 350 . Finken. Unſer Edelfink gehört zu den Zugvögeln, d. h. verläßt uns regelmäßig zu annähernd beſtimmter Zeit im Spätherbſt und kehrt ebenſo regelmäßig im Frühjahre von feiner Winter reiſe zurück, welche ihn bis in das ſüdliche Europa und nördliche Afrika führt. Seine Vertreter in Algerien und auf den Kanaren ſcheinen nicht zu wandern, ſondern nur Strich⸗ a vögel zu ſein, welche während des Winters aus den höheren Gebirgswaldungen in die Tiefe 5 herabkommen. Insbeſondere gilt dies für den Tintillon, welcher, laut Bolle, den Gürtel der Heiden und Lorberen auf den kanariſchen Inſeln bewohnt, an manchen Orten ſehr 17 0 häufig auftritt und ſich mit Beginn des Winters in die wärmeren Täler herabbegibt, dort 5 ganz wie unſer Edelfink unter ähnlichen Umſtänden in der Nähe der Häuſer oder vor den Ställen nach Futter ſuchend. „Der Maurenfink“, fügt Alexander von Homeyer hinzu, „lebt auf ähnlichen Oertlichkeiten wie hierorts der Edelfink. Ich begegnete ihm in den Oliven- und Immergrüneichenwaldungen, falls ſie nicht zu dichte Beſtände bildeten, ebenſo oft wie in den Nadelhölzern des Küſtengebietes und des kleinen Atlas, nirgends aber beſonders häufig.“ Der nordiſche Bergfink, welcher erſt jenſeit des 65. Grades ſeine Heimat, d. h. ſeine Brutſtätte hat, rottet ſich an ihr bereits im Auguſt zuſammen und wandert nun gemächlich weiter und weiter nach Süden hinab, bei uns in der Regel Ende Septembers und im Oktober erſcheinend und in Geſellſchaft von Edelfinken, Hänflingen, Ammern, Feldſperlingen ꝛc. jo lange verweilend, bis die ſtrengere Kälte eintritt und er ge nötigt wird, im tieferen Süden Europas, Griechenland, Italien und Spanien, eine geeignetere Herberge zu ſuchen. Ebenſo langſam, als die Hinreiſe geſchiht, kehrt der Bergfink vom Süden aus nach ſeiner nordiſchen Heimat zurück, ſo daß er hier ſelten vor Anfang Mais eintrifft und erſt im Juni zur Fortpflanzung ſchreiten kann. Bei unſerem Buch⸗ oder Edelfinken iſt der Zug weit regelmäßiger. Anfangs September ſammelt er ſich mit anderen Seinesgleichen zu Geſellſchaften, ſchweift mit dieſen in der Heimatgegend umher, ſucht die Felder nach Unkrautſämereien ab und macht ſich gegen Ende des genannten Monats lang⸗ ſam auf die Reiſe. In den Monat Oktober fällt der Hauptzug; gegen Ende desſelben ſiht man nur noch Nachzügler, alte Männchen, welche ſich ſcheinbar ſchwer von der Heimat trennen können und den Weibchen und Jungen nachwandern, wie fie im Frühjahre auch etwa um vierzehn Tage früher als der Hauptzug in der Heimat wieder erſcheinen. In nicht allzu ſtrengen Wintern bleiben recht alte Männchen in Deutſchland wohnen; ja es ge⸗ ſchiht ſogar, daß ſich ihnen auch Weibchen geſellen und die ſchlimme Jahreszeit mit ihnen verleben. In Berlin gibt es, wie Freund Bolle beobachtete, allwinterlich männliche Finken die vor den Häuſern, ſelbſt inmitten der Stadt, ihr Futter ſuchen. Bei ſehr ſtrenger Kälte darben ſie freilich ſehr und entſchließen ſich dann ſogar Ebereſchberen, welche ſie ſonſt durchaus nicht lieben, zu verzehren. Auf dem Zuge ſiht man ſie oft zu vielen Tauſenden vereinigt, in den früheſten Morgenſtunden hoch durch die Lüfte fliegend, weder gedrängt noch zerſtreut, einen zu⸗ 0 ſammengehörigen Schwarm bildend, in welchem der einzelne noch nicht ſeine volle Selbftändig keit aufgegeben hat; in den Mittagsſtunden ſenken ſie ſich auf die Felder herab, um zu freffen, fliegen dabei in der Regel aber immer weiter, derart, daß die hinterſten über den ganzen Schwarm wegrücken und ſich vor demſelben wieder niederlaſſen und jo fort. Nur bei ſtürmiſcher Witterung und ungünſtigem Winde d. h. ſolchem, welcher ihnen von hinten ins Gefieder bläſt, liegen ſie ſtill, während ſie bei mäßig ſtarkem Gegenwinde ziemlich raſch und ununterbrochen reiſen. In der Zugrichtung ſich dahinziehende Waldungen oder Gebüſche werden für ſie zur Herſtraße, wie ſie auch im Gebirge die in dieſer Richtung liegenden Täler vor allen anderen als Päſſe benutzen. Gegen Abend pflegen ſie in der Regel noch ein Stück Weges zurück⸗ zulegen, mit Sonnenuntergang aber erwählen fie ſich ein am Wege liegendes Wäldchen zur Nachtruhe, oft in Gemeinſchaft mit Hänflingen, Zeiſigen, Bergfinken und anderen Vögeln. Sobald das Frühjahr es geſtattet, ſtellen ſich die Männchen wieder in der Heimat ein, N 8 er ER =“ = 1 N r ²˙ A A. — 1A et nun DD 8 Er = 3 FG 0 eisen. 5 351 obwohl auch einige Weibchen die Sitte ihres Geſchlechts verläugnen und ſchon mit den erſten Ankömmlingen ſich einfinden. Sofort nach der Ankunft am Heimatsorte erſchallt der friſch— fröhliche Schlag der Edelfinken von den Bäumen herab, und ſobald die Witterung einiger- 6 maßen es geftattet, beginnt das nunmehr vereinigte Par mit feinem Brutgeſchäft. . Der Edelfink verdient die Bevorzugung, welche er von Seiten des Forſchers und Lieb— b habers wie des Naturfreundes vor ſeinem nordiſchen Vetter genießt; denn er iſt in der Tat einer unſerer angenehmſten Vögel. Seine Munterkeit und Lebhaftigkeit, ſein Geſang und ſeine Allverbreitung empfehlen ihn in hohem Grade. Hinſichtlich des Aufenthaltsortes zeigt ſich kaum ein anderer Vogel fo genügſam wie er: man findet ihn buchſtäblich überall, wo eeeinige Bäume zuſammenſtehen, im Garten des Dorfes oder ſelbſt der volkreichen Stadt N wie im einſamen, ſtillen Walde, in der Ebene wie hoch oben im Gebirge, und ſein prächtiger g Schlag iſt es, welcher einem überall entgegentönt, welcher im Frühlinge gleichſam zum ſicherſten Merkmale wird, daß die gute Zeit nunmehr gekommen. Seine Haltung zeichnet ihn vorteilhaft aus vor vielen anderen Finkenvögeln. Er trägt ſein Gefieder glatt, ſo daß er ſtets ſchlank ausſiht, erhebt oft die Scheitelfedern ein wenig und verleiht dem Kopfe da⸗ durch einen ſelbſtbewußten Ausdruck, hüpft auf dem Boden halb laufend halb ſpringend umher, geht auf den Aeſten gewandt und ſicher dahin und fliegt leicht und ſchön in ſeichten Bogen⸗ linien, indem er die Flügel abwechſelnd raſch ſchließt und wieder öffnet und ſo bald ſich herab— ſenkt und bald wieder in die Höhe ſteigt. Während der Parungszeit gibt er noch abſonderliche Künſte zum Beſten, wenn er bald auf längerhin ſchwebend oder mit zitterndem Flügelſchlage gleichſam durch die Luft taumelt. Dies geſchiht nur zur Freude des Weibchens und auch bloß dann, wenn er ſich vollkommen als Herr ſeines Gebietes fühlt; denn in demſelben Augenblicke, in welchem er eines Nebenbuhlers — und ein ſolcher iſt ihm jedes andere Finkenmännchen — 5 anſichtig wird, ſtürzt er mit wütender Eiferſucht auf denſelben und jagt ihn nun ingrimmig darch Gebüſch und Hecken, dabei die volle Schnelligkeit und Gewandtheit feines Fluges entfaltend. Erreicht er den Gegner, jo gibt es eine furchtbare Beißerei, bis einer das Feld räumt, worauf dann der Sieger raſch zu dem gewohnten Baume zurückkehrt und hell und freudig einen Siegesgeſang von oben herabſchmettert. Der gewöhnliche Finkengeſang iſt ſo bekannt, daß es kaum nötig ſein dürfte, ihn zu beſchreiben: nur mag bemerkt ſein, daß das helle „Fink“ oder „Pink“, der Lockton, während der Parungszeit oft mit einem N eigentümlichen Zirpen und dem zwar ſchnarrenden, aber doch hellklingenden Rufe „Rühip“ oer ſonſt auch mit dem gedämpften „Jüp, Jüp“ abwechſelt, während bei trübem Wetter ozder angeſichts regenſchwangerer Wolken meiſt viele Male nach einander ein gedehnter Laut aausgeſtoßen wird, welchen man mit der Silbe „Trüb“ wiedergeben kann, während ihn unſere türinger Knaben mit dem Worte „Nein (Regen) überſetzen. Die beiden ſüdlichen Verwandten des Edelfinken ſcheinen nach den bis jetzt vorliegenden baiürftigen Berichten über ihre Lebensweiſe mit unſerem Edelfinken die größte Aehnlichkeit zu haben. Von dem Leben und Treiben des Lorberfinken wiſſen wir allerdings noch gar nichts; den Maurenfinken dagegen konnte A. von Homeyer wenigſtens einige Stunden lang be— obachten. „Der Vogel“, ſagt er, „iſt nicht allein größer als unſer Edelfink, ſondern auch ſchlanker gebaut. Er trägt ſich im Sitzen wie im Gehen auf dem Boden bachſtelzenartig mit wenig gehobenem Schwanze. Der Lockton hat mit dem des deutſchen Verwandten keine Aehnlichkeit, erinnert vielmehr an den unſerer Schafſtelze und klingt ungefähr wie „Spia“; der Schlag dagegen iſt echt finkenartig, hat jedoch ebenfalls ſeine Eigentümlichkeiten. Zwar erkennt man in ihm ſofort das Lied eines Edelfinken; doch werden die einzelnen Silben nicht jo rein und hart abgeſetzt wie bei dem Buchfinken, ſondern durch R-Laute (Fri, fri, anſtatt „Fi fi“) untereinander verbunden, wodurch der an und für ſich kürzere Geſang un⸗ rein erſcheint.“ Mit gewiſſer Beſchränkung darf man behaupten, daß auch der Bergfink in 352 | Sinten. ſeiner Lebensweiſe mit dem Edelfinken übereinſtimmt. Insbeſondere gilt dies für ſeine Er Haltung und Bewegung. Dagegen unterſcheidet ihn der wie „Jäk, Jäk“ oder „Jak, Jak“ klingende Lockton und noch mehr das lang gezogene „Quäk“ ſowie der nicht eben laute, zr⸗ 1 pende Geſang, in welchem ein kreiſchendes oder klirrendes „Schrik“ den Grundton bildet, zur Genüge. Auch Gebahren und Weſen ſind verſchieden; namentlich zeigt er ſich im Käfige als 1 ein unverträglicher, ſeinen Mitgefangenen in der Regel ſogar gefährlicher Geſell. Das Neſt des Edelfinken iſt ein köſtlicher Kunſtbau, obgleich ſeine Herſtellung, nach den er trefflichen Beobachtungen Müllers, innerhalb acht Tagen geſchiht. In Deutſchland miitet der Buchfink überall, wo er ſich aufhält, und jeder Liebhaber kann bei einiger Achtſamkeit ſehr leicht das Neſt auffinden. Das Pärchen grenzt ſich gegen das Frühjahr hin ſein Niſt⸗ gebiet ab und vertreibt aus demſelben mit wütender Eiferſucht jedes Männchen, welches ſich erdreiſten wollte, hier ſich einzudrängen. Das Neſt ſteht immer auf Bäumen, in der Regel nicht hoch und meiſt auf einem ſtärkeren, wagerechten Aſte, oft an kleinere Zweige angebaut, oft (auf Buchenſtammäſten faſt immer) frei, hat die Geſtalt einer oben abgeſchnittenen Kugel und wird aus grünem Erdmoſe, zarten Würzelchen und feinen Hälmchen aufgebaut, mit einem glatten Ueberzuge der Flechten des Baumes, auf welchem es ſteht, und Spinnen⸗ gewebe verſehen, innen in dem ziemlich tiefen, drehrunden, am oberen Rande etwas einge⸗ bogenen Napfe ſehr weich mit Pflanzen- und Tierwolle, Haren und Federn ausgekleidet. Das f erſte Gelege, welches bei gutem Wetter Anfangs April vollzählig iſt, enthält fünf bis ſechs, das zweite im Juni drei bis vier kleine, länglich ei- oder birnförmige, zartſchalige, wenig glänzende, auf blaſsblaugrünlichem Grunde, mit bleichen, rötlichen, braun gewölkten und mehr oder minder dicht mit ſchwärzlichen oder ſchwarzbraunen Punkten getüpfelte oder auch auf hellolivenfarbenem Grunde mit dunklen Flecken und dicken Zügen (ammereiartig) ge⸗ zeichnete Eier. Neſt und Eier des Maurenfinken ſtimmen, laut A. von Homeyer, mit vor⸗ ſtehender Schilderung im weſentlichen überein, und auch das Neſt des Bergfinken ähnelt dem | unſerer deutſchen Art ſehr, ſteht aber, der hochnordiſchen Gegend entſprechend, meiſt auf Birken und demgemäß entweder in einer Gabel oder an den Stamm gelehnt und wird aus Mos und Grashalmen, Rentierharen, Weiden- und Diſtelwolle erbaut, mit Schneehuhn⸗ federn, Haren und Diſtelwolle weich ausgefüttert. Die Eier, ſechs bis ſieben an der Zahl, ſind etwas größer als die des Edelfinken, ihnen aber zum Verwechſeln ähnlich. 5 N Die Bebrütung währt wahrſcheinlich bei dem einen wie bei dem anderen ungefähr vierzehn Tage und wird von beiden Eltern ausgeführt, wenn auch, wie üblich, dem 7 Weibchen der Hauptanteil zukommt. So lange die Jungen klein find, erhalten ſie nur Kerbtiere zur Atzung, ſpäter nebenbei etwas aufgeweichte Sämereien, obſchon ſie von den Eltern in der Regel erſt nach dem Ausfliegen an dieſe Nahrung gewöhnt werden. Beide Eltern lieben die Brut außerordentlich, legen die größte Angſt an den Tag, wenn irgend ein Feind ihnen zu Nahe kommt, laſſen ſie aber unter Umſtänden verhungern, wenn man ſie mit dem Neſte in einen Käfig ſetzt und dieſen an den Neſtbaum hängt. Naumann betrachtete es als eine Ausnahme von der Regel, daß Edelfinken gegen ihre Jungen die⸗ ſelbe Hingebung betätigen, wie Hänflinge es regelmäßig tun, und erzählt als merkwürdige Tatſache Folgendes: Ein Finkenpärchen machte durch ſein Angſtgeſchrei den Bruder unſeres Forſchers auf einen Eichelheher aufmerkſam, welcher beſchäftigt war, die jungen Finken aus einem in ſeinem Garten ſtehenden Neſte zu verſpeiſen, von dem eifrigen Be⸗ ſchützer der heimiſchen Vögel aber ſofort getötet wurde. „Weil nun das Neſt zerzauſt war und die drei übrigen Jungen, welche herausgepurzelt waren, meinen Bruder dauerten, holte er einen Vogelbauer und hängte dieſen, nachdem er die jungen Vögel hineingetan hatte, auf den Niſtbaum. Die alten Finken nahmen die Dazwiſchenkunft meines Bruders dankbar an und fütterten ganz gegen ihre ſonſtige Gewohnheit die Jungen im Bauer groß.“ Nach Edelfinken. 353 den Beobachtungen der Gebrüder Müller bekunden die alten Finken ſolche Anhänglichkeit aan die Brut weit öfter, als Naumann annahm. „Ich habe“ bemerkt Adolf Müller zu Veorſtehendem, „während meiner Jugendzeit gewiß ein Dutzend Fälle erlebt, daß Finkenpare, * ſelbſt etwas entfernt von ihrem urſprünglichen Niſtplatze, die in Käfige vor das Fenſter ge- hängte Brut auffütterten.“ — Nachdem die erſte Brut ſo weit ſelbſtändig geworden iſt, daß 1 ſie allein freſſen kann, ſchreiten die Alten zum Bau ihres zweiten Neſtes, haben Anfangs Juni, zuweilen auch ſchon Ende Mais wieder Eier und etwa vier Wochen ſpäter das Bi en Mal flügge Jungen. | Die Edelfinken ernähren ſich im Laufe des Sommers vorzugsweiſe von Kerbtieren, im Hbf und Winter von ölhaltigen Sämereien der verſchiedenſten Pflanzen. Im Herbſte leſen fie auf den Stoppeläckern den Samen von wildem Mohn, Hederich, Wegerich, Hirſe, Raps, Rübſen, Lein, Dotter, Hanf ꝛc. auf; hierauf verzehren ſie in den Wäldern Bücheln und ſammeln ſich bei guter Ernte der letzteren an der reich beſchickten Tafel oft zu un⸗ ſchätzbaren Scharen; ſpäter ſuchen ſie in Nadelwaldungen nach dem Samen der Fichten und Tannen, in den Laubwaldungen nach ſolchen der Erlen und Birken; im Winter endlich nehmen ſie auf den Höfen auch mit Scheuerngeſäme und mit Hafer- und Weizengekörne fürlieb. Ebereſch⸗ und Wachholderberen freſſen fie ebenfalls, jedoch immer in geringer Menge und wohl nur im Notfalle. Alle Edelfinken laſſen ſich leicht in Gefangenſchaft erhalten, gehen ohne weiteres an die ihnen vorgelegte Nahrung und leben bei einigermaßen entſprechender Pflege viele Jahre. Aober alle Finken, welche man halten will, müſſen nebenbei Kerbtiere erhalten, und wenn Rees auch nur täglich ein par Mehlwürmer wären, und ebenſo behagt ihnen ein wenig Weich- freſſerfutter gar ſehr. Ueber die Gefangenſchaft der ſüdländiſchen Arten liegen eingehendere Berichte noch nicht vor; vom Bergfinken läßt ſich nicht viel Gutes ſagen, weil ſein ſchlechter Geeſang in keiner Weiſe geeignet iſt, für ihn einzunehmen, und ſeine Unverträglichkeit ihn trotz ſeiner Schönheit aus dem kleineren Geſellſchaftsbauer verbannt: der Edelfink muß alſo auch in dieſer Hinſicht als der ausgezeichnetſte ſeines Geſchlechts gelten. Und er ver— einigt wirklich alle Vorzüge in ſich und hat eine Liebhaberei erweckt wie kaum ein anderer Körnerfreſſer. Allerdings iſt der Kanarienvogel weiter verbreitet als der Edelfink; dieſer aber wird in gewiſſen Gegenden gehegt und gepflegt mit einer Leidenſchaft, welche Ihresgleichen ſucht. In den letzten Jahrzehnten hat die Finkenliebhaberei gegen früher bedeutend abgenommen, und schwerlich wohl kommt es heutigen Tages noch vor, daß ein eingefleiſchter Liebhaber flüür einen guten Edelfinken noch hohe Summen zahlt oder, wie weiland ein berühmter Tuüringer Liebhaber, eine Kuh im Tauſche weggibt; erſtorben aber iſt die Liebhaberei keines- wegs, hat auch dieſelbe Berechtigung wie jede andere und läßt ſich nicht jo vornehm ab- fertigen, wie man es dann und wann zu tun verſucht hat. Jede Betrachtung der Finken— liebhaberei führt in eine hinter uns liegende Zeit zurück, in welcher der heimiſche Vogel noch nicht durch den fremdländiſchen verdrängt worden war und gefangen gehalten, beo— bachtet und geprüft wurde, mit einer Hingabe ohne Gleichen und einem Verſtändniſſe, welches uns — von einzelnen, wenigen Ausnahmen abgeſehen — vollſtändig abgeht. Ergetzlich und anmutend in gleichem Grade erſcheinen uns die Geſchichten und Erzählungen, welche man in den Berichten der Naturforſcher des vorigen Jahrhunderts findet. Sonntags ſtreifte Alt und Jung in den Wäldern umher, um die Finken zu verhören und die ausgezeichnetſten von ihnen womöglich zu fangen; ſelbſt aus fernen Gegenden ſchleppte man gute Finken im urſachte. An Feiertagen ſtattete man ſich gegenſeitig Beſuche ab, um den Schlag des einen Brehm, . 1 1 i 23 . N , ae te EN! ee) N 2 1 * . * I * 71 1 2 N a N 5 Reiner, friſcher Sommerrübſen gilt als das trefflichſte Futter; Hanf macht ſie zu fett, Hafer oder Hirſe zu mager; Leinſamen ſcheint ihnen auf die Länge nicht zuträglich zu ſein. 5 Gebauer auf dem Rücken herbei, unbekümmert um alle Laſt und Mühe, welche dies ver⸗ N 79 KEN 354 | | | Finken. geehrt und beneidet von allen winde Glücklichen. Nac und nach bildete ſich eine fernt Wiſſenſchaft der Finken aus: man unterſchied eine Anzahl von Schlägen, benannte ſie und . | ſuchte fie auf junge Finken zu vererben; man bildete in dieſer Gegend eine Reihe von Schlagarten, in jener eine andere Reihe Derfeiben aus. In Türingen ſchätzte man, nach Bechſtein (welcher ſich als einen großen Liebhaber dieſes Geſanges bekennt und verſichert, daß er immer eine ziemliche Anzahl ſolcher Vögel von den beſten Geſängen im Käfige A ernährt habe, und es ihm nicht ſchwer fallen ſollte, etliche Bogen über die Muſik des Finken anzufüllen) hauptſächlich folgende Schläge, über welche ich das von aufe 8 forſcher Geſagte hier folgen laſſen muß. „1. Der Härzer Doppelſchlag. Er beſteht aus fünf langen Strophen, von 925 ſich die letzte mit einem gedehnten Weingeh oder Hodozia endigt. Ob ihn je ein Fink mit der Vollkommenheit, wie man ihn in der Ruhl hört und wie ich zwei derſelben beſitze, in der Freiheit am Harze geſchlagen habe, daran zweifle ich. Es iſt ein in der Stube wenigſtens vervollkommneter Vogelgeſang und ſo ſchwer, daß ihn kein Fink lernt, welcher nicht jung aufgezogen wurde. Selten ſingt ihn auch einer recht gut, ohne etwas auszulaſſen, verlernt ihn ebenſo leicht wieder, wenn man andere Doppelſchläger daneben hängen hat. Neben ie 125 guten Weingeſang iſt er der Lieblingsſchlag der Ruhlaer Finkenfreunde. 2. Der Reitzug oder Reitherzu. Man hat von ihm zweierlei Arten. Der erſte heißt eigentlich der Erzgebirger oder Voigtländer und iſt erſt ſeit einiger Zeit in Türingen bekannt. Man trifft ihn auch wild und zwar ſchon auf der öſtlichen Seite des Türinger⸗ a waldes an; allein aufgezogene Vögel fingen ihn langſamer, gröber, länger und beſſer. Es iſt ein kräftiger, ſchmetternder Geſang, welcher aus vier kurzen Strophen beſteht, von denen die erſte recht hoch herabklingeln und vor den Silben Reitzug einen Abſatz, d. h. einen Triller A haben muß, wenn der Schlag gut fein ſoll. Die letzte Silbe iſt deutlich Reitzug, mt einem Schnapp, wie der Finkenliebhaber ſpricht, oder mit dem Tone Zap. Der zweite, der Oberländer oder Breitenbacher, iſt länger und klingt flötender, die letzte Silbe aber wird nicht Reitzug, ſondern Rietzu ausgeſprochen, weil man in Türingen ſtatt reiten: rieten ſagt. Beides ſind vortreffliche Geſänge. Wer noch keinen vollkommenen Härzer Doppel⸗ ER ſchlag gehört hat, hält dieſe Reitzug- oder Reiterfinken für die vollkommenſten Sänger. 3. Der Reithahn, ein im Meininger Oberlande, vorzüglich in Steinbach und Lauſcha, gewöhnlicher Stubengeſang, welchen man nicht mit dem Reitzug verwechſeln darf, beſteht aus einer langen, hoch herabſchmetternden und etwas ziſchenden Strophe, welcher am Ende Reit⸗ oder Riethahn angehängt iſt, mit dem Endpunkte Zap, klingt überraſchend und ſehr gut. 4. Der Weidmann zerfällt in den Stuben- und Waldweidmann. Erſterer iſt im Voigtlande gewöhnlich und heißt fälſchlich Rauter, klingt von weitem wie der Baie die beiden Vorderſtrophen ſind jedoch deutlicher abgeſetzt, ſtark und ſcharf, und der Haupt⸗ ichlag läßt ſich durch „Weidmann zieh aus“ übertragen. Der wilde Geſang, welcher einzeln in Franken in den Laubwaldungen gehört wird, iſt vornherein viel kürzer, auch nicht ſo grob. 5. Der Weingeſang. Man unterſcheidet fünferlei Arten. Der gute oder Längs⸗ felder iſt ein ausnehmend ſchöner Geſang, hat vier kurze Strophen, welche aber mit einem der Oboe ähnlichen Tone geſungen werden müſſen, wenn der Geſang echt ſein ſoll. Die letzte Silbe klingt Weingeh oder Wiengieh. Dieſer Geſang iſt auch bloß ein von un⸗ gefähr in der Stube erlernter und von da weiter fortgepflanzter, den man nie, wenigſtens nie ſo vollkommen im Freien hört. Der ſchlechte Weingeſang heißt nur ſo im Vergleich mit dem vorigen, hat drei Strophen, wovon die vorletzte fünfmal Zap klingen muß, wennn er gut ſein ſoll. Weingeh iſt auch die letzte Silbe. Man hört ihn im Freien. Das gerade Weingeh iſt ein aus dem ſchlechten und ſcharfen Weingeſang gleichſam zuſammen⸗ i eee } x ; 8 RT 2 EN. \ _ = j f ER ei 2 TEE: 1 2 5 sr * 8 ner . S 5 in 35 oa 2 Pr 1 8 E CCC!!! WERTEN e une je = ge: ee 3 hr S AA 0 Edelfinken. 355 geſetzter Schlag, deſſen letzte Silbe gerade aus und ſchmetternd klingt. Er wird im Freien, namentlich in Franken gehört und iſt nicht unangenehm. Der ſcharfe Weingeſang oder ſchlechtweg der Scharfe endigt nie mit Weingieh, ſondern wirklich und zwar gedehnt mit Weingeh. Man teilt ihn ein in den gemeinen, welchen man im Freien hört und welcher, 1 wenn er gut fein ſoll, klingen muß „Fritz, Fritz, Fritz, willſt du mit zum Wein gehn“; . den Ruhler ſcharfen, einen gelernten Schlag von drei Strophen, wovon die erſte höher . klingen und klingeln und die vorletzte eine beſondere Betonung haben muß. In der Ruhl F;elbſt zerfällt man ihn wieder in den Langenfelder und den Urnshäuſer Scharfen. Letzterer e iſt etwas ſchmetternder und hat vor dem Weingeh zwei gedehnte Vorſchlagſilben. Beides ſind vortreffliche, aber etwas hochklingende Schläge. Hierauf folgt der Oberländer Weid, auch eein ſcharfer Weingeſang, mit drei ſchönen, ſtarken, ſchnellen Strophen, welche durch ein gezogenes Weid oder Weingeh mit der Endſilbe Speck geſchloſſen werden. 5 6. Der Bräutigam. Hiervon gibt es den guten, welcher nur in der Stube gelernt wird und zwei Strophen hat, wovon die erſte leiſe und hoch und die zweite wachſend, ſchmetternd iſt. Man ſpricht ihn nach: Fink, Fink, Fink, Fink, willſt du denn mit den Bräutigam zieren? Der ſchlechte wird im Freien gehört, iſt ebenfalls ein angenehmer Schlag And beſteht aus drei Strophen, welche aber für das Ohr des Liebhabers nicht ſo angenehm find N die von jenem. 5 Der Doppelſchlag. Er beſteht aus zwei langen, in der Mitte deutlich abge- 0 Strophen. Den Abſatz in der Mitte nennt man den Wirbel. Hiervon gibt es den gemeinen, welcher wieder in den groben oder Schmalkälder Doppelſchlag, den klaren, den langen und den kurzen eingeteilt wird. Dieſe Geſänge hört man auch im Freien. In 13 Türingen ſpricht man den Doppelſchlag jo nach: Finkferlinkfinkfink zißſpeuzia; paverlalala⸗ Ziſchkutſchia. Der Tambacher Doppelſchlag iſt ein bloßer Stubenſchlag, durch ein Ungefähr erzeugt. Ein Schuhmacher in Tambach hatte bei einem ganz groben Doppelſchläger fünf junge Finken hängen, wovon einer dieſen Geſang für ſich herausbrachte. Von dieſem ſind ſpäter mehrere gelehrt und ſchließlich der Geſang über die Türinger Walddörfer verbreitet worden. Er klingt ſo tief und ſtark, daß man nicht glauben ſollte, ein Fink könne ſo tief ſingen, fängt mit Piano an und wird immer ſtärker, macht aus dem Wirbel eine Strophe von fünf ſchnarrenden Tönen, pfafft alsdann etliche Male, d. h. ruft drei- bis fünfmal Pfaff und ſchließt langſam mit den Silben Rüdidia. Wenn ein Fink dieſen Doppelſchlag entweder 5 | allein oder in Verbindung mit dem guten Bräutigam fingt, wie er in Tambach gezogen wird, bezahlt man ihn ſehr hoch. Der Schüttelzwetſchger, ein Doppelſchlag im Meininger Oberlande, iſt dem gemeinen ähnlich, aber ebenfalls ein gelernter Stubengeſang von zwei en deutlichen, groben Strophen, welche am Ende ſich mit der Silbe Speck endigen. 8. Das Gutjahr, ſogenannt nach der letzten Silbe. Man unterſcheidet das gemeine, e zwei Strophen beſtehend, unter denen die zweite fünfmal wirbeln muß, ehe das Wort Gutjahr kommt, und das Härzer, ein Stubengeſang, welcher zwei ſehr wunderbare, nicht eben angenehme Strophen hat. Wenn das Hauptwort nicht Gutjahr, ſondern Woizia klingt, erhält der Schlag auch dieſen letzten Namen. Die bemafeerba ſind dieſelben. In Franken hört man mehr Wotzia- als Gutjahr⸗Finken. 9. Das Kienöl oder Qvakia, ſo genannt, weil ſich der letzte Laut ſo endigt. Es | git ein doppeltes und ein efaches; jenes beſteht aus zwei Strophen, dieſes aus einer. Jenes war ſonſt in Türingen ſehr geſchätzt, wird aber faſt gar nicht mehr gehört, weil man im Walde alle Finken, welche es fangen, weggefangen hat und den in der Stube 5 aufgezogenen lieber den guten Weingeſang lehrt. 1̃50. Das Parakika, ein Wildgeſang, welchen man auf der Weſtſeite des Türingerwaldes a 1 in N hört, ausgezeichnet en daß das Hauptwort deutlicher als irgend ein 1 23 * 356 Finken anderes ausgeſprochen wird. Er hat im Freien zwei und in der Stube a ue . Strophen und hängt hinter dem Hauptworte Zap an. | et 11. Das Pitia oder Trewetia, ein ungemein angenehmer Geſang, welchen man . noch einzeln in den tiefen Gebirgen des Türingerwaldes hört. Von vornherein muß er eine Strophe klingeln und dann etliche Male Zack rufen. Früher hatte man Vögel, welche ihn De : ſamt dem gemeinen, ſcharfen Weingeſang ſangen und welche man ſehr ſchätzte. 12. Das Schwarzgebür, ein im meiningſchen Oberlande gewöhnlicher Fintenſchlag, 1 welcher im Freien gehört, aber vollkommener in der Stube gezogen wird, hat drei Strophen, . unter denen die dritte beſonders grob und wogend klingt. Das letzte Wort drückt ſich deutlich aus und hat am Ende Pink. Man läßt ihn mit dem Reitzug einen Vogel lehren, und ein Fink, welcher dieſe zwei vollkommenen Geſänge vorträgt, wird ſehr geſchätzt. Dies ſind die vorzüglichſten, in Türingen und überhaupt in Sachſen und Franken geſchätzten Finkenſchläge. Man hört, wie bemerkt, manche derſelben im Freien, aber ge⸗ wöhnlich nicht ſo vollkommen, d. h. ſo lang und mit ſo ſtarker und reiner Stimme. Wenn ein Vogel nur einen von dieſen Geſängen vorträgt, jo ſingt er ihn auch gewöhnlich deſto langſamer, mehrſilbiger, lauter und tiefer, und wird dann um deſto höher geſchätzt, wenn er am Ende eines jeden Schlages noch Pink oder Zap ruft, welches die Vogelſteller das Amen nennen. Ich beſitze einundzwanzig Finken, und wenn ich die guten Schläger, welche alle in beſonderen Käfigen und in acht Zimmern verteilt hängen, nach meinem Geſchmack in eine Rangordnung bringen ſoll, ſo iſt ſie dieſe: 1. Härzer Doppelſchlag 2. Breitenbacher und 3. Voigtländer Reitzug, 4. guter Weingeſang, 5. Urnshäuſer und 6. Langenfelder Scharfe, 7. Weidgeſang, 8. Tambacher und 9. grober Doppelſchlag, 10. Schüttelzwetſchger, 11. Voigt⸗ ländiſcher Weidmann, 12. Tambacher Bräutigam, 13. Reithahn, 14. Härzer e und 18 15. Parakika. Die übrigen Vogelgeſänge, welche man allenthalben hört, aber nicht forderlich achtet, ſind der verkehrte Doppelſchlag, das ſchon erwähnte Hochzeitgebür, das Hochzeitbier, Weizen⸗ bier, Gerichtsgebür, Würzgebür, Giekgak, der gerade, ſcharfe Weingeſang, die Weinſchere, das tolle Gutjahr, das Davida, das Werr, Klapzia und alle diejenigen, deren Endſilbe auf Zia ausgeht, welche mit dem Schimpfnamen der Putzſchere belegt werden. Es iſt merkwürdig, daß nach den verſchiedenen Gegenden, welche dieſe Vögel bewohnen, auch ihre Geſänge abwechſeln, ſo daß man andere Geſänge auf dem Türingerwalde und andere auf dem Harze hört, und danach richtet ſich dann gewöhnlich auch die Liebhaberei. In Oeſter⸗ reich hört man folgende gern: den oben erwähnten Reitherzu, den Ritſcher oder Weitſchuh, Goldſchmiedbus, Ziehende, Lachende, Uebergebende, das Wilsfeuer oder Dißdered, der Groß⸗ rollende, Kleinrollende, Sitzaufthül, Musketirer, Malvaſier, Kuhdieb, Wey, Fee Doiteret, Gutjahr, Mitſsoviel, Zitzigall und Pfingelſte. | Der Fink ift jo gelehrig, daß er, jung aufgezogen, nicht nur die Geſänge eines anderen Finken annimmt, falls er fie allein hört, ſondern auch, wenn er bei einer Nachtigall oder einem Kanarienvogel hängt, abgebrochene Strophen aus deren Liedern, aber freilich nichts Vollkommenes lernt. Auch unter ihnen bemerkt man die Verſchiedenheit des Gedächtniſſes; denn einer hat zuweilen ein halbes Jahr nötig, um einen einzelnen Geſang zu ſtudiren, während ein anderer ihn gleich beim Erſtenmalhören gefaßt hat und abſingen kann. Einer lernt mit Mühe einen, ein anderer, wenn man will, drei, ja vier Finkenſchläge; einer faßt ihn unvollkommen, ein anderer vollkommen, ſetzt auch wohl noch einige Silben hinzu und verſchönert. Etwas Beſonderes liegt darin, daß dieſe Vögel ihren Geſang alle Jahre auf eine ganz eigene Art von neuem lernen müſſen. Es geſchiht dies unter einem ſchnurrenden und ziſchenden Geräuſche, welches ſie vier Wochen und länger hören laſſen und unter welches ſie ganz leiſe erſt einige, dann mehrere Silben ihres Geſanges mit einmiſchen. Man nennt Edelfinken. 357 dees ihr Zirpen, und gehören diejenigen unter die begabten, welche nur acht oder vierzehn Tage zirpen und alsdann ſchon laut ſchlagen. Andere Vögel, welche nur zu beſtimmten Jahreszeiten ſingen, laſſen ſich auch ganz leiſe hören und vermiſchen ebenfalls ihren Geſang mit fremden und unreinen Tönen; allein keiner bringt ſo ganz eigene, mit dem eigentlichen Geeſange gar nicht zuſammenhängende Töne hervor. Bei geringer Aufmerkſamkeit merkt man, daß dies Zirpen nicht ſowohl ein Lernen des Geſanges als vielmehr eine Geſchmeidigmachung oder ein Ingangbringen der Geſangtöne iſt, welche ein ganzes Jahr hindurch der Gurgel 0 ungewohnt geworden ſind. Diejenigen, welche im Freien wohnen, fangen bald nach ihrer Ankunft im Frühjahre zu zirpen an, die Stubenfinken noch früher, ſchon zu Anfang des Februar; fie probiren aber auch länger, zuweilen faſt zwei Monate lang, ehe fie recht laut werden. Gewöhnlich dauert die Singzeit nur bis zu Ende des Junius; einige jung aufge⸗ zogene Stubenfinken aber ſingen auch wohl bis Michaelis und Martini.“ Ich habe abſichtlich dieſes Liebhaberkauderwelſch nach Vater Bechſteins Worten wieder⸗ gegeben, um denjenigen meiner Leſer, welche das treffliche, neuerdings leider ebenfalls ver⸗ ballhornte Werk dieſes Altmeiſters der Vogelkunde nicht beſitzen, eine Vorſtellung von dem damaligen Stande der Liebhaberei und der Genauigkeit der Beobachtungen ſeitens der Lieb⸗ haber zu ermöglichen. Ob man ſelbſt nach der eingehendſten Beſchreibung im Stande iſt, die Abweichungen und verſchiedenartigen Ausbildungen der Geſänge herauszufinden, laſſe Ah gern dahingeſtellt; ich meinesteils glaube nicht, es mir zutrauen zu dürfen. Ein großer Teil dieſer ſogenannten Geſänge oder Schläge ſind inzwiſchen wieder verlernt und vergeſſen worden; indeſſen haben ſich doch noch einige erhalten, und wird uns hierüber wie über den 5 heutigen Stand der Finkenliebhaberei unſer Mitarbeiter Golz, ein Liebhaber im Sinne Bechſteins, belehren, „wenn auch nur in beſcheidener Kürze“, wie er ſeinen Mitteilungen ausdrücklich vorausſchickt. „Neue Jünger der alten Lehre werden ſich nicht werben laſſen, und für die wenigen Liebhaber von Gemüt, welche unſeren Edelfinken mit ſeiner frühlingsduftigen, markigen Be: Strophe hoch ſtellen über alle feine überſeeiſchen Vettern, mögen diefe auch in gold- und . pourpurfarbigem Gefieder zwitſchern und flöten: — für dieſe mehr zu ſchreiben als zuver⸗ äläſſige Notizen, verbietet ſchon das Ebenmaß eines noch fo vollſtändigen Handbuches. 75 „Finkner“ gibt es noch in Verviers, Aachen, Elberfeld, in ee im Ober⸗ und Unterharz und in einigen Walddörfern Türingens. Sio aber nennen ſich nicht etwa Vogelſteller oder Finkenliebhaber ſchlechthin, ſondern nur Leute, welche jahraus jahrein bemüht find, die beſten Schläge dieſer Vogelart am Lieͤben zu erhalten, indem fie junge Wildlinge aus dem Neſte nehmen, mit Milch, Semmel und Mohn, ſeltener mit Ameiſenpuppen, auffüttern und nach Meiſterſängern, als Vor⸗ ſchlägern, heranbilden. * Die Sache ſiht leichter aus, als ſie iſt. Mit den Schulregulativen dieſer Finkner ließen ſich Bogen füllen. In Berlin haben auch dieſe Regulative keinen Segen gebracht: das beſte Finkenblut Türingens wurde bei ſchülerhafter Handhabung jener Ordensregeln verdorben. Herr Albert Erk aus Ruhla überbrachte perſönlich einen Hörfer Vor- und Doppelſchläger, — junge Jakobifinken, welche das naturwüchſige Lied ihres Vaters noch nicht gehört hatten, folgten mit Poſt und Eiſenbahn, — alle Studenten aber blieben Stümper. a So iſt's denn erklärlich, daß bei gleichzeitiger Abnahme der Finknerzahl manche Strophe aausſtarb. Tod find der Schmalkaldener, Tambacher und grobe Härzer Doppelſchlag, dereinſt aller Finkenſchläge Preis und berühmt weit hinaus über Deutſchlands Grenzen. Auch der * „gute Bräutigam“ und das „Härzer Gutjahr“ ſind verſchwunden. Man findet die Namen, nicht den Gegenſtand; erſtere ſind in den letzten vierzig Jahren auf geringere, ähnliche Strophen übertragen worden. Daß hierin keine Täuſchung walte, beweiſen zwei Zeugniſſe: 358 Finken. Be ei; e 1. das eines neunzigjährigen, ehemaligen Fükners in Ruhla, e Rob es 2 enam ä Roedin, und 2. der Glanz noch lebender Kunſtgeſänge. 05 Lebendig ſind noch der gute alte Weingeſang, ſowohl mit dem Ausgange „ Wiengeh⸗, 5 als dem noch ſchöneren „Weinber“, und zwei lange Doppelſchläge, von welchem der a ni Hörfer, der andre Brotteröder heißt. Obwohl der Finkner Wagner in Ruhla den Weingeſang und Muſikdirector Roſ fel 5 ee 1 in Berlin den Hörfer Doppelſchlag auf Noten festen, fo iſt dennoch deren Mitteilung zwecklos. Es fehlt an einem geeigneten Inſtrumente, dieſe Noten zu verſinnlichen. Genug, daß der alte Weingeſang wahrhaftig drei volle organiſirte Strophen in ſich vereint, von welchen die erſte mit dem vibrirenden „Gruße“ „ih — üh — öh“ beginnt, die zweite in einem fünffachen, bogenförmig ſteigenden und fallenden „Tacken“ beſteht und die letzte in dem langtönenden, ja jauchzenden „Rufe“ „Weinber“ endet, während die Doppelſchläge hoch herabklingeln, in der Mitte wirbeln und trommeln und mit einem beſonders harmoniſchen Aue „hohzia“ und „Härzergewirr“ ſchließen. i Nur in Brotterode unterm Inſelsberge, in Steinbach unterm Altenſtein und in der Ruhl ſind ſolche Vögel zu finden. Unſere Händler, auch die kundigſten, bringen unter ruhmredigen Titeln nur kurze Doppelſchläger, nur wilde oder „ſchlechte“ Weingeſänge, Reiter ohne r, nur „tolle“ Gutjahrs und grauenerregende „Putzſcheren“ auf den Markt, zumeiſt aus Oeſterreich und dem Harze. Es erklärt ſich dies aus dem hohen Preiſe, welchen ſie ſchon an Ort und Stelle zahlen müßten. Zwar keine Kuh, aber zehn Taler und mehr gilt jeder gute Vogel. An Anregungen, mehr Stubenfinken zu erziehen, hat es in den letzten ö Jahren nicht gefehlt. Und ſo werden Liebhaber ſie erlangen können und hoffentlich dieſe DR Geſänge vorerſt gerettet bleiben. 1 Finkner in Brotterode ſind: Dratarbeiter Matthäus Maltſch, Schnallenſchmied 1 55 Kaspar Jung und Arbeiter Jakob Münch; in Steinbach: Meſſerſchmied Georg Kehr, genannt Mohrenjörg, Meſſerſchmied Jakob Rößling, genannt Roßmann, und Meſſer⸗ 9 ſchmied Karl Maltſch, genannt Ellis; in Ruhla: die Meerſchaumkopfſchneider Heinrich Wagner, Adolph Wagner und Wilhelm Stumpf; die Porzellanmaler Wilhelm Erk, 5 Albert Erk und Ferdinand Iffert; endlich die Fabrikanten Theobald Schink und Karl Kreutzburg. | V5 1 b 15 BR Hänflinge. Die aus wenigen Arten zuſammengeſetzte Gruppe der Hänflinge verbreitet ſich über 1 Europa und Aſien und wird in Deutſchland durch zwei Arten vertreten, von denen die eine ein Standvogel iſt, die andere ziemlich regelmäßig vom Norden her als Wintergaſt erſcheint. Die Hänflinge, für welche unſere allbekannte Art als Vorbild gelten mag, find mittel⸗ große, ziemlich ſchlank gebauete Vögel. Der Schnabel iſt verhältnismäßig dicker als bei dem Edelfinken, kreiſelförmig, gerade, ſcharf zugeſpitzt, an den Schneiden hinterwärts ein wenig eingezogen. Die kleinen, runden, mit Borſtenfederchen bedeckten Naſenlöcher liegen an der Schnabelwurzel. Die ziemlich ſchwächlichen Füße haben mittelgroße, hohe, vorn mit großen Schildern beſetzte Läufe, mäßig lange Zehen und ſchlanke, ſchwach gebogene, ſehr ſpitzige Krallen. In dem langen und ſpitzen Flügel, welcher zuſammengelegt ungefähr die Hälfte des Schwanzes deckt, ragt die zweite, längſte Schwungfeder ein wenig über die beiden folgenden vor, und ſind die erſten drei deutlich verengt. Der mittellange Schwanz iſt ſtark ausgeſchnitten. Das knappe Gefieder iſt nach e und nach e e verſchieden. Hänflinge. 359 257, Der Bluthänfting, Hänfling, Rot⸗, Stock⸗, Braun-, Weiß⸗, Mehl-, Grau⸗-Hänfling, Rotprieſter, Hemperling, Cannabina (Fr., Passer, Ligurinus, Linota, Acanthis) Iinota, Gml., (cannabina, Be argentoratensis, papaverina). — A. B. Naumann, V. D., Bd. V, S. 80 ff. — Stirn und Augengegend braungelblich weiß, Scheitel prachtvoll karminrot, Hinterkopf, Nacken und Halsſeiten hell aſchgrau mit . dunkleren Flecken, Oberrücken und Schultern zimmetbraun, die Federn mit dunkleren Schäften und lichteren Kanten, Unterrücken weißbräunlich, Bürzel ſchmuzigweiß, Kehle und Gurgel bräunlichweiß mit ſchwachen Ä dunfelgranen Strichen und länglichen Flecken, Bruftmitte, Bauch und Unterſchwanzdeckfedern weiß, Bruft- ſeite lebhaft karminrot, Weichen licht zimmetfarbig; Handſchwingen ſchwarz, außen und innen ſchneeweiß geſäumt, an den Spitzen lichtbräunlich gekantet, Armſchwingen ſchwarzbraun mit lichteren und breiteren ö hellzimmetfarbigen Kanten, Schultern und Oberflügeldeckfedern zimmetbraun, am Ende roſtgilblich gekantet, Schwingen unterſeits glänzend grau, innen ſilberweiß gekantet, Unterflügeldeckfedern gelblichweiß, am Flügelrande dunkel gefleckt; Steuerfedern ſchwarz, die beiden mittelſten mit lichtbraunen Säumen, die übrigen mit hellweißem Streifen auf den Kanten beider Fahnen; Oberſchwanzdeckfedern ſchwarz mit weißen Kanten, Unterſchwanzdeckfedern weiß. Iris dunkelbraun, Schnabel bleigrau, an der Wurzel dunkler, Füße ſchmuzig⸗ bräunlich hornfarben. — Weibchen auf Kopf, Nacken und Oberhals grau mit braunen Längsflecken, Mantel ſchmuzig roſtbraun mit breiten lichten Federkanten, Bruſt und Bauchſeiten braungelbgrau, mit tiefbraunen, ſchwärzlichen Längenſtreifen. Junge Vögel dem Weibchen ähnlich. Bei einjährigen Männchen und nach der Mauſer iſt das prachtvolle Rot größtenteils verdeckt, wie denn überhaupt das Kleid erſt im Vorſommer ſeine volle Schönheit erhält. Der Hänfling bewohnt vom mittleren Skandinavien an ganz Europa, außerdem Klein- Aſien, Nord⸗ weſtaftika und die Kanaren, erſcheint auf dem Zuge dann und wann auch in Nordoſtafrika. ES 258. Der Berghänfling, lee Gelbſchnabel, Quitter, Greinerlein, Felsfink ꝛc., C. (Fr., b Linaria, Lin., Ac.) flavirostris, L., (montium). — A. B. Naumann, V , 103 ff. — Etwas kleiner als der Bluthänfling; Oberkopf, Schultern und Rücken braungelb, ftreifig ſchwarzbraun gefleckt, Nacken und Halsſeiten ebenſo, etwas heller, Bürzel ſchmuzig purpurrot, Zügel bräunlich, Augen⸗ brauenſtreifen und die Gegend unter den Augen dunkel roſtgelbrötlich überflogen, Wangen ebenſo, nach hinten bräunlich gefleckt, Kehle dunkel roſtgelb, Kropf und Bruſtſeiten heller mit mattſchwarzbraunen Längs⸗ flecken, Bruſtmitte gelblichweiß, Bauch weiß, Schenkel roſtgelblich; Schwingen außen roſtbraun, die vier 5 vorderſten mit ſchmalen, bräunlichweißen, die folgenden mit breiteren, ſchneeweißen Säumen, alle mit bräunlichweißen Endkanten; Oberflügeldeckfedern dunkelbraun, roſtgelblichbraun gekantet, die größten mit roſtgelblichweißen Spitzen, welche eine Binde bilden; Schwingen unterſeits glänzend grau, innen breit ſilberweiß gekantet, Unterflügeldeckfedern trübweiß und grau gemiſcht; Steuerfedern braunſchwarz, die mittleren mit lichtbraunen Käntchen, die übrigen außen mit weißen Säumen, Oberſchwanzdeckfedern weiß. Fris tiefbraun, Schnabel hellwachsgelb, im Frühjahr citrongelb, an der Spitze grau und ſchwarz, Füße ſchwarzbraun. — Weibchen ohne Rot auf dem Bürzel, hier roſtgelb und ſchwärzlich geſtreift. | Der hohe Norden Europas und England find die Heimat des Berghänflings; von hier aus erſcheint er im Winter in Mittel⸗ und zuweilen ſelbſt in Süd⸗Europa. In der Umgegend von Berlin wird er faft in jedem Winter gefangen. Beide Arten der Sippe haben in ihrem Weſen und Betragen große Aehnlichkeit mit- einander, jo daß es genügen könnte, wenn man den bei uns einheimiſchen Bluthänfling beſchriebe, um ſo mehr, als dieſer im Geſange wie in der Schönheit ſeiner Färbung den nordiſchen Verwandten weſentlich übertrifft. Wie es ſcheint, zieht der Hänfling bergige Gegenden denen der Ebene vor, obgleich er auch hier zuweilen ſehr häufig auftritt. Er zählt zu den Strichvögeln, welche ohne Not ihre Heimat nicht verlaſſen, und höchſtens in harten ſchneereichen Wintern kleine Streifzüge unternehmen, um ſich hier oder da leichter zu ernähren. Im Spätherbſte ſchlägt er ſich mit Seinesgleichen, unter Umſtänden auch mit den Verwandten oder ſelbſt anderen Finkenvögeln (Bergfinken, Sperlingen, Grünlingen) in | größere Schwärme zuſammen, beſucht die Stoppeläcker und lieſt hier die ausgefallenen Sämereien ' auf; im Frühjahre wählt er ſich Vorhölzer, buſchreiche Lehden, Feldhölzer, größere Gärten und ähnliche Oertlichkeiten, welche vieles und dichtes Gebüſch, namentlich Dornengeſträuch und Wacholderbüſche haben, ebenſo gern Weinberge und ſelbſt größere, mitten im freien Felde ſtehende Dornhecken zu ſeinem Aufenthalte und macht ſich hier ſehr bemerklich, weil er ebenſo munter und flüchtig als geſellig, klug und vorſichtig iſt. Gegen ſeinen Gatten beweiſt er die ae Saat Einmal vereinigte Pärchen trennen fich nie wieder und laſſen ſich ſelbſt 360 ns Finken. im größten Schwarme noch erkennen: wo der eine hinfliegt, folgt der andere, und auc wenn das Männchen, hoch oben auf den Zweigen ſitzend, ſeinen anmutigen Geſang vorträgt, hält fig das Weibchen regelmäßig in unmittelbarer Nähe. Wahrſcheinlich ſtimmt der Berghänfling in allen dieſen Stücken mit ſeinem mitteleuropäiſchen Verwandten vollſtändig überein; während der Zugzeit wenigſtens und in der Winterherberge benimmt er ſich faſt genau ebenſo wie jener. Auf der Erde bewegt ſich unſer Fink ſprungweiſe, beſſer als viele feiner Verwandten, hält ſich auch immer ſchlank und glatt; im Fluge zeigt er große Gewandtheit, fo daß man ihn untern ſeiner ganzen Verwandtſchaft wohl als den ſchnellſten und geſchickteſten Flieger bezeichnen kann. Der Flug iſt wogend, geht in der Regel nur beim Abfliegen eine gute Strecke in 5 gerader Linie fort und bildet ſonſt aus großen Bogen zuſammengeſetzte Linien, entbehrt aber auch jäher Wendungen und Schwenkungen keineswegs. Ein kurzes hartes „Gek“ oder „Gecker“, der Lockton, läßt den Hänfling ſelbſt in gemiſchter Geſellſchaft leicht erkennen. Außerdem vernimmt man mehrere ſanft flötenartige Töne, welche durch die Silben „Lü, 15 Djü“ oder „Dja“ und „Kräkenü“ ausgedrückt werden können und Laute der Zärtlichkeit zu ſein ſcheinen. Der Geſang beginnt gewöhnlich mit dem erſten erwähnten Lockton, an welchen ſich flötende Töne reihen, beſitzt viele Abwechſelung, hört ſich ſehr angenehm an und zählt unbedingt zu den beſten Geſängen der Verwandtſchaft. Der Lockton des Berghänflings iſt ein haſtiges, „Jegägägäk“, oder „Jäk“, welchem ein weiches „Schät“ oder „Tſchät“ und endlich ein heiſeres „Schei“ angehängt zu werden pflegt. Der Geſang wird von Naumann durch die Silben: „Daii, dodaii, jedodaii, deii didldeididlil i arrrit, jäkjäkjäk deii ꝛc. über⸗ tragen und von Bolle als ein zeiſigſangartiges Geleier bezeichnet. Das „Daii“ ſcheint der Grundton desſelben zu ſein; ſehr ausgezeichnet aber und ihm ganz eigentümlich iſt die knarrende Strophe, welche jo klingt, als wenn ein Edelfink dichtet. In feiner Geſam⸗ wirkung ſteht er dem Geſange des Verwandten weit nach, kann überhaupt nicht unter Die guten Vogelgeſänge gezählt werden. Unſer Bluthänfling baut in einem möglichſt dichten Buſche ſeines Tobngehiis, ſelten unter 60 em. und ſelten über 2 w. über dem Fußboden, am liebſten in dichten Nadel⸗ und namentlich in Wacholderbüſchen, außerdem in dornigen Gehegen, ſelbſt in Stachel⸗ und Johannisberſträuchen des Gartens, ausnahmsweiſe wohl auch in dichten Baumkronen, nach Naumann ſelbſt in Hausgiebeln, ein nicht ganz kunſtloſes, aber auch nicht kunſtfertiges 5 Neſt aus Stoffen, wie er ſie gerade zur Hand hat, am häufigſten noch aus gröberen Stengeln, Halmen, auf welche innen feine braune Würzelchen, Wollklümpchen und Federn 1 folgen, während der halbkugelförmige Napf mit Wolle, Würzelchen, Haren, Borſten und dergleichen ausgepolſtert zu ſein pflegt. Schon Anfangs März ſtellen ſich die einzelnen 1 Pärchen am Brutplatze ein, und ſchon zu Ende des Monats findet man die vier bis ſechs weitbauchigen, zartſchaligen, faſt glanzloſen, auf blaugrünlich weißem Grunde mit ſehr feinen Pünktchen von mattroſtroter, dunkelblutroter und rötlichſchwarzer Färbung gezeichneten Eier im Neſte. Das Weibchen brütet allein und zeitigt ſie innerhalb dreizehn bis vierzehn Tagen, während das Männchen ſich in der Nähe der Gattin aufhält, auf dem Lieblings⸗ baume ſingt und nur auf kurze Zeit mit ſeinen Nachbarn Ausflüge macht. Beim Füttern der Jungen beteiligt es ſich ſehr eifrig. Beide Eltern lieben die Brut in hohem Grade, obwohl ſie ſich beim Neſte nicht ſo ängſtlich wie andere Vögel gebärden. Die Jungen wachſen ſchnell heran und verlaſſen bereits zwölf bis vierzehn Tage nach dem Ausſchlüpfen das Neſt, halten ſich jedoch zunächſt noch in der Nähe desſelben auf und laſſen ſich noch zehn bis zwölf Tage lang füttern. Abweichend von den Edelfinken verlaſſen die Hänflinge weder Eier noch Junge, und deshalb iſt es nicht ſchwer, letztere durch ſie großfüttern zu laſſen, 1 wenn man rechterzeit das Neſt in einen kleinen Bauer ſetzt, dieſen erſt in der N ar hängt, nach und nach aber weiter entfernt. | Hänflinge. 361 „Wenn man“, ſagt Naumann, „auf ſolche Art die jungen Hänflinge auffüttern laſſen will, der Ort aber unſicher iſt, ſo hängt man den Bauer mit den Jungen am erſten Tage an einen Baum, aber nicht über dreißig Schritte weit von der Stelle, wo fie aus- gebrütet waren. Haben die Alten hier erſt einige Male gefüttert, ſo kann man den Bauer nach und nach alle Tage um fo viel weiter wegtragen und fie jo bis zu einer bequemen ſichern Stelle, ſelbſt bis zu einem Fenſter hinlocken. So aufgezogene junge Bluthänflinge ſind aber außerordentlich wild, und es dauert lange, ehe fie zahm werden; ja fie flattern ſſich nicht ſelten zu Tode, wenn man fie mit dem Bauer ins Zimmer bringt.“ Aus dieſem Grunde zieht man es vor, die Jungen vor dem Flüggwerden ſamt dem Neſte ins Zimmer zu bringen und ſie hier ſelbſt aufzufüttern. Zur Atzung wählt man eine Miſchung von weicher Semmel, gequelltem Rübſamen und geſottenen Eiern, und verfährt übrigens in der (S. 62 ff.) angegebenen Weiſe. Derartig gepflegte Hänflinge werden erklärlicher Weiſe ungemein zahm, lernen auch leicht den Geſang verſchiedener Vögel, zu denen man ſie in die Lehre gibt, beiſpielsweiſe den Schlag des Finken, den Geſang der Lerche, irgend einer Grasmücke und ſelbſt den Schlag der Nachtigall oder aber Singweiſen, welche man ihnen vorpfeift, ja, laut Bechſtein, ſogar Worte, welche letztere ſie freilich nur ſehr undeutlich nachſprechen. Bechſtein behauptet, daß der jung aufgezogene Hänfling unter allen Vögeln wegen ſeiner natürlichen Flötenſtimme die Melodien am reinſten und ſchönſten nachpfeife und deshalb in vorzüglichem Werte ſtehe; ich muß berichtigend bemerken, daß hierin kaum ein Hänfling dem Gimpel gleichkommt. „Beſonders angenehm iſt es“, ſagt Bechſtein, wenn man einen jungen Hänfling von einer Nachtigall unterrichten läßt. Ich beſitze einen, welcher vollkommen den Schlag der Nachtigall inne hat und mich alſo das ganze Jahr hindurch, wenn meine Nachtigallen ſchweigen, mit dieſem lieblichen Geſange erfreut.“ Eines darf man, wenn man junge Hänflinge in die Lehre gibt, nicht vergeſſen, daß ſie nemlich aalles nachzupfeifen ſuchen, was ſie hören, und deshalb ſehr leicht zu abſcheulichen Stümpern erzogen werden können. Bringt man ſie z. B. unter eine Geſellſchaft verſchiedenartiger Vögel, ſo nehmen ſie ebenſo viel von dieſem als von jenem Geſange auf, miſchen alles durcheinander, eignen ſich wohl auch mancherlei Mistöne an und werden in Folge deſſen zu unleidlichen Sängern. Meiner Anſicht nach iſt ein Hänfling, welcher ſeinen natürlichen Geſang vorträgt, einem gelehrten bei weitem vorzuziehen. Die Reichhaltigkeit des Geſanges, der Eifer und die Ausdauer, mit welcher er ihn vorträgt, ſtellen ihn über viele andere Finken. Mit Ausnahme der Mauſerzeit ſingt er das ganze Jahr hindurch ſehr fleißig, am fleißigſten in den Morgen- und Nachmittagsſtunden, bei guter Pflege im Sommer wie im Winter faſt mit gleichem Feuer. Als Körnerfreſſer im eigentlichen Sinne verſchmäht er außer etwas Grünzeug jede andere Nebenkoſt, begnügt ſich auch ohne dieſe und dauert bei Rübſen, etwas Mohn, Glanz und ein wenig zerquetſchtem Hanf viele Jahre lang im Käfige aus. Zu viel Hanf darf ihm nicht gereicht werden, weil er ihn trüber färbt oder ſchwärzt. Mit der Körnernahrung im Einklange ſteht, daß er Salz leidenſchaftlich liebt und deswegen hiermit fortdauernd verſehen werden muß. Ebenſo hübſch als im Einzelkäfige machen ſich beide Heänflinge im Fluggebauer. Sie gehören zu den verträglichſten aller Körnerfreſſer, ſtreiten weder unter ſich noch mit anderen Genoſſen desſelben Raumes und laſſen ſich weit eher von dieſen beherſchen, als ſie ſelbſt Mine machen ſollten, dies zu tun. Wenn man ſich viel mit ihnen abgibt, können ſie ſo zahm werden, daß man ſie zeitweilig aus ihren Gebauern | laſſen, ja ſelbſt ins Freie ihnen einen Ausflug geſtatten darf, da ſie doch immer wieder zu dem Gebauer zurückkehren. Jung aufgezogene niſten auch leicht im Käfige, namentlich im Fluggebauer, bauen hier, falls ſie einen paſſenden Ort und die nötigen Bauſtoffe haben, ein ebenſo ſchönes Neſt wie im Freien, begnügen ſich jedoch auch mit Neſtmulden, welche ſie geſchickt auspolſtern, brüten ſehr feſt und pflegen ihre Jungen mit derſelben Hingebung 362 Finken wie im Freien. Mit dem Kanarienvogel erzeugen ſie Blendlinge, welche ſich freilich nicht eben 7 durch ſchöne Färbung auszeichnen. Alle dieſe Eigenſchaften ſtellen ſie hoch über viele fremdlän⸗ diſche Körnerfreſſer, welche zehnmal mehr als ſie koſten und in keiner Weiſe ihnen gleichkommen. Nur einen Nachteil der Gefangenſchaft hat man zu beklagen: auch ſie verlieren ihr prachtvolles Rot ſchon nach der erſten Mauſer. Zwar kommt es vor, daß ein Hänfling, welcher während des ganzen Jahres genügende Luft und Sonne hat, wenigſtens einen Teil feiner Farben⸗ 85 ſchönheit behält; doch gehört dies zu den ſeltenen Ausnahmen, und wir ſind noch keineswegs im Stande zu behaupten, daß eben nur der ungehinderte Zutritt von Licht und Luft ſo wohltätig auf den Gefangenen einwirke. Ich glaube im Gegenteil, daß die Fütterung noch einen größeren Einfluß ausübt, und kann deswegen nur raten, auch ihnen möglichſt PD artiges Geſäme, aber wenig Hanf, und mancherlei Grünzeug zu reichen. Friſchgefangene Hänflinge bezahlt man in der Regel mit 10 Silbergroſchen. In Ge⸗ genden, wo es Finkenherde gibt, kann man ſie wohl ſelbſt für die Hälfte erlangen, und hier koſten die Quitter auch nicht mehr als die Bluthänflinge. Beſonders gute Schläger werden erklärlicher Weiſe höher bezahlt; doch dürfte ſich der Preis ſelten auf mehr als 1 Taler ſteigern. | Peinfinken, Der hohe Norden ſendet uns allwpinterlich kleine, zeifigartige, in der Färbung des Gefieders an die Hänflinge erinnernde Vögel, welche trotz ihres unbedeutenden Geſanges gern im Käfige gehalten werden, weil ſie durch lebhaftes, munteres Weſen und u Zutraulichkeit für ſich einnehmen. Die Leinfinken ſtehen im Bau den Zeiſigen ſehr nahe, unterſcheiden ſich aber ſchbn 5 i durch die gänzlich abweichende Färbung zur Genüge. Ihr Schnabel iſt kreiſelförmig, ſehr geſtreckt, an der dünnen Spitze ſeitlich zuſammengedrückt, auf dem Rücken wie unten gerade, die feine Spitze des Oberſchnabels etwas verlängert und über die untere vorragend. Die kleinen, runden Naſenlöcher liegen an der Schnabelwurzel und werden bedeckt von ziemlich langen, dichten Borſtenfederchen, welche die Schnabelwurzel rings umgeben. Die Füße erſcheinen verhältnismäßig ſehr ſtark und kurz, an den Ferſen lang und dick; ihre äußere und mittlere Zehe ſind hinten verwachſen, die großen Nägel ſtark gebogen und ſcharf zugeſpitzt. In dem mittellangen, ſpitzigen Flügel überragen die drei erſten Handschwingen alle übrigen. Der mittellange Schwanz zeigt einen tiefen Ausſchnitt. In dem ſehr reichen Gefieder iſt ein mattes, fahles Braun die Grundfärbung; alte Männchen aber zeigen ein 4 ſchönes Rot an dem Kropfe und auf der Oberbruſt. 259. Der Leinfink, Birken ⸗, Berg-, Flachs ⸗, Merzeiſig, Flachsfink, Zitſcherling, Schättchen, Ziſſerinchen ꝛc., Aegiothus (Fr., Spinus., Lin., Linaria, Ac.) Iinarius, L., (minor, borealis, rufescens). — A. B. Bonaparte und Schlegel, Monogr. d. Lox., S. 48. — Größe des Zeiſigs; Stirurand und Borſten⸗ federchen der Naſenlöcher dunkel-, Zügel und ein länglicher runder Fleck an Kinn und Oberkehle braunſchwarz; Stirn und Scheitel dunkel karminrot, die Federn grauſchwarz an der Wurzel, Hinterkopf und übrige Oberſeite matt roſtbraun, die Federn mit breiten, dunkelbraunen Längsſtrichen, daher dunkel längsgeſtreift, Bürzelfedern blaſs karminrot mit weißfahlen Seitenſäumen und fahlbraunen Schaftſtrichen, obere Schwanzdecken dunkelbraun mit fahlweißen Seitenſäumen; Schläfenſtreif roſtweißlich, Backen und Ohrgegend roſtbraun, dunkler geſtrichelt, die vorderen Backen karminrot wie Kehle, Kropf und Bruſtſeiten, am dunkelſten auf der Kehlmitte, die Federn ſehr ſchmal weißlich geſäumt, übrige Unterſeite und untere Flügeldecken weiß, die Seiten blaſs roſt⸗ bräunlich mit breiten, verwaſchenen dunklen Längsſtreifen, welche auch auf den unteren Schwanzdecken hervortreten; Schwingen tiefbraun mit ſehr ſchmalen, braunen Außenſäumen, welche an den letzten Arm⸗ ſchwingen ſich verbreitern und heller werden, Deckfedern dunkelbraun, die der Armſchwingen und größten Reihe mit breiten, roſtweißen Enden, wodurch zwei helle Flügelbinden entſtehen; Schwanzfedern tiefbraun ie einfinten 363 „ Ani After baftneiflichen Außen⸗ 1 05 breiteren weißen Innenſäumen. Iris dunkelbraun, Schnabel borangegelb, auf dem Rücken der Firſte und an der Spitze dunkelbraun, Läufe, Zehen und Nägel ſchwarz⸗ braun. — Weibch en und jungen Vögeln ſowie dem Männchen im Spätſommer fehlt das Karminrot auf der Bruſt und dem Bürzel gänzlich, oder es ſind nur ſchwache Spuren desſelben vorhanden; Kropf und Bruſt erſcheinen daher wie die Backen roſtbräunlich, an den Seiten mit dunkelen Schaftflecken, welche auf dem graulichweißen Bürzel zahlreich vorhanden ſind; die rote Kopfplatte iſt matter und minder ausgedehnt; Schnabel blaſsgelb. — Eine etwas kleinere Abart, welche lebhafter roſtbräunlich gelb gefärbt iſt, wird von 1 e Vogelkundigen als beſondere Art (Ae. een betrachtet. Wohnt und brütet im arktiſchen Kreiſe beider Welten bis zum 710 nördlicher Breite hinauf und erſcheint im Winter oft in ungeheuerer Menge in dem gemäßigten Gürtel. a 2560. Holböll's Leinfink, Ae. (Linaria, Ac.) Holboelli, Brehm. — A. B. Bonaparte und Schlegel, M. d. Lox., S. 50. — Färbung und Größe wie beim Birkenzeiſig, der lebhaft orangegelbe, auf dem Firſtenrücken ſchwarzbraune Schnabel aber anſehnlich größer, namentlich bedeutend länger und geſtreckter. . Die Federchen der Naſenlöcher . nur das Wurzeldrittel des Schnabels, während ſie bei jenem bis 3 zur Hälfte reichen. f Holböll's Leinfink iſt bis jetzt bloß aus Grönland bekannt; er erſcheint jedoch im Winter zuweilen ebenfalls bei uns, obwohl ſtets ſeltener als der Birkenzeiſig. 20861. Der Grauleinfink, Ae. (Fr., Linota, Linaria, Ac.) canescens, 1 (borealis, Hornemanni). — A. B. Bonaparte und Schlegel, M. d. Lox., S. 47. — Größe des Hänflings; allgemeine Färbung wie beim Birkenzeiſig, jedoch merklich heller, die 1 Federſäume mehr ins Weißliche ziehend, der Bürzel wie die Unterſeite faſt einfarbig weiß, an den Seiten nur mit ſehr wenigen, feinen, dunkelen Schaft⸗ ſtrichen; Kehle, Kropf und Bruſt ſowie der Bürzel beim Männchen im Winter und Frühling nur ſehr ſchwach karminroſa verwaſchen. Iris dunkelbraun; Oberſchnabel hornſchwarz, Unterſchnabel gelb, im Sommer der ganze Schnabel ſchwarz. Die Federchen der Naſenlöcher bedecken mehr als die Wurzelhälfte des Schnabels, e erſcheint daher auffallend kurz und höher als lang. f Der Grauleinfink bewohnt den höchſten Norden Grönlands und Afiens, brütet nach Holböll nicht unter 1 den 995 nördlicher Breite und kommt nur in ſehr kalten Wintern bis ins nördliche Deutſchland herab. 15 Lebensweise und Betragen der genannten Leinfinken, welche man wohl als ſelbſtändige . Arten auffaſſen darf, ſcheinen durchaus übereinſtimmend zu ſein; wenigſtens ſind unſere Beobachtungen noch nicht ſo weit gedihen, um etwanige Unterſchiede feſtzuſtellen. Alle Arten bewohnen in ihrer hochnordiſchen Heimat die Birkenwaldungen, welche freilich mit den unſerigen wenig Aehnlichkeit haben, weil der Wald eigentlich nur aus dichten Gebüſchen, nicht aber aus wirklichen Bäumen beſteht, in den Alpen dagegen, woſelbſt ſie ſich zuweilen feſtſetzen, während des ganzen Sommers verweilen und brüten, die höchſten noch mit Bäumen beſtandenen Weiden, Alpenroſengebüſche oder auch Nadelwaldungen: ſo, laut Tſchudi, das Bannwäldchen oberhalb Andermatt oder, laut Hanf, eine mit Lärchen und jungen Fichten ſparſam bewachſene felſigte Alm bei Mariahof in Steiermark. Je ſumpfiger, dichter und ſtiller der nordiſche Wald, um ſo ſicherer begegnet man ihnen hier, und zwar regelmäßig ebenfalls in Geſellſchaften, welche, wie es ſcheint, ebenſo einträchtig nahe bei einander niſten, als ſie auf ihrer Wanderung nach dem Süden zuſammen leben. Wahr⸗ ſcheinlich bilden neben Baum⸗ und Grasſämereien, Knospen und Blattſpitzen, Kerbtiere ihre bevorzugte Nahrung während des Sommers, und, wie es ſcheint, füttern ſie mit letzteren hauptſächlich ihre Jungen auf. Das Neſt findet man in Lappland ſtets in dichten, ſumpfigen Wäldern, gewöhnlich im Birkengebüſch gegen I w. hoch über dem Boden, in den Alpen dagegen bald hoch, bald tief, manchmal in Alpenroſenbüſchen, manchmal wieder bis 10 m über dem 5 Grunde. Dürre Reiſerchen bilden den Außenbau, eine Lage von Grashalmen und Haren den mittleren Teil, Pflanzenwolle und im Norden Schneehuhnfedern die innere Auskleidung. Die fünf, ſeltener ſechs kleinen, auf lebhaft blaugrünem Grunde mit rötlichvioletten, feinen . Punkten und größeren, verwaſchenen Unterflecken oder rötlich- und kaſtanienbraunen, oft in kurze Züge auslaufenden Punkten gezeichneten Eier werden im Juni gelegt und binnen zehn bis zwölf ie ae Nach Hanfs Beobachtungen verhalten ſich die Alten beim Neſte * 364 i Sinfen. ganz ſtill und erſchweren dadurch, wie auch deshalb, daß fie ſich beim Nahrungſuchen 95 iR | weit und auf längere Zeit von der Brut entfernen, die Auffindung des Neſtes im hohen Grade. Möglicherweiſe folgt auf die erſte Brut noch eine zweite. Schon im Juli traf ich die Leinfinken familienweiſe in den Waldungen Lapplands an, die Alten mit dem Fange von g . 1 Mücken beſchäftigt, um damit ihre Jungen zu atzen. Sind dieſe ſelbſtändig geworden, 17 treten ſie mit den Alten, den Birkenwaldungen folgend, ihre Reiſe nach dem Süden an, ſtreifen anfänglich im Geburtslande umher, wandern weiter und weiter und erſcheinen im h Spätherbſte oder mit Beginn des Winters maſſenhaft in unſeren Gegenden, durchreiſen auch wohl Deutſchland und gehen bis in die ſüdlichſten Länder Europas hinab. In manchen x = Jahren ſtellen fie ſich in ungeheuerer Anzahl bei uns ein, in anderen nur in kleineren Geſell⸗ ſchaften; doch vergeht wohl kaum ein Winter, in welchem ſie gänzlich fehlen ſollten. Sie 1 85 i trotzen der ſtrengſten Kälte mit Leichtigkeit, obgleich der Schnee ihnen oft hart zuſetzt. Nebſt dem Birkenſamen, ihrer Lieblingsſpeiſe, freſſen ſie den der Erlen, und wenn ſie weder den | einen noch den anderen haben können, fliegen fie auf die Stoppelfelder und leſen hier allerlei kleine, öblige Sämereien oder im Walde Heiden- und Fichtenſamen auf. Bei ruhigem, ſtarkem Schneefalle geſchiht es, laut Herklotz, nicht ſelten, daß ſie auch unter dem Schnee nach Nahrung ſuchen. Solche Schneefälle wandeln die mit ſtrauchartigen Unkräutern bedeckten, fruchtbaren Ebenen Ungarns in lauter einzelne Schneewehen um, und die Vögel a 1 werden ſomit gezwungen, durch kleine Oeffnungen, welche zwiſchen dem Gezweige der Kräuter 5 ſich finden, unter die Schneedecke zu ſchlüpfen, um zu den Samen zu gelangen. Hierbei ereignet es ſich dann zuweilen, daß ſie ſich ſelbſt verſchütten: es gelang unſerem Be⸗ obachter ſogar einmal, drei Stück von ihnen, welche ſich in der beſchriebenen Weiſe ſelbſt gefangen hatten, unter dem Schnee hervorzuziehen. Mit Beginn des Frühjahres treten ſie allmählich ihre Rückreiſe nach dem Norden an und treffen im Mai wieder auf den eigentlichen Brutplätzen ein, falls fie nicht, wie die oben angeführten Fälle beweiſen, ſich n der Fremde zeitweilig anſideln. Die Leinzeiſige ſind allerliebſte Geſchöpfe, im Freien jedoch anziehender als im Käfige. Aus ihren ſtillen menſchenleren Waldungen bringen ſie eine unvergleichliche Zutraulichkeit, welche man faſt Einfalt nennen möchte, mit in die gefährliche Fremde und treiben ſich harmlos in nächſter Nähe des Menſchen umher. Gewandt in allen Bewegungen, raſche Flieger, welche in kurzen Bogenlinien dahineilen und nur beim Aufſetzen etwas ſchweben, ausgezeichnete Kletterer, welche jeden anderen Finken übertreffen und hierin kaum von den Meiſen überboten werden, bloß auf dem Erdboden minder geſchickt, erfreuen ſie durch jede Stellung, welche ſie annehmen. „Es gewährt“, ſagt Naumann, „einen intereſſanten Anblick eine große Hängebirke von einer Schar dieſer munteren, niedlichen Vögel bedeckt zu ſehen, 8 wenn viele auf einmal an den Enden der fadenähnlichen Zweige angeklammert ſich in der Luft wiegen“; es gewährt, füge ich hinzu, Vergnügen, ihnen bei allen Geſchäften, welche ſie überhaupt treiben, zuzuſehen, ja ſelbſt ſie im Käfige zu beobachten, in welchem ſie alle in der Freiheit gewohnten Künſte getreulich nachzuahmen ſuchen. Minder hervorragend iſt ihre Stimme. Der Lockton klingt wie „Tſchett, Tſchett“ oder „Tſchitt, Tſchitt“, der Laut der Zärt⸗ lichkeit wie „Wain“ oder „Hoin“, der Geſang iſt eigentlich nichts als ein wirres Gezwitſcher, in welchem die erſt erwähnten Locktöne und ein langgedehnter etwas kreiſchender Laut die Hauptrolle ſpielen. Innerhalb ihrer Familie dürfen die Leinfinken wohl als die g Be werden. In der Regel begegnet man ihnen in ſehr zahlreichen Scharen, gar nicht jelten aber auch in Geſellſchaft von Zeiſigen und nötigenfalls ſelbſt in ſolcher von Hänflingen ' und Feldſperlingen, mit deren Lebensweiſe die ihrige wenig Aehnlichkeit hat. Einzelne 1 Pärchen ſiht man nie, kleinere Trupps dann und wann, mit den verwandten Zeiſigen hen r 1055 BEER ieee ⁰ N 1 Sl Re ET Br Mel Ba 1 1 die N I i „ N e 4 56 e RAN X NG N Pe) x Stiglitze. 365 1 vereinigt. Wie es ſcheint, bleiben die Scharen während des ganzen Winters zuſammen und vereinzeln ſich erſt am Brutorte. Ihre außerordentliche Verträglichkeit und Friedensliebe 5 macht ſich unter allen Umſtänden geltend. e ee harmloſen Leinfinken fallen der plumpeſten Falle zum Opfer und werden daher allwinterlich maſſenhaft gefangen. Ein einziger Lockvogel zieht den ganzen Schwarm herbei, And wenn ſonſt ein Herd gut beſchickt iſt, kann die geſamte Anzahl in die Gewalt des gGiaüͤngers gebracht werden. Mit der Eingewöhnung der Gefangenen hat man nicht die 5 geringſte Mühe. Sie gehen ohne weiteres an das Futter, gleichviel, ob man ſie allein 5 oder in Geſellſchaft in den Käfig ſperrt, halten ſich auch ziemlich gut, einzelne bis ſechs Jahre und darüber im Käfige, obwohl die erſten heißen Sommermonate unter den im Winter gefangenen regelmäßig viele Opfer fordern. Mohnſamen und Scheuerngeſäme iſt ihnen das liebſte und am meiſten zuſagende Futter; ein wenig gequetſchter Hanf ſchadet auch nicht; an Rübſen dagegen gehen nicht alle, und Leinſat behagt ihnen durchaus nicht, trotzdem ſie den Namen dieſer Sämerei tragen. An Grünzeug dürfen ſie nicht Mangel Bi leiden; Weichfutter dagegen ſcheint ihnen nicht gerade Bedürfnis zu ſein, obwohl ſie von anderen Finken lernen es zu freſſen. Sie vertragen ſich mit allen Vögeln des Geſellſchafts— käfigs, weichen den ſtärkeren ängſtlich aus und denken ihrerſeits niemals daran, mit gleich ſtarken ſich in Kampf einzulaſſen. Unter Umſtänden entſchließt ſich auch wohl ein Pärchen zur Brut im Käfige; doch ſind dergleichen Fälle ſelten. Der Preis aller Leinfinken iſt ſehr en auch nur unbedeutenden Schwankungen unterworfen. Für einen Taler unſeres Geldes kauft man wohl überall in Deutſchland drei bis fünf Pärchen. * + + 5 Stiglitze. 55 Der bunteſte unſerer Finken hat nur noch in Aſien einige Verwandte, von denen wir leider ſehr ausnahmsweiſe bloß einen einzigen noch für unſere Käfige erhalten. Die Stiglitze ſind kleine, ſchlank und zierlich gebauete, farbenſchöne Finken. Der Schnabel iſt kreiſelförmig, ſehr geſtreckt, dünn zugeſpitzt, ein wenig abwärts gebogen, an den Schneiden etwas eingezogen. Die kleinen runden Naſenlöcher liegen an der Wurzel und werden von Borſtenfederchen bedeckt. Die kurzen ſtämmigen Füße haben ziemlich lange Zehen und lange, nicht beſonders ſtark gebogene, aber ſehr ſcharfe Nägel. In dem ſpitzigen Flügel, welcher zuſammengelegt etwa zwei Drittel des Schwanzes bedeckt, überragen die beiden oder die drei erſten Schwingen die übrigen und ſind die Armſchwingen verengt. Der mittellange, ſchwach ausgeſchnittene Schwanz beſteht aus breiten, eckig gerundeten Federn. Das Gefieder iſt ziemlich locker. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſich nicht von einander in ihrer Färbung, die Jungen aber merklich von den Alten. Ir 20862. Der Stiglitz, Diſtelfink, Stachlitz, Stachlik, Goldfink, Sterlitz, Trun, Kletter ꝛc., Carduelis ( (Fr., Pass., Spin., Ac.) elegans, Stephens (carduelis, ochracea, auratus). — A. B. Nau⸗ g mann, V. D., Bd. V, S. 126. — Ein ſchmales Band rings um den Schnabel und Zügel ſchwarz, eein breiter Ring um das Geſicht, Stirn, Vorderwangen und Kehle in ſich begreifend, hoch karminrot; Schläfe und Wangen weiß, Scheitelmitte und Hinterkopf tiefſchwarz, nach hinten bräunlichweiß begrenzt, Nacken, Schultern und Rücken gelblichbraun, Unterrücken graulich, Bürzel weiß, Gurgel weiß, Kropf und Bruſtſeiten hell rötlichbraun, Weichen ſchmuziger, übrige Unterſeite weiß; Schwingen tiefſchwarz, vor der e mit weißem Schildchen, welches ſich nach hinten zu vergrößert, im Wurzeldrittel, die erſten ausge⸗ nommen, außen hochgelb; kleine Oberflügeldeckfedern tieſſchwarz, mittlere und große hochgelb, Schwingen 5 unterſeits dunkelgrau, ſilberweiß gekantet, Unterflügeldeckfedern weiß, die des Randes ſchwärzlich geſchuppt; N tiefſcwarz, äußerſte innen mit großem, länglichweißem Fleck, zweite jederſeits mit ähnlichem, RE N Ku 5 5 5 We Ba: 2 We BELA u BSR U SEE STERNE NL BERN. Ba ̃̃ y). ̃ ͤ ee IRRE 5 u W N a N %%%%%%F*ͤ It. ee de! Be 858 y A % 7 „ 366 Finken. aber kleinerem Fleck, die übrigen mit weißem Schildchen an der Spitze. Iris nußbraun, Schnabel rötlich⸗ ar weiß, an der Spitze ſchwärzlich, Füße bräunlich fleiſchfarben. — Weibchen kaum zu unterſcheiden, air. ſicherſten noch an folgenden Merkmalen zu erkennen: kleiner als das Männchen; das Rot des Vorderkopfes 5 minder ausgedehnt, ſo daß es bis zur Mitte des Auges reicht, während es beim Männchen mit dem hintern Rande desſelben abſchneidet; das Schwarz am Schnabel ſchmäler, das auf dem Scheitel matter, das Braun auf Rücken und Bruſt grauer; die Bruſtfedern an der Wurzel graulich, während ſie beim Männchen gelblich erſcheinen; das Schwarz der Flügel matter und das Deckgefieder derſelben ſtark dunkel graubraun ge⸗ kantet. Junge Vögel haben weder Rot noch Schwarz am Kopfe, auf dem Oberkörper vielmehr eine bräunliche, dunkelgefleckte Zeichnung und auf dem weißen Unterkörper braune Fleckchen. Vom mittleren Schweden an bewohnt der Stiglitz ganz Europa, ſtreift von Spanien nach Nordweſt⸗ x Afrika, von Griechenland nach Klein-Aſien hinüber, bevölkert in namhafter Menge auch die Sa und Madeira und iſt auf Kuba eingebürgert worden. 5 155 „ 263. Der Schira der Indier oder Himalaya - Stiglitz, C. eaniceps, Vigors. — B. nach Jerdon, e Birds of India, Bd. II, S. 408. — Ein wenig kleiner als der Verwandte, ohne Schwarz und Weiß am Kopfe; ein ſchmales Band rund um den Schnabel ſcharlachrot, oberſeits blass weißlichbraun, Bürzel weiß, unterſeits weißlich, auf Bruſt und Weichen bräunlich aſchgrau überflogen; Schwingen ſchwarz mit goldgelbm Bande, Armſchwingen mit weißem Fleck; Steuerfedern ſchwarz, auf der Innenfahne der beiden äußerſten RT sie: E ER — 5 n 8 . == ru BT a a aa Br ana Vegan u Te en de re ann mit großem weißem Fleck, Ende der übrigen weiß geſäumt. Iris braun, Schnabel fleiſchfarben, Spitze 1 dunkler, Füße blaſsbraun. 4 Der Vogel bewohnt den nordweſtlichen Himalaya, Afganiſtan und andere Teile Inner⸗ e 185 9 namentlich Kaſchmir, und gelangt zuweilen als Gefangener auf den Vogelmarkt zu Kalkutta. En EINER RA i Nach den Angaben der englischen Forſcher unterſcheidet ſich der Schira nicht einmal im 5 Geſange von dem europäiſchen Verwandten, fo daß es für uns vollſtändig genügt, wen wir dieſen ausſchließlich in das Auge faſſen. Unſer Stiglitz bevölkert ganz Deutſchland, 7 1 am liebſten Ebenen und Hügelland, obgleich er, im Winter wenigſtens, auch im Gebirge erſcheint. Ein eigentlicher Waldvogel iſt er nicht, liebt vielmehr Buſchhölzer und Baum⸗ pflanzungen mehr als dichtere Beſtände, und wenn er wirklich im Walde ſich anſidelt, 4 hält er ſich meiſt in Vorhölzern oder in manchfach abwechſelndem Walde ſelbſt auf. Sehr gern nimmt er in der Nähe von Dörfern und an Straßen ſeinen Stand, weil er Obſt⸗ bäume allen übrigen vorzuziehen ſcheint. Mit Beginn des Herbſtes ſchlägt er ſich in mehr oder minder zahlreiche Geſellſchaften, im ſüdlichen Europa oft in ungeheuere Schwärme zuſammen und ſtreift nun gemeinſchaftlich umher, von einem nahrungverſprechenden Platze zm anderen ſich wendend. Um dieſe Zeit treibt er ſich vorzugsweiſe auf Angern und Triften, an Feldrainen, Dämmen und dergleichen umher, ſeinen Lieblingspflanzen, den Diſteln und Kletten folgend, oder hohe, ſamentragende Erlen und Birken beſuchend. Gegen das Frühjahr | hin vereinzelt er ſich, und jedes Pärchen nimmt nun feinen Stand auf einer der erwähnten Oertlichkeiten, wählt ſich einen paſſenden Niſtbaum aus und gründet hier, ſelten vor Anfang 5 Mais, wenn die Bäume bereits im jungen Grüne prangen, in einer Höhe von 6 — 12 m über dem Boden ſein kunſtreiches Neſt. Im Walde findet man dieſes auf Fichten, Tannen, Eſchen, Ahorn, Eichen, Buchen, Linden, Ulmen, in Gärten am liebſten auf Pflaumen⸗, ſonſt auch auf Birn⸗ und Apfelbäumen, an den Straßen oft auf den Pappeln. Stets wird es an die dichtbelaubteſten Zweige ſo geſtellt, daß es von unten nicht leicht geſehen werden kann. Es beſteht aus einem dichten Filzwerk von grünem Baum⸗ und Erdmos, den Flechten desſelben Baumes, auf welchem es errichtet wird, feinen Würzelchen, Hälmchen, Faſern und Fäden, welche Stoffe durch Raupengeſpinnſt mit einander verbunden und nach innen mit einer Lage Pflanzenwolle und einigen dieſe befeſtigenden Pferdeharen und Schweinsborſten zuſammengehalten werden. Der halbkugelige Napf iſt nett gerundet, der obere Rand etwas eingebogen. Das Gelege bilden vier bis fünf, zuweilen ſechs kurzeiförmige, an einem Ende merklich ſpitze, am andern auffallend ſtumpfe, dünn⸗ und zartſchalige, vn, glanzloſe, auf bläulich weißem Grunde ſparſam, nur am ſtumpfen Ende etwas dichter | mit violettgrauen Punkten, blaſsroten, bräunlichen und rötlichſchwarzen ee u 3 8 4 r ͤ—ͤ%næ.ꝛ— vm . ôw r An En . Stiglitze. 367 5 zeichnete Eier. Sie werden binnen dreizehn bis vierzehn Tagen vom Weibchen allein aus⸗ 4 gebrütet, während das Männchen inzwiſchen die Ernährung der Gattin übernimmt. Die Jungen wachſen ziemlich raſch heran und verlaſſen bald das Neſt, bedürfen aber auch länger . als andere Finkenvögel der elterlichen Pflege und Führung: man ſiht ſie noch im Si ſommer mit ihren Eltern vereinigt. Der Stiglitz iſt nicht bloß einer der ſchönſten, ſondern auch einer der anmutigſten und angenehmſten Körnerfreſſer. Sein Weſen ſtimmt vorzüglich mit ſeiner äußeren Schönheit überein. Gewandt in allen Leibesbewegungen, lebhaft, unruhig, flink, keck, klug und gelehrig, Dabei ein fleißiger und trefflicher Sänger, vereinigt er jo viele gute Eigenſchaften in ſich, daß man ihn dreiſt über ſehr viele der jetzt ſo hoch geſchätzten und gelobten ausländiſchen | Verwandten ſtellen darf. Auf dem Boden ziemlich ungeſchickt, bewegt er ſich auf Bäumen unnd anderen Pflanzen mit großer Gewandtheit, klettert vorzüglich, hängt ſich nach unten aan die Zweige, wiegt ſich an den dünnſten Spitzen und zeigt ſich überhaupt im Gezweige der Bäume vollkommen heimiſch. Sein Flug iſt ſchnell, wie Naumann jagt, „auf kurze Strecken faſt zuckend“, geſchiht in kurzbogigen Linien und entfaltet erſt die volle Pracht des Vogels, da das Gelb auf den Flügeln bei jeder Ausbreitung derſelben vollſtändig zur Geltung kommt. Die Lockſtimme, welche der Name Stiglitz als Klangbild wiedergibt, klingt wie „Stiglik“ oder „Pickelnick“, der Laut der Zärtlichkeit wie ein ſanftes „Maing“, der Warnungston etwas ſchärfer, wie „Mai“, der Ausdruck des Zornes rauh, wie „Rä, Rä, Na, Na’. Die Jungen ſchreien unaufhörlich „Ziflitt, Zizi, Zifflitt“. Der Geſang gehört, obgleich er dem des Hänflings etwas nachſteht, unbedingt zu den beſten, welche man von einem Körnerfreſſer hören kann, und zeichnet ſich durch ſein friſches, fröhliches Gepräge und eine anmutende Abwechslung aus. „Er hat“, beſchreibt Adolf Müller ſehr treffend, „ſozuſagen zwei Abteilungen, welche pft jede für ſich allein ausgeführt werden, ebenſo oft aber auch in kleinen Zwiſchenpauſen hinter einander erſchallen. Die erſte Abteilung, eigentlich Einleitung zum Hauptgeſange, wird zuſammengeſetzt aus des Vogels Locktönen und denſelben ähnlichen, hüpfend pfeifenden Lauten And einem geſchloſſenen, trompetenartigen Schlußſatze. Der Hauptgeſang tft in ſeinem Grund⸗ tone dem Vorgeſange zwar ähnlich, enthält aber mitten eine abändernde rhythmiſche Partie, in welcher bei guten Sängern die Silbe „Fink“ gewöhnlich dreimal hinter einander erſchallt, Dann in etwas gehaltene, mit dem „Fink“ gleichſam den Gipfelpunkt des Liedes bildende hohe Noten übergeht und hierauf gewöhnlich mit dem ſchmetternden Schlußſatze des Vorgeſanges endigt.“ Wie bei allen Singvögeln findet man auch unter den Stiglitzen mehr oder weniger gute Sänger, wenn auch wohl die Anſicht der Vogelſteller, daß es zwei verſchiedene Arten, Tannen⸗ und Gartenſtiglitze, gebe, nicht richtig ſein mag. Unter erſteren verſtehen die Türinger Liebhaber die größeren, unter letzteren die kleineren Stücke. Jedenfalls tut man wohl, ſich für das Gebauer immer den größten und ſchönſten Vogel auszuſuchen, deſſen man habhaft werden kann. Inm Freien ernährt ſich der Stiglitz von Baum⸗ und Strauchſämereien der ver⸗ ſchiedenſten Art, nebenbei von Kerbtieren, welche neben aufgeweichtem Kleingeſäme namentlich auch zur Atzung der Jungen dienen, und endlich von zarten, grünen Pflanzenteilen, insbeſondere von verſchiedenen Blüten. Den Namen Diſtelfink trägt er mit vollſtem Rechte, weil er in der Tat den Samen der Diſtel und anderer Pflanzen allen übrigen vorzieht, Mohnſamen vielleicht ausgenommen. Minder gern frißt er den Samen von Wegebreit, Hühnerdarm, Leindotter, Rübſen und verſchiedenen Kohlarten, endlich auch Erlen⸗ und Birkenſamen. Daß er Kerbtiere verzehrt, iſt durch Naumanns Beobachtung außer allen Zweifel geſtellt und auch neuerdings durch Snell beſtätigt worden, obgleich Bechſtein das Gegenteil behauptet. Während des Sommers treibt ſich der Stiglitz in der Nähe ſeines Niſtplatzes umher und erſcheint ſeinem unruhigen Weſen entſprechend bald hier bald da, um dieſen oder jenen Samen auszuklauben; 368 Finken. im Winter ſiht man ihn vorzugsweiſe auf Plätzen, welche mit it Disteln oder Kletten beſauden 5 werden; ja ſeine Vorliebe für dieſe Sämereien geht ſo weit, daß man ihn durch zuſammen⸗ getragene Diſtelbüſche eigentlich dahin locken kann, wohin man will. Seine Tätigkeit im Ausklauben und Aufzehren der Samen dieſer häßlichen Unkräuter darf keineswegs unterſchätzt werden. Naumann beobachtete, daß einige von ihm geſchonte Stiglitze binnen wenigen Jahren eine von Diſteln überwucherte Wieſe vollſtändig ſäuberten. In der Gefangenſchaft reicht man ihm, der Bequemlichkeit halber, Mohnſamen, etwas gequetſchten Hanf, Zweige mit feinen Knospen und anderes Grünzeug, namentlich Vogelmiere, feingehackte Salat⸗ und Kohlblättchen, darf ihm auch Weichfutter vorſetzen, da er ſich leicht an dasſelbe gewöhnt, wenn er auch nicht viel davon zu ſich nimmt. Salz iſt ihm in demſelben Maße . Bedürfnis wie anderen Körnerfreſſern, welche wenig Kerbtiere freſſen. Letztere beachtet er im Käfige faſt gar nicht, nimmt zwar ab und zu einen Mehlwurm und kaut ihn aus, ſcheint den⸗ ſelben aber nicht gerade zu vermiſſen, wenn er ihn nicht erhält. Diſtel- und Klettenſamen bilden auch für den gefangenen Vogel eine Leckerei und das Ausklauben derſelben eine e ihm wie es ſcheint ſehr angenehme Unterhaltung. In manchen Gegenden zieht man Neſtſtiglitze auf, um ſie von anderen Vögeln unter⸗ richten zu laſſen oder ſie verſchiedene Weiſen zu lehren. Will man bloß die männlichen Jungen aus dem Neſte nehmen, ſo muß man, laut Bechſtein, diejenigen liegen laſſen welche einen ſchmalen, weißlichen Ring um die Schnabelwurzel haben und, laut Adolf Müller, diejenigen wählen, welche ſich durch hellere, ins Bräunlichgelbe ziehende Grund⸗ färbung und ſpärlichere dunklere Flecken auszeichnen. Ich glaube weder Bechſtein noch Müller zu nahe zu treten, wenn ich bemerke, daß ich auf dieſe Merkmale wenig Gewicht lege, weil es auch bei den Jungen ſehr ſchwierig iſt, die Geſchlechter zu unterſcheiden. Die Neſt⸗ 2 linge werden mit Mohn und Milchſemmel aufgezogen, gewöhnen ſich dann ſelbſtverſtändlich 1 leicht an ihren Herrn und werden im hohen Maße zahm. Will man ſich die Mühe der künſtlichen Auffütterung nicht geben, ſo ſetzt man das Neſt mit den Jungen in ein Gebauer und läßt ſie von den treuen Alten bis zum geeigneten Zeitpunkte ernähren, kann dieſe auch ebenſo wie die Hänflinge nach und nach bis in die Nähe ſeines Wohnhauſes „„ da die Eltern nur in Ausnahmefällen ihre geliebte Brut im Stiche laſſen. Der Stiglitz eignet ſich ebenſo ſehr für den Einzelkäfig wie für das Fluggebauer. In 4 erſterem kommt ſein trefflicher Geſang zur vollen Geltung, letzteres ſchmückt und belebt er in erfreulichſter Weiſe. Er verträgt ſich mit allen übrigen Vögeln, welche einigermaßen Frieden halten, und wenn er am Futter ſitzend wirklich einmal fein zorniges „Rä, Rä, Rä, Ra’ ausſtößt, ſo geſchiht dies mehr aus Furcht vor den Andringenden als in der Abſicht dieſe zu vertreiben. Bei der Kleinheit des Mohnſamens, ſeines hauptſächlichſten Futters, bedarf € er längere Zeit als andere Körnerfreſſer, um ſich zu ſättigen, und deshalb ift es erklärlich, . daß er ſich nicht gern vom Mahle vertreiben läßt. Unfriedfertig aber iſt er durchaus nicht, benimmt ſich im Gegenteile ſtets liebenswürdig gegen ſeine Mitgefangenen und macht ſich oft ein Vergnügen daraus, einige von dieſen, namentlich Zeiſige und Flachsfinken, zu atzen, als wären es ſeine eigenen Jungen. Pärchenweiſe gehalten und mit den nötigen Bauſtoffen verſehen, brütet er auch im Fluggebauer, am eheſten, wenn man ihm ein geſtricktes Drat⸗ neſt zur Unterlage gibt, weil es, wie Grünz bemerkt, nicht leicht iſt, dem geſchickten Baumeiſter einen ihm bequemen Standort für das Neſt und die ihm rechten Bauſtoffe zu liefern. In dem Fluggebauer Dr. Schuſters, eines ſehr eifrigen Züchters, brütet ein Pärchen regelmäßig. Der Stiglitz iſt verhältnismäßig teuer, da gute Sänger bis zu 2 Taler und darüber bezahlt werden. Friſch gefangene Stücke kauft man in der Regel mit 10 bis 15 Sgr. Zeiſige. | 369 ae Jeiſige. Ueber Europa, Aſien und Amerika, hier in größter Artenmenge auftretend, verbreitet ſich die Sippe der Zeiſige, deren Mitglieder als vorzügliche Käfigvögel geſchätzt werden. Die Zeiſige ſind kleine, unter ſich ziemlich gleich große Finken von geſtrecktem Leibesbau. Ihr ſehr ſchlanker, kegelförmiger, fein zugeſpitzter Schnabel iſt am Grunde breit, ſeitlich einwärts gebogen, zuſammengedrückt, der Mundrand ſanft gekrümmt. Die Naſenlöcher liegen völlig unter den Federn verſteckt. Die Beine ſind kurz, die Zehen kräftig, die Krallen ſtalrk gebogen und ſcharf zugeſpitzt. In dem langen, ſpitzen Flügel, welcher ſtets über die Mitte des Schwanzes hinabreicht, iſt die zweite Schwinge die längſte, die erſte wenig kürzer als dieſe. Der kurze Schwanz zeigt in der Mitte einen leichten Ausſchnitt. Das weiche Gefieder prangt bei vielen Arten in ſehr lebhaften Farben. Grün, Gelb und Schwarz find vorherſchend. 5 2864. Der Zeiſig, Zeiſing, gieſing, Zieschen, Engelchen ꝛc., Chrysomitris (Fr., Spin., Linaria, Serinus, Card., Ac.) spinus, L., (viridis, spinoides). — . B. Naumann, V. D., Band V, S. 155. — Stirn, Ober⸗ und Hinterkopf, Nacken und ein kleiner Fleck an Kinn und Oberkehle ſchwarz, . Ohrgegend, Hinterhals, Mantel und Schultern olivengelbgrün mit dunkleren Schaftſtrichen, Bürzel olivengelb, obere Schwanzdecken grün, Augenbrauenſtreifen, Vorderbacken, Kehle, Kropf, Oberbruſt und Halsſeiten ſchön SR olivengelb, Unterbruſt, Bauch und Seiten faſt weiß, Aftergegend und untere Schwanzdecken ſchön gelb, letztere wie die Schenkelſeiten mit ſchwarzen Schaftſtrichen; Schwingen braunſchwarz mit ſchmalen, gelbgrünen Außenſäumen, von der vierten an breit gelb an der Wurzel der Außenfahne, welche Färbung auf den 8 Armſchwingen an Ausdehnung gewinnt, letzte Armſchwingen mit breiten grüngelben Außenrändern und weißlichen Spitzenſäumen, Deckfedern olivengrün, die der Armſchwingen olivengelb mit ſchwarzer Wurzel, wodurch eine ſchwarze Querbinde entſteht, untere Flügeldecken blaſsgelb, grau gemiſcht; Schwanzfedern ſchön gelb mit ſchwarzem Ende, welche Färbung ſich bis zum Wurzeldrittel hinaufzieht, die beiden Mittelfedern 5 braunſchwarz mit grünen Außenſäumen⸗ Iris tiefbraun, Schnabel fleiſchfarben, an der Spitze ſchwärzlich, Füße braun. — Dem Weibchen fehlt das Schwarz auf dem Kopf und an der Kehle; Oberſeite grünfich- grau mit dunklen Schaftflecken, Augenbrauenſtreifen gelblich, vordere Backen und Kinn weißlich, übrige Unterſeite As ſchmuzigweiß mit ſchwärzlichen Schaftſtrichen, welche an den Schenkelſeiten am breiteſten ſind; Flügel- und Sckwanzzeichnung wie beim Männchen, aber viel blaſſer; die oberen Flügeldecken mit weißlichen Endſpitzen, daher zwei weißliche Querbinden. 1 Der Zeiſig iſt über Enropa und den größten Teil Aſiens verbreitet, findet ſich im Norden noch bis iins mittlere Norwegen und erſcheint im Winter im äußerſten Süden unſeres Erdteils. BEER C 265. Der Kappenzeiſig, Chr. (Fr., Card.) ieteriea, Vieill., (magellanica, campestris, capitalis). — A. B. Neuwied, Beiträge, Bd. III, S. 620. — Größe unſeres Zeiſigs; Kopf, Kinn und Kehle ſchwarz, 5 Oberſeite olivengrün, Bürzel, obere Schwanzdetken und ganze Unterſeite citrongelb, welche Färbung ſich an den Halsſeiten als ſchmales Band unter dem Schwarz herumzieht, Seiten etwas grünlich verwaſchen; Schwingen und deren Deckfedern ſchwarz, erſtere in der Wurzelhälfte innen gelb, die dritte bis ſechſte und die ſechs erſten Armſchwingen hier auch außen gelb, wodurch zwei Längsflecke entſtehen, hintere Armſchwingen an der Endhälfte der Außenfahne breit gelbgrün gerandet, mit graulichweißer Spitze, kleine obere Deckfedern olivengrün, an der Wurzel ſchwarz, untere Flügeldecken ebenſo; Schwanzfedern ſchwarz, an der Wurzel nach innen zu abnehmend, gelb. Iris graubraun, Schnabel braunſchwarz, Füße dunkelbraun. — Dem Weibchen fehlt die ſchwarze Kopfzeichnung; im übrigen iſt es dem Männchen gleich, obſchon nicht ſo lebhaft gefärbt. 13 Das Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich vom ſüdöſtlichen Braſilien bis Ecuador. . 266. Stanley's Zeiſig, Chr. (Card., Hypacanthus) Stanleyi, Audubon. — A. B. Audubon, Bick of Amerika, Bd. III, ©. 137. — In Größe und Färbung mit dem Kappenzeiſig übereinſtimmend, hauptſächlich dadurch unterſchieden, daß nur der Oberkopf und die Kehle ſchwarz ſind, die Bauchmitte weißlich iſt und die unteren Schwanzdecken braune Schaftſtriche zeigen. Auch iſt der Schnabel länger und ſtärker. „Das noch nicht mit völliger Sicherheit nachgewieſene Verbreitungsgebiet dieſer Art ſcheint Mejiko und Kalffornien zu umfaſſen. | 9 15 267. Der Mönchszeiſig, Chr. 1 spinescens, Lichtenstein. — Vgl. Bonaparte, Con- : een avium, S. 715. — 1 Größe und Aürhung ganz wie der Kappenzeiſig, jedoch der ganze Oberkopf 5 Brehm, gefangene . l. 7055 24 970 1 Finken. 85 = er ſchwarz, Kopfſeiten, Kinn und Kehle dagegen olivengrüngelb, welche Färbung e in das Gelb der he Unterfeite verläuft. Rn 3 Das Vaterland iſt Neu-Granada. 5 Er 268. Der Fichtenzeiſig, Chr. (Fr., Card., Linaria) pinus, Wilson. — A. B. Wilſon, Be 2 5 i Bd. II, S. 133. — Größe unſeres Zeiſigs, Schnabel bedeutend länger, ſchlanker und ſpitziger. Ganze Oberſeite und Kopfſeiten fahl erdbraun, Bürzel heller, die Federn mit breiten ſchwarzbraunen Schaftſtrichen, daher dicht dunkel längsgeſtreift, Se und Körperſeiten bräunlichweiß, übrige Unterſeite weiß, ebenfalls mit = breiten, dunklen Schofkſtrichen Bauchmitte, After und untere Flügeldecken einfarbig; Schwingen und Schwanz ſchwarzbraun, Handſchwingen außen nicht ganz bis zur Spitze ſchmal gelb geſäumt, alle Schwingen an der Wurzel gelb, breiter und heller an der Innen-, ſchmal und faſt ganz verdeckt an der Außenfahne; Deckfedern ſchwarzbraun, die der Armſchwingen und der größten Reihe mit breiten, roſtweißlichen Enden, wodurch zwei helle Flügelquerbinden entſtehen; Schwanzfedern mit verdecktem, gelben Wurzelteile und ſehr ſchmalen, fahlen Außenſäumen. Iris dunkel-, Schnabel und Füße hell hornbraun. — Weibchen dem Männchen gleich; Junge faſt ganz ohne Gelb an der Wurzel der Schwingen und Schwanzfedern. i Die Art verbreitet ſich über den größten Teil der Vereinigten Staten und eu und ſtreift im Winter bis Mejiko hinab. ’ 269. Der Goldzeiſig, Trauerzeiſig, Goldſtiglitz, Chr. (Fr., Card., Astragalinus) tristis, L., (americana). — A. B. Audubon, B. o. A., Bd. II, S. 129. — Größe unſeres Zeiſigs; lebhaft kanarien⸗ gelb, hintere Bürzelgegend, obere und untere Schwanzdecken und Unterflügeldecken weiß, Zügel, Stirn und Oberkopf, Flügel und Schwanz ſchwarz; Armſchwingen an der Wurzel verdeckt weiß, Handſchwingen an Nr eingeſchnürten Endhälfte ſchmal fahlgrau, am Ende ſchmal weiß geſäumt, Deckfedern der Armſchwingen am Ende weiß, wodurch eine lichte Querbinde entſteht, obere kleine Deckfedern am Ende ebenfalls weiß, die kleinſten am Unterarm gelb; Schwanzfedern an der Innenfahne mit ſchiefen, weißen Spitzenflecken. Iris dunkelbraun, Schnabel licht mahagonibraun, Füße hornbräunlich. — Männchen im Winterkleide gänzlich i abweichend gefärbt: Oberkopf und Oberſeite olivenroſtbraun, Stirnrand, Backen, Kinn und Kehle blaſsgelb, übrige Unterſeite und obere Schwanzdecken weiß, an den Spitzen boſthrau, Schwingen ſchwarz, die Flügel⸗ querbinde und die letzten Armſchwingen außen roſtgelb, das Weiße an der Innenfahne der Schwanzfedern am Rande bis über die Wurzelhälfte ſich hinaufziehend. — Das Kleid des Weibchens ähnelt dieſem Winterkleide; doch ſind alle Farben matter, die Unterteile von der Bruſt an ſchmuzig grauweiß, und zeigen die Schwanz⸗ 5 federn an der Innenfahne nur einen verwaſchenen, blaſſen Fleck. Von dem mittleren und weſtlichen Teile der Vereinigten Staten, in denen der Goldzeiſig häufig auf, zieht er im Winter bis nach Mittelamerika hinab. i 270. Der Arkanſaszeiſig, Chr. (Fr., Card.) psaltria, Say. — A. B. Audubon, B. o. A, Bd. III, S. 134. — Viel kleiner als unſer Zeiſig; Oberkopf, Flügel, Schultern und obere Schwanzdecken ſchwarz, übrige Oberſeite, Halsſeiten und Ohrgegend olivengrün, Vorderbacken und ganze Unterſeite lebhaft gelb, untere Schwanzdecken faſt weiß; Schwingen innen an der Wurzel, dritte bis ſiebente auch außen weiß, wodurch ein breiter Flügelſpiegel entſteht, Armſchwingen außen ſehr ſchmal fahl geſäumt, am Ende breiter weißlich gerandet, ebenſo die Deckfedern derſelben, wodurch eine helle Ouerbinde gebildet wird, untere Flügeldecken ſchwärzlich mit weißen Enden; Schwanzfedern ſchwarz, die drei äußeren an der Innenfahne nicht ganz bis zur Spitze weiß. Iris dunkelbraun, Schnabel fleiſchfarben, Oberteil gegen das Ende dunkel, Füße rötlichbraun. — Weibchen fahl olivengrünbräunlich, Kopfſeiten und Unterſeite blaſsgelb, ſeitlich olivenfahl verwaſchen, Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun ohne Weiß, mit ſchmalen, fahlen Außen⸗ ſäumen, welche an den letzten Armſchwingen bedeutend breiter ſind, auf dem Oberflügel zwei hellfahle Querbinden. | Der Arkanſaszeiſig bewohnt die weſtlichen Teile der Vereinigten Staten und Kalifornien. 271. Der Kapuzenzeiſig, Chr. (Fr., Card., Pyrrhomitris) eueullata, Swsn., (cubae). — Vergl. Swainſon, Zool. illustr., Taf. 7. — Anſehnlich kleiner als der Zeiſig; Oberkopf, Kopffeiten, Kinn und Oberkehle ſchwarz, Mantel, Schultern und kleine Oberflügeldecken düſter dunkelrot, die ſchwärzliche Mitte der Federn durchſcheinend, Hinterkopf, Bürzel, obere Schwanzdecken und ganze Unterſeite lebhaft feuerrot, am brennendſten an den Halsſeiten, auf Kropf und Bruſt; Schwingen und deren Deckfedern ſchwarz, die erſteren an der Wurzel der Außenfahne hell feuerrot, wodurch in Verbindung mit den roten Enden der Armſchwingen⸗ deckfedern eine breite Querbinde entſteht, Innenfahne der Schwingen in der Wurzelhälfte blaſsrot, hintere Armſchwingen am Ende ſchmal fahlbraun geſäumt; Schwanzfedern ſchwarz, an der Wurzel e Iris?, Schnabel und Füße hornbraun. — Weibchen noch unbeſchrieben. Bis jetzt nur aus Neu-Granada und Venezuela bekannt. Beifige. 371 22 der Goldbürzelzeiſig, Chr. uropygialis, Sclater, — A. B. Sclater, Catal. Am. B., Si. 125. — Größer als der Zeiſig; Oberſeite, Kinn und Kehle braunſchwarz, die Federn auf Mantel und Schultern ſchmal und verwaſchen olivengrün umſäumt, Bürzel und mittlere, längſte Oberſchwanzdecken ſowie Unterſeite ſchwefelgelb, Weichen mit dunklen Schaftflecken, Bauchmitte gelblichweiß; Schwingen braunſchwarz, von der dritten an auf beiden Fahnen an der Wurzel gelb, Armſchwingendeckfedern breit gelb am Ende, wodurch eine Querbinde entſteht, übrige Oberdeckfedern braunſchwarz, untere Flügeldecken gelb, am Handrande ſchwarz beſchuppt; Schwanzfedern braunſchwarz, in der Wurzelhälfte, die beiden mittelſten ausgenommen, EN Iris ?, Schnabel und Füße dunkel hornbraun. — Weibchen mir unbekannt. Verbreitet ſich über Chile und Peru und bewohnt hier die Cordillere, wird daher auch ſeltener in Gefangenschaft gehalten als der Kappenzeiſig. = | 273. Der Trauerzeiſig, Chr. (Card.) atrata, Lafresnaye et d’Orbigny, — A. B. d’Orbigny, 0 Voyage, S. 364. — In Größe und Färbung ganz mit dem Goldbürzelzeiſig übereinſtimmend, jedoch auch * der Bürzel und die Unterſeite bis zum Bauch ſchwarz, die Federn des Rückens und Mantels ohne ofiven- grüne Säume. 3 Das Vaterland iſt Bolivia. 2 Ueber die Lebensweiſe der ausländiſchen Zeifige haben wir bisher nur dürftige Berichte . erhalten; doch ſcheint es, daß fie in ihrem Weſen und Treiben von ihrem europäiſchen Verwandten wenig abweichen. Dieſer bewohnt ganz Mitteleuropa und fehlt in Deutſchland 4 m feiner Gegend, jet es auch nur, daß er die eine oder die andere gelegentlich feines 5 winterlichen Umherſtreifens beſucht. Während des Sommers nimmt er in größeren Nadel- waldungen ſeinen Stand, am liebſten in ſolchen bergiger Gegenden, und brütet hier, beginnt aber ſchon vom Auguſt an zu ſtreichen und vom Oktober oder November an in größeren Scharen weiter umherzuſchweifen. Um dieſe Zeit begegnet man ihm ſtets in zahlreicher Anzahl, zuweilen zu Tauſenden, auf allen Oertlichkeiten, welche ihm Nahrung verſprechen. Dias Gedeihen oder Misraten gewiſſer Baumſämereien bedingt unzweifelhaft ebenſo wohl das Erſcheinen in beſtimmten Gegenden als die größere oder geringere Reichzähligkeit der Schwärme. Wenn der Erlen- oder Birkenſamen geraten iſt, finden ſich die Zeiſige auf den betreffenden Bäumen ein, auch in unmittelbarer Nähe und inmitten der Dörfer, ver— weilen hier während des ganzen Winters und zerteilen ſich erſt im Frühjahre wiederum in einzelne Pärchen. Nach den Schilderungen Audubon's zu urteilen, treiben es die Fichten- und Arkanſaszeiſige ganz ähnlich. Erſtere ſiht man während der Wintermonate in den nördlichen Teilen der Vereinigten Staten ebenfalls in größeren Schwärmen, zuweilen in Geſellſchaft mit Kreuzſchnäbeln, ebenſo wohl auf den höchſten Bäumen, von denen ſie ihren Namen tragen, wie in niederen Dickichten. Unſer Gewährsmann traf ſie an den Küſten Labradors gegen Ende Julis in großer Anzahl an und zwar familienweiſe, die Alten begleitet von ihren Jungen und höchſtens zwei oder drei Familien vereinigt. Der Arkanſaszeiſig wurde in den Felſengebirgen entdeckt, ſpäter aber auch in Lonifiana als unregelmäßiger Wiintergaſt aufgefunden. Audubon ſchildert ihn als einen unruhigen Geſellen, welcher felten längere Zeit auf derſelben Stelle verweilt, ſondern eine Oertlichkeit dann und wann beſucht, in lockeren Flügen dahinzieht, während des Fluges oft eigentümliche Schwenkungen ausführt, als ob er ſich von der Gefahrloſigkeit eines beſtimmten Ortes überzeugen wolle, jede Baumgruppe berückſichtigt und ſich dann ſofort an das Futter macht. Kappen- und Goldzeiſig ſcheinen mehr unſerem Stiglitz als dem Zeiſige zu ähneln. Erſterer, welcher bvorzugsweiſe den ſüdlichen Ländern der Vereinigten Staten angehört und, wie bemerkt, bis Tejas, Mejifo oder ſelbſt auf die weſtindiſchen Inſeln herüberſtreift, hält ſich während des Zuges faſt nur auf den Spitzen der höchſten Bäume nahe am Waſſer auf, bildet ſelten ſo große Schwärme wie die bisher erwähnten Verwandten, verteilt ſich auf Diſtelfelder ganz nach Art unſeres Stiglitzes und klaubt in derſelben Weiſe wie dieſer hier Sämereien aus. In den nördlichen Staten, namentlich in New⸗Pork erſcheint er um die Mitte des April, verweilt hier en des ganzen Sommers und ift bis zum Herbſte hin überall 247 22 „%% ᷣͤœͤʃ!M.. er RE AAN & 972 | De ne: a häufig, bleibt auch wohl in manchen Jahren während des Winters im Lande oder doch in . den mittleren Staten wohnen, wenn ſchon ſtets nur einzeln. Der Kappenzeiſig gehört, laut ne Burmeiſter, dem ſogenannten Camposgebiete Südamerikas an, meidet alſo die geſchloſſenen 1 Waldungen und bevorzugt dagegen die Steppen oder parkähnlichen Teile des Landes. Seinen Stand nimmt er oft in unmittelbarer Nähe der Dörfer oder Anſidelungen und gehört . deshalb zu den bekannteſten und geſchätzteſten der dortigen Vögel. Wie alle ſüdamerikaniſchen x Arten ſcheint er nicht zu wandern, ſondern höchſtens zu ſtreichen. i Alle Zeiſige ſind anmutige, muntere, regſame und zutrauliche, daher bei Jedermann beliebte Vögel. Ihre ewige Unruhe, ihre Gewandtheit und Behendigkeit im Gezweige, ihre ſchmucke Haltung und ihr anſprechender, bei einzelnen Arten trefflicher Geſang, den ſie mit Ausnahme der Mauſerzeit während des ganzen Jahres hören laſſen, empfehlen ſie in hohem Grade. Dazu kommt nun noch ihre Argloſigkeit dem Menſchen gegenüber, die Gleichgiltigkei, mit welcher ſie den Verluſt ihrer Freiheit ertragen, und, bei den meiſten Arten wenigſtens, ihre Ausdauer im Käfige und leichte Zähmbarkeit, um ſie zu Lieblingen aller Vogelfreunde zu ſtempeln. Ihr Betragen weicht je nach der Jahreszeit und beziehentlich des Aufenthalts⸗ ortes merklich ab. Sie ſind ſamt und ſonders treffliche Flieger und vorzügliche Kletterer und Turner, wetteifern hierin mit den Leinfinken und ſtehen wie dieſe den Meiſen kaum nach. Vollſtändig gleich gilt es ihnen, ob ſie ſich oben auf einen Zweig ſetzen oder von unten an denſelben hängen; denn ſie hüpfen, ſteigen oder klettern mit derſelben Fertigkeit und wiſſen ſich auch auf der dünnſten und ſchwankendſten Rute zu halten und zu bewegen. Selbſt auf dem Boden, welchen ſie nur dann betreten, wenn ſie trinken, ſich baden oder herabgefallene 5 ; Sämereien auflefen wollen, hüpfen fie noch leicht und zierlich umher. Unſer Zeifig pflegt ſich aufgeſchreckt in einem Bogen gegen den Boden herabzulaſſen und zunächſt eine Strecke weit niedrig über der Erde dahinzufliegen, erhebt ſich dann aber mehr und mehr und ſtreicht nun in großen Bogenlinien raſch dahin, ſcheut ſich auch durchaus nicht, weite Flächen, welche ihm keinen Schutz bieten, zu durchfliegen, hält ſich dann aber freilich ſo hoch, daß man ihn gewöhnlich viel eher hört als ſiht. Ganz anders benimmt er ſich am Brutplatze. Die ihm eigene Unruhe betätigt er auch hier, gefällt ſich aber noch außerdem in ab⸗ ſonderlichen Flugkünſten nach Art der Kreuzſchnäbel oder Girlitze und macht ſich ſehr bemerklich. Nach den uns gewordenen Schilderungen der Lebensweiſe anderer Arten dürfen wir annehmen, daß ſich dieſe in ähnlicher Weiſe benehmen. Entſprechend ihrer ewigen Unruhe laſſen ſie faſt ununterbrochen ihre Stimme vernehmen. Die Locktöne unſeres Zeiſigs, welche man am häufigſten hört, können durch die Silben „Trettet, trettertettel,“ oder „die, dil, dei,“ und „didel, didlei“ ungefähr wiedergegeben werden. Der Geſang beſteht aus einer Reihe von zwitſchernden Lauten, welche in der Regel mit dem „Trettet“ oder dm gedehnten „Diedeldidellei“ beginnen und mit einer lang gezogenen, durch die Silben „didel⸗ dideidääh“ annähernd darzuſtellenden Schlußſtrophe zu endigen pflegen. Einzelne Männchen ahmen, laut Bechſtein, auch andrer Vögel Lieder oder wenigſtens einzelne Teile derſelben nach; doch ſcheinen ſolche Spötter recht ſelten vorzukommen: ich wenigſtens habe nie einen Zeiſig gehört, welcher es in der Nachahmung zu irgend bemerkenswerter Fertigkeit gebracht hätte. Jung aufgezogene lernen, auch wenn man ſie zu den beſten Meiſtern in die Lehre 5 gibt, höchſtens ſtümpern. Faſt ſcheint es, als ob alle amerikaniſchen Arten im Geſange den europäiſchen Verwandten überträfen. Vom Kappenzeiſig bemerkt Burmeiſter zwar, daß er wenig und ohne große Manchfaltigkeit der Töne ſinge und mit unſerem Zeiſige, deſſen 4 Stelle er vertrete, ſich in keiner Weiſe meſſen könnte; Prinz von Wied dagegen zählt den Vogel zu den beſten Sängern Südamerikas und versteh daß der Geſang ebenſo abwechſelnd als angenehm, obſchon nicht laut ſei, und hierin ſtimmen alle ſpäteren Beobachter mit Ausnahme Burmeiſters überein. Ueber den Goldzeiſig kann ich nach a: Beobachtung N. 7% NEN Lane, en 5 e et BRD I * 18 he Tau? 950 45 20 n 1 Mee ele * 7 i ** N Be 5 2 Zeiſige. al 378 . ee urteilen, Sicht mit aich betrachtet man ihn als ein Mittelglied zwiſchen Stiglitz und 2 Zeiſig⸗ Betragen und Gebaren, Weſen und Eigenſchaften, Bewegung und Geſang erinnern 5 ebenſo wohl an den einen wie an den anderen. Audubon meint, daß man den Goldzeiſig mit unſerem Diſtelfink verwechſeln könnte, namentlich wenn man ihn ſingen hört. „Während ich in Frankreich und England weilte“, ſagt er, „habe ich oft und mit Vergnügen geglaubt, daß es unſer Goldzeiſig, nicht aber der Stiglitz ſei, welchen ich hörte, und als ich dann nach Amerika zurückgekehrt war, rief wiederum der Geſang des erſteren alle Erinnerungen aan Europa in mir wach.“ Ich will dieſe Aeußerung gelten laſſen, ſo weit es ſich auf den Lockton des Goldzeiſigs bezieht; denn dieſer ähnelt allerdings dem Lockruf des Stiglitzes * mehr als dem des Zeiſigs, wenn auch nur in der Reihenfolge, nicht aber in der Betonung der einzelnen Laute. Während unſer Stiglitz fein „Pickelnick“ klar, ſcharf und gerundet aauusſtößt, läßt der Goldzeiſig einen Lockruf hören, welchen man eher durch die Silben „Tſchüt dbu tſchüt, tſchääh“ wiedergeben möchte. In ihnen prägt ſich entſchieden die Dehnung aus, welche dem Lockruf unſeres Zeiſigs eigen iſt, um wie viel volllautender fie auch find. Das Lied möchte ich als ein Mittelding zwiſchen dem des Stiglitzes und des Zeiſigs bezeichnen. Man hat Recht, dieſen Geſang zu loben; denn er iſt in der Tat einer der beſten, welchen man aus einem Finkenſchnabel vernehmen kann, und ebenſo durch Zartheit und Schmelz als durch Manchfaltigkeit der Töne ausgezeichnet. Die verſuchsweiſe dargeſtellten Locktöne ſpielen eine Hauptrolle in ihm, werden aber durch ſehr anſprechende Uebergänge verbunden und verwebt, ſo daß ein höchſt anmutendes Liedchen entſteht. Auch der Fichtenzeiſig wird hoch gerühmt. „Seine Töne“, ſagt Audubon, „ſind angenehm, wechſelreich, klar und wohl⸗ lautend. Sie erinnern zwar einigermaßen an die, welche der Goldzeiſig vernehmen läßt, unterſcheiden ſich aber doch zur Genüge von deſſen Liede.“ Nach all dieſem rechtfertigt es ſich, wenn man die Zeiſige insgeſamt zu den guten Sängern zählt. . Ueber die Fortpflanzung der verſchiedenen Arten liegen noch wenig ſichere Nachrichten vor, und es mag auch ſeine Schwierigkeiten haben, hierüber eingehende Beobachtungen zu ſäammeln. Unſer Zeiſig baut fein Neſt jo verſteckt, daß es ein Märchen im Volksmunde veranlaßt hat. Das Neſt, ſagt dieſes, enthält einen Stein, welcher es unſichtbar macht 5 und dieſe Eigenſchaft auch dem glücklichen Finder vererben kann. Nur, wenn es ſich im Waſſer ſpiegelt, iſt man im Stande es zu ſehen. Wenn aber die Jungen ausgeflogen ſind, nehmen die Alten den gedachten Stein weg, und nunmehr fällt das Neſt in Aller Augen. Wie das Märchen jeder Zeit auf vorhandenem Grunde fußt, ſo auch hier: ein Koörnlein Wahrheit liegt zu Grunde. Das Zeiſigneſt wird jo verſteckt angelegt, daß feine Auffindung die volle Beobachtungsſchärfe eines geübten Sammlers bedingt. Im April begeben ſich die Pärchen in die Nadelwaldungen, am liebſten in Fichten⸗ oder Tannenwälder, | = ſuchen fich hier eine paſſende Oertlichkeit, womöglich in der Nähe von etwas Waſſer, zum | 3 Brutplatze aus und beginnen die Spiele der Liebe zur Erheiterung ihrer Weibchen. Während- dem wählen ſich letztere einen geeigneten Platz im Gezweige einer dickäſtigen Fichte, Tanne oder Kiefer, meiſt eine Gabelſtelle nah der Spitze eines mit Flechten bewachſenen und von bben her durch andere Zweige gedeckten Aſtes, ſelten unter 10 w. über dem Boden, in der Regel noch etwas höher. Von unten aus iſt ein ſolches Neſt kaum jemals zu entdecken, vom Wipfel aus oft erſt zu finden, wenn man die betreffenden Zweige auseinandergebogen hat. Wer die Zeiſige nicht beim Neſtbau ſelbſt beobachtet, wird nie ein Neſt entdecken; denn die Schwierigkeit der Auffindung wird oft noch dadurch vermehrt, daß das Zeiſigpärchen mehrere Neſter nach einander beginnt und nur eines von ihnen vollendet. In der Regel hilft das Männchen dem Weibchen beim Bauen, obgleich letzteres die Hauptarbeit übernimmt. Die Außenwandung des Neſtes beſteht aus dürren Reiſern, Grasſtengeln, Baummos, Fichtenflechten und dergleichen, welche mit Raupengeſpinſt verbunden und zuſammengehalten 1 1 | . Finken werden, die innere Auskleidung des tiefen Napfes aus Schaf- oder Diſtelwolle, feinen Flechten, einigen Federn und ähnlichen Stoffen. Die fünf bis ſechs kleinen, rundlichen, zartſchaligen, glänzenden, auf blaſsblaugrünlichem oder bläulichweißem Grunde äußerſt fein mit blaſsblutroten oder roſtbraunen, am dickeren Ende größeren und dichter ſtehenden Punkten gezeichneten Eier des Geleges werden wahrſcheinlich von beiden Geſchlechtern und zwar binnen 13 oder 14 Tagen ausgebrütet. Beide Alten beteiligen ſich an der Aufzucht ihrer Jungen und füttern dieſe faſt ausſchließlich mit Kerbtieren groß. Auf die erſte Brut folgt in der Regel eine zweite. Das Neſt des Goldzeiſigs iſt, laut Audubon, dem unſeres Stiglitzes vollkommen gleich, wird auf verſchiedenen Bäumen, oft auch auf Pappeln gegründet 0 2 1 * ui 2 Don u A Dr Dia en und mit vier bis ſechs weißbläulichen, rotbraun bepunkteten, nach anderen Forſchern mit 4 einfarbig grünlich weißen Eiern belegt. Auf gleichgefärbtem Grunde, denen unſeres Zeiſigs ähnlich gefleckt, beſchreibt Baldamus die Eier des Kappen- und des Fichtenzeiſigs. Ueber die Fortpflanzung und ſelbſt über die Eier der übrigen Arten fehlt noch genauere Runde. Alle Zeiſige nähren ſich von feinen Baum- und Krautſämereien der verſchiedenſten Art, während der Brutzeit aber zum größten Teil von Kerbtieren. Unſer Zeiſig frißt Erlen⸗, Birken⸗, Fichten⸗, Kiefern-, Kletten⸗, Diſtel⸗, Salat⸗ und Mohnſamen, der Goldzeiſig Sonnen⸗ blumen⸗, Salat- und Diſtelſamen, dann und wann, insbeſondere während des Winters auch Beren; die übrigen Arten halten ſich an verſchiedene Sämereien ihrer Heimat. Ent⸗ 5 ſprechend ihrer Regſamkeit und Unruhe bedürfen ſie verhältnismäßig viel Nahrung; doch, trägt die Kleinheit der beliebteſten Sämereien, welche ſie genießen, weſentlich dazu bei, ſie zu größeren Freſſern zu ſtempeln, als ſie ſind. Um ſich zu ſättigen, müſſen ſie länger als die meiſten übrigen Finken am Futternapfe ſitzen und geben aus dieſem Grunde zu Mis⸗ deutungen Anlaß. Im Käfige ernährt man fie mit Mohn- und Scheuerngeſäme, Fichten⸗ Birken⸗ und Erlenſamen. An Rübſen gehen fie ungern; derſelbe ſcheint ihnen auf die Dauer auch ebenſo wenig als der Hanf zu bekommen. Neben Sämereien müſſen ſie unbedingt Grünzeug der verſchiedenſten Art haben, und ſeien es im Winter auch nur junge Schößlinge von Weiden, Eſchen und anderen weichſchaligen Bäumen, über welche ſie gierig herfallen, deren Rinde ſie, nachdem ſie die Knospen abgefreſſen, ſorgfältig ſchälen und zum Teil ebenfalls genießen. Mehlwürmer oder Ameiſenpuppen nehmen ſie nicht immer an, nicht ungern dagegen etwas Weichfutter, beiſpielsweiſe ein Gemiſch von fein geriebenen, gebörrten Ameiſenpuppen, hart gekochtem Eidotter und geſtoßenem Zwieback. Etwas gequetſchter und gemahlener Hanf ſchadet ihnen nicht; doch muß man mit Darreichung dieſes Futters vorſichtig ſein, weil es leicht zu fett macht und Schlagflüſſe begünſtigt. Unbedingtes Erfordernis für ſie iſt feinkieſiger Sand, Salz, Kreide und täglich mindeſtens zweimal friſches Waffe, weil ſie nicht nur fleißig trinken, ſondern ſich auch gern baden und dabei tüchtig einnäſſen. Alle oben aufgeführten Zeiſige werden nachweislich in Gefangenſchaft gehalten und alle dauern im Käfige mehrere Jahre aus, unſer Zeiſig zehn bis zwölf, der Goldzeiſig, nach Au dubon, acht bis zehn Jahre. Baldamus beſitzt ein Männchen, welches vollkommen munter iſt und noch eifrig ſingt, ſeit neun Jahren und kennt ein ſolches, welches bereits ſeit zwölf Jahren in Gefangenſchaft lebt Doch darf man, von dieſen Tatſachen folgernd, nicht glauben, daß jeder Zeiſig eine ſo viel verſprechende Dauerhaftigkeit bewahrheite. Nicht wenige von denen, welche gefangen werden, gehen in der erſten Zeit ihrer Haft zu Grunde, ohne daß man eigentlich ſagen kann, weshalb. So hört man beiſpielsweiſe über den Goldzeiſig, unzweifelhaft ’ eines der hervorragendſten Mitglieder der Gruppe, vielfache Klagen von den Liebhabern, verliert auch in der Tat einen beträchtlichen Teil dieſer Vögel, ſcheinbar ohne äußeren Grund, und läßt ſich deshalb verleiten, ihn zu den weichlichſten aller Käfigvögel zu zählen. Dies iſt nun aber ebenſo wenig begründet wie die Behauptung, daß alle Arten ohne weiteres im i Käfige ausdauern. Die Goldzeiſige gelangen regelmäßig in größerer Menge von Amerika SR: 1 40 r 5 Ma SR 2 KT r a Fl Bir a * Were + 4 1 24 e % Zeiſige. Citronfinken. 375 zu uns herüber, machen die Reife gewöhnlich in kleinen Harzer-Bauerchen, welche zum Verſand der Kanarienvögel benutzt wurden, entbehren unterwegs, auch wenn ſie von erfahrenen Pflegern begleitet werden, einer genügend ſorgſamen Abwartung und fallen dieſem Mangel geraume Zeit nach ihrer Ankunft zum Opfer. Sind ſie hingegen erſt einmal „eingeſeſſen“, wie der Liebhaber ſagt, ſo geben ſie kaum noch Grund zur Klage und beſtätigen dann die günſtigen Urteile, welche man von amerikaniſchen und einzelnen hieſigen Liebhabern vernimmt. Aehnlich wird es ſich wohl auch mit den übrigen Arten verhalten, von denen wir leider nur ſehr i ausnahmsweiſe eine und die andere lebend in Europa ſehen. Sämtliche bekannte Zeiſige zählen zu den anmutigſten Käfigvögeln, welche die Familie der Finken überhaupt aufzuweiſen hat. Ihre Harmloſigkeit, ihre leichte Zähmbarkeit und ihre, ſo lange ſie geſund ſind, niemals getrübte Heiterkeit nehmen mit Recht für ſie ein, ihr Geſang nicht minder. Was ihren Liedern an Wohlklang und Reichhaltigkeit abgeht, eerrſetzen fie reichlich durch die Fröhlichkeit und Ausdauer, mit welcher ſie dieſelben vortragen. 1 Wenn es ſich darum handelt, einen Käfigvogel zu halten, welcher durch feinen Geſang . ſchwachnervige Leute in keiner Weiſe aufregt, mit wenigem zufrieden iſt, falls er nur ſeine regelmäßige Abwartung erhält, und demzufolge das ganze Jahr hindurch, die Mauſerzeit 5 etwa abgerechnet, fleißig ſingt, jo wüßte ich kaum einen Vogel wärmer als fie zu empfehlen. An den Käfig gewöhnen ſie ſich meiſt ſchon in den erſten Tagen nach ihrer Gefangenſchaft Aund ſehr bald in dem Grade, daß ſie ſelbſt bei offener Türe ihn nicht verlaſſen oder, wenn = fie dies getan haben ſollten, freiwillig in ihn zurückkehren, ohne daß ſie hierzu abgerichtet worden wären. Der Eine oder der Andere findet ein Vergnügen darin, ſie mit kindiſchen Sſpielereien zu beläſtigen, indem er fie zwingt, jeden Biſſen oder jeden Schluck ſich erſt durch ein ſogenanntes Kunſtſtück zu verdienen; dem wahren Liebhaber aber ſind derartige Abrichtungen ein Greuel, und ich meinesteils ſehe entſchieden davon ab, hierüber etwas zu ſagen. Will man ihnen zum Niſten behilflich fein, jo muß man den Bauer ſelbſtver— ſtändlich entſprechend herrichten. Es empfihlt ſich, einen großen Lockbauer zu wählen, denſelben innen mit Tannenzweigen auszukleiden, auch einige Niſtkörbchen möglichſt verſteckt zwiſchen den Zweigen anzubringen. Oft freilich bleibt ſolche Einladung erfolglos; das eine oder das andere Pärchen aber ſchickt ſich doch zum Brüten an und gewährt ſodann die größte Freude, da das Weibchen mit außerordentlicher Hingebung ſich dem Brutgeſchäft unterzieht und das Neſt nur auf Augenblicke verläßt, ſeine Brut überhaupt mit größter Zärtlichkeit liebt und verſorgt. Das Weibchen des oben erwähnten, von Baldamus gepflegten Männchens legte in einem Jahre dreimal je fünf Eier; andere Pärchen zeigten ähnlichen Eifer beim Brüten. Unſeren Zeiſig, den Gold-, Kappen- und den Kapuzenzeiſig hat man im Käfige wiederholt zur Fortpflanzung ſchreiten ſehen, mit Erfolg auch zur Baſtardzucht mit Kanarienvögeln verwendet und durch ihre Färbung ſehr ausgezeichnete Blendlinge erzielt. * Der Preis eines gefangenen, europäiſchen Zeiſigs überſteigt ſelten 7½¼ Sgr. unſeres Geldes. Die amerikaniſchen Arten find ſämtlich viel teuerer und werden es noch mehr Dadurch, daß man, um einen von ihnen mit Sicherheit zu behalten, mehrere kaufen muß. Foür den Goldzeiſig bezahlt man regelmäßig 3 bis 4 Taler, für die ſüdamerikaniſchen Arten noch etwas mehr, eine Summe, welche hoch erſcheint, wenn es ſich um friſch angekommene Vogel handelt, während für eingeſeſſene gern das Doppelte bezahlt werden darf. Citronfinken, | Der kräftigere Bau, der verhältnismäßig kürzere, dickere, an der Wurzel breitere Schnabel unterſcheidet eine den Zeiſigen ſehr nahe verwandte Gruppe von dieſen. Uebrigens ſtimmen 376 a Sinn, beider Merkmale im weſentlichen überein. Die Sippe verbreitet ſich über die ae und 5 neue Welt oder, genauer geſagt, über Europa und Aſien, Afrika und Amerika. 274. Der Citronzeiſig, Citronfink, Citrinchen, Ciprinchen, italieniſcher Kanarienvogel ꝛc., Citrinella Be (Fr., Ser., Cannab., Chlorospiza) alpina, Scopoli, (citrinella, italicus). — A. B. Naumann, V. D, Bd. V, S. 148. — Etwas größer, namentlich ſtärker als der Zeiſig; Stirn, Vorderkopf um das Auge, 72 9 vordere Backen, Kinn und Kehle ſchön gelbgrün, übrige Unterſeite längs der Mitte lebhafter, mehr gelb, am deutlichſten auf dem Bauche, untere Schwanzdecken blaſſer mit weißlichen Endſäumen, Hinterkopf, Nacken, 5 Hinterhals, Ohrgegend und Halsſeiten grau, die Seiten des Unterleibes grünlichgrau, Mantel und Schultern düſter olivengrün mit verwaſchenen, dunklen Schaftſtrichen, Bürzel ſchön citrongelb; obere Flügel- und f Schwanzdecken olivengrün; Schwingen braunſchwarz mit ſehr ſchmalen grünen Außen⸗ und fahlgrauen Spitzenſäumen, letzte Armſchwingen mit breiten gelbgrünen Außenrändern und grauen Spitzenflecken, Deckfedern der Armſchwingen gelbgrün mit ſchwarzer, zum Teil ſichtbarer Wurzel, wodurch eine ſchmale, dunkle Querbinde entſteht, untere Flügeldecken fahl olivengelbgrün, Schwingen innen ſchmal fahlweißlich geſäumt; Schwanzfedern ſchwarz mit ſchmalen grünen Außen- und weißlichen Innenſäumen. Iris tiefbraun, Schnabel fleiſchbräunlich, Füße gelbbräunlich, Nägel braun. — Weibchen kleiner, grauer und 0 lebhaft gefärbt. Gebirgige Gegenden des ſüdlichen Europas und Kleinaſiens ſind die Heimat des miedlichen Vogels In Deutſchland bewohnt er ſtändig den Schwarzwald, die oberbaierſchen und tiroler Voralpen. 275. Die Citrinelle, C. (Card., Chrysom.) Lawrenei, Cassin. — A. B. Baird, Birds of N. Amer., S. 424. — Vorder- und Oberkopf, Zügel, Mundwinkel, Kinn und Oberkehle ſchwarz, Hinterkopf, Nacken, Schläfe, Ohrgegend, Backen, Hals und Körperſeiten blaſs bräunlichgrau, Mantel und Schultern 3 graubräunlich mit olivengelbem Anfluge Bürzel citrongelb, obere Schwanzdecken braungrau, Kehle, Kropf und Bruſtmitte ſchön citrongelb, Bauch, After und untere Schwanzdecken weißlich; Schwingen braunſchwarz mit fahlweißen Innenſäumen, Handſchwingen außen nicht ganz bis zur Spitze olivengelb geſäumt, Arm⸗ ſchwingen in der Endhälfte der Außenfahne breit olivengelb mit graufahlem Spitzenrande, Deckfedern olivengelb, von einer ſchwarzen Querbinde durchzogen, untere Flügeldecken bräunlichgrau, am Flügelrande 5 mit dunklen Spitzenſäumen; Schwanzfedern ſchwarz, außen ſchmal grau geſäumt, die drei äußeren Federn mit großem, länglichem, weißem Fleck in der Endhälfte der Innenfahne. Iris?, Schnabel und Füße „ 5 bräunlich. — Weibchen dem Männchen ähnlich, das Schwarz am Kopfe BEN Aſchgrau erſetz Häufig in Kalifornien. 276. Der Barteitronfinf, C. (Fr., Chrys., Chrithagra) barbata, Molina (campestris, "mareinalis, 4 flavospecularis). — A. B. Gay, Fauna chil., ©. 253. — Größe des Hänflings; Oberkopf und übrige Oberſeite 9 düſter olivenbräunlichgrün mit breiten, n dunkelbraunen Schaftflecken, welche auf dem Oberkopfe 1 am deutlichſten hervortreten, Bürzel heil olivengrüngelb, obere Schwanzdecken braungrün wie Baden und Ohrgegend, Schläfenſtrich, Halsſeiten, Kinn, Kehle, Kropf und Bruſtſeiten graulichgelb, die Federn an der Wurzel deutlich gelb, Bruſtmitte, Bauch und After weiß, Seiten fahl graubraun, untere Schwanzdecken gelblichfahl mit dunklen Schaftſtrichen; Schwingen und Deckfedern ſchwarzbraun, Handſchwingen in der Wurzelhälfte ſchmal, Armſchwingen in der Endhälfte breit fahlgrüngelb gerandet, alle mit fahlen Spitzen⸗ ſäumen, Schwingen überhaupt an der Wurzel der Außenfahne gelb, an der Wurzel der Innenfahne breit blaſsgelblich, Armſchwingen und größte obere Flügeldeckfedern am Ende blaſsgelb, wodurch zwei breite, helle Querbinden entſtehen, untere Flügeldecken blaſsgelb, am Handrande mit dunklen Spitzenſäumen; Schwanz⸗ federn ſchwarzbraun mit ſchmalen, fahlbräunlichen Außenſäumen, an der Wurzel der Außenfahne größten⸗ teils verdeckt hellgelb. Iris braun, Schnabel horngelbgrau mit dunkler Spitze, Füße hornbraun. — Bei ſehr 12 8 alten Männchen ſind Oberkopf 15 ein Fleck auf Kinn und Kehle ſchwarz, die ganze Wee end „ Häufig in Chile und Bolivia, ſüdlich bis auf die Falklandsinſeln. 277. Der Totta, Pietje-Kanarie der holländiſchen Anſidler, C. (Lox., Hr, ey 10 185 | 9 Sparman. — Vergl. Sparman, Mus. Carsan., Taf. 18. — Kleiner als der Hänfling; Oberkopf und übrige Oberſeite dunkelbraun, die Federn des Oberkopfes mit ſehr ſchmalen, olivenfahlen Seitenſäumen, obere Schwanzdecken olivengelb, Kopf und Halsſeiten olivenbraun, blaſſer als der Rücken, Kinn, Kehle und Kropf fahlbraun, jede Feder mit gelblichfahlen Seitenſäumen und ene dunkelbraunen Schaftſtrichen, Bruſt N und Bauch olivengelb, Seiten, untere Flügel- und Schwanzdecken bräunlich; Handſchwingen braunſchwarz mit ſchmalen, weißen Spienfihinten und breiten, fahlweißen Innenrändern, Armſchwingen und deren Deckfedern dunkelbraun wie der Rücken; Schwanzfedern braunſchwarz, die beiden mittelſten einfarbig, die übrigen mit großem, weißem Spitzenflecke an der Innenfahne. Iris s, . . an 2 A ae des Unterſchnabels heller, Füße dunkelbraun. Die Art bewohnt Südafrika und tritt vorzugsweiſe im Kaplunde auf. 0 3 „ reer nn Citronfinken. 377 Ueber das Freileben der fremdländiſchen Citronfinken wiſſen wir nichts; über das der europäiſchen Art verhältnismäßig noch wenig. Der Citronzeiſig gehört eigentlich Südoſt⸗ europa an, iſt in Spanien ſelten, in Griechenland und Italien häufig, hat ſich von hier aus wohl über Tirol und die Schweiz verbreitet und, vielleicht erſt neuerdings, im badiſchen | Schwarzwalde feſt angeſidelt. Diesſeits der Alpen bewohnt er nur die höheren Gebirge, 1 Schwarzwalde nach den mir gewordenen Mitteilungen erſt die oberſten Waldungen, in der Schweiz vorzugsweiſe die Alpenwälder, nach Tſchudi am liebſten die Grenzen des 1 85 Nadelholzes und den Gürtel darüber) findet ſich jedoch auch in den tieferen Gegenden, beiſpielsweiſe im Jura. Girtanner begegnete ihm „meiſt in Geſellſchaften von fünf bis zehn Stücken, entweder in jungen, lichten Waldbeſtänden ſich umhertreibend oder in wogendem, raſch förderndem Fluge über nakte Alpenweiden, Krummholzbeſtände, Waldblößen dahinſchießend. Er ſcheint ſehr hoch im Gebirge aufzuſteigen, durch Unwetter aber bald ins Tal herabgedrückt zu werden. Obſchon Zugvogel, geht er doch nicht weit, kehrt auch im Frühjahre zeitig 1 zurück und muß deshalb nach ſeiner Ankunft oft noch in den niederen Bergtälern Halt machen, bis die Hochtäler und ſonnigen Halden ſoweit ſchneefrei find, daß er dort ſich aufhalten und ernähren kann. Nach Salis hielt ſich ein ſehr ſtarker, über hundert Stücke zählender Trupp während des Winters 1860 ſtets in der Nähe des Bahnhofes von Chur auf und nährte ſich während dieſer Zeit hauptſächlich von dem Samen der Melde (Chenopodium).“ Schinz ſchildert ihn als einen munteren und ſehr lebhaften Vogel, welcher in beſtändiger Bewegung iſt und dabei ununterbrochen ſeine Locktöne von ſich gibt, ſelbſt bei ſehr ſchlechtem Wetter, wenn es ſchneit und ſtürmt. Außer der Brutzeit verweilt er nicht lange an einem und demſelben Orte, hüpft vielmehr in den Wipfeln der hohen Tannen ebenſo unruhig hin und her als auf dem Boden. In den Bergtälern ſiht man 1 ihn oft auf den Wegen umherfliegen, ſich auf Zäunungen, die Stall- und Hüttendächer ſetzen und an den Gehängen nach Nahrung ſuchen. Junge und Alte halten in großen GOeeſellſchaften zuſammen und zeigen, wie die meiſten Alpenvögel, kaum Scheu vor dem Menſchen. Die liebſten Brutorte in der Schweiz find lichte Stellen an den Grenzen der 1 Nadelholzwaldungen auf den Alpen und in höher liegenden Alpentälern; niedere Täler und Dickichte pflegt er zu meiden. Falls die Witterung nicht zu rauh iſt, beginnt das Pärchen bereits im April mit dem Bau des Neſtes. Dieſe Arbeit fällt dem Weibchen zu; aber das 4 Männchen begleitet dasſelbe bei allen feinen Verrichtungen und trennt ſich niemals von ihm. Das Neſt ſteht bald niedriger, bald höher, auf oder zwiſchen den Zweigen einzeln ſtehender Tannenbäume, nach Tſchudi zuweilen auch außen oder innen an Viehſtällen und Sennhütten. Im erſteren Falle wird es nicht leicht gefunden, weil die Unruhe des kleinen Vogels das Aufſuchen erſchwert. Es beſteht aus grobem Erdmos, wenigem Baummos, gröberen Reiſerchen von Heidelberſträuchen, allerlei Pflanzenſtengelchen und Grashalmen, . von außen ſtruppig, platt und wird innen mit Samenwolle verſchiedener Pflanzen, Ziegen⸗ und Pferdeharen, manchmal auch mit Schafwolle und Federchen ausgelegt. Die vier bis fünf Eier ähneln denen des Stiglitzes ſehr, ſind länglich eiförmig, ſchmuzigweiß oder hell grünlichblau und mit kleinen, matten, leicht vergänglichen, buntfarbigen Flecken und dunkelbraunen Punkten und Kritzelchen, beſonders am ſtumpfen Ende bedeckt. Nach den Beobachtungen Conrados brütet nur das Weibchen, wird aber währenddem vom Männchen geatzt. Die ausgeflogenen Jungen werden von beiden Eltern geführt, bleiben we mitt ihnen während des ganzen Sommers vereinigt, ſchlagen ſich aber im Herbſt mit anderen 5 u in größere Schwärme zuſammen. 5 Allerlei Sämereien, Knospen und weiche Blattſpitzen bilden die Nahrung des Citronfinken. Bi In den Waldungen lieſt er Tannen⸗ und Fichtenſamen auf, an den Gehängen beſucht er 55 en Bien Same ihm im Sommer zur hauptſächlichſten Nahrung dient, 8 ah EL, 1 eee, ala A. eee ee , A N RENTEN ENT 2 0 7 r z DAL HR ASt Wenn 5595 Nad e 14 / N 4 T { 378 | Finken. gleichviel ob er bereits gereift oder noch weich iſt. Schon bevor die Blume abgeblüht hat, | ſetzt er ſich auf den Stengel, ſinkt mit demſelben nieder und macht nun unten an der Seite der Pflanze eine Oeffnung, um den Samen herauszubringen. Mit ähnlichen Pflanzen verfährt er wahrſcheinlich ebenſo. Im Käfige füttert man ihn wie die Zeiſige, am zweck⸗ mäßigſten mit feinen mehligen Sämereien, denen man gequetjchten Hanf beimiſcht. Zu viel von letzterem macht ihn bald ſehr fett und zu Schlagflüſſen geneigt, verkürzt überhaupt ſein Leben. Grünzeug der verſchiedenſten Art und friſche Zweige dürfen ihm ebenſo wenig fehlen als dem Zeiſig; denn wenn er das eine oder das andere längere Zeit entbehrt hat, ſtürzt er ſich mit wahrer Gier auf das ihm gereichte. Ein geräumiger, ſtets rein gehaltener Käfig, viel und kaltes Waſſer zum Baden und Quarzkörner gehören zu den erſten Erforder⸗ niſſen des gefangenen Vogels. Der Citronzeiſig iſt im Gebirge, beiſpielsweiſe in Graubündten, einer der häufigsten und beliebteſten Käfigvögel, gilt aber, laut Girtanner, auch in der Schweiz für ſehr zärtlich. „Doch glaube ich“, meint unſer Mitarbeiter, „daß der Höhengürtel, in welchem man ihn gefangen hält, hierbei in Betracht gezogen werden muß; denn offenbar würde man in Graubündten das Vögelchen nicht ſo gern haben, wäre es hier ebenſo hinfällig wie in tieferen Gegenden. Größere Hitze wird ihm meiſt verderblich, ungeeignete Nahrung wohl nicht minder. Er gewöhnt ſich nicht ſo leicht an das Stubenfutter wie Zeiſige und Leinfinken, verſchmäht es oft gänzlich und geht daher anfänglich in ziemlicher Anzahl zu Grunde, während er, einmal eingewöhnt, im Einzelkäfige viele Jahre ausdauert. Anfänglich etwas wild und ſcheu, wird er mit der Zeit in einem gewiſſen Grade zutraulich, niemals aber ebenſo wie Stiglitze oder Zeiſige. Der Lockton iſt das gerade Gegenteil von dem des Zeiſigs, da er nicht wie „Tii — ü“, ſondern wie „Tü —i“ klingt. Er wird ſo ununterbrochen und ſo gleichtönig ausgeſtoßen, daß er mir den Vogel, trotz ſeines anſprechenden Weſens, bald unerträglich gemacht hat, weil er mich ſtets an eine bewegte, ungeſchmierte Schaukel erinnerte.“ Der eigentliche Geſang dagegen wird als wohllautend und anſprechend gerühmt. Schinz ſagt, daß er an den Geſang des Zeiſigs nur entfernt erinnere, mit dem des Girlitz die größte Aehnlichkeit habe und mit dem des Kanarienvogels ſich nicht vergleichen laſſe; Tſchudi will die Verwandtſchaft der Geſänge beider Vögel, des Citron⸗ zeiſigs und des Kanarienvogels, gefunden haben, nur daß das Lied des erſteren viel leiſer und weniger ausdauernd iſt. In beſonderem Grade ſoll er ſich durch einen eigentümlichen Wohllaut und einzelne, kräftig flötende Metalltöne und hänflingartiges Girren auszeichnen. Baldamus, deſſen Ausſpruch als maßgebend gelten darf, bemerkt hierzu, daß der Geſang mit dem des Girlitz nicht die geringſte Aehnlichkeit, vielmehr das Gepräge der Strophen des Zeiſigs hat, aber auch an einzelne Töne des Kanarienvogelſchlages erinnert. Ich ſelbſt habe, obgleich ich den Citronzeiſig mehrere Male lebend beſaß, kein Urteil hierüber, weil ich ihn immer nur im Geſellſchaftskäfige hielt, deſſen vielſtimmiges Getön das Lied des einzelnen Vogels unhörbar machte. Von anderen Liebhabern wird geſagt, daß der Citronzeiſig ſich ſehr gut für den Flugkäfig eigene, und ſeine Eigenſchaften, die angenehme Haltung und Munterkeit, ſeine Friedfertigkeit anderen Vögeln gegenüber ſcheinen auch für dieſe Anſicht zu ſprechen; ich aber habe bisher kein Glück mit meinen Gefangenen gehabt, ſie viel⸗ mehr immer nach kurzer Zeit verloren. Dem ungeachtet glaube ich gern, daß der Citronzeiſig unter Umſtänden auch im Käfige zur Fortpflanzung ſchreitet und ſich, wie Friderich bemerkt, zur Baſtardzucht mit dem Kanarienvogel eignet. Daß letzteres auch bei anderen Arten der Gruppe der Fall iſt, erfahren wir durch Layard, nach deſſen Verſicherung der Totta im Kaplande oft zur Baſtardzucht mit dem Kanarienvogel verwendet wird. Hieraus ſcheint hervorzugehen, daß ſich unſer Vogel ebenſo gut im Käfige hält wie der Bartcitronfink, welcher in Chile mit Vogelleim gefangen, auf dem Markte verkauft und des ONE lb BR Fe ER m „% NER ML EAN ZU ,,, a sa Re in Citronfinken. Grünfinken. | 379 Geeſanges halber gern im Käfige gehalten wird, da dieſer, laut Bridges, faſt fo angenehm wie das Lied des Kanarienvogels iſt. Ob die fremdländiſchen Citronfinken lebend nach Europa gelangt ſind, vermag ich nicht zu ſagen. Bei der verhältnismäßig geringen Aufmerkſamkeit, welche nicht allein Liebhaber und Händler, ſondern auch viele Leiter von Tiergärten auf die Beſtimmung der ihnen unbekannten Vögel verwenden, läßt ſich dies durch Andere nicht leicht feſtſtellen. Den Citronzeiſig bezieht man entweder aus Baden und Würtemberg, oder aus Italien und der Schweiz. An Ort und Stelle kauft man das Pärchen für eine ſehr geringe Summe; in Mitteldeutſchland hat es einen Wert von etwa zwei bis drei Talern. Grünfinken. Kräftige, gedrungene Geſtalt, der kurze, kegelförmige, an den eingezogenen Laden ſcharfſchneidige Schnabel, die ſtarken, etwas kurzzehigen Füße, welche mit mittellangen, wenig gekrümmten Krallen bewehrt ſind, die mittellangen, zuſammen gelegt bis zur Hälfte des Schwanzes herabreichenden Flügel, unter deren Schwingen die drei vorderſten die übrigen überragen, der mittellange, in der Mitte ſeicht ausgeſchnittene Schwanz und das ziemlich . knappe, vorherſchend grün oder grüngelb gefärbte Gefieder kennzeichnen eine kleine Finken⸗ gruppe, welche nach dem deutſchen Mitgliede benannt wurde. * 2278. Der Grünling, Grünhänfling, Grünvogel, Grünſchwanz, Grinzling, Rap- und Hirſenfink, a und Kutvogel, Schwunz, Schwunſch ꝛc., Chlorospiza (L., Fr., Passer, Ligurinus, Chloris) cChloris, L., (flavigaster, aurantiiventris). — A. B. Naumann, V. D., Bd. V, S. 162. — Olivengelbgrün, Stirnrand, Augenſtreifen, vordere Backen, Kinn und Oberkehle lebhafter, mehr gelb, Ohrgegend, Nacken, 5 längſte Oberſchwanzdecken und untere Teile aſchgrau verwaſchen, Unterbruſt, Bauch, untere Schwanzdecken And Flügelrand längs dem Handgelenk lebhaft citrongelb, After weiß; Handſchwingen ſchwarz mit ſchmalen, grauen Spitzenſäumen, die erſten ſechs an der Außenfahne bis zum Spitzendrittel hoch citrongelb, Armſchwingen 5 und deren Deckfedern ſchwarz, außen aſchgrau, übrige Oberflügeldecken olivengelbgrün, alle Schwingen innen an der Wurzel weiß gerandet; Schwanzfedern ſchwarz, mit Ausnahme der zwei mittelſten Federn in der Wurzelhälfte citrongelb. Iris dunkelbraun, Schnabel und Füße blaſs fleiſchbräunlich. — Weibchen minder lebhaft gefärbt, auf dem Rücken braungran verwaſchen, Armſchwingen und deren Deckfedern außen rötlichbraun gekantet, Mitte der Unterbruſt und Bauch weiß. — Junger Vogel oberſeits olivengelbbraun mit ſehr ver⸗ waſchenen, dunkleren Längsſtreifen, Flügeldecken und letzte Handſchwingen ebenſo, jedoch mit blaſſeren Endkanten, Kopfſeiten, Bürzel und ganze Unterſeite blaſsgelblich mit ſchmalen, roſtbräunlichen Längsſtrichen, Bauch und Alter einfarbig. 8 Der Grünling verbreitet ſich über Europa nördlich bis zur Mitte Skandinaviens und kommt außerdem in Nordweſtafrika und Kleinaſien vor. Im ſüdlichen Frankreich und Algier zeigt er eine etwas lebhaftere Farbung, welche Veranlaſſung zu einer artlichen Trennung der nördlichen und ſüdlichen Form (Chl. aurantii- ventris) gegeben hat. 279. Der Kawarahiba der Japaneſen, Chl. (L., Fr., Ligur., Chl) siniea, L. (sinensis, chlorion, sinicus, Kawarahiba minor). — A. B. Tem m., und Schleg., Fauna japon., S. 88. — Viel kleiner als der Grünling; Kopf und Nacken olivengraubraun, übrige Oberſeite und Oberflügeldecken olivenroſtbraun, 5 Augenſtreif, Kopfſeiten, Kinn und Kehle olivengelbgrün mit einem verwaſchenen dunkleren Streifen vom Mundwinkel herab, übrige Unterſeite olivengelbbraun, Mitte der Unterbruſt und untere Schwanzdecken ins 5 Olivengelbe, Bauch und After ins Weiße ziehend; Schwingen ſchwarz, ihre Wurzelhälfte hochgelb, welche Farbung nach innen zu ſich verſchmälert und an der Innenfahne blaſſer gelb erſcheint, Armſchwingen mit . fahl braungrauen Außenſäumen, welche ſich an der Spitze verbreitern, Handrand, untere Flügeldecken und u... Achſeln LE Schwanzfedern ſchwarz, ihre Wurzelhälfte hochgelb, melde Färbung nach innen zu ebenfalls abnimmt. Iris ?, Schnabel fleiſchfarben, Füße fleiſchbräunlich. — Weibchen matter, auf dem Rücken düſter ö graugrün, auf der Unterſeite mehr graubraun. Veertritt unſern Grünling im Oſten Aſiens und zwar in ganz China, Japan und dem Amurlande. =. en eher afunet fi) eine gteichgefänbte Art oder Abart von der Größe 58 Grünlings, welcher 1 105 380 | Finken. eigentlich der Name Kawarahiba zukommt, über deren Artenwert die Anſichten der e aber noch ir 8 geteilt ſind. 280. Der Zeiſiggrünling, Chl. (Fr., Card., Chrysom., Hypacanthis) ping Yin — 1 Vergl. Gould, Century of Himalaya Birds, Tafel 33. — Kleiner als der Grünling, aber größer als der Stiglitz; Oberkopf, Backen und Ohrgegend ſowie ein abgeſetzter Bartſtreif olivengrünſchwarz, übrige Oberſeite olivengrünſchwärzlich, Stirnrand, breiter Streifen vom Naſenloche bis auf die Schläfe, Zügel, vordere Backen, Halsſeiten, Bürzel und die ganze Unterſeite nebſt unteren Flügeldecken lebhaft ſchwefelgelb, längs der Seiten fahl olivengrün verwaſchen, Aftergegend weißlich; Schwingen braunſchwarz mit ſchmalen, hellgrauen Spitzen⸗ ſäumen, letzte Armſchwingen außen in der Endhälfte blaſsgrau, Handſchwingen an der Wurzel der Außenfahne blaſs hochgelb, alle Schwingen in der Wurzelhälfte der Innenfahne breit hellgelb gerandet, Schwingendeckfedern braunſchwarz; Armſchwingendeckfedern mit breitem, gelbem Ende, wodurch eine Querbinde entſteht, kleine obere Flügeldecken gelb, Schwanzfedern braunſchwarz, die äußeren an der Wurzel gelb, welche Färbung nach innen zu abnimmt. Iris?, Schnabel und Füße rötlich hornfahl. — Das Weibchen zeigt minder 1 1 Farben und auf Mantel und Unterſeite dunkelolivenfarbene Längsſtriche. Der Zeiſiggrünling bewohnt den höheren Gürtel des Himalaya zwiſchen 1000 bis 3000 m. ü. M., kommt aber im Winter tiefer herab und beſucht dann auch die Gärten nahe an den Wohnungen. Eine Schilderung des Freilebens der Grünlinge muß ſich ebenfalls auf die og Art der Gruppe beſchränken, weil wir die fremdländiſchen Verwandten derſelben eigentlich nur als Bälge kennen. Von den Gefangenen, welche man an Ort und Stelle hält, iſt meines Wiſſens noch keiner lebend nach Europa gelangt, und da auch über ihr Betragen im Käfige die Nachrichten fehlen, läßt ſich nicht entſcheiden, in wiefern ihre Lebensweiſe von 1 der unſeres Grünlings abweicht. Dieſer zählt in Deutſchland zu den allbekannten Vögeln, 85 bewohnt jedes Land und jeden Gau, jede Gegend und erſcheint da, wo er nur einzeln auftritt, wenigſtens während ſeines Umherſtreifens im Herbſte oft in größerer Anzahl. In milden Gegenden zählen die Grünlinge zu den Standvögeln, rauhere verlaſſen ſie bei 1 5 eintretender Kälte, ohne jedoch weit zu wandern. Gärten und Gebüſche, auch wohl Wald⸗ ränder mit angrenzenden Aeckern und Wieſen bilden ihre Wohnſitze, ölige Sämereien, Baumknospen und andere zarte, grüne Pflanzenſtoffe ihre Nahrung. Am liebſten freſſen ſie Hanf und kommen deshalb während der Reife eines Hanffeldes von allen Seiten herbei⸗ geflogen, ſammeln ſich oft zu zahlreichen Scharen an und können dann beträchtlichen Schaden zufügen. Außerdem verzehren fie Kohl, Raps, Salat-, Diſteln⸗, Klettenſamen und dergleichen, auch Baumſamen, welchen ſie mit ihrem harten Schnabel leicht aufknacken an können, meiden aber alle mehlhaltigen Sämereien und ſomit unſere Getreidearten. Auch ihre Jungen füttern ſie mit dieſen Stoffen auf. Schon mit Beginn des März, in günſtigen Jahren noch früher, ſtellen ſich die Grünlinge . auf ihren Brutorten ein, und die Männchen ſtimmen nun bereits ihren Geſang an. Jedes Pärchen grenzt ſich ſein Niſtgebiet ab, beanſprucht aber nur einen geringen Raum für ſich und duldet daher ein anderes Pärchen in geringer Entfernung. Das Neſt wird nach Naumann am liebſten auf Kopfweiden, nach unſeren Beobachtungen in Türingen in Hecken und Büſchen oder niedrigen Bäumen der Gärten errichtet, am häufigſten in einer Höhe von 2 bis Zu über dem Boden, ſeltener doppelt ſo hoch, je nach der Art des Baumes verſchieden, bald näher bald weiter vom Stamme oder, wenn dieſer geköpft, auf ihm ſelbſt, iſt meiſt groß, ziemlich dicht und nett zuſammengebaut. Würzelchen, Reiſerchen und andere Pflanzenſtengel bilden die Außen, zartere Stoffe derſelben Art die Innenwandungen; grünes Erd- oder Baummos, a Flechten, Wollklümpchen werden zur Dichtung verwendet, Federn, allerlei Tierhare und unter allen Umſtänden Schafwolle dienen zur Auskleidung des Napfes. Das Männchen 3 hilft dann und wann beim Bauen, obgleich die Hauptarbeit dem Weibchen zufällt. Vier 6 bis ſechs zarte und glattſchalige, Eis: oder echt eiförmige, auf weißem, blaugrünlich ſcheinendem Grunde mit wenigen, kleinen, bleich blut- oder grauroten, blutbraunen und rötlich ſchwarzbraunen Punkten, faſt ausſchließlich am ſtumpfen Ende gez eichnete Eier machen e eee eee TE e e TIER ass VE Br the — 2 ES 8 Di ; Zei 8 een n Nn, ka a EA 7 3 N 5 FR N E A N 5 Eau, Grünfinken. 381 das Gelege aus. Die Jungen kommen nach vierzehntägiger Brutzeit zur Welt und werden wie die Brut von ihren Eltern außerordentlich geliebt, auch ſehr ſorgſam mit im Kropf . erweichten und geſchälten Sämereien aufgefüttert, nach dem Ausfliegen noch einige Zeit 3 geführt und dann ſich ſelbſt überlaſſen. Jedes Pärchen macht regelmäßig zwei Bruten im Jahre, falls die Witterung nicht gar zu ſchlecht iſt. Unter unſeren Finken zählt der Grünling zu den plumpeſten und zeigt auch in ſeinem Betragen bei verhältnismäßiger Gewandtheit etwas Schwerfälliges. Doch hüpft er auf dem Boden in ziemlich raſchen Sprüngen umher und hat einen ſehr kräftigen, ziemlich raſchen Flug, welcher ſich in einer großen Bogenlinie bewegt, wenn weitere Strecken durch— meſſen werden ſollen, während er ſchnurrend, d. h. mit raſch und ununterbrochen auf einander folgenden Flügelſchlägen dahingeht, wenn es ſich bloß um Ueberfliegen einer kleineren Strecke handelt. Während der Parungszeit gefällt ſich das Männchen in ſchönen Schwenkungen in der Luft, indem es in ſchiefer Richtung vom Baume aufſteigt, die Flügel auf- und zuklappt, fie hoch nach oben hebt und fie dann wieder nach unten ſinken läßt, ähnlich wie manche 2 Tauben oder die Girlitze und andere Singvögel ebenfalls tun. Der Lockton lößt ſich durch 5 die Silbe „Tſchik“, welche mehr oder weniger oft hintereinander wiederholt wird, am 3 beſten ausdrücken. Der Laut der Zärtlichkeit iſt ein ſanftes Girren, welches einige Aehnlichkeit 5 mit dem Gelock des Bluthänflings hat, der bezeichnendſte Ruf des Vogels aber ein ſanftes, obſchon auf größere Strecken hin vernehmliches „Schwoins“ oder „Schwunſch“, welches dem 5 Grünling hier und da den gleichlautenden Namen verſchafft hat. Außerdem vernimmt man bei Gefahr noch ein ſanfteres „Woid“ oder „Woäk“, ähnlich wie es das Kanarienweibchen hören läßt. Der Geſang hat deshalb beſonderen Wert, weil er ſchon fo früh im Jahre Auund unter ſo lebhaften Bewegungen des Vogels vorgetragen wird. Er beginnt in der Regel mit verſchiedenen Locktönen, auf welche als Hauptſtrophe die Laute: „Tjoi, Tjoi, Tjoi, Tjoi, FTFaojoi, Girrrl, Kling, Kling, Kling, Kling, Kling“ folgen, und endet entweder mit einem gedehnten „Schwunſch“ oder einem kreiſchenden „Tſchiä“, welchem der eine oder der andere Lockton wiederum angehängt wird. Nicht dieſes Geſanges, ſondern ſeiner leichten Zähmbarkeit und Ausdauer im Käfige halber hält man den Grünling gern in Gefangenſchaft, und zwar im Einzelkäfige ebenſo wohl wie im Fluggebauer, in welchem er ſeinen Platz vortrefflich ausfüllt. Abgeſehen von etwas Futterneid, in Folge deſſen er kleineren, ſchwächeren Vögeln ſogar gefährlich werden kann, zeigt er ſich friedfertig und bekümmert ſich eigentlich nur um ſich ſelbſt, lockt, ſingt, fliegt munter hin und her und trägt ſomit zur Belebung und zum Schmuck des Gebauers nicht unweſentlich bei. Unter unſeren einheimiſchen Finken ſchreitet er am leichteſten zur Fort⸗ pflanzung, wenn man ihn pärchenweiſe hält und ihm einen genügend großen Raum nebſt den nötigen Niſtſtoffen gewärt, faſt ebenſo regelmäßig wie etwa ein Kanarienvogel. Schon in den erſten Tagen der Gefangenſchaft vollkommen zutraulich geworden, verrichtet er ungeſcheut in unmittelbarer Nähe des Pflegers ſeine Geſchäfte und läßt ſich ſomit auch beim Neſtbau und der ſpäteren Erziehung ſeiner Jungen mit größter Leichtigkeit beobachten. Die im Käfige geborenen Jungen können zum Aus⸗ und Einfliegen gewöhnt werden, wenn man ii weſentlichen die (S. 327 f.) angegebenen Regeln befolgt. Auch lernen dieſe Jungen, wenn man ſie von Hänflingen, Kanarienvögeln und anderen guten Sängern unterrichten läßt, nicht ſelten einzelne Strophen aus dem Geſange derſelben, obgleich nur in Ausnahme⸗ fällen etwas Regelmäßiges, ganz abgeſehen davon, daß dieſe künſtlich unterrichteten Vögel pott empfindliche, das Ohr beleidigende Laute ober Geräuſche annehmen und dare fehr Aunangenehm werden können. 5 Einen feſten Marktpreis hat der Grünling nicht; man kauft ihn aller Orten in e für wenige Groſchen oder 1 | Tr c / . . T - > 55 Er x ö * 4 I x ” kr 389 8 Finken. Sperlinge, Der alten Welt gehört eine Finkengruppe an, deren Mitglieder großenteils in inniger 2 Gemeinſchaſt mit dem Menſchen leben und in gewiſſem Sinne freiwillig zu Hausvögeln geworden ſind, ſich aber wenig für die Gefangenſchaft eigenen, weil nur einzelne unter ihnen einen einigermaßen befriedigenden Geſang haben, die übrigen aber unſer Ohr durch ihre Stimmlaute geradezu beleidigen: die Sperlinge. Sie ſind kräftig gebauete, kurzleibige, etwas dickköpfige Finken mit mittellangem, ziemlich ſtarkem, kolbigem Schnabel, ſtämmigen Füßen mit mittellangen Zehen und kurzen, ſchwachen Nägeln, ſtumpfen Flügeln, unter deren Schwingen die zweite bis vierte die übrigen an Länge überragen, kurzem oder höchſtens mittellangem, am Ende gerade abgeſchnittenem oder etwas eingekerbtem Schwanze und reichem, zwar nicht in prachtvollen Farben prangendem, aber doch auch nicht ſchmuckloſem Gefieder. Die Gruppe zerfällt in mehrere Abteilungen, von denen einzelne den Rang von Sippen beanſpruchen können. Eine ſolche Sippe bilden die Felſenſperlinge, die am gedrungenſten gebaueten Mitglieder der Geſamtheit, ausgezeichnet durch ihren ſehr kräftigen, kreiſelförmigen, an den Schneiden etwas eingedrückten, vorn kolbig zugewölbten, aber doch ſpitzen Schnabel, die ſtarken Füße, die verhältnismäßig ſchmalen und ſpitzen Flügel, deren hintere Schwung⸗ federn am Ende ausgerandet ſind, den kurzen, am Ende faſt geraden Schwanz und das 7 ER beiden Geſchlechtern gleich gefärbte Gefieder. Re 281. Der Stein- oder Bergſperling, Steinfinf ꝛc., Pyrgita (Fr., Passer, Petronia) petronia, L., (silvestris, tor quatus, stultus, bononiensis, maculatus, rupestris). — A. B. Brehm, Beiträge, Bd. I, S. 709. — Anſehnlich größer als der Grünling; Oberſeite hell erdbraun, von den Naſenlöchern über das Auge bis in den Nacken jederſeits ein breiter, dunkelbrauner Streifen, längs der Kopfmitte einen hellbraunen Scheitelſtreifen freilaſſend, welcher im Nacken mehr ins Fahlgelblichbräunliche übergeht, hier jederſeits ein Zügelſtreifen, welcher ſich verbreiternd über die Schläfe herabzieht und unterſeits von einem dunkelbraunen, ſchmäleren, vom Augenrande an beginnenden Streifen begrenzt wird, Mantel und Schulterfedern mit breiteren, dunkelbraunen und ſchmäleren, bräunlichweißen Längsflecken, an Schwanzdecken mit fahlweißen Spitzen, Backen und Halsſeiten erdbräunlich; Unterſeite gelblichweiß, die Federn mit fahlbraunen Spitzenſäumen, wodurch auf Kropf, Bruſt und den unteren Seiten braune Längsſtreifen entſtehen, auf der Kehlmitte ein runder, hellgelber Fleck, untere Schwanzdecken braun, mit breitem, gelblichweißem Ende; Schwingen dunkel⸗ braun, außen und an der Spitze mit bräunlichweißen Säumen, welche an den erſten Handſchwingen im Wurzelteile und auf der Mitte ſich verbreitern, an den Armſchwingen breiter und mehr bräunlich werden, letzte Armſchwingen mit großem, fahlweißem Spitzenfleck, Schwingen am Rande der Innenfahne fahlbräunlich, Schwingendeckfedern dunkelbraun mit fahlweißen Außenſäumen, Flügeldecken dunkelbraun, die größte Reihe am Ende fahlweiß geſäumt, wodurch eine Querbinde entſteht, Unterflügeldecken faſt weiß; Schwanzfedern tiefbraun, gegen die Wurzel zu heller, an der Spitze der Innenfahne mit großem, weißem Fleck, äußerſte Feder außen fahlweiß, die übrigen mit ſchmalen gelblich olivenfarbenen Außenſäumen. Iris dunkelbraun, Oberſchnabel dunkelbraun, Unterſchnabel ölgelb mit dunklerer Spitze, Füße rötlich hornfarben. — Weibchen dem Männchen bis auf den kleineren, gelben Kehlfleck gleich gefärbt. Der in Deutſchland überall ſeltene und nur einzeln auftretende Vogel bewohnt häufig und geſellſchaftsweiſe nakte Felswände Südeuropas und Aſiens, von Paläſtina an bis nach Afganiſtan, Madeira und die Kanaren. 282. Der Wüſtenſperling, P. (Fr., Pet., Pyrenestes, Carpospiza) brachydaetyla, Hemprich, (grisea, lacteus, longipennis). — Vergl. Triſtram, Ibis, 1868. Taf. 14. — Kleiner aber langflügeliger als der Steinſperling, Schnabel ſchwächer; blaſs erdbräunlich; ein undeutlich verwaſchener Augenbrauen⸗ und Bartſtreifen weiß; Unterſeite und untere Flügeldecken weißlich, ſeitlich erdbräunlich, untere Schwanzdeckfedern weiß mit bräunlichem Mittelfleck; Schwingen dunkelbraun mit ſchmalen, graubräunlichen Außenſäumen, letzte Armſchwingen mit breiten, roſtweißlichen Rändern, Armſchwingendeckfedern dunkelbraun mit bräunlichen Außen⸗ und weißlichen Spitzenſäumen, Oberflügeldecken braun mit helleren Endſäumen, wodurch eine undeutliche, helle Querbinde entſteht; Schwanzfedern tiefbraun, gegen die Wurzel zu heller mit blaſſen, graubräunlichen Außenſäumen und weißen Spitzenflecken. Iris dunkelbraun, Schnabel fleiſchfarben mit dunklerer Spitze, Füße hell fleiſchbräunlich. — Weibchen dem Männchen gleich. Einige Teile Nordoſtafrikas, namentlich die abeſſiniſchen Küſtenländer und Kordofan, ſowie Weftafien, als Arabien, Syrien und Paläſtina, ſind die Heimat dieſes Vogels, welcher von Triſtram gefangen gehalten wurde. S en er AR GERECHT are Mae nn le EIERN | et — „ Sperlinge. 383 283. Der Roſtſperling, P. (Ligurnus, Buserinus, Crithagra) rufobrunnea, Gray, (rufilatus). —. PD. Hartlaub, Proc. zool. soc. 1866. — Größe des Grünlings; Oberſeite düſter roſtbraun mit dunkelbrauner Federmitte, wodurch am Kopfe und Hinterhalſe undeutliche Längsſtriche gebildet werden, Zügel und Kopfſeiten dunkelbraun, Kinn und ein breiter Kehlfleck lebhaft roſtfarben, übrige Unterſeite düſter roſtbraun, Bruſt und Bauchmitte, Aftergegend, untere Flügel- und Schwanzdecken heller und lebhafter, Kropf und Bruſtſeiten mit undeutlichen, verwaſchenen, dunklen Längsflecken; Schwingen und Deckfedern ſchwarzbraun mit roſtbraunen Außenſäumen, welche auf den hinteren Armſchwingen am Ende der Armdecken und größten Deckfedern lebhafter und breiter werden und zwei helle Querbinden bilden; Schwanz ſchwarzbraun mit ſehr ſchmalen, roſtbraunen Außenſäumen. Iris?, Schnabel hornbraun, Unterſchnabel heller, Füße hornfarben. — Weibchen dem Männchen gleich gefärbt. Der bis jetzt nur auf der Prinzeninſel aufgefundene und hier auf einige ſchwer zugängliche Oertlichkeiten beſchränkte Vogel, ein ſehr angenehmer Sänger, wird in ſeiner Heimat gefangen gehalten. Die Sperlinge i im engeren Sinne entſprechen den oben gegebenen Merkmalen der Gruppe. 284 Der Hausſperling, Hof⸗, Nach Faul⸗ e Haus⸗, Miſtfink, Spatz, Spar, Sperk, Lüning, Leps ꝛc., Passer (Fr., Pyrg.) n „ (indieus). — A. B. Naumann, V. D., Bd. IV, S. 253. — Vorderkopf und Scheitelmitte . die Federn mit verwaſchenen, rotbraunen Spitzen⸗ ſäumen, ein breiter Streifen vom Auge über die Schläfe und Halsſeiten bis in den Nacken und dieſen bedeckend, kaſtanienbraun; Mantel und Schultern heller kaſtanienbraun mit breiten, ſchwarzen Längsſtrichen, die Mantelfedern mit helleren, zimmetroten Außenſäumen, Bürzel und obere Schwanzdecken bräunlichgrau, einzelne Federn mit rötlichen Spitzen, ein kleiner Fleck am hinteren Augenrande weiß, Zügel, ſchmaler Rand ums Auge und ein ſolcher am Mundwinkel, ſowie ein großer ſchildförmiger Fleck, welcher Kinn, Kehle und obere Kropfgegend bedeckt, ſchwarz, Backen, Ohrgegend und obere Halsſeiten weiß, übrige Unterteile ſchmuzig⸗ weiß, die Seiten und untere Flügeldecken aſchgraulich; Schwingen ſchwarzbraun mit roſtbraunen Außenſ äumen, welche an den Armſchwingen breiter werden, Schwingen innen verwaſchen heller gerandet, Armſchwingen⸗ deckfedern braunſchwarz mit breiten, zimmetbraunen Außenſäumen, obere Flügeldecken kaſtanienbraun, die der größten Reihe an der Wurzel ſchwarz, am Ende weiß, wodurch eine Querbinde gebildet wird; Schwanz— federn dunkelbraun mit äußerſt ſchmalen, fahlbraunen Außenſäumen. Iris dunkelbraun, Schnabel ſchwarz, im Winter hellgrau mit dunklerer Spitze, Füße und Nägel gelbbräunlich. — Weibchen: Oberſeite roſt⸗ fahlbraun, auf dem Mantel mit ſchwarzen Längsſtreifen, vom hinteren Augenrande über die Schläfe herab ein roſtgelbfahler Streifen, Backen und Halsſeiten wie die Unterſeite fahl graubräunlich, Kinn, Bruſt, Bauch⸗ mitte und Aftergegend heller, mehr ſchmuzigweiß, untere Schwanzdecken roſtfahlbräunlich; Schwingen und N Schwingendeckfedern mit roſtfahlbraunen e Flügelbinde ſchmuzigweiß, Schnabel hornbräunlich. Junge dem Weibchen ähnelnd. Der Hausſperling findet ſich in ganz Europa und im größten Teile Aſtens, nach Norden hinauf, ſoweit zuſammenhängende Anſidelungen des Menſchen reichen, und verbreitet ſich weiter und weiter, dem Ackerbau treibenden Menſchen folgend. Im Süden bewohnt er Paläſtina, Unteregypten und Algier Indien und Ceylon; außerdem iſt er eingeführt worden auf Java, in Auſtralien, Neu-Seeland und Nordamerika. In Walddörfern im ſtrengſten Sinne des Worts, d. h. ſolchen ohne eigentlichen Feldbau, fehlt er gänzlich. 285. Der Rotkopfſperling, P. (Fr., Pyr.) italicus, Vieill., (cisalpina). — A. B. Temmind, Manuel d' Ornithologie, Bd. I, S. 351. — Größe und allgemeine Färbung wie beim Hausſperling, Oberkopf und Nacken aber einfarbig kaſtanienbraun, das ſchwarze Kropfſchild mit breiteren graulichen Endſäumen, über dem Zügel ein ſchmaler, weißer Strich, Bürzel und obere Schwanzdecken graulichbraun. Der Rotkopfſperling, welcher von den meiſten Forſchern nur als klimatiſche Spielart des Hausſperlings betrachtet wird, findet ſich in Südoſteuropa, Kleinaſien, Paläſtina, Syrien und den Ländern am roten Mere. 286. Der Baumſperling, P. arboreus, Licht. (rufidorsalis?). — A. B. Heuglin, Ornithologie u Nordoſtafrikas, S. 628. — Dem Hausſperling ebenfalls ſehr ähnlich, aber lebhafter gefärbt und der ganze Ober und Hinterkopf ſowie der Nacken einfarbig matt graubraun, daher vom hinteren Augenrande an nur ein ſchmaler, roſtbrauner Schläfenſtrich, Backen, Ohrgegend und obere Halsſeiten graulichweiß. — Weibchen blaſſer gefärbt als das des Verwandten. Auch dieſe Art, welche Egypten und den größten Teil Nordoſtafrikas bewohnt, wird von einzelnen Vogel⸗ kundigen nur als Abart unſeres Sperlings angeſehen. 287. Der Sumpf⸗ oder Weidenſperling, P. (Fr., Pyr.) salicarius, Vieill., (hispaniolensis salicicola, sarda). — A. B. Bree, B. of Eur., Bd. III, S. 131. — Größe des Hausſperlings, der Schnabel bedeutend länger und ſtärker; Oberſeite des Kopfes, Schläfe und Nacken kaſtanienrotbraun, Zügel und eine ſchmale Linie unter dem Auge bis unter die Schläfe hin ſchwarz, eine ſehr ſchmale Linie vom Naſenloch bis über das Auge weiß, Mantel und Schultern ſchwarz mit breiten, aber meiſt verdeckten, vofigelblihen Außenrändern, Bürzelfedern ſchwarz, fahl umrandet, obere Schwanzdecken fahlbraun, Backen, Ohrgegend und obere Halsſeiten weiß, Kinn, Kehle und Kropf, bis auf die unteren Halsſeiten ausgedehnt, ſchwarz, die Federn 4 hier mit ſchmalen, graulichen Endſäumen, übrige Unterſeite und untere Flügeldecken gelblich fahlweiß, an den 1 Seiten mit breiten, ſchwarzen Schaftſtrichen; Schwingen dunkelbraun mit roſtfahlbraunen Außenſäumen, 1 welche an den Armſchwingen breiter werden, Deckfedern der letzteren braunſchwarz mit breiten, roſtbraunen Außenrändern, obere Flügeldecken lebhaft rotbraun, die größte Reihe derſelben bis auf die ſchwärzere Wurzel b weiß, wodurch eine Querbinde entſteht; Schwanzfedern dunkelbraun mit ſehr ſchmalen, fahlen Außenſäumen. 4 Iris erdbraun, Schnabel im Sommer ſchwarz, im Winter hornbräunlich, Füße horngrau. — W̃ eibchen 4 heller als das des Hausſperlings, namentlich Schläfenſtrich, Außenränder der Schwingen und Unterfeite a lichter, letztere einſchließlich der unteren Schwanzdecken gelblichweiß; auf der Kehle ein verwaſchener, ſchwärzlich⸗ „ grauer Fleck, auf Bruſt und Seiten undeutliche, ſchmale, dunkele Längsſtriche. Der Sumpfſperling bewohnt feuchte Niederungen und Flußtäler Spaniens, findet ſich außerdem 5 4 Nordafrika, auf den Kanaren und den Inſeln des grünen Vorgebirges, in Paläſtina, Syrien und den weſtlichen Provinzen Indiens. Auch dieſe ausgezeichnete, in Färbung und Lebensweiſe durchaus Be i Art ift von einzelnen Forſchern als Abart des Hausſperlings erklärt worden. 5 N 288. Der Rötelſperling, P. (Fr.) russatus, Temm., (rutilans). — A. B. Temmind und ; : = Schlegel, Fauna japon., S. 90. — Größe unſeres Hausſperlings, mit welchem er auch in der allgemeinen Färbung übereinſtimmt; ganzer Oberkopf, Nacken und Hinterhals aber einfarbig zimmetrot wie Mantel und ; Schultern, welche ſchwarze Längsflecken zeigen, obere Schwanzdecken graubraun; über dem Auge ein ſchmaler, weißer Strich; der ſchwarze Fleck auf Kinn und Kehle viel kleiner; die Unterſeite heller und graulicher als beim Hausſperling. — Weibchen 1115 des Hausſperlings ähnelnd; Kinn, Kehle und Sopfieiien, Bud . 3 deutlich fahl roſtgelblich gefärbt. Vertritt unſeren Hausſperling in China, Japan und Formoſa, ſtimmt jedoch in Sitten und sense mit dem Feldſperling überein. 289. Der Zwergſperling, P. jagoënsis, Gould, (Hansmanni, erythrophrys ?). — A. B. Gould, N Voyage Beagle, S. 95. — Kleiner als der Feldſperling, aber mit anſehnlich längerem, geſtreckttem Schnabel. Oberkopf, Nacken und Hinterhals dunkelbraun, hinter dem Auge über die Schläfe herab ein breiter, zimmet⸗ Ae 4 roter Streifen, Zügel und ſchmaler Strich unter dem Auge ſchwarz, eine ſehr ſchmale Linie über dem Zügel weiß, Oberſeite zimmetbraun, Mantel mit breiten, ſchwarzen Längsſtrichen, obere Schwanzdecken fahlbraun, auf Kinn und Kehle ein länglicher ſchwarzer Fleck, Kopf- und Halsſeiten ſchmuzigweiß, die übrige Unterfeite und die unteren Flügeldecken ſchmuzig bräunlichweiß, an den Seiten bräunlich; Schwingen und deren Deck⸗ federn ſchwarzbraun mit fahlbraunen Außenſäumen, obere Flügeldecken lebhaft zimmetrot, die größte Reihe 15 derſelben an der Wurzel ſchwarz, übrigens weiß, wodurch eine Querbinde entſteht; Schwanzfedern dunkelbraun mit äußerſt ſchmalen, fahlen Außenſäumen. Iris?, Schnabel ſchwarz, Füße hornbräunlich. — Weibchen: Oberſeite und Schwanz fahl roſtbraun, am dunkelſten auf dem Oberkopf, Mantel mit verwaſchenen dunklen Längsflecken, Schläfenſtrich roſtgelblich fahl, Kopfſeiten und alle Unterteile fahlbräunlich, auf Bauchmitte ins Bräunlichweiße; Schwingen braun mit verwaſchenen, fahlen Außenſäumen, eine undeutliche, . Su 7 5 3 querbinde roſtfahl; Oberſchnabel bräunlich, Unterſchnabel horngelb. 5 5 Vertritt auf den Inſeln des grünen Vorgebirges die Stelle unſeres Feldſperlings. e 290. Der Kapſperling, P. (Fr.) areuatus, Gml. — Vergl. Layard, Birds of South Aries, | 4 S. 204. — Größe des Hausſperlings; Kopf, Kinn, Kehle und Kropf ſchwarz, ein breiter Streifen vom hinteren Augenrande an über die Schläfe herab, welcher ſich hinter der Ohrgegend hufeiſenförmig bis zu den Seiten der Kehle herumzieht, gelblichweiß, Hinterhals, Mantel und obere Schwanzdecken erdbraun, Mantel x mit einzelnen rotbraunen Flecken, Schultern, Bürzel und kleine Oberflügeldecken lebhaft rotbraun; Unterſeite R und untere Flügeldecken gelblichweiß, Seiten und untere Schwanzdecken erdbräunlich; Schwingen ſchwarzbraun mit ſchmalen, fahlen Außenſäumen, welche an den Armſchwingen und deren Deckfedern ſich verbreitern, und breiten fahlbraunen Rändern im Wurzelteile der Innenfahne; Armſchwingendeckfedern mit fahlweißem Spitzenſaume, größte Reihe der oberen Flügeldecken an der Wurzel ſchwarz, übrigens weiß; Schwanzfedern Kr ſchwarzbraun mit ſehr ſchmalen, fahlen Außenſäumen. Iris?, Schnabel ſchwarz, Füße hornbraun. — Dem Weibchen fehlt das Schwarz am Kopfe; Oberkopf und Hinterhals graubraun, Schläfenſtrich roſt⸗ a gelblichweiß, Schultern und Bürzel hellrotbraun, Kinn, Kehle und ein größeres Kropfſchild wie ein Strich über die Ohrgegeud graubraun, Kopf und Halsſeiten ſowie die übrige Unterſeite roſtgelblichweiß. | Bertritt in Südafrika in Sitten und Lebensweiſe unſeren Saubere und findet ſich wie dieſer nur a in der Nähe menschlicher Wohnungen. eee ER 5% Üͤ IR nr ung Sperlinge. 385 294% Der e Holz⸗, Nuß⸗, Rohr⸗, Braun-, Ringel⸗, Muſchelſperling, Fricke ꝛc., P. (Fr., L., Pyr.) montanus, L., . hamburgensis). — A. B. Naumann, V. D., Bd. Ne S. 480. — Anſehnlich kleiner als der Hausſperling; Oberkopf, Schläfe und Nacken matt rotbraun, Zügel, ein Strich unterm Auge über die Schläfen, ein Fleck auf der hinteren Ohrgegend, ein ſolcher am Mundwinkel und ein breiter, länglicher auf Kinn und Kehle ſchwarz, Backen und obere Halsſeiten weiß, Hinterhals, Mantel und Schultern roſtrot, mit breiten, ſchwarzen Längsſtrichen, Bürzel und obere Schwanzdecken roſtfahlbraun, Unterſeite bräunlich fahlweiß, auf der Mitte reiner und heller, auf den Seiten und den weißlich umrandeten Unterſchwanzdeckfedern fahlbräunlich, Unterflügeldecken roſtfahl; Schwingen ſchwarzbraun mit roſtfahlen Außenſäumen, welche auf den Armſchwingen breiter und lebhafter werden, innen mit roſtfahlen Rändern, Armſchwingendeckfedern faſt auf der ganzen Außenfahne roſtrot mit weißlichen Spitzen, die übrigen rotbraun, die größten an der Wurzel ſchwarz, ſonſt weiß, wodurch eine Querbinde entſteht; Schwanzfedern 6 braun mit ſchmalen, fahlen Außenſäumen. Iris dunkelbraun, Schnabel ſchwarz, Füße rötlich hornfarben. — Weibchen dem . durchaus ähnlich, der Kropf kaum minder lebhaft Ai der ſchwarze Ohrfleck N Be. lleiner. N Der Feldſperling bewohnt Europa, den größten Teil Aſiens mit Malakka und Java ſowie einzeln 2 Nordafrika und dringt wie der Hausſperling bis zum Polarkreiſe vor. In Oſtaſien und Indien vertritt . er auffallender Weiſe den Hausſperling, indem er wie dieſer ſich nur in der Nähe menſchlicher Wohnungen aufhält. In Auſtralien, Neu⸗Seeland und anderen Ländern iſt er eingeführt worden. | Die nächſtfolgende Art wird von einzelnen Forſchern als Vertreter einer beſonderen . Sippe betrachtet, unterſcheidet ſich aber nur durch etwas geſtreckteren Bau und die Eigen⸗ AKümlichkeit der Färbung von den echten Sperlingen. 1 292. Der Waldhüttenſperling, P. (Fr., Pyr., Pyrgitopsis) Swainsonii, Rueppell, (diffusa, | simplex, gularis, grisea, spadicea, crassirostris). — A. B. Finſch und Hartlaub, in v. d. Dedens Reiſe, Bd. IV, S. 450. — Größer als der Hausſperling; Kopf und Hals graubraun, Mantel, Schultern und obere Schwanzdecken graulichbraun, obere Flügeldecken, Mittel- und Hinterrücken zimmetrotbraun, 3 Unterſeite bräunlichgrau, Kinn, Bauchmitte, Aftergegend und untere Schwanzdecken faft weiß; Schwingen . und Schwanzfedern dunkelbraun, außen ſehr ſchmal fahlbraun geſäumt, Armſchwingendeckfedern außen roſtbraun gerandet, größte obere Deckfedern am Ende weiß, wodurch eine undeutliche Querbinde entſteht. Iris dunkelbraun, Schnabel ſchwarz, im Winter heller, Füße hornbräunlich. — Weibchen dem Männchen ſehr ähnlich, durchgehends heller, Bauch, After und untere Schwanzdecken reinweiß. Die Lebhaftigkeit der Farbentöne und die Ausdehnung der weißen Flügelquerbinde, welche zuweilen faſt ganz fehlt, iſt Abänderungen unterworfen. Auch die Größe ſchwankt erheblich, und zwar ſcheint es, als ob es zwei beſtimmte Formen gibt, die eine, größere (P. Swainsonii) aus dem Oſten, die andere, kleinere (P. simple) aus dem Weſten Afrikas. Das Verbreitungsgebiet umfaßt den größten Teil Afrikas. Der kürzere Schnabel und die ausgezeichnet ſchöne und lebhafte Färbung unterſcheiden die Goldſpatze von den übrigen Sperlingen, ſo daß man die bekannte Art wohl als Vertreter einer beſonderen Sippe betrachten darf. 293. Der Goldſperling, Chrysospiza (Fr., Ser., P., Pyr., Auripasser) lutea, Lichtenstein. — A. B. Heuglin, Ornith. N. O. Afr., S. 637. — Größe des Feldſperlings; Kopf, Hals, ganze Unterſeite, Bürzel und obere Schwanzdecken ſchwefelgelb, untere Schwanzdecken weißlich mit dunkelen Schaftſtrichen, längſte obere Schwanzdeckfedern fahlweißlich, Mantel und Schultern lebhaft zimmetrot; Schwingen ſchwarz⸗ braun mit hellbraunen Außenſäumen und breiten, fahlen Innenrändern, Armſchwingen mit breiten, zimmet⸗ bräunlichen Rändern, Schwingen⸗ und obere Flügeldeckfedern mattſchwarz, die kleinſten am Unterarme graulichgelb, Deckfedern der Armſchwingen mit breiteren, größte Oberflügeldecken mit ſchmäleren roſtweißlichen Endkanten, Unterflügeldecken fahlgelb, am Rande braun geſäumt; Schwanzfedern dunkelbraun mit roſtfahl⸗ braunen Außenſäumen. Iris dunkelbraun, Schnabel fleiſchbräunlich, Füße gelblichbraun. — Weibchen: Oberſeite und Außenſäume der Armſchwingen zimmetroſtfahl, Deckfedern dunkelbraun mit roſtweißlichen Außen⸗ und Spitzenſäumen, Schläfenſtrich, Kinn und Oberkehle ſchmuziggelb, Backen, Hals- und Körperſeiten roſtrötlichfahl, Unterſeite iſabellweißlich. Das Verbreitungsgebiet umfaßt das ſüdliche Nordoſtafrika und einen Teil Oſtafrikas. 1 Durch den geſtreckten Schnabel, welcher in ſeinem Bau dem der Edelfinken gleicht, und deſſen Naſenlöcher ganz frei liegen, ohne von Borſtenfederchen bedeckt zu ſein, die verhältnismäßig längeren Flügel, den bedeutend längeren Schwanz und die eigentümliche Brehm, gefangene Vögel. I. a 25 \ Merge G eee J777kͤ;;d RL RN „ F e 7 1 e — 386 | = | Finken. Färbung unterſcheiden ſich die Kehlſpatze ſo weſentlich von den übrigen eren, Er 1 man ſie in eine beſondere Sippe vereinigt hat. 294. Der Bindenkehlſpatz, Gymnoris (Fr., P., Xanthodina) flavicollis, Franklin, near — — A. B. Jerdon, B. of Ind., Bd. II, S. 368. — Größe des Hausſperlings; Oberſeite, Kopf und Halsſeiten 1 fahlerdbraun, ein undeutlicher Schläfenſtrich heller, Kinn und Oberkehle weiß, ein Fleck auf der Unterkehle 8 hell ſchwefelgelb, übrige Unterſeite und untere Flügeldecken ſchmuzig bräunlichweiß, am dunkelſten auf Bruſt, e heller und mehr weiß auf Bauchmitte und den unteren Schwanzdecken; Schwingen und Deckfedern dunkelbraunn mit ſehr ſchmalen, fahlen Außenſäumen, Schwingen innen breit iſabellbräunlich gerandet, Armſchwingen⸗ und größte Oberflügeldecken mit bräunlichweißen Enden, wodurch zwei helle Querbinden entſtehen, kleine Ober⸗ deckfedern am Unterarme lebhaft zimmetbraun, Schwanzfedern dunkelbraun mit äußerſt ſchmalen, fahlen Außenſäumen. Iris braun, Schnabel hornſchwarz, Füße hornbraun. — Weibchen wie das Männchen, 15 der gelbe Kehlfleck kleiner und blaſſer. Bewohnt den größten Teil Indiens mit Ausnahme des unteren Bengalen und der e Gebiete, 0 iſt Hausvogel und niſtet in den Gebäuden ſelbſt oder in aufgehängten Töpfen. 295. Der Kehlſpatz, G. (P. Pyr., X., Petr.) dentata, Sundevall, (albigularis, 1 ne capillus). — Sunde vall, Oferſ. Akad. Förh. 1850, S. 127. — Größe des Hausſperlings, des längeren 5 Schwanzes halber geſtreckter erſcheinend; Oberſeite rötlichfahlbraun, auf dem Mantel mit braunen Schaft⸗ flecken, ſchmaler Zügelſtreifen, welcher ſich ſehr verbreiternd über die Schläfe herabzieht, roſtfahlweiß, Kopf⸗ und Halsſeiten rötlichbraun, ein verwaſchener Strich hinter dem Auge dunkeler, Unterſeite ſchmuzigweiß, 5 Kropf, Bruſt und Seiten blaſs bräunlichgrau verwaſchen; ein runder Fleck auf der Kehlmitte hellgelb, ein undeutlicher, verwaſchener Bartſtreifen vom Mundwinkel herab dunkel; Schwingen und Deckfedern dunkelbraun mit ſchmalen, fahlrötlichen Außenſäumen, welche auf den Armſchwingen deutlicher und lebhafter werden, und 5 iſabellfahlen Innenrändern; Armſchwingen⸗ und größte Oberflügeldecken am Ende bräunlichweiß, wodurch zwei helle, nicht ſcharf hervortretende Querbinden entſtehen, Schwanzfedern dunkelbraun, außen ſchmal fahl geſäumt. Iris rotbraun, Schnabel hornbraun, Unterſchnabel rötlichgelb, Füße Düne — Weibchen i dem Männchen ähnlich, im allgemeinen fahler, ohne gelben Kehlfleck und helle Flügelbinde. Junger a mit weißer Kehlmitte. Der Kehlſpatz iſt mit Sicherheit aus Sudan und Abeſſinien bekannt, Be aber auch in 1 ſefttn Ka 1 vorzukommen, weil er nicht ſelten in den Handel gebracht wird. 296. Der Großkehlſpatz, G. (P., Pet., X.) flavigula, Sund., (petronella). — A. B. Sun de Oferſ. Ak. Förh. 1850, S. 98. — In der Färbung durchaus mit Et Kehlſpatz übereinſtimmend, aber becher | größer. Vertritt den letztgenannten in Südafrika. Die Sperlinge ſind freiwillige Hausvögel, d. h. ſie nähern ſich überall den menſchlehen | Wohnungen, um hier als Schmarotzer von den abfallenden Broſamen zu leben. Selbſt diejenigen Arten, welche in einzelnen Gegenden wenig oder nicht um den Menſchen ſich zu kümmern ſcheinen, drängen in anderen ihm ſich auf. Dies gilt auch für die Stein⸗ und Kehlſperlinge, obgleich die einen wie die anderen zuweilen gänzlich ſelbſtändig leben. Erſtere müſſen eigentlich als Felſenvögel angeſehen werden; denn als ſolche zeigen ſie ſich in Si europa, wo ſie in ungleich zahlreicherer Menge auftreten als bei uns. Aber auch ſie haben ſich aus denſelben Beweggründen wie die Verwandten allgemach den Menſchen angeſchloſſen. In Spanien trifft man ſie maſſenhaft auf Felswänden in der Nähe von bebaueten Feldern an, hier ſichere, ſchwer zugängliche Höhlungen als Schlupfwinkel und Schlafplätze, während der Brutzeit auch als Niſtſtätten benutzend. Von dieſen Wohnſitzen aus beſuchen ſie jedoch regelmäßig Felder und Gärten und ſtellen ſich dann auch in den Gehöften ein. In Sardinien brüten ſie in hohlen Korkeichen; auf den Kanaren bewohnen ſie Kirchendächer. Bei uns zu Lande ſideln ſie ſich mit beſonderer Vorliebe in altem Gemäuer an, gehören beiſpiels⸗ weiſe in den Burgruinen des mittleren Sal- und des oberen Rheintales zu den zwar nicht häufigen, aber doch regelmäßigen Erſcheinungen, laſſen ſich jedoch auch durch hohle Bäume bis in unmittelbare Nähe der Gehöfte locken. Die eigentlichen Sperlinge ſind größtenteils vollkommene Hausvögel, obwohl jede Art mehr oder weniger ihre beſonderen Aufenthaltsorte hat. Unſer Hausſperling und ſein italieniſcher Verwandter, ſowie Baum⸗ und ” 4 ) { Ay 4 N N ET De 5 * Ne 7 Feen rene Wr N 1 R Yo a rg ee 1 e e. Zee N NER ,, N 0 e 5 en Wee eee N Kr) e 0 R 5 5 A aa al a Ne ar ie 1 eee ’ 8 N 87 . Lich ö Win Nee Y Rn ee 7 N 920 ene 5 In, 27 5 A | 2 Bea" Der 9 e ee Lt f ! 1 ö ER 2 1 * Wen, 4 7 5 15 900 . | a Sperlinge. | 387 . Kapſperling, halten ſich ſtets in der Nähe der menſchlichen Wohnungen auf; Feld⸗, Sumpf-, 8 Waldhütten⸗ und Zwergſperling tun dies wenigſtens in einzelnen Gegenden; der Goldſperling | niftet nach eigenen Beobachtungen in Nordoſtafrika auf Büſchen in der Steppe und treibt ſich während der Brutzeit nur in der Nähe ſeines Brutplatzes umher, erſcheint aber ſofort nach beendigtem Brutgeſchäft maſſenhaft in den Dörfern und Städten und benimmt ſich hier dann ganz wie unſer Hausſperling. Den Kehlſpatz haben Heuglin und ich nur einzeln im Walde gefunden; ſein indiſcher Verwandter, der Bindenkehlſpatz aber iſt, wie bemerkt, ebenfalls zum Hausvogel geworden. Kurz, alle Sperlinge treten unter Umſtänden in ein ſehr inniges Verhältnis mit dem Menſchen, drängen ſich ihm förmlich auf und folgen ihm ſogar freiwillig in Gegenden, in denen ſie urſprünglich nicht vorhanden waren, ſobald jener feſte Sidelungen gründet und, was vor allem für ſie Bedingung, regelmäßigen Feldbau treibt. | ER Hierin iſt denn auch die Erklärung ihrer Anhänglichkeit zu ſuchen. Alle Sperlinge ohne Ausnahme nähren ſich, zeitweilig wenigſtens, von unſeren Getreide- und Obſtarten und vermehren ſich da maſſenhaft, wo Getreide und Obſt beſonders gut gedeihen. Sie freſſen die allerverſchiedenſten Sämereien, am liebſten jedoch die mehlhaltigen und demgemäß unſere Getreidearten, Weizen, Hafer, Gerſte, nötigenfalls Roggen, beſonders gern Hirſe, | Salat und Mohnſamen, außerdem Kohl⸗ und Rübſamen, Hanfſamen und dergleichen, nebenbei 1 keimende und eben aufgegangene Sämereien, Knospen und Blüten, zarte Blätter, noch in 5 der Milch ſtehendes Getreide, unreife Erbſen, Obſt und Beren, während des Frühlings und im Sommer aber faſt ausſchließlich Kerbtiere und deren Larven. Bettler und eifrige | Sammler im Gehöfte, werden fie zu zudringlichen, unter Umſtänden ſogar zu ſchädlichen Dieben im Garten und auf dem Felde mit reifendem Getreide, haben ſich deshalb auch 1 aller Orten einen übeln Ruf erworben, obgleich dieſer keineswegs verdient iſt. Niemand 0 wird beſtreiten wollen, daß ſie da, wo ſie maſſenhaft auftreten, durch ihre Plünderungen 5 5 55 Getreidefelder, Shrelanzungen und Weinberge uns merklichen Schaden zufügen können; ebenſo wenig aber darf man den Nutzen unterſchätzen, welchen ſie durch Vertilgung einer Aunzähligen Menge der ſchädlichſten Kerbtiere uns bringen. Sie ſchaden zeitweilig und im einzelnen, machen ſich aber im Laufe des Jahres und im allgemeinen jo verdient, daß der durch ſie geſtiftete Nutzen den von ihnen verurſachten Schaden unbedingt aufhebt. Man hat von ihren Plünderungen heimkehrende Sperlinge unterſucht und die Körner gezählt, welche ſie im Kropfe hatten, oder aber gefangene ausſchließlich mit einer Getreideart gefüttert, um zu erfahren, wie viel Körner ſie zu ihrer Nahrung bedürfen; man hat auf dieſe Beobachtungen hin ſodann Berechnungen aufgeſtellt und iſt zu wahrhaft erſchreckenden Ergebniſſen gelangt: aber man hat dabei vergeſſen, daß der Sperling wirklich nur während der Reife des Getreides und Obſtes ſich unbefugt ſeinen Zehnten erhebt, und daß alſo gedachte Rechnungen vom Grunde aus unrichtig ſein müſſen. Selbſt wenn man diejenigen Koörner mit in Schätzung zieht, welche er bei der Fütterung des Hofgeflügels ſtihlt, oder wenn man, im Einklange mit dem auf ihn geworfenen Uebelwollen, ihm auch diejenigen Körner * misgönnt, welche er ſich ſelbſt im Hofe zuſammenſucht, weil dieſe möglicher Weiſe von Hühnern oder Tauben gefunden und verzehrt werden könnten, darf man nicht außer Betracht laſſen, 0 daß er dagegen durch Aufzehren unzähliger Unkrautſamen ſich nützlich macht und durch ſeinen Kerbtierfang im Sommer, welchen er mit wahrer Leidenſchaft im Garten wie auf dem Felde betreibt, ſich wahrhaftig den geringen Lohn bereits verdient hat, den er im Winter oder ſelbſt während der Fruchtzeit ſich wegnimmt. Wirklichen Schaden richtet der Sperling da an, wo ein einziges Hirſenfeld, ein einziger Kirſchbaum, ein einziger Weinſtock ihm zur Verfügung ſteht, während man ſeine Näſchereien in allen Gegenden, wo die betreffenden Getreide- und er in größerer Ausdehnung gebaut werden, kaum merkt. Dies bei⸗ ' 28 EI e 388 5 Finken. läufig: ich hielt es für Pflicht, a an dieſer Stelle den jo übel beleundeten Vogel und } jeine Verwandten in Schuß zu nehmen. „In dem Tun und Treiben unſeres Sperling, den man bald einen Schelm; bold einen Dieb ſchilt, den man grundhäßlich findet und mit aller möglichen Verachtung behandelt, aber ſelten Vetter heißt“, ſagt Naumann, „zeigt ſich dem aufmerkſamen Beobachter vor allem ein im Widerſpruch ſtehendes Verhältnis der Körperkräfte zu den Geiſtesfähigkeiten. Denn ſeine körperlichen Bewegungen ſind in der Tat etwas plump oder ziemlich ungeſchickt, während ſeine Klugheit alles übertrifft, was man in der Art kennt, und ſeinem Scharfblicke nichts entgeht, was ihm nützen oder ſeine Sicherheit irgend gefährden könnte.“ Dieſe Bemerkung iſt vollkommen richtig und gilt für alle Arten, welche längere Zeit in Geſellſchaft des Menſchen gelebt haben. Im Verkehre mit ihrem Brotherrn entwickeln ſie ihre geiſtigen 4 Fähigkeiten zu einer unglaublichen Höhe: ſie ſtudiren den Menſchen und richten danach ihr Betragen ein. Aus dieſem Grunde iſt der Städte bewohnende Sperling ein anderer Geſell als der Dorfſpatz, der in den einſamen Walddörfern Innerafrikas hauſende Waldhüttenſpatz ſcheinbar weſentlich verſchieden von dem Steinſperling, der Sumpfſperling von dem Kehl⸗ ſpatz ꝛc. Beobachtet man die verſchiedenen Arten genauer, zieht man die Verhältniſſe in Betracht, unter denen ſie leben, ſo wird man ſagen müſſen, daß alle ohne Ausnahme in ihrem Weſen und Sein einander ſehr nahe kommen. Etwas eigentümliches zeigt freilich jede Art; dies wenige aber erſcheint dem allgemeinen ſo untergeordnet, daß man, ohne weſentlich fehlzugreifen, eine an der einen Art gemachte Beobachtung auch auf die andere beziehen kann, vorausgeſetzt, daß man die Abhängigkeit jedes Tieres vom Aufenthaltsorte gebürend würdigt. Der Gang aller Sperlinge iſt ein ſcheinbar ſchwerfälliges, aber doch ausdauerndes und förderndes, aus ziemlich großen Sprüngen beſtehendes Hüpfen, der Flug ein faſt gerade fortgehendes, ſchnurrendes Dahinſchießen, bei welchem die Flügel gleichmäßig ſchnell geſchlagen und nur ſelten Schwenkungen verſucht, während beim Durchmeſſen größerer Entfernungen auch wohl flache Bogenlinien beſchrieben werden. Selten erheben ſich die Sper⸗ linge in bedeutende Höhen, ſchwingen ſich auch zu höheren Bäumen oder Gebäuden meiſt in Abſätzen auf, indem ſie von einem Teile zum anderen fliegen; wohl aber ziehen ſie da, wo ſie ſich nicht ſicher fühlen, regelmäßig in mehr als Schußhöhe dahin. Weite Strecken durchmeſſen ſie ſelten: Entfernungen von einer Viertelmeile ſind beinahe das höchſte, welches ſie in einem Zuge durchfliegen. Auch im Gezweige benehmen ſie ſich verhältnismäßig ungeſchickt, wie ſie denn überhaupt in allen Bewegungen durchaus nichts hervorragendes zeigen. Das letztere gilt auch für ihre Stimme. Außer dem Stein⸗ und Roſtſperlinge kennt man keine einzige Art, welcher man einen wirklichen Geſang zuſprechen könnte; die große Mehrzahl Be zeichnet ſich im Gegenteile durch geradezu unangenehme Stimmlaute aus, gibt dieſelben aber mit einem Eifer zum beſten, als ob es ſich um das ſchönſte Lied handele. Unſer Hausſperling kann auch in dieſer Beziehung als Vorbild gelten; denn ſein „Schilp, Schelm, Dib“, ſein ſanfteres „Dürr, Dih, Dih, Dih“, das heftig ſchnarrende und warnende „Terr“ oder das ſcheltende „Tell, Terell, Telltelltell“ und das zankende „Telltellſilldih, Telldihſchilk“ wird, verſchieden betont zwar, aber doch im weſentlichen gleichlautend, auch von den anderen Arten wiederholt. Ein genauerer Beobachter wird den Feldſperling an der Stimme ſofort vom Hausſperling unterſcheiden, weil die Laute von jenem kürzer, gerundeter, abgebrochener und minder unangenehm in das Ohr klingen; man wird auch die Stimme des Sumpf⸗ ſperlings ſofort erkennen, obgleich hier die Unterſchiede noch viel geringer ſind als zwiſchen den Stimmlauten des Haus- und Feldſperlings: kaum aber dürfte es gelingen, unſeren und den Rotkopfſpatz an ihren Tönen zu unterſcheiden. Selbſt der Waldhüttenſpatz läßt noch ein echtes Sperlingsgeſchrei, in welchem das „Tſchillſchill“ und „Zerrr“ die Hauptrolle ſpielen, vernehmen; ja ſogar die Steinſperlinge, unzweifelhaft diejenigen Arten der Geſamt⸗ N X * err 7 . e Sperlinge. 389 heit, unter denen ſich die hinſichtlich der Stimme am höchſten begabten finden, haben mit unſerem Haus⸗ und Feldſperling noch mehrere Laute gemein, wenn auch die Hauptlocktöne, welche bei der deutſchen Art wie „Ziwitt“ klingen, eher an den Lockton des Stiglitzes als an den unſeres Spatzes erinnern. Keine Sperlingsart hat ſich dem Menſchen bedingungslos unterworfen, jede, welche mit ihm inniger verkehrt, ſich vielmehr freiwillig zu ihm geſellt und ihre Selbſtändigkeit durch⸗ aus nicht aufgegeben. Der Sperling richtet ſich überall nach den Verhältniſſen, verkehrt deshalb mit dem Städter anders als mit dem Dorfbewohner, mit unſerem Bauer nicht in o0derſelben Weiſe wie mit dem Egypter und Indier, mit dem Innerafrikaner anders als mit deen letzgenannten beiden. Er merkt ſehr bald, in wie weit er ſeinem Brotherrn trauen x darf und wird um ſo vorſichtiger, je genauer er denſelben kennen gelernt, je mehr er zu . der Ueberzeugung gekommen iſt, daß er es im Grunde genommen doch mit einem ſehr | gefährlichen, launiſchen und heimtückiſchen Geſellen zu tun hat. Eine böſe Erfahrung, welche von Sperlingen einer Gegend gemacht wurde, wird binnen kurzem von der Geſamtheit aufs beſte verwertet und oft nach Jahren nicht vergeſſen; denn die weiſen Alten erziehen ihre Auunerfahrenen Jungen regelrecht und weihen ſie bald in alle Gefahren des Zuſammenlebens mit dem Herrn der Erde ein. Aus dieſem Grunde lauten die Angaben über manche, außerdeutſche Arten ſehr verſchieden; deshalb lebt der eine Sperling hier ſcheinbar im freundſchaftlichſten Verhältniſſe mit dem Menſchen, während er ihn an anderen Orten meidet. Unſer Hausſperling z. B. iſt bei uns weniger ſcheu als vorſichtig und ebenſo dreiſt aals verſchlagen, in Spanien dagegen jo ſcheu, daß wir wochenlang uns vergeblich bemüht haben, einen einzigen zu erlegen, während er in Egypten wiederum von der Tücke des Menſchen gar keine Ahnung zu haben ſcheint. Ganz dasſelbe gilt für die übrigen Arten: fie richten ich ſtets nach den Umſtänden, und Erfahrung witzigt fie alle, während fie andrer⸗ ſeits ſich gehen laſſen und bis auf weiteres ein gewiſſes Vertrauen kund geben. Unter ſich leben fie äußerſt geſellig, keineswegs aber auch friedlich; denn der Kampf und Streit zꝗꝙƷiſchen den einzelnen Männchen endet eigentlich nur während des ſtrengſten Winters, welcher auch über die Sperlinge einen allgemeinen Notſtand verhängen kann. Je weniger eeine Art ſich von Menſchen abhängig gemacht hat, um jo größere Flüge ſcheint ſie zu bilden: ſo rottet ſich der Sumpfſperling da, wo er häufig auftritt, oft in unzählbare Schwärme zuſammen, während die übrigen Arten mehr in Trupps von durchſchnittlich dreißig bis funfzig Stück ihre gemeinſchaftlichen Ausflüge anzutreten pflegen. Andere Körnerfreſſer llieben die Sperlinge nicht unter ſich, nicht einmal Sippſchaftsgenoſſen; jede Art hält ſich vielmehr ſoviel als möglich für ſich und macht ſich mit dem übrigen Kleingeflügel ſo wenig zu ſchaffen als möglich. i Die Fähigkeit der Sperlinge, ſich den Umſtänden anzubequemen, zeigt ſich auch beim Neſtbau. Der Standort desſelben wird jo verſchieden gewählt als denkbar, weil jede paſſende Oeäertlichkeit von dem einen oder dem anderen entſprechend benutzt. So ſteht das Neſt unſeres Sperlings ebenſo wohl in Mauer- und Baumlöchern als frei im dichten Gezweige, eh auf oder unter Geſimſen, zwiſchen dem Blattwerke von Säulen, Knäufen, in den Mauerritzen . offener Brunnen wie im Unterbau eines Storchneſtes, oder es wird der für die Stare auf⸗ gehängte Kübel ebenſo gut benutzt wie das Schwalbenneſt. Ganz ebenſo iſt es bei den f übrigen Arten, wenn dies auch noch nicht von allen beobachtet worden ſein ſollte. Der Feld⸗ ſperling zieht bei uns Baumhöhlungen allen übrigen Niſtorten vor, iſt aber, wie bemerkt, in Oſtaſien zum vollſtändigen Hausvogel geworden und lebt dann ganz nach Art unſeres Haus⸗ ſperlings; der Sumpfſperling baut nach meinen Beobachtungen in Unter-Eghpten Höhlungen in den Stämmen der Palmen aus, an anderen Stellen desſelben Landes dagegen, laut Heuglin, Neſter an die Spitzen ſchwankender Zweige mit ſolcher Kunſtfertigkeit, daß man N u 390 Finken. | fie mit denen der Webervögel vergleichen kann, da fie nicht bloß eine Decke, ſondern auch einen (ſeitlichen) mehr oder weniger röhrenförmigen Eingang haben. So iſt es auch bei anderen Arten. Der Waldhüttenſperling, welcher ebenfalls das Haus des Menſchen bewohnt, niſtet im Gebüſch, und der Goldſperling, welcher nach unſeren Beobachtungen bloß in Büſchen baut, dürfte hie und da ebenfalls zum Hausvogel geworden ſein. Geht doch ſelbſt der ſcheue Steinſperling dann und wann von ſeinen Gewohnheiten ab, indem er ſein Neſt, anſtatt in Felsritzen und Mauerlöchern, in Baumhöhlungen und zwar in unmittelbarer Nähe der menſchlichen Wohnungen anlegt. Die Bauart des Neſtes ſelbſt richtet ſich ganz nach dem Standorte, iſt daher ziemlich verſchieden. Zu den Baukünſtlern gehören die Sperlinge nicht, ſchichten im Gegenteile regelmäßig die Wandungen ſehr wirr und liederlich aus allerlei Stoffen zuſammen. Die auf Baumzweigen ſtehenden Neſter werden ſelbſtverſtändlich feſter und ordentlicher gebaut als die in Mauerlöchern, Niſchen und Geſimſen, überhaupt in und an Gebäuden angelegten. Grashalme und Graswurzeln, Baumbaſt, Werg, Bindfaden, Tuch, Leinwandfetzen, Wollklümpchen, Hare, Pflanzenfaſern und Raupengeniſt bilden die Außenwandungen, dieſelben Stoffe und eine Unmaſſe Federn die innere Auskleidung. Gilt es, eine größere Höhlung auszubauen, ſo ſchleppen die Sperlinge maſſenhaft die verſchieden⸗ artigſten Stoffe herbei; handelt es ſich darum, ein Schwalbenneſt herzurichten, ſo wird oft nur die innere Federlage zuſammengebaut. Der glückliche Gedanke eines Pärchens findet ‚= ſchnell Nachahmung, ebenſo wohl was den Standort als was den Bau ſelbſt anbelangt. In geringer Höhe über dem Boden ſiht man Sperlingsneſter nur in ſolchen Gegenden, in denen ſie ſich vollkommen ſicher fühlen, beiſpielsweiſe in Egypten; im allgemeinen ziehen ſie einen hohen Standort des Neſtes jedem anderen vor. Das Gelege beſteht aus fünf bis acht verhältnismäßig großen, ſchön eiförmigen, zartſchaligen, auf matt glänzendem Grunde von verſchiedener Färbung braun oder dunkelgrau gefleckten, geſpritzten und gepunkteten Eiern, und zwar ähneln ſich die der verſchiedenen Arten in hohem Grade. Beide Gatten bebrüten ſie wechſelsweiſe, zeitigen ſie binnen dreizehn bis vierzehn Tagen, füttern die Jungen anfänglich mit kleinen, ſpäter mit größeren Kerfen, namentlich Räupchen und Käfern auf, | führen fie noch eine Zeit lang nach dem Ausfliegen und machen dann, höchſtens acht Tage, 5 nachdem die Jungen das Neſt verlaſſen haben, Anſtalt zur zweiten und dritten Brut. Wenige Vögel zeigen ſich während der Fortpflanzungszeit ſo leidenſchaftlich und ſtürmiſch 5 wie die Sperlinge. Die Geſelligkeit, in welcher ſie bisher lebten, wird auch jetzt noch nicht aufgehoben; des Haderns und Streitens aber iſt fortan kein Ende; denn jedes verliebte Männchen beißt ſich mit den übrigen herum, als ſolle ein Kampf auf Tod und Leben aus⸗ gefochten werden. Die Kämpen verbeißen ſich in dem Gezweige der Bäume oder auf den Dächern, wirbeln von da halb taumelnd, halb flatternd zum Boden herab, ſetzen unten ihren Kampf fort und trennen ſich erſt, nachdem der eine augenblicklich ſich entſchieden für beſiegt erklärt und das Weite geſucht hat, um kurze Zeit ſpäter den Kampf von neuem u = beginnen. Begehrlich im höchſten Grade verfolgt das Männchen mit halb gebreiteten, zitternd bewegten Flügeln, erhobenem Schwanze, niedergebeugtem Kopfe und geſträubtem Gefieder das nicht minder warm fühlende und deshalb jeder Zeit ſich hingebende Weibchen und begattet es während des Tages unzählige Male nach einander, weshalb denn auch die Brünſtigkeit der Sperlinge ſprichwörtlich geworden iſt. Eine ähnliche Begehrlichkeit zeigt das Pärchen auch gegen anderer Vögel Beſitztum, niſtet ſich rückſichtslos in den für die Stare beſtimmten und anderen Brutkäſten ein, bemächtigt ſich der Schwalbenneſter, gleichviel ob ſie bewohnt waren oder nicht, verdrängt im erſteren Falle das Schwalbenpar oder wirft ſelbſt die durch Biſſe getöteten Jungen desſelben aus dem Neſte heraus, um es ſich ſelbſt in demſelben breit und bequem zu machen. Allerdings bezieht ſich dieſe Angabe hauptſächlich auf den Haus⸗ ſperling; doch dürfen wir annehmen, daß auch die übrigen Arten es nicht viel anders treiben. * 7 28 2 * 79 9 4 . S 5 5 . . > 2 A e We eh r nl nl n Ben: EEE TR NORBERT bh Air * RL 1 3 , Ahr TR 5 BE N e Hs SR n Sperlinge. e | | 391 Selten nur fiht man Sperlinge als Gefangene in unſeren Käfigen oder Fluggebauern. Manche Arten haben allerdings wenig Empfehlenswertes, ihre Dauerhaftigkeit etwa aus genommen; die Misachtung aber, in welcher ſie im allgemeinen ſtehen, verdienen ſie nicht. Selbſt unſere Haus⸗ und Feldſperlinge füllen ihren Platz im Fluggebauer aus und dürfen b meines Erachtens nach in demſelben nicht fehlen. Auf Geſang muß man bei ihnen freilich von vornherein verzichten; ihre Laute werden im allgemeinen Stimmengewirr aber auch nicht Tätig, ihre Sitten und Gewohnheiten, welche fie, einmal eingewöhnt, bald wie im Freien betätigen, zuweilen unterhaltend. Mit ſchwächeren Vögeln darf man Sperlinge nicht zu⸗ ſammenſperren, weil fie dieſen durch ihre Biſſigkeit läſtig fallen, obwohl fie in der Regel ihre Kampfesluſt an Ihresgleichen auszulaſſen pflegen. Namentlich warne ich vor dem Waldhütten⸗ ſperling, einem ſonſt gar nicht unangenehmen, wenn auch geſangsloſen Käfigvogel: er iſt nach meinen Erfahrungen das biſſigſte und händelſüchtigſte aller Mitglieder ſeiner Gruppe. Die übrigen Arten find weit angenehmere Stubenvögel. Nicht bloß der Roſt- ſondern auch unſer Steinſperling zählt zu den Singvögeln, lernt, wenn er jung eingefangen wurde, von ſeinen Mitgefangenen allerlei Laute und Töne nachahmen und trägt zuletzt einen ſonderbaren Geſang vor, bekundet überhaupt eine auffallende Begabung zur Nachahmung, ſeo daß Leisler ihn einen wahren Affen in ſeinem Benehmen nennen durfte. Dabei hält err ſich ſtets ſchmuck und zierlich, läßt ſich im ganzen wenig mit ſeinen Mitgefangenen ein, 49 obwohl er, wenn es zum Beißen kommt, ein nicht zu verachtender Gegner iſt, und wird in kürzerer Zeit als die übrigen zahm wie nur irgend ein anderer ſeines Geſchlechts. Der Gioldſperling und ebenſo auch Sumpf- und Kapſperling verdienen ſchon ihrer Schönheit, Derr erſtere auch feines ſanften und anmutenden Weſens halber die Beachtung des Liebhabers; die Kehlſpatze endlich empfehlen ſich durch ruhiges, ſtilles, friedliches Weſen, größte Anſpruchs⸗ llloſigkeit und Ausdauer. Es mangeln alſo der Geſamtheit e nicht alle guten 1 e ee | m: Haus und Feldſperlinge laſſen ſich fo leicht beſchaffen, daß hierüber jede Bemerkung 5 een erſcheint. Den Steinſperling erhalten wir zuweilen aus der Schweiz, Krain und Atalien und bezahlen gern drei bis vier Taler für das Pärchen. Der Waldhütten- und Kehl⸗ ſſpatz kommen einzeln in Gemeinſchaft der weſtafrikaniſchen Vögel auf unſeren Tiermarkt und koſten etwa drei Taler das Pärchen. Goldſperlinge werden auf demſelben Wege, immer aber nur ſehr ſelten geliefert; die übrigen Arten habe ich bei uns zu Lande noch nicht llebend geſehen; ich zweifle jedoch nicht, daß auch der eine oder andere von ihnen zuweilen mit herüber gebracht wird. Alpenfinken. 8 Lerchen unter den Finken ſehen wir eine Heine Gruppe unſerer Familie an, deren Mitglieder auf den höchſten Gebirgen an der Schneegrenze leben und nur ſelten in die Tiefe 8 herabkommen. Sie kennzeichnen ſich durch kräftigere Füße mit ſporenartigem Nagel an der 0 Daumenzehe, lange Flügel, welche zuſammengelegt faſt das Ende des Schwanzes erreichen, und unter deren Schwingen die erſte und zweite die anderen überragen, mittellangen, ſeicht gegabelten Schwanz und ein jur reiches, weiches, bei beiden Geſchlechtern gleichgefärbtes e . Der Schneefink, Alpen⸗ oder Steinfink, Schneevogel ꝛc., Montifringilla (Fr., Passer, Geese eh Geospiza) nivalis, L., (alpicola, saxatilis). — A. B. Naumann, V. D., Bd. V, S. 4. — Merllich größer als der Edelfink und kräftiger gebaut; Oberkopf, Wangen, inter und „ licht N kaffebraun, die Federn mit lichteren Kanten, Bürzel in der Mitte ſchwarz, ET De ET NEE EEE On .... r — — NC— —5 ZEN NEE Sr Fand ——ñ d — 392 Finken. weißlich oder bräunlich gewellt, ſeitlich weiß, Kinn ſchmuzigweiß, Kehle und Gurgel ie Sruftfeiten und Weichen lichtgelblich aſchgrau, Bruſt und Bauchmitte ſchmuzig⸗ oder graulichweiß, Schenkelfedern licht⸗ grau, After» und Unterſchwanzdeckfedern weiß, letztere mit kleinem, dunkelbraunem Endfleck; erſte ſieben Handſchwingen ſchwarz, außen bräunlichweiß geſäumt und ebenſo am Ende gekantet, achte Schwinge an der Wurzel und außen ſchwarz, ſonſt weiß, alle übrigen, die drei letzten kaffebraunen ausgenommen, ſchneeweiß, Handſchwingen unterſeits mattſchwarz, Flügelrand, kleine, mittlere und der größte Teil der großen Flügel⸗ deckfedern ſchneeweiß, die hinterſten wie die drei letzten Schulterfedern dunkelbraun mit lichtbraunen Kanten; Mittelſchwanzfedern ſchwarz, außen weiß geſäumt, alle übrigen ſchneeweiß. Iris dunkelbraun, Schnabel ſchieferſchwarz, im Herbſte und Winter wachsgelb, am Ende ſchwarz, die äußerſten reinweiß, Füße schwarz — Weibchen dem Männchen faſt gleich gefärbt, hauptſächlich dadurch unterſchieden, daß das Weiß im Flügel weniger ausgedehnt iſt; Junge kaum von den Alten verſchieden. — Nach der Menue im Herbſtkleide 18 alle dunkleren Farben durch lichtere Federränder gemildert und teilweiſe verdeckt. Die höchſten Gebirge Mitteleuropas und Mittelaſiens, der Kaukaſus und der Himalaya bilden den Aufenthalt des Schneefinken, und nur bei harten Wintern kommt er in tiefere Gegenden herab, verfliegt se dann zuweilen auch bis nach Deutſchland. „Faſt eben ſo zähe wie das Schneehuhn“, ſchreibt mir Stölker, „hängt der Schnee⸗ fink an dem höheren Gürtel unſerer Alpen. Es muß arger Schneefall ſtattgefunden haben und ſehr ſtrenge Kälte eingetreten ſein, bevor er ſich entſchließt, die tieferen Täler zu beſuchen. Und im Vorwinter bleibt er auch dann noch ſehr ſtandhaft, weil noch Futtervorrat vorhanden iſt, ſo daß er eigentlich erſt im Nachwinter in die Tiefe herabkommt.“ Uebereinſtimmend ſpricht ſich Girtanner aus. „Eher noch als unſer Vogel“, jagt er, „kommt die Flüelerche zu uns herab: ich erinnere mich bloß eines einzigen Schneefinken, welcher hier, in St. Gallen, erlegt wurde. Nur die bitterſte Not zwingt ihn, zu Tal zu fliegen. Ob er auch im aller⸗ ſtrengſten Winter, wann in der Höhe wirklich nur Schnee, Eis und Sturmwind die Her⸗ ſchaft führen, wenn auch Mauerläufer und Flüelerche, Bartgeier und Schneehuhn ihr Heimatsrecht auf jene Höhen für kurze Zeit aufgeben, noch in ſeinem eigentlichen Wohn⸗ gebiete verweilt, weiß ich nicht, kann mir aber kaum denken, daß dies ſo ſei, da es mir nicht möglich iſt, feſtzuſtellen, was er dann dort aber zu freſſen finden ſollte. Wie dem aber auch ſein möge: vom eigentlichen Gebirge entfernt er ſich niemals weit; diejenigen Stücke alſo, welche in der Ebene erlegt oder beobachtet wurden, müſſen wohl als ver⸗ ſchlagene angeſehen werden.“ Während des Sommers hält ſich der Schneefink nur auf den höchſten, felſigen Alpen auf, unmittelbar unter der Grenze des ewigen Schnees und ſtets über dem Gürtel des Holzes. Hier lebt er während der Brutzeit parweiſe zuſammen, meiſt in unmittelbarer Nähe des in einer hohen und unzugänglichen Felſenritze ſtehenden Neſtes; nach der Parzeit dagegen ſchlägt er ſich zu Trupps, ausnahmsweiſe wohl auch zu größeren Flügen zuſammen, erſcheint zunächſt auf den Gebirgsſtraßen, um hier den Kot der Pferde zu durchſuchen, und ſpäter in den oberſten Gebirgsdörfern. In der Nähe der höchſt gelegenen Paſshäuſer ſo wie der Hoſpize ſiht man ihn während des ganzen Jahres, auf der Grimſel, dem Simplon und Bernhard als halben Hausvogel, welcher auch wohl in den Gebäuden ſelbſt ſeine Neſter baut und brütet. „Ich ſah ſie“, bemerkt Girtanner noch, „meiſt am Rande der Halden, truppweiſe vereinigt, raſch über die einzelnen Felſen dahintrippelnd. Zeitweiſe erhebt ſich dann die kleine Schar, fliegt unter leiſem „Jüpjüp“ eine Strecke weit, läßt ſich wieder nieder und beginnt ihr Suchen nach Nahrung mit derſelben Emſigkeit wie vorher.“ Wie alle Vögel, welche mit dem Menſchen wenig in Berührung kommen, zeigt ſich der Schneefink bald außerordentlich zutraulich, bald wieder ſcheu und vorſichtig. Nach Schinz ſoll er nicht im Stande ſein, ſtillſtehende Gegenſtände von einander zu unterſcheiden, und dies würde zum Teil erklären, daß er ſich zuweilen ſo leicht berücken läßt, während er, wenn er den Menſchen einmal kennen gelernt hat, ſich weit vorſichtiger benimmt. In ſeinen Bewegungen erinnert er mehr an Schneeammer und Lerchen als an die Edelfinken, läuft TR | 2 2 n * 1 . WETTE Er Alpenfinken. eb 5 393 trippelnden Schrittes, alſo nicht hüpfend wie dieſer, geht niemals auf Bäume und fliegt im Einklange mit ſeinen langen Flügeln leicht und ſchwebend. Aufgeſcheucht erhebt er ſich zuweilen in bedeutende Höhen, als ob er eine große Strecke durchmeſſen wolle, kehrt aber oft nach einem großen Umkreiſe zurück und läßt ſich faſt an derſelben Stelle wieder nieder. Sein gewöhnlicher Lockton iſt ein wohllautendes „Tri, Tri“, doch hört man auch ein fcharf- klingendes „Jüp, jüp“ und ein helleres „Sih, Sih“ nach Art der Rohrammer, bei Gefahr ein ſchmetterndes „Größ“. Der Geſang gehört keineswegs zu den vorzüglichen, iſt im Gegenteile nur ein Gezwitſcher, fällt aber durchaus nicht unangenehm in das Ohr. Das Neſt wird aus feinen, dürren Heuhalmen dicht zuſammengeſchichtet und innen mit Pferdeharen, Wolle und Federn von Schneehühnern und anderen Vögeln ſparſam ausgefüttert, iſt aber je nach dem Standorte ſehr verſchieden, bald größer, bald kleiner. Faſt immer ſteht es ſo, daß es von oben her Schutz erhält, ſei es durch den überragenden Felſen oder durch das Dach eines Gebäudes; und dies iſt, wie Schinz bemerkt, auch ſehr nötig, da wohl kaum eine Brutzeit vergeht, ohne daß Schnee fällt, obwohl das Brutgeſchäft erſt zu Ende Mais oder im Juni ſtattfindet. Die Eier, vier bis fünf an der Zahl, ſind größer als die des Edelfinken, aber rein weiß, ohne alle Flecken. Beide Eltern ſcheinen zu brüten, beide widmen ſich wenigſtens der Aufzucht ihrer Jungen, welche zuerſt mit Larven, Spinnen und Würmchen genährt, ſpäter an verſchiedene Sämereien der Alpenpflanzen und zuletzt an die vom Menſchen verſchütteten Getreidearten gewöhnt und im höchſten Grade geliebt werden. Erſt in der Neuzeit wird der Schneefink öfter im Käfige gehalten, wenn auch einſt⸗ weilen nur von Schweizern und deren Freunden. „So herbe der Vogel im Freien ſein Leben friſten muß, und ſo leicht er zeitweilige Entbehrungen durchmacht“, fährt Stölker fort, „ſo ſchwierig iſt er auf längere Zeit in der Gefangenſchaft zu erhalten. Daß er ein hartlebiger Vogel iſt, erfuhr ich wiederholt, indem er mir vom St. Gotthard her, friſch gefangen, in ſehr abgemagertem Zuſtande und mit dem dürftigſten Futter verſehen, zugeſandt wurde, ohne daß mehr als ein Viertel der abgeſandten Stücke von ihnen ſolchen Ent⸗ behrungen unterlagen. Auch an das Stubenfutter gehen die Schneefinken ſehr leicht; ihre Eingewöhnung im Käfige verurſacht überhaupt keinerlei Schwierigkeit. Aber ſie ſind hinfällig und halten auf die Dauer nicht im Käfige aus.“ Ich vermag nicht, meinem verehrten Freunde mich anzuſchließen, muß vielmehr ihm geradezu widerſprechen. Durch ihn hat das Berliner Aquarium nach und nach eine bedeutende Anzahl von Schneefinken erhalten, und mir iſt dadurch Gelegenheit geworden, ſie näher zu beobachten. In meinen Augen zählen ſie zu den angenehmſten Gliedern ihrer Familie: ihre ſtattliche Größe, das eigentümliche und keineswegs unſchöne Gefieder, welches beim Fliegen in größeren Räumen ſeine volle Schneepracht ent⸗ faltet, ihr ruhiges und verträgliches Weſen, ihre Geſelligkeit und Liebenswürdigkeit gegen ſich und andere Vögel, ihre Anſpruchsloſigkeit und endlich ihre Dauerhaftigkeit empfehlen ſie in hohem Grade, vielleicht weniger für den engen Käfig, ſicherlich aber für jedes Fluggebauer. Sie verleihen dieſem einen eigentümlichen Reiz und bringen eine höchſt angenehme Farben⸗ abwechſelung unter das Gewimmel ihrer Mitgefangenen. Anfänglich halten ſie ſich faſt nur 5 auf dem Boden und den Felsgruppen des Fluggebauers auf, mit der Zeit aber gewöhnen ſie ſich ſehr wohl an die höheren Sitzſtangen oder Baumzweige und machen die Behauptung von Schinz, daß ſie niemals auf die Bäume gehen ſollen, vollſtändig zu Schanden. | „Sehr gern“, ſagt Stölker, „verkriechen ſie ſich in Verſtecke verſchiedener Art, beiſpielsweiſe in Niſtkäſtchen mit engem Eingange, namentlich, wenn ſie des Nachts einige Male geſtört wurden. Ein bequemer Schlupfwinkel kann ſogar Urſache werden, ſie, die Verträglichen, zu erzürnen, ſie wenigſtens bewegen, den Eindringling in ein bereits beſetztes Schlafplätzchen mit Pipen und Ziſchen zu empfangen, eine Drohung, welche dieſen freilich ſelten abhält, ſeine Abſicht mn jo daß ein Käſtchen unter Umſtänden eine ziemliche Anzahl von 394 A Farbenfinten Schlafgenoſſen beherbergen muß.“ An das Futter ſtellen ſie ſo gut als keine Anſprüche, d. h. ſind mit allem zufrieden, und wenn man, wie es die Bevölkerung eines Fluggebauers überhaupt verlangt, ihren Tiſch einigermaßen reichlich deckt und nicht verabſ äumt, ihnen Weichfutter und täglich einige Mehlwürmer oder im Sommer Ameiſenpuppen zu geben, es auch an genügendem Badewaſſer, welches im Sommer fleißig benutzt wird, und an Sand zum Paddeln nicht fehlen läßt, halten ſie ſich ganz vortrefflich. Man darf ſie daher a wahren Liebhabern, a nicht allein auf das Kleid ſehen, warm empfehlen. Blaufinken. , Die Vereinigten Staten liefern uns einige prachtvolle, als Käſtgvögel ſehr beliebte Finken, welche wir ihrer Häufigkeit und Allbekanntſchaft halber unter den Farb enfinken obenan ſtellen wollen. Die Blaufinken ſind mittelgroße, ſchlankgebauete Glieder ihrer Unterfamilie. Ihr Schnabel ähnelt dem unſeres Buchfinken, iſt kurz, kräftig, kegelförmig, ein wenig aus⸗ gebaucht, geradfirſtig und ſpitz, ſein Oberkiefer breit und gegen die Spitze etwas geneigt. Die rundlichen Naſenlöcher werden teilweiſe von den Stirnfedern bedeckt. Die Füße ſind mittellang, verhältnismäßig ſchlank, die Fußwurzeln etwas länger als die Zehen, die Klauen ſeitlich zuſammengedrückt, ſcharf gebogen und ſpitzig. In dem mäßig langen Flügel, welcher ne zuſammengelegt etwas mehr als das Drittel des Schwanzes deckt, überragen die zweite bis 4 vierte Schwinge die übrigen, und ſind die erſte und fünfte etwas kürzere Schwingen einander gleich. Der mittel- oder ziemlich lange Schwanz beſteht aus mäßig breiten, an der Spitze abgerundeten Federn. Das Gefieder iſt ziemlich weich und dicht. Beide Geſchlehter unter⸗ re ſcheiden ſich durch die Färbung, die Jungen ſich auch von ihren Eltern. 298. Der Indigovogel, Cyanospiza (Fr., Emb., Tanagra, Passerina, Spiza) eyanea, L. — A. B. Wilſon, Am. Ornith., Bd. I, S. 100. — Größe des Hänflings; himmelblau, Kopf, Kinn und Kehle ins Ultramarinblaue, ein ſchmaler Zügelſtreifen ſchwarz; Schwingen und Schwanzfedern braunſchwarz mit ſchmalen, düſterblauen Außenſäumen und breiten, fahlweißen Innenrändern, Flügeldecken ſchwarz mit breiten himmel⸗ blauen Außen- und Endrändern. Iris dunkelbraun, Schnabel und Füße horngraubraun. — Weibchen: Oberſeite braun, Unterſeite weißlich mit gelbbräunlichen, verwaſchenen Längsſtrichen. Junge Männchen dem a Weibchen ähnlich, auf der Unterſeite blau geſtreift, Schwingen und Schwanzfedern außen düſterblau gerandet. i Das Verbreitungsgebiet der Art umfaßt die I Vereinigten Staten, ſüdlich bis Meike, und 1 e amerika hinab. 2 299. Der Unvergleichliche (Nonpareil) oder Papſtfink, C. (Emb., Fr., Pass., Sp.) eiris, 1 5 A. B. Wilſon, Am. Orn., III, S. 68. — Etwas größer als der Indigovogel; Kopf und Hals nebſt Seiten des Kopfes, Halſes und des Kropfes tief ultramarinblau, Mantel, Schultern und Armſchwingendeckfedern hell grasgrün, Bürzel und obere Schwanzdecken düſter purpurrot, ein ſchmaler Augenring und die ganze Unterſeite brennend ſcharlachrot; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit bräunlich purpurroten Außenſäumen, letzte Armſchwingen an der Außenfahne grasgrün, größte Reihe der oberen Flügeldecken purpurrötlich, die kleinen am Unterarm blau, untere Flügeldecken bräunlich mit purpurrötlichen Säumen. Iris nußbraun, Schnabel oben dunkelbraun, unten lichtblau, Füße grünlichblau. — Weibchen: Ganze Oberſeite grün, lebhafter und heller auf dem Mantel, Kinn und Kehle weißlich, Kropf und Bruſt ſchmuzig grüngelb, Unterbruſt, Bauch, Aftergegend und untere Schwanzdecken blaſsorange, die dunkelbraunen Schwingen und Schwanzfedern mit düſtergrünen Außenſäumen. — Junges Männchen: Augenring und ganze Unterſeite orangefarben, am dunkelſten auf Kinn und Kehle, Flügel und Schwanz grün, Bürzel orange verwaſchen. — Junges Weibchen dem alten ähnlich, aber bedeutend blaſſer und matter gefärbt. Der Unvergleichliche bewohnt die ſüdlichen Vereinigten Staten und wandert im u bis Mejiko und Mittelamerika hinab. N 300. Der Buntfarbenfink, C. (Sp., Cardinalis) versieolor, Bp. en) — A. B. Baird, ä B. of N. Am., S. 503. — Größe des Unvergleichlichen, Schnabel merklich dicker; dunkel purpurbraunrot, 3 7 8 u es N nn ar en 4 RER E re ee BE EEE .. a a IT k . m Blaufinken. 395 Kinn und Kehle deutlich blaſs purpurrot, Bruſt und übrige Unterſeite ins Purpurviolette, Bauchmitte und Aͤftergegend ins Düſtergraue ziehend, untere Schwanzdecken blaſs roſa umrandet; Stirnrand, Zügel und Kinnwinkel ſchwarz, ein ſchmaler Ring ums Auge zinnoberrot, Vorderkopf, Augentreiten, untere Augengegend, kleine Oberflügeldecken am Unterarme wie der Bürzel lilablau, obere Schwanzdecken tiefblau, Mantelfedern mit verwaſchenen, ſchmalen, roſtfahlen Endſäumen; Schwingen und deren Deckfedern dunkelbraun mit ſchmalen, ſehr verwaſchenen, hell bläulichgrauen Außenſäumen, letzte Armſchwingen und Deckfedern der Armſchwingen außen verwaſchen purpurbräunlich geſäumt, größte Reihe der Flügeldecken purpurbräunlich, untere Flügeldecken bräunlich mit blaſsgrauen Säumen; Schwanzfedern tiefbraun, außen ſchmal düſterblau geſäumt. Iris 2, Schnabel und Füße dunkelbraun. — Weibchen unbeſchrieben. a nn Vaterland der Art umfaßt Mejiko, Gatemala und Honduras. dei. Der Lazulifink, C. (Emb., Fr., Sp.) amoena, Say. — A. B. Baird, B. of N. Am., S. 504. — Größe des Indigovogels; Kopf, Hals, Kinn, Kehle und Bürzel lebhaft hell himmelblau, Mantel, Schultern und obere Schwanzdecken braun mit blauen Säumen, weshalb dieſe Teile düſterblau ; Aſcheigen Zügelſtreifen ſchwarz, Kropf und Oberbruſt lebhaft roſtfarben, übrige Unterſeite weiß, an den 5 N Seiten roſtfahl angehaucht; Schwingen und deren obere Deck- ſowie die Schwanzfedern ſchwarz mit ſchmalen, 2 RR düſterblauen Außenſäumen und breiten weißlichen Innenrändern, größte Reihe der Flügeldecken weiß, ein breites Ouerband bildend, kleine Flügeldecken, Handrand, Unterflügeldecken und Schenkel himmelblau. Iris ?, 5 Schnabel und Füße bräunlichſchwarz. — Weibchen: Oberſeite düſter fahlbraun, ſchmaler Ring ums Auge Aund Unterſeite hell roſtbräunlich, auf dem Kropfe viel dunkler, gegen den Bauch zu und auf den unteren 1 Schwanzdecken ins Blaſsroſtweißliche, kleine Flügeldecken und Bürzel düſter merblau wie die Außenſäume der braunen Schwingen und Schwanzfedern, Armſchwingendeckfedern roſtbraun geſäumt, größte obere =... Flügeldecken mit roſtweißlichen Endrändern, eine helle Querbinde bildend. Oberſchnabel dunkelbraun, Unter⸗ Schnabel hellbraun. g Der prachtvolle Vogel bewohnt die Hochebenen der weſtlichen Vereinigten Staten und Kalifornien. Unter den genannten Blaufinken haben wir es zunächſt mit dem Indigovogel und dem AUnvergleichlichen zu tun, weil beide in jedem Frühjahre zu uns gebracht werden und dem⸗ gemäß zu den regelmäßigen Erſcheinungen unſeres Marktes zählen. Ob der Buntfarbenfink r ſchon lebend nach Europa gelangte, ift mir unbekannt, und hinſichtlich des Lazulifinken vermag ich nicht einmal den ſicheren Nachweis zu führen, daß er überhaupt in Gefangen⸗ ſchaft gehalten wurde. Papſtfink und Indigovogel verlaſſen die Vereinigten Staten im Oktober, um den Winter weiter ſüdlich, namentlich in Mejiko und Mittelamerika zu ver⸗ bringen, und erſcheinen Mitte oder Ende Aprils wieder in ihrer Heimat. Während nun der Papſtfink bloß die ſüdlichen Teile bevölkert, verbreitet ſich der Indigovogel über alle Staten Nordamerikas von der Küſte des atlantiſchen Meres bis zu den großen Seen. Weder der eine noch der andere darf zu den Waldvögeln gezählt werden. Der Indigovogel wählt ſich zu ſeinem Aufenthalte die Säume der Waldungen, kleine Feldgehölze, Wieſen mit etwas Buſchwerk, Gärten und Obſtpflanzungen, der Papſtfink vorzugsweiſe die letzteren. Das Pärchen grenzt ſich hier ein kleines Gebiet ab und vertreibt eiferſüchtig aus dieſem jedes andere Par. Die Männchen ſetzen ſich auf die höchſten Spitzen der Bäume, ſpiegeln ihr Prachtgefieder im Strale der Sonne, erheben ſich wohl auch in ihrer Begeiſterung von den ER Zweigſpitzen ſingend in die Luft, fliegen halb ſchwebend, halb flatternd einem zweiten erhöhten Standpunkte zu und fallen, über demſelben angekommen, plötzlich lautlos auf einen ähnlichen en herab, um dasſelbe Spiel nach geraumer Zeit von neuem zu beginnen. Die Ir Weibchen halten ſich weit mehr, meiſt in dichteren Büſchen oder ſelbſt im Graſe verborgen, ſcheinbar unbekümmert um die ſingenden und unter ſich kämpfenden Männchen ihrer Nahrung oder ſonſtigen Geſchäften nachgehend. Hier und da geſchiht es, daß der ſo ſcheue und vorſichtige Indigovogel in unmittelbarer Nähe der Häuſer ſeinen Wohnſitz aufſchlägt und dann ſich ganz nach Art anderer hausfreundlicher Vögel benimmt, anſtatt der höchſten Zweigſpitzen ſich auf die Dachfirſte oder den Schornſtein ſetzt und von dort herab zur Freude der Bewohner ſeinen anmutigen Geſang vorträgt. Ganz ebenſo ſcheint es auch der Papſt⸗ fink zu treiben, da er, laut Audubon, oft in unmittelbarer Nähe der Wohnungen brütet. 396 | Farbenfinken. Der Geſang beider Vögel fteht hinter dem unſerer meiſtbegabten Finken allerdings 7 ziemlich weit zurück, fällt jedoch keineswegs unangenehm in das Ohr. Der Indigovogel ſetzt ſein Lied aus wenigen Tönen zuſammen, unter denen einige volle, wohlklingende Laute, welche man durch die Silben „Tſchitſchi“ und „Tſchii“ wiedergeben mag, die häufigſten find; das ſingende Männchen iſt aber ſo fleißig und gibt ſich dem Geſange mit ſo hoher Begeiſterung hin, daß man ſeine wahre Freude an ihm haben muß. Der Geſang des Unvergleichlichen hat Aehnlichkeit mit dem des Verwandten, iſt aber ſchwächer und wine 5 ausdrucksvoll. Nach Angabe der amerikaniſchen Forſcher niſtet der Indigovogel nur einmal, der Papſtfink hingegen zweimal im Laufe des Sommers. Das Neſt des erſteren wird regel⸗ mäßig niedrig über dem Boden, in kleinen, dichten Büſchen, im Rankenwerk verſchiedener Schlingpflanzen oder ſelbſt im Graſe angelegt, im letzteren Falle förmlich angehängt, nemlich mit mehreren Stengeln feſt verbunden. Gröbere Grasblätter bilden den Außenbau, feinere Gräſer und Grasähren, Hanf- und Flachsfäden, Kuhhare und dergleichen die innere Aus⸗ kleidung, vier bis ſechs grünlich- oder bläulichweiße, meiſt einfarbige, zuweilen am dicken Ende dunkel purpurbraun gefleckte Eier das Gelege. Das Neſt des Papſtfinken unterſcheidet ſich 5 nach den mir bekannten Beſchreibungen höchſtens dadurch, daß es außen aus trockenem und verwelktem Graſe und verſchiedenen Kerbtiergeſpinſten beſteht, innen dagegen vorzugsweiſe mit feinen Würzelchen und Haren ausgekleidet wird. Die Eier, vier oder fünf an der Zahl, ſind auf perlweißem Grunde mit dunkel purpurbraunen Flecken gezeichnet. Bei beiden Arten brüten vorzugsweiſe die Weibchen, zeitigen die Brut innerhalb 13 bis 14 Tagen, werden währenddem von den Männchen gefüttert, wie dieſe auch die Sorge um die Aufzucht der Jungen übernehmen. Nachdem die eine oder die letzte Brut vollkommen flügge geworden iſt, treten die Alten mit den Jungen langſam ihre Reiſe nach dem Süden an. ö Alle Blaufinken nähren ſich in der Freiheit ebenſo viel von Kerbtieren wie von Körnern f und anderen Pflanzenſtoffen, während des Sommers vorzugsweiſe von jenen, im Herbſt und vielleicht auch im Winter mehr von dieſen. Während der Brutzeit ſiht man ſie der Kerbtierjagd mit Eifer obliegen, und zwar verfolgen fie auch fliegende Kerfe nach Art der Fliegenfänger oder ebenſo unſerer Sperlinge. Später halten ſie ſich an Früchte. „Sobald die Feigen oder Trauben reifen“, ſagt Audubon, „fallen die Unvergleichlichen über ſie her und freſſen während dieſer Zeit faſt nichts anderes als Früchte.“ Dieſen Angaben entſprechend hat man die Nahrung der Gefangenen zu regeln. Bei einfachem Körnerfutter und etwas Grün⸗ zeug dauern zwar auch ſie längere Zeit im Käfige aus, verlieren aber bei der nächſten Mauſer den größten Teil ihrer Schönheit oder gehen während derſelben zu Grunde. Dies gilt insbeſondere von dem Papſtfinken, welcher bei ungeeigneter Fütterung faſt alle lebhafteren Farben ſeines Gefieders einbüßt, beziehentlich ſie in düſtere umwandelt. Ich laſſe meinen Gefangenen deshalb außer verſchiedenartigem Geſäme (Hirſen, Glanz, Mohn, Grasſamen, ein wenig Hanf, geſtoßenem Mais und etwas Rübſen) auch Nachtigallenfutter reichen und füttere außerdem täglich Mehlwürmer nach. Solange friſche Ameiſenpuppen vorhanden ſind, gebe ich dieſe in ziemlicher Menge, während der Fruchtreife Johannis-, Him, Heidelberen, ſpäter Kirſchen und während des Winters Birnen und Aepfel. Bei ſo manchfaltigem Futter halten ſich die Blaufinken recht gut im Käfige, verlieren jedoch immerhin viel von ihrer urſprünglichen Schönheit. a Schon Vieillot erwähnt, daß gefangene Papſtfinken verhältnismäßig leicht zur Fort⸗ pflanzung ſchreiten, und Audubon verſichert, daß dies faſt immer der Fall ſei, wenn ihr a ' Käfig die nötige Bequemlichkeit biete. Ich bin noch nicht ſo glücklich geweſen, Junge zu erzielen, während verſchiedene Züchter auch in Europa günſtige Ergebniſſe erlangt haben. Nach den mir gewordenen Mitteilungen bietet die Fortpflanzungsgeſchichte ſolcher gefangenen Be ER 85 N! 185 BR I * W 72 2 * e . Blaufinken. Kronfinken. | 397 Vögel nichts abſonderliches. Auch mit Kanarienvögeln paren ſich die Blaufinken, mindeſtens der Indigovogel Juwelen; wie mir dies erſt neuerdings von glaubwürdiger Seite verſichert worden iſt. Die Blaufinken verdienen die Beachtung des Liebhabers. Ihre Schönheit, ihr an⸗ ſprechender Geſang und, bei einiger Pflege, ihre Dauerhaftigkeit empfehlen ſie allgemein. Durch ihre Zankſucht werden ſie freilich auch oft unangenehm; doch beſchränkt ſich der Hader faſt ausſchließlich auf andere ihrer Art. Zwei männliche Papſtfinken darf man kaum in einem Raume zuſammen halten, weil ſie ſich wie in der Freiheit, ſo auch in der Gefangen⸗ ſchaft ingrimmig befehden. In den ſüdlichen Staten Nordamerikas fängt man die Unver⸗ gleichlichen, indem man in eine Schlagfalle ein in Kampfſtellung ausgeſtopftes Männchen ſetzt, auf welches ſich jeder vorüberfliegende, liebesbegeiſterte Papſtfink mit größter Wut herabſtürzt, durch die Berührung die Falle zum Zuſchlagen und ſich ſelbſt um die Freiheit bringt. In größeren Käfigen kämpfen zwei Männchen auf Tod und Leben und laſſen meiſt nicht eher vom Gegner ab, als bis derſelbe vollſtändig kampfunfähig geworden oder getötet iſt. Bei einer größeren Anzahl ſtellt ſich ein einigermaßen erträgliches Verhältnis her; zu eigentlichem Frieden kommt es aber auch hier ſelten, und namentlich neu eingeſetzte werden von den im Käfige eingewohnten Vögeln meiſt ſehr rückſichtslos behandelt. In Folge der regelmäßigen Zufuhr des Indigovogels und Papſtfinken iſt der Preis dieſer beiden Arten ein ziemlich feſtſtehender, d. h. nur nach der Jahreszeit einigermaßen verſchiedener. Bald nach Ankunft in Europa, Ende Mais oder Anfangs Juni, kauft man den Indigovogel zu 3, den Unvergleichlichen zu 4, höchſtens 5 Taler, das freilich immer nur einzeln ankommende Weibchen jeder Art zu etwas mehr als der Hälfte; ſpäter erhöht ſich der Preis um etwa ein Fünftel der genannten Summe. Kronfinken. Wir vereinigen hier in einem Abſchnitte mehrere Sippen, weil die Lebensweiſe der betreffenden Mitglieder noch wenig bekannt iſt und ſie ſelbſt der Liebhaberei in geringem Grade zugänglich ſind. Zum Vertreter der Springfinken (Volatinia) erhob Reichenbach einen kleinen, an die Grasgimpel eng ſich anſchließenden ſüdamerikaniſchen Vogel mit ſchlankem, zugeſpitztem, ſeitlich zuſammengedrücktem, auf dem Firſtenrücken deshalb ziemlich ſcharfkantigem Finkenſchnabel, runden, kleinen, frei an der Wurzel liegenden Naſenlöchern, ſehr zierlichen, langzehigen, kurzkralligen Füßen, kurzen, zuſammengelegt bloß bis zur Wurzel des Schwanzes reichenden, abgerundeten Flügeln, in denen die erſte Schwinge beträchtlich, die zweite kaum verkürzt iſt, die dritte und vierte Schwinge die längſten ſind und die hinteren Armſchwingen der kurzen Handſchwingen halber ziemlich lang erſcheinen, merklich langem, obſchon die Flügellänge nicht ekerreichendem, fanft abgerundete, ſchmalfederigem Schwanze und ziemlich derbem Gefieder. 302. Der Springfink, Jacarini der Braſilianer, Volatinia (Fr., Tanagra, Passerina, Spiza) Juacarina, L., (splendens, lugubris). — A. B. Neuwied, Beitr., Bd. III, S. 597. — Bedeutend kleiner als der Zeiſig; glänzend ſtahlblauſchwarz, die kleinen oberen Schulterdecken am Flügelbuge weiß, zuweilen keinen verſteckten Fleck bildend; Schwingen ober- und unterſeits glänzend braunſchwarz. Iris dunkelbraun, Schnabel und Füße dunkel hornbraun. — Weibchen oberſeits braun, die Federn mit etwas bemerkbarer dunklerer Mitte, unterſeits roſtbräunlich, auf Kropf, Bruſt und Seiten mit verwaſchenen, dunkelbraunen Schaftſtrichen; Schwingen und Schwanzfedern tiefbraun, die erſteren mit ſchmalen, bräunlichen Außenſäumen und breiten, fahlweißen Rändern an der Wurzelhälfte der Innenfahne, Deckfedern mit breiteren, roſtbraunen Außenſäumen. Verbreitet ſich über den größten Teil Südamerikas vom ſüdlichen Oſtbraſilien an bis Mejiko. PEN HE ER ET ene Hang: e „%% A, RE: 7 1 * 7 1 . ER 8 | { 7 d 7 398 Farbenfinten. Die Schopffinken (Tiaris) ähneln dem Springfinken noch ſehr, ind aber ge Ihre Flügelſpitze iſt länger, weil die zweite bis vierte Schwinge die übrigen überragen, der Schwanz breiter als bei jenen, ſanft gerundet und in der Mitte ausgeſchnitten, das Gefieder weich. 303. Der Schopffink, Tiaris (Fr.) ornata, Neuwied, (comptus). — A. B. Neuwied, Bic Bd. III, S. 610. — Etwas größer als der Springfink; Kopf, nebſt der aus ſchmalen, überhängenden Federn Bi gebildeten Haube am Hinterkopfe, Nacken, Kinn und Kropf ſchwarz, welche Färbung ſich ſpitzwinkelig bis znr Unterbruſt herabzieht, Ohrgegend und Nackenſeiten unrein weiß, übrige Oberſeite bräunlich aſchgrau, ein Fleck auf der Mitte des Bürzels grauweiß, Unterſeite roſtgelbbräunlich, auf der Mitte der Unterbruſt und des Bauches deutlicher braun; Schwingen braunſchwarz, an der Wurzel der Innenfahne weiß, welche Färbung a ſich an der Wurzel der fünften Schwinge auch auf der Außenfahne zeigt; Deckfedern der Armſchwingen, ö größte Flügeldecken und die breiten Außenſäume der letzten Armſchwingen grauweißlich, untere Flügeldecken weiß; Schwanzfedern ſchwarz, mit Ausnahme der beiden mittelſten bis über das Wurzeldrittel hinaus weiß. Iris graubraun, Schnabel hornblauſchwärzlich, Füße hornbräunlich. — Weibchen minder lebhaft gefächt, 5 9 Oberkopf olivenbräunlich, Unterſeite blaſsgelbrot. Der kleine, niedliche Vogel bewohnt den Oſten Braſiliens und iſt hier ſehr häufig. Die Scheitelfinken (Coryphospingus) haben ſchlanken, kegelförmigen, seitlich. etwas ö zuſammengedrückten, am Mundrande eingebogenen, auf der Firſte faſt ganz geraden 3 Schnabel, frei liegende Naſenlöcher, ſchlankläufige, ziemlich lange Füße mit verhältnismäßig 2 kurzen Zehen, kurze, zuſammengelegt bis zur Schwanzwurzel hinabreichende Flügel, in denen die erſte Schwinge mäßig, die zweite wenig abgekürzt iſt, einen mittellangen, ziemlich ſchmalfederigen, leicht ausgeſchnittenen Schwanz ſowie ein weiches, 5 dem Se er a 0 artig verlängertes Gefieder. 304. Der Haubenfink, Coryphospingus (Fr., Emberiza, Lophospiza) ne, Gml., (ara- i guira). — A. B. Burmeiſter, Tiere Braſ., Bd. III, S. 213. — Etwas größer als der Edelfink; dunkel 5 5 blutrotbraun, auf Bürzel und Bauchmitte lebhafter und reiner blutrot, Kehle heller, mehr fleiſchrot, die ſchopfartig verlängerten Federn des Oberkopfes glänzend ſcharlachrot, ſeitlich mit ſchwarzbraunem Rande. Iris rotbraun, Oberſchnabel ſchwärzlichbraun, Unterſchnabel rötlichweiß, Füße fleiſchbraun. — e | ohne ſcharlachrote Haube, der Oberkopf einfarbig wie der Rücken. Das Verbreitungsgebiet des hübſchen Vogels erſtreckt ſich über den Süden Braſiliens, va Bolivia EN 4 bis Ecuador. 305. Der Rothaubenfink, Papa⸗Capim der Braſilianer, C. (Fr., Tan., Emb., Lophosp., Pa pileatus, Neuw., (cristatella, fringilloides). — A. B. Neuwied, Beitr., III, S. 605. — Anſehnlich größer als unſer Edelfink; Oberſeite dunkel aſchgrau, ſchwach bräunlich angehaucht, Zügel grauweißlich, Kopf und Halsſeiten heller grau, Unterſeite blaſs bräunlichgrau, auf Kinn, Oberkehle, Unterbruſt, Bauch, After und unteren Schwanzdecken ſchmuzigweiß, Unterflügeldecken reinweiß, die zu einer kleinen, abgeſtutzten Haube verlängerten Federn des Oberkopfes ſchwarz, von der Schnabelwurzel bis zum Hinterkopfe einen brennendroten Längsſtreifen jederſeits breit ſchwarz begrenzend; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit ſchmalen, fahlbraunen Außenſäumen, erſtere auch mit fahlweißen Innenrändern, Oberflügeldecken braungrau. Iris braun, Schnabel hornbraun, Unterſchnabel gelbfahlbraun, Füße bräunlich. — Weibchen: ee wie die übrige Oberſeite einfarbig graubraun, ſonſt dem Männchen gleich. | Verbreitet ſich über den größten Teil Südamerikas von Südbraſilien bis- Neu⸗ Granada. 306. Der Purpurkronfink, C. (Tiar., Lophosp.) eruentus, Lesson. Größe des Stiglitz; ganze Oberſeite, Kopf- und Halsſeiten, Flügel und Schwanz glänzend ſchwarz, auf der Scheitelmitte ein aus ſchmalen verlängerten Federn gebildeter, brennendroter Fleck, Unterſeite ebenſo gefärbt, am dunkelſten auf Kehle und Bruſt, am lichteſten, allmälich bläſſer werdend und ins Orangenrote übergehend, an den Seiten, in der Aftergegend und auf den unteren Schwanzdecken; Unterflügeldecken und die Innenfahne der Schwingen 3 in der Wurzelhälfte ſcharf abgeſetzt reinweiß. Iris braun, Schnabel hell hornbräunlich, Füße dunkelbraun. — a Weibchen braun, Schwingen ſchwärzlich mit roſtbraunen Außenſäumen, Unterſeite blaſs roſtfarben. Der prachtvolle Vogel dürfte nur in Ecuador vorkommen, iſt hier aber ſehr gemein. Nach den bis jetzt veröffentlichten Berichten der Reiſenden ſcheinen die Rronftnken eine ſehr gleichartige Lebensweiſe zu führen. Sie bewohnen vorzugsweiſe die hochgelegenen, Kronfinken. Graufinken. 399 offenen, mit Gras bewachſenen, ſpärlich mit Gebüſch beſetzten Triften des ſogenannten Camposgebietes, leben während der Brutzeit parweiſe, nach derſelben in kleineren Geſell— ſchaften, unter Umſtänden auch in Gemeinſchaft mit anderen Körnerfreſſern, halten ſich viel am Boden auf, um hier Sämereien aufzuleſen, oder klettern an den Grasſtengeln auf und nieder, um deren Samen auszuklauben, ſind wenig ſcheu und kommen nicht ſelten bis in die Gärten der Anſidelungen herein, gehören deshalb auch zu den wenigen Vögeln, welche faſt alle Braſilianer kennen und mit beſonderen Namen belegt haben. Ihre Stimme iſt unbedeutend, bei den meiſten Arten nur ein kurzer Lockton, welcher bei einzelnen, insbeſondere beim Rothaubenfink, mit anderen Lauten zu einem leiſen Geſange verwebt wird. Das Neſt des Springfinken fand Burmeiſter in einem Garten und zwar in einem Kaffebuſche, etwa 2m. über dem Boden. Es iſt ſehr zart gebaut, überall netzartig durchſichtig und bloß aus feinen Wurzelfaſern, welche außen und unten von einigen größeren Stengeln umfaßt werden, zuſammengeſchichtet. Hier und da ſitzt ein Flocken Wolle wie ein aufgelockerter Faden darin, die innere Auskleidung beſteht aber nur aus feinen Würzelchen. Die Eier haben faſt die Größe unſerer Hänflingseier, find ſchlanker geſtaltet und auf trübweißgrünem Grunde mit helleren und dunkleren grünbraunen Spritzflecken und einigen runden, ſchwarzen Tropfen gezeichnet. Der Haubenfink niſtet nach demſelben Forſcher im dichten Gebüſch, meiſt in ziemlicher Höhe und legt drei bis vier weiße, vom ſtumpfen nach dem ſpitzen Ende abnehmend graubraun getüpfelte Eier. a Ungeachtet der geringen Begabung aller Kronfinken hält man fie an Ort und Stelle gern im Käfige. Die Braſilianer fangen ſie mit Leimruten und ſetzen ihnen zur Nahrung Kanarienſamen oder geſtoßenen Mais vor, bei welchem einfachen Futter ſie nach Verſicherung des Prinzen von Wied und Burmeiſters ſehr gut ausdauern ſollen. Trotz dieſer Anſpruchsloſigkeit gelangen ſie ſelten lebend nach Europa: erweislich hat nur der Spring⸗ . fink in unſeren Käfigen und zwar im zoologiſchen Garten zu London gelebt. Ueber die Gefangenhaltung des Schopf⸗ und des Purpurkronfinken finde ich keine fichere Angabe; bei der Häufigkeit und Zierlichkeit dieſer Vögel erſcheint es mir jedoch geboten, daß ſie in 7 0 erem Buche Aufnahme verdienen. Graufinken. ‚ Zu den häufigſten Käfigvögeln Südamerikas zählen die Graufinken, von denen all⸗ jährlich zwei Arten auch in ziemlicher Menge zu uns gebracht werden. Sie kennzeichnen der kräftige, obſchon ſchlank erſcheinende Bau, der geſtreckte, jedoch ziemlich dicke, am Mundrande etwas eingebogene Schnabel mit geradlinigen Schneidenrändern, die halb bedeckten Naſenlöcher, die ſtämmigen, fleiſchigen Füße, der ziemlich ſpitze, zuſammen⸗ 3 gelegt faſt bis zur Schwanzmitte reichende Flügel, unter deſſen Schwingen die dritte und vierte die längſten ſind, während die erſte ſtark verkürzt iſt, der ſanft gerundete, in der ü . Mitte etwas eingeengte Schwanz und das weiche, bleigraue, am Kopfe rote und hier zuweilen h ſchopfig verlängerte Gefieder. 307. Der Graukardinal, Paroaria (L., Fr., Calyptrophorus) eucullata, Latham. — A. B. Burmeiſter, T. Br., Bd. III, S. 210. — Größe unſeres Kernbeißers, aber ſchlanker und länger; Kopf nebſt der aus ſchmalen, harigen Federn gebildeten, nach vorwärts gebogenen Scheitelhaube, Kinn und Kehl⸗ ſchild lebhaft ſcharlachrot, Oberſeite aſchgrau, die grauen Federn des Nackens mit weißem Mittelfleck, ein breites Band, welches das Rot der Ohrgegend ſäumt und ſich ſchmal um den Hinterkopf zieht, Unterſeite * nebſt den unteren Flügeldecken weiß, Schenkelſeiten graulich verwaſchen; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarz, die erſteren mit aſchgrauen Außenſäumen und ſchmalem, weißlichem Rande in der Wurzelhälfte le A KT 400 | Farbenfinken. der Innenfahne, Flügeldecken ſchieferſchwärzlich, breit aſchgrau umſäumt. Iris braunrot, Schnabel fleiſch⸗ farben, auf dem Firſtenrücken braun, Füße braungrau. — Weibchen dem Männchen gleich gefärbt und nur an der etwas geringeren Größe ſowie an dem minder ausgedehnten und ein wenig bläſſeren Rot zu unterſcheiden. — Junge Vögel den alten ähnlich, mehr aſch- als ſchiefergrau, ohne weiße Perlſtecken im Nacken, Kopffärbung, anſtatt ſcharlachrot, braungrau. Das Verbreitungsgebiet umfaßt Braſilien, Paragay und Bolivia. 308. Der Dominikaner, P. (L., Fr., Calypt.) Iarvata, Boddaert (dominicana). — A. B. Neuwied, Beitr., Bd. III, S. 594. — Etwas kleiner als der Graukardinal, ungehaubt; Kopf, Kinn und Kehlſchild us 2 dunkel ſcharlachrot, Nacken, Hinterhals und obere Mantelgegend ſchwarz, die Federn mit dreieckigen, weißen Wurzelflecken, übrige Oberſeite aſchgrau, Mantelfedern mit ſchmalen, ſchwarzen Endſäumen, Unterſeite net Halsſeiten und Unterflügeldecken weiß; Schwingen braunſchwarz mit graulichweißen Außenſäumen, welche an den Handſchwingen ſchmal, an den Armſchwingen breit ſind, Innenfahne der Schwingen weißlich geſäumt, Flügeldecken ſchwarz; Schwanzfedern ſchwarz mit ſchmalen, verwaſchenen, fahlen Spitzen- und ſehr ſchmalen, grauen Außenſäumen. Iris braun, Oberſchnabel dunkelbraun, Unterſchnabel gelblich, Füße dunkelbraun. — Weibchen ebenfalls kaum vom Männchen zu unterſcheiden, im ganzen etwas kleiner, das Rot namentlich am Vorderhalſe minder ausgedehnt und nicht ganz ſo lebhaft wie beim Männchen. e AR dunkler als die alten und mit bräunlicher anftatt dunkel ſcharlachroter Larve. Die Art verbreitet ſich über das mittlere und nördliche Braſilien bis zum Amazonenſtrome. 309. Der Mantelkardinal, P. (Tachyphonus, Coccopsis) capitata, Lafresnaye. — A. B. Lafr. et d’Orb., voy. ois., S. 278. — Größe des Buchfinken, ungehaubt; Kopf und Kinn ſcharlachrot, letzteres von einem breiten, ſpitz zulaufenden, glänzend braunſchwarzen Kehlflecke begrenzt, Oberſeite, Flügel und Schwanz ſchwarz, Unterſeite nebſt Halsſeiten und unteren Flügeldecken weiß; Schwingen an der Wurzel der Innenfahne weißlich geſäumt. Iris karminrot, Schnabel roſenrot, Füße fleiſchfarben. — Weibchen wie das Männchen, der Firſtenrücken des Schnabels dunkelbraun. Junge Vögel: Oberſeits dunkelbraun, Oberkopf fahlbraun, Kopfſeiten, Kinn und Kehle roſtfarben, Halsſeiten und Unterteile weiß, an den Schenkeln und unteren Schwanzdecken roſtfarben verwaſchen, Schnabel horngelbbräunlich. 15 Die Art bewohnt Paragay, die Plataſtaten und das ſüdlichſte Braſilien. 310. Die Scharlachkappe, der Rotkopfkardinal, P. (Tan., Calypt., Tachyph., Cocc., Nemosia) gularis, L. — A. B. Burmeiſter, T. Br., III, S. 211. — Ganz wie der Mantelkardinal, aber etwas größer; Oberſchnabel ſchwarz, Unterſchnabel orangefarben, Füße ſchwarz. Bertritt den Mantelkardinal im Norden Braſiliens, in Giana und Bolivia und wird dort ebenfalls in Gefangenſchaft gehalten. Obgleich die Graufinken in ihrer Heimat durchaus nicht zu den ſeltenen Vögeln zählen, bei den Eingeborenen auch allgemein bekannt ſind, haben wir bis jetzt doch nur ſehr dürftige Berichte über ihr Freileben erhalten. Nach Prinz von Wied, Schomburgk, D'Orbigny und Burmeiſter begegnet man ihnen während der Brutzeit parweiſe, ſonſt in kleinen Geſellſchaften, vorzugsweiſe in den Gebüſchen, welche Flußufer umſäumen, alſo weder im dichten Urwalde, noch auf offenen Triften. Die Pare ſcheinen ſich auf einem kleinen Gebiete aufzuhalten; die Geſellſchaften ſtreifen im Lande umher und kommen dann auch öfters in die Nähe der Anſidelungen. „Sie ſind“, ſagt der Prinz von Wied, „ſtille, einfältige Tiere, haben einen hellen Lockton und einen kleinen (unbedeutenden) zwitſchernden Geſang.“ Ihre eigentliche Nahrung beſteht in Sämereien und Kerbtieren; bei ihren Beſuchen in den Anſidelungen benaſchen ſie auch das zum Trocknen ausgehängte Fleiſch. Ihr Neſt ſteht im dichten Gebüſch und zwar in mäßiger Höhe über dem Boden, iſt ein großer Bau aus trockenen Halmen und wird mit drei bis vier länglich eiförmigen, weißen, dicht graugrün oder grünbraun beſprengten und gepunkteten Eiern belegt. Man hält ſie überall im Käfige, weil ſie bei geſtoßenem Reis und Maiskörnern ſehr gut ausdauern. Dies iſt 2 was ich habe finden können. Weit beſſer ſind uns die Vögel als Gefangene bekannt geworden, mindeſtens die beiden erſtgenannten Arten, welche zu den regelmäßigen Erſcheinungen unſeres Tiermarktes zählen und in unſeren Käfigen ihren Platz vortrefflich ausfüllen, weil ſie wenig Anſprüche machen, ſich mit dem einfachſten Futter begnügen, ſehr gut ausdauern und zimlich regelmäßig zur | Graufinten. b | 1 401 N fin Einzelne Liebhaber ſprechen ſich aus dieſen Gründen geradezu begeiſtert über fie aus; ich meines Teils kann ihnen jedoch nur mit einer gewiſſen Be⸗ ſchränkung beipflichten. Unter den mir bekannten Arten verdient der Dominikaner obenan geſtellt zu werden, nicht allein weil er der ſchönſte, ſondern auch, weil er der munterfte ift und den beſten Geſang zu hören gibt; den Graukardinal hingegen betrachte ich auch jetzt noch, nachdem mir von beachtenswerter Seite widerſprochen worden iſt, als einen verhältnis⸗ mäßig langweiligen Geſellen und einen im höchſten Grade biſſigen Vogel. Der Geſang des Dopinikaners iſt beſſer, als ihn der Prinz von Wied geſchildert hat; denn er wird aus manchfaltigen wohllautenden Tönen zuſammengeſetzt, zeichnet ſich durch ein kräftiges, nicht unangenehmes Schmettern aus und währt in der Zeit der Liebe eine geraume Weile; der Geeſang des Graukardinals hat viel Aehnlichkeit mit dem des Verwandten, iſt jedoch, für mein Ohr wenigſtens, bei weitem weniger anſprechend und, ſoviel ich bis jetzt beobachten beonnte, auch bedeutend kürzer. Im übrigen ſtehen ſich beide Arten in ihrem Weſen und Gebaren ſehr nahe; insbeſondere zeichnet ſich die eine wie die andere durch eine unvertilgliche 15 Zankſucht nicht eben zu ihrem Vorteile aus. Bis gegen die Brutzeit hin vertragen ſich die Graufinken unter ſich und mit anderen Vögeln ganz leidlich; ſowie aber die Liebe in ihnen ſich regt, beginnt die Beißerei, und der Zweikampf wird, wenn man nicht eingreift, oft bis zu dem Tode des einen fortgeſetzt. Dabei begnügen ſich die wütenden Vögel nicht einmal mit Ihres⸗ gleichen, ſondern fallen auch andere Arten an; Graukardinäle und Dominikaner namentlich ſtreiten ebenſo heftig mit einander als die Männchen der einen oder andern Art unter ſich, und beide ſtören und gefährden die mit ihnen denſelben Raum bewohnenden Vögel auf das äiußerſte. Solche Erfahrungen macht jeder Liebhaber, welcher Graufinken hält, höchſtens mit 1 dem Unterſchiede etwa, daß der eine, wie ich, den Graukardinal, der andere, wie Freyberg, den Dominikaner für den unverträglicheren von beiden erklärt. „Seit zehn bis zwölf Jaahren“, ſagt genannter Beobachter, „halte ich außer Rot- und Grünkardinälen auch Grau⸗ flinken. Werden dieſe Vögel in ein ſehr geräumiges Fluggebauer geſetzt, jo zeigen fie ſich Zꝗſꝗſcemlich friedlich; während der Parungszeit aber gibt's Streit um die Niſtplätze, und ſind t einmal Junge ausgekrochen, oder iſt Futtermangel vorhanden, oder werden Leckerbiſſen, 3 B. Kerbtiere gereicht, ſo entſteht Futterneid, welcher nicht mehr endet. Die Rache wird dann an des Feindes junger Brut genommen und dieſer der Flügel, vorzugsweiſe aber ein Fuß abgebiſſen. Werden die Alten wirklich einmal nicht handgemein, ſo jagt der ſtärkere den ſchwächeren wenigſtens ſo lange vom Futterplatze weg, bis er in irgend eine Ecke flüchtet uind entkräftet Hungers ſtirbt.“ Somit bleibt kaum etwas anderes übrig, als die Graufinken N pärchenweiſe in beſonderen Käfigen zu halten; denn ſo lange man dies nicht tut, nimmt der Unfrieden kein Ende. Ja ich habe die Graukardinäle ſogar entſchieden im Verdacht, Eier und Junge anderer Vögel, beiſpielsweiſe einer mit ihnen in demſelben Raum brütenden Spott⸗ droſſel, verzehrt zu haben, obgleich es ihnen an nichts mangelte. Dieſen unangenehmen Eigenſchaften gegenüber darf man alſo die angenehmen doch wohl nicht ſo ſehr herausſtreichen, als dies von Einzelnen geſchehen iſt. Wenige Körnerfreſſer niſten ſo leicht in Gefangenſchaft wie die Graufinken, und wenn man bis jetzt verhältnismäßig geringe Erfolge mit ihrer Zucht gehabt hat, ſo liegt die | hauptſächlichſte Schuld wohl daran, daß man meiſt einzelne hielt oder, was recht gut Sa möglich, nicht richtige Pare zuſammenbrachte. Ein geſundes, entſprechend gepflegtes Par läßt kaum ein Jahr vorübergehen, ohne Anſtalt zum Brüten zu machen. Zur Anlage des Neſtes benutzt es jede ihm gegebene Unterlage und die verſchiedenſten ihm gelieferten Niſt⸗ ſtoffe, zu erſterer im freiſtehenden Fluggebauer eine geeignete Aſtgabel in einem beliebig gewählten Buſche, im Käfige nach meinen Beobachtungen am liebſten ein mäßig weites, überdecktes Körbchen, zu 1 Mae Würzelchen, Grashalme, auch 19 5 Wollflöckchen Brehm, gefangene . e NER 1 e 4 . ARD, - ! ö 7 402 Farbenfinken. und Federn, ohne ſich jedoch eigentlich Mühe mit dem feineren Ausbau des Neſtes ſelbſt zu a geben. Ein Harzer Bauerchen oder eine ſonſtige Unterlage wird übrigens auch nicht ver⸗ 4 ſchmäht, und verſchiedene andere Bauſtoffe, beiſpielsweiſe Seegras, dienen ebenſo gut als die angegebenen. Das Weibchen legt täglich ein Ei, läßt vielleicht auch einmal einen Tag dazwiſchen ausfallen, bis das Gelege voll iſt, bleibt auf den letzten Eiern bereits ſitzen, brütet 13 bis 14 Tage und wird währenddem vom Männchen gefüttert, auch wohl manch⸗ mal auf kurze Zeit abgelöft. Die Jungen find nach 14 bis 18 Tagen flügge und nach weiteren ſechs Tagen der Pflege ihrer Eltern nicht mehr bedürftig, verlaſſen jedoch meiſt ſchon am zehnten oder elften Tage das Neſt, hüpfen mehr als halb nakt unbeholfen umher, 1 — 71 ertragen, ohne ſich abends zu ſammeln, einzeln ſitzend, trotz ihrer Blöße die Kühle ohne Beſchwerde, zeigen ſich überhaupt vom Anfange an als hartlebige Vögel. Nach Freybergs Beobachtungen ſind ſie wie die eigentlichen und die Grünkardinäle äußerſt empfänglich für den Luftröhrenwurm (S. 101) und fallen dieſem Schmarotzer, wenn er ſie heimſucht, regel mäßig zum Opfer. An das Futter ſtellen die Graufinken geringe Anſprüche, verlangen aber doch eine regelmäßige Abwartung und, wenn ſie zur Fortpflanzung ſchreiten ſollen, nicht ausſchließlich Körner, ſondern auch tieriſche Stoffe. Ein Miſchfutter aus mehlhaltigen und öligen Sämereien, alſo namentlich aus Hirſe, Glanz, zerſtoßenem Mais, trockenem Reis und etwas Hanf, vielleicht auch Rübſamen, daneben aber Nachtigallenfutter (ein wenig Herz oder Fleiſch über⸗ haupt, Ameiſenpuppen, Mehlwürmer), allerlei Kerbtiere, Grünzeug und fein geriebene Kartoffeln bilden eine Nahrung, bei welcher ſie ſich nach meinen Erfahrungen nicht nur vortrefflich halten, ſondern auch nichts von ihrer Schönheit verlieren. Kreide und Salz dürfen ihnen ebenſo wenig fehlen wie anderen Körnerfreſſern. | Der Preis aller Graufinken ift ein ziemlich regelmäßiger und feſtſtehender. Er beträgt im Einzelverkauf zwiſchen 12 und 14 Taler für das Par. Ammerkardinäle. Als ein Mittelglied zwiſchen den Kardinälen und den Ammern, in Geſtalt und Weſen den erſteren, in der Bildung des Schnabels den letzteren gleich nahe verwandt, erſcheint der zum Vertreter einer beſonderen Sippe erhobene Grünkardinal, welcher ſich durch folgende Merkmale kennzeichnet. Der Leib iſt gedrungen, der Kopf mäßig groß, der Schnabel kräftig, ſtark gewölbt, an den Schneidenrändern eingezogen, nach dem Mundwinkel zu ſtumpfwinkelig abfallend, ein dicker Höcker am Gaumen des Oberſchnabels wie bei den Ammern vorhanden. Die großen, runden Naſenlöcher liegen frei an der Schnabelwurzel. Der mäßig hohe Fuß hat kleine Zehen; die Hinterzehe trägt, anſtatt eines Sporens wie bei den Ammern, eine kurze, gebogene Kralle. In dem Flügel, deſſen Spitze durch ſeine Kürze und deſſen Arm⸗ ſchwingenteil durch ſeine Länge auffällt, ſind die zweite bis fünfte Schwinge die längſten, die erſte und ſechſte etwas kürzer und einander gleich, die zweite bis ſechſte außen ſtark eingeengt. Der mittellange, verhältnismäßig lang erſcheinende, vom zuſammengelegten Flügel bis etwas mehr als ein Drittel bedeckte Schwanz iſt an der Spitze gleichmäßig zugerundet. Das derbe Gefieder hat ammerähnliche Zeichnung. 311. Der Grünkardinal, Gubernatrix (Emberiza, Lophocoryphus) eristatella, Vieill., (aber natrix, cristata). — Vergl. Vieillot, Gal. des Ois., Taf. 67. — Größe des Kardinals; Oberfeite, Ohrgegend und Backen düſter olivengrün, die Federn auf Hinterhals, Mantel und Schultern mit ſcharf abgeſetzten, ſchwarzen Schaftſtrichen, die aus langen, ſchmalen Federn gebildete Haube des Hinterkopfes, ein Zügelſtreifen und ein breiter Längsfleck auf Kinn und Kehle ſchwarz, letztere breit citrongelb umrandet, . Ammerkardinäle. 403 Kopf und Seiten olivengrüngelb, übrige Unterſeite nebſt den Unterflügeldecken, ein Fleck am Buge, dem Handrande, ein breiter Augenbrauenſtreifen und der untere Augenrand citrongelb; Schwingen und deren Deckfedern ſchwarz, Handſchwingen mit ſchmalen, Armſchwingen und deren Deckfedern mit breiten, blass olivengrüngelben Außenſäumen und breiten, blaſsgelben Rändern an der Wurzel der Innenfahne, Flügeldecken ſchwarz mit breitem, grüngelbem Endrande; äußere drei Schwanzfedern citrongelb, am Ende der Außenfahne ſchwarz, vierte Feder jederſeits ſchwarz, außen in der Wurzelhälfte und innen am Ende gelb, mittelſte vier Steuerfedern ſchwarz mit ſchmalen, olivengrünen Außenſäumen. Iris dunkelbraun, Schnabel dunkel hornblau, der untere hell hornblau, Füße dunkel bleigrau. — Weibchen am Auge und auf den Backen weiß, Bruſt grau, übrige Unterſeite blaſsgrün. Junger Vogel dem Weibchen ähnlich, Neſtvogel ebenſo, auf der Anterſeite, zumal der Bruſt, mit breiten, dunkelgrauen Schaftſtrichen gezeichnet. Dass Verbreitungsgebiet umfaßt Südbraſilien und Paragay. Ueber das Freileben des Grünkardinals, einer der hervorragendſten Zierden unſerer Käfige und Fluggebauer, wiſſen wir immer noch nicht viel mehr, als Azara mitgeteilt hat. Der Vogel lebt nach ſeinen Angaben während der Brutzeit parweiſe, ſonſt in kleinen Geſellſchaften nach Ammerart zwiſchen lichtem Gebüſch, viel auf dem Boden, iſt ziemlich träge und fliegt ungern weit, nährt ſich von Kerbtieren und Körnern und wird in Fallen verſchiedenſter Art leicht gefangen. Im Käfige haben wir weiteres über ihn beobachtet. Meiner Anſicht nach zählt er zu den angenehmſten Finkenvögeln ſeiner Größe. Sehr munter und faſt unabläſſig in Bewegung, zeichnet er ſich ebenſo ſehr durch ſein anſprechendes Gefieder wie durch ſchmucke Haltung aus. Sein Flug iſt etwas ſchwerfällig und mit ſchwachem Geräuſch verbunden, der Gang auf dem Boden hüpfend, aber fördernd. Der Geſang beſteht aus mehreren hellklingenden und ziemlich kräftigen Lauten; als reichhaltig vermag ich ihn nicht zu bezeichnen, wohl aber darf ich ſagen, daß er ſich recht gut anhört und daß man demgemäß unſeren Vogel auch als Sänger ſchätzen würde, wäre er nur fleißiger, als er zu ſein pflegt. Mit anderen Finkenvögeln gleicher Größe hat der Grünkardinal eine entſchiedene Zankſucht gemein. Zwei Männchen bekämpfen ſich mit größter Wut, laſſen oft nicht eher von einander ab, als bis der eine erliegt, und verfahren bei ihrem Streiten ſo rückſichtslos gegen die Außenwelt, daß man ſie, wenn ſie ſich mit einander verbiſſen haben, mit Händen greifen kann, überhaupt kaum im Stande iſt, ſie zu trennen, es alſo von vornherein unbedingt vermeiden muß, ſie in einem und demſelben Raume zuſammen zu halten. Mit anderen Vögeln verträgt ſich unſer Kardinal in der Regel recht gut oder richtiger, bekümmert ſich gar nicht um die Genoſſenſchaft ſeines Käfigs; doch fehlt es auch bei ihm nicht an Ausnahmen, an entſchieden böswilligen Zänkern nemlich, welche unter anderem kleinem Geflügel nicht geduldet werden können. So überfiel einer meiner Grünkardinäle einen alten Pirol und ſetzte ihm ſo zu, daß er den ihm zugefügten Verwundungen beinahe erlegen wäre und nur durch raſches Eingreifen überhaupt gerettet werden konnte. Freilich war dieſer Vogel ein Männchen, unbeweibt und durch die Zärtlichkeiten, welche ſich ein Par im Nebenkäfige erwies, beſonders . aufgeregt. Hallberger war unter den deutſchen Liebhabern meines Wiſſens der erſte, welcher 9 von ihm gepflegte Grünkardinäle zur Fortpflanzung ſchreiten ſah und von einem Pärchen mehrmals hinter einander Junge erhielt. Später haben die Vögel in den Tiergärten zu Frankfurt und Köln und in dieſem Jahre (1871) auch im Berliner Zoologiſchen Garten und im Berliner Aquarium geniſtet. Hier erwählte ſich das in Geſellſchaft mit Grau- und | Dominikanerkardinälen, Spottdroſſeln und einigen Ammerfinken lebende Pärchen ein flaches, aber geräumiges Korbneſt, kleidete dasſelbe notdürftig mit einigen Kokosbaſtfaſern aus und belegte es mit drei auf graulichem Grunde dunkler geſprenkelten Eiern. Das Gelege wurde erſt bemerkt, als das Weibchen bereits brütete; denn der Bau war in aller Stille vor ſich gegangen und eine beſondere Erregung am Männchen nicht ſichtbar geworden. 26 * 404 Kernknacker. Eingehendere Unterſuchungen der Eier ſtellte ich, aus Beſorgnis zu ſtören, nicht an, danke aber Baldamus die Beſchreibung derſelben. Die in der bedeutenden Sammlung dieſes größten Eierkundigen der Jetztzeit befindlichen vier bis fünf Stück, welche teils aus Braſilien, 4 teils aus dem Tiergarten zu Frankfurt ſtammen, „ſind rein blaugrünlichweiß, mit einzelnen ſchwarzen Punkten und Flecken, denen der Tapiranga und Purpurtangara ähnlich und mit ihnen zu einer eilichen Gruppe gehörig.“ Die Brutdauer ſchätze ich auf 12 bis 13 Tage. 1 Beide Gatten des Pares beteiligten ſich beim Brüten und beide bei der Aufzucht des einzigen Jungen; das Weibchen wurde aber nur, wenn es zum Freſſen herabkam, vom Männchen abgelöſt, während dieſes das Junge mit demſelben Eifer fütterte wie die Gattin. Außer den 54 verſchiedenen Körnerarten, welche jede Abteilung unſeres Fluggebauers enthält, und Weichfutter und Grünzeug wurden zur Unterſtützung ſtündlich friſche Ameiſenpuppen und mehrmals des 4 Tages Mehlwürmer gereicht. Anfänglich ſaugten die Alten die Mehlwürmer aus und atzten den Saft; ſpäter töteten ſie zunächſt die Larven, verſchlangen einige und ſchleppten andere dem Jungen zu. Dieſes verließ ſchon ſo frühzeitig das Neſt, daß es in einem kleinen Bauer untergebracht werden mußte. Beide Eltern fütterten es auch hier weiter und benutzten ſpäter den Bauer gleich zur Anlage eines zweiten geräumigeren Neſtes, verließen dasſelbe aber wieder und kehrten zu demſelben Körbchen zurück, in welchem ſie die erſte Brut groß gezogen hatten. Während das Weibchen bereits zum zweiten Male brütete, flog das Junge der erſten Brut öfters mit in das Neſt und verweilte hier ſtundenlang, ſtill und bewegungslos neben der Mutter ſitzend. Dieſe erwies ihm zwar nicht beſondere Zärtlichkeit, duldete es aber doch, anſcheinend mit Vergnügen, in ſeiner Nähe. Die Grünkardinäle zählen zu den ausdauerndſten und langlebigſten Finkenvögeln. Gegen 5 Zug und Kälte empfindlich, ſcheinen ſie im übrigen ſehr anſpruchslos zu ſein; denn ſie halten ſich bei einfachem Körnerfutter Jahre lang. Zerſtoßenen Mais, Reis und Hanf ziehen ſie anderen Sämereien (Hirſe, Glanz, Hafer) vor, halten ſich aber auch bei dieſen Geſämeſorten verhältnismäßig gut. Demungeachtet darf man ihnen Grünzeug verſchiedenſter Art (Salat, Vogelmiere, Kohlblättchen, Zweigknospen und friſche Baumblätter) nicht vor⸗ enthalten und ſie ebenſo wenig an Weichfutter Mangel leiden laſſen, will man Nachzucht von ihnen erhoffen. Einzelne Stücke freſſen gern gekochte und geriebene Kartoffeln, andere verſchiedene Früchte, alle Ameiſenpuppen und Mehlwürmer, in denen ſie bald die größte Leckerei erkennen. Sie trinken viel, baden ſich verhältuismäßig ſelten, paddeln ſich aber nach Ammer⸗ und Lerchenart oft im Sande und müſſen deshalb eine hinreichende Menge des letzteren zu ihrer Verfügung haben. In ſolcher Weiſe gepflegt, find fie faſt unverwüſtlich. Leider erhalten wir die Grünkardinäle, wie alle Vögel aus den ſüdlichſten Ländern Amerikas, immer nur einzeln, höchſtens in kleinen Geſellſchaften und ſtets unregelmäßig, weshalb denn auch der Preis des Pärchens ziemlich bedeutenden Schwankungen unterworfen iſt. Im Kleinhandel verlangt man 12 bis 14 Taler für das Pärchen, eine Fe 5 man in Anbetracht ihrer Schönheit und Ausdauer recht wohl zahlen darf. 5 Kardinäle. In der Unterfamilie der Kernknacker ſtellen wir die Kardinäle oben an, weil wenigſtens einer von ihnen ſehr häufig zu uns gelangt und ſie insgeſamt wohl auch als die ausge⸗ zeichnetſten der Gruppe betrachtet werden können. Sie ſind kräftige, des langen Schwanzes halber geſtreckt erſcheinende Vögel. Der kurze, kegelförmige Schnabel iſt an der Wurzel höher als breit, auf der Firſte gewölbt, an der Spitze hakig herabgebogen, an der Lade Kardinäle. 405 etwas nach unten ausgeſchweift, ſeine untere Kinnlade breiter als die obere, ihre Dillenkante gerade. Die rundlichen Naſenlöcher liegen unter Federn verſteckt. Die Füße ſind mittellang, aaoberr ſtark, die Zehen wie bei allen Kernknackern lang, dünn und mit ſchlanken, ſpitzen, wenig gebogenen Klauen bewehrt. In dem kurzen, ſtark gerundeten Flügel, welcher zu— ſammengelegt kaum ein Drittel des Schwanzes bedeckt, überragt die vierte Schwinge die | übrigen an Länge, und find die Vorderſchwingen außen etwas ausgeſchnitten. Der lange Schwanz iſt abgerundet. Das auf dem Kopfe zu einer Haube verlängerte Gefieder zeigt 15 hate, je nach dem Geſchlechte verſchiedene Färbung. ie 312. Der Kardinal, Cardinalis (Lox., Fr., Coccothr., Pitylus) virginianus, Briss. (cardinalis). — Be A. B. Audubon, O. B., II, S. 336. — Größe des Kirſchkernbeißers, aber weit mehr geſtreckt; lebhaft N ſcharlachrot; Mantel, Schulter, Bürzel düſterer, die Federn mit ſchmalen, verloſchenen, graufahlen Endſäumen, Zügel, ſchmales Augenrändchen, Kinn und Oberkehle ſchwarz; Schwingen dunkel ſcharlachrot, Spitzendrittel braun, letzte Armſchwingen mit fahlbraunen Außenſäumen; Schwanzfedern dunkel ſcharlachrot, N unterſeits glänzend. Iris rotbraun, Schnabel rot, Unterſchnabel an der Wurzel ſchwarz, Füße braun. — 3 Weibchen: Vorderkopf und übrige Oberſeite rehbraun, Unterſeite gelbbraun, am lebhafteſten auf Kopf und 5 Bruſt, Bauch und Kiefer heller, mehr weißlich; Haube, Außenfahnen der Schwingen, Deckfedern und Schwanz Adiüſſer ſcharlachrot, Kinn und Oberkehle grauſchwärzlich. | Der Verbreitungskreis des Kardinals umfaßt die ſüdlichen Vereinigten Staten, Mejiko und Kalifornien. 313. Der Purpurkardinal, C. phoeniceus, Gould. — A. B. Proc. Z. S. 1837, S. 111. — Bedeutend kleiner als der Kardinal, Oberſchnabel weit ſtärker gewölbt; dem Kardinal ähnlich, aber dunkel⸗ rot, namentlich auf Mantel und Schultern; nur ein ſehr ſchmaler Rand um den Unterſchnabel und Kinn⸗ winkel ſchwarz, Oberſchnabel hellbraun, Unterſchnabel fahlweiß. Das Vaterland des ſchönen Vogels, welcher wahrſcheinlich ebenfalls in Gefangenſchaft gehalten wird, iſt Mittelamerika, Venezuela und Trinidad. 314. Der Schmalſchnabelkardinal, C. (Pyrrhuloxia) sinuatus, Bp. — A. B. Caſſin, III. B. Calif., T. 33. — Kleiner als der Kardinal, der Schnabel ſtark ſeitlich zuſammengedrückt, Schneidenrand des Oberſchnabels an der Wurzel winkelig abfallend; Oberſeite fahl graubraun, ebenſo die Scheitelfedern, welche den vorderen Teil der Haube bilden, die ſpitzigen ſehr verlängerten hinteren Haubenfedern, Stirn, Zügel, vordere Backen, ein breiter Streifen, welcher ſich vom Kinn bis zum After herabzieht, und Unterflügeldecken ſcharlachrot, übrige Unterteile blaſs braungrau, Kniebeuge und Unterſchwanzdecken blaſsroſa; Schwingen und deren Deckfedern dunkel ſcharlachrot, im Spitzendrittel braun, hintere Armſchwingen einfarbig braun; Schwanzfedern dunkel ſcharlachrot, am Ende ins Braune ziehend. Schnabel horngelb, Füße hornbraun. — Weibchen: Im allgemeinen dem des Kardinals ähnlich gefärbt; ein ſchmaler Ring ums Auge rot, Kinn weißlich, mittlere Schwanzfedern braun, Schnabel hornbraun. 5 Dieſe des auffallenden Schnabelbaues halber vom allgemeinen Gepräge etwas abweichende Art bewohnt Mefiko und A Leider muß ich mich auch bei Schilderung dieſer ausgezeichneten Vögel auf ein Mit⸗ glied der Gruppe, das Urbild der Sippe ſelbſt, beſchränken. Ueber die beiden übrigen Arten mangelt uns genügende Kunde, ebenſo wohl was ihr Freileben, als was ihre Gefangen⸗ \ e betrifft. Der Kardinal, einer der bekannteſten Vögel der Vereinigten Staten, bevölkert vorzugs⸗ 1 1 die ſüdweſtlichen Teile derſelben, Tejas und Mittelamerika, beſucht im Sommer aber auch nördlicher und öſtlicher gelegene Staten, brütet hier und kehrt mit Beginn des Herbſtes in Geſellſchaft verſchiedener Finken und Anverwandten wieder nach dem Süden zurück. Hier ſiht man ihn überall, im tiefſten Dickicht der Waldungen ebenſo gut wie in unmittel⸗ barer Nähe der Ortſchaften, hier und da ſogar in Parks und Gärten inmitten der Städte ſelbſt. Im Herbſte und Winter vereinigt er ſich zu kleinen Geſellſchaften, welche, von Mangel getrieben, auch wohl bis auf das Gehöft des Landmannes hereinkommen und im Vereine mit Hehern, Spottdroſſeln, verſchiedenen Körnerfreſſern und Turteltauben vor den Scheuern betteln; im Frühjahre vereinzelt er ſich, und das Pärchen grenzt ſich nunmehr ſein Niſt⸗ 5 5 ab, aus en jedes andere Männchen mit wütender Eiferſucht vertreibend und RT K = ·˙ RE EEE Sr e e TRENNEN PT LTR 406 Kernfnader, unter Umſtänden auf Tod und Leben mit ihm kämpfend. Mehr als alle übrigen Körner⸗ freſſer trägt er zur Belebung der Gegend bei. Das prachtvolle Rot des Männchens, welches ſich beim Singen gern auf die höchſten Zweigſpitzen ſetzt und nur bei Gefahr im Dickicht verbirgt, hebt ſich wundervoll ab von dem grünen Gelaube der Bäume und Büſche, welche letztere wohl als der eigentliche Wohnſitz, weil Niſtort, betrachtet werden müſſen. Auffallend durch Größe und Färbung, macht ſich der Vogel auch ſonſt noch jeder Zeit bemerklich, ſei es durch ſeine ewige Unruhe oder ſei es durch ſeinen lauten, ſchmetternden Geſang. Auf dem Boden bewegt ſich der Kardinal ziemlich ungeſchickt mit verhältnismäßig weiten, etwas plumpen Sprüngen, im Gezweige dagegen mit wahrer Meiſterſchaft, da er ö auch das dichteſte Rankenwerk bewohnt und beherſcht. Der Flug iſt ſchnell und kräftig, ausgezeichnet durch eigentümliche Bewegungen des Schwanzes, welchen der Vogel bald breitet, bald zuſammenfaltet, bald erhebt, bald ſenkt, geſchiht in großen Bogenlinien, wird aber ſelten auf größere Strecken ausgedehnt, vielmehr bei jedem einigermaßen dichten Baume oder Buſche unterbrochen und dann von neuem fortgeſetzt. Der Geſang, welcher dem Kardinal nicht mit Unrecht den Namen „Virginiſche Nachtigall“ verſchafft hat, gehört in der Tat zu den beſten aller Körnerfreſſer und zeichnet ſich ebenſo wohl durch die Reinheit und Fülle der Töne wie durch die Verſchiedenheit und Manchfaltigkeit der Strophen aus. Während der Brutzeit trägt der Vogel ſein Lied mit erhöhter Lebhaftigkeit vor, ſträubt dabei oft das Gefieder der Bruſt, ſpreizt den Schwanz, ſenkt die Flügel, biegt ſich bald nach der einen, bald nach der anderen Seite, ſingt überhaupt mit Ausnahme der Mittagszeit faſt ununter⸗ brochen. Noch bevor die Sonne am Morgen ſich erhebt, vernimmt man bereits das ſchallende Lied und noch, nachdem ſie abends zu Rüſte gegangen, ertönt es mit demſelben Feuer wie am frühen Morgen; ja es gibt ſogar wirkliche Nachtſchläger unter den Kardinälen, Vögel, welche ſich zu jeder Stunde der Nacht hören laſſen. Ob ſie, wie Fiedler meint, erſt durch längere Gefangenſchaft zu ſolchen geworden ſind oder wie die roſenbrüſtigen Kernknacker auch in der Freiheit des Nachts ihre Lieder vortragen, laſſe ich dahingeſtellt; jedenfalls trägt ſolcher Eifer im Singen nur dazu bei, ihren Wert zu erhöhen. Wer den Kardinal kennt, wird es erklärlich finden, daß der prachtvolle Schläger bei den Amerikanern beliebter iſt als irgend ein anderer Körnerfreſſer und nicht bloß allgemeiner 1 ei ſondern förmlicher Bewunderung ſich erfreut. In den nördlichen Staten brütet der Kardinal, laut Audubon, nur einmal im Laufe des Sommers, in den ſüdlichen dagegen mindeſtens zwei⸗, in günſtigen Sommern ſogar dreimal, da er hier bereits im März ſich zum Brutgeſchäft anſchickt. Das Neſt wird ohne beſondere Vorſicht auf irgend einem Baume oder in einem dichten, niedrigen Buſche, Dornen⸗ gehege ꝛc. angelegt, nicht ſelten in unmittelbarer Nähe eines Hauſes, in der Regel aber im Innern eines Dickichts, ohnweit eines ſtehenden oder fließenden Gewäſſers oder in der Mitte eines Feldes. Trockene Blätter und Zweige, dürres Gras, Ranken und dergleichen bilden den Außenbau, feinere Stoffe derſelben Art die innere Auskleidung. Das Gelege beſteht aus vier bis ſechs auf düſterweißlichem Grunde überall mit olivenbraunen Flecken gezeichneten Eiern. Nur das Weibchen brütet, wird aber vom Männchen währenddem gefüttert und durch Geſang unterhalten. Die Jungen entſchlüpfen nach dreizehn- bis vierzehntägiger Brut⸗ zeit den Eiern, wachſen ſchnell heran, werden nach dem Ausfliegen noch geraume Zeit von den Eltern geführt, dann aber ihrem Schickſale überlaſſen, insbeſondere da, wo die Eltern zur zweiten oder zu einer ferneren Brut ſchreiten. Sämereien der verſchiedenſten Art, Baumknospen, zarte Baumblätter und im Spät⸗ ſommer und Herbſte vorzugsweiſe Früchte, ebenſo aber auch Kerbtiere bilden die Nah⸗ rung der Kardinäle. Im Käfige reicht man ihnen ein Gemiſch von öligen und mehligen Sämereien, alſo Hanf, Rübſen, Glanz, Hirſe und Hafer, daneben Grünzeug, Zweige mit 15 een NT A RENT NT a RE N ee eee Denen . Ra, n) -)) ) / , mdr A NN RL Warn 1 1 N Nee 1 3 * N — 5 ” „„ RRRESI ERSR RUN NIC ae 0 Pu, e e 7 N ann ane ** a e 1 R N 7 Kardinäle. Kernbeißerfinken. 407 Knospen und Blättern, Früchte, zumal Kirſchen, zerteilte Birnen oder Aepfel und Kartoffeln, außerdem aber Weichfutter und täglich einige Mehlwürmer, welche ſie bald leidenſchaftlich gern freſſen, obgleich ſie dieſelben eigentlich nur ausſaugen. Als einen anſpruchsvollen Vogel kann man den Kardinal nicht bezeichnen: er nimmt mit dem einfachſten Futter vorlieb und hält ſich dabei viele Jahre, ſchreitet auch, wenn man ihn parweiſe in einen geräumigen Käfig ſetzt, ziemlich leicht zur Fortpflanzung. Um ihn hierin zu unterſtützen, befeſtigt man ein mäßig großes, flaches Körbchen an den Seiten des Käfigs oder in einem zuſammengebundenen Reiſichbündel, bildet in ihm aus gröberem Graſe und Dattelbaſt ein rohes Neſt und über- läßt es ihm nun, dieſes nach Befinden mit verſchiedenen paſſenden Stoffen, welche man ihm in genügender Anzahl darbietet, weiter auszubauen. Während der Brutzeit füttert man mehr Kerbtiere als ſonſt, weil dieſe nicht bloß zur Nahrung der Jungen, ſondern auch zur Anreizung der Alten dienen ſollen. Da die Brutzeit in unſere Frühlings- oder Sommer⸗ monate fällt, hält es durchaus nicht ſchwer, das nötige Futter, Ameiſenpuppen und Mehl⸗ würmer, zu beſchaffen; nötigenfalls bietet hart gekochtes und fein geriebenes Eidotter oder ein aus Semmel, beziehentlich Zwieback, Quark, gedörrten Ameiſenpuppen, Möhren und etwas Fleiſch zuſammengeſetztes Nachtigallenfutter Erſatz. An einer gewiſſen Vorſicht darf man es übrigens nicht fehlen laſſen. „Wenn jungen Kardinälen lebende oder getötete Mehlwürmer unzerſtückelt gegeben werden“, bemerkt Freyberg, „gehen dieſe meiſt unverdaut wieder ab. Andererſeits kann es vorkommen, daß die jungen Vögel zu Grunde gehen, wenn ſie zu viele Mehlwürmer erhalten: bei einigen Stücken, welche ich nach ihrem Tode unterſuchte, fand ich den Magen ſo mit Mehlwurmhäuten ausgeſtopft, daß er keine andere Nahrung aufzunehmen vermochte. Auch wurde die Bemerkung gemacht, daß junge Kardinäle, welche viele Mehlwürmer erhielten, am Luftröhrenwurme zu Grunde gingen, während andere, denen man Quark, Fleiſch, Heuſchrecken und andere Kerbtiere reichte, trefflich gediehen und von dem Schmarotzer verſchont blieben. An und für ſich zählen die jungen Kardinäle übrigens zu den harten Vögeln. Am zehnten oder elften Tage nach dem Auskriechen ver- laſſen ſie das Neſt und hüpfen mehr als halb nakt unbeholfen umher, ertragen aber, ohne ſich abends zu ſammeln, einzeln ſitzend, trotz ihrer Naktheit die Nachtkühle ſehr gut, wachſen auch in der Regel raſch heran und werden zu ebenſo kräftigen Vögeln wie die wildgefangenen. Sobald ſie vollſtändig befiedert ſind, läßt ſich das Geſchlecht beſtimmen.“ Andere Vögel muß man während der Brutdauer möglichſt aus dem Käfige der Kardinäle entfernen. Dieſe leben zwar unter Umſtänden auch jetzt noch in leidlichem Einvernehmen mit ſolchen ihnen aufgedrungenen Genoſſen; vollſtändig zu trauen iſt ihnen aber nie, weil fie manchmal ohne erfichtlichen Grund über ſchwächere Vögel herfallen und dieſe, wenn nicht umbringen, ſo doch gefährlich verletzen. Mit gleich ſtarken, beiſpielsweiſe mit Graukardinälen, leben ſie in ewigem Hader, und wenn ſich zwei Männchen dieſer verſchiedenen Arten einmal verfeindet haben, kommt es ſelten zum guten Ende. Die Kardinäle treffen in den erſten Frühjahrsmonaten auf unſerem Markte ein, ſelten | vor Anfang März, ausnahmsweiſe noch nach Ende Mais. Damit habe ich die Zeit, in welcher ſich der Liebhaber mit den prachtvollen Vögeln zu verſorgen hat, beſtimmt. Auf hundert Männchen bringt man höchſtens fünf Weibchen herüber; es hält daher ziemlich ſchwer, ein Par zu erwerben. Der Preis ſchwankt zwiſchen 5 und 8 Talern für das Männchen und zwiſchen 3 und 5 Talern für das Weibchen. Kernbeißerfinken. Vertreter der Kernbeißer in der Unterfamilie der Kernknacker ſind die Kernbeißerfinken, ſehr kräftig gebauete, kurzſchwänzige, langflügelige Vögel mit kurzem, mehr oder minder dickem, 408 | | Kernknacker ausnahmsweiſe ungewöhnlich ſtarkem Kegelſchnabel, welcher ſich beſonders dadurch ae 15 a 4 daß der Schneidenrand des Oberſchnabels am Mundwinkel eckig herabgebogen iſt. Die runden Naſenlöcher liegen frei oder ſind nur teilweiſe befiedert. Die Füße erſcheinen im Verhältnis > zum Schnabel klein und ſchwach, obgleich fie das an und für fich nicht find, In dm Flügel, welcher zuſammengelegt bis zur Schwanzmitte oder darüber herabreicht, überragen die zweite, dritte und vierte Schwinge die übrigen. Der Schwanz iſt kurz, gerade abgeſchnitten, 2955 das übrige Gefieder reich, aber ziemlich derb und durch anſprechende Färbung ausgezeichnet. 3 Je nach der Bildung des Schnabels unterſcheidet man mehrere Abteilungen, e | der Rang von Sippen zugeſprochen werden darf. Bei den Singknackern iſt der Schnabel kurz, kräftig, an der Wurzel etwas ausgewölbt, 10 4 übrigens kegelförmig und ſpitz, auf der Firſte, dem Ober- und Unterkiefer ſeicht gebogen, der Fuß noch ziemlich kräftig, der Flügel verhältnismäßig lang und ſpitz, der 1 mittellang. f 315. Der Roſenbruſtknacker, Hedymeles (L. Fr. Pyrrh., Coccoborus, Coccothr., Guiraca) de L., (rubricollis, punicea, obscura). — A. B. Audubon, B. of Am., ©. 209. — Größe unſeres Kernbeißers; Oberſeite, Flügel, Schwanz, Kinn und Oberkehle ſchwarz, letztere begrenzt von einem breiten, karmoiſinroten Kropfſchilde, welches ſich winkelig bis zur Bruſtmitte herabzieht, übrige Unterſeite weiß, Bauch und Schenkel⸗ ſeiten mit einzelnen ſchwarzen Strichen, Bürzel weiß, die Federn mit ſchwarzer, zum Teil ſichtbarer Wurzel, Oberſchwanzdeckfedern ſchwarz mit weißen Spitzen; Handſchwingen in der Wurzelhälfte auf beiden Fahnen 5 weiß, Armſchwingen und deren Deckfedern ſowie die größten oberen Flügeldecken am Ende weiß, Achſeln und Unterflügeldecken karmoiſinrot, äußere Schwanzfedern in der Endhälfte der Innenfahne weiß. Iris nußbraun, Schnabel blafsgelb, Füße graulichbraun. — Weibchen: Oberſeite erdbraun mit dunkeln Schaft⸗ flecken; Zügel und breiter Augenbrauenſtreifen ſowie ein Längsſtreifen auf dem Scheitel weiß, Kopfſeite braun, Unterſeite weiß, Kopf und Bruſt gelbbräunlich mit dunkeln Längsſtrichen; Schwingen und Steuerfedern braun, Armſchwingen, deren Deckfedern und die größten Oberflügeldecken mit weißen Enden, Unterflügeldecken orangefarben. Der Roſenbruſtknacker bewohnt die Vereinigten Staten und wandert im Winter bis Neugranada hinab. 316. Der Schwarzkopfknacker, H. (Fr., Guir., Coccob., Pit.) melanocephala, Swsn., (antho- mascalis, guttatus). — A. B. Baird, B. of N. Am., S. 100. — Etwas größer als der vorhergehende; Kopf nebſt Kinnwinkel, Mantel, Schultern, Flügel und Schwanz ſchwarz, Mantelfedern mit ſchmalen, zimmetbraunen Seitenſäumen, obere Bürzelfedern mit ſchwarzen Spitzenflecken, ein breites Nackenband, Bürzel und die Unterſeite lebhaft zimmetbraun, auf Bauch und Schenkelſeiten heller werdend, Aftergegend und untere Schwanzdecken weiß, ein Längsfleck auf der Mitte der Oberbruſt und Unterflügeldecken citrongelb; Hand⸗ ſchwingen in der Wurzelhälfte über beiden Fahnen weiß, ebenſo ein Raum am Enddrittel der zweiten bis fünften Schwinge und breite Endflecke in den Armſchwingen, deren Deckfedern, der größten Oberflügel⸗ und der oberen Schwanzdecken; die beiden äußeren Schwanzfedern in der Endhälfte weiß. Iris ?, Schnabel dunkelbraun, Unterſchnabel fahlbraun. — Weibchen dem Männchen ähnlich, düſterer gefärbt und a a am Schwanze. Der Vogel ſtammt aus Mejiko. Einen durch ſeinen rieſigen, im weſentlichen dem der Singknacker gleich el aber 8 viel ſtärkeren und gewaltigeren Schenkel ausgezeichneten Kernknacker un Caban is zum Vertreter einer beſonderen Sippe erhoben. 317. Der Herkulesknacker, Pheucticus tibialis, Baird. Größe des Schwarzkopfknackers; dunkel dottergelb, am Bauche, After und den Schenkeln heller, längſte untere Schwanzdecken weiß, Federn am Kinn und Kehle, den Kopfſeiten und dem Hinterhalſe mit ſchwärzlichen, meiſt verdeckten Querbinden, Zügel, Kniebefiederung, Flügel, Schwanz, Mantel, Schultern und obere Schwanzdecken ſchwarz, Mantel⸗ und Schulterfedern mit verwaſchenen gelben Endſäumen, obere Schwanzdecken mit weißen Spitzen; Handſchwingen an der Wurzel über beide Fahnen breit weiß, Armſchwingen an der Innenfahne ebenſo, Unterflügeldecken gelb, am Handrande ſchwarz. Iris?, Schnabel horngrauſchwarz, Füße hornſchwarz. — Weibchen matter gefärbt. Dieſe in den Sammlungen noch ſeltene Art iſt bis jetzt nur aus Coſtarica bekannt, wird aber dort ihres trefflichen Geſanges wegen häufig gefangen gehalten, Ar Ar N RN a Me I RN e Koh 405 . e Hr * e High % 5 Kernbeißerfinken. 409 Der ganz wie bei den Singknackern gebildete, aber mit deutlichem Kerbzahne verſehene Schnabel, die kleinen und ſchwächlichen Füße, die verhältnismäßig kurzen Flügel und der auffallend kurze Schwanz kennzeichnen die Nußknackerfinken. 1 318. Der Maskenkernknacker, Caryothraustes (L., Fr., Pit., Coccoth.) viridis, Vieill., (cana- densis, cayanensis, brasiliensis, personatus). Größer als unſer Kernbeißer; Kopf und Unterſeite nebft den unteren Flügeldecken hoch citrongelb; Hinterkopf, Nacken ins Olivengelbe übergehend; übrige Oberſeite olivengrün, Zügel bis hinter das Auge, Vorderbacken, Kinn und Oberkehle ſchwarz; Schwingen dunkelbraun, 8 außen olivengrün, innen breit ſchwefelgelb gerandet; Schwanzfedern innen olivenbraun verwaſchen, unten 5 glänzend olivengelb. Iris braun, Schnabel glänzend ſchwarz, an der Wurzel etwas heller, bei alten Vögeln bD̃leigrau; Füße hell fleiſchbraun. — Weibchen? f Der Verbreitungskreis umfaßt Braſilien und Giana. 319. Der Graubauchknacker, C. (Pit.) poliogaster, Du Bus., (flavocinereus, episcopus). Größe Amd allgemeine Färbung wie bei den vorher beſchriebenen, aber die Unterſeite vom Kropfe an aſchgrau, auf Bauchmitte und After ins Fahlweiße übergehend; ein Längsſtreifen auf den Schultern, Bürzel und Ober⸗ ſchwanzdecken dunkel aſchgrau, Unterſchwanzdecken aſchgrau, fahlweiß umrandet. Der Vogel bewohnt Südmejiko und Mittelamerika. Unter den genannten Vögeln iſt der Roſenbruſtknacker der bekannteſte; über die Lebens⸗ weiſe der übrigen Arten dagegen wiſſen wir wenig. Alle Arten der Gruppe ſcheinen im eigentlichen Sinne des Wortes Waldvögel zu ſein und ſich nur gelegentlich ihres Zugs oder Umherſtreifens außerhalb der Waldungen ſehen zu laſſen. Vom Herkulesknacker, welcher in Coſtarica Chiltotel genannt wird, bemerkt Frantzius, daß er ſich nur auf der Oſtſeite does Landes finde, dort die Maisfelder beſuche und im Käfige auch mit Mais ernährt werde, b da er dieſen mit Leichtigkeit zerſchrote. Das Leben des roſenbrüſtigen Kernknackers beſchreibt Audubon mit gewohnter Meiſterſchaft. Während er die Vereinigten Staten durchwanderte, um ſeine unvergleichlichen Beobachtungen über die dortigen Vögel zu ſammeln, fand er unſeren Kernknacker in den meiſten Staten des Landes, von Luiſiana an bis Neufundland hinauf, während der Brutzeit ſtets in zuſammenhängenden Wäldern, während des Zugs hoch über die Waldungen dahin ſtreichend. Sein Flug iſt hart und geht gerade aus, entbehrt aber doch anſprechender Wendungen nicht; im Sitzen dagegen nimmt der Vogel eine ziemlich ſteife Haltung an, und auf dem Boden hüpft er ungeſchickt einher. Die Nahrung beſteht in Geſäme der ver— ſchiedenſten Art, namentlich in Grasſämereien, in Knospen, zarten Blüten, Beren und Kerbtieren, welche er häufig auch im Fluge verfolgt und fängt. Das Neſt fand unſer Forſcher in den letzten Frühlings⸗ und erſten Sommermonaten in den oberſten Zweiggabeln niederer Büſche, meiſt auf höheren Bäumen in der Nähe von Gewäſſern. Trockene Baumzweige, Blätter und Rindenſtückchen der wilden Rebe bilden den Außenbau, zarte | “ Würzelchen und Roſshare die innere Auskleidung, vier oder fünf blaugrüne, zimmetfarben And gelbbraun geſtrichelte und gefleckte Eier das Gelege. Beide Geſchlechter brüten, und beide widmen ſich mit Hingebung der Erziehung ihrer Jungen, welche anfänglich faſt aus⸗ . ſchließlich mit Kerfen ernährt, erſt ſpäter an Sämereien gewöhnt werden und drei Jahre bis zꝛur vollen Ausbildung, d. h. bis zur Anlegung ihres Alterskleides brauchen. . Mit vollſtem Rechte ſchätzen die Nordamerikaner unſeren Kernknacker als ausdauernden Käfigvogel und trefflichen Sänger. Die gefangenen gehen ohne weiteres an das Futter, werden in kurzer Zeit ſehr zahm und halten bei einigermaßen entſprechender Pflege viele Jahre im Käfige aus. Ein Gemiſch verſchiedener Sämereien (Hirſe, Glanz, Rübſen, Mais Hafer und etwas Hanf) bildet das Futter, welches ihnen gewöhnlich gereicht wird; 9 unerläßlich zu ihrem Wohlbefinden aber ſind Zweige mit Knospen und Blättern, welche gierig benagt werden, Kohl, Salatblätter, Vogelmiere und anderes Grünzeug. Beren, LKirſchen, Birnen und andere Fruchtſtücke wurden von meinen Gefangenen ſtets dankbar 410 8 Kernknacker. angenommen, gekochte Kartoffeln ebenfalls gern gefreſſen. Auf Kerbtiere aller Art „Mehl⸗ würmer, Heuſchrecken u. dgl. ſind ſie, wie ſchon Bachmann bemerkt, wahrhaft erpicht, ſitzen ſtundenlang auf der Lauer nach Fliegen und ſtürzen ſich auf jeden Maikäfer, jede Grille, Heuſchrecke oder was man ihnen ſonſt reicht, dürfen daher an Weichfutter ebenfalls nicht Mangel leiden. Doch muß man hierbei vorſichtig verfahren und ſolches Futter in zugemeſſener Gabe reichen, weil ſie ſich ſonſt, wie bereits (S. 95) erwähnt, unter Umſtänden ausſchließlich an dasſelbe halten, ſich überfreſſen und die Fettſucht zuziehen. Aus dieſem 4 Grunde iſt es zweckmäßig, fie im Einzelkäfige, nicht im Fluggebauer zu halten, obgleich fie hier ihren Platz vortrefflich ausfüllen. Kleine Vögel werden allerdings zuweilen duch ſie gefährdet, nach meinen Erfahrungen jedoch nur dann, wenn es an einer genügenden Menge von Futtergefäßen mangelt, unſer Kernknacker ſich beeinträchtigt glaubt und vom Rechte des Stärkeren in rückſichtsloſer Weiſe Gebrauch macht; unter gleich ſtarken Vögeln dagegen, Kernbeißern, Kardinälen, Graufinken z. B., habe ich die Kernknacker als höchſt verträgliche Vögel kennen gelernt. Der Einzelkäfig empfihlt ſich für unſeren Vogel übrigens | auch noch aus dem Grunde, weil in ihm deſſen ganz vorzüglicher Geſang zur Geltung kommt. Dieſer iſt ſehr wechſelreich und höchſt wohllautend, jeder Ton voll und klar, der Sänger ſelbſt während des Frühlings ſo unermüdlich, daß er oft noch in tiefer Dämmerung oder bei Mondenſchein inmitten der Nacht ſich hören läßt. „Er ſingt“, ſagt Nuttall, „mit all den verſchiedenen ergreifenden Tönen der Nachtigall, und es ſcheint, daß er durch ſein Lied ſelbſt in die höchſte Aufregung verſetzt wird. Die Strophen ſind bald ſchmetternd, laut, klar und voll, bald wieder klagend, bald lebhaft, zart, ſüß und gehalten, ſo daß meines Dafürhaltens ihn keiner unſerer (nordamerikaniſchen) Sänger, die Spottdroſſel e aus⸗ genommen, zu übertreffen vermag.“ Ich muß nach meinen bisherigen Erfahrungen dieſe Schilderung für etwas übertrieben oder doch als mit zu lebhaften Farben aufgetragen erklären. Auch andere Liebhaber ſtimmen mir bei. „Das Gepräge des Geſanges“, ſagt Fiedler, „kann ich nicht anders als das der Klage, der Wehmut bezeichnen. Das ganze Lied iſt aus Molltönen zuſammengeſetzt. Anfangs ſpricht es an, ſpäter kann es förmlich zur Verzweiflung bringen, insbeſondere, wenn der Vogel, wie er ſtets zu tun pflegt, eine mondhelle Sommernacht hindurch ununterbrochen dieſe eine Klage vorträgt.“ Dem ungeachtet darf man den Roſenbruſtknacker zu den guten, ja zu den beſten Sängern unter den Körnerfreſſern zählen; denn wenn man ihn unter den Verwandten hält, beleidigen ſelbſt ſeine Klagelieder kaum unſer Ohr. Auch der Geſang des Herkulesknackers ſoll recht gut fein: Frantzius vergleicht ihn mit dem unſeres Gimpels. Die übrigen Arten der Abteilung dagegen haben ſich, ſoviel bekannt, ſo hohen Ruhm noch nicht erworben. Meines Wiſſens iſt bis jetzt außer dem roſenbrüſtigen Kernknacker keiner der aufgeführten Vögel lebend nach Europa gelangt. Auch jener kommt immer nur ſelten und einzeln auf unſeren Tiermarkt und ſteht deshalb hoch im Preiſe. Unter ſechs Talern kauft man ihn nie; in der Regel kommt er wohl noch etwas höher zu ſtehen. Papageifinken oder Habias. Eine vorzugsweiſe in Südamerika heimiſche und dort zahlreich vertretene, in mehrere Sippen zerfallende Gruppe von Kernknackern wollen wir unter dem Namen Papageifinken vereinigen. Sie kennzeichnen der große und ſtarke, ziemlich lange, bauchig kegelförmige Schnabel mit deutlicher Kerbe und mehr oder minder vortretendem Endhaken, die ſtark . en: 2 = Papageifinken oder Habias. 411 4 gebaueten Füße mit mittelhohen Läufen und kräftigen Zehen, unter denen die Daumenzehe E diurch ihre Länge auffällt, die mittellangen, zuſammengelegt etwas über die Schwanzwurzel hinabreichenden Flügel, deren erſte Schwinge ſtets beträchtlich verkürzt und deren dritte mit der vierten in der Regel die längſte iſt, der lange, meiſt zugerundete Schwanz und das volle, ziemlich weiche Gefieder, in welchem ein grünliches Olivengrau oder einfarbiges Grau vorherſcht. \ Bei den Ruderfinken iſt der Schnabel feitlich ſtark zuſammengedrückt, der Mundrand eingebogen mit deutlicher, winkelförmiger Bucht neben der Mitte, die Kerbe ſeicht, die Spitze ſtumpfhakig herabgebogen, der Unterkiefer, beſonders am Kinn, dick, der Kinnwinkel gerundet. Die Naſenlöcher ſind unter dem Gefieder verſteckt. Die zierlich gebaueten Füße haben mittelhohe Läufe und lange Zehen, namentlich auffallend dünne Vorderzehen mit ſchlanken, ſpitzen, wenig gebogenen Krallen. In dem kurzen Flügel, welcher noch nicht über die Dber- ſchwanzdecken herabreicht, iſt die fünfte Schwinge die längſte; in dem langen Schwanze ſind die drei äußerſten Federn ſtark verkürzt, die ſechs mittleren aber gleich lang. a x 320. Der Ruderfink, Pitylus (Fr., Coccothr., Tanagra, Saltator) fuliginosus, Daudin, (coeru- lescens, gnatho, atrochalybeus, psittacina, erythrorhyncha). — A. B. Neuwied, Beitr., III, 552. — Bedeutend größer als der Kirſchkernbeißer; dunkel ſchiefergrauſchwärzlich; Zügel, Kopf- und Halsſeiten, Kinn, Kehle und Kropf ſchwarz, ebenſo Schwingen und Schwanzfedern, erſtere mit ſehr ſchmalen, ſchiefergraublauen Außenſäumen und breiten, fahlweißen Rändern in der Wurzelhälfte der Innenfahne, Unterflügeldecken weiß. Iris erdbraun, Schnabel zinnoberrot, mit dunkelbraunem Firſtenrücken, Füße dunkelbraun. Die Art verbreitet ſich über den größten Teil Braſiliens. 321. Der Latzruderfink, P. (L.) grossus, L. Kleiner als der vorhergehende, ihm aber im ganzen ſehr ähnlich; die Hauptfärbung mehr dunkel ſchiefergraublau, ein langer, weißer Fleck auf Rücken und Kehle breit ſchwarz umrandet; Schnabel einfarbig zinnoberrot. Das Verbreitungsgebiet umfaßt das nördliche Braſilien, Giana, Ecuador und Neugranada. . Bei den Habias iſt der Schnabel mehr geſtreckt, ſchwächer, auf der ſanft gekrümmten Firſte kantiger, der Unterſchnabel niedriger als der obere, der Mundrand ſtark eingebogen, der Fuß kräftig, der Flügel kurz, die dritte Schwungfeder die längſte, der Schwanz lang, brieitfederig, ſanft gerundet. 5 322. Die Habia, Saltator similis, Lafr. & d’Orb. — A. B. d'Orbigny, Voy., S. 290. — Größe des Raubwürgers; Kopf, Hinterhals, Bürzel und Oberſchwanzdecken dunkel olivengrau, die Federn des Oberkopfes mit verwaſchenen olivengrünen Spitzenſäumen, Mantel, Schultern und Flügel olivengrün, die kleinen Deckfedern am Unterarme grau verwaſchen; vom Naſenloch bis auf die Schläfe ein graulichweißer Streifen, von der Wurzel des Unterſchnabels jederſeits ein ſchwarzer Bartſtreifen, welcher oberſeits von einer ſchmalen, verwaſchenen, weißlichen Linie begrenzt wird; Kinn und Kehle weiß, übrige Oberfeite iſabellenroſtfahl, auf dem Kopfe und den Seiten graulich verwaſchen, Unterflügel- und Schwanzdecken iſabellenroſtgelb; Schwingen innen olivenbraun mit iſabellenfahlem Randſaume; Steuerfedern olivenbraun mit grauen Außenrändern. Iris braun, Schnabel hornſchwärzlich mit rötlichbrauner Spitze und horngelber Unterſeite des Unterſchnabels, Füße hornbraun. — Weibchen kaum verſchieden. Die Habia bewohnt das ſüdöſtliche Braſilien, die Plataſtaten, Bolivia und Peru. 323. Die Buntkehle, 8. (Tan.) magnus, Gml., (cayanensis). — A. B. Neuwied, Beitr., III, 525. — Größer als der Kernbeißer; Oberſeite, Flügel und Schwanz olivengelbgrün, am lebhafteſten an der Außenfahne der Schwingen und Schwanzfedern; vom Naſenloche bis über das Auge eine ſchmale, wieißliche Linie, Rücken, Zügel, Kopfſeite und Schläfe düſter olivengrau, von der Wurzel des Unterſchnabels aan ein ſchwarzer Bartſtreifen, welcher einen weißen Kinn- und blaſs roſtgelben Kehlfleck begrenzt, übrige Unterſeite olivengrau, auf Kropf und Bruſt verwaſchen, Bauch, After und Unterflügeldecken deutlich iſabellroſtfahl, Unterſchwanzdecken roſtgelb; Schwingen an der Innenfahne olivenbraun mit fahlweißem Randſaume; Schwanzfedern unterſeits glänzend olivengelb. Iris hellbraun, Schnabel hornſchwarz, Füße dunkelbraun. — Weibchen kaum verſchieden. Verbreitet ſich über den größten Teil Braſiliens bis Giana und Peru. * 324. Die Grünhabia, S. olivascens, Cab., (plumbeus, icterophrys). — A. B. Leotaud, Ois. 6 Trinidad., S. 285. — Anſehnlich größer als die Buntkehle; ganze Oberſeite olivengraubraun, auf Rücken R n 24 R 5 — — 156 EEE EEE ͤ ———— En ER TIERES 412 Kernknacker. und Bürzel mit olivenbraungrünem Scheine; eine ſchmale Linie vom Naſenloche bis über das Auge e 5 4 ein Bartſtreifen, das Weiß auf Kinn und Kehle begrenzend, ſchwarz; Unterſeite roſtrötlichgrau, auf Unterbruſt 1 und Bauch ins Weiße, in den Weichen ins Roſtgelbe ziehend, Unterſchwanzdecken lebhaft roſtgelb, Unter⸗ flügeldecken weiß; Schwingen und Steuerfedern deutlich olivenbraun, erſtere außen grau geſäumt, letztere 0 von unten graubraun. Iris ſchwarz, Schnabel und Füße dunkelbraun. — Weibchen dem Männchen glei u Die Art findet ſich in Venezuela, Neugranada und auf Trinidad. 325. Die Grauhabia, S. Azarae, d’Orb. — A. B. Sclater, Proc. Z. S. 1856, S. 73. —Gibße 5 der Grünhabia; oberſeits ſchwärzlichgrau, auf dem Rücken olivengrün angeflogen; ein kurzer Augenbrauen⸗ ſtreifen und Kehlmitte weiß, letztere ſchwarz umrandet, Unterſeite zimmetockerfarben, an den Seiten graulich, f auf der Unterſeite weißlich verwaſchen; Schwingen ſchwärzlich mit grauen Außenſäumen. Iris braun, Re Schnabel ſchwärzlich, Füße bleigrau. — Weibchen etwas blaſſer gefärbt. a Verbreitet fich über Bolivia und die weftlichen Provinzen Braſiliens. NER 326. Der Capi, S. eoerulescens, Vieill. — A. B. Bieillot, Nouv. dict., XIV, 105. — Sehr g ähnlich der Grauhabia, auf dem Rücken aber deutlich olivengrünlich; 55 weiße Augenſtreifen bis Be m: herabziehend; Schwingen olivengrün. Vertritt den vorigen in Paragay und den Plataſtaten. 327. Die Schwarzhalshabia, S. (Tan.) atricollis, Vieill., (validus, jugularis, sordidus). — A. B. Vieillot, Nouv. dict., XIV, 104. — Kleiner als die Buntkehle; Oberſeite rötlich graubraun mit graugelben Federrändern, Zügel, Kopf⸗ und Halsſeiten, Kinn und Kehle ſchwarz, übrige Unterſeite fahl rötlichgelb, auf dem Bauche dunkler, an den Seiten düſterer, Unterflügeldecken weißgrau; Schwingen graubraun mit rötlich- braunen Außenſäumen, Steuerfedern dunkel graubraun, die mittleren Federn heller. Iris graubraun, Schnabel lebhaft orangerot, auf dem Firſtenrücken ſchwärzlichbraun, Füße bräunlich. — Weibchen wie das Männchen, aber nur Geſicht und Kehle grauſchwarz, Unterſeite blass gelbrötlich gefärbt, Schnabel graubraun. Das Innere von Oſt- und Südbraſilien, Paragay und Bolivia find das Vaterland dieſes Vogels. Baftard-Habias nennt Cabanis einige den Habias ſehr nahe verwandte, haupt⸗ ſächlich durch den kürzeren, mehr zuſammengedrückten, längs der Firſte ſtärker gebogenen Schnabel, die zierlicheren, durch die ſchlankeren Zehen ausgezeichneten Füße und den etwas ſpitzeren und längeren Flügel von dieſen unterſchiedene Vögel. 328. Der Graumantel, Orchesticus (S., Tan., Pit., Schistochlamys) eapistratus, Neuwied, (ruficapillus, leucophaea). — A. B. Neuwied, Beitr., III, 500. — Anſehnlich größer als der Gimpel; aſchblaugrau, Oberkopf lichtbraun, Stirnrand, Zügel, ſchmale Begrenzung des Auges und ein Band rings um den Schnabel ſchwarz, Kopf- und Halsſeiten nebſt den unteren Teilen bis zum Bauche blass zimmetroſt⸗ farben, Unterſchwanzdecken dunkler, Bauchmitte und Aftergegend weiß, deren Seiten grau, Unterflügeldecken fahlweiß; Schwingen und Steuerfedern braunſchwarz mit grauen Außenſäumen. Iris dunkel kirſchrot, Schnabel ſchwarz, an der Wurzel bleifarben, Füße dunkelbraun. — Weibchen kaum abweichend. Die Art bewohnt das ſüdöſtliche Braſilien. 329. Die Schleierhabia, 0. (S., T., Schist., Nemosia, Diucopis) ater, Gml., (elan — A. B. Neuwied, Beitr., III, 504. — Düfter aſchgrau, auf der Unterſeite etwas heller, auf Bauchmitte und After noch 1 verblaſſend, Unterflügeldecken grauweiß, Stirn, Kopfſeiten, Kinn und Kropf mattſchwarz; ö Schwingen ſchwarzbraun, außen mit grauen, innen mit iſabellweißlichen Säumen; Schwanzfedern dunkel⸗ braun mit grauen Außenſäumen. Iris rötlichbraun, Schnabel hornſchwärzlich, an der Wurzel Haug, Füße dunkelbraun. — Weibchen dem Männchen gleich. Verbreitet ſich vom ſüdlichen Braſilien und Paragay bis Giana, Neugranada und Peru. Der noch kürzere, ſeitlich ſtärker zuſammengedrückte, faſt gerade Schnabel, die ſtarken und ziemlich hochläufigen Füße, die kurzen, zuſammengelegt etwas über die Schwanzwurzel hinausreichenden Flügel, unter deren Schwingen die vierte die längſte iſt, und der mäßig lange, ſchmale, nur wenig abgerundete Schwanz ſind die Merkmale einer der Weitere ebenfalls ſehr nahe ſtehenden Sippe. 330. Die Würgerhabia, Diucopis (Tan., Schist., Tachyphonus) faseiata, Licht., (axilaris). ni A. B. Neuwied, Beitr., III, 49%. — Größe unſeres Ginge aſchgrau; Unterſeite Neher Kinn, Kehle, Bauchmitte, Aſtergegend, Unterflügel⸗ und Schwanzdecken weiß; vom Naſenloch über die Zügel bis auf die Ohrgegend ein breiter, ſchwarzer Fleck; Schwingen dunkelbraun mit grauen Außenſäumen, Schwingen ⸗ und Flügeldeckfedern ſchwarz, von einer weißen Ouerbinde durchzogen; Schwanzfedern ſchwarz, gegen die Wurzel Papageifinken oder Habias. 413 a zu ins Graue übergehend, mit graubraunem Spitzenrande. Iris graubraun, Oberſchnabel hornſchwarz, Unterſchnabel bleigrau, Füße horngrau. — Weibchen düſterer und unreiner gefärbt. Der Vogel bewohnt das ſüdbſtliche Braſilien. Die Mitteilungen über die Papageifinken, welche wir den reiſenden Forſchern verdanken, ſind noch nicht ſo ausführlich, daß wir ſagen könnten, in wiefern ſich das Leben der einzelnen Arten unterſcheidet. Alle die hier in einem Abſchnitte vereinigten Vögel leben parweiſe oder in Geſellſchaften von wenigen Stücken in Waldungen, Buſchwäldern, Pflanzungen und Gebüſchen, meiſt im mittleren Teile der Kronen, kommen wenig auf den Boden herab, zeigen ſich ebenſo ſelten auf den oberſten Spitzen, hüpfen ununterbrochen im Gezweige umher und fliegen von einem Baume oder Buſche zum anderen, jo einen gewiſſen Teil des Waldes durchwandernd. Im Gezweige bewegen ſie ſich mit merklichem Geſchick, auf dem Boden dagegen mit wenig Anmut und fliegend bloß mit Unterbrechungen, da ihr Flug ſie ii zu ermüden ſcheint. Von einigen Arten, namentlich vom Latzruderfink und der Habia (8. similis), der Grauhabia, dem Capi, der Schwarzhalshabia, wird der Geſang gerühmt; die übrigen ſollen höchſtens einzelne wohllautende Töne zum Beſten geben, einige aber geradezu unangenehme Laute hören laſſen. Mit den Kardinälen und Singknackern ſcheint ſich keine einzige Art auch nur im entfernteſten als Sänger meſſen zu können. Ueber die Fortpflanzung wiſſen wir wenig, das meiſte noch über Neſtbau und Eier der Habias. Das Neſt der Buntkehle fand Euler in der Zweiggabel eines auf den Boden herabgefallenen dicken Aſtes. Die Hauptbeſtandteile des geräumigen Napfes ſind ſehr große, breite, dürre Blätter, welche gut, obſchon locker zuſammengebaut und von wenigen Pflanzen⸗ ſtengeln durchzogen und gehalten werden. Die Mulde des loſen, wenig künſtlichen Neſtes iſt mit Wurzeln, feinen Halmen und Ranken ausgelegt. Die außerordentlich ſchönen, glattſchaligen, glänzend blaugrünen Eier zeigen am dicken Ende einen ſchmalen Kranz von wunderlichen, feinen ſchwarzen Linien, welche kreuz und quer übereinander laufen und hier und da ſtärkere Punkte aufweiſen. Neſter und Eier anderer Arten werden weſentlich gleichartig beſchrieben. Die Nahrung der Papageifinken beſteht aus Pflanzenſtoffen im weiteſten Umfange, ebenſo auch aus Kerbtieren. Von erſteren verzehren ſie verſchiedene Sämereien, Beren, Früchte, auch ſolche von ziemlicher Größe, Knospen und Blüten, kommen den Früchten zu Liebe oft auch bis in unmittelbare Nähe der Anſidelungen und können durch ihre Plün⸗ derungen der Orangen⸗, Mamonen⸗ und Guavenbäume merklichen Schaden zufügen. Auf Kerbtiere machen ſie ſehr häufig Jagd, wie ihnen überhaupt tieriſche Nahrung Bedürfnis ji zu ſein ſcheint, da fie auch das zum Trocknen ausgehängte Fleiſch angehen ſollen. Vorzugs⸗ weiſe Körnerfreſſer find die Ruderfinken und Baſtard⸗Habias, mehr an Beren und Früchte halten ſich die eigentlichen Habias; Kerbtiere freſſen alle nebenbei, am gierigſten vielleicht i Grau⸗ und Schwarzhalshabia ſowie der Capi. Ob alle die oben aufgeführten, mit Bedacht ausgewählten Arten in Gefangenſchaft 5 gehalten worden ſind, ſteht dahin; nach Europa ſind jedenfalls wenige von ihnen lebend gelangt. Doch ſiht man in den Tiergärten oder in den Verkaufsbuden der Händler bald 5 dieſe bald jene Art, und bei dem ſteigenden Verkehre zwiſchen Südamerika und Europa 5 läßt ſich annehmen, daß über kurz oder lang alle aufgeführten Arten zu uns gebracht werden. Die Behandlung der gefangenen Papageifinken iſt einfach. Von mir und Bekannten gepflegte Arten erwieſen ſich als dauerhafte und ziemlich anſpruchloſe Vögel. Ein Gemiſch der gewöhnlich gereichten Sämereien, Grünzeug, Weichfutter und einige Mehlwürmer, nebenbei aber Obſt, ſind die Futterſtoffe, welche man zu reichen hat. Früchte fraßen die von mir beobachteten Papageifinken ſehr gern; wenn ſie ſaftige Birnen oder Kirſchen und andere Beren erhielten, ließen ſie alles übrige Futter zeitweilig liegen und verzehrten das ihnen 414 Kernknacker. gereichte bis auf die Schale. Als unfriedfertige und zankluſtige Vögel habe ich meine Gefangenen nicht kennen gelernt; ſie bekümmern ſich überhaupt wenig um die Mitgenoſſen⸗ ſchaft des Fluggebauers und halten ſich mehr oder minder für ſich. Ein Capi, welchen Azara pflegte, fraß Brot, harten wie weichgekochten Mais, Früchte, Blüten, Mos, kurz die verſchiedenſten Futterſtoffe. Der Vogel fiel unſerem Forſcher beſonders deshalb auf, weil er größere Biſſen förmlich zerkauete. Dies iſt alles, was ich über das i der beachtenswerten Vögel zu ſagen weiß, ü Elſterlinge. Von den aufgeführten Papageifinken weichen die Elſterlinge erheblich ab. Der mit ſtarken Endhaken bewehrte Schnabel iſt bauchig kegelförmig, ſeitlich nicht zuſammengedrückt, auf der Firſte ſtark gekrümmt, am Mundrande etwas eingezogen, die Naſengrube dicht befiedert, das offene, runde Naſenloch aber frei, der Fuß ſehr kräftig gebaut, hochläufig, mit dünnen, mittellangen Zehen und großer, ſtarkkralliger Daumenzehe, der Flügel kurz, ſehr gerundet, in ihm die zweite bis fünfte Schwinge unter ſich gleich lang und die längſten, der Schwanz ſehr lang, ſtufig verkürzt, ſodaß die äußeren Federn nur die halbe Länge der mittelſten haben. Das derbe, glatte, am Kopfe und Halſe zugeſpitzte, auf Stirn und am Kinn abſtehende, ſchwarz und weiß gefärbte Gefieder verdient noch beſonderer Erwähnung, wie denn überhaupt die Elſterlinge eine durchaus ſelbſtändige Stellung innerhalb ihrer BR wandtſchaft einnehmen. 331. Der Elſterling, Cissopis (Lanius, Corvus, Bethylus) Leverianus, Gml., (picatus, collurio). Größer als unſer Raubwürger; ſchwarz, auf Kopf, Hals, Mantel, Kropf und Bruſt mit ſtahlblauſchwarzem Scheine, obere kleine Flügeldecken, Schultern, Bürzel, Oberſchwanzdecken und von der Bruſt an die ganze Unterſeite nebſt den Unterflügeldecken weiß; letzte drei Armſchwingen weiß umrandet, Decken der Armſchwingen mit weißen Spitzen; Steuerfedern mit breitem, weißem Ende, welches ſich an den mittleren Federn mehr und mehr verſchmälert. Iris hochcitrongelb, Schnabel und Füße ſchwarz. Der Vogel bewohnt das öſtliche und ſüdliche Braſilien. a 332. Der Zwergelſterling, C. (S., Beth.) minor, Lafr. Der vorhergehenden Art ſehr ähnlich, aber bedeutend kleiner und nicht nur die Schultern, ſondern auch die ganze hintere Mantelgegend weiß, die letzten Armſchwingen viel breiter weiß umrandet, das Schwarz der Bruſt ſchneppenartig bis zur „ ſich herabziehend. Vertritt den Elſterling in Neugranada, Ecuador, Peru und Bolivia. Prinz von Wied, Schomburgk und Burmeiſter geben uns kurze Berichte über das Freileben der in hohem Grade auffallenden Vögel. Man begegnet ihnen in den Küſten⸗ waldungen, beſonders in den lichten Vorwäldern, ausnahmsweiſe auch wohl in Feldern und Pflanzungen, parweiſe oder in kleinen Geſellſchaften. Sie treiben ſich regelmäßig in der Mitte der Baumkronen umher; auf dem Boden hat ſie Schomburgk, wie er ausdrücklich bemerkt, niemals beobachtet. In ihrem Betragen haben ſie mit unſerer Elſter größere Aehnlichkeit als mit ihrer Verwandtſchaft, werden daher auch von den Braſilianern keines⸗ wegs zu den Kernknackern, ſondern zu den Blauraben gezählt. Nach Burmeiſter laſſen ſie eine laute Stimme hören, welche eine kurze, nicht unangenehme Melodie hat. Ihre Nahrung beſteht nach den Unterſuchungen des Prinzen von Wied vorzugsweiſe in Kerb⸗ tieren. Euler bemerkt, daß ihre Fortpflanzung in den December fällt; Baldamus erhielt durch Schreiner die Eier des Elſterlings. „Sie zeigen große Aehnlichkeit mit denen des Kardinals, ſind aber etwas größer und auf hellockergelbem Grunde dicht zimmetbraun gefleckt und geſchmitzt.“ N RN r Ir > EEE: a EN ee erer RN Z NT THE BENNO dab > WR „ . 0 n e 1 5 = a Nu 9 Bar Elſterlinge. Ammerhabias. 415 a x. Gefangene Elſterlinge habe ich im Tiergarten zu Antwerpen geſehen. Sie fallen ebenſo ſehr durch ihre ſchmucke Haltung wie durch die eigentümliche Färbung auf, haben aber ſonſt | wenig Feſſelndes, da fie, nach meinen Beobachtungen wenigſtens, ſich ſehr ruhig und ftill zeigen. Sie wurden mit Weichfutter ernährt, welchem man, wie dies in Belgien überhaupt üblich, viel gekochte und geriebene Kartoffeln beigemiſcht hatte. Ob ſie zu den dauerhaften Käfigvögeln gehören, vermag ich nicht anzugeben, da Herr Vekemans, der Leiter des genannten Gartens, ſich über derartige Dinge nicht näher auszulaſſen pflegt; doch glaube ich nicht fehlzugreifen, wenn ich annehme, daß ſie bei geeigneter Pflege hinſichtlich ihrer Dauerhaftigkeit keineswegs hinter den Verwandten zurückſtehen werden. Eine große Zierde bilden ſie jedenfalls, ebenſo wohl für den Einzelkäfig wie für das Fluggebauer, und läßt ſich deshalb nur bedauern, daß ſie ſelten lebend zu uns gebracht werden. 1 Aummerhabias. An die Habias im engeren Sinne ſchließt ſich eine in ungefähr dreißig Arten über Südamerika verbreitete Gruppe von Kernknackern an, von denen wenigſtens die am häufigſten vorkommenden Arten in unſerem Buche einen Platz verdienen, weil ſie ſamt und ſonders Sänger ſind und ſich unzweifelhaft leicht in der Gefangenſchaft halten laſſen werden. Die Ammerhabias kennzeichnen der ziemlich lange, ſeitlich ſtark zuſammengedrückte, hohe, fein zugeſpitzte, an der Spitze leicht gebogene Schnabel ohne Kerbe, aber mit deutlich ein⸗ gebogenem Mundrande, die hochläufigen Füße mit langen Zehen, unter denen ſich der Daumen durch ſeine Länge und die ſanft gebogene Kralle auszeichnet, die kurzen Flügel, unter deren Schwingen die vierte und fünfte die längſten, und deren Armſchwingen nur wenig kürzer als die Handſchwingen ſind, der lange, merklich zugerundete Schwanz und das reiche und weiche Gefieder, deſſen Färbung auf der Oberſeite vorherſchend grün, auf der Unterſeite vorherſchend weiß iſt, während der dunkle Kopf einen helleren Streifen und der Unterhals einen ſchwarzen Ring zu zeigen pflegen. 333. Die Ammerhabia, Arremon (Tan.) silens, Bodd., (torquatus). — A. B. Vieillot, Gall. Ois, S. 105. — Größe des Grauammers; olivengrün, Kopf ſchwarz mit einem grauen Längsſtreifen von der Schnabelwurzel bis zum Nacken und weißen Augenbrauenſtreifen vom Naſenloche bis zu den Schläfen, Kinn und Kehle weiß, von einer ſchwarzen Querbinde begrenzt, übrige Unterſeite aſchgrau, längs der Mitte weiß, Flügelbug und Handrand hochgelb, Unterflügeldecken olivengrün; Schwingen und Schwanzfedern dunkel olivenbraun, außen olivengrün geſäumt. Iris ſchwärzlichbraun, Schnabel ſchwarz, Füße blaſsrötlich bleifarben. — Weibchen ohne deutliche Kropfquerbinde, auf der Unterſeite roſtiſabell verwaſchen. Die Art verbreitet ſich über Brasilien und Giana und iſt überall häufig. f 334. Die Buntkopfhabia, A. semitorquatus, Swsn. — A. B. Swainſon, Anim. in menag., S. 257. — Größe und allgemeine Färbung wie bei der vorhergehenden Art; die ſchwarze Kropfquerbinde aber in der Mitte weiß unterbrochen, der Flügelbug blaſsgelb verwaſchen, der Unterſchnabel gelblich weiß. ; Bewohnt das ſüdliche Braſilien. & 335. Die Gelbſchnabelhabia, A. flavirostris, Swsn. — A. B. Swainſon, Anim. in menag., e. 347. — Sehr ähnlich der Ammerhabia, ebenfalls mit durchgehender ſchwarzer Kropfquerbinde; der graue Br Mittelſtreifen auf dem Oberkopfe jedoch erſt auf der Scheitelmitte, der weiße Augenſtreifen am obern Augen⸗ rande beginnend, der hochgelbe Fleck am Buge minder ausgedehnt. Schnabel horngelb. Der Vogel findet ſich im ſüdöſtlichen Braſilien. 336. Die Braunnackenhabia, A. (Embernagra, Buarremon) brunneinuchus, Lafr., (frontalis, zanthogenys). — A. B. Sclater, Proc. Z. S. 1856, S. 83. — Anſehnlich größer als der Schneefink; dunkel olivengrün; Kinn, Kehle, Halsſeiten und Mitte der Unterſeite bis zum After weiß, unter der Kehle ein breites, ſchwarzes Querband; Vorderkopf, Zügel und ein breiter Streifen durch das Auge bis in die Ohrgegend ſchwarz, hinter dem Naſenloch ein kleiner, weißer Fleck; Scheitel, Hinterkopf und Nacken lebhaft 416 le Kernknacker zimmetbraun, ſeitlich von einer ſchmalen, orangeroſtgelben Linie begrenzt; Schwingen dunkelbraun, he © olivengrün geſäumt, Handgelenk unterſeits gelb; Schwanz dunkelbraun. Iris?, Schnabel e 1 Füße braun. — Weibchen unbekannt. 8 Bewohnt Mittelamerika, Venezuela, Neugranada, Ecuador und Oſtperu. 337. Die Rötelhabia, A. (Tan., Buarr., Pipilopsis) semirufus, Boiss. — A. B. Sclater, 92 9 Proc. Z. 8. 1856, S. 85. — Größe des Goldammers; dunkel olivengrün; Kopf, Hals, Kinn, Kehle und Kropf lebhaft Mang zimmetfarben, am dunkelſten auf Oberkopf und Nacken, Mitte der Unterbruſt, des Bauches 5 und der Aftergegend ſowie der Handrand unterſeits citrongelb; Schwingen⸗ und Schwanzfedern dunkelbraun, 5 außen dunkel olivengrün geſäumt. Iris ?, Schnabel rötlich hornbraun, Füße rötlichbraun. 1 Die Art ſtammt aus dem Innern Neugranadas. Die Grüninge oder Grünknacker, welche im Süden Amerikas durch etwa zwanzig Br Arten vertreten find, unterſcheiden ſich von den Baſtard-Habias durch den geſtreckteren, ſchlankeren Schnabel, die längeren Flügel, unter deren Schwingen die dritte bis 1 5 die längſten ſind, und den weniger gerundeten Schwanz. 338. Der Goldkehlgrüning, Chlorospingus (Pipil.) flavigularis, Selat. — A. B. Contrib. to Ornith. 1852, S. 131. — Größe des Buchfinken; Oberſeite dunkel olivengrün, Kinn, Kehle und die unteren Schwanzdecken gelb, Kinnwinkel, übrige Unterſeite und Unterflügeldecken aſchgrau, die Mitte des Leibes heller, mehr weißlich; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, außen dunkel olivengelbgrün b Iris?, Schnabel hornſchwärzlich, Wurzel des Unterſchnabels hellgrau, Füße an Die Art bewohnt Neugranada. RR 2 A 3 339. Der Brauengrüning, Chl. (Arr., Pipil., T., Nemosia, Hemispingus, Hylophilus) supereiliaris, | N Lafr. (leucophrys). — A. B. Sclater, Proc. Z. S. 1856, S. 91. — Größe des Stiglitz; Oberſeite olivengrün, Vorderkopf und Scheitel grau, jederſeits von einem weißen Augenbrauenſtreifen begrenzt, Zügel und Ohrgegend olivengrün, ein kleiner Fleck unter dem Auge weiß, unterſeits citrongelb, an den Seiten olivenfarben verwaſchen; Schwingen und Schwanzfedern braun, außen dee geſäumt. Iris ?, Schnabel graubraun, Füße bräunlich. | Dieſe zierliche Art ſcheint auf das Innere Neugranadas beſchränkt zu fein. 1 Während die vorher beſchriebenen Kernknacker ſich vorzugsweiſe in den höheren oder mittleren Teilen der Bäume aufhalten, lieben Baſtard-Habias und Grüninge mehr die niederen Gebüſche und den Boden. Einzelne Arten bewohnen die Küſtenwaldungen, andere lichte Buſchwälder, andere wiederum ſteigen hoch im Gebirge empor und beleben hier die friſchen, feuchten Beſtände. Ueber ihre Bewegungen finde ich keine ausführliche Angabe, über ihre ſonſtigen Eigenſchaften nur die Bemerkung der reiſenden Forſcher, daß die meiſten Arten der beiden reichhaltigen Gruppen zu den Sängern zählen. Die Nahrung ſcheint vorherſchend aus Kerbtieren zu beſtehen; doch läßt ſich von vornherein annehmen, daß die einen wie die anderen auch Beren, Früchte und einzelne Sämereien genießen werden. Den Neſtbau der Ammerhabia beſchreibt Euler. „Obſchon ich“, ſagt er, „den ſogenannten „ſtillen oder ſtummen Vogel“ jährlich im Auguſt ſingen hörte, war es mir trotz eifrigen Nachforſchens nicht möglich geworden, ein Neſt zu finden, bis ich endlich im verfloſſenen November ihn 5 auf den Eiern ertappte. Sein Bau ſteht am Boden im Dickicht, entweder in einem Gras⸗ büſchel oder in einem Haufen Blätter verſteckt, und beſteht aus einem geräumigen, überdachten Napfe, deſſen weite Oeffnung etwas nach oben gekehrt iſt. Das Neſt iſt im Verhältnis b zum Vogel überraſchend groß, eine raumhaltige Anſammlung dürrer Pflanzenſtoffe. Die äußeren Teile der Kugel beſtehen aus großen, breiten Blättern, Stengeln und Binſengras, welche ſehr loſe, jedoch ſorgfältig ineinander geſteckt ſind; die Neſthöhlung iſt ausſchließlich aus ſehr feinen Wurzelfaſern verfertigt und ſitzt wie ein Kern in dem äußeren Stoffe; ihre Wände ſind vorzüglich dicht geflochten und ſchön glatt gedrückt. Das Ganze ruht auf einer vom Vogel gemachten breiten Unterlage dürrer Blätter. Am 4. November fand ich letzteren ei beim Neſtbau. Obſchon ich das beinah fertige Neſt nicht berührt hatte, ließ er es doch i infolge meines Beſuchs unvollendet. Am 11. November Br 1 ein zweites Neſt mit zwei N | SER 417 Eiern, auf welchen der Vogel brütete. Ihre Grundfärbung iſt votgelblcweiß; am ſtumpfen Ende zeigen ſie einen ſehr lockeren Kranz von dunkelrotbraunen, ſcharf begrenzten Flecken und f en, welche hier und da, doch ſehr ſpärlich, auch am vorderen Ende auftreten.“ . Uueeber die Gefangenhaltung der gedachten Vögel vermag ich keine Angaben zu machen. Ey Nach Europa ſind nur wenige von ihnen lebend gekommen, Beobachtungen einheimiſcher N Liebhaber oder der reiſenden Forſcher über ihr Gefangenleben meines Wiſſens nicht 5 veröffentlicht worden. So könnte es vielleicht überflüſſig erſcheinen, daß ich dieſe Vögel überhaupt in unſerem Buche aufgenommen habe, ſprächen nicht unſere Erfahrungen über die von Jahr zu Jahr ſich ſteigernde Zufuhr dagegen. Mir lag es vorzugsweiſe 1 auf die anſcheinend viel verſprechenden Sänger aufmerkſam gemacht zu haben. Ihre Behandlung wird dieſelbe ſein müſſen, welche wir unſeren Ammern, beziehentlich den Tangaren angedeihen laſſen: feine Sämereien verſchiedener Art und Gren einerſeits, Weichfutter mit einigen Mehlwürmern täglich anderſeits, werden die zuſagende Nahrung a welche wir zu reichen ne Ueber alles andere 1 5 ich mich zur Zeit noch beſcheiden. 5 •SPPNangqaren. Aus Amerika erhalten wir in einer von Jahr zu Jahr ſteigenden Anzahl verſchiedene Mitglieder der reichhaltigen Familie der Tangaren. Sie ſind ausnahmslos anſprechend geſtaltete, ſehr viele von ihnen auch überaus prachtvolle Vögel, mit ſchlankem, kegelförmigem, 5 auf der Rückenfirſte wenig, auf der Spitze etwas herabgebogenem, vor derſelben meiſt aus⸗ Ban gekerbtem Schnabel, freiliegenden Naſenlöchern, ziemlich kräftigen Füßen, mittellangem Flügel und Schwanz und mehr oder weniger prachtvollem, buntem, zum Teil brennend gefärbtem 5 Gefieder. Bei geeigneter Behandlung halten ſie vortrefflich im Käfige aus und verdienen a die Beachtung der Liebhaber in hohem Maße. | Für unſern Zweck genügt es, wenn wir die Geſamtheit in zwei größere Gruppen teilen | 1115 in der erſten derſelben unter Berückſichtigung der Sippenunterſchiede zunächſt die eigentlichen Tangaren zuſammenfaſſen. Deer ſehr geſtreckte, nach vorn zuſammengedrückte, am Ende etwas herabgebogene Schnabel, die mittelſtarken Füße mit mäßig langem Lauf und ziemlich kurzen Zehen, der zuſammengelegt bis zur Schwanzmitte reichende, mäßig lange, ziemlich ſpitze Flügel, in dem die zweite und dritte Schwinge die längſten ſind, und der mittellange, leicht ausgeſchnittene ; Schwanz kennzeichnen die in der Halbtangaren, von denen man gegenwärtig etwa zwölf Arten kennt. 3490. Die Mönchstangara, Nemosia (Tanagra, Hylophilus) pileata, Boddaert, (cyanoleucus, oeruleus). - — A. B. Neuwied, Beitr., III, S. 734. — Größe des Feldſperlings; aſchgraublau, die kleinen berflügeldecken deutlicher blau, Oberkopf, Schläfe, Ohrgegend und ein breiter Streifen an den Halsſeiten erab bis zum Ohre e Zügelſtreifen und Unterſeite nebſt den Unterflügeldecken weiß; Schwingen Ne außen 1 innen 99 I. Iris braun, Schnabel ſchwarz, Füße horngelb. — | 5 8 und Uinterfihipensbeden citrongelb; Kropf, Bruſt und Bürzel zimmetorangefarben, Bauch, After und Schenkel gelblichweiß, Unterflügeldecken weißlich; Schwingen olivenbraun, außen olivengrün⸗ gelb, innen weiß geſäumt. Iris graubraun, Se horngelb, 195 der Firſte dunkler, Füße bräunlichgrau. — 5 en m, gefangen Vögel. 1. 8 | IE Neuwied, Beitr., III, S. 474. — Etwas kleiner als die Krontangara; rauchſchwarz; die 1 f „, A 418 , Dane rmrmem ⁶ œ Weibchen oberſeits olivengrüngelb, am lebhafteſtn auf dem Bürzel, unterſeits Mar beuge ich Bauen # mehr grau, Unterſchwanzdecken gelb. Das ſüdöſtliche Braſilien und Paragay iſt die Heimat dieſer Art. N . 1 342. Die Rotkäppchentangara, N. (S., Hyloph., Hemithr.) ruficapilla, Vieill., l — — A. B. Neuwied, Beitr., III, S. 725. — Größe des Feldſperlings; olivengrüngelb, Kopf zimmetbraun, Kimm und Oberkehle blaſſer, Kropf, Bruſt und Bürzel zimmetorangefarben, Querfleck an den Halsſeiten, untere Schwanzdecken, Bauch und After blaſsgelb, Seiten graulich, Unterflügeldecken weiß; Schwingen olwwenbraun, 2 außen olivengelb, innen in der Wurzelhälfte weiß gerandet. Iris braun, Oberſchnabel dunkel horngraubraun, Unterſchnabel lebhaft orangegelb, Füße bleifarben. — Weibchen in der Färbung faſt ganz mit der wei * Barttangara übereinſtimmend. ES Bewohnt das Waldgebiet des öſtlichen Braſiliens. Der etwas geſtrecktere, längs der Firſte ſtärker 1 Schnabel, deſſen oberer Teil mit der Spitze ein wenig vorragt, und der verhältnismäßig kürzere Schwanz haben Ver⸗ anlaſſung gegeben, die nachfolgende Art unter dem Namen Glanztangaren zur Ver⸗ treterin einer Sippe zu erheben. i 343. Die Federzunge oder Flaſchenbaum-Tangara der Bewohner Jamaikas, N. (Mot., T., Tanagrella, Tachyphonus, Pyrrhulagra, Neornis, Glossiptila) ruficollis, Eml. — A. B. Goſſe, B. of. Jam., S. 236. — Größe des Feldſperlings; dunkel ſchieferblau, ein länglicher Kehlfleck braunrot, Zügel 2 und Kinnwirkel ſchwarz; Schwingen braunſchwarz mit ſchieferblauen Außenſäumen. Iris glänzend braun, Schnabel und Füße ſchwarz. — Weibchen ſchmuzig graubraun, Mantel, Bürzel, Flügel und Schwanz . braun, Zügel ſchwarz, Unterſeite fahl graubräunlich, Seiten deutlicher braun. Das zierliche Vögelchen findet ſich nur auf Jamaika. 5 Die Krontangaren haben einen etwas dickeren und bauchigeren Schnabel als die Glieder der vorhergehenden Sippe, deſſen Oberkieferrand eingebogen, der Firſtenrücken ſanft gekrümmt, die Spitze herabgekrümmt iſt und vor der letzteren eine ſchwache Kerbe zeigt, zierliche Füße mit kurzen Läufen, feinen Zehen und ſchmalen, ſpitzigen, ſtark gebogenen Krallen, mäßig ſpitze, kaum bis zur Schwanzmitte reichende Flügel, unter deren Schwingen die dritte und vierte die längſten ſind, langen, leicht abgerundeten, ſeitlich etwas verkürzten, ſtumpf zugeſpitzten Schwanz und volles, derbes, auf dem Oberkopfe beim Männchen meiſt u artig verlängertes und hier Heath oder gelb gefärbtes Gefieder. 1 344. Die Schwarztangara, Tachyphonus (Oriolus, T., Pyrrota) melaleueus, Sparm., ( | leucopterus, Beauperthuyi). — A. B. Neuwied, Beitr, III, S. 534. — Größe des Graukardinals; glänzend ſchwarz, ein größerer Fleck am Hinterarme, Unierfliinelbeiieh und Achſeln ſowie ein breiter Saum an der Innenfahne der Schwingen weiß. Iris graubraun, Schnabel hornſchwarz, Wurzelhälfte des Unter⸗ ſchnabels graublau, Füße dunkelbleifarben. — Weibchen zimmetrotbraun, auf der meh Sn auf dem Schwanze am lebhafteſten. Die Schwarztangara bewohnt das nördliche Braſilien, Venezuela und Trinidad. * * 5 345. Die Trauertangara, T. (Pyranga, Lanio) luetuosus, d’Orb., (tenuirostris, 1800 — — A. B. d'Orbigny, voy., S. 263. — Größe des Feldſperlings; glänzend ſchwarz; Ober- und Unterflügel⸗ decken nebſt den Innenſäumen der Schwingen weiß. Iris dunkelbraun, Schnabel und Füße hornſchwarz. — Weibchen olivengrünlichbraun, Kehle und Halsſeiten weißlich, übrige Unterſeite blassgelblich mit olwwengrünem 8 Anfluge. Die Trauertangara, die kleinſte, zierlichſte Art der Gruppe, bewohnt Bolivia, her, 1 Neugranada, N Trinidad und Tabago. 346. Die Krontangara, T. (T., Pyrr., Agelaius) coronatus, Vieill., (coryphaeus, Vigorsii). 2 A. B. Azara, Apunt., Nr. 77. — Größe der Schwarztangara; glänzend ſcwarz mit ſtahlblauem Scheine; 5 auf der Scheitelmitte ein zum Teil verdeckter feuerroter Fleck; Unterflügeldecken und Schwingen innen an der Wurzel weiß. Iris?, Schnabel grauſchwärzlich, Unterſchnabel an der Wurzel heller, en 9 51 — Weibchen roſtbraun, unterſeits roſtgelb, Oberkopf graubraun, Ohrdecken grau. i e Paragay und das ſüdliche Braſilien ſind die Heimat dieſes Vogels. 347. Die Rothaubentangara, T. (T., Lan.,) eristatus, ml., (prunnea, Vieillotei). A. B. 0 ande“ Glanz ⸗, Kton-, Borſten- und Feuertangaren. | 419 15 verlängerten Federn des Oberkopfes, welche eine buſchige Haube bilden, fenerrot, ein Fleck auf Kinn und Kehle wie der Bürzel hell roſtiſabellgelb, ein großer Fleck am Unterarme, Unterflügeldecken und die Innen⸗ . ſeiten der Schwingendecken weiß. Iris braun, Schnabel ſchwarz, Wurzel des Unterkiefers weißlich, Füße bleigrau Weibchen ungehaubt, licht roſtbraun, am lebhafteſten auf dem Bürzel, Unterſeite lebhaft zimmetroſtgelb, Schnabel rötlichbraun. Die Rothauben⸗Tangara bewohnt die Wälder Braſiliens, Gianas und Neugranadas und iſt überall häufig. N 348. Die Stahltangara, T. (Merula, Turdus, T., L.) surinamus, Briss., (surinamensis, martialis, 5 Desmaresti, cristatus, ochropygus). — A. B. Sclater, Proc. Z. S. 1856, S. 114. — Wie die Rot⸗ haubentangara, aber glänzend ſchwarz mit ſtahlblauem Scheine, ohne Kehlfleck; längs der Scheitelmitte breit ockergelb, an den Schenkelſeiten ein kaſtanienbrauner Fleck. Schnabel und Füße hornſchwarz. — Weibchen: 8 oberſeits olivenfarben, Kopf grau mit olivenfarben verwaſchener Scheitelmitte, Augenring und Ohrgegend gelb, Unterſeite hell roſtgelb, Aftergegend mehr gelblich. = Die Heimat ift das nördliche Brafilien, Giana und Surinam. Das Fehlen der Kerbe im Schnabel, die kräftigeren Füße und der faſt gerade Schwanz bilden die Merkmale einer beſonderen Unterſippe. 349. Die Schwalbentangara, T. (T., Leucopygia, Cypsnagra) ruficollis, Licht., (hirundinacea, fumigata). — A. B. Swainſon, Anim. in menag., S. 312. — Etwas größer als der Edelfink; Oberſeite, Kopf und Halsſeiten nebſt Flügeln und Schwanz glänzend ſchwarz, Kinn und Kehle zimmetroſtrot, übrige Unterſeite, Unterflügeldecken und Bürzel blass roſtgelblichweiß, ebenſo ein großer Querfleck auf den oberen Flügeldecken und der Wurzelteil der Außenfahne der vierten bis achten Schwinge, wodurch ein Spiegel gebildet wird; Schwingen breit fahlweiß gerandet. Iris dunkelbraun, Schnabel glänzend ſchwarz, Füße ſchwarz. Brafilien und Bolivia find die Heimat dieſer Art. Der etwas kürzere, gedrungenere Schnabel und die eigentümlich gebildeten Nackenfedern, welche hier in harähnliche Schäfte auslaufen, gelten als Merkmale der Borſtentangaren. 3 350. Die Hartangara, T. (T., Muscicapa, Trichothraupis) quadricolor, Vieill., (melanopus, auricapilla, galeata, Suchii). — A. B. Neuwied, Beitr. III, S. 538. — Anſehnlich größer als der ECdelfink; Oberſeite düſter olivengraubraun, Vorderkopf und breite Umgebung des Auges ſchwarz wie Flügel und Schwanz, Scheitel, deſſen hintere Federn verlängert find und einen abgeſtutzten Schopf bilden, lebhaft goldgelb; Unterſeite zart iſabellzimmetfahl, Unterſchwanzdecken dunkler, an den Seiten olivengraubraun verwaſchen, Daumenrand und Unterflügeldecken weiß, ebenſo ein breiter Querfleck auf der Mitte der Innenfahnen der Schwingen mit Ausnahme der zwei erſten und zwei letzten Hand- und drei letzten Arm⸗ ſchwingen. Iris graubraun, Schnabel bleifarben, an den Rändern weißlich, auf der Firſte bleigrau, Füße bleigrau. — Weibchen mit einfarbig olivengraubraunem Oberkopfe. Die Hartangara gehört au den gewöhnlichſten Erſcheinungen in den Urwaldungen des ſüdlichen Braſiliens und Paragays. 2 Bei den Feuertangaren iſt der Schnabel dick kegelförmig, und zwar jeder Kiefer einzeln für ſich gewölbt, daher der Mundrand ſtark eingebogen; die Mitte des Oberkieferrandes tritt zahnartig vor, nah der geraden Spitze zeigt ſich die Spur einer Kerbe. Die kurzen Füße haben ziemlich dicke Läufe und mittellange Zehen mit feinen Krallen. In dem mäßig langen, zuſammengelegt bis zur Schwanzmitte reichenden Flügel iſt die zweite Schwinge die längſte; in dem mittellangen Schwanze ſind die Federn einzeln ſtumpf zugeſpitzt, und iſt das äußerſte er etwas verkürzt. In der Färbung des Gefieders herſcht ein prachtvolles Rot vor. SB 351. Die Scharlachtangara, Pyranga (T., Phoenicosoma) rubra, L., (erythromelas). — A. B. a Audubon, O. B., IV, S. 388. — Größe des Gimpels; brennend ſcharlachrot; Flügel, Schwanz und . 0 Schenkel ſchwarz, mittle und untere Flügeldecken und breite Säume an den Innenfahnen der Schwingen weiß. FJris dunkelbraun, Schnabel dunkel bleigrau, an den Rändern und gegen die Spitze zu graugelb, Füße braun. — Weibchen olivengrün, unterſeits olivengelb, Bauch und Unterſchwanzdecken lebhafter gelb, Flügel und Schwanz dunkelbraun, Schwingen mit ſchmalen, olivengrünen Außenſäumen, Schnabel horngelbbräunlich. | Bewohnt die Vereinigten Staten vom Huronſee bis nach Tejas und beſucht im Winter, ſüdlich 1 die weſtindiſchen Inſeln, Neugranada und Venezuela. 352. Der Sommerrotvogel der Amerikaner, P. (T., Lox., Muscic., Phoen.,) aestiva, Gml., (rubra, 5 virginica, e . — A. B. Audubon, 0. B., I, 232. — Größe des Stares; auf der 5 27 * Tangaren. 420 Unterſeite brennend, auf dem Rücken düſterer purpurroſenrot; die braunen Schwingen mit ſolchen Außen 5 ſäumen und verwaſchenen bräunlichweißen Innenrändern. Iris braun, Schnabel gelbbräunlich mit hellen 8 Schneidenrändern, Füße hellbraun. — Weibchen oberſeits ſchmuzig, unterfeits deutlich olivengelb; . De braun mit olivengelben Außenſäumen. | „„ Das Verbreitungsgebiet iſt dasſelbe wie a der Scharlachtangara. * 353. Die Zinnobertangara, T. (T., Phoen., Saltator) saira, Spix, (ruber, flavus, W 2 coceinea). — A. B. Neuwied, Beitr., III, S. 521. — Größer als der Kernbeißer und geſtreckter gebaut; lebhaft zinnoberrot, oberſeits düſterer, mehr bräunlichrot; Schwingen und Steuerfedern dunkelbraun mit düſter zinnoberroten Außenſäumen, Schwingen innen breit blaſsrötlich gerandet. Iris dunkelbraun, Schnabel 75 dunkelgraubraun, Wurzel des Unterſchnabels bleifarben, Füße dunkelbraun. — Weibchen: Oberſeite düſter olivengelbgrün, Zügel und Unterſeite lebhaft gelb, an den Seiten olivengrünlich verwaſchen; Schwingen 2 und Schwanzfedern außen düſter olivengelbgrün, Schwingen innen olivengelb geſäumt. 0 Die Art verbreitet ſich über den größten Teil Südamerikas, Paragays und die Biatafaten bis britiſch Giana. 354. Die Goldtangara, P. (T.) Iudoviciana, Wilson, (columbiana, erythropis). — Vergl. Wilſo DIE, Am. Orn., Tafel 20. — Etwas größer als der Gimpel; citrongelb, Mantel, Schultern, Flügel und Schwan ſchwarz, Oberkopf zinnoberrot, Backen, Kinn und Kehle heller, mehr hellrot; größte Reihe der Oberflügeldecken citrongelb, wodurch eine breite Querbinde entſteht, Endſäume der Armſchwingendeckfedern hellgelb, eine zweite, ſchmälere Binde bildend. Iris braun, Schnabel hellbräunlich mit gelblichen Schneidenrändern, Füße dunkelbraun. — Weibchen düſter olivengelblichgrün, Zügel und Unterſeite ſchwefelgelb, an den Seiten grünlich verwaſchen, Schwingen- und Steuerfedern braunſchwarz mit ſchmalen, olivengrünen Außen⸗ erſtere SR ® auch mit weißen Spitzenſäumen; Deckfedern der Armſchwingen gelblichweiß, größte Oberdeckfedern blaſsgelb, 5 am Ende weiß, wodurch zwei Querbinden entſtehen; Schnabel heller, der untere horngelb. Die Heimat dieſer ſchönen Art ſind die Vereinigten Staten und Kalifornien; Bi dem dame e berührt ſie Mittelamerika und Weſtindien. 355. Die Rotkopftangara, P. rubriceps, Gray, (erythrocephala). — A. B. Schiri, a 5 Z. S. 1856, S. 125. — Der Goldtangara ſehr ähnlich, aber der ganze Kopf und Hals düſter zinnoberrot, 8 Mantel und Schultern olivengrün, die oberen Flügeldecken, Schwingen und deren Deckfedern ſchwarz, 5 die der Armſchwingen ohne gelben Endrand, nur mit äußerſt ſchmalen gelben Außenſäumen, der eh Ar breitere, ſtärker gezahnte Schnabel ſchwarzbraun. — Weibchen dunkelgrün. 1 Das Vaterland iſt Neugranada. 356. Die Bindentangara, P. (Phoen ) ardens, Tschudi, (bivittatum, ide l — A. B. 0 Tſchudi, Faun. per., S. 27. — Größe des Edelfinken; brennend ſcharlachrot, Zügel, Schultern, Flügel y und Schwanz ſchwarz; größte Reihe der Oberdeckfedern und die Armſchwingendeckfedern mit breitem weißem Ende, wodurch zwei breite Querbinden entſtehen; Unterflügeldecken und Innenſäume der Schwingen weiß: Iris, Schnabel grauſchwarz, Füße dunkelbraun. — Weibchen olivengrün, unterſeits gelb; Flügel und Schwanz ſchwarz, erſtere mit zwei weißen Querbinden. 5 Das öſtliche Peru, Neugranada und Venezuela ſind die Heimat des Vogels. x Die Schwielentangaren kennzeichnen ſich vornehmlich durch den dicken, hohen a der Wurzel bauchig angeſchwollenen und hier anders gefärbten Unterkiefer, außerdem durch N den etwas einwärts gebogenen Rand des Oberkiefers ohne Zahn. Die kleinen Füße haben verhältnismäßig dicke Läufe, feine Zehen und ſchmale Krallen, unter denen nur die hintere durch ihre Größe hervortritt. Die ziemlich kurzen Flügel, unter deren Schwingen die dritte die längſte iſt, bedecken zuſammengelegt etwa die Hälfte des beträchtlich langen, ſeitlich merklich verkürzten Schwanzes. Das Gefieder iſt bei dem Männchen nicht blos ae 3 gefärbt, ſondern auch derber gebaut als bei dem Weibchen. 357. Die Tapiranga oder Tije piranga der Braſilianer, Rhamphocelus (T., ig oni bra 1 J | sis, L., (brasilia, coceinea). — A. B. Neuwied, Beitr., III., 515.— Größe des Gimpels; glänzend dunkel⸗ 1 blutrot, auf Mantel und Schulter etwas dunkler, Bürzel und Unterſchwanzfedern etwas lichter und brennen⸗ 1 der als die Unterſeite; Flügel und Schwanz ſchwarz; Schwingen und Oberflügeldecken mit ſehr ſchmalen, verwaſchenen, braunrot ſcheinenden Außen- und Endſäumen. Iris hochrot; Schnabel bräunlich ſchwarz, Be Wurzelhälfte des Unterſchnabels perlmutterweiß, Füße ſchwarz. — Weibchen: Oberkopf und Nacken graulich Klar rußbraun, Kehle und Gurgel erdfahl, Oberſeite ſchwarzbraun, Bürzel und Unterfeite ſchmuzig roſthraunz | Schwingen ſchwarzbraun, Steuerfedern e Schnabel und Nis hornbraun. i Schpwielen⸗ und Edeltangaren. 421 Der prachtvolle Vogel wird im Süden Braſiliens auf geeigneten Oertlichkeiten, hauptſächlich in waſſer⸗ begrenzenden Gebüſchen häufig angetroffen, kommt auch regelmäßig auf unſeren Markt. 358. Die Sammettangara, R. (F, Rhamph.) nigrigularis, Spix, (ignescens). — A. B. Spir, E Av. Bras., II, 35. — Größe der vorhergehenden Art; Stirn, ein bis auf die Schläfe reichender Augen⸗ . brauenſtreifen, Zügel, Vorderbacken, Kinn und Oberkehle, Mantel, Schulter, Flügel, Schwanz, Mitte der 2 Anterbruſt, des Bauches, Aftergegend und Unterſchwanzdecken ſchwarz, übrige Teile brennend ſcharlachrot, eine Querbinde hinter dem After ebenſo. Oberſchnabel hornſchwarz, Unterſchnabel bleiblau mit dunkler Spitze, Füße dunkelbraun. — Weibchen viel matter gefärbt, an Stelle des Schwarz dunkelbraun, an Stelle des Scharlachrot kirſchbraunrot. Die Art findet ſich am oberen Amazonenſtrome und in Peru. 8 359. Die Purpurtangara, R. (T., R.) Jacapa, E „ (albirostris, purpureus, atrococcineus). — * . B. Vieillot, Encyel. method. S. 796. — Etwas größer als der Edelfink; glänzend braunſchwarz; HDODberkopf, Hinterhals, Halsſeiten und Bruſt ins Purpurrotbraune, Kinn, Kehle und Oberkopf ins lebhaft = Purpurbraunrote übergehend. Iris dunkelbraun, Oberſchnabel ſchwärzhraſitt, Unterſchnabel dunkel bleiblau mit ſchwarzer Spitze, Füße dunkelbraun. — Weibchen düſter kirſchbraunrot, am lebhafteſten auf dem Bürzel; Schwingen ⸗ und Schwanzfedern ſchwarzbraun. } 5 Die Purpurtangara iſt eine der häufigſten Arten des nördlichen Braſiliens und Gianas. f 360. Die Großſchunbeltangara, R. magnirostris, Lafr. — A. B. Rev. Zool. 1853. S. 2 Unterſcheidet ſich von der Purpurtangara hauptſächlich durch den an der Wurzel höheren und dickeren ur ſchnabel; auch ift das Purpurrot auf Kehle und Kopf etwas lichter und lebhafter. as 1 ſcheint ſich auf die Inſel Trinidad zu beſchränken. . RUN Die Bluttangara, R. (T.) sanguinolentus, Less. — A. B. Cent. Zool. S. 107. — Faſt fo 5 ln wie der Kernbeißer; glänzend ſchwarz; Scheitelmitte, Hinterkopf, Nacken, Hinterhals, Halsſeiten, Kropf, . Bruſt, hintere Bürzelgegend, obere und Unterſchwanzdecken dunkelblutrot. Iris braun?, Schnabel bleifarben . mit hellerer Wurzel, Füße ſchwärzlich bleigrau. — Weibchen düſterer und unreiner gefärbt. 4 Das Verbreitungsgebiet umfaßt den Süden Mejikos und den größten Teil Mittelamerikas. 362. Die Goldbürzeltangara, R. (Rhamph.) icteronotus, Bp., (varians). — A. B. Sclater, Proc. Z. S. 1856., S. 131. — Größer als der Gimpel; glänzend ſammetſchwarz; Hinterrücken, Bürzel, und Oberſchwanz decken lebhaft ſchwefelgelb, Schnabel und Füße dunkel bleigrau. — Weibchen: Oberkopf olivenbräunlich, Mantel, Schultern und Flügeldecken braun, Zügel, Kopfſeiten und Kinn bräunlichweiß, übrige Unterſeite blaſs⸗, Bürzel und Oberſchwanzdecken lebhaft ſchwefelgelb; Schwingen und Schwanzfedern diunkelbraun, erſtere ſowie deren Deckfedern mit verwaſchenen, fahlen, olivengrauen Außenſäumen. Die prachtvolle Art bewohnt Ecuador, Neugranada und Panama. 363. Die Rotbürzeltangara, R. (R.) Passerinii, Bp., (flammigerus). — A. B. Sclater, Proc. Z. S. 1856., S. 130. — Kleiner als die Goldbürzeltangara; Bürzel und Oberſchwanzdecken anſtatt gelb brennend ſcharlachrot. — Weibchen dunkel olivenbraungelb, Bürzel, Oberſchwanzdecken und Kropf mehr gelb, Mantel und Unterſchwanzdecken mehr braun, Oberkopf und Nacken olivenbraun, Kopfſeiten, Kinn und Kehle heller; Schwingen⸗ und Schwanzfedern dunkel olivenbraun, erſtere mit olivengelben Außenſäumen. Stammt aus Mejiko und Mittelamerika. Edeltangaren nennen wir die Arten mit mäßig langem und ſtarkem, ſeitlich zu⸗ ſammengedrücktem, ſcharffirſtigem, an der Spitze faſt geradem Schnabel, ſchwach ausgekerbtem Ober- und niedrigem Unterſchnabel ohne Schwiele, ziemlich kräftigen Füßen, mittellangen Zehen und ſtark gebogenen, ſpitzen Krallen, mäßig langem, zuſammengelegt bis zur Schwanz⸗ mitte reichendem Flügel, unter deſſen Schwingen die zweite die längſte, mittellangem, nach dem Ende zu verbreitertem, leicht ausgeſchnittenem Schwanze und wenig lebhaftem, vorherſchend grünlich oder bläulichgrau gefärbtem, nach dem Geſchlecht kaum verſchiedenem Gefieder. ur 364. Die Grautangara, Tanagra (Thraupis) cana, Swsn., (Swainsoni, episcopus, glauca). — Vergl. Swain on, Ornith. Draw., Tfl. 37. — Größe des Kappenammers; Kopf, Hals und Unterſeite ſchön bläulichgrau, Mantel, Schultern und übrige Oberſeite dunkler aſchgrau mit beryllblauem Scheine; Schwingen und deren Deckfedern ſowie der Schwanz ſchwarz, an der Außenfahne merblau, Schwingen ; geſäumt, kleine obere Deckfedern glänzend laſurblau. Iris dunkelbraun, Schnabel und Füße zeibchen nicht verſchieden, nur matter gefärbt. ER Ei a l er, un Giana, 1 und a. find die Heimat des Vogels. 5 FE ETF IE IE TE EEE FE TEE TECH TEL ETLEE EZSEEREEE Zun ̃ — ̃ — — een — — = — — —— —̃— — — 2 x 5 2 2 — = : — — 3 Sag — f 5 5 * An } z 2 5 5 EV 8 & 3 8 fi N * — 8 fr a 7 5 N 7 „ 8 5 N 8 vl K x \ 0 3 } . 85 m . — —— . —— ————— er 4 > EST FETT 422 a 5 5 365. Der Sangaſſu der Braſilianer, T. (Chr) sayaca, IL. — A. B. Neuwied, Beitr i, S. 484. — Größe des Kappenammers; Kopf, Hals und Unterſeite zart aſchgrau, auf den Unteren Flügel⸗ i und Schwanzdecken ins Weißliche, Rücken und übrige Oberſeite aſchgrau, mit grünlichbläulichem Scheine; 15 Schwingen und Schwanzfedern ſchwarz, außen düſter merblau, erſtere innen breit weißlich gerandet, Deck⸗ federn merblau, die kleinen am Unterarme beſonders lebhaft gefärbt. Iris dunkelbraun, Schnabel kuren, en an der Wurzelhälfte bleigrau. — Weibchen matter gefärbt. Der Vogel zählt zu den häufigſten Arten des öſtlichen Braſiliens und unſerer Käfige. 366. Die Blauflügeltangara, T. (Loxia, Saltator, Thr.) eyanoptera, Vieill., (virens, inornata, Re argentata, praelatus). — A. B. Azara, Apunt., S. 370. — Bedeutend größer als die vorher befhrie P benen Arten; grünlich merblau, Oberſeite viel dunkler, Kinn, Kehle und Kopffeiten ins Graue, Bauchmitte = ; und Unterflügeldecken ins Weißliche ziehend, Schwingen und Schwanzfedern braunſchwarz, außen wie die Deckfedern dunkelbraun, kleine Flügeldecken am Unterarme lebhaft kobaltblau. Iris grau, Schnabel bleigrau, Füße dunkelbraun. — Weibchen viel heller gefärbt, unterſeits 1 Hlänlichgrant, längs der De ins en Weißliche, ohne blauen Fleck am Unterarme. Die Art ſtammt aus dem Süden Braſiliens und Paragays. 367. Die Ziertangara, T. (Thr.) ornata, Sparrm., (archiepiscopus). — Vergl. Smwainf on, 5 Orn. Draw., S. 42. — Größe des Schneefinken; Kopf, Hals und Unterſeite glänzend düſter ultramarinblau, Oberkopf beſonders lebhaft, Zügelſtrich ſchwarz, Stirnrand und Kinn graulichblau, Mantel und Schultern ſchwärzlich, die Federn mit düſterblau ſcheinenden Endſäumen, Bürzel und obere Schwanzdecken olivengrau⸗ grün, After und untere Schwanzdeckfedern olivengrüngrau mit gelblichen Endſäumen; Schwingen, deren Deckfedern ſowie die Steuerfedern braunſchwarz, außen dunkel olivengrün geſäumt, die Schwingen in der Wurzelhälfte der Innenfahnen breit weiß gerandet; Oberflügeldecken gelb, die kleinſten am e und 5 längs des Handrandes blau, Unterflügeldecken gelblichweiß. Verbreitet ſich über Brasilien und Giana. 368. Die Furchentangara (nach einer Furche im 5 genannt), T. (Thr., Aglaia) striata, Gml., (chrysogaster). — A. B. Gould, Voy. Beagle, T. 34. — Größer als der Gimpel; Kopf und Hals himmelblau, Stirnrand, Zügel, ſchmaler Ring ums In und folder. um den Schnabel, ein Fleck an den Kopfſeiten, Mantel und Schultern ſchwarz, Bürzel und Kropf brennend orangefarben, übrige Unter⸗ ſeite heller; Schwingen, deren Deckfedern und Schwanz ſchwarz mit himmelblauen Außenſäumen, Ober⸗ flügeldecken himmelblau, längs des Oberarms am lebhafteſten, Unterflügeldecken gelbfahl. Iris dunkelbraun, Oberſchnabel ebenſo, Unterſchnabel hellfahl, Füße braun. — Weibchen: Ganze Oberſeite düſter olivengrün⸗ braun, Unterſeite iſabellbraun, Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit ſchmalen fahlen Außenſäumen. Südbraſilien, Paragay, Bolivia und die Plataſtaten bilden das Verbreitungsgebiet dieſer Art. 369. Die Fruchttangara, T. (Calliste, Chrysothraupis) Darwinii, Bp., (frugilegus). — A. B. Tſchudi, Faun. per., S. 204. — Größe und allgemeine Färbung wie bei der Furchentangara, Mantel und Schulter jedoch olivengrün, Bürzel und Unterſeite orangegelb, ſeitlich olivenfarben verwaſchen, das Blau des Kopfes auf der Kehle nicht fo ausgedehnt. — Beim Weibchen Mantel matt olivengrün, Unterſeite fahl⸗ bräunlich. Die Art bewohnt Peru und Ecuador. 370. Die Orangentangara, Orangenvogel der Bewohner Jamaikas, T. (Spindalis) nigricephala, Jameson, (zena, zenoides, bilineatus.) — A. B. Goſſe, B. of Jam., S. 231. — Größe unſeres Kernbeißers; Kopf, Kopfſeiten, Kinn und Kehle ſchwarz mit fünf breiten weißen Längsſtreifen (einer jederſeits vom Naſenloch über das Auge bis zur Mitte des Hinterkopfes, ein breiter ebenſo vom Mundwinkel über die Backen bis auf die Halsſeiten und ein breiter über Kinn und Kehle verlaufender Mittelſtreifen), Oberſeite lebhaft olivenorange⸗ gelb, Nacken deutlicher orangefarben, Unterkehle brennend orange, übrige Unterſeite orangegelb, Unterflügel⸗ und Schwanzdecken weiß; Flügel und Schwanz ſchwarz, Schwingen- und Armſchwingendeckfedern mit weißen Außen ⸗, erſtere auch mit breiten weißen Innenſäumen, äußerſte Schwanzfedern in der Wurzelhälfte mit ſchmalem weißem Außenſaum und innen mit weißem Endflecke. — Weibchen olivenfarben, Kopf mehr 98 i Bürzel gelblich, Unterſeite grau, Bruſtmitte gelblich, Bauchmitte und a weiß. Die Orangentangara gehört Jamaika ausſchließlich an. Eine zahlreiche Gruppe der Familie wird gebildet durch die Schmu tanga ober Calliſten, ziemlich kleine, gedrungen gebauete, prachtvoll gefärbte Vögel mit kurzem, hohem, ſeitlich zuſammengedrücktem, auf der Firſte ſcharfkantigem, vor der Spitze ſchwach ausge⸗ kerbtem Schnabel, unter Federn verſteckten Naſenlöchern, zierlichen, hochläufigen, kurzzehigen Scmudtangaven oder Calliſten. 423 Füßen, mäßig langen, stumpfen Flügeln, welche zuſammengelegt etwa ein Drittel des Schwanzes erreichen, und unter deren Schwingen die dritte und vierte die anderen an Länge | überragen, mittellangem, etwas ausgeſchnittenem, aus ſchmalen Federn gebildetem Schwanze und äußerſt buntem, zum Teil ſchuppigem Gefieder, welches auch die Augenlider mit einem ſchönfarbigen Kranze kleiner, platter Federn umgibt. 2 a Der Siebenfarb, Calliste (T., Aglaia, Tatao, Callispiza) Tatao, L., (paradisea, septicolor). — A. B. Sclater, Monogr. Calliste, S. 1.) — Größe des Edelfinken; die ſchuppenartigen Federn des Kopfes i und der Kopfſeiten glänzend grasgrün, ein ſchmaler Rand rings um den Schnabel und ein ſolcher ums Auge ſchwarz, Hinterkopf und übrige Oberſeite nebſt Flügel und Schwanz ſammetſchwarz, Mittelrücken Zinnoberrot, Hinterrücken orangegelb, Kinn und Kehle glänzend ultramarinblau, übrige Unterſeite ſowie die kleinen Deckfedern längs des Unterarmes ſchimmernd türkisblau, letztere unterſeits von einer ſchmalen, daiunkelblauen Querbinde begrenzt, Bauchmitte, Aftergegend und Unterſchwanzdecken ſchwarz; Handſchwingen And deren Deckfedern mit ene Außenſäumen. Iris tiefbraun, Schnabel und Füße ſchwarz. — Weibchen dem Männchen ähnlich, düſterer gefärbt, und der ganze Mittel- und Hinterrücken gelb. Der Siebenfarb bewohnt das nördliche 5 Giana, Neugranada und Venezuela, kommt auch nicht ſelten lebend nach Europa. „ 372 Die Paradistangara, C. (Agl., Callisp.), yeni, Lafr., (chilensis,) — A. B. Sclater, MI. C., S. 5. — Dem Siebenfarb bis auf den brennend ſcharlachrot gefärbten Mittel- und Hinterrücken durchaus gleichgefärbt. 8 Vertritt die vorige Art in Bolivia und Peru. 373. Die Dreifarbentangara, C. (T., Tat., Callisp.) tricolor, ml. — A. B. Sclater, M. C., S. 7. — Größe des Edelfinken; Kopf nebſt Kinn und Nacken glänzend ſeegrün, Hinterhals und obere Mantelgegend goldgrün, Wurzelhälfte der Federn, Mantel, Schultern und ein großer Kehlfleck ſchwarz, Bürzel hochorange, Unterſeite himmelblau, Aftergegend, Ober⸗ und Unterſchwanzdecken glänzend grasgrün, Unterflügeldecken weißlich; Schwingen und Steuerfedern ſchwarz mit glänzend grasgrünen Außenſäumen, erſtere auch mit weißlichen Innenrändern, Oberflügel⸗ und Armſchwingendeckfedern tief kobaltblau. Iris braun, Schnabel und Füße ſchwarz. — Weibchen matter gefärbt; Bürzel gelb. Die Art bewohnt das ſüblichſte Braſilien und iſt hier überall häufig, auch in unſeren Käfigen nicht ſelten. * 374. Die Prachttangara, C. (T., Tat.) fastuosa, Less. — A. B. Sclater, M. C., S. 9. — Größe der vorſtehend beſchriebenen Arten; Kopf, Hals und Kinn glänzend ſeegrün, Kehle, Kopfſeiten, Mantel und Schultern ſammetſchwarz, Mittel- und Hinterrücken hochorange, Bruſt lillablau, übrige Unter⸗ ſeite tiefblau, Unterflügeldecken ſchwärzlichgrau; Schwingen, deren Deck- und Steuerfedern ſchwarz mit tiefblauen Außenſäumen, letzte Armſchwingen breit goldgelb gerandet, Deckfedern türkisblau, unterſeits von einem tiefblauen Querbande begrenzt, Unterflügeldecken ſchwärzlichgrau. Iris dunkelbraun, Schnabel und Füße ſchwarz. — Weibchen ähnlich, aber etwas matter gefärbt. Vom nördlichen Braſilien, ihrer Heimat, aus wird auch dieſe Art nicht ſelten lebend zu uns gebracht. 375. Die Grüntangara, C. (T., Agl., Gyrola) Desmaresti, Gray (gyrola, viridissima). — A. B. Sclater, M. C., S. 59. — Größe des Edelfinken; glänzend grasgrün, auf Bürzel und Unterſeite aan lebhafteſten, Kopf nebſt Kopfſeiten und Kinn geſättigt kaſtanienrot, ein das Rot des Hinterkopfes ſäu⸗ mendes undeutliches, ſchmales Bändchen orangefarben, Unterſchenkel kaſtanienrotbraun; Schwingen und 1 | Schwanzfedern ſchwarz, außen wie die Flügeldecken glänzend gelblich grasgrün. Iris braun, Schnabel und Faojüße dunkelbraun. — Weibchen gleich gefärbt. Venezuela und die Inſel Trinidad beherbergen dieſe Art. 3576. Die Türkistangara, C. (J., Callisp.) brasiliensis, L., (barbadensis). — A. B. Sclater, f M. C., S. 61. — Größe des Edelfinken; ein ſchmales Band rings um den Schnabel, Scheitel, Hinterkopf, 5 Mantel und Bruſtſeiten ſchwarz, die Federſpitzen der letzteren hellbläulich violett, Vorderkopf, Backen, Hals⸗ 5 fſeiten, Bürzel, Kehle, Vorderhals, Oberbruſt und Weichen ſowie die kleinen Oberflügeldecken hellbläulich violett, Bauchmitte, Aftergegend und Unterſchwanzdecken weiß; Schwingen und Steuerfedern ſchwarz, erſtere außen bläulich violett geſäumt, innen graulichweiß gerändert. Iris braun, Schnabel ſchwarz, Füße blei⸗ farben. — Weibchen dem Männchen ähnlich aber matter gefärbt, das Blau ins Weißliche ziehend. Die Türkistangara iſt eine der häufigſten Arten Braſiliens, auch in unſeren Käfigen nicht allzuſelten. 19 7 Die Perlhalstangara, C. (J., Callisp.) Vieilloti, Selat., (flaviventris, mexicana). — A. B. S clater, M. C., S. 65. — Größe des Edelfinken; ein ſchmales Band rings um den Schnabel, Oberſeite, Flügel und | Schwanz ſammetſchwarz, Vorderkopf bis zur Scheitelmitte, Kehle, Kinn, Kropf, 494 Tangaren. 8 N Bürzel und obere Schwanzdecken glänzend dunkelblau, die Federn mit teilweiſe ſichtbaren Wurzeln, wodurbh auf Kehle, den Halsſeiten und dem Bürzel eine ſchwarze Fleckenzeichnung entſteht, Bruſt und übrige Unter⸗ a ſeite nebſt Unterflügeldecken ſtrohgelb, die Seiten mit einem breiten aus ſchwarzblau gerandeten Federn 95 bildeten Längsſtreifen; erſte vier Schwingen mit merblauen, Schwanzfedern und Armſchwingendeckfedern mit dunkelblauen Außenſäumen, größte Deckfedern ſchwarz, breit dunkelblau umrandet, kleine glänzend 1 Iris braun, Schnabel und Füße ſchwarz. — Beim Weibchen iſt das Gelb der e ln, Die rt ſcheint auf die Inſel Trinidad beſchränkt zu ſein. 378. Die Goldrückentangara, C. (T., Fringilla, Callisp.) cayana, L., (autumnalis, 9 N A. B. Sclater, M. C., S. 41. — Größe der vorher beſchriebenen Arten; blass ockergelblich mit kae bald grünlichem bald lillgein Scheine, Scheitel goldockerbräunlich, Zügel und Kopfſeiten ſchwarz, Kinn, Kehle und Kropf düſterblau, Unterflügeldecken ſchwärzlichgrau; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarz, außen . wie die Deckfedern dunkel mergrün, kleine obere Flügel- und Oberſchwanzdecken düſter grünblau. — N en nl gleich aber matter gefärbt. f e 5 Mi 2 9 Die Art ſtammt aus Giana und Cayenne. a e 379. Die Iſabelltangara, C. (T., Agl., Callisp.) flava, 1 18 (formosa, bie — A. 8 Sclater, M. C., S. 47. — Etwas kleiner als der Edelfink; rötlich iſabellgelb, Zügel, bis hinter das Ohr, Backen, Kinn, Kehle, Unterhals, Bruſt- und Bauchmitte ſowie Aftergegend kohlſchwarz, Bruſt⸗ und Bauch⸗ ſeiten, obere und untere Schwanzdecken rötlich ockerfarben; Schultern und Flügeldeckfedern mattſchwarz mit ſehr breiten, Schwingen mit ſchmalen grünlichblauen Außenſäumen, welche zur vorherſchenden Färbung werden; mittlere Steuerfedern licht grünlichblau, übrige braunſchwarz mit blaugrünen Außenſäumen. Iris a braun, Schnabel dunkel bleifarben, nach der Spitze zu ſchwärzlich, Füße bräunlich bleifarben. — Weibchen 5 oberſeits mattgrau, Kopf und Bürzel rötlich iſabell, Geſichtsmaske und Bruſtſtreifen mattgrau, Seiten und Aftergegend fahl rötlichgelb; Schwingen- und Steuerfederſäume matter als beim Männchen. — Junges Hi Männchen der Mutter gleich, junges Weibchen dem alten ähnlich, aber matter gefärbt. TEN Die Art ſtammt aus Oftbrafilien und gelangt zuweilen mit anderen Calliſten und e in nner. Käfige. Lebend im Berliner Aquarium. a 8 380. Die Tropfentangara, C. (Callisp., Ixothraupis) guttata, Cabanis, (punctata, a chrysophrys). — A. B. Sclater, M. C., S. 21. — Kleiner als der Edelfink; Oberfeite glänzend gras. x grün, Federn des Mantels und nr Schultern mit breiten, Federn des Oberkopfes mit ſchmäleren und deutlicheren Schwarzen Schaftflecken, Zügelſtreifen ſchwarz, ein über demſelben verlaufender und das Auge Er umgebender Strich hochgelb, Unterſeite bis zum Bauche herab perlmutterweiß, die Federn mit großen länglich⸗ f runden, am Ende grünlich umrandeten Schaftflecken, Seiten grasgrün, Unterflügeldecken und Bauch weißlich, Be. Unterſchwanzdecken gelb; Schwingen und deren Deckfedern ſchwarz mit breiten, ſeegrünen Außen⸗ und End⸗ N ſäumen, welche letztere an den Handſchwingen und den ſchwarzen Schwanzfedern ſich verſchmälern. 91 dunkelbraun, Schnabel und Beine ſchwarz. — Weibchen minder lebhaft gefärbt. 8 | Die Art verbreitet ſich über einen großen Teil Südamerikas von Ecuador bis britiſch Giana und e Obgleich die Tangaren, entſprechend der Verſchiedenheit ihrer Geſtaltung und Färbung, x eine unter ſich abweichende Lebensweiſe führen, läßt ſich doch ein allgemeines Bild der letzteren entwerfen, um ſo mehr als die Berichte über dieſelbe gegenwärtig noch bedeutende Lücken aufweiſen. Die Tangaren verbreiten ſich über den größten Teil von Amerika; denn ſie werden von Paragay an bis Kanada und ebenſo im Oſten wie im Weſten des Erdteils gefunden. Die Mehrzahl von ihnen zählt zu den Waldvögeln im weiteſten Sinne des Wortes, da die einen geſchloſſene feuchte Urwaldungen, die anderen Vorhölzer und Buſchwälder, einzelne wiederum offene, nur ſpärlich mit Gebüſch bewachſene Stellen, und einige endlich Brüche oder Sümpfe bewohnen. Demgemäß bevorzugen einige die höheren Laubkronen, andere niedere Gebüſche, dieſe das lockere Gelaube, jene das verſchlungenſte Dickicht. Viele von ihnen verlaſſen die Laubkronen ſelten; einige treiben ſich zeitweilig auf dem Boden umher. Wo ſie auch auftreten, faſt überall gereichen ſie der Gegend zu hohem Schmuck, und namentlich die lebhaft gefärbten Arten ſtechen prachtvoll ab von dem dunklen Gelaube, in welchem ſie ſich bewegen. Die im Norden Amerikas lebenden Tangaren halten ſich hier nur während der Sommermonate auf, erſcheinen ziemlich ſpät im Frühjahre, brüten und vers laſſen darauf die Heimat wieder, langſam mit ihren Jungen in ſüdlichere Gegenden ziehend; die in dem heißen Gürtel vorkommenden Arten dagegen wandern oder ſtreichen, einzelne * Tangaren. 425 ; 5 vielleicht von einem Gebiete zum anderen, die Mehrzahl wohl nur den hier oder dort rei— fenden Früchten zu Liebe. Faſt alle leben geſellig, höchſtens während der Brutzeit parweiſe, . nach derſelben zu Familien und ſpäter zu Trupps von zwölf bis zwanzig Stück vereinigt. Sie bewegen ſich im Gezweige, im Schilfe, Röhricht oder auch im hohen Graſe mit großer Leichtigkeit, benehmen ſich auch auf dem Boden keineswegs ungeſchickt und fliegen meiſt recht 15585 gut, je nach der Bildung der Flügel raſcher oder langſamer, die meiſten Arten, wie es ſcheint, in wogend gleitendem Fluge dahin. Nuttal ſagt von der Goldtangara, daß ſie ihn Ken durch ihren Geſang angezogen habe, welcher laut, kurz, langſam aber anſprechend iſt, nicht \ ſehr unähnlich dem der Wanderdroſſel, und daß dieſer Geſang in kurzen Zwiſchenräumen während des ganzen Vormittags von den Bäumen herab vorgetragen werde, und Cooper gibt an, daß fie in derſelben Weiſe wie andere Arten ihrer Verwandtſchaft und mehr als jeder andere Vogel wie eine Wanderdroſſel und die Kernbeißer ſinge. Burmeiſters Schilderung des Geſanges der Schwalbentangara: „ſingt ähnlich wie unſer Buchfink, doch ſchlechter und ohne jo ſanfte Melodie“, iſt unverſtändlich, da ſich ſchwer begreifen läßt, wie Jemand den kräftigen, markigen Finkenſchlag ſanft nennen kann. Möglich, daß andere Arten wirklich einen leidlichen Geſang haben; zu den Sängern im eigentlichen Sinne des Wortes zahlen fie aber gewiß nicht; denn die meiſten Arten laſſen größtenteils nur unangenehme, ſchrillende, knarrende oder doch klangloſe Laute vernehmen. Ich wenigſtens habe von den . Tangaras, welche ich pflegte oder anderswo in Gefangenſchaft beobachtete, namentlich von der g Schwarz -, Rothauben -, Scharlac) -, Zinnober-, Blauflügel- und Grautangara, dem Sangaſſu und Siebenfarb, der Dreifarben-, Pracht Türkis⸗ und Iſabelltangara niemals Laute gehört, welche zu einer längeren Strophe verſchmolzen oder auch nur klangvöll geweſen wären. Die Tapiranga vereinigt einige Laute zu einem kurzen Satze; doch auch dieſer darf kaum 55 Stropfe genannt werden. Die Nahrung iſt fehr gemiſchter Art. Faſt alle Tangaren müſſen als Fruchtfreſſer betrachtet werden, nähren ſich aber zeitweilig auch von Körnern und nehmen faſt ausnahmslos Kerfe der verſchiedenſten Art zu ſich. Ihre Vorliebe zu Früchten veranlaßt ſie nicht bloß zu Wanderungen oder Streifzügen, ſondern auch zu Einfällen in die Fruchtgärten, in denen ſie bhiüöchſt läſtig werden können. Von einer in Coſtarica lebenden Art ſagt Frantzius, daß ſie als 5 zudringlicher Näſcher den Fruchtbäumen, ſelbſt wenn dieſe ganz nahe an menſchlichen Woh⸗ nungen ſtehen, ungemein ſchädlich werden kann. „Sobald nur eine Frucht zu reifen beginnt, finden ſich auch dieſe diebiſchen Vögel ein. Am meiſten lieben ſie Piſang, Apfelſinen, Feigen und derartige Früchte mit weicher Schale, und in Ermangelung angepflanzter Fruchtbäume ſuchen fie die wildwachſenden Feigenbäume auf.“ Auf Jamaika erſcheint, laut Goſſe, die DOrangentangara in Geſellſchaften von einem Dutzend und mehr, hängt ſich in allen Stel- luungen an berentragende Bäume an, um hier ihre Ernte zu halten, oder die Federzunge ſtellt ſich gegen das Ende des Jahres, wenn das dunkelglänzende Blattwerk der Orange durch die Früchte gehoben wird, in zahlreicher Menge in den Gärten ein und weiß ſich ſelbſt * dieſer Frucht zu bemächtigen, indem ſie ein Loch durch die Schale pickt und den Inhalt der | . DOirange ausfrißt. Daß andere Arten in ähnlicher Weiſe verfahren werden, beweiſen die | Gefangenen zur Genüge: alle Arten, welche ich gefangen hielt oder beobachten konnte, ſind leidenſchaftliche Fruchtfreſſer. Nicht minder gierig jagen die Tangaren aber auch Kerb⸗ tieren nach. In ihrer Fortpflanzungsweiſ e erinnern die Tangaren an unſere Finken, insbeſondere an den Gimpel. Das Neſt wird verſchieden angelegt und demgemäß auch verſchieden gebaut. Nur diejenigen Arten, welche in den höheren Baumkronen ſich aufhalten, errichten ein halt⸗ bares Neſt, in einer Höhe von 3 bis 10 u. über dem Grunde; die Mehrzahl ſucht ſich einen 5 niederen Buß ſch oder einen Baumſtumpf aus und ſchichtet hier den Außenbau loſe zuſammen, fi 1 . f = VVT 426 | Tangaren. höchſtens auf die innere Auskleidung einige Sorgfalt verwendend. Die Außenwandungen beſtehen aus Reiſern, Zweigen, Pflanzenſtengeln, dürren Blättern, Wurzeln, Ranken, 5 Schlingpflanzen, Blütenſtengeln, welche an der Neſtwand nach außen gekehrt ſind, nd? ; ähnlichen Stoffen, welche unter Umſtänden mit Mos, Flechten, verwitterten Rindenſtückchen . und großen, auseinander gezerrten, mehr oder minder ſorgfältig in die Neſtwand ein geſponnenen Baumwollenflocken geſchmückt und zuſammmengehalten werden. Die Neſtmulde iſt mit breiten Binſenblättern, feinen Grashalmen, langen Waldflechten, Wurzelfaſern, Haren und dergleichen meiſt ſehr ſorgfältig ausgelegt und geglättet. Von etwa zwanzig Arten kent! man die drei bis fünf Eier, welche das Gelege bilden. Sie zerfallen, laut Baldamus, „nach Färbung und Zeichnung in drei oder vier ſehr von einander abweichende Gruppen, ſind auf lebhaft blaugrünem Grunde mit ſchwarzen Punkten und Flecken gezeichnet oder haben auf gleichfarbigem Grunde roſtrötliche Strichelzeichnung oder zeigen bei grünlich, | rötlich oder gelblichweißer Grundfärbung eine Strichelzeichnung von hellerem und dunkleremm Braun, oder endlich, ſie ſind heller oder dunkler braungelblich weiß und mit Harzügen, Schnörkeln und Flecken von Rotbraun bis Schwarz bedeckt, wie ſolche den Eiern unſerer Ammern, namentlich dem Gold- und Grauammer eigen. Dem Anſcheine nach brütet nur das Weibchen: wie viele Tage, iſt zur Zeit noch nicht bekannt — das Männchen aber hilft wenigſtens treulich bei der Erziehung der Jungen und bekundet wie die Mutter die größte Sorgfalt und Zärtlichkeit gegen ſie. Man kennt Fälle, daß Tangaren ihren dem Neſte enthobenen und eingebauerten Jungen halbe l(engliſche) Meilen weit nachflogen und ſie un⸗ geachtet der Nähe menſchlicher Wohnungen treulichſt weiter fütterten. Die wandernden Arten, welche nur wenige Monate in ihrer Heimat verweilen, brüten nur einmal im Jahre, die im warmen Gürtel lebenden dagegen erziehen wahrscheinlich mehrere Bruten im Laufe 1 3 günſtigen Jahreszeit. 5 Die beſtechende Schönheit vieler Tangaren läßt es erklärlich erſcheinen, daß man Ates | gern im Käfige hält, obgleich den meiſten von ihnen die Gabe des Geſanges verſagt blieb. Sie erfordern eine ſorgfältige Pflege, halten ſich bei ſolcher aber weit beſſer, als man ge⸗ wöhnlich annimmt. Bei denjenigen Arten, deren Gefieder zarte, gleichſam hingehauchte Farben zeigt, hat man binnen kurzer Gefangenſchaft ein Verblaſſen der Schönheit zu beklagen: ſo nach meinen Erfahrungen namentlich bei der Scharlachtangara, während dies bei allen Arten, deren Gefieder derber iſt und deren Farben kräftiger aufgetragen ſind, nicht der Fall zu ſein pflegt. Bei der oben genannten verblaſst das prachtvolle Rot ſchon im Laufe des erſten Jahres, geht bei der nächſten Mauſer und beziehentlich Verfärbung in ein blaſſes Rötlichgelb über und erneuert ſich bei der nächſten Mauſer vielleicht gar nicht mehr, ſodaß die vormals ſo prachtvollen Vögel ſchließlich das grüne Winterkleid und bezüglich die Tracht des Weibchens erhalten. Anders iſt es bei den Kron-, Edel- und Schmucktangaren, deren Arten bei richtiger Ernährung auch nach jahrelanger Gefangenſchaft kaum eine Ab⸗ ſchwächung ihrer Tracht wahrnehmen laſſen. Es gilt dies, wie man von vornherein anneh⸗ men darf, insbeſondere für alle vorherſchend ſchwarz, grau, blau, braun, mit einem Worte für die minder lebhaft gefärbten Arten. Nach meinen Erfahrungen darf ich namentlich die Schwarz-, Trauer -, Grau-, Blauflügel-, Dreifarben- und Prachttangara, Sangaſſu und Siebenfarb als ebenſo dauerhafte wie in ihrer Schönheit ſich gleich bleibende Gefangene empfehlen; aber auch die Schwielentangaren erhalten ſich, obſchon fie im Laufe der Ge- fangenſchaft die Tiefe und den Schmelz der Purpurfarben verlieren, ihr e ö wenigſtens in ſeinen Grundtönen. 1 Alle eigentlichen Tangaren müſſen Kleingeſäme (Glanz, Hirſe, Mohn, Grasſüme⸗ 1 reien, Scheuerngeſäme und dergleichen), alle auch mehr oder weniger Hanf und andere 5 ölige Sämereien, alle endlich nebenbei Weichfutter, Kerbtiere und Früchte erhalten. Das 3 K* Organiſten. 427 Wieichfutter, welches ich ihnen reichen laſſe, iſt das (S. 42) beſchriebene Nachtigallenfutter; dees wird gern genommen und ſcheint auch gut zu bekommen. Um die Mittagszeit pflege ich einige Mehlwürmer nachfüttern zu laſſen und rechne etwa ſechs bis acht Stück auf den Vogel, weil ich beobachtet habe, daß eine Tangara ſelten mehr als die angegebene Anzahl nacheinander verzehrt. Zweckmäßiger erachte ich es noch, die Mehlwürmer in Gaben von drei bis vier Stück mehrmals im Laufe des Tages anzubieten und ſoviel zu reichen, als der Vogel freſſen will, da fie, wie ich beſtimmt behaupte, ihm durchaus nichts ſchaden. Als unerläßlichen, ja als den Hauptbeſtandteil der Nahrung ſehe ich Früchte an, laſſe es daher meinen Tangaren nie— mals an ſolchen fehlen. Während des Sommers erhalten ſie alle Baum- und Berenfrüchte, welche auf den Markt kommen, zuerſt alſo Kirſchen, ſpäter Johannis-, Stachel-, Him⸗, Heidel⸗ und Preiſelberen, im Winter Vogel⸗ oder Ebereſchberen und, ſo lange ſie vorhanden, Birnen und Apfelſinenſtückchen, Aepfel dagegen nur im Notfalle und dann auch bloß ſolche von ſüßen And weichen Sorten. Die Kirſchen werden gewöhnlich nur angepickt und eigentlich mehr ausgeſaugt als verzehrt, die Beren ganz verſchlungen, die Birnen- und Apfelſinenſtückchen brockenweiſe bis auf die harte Schale verzehrt. Eine mäßig große Birne und eine ent— ſprechende Menge anderer Früchte iſt für eine Tangara nicht zu viel, am wenigſten dann, wenn man ſie in Geſellſchaft mit anderen Vögeln hält, weil letztere ihnen das Fruchtfreſſen bald ablernen und dadurch zu Miteſſern an dem für die Tangaren gedeckten Tiſche werden. Wie notwendig dieſen die Fruchtnahrung iſt, ſiht man, ſobald man ihnen irgend einen der erwähnten Futterſtoffe reicht: fie laſſen dann ſofort alles übrige ſtehen und liegen und be— ſchäftigen ſich auf das eifrigſte mit dem Aufpicken und Verzehren der Fruchtteile. Anderen Vögeln gegenüber zeigen ſich, ſoweit meine Beobachtungen reichen, die Tan⸗ garen insgeſamt als vortreffliche Genoſſen. Zank und Streit kommt unter ihnen kaum vor; höchſtens zwei Männchen einer und derſelben Art liegen ſich während der Brutzeit * zuweilen in den Federn. Um die übrige Genoſſenſchaft des Käfigs, auch um andere Arten 3 ihrer Familie bekümmern ſich die Tangaren nicht, leben wenigſtens mit ihnen in tiefſtem a Frieden. Zu dieſen trefflichen Eigenſchaften kommt noch hinzu, daß auch fie in Käfigen zur Fortpflanzung ſchreiten: erſt vor wenigen Tagen iſt im Berliner Aquarium eine Brut der Schwarztangaren ausgeſchlüpft, und die eifrigen Alten begnügen ſich jetzt gar nicht damit, ihre Jungen zu füttern, ſondern bieten den ihnen gereichten Mehlwurm barmherzig jedem aanderen Vogel, welcher darum bettelt. Wahrſcheinlich brüten alle diejenigen Arten, deren Gefieder nicht verblaſst, ohne Umſtände im Käfige. So verdienen ſie insgeſamt auch in dieſer Beziehung die vollſte Beachtung und Würdigung des Liebhabers. Der Marktpreis aller Tangaren iſt noch immer ein ziemlich hoher. Für die nordameri⸗ kaniſchen Arten, mindeſtens für den Sommerrotvogel zahlt man in der Regel fünf bis ſechs Taler für das Stück; alle übrigen Arten find teurer, Prachttangara und Siebenfarb z. B. fſelten unter zehn, Bi Schwielentangaren nur e eie unter zwölf bis vierzehn Talern zu haben. Ein fo dauerhafter, farbenprächtiger, 1 oo zur höchſten Aelde gereichender 3 Vogel 1 ſolchen Preis aber auch wert. a 5 7 Organisten. Die Organiſten unterſcheiden ſich von den bisher aufgeführten Tangaren durch den gedrungenen Leibesbau, den dicken Kopf, den ſtarken, breiten, dabei kurzen Schnabel, welcher 5 vor der Spitze eine deutliche oder ſelbſt eine doppelte Kerbe zeigt, die kurzläufigen Füße, ® ag Flügel und den kurzen Schwanz, 1 auch durch die „„ der e Tangaren. 428 Sie zerfallen in mehrere Sippen, a denen einige von dem 1 Gepräge der we „ merklich abweichen. 1 Als Verbindungsglied der eigentlichen Tangaren und Organiſten nee man die = 3 Blauorganiſten anſehen, ziemlich große Vögel mit ſtarkem, am Grunde höherem als breitem, auf der Firſte ſcharfkantigem Schnabel, verſteckten Naſengruben, verhältnismä alis kleinen, kurzzehigen, ſcharfkralligen Füßen und beträchtlich langen Flügeln und Se wie überhaupt aus langen Federn beſtehendem Gefieder. Ber 381. Der Blauorganiſt, Pipridea (T., Agl., C., Pipracidea, Procnopis) melanonota, viell, 5 (cyanea, vittata). — A. B. Temminck, Pl. col. 48. — Größe des Goldammers; Oberkopf, Hinterhals, Halsſeiten, Bürzel und kleine Oberflügeldecken glänzend hell ultramarinblau, Mantel, Schultern und die ſchmalen Außenſäume der ſchwarzen Schwingen und Schwanzfedern tiefblau, N und breiter Streifen 1289 durchs Auge bis hinter das Ohr ſchwarz, ganze Unterſeite nebſt den unteren Schwanzdecken zimmetockergelb, 2 Bruſtſeiten zimmetrötlich. Iris braun, Schnabel glänzend ſchwarz, an der Kinnkante weiß, Füße fleiſchbraun— 3 Weibchen oberſeits düſter graublau, Augenftreifen und Bürzel deutlicher himmelblau, Stirnrand und Zügel N matt ſchwärzlich, Unterſeite dunkler als beim Männchen. Junger Vogel oberſeits ſchiefergrau, unterſeits blaſsgelbgrau, Backen ſchwärzlichbraun, äußere Schwingen und Schwanzfederränder himmelblau, Unter⸗ ö kiefer weiß. f Die Art bewohnt das ſüdliche Braſilien, Paragay und Urugay. Unter dem Namen Schnäpp erorganiſten pflegt man eine von dem allgemeinen Gepräge = jehr abweichende, kaum hierher gehörige Vogelſippe unter die Organiſten einzureihen, deren Mitglieder ſich namentlich durch den am Grunde außerordentlich breiten Schnabel ai bauchig vortretenden, dick aufgeworfenen Rändern, ſtark ſeitlich zuſammengedrückter Spitze, =) vor welcher eine feine Kerbe befindlich, und wenig gebogener, ſtumpfkantiger Firſte vor allen übrigen Tangaren auszeichnet. Die Naſengrube wird von feinen Federn beſchattet; das kreisrunde Naſenloch hat aufgeworfene Ränder und liegt frei in der Spitze. Die Füße ſind verhältnismäßig klein, kurzläufig, die Zehen ziemlich lang, die Krallen klein, aber ſpitz und ſtark gebogen. An dem langen, ſpitzigen Flügel iſt die zweite Schwinge die längſte; der mäßig lange, breitfederige Schwanz zeigt einen deutlichen Ausſchnitt. Das derbe Gefieder iſt beim Männchen anders gebildet und anders gefärbt als beim en 2 De 2 2 — x 8 3 r ¾ — = ee a W 3 382. Der Schnäpperorganiſt, Procnias (Ampelis, Hirundo, Tersine) er „ (viridis, ven- tralis, coerulea, hirundinacea). — A. B. Neuwied, Beitr. III, S. 385. — Größe des Gimpels; Stirn, Zügel, Unterbacken und Kehle ſchwarz, Mantel, Schultern, Bürzel und Oberſchwanzdecken, Hals und Bruſt hell ultramarinblau, Bruſtſeiten himmelblau, die Federn ſchmal ſchwarz gebändert, Bauch und Unterſchwanz⸗ decken weiß, letzte zum Teil mit dunkleren Schäften; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarz, außen türkisblau geſäumt. Iris rotbraun, Schnabel ſchieferſchwarz mit graulichem Kinnrande, Füße fleiſchbraun. - Weibchen: ; Stirn und Kehle grau, Oberſeite dunkel grasgrün, Unterſeite graugelblich, dunkelgrün geſperbert, Bauch und 1 Unterſchwanzdecken gelblich; Schwingen und Schwanzfedern mattſchwarz, außen breit grün geſäumt, See f federn am Ende auch graugrün gerandet. Rt Der ſehr eigentümliche, auch in feiner Lebensweiſe abweichende 2 iſt über das ganze mittlere Braſilien verbreitet. . Die Organiſten im engeren Sinne ſind ziemlich kleine, dickköpfige, datei und aa kurzſchwänzige Vögel mit ſtarkem Schnabel, welcher am Grunde breit und hoch, nach vorn * ſeitlich zuſammengedrückt und an der einfach oder doppelt gekerbten Spitze herabgebogen it; I die Füße haben verhältnismäßig hohe Läufe, dicke Zehen und kurze, ſtark gebogene Krallen; in dem kurzen, ſchmalfederigen Flügel, welcher zuſammengelegt wenig über die Schwanzwurzel 4 hinabreicht, ſind die erſten drei Schwingen gleich lang, in dem ſtummelhaften, aus kurzen 4 Federn beſtehendem Schwanze die einzelnen Federn abgerundet. Das derbe Gefieder, welches ſich nach dem Geſchlechte weſentlich unterſcheidet, zeigt beim Männchen 5 chend e oder Grün, unterſeits ein lebhaftes Gelb oder Blaſsgrün. ni 75 Re | ” K 0 5 e ö Organiſten. | 429 383. a Prächtö hun, pon (Triglyphidia, Clorophonia, Acrocompsa) eallophrys, Cab. — A. B. Sclater und Salvin, Exot. Ornith., S. 135. — Größe des Feldſperlings; Stirn, Vorderkopf und ein breites Band über dem Auge bis auf die Schläfe glänzend goldgelb, Scheitelmitte, Hinterkopf und Nacken ſchimmernd hell lillablau, welche Färbung fi) als ſchmales Band an den Halsſeiten herumzieht, Kopf- ſeiten und Kinn nebſt Kehle glänzend grasgrün, unterſeits von einem purpurbraunen Bande begrenzt, übrige Unterſeite hochcitrongelb, Flügel und Schwanz wie die Oberſeite dunkel grasgrün, heller und lebhafter auf dem Bürzel; Schwingen innen ſchwarz mit fahlweißem Wurzelrande, Unterflügeldecken blaſsgelb, an der Wurzel weiß, die des Handrandes grün. Iris?, Schnabel grauſchwarz, Füße dunkelbraun. — Weib chen grasgrün, Vorderkopf und Augenband ins Gelbe ſcheinend, Scheitelmitte und Hinterkopf ſowie ein ſchmales Band auf dem Hinterhalſe dunkel lillablau, Bauchmitte, Stirn und Unterſchwanzdecken gelb, Unterflügeldecken ve weiß mit blafsgelben Säumen. . höheren Berggürtel bewohnt. . ö : \ 384. Der Schwarzhalsorganiſt, E. (Pipra, Tan.) nigrieollis, Vieill., (cyanocephala, chryso- gaster, aureata). — A. B. Sclater, Proc, 1856, S. 272. — Größe der Blaumeiſe; Stirn bis zum Auge, Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle purpurſchwarz, Scheitel und Nacken hellblau, Mantel, Schultern, Flügel und Schwanz glänzend ſchwarz mit purpurviolettem Scheine, Bürzel und ganze unterſeite tief orange⸗ gelb; Unterflügeldecken und Innenſäume der Schwingen weißlich. Iris?, Schnabel ſchwarz, Füße bräunlich. — Weibch en oliwengrün, ganze Unterſeite olivengrüngelb, Stirn braunrötlich, Scheitel und Nacken himmel⸗ blau, Schwingen ſchwarzbraun mit olivengrünlichen Außenſäumen. Die Art verbreitet ſich über den größten Teil Südamerikas. — e | 385. Der Rotſtirnorganiſt, E. (Pip.) elegantissima, Bp., (coelestis, ier teula tibicen). — Vergl. Dubus, Esqu. Orn., Tfl. 8. — Größe und allgemeine Färbung wie bei dem Schwarzhalsorganiſten, | a lebhaft rotbraun. — Beim Weibchen Kinn und Kehle roſtrot verwaſchen. Vertritt den eben genannten Verwandten im Süden Mejikos und in Mittelamerika. 386. Der Schillerorganiſt, E. (Tan.) chlorotica, L. — A. B. Burmeiſter, T. Br., III., Sd. 194. — Größe der Blaumeiſe; Oberſeite nebſt Kopf- und Halsſeiten, Kinn und Kehle glänzend ſchwarz mit purpurviolettem Scheine, der ganze Oberkopf und die Unterſeite hoch dottergelb, die Federn des Hinter⸗ kopfes ſchwarz an der Wurzel; Schwingen von der vierten an innen an der Wurzel weiß, Unterflügeldecken 5 blaſsgelb, äußerſte Schwanzfedern jederſeits mit breitem weißem Mittelfelde. Iris braun, Schnabel ſchwarz, 6 Füße dunkelbraun. — Weibchen olivengrün, unterſeits mehr grüngelb. Der Vogel lebt im nördlichen Braſilien, Neugranada und Venezuela. | 387. Der Glanzorganiſt, E. trinitatis, Selat. — A. B. Sclater, Proc. 1856, ©. 274. — Ganz wie die vorhergehende Art, das Gelb des Oberkopfes aber nicht ſoweit nach hinten ausgedehnt, und die beiden äußeren Schwanzfedern innen mit weißen Mittelflecken. — Weibchen olivengrün, Kinn, Kehle und Seiten gelb, am dunkelſten auf den Unterſchwanzdecken; Bruſtmitte und Bauch hellgrau. Das . ſcheint auf die Inſel Trinidad beſchränkt zu ſein. DSB: Der Goldſtirnorganiſ, E. (Tan.) affinis, Less. — A. B. Sclater, Proc. 1856, S. 274. — Größer als die Blaumeiſe; glänzend ſchwarz, Kopf und Kehle mit purpurſchwarzblauem Scheine; ſchmaler Stirnrand ſchwarz, vordere Scheitelhälfte und Unterſeite dunkel citrongelb, äußerſte zwei Schwanzfedern jederſeits innen mit großem weißem Fleck, Oberſeite olivengrünlich, Hinterkopf und obere Mantelgegend grau angeflogen, Unterſeite gelblich, auf der Mitte lebhafter. Die Art verbreitet ſich von Südmejiko an über ganz Mittelamerika. 389. Der Rotſcheitelorganiſt, E. Annae, Cassin., (rufivertex). — A. B. Proc. Ac. Phil. 1865, S. 172. — Merklich größer als die Blaumeiſe; Oberſeite glänzend ſchwarz, Stirn und ganzer Oberkopf kaſtanienrotbraun; Zügel, Kopfſeiten und Kehle ſchwarz, Unterſeite gelb, längs der Mitte orange, Unter⸗ ale und Flügeldecken weiß; Flügel ſchwarz, Deckfedern bläulich geſäumt; äußere zwei Schwanzfedern innen nicht ganz bis zum Ende weiß. Schnabel und Füße ſchwarz. — Weibchen: Oberſeite olivengrün, federn braunſchwarz mit olivengrünen Außenſäumen, Schnabel und Füße bleifarben. Die Art bewohnt eie und einen großen Teil Mittelamerikas. 3 390. Der Nonnenorganiſt, E. (Phonasca) humilis, Cab. — A. B. Cabanis, Journ. für Ornith., 1.860, S. 334. — Größe der Blaumeiſe; Oberſeite olivengrün, Unterſeite gelblich Kehle, Mitte des — Der prachtvolle Vogel iſt bis jetzt nur in Coſtarica und Veraga aufgefunden worden, wo er den im Nacken bleigrau, Stirn rötlich, Unterſeite grau, Kinn und Seiten olivengelblich; Schwingen und Schwanz * N 5 8 . . SE € 430 | Tangaren. 1 5 Unterleibes, 5 graulichweiß, cuba zwei en weißgefleckt, Sabel n und are ſchwärzlich ). | | a Die Art ſtammt aus Coſtarica. | | Se f 391. Der Zierorganiſt, E. (Phon.) gracilis, Cab. — A. B. Salvin, Proc. 1870, S. 1 a Größer als die Blaumeiſe: Oberſeite und Kehle bläulichſchwarz, Schwingen außen bronzegrün ſcheinend; 1 55 909 Stirn, vordere Scheitelhälfte und ihre Unterſeite gelb, Schwanz einförmig ſchwarz. Iris schwarzbraun, Be Schnabel und Füße dunkel. — Weibchen: Oberſeite olivengrün, Unterſeite gelblich. „ Die Art ſtammt aus Coſtarica und Veraga. e 392. Der Gelbſcheitelorganiſt, E. (Phon.) luteicapilla, Cab. — A. B. ü et i für Ornith. 1860, S. 332. — Etwas kleiner als die Finkmeiſe; Oberſeite und Kehle glänzend ſchwarz, Zügel ſchwarz, Nacken, Kopfſeiten und Kehle bläulich, Rücken, Flügel und Schwanz bronzegrün ſcheinend, Oberkopf gelb, eite gelb, in der Mitte goldgelb, äußerſte Scha innen mit weißem Mittelfleck. 2 Iris?, Schnabel und Füße ſchwarz. — Weibchen oberſeits olivengrün, unterſeits gelb, an den Seiten 7 oliven verwaſchen; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarz, außen olivengrün geſäumt. N Von Coſtarica bis Panama. a 393. Der Großſchnabelorganiſt, E. (Phon.) Gnatho, Cab. — A. B. Cabanis, IJ. f. Orn. 1860, S. 338. — Größer als der Feldſperling; Oberſeite metalliſch grün ſcheinend, Stirn und ganze Unterſeite dunkelgelb, die zwei äußerſten Schwanzfedern jederſeits innen, den Wurzelteil e e Seh der ſehr kräftige, hohe, ſtarkgebogene Schnabel ſchwarz, Füße braun. Auch dieſe Art lebt in Coſtarica. N 394. Die Gatturama der Braſilianer, E. (Tan., Phon.)- violacea, L. — A. B. Neuwied, Beitr. III., S. 439. — Größe der Sumpfmeiſe; Oberſeite nebſt Kopf- und Halsſeiten glänzend purpurblauſchwarz, Stirn und Vorderkopf bis zum Auge und ganze Unterſeite hoch dottergelb, Aftergegend und Unterſchwanzdecken heller; Schwingen, deren Deckfedern und die Schwanzfedern ſchwarz mit metallgrün ſcheinenden Außenſäumen, erſtere von der vierten an in der Wurzelhälfte der Innenfahne weiß, ebenſo der größte Teil der Innenfahne der zwei äußerſten Schwanzfedern. Iris braun, Schnabel blauſchwarz, Se bleifarben. — Be $ düſter olivengrün, Unterſeite heller, längs der Mitte gelblich. N Die Art verbreitet ſich vom ſüdlichen Braſilien an bis nach Giana hinauf. 395. Der Schwalbenorganiſt, E. hirundinacea, Bp. — A. B. Sclater, Proc. 1856, S. 278. — Größe der Blaumeiſe; ſchwarz mit kupfergrünlichem Scheine, Nacken mehr ins Blaue ſpielend, Scheitel und . Unterſeite gelb, ein Fleck auf der Bruſtmitte weiß; Unterflügeldecken und ein großer Fleck an der Innenfahne N der beiden äußeren Schwanzfedern weiß. Schnabel und Füße dunkelfarbig. 1 Die Art bewohnt Siidmejtfo und Gatemala. N 396. Das Blauvögelchen (blue quit) der Bewohner Jamaikas, E. (Fr., Pyrrhuphonia) jamai- censis, L., (cinerea, jamaica). A. B. Goſſe, B. of Jam., S. 238. — Größe des Feldſperlings; grau, J auf der Oberſeite mit bronzegrünlichem Schimmer, welcher auf Flügeln und Schwanz am ſtärkſten iſt, N Unterſeite heller grau, Bauchmitte und Hinteraftergegend gelb, vordere Aftergegend und hintere Schwanz⸗ decken iſabellweißlich, Unterflügeldecken weißlich, Innenſäume der Schwingen ebenſo. Iris nußbraun, Schnabel hornſchwärzlich, in der Wurzelhälfte bleigrau, Füße dunkelgrau. — Weibchen dem Männchen N ähnlich, das Gelb auf dem Bauche fehlend, Bürzel und Oberſchwanzdecken gelblich angeflogen. Die Art findet ſich nur auf Jamaika. Die Organiſten, von denen man gegen vierzig Arten unterſchieden hat, be parweiſe oder in kleinen Geſellſchaften die fruchtreichen Waldungen Südamerikas und einiger Inſeln Weſtindiens. Einzelne Arten finden ſich häufiger an der Küſte als im Inneren der Waldungen, andere namentlich auf lichteren Stellen derſelben, andere mehr im Gebirge als in der Ebene. Zur Zeit der Fruchtreife ſcheinen ſie Wanderungen von größerer oder geringerer Ausdehnung zu unternehmen, kommen bei dieſer Gelegenheit auch öfters in die Gärten herein und tun hier unter Umſtänden merklichen Schaden, da ihre Nahrung faſt ausſchließlich aus Früchten beſteht. Insbeſondere iſt es der Piſang, welchem ſie eifrigſt :::!!! TTG .... ET Ba — . — en *) Man kennt bis jetzt nur den jüngeren der gegebenen W entfpregenden Boge! fe it, welche möglicherweiſe mit dem we en aa “ RR 9 0 25 * nr re: 55 CCC ; ä 2 Organiſten. 431 nachſtreben; doch find auch andere Fruchtarten, die Orange, die Gava u. ſ. w. ihren Angriffen ausgeſetzt. Auf einzelnen Fruchtbäumen erſcheinen fie, laut Goſſe, in ſolcher Anzahl, daß der Baum von ihnen bedeckt zu ſein ſcheint. Sie ſind ſehr lebhaft und beweglich, hüpfen im Gezweige raſch umher und hängen ſich bei der Fruchtleſe in allen denkbaren Stellungen an die Zweige, gleichviel ob kopfoberſt oder kopfunterſt, ſodaß ſie vielfach an unſere Meiſen erinnern mögen. Auch auf dem Boden bewegen ſie ſich, wie ich von Gefangenen wahrgenommen habe, nicht unbeholfen, und der Flug wird als ſehr raſch geſchildert. Im Gegenſatze zu den. eigentlichen Tangaren ſcheinen wenigſtens einige von ihnen mit einem hübſchen Geſange begabt und fleißige Sänger zu ſein. Daß ſie ihren Namen Organiſten nicht verdienen und die überraſchend vollen und anſprechenden Laute, welche man ihnen zugeſchrieben hat, nicht vernehmen laſſen, iſt neuerdings zur Genüge nachgewieſen worden. So unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß Schomburgk durch die früheren Beſchreibungen ſich täuſchen ließ und einen Geſang, welchen er in den Waldungen vernahm, fälſchlich auf ſie bezog. „Kein Geſang“, ſagt er, „keine Stimme irgend eines befiederten Bewohners der Wälder, felbſt nicht die jo deutlich ausgeſprochenen Worte der Ziegenmelker haben in mir gleiches Erſtaunen erregt wie die Glockentöne des Organiſten. Man bleibt lauſchend und gleichſam feſtgebannt ſtehen, wenn ſeine Klänge, die nur mit dem Schlage kleiner Glasglocken zu vergleichen ſind, vielfach modulirt in einer regelmäßigen Melodie vereint, aus den Baumwipfeln leiſe und langſam herabtönen. Es liegt etwas unbeſchreiblich Sanftes, man möchte ſagen etwas Ueberirdiſches in dieſem Glockenſpiele, deſſen Reiz durch das öde Schweigen des weiten Waldes und die Unſichtbarkeit des überaus kleinen Sängers vermehrt wird. Um keinen Preis möchte man den endlich bemerkten töten.“ Jedenfalls iſt es dieſer Geſang, welcher unſeren Vögeln den Namen Organiſten verſchafft hat. Daß ſie übrigens wirklich zu den ſangfähigen Vögeln zählen, dürfte kaum beſtritten werden können: hierüber ſtimmen faſt alle Beobachter unter ſich überein. Von dem Blauvögelchen ſagt Goſſe, daß es ein eifriger Singvogel ſei, verſchiedene Laute habe, oft durchdringende, dann wieder langgezogene, tiefklingende Töne vernehmen laſſe, welche an das klagende Geſchrei eines Falken erinnern, abgeſehen von allen dieſen Tönen und Lauten aber noch einen wirklich angenehmen und kangbollen Geſang zum beſten gäbe. Einmal hörte gedachter Naturforſcher zwei unmittelbar vor ſeinem Fenſter hin⸗ und herfliegende Blauvögelchen im Wechſelgeſange; zuweilen ſchwieg ihre Weiſe, und dann ließ der eine ungefähr ein Dutzend ſchnelle Wiederholungen derſelben Note hören und endete dieſe eigentümliche Muſik mit einem etwas höheren Tone, welcher den eigentüm⸗ lichen Geſang plötzlich abbrach. Auch Frantzius bemerkt, daß man die in Coſtarica heimiſchen, oben aufgeführten Arten ihres Geſanges wegen im Käfige halte und deshalb oft maſſenweiſe fange. Letzteres geſchiht in den meiſten Fällen auf einfache Weiſe mittels des klebrigen Saftes irgend einer milchigen Pflanze, welcher als Vogelleim benutzt wird. Ueber die Fortpflanzung ſind die Berichte noch dürftig. Ein Par Organiſten, welche Goſſe beobachten konnte, bauten ihr Neſt auf einem Gipfelzweige eines hohen Gartenbaumes zwiſchen lange, herabhängende Flechten, welche auf dem Baume ſchmarotzten, und zwar in eine von ihnen ausgearbeitete Höhlung in dieſen Flechten. Das Neſt war von merkwürdiger Größe, rurdlich { in ſeiner Form und beſtand aus trockenem Graſe, Ranken, Baumwollenflocken u. dgl., während die Mulde innen mit feinen Halmen ausgelegt war. Die Neſter der Euler bekannten Organiſten ſind ſämtlich offen und napfförmig, die Eier ſchön und bunt. Bal⸗ damus fügt dem hinzu, daß man die Fortpflanzungsgeſchichte von vier Arten kennt, und daß dieſe drei bis fünf ſehr dünnſchalige, ſchön rotgelblichweiße, äußerſt zart rotbraun, meift 1 Franzartig gefleckte Eier legen. Von dieſer Regel weicht übrigens der Schnäpperorganiſt, welcher überhaupt in eine zweifelhafte Stellung gebracht zu ſein ſcheint, weſentlich ab, da er in Den alter San, u a in Erdlöchern, Lehmwänden, verlaffenen. Neſthöhlen u 2 e 1 1 5 8 * 1 9 7 12 . . e a . Er BR 7 — . : * 5 4 . 1 432 Tangaren. anderer Vögel brütet und eine ſchlechte Unterlage aus Pflanzenſtengeln und Lagen fine drei bis vier länglichen, glanzloſen, weißen Eier legt. In unſere Käfige 951 vorzugsweiſe die in Braſilien häufige und dort ieh i 1 Gefangenſchaft gehaltene Gatturama, nicht eigentlich regelmäßig, aber doch wohl faſt in jedem Jahre in größerer oder geringerer Anzahl. Ich ſelbſt habe mehrere der ebenſo ſchönen als munteren und lebhaften Vögelchen gepflegt und begreife vollkommen die Vorliebe der Süd⸗ amerikaner für ſie und die Verwandten. Die Vögelchen empfehlen ſich durch ihre ſchmucke Haltung, ihre Lebhaftigkeit, ihr harmloſes Weſen und ihre Friedfertigkeit der Genoſſ enſchaft des “= Fluggebauers gegenüber. Ihre Nahrung beſteht auch im Käfige faſt nur aus Früchten. Dem⸗ 95 x ungeachtet iſt es nicht Schwierig, fie zu erhalten, weil ſie ſich nicht allein an unſere Obſtarten, i ſondern auch an gekochte Kartoffeln und geriebene Möhren gewöhnen laſſen. Sie verbrauchen wie alle Fruchtfreſſer eine für ihre Größe auffallende Menge von Nahrung: eine große 9 Birne iſt für eine Gatturama durchaus nicht zuviel, obgleich der räumliche Inhalt der Frucht die Leibesmaſſe des kleinen Geſellen merklich übertrifft. Ich laſſe die Früchte ganz wie bi den Tangaren meiſt in großen Stücken reichen, eine Birne alſo in zwei, höchſtens vier Schnitte teilen; die Vögelchen machen ſich darüber her, picken mit ihrem ſcharfen Schnabel einen Biſſen nach dem anderen ab und haben in kurzer Zeit die Fruchtſtücke allſeitig zerlöchert und zerfetzt. Friſch zerſchnittene und ihnen vorgeſetzte Birnen behagen ihnen ſelbſtverſtändlich mehr als ſolche, welche bereits länger an der Luft lagen, und es iſt deshalb zu raten, ihnen 1 mehrmals im Laufe des Tages je ein Stückchen zu reichen und das Uebrige bis dahin in | Waſſer aufzubewahren. Außer den Birnen freſſen meine Gefangenen mit beſonderer Vorliebe Orangen, minder gern Aepfel, wahrſcheinlich weil die Härte des Fleiſches ihnen Schwierige keiten macht. Ich zweifle nicht, daß auch Steinobſt und Beren von ihnen genommen werden, | habe aber hierüber noch keine Verſuche anſtellen können. Hanfkörner jcheinen von ihnen recht gern gefreſſen zu werden; ſie nehmen ein Korn nach dem anderen auf, ſchälen es, indem fie es drehen und wenden, ſcheinbar nicht ohne Anſtrengung ab und verſchlucken davon den Kern mit erſichtlichem Behagen. Im Zuſammenhange mit ihrer Sehen ee lie daß ſie ſtets einen ſehr dünnflüſſigen weißen Kot von ſich geben. Alle Organiſten ſtehen bei uns zu Lande noch ziemlich hoch im Preiſe. Unter 1 Talern kauft man wol ſelten ein Pärchen, in der Regel wird man zehn bis 1 | erlegen müſſen. Dies iſt viel für einen doch immerhin ſehr hinfälligen, weil e eee 8 zarten Vogel, aber doch nicht zu hoch bezahlt, weil man ſich ſagen muß, daß es kaum 5 iſt, ſich denſelben billiger zu verſchaffen. Die für die Liebhaberei ungemein wichtige Unterfamilie der Prachtfi nken, welche uns gegenwärtig mehr als jede andere Gruppe der Körnerfreſſer die Käfige füllt, hat auch in Aſien ihre Vertreter, unter denen wir die Reisvögel obenanſtellen wollen. Sie kenn⸗ 5 zeichnen der große und ſtarke, auf der Firſte allſeitig gewölbte, an den Schneidenründern eingezogene, vor der Spitze derſelben herabgebogene, im hinteren Drittel der unteren Schnei⸗ denränder ſtumpfwinkelige Schnabel, die kräftigen, langzehigen Füße, der mittellange, zuſammen⸗ 5 u gelegt ein Drittel des Schwanzes deckende Flügel, unter deren Schwingen die zweite die 8 1 anderen überragt, der mittellange, aus breiten, kurz zugeſpitzten Federn beſtehende ma = A und das reiche, ſeidige, in beiden Geſchlechtern vollkommen gleich lo Pi & Reisvbgel. 433 En 397. Der Reisvogel, Gatterer, Gladik betul der Malaien, Oryzornis (L., F., Coccothr., Amadina, M.uvnia, Padda) oryzivora L., (sinensis, javanensis, verecunda). — A. B. Finſch und Hartlaub, Vögel Oſtafrikas, S. 433. — Größe des Hausſperlings; zart aſchgrau, Oberkopf nebſt Zügel und Kinn, ein ſchmales, die weißen Backen umſäumendes Band ſamt Steuerfedern und Oberſchwanzdecken ſchwarz, Unterbruf, | Bauch und Seiten graulich fleiſchfarben, Bauchmitte und Aftergegend lichter, Unterſchwanzdecken weiß, Unter⸗ flügeldecken graulichweiß; Schwingen bräunlichgrau, außen afch-, innen gelblichgrau geſäumt. Iris blutrot, nakter Ring ums Auge blass korallenrot, Schnabel an der Wurzel ſchmuzig lackrot, in der Mitte violett, an der Spitze und an den Schneidenrändern lichtgelb, Füße blafs fleiſchrot. — Weibchen dem Männchen vollſtändig gleich gefärbt; junger Vogel oben dunkel mäuſegrau, unten hell gelblichgrau, nach dem Schwanze zu noch lichter, jedoch nicht rein weiß, Wangen hell ſo wie die Unterſeite, jedoch nicht ſcharf abgegrenzt; Schwung⸗ und Schwanzfedern ſtark dunkelgrau; Schnabel bis auf die weißen Wülſte ſchwarz, Füße hell. — Mancherlei Spielarten kommen vor: ſo gibt es Stücke mit ſchwarzen anſtatt weißen Backen, geſcheckte, vollſtändig 5 weißliche u. ſ. w. S die Einbürgerung des Vogels in verſchiedenen anderen Ländern Aſiens und ſelbſt in Afrika weſentlich ver- 4 größert worden. 398. Der ade sponel 0. 0. P.) fuseata, Vieill. — A. B. Vieillot, Oiss. chant., S. 95, i Tafel 62. — Größe des Reisvogels; oberſeits dunkelbraun, Kinn, Kehle und Kropf ſchwarz, Wangen und : Unterfeite weiß. Schnabel dunkel bleigrau, Füße graubraun. Der Zimmetreisvogel, welchen Vieillot beſchreibt und abbildet, ſoll von den Molukken ſtammen; feine Artſelbſtändigkeit iſt jedoch noch keineswegs außer Zweifel geſtellt, die Annahme, daß er nur als Spielart des vorhergehenden aufzufaſſen, im Gegenteile ſehr wahrſcheinlich. Seit Vieillots Zeiten hat man den Vogel erwieſenermaßen weder in feiner Heimat, noch in Gefangenſchaft beobachtet, noch als Balg zu uns gebracht. Obgleich der Reisvogel ſchon ſeit Jahrhunderten maſſenhaft ausgeführt und ſeit dieſer Zeit auch überall im Käfige gehalten worden iſt, haben wir doch erſt in der Neuzeit durch Bernſtein eine eingehendere Schilderung ſeines Lebens erhalten. „Gleich unſerem euro- pae.aiſchen Feldſperlinge“, ſagt dieſer treffliche, für die Wiſſenſchaft leider viel zu früh geſtorbene Fiorſcher, „bewohnt der Reisvogel ausſchließlich die bebaueten Landſtriche Savas und iſt in dieſen eine der gewöhnlichſten Erſcheinungen. Während der Zeit, in welcher die Reisfelder unter Waſſer geſetzt ſind, d. h. in den Monaten November bis März oder April, in denen der Reis heranwächſt und der Ernte entgegenreift, halten ſich die Vögel parweiſe oder in kleinen Familien in Gärten, Dorfgehölzen oder Büſchen auf, nähren ſich hier von ver— ſchiedenen Sämereien, Früchten und wohl auch von Kerbtieren und Würmern, da ich ſie wenigſtens öfter auf Landſtraßen u. ſ. w. herumſuchen geſehen habe, wo ſchwerlich etwas anderes zu finden fein dürfte, und auch in den Magen mehrerer Stücke Reſter derſelben gefunden zu haben glaube. Sobald aber die Reisfelder ſich gelb zu färben beginnen und durch Ablaſſen des Waſſers trocken gelegt werden, begeben ſie ſich oft in Scharen dorthin unnd richten nicht ſelten großen Schaden an, ſodaß man auf alle mögliche Weiſe bemüht iſt, ſie zu vertreiben. In den Gegenden, welche beſonders von dieſen gefiederten Dieben zu leiden haben, errichtet man zu dieſem Zwecke in der Mitte des Feldes ein — oder wenn dieſes groß iſt, mehrere — auf vier hohen Bambuspfählen ruhendes, kleines Wachthaus, von dem aus nach allen Richtungen hin zahlreiche Fäden an dünne, in gewiſſen Entfer⸗ nungen von einander durch das ganze Feld geſteckte Bambusſtöcke laufen, an denen große dürre Blätter, bunte Lappen, Puppen, hölzerne Klappern u. dergl. hängen. Wenn nun der in dem Wachthäuschen wie eine Spinne in ihrem Gewebe ſitzende Eingeborene an den Fäden zieht, dann raſſeln in demſelben Augenblicke alle die trockenen Blätter, zappeln die Puppen, ertönen die Klappern, und erſchrocken entfliehen die ungebetenen Gäſte. Auch nach der Ernte finden die Vögel auf den alsdann noch bis zum Eintritt der Regenzeit, d. h. bis gegen Ende November hin brach liegenden Reisfeldern reichlich ihren Tiſch gedeckt, da nicht nur zahlreiche Aehren liegen bleiben, ſondern auch zwiſchen den Stoppeln in unglaublich kurzer Zeit manchfaltige Unkräuter enporfieen, deren bald reifende Samen ihnen eine i Brehm, Sa Vögel. I. | 28 Eu; Das urſprüngliche Verbreitungsgebiet, welches Java, Sumatra, Borneo und Malakka umfaßt, iſt durch 434 Prachtfinken. willkommene Nahrung darbieten. In dieſer Zeit ſind ſie ziemlich fett und wohlbeleibt und liefern, beſonders die Jungen, ein beliebtes Gericht, weshalb ihnen eifrig nachgeſtellt wird.“ Es iſt der Erwähnung wert, daß der Reisvogel ſich ſehr leicht in anderen, von ſeiner Heimat anſcheinend ziemlich abweichenden Gegenden einbürgern läßt. So findet er ſich laut Jerdon jetzt in Menge wild bei Madras, nach Swinhoe in Südchina, nach Newton auf Bourbon und Mauritius, nach Kirk und von der Decken auf der Inſel Sanſibar, und würde wahrſcheinlich ohne Schwierigkeit noch in vielen anderen Ländern heimiſch gemacht werden können. Daß er nicht mit Abſicht eingebürgert wurde, läßt ſich nach dem von Bernſtein Geſagten mit Sicherheit annehmen; es werden ſomit wahrſcheinlich zufällig freigekommene Stücke ſein, welche ſich in den urſprünglich ihnen fremden Landschaften angeſidelt haben. Seit wann der Reisvogel in ſeiner Heimat als Käfigvogel gehalten und von hier aus weiter, zunächſt vielleicht nach China und Japan verſandt worden iſt, läßt ſich nicht be⸗ ſtimmen, ja nicht einmal nachweiſen, wann er zuerſt in unſere Käfige gelangte. Soviel aber ſteht feſt, daß er ſchon ſeit vielen Jahren auf unſeren Märkten zu den gewöhnlichſten Erſcheinungen gehört und in viel größerer Anzahl bei uns eingeführt wird als irgend ein anderes Glied ſeiner ſüdaſiatiſchen Verwandtſchaft. Auch findet er trotz einzelner unliebens⸗ würdiger Eigenſchaften allüberall Liebhaber und Freunde. Die ſanfte Schönheit ſeines Ge⸗ fieders beſticht, ſeine Ausdauer, Anſpruchsloſigkeit und ſein geringer Preis empfihlt ihn namentlich dem beginnenden Liebhaber und Pfleger. Mit dem einfachſten Käfige zufrieden und mit Hirſe und Glanz anſcheinend vollſtändig ſich begnügend, dauert er, wenn er ſonſt nicht leichtſinnig dem Zug und der Näſſe ausgeſetzt wird, immerhin ſeine zwei bis drei Jahre in Gefangenſchaft aus, hält ſich hier ſtets glatt und ſauber, iſt verträglich gegen 1 Seinesgleichen oder läßt, wenn er einzeln gehalten wird, ſeinen zwar nicht gerade bedeu⸗ tenden aber doch auch nicht unangenehmen Geſang fleißig ertönen. Im größeren Geſellſchafts⸗ bauer zeigt er ſich in der Regel von einer weniger liebenswürdigen Seite, insbeſondere am Futternapfe kleinen Vögeln gegenüber, hat ſich auch aus dieſem Grunde bei allen kundigen Liebhabern eine gewiſſe Misachtung zugezogen, welche ich nach meinen Erfahrungen als zu weit gehend bezeichnen möchte. Zu dieſer Misachtung trägt freilich auch noch der Umſtand bei, daß der Reisvogel bei uns zu Lande nur ausnahmsweiſe im Käfige zur Fortpflanzung ſchreitet. Es muß dies umſomehr auffallen, als es feſtſteht, daß Chineſen und mehr noch Japaner, letztere allerdings ausgezeichnete Tierpfleger, Reisvögel in ziemlicher Anzahl züchten, es auch bereits bis zu Spielarten, namentlich zu den erwähnten Weißlingen, gebracht haben, und daß der Vogel auf den kanariſchen Inſeln, woſelbſt er unter dem Namen 5 Gorrion de Manila“ wohl bekannt iſt, laut Bolle, ohne alle Schwierigkeit in der Gefangenſchaft ſich fortpflanzt. Der Grund, weshalb dieſer Prachtfink ſo ſelten in unſeren Käfigen brütet, muß alſo offenbar an uns ſelbſt, d. h. in mangelhafter Pflege liegen. Die Gewichtigkeit dieter Anſicht ergibt ſich von ſelbſt, wenn man bedenkt, daß auch der Reisvogel wie alle ſeine Verwandten ein Allesfreſſer iſt, dementſprechend ganz anders gepflegt und abgewartet werden muß, als dies gewöhnlich geſchiht. Man reicht den Gefangenen dieſer Art in der Regel nur Hirſen und Glanz, dazu vielleicht noch etwas Hanf, ſcheint aber nicht daran zu denken, daß der Vogel außerdem auch Grünzeug der verſchiedenſten Art, Zweige mit Knospen und Blättern, Früchte (Aepfel⸗ und Birnenſchnitzel) und Beren ſowie endlich Weichfutter haben muß, daß es ihm namentlich vor der Brutzeit an Ameiſenpuppen und Mehlwürmern nicht fehlen darf. Wollte man dies immer berückſichtigen, man würde unzweifelhaft viel öfter, als bisher be⸗ kannt geworden, Junge von ihm erzielen und ihn dann wee als einen unſerer en Stubenvögel erklären. Reisodgel. 435 Im Freien baut der Reisvogel, nach Bernſtein, „ bald i. in den Wipfeln verſchiebener Bäume, bald zwiſchen die zahlreichen, die Stämme der Arengpalme bedeckenden Schmarotzer. Die Neſter ändern je nach ihrem Standorte in Größe und Geſtalt, indem die auf Bäumen angelegten meiſt größer ſind und eine im allgemeinen ziemlich regelmäßige, halbkugelige Geſtalt zeigen, die zwiſchen den Schmarotzern der Arengpalmenſtämme angebrachten dagegen kleiner ſind und eine wenig beſtimmte, unregelmäßige, in der Mitte nur unbedeutend ver⸗ tiefte Form haben. Alle werden faſt ausſchließlich aus den Halmen verſchiedener Gräſer verfertigt, die Halme untereinander aber eben nicht ſehr feſt verflochten, ſo daß der ganze Bau eben keine ſehr große Feſtigkeit hat.“ Das Gelege beſteht aus ſechs bis acht glänzend⸗ weißen, etwas länglichen Eiern. Bis zum Jahre 1865 war meines Wiſſens n nur ein Fall bekannt, daß ein Reisvogelpärchen bei uns zu Lande in Gefangenſchaft geniſtet hatte. Um dieſe Zeit dehnte unſer Mit⸗ arbeiter Schmidt ſeine Verſuche über die Haltbarkeit ausländiſcher Käfigvögel im Freien auch auf die Reisvögel aus und erfuhr, daß ſie den Aufenthalt in einem freiſtehenden Flug⸗ gebauer vortrefflich vertragen. Sie waren munter, badeten fleißig und ließen faſt den ganzen Tag über ihren Geſang erſchallen. Gegen den Herbſt hin veränderte ſich ihr Kleid und wurde unanſehnlich graubraun, nahm aber im April wieder ſeine gewöhnliche Färbung an. Sie blieben den ganzen Winter im Freien, waren bei großer Kälte ruhiger als ſonſt und ſaßen dann zuweilen ſtundenlang unbeweglich auf den Stangen oder Zweigen, ſchienen aber keineswegs unter der Witterung zu leiden. Im nächſten Sommer begannen mehrere Pare zu Neſte zu tragen, benutzten hierzu kleine Verſchläge an der Rückwand des Fluggebauers, ſchichteten Strohhalme, Würzelchen, Federn, Gras, Wolle, Heu u. ſ. w. roh zuſammen, brüteten und brachten wirklich Junge auf. Drei Jahre ſpäter berichtet Schlegel, daß ſeine Reisvögel wiederholt in einem Niſtkäſtchen mit engen Eingangslöchern brüteten, aber die Untugend hatten, ihre Jungen, nachdem ſie zwei bis drei Tage alt geworden waren, aus dem Neſte herauszuwerfen und einfach verhungern zu laſſen. Im vorigen Jahre endlich (1870) teilt Stölker ein glückliches Zuchtergebnis mit. Er hielt zwei Reisfinken in einem der oben (S. 13) geſchilderten Kiſtenkäfige von SO em. Länge, 50 em. Tiefe und 37 em. Höhe, welche an der Rückwand ein von hinten zu öffnendes Niſtkäſtchen hatten. In dieſes wurden während des Winters Heuhalme eingetragen und im Februar acht Eier gelegt, letztere auch von dem einen Weibchen ſehr gut bebrütet, Junge aber nicht gezeitigt, aus dem einfachen Grunde, weil beide Reisvögel Weibchen waren. Nachdem Stölker zwei Männchen erworben und eines derſelben unter heftigen Kämpfen mit dem Nebenbuhler ſich dem betreffen⸗ den Weibchen angepart hatte, überließ er dem Pärchen das Gebauer und bemerkte, daß zuerſt das Weibchen, ſpäter auch das Männchen Heu in das Niſtkäſtchen ſchleppte. Die erſte Brut verunglückte; eine zweite, welche anfangs November begonnen wurde, gedih aber vollkommen; denn am 22. November hörte unſer Pfleger morgens zum erſten Male in dem Neſte leiſe ED pipen, ſah dann, wie die beiden Eltern das gereichte, aus Weißbrot, Möhren, Ameiſen⸗ puppen, gequetſchtem Hanf, Glanz und Hirſe beſtehende Futter den Jungen zutrugen, ſorgte verſtändiger Weiſe für Beleuchtung des Raumes, damit die langen Nächte den kleinen Jungen nicht verderblich werden möchten, und hatte am 17. December die Freude, zum erſten Male den Kopf eines Jungen unter der Eingangsöffnung erſcheinen zu ſehen. Tags darauf ſtand eines kühn auf dem Stabe vor dem Neſte, zog ſich dann bald wieder ® zurück, kam wieder heraus und kroch abermals einwärts, während ein zweites, wenn jenes draußen war, zum Fenſter herausſchaute. Am 19. erſchienen ihrer zwei vor dem Neſte und ein drittes noch in der Oeffnung; wenige Tage ſpäter waren alle vier glücklich ausgekommen. Ob beide Geſchlechter brüten, konnte Stölker wegen der vollkommenen Gleichfarbigkeit des Männchens und Weibchens nicht ergründen; wohl aber bemerkte er, daß der Brütende von 28 * FVPCCCCCCCCCCCCVCCVCVCCVCVC CVVT . r 2 7 x * * BERGEN PAS CE TEE Fr 8 C N ee r . 2325 * 8 5755 8 BE STE Ir en 436 | Prachtfinken. dem anderen oft bejucht und geatzt wurde, auch einmal täglich, Dorugshlehe in den Morgen ar ſtunden, das Neſt verließ, um fich zu entleren. Einer ſpäteren Mitteilung unſeres Gewährsmannes entnehme ich das Folgende: i „Wie a zu erwarten, ſchickten ſich meine Reisvögel zu einer zweiten Brut an, und zwar lag gerade am 1. Januar 1870 das erſte, an den zwei folgenden Tagen noch je ein Ei im Neſte; ſpäter konnte ich nicht weiter unterſuchen, da die Vögel den Beobachtungsſchieber an der hinteren Wand des Niſtkäſtchens mit Heu verbaut hatten. Die Eier wurden jedesmal morgens zwiſchen a ſieben und acht Uhr gelegt; wenigſtens blieb das Weibchen um dieſe Zeit länger im Neſte, während über Tages beide Gatten ſich meiſtens außerhalb desſelben aufhielten. Erſt am 5. Januar begann das Brüten, wurde jedoch noch oft unterbrochen, anfangs auch durch die Jungen erſter Brut, welche ſich des Nachts in das Niſtkäſtchen eindrängten, weſentlich beein⸗ 3 3 trächtigt. Nachdem dieſe, nicht ohne neue erhebliche Störung, entfernt worden waren, ſaßen die Alten ganz feſt, brüteten alſo eigentlich nur während der zweiten Hälfte der Sitzzeit ordentlich. Am achtundzwanzigſten Januar verließen fie das Veit. Es fanden ſich drei Eier vor; zwei von ihnen waren taub, in dem dritten lag ein vollſtändig entwickeltes Junges tot. Sofort nach Entfernung des Neſtes begannen die Alten mit dem Baue eines neuen; am dritten Februar beobachtete ich die Begattung, und ſchon tags darauf lag ein Ei im Neſte. Vom ſiebenten an blieb das Weibchen täglich längere Zeit im Neſte, ſchien alſo mit Brüten begonnen zu haben; doch hielten ſich beide Gatten noch länger als acht Tage auf⸗ fallend viele Zeit außerhalb des Neſtes auf, und erſt dann brüteten ſie anhaltend. Ich gab die Brut verloren, umſomehr als ich lange über die berechnete Zeit nichts pipen hörte, griff jedoch nicht ein, weil ich mich erinnerte, daß auch kleine Vögel lange von den Eiern bleiben können, ohne daß dieſe Schaden leiden. Am ſiebenten März hörte ich wirklich Junge, welche auch fernerhin, von dem durch ſie verurſachten Lärm zu ſchließen, trefflich zu gedeihen ſchienen. Ein Junges zeigte ſich am 4. April vor dem Neſte, nachdem es ſchon ſeit einigen Tagen mit den Geſchwiſtern zum Schlupfloche herausgeſchaut hatte; bis zum 9. April waren ſechs Stück ausgeflogen, und lag noch ein Ei im Neſte. In der großen Anzahl der Eier fand ich Aufſchluß über das lange Brüten: das Legen nimmt eben viel mehr Zeit in An⸗ ſpruch, als ich annahm; die Jungen kriechen im Verlaufe mehrerer Tage nach einander aus und verlaſſen ebenſo nach einander das Neſt. Die der in Rede ſtehenden Brut gedihen bis auf eines, welches ſeines verkrüppelten Fußes halber getötet wurde, vortrefflich. Se: Im Winter 1870 zu 71 ſchritten die Alten wieder zum Niſten, und zwar hatten fie zwei Gelege, bei denen je ein Ei einen gut entwickelten Keimling enthielt, welcher jedoch nicht zum Ausſchlüpfen kam. Da nun unterdeſſen der eine Gatte des Pares zu huſten begann . und der andere ohne nachweisbare Urſache ein krankes Bein bekam, gab ich die Hoffnung auf, Nachkommenſchaft von dieſem Pare zu erzielen, und ſteckte es zu den Jungen in den Bauer. Indeſſen beſſerte ſich das Befinden der Alten, und ſie veranſtalteten wirklich eine dritte Brut. Als ich die Zeit des Ausſchlüpfens nahe glaubte, wollte ich die erwachſenen Jungen aus dem Käfige entfernen, ſtellte, um nach meiner Meinung möglichſt wenig Störung zu ver⸗ anlaſſen, einen leren Käfig neben den bewohnten und öffnete beider Schieber. Zufällig befand ſich das Niſtkäſtchen auf derſelben Seite wie der geöffnete Schieber, und die neu entſtandene Oeffnung beunruhigte die Alte in ſo hohem Grade, daß ſie die ſtark bebrüteten Eier verließ. Ich hatte eine aus fünf wohl entwickelten Keimlingen beſtehende Brut ſelbſt zerſtört! Einige Wochen ſpäter ſtarb die lungenkranke Alte, und meine Züchtungsverſuche hatten sa ein Ende. [4 x 8 u . „ r 4 E l . 8 at x BEE et ei tin ᷣ sh a a a i 8 185 | — . ee .. . — er — — —— ERS Die Jungen der erſten Brut waren inzwiſchen vollkommen gereift. Nachdem ſie am 1 ſechſten Januar, ungefähr ſiebzehn Tage nach dem Ausfliegen, von den Alten entfernt worden waren, erhielten ſie bloß noch Hirſe und Glanz als Futter. Sie waren ſehr munter und I Amadinen. 437 lockten wie die Alten. Ihr Gefieder verfärbte ſich allmählich ohne Mauſer. Zuerſt machte ſich oben ein Anflug von Mohnblaugrau, unten ein ſolcher von Rötlich bemerklich; die Zeichnung des Alterskleides trat alſo noch nicht hervor, obgleich die Wangen bereits heller, die Schultern dunkler als die übrigen Teile gefärbt waren. Am zwanzigſten Januar ſahen die Schnäbel ſchon deutlich gleichmäßig fleiſchrot aus. Anfänglich übten ſie ſich in allerlei Flugverſuchen; ſpäter legten ſie großen Mutwillen an den Tag, zerrten einander im Gebauer umher, rupften ſich an den Schwänzen, biſſen ſich manchmal auch ganz ernſtlich. Ihr Geſang erinnerte mehr an den der Wellenſittiche, von denen mehrere im Zimmer waren, als an den ihrer Alten. Mitte Aprils begann die erſte Mauſer, Mitte Mais ähnelten ſie den Alten ſchon ſehr, Mitte Junis waren ſie ausgefärbt, hatten auch, gleichzeitig mit dem Federwechſel, einen Geſang erlernt, welcher zwar nicht ganz ſo tönt wie der ihrer Eltern, dieſem aber och ſehr ähnlich iſt. Später parten ſie ſich; doch habe ich bis jetzt noch nichts von ihnen erzielt als zwei Eier, welche ich auf dem Boden des Käfigs fand.“ | Aus dieſen Beobachtungen Stölkers, welche ich abſichtlich ausführlich wiedergegeben babe, geht zur Genüge hervor, daß auch der bisher vielfach verdächtigte a bei guter Pflege im Käfige zur Fortpflanzung ſchreitet. | Die Hartlebigkeit und Anfpruchslofigfeit unſeres Vogels, welche ihn die weite Reife leicht überſtehen laſſen, ſind Urſache des niederen Preiſes, in welchem er ſteht. Man bezahlt in der Regel nur zwei, bei zeitweiligem Mangel höchſtens drei Taler für das Pärchen Reis⸗ bbgel. Für den Zimmetreisvogel würde man gern das Vier- bis Fünffache aufwenden, käme . & nur lebend auf unſeren Markt. Amadinen. Ungeachtet mancher Eigentümlichkeiten in der Lebensweiſe laſſen ſich doch die Amadinen oder dickſchnäbeligen Prachtfinken (Spermestes) gemeinſchaftlich beſprechen, zumal man den Abſonderlichkeiten, welche die einen und die anderen in Sitten und Betragen zeigen, leicht Rechnung tragen kann. Wir verſtehen unter Amadinen die nächſten Verwandten der Reis⸗ vbgel, d. h. alle die kräftigen, gedrungen gebaueten, mehr oder weniger kurzſchwänzigen und kurzflügeligen Prachtfinken mit ſtarkem, dickem, auf der Firſte meiſt gewölbtem, an den Schneiden⸗ ländern mehr oder weniger eingezogenem, wohl auch ausnahmsweiſe geſtrecktem Schnabel, ver⸗ hältnismäßig hohen und kräftigen Füßen und glattem, in der Regel etwas derbem, bei den een Geſchlechtern meiſt, wenn auch nicht immer, gleich gefärbtem Gefieder. = Die Eruppe verbreitet ſich über Afrika, Südaſien und Auſtralien und iſt eine der zahl⸗ kreeicheren ihrer Unterfamilie. | Der Bau des ſehr geſtreckten, dem der Webervögel ähnlichen Schnabels unterſcheidet f eine Art, welche wir ohne Bedenken hier einreihen, von den nächſten Verwandten, ſo daß 5 man ſie zum Vertreter einer beſonderen Sippe, der Weberelſterchen, erhoben hat. 399. Das Kuttenelſterchen, Amauresthes (Ploceus, Amadina, Munia) fringilloides, Lafr. — A. B. Finſch und Hartlaub, Vögel Oſt⸗Afr., S. 434. — Größe des Girlitz; oberſeits dunkelbraun, Kopf, Hals, Kinn, Kehle, ein Fleck an der Bruſt, Bürzel, Oberſchwanzdecken und Schwanz ſchwarz, mit ſtahlgrünem oder purpurviolettem Scheine, Kropf und übrige Unterſeite nebſt unteren Flügeldecken weiß, Federn der Bauchſeiten ſchwarz gefleckt, größte Oberflügeldecken mit weißen Schäften. Iris dunkelbraun, Schnabel dunkelblau, Unterſchnabel licht bleiblau, Füße grünlich bleifarben. — Weibchen dem Männchen vollkommen gleich gefärbt und kaum durch die Größe verſchieden. Jugendkleid mir unbekannt. a Ar Der anmutige Vogel, welcher erſt ſeit wenigen Jahren einzeln auf unſeren Tiermarkt gelangt, on 5 85 Gebiete a und Oſtafrikas, ſcheint aber örtlich ſehr beſchränkt zu fein. 438 RE | Prachtfinken. Die Erzamadinen oder Elſtervögelchen unterſcheiden ſich nur durch kürzeren Schnabel von dem vorhergehenden und dürfen . als Urbild aller eee 5 angeſehen werden. 400. Das Elſtervögelchen, Spermestes (L., Am., Coccothr.) eucullata , S el N | scutatus). — A. B. Finſch und Hartlaub, V. D.-N., ©. 436. — Kleiner als der Zeiſig; Kopf, Kehle und Kropf ſchwarz, je nach dem einfallenden Lichte mit grünem oder kupferbraunem Metallſchimmer; Qber⸗ ſeite und Flügel braun, die kleinen Schulterdecken metalliſch grün; Bürzel und Oberſchwanzdecken bräunlich⸗ weiß, mit ſchwarzen Querlinien, Unterſeite weiß, ein Fleck an den unteren Bruſtſeiten metalliſch grün, Bauch und Schenkelſeiten braun mit weißen, Unterſchwanzdecken mit einigen ſchwarzen Duerlinien; Unterflügeldecken roſtfahl, Schwanz ſchwarz. Iris braun, Schnabel oben dunkelblau, unten bleifarben, Füße hornblau.— Weibchen dem Mäunchen zum Verwechſeln gleich, an den Bruſtſeiten ſtärker gefleckt, auf den Flügeln matter und fahler braun, unterſeits gewöhnlich trüber weiß als bei jenem. Junge Vögel faſt gleichmäßig choko⸗ ladenfarben, auf der Unterſeite etwas heller; Schnabel ſchwarz. 401. Der Netzflügel, Sp. (Am.) poëusis, Fraser. — Vergl. Fraſer, Zool. typ., Tfl. 50. — Wie das Elſterchen, oberſeits aber ſchwarz und durch die ſchwarz und weiß quergebänderten Schwingen beſonders ausgezeichnet. Das Verbreitungsgebiet der in unſeren Käfigen ſehr „ Art reicht von Senegambien bis zum Gabun und der Inſel Fernando Po. 402. Der Doppelfarb, Sp. (Am.) bicolor, Fras. — Vergl. Fraſer, Zool. typ., Tfl. 50. — Melih ſtärker als das Elſterchen; Oberſeite, Kehle, Kropf und Bruſt nebſt Seiten ſchwarz; Unterſeite von der Bruſt an, Unterflügel und Schwanzdecken weiß. Iris braun, Schnabel dunkelblau, Füße ſchmuzig bleifarben. Beide Geſchlechter im Alter gleich, junge Vögel braun, auf Stirn, Backen und Kehle ſchwärzlich, 50 Je Bürzel und der Unterſeite weiß gebändert. Das nette Vögelchen iſt bis jetzt nur aus dem Gebiete der Goldküſte nachgewieſen worden. ER * Die ſüdaſiatiſchen Vertreter der Elſtervögelchen, von den Hindoſtanern „Munie“ ge nannt und von einzelnen Naturforſchern in eine beſondere Sippe (Munia) vereinigt, unter⸗ ſcheiden ſich nur durch ſehr unweſentliche Merkmale, namentlich durch den etwas e | Schwanz von den vorhergehenden. 403. Das Bronzemännchen der Händler, Schakari-Munie der Bengalen, Sp. (Fr., L., Coccothr., Uroloncha, Munia, Trichogrammoptila) striata, L., (Borbonica, leuconota). — A. B. Jerdon, B. of. Ind., II, ©. 356. — Etwas größer als das Elſterchen; kaffeebraun, Vorderkopf, Geſicht, Kehle und Kropf dunkler, ſchwarzbraun; Federſchäfte der Oberſeite bräunlichweiß, weshalb hier feine Strichelchen fihtbar werden; Bürzel, Bruſt, Bauch und After nebſt Unterflügeldecken weiß, obere und untere Schwanz⸗ decken tiefbraun mit rötlichbraunen Endſäumen; Schwingen innen roſtgelblich fahl geſäumt; Steuerfedern braunſchwarz. Iris braun, Schnabel hornſchwärzlich blau, Füße dunkel bleigrau. Das feſtländiſche Weſtindien und Ceylon ſind die Heimat dieſer häufigen Art. 404. Die Weißbauchmunie, Sp. (Fr., Mun., Trichogr.) leucogastroides, Moore, (striata, ma- lacca, melanopygia). — A. B. Reichenbach, Singvögel, S. 38. — Der vorhergehenden Art ſehr ähnlich, aber ohne weißen Bürzel, und die ganze Oberſeite lebhafter braun mit ſehr undeutlichen hellen Schäften Vertritt das Bronzemännchen auf Java. 405. Die Spitzſchwanzmunie, Sp. (Coccothr., Mun.) acuticauda, Hodgs., (molucca, muscadina, minima, moluccensis, leuconota). — A. B. Jerdon, B. of. Ind., II, 356. — Größe und Färbung im allgemeinen wie bei dem Bronzemännchen, aber Kehle und Kropffedern mit weißlichen Schäften, und das Weiß der Bruſt und übrigen Unterſeite mit ſchmalen bogigen dunkelbraunen Querbinden; Flügelrand roſtfahl. Der im unteren Himalayagürtel, in den Oſtprovinzen Indiens, im Süden Chinas, auf Formoſa und Hainan häufig vorkommende Vogel wird ſeit uralten Zeiten in Japan in Gefangenſchaft gehalten und iſt hier wie unſer Kanarienvogel Haustier geworden, brütet regelmäßig im Käfige und erzielt die e denſten Spielarten. Der etwas ſchwächere Schnabel und merklich ſtufenförmige Schwanz gilt als Dertimal \ einer beſonderen Sippe, welche Cabanis Lanzenſchwänzchen genannt hat. 406. Der Silberſchnabel, Zilverbek der Händler, Sb. (L., Coce., Estrelda, Am., Uroloncha, Euodice) cantans, Gml. — A. B. Finſch und Hartlaub, Vögel Oſt⸗Afr., S. 435. — Etwas kleiner Amadinen. und ſchlanker als die Blaumeiſe; oberſeits hellbraun, Federn des Ober- und Hinterkopfes mit dunkelbrauner Schaftmitte, die des Mantels, der Schultern und des Bürzels mit undeutlichen, dunkelbraunen Querlinien, Kopf⸗ und Halsſeiten, Kinn und Oberkehle ockerbräunlich, übrige Unterſeite weiß, auf dem Kropfe und an den Seiten ſchwach roſtbräunlich verwaſchen, Unterflügeldecken roſtbräunlich; Schwingen dunkelbraun, innen roſt⸗ fahl gerändert; Deckfedern der Schwingen zweiter Ordnung, Oberſchwanzdecken und Steuerfedern ſchwärzlich⸗ braun. Iris braun, Schnabel und Füße bläulich. — Weibchen nicht verſchieden; Jugendkleid kaum ab⸗ weichend, höchſtens etwas fahler als das der Alten. Der Vogel verbreitet ſich über den größten Teil Mittelafrikas. 407. Das Silber⸗ oder Malabarfaſänchen, Sp. (L., Euod., Ur., Lonchura) malabarica, L., (bicolor, cheet). — A. B. Jerdon, B. of. Ind., II, 357. — Dem Silberſchnäbelchen äußerſt nahe ver- . wandt; Kopffeiten, Kinn und Kehle ſowie Kropf und Bruftfeiten deutlich ockerbräunlich; Oberſchwanzdecken weiß mit ſchwarzen Außenſäumen, Steuerfedern tief braunſchwarz. — Weibchen dem Männchen gleich gefärbt. Ganz Indien und Ceylon bilden das Vaterland dieſer mit der vorigen oft verwechſelten Art. 08. Der Muskatvogel, Sp. (L., Fr., Mun., Ur.,) punctularia, L., (nisoria). — Vergl. Temminck, Pl. col. 500, f. 2. — Größe des Zeiſigs; Oberſeite und Flügel fahlzimmetbraun, Stirngegend dunkler, Kopfſeiten, Kinn und Kehle dunkel zimmetbraun, Kinn faſt dunkelbraun, Bürzel und Oberſchwanzdecken braun und roſtgelblich weiß quergebändert, Bruſt und übrige Unterſeite auf weißem Grunde ſchuppenartig dunkelbraun gefleckt, am breiteſten auf den Schenkelſeiten, untere Bauchmitte, Aftergegend und Unterflügel⸗ decken einfarbig roſtgelblich weiß, Unterſchwanzdecken mit bogenförmigen, dunklen Querlinien gewellt; Schwingen innen dunkelbraun mit roſtbräunlichem Rande; Steuerfedern dunkelbraun mit undeutlichen dunk⸗ leren Querlinien, die beiden mittelſten mehr graubraun. Iris braun, Schnabel blauſchwärzlich, Wurzel⸗ hälfte des Unterſchnabels weißlich, Füße bleifarben. — Weibchen nicht verſchieden. Das Verbreitungsgebiet umfaßt Malakka, Java und die weiter ſüdöſtlich gelegenen Inſeln Flores, Lom⸗ bock und Timor; auf Mauritius iſt der Vogel eingebürgert worden. 409. Der Domino, Telia⸗Munia und Singbas der Hindoſtaner, Sp. (L., M., Lonch.) undulata, Lath., (lineoventer). — A. B. Jerdon, B. of. Ind., II, 354. — Dem Muskatvogel ſehr ähnlich; Ober⸗ ſeite blaſſer rotbraun, mit deutlich hervortretenden hellen Federſchäften, die age Oberſchwanzdecken und Außenſäume der äußeren Schwanzfedern glänzend olivengelb. Die Art vertritt die vorige in den Oſtprovinzen Indiens, in Bengalen, Aſſam, Burma, Cochinchina und auf Ceylon. 410. Die Topela, Sp. (M.) topela, Swinhoe. — A. B. Ibis, 1863, S. 380. — Unterſcheidet ſich von Muskatvogel und Domino hauptſächlich durch die grünlichgelben Oberſchwanzdecken und die gelblich⸗ grün verwaſchenen Schwanzfedern; Oberſeite wie beim Domino düſter braun, die Federn mit weißlichen Schäften, Kehle dunkel chokoladenbraun. Iris braun, Schnabel dunkel blaugrau, Füße hell bleigrau. — Junge den Alten ſaſt gleich gefärbt, Schnabel braun. Die Art iſt häufig im Süden Chinas, auf Hainan und Formoſa, hier überall ein ſeines Geſanges wegen beliebter Käfigvogel. 411. Die Rötelmunie, Sp. (M.) fuscans, Cassin. — Größe des Muskatvogels; glänzend dunkel⸗ chokoladenbraun; Zügel, die Gegend rings um den Unterſchnabel, Kinn, Kehle und Bruſt merklich dunkler, mehr ſchwarzbraun, Oberſchwanzdecken und Steuerfedern ebenſo, Federn des Oberkopfes mit etwas helleren Schaftſtrichen, Unterflügeldecken und Innenſäume der Schwingen iſabellbräunlich. Iris braun, Schnabel hornſchwärzlich, Unterſchnabel mit gelblicher Wurzel und Spitze, Füße hell hornbraun. Die Rötelmunie findet ſich auf Borneo und iſt dieſer Inſel eigentümlich. Nonnenvögel nennen die Händler, Dermophrys einige Forſcher, mehrere aus Oſtindien und den Sundainſeln ſtammende, gedrungen gebauete, beſonders ſtarkſchnäbelige Amadinen mit kurzen, ſehr gerundeten Flügeln, mittellangem, gerade abgeſchnittenem Schwanze und weichem, ſeidigem Gefieder, welches ſich durch große Farbenfelder auszeichnet. 412. Der Mönchsvogel, Mongole oder Chineſe der Händler, Sp. (L., M., Lonch.,) rubronigra, Hodgson, (melanocephala, sinensis, atricapilla). — A. B. Jerdon, B. of. Ind., II, 353. — Größe des Zeiſigs; Kopf und Hals bis zum Mantel und zur Bruſt glänzendſchwarz, ebenſo ein breiter Streifen von der Bruſt an, die Unterſchwanzdecken mit bedeckend; übrige Teile lebhaft kaſtanienzimmetbraun, Schwanz dunkler und glänzender; Oberſchwanzdecken glänzend tiefkaſtanienbraun, Unterflügeldecken und Innenſäume der Schwingen blaſs roſtfahl. Iris dunkelbraun, Schnabel hornbläulich mit blaugrauer Wurzelhälfte, Füße dunkel bleigrau. — Weibchen nicht verſchieden, nur etwas heller und der Schnabel mehr einfarbig bleigrau, Prachtfinken. | | | ee 5 = Das Verbreitungsgebiet des Möuchsvogels erſtreckt fich über den größten Teil des eilen or. =: indiens, öſtlich bis Cochinchina, ſowie über Ceylon. . 413. Der Jakobin, Nakalnor der Hindoſtaner, Sp. (L., Coeckothr) malaccensis, L., 9 javensis). — A. B. Jerdon, B. of. Ind., II, 352. — Dem Mönchsvogel ſehr ähnlich; Unterſeite von der > Bruſt an nebſt Unterflügeldecken weiß, ein breiter Streifen auf Unterbruſt und Bauchmitte, 9 1 die a we ſchwanzdecken mit bedeckt, ſchwarz. N Das Berbreiliingögebirt begreift das weſtliche Südindien und Ceylon in ſich. 414. Der Nonnenvogel, Sp. (L., Mun., Maja, Dermophrys,) maja, L eee sinen- Br sis). — Vergl. Reichenbach, Singvögel, S. 40. — Kopf weiß, Hinterkopf und Nacken ſchwach, Kehle und 5 5 Kopf deutlicher bräunlich verwaſchen, übrige Teile, Flügel und Schwanz lebhaft kaſtanienbraun, Ober⸗ ſchwanzdecken viel dunkler und glänzender, Bauchmitte, Bauch, After und Unterſchwanzdecken braunſchwarz, > Unterflügeldecken und Innenfahne der Schwingen im Wurzelteile roſtrötlich. Iris braun, Schnabel horn⸗ grauweiß mit dunkler Wurzel, Füße horngrau. — Weibchen gleich, doch minder lebhaft gefärbt. 5 Der Vogel lebt auf den Sundainſeln, wenigſtens auf Java und Sumatra, vielleicht auch auf Borneo. 415. Der Bondol der Sundaneſen, Sp. (Fr., M.) ferruginosa, Sparrm., (majanoides, ferru- ginea). — Vergl. Temmind, Pl. col. 500. — Lebhaft und ſchön kaſtanienrotbraun, Oberſchwanzdecken dunkler und glänzender, Oberkopf und Hinterhals zart roſtbräunlich, Stirnrand, die Gegend um Auge und | Ohr deutlich ins Weiße; Kinn, Kehle, Kropf und ein breiter Streifen von der Bruſtmitte herab bis auf die unteren Schwanzdecken schwarz, Unterflügeldecken und Innenſäume der Schwingen roſtgelblich. Iris braun, 1 Schnabel hornweißlich, an der Wurzel dunkler, Füße horngrau. — Weibchen dem Männchen gleich a 3 Der Bondol bewohnt Java und das benachbarte Flores. . Aus Auſtralien ſtammen die zu unſerer Gruppe gehörigen Schilffinken, wir von dem allgemeinen Gepräge hauptſächlich durch die ihnen eigentümliche Färbung abweichen. Ihr kurzer dicker Schnabel iſt an der Wurzel höckerig, ſeine Firſte erhaben, der Fuß hoch y! läufig und langzehig, der Flügel, in welchem die erſte bis dritte Schwinge die längſen, = mäßig ſpitz, der Schwanz gerade abgejchnitten. = 416. Der Schilffink, Sp. (Am., Donacola, Dermoph., Mun.) eastaneothorax, Eon „ vittata, flavipryma). — A. B. Gould, Handb. B. of. Aust., I, 426. — Etwas kleiner als der Girlitz, aber gedrungener; Ober- und Hinterkopf nebſt Nacken graubraun, die Federn mit brauner Schaftmitte, übrige | Oberſeite und Flügel zimmetroſtbraun, Oberſchwanzdecken glänzend ockergelb; Zügel, Kopfſeiten, Kinn, Kehle | grauſchwarz, die Federn der Backen und Ohrgegend mit bräunlichen Schäften, Unterkehle, Kropf und Ober⸗ | | bruſt Hell zimmetockerfarben, unterſeits von einer ſchwarzen Querbinde begrenzt, übrige Unterfeite weiß, feitih mit breiten, dunkelbraunen Querbinden, After und Unterſchwanzdecken ſchwarz; Unterflügeldecken und Innen- | ſäume der braunen Schwingen roſtfahl; Schwanzfedern dunkelbraun mit glänzend ſtrohgelben Außenſäumen, Be die beiden mittelſten ſtrohgelb. Iris dunkelbraun, Schnabel grauſchwärzlich mit lichten Schneidenrändern, | Füße dunkelbraun. — Weibchen fahl rotbraun, Oberſeite dunkler, Bruſt und übrige Unterfeite heller, mehr blaſs roſtfahl, Unterſchwanzdecken ſchwarz, Schnabel bleiblau. Die Verbreitung ſcheint ſich hauptſächlich auf die nordöſtlichen Teile Auſtraliens zu erſtrecken. 417. Das Schuppenbrüſtchen, Sp. (Am., Don.,) pectoralis, Gould. — A. B. Gould, 0 B. of. Austr., I. 427. — Unbedeutend größer als der Schilffink; Oberkopf und übrige Oberſeite zart graulich⸗ braun, Oberflügeldecken mit feinen, weißen Endſpitzen, Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle ſchwarz, Kehle und Kropf ſchwarz mit breiten weißen Endſäumen, weshalb dieſe Teile weiß mit ſchwarzen Schuppenflecken er⸗ ſcheinen; übrige Unterſeite graulich weinfarben, die Seiten mit ſchwarzen und weißen e e braunſchwarz. Iris braun, Schnabel bräunlich hornfarben, Füße fleiſchfarben. Die Art bewohnt das nordweftliche Auſtralien. Bei den Amadinen im engſten Sinne iſt der Schnabel ſehr ſtark, kaum länger als breit und hoch, glattfirſtig, an den Rändern leicht geſchweift, der Lauf ziemlich lang, der Flügel verhältnismäßig ſpitzig, der Schwanz kurz und abgerundet, das Gefieder leicht fue und nach dem Geſchlecht, nicht aber auch nach dem Alter verſchieden. 418. Der Bandvogel, Halsbandfink, Bluthals, Sp. (L., Fr., Am., 855 0 ke) faseiata, Eml., Jugularis, detruncata). — A. B. Hartlaub, Weſt-Afr. 146. — Größe des Girlitz; oberſeits hellrötlich kirſchbraun, mit ſchwarzen, zickzackförmigen Querlinien, welche auf Oberkopf und Hinterhals am dichteſten . Amadinen. 441 ſtehen; Vorderbacken und Kinn weiß, begrenzt von einer breiten, ſcharlachroten Querbinde, welche ſich von einem Ohre zum anderen zieht, übrige Unterſeite hell hirſchrötlich Bauchmitte und After weiß ein Fleck auf der Unterbruſt matt kaſtanienrot, Bruſtſeiten und Unterſchwanzdecken mit dunklen Zickzackquerlinien; Schwingen dunkelbraun mit roſtfahlrötlichen Außenſäumen, welche an den Handſchwingen am breiteſten ſind, letzte Handſchwingen, deren Deckfedern und die längſten Schulterfedern mit roſtgelbrötlichem Endrande, welcher innen durch eine ſchwärzliche bogige Querlinie begrenzt wird; Steuerfedern dunkelbraun mit weißerem Spitzen⸗ fleck, welcher hauptſächlich auf dem Ende der Innenfahne hervortritt, die beiden Mittelfedern einfarbig. Iris braun, Schnabel rötlich hornfarben, an der Spitze blau, Unterſchnabel hornweiß, Füße rötlich horn⸗ farben. — Weibchen ohne rote Kehlbinde und braunroten Bruſtfleck, auch im ganzen matter gefärbt. Junges Männchen dem Vater, junges Weibchen der Mutter gleich, nur merklich matter gefärbt und Die ſchuppige Zeichnung der Federn der Oberſeite noch nicht ausgeſprochen, weshalb die Unterteile einfarbig fahlgelblic grau erſcheinen. Schnabel bräunlich grau. Der Bandvogel bewohnt Mittelafrika von der Weft- bis zur 1 und iſt eine der am häufigſten vor⸗ kommenden Arten ſeiner Gruppe. 419. Die Rotkopf⸗ oder Paradisamadine, Sp. (L, Fr., Card., Amad., Sporothl.,) erythroce- phala, L., (angolensis, brasiliana, reticulata, maculosa). — Vergl. Smith, II. S. Afr. Zool., Tfl. 69. — Etwas größer als der Bandvogel; Oberſeite bräunlichgrau; Bürzel und Oberſchwanzdecken reiner grau als die übrige Oberſeite, mit zarten dunklen Querlinien, Unterſeite fahl gelblichweiß, an den Seiten mehr roſtfahl, mit ſchwärzlichen Querlinien; Kopf nebſt Nacken, Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle ſcharlachrot; Deckfedern der Armſchwingen und größte Oberflügeldecken 1 weißen Endſpitzen, deshalb zwei weiße Flügelbinden; Schwingen außen ſchmal weiß geſäumt, hintere Armſchwingen mit weißen Endflecken. Iris blaſsbraun, Schnabel rötlich, Füße fleiſchfarben. — Weibchen ohne Rot am Kopfe. Die Rotkopfamadine iſt am Raben in Südafrika, findet fi) aber auch im Weſten des Erdteils und angeblich in Habeſch. Ueber das Freileben der Amadigen liegen wenigſtens einzelne mehr oder minder ein⸗ gehende Berichte vor. Alle Arten leben vorzugsweiſe in Steppen, Getreide- und Zuckerrohr⸗ feldern, am liebſten auf Oertlichkeiten, wo niederes und dichtes Buſchwerk zwiſchen das Hochgras eingeſprengt iſt. Hier treiben fie ſich nach der Brutzeit in Flügen umher, ge⸗ meinſchaftlich ihrer Nahrung nachgehend, während ſie ſich gegen die Brutzeit hin, welche mit dem Beginne des Frühlings der Länder ihres Verbreitungsgebietes zuſammen⸗, alſo in verſchiedene Monate des Jahres fällt, in Pare auflöſen und nun entweder einzeln oder auch jetzt noch in Geſellſchaften ihrem Fortpflanzungsgeſchäfte obliegen. Das Kuttenelſterchen ſcheint bisher im Freien noch nicht beobachtet zu ſein; das Elſterchen dagegen fand Heug— lin unmittelbar vor und während der Regenzeit in den Golagebieten von Weſtabyſſinien in Bambusgebüſchen und in Mittelafrika im Hochgraſe oder auf niedrigen Bäumen in der Naähe von Lichtungen, meiſt in kleinen Familien von vier bis acht Stück, welche ſich ſelten trennen. „So ſchwärmen dieſe lärmenden Vögel, emſig nach Grasſämereien ſuchend, beſtändig umher. Im raſchen Fluge und immer dicht zuſammenhaltend, unter pfeil- ſchnellen Wendungen und Zickzackbewegungen ſtreicht die Geſellſchaft zur Tränke, wo ſie ſchwatzend badet und dann ebenſo ſchnell wieder auf ihren Standort zurückkehrt; auch laſſen ſie ſich, namentlich in den Abendſtunden, hart aneinander gedrängt, ſchwirrend und ſchwatzend auf ſchwankenden Aeſtchen nieder.“ Netzflügel und Doppelfarb haben noch keinen, Bronze- männchen und Spitzſchwanzmunie in Jerdon ihren Beobachter gefunden. Das Bronze- männchen iſt überaus häufig an der Malabarküſte und gehört dort auch zu den bekannteſten Vögeln, denen man tagtäglich begegnet, ſei es in der Nähe der Häuſer oder Gärten, ſei es auf und neben den Wegen oder endlich in zahlreichen und großen Scharen in den Reis⸗ feldern. Die Spitzſchwanzmunie dagegen findet ſich nur im Himalaya etwa bis 2000 u. über dem Mere, am liebſten in der Nähe des bebauten Landes; ſie ſcheint in ihrer Lebens⸗ weiſe nicht von der vorigen abzuweichen. Den Silberſchnabel trafen Heuglin und ich ſehr häufig im Inneren Afrikas, vom nördlichen Rande der Wüſtenſteppe Bahiunda an bis tief ins Innere, vorzugsweiſe ebenfalls in der Steppe, gegen die Regenzeit hin parweiſe, ſpäter 42 Prachtfinken. in ſchwachen oder doch nur mittelſtarken Flügen, welche gemeinſchaftlich umherſchwärmen. Obwohl auch in der trockenen Steppe vorkommend, wählt ſich das Vögelchen doch am liebſten ſolche Stellen, auf denen Waſſer gefunden wird. So ſahen wir es regelmäßig an 1 allen Brunnen der erwähnten Wüſtenſteppe und ebenſo an den Ufern des Nil, auf Inſeln, an Regenbächen und auf Feldern, welche zeitweilig überſchwemmt werden. Das ſehr nahe verwandte Silberfaſänchen bewohnt, laut Jer don, buſchige Dſchungeln, Zäune, Buſch⸗ dickichte in der Nähe von bebauetem Lande, Baumgruppen, Gärten, und in Mittelindien auch Dörfer, lebt ganz nach Art der Verwandten und ähnelt dem afrikaniſchen Vertreter insbeſondere noch durch Eigentümlichkeiten des Neſtbaues, auf welche ich weiter unten Be. zu ſprechen kommen werde. Vom Domino berichtet Jerd on, daß er zwar in ganz Indien und auf Ceylon vorkomme, im äußerſten Süden etwas ſeltener, im Norden dagegen ſehr häufig ſei, aber im allgemeinen eine beſchränkte Verbreitung habe. Hochgras oder mit dichtem Buſchwerk beſtandener Boden, Gebüſch, Kleingehölz und ähnliche Aufenthaltsorte beherbergen ihn; doch kommt er auch in den Dörfern ſelbſt vor und baut ſogar zuweilen in die Dächer der Hütten ſeine Neſter. Mönchsvogel und Jakobin vertreten ſich gegenſeitig in Indien, da der erſte vorzugsweiſe den Süden des Landes und Ceylon bewohnt und nur ausnahmsweiſe in Mittelindien oder Bengalen vorkommt, der letztgenannte hingegen den Norden des Landes längs des Himalaya bevölkert. Jener gehört in einzelnen Gegenden Südindiens, namentlich an der Malabarküſte, zu den gemeinſten Vögeln und wird in Zucker⸗ rohrfeldern oder im Hochgraſe an den Ufern von Flüſſen und Regenbächen ſelten vermißt, macht ſich auch ſehr bemerklich, weil er ſich nach der Fortpflanzungszeit in ſtarke Schwärme 4 zuſammenſchlägt. Den Nonnenvogel erwähnt der ſo ſcharf beobachtende Bernſtein auf⸗ fallender Weiſe nicht, gibt aber von ſeinem Verwandten, und namentlich vom Brutgeſchäfte desſelben, eine eingehende Schilderung. „Wie der Reisvogel“, ſagt er, „bewohnt auch der Bondol in den Monaten, während deren die Reisfelder beſtellt und unter Waſſer geſetzt ſind, kleine Feldhölzer, Büſche und Hecken längs Wegen, zwiſchen Feld und Wieſen, und die aus kurzen Gebüſchen gebildete Wildnis, welche letztere er beſonders zu lieben ſcheint, da ich ihn in ſolchen Gegenden noch nie vermißt habe. Sobald der Reis zu reifen beginnt, f begibt er ſich auf die Felder und richtet hier durch ſeine Menge nicht ſelten großen Schaden an.“ Aeußerſt dürftig ſind die Angaben über das Freileben der Schilffinken. Gould bemerkt nur, daß ſie nach den von ihm eingezogenen Erkundigungen Rohrwaldungen an Flußufern und Bächen bewohnen und hier ein unſerer Bartmeiſe ähnliches Leben führen, gewandt wie dieſe an den Stengeln des Röhrichts auf- und niederklettern, überhaupt ihre hochläufigen und langzehigen Füße beſtens verwerten. Den Bandvogel endlich habe ich durch eigene Beobachtung kennen gelernt, da er in den von mir bereiſten Gebieten des oberen Nil durch⸗ aus nicht zu den Seltenheiten gehört. Man trifft ihn von der Wüſtenſteppe Bahiuda an ſüdlich einzeln oder parweiſe in der Steppe, zuweilen auch im lichteren Walde an, meiſt in den Kronen hoher Gebüſche und Bäume ſich umhertreibend, während er vormittags und in ſpäteren Nachmittagsſtunden ſeiner Nahrung nachgeht. Nach der Regenzeit rottet er ſich in Flüge zuſammen, welche je nach der Gegend ſtärker oder ſchwächer ſind und gemein⸗ ſchaftlich die Steppe durchſtreifen, um die Mittagszeit an der Tränke ſich einfinden, trinken, ſich baden, paddeln und nach einiger Ruhe wieder umher zu ſchwärmen beginnen. Heuglin vergleicht dieſe Züge mit denen der Sperlinge; ich muß ſagen, daß ich an letztere nicht er⸗ innert worden bin. e Alle Amadinen ſind Körnerfreſſer im eigentlichen Sinne des Wortes. Zwar ver⸗ ſchmähen auch ſie Kerbtiere nicht, können dieſe jedoch ohne Schaden längere Zeit entbehren, vorausgeſetzt, daß ihnen eine gewiſſe Auswahl von verſchiedenen Sämereien geboten wird. Die in den Wendekreisländern in ſo großer Manchfaltigkeit auftretenden ſamenreichen Gras⸗ Amadinen. 443 arten geben ihnen reichliche Nahrung und erklären zugleich die außerordentliche Anzahl, in welcher dieſe Finkenarten auftreten. Nahrungsmangel tritt niemals für ſie ein, und wenn wirklich eine Gegend veröden ſollte, finden ſie in den benachbarten Gauen alles, was ſie bedürfen, und nötigenfalls in dem ackerbautreibenden Menſchen noch ihren Ernährer. Kein Wunder daher, daß ſie ſich maſſenhaft vermehren und mit Leichtigkeit alle Verluſte decken, welche ihre ſämtlichen Feinde ihnen zufügen. | | Die Fortpflanzung der freilebenden Amadinen zeigt die allergrößte Uebereinſtimmung. Mit Ausnahme des Silberſchnabels und Malabarfaſänchens, welche die liederlichſten Neſter unter allen errichten, nemlich meiſt nur einen Haufen von Grashalmen zuſammenſchleppen und in der Mitte desſelben eine Höhlung, ausnahmsweiſe auch wohl eine Art von Eingangs- röhre erbauen, viel lieber aber ſich verlaſſener Neſter der Webervögel bemächtigen und die ſchön gewandete Brutwiege dann nach Bedürfnis ziemlich dicht mit Halmen, Federn, Haren und Wolle ausfüttern, und ebenſo des Nonnenvogels, welcher ſein großes, melonen⸗ förmiges Beutelneſt zwiſchen Schilfgräſern anlegt, wenn auch unordentlich und locker zuſammen⸗ flicht, ſo doch immerhin in eine Form bringt, bauen die übrigen Arten ein verhältnismäßig gutes, mehr oder weniger dicht überwölbtes und mit einem ſeitlichen Eingange verſehenes Neſt, und zwar ſind es vorzugsweiſe, wenn auch nicht ausſchließlich, die Männchen, welche die Wiege ihrer Kinder errichten. Das Gelege beſteht aus drei bis ſechs rein weißen Eiern. Beide Geſchlechter brüten, in der Regel abwechſelnd, nicht ſelten aber auch gemeinſchaftlich, und beide widmen ſich gleichmäßig der Pflege und Aufzucht ihrer Jungen. Die Brutzeit währt eeklf bis dreizehn und das Wachstum der Jungen bis zum Verlaſſen des Neſtes funfzehn bis zwanzig Tage. Fünf bis acht Tage ſpäter ſind die ausgeflogenen Kleinen der Pflege ihrer Eltern bereits nicht mehr bedürftig, und dieſe beginnen mit einer zweiten Brut. Die Jungen erhalten das Alterskleid durch Verfärbung, nicht durch Mauſer, einzelne Arten ſchon in den erſten Wochen, andere noch in den erſten Monaten ihres Lebens, und die einen wie die anderen ſind ſpäteſtens nach Jahresfriſt wieder fortpflanzungsfähig. Kein Wunder { daher, daß die Vermehrung dieſer Vögel eine jo außerordentliche iſt. 5 Wie bereits (S. 127) erwähnt, werden die Amadinen mit den ihnen fo nahe ver- wandten Aſtrilden ſchon ſeit länger als hundert Jahren maſſenhaft lebend nach Europa gebracht. Wir erhalten die Vögel in größter Anzahl, nicht aber in größter Artenmenge von der Weſtküſte Afrikas, die übrigen aus Aſien und Auſtralien, da ſie die weite Reiſe trotz aaller Beſchwerden und Gefahren leicht und glücklich überſtehen und auch, wenn ſie in noch ſo traurigem Zuſtande ankommen, in überraſchend kurzer Zeit ſich wieder herausputzen. Für ſie insbeſondere gilt das von mir oben (S. 69 ff.) Mitgeteilte. An der Weſtküſte Afrikas ſcheint ſich Alt und Jung mit ihrem Fange zu beſchäftigen, und zwar find es nach münd⸗ llichen Berichten dortiger Kaufleute vorzugsweiſe die Negerknaben, welche mit Netz und Leim⸗ rute den Amadinen nachſtellen und ſie für ein Spottgeld an anſäſſige Händler verſchachern, von denen fie die Schiffer und zwiſchen Marſeille und Bordeaux hin- und herreiſende Händler ankaufen. Die Anmut ihrer Geſtalt, ihr anſprechendes Weſen, die geringe Schwierig- keit ſie zu erhalten, die Leichtigkeit, mit welcher ſie bei geeigneter Pflege die Gefangenſchaft ertragen und im Käfige ſich fortpflanzen, erwerben ihnen, auch trotz der faſt gänzlich ver— ſagten Gabe des Geſanges, viele Freunde und haben einzelne Liebhaber in jo hohem Grade begeiſtert, daß dieſe die wunderliche Anſicht ausſprechen konnten: die Amadinen und anderen Prachtfinken wären im Stande, unſere einheimiſchen Singvögel, insbeſondere die Weichfreſſer, zu erſetzen. Der Kundige belächelt ſolche Aeußerungen, ohne deshalb den Prachtfinken und den Amadinen insbeſondere zu nahe treten zu wollen. Dieſe bilden einen beachtenswerten Teil unſerer Stubenvögel, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Sie haben viel Anmutendes in ihrem Weſen, find für Anfänger in der Vogelpflege und Vogelzucht äußerſt dankbare * 444 | Prachtfinken. > ae = Geſchöpfe und bereiten während ihrer Fortpflanzung erben auf bie Dauer 785 . können ſie unmöglich befriedigen, weil ihr Gezwitſcher oder Geknarre, welches man unge⸗ a rechtfertigter Weiſe wohl auch Geſang genannt hat, zuletzt geradezu ermüdet und ihr Be tragen, ſo anſprechend es für den Anfang auch ſein mag, wegen ſeiner Einförmigkeit 85 1 eine gewiſſe Zeit zu feſſeln im Stande iſt. eg Verglichen mit ihren kleineren und ſchmuckeren Familiengenoſſen, den Aſtrilden, er⸗ og ſcheinen die Amadinen einigermaßen plump und ungeſchickt. Ihre Bewegungen entſprechen 1 eben dem gedrungenen, ſchweren Leibe, welcher von den verhältnismäßig kurzen Flügeln mit einer gewiſſen Schwierigkeit fortbewegt wird, weshalb denn auch der Flug ſehr raſche Flügel; ſchläge erfordert und in Abſätzen, ſchnurrend, geſchiht. Zum Durcheilen größerer Strecken f E find die Amadinen nicht geeignet, denn fie ermüden ſehr bald, während fie dagegen ihre volle Beweglichkeit entfalten, wenn es ſich darum handelt, Meg und hüpfend durch Ge⸗ büſch, Geſtrüpp, Röhricht und Gras zu ſchlüpfen. Jedenfalls hüpfen und klettern ſie leichter, als ſie fliegen, wie dies auch ſchon die kräftigen, meiſt langzehigen Füße vermuten laſſen. 1 Dabei zeigen fie eine gewiſſe Unruhe und Lebendigkeit, welche fie beweglicher erſcheinen läßt, als ſie in Wirklichkeit es ſind. So lange die Liebe in ihnen ſich nicht regt und ſie begeiſtert, entfalten ſie nur am Freßnäpfchen die ihnen eigentümliche Beweglichkeit, ſitzen außerdem aber ſtundenlang, dicht aneinander gedrängt, auf einer und derſelben Stelle, wenn irgend möglich in einer Reihe, wie Perlen an einer Schnur, ziehen Hals und Köpfchen ein und bekümmern 1 ſich um nichts anderes als um ihre Verdauung, bis dann endlich wieder Leben in ſie kommt, einer über den anderen weghüpft, hier und dort zwiſchen die ſitzenden Genoſſen ſich einzudrängen ſucht und dadurch etwas Bewegung in die Geſamtheit bringt. Ohne Aus⸗ 4 nahme geſellig, halten ſie ſtets treulich zuſammen, am liebſten die Genoſſen einer Art unter einander, aber auch verſchiedene Arten, falls ſie nur einigermaßen gleich groß und von gleichem Geiſte beſelt ſind. Ebenſo gut wie die Papageien könnte man ſie als Unzertrennliche be⸗ 5 3 zeichnen. Das Pärchen tut alles gemeinſchaftlich, fliegt gleichzeitig zum Futternapfe und wieder zum Sitzplatze empor, ſchmiegt ſich hier dicht aneinander und erweiſt ſich gegen⸗ ſeitig Liebesdienſte dadurch, daß der eine dem anderen im Gefieder herumneſtelt, mit dm Schnabel zwiſchen die Federn fahrend und an ihnen knappernd und zupfend, als wolle er die Reinigung und Glättung des Federkleides übernehmen. Der andere beugt dabei mit der behaglichſten Mine den Kopf nach der entgegengeſetzten Seite, um dem Genoſſen ſein Geſchäft ſo bequem als möglich zu machen. Solche Liebesdienſte erweiſen ſich nicht allein die Gatten eines Pares, ſondern auch zwei Männchen oder Weibchen, welche längere Zeit zuſammen geweſen ſind, und in einer größeren Geſellſchaft der Nachbar dem Nachbar; ja, gar nicht ſelten geſchiht es, daß irgend einer durch dieſes ewige Krauen und Zupfen in em⸗ pfindlicher Weiſe geſchädigt, nemlich ſtellenweiſe oder bis auf die Schwingen und Schwanz⸗ federn kahl gefreſſen, daß überhaupt das Federrupfen förmlich zur Unart und Sucht wird, und man genötigt iſt, einzugreifen und den Geſchädigten von dem Genoſſen zu ee Zudem währt, wie ich ſchon jetzt bemerken will, dieſe Zärtlichkeit ohne Rückſicht auf einen verbundenen Gatten auch nur eine gewiſſe Zeit und geht dann unter Umſtänden in das gerade Gegenteil über. Als die munterſten unter allen dürfen die Erzamadinen oder Elſter⸗ vögelchen bezeichnet werden, insbeſondere die eigentlichen Elſterchen, deren Treiben in Ge⸗ fangenſchaft Luchs in ebenſo treffender als gefälliger Weiſe ſchildert wie folgt: „Im Ge ſellſchaftskäfige ſpielen ſie mit Ruhe und Würde die erſte Rolle. Unſtätes Hin⸗ und Her⸗ hüpfen iſt nicht ihre Sache. In gemächlicher Ruhe ſitzen fie gewöhnlich auf dem höchſten Stengel beiſammen, unbekümmert um das bewegliche Treiben der übrigen Geſellſchaft. Zum Futternäpfchen und Badewännchen kommen ſie zur Frühſtückszeit eiligſt herab, jeden anderen, welcher in gleicher Abficht ihnen vorgreifen will, mit verſtändlichem Schnabelwinke zur Ordnung Amadinen. 445 = Wied Namentlich laſſen ſie ſich den Vorrang beim Baden durchaus nicht ſtreitig machen. Neuangekommenen begegnen ſie einige Tage ziemlich unfreundlich, jagen ſie wohl hin und her, bis ſie ſich an den Anblick gewöhnt haben. Zur Nachtruhe ſind ſie die erſten, welche ihr erwähltes Plätzchen, dicht an einander gedrückt, inne halten und es gern dulden, wenn andere kleine Schlafgäſte an ihrer Seite, nur nicht zwiſchen ihnen, eine Stelle ſuchen. In ihrem Weſen prägt ſich gelaſſene Ruhe it jeweiliger fröhlicher Heiterkeit aus, letztere zumal, wenn das Männchen, mit tänzelnder Bewegung auf dem Stengel hin- und herhüpfend, feinen flüſternden Geſang hören läßt.“ Die übrigen Arten der Unterſippe ähneln dem Ur⸗ ; bilde ſehr, zeigen die ſchmucke Haltung des Elſterchens und benehmen fich im weſent— lichen ganz ſo wie dieſes. Das verwandte Kuttenelſterchen hat ähnliche Sitten und Ge— wohnheiten, iſt mir aber als ein ernſterer und, was damit im Einklange ſteht, als ein ruhigerer, weniger beweglicher Vogel vorgekommen, welcher von dem Gefühl ſeiner Würde durchdrungen zu ſein ſcheint, ſich deshalb auch meiſt geſondert hält und um das übrige Volk ſſich wenig kümmert. Auch die Munien unterſcheiden ſich in ihrem Betragen wenig von dem Elſterchen, obſchon fie vielleicht als ruhigere und ſtillere Vögel betrachtet werden müſſen. 7 Ganz allerliebſte Geſchöpfe in meinen Augen ſind die Lanzenſchwänzchen, insbeſondere der in Aunſeren Käfigen jo häufige Silberſchnabel und ſein aſiatiſcher Verwandter, das Silber⸗ | faſänchen. Beide möchte man die Mäuſe unter ihren Genoſſen nennen, jo behend und ge- wandt ſchlüpfen ſie durch das Gezweige. Auf dem Boden hüpfen ſie in kecker Haltung, das verhältnismäßig lange Schwänzchen ſchief nach oben gerichtet, munter einher, und auf der Siitzſtange ſchmiegen fie ſich wo möglich noch dichter aneinander als die übrigen Verwandten. „Nicht nur die geparten“, ſagt Bolle ſehr richtig, „auch einander ganz fremde und ſogar Vögel gleichen Geſchlechtes ſcheinen vom erſten Augenblicke ihres Beiſammenſeins unzer⸗ ftrennlich. Auseinander geraten, rufen fie ſich mit ängſtlich zirpendem, zuletzt ſcharf und un⸗ geduldig klingendem Tone und haben eine eigentümliche Weiſe ſich zu ſchnäbeln, welche der Aunſerer Tauben gleicht.“ Wie mit Ihresgleichen, leben fie auch mit den Verwandten ſtets in tiefſtem Frieden, und die aſiatiſche Art part ſich ohne weiteres mit der afrikaniſchen, wie dies durch Bolle's Verſuche erwieſen iſt. Der Muskatvogel und ſeine Verwandten ſtehen weit hinter ihnen zurück und ſind nicht nur ſtille, ſondern auch recht langweilige Vögel, welche kaum einen Liebhaber für ſich einzunehmen wiſſen. Nicht viel beſſeres weiß ich über die Nonnenvögel zu ſagen, obgleich ich ſie jahrelang gepflegt habe. Ihr ſchmuckes Gefieder iſt das Hübſcheſte an ihnen; ihr Betragen hat wenig Anziehendes. Träge und lautlos ſitzen ſie beinahe den ganzen Tag auf einer und derſelben Stelle, obwohl ſie im Kͤlettern und Schlüpfen es faſt allen übrigen zuvortun können, und höchſtens am Futter⸗ napfe betätigen fie eine gewiſſe Regſamkeit, gleichzeitig aber Aeiteren Vögeln gegenüber eine entſchiedene Sucht zu Hader und Streit, während ſie unter ſich leidlichen Frieden halten, und zwar, ſoweit ich ſie kenne, alle Arten überhaupt. Ueber die Schilffinken urteile ich günſtiger, nicht allein, weil ſie in jeder Hinſicht eine größere Gewandtheit und Anmut, ſondern auch ein ſelbſtbewußteres Weſen bekunden. Ihr anſprechendes Gefieder trägt freilich auch dazu bei, für fie einzunehmen, und ihre Ausdauer im Käfige macht fie dem Pfleger 5 lieb und wert. Viele von dieſen Eigenſchaften vereinigt der Bandvogel in ſich; doch iſt er etwas plump und derb, auch durchaus nicht der friedlichſte und deshalb unter kleineren Verwandten oft nicht zu dulden, weil er, einmal erzürnt, feinen kräftigen Schnabel in rück⸗ * ſichtsloſeſter Weiſe zu gebrauchen pflegt. ler Amadinen gereicht zum großen Nachteile, daß ſie nicht Sänger ſind. Man ver⸗ 3 langt wenig von ihnen; aber auch dieſes Wenige wird nicht erfüllt, und wenn wirklich ein Te Liebhaber bei dieſer oder jener Art von Geſang geſp rochen hat, ſo muß berichtigend bemerkt werden, daß der Ausdruck falſch gewählt war. Keine einzige Amabine, ja kaum ein ein- * N e * muy Br Ef: * — Anteil nimmt, irrt aber, wenn er annimmt, daß es der ausſchließliche Baumeiſter ſei. „Nie“, liederlicher, die anderen ſauberer, dieſe ein ziemlich künſtliches, oben überwölbtes, mit ſeit⸗ 446 Prachtfinken. ziger Prachtfink überhaupt kann ſich im Geſange mit unſeren Finken meſſen. Höchſtens eine Wiederholung des an und für ſich klangloſen Locktones vermag die Amadine zu geben, wenn ſie 2 in Liebesbegeiſterung gerät. Selbſt das als „ſingend“ benamſete Silberſchnäbelchen flüſtert nur einige Laute vor ſich hin, welche bloß dadurch von denen anderer Arten ſich unter- ſcheiden, daß ſie nicht ſo vollſtändig wie dieſe des Wohlklanges entbehren. Von einem Ge⸗ 7 | zwitſcher, Geplärr, Geknarre und Gekrächze kann man reden, von einem Geſange nicht. Sa der eine und der andere bauchrednert nur oder bringt es nicht einmal zu vernehmbaren Lauten, wie der Muskatvogel, welcher ein undeutliches Geräuſch hervorgurgelt, oder der Nonnen⸗ und Mönchsvogel, bei denen man ungeachtet der Bewegung der Kehlmuskeln un, einen 1 Laut vernimmt. | Es unterliegt für mich keinem Zweifel, daß man alle gefangenen Amadinen ſehr bald herzlich ſatt bekommen würde, ſchritten ſie nicht auch im Käfige ſo leicht zur Fortpflanzung, und entfalteten ſie dabei 1 eine wirklich bezaubernde Liebenswürdigkeit. Wie die meiſten übrigen Prachtfinken leiten auch ſie die Parung durch ebenſo eigentümliche als anmutige Tänze ein. Sie heben ſich auf ihren Fußwurzeln ſo hoch empor, daß ſie faſt ſenkrecht ſtehen, fallen in die alte Stellung zurück, knixen alſo förmlich, wenden ſich nach rechts und links, locken, breiten den Schwanz oder auch ein wenig die Flügel, nehmen vielleicht ein Hälmchen, ein Federchen in den Schnabel und wiederholen mit ihm dieſelbe Bewegung. „Endlich“, ſchildert Schlegel, „läßt ſich auch das Weibchen herbei und beginnt ſelbſt wohl mitzutanzen. Flügelſchwenkend zupfen ſich beide am Gefieder, hüpfen über einander hinweg, ſteigen ſich gegenſeitig auf den Rücken oder fliegen auf und halten ſich ſchmetterlingsgleich eine Weile ſchwebend in der Luft. Natürlich bietet dabei das Männchen alle ſeine Künſte auf: es ſingt, und wenn ihm die Gabe dazu fehlt, nun ſo wird wenigſtens mit weit geöffnetem Schnabel gekrächzt, wie man dies vom Elſterchen hören kann.“ Im weſentlichen geſchiht dieſes Tanzen in ähnlicher Weiſe; doch zeigt jede einzelne Art ihr abſonderliches. Ein Männchen iſt be gehrlicher, ein Weibchen hingebender. So zart das Silberſchnäbelchen ſeiner Gattin den Hof macht, ſo leidenſchaftlich zeigt ſich der Bandvogel, welcher, laut Bolle, „durch ſeine a Heftigkeit und die oft nichts weniger als platoniſchen Wallungen nicht ſelten dazu verleitet wird, ſeinem Weibchen übel zu begegnen, wenn dasſelbe ſich den Anforderungen ſeiner Sinn⸗ N lichkeit nicht unbedingt fügen will.“ Bolle ſah den Bandvogel ſeinem Weibchen Gewalt antun zu einer Zeit, wo dieſes, kränkelnd, ſich nur nach Ruhe ſehnte. Die Begattung ge⸗ ſchiht entweder auf einem Aſte oder im Innern des bereits teilweiſe ausgebauten Neſtes. f Bolle hebt es mit vollſtem Rechte hervor, daß bei den Amadinen und, wie ich hinzufügen will, anderen Prachtfinken überhaupt, das Männchen am Baue des Neſtes weſentlichen ſagt er, „habe ich das Weibchen auch nur einen Halm zutragen ſehen. Es begnügt ſich damit, leidend, im Neſt oder vor demſelben die Huldigungen ſeiner fleißigen Ehehälfte entgegen zu nehmen. Dieſe Eigentümlichkeit ſtellt die Amadinen auf die höchſte Stufe unter den Finken; denn nirgends tritt das Gefühl der elterlichen Liebe ſo ſtark und fürſorglich bei einem Geſchlechte auf, welches es ſonſt mit den ehelichen Pflichten nicht allzu ernſt zu nehmen pflegt“. Dem entgegen beobachtete Rey bei faſt allen Amadinen und Aſtrilden, daß die Männchen hauptſächlich zutragen, die Weibchen dagegen die kunſtgerechte Ordnung der Stoffe beſorgen, alſo die eigentlichen Baumeiſter ſind. Der Neſtbau ſelbſt geſchiht auch in der Gefangenſchaft nach denſelben Grundregeln, welche von den freilebenden Amadinen beobachtet werden. Demgemäß bauen die einen lichem Eingange verſehenes Neſt frei in Aſtgabeln, jene ein nur im Innern einigermaßen kunſtfertiges Gebäude in Höhlungen. Zu erſteren zählen die Nonnenvögel, zu letzteren die - 4 4 2 3 I. TE Be Amadinen. | 447 Elſterchen, das Silberſchnäbelchen und andere. In der Auswahl der Stoffe ſind ſie nicht = beſonders wähleriſch, tragen vielmehr ein, was fie finden, und es liegt deshalb in der Hand des Pflegers, ihnen zu beſſeren oder minder guten Neſtern zu verhelfen. „Fällt zu viel Licht hinein“, ſagt Bolle vom Silberſchnäbelchen, „oder ward das Neſt in einem nur durch Gitter- werk geſchloſſenen Harzer Bauer angelegt, ſo wird es überwölbt und erhält nur vorn und oben eine ganz kleine Oeffnung zum Hineinſchlüpfen. In einem Niſtkäſtchen mit engem Eingange wird dagegen der Boden mit möglichſt weichen Stoffen gepolſtert und die Oeffnung ein wenig enger gebaut. Die Arbeit des Bauens begleitet der Vogel mit einem ganz eigentümlichen immerwährenden Gezwitſcher.“ Dies gilt faſt für alle Arten. Nicht immer iſt das Neſt ſchon vollendet, wenn das Eierlegen beginnt; das Männchen arbeitet im Gegenteile oft noch lange Zeit an demſelben fort und trägt, während die Gattin brütet, fleißig Stoffe zu, welche zum inneren Ausbaue Verwendung finden können. Ueberhaupt betätigt ſich der Vater auch jetzt noch lebhaft am Brutgeſchäfte. Er iſt es, welcher das Neſt in Ordnung hält, welcher durch ſeine Tänze und fleißige Uebung ſeiner ungefügen Kehle das brütende Weibchen zu unterhalten ſucht, welcher es ablöſt oder aber ihm während des Brütens, dicht neben ihm auf den Eiern ſitzend, treulich Geſellſchaft leiſtet und ſich mit ihm unterhält, ſo wie er es vorher zu tun gewohnt war. Sind die Jungen glücklich den Eiern entſchlüpft, ſo hilft er mit füttern und noch, wenn ſie bereits ausgeflogen, bewahrt er ihnen feine väterliche Für- ſorge. „Anfangs“, jagt Bolle von den Jungen der Silberſchnäbel, „ſind fie faſt ganz kahl und ſehr häßlich, ſperren fortwährend die Schnäbel auf und werden von den Eltern aus dem Kropfe gefüttert. Die erſten anderthalb Wochen ihres Lebens entwickeln ſie ſich langſam, nach⸗ her um ſo ſchneller. Mit zunehmendem Alter nehmen ſie, die lange nakt bleiben, eine bläuliche Färbung an; man möchte ſie dann eher für kleine, ekelhafte Amphibien als für Vögel anſehen. Anfangs halten die Alten das Neſt rein, bald jedoch wächſt ihnen dieſe Arbeit über den Kopf; es wird dann von den größer werdenden Jungen in eine wahre Kloake verwandelt und riecht ſo abſcheulich wie die verrufene Neſthöhle des Widehopfes. Sich ſelbſt aber bewahren nichts deſto weniger die Kleinen vollkommen ſauber; um dies zu bewirken, ſitzen dieſe mit ſenkrecht nach oben gekehrtem Leibe und ebenſo geſtelltem oder etwas vorn übergebogenem Schwänzchen in der allerſeltſamſten Stellung, auf Bruſt und Kehle ruhend, im Neſte und vermeiden ſo eine jede Berührung mit den vom Schmuz ſtarrenden Wänden, gegen welche ſie ihren Kot hoch nach oben ſchleudern. Mit eben dem Erfolge beweiſen Vater und Mutter die Wahrheit des Wahlſpruches: Den Reinen iſt alles rein. Sobald ſie hineinſchlüpfen, um zu füttern, erhebt ſich drinnen ein Gezwitſcher wie von jungen Sperlingen. Meine Silberſchnäbelchen waren neunzehn Tage alt faſt flügge. Zwei Tage darauf, am einundzwanzigſten, verließ das älteſte das Neſt, kehrte jedoch bald wieder dahin zurück, um noch einen Tag lang mit ſeinen Geeſchwiſtern drinnen ſitzend zu verharren. Dann flogen alle auf einmal aus, jedoch nicht bhne ſich in den nächſtfolgenden Tagen noch ſtundenlang in ihre gebauete Höhle oder, nachdem ich dieſe zum Zwecke gründlicher Reinigung weggenommen, in eine andere, ihr ähnliche zu⸗ rückzuziehen und darin, wenn man ſie öffnete, ebenſo feſt wie vor dem Flüggewerden liegen zu bleiben. Sie neſtelten ſich dann wie junge Zaunkönige eng zuſammen. Die ausgeflogenen ſitzen gleich aufmarſchirten kleinen Soldaten neben einander auf der Stange und fordern unter lautem Zirpen von Zeit zu Zeit mit aufgeſperrtem Schnabel ihre Nahrung von den Eltern. Jedes ſucht den Mittelplatz zu gewinnen und ſpringt deshalb mitunter den anderen auf den Rücken. Vater und Mutter füttern gleich eifrig; erſterer, wie mir ſchien, noch etwas em⸗ ſiger als die ſchon wieder im Vorgefühl einer Brut lebende Mutter. Sehr niedlich ſiht es aus, wenn eines der Eltern hoch aufgerichtet über die Jungen hinweglangt, um auch dem letzten am entgegengeſetztem Ende ſeinen Teil einzuſtopfen. Fünfundzwanzig Tage alt ſah ich ſie zum erſten Male allein freſſen.“ Der Entwickelungsgang anderer Arten verläuft 448 beachte weſentlich in derſelben Weiſe. So brüten beim Elſterchen, welches Schlegel am genausften 1 beobachtet und am ausführlichſten geſchildert hat, ebenfalls beide Eltern ſehr eifrig und zwar g = nicht abwechſelnd, ſondern gleichzeitig in Gemeinſchaft, ſodaß zuweilen Männchen und Weibchen 4 das Neſt verlaſſen, um Hunger und Durſt zu ftillen, worauf fie, ſobald ihre Bedürfniſſe befriedigt, beide wieder gemeinſchaftlich an das Brutgeſchäft gehen. Und ebenſo kommen die 3 Jungen ungefähr in derſelben Zeit nach dem Ausſchlüpfen vor das Neſt heraus, nötigenfalls von den Alten förmlich von hinten geſchoben und von vorn durch Lockſpeiſe geködert. „Die Jungen“, ſagt Schlegel, „find vollſtändig befiedert, haben faſt die Größe der Eltern und lernen nach mehreren Tagen, wenn auch noch ungeſchickt, ſich ſelbſt am Futternapfe bedienen, u obſchon ſie, wie alle jungen Vögel, noch ſehr gern fich füttern laſſen. Zuweilen kauern fe in einer Reihe dicht neben einander und nicht ſelten zwiſchen ihren Eltern, hier an den Vater, dort an die Mutter geſchmiegt. Gewöhnlich aber ändert ſich das reizende Familienbild gar ſchnell, ſobald nemlich der Appetit ſich regt. Das Stillleben wird plötzlich durch einen kläglichen Ruf nach Speiſe unterbrochen, und dadurch iſt das Zeichen zu allgemeinem Lärm gegeben, welcher nur wächſt, je unbeweglicher die Eltern dem ungeſtümen Verlangen gegen⸗ über ſich verhalten. Und da nun der einzelne ſich der vorzugsweiſen Gunſt der Eltern zu erfreuen glaubt und ſein Bitten für unwiderſtehlicher hält als das der anderen, eben weil es nichts zu fruchten ſcheint, ſo ſtürzt er über die anderen hinweg, dieſer auf den Vater, jener auf die Mutter ein, und ein dritter läßt wohl gar, von dem Gezweige herabhängend, über dem Kopfe der Hartherzigen ſein Klagelied immer eindringlicher ertönen. Können die Jungen bereits allein freſſen, ſo ſcheint es den Alten eine Maßregel der Erziehung zu ſein, die Kinder durch Hunger zur Selbſtändigkeit zu zwingen. Sucht ſich auch der geſtrenge Herr Papa der immer zudringlicher werdenden Bettler durch eine Zurechtweiſung mit dem Schnabel zu erwehren, oder fliegt er unwillig davon: das Herz der Mutter iſt nicht im Stande, den ungeſtümen Klagen ihrer Kinder auf die Dauer zu widerſtehen. Und wenn auch nur, um 8 N dem Lärmen ein Ende zu machen und ſich Ruhe zu verſchaffen, entſchließt fie ſich endlich, Futter zu holen. Sehnſüchtig und unaufhörlich lärmend erwarten die Jungen ihre Rückkehr und umringen die Zurückgekehrte oft nach allen Seiten, rechts und links, von oben herab und von unten herauf, ſodaß ſie nicht weiß wo anfangen; denn der puntgrigſte ſcheint eben jeder zu ſein. So lange die Jungen noch nicht ausreichend allein freſſen können, ſind die 8 f Eltern weniger unbarmherzig und laſſen die Kleinen ſo harte Proben nicht beſtehen, auch iſt das Drängen und Schreien der Jungen nie ſo gewaltig: ſie ſitzen in einer Reihe da und warten der fleißig fütternden Eltern, ungeduldig zwar, aber doch manierlich. Während die Mutter ein Kind, welches gerade neben ihr ſitzt, füttert, ſperren die übrigen wohl auch die Schnäbelchen ihr entgegen; faſt immer aber wird Reih und Glied gehalten, vielleicht auch darum, weil ſie ihren Füßen und Flügeln noch nicht ganz vertrauen gelernt haben. Jetzt kommt das zweite Kind an die Reihe, und es iſt eine komiſche Stellung, wenn Frau Mutter ihrem Kindlein auf den Rücken hüpft und von hier aus in den ihr rückwärts zugewendeten 1 des Jungen hineinſtopft. Zuweilen erkühnt ſich eines der Vögelchen, über ſeinen \ Nachbar hinweg der Mutter näher zu rücken, um ein Glied früher an die Reihe zu kommen, nicht ſelten auch hängt die Mutter an dem Gezweige über ihren Kindern und ſpendet, freundlich lockend, Labſal von oben herab. Am Futternapfe und an dem Trinkgefäße wird förmlich Unterricht erteilt. Wenn die Alten die Zeit gekommen glauben, in welcher die Jungen ſich ſelbſt zu bedienen lernen ſollen, ſetzen ſie ſich an den Futternapf und naſchen, unbekümmert um das Lärmen und Rufen ihrer Kinder, bald von dem, bald von jenem. Endlich klettern, fliegen und purzeln die annoch unbehülflichen und ängſtlichen Jungen auf 4 den Boden des Käfigs. Hier verlangen fie mit gleichem Ungeſtüme gefüttert zu werden und rücken den Eltern immer näher, bis dicht an den Napf heran. Das klügſte u a 0 Lan vH BER en 0 u 17 * Rn“ N Wan den Be RAR * 5 7 So RN 1 55 u Re Amadinen. | 449 1 | DLR { ö a . 4 1 ſelbſtändigſte von ihnen macht endlich einen Verſuch, ein Körnchen aufzunehmen, und ſihe da, = es geht. Es folgen die Geſchwiſter nach, und zuletzt, nach wenigen Lehrſtunden, wird die 3 5 Kunſt erlernt. Jetzt verfügen ſich die Lehrmeiſter an das ziemlich große Waſſergefäß, welches m fie ausnehmend lieben, nicht bloß um ihren Durſt zu löſchen, ſondern um in überſchwäng⸗ 3 licher Weiſe wiederholt des Tages zu baden. Sie ſitzen am Rande des Glasnapfes und 55 ſtillen zuvörderſt ihren Durſt. Dann tauchen fie den Schnabel ein und verſtehen mit ſchneller | ie Bewegung des Kopfes das Waſſer in weiten Stralen um und über ſich her zu ſpritzen. 5 Sitzen die Jungen am Rande, den Eltern neugierig und bedenklich zuſchauend, jo kann es 2a nicht fehlen, daß auch fie mit eingeſprengt werden. Anfangs ſchütteln fie erſchrocken ihr Ge⸗ „a | fieder, weichen wohl auch zurück, endlich aber ſcheint ihnen das Spritzbad zu behagen und u verſuchen fie gar, ihren Eltern es nachzumachen. Da auf einmal verſenkt ſich die Mutter i 1 vor den Augen ihrer ſtaunenden Kinder in die Flut, und in Wellen und Stralen ergießt J ſich das gepeitſchte Element über die Leiber der gelehrigen Schüler. Erſchreckt treten 1 4 zurück oder werden vom Rande hinweggeſpült. Die Mutter kommt heraus, tritt zu ihren EN Kindern und, ihr Gefieder ſchüttelnd, ſprengt ſie dieſelben noch einmal tüchtig ein. Unter⸗ | deſſen taucht der Vater in das Bad, und nachdem die Kinder von ihm dieſelbe Lehre em⸗ 15 pfangen, haben ſie ſich vielleicht ſchon ſo weit ermannt, daß der kühnſte anſetzt und probirt; | zuerſt mit dem Schnäbelchen, er lernt ſich beſprengen, dann verſucht er mit dem Fuße, aber ui ja nur mit einem, ob er Grund faſſen kann, verliert das Gleichgewicht und fteht mit beiden Beinen im Waſſer. Schnell heraus! Noch einmal probirt, und ſihe da, in dem ſeichten Waſſer iſt keine Gefahr. Ihm folgt der zweite und dritte; raſch erlernt es das ganze f i | | Chor, und bald wird ihnen das Bad tägliches Bedürfnis und erſichtliches Vergnügen. Immer el noch halten die Eltern es für ihre Pflicht, wenigſtens nachtsüber bei ihren Kindern zu jein, und füllen dann den engen Raum des Neſtes zum Erdrücken an. Endlich aber ſind die | Jungen ſo weit gedihen, daß ſie der elterlichen Pflege und deren Wärme nicht mehr bedürfen. 1 Die Alten bleiben von da ab auch zur Nachtzeit für ſich allein und dulden durchaus keine = Zudringlichkeit ihrer Jungen mehr. Sie tragen Geniſt ein, wenden ſich der Zukunft zu, 90 für ihre Kinder ſcheinen fie keinen Sinn mehr zu haben.“ 4 95 Nicht alle Amadinen brüten ſo leicht wie die Elſterchen, Silberſchnäbelchen und der 1 a Bandoogel, auf deren a im Käfige man bei geeigneter Pflege faſt mit Sicherheit N zählen kann. Aber diejenigen Arten, welche größere Umſtände machen, tun dies unzweifelhaft | a bloß deshalb, weil wir ihnen die nötigen Vorbedingungen zum Neſtbau nicht gewähren. Es wundert mich gar nicht, daß nur ausnahmsweiſe ein Nonnenvogel zum Niſten in Ge⸗ . fangenſchaft ſich entſchließt; denn man kann es allen zu dieſer Gruppe gehörigen Arten ſchon 1 an dem ſeidenweichen, auffallend glatten Gefieder anſehen, daß Rohrwaldungen ihre eigent⸗ liche Heimat ſind, und ſie im Käfige weit mehr als die übrigen Amadinen dieſe Waldungen vermiſſen und entbehren. Wollte man fie in Gewächshäusern halten, in denen man zu ihren Geunſten verſchiedene Rohrarten ziehen müßte, fie würden höchſt wahrſcheinlich ebenſo wenig aals die übrigen ſich beſinnen. Eine genaue Kunde des Freilebens aller Vögel, welche man . im Käfige hält, iſt eben n ian für die zweckmäßige Behandlung in der Se . 8 — 3 S . 2 | ‚Serangeujcaft. 5 Vieillot, der erſte Liebhaber, Eber über die Prachtfinken und ſomit 115 unſere 0 Amadinen ein großes, reich ausgeſtattetes Werk herausgegeben hat, behauptet faſt auf 1 1 jeder Seite ſeines Buches, daß man die ausländiſchen Vögel nur bei hoher Wärme erhalten 1 7 und zur Fortpflanzung ſchreiten ſehen könne. Dieſer Ausſpruch iſt gläubig hingenommen we E: und bis in die neueſte Zeit treulichſt befolgt worden. In Wahrheit verhält ſich die Sache 1 anders. Beſitzt man geſunde und ausgefiederte Prachtfinken überhaupt oder Amadinen ins⸗ 1 4 beſondere, ſo wird man kaum an e eren, daß ſie froſtig oder für unſer nordiſches Sal * ET m gefangene e I. | 29 9 | 3 8 S RE 1 r Bm Fe EA T Er EN ER a Eee 63 f fi - 8 Kon) * 450 Prachtfinken. Klima beſonders empfindlich ſind. Eine durchſchnittliche Wärme von fünfzehn Grad Reau⸗ mur, alſo unſere Stubenwärme, genügt ihnen vollſtändig; dabei gedeihen ſie, halten ſich vortrefflich und ſchreiten, wenn man auf ihre Bedürfniſſe gebürende Rückſicht nimmt, zur Fortpflanzung. Unbedingt nötig iſt ein ſo hoher Wärmegrad nicht. Rey hat Prachtfinken nicht nur in ungeheizten Zimmern überwintert, ſondern auch bei einer dauernd unter den Gefrierpunkt geſunkenen Wärme von einzelnen Arten Junge gezogen. Ungleich empfindlicher als gegen Kälte ſind ſie, wie alle Vögel überhaupt, gegen Zug. Solcher verurſacht leicht 1 Erkältungen, an denen ſie in den meiſten Fällen rettungslos zu Grunde gehen. Windſtille Kühle kennen ſie von ihrer Heimat her; denn die Nächte in den Gleicherländern ſind im Vergleich zum Tage empfindlich kalt; gegen Zug aber können ſie während ihres Freilebens ſich ſchützen, während ſie in der Gefangenſchaft demſelben ohne Abwehr ſich preis geben müſſen. Ich kann daher gar nicht dringend genug warnen, dieſe Vögel vor Zug ängſtlich in Acht zu nehmen. Man ſchadet durch Vernachläſſigung dieſer De aller Vogelpflege „ als man glaubt. Was den Aufenthaltsort der Amadinen anlangt, ſo halte ich große, geräumige Käfige aus verſchiedenen Gründen für zweckmäßiger als Fluggebauer oder ſogenannte Vogelſtuben. Letztere wie die Fluggebauer gewähren den Vögeln zwar die Möglichkeit, ſich frei zu be⸗ wegen und ſich nach Belieben ein ihnen beſonders zuſagendes Plätzchen ausſuchen zu können, haben jedoch aus dem Grunde ihre großen Nachteile, weil man doch unmöglich ein einziges Par in einem ſo großen Raume halten kann, ſondern ihrer viele zuſammenſperren muß. Bei richtiger Auswahl der Arten hat dies allerdings wenig zu bedeuten; der größere Raum des Fluggebauers oder der Vogelſtube übt dann auch unverkennbar günſtigen Einfluß auf die Vögel aus und bewegt ſie eher als der enge, gegen Störung weniger gedeckte Käfig zum Brüten: unter einer gemiſchten Geſellſchaft aber gibt es immer Zank und Streit. Dies hat ſchon vor mir Schlegel hervorgehoben und mir damit ſo recht aus der Sele geſprochen. „Es iſt ſehr ſchwierig“, ſagt er, „gerade ſolche Auswahl von Tieren zu treffen, die mit einander harmoniren, wenigſtens ſich nicht gegenſeitig ängſtigen und ſchädigen. Im allgemeinen kann man ſagen, um die Zeit der Liebe hört gewöhnlich alle Freundſchaft auf; ſo zärtlich und herzinnig die Gatten unter einander, ſo neidiſch, misgünſtig und unleidlich ſind ſie alsdann gegen andere, ſelbſt Ihresgleichen. Solcher unvermeidlichen gegenſeitigen Störungen wegen, andererſeits aber auch der erſchwerten überſichtlichen Beobachtung halber ſind Geſellſchaftskäfige, will man wiſſenſchaftlich brauchbare Ergebniſſe und vielleicht gar Nachzucht erzielen, nicht beſonders zweckmäßig. Höchſtens dürfte man nur kleine Geſellſchaften, ſelbſt wenn der Raum nicht allzu knapp zugemeſſen iſt, vereinigen und zwar womöglich nur ſolche einer Art oder ſehr A nahe verwandter Arten. Dennoch wird man erleben, daß der Friede nicht andauert. Ein herſchſüchtiger oder ſchadenfroher Kamerad findet ſich immer, und hat er Gelegenheit, an Feiglingen, Siechen und Krüppeln ſich einzuſtudiren, ſo wird er, zum Tyrannen gereift, die ganze Genoſſenſchaft unter ſein Joch zu beugen wiſſen. (S. 84 f.) Binnen kurzem iſt das ganze Stillleben geſtört, und da, wo man eben noch das Ideal einer Brüdergemeinſchaft verkörpert zu ſehen glaubte, ſcheinen alle Freundſchaftsbande der ſonſt treulich zuſammen⸗ | haltenden Geſellſchaft gelöft, und jeder einzelne oder wenigſtes jedes Pärchen huldigt dem Abgott Egoismus. Das iſt meiner Anſicht nach keine Freude mehr für die armen Ge⸗ fangenen. Alle anderweit dabei beabſichtigten Erquickungen reichen nicht aus, ſie für die verlorene Gemütsruhe ſchadlos zu halten, und dem Freunde des bezaubernden Stilllebens einer Vogelfamilie iſt ſolche Wirtſchaft ein Greuel.“ Die Wahrheit dieſer Auslaſſungen ſehe ich immer mehr ein, je länger ich meine gegenwärtig faſt ſämtlich in Fluggebauern unter⸗ gebrachten Vögel beobachte. Auch ſie brüten in ebenſo großer Anzahl wie irgendwo anders, keineswegs aber ungeſtört, ſondern unter vielfachen Hinderniſſen, gleichſam verſtohlen; und A,madinen. 451 oft noch geſchiht es, daß eine faſt flügge Brut von ſtärkeren Störenfrieden aus dem Neſte geworfen wird und zu Grunde geht. „Will man durchaus etwas anderes haben als Käfige nach gewöhnlichem Muſter“, fährt Schlegel fort, „und wenigſtens einige Pare auf alle Gefahr hin in Geſellſchaft halten, ſo empfihlt ſich für das Zimmer eine Einrichtung, welche ſich mir abwechſelnd für Zaun⸗ königfamilien, kleine Meiſen, Goldhähnchen, vortrefflich bewährt hat, ſchließlich auch den von mir gezogenen Elſtervögelchen als Tummelplatz diente, ein herliches Bild gibt und ven Tieren gar ſehr behagt. An ein womöglich der frühen Morgenſonne zugängliches Fenſter wird innen, falls die Fenſterniſche nicht ſchon hinreichend tief iſt, ein Kaſtenrahmen mit vergitterten Flügeln eingeſetzt, wozu ein Raum von zwei Fuß Lichtung vollſtändig genügt. Die Wände nebſt Decke werden mit Mos tapezirt, was am beſten in folgender Weiſe ge- ſchiht: Auf einer genau in die Doppelfenſterlichtung paſſende Tafel dünner Pappe trägt man den aus Quark und Kalk bereiteten Kitt ziemlich fett auf, klebt mit ihm dünne Mostäfelchen feſt, wie ſie von alten Waldbäumen loszuſchälen ſind, beſchwert das Ganze, bis es getrocknet iſt, und heftet alsdann die Mostapete mit Nägeln an die Wandungen des Holzkaſtens an. An die ebenfalls in dieſer Weiſe tapezirte Decke hängt man eine tellerförmige Ampel, geeignet auf ihrem Rande vier bis fünf Blumengefäße aufzunehmen, die man teils mit der ungemein raſch wachſenden Cobaea scandens teils mit Epheu bepflanzt. Die Cobäa wuchert faſt überreichlich nach allen Seiten hin, verkleidet zum Teil Ampel und Blumentöpfe und hängt in langen Gewinden dem Boden zu. Ebenſo können, wenigſtens an einer Seitenwand, Schlingpflanzen Platz finden, welche auf der Mostapete empor zu ſchlängeln angewieſen werden und deren Laubwerk, zumal in Grün von abſtechendem Ton, einen reizenden Schmuck gibt. Auf der anderen Seite kann man zweckmäßig eine Felspartie von Tuffſteinen anbringen, welcher in maleriſcher Gruppirung Vorſprünge, Ueberhänge und Hohlräume als Schlupf⸗ winkel und Ruheplätze für die Vögel bietet. Die Vergitterung des Kaſtens wird ganz in der Weiſe wie ein Fenſter mit Ober⸗ und Unterflügeln zum Oeffnen eingerichtet, damit man zur Pflege der Ampelpflanze, aber auch für den Fall, daß die ganze Einrichtung einer Umarbeitung bedarf, bequem von allen Seiten Zugang hat. Eine Scheibe des Glasfenſters muß in einem Blechrahmen mittels Zahnſtange beliebig weit nach außen hin ſich öffnen llaſſen und ſelbſtverſtändlich nach innen vergittert fein. Zaunkönige, Goldhähnchen und Meiſen fügen dem Laubpflanzenwerk wenig Schaden zu, nur an dem Moſe zaufen ſie weidlich herum, und eben deshalb iſt kurzgeſchoſſenes Mos und ſtarke Befeſtigung zu wählen, von Zeit zu Zeit aber auch Ausbeſſerung notwendig. Anders freilich die Elſtervögel. Alle bo⸗ taniſchen Koſtbarkeiten verfallen unter dem Titel Grünzeug ihrem Schnabel oder ihrem Mut⸗ willen; doch läßt ſich der Schaden leicht wieder erſetzen, wenn ſonſt nicht das Grünzeug irgendwie nachteilig für die Vögel iſt. Uebrigens genügt es dem Geſelligkeitstriebe der Amadinen vollſtändig, ſie parweiſe ge⸗ fangen zu halten. Man iſt dabei alles Aergerniſſes überhoben, gleichwie das Pärchen un⸗ getrübter Gemütsruhe ſich erfreut, kleine eheliche Zwiſtigkeiten als ſelbſtverſtändlich in Abzug gebracht. Sonne iſt allen Prachtfinken Bedürfnis, einem mehr, dem anderen weniger. Meine Elſterchen z. B. ſuchten ſtets, ſelbſt im heißen Sommer, das ſonnigſte Plätzchen auf, wobei ſie um ſo fleißiger badeten, während dagegen der Bandvogel die ſchattigſte Seite des Käfigs zumeiſt vorzüglicher zu finden ſchien: gewiſs aber keiner von ihnen allen dürfte die Morgen⸗ und Winterſonne in unſerem Klima verſchmähen. Wem es darum zu tun iſt, ſeine Vögel zur Fortpflanzung zu bringen, dem iſt zu raten, auf idylliſche Einrichtungen, ganz beſonders aber auf ſogenannte Geſellſchaftskäfige zu verzichten und einfach Pärchen für Pärchen abgeſondert zu halten. Meinen Erfahrungen nach ſind nicht allzu große, ringsum geſchloſſene und nur an I der einen, dem Lichte zugekehrten Seite verdratete Käfige das beſte. Das Pärchen, nur auf ſich 203 452 Prachtfinken. ſelbſt beſchränkt, wird, bei übrigens guter Pflege und reizender Nahrung, ſchon aus langer Weile, 3 pſychologiſch ganz folgerichtig, auf derlei Zeitvertreib verwieſen; will aber das nicht fruchten, ſo gilt es, die Leidenſchaft durch Eiferſucht zu ſtacheln. Man geſelle dem Pärchen, zumal wenn es 169 in langer, gemeinſamer Haft lebt, ein Männchen oder ein Weibchen bei, und gewiss, es gelingt mit dem einen oder anderen. Alsdann iſt der übrig ee a in 10 E der Regel wieder zu entfernen.“ 4 Auch dieſe letztere Angabe iſt vollkommen richtig, wie ſchon Daraus hervorgeht, daß ich = unabhängig von Schlegel weiter oben (S. 79) dasſelbe gejagt habe. Ich verwende zu 1 Brutkäfigen große Bauer nach dem Muſter meines Finkenkäfigs, aber mit vier Erkern, aus dem Grunde, weil ich es für zweckmäßig halte, den brütenden Vögeln möglichſt verſchiedenes Futter zu reichen. Ebenſo gut, wenn nicht noch beſſer, ſind Kiſtenkäfige, weil ſie dem brüte⸗ luſtigen Pare jederzeit Deckung gewähren und es nur nach einer Seite hin mit der Außen⸗ | ö welt in Berührung bringen, und weil die Niſtkäſtchen hier leichter als bei irgend einem anderen Käfige beaufſichtigt und unterſucht werden können. Je größer dieſe oder die Brutkäfige überhaupt ſind, je beſſere Schlupfwinkel ſie bieten, je mehr ſie den Vögeln das Gefühl der Sicherheit geben, um ſo eher werden ſie ſich zum Neſtbau und Brüten entſchließen. Die | günſtigen Ergebniſſe, welche kundige Züchter, wie Rey, auch in Vogelſtuben erzielt haben, ſind einzig und allein auf Rechnung der erwähnten Umſtände, zumal auf Rechnung des e mäßig großen Raumes, über welches ein Pärchen verfügen kann, zu bringen. Erſte Bedingung zur Fortpflanzung eines Prachtfinkenpärchens iſt zweckmäßige Nang In der Regel füttert man allen kleinen ausländiſchen Vögeln bloß zweierlei: weißen Hirſe und Kanarienſamen, höchſtens dann und wann etwas Grünzeug hinzufügend. Daß alle Prachtfinken neben ihrer Körnernahrung auch Kerbtiere verzehren, vergißt man gewöhnlich, und daß ſolche Nahrung den Vögeln Bedürfnis ſein kann, fällt oft ſchon ziemlich geübten Pflegern nicht ein. Auf Anraten dieſes oder jenes erfahrenen Freundes entſchließt ſich viel⸗ leicht der Eine oder der Andere, wenn ſeine Prachtfinken trotz alledem zur Brut ſchreiten, ihnen Weichfutter und Kerbtiere anzubieten, daran aber, daß ſolche Nahrung gerade zur Brut beſonders anreizt, hat er nicht gedacht. Ich verſehe meine ſämtlichen Prachtfinken und Weber, überhaupt alle meine Körnerfreſſer, ſtets mit verſchiedenem Futter und reiche dieſes wo möglich in verſchiedenen Näpfen. Der eine Napf enthält weißen Hirſe, der andere Glanz oder Kanarienſamen, ein dritter Scheuerngeſäme, ein vierter Heuſchlag, in einem fünften, werden geriebene Kartoffeln, mit etwas hart gekochtem und geriebenem Eidotter vermiſcht, vorgeſetzt, ein ſechster, recht flacher wird täglich mindeſtens zweimal mit ſorgfältig bereitetem Nachtigallenfutter angefüllt, ein ſiebenter mit Beren und Obſt, ein achter endlich mit Salz und Kreide beſchickt. Außerdem biete ich den ſtarkſchnäbeligen Arten Hafer, etwas Hanf, zer⸗ ſchrotenen Mais, ungehülſten Reis oder Padda, dann und wann auch wohl Rübſen⸗ und Mohnſamen an, alles mit Abwechslung, um ihnen ſo reichlich als möglich ihre Tafel zu decken. Ochumeng der verſchiedenſten Art iſt allen Amadinen Bedürfnis, findet auch bei Auffütterung der Jungen Verwendung. In der Auswahl der gebotenen Stoffe ſind ſie nicht beſonders heiklich, laſſen ſich auch leicht an beſtimmtes Grünfutter gewöhnen. Sie freſſen Salat- und Kohlblätter, Vogelmiere, Reſeda, Möhrenkraut, Rabinschen, Körbel, junge Sat⸗ und Grashalmen, Wegerich und dergleichen, ſehr gern auch Knospen der verſchiedenſten Baumarten (Buche, Hornbaum, Weißbuche, oder Ahorn, Apfel-, Birn⸗, Pflaumenbaum, Linde, Weide, Eſche, Pappel ꝛc.), benagen deren Rinde, genießen die Flechten und Moſe, welche auf den Aeſten unſerer Kernobſtbäume ſchmarotzeu, beknappern und benagen ſelbſt die Nadeln unſerer Coniferen, gehen überhaupt nur wenige Pflanzenarten nicht an. Zum Erſatz der tieriſchen Nahrung dient zunächſt irgend ein Weichfutter. Das von mir oben (S. 42) beſchriebene Nachtigallenfutter wird ſehr gern angenommen, aber auch das rheiniſche, welches, 170 ER en AG a AN NH N 505 e ur 1 * l „ N 2 ) Amadinen. 453 wie oben bemerkt, nicht nachſäuert, alſo auch täglich nur einmal gereicht zu werden braucht, von den Amadinen und den meiſten übrigen Vögeln überhaupt, wenn ſie einmal daran gewöhnt ſind, durchaus nicht verſchmäht, im Gegenteil bald ſehr gern gefreſſen. Als Zukoſt laſſe ich täglich mindeſtens einmal, wenn die Vögel Junge haben, auch fünf- bis ſechsmal Mehlwürmer nachfüttern und ebenſo während des Sommers auf den Wieſen allerhand Kerb- tiere mittels des Schöpfers fangen und der Geſellſchaft den ganzen ſo gewonnenen Inhalt vorwerfen. Die Mehlwürmer und viele andere Kerfe werden von den Amadinen oft nur ausgekaut und der weiche Inhalt aufgeſaugt, immer aber mit Begierde angenommen; und wenn erſt einer die beliebte Leckerei wirklich freſſen gelernt hat, ahmen ihm bald die übrigen nach. Bei der Aufzucht der Jungen finden Mehlwürmer oder Kerbtiere überhaupt allſeitig Verwendung, werden auch allen Erſatzſtoffen entſchieden vorgezogen und ſind ſomit als un⸗ | entbehrliches Futter für die Jungen zu bezeichnen. Rey empfihlt als teilweiſen Erſatz des Kerbtierfutters ſein Eierbrot, welches ſich hauptſächlich dadurch von dem oben (S. 44) be⸗ ſchriebenen unterſcheidet, daß weder Milch noch Waſſer verwendet, ſondern vier Eier im Gewichte von 185 Gramm zu Schaum geſchlagen, ſodann mit 280 Gr. feinem Weizen⸗ 5 mehl vermengt und gut durchgearbeitet werden. Aus dem Teige formt man kleine breite Brötchen und bäckt fie in einem nicht allzuwarmen Backofen oder in der Bratröhre auf eeinem Mauerſtein. Alle Prachtfinkenarten freſſen das Eierbrot ſehr gern, füttern auch, wenn man es ihnen gerieben und trocken vorſetzt, mit ihm ihre Jungen auf. Das Eierbrot hat den großen Vorzug, daß es lange aufbewahrt werden kann und gerieben nicht ſäuert und ſchadet, wie dies bei Weichfutter oft genug der Fall iſt. In kleineren Käfigen laſſen ſich ſo viele Näpfe, wie ich eben anführte, nicht unterbringen, demungeachtet eine Abwechslung im Futter erzielen, wenn man einen von den vier Näpfen mit Hirſe, einen mit Weichfutter, die übrigen beieiden aber abwechſelnd mit den verſchiedenſten anderen Stoffen anfüllt, Salz und Kreide über die Körner reibt oder im Käfige aufhängt und das Grünzeug einfach vorwirft. Vervielfältigung der Näpfe iſt eine Erſparnis an Futter, welche bei einer größeren Anzahl von Vögeln ſehr ins Gewicht fällt. Jeder einzelne Napf wird täglich für ſich ausgeſiebt, um die ausgefreſſenen wie manche Liebhaber es angeraten haben, bin ich nur bedingungsweiſe einverſtanden, nur = dann nemlich, wenn der Pfleger genau darauf achtet, daß die aufgequellten Körner rechtzeitig weggenommen und neue gereicht werden, bevor jene ſäuern. Zur Erziehung junger Vögel ſind aaufgequellte Körner gewiß nicht unzweckmäßig unumgänglich notwendig aber durchaus nicht; denn die von mir gepflegten Prachtfinken haben auch, ohne daß ich jemals Körner aufquellen ließ, ihre Jungen ohne unverhältnismäßige Verluſte groß gezogen. Eine höchſt empfehlenswerte Nahrung für junge Vögel find übrigens reifende Gras-, und für die größeren Arten in der Milch ſtehende Getreideähren. Sie werden in Büſchel zuſammengebunden und im Käfige auf⸗ gehängt, von den Vögeln ſofort berückſichtigt, mit einem wahren Eifer auseinander gezerrt unnd ihres Inhaltes entlert. Balda mus ſchreibt den zum Teil glänzenden Erfolg feiner Züchtungsverſuche der vom Auguſt ab möglichen Fütterung mit in der Milch ſtehenden Rispen und Aehren der verſchiedenen Hirſe⸗ und Hirſegrasarten zu und zieht deshalb mehr als ein Dutzend Arten von Milium, Sorghum, Setaria. „Sämtliche Pracht- und Farbenfinken, Weber u. a. m. fallen mit einer wahren Gier über dieſe Leckereien her und machen, wenn ſie es nicht bereits getan, dann ſicher Anſtalt zum Brüten.“ Dasſelbe gilt für verſchiedene Baum⸗ 0 | 1 man glaubt. Hartgeſottenes Eidotter wird von einzelnen Amadinen verſchmäht, von anderen begierig gefreſſen und zur Auffütterung der Jungen verwendet, bekommt dieſen auch aus⸗ gezeichnet, namentlich wenn man es mit trockenen Ameiſenpuppen zuſammenreibt. Tieriſche 3 Hülſen, in das Futter geworfenen Sand und andere unreine Stoffe zu entfernen, und außer aalten mit etwas neuem Futter wieder beſchickt. Mit dem Aufquellen einzelner Sämereien⸗ zweige mit Blättern oder Knospen, an den weit mehr Körnerfreſſer Gefallen finden, als 454 | Prachtfinken. | | : 0 En 4 Nahrung ift für die Jungen unabweisliches Bedürfnis; ohne fie wird man ſelten oder nie ein befriedigendes Ergebnis ſeiner Zucht erlangen. Daß es den Prachtfinken ebenſo wenig wie anderen Vögeln an reinem Trink- und Badewaſſer (im Winter an überſchlagenem) 1 fehlen darf, daß man ihnen reichlich Flußſand geben, überhaupt jedem Mangel vorbeugen muß, verſteht ſich nach dem in den einleitenden Abſchnitten ausführlich Mitgeteilten von ſelbſt; gleichwohl will ich insbeſondere auf die beiden Kapitel „Wartung“ und „Vogelzucht“ „ ausdrücklich verwieſen haben. | Ebenſo reichlich als mit Futter verſehe ich die im Geſellſchaftskäfige lebenden Prachtfinken auch mit Bauſtoffen. Ich befolge bei Darreichung derſelben die gleichen Grundſätze wie bei si der Fütterung. Jeder Bauſtoff wird möglichſt geſondert in kleinen Körbchen geboten, ſodaß 1 ein Körbchen etwa vier bis ſechs verſchiedene Stoffe hübſch nebeneinander geordnet enthält, das eine alſo beiſpielsweiſe Mos, Flechten, Kokosbaſt, Manilahauf, Aloöéfaſern, das andere weiches Stroh, Heu, Grasrispen, Kolben vom Schilf, die feinen Zweige des aufgeſchoſſenen Spargels u. dgl., ein drittes Wolle, Schweinsborſten, Kälber⸗ und Roſshare, Schweinswolle, Wundfäden u. dgl., ein viertes Federn der verſchiedenſten Art, jedoch vorzugsweiſe kleine und weiche, alſo die Nackenfedern des Hahnes, die Bruſtfedern eines kleinen Vogels von der Droſſel an abwärts, Gänſe- und Entendunen, oder wenn man ſolche nicht beſitzt, zer⸗ ſchleißte feinere Teile von größeren Federn. Wundfäden, Manilahanf⸗, Kokosbaſt⸗ und Alos⸗ oder Agavenfaſern machen übrigens eine gewiſſe Vorſicht nötig, weil fie ſich nicht immer leicht und glatt in die Neſtwandungen fügen laſſen und dann die Vögel gefährden, indem ſich dieſe in den Fäden leicht verwickeln und erhängen, wie ich ſelbſt dies mehr als einmal habe erfahren müſſen. Es empfihlt ſich daher, die Fäden ſo zuzuſchneiden, daß ihre Länge 15 — 18 em. nicht überſteigt. Den Vögeln, welche in Brutkäfigen niſten, lege ich einen Teil der Stoffe in den Bauer, einen anderen auf das Gitter, ſodaß ſie, wenn auch nicht ganz ohne Mühe, die betreffenden Bauſtoffe erſt durch dasſelbe hereinziehen müſſen. Dies aber unterhält ſie gerade und eifert ſie zu fleißigem Bauen an. Niſtkörbchen und Niſt⸗ käſtchen nach verſchiedener Form und Beſchaffenheit (S. 82 f.) dürfen ebenfalls nicht fehlen; denn das eine Pärchen zieht dieſes, das andere jenes Körbchen oder Käſtchen vor. Flache, J oben offene Körbchen, wie ſie bei der Kanarienzucht Verwendung finden, werden von den meiſten Prachtfinken verſchmäht, melonenförmige, mit engem Eingange verſehene dagegen recht gern benutzt, ebenſo gern aber auch ein aus Draht zuſammengebundenes, eiförmiges Brut⸗ f neſtchen innen. ausgebaut und verwendet. Daß im Geſellſchaftsraume Moswände, in welche man backofenförmige Höhlungen gemacht hat, vielen Prachtfinken äußerſt angenehme Niſtplätze bieten, habe ich bereits (S. 83) erwähnt. Auch die Niſtkäſtchen mag man verſchieden ein⸗ richten und die einen höher, die anderen niedriger anbringen, dieſe weiter, jene enger, einzelne mit geräumigem, andere mit engem Eingange wählen. Dasſelbe Pärchen von Amadinen, welches zuerſt in einem Niſtkäſtchen brütete, verſchmäht dieſes vielleicht bei der zweiten Brut und ſchichtet ſich in einem Brutneſte die nötigen Bauſtoffe zuſammen, oder aber füllt ein Harzer Bauerchen von oben bis unten aus, baut ſich eine längere, durch den Außenwuſt in das wohnlich eingerichtete Innere führende Höhle aus und legt hier ſeine Eier. Eine gewiſſe Freiheit muß man allen Vögeln, welche brüten ſollen, unbedingt gewähren; denn man darf, wie Schlegel ſehr richtig bemerkt, „ihnen nicht zumuten, in der Gefangenſchaft } ihre Baukünſte zu üben, wie fie es in der Freiheit gewöhnt find, weil man nicht im Stande iſt, ihnen die dazu gehörigen Stoffe zu reichen.“ f Bemerkt man, daß in einem kleineren Geſellſchaftsbauer ein Pärchen, welches fich bis dahin friedlich zeigte, mit ſeinen Genoſſen Hader und Streit anfängt, jo iſt dies ein Zeichen, oft das erſte, daß beſagtes Pärchen ſich zum Brüten anſchicken will. Die erſte Maßregel nun, welche man zu ergreifen hat, iſt, dieſem Pärchen feinen gewohnten Käfig zu belaſſen VV . h Amadinen. 455 und alle übrigen in anderen Gebauern unterzubringen. Hierauf verſiht man jenes, falls dies nicht von Anfang an geſchehen, mit den nötigen Niſtgelegenheiten, Neſtern und Brut⸗ käſtchen, wie ſie nach den bereits gegebenen Mitteilungen paſſend erſcheinen, reicht die erforder⸗ lichen Bauſtoffe und deckt den Tiſch reichlicher oder doch beſſer als bisher, füttert namentlich tieriſche Stoffe, im Frühjahre und Sommer alſo friſche Ameiſenpuppen, am beſten die kleinſten, welche man bekommen kann, alſo beiſpielsweiſe die der roten und gelben Ameiſe (Formica rubra und F. flava). Eine ſolche Nahrung reizt zur Begattung an und trägt zur Frucht- barkeit der Eier bei, während man andererſeits beobachtet haben will, daß gewiſſe Körnerſorten, namentlich Hanf, die Eier ebenſo wie die Vögel zwar fett machen, der Fruchtbarkeit derſelben aber hinderlich ſein ſollen. Iſt erſt eine Begattung erfolgt, ſo hat man mehr als ſonſt auf die Eltern zu achten. Es handelt ſich jetzt darum, ihnen ihre Bedürfniſſe gleichſam abzulauſchen, dieſes und jenes zu erproben und das erſichtlich Zuſagende zu verabreichen. Auch kommt es gar nicht ſelten vor, daß ein Weibchen vor dem Eierlegen erkrankt, ſein Ei, wie man zu ſagen pflegt, nicht los werden kann und, wenn man nicht rechtzeitig eingreift, dabei zu Grunde geht. Insbeſondere iſt das der Fall, wenn man, wie ſo häufig geſchiht, verabſäumte, den Vögeln von Anfang an Salz und Kreide zu reichen, und ihnen damit die Gelegenheit benahm, ihr Blut mit dieſen für die Eierbildung notwendigen Stoffen zu ver⸗ ſorgen (S. 87). So wie man merkt, daß das Weibchen in Geburtsnöten iſt, muß man es unterſuchen und ihm zu helfen ſuchen. Man hat hierzu verſchiedene Mittel vorgeſchlagen, Aunter anderen auch Dampfbäder. „Ueber einen Topf heißen Waſſers“, ſagt Schlegel, „legt man ein dünnes Tuch und hält den Vogel in der Hand ſo darüber, daß die Dämpfe an den durch das Ei kugelig hervorgetriebenen Unterleib ſchlagen. Die dadurch erzeugte Er- weichung, ſowie gleichzeitiges Beſtreichen der geſchwollenen Teile mit lauwarmem Oele er⸗ möglichen zuweilen den endlichen Abgang des Eies. Aber freilich muß dieſe Handleiſtung öfter vorgenommen werden. Eine weitere nicht unbedeutende Hilfsleiſtung beſteht darin, mittels eines feinen Federkiels wiederholt einige Tropfen warmes Oel in die Legeröhre zu bringen. Außerdem, daß dadurch die Eiwege ſchlüpferiger gemacht werden, wirkt der einge⸗ ſchobene Federkiel nach Art des Seifenzäpfchens bei Kindern auf Entlerung etwaiger Kotan⸗ häufung.“ Auch Baldamus empfihlt den Erfolg der Dampfbäder und das Einölen, falls beides noch rechtzeitig angewendet wird. Er ſetzt die Vögel, nachdem ſie in der Hand heißen Dämpfen ausgeſetzt und geölt wurden, auf ein locker über den Waſſertopf geſpanntes Netz, überdeckt ſie mit einem Tuche und findet das Ei nach einiger Zeit im Waſſer und die Vögel geſund. Ich laſſe unentſchieden, wie viel bei dieſem Verfahren auf Rechnung des Dampf⸗ bades, wie viel auf Rechnung der Einölung zu bringen iſt, möchte aber glauben, daß das Oel mehr wirkt als die heißen Dämpfe. Hierin ſtimmt auch Freyberg mit mir überein. „Unter den mancherlei Behandlungsarten, welche zur Hilfe bei Legebeſchwerden der Vögel empfohlen werden, und welche ich alle nach einander probirt habe“, ſo ſchreibt er mir, „halte ich nachſtehende Behandlung für die beſte, eben ſowohl wegen ihrer großen Einfachheit, als auch deshalb, weil ich bei mehr als dreißig Fällen gar keinen Miserfolg zu beklagen gehabt habe. Ich fange den Vogel, lege ihn in der Hand auf den Rücken, nehme eine mittelgroße Stecknadel mit rundem glattem Kopf in den Mund, um ſie zu erwärmen, tauche den Kopf alsdann in feines Oel, führe ihn in die Kloake ein und wiederhole dies drei⸗ bis viermal. War das Ei noch nicht ſichtbar, ſo wird es nach dieſer Hilfsleiſtung ſicher abgehen; iſt es bereits ſichtbar geworden, ohne daß es gelegt werden kann, jo beweiſt dies, daß der Legeſchlauch bereits zu trocken und zu ſehr gedehnt worden iſt, als daß es von Erfolg ſein könnte, Fettkörper einzuführen. Im letzteren Falle bleibt es das Einfachſte, das Ei zu zerdrücken. Nicht ſelten wendet man Oelungen im Uebermaße an, ſo daß alle Bauchfedern mit der fettigen Maſſe geſchwängert werden. Wird dadurch das Ei auch wirklich All Fr , la een . 9 5 ee * n 4 5 456 | | Prachtfinken. zu Tage gefördert, ſo erzeugt man doch einen Uebelſtand, welcher unter Umſtänden bedentlche e 1 Folgen haben kann. Das Oel klebt die Federn zuſammen, Sand und Kot ſetzen fi fit und bilden eine Kruſte, dem Körper wird Wärme entzogen, und Durchfall und andere Unter⸗ Er leibskrankheiten find unausbleibliche Folge, ganz abgejehen davon, daß auch die Eier fee kleben und im günſtigſten Falle aus ihrer Lage gebracht werden. Es kann alſo mit dem Einölen gar nicht vorſichtig genug verfahren werden.“ Ich habe nur ausnahmsweiſe zu Einölungen meine Zuflucht genommen, vielmehr ſtets die oben (S. 87) beſchriebene Nach⸗ hilfe geleiſtet, regelmäßig mit dem beſten Erfolge. Daß die Splitter des zerdrückten Eies die Wände des Legeſchlauches in bedenklicher Weiſe verletzt hätten, wurde von mir nicht be⸗ obachtet, im Gegenteil immer bemerkt, daß ſie ohne erſichtliche Beſchwerde mit dem Inhalte 1 des zerdrückten Eies zu Tage kamen. e d. h. ſolche mit weicher Schale ſind ſchwerer zu entfernen als harte, treten bei vorſichtigem Streichen endlich aber doch auch hervor. 3 Künſtliche Entfernung der Eiſchale ift durchaus nicht ratſam, weil fie in den meiſten Fällen Entzündung des Legeſchlauches verurſacht und den Vogel dadurch auf das äußerſte gefährdet. Erſte Bedingung zum Gelingen jeder Geburtshilfe it freilich, daß das Weibchen nicht jhen zu ſehr gelitten hat und kraftlos geworden iſt, beſſer noch als jede Hilfe: Vermeidung des Uebels durch die angegebene Fütterungsweiſe. Doch muß man auch bei der ſorgfältigſten Pflege auf derartige Verluste gefaßt fein, und deshalb hat Schlegel ganz recht, wenn er 1 dem Züchter empfihlt, von den gewöhnlichſten und billigſten Amadinen immer einige über⸗ : zählige Weibchen zu halten, von denen eines nach dem Tode des a dem Männe ſo⸗ 8 fort beigegeben werden kann. 5 Geht das Legegeſchäft ohne Störung vorüber, ſo unterlaſſe man, wenigſtens in 9 = 4 erſten Tagen der Brutzeit, alle unnütze Neugier, es ſei denn, daß man ſeine Vögel 5 ſchon vorher ganz zahm gemacht und an dem Brutkäſtchen oder dem Neſte Einrichtungen getroffen habe, welche es ermöglichen, die brütenden Vögel ohne wirkliche Störung zu be⸗ ſichtigen. Gegen das Ende der Brutzeit hin ſitzen beide Eltern, namentlich aber die Weib⸗ chen, viel feſter auf ihren Eiern und nehmen eine Störung weniger übel als im Anfange. Die ausgeſchlüpften Jungen kann man eher ein und das andere Mal beſichtigen, und wenn man im Brutbauer züchtet, iſt ſolches ſogar anzuraten, weil es ſich nicht ſelten darum handelt, ein abgeſtorbenes Junges zu entfernen. Sind die Kleinen erſt ſoweit herange⸗ wachſen, daß man jeden Tag ihr Ausſchlüpfen erwarten kann, ſo iſt jede Störung ſtreng zu vermeiden, weil ſonſt das unruhige Volk früher als ihnen gut iſt aus dem Neſte heraus⸗ fliegt und leicht zu Schaden kommen kann, während es, wenn die Eltern ihnen das Aus⸗ fliegen geſtatten, beziehentlich es dazu antreiben, von ſeinen natürlichen und ungemein ſorg⸗ ſamen Pflegern auch wieder in das Neſt zurückgebracht und vor den meiſten Gefahren der . erſten Kindheit treulichſt behütet wird. Manche Pärchen brüten ſchlecht und verlaſſen die Eier oder auch die Jungen ohne eigentlich erklärliche Urſache. In den meiſten Fällen kann man durch Abänderung der Nahrung nachhelfen, zumal wenn man ſich ſagen muß, daß dieſer oder jener zur Erziehung der Jungen erforderliche Stoff fehlte oder nicht in ge⸗ nügender Menge gereicht wurde; in einzelnen Fällen muß man dazu greifen, das Par zu trennen und dem Weibchen 115 anderes Männchen zu geben. Oft freilich bleibt beides erfolglos und nichts anderes übrig, als das vielleicht zu liebeseifrige aber brutfaule Pärchen wegzugeben. Im übrigen gelten für den Pfleger alle die Regeln, welche ich in dem 8 ö Abſchnitte „Vogelzucht“ angegeben und begründet habe. | Der Durchſchnittspreis der Amadinen ift ein fo geringer, daß jeder Liebhaber 95 das Vergnügen gewähren kann, dieſe Vögel zu halten, zu hegen und zu pflegen. Mit Ausnahme des Kuttenelſterchens, des Netzflügels, Doppelfarbs, Schilf- und Schildfinken, ſowie endlich der Rotkopfamadine ſchwankt der Preis eines Pärchens der übrigen Arten zwiſchen 1 r ene e LL DEINEN NR ee Samenknacker. 457 zwei und einhalb bis vier, höchſtens fünf Talern. Erſtere kommen höher, unter Umſtänden auf das Doppelte zu ſtehen, und darf man froh ſein, wenn man fie zu ſolchen Preiſen über- haupt erhält. Am billigſten ſind gerade diejenigen Arten, welche am leichteſten zur Fort— pflanzung ſchreiten: das Silberſchnäbelchen und der Bandvogel. Und wenn das Elſterchen hiervon eine Ausnahme macht, ſo iſt der Grund darin zu ſuchen, daß ſein Preis gerade in Folge der vermehrten Nachfrage wieder etwas geſtiegen iſt. 8 Samenkundker. | Die Gleicherlauder Weſtafrikas beherbergen einige in der Färbung ſehr übereinſtimmende, dickſchnäbelige Prachtfinken, welche ſich kennzeichnen durch den geſtreckt kegelförmigen Schnabel, deſſen obere Hälfte dicker als die untere, auf der Firſte rund gewölbt und an den Seiten zuſammengedrückt iſt, und deſſen gerade, vom Mundwinkel wenig abſteigende Ränder eingezogen ſind, die ſeitlich gelegenen, faſt verdeckten Naſenlöcher, die mittelhohen Füße, die kurzen, ſtarken Flügel, unter deren Schwingen die vierte oder fünfte die längſte zu ſein pflegt, den ziemlich langen, außen ſtark gerundeten Schwanz und ein mäßig weiches Gefieder, * in welchem beim Männchen Tiefſchwarz und Scharlachrot vorherſchen. | 420. Der Samenknacker, Spermospiza (L.,) guttata, Vieill. — A. B. Hartlaub, W. Afr., S. 139. — Größe des Sperlings; tiefſchwarz, Backen, Kinn, Kehle, Kropf, Oberbruſt ſowie die oberen Schwanzdecken glänzend ſcharlachrot, eine undeutliche Linie über den ſchwarzen Zügeln düſterrot. Iris 2, ’ Schnabel glänzend violettblau mit rötlichen Schneidenrändern, Füße dunkelbraun. — Weibchen oberſeits rauch⸗ braunſchwarz, das Rot der vorderen Teile minder lebhaft, Unterſeite von Bruſt an rauchſchwärzlich mit dicht⸗ ſtehenden, runden, weißen Flecken. Schnabel glänzend blauſchwarz mit breiten, orangeroten Schneidenrändern und ebenſo gefärbter Spitze. Die Art verbreitet flch über, den größten Teil des tropiſchen Weſtafrika. 421. Der Blutknacker, ‚Sp. (L., Fr., Spermophaga) haematina, Vieill., (punctulata, cyano- | 11 00 — Vergl. Jardin und Selby, III. Orn., Tfl. 11. — Etwas kleiner als der Verwandte, der . Schnabel noch kräftiger; glänzend ſchwarz, Kehle, Kropf, Oberbruſt, Bruſt und Bauchſeiten glänzend ſcharlachrot. Iris ?, Schnabel violettblau, Schneidenränder und Spitze mennigrot. — Weibchen unbekannt. e Die Verbreitung fällt mit der des vorher beſchriebenen Verwandten zuſammen. Ich habe den Samenknackern eine Stelle in unſerem Buche gegönnt, obgleich erweislich weder der eine noch der andere bisher lebend in unſere Käfige gelangt und auch über das Freileben ſo gut als nichts bekannt iſt. Vieillot gibt allerdings eine kurze Lebensſchilderung von ihnen, unterläßt aber, den Gewährsmann für dieſelbe zu bezeichnen, fo daß feine An— gaben ſehr an Wert verlieren. „Das Königreich Kongo“, ſagt er vom Samenknacker, „iſt der Teil Afrikas, welchen dieſer ſchöne und ſeltene Vogel bewohnt; namentlich trifft man ihn zu Malimbe, wo er die Gebüſche in der Nähe der Ortſchaften bevölkert. Es iſt ſehr zu wünſchen, daß man ihn lebend nach Europa bringt, weil das Männchen der geringen Anzahl von Vögeln angehört, welche einen angenehmen Geſang mit prachtvoller Färbung vereinigen. Ihn an Ort und Stelle zu erlangen, würde nicht ſchwer ſein, da er ſein halbkugeliges, a oben überdectes, außen mit trockenen Kräutern umgebenes, inwendig mit Federn und Baum⸗ wolle ausgekleidetes Neſt auf den die Hütten beſchattenden Bäumen anlegt und ohne Scheu 5 vor den Menſchen die fünf bis ſechs blauen, rot gefleckten Eier ausbrütet. Auch die Er⸗ nuährung würde keine Schwierigkeiten haben, weil ſich dieſe Dickſchnäbler leicht an verſchiedene Sämereien gewöhnen laſſen und höchſtens als Vögel des heißen Gürtels eine Wärme von 250 bedürfen.“ Ich vermag nicht zu ſagen, wie viel wahres an dieſer Schilderung iſt, nehme aber von vornherein an, daß die zuletzt aufgeſtellte Behauptung von der Wärme- A 458 | | Prachtfinken. bedürftigkeit der Art nicht ſtichhaltig iſt, der fchöne Vogel und fein Verwandter vielmehr ebenſo gut als andere aus Gleicherländern ſtammende Samenfreſſer bei einer geringeren Wärme gedeihen würden. Die Behandlung dürfte überhaupt dieſelbe ſein müſſen, weigh wir der geſamten Verwandtſchaft angedeihen laſſen. Sittichfinken. Von den Sundainſeln aus verbreitet ſich über Polyneſien eine Gruppe abſonderlich 55 ſtalteter und gefärbter Finken, welche wir, um ihnen einen deutſchen Namen zu geben, Sittichfinken nennen wollen. Die Gruppe zerfällt je nach der Bildung des u zwei Sippen. Die Sittichfinken im engeren Sinne haben ſtarken, aber doch geſtreckten „ mit kantiger Firſte und ausgeſchweifter Lade, verhältnismäßig hochläufige, aber kurzzehige Füße, lange und ſpitze Flügel, unter deren Schwingen die zweite die längſte iſt, keilförmigen Schwanz mit weit vorragenden und verſchmälerten Mittelfedern und ein derbes, glattes or fieder, in welchem Olivengrasgrün und Rot vorherſchen. 1 422. Der Scharlachſchwanz, Erythrura (L., Fr., Emb., Am.) prasina, Sparrın., (assets cyanopis, sphaenura). — A. B. Reichenbach, Singebgel, S. 34. — Größe des Zeiſigs; Oberſeite und Flügel, Halsſeiten und Kropf olivengrasgrün, Stirn, Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle hellblau, Unterbruſt und übrige Unterſeite nebſt unteren Schwanzdecken ſcharlachrot, ſeitlich ins Zimmetorangefarbene übergehend, obere Schwanzfedern, die beiden mittelſten Steuerfedern und die Außenſäume der grünbraunen äußeren Schwanzfedern düſter ſcharlachrot; Schwingen dunkelbraun mit ſchmalen, olivengrünen Außenſäumen und roſtgelbfahlen Innenrändern. Iris braun, Schnabel ſchwarz, Füße fleiſchfarben. — Weibchen ohne Blau an Stirn, Backen bläulich verwaſchen, Kinn und Kehle matt bläulichgrau, übrige Unterſeite oiaf ocker⸗ gelbfahl. f Der Scharlachſchwanz iſt bis jetzt nur auf Java und Sumatra gefunden worden, gelangt auch von hier aus neuerdings nicht gerade ſelten in unſere Käfige. 423. Der Sittichfink, Tenii der Eingeborenen, E. (Fr., Estr., Acalanthe, Poephila) psittacea, Gml., (pulchella, Paddoni). — A. B. Forſter, Deser. anim., S. 273. — Größe des Zeiſigs; Männchen ſchön dunkelgrasgrün, Stirn, Vorderkopf bis hinters Auge, Kopfſeiten, Kinn und Kehle ſowie die oberen Schwanzdecken lebhaft ſcharlachrot Iris orangefarben, Schnabel hornbraunſchwarz, Füße ſieſchbräunlich — Weibchen unbeſchrieben. Der Vogel gehört Neukaledonien an. Die Stummelfinken unterſcheiden ſich von den Sittichfnken durch den interjeßten Bau und den ſehr kurzen, breit gerundeten, aus ſchmalen, fee e in der Mitte nicht verlängerten Federn gebildeten Schwanz. 424. Der Stummelſchwanz, Amblynura (Geospiza, Erythr., Am.) eyanovirens, Peale, (Pu- cherani). — A. A. Finſch und Hartlaub, Ornith. Beitr. Polyneſiens, S. 100. — Größe des Feld⸗ ſperlings; Ober- und Hinterkopf nebſt Kopfſeiten dunkel ſcharlachrot, Hinterhals, Halsſeiten, Kinn, Kehle und Oberbruſt blau, übrige Teile grün mit ſchwach bläulichem Anfluge, obere Schwanzdecken, die beiden mittelſten Steuerfedern und die Außenſäume der übrigen dunkelbraunen Schwanzfedern düſter blutrot; Schwingen dunkelbraun, außen blaugrün geſäumt. Iris braun, Schnabel und Füße ſchwarz. — Weibchen gleich gefärbt; junge Vögel düſter blaulichgrün, um Vorder- und Oberkopf matt blutrot; Schnabel orange⸗ gelb mit mehr oder minder ausgedehntem, dunklem Spitzenteile. Die Heimat dieſes hübſchen Vogels ſind die zur Gruppe der alen gehörigen Eilande Samoa und Upolu. Die Sittichfinken, auch inſofern beachtenswert, als ſie die einzigen Mitglieder ihrer Familie ſind, welche in Polyneſien vorkommen, bewohnen parweiſe oder in kleinen Flügen die trockenen, offenen, mit Caſuarinenbäumen e Teile der Inſeln, halten ſich faſt nur auf dem Grunde auf, hier von Grasſämereien und den Samen der Caſuarinen ſich | | 1 Be . Bi. hy . * . 0 Sittichfinken. Wachtelfinken. g 459 nährend, haben eine traurige, ſchrillende Lockſtimme, zwitſchern höchſtens ein wenig und bauen ein kunſtloſes Neſt in Fels⸗ oder Mauerlöchern. Von einer anderen, hier nicht aufgenommenen Art der Gruppe bemerkt Kittlitz das Folgende: „Der ſchöne, kleine Vogel iſt in ſeiner Heimat, der Inſel Ualan, weniger ſelten, als es ſeiner Schlauheit und verſteckten Lebensweiſe wegen erſcheint. Er lebt einzeln faſt überall, wo es Pflanzungen von Bananen und dergleichen gibt, hält ſich hier gern niedrig auf der Erde und liebt die Verborgenheit. Wenn er auf⸗ geſcheucht wird, entfernt er ſich in der Regel ſehr weit. Dabei läßt er faſt immer ſeine Lockſtimme vernehmen, welche aus einem mehrmals wiederholten ſcharfen und feinen „Zitt, Zitt“ beſteht und dem Locktone unſerer Singdroſſel ähnelt. Einen Geſang hörte ich nie von ihm. Seine Nahrung beſteht aus feinen Sämereien, unter denen er beſonders die einer gewiſſen Diſtel zu lieben ſcheint.“ Hierauf beſchränkt ſich zur Zeit unſere Kentnis über dieſe Vögel, was um ſo auffälliger erſcheint, als auch über den Scharlachſchwanz, welcher in dem wohldurchforſchten h anſcheinend nicht allzu ſelten iſt, noch ausführlichere Mit⸗ teilungen fehlen. Falls man von dem Scharlachſchwanz auf die übrigen bekannten Mitglieder der Gruppe ſchließen darf, hat man über das Gefangenleben dieſer Vögel wenig zu bemerken. Ich erhielt ein Pärchen der erwähnten Art und ſperrte dasſelbe eine Zeitlang in einen geräumigen Bauer, um es hier zu beobachten. Beide Vögel hielten ſich ſtets glatt, waren munter und lebhaft, ließen aber nur den Lockton hören, ein ſcharfes, unangenehm in das Ohr fallendes „Zitt Zitt“, ganz wie Kittlitz es von der verwandten Art beſchrieben hat. Von einem Ge⸗ ſange habe ich nie etwas vernommen, glaube auch nicht, daß die ungefüge Kehle dieſes Vogels im Stande iſt, einigermaßen erträgliche Laute hervorzubringen. Das Männchen verunglückte bald nach dem Einſetzen in das Fluggebauer; das Weibchen lebt heute noch verträglich mit allen übrigen Inſaſſen des Raumes, meiſt kleinen amerikaniſchen Finken (Grasgimpeln und Goldzeiſigen, Indigovögeln und Unvergleichlichen), verſchiedenen Tangaren, Organiſten ꝛc., hat bis jetzt aber noch keine Eigenſchaft bekundet, welche geeignet geweſen wäre, die Aufmerkſamkeit auf ſich zu lenken. Daß ein Pärchen bei guter Pflege in der Gefangenſchaft auch zur Brut ſchreiten wird, ſcheint mir wahrſcheinlich; Beſtimmtes läßt ſich freilich hierüber nicht ſagen. An die Nahrung ſtellen die Scharlachſchwänze durchaus keine Anſprüche, begnügen ſich mit den gewöhnlichſten Sämereien und etwas Grünzeug und nehmen erſt dann Kerbtiere und Weich- futter zu ſich, wenn ſie dies den Mitbewohnern ihres Fluggebauers abgeſehen haben; ſo lange das Pärchen allein im Käfige war, ließ es die ihm vorgeworfenen Mehlwürmer unberührt liegen. Meiner Anſicht nach empfihlt dieſe Vögel nur die Schönheit des ſtets glatt getragenen Gefieders, nichts weiter. Der Preis der Sittichfinken iſt zur Zeit noch ein ſehr hoher, 14 bis 16 Taler für das Pärchen, eine Summe, welche eben nur mit der Seltenheit, keineswegs aber mit den Eigenſchaften der Vögel im Einklange ſteht. Wachtelffuken. Sehr e Bau und ein kurzer Stummelſchwanz iſt das haupſächlichſte Merkmal der Wachtelfinken, welche im übrigen durch ihren ſtarken, jedoch immerhin geſtreckten Schnabel, die ziemlich hochläufigen Füße und die verhältnismäßig langen Schwingen ſich kennzeichnen. 425. Der Wachtelfink, Ortygospiza, (Fr., Estr., Am.) polyzona, Temm., (multizona, fusco- crissa). — A. B. Temminck, Pl. col., 221. — Größe des Edelſchlägers; Oberſeite graulich erdbraun, die Federn mit dunklerer Mitte; Stirn, Gegend der Mundwinkel und Oberkehle ſchwarz, über und unter den ſchmalen Zügeln weiße Streifen, welche faſt das ganze Auge umgrenzen, Kinn weiß, Kropf und Oberbruſt 1 RE NN iR N . 460 Prachtfinken. 5 nebſt Seiten auf roſtbräunlichem Grunde ſchwarz und weiß querliniirt, Mitte der Unterbruſt roſtbraun, untere Schwanz und Flügeldecken ebenſo, aber heller; Schwingen und deren Deckfedern graulich erdbraun, f erſtere mit ſchmalen, helleren Außenſäumen; Schwanzfedern braun mit weißen Spitzen. Iris a e Schnabel korallenrot, Füße blaſsbraun. — Weibchen fcheint kaum abzuweichen. Der in Weſtafrika, namentlich am Senegal häufige, aber auch im Süden und Nordoſten des Erdteils vorkommende Vogel gehört auffallender Weiſe zu den Seltenheiten in unſeren Käfigen. 426. Der Mohrwachtelfink, 0. (Fr., Am.,) atrieollis, Vieill., (lunulata). — A. B. Bieillot, Enc. meth., S. 990. — Unterſcheidet ſich vom Wachtelfinken wie es 7 5 ſtändig durch den Mangel der weißen Striche über und unter dem Zügel und ums Auge; das Geſicht iſt alſo einfarbig ſchwarz. Die Art entſtammt dem mittleren Weſtafrika, insbeſondere den Gabunländern, kommt aber auch im Innern Afrikas vor. | 1 Rüppell, Lefebvre und Heuglin beobachteten den Wachtelfinken in Abeſſynien, Lefebvre häufig im Monat Mai auf Wieſen, Gerſtenfeldern und längs Wildbächen in der Gegend von Adowa, Heuglin zu derſelben Jahreszeit in Demba und zwar gewöhnlich in kleinen Trupps von fünf bis acht Stück, welche ſich flüchtig auf kahlem, ſteinigem Hügel⸗ lande umhertrieben und unter l knarrendem, Heuglin ſchreibt „ rätſchendem Geſchrei auf Steinhaufen einfielen, da ſie überhaupt nicht zu bäumen ſcheinen. Auch im Gebiete des Gazellenfluſſes, woſelbſt Heuglin unſerem Prachtfinken in Geſellſchaft des Edelſchlägers ö auf Lichtungen und Wegen in der Nähe von Gewäſſern begegnete, bemerkte er ihn nur auf der Erde. Der Vogel war gemeiniglich ſehr ſchüchtern und flog niedrig und ſchwirrend ab und zu, unter Ausſtoßung der ihm eigenen Laute, welche entfernt an den Ton eines Kinder⸗ trompetchens erinnern. Dies iſt alles, was ich über das Freileben habe finden können; mir ſelbſt iſt dieſer Prachtfink, ſoviel ich mich erinnere, niemals in Afrika begegnet. Auch gefangen habe ich ihn nur dann und wann einmal geſehen, einzeln unter anderen vom Senegal her gekommenen Finkenarten. Einen beſonderen Eindruck machte er nicht auf mich, freilich habe ich ihn auch nie gepflegt oder längere Zeit beobachtet und vermag deshalb 1 anzugeben, ob er ſich in irgend einer Hinſicht auszeichnen wird. Grasfinken. Außer den bereits erwähnten Amadinen und einigen Aſtrilden liefert uns Auſtralien eine ziemliche Anzahl allerliebſter Prachtfinken von trefflichen Eigenſchaften, von denen drei bis vier Arten mehr und mehr Bürgerrecht in unſeren Käfigen erlangen. Wir wollen ſie unter dem Namen Grasfinken zuſammenfaſſen, obwohl ſie mehreren Sippen und Unter⸗ . ſippen angehören. Gitterflügel nannte Reichenbach die Mitglieder einer kleinen Gruppe mit ſtarkem, gleich langem, hohem und breitem, an den Schneiden etwas eingezogenem, faſt geradem Schnabel, mäßig langen Läufen und zarten Zehen, mittellangen, abgerundeten Schwingen, unter denen die dritte etwas über die erſten fünf hervorragt, breiten, weichen, gegen die Spitze hin etwas verſchmälerten, an der Spitze gerundeten Schwanzfedern, welche ſich nach der Mitte zu auch ein wenig verlängern, und glatt anliegendem Gefieder, e auf den Schwingen eine feine, gitterartige Zeichnung hat. | 427. Der Gitterflügel, Stietoptera (Fr., Estr.,) Bichenovi, Vig. g. Horsf. — A. B. Gould, H. B. of Aust., I, S. 409. — Kleiner als der Girlitz; Stirn und ein ſchmäles Band, welches die weißen Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle umgrenzt, ſchwarz, Oberkopf, übrige Oberſei „Halsſeiten und oberſte kleine Deckfedern rehbraun mit äußerſt feinen, dunkleren Querlinien, Bürzel wei Querbinde begrenzt, obere und untere Schwanzdecken ſchwarz, Kropf und B ft graulichweiß, unterſeits von einer ſchwarzen Querbinde eingefaßt, übrige Unterſeite und untere Flügeldecken weiß, ſchwach roſtiſabell ver⸗ „oberſeits von einer ſchwarzen 4 Grasfinken. | 461 waſchen; Schwingen dunkelbraun, von der zweiten an außen mit weißen Randflecken, Armſchwingen an der Außenfahne und Deckfedern mit zwei Reihen kleiner, viereckiger, weißer Flecken dicht beſetzt, die hinterſten auf beiden Fahnen; Schwanz braunſchwarz. Iris braun, Schnabel blaſsblau, Füße bleigrau. — Weibchen bis auf das ſchmälere, ſchwarze Bruſtquerband dem Männchen gleich gefärbt. Häufig in Süd⸗ und Oſtauſtralien, auch nicht allzu ſelten in unſeren Käfigen. 428. Der Ringelfink, St. (Am., Estr.,) annulosa, Gould. — A. B. Gould, H. B. of Aust., I, S. 410. — Dem Gitterflügel bis auf den ſchwarzen Bürzel gleich gefärbt und gezeichnet. Das Verbreitungsgebiet ſcheint mehr den Nordoſten Auſtraliens zu umfaſſen. Bei den Grasfinken im engeren Sinne iſt der am Grunde verdickte Schnabel etwas mehr geſtreckt, immerhin aber noch faſt ebenſo hoch und breit als lang, der Fuß mittelhoch- läufig und ſchlankzehig, der mäßig lange, zuſammengelegt ungefähr die Hälfte des Schwanzes bedeckende Flügel etwas mehr zugeſpitzt, da unter den Schwingen die zweite bis fünfte unter ſich gleichlang und die längſten find, der Schwanz keilförmig und ſeine beiden Mittelfedern meiſt auch noch beträchtlich über die anderen verlängert, das Gefieder ſeidenweich und nach den Geſchlechtern kaum verſchieden. 429. Der Bartfink, Gürtelgrasfink, Pfaffenvogel der Händler, Po&phila (Am.,) eineta, Gould. — A. B. Gould, H. B. of Austr., I, ©. 425. — Größe des Bandvogels; Oberkopf und Hinterhals zartgrau, Kopf⸗ und Halsſeiten ſilbergrau, Zügelſtreifen, Kinn und Kehle tiefſchwarz, Oberſeite und Flügel ſchön erdbraun, Mantel und Unterſeite lebhafter, mehr rötlich hirſchbraun, Bürzel, Bauchſeiten und Schenkel ſchwarz, Aftergegend, obere und untere Schwanzdecken ſchmuzig weiß; Schwingen braungrau, in der Wurzel⸗ hälfte breit rötlichfahl geſäumt, Unterflügeldecken blaſs bräunlichgrau. Iris rötlichbraun, Schnabel ſchwarz, Füße blass korallenrot. — Weibchen dem Männchen faſt gleich, nur durch die geringere Größe und das trübere Grau des Kopfes unterſchieden. Junger Vogel dem alten gleich, nur ein in matter gefärbt. Oſtauſtralien. 430. Das Weißbäckchen, P. klebte Gould. — A. B. Gould, H. B. of Austr., I, S. 424. — Größe des Bartfinken; Stirn, ein ſchmales Band rings um den Schnabel, Kinn und Oberkehle ſchwarz, Oberkopf dunkel kaſtanienrothrautt übrige Oberſeite und Flügel zimmetbraun, Kehle und Unterſeite wein⸗ rötlichbraun, obere und untere Schwanzdecken weiß, erſtere mit ſchwarzen Außenſäumen, ein großer Fleck an den Schnabelſeiten ſchwarz, ſchmal weiß geſäumt, Kopfſeiten und eine ſchmale Linie, welche das Schwarz der Oberkehle begrenzt, weiß; Schwanz ſchwarz. Iris dunkelbraun, Schnabel horngelblich, Füße rötlich. — Weibchen wahrſcheinlich vom Männchen nicht weſentlich verſchteden Nordauſtralien. 431. Der Spitzſchwanzfink, P. (Am.) acuticauda, Gould. — A. B. Gould, H. B. of. Aust., T, S. 422. — Größe der Verwandten; Kopf und Kopffeiten zart aſchgrau, Oberſeite und Flügel erdbraun, Unterſeite lebhafter, ins Rötlichhirſchbraune, Zügel, Kinn und Oberkehl e, ein Querband, welches das Weiß des Bürzels, des Afters und der oberen und unteren Schwanzdecken oberſeits begrenzt, ſchwarz; Schwingen fahlgrau; Schwanz, deſſen beide Mittelfedern die übrigen um mehr als das Doppelte überragen und ſich harfein zuſpitzen, ſchwarz. Iris braun, Schnabel und Füße horngelb. — Weibchen kleiner und minder lebhaft gefärbt. N Häufig im Norden und Nordoſten Auſtraliens. 432.1 Der Maskengrasfink, P. personata, Gould. — A. B. Gould, H. B. of. Austr., I, S. 423. — Unbedeutend kleiner als die vorhergehend beſchriebenen Arten; Oberſeite und Flügel hell zimmetbraun, Unterſeite etwas lichter, Stirnrand, ein ſchmales Band um den Schnabel und ein breites Band quer von einem Schenkel zum anderen ſchwarz, Bürzel, Aftergegend und Unterſchwanzdecken weiß, letztere außen mit ſchwarzen Längsſtrichen; Schwanz, deſſen Mittelfedern ebenfalls verlängert, jedoch nicht in feine Spitzen ausgezogen ſind, ſchwarzbraun. Iris rot, bei jungen Vögeln braun, Schnabel orange, Füße fleiſch⸗ farben. — Weibchen kaum abweichend. Nordweſtauſtralien. Der etwas mehr geſtreckte Schnabel und das abweichende, je nach dem Geſchlecht verſchieden gefärbte Gefieder hat Reichenbach veranlaßt, eine Art unter dem Namen Jungfrauenfinken von den vorigen zu trennen. 433. Der Bänderbürzelfink, P. (Am., Estr, dest, Gould. — A. B. Gould, IH. B. of. Austr., I, S. 414. — Größe des Leinzeiſigs; Vorder- und Oberkopf düſter ſcharlachrot, beige — 462 Prachtfinken Oberſeite und Flügel ſchön hellbraun, auf Bürzel und den oberen Schwanzdecken mit weißer Querbinde 3 und großen weißen Endflecken, Zügel und Kehlfleck ſchwarz, ein Längsſtrich auf den Schläfen weiß, Kopf- und Halsſeiten weiß mit ſchmalen, verwaſchenen, braunen Ouerlinien, Unterſeite weiß, auf Kropf, Bruſt und an den Seiten mit braunen Querbinden, welche auf den Schenkelſeiten am breiteſten find; Deckfedern der Armſchwingen und Oberflügeldecken mit weißen Tropfenflecken; Schwingen dunkelbraun, mit ſehr ſchmalen, fahlbraunen Außenſäumen, Armſchwingen in der Endhälfte der Außenfahnen weiß geſäumt, letzte Arm⸗ ſchwingen mit größeren weißen Endflecken; eben ſolche aber kleinere Flecken auf den Schulterdecken; Steuer⸗ 2 3 federn braunſchwarz, die drei äußeren mit weißen, ſpitzen Schaftflecken. Iris rötlichbraun, Schnabel horn⸗ ſchwarz, Füße bräunlich. — Dem Weibchen fehlt der ſchwarze Kinnfleck, und das Rot des Oberkopfes iſt minder lebhaft. Das hauptſächlichſte Verbreitungsgebiet dieſer Art ſind die graſigen Ebenen Südauſtraliens. Mit größerem Rechte hat man die Gürtelaſtrilden von den übrigen Grasfinken ge⸗ trennt. Ihr breiter Schnabel ſpitzt ſich ſcharf zu und iſt vor der Firſte ſehr zuſammenge⸗ drückt, der Fuß kräftig, der Flügel verhältnismäßig lang, der Schwanz ziemlich a und abgerundet, das Gefieder weich und locker. 434. Der Feuerſchwanz der Anſidler, Wibong der Eingeborenen, Zonaeginthus (L., Fr., Am., Estr.) nitidus, Lath. (bella). — A. B. Gould, H. B. of. Austr., I. ©. 406. — Größe des Leinzeiſigs; Ober⸗ ſeite, Kopf- und Halsſeiten ſowie die oberen Flügeldecken erdbraun, mit äußerſt feinen, dichten Querlinien, welche auf der fahlgraulichen Unterſeite deutlicher hervortreten und nach Bauch und Schenkel zu breiter werden, Stirnrand, Zügel, das Auge umſäumend, und Unterſchwanzdecken ſchwarz, Oberſchwanzdecken kar⸗ minrot; Schwingen dunkelbraun, mit graubraunen Außenrändern, welche auf den Armſchwingen dunklere Querlinien zeigen; die äußerſte Schwanzfeder graubraun, mit ſchmalen dunklen Querlinien, zweite und dritte jederſeits nur an der Außenfahne querliniirt, Innenfahne dunkelbraun, übrige dunkler, ins Schwarzbraune, in der Wurzelhälfte außen breit düſter blutrot gerandet. Iris tiefbraun, Schnabel rot, gegen die u zu heller, Füße fleiſchbraun. — Weibchen vom Männchen nicht verſchieden. Der Vogel bewohnt Neuſüdwales und Vandiemensland. 435. Der Sperlingsaſtrild, einheimiſcher Sperling der Anſidler, Z. (Fr., Estr.,) oculeus, u & Gaimard. — A. B. Gould, H. B. of. Austr., I, ©. 407. — Größe und allgemeine Färbung wie bei der vorhergehenden Art; en der Oberſeite 11 graulichbraun, Kinn, Kehle und Kopf blaſs fahlbraun mit weniger dicht ſtehenden Querlinien, übrige Unterſeite einſchließlich der Unterſchwanzdecken ſchwarz mit großen weißen Tropfenflecken; am hintern unteren Augenrande ein kleiner ſcharlachroter Fleck; ſämtliche Schwanzfedern braun mit dunklen ſchmalen Querlinien. — Weibchen dem Männchen gleich gefärbt. Weſtauſtralien iſt die Heimat dieſer Art, welche namentlich in der Anſidelung am Schwanenfluſſe vorkommt. Unter dem Namen Tropfenfinken hat Reichenbach eine Art von den Gürtel⸗ aſtrilden getrennt und gibt folgende Sippenmerkmale: Schnabel faſt ebenſo hoch und breit als lang, auf der Firſte platt, Lauf länger als die Mittelzehe ohne Nagel, zweite, dritte und vierte gleich lang und die längſten, Schwanz kürzer als die Flügel, geſtutzt abgerundet und breitfederig; beide Geſchlechter gleich gefärbt. 436. Der Diamantvogel, Z. (L., Fr., Am., Stagonopleura) guttatus, Shan (leucoce- phala, Lathami). — A. B. Gould, H. B. of. Austr., I, S. 417. — Größe des Feldſperlings; Oberkopf, Hinterhals und Halsſeiten bräunlich grau, übrige Oberſeite und Flügel hell erdbraun, Bürzel und Unter⸗ ſchwanzdecken lebhaft karminrot, Zügel ſchwarz, Kopfſeiten und Unterſeite weiß, ein breites Band quer über den Kropf ſchwarz, Seiten ebenfalls ſchwarz, aber mit großen weißen Tropfenflecken gezeichnet; Schwingen erdbraun, innen fahlbräunlich gerandet, Unterflügeldecken fahlbräunlich; Steuerfedern ſchwarz. Iris rot, Schnabel blutrot, an 2 Wurzel lila, Füße dunkelbraun. — Weibchen vollkommen gleich gefärbt, nur etwas kleiner. | Sehr häufig in Südauſtralien, vorzüglich in Neuſüdwales. Auch die letzte Art dieſer Gruppe iſt zum Vertreter einer Gefuniinen pee erhoben worden, hauptſächlich weil die Geſchlechter in der Färbung verſchieden ſind. Einige kaum weſentliche Unterſchiede im „ und im Verhältnis der Schwingen machen ſich freilich auch bemerklich. 437. Der Zebrafink, Z. (Am., Stagon., Taeniopygia) eastanotis, Gould. — A. B. Gould, H. B. of. Austr., I, S. 419. — Größe des Girlitz; Oberkopf und Oberſeite graubraun, Flügel mehr braun, % | | Grasfinken. | 463 Bürzel weiß, Oberſchwanzdecken ſchwarz mit großen, runden, weißen Flecken; eine ſchmale, ſeitlich der Schnabelwurzel verlaufende Linie ſchwarz, ein breiteres Feld dahinter weiß, Backen und Ohrgegend rötlich kaſtanienbraun; Kinn, Kehle und Kopf grau mit ſchmalen, ſchwarzen Querlinien; ein ſchmaler Querfleck, die Kropfgegend begrenzend, ſchwarz, übrige Unterſeite weiß, Seiten kaſtanienbraun mit feinen, rundlichen weißen Flecken. Iris rot, Schnabel orangerötlich, Füße blaſsrot, — Weibchen oberſeits erdbraun, ein Streifen vom Auge über die Backen nach unten ſchwarz, Kinn weißgrau, Gurgel hellgrau, übrige Unterſeite gelbgrau; Schwingen und Steuerfedern braungrau; der kaſtanienbraune Ohrfleck und die hübſche Färbung und Zeichnung der Seiten fehlen. Junger Vogel im Neſtkleide: Oberſeite mäuſegrau, Außenränder der Schwingen ins Bräunliche ziehend, Hals und Wangen fahlgrau, Schwanz ſchmuzigweiß gebändert; der weiße, ſchwarz eingefaßte Fleck vor dem Auge bemerklich; Schnabel ſchwarz, Füße fleiſchfarben. Der Zebrafink, unter allen von Auſtralien zu uns gelangenden Verwandten die häufigſte Erſcheinung auf unſerem Markte, ſcheint mehr im Innern als an den Küſten heimiſch zu ſein. Dank den eifrigen Forſchungen Goulds wiſſen wir über das Freileben der Grasfinken weit mehr als über das der verwandten Amadinen und Aſtrilden. Jene bewohnen die weiten Ebenen des Landes und haben ſich gewiſſermaßen in ihre Welt geteilt. Während die Gitterflügel hauptſächlich auf graſigen Blößen im Walde und an den Regenſtrömen ſich aufhalten, bevorzugen die Grasfinken im engern Sinne die Halmenwaldungen der offenen Ebenen und die Gürtelaſtrilden, insbeſondere die Tropfenfinken, den ſpärlich mit Pflanzen bewachſenen ſteinigen Grund. Der niedliche Gitterflügel ſidelt ſich, laut Gould, auf den ausgedehnten Ebenen des Innern an, vornehmlich auf ſolchen Teilen, welche dünn mit niederen, buſchigen Bäumen und Geſtrüpp beſetzt ſind, hält ſich gern auf dem Grunde auf, ſich eifrig mit dem Zuſammenleſen ſeiner Nahrung, Samen von Grasarten und anderen kleinen Pflanzen, beſchäftigend. Als Gould im December das Innere beſuchte, fand er ihn in kleinen Flügen von vier bis acht zuſammen, welche ohne Scheu den Menſchen ſich nähern ließen und aufgeſcheucht ſofort auf den nächſten Gebüſchen bäumten oder höchſtens von einem Buſche zum anderen flogen, ganz im Einklange mit der Bildung ihrer Flugwerkzeuge, welche zu weiten Flügen nicht befähigen. Auch der verwandte Ringelfink hält ſich nach den bisherigen Angaben der reiſenden Forſcher auf ähnlichen Orten in kleinen Familien zuſammen, ſcheint überhaupt im weſentlichen dieſelbe Lebensweiſe zu führen wie jener. Ueber die Grasfinken berichtet Gould auffallender Weiſe nur wenig, das meiſte noch über den Masken⸗ grasfink nach Gilberts Angaben, welcher das ſchmucke Vögelchen an der Nordweſtküſte unweit Port⸗Eſſingtons auf graſigen Wieſen in der Nähe von Strömen ziemlich häufig und zwar in Flügen von dreißig bis vierzig Stück vereinigt fand, hier ganz nach Art der Verwandtſchaft ſich umhertreibend, während der Ruhe einen lang gezogenen klagenden Ton, im Fluge einen ſchwachen, zwitſchernden Laut ausſtoßend. Den Bänderbürzelfink lernte Gould auf den Liverpoolebenen und an den Ufern des Namoi kennen. Er bemerkt, daß der Vogel in ſeinen Sitten, Bewegungen und in ſeinem Haushalte ſich von anderen Arten der Verwandtſchaft nicht weſentlich unterſcheidet, gewöhnlich in Paren oder in kleinen Gefell- ſchaften auftritt und ſich wie die übrigen vorzugsweiſe von Grasſämereien ernährt. Bekannter als die bisher genannten ſcheint der Feuerſchwanz zu ſein, weil er ſich in gewiſſem Sinne bereits mit dem Anſidler befreundet hat und von ſeinen graſigen Ebenen bis in die Gärten und Anpflanzungen herein gekommen iſt. Hier wie dort ſiht man ihn ebenfalls in kleinen Geſellſchaften von ſechs bis zu einem Dutzend, emſig auf dem Boden umhertrippelnd oder zwiſchen niederen Pflanzen ſich bewegend. Aufgeſcheucht fliegt er pfeilſchnell dahin, zumal wenn er über eine Ebene oder über einen Regenſtrom wegeilt. Der Sperlingsaſtrild bevölkert im Gegenſatze zum Feuerſchwanz die einſamſten Blößen in den Dickichten, denen auf feuchtem, ſumpfigem Grunde an den Rändern von Seen und Flüſſen den Vorzug gebend. Gilbert nennt ihn einen einſamen Vogel, welcher auf den verſteckteſten Plätzen in den Dickichten ein zurückgezogenes Leben führt und durch ſeinen klagenden, leiſen, lang gezogenen Lockton KK» — — — . a * n 4 1 72 . 1 . 5 17 2 7 * 7 OR NER 8 RE e 2 * 1 Bu 77 e * S8 e 4 5 Y 464 ä Prachtfinken. nur noch beiträgt, die Einſamkeit ſeiner Wohnſtätte fühlbarer zu machen. Seine Fluswerk A zeuge ſcheinen nicht beſonders entwickelt zu ſein, da der Flug ein langſamer ift und bloß von einem Baume zum anderen ſich richtet. Unter den Eingeborenen, welche ihn recht gut kennen, geht eine Sage von Mund zu Munde, daß der erſte dieſer Vögel einen Hund geſpießt, 1 deſſen Blut getrunken und in Folge deſſen den roten Schnabel erhalten habe. Als eine der häufigſten Arten ſiht Gould den Diamantvogel an, weil er ihn in Südauſtralien, Neuſüdwales, auf den Liverpoolebenen, an den Flußufern, kurz aller Orten in gleich großer Menge bemerkte und zwar, wie ſchon angegeben, hauptſächlich auf dünn bewachſenem, mehr oder weniger ſteinigem Grunde. Den Zebrafink endlich betrachtet unſer Forſcher als einen Bewohner der Ebenen des innern e gibt aber nicht an, ob er feat mit ihm zuſammen gekommen iſt. Das Brutgeſchäſt der verſchiedenen Grasfinken ſcheint, nach den bis jezt 1 Berichten zu urteilen, wenig Uebereinſtimmendes zu haben. Von den Gitterflügeln und . ie se ee a in Grasfinken im engeren Sinne weiß Gould nichts anzugeben, vom Bänberbürzelfinf Aut : zu jagen, daß ein Neſt, welches Gilbert fand, aus Grashalmen zuſammengeſetzt und oben überwölbt war, auch fünf oder ſechs weiße Eier enthielt. Dagegen ſchildert unſer Gewährs⸗ mann das Neſt des Feuerſchwanzes ausführlicher. Er fand den ſchmucken Vogel in Tas manien oder Vandiemensland regelmäßig in Geſellſchaft brütend, und wurde beſonders an⸗ eh gezogen durch die außerordentlich großen Neſter, welche der Feuerſchwanz im Gezweige der ſtrauchartigen Bäume anlegt, ohne ſie irgendwie zu verbergen. Sie beſtehen ausſchließlich aus Gras- und Pflanzenſtengeln, find überwölbt und haben im oberen Teile ein Schlupf⸗ loch. Fünf bis ſechs ſchön fleiſchrötlichweiße Eier bilden das Gelege. Die Brutzeit währt 5 vom September bis zum Januar, und zwar ſcheint jedes Pärchen in dieſer Zeit zwei oder drei Bruten aufzubringen. Nicht minder eigentümlich verfährt der Diamantvogel. Er nem- lich legt ſehr häufig ſein Neſt zwiſchen den dicken Knüppeln an, welche den Unterbau der Adlerhorſte bilden und brütet zu gleicher Zeit mit dem gewaltigen Raubvogel im beſten Ein⸗ verſtändnis. „Dies“, ſagt Gould, „habe ich verſchiedene Male erfahren und die Eier des Adlers und des Finken zu gleicher Zeit, ſo zu ſagen aus einem Neſte erhalten. So fand ich am 23. Oktober das Neſt des Diamantvogels in dem Horſte eines Pfeifadlers, auf welchem der alte Vogel brütete. Mein ſchwarzer Gefährte Natty erſtieg den Baum, eine hohe Kaſuarine, und brachte mir die Eier von beiden Vögeln. Die kleinen Finken ſaßen auf den dünnen Zweigen dicht bei ihrem räuberiſchen, ihnen aber freundlich geſinnten Nach⸗ bar.“ An anderen Orten findet man das Neſt unſeres Finken auf den blattreichen Zweigen der Birn- und Apfelbäume. Dann iſt es ſtets ſehr groß, aus Grashalmen verſchiedener Art gebildet, faſt kugelig und ſeitlich mit einer kurzen, hängenden Röhre verſehen, durch welche der Vogel in das Innere gelangt. Fünf oder ſechs weiße Eier bilden das Gelege. Durch neuere Beobachtungen iſt feſtgeſtellt worden, daß die von Gould gezogenen Verbreitungsgrenzen der verſchiedenen Arten unſerer Finken noch weſentlich erweitert und berichtigt werden müſſen. Wie alle an Grasſämereien gebundene Vögel Auſtraliens, ins⸗ beſondere die von mir vorher geſchilderten kleinen Papageien, ſind die Grasfinken vollkommen abhängig von der Regenmenge, welche in dieſem oder jenem Jahre fällt. Bringt die Regen⸗ zeit die Graswaldungen der Ebene zu üppigem Gedeihen, fo treiben ſich die Grasfinken wahr⸗ ſcheinlich nur in einem ſehr beſchränkten Gebiete umher, iſt das Gegenteil der Fall und verdorren die ihnen Nahrung ſpendenden Plätze, ſo ſehen ſie ſich zu Wanderungen gezwungen und erſcheinen dann bald hier bald dort an der Küſte, oft in außerordentlich zahlreichen Flügen zur Verwunderung der Anſidler, welche bis dahin vielleicht noch nicht ein einziges Stück der betreffenden Art geſehen haben. Dann halten die Fänger reiche Ernte, und die Wollſchiffe bringen eine Art, welche bisher nur einzeln auf unſeren Tiermarkt nie „zu Hunderten Grasfinken. 465 und Tauſenden lebend nach Europa. Dies erklärt es, daß beiſpielsweiſe der Zebrafink, welcher noch vor wenigen Jahren recht ſelten bei uns war, jetzt häufiger als jeder andere auſtraliſche Fink unſere Käfige bevölkert, daß der anmutige Bartfink, für welchen noch vor drei Jahren ein ſehr hoher Preis Sach werden mußte, gegenwärtig bereits für wenige Taler zu haben iſt. Wir dürfen dreiſt annehmen, daß auch die übrigen Arten der Gruppe früher oder ſpäter in verhältnismäßig gleich großer Menge nach Europa gelangen werden. Keine einzige Gruppe der Prachtfinken verdient wärmer empfohlen zu werden als die Grasfinken insgeſamt, namentlich die Grasfinken im engeren Sinne und die Tropfenfinken, von denen gegenwärtig wenigſtens einige Glieder unter unſeren Liebhabern allgemeine Ver⸗ breitung finden konnten. Die Gitterflügel haben auf mich einen nicht ebenſo günſtigen Ein⸗ druck gemacht; es fehlte mir bisher jedoch die Gelegenheit, ſie länger zu beobachten, und ich will ihnen deshalb in keiner Weiſe zu nahe treten. Alle mir aus ihrem Gefangenleben bekannten Arten der Gruppe zählen zu den anſpruchsloſeſten Gliedern der Unterfamilie über⸗ haupt. Sie ſind vorherſchend Geſämefreſſer und befähigt, bei ſolcher Nahrung länger als ihre Verwandten in beſter Geſundheit auszuhalten. Weißer Hirſe und Kanarienſamen, dieſe beiden hauptſächlichſten Futterſtoffe genügen ihnen für Jahre, und wenn man ihnen ſonſt noch Heugeſäme, während des Sommers die reifenden Grasrispen, während des Winters Heuſchlag von unſeren Böden, außerdem Scheuerngeſäme anbietet, es ihnen auch an Grünzeug nicht fehlen läßt, ſcheinen ſie mit ihrer Pflege vollſtändig zufrieden zu ſein. Will man ſie züchten, jo bedürfen auch fie mehr, ebenſo gut wie die Verwandten nemlich irgend ein verſtändig zubereitetes Weichfutter und täglich einige Mehlwürmer, welche ſie bald leidenſchaftlich gern freſſen lernen, außerdem Salz und Kreide: mit einem Worte alle die Nahrungsſtoffe, welche ich ſchon wiederholt als unumgänglich nötige angegeben habe. So gepflegt halten ſie ſich ganz vorzüglich, jedenfalls weit beſſer als die meiſten ihrer Verwandten im weiteren Sinne, ſchreiten auch ohne Umſtände, einzelne Arten ſogar mit größter Regel- mäßigkeit und Sicherheit zur Fortpflanzung. Vor allen anderen gilt dies für den Zebrafinken, einen der niedlichſten und dauerhafteſten aller Prachtfinken überhaupt, einen Vogel, welcher ſelbſt bei mangelhafter Behandlung ſich kaum vom Neſtbau und Brüten abhalten läßt. Aber auch der ſchmucke Bart- und der Diamantfink brüten ſehr leicht, und wenn man bisher von ihnen noch nicht allgemein günſtige Erfolge erzielt hat, ſo liegt dies einzig und allein in der ungenügenden Pflege, vielleicht auch in den nicht paſſend gewählten Niſtſtoffen. Der Zebrafink zeigt ſich hinſichtlich der Bauſtoffe ſo anſpruchslos als möglich; denn er ſchichtet ſich buchſtäblich aus allen denkbaren Stoffen, nach Rey ſelbſt aus Eiſendrat, ſein großes, dickwandiges, oben überwölbtes, mit ſeitlichem Eingange verſehenes und innen mit Haren And Federn dicht ausgepolſtertes Neſt zuſammen, während Diamantvogel und Bartfink, nach meinen Beobachtungen wenigſtens, wähleriſcher zu ſein und beſtimmte Stoffe, weiche Gras— bhalme, Rispen und Pflanzenwolle, zu verlangen ſcheinen. Beſonders umſtändliche Vorbe— reitungen beanſprucht übrigens weder der eine noch der andere. Gleichviel ob man ihnen ein Harzer Bauerchen, ein oben durch einige Reiſer übergittertes Korbneſtchen oder ein melonen— förmig geſtaltetes Dratneſt zur Unterlage gibt: wenn die Brutzeit heranrückt, baut es dieſer wie jener eifrigſt aus und beginnt auch in der Regel bald zu brüten, und wenn er es nicht tut, ſo heißt dies nichts weiter, als daß der Vogel zunächſt entweder nur ſeiner 4 Bauluſt Genüge leiſten oder aber ſich ein warmes Schlafneſtchen zurecht machen wollte, wie es der Diamantvogel ziemlich regelmäßig zu tun pflegt. Im kleineren Raume oder im Heckbauer brüten die Grasfinken nicht ſo regelmäßig wie in einem Fluggebauer, welcher ihnen allein angewieſen und vor Störung durch andere Vögel, namentlich die unruhigen 1 Finkenarten, möglichſt bewahrt wird, oder aber wie in einem ihnen ausſchließlich überlaſſenen Brehm, gefangene Vögel. I. 30 466 ln Zimmer mit den nötigen Niſtgelegenheiten. Wer ſich wirklich eine Vogelſtube i will, | muß fie mit dieſen Finken bevölkern: er hat dann beſtimmt die Genugtuung, daß jeine : Wünſche gekrönt werden und der Beſtand feiner Sammlung ſich in überraſchend kurzer Zeit außerordentlich vermehrt. Die Zebrafinken brüten eigentlich ohne alles Zutun des Menschen, vorausgeſetzt nur, daß ſie ihre regelmäßige Nahrung und eine Menge verſchiedener Bauſtoffe haben. Man füllt einige Körbchen mit Niſtſtoffen, der Ordnung wegen, wie bereits angegeben, jedes mit einer beſonderen Sorte, und wird dann entweder ſofort oder doch einige Tage En ſpäter gewahren, daß die Männchen der verſchiedenen Pärchen bald zu dem einen bald zu dem anderen Körbchen ſich wenden, die ihnen gerade erwünſchten Bauſtoffe ſich auswählen, zu der erkorenen Stelle tragen und nun in Gemeinſchaft der Weibchen ſo eifrig arbeiten, daß binnen kürzeſter Friſt ſchon eine Unzahl von Neſtern wenigſtens dem Aeußeren nach vollendet iſt. Mehr Zeit erfordert die innere Auskleidung mit Federn, oder richtiger, ſie wird eigentlich niemals vollendet, weil es der Grasfink ſelten verſäumt, beim Auffliegen zum Neſte eine Feder mitzunehmen. Wirft man eine Handvoll kleiner Federn, beiſpielsweiſe 3 das Kleingefieder unſerer Droſſelarten (Krammetsvögel), Enten- oder Gänſedunen, die ſchmalen, biegſamen Halsfedern unſeres Haushahns und ähnliche weiche und nicht zu große Federn, in den Raum, fo ſtürzen die Zebra- und andere Grasfinken eilfertig von allen Seiten herbei, und jedes Männchen verſucht eine ſo große Menge davon zu Neſte zu tragen, 3 als der Schnabel eben faſſen will. Dies kann man täglich mehrmals wiederholen: der Erfolg wird immer derſelbe und der erwünſchte Bauſtoff binnen kürzeſter Friſt aufgebraucht ſein, gleichviel ob man nur in dieſer Weiſe Federn reicht oder ob auch das eine Körbchen „ damit beſtändig gefüllt erhalten wird; denn, wie es ſcheint, leſen alle Prachtfinken lieber einzelne Federn vom Boden auf, als ee ſich 1155 aus den erwähnten Körbchen entnehmen. Noch beſſer als Federn ſcheinen den Zebrafinken Hare zuzuſagen; wenigſtens beobachtete Rey, daß alle Pärchen, welche er pflegte, Federn liegen ließen, nachdem ihnen weiße Ziegen⸗ hare gereicht worden waren, und fortan ausſchließlich letztere verwendeten. Iſt erſt einmal das Neſt fertig geworden und die Brutzeit wirklich eingetreten, d. h. hat das Pärchen ein gewiſſes Alter und nach der Mauſer wiederum ſein volles Gefieder erlangt, ſo werden die vier bis ſechs lichtblauen Eier in das Neſt gelegt, dreizehn Tage lang bebrütet, die Jungen binnen drei Wochen groß gefüttert, nach dem Ausſchlüpfen noch einige Zeit geführt, geleitet und erhalten; dann geht es raſch wieder zum Baue eines zweiten Neſtes und ſofort das ganze Jahr hindurch, mit einer Unterbrechung von kaum drei Monaten. Während noch die Jungen der einen Brut recht hilfsbedürftig ſind, auf jedes in ihrer Nähe erſcheinende Weibchen | zurennen, den ſeitlich gewendeten Kopf tief gegen den Boden herab drücken und mit uf geſperrtem Schnabel betteln, bis endlich die Mutter ſich erbarmt, haben beide Eltern bereits wieder alle Anſtalten zu einer ferneren Brut getroffen und üben gleichſam nur noch ge⸗ wohnheitsmäßig die den Jungen nötige Pflege aus. Wenige Tage ſpäter ſind dieſe übrigens ſchon ſehr ſelbſtändig geworden, freſſen bereits allein, betteln ſeltener und unterlaſſen dies endlich ganz. In der dritten oder vierten Woche ihres Lebens beginnt die Verfärbung, und wenn ſie das Kleid der Alten angelegt, treiben ſie es ganz wie dieſe, bauen ebenfalls ihre Neſter und tun, als ob ſie ſchon brüten wollten, obgleich ſie doch die hierzu nötige Reife noch nicht erlangt haben. Nach ferneren vier bis ſechs Wochen ſind ſie fortpflanzungsfähig, ein⸗ zelne Weibchen noch früher: Rey berichtet, daß zwei von ihm gezüchtete Weibchen im Alter von ſechs bis acht Wochen zu brüten begannen und wirklich Junge aus brachten. Wie dankbar die Zucht der Zebrafinken iſt, mag aus Folgenden hervorgehen. Unſer Mitarbeiter Fiedler erhielt im Frühlinge zwei vor geraumer Zeit aus Auſtralien einge⸗ troffene Pärchen aus dem Berliner Aquarium. „Ich ließ ſie“, ſo berichtet er, „am Morgen nach ihrer Ankunft in den für ſie und andere Vögel beſtimmten Brutraum fliegen a be⸗ n u ei 3 . NE NL c ee R e ee in TE s 72 FC 2 1 AN 37 . C00 ( 8 3 - 3 b Grasfinten. 5 467 FRE merkte ſchon nach Verlauf einer Stunde, daß das eine Par ſich zum Bauen anfchiefte, Das eben vollendete, wenn auch noch nicht ganz ausgekleidete Neſt wurde am zweiten Tage von meinen Roſenpapageien zerſtört; ſchon zwei Tage ſpäter aber hatte dasſelbe Pärchen ein anderes Neſt fertig und es nach einigen Tagen mit fünf Eiern belegt. Die nach der üblichen Brutzeit ausgeſchlüpften Jungen fanden ihren Tod durch dieſelben Papageien; aber auch dieſer Unfall hinderte die Alten nicht. Sie bauten ſofort ein neues Neſt und brachten, nachdem die Störenfriede entfernt worden waren, fünf Junge auf. Währenddem hatte auch das zweite Pärchen gebaut, gelegt, gebrütet und vier Junge groß gezogen. Sofort nach dem Selbſtändigwerden der Bruten niſteten die Alten wieder, und am Ende des Sommers betrug die Kopfzahl der geſunden Jungen bereits dreiundzwanzig. AZaur Anlage der Neſter wählten meine Zebrafinken Thuyen⸗ und Wacholderbüſche, und in ihnen gewöhnlich eine Zweiggabel in einer Höhe von 0,30 — 0,50 m. über dem Boden; als Bauſtoffe dienten ihnen Stroh, Heu, Grasrispen, Borſten, Hare und Federn. Ein Bartfinkenpärchen, welches ich gleichzeitig erhielt, baute ebenfalls in einem Wacholder⸗ Strache, jedoch 1,15 m. hoch über dem Boden. Es benutzte dieſelben Niſtſtoffe, baute aber nur den unteren Teil, die eigentliche Neſtmulde ordentlich aus, während der obere Teil, die Haube des Neſtes netzartig ausſah und ganz durchſichtig war. Nachdem die in dieſem 5 Neſte ausgekommenen, bereits faſt flüggen Jungen ebenfalls durch die Roſenpapageien ge⸗ . tötet worden waren, machten ſich die Bartfinken in einem Niſtkäſtchen ein b Neſt zurecht, belegten es auch mit ſechs Eiern, brüteten aber nicht.“ Während der Brutzeit ſind die Grasfinken wie alle Verwandten am arziehendſten, doch haben ſie auch ſonſt viel Anſprechendes und erwerben ſich deshalb bald jeden Pfleger zu ihrem warmen Freunde. Sie ſind nicht ſo flüchtig und unruhig wie die Amadinen und Aſtrilden, immerhin aber beweglich und lebendig vom Morgen bis zum Abend, und wenn ſie etwas zuweilen langweilig erſcheinen läßt, ſo iſt es ihre eintönige, gleichmäßige Stimme, welche nur aus einem einzigen Tone beſteht, der ununterbrochen wiederholt wird und bei dem Zebrafinken an den nicht Jedermann zuſagenden Laut einer kleinen Kindertrompete erinnert. Doch iſt der Lockton aller mir bekannten Arten ſo leiſe und mild, daß man ihn zuletzt kaum noch hört und ſich alſo leicht darüber hinwegſetzen kann. Im übrigen zeichnen ſich die Grasfinken vor anderen Prachtfinken durch eine hervorragende Eigenſchaft ſehr zu ihrem Vorteile aus: fie find verträglicher als die große Mehrzahl ihrer Verwandten, Geſellſchafts⸗ vögel im wahren Sinne des Wortes, welche alle ihre Geſchäfte gemeinſam zu tun lieben und ihr einiges Zuſammenleben kaum durch eiferſüchtigen Hader ſtören laſſen. Solcher bleibt freilich auch bei ihnen nicht gänzlich aus: zwei Männchen erboſen ſich gegenſeitig, rücken auf einander los, nehmen eine ſehr ernſt ausſehende Kampfſtellung ein und ſuchen ſich nun gegenſeitig einige Schnabelhiebe beizubringen; aber es geht hier faſt wie bei den Kampfläufern: zum ernſtlichen oder gar gefährlichen Streite kommt es nicht, und niemals wird einer der Gegner von dem anderen an Leib und Leben geſchädigt, ja auch nur erheblich behelligt. Jeden⸗ falls find fie, wie Rey ſehr richtig hervorhebt, die einzigen Prachtfinken, von denen man während der Fortpflanzungszeit mehrere Pärchen in einem und demſelben Raume zuſammen⸗ halten kann, ohne Störungen befürchten zu müſſen. Mit ihren auſtraliſchen Verwandten vertragen ſie ſich vortrefflich, und um die übrige Genoſſenſchaft des Raumes bekümmern ſie ſich nur dann, wenn dieſe ſie ſtört und ihnen ſonſtwie läſtig wird. So verteidigen ſie das begonnene Neſt mit großem Eifer gegen die Genoſſen des Käfigs, mit denen ſie bisher im tiefſten Frieden lebten, ſehen, wie ich glauben möchte, überhaupt in jedem nicht auſtraliſchen Vogel zur Zeit ihres Brütens einen Störenfried und Gegner, während ſie, ſoweit meine Beobachtungen reichen, gegen ihre Landsleute weder Aengſtlichkeit noch e an den 1 a m legen en a u er aldi Buche 2% 30* 468 Prachtfinken. Die Preiſe der Grasfinken find in den letzten Jahren bedeutend gefallen, und läßt ſich erwarten, daß ſie binnen kurzem auf den niedrigſten überhaupt möglichen Stand herabgehen werden. Wer bedenken will, daß das Pärchen Grasfinken, welches er ſich durch zweite, dritte, vierte Hand erwirbt, erſt einige Wochen in Auſtralien, ſodann drei bis vier Monate auf der See und hierauf wiederum einige Monate in Europa gepflegt werden mußte, wird 7 bis 9 Taler für den Bartfinken oder Diamantvogel, 6 bis 8 Taler für den Zebrafinken gewiß nicht zu hoch finden. Die übrigen Arten ſtehen, entſprechend ihrem zur Zeit noch ſeltenen Vorkommen auf unſerem Markte, etwas höher im Preiſe; doch dürfte kaum mehr als 10 Taler für das Pärchen irgend eines der von mir in unſerem Buche aufgenommenen a Grasfinken verlangt werden. 7 1 Be \ LE," Ra RR r ern 17 e W e Aſtrilden. Es genügt unſerem Zwecke, wenn wir unter dem Geſamtnamen Aſtrilden alle noch übrigen für uns in Betracht kommenden dünnſchnäbeligen Prachtfinken zuſammenfaſſen. Ihre hauptſächlichſten Merkmale ſind der mehr oder minder geſtreckte Schnabel und der längere | oder kürzere, bald gerade abgeſchnittene, bald ſanft gerundete, bald ſtark geſteigerte Schwanz. Te Man hat auch dieſe Gruppe neuerdings in viele Abteilungen zerlegt; doch verdienen nur die wenigſten von dieſen zum Range einer Sippe erhoben zu werden, und dürfte die I befolgte Einteilung zur Abgrenzung der wirklichen Sippen ausreichend ſein. Aſtrilden im engſten Sinne (Habropyga) nennt man diejenigen Arten, welche ſich kennzeichnen durch geſtreckten Bau, ſchwachen, ungefähr gleich hohen und 1 95 an den Schneiden geraden, glatten, glänzenden und lebhaft gefärbten Schnabel, ziemlich hohe, ſchlanke, verhältnismäßig kurzzehige Füße, mittellange Flügel, unter deren Schwingen die zweite, dritte und vierte die längſten zu ſein pflegen, ziemlich langen, keilförmigen, aus breiten Federn gebildeten Schwanz und ein ſeidenweiches, nach dem Geſchlechte wenig oder nicht verſchiedenes Gefieder. 438. Das Faſüänchen, Wellenaſtrild, Helenavogel, Habropyga (L., Fr., Estrelda, Astrilda, Se = gallus) astrild, L., (undulata, rubriventris, occidentalis, striatus). — A. B. Finſch und Hartlaub, Vögel Oft-Afr., S. 439. — Bedeutend kleiner als der Jag etwa ſo groß wie unſer Weidenlaubvogel; ganze Oberſeite nebſt oberen Schwanzdecken und Steuerfedern hellbraun, mit äußerſt feinen dunkleren Quer⸗ linien, welche auf den Schwanzfedern nur an der Außenſeite ſich zeigen, hier aber breiter ſind, Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle bräunlich weiß, Zügelſtreifen, das Auge ſäumend, bis auf die Schläfe hochrot, Unter⸗ ſeite blafsbraun, zart roſa verwaſchen mit dunkleren Querlinien, Kehle und Kopf deutlicher roſenrot, Mitte der Unterbruſt und des Bauches blaſs ſcharlachrot, untere Schwanzdecken ſchwarz, untere Flügeldecken roſt⸗ iſabell; Schwingen dunkelbraun mit ſchmalen hellen Außenſäumen, die letzten Schwingen querliniirt wie der Rücken. Iris gelbbraun, Schnabel korallenrot, Füße bräunlich grau. — Weibchen im weſentlichen gleich gefärbt; ein wenig kleiner und das Rot auf der Unterſeite minder ausgedehnt. — Junge Vögel oben braungrau, unten hellgrau, deutlich gewellt, Bruſtmitte blaſsrot, der rote Zügel noch fehlend, Schnabel ſchwarz. — Recht alte Vögel zeigen nicht bloß auf der ganzen Unterſeite, ſondern auch an den Kopfſeiten einen zarten roſenroten Anflug. Das Faſänchen verbreitet ſich über den größten Teil der Wendekreisländer Afrikas, iſt auf Madagaskar, den Maskarenen und St. Helena eingebürgert worden, auf letzterer Inſel der häufigſte Landvogel und ge⸗ langt von hier aus zu Hunderten auf unſeren Tiermarkt. 439. Der Grauaſtrild, Aſtrild der Händler, H. (Fr., Estr., Astr.) einerea, Vieill., (troglodytes, melanopygia, nigricauda). — A. B. Heuglin, Vögel N.⸗O.⸗Afr., S. 609. — Merklich kleiner als das Faſänchen; ihm ſehr ähnlich; durchgehends noch viel feiner, ja kaum bemerklich gewellt, obere Schwanzdecken und Steuerfedern ſchwarz, die beiden äußerſten Schwanzfedern mit weißer Außenfahne, untere Schwanzdetken weiß. Das Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich quer BEN ganz Mittelafrika. . e E Aſtrilden. 469 440. Das Orangebäckchen, Oraugewange, H. (Fr., Melpoda) melpoda, Vieill., (lippa). — A. B. Hartlaub, Weſt⸗Afr., S. 141. — Größe des Faſänchens; Ober- und Hinterkopf zart bräunlich grau, übrige Oberſeite und Flügel rötlich hirſchbraun, Bürzel und obere Schwanzdecken karminrot, Zügel und ſchmaler Augenring zinnoberrot, Backen und Ohrgegend orange mennigerot, Kinn weiß, Kehle zart grau, die übrige Unterſeite und untere Flügeldecken zart bräunlich, dunkler an den Schenkelſeiten, heller längs der Mitte, Bauchmitte und After ockergelb; Schwanz dunkelbraun. Iris dunkelbraun, Schnabel rot, Füße grün che — Weibchen dem Männchen vollkommen gleich gefärbt, kaum merklich kleiner. Das Orangebäckchen iſt einer der häufigſten Aſtrilden Afrikas. 441. Der Kappenajirild, H. (E.) atricapilla, Verr. — A. B. Hartlaub, Weſt-Afr., S. 141.— Größe des Faſänchens; Ober- und Hinterkopf ſchwarz, übrige Oberſeite dunkelgrau, auf Mantel und Schultern mit feinen ſchwärzlichen Querlinien, welche auf den oberen Flügeldecken und hinteren Armſchwingen breiter werden, Kopf- und Halsſeiten, Kinn und Oberkehle hell-, Unterkehle, Kropf und Bruſt dunkelaſchgrau, Bauchmitte, After und untere Schwanzdecken ſchwarz, Bürzel und obere Schwanzdecken, Bauch und Schenfel- ſeiten dunkel ſcharlachrot; Schwingen braunſchwarz, Schwanz ſchwarz. Iris?, Schnabel ſchwarz, Wurzel des Unterſchnabels gelb, Füße dunkelbraun. Das zierliche, lebend wahrſcheinlich noch nicht nach Europa gebrachte Vögelchen ſtammt aus den Gleicher⸗ ländern Weſtafrikas, namentlich aus dem Gebiete des Gabun. 442. Das Schwarzbäckchen, Scharlachbürzelchen, H. (Fr., E., Coccopygia) Dufresnei, Vieill., (melanota, neisna, melanogenys). — A. B. Hartlaub, W.⸗Afr., S. 142. — Größe des Grauaſtrilds; Oberkopf, Hinterhals und Ohrgegend dunkelgrau, Backen und Kinn ſchwarz, Mantel und Schultern matt olivengrün mit ſchwach angedeuteten ſchmaleren, dunkleren Querlinien, Hinterrücken, Bürzel und obere Schwanzdecken hell ſcharlachrot, Kopf und Halsſeiten, Kinn und Kehle graulichweiß, Kropf und Seiten graulich, nach unten hin dunkler, Mitte der Unterbruſt, des Bauches, After und untere Schwanzdecken blaſs ockeriſabellgelb geſüäumt; Schwanz braunſchwarz, die äußeren Federn heller. Iris?, Oberſchnabel hornſchwarz, Unterſchnabel rötlich, Füße braun. 5 Der im Natal⸗ und Kaffernlande häufige Vogel wird auch in Weſtafrika gefunden, gelangt jedoch nur ausnahmsweiſe in unſere Käfige. Des ſpitzeren Schnabels, weniger abgerundeten Flügels und kürzeren Schwanzes halber hat Cabanis eine in Auſtralien vorkommende Art der Gruppe zu dem Vertreter einer beſonderen Sippe erhoben. 443. Der Dornaſtrild, H. (Fr., Es., Aegintha) temporalis, Lath., (quinticolor). — A. B. Gould, Handb. B. of Aust., I., 411. — Größe des Girlitz; Oberkopf und Hinterhals bräunlich grau, übrige Oberſeite matt olivengrünlichgelb, hintere Bürzelgegend und obere Schwanzdecken dunkel ſcharlachrot, Zügel und ein Streifen über dem Auge bis auf die Schläfe ebenſo, Kopf, Hals- und Bruſtſeiten bräunlich⸗ grau, Kinn weißgrau, Bruſt⸗ und Bauchmitte, After, Unterſchwanz und untere Flügeldecken iſabellockerfahl; Schwingen braun, außen matt olivengrüngelb geſäumt, Steuerfedern dunkelbraun. Iris braun, Schnabel rot, Firſten⸗ und Dillenkante ſchwarz, Füße gelbweiß. Häufig im Süden Auſtraliens, namentlich in Neuſüdwales. Der gerade Schnabel und der minder ſtark geſteigerte Schwanz haben Veranlaſſung gegeben, einen der häufigſten Aſtrilden als Vertreter einer anderen . oder doch Unterſippe zu betrachten. | 444. Das Goldbrüſtchen, Citron⸗ und Wi dobgecel Goldblättchen, H. (Fr., E., Am, Pytelia, Sporae ginthus) subflava, Vieill., (sanguinolenta). — A. B. Heuglin, Ornith. N. O.⸗ Ar, 15 609.— Größe des Aſtrild; Oberſeite olivenbraun, Unterſeite lebhaft mennigorange, Augenſtreifen und obere Schwanz⸗ decken ſcharlachrot, Zügelſtrich ſchwarz, Backen olivengrau, Kinn und Kehle gelb, Bruſt- und Bauchſeiten olivenbräunlich mit ſchmalen, weißen Querlinien; Schwingen mattbraun, Schwanzfedern rauchbraun, die äußerſten mit weißen Spitzen. Iris gelbbraun, Schnabel korallenrot, Füße blaſsrötlich. — Weibchen ein wenig kleiner, Kehle und Bruſtſeiten olivengrau, die übrige Unterfeite ockergelblich, untere Schwanzdecken blaſsrötlich, Schenkelſeiten grau mit zarten ockerfarbenen Wellenlinien. Das Goldbrüſtchen verbreitet ſich über den größten Teil Afrikas, iſt aber am häufigſten im Weſten des Erdteils. Bei den Bengeliſten (Pytelia) iſt der Schnabel mehr geſtreckt als bei den Aſtrilden, der Schwanz dagegen kürzer, gerade abgeſchnitten oder nur ſanft gerundet. Außerdem gilt als Merkmal, daß die erſte Schwinge verkürzt und nach der Spitze zu ſtark verſchmälert iſt. 470 Prachtfinken. Der Zierfink, Pytelia (Fr., EHstr, Loxigilla, Zonogastris, Marquetia) melba, 1. 75 e e deen, citerior). — A. B. Finſch und Hartlaub, Vögel Oſt⸗ Afr., S. 441. — Größe des Girlitz; Stirn, Zügel, Backen, Kinn und Oberkehle lebhaft zinnoberrot, Oberkopf, Ohrgegend und 3 Hinterhals olivengrau, Mantel und übrige Oberſeite olivengelb, obere Schwanzdecken ſcharlachrot, Unterkehle, Kropf und Oberbruſt lebhaft orangegelb mit dunkleren Querlinien und kleinen, runden, weißen Mr Flecken, übrige Unterfeite weiß, ſchmal dunkelbraun quer liniirt, am undeutlichſten in der Aſtergegend und auf den unteren Schwanzdecken; Schwingen olivenbraun, außen olivengelb geſäumt; die beiden mittelſten Schwanz =: federn und die Außenſäume der übrigen ſchwarzbraunen ſcharlachrot. Iris rot, Schnabel rot, Füße hellbraun. — Weibchen: Kopf und Hals ſchmuzig grau, Kinn etwas heller, Mantel und übrige Oberſeite ee Unterfeite weiß, dunkel quer gewellt, obere Schwanzdecken düſterrot. Der ſchöne Vogel verbreitet ſich über einen großen Teil von Afrika, gelangt 55 nur 18 hien in 5 5 unſere Käfige. Blutaſtrilden nennt Cabanis die Mitglieder einer leinen e welche ſich . 4 den eigentlichen Aſtrilden durch geſtreckteren, verhältnismäßig längeren, ſeitlich zuſammen⸗ ee 4 gedrückten Schnabel und den abgerundeten Schwanz unterſcheiden. Das Gefieder oder wenigſtens der Schwanz hat rötlichen Anflug, die Weichen ſind fein weiß punktirt. 446. Der Blutfink oder Amarant (Tauſendſchön), Feuervögelchen x. P. (Fr., E., Lago no- Be sticta) minima, Vieill., (senegalla, ignita). — Größe des Aſtrild, aber gedrungener gebaut; dunkel purpurweinrot, Scheitelmitte bräunlich verwaſchen, Mantel und Schultern rehbraun mit purpurnen Emd- ſäumen, an den Bruſtſeiten einige feine weiße Pünktchen, Unterflügel⸗ und Unterſchwanzdecken blaſsbräunlich; 5 Schwingen und Schwingendeckfedern dunkelbraun, letztere mit purpurroſa angehauchten Außenſäumen; Schwanz⸗ federn tiefbraun, außen purpurrot geſäumt. Iris braun, Schnabel rot mit ſchwarzer Firſten⸗ und Dillen⸗ 3 kante, Füße rötlich. — Weibchen rehbraun, Anberſeite ekerbrchlich verwaſchen, am deutlichſten auf dem Bauche, an den Bruſtſeiten weiße Flecke wie beim Männchen, Zügelſtreifen, Bürzel und obere ä purpurrot, untere Schwanzdecken weiß. En Der reizende Vogel, ein wirklicher Tauſendſchön, bewohnt ganz Mittelafrika. 447. Der Rotbruſtamarant, P. (E., Lag.,) rufopieta, Fraser, (ateritia). — A. B. Sorten — W.⸗Afr. S. 143. — Von dem Blutfink durch die olivenbraune Oberſeite unterſchieden; nur die Stirne 5 weinrot wie die Unterſeite. Das Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich von Weſtafrika an bis in die Mitte des Erdteils. 448. Der Karminaſtrild, P. (Fr., E., Lag.) rubrieata, Licht., (rhodopareia)- — A. B. „ lin, Orn. N.⸗O.⸗Afr., I, 615. — Größe des Blutfinken; Oberſeite olivenbraun, Oberkopf dunkler, Kopf⸗ ee feiten blafjer, Oherſchwanzdecken dunkel purpurrot, Zügel und Unterſeite dunkel weinrot, die Bruftielien mit einzelnen runden, weißen Punktflecken gezeichnet, Schenkel, Bauchmitte und Unterflägeldecken orangebräunlich, Aftergegend dunkelbraun, Unterſchwanzdecken ſchwarz; Schwingen dunkelbraun mit heller Außenfahne, Schwanzfedern ſchwarz, Wurzelhälfte der Außenfahnen dunkel purpurrot. Iris braun, e braun⸗ 5 ſchwarz, Wurzel des Unterſchnabels hell, Füße hornbräunlich. Der Vogel vertritt die Verwandten in Südafrika und den Küſtenländern des roten Meres. 449. Der Larvenamarant, P. (Am., E., Lag., Habr.,) larvata, Ruepp., „ (vinacea). — A. B. Rüppell, Neue Wirbelt., Tfl. 36. — Ober⸗ und Hinterkopf bräunlichgrau, Zügel, oberer Augenrand, Kopf- ſeiten, Kinn und Oberkehle, Bauchmitte, Aftergegend und Unterſchwanzdecken ſchwarz, übrige Teile dunkel weinrot, am ſchönſten und lebhafteſten auf der Unterſeite, düſterer auf der oberen, obere Schwanzdecken ins Purpurrote, Bruſtſeiten mit einzelnen herzförmigen weißen Fleckchen gezeichnet; Schwingen braun mit weiurötlichen Außen⸗ und fahlrötlichen Innenſäumen; Steuerfedern dunkel purpurrot, Innenfahne des äu⸗ ßeren Pares tiefbraun. Iris braun, Schnabel dunkel bleiblau, Füße ſchwärzlich. — Weibchen unbekannt. 8 Der Larvenamarant findet ſich in Abeſſinien und hier und da in Weſtafrika. 450. Der Rotbürzel, P. (Fr., E., Lag., Habr.) eoerulescens, Vieill., (timbriata). — A. B. Hartlaub, W.⸗Afr., S. 142. — Etwas kleiner als der Aſtrild; aſchgrau, Kinn und Kehle heller, mehr a graulichweiß, an den Schenkelſeiten einzelne weiße Punktflecke, Zügelſtrich ſchwarz, Bürzel, obere und untere Schwanzdecken dunkel ſcharlachrot; Schwingen dunkelbraun, außen aſchgrau geſäumt; Schwanzfedern dunkel 8 4 ſcharlachrot, die ſeitlichen an der Innenſeite tiefbraun. Iris dunkelbraun, Schnabel e Sie 4 hornbraun. Häufig im größten Teile Weſtafrikas. Aſtrilden. 471 451. Der Schönbürzel, P. (Fr., E., Habr.) Perreini, Vieill., (melanogastra). — A B. Vieil⸗ b Ene. meth., S. 988. — Größe und allgemeine Färbung ganz wie beim Rotbürzel, jedoch nur Bürzel und obere Schwanzdecken rot, Bauchmitte, Aftergegend, untere Schwanzdecken und Schwanz ſchwarz. Stammt ebenfalls aus Weſtafrika. h 452 Dey Tigerfink, P. (Fr., Es., Amandava Sporaeginthus), amandava, L. . (punctulata, pu- nicea). — A. B. Jerdon, B. of Ind, II, 859. — Größe des Aſtrild; Mantel und Schultern dunkelbraun mit rötlich ſcheinenden Federrändern, Büch und After tiefer braun, übrige Teile düſter zinnoberrot, die ſchwarzbraunen Wurzeln der Federn ſchuppenartig hervortretend, Bruſt und Bauchſeiten, obere Flügeldecken, Bürzel und obere Schwanzdecken mit kleinen, runden weißen Flecken, welche an den Enden der Deckfedern der Armſchwingen, den hinterſten Armſchwingen und den äußerſten Schwanzfedern am größten ſind; Schwingen und deren Deckfedern ſchwarzbraun, untere Schwanzdecken und Schwanz ſchwarz. Iris rot, Schnabel rot mit ſchwarzem Firſtenrücken, Füße fleiſchfarben. — Weibchen fahl roſtbräunlich, auf der unteren Seite ockerfahl, Bauchmitte ockergelblich, Zügelſtreif ſchwarz, obere Schwanzdecken rot, die Deckfedern der Flügel mit kleinen weißen Punkten geziert, Schwanz tiefbraun. — Der Tigerfink ändert außerordentlich ab; man findet ebenſo wohl cochenillenrote wie tiefbraune und ſelbſt ſchwarze, weiße, einfarbige wie gefleckte Stücke, namentlich unter ſolchen, welche längere Zeit in Gefangenſchaft gelebt haben. Das Vaterland erſtreckt ſich über Südindien und die Sundainſeln. 453. Der Schönfink, Harrelal der Hindoſtaner, P. (Fr., E.) formosa, Lath. — A. B. Jer don, B. of Ind., II, 361. — Größe des Tigerfinken; Oberſeite hell olivengrün, Unterſeite blaſsgelb, etwas dunkler auf der ie und den unteren Schwanzdecken, an den Seiten mit dunkelbraunen Querflecken; Flügel und Schwanz dunkelbraun, die Schwingen außen grün geſäumt. Iris hellbraun, Schnabel wachsrot, Füße bleigrau. Der Schönfink, welcher in Mittelindien, ſeiner Heimat, häufig vorkommt und oft in Gefangenſchaft ge⸗ 5 wird, gelangt ſehr ſelten lebend nach Europa. Unerhebliche Abweichungen des Schnabelbaues, der mittelhochläufige Fuß, der ver⸗ hältnismäßig ſpitzige Flügel, in welchem die erſte bis dritte Schwinge länger als die übrigen ſind, und der ſanft geſteigerte Schwanz, deſſen beide Mittelfedern die anderen etwas überragen, Ss ſowie Eigentümlichkeiten in der Färbung haben Reichenbach beſtimmt, die nächſtfolgende Art zum Vertreter einer beſonderen Sippe zu erheben, welche er Bathilde nennt. 454. Der Rotſterzfink, P. (Am., Bathil da) rufieauda, Gould. — A. B. Gould, Handb. B. of Austr., I, 412. — Größe des Girlitz, zart olivengraubräunlich, auf Kinn und Kehle mit kleinen, auf Kopf, Bruſt und Seiten mit größeren eiförmigen weißen, unterſeits ſchmal dunkel eingefaßten Flecken gezeichnet, Stirn, Zügel, ſchmaler Ring ums Auge und Vorderbacken zinnoberrot, letztere fein weiß punk⸗ tirt, obere Schwanzdecken tief blutrot mit eiförmigen roſaweißlichen Flecken, Bauch und Aftergegend blass ockergelblich, Unterflügel⸗ und Unterſchwanzdecken heller, mehr ins Weißliche; Schwanzfedern dunkelbraun, die beiden mittelſten und die Außenfahne der übrigen düſter blutrot. Iris orangenußbraun, Schnabel ſcharlachrot, Füße orangegelb. — Weibchen wie das Männchen, jedoch kleiner. — Junge Vögel ein- farbig roſtbräunlich, Schnabel rötlichbraun, Füße bräunlichgelb. Süldauſtralien und Neuſüdwales. Unter dem Namen Keilſchwanzaſtrild hat Finſch eine Art der Gruppe zu einer beſonderen Sippe erhoben. Die Merkmale ſtimmen mit denen der Bengeliſten bis auf den ſtufigen, breitfederigen Schwanz, welcher bedeutend länger als der Flügel iſt, überein. 455. Die Brunhilde, Uropytelia (Fr., E., Brunhilda) erythronota, Vieill., (lipiniana). — Größe des Girlitz; Oberkopf grau, übrige Oberſeite, Halsſeiten und Kehle bräunlichgrau, ſchwach weinrötlich . überhaucht, mit äußerſt feinen dunkleren Querlinien, welche auf dem Oberkopfe kaum noch ſichtbar find, Zügel, ſchmaler Augenſtreifen, Kopfſeiten und Kinn ſchwarz, Kehle und Kropf weinrot mit undeutlichen zarten dunkleren Querlinien, übrige Unterſeite, Bürzel und obere Schwanzdecken dunkel blutrot, Bauchmitte, After und untere Schwanzdecken braunſchwarz; Schwingen braun mit ſchmalen fahlbraunen Außenſäumen, obere Flügeldeckfedern graubraun mit ſchwarzen Querlinien, welche an der Außenfahne der hinteren Armſchwingen n ſich verbreitern, untere Flügeldecken fahl, dunkler punktirt; Steuerfedern bräunlich ſchwarz. Iris 2, Schnabel und Füße hornſchwarz. — Weibchen unbeſchrieben. Die Brunhilde, eine der ſeltenſten Arten der Gruppe, bewohnt Südweſt- und das Innere Südafrikas und iſt bis jetzt wahrſcheinlich noch nicht lebend nach Europa gebracht worden. der kurze, ſtark gerundete, zuſammengelegt ein Sechſtel des Schwanzes deckende Flügel, unter 472 | Prachtfinken. Eine andere Abteilung der Aſtrilden umfaßt die Schmetterlingsfinken (Uraeginthus). Sie kennzeichnen der verhältnismäßig lange, feine Schnabel, der hochläufige, kurzzehige Fuß, deſſen Schwingen die vierte oder fünfte die längſte iſt, der ſtark geſteigerte Schwanz, deſſen breite Federn ſich keilförmig zuſpitzen, ſowie das reiche, aus ſeidenweichen a ; 4 Federn gebildete Kleid. 456. Der Schmetterlingsfink, Bengeliſt, Scharlachohr, Blaubändchen 1 Urae- ginthus (Fr., E., Mariposa) eh Swus., (angolensis, bengaleusis, bengalus, mAriposa). — A. B. Finſch nv Hartlaub, O.-Afr., S. 447. — Größe des Aſtrild; Oberſeite und Flügel, Bauch, Aftergegend und untere Schwanzdecken 1 ſchwach rötlich überhaucht, Zügel, ſchmaler Augenſtreifen, Kopfſeiten, alle unteren Teile, Bürzel und obere Schwanzdecken lebhaft himmelblau, ein großer länglicher Fleck in der Ohrgegend or. Schwingen bräunlichgrau, Steuerfedern düſterblau, innen ſchwärzlich grau gerandet. Iris hellbraun, Schnabel lackrot, an der Spitze rotblau, Füße hornfarben. — Weibchen minder lebhaft blau und ohne roten Ohrfleck. — Junge Vögel dem 7 Weibchen ähnlich, aber düſterer efärbt. a Der Verbreitungskreis des Schmetterlingsfinken umfaßt das ganze innere Afrika. 457. Der Sranatfinf, U. (Fr., E., Marip.) granatina, L. — A. B. Hartlaub, W.⸗Afr., S. 144. — Etwas größer als der vorſtehend beſchriebene Verwandte; ſchön zimmetbraun, Stirnrand, obere und untere Schwanzdecken lebhaft ultramarin, Kopfſeiten und Ohrgegend prachtvoll lilaviolet, Kinn und Kehlfleck ſchwarz, | ebenſo die Aftergegend; Schwingen braun, außen fahlbraun geſäumt, Deckfedern der Armſchwingen al der Spitze zimmetbraun; Steuerfedern ſchwarz mit äußerſt ſchmalen blauen Außenſeiten in der Wurzelhälfte. Iris braun, Schnabel rot, Füße fleiſchfarben. — Weibchen: Rücken und Flügel fahlbraun, Oberkopf und Hinterhals blaſs zimmetbräunlich, Unterſeite nebſt unteren Schwanzdecken gelbbräunlich, obere FE decken hellblau, ebenſo das Lila der Kopffeiten. Ueber einen großen Teil Weft- und Südafrikas verbreitet. Der etwas kürzere Schnabel und Eigentümlichkeiten der Färbung haben veranlaßt, die letzte Art der Gruppe unter dem Namen Kar minaſtrild von den beſchriebenen Verwandten | zu trennen, 458. Der Phaston oder Sonnenfink, Rotfink der Bewohner Auſtraliens, U., (Fr., E., Neochmia) phatton, Hombr. & Jacqu. — A. B. Gould, Handb. B. of Austr., I, S. 415. — Etwas größer als der Aſtrild; Oberkopf und Hinterhals nebſt Halsſeiten erdbraun, übrige Oberfeite, Flügeldecken und die hinteren Armſchwingen matt hellblutrot, die Federwurzeln braun, obere Schwanzdecken tief blutrot, Zügel, Augenſtreifen, Kopfſeiten und Unterteile dunkel ſcharlachrot, an den Bruſtſeiten mit kleinen, weißen, runden Flecken gezeichnet, Bauchmitte, Aftergegend und untere Schwanzdecken ſchwarz; Schwingen braun mit ſchmalen, fahlbraunen Außen⸗ und breiten iſabellfahlen Innenrändern, untere Flügeldecken iſabellfahl; Schwanz⸗ federn, mit Ausnahme der beiden mittelſten tief blutroten, braun, außen blutrot geſäumt. Iris braun, Schnabel hochrot, an der Wurzel durch ein ſchmales grauweißes Ringbändchen geziert, Füße ockergelb, vorn wie auf den Zehenrücken hyacinthrot überhaucht. — Weibchen oberſeits braun, unterſeits minder lebhaft als das Männchen, Seiten graubraun, Bauchmitte und untere Schwanzdecken roſtgelblich. Der prachtvolle Vogel bewohnt einen großen Teil der Oſt - und Nordküſte ee und iſt hier überall häufig. Die Aſtrilden führen eine ſehr übereinſtimmende Lebensweiſe. Sie bewohnen die mit Gras und Buſchwerk beſtandenen Ebenen ihrer heimatlichen Länder, Steppenwaldungen, die umbuſchten Ufer von Regenbetten, Seen und Lachen, Gärten und Gehöfte, Zuckerrohrfelder und Rohrdickichte, die einen mehr einſame, die anderen bevölkerte Gegenden, einzelne, welche zu halben Hausvögeln geworden ſind, nicht bloß die Dörfer, ſondern ſelbſt das Innere der Städte. Die meiſten gehören der Niederung an; doch wurden einzelne, wie das Faſänchen und der Schmetterlingsfink, auch noch in Höhen bis zu 2000 w. über dem Mere beobachtet. Pärchenweiſe halten ſich wenige, beiſpielsweiſe der Zierfink, welcher nach Heuglins Be⸗ obachtungen nur einzeln und paxweiſe gefunden wird; die übrigen leben in mehr oder minder zahlreichen Geſellſchaften und ſammeln ſich nach der Brutzeit zuweilen in ſo bedeutenden Schwärmen, daß die Landbauer ſich genötigt ſehen, Abwehr zu treffen. So wird das reizende * \ 4 4 7 2 20 = 7 Rn a Aſtrilden. | | 7478 } Faſänchen, laut Fritf ch, von den Landbauern des Kaplandes in großem Maßſtabe durch Indien oder in Südnubien wenigſtens, zu Schreckmitteln ſeine Zuflucht, um die mit manchen Webern in die Felder fallenden Prachtfinken zu verſcheuchen. Andererſeits gewährt man den harmloſen und in ihrem Weſen ſo anſprechenden Vögeln gern Gaſtfreundſchaft, namentlich denjenigen, welche im Gehöfte ſelbſt ſich anſideln und unter dem Sparrenwerk der einfachen Hütte ihr Neſt errichten. In der Regel trifft man mehrere Arten vereinigt an, und wenn auch innerhalb des Verbandes die einzelnen Arten ſich zuſammenhalten, ſo leben ſie doch mit der übrigen Genoſſenſchaft im beſten Einverſtändnis, und Zank und Streit werden in der Freiheit kaum jemals beobachtet. Die mir aus eigener Anſchauung bekannt gewordenen Arten, alſo namentlich der Grauaſtrild, Amarant und Schmetterlingsfink, ſtreifen während der Morgenſtunden, Nahrung ſuchend, umher, erſcheinen gegen Mittag in dichtem Gebüſche in der Nähe von Strömen, Regenbetten, überhaupt am Waſſer, fallen hier ſcharenweiſe auf der Tränke ein, kehren in das ſichere Gebüſch zurück und verbringen in demſelben einige Stunden, das Gefieder putzend und glättend und ſodann verdauend einer behaglichen Ruhe ſich hingebend. Nachmittags treten ſie eine zweite Wanderung an und ſuchen gegen Abend in den dichteſten und dornigſten Gebüſchen, vielleicht auch im Röhricht Schutz für die Nacht. Ihre Nahrung beſteht zeitweilig ſo gut als ausſchließlich aus den Samen der verſchiedenen Grasarten, jedoch nur ſo lange als Kerbtiere noch ſelten ſind; denn mit Beginn des Frühlings, welcher das niedere Leben weckt, beobachtet man, daß ſie auch mit großem Eifer der Kerfjagd obliegen. Ganz nach Art ihrer europäiſchen Verwandten erheben ſie ſich dann plötzlich aus dem Buſch- oder Halmdickicht, ſteigen flatternden Fluges in die Luft und erfaſſen ein Kerbtier, welches ihrem ſcharfen Auge ſich zeigte. Gurney ſah das Faſänchen geflügelte a Ameiſen aus der Luft fangen, ich habe dasſelbe vom Schmetterlingsfinken beobachtet und ſchließe aus der Gier auf Kerbtiere, welche alle Arten in der Gefangenſchaft zeigen, daß ſie ausnahmslos in gleicher Weiſe verfahren werden. Immerhin bilden aber Sämereien den hervorragendſten Teil ihrer Nahrung und Kerfe die Zukoſt. Man ſiht ſie an den Rispen der Gras⸗ und Rohrarten, auch wohl an den Aehren feinkörniger Getreideſorten hängen, um hier die Körner auszuklauben, oder beobachtet fie, emſig auf dem Boden umherhüpfend, aum dieſes oder jenes Körnchen aufzunehmen. Letzteres tun namentlich der Amarant und ſeine Verwandten, welche oft auch nach Sperlingsart auf Dunghaufen oder um den Kot von Haustieren ſich zu ſchaffen machen, in der Abſicht, ein noch unverdautes Korn und nebenbei vielleicht ein Würmchen oder Käferchen zu erbeuten. Mit Beginn des Frühlings trennen ſich die Schwärme in einzelne Pärchen, und jedes von dieſen ſucht ſich nunmehr einen paſſenden Brutort aus. Die meiſten Arten bauen in das Gebüſch und zwar ziemlich kunſtreiche, überwölbte, melonenförmige Neſter mit ſeitlichem Eingange, kleiden dieſe innen mit Haren und Federn zierlich aus, verwenden überhaupt eine große Sorgfalt auf den ganzen Bau; andere dagegen ſchichten beträchtliche Haufen von Neſtſtoffen wirr übereinander und geben ſich nur mit dem inneren Ausbaue des Neſtes einige Mühe. So errichtet der Amarant in Nubien und Sennar am liebſten in Städten und Dörfern, | 3 und zwar die Strohhütten mehr oder weniger meidend, vorzugsweiſe unter dem Sparrenwerk, in Mauerlöchern und Fenſterniſchen fein kunſtloſes Neſt, deſſen Außenwandungen aus beliebig aufeinander gehäuften Stroh- und Grashalmen beſtehen und deſſen flacher Neſtnapf mit Gräſern, Pferdeharen, Wolle, Federn u. dgl. ausgefüttert iſt. Aber derſelbe Vogel brütet nach eigenen Erfahrungen auch auf der Erde im noch nicht zuſammengetretenen dürren Graſe, ohne ſich hier mehr Mühe zu geben als in der doch immerhin geficherten Wohnung . des gaſtfreien Eingeborenen. Der Schmetterlingsfink ſchichtet nach meinen und Heuglins 474 8 Prachtfinken | 3 . ® 3: Beobachtungen in dichten Büſchen ein höchſt eigentümliches Nest fee einen Si, = 1 welcher, wie Heuglin ſehr richtig ſagt, eigentlich keine beſtimmte Form hat und einem im 4 Gebüſche hängen gebliebenen Strohſchöpfchen gleicht, auch wirklich nur ſehr loſe zwiſchen Aeſten und Zweigen oder in Hecken ſitzt. Das Aeußere des ganz geſchloſſenen Neſtes beſteht aus ſehr feinen trockenen Strohhalmen, deren Spitzen gewöhnlich nach einer gewiſſen Richtung ſchräg nach oben hin zuſammenlaufen; ein verſtecktes kleines Schlupfloch führt in die fehr fein mit Gräschen, Federn und Wolle ausgefütterte Neſthöhle. Aehnliche Neſter ſcheint, 1 nach Goulds Beſchreibung zu urteilen, der Dornaſtrild zu errichten. Das Gelege beſtet aus vier bis ſieben kleinen weißen Eiern, welche von beiden Eltern abwechſelnd bebrütet werden, wie beide ſich auch treulichſt der Auffütterung ihrer Jungen widmen. Höchſt wahrſchein⸗ 1 lich brütet jedes Pärchen mehrmals nach einander im Jahre, da unſere Prachtfinken weniger als ſo viele andere Vögel der Gleicherländer an eine beſtimmte Jahreszeit gebunden Ku Si obſchon auch für fie die Regenzeit der Frühling iſt. N Für die Aſtrilden gilt im weſentlichen genau dasſelbe, was ich von den Amadinen geſagt habe. Im Gegenſatz zu dieſen erhalten wir weitaus die meiſten Arten von der Weſtküſte, einige wenige aus dem Süden, die wenigſten aus dem Oſten Afrikas. Aus Aſien und Auſtralien kommen leider nur die angeführten und auch dieſe größtenteils nicht regel⸗ mäßig, ſondern einzeln und zufällig auf unſeren Markt. Dies erklärt ſich einfach dadurch, daß die Aſtrilden eine ſorgſamere Pflege beanſpruchen als die Amadinen. Verglichen mit den erwähnten Verwandten, zeichnen ſie ſich durch größere Anmut ihrer Geſtalt und Bewegung, | höheren Liebreiz ihres Weſens vorteilhaft aus, find bei guter Pflege kaum weniger dauerhaft als die Amadinen und pflanzen ſich mindeſtens ebenſo leicht, wenn nicht noch leichter im Käfige fort. Sänger im eigentlichen Sinne des Wortes gibt es auch unter ihnen nicht, 2 obgleich ſie hinſichtlich ihrer Stimme mehr begabt ſind als die Amadinen. Den Zierfinken rühmen die Europäer der Weſtküſte als trefflichen Sänger, halten ihn deshalb hoch und wert, geben ihn nur ungern weg, und machen ihn dadurch zu einer ſeltenen Erſcheinung auf unſerem Markte; auch die einfache und tatſächlich wohltönende Strophe des Tigerfinken 4 wird oft als Geſang bezeichnet: ſchon unſer Zeiſig aber übertrifft als Sänger den einen wie den anderen dieſer bevorzugten Aſtrilden bei weitem. Das Gebahren der letzteren iſt leb⸗ hafter als das der Amadinen, und deshalb feſſeln ſie mehr als dieſe. Ihre geringe Größe macht ſie zu höchſt niedlichen Erſcheinungen, ſodaß namentlich Frauen zu ihnen ſich hingezogen fühlen; ihre zarte Farbenſchönheit beſticht, und ihre Geſelligkeit und Verträglichkeit, die Liebens⸗ 4 würdigkeit, welche fie gegen den Gatten und gegen die Kinder an den Tag legen, müſſen 5 Jedermann für ſie einnehmen: ein ſo hohes Lob aber, als man ihnen geſpendet hat, ver⸗ dienen ſie wenigſtens in meinen Augen nicht. Ich verlange mehr von einem Stubenvogel, welcher mir genehm ſein ſoll: ich verlange vor allem, daß er ſinge, oder wenn er kein Sänger iſt, daß er durch den Wechſel ſeines Betragens ſtets neuen Reiz gewähre, wie man 4 dies beiſpielsweiſe vom größten Teile der Papageien ſagen muß; ich verlange endlich noch, daß er ſich in ſeinem ganzen Auftreten von anderen unterſcheide, nicht aber ſeine Eigen⸗ tümlichkeiten beim Vergleichen mit anderen geradezu verliere. Doch bin ich weit entfernt, denen, welche ſich der Pflege der Aſtrilden hingeben wollen, abzuraten, ſie ſich zu halten, im Gegenteile der Anſicht, daß ſie dem beginnenden Liebhaber und dem Anfänger in der Pflege wohl zuſagen und ihn nach und nach zur Pflege der Stubenvögel im eigentlichen Sinne des Wortes, nemlich der Sänger und der Weichfreſſer insbeſondere, hinüberführen müſſen. Aber ich beharre bei der bereits ausgeſprochenen Anſicht, daß fie trotz aller ihrer anſprechenden Eigenſchaften auf die Dauer ebenſo wenig befriedigen können wie die Amadinen und andere Prachtfinken. Um den Beweis für meine Worte zu führen, will ich einige der häufigſten Arten von Luchs, einem ihrer wärmſten Freunde und ſcharfen Beobachter, ſchildern N ; 3 rr 1 N et e 22 Da N ER ED REIN * R R 2 7 Aſtrilden. | 475 es Wird daraus hervorgehen, wie wenig dieſen Vögeln ſich abſehen läßt, ſoweit es ſich um ihr Betragen handelt. „Sehr verträglich und harmlos“, bemerkt mein geſchätzter Freund vom Faſänchen, „laſſen zwei Männchen, welche ich ſeit einem Jahre beſitze, ſelbſt kleineren Genoſſen beim Futter, Trinknäpfchen, beim Einſetzen zur Nachtruhe ohne Widerwillen den Vorrang. Gegen einander ſich ziemlich gleichgültig verhaltend, drängen ſie ſich zur Schlafzeit bald an dieſen, bald an jenen, ohne wähleriſch zu ſein. An Mehlwürmern finden ſie in der Regel großen Gefallen; das eine Männchen ſtößt zuweilen in ſeiner Gier darnach, zuweilen auch des Abends eine ſcharf klingende Strophe aus, wie dadädſih — dadädſih. Bemerkenswertes bietet ihre Stimme nicht dar, ebenſo wenig wie die ihrer beiden nächſten Verwandten. Die Grau⸗ | aſtrilden find bewegliche, kleine Geſellen, welche feit vier vollen Jahren in einem gemein⸗ ſamen Käfig ſich ſehr wohl fühlen, ſchüchtern jedem anderen Inſaſſen ausweichen, ihren einfach zirpenden Ton beim Herumhüpfen oft hören laſſen und ſich, namentlich zur Nachtzeit, durch ihre rege Wachſamkeit hervortun. Ohne unruhig und ſtörend zu werden, ſind ſie die erſten, welche ihr Plätzchen verlaſſen, ſobald ein Licht dem Käfige ſich nähert. In dieſer artigen Eigenſchaft raſchen Erwachens ſteht ihnen kaum nach ein auch ſeit vier Jahren durch ſeine ungemein glatte Sauberkeit mich erfreuendes Pärchen der Orangewange. Während andere Mitgäſte, namentlich die erwähnten Grauaſtrilden und die zarten Goldbrüſtchen, um den Hals herum gewöhnlich ſtruppig ausſehen, zeigen ſich die Orangebäckchen ſtets im glatten, vollen Federkleide. Recht treulich halten ſie zuſammen, nehmen zur Abendzeit dreiſtes An⸗ Drängen fremder Nachbarn leicht übel, fügen ſich indeß nach manchem Gez witſcher ſchließlich in die bunte Reihe. Auch ſie verdienen ein hervorragendes Epitethon, das „der Neu— gierigen“. Tritt Jemand ans Gebauer ſehr nahe heran, oder findet ſich an oder in demſelben etwas beſonderes vor, z. B. ein Mehlwurm, eine Blume u. ſ. w., ſo ſind beide Orangebäckchen 5 unfehlbar die erſten, welche, eilig heranhüpfend, das fremde Ding näher betrachten und wo möglich einigemal anzupfen. Aus dem Schlafe leicht aufgemuntert, antworten ſie, namentlich das Männchen, auf plötzliches Pfeifen oder ähnlichen Laut ſogleich mit einem feinen, manchmal drei⸗ bis viermal ſchnell wiederholten: Sriſriſriſri. Ein niedliches Goldbrüſtchenpar, welches ſich ſeit anderthalb Jahren bei mir ſehr behaglich fühlt, ſucht in ſchüchterner Beſcheidenheit und treuer Gattenliebe Seinesgleichen. Ueber Tag in fortwährender Bewegung mit feinem „Wieb — wieb — wieb“ von Stengel zu Stengel hüpfend, Tauern ſich beide Gatten des Abends in eines der im Käfige eingelegten Pappneſtchen traulich zuſammen und lugen mit ihren 5 kleinen Köpfchen und bunten Schnäbelchen bei fremdartigem Geräuſch aufmerkſam umher, ohne ſich ſogleich wie andere Mitbewohner in ihrer Bequemlichkeit ſtören zu laſſen. Wenn irgend etwas, ſo kommt ihnen das Prädicat der „zarten Schüchternheit“ zu. Ihr nächſter Verwandter, der Tigerfink, war in einem munteren Pärchen ein Jahr lang bei mir vereinigt / aals das Weibchen voriges Frühjahr plötzlich einging. Das neu zugekommene Weibchen, aanfangs vom Witwer wenig beachtet, erfreut ſich jetzt höflicher Aufmerkſamkeit. In ihrer beweglichen Lebensweiſe, ihrem beſcheidenen Verhalten gegen andere Mitbewohner weichen die Tigerfinken von den Goldbrüſtchen nicht erheblich ab; nur weniger Schüchternheit, eher ein mäßiger Grad von Neugierde läßt ſich ihnen nachſagen. Was dieſe Vögel überaus liebenswürdig macht, iſt die liebliche Geſangsart, welche das Männchen vom Januar bis in den Auguſt hinein recht fleißig, zumal im Juni und Juli, ertönen läßt, eine einfache, melancholiſch weich flötende Strophe, etwa wie „Dididididadododoh“, gewiſſermaßen erinnernd an den Geſang unſeres Laubſängers. Noch ein Pärchen beherbergt der Geſellſchaftskäfig: Schmetter⸗ lingsfinken. Dieſen ſanften, himmelfarbenen Vögelchen gebührt vor allen der Ruhm der zärtlichſten Gattenliebe. Mit ängſtlicher Unruhe ſuchen oft genug bei Tage die Gatten . einander auf namentlich ſpäht das leicht fröſtelnde Männchen nach der erwärmenden Seite 2 r Fe WE A TE ER a 1 VVV S De Far „ 2 5 a 4 476 Prachtfinken. feines ſchmucken Weibchens. Zur Abendzeit mit leiſem „Step — ſiep“ ſich anlockend, kennen ſie ohne dichtes Aneinander keine Nachtruhe. — Gemeinſchaftlich dieſen Aſtrilden iſt namentlich zur Morgenzeit ihre Vorliebe für das Badewännchen, und einen recht drolligen Anblick = gewährt es, wenn morgens zur Fütterungszeit, beſonders beim Sandſtreuen die bunte Geſellſchaft nach Art eines Hühnerhofes allgeſamt auf dem Boden emſig ſuchend und iz jih > 4 einfindet.“ Gegen die Brutzeit hin ändert das Betragen der Aſtrilden ſich ſehr weſentlich. An Stelle ihrer regen Lebhaftigkeit tritt jetzt eine eigentümliche Unruhe, an Stelle ihrer Fried⸗ fertigkeit die Luſt zu Hader und Streit. Während man bis dahin ſämtliche Arten ohne Bedenken zuſammenhalten durfte, ſondern ſich jetzt die Pärchen, und die Männchen der gleichen Art kämpfen untereinander, in den meiſten Fällen ſo erbittert, daß man ſie trennen muß. Aber auch mit anderen Arten der Verwandtſchaft binden ſie an, und der Streit hat kaum ein Ende mehr. Gleichzeitig umwerben ſie die Weibchen in den verſchiedenſten Stel⸗ lungen und bieten alle Kräfte auf, um ihre Vorzüge in das beſte Licht zu ſtellen. Wie mehrere Amadinen tanzen auch ſie vor ihrem Weibchen, und zwar regelmäßig, nachdem ſie ein Hälmchen oder Federchen in den Schnabel genommen haben. Und wie jene gefallen ſie ſich in abſonderlichen Stellungen, ſei es, daß ſie den Schwanz und die Flügel breiten und ſtelzen, ſei es, daß ſie ſich, auch abgeſehen von dem eigentlichen Tänzeln, nach rechts und links hin biegen, oder ſei es endlich, daß ſie wunderliche Flugkünſte zum beſten geben, wenn auch letztere nicht die Hauptrolle ſpielen. Am lebhafteſten ſind ſie ſelbſtverſtändlich kurz vor der Begattung ſelbſt, weil dann ihre Erregung den höchſten Grad erreicht hat. So zeigt der Amarant, laut Rey, während der Parungszeit außer ſeinem Tänzeln noch ein eigentümliches Benehmen, „indem er mit ausgeſtrecktem Halſe und aufwärts ge⸗ ſträubten Federn den Kopf zur Erde neigt und nun mit geöffnetem Schnabel einige Augen⸗ blicke in dieſer Stellung verharrt. Es ſiht dieſes Gebahren gerade ſo aus, als ob das Vögelchen einen vor ihm befindlichen Gegenſtand fortblaſen wolle.“ Andere Arten benehmen ſich in ähnlicher Weiſe, und faſt alle nehmen beim Tanzen etwas in den Schnabel, wie dies ſchon Vieillot beobachtet und in anziehender Weiſe beſchrieben hat. Hat ſich das Pärchen einmal geeinigt, ſo hängt es mit unvergleichlicher Treue aneinander, trennt ſich kaum eine Minute lang und tut alle Geſchäfte gemeinſam. Der Bau des Neſtes beanſprucht bald ſeine vollſte Tätigkeit, da das letztere durchſchnittlich weit künſtlicher zuſammengefügt iſt als das der Amadinen. Nur ausnahmsweiſe errichtet ein Aſtrild einen liederlich zuſammengeſchichteten Bau; denn ſelbſt diejenigen Arten welche von außen unordentlich erſcheinende Neſter bauen, kleiden dieſelben innen ſo zierlich als möglich aus und verwenden gleichſam ihre ganze Sorg⸗ falt auf die Brutwiege ſelbſt, während die übrigen auch das Aeußere in ſchöne Form zu bringen wiſſen. Nach Rey's eingehenden Beobachtungen baut der Aſtrild ſehr künſtliche, melonenförmige Neſter mit Flugröhre aus Baſt, Gras, Manilahanf, und ſchmückt ſie noch außerdem mit verſchiedenen Gegenſtänden aus. So nahm ein Pärchen ein Webervogelneſt in Beſitz und verzierte dasſelbe außen durch förmlich aufgepflanzte Federchen und, was noch mehr befremdete, durch Steinchen, Bröckchen zuſammengeballten Sandes, Vogelkot, Eiſchalen, Baumrinde und dergleichen. Durch die nicht gerade zarten Uebergriffe der Webervögel hier vertrieben, ließen die Aſtrilden dieſes Neſt unvollendet und begannen einen neuen Bau un⸗ mittelbar an der Erde zwiſchen einem Weidenbaume und einem Epheutopfe. „Hier“, ſagt Rey, „ſah ich den einen Vogel mit dem verſchiedenen Eintragen von harten Gegenſtänden beſchäftigt, während der andere, welcher ſich bisher wenig eifrig beim Ausbaue gezeigt hatte, und den ich für das Weibchen hielt, auf dieſem Neſte ein neues gründete. Das eigentümliche Doppelneſt wurde bald verlaſſen, und nachdem noch einige andere mehr oder weniger weit vollendet waren, fing der Vogel abermals ein Doppelneſt an, und zwar wurde dasſelbe . ur A LESEN y 8 2 5 GSWGGGGGGPWWWGGGG a r 0 5 5 e eee j 1 CORE, Luk a 3 r ö W n 8 8 l . Ne 1 Mr x >» 4 Aſtrilden. 477 dicht unter der Decke des Zimmers angebracht. Das untere der beiden Neſter iſt faſt ei⸗ rund und hat ein ſo kleines Flugloch, daß man, wenn die Vögel nicht gerade ein- oder ausſchlüpfen, gar nichts davon wahrnimmt. Der Bauſtoff beſteht größtenteils aus Baſt, die innere Ausfütterung aus feinen Gräſern, welche die erwähnten Steinchen u. ſ. w. be⸗ decken, das obere Neſt dagegen hauptſächlich aus Federn und ſcheint in Bezug auf ſeine Form weniger nach einem beſonderen Plane gebaut, als vielmehr dem gerade vorhandenen Raume angepaßt zu ſein.“ Das Eingangsrohr wurde immer aus Baſtfäden gewebt, welche nach dem Ende hin ſo mit Pferdeharen durchflochten waren, daß dieſe über die Oeffnung herabhingen und den Eingang dadurch verdeckten. Beim Hineinſchlüpfen mußte das Rohr erſt vom Vogel etwas emporgehoben werden. Außerdem errichtet der Aſtrild ſogenannte Vergnügungsneſter, nach meiner Anſicht eben nur angefangene Neubauten, obwohl ſie den während der Nacht nicht brütenden Vögeln als Schlafſtelle dienen. Sie ſind faſt kugelrund mit ſeitlichem Flugloch aus gleichen Stoffen ſo auf das Brutneſt gebaut, daß das Ganze eine pyramidale Form erhält, in der Art, daß das große, längliche Brutneſt den Grund darſtellt, auf dieſem zwei Vergnügungsneſter aufſitzen und ein drittes die Spitze bildet. Das Faſänchen baut ähnliche Neſter wie der Aſtrild, aber ohne Flugröhre, der Tigerfink ſolche an Aſtgabeln oder zwiſchen Schilfgräſern, überwölbt ſie, arbeitet ſie zierlich aus und legt das Flugloch ſo an, daß es durch herabhängende Grasblüten überdeckt iſt, während das Innere zur Auskleidung Federn erhält. Ganz beſonders ſchöne Neſter errichtet im Käfige, und zwar durchaus abweichend von den im Freien beobachteten, der Amarant. Sie ſind, nach Rey's Beſchreibung, meiſt in Höhlen angelegt, laubſängerartig geſtaltet, außen vorzugs⸗ weiſe von Baſt zuſammengebaut, innen dicht mit Federn, beſonders mit den Halsfedern des Haushahnes ausgepolſtert, ſodaß eine Oeffnung gar nicht ſichtbar iſt. Geringere Sorgfalt verwendet das Goldbrüſtchen. Es baut gewöhnlich ebenfalls in Höhlen, aber doch bloß ein dem der Sperlinge ähnliches Neſt und überwölbt dasſelbe nur leicht hin, legt auch kein eigentliches Flugrohr an. Noch liederlicher verfährt der Schmetterlingsfink, wie er vom Freileben her es gewohnt: ſein Neſt, welches im Fluggebauer am liebſten zwiſchen Gras⸗ büſchen, im Käfige außerdem im Niſtbauerchen angelegt wird, beſteht eben nur aus einem wirr zuſammen getragenen Haufen mit ausgekleideter Mitte. Nicht immer find die Neſter bereits vollendet, wenn das Weibchen mit dem Eierlegen beginnt; bei einzelnen Arten dauert der Ausbau noch während der Brütung ſelbſt fort. So ſah Rey niemals ſeine Amaranten ſich ablöſen, ohne daß der zum Neſt fliegende Gatte eine Feder mitnahm. Während der Brutzeit ſelbſt entfalten die Aſtrilden ihre volle Liebens⸗ würdigkeit, und zwar ſcheint es, als ob unter allen der Amarant obenan ſteht. Das Pärchen, welches Rey beſaß und vortrefflich beobachtete, ließ ſich, nachdem es einmal mit dem Brüten begonnen hatte, gar nicht mehr ſtören, bekundete überhaupt einen Bruteifer, welcher auch die allerhöchſten Erwartungen übertraf. „Klingt es nicht faſt unglaublich“, erzählt unſer Gewährsmann, „wenn ich ſage, daß dieſe lieben Tierchen ſich nicht einmal durch einen fünf Stunden währenden Verſand zu Wagen auf einer abſcheulichen holperigen Straße be- wegen ließen, ihre Eier zu verlaſſen: und doch war dem ſo! Als der Wagen mit meinen 5 Vögeln ankam, ſah ich zunächſt nach dieſem Pärchen und ſihe, das Weibchen wurde nach einiger Zeit vom Männchen abgelöſt.“ Im Laufe von fünf Monaten erhielt Rey dreizehn Junge von dieſem Pärchen, hätte aber leicht das Doppelte und Dreifache erzielen können, wenn die übrigen Bruten geglückt wären. Auch Baldamus rühmt den Amarant als außerordentlich fruchtbaren Vogel. Ein einziges Par baute innerhalb ſechs Monaten ſechs Neſter und brachte ſechsmal Junge aus. „Schon während die Jungen noch im Neſte ſaßen“, ſagt unſer Mitarbeiter, „baute das Männchen ein neues Neſt, und kaum waren ſie ausgeflogen, als das Weibchen wieder zu legen begann und die Jungen dem Männchen / 478 | Prachtfinken. überließ.“ In Zeit von neun Monaten hat ein Pärchen unter der Pflege dieses breit Forſchers neun Bruten groß gezogen und darunter eine ſelbſt bei vier Grad Kälte aufgebracht. . 21 „Männchen und Weibchen“, bemerkt Baldamus noch, „ſind in Folge des Futterbedürfniſſes einen ähnlichen Bruteifer. „Als Beiſpiel außerordentlicher Fruchtbarkeit“, teilt Rey mir ferner mit, „will ich erwähnen, daß ein Goldbrüſtchenpärchen unter meiner Pflege binnen f Jahresfriſt vierundfunfzig Junge ausgebrütet hat und ich dieſem Pärchen außerdem fieben undſechzig Eier weggenommen habe, ſo daß im ganzen alſo hundertundeinundzwanzig Eier erzielt wurden. Um ſolche Erzeugungsfähigkeit anſchaulicher zu machen, habe ich das Weibchen und die Eier gewogen und als Gewicht des erſteren 5,86 Grm., als durchſchnittliches Gewicht des Eies aber 0,788 Grm. gefunden. Es hat dieſes eine Weibchen in einem Jahre alſo das Sechzehnfache ſeines Körpergewichtes an Eiern hervorgebracht. Vergleicht man mit ſeiner Erzeugungsfähigkeit die des Haushuhnes, ſo fällt das Ergebnis ſehr zum Nachteile 1 des letzteren aus; denn eine gewöhnliche Landhenne, welche etwa 1540 Grm. wiegt und hundert Eier zu durchſchnittlich 81,33 Grm. legt, erzeugt an Eiern nur das Fünffache ihres eigenen Gewichtes. Bedenkt man nun noch, daß der kleine Fink auf das Ausbrüten der Jungen viele Zeit verwenden mußte, während welcher er, wären ihm die Eier weggenommen worden, gewiß noch eine erkleckliche Anzahl der letzteren gelegt haben würde, jo darf man jeine Erzeugungsfähigkeit dreiſt viermal fo hoch annehmen als die des Haushuhnes.“ Dieſe eine Angabe genügt, um die Vermehrungsfähigkeit der Aſtrilden hervorzuheben; da nun aber die Jungen ſich ſchon in den erſten Monaten ihres Lebens ebenfalls zur Brut anſchicken, 4 kann es geſchehen, daß man im Laufe eines Sommers Kinder und Enkel von einem Pare zieht. Ich habe abſichtlich dieſe Angaben wiederholt, obgleich fie ebenſo wenig wie die feiner Zeit von Vieillot gegebenen Mitteilungen als Regel aufgeſtellt werden können. Denn unſere Beobachtungen über alle dieſe Vögel find noch keineswegs ſoweit gedihen, als daß man ſagen könne, das von einem Pärchen in Erfahrung Gebrachte habe auch für alle übrigen Giltigkeit. Doch geht aus dieſen Berichten zur Genüge hervor, daß die Aſtrilden viel leichter als die meiſten Käfigvögel, leichter noch als die Amadinen, in Gefangenſchaft zur Fortpflanzung ſchreiten, ſich alſo in dieſer Hinſicht außerordentlich empfehlen. Ob man wirklich recht hat, zu ſagen, daß dieſe leichter, die anderen ſchwieriger an das Niſten gehen, bezweifle ich; 4 meine Anſicht geht vielmehr dahin, daß bei geeigneter Pflege, wozu ich nicht bloß ent ſprechende Nahrung ſondern auch zweckmäßige Herrichtung des Brutraumes mit Niſtgelegen⸗ 4 heiten und Bauſtoffen aller Art gerechnet wiſſen will, alle oben angeführten Arten dieſer Gruppe in Gefangenſchaft ſich vermehren werden. Aber freilich ſind wir noch keineswegs 1 in der Lage, zu behaupten, daß wir den Vögeln die geeignete Pflege angedeihen laſſen, ſtehen vielmehr im Anfange und haben durch umfaſſende Verſuche das Richtige erſt feſtzuſtellen. Wie wenig Verlaß auf die Angaben eines Einzelnen iſt, geht aus den Mitteilungen des 4 trefflich beobachtenden Vieillot hervor, welcher als erſte Bedingung zur Züchtung der Aſtrilden die Erwärmung des Brutraumes auf 25 bis 28% R. hinſtellt. Dieſe Angaben ſind von ſpäteren Züchtern, welche faſt auf jeder Seite ihrer Schriften behaupten, nur eigene Beobachtungen zu geben, nicht nur nicht widerlegt, ſondern noch beſtätigt worden, während doch aus der einzigen Mitteilung von Bal damus zu entnehmen tft, daß Vieillotts n- ſichten falſch waren. Ein gewiſſer Wärmegrad iſt zur Züchtung von Prachtfinken gewiß er⸗ forderlich, nimmermehr aber ein ſo hoher, künſtlich emporgeſchraubter, ſondern höchſtens ein gleichmäßiger von ungefähr 15 Grad; und wenn er, wie es wohl kommen kann, einmal geringer wird, ja ſelbſt auf und unter Nullgrad herabſinkt, ſo macht das eben auch nicht viel aus, denn das wohlausgefütterte Brutneſt wehrt dem Eindringen der Kälte zur Genüge * ji für ihre Jungen ſo zutraulich geworden, daß ſie, ſobald ich in die Stube trete, mir ent⸗ 5 f gegen fliegen und die Mehlwürmer aus der Hand nehmen.“ Auch andere Arten betätigen Be Aſtrilden. 479 und hält die durch das Zuſammendrängen der Vögelchen erzeugte eigene Wärme getreulich feſt. Einige Arten ſind froſtiger als die übrigen: zumal der Schmetterlingsfink ſcheint gegen Kälte beſonders empfindlich zu ſein; im allgemeinen aber ertragen alle Aſtrilden, wenn ſie ihr volles Gefieder haben, gut gefüttert und geſund find, bedeutende Schwankungen der Wärme recht gut: find fie doch von ihrer Heimat her etwas anderes nicht gewohnt. Da⸗ gegen hat man alle Arten ohne Ausnahme vor Zug ängſtlich in Acht zu nehmen, weil dieſer es iſt, welcher gefährliche Erkältungen zu Folge hat. Weit wichtiger als die hohe Wärme, welche immer und immer wieder gefordert wird, ſcheint mir Darreichung einer angemeſſenen Nahrung zu ſein. So manchfaltig wir die Futterſtoffe auch auswählen, ſo bilden ſie doch immer nur einen Notbehelf für das, was der Vogel in der Freiheit findet, und zumal, wenn es ſich um diejenigen Stoffe handelt, welche zur Ernährung der zarten Jungen 3 als die zuträglichſten erſcheinen, ſind wir übel daran. Ameiſenpuppen, Mehlwürmer und günſtigen Falls, d. h. während der Sommermonate, der mittels eines Schöpfers auf kerb⸗ tierreichen Wieſen bewerkſtelligte Fang iſt alles, was wir bieten können, in unſeren Augen vielleicht genug, in denen der betreffenden Vögel viel, viel zu wenig. Ich kann daher meinen Leſern nur anraten, bezüglich der Fütterungsweiſe und der Futterſtoffe die allerumfaſſendſten Verſuche zu machen, nicht auf die Lehre des Einzelnen ſich zu verlaſſen, und wenn ſie auch als unfehlbar dahingeſtellt werde, ſondern ſelbſt nachzudenken, ſelbſt zu erproben und durch eigenes Erforſchen vorwärts zu ſchreiten; denn was der Eine nicht erfährt, erkundet der Andere, und was Dieſer nicht ſich ausdenkt, bringt Jenem ein glücklicher Zufall zu. Beiläufig will ich noch bemerken, daß man die Fortpflanzung der Aſtrilden ebenſo gut bis zu einem gewiſſen Grade regeln kann wie die Brutzeit der Wellenſittiche, und zwar genau nach denſelben Grundſätzen, indem man während der ungünſtigen Wintermonate die Männchen und Weibchen trennt. Allerdings darf man dies nur dann tun, wenn man von jeder Art mehr als ein Pärchen beſitzt und den Getrennten Geſellſchaft geben, alſo beiſpiels⸗ weiſe zwei Männchen und zwei Weibchen zuſammenſperren kann. Wie bei den Amadinen iſt auch bei den Aſtrilden der Geſellſchaftstrieb ſo groß, daß ſie ſich begnügen, wenn ſie einen anderen ihrer Art, und ſei es auch desſelben Geſchlechtes, bei ſich haben. Gegen das Frühjahr hin mag man in ähnlicher Weiſe verfahren, wie der geübte Züchter mit Kanarien⸗ vogel und Stiglitz, indem man nemlich die beiden Käfige ſo nahe zuſammenhängt, daß die * Weibchen den Lockton der Männchen hören können, bis man den rechten Zeitpunkt gekommen glaubt, ſie zuſammenzubringen. In der Regel wird jedes Männchen ſich bald mit einem Weibchen paren, Zank und Unfrieden zwiſchen den ſonſt bisher ſo friedlichen entſtehen und Rees ſo nicht allzuſchwer werden, das ſich zuſammengefunden habende Pärchen zu erkennen und von den übrigen abzuſondern. Dies geſchiht in der Regel am leichteſten dadurch, daß man einen zweiten Bauer neben den erſten ſetzt, ſodaß beider Türen aneinander zu ſtehen kommen, hierauf beide öffnet, ein Pärchen freiwillig in den einen herüberſpaziren läßt und dann beide Käfigtüren verſchließt. Schon Vieillot rät dieſe Maßnahme zur Vermeidung der Winterbruten an, bemerkt aber, gleichſam abmahnend, dazu, daß man dann höchſtens zwei 2 Bruten im Laufe des Sommers erzielen könne. Obſchon dies nicht für alle Arten gilt, iſt Nees doch bedingungsweiſe richtig, in meinen Augen aber kein Nachteil, da es mir zweckmäßiger erſcheint, wenn zwei Bruten in der günſtigen Jahreszeit wirklich groß gezogen werden, als wenn ein Pärchen während der ungünſtigen Jahreszeit aus Mangel an genügender Kerb⸗ ttteernahrung feine ſämtlichen Bruten oder doch den größten Teil derſelben verliert. Be⸗ gnügſame Arten, z. B. Grauaſtrilden und Amaranten brüten auch während der Winter⸗ monate ohne erhebliche Nachteile. Aus den bisherigen Beobachtungen geht hervor, daß ſich verſchiedenartige Aſtrilden paren und Blendlinge erzeugen, von denen einzelne allerliebſte Erſcheinungen ſind. Rey S 480 Prachtfinken. züchtete Baſtarde vom Faſänchen und Grauaſtrild, Freyberg ſolche vom Faſänchen und oe 1 Orangebäckchen, Andere ſolche vom Grauaſtrild und Goldbrüſtchen ꝛc. Ob die Blendlinge 3 auch fruchtbar ſind, weiß ich nicht, habe aber keinen Grund, es zu bezweifeln. Im allgemeinen reichen wir unſeren gefangenen Aſtrilden dieſelben Futterſtoff, u welche ich bei Schilderung der Amadinen angegeben habe. Doch muß man bei jenen mehr als bei dieſen noch in das Auge faſſen, daß ſie, zu Zeiten vorzüglich, Kerbtierfreſſer ſind, wie dies ſchon ihr dünner, zarter Schnabel anzudeuten ſcheint. Es darf ihnen daher niemals an einem mit Ameiſenpuppen reichlich gewürzten Weichfutter mangeln, und müſſen ſie außerdem noch jo viele Mehlwürmer bekommen, als ſie freſſen wollen. Während des Sommers verſorgt man ſie mit anderen Kerbtieren, wie man ſie gerade beſchaffen kann, je mehr ſie davon ver⸗ zehren, um ſo beſſer befinden ſie ſich. Zur Auffütterung der Jungen eignen ſich die Puppen der weiter oben erwähnten kleinen roten und gelben Ameiſen, welche bekanntlich nirgends ſelten ſind und faſt unter jedem Steine gefunden werden, ganz beſonders, und nur in Er⸗ mangelung dieſer vortrefflichen Nahrung darf man zu einem Erſatzfutter, alſo beiſpielsweiſe hart gekochtem, geriebenem, mit aufgequellten Ameiſenpuppen vermiſchtem Eidotter ſchreiten. Ein Kerbtierfutter, welches von den Aſtrilden als größte Leckerei betrachtet, in der Regel auch den Ameiſenpuppen unbedingt vorgezogen wird, ſind, laut Rey, gewöhnliche Käſemaden, welche man faſt jederzeit leicht und in ziemlicher Menge beſchaffen kann. Grünzeug freſſen die Aſtrilden ebenſo gern wie die meiſten Finken überhaupt; auf weiche Knospen ſind ſie förmlich gierig, namentlich wenn man ihnen dieſelben abbricht und zerſchneidet. Ge⸗ quetſchter Hanf darf immer nur in geringer Menge gereicht werden, weil er das Gefieder ſchwärzt und die Vögel außerdem zu fett macht. Heuſchlag und Scheuerngeſäme ſind außer den beiden gewöhnlichen Futterſorten, Hirſe und Glanz, das am beſten zuſagende Körner⸗ futter für alle Aſtrilden. Wer ſich ſeinen Vögeln gegenüber ruhig benimmt und ſie anfänglich in der S. 55 ff.) angegebenen ae behandelt, wird auch Prachtfinken insgemein und Aſtrilden insbeſondere an ſich gewöhnen. Sie werden, namentlich unter der Pflege von Frauen, bald außer⸗ ordentlich zahm, nehmen eine Leckerei aus den Fingern, laſſen ſich zum Aus- und Einfliegen abrichten u. ſ. w. Ihr Vertrauen iſt leicht gewonnen, jedoch auch bald verſcherzt. Hierüber berichtet Rey das Nachſtehende, welches ich zur Vervollſtändigung der Schilderung des Weſens | unſerer Vögel noch anführen will. „In meinem Vogelzimmer hatte ich zum bequemeren Herausfangen der Jungen und etwaiger Störenfriede einen Fangbauer angebracht, in welchem das Körnerfutter ſtand, und deſſen Türe von meinem Zimmer aus durch eine Schnur ge⸗ ſchloſſen werden konnte. Das Zuziehen der Türe verſetzte jedesmal die ganze Bewohnerſchaft des Zimmers in größte Aufregung. Die ganze Schar flog unter Ausrufen der Angſt und des Schreckens wild durch einander, und erſt nach geraumer Zeit legte ſich der Aufruhr ein wenig. Dann waren es immer die Aſtrilden, welche zuerſt ihre Neugier befriedigen und nach der Urſache des Schreckens forſchen wollten. Vorſichtig, die Augen ununterbrochen auf den gefährlichen Bauer gerichtet, den Hals lang geſtreckt und das Gefieder dicht an⸗ gelegt, hüpften fie unter Ausſtoßen des Locktones von einem Zweige zum anderen, mehr und mehr ſich nähernd, aber immer bereit, die Flucht zu ergreifen, ſobald die Türe ſich wieder bewegen ſollte. Es gewährte ein reizendes Bild, dieſe kleine, bunte, muntere Schar, wie ſie ſo mit äußerſter Vorſicht weiter und weiter vordrang. Zuletzt genügte das geringſte Bewegen der Türe, um meine Vögel zu dieſem anmutigen Gebahren zu veranlaſſen, und konnte ich jedem Beſucher die drollige Scene vorführen.“ Dem beginnenden Liebhaber rate ich, ſich zunächſt nur einige Arten der Aſtrilden anzu⸗ ſchaffen, und zwar Faſänchen, Grauaſtrild, Orangebäckchen, Goldbrüſtchen, Amarant und Rotbürzel, weil dieſe zu den genügſamſten Gliedern ihrer Gruppe zählen und dem entſprechend = ö „ EN 1 4 2 1 e 3 e N 7 N l 2 * 9 . ir 9 FRE * 0 . 8 + 4 er Wen * Webervögel: Vihweber. 481 verhältnismäßig die wenigste Mühe mit der Pflege verurſachen. Der Schmetterlingsfink iſt ſchon anſpruchsvoller und gilt deshalb bei Vielen als äußerſt hinfällig, obgleich er dies in Wahrheit ebenſo wenig iſt wie die erſterwähnten. Die übrigen Arten eignen ſich aus dem Grunde nicht für Jedermann, als ſie nur ſelten auf unſeren Markt kommen und deshalb noch ziemlich hoch im Preiſe ſtehen. Für ein Pärchen Grauaſtrilden, Goldbrüſtchen und Amaranten zahlt man ſelten mehr als drei Taler, hier und da, beiſpielsweiſe im Berliner Aquarium, zuweilen noch weniger; ein Pärchen Faſänchen, Orangebäckchen, Tigerfinken, Schmetterlingsfinken kommt zwiſchen 3 ½ bis 4½ Taler, ein Pärchen Rotbürzel zwiſchen vier und fünf Taler zu ſtehen; die übrigen Arten werden im Einklange mit ihrem ſeltenen Vorkommen mit fünf bis acht Taler (das Pärchen) 1 bezahlt. Vihweber. In die Unterfamilie der Weber oder Webervögel mag uns die Sippe der Vihweber (Textor) einführen. Ihre Mitglieder ſind kräftige, gedrungen gebauete Vögel von Staren⸗ größe mit ſtarkem, länglichkegelförmigem, ſeitlich zuſammengedrücktem, auf der Firſte ſanft gebogenem, an der Wurzel aufgeworfenem, an den Schneidenrändern geſchweiftem Schnabel, kleinen, länglichrunden, ſeitlich an der Schnabelwurzel ſtehenden Naſenlöchern, kräftigen, mittelhochläufigen, ſtarkzehigen, grobgeſchuppten, durch derbe, gekrümmte Nägel bewehrten — Füßen, gerundeten, zuſammengelegt ein Drittel des Schwanzes deckenden Flügeln, unter deren Schwingen die vierte oder fünfte die längſte zu ſein pflegt, mittellangem, ſtark ge⸗ rundetem Schwanze und reichem, in beiden Geſchlechtern gleich gefärbtem Gefieder. | 459. Der Alektovogel, Wudfcheref der Abeſſinier, Textor (Dertroides, Alecto, Alectornis) aleeto Temm., (albirostris). — A. B. Tem minck, Pl. col. 446. — Größe des Stares; einfarbig dunkelſchwarz mit mattem Glanze, das Kleingefieder an der Wurzel weiß, welche Färbung bei gewiſſen Stellungen des Vogels hier und da, namentlich ſeitlich, zum Vorſchein kommt; zweite bis fünfte Schwingen außen in der Mitte ſchmal weißlich geſäumt. Iris braun, Schnabel horngelblichweiß, an den Schneiden und an der Spitze bläulich, Füße ſchmuzig grau. — Weibchen etwas kleiner als das Männchen. Der Alektovogel bewohnt Mittelafrika von der Oſt⸗ bis zur Weſtküſte. 460. Der Büffelweber, T. (Bubalornis, Al.) erythrorhynchus, Smith, (niger). — A. B. Smith, III. S. Afr. Zool., Tfl. 64. — Etwas kleiner als der Star; dem Alektovogel ähnlich, der weiße Außen⸗ ſaum der Schwingen breiter; Wurzelhälfte der Innenfahne der . weiß. Iris braun, Schnabel mennigerot, Füße rötlichbraun. — Beim Weibchen Schnabel orangefarben, Füße braun. — Junge Vögel auf Hals und Bruſt weiß gefleckt. Vertritt den Alektovogel im Süden Afrikas. 461. Der Mittelweber, T. intermedius, Cab. — A. B. Finſch und Hartlaub, V. Oft-Afr., S. 385. — Größe und Färbung wie beim Büffelweber, aber die Innenfahne der Schwingen, bis auf einen ſehr beſchränkten bräunlichweißen Wurzelteil, dunkelbraun. Oſtafrika. 5 462. Der Vihweber, m. (au, Dinemellia) Dinemelli, Horsf. (leucocephala) — A. B. Finſch und Hartlaub, V. Oſt⸗Afr., S. 386. — Größe des Stares; Hinterhals und übrige Oberfeite nebſt Unter⸗ e flügeldecken dunkelbraun, Nacken und Unterſeite weiß, obere 1515 untere Schwanzdecken, ſowie ein kleiner Fleck im Flügelbuge feuerrot; Schwingen und Steuerfedern ſchwärzlichbraun, Handſchwingen in der Wurzel⸗ hälfte weiß. Der ſchöne Vogel bewohnt Abeſſinien und as Junere Afrikas. Aus den Beobachtungen, welche Smith, Heuglin und ich geſammelt haben, ſcheint hervorzugehen, daß das Freileben der Vihweber im weſentlichen ſich ähnelt. Sie ſind Strich⸗ oder Wandervögel, welche zu beſtimmten Zeiten, kurz vor dem Frühlinge nemlich, Brehm, gefangene Vögel. I. 31 f 482 Webervögel. | in einer gewiſſen Gegend ankommen, hier brüten und dann wieder verſchwinden. Während der Brutzeit ſiht man ſie in ſtärkeren Trupps oder in kleineren Geſellſchaften, nach der Brutzeit in größeren Schwärmen, immer aber nur in vihreichen Gegenden. Smith bemerkt vom Büffelweber, daß er ihn ſtets in Geſellſchaft der Tiere getroffen habe, deren Namen er trägt. Er hüpfte auf den Büffeln herum wie ein Madenhacker und ernährte ſich vor⸗ zugsweiſe von den Zecken, welche ſich an die Büffel feſtgeſetzt hatten, kam aber auch dann Be: und wann auf den Boden herab, um den Kot dieſer Wiederkäuer zu durchſuchen. Achtſam auf alles was vorgeht, erweiſt er ſeinen Nährtieren außer dem Ableſen gedachter Schmarotzer noch dadurch Dienſte, daß er ſie warnt, wenn etwas verdächtiges ſich zeigt. Den Alektovogel habe ich nicht auf Büffeln oder anderen Rindern geſehen; wohl aber bemerkt Heuglin ausdrücklich, daß auch er in der Art und Weiſe ſeines Verwandten verfährt, und ebenſo ſagt er vom Vihweber, daß er ſich vorzugsweiſe auf Vihweiden mit einzeln Be Bäumen und Gebüſchen aufhalte. Falls wir das vom Alektovogel Beobachtete auf ſeine Verwandte beziehen dürfen, läßt ſich über das Betragen und Weſen der Vihweber ungefähr das Nachſtehende ſagen. Sie gehören unbedingt zu den bemerkenswerteſten Erſcheinungen innerhalb ihrer ganzen Verwandtſchaft, ſind Finken und erinnern doch in mehr als einer Hinſicht an die Droſſeln, zählen zu den Webervögeln und erbauen ſich Neſter, welche mit denen unſerer Elſtern mehr Aehnlichkeit haben als mit den zierlichen Niſtſtätten ihrer Verwandten. Noch mehr unterſcheiden ſie fig iS von den letzteren im Betragen und im Geſchrei. Zu den häufigen Vögeln zählen die Vihweber nicht; ihre Schwärme ſind nicht Ahlrech, weil jeder einzelne eine abgeſonderte Niſtanſidelung bildet und an dieſe ſich bindet. Von hier aus ſchweift die Geſellſchaft über Tag durch die Steppe, dem Vihe folgend, treibt ſich alſo faſt ausſchließlich auf den Weiden umher, miſcht ſich unter Glanzdroſſeln, hüpft mit dieſen nach Starenart umher, beſucht einen oder den anderen ihrer gehörnten Freunde, reinigt ihn von den Schmarotzern, ſammelt ſich wiederum auf einem paſſenden Baume, lärmt und ſchwatzt hier in ſchwer beſchreiblicher Weiſe und fliegt dann zur Anſidelung zurück, welche ſchon von fernher durch das Geſchrei der Vögel die Aufmerkſamkeit des Beobachters auf ſich lenkt. Eines der Männchen beginnt mit lauter Stimme zu ſchreien, ein zweites fällt ein, ein drittes gibt ſeine Töne dazu, und bald lärmt die ganze Geſellſchaft wirr durcheinander, ſodaß man die einzelnen Laute des Ganzen nicht mehr heraushören kann. Nach meinen — Beobachtungen laſſen ſich die ſonderbaren Töne durch die Silben ti, ti, terr, terr, terr, zerr, zäh und gai, gai, zäh; guik, guik, guk, guk und gü, gü, gü, gü, gäh einigermaßen wiedergeben, während das Chorgeſchrei der Geſellſchaft jeder Schilderung ſpottet. Wie bei den Edelwebern, welche ich ſpäter zu ſchildern haben werde, herſcht ein ſehr reges Leben in der Sidelung. Ununterbrochen kommen, ununterbrochen gehen einige von den Vögeln, und ihre Anzahl ſcheint auf den erſten Blick die der Neſter um das Sechs⸗ und Achtfache zu übertreffen, ſo rege iſt das Treiben. Der Alektovogel trägt beim Fliegen die Flügel ſehr hoch, ſchwebt auf größere Strecken, und fein Flug gewinnt dadurch den Anſchein der Leichtigkeit, obgleich die einzelnen Flügelſchläge langſam ſind. Der Lauf iſt raſch und behend, eher droſſel- als finkenartig; das Klettern, überhaupt jede Bae im Gezweige, erinnert an die Gewandtheit der Verwandten. i Nach Heuglin werden die Niſtplätze und wohl auch die Neſter 1 9 Jahre a einander benutzt und in jedem Frühjahre höchſtens etwas ausgebeſſert. Dieſe Angabe ſcheint mir vollkommen richtig zu ſein; denn jedes Neſt iſt ein für die Größe der Vögel wahr⸗ haft gewaltiger Bau von 1 bis 1% m. im Durchmeſſer. Dornige Reiſer und Zweige verſchiedener Mimoſen werden von den Vögeln zwiſchen Aſtgabeln wirr und unordentlich durcheinander gelegt und zuſammen geflochten, ſodaß man beinahe bis in das Innere der N ee a a RR N > W. hal nnen eee, ,, Sn IM 1 NN 5 e iM ER 90 1 j Vihweber. 483 Neſtkammer blicken kann. Von der einen Seite führt ein anfänglich weiter, ſpäter ſich mehr verengender Eingang in das Innere, welches nicht nur einem, ſondern drei bis acht Paren zur gemeinſchaftlichen Brutſtätte dient. Jedes Par erbaut ſich hier, laut Heuglin, wie der Sperling im Storchneſte, ſeine eigentliche Wohnung, und zwar ziemlich tief im Innern. Dieſe, das wirkliche Neſt, iſt kunſtreich mit feinem Graſe, Schmelen, Würzelchen und Wolle ausgekleidet und enthält drei bis vier Eier, ſehr ähnlich gefärbt denen des Hausſperlings, dünn und etwas rauhſchalig, welche auf ſchmuzig weißem, zuweilen grünlich oder olivenbräunlich angehauchtem Grunde mit mehreren olivengrauen und olivenbraunen, unregelmäßigen Flecken und Punkten, namentlich am ſtumpfen Ende, gezeichnet ſind. „Die Jungen mit ihren dicken Köpfen und großen hängenden Bäuchen ſind von widerlichem Anſehen, halbnakt und ſehr gefräßig, wie auch die Alten meiſt viel Unreinigkeit im Gefieder und daher einen unangenehmen Geruch haben.“ Vorſtehende Angaben des genannten Forſchers erklären die außerordentliche Größe der Neſter zur Genüge und laſſen es glaublich erſcheinen, daß letztere mit der Zeit immermehr an Ausdehnung zunehmen: Heuglin bemerkt ausdrücklich, daß er Neſter von fünf bis acht Fuß Länge und drei bis fünf Fuß Breite geſehen habe. Ob unſere Weber mehr als eine Brut im Jahre erziehen, vermag ich nicht zu ſagen. b Die Nahrung aller Vihweber beſteht in Körnern, Beren, kleinen Früchten und Kerb⸗ tieren der verſchiedenſten Art, Käfern, Heuſchrecken und Schmarotzern, welche ſie nicht bloß vom Rücken der Büffel, ſondern auch aus deren Kote hervorleſen. Es hat alſo nicht die geringſte Schwierigkeit, ſie in Gefangenſchaft zu halten, ſcheint aber ſehr ſchwierig zu ſein, ſie zu erlangen. Ich habe bis jetzt bloß den Alektovogel ein einziges Mal in größerer Anzahl auf unſerem Markte gefunden und davon vier Stück erworben, welche noch heute im beſten Wohlſein ſich befinden. Sie bewohnen mit verſchiedenen Glanzdroſſeln einen der Käfige des Fluggebauers im Berliner Aquarium und freſſen dasſelbe Weichfutter wie jene, außerdem aber Körner der verſchiedenſten Art, namentlich Hanf, Hirſe, Glanz, etwas Hafer u. dgl., ſodann Knospen von Zweigen, Kartoffeln und dann und wann etwas von den ihnen gereichten Früchten und Beren, ſcheinen aber im ganzen wenig Anſprüche zu machen, ins⸗ beſondere auf Kerbtiere nicht gerade gierig zu ſein, da ſie nur ausnahmsweiſe herbeikommen, wenn Mehlwürmer vorgeworfen werden. In der Regel halten ſie ſich in der Höhe des Gebauers auf, meiſt ziemlich eng aneinander geſchart auf einem und demſelben Zweige, ohne ſich beſonders bemerklich zu machen. Unſere Vihweber bewieſen mir wiederum, was die neuerdings mehr als zur Genüge g vernommene Redensart gewiſſer ſchreibſeliger Züchter: „Stubenvögel zur Fortpflanzung 2 bringen“, auf fih hat. Länger als zwei Jahre befanden ſich die gefangenen Alektovögel des Berliner Aquarium in ihrem Flugkäfige, ohne daß ſie zum Brüten ſich anſchicken wollten. Sie genoſſen ſelbſtverſtändlich die beſte Pflege, waren ſtets wohl und munter, hatten ſich längſt vollſtändig eingewöhnt, konnten über verſchiedene Bauſtoffe verfügen, 5 ſchleppten auch dann und wann ein Reischen oder Würzelchen hin und her, ließen zuweilen ihr eigentümliches Geſchrei vernehmen, konnten jedoch nicht zum Brüten „gebracht werden“. Erſt im Februar dieſes Jahres (1872) änderte ſich mit einem Male ihr Betragen, ohne daß in ihrer Wartung irgend ein Wechſel ſtattgefunden hatte. Sie nahmen eine wagrechte Stellung an, bogen den Kopf herab und bewegten Flügel und Schwanz in ähnlicher Weiſe wie die zu ſchildernden Edelweber, jedoch langſamer, weniger haſtig oder ſtürmiſch, wie überhaupt ihr Betragen von dem Gebaren der eben genannten durch größere Ruhe und Würde ſich unterſcheidet. Jetzt wurde ihnen der nötigſte Bauſtoff, Beſenreiſich, in genügender Menge vorgeworfen, und augenblicklich gingen ſie ans Werk. Einer begann, der zweite folgte, der dritte ſchloß ſich an, der vierte zögerte länger, wirkte aber ſchließlich ebenfalls mit. Im Umſehen war das Reiſich eines Beſens verbaut, noch an demſelben Tage das eines zweiten, ö ' | 31 * 484 Webervögel. dritten, vierten; nach drei Tagen hatten ſie bereits zehn Beſen verbraucht, anderes, ſtär⸗ keres, mehr veräſteltes Reiſich, welches ihnen ebenfalls gelifert wurde, ungerechnet. Das Neſt, ein mächtiger, nach außen kratzborſtig erſcheinender Bau, türmte ſich binnen wenigen Tagen fußhoch auf, und immer neue Bauſtoffe wurden herbeigefchlenht und in das Wirrfal eingefügt. Dies geſchah keineswegs ohne Ueberlegung, im Gegenteile nach einem vorher feſtgeſtellten Plane und mit entſchiedenem Geſchick. Auf einem Unterbaue von etwa 9 em. Höhe wurde zunächſt die Niſtkammer hergeſtellt und hierbei jedes einzelne Reis äußerſt ſorg⸗ ſam in die rechte Lage gebracht. Ein Vogel baute, der zweite und oft auch ein dritter trugen zu, der vierte ſaß neben und ſpäter auf dem Neſte und bewegte in der angegebenen Weiſe Flügel und Schwanz. Sodann flog dieſer nach unten, fraß in aller Eile einige Brocken, meiſt vom Weichfutter, packte ein Reis mit dem Schnabel, warf es wieder weg, fraß nochmals ein wenig, nahm das Reis von neuem und trug es endlich zum Neſte. Hier angekommen reichte er es dem Bauenden, das Schnittende regelmäßig nach unten und innen gerichtet, indem er es zwiſchen den anderen Reiſern durchſteckte; der Bauende faßte es mit dem Schnabel, zog es ſo weit herein, als ihm erforderlich ſchien, und ordnete es in zuſagender Weiſe. In überraſchend kurzer Zeit entſtand ſo ein laubenartiges Geripp der inneren Kammer; dieſes wurde mehr und mehr gedichtet, und die Niſthöhle, welche etwa 18 em. im Durchmeſſer hält, war bis auf die Auskleidung mit weicheren Stoffen fertig. Faſt gleichzeitig wurde auch auf Verſtärkung der Wände Bedacht und mit ihnen fortſchreitend die lange Flugröhre in Angriff genommen, derart, daß dieſe mit den immer dicker werdenden Wandungen ſich mehr und mehr verlängerte. Welches von beiden Geſchlechtern eigentlich baute, konnte mit Sicherheit nicht Feftgeftefft werden, obgleich wir wohl annehmen durften, daß derjenige Alektovogel, welcher den Auf⸗ bau des Neſtes mit ſo lebhaften Geberden, Flügelſchlägen und Schwanzbreiten, begleitete, ein Männchen ſein müſſe. Aber bald dieſer, bald jener ſaß auf dem Neſte, bald der eine, bald der andere in der Neſtkammer, und alle ſchienen, wenn auch abwechſelnd, gleich eifrig beſchäftigt zu ſein. So ließ ſich wohl vermuten, nicht aber beweiſen, daß die Männchen Zuträger, die Weibchen Verarbeiter der Bauſtoffe ſeien. Das erſte Neſt war binnen zehn Tagen anſcheinend fertig geworden, obſchon eine innere Auskleidung mit weicheren Stoffen nicht ſtattfand. Es entſprach im allgemeinen den Bauten, welche ich in Afrika geſehen hatte, ſah jedoch, dem ſchmiegſameren Reiſich ent⸗ ſprechend, nicht ſo wirr und kratzborſtig aus wie jene. Plötzlich begannen die Alektovögel den eben vollendeten Bau wieder zu zerſtören, indem ſie die Bauſtoffe nach einem zweiten, | höher gelegenen Niſtplatze trugen. Tags darauf bemerkten wir, daß nur ihrer zwei dies ausführten, während die beiden anderen das untere Neſt fortwährend durch friſche Bauſtoffe . wieder ergänzten. Einer von den oben Bauenden nahm auch wohl dem zum unteren Neſte Tragenden das Reiſich, nicht ohne heftigen Widerſtand aus dem Schnabel weg, plärrte ihn wenigſtens an, wenn er mit einer neuen Ladung erſchien. Am vierten April begann das iR Gegenſpiel: die eigenſinnigen Vögel fingen an die Bauſtoffe wieder nach unten zu tragen, 0 anfänglich mehr ſpielend als den Bau wirklich fördernd, ihn durch fleißiges Arbeiten am . oberen Neſte ſogar vernachläſſigend, vom zehnten April an aber mit allen Kräften, alſo gemeinſam weiterführend. Alle vier trugen von oben ab, und nur, wenn der eine oder andere zum Futternapfe herabflog, nahm er von hier ein Reischen mit auf und trug es nach dem unteren Neſte. Dieſes nahm nach und nach einen gewaltigen Umfang an, ganz beſonders von dem Tage ab, an welchem das meiſte Reiſich des oberen Neſtes verbaut worden war. Sechs deutlich ſichtbare Röhren führten in das Innere, an anderen ſchien gearbeitet zu werden. Auch jetzt noch wurden feinere Niſtſtoffe nicht verwendet und unſere Hoffnungen, die Vögel endlich zum Eierlegen ſchreiten zu ſehen, mindeſtens in weitere Ferne gerückt. Ta ee %%ͤX'f; al. TB ß 17 U hi 25 4 5 7 Ar 8 * Wee 5 N 10 Edelweber. 485 | Heute, am 28. April, hat das untere Neſt, zu welchem das Reiſich von fünfundzwanzig Beſen verbraucht worden iſt, eine Höhe von etwas über einen Meter, bei einem Durchmeſſer von ungefähr 50 em. Von dem oberen Neſte iſt bis auf die Grundlage alles Reiſich ab⸗ geholt werden, und noch bemüht ſich dieſer oder jener, ein und das andere Reis von hier ab⸗ zutragen, unbekümmert um die Waldhüttenſperlinge, welche ihr Neſt bereits in den unteren Teil jenes Baues eingefügt haben. Möglicherweiſe beginnt innerhalb der nächſten Tage ein nochmaliger Umbau, möglicherweiſe auch das Eierlegen: hierauf aber zu warten, halte ich jetzt, nachdem ich der Alektovögel halber den Weiterdruck des Werkes um volle acht Wochen verzögert habe, für durchaus unratſam, umſomehr, als ich über das Endergebnis in den Nachträgen noch ausführlich berichten kann und werde. Edelweber. Den Kern der Unterfamilie bildet die Sippe der Edelweber, deren Merkmale folgende ſind: Der Schnabel iſt ebenſo lang oder etwas kürzer als der Kopf, breit an der Wurzel, ſeitlich gegen die Spitze hin zuſammengedrückt, auf der an der Wurzel breiten, flach gerundeten Firſte ſanft nach vorn gebogen, der Schneidenrand gerade, nur in der Nähe der Mundwinkel ſtumpfeckig. Die eirunden Naſenlöcher liegen frei an der Wurzel. Der hochläufige, kräftige Fuß hat verhältnismäßig lange und ſtarke mit tüchtigen, ſcharf gekrümmten Nägeln bewehrte Zehen, deren mittlere dem Laufe an Länge ungefähr gleich kommt. Im Flügel, welcher zusammengelegt etwa ein Drittel des Schwanzes deckt, pflegt die vierte Schwinge die längſte zu ſein. Der Schwanz iſt kurz und ſeicht gerundet. In dem ziemlich reichen, aber glatten Gefieder herſchen Grünlichgelb, Goldgelb, Schwarz und Braun vor. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich regelmäßig durch die Färbung. 463. Der Rieſenweber, Hyphantornis (Ploceus) grandis, Gray, (collaris). — Vergl. Fraſer, Zool. typ., Tfl. 45. — Größe des Stares; Kopf, Kinn und Oberkehle ſchwarz, begrenzt von einem breiten kaſtanienbraunen Bande, welches oberſeits bis an den Mantel reicht, unterſeits bis zur Bruſt ſich herab- zieht, Oberſeite olivengrünlichgelb, die Federn mit undeutlichen ſchmalen dunklen Schaftſtrichen, Bürzel oliven⸗ gelb, Unterſeite nebſt Unterflügeldecken citrongelb, längs der Bruſt⸗ und Bauchſeiten zimmetorange; Schwingen und deren Deckfedern ſchwarz mit ſchmalen olivengrüngelben Außenſäumen und breiten olivenfahlgelben Innen⸗ rändern, größte Oberflügeldecken mit breiten gelben Enden; Schwanzfedern olivenbraun, außen grüngelb geſäumt. — Weibchen oberſeits olivenbraun mit olivengrünfahlen Federſäumen, hinterſte Armſchwingen und deren Deckfedern außen, größte Oberflügeldeckfedern am Ende gelblichweiß, ein ſchmaler Augenſtrich, Backen und Halsfeiten roſtiſabell, Kropfmitte lebhafter, Kinn und Kehle gelblichweiß, übrige Unterteile iſabellweißlich, die Seiten iſabellbräunlich; Oberſchnabel dunkelbraun, Unterſchnabel hell hornbräunlich. Die Inſel St. Thome iſt die ausſchließliche Heimat dieſes größten aller Edelweber. 464. Der Goldweber, H. (L., Coccothr., Oriolus, Fr., Ploc., Text.) melanocephalus, Gml., (gambiensis, textor, longirostris, senegalensis, modestus, magnirostris). — A. B. Hartlaub, W. Afr., S. 124. — Größe des Steinſperlings, aber geſtreckter gebaut; Kopf, Kinn, Kehle und ein von hier ſchneppen⸗ artig nach der Bruſt ſich herabziehender Streifen ſchwarz, Nacken und Hinterhals ſowie ein den ſchwarzen Kehlfleck umgrenzendes ſchmales Band dunkel kaſtanienbraun, Oberſeite gelb, ein Schulterſtreifen jederſeits, welcher bis zur Mitte des Rückens verläuft, ſchwarz, Unterſeite und Unterflügeldecken hochgelb, ſeitlich zimmet⸗ orangebräunlich; Schwingen dunkel olivenbraun, außen ſchmal olivengelb geſäumt, innen breit ſchwefelgelb, hintere Armſchwingen und deren Deckfedern breiter lebhaft gelb gerandet, die Oberflügeldecken ebenſo am Ende geſäumt; Schwanzfedern matt olivengelbbräunlich, innen, wie die Schwingen, breit ſchwefelgelb ge- randet. Iris hell karminrot, Schnabel ſchwarz, Füße rötlich fleiſchfarben. — Weibchen oberſeits olivengrün, die Federn des Oberkopfes, Mantels und der Schultern mit olivenbraunen Schäften, Augenbrauenſtreifen, Kopfſeiten und Unterteile gelb, größte Oberflügeldecken mit gelbem Ende, wodurch eine breite Querbinde entſteht; Schwingen und deren Deckfedern dunkel olivenbraun, außen olivengelb geſäumt, Schnabel dunkel⸗ braun. — Männchen im Winterkleide wie das Weibchen. — Junge Vögel der Mutter ähnlich, aber mehr graugrün. 486 4 Webervögel. Der Goldweber, eine der häufigſten Arten des mittleren Weſtafrikas, verbreitet ſich von hier aus durch das | Innere bis Nordoſtafrika. Von der Weſtküſte wird er häufiger als jeder feiner Verwandten zu uns gebracht. 465. Der Maskenweber, H. (L., Pl., T.) abyssinicus, Gml., (larvatus, flavoviridis). Dr, Finſchund Hartlaub, O. Afr., S. 388. — Größe und allgemeine Färbung wie beim Goldweber; das Schwarz des Kopfes reicht jedoch bloß bis zu dem kaſtanienbraunen Hinterkopfe; Schultern, Nacken und Hinterhals ſind goldgelb wie die Unterſeite. Iris hellgelb, Schnabel ſchwarz, Füße rötlich. — Weibchen und Männchen im Winterkleide ähneln denen des Goldwebers ſo auffallend, daß es ſchwierig iſt, ſichere Unterſcheidungs⸗ kennzeichen anzugeben. Vertritt den vorhergehenden in Nordoſt- und Oſtafrika. 466. Der Halsbandweber, H. (Pl.) einetus, Cass. (collaris). — A. B. Caffin, Proc. Acad. Phil., 1859, S. 133. — Kleiner als die beiden Vorhergehenden, ihnen ähnlich; Nacken und Schultern nebſt Hinterhals ſchwarz mit ſehr ſchmalen, undeutlichen, kaſtanienbraunen Endſäumen, das Schwarz des Kehl⸗ ſtreifens, welcher die Breite des ganzen Kropfes einnimmt, dunkel kaſtanienbraun begrenzt, Federn des Mantels und der Schultern gelb, mit teilweiſe ſichtbarer ſchwarzer Wurzel. — Das Weibchen ähnelt dem des Gold⸗ und Maskenwebers, unterſcheidet ſich aber durch die geringere Größe. Der Halsbandweber bewohnt die Gubanländer und iſt bis jetzt wahrſcheinlich noch nicht lebend zu uns 8 gebracht worden. 467. Der Schleierweber, H. (Pl., Ploceolus) velatus, Vieill., (aureicapillus, nigrifrons, aethiops). — A. B. Reichenbach, Singv., S. 78. — Größe des Goldwebers; Stirn bis zum Auge, Zügel, Kopffeiten, Kinn und Oberkehle ſchwarz, Oberkopf, Halsſeiten und Unterſeite hoch citrongelb, Hinterhals und übrige Oberſeite olivengrünlichgelb mit undeutlichen dunkleren Schaftſtrichen, Oberſchwanzdecken reiner gelb; Schwingen und deren Deckfedern dunkel olivenbraun, außen olivengoldfahl geſäumt, innen breit blaſsgelb gerandet, größte Oberdeckfedern mit fahlweißen Enden, eine Querbinde bildend, Unterflügeldecken fahl olivenbraun; Schwanzfedern olivengelbbräunlich mit ſchmalen olivengelben Yußenfäunmen. Iris?, Schnabel ſchwarz, Füße rötlich. — Dem Weibchen fehlt die ſchwarze Geſichtsmaske, und der Oberkopf iſt grünlich wie der Rücken. Der Schleierweber ſtammt ebenfalls aus Weſtafrika, findet ſich aber auch in gewiſſen Gebieten des Südens. 5 468. Der Safranweber, H. (Fr., Pl., Ploceol. Hyphanturgus, Sitagra) Iuteolus, Licht., (perso- natus, Mülleri, melanotis, chrysomelas). — A. B. Heuglin, Orn. N. O. Afr., S. 565. — Größe des Stiglitz; Kopf bis zur Scheitelmitte, Kopfſeiten und ein länglichrunder Kinn⸗ und Kehlfleck ſchwarz, Hinterkopf, Halsſeiten und die Unterteile hochgelb, am dunkelſten nächſt den Grenzen der ſchwarzen Farbe, Hinterhals und übrige Oberſeite olivengelbgrün; Schwingen und deren Deckfedern dunkel olivenbraun, außen und am Ende olivengrüngelb, innen blaſsgelb geſäumt; Schwanzfedern olivenbräunlich, ebenſo ge⸗ ſäumt wie die Schwingen. Iris rot, Schnabel ſchwarz, Füße rötlichbraun. — Weibchen ohne Schwarz am Kopfe. Der kleine zierliche Vogel verbreitet ſich vom Weſten an bis nach dem Nordoſten 5 9 und gelangt auch nicht allzu ſelten in unſere Käfige. 469. Der Gilbweber, H. (Pl., T.) galbula, Rppll. — A. B. Finſch und Hartlaub, O. Afr., S. 398. — Größe des Sperlings; Stirn bis zum vorderen Augenrande, Zügel, Kopfſeiten und Kinn ka⸗ ſtanienrotbraun, Oberkopf, Hals und Unterſeite gelb, Oberſeite olivengelb, lebhafter auf dem Bürzel; Schwingen und deren Deckfedern olivenbraun, außen olivengelb geſäumt, innen, namentlich gegen die Wurzel zu, breiter ſchwefelgelb gerandet, größte Oberflügeldecken braun mit breiten gelben Enden, welche eine Quer⸗ binde bilden; Schwanzfedern bräunlich olivengelb, außen und am Ende olivengelb geſäumt. Iris rotbraun, Schnabel ſchwarz, Füße fleiſchrötlich. — Weibchen oberſeits olivengrünlichgrau mit dunklen Schaftflecken auf Mantel und Schultern, Augenſtreifen, Kopfſeiten und Unterteile blaſsgelb, Bauch und Aftergegend ins Weißliche; Schwingen dunkelbraun, außen olivengelb geſäumt, Schnabel und Füße blase Die Art bewohnt den Nordoſten und Oſten Afrikas. 470. Der Feinweber, H. (Fr., Pl., T., Ploceol., Xanthophilus) vitellinus, Licht., (ruficeps, sublarvatus, auranticeps, chrysopygos, flavomarginatus, sulfureus). — A. B. Finſch und Hartlaub, O. Afr., S. 395. — Größe des Sperlings; Stirnrand, Backen bis hinters Auge, Kinn und Kehle ſchwarz⸗ bräunlich, orange umgrenzt, Hinterkopf und Unterſeite hochdottergelb, Unterflügeldecken gelb, Oberſeite gelb, ſchwach olivengrün verwaſchen, die Federn mit ſchmalen dunklen Schaftſtrichen, Bürzel und Oberſchwanz⸗ decken hochgelb; Schwingen ſchwarzbraun, außen ſchmal, innen breiter gelb gerandet, größte Oberflügeldecken mit breiten gelben Enden, wodurch eine Querbinde entſteht; Schwanzfedern bräunlich olivengelb, innen gelb geſäumt. Iris rot, Schnabel ſchwarz, Füße rötlichgelb. — Dem Weibchen mangelt das Schwarz am 1 . ds Zul ne a a 98 N Edelweber. 487 | Kopfe, Zügel und Backen me hochgelb wie die Unterſeite. — Dieſelbe Tracht haben die Männchen im Winterkleide. Der Feinweber verbreitet ſich über ganz Mittelafrika, von der Weſt⸗ bis zur Oſtküſte. 471. Der Goldſcheitelweber, H. (Pl.) spilonotus, Vig., (stictonotus, flaviceps, cyclospilus). — Vergl. Smith, III. S. Afr. Zool., Tfl. 66. — Größe des Goldwebers; hochgelb, Mantel- und Schulter- federn an der Wurzel ſchwarz, dieſe Teile daher, weil die dunkle Farbe ſichtbar iſt, ſchwarz gefleckt, Zügel, Kopfſeiten, Ohrgegend, Kinn und ein ſpitzwinkelig auslaufender Kehlfleck ſchwarz; Schwingen und deren Deck— federn dunkel olivenbraun, außen olivengelbfahl geſäumt, innen breit blaſsgelb gerandet, größte Oberdeckfedern mit gelbem Endrande, wodurch eine Querbinde gebildet wird; Schwanzfedern olivenbräunlich mit ſchmalen olivengrüngelben Außenſäumen. Iris rot, Schnabel hornſchwarz, Füße rötlichbraun. — Weibchen unbekannt. Dier Südoſten Afrikas iſt die Heimat dieſes Vogels. 4472. Der Schwarzkopfweber, H. nigriceps, Layard. — A. B. Finſch und Hartlaub, O. Afr., S. 392. — Größe und Färbung wie beim Goldſcheitelweber, aber der ganze Kopf und die obere Nacken⸗ gegend ſchwarz. — Das Weibchen ähnelt dem des Maskenwebers außerordentlich, unterſcheidet ſich aber durch geringere Größe und den minder aufgetriebenen Schnabel. Der Vogel bewohnt Südoſt⸗ und Oſtafrika, auch die Inſel Sanſibar. 473. Der Brillenweber, H. (Pl., Hyphanturgus) ocularius, Smith, br b flavigula). — A. B. Finſch und Hartlaub, O. Afr., S. 397. — Größe des Sperlings; hefe Flügel und Schwanz olivengelbgrün, Oberkopf und Kopfſeiten bräunlichorange, Kropf blaſſer, übrige Unterſeite und Unterflügel- decken lebhaft gummiguttgelb, Strich vom Naſenloch durchs Auge bis auf die Schläfe, Kinn und Kehle ſchwarz; Schwingen dunkel olivenbraun mit olivengelbgrünen Außenſäumen und blafsgelben Innenrändern; Schwanzfedern olivengelbgrün. Iris rotgelb, Schnabel ſchwarz, Füße fahlbraun. — Weibchen dem Männchen ähnlich, der Oberkopf olivengrün, Augenbrauenſtreifen und Backen gelb wie die Unterſeite. Der Vogel verbreitet ſich über den Weſten, einzelne Teile des Südens und den Oſten Afrikas. 474. Der Prinzenweber, H. (Symplectes) princeps, Bp. — B. B. Har tlaub, W. Afr., S. 134. — Etwas größer als der Goldweber; Oberkopf, Nacken und Halsſeiten lebhaft orangezimmetrötlich, ein ſchmaler Strich über den dunklen Zügel, Kopfſeiten und Unterteile nebſt Unterflügeldecken hoch citrongelb, Oberſeite olivengelbgrün mit verwaſchenen, undeutlichen, dunklen Schaftſtrichelchen; Schwingen und deren Deckfedern braunſchwarz, außen ſchmal olivengelb, innen breiter blaſsgelb geſäumt, größte Oberflügeldecken braun⸗ ſchwarz mit breitem, gelbem Ende, eine Querbinde bildend; Schwanzfedern olivengelbbräunlich mit gelben verwaſchenen Außenſäumen. Iris blaſsgelb, Schnabel dunkelbraun, an der Spitzenhälfte ins Horngraue, Füße hell rötlichbraun. — Weibchen: Ober⸗ und Hinterkopf olivengrüngelb, ſchmaler Augenſtreifen, Kopfſeiten, Kinn, Kehle und Bruſt gelb, übrige Unterteile weiß, auf den Schenkelſeiten bräunlich, Schnabel blass horn⸗ bräunlich mit dunklem Firſtenrücken. Der in unſeren Muſeen ſeltene Vogel lebt auf den Prinzeninſeln und wird dort in Gefangenſchaft gehalten. 475. Der Kapweber, H. (Pl., Or., Icterus, e 1 Hahn, (capensis, cafer, auri- frons, ieterocephalus). — Vergl. Smith, III. S. Afr. Zool., Tfl. 66. — Größe des Schneefinken; Ober⸗ ſeite grünlich olivengelb, Bürzel lebhafter gelb, Mantel und Schulterfedern mit bräunlich verwaſchener Schaftmitte, Vorderkopf, Backen, Kinn und Kehle ſafranorangefarben, Hinterkopf, Halsſeiten und Hinter⸗ ſeite lebhaft gummiguttgelb; Schwingen und deren Deckfedern dunkel olivenbraun, außen gelbfahl geſäumt, größte Oberflügeldecken mit gelben Enden, wodurch eine Querbinde entſteht, Unterflügeldecken olivenbräunlich; Schwanzfedern grünlich olivenbraun, mit ſchmalen olivengelben Außenſäumen. Iris hellrot, Schnabel ſchwarz, Fioüße hellbräunlich. — Weibchen oberſeits bräunlich olivengrün, Backen und Unterſeite hellgelb, Bauchmitte faſt weiß, Seiten olivenfarben verwaſchen, Oberſchnabel hornbraun, Unterſchnabel horngelb. Eine der gewöhnlichſten a le auch im Weſten und Nordoſten vorkommend, nicht allzu ſelten in unſeren Käfigen. 476. Der Goldgilbweber, H. (Pl., T.) aureoflavus, Smith, (aurea, concolor, subaureus, au- rantius). — A. B. Finſch und Hartlaub, O. Ar. S. 400. — Größe des Feldſperlings; Kopf, Kinn und Kehle dottergelb, übrige Unterſeite gummiguttgelb, Oberſeite olivengelb, zumal auf dem Mantel; Schwingen und Deckfedern blaſs olivenbraun mit gelben Außenrändern, erſtere innen breit gelb gerandet. Iris rotbraun, Schnabel ſchwarz, Füße horngelb. — Weibchen oberſeits olivengelbgrün, auf Mantel und Schultern mit verwaſchenen dunklen Schaftſtrichen; Kopfſeite wie die Unterteile gelb, Oberſchnabel dunkel ⸗, Unterſchnabel hellbraun. a a und Sanſibar, ae auch der Weſten Afrikas, bilden die Heimat dieſes Vogels. VE ET Aa T F . 8 . 8 e . REN ; 98 VVV » 5 * Te Pr — ” 1 Sf 488 Webervögel. 477. Der Fuchsweber, H. (Pl., T.) eastaneofuseus, Less. — A. B. Hartlaub, W. Afr., ©. 12663 7 Größe des Goldwebers; ſchwarz, Mantel, Schultern, Bürzel, Bauch, After und Unterſchwanzdecken ka⸗ ſtanienbraun, die Schulterfedern mit teilweiſe ſichtbarer ſchwarzer Wurzel; Schwingen und Schwanzfedern braunſchwarz. Iris hellgelb, Schnabel hornſchwarz, Füße düſter rotbraun. — Weibchen dem des Gold⸗ webers ähnlich, jedoch viel dunkler, anſtatt grün matt bräunlich gefärbt, gelbäugig. | Der Vogel ſtammt aus Weſtafrika und gehört in unſeren Käfigen zu den häufigeren Arten. Bert Unter den Charaktervögeln Afrikas und Südaſiens nehmen die Edelweber eine der erſten Stellen ein. Wie kein anderer Vogel gleicher Größe beleben ſie die Gegend, und ihre Neſter ſind es, welche der Landſchaft ein gewiſſes Gepräge verleihen, auch wenn ſie ſelbſt nicht vorhanden, ſondern einem anderen Gaue zugezogen ſein ſollten. Jedem Reiſenden, welcher ihr Gebiet betritt, fallen die mit den im Winde ſchaukelnden Neſtern bedeckten Bäume auf, und jeder wird in kürzeſter Friſt ihre Bekanntſchaft machen. Aus Heuglins und meinen Beobachtungen ſcheint hervorzugehen, daß die Edelweber zu denjenigen Arten ihrer Ordnung zählen, welche einen ziemlich regelmäßigen Zug haben, alſo aus gewiſſen Gegenden zu beſtimmten Zeiten verſchwinden und zu beſtimmten Zeiten wiederkehren. Ob ihre Reiſen auch in einer alljährlich ſich gleich bleibenden Richtung geſchehen, ob ſie beim Gehen und Kommen mehr oder weniger dieſelbe Straße einhalten, wie unſere Zugvögel dies tun, iſt zur Zeit noch fraglich. Meines Erachtens nach wird man ſie zu den Wander- und Strichvögeln zu zählen haben, welche, vom Nahrungsmangel getrieben und von der Luſt, ihren Wohnſitz zu verändern, bewogen, nur während der Brutzeit an einer beſtimmten Oertlichkeit ſich aufhalten, übrigens aber im Lande umherſchweifen. Faſt alle Arten ſind in hohem Grade geſellige Vögel und leben daher ſtets in mehr oder minder zahlreichen Flügen zuſammen, während der Brutzeit in ſolchen, welche im Verhältnis zum Niſtbaume ſtehen, der doch immer nur eine gewiſſe Anzahl von Neſtern aufnehmen kann. Nach der Brutzeit vereinigen ſie ſich oft in unzählbare Schwärme, welche Wolken bilden, wenn ſie im dichten Gedränge dahin fliegen, und ein unbeſchreibliches Gewimmel, wenn ſie im Buſchwerk oder Röhricht, im Graswalde oder in Getreidefeldern ſich niederlaſſen, um ihre Nahrung zu ſuchen. Wie leicht erklärlich, richten ſie ihre Wanderungen oder Streifereien nach den Jahreszeiten der betreffenden Länder und Gegenden, in denen ſie leben: ſie erſcheinen kurz vor der Regenzeit, welche den Frühling bringt über das durſtige Land, nach meinen Beobachtungen ebenſo wie unſere Zugvögel, nicht in großen Flügen nemlich, ſondern eher parweiſe oder doch nur in kleinen Geſellſchaften, ſammeln ſich aber auf dem bereits benutzten Niſtbaume oder einem anderen, welcher ihren Anforderungen entſpricht, zu einer mehr oder minder ſtarken Niſtgeſellſchaft an und bevölkern ſomit die Anſidelung bald in zahlreicher Menge. Nach dem erſten Regen, welcher der verbrannten Erde zaubergleich ihr üppiges Frühlingskleid ſchafft und mit einer uns ungeahnten Schnelligkeit die Knospen der winter⸗ dürren Bäume ſprengt oder einen Grasteppich breitet über das verdurſtete Land, ihnen alſo zu den nötigen Niſtſtoffen verhilft, beginnen ſie mit dem Bau ihrer Neſter, arbeiten un⸗ unterbrochen Tag für Tag, vom Morgen bis zum Abend, und haben ſo in überraſchend kurzer Zeit die Brutwiege vollendet, niſten, füttern die erſte, die zweite Brut groß, noch ehe die Wirkung der belebenden Regen vorüber iſt, verlaſſen ſodann faſt urplötzlich den Niſt⸗ baum, begeben ſich auf die Wanderung, legen während derſelben ihr Winterkleid, in der Fremde nur wenige Wochen ſpäter das Hochzeitskleid an und kehren mit dieſem ges im nächſten Frühlinge zur altgewohnten Stelle zurück. Alle mir bekannten Edelweber ſind kräftige, gewandte, bewegungsluſtige, muntere und unruhige Geſellen. Ihr ganzes Weſen, jede ihrer Bewegungen, ihre Stimmlaute, ihr Ge⸗ baren unter ſich und anderen Vögeln gegenüber bekundet in unverkennbarer Weiſe haſtige Tatkraft oder tatkräftige Haſt. Nur ſo lange ſie ſchlafen, ſitzen ſie ruhig auf einer und der⸗ Edelweber. 489 ſelben Stelle, während der übrigen Zeit ſind ſie ununterbrochen in Bewegung und ſelbſt wenn ſie raſten, noch keineswegs ruhig, ja ſogar während ſie arbeiten, bewegen ſie in uns vollkommen unnütz erſcheinender Weiſe zitternd oder ſchwirrend ihre Flügel. Auf dem Boden hüpfen ſie nach Art anderer Finken mit ziemlich weiten, keineswegs ungeſchickten Sprüngen umher; im Gezweige bewegen ſie ſich mit einer Fertigkeit, welche man den gedrungen ge⸗ baueten, etwas plump erſcheinenden Vögeln gewiſs nicht zutrauen möchte, ſchlüpfen und laufen, hüpfen und klettern mit der Sicherheit der Kreuzſchnäbel oder Zeiſige und der Haſt der Meiſen; im Fluge ſtürmen fie unter raſchen, kräftigen Flügelſchlägen gleichmäßig ſchnell dahin, nur vor dem Niederſetzen anmutige Schwenkungen ausführend, gleichſam als wollten ſie zeigen, daß ſie auch dieſer Art der Bewegung vollkommen Meiſter ſind. Ihre Stimme iſt ein mit Worten nicht zu ſchilderndes, ſchnarrendes und ziſchendes Zirpen, ein Zwitſchern und Spinnen, beſtehend aus wenigen, wirr durcheinander geworfenen Lauten, ſodaß ihr Geſang ein im höchſten Grade eigentümlich verſchnörkeltes Tonſtück bildet und man eigentlich nur das gedehnte Schnarren der Endſtrophe deutlich heraus hören kann. Dabei wird dieſes abſonderliche Lied mit den lebhafteſten Flügelſchlägen begleitet und ſo eifrig vorgetragen, als müſſe der innewohnenden nicht zu ſtillenden Unruhe auch jetzt noch Ausdruck gegeben werden, als gelte es, mit der Nachtigall zu wetteifern. Anderen Vögeln gegenüber gleichgiltig, unter Umſtänden auch wohl übermütig, ein wenig herſch- und ſtreitſüchtig, leben alle Edelweber unter ſich, d. h. die Mitglieder einer und derſelben Art, unter einander in leidlichem Frieden, obſchon Händel und Zänkereien zwiſchen den nach gleichem Ziele ſtrebenden Männchen keineswegs ausgeſchloſſen find, Wenn aber auch einmal zwei Männchen ſich zanken, mit einander kämpfen und von der Höhe des Neſtes herab zum Boden wirbeln, bieten ſie doch ſelten den widerwärtigen Anblick der un⸗ unterbrochen in Fehde liegenden Sperlinge oder anderer kampffüchtigen Körnerfreſſer und ſtören nur ſehr vorübergehend die Eintracht, welche unter den Gliedern einer Sidelung ob- waltet und obwalten muß. Eine ſolche Anſidelung gewährt unter allen Umſtänden ein anziehendes Schauſpiel, das feſſelndſte ſelbſtverſtändlich, während ſie bevölkert iſt. Die verlaſſen im Winde ſchaukelnden Neſter, welche nach der Regenzeit noch an den entblätterten Zweigen hängen und den Stürmen monatelang Trotz bieten, erfüllen den Neuling mit Verwunderung, die bauenden, brütenden, ſingenden, ihre unverwüſtliche Geſchäftigkeit kundgebenden Edelweber ihn mit un⸗ ſäglichem Behagen, ja mit förmlichem Entzücken. Ein Webervogelneſt allein an einem Baume iſt eine Seltenheit, obſchon es gefunden werden kann in Gegenden, welche an den Grenzen des Verbreitungsgebietes einer gewiſſen Art liegen; in der Regel ſiht man zwanzig, dreißig, unter Umſtänden noch weit mehr ſolcher ſchaukelnden Niſtgebäude auf einem und denſelben Baume, und je länger das Zuſammenſein der Vögel währt, um ſo mehr Neſter entſtehen, obgleich während der Brutzeit ſelbſt auch wiederum einzelne verſchwinden, nemlich eingeriſſen werden durch die baueifrigen Webekünſtler ſelbſt. Es geht zu wie in einem Bienenſchwarme: dieſen Vergleich, welchen ich ſchon früher gebraucht habe, muß ich auch hier wiederholen, wieil ich keinen treffenderen zu finden weiß. Dieſe kommen, jene gehen, die einen ſitzen auf den Zweigen, die anderen arbeiten am Neſie, einzelne ſchlüpfen ein, manche ſchauen mit dem Kopfe aus dem Eingange heraus, alle aber, ohne jegliche Ausnahme, ſind in ununter⸗ brochener Tätigkeit. Selbſt das Singen geſchiht mit einer gewiſſen Haſt. Kein einziges Männchen ſcheint Zeit zu haben, ſein Lied zu beenden; aber jedes ſingt oder richtiger pfeift, ziſcht, ſchnarrt und ſchnalzt mit ie geöffnetem e, als der anderweitige Gebrauch desſelben beim Bauen es eben zuläßt. Sind erſt einige Neſter vorhanden und in dieſen die Jungen aus den Eiern geſchlüpft, ſo geben auch ſie ihre Stimmen zum beſten, und der Lioerm wird noch wirrer und eigentümlicher. Die erſte Brut ſchlüpft aus, fühlt ſich aber 490 ̃ Webervögel. durchaus nicht ſelbſtändig genug, die Sidelung endgiltig zu verlaſſen, treibt ſich in einem kleinen Kreiſe umher und kehrt immer und immer wieder zum Niſtbaume zurück, ſchreit jedes Weibchen, welches ſich zeigt, um Futter an und trägt nun ihrerſeits noch weſentlich dazu bei, das Getreibe zu vermehren. Lange bevor, ehe ſie zum Ausfliegen reif war, hatte das Männchen bereits mit dem Baue des zweiten Neſtes begonnen oder aber das Weibchen das von dem Männchen inzwiſchen errichtete Neſt in Beſitz genommen, und ſo kommt es, daß ſchon wenige Tage nach dem Selbſtändigwerden der erſten die zweite Brut folgt. Iſt nun auch dieſe flügge geworden, ſo verläßt die Menge der Anſidler den Niſtbaum, ſchwärmt anfänglich in einem kleinen Gebiete umher, kehrt noch zuweilen zu den Neſtern zurück, um diejenigen ihrer Mitglieder, welche ſich in der Brut verſpätet haben, zu beſuchen, und tritt erſt, wenn auch dieſe reiſefertig geworden ſind, den Strich und endlich die Wanderung an. Bei allen Edelwebern, deren Leben und Treiben ich in der Freiheit oder Gefangen⸗ ſchaft beobachten konnte, bauen nur die Männchen, nicht die Weibchen. Letztere übernehmen auch nicht einmal die jenen ſonſt zuſtehende Rolle der Handlanger und Helfer, bekümmern ſich überhaupt anſcheinend nur wenig um den Bau und kommen höchſtens zuweilen an das Neſt, um es von allen Seiten zu betrachten. Man möchte geneigt ſein zu glauben, daß dieſe Vögel gar nicht in geſchloſſener Ehe, ſondern in Vielehigkeit leben, daß dasſelbe Männchen für ein beliebiges Weibchen arbeitet und dieſes mit einem beliebigen Männchen in die engſte Verbindung tritt. Von gegenſeitigen Liebesbeweiſen bemerkt man nichts; die Werbung ſcheint ebenſo allgemein zu fein als die Gewährung. Inwieweit dieſer Anſchein begründet iſt, vermag ich beim beſten Willen nicht zu ſagen, auch jetzt, nachdem ich die Vögel jahrelang in Gefangenſchaft beobachten konnte, noch nicht, weil das Einzelleben in dem Treiben der Geſamtheit vollkommen aufgeht, richtiger vielleicht, nicht erſichtlich zur Geltung kommt. Ich nehme deshalb zur Ehre der Edelweber an, daß der Schein trügt und das eben Geſagte als ſchnöder Verdacht bezeichnet werden darf. Denn zuweilen, namentlich während des Schlafens, ſiht man doch ein Männchen und ein Weibchen dicht neben einander ſitzen und darf in den beiden ein treuverbundenes Par vermuten. Der Bau eines Neſtes ſelbſt, ſo kunſtreich er auch iſt, geſchiht in auffallend kurzer ü Zeit. Die Männchen ſind während der Brutzeit geradezu unermüdlich, von der Wichtigkeit ihrer Tätigkeit ſcheinbar tief durchdrungen, gleichgiltig gegen alles übrige und wahrhaft fieberiſch aufgeregt. Das Grasblatt oder der Halm wird eilfertig gebrochen oder beziehentlich aufgenommen, ſchleunigſt zum Neſte gebracht und hier unter beſtändigen Flügelſchlägen und, ſoviel zuläſſig, unter fortwährendem Geſange ſachgemäß verwebt, ein neuer geholt, haſtig verarbeitet, ein dritter herbei getragen ꝛc. So geht es ununterbrochen fort vom erſten Morgenlichte bis gegen die Mittagszeit und von den mittleren Nachmittagsſtunden an bis zu Sonnenuntergang, ſodaß der Vogel inzwiſchen kaum Zeit findet, ein par Bröckchen zu ſich zu nehmen. Fehlt es an den nötigen Bauſtoffen, ſo betätigt ſich die Arbeitsſucht an bereits errichteten Gebäuden. Ohne Beſinnen wird ein ſchon halbfertiges Neſt wieder aus⸗ einander gezerrt und zerſtört, weshalb man denn auch, unter dem Baume ebenſo wohl wie im Käfige, ſtets eine gewiſſe Anzahl herabgeworfener Neſter findet. So haſtig dieſe fleißigſten aller Baumeiſter aber auch arbeiten, ſo verlieren ſie doch äußerſt ſelten die Sicherheit des Baues aus dem Auge. Sie beginnen in durchaus ſachgemäßer Weiſe mit der Grundlegung, benutzen ſehr geſchickt jeden ſich ihnen bietenden Vorteil und führen den Bau in regelrechter Weiſe zu Ende. Auf den Niſtbäumen werden die zäheſten, biegſamſten Zweige, vor allen diejenigen, welche einzeln, d. h. ziemlich weit von den anderen entfernt ſtehen und wo⸗ möglich über das Waſſer, nach Heuglin auch im Schatten hängen, ſtets zuerſt in Beſitz genommen, hierauf aber auch noch andere, minder paſſende, aber doch noch immer zuträgliche benutzt, im Käfige oft zwei ſchwanke Gerten erſt zuſammengewebt, bevor ſie das Neſt zu Edelweber. | 49] tragen bekommen, unzweifelhaft deshalb, weil fie dem Baukünſtler noch nicht genügend feſt erſchienen. Nachdem die betreffende Stelle am Zweige ſelbſt, am liebſten eine Gabelung, unter anſcheinend ſehr ſorgfältiger Erwägung erwählt worden, beginnt das bauende Männchen die erſten Halme zu verweben. Das geſchiht in der Regel ſo, daß von einem Zweige der Gabel zum anderen in einer gewiſſen Entfernung von der Gabelung eine Brücke aus Halmen geſpannt wird, um die Anſatzpunkte für das Hängeneſt zu vermehren. Iſt erſt eine ſolche Grundlage hergeſtellt worden, ſo heftet der Vogel längere Halmen an dem einen Punkte feſt, packt das zweite Ende ſo, daß die Mitte in einer der Größe des Neſtes entſprechenden Biegung nach unten ſich wölbt, und befeſtigt es ebenſo wie das erſte. Ein zweiter Halm wird ſo gelegt, daß er ſich mit dem erſten mehr oder minder rechtwinkelig kreuzt, ein dritter, vierter, zehnter hilft das luftige Rippenwerk vermehren und dichten. Vleon nun an ſchreitet der Bau mit großer Schnelligkeit und Regelmäßigkeit weiter fort, indem fortan kürzere Halmen zwiſchen die erſteren gewebt werden. Der Ausdruck „weben“ iſt übrigens, wie ich bemerken will, nur teilweiſe richtig; ebenſo gut könnte man die Arbeit ein Einſticken nennen. Der zur Dichtung der Neſtwände dienende Halm wird mit ſeinen dünnen Enden zwiſchen den bereits verbauten durchgeſteckt, ſowie die Stickerin die Nadel durch das Gewebe ſticht, hierauf von innen oder außen gepackt, bis zu einer beſtimmten Stelle durch⸗ gezogen, von neuem durchgeſteckt und ſo in den allerverſchiedenſten Biegungen und Knitter⸗ ungen zur Verſtärkung der Wand aufgebraucht. Je weiter der Bau vorſchreitet, um ſo ſchwieriger wird es für den Vogel, einen Halm zu verbauen, um ſo größere Feſtigung gewährt dieſer aber auch dem ganzen Gebäude. Als Regel ſcheint zu gelten, daß die Edelweber ſtets den oberen Teil des Neſtes zuerſt, den unteren dagegen ſpäter ausbauen und die Flugröhre zu allerletzt einſetzen; doch werden hier wie immer Abweichungen bemerklich. Bis zur Fertigſtellung des Neſtes beteiligt ſich das Weibchen nicht am Bauen; nachdem jenes aber ſoweit vollendet worden, daß es im weſentlichen ſeine Geſtalt zeigt und die Wände einigermaßen gedichtet ſind, beginnt es durch das Flugloch aus- und einzuſchlüpfen und noch etwas nachzuhelfen, indem es an der Innenſeite der Wände herumneſtelt, einzelne Halmen verlegt, vorſpringende Spitzen abbeißt oder durch Einſtechen in die Wandungen be⸗ ſeitigt, überhaupt den letzten Schnabel anlegt. Iſt Not vorhanden, ſo legt es ſchon jetzt das erſte Ei, ob auch die Wandung zum Teil noch eher einem Gitterwerke als einem Gewebe gleicht und man das Ei recht deutlich durchſchimmern ſehen kann. Inzwiſchen arbeitet das Männchen ununterbrochen weiter, fährt auch, während das Weibchen brütet, in ſeiner Tätig⸗ keit fort, ſei es, daß es hier und da noch eine Stelle dichtet, ſei es, daß es ſich an dem Weiter⸗ und Ausbaue der Schlupfröhre zu ſchaffen macht; und wenn es wirklich fertig ge- worden, beginnt es ohne Zeitverluſt den Bau eines anderen Neſtes. Dieſe Beobachtung haben alle Naturforſcher, welche die Weber in der Freiheit beobachten konnten, gemacht und die ſo hergeſtellten Bauten als Vergnügungsneſter und beziehentlich Schlafplätze für die Männchen betrachtet, während ich die Meinung ausſprechen möchte, daß dieſe ſpäteren Bauten nichts anderes ſind, als ein Ergebnis der unerſättlichen Bauluſt und eigentlich keinem be⸗ ſtimmten Zwecke dienen. Für dieſe Anſicht ſpricht auch eine Beobachtung Heuglins, welcher bemerkte, daß die freilebenden Edelweber ſelbſt im Winterkleide am Baue der Neſter arbeiten. In Gefangenſchaft tun ſie dasſelbe, arbeiten jedoch Auch ſo eifrig als während der Zeit, in . welcher ſie das Hochzeitskleid tragen. Bei allen dieſen Verrichtungen kann man u jo habe ich bereits an anderem Orte geſagt, „ihre Geſchicklichkeit nicht genug bewundern. Schon die verſchiedenen Stellungen, welche ſie beim Bauen einnehmen, und einnehmen müſſen, ſind in hohem Grade überraſchend. Kein einziger unſerer kletternden Finken, weder der Kreuzſchnabel noch der Zeiſig, tut es ihnen hierin im entfernteſten gleich. Man meint zuweilen, daß ſie ſich Hals und Beine verrenken 499 Webervögel. müßten, ſo über alles Maß verdrehen ſie den erſteren, ſo unnatürlich verbiegen ſie die letzteren. Anfänglich finden ſie nur an den Zweigen ſelbſt Halt und Stützpunkt, weil das Neſt in ſeinen erſten Grundlagen noch viel zu ſchwach iſt, als daß es ſie tragen könnte; ſpäter hängen ſie ſich an deſſen Wandungen an, gleichviel ob kopfoberſt oder kopfunterſt, ob ſie nach vorn hin oder zwiſchen den Beinen durch arbeiten müſſen. Da ſie nun auch jetzt noch beſtändig mit den Flügeln ſchlagen, oder richtiger ſchwirren, gewiſſermaßen um ihrer Freude oder der ſie förmlich verzehrenden Haſt den ihnen paſſend erſcheinenden Ausdruck 1 geben, ſchmücken ſie ſelbſt das grüne, zierliche Neſt noch aufs höchſte.“ Die Bauzeit eines Neſtes iſt nach den Umſtänden, insbeſondere nach den zum an vorhandenen Stoffen ſehr verſchieden. Im Freien, bei ungehinderter Auswahl der Stoffe, wählen ſich unſere Vögel wahrſcheinlich nur die paſſendſten Halmen, Grasblätter, Rispen und Faſern aus, im Käfige nehmen ſie erklärlicher Weiſe, was ſie vorfinden, und beruht es daher weſentlich in der Hand des Pflegers, wie die Neſter ausfallen werden. Am ſchnellſten vollenden ſie ihren Bau, wenn ſie bloß Grashalmen zur Verfügung haben: ſie bedürfen dann unter Umſtänden nur einen einzigen Tag, um ein Neſt zu erbauen; dieſes aber iſt dann freilich auch ſehr liederlich zuſammengeſetzt und fällt nicht ſelten bald nach der Vollendung durch das eigene, beziehentlich durch die Laſt der bauenden Vögel ere Gewicht von ſelbſt ab. Aus meinen im Freien begonnenen und vor den Käfigen jahrelang Foren Beob⸗ achtungen geht mit aller Beſtimmtheit hervor, daß die Männchen eben nur Baumeiſter ſind, übrigens aber alle Elternſorgen den Weibchen überlaſſen. Dieſe legen, wie bemerkt, oft ehe das Brutneſt ganz vollendet iſt, ihre drei bis fünf glatten, hellblaugrünen, weiß⸗ blauen, bräunlichen, weißlichen, helllehmfarbenen, hellfleiſchrötlichen, ſpärlicher oder dichter mit dunkelgraublauen, roſtbraunen, graulichen, violettbräunlichen und anderen Flecken ge⸗ zeichneten, manchmal wie beſpritzten und gegen das dickere Ende hin umgrenzten Eier, be⸗ brüten ſie mit großem Eifer vierzehn oder funfzehn Tage lang, erwärmen, füttern die Jungen, reinigen deren Wiege und beſorgen überhaupt alle nötigen Erziehungsgeſchäfte, ohne von den Männchen irgendwie unterſtützt zu werden. Auch nachdem die Kleinen ausgeflogen ſind, bekümmert ſich der Vater nicht um ſie, während die Mutter nach wie vor ihrer Pflege ſich widmet, fleißig ſie atzt und noch einige Tage allabendlich auf einem ihr ſicher dünkenden Schlafplatze vereinigt oder ſie in das Neſt zurückbringt. Noch ehe die Schwänze ihre volle Länge erreicht haben, ſind die Jungen ſchon ziemlich ſelbſtändig geworden, nehmen bereits ihre Nahrung auf, fliegen und klettern auf und nieder, trennen ſich von einander und treiben es bald ganz ſo wie die Alten. Dieſer nimmt ein Hälmchen vom Boden auf, ſchleppt es hin und her, jener verſucht ſogar ſchon, es zu verweben. Unter eifrigem Lernen vervoll⸗ kommnet ſich bei jedem die dem Vater abgelauſchte Fertigkeit, und ehe ſechs Wochen nach dem Ausſchlüpfen vergangen ſind, ſteht der junge Webervogel männlichen Geſchlechts dem alten kaum nach. Um dieſe Zeit macht ſich auch die allmähliche Verfärbung des Jugendkleides in die Wintertracht bemerklich, und etwa ein Jahr nach der Geburt wird zum erſten Male das Hochzeitskleid angelegt. Das Vorſtehende gibt ein allgemeines Bild der Edelweber und ihrer Neſter, gilt jedoch nicht für alle genauer bekannte Arten. So lebt der Safranweber, laut Heuglin, immer nur parweiſe, baut ſein künſtliches langes Beutelneſt ausſchließlich aus Wurzelfaſern, webt und verſtrickt die Wandungen nicht ſehr dicht und kleidet ſie im Innern mit einigen Haren und Baum⸗ wolle (2) aus, legt auch nur weiße Eier u. ſ. w. Andere Arten wählen anſtatt der Halme Grasblätter, andere Palmenbaſt, andere wiederum Faſern verſchiedener Pflanzenblätter ꝛc., gleichviel ob deren Beſchaffung ihnen Mühe verurſacht oder nicht. So zerſtört ein Edelweber Südafrikas faſt alle Blätter einer Sanseviera (agavenähnlichen Pflanze) in der Nähe ſeiner Me" STEREO ur Edelweber. 493 Sidelungen, weil jene im Innern biegſame und dauerhafte, zum Baue ſeines Neſtes paſſende Faſern enthalten, obgleich ihm die Gewinnung des Bauſtoffes keineswegs leicht wird; ſo mühen ſich andere Arten unverdroſſen, bis ſie ſich die zu ihrem Neſte erforderlichen Baſt⸗ faſern von den Palmenſtämmen abgelöſt haben. Wie aus meiner Schilderung hervorgeht, habe ich mich nicht einzig und allein auf meine Beobachtungen der freilebenden Vögel geſtützt, ſondern auch bereits verſchiedenes über das Betragen der Edelweber in der Gefangenſchaft mitgeteilt. Gleichwohl halte ich es für nötig, dem angehenden Züchter noch einige Regeln zu empfehlen, wie ich ſolche jetzt, nachdem ich jahrelang die ungemein anſprechenden Vögel gehalten, ſelbſt befolge. Um Edel- webern die erſte Bedingung zur Fortpflanzung zu erfüllen, iſt es nach meiner Anſicht un⸗ bedingt erforderlich, ihnen ein möglichſt geräumiges Gebauer anzuweiſen und ſie hier nicht pärchenweiſe, ſondern in größerer Anzahl zu halten. Alle Sidelvögel verlangen vor allen Dingen Geſellſchaft Ihresgleichen, ſollen fie ſich mit vollem Behagen dem Brutgeſchäfte hingeben. Damit will ich nicht in Abrede geſtellt haben, daß auch ein einzelnes Pärchen zur Fort⸗ pflanzung ſchreite, glaube aber, von den parweiſe lebenden Arten ſelbſtverſtändlich abgeſehen, unbedingt behaupten zu dürfen, daß letzteres viel eher und ſicherer geſchiht, wenn ſich mehrere Pare, beiſpielsweiſe vier bis ſechs, in einem und demſelben Raume befinden. Die Gründe hierfür habe ich bereits (Seite 79) angegeben: ein Männchen erregt durch ſein Gebaren Nacheiferung bei den anderen, und ſeine Bauluſt wirkt, um mich ſo auszudrücken, geradezu anſteckend. Zweite Bedingung iſt, daß man es an Buſchwerk zur Anheftung der Neſter nicht fehlen läßt. Die Webervögel ſind im Käfige nicht gerade heikel, ſehen aber niemals gänzlich von der möglichſten Sicherung ihres Neſtes ab und bauen um ſo eher, je mehr man ihren Wünſchen nachzukommen ſucht. In dem gegebenen Falle iſt dies ſehr leicht. Man befeſtigt in den Ecken des Gebauers lange, federnde Gerten und biegt dieſelben ſo herab, daß ihre Spitzen ziemlich weit auseinander und in den Mittelpunkt des oberen Drittels vom Käfige zu ſtehen kommen, wählt ſich ſtärkere Schlingpflanzen, Ranken, wenn möglich, ſolche von lebenden Pflanzen, wenn nicht, ſolche von abgeſtorbenen, befeſtigt ſie mit Dräten in der gewünſchten Richtung, kreuzt ſie mehrfach mit anderen, verſucht es überhaupt, das äußere Gezweige eines Baumes tunlichſt nachzuahmen. Außer dieſen Gerten und Ranken, welche einzig und allein zur Anheftung der Neſter beſtimmt ſind, bringt man noch ver⸗ ſchiedene Sitzſtangen und Reiſichbüſche an, die einen niedrig, die anderen höher über dem Boden, einige auch über gedachtem Rankenwerke ſelbſt. Nachdem die Vögel in Farbe gekommen ſind, mindeſtens ein volles Gefieder erlangt haben, reicht man ihnen paſſende Niſtſtoffe, je nach eigenem Belieben und Ermeſſen. Für den Winter empfehlen ſich zu ſolchen Linden⸗ und Kokosbaſt, erſteres in möglichſt fein zerteilte, lange Faden zerſchleißt, letzteres ſorgfältig aufgelockert, damit es den Vögeln recht leicht wird, die einzelnen Faſern aus dem Gewirr ganz heraus zu ziehen, namentlich aber auch Agavefaſern, welche treffliche, ebenſo ſchöne als haltbare Neſter geben und von den Webern, wenn auch nicht mit derſelben Haſt wie Gras⸗ halme ſo doch nicht ungern benutzt werden, auch ein ihnen durchaus angemeſſener Bauſtoff ſind, da die freilebenden Edelweber ſie ja ebenfalls benutzen. Ein kleines zum Schutze gegen Unrat bedecktes Bauerchen dient zur Aufſpeicherung dieſer Stoffe, welche man ſelbſtverſtändlich von Zeit zu Zeit wieder aus einander zupft und überhaupt auflockert, damit die Vögel durch das Sproſſenwerk des Bauers hindurch ſich immer mit neuen und paſſenden Halmen verſehen können. Aus den genannten Stoffen erbauen ſich die Weber die beſten, d. h. haltbarſten, Neſter; jedoch tun dies nicht alle Arten der Geſamtheit, da ein größerer Teil der Gruppe hierzu, wie ſie es in der Freiheit gewohnt ſind, weiches und langes Gras verlangt. Glücklicher Weiſe fällt die Brutzeit der meiſten weſtafrikaniſchen Arten in unſere Frühlings- und Sommer⸗ monate, und es hält daher nicht ſchwer, ſie tagtäglich mit den nötigen Stoffen zu verſorgen. u Ban SER DET , / een nnen J een } 2 VV 494 Weoebervögel. Je friſcheres Gras man ihnen bietet, um ſo beſſer: ſie benutzen zwar auch dürre, einige Zeit lang im Waſſer aufgeweichte und biegſam gemachte Halmen und Grasblätter, niemals aber ſo gern wie friſch abgeſchnittene Gräſer. Auf die Art des Graſes kommt es nach meinen Beobachtungen nicht eben an, wohl aber, und zwar zu Gunſten der Haltbarkeit der Neſter, darauf, daß man nur möglichſt bieg⸗ und ſchmiegſame, alſo zähe Teile wählt, üppig aufgeſchoſſene, brüchige Halme aber ſoviel als möglich verwirft. Aus dieſem Grunde bewähren ſich Aira cespitosa und A. flexuosa im beſonderen Grade als trefflicher Bauſtoff; die damit her⸗ geſtellten Neſter entſprechen denen, welche die freilebenden Vögel errichten, in jeder Beziehung. Bei der unſtillbaren Bauſucht der Edelweber iſt der Bedarf ein über alle Erwartung be⸗ deutender, und hat man ſorgfältig darauf zu achten, daß es ihnen nie, auch nicht ein par Stunden lang an dem Nötigen mangele, weil ſie, wie bemerkt, ſonſt über die fertigen Neſter herfallen, ſie zerbeißen und zerzerren, um ſo zu neuem Stoffe zu gelangen. Hierbei verfahren ſie mit einer gefährlichen Rückſichtsloſigkeit; denn es kommt ihnen gar nicht darauf an, auch ein bereits belegtes, ja ſelbſt ein mit ausgeſchlüpfter Brut beſetztes Neſt zu zerftören. Haben ſie dagegen fortwährend Bauſtoff in Hülle und Fülle, ſo unterlaſſen ſie die Vernichungsverſuche und halten ſich lieber an das leichter Zugängliche. Solange ſie kein Gras zum Bauen haben, i bedienen ſie ſich des Baſtes oder der Faſern; ſobald man ihnen aber das erſte friſche Gras gereicht hat, nehmen ſie nur, mindeſtens vorzugsweiſe dieſes und laſſen jene meiſt gänzlich unbeachtet liegen. Hierauf iſt alſo das vollſte Augenmerk des Züchters zu richten, und hat er es ſich ſelbſt zuzuſchreiben, wenn ſchöne Hoffnungen durch Ungeſchick und Nachläſſigkeit ver⸗ nichtet werden. an Die Ernährung diefer genügſamen Vögel hat nicht die gerte Schwierigkeit, falls man ihnen vom Anfange an die richtigen Futterſtoffe reicht. Sie ſind Körner⸗ und Kerbtier⸗ freſſer, das eine ſo gut wie das andere, ertragen zwar bei einfachem Körnerfutter geraume Zeit ohne erſichtlichen Nachteil die Gefangenſchaft, erhalten ſich aber niemals den Vollbeſitz ihrer Kraft, wenn man ihnen nebenbei nicht auch Weichfutter reicht. Demgemäß ſetze ich die Gefangenenkoſt der Edelweber wie folgt zuſammen: Ich gebe in einem Napfe Kanarienſamen oder Glanz, in dem anderen Hirſe, in dem dritten mein (S. 41 ff.) Nachtigallenfutter, außerdem Grünzeug und Knospen aller Art nach Belieben, Beren, Früchte ſo oft als möglich, dazu als Leckerei täglich jedem Vogel mindeſtens vier, falls der Vorrat vorhanden, aber auch acht bis zehn Stück Mehlwürmer. Kommt die Brutzeit heran, ſo ſetze ich noch geriebene Kartoffeln, hartgekochtes und zerkleinertes Eigelb hinzu. Solange ich über friſche Ameiſenpuppen verfügen kann, beſchicke ich das Nachtigallenfutter überreichlich damit; muß ich mich an getrocknete halten, ſo gebe ich hiervon ſoviel, als die Vögel eben freſſen wollen. Salz und Kreide gehören ſelbſtverſtändlich auch für die Edelweber zu den unentbehrlichſten Nahrungsmitteln. Bei ſolcher Fütterung prangen die von mir gepflegten Vögel nicht nur in ihrem ſchönſten Gefieder, ſondern bekunden auch alle Lebensluſt und vollſten Eifer zum Bauen und zum Brüten. Wer ſo viele Edelweber gepflegt und gezüchtet hat wie ich, wird mir beiſtimmen, wenn ich ſie zu den anziehendſten und deshalb empfehlenswerteſten Stubenvögeln rechne. Ihr ſchnarrender, ſchnalzender Geſang kann ſich freilich mit dem unſerer oder fremdländiſcher, in dieſer Hinſicht ſich auszeichnender Körnerfreſſer nicht meſſen, hat aber etwas ſo Gemütliches, daß man ihn recht gern anhört, und ihre Schönheit, Zählebigkeit, Ausdauer, ihre Be⸗ wegungsfreudigkeit, Arbeitsluſt, ihr ganzes Treiben und Gebaren gewähren ein fortdauerndes Vergnügen. Ich ziehe deshalb die ebenſo ſchönen als ſelbſtbewußten, ebenſo eifrigen, fleißigen, arbeitſamen als geſelligen, unter ſich verträglichen und fortpflanzungsluſtigen Edelweber den meiſten Prachtfinken unbedingt vor und empfehle ſie jedem Züchter, welcher in ul Weiſe wie 5 verfahren will oder kann, auf das angelegentlichſte und wärmſte. 1 Ammerweber. 495 Der Preis des Goldwebers und ſeiner Verwandten ſtellt ſich in der Regel auf ſechs bis ſieben Taler für das Pärchen; Kapweber ſind etwas teuerer, die kleinen Arten etwas billiger. Die geſchilderten Eigenſchaften und die außergewöhnliche Ausdauer aller aufge⸗ führten Glieder dieſer Gruppe laſſen dieſe Preiſe als niedrige erſcheinen. . Ammerweber. 5 Von den Edelwebern unterſcheiden ſich die Ammerweber (Ploceus) durch gedrunge⸗ nere Geſtalt und ſtärkeren, kürzeren Schnabel. Dieſer iſt kräftig, faſt vierſeitig, gleichmäßig i zugeſpitzt, auf der breiten Firſte ſanft gewölbt, an den Schneiden hinten mit ſtumpferem Eck, ſonſt gerade, die Dille breit, der Fuß kräftig, kurz und langzehig, der Flügel kurz, ein Drittel des Schwanzes ache mäßig ſpitzig; die zweite oder dritte Schwinge iſt die längſte, die erſte bis fünfte in der Wurzelhälfte eingezogen; der kurze Schwanz beſteht aus breiten, nur am Ende zugeſpitzten Federn. Das Gefieder iſt verhältnismäßig derb, glatt, nach dem Geſchlecht und der Jahreszeit verſchieden gefärbt. 478. Der Baya der Hindoſtaner, Dſchindora oder Talbali der Bengalen, Ploceus (Nelicurvius) Baya, Blyth, (atrigula, passerinus, fuscicollis, striatus). — A. B. Jerdon, B. of. Ind., II, 343. — Größe des Sperlings; Ober- und Hinterkopf gelb, übrige Oberſeite und Flügel olivenbraum, die Mantel⸗ . federn mit gelben, die Schulter ⸗ und Flügeldeckfedern mit iſabellroſtfahlen Außenſäumen, Bürzel und obere f Schwanzdecken gelblich olivenfahl mit dunklen Schaftſtrichen, Zügel, Kopfſeiten, Kinn und Kehle braun⸗ ſchwarz, Kropf und Bruſt gelb, übrige Unterſeite nebſt den Unterflügeldecken roſtfahl, auf Bauchmitte und After faſt weiß, an den Seiten einige undeutliche, dunkle Schaftſtriche; Schwingen und Steuerfedern olivenbraun mit olivengelblichen Außenſeiten, die erſteren innen fahlweißlich gerandet. Iris dunkelbraun, Schnabel ſchwarz, Füße bräunlich fleiſchfarben. — Beim Männchen im Jugendkleide Kinn und Kehle fahlbraun, Kropf und Bruſt roſtfarben. — Weibchen oben gelb, Oberkopf wie übrige Oberfeite oliven⸗ bräunlich mit dunkleren Schaftſtrichen, Augenſtreifen blaſs rotfahl, Kinn und Kehle weißlich. — Winterkleid der Männchen von der Tracht des Weibchens nicht zu unterſcheiden. Der Baya iſt der am weiteſten verbreitete Webervogel Aſiens, da er in ganz Indien, einſchließlich Ceylon, Malakka und auf Java vorkommt. 479. Der Manyar, Bamaniba ya der Hindoſtaner, Teliabaya der Bengalen, PI. (Fr., Euplectes, Nel.) Manyar, Horsf., (bengalensis, flaviceps, striatus, emberizinus). — A. B. Jerdon, B. of. Ind., II, 348. — Größe des Baya; Ober- und Hinterkopf dottergelb, übrige Oberſeite dunkelbraun, die Federn N it roſtbräunlichen Seitenſäumen, welche auf dem Mantel am lebhafteſten und breiteſten ſind, Bürzel⸗ und obere Schwanzdecken olivenfahlbraun mit hellen Endſäumen und dunkleren Strichen, Zügel, Kopf und Halsſeiten nebſt Kinn und Kehle braunſchwarz, Kropf, Bruſt und Seiten nebſt den Unterflügeldecken roſtbräunlich mit dunkleren Schaftſtrichen, welche auf Kropf und Bruſt am breiteſten hervortreten, Bauchmitte, After und untere Schwanzdecken roſtweißlich; Schwingen und Steuerfedern braun, außen ſchmal olivengelb, Arm⸗ ſchwingen und hintere Schwingendeckfedern roſtgelb geſäumt. Iris hellbraun, Schnabel hornſchwarz, Füße fleiſchfarben. — Weibchen oberſeits braun mit roſtbräunlichen Säumen, Augenbrauen, Kopf, Halsſeiten und Unterteile roſtbräunlich mit einzelnen dunkleren Schaftſtrichen auf Kropf und Bruſtſeiten, Kinn, Bauch⸗ mitte, After und untere Schwanzdecken fahl roſtweißlich; Schnabel hell fleiſchbräunlich. — Männchen im Winterkleide dem Weibchen e der Augenſtreif gelb, ein Fleck an den Halsſeiten hochgelb, Kinn gelblich 1 “ | verwaſchen. Der Vogel verbreitet ſich über den größten Teil des nördlichen und inneren Indiens, Cochinchina und Java. 480. Der Sarbobaya der Hindoſtaner, Scharbaya und Kandawala der Bengalen, Pl. (L., Coc- ect Eupl., Nel.) bengalensis, L., (flavigula, albirostris, aureus, regina, chrysocephalus). — A. B. Jer don, B. of. Ind., II, 349. — Größe des Baya; Oberkopf hoch gummiguttgelb, übrige Oberſeite dunkel olivenbraun, die Mantel und Schulterdeckfedern, wie die Armſchwingeu mit roſtfahlen Außenſäumen, wo⸗ durch auf dem Mantel ſchmale Längsſtriche entſtehen, Bürzel und obere Schwanzdecken hell olivenbraun, Backen, Kinn und Oberkehle weiß, Ohrgegend mit braunen Federrändern, ein breites, quer über die Unter⸗ kehle und den Kropf verlaufendes Band tiefbraun, übrige Unterſeite weiß, roſtfahl überflogen, die Federn der Bruſt und der Seiten mit bräunlichen Schäften, untere Flügeldecken iſabellfahl; Handſchwingen und A ee 496 Webervögel. Steuerfedern braun mit ſchmalen, verwaſchenen, olivengelben Außenſäumen, erſtere mit iſabellfahlen Innen⸗ ſäumen. Iris hellbraun, Schnabel perl- oder beinweiß, Füße düſter fleiſchfarben. — Weibchen: Ober⸗ ſeits olivenbraun mit roſtfahlen Seitenſäumen der Federn, welche an der Außenfahne der Hinterſchwingen und der größten oberen und unteren Flügeldecken breiter werden und ins Roſtweißfahle übergehen, Augen⸗ ſtreifen, Kropf und Halsſeiten nebſt den unteren Teilen blaſs roſtrötlich, Kinn, Oberkehle, Bauchmitte und Aftergegend ins Weißliche, an den Bruſtſeiten einige dunkle Schaftſtriche. — Männchen im Winterkleide dem Weibchen ähnlich. Das ſüdliche und öſtliche Indien iſt das Vaterland dieſer mehr auf gewiſſe Gegenden beſchränkten Art. 481. Der Manuk-⸗Manyar der Malaien, Pl., (I., Fr., Ploceolus) hypoxanthus, Daud., (philip- pina). — A. B. Reichenbach, Singvögel, S. 77. — Größe der übrigen Arten; hoch gummiguttgelb, Mantel⸗ 2 und Schulterfedern mit breiten, ſchwarzbraunen Schaftſtrichen, Zügel, Kopfleiten, Kinn und Oberkehle braun⸗ ſchwarz, Flügel und Schwanz dunkel olivenbraun; Schwingen und deren Deckfedern mit fahl olivengelben Außenſäumen, Unterflügeldecken iſabellroſtfahl, Steuerfedern mit ſchmalem, blaſsgelbem Spitzenſaume. Iris 2, Schnabel braunſchwarz, Füße rötlichbraun. — Weibchen: Oberſeits dunkelbraun, mit fahlbräunlichen Vorder⸗ ſäumen, welche an der Außenfahne der Schwingen und am Ende der Deckfedern breiter und heller ſind, Kopfſeiten und Unterteile fahlbräunlich, vom Bauche an mehr ins Fahlweißliche, Oberſchnabel hornbraun, Unterſchnabel fahlweiß. Der Verbreitungskreis beſchränkt ſich, ſoviel bis jetzt bekannt, auf Java und Sumatra. Der etwas kräftigere Schnabel hat Veranlaſſung gegeben, die folgenden Arten unter | dem Namen Dickweber von den vorhergehenden zu trennen. 482. Der Rotkopfweber, Pl. (Eupl., Quelea, Foudia, Hyphantica) erythrops, Hartl. EN eh ; haematocephala). — A. B. Hartlaub, W. Afr., 129. — Größe des Feldſperlings; Kopf und Hals dunkel ſcharlachrot, Kinn und Kehlmitte ſchwarz mit düſterroten Federſäumen, Hinterhals und übrige Oberſeite dunkel olivenbraun mit fahlbraunen Außenſäumen der Federn, welche an den Deckfedern der Handſchwingen und am Ende der großen Flügeldeckfedern deutlicher und heller ſind; Unterſeite und untere Flügeldecken fahl roſtbräunlich, auf Bauch und After ins Weiße, die Seiten mit undeutlichen dunklen Schaftſtrichen; Schwingen und Schwanzfedern mit ſchmalen olivengelblichen Außen ⸗, erſtere auch mit iſabellfahlen Innen⸗ ſäumen. Iris dunkelbraun, Schnabel ſchwarz, an der Wurzel und an den Schneidenrändern horngelb, Unterſchnabel bloß an der Spitze hornſchwarz, Füße fleiſchfarben. — Weibchen und Männchen im Winter⸗ kleide: Kopf und Hals braun wie die Oberſeite mit dunklen Schaftſtrichen, Augenbrauenſtreif und Fleck auf den Vorderbacken mennigerötlich oder orangegelblich, Kinn weiß, Oberſchnabel hornbraun, ee n Das Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich von der Weſtküſte an bis tief ins Innere. 483. Der Dioſch oder Blutſchnabelweber, PI. (L., Fr., Eupl., Passer, Emberiza, Quelea, By 8 phant.) sanguinirostris, L., (senegalensis, quelea, aan ein — A. B. Finſch und Hartlaub, O. Afr., 407. — Größe des Feldſperlings; Oberſeite graubraun, mit fahlbraunen Federſäumen, Stirnrand, Zügel, Kopfſeiten, Kinn und Kehle ſchwarz, Vorderkopf und Unterkehle blaſs roſa verwaſchen, übrige Unterſeite fahlweiß, an den Bruſtſeiten graubraun; Schwingen tiefbraun, außen ſchmal orangegelb geſäumt, Schwanzfedern ebenſo. Iris braun, Schnabel dunkel purpurrot, Füße rötlichbraun. — Weibchen und Männchen im Winterkleide ohne Rot und Schwarz am Kopfe, Oberſeite roſtbräunlich, mit ſchwarz⸗ braunen Federn, Bauchmitte, Zügel und Augenſtreifen, Kopfſeiten, Kinn und Kehle fahl roſtweißlich, übrige Unterſeite blaſs ockerbräunlich, an den Seiten mit einigen verwaſchenen dunkleren Längsſtrichen; Schnabel gelbrot. — Bei ſehr alten Männchen im Hochzeitskleide ja Kopf, Halsſeiten und die ganze 1 va | roſarot (Pl. Lathami). Ueber den größten Teil Weſt- und Innerafrikas verbreitet. 484. Der Truppweber, Pl. (Quel., Eupl., Hyphant.) aethiopieus, Sundev., (orientalis, gregarius, socia). — Von dem Dioſch hauptſächlich durch den Mangel des 1 Stirnrandes ver⸗ ſchieden. Ob als beſtimmte Art zu betrachten, noch fraglich. Scheint den Dioſch im Oſten Afrikas zu vertreten. Nach dem ausführlichen Lebensbilde, welches ich von den Edelwebern, zu e verſucht habe, kann ich mich bei Schilderung der Ammerweber kürzer faſſen. Soviel uns bis jetzt bekannt, unterſcheidet die Lebensweiſe die aſiatiſchen Arten allerdings in manchen Stücken von den afrikaniſchen; gleichwohl läßt ſich, ohne der Wiſſenſchaftlichkeit zu nahe zu treten, ein allgemeines Bild der Gruppe zeichnen. Auch fie ſind Wander- oder richtiger Strichvögel, ſcheinen aber ihre Reiſen nicht ſoweit auszudehnen wie die beſchriebenen Ammerweber. 497 Verwandten, ſich vielmehr in einem kleinen Gebiete umherzutreiben. Dem entſprechend löſen ſich die ſcheinbaren Widerſprüche, denen man in den Schilderungen der indiſchen Forſcher be- gegnet, von ſelbſt. Diejenigen, welche die Ammerweber als Standvögel betrachten, meinen, daß man ſie jahraus jahrein in einem und demſelben Gebiete finden kann, und diejenigen, welche ſie zu den Wandervögeln zählen, haben noch eher recht, da unſere Weber vor und nach der Brutzeit tatſächlich im Lande umherſchweifen und um die Brutzeit ſich in den alt⸗ gewohnten Anſidelungen einfinden. Der Dioſch oder Blutſchnabelweber ſtreicht nach Heuglins und meinen Beobachtungen nach der Brutzeit in ſtarken Schwärmen im Oſtſudan umher, hauptſächlich die Nähe von Waſſer aufſuchend, erſcheint um die Mittagszeit regel⸗ mäßig an beſtimmten Tränkplätzen, beſucht auch wohl Dörfer und Städte, Höfe und Vih⸗ parke und läßt ſich hier, ſperlingsartig dicht aneinander gedrängt, auf Hecken, Mauern und Dächern zum Raſten nieder, erwählt ſich des Nachts eine dichte Baumgruppe zum Schlafplatze oder fällt des Abends in wolkenartigen Schwärmen unter donnerähnlichem Lärmen in die Schilfdickichte ein, verbringt hier die Nacht und beginnt am nächſten Morgen wiederum ſeine Streifzüge, mit der vorrückenden Dürre weiter und weiter nach Süden ſich wendend, mit der nahenden Regenzeit wiederum mehr nach Norden zurückkehrend; der Baya wandert, laut Jerdon, da wo die Oertlichkeit ihm es gebietet, wahrſcheinlich alſo in Gegenden, innerhalb d0deeren ſich der Einfluß der verſchiedenen Jahreszeiten, Dürre und Feuchtigkeit, beſonders fühlbar macht, ebenfalls umher, während er auf günſtigeren Oertlichkeiten möglicher Weiſe das ganze Jahr über ſich aufhält und dann zu beſtimmten Schlafplätzen wiederkehrt. Ueber das Kommen und Gehen der übrigen Arten der Gruppe ſind eingehendere Beobachtungen noch nicht veröffentlicht worden; doch läßt ſich annehmen, daß ſie in ähnlicher Weiſe ſich benehmen dürften. Als erwähnenswert will ich vom Dioſch nach eigenen Beobachtungen noch angeben, daß er auf der Tränke maſſenhaft erſcheint, alle Gebüſche ringsum bedeckt, durch das ver⸗ einigte Schwatzen der Mitglieder einer Bande einen wirren Lärmen verurſacht, urplötzlich gemeinſchaftlich zum Waſſer ſich herabſenkt, einen Schluck nimmt, eiligſt wieder in die ſicheren Büſche flüchtet, zum zweiten Male zum Waſſer kehrt, wiederum ſich deckt und fo fortfährt, bis er ſich geſättigt hat, worauf dann die ganze Geſellſchaft unter hörbarem Brauſen ſich erhebt und dichterem Gebüſch zufliegt. Dieſe Eigentümlichkeit, welche ich, ſoviel ich mich erinnere, von anderen Webervögeln nicht beobachtet habe, findet ihre Erklärung in der gerechtfertigten Furcht unſerer Vögel vor den kleinen Edelfalken und Sperbern, welche gerade aus der Mitte der ſo häufigen Ammerweber ſich ihre meiſten Opfer holen. Ueber die Nahrung brauche ich Ausführliches nicht zu ſagen; ſie iſt im weſentlichen dieſelbe, welche die Edelweber aufnehmen: allerlei Grasſämereien, feine Getreide arten, in Indien Reis, in Afrika vornehmlich Dohhen, daneben Blatt⸗ und Blütenknospen, vielleicht auch ſaftige Brut und Deren, und endlich Kerbtiere der verſchiedenſten Art. Je 1 Oertlichkeit und Gelegenheit bilden die Ammerweber Sidelungen von größerer oder geringerer Ausdehnung, beſchränken ſich aber bei der Auswahl der Niſtgelegenheit nicht in demſelben Grade wie die Gilbweber auf Bäume, ſondern legen ihre Neſter auch an Hausdächern oder im niederen Buſchwerk oder beziehentlich im Röhricht an. Die Neſter des Dioſch fand Heuglin im Sudan in geringerer Anzahl auf Bäumen, ganz nach Art der beſchriebenen Gilbweberneſter angehängt und aus denſelben Bauſtoffen, biegſamen Grasblättern und Halmen gewoben und jenen durchaus ähnlich geſtaltet, höchſtens mit dem Unterſchiede, daß der Bau ſauberer und feiner war. Die Neſter des Baya ſah Jerdon meiſtenteils an Palmen, ſeltener an anderen Bäumen aufgehängt, am liebſten an ſolchen, welche aus- gebreitete Zweige und lockeres Gelaube haben und teilweiſe über das Waſſer ſich neigen, juſt wie dies bei den Edelwebern auch der Fall iſt, beobachtete aber ebenſo, daß derſelbe Vogel an anderen Orten förmlich als Haustier auftritt, die vortretenden Dachſparren zum Brehm, gefangene Vögel. I. a 32 1 498 Webervögel. Anheftepunkte ſeines Neſtes erwählt und einzelne Hütten in köſtlicher Weiſe ſchmückt, ſo daß ſie zur Anſidelung werden und bis gegen hundert ſolcher Neſter tragen müſſen. Abgeſehen von der Geſtalt unterſcheiden ſich die Neſter dieſer Art noch dadurch von denen des Dioſch, daß die Eingangsröhre weit länger zu ſein pflegt. Auch der Baya verwendet zum Aufbau vorzugsweiſe die Blätter verſchiedener Grasarten, welche er pflückt, ſo lange ſie grün ſind, nimmt aber nicht ſelten Streifen der Palmenblätter oder Kokosfaſer und gibt dann dem | Neſte eine andere Geſtalt, indem er es in volliter Würdigung des feſteren, haltbareren Stoffes kleiner und zierlicher anlegt. Das Neſt des Manuk⸗Manyar hat, laut Bernſte in, eine birnförmige Geſtalt und iſt mit ſeinem ſchmalen, kaum 25 em. dicken, ſtielförmigen oberen Ende, an der äußerſten Spitze eines Bambuszweiges oder Palmenblattes hängend, befeſtigt und zwar ſo ſicher, daß ſelbſt ein ſtarker Wind nur ſelten im Stande iſt, es her⸗ unter zu werfen. Etwa 16 em. unterhalb der Anheftepunktſtelle wird das Neſt breiter und erreicht ſeinen größten Umfang am unteren, gleichſam von zwei Seiten etwas zuſammen⸗ gedrückten Ende, wo ſein Durchmeſſer 10 bez. 11 em. beträgt. Hier befindet ſich der für die Eier und Jungen beſtimmte Raum, und unmittelbar neben dieſem, jedoch durch eine etwa zollhohe Querwand getrennt, der Eingang, welcher ſich in eine 5 bis 11 em. lange, 5 em. dicke, abwärts gerichtete Röhre fortſetzt. Die ganze Länge des Neſtes von der An⸗ heftungsſtelle bis zum Anfange des ſoeben erwähnten röhrenförmigen Einganges, d. h. ohne dieſen, beträgt ungefähr 45 em. Zur Herſtellung dieſes großen, kunſtvollen Neſtes benutzen die Vögel (auf Java) ausſchließlich feine, ſchmale Grashalme und deren Blätter, welche ſo genau und ſorgfältig untereinander verflochten werden, daß dadurch das Ganze ein ſehr regelmäßiges, glattes, gefälliges Aeußere erhält. Dieſer feſte Bau hat Anlaß gegeben zu der malaiſchen Sage, daß derjenige, welcher ſo glücklich iſt, eines dieſer Neſter ſo auseinander zu nehmen, ohne dabei einen der dasſelbe zuſammenſetzenden Halme zu brechen, in ſeinem Inneren eine goldene Kugel finde. Auffallender Weiſe erwähnt der ſo genau beobachtende Bernſtein einer anderen Eigentümlichkeit dieſes Neſtes nicht, der nemlich, daß in der Tiefe desſelben an verſchiedenen Stellen Lehmklümpchen angeklebt werden. Jer don fand in einem von ihm unterſuchten Neſte ungefähr drei Unzen Lehm an ſechs verſchiedenen Stellen. Auch dieſer in anderen Weberneſtern bis jetzt nicht beobachtete Bauſtoff hat verſchiedene Erklärungen hervorgerufen, unter denen eine, unzweifelhaft von den Eingeborenen herrührende, wenn auch die unwahrſcheinlichſte, ſo doch die hübſcheſte iſt, die nemlich, daß der Baya gedachte Lehmklümpchen aus dem Grunde anbringe, um des Nachts die Neſtkammer zum Vergnügen des brütenden Weibchens mit aufgeklebten Leuchtkäfern zu erhellen. Die einzig ſtichhaltige Er⸗ klärung dürfte ſein, daß der Baya beabſichtigt, durch den ſchweren Lehm das Neſt im rich⸗ tigen Gleichgewichte zu halten, obwohl man ſich dann immer noch fragen muß, warum nicht auch andere Weber zu' demſelben Mittel ſchreiten. Manyar und Sarbobaya brüten nach den Berichten Bernſteins und Jerdons nicht auf Bäumen, ſondern im Röhricht und er⸗ richten dem entſprechend Neſter, welche eher an die der Rohrſänger als an die anderer Weber erinnern. „Das 11 bis 13 em. hohe und 6 bis 8 em breite, mit ſeitlichem Ein⸗ gange verſehene Neſt des Manyar“, beſchreibt Bernſtein, „iſt viel kleiner als das des Baya, auch nicht hängend wie dieſes, ſondern zwiſchen einigen Schilf- und Binſenſtengeln bez. den Zweigen irgend einer Sumpfpflanze befeſtigt“; das Neſt des Sarbobaya hat ganz dieſelbe Bauart. Im Einklange hiermit ſcheint mir zu ſtehen, daß die Sidelungen beider Vögel ſich über einen weit größeren Raum ausdehnen, als dies bei den anderen Arten der Gruppe der Fall iſt: jede Geſellſchaft der genannten Ammerweber erwählt ſich zwar einen Rohrbeſtand zur gemeinſchaftlichen Niſtſtätte, verteilt ſich in N elben aber je nach N der einzelnen Pärchen. e ARE N 5 Br a De er 5 e N ws 79 N n — Ammerweber. | 499 Uuaeeber den Anteil, welchen jedes der beiden Geſchlechter am Aufbaue eines Neſtes hat, lauten die Angaben verſchieden. Nach meinen Beobachtungen an Gefangenen darf ich be— haupten, daß wenigſtens bei Dioſch, Rotkopfweber und Baya die Männchen ebenfalls die hauptſächlichſten Baumeiſter ſind und die Weibchen nur mit dem inneren Ausbaue des Neſtes einigermaßen ſich zu ſchaffen machen. Die drei genannten bauen nach meinen Wahrneh- mungen zwar ebenfalls mit Gras, am liebſten aber mit Kokosbaſt und richten ein viel feineres Gewebe her als die eigentlichen Webervögel. Dioſch und Rotkopfweber arbeiten mit der⸗ ſelben Haſt wie ihre Verwandten, unter lautem, ſingendem Geſchwätz und ſchwirrendem Flügelſchlagen, verbrauchen auch annähernd ebenſo viele Bauſtoffe wie die Edelweber: Rey beobachtete, daß ein einziges Dioſchpärchen in etwa drei Monaten zwei Bund Heu ver- arbeitete. Das Gelege des Dioſch enthält drei bis vier blaugrünliche, meiſt unbepunktete, das des Rotkopfweber ebenſo viele grünliche, ſchmuzig gewölkte, das des Baya zwei bis vier weißliche, das des Manyar zwei bis drei auf ſchmuzigweißem, bisweilen ins Grauliche über⸗ gehendem Grunde mit einer größeren oder geringeren Anzahl kleiner grauer oder bräunlich⸗ grauer Flecken geſprenkelte Eier; die Anzahl der Eier des Sarbobaya und deren Färbung finde ich nicht angegeben. Nach meinen am Dioſch und Rotkopfweber gemachten Beobach⸗ tungen brütet wie bei den Edelwebern nur das Weibchen, während das Männchen ſeiner Bauluſt Genüge leiſtet. Die Brutzeit nimmt vierzehn oder funfzehn Tage in Anſpruch; die Jungen wachſen binnen zwei bis drei Wochen zum Flüggwerden heran. Floiür das Gefangenleben und die Haltung im Käfige der vorſtehend aufgeführten Ammer⸗ weber gilt mehr oder minder dasſelbe, was ich bei Schilderung der Edelweber angegeben habe. Auch fie ſtellen verhältnismäßig wenig Anſprüche und begnügen ſich mit ſehr ein- fachem Futter, verlangen aber neben der Körnernahrung ebenſo gut wie die Edelweber tieriſche Stoffe. Im Freien bilden die Sämereien der verſchiedenen Grasarten, in Indien neben dieſen namentlich Reiskörner zeitweilig das hauptſächlichſte Futter. So erſcheint beiſpiels⸗ wieiſe der Dioſch um die Mittagszeit mit von Körnern ſtrotzendem Kropfe auf den Trink⸗ plätzen; aber er ſowohl wie ſein afrikaniſcher Verwandter und die indiſchen Arten ſtürzen ſich im Käfige gierig auf jeden Mehlwurm und verlangen, namentlich während der Brutzeit, unbedingt tieriſche Stoffe zur Ernährung der Jungen und eigener Kräftigung. Man wird alſo wohl tun, auch ihnen neben den gewöhnlichen Körnerſorten Weichfutter zu reichen. Foür einen möglichſt großen, aber flachen Badenapf mit rauhem Boden muß man Sorge tragen; denn der Dioſch treibt es in der Gefangenſchaft ganz ebenſo wie in der Freiheit. „Er kommt“, ſagt Rey, „zu beſtimmten Zeiten zur Tränke, ſtürzt ſich plump und un⸗ geſchickt, ich möchte jagen kopfüber in das Waſſer, nimmt eiligſt einige Schlucke oder be- ſpritzt ſich wohl auch den Körper in größter Haſt und fliegt eilig wieder von dannen.“ Sind die Ammerweber eingewöhnt, fo gehören fie ſamt und ſonders zu den unver⸗ wüſtlichen Stubenvögeln: Rey berichtet mir von einem Dioſch, welcher ſeit zweiundzwanzig Jahren im Gebauer eines ſeiner Freunde ſich befindet und noch keine Abnahme ſeiner Lebens⸗ 5 kraft verſpüren läßt. Hält man ſie in kleinen Geſellſchaften, richtet man ihnen den Käfig in der oben (S. 493) angegebenen Weiſe her, verſiht man ſie mit den nötigen Bau⸗ ſtoffen, namentlich mit unſeren ihnen am meiſten zuſagenden, weichhalmigen und weich- blätterigen Grasarten oder in Ermangelung derſelben mit Kokosbaſt und Manilahanf, und reicht man ihnen wie den Edelwebern neben den dort erwähnten Pflanzenſtoffen ein Weich⸗ futter, in welchem Ameiſenpuppen in überflüſſiger Menge vorhanden ſind, ſo ſchreiten ſie ohne Beſtnnen zur Fortpflanzung. Vieillot erzählt vom Dioſch, wie der Vogel baut, daß während des Neſtbaues Männchen und Weibchen gemeinſchaftlich unter ſtetem Zanken be⸗ ſchäftigt ſind, bis der Bau fertig iſt, und daß dann das Männchen, falls das Weibchen nach — 32° / 500 Webervögel. achttägiger Ruhe noch nicht ſeinen Anträgen entſpricht, das Neſt wieder zerſtöre und vierzehn Tage ſpäter ein neues errichte, daß man den Brutraum auf 24° R. bringen müſſe, weil ſonſt die Weibchen nicht legen oder im Brüten ſterben würden u. dgl. m., läßt aber dabei ſeiner Einbildungskraft offenbar die Zügel ſchießen und hält vorgefaßte Meinungen für unbeſtreitbare Wahrheiten. In der Tat bietet das Brutgeſchäft des Dioſch durchaus nichts, was als grundſätzlich abweichend von dem anderer Weber und der Edelweber ins⸗ beſondere bezeichnet werden könnte. Die Männchen bauen ihre Neſter und reißen dieſelben wieder ein, wenn es ihnen an den nötigen Bauſtoffen zur Errichtung anderer mangelt oder eine Laune fie anwandelt; fie bauen von neuem, ohne irgend welche Rückſicht auf gewiſſe Friſten zu nehmen; ſie umwerben die Weibchen genau in derſelben Weiſe, wie die Edelweber es tun, indem ſie mit erſichtlichem Eifer als Meiſter in ihrer Kunſt ſich zeigen, fortwährend am Neſte zu ſchaffen machen und durch zitternden Flügelſchlag als begehrende Verliebte ge⸗ bärden; ſie kämpfen dann und wann einen kurzen Streit aus in Sachen der Minne, beißen und 1 mit anderen Männchen ſich herum ꝛc., ſind aber durchaus nicht leidenſchaftlicher und ſtürmiſcher als andere ihrer Verwandtſchaft. Auch habe ich bis jetzt noch nicht bemerkt, daß das Weibchen einen hervorragenden Anteil am Auf- und Ausbaue des Neſtes nähme, vielmehr ſtets geſehen, daß die Arbeiten der Brutpflege in derſelben Weiſe wie bei den Edelwebern auf beide Geſchlechter ſich verteilen. Rey fügt Vorſtehendem hinzu, daß die von ſeinen gefangenen Blutſchnabelwebern gebaueten Neſter ſtets ohne Flugröhre angelegt wurden, wenn es bei den Vögeln nicht zur Parung kam. „Waren aber die Liebesbe⸗ werbungen der Männchen erhört worden, ſo bauten ſie an den Eingang des Neſtes noch eine kurze, etwas nach unten geneigte Flugröhre an, welche gleichſam ein Wetterdach zum Schutze des Einganges bildete.“ Richtiger als Vieillots Berichte über den Neſtbau des Dioſch ſind ſeine Angaben über das zänkiſche Weſen unſeres Vogels. Wenn ich auch nicht geſehen habe, daß der Dioſch die kleinen Prachtfinken an der Schwanzſpitze faßt, ſie in die Höhe hebt, unter fortwährendem Schreien einige Sekunden lang in dieſer Weiſe feſthält und ſich jo „er heitert,“ während die armen Opfer ſich tot ſtellen, um nur loszukommen und nicht gerupft zu werden, ſo habe ich doch wiederholt erfahren müſſen, daß er ſolch kleiner Geſellſchaft haupt⸗ ſächlich aus Futterneid läſtig und gefährlich wurde, indem er mit ſeinem kräftigen Schnabel Biſſe nach rechts und links austeilte und manch einen dabei arg beſchädigte. Doch gilt dies nur ſchwächerem Volke gegenüber: mit gleichſtarken Vögeln, alſo beiſpielsweiſe mit Rotkopfwebern, Bayas, Scharlachwebern, Feuerfinken, Tahas, Widavögeln u. dgl. verträgt er ſich recht gut, wenn ſchon vielleicht nur aus dem Grunde, weil jedem ſeiner Angriffe die gebürende Abwehr wird; ja ich habe ſogar geſehen, daß er vor einem im Vollgefühle ſeiner Schönheit und Würde ſich brüſtenden Oryx ohne weiteres den Rückzug antrat. Aus dieſen Beobach⸗ tungen ergibt ſich für den Anfänger die Lehre, auch die Ammerweber ſoviel als möglich nur mit Ihresgleichen zuſammenzubringen und namentlich kleinere Geſellſchaft nicht in den für ſie beſtimmten Käfig zu ſperren. Je ſtrenger man hierbei verfährt, d. h. je ſorgfältiger man darauf achtet, daß immer nur eine der genannten Weberarten in einem und demſelben Käfige, hier aber in größerer Anzahl ſich befindet, um ſo ſicherer wird man die Freude erleben, die Vögel ſich fortpflanzen zu ſehen. Beſondere Heizungsvorkehrungen bedarf es durchaus nicht: 150 R. durchſchnittliche Wärme genügen vollkommen, den Mäunchen, um ihre Parungs⸗ luſt zu entflammen, den Weibchen, um ihre Eier zu zeitigen und die Brut groß zu ziehen. Nach meinem Dafürhalten darf ich allen Liebhabern die genannten Ammerweber und unter ihnen zunächſt Dioſch und Rotkopfweber, weil am leichteſten und für wenig Geld zu | beſchaffen, warm empfehlen. Sie vergüten ihre geringen Anſchaffungskoſten und verdienen ſich ihre einfache Nahrung durch ihr munteres Weſen und ihre ewige Bauluſt reichlich genug, fallen nicht jedem Zuglüftchen zum Opfer, beanſpruchen überhaupt durchaus nicht die ſorg⸗ See Prachtweber. N 501 fältige Pflege, wie ſo viele andere fremdländiſche Stubenvögel. Will man davon abſehen, daß ſie ſich fortpflanzen, ſo mag man ihnen wenigſtens bunte Seiden- oder Baumwollen⸗ fäden von einer gewiſſen Länge in genügender Anzahl reichen, um ſie bei ihrer Arbeit zu beobachten; denn ſelten werden ſie verfehlen, das Gitterwerk ihres Käfigs mit beſagten Fäden zu durchflechten und, wenn man ihnen dieſe nach beſtimmter Auswahl reicht, ein Flechtwerk herzuſtellen, welches eine teppichartige Buntheit erhält, dem Beſitzer zum Vergnügen gereicht und bei allen Unkundigen Erſtaunen erregt. Der gewöhnliche Preis des Dioſchpärchens ſtellt ſich auf höchſtens drei Taler; ein Pärchen des Rotkopfwebers kommt in der Regel um einen Taler höher zu ſtehen, während man für die indiſchen Arten der Ammerweber mindeſtens ſechs, meiſt wohl auch acht Taler für das Pärchen erlegen muß. In Anbetracht der . aller Arten dürfen dieſe Preiſe N, als niedrige „ werden. 5 Prachtweber. Im Weſten der Gleicherländer Afrikas, von hier aus durch die Mitte des Erdteils bis zum Oſten hin ſich verbreitend, hauſt eine Gruppe von Webervögeln, welche in unſerem Buche mindeſtens erwähnt zu werden verdient, obgleich, ſo viel bekannt, bis letzt noch kein einziges ihrer Mitglieder in Gefangenſchaft gehalten worden iſt. Die Prachtweber zeichnen ſich durch folgende Merkmale aus. Sie ſind große, kräftig gebauete Vögel mit faſt kopflangem, auf der Firſte ſanftgewölbtem, ſeitlich zuſammengedrücktem, an den Schneidenrändern ſeicht gebogenem Schnabel, deſſen unterer Teil faſt ebenſo ſtark wie der obere iſt, ſeitlich gelegenen, großen Naſenlöchern, ſtarken, mittelhochläufigen, langzehigen, durch kurze Nägel bewehrten, grob beſchuppten Füßen, langen, breiten, zuſammengelegt zwei Drittel des Schwanzes deckenden Flügeln, unter deren Schwingen die vierte und fünfte die längſten ſind, und deren Flügelſpitze weit über die Armſchwingen hervorragt, ziemlich kurzem, faſt gerade abgeſchnittenem, nur durch geringe Verkürzung der Seitenfedern etwas gerundetem, aus breiten, am Ende abgerundeten Federn beſtehendem Schwanze und reichem, aber derbem N Gefieder, in welchem Tiefſchwarz und brennend Rot die vorherſchenden Farben ſind. 90 485. Der Glanzweber, Sycobius (Ploc.) nitens, Gray. — A. B. Hartlaub, W.⸗Afr., S. 133. — Etwas größer als der Edelfink; glänzend ſammetſchwarz, ein breites Feld, welches Kehle und Kropf bedeckt 5 und ſich jederſeits bis zu den Halsſeiten zieht, brennend karminrot. Iris?, Schnabel dunkel bleiblau mit helleren Schneidenrändern, Füße grauſchwarz. — Weibchen unbeſchrieben. 8 Die Gleichergebiete Weſtafrikas bilden die Heimat des prachtvollen Vogels. . 486. Der Haubenweber, S. (Tanagra, Malimbus, Ploc.) eristatus, Vieill., (malimbica, nigri- frons). — A. B. Vieillot, Ois. chant., S. 71. — Etwas kleiner als der Edelfink; e Oberkopf deſſen Federn ſich zu einer Haube verlängern, Backen, Kehle und Kropf tief ſcharlachrot, Stirnrand, Augen⸗ gegend und Kinn ſchwarz. Iris?, Schnabel und Füße ſchwarz. — Junge Vögel oberſeits glänzend braun⸗ * ſchwarz, Zügel, Kopfſeiten und Unterteile rötlichbraun, Außenſeite der Schwingen ebenſo, Schnabel dunkel⸗ braun, Füße hornbraun. 1 Die Heimat fällt mit der des Glagevebers e 1 5 uẽueber das Freileben der Prachtweber mangeln zur Zeit noch Berichte. Vieillot gibt zwar eine ziemlich weitläufige Beſchreibung des Haubenwebers; es erſcheint aber fraglich, ob dieſelbe der Tatſächlichkeit entſpricht. Nach ihr bilden Kerbtiere und feigenartige Früchte die bevorzugte Nahrung der Vögel, welche auf niederen Bäumen leben und hier ein kuge⸗ | liges Neſt mit ſeitlichem Eingange aus feinen Gräſern und Baumwolle errichten ſollen, erſtere | A * Bildung der Wände, letztere zur Auskleidung des Innern verwendend. Die Eier, at 502 Webervögel. bis fünf an der Zahl, beſchreibt Vieillot als graulich, weiß auch zu berichten, daß das Männchen während der Brutzeit ſein Weibchen einige Stunden täglich ablöſe. Wie immer, empfihlt er demjenigen, welchem es glücken ſollte, einen dieſer Vögel lebend zu erhalten, ö den betreffenden Raum bis auf 300 R. zu erwärmen. Viel richtiger als dieſe wohl nur ge⸗ träumte Schilderung ſcheinen mir die Angaben zu ſein, welche Heuglin von einem in Abeſſinien vorkommenden Verwandten mitteilt. Gedachter Forſcher hält den von ihm Feigen⸗ freſſer genannten Prachtweber (8. melanotis) für einen Standvogel, welcher in unſeren Frühjahrsmonaten in kleinen Familien, in unſeren Herbſtmonaten mehr einzeln, immer nur auf den Hochbäumen des Urwaldes lebt, vorſichtig ſich im Laubdache verbergend und nur auf der Tränke dann und wann nach Art der Sperlinge einfallend. Die Männchen laſſen ein den anderen Webervögeln ähnliches Zirpen und Spinnen vernehmen. Während der Mauſerzeit, welche in den November fällt, ſcheinen die Vögel vorzugsweiſe, wenn nicht ausſchließlich, Kerbtiere zu freſſen, da Heuglin mehrere Stücke erlegte, deren Magen ganz mit Baumwanzen angefüllt war. Das beutelförmige Neſt iſt dem anderer Weber⸗ vögel ähnlich, hängt aber am äußerſten, faſt unerreichbaren Wipfel der höchſten Bäume und wird ungefähr im Auguſt belegt. Bei dem von Jahr zu Jahr ſteigenden Verkehre zwiſchen Europa und der Beftfifte Afrikas iſt es keinesfalls unmöglich, ja ſogar wahrſcheinlich, daß wir früher oder ſpäter auch Prachtweber lebend erhalten, um ſo mehr, als der Handel gegenwärtig von Leuten betrieben wird, welche ſich doch immerhin eine gewiſſe Fertigkeit in der Pflege und Wartung auch zarter Vögel erworben haben. Nach dem Baue des Schnabels zu urteilen, dürfte es nicht ſchwierig ſein, die herlichen Vögel zu pflegen. Man wird einfach der Kerbtiernahrung Rechnung zu tragen haben und ihnen neben Körnern ein mit Ameiſenpuppen reichlich verſetztes und mit Mehl⸗ würmern beſchicktes Weichfutter und vielleicht auch zarte Früchte reichen müſſen, um ſie bei voller Kraft und Schönheit zu erhalten. Weiteres läßt ſich zur Zeit noch nicht mitteilen. Scharlachweber. Oſtafrika und zwar vorzugsweiſe die verſchiedenen Inſeln längs der Küſte beherbergen eine durch Schönheit und anſprechende Eigenſchaften ſehr ausgezeichnete Webergruppe, von denen wenigſtens eine Art nicht ſelten lebend zu uns gelangt und andere erweislich ebenfalls in Käfigen gehalten werden: die Scharlachweber. Ihre Merkmale liegen in dem mittel⸗ langen, kräftigen, auf der Firſte gewölbten, an der Wurzel breiten, ſeitlich ſtark zuſammen⸗ gedrückten, am Schneidenrande in der Mitte zahnartig vorgebuchteten Schnabel, deſſen unterer Teil ebenſo hoch als der obere iſt, den hochläufigen, kurzzehigen, mit kleinen, aber kräftigen, ſtark gebogenen Nägeln bewehrten Füßen, dem mittellangen, gerundeten, zuſammen⸗ gelegt etwa die Hälfte des Schwanzes deckenden Flügel, unter deſſen Schwingen die vierte und fünfte die längſten ſind und deſſen Spitzenteil wenig vorragt, dem kurzen oder höchſtens mittellangen, aus ziemlich breiten, am Ende ſtumpf zugeſpitzten Federn beſtehenden Schwanze und dem glatten, weichen, nach dem Geſchlechte verſchieden gefärbten Gefieder, in welchem beim Männchen ein mehr oder minder prachtvolles Rot zur Geltung kommt, während das Weibchen wie das Männchen im Winterkleide ein düſter ſperlingsfarbenes Anſehen hat. 487. Der Kardinalweber, Calyphantria (Foudia) eminentissima, Bonap. — A. B. Finſch und Hartlaub, O. ⸗Afr., S. 406. — Größer als der Edelfink; Kopf und Hals bis zur Unterbruſt, Bürzel und Oberſchwanzdecken brennend ſcharlachrot, Mantel- und Schulterfedern olivenbraun mit breiten dunkleren Schaftſtrichen, Unterbruſt und übrige Unterſeite iſabellbräunlich; Schwingen und Steuerfedern dunkel oliven⸗ braun mit ſchmalen hellbraunen Außenſäumen, Oberflügeldeckfedern dunkelbraun mit weißlichen Enden, daher N 8 RS ch ’ — e Scharlachweber. 503 zwei helle Querlinien. Iris ?, Schnabel ſchwarz, Füße rötlichbraun. — Weibchen oberſeits olivenbraun, unterſeits fahlbräunlich. | Die Inſel Sanſibar und die Küſte vom Sambeſi bis Moſambik bilden das Verbreitungsgebiet des Vogels. 488. Der Erzweber, C. (Fr., Ploc., Foud.) erythrocephala, ml. — A. B. Hartlaub, Vögel Madagaskars, S. 55. — Kleiner als der Kardinalweber und ihm ſehr ähnlich; Mantel, Schultern, Schwingen und Schwanz mit olivengrünbräunlichen Außenſäumen, Unterſeite von der Unterbruſt an fahl olivenbraun, Zügel und Augengegend ſchwarz. — Weibchen bräunlich grün, unterſeits heller, Oberflügeldecken mit zwei hellen Querbinden wie beim Männchen. Die Art wird bloß auf der Inſel Mauritius gefunden. 489. Der Scharlachweber, Madagaskarweber, C. (L., Card., Euplectes, F.) madagascarensis, L., (ruber). — A. B. Hartlaub, V. Madag., S. 55. — Größe des Feldſperlings; lebhaft zinnoberſcharlachrot, das Auge ſchmal ſchwarz umſäumt, Mantel- und Schulterfedern ſchwarz, rot umrandet; Schwingen, Deckfedern und Schwanz olivenbraun mit ſchmalen bräunlichfahlen Außenſäumen, größte Deckfedern mit fahlweißem Deck⸗ rande, daher eine Querbinde über dem Flügel. Iris braun, Schnabel ſchwarz, Füße fleiſchrötlich. — Weibchen und Männchen im Winterkleide oberſeits düſter olivengelb, die Federn des Kopfes mit ſchmalen, die des Nackens mit breiteren dunklen Schaftſtrichen, die des Mantels mit breiter mattſchwarzer Schaftmitte, Bürzel einfarbig olivenbräunlich, Augenſtreifen rein iſabellgelb, Unterſeite olivengraugelb, Seiten dunkler, untere Schwanzdecken fahlgelb; die Säume der Schwingen und Schwanzfedern lebhafter als im Hochzeitskleide, olivengelb, anſtatt bräunlich fahl. Schnabel rötlich hornfarben, Firſtenrücken und Spitze dunkler. — Junge Vögel dem Weibchen ähnlich, matter gefärbt, minder ſcharf gezeichnet. Von Madagaskar und Reunion, der urſprünglichen Heimat, iſt der Scharlachweber nach St. Helena verpflanzt und hier eingebürgert worden, gegenwärtig auch ſehr häufig, weshalb wir ihn ungleich zahlreicher als die übrigen Verwandten lebend erhalten. 490. Der Biſchofweber, C. (F.) flavicans, Newton. — A. B. Proc. Z. S., 1856., S. 47. — Größe des Sperlings; Oberſeite ſchmuzig olivenbraun, Mantel und Schulterfedern mit dunkler Mitte, Kopf, Kehle und Kropf hochgelb, an der Stirn und um den Unterſchnabel ins Safrangelbe übergehend, Auge ſchmal ſchwarz umſäumt, Bruſt, Bauch und After gelblich weiß, Seiten und Unterſchwanzdecken oliven⸗ fahlbräunlich, an den Bruſtſeiten gelb verwaſchen; Schwingen und Schwanzfedern olivenbraun, außen ſchmal olivenfahl geſäumt, Deckfedern der Armſchwingen und größte Oberflügeldecken an der Außenfahne und am Ende breit weißlich gerandet, kleine Oberflügeldecken mit blaſsgelblichen Enden. Iris braun, Schnabel ſchwarz, Füße rötlichbraun. — Weibchen düſter olivengraubraun mit dunklen Schaftflecken auf Mantel und Schultern, ſchmaler Augenbrauenſtreifen und Unterteile olivengraugelblich, an den Seiten bräunlich; Deckfedern der Arm⸗ ſchwingen und größte Flügeldecken mit bräunlichweißen Außenrändern. Schnabel und Füße hell rötlichbraun, Unterſchnabel heller. Dieſe höchſt eigentümliche Art bewohnt ausſchließlich die Inſel Rodrigez und iſt hier ſehr gemein, wird dort auch gefangen gehalten. 5 Das Freileben der Scharlachweber hat bis jetzt nur in Pollen einen Beobachter gefunden. Die Malgaſchen nennen den Scharlach- oder Madagaskarweber Fudi, die Anſidler der . Inſel Kardinal. Er lebt in Trupps von ſechs bis zwölf Stück, ſchlägt ſich aber ſpäter zu viel beträchtlicheren Schwärmen zuſammen, fällt dann plündernd in die Felder ein und ſchadet dieſen hier und da ſehr, weil er ſich von allerlei Getreide, insbeſondere von Hülſen⸗ 0 früchten nährt. Seine Niſtzeit fällt auf Madagaskar in den Monat Oktober, auf Reunion in den November und Dezember. Die Männchen ſind währenddem äußerſt erregt und kämpfen erbittert unter einander. Nach beendigtem Streite ſetzen ſie ſich auf Baumäſte und ſtoßen von Zeit zu Zeit ihren wie „Spit, Spit“ klingenden Lockton aus. Sobald eines von ihnen ein Weibchen wahrnimmt, ſträubt es die Federn, hebt den Schwanz und ſchwebt von einem Aſte zum anderen herab. Das birnenförmige, mit ſeitlichem Eingange verſehene Neſt wird aus feinen Gräſern erbaut und zwiſchen zwei bis vier Zweigen von Akazien, Mimoſen, Tamarisken und anderen Bäumen eingeflochten; auf Madagaskar findet man es auch öfters im Röhricht, an den Blättern von Sagus raffia befeſtigt. Das Gelege enthält bis ſechs grünlichblaue Eier. Beide Eltern füttern ihre Jungen noch lange nach dem Ausfliegen. Auf Reunion wird der prächtige Vogel viel gejagt und gefangen und zwar keinesweges für 7 * * c TER ET = —— — ä ine 8a an 0 EEE 5 504 Meberbögel, 1 e den Käfig allein, ſondern auch für die Küche. — Eine verwandte Art (C. Algondae) von Mayotta hält ſich, nach Pollen, in den Kaſuarinen auf und ſtimmt in der Lebensweiſe mit vorigem überein. Im Zuſtande der Gefangenſchaft haben wir bis jetzt auch nur den Scharlachweber, kennen gelernt. Der Vogel hat nach meinen Beobachtungen in ſeinem Gebaren ebenſo viele Aehnlichkeit mit den Edel⸗ und Ammerwebern wie mit manchen Finken. Unruhig Wie 1 alle Weber und wenig auf einer und derſelben Stelle verweilend, zeigt er doch eher die Beweglichkeit gewiſſer Finken als die der verwandten Edelweber. Insbeſondere erinnern ſein Hüpfen auf dem Boden, das Hin- und Herbewegen ſeines Schwanzes, die Stellung auf Ei dem Gezweige und auch der Flug ebenſo ſehr an die Edelweber wie an die deutſchen Finken⸗ vögel. Die Stimme, gewöhnlich ebenfalls rauh und zirpend, entbehrt doch nicht alles Wohl⸗ klanges, zumal wenn ſich der Scharlachweber anſchickt zu ſingen; denn dann gelingt es ihm, eine kurze Strophe hervorzubringen, welche mit eigentümlich ſpinnenden Tönen beginnt und 4 mit einem langgezogenen, wohllautenden, zitternden Triller endigt. Sein Lockton iſt ein ſcharfes, droſſelähnliches „Zip“. Im Gegenſatze zu den Edelwebern ſcheint unſer Vogel gut⸗ artig zu ſein; mindeſtens habe ich nie geſehen, daß er mit anderen Streit oder Zank angefangen hätte. Zwei Männchen geraten allerdings nicht ſelten in Hader; allein ihre eiferſüchtigen Kämpfe haben wenig zu bedeuten und gefährden, nach meinen Erfahrungen wenigſtens, nicht das Leben des einen oder des anderen. An die Nahrung ſtellen die 3 Scharlachweber ganz dieſelben Anforderungen wie die Edelweber und müſſen daher auch genau wie dieſe gefüttert und gepflegt werden. Bei guter Abwartung ſchreiten ſie ebenſo leicht wie letztere zur Fortpflanzung, geraten vorher ebenfalls in eine merkliche Aufregung, machen durch abſonderliche Schwenkungen und eigentümlich zitternde Flügelſchläge ihrem Weibchen den Hof, ohne ſich jedoch ſo anzuſtrengen wie die Edelweber, und beginnen dann mit dem Baue ihres Neſtes. Ich habe das Männchen wiederholt an demſelben arbeiten ſehen; aus den Beobachtungen von Bal damus ſcheint aber hervorzugehen, daß auch das Weibchen eifrig daran Teil nimmt. „Ich hatte“, ſchreibt unſer Gewährsmann, „lange Grasblätter | und Halme als Bauſtoffe für die Weberfinken in ein Glas geſteckt; die Vögel hatten nun die längſten Blätter und Halme herausgezogen und dabei die übrigen herausgeworfen. Da ſehe ich eines Morgens das Weibchen vom Scharlachweber mit einem ſolchen trockenen Grashalme auf den Springbrunnen fliegen, den Halm im feinen Regen nach allen Seiten hin bewegen und drehen und nach dem Neſte fliegen, wo es ihn zur Wölbung des Ein⸗ ganges benutzte. Das kluge Tierchen wiederholte das Einweichen der trockenen Halme ſehr eifrig. Ich rief die Meinigen herbei, um Augenzeugen des einzigen Schauſpiels zu haben, und holte nach einiger Zeit friſche Blätter und Halme. Dieſe trug das Vögelchen unbenetzt zum Neſte, wählte aber zwiſchen durch auch trockene Halme, welche es jedesmal durch den Staubregen des Springbrunnens durchnäſſen ließ, damit ſie die verlorene Biegſamkeit wieder erhielten.“ Ueber Neſtbau und Brutgeſchäft ſelbſt fügt Baldamus das Nachſtehende hinzu: „Bei der Anlage des Neſtes hilft das Männchen zwar mit, namentlich wenn es ſich darum handelt, ein älteres Neſt einzureißen, um deſſen Beſtandteile zu Bauſtoffen für das neue zu verwenden: den eigentlichen Bau aber beſorgt das Weibchen. Als Bauſtoff dienen ſchmiegſame Faſern aller Art; zur Wölbung des Ganzen wie des ſeitlich angebrachten Ein⸗ ganges werden Agavenfaſern anderen vorgezogen. Weichere Stoffe, wie feine Gras⸗ halmen, Baumwollflocken und dergleichen finden Verwendung zur Ausfütterung des Neſtes; Federn wurden, ſoviel ich beobachten konnte, nicht benutzt. Das ſaubere Flechtwerk, welches oberhalb des Napfes durchſichtig bleibt und ſehr elaſtiſch iſt, gleicht einer Retorte mit weitem Halsanſatze, welcher oben etwa 6 em. überhängt. Bei genügenden und paſſenden Bauſtoffen wird das Neſt in vier bis fünf Tagen fertig. Das Gelege der bei mir brütenden Scharlach⸗ . Ä Kal RS Babe, 2; u Sperlingsweber. 505 weber beſtand in ſechzehn Fällen in vier, in fünf Fällen in drei ſchön bläulichgrünen, öligglänzenden, glattſchaligen, rein eiförmigen Eiern, welche bei entſprechender Sommer⸗ wärme in ſiebzehn, bei einer Wärme von + 4 bis 80 R. im Winter in zwanzig Tagen ausgebrütet wurden. Die Jungen bedürfen tieriſcher Nahrung, und beide Eltern ſind eifrig bemüht, ſolche ihnen zu verſchaffen: meine Weibchen wurden, wenn ſie Junge hatten, ſo dreiſt, daß ſie die Mehlwürmer, von denen ſie bis dreißig Stück täglich verbrauchten, mir aus der Hand nahmen. Leider wurden Eier und ſelbſt bis acht Tage alte Junge vom Männchen regelmäßig aus dem Neſte geworfen, und nur einmal gelang es, jenes rechtzeitig abzuſperren und ſo drei Junge aufzuziehen. Währenddem begann das Männchen ein neues Neſt zu bauen, und ein zweites, bisher vernachläſſigtes Weibchen vollendete dasſelbe. Das andere Weibchen baute im erſten Jahre acht Neſter, legte auch dreißig Eier, und zwar mit Ausnahme der Mauſerzeit das ganze Jahr hindurch.“ — Ein gegenwärtig (Mai 1872) im Berliner Aquarium bauendes Scharlachweberpärchen beſtätigt die Beobachtungen unſeres gelehrten und erfahrenen Mitarbeiters vollkommen. Nach ſonſtigen Wahrnehmungen will ich noch bemerken, daß die Scharlachweber erſt im zweiten Jahre ihres Lebens ihr Prachtkleid anlegen und dasſelbe in der Regel vom Januar bis zum Juni oder Juli tragen. Der Preis der Scharlachweber entſpricht ihrer Schönheit und iſt demgemäß noch ein verhältnismäßig hoher; denn das Pärchen iſt ſelten unter acht Taler zu haben, koſtet in der Regel noch erheblich mehr. Von den übrigen Arten kommt höchſtens noch der Erzweber dann und wann einmal nach Europa herüber, hat alſo keinen beſtimmten Preis. Falls man ſicher iſt, ein wirkliches und geſundes Pärchen der ausdauernden Scharlachweber er⸗ a werben zu können, darf man die angegebene Summe ohne Bedenken zahlen. Fyerlingsweber. Einige große, dickköpfige, gedrungen gebauete Weber, mit faſt kopflangem, ſeitlich ſtark zuſammengedrücktem, ſcharffirſtigem, oben wenig gebogenem, an den Schneidenrändern mit zahnartigem Vorſprunge verſehenem oder glattem Schnabel, deſſen unterer Teil ebenſo hoch aber etwas ſchmäler als der obere iſt, ſtarken, mittelhochläufigen, ziemlich langzehigen, mit kurzen derben Krallen bewehrten Füßen, ziemlich langen und verhältnismäßig ſpitzigen Flügeln, unter deren Schwingen die dritte und vierte die längſten ſind, kurzem, gerade abgeſchnittenem, aus breiten, am Ende gerundeten Federn gebildetem Schwanze und ziemlich dichtem, düſter⸗ farbigem Gefieder hat man mit Recht in eine beſondere Sippe vereinigt und Sperlingsweber genannt. 491. Der Mahali, Philagrus l. Plocepasser, Leucophrys, Agrophilos) mahali, Smith, (pileatus, haematocephalus). — Vergl. Smith, III. S. Afr. Zool., Tfl. 65. — Etwas größer als der Edelfink; Scheitelmitte breit dunkelbraun, jederſeits von einem breiten, weißen Streifen begrenzt, welcher über den Zügeln entſpringt und ſich bis hinter die Schläfen zieht, Zügel und Kopfſeiten braun, unterſeits von einem dunklen Bandſtreifen begrenzt, Halsſeiten und Oberſeite ſchön hellbraun, Unterſeite, Bürzel und obere Schwanzdecken weiß, an den Seiten bräunlich verwaſchen, untere Flügeldecken ebenſo; Schwingen, deren Deckfedern und die Steuerfedern dunkel olivenbraun, erſtere mit fahlbräunlichen Außenſäumen, welche an den letzten Armſchwingen breiter und wie die Endſäume der Schwanzfedern mehr weißlich find, Ded- federn der Armſchwingen und größte Oberdeckfedern fahlweiß, wodurch zwei breite Querbinden entſtehen. Iris rötlichorange, Schnabel und Füße hell fleiſchrötlich. — Weibchen gleich gefärbt. Der Mahali iſt häufig in Südafrika, kommt aber auch im Weſten vor und gelangt von hier aus zu⸗ weiten in unſere Käfige. Nach den Angaben von Smith und Ayres bildet der Mahali ein echtes Mittelding zwiſchen den eigentlichen Webervögeln und den Sperlingen, und hiermit ſtimmt auch 506 Webervögel. Heuglins Beobachtung des in Abeſſinien, den Bogosländern, Takha, Oſtſennar und am blauen und weißen Nile vorkommenden Verwandten überein. Jener iſt, laut Ayres, auf waldigen Strecken Transvaals gemein, während er im offenen Lande fehlt, hält ſich in Trupps zuſammen und hat eine ſchwatzende Stimme, welche auf Geſelligkeit hinzudeuten ſcheint; dieſer lebt, nach Heuglin, in der Steppe, wo viel Baumſchlag iſt, wie auf Blößen im eigentlichen Waldgebiete wohl nicht über 2000 m über dem Mere, meiſt in Paren oder Geſellſchaften von drei bis ſechs Stücken, welche ſich auf Bäumen, im Geſträuch, in Hecken und auf Stoppelfeldern aufhalten. Der Lockton, ein ſcharfes Zirpen, ähnelt dem der meiſten übrigen Webervögel. Beide, der Mahali und ſein Verwandter, bauen große Neſter, welche ſich von denen der eigentlichen Webervögel weſentlich unterſcheiden. „Ihre Wände“, ſagt Smith, „find aus Grashalmen geflochten, deren dickeres Ende immer mehr als zolllang hervorſteht, ſodaß die Neſter wie ein Stachelſchwein ausſehen, welches die Stacheln er⸗ hoben hat. Zwanzig bis dreißig ſolcher Neſter befinden ſich zuweilen auf einem Baume.“ „Wir fanden“, ergänzt Ayres, „auf unſerem letzten Ausfluge nach dem Limpopo viele alte Neſter dieſer Vögel. Sie waren ſehr roh aus Grashalmen, deren Endſpitzen ringsum hervortreten, zuſammengeſchichtet, hatten eine retortenartige Form, zwei kurze nach unten geneigte Eingangsröhren und dazwiſchen einen ſo flachen Napf, daß ich nicht begreifen kann, weshalb die Eier nicht heraus geworfen werden, wenn der Wind die oft an den äußeren Zweigſpitzen angelegten Neſter hin und her ſchaukelt.“ Wie aus Heuglins Mitteilungen hervorzugehen ſcheint, ſpricht Ayres hier von unfertigen oder, nach Heuglins Meinung, von ſolchen Bauten, welche den Männchen zu zeitweiligem Aufenthalte dienen. Der abeſſiniſche Sperlingsweber baut ziemlich kunſtreiche Neſter, welche zwiſchen dornigen Akazienäſten in einer Höhe von 3 bis 5 w. über dem Boden ſtehen oder hängen. „Sie ſind ſehr groß, backofenförmig, aus dürrem Graſe gebaut und innen mit Federn und anderen weichen Stoffen ausgekleidet; das Schlupfloch iſt ſeitwärts nach unten geneigt und meiſt kaum überdacht. Manche Neſter haben zwei Eingänge und dienen wohl dem Männchen als Aufenthaltsort. Gewöhnlich trägt ein Baum mehrere Neſter, welche ſich jedoch bezüglich ihrer Lage von denen der Webervögel unterſcheiden, indem ſie mehr im Innern der Baumkronen oder nahe dem Wipfel, nicht aber an dem Ende ſchwanker Zweige angebracht ſind. Manche dieſer Baue ſcheinen nicht zum Brüten beſtimmt zu ſein. Am 24. September fand ich ein Gelege mit zwei ſtark bebrüteten, feinſchaligen, auf rötlichweißem Grunde mit kleinen, ſehr verwaſchenen, gegen das ſtumpfe Ende mehr zuſammengedrängten hellroſenfarbigen Strichelchen und Fleckchen gezeichnete Eier.“ Ich vermag nicht zu ſagen, wie ſich Sperlingsweber in Gefangenſchaft halten, bemerke jedoch, daß das Ausſehen des Vogels, insbeſondere der Bau ſeines Schnabels, Dauer⸗ haftigkeit im Käfige verſpricht. Gepflegt wie ein Edelweber, wird der Mahali oder irgend einer ſeiner Verwandten ſicherlich auch leicht zur Fortpflanzung ſchreiten. | Geſellſchaftsweber. Alt hergebrachtem Gebrauche folgend, führe ich einen der beachtenswerteſten aller ſüd⸗ afrikaniſchen Vögel und Vertreter einer beſonderen Sippe unter den Webervögeln auf, ob⸗ gleich derſelbe nach Cabanis und meiner Anſicht kein Weber, ſondern ein echter, zünftiger Sperling iſt. Ihn kennzeichnen der gedrungene Bau, der mittellange, kräftige, ſeitlich eben⸗ falls ſtark zuſammengedrückte, auf der Firſte ſanft gebogene, an den oberen Schneidenrändern ausgeſchweifte, an der dünnen Kante faſt gerade Schnabel, die ſehr kräftigen, kurzläufigen Geſellſchaftsweber. 507 und langzehigen, ſtark beſchuppten Füße, welche mit kurzen Nägeln bewehrt ſind, der ziemlich lange Flügel ohne verkümmerte erſte Schwinge, in welchem die zweite Schwinge die übrigen anderen überragt, und der kurze, breite, gerade, aus am Ende abgerundeten Federn gebildete Schwanz, ſowie endlich das dichte ſperlingsfarbene Gefieder. 492. Der Sidelweber, Philetaerus (L., Euplectes) socius, Lath., (lepidus). — Vergl. Smith, III. S. Afr. Zool., Tfl. 8. — Größe des Sperlings; Oberkopf braun, übrige Oberſeite etwas dunkler und die Federn ſchmal fahlbraun umrandet, wodurch ein ſchuppenartiges Anſehen entſteht, Nacken und Halsſeiten ebenſo, die Federn aber mehr ſchwarz und heller fahlbraun umſäumt, Zügel, Gegend am Mundwinkel und ein Fleck auf Kinn und Oberkehle ſchwarz, Kropfſeiten und übrige Unterſeite blaſs fahlbräunlich, an den Seiten und Unterſchwanzdecken deutlich bräunlich; einige lanzettförmige Federn an den Schenkelſeiten wie die des Nackens und der Halsſeiten ſchwarz, hell fahlbraun umſäumt; Schwingen und Steuerfedern dunkel⸗ braun mit fahlbraunen Außenſäumen, Flügeldecken, Bürzel und Oberſchwanzdeckfedern ebenſo gefärbt und umſäumt. Iris braun, Schnabel und Füße blaſsbraun. — Weibchen ähnlich, aber matter gefärbt. Der in jeder Beziehung eigentümliche Vogel wird nur im Innern Südafrikas gefunden. „Das Auffällige bei dieſen Vögeln“, ſagt Smith, „iſt der geſellige Bau ihrer Neſter unter einem Dache. Wenn ſie einen Niſtplatz gefunden und den Bau der Neſter begonnen haben, machen ſie ſich zuerſt daran, gemeinſchaftlich ein allen dienendes Dach zu errichten. Jedes Pärchen baut und bedacht ſein eigenes Neſt, aber eines baut dicht neben das andere, und wenn alle fertig ſind, glaubt man nur ein Neſt zu ſehen mit einem Dache oben und unzähligen kreisrunden Löchern auf der Unterſeite. Bei einer zweiten Brut werden dieſelben Neſter nicht benutzt, vielmehr unten neue an die alten angehängt, ſodaß nun Dach und alte Neſter die Bedeckung der neuen bilden. So nimmt die Maſſe von Jahr zu Jahr an Größe und Gewicht zu, bis ſie endlich zu ſchwer wird, den Aſt, an welchem ſie hängt, zerbricht und herabfällt.“ Ay res vervollſtändigt neuerdings die Beſchreibung dieſer auch bildlich unzählige Male dargeſtellten Neſter. Sie ſind höchſt unregelmäßige Bauten, ändern in der Größe erheblich ab, wie Ayres ſich ausdrückt, von einer Schubkarren⸗ bis zu einer ſtarken Karren⸗ oder Wagenladung, beſtehen aus groben Stengeln und Gräſern und ſind mit einem voll⸗ kommen waſſerdichten Dache bedeckt. Ihre Anzahl ſchwankt, je nach der Ausdehnung der Sidelung; auf einzelnen Bäumen findet man drei bis vier Neſter, jedes von mehr als 1 m. Durchmeſſer. Die Eingänge zu den Kammern ſind kaum weit genug, der Hand eines Erwachſenen Durchgang zu geſtatten. Unter ſich haben die Kammern keine Verbindung. Jede einzelne iſt (wie es bei Sperlingen, nicht aber bei Webern üblich!) innen dick mit Federn ausgekleidet. Als Ayres eine Sidelung am Waalfluſſe, zu welcher Kameldornen⸗ bäume erwählt worden waren, im Juli zuerſt beſuchte, bewohnten die Vögel noch die Neſter, obgleich es in ihrer Heimat Winter war, und unſer Gewährsmann ſchließt daraus, daß ſie ihre gemeinſchaftlichen Wohnungen während des ganzen Jahres, alſo auch zum Schlafen benutzen und ſie in demſelben Maße vergrößern, als die Sidelung zunimmt. „Eines frühen Morgens“, ſagt Ayres, „beſuchte ich ein Neſt und fand es anſcheinend verlaſſen; als ich aber einen Stein an dasſelbe warf, hörte ich zunächſt ein leiſes Gezwitſcher und ſah dann nach und nach eine ganze Familie herausfliegen, eines ihrer Glieder nach dem anderen. Im Februar beſuchte ich dieſelbe Gegend, ſchnitt ein par Neſter ab und fand, daß die Jungen größtenteils bereits ausgeflogen waren. Eine einzige Kammer enthielt noch zwei unbefiederte Junge und ein graulich weißes, beſtimmt mit ſepiabraunen Flecken gezeichnetes Ei, welches nicht bebrütet war.“ Letztere Angabe ſtimmt durchaus mit Smiths Beobach— tungen überein, welcher mitteilt, daß das Gelege aus drei bis vier bläulichweißen, am dickeren Ende fein braun getüpfelten Eiern beſteht. Ueber das weitere Brutgeſchäft fehlt noch genaue Kunde; wir wiſſen nicht, ob auch das Männchen der eigentliche Baumeiſter iſt oder nicht. Kerbtiere, welche namentlich auf dem Boden geſucht werden, bilden die hauptſächlichſte Nahrung der Jungen, verſchiedene Sämereien die der Alten. Sa — — p ]7ZA1Õ en ern — — ar ren man 508 Woebervögel. Leider lebt der Sidelweber zu tief im Innern Afrikas, namentlich im Damara⸗ und Namakalande, als daß er ſchon lebend zu uns gebracht worden wäre. Seine Haltung dürfte nicht die geringſten Schwierigkeiten verurſachen; denn man hat es jedenfalls mit einem echten Körnerfreſſer zu tun, welchem außer ſeinen Geſämearten etwas Grünzeug, Sen, . und Mehlwürmer vollſtändig genügen werden. Schuppenweber. Zwei allerliebſte Vögel Afrikas, von denen der eine im Weſten, der andere im Süden wohnt, vertreten die Sippe der Schuppenweber, deren Merkmale folgende ſind: Der Schnabel iſt mittellang, kolbig, auf der Firſte ſanft gewölbt, im letzten Drittel ſtark zuſammengedrückt, der obere Schneidenrand ohne zahnartigen Vorſprung, aber vor der Spitze ſchwach aus⸗ gekerbt; die Füße ſind langläufig, kurz und ſchwachzehig, die Nägel kurz, ſcharf gebogen und ſeitlich zuſammengedrückt, die Flügel mittellang, gerundet, in ihnen die dritte bis fünfte Schwinge die längſten, die Schulterfedern ſo lang, daß die Flügelſpitze kaum vorragt, der Schwanz iſt mittellang, aus breiten an der Spitze gerundeten Federn gebildet, das weiche e W ſanfte Farben ausgezeichnet. Eine eigentümliche, ſchuppenartige Zeichnung der Kopffedern und ein breiter Streifen 5 vom Schnabelwinkel abwärts mögen noch als beſondere Kennzeichen gelten. 493. Das Schuppenkäppchen, Sporopipes Fr, L., Estr., Am., Pholioadoma) frontalis, Vieill. Merklich kleiner als der Zeiſig; Vorderkopf ſchwarz, die erſten 1 mit weißem Spitzenpunkt, 1155 folgenden mit weißem, die letzten mit roſtrotem Spitzenſaume, ein kurzer Schnurrbart von jedem Kinnwinkel abwärts, aus rundlichen, ſchwarzen, vorn weißgeſpitzten Federn gebildet; Hinterkopf und Nacken roſtrot, Rücken, Mantel und Bürzel graubraun, Wangen und Unterſeite weißlichgrau, Kehle lichter, faſt weiß; Schwingen und Schwanzfedern graubraun, letztere wie die Armſchwingen und Deckfedern breit blaſsfahl geſäumt. Iris lichtbraun, Schnabel weißlich, Füße hellbraun. — Weibchen merklich heller, die e . deutlich. Weſt⸗ und Oſtafrika find die Heimat dieſes niedlichen Vogels. 494. Das Schnurrbärtchen, Sp. (Fr., Am., Estr., Ploc., Eupl.) lepidopterus, Licht., Gduamj- frons). — Vergl. Smith, III. S. Afr. Zool., Taf. 95 — Größe des Schuppenkäppchens; Kopffedern ſchwarz, fahlgelb umrandet, Nacken, Mantel, Halsſeiten mäuſegrau, der lange und breite Bartſtreifen ſchwarz, außen weiß geſäumt, Kehlmitte weiß, Oberbruſt weißlichgrau, übrige Unterſeite weiß, an den Seiten ins Fahle übergehend; Schwingen braun, Schulter- und Deckfedern braunſchwarz, ringsum breit fahlweiß geſäumt; Schwanzfedern mattſchwarz, mittlere beiderſeits, übrige außen breit fahlweiß umrandet. 5 Das Vaterland iſt Südafrika, namentlich das Damaraland. Während meiner Reiſen in Afrika habe ich den erſterwähnten Schuppenweber mchte | gefunden und erlegt, niemals aber längere Zeit beobachtet, muß mich daher auf Heuglin ſtützen. „Das Schuppenkäppchen iſt häufig im abeſſiniſchen Küſtenlande, im wärmeren Habeſch, Südnubien, Senar und Kordofan, doch wie es ſcheint, an gewiſſe Oertlichkeiten gebunden. Zur Brutzeit hauſt es, in Pare verteilt, in der waldigen Steppe und auf Lich⸗ tungen in dem eigentlichen Waldgebiete, kommt aber auch auf Hecken und ſelbſt in die Gehöfte und auf die Dächer der Hütten, zieht ſich dann im Herbſte in größere Trupps zuſammen und ſchwärmt ähnlich den Sperlingen auf Stoppelfeldern und Vihtriften umher, fällt auch gern auf einzeln ſtehende Bäume an Wüſtenbrunnen und Regenteichen ein. Lockton 4 und Geſang find ziemlich ſchwach; erſterer iſt ein rätſchendes Zirpen, letzterer erinnert entfernt an den des Stiglitzes. Gegen Ende der Regenzeit brütet der Vogel in großen Neſtern mitten in den dicken, faſt undurchdringlichen Dornbüſchen. Wir fanden friſch belegte Neſter im Monat September im Bogoslande, eben ausgeflogene Junge im November in Kordofan. Die Schuppenweber. 509 . Neſter beſtehen aus trockenen Grashalmen, haben eine backofenförmige Geſtalt, ſind ſehr dicht und im Innern des kleinen Neſtraumes mit Federn, Haren, Pflanzenwolle u. dergl. fein ausgekleidet. Die Eier gleichen dunkelbraunen Hausſperlingseiern, ſind aber viel kleiner, glänzender, ziemlich hartſchalig, von bräunlich grauer Grundfarbe mit dunkleren graubraunen Flecken über und über gleichförmig bedeckt.“ Freileben und Neſtbau des Schnurrbärtchens ſchildert Ayres. „Dieſe kleinen, abſonderlichen geſelligen Vögel“, jagt er, „leben am Limpopo, ſind keineswegs häufig und fehlen im buſchloſen Lande gänzlich. Man ſiht ſie in reger Tätigkeit, unter niederen, dornigen Büſchen umherhüpfend. Im März fand ich ſie am Harzfluſſe mit dem Baue ihrer Neſter beſchäftigt. Letztere werden in den dornigſten Zweigen des Buſches, kaum ein Meter über dem Grunde angelegt, beſtehen äußerlich aus dünnen Grasſtengeln, deren Endſpitzen unordentlich nach allen Seiten vorragen, und ſind innen dicht und warm mit der ſeidigen Pflanzenwolle einer Asklepia ausgekleidet. In ihrer Form erinnern ſie an die Neſter des Faſänchens; ihre Eingangsröhre iſt jedoch mehr verlängert, und der Bau erhält dadurch Aehnlichkeit mit einer wagrecht ſtehenden Retorte, deren Hals etwas nach unten ſich neigt. Die fünf grünlich weißen Eier ſind, zumal am dickeren Ende, dicht mit umberbraunen Flecken, einzelne auch mit braunen Linien gezeichnet.“ Ueber das Gefangenleben des Schuppenkäppchens berichtet Vieillot: „Unter allen kleinen a Vögeln, welche man uns vom Senegal zuführt“, jagt er, „iſt dieſer der zarteſte, der empfindlichſte gegen die Kälte, und dazu kommt noch, daß man ihn nur ſehr ſchwierig an unſere Temperatur gewöhnen kann, weil er alle unſere Sämereien, welche ihm angeboten werden, verſchmäht und ihm nur Hirſe vom Senegal behagt. Die Reiſenden, welche ihn mit herüberbringen, müſſen daher ſtets eine bedeutende Menge des gedachten Hirſe mitnehmen und durch Beimiſchung von Glanz ihn nach und nach an die neue Nahrung gewöhnen. Die Wärme, welche er im erſten Jahre unbedingt haben muß, darf nie unter 20° fallen; wenn er ſich aber fortpflanzen ſoll, verlangt er eine weit höhere Temperatur. Er gefällt nur wegen ſeines ſanften und geſelligen Weſens, denn er ſingt ſelten, mindeſtens in Gefangenſchaft, und ſein Benehmen hat nichts Bemerkenswertes.“ Ich habe mich über die Anſichten Vieillots bezüglich der gefangenen Tropenvögeln nötigen Wärme ſo oft ausgeſprochen, daß es unnötig erſcheint, noch Weiteres hierüber zu jagen. Wenn man, wie dies beim Schuppen- käppchen meiſtens der Fall iſt, den Vogel in ſchlechtem Gefieder, abgemagert und überhaupt verkommen erhält, muß man freilich die weiter oben (S. 71) angegebenen Vorſichtsmaßregeln anwenden; wenn derſelbe aber erſt einmal herausgefüttert und herausgeputzt iſt, wird auch er nicht mehr Umſtände machen als beiſpielsweiſe ein Edelſchläger oder einer der zarteren Aſtrilden. Nicht in dem Mangel an Wärme ſehe ich den Grund der Hinfälligkeit dieſes Vogels, ſondern in dem unpaſſenden Futter. Der Bau des Schnabels ſpricht deutlich dafür, daß das Schuppenkäppchen neben Geſäme Kerbtiernahrung bedarf. Wenn ſich alſo ein Ge⸗ fangener dieſer Art an den ihm plötzlich vorgeſetzten Kanarienſamen nicht gewöhnen will, ſo muß man es eben mit anderen Sämereien, beiſpielsweiſe mit Scheuerngeſäme, Heuſchlag, Mohn, Rübſenſamen verſuchen und außerdem ein wohl zubereitetes Weichfutter bieten, und es müßte ſonderbar zugehen, wenn ſich dieſer Vogel dabei nicht ebenſo gut halten ſollte wie mancher Verwandte. Beſtimmtes kann ich allerdings nicht behaupten, da es mir zu⸗ fälliger Weiſe niemals geglückt iſt, das Schuppenkäppchen für mich zu erwerben, ich alſo unmittelbare Verſuche nicht habe anſtellen können; dem ungeachtet habe ich die feſte Ueber⸗ bBeugung, daß meine Anſicht die richtige, Vieillots Behauptung die falſche iſt. 510 Webervögel: Schwärzlinge. Schwärzlinge. Der Vollſtändigkeit halber führe ich noch eine Vogelgruppe an, welche genshulh an das Ende der Unterfamilie der Weber geſtellt wird, ebenſo gut aber auch als ein Bindeglied zwiſchen den Amadinen und Webern betrachtet werden kann. Ihre Merkmale ſind: geringe Größe, ziemlich ſchlanker, am Grunde verbreiterter, gegen die Spitze hin ſeitlich zuſammen⸗ gedrückter, an dem Rande gerader Schnabel, ſchwache, hochläufige, kurzzehige Füße, mittel⸗ langer, ſtark gerundeter Flügel, in dem die dritte bis fünfte Schwinge die längſten ſind, mittellanger, aus breiten, am Ende abgerundeten Federn gebildeter Schwanz, ſowie A ein abſonderlich düſter gefärbtes Kleid. 495. Der Zweifarbenſchwärzling, Nigrita (Pytelia) bicolor, Hartl. — A. B. Hart laub, W⸗ Afr., S. 130. — Größe des Girlitz; Oberſeite dunkel rauchbraun, Stirnrand, Zügel, Kopf und Halsſeiten wie die Unterteile dunkel kaſtanienpurpurbraun; Schwingen etwas dunkler als der Rücken, an der Innenfahne iſabell⸗ weißlich gerandet, Unterflügeldecken ebenſo, Schwanz ſchwarz. Iris?, Schnabel braunſchwarz, Füße dunkelbraun. Bewohnt die Gleicherländer Weſtafrikas und die Prinzeninſeln. ö 496. Der Mantelſchwärzling, N. fusconota, Fraser. — Vergl. Fraſer, Zool. typ., Tfl. 49. — Größe des Verwandten; Oberkopf nebſt Nacken und obere Schwanzdecken glänzend ſchwarz, Mantel und Schultern glänzend fahlolivenbraun, Bürzel heller, Unterſeite und Unterflügeldecken ſchmuzigweiß; Schwingen und Deckfedern dunkelbraun, erſtere mit iſabellfahlen Innenſäumen, en ſchwarz. Iris braun, e ſchwarz, Füße bräunlich. Gehört ebenfalls ausſchließlich Weſtafrika an. Das Freileben der aufgeführten Arten, welche erweislich bis jetzt no nicht in unſere Käfige gelangt ſind, aber für die nächſte Zeit mit Beſtimmtheit erwartet werden dürfen, iſt noch von keinem Forſcher beſchrieben worden, und wiſſen wir daher nicht, in wiefern es mit dem Treiben einer verwandten, von Heuglin beobachteten Art (N. Arnaudi) über⸗ einſtimmt. Letztere fand genannter Forſcher auf den ſandigen, trockenen Niederungen der Kidj⸗ und Reck-Neger. „Hier lebt dieſe ausgezeichnete Art in großen Geſellſchaften auf Akazien, Balanitesbäumen und Hecken, ſeltener auf Sykomoren. Die Stimme iſt nicht angenehm, zirpend und pfeifend, ſperlingsartig. Im Februar und März baut ſie große Beutelneſter, deren oft Dutzende auf einem Baume hängen. Viele dieſer Neſter haben zwei Eingänge von unten, welche nur durch einen ſchmalen Damm getrennt ſind. Dieſe werden wohl ausſchließlich vom Männchen bewohnt, wie dies auch bei manchen Webervögeln vorkommt. (2) Es iſt mir nicht gelungen, die Eier ſelbſt zu finden; doch erhielt ich ſolche, welche dieſer Art zugeſchrieben wurden. Sie ſind ſtumpf eigeſtaltig und reinweiß, etwas gelb durchſcheinend. Ob unſere Art Standvogel iſt, kann ich nicht mit Beſtimmtheit an⸗ geben, da meine Jäger und ich ihre Aufenthaltsorte nur zwiſchen den Monaten Februar und April beſuchen konnten.“ Nach Anſehen und Schnabelbau zu urteilen, wird es nicht ſchwierig ſein, die Schwärzlinge in Gefangenſchaft zu halten; und bei geeigneter Pflege dürften ſie ebenſo gut als andere Weber ausdauern. Ihre Nahrung wird dieſelbe ſein müſſen, welche man Prachtfinken und Webervögeln zu reichen hat: verſchiedenartige Sämereien, Grünzeug, Weichfutter und Kerb⸗ tiere. Weiteres iſt zur Zeit noch nicht zu ſagen. Feuerweber. An die Spitze der Widavögel ſtellen wir die Feuerweber oder Feuerfinken, kräftige, gedrungen gebauete Vögel mit mäßig oder ziemlich ſtarkem, kegelförmigem, auf der Firſte ſeicht gebogenem und ſeitlich gewölbtem, an den Schneiden eingezogenem und deshalb N r / e a a I u SE FIT ar er ER Re, IRRE Feuerweber. 511 zuſammengedrückt erſcheinendem Schnabel, langläufigen Füßen mit dünnen langen, ſtark bekrallten Zehen, mittellangen Flügeln, welche zuſammengelegt den Schwanz bis zur Hälfte bedecken und unter deren Schwingen die dritte und vierte die längſten ſind, kurzem, aus gleichlangen abgerundeten Federn gebildetem Schwanze und reichem Federkleide, welches nach Geſchlecht und Jahreszeit ſich unterſcheidet. Während das Weibchen jahraus jahrein ein ziemlich knapp anliegendes, aus derben Federn gebildetes, ſperlingsfarbenes Kleid trägt, legt das Männchen, welches ihm im Winterkleide vollkommen gleicht, vor der Parungszeit ein aus ſammetigen Federn gebildetes, brennend gefärbtes Gewand an, in welchem namentlich die langen, die Steuerfedern überdeckenden und einhüllenden Oberſchwanz- und Steißfedern durch ihre Seidigkeit und Zerſchliſſenheit hervorſtechen. Dieſes Kleid unterſcheidet die Feuerfinken von allen Verwandten, ja von allen Webern überhaupt. Rot und ſchwarz gefärbte Arten ſind die folgenden: 497. Der Oryx, Grenadier, Rotkafferfink, Pyromelana (L., Emberiza, Coccothr., Euplectes) Oryx, L., (Edwardsi, pseudoryx, Sundevalli, minor). — A. B. Finſch und Hart laub, O.⸗Afr., S. 410. — Größe des Steinſperlings; Stirn, Vorderkopf, Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle, Bruſt und Bauch ſchwarz, Mantel und Schultern brennend zimmetbraunrot, die Federn mit dunklen Schaftſtrichen, übrige Teile brennend ſcharlachrot, Oberflügeldecken braun; Schwingen und Steuerfedern dunkelbraun, außen wie jene fahlbräunlich geſäumt. Iris dunkelbraun, Schnabel hornſchwarz, Füße fahlbraun. — Weibchen und Männchen im Winterkleide fahlbraun, unterſeits blaſſer, das ganze Kleingefieder mit dunkleren Schaftſtrichen, welche auf dem Mantel am breiteſten, auf der Unterſeite am ſchmalſten ſind; Augenſtreifen roſtgelblich, After und untere Schwanzdecken einfarbig gelblichweiß. Schnabel rötlich hornbraun, Unterſchnabel heller. — Junge Vögel nur durch die undeutlichere, mehr verwaſchene Zeichnung des Gefieders von den alten Weibchen zu unterſcheiden. Der prachtvolle Vogel verbreitet ſich über faſt alle Gleicherländer Afrikas, gelangt aber noch immer nur einzeln in unſere Käfige. 498. Der Feuerfink, Orangevogel der Händler, P. (L., Fr., Eupl.) franeiseana, Isert, (igni- color). — A. B. Finſch und Hartlaub, O.⸗-Afr., S. 412. — Größe des Feldſperlings; dem Oryx bis auf die ſchwarze Kopfzeichnung, welche ſich bloß über Stirn, Vorderkopf, Augengegend und Kopfſeiten erſtreckt, im weſentlichen gleichgefärbt, das Rot noch brennender, die oberen Schwanzdecken ſo verlängert, daß ſie die Steuerfedern überragen. — Weibchen und Männchen im Winterkleide dem des Orp faſt gleichgefärbt und gezeichnet, im allgemeinen aber lichter, eher fahlgelb als fahlbraun, und Kinn, Kehle, Bauchmitte und After faſt reinweiß. — Junger Vogel ganz ähnlich gefärbt. Der Feuerfink verbreitet ſich mit Ausnahme des Südens über ganz Afrika und gelangt maſſenhaft lebend auf unſeren Tiermarkt. 499. Der Flammenfink, P. (Eupl.) flammiceps, Swsn., (craspedopterus, pyrrhozona). — A. B. Finſch und Hartlaub, O.⸗Afr., S. 414. — Größe des Hausſperlings; brennend ſcharlachrot, Mantel und Schultern zimmetbraun, Aftergegend und untere Schwanzdecken roſtgelb, Zügel, Kopfſeiten, Kinn und Oberkehle, Bruſt und Bauch, Schwingen und Schwanzfedern, ſowie die unteren Flügeldecken ſammetſchwarz, hintere Armſchwingen und Armſchwingendeckfedern mit ſchmalen, bräunlichen Außenſäumen. Iris braun, Schnabel ſchwarz, Füße rötlichbraun. — Weibchen, Junge und Männchen im Winterkleide unterſcheiden ſich von denen des Feuerfinken durch die anſehnlichere Größe und den breiteren Augenſtreifen, auch dunkleren Grundton des Gefieders. Die Art verbreitet ſich ebenfalls über den größten Teil Afrikas. 500. Der Brandweber, P. nigriventris, Cass. — A. B. Finſch und Hartlaub, O. ⸗Afr., S. 415. — Unterſcheidet ſich vom Flammenfinken durch geringere Größe und die bis auf die roten unteren Schwanzdecken einfarbig ſammetſchwarze Unterſeite. Bisjetzt nur in Oſtafrika nachgewieſen; häufig auf Sanſibar. Gelb und ſchwarz gefärbte Arten ſind: 501. Der Sammetvogel, P. (L., Coccothr., Eupl., Icterus, Orynx) eapensis, L., (flavescens, naevia, phalerata, approximans, minor, xanthomelas). — A. B. Finſch und Hartlaub, O.⸗Afr., S. 416. — Größe des Gimpels; glänzend ſammetſchwarz, Bürzel und obere Flügeldecken hoch gummiguttgelb, Achſelfedern heller gelb, Unterflügeldecken roſtfahl, Flügel und Flügeldeckfedern ſchwarzbraun mit fahlbraunen 1 | 1 Sen Z an u 2 ——— — — — ee mn m # Se Nee ann een 10 ng UP 512 Widavögel. Außenſäumen, welche an den Schultern - und Armſchwingendeckfedern am breiteſten ſind; Schwingen innen 1 gelblichfahl geſäumt. Iris braun, Schnabel dunkel hornblau mit weißlicher Dillenkante, Füße bräunlich⸗ 4 4 gelb. — Weibchen, Junge und Männchen im Winterkleide oberſeits dunkelbraun, die Federn 1 | fahlbraun geſäumt, unterſeits blaſs bräunlich, die Federn mit breiten, dunklen Schaftſtrichen, welche auf dem Kropfe, der Bruſt und den Seiten am deutlichſten hervortreten, Zügel und Schläfenſtrich blass gelblichweiß, 1 obere Flügeldecken tiefbraun mit olivengelben Endſäumen. Schnabel rötlichbraun, Unterſchnabel heller, Füße horngelb. „ Bewohnt den 51 Teil der Gleicherländer Afrikas. 502. Der Taha, P. (Fr., Eupl., Taha) abyssinica, Gml., (taha, dubia). — Vergl. Smith, III. S. Afr. Zool., Tfl. 7. — Größe des Sperlings; Oberſeite glänzend gummiguttgelb, Zügel, Kopf⸗ und Halsſeiten, ein ſchmales Halsband und die ganze Unterſeite ſammetſchwarz, Aftergegend, untere Schwanzdecken U und ein Büſchel von den Flügelbug überdeckenden Federn hochgelb, Schulterfedern ſchwarz, am Ende gelb geſäumt; Schwingen, deren Deckfedern und Steuerfedern dunkelbraun mit ſchmalen, hellfahlen Außenſäumen, Unterflügeldecken iſabellfahl. Iris braun, Schnabel braunſchwarz, Füße rötlichbraun. — Weibchen und Männchen im Winterkleide oberſeits dunkel olivenbraun, die Federn mit gelbbraunen Außenſäumen, Augenbrauenſtreifen gelb, Zügel und Kopfſeiten fahlgelb, ein Strich hinter dem Auge und ein Mundwinkelſtreifen f braun, Unterſeite weiß, auf Kinn und Kehle gelblich, letztere mit dunklen Schaftflecken, Seiten fahlbraun geſtrichelt; Schwingen und Steuerfedern außen fahlbraun geſäumt; Oberſchnabel hornbraun, Unterſchnabel heller. Der Taha, nächſt dem Brandweber die ſeltenſte Art unſerer Käfige, bewohnt Südafrika, iſt aber auch im Nordoſten gefunden worden. 503. Der Worabe, Napoleonsvogel der Händler, P. (L., Fr., Eupl., Taha) melanogastra, Lath., (ranunculacea, abyssinica, afer, stictus). — A. B. Hartlaub, W.⸗Afr., S. 128. — Größe des Feuer⸗ finken, anſehnlich kleiner als der Taha; dieſem in der Färbung der Oberſeite ſehr ähnlich, das Schwarz jedoch nur auf die Mitte der Bruſt und des Bauches bis zum After herab beſchränkt, ein großes Feld bildend, welches von dem Gelb des Kropfes, der Seiten und unteren Schwanzdecken umgeben iſt; das ſchwarze Hinterhalsband meiſt fehlend oder durch Braun erſetzt. — Weibchen und Männchen im Winterkleide denen des Feuerfinken täuſchend ähnlich und nur durch etwas gilblichere Grundfärbung unterſchieden. Der Worabe bewohnt häufig die Weſtküſte Afrikas und verbreitet ſich von hier aus bis zum e des Erdteils, gelangt auch in großer Anzahl lebend nach Europa. Aufenthalt und Betragen unterſcheiden die Feuerweber auffallend genug von den bisher geſchilderten Verwandten. Sie ſind ſozuſagen die Schilfſänger in ihrer Familie; denn nicht das Gezweige höherer Bäume, ſondern der Halmenwald des Getreidefeldes, niederes, von dem üppig aufſchießenden Graſe überdecktes und durchwobenes Geſtrüpp oder aber das Röhricht ſelbſt bilden ihre Wohnſitze und Brutſtätten. Mag auch jede einzelne Art etwas abſonderliches zeigen: im weſentlichen ſind Sitten und Gewohnheiten bei allen Arten der Gruppe dieſelben. Wie die eigentlichen Weber Wander- oder doch Strichvögel, erſcheinen ſie kurz vor oder mit Beginn der Regenzeit, welche binnen wenig Tagen die verdorrte Steppe in ein üppiges Gewand kleidet oder das ausgeſäete Nährkorn zauberkräftig zum Halme treibt, auf den zur Niſtanſidelung erkorenen Stellen und beginnen ihr Brutgeſchäft, ſobald das Getreide oder das Gras eine gewiſſe Höhe erreicht hat, ziehen eine oder mehrere Bruten groß, ſchlagen ſich mit dieſen in ungeheuere Schwärme zuſammen und treten nun ihren Strich, vielleicht auch ihre Wanderung an, vertauſchen ihr Prachtkleid mit dem unſcheinbaren des Weibchens und verſchwinden ſo dem Auge des nicht ſorgfältig achtenden Beobachters, noch ehe ſie die Gegend verlaſſen haben. Entſprechend dem hier früher, dort ſpäter eintretenden Frühlinge, welchen die Regenzeit mit ſich bringt, fällt weder ihr Kommen und Gehen, noch ebenſo wenig der Wechſel ihres Federkleides in dieſelben Monate des Jahres: der Frühling iſt es, welcher ihnen ihr Prachtkleid anlegt und damit ihre Liebe weckt, gleichviel ob er für eine beſtimmte Gegend um einige Monate früher oder ſpäter ein⸗ trete als in einer anderen. Wenn in Mittel- oder Südnubien die Durra oder der Büſchel⸗ mais, das landesübliche Nährgetreide, bereits Aehren angeſetzt hat, gewahrt man hier und da auf den höchſten Fruchtkolben, einem leuchtenden Flämmchen vergleichbar, den Feuerfinken ſitzen, vielleicht erſt aufmerkſam gemacht durch feinen höchſt unbedeutenden, zwitſchernden Kali TEE ger Feuerweber. 513 Geſang. Und wenn man das Feld nun genauer beobachtet, bemerkt man, daß bald hier bald dort einer der prachtvollen Vögel nach dem anderen ſolchen Hochſitz erklimmt, um ſein köſtliches Gefieder im Strale der Sonne zu ſpiegeln und durch allerlei Bewegungen ſeiner Liebesbegeiſterung Ausdruck zu geben. Hat er ſeiner Luſt Genüge getan, ſo taucht er wieder in den Halmenwald herab und verſchwindet in ihm für längere Zeit, bis ihn der innewohnende Drang aufs neue in die Höhe führt. In dieſer Weiſe treiben es nach eigenen Beobachtungen und Anderer Berichten alle bekannten Feuerweber, gleichviel ob ſie, wie der genannte, vorzugsweiſe das Fruchtfeld oder ob ſie Hochgras mit eingeſprengtem Buſchwerk, ob ſie den grünen Uferſaum eines Regenſtromes oder ob ſie das Röhricht ſelbſt zur Brutſtätte ſich erkoren. So begegnet man, laut Ayres, dem prachtvollen Oryx in unzählbaren Schwärmen in vielen mit Röhricht beſtandenen Sümpfen Transvaals und an⸗ derer Teile Südafrikas, welche ihm zur Brutſtätte dienen, und kann während der Brutzeit ſelbſt zu der Meinung verleitet werden, daß weitaus die Mehrzahl der Flüge aus Männchen beſtehe, obgleich es doch nur deren ſchimmernde Tracht und ſelbſtbewußtes Gebaren iſt, welche ſie den verborgener lebenden und beſcheidener ſich betragenden Weibchen gegenüber hervortreten läßt. Und ebenſo ſchimmern die in allen Brüchen, Sümpfen und Moräſten des Kaplandes häufigen Sammetvögel, nach Layard, in der Zeit ihrer Liebe dem Forſcher ſchon von fernher entgegen, weil auch ſie auf den Spitzen des Rohres ſich zu zeigen pflegen. Kein Wunder, daß alle bekannten Feuerweber während der Brutzeit eher ins Auge fallen als im Laufe des übrigen Jahres. Mehr noch als die Webervögel, in viel höherem Grade als die Finken, bemühen ſie ſich ihren Liebesgefühlen Ausdruck zu verleihen. Während die Weibchen ſich in der Tiefe des Halmenwaldes verborgen halten und nur auf Augenblicke, anſcheinend unabſichtlich, in der Höhe ſich zeigen, betrachten die Männchen die höchſten Spitzen als unumgänglich notwendige Sitze, um ihre Liebeswerbung auszudrücken, ges wiſſermaßen als Balzplätze. Sie erſcheinen auf den Kolben der Durra, des Roggens auf der Rispe des Gras⸗ oder Rohrhalmes, auf der höchſten Spitze eines vom Hochgras faſt verdeckten Buſches, lüften die Flügel ein wenig, ſträuben das ganze Kleingefieder, ſodaß ſie faſt noch einmal ſo dick erſcheinen als ſonſt, laſſen einige zirpende Laute vernehmen und tänzeln nun unter beſtändigem Bücken und Sichwiederaufrichten, unter wechſelndem Lüften und Anlegen der Flügel, Sträuben und Glätten des Gefieders in höchſt anmutiger und ausdrucksvoller Weiſe auf und nieder, in der unverkennbaren Abſicht, den umworbenen [Weibchen ihre volle Schönheit zu zeigen. Ihr Geſang, fo unbedeutend er auch iſt, weckt die Eiferſucht oder doch die Nacheiferung in dem Herzen anderer Männchen; auch dieſe er⸗ heben und brüſten ſich in der angegebenen Weiſe, und der Halmenwald erhält damit einen wahrhaft zauberhaften Schmuck. Hat endlich ein Pärchen nach dem anderen ſich zuſammen⸗ gefunden und damit die erſte Glut der Eiferſucht ſich gelegt, ſo beginnt der befriedigte Werber mit dem Baue ſeines einfachen Neſtes; und zwar liebt auch er es, die Wiege ſeiner Kinder in geringer Entfernung von der eines anderen Pärchens aufzurichten. Die Sidelung der Feuerweber beſchränkt ſich jedoch niemals auf einen ſo geringen Raum, wie es bei allen an Bäumen brütenden Webervögeln der Fall iſt, ſondern erſtreckt ſich über einen Teil des Feldes oder Hochgraſes, ſodaß man beiſpielsweiſe alle drei bis fünf Schritte ein Neſt findet. Wird Geſtrüpp zum eigentlichen Mittelpunkte der Anſidelung erwählt, jo kann es geſchehen, daß vier bis ſechs Neſter in demſelben Buſche, ebenſo viele in einem benachbarten und eine ähnliche Anzahl in einem dritten und vierten angebracht werden; immer aber bleibt auch bier ein merklicher Zwiſchenraum beſtehen. Das Neſt ſelbſt unterſcheidet ſich ſehr weſentlich von dem der Weber, obgleich es ſozuſagen nach denſelben Grundſätzen gearbeitet wurde. Es hängt niemals frei in den Zweigſpitzen, iſt auch nur höchſt ſelten in einer gewiſſen Höhe über dem Boden angebracht, ſondern regelmäßig dicht über dem Grunde zwiſchen den Halmen 1 Brehm, gefangene Vögel. I. 33 | i ‘ | 0 1 19 1 am i . IB | 1 9 5 1 0 f t . N 14 0 | 1 m | D — 8 = nn nn nn ann ek DE \ a u en ee ne 911 Widavbgel. oder einzelnen Zweigen des niedrigſten Geſtrüppes eingewebt. Zu ſeinem Auf⸗ und Ausbaue werden ebenfalls grüne Grashalmen oder Rohrblätter verwendet, dieſe aber ſo locker und f leicht zuſammengefügt, daß man die drei bis ſechs himmelblauen oder ſpangrünen, entweder einfarbigen, oder am dickeren Ende mit äußerſt feinen, violetten Punkten gezeichneten Eier durch das Gewebe hindurch ſchimmern ſiht. Die Neſter derjenigen Arten, welche im Röhricht brüten, wie Oryx und Sammetvogel, find zwiſchen zwei, drei oder vier Rohrſtengeln kunſt⸗ reich verwoben und in einer gewiſſen Höhe über dem Waſſer angebracht, ſcheinen denen des Feuerfinken, welche ich vorſtehend geſchildert habe, jedoch immerhin ähnlich zu ſein, wie überhaupt das Fortpflanzungsgeſchäft aller Arten im weſentlichen übereinſtimmen dürfte. Von dem Neſte des Sammetvogels ſagt Layard, daß es aus Gras erbaut, oben über⸗ wölbt und in der Mitte mit ſeitlichem Eingange verſehen je. Das Neſt des Oryr beſchreibt Ayres ausführlicher und beſſer. Es hat eine beutelförmige Geſtalt und wird an und zwiſchen zwei Rohrſtengeln aufgehängt. Feine Fäden aus zerſchliſſenen Rohrblättern, welche man leicht als Grashalmen oder Grasblätter anſehen kann, werden mit größter Sorg⸗ falt und Nettigkeit verwoben, um es herzustellen. Der Eingang befindet ſich im oberen Teile des Beutels, iſt ſtets dem Waſſer zugekehrt und durch eine aus den Blütenrispen des Graſes hergeſtellte Vorhalle überdeckt. Dieſelben Beſtandteile bilden auch die innere Auskleidung. Nach Freybergs und meinen an gefangenen Feuerwebern angeſtellten Beobachtungen bauen nur die Männchen, nicht die Weibchen, welche dafür mit aller Emſig⸗ keit ſich dem eigentlichen Brutgeſchäfte hingeben. Die Jungen entſchlüpfen nach dreizehn⸗ bis funfzehntägiger Bebrütung den Eiern und ſind nach weiteren ſechzehn bis zwanzig Tagen ausgefiedert und flügge. Schon lange bevor ſie das Neſt verlaſſen, beginnt das Männchen ſeine balzenden Tänze wieder, läßt ſeinen eigentümlich ziſchenden Geſang mit neuer Kraft erſchallen und webt eifrig an Neſtern für die zweite Brut, unbekümmert darum, welches von denen, die er hergeſtellt, von dem Weibchen gewählt werden mag. Iſt auch die zweite Brut glücklich ausgekommen, ſo ſammelt ſich alt und jung in mehr und mehr anwachſenden Schwärmen und ſtreichen nun im Lande umher, keineswegs zur Freude des Landmannes, in deſſen Felder ſie plündernd einfallen. Wie in Indien zur Verſcheuchung des Reisvogels, errichtet man auch in Nubien Wachtgerüſte zur Vertreibung der gefräßigen Gäſte und beſetzt dieſelben vom Morgen bis zum Abend, um Schaden zu verhüten. Gleichzeitig mit Beginn der Wanderung oder doch nur wenig ſpäter tritt die Haupt⸗ mauſer ein. Durch ſie legen auch die Männchen das ſperlingsfarbene Kleid der Weibchen an. Die Jungen, welche dieſes Kleid beim Ausſchlüpfen trugen, mauſern ſpäter als die Alten, aber doch noch in demſelben Zeitraume, und Alte wie Junge tragen das Winterkleid wenigſtens acht Monate im Jahre. Sodann beginnt, mindeſtens bei dem Männchen, eine zweite Mauſer, welche anfänglich als Verfärbung ſich zeigt, indem die alten Federn allmälich eine höhere, dem prachtvollen Rot oder Gelb ähnliche Färbung erhalten, dann aber doch ausfallen und durch die gänzlich verſchieden geſtalteten Sammetfedern erſetzt werden, welche unter dem alten Gefieder ſich bilden und zwiſchen demſelben hindurchwachſen. Dies iſt der von mehreren Seiten unrichtig geſchilderte Hergang beim Wechſel der Wintertracht zum Hochzeitskleide, ſo wie ich ihn, nachdem auch ich mich getäuſcht, an gefangenen Vögeln wiederholt beobachten konnte. Alle Feuerweber ſind ebenfalls vorzugsweiſe Körnerfreſſer, können aber ohne Kerbtier⸗ nahrung auf die Länge nicht beſtehen. Während der Brutzeit leſen ſie nach Rohrſängerart allerlei Kerfe von den Halmen ab und füttern hauptſächlich mit ihnen ihre Jungen au; ſpäter erhalten dieſe im Kropfe aufgequellte und zuletzt harte Körner als Hauptteil ihren Mahlzeit: ſtets aber werden Kerfe nebenbei mit verfüttert, und ſelbſt dann, wenn alt und jung ſchon die Felder plündern, bilden tieriſche Stoffe noch immer einen nicht unweſentlichen Teil der Nahrung. 4 Nor nn N ex SA 7 N e et eee e g A A, AN 2 ah BR UN 95 e 655 e e EDER ur 0 Br a 4 7 3 5 7 en 105 vr j \ 5 h — 9 Feuerweber. 515 0 Die beſtechende Schönheit des Hechyeitsffies der Feuerweber, ihre Genügſamkeit und * Ausdauer in der Gefangenſchaft, ihr im hohen Grade anziehendes Betragen während der 1 Fortpflanzungszeit und ihre leichte Zähmbarkeit, welche fo weit geht, daß fie den ihnen vor- gehaltenen Mehlwurm aus der Hand nehmen, auf den Ruf achten und antworten, kurz ihre hervorragenden Eigenſchaften, verdienen mit vollſtem Rechte die Anerkennung, welche ihnen von den Liebhabern gezollt wird. Sie ſind in der Tat vortreffliche Bewohner unſerer Käfige und erfüllen bei guter Pflege alle Anforderungen, welche man an einen fremdländiſchen 1 Stubenvogel ſtellen kann. Ihr Geſang iſt freilich kaum noch Geſang zu nennen; denn auch ſie laſſen kein geordnetes, zuſammenhängendes und wohltönendes Lied vernehmen, ſondern geben wie die Webervögel ganz abſonderliche, knarrende, ziſchende und ſpinnende Laute zum beiten. Vieillot vergleicht den Geſang des Oryx gar nicht unpaſſend mit dem Geräuſche, welches das Aufziehen einer Uhr hervorbringt, hätte dasſelbe aber auch mit gleichem Rechte von den übrigen Arten ſagen können. Eine größere Anzahl von Feuerwebern läßt ein bhöchſt wunderliches Tonſtück vernehmen, namentlich dann, wenn die Weibchen ihr ſperlingsartiges Geeſchrei unter das mit ſo viel Feuer vorgetragene Lied der Männchen miſchen. Unangenehm aber kann man weder dieſes Lied noch jenes Geſchrei nennen: es klingt eben nur ſonderbar unnd eigentümlich. Doch glaube ich, daß wohl Niemand von den jo wunderſchön gefärbten Vögeln Geſang beanſprucht; denn ich meine, daß ſich Jeder von vornherein mit ihren übrigen Eigenſchaften begnügt. Ein Geſellſchaftskäfig erhält durch die Feuerweber einen außerordentlichen Schmuck, welcher ſich noch erhöht, wenn die Liebe die männlichen Vögel u ihren reizenden Tänzen, welche immer und immer wieder an die Balze unſerer Wild⸗ hühner erinnern, entflammt und begeiſtert. Dann ziehen die brennendrot oder gelb und 1 tiefſchwarz gefärbten Männchen, welche ſich zu einem faſt kugeligen Federball aufblaſen, hier⸗ und dorthin fliegen, und unter Knixen und Recken, Sträuben und Glätten des Ge⸗ | keders, Zucken mit den Flügeln und ſonſtigen e mn Stimmung Ausdruck zu eben ſuchen, Aller Blicke auf ſich. Es iſt ſehr erklärlich, daß die hocherregten Vögel um dieſe Zeit die Mitbewohnerſchaft ines Geſellſchaftsbauers in eine gewiſſe Unruhe verſetzen. So friedlich fie ſonſt mit llerlei Kleingeflügel leben, und ſo ſelten ſie ſchwächere bedrohen oder ſtören, ſo ſelbſtbewußt ind herſchſüchtig zeigen fie ſich in der Zeit ihrer Liebe, ohne daß man ſie jedoch als biſſige der ſtreitſüchtige Tiere bezeichnen könnte. Sie vergeſſen in ihrer Aufregung eben alles ibrige, denken nur an ſich und an das Weibchen, wollen durchaus ungeſtört ſein, ohne Einſchränkung über jeden Platz verfügen können und werden dadurch den übrigen, gleich ihnen berechtigten Bewohnern des Käfigs zuweilen läſtig. Schlimmeres habe ich von ihnen niemals beobachtet; denn auch, wenn ſie am Futternapfe ſitzen, zeigen ſie nicht eigentlich Biſſigkeit, ſondern höchſtens etwas mehr Uebermut als die übrigen. Und doch können ſie erſichtliche Störungen im Käfige veranlaſſen, weil ſie, wie bemerkt, über der Ausübung ihrer eigenen Rechte die ihrer Mitgefangenen vergeſſen, bald den einen, bald den anderen verdrängen und dadurch bald dieſem, bald jenem beſchwerlich fallen. Wie bei wirklich balzenden Vögeln macht auch bei ihnen die Liebe förmlich blind; denn gar nicht ſelten geſchiht es, daß ſie die Artgrenzen vergeſſen und ſich werbend vor die Weibchen anderer, verwandter Vögel ſtellen, noch häufiger, daß ſie junge Männchen der eigenen Art mit Anträgen beſtürmen, welche a doch niemals erfüllt werden können, und in blindem Eifer die unmündigen Kleinen förmlich shandeln. So wurde ein junger Oryx, welcher in einem meiner Käfige das Licht der elt erblickt hatte, ſchon wenige Tage nach dem Ausfliegen von ſeinem Erzeuger ſo lange mit Anträgen verfolgt, bis die Mutter des armen Kleinen wiederum die vollſte Aufmerkſamkeit es unnatürlichen Vaters auf ſich und von dem Jungen ablenkte, welches jener unzweifelhaft in Weibchen gehalten haben mochte. Daß männliche Feuerweber weiblichen Worabes . 33 W 516 | Widavögel. den Hof machen oder umgekehrt männliche Worabes ſich um weibliche Feuerfinken be⸗ 1 werben, gehört zu den regelmäßigen Vorkommniſſen im Fluggebauer. Habe ich ja doch 4 ſelbſt geſehen, daß Feuerweber und Widavbgel ſich gegenfeitig mit Liebesgedanken⸗ verfolgten. 1 Ungeachtet dieſes ſtürmiſchen Weſens ſchreiten die Feuerweber verhältnismäßig ſelten zur Brut, ohne daß man eigentlich bis jetzt die Urſache davon anzugeben wüßte. Ein Liebhaber behauptet freilich, er habe das Geheimnis glücklich ergründet, ſie faſt regelmäßig ſicher und zuverläſſig zur Brut zu bringen, und gibt an, daß man ein oder mehrere Pärchen in einen recht geräumigen, mit Birkenruten ausgeſtatteten Käfig ſperren ſoll, ihnen hier an dürren Baſtſtreifen, Aloefaſern, biegſamen Halmen und dergleichen reichliche und manchfaltige Bauſtoffe bieten müſſe, und dann erfahren werde, daß ſie in den im Winterkleide emſig gewebten Neſtern ſofort nach Anlegung des Prachtkleides niſten und brüten ſollten: die ganze Auseinanderſetzung iſt aber leider nichts anderes als ein Wortſchwall ohne Gehalt und Wahrheit, und das „ergründete Geheimnis“ nichts weiter als eine Regel, welche ſich auch für den Anfänger in der Liebhaberei ganz von ſelbſt verſteht. Als Sidelvögel müſſen die Feuerweber eben geſellſchaftsweiſe gehalten werden, und Bauſtoffe verſchiedenſter Art dürfen ihnen nicht fehlen, wenn ſie ſich zum Brüten und Niſten entſchließen ſollen. Aber bei alledem erweiſt ſich die Behauptung, daß ſie nach Erfüllung dieſer Vorbedingungen „ſicher und zuverläſſig brüten und in der beſten Weiſe niſten“, als entſchiedene Unwahrheit. Die Er⸗ klärung für die mit ihren ſtürmiſchen Liebesbewerbungen durchaus nicht im Einklange ſtehende Enthaltſamkeit iſt meines Erachtens nicht ſchwer zu finden, wenn man ſich an ihre Brut⸗ ſtätten in der Freiheit erinnert. Einem Durrafelde oder dem hochhalmigen Graswalde dern Steppe gegenüber erſcheint jedes Gebauer von vornherein als ein trauriger Notbehelf, und ſelbſt die ſo hochgerühmte Vogelſtube kann in keiner Weiſe jene Niſtſtätten erſetzen. Im Freien iſt die Nachahmung ihrer heimatlichen Brutplätze aus dem Grunde unmöglich, weil die Brutzeit regelmäßig in unſere Herbſtmonate fällt; wollte oder könnte man ihnen aber ein mit den verſchiedenen Grasarten beſetztes Treibhaus einräumen: ſie würden meiner feſten Ueberzeugung nach ohne weiteres und regelmäßig zur Brut ſchreiten. Auch im gewöhnlichen Fluggebauer niſten ſie, aber doch nur ausnahmsweiſe, alſo ſehr ſelten. Sie benutzen dann freilich das ihnen gereichte Strauchwerk und Reiſich- oder Rohrbündel, eine Gitterwand ihres Käfigs ꝛc., ſicherlich jedoch bloß als Notbehelf, als etwas, was mit dem in der Freiheit Gewohnten durchaus im Widerſpruche ſteht; und ſie müſſen bereits ſehr lange Zeit im Käfige gelebt und ihre heimiſchen Gefilde vollſtändig vergeſſen haben, wenn ſie überhaupt zum Bauen ſchreiten ſollen. Dies ſcheint mir, der ich ſeit Jahren alle überhaupt in den Handel kommenden Feuerweber gehalten und gepflegt, von mehreren auch Junge erhalten habe, die geheimnisloſe Erklärung des ſeltenen Brütens der Feuerweber zu ſein. - Vorſtehende Worte 159 die Billigung meiner Mitarbeiter erhalten, dürften ver auch durch entgegengeſetzte Behauptungen fich wichtig machender Schwätzer nicht entkräftet werden können. „Sechsjährige ununterbrochene Verſuche“, bemerkt Freyberg, nachdem er den Vordruck geleſen, „die Feuerfinken zur Brut zu bringen, blieben fruchtlos, trotz allen denkbaren paſſenden Niſtſtoffen, der beſten Einrichtung der Brutplätze, der zwed- mäßigſten Nahrung, während Worabes in derſelben Friſt regelmäßig Junge zeugten und großzogen. Hierbei habe ich folgende Beobachtungen gemacht. Die Männchen bauten allein das Neſt; ſowie aber ein Ei vorhanden war, änderte ſich ihr Benehmen anderen Vögeln gegenüber vollſtändig, und alle Duldſamkeit gegen irgend welche Genoſſen hatte ein Ende. Gegen Ihresgleichen gebärdeten ſie ſich am heftigſten. Das Männchen beteiligte ſich regel⸗ mäßig ander Auffütterung der Jungen. Warf ich dem Pärchen Mehlwürmer zu, welche jehr geſchickt in der Luft aufgefangen wurden, ſo wartete das Männchen ungeduldig, bis das Weibchen die von ihm erbeuteten Würmer verfüttert hatte, um auch ſeinerſeits die Jungen zu atzen. 45 a De a a ae /// IK A Me 1 * 7 7 r 4 * N 1 BR ö 4 Feuerweber. 517 Nur die Neſtreinigung überließ es ausſchließlich der Mutter. Nachdem die Jungen aus⸗ geflogen waren, übernahm es den Schutz derſelben, bekümmerte ſich jedoch nicht weiter um die Ernährung, ſondern begann wieder zu weben. Zur Atzung der Kleinen wurden nur Mehl- würmer neben dem gewöhnlichen Futter, (Hirſe, Glanz und im Waſſer geweichter Semmel) verwendet, und die Jungen gedihen vollkommen dabei. Ungeachtet aller Leichtigkeit, ſich das paſſendſte Niſtplätzchen zu wählen, brachten meine Worabes ihre Neſter nicht immer | hängend oder ſchwebend an, errichteten fie vielmehr mehrere Male auch in der Gabel eines nur 1½ m. hohen Büſchchens.“ Auch die Feuerweber, welche in den Fluggebauern des Berliner Aquarium geniſtet haben, nemlich Oryx, Flammenfink und Sammetvogel, wählten ſich ſehr verſchiedene Stellen der Käfige zur Anheftung ihrer Neſter. 85 So ungewiſs es iſt, Feuerweber ſelbſt trotz des „glücklich ergründeten Geheimniſſes“ ziur Brut ſchreiten zu ſehen, jo gewiſs kann man fie Doch einigermaßen unterſtützen, indem man anreizende Nahrung, d. h. jederzeit Weichfutter neben den Körnern reicht. Wer wünſcht, daß das unvergleichlich ſchöne Gefieder der Feuerweber nicht ſehr viel von ſeiner Pracht verliere, muß dies ohnehin und während des ganzen Jahres, am meiſten aber doch kurz vor der Mauſerzeit tun; anderenfalls wird er erfahren, daß das Rot regelmäßig mehr oder minder in das Gelbliche übergeht, beiſpielsweiſe aus Zinnoberrot zur Mennigfarbe wird, und daß es dann gleichzeitig ſeinen Schimmer und Glanz verliert. Bei den ſchwarzgelben Arten der Gruppe macht ſich die Ausbleichung der Farben weniger bemerklich; wahrnehmbar aber iſt fie auch hier. Dieſem Uebelſtande tritt man mit ziemlich gutem Erfolge entgegen, wenn man jederzeit tieriſche Stoffe, alſo kleingehacktes oder gewiegtes Fleiſch, Ameiſenpuppen, Mehlwürmer und andere Kerbtiere vorſetzt. Wer erfahren will, wie notwendig oder doch wie erwünſcht ſolches Futter iſt, braucht bloß einmal die Beute vorzuwerfen, welche man auf tierreichen Wieſen mittels eines Schöpfers gemacht hat. Man wird erſehen, daß ſich alle Feuerweber mit größter Gier auf die erſehnte Speiſe ſtürzen und ganz vortrefflich mit dem Fange der noch lebenskräftigen Kerfe umzugehen wiſſen. Ich ſchreibe es einzig und allein dem Wieichfutter zu, daß die von mir gepflegten Feuerweber ſtets ein viel lebhafteres Gelb oder Rot zeigten als diejenigen Stücke derſelben Art, welche ich bei Händlern oder ſonſtwo ge⸗ ſehen habe, und betrachte es als eine Notwendigkeit, jedem dieſer Vögel täglich mindeſtens vier bis fünf Mehlwürmer, im Sommer aber ſo viele andere Kerbtiere der verſchiedenſten Art, als ich eben erlangen kann, zu reichen. Jedenfalls kräftigt ſolches Futter unſere Vögel ungemein und reizt ſie mehr als alles übrige zur Werbung und zur Brut an, womit freilich noch nicht geſagt iſt, daß ſie auch nach Erfüllung dieſer Vorbedingung wirklich brüten werden. Ich habe einzelne Pärchen gepflegt, welche in dem einen Jahre brüteten und kräf⸗ tige Junge erzogen, in dem anderen aber, trotz vollkommen gleicher, womöglich noch etwas verbeſſerter Pflege es bei der Werbung und willfährigem Entgegenkommen bewenden ließen. Der Preis der Feuerweber richtet ſich weniger nach der Größe der verſchiedenen Arten als nach der Anzahl, in welcher die eine oder andere regelmäßig auf den Tiermarkt gebracht wird. Feuerfink und Worabe, welche noch vor einigen Jahrzehnten nicht eben häufig zu uns kamen, gelangen jetzt faſt mit jeder Sendung weſtafrikaniſcher Finkenvögel in bedeutender Anzahl auf unſeren Markt und ſtehen demgemäß kaum höher im Preiſe als die meiſten Prachtfinken; der Flammenfink iſt ſchon viel ſeltener als jene, und Oryx und Sammet⸗ vogel ſind auch bei ausgedehnten Verbindungen keineswegs jedes Jahr zu haben. Dement⸗ ſprechend muß man, während man das Pärchen der erſtgenannten im Prachtkleide mit vier bis fünf, im Winterkleide mit drei bis vier Taler kaufen kann, für ein Pärchen Flammen⸗ finken ſechs bis neun Taler, für ein Pärchen Sammetvögel acht bis zehn und für ein Pärchen Oryr zehn bis ſechzehn Taler bezahlen. 518 | Widavögel. Widavögel oder Witwen. Den Kern der Familie bilden die Widavögel im engeren Sinne, ſo genannt nach der Landſchaft Wida in Weſtafrika und durch ein ſonderbares Misverſtändnis in Witwen (Vidua) umbenamſet. Das hauptſächlichſte 17 0 der hierher gehörigen Vögel, welche in zwei größere und mehrere kleinere Gruppen zerfallen, beruht in dem eigentümlich gebildeten Schwanze, welcher während des Hochzeitskleides mehrere, in der Regel vier, weit über alle übrigen verlängerte, unter ſich verſchieden gebildete Federn hat. Der Schnabel iſt bei den einen ſtärker, bei den anderen geſtreckter, der Fuß bei allen kräftig, großzehig und mit ſtarken Nägeln bewehrt, der Flügel kurz oder doch nur mittellang, in ihm die dritte oder vierte Schwinge die längſte. Das Gefieder unterſcheidet ſich nach dem Geſchlecht und nach der Jahreszeit, da die Männchen im Winterkleide die Tracht des Weibchens anlegen. f Als Verbindungsglied zwiſchen den Feuerfinken und Widavögeln mag die Stummelwida gelten, ausgezeichnet durch den verhältnismäßig kräftigen, ſtark kegelförmigen, ſpitzigen, auf der Firſte gebogenen Schnabel, deſſen untere Hälfte breiter als die obere iſt, ziemlich lange, aber ſtark gerundete Flügel, unter deren Schwingen die fünfte die längſte, ſehr kurzen Schwanz und weiches, ſammetnes Gefieder. de 504. Die Stummelwida oder Stummelwitwe, Penthetria (Vidua, Urobrachya, Coliuspasser) axillaris, Smith, (phoeniceus). — A. B. Finſch und Hartlaub, O.⸗Afr., S. 421. — Größe des Stein⸗ ſperlings; free die kleinſten oberen Flügeldeckfedern am Unterarme brennend mennigrot mit gelber Wurzel, die größten ſowie die Unterflügeldecken kaſtanienbraun; Armſchwingen und deren Deckfedern mit ſchmalen, kaſtanienbraunen Außenſäumen. Iris braun, Schnabel dunkel bleigrau, an den Schneidenrändern fahlweiß, Füße ſchwärzlichbraun. — Weibchen und Männchen im Winterkleide: Oberſeite, Flügel und Schwanz ſchwarzbraun, alle Federn mit roſtfahlen Säumen, Augenbrauenſtreifen, Kopfſeiten und Unterteile roſtbräunlich, Kinn, Bauchmitte und After weißlich, Bruft- und Schenkelſeiten mit einzelnen dunklen Längsſtrichen, kleinſte obere Deckfedern am Unterarme bräunlich orange geſäumt, Unterflügeldecken zimmetroſtbraun; Schnabel fahlbraun, Füße rötlichbraun. — Junge Männchen tragen ein m | Kleid; aber die kleinen Deckfedern oberſeits find orangefarben. g Die Stummelwida bewohnt faſt alle Gleicherländer Afrikas, am häufigſten wohl Südafrika, galant jedoch ſelten lebend in unſere Käfige. f 5 Die nächſtfolgenden Verwandten, welche man Trauerwidas nennt, zeichnen ſich aus durch den ſtark geſteigerten, aus breiten Federn gebildeten Schwanz. | ; 505. Die Trauerwida, Trauerwitwe, P. (L., Fr., V.) macroura, Gml., (longicauda, chrysoptera, flavoptera, chrysonotus, flavoscapulata). — A. B. Finſch und Hartlaub, O.⸗Afr., S. 418. — Größe des Sperlings, wegen des langen Schwanzes aber viel geſtreckter erſcheinend; ſammetſchwarz, Mantel, Schultern und die größten Oberdeckfedern am Unterarme, wie der Daumenrand hoch citrongelb, untere Flügl- decken weißlich. Iris braun, Schnabel Schwarz, Unterſchnabel mit bläſſerer Spitze, Füße dunkelbraun. — Weibchen und Männchen im Winterkleide: Oberſeite matt aſchbraun, Unterſeite düſter weiß, 2 N gelblich verwaſchen mit dunkelbraunen Schaftſtrichen; Schnabel und Füße hell. Die Trauerwida bewohnt Weſtafrika und verbreitet ſich von I aus bis nach Oftafrifa hinüber 506. Die Spiegelwida, Spiegelwitwe, P. (V., Urobr.) albonotata, Cass. — A. B. Finſch und Hartlaub, V. O.⸗Afr., S. 420. — Etwas kleiner als die Trauerwida; ſammetſchwarz; Schwingen mit ſehr ſchmalen bräunlichen Außenſäumen, Handſchwingen an der Wurzel, Hand- und Armſchwingendeckfedern in der Endhälfte weiß; kleinſte Ober- und die Unterflügeldeckfedern gelb. Iris tiefbraun, Schnabel ee braun, Füße bräunlich. — Weibchen und Männchen im Winterkleide unbeſchrieben. 95 den Süden, Weſten und einen Teil des Oſtens von Afrika; ſehr ſelten in unſeren Käfigen. 7. Die Gelbſchulterwida, Gelbſchulterwitwe, P. (Fr.) flaviscapulata, Rueppell, (macro- 1 5 — A. B. Heuglin, Orn. N.⸗O.-Afr., I. S. 577. — Größer als der Edelfink; ſammetſchwarz, Am. ſchwingen und deren Deckfedern mit bräunlichweißen Außenſäumen, größte obere Flügeldecken mit gelbbräun⸗ lichen Endſäumen, die übrigen wie der Handrand hochgelb, Unterflügeldecken roſtiſabell; Handſchwingen mit braunen Endſäumen. Iris braun, Schnabel hornſchwarz, Füße dunkelbraun. — Weibchen oberſeits dunkel olivenbraun, die Federn mit fahlbraunen Außen ⸗, die kleinen oberen Deckfedern mit gelben Endſäumen, 1 J We. „ rad Pi rl 177 Fu Pur La DR EHE Ei eee rer | , . NR: AAEE a 5 f e en J 1704 , 1 r 5 N N R * 5 * Widavögel. 519 1 i Kopffeiten 5 Unterteile roſtgelbbräunlich, Kinn, Bruſtmitte und Bauch bedeutend heller, an den Seiten undeutliche Schaftſtriche; Schwingen und Steuerfedern dunkel olivenbraun, außen fahlbraun f geſäumt; Oberſchnabel braun, unterer hellbräunlich, Füße ebenſo. — Männchen im Win tertleide dem 4 Weibchen faſt vollkommen gleich, nur die kleinen, oberen Flügeldecken lebhafter gefärbt. 4 Stammt aus Habeſch. 508. Die Breitſchwanzwida, Breitſchwanzwitwe, P. (Fr., V., Coliusp.) laticauda, Licht., (tor- 4 quata). — Vergl. Rüppell, Neue Wirbeltiere, Tfl. 36. — Größe des Edelfinken; ſammetſchwarz, Federn 0 des Mantels, der Schultern, obere und untere Schwanzdetten, Schwingen und deren Deckfedern mit ſchmalen, fahlbräunlichen Außenſäumen, Scheitel, Hinterkopf, Nacken und von hier aus ein Band, welches ſich um 7 „nie Halsſeiten und unter der Kehle vorüberzieht, ſcharlachrot, Federn des Hinterkopfes am Ende ſchmal ſchwarz geſäumt. Iris braun, Schnabel ſchwarz, Füße roſtbraun — Weibchen dem der Gelbſchulterwida ſehr ähnlich, der Augenſtreifen aber blaſsgelb. Deieſe ſeltene Art ſcheint ebenfalls nur in Habeſch vorzukommen. Die nächſtfolgende Art darf als Verbindungsglied zwiſchen den bisher genannten und den noch zu erwähnenden Widavögeln gelten und iſt, weil die vier mittelſten Schwanzfedern ſich um das doppelte über die übrigen 1 zum Vertreter einer beſonderen Sippe erhoben worden. 509. Die Schildwida, Schildwitwe, P. (Emberiza, Fr., V., Niobe) ardens, Bodd., (signata, panayensis, lenocinia, torquata, rubritorques, auricollis). — A. B. Finſch und Hartlaub, Oſt-Afr., S. 423. — Größe des Sperlings; tiefſchwarz, ein halbmondförmiges Schild auf dem Kropfe brennend mennigrot, Deckfedern der Armſchwingen mit ſchmalen, bräunlichen Außen ⸗, untere Schwanzdecken mit bräunlichen Endſäumen. Iris braun, Schnabel ſchwarz, Füße ſchwarzbraun — Weibchen unbeſchrieben. - Nach den bisherigen Unterſuchungen beſchränkt 1 das Verbreitungsgebiet der Art auf den Süden und einen Teil des Oſtens von Afrika. Die Widavögel im engeren Sinne unterſcheiden ſich ebenfalls hauptſächlich durch die Bildung des Schwanzes von den bisher beſchriebenen Verwandten. Im Hochzeitskleide verlängern ſich bei allen bekannten Arten die vier mittelſten Schwanzfedern um das Vier⸗ und Mehrfache ihrer Länge und erhalten eine abſonderliche Bildung, welche, da ſie bei den Arten verſchieden iſt, zur Trennung in mehrere Unterſippen Veranlaſſung gegeben hat. So gilt als Merkmal der Schleppwidas (Chera), daß die ſehr verlängerten, ſchief dachförmig geſtellten, gegen die Spitze hin verſchmälerten Schwanzfedern von ungleicher Länge ſind und nicht bloß die mittleren, ſondern alle überhaupt an dieſer Wucherung Teil nehmen, als Kennzeichen der Dachſchweifwidas (Steganura) dagegen, daß nur die mittleren vier über die anderen herauswachſen, ſich ſenkrecht ſtellen und zwei von ihren mit harigen Spitzen, die beiden anderen, längſten verſchmälert endigen, als Merkmal der Widavögel (Vidua) im eengſten Sinne, daß die vier mittleren Schwanzfedern zu zwei und zwei ſich in einander ſchachteln und decken, zu beträchtlicher Länge herauswachſen und ſchlaff nach unten hängen, And als Kennzeichen der Königwidas (Tetranura) endlich, daß die vier ſehr langen Mittel- ſchwanzfedern nakte Schäfte und nur an der Spitze kurze und ſchmale Fahnen zeigen. “ 510. Die Hahnſchweifwida, Hahnſchweifwitwe, Vidua, (L., Emb., Cher a) progne, Bodd., (caffra, iR longicauda, phoenicoptera). — Vergl. Reichenbach, Singv., S. 65. — Wenig kleiner als der Star; ſammetſchwarz, die außerordentlich langen Schwanzfedern ebenſo, kleine Oberflügeldecken am Unterarme einen großen, hoch mennigroten Fleck bildend, welcher unterſeits von einem breiten, iſabellgelben Querbande begrenzt wird, Armſchwingen und deren Deckfedern breit iſabellbräunlich umrandet, Handſchwingen mit ebenſo gefärbtem Endbande. Iris dunkelbraun, Schnabel hornweißlich mit blaugrauer Spitze, Füße rötlichbraun. — Weibchen und Männchen im Winterkleide oberſeits dunkelbraun, die Federn breit roſtfahlbraun Ss federn außen roſtfahl geſäumt. 3 Der ſtattliche Vogel, unter Seinesgleichen bei weitem der größte, bewohnt ausſchließlich Südafrika, nam entlich Kafferland und den öſtlichen Teil des Kaplandes. 511. Die Paradiswida, Paradiswitwe, v. (Emb., Fr., Ste ganura) paradisea, L., (africana). — A. B. Finſch und Hartlaub, Oſt⸗Afr., S. 424. — Größe des Sperlings; ſchwarz; ein breites Nackenband, geſäumt, Augenbrauenſtreifen und Unterſeite roſtfahl mit dunklen Schaftſtrichen; Schwingen und Schwanz⸗ 7 ; . ı- — —— . > Wr * a e aaa her 2 — = 8 nn = N E — ee — NEE A TE ER EHRE — er — — IE — — . —— Fe EEE — — um gleich wieder an einer anderen Stelle im Hochgraſe einzufallen. Die Stimme iſt nicht 520 “= Widavögel. Hinterhals, Halsſeiten und Kropf orangezimmetrot, übrige Unterſeite und Unterflügeldecken blaſs roſtgelb, N Unterſchwanzdecken ſchwarz; Schwingen dunkelbraun mit fahlbraunen Außenſäumen. Iris ſchwarzbraun, Schnabel ſchwarz, Füße dunkelbraun. — Weibchen und Männchen im Winterkleide oberſeits roſt⸗ bräunlich, auf Mantel und Schultern mit ſchwarzen Schaftſtrichen, Oberkopf ſchwarz mit blaſsbraunem Mittel- und Augenſtreifen, Unterſeite weißlich, an den Bruſtſeiten roſtbräunlich; Schwingen und Schwanz⸗ federn ſchwarz, Deckfedern und hintere Handſchwingen bräunlich geſäumt; Schnabel hornfahl. — Die aus dem Nordoſten ſtammenden Paradiswidas ſind durchſchnittlich etwas größer als die aus Weſtafrika kommenden, dürften aber ſchwerlich als beſondere Art betrachtet werden können. Die Paradiswida verbreitet ſich über den größten Teil Afrikas, da ſie ebenſowohl im Weſten wie im Oſten und Süden gefunden wird. Auf St. Helena hat man ſie eingebürgert. 512. Die Dominikanerwida, Dominikanerwitwe, V. (Emb., Fr.,) prineipalis, L., 1 vidua, major, serena, minor, fuliginosa, decora, erythrorhyncha). — A. B. Finſch und Hartlaub, Oſt⸗Afr., S. 428. — Größe des Feldſperlings; Oberkopf, Nacken, Mantel und Schultern, Zügel, Rand des Unterſchnabels und Kinnwinkel ſowie ein breiter Fleck an den Kropfſeiten tiefſchwarz, Kopf- und Halsſeiten, Bürzel und Oberſchwanzdecken, die Unterteile nebſt den Unterflügeldecken ſowie ein undeutliches Band um den Hinterhals weiß; Schwingen und deren Deckfedern ſchwarz, außen fahlbraun geſäumt, innen in der Wurzelhälfte weiß gerandet, obere Flügeldecken weiß; Schwanzfedern ſchwarz mit breiten, weißen Innenſäumen, die vier mittelſten einfarbig. Iris dunkelbraun, Schnabel korallenrot, Füße bräunlichgrau. — Weibchen und Männchen im Winterkleide: Oberkopf ſchwarz mit roſtbraunem Mittelſtreifen, übrige Oberſeite roſtbraun mit dunklen Schaftſtrichen, Augenbrauenſtreifen und Kopfſeiten roſtbräunlich, letztere mit zwei ſchwarzen Längsſtrichen, Kinn und Unterteile weiß, an den Seiten roſtbräunlich; Schwingen, Deck⸗ und g Schwanzfedern ſchwarz mit roſtfahlen Außenſäumen. Die Dominikanerwida hat dieſelbe Verbreitung wie die Paradiswida. 0 513. Die Königswida, Königswitwe, V. (Emb., Tetranura) regia, L. — A. B. Hartlaub, W.⸗Afr., S. 136. — Größe des Sperlings; Oberkopf und übrige Oberſeite nebſt Flügeln und Schwanz glänzend ſchwarz, ein breites Band, den Nacken und Hinterhals ſowie die Halsſeiten bedeckend, Kopfſeiten und Unterteile hell roſtgelb, After und untere Schwanzdecken weiß. Iris ?, Schnabel und Füße rot. — Weibchen dem der Dominikanerwida ſehr ähnlich, aber bedeutend größer. Der Verbreitungskreis umfaßt den Weſten und einen Teil von Südafrika. Aufenthalt und Lebensweiſe der Trauerwidas und eigentlichen Widavögel unterſcheiden ſich, ſo übereinſtimmend ſie in vieler Hinſicht auch ſind, doch in anderen Beziehungen, wes⸗ halb es erſprießlich ſein dürfte, das von den einen und den anderen Bekannte geſondert zu erwähnen. Ueber das Freileben der Trauerwidas hat uns Heuglin Bericht erſtattet. „Wie in ihrer Färbung im allgemeinen“, ſagt er von der Stummelwida, „ſteht dieſe Art auch in Bezug auf ihre Lebensweiſe den eigentlichen Trauerwidas ſehr nahe; nur ſah ich ſie niemals in ſo kleinen Geſellſchaften wie einzelne von dieſen. Gewöhnlich trifft man an ſehr ſumpfigen Stellen Trupps von ſechs bis zehn Stück, lärmend und ſchwatzend auf den Wipfeln von Hochgras und Cyperaceen. Streicht eine ab, ſo folgt ihr die ganze Geſellſchaft, unangenehm, etwas flötend und melancholiſch klagend. Verfärbung und Mauſer fallen in die Monate Juni und November. Die Nahrung beſteht vorzugsweiſe in feinen Sämereien.“ Die Trauer⸗, Gelbſchulter- und Breitſchwanzwida fand derſelbe Forſcher ebenfalls auf ſchlammigen, moraſtigen, mit Röhricht und höheren Cyperaceen beſtandenen Stellen von Habeſch und Innerafrika, dort vorzugsweiſe in der Gegend von Adowa in einem Höhengürtel zwiſchen 1000 — 2000 m über dem Mere, hier in den feuchten Niederungen des Gazellen⸗ flußgebietes, außer der Brutzeit in großen Geſellſchaften oder Flügen, welche zuweilen mit donnerartigem Gelärm aus dem Röhricht ſich erheben, um einem anderen Teile des Moraſtes zuzufliegen, nach Eintritt der Trockenheit aber in kleineren Abteilungen von zwanzig bis vierzig Stück, welche nunmehr die Ufer fließender Gewäſſer, Gärten und Gehege aufſuchen, falls hier Röhricht wild wächſt oder angepflanzt wird. Die erwähnten Pflanzen und andere Sumpfgräſer bedingen aus dem Grunde ihren Aufenthalt, weil die Sämereien der⸗ Widavbgel. 521 fſelben wenigſtens zeitweilig ihre hauptſächlichſte Nahrung bilden und alle Sumpf- und Waſſer⸗ pflanzen auch beſonders reich an Kerbtieren ſind. Im Röhricht oder Hochgraſe ſiht man die lebhaften, geſchwätzigen Vögel von einem Stengel zum anderen fliegen, äußerſt behend an denſelben emporklettern, den langen Schweif zuweilen als Stütze benutzend, ſich auf den Samenbüſcheln wiegen und ſchaukeln und dieſe oft in abwärts geneigter Stellung des Leibes nach Art der Kreuzſchnäbel oder Zeiſige durchſuchen. In ruhiger Stellung hängt der ſonſt viel bewegte Schwanz ſenkrecht herab. Der Flug iſt nicht eben gewandt, flatternd und ſchwimmend, die Flugbahn ſtets mehr oder minder wagerecht. Den Lockton nennt Heuglin ein melancholiſches Pfeifen. Ueber die Fortpflanzung der Trauerwida hat unſer Gewährsmann früher Mitteilungen gemacht, welche er in ſeinem Hauptwerke nicht wiederholt, weshalb ich glaube, daß er ſich damals geirrt und von der Niſtweiſe eines ganz anderen Vogels ge— \ ſprochen hat. Dagegen erwähnt er, daß die Verfärbung zum Hochzeitskleide während der Scommerregenzeit, die Mauſer, durch welche das Winterkleid angelegt wird, ſchon im November f erfolge. Dieſe Schilderung gilt für die Gelbſchulterwida, und ſcheint es, daß die übrigen Arten im weſentlichen eine gleichartige Lebensweiſe führen. uUueber das Freileben der Widavögel im engſten Sinne läßt ſich das Nachſtehende ſagen. 0 Die ſtattliche Hahnſchweifwida wählt ſich, nach Layard, hauptſächlich Büſchelmaisfelder zu ihrem Aufenthalte, niſtet hier auch und zwar in ähnlicher Weiſe wie der Oryx. Die Paradis⸗ 5 wida lebt vorzugsweiſe in dünn beſtandenen Wäldern der Steppe, die Ortſchaften erſichtlich meidend, obgleich fie bei der Gutmütigkeit der Bewohner hierzu eigentlich keinen Grund hat. Maährend der Fortpflanzungszeit trifft man fie überall parweiſe, ſonſt in kleinen Geſellſchaften oʒoder ſelbſt in größeren Flügen, welche ſich ebenſo viel auf dem Boden wie in den Baum⸗ wipfeln umhertreiben, dort ihre Nahrung ſuchend, hierher zum Ausruhen ſich zurückziehend. g Die Dominikanerwida bewohnt dieſelben Gegenden wie die eben beſprochene Ver- 4 wandte, bevorzugt aber mehr den Hochwald und wird dem entſprechend namentlich an Fluß⸗ 4 ufern, in Lichtungen des Waldes und ähnlichen Orten gefunden, erſcheint aber auch, laut 4 Fr Heuglin, nicht ſelten in der Nähe menfchlicher Wohnungen oder Vihgehege, in Baum⸗ wollen⸗ und anderen Pflanzungen. Während der Brutzeit ſiht man auch ſie bloß parweiſe und die Männchen dann nur ſelten auf dem Boden, während fie, nachdem ſie das Hochzeits- kleid angelegt und ſich mit Weibchen und Jungen in Schwärme zuſammengeſchart haben, hier nach Ammerart umhertrippeln und im Sande ſich paddeln, kurz ſcheinbar eine ganz andere Lebensweiſe führen. So ruhig und beſcheiden alle die genannten Widas in ihrer Wintertracht auftreten, ſo pralluſtig und herausfordernd zeigen ſich die Männchen während der Parungszeit. Sie ſcheinen auf ihren langen Schwanz ſehr eitel zu ſein und jede Ge— legenheit wahrnehmen zu müſſen, ihn und ſich ſelbſt dem Weibchen im vorteilhafteſten Lichte zu zeigen. Deshalb erheben ſie ſich oft von ihrem Sitzzweige, ſteigen unter flatternden Flügelſchlägen, den ſchweren Schwanz mühſam durch die Luft ſchleppend, in ſchiefer Richtung bis zu einer gewiſſen Höhe empor, führen hierbei einen förmlichen Lufttanz aus und ſenken ſich darauf langſam zur ſelben Stelle wieder herab. Bei heftigem Winde oder ſtarkem Regen ſind ſie nicht im Stande, ſolche Bewegungen auszuführen, bei ſchöner Witterung Dagegen brüſten ſie ſich nur um jo mehr. Sind zwei oder mehrere Männchen in der Nähe, 3 ſo beginnt, ſobald eins des anderen anſichtig wird, eine heftige Beißerei, welche nur damit endet, daß der eine Nebenbuhler aus dem Felde geſchlagen wird. Die Hahnſchweifwida läßt ſſich, nach den Layard gegebenen Verſicherungen, bei ſolchen Gelegenheiten derartig von ihrem Zorne hinreißen, daß ſie alles um ſich her vergißt und, wenn ſie mit dem in der Luft 4 = gepackten Gegner zu Boden wirbelt, von dem behenden Kafferknaben ergriffen werden kann; die Paradiswida ſteht jener kaum nach, und die Dominikanerwida, deren Eiferſucht 115 * 8 ET W. * 2 e — —ͤ— Ziaankluſt nicht geringer iſt, übertrifft beide Verwandten nur durch größere Behendigkeit, 8 = — ee ea) — a = San na a ee were — — Kin 1 14 hi 1 NS | Free — == — — 3 Teen ee ERS —. ee See N Ba 1 e * N 1 . ie Ba bier 5 8 1 n g NE TER e e 7 5 e RE 1 KETTE > 599 Wiidavögel. weshalb man auch das nicht 1 angenehme Schauspiel einer ſo 1 Berfslgung ſeltener beobachtet und der Kampf mehr als ein lebhaftes Spiel erſcheint. Ueber die Fort⸗ N pflanzung der Widavögel haben weder Heuglin noch ich Beſtimmtes erfahren können. Erſterer erhielt zu Anfang der Regenzeit ein Neſt, welches ſeine Jäger der Dominikanerwida 5 zuſchrieben. Es ſtand 2 bis Zu. hoch über dem Boden auf dem überhängenden Zweige einer Combretacee am Saume eines Regenſtromes. Drei oder vier der langen Blätter dieſes Baumes waren buchſtäblich zuſammengenäht, d. h. an ihrem Rande durchbohrt und mittels Wurzelfaden verbunden. Der ziemlich kleine, ſackförmige Raum zwiſchen dieſen Blättern zeigte eine Ausfütterung von pflanzlicher Wolle und feinen Haren. Die Niſthöhle war ziemlich tief. Ob dieſes Neſt wirklich unſerer Wida angehört hat, läßt ſich N noch nicht genau beſtimmen. Das Gefangenleben der Widavögel ſpiegelt im großen und ganzen ihr Betragen in der 0 4 Freiheit wieder. Gegenüber den beweglichen Trauerwidas erſcheinen die langſchwänzigen Be Arten als verhältnismäßig träge Geſellen, jo lange die Liebe bei ihnen nicht ins Spiel kommt. Die Stummelwida gibt ſich auch in ihrem Weſen und Sein als ein Mittelglied zwiſchen Feuerwebern und Widavögeln zu erkennen. Wie jene brüſtet ſie ſich mit geſträubtem Gefieder, tänzelnd hin und her trippelnd und ſchußweiſe durch den Käfig fliegend, und wie dieſe verſucht ſie dann und wann auch fliegend ihren Liebesgefühlen Ausdruck zu geben. In Ermangelung eigener Weibchen umwirbt ſie ſolche der gedachten Weber, nach meinen Be⸗ obachtungen insbeſondere Oryx- und Sammetvogelweibchen, nimmt mit den Männchen der betreffenden Arten eiferſüchtig auch einen Kampf auf. Von den übrigen Trauerwidas habe ich bisher ſo wenige gehalten und geſehen, daß ich zur Zeit mich noch beſcheiden muß: ein Männchen der Trauerwida, welches ich gegenwärtig beſitze, hat mir zu beſonderen Beobach⸗ tungen keine Gelegenheit gegeben. Dasſelbe gilt leider ebenſo für die Schildwida, von welcher ich ſeit einigen Jahren ein Männchen pflege. Es entfaltet in ſeiner Verein⸗ ſamung eben auch nicht ſeine Fähigkeiten, tut ſich wenigſtens im Geſellſchaftsbauer in keiner Weiſe hervor. Die eigentlichen Widas, welche ich mit Ausnahme der Königswida ſämtlich lebend vor mir habe, ſind in der ſchmuckloſen Wintertracht ganz andere Vögel als im Hoch⸗ zeitskleide, unterſcheiden ſich aber auch unter ſich mehr oder weniger. Die prachtvolle Hahn⸗ ſchweifwida, welche mehr als jede andere den Namen Königswida verdienen dürfte, iſt ein ernſter, in allen Bewegungen gemeſſener Vogel, bekümmert ſich wenig oder nicht um andere Genoſſen des Fluggebauers und beachtet nur den gleichartigen Mitbewohner desſelben Raumes. Für gewöhnlich hält ſie ſich im höchſten Gezweige auf, oft ſtundenlang ohne erhebliche Bewegung auf einer und derſelben Stelle verweilend, und nur wenn die Lieblingskoſt und Leckerei, Mehlwürmer und andere lebende Kerfe, der geſamten Bewohuerſchaft des Raumes vorgeworfen werden, entſchließt ſie ſich, von oben herabzukommen, ſchreitet mit ziemlich großen Schritten lerchenartig, jedoch viel langſamer heran und nimmt einen und den anderen Mehlwurm auf, denſelben ebenſo bedächtig zerkauend und verſchluckend, wie ſie alles übrige tut. Während der Zeit, in welcher ſie das prachtvolle Hochzeitskleid trägt, bekundet auch ſie eine gewiſſe Lebendigkeit, erhebt ſich zuweilen von ihrem Sitzzweige und fliegt mit lang⸗ ſamen Schlägen, den prachtvollen Schwanz voll entfaltend, gemächlich durch den Raum, herausfordernd dem zweiten Männchen oder einem gerade ſich brüſtenden Oryx oder Sammet⸗ vogel ſich zuwendend, kehrt aber in der Regel ebenſo würdevoll, als ſie gekommen, wieder auf denſelben Zweig zurück; wenigſtens habe ich nie geſehen, daß ſie die oben erwähnte Kampfluſt an ihren Genoſſen betätigt hätte, überhaupt einem ihrer Mitbewohner läſtig geworden wäre. Freilich fehlt auch ihr das eigentlich belebende Element, ein Weibchen nemlich; ein Kampf mit dem Nebenbuhler oder einem anderen Vogel würde alſo gegen⸗ ſtandslos ſein. Faſt ebenſo ruhig als ſie, obſchon mit weit weniger Würde, benimmt ſich 1 — TT.] ]³Ü⁰¹] EN 2 r—: ] ] ĩ⅛ Y ., 5 «⅛˙—⅜ßLß7.—— ð ͤꝝ Sn BEN 1 . DEREN EN SEE TER Widavögel e 52 die Paradiswida. Während der Zeit, in welcher dieſe Art das Winterkleid trägt, macht ſſich das Männchen kaum mehr bemerklich als das Weibchen. Es hält ſich dann, wie von der Freiheit her gewohnt, viel auf dem Boden auf, hier ammerartig umherlaufend und in N der bereits erwähnten Weiſe durch plötzliches Auf- und Niederſpringen im Futternapfe oder 1 im Sande nach verſteckten Körnern ſuchend, paddelt oder badet ſich, fliegt zu den Sitzzweigen empor und verweilt hier in anſcheinend träger Ruhe mehrere Stunden lang. Um andere | Vögel bekümmert es fich nicht im geringſten, kaum um die nächſten Verwandten, hält fich vielmehr einzig und allein mit anderen ſeiner Art zuſammen. Sobald es ſein Hochzeitskleid anlegt, ändert ſich fein Benehmen. Es erhebt ſich jetzt von Zeit zu Zeit von feinem Sitz⸗ zweige, fliegt mit eigentümlich zuckenden Schlägen aufwärts, läßt ſeinen kurzen und nicht gerade unangenehmen Liebesgeſang vernehmen, gerät, wenn das Weibchen gerade hoch ſitzt, bei dieſem Lufttanz in förmliche Begeiſterung, wird lauter und ſtürmiſcher, begehrender, kehrt aber meiſt bald wieder zum Sitzplatze zurück. Befinden ſich zwei Männchen oder zwei Pärchen in einem und demſelben Raume, ſo kommt es bald zu ernſthaften Beißereien, während ſolche Kämpfe regelmäßig unterbleiben, wenn man eine größere Anzahl von Männchen zuſammenſperrt, wie denn überhaupt die Paradiswida unter ihrer geſamten Verwandtſchaft die anſpruchsloſeſte und friedfertigſte zu ſein ſcheint. Am lebhafteſten unter allen mir be⸗ kannten Arten benimmt ſich die Dominikanerwida während der Zeit ihrer Liebe. So lange ſie ihr Winterkleid trägt, zählt auch ſie zu den verträglichſten und friedliebendſten Vögeln des Fluggebauers; ſobald ſie ſich aber im Vollbeſitz ihrer Schönheit fühlt, hadert ſie bald mit dieſem bald mit jenem und kämpft voll Erbitterung mit jedem anderen Männchen, welches Stand hält. Auch ſie führt ihre Liebestänze im Fluge aus, jagt jedoch viel raſcher als die genannten Arten, förmlich ſtürmiſch durch den Käfig, die ihr überhaupt eigentümliche Beweglichkeit und Ge- wandtheit jetzt nach jeder Richtung hin betätigend. In einer Geſellſchaft kleiner Prachtfinken, welche ſie im Winterkleide kaum beachtete und nur ſelten behelligte, iſt ſie nunmehr nicht länger zu dulden, weil ſie ihren Uebermut auch an vollkommen unſchuldigen und harmloſen Vögeln auszulaſſen pflegt, ſei es, daß ſie ſich, wie ich wiederholt geſehen habe, plötzlich auf den einen und den anderen wirft und ihn mehr durch Fußtritte als durch Schnabelhiebe mis⸗ . ſei es, daß 1 durch ihr ſtürmiſches Umherfliegen die kleine ängſtliche Geſellſchaft in Schrecken ſetzt. Von allen Widavögeln; welche ich gepflegt habe, hat ſich bis jetzt keine zum Niſten 5 entſchloſſen, und es iſt von verläßlicher Seite auch ſonſt kein Fall berichtet worden, daß irrgend eine Wida in Gefangenſchaft gebrütet hätte. Worin der Grund ſolcher Enthaltſ amkeit bei ſo lebhaften Liebeswerbungen zu ſuchen iſt, läßt ſich ſchwer jagen. Wahrſcheinlich man⸗ gelt es den Vögeln an einem genügend großen Raume: ſie wollen in der gewohnten Weiſe werben und ihre Weibchen fliegend umworben ſein; ſie verlangen ferner wenigſtens einiger⸗ maßen Erſatz für ihre heimiſchen Waldungen, Büſchelmais⸗ und Rohrdickichte; fie fordern vielleicht auch eine beſtimmte Nahrung, ſollen ſie ſich zum Brüten entſchließen. Dies ſind Vermutungen, welche ich aber doch ausſprechen möchte, um dieſen oder jenen Liebhaber zu umfaſſenden Verſuchen anzuſpornen. Namentlich möchte ich empfehlen, gerade die Widavögel paärchenweiſe in reichbeſtandenen Gewächshäuſern zu halten. Sie werden hier vorausſichtlich keinen erheblichen Schaden tun, da ſie nach meinen bisherigen Erfahrungen nicht ſo erpicht auf Blätter und Knospen ſind wie andere Finken, ſich alſo durch reichlich gebotenes Grünfutter der verſchiedenſten Art vielleicht vom Zerſtören der Pflanzen abhalten laſſen dürften; ſie werden in einem Gewächshauſe aber wahrſcheinlich eher als irgendwo anders die ihnen zu⸗ 5 e nen zum Brüten finden und durch verſchiedene lebende Rohr⸗ und hoch⸗ ooo £ a Er. ss En . 8 > =$ er are — — — FT — —— — ä — GE Se — — — ä 504 Stahlfinken. faſern, Manilahanf, Baum- und andere Pflanzenwolle, Blütenbüſchel von Rohr und Schilf, Hare, Federn ꝛc.) ſich das paſſende zu wählen und ihr Neſt an einer von ihnen für gut befundenen Stelle zu errichten. Ob ſolche Beſtrebungen mit Erfolg gekrönt ſein werden, ſteht freilich dahin. Die Widavögel beanſpruchen keine beſondere Pflege, begnügen ſich vielmehr mit den Prachtfinken und Webern gereichten Nahrungsſtoffen vollſtändig, zählen überhaupt zu den anſpruchsloſeren und dauerhafteren der fremdländiſchen Käfigvögel. So lange ſie das Winter⸗ kleid tragen, reicht man ihnen die gewöhnlichen Körnerſorten, Grünzeug im weiteren Um⸗ fange, Weichfutter mit vielen Ameiſenpuppen und Mehlwürmer, ſobald ſie das Hochzeitskleid angelegt haben, verhältnismäßig mehr tieriſche Nahrung als ſonſt; damit genügt man ihren Bedürfniſſen. Sollten ſie zum Brüten ſchreiten, ſo würde man ein beſonderes Augenmerk auf friſche Puppen kleinerer Ameiſenarten und in Ermangelung derſelben auf ein Gemengſel von hart gekochtem, geriebenem Eidotter und geriebenen trocknen Ameiſenpuppen zu wenden haben und Mehlwürmer und andere Kerbtiere in beliebiger Menge bieten müſſen, ſie auch an Salz und Kalk nicht Mangel leiden laſſen dürfen, damit ihnen nicht allein für ſich, ſondern auch für die kleinen unreifen Jungen eine zweckmäßige Auswahl der , möglich wäre. Mehr dürften ſie auch dann nicht verlangen. Der Preis der Widavögel richtet ſich nach der Größe und dem ſelteneren oder häufigeren | Vorkommen auf unſerem Tiermarkte. Während man für das Pärchen der Paradis⸗ und Dominikanerwida vier, höchſtens fünf Taler zu zahlen hat, muß man für eine Stummelwida ſechs bis acht, eine andere Trauerwida acht bis zehn, die Schildwida zehn bis zwölf und die Hahnſchweifwida ſechzehn bis achtzehn Taler bezahlen und von vornherein darauf verzichten, von dieſen ſeltenen Arten ein Pärchen zu erhalten. Hoffentlich hilft der ſteigende Verkehr zwiſchen Europa und Afrika auch dieſem Uebelſtande ab, indem uns in Zukunft die betreffenden Arten in größerer Anzahl gebracht und die jetzt ſehr hohen Preiſe dadurch von ſelbſt i werden. Stahlfinken. Der nächſte Verwandte der Widavögel iſt ein über den größten Teil Afrikas ver⸗ breiteter, in unſeren Käfigen häufiger Fink mit kurzem, kegelförmigem, auf der Firſte ge⸗ wölbtem, ſeitlich ſtark zuſammengedrücktem, an den Schneiden eingezogenem Schnabel, ziemlich hochläufigen, kurzzehigen, ſcharfbekrallten Füßen, verhältnismäßig langem, zuſammengelegt bis zum Enddrittel des Schwanzes reichendem Flügel, unter deſſen Schwingen die dritte oder vierte die längſten, und kurzem, gerade abgeſchnittenem, ſeitlich etwas gerundetem Schwanze ohne verlängerte Mittelfedern. Das Kleid unterſcheidet ſich nach Geſchlecht und Jahreszeit. 514. Der Stahlfink, Atlasvogel der Händler, Hypochera, (Passer, Fr., Am., V., Loxigilla, Tiaris, Philetaerus) nitens, Gml., (niger, ultramarina, funerea, aenea). — A. B. Sinf ch und Hartlaub, O.⸗Afr., S. 430. — Merllic kleiner als unſer Zeiſtg; ſchwarz mit tief ſtahlblauem oder grünem Scheine; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit fahlbraunen Außenſäumen, untere Flügeldecken bräunlich, 1 R a Ba sg FT a EEE EA TEEN a RT 3 1 A e die größten weiß, an den Bürzelſeiten ein verdecktes ſchneeweißes Federbüſchelchen. Iris braun, Schnabel | 4 und Füße hellrot. — Weibchen, Junge und Männchen im Winterkleide oberſeits blaſsbraun mit rötlichfahlen Federrändern, Augenbrauenſtreifen und breiter Längsſtrich auf der Mitte des „ roſtfahl, unterſeits roſtfahl, Bauch und untere Schwanzdecken weiß. Verbreitet ſich über ganz Innerafrika, von Nubien an bis zum Orangefluß und von der Weſt⸗ bis zur Oſtküſte, und iſt überall häufig. Der Stahlfink ift einer der erſten Tropenvögel, denen man in Nubien begegnet; man findet ihn ſchon wenige Meilen jenſeit des Wendekreiſes, jedoch nur in verhältnismäßig 4 ee * N * ene enen A Fr SAH oe Se ae u EB AU RE ERSTER d ĩð R 1 we * 5 40 ieee n De 1 2% E. TEE N Due Me DR Ne, VRR 7 Nene eb r 1 9 5 1 . e NE NE 55 1 RE 25 N a 2 2 5 7 ann, 4 I N Pr P} Stahlſinken. h 525 7135 fruchtbaren Gegenden des genannten Landes. Von hier aus nach Süden zu wird er häufiger, und in Sudan und Abeſſinien iſt er gemein. Das Gleiche gilt für den Weſten, Oſten und Süden Afrikas, namentlich für die Küſte von Ginen, von wo aus alljährlich viele Hunderte von Gefangenen nach Europa und Amerika verſendet werden. In den Nilländern be⸗ gegnet man dem munteren, zutraulichen, in ſeinem Weſen höchſt niedlichen Vogel vorzugs⸗ weiſe auf bebautem Lande, insbeſondere in der Nähe der aus Lehm errichteten Häufer, da er wie der Sperling und der Amarant zu den Hausvögeln jener Gegend gezählt werden ; muß, argloſer noch als die beiden genannten nicht nur auf den Gebäuden lebt, ſondern auch in das Innere derſelben hereinkommt, um hier die Broſamen aufzuleſen, welche von des Herren Tiſche fallen, oder an dem gefüllten Waſſerbehälter ſeinen Durſt zu ſtillen. In der trocknen Jahreszeit macht ſich der Stahlfink wenig bemerklich: er iſt dann wie ſo viele andere ſeiner engeren und weiteren Verwandtſchaft auf der Wanderung, vereinigt ſich mit Feuer⸗ finken, fällt plündernd in die Büſchelmaisfelder ein oder begibt ſich in die benachbarten Steppen, um hier Sämereien aufzuſuchen; kurz vor der Regenzeit aber ſtellt er ſich in ſeinem Prachtkleide wieder an alt gewohnter Stelle im Gehöfte ein und nährt ſich hier, ſo gut er kann. Sein Neſt wird ebenſo wohl auf Bäumen als unter dem Sparrenwerk in Giebeln und Mauerlöchern der einfachen Häuſer angelegt, iſt kaum mehr als eine Anhäufung von Strohhalmen, Wollflocken, Federn und dergleichen und enthält in der Mitte einen ſeichten Napf, welcher mit Haren, Federn ꝛc. fein ausgekleidet wurde. Die Eier, drei bis fünf an der Zahl, ſind reinweiß. Ob beide Vögel brüten oder ob nur das 1 dem Brutgeſchäfte ſich hingibt, iſt zur Zeit noch nicht erforſcht. Abweichend von den meiſten Prachtfinken bewegt ſich der Stahlfink viel auf dem Boden und erinnert auch in dieſer Hinſicht an die Dominikanerwida, deren Winterkleid dem ſeinigen ſo ähnlich iſt. Wie 100 trippelt er mehr, als er hüpft, und wie ſie ſcharrt er förmlich nach Futter, indem er durch jähes Aufſpringen mit beiden Füßen das tiefer liegende bloß zu legen verſucht. Der Flug iſt den verhältnismäßig großen Flügeln entſprechend leicht und raſch, auch mit einem ſchwachen Geräuſche verbunden, die Stimme ein ſcharfes, klangloſes Gezirp, der Geſang ein mehrfaches Wiederholen des Locktones. In unſeren Käfigen nimmt der Atlasvogel keine hervorragende Stelle ein. Sein Benehmen hat wenig anziehendes. Obſchon während des ganzen Tages beweglich und un— ruhig, vermag der Vogel doch auf die Länge durchaus nicht zu feſſeln, mich wenigſtens nicht. Vieillot beſchreibt fein Betragen mit entſchiedener Vorliebe. „Von einer außer⸗ ordentlichen Beweglichkeit und höchſt unruhigem Weſen“, ſagt er, „wird der Stahlfink bald der Quälgeiſt aller Bengaliſten, Senegalvögel und anderer kleiner Käfiggenoſſen. Selten ſiht man ihn in Ruhe, am wenigſten in der Zeit feiner Liebe. Ungleich mutiger als Fräf- tig ſcheut er ſich nicht einmal, mit größeren Vögeln zu ſtreiten, als er ſelbſt iſt. Er ſtürzt ſich auf ihren Rücken, greift fie heftig an und ſchlägt fie regelmäßig in die Flucht. Ebenſo geſchwätzig als mutwillig, läßt er dabei ununterbrochen durchdringende und unange⸗ nehme Laute vernehmen. Sein Geſang iſt ſehr wechſelreich; Einige finden ihn angenehm, obgleich wenig klangreich, Andere mögen ihn nicht leiden, Alle aber ſuchen den Vogel wegen feiner Lebhaftigkeit, Anmut und ſeines ſchönen Gefieders. Das Weibchen, nicht weniger lebhaft und ſchreiluſtig als das Männchen, weiſt deſſen Liebeswerbungen zurück, wenn beide nicht in einem weiten, mit grünen Pflanzen geſchmückten und zwiſchen 24 und 28 Grad erwärmten Fluggebauer leben. Die Parung iſt mit höchſt eigentümlichen Umſtänden ver⸗ knüpft. Das Männchen fliegt längere Zeit und reißend ſchnell über dem Weibchen umher, fett ſich endlich auf dasſelbe, ſchlägt heftig mit den Flügeln, ſtreift ihm aber kaum die Haut, entfernt ſich dann wieder, zieht ſich in die dunkelſte und verborgenſte Ecke des Fluggebauers zurück und läßt von hier aus ſehr heftige Schreie hören, als ſei es mit anderen Vögeln 526 i Ammerfinken. im Kampfe.“ Von alledem konnte ich niemals etwas beobachten, obgleich ich ſtets viele Sail | 4 finken in Gefangenſchaft gehalten habe; freilich wollten ſich dieſelben nie bequemen, zum Niſten 1 zu ſchreiten, und ich vermag deshalb die Beobachtungen Vieillots weder zu beſtreiten noch zu 5 beſtätigen. Wohl aber kann ich mitteilen, daß verſchiedene männliche Stahlfinken in e größeren Fluggebauer auf Tod und Leben ſich befehden, und daß ſehr häufig einer den anderen wirklich umbringt, falls der Pfleger nicht rechtzeitig eingreift. Zwei einmal mit einander in Streit geratene Männchen dieſer heftigen Vögel laſſen ſelten von einander ab, bevor der eine erlegen iſt. Von den Liebeswerbungen der Männchen, wie Vieillot ſie beſchreibt, hat auch Rey nichts geſehen, überhaupt niemals wahrgenommen, daß die Männchen gegen ihre eigenen Weibchen zärtlich zu werden verſuchten, dagegen aber beobachtet, daß ſie, wie Feuerweber und Widas, oft andere Vögel mit ihren ſtürmiſchen Liebesäußerungen beläftigten. Die Pflege der Stahlfinken iſt faſt noch einfacher als die der Prachtfinken. Die ge⸗ wöhnlichen Sämereien, Hirſe und Glanz, nebſt etwas Grünzeug genügen, obſchon auch die Stahlfinken mit der Zeit ſich gewöhnen, von dem Weichfutternapfe zu freſſen und einen oder den anderen Mehlwurm aufzunehmen. Eines ſo hohen Wärmegrades, als Vieillot an⸗ gegeben, bedürfen fie nicht, halten ſich vielmehr bei durchſchnittlich 15° R. längere Jahre im Käfige, und können, wie Reys Verſuche ergaben, ohne Schaden in ungeheizten Zimmern überwintert werden. Aus dieſem Grunde mögen ſie empfohlen ſein, um ſo mehr, als man kaum jemals über vier Taler für das Pärchen zu zahlen hat. ö Ammerfinken. Neben wirklichen Finken und Ammern beherbergt Amerika Vögel, welche beider Merkmale in ſich vereinigen und einen dies ausdrückenden Namen erhalten haben. Die Mitglieder der Unterfamilie zerfallen in viele Sippen und Unterſippen, haben aber ein ſehr überein⸗ ſtimmendes Gepräge und laſſen ſich deshalb, ohne die Wiſſenſchaftlichkeit zu beeinträchtigen, in einem Abſchnitte beſprechen. Ihr Schnabel iſt ſchlank kegelförmig, an der Spitze gerade, auf der Firſte wenig gebogen, am Mundrande eingezogen, der Fuß hochläufig, langzehig und meiſt ſtark bekrallt, der Flügel ziemlich lang und mehr oder weniger ſpitzig, durch ſeine langen hinteren Armſchwingen beſonders ausgezeichnet, der Schwanz in der Regel lang und in der Mitte ausgeſchnitten, das Gefieder bunt und im allgemeinen ammer⸗ oder lerchenartig gezeichnet. e Die Sippe der Sumpfammerfinken mag zuerſt erwähnt werden. Sie kennzeichnet ſich durch verhältnismäßig kurzen, dicken, überhaupt kräftigen, auf der Firſte faſt geraden, am Mundrande eingebogenen Schnabel, mit zahnartig vortretender Ecke, ſehr kräftig gebaute, ziemlich hochläufige Füße, lange Zehen, welche mit ſchlanken, wenig gebogenen, fein zugeſpitzten Krallen bewehrt ſind, kurze Flügel, unter deren Schwingen die dritte, vierte und fünfte die längſten zu ſein pflegen, mäßig langen, ſtark abgerundeten e und weiches, 0 Gefieder. 515. Der Sumpfammerfink, Embernagra (Emberiza, Emberizoides, Limnospiza) plateusis, ml., (dumetorum, poliocephalus). — A. B. Burmeiſter, T. Br., III, S. 224. — Größe des Stares; Oberſeite matt, Außenſäume der Schwingen und Schwanzfedern ſowie Oberflügeldecken lebhaft olivengrün, Mantel mit verwaſchenen dunklen Schaftflecken, Flügelrand unterſeits gelb, Unterflügeldecken blaſsgelb, Kropf dunkelgrau, mit undeutlichen, dunkleren Schaftſtrichen, Zügel dunkler, Kopf- und Halsſeiten ſowie die Unterteile graulich roſtgelb, an den unteren Seiten und auf den Schwanzdecken deutlich roſtgelb; Schwingen und Schwanzfedern innen dunkel olivenbraun, letztere von unten glänzend olivengelb. Iris braunſchwarz, Oberſchnabel hornbraun, Unterſchnabel und Füße horngelb. — Weibchen nicht verſchieden. Bewohnt das ſüdliche Braſilien, Paragay, die Plataſtaten und Bolivia. r fe „ EEE IE 1 50 Ki e a he N Ammerfinken. 527 516. Der Bruchammerfink, E. rufivirgata, Lawr. — A. B. Baird, B. N. Am., S. 487. — Größe des Sperlings; Oberſeite düſter olivengrünbraun, ebenſo die ſchmalen Außenſeiten der dunkel oliven⸗ braunen Schwingen und Steuerfedern; Scheitel ſeitlich von düſter rotbraunen, breiten Längsſtreifen begrenzt, Schläfen und Zügelſtrich düſter grau, unterſeits von einem ſchmalen, rotbraunen Längsſtriche eingefaßt, Kopf⸗ und Halsſeiten nebſt der Unterſeite graulich roſtfarben, Kinn, Kehle, Bruſt und Bauchmitte nebſt After ins Weiße, untere Schwanzdecken roſtgelbrot, Flügelrand gelb geſäumt, Unterflügeldecken blaſsgelb. Iris dunkelbraun, Oberſchnabel dunkelbraun, Unterſchnabel wie die Füße horngelb. — Weibchen matter efärbt. a Die füdweſtlichen ige Staten und Meßjiko find das Vaterland dieſer Art. 3 Die Dornammerfinken haben im allgemeinen die Kennzeichen der Sumpfammerfinken, namentlich auch den ſtarken Fußbau und den langen Schwanz; ihr Schnabel aber iſt kräftiger And höher, der Flügel ganz rund, da die dritte, vierte und fünfte Schwinge die längſten ſind und die Flügelſpitze kaum vorragt. 517. Der Dornammerfinf, Haemophila, (Emb., Aimophila) rufescens, Swsn., (pyrgitoides). — A. B. Swainſon, Anim. in men., ©. 314. — Größer als der Gimpel; Oberkopf längs der Mitte tief rotbraun, jederſeits eiugefaßt von einem ſchwarzen Längsſtriche, welcher noch das Grau der Nackenmitte begrenzt, Augenbrauenſtreifen bis zu den Schläfen und Ohrgegend grau, Zügel, ein Strich unter den Schläfen und ein breiter Bartſtreifen, welcher das Weiß auf Kinn und Kehle ſeitlich einfaßt und oberſeits von einem breiten, gelblichweißen Streifen begrenzt wird, ſchwarz, Oberſeite rotbraun, die Federn mit fahlbraunen | Außenſäumen und dunkler Schaftmitte, Halsſeiten roſtgrau, Unterteile roſtbräunlich, am dunkelſten in der 1 Bauchgegend, Bruſt und Bauchmitte nebſt After weiß; Schwingen, Deck- und Schwanzfedern dunkelbraun mit rotbraunen Außenfahnen. Iris ?, Schnabel grauſchwärzlich, Füße gelbbräunlich. — Weibchen gleich, jedoch minder lebhaft gefärbt als das Männchen. Mejito und Gatemala. Die Grun dammerfinken Be einen kräftigen, auf der Firſte ſeicht gebogenen, an den Schneiden faſt geraden Schnabel mit deutlicher Kerbe vor dem Ende, große, langläufige Füße mit langen kräftigen, ſeicht gebogenen Zehen, kurze, zuſammengelegt kaum ein Drittel des Schwanzes bedeckende, runde Schwingen, unter denen die vierte die längſte, merklich langen, aus breiten Federn gebildeten Schwanz und ein weiches Gefieder, welches auf der Oberſeite in der Regel einfarbig ! oder braun, auf der unteren weiß oder braun gefärbt iſt. 518. Der Grundrötel, Ground robin der Amerikaner, Pipilo (Fr., 1 eertheophinsimu L., (ater). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 512. — Etwas größer als der Gimpel; Oberſeite und Brust ſchwarz, Unterſeite längs der Mitte weiß, an den Seiten breit roſtrot, untere Schwanzdecken roſtgelb, Unterflügeldecken weiß; Schwingen braunſchwarz, die erſten fünf an der Außenfahne mit weißer Wurzel und weißem Mittelflecke, die letzten vier Armſchwingen am Ende der Außenfahne roſtweißlich; Schwanzfedern ſchwarz, die äußerſten mit breitem, weißem Endflecke, welcher auf den beiden nächſtfolgenden ſich verkleinert | 7 und auf die Innenfahne beſchränkt. Iris rot, Schnabel hornbraun, Unterſchnabel horngelb, Füße hellbräun⸗ lich. — Weibchen: Oberſeite n auf Kehle und Bruſt heller und mit Grau gemiſcht, mittlere Schwanzfedern dunkel olivenrotbraun; im übrigen wie das Männchen. Eine der häufigſten Arten der Gruppe, weit über die Vereinigten Staten verbreitet. 519. Der Katzenammerfink, Katzen vogel der Bewohner Kaliforniens, P. megalonyx, Baird. — A. B. Baird, B. N. Am., S. 515. — Etwas größer als der Grundrötel, ihm im allgemeinen gleich gefärbt, aber durch die außerordentlich ſtark entwickelten Zehen und Nägel, ſowie dadurch unterſchieden, daß die Deckfedern der Armſchwingen und die größte Oberdeckfeder weiß ſind, die Schulterdecken an der Außenfahne weiße Längsflecke tragen und die erſten fünf Schwingen kein Weiß an der Wurzel zeigen. Die Art iſt bisjetzt nur in Kalifornien und dem Arizonagebiete gefunden worden. | 520. Der Nordammerfink, P. (Pyrgita) aretieus, Swsn. — A. B. Baird, B. N. Am., S. 514. — Größe und Fußbau wie beim Grundrötel, die Färbung wie beim Katzenammerfink, T mammentlich dieſelben weißen Flecke auf Deckfedern und Schultern; das Schwarz der Oberſeite und Bruſt jedoch matter, die Seiten lichter roſtrot und der weiße Endfleck der zweiten und dritten Schwanzfeder auch auf der Außenfahne ſichtbar. Schnabel ganz ſchwarz. — Beim Weibchen wird das Schwarz durch Braun erſetzt. Die Art bewohnt den Weſten der Vereinigten Staten, insbeſondere Kalifornien und Mejiko. „renn, 528 Ammerfinken. 521. Der Braunammerfink, P. (Fr., Kieneria) fuscus, Swsn., (crissalis). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 517. — Bedeutend größer als der Gimpel; olivenbraun, Oberkopf ſtark roſtrotbraun ange⸗ flogen, Zügel, Augenkreis, Kinn und Kehle zimmetroſtrot wie die unteren Schwanzdecken, Kehle unterſeits mit einigen dunklen Flecken beſetzt, Bruſt und Bauchmitte heller roſtgraubräunlich, Aftergegend zimmetroſtgelb, Schwanz dunkel olivenbraun. Iris braun, Schnabel braun, Unterſchnabel e Füße u, 9 1 Die Art bewohnt Kalifornien. Die Gruppe der Bindenammerfinken, welche neuerdings in verſchiedene Sippen | 4 zerfällt worden iſt, von uns aber als Ganzes betrachtet werden kann, weil alle hierher gehörigen Arten in den Hauptmerkmalen übereinſtimmen, kennzeichnet ſich durch ſchlanken, kegelförmigen, auf der Firſte geraden, ſpitzigen, am Mundrande bis zum Grunde eingebogenen, am Mundwinkel etwas herabgezogenen Schnabel ohne Kerbe, deſſen unterer Teil faſt ebenſo hoch wie der obere iſt, hochläufige, langzehige mit großen, wenig gebogenen, ſanft zugeſpitzten Krallen bewehrte Füße, verhältnismäßig lange Flügel und einen mittellangen, aus ſchmalen Federn beſtehenden, außen etwas gerundeten Schwanz ſowie ein ziemlich weiches, volles, ammerartiges Gefieder. Eine deutlich hervortretende Flügelſpitze und ſehr kräftige Füße haben die ubs. ammerfinken. 522. Der Fuchsammerfink, Fuchsſperling der Amerikaner, Zonotrichia (Fr., Pa iliaca, Merrem, (rufa, ferruginea). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 488. — Größe des Grauammers; Oberſeite zimmetkaſtanienbraun, auf Kopf und Mantel die roſtgrauen Wurzeln der Federn durchſcheinend und verwaſchene Längsſtriche bildend, Schläfenſtrich grau, Zügel und Augenring fahl weißlich, Kopfſeiten zimmet⸗ 8 kaſtanienrot, von einer weißen Längsbinde durchzogen, Ohrgegend mit weißlichen Schaftſtrichen, Unterteile weiß mit großen zimmetrotbraunen Flecken, welche auf dem Kropfe und an den Seiten ſehr dicht ſtehen, e ee Bauch, After und untere Schwanzdecken einfarbig weiß; Schwingen, Deck- und Schwanzfedern dunkelbraun 1 mit zimmetrotbraunen Außenſäumen, erſtere auch mit roſtfahlen Innenrändern, Deckfedern der Armſchwingen und größte Flügeldecken mit roſtfahlen Spitzen, wodurch undeutliche Querbinden entſtehen. Iris braun, Schnabel horngelblich mit brauner Firſte, Füße bräunlichgelb. — Weibchen nicht verſchieden, jedoch etwas blaſſer gefärbt. Verbreitet ſich über den größten Teil der Vereinigten Staten und tritt im Nordweſten bis in den kalten Gürtel ein. 4 523. Der Amſelammerfink, Z. (Emb., Fr., Pass.) unalascheensis, Gml., 1 1 95 meru- loides.)—A. B. Baird, B. N. Am., S. 489. — Größe des Goldammers; tief umberbraun, Mitte der Unterſeite vom Kinn an weiß mit großen, dreieckigen, tiefrotbraunen Flecken, welche auf Bruſt und Kopf am dichteſten ſtehen, untere Schwanzdecken dunkelbraun mit roſtgelblichen Säumen; Außenfahne der Schwingen, Schwanz⸗ und Deckfedern mit tief rotbraun ſcheinenden Säumen, Oberſchwanzdecken ebenſo. Iris dunkelbraun, 1 horngelbgrau, auf der Firſte dunkler, Füße bräunlichgelb. — Weibchen nicht verſchieden. Das Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich über die weſtlichen Vereinigten Staten bis jenſeits des balarkeſe und Kalifornien. Bei den Bindenammerfinken ragt die Flügelſpitze in der Regel, aber nicht W ebenfalls vor. 524. Der Weißkroufink, Weißkronſperling der Amerikaner, Z. (Emb.) leueophrys, Forster. — A. B. Baird, B. N. Am., S. 458. — Größe des Goldammers; Oberkopf längs der Mitte weiß, ſeitlich durchzogen von zwei breiten ſchwarzen Längsſtreifen, welche von der Stirn bis zum Hinterkopfe laufen und unterſeits von einem weißen Augen- und Schläfenſtriche begrenzt werden, welcher unterſeits von dem hinteren Augenrande an wiederum von einem ſchwarzen Streifen eingefaßt iſt, Zügel, Kopf- und Halsſeiten, Hinterhals und Unterſeite hell aſchgrau, Kinn und Bauchmitte weißlich, Bauchſeiten, After und Unterſchwanzdecken roſtgelblich, Mantel und Schultern grau mit tiefrotbraunen Schaftflecken, Bürzel und Oberſchwanzdecken roſtfahlbraun, wie die ſchmalen Außenſäume der dunkelbraunen Schwingen und Steuerfedern; Armſchwingen⸗ deckfedern und hintere Armſchwingen außen roſtbraun mit weißlichem Ende, wodurch eine Querbinde entſteht, während eine zweite durch die weißen Enden der oberen größten Flügeldecken gebildet wird. Iris rötlichbraun, Schnabel bräunlichrot, Füße hornbraun. — Beim Weibchen Oberkopf rotbraun mit roſtweißlichem Mittelſtreifen. | Ueber den größten Teil von Nordamerika verbreitet, auch in Grönland beobachtet. 529 Ammerfinken. 525. Der Silberkronfink, Z. (Fr.) Gambelli, Nuttall. — A. B. Baird, B. N. Am., S. 460. — Ganz wie die vorhergehende Art, aber etwas kleiner und der Augen- und Schläfenſtrich nicht weiß ſondern a Hinterhals und Mantel fahlbräunlich mit weniger ſcharf hervortretenden, rotbraunen Schaftfleden. Die Art bewohnt den Nordweſten Amerikas vom Felsgebirge bis zur Beringſtraße. 526. Der Goldkronfink, Goldkronenſperling der Amerikaner, Z. (Emb., Fr.) coronata, Pall., (atricapilla, aurocapilla). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 461. — Größe des Goldammers; Ober- und Hinterkopf ſchwarz mit einem breiten gelben, hinterſeits grauen Mittelſtreifen, Oberſeite und Flügeldecken e roſtbräunlich, Mantel und Schultern mit breiten dunkelbraunen Schaftſtrichen, Kopf- und Halsſeiten grau, Kehle heller, übrige Unterſeite düſter graubräunlich, vom Bauche an roſtfahlbraun; Schwingen und Schwanz- federn dunkelbraun mit ſchmalen roſtfahlen, auf den hinteren Armſchwingen und deren Deckfedern mit 3 roſtbraunen Außenſäumen, wodurch zwei ſchmale weiße Flügelquerbinden gebildet werden. Iris braun, Schnabel hornbraun, Unterſchnabel horngelb, Füße ebenſo. — Weibchen: Oberkopf roſtbraun mit matt 5 olivengelber Scheitelplatte, Kopf- und Halsſeiten nebſt Bruſt deutlicher roſtfahl. Der Goldkronfink bewohnt das nordweſtliche Gebiet Nordamerikas, von wo aus er im Winter ſüdlicher en wandert. | 22. Der Bäſſchenammerſint, Weißhalsſperling der Amerikaner, Z. (Fr., Passer) albicollis, ml., (pennsylvanica). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 463. — Größe des Goldammers; Ober- und = Hinterkopf ſchwarz mit ſchmaler weißlicher Mittellinie und breiterem Augenbrauenſtreifen, welcher über den Zügeln gelb erſcheint und hinter dem Auge unterſeits ſchmal ſchwarz begrenzt iſt, Backen und Ohrgegend aſchgrau, auf erſteren ein kleiner ſchwarzer Strich, Kinn und Kehle weiß, unterſeits von einer undeutlichen ſchmalen dunklen Linie begrenzt, Kropf bräunlichgrau, Mitte der Unterſeite weißlich, die Seiten roſtbräunlich mit dunkleren Längsſtrichen, Oberſeite und Deckfedern roſtbraun, auf Mantel und Schultern mit ſchwarzen Schaftflecken und roſtgelblichen Außenſäumen, Bürzel fahl roſtbraun; Schwingen und Steuerfedern olivenbraun mit ſchmalen roſtfahlen, hintere Armſchwingen und deren Deckfedern mit breiten roſtbraunen Außenſäumen, wodurch zwei roſtgelblichweiße Flügelquerbinden entſtehen. Iris nußbraun, Schnabel hornbraun, Unter⸗ ſchnabel lichtblau, Füße fleiſchfarben. — Weibchen matter gefärbt; bei Jung en und Männchen im Winterkleide Augenbrauen und Kehlkopfſtreifeu roſtfahl, das Weiß der Kehle minder ſcharf begrenzt. Die Verbreitung umfaßt die östlichen Teile Nordamerikas. 528. Der Morgenfink, Chingolo und Ticko⸗Ticko der Südamerikaner, Z. (Emb., Fr., Tanagra) ai: Bodd., (matutina, ruficollis, chilensis). — A. B. Burmeiſter, T. Br., III., 229. — Größe des Edelfinken; Oberkopf braungrau, ſeitlich begrenzt von zwei ſchwarzen en welche ſich bis in den Nacken ziehen, Augenbrauenſtreifen vom Naſenloche bis zu den Schläfen und der Ohrgegend ſchmuziggrau, letztere ober⸗ und unterſeits von ſchwarzen Längsſtreifen begrenzt, Kinn, Kehle und untere Backen weiß, Nacken, Halsſeiten und ein Fleck an den Kehlſeiten zimmetroſtrot, übrige Oberſeite roſtfahlbraun, auf Mantel und Schultern mit breiten ſchwarzbraunen Schaftflecken, Unterteile weißlich, an den Seiten bräunlich, auf Kropf und unteren Schwanzdecken matter; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit ſchmalen . fahlen, hintere Armſchwingen und deren Decken mit breiten roſtbraunen Außenſäumen, letztere ſowie die größte Oberdeckfeder mit weißen Enden, daher zwei Flügelquerbinden. Iris graubraun, Schnabel und Füße . hornbräunlich — Weibchen blaſſer gefärbt. % Einer der häufigſten Vögel Braſiliens und faſt über ganz Südamerika erbreite u 529. Der Bartammerfink, Z. mystacalis, Hartl. — A. B. Hartlaub, Be Zool. 1852., S. 3. — Größe des Edelfinken; Kopf, Hals und Kropf braungrau, auf dem Oberkopfe mit verwaſchenen bräunlichen Schaftſtrichen, vom Naſenloche an ein kurzer, vom Mundwinkel ein längerer weißer Streifen, wodurch das Schwarz des Stirnrandes und der Zügel auf Kinn und Oberkehle getrennt wird, Mantel roſt⸗ graubraun mit ſchwarzen Schaftſtrichen, Schulter und Bürzel lebhaft zimmetrotbraun, Mitle der Bruſt und des Bauches weiß, After und untere Schwanzdecken hell roſtfarben; Schwingen und Deckfedern ſchwarzbraun mit roſtfahlen Außenſäumen, welche auf den hinteren Armſchwingen und deren Deckfedern breiter und leb— i hafter werden, letztere wie die größten oberen Schwarzen Flügeldecken weiß gerandet, daher zwei weiße Flügel- querbinden, Schwanz ſchwarz, die äußerſten Federn jederſeits ſchmal weiß am Ende. Iris?, Schnabel braun, Unterſchnabel und Füße horngelb. — Weibchen gleich gefärbt, jedoch etwas blaſſer. - Der Vogel bewohnt Mejiko. Die nächſtfolgende Art iſt der 1 Flügelſpitze halber zum Vertreter einer be⸗ i ib eren Sippe erhoben worden. | 5 530. Der Strichelammerfink, Lerchenfink der Amerikaner, Z. (Fr., Emb., Chondestes) gram- maca, Say, (strigatus). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 456. — Größe des Goldammers; Oberkopf 5 Brehm, e Pögel. I. 34 e 530 Ammerfinken. tief rotbraun mit einem breiten weißen, nach hintenzu ins Roſtfahle übergehenden Längsftriche, ganz ebenfo ſchmale Augenbrauenſtreifen, welche unterſeits von einem ſchwärzlichen Zügelſtriche begrenzt werden, Kopf- ſeiten, Kinn und Kehle weiß, erſtere durchzogen von einer ſchmalen ſchwarzen Querlinie, welche in dem runden, rotbraunen Ohrfleck endet, Kehle ſeitlich begrenzt durch einen breiten ſchwarzen Bartſtreifen und Be unterſeits gezeichnet durch einige N Flecke, Oberſeite roſtfahlbraun mit dunklen Schaftſtrichen auf Mantel und Schultern, Unterteile weiß, Seiten und Unterflügeldecken fahlbraun; Schwingen und deren Deckfedern dunkelbraun mit fahlbraunen Außenſäumen, Oberdeckfedern mit roſtfahlem Endrande, eine Duer- binde bildend; Schwanzfedern ſchwarz, die fünf äußeren am Ende, von den äußeren nach innen zu ab⸗ nehmend, weiß. Iris?, Schnabel hornbräunlich mit gelblicher Wurzel Füße horngelblich. — e 1 etwas matter gefärbt. 7 Bewohnt die Vereinigten Staten, Tejas und Mejiko. Bei der folgenden Art iſt die Flügelſpitze ſehr kurz und darauf wiede lg eine u . 5 gründet worden. i 531 Der Grasammerfint, Grasfink und Braunflügelammer der Me Z. Ger, ink 1 Poocaetes) gramminea, Gml. — A. B. Baird, B. N. Am., 447. — Größe der Feldlerche, welcher der Vogel auch in der Färbung ſehr ähnelt; berſeits fahl erben mit braunen Schaftſtrichen, welche auf dem Mantel am breiteſten ſind, Zügel und Ring ums Auge iſabellweißlich, ebenſo ein Backenſtreifen, Ohrgegend braun mit fahlen Längsſtrichen, Unterſeite iſabellweißlich, Kehle, Kropf, Bruſt, die Seiten und Unterflügeldecken roſtfahl verwaſchen mit dunkelbraunen Schaftſtrichen; Schwingen dunkelbraun mit ſchmalen bräunlichen, Deckfedern der Armſchwingen mit breiten roſtbräunlichen Außenſäumen, größte Oberdeckfedern dunkelbraun mit fahlbräunlichem Endſaume, eine Querbinde bildend; Schwanzfedern braunſchwarz, die äußerſten weiß, ein Längsfleck an der Wurzel der Innenfahne ſchwarz, ein Spitzenfleck auf der zweiten weiß. Iris nußbraun, Schnabel oben dunkelbraun, ſeitlich und unten blaſsbräunlich, 9 ee — Weibchen nicht verſchieden. 3 Ueber die Vereinigten Staten bis Kanada und ſüdlich bis Mejiko verbreitet. Die nächſtfolgenden Arten, welche man unter dem Namen Sing in eine eigene Sippe vereinigt Bit, kennzeichnen ſich ebenfalls durch die ſehr kurze Flügelſpitze. 532. Der Singammerfink, Singſperling der Amerikaner, 2. (Fr., Melospiza) melodia, Wilson. — A. B. Baird, B. N. Am., S. 477. — Größe des Edelfinken; Oberſeite roſtgrau mit dunkel rotbraunen Schaftflecken, welche auf dem Kopfe zwei Längsbinden bilden und durch einen grauen, dunkel geſtrichelten Mittelſtreifen getrennt find, Zügel, Augenbrauenſtreifen und Schläfe aſchgrau, vom hinteren Augenrande an unterſeits durch einen rotbraunen Längsſtrich begrenzt; ein zweiter Längsſtrich verläuft über die roſtgelblichen Kopfſeiten, ein dritter, mehr fleckenartiger, als Bartſtreifen von der Wurzel des Unter⸗ ſchnabels herab; Unterteile weißlich, ſeitlich roſtfahl angeflogen und hier ſowie auf dem Kropfe mit dunkel⸗ braunen Schaftſtrichen gezeichnet, auf der Mitte der Oberbruſt ein länglicher ſchwarzer Fleck; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit roſtbraunen Außenſäumen, welche auf den hinteren Armſchwingen und deren Deckfedern breiter und lebhafter werden, letztere am Ende tiefbraun und ſchmal roſtgelblich weiß um ſäumt. Iris nußbraun, Schnabel oben rel unten bläulich, Wurzel des Unterſchnabels ins Horn⸗ — gelbe, Füße blaſsbraun. — Weibchen nicht verſchieden. In den öſtlichen Vereinigten Staten nördlich bis Kanada. 533. Der Schlagammerfink, Z. (Mel.) Heermanni, Baird. — A. B. Baird, B. N. Am., 8 476.— Sehr ähnlich dem Singammerfinken, aber kleiner; oberſeits roſtbraun mit ſchwarzen Schaftſlecken, die Seiten dunkler roſtbräunlich mit breiteren, dunkleren Schaftflecken, welche ineinander a und breite Längs⸗ ſtreifen bilden; Unterſchwanzdecken roſtgelb mit dunklen Schaftſtrichen. Vertritt den Vorigen in Kalifornien. 534. Der Trugammerfink, Z. (Mel.) fallax, Baird. — A. B. Baird, B. N. Am., S. 481. Wie der Singammerfink, aber etwas größer, und die dunklen Schaftſtriche an der Unterſeite ſehr undeitlich BE oder ganz fehlend. 2 In Kalifornien und Nen-Mejifo bis in das Felſengebirge. 535. Der Saumammerfink, Z. (Fr., Mel., Passerculus, Peucaea) Lineolnii, Aud., (zonarius).— Baird, B. N. Am., S. 482. — Etwas größer als der Feldſperling; Oberſeite fahlbraun mit ſchwarzen Schaftſtrichen, längs der Kopfmitte ein braungrauer, ſchwarz geſtrichelter Mittelſtreifen, Zügel und Augen⸗ brauenſtrich bräunlichgrau, Ohrgegend bräunlich, die Federn mit hellen Schäften, Unterfeite roſtgelbbräunlich mit ſchmalen dunklen Schaftſtrichen, Kinn und Kehle, Mitte der Unterbruſt und des Bauches einfarbig 4 SER 1 Ammerfinken. f 5 31 weißlich; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit roſtbräunlichen Außenſäumen, welche an den Hinterarmſchwingen und deren am Ende ins Tiefbraune ziehenden, ſchmal roſtfahlweißlich umſäumten Ded- federn breiter werden, größte Oberflügeldeckfedern ebenfalls ſchmal roſtfahlweißlich umſäumt, daher zwei ſchmale Flügelguerbinden⸗ Iris braun, Schnabel dunkelbraun, an der Wurzel graulichblau, Füße gelblichbraun. Der Vogel iſt ſehr weit über Nordamerika verbreitet, brütet innerhalb des Polarkreiſes und wandert im Winter bis Mejiko und Gatemala. f 536. Der Riedammerfink, Bruchſperling der Amerikaner, Z. (Fr., Mel., Spiza, Passerculus) . palustris, Wils., (georgiana). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 483. — Größe des Sperlings; Vorder⸗ 185 kopf ſchwarz, Scheitel und Hinterkopf dunkel foftanienvotbram, breiter Augenbrauenſtreifen aſchgrau wie 5 Kopf- und Halsſeiten, vom hinteren Augenrande an ein ſchmaler ſchwarzer Längsſtrich, ein zweiter Längs⸗ ſtreifen vom Mundwinkel über die Backen, ein dritter undeutlicher das Grauweiße an Kinn und Kehle be— | grenzend, übrige Unterteile weißlich, auf Kropf und an den Seiten bräunlichgrau, Schenfelfeiten und Unter- ſchwanzdecken bräunlich mit einzelnen dunklen Schaftſtrichen; Nacken ſchwarz, eine über demſelben verlaufende Mittellinie, welche wie der Hinterhals dunkle Schaftſtriche zeigt, braungrau, Mantel und Schultern roſtbraun mit ſehr breiten, zuſammenfließenden Schaftfleden; Schwingen und Schwanzfedern olivenbraun, außen ſchmal foſtbräunlich geſäumt, hintere Armſchwingen und deren Deckfedern an der Außenfahne roſtbraun, die letzte Armdeckfeder an der Spitze ſchwarz. Iris ?, Schnabel dunkel hornbraun, Füße horngelb. — Weib chen gleich gefärbt. Auch dieſe Art iſt über einen 1 Teil Amerikas verbreitet en. Bei den nächſtfolgenden Arten, welche die Unterſippe der Baumammerfinken bilden, itt die Flügelſpitze lang. * 537. Der Bergammerfink, Baumſperling der Amneritener Z. (Fr., Emb., Spinites, Spiz., 5 Pass. ) monticola, Gml., (canadensis, arborea). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 472. — Größe des Edelfinken; Oberkopf, Schläfen- und Mundwinkelſtreifen, ſowie ein Fleck an den Bruſtſeiten kaſtanien⸗ rotbraun, Zügel, Augenbrauenſtreifen, Kopf⸗ und Halsſeiten bräunlichgrau, Hinterhals kaſtanienrot angeflogen, Mantel und Schultern roſtbraun, mit dunkleren Schaftſtrichen und roſtgelblichen Außenſäumen, Bürzel fahl⸗ braun, Kehle und Kropf hell bräunlichgrau, übrige Unterteile weißlich, die Seiten fahlbraun, ein kleiner Längsfleck auf der Mitte der Oberbruſt rotbraun; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit ſchmalen bräunlichweißen, hintere Armſchwingen und deren Deckfedern mit breiten roſtrötlichen Außenſäumen, wodurch zwei weiße Flügelquerbinden entſtehen, kleinſte Oberflügeldecken graubraun. Iris braun, Schnabel oben ſchwarz, unten orangegelblich, Füße dunkelbraun. — Weibchen nicht verſchieden. Ueber den größten Teil Amerikas verbreitet, jenſeits des Polarkreiſes brütend. 3538. Der Geſellſchaftsammerfink, Raspelſperling der Amerikaner, Z. (Fr., Emb., Spinit., Sßpiz) socialis, Wils. — A. B. Baird, B. N. Am., S. 473. — Kaum fo groß wie der Feldſperling; Oberkopf kaſtanienrotbraun mit feinen dunklen e e Stirn ſchwärzlich, eine Mittellinie auf derſelben, ein breiter Augenbrauenſtreifen vom Naſenloche bis zu den hinteren Schläfen, welcher unterſeits von einem ſchmalen ſchwarzen Längsſtriche durchs Auge begrenzt wird, weiß, Kopf- und Halsſeiten aſchgrau, Mantel und Schultern roſtbräunlich mit dunklen Schaftſtrichen und helleren Außenſäumen, Oberflügel- und Schwanz⸗ decken ſowie der Bürzel graubraun, Unterſeite zart aſchgrau, auf Kehle, Bauchmitte, After und Unter- Fr. ſchwanzdecken ins Graulichweiße; Schwingen und Steuerfedern dunkelbraun mit ſchmalen fahlbraunen, Hinterarmſchwingen und deren Deckfedern mit breiteren roſtfahlen Außenſäumen, zwei Se weiß. JIris braun, Schnabel dunkel⸗, Füße hellbraun. — Weibchen nicht verſchieden. Verbreite ſich über die Vereinigten Staten von der Oſt- bis zur Weſtküſte. 2 539. Der Zmerg= oder Feldammerfink, Feldſperling der Amerikaner, Z. (Fr., Emb., Spin., Spis.) pusilla, Wils., (juncorum). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 473. — Etwas kleiner, namentlich ſchlanker als der Feldſperling; Oberkopf und Nacken rotbraun, Mantel und Schultern roſtbraun mit dunklen rotbraunen Schaftſtrichen, kleinſte Oberflügeldecken und Bürzel graubraun, ein verwaſchener Ohrfleck rotbraun, Schläfen, Kopf⸗ und Halsſeiten ſowie die Unterteile roſtbräunlich, Bauchmitte, After und untere Schwanz⸗ decken heller, ins Roſtweißliche. Iris braun, Schnabel blaſsrot, Füße horngelblich. — Weibchen gleich gefärbt. Der niedliche Vogel bewohnt den Oſten der Vereinigten Staten und Mejito. 340. Der Blaſsammerfink, Z. (Emb., Spin., Spiz.,) pallida, Swn., (Shattuckii). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 474. — Größe des Zwergammerfinken; Oberſeite blaſs gelbbräunlich mit graulichem Anflug, Oberkopf und Mantel mit ſchwärzlichen Schaftſtrichen, ein Streifen längs der Scheitelmitte grau, = eee graulichweiß, eee und e aſchgrau, Ohrgegend bräunlichgelb, ober- und 34 neee FR ER neee nere 1 8 * e 1 RE We 0: 1 * 75 a Er 355333 di Y * KEN ER, N D 17 * r - a IE 2 h 1 00 7 5 582 ulunmerſten unterſeits von dunkelbraunen Längsſtrichen begrenzt, ein Bartſtreifen undeutlich und dunkel, Unterteile weißlich, Bruſt und Seiten bräunlich; e und ee dunkelbraun mit Ka 1 weniger lebhaft gefärbt. „„ = ä Das Verbreitungsgebiet fällt mit dem der een Art zufammen. 5 541. Der Sommerammerfink, Z. (Fr., Peucaea, Ammodromus) aestivalis, Tach (aestiva, | Bachmann). — A. B. Baird, B. N. Am., ©. 484. — Etwas kleiner als der Sperling; Oberſeite dunkel⸗ 5 braun mit aſchblauen Federer ache längs der Scheitelmitte einen unbeſtimmten Längsſtrich bilden, & ein undeutlicher Augenbrauenſtreifen grau, Unterteile blaſs gelbbräunlich, Seiten graulich, eine Kropfquer- binde dunkelbräunlich, die Bruſt mit einigen undeutlichen dunklen Flecken gezeichnet; Schwingen und Schwanz⸗ u federn dunkelbraun, Handſchwingen mit blaſsbräunlichen, Armſchwingen mit breiteren roſtbräunlichen, 5 | Steuerfedern mit grauen Außenſäumen. Iris braun, Schnabel dunkelbraun, u Füße 8 hellfahl. — Weibchen nicht verſchieden. 8 5 Die mittleren und ſüdlichen Vereinigten Staten bilden das Verbreitungsgebiet dieſer Art N Bindenammerfinken im kleinen find die Lerchenammerfinken, welche ſch bels = durch die kurze Flügelſpitze und den kurzen Schwanz 1 deshalb . in eine beſondere Unterſippe vereinigt worden ſind. ee 542. Der Polarammerfink, Z. (Emb., Euspiza, Pas arctica, Lath., ne sis). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 444. — Größe des Feldſperlings; Oberkopf braunſchwarz mit roſtgelben Längsſtreifen, übrige Oberſeite roſtbraun mit breiten ſchwarzbraunen Schaftflecken und ſchmalen 4 fahlweißlichen Außenſäumen, Nacken und Halsſeiten lebhaft roſtgelblich mit undeutlichen dunkleren Schaft⸗ ſtrichen, Augenbrauenſtreifen vom Naſenloche bis auf die Schläfen gelb, unterſeits begrenzt von einem braun⸗ ſchwarzen Längsſtriche, Backen roſtbräunlich, ein quer über ſie verlaufender Längsſtrich, welcher unterſeits ® von einem roſtgelben Saume eingefaßt wird, Schwarz, Kinn und Kehle gelblichweiß, ſeitlich von einem 1 ſchwarzen Bartſtreifen begrenzt, Kropf und Bruſt roſtbräunlich mit dunkleren Schaftflecken, übrige Unter⸗ — ſeite weiß, Unterflügeldecken ebenſo, einige Federchen am Handrande gelb; Schwingen und Schwanzfedern E braunſchwarz mit ſchmalen falben, Armſchwingen, Deckfedern und Hintere Armſchwingen mit breiten voft- braunen Außenſäumen, größte Unterflügeldecken mit gelbfahlem Endrande. Iris 9 ee hornbraun, Unterſchnabel heller, Füße horngelb. — Weibchen gleich gefärbt. Der Vogel bewohnt die nordweſtlichen Vereinigten Staten von Kalifornien und mee an bis 8 jenes des Polarkreiſes. RN = 543. Der Steppenammerfink, Savannaſperling der Amerikaner, Z. A Emb., . savanna, Wils., (chrysops, anthinus). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 442. — Unterſcheidet ſich von dem Polarammerfinken durch geringere Größe und bläſſere Färbung; die roſtbraunen Außenſäume der hinteren Armſchwingen und deren Deckfedern ſind minder lebhaft; das Roſtgelb an Flügeln, auf Nacken und Halsſeiten fehlt, und die unteren Schwanzdecken zeigen mehr oder minder hervortretende dunkle Schafe e an der Wurzel. Der Vogel verbreitet ſich ungefähr ebenſo weit wie der vorhergehende und wandert im W ie bis Gatemala hinab. Se 544. Der Lerchenammerfink, Z. (Passerc.) alaudinus, Bp. — A. B. Baird, B. N. Am., 5 446. — Größe und allgemeine Färbung wie beim Steppenammerfink, aber Nacken und Halsſeiten fahl⸗ a. der Augenbrauenſtreifen nicht gelb, ſondern graulichweiß. 5 Das Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich vom hohen Nordweſten Amerikas bis nach Kalifornien und Mejito. Die Sippe der Wachtelammerfinken kennzeichnet ſich durch den kurzen, gewölbten, ſeitlich ſtark zuſammengedrückten Schnabel, die verhältnismäßig kurzen, kleinzehigen Füße, die kurzen, ſtark gerundeten Schwingen, welche zuſammengelegt nur bis zur Schwanzwurzel 1 reichen, und deren Schulterfedern ebenſo lang als die Handſchwingen ſind, ſowie einen ſehr kleinen, ſchmalen, ſanft gerundeten, aus lanzenförmig zugeſpitzten Federn beſtehenden Schwanz. 8 | ; | ee 545. Der Wachtelammerfink, Ammodromus (Fr., Coturniculus) manimbe, Licht., (Gan- 4 thornus). — A. B. Neuwied, Beitr. III., S. 600. — Größe des Feldſperlings; Oberſeite dunkelbraun, Oberkopf ſchwarz, die Federn jener mit 2 die des letzteren mit ſchmäleren grauen Außenſäumen, 5 2 Schläfenſtrich, Kopf- und Halsſeite brblunlichgrau, ein Längsſtrich vom hinteren Augenrande dunkelgrau, Ammerfinken. 533 l ein Stich, vom Naſenloche bis zum Auge hochgelb, Unterteile ſchmuzigweiß, längs den Seiten bräunlichgrau, g Flügelrand hochgelb; Schwingen und Steuerfedern dunkelbraun mit ſchmalen falben, hintere Armſchwingen mit breiteren roſtbräunlichen, Deckfedern mit ſchmalen graulichweißen Außenſäumen. Iris hellbraun, . dunkelbraun, Unterſchnabel und Füße horngelb. — Weibchen gleich, aber etwas bes gefärbt. Der Vogel verbreitet ſich über den größten Teil Braſiliens bis Giana. 546. Der Sperlingsammerfink, Gelbflügelſperling der Amerikaner, A. (Fr., Cot.) passerinus, Wils., (savannarum). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 450. — Etwas kleiner als der Feldſperling; Federn der Oberſeite rotbraun mit aſchgrauen line und ſchwärzlicher Schaftmitte, welche namentlich Rauf dem Mantel hervortritt, ein ſchmaler Strich längs der Scheitelmitte roſtfahl, Schläfe roſtgrau, unter⸗ ſeits begrenzt von einem ſchmalen rotbraunen Striche, Zügelſtrich und Vorderbacken lebhaft roſtrötlich, © Unterſeite heller roſtrötlich, Kropf mit dunkleren, verwaſchenen roſtroten Schaftſtrichen, Unterſeite, Bauchmitte und Unterflügeldecken weiß, Handrand dunkel, kleine Deckfedern am Unterarme matt hochgelb; Schwingen und Steuerfedern olivenbraun mit roſtrötlichen Außenſäumen, Deckfedern dunkelbraun mit roſtfahlem Ende, welches einen roſtbraunen Schaftmittelfleck zeigt, daher zwei helle Flügelquerbinden. Iris braun, Schnabel hornrötlich, Unterſchnabel und Füße horngelb. — Weibchen blaſſer gefärbt. | nn die mittleren Vereinigten Staten ſüdlich bis Gatemala hinab. 5 Der Spatzenammerfink, A. (Fr., Emb., Cot.) Henslowii, Aud. — A. B. Baird, B. N. Am., i S. 1 8 — Größe und allgemeine Färbung wie bei 15 Sperlingsammerfinken, aber Scheitelſtrich Schläfe, Hinterhals und Halsſeiten olivenroſtgelblich, zwei Bartſtreifen ſchwarz, Kropf und Seiten mit ſcharf aus⸗ geprägtem ſchwarzem Schaftfleck; Schwingen, deren Deckfedern und Schwanzfedern außen lebhaft zimmet⸗ rotbraun, Flügelrand gelblichweiß. Gewohnt den Oſten der Vereinigten Stuten. 548. Der Seeammerfink, Seeſtr andfint der Amerikaner, A. (Fr.) maritimus, Wils., (Macgilli- vrayi). — A. B. Baird, B. N. Am., ©. 454. — Etwas größer als der Feldſperling; Oberkopf düſter aſchgrau mit einzelnen dunklen Schaftſtrichen und breitem dunkelbraunem, ſchwarz geſtricheltem Seiten⸗ ſtreifen, Nacken roſtolivenbräunlich, übrige Oberſeite olivenbraun, Schultern tiefbraun mit breiten aſchgrauen Außenſäumen, Schläfe und Halsſeiten olivengrünlichgrau, ein ſchmaler Strich über die Schläfe hochgelb, Ohrgegend dunkelgrau, Hinter⸗ und Unterhals begrenzt von einem roſtrötlichen Streifen, welcher unterſeits wieder von einem dunkelgrauen Bartſtreifen eingefaßt wird, Nacken und Oberkehle weiß, Unterteile olivengrau⸗ 5 bräunlich, Kropf und Seiten mit roſtrötlichen, Bruſt und Bauchmitte mit weißlichen Seitenſäumen; Schwingen und Schwanzfedern olivenbraun mit fahlbräunlichen Außenſäumen, welche auf den hinteren Arm⸗ ſchwingen und deren Deckfedern breiter und lebhafter roſtbraun werden, Flügelrand ſchwefelgelb, untere Flügeldecken braungrau. Iris nußbraun, Schnabel oben dunkelbraun, unten blau, Füße graublau. — Weibchen minder lebhaft gefärbt. Bewohnt den Oſten der Vereinigten Staten. “der Küſtenammerfink, Spitzſchwanzfink der Amerikaner, A. (Fr., Oriolus) eaudaeutus, ml., (littoralis). — A. B. Ba ird, B. N. Am., S. 453. — Größe nn allgemeine Färbung wie beim Seeammerfink; der Grundton der Oberſeite aber mehr olivengrau, die hellgrauen Außenſäume der Schulter⸗ decken deutlicher, der Nackeufleck blaſſer und ein breiter Streifen vom Naſenloche bis auf die Schläfe, ſowie ein zweiter, welcher die Ohrgegend unter⸗ und hinterſeits begrenzt, lebhaft zimmetroſtrot, Kropf, Bruſt, Seiten und Unterſchwanzdecken blaſs roſtgelbbräunlich mit ſchmalen dunklen Schaftſtrichen, Kinn und Kehle roſtweißlich, an Bruſt, Bauchmitte und After weiß. Iris braun, Schnabel hornbraun, Unterſchnabel horn⸗ gelb, Füße gelbbräunlich. — Weibchen matter gefärbt. | Das Verbreitungsgebiet fällt mit dem der vorhergehenden Art zuſammen. Die Merkmale der Schneeam merfinken ſind der kleine, kegelförmige, oben nur an der Spitze gebogene Schnabel, deſſen unterer Teil ebenſo hoch als der obere, der ziemlich hochläufige, kurzzehige, mit mittellangen, aber kräftigen Nägeln bewehrte Fuß, der kurze lügel, welcher zuſammengelegt höchſtens ein Drittel des Schwanzes bedeckt, und unter en Schwingen die zweite die längſte zu ſein pflegt, der mäßig lange, ſeicht ausge⸗ eifte und ſeitlich gerundete, aus ſchmalen Federn gebildete Schwanz und die Färbung Gefieders, welches auf der Oberſeite mehr oder weniger einfarbig und dunkel, alſo icht gefleckt oder geſtreift, auf der Unterſeite dagegen weiß iſt. f 50. Der Schneeammerfinf, Junco (Fr., Struthus, Niphaea) oregonus, Townsend, (hudsonica, SEEN Ba HN ra ARE 3 „ 534 . Ammerfinken. ſchwarz, übrige Oberſeite ſchön braun, Bürzel und Oberſchwanzdecken braungrau, Unterteile und Nes 1 flügeldecken weiß, Seiten roſthräunlich; Schwingen und deren Deckfedern ſchwarzbraun, außen verwaſchen 1 bräunlich, innen fahlweißlich gerandet, Schwanzfedern, mit Ausnahme der beiden äußeren weißen, braun⸗ 1 ſchwarz. Iris braun, Schnabel rot, Füße horngelb. — Weibchen auf Kopf, Hals und u 5 5 Be rauchbraun oder grau; ebenſo das Männchen im Winterkleide. — Die weſtlichen Vereinigten Staten, Alaska und Kalifornien ſind die Heimat der Art. | 2“ 551. Der Grauammerfink, J. (Fr.) einereus, Swus., (phaeonotus). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 465. — Größe des Hänflings, Kopf und Hinterhals dunkelgrau, Zügel und die Gegend ums Auge ſchwärzlich, Mantel, Schultern und Deckfedern der Armſchwingen zimmetrotbraun, Bürzel, Ober⸗ 1 ſchwanz- und Flügeldecken braungrau, Unterteile bräunlichgrau, am dunkelſten an den Seiten, Bauchmitte, Aftergegend und untere Schwanzdecken ins Schmuzigweiße; Schwingen und Schwanzfedern tiefbraun, die * Außenfahne zimmetrotbraun, die übrigen außen ſchmal graulichweiß geſäumt; äußerſte Schwanzfedern weiß, an der Wurzel der Innenfahne ſchwarz, welche Färbung auf der zweiten weiter ſich ausbreitet, während die dritte nur einen weißen Spitzenfleck zeigt. Iris?, Schnabel dunkelbraun, Unterſchnabel und Füße 1 horngelb. — Weibchen unbeſchrieben. Be Bisjetzt nur in Mejiko aufgefunden. — 552. Der Winterammerfink, Schneevogel der Amerikaner, J. (Fr., Emb., Struth., Nihlizen) hyemalis, L., (hiemalis, nivalis, hudsonia). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 468. — Größe des 3 Hänflings; düſter ſchiefergrau, Bruſt und Bauchmitte, Aftergegend mn untere un weiß; Schwingen und Deckfedern dunkelbraun mit verwaſchenen bräunlichen Außenſäumen; Schwanzfedern braunſchwarz, die beiden äußeren weiß, die dritte mit länglichem weißem Schaftflecke. Iris ſchwarzbraun, Schnabel rötlich horuweiß, Füße fleiſchfarben. 1% Der Verbreitungskreis erſtreckt ſich von den Vereinigten Staten an bis hoch nach Norden hinauf. 553. Der Kehlammerfink, Schwarzkinnfink der Amerikaner, J. (Spin., Struth., Spiz.) atri- gularis, Cab., (atrimentalis). A. B. Baird, B. N. Am., S. 476. — Größe der verwandten Arten; Kopf dunkel ſchiefergrau, Zügel, die Gegend am Mundwinkel und das Kinn ſchwarz, übrige Unterſeite aſch⸗ grau, Aftergegend weißlich, Mantel und Schultern roſtbraun mit dunklen Schaftſtrichen, Bürzel und obere 3 | Schwanzdecken braungrau wie die kleinſten Oberflügeldecken; Schwingen braunſchwarz mit roftbräumfihen Außenſäumen, welche an den Armſchwingendeckfedern und den letzten Armſchwingen breiter und lebhafter werden; Schwanzfedern braunſchwarz mit ſchmalen falben Außenſäumen. Iris?, Schnabel 1 Füße braun. f Auch dieſe Art ſcheint auf Mejiko beſchränkt zu ſein. Die Edelammerfinken endlich haben ſchlanken, kegelförmigen, auf N Firſte geraden, vorn ziemlich ſtark zuſammengedrückten, am Mundwinkel deutlich eingebogenen Schnabel, mäßig hohe, ſchlanke und feinläufige Füße, dünne Zehen mit wenig gebogenen, ſcharf zu⸗ geſpitzten Krallen, ziemlich ſpitze, zuſammengelegt bis über die oberen Schwanzdecken herab⸗ reichende Flügel, deren Hinterarmſchwingen durch ihre verhältnismäßige Kürze auffallen, mittellangen, etwas ausgeſchnittenen, aus ſchmalen, am Ende mehr oder weniger zugeſpitzten Federn gebildeten Schwanz und ein ziemlich weiches Gefieder, in welchem ee oder Dunkelblaugrau vorherſchen. \ 554. Der Schmuckammerfink, Phrygilus, (Fr., Emb.) Gayi, Eud..& Gervais, (tee — A. B. Mag. Zool., 1843, Tfl. 23. — Größe des Grünlings; Oberkopf bleigrau, Kopfſeiten, Kinn und Kehle heller, 1 dunkler ſchwärzlich, Hinterhals und Halsſeiten olivengrüngelb, Mantel und Schultern kaſtanienbraun, Bürzel und Unterteile olivenorangegelb, Bruſtmitte reiner gelb, untere Schwanzdecken weiß, Unterflügeldecken gelblichweiß; Schwingen und deren Deckfedern ſchwarzbraun mit verwaſchenen blaugrauen Außenſäumen, Oberflügel- und Schwanzdecken dunkel blaugrau; Schwanzfedern ſchwärzlich mit dunkel blau⸗ grauen Außenſäumen. Iris ziegelrot, Schnabel horngelblich mit dunkler Firſte, Füße bräunlichgelb. Gehört dem äußerſten Süden Amerikas an, bewohnt Chile, Süd- Patagonien und Feuerland. 555. Der Buſchammerfink, Ph. (Fr., Emb., Rhopospiza) fruticeti, Kittl., (luctuosa). — Vergl. Kittlitz, Kupfertfln., 23, I. — Größe des Schneefinken; Oberſeite ſchiefergrau mit ſchwarzen Schaftſtrichen, Bürzel und Oberſchwanzdecken heller und einfarbig grau, Zügel, die Gegend am Mundwinkel, Kinn, Kehle, Kropf und Bruſt ſchwarz, Bauch, After und Unterſchwanzdecken weiß, letztere mit breiten ſchwarzen Schaft flecken, Seiten und Unterflügeldecken ſchiefergrau; Schwingen und Steuerfedern ſchwarz mit ſchmalen braun grauen Außenſäumen, Deckfedern ſchwarz mit weißen Enden, wodurch zwei weiße Querbinden entſtehen. Ammerfinken. 835 Jris dunkelbraun, Schnabel rötlich hornfarben, Füße horngelb. — Weibchen bedeutend heller als das Männchen, Oberkopf und Ohrgegend roſtbräunlich, Oberſeite braungrau, Unterſeite grau. An Kinn und Kehle ſchwärzlich, weil hier die dunklere Wurzel der Federn ſichtbar wird, Armſchwingen mit roſtbräunlichen Außenrändern. Die Art verbreitet fc über ganz Chile, Süd⸗ -Batagonien und Bolivia. 556. Der Tropfenammerfink, Ph. Fr., Emb., Passerina) alaudinus, Kittl., (guttata). — Vergl. Kittlitz, Kupfertfln., 23, II. — Größe des Edelfinken; Kopf und Oberſeite dunkelgrau, Mantel und Schultern roſtbraun mit dunklen Schaftſtrichen, Kinn, Kehle, Kropf und Bruſt, Hals- und Körperſeiten > ſowie die Unterflügeldecken heller grau als die Oberfeite, übrige Unterteile weiß; Schwingen und deren Ded- federn braun mit fahlgraubräunlichen Außenſäumen, erſtere auch mit breiten weißen Rändern in der Wurzel- hälfte der Innenfahne, Oberflügeldecken grau mit dunkleren Schaftflecken, Schwanzfedern braunſchwarz, die mittelſten beiden einfarbig, die übrigen inneren mit breiten weißen Mittelflecken. Iris braun, Schnabel Aund Füße horngelblich. — Beim Weibchen er und Oberſeite grau, Hinterhals und Mantel braungrau, ſonſt wie das Männchen. = Chile, Peru und Ecuador find die Heimat der Art. 557. Der Schieferammerfink, Ph. (Emb., Tan., Sp., Haplospiza) unicolor, Lafr. — Vergl. Jardine, Contr. Orn., Tfl. 20. — Größe des Sperlings; dunkel ſchieferblaugrau, Unterteile heller; Schwingen und Steuerfedern ſchwarzbraun, Handſchwingen mit ſchmalen grauweißen, übrige und die Steuerfedern mit breiteren, verwaſchenen blaugrauen Außenſäumen. Iris dunkelbraun, Schnabel bräunlich horngrau, oben dunkler, Füße gelblich fleiſchfarben. — Weibchen oberſeits olivengraugrün, unterſeits grünlich fahlweiß mit bertwärchenen dunkleren Schaftſtrichen; Schwingen und Schwanzfedern braun, die vorderen Handſchwingen mit ſchmalen graulichen Außenſäumen. Der Schieferammerfink iſt weit über Südamerika, verbreitet, da er in Süd- und Weſtbraſilien, Chile, Bolivia, Peru und Ecuador vorkommt. BE 558. Der Edelammerfink, Diuca der Chilenen, Ph. (Fr., eh Dolichonyx, Pipilo, Hedyglossa) diuca, Molina, (griseus, einereus‘. — A. B. Eud. & Gervais, Mag. Zool., 1836., Tfl. 69. — Größer als der Edelfink; ganze Oberſeite, Kopf, Hals- und Körperſeiten ſowie eine breite Kropfquerbinde dunkel bleigrau, übrige Unterteile weiß, Bauchmitte und Aftergegend roſtbräunlich, Unterſchwanzdecken grau mit roſtbräunlichen Enden; Schwingen und Schwanzfedern ſchwärzlich mit dunkelgrauen Außenſäumen, äußere vier Schwanzfedern am Ende weiß, welche Färbung an der äußerſten faſt die ganze Endhälfte ein-, nach innen zu aber abnimmt. Iris dunkelbraun, Schnabel und Füße bleigrau. — Weibchen nicht verſchieden. Der Vogel iſt in Chile und Patagonien eine der häufigſten Erſcheinungen. > Die Ammerfinken wurden durch die älteren und neueren Vogelkundigen Amerikas gut beobachtet und ausführlich geſchildert; wir find daher über fie ſehr genau unterrichtet. Sie gehören, wie im Eingange bemerkt, Amerika ausſchließlich an, verbreiten ſich über den ganzen Erdteil und finden ſich überall; denn fie verteilen ſich in viel höherem Grade noch als unſere Ammer über die allerverſchiedenſten Oertlichkeiten. Weitaus die Mehrzahl wählt ſich buſchige Gegenden und hier die Gebüſche und Hecken, ſelbſt junge und verkrüppelte Dickichte und ahnliche mit niederem Pflanzenwuchs beſtandene Gegenden zum Aufenthalte; andere dagegen leben in hochſtämmigeren Waldungen, wieder andere auf mehr oder weniger kahlen Strecken, einige nach Art unſerer Lerchen und Piper im hohen Graſe, Riede und Schilfe, einzelne ſeogar an der Meresküſte zwiſchen den Marken der Flut und Ebbe, auf und zwiſchen den feſtgewurzelten oder ſchwimmenden Tangen, hier eher nach Art der Piper und Stelzen als nach Art ihrer Verwandten ſich benehmend. Ein großer Teil der Geſamtheit hat ſich im hohen Norden Amerikas angeſidelt und erinnert in mancher Hinſicht an unſere Lerchen⸗ ammern, welche bekanntlich ebenfalls in der nordeuropäiſchen Mosſteppe ihre Heimat haben. Die einſamen Wildniſſe Neufundlands und ihre aus Zwergkifern und ähnlichen verkrüppelten Nadelbäumen beſtehenden Waldungen werden von Ammerfinken belebt, und der reiſende Forſcher, welcher jene Gegenden unterſucht, begegnet oft auf Meilen hin kaum einer anderen Vogelart als ihnen. Cbenſo trifft man fie noch hoch im Gebirge an und zwar nicht allein in den Waldungen und Buſchdickichten, welche hier die Gehänge begrünen, ſondern, wenigſtens weils auch auf den nakten Halden, e nur dürftiges Geſtrüpp hervorbringen und Bi, N * 1 BE’; a Y | 536 2 Ammerfinken. außer ihnen wenig andere Vögel ernähren. Aber auch ganz im Gegenſatze a ſindek man ſie in unmittelbarer Nähe der bewohnten Ortſchaften, in den Gebüſchen der Gärten, in den Hecken, welche das Haus des Farmers umgeben, mitten in den Dörfern und Städten, > vor und auf den Wohnungen, ganz nach Art unſerer Ammern. Entſprechend dieſen Aufent⸗ haltsorten und ihren Sitten und Gewohnheiten nannten die früheren amerikaniſchen Beob⸗ 1 achter ſie geradezu Ammern oder Sperlinge, und erſt die neuzeitlichen Forſcher ſehen n 5 ibhnen eine beſondere Abteilung der großen Finkenfamilie und führen fie als ſolche in Dr | . Werken auf. ei 5 Haltung und Weſen, Sitten und Gewohnheiten der Ae ähneln 1 lehr 1 * dem Betragen unſerer Finken wie unſerer Ammer, dem der letzteren noch mehr als dm 1 der erſteren; oa bilden einzelne Arten bemerkenswerte Ausnahmen. Alle Ammerfinken bewegen ſich viel und mit großem Geſchick auf dem Boden, einzelne mit der Gewandtheit und Schnelligkeit vollendeter Läufer, die meiſten von ihnen ſcheinen auch mit dem Gezweige | wohl vertraut zu fein, und alle fliegen annähernd mit derſelben Leichtigkeit wie unſere Finken Be m... und Ammern, nach den Angaben der amerikaniſchen Forſcher zu urteilen, auch in ähnlicher 9 Weiſe wie die letztgenannten, in bogig welligen Linien nemlich, bald unter raſchem Flügel⸗ i 3 5 ſchlage ſteigend, bald wieder fallend. Diejenigen, welche regelmäßig wandern, durchmeſſen * | größere Strecken in einem Zuge, andere lieben es, mehr von Gebüſch zu Gebüsch zu ſtreichen 5 und ſich dabei möglichſt zu verbergen. In einer Hinſicht übertreffen ſie, wenigſtens der u Mehrzahl nach, unſere Ammern entſchieden: es gibt ſehr viele und treffliche, unſeren Finken a | Ä faſt ebenbürtige Sänger unter ihnen. Die einſamen Wildniſſe Labradors und Neufundlands, 5 die Waldungen und Gebüſche Nord- und Südamerikas, die Dörfer und Städte beider 4 . Hälften des Erdteils werden belebt und erheitert durch den Geſang dieſer Finken, und viele | von ihnen daher mit Recht hoch gehalten von allen Amerikanern, welche Sinn und Ver⸗ ſtändnis beſitzen für die gefiederten Weſen. Unter ſich leben die Ammerfinken in guter Gemeinſchaft, nach der Brutzeit oft zu großen Schwärmen vereinigt, welche meiſt auch aus mehreren Arten zuſammengeſetzt ſind und dann gemeinſchaftlich Freud' und Leid mit ein⸗ N; 4 ander teilen. Während der Brutzeit trennen fie fich ſelbſtverſtändlich in einzelne Pärchen, 1 | und jedes grenzt ſich ein gewiſſes Gebiet gegen andere Seinesgleichen ab; doch beherbergt 4 9 ein und derſelbe Wald auch dann noch viele Pärchen von einer oder mehreren Arten. Das 1 Neſt, ein einfacher Bau, ſteht regelmäßig auf oder dicht über dem Boden und enthält vier bis ſechs auf graulichem, grünlichem oder bläulichem Grunde dunkler, meiſt braun getüpfelte 3 Eier, denen die ſchmarotzenden Kuhvögel nicht ſelten die ihrigen hinzufügen. 88 9 Lebensweiſe und Betragen der Ammerfinken haben namentlich in Prinz Max von Wied, — \ Kittlitz, Burmeiſter, Wilſon, Audubon, Nuttall und Cooper Darſteller gefun- [| den, und ihnen will ich zur ſchärferen Kennzeichnung dieſer ſo beachtenswerten Vögel das Nachſtehende entnehmen. Die Sumpfammerfinken leben, laut Burmeiſter, . waſſerreichen Gegenden, zumal an Flußufern, hüpfen in niederen Gebüſchen umher, gehen m: viel auf den Boden, ſuchen ſich hier Kerbtiere und Sämereien zuſammen, niften im dich! * teſten Gebüſch, bauen aus trockenen Halmen der verſchiedenen Gräſer ein ziemlich großes * Neſt und belegen dasſelbe mit fünf bis ſechs auf weißlichem Grunde ziemlich gleichmäßig mit größeren und kleineren grauvioletten Flecken bedeckte Eier. Ob fie im Geſange Ber friedigendes leiſten, vermag ich nicht zu jagen, Ueber die Grun dammerfinken berichten 2 Audubon und Cooper fo übereinftimmend, daß man das von einem Geſagte auch auf den anderen beziehen kann. Die beobachteten Arten verdienen ihren Namen; denn ſie er⸗ 4 heben ſich nur, wenn die Not fie treibt, vom Boden und fliegen dann unter ſchnurrenden 1 „Flügelſchlägen und fortwährendem Breiten, Zuſammenfalten und Wippen des Schwanzes | Re; von einem Buſche zum anderen, ſelten mehr als drei oder vier Meter in einem Zuge durch⸗ — ein Ammerfinken. 537 — meſſend, Blößen ängſtlich meidend und fie höchſtens während der Zugzeit ſcheu und furchtſam se überfliegend. Für gewöhnlich laufen und hüpfen fie auf dem Boden umher, zwiſchen und unter den abgefallenen Blättern, mit denen ihr Kleid in der Färbung übereinſtimmt, nach Nahrung ſuchend. Ihr Neſt, ein aus dürren Blättern, Halmen, Würzelchen, Ranken „ u. dergl. leicht zuſammengeſchichteter Bau, ſteht wohl verborgen, gewöhnlich in einer Vertiefung des Bodens, ſo daß ſein oberer Rand mit der Umgebung in einer Ebene liegt, und enthält * im Mai, Juni und Juli vier bis ſechs auf bläulichem, grünlich⸗ oder bläulichweißem * Grunde mit roten oder braunen Flecken, Punkten und Schmitzen, gegen das ſtumpfe Ende oft kranzartig gezeichnete Eier, aus denen nach vierzehntägiger Bebrütung die Jungen ſchlüpfen. Noch ehe dieſe vollkommen flügge geworden, verlaſſen fie das Neſt und folgen bettelnd den ; Eltern zu Fuße, bis ſie eine gewiſſe Selbſtändigkeit erlangt haben, ſich vereinzeln und das einſame Leben der Alten führen können. Gegen den Herbſt hin macht ſich alt und jung auf die Wanderſchaft, ebenfalls einzeln dahinfliegend und nur mit Familienverwandten ſich vereinigend, und zwar treten die Weibchen die Wanderung früher an als die Männchen. = Auch fie zählen nicht zu den Sängern, obwohl fie im Frühlinge einige zuſammenhängende Tbne hören laſſen, fallen aber durch ihre eigentümliche Lockſtimme auf, welche an das Miauen der Katze erinnert und dem einen den Namen Towhe (Tauhi), dem anderen den Namen Katzenvogel verſchafft hat. Dien Kern der Unterfamilie bilden die allverbreiteten Bindenammerfinten. Sie bewohnen alle oben genannten Oertlichkeiten und bewegen ſich in jeder Hinſicht freier als die erwähnten Verwandten. Der Fuchsammerfink, im hohen Norden heimiſch, befucht während der kalten Jahreszeit alle öſtlichen und mittleren Staten Nordamerikas, hält ſich hier, zu zwei oder drei Familien vereinigt, in Vorhölzern, Gebüſchen, Hecken und Zäunen auf, beſchäftigt ſich ebenfalls viel auf dem Boden, das abgefallene Laub durchſuchend, fliegt | ungern weit, auch gewöhnlich niedrig über dem Boden fort, aber raſch und gut, iſt über⸗ haupt ein munterer Geſell und erfreut gegen das Frühjahr hin durch feinen trefflichen, aus vollen, klaren und wechſelreichen Tönen zuſammengeſetzten Geſang, obgleich er dieſen doch erſt am Brutplatze, in den öden Wildniſſen Labradors mit vollem Feuer vorträgt. Das Neſt ſteht auf dem Boden zwiſchen Mos und Gras, ſtets ſehr gut verſteckt, iſt beſſer gebaut als das der Grundammerfinken, namentlich innen ſorgfältig mit feinen Würzelchen, Haren, Federn, auch wohl Eiderdunen ausgefüttert und enthält im Juni oder Juli vier bis fünf auf düſtergrünlichem Grunde braun gefleckte Eier. Ueber den Amſelammerfinken mangeln eingehende Berichte; doch ſcheint es, als ob er im weſentlichen dem Fuchsammerfinken, ſeinem öſtlichen Vertreter, ähnelt, mit dem Unterſchiede vielleicht, daß er ein mehr zurückgezogenes Leben führt. Auch der Weißkronfink beſucht die Vereinigten Staten nur im Winter während ſeiner Wanderung; denn ſeine Heimat ſind die Waldungen Labradors, ſeine Aufenthaltsorte die ſumpfigen, aus verkrüppelten Nadelbäumen gebildeten, kaum durchdringlichen Dickichte, deren Boden ein weicher Mosteppich deckt. In ihm, aus feinen Mosſtengeln zierlich gewoben, ſteht das Neſt, in welchem man Ende Junis die vier bis fünf auf ſee⸗ grünem Grunde braunrot geſprenkelten Eier findet. Der Geſang des Vogels, welcher noch beſſer zu fein ſcheint als der des Fuchsammerfinken, beſteht, nach Audubon, aus ſechs bis ſieben Tönen, deren erſter laut, klar und klangvoll, obwohl klagend, und deren zweiter breiter und finder feſt gerundet ift, während die übrigen eine anmutig fallende Schluß⸗ ſtrophe bilden. Wer die ſtillen Waldungen des hohen Nordens kennt, wird Audubon r 1 5 er von dem fleißigen und tüchtigen Sänger mit eee ſpricht. Silber⸗ 7 0 538 Ammerfinken. der andere nördlichen Gegenden ſich zuwendet, obwohl beide auch in dem tieferen Kalifornien brüten. Im Winter begegnet man dem Silberkronfinken überall, auch in unmittelbarer Nähe der Wohnungen; der Goldkronfink dagegen meidet, obſchon er meiſt mit dem Verwandten 2 zuſammengefunden wird, die Anſidelungen und Dörfer. Neſtbau und Brutgeſchäft weichen wenig von denen anderer Ammerfinken ab: der Silberkronfink errichtet im Gebüſch ſehr niedrig über dem Grunde ein nett zuſammengewobenes, innen zierlich ausgelegtes Neſt, der Goldkronfink baut ein ſolches aus gröberen Stoffen, kleidet es aber ebenfalls gut und ſauber aus; jener legt weißliche, ſpärlich mit dunklen Flecken bedeckte, dieſer auf graulichweißem Grunde bläulich gefleckte und dunkelbraun geſtrichelte Eier. Den Goldkronfinken hörte Cooper nicht ſingen; von dem Silberkronfinken ſagt er, daß der Geſang laut aber kurz ſei und ſich durch ſein ernſttrauriges Gepräge auszeichne, namentlich zur Nachtzeit, in welcher das Liedchen oft vernommen wird. Für den Bäffchenammerfink gilt annähern? dasſelbe, mit dem Unterſchiede etwa, daß der Vogel, geſelliger als die bisher geſchilderten Arten, ſich in zahlreicheren Flügen zuſammenzuhalten pflegt. In der kalten Jahreszeit trifft man ihn in Trupps von dreißig bis vierzig Stück in Vorhölzern und Gebüſchen an und ſiht, wie er harmlos ſein Weſen treibt. Einer nach dem anderen verläßt das deckende Buſch⸗ werk, fliegt auf acht oder zehn Meter weit ins Freie, um hier Futter zu ſuchen, und ver⸗ hält ſich dabei vollkommen ſtill, bis plötzlich, oft ohne erklärliche Urſache, der ganze Schwarm auf den Lockton eines einzelnen hin gleichzeitig ſich erhebt und im dichteſten Buſche Zuflucht ſucht. Doch nur wenige Sekunden, und einer nach dem anderen klettert hüpfend aus der Tiefe des Buſches zu deſſen höheren Zweigen empor, und die Männchen beginnen ihren Vortrag, 4 einen kurzen aber überaus anmutigen „ſanft klagenden“ Geſang, welchem man, laut Au⸗ dubon, mit Entzücken zuhört, bald kennen lernt und doch nicht beſchreiben kann. Kaum 4 ift er beendet, fo fliegt einer nach dem anderen wieder ins Freie hinaus und treibt es wie vorher, oft bis in die ſinkende Nacht hinein. Mit dem kommenden Frühjahre vereinzeln ſie ſich und verſchwinden, wohin, weiß Audubon nicht zu ſagen. Der Morgenfink hat, u nach Angabe des Prinzen von Wied, ganz die Lebensart unſerer Finken. Man trifft ihn in Waldungen und Gebüſchen, aber auch in jedem Dorfe in Menge, ſiht ihn, laut Bur⸗ meiſter, auf den Straßen im Pferdemiſt ſuchen und hört früh morgens, gleich nach 3 Sonnenaufgang feine ſanfte, melodiſche Stimme, welche er von der Firſte des Daches herab erſchallen läßt. „Die Lockſtimme“, ſagt der Prinz, „iſt ein einfacher Laut; ſein Geſang beſteht aus drei verſchieden abwechſelnden Tönen. Er niſtet nicht in den Gebäuden, ſondern, nach Art ſeiner Verwandtſchaft, nur in den Gebüſchen der Gärten, baut ein großes Neſt aus trockenen Halmen, Haren, Federn und legt vier bis fünf blass grünlichweiße, dicht und gleichmäßig hell roſtrot getüpfelte Eier. Bart- und Strichelammerfink ſind noch wenig be⸗ obachtet worden; der Grasammerfink dagegen hat in Audubon, Townsend, Richardſon, 1 Nuttall, Brewer und Cooper Freunde und Beſchreiber gefunden und zählt daher zu den am beſten bekannten Arten ſeiner Familie. Trockene Wieſen, Lehden und Felder bilden ſeine Aufenthaltsorte und beherbergen ihn in großer Anzahl, die der mittleren und ſüd⸗ licheren Staten auch im Winter, während er den hohen Norden mit Eintritt der kalten Jahreszeit verläßt, um in ſüdlicheren Gegenden zu überwintern. In ſeinem Gebaren er⸗ innert er mehr an Lerchen als an Finken; doch pflegt er ſich beim Singen auf Spitzen der Sträucher oder Zäune zu ſetzen. Hierbei läßt er ſich leicht berücken, während er, ſo lange 4 N er auf dem Boden umherläuft, ziemlich vorſichtig iſt. Sein Geſang wird von allen Beobachtern gerühmt und mit dem des Kanarienvogels verglichen, obſchon er in Fülle und Manchfaltigkeit hinter dem prächtigen Liede unſeres Lieblingsſängers zurückſtehen mag. Laut 1 ö Nuttall zeichnet er ſich namentlich im Frühjahre durch ſeine anmutende Zartheit aus, und auch ſpäter, wenn bereits andere und beſſere Sänger ſich vernehmen laſſen, hört man ihn 4 | Ammerfinken. 539 noch recht gern, da der Vogel, wie ſo viele ſeiner Verwandten, ſelbſt nach Einbruch der Nacht eifrig ſingt und auch die ödeſten Gründe in höchſt anſprechender Weiſe belebt. Mit Beginn der Brutzeit gibt es viel Kampf und Streit unter den Männchen, bis endlich jedes Pärchen 5 ſein Niſtgebiet ſich abgegrenzt hat. Inmitten desſelben, meiſt wenig verborgen, unter einem a Grasbuſche oder verkrüppeltem Strauche, nicht ſelten auch im bloßen Sande, immer aber 5 in einer Vertiefung des Bodens findet man das einfache, aus dürren, vorjährigen Gras— 5 blättern und Halmen erbauete, innen mit denſelben Stoffen und Haren ausgekleidete Neſt “4 und wird, wenn das Weibchen bereits auf ſeinen vier oder fünf rötlichweißen, mit rötlich⸗ 1 braunen, verſchieden ſchattirten Flecken gezeichneten Eiern brütet, durch allerlei Verſtellungs— Eklünſte oder klägliches Bitten zum Weggehen bewogen, doch nur, wenn das auf ſein erd— . farbenes Kleid vertrauende Vögelchen merkt, daß man es endeckt hatte, während es ſonſt ruhig ſitzen bleibt und den Störenfried faſt auf ſich treten läßt. Die Jungen verlaſſen bald das Neſt und treiben es nach kurzer Friſt wie die Alten. Prinz von Wied iſt der einzige mir bekannte Naturforſcher, welcher das den Singammerfinken von ſämtlichen amerikaniſchen * Vogelkundigen geſpendete Lob nicht teilt, ſondern von dem bekannteſten Vertreter der Gruppe angibt, daß fein Geſang ein „erbärmliches, kurzes, leiſes Gezwitſcher“ ſei. Die Amerikaner x urteilen anders und behaupten einſtimmig das Gegenteil. Sie zählen den Singammerfinken, wenn auch nicht zu den beſten, ſo doch zu den guten Sängern ihres Landes. Nicht allein . der oft überſchwängliche, obſchon ſtets unvergleichliche Audubon, ſondern auch der ruhige Nuttall und der nüchterne Cooper rühmen die Manchfaltigkeit und den Wohllaut, die Dauer und das Anſprechende ſeines Geſanges. „Das Lied des Sin gammerfinken“, ſagt Nuttall, „hat einige Aehnlichkeit mit einzelnen Teilen des Kanarienſchlages und wird faſt ununterbrochen vorgetragen vom Tage der Ankunft des Vogels bis zum Beginne des Winters. Wenn er eintrifft, während das Wetter noch wechſelvoll und unbeſtändig iſt, klingt die Weiſe ſchwermütig und geht oft in ein abſonderlich leiſes und zartes Geflüſter über, welches, wenn man ihm einige Zeit zuhört, melodiſcher als der gewöhnliche Geſang und ge— wiſſermaßen als ſchwärmeriſches Träumen von beſſeren Zeiten erſcheinen will; bei Annäherung des Winters dagegen tönt das Lied wie eines Dichters Abſchied vom liebgewonnenen Orte. Wenn der Frühling vorrückt, trägt der niemals beſonders lebhafte Sänger ſein Lied lauter And ernſter vor. Er beginnt mit ſeinen gewöhnlichen Lauten (Nuttall gibt dieſe an) und ver⸗ miſcht fie mit einer Anzahl trillernder Töne, erhebt ſich aber auch oft über das Gewöhnliche und ändert ſeinen Geſang in höchſt gefälliger Weiſe ab. Weil aber der Vogel allgemein ver- breitet iſt und täglich ſich hören läßt, wird wenig Wert auf ſeinen angenehmen, heiteren und klaren Geſang gelegt.“ Cooper drückt ſich verſtändlicher aus. „Gelegentlich“, ſagt Leer, „namentlich im Frühjahre ſetzt ſich der Schlagammerfink (welcher die vorher genannte Art im Weſten vertritt) auf einen niederen Buſch oder Baum und trägt von hier herab, oft eine Stunde nach einander, ſeine munteren und anſprechenden Weiſen vor. Jedes Lied iſt eine förmliche, aus etwa einem Dutzend von Tönen beſtehende Strophe, wird aber oft abgeändert oder geht in eine andere, in ähnlichem Stile und doch ganz verſchieden vorge— tragene über. Wenn man einmal Singammerfinken gehört hat, wird man ſie jederzeit wiedererkennen, obſchon nicht zwei dieſer Vögel vollkommen gleich ſingen. Es herſcht eine ‚jo große Aehnlichkeit im Tone und Gepränge des Geſanges aller Singammerfinken, daß frühere Beobachter, unterſtützt durch ihre ähnliche Färbung und ihre ſich gleichenden Sitten, ver- 2 lleitet wurden, ſie alle als Glieder einer und derſelben Art zu betrachten.“ Im übrigen ähneln die Singammerfinken ihren geſchilderten Verwandten. Sie ſind eher Strich- als Wandervögel zu nennen, bewohnen Buſchwerk aller Art, mit Vorliebe ſolches an Gewäſſern 95 nicht minder gern auch Gärten und Pflanzungen in unmittelbarer Nähe der Wohnungen, = vorausgeſetzt, 5 55 die Gebüſche niedrig und dicht genug ſind, um ihnen Schutz zu | N . : 540 : Ammerfinken. gewähren, halten ſich ebenfalls viel am Boden auf und fliegen ungern weit in einem u. ie Ihr Neſt ſteht in der Regel im Gebüſch, unter bis etwas über einen Meter vom Boden, gar nicht ſelten aber auch auf letzterem ſelbſt, unterſcheidet ſich im Bau wenig von den Neſtern 9 8 Ammerfinken und enthält mehr als einmal im Jahre fünf bis ſechs Auf grünlichem Grunde rötlich gefleckte Eier. Der Riedammerfink bildet inſofern eine Ausnahme 5 N von der Regel, als er ſeinen Aufenthalt in Sümpfen, Brüchen, Reisfeldern, auf ber⸗ | 1 ſchwemmten Wieſen und anderen von ſtehendem Waſſer überfluteten Oertlichkeiten nimmt 1 und hier im weſentlichen wie die noch zu ſchildernden Wachtelammerfinken lebt. Sein Geſang 5 a iſt unbedeutend, obſchon er mit großem Eifer vorgetragen wird und einige T Triller enthält, 5 welche an die des Kanarienvogels erinnern. Das Neſt ſteht auf dem Boden an oder in Gras- und Binſenbüſchen, iſt aus Grashalmen erbaut und mit denſelben ausgelegt, 1 weilen oben teilweiſe überwölbt und enthält vier oder fünf weißliche, rot getüpfelte Eier. Unter den Baumammerfinken zeichnen ſich drei von den aufgeführten Arten durch ihren . Geſang aus: der Berg-, der Sommer- und der Zwergammerfink; die übrigen Arten ſind | Stümper. Erſterer trifft gegen Anfang des Oktober aus ſeiner weiter im Norden ge⸗ 4 legenen Heimat in den mittleren Staten ein, wandert wohl auch bis zum Süden Nord⸗ u amerikas hinab und nimmt während des Winters an allen ihm einigermaßen zuſagenden Be Oertlichkeiten Herberge, am liebſten in der Nähe von Quellen, Bächen und anderen Ge wäſſern, deren Ufer ihm Nahrung verſprechen. Sobald ſich der Frühling naht, regt ſich 1 in ihm die Luſt zu ſingen. Zwanzig und mehr Männchen beginnen gleichzeitig ihren lieb lichen Geſang, oft in Gemeinſchaft anderer Verwandten. Das Lied hat Aehnlichkeit mit dem des Goldzeiſigs, iſt aber minder reich an Wechſel, wie auch der Ton nicht dieſelbe Ei; Fülle beſitzt. An den Brutplätzen in den Gegenden rund um die Hudſonsbai ſingen die Männchen beſſer und lauter als in der Fremde. Das Neſt hat nichts abſonderliches; die 1 Eier ähneln denen des Geſellſchaftsammerfinken. Der Sommerammerfink, ein Bewohner der mittleren und ſüdlichen Staten, iſt, laut Bachmann, „unbedingt der beſte Sänger unter allen Ammerfinken“, welche gedachter Naturforſcher kennen gelernt hat, und ſein Lied zeichnet ſich namentlich durch die Stärke und den Vollklang der Töne aus. Eine genauere | Kennzeichnung desſelben gibt Bachmann nicht, ebenſo wenig eine Beſchreibung des Neſtbaues. 4 Der Zwergammerfink, in den mittleren und nördlichen Staten Wandervogel, pflegt 4 die Nähe des Menschen zu meiden und führt auf trockenen Weiden, in dünnbeſtandenen 4 Buſchwäldern und ähnlichen Oertlichkeiten ein zurückgezogenes Leben, während er im Winter 3 oft in unzählbaren Scharen, mit Verwandten vereinigt, auf Wegen und Feldern erſcheint E und, aufgeſchreckt, in ſolcher Menge auf einzelne Bäume fällt, daß dieſe wie mit dürren Er Blättern bedeckt erſcheinen. Als Sänger ſcheint der Vogel nicht ganz ohne Bedeutung zu fein. | Nach Nuttall hat er einen ziemlich lauten, wenn auch etwas ſchrillenden Geſang mit einigem Si Wechſel im Tone und gewiſſem Ausdruck. Manchmal erinnert das Lied an den Geſang des Kanarienvogels, obſchon es minder abwechſelnd iſt und etwas Klägliches hat. Nuttall verſichert, einzelne Männchen gehört zu haben, welche im Geſange beinah mit dem Goldzeiſige 4 wetteifern konnten, und bemerkt, daß der Zwergammerfink wohl wert ſei „als ein Singvogel u von einigem Verdienſt“ im Käfige gehalten zu werden. Das Neſt ſteht auf dem Boden; 4 das Gelege zählt vier bis fünf auf lichtem Grunde dicht mit roſtfarbenen Flecken getüpfelte = Eier. In dem Geſellſchaftsammerfinken ſehen die Amerikaner nicht ganz mit Unrecht einen Sperling; denn wie unſer Spatz verbreitet ſich jener über das ganze Land, ſidelt ſich aller Orten an, drängt ſich als Bettler an den Tiſch des Menſchen, brütet, wenn auch nicht im 1 | Haufe ſelbſt, ſo doch in dem dasſelbe begrünenden Buſchwerk, und wie der Spatz gibt 3 ein Lied zum beſten, welches bei Niemand Beifall findet. Nuttall vergleicht die Haupt⸗ m ſtrophe mit dem Geklingel eines Beutels voll Heller, iſt aber = genug, — — N 5 | = 1 3 * i * 8 5 Ammerfinken. g 5 io: daß einzelne Teile des Geſanges an ſchwaches, unfertiges Trillern des Kanarien⸗ vogels erinnern. Das Ganze klinge, meint er und mit ihm Audubon, nicht viel lauter als das Zirpen einer Heuſchrecke. 0 Doch was an Güte fehlt“, fügt A hinzu, 5 „das wird durch die Menge erſetzt.“ Eine halbe Stunde nach einander trägt dieſer Ammer⸗ fink ſein beſcheidenes Liedchen vor, ohne zu ermüden, noch in tiefer Nacht läßt er ſich hören, 58 im Winter verſtummt er nicht ganz. Das Neſt wird der Oertlichkeit angepaßt und ändert deshalb in Geſtalt und Bauart; die Eier find auf glänzend blaſsgrünem Grunde heller oder dunkler braun gefleckt, zumal am dickeren Ende. 1 Eigentliche Bodenvögel find die Lerchenammerfinken, unter denen der Steppen- oder Savanenammerfink am beſten bekannt ſein dürfte. Sie bewohnen ſteppenartige Landſtriche, 5 Wieſen, Felder und Marſchen, leben mehr nach Lerchen- als nach Finkenart, erheben ſich 8 nur gezwungen oder vom Drange zu ſingen getrieben in die Luft oder auf die Spitze eines niedrigen Strauches, rennen dafür aber mit der Gewandtheit echter Läufer oder mit der = a Hurtigkeit einer Maus auf der Erde dahin. Furcht⸗ und harmlos nähern fie fich unge⸗ ſcheut den Wohnungen, treiben ſich nach Art unſerer Haubenlerche im Garten und Gehöft 3 umher oder laſſen ſich auf der Firſte des Daches nieder, um von hier aus ihren lispelnden, 3 kurzen, ſchwachen und unbedeutenden, obſchon nicht unangenehmen Geſang zum beſten zu geben. Der Steppenammerfink en durch beſſeren Geſang ſich hervorzutun; wenigſtens verſichert Nuttall, daß ſein Lied laut ſei und einzelne Strophen mit denen des Kanarien⸗ ſchlages wetteifern könnten. Manchmal, insbeſondere des Nachts, ſoll gedachter Vogel übrigens auch wie eine Heuſchrecke zirpen. Das Neſt ſteht auf dem Boden; das Gelege zählt vier bis fünf grauliche, braun gefleckte Eier. ECinige Wachtelammerfinken, namentlich Sperlings- und Wachtelammerfink führen . eine im weſentlichen gleiche Lebensweiſe, andere unterſcheiden ſich in Sitten und Gewohn⸗ heiten. See⸗ und Küſtenammerfink nemlich ſind diejenigen Arten, welche nur gezwungen die Seeküſte verlaſſen, für gewöhnlich aber hier nach Art der Piper ſich benehmen. Der Küſtenammerfink wählt vorzugsweiſe ſalzige Marſchen, welche von der See regelmäßig überflutet und durch die Ebbe wieder trocken gelegt werden, der Seeammerfink am liebſten die Grasbüſche an der Flutmarke zu ſeinem Aufenthalte, obſchon auch er in jenen Salz⸗ ſümpfen nicht fehlt. Hier leben beide in ähnlicher Weiſe wie der Wieſen- oder Waſſer⸗ piper, dann und wann auch an den Heuſchreckenſänger erinnernd, fliegen ſchlecht, unter ſchwirrenden Flügelſchlägen in gerader Richtung niedrig über dem Boden wegſtreichend und baldmöglichſt wieder jählings in das ſchützende Grasdickicht herabfallend, laufen ungemein hurtig durch das Gras, zwiſchen dem bloßgelegten Seetang und Seegraſe umher, kriechen mäuſeartig in Krabbenlöcher und andere Verſteckplätze, laſſen ſich ſogar auf ſchwimmenden Grasbüſcheln nieder und mit den Wellen treiben, entfernen ſich von der Seeküſte überhaupt nur bei ſtarken Oſtſtürmen, welche ihre Wohnorte zeitweilig unbewohnbar machen. Zu den 125 Sängern zählen ſie nicht, ſind im Gegenteile ſehr ſtille Vögel, welche auch im Frühjahre kaum einige zuſammenhängende klangloſe Laute hervorbringen. Mit Beginn der Brutzeit ſandigen, mit ausgeworfenen Tangen bedeckten Stellen, bauen ſich hier jede geeignete Ver⸗ tiefung mit harſchen Gräſern leichtfertig aus und och in das mehr als beſcheidene Neſt ihre vier bis ſechs graulich⸗ oder ſchmuzigweißen, ſpärlicher oder dichter mit roten oder kbtbräunen 11 geſprenkelten Eier, bebrüten ſie Aue T Teilnahme der Männchen, un⸗ 541 verſammeln ſie ſich in Menge auf allen erhöheten, nur bei Stürmen teilweiſe überfluteten, 6 542 | BR ! | u 1 Unter den Schneeammerfinken find ber Namenverleiher der Sippe und a 8 1 1 Winterfink am genaueſten beobachtet worden. Der Schneeammerfink iſt, nach Angabe | * Coopers, in Kalifornien während des Winters faſt allerorten zu finden, zieht ſich | aber im Frühjahre nach dem Gebirge zurück, um hier zu brüten. Bei Schneefall erſcheint 4 | er oft in unmittelbarer Nähe der Wohnungen, wie es ſein öſtlicher Vertreter ebenfalls zu tun pflegt; im Sommer bezieht er ausgedehnte Waldungen der kühlen Höhen. Sein Geſang iſt ein ſchwaches Getriller, welches an das Lied des Geſellſchaftsammerfinken erinnert. 4 Das unter ſchützenden Pflanzen 0 ſeichten Bodenvertiefungen angelegte, aus dürren Blättern, 4 Gräſern, Würzelchen und dergleichen erbauete, innen mit feinen Gräſern und Haren aus gekleidete, außen oft mit Mos geſchmückte Neſt enthält im April oder Mai zum erſten Male drei bis fünf bläulichweiße mit braunen und ſchwarzen Flecken beſprenkelte, am dicken | Ende meiſt ſehr dicht gezeichnete Eier. Weit häufiger als der eben geſchilderte Vogel tritt ö im Oſten der Vereinigten Staten der Winterfink auf. Während des Sommers bewohnt * auch er die Gebirge, mit Beginn des Herbſtes erſcheint er, meiſt plötzlich und in Menge, ö 1 in tieferen Gegenden, treibt ſich an Waldrändern, Hecken und Zäunen umher, vereinigt 1 ſich zu Scharen, welche ſtetig zunehmen und unter Umſtänden zu Tauſenden anwachſen 5 können, miſcht ſich unter allerhand Verwandte oder unter ſonſtiges Geflügel, ohne jedoch mit erſteren in enge Verbindung zu treten, und kommt endlich, wenn der Schnee ihm den Tiſch verdeckt, bettelnd in das Gehöft des Landmannes, auf die öffentlichen Wege und in die Straßen der Städte herein, ohne Scheu vor dem Menſchen zu zeigen. Im April wandert er wieder weg und verteilt ſich nunmehr auf den Gebirgen des Nordens, erkämpft ſich Weibchen und Niſtplatz, entfaltet ſeine eigentümliche Schneepracht und trägt feinen ein⸗ ö fachen aber angenehmen Geſang, welchen Gerhardt dem Gezwitſcher junger Kanarienvögel 5 5 vergleicht, mit großem Eifer vor. Das Neſt ſteht auf dem Boden; die vier bis fünf gelblich⸗ * weißen Eier ſind dicht mit kleinen rötlichbraunen Flecken gezeichnet. Ueber das Freileben der Edelammerfinken wiſſen wir ſo gut als nichts. Sie ſcheinen mit Vorliebe niedriges Gebüſch zu bewohnen und im weſentlichen dieſelbe Lebensweiſe zu führen wie andere Ammer⸗ finken, welche ähnliche Oertlichkeiten bevölkern. Der Geſang ſoll recht gut eur namentlich der eigentliche Edelammerfink wird gerühmt. Die Nahrung der Ammerfinken beſteht ebenſo wohl in pflanzlichen Stoffen wie in Klein⸗ | getier verſchiedener Art, ſodaß auch in dieſer Beziehung unſere Vögel mit den ihnen ſo nahe verwandten Ammern übereinſtimmen. Sämereien der verſchiedenſten Gras- und Kräuter⸗ arten bilden im Herbſte und Winter den Hauptteil ihrer Mahlzeiten; außerdem freſſen ſie Getreide, Beren, Knospen und Grünzeug überhaupt. In den Sommermonaten entnehmen 1 ſie ihre Nahrung vorzugsweiſe dem Tierreiche, ja einzelne Arten ſind faſt in demſelben | Grade Kerf-, Weichtier- oder Wurmvertilger wie Grasmücken und andere Weichfreſſer. Sie 4 leſen Kerfe, kleine Muſcheln und Würmer aller Art zwifchen dem abgefallenen Laube hervor, 1 werfen deshalb das letztere nach Droſſelart aus einander und ſcharren förmlich, indem ſie | | durch raſches Vorwärtshüpfen die Blätter umwenden und wegſchleudern, fangen auch Kerbtiere mit ziemlichem Geſchick im Fluge. Diejenigen Arten, welche in Sümpfen und am | Mere leben, erbeuten hier namentlich Waſſergetier und ſcheinen dasſelbe zeitweilig in ſo 1 bedeutender Menge zu verzehren, daß ihr ſonſt höchſt leckeres Fleiſch einen fiſchigen oder 1 tranigen Geſchmack annimmt und geradezu ungenießbar wird. Nicht mit Unrecht alſo darf 1 man ſie als Allesfreſſer bezeichnen. Nach dem Vorſtehendem braucht es kaum noch hervorgehoben zu werden, daß die f * Ammerfinken auch als gefangene Vögel unſere Beachtung verdienen. Daß fie in den ver⸗ ſchiedenen Schriften der Liebhaber und gewiſſer Schriftſteller, welche für Liebhaber ſchreiben, bis jetzt kaum oder nicht Erwähnung gefunden haben, wird Denjenigen nicht Wu EN a Ammerfinken. | 543 welcher weiß, daß die meiſten Hand- und Lehrbücher für Liebhaber eben nichts anderes find als dürftige, urteilslos und liederlich zuſammengeſchriebene Auszüge aus bereits ver⸗ alteten Sachwerken oder anderen volkstümlich gehaltenen Büchern, in denen eine Gruppe 5 wie die in Rede ſtehende vielleicht gerade fehlen oder doch nicht ausführlich behandelt ſein kann. Daß hinter den Bergen oder jenſeits des Meres auch noch Leute und beziehentlich Liebhaber wohnen können, daran denken die Verfaſſer obgedachter Hand- und Lehrbücher in der Regel nicht und zwar aus dem ſehr triftigen Grunde, weil ihnen alle ſtreng wiffen- ſchaftlichen oder auch in fremden Sprachen geſchriebenen Werke verſchloſſene Bücher mit ſteben Sigeln. find. Ein Umſtand, deſſen bereits (S. 108) Erwähnung geſchah, trägt zu der unter unſeren Liebhabern herſchenden Unkunde freilich ebenfalls bei: in den Augen der Nordamerikaner verlohnt es ſich nicht der Mühe, Vögel zu fangen und nach den Berfand- häfen zu bringen, welche meiſt ein unſcheinbares Gefieder haben und im Geſange mit den aausgezeichnetſten gefiederten Künſtlern Nordamerikas nicht wetteifern können. Gefangen gehalten aber werden alle angeführten Arten unſerer Unterfamilie, und nicht wenige von ihnen haben ſich ſchon ſeit länger als einem halben Jahrhunderte unter den Liebhabern der Weſthälfte unſerer Erde die Beachtung und Liebe erworben, welche fie verdienen. Und auch auf unſere Märkte gelangt der eine und der andere Ammerfink zur Freude aller Kundigen; ja in der neueſten Zeit kommen durch Vermittelung Reiches, den ich auf die teilnahmswerten Vögel 2 aufmerkſam gemacht habe, mehr und mehr Arten lebend zu uns herüber. Noch im Jahre „ 1866 mußte ich bekennen, keinen einzigen Winterfinken lebend geſehen zu haben: inzwiſchen 2. konnte ich nicht allein 1 ihn, ſondern auch Grundrötel, Fuchs, Weißkron⸗, Weiß⸗ bhals⸗, Morgen ⸗, Gras-, e Zwerg⸗, Steppen⸗, Buſch- und Aſchammerfinken lebend erhalten, pflegen 1 5 beobachten. Wer alſo über gefangene Vögel ſchreiben will, muß den Ammerfinken wohl eine Stelle einräumen. * Auch in ihrem Gefangenleben erinnern die Ammerfinken vielfach an einzelne Mitglieder . 1 0 Finken und Ammern und zwar an letztere mehr als an erſtere, obſchon ſie mit Edel- flinken ebenfalls manches gemein haben. Alle Arten, welche ich aus eigener Anſchauung kennen lernte, ſind muntere Vögel, welche ſich glatt und zierlich tragen und anmutig bewegen. Entſprechend ihren Gewohnheiten im Freileben, halten ſie ſich auch im Käfige viel auf dem Boden auf, hüpfen hier mit kleinen Sprüngen umher, laufen auch auf kurze Strecken trippelnd, faſt wie ein Piper oder eine Lerche dahin. Dabei pflegen ſie den Schwanz ein wenig nach oben geſtellt zu tragen und die Flügel etwas zu lüften. Im Futternapfe ſcharren fie wie oben beſchrieben, in der Abſicht immer zu noch unberührten Sämereien zu gelangen. Einzelne Arten übernachten auf dem Boden, andere erheben ſich zum Schlafen und Ruhen leichten “ Fluges auf die Sitzſtangen und Zweige in der Höhe. Ueber den Geſang habe ich kein Urteil, | wieil ich alle Arten, welche ich bis jetzt pflegte, im Fluggebauer unter einer Menge anderer Vögel hielt, deren Stimmengewirr nur von den kräftigſten Sängern übertönt wird. Unter ſich und mit anderen Vögeln des Fluggebauers leben die Ammerfinken im beſten Einverſtändnis; pbhöchſtens am Futternapfe kommt es zu Aeußerungen der Misgunſt, ohne daß ſie übrigens in Eiatlichkeiten ausarten. Wahrſcheinlich pflanzen ſich bei geeigneter Pflege einzelne Arten ohne beſondere Schwierigkeit im Käfige fort; doch bezweifle ich, daß die hochnordiſchen Arten, bei- 3 ſpielsweiſe der Winterfink, ſo leicht zum Neſtbau ſchreiten werden, als es angeblich der Fall jein ſoll. Es würde dies wenigſtens mit anderweitigen Beobachtungen über hochnordiſche Vögel nicht im Einklange ſtehen. | 5 Das Futter, welches man Ammerfinken zu reichen hat, muß gemiſchter Art ſein. Wie ihre Verwandten freſſen ſie nicht minder gern verſchiedene Sämereien als ein mit Ameiſeneiern reichlich beſchicktes Weichfutter. Unter erſteren bevorzugen ſie, wie es mir ſcheinen will, die kleineren Geſäme, namentlich alſo Rübſen, Mohn, Scheuerngeſäme, Kleeſat, Gras— ä ES 1275 * * 544 e | Anmer. ſämereien u. dergl., ſpelzen aber auch Haferkörner aus. Grünzeug und Knospen verzehren 1 fie in Menge. Vom Weichfutter nehmen fie verhältnismäßig wenig zu ſich, wie ſie auch, wenn ihnen Mehlwürmer vorgeworfen werden, nicht die Gier vieler Verwandten be⸗ kunden. Im allgemeinen darf man ſie als genügſame Vögel bezeichnen; auch SE 4 bei geeigneter Pflege recht gut in der Gefangenſchaft auszudauern. Einen beſtimmten Preis haben die Ammerfinken nicht, weil ſie noch viel zu ſelten auf e unſeren Markt gelangen. Nach meinem Dafürhalten Bee man drei bis ar 2 ae a das Pärchen wohl anlegen. Ammer Ei i Eine Familie oder Unterfamilie der Körnerfreſſer ſehen wir in den Na Be 2 geſtalteten, größtenteils auch buntfarbig und ſchön gezeichneten Vögeln, welche ſich, mit Ausnahme von Auſtralien, über alle Erdteile verbreiten, größtenteils aber dem Norden 4 angehören und im allgemeinen durch folgende Merkmale kennzeichnen: Der Schnabel iſt an der Wurzel dick, nach vorn ſehr zuſammengedrückt, der Oberſchnabel meiſt ſchmäler als der untere, auf der Firſte faſt gerade, an den Schneiden ſtark eingezogen, vor der Spitze zu⸗ | weilen mit einem ſeichten Einſchnitte verſehen, der Unterſchnabel in der Mitte der Schneiden⸗ a ränder eingedrückt und im Mundwinkel ſtark abwärts gebogen, der Gaumenteil mit einem mehr oder weniger hervorſtehenden, länglichen Höcker ausgerüſtet. Die kleinen rundlichen oder eiförmigen Naſenlöcher liegen dicht am Schnabelgrunde in der Nähe der Firſte und ſind rückwärts von einer häutigen Schwiele umgeben, teilweiſe auch von zarten Borſten⸗ federchen überdeckt. Der kurze ſtämmige Fuß hat mittellange Zehen mit kräftigen Nägeln, der Daumen bei einzelnen Arten einen ſogenannten Sporen oder eine lange, gerade oder doch nur ſeicht gebogene Kralle. In den mäßig langen, aber kräftigen Schwingen, welche zuſammengelegt ein Sechſtel oder Fünftel des Schwanzes decken, ſind die erſten drei oder vier Schwingen unter ſich gleich lang, die zweite oder dritte die längſte. Der ziemlich lange, am Ende ausgeſchnittene oder gerade, aber ein wenig abgerundete Schwanz beſteht aus breiten Federn. Das Kleingefieder iſt ziemlich, bei einzelnen Arten ſehr dicht, ſeine Färbung oft eine recht ſchöne und ſtets eine anſprechende, nach dem Geſchlecht aber meiſtens ver⸗ 4 ſchiedene, da die Männchen regelmäßig ein lebhafteres Farbenkleid tragen als die Weibchen. | Eine in Nordamerika lebende Art der Gruppe unterſcheidet fich durch ſehr ſtarken, an der Wurzel ausgebauchten, auf der Firſte breiten, ſanft gekrümmten Schnabel, mit faſt geraden Schneiden und nicht ſtärkerem, ſondern eher ſchwächerem Unterſchnabel, große, ſtämmige Füße, deren Zehen mit derben, ziemlich gekrümmten Krallen bewehrt find, ver⸗ hältnismäßig lange und zugeſpitzte Flügel, unter deren Schwingen die zweite die längſte iſt und deren Schulterfedern durch ihre Länge auffallen, mäßig langen, leicht ausgeſchweiften, ſeitlich abgerundeten Schwanz und ein dichtes Gefieder, in welchem Schwarz vorherſcht, von den übrigen Ammern und iſt deshalb zum Vertreter der Sippe der Trau erammer 3 hoben worden. er 559. Der Zweifarbenammer, Calamospiza (Emberiza, Corydalina, Dolichonyx) a Towns. — A. B. Baird, B. N. Am., S. 492. — Etwas größer und kräftiger als der Edelfink; ſchwarz, Deckfedern der Armſchwingen und größte Oberflügeldeckfedern weiß, ein großes Feld bildend; Schwingen 4 dunkelbraun, die erſte in der Wurzelhälfte der Außenfahne, die hinterſte ganz ſchwarz, letztere mit ſchmalen weißen Außenſeumenz Steuerfedern ſchwarz, die äußerſte jederſeits außen ſchmal weiß geſäumt, die drei äußerſten innen mit weißem Endfleck, Unterſchwanzdecken weiß geſäumt. Iris dunkelbraun, Schnabel Than, = Füße hornfarben. — Beim Weibchen Oberſeite braun mit verwaſchenen dunklen, e wi mit 7 545 5 ſcharfen en diene Schaftſtrichen, Deckfedern der Armſchwingen roſtweißlich, eine breite Querbinde bildend; Schwingen dunkelbraun mit falben Außenſäumen. Das weſtliche Nordamerika bis Mejiko iſt die Heimat dieſes Vogels. | Die Sippe der Pfeifammer kennzeichnet ſich vornehmlich durch kräftigen, ſpitzen, kegelförmigen Schnabel, deſſen Kiefern mehr oder weniger gleich gebaut ſind, ſehr kleinen 5 Gaumenhöcker, ſtämmige Füße, verhältnismäßig lange Flügel, unter deren Schwingen die erſte die längſte iſt, und mäßig langen, am Ende geraden oder doch nur leicht ausge- ſchweiften Schwanz. = 560. Der Kappenammer, Ortolankönig (Ré di ortolani) der Italiener, Euspiza (Emb, Tan., Fr., Kaanthornus, Passerina, Granativora) melanoeephala, Scopoli, (melanictera, crocea, granativora, ee simillima). — A. B. Naumann, Vög. Deutſchl., IV, S. 227. — Merklich größer als der Goldammer; Kopf ſchwarz, Halsſeiten, untere Backen und ganze Unterſeite hochgelb, Hinterhals, Hals- und Bruſtſeiten ſeowie die Oberſeite lebhaft zimmetroſtbraun, die Federn mit ſehr ſchmalen graulichen verwaſchenen Endſäumen; Flügel und Schwanz dunkelbraun mit falben Außenſäumen, welche an den hinteren Armſchwingen und den Deckfedern am breiteſten find, größte Oberflügeldeckfedern mit bräunlichweißen Enden, eine Querbinde bildend, kleine Deckfedern zimmetbraun mit gelbgrauen, Unterflügeldecken bräunlich mit ale Endſäumen. FJris dunkelbraun, Schnabel bleigrau, Füße bräunlichgelb. — Weibchen ohne ſchwarze Kappe, Oberſeite graulich roſtrot, Unterſeite weißlich roſtfarben, Kehle weiß. Bewohnt den Südoſten Europas und Weſtaſien und verbreitet ſich von hier aus bis in die nordweſtlichen = Provinzen Indiens, wurde auch ſchon wiederholt in Deutſchland erlegt. 561. Der Gelbammer, E. (Emb.) ieterica, Eversman, (luteola, brunneiceps). — A. B. Jer⸗ : don, B. of Ind., II, ©. 879. — Etwas größer als der Goldammer; Kopf, Kinn, Kehle und Kropf lebhaft zümmetrotbraun, Nacken und Hinterhals olivengrüngelb, Halsſeiten, Bürzel und ganze Unterſeite dunkel Titrongelb, Mantel, Schultern und Oberſchwanzdecken graubraun mit gelben Außenſäumen und breiten ſchwarzbraunen Schaftſtrichen; Schwingen und deren Deckfedern dunkelbraun mit blaſsbraunen Außenſäumen, welche an den Armſchwingendeckfedern und den hinteren Armſchwingen ſich verbreitern, größte Oberflügel⸗ decken mit blaſsbraunen Enden, eine Querbinde bildend, Unterflügeldecken blaſsgelb; Schwanzfedern dunkel⸗ braun mit fahlen Außenſäumen. Iris braun, Schnabel blaſs horngelb, Wurzel und Spitze grau, Füße gelbbraun. — Weibchen oberſeits fahlbraun mit dunklen Schaftſtrichen, auf Bürzel und der Unterſeite gelb, Kropf und Seiten roſtbräunlich angeflogen. Der Vogel kommt vom mittleren Sibirien an bis Mittelindien und weſtlich bis Afganiſtan vor, iſt aber nur örtlich verbreitet. vieollis, mexicana, nigricollis). — A. B. Baird, B. N. Am., S. 494. — Größe des Goldammers; Kopf A Hinterhals fahl braungrau, Scheitel mit ſehr feinen Dunflen Schaftſtrichelchen, übrige Oberfeite graubraun, auf Mantel und Schultern mit ſchwarzen breiten Schaftflecken, Augenbrauenſtreifen gelb, Schläfe weißlich, Kinn und breiter Bartſtreifen, welcher einen gelben Mittelfleck einſchließt, weiß, ein herz⸗ förmiges Schild auf der Kehle, welches ſich als Längsſtrich über Kropf und Oberbruſt herabzieht, ſchwarz, Oberbruſt gelb, übrige Unterteile weißlich, die Seiten bräunlich mit ſchmalen dunklen Schaftſtrichen; Schwingen und Steuerfedern dunkelbraun mit falben Außenſäumen, Oberflügeldecken rotbraun, Unterflügel- decken fahl, Handrand gelb. Iris braun, Schnabel dunkelbleigrau, Füße bräunlich. — Weibchen Ober⸗ kopf, Hals und Ohrgegend dunkel lea Unterteile weißlich, Seiten bräunlich, Augenbrauen, ein un⸗ > deutlicher Bartſtreifen und Kropffleck gelb; Schnabel hornbraun. N Verbreitet ſich über den größten Teil Nordamerikas mit Ausnahme des Nordens. Bei den Ammern im engeren Sinne iſt der Schnabel verſchieden lang und ſtark, . immer aber kentlich an der Ungleichmäßigkeit ſeiner Kiefern ſowie an dem ſtets bemerklichen | Gaumenhöcker, der Daumennagel verhältnismäßig kurz und ſtark gekrümmt, der Flügel mittellang, in ihm zweite oder dritte e die längſte, der Schwanz ziemlich lang und . | : ; Der Grauammer, Sea Hirſen⸗ Wiefen =, Winterammer, Gerſtling, Winterling, Braßler, be Knuſt, 85 Strumpfwirker u. ſ. w., Eber ini, Cynchramus, Cryptophaga) miliaria, L., (europaea, germanica, peregrina, ea mienalis) — A. B. Naumann, V. D., IV, S. 213. — = a größer als der Goldammer; e erdbräunlich mit dunklen Schaftſtrichen, Bürzel und Ober⸗ 5 Brehm, gefangene = 1; 39 562. Der Schildammer, Schwarzbrüſtchen, E. (Emb., Pass., S5i28) americana, Gml., (da- /// c ER Ee GERTE Bee a 3 ER ET re . 5 46 | f Ammer. ſchwanzdecken einfarbig, unterſeite fahlweiß, Seiten bräunlich, Kehle, Kropf, Bruſt ı und Seiten dunkel in Ri. die Länge geſtrichelt, Zügel und undeutlicher Schläfenſtrich fahlweiß, Backen und Ohrgegend bräunlich mit dunklen Strichelchen, unterſeits von einem fahlweißen, dunkelgeſtrichelten Streifen begrenzt, ein größerer Fleck i auf Kropfmitte, gebildet durch die vom Unterſchnabel herabziehenden undeutlichen Bartſtreifen, welche hier zuſammenfließen, dunkel bräunlichgrau; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, außen fahlbräunlich, an den erſten Schwingen weißlich geſäumt, Armſchwingendecken und größte Deckfedern am Ende weißlich, wodurch zwei helle Querbinden entſtehen, Unterflügeldecken fahlbräunlich. Iris dunlelbraun, Schnabel horn⸗ gelb, auf der Firſte grau, Füße blaſsgelb. — Weibchen etwas kleiner und matter gefärbt. Der in Europa nördlich bis Norwegen vorkommende und außerdem in Weſtafrika (Kanaren) und i im 4 weſtlichen Aſien auftretende Vogel wandert im Winter bis in die Breite von Nubien nach Süden hinab. 564. Der Goldammer, Ammer, Emmering, Emmerling, Emmeritz, Golmer, Gelammer, Gelb⸗„ und Gilbling, Gilberling, Gilberitz, Geling, Gorſe, Sternart, Grünſchling, E. eitrinella, L. — A. B. Naumann, V. D., IV, 234. — Kopf, Hals und Unterſeite ſchön gelb, Stirn, ein von hier aus über das Auge bis zum Nacken ziehender Längsſtreifen ſowie ein zweiter Streifen, welcher vom hinteren Augen⸗ rand an bis auf die Schläfe verläuft und die Ohrgegend mit bedeckt, nebſt Hinterhals olivengraugrün, durch einzelne dunkle Schaftſtriche gezeichnet, Mantel und Schultern fahl roſtbraun, die Federn mit breiten ſchwarzen Schaftſtrichen, Bürzel und Oberſchwanzdecken dunkel zimmetrotbraun, Kropf und Kropfſeiten ebenſo, jedoch lichter, die unteren Körperteile mit dunkelbraunen, zimmetbraun geſäumten Schaftſtrichen, welche auf den unteren Schwanzdecken ſich abſchwächen; Schwingen ſchwarzbraun, Handſchwingen mit ſchmalen blajs- gelben, Armſchwingen und deren Deckfedern mit breiten fahl roſtbraunen Außenſäumen; größte Oberflügeldecken mit breiten roſtbraunen Enden; wodurch eine Querbinde entſteht, Unterflügeldecken blaſs, Handrand lebhaft 4 gelb; Schwanzfedern ſchwarzbraun mit ſehr ſchmalen hellen Außenſäumen, die beiden äußerſten Federn innen mit breitem weißem Endfleck. Iris dunkelbraun, Schnabel lichtblau, auf der Firſte und an der Spitze ſchwärzlich, an den Schneiden, wie die untere Kinnlade ſchmuzig weißgelb, Füße gelblich fleifchfarben. — Weibchen matter gefärbt, auf dem Kopfe mit dichtſtehenden dunklen Schaftſtrichen gezeichnet, ſodaß nur ein Scheitelfleck, die Brauen und Kinn und Kehle deutlich gelb erſcheinen, Kropf und Bruſtmitte roſt⸗ bräunlichgelb. Der Verbreitungskreis des Goldammers erſtreckt ſich über Nord- und Mitteleuropa ſowie das weſtliche Aſien. 565. Der Cedernammer, E. einerea, Strickland, (cineracea). — A. B. Proc. Zool. Soc. 1836, S. 99. — Größe des Goldammers; Kopf matt graugelb mit ſehr feinen dunklen Schaftſtrichen, Kopfſeiten, Kinn und Kehle deutlich blaſsgelb, Kropf und Seiten blaſsgrau, übrige Unterteile blaſsgelb oder gilblich überflogen; Oberſeite graubraun, auf Mantel und Schultern mit ſchmalen dunklen Schaftſtrichen; Schwingen und Schwanzfedern ſchwarzbraun mit ſchmalen fahlbräunlichen Außenſäumen, Deckfedern der Armſchwingen und größte Oberflügeldecken mit bräunlich weißen Enden, wodurch zwei Querbinden entſtehen, Unterflügel⸗ decken fahlweiß, die beiden äußerſten Schwanzfedern am Ende der Innenfahne breit weiß. Iris dunkelbraun, Schnabel dunkel mit hellen Schneidenrändern, Füße gelbbräunlich. — Weibchen dem Männchen ſehr ähnlich, der Kopf jedoch graubräunlich mit dunklen Schaftſtrichelchen, weshalb nur ein ſchmaler Augenring und Kinn und Kehle mattgelb, Kropf mit verwaſchenen Schaftſtrichen gezeichnet. Der Cedernammer bewohnt Kleinaſien und Paläſtina, wurde aber auch im Bogoslande gefunden. 566. Der Gartenammer, Fett-, Feld-, Sommerammer, Ortolan, Jutvogel, Windſcher, E. (Eusp., Glycispina) hortulana, L., (chlorocephala, badensis, Tunstalli, malbayensis, pinguescens, delicata, antiquorum, Buchanani). A. B. Naumann, V. D., IV, 258. — Etwas kleiner als der Goldammer; Kopf und Hals matt graugrünlich, ſchmaler Augenring gelblich, Oberſeite matt roſtbraun, mit breiten dunklen Schaftſtrichen auf Mantel und Schultern, Kinn und Kehle ſowie ein Streifen vom Unterſchnabel herab, welcher unterſeits von einem ſchmalen dunklen Bartſtreifen begrenzt wird, gelblich, Kropf blaſs graugrün, übrige Unterteile zimmetroſtrot, Unterſchwanzdecken heller, mehr roſtgelblich; Schwingen dunkelbraun, die erſte mit weißen, die übrigen mit ſchmalen fahlbraunen, die hinteren Armſchwingen und deren Deckfedern mit breiten roſtbraunen Außenſäumen, größte Oberflügeldecken mit roſtbraunen Enden, eine Querbinde bildend, Unterflügeldecken fahlgelblich; Schwanzfedern dunkelbraun mit ſchmalen fahlen Außenſäumen, äußerſte zwei Federn an der Endhälfte der Innenfahne, die äußerſte auch auf der Mitte der Außenfahne weiß. Iris dunkelbraun, Schnabel und Füße bräunlichrot. — Weibchen: Kopf und Hinterhals bräunlichgrau mit feinen dunklen Schaftſtrichen, Unterſeite roſtrötlich, Kinn, Kehle und ein Streifen unter den braunen Backen, welcher unterſeits von einem ſchwarzen Bartſtreiſen begrenzt wird, roſtrötlichgelb, Kehle und Kropf mit feinen dunklen Schaftſtrichen. Der Gartenammer verbreitet ſich vom nördlichen Norwegen an über ganz Europa bis Nordafrika und von Weſtſibirien an bis nach den Weſtprovinzen Oſtindiens, tritt aber nicht ſo allgemein auf wie der Goldammer. | Ammer. 547 3 567. Der Roſtammer, E. (Gl., Fringillaria) caesia, Cretzschmar, (rufibarba, rufigularis). — A. B Naumann, V. D., XIII, 172. — Größe und allgemeine Färbung wie beim Gartenammer, Kopf⸗ querbinden deutlicher grau, Kinn und Kehle blaſs⸗, die übrigen Unterteile lebhaft und dunkel zimmetrot, der weiße Endfleck der zweiten äußeren Schwanzfeder mehr beſchränkt. Iris braun, Schnabel korallenrot, Füße bräunlich. — Weibchen matter gefärbt mit hellem zimmetrötlichem Augenſtreifen, Ohrgegend roſtbraun. Der Roſtammer bewohnt wüſtenartige Gegenden Südoſteuropas und des weſtlichen Aſiens oder die Wüſte ſelbſt und verirrt ſich von hier aus zuweilen nach Süddeutſchland. : 568. Der Zaunammer, Heden-, Zirp-, Frühlingsammer, Zaungilberitz, Mosbürz, E. eirlus, L., (elleothorax). — A. B. Naumann, V. D., IV, 251. — Etwas kleiner als der Goldammer; Kopf, Hinter- hals, Halsſeiten und ein breites Ouerband über dem Kropfe graugrün, Scheitel mit ſchmalen ſchwarzen Schaftſtrichen, Augenbrauen und ein Streifen unter dem Auge gelb, ein zwiſchendurch verlaufender, bis auf die Schläfe reichender Zügelſtreifen ſchwarz, Mantel und Schultern zimmetrot, die Federn mit grauen Endſäumen und dunklen Schaftſtrichen, Bürzel und Oberſchwanzdecken grünbräunlich, Kinn und Oberkehle ſchwarz, als Streifen bis hinter die Ohrgegend fortgeſetzt, das Schwarz der Kehle und das Graugrün des Kopfes durch ein breites, halsbandförmiges, gelbes Schild getrennt, Unterſeite hellgelb, Bruſtſeiten zimmetrot, Bauch und Schenkelſeiten mit dunklen Schaftſtrichen; Schwingen dunkelbraun mit ſehr ſchmalen fahlen Außen⸗ ſäumen, Armſchwingendeckfedern und hintere Armſchwingen außen zimmetbraun, Oberflügeldecken grün⸗ braun, die größten am Ende roſtfahl, wodurch eine Querbinde entſteht, Unterflügeldecken blaſsgelb, Handrand gelb; Schwanzfedern dunkelbraun mit fahlen Außenſäumen, die beiden äußerſten mit breitem weißem Längs⸗ fleck, welcher auf den äußerſten faſt die ganze Außenfahne mit bedeckt. Iris dunkelbraun, Oberſchnabel ſchwarz, Unterſchnabel lichtbläulich, Füße lichtrötlich. — Dem Weibchen fehlen das Schwarz der Kehle und der gelbe Streifen am Kopfe; die Unterſeite iſt gelblich mit dunklen Schaftſtrichen, der zimmetrote Fleck an den Bruſtſeiten bläſſer. a Bewohnt Südeuropa, Kleinaſien und Paläſtina, hier und da auch Süddeutſchland. 569. Der Maskenammer, E. personata, Temm. — A. B. Faun. jap., S. 99. — Größe des Zaunammers; Kopf, Hinterhals und Halsſeiten düſter graugrün, Scheitel mit undeutlichen dunklen Schaft⸗ ſtrichen, Halfter ſchwarz, ſchmaler Augenſtreifen und Bartſtreifen gelb, letzterer unterſeits begrenzt von einem dunklen Streifen, Mantel und Schultern roſtbraun mit breitem dunklem Schaftſtreifen, Bürzel und Ober⸗ ſchwanzdecken düſter roſtbraun, Unterſeite gelb, auf Kehle und Kropf mit ſehr ſchmalen, Seiten gelbbraun mit breiten dunklen Schaftſtrichen; Schwingen dunkelbraun mit roſtbraunen Außenſäumen, welche auf den hinteren Armſchwingen breiter und lebhafter werden, Armſchwingendeckfedern und größte Oberflügeldecken am Ende gelbbräunlich, wodurch zwei Querbinden entſtehen, Unterflügeldecken blaſsgelb; Schwanzfedern düſter rotbraun, die beiden äußerſten mit undeutlichem weißem Längsſtrich am Ende der Innenfahne. Iris dunkel⸗ braun, Schnabel hornbraun, Unterſchnabel in der Wurzelhälfte rötlich, Füße rötlichbraun. — Weibchen ohne gelben Augenſtreifen, das Schwarz des Geſichts ſchmäler und die Unterſeite mit deutlichen braunen Schaftſtrichen. ö Stammt aus Japan. c e ER n 5 Br ? Bi 5 570. Der Buſchammer, E. spodocephala, Pall., (melanops, chlorocephala). — A. B. Zoog. Iossic., II, ©. 51. — Dem Maskenammer ähnlich, aber kleiner, und der ganze Kopf und Hals vorderſeits bis zur Bruſt herab düſter grüngrau, die übrigen Unterteile blass ſchwefelgelb, die Seiten mit breiten ſchwarzen Schaftſtrichen. — Beim Weibchen Kopf grünlichbraun, Unterſeite gelblichweiß, Kropfſeiten grünlichgrau mit dunklen Schaftflecken. Vertritt den Maskenammer in Sibirien, dem Amurlande, in China und den Oſtprovinzen Indiens. er 571. Der Zipammer, Bartammer, Steinemmerling, E. cia, L., (lotharingia, Hordei, cani- gularis, barbata). — A. B. Naumann, V. D., IV, 270. — Größe des Zaunammers; Kopf und Hinter- hals aſchgrau, Kopfſeiten heller, Kinn und Backen, Kehle und Kropf ſowie ein breiter Augenſtreifen ins Weißliche, letzterer ober⸗ und unterſeits begrenzt von ſchwarzen Längsſtrichen, von denen der eine vom Naſenloche bis zum Kinn, der andere über die Zügel durchs Auge bis auf die Schläfe läuft, während ſich eein dritter vom Mundwinkel herabzieht und mit den übrigen am Ende durch ſchmale Querſtriche verbindet; Mantel und Schultern roſtrotbraun mit breiten dunklen Schaftſtrichen, Bürzel, Oberſchwanzdecken, Bruſt und übrige Unterteile zimmetroſtrot, Bauchmitte und Aftergegend heller; Schwingen ſchwarzbraun mit ſchmalen fahlen, hintere Armſchwingen und Armſchwingendeckfedern mit breiten roſtbraunen Außenſäumen, Oberflügeldecken dunkelgrau, die größte Reihe derſelben ſchwarz mit roſtfahlem Ende, eine Querbinde bildend, Anterflügeldecken weiß; Schwanzfedern ſchwarz, die beiden mittelſten dunkelbraun, die beiden äußerſten in der Erndhälfte der Innenfahne weiß, Mitte der Außenfahne der äußerſten ebenſo Iris dunkelbraun, Ober⸗ Schnabel ſchwarzblau, Unterſchnabel lichtblau, Füße hornfarben. — Weibchen matter gefärbt, die verſchiedenen 548 7 Ammer. 5 Längsſtreifen des Kopfes Adele Oberkopf braun mit Banden Schaftſtrichen, ein Mittelſtreifen gra Augenſtreifen fahlweiß, der dunkle Bartſtreifen undeutlich, das Grau der Kehle und des ; Kropfes mit ve waſchenen dunklen Tüpfelchen. 2 Der Zipammer lebt in Südeuropa, einzeln auch im mittleren Deutſchland, ebenfo | in age, vi hier aus bis ins nordweſtliche Himalayagebirge nach Süden ſich verbreitend. 85 572. Der Haldenammer, E. ciopsis, Bp., (cioides, pythiornithoides?). — A. B. Fang jap., z S. 98. — Dem Zipammer ähnlich, aber kleiner und im ganzen lebhafter, nemlich dunkler zimmetroſtrot 3 gefärbt, namentlich an den Außenſäumen der Schwingen und Deckfedern; Oberkopf roſtbraun mit dunklen | Schaftſtrichen und ſchwarzen Seitenftreifen, Augenbrauen, Kopf- und Halsſeiten, Kinn und Kehle graumeiß, ein breiter ſchwarzer Streifen durchs Auge bis auf die Schläfe und ein ſchwarzer Bartſtreifen auf der Ohr⸗ gegend durch einen breiten ſchwarzen Querfleck verbunden; die beiden mittelſten Schwanzfedern dunkel roſtrot. — Beim Weibchen Augenſtreifen, Kopfſeiten, Kinn und Kehle roſtfahl, der Bartſtreifen und ein größerer Fleck auf der Ohrgegend dunkel rotbraun. i Eine im größten Teile Oſtſibiriens weſtlich bis zum Beikal und dem 1 verbreitete, im Winter in Südchina vorkommende Abart, welche von einzelnen Vogelkundigen als Art (E. cioides, pythiornithöides) betrachtet wird, unterſcheidet fich hauptſächlich durch den braunroten anftatt Be Der Haldenammer vertritt den Zipammer in Japan. 573. Der Fichtenammer, E. (Fr.) leucocephala, S. G. Gml., (pithyornus, „ 4 vonica, Bonaparti, albida). — A. B. Naumann, IV, 276. Etwas größer als der Goldammer; Stirn und ein Seitenſtreifen des Kopfes bis zum Nacken, den weißen Oberkopf einſchließend, grauſchwarz, Zügel, Augenbrauen und Schläfenſtrich, Kopf und Halsfeiten, Kinn und Kehle tief zimmetrotbraun, ein 5 | unter dem Auge beginnender bis auf die Ohrgegend reichender, oben und hinten grauſchwarz eingefaßter Längsfleck weiß, Nacken grau, Oberſeite zimmetroſtrot mit dunklen Schaftflecken, dunkler und einfarbigen auf dem Bürzel und Oberſchwanzdecken; ein das Rotbraun und die Kehle unterſeits begrenzendes, halbmond- förmiges Schild weiß, Kropf und Seiten zimmetrot mit verwaſchenen weißlichen Endſäumen, übrige Unter⸗ teile und Unterflügeldecken weiß; Schwingen braunſchwarz mit ſchmalen weißen, Armſchwingen und deren Deckfedern ſowie die Oberflügeldecken mit breiten roſtroten Außenſäumen; Schwanzfedern braunſchwarz mit hellen Außenſäumen, die beiden äußerſten in der Endhälfte der Innenfahne weiß. Iris dunkelbraun, Ober⸗ ſchnabel dunkel-, Unterſchnabel hellbraun, Füße gelbbräunlich. — Weibchen ohne die lebhafte Kopfzeichnungn; Kopf⸗ und Halsſeiten wie die Unterteile weißlich, Schläfenſtrich, Fleck auf Ohrgegend undeutlicher, Bart⸗ ſtreifen dunkler, verwaſchene Schaftflecke auf Kehle, Kropf und den fahlen, zimmetroten Seiten ebenſo; Ober⸗ ſeite roſtbräunlich mit dunklen Schaftflecken, Bürzel und Oberſchwanzdecken einfarbig zimmetr t. Die Art verbreitet ſich über den größten Teil Aſiens und das öſtliche Europa, 93 is 8 in Deutſchland. 5 En 574. Der Waldammer, E. 1 Cynchramus) rustiea, Pall., (porealis, lesbia, pro- 1 vincialis). — A. B. Naumann, V. D., XIII, 180. — Merklich kleiner als der Goldammer; Oberkopf und Kopfſeiten ſchwarz, ein breiter Schläfenſtrich, Kinn und Kehle weiß, Oberſeite rotbraun, Mantel und Schultern mit breiten ſchwarzen Schaftflecken, ein breites Querband über dem Kropf und untere Seiten dunkel rotbraun, die Federn der letzteren mit weißen Rändern, übrige Unterteile und Unterflügeldecken weiß; 4 Schwingen dunkelbraun mit falben Außenſäumen, Deckfedern der Armſ chwingen und größte Oberdeckfedern braunſchwarz mit braunen Außen- und weißen Endſäumen, wodurch zwei Querbinden entſtehen, kleine Oberdeckfedern rotbraun; Steuerfedern ſchwarz, die beiden mittelſten braun gerandet, die beiden äußerſten mit breitem weißem Längsfleck an der Innenfahne, die äußerſte außen bis faſt zum Ende weiß. Iris braun, Schnabel rotbraun mit dunkler Firſte, Füße horngelb. — Beim Weibchen Oberkopf und Ohrgegend roſt⸗ braun mit dunklen Schaftſtrichen, Schläfenſtreifen roſtgelb, Kinn und Kehle roſtweißlich mit undeutlichem, dunklem Bartſtriche, Nacken und Kropfquerbinde mit roſtgelben Schaftſtrichen, Seiten mit rotbraunen 4 Längsflecken. E Die Heimat des Waldammers ift das nördliche Europa und Aſien, von Lappland an bis en 4 Auf feinen Wanderungen im Winter beſucht er Deutſchland als zufälliger Gaft. 575. Der Felſenammer, E. fucata, Pall. — A. B. Zoogr. rossic., II, 4“. — Dem Wald⸗ 4 ammer ſehr ähnlich, aber die Ohrgegend rotbraun, ein ſie einfaſſender Streifen, welcher am Unterſchnabel beginnt und unterſeits von einem ſchwarzen Bartſtriche begrenzt wird, weiß, Kehle weiß mit ſchwarzen Schaftflecken, ein Querband unter ihr rotbraun, übrige Unterteile roſtrötlich die Seitenfedern mit ſchmalen ſchwarzen Schaftſtrichen. Beim Weibchen Oberkopf wie die übrige Oberſeite roſtbraun mit ſchwarzen 3 Schaftſtrichen, Augenbrauen, Kinn und Kehle roſtgelb, letztere unterſeits begrenzt von einer aus ſchwarzen 2 = 3 3 = 5 & 2 | Ammer. 549 Flecken gebildeten Querbinde, in welche der ſchwarze Bartſtrich verläuft; die rotbraune Kopfquerbinde fehlt, der Ohrfleck dagegen iſt deutlich rotbraun. . Aſien, ſüdlich bis Japan, China und Bengalen, iſt das Vaterland dieſer Art, welche einzeln in der * Krim und in Griechenland vorgekommen fein ſoll 576. Der Zierammer, E. elegans, Temm. — A. B. Faun. jap., S. 93. — Größe des Rohr⸗ ammers; Oberkopf und Kopfſeiten ſchwarz, ein ſchmaler Augenſtreifen weiß, auf den Schläfen in Gelb übergehend, ein Hinterhauptfleck gelb, ein ihn begrenzender Nackenfleck ſchwarz, Oberſeite rotbraun, die Federn auf Mantel und Schultern mit ſchwarzen Schaftflecken und roſtfahlen Seitenſäumen, Bürzel und Halsſeiten graulich, Kinn und Kehle gelb, ein großes herzförmiges Kropfſchild ſchwarz, übrige Unterteile weiß, Seiten rioſtfahl, rotbraun geſtrichelt; Schwingen dunkelbraun mit fahlen, hintere Armſchwingen mit breiten roſt⸗ braunen Außenſäumen, Armſchwingen⸗ und größte Oberdeckfedern mit roſtfahlen breiten Enden, wodurch zwei Querbinden entſtehen, kleine Oberflügeldecken braungrau, untere weiß; Schwanzfedern ſchwarz, die beiden mittelſten braun mit roſtbraunen Säumen, die äußerſten weiß, außen am Ende und innen an der Wurzel ſchwarz, die zweite mit weißem Längsſtrich innen neben dem Schafte. Iris tiefbraun, Oberſchnabel dunkel⸗, Unterſchnabel rötlichbraun, Füße gelblich. — Dem Weibchen fehlen das Gelb an der Kehle und das ſchwarze Kropfſchild; Oberkopf roſtbraun mit dunklen e Augenſtreifen roſtgelblich, Backen und Ohrgegend ſchwarzbraun. Japan und Amurland. 5 577. Der Goldbrauenammer, E. (Hyp.) chrysophrys, Pall. — A. B. Degland und Gerbe, 2 Orn. eur., I, 319. — Größe des Rohrammers; Oberkopf und Nacken ſchwarz mit weißem Mittelſtreifen, ein ait oberen Augenr ande beginnender, über die Schläfen verlaufender Streifen gelb, Zügel und die Gegend unter = dem Auge ſchwarz, untere Backen graulichweiß, Seiten bräunlich, die Federn hier und auf der Bruſt mit 4 verwaſchenen dunklen Schaftſtrichen; Schwingen braunſchwarz mit rotbraunen Außenſäumen; Schwanzfedern ſchwarzbraun, die drei äußerſten in der Endhälfte weiß. Iris braun, Schnabel ſchwärzlichgrau, Unter⸗ ſchnabel in der Wurzelhälfte rötlich, Füße fleiſchbräunlich. — Beim Weibchen Oberkopf und Ohrgegend roſtbräunlich, ein Strich vom Naſenloche bis zu den Schläfen gelb, untere Backen und Kehle weißlich, mit einzelnen dunklen, auf dem roſtbräunlichen Kropfe und an den Seiten breiteren Schaftſtrichelchen. . Der Goldbrauenammer bewohnt das mittlere und ſüdliche Gebiet Sibiriens und Nordchina, wurde jedoch einmal bei Lille in einem Netze gefangen. 5 578. Der Rohrammer, Rohrſperling, Rohrſpatz, Rohrleps, Mosemmerling, Waſſerſperling, Schilf- vogel, Schiebchen u. ſ. w., E. (Cynchr., Hortulanus, Buscarla, Schoenicola) schoenielus, L., (arundi- naceus, stagnalis, Durazzi, septemtrionalis, pytiornis). — A. B. Naumann, V. D., IV, 280. — 5 Größe des Sperlings; Kopf, Kinn und Kehle bis zur Kropfmitte herab ſchwarz, Finterfeits begrenzt von einem weißen Nackenbande, welches ſich um die Halsfeiten zieht und mit dem Weiß der Unterſeite ver- einigt, ein Bartfleck ebenfalls weiß, die Seiten grau mit dunklen Längsſtrichen, Hinterhals grau, Mantel und Schultern ſchwarzbraun, die Federn mit roſtbraunen Seitenſäumen, Bürzel und Oberſchwanzdecken graubraun; Schwingen braunſchwarz mit roſtbraunen Außenſäumen, welche an den Handſchwingen und deren Deckfedern ſich verbreitern, Oberflügeldecken roſtrot, die größten in der Wurzelhälfte ſchwarz, wodurch eine dunkle Querbinde entſteht; Schwanz ſchwarz, die beiden mittelſten Federn breit roſtrot gerandet, die = beiden äußeren in der Endhälfte der Innenfahne, die äußerſten auch an der Außenfahne weiß. Iris tief- braun, Oberſchnabel bläulich, Unter ſchnabel af ſchgrau, Füße rötlich hornfarben. — Beim Weibchen Kopf * rotbraun mit ſchwarzen Schaftſtrichen, Augenbrauenſtreifen bis auf die Schläfe roſtbräunlich, Kinn und E: breiter. Bartſtreifen roſtweißlich, einen undeutlichen ſchwarzroſtbraun geſäumten Kehlflecken einſchließend, = Hinterhals und n eee ee mit dunklen roſtbraunen Schaftſtrichen. — Junge Männchen wie die Weibchen er Bewohnt Nord⸗ und Mitteleuropa ſowie den Weſten Aſiens. en 579. Der Gimpelammer, E. (Cynchr., Schön.,) pyrrhuloides, Pall., (palustris, intermedia, E caspia). — A. B. Naumann, V. D., XIII, 184. — Vom Rohrammer durch den ſtarken, dick aufge⸗ triebenen Schnabel mit gleichmäßig gekrümmter Firſte unterſchieden, ihm im weſentlichen gleich gefärbt. Wird von einzelnen Vogelkundigen als klimatiſche Abart von jenem angeſehen. Bewohnt den Süden Oſteuropas und den Norden Afrikas und vertritt hier den Rohrammer. 580. Sr Sperlingsammer, E. passerina, Gml., (polaris). — A. B. Middendorf, Sibiriſche Reiſe, S. 146. — Dem Rohrammer ſehr ähnlich, aber etwas kleiner, Oberſeite heller, mehr zimmetroſtfahl, der Ohrfleck roſtrot, die Außenſäume der Schwingen und Deckfedern roſtrötlich, Bürzel und Oberſchwanz⸗ decken iſabellweißlich mit zimmetroten Schaftflecken, ebenſolche auf den roſtrötlichen Seiten. Er Vertritt den 1 NEE im Oſten Sibiriens, dem Amurlande, in Nordchina und Japan. — 8 ä S ER, 4 — . Bu. 3 — u — "3 2 SEN $ * a . EN Prien ha Ka 151 Fi 550 Ammer. — ı 2 581. Der Zwergammer, E. (Eusp., Cynchr., Ocyris) pusilla, Pall., (sordida, oinops).— 2 A. B. Naumann, XIII, 175. — Beträchtlich kleiner als der Rohrammer, Oberkopf, Zügel und Kopfſeiten * lebhaft zimmetrotbraun, ein breiter Längsſtreifen jederſeits vom Naſenloche bis zum Nacken ſchwarz, ein ſchmaler hinter dem Auge, welcher mit einem ſchwarzen Querfleck, die Ohrgegend hinterſeits ſäumend, in * Verbindung ſteht, ebenſo, ein Querſtreifen an den Halsſeiten rötlich, Oberſeite braun, die Federn auf Mantel und Schultern mit breiten braunſchwarzen, rotbraun geſäumten Schaftflecken, Unterteile weißlich, f die Kropf- und Bruſtfedern mit dichtſtehenden ſchwarzen Schaftſtrichen, die Seiten mit breiteren ſchwarzen, 3 a rotbraun geſäumten Schaftſtreifen; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit falben Außenſäumen, welche an den hinteren Armſchwingen ſich verbreitern und ins Rotbraune übergehen, Armſchwingendeckfedern auch am Ende rötlichweiß, wodurch eine Querbinde entſteht; äußerſte Schwanzfedern außen und am Ende 4 3 | der Innenfahne weiß, zweite mit weißen Innenflecken am Ende. Iris tiefbraun, Schnabel dunkelbraun, 0 E | Füße bräunlich. — Weibchen und Junge minder lebhaft gefärbt, Scheitel mit blaſſem Mittelſtriche und zwei dunkelbraunen Seitenſtreifen, Zügel und Augenbrauenſtreifen heller roſtfahl, Ohrgegend roſtrot. i Der Vogel verbreitet ſich über den größten Teil Aſiens und Oſteuropas, im Winter bis Südchina und | Mittelindien hinabwandernd, wurde auch wiederholt in Deutſchland und auf Helgoland erlegt. 8 | | | 582. Der Weidenammer, E. (Eusp., Hyp., Passerina) aureola, Pall., (sibirica, pinetorum, dolichonia, Selysii). — A. B. Naumann, V. D., XIII, ©. 166. — Etwas kleiner als der Goldammer; Oberſeite, ein Querband unter der gelben Kehle 11 05 Kopfſeiten tief rotbrann, Mantel und Schulterfedern mit undeutlichen ſchwarzen Schaftſtrichen und ſehr ſchmalen fahlweißlichen Aa eee Zügel, Kopfſeiten und Kinn ſchwarz, Unterteile gelb, untere Schwanzdecken weiß, Seiten mit rotbraunen Schaftſtrichen; 4 Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit falben, hintere Armſchwingen mit breiten roſtbraunen Außenſäumen, Handſchwingendecken rotbraun mit breiten fahlweißen Enden, eine Querbinde bildend, ein Sl größerer Fleck auf den Ober- und Unterflügeldecken weiß, äußerſte Schwanzfedern weiß mit dunklem Ende Mn und dunkler Wurzel der Innenfahne, zweite innen mit undeutlichen weißen Längsftreifen. Iris braun, | | Schnabel rötlich hornfarben, Firſte ſchwarz, Füße rötlich. — Weibchen oberſeits roſtbräunlich mit dunklen 4 Bi Schaftſtrichen, Bürzel rotbraun, ein verwaſchener Augenſtreifen roſtgelblich, Unterſeite gilblich oder gelb, auf Kinn und Kehle roſtgelblich, an den Seiten bräunlich mit dunklen breiten Schaftſtrichen. 1 Bewohnt den Norden Aſiens und Nordoſteuropas, wandert im Winter bis Südchina und in das ſüdliche | Himalayagebiet hinab, verfliegt ſich aber zuweilen auch bis nach Deutſchland. ö 583. Der Rötelammer, E. (Eusp.) rutila, Pall. — Vergl. Faun. jap., Tfl. 56, B. — Kleiner als der Goldammer; dunkel und feurig zimmetrotbraun, Bruſt und übrige Unterteile ſchwefelgelb, Seiten 1 graugrünlich mit verwaſchenen dunklen Schaftſtrichen; Schwingen, die hinteren Armſchwingen ausgenommen, a und Schwanzfedern mit ſchmalen grünlichbräunlichen Außenſäumen, Unterflügeldecken blaſsgelb. Iris 2, Schnabel und Füße rötlichbraun. — Weibchen fahlbraun, die Federn mit dunklen Schaftſtrichen, Bürzel dunkel zimmetbraun, Backen, Kinn und Kehle roſtfahl, ein Bartſtreifen dunkel, Kropf deutlicher e * mit dunklen Schaftſtrichen, übrige Unterteile blaſsgelb, Seiten bräunlich dunkel geſtreift. ü Oſtaſien, vom mittleren Sibirien und dem Amurlande an bis Japan und Südchina hinab, ie das Vaterland dieſer Art. 584. Der Wechſelammer, E. (Eusp.) variabilis, Temm. — A. B. Faun. jap., 94. — Größe des Goldammers; dunkelgrau, auf dem Bauche heller, auf den unteren Schwanzdecken ins Weißliche ziehend, 109 Mantel und Salem mit breiten Schwarzen Schaftſtrichen; Schwingen ſchwarzbraun mit falben, hintere 1 a Armſchwingen mit breiten roſtbraunen Außenſäumen, Armſchwingen und größte Oberflügeldecken mit grau⸗ 1 braunem Endrande; Schwanzfedern bräunlichgrau. Iris braun, Schnabel rotbraun, Füße rötlich. — Weibchen oberſeits rotbraun, Augenbrauenſtreifen und Unterteile roſtgelbbräunlich, die Seiten dunkler, Kinn und Kehle und Unterſchwanzdecken ins Weißliche, ganze Unterſeite mit verwaſchenen dunklen Schaftflecken, ein Strich über der Backe rotbräunlich, begrenzt unterſeits von einem breiten roſtweißlichen, welcher wiederum von einem undeutlichen dunklen Bartſtreifen eingefaßt wird; Schwingen außen rotbraun geſäumt; Schwanzfedern rotbraun. 5 Die Art ſcheint auf Japan beſchränkt. 585. Der Prachtammer, E. (Fr., Fringillaria, Passerina, Polymitra, Megalotis) flaviventris, | Vieill., (capensis, flavigaster, bicincta, quinquevittata, xanthogastra, albicollis, affinis). — A. B. | Finſch und Hartlaub, Vög. Oſt⸗Afr., S. 458. — Etwas kleiner, namentlich ſchmächtiger als der Gold⸗ | v2, ammer, Kopf ſchwarz mit fünf graulichweißen Längsſtreifen, einen längs der Scheitelmitte, je einen über 6 ö { i | % und je einen unter dem Auge, Mantel und Schultern rotbraun, die Federn mit fahlen Säumen, Bürzel 3 # und Oberſchwanzdecken graubraun, Kinn weiß, übrige Unten hochgelb, auf Kropf und Bruſt orange bräunlich verwaſchen, Hals- und Körperſeiten rötlichgrau, Unterſchwanz⸗ und Flügeldecken weiß; Schwingen — 551 ſchwarzbraun, außen Fehlen geſäumt, Deckfedern der Armſchwingen am Ende roſtbräunlich, größte Ober⸗ deckfedern weiß, eine breite Querbinde bildend, kleine Oberdeckfedern braun mit grauen Endſäumen; Steuer⸗ federn ſchwarz, die drei äußerſten am Ende, die äußerſte auch auf der Mitte der Außenfahne weiß. Iris braun, Oberſchnabel horn⸗, Unterſchnabel btlichbraun, Füße gelb. — Weibchen heller gefärbt, die Kopf- ſtreifen blaſsrot. Der Prachtammer verbreitet ſich über den größten Teil der Wendekreisländer Afrikas. 586. Der Streifenammer, E. (Fr., Fringillaria, Polym.) striolata, Licht., (Saharae). — A. B. Sharpe und Dreſſer, B. of Eur., Lfrg. VI, Tfl. 48. — Größe des Rohrammers; zimmetrotbraun, Ober⸗ ſeite dunkler, Mantel mit undeutlichen dunklen Schaftſtrichen, Kopf und Hals bis zur Bruſt herab aſchgrau mit deutlichen dunklen Schaftſtrichen, welche vom hinteren Augenrande an über die Backen und Unter⸗ ſchnabel herab jederſeits drei unbeſtimmte Längsſtreifen bilden; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit breiten zimmetrotbraunen Außenſäumen. Iris braun, Oberfnael braun, Unterſchnabel wie die Füße horngelb. — Weibchen matter gefärbt. Der in Algerien vorkommende Saharaammer (E. — Polym. — Saharae) unterſcheidet ſich faſt nur durch den einfarbigen Rücken ohne dunkle Schaftſtriche und dürfte ſich als gleichartig erweiſen. Die Wüſten und Steppen Nordafrikas von Algerien bis zum oberen Nil, Paläſtina und die Weſt⸗ provinzen Indiens bilden das Vaterland des niedlichen Ammers, welcher bei Konſtantinopel vorgekommen und deshalb zu den europäiſchen Vögeln gezählt worden iſt. 587. Der Wüſten⸗ oder Siebenſtreifenkammer E. (Fringillaria, Polym.) tahapisi, Smith, (capistrata, septemstriata, rufa). — A. B. Heuglin, Ornith. N.⸗O.⸗Afr., S. 665. — Größe des Rohr⸗ ammers; Kopf, Kinn und Kehle ſchwarz mit ſieben weißen Längsſtreifen, einen längs der Kopfmitte, je einen über dem Auge, je einen über den Backen und je einen vom Mundwinkel herab; Oberſeite zimmet⸗ rotbraun mit breiten ſchwarzen Schaftſtrichen, unterſeits heller und einfarbig, Kinn grauweiß; Schwingen und Steuerfedern braunſchwarz, die erſteren mit breiten, die letzteren mit ſehr ſchmalen zimmetroten Außen⸗ ſäumen. Iris graubraun, Oberſchnabel dunkel, Unterſchnabel gilblich, Füße horngelb. — Weibchen matter gefärbt, Kopf mehr ins Bräunliche, die Längsſtreifen roſtfahl. Mittel- und Innerafrika iſt die Heimat dieſer Art. 588. Der Kafferammer, E. (Fringillaria) capensis, L., (erythroptera, caffrariensis, vittata). — A. B. Layard, B. of S. Afr., 206. — Größe des Rohrammers; Oberkopf ſchwarz mit fahlbraunem, 5 ſchwarzgeſtricheltem Mittelſtreifen, übrige Oberſeite braun mit breiten ſchwarzbraunen Schaftſtrichen, Augen⸗ und Backenſtreifen roſtweißlich, jeder unterſeits begrenzt von einem ſchwarzen Striche, Kinn und Kehle, Aftergegend und Unterſchwanzdecken roſtweißlich, übrige Unterſeite roſtgraufahl; Schwingen und Schwanz⸗ federn braunſchwarz mit ſchmalen roſtfahlen, hintere Armſchwingen mit breiten roſtroten Außenſäumen, Armſchwingen und Oberflügeldecken lebhaft roſtrot. Iris braun, Schnabel und Füße horngrauſchwärzlich. Bewohnt Südafrika. . Schlanker, geſtreckter, ſeitlich zuſammengedrückter Schnabel, deſſen Oberkiefer nahe der Spitze leicht ausgekerbt iſt, ſchlanke Füße mit etwas verlängerten Nägeln an den Hinter⸗ zehen, ſehr kurze Flügel, breiter, gerader Schwanz und eine auf dem Vorderkopfe ſich er⸗ hebende, aus harigen Federn gebildete Haube ſind die Merkmale der Haubenammer, von denen bis jetzt nur eine Art bekannt wurde. 3589. Der Haubenammer, Melophus (Fr., Eusp.) melanicterus, Gml., (Lathami, cristata, sub- cristata, erythroptera, nipalensis). — A. B. Jerdon, B. of India, II, 381. — Größe des Goldammers, glänzend ſchwarz mit ſchwarzblauem Metallſcheine, Flügeldeckfedern ſchwarz, Unterflügel- und Schwanzdecken llebhaft zimmetrotbraun; Schwingen und Steuerfedern mit matt dunkelbraunen Enden, welche an den letzten Handſchwingen am breiteſten find, Oberſchwanzdecken mit matt zimmetbrauner Federmitte. Iris dunkelbraun, Schnabel fleiſchbraun, Füße rotbraun. — Weibchen dunkelbraun, die Federn hellbraun geſäumt, unterſeits roſtbräunlich mit dunklen Schaftſtrichen, Flügel und Schwanz blaſſer zimmetbraun, die Haube kürzer. Der Vogel verbreitet ſich vom Himalaya über den größten Teil Mittel- und Südindiens bis Südchina. Sporenammer heißen einige dem Norden der Erde angehörige, im Oſten wie im Weſten vorkommende Arten der Familie, welche ſich kennzeichnen durch ſtumpfkegeligen, ſeitlich „ ſehr zuſammengedrückten, an den Schneiden ſtark eingezogenen, ſtumpfſpitzigen Schnabel mit kleinen und flachen Gaumenhöckern, ziemlich hohe, aber doch ſtarke und ſtämmige Füße mit er verhältnismäßig großen Zehen, deren hinterſte einen ihre Länge erreichenden oder übertreffen- 552 Ä 1 Ammer. den, wenig gebogenen, ſporenartigen Nagel trägt, außergewöhnlich lange und male, ie 4 . Flügel, unter deren Schwingen die beiden erſten die längſten ſind, kurzen, am a u 1 1 ſchnittenen Schwanz und ein reiches Federkleid. | 4 590. Der Schneeammer, Schnee-Emmerling, Schneeortolan, Winterling, Schnee⸗, Striet⸗ unnd Srenvoge, Eisammer, Pleetrophanes, (E., Passerina) nivalis, L., (montana, mustelina, glacialis, borealis). — E | A. B. Naumann, V. D., IV, 297. — Größer als der Edelfink; ſchneeweiß, Mantel, Schultern, Handſchwingen. 4 mittelſte vier Stellerſeder und Eckflügel ſchwarz, Mantel- und Schulterfedern mit ſchmalen weißen End- . ſäumen, Handſchwingen mit weißlicher Wurzel. Iris tiefbraun, Schnabel und Füße ſchwarz. — Männchen m im Winterkleide: Ober- und Hinterkopf ſowie Ohrgegend roſtzimmetbraun, die Endſäume der ſchwarzen 1 Schulter- und Mantelfedern ebenſo, eine Kropfquerbinde und die Seiten roſtgelblich angeflogen, die äußeren Schwanzfedern außen mit ſchwarzen Enden, Schnabel orangegelb. — Weibchen im Sommer dem Männchen gleich, im Winter noch lebhafter zimmetbraun gefärbt, Oberflügeldecken roſtbraun mit weißlichen 5 1 das Schwarz am Ende der Schwanzfedern breiter. 1 Bewohnt die Polarländer beider Welten und wandert von hier aus im Winter in gemäßigtere Breiten 4 = herab, in Europa bis nach Süddeutſchland und die Schweiz, in Aſien bis ins nördliche China, in Amerika 4 m bis in die mittleren Vereinigten Staten. 4 591. Der Sporenammer, Lerchenammer, Sporenfink, Lappländer, Pl. (Fr., E., Passerina, Cen- f 4 trophanes) lapponieus, L., (calcarata). — A B. Naumann, V. D., IV, 319. — Anſehnlich Kleiner | als der Schneeammer; Kopf, Kinn und Kehle Schwarz, ein breiter. Augen - und Schläfenttreifen roſtweißlich, * Nacken und Hinterhals zimmetrot, welche Färbung ein Feld bildet, übrige Oberſeite roſtbraun mit breiten Be; ſchwarzen Schaftflecken, Halsſeiten und Unterteile weiß, die Seiten mit ſchwarzen Schaftftreifen, welche auf 15 den Bruſtſeiten zu einem großen Flecke zuſammenfließen; Schwingen braunſchwarz mit ſchmalen fahlbraunen, > hintere Armſchwingen und Deckfedern mit breiteren roſtbraunen Außen ⸗, Oberflügeldecken mit falben End⸗ Hi ſäumen, welche auf den größten breiter und heller find und eine Querbinde herſtellen; Schwanzfedern ſchwarz, 1 5 fahl geſäumt, äußerſte am Ende der Innenfahne und Wurzel der äußeren größtenteils weiß, zweite innen . | * mit weißem Endfleck. Iris dunkelbraun, Schnabel ſtrohgelb, an der Spitze blauſchwarz, auf der Firſte blau⸗ 4 * ſchwarz, Füße bräunlichgrau. — We h Oberſeite roſtbräunlich mit dunklen Schaftſtrichen, Nacken 1 1 1 rötlich, Schläfenſtreifen roſtgelb, Unterſeite roſtfahl mit undeutlichen dunklen Scaftfleden, anf Kehle und a ein undeutlicher Bartſtreifen, ebenſo Ohrgegend dunkelbräunlich geſtrichelt, Schnabel dunkelbraun. | Der Sporenammer hat dasſelbe Verbreitungsgebiet wie der Schneeammer, ae aber bei uns ungleich ſeltener. i 592. Der Latzammer, PI. melanomus, Baird. — A. B. Baird, B. N. Am., S. 436. eg | Aehnlich dem Sporenammer, aber kleiner; Schläfenſtrich, Kopfſeiten, Kinn und Kehle roſtweißlich, hinter der Ohrgegend ein ſchwarzer Fleck, Kropf, Bruſt und Bauch ſchwarz, die Federn mit ſchmalen weißen Endſäumen, kleine Oberflügeldecken ſchwarz mit weißlichen Querbinden; die äußerſten Schwanzfedern in der Wurzelhälfte weiß, die beiden äußerſten weiß mit ſchmalem dunklem Endflec an der Außenfahne. i Bewohnt den Nordweſten der Vereinigten Staten und wandert im Winter nach Kalifornien und Mejito. 593. Der Schmuckammer, Pl. (E., Centr.) pietus, Swns. — A. B. Baird, B. N. Am., ©.433 — Etwas größer als der Sporenammer; Oberkopf ſchwarz, Augenſtreifen und Nackenfleck weiß, ein Querfleck hinter der Ohrgegend ſchwarz, Kehlbinde roſtgelbrötlich, Oberſeite ſchwarzbraun mit falben Vorderſäumen, Unterteil roſtgelbrötlich, an den Seiten mit rotbraunen Schaftſtrichen; Schwingen dunkelbraun, fahlbraun geſäumt, Deckfedern der Armſchwingen breiter und mehr roſtbräunlich, kleine Oberflügeldecken ſchwarz, mitt⸗ lere weiß, ein großes Feld bildend, die größten ſchwarz mit fahlen Enden, wodurch eine ſchmale Querbinde hergeſtellt wird, die unteren fahlweißlich; Schwanzfedern ſchwarzbraun, fahl geſäumt, die beiden äußeren weiß, an der Wurzel der Innenfahne ſchwarz, die dritte mit weißem Schaftſtrich. Iris dunkelbraun, Ober⸗ 1 ſchnabel dunkel, Unterſchnabel rötlichbraun, Füße gelbbraun. 4. Bewohnt den hohen Norden Amerikas 118 wandert im Winter bis in die mittleren Vereinigten Staten herab. Die Ammer zählen zu den häufigſten und verbreitetſten Vögeln. Mit Ausnahme Auſtraliens und der benachbarten Eilande bewohnen ſie alle Erdteile und in dieſen alle Gürtel der Breite und der Höhe. In der Oſthälfte der Erde begegnet man ihnen nach Süden 1 | hin bis zum Vorgebirge der guten Hoffnung, in der Weſthälfte bis Mittelamerika. Von 5 der Tiefebene an leben ſie bis hoch ins Gebirge hinauf. Ihre Lieblingswohnſitze ſind Gebüſche 3 und Buſchwälder; in größeren, geſchloſſenen Waldungen bemerkt man fie felten oder nicht, Ammer. 8 553 | un wenn es der Fall, immer nur an den Rändern, nicht in der Mitte derſelben. Kleine 3 Feldgehölze, Obſtpflanzungen, Gärten, Weinberge, umbuſchte Fluß⸗ und Bachufer find es, . wo man ſie mit Sicherheit erwarten darf. Einzelne Arten ſideln ſich auch in Sümpfen, * Brüchen und Moräſten an, während andere wiederum die Felſen und kahlen Halden des Gebirges zu ihren Wohnſitzen erwählen. Vor dem Menſchen ſcheuen ſie ſich nicht, kommen im Gegenteil überall gern bis in den Garten und in das Gehöfte herein, brüten hier auch a wohl und zählen daher zu den uns am meiſten befreundeten Körnerfreſſern. 1 | Hierzu tragen bei ihre meiſt zierliche Geſtalt, die zwar nicht glänzenden aber doch in 5 der Regel ſehr anſprechenden Farben, die Anmut ihrer Bewegungen ſowie endlich ihr wenn auch beſcheidener, ſo doch angenehm ins Ohr klingender Geſang. Sie zählen zu den 4 friedlichſten und geſelligſten aller Vögel, leben deshalb mit Ausnahme der Brutzeit vegel- mäßig in mehr oder minder zahlreichen Geſellſchaften und grenzen ſich auch, während ſie . brüten, ein ſo kleines Gebiet ab, daß von einem Aufhören ihrer geſelligen Beziehungen 3 eigentlich kaum die Rede ſein kann. Den größten Teil des Tages verbringen ſie auf dem * Boden, emſig mit Aufſuchen ihrer Nahrung beſchäftigt, welche vorzugsweiſe aus mehlhaltigen Sämereien der verſchiedenſten Pflanzen und Kräuter, alſo namentlich auch aus Getreide, ne und ebenſo aus Kerbtieren und Gewürm beſteht, hüpfen hier, das Gefieder etwas läſſig getragen, leicht mit kleinen Sprüngen umher, gern unter dem Gebüſch umherkriechend und nur ausnahmsweiſe fern von demſelben ſich beſchäftigend, weil fie beim erſten Anzeichen 2 von Gefahr zu dem deckenden Buſchwerk zurückzukehren und ebenſo zum Singen und behufs geſelliger Unterhaltung ſich hier zu verſammeln pflegen Hiervon weichen diejenigen Arten, welche Gebirgshalden, Wüſten und andere pflanzenarme Strecken bewohnen, inſofern ab, als ſſie ſich zu ihren Ruheſitzen Steine und Felsblöcke erwählen und in deren Ritzen und Spalten An verbergen; doch finden auch fie ſich ſelbſtverſtändlich nur auf Oertlichkeiten, welche ihnen die Möglichkeit zum Leben gewähren, d. h. mit niederen, ſamentragenden Pflanzen, und ſeien es auch nur verſchiedene Gräſer, beſtanden find, und ebenſo unterſcheiden ſich die . Arten, welche ebene Felder oder aber Sümpfe und Brüche bewohnen, in gewiſſer Hinſicht durch ihr Gebaren. Der Flug aller Ammer wird zwar in der Regel nicht auf weite Strecken hin fortgeſetzt, iſt aber doch kräftig, verhältnismäßig ſchnell und gewandt und er⸗ müdet keineswegs in dem Grade, als es ausſiht. Wenn es ſich darum handelt, kurze Strecken zu durchmeſſen, geſchiht er in tiefen Bogenlinien und erſcheint, wie Naumann ſagt, hüpfend und ungeregelt; beim Durchmeſſen größerer Entfernungen dagegen flachen ſich die Wellenlinien mehr ab, und der Ammer durcheilt den Raum dann verhältnismäßig ſehr raſch. Alle Arten, welche ich aus eigener Anſchauung kennen lernte, die Schneeammer kaum ausgenommen, fliegen weſentlich in derſelben Weiſe, ſodaß Derjenige, welcher eine Art der Gruppe genau beobachtet hat, jede andere im Fluge erkennen wird und muß. Der Geſang beeſteht aus kurzen Strophen, welche ſtets wiederholt und höchſtens durch den Lockton ver— bunden werden. Letzterer fällt nicht gerade angenehm in das Ohr, weil er ſcharf und A asien iſt; die Geſangsſtrophe dagegen zeichnet ſich meiſt durch ihren Wohlklang aus; der Ammer zählt alſo nur deshalb zu einem Sänger dritten oder vierten Grades, weil ſeine = Geſangsſtrophe gar zu kurz iſt. Zur Vervollſtändigung des Geſagten wollen wir einen kurzen Blick auf das Freileben der einzelnen Arten werfen, ſoweit dies bei dem gegenwärtigen Stande unſerer Kentnis Bi möglich iſt. Einer der begabteſten von allen ſcheint der Zweifarbenammer zu ſein. Nuttall nennt ihn einen der beſten oder, wie er ſagt, „ſüßeſten“ Sänger der Prairie; To wuſend berichtet Audubon, daß er meiste in großen Geſellſchaften die nordamerikaniſchen Steppen bewohnt, lerchenartig auf dem Boden umherhüpft und ſich mit dem Grasammer⸗ n en vereinigt. Die Flüge, welche aus ſechzig bis hundert Stück beſtehen, gewähren einen N 9 ile eee Rn De a ee EP. a 1 /// 8 TE | 1 — DN 1 554 Ammer. hübſchen Anblick, wenn fie durch einen Reiſezug aufgeſcheucht werden, und die grell gege⸗ einander abſtechenden Färbungen des Gefieders kommen nun zur Geltung. Während ſichh die Geſellſchaft mit Futterſuchen beſchäftigt, erhebt ſich dann und wann eines der Männchen lerchenartig in die Höhe, hält ſich rüttelnd über feinen Gefährten und läßt eine Reighe anſprechender und wohltönender Laute vernehmen, welche nach Nuttall mit dem Geſange unſerer Lerche eine gewiſſe Aehnlichkeit haben. Nach einer Minute etwa fällt der Sänger wieder zum Boden herab, und ein anderer erhebt ſich in derſelben Weiſe. Das Neſt wird zwiſchen Gräſern erbaut und mit prachtvoll blauen, zuweilen durch wenige rote Flecken gezeichneten Eiern belegt. Der Kappenammer, ein Vogel des ſüdöſtlichen Europas, welcher ſchon in Iſtrien nicht allzuſelten auftritt und in Dalmatien, Griechenland, der Türkei und Kleinaſien zu den häufigſten Arten ſeiner Familie zählt, erſcheint dort, von ſeiner Winterreiſe zurückkehrend, Ende Aprils und zwar meiſt ſo plötzlich, daß man, nach Verſicherung des Grafen 4 von der Mühle, an einem heiteren Frühlingstage alle Gehänge am Meresufer von ihm bewohnt findet, während Tags vorher noch kein einziger zu ſehen war. Im Sommer nimmt 4 er ſeinen Aufenthalt an den Abhängen der Berge, nach eigenen Beobachtungen in Griechen⸗ land gern auf ſolchen, welche mit Felsblöcken oder großen Steinen bedeckt und mit allerlei Geſtrüpp, namentlich mit Salbei und Chriſtusdorn bewachſen ſind; auch begegnet man imm in Weinbergen und öden Gärten. Das Männchen erhebt ſich ganz nach Ammerart auf die Spitze eines Strauches oder Baumes und läßt von hier aus ſeinen einfachen, ammer⸗ ähnlich flötenden Geſang vernehmen, ein Lied, welches den Italienern und Trieſtern ſo gefällt, daß ſie ihren Ortolankönig zu ihren beliebteſten Käfigvögeln zählen, obgleich der Geſang den unſeres Goldammers, wenn auch etwas an Fülle der Töne, jo doch kaum an Reichhaltigkeit übertrifft. Während ſich das Männchen eben ſo gern zeigt, als es ſich hören läßt, hält ſich das Weibchen verſteckt zwiſchen dem Gebüſch und ſucht ſich hier einen der = ſtacheligſten Büſche aus, um das Neſt anzulegen. Zuweilen freilich findet man letzteres | auch wenig oder nicht verſteckt. Wie alle Ammerneſter iſt es wenig ſorgfältig, zuweilen ſogar ſehr nachläſſig gebaut, außen aus dürren Pflanzenſtengeln und Blättern ſperrig zu⸗ ſammengeſchichtet, innen mit feinen Würzelchen, Hälmchen, Blattfaſern, Kuh⸗ und Pferdeharen u. dgl. ausgelegt. Nach Freyberg beſteht der Außenbau faſt immer zum guten Teile aus Faſern der verfaulten Agaveblätter; doch werden dieſelben nur dann benutzt, wenn ſie vom u Regen oder Tau benetzt worden find oder an feuchten Orten gelegen haben. Das Mitte Junis vollzählige Gelege enthält vier bis fünf, meiſt jedoch nur vier, auf bläulich grünem Grunde nach Art der Sperlingseier mit aſchgraugrünlichen und rötlichen, mehr oder weniger abändernden Flecken gezeichnete, wenig glänzende Eier. „Dieſe“, fügt Freyberg hinzu, „ſind ſelten bei einem Gelege von gleicher Farbe, möglicherweiſe in Folge der Manchfaltigkeit mineraliſcher Stoffe in den griechiſchen Gewäſſern, da in anderen Gegenden eine ſo große Veränderlichkeit nicht bemerkt worden ſein ſoll. Das Kleid der Jungen beſteht in den erſten Lebenstagen aus weißlichem Flaum, welcher ſpäter ins Gelbe übergeht. Erſt wenn es ihnen an Platz gebricht, verlaſſen ſie ihr Neſt und treiben ſich nunmehr unter Führung der Mutter noch einige Zeit auf dem Boden umher, regelmäßig auf feuchten dunklen Stellen. Unter⸗ ſuchung ihrer Magen ergab, daß ſie ausſchließlich mit Kerbtieren groß gefüttert werden, wie auch die Alten um dieſe Zeit faſt nur junge Heuſchrecken, Mantisarten, Laufkäfer und nebenbei * kleine Sämereien, nicht aber Getreidekörner verzehren.“ Im Auguſt begibt ſich der Kappen⸗ 1 ammer auf die Wanderſchaft, und zwar reiſt er auffallender Weiſe nicht in ſüdweſtlicher, ſondern in ſüdöſtlicher Richtung, da er in Mittelafrika ſo gut als gänzlich fehlt, während er in Indien von Ende Novembers an bis zum März in unzählbaren Schwärmen ſich einſtellt und auf den Feldern oft merklichen Schaden anrichtet. Faſt gleichzeitig mit ihm erſcheint in Indien auch der Gelbammer, immer aber in weit geringerer Anzahl, obwohl 4 Ammer. f 555 er dann und wann ebenfalls verhältnismäßig zahlreiche Schwärme bildet. Er zieht bebautes Land in der Nähe von Dſchungeln und anderen Dickichten und Hecken jedem anderen Aufenthalte vor, weil er während des Mittags im Gebüſch einige Stunden zu verträumen pflegt. In Afganiſtan trifft er im April ein und verweilt daſelbſt bis zum Herbſt. Nach Adams Verſicherung iſt ſein Geſang anſprechend und melodiſch. Der Schildammer tritt in Nordamerika nur ſtellenweiſe in größerer Häufigkeit auf, ſcheint alſo mehr im Süden des Landes, insbeſondere in Tejas ſeine Heimat zu haben. In den mittleren Staten kommt er zwiſchen dem zehnten und fünfzehnten Mai an und hält ſich hier, je nachdem der Herbſt mehr oder weniger günſtig, bis zum September oder Oktober auf. Im Juni findet man ihn brütend auf ſeinem aus feinen Gräſern ſehr nett erbaueten Neſte, welches da, wo es angeht, teilweiſe in einer Vertiefung des Bodens ſteht und von irgend welchem Pflanzenblatte mehr oder minder verborgen oder doch überdeckt wird. Die vier bis fünf Eier ſind auf ſchmuzigweißem Grunde mit umberbraunen Flecken gezeichnet. Als Sänger hat der Schildammer keine Bedeutung. Sein einfaches eintöniges Lied beſteht nach Wilſon nur aus fünf, nach Nuttall ſogar nur aus zwei Tönen, von denen die erſten zweimal, die anderen dreimal wiederholt und jene in langſamer, dieſe aber in ſchneller Folge gegeben werden. Audubon ſagt, daß der Geſang ſeiner Meinung nach große Aehnlichkeit mit dem des Grauammers habe und er oft an dieſen erinnert worden ſei, wenn er jenen vernommen habe, und umgekehrt. Ich beſitze ſeit mehr als Jahresfriſt ein Männchen dieſer Art, kann aber nicht ſagen, daß ich mich Audubons Meinung anſchließen möchte. So viel ich hören kann, hat der Geſang zwar ein ammerliedartiges Gepräge, wird aber ſchon von unſerem Goldammer bei weitem übertroffen. Im übrigen lebt er, ſoweit ſich nach Beſchreibungen amerikaniſcher Vogelkundigen beurteilen läßt, ganz nach Art feiner euro⸗ päiſchen Verwandten, mit Seinesgleichen und anderen Vögeln im beſten Einvernehmen, und nur während der Parungszeit kommt es zu kleinen, unbedeutenden Raufereien zwiſchen den Männchen. Das Weibchen übt am Neſte die gewöhnliche Verſtellungskunſt, um beim Er⸗ ſcheinen eines Feindes dieſen ſoweit als möglich abzuhalten. Mehr als die Pfeifammer weicht der Grauammer von dem allgemeinen Gepräge ab, ſchon weil er verhältnismäßig der ſchwerfälligſte der ganzen Geſellſchaft iſt. Er nimmt ſeinen Aufenthalt nur in der Ebene, am liebſten in fruchtbaren, wohlbebauten, von Waſſer * reichlich durchfloſſſenen und mit einzelnen Bäumen beſtandenen Gegenden und ſucht ähnliche Oertlichkeiten auch auf ſeinem Zuge, welcher ihn bis Nordafrika führt, vor allen anderen . auf. Mit ſeinen Winterreifen hat es jedoch eine eigene Bewandtnis. Während des Winters trifft man ihn regelmäßig in Südeuropa, Spanien z. B., und in Nordoſtafrika, eben jo regel- mäßig aber auch auf einigermaßen Nahrung verſprechenden Orten Deutſchlands, und ſo ſcheint es, daß die aus dem Norden ſtammenden Grauammer bei uns einwandern, während die, welche in Deutſchland geboren werden, weiter nach Süden hinab reifen. Als eigentlichen Zugvogel darf man ihn hier übrigens auch nicht betrachten; denn eine gewiſſe Anzahl von Grauammern verweilen jahraus jahrein in Südeuropa und brüten hier ebenſo gut als bei uns zu Lande: Rey erhielt Neſter von ihm aus Portugal, Griechenland und Kleinaſien. Unter ſeinen heimiſchen Verwandten fällt der Grauammer am wenigſten ins Auge, weil er ſich größtenteils am Boden aufhält, deſſen Färbung mit ſeinem lerchenartigen Kleide wohl über⸗ einſtimmt, und nicht einmal immer zum Singen eine Zweigſpitze wählt, vielmehr ſein ein⸗ faches, einförmiges klirrendes Liedchen, deſſen eine Strophe ihm den Namen des Strumpf⸗ wirkers verſchafft hat und in der Tat an das Geräuſch des Wirkſtuhles erinnert, auch von einer Erdſcholle oder einem größeren Steine herab zum beſten gibt. Wer freilich gewohnt iſt, auf die Vögel ſeiner Heimat zu achten, wird ihn da, wo er vorkommt, niemals vermiſſen; denn was ſeinem Liede an Wohlklang abgeht, erſetzt er reichlich durch die unermüdliche Ausdauer, * ER pe: 556 Ammer. . = | nn En mit welcher er es vorträgt. Auch nimmt er im Sitzen ſo eigentümliche Stellungen 5 a weiß ſelbſt feinem einfachen Vortrage noch eine gewiſſe Abwechſelung zu verleihen, ſodaß man ihn wohl bemerken muß. Das Neſt ſteht regelmäßig auf dem Boden in einer kleinen Ver⸗ tiefung zwiſchen Gräſern oder anderen Pflanzen, iſt ein größerer, aus groben Stoffen, Halmen, EB Gräſern, Stoppeln, trockenen Grasblättern, kunſtlos hergerichteter, nur innen einigermaßen er glatt und zierlich ausgelegter Bau und enthält vom April an in den Frühlings⸗ und erjten Sommermonaten vier bis ſechs große, feine, mattſchalige, auf grünlichem Grunde mit roten oder dunkel rotbraunen Flecken und den Ammereiern eigentümlichen, ähnlich gefärbten ee Aderzügen und Schnörkeln gezeichnete Eier. Falls das Frühjahr nicht allzu ungünſtig iſt, folgt auf die erſte Brut eine zweite; die Vermehrung der Art iſt alſo eine ziemlich bedeutende. Unſer 1 Goldammer, in mehr als einer Hinſicht für uns das Urbild der ganzen Geſellſchaft, bewohnt, wie bemerkt, faft ganz Europa, obſchon den höheren Norden und äußerſten Süden des Erdteils nur einzeln, hier auf gewiſſe ihm beſonders zuſagende Oertlichkeiten ſich 3 beſchränkend, während er in Deutſchland zu den allerhäufigſten und mit Ausnahme tieferer Wälder zu den buchſtäblich aller Orten vorkommenden Vögeln gezählt werden muß und auch in der Schweiz flache und hügelige Gegenden in großer Anzahl bevölkert. An dem einmal erwählten Wohnſitze hängt er fat mit derſelben Zähigkeit wie der Sperling; denn nur im Winter, wenn tiefer Schnee ihm auf weithin den Tiſch verdeckt, entſchließt er ſich zu kurzen Streifzügen in der Abſicht, günſtigere Oertlichkeiten aufzuſuchen, und kommt dann auch als gern geſehener Bettler maſſenhaft in die Gehöfte und vor die Scheunen des Land⸗ mannes. Während des Sommers ſucht er ſich am liebſten da ſeinen Stand, wo Gebüſche © | und Feldgehölze mit Feldern und Wieſen abwechſeln und es an ns Wäſſerchen nicht fehlt. Hier grenzt ſich jedes Pärchen ein kleines Niſtgebiet ab und geht in dieſem, über Tags 4 | meiſt einige Stunden mit den Nachbarn vereinigt, feinen Geſchäften nach. Vor der Parung gibt es unter den Männchen zwar ebenfalls Streit und Hader, zuweilen ſogar Kämpfe, welche mit vollſter Erbitterung gefochten werden; doch geſchehen dieſe ausſchließlich in Sachen u der Minne, und im allgemeinen darf man den Goldammer als einen unſerer friedliebenſen Vögel bezeichnen. Hat ſich das Männchen erſt glücklich ein Weibchen erworben und das Pärchen ſich den Niſtbezirk ausgeſucht, ſo ſiht man erſteres mit wenigen Unterbrechungen auf einer der hervorragendſten Zweigſpitzen ſitzen, um hier zu ſingen; es ſchweigt überhaupt nur dann, wenn es auf dem Boden umherhüpft, um etwas Nahrung aufzunehmen, oder aber, wenn es dem Weibchen beim Bau des Neſtes behilflich iſt. Das Lied, ein echter Ammer⸗ . 1 geſang, beſteht aus einer zwar kurzen, für mein Ohr aber entſchieden wohllautenden Strophe, welche das Volk ſchon längſt, am beſten aber Moſen durch die Worte: „Wie, wie hab“ ich dich lieb!“ überſetzt hat. Selbſt unter Goldammern gibt es Künſtler und Stümper; denn einige tragen die Strophe mit Abwechſelung und Ausdruck vor, andere leiern ſie in 4 geradezu langweiliger Weiſe her. Das Neſt wird im Gebüſch, am liebſten wohl auf alten, von Schößlingen umwucherten Stämmen dicht über dem Boden, häufig auch auf dieſem ſelbſt und zuweilen ſogar im Graſe angelegt, der dickwandige Ausbau aus grobem Gehälme, Mos 3 u. dgl. hergeſtellt, der Napf mit feineren Hälmchen und Pferdeharen ausgekleidet. Vier bis fünf feinſchalige, auf ſchmuzigrötlichem, grau- oder trübweißem Grunde mit violettgrauen, rötlichen, rot- oder dunkelbraunen Punkten, Flecken, Schmitzen und Harzügen gezeichnete Eier bilden das Gelege. Beide Geſchlechter brüten abwechſelnd, und die Jungen ſchlüpfen nach dreizehn oder vierzehn Tagen aus, worauf die Eltern regelmäßig zur zweiten und unter günſtigen Umſtänden zur dritten Brut ſchreiten. Das erſte Gelege iſt ſpäteſtens Ende Aprils, das zweite im Juni und das dritte dann im Juli oder Anfangs Auguſt voll⸗ zählig. Sobald die Jungen eine gewiſſe Selbſtändigkeit erlangt haben, ſchlagen fie ſich mit anderen in Flüge zuſammen, und wenn die Eltern ihrer Kinderſorgen ledig find, geſellen * vun Ammer. 557 = ſich auch dieſe zu ihnen und bilden nunmehr zahlreiche Flüge, welche während des ganzen Herbſtes auf den Feldern umherſchwärmen, ſich auch gern zu anderen Vögeln, Edel- und Bergfinken, Hänflingen, Lerchen, Sperlingen oder ſelbſt Krähen und Dohlen geſellen. Inwiefern ſich das Leben des Cedernammers von dem unſeres Goldammers unterſcheidet, vermag ich nicht zu ſagen; wohl aber kann ich nach eigener Beobachtung verſichern, daß der Zaunammer ein Spiegelbild des letzteren iſt. Bechſtein fand dieſen, dem Süden Europas angehörigen Ammer auffallender Weiſe in Türingen und berichtet, daß es ein Zug- vogel ſei, welcher ſich im November auf die Reiſe begibt, im April wiederkehrt, ſich vor— züglich in kleineren Hölzern der Vorberge, nahe den Feldern, wohl auch in Gärten aufhält, = ſtets auf die Spitze eines Baumes ſich fett und von dort herab ſeinen Geſang vernehmen läßt, während er ſich, einmal gepart, ins Dickicht begibt und dann ſich viel auf dem Boden bewegt. Daß er ſchon an der oberen Moſel brütet, wiſſen wir durch einen ausgezeichneten Beobachter, unſeren Mitarbeiter A. von Homeyer; daß er in neuerer Zeit in der Schweiz, zumal in der Umgegend von Zürich als Brutvogel bemerkt wird und dem Anſcheine nach hier mehr und mehr ſich verbreitet, bemerkt ein nicht minder verläßlicher Mitarbeiter unſeres Buches, Freund Girtanner. Wir, mein Bruder und ich, trafen den Vogel in Spanien an, jedoch nur in einzelnen Provinzen, in denen er häufig war, während er in anderen ſelten oder gar nicht vorkam. Rey machte dieſelbe Wahrnehmung in Portugal. In der Lebens⸗ weiſe vermochten wir keinen Unterſchied mit der unſeres Goldammers zu erkennen, obwohl wir ſelbſtverſtändlich nicht in die Lage kamen, ihn mit dieſem zu verwechſeln, wie es Anderen wohl geſchehen mag; auch der Geſang erinnerte uns durchaus an den des Goldammers, f während Bechſtein ihn durch die Silben „zis, zis, zis, görr, görr, görr“ auszudrücken verſucht und damit beweiſt, daß er ſeinem Ohre anders geklungen habe. Das Neſt ſteht, wie ich aus meines Vaters und Bädekers Eierkunde entnehme, unten in dichtem Geſträuch und iſt nicht ganz kunſtlos aus dürren Stroh- und Grashalmen, Mos und altem Laub gebaut, inwendig, wie üblich, mit Tierharen ausgelegt. Die Eier, drei bis fünf an der Zahl, haben die Größe der Goldammereier und find auf grünlichem Grunde ſchwarzbraun und ſchwarz geädert, geſprenkelt, gefleckt und punktirt, immer aber an ihrer grünen Grundfarbe zu erkennen. Der Gartenammer unterſcheidet ſich zunächſt durch ſeine eigentümliche Verbreitung von ſeinen überall vorkommenden Verwandten. Wahrſcheinlich darf man den Süden Europas als fein eigentliches Heimatsgebiet betrachten, obwohl er hier keineswegs überall gefunden wird. So trafen wir ihn in Spanien bloß in Katalonien häufig aan, während er über die ganze Balkanhalbinſel verbreitet zu ſein ſcheint und ſchon in Iſtrien K Reine regelmäßige Erſcheinung iſt. Nach eigenen Beobachtungen aber kommt unſer Vogel auch N im hohen Norden vor, iſt beiſpielsweiſe im ſüdlichen Norwegen und, laut Rey, im ſüdlichen Schweden auf buſchreichen Halden im Gebirge der häufigſte Ammer des Landes, tritt ebenſo im Lauenburgiſchen und regelmäßig in der Mark auf, fehlt dagegen wiederum großen Strecken Deutſchlands gänzlich und beſucht dieſelben höchſtens auf ſeinem Winterzuge, welcher ihn bis nach Indien und in das Innere Afrikas führt. In Habeſch iſt er, nach Heuglin, d mm Winter ſehr häufig und geht im Hochlande bis über 3000 m. in die Höhe; in Indien ſcheint er ebenfalls zu den regelmäßigen Wintergäſten zu gehören. Bei uns zu Lande erſcheint er erſt Ende Aprils oder Anfangs Mai und verläßt ſein Niſtgebiet bereits im Auguſt, ſpäteſtens Anfangs September wieder. Seinen Aufenthalt nimmt er nach = Ammerart in buſchigen Gegenden, nahe an Feldern und Wieſen, in wilden Gärten u. dgl., keineswegs immer in der Nähe von Waſſer, wie Naumann dies behauptet. Während der Parungszeit läßt er ſeinen angenehmen, aus flötenden Tönen beſtehenden, wie „jif, jif, jif, djörr, djörr, djörr“ klingenden Geſang fleißig ertönen; ſpäter hält er ſich ſtill im Gebüſch 7 und auf dem Boden auf, hier ganz nach Art der Verwandten ſich bewegend. Das Neſt a 3 a A Er 3 Sen ER OR 8 be ut — 5 Br 2 i 2 Kr * 4 * 22 Zr en — ze a en nn ) e —— u f. 1 4 1 5 EN 0 E- a DIR 4 a 5 —— — — — 2 9 f 1 | N . 5 PER 1 „ s 11 \ a — —— un — Fee i 558 | Aue | ſteht dicht auf der Erde und hat nichts abſonderliches, ähnelt vielmehr dem anderer Ei Ammerarten im hohen Grade. Um die Mitte des Mai enthält es vier bis fünf auf bläu⸗ 4 | lichem oder blaugrünlichem, ſeltener fleiſchfarbenem Grunde mit ſchwarzen Punkten, kleineren oder größeren Flecken, kurzen Harzügen und einigen grauen Linien gezeichnete Eier. Der von einzelnen Forſchern fälſchlich als Spielart betrachtete Roſtammer bewohnt in großer Anzahl 1 Paläſtina, Syrien und Griechenland, von hier aus dann und wann nach dem ſüdöſtlichen Deutſchland ſich verirrend, wie beiſpielsweiſe ein Stück, welches von dem Grafen Gourey⸗ Droitaumont auf dem Wiener Vogelmarkte gekauft und eine Zeit lang gefangen gehalten wurde. In Griechenland iſt er nach von der Mühle's Angabe der gemeinſte aller Ammer und bevölkert gleich nach ſeiner Ankunft im April alle unwirtbaren, felſigen Hügel in Ge⸗ meinſchaft der Steinſchmätzer und Blaumerlen, hüpft mit großer Fertigkeit auf Felsblöcken umher und läßt ſeinen feinen, an den des Gartenammers erinnernden, aber weniger flö; tenden Geſang mit der Ammern eigenen Ausdauer von dort herab erſchallen. Sein Neſt, welches dem des Goldammers ähnelt, aber kleiner iſt, wird hinter und zwiſchen Felsblöcken, unter deckenden Pflanzen auf dem Grunde errichtet und mit vier bis ſechs auf blaugrauem Grunde mit lederfarbenen Flecken gezeichneten Eiern belegt. Nach Heuglin brütet er im Delta und in der Nähe Kairos in Olivengärten. Auch aus ſeiner ſüdlichen Heimat macht er ſich früh auf die Wanderſchaft; denn ſchon im September traf ich ihn in Südnubien und im November und Dezember in den dünnbeſtandenen Waldungen am oberen blauen Fluſſe, 4 | ſeiner Winterherberge, in großer Menge an, immer aber nur auf gewiſſen Dertlichkeiten, während er auf anderen wiederum gänzlich fehlte. Vom Masken ammer weiß ich nur, daß er in Japan gefangen gehalten wird. Ueber den Buſchammer berichten Radde, Jerdon und Middendorf. Erſterer traf dem Vogel einzeln in Daurien, häufig in Taue und in großer Menge am mittleren Amur an, brütend auch in den kahlen Hochſteppen, woſelbſt er ſtets die wenigen mit niedrigen Weiden bewachſenen Talſohlen aufſucht. Middendorf fand Mitte Junis ein Neſt in einem Weidenbuſche, etwa 0,30 em über dem Boden, mit eiförmigen, auf grünlichweißem Grunde vorzugsweiſe am dickeren Ende violett gefleckten Eiern. In Indien begegnet man dem Vogel, nach Jerdon, einzeln und ſelten in Nepal und ebenſo in den gebirgigen Gegenden von Aſſam, Sylhet bis Tippera. Ein echter Gebirgsvogel iſt der Zipammer, welcher einzeln am Rheine, ausnahmsweiſe wohl auch in Franken und Türingen, regelmäßig aber in Italien, Iſtrien, Dalmatien, Griechenland, Klein⸗ aſien und in beſonders zahlreicher Menge in Spanien gefunden wird. Hier ſahen wir den überaus ſchönen Vogel zuerſt in Katalonien in den höher gelegenen Weinbergen und zwar, da wir dieſe im Frühjahre beſuchten, parweiſe, am liebſten da, wo einzelne herabgeriſſene Felsblöcke von angebautem oder wildwachſendem Geſträuch umgeben waren. In den letzten Herbſtmonaten trafen wir auf der Sierra Nevada wieder mit ihm zuſammen und lernten ihn hier als den häufigſten Vogel des Gebirges kennen. Alle Bergwände der Sonnenſeite, ebenſowohl diejenigen, welche in Felder umgewandelt waren, wie die noch unbebaueten, be⸗ herbergten ihn hier in erſtaunlicher Anzahl. Während der Brutzeit, im Mai und Juni, ſiht man die Männchen hauptſächlich auf Felsblöcken, ausnahmsweiſe nur auf Bäumen ſitzen und von dort herab ihren einfachen, aber doch nicht unangenehmen Geſang, welcher etwas eigen⸗ tümlich Spinnendes hat, vortragen. Nach Bädekers und meines Vaters Angabe baut er am Rheine ſein Neſt am liebſten in die Ritzen und Höhlungen der Weinbergsmauern, da wo dieſe mit niedrigem Buſchwerk umgeben werden. Die vier bis fünf Eier ſind auf grau⸗ weißlichem Grunde mit braunſchwärzlichen und harfeinen grauen Adern gezeichnet, von denen letztere meiſt am ſtumpfen Ende des Eies bemerklich ſind und oft um das ganze Ei ziehen. Sie unterſcheiden ſich dadurch leicht von denen anderer Verwandten. Am Rheine trifft der Zipammer Anfangs April ein und tritt erſt im November ſeine Winterreiſe an. Der 4 5 Teen r F e BE: 1 a a RR F Ammer. 8 559 Haldenammer, beziehentlich die in Sibirien auftretende Spiel- vielleicht auch verwandte Art (E. eioides) iſt, nach Radde, ſelten in Daurien, häufig am mittleren Amur, erſcheint dort im letzten Drittel des März in kleinen Trupps, trennt ſich bald darauf in Pare und läßt dann ſeinen zweiſtrophigen, angenehmen Geſang hören, welcher einigermaßen dem des Wald⸗ und des Gartenammers ähnelt. Anfangs Mai brütet er, ſpäter, im Juli vielleicht, noch zum zweiten Male, da er unter allen ſibiriſchen Ammern am längſten in der Heimat verweilt, einzeln ſogar daſelbſt überwintert. Von ſeiner Heimat Sibirien aus verfliegt ſich der Fichtenammer zuweilen bis nach Deutſchland; weit häufiger aber beſucht er die Länder um das ſchwarze Mer, Dalmatien und Oeſterreich. In der Umgegend von Wien wurde erſt vor ungefähr zwei Jahren ein Stück gefangen und durch von Tſchuſi längere Zeit gepflegt. In Sibirien iſt der Vogel gemein, erſcheint im Süden dieſes Landes, laut Radde, ſchon gegen Ende des März, während des ganzen Sommers an geeigneten Oertlichkeiten verweilend und hier brütend. Nach älteren Angaben liebt er gebirgige Gegenden, nicht aber die Berge ſelbſt, vielmehr Talmulden, insbeſondere aber die Nähe von Waſſer, weshalb er an den Ufern der Bäche, Flüſſe und Seen und ſogar im Schilfe am häufigſten angetroffen wird. Seine vier bis fünf trüb rötlichgrauen, braunrot gefleckten Eier, welche denen unſeres Goldammers ähneln, durch den Mangel an Harzügen aber ſich unterſcheiden, erhielt Rey aaus Damien. Der Waldammer, welcher mit dem Fichtenammer dieſelbe Heimat teilt, verbreitet ſich weiter nach Weſten hin: Blaſius fand ihn im nordweſtlichen Rußland in ziemlicher Menge an lichten Stellen in Wäldern und an den Waldrändern ſelbſt. Nach Radde erſcheint er unter allen Ammern am früheſten im Süden Oſtſibiriens, wintert dort aber nicht. Die erſten Ankömmlinge treffen bereits Ende März ein, ſuchen in den öden Steppen die Gemüſegärten und die geſchützt gelegenen Einzäunungen derſelben auf, wan⸗ dern aber bald eifrig weiter und laſſen ſich auch durch die ungünſtigſte Witterung nicht aufhalten. Einzelne, welche Ra dde beobachtete, kamen jo erſchöpft an, daß man fie greifen oder leicht mit Steinen töten konnte. Gelegentlich dieſer Wanderung, aber nur dann, diurchziehen fie die wildeſten Urwaldungen Sibiriens, ſtreifen auch über ihr Verbreitungs⸗ gebiet hinaus und kommen als verirrte Fremdlinge ſogar bis zu uns herüber. Zu ihrem Niſtgebiete wählen ſie ſich mit Weiden beſtandene Flußufer, feuchte, mit Buſchwerk bedeckte Niederungen und die Ränder und lichten Stellen in Sumpfwäldern, leben überhaupt im weſentlichen nach Art unſeres Rohrammers, mit welchem fie auch in der Stimme und ſonſtigem Gebaren viel Aehnlichkeit haben und ſich gelegentlich gern vereinigen. Pallas nennt ſeine Stimme ein Mittelding zwiſchen der des Zip- und des Rohrammers. Das Neſt ſteht, nach Blaſius, an Fluß⸗ und Seeufern unmittelbar auf dem Boden oder in geringer Entfernung im Geſtrüpp, iſt ähnlich gebaut wie das des Rohrammers, jedoch verhältnismäßig kleiner und enthält fünf bis ſechs ſehr hartſchalige, auf grünlichem oder bläulichgrauem Grunde mit einzelnen größeren, helleren, dunkelbraunen, rundlichen und unregelmäßigen Flecken, Schnörkeln und Harlinien gezeichnete Eier. Den Felſenammer entdeckte Pallas auf Wieſen und Inſeln am und im Onon als einen dort ſelten vor- kommenden Vogel; ſpätere Reiſende fanden ihn häufig in China und Japan auf. In Indien erſcheint er als Wintergaſt, gewöhnlich einzeln, zuweilen aber auch in großer Menge und * bezieht dann felfige, mit Buſchwerk beſtandene Gehänge, weshalb ihn die Hindoſtaner „Stein- graſer“ nennen. Doch beſucht er, laut Swinhoe, in China auch Felder, überhaupt be⸗ bauetes Land und iſt vielleicht keineswegs ein Felſenammer. Ueber den Zie ram mer hat Radde den ausführlichſten Bericht gegeben, da er den bisher nur aus Japan bekannten Vogel im Bureja - Gebirge ebenſo wohl auf dem Zuge als brütend antraf. Den Geſang, welchem zu Liebe die Japaner dieſen Vogel ſehr gern in Käfigen halten, hat Radde leider nicht vernommen, und ſomit wiſſen wir nicht, wie weit jene Liebhaberei begründet iſt. 560 | | Ammer. Dagegen fand gedachter Forſcher am ſechsundzwanigſten Mai zwei Neſter auf. Beide ee auf dem Boden, waren aus Stengeln, feinen Wurzeln und derben, breiten Gräſern gebaut und innen mit Reh⸗ und Pferdeharen oder aber mit feinen, ae Würzelchen ausgelegt. > Die fünf Eier zeigten auf weißem Grunde deutliche braune Spritz⸗ und Tupfflecken, einzelne auch durchſcheinende, undeutliche, ins Violette ziehende Tüpfel. Unſer Rohrammer, welcher außer Europa auch einen großen Teil Sibiriens bewohnt, findet ſich, wie ſchon en Name andeutet, vorzugsweiſe in größeren, mit Rohr beſtandenen Teichen, Seen, Sümpfen En Brüchen, beſonders häufig alſo in unſerer norddeutſchen Tiefebene und in Holland, in größter Anzahl in allen Marſchgegenden. Im Frühjahre ſtellt er ſich bereits im Mär auf ſeinen Brutplätzen ein und verweilt hier bis zum September und Oktober, bevor er ſich 1 anſchickt im Süden Europas Winterherberge zu ſuchen. Am mittleren Tajo trafen wir eine 4 größere Geſellſchaft auf einem mit trockenem Ried und Diſteln bewachſenen, verwilderten Akerſtücke an und beobachteten, daß er ſich hier mit Vorliebe auf den äußerſt ſtacheligen Diſteln aufhielt, welche das Land auf große Strecken hin bedecken. Während des Sommers j iſt derſelbe Vogel in allen Seen Spaniens eine ebenſo häufige Erſcheinung wie in anderen Rohrbeſtänden ſüdeuropäiſcher und unſerer Gewäſſer. Vor den meiſten Verwandten zeichnet ſich der angenehm geſtaltete Rohrammer durch ſeine Munterkeit und Geſelligkeit 15 3 jeinem Vorteile aus. Er klettert mit größter Gewandtheit auf Zweigen, Rohrhalmen und dergleichen auf und nieder, wählt ſich auch dieſe, am liebſten die Rohrbüſchel zum en 4 und flüchtet bei Gefahr jo eilig als möglich in das dichteſte Röhricht. Sein Flug ift, wie u Naumann treffend jagt, ſchnell und leicht, aber zuckend und hüpfend, als wenn er nicht 4 recht fortkönnte. Beim Aufſteigen pflegt er ſich hoch in die Höhe zu ſchwingen, dann gerade 2 durch die Luft fortzuftreichen und vor dem Niederſitzen ſich mehr oder weniger ſenkrecht in * | das Rohr herabfallen zu laſſen. Flügel und Schwanz, insbeſondere der letztere, ſind in ewiger Bewegung, zumal während des Geſanges, welcher von ihm ebenſo eifrig wie von ; : anderen Ammern vorgetragen wird, leider aber kaum noch Geſang genannt zu werden ver⸗ = dient, da er, wie Naumann ſich ausdrückt, „ſtammelnd iſt, als wenn es dem Vogel recht ſauer würde, die verſchiedenen Silben herauszubringen, faſt möchte man ſagen herauszuwürgen“. 1 Während des Hochſommers ſingt der Rohrammer noch in ſpäter Nacht. Das Neſt wird regelmäßig an einem möglichſt verſteckten Orte angelegt, gewöhnlich zwiſchen altem Geäſt ven Weiden oder Erlen, zwiſchen Wurzeln, langem Seggengraſe, Ried und anderen Waſſerpflanzen, 5 iſt ſchlicht und locker gebaut, beſteht äußerlich aus Rankenſtengeln, dürrem Graſe und grünem Mos, hat innen eine Auskleidung von feineren Stoffen, Grashälmchen, Pflanzenwolle, 981 5 u. dgl. und enthält vier bis ſechs ſchön eirunde, auf graugilblichem oder kran a N Grunde braun gewölkte und marmorirte, außerdem mit grauen, ſchwarzbraunen oder ſchwarzen Harzügen und Schnörkeln gezeichnete Eier. Beide Eltern brüten abwechſelnd, widmen ſich mit faſt gleichem Eifer der Erziehung ihrer Kinder und führen und leiten dieſe noch lange nach dem Ausfliegen. Der Gimpelammer ſtimmt in jeder Hinſicht mit dem Rohrammer 1 | überein, ſodaß man, wie Blaſius bemerkt, das von dieſem Geſagte wiederholen müßte, 2 | um ihn zu ſchildern; die Annahme einzelner a daß er nichts anderes als eine Spiel- | art des Rohrammers jet, hat daher ihre Berechtigung. Auch Sperling- und Zwerg⸗ 1 ammer könnnen als Vertreter des e angejehen werden. Erſteren fand Midden⸗ 1 dorf in Sibirien unter 79 n. B. als Brutvogel auf, ſcheint jedoch keine Gelegenheit . gehabt zu haben, ihn zu beobachten, da er von der Lebensweiſe des Vogels nicht das geringſte jagt. Ein von ihm unterſuchtes Neſt ſtand in einem Weidenbuſche, war kunſtlos aus Gras⸗ halmen erbaut, innen mit Rentierharen ausgekleidet und enthielt auf bräunlichweißem Grunde 1 nur um das ſtumpfere Ende mit ſchwarzen Strichen und Punkten morgenländiſchen Scheit 1 zügen ähnlich gezeichnete Eier. Der Zwergammer erſcheint in ganz Sibirien und Nord⸗ x 4 \ % Ammer. 561 ruſsland Anfangs Mai und verweilt hier bis Ende Septembers, während er den Winter im Himalaya zuzubringen pflegt. Nach Adams hat er ganz die Gewohnheiten des Rohrammers, hält fi) im Gras und Buſchwerk in der Nähe kleiner Flüſſe auf, lebt ſehr verſteckt und verbreitet ſich wahrſcheinlich viel weiter, als man in Folge dieſer Lebensweiſe vermutet. Die vier bis fünf Eier ſind, nach Middendorf, auf graulich- oder gelblichweißem Grunde mit bräunlichen und violettbraunen Flecken, Punkten und Strichen gezeichnet, einige überall, andere vorzugsweiſe gegen das dickere Ende hin. Weit beſſer als die letztgenannten Arten iſt uns der Weidenammer, eines der ſchönſten Mitglieder der ganzen Familie, bekannt. Sein Verbreitungsgebiet erſtreckt ſich über das nördliche Ruſsland und den größten Teil von Sibirien. Schon in der Nähe von Moskau tritt er häufig auf; in Sibirien lebt er überall, nach Radde in den Gebirgen bis zu einer Höhe von 2000 m. über dem Mere, hier wie da mit Vorliebe ſich mit Weidengebüſch beſäumte Ufer von Flüſſen und Bächen wählend, aber nach Art der Familiengenoſſen Hochwald meidend. Lichtes, gut bebuſchtes Flachland, Inſeln und ſonnige Birkenheine bewohnt er am häufigſten. Selbſt in der Mongolei findet man ihn in ſolchen Tälern, in welchen niedrige Weidengebüſche vorkommen, und nur im Falle, wenn dieſe gänzlich fehlen, begnügt er ſich auch mit anderen Pflanzen. Seine Winterreiſe führt ihn bis nach Südchina und einzeln ſogar bis nach Indien. Der lliebliche Geſang hat drei von einander abweichende Weiſen und beſteht aus herlich flötenden Tönen, weshalb denn auch der Vogel viel in Gefangenſchaft gehalten wird. Das Neſt ſteht, nach Henke, auf dem Boden oder doch nicht hoch darüber im Graſe, Geſtrüpp, Geſträuch, iſt auf einer Unterlage von trockenen Halmen, Blättern und Gewürzel nit feineren Wurzeln, Baſtfaſern, Grasblättern, auch wohl mit einzelnen Haren und Federn ausgelegt und enthält fünf bis ſechs auf trüb graublauem Grunde mit dunkelbraunen, faſt ſchwarzen Brandflecken und großen verwaſchenen violettgrauen Schalenflecken, nicht aber auch mit Harzügen gezeichnete, denen des Kappenammers ähnliche Eier. Der Rötela mmer ſcheint nach den bis jetzt vorliegenden Beobachtungen vorzugsweiſe dem öſtlichſten Teile von Südſibirien anzugehören, erſcheint hier eererſt Ende Mais, geſellt ſich gern zu dem Zwerg⸗, Goldbrauen⸗ und Buſchammer und verläßt das Land im September wieder. Ueber das Brutgeſchäft finde ich keine Angabe. Als Vertreter unſeres Goldammers für das Innere Afrikas dürfen wir den Prachtammer anſehen. Nach eigenen Beobachtungen bewohnt der außerordentlich ſchöne Vogel parweiſe baumreiche Steppen und buſchige Teile der Urwaldungen, lebt, oft weit von Gewäſſern entfernt, ganz nach Art der Verwandten, hat auch einen durchaus ammerartigen, höchſt unbedeutenden Geſang. Heuglin hält ihn für einen Zugvogel, ich bin geneigt, ihn als Standvogel in den von ihm bewohnten Gebieten zu betrachten. Ein echtes Kind der Wüſte, hält ſich der von mir nach ihr benannte Wüſtenammer mit Vorliebe auf den ödeſten Stellen Nordoſtafrikas auf, gern in der Nähe von Gewäſſern, alſo an den Ufern des Stromes ſelbſt oder aber an den dürftigen 5 Brunnen der Wüſtenſtraßen und Steppen, ſteinige und felſige Teile der letzteren bevor- jugend. Oft ſiht man ihn an Orten, welche nur mit fo wenigen Pflanzen beſtanden find, daß man kaum begreift, wie der Vogel eigentlich leben kann. Heuglin nennt ihn ziemlich ſchüchtern und flüchtig; ich habe das Gegenteil gefunden, ſtimme aber genanntem Beobachter darin bei, daß der Wüſtenammer, wenn er Gefahr merkt, ſich gern hinter und zwiſchen * Geſteinen verſteckt. Wie in der Sahara lebt er auch in der nordoſtafrikaniſchen Wüſte oft in unmittelbarer Nähe der Wohnungen, hier das feſtſtehende, dort das bewegliche Haus des Steppenbewohners zum Mittelpunkte ſeines Gebietes erwählend. Neſtbau und Brutgeſchäft ſcheinen zur Zeit noch gänzlich unbekannt zu fein. Den Siebenſtreifenammer fanden Heuglin und ich als nicht ſeltenen Bewohner der tieferen Gebirgstäler von Habeſch, bis zu ceeiner Höhe von ungefähr 2000 m. im Gebirge emporſteigend, meiſt unfern der Wildbäche, auf Lichtungen und Felſen, ebenſo aber auch in der Nähe menſchlicher Wohnungen, wie 7 Brehm, gefangene Vögel. I. 6 | 36 * — — 562 Ammer. beiſpielsweiſe in der Ortſchaft Menſa ſelbſt, wo der Vogel die Hecken und Zäune der arm ſeligen Gemüſegärten zu feinem Aufenthalte wählt. Das kleine Neſt beſteht, laut Heuglin, aus Grashalmen, iſt hinter Steinen und Gebüſchen unmittelbar auf dem Boden angelegt und enthält zwei bis drei weißliche, lehmfarben angeflogene Eier mit dunklen, erdbraunen Flecken, welche meiſt am ſtumpfen Ende kranzartig zuſammengedrängt ſtehen. Der Kaffer⸗ am mer iſt eingehend noch nicht beobachtet worden, dürfte ſich aber ebenfalls wenig von den Verwandten unterſcheiden. Der Haubenammer, welcher im weſentlichen wie die Verwandten zu leben ſcheint, findet ſich, laut Jerdon, meiſt auf mit Buſchwerk ſpärlich bedeckten Fels⸗ gehängen, gelegentlich guch in Hecken und Baumgruppen in der Nähe von Feldern, immer aber nur im hügeligen Lande. Nach Jerdons Meinung brütet er nicht in Indien, nach Swinhoe nur einzeln in China, woſelbſt er während des Winters ſehr häufig auftritt. Den Geſang ſchildert Jerdon, welcher den Vogel gefangen hielt, als ein ſehr anſprechendes Gezirp. 5 5 Alljährlich faſt, in ſtrengen Wintern gewiſs, ſendet der Norden Schneeammer nach Deutſchland, welche hier während der ungünſtigen Jahreszeit herbergen, in der Regel zwar nur die Küſte der Oſtſee und ihre Inſeln und Dünen bevölkern, gar nicht ſelten aber auch bis tief ins Innere des Landes ſchwärmen und dann auf allen Landſtraßen, im Gehöfte und vor den Scheunen des Landmanns oder ſelbſt inmitten der Städte ſich einſtellen, um hier mit allerlei Abfall das Leben ſich zu friſten. Der Schneeammer dringt unter allen Ver⸗ wandten am meiſten nach Norden vor, da feine Heimat erſt mit dem 65» der nördlichen Breite beginnt und von hier aus nach Norden hin ſich erſtreckt, ſoweit es für einen Land⸗ vogel überhaupt möglich iſt zu leben. Sein eigentliches Wohngebiet iſt die Tundra, nicht aber die eigentliche Mosſteppe ſelbſt, vielmehr die in ihr ſich erhebenden mit Geröllhalden bedeckten oder aus mächtigen Steinblöcken und Geröllmaſſen zuſammengebauten Hügel und Berge, die Flußtäler mit ſteil abfallenden Ufern, Inſeln, welche jäh aus dem Mere ſich erheben und ähnliche Oertlichkeiten. Noch auf Spitzbergen und Nowaja Semlja findet dieſer genügſame Vogel, was er zu ſeinem Lebensunterhalte bedarf, und er iſt es, welcher jenen Breiten den beginnenden Frühling kündet und ſich nur zögernd von ſeiner armen Heimat zu trennen ſcheint. Als unſere Nordpolfahrer ſich anſchickten das Schiff zu ver⸗ laſſen, welches ihnen während der Winternacht Herberge geboten, um das eiſige, mit tiefem Schnee überdeckte Land zu unterſuchen, begegneten ſie dem Schneeammer, und als Radde Sibirien durchreiſte, traf er dieſen Vogel überall, wo die Landſtraße oft befahren wird, noch mitten im Winter an, Beweis genug, daß nur die äußerſte Not ihn treibt, bis in unſere milden Breiten herabzukommen. Wie in feiner Geſtalt erſcheint der Schneeammer auch in feinem Betragen als Mittelglied zwiſchen den Ammern und Lerchen. Gleich letzteren läuft er über dem Boden hin, nicht eigentlich hüpfend, ſondern mehr rennend, und eher nach Art der Lerchen als ſeiner Verwandten fliegt er leicht und gewandt durch die Luft, ausnahmsweiſe nur jene kurzen, wie abgebrochenen Bogenlinien anderer Ammer beſchreibend. Seine Lockſtimme iſt ein helles pfeifendes „Fip“ oder klagendes „Zirp“, der Geſang ein Gezwitſcher, welches in einzelnen Teilen dem Liede der Feldlerche ähnelt, ſich aber durch laute, ſcharfe, klingende Strophen unterſcheidet. Unter ſeinen Verwandten zählt der Schneeammer wohl zu den verträglichſten: keine andere Art bildet fo große Scharen, keine hält in der Fremde fo 3 treulich zufammen, und keine gerät am Brutplatze jo ſelten in Hader und Streit mit nahe⸗ wohnenden Pärchen wie er. Während ſeines Aufenthaltes in der Fremde nimmt er mit allem für ihn Genießbaren vorlieb, welches ſich findet; während des kurzen Sommers ſeiner Heimat ernährt er ſich hauptſächlich von den jetzt in unſäglicher Menge vorhandenen, ſchwär⸗ menden Mücken und deren Larven, mit denen er auch ſeine Jungen groß füttert. Er { brütet ſpät im Jahre, da er auf den Brutplätzen ſelten vor Mitte Mais eintrifft und erſt VIE Ne re 3 er . “ Na er EZ ee ee 2 ENTER /c ar Se JJ ee Br 5 9 i ß a ae Sr ER Pre rd, PER N e N 9 x r my ‘ Ammer. 563 gegen Ende dieſes Monats in einzelne Pare ſich teilt. Das Neſt ſteht regelmäßig in Felſen⸗ ſpalten, zwiſchen oder unter Felſen⸗ und Geröllblöcken, wo möglich ſo, daß die Eltern erſt einen verhältnismäßig engen Eingang durchkriechen müſſen, bevor ſie zur Brutſtätte gelangen. Gräſer, deren zarteſte Halme und Rispen zur innerſten Schicht verwendet werden, bilden den Ausbau, Federn der Schneehühner, welche die Mutter mit vieler Mühe durch Zupfen zu lockern ſucht, ausnahmsweiſe auch Ren- oder andere Hare die innere Auskleidung. Bisweilen iſt, laut Middendorf, das Neſt noch von Mos umkränzt, bisweilen aber noch ſeltener, von Wurzelwerk und trockenen Aeſten der Zwergbirken umgeben. Der erwähnte Forſcher fand am 17. Juni unter 73 Grad nördlicher Breite in allen Neſtern der Schneeammer Eier, obgleich das Legen noch von keinem beendet war. Täglich wurde ein neues Ei gelegt und mit dem ſechſten regelmäßig dieſes Geſchäft beendet. Auch bei einer zweiten Brut, nach Zerſtörung der erſten, legt der Schneeammer ſeine ſechs Eier. Letztere ſind nicht nur hin⸗ ſichtlich der Färbung, ſondern auch bezüglich der Geſtalt ſehr verſchieden, entweder geſtreckt oder eirund und bald auf bläulichgrünem, bald auf gelblichweißem Grunde mit violett- bräunlichen Flecken gezeichnet. Ende Julis begegnet man in jenen hohen Breiten überall halbflüggen Ammern, und ſchon Anfangs Auguſt haben dieſe ſich wieder mit ihren Eltern vereinigt und treten allgemach ihre Reiſe nach dem Süden an. Der Sporenammer ähnelt in mancher Hinſicht dem Verwandten, bewohnt aber im Gegenſatze zu ihm mehr die Tief- ebenen als die Höhen der Tundra. Auf meiner Reiſe durch Lappland traf ich den Vogel überall in großer Anzahl und zwar aller Orten, an den Berghängen ebenſo wohl wie in den tieferen mit Birken beſtandenen Tälern, auf ſteinigen wie auf graſigen Stellen. Wenn man den Schneeammer als ein Mittelglied zwiſchen Lerchen und Ammern anſehen mag, darf man den Sporenammer als ein Verbindungsglied zwiſchen Lerchen und Rohrammern betrachten. Im Laufen erſcheint er als Lerche, im Sitzen als Ammer, im Fluge vereinigt er beider Eigenſchaften in ſich. Sein Lockton läßt ſich durch die Silbe „Djüe“ oder „Djäb“ wiedergeben, der Warnungsruf klingt ſperlingsartig wie „Terr“; der ſehr einfache, jedoch nicht unangenehme und in der öden Tundra ſogar anſprechende Geſang beſteht nur aus einer Strophe, in welcher der Lockton oft wiederkehrt. Echt lerchenartig iſt, daß der Sporenammer ſein Lied nur im Fliegen vorträgt. Vor dem Menſchen ſcheut er ſich ebenſo wenig wie . ſein Verwandter, aus dem einfachen Grunde, weil er ihn, den Erzfeind aller Tiere, nicht kennt oder doch nicht fürchtet; Verfolgung aber macht auch ihn bald vorſichtig und ſcheu. Unmittelbar nach ſeiner Ankunft in Lappland, Mitte Aprils, in anderen nördlicheren Gegenden noch ſpäter, ſchreitet der Sporenammer zur Fortpflanzung. Das Neſt ſteht an feuchten Stellen zwiſchen Wurzelwerk oder dickbuſchigen Pflanzen und ſonſtigen es verſteckenden Plätzen, beſteht äußerlich aus gröberen und feineren Hälmchen und iſt innerlich ebenfalls mit Schnee⸗ hühnerfedern ausgefüllt. Die fünf bis ſechs Eier zeigen auf bräunlich gelbem oder hell— bräunlichem Grunde dunklere Harſtriche und Punkte. Mitte Junis traf ich Junge in großer Anzahl; doch waren die Alten noch immer mit der Brut beſchäftigt. Ende Septembers 2 oder im Oktober tritt alt und jung die Winterreiſe an, berührt auf derſelben aber viel 5 ſeltener als der Schneeammer unſer Vaterland: die Mehrzahl ſcheint im Süden Skandi⸗ 4 | naviens eine ihr vollkommen zuſagende Winterherberge zu finden. Inwiefern ſich die beiden amerikaniſchen Verwandten des Sporenammers, der Latz⸗ und Schmuckammer, von dieſem unterſcheiden, weiß ich nicht zu ſagen; wahrſcheinlich ähneln ſie ihm in Weſen und Betragen ebenſo wie in Geſtalt und Färbung. Alle Ammer verſchmerzen den Verluſt ihrer Freiheit ſehr leicht und laſſen ſich deshalb ohne Umſtände an die Gefangenſchaft gewöhnen, halten aber keineswegs ſo gut in ihr aus, 4 als man wohl glauben möchte, und verlieren mit wenigen Ausnahmen die Pracht ihres GSeefieders ſchon bei der erſten Mauſer, welche fie nach ihrer Gefangennahme überſtehen. Am . . 8 | 36# hinfälligſten find nach meinen Beobachtungen alle gelben, am dauerhafteſten alle chere 1 braunen und grauen Farben, obgleich auch das ſchöne Aſchblaugrau gewiſſer Arten bald ri 1 verbleicht. Kappen⸗, Pracht ⸗, Gold⸗, Weiden⸗ und Zaunammer legen ſchon i WR U 1 deneren des Weibchens noch merklich zurückſteht und dem Zugendlleide ziemlich gleich kamm; 1 Schild⸗, Garten-, Roſt- und Zipammer verlieren wenigſtens den Schmelz ihrer Farben; Sporen⸗ und Schneeammer, welche wir regelmäßig im Winterkleide erhalten, erlangen niemals die Pracht, welche fie im Sommerkleide zeigen, und nur Grau⸗, Rohr⸗ und Wald⸗ ammer verändern ſich wenig. Alle dieſe Vögel habe ich ſelbſt beobachtet und kann daher aus eigener Wahrnehmung über ſie urteilen. In wie weit dasſelbe für andere Arten gilt, weiß ich nicht, glaube aber durch Verallgemeinerung meiner Beobachtungen auf die genannten ähnlich gefärbten Arten nicht fehlzugreifen. Zur Abwendung dieſes Umſtandes gibt es nach unſeren bisherigen Erfahrungen kein einziges Mittel von irgend welchem Erfolge; denn die Ammer verblaſſen ebenſo wohl im freiſtehenden Fluggebauer wie im engen Käfige, ebenſo gut bei der einfachſten wie bei der ſorgfältigſt ausgewählten Nahrung. Mangel an hinreichendem Sonnenlicht und genügend friſcher Luft iſt jedenfalls nicht die einzige Urſache dieſer Schwächung; wahrſcheinlich wirkt die auch von ſorgſamen Pflegern noch immer nicht ſorgfältig genug ausgewählte Nahrung mehr als jene. Die Ammer ſind insgeſamt als gefräßige Vögel zu bezeichnen; unter den Körnerfreſſern mindeſtens gibt es wenige, welche in ſo hohem Grade wie ſie am Futternapfe ihr hauptſächlichſtes Behagen finden: die Leichtigkeit, ſie zu unförmlichen Fettklumpen zu mäſten, war ja auch bereits den Alten wohl bekannt. Grade in dieſer ausgeſprochenen Anlage zum Fettwerden aber liegt, entſprechend dem bereits (S. 38.) Hervorgehobenen, eine große Gefahr für den Pfleger. Unter allen Umſtänden hat man dieſe Vögel insgeſamt mehr als Körner- denn als Weichfreſſer zu behandeln. Sie nähren ſich allerdings ebenſo wohl von Pflanzen- wie von tieriſchen Stoffen, während des Sommers, alſo gerade in derjenigen Zeit, in welcher ſie das Prachtkleid tragen, aber hauptſächlich von Kerfen der allerverſchiedenſten Art, füttern auch mit dieſen ſo gut als ausſchließlich ihre Jungen groß. Mehlige Sämereien lieben ſie mehr als ölige, obwohl ſie letztere nicht gänzlich ver⸗ ſchmähen. Während ihres Freilebens verzehren ſie die Samen der allermeiſten Grasarten: Hirſe, Hafer, Spelt, Dünkel, Heidekorn, Vogelknöterich, Wegerich und andere Sämereien, minder gern Weizen und Gerſte, noch unlieber Roggen und am allerwenigſten ölige Sä⸗ mereien als Rübſamen, Lein, Dotter, Hanf u. dgl.; die in Brüchen und Sümpfen lebenden Arten freſſen außerdem die Samen von Rohr, Schilf, Binſen, Seggengras, Diſteln, des Rohrgraſes und anderer Sumpfpflanzen, denen zu Liebe ſie abweichend von den Verwandten auch an Halm und Aehren emporſteigen; während des ganzen Sommers aber genießen ſämtliche | Arten in mindeſtens derſelben wenn nicht größerer Menge allerlei Kerbtiere, als kleine Heu⸗ ſchrecken, Räupchen, Larven und Maden, verſchiedene Käferchen und Käfer, von den kleinſten an bis zu ſolchen von der Größe des Maikäfers hinauf, Schmetterlinge, Spinnen und anderes Kleingetier, gehören alſo zu denjenigen Vögeln, welche einen nicht bloß bezüglich der Menge, ſondern auch Manchfaltigkeit reichen Tiſch lieben und vielleicht bedürfen, ſollen ſie ſich wohl und munter fühlen. Demgemäß hat man fie zu behandeln, will man fie überhaupt erhalten. In den meiſten Fällen gibt man ſich mit ihnen freilich wenig Mühe, tiſcht ihnen das einfachſte Geſäme auf, welches man zur Hand hat, reicht ihnen Hafer, zerquetſchten Hanf, Kanarienſamen, Hirſe und Mohn, Brot- und Semmelkrumen, glaubt ſogar oft alle ihre Bedürfniſſe erfüllt zu haben, wenn man ihnen das Bechſteinſche Univerſalfutter oder ein ähnliches reicht, und wundert ſich dann, wenn ſie gar nicht aushalten wollen, während man doch vor allen Dingen ihrer Kerbtiernahrung Rechnung tragen müßte. Alle Ammer, welche man ausſchließlich mit Körnern hält, gehen ſehr bald zu Grunde; diejenigen, denen 4 RIESE Br a8 — 8 r — EEE 8 8 1 0 Bei meinen daes iſt dies 165 5 Fall 1 Se. Ammer. | 565 man wenigſtens etwas Fleiſch nebenbei reicht, halten ſich ſchon länger, Gefangene, welche | . man wie Weichfreſſer behandelt, ohne ihnen Sämereien fehlen zu laſſen, dauern am beſten aus. „Ich ernähre“, ſchreibt mir Herklotz, „meine gefangenen Ammer mit fein gehacktem rohem Rinds⸗ oder Roſsherz, ſelbſt mit feingehacktem rohem Fleiſche, in welches zuweilen Hanf oder Hirſe gemiſcht wird. Die teuren Mehlwürmer oder Ameiſenpuppen füttere ich nie, ebenſo wenig habe ich das Gepanſch von Brot, Gries u. ſ. w. verſucht und doch ſtets meine Gefangenen länger geſund erhalten und zu fleißigerem Singen gebracht, als beides bei anderen Liebhabern der Fall war. Mit dem Rohrammer mache ich noch nicht einmal ſoviel Umſtände wie mit den übrigen. Nur dann und wann bringe ich ihm von einer Sumpfjagd etwas Rohrſamen mit, um ihm ein Vergnügen oder eine Erheiterung zu bereiten. Nebenbei erhält freilich auch er regelmäßig ſein Fleiſch.“ Dieſe Fütterungsweiſe tft jedenfalls zweck— mäßiger als die allgemein übliche, meines Erachtens aber doch noch immer nicht die rechte. Ich laſſe den von mir gepflegten Ammern die Tafel ſo reichlich als möglich beſchicken. Hafer, Kanarienſamen und Hirſe ſind die Körnerſorten, welche regelmäßig gereicht werden, nebenbei aber erhalten meine Gefangenen ein nach allen Regeln zubereitetes Nachtigallenfutter mit vielen Ameiſenpuppen und täglich einige Mehlwürmer, außerdem zur Exquickung und Erheiterung das verſchiedenſte Grünzeug: reifende Grasähren, welche ſie mit Begierde aus⸗ 5 klauben, Beren und Obſt, an welchem ſie wenigſtens nagen, und ähnliche Leckereien. Kieſiger Sand ſcheint zu ihrer Verdauung unumgänglich notwendig zu ſein, und friſche, ſchwarze Erde wird, wie ſchon Bechſte in beobachtete, von den meiſten Arten mit einer gewiſſen Begierde gefreſſen, muß alſo ebenfalls zu ihren Bedürfniſſen gehören. „Mit Erde“, fügt Freyberg hinzu, „welche in Gärten unter vermodertem Holze und Blättern zuſammen⸗ geſucht wurde, habe ich in neun Fällen ſchwer erkrankte Ammer geheilt. Die Kranken und Geſunden ſtürzten ſich mit wahrem Heißhunger darüber her und fraßen ziemlich viel davon.“ Bei ſolcher Fütterung halten ſich meine Pfleglinge recht gut, d. h. doch wenigſtens mehrere Jahre nacheinander. Nicht jeder Liebhaber wird an gefangenen Ammern fette Freude finden. Ihr Geſang iſt nicht viel wert: mein Vater ſtellt ſie mit Recht nur zu den Sängern vierten Ranges; ihr Gefieder verbleicht, und von den Eigenſchaften, welche ſie in der Freiheit zeigen, kommt in der Gefangenſchaft eine oder die andere ebenfalls nicht zur Geltung. Dem⸗ ungeachtet haben fie ihre Freunde, und auch ich bekenne mich gern als einen von dieſen. Sie gereichen jedem Fluggebauer, für welches ſie überhaupt am beſten ſich eignen, zu hoher Zierde. Ihre ſchmucke Haltung, ihr verträgliches Weſen, welches ſich ebenſo wohl gegen Ihresgleichen und Sippſchaftsverwandte wie gegen andere Vögel überhaupt betätigt, und ihre leichte Zähmbarkeit machen ſie mir lieb und wert; ihr einfacher Geſang erinnert mich an dieſe oder jene Jahreszeit, und ich laſſe aus dem Grunde auch ihn gelten. Daß auch Andere denken wie ich, beweiſen die nachſtehenden Worte unſeres Mitarbeiters Liebe. „Die Ammer, zumal die Goldammer, danken im Sommer dem Menſchen mit zu einfachem Liede für die ihnen im Winter gewährte Gaſtfreundſchaft, als daß ſich ein Liebhaber der wilden Wald⸗ und Feldmelodien beſonders angelegentlich mit ihnen abgeben möchte. Und doch 4 lohnen fie die geringe Mühe, welche ihre Pflege und Aufzucht verurſacht, beſſer als mancher andere Vogel; denn ſie werden außerordentlich zahm und bleiben zahm, auch wenn man eine Zeit lang behindert ſein ſollte, mit ihnen ſich zu beſchäftigen. Ich habe viele Jahre hindurch jedes Frühjahr zwei Goldammer aufgezogen und nie gefunden, daß das ſchöne Gelb der Männchen verblaffe*). Im Gegenteile — während ich früher glaubte, die frei- klebenden en, welche recht ſchöne es Köpfe haben, ſeien ſtets alte Vögel, fand | | | 0 1 e e a hh A Ta Be 2 F 5 1 4 \ 566 | | Lerchen. ich durch Beobachtung an den von mir jung aufgezogenen Männchen, daß oft dergleichen fallen, welche ſchon nach der erſten Mauſer vollkommen goldgelbe Köpfchen bekommen. 1 Dabei iſt es nicht von Einfluß, ob die Tierchen vor der erſten Mauſer im Sonnenſcheine hängen oder nicht. Zur Parungszeit ſind die Ammer ſehr erregt. Ein Goldammermännchen, welchem das Weibchen nicht willfährig iſt, darf man nicht in den Flugraum laſſen, weil es die Weibchen der allerverſchiedenſten Vogelarten heftig verfolgt. Sperrt man dagegen ein Pärchen in einen großen Bauer, ſo gewähren beide, falls das Weibchen parungsluſtig, das ſchönſte Bild ehelicher Eintracht. Sehr drollig ſind die Liebestänze, welche das Männchen in den Flittertagen ausführt. Es hebt den Kopf und ſträubt die Scheitelfedern, bläſt ſodann die Kehle auf, ſo daß die Federn gerade abſtehen, und lüftet endlich auch die Federn der Wangen. In ſolcher Weiſe maskirt, fliegt es an die Seite des Weibchens und verdreht den Kopf ſo gewaltſam, wie man es nur bei einem Wendehals für möglich hält. Noch hängen die Flügel ſchlaff herab, aber ſchon beginnen die Windungen des Kopfes und Halſes dem ganzen Leibe ſich mitzuteilen. Zuletzt werden auch die Flügel mit zurückgebogenem Vorder⸗ arme ſenkrecht empor gehoben, ſo daß der Vogel einem Tagfalter gleicht, welcher die Flügel ſenkrecht hält, ſie aber nicht ganz zuſammengeſchlagen hat. Nunmehr beginnt der Ammer mit zurückgebogenem Kopfe zu trippeln und ſo einige Kreiſe zu beſchreiben. Auf das Weibchen ſcheint dieſes Spiel einen gewaltigen Eindruck zu machen; denn auch bei ihm ſträuben ſich während des Zuſehens die Geſichts- und Kopffedern. Auch die Grauammer halten ſich, wenn ſie jung aufgezogen wurden, außerordentlich ſchmuck, vergelten die ihnen gewidmete Pflege durch ungemein zutunliches Weſen, ziehen den Sitz auf der Schulter ihres Gebieters jedem anderen Plätzchen im Zimmer vor und ſpielen gern mit dem vorgehaltenen Finger, dabei die Federn ſträubend und mit den Flügeln ſchlagend. Während die Goldammer, welche aus dem Neſte gehoben und von Jugend an durch den Pfleger erzogen wurden, einen Geſang aus den allerverſchiedenſten Lauten ſich zuſammenſetzen und währſcheinlich gelehrt oder zum Vortrage kleiner Lieder abgerichtet werden könnten, nehmen auch die im Zimmer großge⸗ i zogenen Grauammer einen Schlag an, welcher von dem ihrer freilebenden Artgenoſſen, die ſie doch nicht ſingen hörten, ſich durchaus nicht unterſcheidet und deshalb für ein kleines Zinner 4 zu ſchrill tft. Leider habe ich in Folge beharrlich eintretender Hinderniſſe noch niemals ein Mur, pärchen im Zimmer brüten ſehen, ſo oft ich auch die Einleitung hierzu getroffen hatte. Gegenwärtig habe ich wieder ein Pärchen zuſammen, welches friſchweg zu Neſte trägt und die Meinung, daß gefangene Ammer nicht brüten, hoffentlich zu Schanden machen wird.“ Im Einklange mit der verhältnismäßig geringen Nachfrage ſteht der niedere Preis der regelmäßig auf dem Markte erſcheinenden Ammer. Gold- und Grauammer ſind faſt jederzeit und zu kaum nennenswerten Preiſen zu haben; Fett- und Rohrammer koſten zehn bis funf⸗ zehn Groſchen das Stück, Zaun- und Zipammer etwa anderthalb Taler, Kappen⸗, Schild⸗, Weiden⸗ und Prachtammer das Doppelte oder höchſtens Dreifache der letztgenannten Summe. Alle übrigen Arten, welche ich aufführte, gelangen nur durch Zufall in die Hände des Liebhabers und BE) keinen beſtimmten Preis. Lerchen. Unſere allbekannte Feldlerche gibt ein ſo treues Bild ihrer Familie, daß man höchſtens bei einzelnen Arten der letzteren in Verlegenheit kommen könnte, ſie zu verkennen. Die Lerchen ſind gedrungen gebauete Vögel mit kurzem oder mittellangem, ſtärkerem oder ſchwächerem, rundem oder ſeitlich etwas zuſammengedrücktem Schnabel, deſſen Oberteil auf der Firſte ſanft ſich r er NT I te A NE AA en Zu 2 Fe a Ds 1 e e n, NARRT 9, jr 4%; in ea e N Lerchen. 567 wölbt, kaum aber über den unteren vorragt, kräftigem, mittelhochläufigem Fuß, unter deſſen Zehen die hintere durch den geraden, mehr oder weniger verlängerten Nagel, einen Sporen, ſich kennzeichnet, mittellangen, verhältnismäßig ſehr breiten Flügeln, unter deren Schwingen die dritte oder vierte die längſten ſind und deren Schulterfedern den Schwingen an Länge faſt gleich kommen, mittellangem oder kurzem, ſeicht gegabeltem, ebenfalls aus breiten Federn gebildetem Schwanze und reichem, erdfarbigem, bei den meiſten Arten ziemlich ſchmuckloſem, aber doch nicht aller Schönheit entbehrendem Gefieder, welches ſich am Hinterhaupte oft zu einem Schopfe oder einer Haube verlängert und meiſt in beiden Geſchlechtern vollkommen gleich gefärbt iſt, während das Jugendkleid ſich durch ſeine Buntheit auszeichnet. Bei den Berglerchen iſt der geſtreckte, ziemlich ſchwache Schnabel gerade oder wenig | gebogen, der Fuß ſtark, der Sporen mittellang, im Flügel die dritte Schwinge mit der zweiten und vierten gleich lang, der Schwanz faſt gerade abgeſchnitten, das Gefieder bunt und durch zwei verlängerte Federbüſche zu beiden Seiten des Oberkopfes von dem anderer | Ba unter] Sieden. 594. Die Alpenlerche, Berg-, Winter-, Schnee=, Priefter-, Gürtellerche ꝛc., Otocoris, (Alauda, Eremophila, Phileremos, Otocoryx) alpestris, L., (cornuta, virginiana, Eule stons, hiemalis, nivalis, striatus, flava). — A. B. Naumann, V. D., IV, 152. — Größe der Feldlerche; in. Augenſtreifen, Kinn und Kehle, das Schwarz der Zügel und Ohrgegend unter- und hinterſeits als breiten Saum um⸗ gebend, blaſsgelb, Querbinde über den Vorderkopf, ſeitlich über den Schläfen in hervorragende Spitzen auslaufend, und ein breites, halbmondförmiges Kropfſchild ſchwarz, Oberkopf, Hinterhals, Halsſeiten und Oberflügeldecken zart Weine lich; übrige Oberſeite erdbräunlich mit ſchwachem weinrötlichem Anfluge und dunklen Schaftflecken, Unterteile weiß, Seiten weinrötlich, die Schenkelfedern mit dunklen Schaftſtrichen; Schwingen braun, die erſte außen weiß, die übrigen außen fahlbräunlich geſäumt, Deckfedern der Arm⸗ ſchwingen und größte Schwingendeckfedern mit weißlichen Endſäumen; Schwanzfedern ſchwarz, die beiden mittelſten dunkelbraun mit fahlbräunlichen Außenſäumen, die äußerſten jederſeits mit weißen Außenflecken. Iris tiefbraun, Schnabel und Füße hornſchwarz. — Beim Weibchen iſt das Gelb im Geſichte und auf der Kehle blaſſer, dem mit dunklen Schaftſtrichen gezeichneten Oberkopfe fehlt die ſchwarze Querbinde, der ſchwarze Fleck der Kopfſeiten und das Kropfſchild ſind mehr beſchränkt, und die Federn haben helle Spitzen; auf der Bruſt ſtehen ſchmale, verwaſchene dunkle Schaftſtriche. Das Wohngebiet der Alpenlerche umfaßt den Norden der alten und neuen Welt, ihr Verbreitungsgebiet auch Mitteleuropa; ihr Niſtgebiet erſtreckt ſich ſüdlich bis zum 67. Grade nördlicher Breite. 595. Die Hornlerche, 0. (Al.) chrysolaema, Wagl., (glacialis, rufa, minor, peregrina). — A. B. Finſch, Monogr. Otocor., S. 347. — Der Alpenlerche ſehr ähnlich, aber kleiner und das Gelb im HGeſichte und auf der Kehle lebhafter Vertritt die Alpenlerche in den weſtlichen Gebieten der Vereinigten Staten und in Kalifornien, wandert im Winter bis Neu- Granada hinab. 596. Die Ohrlerche, 0. (Al., Phil. ,) penieillata, Gould, (Scriba, ede larvata). — A. B. Finſch, Mon. Otoc., S. 349. — Größe und allgemeine ns der Alpenlerche, die Oberſeite mehr graubräunlich, der Shan und Ohrgegend ſchwarz, an den Halsfeiten herabfließend und ſich mit dem Kropfſchilde vereinigend; die bei der Alpenlerche gelben Teile des Geſichts und der Kehle weiß. Iris braun, Schnabel und Füße ſchwarz. Die Ohrlerche verbreitet ſich über den größten T Teil Südweſtaſiens vom Libanon bis Mittelindien. Auf dem Himalaya begegnet man ihr noch in einer Höhe von fünftauſend Meter über dem Mere. 597. Die Doppelhornlerche, 0. (Al., Phil.,) bilopha, Ruepp., (bicornis). — A. B. Finſ ch, . Mon. Otoc., S. 351. — Kleiner als die Alpenlerche; Oberſeite zart zimmetweinrot, Stirnrand, Zügel, 5 Ohrfleck, Scheitel, Querbinde, welche jederſeits in verlängerte Spitzen ausläuft, und großes Kropfſchild ſchwarz, Vorderkopf, Augenſtreifen bis an die Schläfe, das Schwarz der Ohrgegend hinterſeits ſäumend, Kinn, Kehle und Unterteile weiß, zimmetrötlich verwaſchen; Außenfahne der Schwingen und die mittelſten beiden Schwanzfedern zimmetrot. Iris braun, Schnabel hornbraun, Unterſchnabel horngelb, Füße braun. Die Doppelhornlerche vertritt die vorher beſchriebenen in Nordoſtafrika, Arabien und Syrien. Bei den Lerch en im engeren Sinne iſt der Schnabel mäßig dick, faſt gerade, ſpitz⸗ 3 kegelförmig, der Fuß hochläufig, großzehig und der Nagel der Hinterzehe ſehr lang, der \ | A ae f Mꝓꝶꝓq 2 » 1 8 r 5 1 Wie Ba RUN * 1 8 5 a \ 2% 1 1 N Wr 5 e En a; 568 | Lerchen. Flügel lang, die erſte Schwinge in ihm ungewöhnlich breit, unter den nächſten vier, unter ich 1 ziemlich gleichen die zweite oder dritte die längſte, der Schwanz kurz oder mäßig lang, . Mi gegabelt, das Kleingefieder reich und mehr oder weniger gefleckt. 598. Die Feldlerche, Acker-, Sat⸗, Taglerche, Lewark ꝛc., Alauda arvensis, 155 e 5 4 italica, coelipeta, segetum, montana, agrestis, cantarella, triborhynchus, dulcivox, crassirostris, 9 bugiensis, albigularis, tenuirostris, minor, pekinensis, intermedia). — A. B. Naumann, V. D, IV, 156. — Oberſeite erdbraun, die Federn mit fahlen Seitenſäumen und dunkler ſchwarzbrauner Schaftmitte, welche auf dem Mantel und den etwas verlängerten hollenartigen Federn des Oberkopfes am breiteſten iſt, Zügel und Augenſtreifen fahlweiß, Backen und Ohrgegend roſtbräunlich, dunkler geſtrichelt, Kehle, Kropf, Oberbruſt und Seiten auf roſtbräunlichem Grunde mit breiteren dunkleren Schaftſtrichen gezeichnet, Kinn und übrige Unterſeite fahlweiß; Schwingen ſchwarzbraun, die erſte außen weiß, die übrigen ſchmal roſtfahl geſäumt, welche Säume an den hinteren Armſchwingen und deren Deckfedern ſich verbreitern, letztere wie die größten Oberdeckfedern am Ende roſtbräunlich gerandet, wodurch zwei bemerkbare hellere Querbinden entftehen, hintere Hand- und vordere Armſchwingen mit weißlichem Ende, Unterflügeldecken blaſs⸗ bräunlich; Schwanzfedern braunſchwarz mit fahlbraunen Außenſäumen, welche an beiden Mittelfedern am breiteſten ſind, äußerſte Federn weiß mit breitem ſchwarzem Innenrande, zweite mit weißer Außenfahne. Iris dunkelbraun, Schnabel hornbraun, Füße gelbbräunlich. — Weibchen nicht verſchieden. Die Feldlerche verbreitet ſich über ganz Europa bis Oſtſibirien, brütet in der Mitte und im Norden unferes Erdteils und wandert im Winter bis . und Südindien hinab. 599. Die Himmelslerche, A. japonica, Temm. & Schleg., (coelivox). — A. B. Faun jap. 90 S. 87. — Faſt ganz wie die Feldlerche gefärbt und gezeichnet, jedoch kleiner; Oberkopf, Mantel und Schultern dunkel braunſchwarz, die Federn mit roſtbräunlichen Säumen, welche namentlich auf den Ober⸗ ſchwanzdecken hervortreten, Bruſt und Seiten lebhaft roſtbräunlich mit ſcharfen breiten Schaftſtrichen; 1 ſchwingen, namentlich in der Wurzelhälfte mit roſtroten Außenſäumen. Vertritt unſere Feldlerche in Südchina auf Hainan, Formoſa und in Japan. 600. Die Trillerlerche, A. gulgula, Frankl., (gracilis, gangetica, leiopus, malabarica).— A. B. Jerdon, B. of Ind, II, 434. — Der Himmelslerche ſehr ähnlich; die Handſchwingen ebenfalls mit roſtroten Außenſäumen, die Unterteile aber mit ſehr ſchmalen undeutlichen Schaftſtrichen und die Unter⸗ flügeldecken deutlich iſabellroſtrötlich. 8 1 Bewohnt die Ebenen Oſtindiens und die Inſel Ceylon. f Die nächſtfolgende Art unterſcheidet ſich hauptſächlich durch die kürzeren Zehen und die kurze Daumenkralle von den eigentlichen Lerchen und iſt deswegen zum Vertreter einer ü beſonderen Sippe oder Unterſippe erhoben worden. 601. Die Geſellſchaftslerche, Stummellerche, Kurzzehenlerche, A. (Calandrella, Candi, Phil., Melanocorypha, Emberiza) brachydaetyla, Leisler, (calandrella, dukhunensis, arenaria, bagheira, olivacea, moreotica, itala, graeca, tenuirostris, gallica). — A. B. Naumann, V. D., IV, 188. — Beträchtlich kleiner als die Feldlerche; Oberſeite fahl lehmbräunlich mit dunklen Schaftflecken, welche auf Oberkopf, Mantel und Schultern ſtärker und deutlicher ſind, Zügel und Schläfenſtrich weißlich, letzterer unterſeits von einem dunklen Striche begrenzt, Ohrgegend und Backen roſtfahl, dunkel geſtrichelt, Unterteile weiß, Seiten und Unterflügeldecken roſtfahl, ein Fleck an den Halsſeiten ſchwärzlich; Schwingen ſchwarzbraun mit zimmetroſtfahlen Außenſäumen, welche an den hinteren Armſchwingen ſich verbreitern, Armſchwingen⸗ deckfedern weißlich am Ende, wodurch eine Querbinde entſteht, Oberflügeldecken mit zimmetfahlen Endſäumen; Schwanzfedern braunſchwarz, die mittelſten mit breiten, die übrigen mit ſchmalen zimmetroſtfahlen Außen⸗ ſäumen, welche an den äußerſten ins Roſtweißliche übergehen und die ganze Außenfahne einnehmen, bei der äußerſten auch die Endhälfte der Innenfahne weiß. Iris dunkelbraun, Schnabel horngelb, dunkler an der Spitze, Füße horngelb. — Weibchen ganz wie das Männchen gefärbt, der dunkle Halsfleck ſchwächer, nur angedeutet. — Eine über Oſteuropa und Sibirien bis Nordchina verbreitete, als beſondere Art aufgeſtellte Lerche (A. — Cal. — pispoletta, Pall.,) ſcheint ſich artlich nicht zu unterſcheiden und dürfte mit der G⸗ ſellſchaftslerche zuſammenfallen. — Weiße und geſcheckte Spielarten der erſteren ſind nicht ſelten. Südeuropa, Nordafrika und der größte Teil Indiens iſt die Heimat der letztgenannten, 1 0 einzeln ' auch in Deutſchland und England erlegt wurde. 602. Die Finkenlerche, A. (Mirafra, Spizalauda) deva, Sykes, (Hayi). — A. B. Jerdon, B. of Ind., II., 432. — Merklich kleiner als die Feldlerche; am Hinterkopfe einige ſchmale verlängerte Federn, Oberſeite dunkelbraun mit falben Vorderſäumen, Ohrgegend rötlich braun, ein undeutlicher wa q 569 | | dunkler, schmaler Zügel und Augenſtreifen wie die Unterteile roſtgelblich, Kropf, Bruſt und Seiten roſt⸗ rötlich verwaſchen und mit ſchmalen dunklen Schaftſtrichen gezeichnet; Schwingen und deren Deckfedern dunkelbraun mit ſchmalen fahlen Außen⸗ und Endſäumen, erſterer in der Wurzelhälfte der Innenfahne zimmetrot; Schwanzfedern ſchwarzbraun, die beiden äußerſten außen zimmetroſtrot. Iris dunkelbraun, Schnabel bräunlichgelb, Füße horngelb. — Weibchen nicht ch den, Sehr häufig in Südindien. 603. Die Heidelerche, Baum, Wald⸗, Holz⸗, Gereut⸗, Stein ⸗, Knobel⸗, Mittel-, Dull⸗, Lü⸗ und Lulllerche, Schmerlvogel 10 0 A. (kulalt, Choris, Galerida) arborea, L., (nemorosa, 1 anthirostris, musica). — A. B. Naumann, V. D., IV, 192. — Kleiner als die Feldlerche; Oberſeite und Flügel roſtfahlbraun, Bürzel mehr graubraun, Federn des Oberkopfes, des Mantels und der 0 mit breiten ſchwarzbraunen Schaftflecken, Zügel und Zügelſtreifen roſtweißlich, Ohrgegend roſtbräunlich, undeutlicher Bartſtrich dunkel graulich, Unterteile roſtweißlich, Seiten bräunlich, Kropf und Bruſtfedern EN ſchmalen, aber ſcharfen, die Seiten mit undeutlichen Schaftſtrichen, die Kehle mit dunklen Punktflecken; Schwingen ſchwarzbraun, Handſchwingen mit roſtfahlen, Armſchwingen mit breiten roſtrötlichen Außen⸗ u ſäumen, Handſchwingendecken mit roſtweißlichen Enden, Armſchwingendecken mit dunkelbraunem Fleck vor dem Ende, Unterflügeldecken bräunlich mit weißen Enden; mittelſte zwei Schwanzfedern breit roſtbraun i gerandet, alle übrigen ſchwarz, an der Spitze weiß, welche Färbung auf der äußerſten ins Blaſsbräunliche übergeht und ſich verbreitert. Iris hellbraun, Schnabel hornbraun, Unterſchnabel in der Wurzelhälfte rötlich, Füße horngelb. — Weibchen nicht verſchieden. Das Verbreitungsgebiet umfaßt vom mittleren Schweden an ganz Europa, insbeſondere den Oſten, das weſtliche Aſien und Nordafrika. 604. Die Spiegellerche, A. (Phil., a Melanoc.) sibirica, G@ml., (leucoptera). — A. B. 4 05 allas, Zoogr. ross., I, S. 518. — Etwas größer' als die Feldlerche; Oberkopf, Ohrgegeud, Ober- ſchwanz⸗ und Flügeldecken, Decken der Handſchwingen und Eckflügel zimmetrot, Oberſeite, hintere Arm⸗ ſchwingen und deren Deckfedern dunkelbraun mit fahlbräunlichen Außenſäumen, Zügel, ein undeutlicher Augenſtreifen, Kopfſeiten und Unterteile nebſt Unterflügeldecken weiß, Bruſtſeiten zimmetrot, Körperſeiten bräunlich mit dunklen Schaftſtrichen, Unterbacken und der roſtfahl angeflogene Kropf mit verwaſchenen dunklen Punkten; Handſchwingen ſchwarzbraun mit fahlbraunen Außen- und weißen Endſäumen, Arm⸗ ſchwingen an der Wurzel ſchwarz, übrigens weiß; Schwanzfedern ſchwarz, fahl geſäumt, die zweite mit weißer Außenfahne, die äußerſte ganz weiß. Iris braun, Schnabel gelblichbraun, auf der Firſte dunkler, Füße rötlichbraun. — Weibchen wie das Männchen, jedoch matter gefärbt. Im nördlichen Aſien und Oſteuropa, häufig an der Wolga. 605. Die Graulerche, A. (Caland., Megalophonus) einerea, Lath., (ruficeps, spleniata, rufi- capilla). — Vergl. Levaillant, Ois. d’Afr., Tfl. 199. — Größe der Heidelerche; Oberſeite dunkelbraun mit roſtbraunen Außenſäumen, Nacken und Hinterhals mehr roſtbraun, Oberkopf, Oberſchwanzdecken und ein großer Bruſtſeitenfleck lebhaft dunkelbraunrot, ein kleiner Fleck in der Ohrgegend blaſſer, Augenſtreifen, Kopfſeiten und Unterteile weiß, Seiten und Unterflügeldecken zimmetrötlich; Schwingen dunkelbraun, die erſte mit weißem, die übrigen mit roſtrötlichem Außenſaume, welcher auf den hinterſten Armſchwingen und deren Deckfedern breiter und dunkler wird; Schwanzfedern braunſchwarz, äußerſte Feder mit weißer Außen⸗ fahne. Iris hellbraun, Schnabel 1 Füße e Eine der gemeinſten Arten des Kaplandes. Bei den nachfolgenden Arten iſt der Schnabel etwas kräftiger, die Zehen, deren hinterſte einen kurzen, geraden Nagel trägt, find kürzer als bei den übrigen Lerchen, weshalb man ſie unter dem Namen Sandlerchen (Ammomanes) in eine beſondere Sippe vereinigt hat. . 606. Die Wüſtenlerche, Iſabelllerche, A. (Ammomanes, Melanoc., Calandr., Mir.) deserti, Lichtenst., (isabellina, phoenicuroides, arabs, galeritata, lusitanica). — Vergl. Degland und Gerbe, Ornith. europ., I, 344. — Ein wenig kleiner als die Heidelerche; Oberſeite und Flügel graulich zimmet⸗ bräunlich, Bürzel zimmetroſtrötlich, Zügel und Unterteile iſabellweißlich, Ohrgegend, Kropf, Seiten, Unter⸗ ſchwanz⸗ und Flügeldecken zart iſabellrötlich geſäumt; Schwanzfedern wie die Schwingen, die beiden äußerſten außen nicht ganz bis zur Spitze roſtiſabell. Iris braun, Schnabel hornbräunlich, Unterſchnabel weißlich, Füße bräunlich. — Weibchen nicht verſchieden. Ueber den größten Teil Nord⸗ und . Weſtaſiens bis Mittel⸗ Indien verbreitet, zufällig ne. in Südeuropa. 607. Die Sandlerche, A. (Mel, Ammon.) einctura, Gould, (pallida, elegans, arenicolor). — 15 al, 85 90 5 7 N.⸗O. a I, ©. 685. — Etwas 1 als die Wüſtenlerche; Oberſeite zimmet⸗ EIER ee u— ᷣͤↄl— > — — — — — —êC— nen m ann zn zu ze n ä — PTT .. ̃ Tb — — f 2 570 | Lerchen. rötlich und Unterſeite iſabellweißlich, Ohrgegend, Kropf und Seiten zart iſabellrötlich angeflogen mit An⸗ deutungen dunkler Schaftflecke auf dem Kropfe; Schwingen und Steuerfedern zimmetrötlich mit ſchmalen fahlen, iſabellweißlichen Außenſäumen, Handſchwingen mit blaſsbräunlichem, Schwanzfedern mit breitem braunſchwarzem Ende. Iris braun, Schnabel und Füße horngelblich fahl. — Weibchen en Reit 4 Bewohnt Nordoſtafrika, Algier up die Inſeln des grünen Vorgebirges. Der ziemlich hohe, ſeitlich ſtark zuſammengedrückte Schnabel und die hochläaftg e Füße 5 unterſcheiden die nächſtfolgenden Arten, welche ebenfalls in eine beſondere Gruppe, die Buſchlerchen (Mirafra), vereinigt worden find. 608. Die Buſchwaldlerche, A. (Mirafra, Plocealauda) assamiea, Me. Clell., (81 — A. B. Jerdon, B. of Ind., II, 416. — Größe der Geſellſchaftslerche; Oberſeite fahlbraun, die Mitte der Federn dunkler, die Außenſcume derſelben heller, mehr roſtfahl, undeutlicher Schläfenſtrich und Unterteile zart roſtgelblich weiß, Ohrgegend und Kropf roſtrötlich, letztere mit dreieckigen ſcharfen Schaftflecken; Schwingen olivenbraun, nicht ganz bis zum Ende roſtrot, innen breit tiefzimmetrot, hintere Armſchwingen und deren Deckfedern außen roſtgelbfahl geſäumt, Unterflügeldecken lebhaft zimmetrot; Steuerfedern dunkel⸗ braun, ſchmal fahl geſäumt, äußerſte auf der Außenfahne roſtrötlich. Iris braun, Oberſchnabel BORN, Unterſchnabel und Füße horngelb. — Weibchen nicht verſchieden. Verbreitet ſich über den größten Teil Indiens öſtlich bis Aſſam. 609. Die Buſchlerche, A. (Mir.) affinis, Jerd. — A. B. Jerdon, B. of Ind., II, 417. — In Größe und Färbung der Buſchwaldlerche ſehr ähnlich, die Federn der Oberſeite aber mit breiterer dunklerer Schaftmitte, daher Oberkopf, Mantel und Schultern dunkler, Kropf und Seiten deutlich roſtrot verwaſchen; nur die Handſchwingen mit roſtroter Außenfahne. Vertritt die vorhergehende Art in Südindien und auf Ceylon. 610. Die Singlerche, A. (Mir.) eantillans, Jerd., (chendoola, javanica?, Horsfieldi?). — A. B. Jerdon, B. of Ind., II, 420. — Etwas kleiner als 95 Geſellſchaftslerche; Oberſeite dunkelbraun, die Federn mit roſtbräunlichen Seitenſäumen, ein ſchmaler Augenſtreifen und Unterteile zart iſabellrötlich, Ohr⸗ gegend roſtrötlich, Kinn und untere Backen weiß, Kropf mit breiten dunklen Schaftflecken, Unterflügeldecken dunkel roſtiſabell; Schwingen dunkelbraun mit roſtroten Außen- und breiteren roſtrötlichen Innen⸗, Deckfedern auch mit roſtroten Endſäumen, Schwanzfedern braunſchwarz, die äußerſten jederſeits, die zweiten nur an der Außenfahne weiß. Iris dunkelbraun, Schnabel dunkel hornbraun, Unterſchnabel wie die Füße horn⸗ gelblich. — Weibchen gleich gefärbt. Höchſt wahrſcheinlich fällt dieſe Art mit der Ja valerche (A. javanica, Horsf.,) welche von der heimat⸗ lichen Inſel ihren Namen trägt, zuſammen, und ebenſo dürfte auch Horsfields Lerche aus Nord- und Oſtauſtralien (A. Horsfieldi, Gould), welche ſich von der Singlerche nur durch lebhaftere Färbung und etwas bedeutendere Größe unterſcheiden ſoll, als gleichartig angeſehen werden können. Die Singlerche bewohnt den größten Teil Indiens, iſt aber örtlich beſchränkt. Die beiden nächſtfolgenden Arten zeichnen ſich durch eigentümlich bunte Färbung aus und ſind deshalb zum Vertreter einer Unterſippe, der Buntlerchen (Megalophonus), erhoben worden. Durch ihren mehr geſtreckten Schnabel ſchließen ſie ſich an die Haubenlerchen an. 611. Die Gaukellerche, A. (Megalophonus, Brachonyx) apiata, Vieill., (clamosa, crepitans). — Vergl. Le vaillant, Ois. d’Afr., Tfl. 194. — Etwas kleiner als die Heidelerche; Federn der Oberſeite auf kaſtanienrotem Grunde mit aſchgrauen Seitenſäumen und ſchmalen ſchwarzen Querbinden, welche auf den Oberdeckfedern ſich verbreitern und hier regelmäßiger ſind, ſehr anſprechend gezeichnet, Zügel, un⸗ deutlicher Augenſtreifen, Kopfſeiten und Kehle zart roſtrötlich, übrige Unterteile roſtzimmetrot, dunkler auf dem Kropfe und hier wie auf den Kopfſeiten mit dunklen Schaftflecken, untere Schwanzdecken mit ſchwarzer Querbinde und weißen Spitzenſäumen; Schwingen dunkelbraun mit roſtrötlichen Außenſäumen, hintere Arm⸗ ſchwingen außen roſtbraungrau geſäumt und ſchwarz in die Quere gebändert, die beiden mittelſten Schwanz⸗ federn ebenſo, die übrigen ſchwärzlich mit grauſcheinenden Außenſäumen, äußerſte auf der ganzen Außen⸗ fahne roſtrötlich. Iris kaſtanienbraun, Schnabel hornſchwarz, Unterſchnabel an der Wurzel heller, Füße horngelb. — Weibchen minder lebhaft gefärbt. Die ſchmucke Lerche iſt eine häufige Erſcheinung im Kaplande und dem größten Teile Südafrikas überhaupt. 612. Die Brachlerche, A. (Mir,, Megaloph.) planicola, Licht., (africana, occidentalis, ro- stratus). — A. B. Finſch und Hartlaub, V. O.-Afr., S. 463. — Größe der Haubenlerche; Oberſeite erdbraun, die Federn mit dunkler Mitte und roſtrötlichen Außenſäumen, Hinterkopf roſtbraun, durch ſchwarze Schaftſtriche gezeichnet, Ohrgegend roſtrötlich, ſchmaler Augenſtreifen, Kopf- und Halsſeiten ſowie die 88 FE ee Er . 6 = — We: ** wir: W — — R 3 ar CC.. a a En a Lerchen. 5 571 Unterteile zart roſtgelblich, auf den Backen mit ſchwachen, auf dem roſtrötlichen Kropfe mit deutlichen dunklen Schaftſtrichen, Bruſtſeite und Unterflügeldecken zimmetroſtrötlich; Schwingen dunkelbraun, außen und in der Wurzelhälfte der Innenfahne roſtrot, Armſchwingendeckfedern mit roſtweißlichen Außenſäumen; Schwanzfedern dunkelbraun, fahl geſäumt, die äußerſte außen roſtgelblich weiß. Iris hellbraun, Schnabel horngelbfahl, auf der Firſte dunkler, Füße horngelb. — Weibchen ebenſo, aber minder lebhaft gefärbt. Die ſtattliche Lerche bewohnt den Süden, Weſten und einen Teil des Oſtens von Afrika. Die Haubenlerchen unterſcheiden ſich von den Feldlerchen durch gedrungeneren Bau, ſtärkeren, obwohl noch immer geſtreckten, geraden oder ſanft bogenförmigen Schnabel, ſtarke Füße mit mittellangen Zehen und faſt geraden Daumenſporen, große breite und ſtumpfe Flügel, in welchen die unter ſich faſt gleich langen zweite bis fünfte Schwinge die anderen überragen, kurzen, gerade abgeſchnittenen Schwanz und reiches, lockeres, auf dem Hinter— kopfe zu einer Haube verlängertes Gefieder. 613. Die Haubenlerche, Schopf⸗, Zopf-, Kamm⸗, Rup⸗, Wege ⸗, Kot⸗, Haus, Wein⸗, Salatlerche, Lürle u. ſ. w., Galerida, (Al., Lullula, Heterops, Certhilauda) eristata, L., (undata, matutina, senegalensis, galerita, Boysi, abyssinica). — A. B. Finſch und Hartlaub, V. D.-Ar., S. 460. — Etwas größer als die Feldlerche; Oberſeite rötlich lehmbraun mit dunkelbräunlicher, die verlängerten Schopf- federn des Hinterkopfes mit ſchwarzer Schaftmitte, Zügel und undeutlicher Augenſtreifen iſabellweißlich, Kopfſeiten lehmbräunlich, ein undeutlicher Bartfleck dunkel, Unterteile iſabellweißlich, Bruſt und Seiten mehr iſabellrötlich, auf Kropf und Bruſt mit breiten verwaſchenen, dunklen, auf den unteren Schwanzdecken mit verwaſchenen und verſteckten Schaftflecken; Schwingen dunkelbraun, außen und am Ende ſchmal, innen breit roſtfarben gerandet, letzte Armſchwingen und Flügeldecken außen und am Ende lehmbräunlich geſäumt und gerandet, Unterflügeldecken iſabellroſtfahl; Schwanzfedern braunſchwarz, außen am Ende ſchmal, die beiden äußerſten an der ganzen Außenfahne roſtrötlich, die äußerſten innen trübbraun. Iris tiefbraun, Schnabel hornbräunlich, Wurzelhälfte des Unterſchnabels und Füße horngelblich. — Weibchen wie das Männchen. Mit Ausnahme 5 e Nordens faſt über ganz 1 und Aſien und einen großen Teil Afrikas verbreitet. 614. Die Lorberlerche, G. . Theklae, Alf. & L. Brehm. — A. B. Naumannia, 1858, S. 210. — Der Haubenlerche im allgemeinen ähnlich, der Schnabel kürzer, die Haube länger, die Bruſt mit ſchmäleren, ſcharf ausgeprägten, dunkleren Strichen, die unteren Backen mit dunklen Flecken gezeichnet, die äußerſten Schwanzfedern in der Endhälfte der Innenfahne roſtrötlich. | Diefe zu Ehren meiner verſtorbenen Schwefter von meinem Vater und mir benannte Lerche iſt bis jetzt nur in Spanien und Portugal gefunden worden und lebt hier gern in Lorbergebüſchen. 615. Die Gilblerche, G. flava, A. Brehm, (lutea). — A. B. Naumannia, 1858, S. 209. — Größe der Haubenlerche; Oberſeite zart iſabellrötlich (wüſtenfarben), die Federn mit äußerſt ſchwachen dunkleren Schaftſtrichen, welche auf Oberbruſt und den Schopffedern etwas deutlicher hervortreten, ein ver— wiſchter Augenbrauenſtrich und Unterſeite iſabellweißlich, die Kropffedern mit einigen dunklen Schaftflecken; Schwingen und deren Deckfedern zimmetrotbräunlich mit iſabellfahlen Außenſäumen; Schwanzfedern dunkel⸗ braun, die beiden mittelſten und die Außenfahne der beiden äußerſten zimmetrötlich. Iris hellbraun, Schnabel horngelblich, auf dem Firſtenrücken bräunlich, Füße gelb. Bewohnt die Wüſten und Steppen Nubiens und Oſtſudans. 616. Die Droſſellerche, Dickſchnabellerche, 6. (Brachonyx, Calendula) erassirostris, Vieill., (magnirostris, turdina, grypania). — Vergl. Levaillant, Ois. d'Afr., Tfl. 193. — Größe der Hauben⸗ lerche; Schnabel viel dicker; Oberſeite lehmbräunlich, die Federn mit breiten ſchwarzbraunen Schaftflecken, welche auf Oberkopf, Mantel und Schultern am deutlichſten hervortreten, Zügel und Schläfenſtrich ſowie 8 Unterteile weißgelblich, Kropf, Bruſt und Seitenfedern mit breiten ſchwarzbraunen Schaftflecken, Ohrgegend bräunlich, ein undeutlicher Bartſtrich dunkel; Schwingen und Schwanzfedern braunſchwarz mit fahlen ſchmalen Außenſäumen, welche an den Armſchwungen deren Deckfedern am Ende der Oberflügeldecken und an der Außenfahne der beiden äußerſten Schwanzfedern breiter und lebhafter werden, Unterflügeldecken rauchbräunlich. Iris?, Schnabel hornbraun, Unterſchnabel in der Wurzelhälfte gelb, Füße horngelb. Verbreitet ſich über den größten Teil Südafrikas. Eine wohlbegrenzte Sippe bilden die Läuferlerchen, ausgezeichnet durch ihren ſchlanken Leibesbau, den langen, verhältnismäßig dünnen, mehr oder weniger ſtark gebogenen Schnabel, die hochläufigen Füße mit mittellangen Zehen, deren hinterſte einen ziemlich kurzen, ſanft * TEE NEE , Be U NEE DT ER e ee, En 572 | Lerchen. gebogenen Sporen trägt, ſehr lange und breite Flügel, von deren Schwingen die dritte, vierte und fünfte vor den übrigen hervorſtehen, mäßig oder ziemlich langen a und reiches, aber glatt anliegendes Gefieder. 617. Die Wüſtenläuferlerche, Alaemon (A., Certhilauda) desertorum, Stanley, ite N Doriae, meridionalis, Salvini, Jessei). — A. B. Finſch und Hartlaub, V. D.-Ar., S. 869. — Bedeutend größer als die Feldlerche; Oberſeite iſabellrötlich, Zügel, Augenſtreifen, Kopfſeiten und Unterteile weiß, Kropfgegend zart iſabell, die Federn mit feinen dunklen Schaftſtrichen, ein undeutlicher Bartſtrich dunkelgraulich, Ohrgegend iſabell; Handſchwingen ſchwarz, die hinteren mit breiten weißen Enden und von der dritten an auch mit breitem weißem Wurzelfleck, Armſchwingen weiß mit breiter ſchwarzer Querbinde, hintere Armſchwingen zimmetrötlich, Armſchwingendecken mit weißem Ende; die beiden mittelſten Schwanz⸗ federn zimmetrötlich, die übrigen braunſchwarz, außen und am Ende ſſabellrötlich geſäumt, äußerſte Federn mit weißer Außenfahne. Iris hellbraun, Schnabel hornfahl, Füße horngelblich. — Weibchen wie das Mäunchen, jedoch etwas blaſſer gefärbt und kleiner. Manche Stücke ſpielen oberſeits mehr ins Grau⸗ bräunliche, und haben auf dem Kropfe dichtſtehende, dunkle Flecken, dürfen aber e a 9 Art betrachtet werden. Verbreitet ſich über ganz Nordoſtafrika und Weſtaſien und verirrt ſich zufällig nach Europ 618. Die Sichlerlerche, A. (A., Certhil.) africana, Gml., (longirostris). — Vergl. Smith, III. S. Afr. Zool., Tfl. 90. — Kleiner als die vorhergehende, der Schnabel ſtärker gekrümmt; Oberſeite dunkel⸗ braun mit roſtbraunen verwaſchenen Federſäumen, welche am breiteſten und lebhafteſten auf dem Bürzel und den Oberſchwanzdecken ſind, Unterſeite weißlich mit dichtſtehenden dunklen Schaftſtrichen, nur Kinn, Kehle, Bauchmitte und Aftergegend ſowie ein Schläfenſtrich einfarbig, Unterflügeldecken bräunlich; Schwingen und Steuerfedern tief dunkelbraun, außen fahl geſäumt. Iris ?, Schnabel und Füße horngelb. Eine der häufigſten Arten Südafrikas 8 | 619. Die Bogenſchnabellerche, A. (A., Certhil.,) Dupontii, Vieill., (ferruginea). — A. B. Degland und Gerbe, Ornith. europ., I, S. 356. — Größe der Haubenlerche; Federn der Oberſeite erdbraun mit dunkler Schaftmitte und ec Außenſäumen, Ohrgegend rötlichbraun, Zügel und undeutlicher Augenſtrich weißlich wie Kopf- und Halsfeiten und die Unterteile, Kehle, Kropf und Halsſeiten mit braunen Schaftſtrichen, welche weiter unten breiter und verwiſchter ſind, Unterflügeldecken bräunlich; Schwingen dunkelbraun, außen, die Deckfedern auch am Ende roſtfahlweißlich geſäumt; Schwanzfedern braunſchwarz, die beiden äußerſten breit roſtbräunlich gerandet, die äußerſten weiß mit breitem dunklem Randſaume, die zweite mit weißer Außenfahne. Iris braun, Schnabel rötlich mit dunkler Firſte, Füße horngelb. Bewohnt Nordweſtafrika, namentlich das Gebiet der Sahara und verirrt ſich von hier aus zuweilen nach Europa. 6 — . . — Die Ammer⸗ oder Kalanderlerchen unterſcheiden ſich von ihren Ve durch den gedrungenen kräftigen Bau, den auffallend großen, dicken Schnabel, kräftigen, verhältnismäßig langzehigen Fuß, deſſen Hinterzehe einen entſprechenden Sporen trägt, die großen Flügel, deren erſte Schwinge ſehr kurz iſt und deren zweite und dritte die anderen an Länge überragen, und den faſt geraden, kurzen, kaum ausgeſchnittenen Schwanz. 620. Die Kalanderlerche, Melanocorypha (A.) calandra, L., (collaris, albigularis, subcalandra, ‚semitorquata). — A. B. Naumann, V. D., IV, ©. 127. — Bedeutend größer als die Feldlerche; erd⸗ bräunlich, die Federn mit iſabellfahlen Außenſäumen und verwaſchener dunkler Schaftmitte, Zügel und un⸗ deutlicher Augenſtreifen, Kinn, Kehle, Kropf und Bruſt zart roſtgelblich, letztere mit feinen dunklen Schaft⸗ ſtrichen gezeichnet, übrige Unterteile weiß, die Seiten iſabellbräunlich, Unterflügeldecken dunkler, Ohrgegend und undeutlicher Bartſtreifen bräunlich, ein großer Fleck jederſeits an den Halsſeiten ſchwarz; Schwingen braunſchwarz mit iſabellbräunlichen Außenſäumen, welche an den hinteren erdbraunen Armſchwingen und deren Deckfedern ſich verbreitern, hintere Hand- und vordere Armſchwingen am Ende weiß; Schwanzfedern braunſchwarz mit breiten fahlen Außenſäumen, äußerſte Feder und die zweite und dritte jederſeits am Ende weißroſtgelblich angehaucht. Iris tiefbraun, Oberſchnabel hornbraun, Füße rötlich. — Weibchen N, Männchen bis auf den kleineren ſchwarzen Halsfleck vollkommen gleich gefärbt. f Bewohnt den ganzen Süden Europas und Nordweſtafrika und verfliegt ſich zuweilen bis nach Deutſchland. 621. Die Halsbandlerche, M. (A.) bimaculata, Ménetrie, (torquata, alboterminata, rufescens?). — A. B. Sharpe und Dreſſer, B. of Europe, Lfrg. VIII, Tfl. 70. — Der Kalanderlerche ſehr ähnlich, 18 aber kleiner, die Federn der Oberſeite namentlich auf Mantel und Schultern mit ſtärkeren und dunkleren Schaftflecken; die Schwingen ohne weißes Endband, und ſämtliche Schwanzfedern, mit Ausnahme der 3 beiden mittelſten, am Ende roſtweißlich. | 1 Bertritt die Kalanderlerche in Nordoſtafrika, Paläſtina und den nordweſtlichen Provinzen Indiens, von e aus bis Mittelaſien und Sibirien ſich verbreitend. 622. Die Mohrenlerche, M. (A., Tanagra, Saxilauda) yeltoniensis, Forster, (mutabilis, tar- tarica, sibirica, Hier), A. B. Sharpe und Dreſſer, B. of Eur., Lfrg. IV. — Unbedeutend größer als die Kalanderlerche; tiefſchwarz, Mantel -, Schulter . und hintere Armſchwingen mit iſabellweißlichen Endſäumen, welche an den Seiten ſchmäler und undeutlicher werden. Iris braun, Schnabel horngrau, Füße ſchwarz. — Weibchen: Oberfeite blaſsbräunlich mit dunklen Schaftfleden, Unterſeite fahlweiß, auf Kropf und Bruſt ſchwärzlich geſtrichelt, wodurch an den Halsſeiten ein großer Fleck entſteht, Seiten bräunlich mit ſchwachen Schaftſtrichen; Schwingen und Schwanzfedern braunſchwarz mit 1 horngelb. — Junge Vögel: fahlbräunlich, die Federn mit brauner Mitte, Flügeldecken ſchwarzbraun, roſtfahl geſäumt, Zügel und Augenſtreifen weiß, Unterſeite ebenſo, Bruſt mit dreieckigen dunklen Schaft⸗ flecken, Seiten roſtfahlbraun geſtrichelt, Unterflügeldecken ſchwarz, Backen und e roſtbräunlich; | Schwanzfedern braunfahl geſäumt, äußerſte Feder mit weißer Außenfahne. Bewohnt Mittelaſien, beſonders die Sandſteppen zwiſchen Wolga und Irtiſch, überwintert im Süden RNußlands und verfliegt ſich einzeln bis in das weſtliche Europa. „ Die Steppenlerche, Bai⸗Ling, d. i. hundert Geiſter der Chineſen, M. (A.) mongoliea, Pall., einensis). — A. B. Radde, Reiſen, S. 146. — Etwas größer als die Kalanderlerche; Oberſeite und DODbberflügeldecken roſtzimmetrot, Mantel und Schulterfedern mit roſtweißlichen Rändern, Scheitelmitte und ein Querband am Hinterkopfe, welches ſich mit dem weißen Zügel und Schläfenſtrich vereinigt, roſtiſabell, Schläfenſtrich unterſeits von einem zimmetroten Streifen begrenzt, welcher ſich über die Ohrgegend aus⸗ breitet und hier heller wird, Backen und Unterteile weiß, Seiten roſtiſabell, die Federn hier mit dunklen zimmetroten Schaftſtrichen, ein großer Fleck an den Halsſeiten ſchwarz; Armſchwingen ſchwarzbraun mit weißen Außen⸗ und Endſäumen, Handſchwingen weiß, die letzten ſowie deren Deckfedern iſabellbraun, außen fahlweißlich geſäumt; mittelſte zwei Schwanzfedern braun, am Ende zimmetrot, die übrigen ſchwarz, die beiden äußerſten mit weißer Außenfahne. Iris braun, Schale dünn ii) auf dem Firſtenrücken bräunlich, Füße rötlich. — Weibchen? Die Sumpfſteppen 1 ſüdlich vom Baikalſee und die Mongolei ſind das Vaterland dieſer ſtattlichen Lerche. Der noch ger faſt ebenſo hohe als lange, ſeitlich ſtark zuſammengedrückte, auf der Firſte gekrümmte, in der Mitte des Schneidenrandes einen ſtumpfen Ausſchnitt zeigende Schnabel, der kräftige aber ſehr kurzzehige und durch die kurzen Nägel auffallende Fuß, ſowie die langen Flügel, unter deren Schwingen die erſte und zweite die längſten fin, kennzeichnen die Falkenlerchen, von denen bis jetzt nur eine einzige Art bekannt geworden iſt. | 624. Die Knacker⸗ oder Klepperlerche, Rhamphocoris (A., Melanoc., Jerapterhina, Hierapte- rhina) Clot-Beyi, Temm., (Clot-Beckii). — A. B. Heuglin, Ornith. N.⸗O.⸗ Afr., I, S. 673. — Größe der Kalanderlerche; Oberſeite iſabellbräunlich, die Federn des Oberkopfes mit ſehr undeutlichen dunklen Schaftſtrichen, Kopfſeiten und Schläfe ſchwarz, Zügel, Strich unter dem Auge, Backenfleck und AUlnterteile weiß, letztere mit breiten ſchwarzen Schaftflecken, welche längs der Bruſtmitte zuſammenfließen, Alftergegend und Unterſchwanzdecken einfarbig, Unterflügeldecken ſchwarz, ſchmal weiß geſäumt; Schwingen 5 braunſchwarz, außen ſchmal fahl, die äußerſten weiß geſäumt, hintere Hand- und vordere Armſchwingen 5 am Ende breit weiß gerandet, hintere Armſchwingen bräunlich mit zimmetrötlichen Außenſäumen, Deckfedern 5 ebenſo, die größte dunkelbraun, eine undeutliche Querbinde bildend; Schwanzfedern zimmetrot, die drei | äußerſten weiß, am Ende bramiſchwarz, welche Färbung nach außen zu ſich verſchmälert und auf der äu⸗ ßerſten Feder faſt gänzlich fehlt. Iris braun, Schnabel horngelblich, auf der Firſte grau, an der Spitze * dunkel, Füße hornfahl. ei; Scheint hauptſächlich auf das weſtliche und ſüdliche 5 beſchränkt zu ja und iſt erweislich noch nicht in Gefangenſchaft gehalten worden. Der kurze, ſtarke, ſeitlich zuſammengedrückte, auf der Firſte merklich gebogene Schnabel, kurzläufige und kurzzehige Füße, deren Daumen nur einen unbedeutenden Sporen trägt, die breiten, ſtark gerundeten Flügel, unter deren Schwingen die zweite bis fünfte unter ſich falben Außenſäumen, erſte Schwing- und Schwanzfeder mit weißer Außenfahne. Iris tiefbraun, Schnabel FREE — * ; 2 1 = 3 en: in —— — — — — 2 — — — „C e * “ 574 i Lerchen. ziemlich gleich lang und die längſten ſind, der kurze, ſeicht gegabelte Schwanz und das nach dem Geſchlecht verſchieden gefärbte Gefieder find die Merkmale der Gimpel lerchen. 625. Die Schellenlerche, Weißohrlerche, Coraphites (L., Fr., A., Pyrrhulauda) leucotis, Stanl., | (otoleucus, melanocephala). — A. B. Finſch und Hartlaub, V. O.⸗Afr., S. 466. — Etwas kleiner als der Feldſperling; Kopf, Hals und ganze Unterſeite nebſt den Unterflügeldecken ſchwarz, Ohrfleck, ſchmales Nackenband, Bürzel und Oberſchwanzdecken weiß, Mantel- und Schulterfedern kaſtanienrotbraun, erſtere mit weißlichen Außenſäumen; Schwingen dunkelbraun mit fahlen, die hinteren Armſchwingen mit roſtbräunlichen Außenſäumen, Deckfedern kaſtanienbraun, die kleinſten am Unterarme weißlich, begrenzt von einer ſchwarzen Querbinde, Armſchwingendeckfedern dunkelbraun, außen weißlich geſäumt; Steuerfedern ebenſo, die beiden mittelſten roſtbräunlich geſäumt, die äußerſten längs geteilt weiß. Iris braun, Schnabel blaſs bleifarben, Füße hornfahl. — Weibchen: oberſeits blaſs roſtrötlich, die Federn mit dunklen Schaft⸗ ſtrichen, Ohrgegend rötlich rauchbraun, Zügel, Augenſtreifen und Bartſtrich weiß, Unterſeite ebenſo, ſchwach roſtrötlich angeflogen, die Bruſtfedern mit bräunlichen Schaftflecken, Bauch, Aftergegend und Unterſchwanz⸗ decken ſchwarz. Die Schellenlerche, in Nordoſtafrika die häufigſte Art ihrer Sippſchaft, verbreitet ſich vom Nordosten bis nach Weſtafrika und kommt öfter als ihre Verwandten lebend in unſere Käfige. 626. Die Kreuzlerche, Hocklerche der Indier, C. (A., Pyrrhul.) grisen, Scop., (crueigera, gin- gica). — A. B. Jerdon, B. of Ind., II, 424. — Größe der vorherbeſchriebenen Art; Oberſeite fahl grau⸗ bräunlich, die Federn mit verwaſchener dunkler Mitte, Zügel, Augenſtreifen und Unterdeite nebſt den Unter flügeldecken ſchwarz, Backen, Ohrgegend und Seiten weißlich; Schwingen und Schwanzfedern olivenbraun mit bräunlichweißen Außenſäumen welche an den Enden der Deckfedern heller und fahler werden, die äußerſte Schwanzfeder außen fahlweiß. Iris dunkelbraun, Schnabel hornweißlich, Füße ſtrohgelb. — Weibchen: fahlbraun, die Federn mit ſchmalen fahlweißlichen Endſäumen, welche an den Oberflügeldecken am breiteſten ſind, Augenſtreifen und Unterſeite fahlweißlich mit bräunlicher Federmitte, Unterflügeldecken rauchſchwarz; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun, außen roſtweißlich geſäumt, die Außenfahne der äußerſten Feder roſtweiß. Ueber ganz Indien und Ceylon verbreitet. 627. Die Kappenlerche, C. (A., Pyrrhul.,) nigriceps, Gould, (frontalis, albifrons). — Größe der Verwandten; Oberſeite fahl erdbräunlich, die Federn mit dunklerer Mitte, Zügel, Scheitel und Hinterkopf, ſowie die Unterſeite nebſt den Unterflügeldecken ſchwarz, Stirn, Vorderkopf, Nacken, Kopfſeiten, Bruſt und »Körperſeiten weiß; Schwingen dunkelbraun mit ſchmalen bräunlichweißen Außen⸗, die Deckfedern mit ebenſo gefärbten Endſäumen; Schwanzfedern braunſchwarz mit äußerſt ſchmalen fahlen Außenſcumen Iris . Schnabel horngelblich, Füße hornfahl. — Weibchen unbeſchrieben. Die Kreuzlerche bewohnt Sennar und Kordofan, einen Teil Weſtafrikas und die Inſeln des grünen Vorgebirges. 628. Die Kapuzeulerche, C. melanauchen, Cabanis. — A. B. Finſch, Trans. Zool. Soc. 1870, S. 275. — Größe und allgemeine Färbung der Kappenlerche, ein Mittelfleck im Nacken ſchwarz, das Weiß des Vorderkopfes mehr beſchränkt und die Außenfahne der äußerſten Schwanzfeder weiß. — Weibchen: oberſeits iſabellbräunlich, die Federn mit dunkleren Schäften, Ohrgegend, Kropf und Seiten ebenſo, aber bläſſer, Kropf deutlich dunkel geſtrichelt, übrige Unterſeite weiß; Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun mit roſtweißlichen Außenſäumen, äußerſte Schwanzfedern an der ganzen Außenfahne roſtweiß, Unterflügel⸗ decken rauchſchwarz. Bewohnt die Küſtenländer des roten Meres. Obwohl in allen Erdteilen auftretend und in allen Gürteln vorkommend, ſind die 4 Lerchen doch als Bewohner der alten Welt und insbeſondere der nördlichen Erdhälfte auf⸗ zufaſſen. Nur eine einzige Gruppe, die der Alpenlerchen, hat auch in Nordamerika ihre Vertreter, und bloß eine einzige Art findet ſich gleichzeitig im Süden Aſiens und in Auſtralien. Der gemäßigte Gürtel iſt es, welcher als ihr eigentliches Heimatsgebiet betrachtet werden 4 muß, weil fie hier in größter Manchfaltigkeit auftreten. Europa beherbergt ſtändig nem Arten, zu denen als Irrgäſte noch vier Arten hinzugezählt werden mögen; Afrika und Aſien haben, jeder Erdteil für ſich, mehr als die doppelte Anzahl aufzuweiſen. Als echte Bodenvögel entſprechen die Lerchen in der Färbung ihres Gefieders der Gegend, in welcher ſie leben, und ſomit finden wir die dunkelſten Arten in den ſchwarzen Steppen Südoſteuropas und Lerchen. | 575 Aſiens, die am hellſten gefärbten dagegen in den Wüſten Afrikas und den angrenzenden Gebieten Aſiens; ja es ändert ſich ſogar eine und dieſelbe Grundform nach und nach um, ſo daß man beiſpielsweiſe von der düſterfarbigen Haubenlerche unſerer fruchtbaren Ackergegenden bis zu den ſandgelben Verwandten der Steppen Afrikas verſchiedene Uebergänge nachweiſen kann und der wiederholt ausgeſprochenen Anſicht, ein und derſelbe Vogel habe ſich durch Klima, Nahrung und andere Verhältniſſe nach und nach umgewandelt, eine gewiſſe Berechtigung zuſprechen darf. . Mit ihrer Eigenſchaft als Bodenvögel ſteht im Einklange, daß die Lerchen vorzugsweiſe ' auf baumleren oder doch nur dürftig mit Buſchwerk beſtandenen Gegenden gefunden werden und dichten, geſchloſſenen Wald gänzlich meiden. Selbſt diejenigen Arten unter ihnen, welche im Walde leben, wählen ſich hier immer nur freie Stellen aus: Waldblößen mit wenig und niederem Baumſchlage, kahle Gehänge und ähnliche Oertlichkeiten, welche ihnen geſtatten, zwiſchen dem Gebüſch und Geſtrüpp umherzulaufen. Bedingung für ihren Aufenthalt iſt trockener oder doch nicht vom Waſſer beherſchter Boden; ſie ziehen daher Felder den Wieſen entſchieden vor und treten in waſſerreichen Gegenden beſonders auf den trockeneren Höhen auf. Dem ungeachtet dürfen nur die wenigſten Arten von ihnen als Acker- oder Feldvögel bezeichnet werden; denn die weiten Steppen und ſelbſt die Wüſten bieten ihnen ebenſo viele Annehmlichkeiten wie das bebauete Land, und ihre Genügſamkeit läßt ſie ſelbſt auf den ödeſten Stellen noch zuſagende Wohnſitze finden. Das Fruchtland mit ſeinem Getreide, die Steppen mit ihren verſchiedenen ſamentragenden Grasarten bieten ihnen Nahrung zur Genüge; aber auch die ödeſten Strecken der Wüſte beherbergen ſie noch, obſchon man hier zuweilen ſich vergeblich fragt, in wiefern ihnen die Möglichkeit zum Leben geboten iſt. Im Gebirge ſteigen ſie übrigens nur bis zu gewiſſen Höhen empor, kaum über die Grenze des Holzwuchſes ſich erhebend. In ihren Eigenſchaften, ihrem Weſen und Betragen zeigen die Lerchen ebenſo große Uebereinſtimmung wie hinſichtlich ihres Aufenthaltes. Sie ſind die Bodenvögel unter den Körnerfreſſern, beſſere Läufer als alle übrigen, gleichzeitig aber auch treffliche Flieger. Ihr Gang iſt kein Hüpfen, ſondern ein Schreiten, welches zu eilendem Rennen beſchleunigt werden kann; ihr Flug geſchiht in großen, flachen Bogenlinien, wenn es ſich darum handelt, weitere Strecken zu durchmeſſen, während die großen und breiten Flügel beim Spielen und Singen in ganz abweichender Weiſe gebraucht werden. Schwenkungen der verſchiedenſten Art führen die Lerchen mit einer außerordentlichen Gewandtheit aus, ſind auch im Stande, die Art und Weiſe ihres Fluges jederzeit in eine andere umzuändern, und unterſcheiden ſich dadurch von den meiſten übrigen Vögeln, daß ſie in der Liebesbegeiſterung, alſo beim Singen in der allbekannten Weiſe aufwärts ſteigen, förmlich kletternd, falls man ſo ſagen darf, während ſie, oben angekommen, langſam und ſanft wieder nach unten ſchweben, dann plötzlich die Flügel einziehen und wie ein fallender Stein gegen den Boden herabfallen, unmittelbar über demſelben die Flügel wieder breitend, um die Wucht des Sturzes zu mildern. Auf ihren Reiſen fliegen ſie mehr oder weniger gleichförmig dahin; an den Brutorten aber zeigen ſie die erwähnten und noch andere Künſte des Fluges oft in raſcher Folge nach einander. Ebenſo ausgezeichnet wie die Beweglichkeit ihrer Glieder iſt ihre Stimme und die Art und Weiſe, wie ſie die verhältnismäßig wenigen Töne derſelben an einander reihen, mit einander verbinden und ſo einen ununterbrochenen Wechſel hervorzubringen wiſſen. Alle bis jetzt genauer beobachteten Arten zählen zu den Sängern, die meiſten zu den guten. Hoher Wohlklang, Fülle und Stärke der Töne iſt ihrem Geſange eigen und verſchafft ihnen, ins⸗ beſondere den bevorzugten unter ihnen, überall die Zuneigung des Menſchen. Die ſonſtigen Begabungen erheben ſie nicht über andere Körnerfreſſer. Sie ſind lebhafte, ruhige, bewegliche, auch verträgliche und außer der Brutzeit friedfertige Vögel, zeichnen ſich aber weder durch rf / a a r f e N V v Re Ar 7 1 Ar a, \ 5 £ 576 1 Lerchen. beſondere Sinnesſchärfe noch durch Verſtand vor den Finken und Ammern aus. Wit dieſen ihren Verwandten leben ſie in ziemlich gutem Einverſtändnis, während ſie den Menſchen | eher meiden als aufſuchen, obwohl auch das letztere ſtattfindet und fie da, wo ſie ſich feines Schutzes verſichert halten, keine Furcht an den Tag legen. Doch muß man ſie im allge⸗ E meinen eher als ſcheue denn als vertrauensvolle Vögel bezeichnen. W Alle im Norden wohnenden Lerchen verlaſſen ihre Heimat mit Annäherung des Winters, um in ſüdlicheren Gegenden zeitweilig Herberge zu nehmen. Unſere Feld⸗ und Heidelerchen 3. B. wandern bis Südeuropa und Nordafrika, während die Haubenlerche nur ſtreicht, nicht aber eigentlich zieht, indem ſie aus höheren Gegenden in tiefere, aus kälteren in mildere ſich begibt 1 und an nahrungsreichen Orten, beiſpielsweiſe in Städten oder längs der Landſtraßen ſich aufhält. Vom hohen Norden wandert die Alpenlerche bei uns ein, kommt aber nur aus nahmsweiſe bis in das Innere des Landes und läßt ſich meiſt ſchon unſere dünenreichen Inſeln und Küſten als Winterherberge gefallen. Die ſüdeuropäiſchen Arten ziehen verhält⸗ nismäßig weiter, da ſie ihre Reiſen bis in das Innere Afrikas ausdehnen, und auch die ſibiriſchen Arten durchmeſſen verhältnismäßig große Strecken, indem fie bis Südchina und einzelne ſelbſt bis nach Indien vordringen. Sobald der Frühling ſich naht, ſtellen alle Lerchen wieder in ihrer Heimat ſich ein, und die bei uns vorkommenden Arten erſcheinen daher mit Recht als die erſten Boten des kommenden Lenzes; denn ſie zeigen ſich oft ſchon 4 bei ſehr rauher Witterung, noch bevor die Felder und Waldblößen wirklich von Schnee und Eis befreit wurden, haben dann unter Umſtänden auch viel zu leiden. Sofort nach ihrer Ankunft teilen ſich die Schwärme, welche während des Winters treulich zuſammengehalten hatten, in einzelne Pare; die Männchen ſteigen ſingend in die Luft, und die Weibchen jpähen 4 nach paſſender Niſtſtelle. Auf dieſer wird, ſobald die Witterung einigermaßen es geſtattet, ein einfaches Neſt errichtet, in den meiſten Fällen in einer aufgefundenen, vielleicht auch ſelbſt ausgeſcharrten Vertiefung, welche dann notdürftig mit verſchiedenen Gräſern und Grasblättern ausgebaut und mit denſelben, mit feineren Stoffen und außerdem Haren, ausnahmsweiſe vielleicht auch Federn ausgekleidet wird. Das Gelege beſteht aus vier bis ſechs erdfarbenen, d. h. auf trüb gelblich -, graulich- oder rötlichweißem Grunde mit dunkleren 4 Wolken, Punkten und Flecken dick überſäeten Eiern, welche vorzugsweiſe vom Weibchen ausgebrütet werden. Die Jungen verlaſſen das Neſt ſehr frühzeitig, und die Alten ſchicken ſich unmittelbar, nachdem jene ſelbſtändig geworden ſind, wiederum zum Brüten an, ſo daß jedes Pärchen im Laufe des Sommers mindeſtens zwei Bruten aufzieht. Junge wie Alte ernähren ſich im Sommer faſt ausſchließlich von Kerbtieren, Heuschrecken, Spinnen, Räupchen, 4 kleinen Käfern u. dgl., während im Herbſt und Winter verſchiedene Geſämearten, auch wohl Getreidekörner die Hauptnahrung und grüne Pflanzenſtoffe, aufſchießendes Getreide, friſche Grasſpitzen Blattteile von Pflanzen u. dgl. die Zukoſt bilden. Beſondere Anſprüche ſcheinen ſie an die Nahrung nicht zu ſtellen, vielmehr die VV Stoffe = ſich zu nehmen. Zur Vervollſtändigung des allgemeinen Bildes der Gruppe will ich noch einige Worte über die einzelnen Arten hinzufügen. Die Alpenlerche bewohnt während des Sommers nach eigenen Beobachtungen alle Teile des norwegiſchen Lapplandes oder Finnmarkens bis zu Höhen von 150m ü. M., und zwar die menſchenleren Mosſteppen ebenſo wohl wie die dürftigen Gärten und Felder um die Gehöfte, ſidelt ſich alſo oft auch in unmittelbarer Nähe der menſchlichen Behauſungen an. Während des Winters erſcheint ſie längs der 4 | ganzen Oſtſee auf Dünen und kahlen Bergrücken, oft in ſehr großer Anzahl, geht aber jelten tiefer in das Land und verſchwindet bereits vor oder doch mit der Schneeſchmelze wieder. In ihrem Betragen hat ſie viele Aehnlichkeit mit unſerer Feldlerche, ſteigt jedoch beim 3 I Singen nicht immer in die Höhe, a jetzt ſich, um ihren Geſang e ee e , Fe 31 17. Ha En BR NEE RR nn a BEN auf Baumzweige oder Felſen. Ihr verhältnismäßig kunſtreiches Neſt ſteht in einer Ver⸗ nett ausgelegt und enthält im Mai vier bis fünf auf gelblichem Grunde mit feinen, dunkel⸗ farbigeren Strichelchen, am Ende oft kranzartig gezeichnete Eier. In guten Sommern brütet ſie im Juni zum zweiten Male, legt dann meiſt aber bloß drei oder doch nur ausnahmsweiſe vier Eier. In Nordamerika bewohnt ſie hauptſächlich wüſte Strecken Labradors, wie in Lappland gern die Nähe der Seeküſte, weshalb ſie von den dortigen Forſchern geradezu „Küſtenlerche“ genannt wird, trifft in ihrer Heimat aber erſt im Juni ein und gelangt Deshalb ſelten vor Anfang Julis zur Brut. Mit Beginn des Winters ſtellt fie ſich in den Ver— einigten Staten ein, bezieht hier ebenfalls die Seeküſte oder ſandige Felder in der Nähe der letzteren, en ſich dabei mit Pipern und einzelnen Ammern und verſchwindet, ſobald rr * 1 > „ 75 2 3 immerhin ſehr anſprechend und macht ſie deshalb auch zu einem mit Recht beliebten Käfigvogel. durch die Lebensweiſe von der europäiſchen Verwandten. Wenig Vögel gibt es, welche jo allverbreitet find wie die Feldlerche. Sie fehlt ſich anſidelt, falls ſich in der Nähe der Waſſerflächen einigermaßen trockene Stellen finden. Von Norwegen an bis nach Nordspanien, Italien und Griechenland, ebenſo aber auch in Sibirien gehört ſie zu den allbekannteſten Erſcheinungen. In den Alpen ſteigt ſie nach J K ee Tſchudi bis zu 1200 w., in den oſtſibiriſchen Gebirgen bis etwa 2000 » über das Mer empor. Felder bilden in Europa ihren Lieblingsaufenthalt; doch ſidelt ſie ſich auch auf Aunfruchtbaren öden Strecken, beiſpielsweiſe in den Steppen Ungarns, Ruſslands und der Mongolei an, belebt ſtellenweiſe in Verein mit den Verwandten Heiden, bevölkert alle Maarſchen und gehört zu den erſten Vögeln, welche auf einer neu umdämmten Hallige Wohnung nehmen. Falls die Witterung einigermaßen günſtig, erſcheint ſie bei uns ſchon Anfangs Februar, in milden Wintern ſelbſt noch eher, und verweilt nun ununterbrochen auf dem erwählten Gebiete bis zum Oktober und November, obwohl der Zug eigentlich ſchon im September beginnt und auch im Frühjahre lange fortdauert, weil die im Norden 2 wohnenden Lerchen früher aus ihrer Heimat aufbrechen und ſpäter zu ihr zurückkehren als die unſerigen und dabei mildere Gegenden durchwandern. Der Zug führt fie bis Südeuropa, . Spanien, Süditalien und Griechenland, woſelbſt man ſie während des Winters, zu unſchätz⸗ baren Scharen vereinigt, auf allen geeigneten Oertlichkeiten ſich umhertreiben ſiht. Nach Nordafrika ſtreichen nur wenige hinüber; doch begegnet man in Unteregypten und den Atlasländern allwinterlich einzelnen, gewiſſermaßen verirrten Stücken, welche geraume Zeit hier verweilen. Während der Wanderung ſelbſt ſammeln ſich die Lerchen nach und nach zu immer größeren Scharen an, welche bei günſtigem Wetter in den Morgen- und Abendſtunden Ziehen, über Mittag aber auf die Felder fallen, um ſich zu ſättigen. Widriger, d. h. in der AZBaugrichtung ſtreichender Wind hält fie oft lange an einer Stelle auf, während günſtiger, . nehmen. Ausnahmsweiſe kommt es wohl auch vor, daß einzelne ganz bei uns bleiben und 4 ſich ſo gut, als es geht, das Leben friſten. Lebendig, unſtät, unruhig und geſangeseifrig, wie fie iſt, fällt die Feldlerche Jedermann ins Auge, gleichviel, um welche Jahreszeit man . verhältnismäßig langſam umher, bei einiger Erregung dagegen rennt ſie eilfertig dahin, und „ namentlich beim Treiben des Weibchens zeigt fie ihre ganze Behendigkeit als Laufvogel. Ihr Flug vereinigt in ſich allen Wechſel, deſſen ich oben gedacht habe. Bald flattert ſie . langſam dicht über dem Boden dahin, bald jagt ſie mit bewunderungswürdiger Gewandtheit 3 Brehm, gefangene Bügel E. 377 Lerchen. 957 7 tiefung des Bodens, wird innen mit feinen Halmen, Pflanzenwolle, zarten Samenhülſen das Frühjahr ſich naht. Ihr Geſang ſteht dem unſerer Feldlerche entſchieden nach, iſt jedoch Die übrigen Arten der Gruppe unterſcheiden ſich höchſtens durch den Aufenthalt, 5 aber eigentlich nur größeren Waltungen und den Sümpfen und Brüchen, obwohl ſie auch hier alſo Gegenwind die Reife ungemein fördert, da ſie dann meiſt auch die Nacht zu Hilfe 4 ſie beobachtet. So lange ſie ihren Nahrungsgeſchäften nachgeht, läuft ſie mit kurzen Schritten * PPP — —H eee e eee ET ES Ta ee re eee. 1 ag ag F 578 | gerchen in langen Bogenlinien über größere Strecken, bald endlich erhebt fie ſich, um zu fingen, in ſchraubenförmigen Linien unter langſamen Flügelſchlägen mehr und mehr in die Höhe, hält 4 ſich, oben angekommen, geraume Zeit auf einer und derſelben Stelle und ſchwebt dann langſam zur Tiefe nieder, bis ſie endlich wieder zum Boden ſich herabfallen läßt. Beim Spielen mit dem Weibchen oder beim Streiten mit anderen Männchen, mit denen ſie während der Brutzeit in ununterbrochenem Hader liegt, oder endlich beim Zanken mit ſonſtigen Vögeln kann man ihre volle Gewandtheit kennen lernen. Der Lockton iſt verſchieden, entweder ein ſcharfes, ſchnarrendes „Gerr“, oder ein hellpfeifendes „Tri“, wiederum endlich eine Wieder⸗ holung dieſe Laute, während ſie beim Zanken ein ſchnarrendes „Tſcherrr“ vernehmen läßt. = Ganz andere Laute ſetzen ihren Geſang zuſammen. In ihm vereinigen ſich mehrere helle, reine und kräftige Töne zu einer nach der Begabung des Sängers ſehr verſchiedenen Anzahl von Strophen, welche bald trillernd, bald wirbelnd, bald wieder lang gezogen und mit mehr oder minder großem Wechſel vorgetragen werden. Wie unter allen Vögeln gibt es nicht bloß je nach der Gegend mehr oder weniger ausgezeichnete Sänger, ſondern auch unter den einzelnen Männchen einer und derſelben Landſchaft vorzügliche Künſtler und erbärmliche Stümper, ſolche, welche in ununterbrochenem Wechſel ihre Lieder vortragen, zu den eigenen, üblichen Tönen vielleicht auch noch die anderer Singvögel aufnehmen, und dagegen Männchen, welche durch das ewige Einerlei der Aufeinanderfolge der Strophen ihres Geſanges geradezu ermüden. Die Gebrüder Müller bemerken, wohl mit Recht, daß in der Ebene das Schwirren im Lerchengeſange mehr vorherſcht als im Gebirge, wo Flöten- und Glockentöne das Lied verſchönern. Hier wie dort aber darf man die Feldlerche zu unſeren guten Sängern zählen und hat vollkommen Recht, ſie, welche den Frühling, noch ehe er eingetreten, mit ihren anmutigen Liedern kündet, hoch und wert zu ſchätzen. Sehr bald nach ihrer Ankunft, meiſt ſchon im März, ſpäteſtens im April baut ſie auf einer trockenen Stelle ihres Wohngebietes, zuweilen inmitten ſumpfiger Wieſen oder ſelbſt in Brüchen, am liebſten aber auf etwas erhöhten, Ueberſchwemmungen nicht ausgeſetzten Feldern und insbeſondere auf Brachäckern, Feldreinen und den mit Sommergetreide, Hülſenfrüchten und Klee bebaueten Feldern ihr einfaches Neſt. Eine kleine Vertiefung, welche ſich findet, wird erweitert und gerundet oder ausgeſcharrt und mit alten Stoppeln, dürren Grasſtückchen, zarten Wurzeln, Hälmchen ausgekleidet und der flache Napf innen mit feineren Bauſtoffen derſelben Art und einzelnen Pferdeharen ausgelegt. Die ziemlich großen, in der Form etwas verſchiedenen Eier zeigen auf trüb gelblich- oder rötlichweißem Grunde wolkenartige Zeichnungen und über dieſen in verſchiedener Anordnung graulichbraune, graue und dunkelbraune Punkte und Fleckchen, ſehen ganz erdfarbig aus und ſind aus dem Grunde nur ſchwer zu erkennen. Im übrigen bietet das Fort⸗ pflanzungsgeſchäft unſerer Vögel nichts abſonderliches, d. h. von dem allgemeinen abweichendes. Treue Spiegelbilder der Feldlerche ſind die bei den Japaneſen und Chineſen ſehr beliebte Himmels⸗- und die weit über Indien verbreitete, auf allen graſigen Hügeln, Wieſen und Feldern vorkommende Trillerlerche. Eine wie die andere haben in Lebensweiſe, Nahrung, im Geſang und in der Fortpflanzung ſo viel übereinſtimmendes mit der europäiſchen Verwandten, daß man bis jetzt wenigſtens kaum etwas beſonderes von ihnen ſagen kann. Auch die Geſellſchaftslerche oder Kalandrelle gleicht in den meiſten Stücken der Feldlerche. Ihre eigentliche Heimat ſind die wüſtenartigen Ebenen Südeuropas, Mittelaſiens und Weſtafrikas, deren Boden ihr Gefieder in der Färbung vollſtändig gleichkommt. Von hier aus wandert ſie mit Beginn des Herbſtes in zahlreichen, locker zuſammenhaltenden Flügen nach Innerafrika, hier die Grenze des bebaueten und wüſten Landes, die Wüſte und die Steppe ſelbſt zeitweilig bevölkernd und in den dünn beſtandenen Waldungen des Innern oft zu unſchätzbaren Schwärmen ſich vereinigend. Ganz in derſelben Weiſe tritt ſie, laut Jerdon, in Indien auf, woſelbſt ſie im Oktober und November eintrifft, bis zum März 1 El Tre Lerchen. 579 und April verweilt, ſich aber mehr auf den Feldern als auf den wüſten Stellen umhertreibt, während der ganzen Zeit vielfach verfolgt von Fängern und Schützen, welche ſie des leckeren Fleiſches halber maſſenhaft vertilgen. Sie läuft ebenſo behende wie die Feldlerche, obſchon mehr trippelnden Ganges, fliegt gut, aber doch nicht ſo wechſelvoll wie jene, beſchreibt im Fluge ſehr unregelmäßige Bogen und ſteigt beim Singen gewöhnlich in ſehr ſchiefer Linie empor. „Ihr Geſang iſt“, wie unſer Mitarbeiter A. von Homeyer, wohl der beſte Kenner aller europäiſchen Singvögel, ſich ausdrückt, „lauter Stückwerk, nichts zuſammenhängendes. Lang gezogene Töne gehen voran, ſchnell gegebene Nachſätze folgen, welche weder im Wohl— laute noch im Tonfalle zum Geſange paſſen. Die lang gezogenen Flötentöne ſind ſchreiend, die Schlußſtrophen hölzern und ohne Klang. Dabei werden einige Strophen ganz genau oder nur mit Abänderung des Schluſſes bis zum Ueberdruſſe wohl zehn bis zwanzig Mal wiederholt, ſo daß man an die langweilige Sangesweiſe mancher ſchlecht ſingenden Hauben⸗ lerche erinnert wird. Trotz alledem beſitzt auch die Kalandrelle große Fertigkeit im Nach⸗ ahmen fremder Vogelſtimmen.“ Das Neſt, welches man ſelten vor dem Mai, meiſt erſt im Juni findet, ähnelt dem unſerer Feldlerche; die an Größe, Geſtalt und Zeichnung ſehr verſchiedenen Eier find zartſchalig und auf grau-, gelb- oder grünweißem Grunde bedeckt mit grauen Unter- und ſehr feinen, engſtehenden, graubraunen Oberflecken und Pünktchen, welche am dickeren Ende oft in einen Kranz ſich vereinigen. Die Finkenlerche hat, laut Jerdon, alle Eigenſchaften und Gewohnheiten der Feldlerche, bewohnt mit Vorliebe graſige Ebenen, ſingt vorzüglich, iſt ein ausgezeichneter Spötter und wird deshalb gern im Käfige gehalten. Ueber ihre Fortpflanzung weiß ich nichts zu ſagen. Unzweifelhaft die anmutigſte aller unſerer einheimiſchen Lerchen iſt die Heidelerche, ein in ganz Deutſchland nirgends ſeltener, wenn auch nicht überall vorkommender Vogel. Gerade die öden, unbebaueten Stellen und zwar vorzugsweiſe die bergigen Gegenden oder das Gebirge ſelbſt, aber auch die ausgedehnten Heiden der Tiefebene ſind es, welche ſie zum Aufenthaltsorte ſich wählt, die Nähe von Waldungen mit Vorliebe aufſuchend und unter ihnen Schwarzwald den Laub⸗ hölzern entſchieden vorziehend. In den reichen fruchtbaren Ackergegenden der Ebene ſiht man fie nur während der Zugzeit; auf allen Blößen der Waldungen des Mittel- und ſelbſt Hochgebirges aber iſt ſie, obſchon nicht eine gemeine, ſo doch eine regelmäßige Erſcheinung, auch in dem ganzen Berggürtel der Schweiz bis zur Baumgrenze hinauf noch überall anzutreffen. Sie verläßt uns etwas früher als die Feldlerche, wandert wie dieſe ebenfalls bis nach Südeuropa hinab, ſtreift ausnahmsweiſe auch wohl bis Nordafrika hinüber, nimmt in Spanien in den Gebirgswäldern Herberge und belebt dieſe dann zu Tauſenden, bis ſie das Herannahen des Frühlings wieder nach Norden treibt. Im mittleren Deutſch⸗ land trifft ſie gewöhnlich inmitten des Februar am Brutplatze ein, gleichviel ob der Schnee an den Berggehängen bereits geſchmolzen iſt oder nicht, und kündet ihre Freude über die glückliche Heimkehr ſofort durch ihre wechſelvollen, unvergleichlich ſchönen Lieder an. Dieſe haben allerdings noch immer das Gepräge des Lerchengeſanges, zeichnen ſich aber durch Wohlklang, Weichheit und Sanftheit, man möchte ſagen Schwermut der Töne aus, beſtehen. aus mehreren mäßig langen aufeinanderfolgenden Strophen und werden womöglich noch mit größerer Ausdauer vorgetragen als die der Feldlerche. Oft ſingt die Heidelerche von dem Eipfel eines Baumes oder Buſches herab, oft aber ſchwingt ſie ſich, ſelbſt um die Mitternachtsſtunde noch, in die Höhe, und ihr melodiſcher Geſang belebt dann die ſonſt klangloſe Oede in herzerhebender Weiſe. Adolf Müller ſchildert in ſeinen gemeinſchaftlich mit ſeinem Bruder verfaßten „Charakterzeichnungen der vorzüglichſten deutſchen Singvögel“ das Lied der Heidelerche mit folgenden Worten: „Es beſteht aus einer langſameren Strophe 1 von zehn bis zwölf und mehr tiefen wellenförmigen Flötetönereihen, worauf gewöhnlich nach einer kurzen Pauſe eine liebliche höhere Trillerſtrophe in raſcherem Tempo erſchallt. 3 e en . ET as T. f AN une e Ba a ** e . 1 N — ji Re > 580 Lerchen. Der von guten Sängern, namentlich von Nachtſchlägern verſchieden gebeugte und veränderte Geſang läßt ſich in ſeinem Grundcharakter auf die Laute des melodiſchen Locktones „Lululu“ oder „Ludelu“, das Trillern auf die Silben „Lulu“ oder „Lili“ zurückführen. Je nachdem die Silben „Lulu“ oder „Ludelu“ vorherſchen, wechſelt im Rhythmus die tiefflötende, langſamere Strophe; auch werden von Nachtſchlägern bisweilen gezogene Töne zwiſchen die tieferen und höheren Gänge eingeſetzt, wodurch nachtigallentonartige Wendungen entſtehen. Alle Noten des Geſanges find durchgängig rein, klangvoll und melodiſch, und in dieſer einen Hinſicht ſteht das Lied der Heidelerche wohl unter allen, auch den beſten, mitunter mehr oder minder Scharfes und Unreines enthaltenden Vogelgeſängen oben an.“ Jeder Gebirger hält dieſes Geſanges halber die Heidelerche hoch und wert, und jeder Liebhaber ſiht in ihr den trefflichſten Zimmergenoſſen, welchen die Lerchenfamilie überhaupt uns liefern kann. Das Lied der Kalanderlerche iſt ungleich reicher als das ihrige, für das Zimmer aber zu laut, das Lied der Feldlerche abwechſelnder, aber nicht beſonders wohllautend, der Geſang der Haubenlerche vielleicht voller, aber minder einſchmeichelnd als ihr auch dem empfindlichſten Ohre wohltuendes Lullen, und ihr Ruhm deshalb wohl gerechtfertigt. Gewiſſe Mängel hat freilich auch ihr Geſang. „Obgleich ſie“, bemerkt unſer Mitarbeiter Köppen, „nicht alle Eigenſchaften eines guten Stubenvogels in dem Grade wie die Mönchsgrasmücke beſitzt, iſt 0 ſie doch ein großer Liebling von mir. Rückſichtlich ihres Geſanges darf man ſie in gewiſſer Beziehung über alle anderen Singvögel ſtellen, da ſie in ihren Liedern nicht einen einzigen unangenehmen Ton hat. Selbſt die einzeln ausgeſtoßenen Locktöne klingen lieblich, und Laute des Neides, Aergers und Zornes, wie ſie die Nachtigall oft vernehmen läßt, hört man von der ſanften Heidelerche nicht. Die einzigen Gründe, weshalb ich ſie dem Schwarzkopf f und ſelbſt dem Rotkehlchen nachſtelle, liegen darin, daß man verhältnismäßig nur ſelten einen Sänger ihrer Art erhält, welcher ſich durch eine dem verwöhnten Ohre des Liebhabers genügende Abwechſelung der Strophen hervortut, daß ſie im Geſange leicht träge wird, und daß nach meiner und meiner Bekannten Erfahrung eine durchwinterte Heidelerche oft weniger fleißig und ſchön ſingt als im erſten Jahre ihrer Gefangenſchaft. Ich halte daher die Heidelerche, welche ich jederzeit in beliebiger Anzahl bekommen kann, immer nur einen Sommer hindurch und gebe ſie im Herbſte wieder frei.“ Das Neſt findet man, meiſt ſchon in den letzten Tagen des März, unter einem Büſchchen oder im Graſe in einer ſelbſt aus⸗ 1 geſcharrten Vertiefung. Dürre Halme, Grasblätter, Flechten und Mos bilden den Außenbau, dieſelben glatter gelegten Stoffe die Auskleidung, vier bis fünf zartſchalige, glän⸗ = zende, auf grauweißem Grunde mit aſchgrauen, graubraunen oder graurötlichen Flecken und Punkten dicht, am ſtumpfen Ende oft kranzartig gezeichnete Eier das Gelege, welches faſt nur vom Weibchen bebrütet wird. In günſtigen Sommern macht das Pärchen mindeſtens zwei, meiſt drei Bruten, ſchlägt ſich dann mit den ſelbſtändig gewordenen Jungen und anderen Familien zuſammen und beginnt zu ſtreichen, Wieſen, Stoppelfelder und andere Oertlichkeiten beſuchend, auf denen man dieſe Vögel ſonſt vergeblich ſucht. Von der Spiegellerche weiß ich wenig zu jagen. Sie bewohnt, wie angegeben, den größten Teil Sibiriens, die Tartarei, das ſüdliche Ruſsland, erſcheint im Winter häufig an der Wolga und in anderen Teilen Süd⸗ ruſslands und ſoll in ihren Sitten und Betragen der Feldlerche ſehr ähnlich ſein, hinſichtlich des Geſanges hinter ihr jedoch zurückſtehen. Dubois bemerkt noch, daß ſie wie alle Steppen⸗ vögel vor dem Menſchen keine Scheu zeigt. Das Neſt ſteht ebenfalls am Boden; die rund⸗ lichen Eier ſind auf gilblichem Grunde dicht mit grauen, violetten und braunen Punkten und Flecken bedeckt. Die Graulerche iſt nach Layard im Kaplande gemein, obwohl ſie einzelne Gegenden mit beſonderer Vorliebe bewohnt, baut ihr Neſt in oder neben einem Grasbüſchel und legt drei bis fünf auf gelblichweißem Grunde überall mit braunen und purpurfarbenen Flecken gezeichnete Eier. Ueber den Geſang und ſonſtige Eigenſchaften Lerchen. 581 weiß Layard nichts zu ſagen. Wüſten⸗ und Sandlerche, mir durch eigene Anſchauung bekannt gewordene Vögel, ſind höchſt anmutige Erſcheinungen. Wenn man in Egypten und Nubien an die Grenze des bebaueten Landes gekommen iſt, wird man hier die eine, dort die andere Art ſelten vermiſſen. Mit der Wüſte beginnt ihr Gebiet, und ſelbſt die ödeſten Stellen der erſteren beherbergen ſie noch in einer Anzahl, welche für die Armut jener Strecken viel zu groß zu ſein ſcheint. In Egypten und im nördlichen Nubien hält ſich die Wüſtenlerche mit Vorliebe auch in Tempeln und Grabmälern auf, und ihr melan- choliſcher Ruf erſcheint gleichſam als Klage über den Verfall dieſer hehren Hallen. Weiter oben in Nubien belebt ſie die felſigen Ufergelände des Stromes, die pflanzenleren Ebenen zu beiden Seiten desſelben und regelmäßig die wandelbaren Anſidelungen des Menſchen, kommt buchſtäblich ſelbſt bis in das Innere des leichten Zeltes herein. In der Regel ſiht man ſie par⸗, nach der Brutzeit familienweiſe, ſelten in größeren Geſellſchaften oder Scharen. Jedes Pärchen grenzt ſich ein kleines Niſtgebiet ab, ſei dasſelbe auch noch ſo arm, und treibt ſich hier vom Morgen bis zum Abend umher, rennenden Laufes über den Boden dahinhuſchend oder leichten, obſchon etwas ſchlaffen Fluges von einem Teile des Wohnkreiſes zum anderen ſich wendend, dann und wann auch auf einen erhöhten Stein oder aber auf eine Buſchſpitze ſich ſetzend, um von hier aus ihren unbedeutenden, mit dem unſerer Feld- oder Heidelerche “ in keiner Weiſe zu vergleichenden, wenn auch nicht aller Anmut baren Geſang vorzutragen. Triſtram fand das Neſt der Wüſtenlerche in der Sahara und in den Einöden von Paläſtina, beſchreibt es als zierlich gebaut und gibt an, daß die vier verhältnismäßig großen Eier auf lebhaft gelbweißem Grunde mit braunen und roten Flecken, namentlich gegen das dickere Ende hin gezeichnet find. Buſchwald- und Buſchlerche vertreten ſich gegenſeitig in ver⸗ ſchiedenen Teilen Indiens. Beide ſind weit verbreitete, menſchenfreundliche Vögel, welche auch in die Gärten hereinkommen, hier aber mehr oder weniger ſich zu verbergen ſuchen, wie ſie überhaupt ein ſtilles Leben führen. Beim Singen ſetzen ſie ſich gern auf Gebüſche, erheben ſich übrigens dabei auch bis zu einer gewiſſen Höhe in die Luft und laſſen ſich dann mit ausgebreiteten Schwingen langſam hernieder. Der Geſang der Buſchwaldlerche beſteht nach Philipps aus ungefähr acht Tönen, deren ſechs erſte raſch nacheinander wiederholt und deren letzte langſamer vorgetragen werden. Das Lied iſt anſprechend, aber nicht kräftig, der Vogel deshalb auch für die Gefangenſchaft nicht beſonders geeignet. Ungefähr dasſelbe gilt für die Buſchlerche, welche nach Jerdon ihren wohllautenden, ſchwachen Geſang während eines kurzen Auffluges vorzutragen pflegt. Beide Arten bauen ihr Neſt unter Büſche, je nach den Umſtänden mehr oder minder ſorgfältig, und legen grünlichweiße oder grünlichgraue mit düſterbraunen Flecken bedeckte Eier. Die Singlerche bewohnt nach demſelben Forſcher in Indien verſchiedene Oertlichkeiten, iſt aber nicht überall gleich häufig, beſchränkt ſich viel⸗ mehr auf gewiſſe Stellen, insbeſondere auf Wieſen und ſonſtwie mit Gras beſtandene Strecken in der Nähe des bebaueten Landes. In Auſtralien, namentlich in Neu⸗Süd⸗Wales hält ſie oder ihre Verwandte (A. Horsfieldi), laut Gould, am liebſten auf bergigen Gehängen fich auf, ſcheint aber nirgends in erheblicher Anzahl vorzukommen. Wie unſere Feldlerche iſt ſie ein eigentlicher Erdvogel, welcher nur ausnahmsweiſe ſich auf niedere Büſche oder Bäume ſetzt, beim Singen vielmehr nach Art der eben genannten Verwandten bis zu bedeutenden Höhen ſich emporſchwingt und hier in der üblichen Weiſe benimmt. Ihr Geſang ſoll zwar etwas ſchwächer ſein als der der Feldlerche, wird jedoch von den auſtraliſchen wie indiſchen Forſchern gleich hoch geprieſen und unſere Lerche deshalb auch ſehr oft im Käfige gehalten. Ueber das Brutgeſchäft finde ich keine Angabe. Die Gaullerlerche zieht nach Layard warme, ſandige Stellen der höheren Ebenen anderen vor, iſt daher in den weſtlichen Teilen N des Kaplandes häufiger als in den öſtlichen und fällt ebenſo durch die Schönheit ihres Gefieders, wie durch die abſonderliche Art des Vortrags ihres einfachen Geſanges auf. 582 Lerchen. Hierbei erhebt ſie ſich nemlich unter abſonderlich kniſterndem, durch ihre Flügelſchläge ver⸗ urſachtem Geräuſch in die Luft, ſteigt ſenkrecht 5 bis 10 m. empor, ſtößt einen langen, ſchrillen Laut aus und fällt dann wieder wie ein Stein zum Boden herab, nach Verlauf einer oder zweier Minuten dasſelbe Spiel wiederholend und ſo eine Stunde oder mehr fee | zumal in der Frühe oder des Abends. Alle genauer beobachteten Haubenlerchen he nach Art ihrer deutſchen Verwandten, welcher ſie überhaupt ſo nahe ſtehen, daß über die Artſelbſtändigkeit der meiſten Formen von dieſem oder jenem Forſcher Zweifel erhoben worden ſind. Meiner Meinung nach | dürfen die von uns aufgenommenen Arten wohl als ſelbſtändige, nicht in einander über- gehende betrachtet werden. Die Haubenlerche bewohnt gegenwärtig ziemlich alle Ebenen Deutſchlands, wenn auch nicht mit derſelben Häufigkeit, insbeſondere diejenigen Teile, welche von guten Hochſtraßen durchzogen werden, da ſie mit dieſen ſich weiter verbreitet und ſo nach und nach in Gegenden einwandert, in denen ſie früher fehlte. Ganz dasſelbe geſchiht, laut Herklotz, in Ungarn, wo ſie den Eiſenbahnen folgt, mit ihnen weiter und weiter in Landesteile vordringend, welche ſie ſonſt nur auf dem Zuge berührte. „Ich habe“, ſchreibt mir unſer Gewährsmann, „noch keinen Bahnhof betreten, noch keine Eiſenbahnſtrecke abgegangen, ohne ihr zu begegnen, auch keinen anderen Vogel kennen gelernt, welcher ſich ſo oft an den Telegraphendräten verletzt und tötet oder durch die Züge überfahren läßt wie ſie. Die zwiſchen den Geleiſen ſich umhertreibenden Kerbtiere, und mehr wohl noch die aus den Wagen fallenden Körner bieten ihr reichliche Nahrung.“ Wie hier ſo überall tritt ſie in ein gewiſſes Abhängigkeitsverhältnis zu dem Menſchen, welchen ſie gleichſam als ihren Er⸗ nährer betrachtet; denn auch im Winter kommt ſie eher als jede andere Art bis unmittelbar an das Gehöft oder in dasſelbe wie in die Straßen der Dörfer und Städte herein, dort von dem Abfall vor Stall und Scheuer, hier auf Wegen und Stegen ſich ernährend. Als urſprünglichen Aufenthaltsort darf man trockene, nicht ganz von Gebüſch oder Bäumen entblößte Oertlichkeiten, verwilderte Felder und Lehden betrachten. Aehnliche Oertlichkeiten Spaniens bewohnt die Lorberlerche, obwohl ſie, wie Rey ſehr richtig bemerkt, von ihrer deutſchen Verwandten insbeſondere dadurch ſich unterſcheidet, daß ſie die Nähe von menſchlichen Wohnſitzen eher meidet als aufſucht, während die Gilblerche ſich auch ſchon äußerlich als echter Wüſtenvogel kennzeichnet und die Droſſellerche im Kaplande aller Orten Wohnung zu nehmen ſcheint. Sämtliche Arten ſind Bodenvögel im eigentlichen Sinne des Wortes, erheben ſich nur ungern zu kurzem Auffluge, ſteigen ſelten weit in einem Zuge, fliegen auch nicht ganz ſo geſchickt wie die Feldlerche und ſuchen bei Gefahr ihr Heil darin, daß ſie ſich platt auf den Boden drücken und auf die Gleichförmigkeit ihres Gefieders mit dem⸗ ſelben vertrauen; alle zählen zu den mehr oder minder guten Sängern, d. h. innerhalb einer und derſelben Art gibt es ganz vortreffliche und weniger ausgezeichnete Künſtler in dieſer Hinſicht. Der Lockton läßt ſich durch die Worte „veni, vidi“ annähernd wiedergeben; der Geſang zeichnet ſich durch die Reinheit und Sanftheit der Töne und die Abwechſelung der Strophen aus, welche getragener und flötender als die der Feldlerche ſind, nicht ſo viele Triller haben und ohne längere Pauſen vorgetragen werden. Nicht immer hebt ſich dabei die Haubenlerche in die Luft, ſucht ſich vielmehr eine irgendwie erhöhete Stelle, unter Umſtänden einen Stein oder eine Scholle auf und ſingt von dieſer herab; die Liebesbegeiſterung aber treibt auch ſie in größere Höhen, und wenn dies geſchiht, erhält ſie ſich hier viel länger als die Feldlerche, 13 — . — n . länger ſelbſt als die Heidelerche und beſchreibt dabei weite Kreife und Bogen, bald aufwärts ſteigend, bald ſich etwas herabſenkend, bald nach dieſer bald nach jener Richtung ſchwankenden Flügelſchlages ſich bewegend. In der Zeit der vollſten Liebe ſingt ſie oft ſchon lange vor Tagesanbruch und bis in die ſpäten Abendſtunden. Auffallender Weiſe ſteht die Haubenlerche bei den Liebhabern nicht in ſo hoher Gunſt wie Feld- und Heidelerche. Dennoch verdient . ag 2 ne — ren — N 5 Se A ee at Ba are a un a * . a 8 NS 2 © 8 2 73 8 7 x * pr A Be NE er Lerchen. 1 583 ſie die vollſte Beachtung aller Vogelfreunde. Wer das Glück hat, einen ausgezeichneten Sänger zu erlangen, wird mit Entzücken ihren Liedern lauſchen und mit Verwunderung ihre ungewöhnliche Nachahmungsgabe kennen lernen. Hinſichtlich der Sanftheit jener ſteht ‚fie der Heidelerche nur wenig nach, betreffs der Nachahmungsfähigkeit wetteifert fie mit der Kalanderlerche, wenn ſie dieſe auch nicht zu erreichen im Stande iſt. Und doch wird ſie von der Lorberlerche im Geſange noch überboten. „Nicht nur das Klagende der Heidelerche“, ſagt A. von Homeyer, „it dieſer eigen, ſondern fie übertrifft dieſe liebe Sängerin gerade um dieſe Eigentümlichkeit noch bedeutend. Auch iſt der Ton durchaus verſchieden von dem der Haubenlerche, weich, klagend und ſilberrein wie bei der Heidelerche, aber noch melan- choliſcher. Der Vortrag ſteht mit dieſer Tonweiſe im engſten Zuſammenhang: ich kenne kaum etwas ſchöneres als den gefühlvollen Geſang dieſer Lerche.“ Rey, welcher die Lorber— lerche im ſüdlichen Portugal beobachtete, kann dieſer vortrefflichen Schilderung Homeyers noch hinzufügen, daß der liebliche, durchaus fremdartige Geſang, als er von ihm zum erſten Male in den öden Gefilden bei Kap Vincent vernommen wurde, ihn nicht einmal an unſere Haubenlerche erinnerte, ſondern einen gänzlich fremden Vogel vermuten ließ. „Vielleicht trägt dazu der Umſtand bei, daß man gewöhnt iſt, den Geſang der Haubenlerche regel⸗ mäßig vom Boden aus zu vernehmen, während die Lorbexlerche ihr liebliches Lied auf Bäumen ſitzend vorzutragen pflegt.“ Auch die Gilblerche ſingt ſehr angenehm, und man erkennt dies um ſo dankbarer, als ſie die ſchweigende, an wirklichen Sängern arme Wüſte bewohnt. Das Neſt der Haubenlerche ſteht meiſt in der Nähe menſchlicher Wohnungen, in Gemüſegärten, Feldern, hinter den Gehöften, zuweilen auch auf alten Lehmwänden und ſelbſt auf Firſten niedriger Strohdächer, iſt kunſtlos wie das anderer Verwandten und ſiht einem vom Winde zuſammengewehten Haufen alter Stoppeln täuſchend ähnlich. Dieſe, Gras⸗ ſtöckchen u. ſ. w. bilden den Außenbau, während der innere einigermaßen geglättete Napf mit Pferdeharen, ausnahmsweiſe auch wohl mit Federn ausgelegt wird. Die vier bis fünf dünn⸗ und glattſchaligen Eier ſind auf weißem, gelbem oder grünlichem Grunde mit grauen und braunen Flecken und Punkten dicht beſtreut, wechſeln aber einigermaßen in Färbung und Anordnung dieſer Flecken ab. Das Weibchen, welches vom Männchen täglich einige Stunden abgelöſt wird, brütet mit größter Hingebung und fliegt in der Regel erſt dann auf, wenn ein herannahender Menſch bereits unmittelbar vor ihm ſteht. Das Neſt der Lorberlerche fanden wir unter Büſchen oder im hohen Graſe, regelmäßig weit ab von menſchlichen Wohnungen; die vier bis fünf Eier, welche es enthält, erinnern weniger an die der Hauben⸗ als an die der Heidelerche, ſind glänzend grauweiß mit verwaſchenen dunkel⸗ grauen Unter⸗ und Oberflecken, welche am ſtumpfen Ende wie bei denen der Haubenlerche oft kranzartig zuſammenfließen. Sämtliche Läuferlerchen ähneln dem Wüſtenläufer ebenſo wie ken eigentlichen Verwandten. Die Wüſtenläuferlerche findet man parweiſe in den Wüſten Egyptens, Nubiens, des ſteinigen Arabiens und Indiens und zwar ebenſo gut nahe am bebaueten Lande als inmitten der ſandigen, faſt baumloſen Flächen, fern von allem Verkehre und fern auch vom Waſſer, obgleich ſie, nach meinen Beobachtungen wenigſtens, die Grenze der Wüſte in größerer Anzahl bewohnt als das Innere derſelben. Dann und wann zeigt ſie ſich wohl auch auf abgeernteten Feldern, niemals aber für längere Zeit, ſondern immer nur vorüber⸗ gehend. Auf den früher ſtark beſuchten Karawanenwegen von Kairo nach Sues traf ich ſie häufiger an als irgendwo anders; aber auch in Nubien tritt ſie ſtellenweiſe in einer gewiſſen Anzahl auf. Jedes Pärchen bewohnt ein ziemlich ausgedehntes Gebiet und vereinigt ſich nicht mit ſeinen Nachbarn; denn wenn man wirklich einmal mehr als zwei dieſer Lerchen in Geſellſchaft findet, darf man annehmen, daß man es mit den Alten und ihren ausgeflogenen Jungen zu tun hat. Der Lauf der Wüſtenläuferlerche geſchiht abſatzweiſe, viel mehr 1 m 1 9 | | | 1 ö | | | 584 f Lerchen. ſtrandläufer- als lerchenartig und fördert den Vogel außerordentlich raſch; der Flug, nalen ſelten auf weithin ausgedehnt wird, iſt leicht, aber flatternd und ſchwebend und erinnert in der Tat, wie Heuglin hervorhebt, einigermaßen an den des Widehopfes, während die Lerche in der Zeit ihrer Liebe ſehr oft ganz anders ſich bewegt, nemlich plötzlich mit einigen Flügel⸗ ſchlägen ſenkrecht aufwärts ſteigt, in einer Höhe von etwa 10 oder 15 . angekommen ſich einige Augenblicke lang auf einer und derſelben Stelle hält und dann wieder zum Boden 3 herabfällt. Dabei ſingt fie aber nicht, ſondern ſtößt höchſtens das kurze, klagende Pfeifen 4 aus, welches ihr Lockton zu ſein ſcheint. 391 Singen wählt fie ſich meiſtens etwas erhöhete Punkte ihres Gebiets, die Spitze eines zuſammengewehten Sandhaufens, einen größeren oder kleineren Stein u. dgl. und gibt von ihm herab ihr ſehr einfaches und unbedeutendes Lied zum beſten. Da, wo ſie dem Menſchen vertrauen gelernt hat, iſt ſie außerordentlich 4 zutraulich, während ſie an anderen Stellen eine ängſtliche Scheu an den Tag zu legen pflegt. Die ſehr großen Eier ſind nach Triſtrams Beſchreibung auf gilblichem Grunde mit dunkleren grauen und bräunlichen Flecken dicht, am dicken Ende kranzartig bedeckt, alſo echt ſandfarben. Die Sichlerlerche, welche nach Layards Urteil in der Lebensweiſe von den Verwandten nicht abzuweichen ſcheint, baut unter dem Schutze eines Buſches oder Steines ein einfaches Neſt aus Gräſern und Haren, kleidet dasſelbe innen mit Federn aus und belegt es mit f drei ſchmuzigweißen, ſchwach und fein braun geſprenkelten Eiern. Unter den Kalanderlerchen kennen wir die einheimiſche Art am beſten, weil 1 mittelbar an unſerer Grenze, in Iſtrien, ebenſo häufig auftritt wie in Griechenland, Klein⸗ aſien, Mittel⸗ und Süditalien, Spanien und andererſeits in den Steppen Südrufſslands. In ihrer Lebensweiſe und Betragen unterſcheidet ſie ſich nicht weſentlich von der Feldlerche. Wie dieſe bewohnt ſie die verſchiedenſten Oertlichkeiten, das bebauete Land ebenſo wohl als das brach liegende oder verödete, geſchloſſenen Wald und feuchte Niederungen meidend; wie die Feldlerche hält ſie ſich während des Sommers parweiſe in einem gewiſſen Gebiete auf, dieſes gegen alle Nachbarn eiferſüchtig verteidigend, während ſie im Winter auf der Reiſe ſich zu ungeheuren Schwärmen verſammelt und dann im Innern Afrikas wie in Südaſien oft weite Strecken förmlich bedeckt. Entſprechend ihrem derben, gedrungenen Bau ſind alle Be⸗ wegungen kräftig und ſelbſt haſtig; doch habe ich bei den von mir beobachteten keinen weſent⸗ lichen Unterſchied zwiſchen ihren und der Feldlerche Laufen und Fliegen bemerkt. Ganz aus⸗ gezeichnet iſt der Geſang dieſes Vogels, ebenſo wohl was die Fülle und Stärke der Töne, als was die Manchfaltigkeit und den Wechſel der Strophen anlangt. Zwar nimmt man bei ihr mehr als bei jeder anderen Lerche eine außerordentliche Verſchiedenheit zwiſchen den Liedern der einzelnen Vögel wahr; gerade darin aber begründet ſich ihr Wert als Sing, beziehentlich Käfigvogel. An und für ſich iſt der Geſang der Kalanderlerche ein wildes, verworrenes Lied, deſſen Strophen oft bunt durch einander geworfen, bald in einer gewiſſen Folge an einander A gereiht, bald wieder beliebig aus einander geriffen werden; aber der Vogel zählt zu den ausgezeichnetſten Spöttern, welche wir kennen, zu den gelehrigſten Schülern der beſten Sänger, welche er zu hören bekommt, und ſein Geſang iſt demgemäß eines Wechſels fähig wie kaum noch der einer anderen Lerche. Erſt in der neueren Zeit habe ich auf meinen wiederholten Reiſen nach dem mittelländiſchen Mere die Kalanderlerche würdigen und ſchätzen gelernt, weil ich unter den vielen Stümpern auch wirklich ausgezeichnete Geſangesmeiſter hören konnte, Künſtler erſten Ranges, auf welche die Schilderungen Cettis und des Grafen Gourch vollſtändig paſſen. Ich will Beider Worte wiederholen, obgleich ich annehmen darf, daß ſie wenigſtens durch mein illuſtirtes Tierleben den meiſten meiner Leſer bekannt ſein dürften. „Sowie die Kalanderlerche alle übrigen Mitglieder der Familie an Größe übertrifft“, ſagt Cetti, „ſo überbietet ſie dieſelben an Geſang: ſie kann mit jedem anderen Vogel um den Vorrang ſtreiten. Ihre natürliche Stimme ſcheint mir ein Geſchwätz von nicht großer E eee herein einen ; ot a BDA * 00 1155 u 5 e ö Bali Hr 60 8 in a . 150 erh Lerchen. | 585 Ynnehemlicheit zu fein; ihre Einbildungskraft aber faßt alles, was ſie zu hören bekommt, und ihre dichteriſche Kehle gibt alles verſchönert wieder. Auf dem Lande iſt ſie ein Echo ſämtlicher Vögel: man braucht, um ſo zu ſagen, anſtatt all der anderen nur ſie zu hören. Sie macht ebenſo ſehr von dem Geſchrei der Raubvögel wie von der Weiſe der Sänger Gebrauch und verwendet, in der Luft ſchwebend, Tauſende in einander geflochtener Strophen, Triller And Lieder. Ihre erlangte Geſchicklichkeit macht fie nicht eitel: die Künſtlerin ſingt vom Maorgen bis zum Abend. Eine vor dem Fenſter hängende Lerche dieſer Art iſt hinreichend, die ganze Gegend zu erheitern; ſie iſt die Freude und der Stolz des Handwerkers, das . Entzücken der Vorübergehenden.“ Graf Gourey vervollſtändigt Cettis Schilderung. „Ihr 5 Lockton gleicht, einen tiefen Ton ausgenommen, der Lockſtimme der Haubenlerche ſehr; ihr Gieeſang iſt herlich und wegen feiner außerordentlichen Achwechſelung wirklich wunderbar. Ighre Nachahmungskunſt ſetzt die ſeltene Gabe voraus, die Stimme nach Willkür verändern zu können, denn nur dadurch iſt es möglich, bald jene hohen, kreiſchenden, bald jene hellen Tiaoöne hervorzubringen, welche den Hörer in Erſtaunen ſetzen. Wenn ſie ihren Lockton einige 5 Male hat hören laſſen, folgen gewöhnlich einige Strophen aus dem Geſange der Baſtard⸗ nachtigall; dann kommt der lang gezogene, ſehr tiefe Ruf der Amſel, in welchem ſich namentlich S das „Tack, Tack“ ſehr hübſch ausnimmt; hierauf folgen Strophen, ja zuweilen ganze Geſänge 0 der Rauchſchwalbe, Singdroſſel, des Sie der Wachtel, der Finkmeiſe, des Grünlings, des Hänflings, der Feld- und Haubenlerche, des Finken und Sperlings, das Jauchzen der i Spechte, das Kreiſchen der Reiher, und dies alles wird in der richtigen Betonung vorgetragen. j Sie ſchnalzt wie ein Menſch, fie trägt allerhand Töne vor, welche fie gewiß von mir ganz Aunbekannten Sängern annahm; ſie ahmt alles ſo täuſchend nach, daß der Kenner jedes Vogels Geſang ſogleich erkennen muß. Als ich ſie erhielt, kannte ſie den Geſang der Heide— lerche und den Ruf der Schwanzmeiſe noch nicht; in kurzer Zeit hatte ſie beiden Vögeln ihre Töne ſo gut abgelernt, daß ſie dieſelben herlich vortrug. Zuweilen iſt ihre Art zu ſingen äußerſt ſonderbar: ſie ſcheint dann die Töne, ohne die Kehle im geringſten dabei zu bewegen, nur aus dem Schnabel herauszuwerfen.“ Die eine wie die andere Beſchreibung it vollkommen richtig, wie ich jetzt nach eigener Beobachtung verſichern kann; aber freilich ſind fo ausgezeichnete Sänger unter Hunderten, welche auf den Markt gebracht werden, juſt ebenſo ſeltene Erſcheinungen wie wirklich vorzügliche Sproſſer, Nachtigallen oder Spott⸗ droſſeln. In der Fortpflanzung unterſcheidet ſich die Kalanderlerche nicht weſentlich von den Verwandten. Das aus Stoppelhalmen gebauete, innen mit feinen Grasblättern, Würzel⸗ cen u. dgl. ausgelegte Neſt ſteht in einer Vertiefung im Getreide oder Graſe; die fünf bis ſechs großen, etwas bauchigen, glattſchaligen, glänzenden Eier ähneln im allgemeinen denen der Haubenlerche und ſind auf grünlichem oder grünweißem Grunde mit violettgrauen Unterflecken und gelb- oder olivenbraunen Oberflecken dicht belegt. Wahrſcheinlich brütet jedes Pärchen mindeſtens zweimal im Laufe des Sommers; denn die Kalanderlerche verläßt erſt im Oktober und November ihre ſüdliche Heimat und ſtellt bereits im Anfang des März in ihr ſich wieder ein, verweilt aber freilich oft noch einen Monat in ihr, ohne ſich in Pare zu trennen und zu brüten. In wiefern ſich die Halsbandlerche von den Verwandten unterſcheidet, vermag ich nicht zu ſagen, auch über die Mohrenlerche nur einen dürftigen Bericht zu geben. Dieſe ſtattliche, durch ihre dunkle Färbung ſo ausgezeichnete Art läßt ſich ſchon am Gefieder als ein Kind des dunklen Bodens der Salzſteppen Mittelaſiens erkennen. Von hier aus wandert ſie mit Beginn des Winters nach Süden hin, ſammelt ſich dann in Scharen rings um das kaspiſche Mer, die untere Wolga, dringt aber auch “ gleichzeitig regelmäßig ziemlich weit nach Weſten vor, fo daß fie in Südruſsland als regel- mäßiger Wintergaft betrachtet werden muß. ne Stücke verfliegen ſich gelegentlich ihres Zuges und kommen dann auch im . Europa vor, wie beiſpielsweiſe fünf 586 | Lerchen. Stück, welche im Jahre 1850 in der Umgegend von Brüſſel gefangen wurden. Nach den Angaben von Dubois ſoll ſie ziemlich langſam und nicht gern weit in einem Zuge fliegen, auf ihrer Wanderſchaft ohne Scheu auch in den Dörfern und Städten ſich zeigen, einen unbedeutenden oder doch nicht guten Geſang haben, ganz nach Art der Verwandten niſten und vier bis fünf auf blaſs bläulichem Grunde mit rötlichen Flecken verſehene Eier haben; es fehlen jedoch, wie ich ausdrücklich hervorheben muß, über Lebensweiſe und Fortpflanzung ausführliche Beobachtungen noch gänzlich. Beſſer kennen wir die Steppenlerche, welche in China als Stubenvogel im Käfige gehalten und, wie der oben mitgeteilte chineſiſche Name aus. drückt, hoch geſchätzt, einzeln auch lebend nach Europa gebracht wird. Ueber ihre Lebensweiſe berichtet namentlich Radde, welcher ſie auf ſeinen Reiſen wiederholt antraf und längere Zeit beobachten konnte. Er fand ſie bei Beginn des Frühlings in kleinen Scharen von zehn bis dreißig Stück in offenen Gegenden, niemals aber auf mit Strauchwerk oder Wald bedeckten Strecken Oſtſibiriens. Vor Sonnenuntergang ſah man dieſe Geſellſchaften ganz in der Weiſe der Kalander- und Spiegellerchen umherſchwärmen, gegen Mittag auf Schneeſchmelzen ſich verſammeln, überhaupt am liebſten an durchfeuchteten Stellen des öden Steppenbodens ſich aufhalten, da wo der Schnee im Winter zuſammengeweht worden war. Die Steppen⸗ lerchen ſind ſehr ſcheu, laſſen ſich nicht leicht anſchleichen, laufen auf dem Boden raſch nach allen Richtungen hin auseinander, rotten ſich, wenn ſie geſtört werden, erſt nach mehrmaligem Hin⸗ und Herfliegen zu größeren Haufen zuſammen und hüten ſich ſorgfältig, in die Nähe des Jägers zu kommen. Da Radde nur Männchen, nicht aber Weibchen fing, ſchließt er, daß die Steppenlerche zeitweiſe je nach den Geſchlechtern geſchieden lebt. In den erſten Tagen des April löſen ſich die letzten Flüge, und man bemerkt die Lerchen nur einzeln oder in Paren. Dann dienen ihnen die Hügel der Murmeltierbaue zum ausgewählten Ruheplatze, von welchem aus ſie ſich oft erheben und kreiſend ſingen. Wie die Kalanderlerche beſitzt auch die Steppenlerche den niedrigen teils rüttelnden, teils flatternden Flug und einen ähnlichen Geſang, welchen ſie im Frühling bloß im Steigen ertönen läßt und ungefähr mit derſelben Ausdauer wie unſere Feldlerche vorträgt. Nach vollendetem Singen läßt ſie ſich plötzlich fallend wieder zum Boden herab. | Ueber die durch ihren mächtigen Schnabel höchſt auffallende Klepperlerche, welche die weſtlichen, an die egyptiſche Wüſte grenzenden Gebiete und häufiger die ſüdliche Sahara bewohnt, wiſſen wir durch Triſtram, daß ſie ſteiniges Hügelland zu ihrem Aufenthalte wählt, in kleinen Flügen ſich aufhält, mit großer Schnelligkeit läuft und fliegt und ſehr ſcheu iſt. Im Fluge ähnelt ſie anderen Lerchen, kann auch auf den erſten Blick wohl mit einer Wüſtenläuferlerche verwechſelt werden. Triſtram fand ſie ausſchließlich in El Aguat, hörte auch nicht, daß ſie in Algerien ſonſtwo noch vorkommt. Die Schellenlerche fand ich in den oberen Nilländern häufig vor, da ſie nur dem Walde und meiſt im Gebirge fehlt. Daß ſie auch hier vorkommt, bemerkt Heuglin, welcher ſie noch auf der Hochebene von Telemt in Abeſſinien 2600 m. über Mer beobachtete. Im den geſchloſſenen Waldungen ſiht man ſie nicht, wohl aber im dünn beſtandenen Steppenwalde, welcher die zu ihrem Wohlbefinden erforderlichen ſandigen Blößen enthält. Ihre gewöhnlichen Aufenthaltsorte ſind zeitweilig brach liegende Felder, ſandige Wege, die Straßen zwiſchen den zerſtreut liegenden Wohnungen der Dörfer und ähnliche Oertlichkeiten, welche dürftig mit ſamen⸗ tragenden Pflanzen bedeckt ſind. Hier begegnet man ihr parweiſe oder in kleinen Trupps, ſelten jedoch in größeren Flügen. In ihrer Lebensweiſe und ihrem Benehmen eine vollkommene Lerche, treibt ſie ſich munter umher und belebt in anſprechender Weiſe ihr Wohngebiet, bald unge⸗ mein behend umherrennend, bald wieder leichten Fluges ſchnell und anmutig durch die Luft ſich bewegend, zeitweilig auch durch wechſelndes Auf- und Niederſteigen ſich vergnügend. Bei letzterem pflegt ſie nur ausnahmsweiſe einen Laut hören zu laſſen, zum Singen ſich Lerchen. 587 vielmehr einen erhöheten Sitz, ſei es auf dem Boden, einem Stein oder endlich auf niedrigen Büchen, ſich auszuwählen. Der Geſang iſt unbedeutend, trägt aber unverkennbar das Gepräge des Lerchenliedes. Jedes Pärchen grenzt ſich ein beſtimmtes Gebiet ab, in welchem es kein anderes duldet, und baut ſich wahrſcheinlich ebenſo wie die indiſche Grundlerche in einer kleinen Vertiefung am Boden das einfache Neſt. Das Gelege der letzteren beſteht aus drei, viel— leicht auch vier auf licht grünlichgrauem u mit kleinen braunen Flecken namentlich am Ende dicht bedeckten Eiern. Alle Lerchen ohne Ausnahme gehören zu den ausdauernden Stubenvögeln, machen im ganzen wenig Anſprüche an den Pfleger und belohnen die auf ſie verwendete Mühe reichlich durch ihren mehr oder weniger guten Geſang, welchen fie faſt das ganze Jahr hindurch ver- nehmen laſſen, werden endlich unter den Händen eines erfahrenen Liebhabers in kurzer Zeit ſehr zahm, ſo wild und ſtürmiſch ſie ſich im Anfange auch benahmen. Das erſte Erfordernis zu ihrer Pflege iſt ein zweckmäßig eingerichteter Bauer, welcher ihren Eigentümlichkeiten entſpricht und in der bereits beſchriebenen Weiſe (S. 15) hergerichtet wird. Anſtatt des Sprungholzes legt man zum Beſten der Füße der Lerchen ſcharfkörnigen Sand- oder Tuffſtein auf den Käfigboden. Die Lerchen ſitzen gern auf ſolchen Steinklumpen und können ihre Zehennägel, welche bei längerer Gefangenſchaft übermäßig lang werden, hier abſchleifen. Friſch gefangene benehmen ſich in den erſten Tagen ihrer Gefangenſchaft außerordentlich ſtürmiſch, flattern, ſobald ſich der Pfleger naht, wie unſinnig im Käfige umher und ſtoßen fich ihre Flügel am Gitter wund, rennen ſich auch gar nicht allzuſelten den Kopf ein; man tut daher wohl, ſie im Anfange mit gebundenen Flügeln in den Käfig zu ſetzen und ihre Bande erſt nach etwa vierzehn Tagen zu löſen. Toben ſie auch dann noch, ſo verhüllt man den Käfig zum größeren Teile und gibt erſt nach und nach wieder Licht. Oft iſt es von der beſten Wirkung, wenn man einen Bauer ſehr tief hängt oder auf den Boden des Zimmers ſtellt. Leichter als im Käfige gewöhnen ſie ſich im Zimmer oder im Fluggebauer ein, und namentlich, wenn man bereits eine oder die andere Art von ihnen gefangen hält und die neu angekommenen zu dieſen bringt. Heidelerchen z. B., welche manchmal längere Zeit bedürfen, ehe ſie ſich einigermaßen mit der Gefangenſchaft ausſöhnen, verlieren in Geſellſchaft Ihresgleichen ſchon binnen wenigen Tagen alle Scheu, welche ſie anfänglich zeigten, gehen faſt unmittelbar nach dem Einſetzen mit dieſen an den Futternapf und überheben den Pfleger ſomit aller ſonſtigen Sorge. Für die übrigen Arten gilt mehr oder weniger dasſelbe: die Geſelligkeit übt einen außerordentlichen Einfluß aus und beruhigt die ſo ängſtlichen Vögel eher und mehr, als der erfahrenſte Pfleger dies zu tun im Stande iſt. Je nachdem man es mit härteren oder Zzarteren Arten zu tun hat, muß man mehr oder weniger vorſichtig verfahren. Friſch gefangene Heidelerchen z. B. verlangen eine weit ſorgfältigere Behandlung als Feld-, Hauben- oder Kalanderlerchen; Alpenlerchen ſind ebenfalls höchſt empfindlich gegen alle Unannehmlichkeiten der Gefangenſchaft, während die kleinen Gimpellerchen wiederum ohne irgend welche Schwierig⸗ keit ſich in die veränderten Umſtände fügen und ſchon in den erſten Tagen ſich im Käfige einrichten. „Ehe man“, ſchildert unſer Mitarbeiter Liebe, „friſch eingefangene Heide— lerchen in den Käfig ſteckt, muß man ſie in einem Zimmer mit gebundenen Hand— ſchwingen acht bis vierzehn Tage freilaſſen, und zwar darf das Zimmer durchaus nicht zu warm oder zu lichtarm ſein. Auch hat man ſelbſtverſtändlich darauf zu ſehen, daß auf dem Zimmerboden nicht Faden, Wollklümpchen und dergleichen liegen bleiben, weil ſich ſolche leicht an die Füße anhängen und dieſe gefährden. Der Käfig, in welchen man die Lerchen nach Ablauf dieſer Zeit bringt, kann recht gut auf dem Fußboden ſtehen, darf aber nicht zu klein ſein und ſoll höchſtens eine einzige Sitzſtange enthalten. Eine dicke Lage von Flußſand und größere Stücke friſchen, feuchten Raſens oder auch eine Lage feuchten Moſes darf nicht fehlen, weil ſonſt die Füße durch die Trockenheit leiden.“ Die Füße ſind überhaupt ihr „ſchwächſter Teil“, wie r —— — 5 8 RR Bi N 4. — — — — —— — — — — Een = nn — > 7 Zw ie ! * r 2 | | BEA I EEE EN a EN e 588 „ Gourcey ſich ausdrückt, „werden bald voller Schuppen und Höcker und brechen leicht, wenn der 4 Vogel an den langen Sporen hängen bleibt. Damit dieſe nicht zu lang wachen, muß man ſie * von Zeit zu Zeit abſchneiden. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ſich ihre Füße am beſten halten, wenn ſich keine Sitzſtangen im Käfige befinden. Durch Weglaſſen der Sprunghölzer und öfteres Baden der Füße, um den an ihnen feſtklebenden Sand aufzulöſen 1 und wegzubringen, erhielt ich ſolche Vögel vier bis fünf Jahre mit ziemlich geſunden Füßen.“ „Iſt die Heidelerche“, fährt Liebe fort, „erſt einmal an den Käfig gewöhnt, ſo tut man wohl, ſie täglich eine halbe Stunde im Zimmer umherfliegen zu laſſen, wobei ſie ſich zwar | nicht jo gewandt wie die Haubenlerche, aber doch geſchickter als die Feldlerche zeigt. Sie fliegt in der Stube weit langſamer als jene beiden umher und verſucht oft an einer Stelle ſich ſchwebend zu erhalten. Hält man ſie in der beſchriebenen Weiſe, ſo iſt ein ſehr aus⸗ gewählt gutes Futter nicht nur nicht nötig, ſondern ſogar ſchädlich, 1 die Heidelerchen, wie | alle ihre Verwandten, ſehr zum Fettwerden geneigt find. Aus dem Neſt gehobene Jungen laſſen ſich übrigens leichter aufbringen und eingewöhnen als alt gefangene, und die meiſten von ihnen lernen ſehr ſchön ſingen, auch ohne daß ſie gute, alte Sänger hören. 5 Neben ihren anderen trefflichen Eigenſchaften empfihlt die Heidelerche vorzüglich die anhängliche Treue, mit welcher ſie ihrem Herren zugetan iſt. Ich habe noch keinen Vogel gehabt, welcher jene Eigenſchaft in ſo außerordentlichem Maße gezeigt hätte wie ſie. Vor mehreren Jahren beſaß ich einen jung aufgezogenen Vogel dieſer Art, den einzigen von fünf Geſchwiſtern, welcher, zufällig dem Tode durch einen Senſenhieb entgangen, von dem Heuer hereingebracht worden und in meine Pflege gekommen war. Dieſe Lerche hatte ſich bald ſo an mich gewöhnt, daß ſie, wenn ſie ihre täglichen Ausflüge im Zimmer hielt, ſtets meinen Kopf oder meinen Fuß, noch lieber aber das Knie zum Ruhepunkte wählte und auf dieſem Sitze die zarteſten ihrer ſchmelzenden Weiſen lullte. Ohne ſie im geringſten zu ſtören, konnte ich ſie bei Licht aus dem Bauer nehmen und wieder dahin zurückbringen. Obgleich ſie von meiner Frau gefüttert wurde, nahm ſie doch nur von mir Mehlwürmer an. In meiner Abweſenheit ſang ſie wenig, gleichſam ſtudirend; kam ich aber nach Hauſe, dann erkannte ſie meinen Schritt ſchon von weitem und rannte mit aufgerichtetem Köpfchen lockend im Käfige auf und ab. Rief ich ſie draußen im Vorzimmer, ſo antwortete ſie jubelnd, war ich erſt im Zimmer, ſo ſang ſie ſo laut und ſchön, als ſie vermochte. Wenn die Sonne hell in die Stube ſchien, gefiel es ihr nicht mehr im Bauer, und ſie bettelte nun mit Geberden und Tönen, bis ich ſie herausließ. Selbſt am ſpäten Abend, wenn ich aus einer Geſellſchaft nach Hauſe kam, hörte und erkannte ſie mich von fern und zeigte meiner Familie durch jubilirende Löckrufe an, daß ich eintreten würde. Blieb ich, wie das ja nicht 5 zu vermeiden war, einmal einen ganzen Tag weg, dann wurde ſie unruhig, rannte ſchreiend im Käfige auf und ab und fing an das Futter zu verſagen. Nach einer zweitägigen Abweſenheit traf ich fie krank an; fie begrüßte mich trotzdem mit den gewöhnlichen, wenn auch etwas matten Freudenrufen und ſich von mir füttern; am nächſten Tage war ſie wieder geſund. Als ich aber ſpäter im Sommer eine größere Reiſe machte, ſchrie ſie wiederum einige Tage kläglich, nahm kein Futter an und ſtarb trotz ſorgfältigſter Pflege am vierten { Tage. Ich habe gefliſſentlich nie wieder eine Heidelerche in ſolchem Grade gezähmt, weil ihr Tod mir ſehr nahe gegangen war, und ich kann deshalb nicht ſagen, ob ſich alle ſo innig an den Menſchen anſchließen werden. Verſchiedene Individuen einer Vogelart ſind ja von ö Hauſe aus auch verſchieden geartet, immerhin glaube ich aber den allgemeinen Satz aus⸗ ſprechen zu dürfen, daß die Heidelerchen ſich ebenſo innig mit dem Pfleger befreunden wie Gimpel, Kanarien- und andere wegen ihrer Zahmheit hochgeprieſene Vögel.“ Daß letztere Anſicht vollkommen begründet iſt, geht aus anderweitigen Alan hervor, welche ich von Vogelfreunden erhalten habe. Eine jung aufgezogene Heidelerche, welche G. von Giz ycki | Lerchen. | | 589 Lliebe geſchildert hat, ließ ſich, ohne Furcht zu zeigen, aus dem Bauer nehmen und irgendwo im Zimmer niederſetzen, lief und flog hier wie ein Haustier umher, nicht ſelten an einem IR: offenen Fenſter vorüber, kehrte aber regelmäßig zu dem ihr hingeſtellten Sand- und Futter⸗ napfe zurück. „In dieſer größeren Freiheit“, erzählt Gizycki, „befand ſich der Vogel ſehr wohl, paddelte viel im Sande, hielt dann und wann einen Rundflug im Zimmer und kehrte bierauf zu feinem Lieblingsplätzchen zurück. Ihm gebotene Mehlwürmer nahm er fliegend aus der Hand. Eines Morgens bekam er einen recht großen, fetten Mehlwurm, anftatt der kleinen, welche ſonſt ich ihm auszusuchen pflegte, nahm ihn auch ſofort in Empfang, behielt ihn jedoch längere Zeit im Schnabel, mich dabei wie bittend anſehend. Nach geraumer Zeit ließ er den Wurm fallen, hob ihn aber ſofort wieder auf, ließ eifrig ſein „Didliodet“ | beſaß, wurde unter der liebevollen Pflege ihres Gebieters bald ebenſo zahm wie jene, welche 6 \ dies ihm zu ſchwierig wurde, flog er erft um mich herum, ließ fich dann auf einem Tiſche nieder, willig von mir greifen, den Mehlwurm äbnehmen und wartete des Erfolges feiner für mich vollkommen verſtändlichen Bitte. Als ich den Wurm zerteilt hatte, verzehrte er die eine Hälfte ſofort, trug die andere auf ſeine Rennbahn, fraß ſie hier und forderte mehr. Fortan mußte ich ihm ſtets in derſelben Weiſe behilflich ſein, wenn ihm ein ſo leckerer Biſſen nicht mundgerecht war.“ Was für die Heidelerche gilt, läßt ſich auch von den übrigen Arten der Familie ſagen: ſie werden, jung aus dem Neſte genommen, in kurzer Friſt ungemein zahm und ihrem Pfleger innigſt zugetan. Herklotz beobachtete auf einem kleinen Bahnhofe im Banat eine Haubenlerche, welche ſich bald in den Zimmern der Gebäude, bald im Bahnhofe ſelbſt umhertrieb, und beſaß längere Zeit ein Männchen, welches mit ſeinem trefflich erzogenen Hühnerhunde ſich ebenſo befreundet hatte wie mit dem Gebieter ſelber, gleichzeitig mit dem 1 Hunde aus einem Napfe fraß, auf oder neben ihm ſich ſonnte, überhaupt ſeine Geſellſchaft jederzeit ſuchte. Am Frühſtücks⸗ oder Mittagstiſche fand es ſich regelmäßig ein und nahm ohne Scheu die ihm vorgehaltenen Broſamen und Fleiſchbröckchen aus der Hand. Gourcy rr e Singen die Flügel auszubreiten, ſich in ihrem Käfige herum zu drehen und ſo ihre Lieder | tanzend zu begleiten. Ungemein artig ſieht es aus, wenn fie auf dieſe Art die Menſchen, welche ſie lieben oder welche ihnen vom Anfange an wohl gefallen, bewillkommnen und gleich— ſäam grüßen. Da glaubt man oft, das Tanzen nähme gar kein Ende; doch folgen ihm gewöhnlich einige tüchtige Schnabelhiebe. Eine, welche ich acht Jahre beſaß, war meiner Frau jo zugethan, daß fie, meine Gattin mochte ſtehen, ſitzen oder gehen, auf dieſe zu- oder ihr nachflog und ihr ſanft um das Geſicht flatterte. Nahte ſich mein Vater ihrem Käfige, fo hörte fie nicht auf zu tanzen und zu fingen.“ Feldlerchen, welche faſt ebenſo hingebend ſich zeigten, ungemein zahme Kalander⸗ und Alpenlerchen habe ich ſelbſt gepflegt. Wer mit Sicherheit darauf rechnen will, daß gefangene Lerchen einen ſo hohen Grad von Zähmung erlangen oder aber Lieder nachpfeifen lernen ſollen, muß ſie jung aus dem Neſte nehmen und auffüttern. Dies hat, bei Befolgung der oben (S. 62 f.) gegebenen Regeln durchaus keine beſonderen Schwierigkeiten, verlangt nur Achtſam- und Beharrlichkeit. Während der Lehrzeit müſſen die Lerchen ſorgfältig allen unerwünſchten Tönen, Klängen und Geräuſchen entrückt werden und dürfen einzig und allein den Meiſter hören, welcher ſie lehren ſoll; entgegengeſetzten Falls nehmen ſie nicht allein anderer Vögel Lieder auf ſondern ebenſo un⸗ angenehme Geräuſche, beiſpielsweiſe das Wiehern der Pferde oder Miauen der Katzen. Kalander⸗ und Haubenlerchen werden als beſonders gelehrig gerühmt; aber auch die übrigen Arten, welche i wir uns als Junge verſchaffen können, bekunden, wie groß ihre Nachahmungsgabe iſt. W Manche Haubenlerchen“, belehrt Gourcy, „lernen acht bis zehn Stückchen nach der Dreh— erklingen und bemühete ſich den ſchmackhaften Biſſen zu zerkleinern. Als er einſah, daß berichtet von ebenſo zahmen Haubenlerchen. „Sie haben“, ſagt er, „die Eigenheit, beim — 1 8 x zu 1 1 a — — = * . ee — — 5 ———————— . 1 r ——̃—— po . ²˙ ann w 2 D K 5 RS TS ae Feng? 3. Vene nn a a — u — ae re be ————ü—— neee r x ” Nn e —— — N A u a nr Mn Se ec re — en — — — — m a mr "2 nn nn nn nn ae Bam 2m hm nen — en .. ̃ nennen . — — un 2 en — . —— 590 Lerchen. orgel pfeifen und tragen dieſe Stückchen mit wunderſchöner Stimme vor. Allein ſolche 4 Künſtler find ſelten; denn die meiſten, welche Muſikſtücke lernen, überſpringen gewöhnlich ein par Takte am Ende des einen und fangen das andere an. Begnügt man ſich damit, ihnen weniger beizubringen, ſo hat man ſolches nicht zu befürchten. Wie jedem abgerich⸗ teten Vogel müſſen auch den Lerchen jährlich, während und nach der Mauſer, die gelernten 4 Weiſen öfters vorgeſpielt werden, weil ſie dieſe während jener Zeit leicht vergefjen. Viele Liebhaber, und auch ich zähle zu dieſen, wollen übrigens von ſogenannten gelehrten Lerchen nichts wiſſen, ſondern nur den im Freien angelernten Geſang hören, um jo mehr, als dieſer im nn ohnehin in den meiſten Fällen durch Annahme einzelner Strophen aus anderer Vögel Liedern und Schlägen bereichert wird. Wer unſere Anſicht teilt, muß die Lerchen unmittelbar nach ihrer Ankunft, beziehentlich die durch Deutſchland eben und unterwegs ſingenden, verhören und ſich der beiten unter ihnen zu bemächtigen I er wird ſo zu wirklich ausgezeichneten Sängern gelangen. Vor Zug hat man die gefangenen Lerchen ebenſo ängſtlich zu hüten als andere Vogel. Ein mäßig warmes Zimmer iſt ihnen der liebſte Aufenthalt, Sonne für ſie wahres Be⸗ dürfnis. Sie legen ſich behaglich auf den Boden ihres Käfigs und geben ſich mit höchſter Befriedigung den belebenden Stralen hin. Namentlich im Winter beglückt und erheitert ſie jeder Sonnenſtral. / er Die Gefangenenkoſt der Lerchen muß ihrem natürlichen Futter nach Möglichkeit an⸗ gepaßt werden. Man reicht ihnen am beſten neben verſchiedenen Getreide- und Körnerſorten, Weizen, Hafer, Glanz, Hirſe, Mohn, Rübſen, Scheuerngeſäume, Unkrautſamen aller Art, ein oder das andere Nachtigallenfutter und außerdem in hinreichender Menge und Auswahl Grünzeug: ein Raſenſtück mit friſch aufſproſſendem Graſe, junge Saat, Salat, Kohl, Vogel⸗ miere u. dgl. Das (S. 40) beſchriebene Lerchenfutter genügt, Abwechſelung aber erheitert und belebt. Kalanderlerchen zerfetzen und verzehren in kurzer Zeit ein ganzes Salathaupt, andere nehmen verhältnismäßig ebenſo viel Grünes zu ſich. An Ameiſenpuppen und Mehl⸗ würmern darf man keine Lerche Mangel leiden laſſen, muß ihr überhaupt ſo viele Kerbtiere auftiſchen, als man erbeuten kann. Die Futter- und Trinkgefäße ſoll man ſtets in Erkern oder Drehrollen unterbringen, weil die Lerchen, wenn jene auf dem Boden des Käfige ſtehen, in fie hineinſteigen und das Futter beſchmuzen und verderben. Außer auf die Füße hat man auch auf das Gefieder gefangener Lerchen ununterbrochen zu achten. Wenig Stubenvögel werden wie ſie von allerlei Ungeziefer geplagt, aus dem einfachen Grunde, weil ſie nicht wohl im Stande ſind, von dieſem ſich zu befreien. Tro⸗ ckener Sand zum Paddeln iſt ihnen ebenſo Bedürfnis wie kieſiger Sand und ſchwarze Erde zu ihrer Verdauung: an all dem darf es alſo nicht fehlen. Nimmt das Ungeziefer überhand, ſo entfernt man den Sand, ſtreut eine dicke Lage perſiſches Inſektenpulver auf den Boden und deckt Fließpapier darüber; hilft dies noch nicht, ſo nimmt man die Lerche aus dem Käfige und greift zu dem bereits (S. 51) angegebenen Mittel. Reinlich gehaltene und gut gepflegte Lerchen leben ſechs bis zehn Jahre im Käfige. Auserleſene Kalanderlerchenmännchen bezahlt man mit zehn bis zwölf, ungeprüfte mit vier bis ſechs, Alpenlerchen mit zwei bis drei Talern; Heide-, Feld- und Haubenlerchen werden mit zehn bis zwanzig Groſchen, ausgezeichnete Sänger mit dem Drei- bis Zehn⸗ fachen bezahlt; alle übrigen Arten haben keinen beſtimmten Preis. Ende des erſten Bandes. | Aegiothus canescens — Holboelli — linarius Alaemon afrieana — desertorum — Dupontii Alauda affinis — apiata — arborea — arvensis — assamiea — brachydactyla eantillans — einetura — einerea — deserti — deva — gulgula — japonica — planicola — sibiriea Amauresthes fringil- loides Amblynura cyanovi- rens Ammodromus eauda- eutus : — Henslowii — manimbe — maritimus — passerinus Arremon brunneinu- chus — flavirostris — semirufus — semitorquatus — silens Acalanthe psittacea Acanthis canescens — cannabina — carduelis — Holboelli — linaria — montium — spinus Acrocompsa callophrys Aegintha temporalis Agapornis azureus — cana — cyanopterus — guianensis — pullaria — xanthops Aglaia chilensis — flava — paradisea — Striatag — viridissima — vittata — yeni Agrophilus haematoce- 491. phalus Nr. Seit 961. 260. 259. 618. 617. 619. 609. 611. 603. 598. 60 601. 610. 607. 605.4 606. 602. 600. 599. 612. 604. 399. 424. 549. 547. 545. 548. 546. 336. 335. 337. 334. 333. 423. 261. 257. 262. 260. 259 258. 264. 383. 443. 65. 68. 69. 69. 66. 66. 372. 379. 371. 368. 375. 381. 372. 363 ene Wenn e 1 e . Katie vr. „ e Regiſter. Aglaius coronatus Aidemosyne modesta Aimophila rufescens Alaemon Jessei Alario personatus Alauda africana — agrestis — albigula — albigularis — alpestris — anthirostris — arenaria — arenicolor — bicornis — bifasciata — bilopha — bimaculata — bugiensis — calandra — calandrella — cantarella — chendoola — chrysolaema — clamosa — Clot-Beyi — coelipeta — coelivox — collaris — cornuta — crassirostris — crepitans — cristata — cristatella — crucigera — desertorum — dukhunensis — dulcivox — Dupontü — elegans — ferruginea — fla va — frontalis — galerita — gangetica — gingica — glacialis — gracilis — grisea — grypania — hiemalis — Horstieldi — intermedia — isabellina — italica — leiopus — leucoptera — lusitanica — magnirostris — malabarica — matutina — melanocephala — minor Nr. 346. 433. 517. 617. 229. 618. 598. 596. 598. 594. 603. 601. 607. 597. 617. 597. 621. 598. 620. 601. 598. 610. 595. 611. 624. 598. 599. 620. 594. 598. 611. 613. 603. 626. 617. 601. 598. 619. 607. 626. Seite 418 Alauda minor 461 — mongolica 527 — montana 572 — mutabilis 333 — nemorosa 572 — nigra 568 — nivalis 567 — pallida 568 | — pekinensis 567 | — penicillata 569 — rufa . 568 — ruficapilla 569 | — ruficeps 567 | — segetum _ 572 — senegalensis 567 | — sinensis 572 | — spleniata 568 | — tartarica 572 — tenuirostris 568 | — triborhyncha 568 | — turdina 570 — undata 567 | — virginiana 570 — vulgaris 573 | — yeltoniensis 568 | Alecto albirostris 568 | — Dinemelli 572 — erythrorhynchus 567 | Alectornis albirostris 568 | Amadina acuticauda 570 — annulosa 571 — bicolor 569 — cantans 574 — castaneothorax 572 — castanotis 568 | — cincta 568 | — cucullata 572 | — cyanovirens 569 | — detruncata 572 | — erythrocephala 567 | — fasciata 574 | — fringilloides 571 — frontalis - 568 | — fuscocrissa 574 — guttata 567 | — larvata +» 568 — Lathami 574 ı — lunulata 571 — modesta . 567 — nitens . 970 | — nitida . 568 — oryzivora 569 | — pectoralis 568 — poänsis 568 | — polyzona 569 | — prasina 569 | — ruficauda 571 — sanguinolenta 568 — squamifrons 513 Amandava punctulata 574 — punicea 567 | Amazona aceipitrina 2 — 4 — — 1 . . FE nn m nn Dr. ˙⅜dk— — —. ͤ92ſ—— Se en U— = r Du „„ — . — EEE. ̃ ——— — . —— | 2 N — nn — — = 165 — 592 Nr. Seite Amazona albifrons 46. 167 — amazonica 60. 170 — augustus 56. 169 — auripalliata 59. 170 — autumnalis 53. 168 — brasiliensis 49. 167 — chalcoptera 29. 158 — cyanogaster 21. 156 — Dufresniana 54. 169 — farinosa 58. 170 — festiva 41 — Guildingi | 57. 169 — histrio 23. 157 — leucocephala 45. 166 — leucogaster 25. 157 — Levaillantü . 33. 160 — lilacina 51. 168 — melanocephala 24. 157 — menstrua 26. 158 Pretrei 47. 167 — pulverulenta 58 170 — Sallei 42. 166 — senilis 28. 158 — vinacea 50. 167 — violacea 30. 159 — vittata 45. 166 - AmmodromusBachmannid41. 532 — xanthornus 545. 532 Ammomanes cinctura 607. 569 — deserti 606. 569 — isabellina 606. 569 Ampelis tersa 382. 428 Anadorhynchus glaucus 100. 211 — hyazinthinus l — Maximiliani 99 SA! Aprosmictus amboinensis 176. 265 — dorsalis 176. 265 — erythropterus 179. 266 — personatus 174. 265 — scapulatus 175. 265 | — splendens 173. 265 Ara alecto 97. 205 — ararauna 105.292 — brasiliensis 103. 212 — castaneifrons 106. 212 — erythrochlorus 106. 212 — glauca 100. 211 — hyazinthina 39.211 — jamaicensis 102. 212 — maracana 104 213 — militaris 101 214 Arara aracanga 102 2 — auricapilla 120. 222 — carolinensis 118. 22 — cayana 116. 221 — chloroptera 103. 212 — erythrofrons 108. 218 — glauca 100. 211 — hyazinthina 99. 211 — maracana 197 213 — marginata 19. 154 — patagonica 109. 220 — purpureodorsalis 107. 213 — severus 106. 212 — tricolor 104. 212 Aratinga acutirostris 140. 238 — aeruginosa 123. 222 — aurea 1210922 — aurifrons 120. 222 — caixana 124. 223 — Oarolinae . 112. 220 Regiſter. albogularis, Loxia, Spermophila, Spo- rophila 234. Nr. Seite Aratinga carolinensis 118. 221 — chrysocephalus 120. 222 — cruentata 126 — cyanogularis 126. 223 — fasciata 127. 224 — haemorrhous 111. 220 — ludoviciana 118. 221 ninus 128. 224 — nobilis 116. 221 — pertinax 123. 222 solstitialis 119. 222 — sosOove 145. 239 — virescens 142. 238 — viridissima 140. 238 — xanthoptera 141. 238 Arremon frontalis 336. 415 — . superciliaris 339. 416 — torquatus 333. 415 Astragalinus tristis 269. 370 Astrilda cinerea 439. 468 — nigricauda 439. 468 — rubriventris 438. 468 — undulata 438. 468 Auripasser luteus 293. 385 Australasia Novae-Hol- landiae 199. 219 abyssinica, Fringilla, N Pyromelana 502. 512 abyssinicus, Hyphan- tornis, Ploceus 465. 486 aceipitrinus, Amazona, Deroptyus, Pionias 31. 159 acuticauda, Amadina, Poöphila 431. 461 — Munia, Spermestes 405. 438 acuticaudatus, Co- 0 nurus, Evopsitta, Psittacara, Psittacus 110. 220 adelaidensis, Platy- cercus 157. 260 aestiva, Amazona, Chrysotis, Psittacus 64. 171 — Phoenicosoma, Py- ranga, Tanagra 352. 419 aestivalis 7 Fringilla, Peucaea, Zonotri- chi a 541. 532 aethiopieus, Hyphan- tica, Ploceus 484. 496 affinis, Alauda, Mira- fra 608. 570 — Eclectus, Tany- enathus 17. 153 — Euphonia, Tanagra388. 429 africana, Alaemon, Alauda, Certhilauda 618. 572 agilis, Chrysotis, Psittacus 48. 167 Alario,Crithologus, Fringilla 229. 333 alaudina, Passerculus, Zonotrichia 544. 532 alaudinus, Fringilla, Passerina, Phry gilus 556. 535 albicollis, Fringilla, Zonotrichia 527. 529 albifrons, Amazona, Chrysotis, Psittacus 46. 167 337 Ortygospiza albonotata, „ Den- thetria eee Vidua 506. 459. alecto, Textor Alexandri „„Palaers ornis, Psittacus ° alpestris, Eremophila, Oto- coris, Otocoryx, Phileremos alpina, Citrinella amandava, Estrelda, Fringilla, Pytelia, Sporaeginthus amazonica, Amazona, Chrysotis, Psittacus 60. amboinensis, " Apros- mictus, Platycer- ater, Diucopis, Ne mosia, Orchesti- cus, Saltator, Schi- stochlamys, Tanagra 220 ., aterrimus, i Cacatua, Microglossus, Psittacus atra, Chalcopsitta, Domicella, Eos, Lorius, Platycercus, Psittacus 187. atrata, Carduelis, | Ohrysomitris 273. atricapilla,Domicella188. 5 2 i HAF Pyga 441. atre0ll 5 Fringilla, e 426 | = 76: 598. 5 97. Nr. Seite 518 481 Alauda , 183 cus, Psittacus 265 americana, Emberiza, Eus piz a, Spiza 562. 545 — Lo xia 210. 292 amoena, Cyano spiza, Emberiza, 1 Fringilla, Spiza 301. 395 angolensis, Critha- gra, Fringilla, Po- liospiza 227. 330 Annae, Euphonia 389. 429 annulosa, Amadna, Estrelda, Sticto- ptera 428 apiata, Alauda ‚Bra .: chonyx , Megalo- 5 phonus 611. 570 ararauna, Ara, Ma.. crocercus, Psittacus, Sittace 14105. 212 arborea, Alauda, e Choris, Lullulaa 603. 569 arboreus, Passer 286 arcuatus, Fringilla, x Passer 290. 384 aretica, Emberza, Euspiza, Passerculus, i Zonotrichia 542. 532 aretieus, Pipilo, Da Pyrgita 520 527 ardens, Emberiza, . Niobe, Penthetria, ER Vidua 509. 519 — Pyranga 356. 420 arvensis, Alauda . 0 0 Nr. Aatricollis, Saltator, es Tanagra 327. atrigularis, Junco, . Spinites, Spizella 553. 2 ssamica, Alauda, Miratfa 608 A strild, Estrelda, Frin- Bir. gilla, Habropyga, 15 Loxia 438. x augusta „ Amazona, Chrysotis, Oeno- chrus, Psittacus 56. aureoflavus, Hy 0 phantornis, Ploceus 476. aa«ureola, Emberiza, EH suspiza, Hypocentor, Passerina 582. aureus, Aratinga, Co- 1 nurus, Psittacus, 0 Sittace 121. auriceps, e . Cyanorhamphus, Eu- 1 phema, Platy cer 1 cus, Psittacus 182. auripalliata, Ama- 9 zona, Chrysotis, . Psittacus 59. aautumnalis, Amazona, Chrys otis „Psittacus 53. a, „ Penthe- tria, Urobrachya, 8 Vidua 504. Azarae, Saltator 325. 5 abietina, Crucirostra 206. abyssinica, Galerida 613. e Taha 503 Aacutirostris, Aratinga 140. Adelaidae, Platycercus 157. aaũͤ'scitus, Psittacus 161. aenea, Hypochera 514. aequatorialis „Cacatua 83. Aàeruginosus, Aratinga, Conurus 123 aestiva, Chrysotis, Psit- tacus 60. — Fringilla 541. aestivalis, Chrysotis 53. aethiops, Hyphantornis 467. afer, Euplectes 503. affinis, Emberiza 585. — Psittacus 138. africana, Fringilla 254. — Fringilla 511. atricanus, Megalo- phonus, Mirafra 612. agrestis, Alauda 598. albicollis, Emberiza 585. albida, Emberiza 573. N albifrons, Coraphites 627. 5 albigula,Alauda,Otocoris 596. albigularis , Alauda 598. 5 — Buserinus 226. — Melanocorypha 620. — Petronia 295. albirostris. Alecto, Alec- 8 tornis, Dertroides 459. — Euplectes 480. Rhamphocelus 359. L Tanygnathus 18. . N e Tachy- pPhonus 345. Hi 70 Brehm, gefangene Vogel. I. Seite 412 534 570 468 169 487 Regiſter. 593 5 Nr. Seite Nr. Seite albiventris, Calliste 376. 423 aurantius, Psittacus 9. 152 albocristata, Cacatua 80. 190 — Psittacus 53. 168 alboterminata, Melano- — Psittacus 119. 222 corypha 621. 572 auratus, Carduelis 262. 365 albus, Psittacus 80. 190 aurea, Hyphantornis 476. 487 alecto, Ara, Macro- aureocapillus, Ploceus 467. 486 glossus, Microglossus 97. 205 aureus, Ploceus 480. 495 alpicola, Passer 297. 391 auricapilla, Tanagra 350. 419 amazonicus, Psittacus 64. 171 auricapillus, Arara, ambiguus, Macrocer- Conurus, Psittacus, cus, Psittacus 101. 211 Psittacara 120. 222 amboinensis, Lorius 13. 152 | auriceps, Emberiza 221.313 americana, Carduelis 269. 370 | auricoliis, Pentheria 509. 519 — Pinicola 2213. 303 auricomis, Calopsitta 94. 198 americanus, Psittacus 53. 168 aurifrons, Aratinga 120. 222 amoenus, Psittacus 76. 185 — Brotogerys 145. 239 angolensis, Cardinalis 419. 441 | — Hyphantornis, Orio- — Estrelda, Fringilla 456. 472 linus, Ploceus 475. 487 — Vidua 512. 520 — Linaria 230. 334 annulatus, Psittacus 131. 231 aurocapilla, Zonotrichia 526. 529 anthinus, Passerculus 543. 532 aurora, Psittacus 64. 171 anthirostris, Alauda 603. 569 | australe, Callocephalon 95. 202 anthopeplus, Palaeornis 177. 266 |australensis, Cacatua 81. 190 antiquorum, Emberiza 566. 546 australis, Banksianus 96. 202 Aourou, Psittacus 60. 170 — Centrourus, Nestor 204. 283 apicalis, Loriculus 74. 185 — Psittacus 203. 280 approximans, Orynx 501. 511 autumnalis, Fringilla 378. 424 arabs, Melanocorypha 606. 569 | — Psittacus 49. 167 aracanga, Arara, Ma- axillaris, Tachyphonus, crocercus, Psittacus 102 212 Tanagra 330. 412 araguira, Emberiza, Azarae, Phoenicosoma, Fringilla 304. 398 Pyranga 353. 420 arborea, Fringilla 537. 531 |azureus, Agapornis, archiepiscopus, Tanagra 367. 422| Psittacula, Psittacus 65. 174 ardesiaca, Sporophila 233. 337 | — Lathamus 152. 256 arenaria, Alauda 601. 568 | Bolborrhynchus mo- arenicolor, Alauda 607. 569 | nachus 147. 241 argentata, Tanagra 366. 422 | Brotogerys pyrrho- argentoratensis, Frin- ptera 143. 238 gilla 257. 359 | — tirica 140. 238 aruensis, Eclectus 10. 152 — tovi 144. 239 arundinacea, Embe- — tui 146. 239 riza, Hortulanus, — tuipara 145. 239 Schoenicola 578. 549 | — virescens 142. 238 asiaticus, Loriculus, — xanthoptera 141. 238 |. Psittacus 74. 185 | Bucanetes githagineus 218. 309 ater, Coccoborus 246. 342 | Banksianus australis 96. 202 — Microglossus 97. 205 — galeatus 95. 202 — Pipilo 518. 527 Barnardius semitor- atrata, Fringilla 550. 533 quatus 165. 262 3 atricapilla, Emberiza, — typicus 164. 262 Fringilla 526. 529 | — zonarius 166. 263 — Fringilla 237. 338 Barrabandius melanurus 177. 266 | — Loxia 412. 439 | — rosaceus 178. 266 atricapillus , Psittacus 24. 157 | Bathilda ruficauda 454. 471 atrigula, Ploceus 478. 495 | Belocercus malaccensis 138. 233 atrieularis , Cocco- — pondicerianus 134. 232 thraustes 250. 344 Belurus barbatus 133. 231 atrimentalis, Struthus 553. 534 — erythrogenys 139. 233 atrochalybaeus, Pitylus 320. 411 | — Luciani 133. 231 atrococcineus, Rham- — malaccensis 138. 233 phocelus, Rhamphopis 359. 421 — pondicerianus 134. 232 atrogularis, Linaria 227. 330 | Bethylus minor 332. 414 Aubryanus, Poiocephalus 34. 160 | — picatus 331. 414 Augustus, Macrocercus, Brachonyx apiata 611. 570 Psittacus 99. 211 — crassirostris 616. 571 auklandicus, Cyano- Brotogerys aurifrons 145. 239 rhamphus, Platycercus 181. 267 — Kuhlii 185. 273 auranticeps, Ploceus 470. 486 — notatus 145. 239 aurantiiventris, Chloris 278. 379 — sappbirinus 184. 273 aurantius, Ploceus 476. 487 — Sparrmanni 184. 273 38 n é 122: 170940320 4 50 BSR N een RE A N 8 J Ne De g a Y 594 Nr. Brunhilda erythronota 455. Buarremon brunneinu- chus 336. — semirufus 337. — xanthogenys 336. Bubalornis niger 460. Buscarla pytiornis 578. Buserinus albigularis 226. — butyraceus 225. — rufllatus 283. Banksi, Cacatua, Ca- lyptorrhynchus, Psittacus 96. Barklyi, Coracopsis, Psittacus 4. Barnardi, Platycer- cus 164. Barrabandi, Palaeor- nis, Platy cer cus, Polytelis, Psittacus 178. baya, Nelicurvius, Ploceus 478. bengalensis, Loxia, Ploceus, Nelicur- vius Bichenovi, Estrelda, Fringilla, Sticto- ptera 427. bicolor, Amadina, Spermestes 402. — Calamospiza, Co- . rydalina, Dolichonyx, Emberiza 939. — Euethia, Fringilla, Phonipara, Spermo- phila 243. — Nigrita, Pytelia 495 bilopha, Alauda, Oto- coris 597 bimaculata, Alauda, Melanocorypha 621. Bourki, Euphema, Na- nodes, Platycercus 172. brachydactyla, Alau- da, Calandrites, Phil- eremos 601. — Carpospiza, Frin- gilla, Petronia, Pyr- gita 282. brasiliensis, Amazo- na, Chrysotis, Psittacus — Calliste, Callo- spiza, Tanagra 376. — Crithagra, Emberi- za,Fringilla, Sycalis 230. — Rhamphocelus, Rhamphopis, Tanagra 357. brunneinuchus, Ar- remon, Buarremon, Embernagra 336. Buffoni, Plictolophus 84. butyracea, Buserinus, Chrithagra, Frin- gilla 225. Bachmanni, Ammodro- mus, Fringilla 540. badensis, Emberiza 566. badiceps, Psittacus. 24. badius, Psittacus 25 bagheira, Emberiza 601. Seite 471 borneus, Regiſter. Banksianus, Psittacus barbadensis, Callospi- za, Tanagra barbata, Crithagra — Emberiza barbatulatus, Psittacus barbatus, Belurus, Pa- laeornis batavensis, Psittacus batavica, Psittacula, Psittacus Baueri, Platycercus, Psittacus Beaupertuyi, Tachy- phonus bella, Estrelda, Frin- gilla, Loxia bengalensis, Euplectes — Fringilla — Psittacus bengalus, Fringilla Bernsteini, Chalcopsitta bicolor, Loxia bicornis, Alauda, Phil- eremos bifasciata, Alauda, Cer- thilauda — Crucirostra, Loxia bimaculatus, Psittacus bicincta, Fringilla, Po- lymitra bisetis, Psittacus bistrigata, Crithagra bitorquatus, Palaeornis bivittata, Donacola bivittatum, Phoenico- soma, Pyranga Bonaparti, Emberiza bononiensis, Fringilla borbonica, Coccothrau- stes ’ borealis, Emberiza — Linaria bornea, Eos, Lorius Palaeornis, Estrelda, Psittacus Boysi, Certhilauda, Galerida brachypterus, Hyphan- tornis, Hyphantur- gus, Ploceus brasiliana, Loxia brasiliensis, Ara — Caryothraustes — Conurus, Eupsittu- la, Psittacus — Tirica Brissoni, Fringilla bruneiceps, Emberiza brunnea, Tanagra Buchanani, Emberiza bugiensis, Alauda Buserinus sulfuratus Byroni, Psittacus Calamospiza bicolor Callipsittacus Novae- Hollandiae Calliste brasiliensis — cayana Nr 203. 376. 225. 571. 138. 133. 186. 76. 166. 344. 434. 479. 456. 131. 456. 187. 407. 597. 617. 207. 134. 585. 163. 229. 130. 416. 356. 573. 281. 403. 574. 590. 259. 196. 135. 613. 473. 419. 103. 318. 121. 140. 249. 561. 347. 566. 598. 222. 109. 559. 94. 376. 378. Seite 280 423 329 547 233 231 273 176 263 418 462 495 472 231 472 274 439 567 572 292 232 550 262 333 231 440 420 548 382 438 548 552 362 276 232 571 487 441 212 409 222 238 342 545 418 546 568 329 220 544 198 423 424 — Nr. Calliste Desmaresti 375. — fastuosa 374. — flava 379. — guttata 380. — tatao 371. — tricolor 3173. — Vieilloti SIT. — yeni 312. Calyphantria emi- nentissima 487. — erythrocephala 488. — flavieans 490. — madagascarensis 489. Calyptorrhynchus Banksi 96. — galeatus 95. Cannabina flavirostris 258. — linota 257. Cardinalisphoeniceus 313. — sinuatus 314. — virginianus 312. Carduelis caniceps 263. — elegans 262. Carpodacus erythrinus 214. — purpureus 215. — Toseus 216. — sibirieus 217. Caryothraustespolio- gaster 319. — viridis 318. Chlorospingus flavi- ? gularis 338: — supereiliaris 339. Chlorospiza chloris 278. — siniea S 279. — spinoides 280. Chrysomitris atrata 273. — eueullata 271. — jcterica 265. — pinus 268. — psaltria 270. — spinescens 267. — spinus 264. — Stanleyi 266. — tristis f 269. — uropygialis 272. Chrysospiza lutea 293. Chrysotis aestiva 64. — agilis 48. — albifrons 46. — amazonica 60. 17 — augusta 56. — auripalliata 59. — autumnalis 53 — brasiliensis 49. — eoeeineifrons 51 — eollaria g 44. — diatemata 52. — Dufresnei 54. — farinosa 58. — festiva 41. — Guatemalae 55. — Guildingi BEE — leucocephala 45. J — Levaillanti 62. — ochrocephala 63. — ochroptera 61. — Pretrei 47. — Sallei 42. — rinacea 50. — Mittata 43. Nr. CLissopis Leverianus 331 — minor | 332. Citrinella alpina 274. — barbata 276. — Lawrenei 275. — totta 27 7 Coceothraustes mela- nurus 252 — personatus 21 — vulgaris 250. Conurus acutieaudatus 110. — aureus 121 — eactorum 124 — earolinensis 118 — eruentatus 126 L erythrogenys 114 — euops 117 — haemorrhous 111 — hilaris 113 — holochlorus 115. — jendaya 120 0 — leucotis 128 — luteus 112 — patagonus (pata- gonicus) 109 — pavua 116 — pertinax 123 — Petzi 122 — smaragdinus 125 — solstitialis 119 — vittatus 127. Coraphites grisea 626. — leueotis 625. — melanauchen 628. — nigriceps 627. Coryllis eulaeissi 73. g exilis 77. g galgulus 72. LD indica 74. E pusilla 76. . — Selateri 71. N — vernalis 75. Coryphospingus cris- br tatus 304 — ceruentus 306 — pileatus 305 Chrithagra angolensis 227. e butyracea 225. L eanicollis 224. — flaviventris 223. — musica 228. — Selbyi 226 — sulfurata 222 Crithologus Alario 229. i- Crueirostra bifasciata 208. LCuyanospiza amoena 301. 9 — diris 299. N — eyanea 298. _— versicolor 300. Cacatua aequatorialis 83. — albocristata 80. — aterrima 97. — australensis 81. — Banksi 96. — chrysolophus 85. — citrinocristata 85. — cristata 80. — cristatella 80. — cyanopsis 82. e Ducorpsi 90. — Hleonora 82. J )))%% ß N h EN ENTE ne 1 * e 0 vor MN ee ei A g 71 Fe Regiſter. Nr. Cacatua Eos OK — erythrolophuss 78. — galeata . 95. — galerita i 81. — Gofflni 88. — intermedia 97. — Leadbeateri 86. — leucolophus 80. — licmetorhyncha 81. — luteocristata 83. — minor 89. — moluccensis 78, — nasica 92 — Novae- Hollandiae 94. — ophthalmica 0 — parvula 84. — philippinarum 89. — rosacea 78. — rosea 91. — roseicapilla l — rubrocristatus 78. — sanguinea 87. — sulfurea 83. — Triton 82. Caica histrio 23. — leucogastra 25. — melanocephala 24. Calandrella deserti 606. — ruficeps 605. Sibirien 604. Calandrites brachydac- tyla 601. Calendula crassirostris 616. Callicephalus galeatus 95. Callispiza barbadensis 376 — brasiliensis 376. — cayana 378. — chrysonota 378. — flava 379. — mexicana 377. — tatao 371. — tricolor 373. — yeni 372. Calliste albiventris 376. — chilensis 372. — chrysophrys 380. — frugilegus 369. — vittata 381. Callocephalon australe 95. — galeatum 95. Calyptorrhynchus Cookii 96. — Leachi 96 — macrorhynchus 96. — Temminckii 92. Calyptrophorus cucul- latus 307. — dominicanus 308. — gularis 310. Cannabina citrinella Cardinalis angolensis 419. : — madagascariensis 489. Carduelis americana 269. — atrata 273. — auratus 262. — cucullata 271 — Lawrenci 275. — luxuosus 300. — magellanicus 265. — pinus f 268. — Psaltria 270 — spinoides 280 38 x 595 Nr. Seite Carduelis spinus 264. 369 — Stanleyi b 266. 369 — tristis 269. 370 Carpodacus githagineus 218. 309 Carpospiza brachydac- tyla 282. 382 — longipennis 282. 382 Caryothraustes brasili- ensis 318. 409 — episcopus 319. 409 Centrophanes lapponica 590. 552 — pictus 592. 552 Centrourus australis 204. 283 Certhilauda africana 618. 572 — bifasciata 617. 572 — Boysi 613. 571 — desertorum 617. 572 — Doriae 6102 572 — Dupontii 619. 572 — longirostris 618. 572 — meridionalis 617. 572 — Salvini 617. 572 Chalcopsitta atra 187. 274 — Bernsteini 148 274 — Novae-Guineae 187. 274 — rubrifrons 186. 273 — seintillata 186. 273 Chera caffra 510. 519 — progne 510. 519 Chionospina nivalis 297. 394 Chloris aurantiiventris 278. 379 — flavigaster 278. 379 — sinicus 279. 379 Chlorophonia callophrys 383. 429 Chlorospingus leuco- phrys 339. 416 Chlorospiza citrinella 274. 376 Chondestes grammaca 530. 529 — strigatus 530. 529 Chrysomitris Lawrenci 275. 376 — magellanica 265. 369 — marginalis 276. 376 — spinoides 280. 380 chrysostomus, Conurus, Euphema, Psittacus 153. 257 Chrysothraupis frugile- gus 369. 422 Chain aestiva 60. 170 — aestivalis 53. 168 — chloronota 41. 165 — colombinus 50. 167 — cyanogaster 21. 156 — cyanotis 49. 167 — dominicensis 43. 166 — flavinucha 59. 170 — glauciceps 51. 168 — jamaicensis 60. 170 — vernus 47. 167 — vinaceicollis 44. 166 — viridigenalis 51. 168 — xanthocephala 61. 170 — 'xanthops 62. 171 Coccoborus ater 246. 342 — coeruleus 248, 342 — cyaneus 249. 342 — ludovicianus 315. 408 — melanocephalus 316. 408 — torridus 247. 342 Coccopsis capitatus 309. 400 — gularis 310. 400 Coccopygia Dufresnei 442. 469 596 Nr. Seite Coccothraustes atrigu- laris 250. 344 — borbonica 403. 438 — canadensis 213. 303 — cantans 406. 438 — capensis 501. 511 — cardinalis 312. 405 — cayanensis 318. 409 — chloris 278. 379 — chrysocephalus 480. 495 — coerulescens 320. 411 — collaris 240. 338 cyanea 249. 342 — deformis 250. 344 — erythrina 214. 305 — europaeus 250. 344 — gambiensis 464. 485 — javensis 413. 440 — lutea 223. 329 — melanocephalus 237. 338 — moluccensis 405. 438 — oryx (orix) 497. 511 — oryzivora 397. 433 — rubricollis 315. 408 — rufiventris 247. 342 — scutatus 400. 438 — sinensis 397. 433 — sulfuratus 222. 329 — viridis 318. 409 Coliuspasser flavosca- pulatus 505. 518 — macrourus 505. 518 — phoeniceus 504. 518 — torquatus 508. 519 Conurus aeruginosus 123. 222 — auricapillus 120. 222 — brasiliensis 121. 222 — calita 147. 241 — canicollis 147. 241 — canicularis 121 222 — Cassini 146. 239 — chrysogenys 123. 222 — chrysophrys 123. 222 — chrysopterus 145. 239 — chrysostomus 153. 257 coeruleobarbatus 165. 262 — cyanops 110. 220 — dorsocoeruleus 176. 265 — erythrocephalus 131. 231 — erythrofrons 108. 218 — fugax 110. 220 — gregarius 69. 175 — griseicollis 147. 241 — griseocephalus 143. 238 — guianensis 117. 221 — IIligeri 107. 213 — leptorhynchus 108. 218 — ludovicianus 118. 221 — martinicanus 123. 222 — modestus 111. 220 — monachus 147. 241 — murinus 147. 241 — ocularis 123. 222 — palliceps 161. 261 — passerinus 69. 175 — phaeton 180. 266 — phoenicurus 125. 223 — pondicerianus 134. 232 — Propinquus 116. 221 — pyrrhopterus 143. 238 } | pyrrhurus 125. 223 Regiſter. Conurus rubrolarvatus — rufirostris — rufirostris — severus — squamosus — tiriacula — tovi — tui — tuipara — virescens — xanthogenius — xantholaemus — xanthopterus — xanthopterygius — xanthopterygius Cooki, Platycercus Coracopsis Barklyi — comorensis — mascarina — melanorhyncha — nigra — personata — vaza Coraphites albifrons — frontalis Coriphilus auriceps — cyaneus — discolor — Kuhlii — notatus — Novae-Zeelandiae — sapphirinus Corvus collurio Corydalina bicolor Corydon galeatus Corys arborea Corythus enucleator — splendens Coturniculus Henslowii — manimbe — passerinus Crithagra bistrigata — brasiliensis — canaria — chrysopyga — cinerea — flavospecularis — Hartlaubii — leucopygia — luteiventris — mosambica — ruficauda — rufobrunnea Crucirostra abietina — leucoptera — minor — pinetorum — rubrifasciata Cryptophaga miliaria Cyanoloxia coerulea — cyanea Cyanolyseos patagonus Cyanorhamphus auk- landicus — auriceps — erythrotis — Malherbi — Novae - Guineae — Novae-Zeelandiae — pacificus — Saisseti Nr. Seite 114. 221 130. 231 140. 238 106. 212 126. 223 140. 238 144. 239 146. 239 145. 239 142. 238 123. 222 123. 222 141. 238 69. 175 141. 238 181. 267 4. 146 6. 146 7. 146 5. 146 3. 145 174. 265 5. 146 627. 574 627. 574 182. 267 184. 273 203. 280 185. 273 184. 273 181. 267 184. 273 331. 414 559. 544 95. 202 603. 569 213. 303 213. 303 547. 533 229. 333 230. 334 220. 312 225. 329 226. 329 276. 376 225. 329 228. 330 231. 335 225. 329 229: 333 283. 383 206. 291 209. 292 210. 292 205. 291 207. 291 563. 545 248. 342 249. 342 109. 220 181. 267 182. 267 181. 267 182. 267 181. 267 181. 267 180. 266 181. 267 | cantans, 545. 532 546. 533 5 Nr. Seite ö Granger unicolor 183. 267 Cynchramus miliarius 563. 545 — pusillus 581. 550 — pyrrhuloides 579. 549 — rusticus 574 548 — schoeniclus 578. 59 — septentrionalis 578. 549 — stagnalis ö 578. 549 Cypsnagra hirundinacea 349. 419 — ruficollis 349. 419 cactorum, Conurus, 5 Psittacus 124. 223 caesia, Emberi za, A Fringillaria, e 5 spina 567. 17 calandra, Alauda, M en lanocorypha 620. 572 callophrys, Acro- comp8a , Chloropho- nia, Euphonia, Triglyphidia 383. 429 cana, Poliopsitta, Psit- vr N tacula, Psittacus 68. 175 — Tanagra, Thraupis364. 421 eanariensis, Frin- galla 259. 349 canarius, Crithagra, Fringilla, Serinus 220. 312 eanescens, Acanthis, Aegiothus, Frin- gilla, Linaria, Linota 261. 363 caniceps, Ca rduelis 263. 366 eanicollis, Critha- gra, Fringilla, Se- canora, Euethia, Fringilla, Loxia, Phonipara 244. 340 Amadina, ; Coecothraustes, Es- trelda, Euodice, Loxia,Spermestes Uroloncha 406. 438 cantillans, Alauda, 8 Mirafra 610. 570 capensis, Coccothrau- stes, Loxia, Orynx, Pyromelana 501. DEE, — Emberiza, Frin- gillaria, 588. 551 capistratus,Orches- 5 ti cus, Saltator, Tanagra 328. 412 capitata, Coccopsis, Paroaria, Tachyr 230 . phonus 309. 400 eardinalis,E clec tus Psittacus 13. 152 carolinensis, Arara, Aratinga, Conurus, Psittacus 118. 221 castaneofuscus, Hy- phantornis, Plo- ceus, Textor 477. 88 castaneothorax,Ama- | 8 dina, Donacola, Spermestes 416. 440 1 eastanotis, Amadina, Stagonopleura, Tae- niopygia, Zonae- 4 einthus- , 437, 462 rinus g 224. 329 E 0 Bin 5 5 h I: * N i chloris, Ohlorospiza, To 5 x vo K 5 I | Bi 1 Cyanoloxia, 8 Nr. caudaeutus, Ammo- dromus, Fringilla, Oriolus 549. eayana, Calliste, Callospiza, Tanagra 378. cChaleopterus, Ama- ane, ones, Psittacus 0 29. Cocothraustes, Frin- gilla, Ligurinus, Passer 278. chlorocerea, Domi- cella, Lorius 189. . ehloroptera, Arara, Macrocercus, Sitt a cel03. ehlorotica, Eupho- nia, Tanagra 386. chrysolaema, Alauda, Otocoris „595. ehrysophrys, Embe- 112 a, Hypocentor 577. cia, Emberiza, 571. eineta, Amadina, P 06- phila 429. einetura, Alauda, Ammomanes 607. einetus, Hyphan- = n 466. einerea, Alauda, Megalophonus 600 — Astrilda, Estrelda, Fringilla, Habro- a 439. eee 565. einereus, Fringilla, Junco 551. eingulata, Psitta- cula, Psittacus 70. eiopsis, Emberiza 572. eiris, Cyanospiza, Emberiza, Fringilla, Passerina, Spia 299. eirlus, Emberiza 568. eitrinella, Emberiza564. eitrinoeristatus, Ca- catua. Plictolophus 85. Clot-Beyi, Alauda, Me- lanocorypha, Rha n- Pphocoris 624 coceinea, Domicella, Lorius, Psittacus 197. coceineifrons, Chry- sotis HI. celebs, Fringilla, Struthus 253. coerulea, Coccoborus, a Frin- gilla, Goniaphea, Guiraca 248. coerulescens, Estrelda, 6 Fringilla, Habropyga, Laganosticta, P yt el ia 450. — Saltator 326. — Spermophila, S po- rophila 246. cCollaria, Chrysotis, „ sittaens 44. E Loxia, Pphila, Spor ophila 237. Spermo- columboides, Palae- eoernis | 137. Seite 533 424 158 379 274 212 429 567 549 547 461 569 486 569 468 546 534 176 548 394 547 546 191 573 276 168 348 342 470 412 338 166 338 232 Regiſter. Nr. comorensis, Coracop- sis, Psittacus 6. Corneliae, Eclectus 15. coronata, Emberiza, Zonotrichia 526. coronatus, Aglajus, Tachyphonus 346. erassirostris, Bracho- nyx, Calendula, G a- lerida 616. — Fringilla, Gonia- phea, Loxia, Spo- rophila 246. eristata, Alauda, Ga- lerida, Heterops, Lullula 613. eristatella, Emberiza, Gubernatrix 311. cristatus, Cory- phospingus, Frin- gilla, Lophospiza 304. — Lanio, Tachy- phonus, Tanagra 347. — Malimbus, Ploceus, Sycobius 486. cruentatus, Aratinga, Conurus, Psitta- cara, Psittacus, Pyr- rhura, Sittace 127. eruentus, Corypho- spingus, Lopho- spiza, Tiaris 306. eucullata, Amadina, Spermestes 400. — Calyptrophorus,Frin- gilla, Loxia, Paro- a ria 307. — Carduelis, Chrys o- mitris, Fringilla, Pyrrhomitris 27 eulaeissi, Coryllis, Psittacula eurvirostra, Loxia 206. eyanauchen, Domi- cella, Lorius, Psit- tacus 19: eyanea, Coccoborus, Coccothraustes, Cy- anoloxia, Gonia- phea, Loxia 249. — Cyanospziza,Em- beriza, Fringilla, Passerina, Spiza, Ta- nagra 298. eyanocephalus, Pa- laeornis, Psittacus 131. eyanogaster, Ama- zona, Chrysotis, Pio- nias, Psittacus, Tri- claria 21. eyanogenys (cyano- genia), Domicella, Eos, Lorius 198: cyanogrammus, Tri- choglossus 201. eyanoptera, Saltator, cyanovirens, Amadina, Amblynura, Ery- thrura, Geospiza 424. caffer, Icterus 475. Tanagra, Thraupis 366. Seite 146 153 529 418 571 342 571 402 398 418 501 223 398 438 399 1. 370 73. 185 291 275 342 394 231 156 276 280 422 458 487 597 A Nr. Seite caffer, Psittacus 33. 160 caffra, Chera, Loxia 510. 519 caffrariensis, Emberiza 588. 551 caica, Psittacus 23. 157 caixana. Aratinga 124. 223 calandrella, Alauda 601. 568 calcarata, Emberiza, Fringilla, Plectro- 5 phanes 591. 552 caledonicus, Platy- cercus, Psittacus 163. 262 calita, Conurus, My- iopsitta, Psittaca 147. 241 Callispiza punctata 380. 424 Calliste guttata 380. 424 calthopticus, Psittacus 145. 239 campestris, Fringilla 265. 369 — Fringilla 291. 385 cannabina, Acanthis, Fringilla, Ligurinus, Linota, Passer 257. 359 canadensis, Cocco- g thraustes, Pinicola 213. 303 — Emberiza, Passer 537. 531 — Loxia, Pitylus 318. 409 canicapillus, Passer 295. 386 canicollis, Conurus, Myiopsitta, Sittace 147. 241 canicularis, Conurus, Eupsittula, Psittacus 121. 222 cantarella, Alauda 598. 568 capensis, Emberiza, Fringillaria 585. 550 — Hyphantornis, Ori- olinus, Oriolus, Ploceus 475. 487 — Psittacus 69. 175 capistrata, Emberiza, 5 Fringillaria, Polymitra 587. 551 capistratus, Psittacus, Trichoglossus 200. 280 — Pitylus 328. 412 capitalis, Fringilla 265. 369 capitata, Quelea 482. 496 capitatus, Psittacus 160. 261 cardinalis, Cocco- thraustes, Fringilla, Loxia, Pitylus 312. 405 — Loxia 214. 305 carduelis, Acanthis, Fringilla, Passer, Spins 262. 365 Carolinae Augustae, Aratinga 112. 220 Carolinae, Eclectus 15. 153 caspia, Emberiza 579. 549 Cassini, Conurus 146. 239 castaneifrons, Ara, Macrocercus 106. 212 caucasicus, Xanthornus 560. 545 caudata, Pyrrhula 217. 306 Cavaignacii, Jerapte- rhina 624. 573 cayana, Arara 116. 221 cayanensis, Cocco- thraustes, Fringilla 318. 409 — Psittaca 142. 238 — Psittacus 48. 167 — Saltator 323. 411 ceramensis, Lorius 192. 275 ceylonensis, Eclectus 12. 152 598 Nr. Seite ceylonensis, Eclectus, Psittacus 12. 152 ceylonicus, Solenoglossus 97. 205 chendoola, Alauda 610. 570 cheet, Lonchura 407. 439 chilensis, Aglaia, Calliste 372. 425 — Fringilla 528. 529 chinensis, Psittacus 193. 275 chiriri, Psittacus 142. 238 chlorion, Fringilla 279. 379 chlorocephala, Emberiza566. 546 — — 570. 547 chloronota, Chrysotis 41. 165 chloroptera, Tanagra 379. 424 chloropterus, Psittacus 112. 220 chrysocephalus, Ara- tinga 120. 222 — (Coceothraustes 480. 495 chrysogaster, Psittacula 69. 175 — Tanagra 368. 422 — Tanagra _ 384. 429 chrosogenys, Conurus 123. 222 chrysolophus, Cacatua 85. 191 chrysomelas, Hyphan- tornis 468. 486 chrysonota, Callospiza 378. 424 chrysonotus, Vidua 505. 518 chrysophrys, Conurus 123. 222 chrysopogon, Psitta- cula, Psittovius 144. 239 chrysops, Emberiza 543. 532 chrysoptera, Fringilla 505. 518 chrysopterus, Conurus, Psittacula 145. 239 chrysopyga, Critha- gra, Serinus 229. 329 chrysopygos, Textor 470. 486 cinerea, Crithagra 226. 329 — Euphonia 396. 430 — Pyrrhula, Spermo- phila 233. 337 cinereus, Pipilo 558. 535 cineracea, Emberiza 565. 546 cinereicollis, Psittacus 147. 241 einereola, Pyrrhula, Spermophila 232. 337 cinereus, Pipilo 558. 535 — Psittacus 1. 145 - cioides, Emberiza 572. 548 eisalpina, Fringilla 285. 383 citrinella, Cannabina, Chlorospiza, Fringilla 274. 376 clamosa, Alauda 611. 570 Clot - Bekii, Hierapter- hina 624. 573 Clusii, Psittacus 31. 159 cobaltina, Psittacara 99: 211 cobaltinus, Psittacus 26. 158 coccinea, Emberiza, Pyrrhula 211. 296 coccineopterus, Ptistes 179. 266 coccineus, Rhampho- - celus, Rhamphopis 357. 420 — Vini 185. 273 coccothraustes, Frin- gilla, Loxia 250. 344 cochinchinensis, Eos 198. 276 coelestis, Euphonia 385. 429 — Platycercus 161. 261 coelipeta, Alauda 598. 568 coelivox, Alauda 599. 568 Regiſter. N Nr. Seite coerulea, Tersine 382. 428 coeruleata, Domicella, Psittacus 193. 275 coeruleobarbatus, Co- nurus 165. 262 coeruleofrontatus, Psit- tacara 111. 220 coerulescens, Cocco- thraustes, Pitylus 320. 411 coeruleus, Hylophilus 340. 417 coeruleus, Psittacus 105. 212 collaris, Alauda 620. 572 — Coccothraustes 240. 338 — Passerina, Pyrrhula 244. 340 — Ploceus 469. 485 — — 466. 486 collurio, Corvus 331. 414 columbiana, Tanagra 354. 420 columbina Chrysotis, \ Psittacus 50. 167 comptus, Tiaris 303. 398 concolor, Hyphantornis 476. 487 Cookii, Calyptor- rhynchus, Psittacus 96. 202 cornuta, Alauda, Ere- mophila, Otocoryx 594. 567 coronatus, Psittacus 312.159 — Psittacus 54. 169 coryphaea, Pyrrota, Tachyphonus, Tana- gra 346. 418 coulaci, Loriculus 74. 185 craspedopterus, Eu- plectes 499. 511 crassirostris, Alauda 598. 568 — Pyrgita 292. 385 crenirostris, Pyrrhula 245. 342 crepitans, Alauda 611. 570 crispa, Pyrrhula 238. 338 crissalis, Fringilla 521. 528 cristata, Cacatua, Psit- tacus 80. 190 — Emberiza 989. 551 — Emberiza, Lopho- coryphus 311. 402 eristatella, Alauda 603. 569 — (Cacatua 80. 190 — Tanagra 305. 398 Crithagra, barbata 225. 329 croccopygia, Poliospiza 226. 329 crocea, Fringilla 560. 545 croceus, Plictolophus 85. 191 crucigera, Alauda 626. 574 crucirostra, Loxia 206. 291 chrysocephalus, Cocco- thraustes 480. 495 cubae, Fringilla 271. 370 cubicularis, Psittacus 130. 231 cucullatus, Palaeornis 129. 230 cyanea, Pipracidea 381. 428 cyaneopileata, Psittacula 72. 185 cyaneus, Coriphilus, Psittacus 84. 273 cyanocephalus, Psittacus 26. 158 cyanochlora, Psittacula 69. 175 cyanocinctus 191. 275 cyanogaster, Psittacus 199. 279 cyanogula, Psittacus 26. 158 cyanogularis, Aratinga 126. 223 cyanolaemus, Loriculus 74. 185 cyanoleucus, Hylophilus 340. 417 Nr. cyanolyseus, Conurus 109. cyanomelas, Psittacus 166. cyanopis, Emberiza 422. cyanops, Conurus 110. cyanopsis, Cacatua 82. cyanoptera, Agapornis, 2 Psittacula 009: eyanopygius, Platy :- cercus, Psittacus 175 cyanorhyncha, Spermo- phaga 421 cyanostictus, Psittacus 196 cyanostriata, Eos 196 eyanotis, Chrysotis, Psittacus 49 cyanotus, Psittacus 193 cyanurus, Lorius, Psit- tacus 193 — Psittacus 27 cyclospilus, Ploceus 471. Dasyptilus Pesqueti 8. Diucopis fasciata 330. Domicella atra 187 — atricapilla 188 — chlorocerea 189 — eoceinea 197 — eyanauchen 191 — eyanogenys 195 — garrula 192 — Kuhli 185 — lori 190 — retieulata 196 — rieiniata 198 — rubra 193 — seimtillata 186. — semilarvata 194. — taitiana 184. Dermophrys flavi- prymna | 416 — maja 414. Deroptyus aceipitrinus 31. Dertroides albirostris 459. Dinemellia leucocephala 462. Diucopis atra 329. Dolichonyx bicolor 559. — griseus 558. Domicella coeruleata 193. Donacola bivittata 416. — castaneothorax 416. — flaviprymna 416. — pectoralis 417. Dryospiza leucopygia 228. — serinus BAR. Ducorpsius typus 90. Darwinii, Tanagra 369. dentata, Gymnoris, Petronia, Pyrgita, . Xanthodina 295 deserti, Alauda, Ammomanes, Calan- drella, Melanocory- pha, Mirafra 606. desertorum, Alae- mon, Alauda, Cer- thilauda 617. Desmaresti, Callist e, 375. deva, Alauda, Spiz- alauda 602. diademata, Chrysotis 52. Dinemelli, Alecto, Textor 462 Seite 220 263 458 220 10 9 175 a Te 5 a — — — Ben — ’ = Nr. discolor, Coriphilus, Euphema, Lathamus, Nanodes, Psittacus, Trichoglossus 203. diuca, Emberiza, Frin- gilla, Hedyglossa, Phrygilus 557. domestieus, Fringilla, Passer, Pyrgita 284. Dufresnei (Dufres- nianus), Amazona, Chrysotis, Psitta- cus N 54. — Coccopygia, Frin- gilla, Habropyga, 442. Ducorpsi, Cacatua, Plictolophus 90. Dupontii, Alae mon, Alauda, Certhilauda 619. dalmatica, Fringilla 573. Daubentoni, Spermo- Phila 229. decora, Vidua 512. decorus, Psittacus 64. deformis, Coccothrau- stes 5 250. delicata, Emberiza 566. Derbyanus, Palaeornis 136. Desmaresti, Tanagra 348. detruncata, Amadina, Fringilla i 418. diadema, Psittacus 52. diffusus, Passer, Pyrgita 292. discurus, Psittacus 20. docilis, Psittacus 130. dolichonia, Emberiza 582. domicella, Lorius, Psit- tacus 4188. dominicanus, Calyptro- phorus, Fringilla, Loxia 308. dominicensis, Chryso- tis, Psittacus 43 — Emberiza 241. Doriae, Certhilauda 617. dorsalis, Aprosmictus, Platycercus, Psittacus 176. Seite 280 535 383 169 469 191 572 548 333 520 171 344 546 252 419 440 168 385 156 231 550 274 400 166 339 572 265 dorsocoeruleus, Conurus 176. 265 dubia, Taha 502. 512 dukhunensis, Alauda 601. 568 dulcivox, Alauda 598. 568 dumetorum, Embernagra 515. 526 Durazzi, Emberiza 578. 549 Eeleetus affinis 17. 153 — eardinalis 13. 152 — Corneliae 15. 153 — grandis 12. 152 — intermedius 10. 152 — Linnäi 14. 153 — luconensis 19. 154 — megalorrhynchus 16. 153 — Muelleri 18. 154 — polychlorus 9. 152 — Westermani 11.152 Emberiza aureola 582. 550 — eaesia 567. 547 — eapensis 588. 551 — chrysophrys 577. 549 — cia 571. 547 — einerea 565. 546 — eiopsis 572 Regiſter. Emberiza eirlus — eitrinella — elegans — flaviventris — fucata — hortulana — leueocephala — miliaria — passerina — personata — pusilla — pyrrhuloides — rustiea rutila schoenielus spodocephala striolata tahapisi — variabilis Embernagraplatensis — rufivirgata Erythrura prasina — psittacea Euethia bicolor — canora — lepida — pusilla Euphema elegans — petrophila — pulchella — splendida — venusta Euphonia affinis — Annae — eallophrys — chlorotica — elegantissima — Gnatho — gracilis — hirundinacea — humilis — jamaicensis — Juteicapilla — nigrieollis — trinitatis — violacea Euspiza americana — ieterica — melanocephala Eclectus aruensis — Carolinae — ceylonensis — platurus Emberiza affinis albicollis albida americana amoena ardens antiquorum araguira arctica arundinacea atricapilla auriceps — badensis — bagheira. — barbata — bicolor N — Bonaparti ee . 548 — borealis ere > N e N 0 Seite 547 Emberiza borealis . 546 | — brasiliensis . 549 | — bruneiceps . 550 — Buchanani . 548 | — caffrariensis . 546 — calcarata . 548 — canadensis . 545 | — capensis . 549 | — capistrata . 547 — caspia 550 — chlorocephala . 549 — chlorocephala 548 — chrysops . 550 — cineracea . 549 | — cioides . 547 — ciris 551 — coceinea 551 — coronata . 550 | — cristata . 526 | — cristata . 527 | — cristatella . 458 — cyanea . 458 | — cyanopis . 340 | — delicata . 340 — diuca . 389 | — dolichonia . 340 | — dominicensis 257 Durazzi . 257 — eleathorax . 256 | — erythroptera 256 — — . 257 — erythrophthalma . 429 | — flavigaster . 429 | — Gayi 429 — glacialis 429 | — grammaca 429 | — gramminea . 430 | — granativora . 430 | — guttata 430 — Henslowii 429 — Hordei 430 — hyemalis 430 | — icterica 429 | — intermedia 429 | — lesbia 430 — leucophrys 545 | —- longicauda 545 | — lotharingica 545 | — luctuosa 152 | — luteola 153 | — major 152 | — malbeyensis 156 — melanocephala 550 | — melanops 550 | — mexicana 548 | — minor 545 | — montana 395 | — mustellina 519 | — nipalensis 546 — nivalis 398 — olivacea 532 — olivacea 549 | — oryx, (orix) 529 — palustris 313 — pallida 546 | — panayensis y 563 — paradisea 547 | — pieta . 544 | — pileata 548 | — pinetorum 548 | — pinguescens Nr. 590. 230. 561 566. 588. 591. 537. 585. 587. 579. 566. 570. 543. 565. 572. 299. 211. 526. 311. 589. 311. 298. 422. 566. 558. 582. 339 549 547 551 551 527 550 534 552 529 530 545 535 533 547 534 545 549 548 . 928 . 919 . 547 534 545 520 546 545 547 545 520 552 552 551 552 339 568 511 549 531 . 519 9 552 529 550 546 599 Seite 552 334 545 546 551 552 531 550 551 549 546 547 532 546 548 394 296 529 402 551 402 394 458 546 535 550 600 Emberiza pithyornus — platensis polaris pratensis principalis provincialis pusilla pythiornithoides quadricolor quelea quinquevittata regia rufibarba ruficapilla rüfigularis sandwichensis Selysii septemstriata serena N Shattuckii signata simillima socialis sordida subcristata Tunstalli unalaschcensis unicolor vidua — xanthogastra Emberizoides polioce- phalus Embernagra brunnei- nucha — dumetorum — pyrgitoides Eolophus roseicapilla — Toseus Eos ater, atra — bornea cochinchinensis cyanogenia cyanostriata guebiensis indica Isidori orientalis puniceus reticulata riciniata rubra rubrifrons scintillata semilarvata squamata — variegata Eremophila alpestris — cornuta Erythrospiza githaginea — purpurea — rosea Erythrostomus macro- rhynchus Erythrura cyanovirens — Pucherani Estrelda amandava — angolensis — annulosa — astrild — atricapilla — bella Be Bere er ae ) Regiſter. Estrelda bengalus Bichenovi cantans cinerea coerulescens elegans erythronota formosa frontalis granatina lipiniana mariposa melanogastra melanogenys melanopygia minima modesta musica oculea Perreinii phaöton phoenicotis polyzona psittacea rubricata rubriventris rufopicta sanguinolenta squamifrons subflava temporalis — vinacea Euodice cantans — malabarica Euphema nen — Bourki — chrysostoma — discolor — formosa — haematogaster — haematonota — multicolor — Novae-Zeelandiae — pulcherrima — undulata Euphonia cinerea — coelestis — rufivertex — tibicen Euplectes afer — albirostris JJV — bengalensis — eraspedopterus — Edwardsi — erythrops — flammiceps — flaviceps — flavigula — franciscanus gregarius — ignicolor lepidopterus lepidus melanogaster — minor OryX pseudoryx pyrrhozona ranunculaceus ruber ‚sanguinirostris re Nr. 456. 460 438 . 468 470 470 471 Ad . 508 472 . 471 . 472 1471 469 . 468 . 470 . 461 330 . 462 . 471 . 472 472 459 458 470 468 470 . 469 . 508 . 469 . 469 470 438 439 267 . 264 257 280 . 254 263 263 . 264 267 . 264 . 242 . 430 429 429 . 429 . 512 495 . 495 5711 51¹ 2. 496 9511 495 . 495 ‚511 . 496 . 511 . 508 . 507 . 512 51¹ . 511 . 511 511 . 512 . 508 496 Seite 472 — Euphema, Euplectes stietus — striatus — Sundevallii — taha — xanthomelas Eupsittaca Petzi Eupsittula brasiliensis — canicularis — Petzi Euspiza arctica — aureola — hortulana — Lathami — luteola — pusilla — rutila — varlabilis Evopsitta acuticaudata — erythrogenys — evops — Maugei elegans, Carduelis — Emberiza Na- elegantissima, Eu- phonia, Pipra eminentissima, Ca- Iyphantria, Fou- dia enucleator, Corythus, Fringilla, Loxia, Pi- nicola, Strobilophaga erithacus, Psittacus erythrinus, Carpoda- cus, Coccothraustes, Loxia, nodes Fringilla, Pyrrhula erythrocephala, Ama- dina, Loxia, Sper- mestes, Sporothlastes — Calyphantria, Fou- dia, Fringilla, Plo- ceus — Pyrrhula erythrogenys, rus, Palaeornis — Conurus, Evopsitta erythronota, Brun- hilda, Estrelda, Frin- gilla, Uropytelia erythrophthalmus, Emberiza, Fringilla, Pipilo erythrops, Euplectes, Foudia, Hyphantica, Ploceus erythropterus, Apros- mictus, Platycercus, Psittacus, Ptistes erythrorhynchus, Alecto, Textor euops, Conurus, Evo- psitta, Psittacus, Psit- tacara eupatrius, Palaeornis, Psittacus exilis, Coryllis, Lori- culus Belu- eburnirostris, Conurus, 4 12² 1 Pesittacus 179. 266 487.500 213. 303 1. 145 214. 305 419. 41 488. 503 212. 296 139. 233 114. 221 455. 471 518. 527 482. 496 Bay 460. 41 117.21 129. 20 77. 186 Regiſter. 601 . Nr. Seite Nr. Seite Nr. Seite sdwardsi, Euplectes 497. 511 Fringilla angolensis 227. 330 Fringilla ferruginea 522. 528 — Loriculus 74. 185 — angolensis 456. 472 — flammea, 214. 305 | — Psittacus 152. 256 | — araguira 304. 398 — flavicollis 294. 386 eleathorax, Emberiza 568. 547 — arborea 537. 531 — flavicollis 562. 545 elegans, Alauda 607. 569 — arcuata 290. 384 — flavirostris 258. 359 — Estrelda, Fringilla, — argentoratensis 257. 359 | — flavoptera 505. 518 Loxigilla, Marquetia, — astrild 438. 468 | — formosa 453. 471 Zonogastris 445. 470 — atrata 550. 533 — — 554. 534 — Psittacus 31. 159 — atricapilla 237. 338 — frontalis 493. 508 — Psittacus 156. 260 — atricapilla 526. 529 — fruticeti 555. 534 Eleonora, Cacatua 82. 190 — atricollis 426. 460 — funerea 514. 524 Emberiza, gubernatrix 311. 402 — atroleucus 625. 574 — Gambelli 525. 529 emberizinus, Nelicurvius 479. 495 — autumnalis 378. 424 — Gayi 554. 534 Eos, cacatua, Plictolo- — Bachmanni 541. 532 — georgiana 536. 531 phus, Psittacus 91. 191 — barbata 276. 376 — githaginea 218. 309 episcopus, Caryothrau- — bella 434. 462 | — Gnatho 320. 411 Stes 319. 409 — bengalensis 456. 472 — grammaca 530. 529 — Tanagra 364. 421 — bengalus 456. 472 | — gramminea 531. 530 erubescens, Psittacus 138. 233 — Bichenovi 427. 460 | — granatina 457. 472 erythraea, Loxia 214. 305 — bicincta 584. 550 | — grisea 282. 382 erythrocephala, Pyranga 355. 420 — bicolor 243. 340 | — grisea 292. 385 0 erythrocephalus, Conu- — bononiensis 281. 382 — gutturalis 236. 337 . rus, Psittacus 131. 231 — brachydactyla 282. 382 — Henslowii 547 533 erythrochlorus, Ara 106. 212 — Brissoni 249. 342 — hiemalis 552. 534 erythrofrons, Arara, — brasiliensis 230. 334 | — hispaniolensis 287. 383 Conurus 108 218 — butyracea 225. 329 — hudsonia 552. 534 erythrogaster, Psittacus 126. 223 — calcarata 591. 552 — hudsonica 550. 533 1 erythroleucus, Psittacus 1. 145 — campestris 265. 369 — hypoleuca 232. 337 oerythrolophus, Cacatua 78. 190 — campestris 291. 385 | — ictera 225. 329 erythromelas, Pyranga 351. 419 | — canaria 220. 312 — icterica 265. 369 e Tanagra 356. 420 — canescens 261. 363 — ignicolor 498. 511 erythronotus, Platycer- — canicollis 224. 329 — iliaca 522. 528 cus, Psittacus 180. 266 — cannabina 257. 359 — italica 285. 383 erythrophrys, Passer 289. 384 — canora 244. 340 — jamaica 396. 430 N erythropis, Psittacus 49. 167 | — capitalis 265. 369 | — jugularis 294. 386 e Pyranga 354. 420 | — cardinalis 312. 405 | — juncorum 539. 531 erythrops, Psittacus 46. 167 — carduelis 262. 365 — Kawarahiba minor 279. 379 ir ; erythroptera, Emberiza 588. 551 | — caudacuta 549. 533 | — lapponica 591. 552 BE 1 589. 551 — cayanensis 318. 409 — Lathami 456. 462 13 $ erythropterus, Plictolo- — chilensis 528. 529 | — laticauda 508. 519 0 8 phus 86. 191 — chlorion 279. 379 — lepida 312.389 1 1 erythrorhyncha, Vidua 512. 520 — chloris 278. 379 — lepidoptera, 494. 508 5 erythrorhynchus, Pi- E chrysoptera 505. 518 — leucocephala 436. 462 al i tylus 320. 411 — cinerea 439. 468 | — leuconota 403. 438 1 Y erythrotis, Cyanorham- — cinerea 551. 534 — leucopogon 233.301 1 * phus, Platycercus 181. 267 — ciris 299. 394 — leucopygia 228. 330 | FCeuropaea, Miliaria 563. 545 | — cisalpina 285. 383 | — linaria 259. 362 - europaeus, Coccothrau- — eitrinella 274. 376 — Lincolnji 535. 530 11 hi stes 250. 244 | — coccothraustes 250. 344 | — lineola - 238. 338 1 „ ecyxops, Evopsitta 117. 221 — coerulea 248. 342 — linota 257 359 * eximius, Platycercus, — coerulescens 450. 470 — lippa 440. 469 a 22 Psittacus 160. 261 — crassirostris 246. 342 — littoralis - 549. 533 9 1 Fringilla eanariensis 255. 349 — crissalis 521. 528 — longirostris 464. 485 \ ur e cCoelebs 253. 348 — cristata 304. 398 — ludoviciana 315. 408 N E montifringilla 256. 349 | — crocea 560. 545 — lulensis 256. 349 k L spodiogenia 254. 349 — cubae 271. 370 | — lutea 293. 385 ! a Foudia eminentissima 487. 502 | — cucullata 271. 370 — luteiventris 231. 335 e — erythrocephala 488. 503 — cucullata 307. 399 | — luteola 468. 486 e erythrops 482. 496 — cyanea 298. 394 — Macgillivrayi 548. 533 000 flavicans 490. 503 — dalmatica 573. 548 — macrocerca 507. 518 L madagascariensis 489. 503 — detruncata 418. 440 | — magellanica 265. 369 - Fringilla abyssnica 502. 512 — diuca 558. 535 — majanoides 415. 440 — aestiva 541. 532 — domestica 284. 383 — manimbe 545. 532 — aestivalis 541. 532 | — dominicana 308. 400 | — manyar 479. 495 D atricana 254. 349 — Dufresnei 442. 469 — maritima 548. 533 D alricana 511. 519 — elegans 445. 470 — matutina 528. 529 L alaudina 556. 535 — enucleator 213. 303 — melanictera 589. 551 9 albicollis 527. 529 — erythrina 214. 305 — melanocephala 236. 337 — Alario | 229. 333 — erythrocephala 488. 503 | — melanotis 442. 469 L amandava 452. 471 — erythronota 455. 471 — melba 445. 470 L amoena 301. 395 — erythrophthalma 518. 527 7 melodia 532. 530 602 Fringilla melpoda meruloides — minima ee ae Ele montana monticola montium Moreletti musica Mülleri multizona neisna nisoria nitens nivalis nivalis nobilis ochracea oculea oregona ornata ornata oryzivora palustris panayensis paradisea passerina pennsylvanica Perreinii petronia Phaéton Philippina pileata pinus plumbea — polyzona — prineipalis CVT psaltria psittacea pulchella punctulata punicea purpurea pusilla pyrrhula quelea quinticolor ranunculacea reticulata rosea rubricata rubriventris rufa rufina rufirostris russata rutilans — salicicola Per ee sanguinolenta sarda savanna savannarum saxatilis sclavonica senegalensis senegalla serinus sinensis sinica socialis speciosa sphenura Seite 469 528 . 470 . 385 531 399 349 330 486 459 469 439 524 391 534 348 365 462 885 337 398 433 Da 519 519 . 533 1929 471 382 412 496 2998 . 370 337 459 520 370 . 458 458 457 . 471 . 306 831 296 496 469 512 441 306 470 468 528 528 337 . 384 . 384 383 469 383 992 533 al 548 485 470 312 379 379 291 470 458 Regiſter. > Nr. Seite Fringilla splendens 302. 397 — spinescens 267. 369 — spinoides 264. 369 — spinoides 280. 380 — spinus 264. 369 — squamifrons 494. 508 — striata 404. 438 — striolata 586. 551 — subflava 444. 469 — sylvia 253. 348 — temporalis 443. 469 — tintillon 255. 349 — tobaca 227. 330 — torrida 247. 342 — totta 277. 376 — Townsendii 523. 528 — tristis 269. 370 — troglodytes 439. 468 — ultramarina 514. 524 — undulata 438. 468 — uropyglalis 227. 330 — velata 464, 485 — viridis 318. 409 — vitellina 470. 486 — xanthomascalis 316. 408 Fringillaria caesia 567. 547 — capensis 585. 550 — capistrata 588. 551 — flavigaster 585. 550 — rufa 587, 551 — septemstriata 587. 551 — striolata 586. 551 — vittata 588. 551 fallax, Melospiza, Zonotrichia 534. 530 farinosa, Amazona, Chrysotis,Psittacus 58. fuscata, Loxia, Ory- zornis, Padda 398. fasciata, Amadina, Loxia,Spermestes, Sporothlastes 418. — Diucopis, Schi- stochlamys, Tanagra 330. fastuosa, Calliste, Tanagra, Tatao 374. ferruginosa, Munia, Spermestes 415. festiva , Amazona, Chrysotis,Psittacus 41. flammiceps, Euplectes, Pyromelana 499. flava, Aglaia, Calli- spiza, Calliste, Ta- nagra 379. — Galeri da 615. flaveolus, Platy cer- cus 158. flavicans, Calypha n- tria, Foudia 490. flavicollis, Fringilla, Gymnoris, Passer, Xanthodina 294. flavifrons,Phoeocepha- lus, Pionias, Psit- tacus 35. flavigula, Gymnoris, Xanthodina, Passer 296. flavigularis, Chlo- rospingus, Pipi- lopsis 388. 170 433 440 412 423 440 165 511 424 571 260 503 386 160 386 416 Pesittacus Nr. flavirostris, Arremon 335. — Cannabina, Frin- gilla 258. flaviscapulata, Coi- uspasser, Penthe- tria 5 2 0 flaviventris, Critha- gra, Loxia — Emberiza,Passe- rina, Polymitra 58. — Platycercus, Psit- tacus 163. formosa, Estrelda, Fringilla, Pytelia 453. formosus, Euphema, Pezoporus, Psit- tacus ER franeiseana, Euplec- tes, Loxia, Pyro- melana 498. fringilloides, Ama- dina, Amaures- thes, Munia, Ploceus 399. frontalis, Amadina, Estrelda, Fringilla, Loxia, Sporopipes 493. fruticeti, Fringilla, Phrygilus, Rho— f pospiza 5 fucata, Emberiza 575. fuliginosus, Pitylus 320. fuseans, Munia, Sper- mestes 411. 38. 1 149. fuseieapillus, Pioni- a S, Poiocephalus fuscicollis, Pionias, 32. fusconota, Nigrita 496. fuscus, Kieneria, Pi pilo 521. falcirostra, Loxia 209. fasciatus, Psittacus 134. ferruginea, Alauda 619 — Fringilla 522 — Muna 419: ferrugineus, Psittacus 125 fimbriata, Habropyga 450. fimbriatus, Psittacus ID: fimbriolatus, Psittacus 50. flamengo, Loxia 213 flammea, Fringilla 214 flammigerus, Rham- phopis 8363 flava, Alauda 594 flava, Passerina 230 flavescens, Icterus 501 — Serinus 219. flaviceps, Euplectes, Nelicurvius 479 — Ploceus 471 flavicollaris, Palaeornis 131 flavicollis, Fringilla 562 flavifrons, Psittacus 63. flavigaster, Chloris 278 — Emberiza, Fringil- laria 585. — Psittacus 163. flavigula, Euplectes 480. — Ploceus 473. flavigulus, Psittacus 72. flavinucha, Amazona, Psittacus 59 223. 329 A Nr. Seite flaviprymna, Dermo- phrys, Donacola, Munia 416. 440 flavirostris, Psittacus 27. 158 flavitorques, Palaeornis 131. 231 flaviventris, Tanagra 377. 423 flavocinereus, Pitylus 319. 409 flavomarginatus, Ploceus 470. 486 flavoviridis, Hyphantor- nis, Ploceus, Textor 465. 486 flavospecularis, Chri- thagra 2 276. 376 flavoscapulatus, Psittacus 39. 161 flavoptera, Fringilla 505. 518 flavus, Saltator 353. 420 formosa, Fringilla 554. 534 — Tanagra 379. 424 Fraseri, Palaeornis 133. 231 frenatus, Psittacus 130. 231 Fringilla, punicea 315. 408 fringilloides, Tachypho- nus 305. 398 frontalis, Alauda, Co- raphites 627. 574 — Arremon 336. 415 — Psittacus 127. 224 frugilegus, Calliste, Chrysothraupis, Tana- gra 369. 422 fugax, Conurus 110. 220 fuliginosa, Vidua 512. 520 fumigata, Tanagra 349. 419 funerea, Fringilla, Ti- aris 514. 524 funereus, Psittacus 96. 202 fuscicollis, Nelicurvius 478. 495 fuscocrissa, Amadina 425. 459 fuscus, Psittacus 3. 145 — Psittacus 30. 159 Galerida erassirostris 616. 571 — eristata 613. 571 — flava 615. 571 — Theklae 614. 571 Goniaphea eoerulea 248. 342 — cerassirostris 246. 342 — Cyanea 249. 342 — nigra 245. 342 — torrida 247. 342 Gubernatrix erista- tella 311. 402 Gymnoris dentata 295. 386 — flavicollis 294. 386 — flavigula 296. 386 Galerida abyssinica 613. 571 — Boysi 613. 571 — Jutea 615. 571 — musica 603. 569 — nemorosa 603. 569 Geopsittacus occinden- talis 5150, 255 Geospiza cyanovirens 424. 458 — nivalis 29 Glossiptila ruficollis 345. 418 Glyeispina caesia 567. 547 — hortulana 566. 546 Granativora melano- cephala 560. 545 Guaruba lutea 112. 220 Guiraca ludoviciana 315. 408 — melanocephala 316. 408 — coerulea 342 * i Regiſter. „ e ee enn RS 95 e 25 ER N N \ 2 11. 99 2 3 e AR LH 4 605 Nr. Seite Nr. Seite Gyrinorhynchus hypo- guttata, Loxia, Sper- leucus 232. 337 mos pizZz a 420. 457 Gyrola viridissima 375. 423 guttatus, Amadina, galbula, Hyphan- Loxia, Stagonopleura, tornis, Ploceus, Zonaeginthus 436. 462 Textor 469. 486 gutturalis, Fringilla, galeatus, Banksianus, Pyrrhula, Phonipara, Cacatua, Callice- Spermophila, Spo- phalus, Callocepha- rophila 236. 337 lon, Calyptor- gala, Psittacus 19. 154 rhynchus,Corydon, galeata, Muscicapa 350. 419 Plictolophus, Psittacus 95. 202 | galericulata, Pipra 385. 429 galeritus, Cacatua, galerita, Alauda 613. 571 Plictolophus, galeritata, Melano- Psittacus 81. 190 | corypha 606. 569 galgulns, Coryllis, gallica, Melanocorypha 601. 568 Loriculus, Psittacula, gambiensis, Cocco- Psittaculus, Psittacus 72. 185 thraustes, Hyphan- Gambelli, Fringilla, tornis 464. 485 Zonotrichia 525. 529 | gangetica, Alauda 600. 568 garulla, Domicella, georgiana, Fringilla 536. 531 Lorius 192. 275 Gerini, Psittacus 44, 166 Gayi, Emberiza, Frin- germanica, Miliaria 563. 545 gilla, Phrygilus 554. 534 | gingica, Alauda, Pyrr- githagineus, Buca- hulauda 626. 574 netes, Carpodacus, ginginiana, Psittaca 129. 230 Erythrospiza, Frin- glacialis, Alauda 595. 567 gilla, Pyrrhula 218. 309 — Emberiza 590. 552 glauca, Anadorhyn- glauca, Tanagra 364. 421 chus, Ara, Arara, glauciceps, Chrysotis 51. 168 Macrocercus, Psit- gloriosus, Psittacus 156. 260 tacara, Psittacus 100. 211 Gnatho, Fringilla 320. 411 Gnatho, Eu phonia, Goliath, Microglossus, Phonasca 393. 430 Psittacus 97. 205 Goffini, Cacatua, gracilis, Alauda 600. 568 Lophochroa, Pli ct o- graeca, Melanocorypha 601. 568 lophus 88. 191 gramineus, Pooecetes 531. 530 gracilis, Euphonia, granativora, Emberiza 560. 545 Phonasca 391. 480 | gregarius, Euplectes 484. 496 grammaca, Chondes- — Conurus, Psittacula 69. 175 tes, Emberiza, Frin- grisea, Fringilla 282. 382 gilla, Zonotrichi a 530. 529 — Fringilla 292. 385 gramminea, Emberiza, griseicollis, Conurus 147. 241 Fringilla, Poocaetes, griseifrons, Psittacula 143. 238 Zonotrichia 531. 531 griseus, Dolichonyx 558. 535 granatina, Estrelda, — Microglossus 97. 205 Fringilla, Mariposa, 'grypania, Alauda 616. 571 Uraeginthus 457. 472 | guaruba, Psittacus 112. 220 grandis, Eclectus, gubernatrix, Emberiza 311. 402 Lorius, Psittacus 12. 152 | guebiensis, Eos, Psittacus 193. 275 — Hyphantornis, — Psittacus 12. 192 Ploceus 463. 485 guianensis, Agapornis 69. 175 grisea, Alauda, Co ra- — Conurus 117: 221 phites, Pyrrhu- — Maracana, Psittacus 116. 221 lauda 626. 574 | gularis, Pyrgita 292. 385 grossus, Loxia, Pit y lu s 321. 411 | guttata, Emberiza, Guatemalae, Chrysotis55. 169 Passerina 556. 535 Guildingi, Amazona, guttatus, Pitylus 316. 408 Chrysotis,Psittteus57. 169 — Psittacus 64. 171 guira, Hemithraupis, — Psittacus 196. 276 Hylophilus, Motacilla, guttulata, Calliste, Ixo- Nemosia, Sylvia, thraupis 380. 424 Tanagra 41. 417 | gutture-luteo, Psit- gularis, Calyptro- tacula, Psittovius 144. 239 phorus, Coccopsis, gyrola, Tanagra 375. 423 Nemosia,Paroaria, Habropyga astrild 438. 468 Tachyphonus,Tanagra310. 400 | — atricapilla 441. 469 gulgula, Alauda 600. 568 — einerea. 439. 468 Gulielmi, Pionias, — Dufresnei 442. 469 Poiocephalus, Psittacus 34. 160 | — melpoda 440. 469 guttata, Calliste 380. 424 | — subflava 444. 469 —— — — eg 3 — —— ——— ͥͤ 3V⸗ZT . — — — — — r ⁰œR‚̃ ÿ uns a U A . ——ůů— — a we Ac ee Regiſter. 604 8 Nr. Seite Nr. Seite g Nr. Seit Habropyga tempo- Hyphanturgus perso- himalayanus, Palaeornis 137. 23: ralis 443. 469 natus | 468. 486 | hirundinacea, Cypsnagra 349. 419 Haemophila rufescens 517. 527 | Hypocentor aureola 582. 550 — Procnias 382. 428 Hedymeles ludovieiana315. 405 | — chrysophrys 577. 549 | hispaniolensis, Fringilla, LTR — melanocephala 316. 408 | — rusticus 574. 548 Passer f 7. 383 Henicognathus Hypochera aenea 514. 524 histrio, Psittacus 190,876, leptorrhynehus 108. 218 | — musica 228. 330 Hodgsoni, Palaeornis 132. 231 Hyphantornis abys- — ultramarina 514. 524 Hordei, Emberiza 571. 547 sinicus 465. 486 habroptilus, Strigops, Hornemanni, Linaria 261. 363 — aureoflavus 476. 487 | Strigopsis, Stringops 98. 208 | Horsfieldi, Alauda, — castaneofuseus 477. 488 haematina, Loxia, Mirafra 610, /870 — einetus 466. 486 Spermospiza 421 457 hudsonia, Fringilla 552. 534 — galbula 469. 486 haematodes (haema- hudsonica, Fringilla 550. 533 — grandis 463. 485 todus), Psittacus, humeralis, Psittacus 203. 280 — luteolus 468. 486 Trichoglossus 200. 280 hypopolius, Nestorr, — melanocephalus 464. 485 haematogaster, Eu- Psittacus 204. 283 — nigriceps 472. 487 phema, Platycer- hypoxanthus, Psittacus 38. 160 — oeularius 473. 487 cus, Psephotus 167. 263 Leterus flavescens 501. 511 — olivaceus 475. 487 haematonotus, Eu- — olivaceus 475. 487 — princeps 474. 487 phema, Platy- ' ‚Ixothraupis guttulata 380. 424 — spilonotus 471. 487 cercus, Psephotus 169. 263 Jerapterhina Cavaignacii 624. 573 — velatus 467. 486 haemorrhous, Ara- Junco phaeonotus 551. 534 — vitellinus 470. 486] tinga, Conurus, — atrigularis 533. 534 Hypochera nitens 514. 524 Psittacara 111. 220 — einereus 551. 534 Habropyga coerulescens 450. 470 | Heermanni,Melospiza, — hyemalis 552. 534 — fimbriata 450. 470 Zonotrichia 533. 530 — oregonus 550. 533 — larvata 449. 470 Henslowii, Ammo- ieterica, OChrys o- 3 — nigricauda 439. 4688 dromus, Cotur- mitris, Fringilla 265. 369 — Perreinii 451. 471 niculus, Emberiza, = Emberiza, Euspiz a 561. 545 Haplospiza unicolor 557. 535 Fringilla 547. 533 ieteronotus, Rham- | Hedyglossa diuca 558. 535 hilaris, Conurus 113. 220 phocelus 362. 421 Heliopsitta lutea 112. 220 hirundinacea, Eu- ieterotis, Platy- 1 Hemispingus super- ö phonia 395. 430. cercus, Psittacus 159. 261 ciliaris 339. 416 histrio, Amazona, f iliaca, Fringilla, Passer- NER SL Hemithraupis guira 341. 417 Caica, Pionias 23. 157 ella, Zonotrichia 522. 528 — ruficeps 342. 418 Holboelli, Acanthis, incerta, Psittacula, N Heterops cristatus 613. 571 Aegiothus, Linaria 260. 363 Psittacus, Psittinus 65. 174 Hierapterhina Clot-Bekii 624. 573 holochlorus, Conurus 115. 221 indica, Coryllis, N Hirundo viridis 382. 428 hortulana, Embe- Loriculus Psittacus 74. 185 Hortulanus arundina- riza, Euspiza, Gly- intermedius, Eclec- ceus 578. 549 eispina 566. 546 tus, Mascarinus, Lee, Hylophilus coeruleus 340. 417 hortulanus, Serinus 219. 312 Polychlorus,Psittacodis10. 152 — cyanoleucus 340. 417 humilis, Euphonia, — Textor 461. 481 — guira 341. 417 Phonasca 390. 429 italicus, Fringilla, — ruficeps 342. 418 hyazinthina, Anado- Passer, Pyrgita 285. 383 — superciliaris 339. 416 rhynchus, Ara. Arara, jacapa, Rhampho- Ba 3 Hypacanthis spinoides 280. 380 Macrocercus, Psitta- celus, Rhampho- 1 — Stanleyi 266. 369 cus 99. 211 pis, Tanagra 359. 421 Hyphantica aethiopica 484. 496 hyemalis, Emberiza, jacarina, Passerina, | | — erythrops 482. 496 | Junco, Struthus 552. 534 | Spiza, Tanagra, Vola- — haematocephala 482. 496 |hypoleuca, Fringilla, tinia 302. 397 — sanguinirostris 483. 496 | Gyrinorhynchus,Sper- Jagoensis, Passer 289. 384 Hyphantornis aethiops 467. 486 mophila,Sporophila232. 337 jamaicensis, Eu- — aureus 476. 487 hypoxanthus, Loxia, phonia 396. 430 — aurifrons 475. 487 Ploceolus, Ploceus 481. 496 — japonica, Alauda 599. 568 — brachypterus 473. 487 haematocephala, Hy- jendaya, Conurus, — capensis 475. 487 phantica, Ploceus 482. 496 Psittacus, Sittace 120. 292 — chrysomelas 468. 486 | haematocephalus, Agro- ictera, Fringilla, Serinus 225. 329 — concolor 476. 487 philus, Ploceus 491. 505 icterocephalus, Psittacus 61. 170 — flavoviridis 465. 486 haematopus, Psittacus 199. 279 |ieterophrys, Saltator 324. 411 — gambiensis 464. 485 haematorrhous, Pse- ignescens, Tanagra 358. 421 — larvatus 465. 486 photus 167. 263 |ignicolor, Euplectes, — magnirostris 464. 485 | haematuropygius, Psit- Fringilla 98. 511 — modestus 464. 485 tacus 89. 191 ignita, Lagonosticta 446. 470 — nigrifrons 467. 486 hamburgensis, Loxia, ignobilis, Loxia 236. 397 — personatus 468. 486 Passer 291. 385 | Dlligeri, Conurus, Psit- — subaureus 476. 487 | Hansmani, Passer 289. 384 tacara, Psittacus, . — textor 464. 485 Hartlaubii, Crithagra 225. 329 Sittace 107. 218 Hyphanturgus brachy- Hayi, Mirafra 602. 568 | illiniaca, Psittaca 12322229 pterus 473. 487 hiemalis, Alauda 594. 567 indica, Eos, au "A — ocularius 473. 487 | — Fringilla, Niphaea 552. 533 Psittacus 197. 276 ñ infuscatus, Psittacus 30. . inornata, Tanagra 366. „ inornatus, Palaeornis 130 — Psittacus 123 interfringillacea, Psit- tacula f 185 intermedia, Alauda 598 — Cacatua 97 — Emberiza 579 intermedius, Tany- gnathus 17. isabellina, Alauda, Am- momanes, Melano- corypha 606 Isidori, Eos, Lorius 198 islandicus, Serinus 219 itala, Melanocorypha 601 italica, Alauda 598 italicus, Serinus 274 jamaica, Fringilla, Pyrrhuphonia 396. jamaicensis, Ara 102. — Chrysotis 60. janthinus, Psittacus 12. javanensis, Loxia 397. javanicus, Palaeornis, Psittacus 134. avensis, Coccothraustes 413. jugularis, Fringilla 294. — Loxia 418. — Tanagra 327. juncorum, Fringilla 539. Kawarahiba minor, Frin- gilla 279. Kieneria fusca 521. Kuhli, (Kuhlii), Cori- Philus, Domicella, Lorius, Psittacula, Pesittacus, Vini 185 Loxia americana 210 — bifasciata 208. — eurvirostra 206 — leucoptera 209. — pityopsittacus 205 E rubrifasciata 207 Lagonosticta . cens 450 — ignita 446 — Jarvata 449 Alateritia 447 — minima 446 — rhodopareia 448 — rubricata 448 — rufopicta 447. — senegalla 446. Lanio eristatus 347. — cristatus 348. . — tenuirostris 345 L Vieilloti 347 an Lanius Leverianus 331 — Picatus 331 Lathamus azureus 152 — discolo: 203 — Sparrmanni 181 Leptolophus auricomis 94 Leptorrbynchus rufi- caudus 108 leuconota Fringilla 403 Leucophrys pileatus = 349 indicus, Passer Leeucopygia ruficollis 5 383 267 198 . 218 438 505 419 Regiſter. Nr. Licmetis nasicus 92 — pastinator 93. — tenuirostris 92. Licmetulus philippensis 73. Ligurinus cannabinus 257. — chloris 278. — rufobrunneus 283. — sinicus 210 Limnospiza platensis 515. Linaria atrogularis 227. — aurifrons 230. — borealis 259. — canescens 261. — Holboelli 260 — Hornemanni 261 — minor 259 — montium 258 — pinus 268 — rufescens 259 — spinus 264 — totta 277 Linota canescens 261 — cannabina 257 — linaria 259 — montium 258 Lonchura cheet 407 — melanocephala 412 Lophochroa Goffini 88. — Leadbeateri 86. — Leari 90. — minor 89. — sanguinea 87. Lophocoryphus cristatus 311. Lophospiza cristata 304. | — cruenta 306. — pileata 305 Loriculus apicalis 74. — asiaticus 74. — coulaci 74. — cyanolaemus 74. — Edwardsi 74. — exilis 77. — galgulus 12, — indicus 74. — philippensis 73. — pumilus 72. — puniculus 74. — pusillus 76. — rubrifrons 73. — Sclateri 11. — vernalis 155 Lorius amboinensis 13. — qater 187 — borneus 196 — ceramensis 192 — chlorocercus 189 — coccineus 197 — cucullatus 198 — cyanauchen 191 — cyanocinctus 191 — cyanogenia 195 — cyanurus 193 — domicella 188 — grandis a e — Isidori 198 — indicus 907 — Kuhlii 185 — moluccensis 192 — Novae-Guineae 187 — philippensis 190 196 — reticulatus Seite 192 192 192 185 359 379 385 379 526 330 334 362 363 363 363 . 362 6359 . 370 362 6309 376 363 9359 362 359 439 439 191 191 161 191 191 402 398 398 398 185 185 185 185 186 185 185 185 185 185 185 185 185 185 152 274 276 . 275 274 276 276 275 275 276 275 274 152 276 276 273 275 . 274 . 274 276 185 Lorius riciniatus ruber scintillatus semilarvatus, speciosus superbus tricolor vini Wallacei Loxia abyssinica albogularis astrild atricapilla bella bengalensis bicolor bifasciata brasiliana caffra canadensis canora cantans — capensis — cardinalis cardinalis chloris coccothraustes — coerulea — collaria crassirostris erucirostra cucullata cyanea dominicana enucleator erythraea erythrina erythrocephala — faleirostra — fasciata flamengo flaviventris — franciscana — frontalis fuscata grossa guttata guttata haematina hamburgensis hypoxantha ignobilis - — javanensis — jugularis leucocephala leucotis lineola — longicauda — ludoviciana macroura maculosa madagascariensis maja malabarica malacca melanocephala melanogastra musica naevia nasuta nigra Nr. 198. 193. 186. 194. 275 275 . 274 605 Seite 276 275 273 275 SFF ͤ 0 ͤ AA A T 606 Loxia nitens — nitida obscura Or oryzivora phalerata. plebeja prasina prasipteron progne psittacea punctularia pusilla pyrrhula regina — sanguinirostris socia striata sulfurata — taenioptera — torrida — totta — undulata — virens — virginica Loxigilla elegans Lullula arborea — cristata lunulata, Amadina lapponicus, Fringilla, VT = Passerina, Plectro- phanes larvata, Amadina, Habropyga, Lagono- sticta, Pytelia — Paro aria Lathami, Palaeornis laticauda, Fringilla, Pentheria, Pen- theria, Vidua Lawrenei, Carduelis, Chrysomitris, Citri- nella . Leadbeateri, Cacatua, Lophochroa, Plito- lophus lepida, Euethia, Fringilla, Passerina, Phonipara lepidopterus, Euplec- tes, Fringilla, Plo- ceus, Sporopipes leptorrhynchus, Co- nurus, Henico- gnathus, Psittacara, Sittace leucocephala, Ama- zona, Chrysotis, Psittacus — Emberiza, leucogaster, Amazona, Calca, Pronias, Psittacus leucogastroides, Mu- nia, Spermestes leucolophus, Cacatua, Plictolophus leucophrys, Emberiza, Zen eee, leucoptera, Oruciro- stra, Loxia . Seite 524 . 462 . 408 1 433 511 335 458 438 519 303 439 992 296 495 483. 807 438 329 292 342 376 439 422 85 470 569 571 460 496 952 470 . 400 . 292 a1) 376 191 339 508 . 218 . 166 . 548 ST 438 LO . 528 292 Regiſter. leucotis, Conurus, Microsittace, Psitta- cara, Psittacus, Pyrr- hura — Coraphites, Lo- xia, Pyrrhulauda — Poöphila Levaillanti, Chry- sotis Leverianus, Bethylus, Cissopis Lincolnii, Fringilla, Melospiza, Passer- culus, Peucaea, Zo- notrichia lineola, Fringilla, Lo- xia, Pyrrhula, Sper- mophila, Sporo- phila Linnei, Eclectus, Psittacus linarius, Acanthis, Aegiothus, Frin- gilla, Linota, Spinus linota, Cannabina, Fringilla longicaudatus, Pa- laeornis, Psittacus lori (lory), Domi- cella, Psittacus Lueiani, Belurus, Pa- laeornis luconensis,E clectus, Psittacus, Tanygna- thus luetuosus, Pyranga, Tachyphonus Iudovieiana, Cocco- borus, Fringilla, Gui- raca, Hedymeles, Loxia — Pyranga, Tanagra lutea, Auripasser, Chrysospiza, Fringilla, Passer, Pyrgita, Serinus luteicapilla, Eu- phonia, Phonasca luteiventris, Critha- gra, Fringilla, Sy- calis luteolus, Fringilla, Hyphantornis, Ploceolus, Sitagra luteus, Conurus, Guaruba, Heliopsitta, Psittacus lacteus, Pyrenestes larvata, Otocoris larvatus, Hyphantornis lateralis, Psittacus lateritia, Lagonosticta Lathami, Amadina, Fringilla — Euspiza — Ploceus — Psittacus Leachii, Calyptorrhyn- chus Leari, Lophochroa Lecomtei, Psittacus 535. 238. 14. 259. 257. 138. 190. 133. 19. 345. 315. 354. 293. 392. 231. 468. 112. 282. 596. 465. 95 447. 436. 589. 483. 203. 96. 90. 34. . Seite . 224 . 574 . 461 1 414 530 338 153 362 359 933 274 231 154 418 408 420 385 430 335 486 220 382 567 486 152 470 462 551 496 280 202 191 160 Nr. Seite leiopus, Alauda 600. 568 lenocinia, Vidua 509. 519 lepidus, Euplectes, Ki Philetaerus 492. 507 — Psittacus „FF lesbia, Emberiza 7574. 548 leucocephala, Dinemellia 462. 4811 — Fringilla 436. 462 — Loxia 414. 40 leuconota, Munid 405. 438 leucophaea, Schisto- 5 chlamys, Tanagra 328. 412 leucophrys, Chloro-; spingus, Tanagra 339. 416 leucophthalmus, Psit- tacus 69.17 — Psittacus 116. 221 leucopogon, Fringilla, BER Spermophila 235. 337 leucoptera, Alauda 604. 569 leucopterus, Oriolus, Pyrrota, Tachyphonus 344. leucopygia, Crithagra, Dryospiza, Fringilla. Serinus Levaillantii, Amazona, Psittacus 33 liemetorhyncha, Caca- tua, Plictolophus 81. Lichtensteinii, Psitta- cara 126. lilacina, Amazona 51. lineoventer, Munia 409. lipiniana, Estrelda 455. lippa, Fringilla, Melpoda 440. littoralis, Fringilla 549. longicauda, Emberiza 510. — Loxia 505. longicaudata, Pyrrhula 217. longipennis, Carpospiza 282. longirostris, Certhilauda 618. — Fringilla 464. lotharingica, Emberiza 571. luctuosa, Emberiza 555. ludovicianus, Aratinga, Conurus, Psittacus, Sittace 118. lugubris, Spermophila 302. lulensis, Fringilla lunatus, Passer 295. lusitanica, Alauda 606. lutea, Coccothraustes 223. — Galerida 615. luteocapillus, Psittacus 118. luteocristata, Cacatua 83. luteola, Emberiza, Eu- spiza 561. luteolus, Psittacus 6? luteus, Psittacus 60. luxuosus, Carduelis 300. Melanocorypha bima- eulata a 625. — calandra 620. 5 — mongolieca 623. — yeltoniensis 622. Melophus melanicterus589. Melopsittacus undu- latus 148. Mieroglossus ater- rimus 97. 228. leucorhynchus, Psittacus 28. 256. 48 Montifringilla nivalis 297 0 Macrocercus ambiguus 101. — aracanga 9 192 — ararauna N 105. — Augustus 99. — castaneifrons 106. — chloropterus 103. — glaucus 100. — hyazinthinus a. — macao 102. — makavouanna 104. — maracana 107. — militaris 101. — severus 106. — tricolor 104. Macroglossus alecto 97: Maja sinensis 414. . Malimbus cristatus 486. Maracana guianensis 116. Mariposa granatina 457. — phoenicotis 456. Marquetia elegans 445. Mascarinus intermedius 10. — macrorhynchus 16. — madagascarensis 7. — polychlorus 5 — prasinus 95 Motacilla guira 341. E ruficollis 343. Megalophonus africanus 612. — apiatus 611. — cinereus 605. — oceidentalis 612. — planicola 612. — rostratus 612. Megalotis quinquevit- tatus 585. Melanocorypha albigu- laris i 620. — alboterminata 621. — arabs 606. — Clot-Beyi 624. — deserti 5 606. — galeritata 606. — gallica 601. — graeca 601. — itala 601. — isabellina 606. — pallida I 607. — rufescens 621. — semitorquata 620. — sibirica 604. — subcalandra 620. — tartarica 622. — tenuirostris 601 — torquata 621. Melospiza fallax 534. — Heermanni 533. — Lincolnii 535. — melodia 332. E palustris 536. Melopyrrha nigra 245. Melpoda lippa 440. Microglossus alecto IM. — ater N — Goliath - I: — griseus 97 Microsittace 1 128. — pyrrhura 125. — smaragdina 125. — vittata 127. — Regiſter. N ' Nr. Seite Miliaria europaea 563. 545 — germanica 563. 545 — peregrina 563. 545 Mirafra affinis 609. 570 — africana 612. 570 — assamica 608. 570 — cantillans 610. 570 — deserti 606. 569 — Hayi 602. 568 — Horsfieldi 610. 570 — phoenicuroides 606. 569 Munia acuticauda 405. 438 — ferruginea 415. 440 — ferruginosa , 415. 440 — flaviprymna 416. 440 — fringilloides 399. 437 — fuscans 411. 439 — leucogastroides 404. 438 — leuconota 405. 438 — lineoventer 409. 439 — maja 414. 440 — minima 405. 438 — molucca 405. 438 — muscadina 405. 438 — oryzivora 3097. 433 — punctularia 408. 439 — rubronigra 412. 439 — sinensis 412. 439 — striata 403. 438 — topela 410. 439 — undulata 5 409. 439 Muscicapa galeata 350. 419 — melanops 350. 419 — rubra 352. 419 Myiopsitta calita 147. 241 — canicollis 147. 241 — murina 147. 241 macao, Ara, Macro- cercus, Psittacus, Sittace 102. 212 macroura, Loxia, Pen- theria, Penthe- tria, Vidua 505. 518 madagascarensis, Calyphantria, Car- dinalis, Foudia, Loxia 489. 503 — Mascarinus, Psit- tacus 7. 146 magnirostris, Rham- phocelus 360. 421 magnus, Saltator, Tanagra 323. 411 mahali, Philagrus, Ploceus, Plocepasser 491. 505 maja, Dermophrys, Loxia, Munia, Sper- mestes 414. 440 malabariea, Euodice, Loxia, Spermes- tes, Uroloncha 407. 439 malaccensis, Sper- mestes 413. manimbe, Ammo- dromus, Coturni- culus, Frineilla 545. Manyar „ Fringilla, Ploceus 479. maracana, Ara, Arara, Macrocercus,Sittace 107. maritimns, Ammo- dromus, e 548. 607 Nr. Seite Maximiliani, Pio- nia s, Psittacus 27, 158 megalonyx, Pipilo 519. 527 megalorrhynchus, Eclectus, Psit- tacus, Tanygnathus 16. 153 melaleucus, Tachy- tacus 78. phonus 344. 418 melanauchen, Cora- phites 628. 574 melanieterus,Fringilla, Melophus 551 melanocephala, Co c- coborus, Guiraca, Hedymele s, Pitylus 316. 408 — Emberiza, Eu- spiza, Passerina 560. 545 — Amazona, Oaiĩca, Pionias, Poice- phalus, Psittacus 24. 157 — Hyphantornis, Loxia 464. 485 melanogastra, Eu- plectes, Loxia, Pyro- melana 503. 512 melanomus, Plec- trophanes 592. 552 melanorrhynchus, Palaeornis 136. 232 melanonota, Pipri- dea, Tanagra 381. 428 melanurus „ Rarra- bandius, Palaeornis, Platycercus Poly- telis 17 2686 — Coccothraustes 252. 344 melba, Fringilla, Py- telia 445. 470 melodia, Fringilla, Melospiza, Zono- bie hia 532. 530 melpoda, Fringilla, Ha bropyg a 440. 469 menstruus, Amazona, Pionias, Pionus, Psittacus 158 meridionalis, Nestor, Psittacus 204. 283 Meyeri, Pionias, Poiocephalus, Psittacus 39. 161 miliaria, Cryptophaga, Cynchramus, Em be- riza, Spinus 563. 545 militaris, Ara, Arara, Macrocercus, Psit- tacus, Sittace 101. 211 minima, Estrelda, Fringilla, Lagono- sticta, Pytelia 446. 470 minor, Bethylus, Cis- sopis, Saltator 332 414 Mitchelli, Tricho- glossus 202. 280 mitratus, Pionias, Psittacus 22. 157 modesta, Aidemosyne, Amadina, Estrelda, Poephila 433. 461 moluecensis, Cacatua, Plictolophus, Psit- 190 ee ED IE. Tee hr * 58 an m r ET Fr ter 0 2 N 4 2 erg te a 8 ni ee ET ER KR r er 1 5 E RE TE NEE RT n 5 1.51 2 i a 608 Regiſter. Nr. Seite Nr. Seite monachus, Bolbor- marginatus, Arara, rhynchus, Conurus, Psittacus, Tanygna- Psittacus 147. 241| thus 19. 154 mongolica, Alauda, — Tanygnathus 16. 153 Melanocorypha 623. 573 | marginalis, Chrysomitris 276. 376 montanus, Fringilla, : | mariposa, Estrelda 456. 472 Passer, Pyrgita 291. 385 martialis, Tanagra 348. 419 monticola, Fringilla, martinicanus, Conurus, Spinites, Spizella, Psittacus 123. 222 Zonotrichia 537. 531 — Psittacus 42. 166 montifringilla, Frin- mascarinus, Coracopsis, gilla, Struthus 256. 349 | Psittacus, Vaza 7. 146 Muelleri, Eclectus, matutina, Alauda 613. 571 Psittacodis, Psittacus, — Fringilla, Zpnotri- Tanygnathus 154| chia 528. 529 multicolor, Euphema, Maugei, Evopsitta 116. 221 Platycercus, Pse- Maximiliani, Anado= photus, Psittacus 170. 264 rhyncha 99. 211 musica, Crithagra, melanictera, Tanagra 560. 545 Estrelda, Fringilla, melanocephala, Alauda 625. 574 Hypochera, Loxia, — Fringilla 236 Dal Pholicodoma 228. 330 — Lonchura 412. 439 mystacalis, Zono- — Pipra 384. 429 trichia 529. 529 | — Pyrrhula, Cocco- Macsillivrayi, Fringilla 548. 533 thraustes 237. 338 macrocerca, Fringilla, melanogastra, Estrelda 451. 471 Penthetria 507. 518 melanogenys, Estrelda 442. 469 macrolophus, Plicto- melanopis, . Saltator, lophus 82. 190 | Schistochlamys, Ta- macropterus, Psittacus 65. 174 nagra 329. 412 macrorhynchus, Calyp- melanops, Emberiza 570. 547 torrhynchus 96. 202 | — Muscicapa 350. 419 — Erythrostomus, Mas- melanoptera, Psittacula, carinus, Psittacus, Psittacus, Pyrrhulop- Tanygnathus 153 sis, Urochroma 70. 176 macrourus, Coliuspasser 505. 518 melanopygia, Estrelda 439. 468 maculatus, Passer 281. 382 — Tichogrammoptila 404. 438 — Psittacus 112. 220 melanorhyncha, Cora- maculosa, Loxia 419. 441 copsis 5. 146 madagascariensis, Psit- melanota, Fringilla 442. 469 tacula 68. 175 melanotis Ploceus 468. 486 magellanica, Carduelis, melanotus Psittacus 179. 266 Chrysomitris, Fringilla 265. 369 meridionalis, Certhilauda 617. 572 magnificus, Psittacus 96. 202 — Serinus 219. 312 magnirostris, Alauda 616. 571 Merula, surinama 348. 419 — Hyphantornis 464. 485 meruloides, Fringilla 523. 528 — Poiocephalus 32. 159 mexicana, Callospiza 377. 423 magnus, Polychlorus, — Emberiza 562. 545 Psittacodis, Psittacus 9. 152 | microptera, Psittacula 70. 176 Maitaca, Psittacus 22. 157 | minima, Munia 405. 438 majanoides, Fringilla, minimus, Psittacus 66. 175 Spermestes 415. 440 minor, Alauda 595. 567 major, Pyrrhula 211.296 - — 598. 568 — Vidua 512. 520 — Cacatua, Lophochroa 89. 191 malabarica, Alauda 600. 568 | — Crucirostra 210. 292 malacca, Loxia 413. 440 | — Euplectes 497. 511 — Spermestes 404. 438 — Linaria 259. 362 malaccensis, Belocer- — Orynx 501. 511 cus, Belurus 138. 233 — Psittacula 74. 185 — Psittacula, Psitta- — Psittacus 48. 167 cus, Psittinus 174 — Psittacus 66. 175 — Psittacus 78. 190 | — Vidua 512. 520 malachitaceus, Psittacus 21. 156 | mississipensis, Tanagra 352. 419 malbayensis, Emberiza 566. 546 | modesta, Psittacula 69. 175 Malherbi, Cyanorham- modestus, Hyphan- phus, Platycercus 182. 267 tornis, Ploceus 464. 485 malimbica, Tanagra 486. 501 | molucca, Munia 405. 438 makavouanna, Macro- moluecensis , Cocco- cereus 104. 212 thraustes 405. 438 — Psittacus 107. 213 — Lorius 192 manillensis, Psittacus 130. 231 montana, Alauda 598. 568 montana, Emberiza gilla, Linaria, Linota Moreletti, Fringilla moreotica, Phileremos morotensis, thus mosambica, Crithagra Mülleri, Fringilla multicolor, Psittacus, Trichoglossus multizona, Fringilla murinus, Conurus, Myiopsitta, Psittacus, Sittace muscadina, Munia musica, Galerida mustellina, Emberiza mutabilis, Alauda mystaceus, Psittacus Nemosia guira — pileata — rufieapilla — ruficollis Nestor meridionalis Nigrita bicolor — fuseonota Nanodes Bourki — discolor — elegans — pulchellus a — taitianus — undulatus — venustus | Nelieurvius baya — bengalensis — emberizinus — flaviceps — fuscicollis Nemosia atra ; — gularis — nigricollis — superciliaris Neochmia phaöton Neornis ruficollis Nestor australis — hypopolius — Novae -Hollandiae — Pesqueti Niobe ardens | Niphaea hiemalis 552 1 — oregona BB. Nymphicus Novae- Hol. | = landiae 94. 198 1 9 nasica, Oacatua,Liceme- 5 tis, Plictolophus 92. 19. niger, Coracopsis, Psit- ta cus, Vaza, Vigorsia 5 nigra, Goniaphea, Loxia, Melopyrrha, 14 05 rrhula, Spermophfla 24 245 32 5 nigr icephala, Spinda- 4 lis, Tanagra 370. 422 Bi nigriceps,Choraphi- 0 tes, Pyrrhulauda 627. 57. AN — Hyphantornis 472. 8% nigricollis, Eupho- nia, Tanagra nigrigularis, Rham-. phocelus, Rham- phopis, Tanagra Tanygna- 65 358. 42 Nr. Seite 390. 552 montium, Acanthis, Krinnßn 258. 359 f 7 355.4 349 601. 58 1 1 153 225 329 468. 488 199. 279 25 50 = 147. 2⁴¹ g 405. 438 603. 569 590. 552 622. 5738 134 3 i 340. 417 342. 418 343. 418 204. 288 495. 510 496. 510 203. 280 u a 152. 255 184. 273 ü 148. 242 4 % DDT 478. 495 480. 495 479. 495 479. 495 478. 495 329. 412 310 400 341. 417 339. 4146 458. 472 343. 418 204. 288 204. 288 204. 283 ea. 509. 519 384. 420 a En 3 1 . nigriventris, Pyro- Nr. melana f niteus, Amadina, Frin- gilla, Hypochera, L igilla, Philetaerus 514. — Ploceus, Sycobius 485. nitidus, Amadina, Lo- Seite f 500. 511 524 501 | xia,Zonaeginthus 434. 462 nivalis, Chionospina, Fringilla, Geospiza, ö 5 Montifringilla 29. 391 e Eimberiza,Passerina 8 Plectrophanes 590. 552 : Novae - Hollandiae, 985 Australasia, Psitta- 8 cus, Trichoglos- i sus | 199. 279 | — Cacatua, Calli- 0... psittacus,Calopsit- ta, Leptolophus, Nym- 3 phicus, Palaeornis, ©. =». Platycercus, Psittacus 94. 198 Novae - Zeelandiae, = Coriphilus, Cyano- 5 rhamphus, Euphema, . Platycercus, Psit- 2 ee 181. 267 1 naevia, Loxia 501. 511 narcissus, Psittacus 131. 231 nmuasuta, Loxia 247. 342 nmasutus, Psittacus 16. 153 = neglectus, Palaeornis 129. 230 . neisna, Fringilla 442. 469 nemorosa, Alauda, Ga- F..:= Jerida- 603. 569 Neͤstor, Psittacus 204. 283 = nicobaricus, Palaeornis 139 233 niger, Bubalornis 460. 481 Se — Passer 514. 524 e ‚Psittacus 3.145 nigerrima, Tanagra 344. 418 nigra, Alauda 622. 573 5 nigricauda, Astrilda, = Habropyga 39. 468 nmigricollis, Nemosia, 8 Tanagra 341. 417 E Passerina 562. 545 nmigrifrons, Hyphan- tornis, Ploceolus 467. 486 — Sycobius 486. 501 0 nigrigula, Tanagra 341. 417 nmigrigularis, Tricho- 7 glossus 201. 280 = nigrirostris, Palaeornis 136. 232 vinus, Aratinga 128. 224 2 nipalensis, Emberiza 589. 551 —— Palaeornis 129. 230 Be nisoria, Fringilla, Sper- mestes | 408. 439 3 aiyalis ‚ Alauda 594.. 567 Fringilla 552. 534 nobilis, Aratinga 116. 221 u: Fringilla . 253. 348 nmotatus, Brotogerys, . 3 Tesittacus N 145. 239 e Coriphilus 184. 273 E Psittacus 116. 221 f 85 Guineae, Chal- 5 copsitta, Lorius, Pla- tycercus, Psittacus 187. 274 — — Cyanorhamphus 181. 267 Eh Ae Vogel. 1 Reegiſter. 5 Nr. Seite Novae -Hollandiae, Nestor 204. 283 Orchestieus ater 329. 412 — eapistratus 328. 412 Ortygospiza atricollis 426. 460 — polyzona 425. 459 Oryzornis fuscata 398. 433 — oryzivora 397. 433 Otocoris alpestris 594. 567 — bilopha 597. 567 — chrysolaema 595. 567 — penieillata 596. 567 Ocyris oinops 581. 550 Oenochrus augustus 56. 169 — vinaceus 50. 167 Oraegithus pusillus 221. 313 Oriolinus aurifrons 475. 487 — capensis 475. 487 Oriolus capensis 475 487 — caudacutus 549. 533 — leucopterus 344. 418 — textor 464. 485 Orynx approximans 501. 511 — capensis 501. 511 — minor 501. 511 — xanthomelas 501. 511 Oryzoborus erassirostris 246. 342 — torridus 247. 342 Otocoris albigula 596. 567 larvata 596. 567 — peregrina 595. 567 — scriba 596. 567 Otocoryx alpestris 594. 567 — cornuta 594. 567 occidentalis, Geopsit- tacus, Pezoporus 150. 255 ochrocephala, Chry- sotis, Psittacus 63. 171 ochroptera, Amazona, Chrysotis,Psittacus 61. 170 ocularius, Hyphan- tornis, Hyphantur- gus, Ploceus 413. 487 oculeus, Estrelda, Fringilla, Zonae- ginthus 435. 462 olivaceus, Hyphan- -tornis, Icterus 475. 487 olivascens, Saltator 324. 411 ophthalmica, Spermo- phila, Sporophila 239. 333 ophthalmieus, Caca- tua, Plictolophus 79. 190 oregonus, Fringilla, Junco, Niphaea, Struthus 550. 533 ornata, Fringilla, Sper- mophila, Sporo- phila | > 290801 — Fringilla, Tiaris 303. 398 — Tanagra,Thraupis 367. 422 0ryX , Coccothraustes, Emberiza, Euplectes, - Loxia, Pyromela na 497. 511 oryzivora, Amadina, Coccothraustes, Frin- gilla, Loxia, Munia, Oryzornis, Padda 397. 433 obscura, Loxia 315. 408 obscurus, Psittacus, Vaza ; 5. 146 occidentalis, phonus — Quelea ochracea, Fringilla ocularis, Conurus olivacea, Emberiza — Emberiza, Passeri- na, Spermophila olivaceus, Psittacus oinops, Ocyris orientalis, Eos, Psittacus — Quelea oryX, Coccothraustes, Emberiza Osbeckii, Psittacus otoleucus, Fringilla Palaeornis Alexandri — columboides — eyanocephalus — erythrogenys — eupatrius — Lathami — longieaudatus — Luciani — melanorrhynchus — schisticeps — torquatus Paroaria capitata — cucullata — gularis — larvata Passer arboreus — arcuatus — domesticus — italicus — jagoensis — montanus - — russatus — saliearius — Swainsonii Penthetria ardens — axillaris — flaviscapulata — laticauda — macroura Pezoporus formosus — oceidentalis Pheueticus tibialis Philagrus mahali Philetaerus socius Phrygilus alaudinus — diuca — fruticeti — Gayi — unicolor Pinicola enucleator Pionias aceipitrinus — chalcopterus — cyanogaster — flavifrons — fuscieapillus — fuseicollis — Gulielmi — histrio _ — leucogaster — Maximiliani Megalo- ' — melanocephalus — menstruus — Meyeri — mitratus — platurus | 39 E . 505 507 535 535 159 15129 160 157 187 156 mr — . re * 4 610 Negifter. N Nr. Seite Nr. Seite 82 Nr. Seite Pionias robustus 33. 160 Po@phila eineta 429. 461 |Palaeornis Novae-Hol - — Rueppelli 40. 161 — leucotis 430. 461 landiae 94. 198 — rufiventris 36. 160 — modesta 433. 461 — parvirostris 130. 231 — senegalus 37. 160 — personata 432. 461 — peristerodes 137. 232 | — senilis 28. 158 Proenias tersa 382. 428 | — pondicerianus 134. 22 5 — violaceus 30. 159 Psittacula cana 68. 175 | — rosaceus 178. 266 Pipilo aretieus 520. 527 — eingulata 70. 176 — viridimystax 138. 233 — erythrophthalmus 518. 527 — incerta 65. 174 | — xanthosomus 131. 231 — fuscus 521. 528 — passerina 69. 175 Passer alpicola 297.1 A megalonyx 519. 527 — pullaria 66. 175 | — canadensis 537. 531 Pipridea melanonota 381. 428 — roseicollis 67. 175 — canicapillus 295. 386 3 Pitylus fuliginosus 320. 411 | Psittacus Barklyi 4. 146 — cannabina 257. 359 — gꝗrossus 321. 411 — comorensis 6. 146 — carduelis 262. 365 Platycereus adelai- — erithacus 1. 145 | — chloris 278. 319 m densis 157. 260 — madagascarensis 7. 146 — diffusus 292. 385 — amboinensis 176. 265 — niger 3. 145 — erythrophrys 289. 384 — auriceps 182. 267 — Timneh 2. 145 — flavicollis 294. 386 — Barnardi 164. 262 — vaza 5. 146 — flavigulaa 2%. 3866 — Barrabandi 178. 266 Pyranga aestiva 352. 419 — hamburgensis 291. 385 — Bourki 172. 264 — ardens 356. 420 — Hansmanni 289. 344 — erythropterus 179. 266 — ludovieiana 354. 420 — hispaniolensis 287. 3888 ä — eximius 160. 261 — rubra 351. 419 — indicus 284. 388 — flaveolus 158. 260 — rubriceps 355. 420 | — lunatus 295. 3868 — flaviventris 163. 262 — saira 353. 420 — luteus 293. 385 — haematogaster 167. 263 | Pyrgita brachydac- — maculatus 281. 32 — haematonotus 169. 263 tyla 282. 382 | — niger 514. 524 — jeterotis 159. 261 — petronia 281. 382 — papaverina 257. 359 — melanurus 177. 266 — rufobrunnea 283. 383 — pennsylvanicus 527. 529 — multicolor 170. 264 Pyromelana abyssi- — - petronia 281. 382 ü Novae-Zeelandiae 181. 267 niea 502. 512 — pusillus 22 — paeifieus 180. 266 — capensis 501. 511 — xufidorsalis 286. 383 — palliceps 161. 261 — flammiceps 499. 511 — senegalensis. 483. 496 — Pennanti 156. 260 — franeiscana 498. 511 — silvestris 281. 382 — personatus 174. 265 — melanogastra 503. 512 | — simplex 292. 385 — pulcherrimus 171. 264 — nigriventris 500. 511 — Spiza 253. 348 — scapulatus 175. 265 — oryx 497. 511 — torquatus 281. 382 — semitorquatus 165. 262 Pyrrhula erythroce- Passerculus alaudinus 544. 532 — splendens 173. 2665 phala 212. 296 — anthinus 543. 532 — spurius 162. 262 — vulgaris 211. 296 — arcticus | 542. 5322 — unicolor 183. 267 Pytelia amadava 452. 471 — Lincolnü 535. 30 — xanthorrhous 168. 263 — coerulescens 450. 470 — palustris 536. 531 — zonarius 166. 263 — formosa 453. 471 — savanna 543. 932 Pleetrophanes lappo- — ‚larvata 449. 470 | — zonarlus 535. 530 nicus 591. 552 — melba 445. 470 | Passerella iliaca 522. 528 — melanomus 592. 552 — minima 446. 470 — Townsendi 523. 528 — nivalis 590. 552 — Perreinii 457. 471 Passerina aureola 582. 550 — pietus 593. 552 — rubricata 448. 470 — eiris 299. 394 Plietolophus Buffoni 84. 191 — ruficauda 454. 471 | — collaris 244. 340 — eitrinoeristatus 85. 191 | — rufopieta 447. 470 — cyanea 298. 394 — Ducorpsi 90. 191 Padda fuscata 398. 433 | — flava 230. 334 — galeritus 81. 190 — oryzivora 397. 433 | — flaviventris 585. 550 — Goffini 88. 191 | — verecunda 397. 433 — guttata e — Leadbeateri 86. 191 Palaeornis anthopeplus 177. 266 — jacarina 302. 397 — leucolophus 80. 190 | — barbatus 133. 231 | — lapponica . 591. 552 — moluccensis 78. 190 — Barrabandi 178. 266 — lepida 241. 339 — nasiea 92. 192 | — bitorquatus 130. 231 — melanocephala 560. 545 — ophthalmicus 79. 190 — borneus 135. 232 — nigricollis 562. 545 — pastinator 93. 192 — cucullatus 129. 230 — nivalis 590.552 — philippinarum 89. 191 — Derbyanus 136. 232 — olivacea 241. 339 — Toseicapillus 91. 191 — flavicollaris 131. 231 — pileata 305. 398 — sanguineus 87. 191 | — flavitorques 131. 231 | Pentheria auricollis 509. 519 — sulfureus 83. 190 — Fraseri 133. 231 — laticauda 508. 59 — Triton 82. 190 — himalayanus 137. 232 — macrocerca 506. 518 Ploceus aethiopicus 484. 496 — Hodgsoni 132. 231 — macroura 505. 518 — baya 478. 495 | — inornatus 130. 231 | — rubritorques 509. 519 — bengalensis 480. 495 | — javanicus 134. 252 | Petronia albigularis 295. 386 — erythrops 482. 496 — melanurus 177. 266 — brachydactyla 282. 382 — hypoxanthus 481. 496 | — neglectus 129. 230 — dentata 295. 386 — Manyar 479. 495 | — nicobaricus 139. 233 | — petronella 296. 386 — Sanguinirostris 483. 496 | — nigrirostris 136. 232 — rupestris 281. m Po&phila acuticauda 431. 461 — nipalensis 129. 230 | — stulta 281. 382 * — pachyrrhynchus 32. — Rueppelli 40. — xanthopterus 39. Phileremos alpestris 594. — bicornis 597. — brachydactylus 601. — moreotica 601. — rufescens 594. — Scriba 596. — sibirica 604. — striatus 594. Philetaerus lepidus 492. — nitens 514. Phoenicosoma aestiva 352. — Azarae 353. — bivittatum 356. e rubra 351. Pholicodoma musica 228. Phonasca Gnatho 3093. — gracilis 391. — humilis 390. — luteicapilla 292. — violacea 394. Phonipara bicolor 243. — canora 244. — gutturalis 236. — lepida 241. — pusilla 242. Pinicola americana 213. — canadensis 213. Pionias vinaceicollis 44. Pionopsitta pileata 22. Pionus menstruus 26 Pipilo ater 518 — cinereus 8 Pipilopsis flavigularis 338. — semirufus 331. — supereciliaris 339 Pipra elegantissima 38. EEE galericulata 385. e melanocephala 384. Pipracidea cyanea 381. Pitylus atrochalybaeus 320. — canadensis 318. — cardinalis 312. EL coerulescens 320. — erythrorhynchus 320. — guttatus 316 — melanocephalus 316 — personatus 318 — poliogaster 319 Platycercus Adelaidae 157. — ater 187 — aucklandicus 181 — Baueri 166 — caledonicus 163. — coelestis 161 — Cooki 15 — cyanopygius — a 176 — erythronotus 180 — erythrotis 181 — Malherbi 182 L Novae- Guinae 187 — Novae -Hollandiae 5 RER. Et Nr Peucaea aestivalis 541 — Lincolnii 535. Pezoporus rufifrons 162 — terrestris 149 Phaeocephalus flavifrons 35. — pileatus 1 Seite Regiſter. Nr. F 532 | Plätrkorens purpureo- | 530 cephalus 162. 262 . 262 — Rayneri 181. 267 . 254 | — rosaceus 178. 266 160 — rufifrons 162. 262 159 | — Stanleyi 159. 261 161 — tabuensis 173. 265 161 — vaza 5. 146 567 | — xanthogaster 163. 262 567 Plectrophanes calcaratus 591. 552 568 Plictolophus aequatorialis 83. 190 568 — croceus 8. 191 567 | — Eos 191 567 — erythropterus 86 191 569 — galeatus 95. 202 567 — licmetorhynchus 81. 190 507 — macrolophus 82. 190 524 — parvulus 84 191 419 — rosaceus 78. 190 420 | Plocealauda typica 608. 570 420 | Ploceolus hypoxanthus 481. 496 419 — luteolus 468. 486 330 | — nigrifrons 467. 486 430 — personatus 468. 486 430 | — vitellinus 470. 486 429 | Plocepasser mahali 491. 505 430 | — pileatus 491. 505 430 Ploceus atrigula 478. 495 340 — auranticeps 470. 486 340 — aurantius 476. 487 337 — aureicapillus 467. 486 339 — aureoflavus 476. 487 340 — aureus 480. 495 303 — aurifrons 475. 487 303 — brachypterus 473. 487 166 — capensis 475. 487 157 — castaneofuscus 477. 488 158 — collaris 466. 486 527 — cristatus 486. 501 535 | — cyclospilus 471. 487 416 — erythrocephala 488. 503 416 | — flaviceps 471. 487 416 — flavigula 473. 487 429 — flavomarginatus 470. 486 429 — flavoviridis 465. 486 429 — fringilloides 399. 437 428 — galbula 469. 486 411 — grandis 463. 485 409 — acmatocephalus 482. 496 405 | — 491. 505 411 — Lathami 483 496 411 | — lepidopterus 494. 508 408 | — mahali 491. 505 408 | — melanotis 468. 486 409 | — modestus 464. 485 409 — nitens 485. 501 260 — ocularius 473. 487 274 — passerinus 478. 495 267 — personatus 468. 486 263 — philippinus 481. 496 262 — ruficeps 470. 486 261 — spilonotus 471. 487 267 | — stietonotus 471. 486 265 | — striatus 478. 495 265 | — textor 464. 485 266 | — velatus 467. 486 267 | Poöphila Paddoni 423. 458 267 | Poiocephalus Aubryanus 34. 160 . 274 — fuscicollis 38. 160 . 198 | — Gulielmi 34. 160 2. 262 — magnirostris 32. 159 Poiocephalus melano- cephalus — Meyeri — Rueppelli — rufiventris Poliopsitta cana Poliospiza angolensis — croccopygia 611 Nr. Seite 227. 226 Psittacodes tarabe Psittacodis intermedius — magnus — Westermani — sumatranus Psittacula azurea batavica chrysogaster chrysopogon chrysoptera culacissi cyaneopileata cyanochlora cyanoptera — galgula — gregaria — griseifrons — guineensis — gutture-Juteo 39 * V/ 157 161 161 160 175 330 329. Polychlorus intermedius 10. 152 — magnus 9. 152 — Westermani 11. 152 Polymitra bicincta 585. 550 — capistrata 587. 551 — flaviventris 585. 550 — striolata 586. 550 Polytelis Barrabandi 178. 266 — melanura 177. 266 Pooecetes gramineus 531. 530 Prioniturus platurus 20. 156 — setarius 20. 156 — Wallacei 20. 156 Procnias hirundinacea 382: 428 — ventralis 382 428 Procnopis vittata 381. 428 Propasser sordidus 214. 305 Prosopaea personata 174. 265 Psephotus haematogaster 167. 263 — haematonotus 169. 263 — haematorrhous 167. 263 — multicolor 170. 264 — pulcherrimus 171. 264 — xanthorrhous 168. 263 Psittaca calita 147. 241 — cayanensis 142. 238 — ginginiana 129. 230 — illiniaca 123 222 — martinicana 123. 222 Psittacara acuticaudata 110. 220 — auricapilla 120. 222 — cobaltina 99. 211 — coeruleofrontata 111. 220 — euops 117. 221 — glauca 100. 211 — IIligeri 107. 213 — leptorrhyncha 108. 218 — leucotis 128. 224 — Lichtensteinii 126. 223 — patagonica 109. 220 — rectirostris 108. 218 — tiriba 126. 223 — vittata — xanthoptera „ N 8 0 * * £ \ N 5 2 % _—. 77S d ³¹ c A d TE EEG ED — . . . ̃] muvn»msm —— 1 WIE — £ 2 * — f % ͤv]§ ͤ—u’ nns P —AÄ—ͤ—²—ÄB ³² — — xanthopterygius 141. Psittacus accipitrinus 31. — acuticaudatus 110. 612 1 ; Nr. Psittacula interfringsl- lacea 185. . — Kuhlii 185. — leucophthalma 69. — malaccensis 65. — melanoptera 0. — melanoptera . 73. — minor TE — modesta 69. — philippensis 73. — pileata | 22. — rubricollis : 66. — rubrifrons . | — senegalensis It — tiriacula 140. 10 — toOvi ö 144. ö — tui 146. 0 — tuipara 145. — viridissima 69. f — xanthopterygia 141. # Psittaculus galgulus 12. 1 — passerinus 69. |: — Sancti Thomae 69. 1 0 vi 144. 1 Ful 146. if — vernalis 75. 1 — virescens 142. ö 9 — adscitus 161. 1 — aàestivus 60. De, — aestivus 64. — affınis 138. — agilis 48. albifrons 46. — albus 80. — Alexandri 134. — amazonicus 60. — Amazonicus 64. — ambiguus 101. — amboinensis 176. — americanus 53. — amoenus 276, — annulatus 131. — Aourou 60. — Aracanga 102. — ararauna 105. — asiaticus 5 74. — àter 187. — aterrimus OR: — atricapillus 24. — Augustus 56. — Augustus 99. --- aurantius. 5 — aurantius 5 53. — aurantius 119. — aureus lo: — auricapillus 120. B — auriceps 182. 5 — auripalliatus 59. Be — aurora e ö — australis 203. Se — autumnalis 49. AR — autumnalis 5 "DB. A — "Azureus 65. ; — badliceps 24. — badius 2 — ‚Banksi „ — Banksianus 203. — bärbatulatus 138. Regiſter. Seite . P sittacus Barrabandi 273 — batavensis 273 — batavica 175 — Baueri 174 — bengalensis 176 — bimaculatus 185 | — bisetis 185 — borneus 175 — brasiliensis 185 — brasiliensis 157 — cactorum 175 — caffer 185 — caica 160 — caledonicus 238 — calthopticus 239 — canicularis 239 — canus 239 — capensis 175 — capistratus 238 — capitatus 185 — cardinalis 175 — carolinensis 175 — cayanensis 239 | — ceylonensis 239 — chalcopteros 185 — chinensis 238 | — chiriri 238 — chloropterus 159 — chrysostomus 220 — einereicollis 261 — cinereus 170 — ceingulatus 171 — Clusü 233 — cobaltinus 167 — coccineus 167 | — coeruleatus 190 — coeruleus 232 | — collarius 170 — columbinus 171 — Cooki 211 — coronatus 265 — coronatus 168 | — cristatus 185 | — cruentatus 231 — cubicularis 170 — cucullatus 212 — cyanauchen 212.| — cyaneus 185 | — cyanocephalus 274 — cyanocephalus 205 | — cyanogaster 157 — cyanogaster 169 | — cyanogula 211 | — cyanomelas 152 | — cyanopygius 168 | — cyanostictus 222 | — cyanotis 222 | — cyanotus 222.| — cyanurus 267. — cyanurus 170 — decorus 171 — diadema 280 — discurus 167 | — discolor 168 — docilis 174 | — domicella 157 — dominicensis . 157 | — dorsalis 202 | — -Dufresnianus 280 | — eburnirostris 233 — Edwardsii Nr. Seite 148: a) . 176 263 3231 232 262 282 167 222 223 . 160 "197 . 262 22889 2222 . 175 175 28⁰ 261 1924 22 . 167 192 . 158 274 . 166 “a6 266 169 . 222 256 — — elegans — Eos erubescens erythrocephalus erythrogaster erythroleucus erythronotus erythropis erythrops erythropterus euops eupatria eximius farinosus fasciatus ferrugineus festivus fimbriatus fimbriolatus flavifrons flavifrons flavigaster flavigulus flavinuchus flavirostris flaviventris = flavoscapulatus — formosus — frenatus — frontalis — funereus — fuseicollis — fuscus — fuscus gala galeatus galeritus galgulus garrulus Gerini . glaucus gloriosus Goliath grandis — guaruba )) lea. - guebiensis guebiensis guianensis Guildingi Gulielmi guttatus guttatus gutturalis haematodus haematopus haematuropygius. histrio — histrio — humeralis — hyazinthinus — hypopolius — hypoxanthus — icterocephalus — icterotis — Illigeri — incertus indicus — indicus — infuscatus inornatus | BIKE er. Seit Psittacus elegans 31. 1. Psitfacus janthinus — javanicus 7 jendaya ann lateralis * ul Ihn] Ill . 9 5 1 ! a VVV He 1 BEE ER rl r WWF 82 12 . — Lathami Lecomtei lepidus leucocephalus leucogaster . leucophthalmus leucophthalmus leucorhynchus leucotis Levaillantii Linnei lory lucionensis ludovicianus luteocapillus luteolus luteus luteus macao macropterus macrorhynchus maculatus madagascariensis magnificus magnus Maitaca | makavuanna malaccensis malaccensis malachitaceus manillensis marginatus martinicanus mascarinus Maximilian: megalorhynchus melanocephalus melanopterus melanotus menstruus meridionalis Meyeri micropterus militaris minimus minor minor mitratus moluccensis monachus Muelleri multicolor multicolor murinus mystaceus narcissus nasicus nasutus Nestor notatus — notatus — Novae-Guineae E Novae-Hollandiae — Novae-Hollandiae — Novae-Zeelandiae — obscurus 3 157 175 221 224 154 166 s 153 146 Regiſter. 613 Nr. Seite N Psittacus ochrocephalus 63. 171 Psittacus simplex 69. 175 — ochropterus 61. 170 | — sincialo 130. 231 — olivaceus 19. 154 — sinensis 9 152 — orientalis 11. 152 — smaragdinus 125. 223 — Osbeckii 134. 232 — solstitialis 119. 222 —= pac ee 32. 159 — Sonnerati 129. 230 — pacificus 180. 266 — sosove 145. 239 — Paradisi 45. 166 — Sparrmanni 184. 273 — parasiticus 67. 175 | — spatuliger 20. 156 — passerinus 69. 175 | — splendidus 156. 260 — patagonus (patago- — spurius 162. 262 nicus) 109. 220 | — squamosus 126 223 — pavua 116. 221 — streptophorus 130. 231 — pectoralis 9, 192 — sulfureus 83. 190 — pendulus 75. 185 — taitianus 184. 273 — Pennanti 156. 260 | — tarabe 50. 167 — pertinax. 123. 222 | — tenuirostris 92. 192 — peruvianus 184. 273 — ternatensis 131. 231 e Pesqueti 8. 151 — terrestris 149. 254 l 122. 222 — tirica 140. 238 — philippensis 73. 185 — tovi 144. 239 — Philippinarum 89. 191 — torquatus 131. 231 — phoenicocephalus 95. 202 — tricolor 104. 212 — phrysius 19. 154 — trimaculatus 134. 232 — pileatus 19. 154 | — tui 123. 222 — pileatus 22. 157 — tui 146. 239 — piscinator 93. 192 — tuipara 145. 239 — platurus 20. 156 — undulatus 148. 242 — poecilorhynchus 63 171 — Vaillantii 145. 239 — poliocar 68. 175 — variegatus 198. 276 — polychlorus 9. 152 — varius 184. 273 — pondicerianus 134. 232 — ventralis 42. 166 — porphyrio 184. 273 — venustus 153. 257 — Pretrei 47. 167 | — vernalis 75. 185 — pulchellus 152. 256 — vernans 51. 168 — pullarius 66. 175 — versicolorus 142. 238 — pulverulentus 58. 170 — Versteri 37. 160 — pumilus 72. 185 — vibrisea 135. 232 — purpureocephalus 162. 262 — Vigorsii 126. 223 — purpureus 26. 158 — vinaceus 50. 167 — purpureus- 192. 275 — violaceus 30. 159 — pyrrhopterus 143. 238 — virescens 142. 238 — Pyrropygia 75. 185 | — viridis 9. 152 — radhea 188. 274 — viridis 166. 263 — raja 188. 274 — vittatus 43. 166 — rectirostris 108. 218 — vittatus 127. 224, — reticulata 65. 174 — xanthops. 62. 171 — reticulatus 196. 276 | — Zeelandicus 180. 266 REITER 5, 188. 274 | — zonarius 166. 263 — rhodocephalus 131. 231 | Psittinus incertus 65. 174 — rieiniatus 198. 276 — malaccensis 65. 174 — robustus 33. 160 Psittovius chrysopogon 144. 239 — roratus 12. 152 — gutture-luteo 144. 239 — rosa 131. 231 — tui 146. 239 — xosaceus 78. 190 — tuipara 145. 239 — roseicollis 67. 175 Psittrichas Pesqueti 8. 151 — ruber 1. 145 Ptistes coccineopterus 179. 266 — ruber 193. 275 — erythropterus 179. 266 — rubrovarius 1. 145 Purpureicephalus pileatus 162. 262 — rufirostris 130. 231 Pyranga Azarae 353. 420 — rufiventris 36. 160 — bivittatum 356. 420 — sappbirinus 184. 273 — erytbrocephala 355. 420 — scapulatus 175. 265 — erythromelas 351. 419 — seintillatus 186. 273 — erythropis 354. 420 — Sebanus 190. 274 | — luctuosa 345. 418 — semicollaris 199. 279 | Pyrenestes lacteus 282. 382 — semitorquatus 165. 262 | Pyrgita arctica 520. 527 — Senilis 28. 158 — crassirostris 292. 385 — setarius 20. 156 — dentata 295. 386 — severus 106. 212 — diffusa 292. 385 — signatus 48. 167 — domestica 284. 383 1855 N £ ’ N 2 a Ar 4 — . — — ie — — = 0 — —— —— —— ch A — —ñ̃ ͥ ͤͤqq . Deer \ . \ . 2 n W . 8 een . EEE EIERN ů r X . f —— — — 614 Pyrgita gularis — italica — lutea — montana — salicaria — simplex — spadicea — Swainsonii Pyrgitopsis Swainsonii Pyrrhomitris cucullata Pyrrhula caudata — cinerea cinereola coccinea collaris crenirostris crispa erythrina githaginea gutturalis lineola longicaudata major melanocephala nigra Payreaudi peregrina pileata pusilla rubicilla rosea rufa serinus sibirica thebaic a — torrida Pyrrhulagra ruficollis Pyrrhulauda gingica — grisea — leucotis — nigriceps Pyrrhulinota roseata Pyrrhulopsis melano- pterus — personata Pyrrhuloxia sinuata Pyrrhuphonia jamaica Pyrrhura cruentata — leucotis — vittata Pyrrota coryphaea — leucoptera Pytelia bicolor — speciosa — subflava Pytilus capistratus — flavocinereus pacificus, Cyanorham- phus, Platycer- cus, Psittacus palliceps, Conurus, Platycercus pallida, Emberiza, Spinites, Spizella, Zonotrichia palustris, Fringilla,Me- lospiza, Passerculus, Spiza, Zonotrichia paradisea, Emberiza, sl Steganura, id VVV Nr. Seite 292. 285. 293. 291. 287. 292. 292. 292. 292. 271. 217. 233. 232. 211. 244. 245. 238. 214. 218. 236. 238. 217. 211. 237. 245. 218. 211. 211. 221. 211. 540. 536. 385 383 385 385 383 385 Regiſter. Nr. Seite Conurus, passerina, l Psit- Psittacula, taculus, Psittacus 69. 580. 363. — Emberiza Passerinii, Rham- phocelus passerinus, Ammo- dromus, Coturni- culus, Fringilla pastinator, Licmetis, patagonus (patago- nicus, patachonicus), Arara, Conurus, Cyanolyseus, Psitta- cus, Psittacara, Sittace 109. pavua, Conurus, Psittacus 116. pectoralis, Amadina, Don Sper- mestes penieillata, „ Alauda, Otocoris Pennanti, Platycer- cus, Perreinii „ Estrelda, Fringilla, Habropy- ga, Pytelia 451. personata, Ember iz a 569. — Po£phila 432. personatus, Cocco- thraustes 251. — Aprosmictus, Cora- copsis, Platycer- cus, Prosopaea, Pyrrhulopsis 174 pertinax, Aratinga, Conurus, Psitta- cus, Sittace 123 Pesqueti, Das ypti- lus, Nestor, Psitta- cus, Psittrichas _ 8. petronia, Fringilla, Passer, Pyrgita 281. petrophila, Euphe ma 155. Petzi, Conurus, Eupsittaca, Psittacus, Sittace 122. phatton, Estrelda, Fringilla, Neochmia, Uraeginthus 458 philippinarum, Caca- tua, Plictolophus, Psittacus 89. phoeniceus, Cardi- nalis 313. phoenicotis, Estrelda, Mariposa, Urae- ginthus 456. pietus, Centrophanes, Emberiza, Plec- trophanes 593. pileata, Emberiza, Zonotrichia 528. — Nemosia, Tanagra 340. pileatus, Corypho- spingus, Fringilla, Lophospiza, Passerina 305. pinus, Carduelis, Chry- so mitris, Fringilla, Linaria 268. 546. Plictolophus 93. 417. 596. Psittacus 156. 265 222 175 Megalophonus 549 |platensis, Emberiza, Embernagra,Lim- Ar; 421 | nospiza platurus, Eclectus, Pionias, Prionitu- rus, Psittacus plumbea, Fringilla, Sporophila poënsis, Amadina, Spermestes 533 192 Nr. Seile pityopsittacus, Loxia 205. ze be planicola, Alauda, 233. 3 401. 4 poliogaster, Caryo- thraustes, Pitylus 319. 4 220 | polychlorus, Eclec- tus, Mascarinus, 221| Psittacus polyzona, Amadina, Estrelda, Fringilla, 440 Ortygospiza prasina, Amadina, Pretrei, Amazona, 260 princeps, Hyphan- tornis, Symplectes 471 |prineipalis, Emberiza, 547 Fringilla, Vidua 461 progne, Chera, Loxia, Vidua 5 344 psaltria, Carduelis, Chrysomitris, Fringilla Erythrura, Estrel- da, Fringilla pulchella, Euphe- ma, Nanodes, Psit- tacus pulcherrimus, Euphe- 151| ma, Platycercus, Psephotus 382 |pullaria, Agapornis, 257 Psittacula, Psit- tacus punctularia, Munia, Sperme- stes, Uroloncha purpureus, Carpo- dacus, Erythrospi- za, Fringilla pusilla, Loriculus — Cynchramus, Em- beriza, Euspiza = Emberiza, Fringilla, Spinites, Spizella, Zonotrichia — Euethia, Phoni- para, Tiaris 552 pusillus, Oraegithus, Passer, Pyrrhula, 529 Serinus 417 pyrrhoptera, Broto- gerys, Conurus, Psittacus, glossus i pyrrhuloides, Cyn- chramus, Emberi- za, Schoenicola 222 472 191 405 472 398 370 Lo Coryllis, Tricho- 425. 567 Erythrura, Loxia 422. Chrysotis, Psittacus a 474. 512. 510. a 152. 2 * 171. 600 408. 215. 705 581. 539. 242. 221. 143. 579. | 270. 370 psittacea, Acalanthe, 423. 313. 4 238 JJ Sr ae ee ae ee Fe: 3 EN . 5 5 K 5 pachyrrhynchus, Phaeo- cephalus, Psittacus Paddoni, Poephila pallida, Alauda, Mela- nocorypha palustris, Emberiza panayensis, Emberiza, Fringilla papaverina, Passer paradisea, Aglaia, Ta- tao i | Paradisi, Psittacus pParasiticus, Psittacus parvirostris, Palaeornis parvula, Cacatua, Plic- tolophus passerinus, Ploceus Payreaudi, Pyrrhula pectoralis, Psittacus pekinensis, Alauda pendulus, Psittacus pennsylvanica, Frin- gilla, Passer peregrina, Miliaria — Otocoris — Pyrrhula peristerodes, Palaeornis - personatus, Alario ‘ — Hyphantornis, Hy- phanturgus, Ploceo- lus, Ploceus — Pitylus peruvianus, Psittacus petronella, Petronia phaeonotus, Junco phaeton, Conurus phalerata, Loxia philippensis — Licmetulus, Loricu- lus, Psittacula, Psit- tnus Philippina, Fringilla, Ploceus phoeniceus, Coliuspas- ser = phoenicocephalus, Psit- tacus Phoenicoptera, Vidua phoenicuroides, Mira- fra phoenicurus, Conurus phrygius, Psittacus picatus, Bethylus, La- nius pileata, Pyrrhula Leucophrys, pileatus, Plocepasser — Pionopsitta, Psitta- „ ceula, Psittaculus, Psittacus — Platycercus, Psitta- cus, Purpureicepha- lus — Psittacus, Tany- gnathus pinetorum, Crucirostra — Emberiza pinguescens, Emberiza piscinator, Psittacus pithyornus, Emberiza plebeja, Loxia Seite 159 458 . 569 . 549 519 359 423 166 175 231 2491 495 Regiſter. Nr. plumbeus, Saltator 324 poecilorhynchus, Psit- tacus 63. Polaris, Emberiza 580. poliocar, Psittacus 68. poliocephalus, Emberi- zoides 515 pondicerianus, Belo- cercus, Belurus, Co- nurus, Paloeornis, Psittacus 134. porphyrio, Psittacus 184. praelata, Tanagra 366. prasinus, Mascarinus 3 prasipteron, Loxia 400. pratensis, Emberiza 57¹ propinquus, Conurus 116 provincialis, Emberiza 574 pseudoryx, Euplectes 497 psittacea, Loxia 213 psittacinus, Saltator, Tanagra 320 Pucherani, Erythrura 424 pulchella, Fringilla 423 pulverulentus, Ama- zona, Psittacus 58. pumilus, Loriculus, Psittacus 72. punctata, Callospizaa 380. punctulata, Amandava 452 — Fringilla, 421 punicea, Amandava, Fringilla 452. — Fringilla 315. puniceus, Eos 14. puniculus, Loriculus 74. purpureocephalus, Pla- tycercus, Psittacus 162. purpureodorsalis, Arara 107. purpureus, Psittacus 26. — Psittacus 192. — Rhamphocelus 359. pusilla, Loxia 210. pyrgitoides, Ember- nagra 517. pyrrhozona, Euplectes 499. pyrrhula, Fringilla, Loxia 211. pyrrhurus, Conurus, Microsittace 125. pyrropygia, Psittacus 75. pytbiornithoides, Em- beriza 572. pytiornis, Buscarla 578 Quelea capitata 482 — occidentalis 483 — orientalis 484 — sanguinirostris 483 — socia 484 quadricolor, Ta chy- phonus, Tricho- thraupis 350 quadricolor, Emberiza 422 quelea, Fringilla 483 | quinquevittata, Embe- riza, Megalotis 585 quinticolor, Fringilla 443 Rhamphocelus brasi liensis 357 — ieteronotus 362 — jacapa 359 Rhamphocelus magni- rostris — nigrigularis — Passerinii — sanguinolentus Ramphocoris Clot- Beyi Rhamphocelus albiro- stris — coccineus — purpureus Rhamphopis atrococci- neus — coccineus — flammigerus — jacapa — nigrigularis — varians Rhopospiza fruticeti regia, Emberiza, Te- tranura, Vidua reticulata, Domi- cella, Eos, Lorius, Psittacus rieiniata, Domicel- la, Eos, Lorius, Psittacus robustus, Pionias, Psittacus, roseicapillus, Caca- tua, Eolophus, Pli c- tolo phus roseicollis, Psitta- cula, Psittacus roseus, Carpodacus, Erythrospiza, Frin- gilla, Pyrrhula rubra, Domicella, Eos, Lorius, Psitta- cus — Phoenicosoma, Py- ranga, Tanagra rubricata, Estrelda, Fringilla, Lagono- sticta, Pytelia rubriceps, Pyrang a rubrifaseiata, Cruci- rostra, Loxia rubronigra, Munia, Spermestes Rueppelli, Phaeoce- phalus, Pionias, Poiocephalus, Psitta- cus rufescens, Aimophila, Haemophila ruficapilla, Nemo- sia, Sylvia ruficauda, Amadina, Bathilda, Pytelia ruficollis, Cypsnagra, Leucopygia, Tachy- phonus, Tanagra — Glossiptila, Mota- cilla, Nemosia, Neornis, Pyrrhula- gra. Tanagra, Tana- grella rufiventris, Pionias, Poiocephalus, Psitta- cus Nr. 360. 358. 363. 361. 624. 359. 357. 359. 359. 357. 363. 359. 358. 362. 555. 513. 196. 198. 33. 91. 67. 216. 193. 351. 448. 355. 207. 412. 40. 517. 342. 454. 349. 343. 36. 615 Seite 418 160 Ih, rufivirgata, Ember- nagra 916. 527 rufobrunnea, Buseri- nus, Crithagra, Li- gurnus, Pyrgita 283. 383 rufopieta, Estrelda, Lagonosticta, Pyte- lia 447. 470 russatus, Fringilla, Passer 288. 384 rustiea, Cynchramus, Emberiz a, Hypo- centor 574. 548 rutila, . Euspiza 583. 550 radhea, Psittacus 188. 274 raja, Psittacus 188. 274 ranunculacea, Euplec- tes, Fringilla 503. 12 Rayneri, Platycercus 181. 267 rectirostris, Psittacara, Psittacus 108. 218 regina, Loxia 480. 495 x reticulata, Fringilla 419. 441 rex, Esittacus 188. 274 ® rhodocephalus, Psittacus 131. 231 rhodopareia, Lagono- sticta . 470 roratus, Psittacus 42,182 rosa, Psittacus 131.291 rosacea, Cacatua, Plic- tolophus, Psittacus 78. 190 rosaceus, Barrabandius, Palaeornis, Platycer- cus 178. 266 rosea, Cacatua, Eolo- phus 931.191 roseata, Pyrrhulinota 214. 305 rostratus, Megalaphonus 612. 570 ruber, Euplectes 489. 508 — Psittacus 1. 145 — Saltator, Tachypho- nus 353. 420 rubicilla, Pyrrhula 211. 296 rubra, Muscicapa 352. 419 rubricollis, Coccothrau- stes 315. 408 — Psittacula 66. 175 rubrifrons, Chalcopsit- ta, Eos 213 — Loriculus, Psittacula 73. 185 rubritorques, Penthe-. ria, Vidua 509. 519 rubriventris, Astrilda, = Estrelda, Fringilla 438. 468 rubrocristatus, Cacatua 78. rubrolarvatus, Conurus 114. 1% 595. 522 587. 259. 621. 594. 567. 605. 305. 328. 229. 108. rubrovarius, Psittacus rufa, Alauda — Fringilla — Fringillaria rufescens, Linaria — Melanocorypha — Phileremos rufibarba, Emberiza ruficapilla, Alauda — Emberiza ruficapillus, Saltator ruficauda, Crithagra ruficaudus, Leptor- 5 rhynchus 145 567 528 551 362 572 567 547 569 398 412 333 Regiſter | ruficeps, Calandrella — Hemithraupis,Hylo- Philus — Ploceus ruficollis, Tanagra rufidorsalis, Passer rufifrons, Pezoporus, Platycercus rufigularis, Emberiza rufilatus, Buserinus rufina, Fringilla rufirostris, Psittacus — Conurus — Fringilla rufiventris, Coccothrau- stes rufivertex, Euphonia rupestris, Petronia rutilans, Fringilla Saltator atricollis Azarae coerulescens magnus olivascens — similis Serinus canarius — hortulanus — pusillus Sittace ararauna chloroptera glauca hyazinthina macao maracana militaris severa tricolor permestes acuti- cauda bicolor cantans castaneothorax cueullata erythrocephala fasciata ferruginosa fuscans leueogastroides maja malabarica malaccensis — pectoralis — po&nsis — punetularia — rubronigra — striata — topela — undulata Spermospiza guttata — haematina Sporophila albogu- laris — coerulescens — collaria — gutturalis — hypoleuca — lineola — ophthalmiea — ornata — F (ep) al a ES Kl 215 — plumbea Nr. Seite Conurus, . 337 — cinerea 605. 569 | Sberg l rontal — lepidopterus 342. 418 Stietoptera annulosa - 5 470. 486 — Bichenovii 427. 528. 529 | Stringops habroptilus 20 286. 383 Sycalis brasiliensis f — luteiventris 162. 262 Syeobius cristatus 567. 547 — nitens 288. 383 Saltator ater 523. 528 — cayannensis . 177 cyanoptera 130. 231 — flavus 140. 238 — icterophrys 232. 337 — melanopis — minor 247. 342 — plumbeus 389. 429 — psittaeinus 281. 382 — ruber 2 288. 384 — ruficapillus 327. 412 | — sordidus 325. 412 — validus 5 326. 412 asia tartarica 2 BGE 323. 411 | Schistochlamys atra 329. 41 324. 411 — fasciata ? 322. 411 — leucophaea = 220. 312 — melanopis- 329. 4 219. 312 Schoenicola arundinacea 578. 55 221. 313 — pyrrhuloides 105. 212 Senegallus striatus 103. 212 | Serinus canicollis 100. 211 — en 99. 211 — flavescens 102. 212 — icterus 107. 213 — islandicus 101. 211 — italicus 106. 212 — leucopygius 104. 212 | — luteus 3 — meridionalis 405. 438 | — spinus 402. 438 | Sitagra luteola 406. 438 | Sittace aurea 416. 440 — canicollis 400. 438 — cruentata 419. 441 — Illigeri 418. 440 — jendaya 415. 440 — leptorrhyncha 411. 439 — leucotis 404. 438 | — ludoviciana 414. 440 |— murina 407. 439 | — patagonica 413. 440 — pertivax 417. 440 — Petzi 401. 438 — solstitialis 408. 439 — tirica 412. 439 | — tui 403. 438 — tuipara 410. 439 — virescens 409. 439 | — vittata 420. 457 — xanthoptera 421. 457 | Solenoglossus ceylani- cus 234. 337 Spermestes majanoides 240. 338 — malacca 237. 338 — nisoria 5 236. 337 — scutatus 232. 337 Spermophaga cyano- 238. 338 rhyncha 421. 239. 338 | Spermophila. albogularis 234. 235. 337 — bicolor 2 e coerulescens E collaria — Daubentoni E gutturalis E hypoleuca e leucopogon — lineola — lugubris — nigra — olivacea — ophthalmica L ornata — torquata Spingalis nigricephala 8 - Spinites atrigularis I monticola | — pallidus ©... — pusillus = goclalis in carduelis L linarius e miliarius L viridis Sßpiza americana . — amoena E — diris e cyanea D — jacarina © — palustris D unicolor E versicolor Spizalauda deva a atrigularis = E monticola P pallida e Shattuckii E pusilla Sporaeginthus dava — subflavus R Sßporophila ardesiaca E ecrxassirostris — torrida Sporothlastes erythro- cephalus A fasciatus = Stagonopleura castano- tis — guttata d paradisea Strigops habroptilus Strigopsis habroptilus Strobiſophaga Ei; cleator Struthus atrimentalis 5 e coelebs „ byemalis — montifringilla E oregonus Sycobius nigrifrons . Sylvia guira E ruficapilla Symplectes princeps e N ei 2 r . e 2 8 N e art 8 PAR, ; \ } nagra = salicarius „Pass er, Pyrgita | Sallei,Amazona,Chry- eo. J -aman- - emu SE . saira, Pyranga, Ta- cpu cinereola 233. 240. 237. 2997 236. 232. 235. 238. seintillata, socjfalis, Regiſter. sanguineus, Cacatua, Lophochroa, Plic- tolophus. sanguinirostris, Eu- plectes, Hyphantica, Loxia, Ploceus, Quelea sanguinolentus, Rhamphocelus, Tanagra Re savanna, Fringilla, Passerculus, Zono- trichia Say aca, Thraupis 785 scapulatus, Apros- mictus, Platy cer- cus, Psittacus schisticeps, Pala e- ornis Tanagra, schoenielus, Cynchra- mus, Emberiza Chalco- psitta, Domicella, Eos, Lorius, Psittacus Selateri, Coryllis, Lorieulus Selbyi, Crithagra |semilarvata, Domi- cella, Eos, Lorius semirufus, Arremon, Buarremon, Pipilop- sis, Tanagra semitorquatus, Ar- remon Be — Barnardius, Pla- tycereus, Psittacus senegalus, Poiocepha- lus, Pionias, Psit- tacus senilis, Amazona, Pio- nias, Psittacus severa, Arara, Conu- rus, Macrocercus, Psittacus, Sittace sibirica, Alauda, Calandrella, Melano- corypha,. Phileremos sibirieus, Carpoda- cus, Pyrrhula, Ura- gus silens, Tanagra similis, Saltator sinica, Chlorospi- za, Chloris, Fringil- la, Ligurinus sinuatus, Cardina- lis, Pyrrhuloxia smaragdinus, Co- nurus, Microsittace, Psittacus Emberiza, Fringilla, Spinites, Spizella, Zonotri- chia soeius, Loxia, Phile- taerus solstitialis, Aratinga, Conurus, Psitta- cus, Sittace Arremon, 8 6 7 Nr. Seite spilonotus, Hyphan- tornis, Ploceus 471. 487 spinescens, Chryso- mitris, Fringilla 267. 369 spinoides, Carduelis, Chlorospiza, Chrysomitris, Hypa- canthis 280. 380 spinus, Acanthis, Car- duelis, Chryso mi- tris, Fringilla, Li- naria, Serinus 264. 369 splendens, Aprosmic- | tus, Platycercus 173. 265 splendida, Euphema 151. 256 spodiogenia, Frin- gilla 254. 349 spodocephala, Em- beriza 570. 547 spurius, Platycer- cus, Psittacus 162. 262 Stanleyi, Carduelis, Chrysomitris, Hypacanthis 266. 369 striata, Loxia, Munia, 8 Spermestes, Tri- chogrammoptila, Uroloncha 403. 438 — Aglaia, Tanagra 368. 422 striolata, Emberi- _ Zz a, Fringilla, Frin- 3 gillaria, Polymitra 586. 551 subflava, Estrelda, Fringilla, Habro- pyga, Pytelia, Spo- raeginthus 444. 469 sulfurata, Buserinus, N Coccothraustes, Cri- 8 thagra, Loxia 222 329 sulfureus, Oacatua, EN Plictolophus; ö Psittacus 83. 190 supereiliaris, Arre- mon, Chlorospin- gus, Hemispingus, Hylophilus, Nemosia, Pipilopsis 339. 416 surinama, Merula, Turdus, Tachy- 8 phonus 348. 419 Swainsonii, Passer, = Pyrgita, Pyrgitopsis 292. 385 Saisseti, Cyanorhamphus 181. 267 salicicola, Fringilla 287. 383 Salvini, Certhilauda 617. 572 Sancti Thomae, Psit- taculus 175 sandwichensis, Emberiza 542. 532 sanguinolenta, Amadi- nd, Estrelda, Fringilla 444. 469 saneuinolentus, Uragus 217. 306 sapphirinus, Brotoge- ris ‚Coriphilus, Psittacus184. 273 sarda, Fringilla 287. 385 savannarum, Fringilla 546. 535 saxatilis, Fringilla 297. 391 sclavonica, Fringilla 573. 548 scriba, Otocoris, Phile- f remos 596. 567 scutatus, Coccothrau- 1 stes, Spermestes 400. 438 — in —— —— 4 ——— a m nn ln — — 618 Sebanus, Psittacus segetum, Alauda Selysii, Emberiza semicollaris, Psittacus semitorquata, Melano- corypha senegalensis, Alauda — Fringilla — Passer — Phaeocephalus, Poiocephalus, Psitta- cula, Psittacus senegalla, Fringilla, Lagonosticta septemstriata, Emberi- za, Fringillaria septentrionalis, Cyn- chramus septicolor, Tanagra serena, Emberiza, Vidua 512. 219. 20. serinus, Dryospiza, Fringilla, Pyrrhula setarius, Prioniturus, Psittacus Shattuckii, Emberiza, Spizella sibirica, Tanagra signata, Emberiza signatus, Psittacus silvestris, Passer simillima, Emberiza simplex, Passer — Psittacus - sincialo, Psittacus sinensis, Alauda — Coccothraustes — Fringilla — Maja — Munia — Psittacus socia, Quelea Sonnerati, Psittacus sordida, Emberiza sordidus, Propasser — Saltator sosove, Aratinga, Psit- tacus spadicea, Pyrgita Sparmanni, Brotoge- ris, Psittacus — Lathamus spatuliger, Psittacus speciosa, Fringilla, Py- telia speciosus, Lorius sphenura, Fringilla - spinoides, Fringilla spiza, Passer splendens, Corythus — Fringilla splendidus, Psittacus spleniata, Alauda squamata, Eos squamifrons, Amadina, Estrelda, Fringilla squamosus, Conurus, Psittacus stagnalis, Cynchramus Stanleyi, Platycercus stictonotus, Ploceus Stictus, Euplectes Nr. 190. 598. 582. 199. 620. 613. 464. 483. 37. 446. 587. 578. 371. Seite 274 568 550 279 572 571 485 496 160 470 551 549 423 520 275 508 223 512 streptophorus, Psittacus 130. 231 404. striata, Fringilla 438 striatus, Euplectes 479. 495 — Phileremos 594. 567 — Ploceus 478. 495 — Senegallus 438. 468 strigatus, Chondestes 530. 529 stulta, Petronia 281. 382 subaureus,Hyphantornis 476. 487 subealandra, Melano- corypha 620° 572 subcristata, Emberiza 589. 551 sublarvatus, Textor 470. 486 Suchii, Tachyphonus 350. 419 sulfureus, Xanthophilus 470. 486 sumatranus, Psittaco- dis, Tanygnathus 18. 154 Sundevallii, Euplectes 497. 511 superbus, Lorius 191. 275 surinamensis, Tachy- phonus 348. 419 Swainsoni, Tanagra 364. 421 — Trichoglossus 199. 279 Sylvia, Fringilla 253. 348 Tachyphonus corona- > tus 346. 418 — eristatus 347. 418 — luctuosus 345. 418 — melaleueus 344. 418 — quadricolor 350. 419 — ruficollis 349. 419 — surinamus 348. 419 Tanagra cana 364. 421 — eyanoptera 366. 422 — Darwinii 369. 422 — nigricephala 370. 422 — ornata 367. 422 — sayaca 365. 422 — striata 368. 422 Textor alecto 459. 481 — Dinemelli 462. 481 — erythrorhynchus 460. 481 — intermedius 461. 481 Tiaris ornata 303. 398 Trichoglossus , nogrammus 201. 280 — discolor 203. 280 — haematodes (hae- matodus) 200. 280 — Mitchelli 202. 280 — Novae-Hollandiae 199. 279 ) Tachyphonus albispe- cularis 345. 418 — axillaris 330. 412 — Beaupertuyi 344. 418 — capitatus 309. 400 — coryphaeus 346. 418 — fringilloides 305. 398 — gularis 310. 400 — leucopterus 344. 418 — ochropygus 348. 419 — ruficollis 343. 418 — Suchii 350. 419 — surinamensis 348. 419 — tenuirostris 345. 418 — Vigorsii 346. 418 Taeniopygia castanotis 437. 462 Taha abyssinica 503. 512 — dubia 502. 512 Tanagra aestiva 352. 419 388. 429 — affınis Regiſter. Nr. Seite 5 1 VCC VVVVVVVT atra atricollis auricapilla axillaris barbadensis brasilia brasiliensis brunnea capistrata cayana chloroptera chlorotica chrysogaster chrysogastra columbiana coryphaea cristata cristatella cyanea Desmaresti episcopus erythromelas fasciata fastuosa flava flaviventris formosa frugilegus fumigata glauca guira gularis gyrola ignescens inornata Jacapa jacarina jugularis leucophaea leucophrys ludoviciana magna malimbica martialis melanictera melanonota melanopis mississipensis nigerrima nigricollis nigricollis nigrigula nigrigularis ochropygos pileata praelata psittacina rubica ruficollis saira sanguinolenta semirufa septicolor sibirica silens Swainsoni tatao. ee : Er Tanagra tricolor — unicolor — Variegata — violacea L virens — zena — zenoides Tanagrella ruficollis Tanygnathus affinis — albirostris D intermedius 9 8 * * A higrigularis E pyrrhopterus — Swainsoni SA — macrorhynchus — marginatus — marginatus — megalorrhynchus — morotensis — Muelleri — pileatus — sumatranus Tatao fastuosa — paradisea L tricolor Tersine coerulea Tetranura regia Textor aureoflavus — eastaneofuscus 7 — chrysopygos — flavoviridis — galbula — melanocephalus L sublarvatus — vitellina Thraupis cana — cyanoptera — ornata . — 8ayaca Tiaris comptus — cruenta — funerea — pusilla Tirica brasiliensis — tiriacula — virescens — viridissima » — xanthoptera Trichoglossus capistra- tus I multicolor — taitianus | Trichogrammoptila me- lanopygia — striata Trichotraupis quadri- color Triclaria cyanogaster Triglyphidia callophrys Turdus surinamus tahapisi, Emberiza taitiana, Domicella, Nanodes, Psittacus, Trichoglossus tatao, Calliste, Cal- lospiza, Tanagra temporalis, Aegintha, Estrelda, Fringilla, Habropyga tersa, Ampelis, Hirundo, Proenias, Tersine — Nr. 373 55% 352. 443. 382 Seite 469 428 Regiſter. Nr. tersa, Ampelis, Pro c- nia s 382. Theklae, Galerida 614. tibialis, Pheucticus 317. Timneh, Psittacus 2 tirica, Brotogerys, Psittacus, Sittace 140 topela, Munia, Sper- mestes torquatus, Palaeor- nis, Psittacus torrida, Coccoborus, Fringilla, Gonia- phea, Loxia, Ory- zoborus, Pyrrhula totta, Citrinella, Fringilla, Linaria, Loxia tovi, Brotogerys, Conurus, Psittacula, Psittaculus, Psitta- cus, Psittovius tricolor, Arara, Ma- crocercus, Psittacus, Sittace — Calliste, Callo- spiza, Tanagra, Tatao 373. trinitatis, Euphonia 387. tristis, Astragalinus, Carduelis, Chryso- mitris, Fringilla 269. Triton, Cacatua, Plic-' tolophus 82. tui, Brotogerys, Conurus, Psittacula, Psittaculus, Psitta- cus, Psittovius, Sit- tace 146. tuipara, Brotoge- rys, Conurus, Psit- tacula, Psittacus, Psittovius, Sittace 145. tabuensis, Platycercus 173. taenioptera, Loxia 208. taha, Euplectes 502. tarabe, Psittacodes, Psittacus 50. tartarica, Alauda, Me- lanocorypha, Saxi- lauda 622. Temminckii, Calyptor- rhynchus 96. tenuirostris, Alauda 598. — Lanio, Tachyphonus 345. — Licmetis, Psittacus 92. — Melanocorypha 601. ternatensis, Psittacus 131. terrestris, Pezoporus, Psittacus 149. textor, Hyphantornis, Oriolus, Ploceus 464. thebaica, Pyrrhula 218. tibicen, Euphonia 38. tintillon, Fringilla 255. tiriacula, Conurus, Psittacula, Tirica 140. tiriba, Psittacara 126. tobaca, Fringilla 227. torquata, Melanocorypha 621. — Spermophila 240 — Vidua 509. 144. 104. 239 619 Nr. Seite torquatus, Arremon 333. 415 — Coliuspasser 508. 519 — Passer 281. 382 Townsendii, Fringilla, Passerella 523. 528 triborhyncha, Alauda 598. 568 tricolor, Lorius 190. 274 trimaculatus, Psittacus 134. 232 troglodytes, Fringilla 439. 468 tui, Psittacus 123. 222 turdina, Alauda 616. 571 typica, Plocealauda 608. 570 typicus, Barnardius 164. 262 typus, Ducorpsius 90. 191 Uraeginthus granati- nus 457. 472 — phatton 458. 472 — phoenieotis 456. 472 Uropytelia erythro- nota 455. 471 Uragus sanguinolentus 217. 306 — sibirieus 217. 306 Urobrachya axillaris 504. 518 Urochroma melanoptera 70. 176 Uroloncha cantans 406. 438 — malabarica 407. 439 — punctularia 408. 439 — striata 403. 438 unalascheensis, Em- beriza, Zonotrichia523. 528 undulata, Loxia, Mu- nia, Spermestes 409. 439 undulatus, Euphema, Melopsittacus, Nanodes, Psittacus 148. 242 unicolor, Cyanorham- phus, Platycercus 183. 267 — Emberiza, Haplo- spiza, Phrygilus, Spiza, Tanagra 557. 535 uropygialis, Chry- somitris 272. 371 ultramarina, Fringilla, Hypochera, Vidua 514. 524 undata, Alauda 613 571 undulata, Astrilda, Fringilla 438. 468 uropygialis, Fringilla 227. 330 Vidua paradisea 511.51 — prineipalis 512. 520 — progne 510. 519 — regia 513. 520 Volatinia jacarina 302. 397 Vaza nigra 3. 145 — obscura 5. 146 Vidua angolensis 512. 520 — ardens 509. 519 — axillaris 504. 518 — chrysonotus 505. 518 — decora 512. 520 — erythrorhyncha 512. 520 — fuliginosa 512. 520 — laticauda 508. 519 — lenocinia 509. 519 — macroura 505. 518 — major 512. 520 — minor 512. 520 — phoenicoptera 510. 519 — rubritorques 509. 519 — serena 512. 520 — torquata 509. 519 varius, 620 Vidua ultramarina Vigorsia nigra — vaza Vini coceineus viridis Hirundo variabilis, Emberi- 2 A, Euspiza vaza, Coracopsis, Pla- tycercus, Psitta- cus, Vigorsia velatus, Hyphan- tornis, Ploceus venusta, Euphema, Nanodes, Psittacus vernalis, Cor yllis, Loriculus, Psittacu- lus, Psittacus versicolor, Cyano- spiza, Spiza Vieilloti, Calliste vinacea, Amazona, Chrysotis, Oeno- chrus, Psittacus violacea, Euphonia, Phonasca, Tanagra violaceus, Amazona, Pionias, Psittacus virescens, Aratinga, Brotogerys, Co- nurus, Psittaca, Psit- taculus, Psittacus, Sittace, Tirica virginianus, Cardi- nalıss viridis, Caryothrau- stes, Coccothrau- ' stes, Fringilla vitellinus, Fringilla, Hyphantornis, Ploceolus, Textor vittata, Amazona, Chrysotis, Psit- tacus vittatus, Aratinga, Conurus, Micro- sittace, Psittacara, Psittacus, Pyrrhura vulgaris, Coceco- thraustes — Pyrrhula Vaillantii, Psittacus validus, Saltator varians, Rhamphopis variegata, Eos, Psittacus — Tanagra Psittacus Nr. Seite 514. 524 3. 145 5. 146 185. 273 382. 428 584. 550 5. 146 467. 486 153. 257 75. 185 300. 394 377. 423 50. 167 394. 430 30. 159 142. 238. 312. 405 318. 409 470. 486 43. 166 127. 224 250. 344 211. 296 145. 239 327. 412 362. 421 198. 276 352. 419 184. 273 Regiſter. xanthomascalis, Fringilla 316. * vaza, Vigorsia ventralis, Psittacus 42. — Proenias 382. verecunda, Padda 397. vernans, Psittacus BE: vernus, Chrysotis 47 versicolorus, Psittacus 142 Versteri, Psittacus 37 vibrisca, Psittacus 135 vidua, Emberiza 512 Vieilloti, Lanio 347 Vigorsii, Psittacus 126 — Tachyphonus 346 vinacea, Estrelda 449 vinaceicollis, Chrysotis, Pionias 44. vini, Lorius 184 virens, Loxia, Tanagra 366 virginiana, Alauda 594. viridigenalis, Chrysotis 51. viridimystax, Palaeornis 138. viridis, Psittacus — Psittacus 166. — Spinus 264. viridissima, Aglaia, Gy- rola 375. — Aratinga, Tirica 140. — Psittacula 69. vittata, Aglaia, Calliste, Procnopis 381. — Fringillaria 588. vulgaris, Alauda 598. Wallacei, Lorius 198. — Prioniturus 0 Westermani, Eclec- tus, Polychlorus, Psittacodis =: Xanthodina dentata 295. — flavicollis 294. — flavigula 296. Xanthophilus sulfureus 470 Xanthornus eaucasicus 560. xanthoptera, Aratin- ga, Brotogerys, Conurus, Psittacara, Sittace, Tirica 141. xanthorrhous, Platy- | cercus, Psephotus 168. xanthocephala, Chrysotis 61. xanthogaster, Platycer- cus 163. xanthogastra, Emberiza 585. xanthogenius, Conurus 123. xanthogenys, Buarre- mon 336. 415 408 A u casta- — oeuleus ar Zonotrichia aurocapilla xanthomelas, Euplec- tes, Orynx xanthops, Agapornis 6 8 — Chrysotis, Psittacus 62. xanthopterus, Phaeo- ee cephalus 2, xanthopterygia, C0 rus, Psittacula, Psit- = taculus 141. 238 xanthopterygius, Conurus 69. 175 xanthornus, Ammodro- =: mus ä 545. 532 xanthosomus, Palaeornis 181. 2 3 yeltoniensis, Alauda, | Melanocorypha 622. yeni, Aglaia, Calli- ste, Callospiza Vessel, Alaemon notis ; 437. 4 — guttatus 436. 46 — nitidus 444. 462 Zonotrichia aestivalis 541. 5 23 L alaudina 544. 5 — albicollis 5227. 5 — aretica 542 — coronata RR — fallax = — Gambelli — graminea — grammaca t — Heermanni 2 — iliaca nn — leueophryss 524. — Lincolnii 535 — melodia 532. 530 — monticola 537. 58 — mystacalis 529. — pallida 54 — palustris 536. — pileata Re 528. g — pusilla 5 539. — savanna 543. 5 — soeialis 538. E — unalascheensis a Zonogastris elegans — matutina zonarius, Barnardius, Platycercus, Psit- = tacus 166. 2 3 Zeelandicus, Psittacus 180. 266 zena, Tanagra 370. zenoides, Tanagra 370. zonarius, Passerculus — = Ackerlerche Adlerpapagei Akamutanga Alektovgel Alexanderſittich Allfarblori Alpenfink Alpenlerche Amarant a Amazonenpapagei e Pretres 85 Ammerhabia Amſelammerfink Anakan Angolagimpel Angolahänfling Arakanga Ararauna Arimanu vi Aran 5 Arkanſaszeiſi Aſtrild 5 Altlasvogel Auroravögelchen Babaghan Biäffchenammerfink Baänderbürzelfink Bailing Bamanibaya Banards Sittich Bandvogel Barettſittich Bartammer Bartcitronfink Brartfink Bartſittich Bartkangara Baſtardſittich Batetiva Baumlerche 5 N Baba 2 Becudo f Beizung Slinde Bengeliſt Bergammerfink Bergfink 5 Berghänfling Bergkanarienvogel Berglerche Bergſittich Bergſperling Bergzeiſig Betet Bindenkehlſpatz Birken ö Virkenzeiſig EHE . Bartammerfink Nr. 598. 8. 54. 458. 134. 199. 297. 594. 446. 60. 47. 333 523. 106. 227. 221 102. 105. 184. 176. 270. 439. 514. 444. 130. 527 433. 623. 479. 164. 418. 131. l 529. 21.0. 29. 133. 341. 162. 233. 203. 586. 437. 678. 246. N 456. 537 256. 258. 229. 594. IT 281. 259. 138. 294. 356. 259. 248. 400. 8 238. — Seite 568 Blaſskopfſittich 151 | Blauarara 169 Blaubändchen 481 | Blaubart 232 Blaubauch 279 Blauflügeltangara 391 Blaugimpelfink 567 Blaukappe 470 Blaukernbeißer 170 Blaukopf 167 Blaukragenlori 415 Blaukrönchen 528 Blaukrone 212 Blaulatzittich 330 Blaumantelſittich 330 Blaunackenlori 512 Blauorganiſt 212 Blaupfäffchen 273 Blauſcheitel⸗Edelpapagei 1 265 Blauſtirnſittich 370 Blauvögelchen 468 e 524 469 Blumenpapagei 231 Blutbauchſittich 529 Blutfink 461 | Bluthänffing 573 Bluthals 495 Blutknacker 262 Blutrumpfſittich 440 Blutſchnabelweber 231 Blutſtirnſittich 547 Bluttangara 529 | Böhmer 376 Bogenſchnabellerche 461 Bondol 231 Bora 417 Borſtenkopf 262 Bourks Sittich 337 Brachlerche 569 Brandfink 383 Brandweber 531 | Braßler 495 | Brauengrüning 342 Braunammerfink 185 Braunflügelammer 472 Braunhänfling 531 Braunkopf 349 | Braunnadenhabia 359 Braunohrſittich 330 Braunſperling 567 Breitſchwanzwida 266 Breitſchwanzwitwe 282 Brillenpfäffchen 362 Brillenweber 233 Bronzemännchen 386 Bruchammerfink 420 Bruchſperling 362 Brunhilde 342 Buchfink 503 Büffelweber 338 Buffonds Kakadu 531 Bundullok r. Seite . 261 Buntfarbenfink . 211 . 472 . 165 . 156 422 342 263 342 169 275 4185 166 22 265 275 428 . 398 „154 220 430 276 280 185 263 470 359 440 457 23 469 220 421 349 572 440 185 lan 2 24 570 305 Sea 545 416 528 530 1353 160 415 224 . 385 519 519 338 487 . 438 527 8331 471 348 . 481 190 Ducorps Kakadu 261. Dulllerche Buntkehle Buntkopfhabia Buntſittich Buſchammerfink Buſchlerche Buſchwaldlerche Buſchwaldſittich Buttergimpel Calita Callinde Canario Cararauma Catanica Cateita Cedernammer Chandana Checha Chineſe Chingolo Choroy Chucuyo Cicero Citrinchen Citrinelle Citroufink Citronvögelchen Citronzeiſig Comoren⸗Vaza Cordonbleu Corella Cornelias Edelpapagei Coruck Cotoro Cotorra Cotorre Danlanget Diademamazone Diademlori Diamantvogel Dickſchnabel Dickſchnabellerche Dioſch Diſtelfink Diuca Djulbatla Dohlenpapagei Dominikaner Dominikanerwida Dominikanerwitwe Domino Donkoro Doppelfarb Doppelhornlerche Dornammerfink Dornaſtrild Dowarn Dreifarbenarara Dreifarbentangara Droſſellerche Dſchindora Nr. 300. 323. 334. 170. 555. 609. 608. 156. 225. 147. 105. 230. 105. 114. 109. 565. 129. 106. 412. 528. 108. 28. 56. 274. 275. 274. 444. 274. 6. 456. 94. 153 175 167 . 241 166 260 168 276 462 344 zo . 496 . 365 535 254 140 400 520 520 439 160 438 567 527 469 262 212 . 423 . 971 . 495 . 191 569. Seite 394 411 415 264 534 570 570 260 329 241 212 334 212 DIN, 220 546 230 212 439 529 218 158 169 376 376 376 469 376 146 472 198 I = 8 i 8 = 622 = Regiſter. Nr. Seite Nr. Seite . Dumuluk 165. 262 Gelbbauchſittich 163. 261 Goldzeiſig Dura 130. 231 Gelbflügelamazoue 61. 170 Goldzügel Edelammerfink 558. 535 Gelbflügelſittich 141. 238 Golmer Edelfink 253. 348 Gelbflügelſperling 546. 533 Gorſe Edelpapagei, Müllers 18. 154 Gelbhauben⸗Kakadu 81. 190 Granatfink Edelſchläger 228. 330 Gelbkopf 61. 170 Grasammerfink Einfarbſittich 183. 267 Gelbling 564. 546 Grasfink Eisammer g 590. 552 Gelbmantellori 192. 275 Grauammer Elfenbeinſittich 122. 222 Gelbſcheitel⸗Amazone 63. 171 Grauammerfink Elfenpapagei 76. 185 Gelbſchnabel 258. 359 Grauaſtrild Elske 250. 344 Gelbſchnabelhabia 335. 415 Graubauchknacker Elſterling 331. 414 Gelbſchulterwida 507. 518 Grauhabia Elſtervögelchen 400. 438 Gelbſchulterwitwe 507. 518 Grauhänfling Emmering 564. 546 Gelbſteißſittich 168. 263 Graukardinal Emmeritz 564. 546 Gelbſtirn⸗Mohrenkopf 35. 160 Grauköpfchen Emmerling 564. 546 Gelbwangen⸗Amazone 53. 168 Grauleinfink Engelchen 264. 369 Gelbwangen⸗Kakadu 83. 190 Graulerche Erdſittich 149. 254 Geringero 96. 202 Graumantel Erzlori 188. 274 Gerſtenammer 563. 545 Graupfäffchen Erzpfäffchen 237. 338 Geſellſchaftsammerfink 538. 531 Grautangara Erzweber 488. 503 Geſellſchaftslerche 601. 568 Greinerlein Fächerpapagei 31. 159 Gilberling 564. 546 Grenadier Faridi 134 231 Gilberitz 564. 546 Grinzling Faſänchen 438. 468 Gilblerche 615. 571 Großkehlſpatz Faſanſittich 157. 260 Gilbling 564. 546 Großſchnabelorgauiſt = Faulſperling 284. 383 Gimpel 211. 296 Großſchnabeltangara Federzunge 343. 418 Girlitz 219. 312 Groundrobin Feinſittich 153. 257 Gitterflügel 427. 460 Grünedelpapagei Feldammerfink 539. 531 Gladikbetul f 397. 433 Grünflügel⸗Arara Feldlerche 598. 568 Glanzflügel⸗Papagei 29. 158 Grünhabia Feldſperling 291. 385 Glanzorganiſt N 387. 429 Grünhänfling — 539. 531 Glanzſittich. 151. 256 Grünkardinal Felſenammer 575. 548 Glanzweber 485. 501 Grünling Felſenſittich 109. 220 Glatzenkopf 28. 158 Grünſchlüng = 3 Felsfink 258. 359 Gos 38. 160 Grünſchulter⸗Edelpapagei 17. 153 Fettammer 566. 546 Goffins Kakadu 88. 191 Grünſchwanz . Feuerfink 498. 511 Golabi 78. 190 Grünſchwanzlori Feuerflügelſittich 143. 238 Goldammer 564. 546 Grüntangara Feuerſchwanz 434. 462 Goldaugenſittich 116. 221 Grünvogel Fichtenammer 573. 548 Goldbärtchen 242. 340 Grünwangen⸗Amazone Fichtengimpel 213. 303 Goldbauch | 223. 329 Grünzügel⸗Papagei Fichtenkreuzſchnabel 206. 291 Goldblättchen 444. 469 Grundrötel Fichtenzeiſig 268. 370 Goldbraunammer 577. 549 Guacamayo Fidſchiſittich 173. 265 Goldbraune 241. 339 Guatemala⸗ Amazone Finkenkönig 250. 344 Goldbrüſtchen 444. 469 Gürtelgrasfink f Finkenlerche 602. 568 Goldbürzeltangara 362. 421 Gürtellerche Flachsfink 259. 362 Goldbürzelzeiſig 2122310 Gürtelpapagei Flachszeiſig 259. 362 Goldfink 256. 349 Guildings⸗Amazone Flammenfink ee e 262. 365 Gulielmis⸗Papagei Flaſchenbaum⸗Tangara 343. 418 Goldflügelſittich 145. 239 Guljederung Frauenlori 190. 274 Goldgilbweber 476. 487 Gurah Fricke 291. 385 Goldkehle 222. 329 Habia Fruchttangara 369. 422 Goldkehlgrüning 338. 416 Hänfling Frühlingsammer 568. 547 Goldkinnſittich 144. 239 Hahnſchweifwida Frühlingspapagei 75. 185 Goldkopfſittich 146. 239 Hahnſchweifwitwe Fuchsammerfink 522. 528 Goldkragen i 244. 340 Hakenfink Fuchsſperling 522. 528 Goldkronenkanarienvogel 230. 334 Hakengimpel Fuchsweber 477. 488 Goldkronenſperling 526. 529 | Hafenternbeißer Furchentangara 368. 422 Goldkronfink f 526. 529 Hakenkreuzſchnabel Gagi 132. 231 Goldmaskenſittich 123. 222 Halbmaskenlori Gallar 130. 231 Goldnacken 59. 170 Haldenammer Ganzgrünſittich 115. 221 Goldrückentangara 378. 424 Halsbandfink Gartenammer 566. 546 Goldſcheitelorganiſt 392. 430 Halsbandlerche Gartenfink 253. 348 Goldſperling 293. 385 Halsbandſittich Garuba 112. 220 Goldſtiglitz 269. 370 Halsbandweber Gatterer 397. 433 Goldſtirngirlitz 221. 312 Harrelal Gatturama 394. 430 Goldſtirnorganiſt 388. 429 Hartangara Gaukellerche 611. 570 Goldſtirnſittich 121. 222 Hartlaubszeiſig Geelammer 564. 546 Goldtangara 354. 420 Hartſchnabel Geeling 564. 546 Goldwangen⸗Kakadu 85. 191 | Haubenammer Gelbammer 561. 545 Goldweber 464. 485 Haubenfink Jakobin Bu - Regiſter ö Bor NE Seite 53 Haubenlerche 613. 571 Kapſperling Haubenweber 486. 501 Kapuzenlerche F Haublättchen 225. 329 Kapuzenlori Hausfink 284. 383 Aan ö Hauslerche 613. 571 Kapweber Hausſperling 284. 383 Kararia Havanaſtittich 116. 221 Karawang Heckenammer 568. 547 Kardinal Hieidelerche 603. 569 Kardinal⸗Edelpapagei Helenavogel 438. 468 Kardinalweber Helmkakadu 95. 202 Karminaſtrild Hemperling 257. 359 Karminhänfling Herkulesknacker 317. 408 Karmingimpel Himalaya Stiglitz 263. 366 Karolinaſittich | Himmelslerche 599. 568 Kasmalos Hirſenammer 573. 545 Kaſtorie Hirſenfink 278. 379 Kaſtorie-⸗Radja Hirſenvogel 278. 379 Katfink Hivamohan 9. 152 Katzenammerfink Hochedelſittich 129. 230 Katzenvogel | Höhlenſittich 150. 255 Kawarahiba Hofſperling 284. 383 Kehlammerfink 5 Holbölks Leinſint 260. 362 Kehlſpatz Holzlerche 603. 569 Keſſi⸗Sittich Holzſperling 291. 385 Kiefernkreuzſchnabel Hornlerche 595. 567 ee le ⸗Arara 99. 211 Kilakil Ili 20. 156 Kirkitſch Nr 193. 275 Kirſchbeißer Imrit 135. 232 Kirſchfink Indigovogel 298. 394 Kirſchhacker Inka Kakadu 86. 191 Kirſchkernbeißer Iſabelllerche 606. 569 Kirſchknacker Iſabelltangara 379. 424 Kirſchvogel Jacarini 302. 397 Kiſſi Jako 1. 145 Klepper 2 2 413. 440 Klepperlerche Jamaika = Amazone 44. 160 Kletter Jarankra 186. 273 Klippenſittich rer 201. 280 Knackerlerche Jata⸗Wala ⸗Kirkitſch 196. 276 Knipper Jendaya 120. 222 Knobellerche ura 58. 170 Knuſt Futvogel 566. 546 Khnigslori Kägler 256. 349 Königswida Kafferammer 588. 551 Königswitwe Kagula 173. 265 Korallenſchnäbelchen Kajila 135. 232 Kornſperling Kaka 174. 265 Kotlerche 204. 283 Kragenſittich Rafapo 98. 208 Krappenfreſſer Kaliriki 181. 267 Kreuzvogel Kaktusſittich 124. 223 Krinitz Kalanderlerche 620. 572 Kriny Kalangai 89. 191 Krontangara Kala ⸗Sira⸗Lori 188. 274 Krummſchnabel Kalkuin 193. 275 Kuba⸗ Amazone Kammlerche 613. 571 Küſtenammerfink Kanarienſittich 148. 242 Kulaziſſt Kanarienvogel 220. 312 Kulgardar Kanarienvogel, italieniſcher 274. 376 Kurika Kandar 14. 153 Kurzzehenlerche Kandawala 480. 495 Kuttenelſterchen Kanermauk 10. 152 Kutvogel Kapland⸗Kanarienvogel 224. 329 Kyloring Kap = Papagei 33. 159 Lalkan Kappenammer 560. 545 Lalmohan Kappenaſtrild 441. 469 Sonailaihapagen, un Kappenlerche 627. 574 milians | Kappenpapagei 5 23. 157 Langſchnabelſittich el, 265. 369 PIRATEN * Nr. 290. 628. 198. 271. 475. 129. 81. 312. 13. 487. 448. 214. 214. 118. IR. 13. 176. 256. 519. 519. 273. 553. 295. 119. 205. 205. 19. 193. 250. 250. 250. 250. 250. 250. 201. 250. 624. 262. 155. 624. 563. 603. 563. 175. 513. 513. 232. 284. 613. 165. 213. 206. 206. 20. 346. 205. 45. 549. 73. 154. 60. 601. 399. 278. 149. 75. 15. 27. 158 108. 8 Seite 384 574 276 370 487 230 190 405 152 502 470 305 305 221 205 152 265 349 527 Hat 379 534 386 222 291 291 154 L 275 344 N 344 344 344 344 344 280 344 573 365 257 573 545 569 545 265 520 520 337 383 571 265 303 291 291 156 418 291 166 533 185 257 170 568 437 379 254 185 152 218 233 Lapi Lappländer Larvenamarant Lat⸗Sira⸗Lori Latzammer Latzruderfink Laufſittich Lazulfink Leinfink Lelui Leps Lerchenammer Lerchenammerfink Lerchenfink Levaillants Amazone Lavaillants Papagei Lewark 5 5 innes Edelpapagei Lorberfink : Lorberlerche Loro Lülerche Lüning Lüirle Lulllerche uri Madagaskarweber ſcadhana Madna⸗Bola Mahali Maitaka Malabarfaſänchen Malitihia Manjaur Mantelkardinal Mantelſchwärzling Manuf-Manyar Manyar Marakana Maskenammer Maskengimpel Maskengrasfink Maskenkernbeißer Maskenkernknacker Maskenſittich Masken⸗Vaza Maskenweber Maurenfink Mehlhänfling Meiſengimpel Merzeiſig Meyers Papagei Miß Mitchells Lori Mitteledelpapagei Mittellerche Mittelweber Mönchſittich Mönchstangara Mönchsvogel Mönchszeiſig Mohrenkopf — großer Mohrenlerche Mohrwachtelfink Mongole Morgenfink Moſambik Mosbürz 623 Nr. 326. 591. 449. 192. 592. 321. 181. 301. 259. 193. 284. 591. 544. 530. 62. 33. 598. 77. 14. 255. 614. 109. 603. 284. 613. 603. 188. 489. 132. 138. 491. 26. 407. 131. 190. 309. 496. 481. 479. 107. 569. 229. 461 Seite 412 552 470 215 552 411 267 395 362 275 383 552 532 529 171 160 568 185 153 349 574 220 569 383 571 569 274 503 231 233 505 158 439 231 273 400 510 496 495 213 547 333 344 409 265 146 486 349 . 359 306 362 161 . 349 383 280 152 . 969 . 481 241 417 439 . 369 . 160 . 159 573 460 439 529 . 329 547 624 Mosemmerling Motmot⸗ Papageien Muſchelſittich Muſchelſperling Muskatvogel Nakalnor Naktaugen⸗Kakadu Naſen⸗Kakadu Netzflügel Neuholländer Neuvogel Ninrie f Nonnenorganiſt Nonnenvogel Nordammerfink Nunri Nußbeißer Nußſperling Nymphe Ohrlerche Drangebädchen Drangentangara Orangenvogel Orangevogel Orangewange Ortolan Ortolankönig Oryx Pahari Papa⸗Capim Papageiengimpel Papageio Papſtfink Papualori Paradisamadine Paradistangard Paradiswida Paradiswitwe Paratikia Parisvogel Perico Perlhalstangara Pfäffchen Pfaffenvogel Pflaumenkopf Phaeton Pietje⸗Kanarie Polarammerfink Pol⸗Girawa Portorico-Amazone Prachtammer Prachtorganiſt Prachtſittich Prachttangara Prieſterlerche Prinzenweber Puhariſittich Purpurgimpel Purpurkardinal Purpurkronfink Purpurtangara Quäker Quitter Rapfink Raspelſperling Rauchſperling Reisknacker Reisvogel ö Miedanmerfinf Nr. Seite 578. 20 159. 58. 148. 291. 408. 413. 79. 92. 401. 64. 590. 188. 390. 414. 520. 191. 250. 291. 94. 596. 440. 370. 370. 498. 440. 566. 560. 497. 129: 305. 218. 64. 171 299. 190. 419. b 2 511. e 3 213. 143. 918: 234. 429. 199. 458. 2 542. 74. 43. 585. 383 171. 374. 594. 474. 132. 215: also 306. 359. 256. 258. 278. 538. 284. 324% 397 536, 549 156 261 170 242 385 439 440 190 192 438 171 552 274 429 440 527 275 344 385 198 567 469 422 423 511 469 546 545 511 230 398 309 395 274 441 423 519 519 159 303 238 423 337 461 279 472 376 532 185 166 550 429 264 423 567 487 231 306 405 398 421 349 359 379 531 383 342 433 531 Rieſenweber Ringelfink Ringelſperling Ringſittich Rötelammer Rötelhabia Rötelmunie Rötelſperling Rohrammer Rohrleps Rohrſpatz Rohrſperling Ros ehill Roſella Roſenbruſtknacker Roſengimpel Roſenkakadu Roſenpapagei No) Sl. Roßkrinitz Roſtammer Roſtkopf⸗ Papagei Roſtſperling Rotachſel⸗ Rotbauch⸗ Mohrenkopf Rotbindenkreuzſchnabel Rotbruſtamarant Rotbruſtlori Rotbürzel Rotbürzelſittich Rotbürzeltangara Rotbug⸗Amazone Rotedelpapagei n Rotgirlitz Rothänfling Rothaubenfink Rothauben⸗Kakadu Rothaubentangara Rotkäppchen Rotkäppchentangara Rotkafferfink Rotkopfamadine Notkopfgimpel Rotkopfkardinal Rotkopfſperling Rotkopftangara Rotkopfweber Rotlarve Rotmasken⸗ Amazone Rotprieſter Rotſcheitelorganiſt Rotſpiegel⸗Amazone Rotſteiß⸗Kakadu Rotſterzfink Rotſtirnorganiſt Rotwangenſittich Rotzügel Kakadu Rubinlori Ruderfink Rüppells Papagei Ruplerche Sabiaſicca Sängerfink Safranfink Saharaammer Salatlerche Samenknacker Sammetlori Register. Nr. Seite 463. 428. 2302 166. 583. 337. 411. 288. 5.18; 578. 578. 291. 578. 159. 160. 315. 216: 91. 67. 135. 205. 567. 25.1 283. 65. 0 207. 447. 200. 450. 180. 363. 64. 12 253. 458. RL 359 398 . 190 485 461 385 263 556 416 439 384 549 549 549 385 549 261 261 408 306 191 175 232 291 547 157 383 174 160 291 470 280 470 266 421 171 152 348 472 Sanne Sammetvogel Sandlerche Sangaſſu Sangia Saphirlori Sarbobaya Satlerche Saumammerfink Savannaſperling a Schättchen Schakari⸗Munie Scharbaya Scharlachbürzelchen a = Scharlachflügelſittich Scharlachkappe Scharlachkopf Be Scharladoht Scharlachſchwanz Scharlachſittich Scharlachtangara Scharlachweber Schellenlerche Schiebchen Schieferammerfink Schildammer Schildfink Schildſittich Schildwida Schildwitwe Schilffink Schilfvogel Schier ge Schilling Se Schira Schlagammerfſut Schleierhabia Schleierweber Schmalſchnabelkardinal Schmerlvogel Schmetterlingsfink Schmuckammer Schmuckammerfink Schmuckſittich Schnäpperorganiſt Schneeammer Schneeammerfink Schneeemmerling Schneefink Schneelerche Schneeortolan ee 1 Schnellpapagei Schnurrbärtchen Schönbürzel Schönfink Schönſittich Schopffink Schopflerche Schuppenbrüſtchen Schuppenkäppchen Schwalbenlori Schwalbenorganiſt Schwalbentaugara Schwarzbäckchen Schwarzgeſichtchen Schwarzgimpelfink . e a ec Schwarzkäppchen f Schwarzkinnfink Schwarzknacker Schwarzkopfknacker Schwarzkopfweber Schwarzohr⸗Papagei Schwarzpapagei Schwarzſchna elſittich Schwarszſchulter⸗Edel⸗ papagei Nr. 384. 236. 553. 246. 316. 472. 26. 3. 16. e ißer 202. 44. 418 Schwarztangara * Schwunſch Schwunz Seeammerfink Seeſtrandfink Serindit Siang Sidelweber Siebenfarb Siebenſtreifenammer Silberfaſänchen Silberkronfink Silberſchnabel Silindit Singammerfink Singbas Singgimpel Singlerche Singſperling Sirtein Sittichfink Smaragdſittich Soldaten ⸗-Arara Sommerammer Sommerammerfink Sommerrotvogel Sonnenfink Spar Spatz Spatzenammer Sperk Sperling, einheimiſcher Serin eee Sperlingsaſtrild Sperlingspapagei Spiegellerche Spiegelwida Spiegelwitwe Spitzbauchmunie Spibſchwanzfink Spitzſchwanzſittich Sporenammer Sporenfink Spreufink S pringfink Springſittich Sprottfink Stachlik Stahlfink Stahltangara Steinbeißer Steinemmerling San Steinhänfling Steinlerche Steinſperling nenn e Brehm, gefangene Vögel. I. Seite 429 337 534 342 408 487 158 145 232 153 344 379 379 533 533 532 Steppenlerche Sterlitz Sternart Stiglitz Stockhänfling Streifenammer Strichelammerfink Strichellori Strietvogel Strohſittich Strumpfwirker Stummellerche Stummelſchwanz Stummelwida Stummelwitwe Sumpfammerfink Sumpfſperling . 185 | Sybar 205 507 423 551 . 439 529 438 185 530 . 439 330 570 530 280 458 223 211 546 532 419 472 383 383 533 383 462 533 . 462 46175 569 518 518 438 461 533 — 220 552 552 348 os . 267 3. 348 | Tui 365 524 419 344 547 . 382 1 359 569 f 382 543. Tannenfink Tannenpapagei Tannenvogel Tagiranga Tarago Tarral Taubenhals⸗Amazone Taubenſittich Teliabaya Tenii Ticko⸗Ticko Tiga Tigerfink Tijepirange Timneh Tintillon Tiriba Tirika Tiriton Tiſchih Tjelirdit Topela Tota Totta Trauertangara Trauerwida Trauerwitwe Trauerzeiſig Trillerlerche Tropfenammerfink Tropfentangara Trugammerfink Trun Truppweber Tuia Tui Maitaca Tuipara Tulia⸗Munia Türkiſin Türkistangara Unvergleichliche Unzertrennliche Veilchen ⸗Papagei Vihweber Wachtelammerfink \ Regiſter. . Seite „878 365 546 365 359 551 . 529 276 552 W᷑ 260 545 568 458 518 518 526 383 231 . 568 6511 . 495 233 263 Ta . 349 . 291 5. 291 . 420 208 282 . 167 1282 . 495 | Wib . 458 529 9231 . 471 . 420 . 145 . 349 223 1238 190 157 6485 439 230 376 . 418 818 5. 518 370 | . 568 5. 535 424 530 365 496 239 231 157 5. 239 439 . 256 425 394 110 . 159 Ziertangara . 481 532 Wachtelfink Waldammer Waldfink Waldhüttenſperling Waldlerche Wanakia Waſa Waſſerſperling Waza Wechſelammer Wegelerche Weidenammer Weidenſperling Weinlerche Weißbäckchen Weißbärtchen Weißbauchmunie Weißbindenkreuzſchnabel Weißflügelkreuzſchnabel Weißhänfling Weißhalsſperling Weißhauben⸗Kakadu Weißkehle Weißkronfink Weißohrlerche Weißohrſittich e ee 1 mazone Wellat Wellenaſtrild Wellenſittich e Edelpapagei ibong Wieſenammer Windſcher Wini Winterammer Winterammerfink Winterfink Winterlerche Winterling Wonkunga Worabe Wudſcherek Wühl⸗Kakadu Würgerhabia Wüſtenammer Wüſtenfink Wüſtengimpel Wüſtenläuferlerche Wüſtenlerche Wüſtenſperling Wüſtentrompeter Zätſcher Zaunammer Zaungilberitz Zebrafink Zeiſig Zeiſiggrünling Zeiſig, Stanleys Zeiſing Zerling Zierammer Zierfink Zierinchen Zierorganiſt Zierſittich Zieschen Zimmetreisvogel 40 Nr. 425. 574. 253. 292. 603. 31. 3. 578. 755 584. 613. 582. 287. 613. 430. 235. 404. 208. 09. 21: 527. 80. 226. 524. 625. 128. 142. 46. 175. 438. 148. 11. 434. 563. 566. 184. 563. 552. 256. 594. 563. 590. 177. 503. 459. 93. 330. 587. 218. 218. 617. 606. 282. 218. 256. 568. 568. 437. 264. 280. 266. 264. 256. 576. 445. 259. 391. 71. 367. 264. 398. 625 Seite 459 548 348 385 569 159 146 549 146 550 571 550 383 571 461 337 430 292 292 359 529 190 329 528 574 224 238 166 265 468 242 152 462 545 546 273 545 534 349 567 545 552 266 511 481 192 412 309 309 572 559 382 309 349 547 547 462 369 380 369 369 349 549 470 362 430 185 422 369 433 551 ; Nr. Seite = Zinnobertangara 353. 420 Zopflerche Zipammer 571. 547 Zweifarbenammer Zirpammer 568. 547 Zweifarbenſchwärzling Zitſcherling d 259. 362 Zwergammer Nr. Seite 8 f . 613. 571 Zwergammerfink 559. 544 Zwergelſterlingg 495. 510 Zwergkreuzſchnabel 581. 550 | Smergfperling P 8 = Berichtigung. an. Auf S. 248 Zle. 14 v. o. iſt zu leſen ungebrannter anſtatt ungelöſchter Kalk, nemlich Kreide. d * 1 * 5 N 91 Gedruckt bei E. Polz in Leipzig. * . M g 0 “ * v hi: „ a © 1 ! 1 — ——. . — —7˖¼—jÜVꝙ+Üiꝙ;ñ nern ern nen one 0 E ge TEE men. m ˙ A — — — - vo g 7 22 2 nn z * — — ** - n a ER 8 7 - = N x < =; I * 8 Erläuterung der Zeichnungen des Flug Gebauers. Die Einrichtung und Konſtruction des Fluggebauers iſt in drei Blatt Zeichnungen, im Grundriß, Querſchnitt und Anſicht dargeſtellt, und dürften dieſe Zeichnungen im allgemeinen für jeden Sachverſtändigen vollſtändig genügende Anhaltspunkte für die Ausführung des Bauwerks gewähren. Nachſtehende erläuternde Bemerkungen möchten indeß zum Verſtändnis der Zeichnungen beitragen. | Zunächſt ſei bemerkt, daß der leitende Gedanke für die vorliegende Muſterzeichnung die Herſtellung eines größeren Fluggebauers für einen zoologiſchen Garten geweſen iſt, ein Umſtand, welcher jedoch nicht ausſchließt, daß für kleinere Verhältniſſe derſelbe Bau mit geringen Abänderungen zur Ausführung gebracht werden kann. | Durch die gewählte Grundform iſt beſonders der an jeden Aufenthaltsort für gefangene Vögel zu ſtellenden Haupt⸗ Anforderung, die Tiere vor ſchadenbringender Zugluft zu ſchützen, Rechnung getragen, und iſt es bei dieſer Konſtruction ermöglicht, für die Vögel bei jeder nur herſchenden Windrichtung einen ſicheren, ſchutzgewährenden Zufluchtsort zu ſchaffen, an welchem ſie den gefahrbringenden Einflüſſen der Zugluft ſich entziehen können. — Der Grundriß auf Blatt I zeigt als Grundform des Fluggebauers ein reguläres Achteck, an welches ſich vier oblonge Zellen anſchließen. Dieſer Teil des Gebäudes wird maſſiv in Ziegelrohbau aufgeführt, durchweg unterkellert und auf eine ca. I. hohe Plinte geſtellt. — Die Abteilungen a, a, a, ſieben an der Zahl, dienen als Winterkäfige, — der Raum c, bezeichnet einen freien Umgang, an welchen ſich die Winterkäfige anſchließen, — die Abteilungen b, b, b dienen als Winter⸗ und Sommerkäfige, der Raum d bildet eine, mit möglichſt luftdicht ſchließenden Windfangtüren verſehene Vorhalle. Um die Räume a, a, a als Winter- und Sommerkäfige benutzen zu können, erhalten dieſelben dichtſchließende Fenſter zum Vorſetzen. Im Winter wird die äußere, im Sommer die nach dem Inneren des Fluggebauers liegende Fenſteröffnung geſchloſſen. — Das Kellergeſchoß des Maſſivbaues entſpricht mehreren Bedürfniſſen. Zunächſt werden durch dasſelbe verſchiedene Zellen gewonnen, in welchen das Futter für die Vögel aufbewahrt und zubereitet werden kann, — hauptſächlich jedoch dient dasſelbe für die Winterzeit als Heizklammer. — In der Mitte des Raumes befindet ſich nemlich ein mit einem Mantel umſchloſſener eiſerner Röhrenofen, welcher vom Kellergeſchoſs aus geheizt wird. Der Röhren⸗ ofen geht, wie aus dem Durchſchnitt auf Blatt II erſichtlich, durch den ganzen inneren Raum des Fluggebauers und tritt im Scheitelpunkt der Kuppel als Schornſtein aus der⸗ ſelben heraus. Bei dieſer Art der Heizvorrichtung bleiben die Vögel im Inneren des Gebäudes von ſchädlichem Rauch, Gaſen aus dem Brennmaterial u. ſ. w. verſchont, und kann der Raum des Gebauers ſelbſt ſtets rein und ſauber gehalten werden. Ein fernerer wichtiger Zweck, welcher durch dieſe Konſtruction der Heizvorrichtung ohne weitere Mühe und Koſten erreicht wird, beſteht darin, daß durch das eiſerne Rauchrohr des Schornſteins für die Winterzeit das Trink⸗ und Spülwaſſer vorgewärmt wird. In der Höhe des Hauptgeſimſes des Mittelbaues befindet ſich nemlich auf ſchmiede⸗ eiſernen Trägern, welche gleichzeitig zur Verankerung des Mauerwerks dienen, ein aus Eiſenblechen konſtruirter Waſſerbehälter e, e, durch welchen das ſtark erwärmte Rauchrohr FFF l ZT N TERN NEE Erläuterung der 30 des 5 Gebauers. hindurch geht. Durch eine im Kellergeſchoſs befindliche Weich wird der Behälter gefüllt, und von ihm aus mittelſt eines Netzes von Röhren, welches durch kleine Hähne geöffnet und geſchloſſen werden, das Waſſer in die Bade- reſp. Trink⸗Becken geleitet. Die Waſſerverſorgung ſämtlicher Käfige kann auf . Weiſe höchſt bequem und gleichmäßig | bewirkt werden. 85 Stehen für die Ausführung der ganzen nlane genügende Mittel zur Bete ſo iſt es ſelbſtredend, anzuraten, die Erwärmung der Winterkäfige mittelſt einer Heiß⸗ oder Warm⸗Waſſerheizung zu bewirken, und auch in dieſem Falle gewährt das Kellergeſchoſs einen ſehr paſſenden Raum zur Unterbringung des Heizkeſſels, während das Röhrenſyſtem in 0 dem Fußboden des Umganges c, e, jo wie in den Seitenwänden angebracht werden kann. Die ſieben Winterkäfige a, a, werden einfach durch zierliche gußeiſerne Säulen, zwiſchen welchen gußeiſerne (beziehentlich gat hölzerne) Brüſtungen zu befeſtigen ſind, gebildet. Zwiſchen dieſen Brüſtungen und einem über den Säulen als Architrav angebrachten, durchbrochenen eiſernen Geſimſe werden Klavirſaiten eingezogen. Die Decke eines jeden Gebauers wird durch Dratgeflechte hergeſtellt. | Der mit einer leicht konſtruirten eiſernen Kuppel überdeckte Mittelbau wird teilweiſe durch acht in dem Tambour angebrachte Fenſter, teils durch Oberlichtfenſter in der Kuppel ſelbſt vorzüglich beleuchtet, und dienen die Fenſter in der Kuppel gleichzeitig zur Lüftung, ohne daß im geringſten Zugluft entſteht. — Der Raum in der Kuppel, kann ebenfalls bequem für die Winterzeit zur Aufſtellung von Käfigen benutzt werden. — An den maſſiven achteckigen Mittelbau, welcher mit den vier oblongen Anbauten b, b, ein regelmäßiges Kreuz bildet, ſchließen ſich vier ebenfalls achteckige, große Fluggebauer X, x, an, welche ſich als Sommerkäfige charakteriſiren. Der Unterbau für dieſe Sommerkäfige iſt ebenfalls maſſiv; eine Unterkellerung findet hier jedoch nicht ſtatt, um in denſelben Baum⸗ und Strauchwerk pflanzen, reſp. unterbringen zu können. Die Umfaſſungswände dieſes möglichſt leicht und zierlich zu konſtruirenden Sommer⸗ gebauers beſtehen aus eiſernen Säulen, mit einer auf der Plinte liegenden, durchbrochenen eiſernen Brüſtung; auf und mit den Säulen wird ein eiſernes Gurtgeſims verſchraubt, an welches ſich die, aus Rippen und Dratgeflecht gebildete Kuppel anſchließt. Das Innere dieſes Sommer⸗Gebauers t, t, wird mit Baumſtämmen, paſſenden Pflanzen u. ſ. w. ebenſo mit kleinen Felspartien behufs Bildung von Waſſerfällen geſchmückt. In dem Fußboden werden die flachen Badebecken, Paddelmulden u. ſ. w. angebracht und zwar durch Mauerwerk hergeſtellt. Die in der Oberanſicht ſichtbaren Breter g, g, dienen dazu, den Vögeln bequeme, geſchützte Ruheplätze zu ſchaffen. i Um auch in dieſen Sommerkäfigen für alle Fälle und bei jeder Windrichtung den Tieren einen geſchützten Aufenthalt zu bieten, empfihlt ſich, in jedem der vier Gebauer f, k, die zunächſt an das Mauerwerk ſich anſchließenden Wände mit großen Glasſcheiben oder Fenſtern zu ſchließen. — Alles übrige dürfte durch die Zeichnungen hinreichend erläutert e — 0 IN { nit i SEEN u | | 8 ee | "Kistenhäuer hindurch geht. Durch eine im welehe bete gefüllt, und von ihm aus nn eines Ger: geöffnet und 1 werden e Wafferverforaun Mi. ben ” . ̃ 810 | A genügende Mitiel zur Verf 4 der Winterköfige elf einer Heiß t gpiejem Falle gewährt da bellergeſchsſs 5 Heizkeſſels, während dat Rohrenihſt den Seitenwänden a werden fi 2 Yon Ban durch zierliche gußeiſerne 8 Nen „ 5 es fr zu hefeſtigen ſiuß, gebik | FFC K Sue A Architrab angebrachten, 1 ei een F en gr eee, Die Decke einge jeden Wehe 0 ³¹wü 7 ON ie pnen Kuppel Düberdeckte Mittelbau 5 | ei N we re a. Se Oberlichtfenſter in der K on messe, a dienen 8 Fenſter in Der Kuppel gleichzeitig 5 f — . -— Der Naum in der e ka 65 . in 8 a n En ‘ot, Rn Beni werden. —— KR 98 an ben malfiven g a es Kren Bades tren ee Be “ kbenfalls⸗achteklige e e 1 5 weiche fh als Sönem⸗ enge ee Der Unterbau für dieſe 1 a Fler er rein Fa Wer jedoch nicht ö it i „ Dee MR monat! eien . 7 un können. g W8ʃ7R̃m nm 8 wien . Ya u zart eee en . e beſtehen aus eiſernen i sh N gt Pu. Be ee eat, ee den Wee ik A | = u Era fi Dim aus er en HRS Dcalge lern gebilde f ee ser» Gebauer 4, k, wird mit Pannen, bee e e artien behufs Bildung voz Waſſerfällen g. „ ben Anfseben werden die fachen © Debedeh, Pad er er. Nuseriier! hen engel Die u De Leerung . „„ gesch a Aenheplätze zu a * in san Ir Niesen Senken für alle Fan l bei iin geschützten Auer zu bieten, eue w ebe Mauerwerk is auf 4 e . gr en ie 7 15 e 5 6 4 1 N Pr . n 1 Ba a 1 1 . SE Bet Jö S * 445 25 . d a F 5 e l k 7 * f 1 A 2 * £ s ö 7 \ * . N P, 88 3 PER Day * ET 3 For ur 2 { he Er v_ 5 5 2 an 2 Se — 3 ; 5 8 = er. 8 —ͤ—Uꝑ—— f,; TT een: — —— SE 1 SR = Se 8 * 8 Er 22 2 PS * 5 a 0 we = * = * 2 5 > 2 FF * 2 5 55 2 FCK ²˙—eri⁵o ü EN EEE ı S 2 2 55 Pig J a RATEN W Er Ar NEE ö 0 bs et 0 4 7 5 * 1 * : Y IIIUUddddd N . M I — — = „ill HL N — x l | | — N | | LI EE ssi S SSS S — = z == Fe ES J. Kistenbauer. 2. Brehm’scher Finkenbauer. a — * — — erer BE rn ER eee Rn za eg En De ee J * —— — nn —ů— ů— p — 4 nr Narren „ ‚des De eb — BE * . 605 : fangen nee 208 * 8 * 110 as) ö or Lab. Anstw.J.0. Bach, Leipzig. rene Sa ee ee 77 | RR Er * 3 5 1 au * — —— ů ů ——— mn u ne mis en nen — en — Blatt I. e e , NE 2 . S . 7 — . 5 ,, 2 N — 627 7 7 . . — 2. = Ben 5 BES 20 NER ZI ar = fr — RL ZEL ee 12 Er err ra II ehr, u | 5 8 er — — sa rn FEZEINT 2 FCC AA rar — LTE Pr 2 eee A 2 — 2 z 5 — . HE tr E 70. SE nee e I 2 7 — S A ea CCF 2 5 )) 2 AUS F ZN an 8 FFF . IE WERD ä — x EL] EL PSP TREE 5 — 77 2 — —— 2 T —— A 7 , * — — e =, E IF 9 N 2 FD S, , 55 ä EL — RT EEE pe! GE ET NUR 77 LI S „ EA TG e — ,, 3 e A e — 2 N — 7 ? ze Be a N Kr Fr MISCIIOZETZ Pe x IH NIE LFZZEIZ 5 RE ENIELERLDRIEN WE 1 o 4 2 3 4 6 Nach den Ungabendes M* Iarehm eniworfauugersom Mae erster ik A Meyer. Tele: Vz. 187 Grundriss des Flußsebauers. Lith. Anstw .O. Bach, Leipzig. 5 0. & 14 1 14 1 x 1 — mn 5 8 1 . 5 7 Koh ’ 1 — — — vn he ei — — en — un * ee serie ——— — — DE na. on. gehe au mn va Profil des Pluggebauers nach A B. Lith. Anstv.J.0.Bach, Leipzig. CC a Blau I. ABER Im Hin lb h N Dad mm — 7 a nn 2 IR: TR FIS 6 1 . 7. e / In Deren den Ungabendeo gr Nreß e iworfäu.gex F EN, Mey e Rees) 3.1870. Profil des Fluggebauers nach A B. Lith. Anstv.J.0.Bach, Leipzig. a 5 — 0 & = — 82 — — e 4 n zer 2 Br