NUNC COGNOSCO EX PARTE

TRENT UNIVERSITY LIBRARY

h.iindemann'

BUCHHANDLUNG

HANNOVER

SCHILURSTHASSE 3t

©ellertS Sichtungen.

Weyers Klaffiker-flusgaben

herausgegeben oon Prof. Dr. Ernff Elfter.

Digitized by the Internet Archive in 2019 with funding from Kahle/Austin Foundation

https://archive.org/details/gellertsdichtungOOOOgell

Oküerts Bujjtungm.

£>erau§gegefien

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ßritifd) burdjgejefjeue unb erläuterte 2tu§gobe.

leip^ig unb 25»ien. SBtBltogrcipIjifdjeS 3 it fl 1 1 u t.

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!HUe SHcdite com S3«teßer torbetjalteu.

Unnml ks § crmt00ekr5.

üorltegenbe SluSgabe ber Sichtungen ©eKertS, bie nach bem für bie 3Jfeperfd;e ^lafflfer = S3ibliot^ef feflgefefc* ten glatte bearbeitet worben ift, beabfidjtigt weitem £ren fen bie Söerfe eines 0>id)terS zugänglich §u machen, ber mehrere ÜUienfdjenalter tjinburd; ein Siebling beS beut= fdjen SSolfeS gewefen ift unb and; heute nod^ nerbient, als beleljrenber unb unterhaltenber greunb Ijodjgeadjtet ju werben. OaS Hauptgewicht ber 2luSgabe ruljt natur= gemäfs auf ben „gabeln unb ©rjählungen", bie, foweit fte nicht ber Oidjter felbft auSgemerjt hat, nollftänbig jur Slufnaljme gelangen, wogegen bie „iDtoralifchen ©ebidjte" unb bie „©eiftlidjen Oben unb Sieber" nur in einer SluSwaljl nertreten finb. Oie bramatifchen Sichtungen ©eüerts fönnen auf ein anbreS als £)iftorifd)eS gntereffe feinen Slnfprud) erheben unb mußten beSljalb übergangen werben. Safs im Slnljange bie auf (Erziehung unb Unter* rieht bezüglichen Kapitel ber ,/Htoralif d;en SBorlefungen" unb bie „Sehren eines 33aterS" :c. beigegeben finb, ift ein SluSbritcf ber Hoffnung unb beS SßunfdjeS, es möge gerabe in ©djul* unb Sehrerfreifen baS Slnbenfen beS 9JtanneS, ber einft ein Praeceptor Germaniae ljiej3, wadj erhalten, ber in feinen Dichtungen niebergelegte

©eitert. I

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VI

S!onvort beS §erau8geber3.

©cf)ah von fittigenben ©ebanfen für bie (Schularbeit immer fruchtbarer gemacht werben.

©er ©ept folgt ber oom ©ichter felbft gutn STeil noch burchgefehenen ©efamtauägabe non 1769 ff., nur Ortho= graphie unb ^nterpunftion finb nach heutigem ©ebraudje geregelt.

2llg eine wertooHe Beigabe ber SluSgabe rnirb ba§ Porträt be3 ©ichterä unb bie ^abhtnlbung feiner &anb-- fdhrift begrübt werben. 23eibe »erbanfe ich ber $ürforge ber 9tebaftion biefer Sammlung, ©er £upferftich, non ©. ^rauffeä Hünftlerhanb herrüljrenb, ift eine nach bem Original hergeftellte genaue üllachbitbung beS auf ber ßeipgiger Unioerfität^Sibliothef befinblicljen berühmten ©rafffdjen ©tgemälbeä. ®ie Vorlage gu bem gaffimile ift ber wertoollen Sammlung be§ «gerat ©. Heftner in ©reäben entnommen, ber mit banfenäwertefter ©efäUig= feit eine 2tu§waf)l feiner gasreichen «ganbfchriften ©el= terts gur Sßeroielfältigung barbot.

«germannftabt, im Oftober 1891.

Dr. Jl. ^thnircrttö.

(Mrctrt gckit mib ^txlxt

Cfjriftian gürdjtegott ©eßert warb a[g ber ©ofjrt eineg eoangelifdjen ißfarrerg am 4. 3uli 1715 in jQainicfjen, einer fleinen ©tabt beg fäc^fifd^en ©rjgebirgeg, geboren, ©ein 33ater, ber jmeite ißrebiger beg Drteg, trug i£)it al§ fünften ©ofjn felbft in bie Saufmatritel ber Jtirctjen= genteinbe ein unb fügte ber Angabe ber ©eburt unb ber Saufe, am 8. 3;uli, ben frommen Sßunfcfj f)inp: ,,2ld) £err! (jöre mein ©ebet audj für biefeit ©otjn." $n ernftem, retigiöfem ©eifte, mie ifjn bieg ©ebet beg 33aterg befunbet, ift ber Sidjter auferpgen roorben unb in feinem 33anne j)at er jeit feineg Sebeng geftanben. Sod; tjatte rooljt im §aufe ber reiche Äinberfegen unb ein geioiffer poetifdjer gantilienpg ben ftnr- ren, faft roettftüdjtigen ©inn, ber fonft bie fädjfifdje ©eifttidjfeit fenn= jeidjnete, burdjbrodjen: ber SSater pflangte finnig im ©eburtgjatjre gürdjtegottg Sinbenbäume, bamit fie mit bem ©offne um bie SBette roüdjfen fjunbert !yaljre fpäter Ijat ber eine nod) geftanben unb in früher 3ugeni> fd^ort gab ©eßert ben 14 ©tü|en beg baufäßigen ißfarrfjaufeg Seben unb uerglid) fie mit ben 14 $inöern unb üinbeg= finbern, bie pm ©eburtgtage bem geliebten Sßater unb ©rojpater ifjre ©lüdroünfdje barbradjten.

2ßit 13 ^a^ren tarn ©eßert auf bie gürftenfclple gu ©t. Slfra in SJteifjen, 13 $af)re früher atg Seffing. Sie fädjfifcfien gürftenftfjulen genoffen nod; ben Stuf, ipocfiburgen beg ^untanigmug 31t fein. Sag flaffifdfe SUtertum roar ber freitid) nidjt afigutief bearbeitete 33oben, aug bem ben Zöglingen geiftige Stafirung für itjr ganjeg Seben er- roatfjfen foßtei SocI) Ratten audj ffier fefjon neue Strömungen ©inlajj geforbert unb gefunben. ©ine ©dpteroerbinbung ^mar, pr pflege ber beutfdjen ©pradfe, mar einige ^af;rjetjnte oor ©eßertg ©intritt auf= geiöft roorben, aber eben bamaig roarb ber neue Sejjrpian, ber aud; beut: fd;en ©prad): unb ©efdjidjtgunterridjt forberte, eingefüfjrt. 2ludj bie fyabetn beg 1699 geworbenen geteerten Sleftorg ber ©dple, 3. ©ottfr. ©eitert. 1 I

©ettert? Ee&eit unb Werfe.

3la&erter, roaren geroifj nocfj bet Seh rem unb ©djütern befamtt unb be= liebt unb lenften ben Vüd auf baS ©ebiet ber beutfdjen Sichtung, uor bern fonft ein gelehrt --flaffifd) gebilbeteS ©emüt noch ein wahrhaftes ©raufen empfanb.

©eifert mar ein munterer ^unge, bem baS flöfterlidje Sehen, bie grüfiroaftfjung am Vrunnentroge, bie ftramme 3udjt, welche feit fürs gern nur bie Stute weggefteßt hatte, nichts »on ber guten Saune weg= nahm. @r brachte periodos simplices unb compositas, adversativas unb concessivas in Verfe, hielt su §aufe um ein ßteibungSftüd in fomifcher Äanäleifpradie an, bie er fich in früheren Halmen burch Slb- fcbreibeit non Sitten, Äaufoerträgen u. f. ro. angeeignet hatte; er roagte eS mutig, einem früh gefiorbenen ißatenfinbe bie ©rabrebe ju halten, obroobl ifjm nur ein halber Sag jur Vorbereitung gewährt mar frei= lieh nicht oljne feierlichst fteden 5U bleiben. Sen alten ©djriftfteHern, bie iljm burch bie langweilig = trodene ©rflärung ber Sehrer oerbriefü lieh mürben, lehrte er ben Süden unb roanbte fich üu Vereine mit ben greunben ©ärtner unbDiabener begeiftert ber mobernen beutfdjenißoe= fte p. Seutirch unb ©ünther roaren feine Vorbilber. Vor allem ber lefjtere, ein gottbegnabeter Sichter, bem nach ©oett)e§ fchönem SBorte im jügellofen Unmaße Seben unb Sichten serronnen mar, machte auS feinem ©eifte „einen feuerfpeienbeit Sttna, ber alle um fiel; h«umlie= genbett gefunben ©egenben oerljeerte unb bie in feiner ©eele auffeü mettben ipflanjen oott Vernunft in Slfclje oermanbelte". gn biefem Vilbe wenigftenS jeidjnet in fpäteren fahren ber tränte Sichter mit fidjtlidjem Vefjagen an feiner einftigen ^ugenbtraft unb eignen ©efunbheit ben beraufdjenben ©inbrud ©üntEjerS auf U;n. Sod; ein Saufdj, bem bie ©rniid)terung halb folgte! Sie bichterifdjen Ver* fudje biefer geit oerbrannte er fpäter nur jroei anmutige VerS* Seiten haben fid) burdj müitbliche Überlieferung erhalten unb ©ün* ther hat er in ben Saljren feines „gereinigten ©efdjmadeS nie offne ©fei m bie ßänbe nehmen tönnen".

1734 bejog ©ellert bie Unioerfität Seipjig. Sie ©tubienjaljre er hatte bie Sheologie als £auptftubium gewählt finb bie ftillften feines füllen SebcnS gemefen. Unter ben UnioerfitätSlehrern mar feiner, ber einen irgenbroie bebeutenben ©influfj auf ihn gewonnen hätte. ©ottfdjcbS Vorlefungen ermähnt er in einem furjen SebeuS= beridjt aus ben fünfziger fahren nicht. Sach Veenbigung ber Unioer= fitätsftubien übernahm er bie §auSlehrerftelle bei einem fperrn oon Süttidjau, bann bereitete er baEjeint einen Vruber unb einen ©d)wefter= fohn jur llnioerfität oor. ©S waren pfriebene Sage, ba er abenbS bei

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©tubieufatjre. Sitterarifdje Slnfänge.

S3rot uttb einem ©laS SJteijjener SBein Shmänen ber Sanlbarfeit bem gütigen ©efdjicfe oergofj. Sen Seruf eines ©eifilidjen batte er bamalS noch nicht aus ben2lugen getaffen. ©r prebigteoft, unb ©ramererjäljlt1 * 3, ba§ er ein gern gehörter Sanjetrebner geroefen fei; bie roenigeti auf= beraahrtenSrebigtproöen auS biefer^eit betätigen bieS Urteil. ©r pre= bigte, mie baS junge Theologen gerne thun, apologetffch. Sie religiös jen Sroeifet, roeldje fid; in ihm burdfj philofophifdje unb anbre gelehrte ©tubien geregt, fefct er ohne meitereS audj bei feinen Zuhörern oorauS. ©r ftellt in großen 3ügen 3teIigiofität unb ftumpfeS Saljinleben gegen-- über, ebenfo ungläubigen gmeifel unb djriftlidjen @d)riftg(auöen. ©r roarnt oor falfchent Vertrauen auf bie eigne Slrbeit, als ob fie ber gött= liehen £ilfe entbehren fönne. 2lltteftameniliche Silber, rafd; fliejje'nbe, turj jugefpi^te ©ä|e geben biefert Serfudjett $raft unb Sebenbigleit. Soch haben oonfrüh an eine geroiffe ©Nüchternheit, eine fchroadjeSruft unb ein unsuoerläffigeS ©ebädjtniS ihm bie fprebigerlaufbaljn als m- itig jufagenb erfcheinen (affen.

1741 fehlte er, feinen ©chroefterfoljn begleitenb, nach Seipjig ju- riief unb mürbe nun in bie litterarifchen Strömungen ber ©eifteSfjaupt: ftabt Ijineingejogen. gunädjft arbeitete er im ©ottfchebfdjen Sann-- freife. ©r roarb ©elegenheitSbichter. ©in ^ochjeitgebicht („an §errn 3. 21. ©ramer") ift in bie gefammeltenSchriften aufgenommen roorbeit. ©benfo eine Sotenflage („2luf £errn SBidenS Sob"). ©in anbereS §ochjeitgebicht überarbeitete er p einer feiner Schäfer ^ßrjählungen („SamötaS unb (ßhoßiS"); bie meiften hat er ber oerbienten Sernich* tung preisgegeben. @S mar eine unS je£t nicht mehr oerftänblidje, beS SichterS unroiirbige 2tuSbeutung feines poetifchen SalenteS. $(agt er hoch felbft 1742 in einem Sriefe an ©ottfdjeb: „^eff habe fchon fo oielmal bei ber Sahre flagen müffen, bafs ich, ohne mich auSjufdjreiben, oft nicht roeifj, roaS ich fagen foll." SamalS hanbelte eS fidj um bie Sröftung eines leibtragenben §errn SeutnantS.

inmitten folch geiftlofer §anbroerlerarbeit ermachte in ihm bie Suft ju freierer, nicht an 3eit unb ©elegenljeit unb Seftellung gebun* bener Sidjtung. ©r mürbe ein fleißiger ibtitarbeiter ber feit 1741 00m ©ottfdjebjünger ©chroabe herattSgegebeneu „Seluftigungen beS Ser- ftanbeS unb beS SBitjeS". £ier erfchienen juerft bie beibeit ©djäfer* fpiele: „SaS Sanb" unb „©ploia", hier and; eine 3ieif)e oon fabeln

1 feinem warmen unb bie menfcfjiii^e Sebeutnng beä SidjterS feinfinnig jeidfnenben £eben§6ilbe ®eüert3 (aI3 10. SBanb ber gefammeiteu ©Triften ®el=

iert§), meinem audj norliegettbe SDarfteiinug bie meiften Mitteilungen aus ber gugenbjeit be3 SidjterS »erbauten ijnt.

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I*

(Seüertä £e&en uitb ffievfe.

uttb ©rjä^ungett, »on benen er nur einen geringen Seit (fünf) um* gearbeitet in bie beiben erften Bücher feiner gabeln unb (Stählungen fpüter aufnabm. ©er größere ©eil bilbet, ebenfalls umgearbeitet, ben Jtern beg britten Budjeg. ©eifert tjat fpäter in ben „Beurteilungen eini* ger gabeln aus ben Belüftigungen" einige berfelben einer peinlichen unb oft fleinlichen Uritif unterzogen.

©eifert mar 1742 SBtagifter geroorben; jroei gafjre fpäter erraarb er fid) burcb eine „2lbf)anblung über bie gabelbicbtung" »on ben älteften feiten bis auf Jgageborn bag Stecht, öffentliche Borlefungen ju batten, (Sr laS über ipoefie unb Berebfamfeit. Sugleicb fetjte er ben iprioatunterricbt, ben er jungen 2lbligeit im beutfcben Stile erteilt batte, fort. ©a§ biett ibtt in fteter Berbinbung mit ben ©tubierenben. 2ln einzelne tnüpfte if;n enge greunbfcbaft. §atte g. Gs. ©d&legel, eine fraftoolle, trobige unb bocf; gemütStiefe Statur, ihn zu IjeUer Begeü fterung bingeriffen, fo fcblofj er fich nun bem Äreife beg jüngeren 21. (Schlegel an. ©ärtner, Babener roaren barin bie älteren, bie füb= renbeu §äupter, ©ifefe, 2lbolf ©Riegel, 2lrnolb ©djmib, (Sbert, Qa-- chariä, $. ©br. Schmibt , Älopftod ber jüngere Stacfjmucbg. (Sg mar ber $reiS ber fo genannten Bremer Beiträger, ©ie altern unter ihnen mären 2J?itarbeiter an ©djmabeg „Belüftigungen" geroefcn, batten fich aber 1744 oon ihnen toSgefagt unb eine neue Seitfdjrift, bie in Bre.- men erfcf;einenben „Steuen Beiträge zum Vergnügen beg Berftanbeg unb SQßiheS", gegrünbet. ©ie münfcl;ten Bermeibung beg bäfjticben terarifcfjen ©treiteg, ber fich in ben „Belüftigungen" allzu breit her* oorbrängte, foroie fchärfere Äritit ber aufzunebmenben Beiträge, af§ fie bort geübt mürbe, gbrer neugegriinbeten Seitfdjrift glaubten fie burcb gemeinfame Befpredjung unb Berbefferung ber einzelnen Bei: träge unb burcb Bbftimmung über beren 2lufnabme einen böberen unb fiel; gleich bleibenben Sßert oerleiben zu tonnen, ©och erbeben fiel; ihre biebterifeben (Srjeugniffe nicht über bie beg ©ottfebebfeben Greifes, ©er 2Jtut, ben bie Beiträger in ihrer Sogfagung oom gefürchteten Sitte* raturbaupte bemiefen, mar Ujre bebeutenbfte Seiftung. Ser einzige Beitrag, ber riefengrofj über bag SDtittelmafj feiner Umgebung beroor* ragte, bie brei erften ©efänge »on ßlopftocfg „SOteffiag", mürbe oom ©icfjterlreig felbft atg eine 2lugnabme angeftaunt, aber nicht nach* geahmt.

©eifert ftanb als ber an gabren ältere, als ber ruhigere, be* fonnenere bem jungen Bolle gegenüber. Subern zeigten fiel; fdfjon jefst bie 2lnfänge eineg fpäter in immer fteigenbem SJtajje auftretenben £ei= beug, ©ie ©bavatterzeiebnung ber „kleinen gamilie »on greunbeu",

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$er Seipjiger greunbeälrei?.

bie in bem non Sranter, Ebert, ©ifefe fjerauSgegebenett „Jüngling" (1747 48) erfcfjien, führt i§n als „3Jtentor" ein. ©ie geht oon feiner $ränfHd)feit aus unb rühmt bann feine herrliche ©emütSart, bie ii)n im greunbeSumgang auf ©tunben ©d^merj unb VetrübniS oergeffen täfjt. ©ann fdjitbert fie anfcfjaulich, leife an ein ©eltertfcheS Suftfpiet anfpietenb unb ihn als ^unggefeHen ber „Vetfctjroefter" gegenüber* fteßenb, feinen ©ageStauf: „Er hat fich in alten feinen Verrichtungen ober tteinen Vergnügungen 311 einer fo ftrengen Drbnung gewöhnt, bafj er unter feinen Velannten beSroegen recht berühmt ift. Er hat feine geioiffe ©tunbe, roo er aufftefjt unb Äaffee trintt, feine befonbere geit, 100 er ©abal raucht, unb auch fein beftimmteS SDtafi, mie oiet er raucht. Sefen, Schreiben, SBein* unb SBaffertrinten, Vefuchen, ©pajie* rengetjen, aUe§ hat bei ihm feine eigne ©tunbe, unb er thut faft nichts einmat anberS, als baS anbre ÜDtat. Er mag fo fefjr befclfäftigt fein, roie er will, baS roirb ihn nicht bewegen, eine eittgige halbe ©tunbe länger 3U arbeiten, atS er fiel) oorgefefjt hat. 2ltSbann tteibet er fid) an unb gefjt fpajieren ober befugt feine greunbe. 1 3U^ feines VefudfjS ift man nirgenbS oor ihm fidler, ©ettn ba ihm feine ©efunb* heit baS ©efef; aufertegt tjat, nicht lange an einem Orte 3U bteibeu, fo öefudfjt er atte feine greunbe innerhalb einiger ©tunben. SBenn er unS nicht 3U ipaufe antrifft, fo oerfotgt er unS fosufagen oon einem £aufe in baS anbre, bis er unS finbet. Er überfchleidfjtunS mit feinen Umarmungen, roo roir eS oft am roenigften oermuten, unb er oertiert fich roieber, fobatb ber feiger gefchtagen hat. SBenn roir befchäftigt f'tnb, fo fteht er bei unS unb fieht unS 31t, ober fietjt unfre Vüdjer burch, bis feine geit um ift- 2ßer roottte aber feine ©efcfjäfte fo liebhaben, bafs er fie nicht gern beifeite legte, um fich mit ihm 3U unterhatten ober ihn ansufefjen? ©enn man mufs roiffen, baff er fo roenig rebet, bah oft fein ganser Vefuch hauptfachtict) nur barinnen befteljet, bafj er unS an* fieht _ ... ©ein ©chera ift oft nichts roeiter atS ein Säcfjetn ober¬

em roifcigeS Äopffdffütteln, roenn ich wich fo auSbrücten barf. SCBettn eS ihm gefällt, biefeS ©tittfchroeigen 31t unterbrechen unb fich burch anbre Reichen auSjubrücfen, als burch iKienen, fo ift unS biefeS um fo riet angenehmer, je unerwarteter eS ift. ©arnit fich meine Sefer in*

1 SBgt. „Sie Setfdproefter", 1, 1. Sorten, ©egen adit Uf;r fietjt fie auf. Unb fobatb fie ben $ujj in ben 5ßantoffet fefct, fo fängt fie and; an ju fingen.... . . . Unb fobatb neune fdftägt, fo fjört fie auf ju fingen, tucmt auch mitten in bem SSerfe eines Siebes märe. gerbinanb. fflarum beim baS? Sor* eben. @3 ift ihre Drbnung fo. Sie mitt ftunbemoeife, unb nid;t anberS, fingen unb beten. Sobatb eS neune feblägt, fo tauft fie, ioaS fie taitn, bannt fte, etie eS gaitj auSfdjtägt, fd^on an ihrem ©ebettifd;e fi(;t.

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Settert? SeBen unb SBerfe.

beffen ooit feiner füllen ©efeüfdjaft feinen unredjten begriff machen, fo mufs idj ihnen fagen, baff er fidfj auch suroeilen in augfü^rlic^ere @e? fprädje einläfd, infonberbeit trenn man bei üjm allein ift." 1 ©elegent? lieb freilich flotten fte itjn einen „alten Dfieiin", ber „nadigerabe fin- bifdj" merbe.

gitr ©eifert mar biefer $reiS jüngerer ©enoffen in jeber S3e? äiefnmg anregenb unb befrudjtenb. ©S mar, atS fiätte er je^t erft bie Scbafsgrube feiner eignen poetifdjen Segabung erfannt. gn rafdjer golge, 1743 46, erfdjienen feine SBerfe. ©S maren gabre fröhlichen SdjaffettS in »oder, fprubelnber ©eifteSfraft. 9Bie Sicbtblide oor ber entfagenben unb oerjagenben Stimmung ber fpäteren gabre gemab? tten unS Briefe biefer geit, ba er, getragen oom 23eifaH, ben feine SBerfe gefuttben, übermütig an einen SreSbener greunb fc^reibt: „Sin red;ter beutfcfjer 2lutor mufs feine Öfter? ober 3Jfid;aeIiSmeffe oorbei? gef;n taffen, ohne etmaS ^erau§3tigeben, menn eS auch nur ein fRontan? c|en ober ein itberfejjter ffatedjiSmuS fei." Ober menn er fdjilbert, mie er bei ©efegenljeit eines 93efud)eS auf beut genfter fauber eingebunbetx eines feiner SBücfjer fab: „gd; fann gbnen nicht fagen, roaS idj ba empfinbe, aber baS roeifj ich, bafs id; aisbann nidjt ju halten bin. gd; eile nadj §auS unb nehme bie geber in bie §anb unb fdjreibe, maS ich fdjreiben fann, unb ftelle mir febon einen neuen Drt oor, mo id; mid; mieber finben roerbe, menn eS auch in ben tgönbeit eines ^otäbauern märe."

1746 erfdjienen bie gefammeltett gabeln unb Stählungen. 3roei ga^re fpäter folgte ein smeiter unb britter ©eil. Safontaine unb anbre batten ihren gabelbidjtungen ein Seben JlfopS ober beS ißbäbruS oorauS? gefebidt. ©eifert gibt in feiner ßinleitung in bobern ©rabe fenn? jeidjnenb für iljit felbft „3tad)rid)t unb ©pempel oon alten beut? fdEjen gabeln", ©r führt bie ©täbtung eines SBotter, eines Vurfarb SßalbiS toeiter. Unb hier ift oieüeidjt ber ©cbfüffel ju ber faft beifpief? lofett Verbreitung ber ©elfertfdjen Sidjhutg 31t finben. Sie geiftigen Sebürfniffe ber höher gebilbeten Greife unb ber breiten VoIfSfcbicfjt geljtt feiten in berfelbcn 3ücbtung aus. 2ßo aber in einer geit ber litte? rarifd;e unb ber uolfstümlicbe 3ug ficb freien, ba mag eS fidj fügen, bafe ein Siebter mit glüdlicbem ©riffe nach beiben Vierungen bin be= friebigt unb entsüdt. ©0 ift eS auch ©eifert gelungen. 3Jiärcben, ©ier? gefd)id;ten, ©potter5äI)lungen oon menfd)Iid;en ©cbmädjen fittb immer

1 <Eri$ ©c$mibt, »eiträge jur JtenutniS ber Duetten unb gorfdpmgen. S3b. 39, S. 63 f.

JUopftotffdjen 3jugenbtt)rif

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gftanjäflfd&e unb beutle gaMbicStung cor (geliert.

beoorjugte Stoffe ber SoIfSerjä^ftuben gemefen. SBie muffte ba ein Sud) mirten, baS altes baS in ebler gönn gab unb fo ben eignen Sefifc an folcfjen ©rääfjfungen in höherem Sichte erfdjeinen tief!, baS auS bem rohen Stoffe eine fitttidt;e SBa^r^eit herauSfdfötte, bie faft mie eine ißrebigt ftang.

Zugleich aber mar in titterarifcfjen Greifen bie gabelbicfitung t)o dy tnobern geroorben. 2tu§ ber «Renaiffancejeit ^atte fic§ als biinner ga= ben bie ttberfefcung unb Umbidjtung ber äfopfdjen fraßet hergejogen. ©r fdfroolt ju breitem Strome an, als feit bem 2. gahr^ehnte beS gafjr- ÖunbertS bie franjöfifcßen gabetbidjter Safontaine unb Sa 3Rotte in ©eutfdjlanb überfeßt unb belannt mürben. Unb ^roar mar eS feineS-- meg§ Safontaine, ber ben geroaltigften Slnftofj gab. Seine Serfe ma= ren fcßon über ein halbes gahrhunbert tang in granfreid) beraunbert unb aufs tjödffte gepriefen roorben, etje fie bieSfeitS beS «RheineS 93ür* gerrecfit ertangten. Unb aud) biefeS erft burd) ben ©eleitSbrief, ben Sa JRotte ben fabeln feines SorgängerS in bem, feiner eignengabelfamm= tung oorauSgefdjidten „Discours sur la fable auSftellte. Sa 23iotte erhob hier für btefe Dichtungsgattung als gorberung: Safontatnefdfe «Bearbeitung, freilich aber auch Safontaine hatte fidj lebigtich auf Umbichtungen fcfjon gegebener Stoffe befdjränft eigne ©rfinbung. Stuf beutfdfem Soben geitigte bie frembe Saat in furjer Seit äftEjetifcTje unb poetifche Stuten. SBichmannS „Soefie 53er 9tieberfac$fen" brachte feit 1725 gabeln Überfehungen unb «Reufdjöpfungen non »erfchie* benen Serfaffero. dritter ingranlfurt ü b er goß baSSuidilnm mit einer glut leicht unb fließenb gefdjriebener gabeloerfe; in Hamburg bicf;tete §ageborn, in Sdjlefien Daniel Stoppe, in Königsberg ber Srofeffor Sod, in ber Schroeij S. SReper oon Knonau. ghre Sabeln erfchienen 1730—60. Su9^e^ erh°& SreitingerS „Kriiifdfe Didjtlunft" für bie gäbet ben Stnfpruch, bie oornehmfte Kunftgattung ju fein, ©eifert, in ber StRitte jroifchen ben ©enannten fteljenb an Drt unb Se^, übertraf fie roeit an Sßert unb an ©rfolg bei 3Riü unb «Radjmett. Seine gabeb bidftung madjt auch ber hiftorifdjen Setradjtung bie Sorliebe feiner Seit für biefe «floefiegattung oerftänbfich.

©r geigt gunächft in ber ©ntroidetung feiner Didjtung entfliehen §agebornfchen ©influß. §ageborn hatte ben bei Safontaine noch oor= Ijerrfchenben Sllepanbriner burdjbrodien unb teils oier* unb fünffüßige gamben geroähtt, teils mar er auf bie oolfSmäßige Siebftrophe gurüd= gegangen, ©eitert beginnt mit gabeln in Strophenform ober in Sllepanbrinern. Sie tragen beSfjatb noch ben herberen, fchärferen ©eift ber ^agebornfchen Stählung, enthalten babei auch, jur Ausfüllung

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©eHertä SeBen uttb SBer!e.

öe§ Sergmnßeg manche üBerflüfftge, matte Beiwörter, teere ^wifcßen-' fä|e, erinnern nocß etwag an „wafferpoetifcße" feiten. Socß Batb ßat er ficß eine eigne gorm unb eignen ^nßatt geraffen. £ageborn Bot eigenfinnig ber geitgenöffifd^en Kritif £ro|, inbem er, auf eigne @r= finbung oergicßienb, alte SBaßrßeit, alte ©rgäßtung in neuem ©ewanbe barBot. ©eitert faß in ber eignen ©rfinbung ben 2Bert ber Dicßtung. SnberSBorrebegumgweitenSucßefpracßeregflarunb bürraug; „ggge-- prt, menn man in ber ©pßäre bicßtet, in bie icß micß gewagt ßaße, uor altem anbern ein gewiffeg ©tuet bagu, um auf gute ©rfinbungen ju tommen. Siefeg ©tiiet ift ung oft entweber nur geroiffe 5;aßre ober nur 51t geroiffen StugenBIicfen geneigt." Qn feinen poetifeßen Sdßö* pfungen ßat er bie gorberung ber eignen ©rfinbung tßatfäcßticß burcß= guftt^ren gefueßt. iRur in wenigen ©rgäßtungen nimmt er ältere (Stoffe, mit 2tnga6e ber Duette, auf.

Saju tarn, baß ©eitert anberfeitg eine eigne fjornt, anteßnenb an £a TOotte, auggeBUbet ßatte, bie freie gorm ber fReimergäßtung, bte tn rafeßem gtuffe meift oier* unb fünffüßige QamBen folgen läßt’ oft turge feiten mit bem fteifen 2tteEanbriner gu toinifcßer Söirfung oer= Binbet. @0 feßr faß er biefe $orm atg feine eigne an, baß er bie ättern ftropßifcßen ©rgäßtungen in fie umfeßmotg ober menigfteng in gufam= menßängenber Sergreiße bruefen ließ1. @0 tonnte er in ber bentwür* bigen tXnterrebmtg mit jjriebricß bem ©roßen mit gutem ©ewiffen fieß atg ein Original Begeicßnen. ©r tonnte eg um fo meßr, atg er bie 00m König oermutete Jiacßaßmung Safoutaineg gurücfguweifen Berecßtigt war. ©r wetteifert aueß nießt etwa mit bem grieeßifeßen Urfabutiften fonbern läßt bag ©eBiet beg Siertefieng, bag Bei jenem in einfaeßen 5ugen beg ©efeßeßeng unb$enfeng allgemeine SBaßrßeiten beg menfcf,= ließen SeBeng wiberfpiegett, faft gang Beifeite, ©r fueßt in feiner näcß-- ften Itmgeßung, tm menfeßtießen SeBen felBft ©ingetßitber, an benen er eine allgemeine Söaßrßeit gur Stnfcßauung Bringt.

Unb nießt nur bie anerfannte, fonbern meßr noeß bie oerfannte abajßrßeit. 60 tft ©eltertg gaBel 3JI enf cßenfaBet uubgwar gum großen XetleSattre. Sag gange SeBen eineg geteßrteu^unggefetten^rofefforg, [frnen S'itereffert an ben retigiöfen, geiftigen, gefettfdßaftticßen, wirtfcßaftticßen Serßättuiffen feiner Seit, mit alt feiner oottftänbigen ttnfenntmg beg gamtltenleBeng unb beg waßren grauenfinng rottt fiefi ba oor ung auf. Sie ©eftalt beg feßarf BeoBadßtenben unb fdßonungg--

üsü-:z RsssrÄT 9"""* ““

©eHert nid)t ein 3Iad;a|mct SafontaineS.

log rügettben jungen Sidjterg in £>otbergg Suftfpief „Ser gli'nflicfjt Schiffbrud)“ wirb in if>m ^-teifcf) unb Stut. SÖBunberbar fid; abfjebenb »on ber weichen, gebulbigen, milben gönn beg fränftidjen DJtanneg, bricht fich ber äBafjrljeitSmut 23aljn unb fdjeut, wenn auch in gemägig= ten ©renjen oerljarrenb, uor anerfannten ©rügen, oor £ircf)enfürften unb bem non anbern Sietem umbuhtten 2lbet nicht juritct. SBie er bem großen griebridj eg bürr in bie 2lugen jagt: „Su bift an unfrem geiftigen Slenb fdjutb, benn bu nimtnft bid; unfreg geiftigen Strebeng nicht an“, jo beuten bie gabeln unb Gsrjäfjlungen fdjonunggtog auf bie SBunben beg Nienfcfjentebeng aud) in ben hohen unb fiöcfjften Greifen. Unb wätjrenb Nabener mit ©ntrüftung ben Sorwurf prüdweift, als ob ein redjtfch offener Satirenfdfjreiber je gegen üircfje, $t)ron, gegen Obere unb Sefjrer feine wenn aud) nod) fo berechtigten Singriffe richten werbe, wagt ©eitert ben entfdjeibenben Schritt. „Sie Shortjeiten ber ©rofjen“ fpridjt er in , Nachricht unb ©gempet jc.‘, „machen berebter atg bie Narrheiten ber Niebrigen. Unb man wirb allemal finben, ba§ in bem Sanbe, wo bie meifte greiheit herrfdjt, auch bie beften unb träftigften Satiren angetroffen werben.“ Sie „Setfdjwefter" geifjeltjöeudjelei unb falfche grömmigfeit, unb in gleicher SBeife entlarot fein Spott bag ■ütufterbitb „wahrer grömmigfeit, ben Äirch’ unb Schuf unb Stabt unb Sanb betlagt“, wie ben greigeift, ben ber nahenbe Sob erft pm ©tauben betehrt. Sen ©eifttichen unb anbern fcheinbar ätnbadjtSootfen in ber Kirche wirb ein jungeg 2ttäbcf)en atg wahrhaft fromm gegenüber* gefteltt, ben Suchftabengtäubigen oorgeworfen, bag fie bie SSernunft augtöfchen, um bie Schrift tennen p lernen. Spuft hier fdjon ein StüdE Nationatigmug, fo gibt eine anbere gäbet ben Ntateriatigmug, ber bie SBett aug .ßufall entftehen tagt, bem §ohne preig. SEßettfinber unb Stgfeten finb beibe Shoren, aber wahre Neligiofität ift bie Se* bingung alter Drbnung. gefjtt fie, fo (Öfen fid) alte Sanbe auch ^eg ftaattichen ©etjorfamg auf.

2tm meiften ift eg feine, bie gelehrte SBett, bie, im Streben bie SBafjrheit p fudjen, auf Irrwegen wanbett. Nieberreigenb unb p= gteich aufbauenb becft ber Sichter bie Schaben auf unb beutet auf ben richtigen ißfab. Sie ißhitofophie, in höhten Seweifen, in gelehrtem Streite ihr Sehen friftenb, in immer neugemobelter gönn ben alten gitj tragenb; bie ©eiehrten Äteinigteitgfrämer, tmberfiidjtig, Sltteg* wiffer, fremb nur in ber Setbftertenntnig. Unb nun gar bie fd)(ed)ten „Sfribenten!“ Unfterbtid; gepriefen oon ber Ntitwett unb halb oer* geffen, eitet, tobgierig, ben Stragenftroldjen oergteidjbar. 2Tiit ihren Srauerfpieten tarnt man ©elfter oertreiben. Soch hod; fotdjen 2tug*

9

(ScHert? geben unb ffietfe.

würfen gegenüber ftebt bag £ob ber ißoefie. Sie roirft ftiß unb uns fdjeinbar, aber ber föomöbienfcbreiber bann frömmer fein alg bag ge= priefene £irdjenoberl)aupt; beg Sidjterg 9Jiunb fpricbt fixiere Ußorte alg ber ißrtnj am £>ofe, unb bie .gäbre ber Särtlic^en ifi ein größerer 9iul)m alg ber öeifaß ber SJJenge. Ser wahre Siebter aßein ift erhaben über üßiebertradji unb ©cbmeidjelei, er lobt nur bag SSerbienft unb nicht ben bauten. Unb gegen ein brobenbeg ©efpenft oor aßem ergebt ber wahre Sidjter bie SSBaffe: ©eßert ift meßeietjt ber erfte, ber bie Rettung, ben gournaligmug alg bie größte ©efatjr für ißoefte unb ©es mütgtiefe unb §eraengbilbung erfeunt.

33oraüglicb aber finb eg bie aßgemein menfcblidjen Sbor^eiten, in§befonbere ber grauen, welche bie gabeln geißeln, gn ©rnft unb ©djera mirb ber ©efeßfd^aft ein ©piegeloorgebalten: ©eia, Jgeucbelei, ©udjt nach äußerem ©djein, ©ebroabbaftigteit, ©cbeinliebe, ©ebeirns niSfrämerei: aßeg bag ©cbäben ber ©efelifcbaft, bie mehr 2TE)orE)eiten alg Verbrechen finb. Sod; bie ©atire gebt tiefer; fie greift in bag ©lenb ber untenftebenben ©chidjten hinein, geigt bitter ladjenb ben ©ib ber Äranfheit. SBudjer unb «ßrogeBfudbt, oben feile Veftedjlichleit, unten unwürbigeg Suhlen um bie ©unftbejeugung ber ©rofjen. Seim Säuern ift oft meljr Serftänbnig für bie wahren ©üter beg Sebeng ju finben alg beim ©belfjerrn. Sag Sbema be§ §ofmeifterelenbg Hingt hier an, ba§ in Senj’ Srama „Ser ^ofmeifter" ben greßen ülugllang finben foßte.

Eigentümlich ift bie ©teßung ber grauen in ©eßertg gabeln. äBäbrenb fid; im geiftigen Seben feiner 3eit bie grauenaebtung hebt unb er felbft oom Söeifaß beg „oernünftigengrauenaimmerg" entaiieft ift, atmen feine gabeln noch, wenn auch oerfeinert, bie Suft roher $eis ten, bie in ber grau nur bag fpottmerte fdjmäd;Iitf;e ©efdböpf feben. ©eßert folgt eben fjier nicht eigner Seobadjtung, fonbern litterarifdjer Überlieferung. Sag altnorbifdje ©prucblieb ber ©bba fdjon »ergleicljt ben grauenfiitn einer ©eefaljrt ohne ©teuer, einer ©igfabrt ohne $ü= Sei unb in Solfgwib unb fchriftlidjer Sidjtung mirb biefeg SUb ber grauenfcbroäd;e fortgetragen, ©o fdjilbert auch ©eßert bie grauen alg pubfüdbtig, mantetmiitig, wiberfprudjgooß, llatfd)füd;tig, eitel, unoers träglid;, unaufrieben, fdjmabhaft, alg größte ©träfe, alg bitterfte 2lrä= nei für ben Slann. Sod; bag finb bie grauen nur im ©efeßfdjaftgs pufj, unb fo immer noch anmutig unb in ihren ©chmätfjen oerfiibrerifcb. ©eßert fennt fie unb fpottet ihrer alg leichtfertiger ©attinnen, alg ©lies ber ber flatjcb= unb oergnügunggfüchtigen ©efeßfdfaft. gm gamilien* Ireife lennt er fie nid;t, alg SKutter nennt er fie nicht. gn ben Suft*

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5Der ©ebarttenfrei? ber ©eUertfc&en gabeln.

fpielen bann Befreit er fictj nonber Überlieferung nnb oerfudjt bie grauen au§ ber Veobad)tung feines Umganges ju seidjnen. Siefer fatirifdfjen Spijje ber nteiften fabeln gegenüber tritt ber allgemein moralifcfje Sn* Ijalt anbrer giemBtd^ jurücf. SaS Sob ber gotbnen SDIittelftrafse roirb auSgefprodjen, sugleicf) troftreid^e Sßafjrtjeit bargetegt: Sßie gut unb paffenb bie SBelt bod; eingerichtet fei; roie bort, roo ber übtenfd; nur ©djatten felje, fich bod; audjSictjt fdjltefjlid) Blieben taffe unb umgeletjrt; mie oft beS dJtenfcfjen liebfter SöunfdE) Sljorljeit fei, unb roie baS, roaS er fürchtet, ju feinem £eile auSfdjtage. ©S roerben menfctflidje §anb- lungen, bie bem fd;roärseften ober tidtiteften ©fjaralter entfpringen, oorgefütjrt ober gar nur ipolisei* unb Äriminalnactjricfjten in Sßerfe gebracht. Sn einigen biefer ©rjäldungen geht ©eitert nicht nom mo= ralifdjen, fonbern nom pfgcfjotogifctjen Stanbpunlt auS unb fuctjt etwa (in „£erobeS unb §erobiaS"), ähnlich wie in einer feiner feinen ©tja* rafterseidjnungen unb roie ber Vtagifter im „SoS in ber Sotterie", nact)* juroeifen, bafs alte Safter auS einem Safter notroenbig tjeroorgefjen muffen.

SBirlfam ift fo fjauptfäd&Iicfj ber fittlidje ©ef;alt ber gabeln. Sie ©infteibung ift rneift miftungen, oft unoerantroortlid; platt unb rot;, oerftänbtich nur auS feinergeit, roeldje burd; biegfutoon@eIegenf)eitS* gebieten an bie abenteuertidjften unb albernften ©infteibungen ge» loöhnt roar.

9teu roar babei bie Verroenbung ber ©djaferform su ©pott* unb ©trafgebict)ten. 2Birffam anbrerfeitS, unb befonberS nadf) oben f)in, roar bie gorm ber Sarftettung, bie Seicfjtigleit, bie «Sicherheit ber ©prad;e. §atte ©untrer in Seibenfc^aftSgtut bie IjauSbadne, peban* tifch ftare ober fdjroütftig gefpreigte SidjtungSfpracfje burd;brod;en, fo beroeift ©eitert fdjon fühle , felbftberoufjte §errfdjaft über bie ©pradje.

©r läfjt ftch roenig oon feftgefügten SBenbungen unb©prad;bilbern leiten, er pafjt bie ©pradje bem raf eueren ©eifteSIeben ber f)ötjeren ©tänbe an, unb roie in anregenber ©efeüfchaft ein ©ebanfe ©egen* meinung tjernorruft ober ©inroi'trfe unb greif cfjenfragett, roie er auf oerroanbte VorfteltungSgebiete führt, fo folgt bie ©prad;e ber ©eitert* fdE)en gabeln biefem gluffe ber ©ebanlen; fie roirb jur fünftterifd; ge* Ijanbljabtett UmgangSfpractje. ©atjer bie nieten groifdjenbemerfungen, ©inroürfe, batb einem emsigen Sßort, batb bem gansen ©ebanlen get* tenb; baljer bie Snterjeftionen, ber rafdje gtufs batb, batb müEifameS ©urcfiroinben beS ©rsäfjlungSfabenS burd; Ätammem unb groifd;en* fragen, ©eitert fiat fjier burd; §agebornS Vermittelung non ben gran* sofen gelernt, unb in feine ©d;ute ift fpäter ber junge Seffing gegangen.

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©etlertS Seoen tittb ffierfe.

§atte er jo, nad) ©cfjererg SBort, bie ©raste in bie beutfcfje Sitte* ratttr eingefütjrt unb jo bett geinfcfjmectern unter beit ©ebilbeten, beut 2lbel, bie Siiictfetjr oom gransofentum su ber £>eimat oertocfenber ge* madjt, jo greift ein geioifjer ootfgtümtid)er 3ug aucf; in bie tieferen Sotfgfdjidjten hinein. Sotfgtümtidje 2Iugbrüde unb formen sioar erfctjeineit fetten unb oerbanfett augenfdfeintitf; nur tjie unb ba ber 3teim* unb SÜIetrumnot it)re 2lufitafjme. 2lBer neben bibtifcfien unb an* tifen Stoffen treten oot£gtümtid)e auf, neben ©tjtorig, Samon, ißtjpt* ti§ 2C. roirb aucf) oon Setten, §annc£;en, gri£ ersäht. Ser Sotfgtoifj oont 3iegen§Burger ©trübet at§ SJtäbctjenproBe bient einer Sieitie oon (Srsäfjtungeii in urfprüngtidjer unb in antitifterenber gornt (SEjaron) at§ (Sinfleibting. 3Jtit biefetn ootfgtümtidjen 3uge oerBinbet fid^ ein fittblidjer, fdjattfjafter Junior. Son friooren ©tfjerjen unb 2tnbeu* tungen, oon teife oerfjütfteu ©ctjamtofigteiten, oon beiten bie Sittera* tur feiner Seit überftiefct, ift ©eitert siemtid) frei. (Sr fdfielt fjöcfjfteng auf ben Satj ber Sauerubirne, tacfjt aber ^ergtic^ über bag 5tinb, bag ben Sijcfj Bittet, er möge nictjt toatfetn. @g ift bag nidjt ©djioädfe, eg ift ^erjengreinfieit unb gejunber SottSgeift.

3u gleicher Seit faft mit ben gabeln oeröffenttidffte ©eitert aud) feine Suftfpiere unb einen Sioman. 3mei©d)äferfpieIe:,,Sag33anb" unb „©ptoia", Ratten fdjon bie „Setuftigungen" (1744 unb 1745) gebracht. Seibe, in ©ottfdfjebfdjen Safjnen loanbetnb, beffeit „2(ta* tanta" auf biefem ©ebiete ntuftergebenb gemorbeit mar, töjen in gtat* ter, aber unbebeutenber ©pracfje ben Änoten, ber fid) in ber ©d)ä= fertiebegtänbetei, bort burtf) bag aKi&oerftänbnig eineg Sanbeg, tjier btird) bie ^ersengfpröbigteit ber ©djäferitt gefcfjtungen Ijat. Son gn* tereffe finb fie ttitg nur baburd), bajs ber junge ©oetfje in manchen 3ü* gen feine „Saune beg Sertiebten" an bag erfte ber genannten ©djäfer* jpiete antefjnt unb aug beut sioeiten ebeitbort einige ©ebanfen fjer* übernimmt.

®ie attbern Suftfpiete ftefjen faft au3fd}tie&tid& auf bem 23oben beg fransöfijct;en rüljrenben Suftfpietg. Sie „Setfcfiioefter" ift bag ättefte berfetben unb sugteid) bag erfte „rüfjrenbe Suftfpiet" in Seutfcfjtanb: bte ^anbtung joioeit überhaupt oon einer fotdjen bie Siebe fein fann jerfättt in jioei Dieifjen. Sie eine fe£t ben jcfjott früher in einer ©rjä^tung oenoerteten ©tjaratter ber „23etjd)ioefter" burcf) eigne ©r3at|tung jotoie burcf) Mitteilung anbrer Sßerfonen augeinanber unb f tcljt jugleicf) bie Sertobung ber Sodfter mit oem reichen ijjerrn ©imon Qtneiir, bie burcfi Unoerftanb unb ^abfucfjt ber Butter getöftunb bann loteber gefniipft toirb.

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©djäferfpiele. SDie 33etfdJroefter.

Saneben läuft eine jweite §anblung§reihe, welche beit eigent¬ lichen @e[;alt be§ Suftfpielä auSmadjt. Sa§ 16jährige Sljriftianc^en, ba§ ©imon nor einem falben galjre flüchtig gefehlt unb um feines pbfdjeit ©eftd^td^enS willen liebgewonnen hat, geigt ftd; ihm bei näfje= rer Betrachtung al§ etwas „einfältig". ©r fagt ber Braut bie „gärt* lidfjften ©adjen" nor, unb fie bteibt unempfinblid; unb antwortet nichts als „ja". Sagegen gieF)t ihn bie muntere, witzige, in ber neueren Sitte- ratur, im „©pectator", in ber „Pamela", bem batnalS hodjbewunber* ten 3toman be§ ©ngläitberS Diidjarbfon, beroanberte ©efellfchafterin Sorchen an. Stach bem Brudje mit ber grau 9tid;arbin wirbt er fogleid; um Sordjen unb erhält nur gögernb iF»r gawort, ba fie hoch nod; baS ©liid ihrer greunbin erhofft. Slber ©Fjriftiandfien ift nun eine ctnbre geworben. gm ©treben, Sordjen gtiicf ticfj 51t mad;en unb ben eignen ehemaligen Bräutigam für bie greunbin ju gewinnen, erfdjliejjt fiel; it;r £erj unb ihr Sttunb, ben bisher Befangenheit oerfdjloffen hielt, gljr [djöneS 2luge ftraEjbt nun auch in ©eift unb Seben unb, ba im beffen aud) bie Südjarbin befänftigt worben, tritt Sorchen wieber au gttnften GFwiftinnenS jurüd.

Ser Bobetr be§ frangöfifd^en rührenben SuftfpielS ift nicht gu oer- feitnen. Unb gwar in einer fd;on fortgefcljrittenen gorm. Sie $omif ift faft ganj »erbannt unb tritt nur in bem einen Beftanbteil be§ Suft fptelS unb ba als ©atire auf. Söfen wir bie ©ebantengruppe, bie au§ ber ©rjähtung „Sie Betfdjwefter" entnommen ift, auS, fo bleibt eine rein rührenbe <ganblung, bie fitf;, einem iffiorte SordjenS gentäft, etwa „Siebe unb greunbfchaft" nennen tonnte unb in SSlotiuen unb 2luS- führung ber Sa (5r;auffeefc£;en,,©cF)uIe ber greunbe" entfpräd;e. Jgaupt-- thema: ber ebte Bktteifer bet beiben SSMbdjen in ©etbftentfagung, rührenb unb aneifernb gugteidf;; bie Sarftellitng überfliefjenb non Diührfgetten, ba jeher SluSbrud ebter ©efüfjle unb eblen SentenS mit S'hränen beftegett wirb. B3aS fdjon biefeS Suftfpiel ©ellertS über bie @ottfd;ebfcfje Äontöbie unb äugleid; über bie eben in ©cljmang ge= tommene fbolbergifrfje hoch erhebt, baS ift, bah bie £anblung auS ber ©phäre beS 3ufalt3 in bie ber pfr;djologifd;en Begrünbung, auS ben £>änbeit ber ßammeraofen unb wiegen Sataien in ben ©Ijaratter ber Sräger ber §anblung gewiefen ift. greitich faft mit Berluft be§ lebenbigen gortfchritteS. ©aenenwedjfel mufs burd; unmotbierteg ©in? unb 2lbtreten herbeigeführt werben; bie ©haraftergeicOnung ber einäetnen ißerfonen wirb nid;t burd; aufcr;autid;e £>anblung, fonbern burd; ©wählen geboten. Sod; i\berrafd;t bie feine ©ntwidelung in ©hriftiancljen.

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©eHertä Sefcen uub SBerfe.

Sedmifd; oollenbeter, bühnengerechter unb reicher an 2l6ioed^fe= [ung, Äomit, freilich auch nn äußeren ©tü^en ber £anbtung ift ba3 jroei ^afjre fpäter in ben „Sremer Beiträgen" oeröff entrichte Sufifpiel: „Sa§ So3 in ber Sotterie". ©eitert ift hier hei §olberg in bie Schute gegangen, ©injelne SBenbungen unb ©jenen, roie bie Sluf* fatjrt be3 Drgon in einer ©änfte, ba3 ©efpräd; jroifd)en ©imon unb grau Drgon, bie ©eftalt be§ frangöfifierenben ©imon, finb gerabeju an IgoIbergS „Heinrich unb ^ernitte" unb ben „©lüdlichen ©djiffbruch" angetehnt. ©ben biefer Slnfchlufi an^olberg jebocEj lägt ben ©ellertfchen ©eift auch in biefent Suftfpiele erft recht tjeroortreten. 2BoE)l tefen fich bie ©jenen, in benen Igolbergifcfjer äBitj Ejeroortritt, angenehmer unb haben genug auch bei Stufführungen bem ©tiide ben großen S3eifaH uerfdmfft, aber ©ettertS SieblingSfigur ift hoch bie tugenbfame IgauS* frau unb bereu ebenfo tugenbfameg aI3 geiftig rege3 unb in feften ©runbfätjen fidjer fich beroegenbeS SDiünbet. Sie Sugenb mufs hoch ftegen! Unb jur Seroafjrheitung biefe§ ©at;e3 tnuji fethft ber btinbe 3ufatt herl)alten. SaSSotterietoS mit berSeoife „pour la vertu“ man; bert non tpanb ju §aitb, um im richtigen geitpuntte, ba e3 mit einem grofjen ©eroinfte gejogen roirb, bie tpeirat $aroIind)en3 ju errnög* liehen. ©3 ift eine bebentlidje SJiorat, bie im Sotteriegeroinfte I8e* tohnung ber SCugenb fieht, aber ftfjliefilid; hoch eine SJiorat an ©teile be3 Sriumph3 non Sift unb 23o3E)eit, ber oft in £rolbergfd;en Suft* fpieten verherrlicht roirb. Stber ebenfo geroifi ift auch, bah bie brei ißerfonen be3 ©tücfeS, bie voll unb ganj im Sienfte ber Sugenb ftel;en, bie tangroeitigften unb bie am nerfchroommenften gejeichneten finb.

Sßährenb baS Stachfpiet „Sie tränte grau" ben in ber gleich* nctmigen ©rjählung behanbetten ©toff mit attertei fomifchen unb fa* tirifchen Siebeitepifoben au3fchmücft unb fo auch innerlich ben §an3= rourfttomöbien nahe tritt, jeigt unS ba3 teilte Suftfpiet ©ettert3: „Sie 8 örtlichen ©chroeftern", bie 3tüI;rtomübie auf bem §öf)epunfte. Sie $omit befchräntt fiel; in ihm nur auf eine einjige ifJerfon. ©ine un* enbtich magere §anblung, au3gebehnt auf brei Slufjiige. 3Kan tonnte mit SBottaire fageit: brei Sitte unb teilte einzige ©jene. ©3 roerbett jroei ©cl;roeftern uub jroei Siebljaber norgeführt. Sottdjen tann ben ihrigen nicht heiraten, roeil ©icgmunbS SJater im Ißrojeffe ba3 gefamte Vermögen oerloreit hat. Suld)en tann fich 5ur föeirat mit bem reichen SamiS nicl;t entfchliefsen, roeil fie ihre greifjeit nicht aufgeben roilt unb vernünftige greunbfdjaft ber Siebe oorjieht. Schließlich erroeift fich ©iegmunb al3 unroürbiger SJlitgiftjäger, roährenb anberfeit.8 Sulchen ihre Siebe ertennt unb Sami3 mit ihrer £>anb begliicft.

H

©ellertä Suftfpiele. 2UIgeme{ne ©fmratteriftif bei'fet&en.

Sie ©eftalt beS entlaroten SiebBaberS ift ein igolbergifdjeS 2J?otio (SJiagifter SiofiftengiuS im „©lücf liehen ©chiffbruch") , ber ©aug unb 2tufbau erinnern an baS ©djäfevbrama: eS roerben p>ei ißaare gegen* übergeftetlt, ein (roenigftenS fcheinbar) glüdlid; geeintes unb eines, baS erft burcf) Sefiegung beS fpröben 9)läbcBenfinnS unb burdj 23er* mittetung beS erften ißaareS sur ©inigung gelangt. 2lber bie igaupt* murjel beS ©tücfeS fü^rt bod^ pr Siüljrfomöbie Stioelle be Sa ©Bau}* feeS. ©obalb fic^ ber 23ürgerftanb auf fid; felbft befann unb auS fei; ner Unterroürfigfeit bem 2lbel gegenüber erhob, war baS erfte, worauf wohlgefällig feine Stugen blicften, bie bürgerliche gegenüber bem roüften el)elid;en Seben ber obern ©tänbe. Sie Sebingungen, bie £iei* ligfeit, bie 2IIIma(f|t ber ©Be <*I8 foldjer im Kampfe gegen leidjtfin* lüge ©Begatten bilbett ben ©runbftoff beS Sa ©Bauffeefchen fpietS. @o aucB bei ©eitert. ©S wirb über bie ©Be pljilofopBiert. Ser SRagifter in logifcffen Seroeifen auS bem groecfe ber ©Be bie 9lotroen* bigteit ber Siebe ableitenb faft an fbartmawtfdje 2IuSfüBrungen gemaBnenb , SottcBen, ber oernünfiigen Siebe meBr §o!jeit als ber Freiheit sufprechenb, unb gulchen motjl am praftifdffien, inbem fie, burcB leifefte ©iferfucBtSamoanblungen belehrt, iE>r fpröbeS §et-§ ber Siebe erfdjtiefjt. Saneben aber nod; ein Siührmotio: ber eble SBettftreit ber beiben ©dEjroeftern, beren jebe oon bem ©ebanfen beglücft ift, bafi ber anbern baS oon einer Xante Binterlaffene ©rbgut pgefaden fei.

gn feinem fo fetjr wie in biefem äeigen fich bie SOiängel ber ©eiferte fcfieit Suftfpielbidftung. Sie Ißerfonen finb ©ebilbe, auS ©runbfäBen, guten unb böfen ©igenfdjaften pfammengefeBt, aber eS fehlt ihnen bie SebenSfraft. ©otd)e Sltenfchen mürben im roirfUcBen Seben un* mögtid; fein ober unmöglid) roerben. Ser IDlann fanit nur Beiraten, roenn er ober feine gufünftige 30,000 XBaler be fi|t, roeldje ©rbfcBaft ober fonft ein .gufall iBm tn ben ©djofj geworfen. SSon XageSarbeit, ba ber SJtann mit ©infeBung feines ©eifteS unb feiner Jfraft erwirbt unb bie grau mit roirtfdjaftlidjem ©ittne »enneBrt, baoon ift feine Siebe. Sie grauen finb oerniinftig, tefen im „gufdiauer", fprecBen franpfifcB, feunen bieneuefte fcBöngeiftigeSitteratur, finb tugenbBaft, liebenSmiirbig, aber fodjen unb 2Birtfdf)aft führen fönnen fie gewifj nicht. ©S ift eben bem Siebter nicht um bie iperfotten ju tljun, fon* bern um ben moralifdjen ©ebanfenfvetS, ben fie oertreten. Siidjt fie tragen ben ©ebanfen, fonbern fie roerben oon ihm getragen, unb fo fommt eS benn reicht oor, bafj fie öfter im SieicBe ber gbeett fdjroe* ben als fie auf ber feften ©rbe fufjen. ©o bietet benn auch biefeS Suft* fpiet oorjüglicB ftttlichen 2lnfdjauungSunterrid)t für bie ©rroacBfeneit

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©eUcrt? Seben urtb SBerte.

Sicht roie Siebe entfielt unb ipittberniffe iiberroinbet, fonbern roie Sie* benbe in Raffen fitttidfer ©ntfdfeibung Raubein, roirb bargeftettt. llnb begt)a[b treten atte Siebegpaare fdjon non oornljerein im ißerfonenoer* jeicfjnig al§ fotclje auf.

©ettertg gefammetteSuftfpiete barinnen auch bie Operette,,® ag Drafet", bie Umarbeitung eineg gleichnamigen Suftfpielg oon Saint* goi£ erfdfienen 1747. ©in gahr früher fcfjon hatte er feinen 33er* fuch auf bem©ebietebegSomang veröffentlicht, ©r nennt fich: „Seben ber fdjwebifdjen ©räfin oott ©**". @g ift bie ©efd)id)te ©noch Strbeng aug bem einfachen gifdferborfe emporgehoben in bie Greife beg ©eifteg*, Sugettb* unb ©eburtgabelg. Sie ©räfin heiratet nad) bem oermeintIid)en Sobe ifjreg ©atten einen greunb beg £aufeg. Sad) fahren gtüdtidffter jroeiter ©he !etjrt ber erfte ©atte aug Sibirien 31t* rüd, nimmt feine ©ematdin in Vefifj, um fie bei feinem halb roirf(id) erfotgten Sobe abermaig an ben greunb absutreten. Sod) auch biefer ftirbt, ba bie ©räfin eben juin Seroujitfein beffen fommt, „mie fet)r fie ihn noch liebte".

Ser Soman ©eiterig mirtt heute foioeit er nicht tangroeitt abftofjenb. 2ltg Varnhagett ihn, ohne ben Verfaffer ju nennen, in einer ©efettfdjaft oortag, manbte fich ber igörerfreig oerabfcheuenb ab in ber Steinung, eg fei ein 9Sad)roerf ber neuefien Verirrung beg Sich* tungggeifteg. Verführung, 23tutfdjanbe, Soppelehe, fittlidje ©reuet alter 2trt erfdjeinen aufeinaitber gehäuft: unb bennod) führt er mit Secfjt ben 9tamen beg erften moralifdjen Somang. ©in tjatbeg gaffr* hunbert oorher hatte frühreif unb läffig ©hriftian Seuter feinen „Schel* muffgfg" in bie Seferoett geworfen, in ihm gefettfcEjafttidtje guftänbe unb jugteicf; bie litterarifdje Stöbe ber Seife* unb 2tbenteuerromane geifjetnb. Unb bennod) mürbe giegterg „Vaitife" nod) immer neu auf* gelegt unb faitb begeifterte Sefer. Sitterromane, Seiferomane häuften fid). Sn ferne ©egenben führten bie Somane, mit neuen Vitbern bie ißhontafie reijenb; ©eitert [eitet bag ^ntereffe non ben äuffern ©e* fdjehniffen ju donftiften beg innern Seetentebeng. Unb wie fein Vor* bitb, berSngtänber Sidjarbfon, in ber„ißamela" ben fiegreidjen dampf beg tugenbfjaften SBeibeg gefchitbert hatte, wirb ber £>etbenroman aud) bei ihm jurn grauenromait. Sie grau tritt in ben Stittetpunft. Sie Seetengröffe finbet nicht im öanbetn ben 2tugbrud, fonbern im Sulben. ©g gilt, nicht mit SSannegfraft in ben ©ang beg ©efdjideg einjugreifen, fonbern mit bem Sdjatje ber fQerjengtugenb unb §er* jengbitbung fich in oüe Sctjidfalgfügungen hineinjufinben. So teben bie gelben beg Somang nicht in biefer 2Mt ber ©egenfü£e, beg dam*

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©eOertS Siotnan: „Se&en bcv ftüioebift^en ©räfin oon ©**".

pfe§, ber SCrbeit; fie toiffen mit ©clb unb ©ut nichts angufangen, fie [eben nur bem geiftigen ©enuffe, bem „©mpfinben". Sie „Scfjwebifche ©räfin" hat bie Saat geftreut, bie „SBerther" brei 3ahrgef)nte nacEjtjer geerntet. Sind) äujjerlich. Sie führt bie Briefform ein ober ergäbt wenigftenS in ber „3ch"=5ßerfon, fo in ber fubjeltioften SarfiettunßS* weife bie gorm bem gnjjalte anpaffenb.

©§ muB wohl gugeftanben werben, baB ©eKertS ißhantafie unb ©eftaltungSlraft bem Stoffe nicht gewachfen waren, ©in weiblicher ©raf oon ©[eichen, bem [ein SiSpenS non 3tom bie Söfung feines ÄonflifteS bringen fonnte, muffte tiefer angetegt fein. Sie Helbiit ift flach. 3h® in öer Sugenb bie Dieligion auf eine oernünftige 3Irt bei* gebracht, unb fie ift non ben Vorteilen ber Sugenb überführt worben. Solch hofßeS Sugenbformelwerl muB natürlich, fobalb baS Seben eine fdjwere fittlidje grage heranbringt, gufammenfinlen. 2BaS thut bie ©räfin, ba ber erfie ©atte bie Stelle wieberforbert, bie nun ein grceU ter, ebenfo geliebter unterbeffen eingenommen? 3m SewuBtfein ihrer Sugenb fühlt fie fidf barüber erhaben, tief erfchüttert gu werben. 3?Jit gragiöfem Sögeln faft [ehrt fie jum erften ©atten gurüd unb oermag eS bennoch, Sag für Sag noch mit bem gweiten ©atten gu oerlehren. ,,©r (Herr 9t.) unterhielt mich mit greunbfcljaft unb Hochachtung unb beförberte mein unb meines ©rafen SSergnitgen mit Slufopferung be§ feinigen. @r war oft gange Sage bei mir allein. 3$ glaube, baB ich fooiel Schwachheit gehabt hätte, ihn anguljören, wenn er an bie oo= rigen geiten gebaut hätte. Unb wer weiB, ob ich ihm uicht wiber meinen SBillen burcl; manchen S3licB ein ftummeS SefenntniS oon meü ner Siebe getljan habe, fo gewiffenljaft ich auch mit ihm umging, unb fo fel;r ich meinen ©rafen liebte." Sie Söfung beS tief geljenben SebenSfonflilteS burdj ein folcheS frieblicljeS gufammenleben ift hoch fittlich unmöglich.

Unb ebenfo unmöglich ift bie Söfung fo mancher attberer fittlicljer gragen, bie ber3toman fehr unnötigerweife erhebt. Sem jungen 9Jlann, ber feine©eliebte oerführt unb fie an bem Sage, ba fie fOtutterfchmergen gu überftehen hat, auf bem gelbe beS SchmucfeS unb ©elbeS beraubt unb bort ihrem Schictfal überläßt, wirb groBmütig oergieljen, weil er 3teue geigt unb in feinem „gerftreuten unb auSgegehrten ©eficljte noch Spuren genug oon einer angenehmen Silbung unb einem gärtlidjen Hergen" gu fehen firtb. ätfthetifdje ©efchmacfSurteile mifchen fich in Ijöchft unglücflicher Söeife mit ethifchen,unb berSicljter ift nicht fo Iraft» ooll, baß er am beS faulen ÄernS willen bie fchöne Saroe gerftört hätte.

Ser ©rfolg, ben ©eltertS Sichtungen bei ber ÜDtitmelt errangen,

©eitert 17 II

©ettertä Sieben unb Sffierfe.

roar ein bi§ batjin noch beifpiellofer. ©r ift nicht als ein rein littera; rifc§er ju meffen. Sn ©edert unb feiner Sidjtung liegt nodj etwas oom alten vates, oom Sidjterpriefter, wobei freilidj religiöser Schwung fic^ ju moralifdjer Mehrung oerbünnt batte, ©eifert ift, rote einft SDtelandjthon roar, burdj feine Sichtungen für lange 3eit ^itumS ein praeceptor Germaniae geworben. 2Baä bie litterarifdjen tfein; fdjmecfer anjog, ift fd)on oben anjubeuten oerfucht worben. ©3 war ba§ Safontainifdje, ba§ „Soutante" in ihm, wie griebrid» ber ©rofje fid) auSbrücfte, wa§ bett 2lbel unb befonberS bie SBiener Greife ge* wann. Sen Senfenben unter ben höher ©ebilbeten waren bie großen gftängel feiner Sichtung nicht oerborgen. 21. ©djlegel fc^reibt gerabeju an iöobmer (1746): „Sooiel ift gewifc, bafs £err iWagifter ©edert nicht adejeit ber befte IJSoet ift", hier freilich nur bie frül)ften Seröffent* lidjungen be3 Sid)ter§ im 2luge ijaltenb. 2tber eS biente geroifj zum Vorteile feines 3tuljme§, baff bie eben tonangebenb werbenbe Iittera* rifclje Sugenb gteidjfam unter feinen 2lugen hetangewacfjfen war unb nun wohl ben oereljrten Söleifter in fonnigerem Sichte anfaE) , als eS fonft iljr fritifdjeS ©eroiffen erlaubt hätte.

Seffing fpricht feiten, hoch immer warm oon ihm, ßlopftocf preift ihn in feiner ©bert*Dbe unb ruft nach einer SSorftedung ber „3art* lidjeit ScJjroeftern":

„Sa fdjwebte lanfle freubiger ©ruft um mich.

D Sugenb! rief idj, Sugenb, wie fdjön bift bu!

SDeld) göttlich Üdeifterftüct fiub Seelen,

Sie fich hinauf bis ju biv erheben!"

2lnt feurigften aber hat ber frülfuerftorbene SBratoe in einem fchönen, audj in feiner überfchroenglidjleit ben Stempel wahrer 23egeifterung tragenben ^Briefe ben Sidjier oerherrlicht1. 2luf einem Spaziergänge umfdjwärmcn ihn im hi'tunlifchen ©lanje Jünglinge unb -Stäbchen. Sie tragen ein blumengefdjmüdteS löilb. ©ine ber Schönen ertlärt ihm baS ©efeljene. „grembling", fagte fie, „ber, beffen 33ilb bu hier fiehft, war ein Sichter unb lebte oor otjugefähr hunbert galjren, noch 5U ben böfen unb triegerifdjeu 3eiiett. Seine ©ebichte halfen baS gol* bette SBeltalter wieberherfteden. gäljrlid) feiern wir beSfjalö feinem ©ebächtniffe ein geft. SBir neunen ba§ ©edertfche. Siefer Sorbeer* hain bort oerbirgt fein ©rab." Sann erfdjeint ihm ber ©eift ber Sicht* lunft. „Su fiehft", fprad; er, „wa§ oor ein glanjenb ©efcf)icf ich einem meiner oornehmfteit Sieblittge aufbehalten habe. iOtelbe eS ihm."

1 Sictje 2t. ©auer: „Joachim 2ßilE)elm uon Sürawe je.", S. 13.

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Urteil ber geitgenoffen. fflirtimg auf bie breite SßoltSmnfJe.

©roß nor allem mar bie SBtrfung auf bie breite VolISmaffe. tQier nerfdEjlug nun nichts , baß bie gabeln ißfjantafiearmnt aufroiefeit, baß fie bie ©eutlicfjfeit faft pr Spfatt^eit überfpannten, baß in ben Suftfpielen altpgreK Sicht unb ©Ratten auf einzelne ißerfonen gehäuft mären. Vicht bie gorrn, fonbern ber ©efjalt erhob unb ftärtte. Vidjt mitreißenbe, herauf d;enbe neue gbeen, aber ein ftetige§ Vorwärts^ brängen unb ^inroeiS auf ba§ Veffere, nicht Vegeifterung pm Um= fturä ber nieberbrüdenben Seben3oerhältniffe, aber Sicherheit unb ge= ftigteit im 2tufftreben fdjöpfte ba§ Bürgertum au§ ©ellertS gabeln unb Suftfpielen. 9Jtilb läc^elnb unb fpöttelnb, in unfdjeinbarer ©in= Heibung hatte er roeithin nacljmirfenbe Veformgebanfen in feine- 9)tit= melt geroorfen. ©r Eiatte fiel) be§ ©lenbS be§ gemeinen 9)tanne§ ait= genommen unb in feinem Vamen ßlage erhoben gegen Sßudjer, ©eij, tgartherjtgfeit ber Veicßen, er erhob ba§ ©tanbeSbemußtfein be3 93ür= ger§, inbem er ben ©tanbeSunterfdjieb oon 2lbel unb Vürger nieber= riß, er lehrte alle SebenSoerljältniffe nom ©tanbpuntte ber reinen, oernünftigen menfchlidjen ©mpfinbung anjufefjen unb ber !onDentio= nellen Vorurteile nidjt p achten, ©eine Suftfpiele brauten beutfcfie§, bürgerliche^ Seben auf bie Vüljne, unb roenn fich auch nach SeffingS tabelnbem 2Borte in ihnen bie SfmHieit nngefdjminft, in ihrer gansen ©rbärmlichfeit, ohne ben Jgaud; poetifcher Verüärung geigt, fo roirften fie hoch fittigenb unb bilbenb, roeil fie eben neben ber 3:^orf)eit and; bie menfchliche, bürgerliche Sugenb pm SBorte brachten, ©r hatte fid; auch h'erin SeffingS Sehrer ber nerachteten guben angenommen. Sie Überfettung feiner gabeln in§ £ebräifdje mar ber Saut bafiir. 9?ocf) bei tpageborn mußte ber Vetrüger unb 2Bud;erer ein gube fein, ©eitert fdjilbert in feinem Vomane einen eblen guben, ber battfbar überreich bie ihm erroiefene SBohlthat oergilt. Unb enblid; auch ber Sienftboten hatte ber Sidfter gebacht. Vtufterbilber non menfdjem rotirbiger Vefjanblung ber Sienerfcljaft bot ber ©ellertfdje Vornan, unb non ihm beeinflußt hat ber preußifche §ofrat Vordjroarb 1754 feinen „Vorftfdag pm gemeinen Veften ber Jperrfdjaften unb Sienftboten" herausgegeben.

Vur eine Heine aHpftreng* unb rechtgläubige Äirdjenpartei fchntähte ben Sichter. 2113 getreuer ©ol)n ber eben pr §öhe geftiegc* nen 2tufflärung§seit hatte er roie oernimftig leben, lieben, heiraten, fo aud; nernünftig glauben gelehrt unb berer gefpottet, bie bie Ver= nunft au§töfd)ten, um in ber ©d;rift p forfchen. ©r hatte ba3 Vilb einer „Vetfchroefter" auf bie Vühne gebraut: unb beSIjalb fchalten fie ihn gottlos unb VeligionSfpötter. ©eraiß mit Unredft; er hatte ja

19 U*

(Heilerts SeBen unb fflerfe.

nicht übertrieben, fonbern falfd^e grömmigEeit, ben SBolf in ©cfjafg* fteibern an ben pranget geftettt, freilich ihr auch titterarifche Siotjeit1 unb lächerlichen TU'iüUcpeitSgtauben norgeraorfen. Sag mag jene am meiften geEränEt haben. Stuf ©eitert fetbft hat ber erhobene Sorrourf ber ©otttofigEeit fchmeren ©inbruc! gemacht, ©r hätte gern bag, roie ©iefeEe erjähtt, unter gammer gebrachte ©iücE fpäter roieber oer* nicljtet. Sa eg nicht metjr möglich mar, milberte er roenigfteng an* ftöjjige Sßorte unb Stugfätte.

@o ift benn cerftänblich, bafj ©eiterig Sichtungen atgbatb in Saufenbett non ©jemptaren verbreitet roaren. Sie gabeln mürben immer roieber neu aufgelegt, nachgebrucEt, in moberne unb Etaffifche Sprachen üöerfeijt, 311m ©djutgebrauche Eommentiert, ja fogar bra* matifiert2. Sie „©cfjroebifche ©räfin" rourbe vielfach überfe|t unb nach* geahmt, bie Suftfpiete fanben (freilich nicht immer 311 beS Sidjterg Qu-- friebenheit) ^Beurteilung unb Überfefjung in fran3Öfifd)en Sitteratur* blättern. SCrm unb reich, hoch unb niebrig beftrebten fiel;, bem Sichter ihr Sßohlgefatten an feinen SßerEen Euttbsuttjun. ©r, ben man „mit einer Eteinen Schmeichelei fo roeit bringen Eonnte, baff er feine §anb oor§ ©efidtjt hielt unb fich fchämte", roar nie ftdjer, bafs nicht berb ober fein, in Briefen oberSöorten ober ©efcf;enEen ihn ^utbigung unb Ser* ehntng überfalle. Sag Säuertein, bag im SBinter eine guljre ^»otg »er feine SßoEjnung im „SdE)roar3en Srett" fährt ober ihn im Suctjbinber* laben ermahnte, recht fteifjig roeiter 311 bidjten, bie Sßoftmeiftergmagb, ber auggebiente SBacEjtmeifter, ber abtige Dffijier: eine lange Steitje, bie unterften mit ben oberften ©tänben »erbinbenb unb einig im greife beg „großen Sttanneg".

3Diit bem@nbe ber uierjigergaFire beginnt biebictjterifcbe Schöpfer* Eraft ©eiterig 311 »erftegen. Stur einmal noch hoi er fich 5U höc^ftev Straftentfattung aufgerafft: inbengeifttichenSiebcrn. 1752fchonfchreibt er an einen greunb: „geh bin beg Stutorg giemtich fatt." ©ein Sebeu roar unterbeffen im früheren ruhigen ©ange geftoffen. 1751 roar er jum aufserorbenttichen fjSrofeffor mit einem ©etjatte non 100 Stjo^eni

1 ®ie 58etftfpoefter roeijj 5. 58. ntd)t, oB man Pamela ober Pemala fage; t)on ©criuerä „Seetenfc^aij" miß fie nichts roiffen.

a „9l§<jnfolt unb ©aplpra", non Gfir. 2. SDtartint. 2Bien öfters aufgefütjrt. @tef;e „^Dramaturgie, Sitteratur unb Sitten". SSßien 1769. ©. 369. SaS ©tüd rourbe fmuptfäclfticl) burdj ben ©toff unb bie Jtunft ber ©djaitfpieler über SBaffer erhalten. 3n berfelfiett Sliejenfion roirb and; einer SDramatijierung von „Snfie unb 3)arifo" gebad;t. ffiine Sluffüfjrung non „Jfnfie unb 2)arito" als Söaltett fanb ftatt in igermannftabt nodj am 31. 3uti 1791. (58gl. „®ev StriegSBote", ^ermann* ftabt 1791, 9ir. 58.)

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©cUertä S3olt3tümlic§teit. SDie movaü(djen Siorlefungert.

Beförbert roorben unb hatte feine fßrofeffur mit einem Programm ü6et baS rüfjrenbe Suftfpiet unb mit einer Bebe über ben „©inftufi ber fdjö-- nen SBiffenfchaften auf §erj itnb ©itien" angetreten. §ot)e ©önncr oerfudjten feine SebenSfteßung 3U fiebern. 3Jtan fpraclj oon fjaße, mo= hin er auch gern gegangen märe, „wenn bie SebenSart ber ©iubenten fittfamer unb friebfertiger" geroefen märe.

einer fgeirat hat er fiel) obwohl er baS ©lüct ber ©I)e immer hod) prie§ nicht entfdjliefsen tonnen. 3n einem ©fücttounfd)fd)reiben an feine ©cfjroefter ju i^rer Berheiratttng tjei^t eS: „Unter ben finn* reidjen ©enffprüdjen, bie ich immer im SDtunbe ju führen pflege, ift biefer einer ber oornehmften: ©fjeftanb, SSe^eftanb." ©o blieb er ein einfanter ^unggefeße, gern oon atten ©eiten ?u ©afte gefaben, fjeimaU Io§, unb aßen Angriffen einer heimtüctifchen Jtranf^eit fdjonungSfoS auSgeliefert. ©djon im frühen BtanneSafter roarb fein ohnehin fd)toad)= lieber Äörper oon fcfjtoeren Seiben heimgefudjt, roefdje bie gofge oon immer mehr fid) fteigernben Störungen ber UnterleibSfunttionen ioa- ren. Bon bem 50. Safjre an mar fein Seben nur ein ftetigeS fMnfterben. $eiti SBunber, bafs fein ganjeS ©enten unb güfjfen nttn immer erm ftere unb büfterere gärbung annafjm, bafi refigiöfe unb ©obeSgeban» ten oon nun an im SRittefpuntte feines geiftigen SebenS ftefjen.

2Iud) feine Borfefungen neigten immer mehr bem retigiöferc ©ebiete ju. $u benen über fdjöne SDBiffenf haften traten nun bie Bor* fefungen über Btoraf, eine Betrachtung beS menfd)fid)en SebenS oonr chriftlid^religiöfen ©tanbpunfte auS, bie Dorjügtidj in eine aßgemeine unb befonbere 3ßflid)tenlef)re auSfief. ©iefe Berufungen finb nach beS ©idfterS ©obe oon 3. 2t. ©chfeget unb ©. S. £eper herauSgegeben toorben1, fo baff audj in biefen ^roeig ber SBirtfamfeit ©eßertS eine ©inficht ermöglicht ift. ©ie erheben nicht ben 2lnfprud), ein eignes ©pftem aufjufteßen, haben auch nicht bie 2tbfidjt, ein frembeS roiffen- fdjaftfid) barjufegen, fonbern etlettifd) fammefn fie ©ebanfen auS ben beäügfid;en Sßerten oon ©rufiuS, Baumgarten, SDioSheim unb auS bc* nen ber ©ngfänber £>utd)efon unb f^orbtjce unb fudjen prebigtartig 51t tugenbfjaftem unb gottioohlgefäßigem §anbeln ansueifern. 2tn ein= jefnen Beifpiel'en roerben ©ugenb unb Safter oerbeutticht, f)kx jur SBarnung, bort jum Borbifbe. Überaß gilt als Bicfjtfchnur bas chrift» liehe ©ebot ber ©otteS = unb BädEfftenltebe, ars 3iel bie menfdjfid;e ©füdfefigteit in ber ©ugenb, a(S Queße feer ©ittentehre bie ©otteS= Offenbarung, foioeit fie in ber ^eiligen ©chrift niebergefegt ift. 2tn

i 1770 al3 5. unb 6. S3anb ber gefammelten ©Triften.

21

CSetCertS SeBen unb SBerfe.

tfjr wirb EleinlidEj genug bie Storal bei- Sitten gemeffen unb uerbammt: freilief; uon bem ©runbirrtum auSgeljettb, ber in ber römifdjen unb nicht in ber griec^tfd^en «pEjitofop^ie unb Sichtung bie SBtüte ber 2tn* tife fie^t. Som chrifttichen StanbpunEt roirb eS ift baS eines ber intereffanteften Ä'apiteE ber S3orlefungen über bie „greibenEer" als bie ärgften, unfittlidjfien, uermorfenftenSerbrecher ber Stab gebroden. §erau§äupben finb noch jugleich als Zeugnis, wie weithin fid^ beS SeljrerS Sorfdjriften erftrecEten bie Ausführungen über bie Rinber* erjiepmg. ©ewiffe gorberungen eines naturgemäßen Unterrichts, baju 23erücffid)tigung ber leiblichen AuSbifbung unb Sermenbung beS Spiels als Sehrmittel taffen in ihm ben Vorläufer ber philanthropü niftifchen Bewegung erEennen. 3n einem IßunEte berührt er fich fogar mit bem uon ihm als ©otteSIeugner fo fehr gehaßten Souffeau: auch er eifert in Sichtung unb tßortefung gegen bie mibernatürliche, un* gefunbe Sitte be§ AmmenwefettS. AIS Ruriofum fei auch ber £of= tneifteraEabemien gebaeßt, bie ©eitert hier in SSorfcfjlag bringt, ein ©lieb in ber Rette ber SBeffrebungen, bie fcfjon feit hunbert fahren l;er auf ©rrichtung uon UniuerfitätSfeminaren bringen.

Sie gorm ber Sorlefungen ift eine mehr rhetorifdje als abljan= belnbe. Sie foHen nicht überseugen, fonbern rühren. SeSIjatb auch bie uielen eingeftreuten ©ebichte, bie teils ben fabeln entnommen finb, teils nur hier erfdfjeinen. So haben benn bie Sortefungen auch ihre SßirEung nicht uerfefdt. ©eitert laS mit hohler, weinerlicher Stimme; er bat feine Igörer, ja um ©otteSmilfen nicht biefen unb jenen Serfüp rungen ju folgen, boch ihrer ©Item, Sehrer, ©otteS 311 gebenEen. Rra= mer erjählt, baß bie oft mehrere Jjnmbert betragenbe Igörerfchaft bis ju Shränen gerührt mürbe freilich Eonnte hierbei ber granjofe recht haben, ber uon ©eitert urteilte: „Laissez le faire, il nous forme de dupes“.

„SdjwachEöpfe"nur, benn uor lauter blinber Eingebung an©otteS SBitlen, an baS gefchriebene ©fjriftengefeß blieb ja lein Saum für eigne ©ntfdjeibung, Eein Saum für bie Silbung eines feften ©haraEterS.

3n bemfelben ernft-religiöfen ©ebanEenEreife bewegen fich aucÜ bie „Storalifdjen ©ebichte", bie er 1754 gefammelt herauSgab. ber ©efamtauSgabe uott 1769 erfetjienen fie im fetben Sanb mit ben geift= liehen Oben unb Siebern, fdjon baburcl; auch ben innern ffufammem hang anbeutenb. Sie fanben wenig AnElang. 3a paarweis gereimten Slejanbrinern bringen fie Ausführungen ber moralifcßen Sorlefungen in Seim unb Stetrum, ohne Schwung nüchtern baS gür unb 2Biber an EonEreten SebenSbilbern barlegcnb unb fchtießlidj bie Semut, bie

22

9JioraIifdje unb geiftlic^e Sichtungen

friebenheit mit betrt eignen ©cljid'fal alg bag hödffte ©lücf, alg bag 8iel menfcblidjeit ©trebeng barlegenb. gntereffe erregen fie nur, wo fie, wie in „Seicbtum unb ©hre", augenfcjjeinlidj 8Ü3e aug beg Siebter» eignem Seelenleben bieten ober, wie im „■ätienfdjenfreunb", bag Su; genbibeat, bie ffierwirKidjung beg ©eboteg ber djriftüdpen Sädpftett; liebe fefeilbern.

Siefer aber, noch einmal alg Slpoftel beg „golbenen 8eitalterg" joirlte er auf 8eÜ9enoffen unb Sacbwelt mit feinen „©eiftlidjen Oben unb Siebern", ©cfjon in früheren gahren (1743) hatte er fid; in Keinen Siebern analreontifdjen gnbaltg oerfudjt. ©ie mären alg ©efanggeinlagen nur in wenigen ©jemplaren gebrudt worben. ©eit; bem batte er in biefer Stiftung nidpt weiter gebiebtet, unb nun gab er beit alten Sieberweifen neuen, ernften gnljalt. 1757 erfebienen feine „©eiftlidjen Oben unb Sieber". gn ihnen bat er ftetg bag oollenbetftc unb banfengwertefte SDBerf feineg Sebeng gefeljen. 9tur im Sienfte ber gftoral hatte für ibn bie ißoefie einen 8u>ed. gljren bödjften jebodp er; füllte fie im religiöfen Siebe. Db er auch bie tljeologifdje Saufbabn, auf bie iljn fdpon feine ©räiebung im ißfarr; unb SSaterbaufe gewiefen, oerlaffeit butte, ein ©eiftlicber war er boeb geblieben unb alg ein foldper bat er fid; gefühlt fein Seben lang, ©eine religiöfe ©mpfinbung ift fpä; ter in ©elbftquülerei umgefdplagen; alg er bie geiftlidjen Sieber bidptete, war fie noch ooü unb rein. Unb wie er eg alg eine ipflidjt betrachtete, bie Äraft ber fßoefie ben SEBalprheiten unb ©mpfinbungeit ber Seligion ju wibnten, „ich weife alte Äircbengefänge", fpridpt er in ber SSor; rebe, „bie ich mit ihren SMobien lieber oerfertigt haben mödpte, alg alle Oben beg ipinbar unb ^oraj" fo fab er bie 2lrbeit an biefen Oben alg eine 2trt ©ottegbienft an, ju bem er nur bie am beiterfteu geftimmten Sage unb ©tunben feineg oon lörperlidpen Seiben faft nie; bergebrüdten Sebeng wählte. Unb ebenfo fudjte er bann ängftlicb ber greunbe Seirat, um ben Siebern bie möglidpft würbige gönn ju geben. Söefonberg 21. ©djlegel ftanb ihm hierbei hilfreich sur ©eite.

©eifert unterfebeibet „Sefpr;Dben" unb „Oben für bag §erj". gn ben erftern Iperrfcht mehr „Unterridjt", in ben ledern melpr „©mpfirt; bung"oor. SieSefpnDben führen mitten inbenrationaliftiftfpen©trom ber 8eit hinein. SSerunftgemäfee ©rfaffung unb Übung religiöfer ©e5ote bag Ster, ju bem fie führen, ©o enthalten fie 2lnmeifungen äum ©ebet, äunt Sefen ber ©cfjrift, wo, wann, warum wir fie lefen follen; warnen oor Übermut, ©eij, SBolluft, mahnen jur Sßadpfamfeit, jum ©ebenfen an ben Sob. ©ie oerfuchen, Kar unb einbringlid) p fein unb werben babei langweilig unb oft auch roh- ©ie warnen, mit ©peife unb Sranf

23

@e2evt§ SeBeit unb UBerle.

bag £erj ju befdjmeren, fie forbern auf, bie „leichtern Sriebe ©ott auf» juopfern", benn „bag ift bag 2Iuge, bxefeg ift ber gufj, bie fid; ber ©hofft entreißen muff".

Slug bem coden, tiefen ©emütgleben erroadjfen, einfach unb raun» berbar ergreifenb bagegen finb eine Steilje anbrer Siebet bie Oben für bag §era. Sie finb unftreitig bag ebelfte unb tieffte, mag ©edert gef Raffen f)at. £ier bricht roirflidjeg religiöfeg Seben, nicht ttjeoto» gifdjeg Senfen fiertor, hier fteibet fid; ebter ^ntjatt in einfache unb bodj fließende gorrn. ©eiten nur unb auch ba nicfjt ftörenb tritt leife 9ieffejion ein. £ier fteigt ber ißrofeffor uom Äatfjeber herab, unb bie meinerlidje Stimme manbelt fid; in roden ©horgefang ber andächtigen ©emeinbe. Sag adgenteine menfd;Iid;e ©efüf;f ift fjier jum 2Iugbrucf gebracht, bag bem fdjlidjten Sattbmann ebenfo eignet toie bem fbod;ge» bilbeten, bag ©efü^t ber Eingebung an bag pcbfte, Siebe geroäljrenbe unb Siebe oerlangenbe Sßefen. ©ott ift eg, ben ©edertg Sieber preifen. ®a§ ift eg, n>a§ fie fofort empor!) ob über bie poetifdjen 2lugroüdjfe beg pietifiifch»herrnhutifdjen fBipftijigmug, mag ihnen noch fjeute unb für ade feiten ifjren Sfiert beioahrt. Sa gilt fein Sogma, feine Äon» feffion, ba fpricfjt fiel) fdefigion aug. ©cf;iDäd^tic§ unb meidjtidj fonft im Seben unb oft aud; im Sidjten, ergebt er fid; !;ier 5U nie geahnter Stärfe. ©g ift nicfjt Sufad, baß mehreren ber mächtigft roirfenben Sonfd;öpfungen Seethooeng ©edertfd;e Sieber atg Sejt unterliegen.

Sie Sieber unb Oben, fcljon oon oornfjerein meift an oorEjanbene Äirdjenmelobien angepaßt, mürben algbalb in bie eoangelifdjen Äir» d;engefangbüdjer aufgenommen, ©ie bilbeten aud; bie Srüde oon Äonfeffion ju Äonfeffion. Sie I;atten im efjemalg heiß entbrannten Kampfe ber beiben eoangelifdjen Kirchen für bie reformierte Stedung genommen, inbetn fie augbrüdlid; bie guten SBerfe, ben tl;ätigen ©tauben gegenüber ber ftrengtuttjerifdjen ©laubengauffaffung erhoben, unb baburd; aud; ber fatfjolifd;en Kirche bie §anb gereicht, ©in fattjo» lifd;er iJJriefter roenigfteng glaubte l;ier ben ißunft ju finben, oon bem aug ber fromme Sid;ter aud; alg rechtgläubiger KatEjolif angefetjen roerben fonne.

3u beginn ber fünfjiger Qaf;re hatten bie alten greunbe ade Seipjig oerlaffen, bafür mar bem Sid;ter, in aden Sanben oerbreitet, ein Kreig 9fat unb Belehrung fud;enber greunbe unb greunbinnen erftanben. 2ln ©edert roanbte man fid; in aderlei geiftigen dtöten beg Sebeng. Sitten um Anempfehlung oon tpofmeiftern roaren noch bag ©eringfte; er fodte auch ©emiffeugrat fein, roieber gteichfam alg führet 5U jenem golbnen Zeitalter, oon bem Srame gefprod;en. ©in preu»

24

§ot>er Sßert ber geifttid^ert Oben. Sriefroet^fet.

^jtfc^er Offizier etroa fragt an, maS er tlpn foHe, ba er fitf; aüjuteicfjt in ©efellfdjaft oergeffe unb ben Vergnügungen alSbann pfefjr nachhänge; ungarifdje junge ©belleute bitten um Verhaltungsmaßregeln beim Eintritte in bie SBelt; ein Sucfjmacher roenbet ficf; an ihn, ilpt fßtittel unb Empfehlung jum ©tubiurn p oerfdjaffen; einem entpfinblidhen grauenjimtner foß er bie greifet über £>erj unb ©tjaratter beruhigen, einem anbern ben fßlittelroeg angeben püfdEjen häuslicher Befdjäftigung unb fdjöngeiftigem ©enuffe. 2tuc£) für biefe obern Schichten ber ©e= feßfc^aft mar er Sichter unb ißriefter pgleidE). „An ©eßert, bie Su= genb unb bie Religion glauben, ift bei unferm ißublilo beinahe eins", fcfjrieb ber junge ©oetlie.

Saburcf) aber roarb er in roeittäufige Briefoerbinbungen getnüpft. @r ift oiefleicfjt ber §auptoertreter ber brieffetigen geit beS oorigen SaljrhunbertS. Unb pmr einer Briefgattung , bie weniger fdjriftticfie $ortfe|ung eines gewohnten I;er§Iid^en Umgangs mar, fonbertt bie eine briefgeborne greunbfcfjaft pflegte, in Betrachtungen über moraltfdje, titterarifcfie fragen fi$ erging unb biSroeilen auch nur auS lauter ©inleitung unb ©dfjluß beftanb. ©eßert felbft flagt über bie $üße feiner Briefüerpflidjtungen unb barüber auch, baß er oft Briefe em= pfangen unb fcßreiben müffe, in benen nichts ftelje, als roie fetjr ber empfangene Brief erfreut, unb baß man mieber fcßreiben foße. Sodj galten auch formeß bie Briefe ©eßertS als Atufter. ©ie mürben abge= fchrieben, auSgetaufc£)t, als teures Vermächtnis greunben hintertaffen.

Aabener brang' in ben greunb, eine Sammlung oon Briefen herauSpgeben unb pgleiclj eine Anleitung pm guten Briefftile 311 oerfaffen. gögernb unb faft nur überliftet ging ©eßert barauf ein.

©0 erfdjienen 1751 feine „Briefe nebft einer praftifdEjen Ab* hanblung oon bem guten ©efcßmatfe in Briefen". Sen gefpreij; ten, überfchmülftigen Briefanmeifungen AeufirdjS ober SunlerS ge; genüber fteßt er bie gorberung ber Aatürlidjfeit auf unb faßt feine Ausführungen in einer hübfdjen, in bie anbern Sammlungen nicht aufgenommenen fjabel pfammen. Zugleich aber foß ein guter Brief muntern 2öiß erhalten unb oon lebhaften ©mpfinbungen ber greunb; f chaft unb Siebe überfliegen. Sie franjöfifche Brieffammlung ber grau oon ©eoigne1 gilt ihm barin als unübertroffenes SOtufter. Sie eignen unb fremben Briefe, bie ©eßert als Aiufterbeifpiele beigab, erman= geln eines ansiehenben Inhaltes, ©eine Ängfilicfifeit, bie Scheu, in=

1 „Lettres de Madame Rabutin-Chantal, Marquise de Sevigne, k Ma¬ dame la comtesse de Grignan, sa fille.“ 1726.

©eitert. 25 II *

©ettertä Sebett unb Sßerfe.

binibuelle Serljältniffe art ba§ Sicht zu zerren, Ratten t^tt betrogen, meifi nur farblofe Briefe zu oeröffentlicl)en. -ERach feinem Sobe gaben greunbe eine reiche SluStuahl au§ bem ÜRachlaf) herau§. Sie lang* bauernbe Rorrefponbenz mit einem ffräulein £uciu§ in Sregbett unb ©rbmutfie non ©cfjönfelb ift erft fpäter oeröffentlid)t roorben.

Ser grofe Rrieg griebrich§ fanb ben Sichter fchon al§ gebrodenen EDiann. 2tu§ bem Rattonenbonner ber ©d^Tac^t bei Sofsbacl) hörte er mir bas> SEBehgefcljrei ber ©terbenben unb Sertounbeten, nid^tö nont Subelruf beutfdjer Rraft unb beutfcljen ©iege§. Sluclj ber geiftige gorU fdjriit feines SSotJeS blieb ihm oerfdfloffen. ©ine§Rlopftocf§, SEBielanbS, SeffrngS hat er in feinen Sorlefungen nid)t gebaut. Sein Süd toar ju feffr nach innen gerichtet, al§ bajj er ba§ SBefien ber neuen Seit, bie er felbft mit ^erbeigerufen ^atte, zu hören uertnochte. @o fel)r nach in= nen, baf; er fid) faft in felbfiquäterifcfjer grömmigfeit zu ©runbe riet;: tete. Sa§ neu aufgefunbene Sagebucfi non 1761 ift ein berebteS Seltg: ni§ bafür. Su bemfelben Sahre, ba er eine ifim angetragene orbenttidje iprofeffur nidjt anneljmen zu bürfen glaubt, forfefjt er felbftpeinigenb nach feinen ©iinben, bie toof)I bie Ur fache feiner Rranflfeit feien, quält fiel) mit ^Betrachtungen über ©itttbe unb Suffe ab, banfet ©ott für jebe frei burcbfdjlafne Stacht unb fügt fid; mit ©ebulb unb in tieffter Se; mut ben Schmerzen, bie nun, naclibem beinahe eine Sähmung ber Sers bauungSorgatte eingetreten, faft tagtäglich il)n heimfudEjen. Ser mehr* malige Sefutf; be§ RurbrunnenS in Sauchftebt unb Rarl§bab, über welchen er in anmutigen Sriefett an feine greuttbitt berichtete, brachte gcitroeilige ©rleicfjterung, aber an eine Leitung mar nid;t mefjr ju bem fett. SEBie £id;tblicfe nur erftfjeinett ba bie faft unzähligen Setoeife non Slnerfennung , bereit er fich gerabe in biefem Saljre zu erfreuen hotte. Sefannte unb unbefannte ©penber festen ihm Eßettfionen au§ ober fdjid'teit il)m anfefjnlidje ©elbgeftf;enfe, bie er mit immer mehr toacf)= fenber Sefrentbung unb ©leichgültigfeit aufnahm unb meift zur Unter* ftütjung armer SSernmnbten oerioenbete. Rein grember non ©taube, ber burdj Seipzig reifte, nerfäumte e§, ihn zu befudjett. Son fjürftin* nen, Herzoginnen, bie ihn zu fid) gerufen, erzählen feine Sriefe. Ser Rönig non Eßreujjen unterhielt fid; längere Seit mit ihm, ber Rurfürft Sriebrich Sfuguft non ©achfen lief? fid) non ihm über „Sefchaffenljeit, Umfang unb Sitten ber SJtoral" in einer Sorlefung unterrichten. Sa autf; bie rohe ©otbateSfa ehrte ben frommen Sichter; fein ©eburtg* fiäbtcheit tnurbe nont fjeinbe nur mit geringer Rontribution belegt unb ihm felbft ber Surdjzug burch bie feinbliche Sorpoftenlinie freunblich geftattet.

26

SebenSabenb unb SEob. SlUgemeine SSeurteilung.

Anfang SDejemBer 1769 oerbreitete ftd) bie iftachridft, bag Seben beg ©idfterg fei im ©rlöfcffen. Set Kttrfürft fanbte feinen Seibarjt, bod) umfoitft. ©efaßt unb gottegfürdjtig, roie er gelebt hatte, ftarb er am 15. ©egember 1769 in ber 2Jiitternacf|tgftunbe.

©er ©ob ©edertg rief adenthalben tiefgefühlten Sdjmerj mach. Sn ungejählten ©rauerobert, -Jtadjrufen fanb berfelbe in überfchroeng-- lichen Sßorten Vugbrud, rief aber baburd) auch bie S^eaftion heooor1, unter beren Sann mir noch heute fielen, ©ie „Vriefe über bett SDßert einiger beutfcher ©icbter" oon 9JtauoiÜon unb Unser (1771) fpradjjen juerft bag heru&nmrbigenbe Urteil über ©ellert aug, bag in oerfd;ie= beneit Variationen big junt heutigen ©age mieberholt mirb. „©ellert", fagett fie, „mar ein feister ©djriftfteder; a£g fold;er gefiel er ben feid;= ten Köpfen unb, ba biefe immer bie HJtehrljeit beg lefeitben ißublifumg bilben, fo ift eg Jein Vktnber, menn ©ellert ber ÜDtann beg ©ageg mürbe. @r mar ber Siebling aller Sanbprebiger unb SanbprebigerS-- tödjter meid) ungeßeureg Kontingent oon Verounberern, Verehrern, Sobpreifertt!" 2lud; ©oet£;e änberte in ber Vesenfion ber Vriefe („fyranlf; furter ©eiehrte Steigen" oon 1772) nicht oiel an biefetn Urteile. ,,©r mar nichts mehr alg ein bei esprit, ein brauchbarer Kopf; allein muh man ihm baraug ein Verbrechen machen unb fid; munbern, menn ber gemeine Raufen nur Slugeit unb Ohren für bergleidjen 2lrt oon Schrift; ftellern hat? Sticht allein bei ung, fonbern in allen Säubern mirb bie SInjahl ber benfenben SJtenfdjen, ber mähren ©laubigen immer eine unfidEjtbare Kirche bleiben."

©ellert märe bernnad; unb bag ift aud) heute noch geltenbe ÜReinung über ihn burdjauS ein mittelmäßiger ©id;ter gemefett, bem nur bie ©mpfänglicßfeit ber ©urdjfchnittSbilbung für foldf;eS SUittel; gut pm großen ©rfofge oerhalf, ©in folcßeg Urteil aber ift geroiß ju hart unb fdfjief. @g überfieht oor adern bie große Mturgefd;id)tliche Vebeutung beg ©icfjterS. Sticht, meil bag gemeine Vol! ihm bequem folgen fonnte ohne ©ebanfen unb ©emütganftrengung, marb er beffen Siebling, fonbern meil bie ÜDtaffe bei il;m in anfprecßenber gorrn ©e* banfett fanb, bie aug bem ©rüde ber Verhältniffe emporhoben. Unb aud; ber litterarifcfjen Vebeutung ©edertg mirb bag Urteil nicht gerecht.

1 bem „Pandaemonium gerraanicum“ »ott SR. Settj fd^tei^t ©ellert in einen SBintet ber SRu§meä£)aUe, aW er Safontaine erbiidt.

27

II**

©eHert« Seien unb SHSerte.

Stuf bem engen ©ebiete ber gäbet unb ber geifttid^en Sieber fjat er ge= teiftet, roa§ nacf) tfjm feiner erreichte. S8or altem aber liegt barin bie töebeutung feiner ©tettung am 2lnbrudE)e ber neuen geit, baff er im ganzen beutfdfen Sßotfe , in ben unteren ©cfjidjten burct) ben fittticfjen ©rnft be§ gntjattg, in ben oberen burct; 2tnmut ber gorm, roieber ©ittn unb Siebe für biebeutfdfe Sichtung erroedt fjat. Unb biefeg Serbienft fott ifjm nictjt gefdfjmätert raerben1.

1 SDie erfte ©efamtau§gabe ber ©ellertfdjen ©Triften, berert erfte jinei Sänbe er jum SEeil noch felBft burd)feljen tonnte, erfriert 1769-74 in jefjn Sans ben. ®er letjte enthielt aufjer einigen ©ebäd;titi§oben auf ©eitert bie Süiogra= pljie be3 ®id;ter§ non 3. 2t. ©ranter. ©ine nollftänbigere ©efamtauSgabe, beforgt non 3. 2. Älee, erfdjien 1839. ®a eine neuere iöiograptiie mangelt (£>. ®öring, ©reij 1833, 2 S3be.), ift ju nertneifen auf bie geiftnotle biograptufdje ©fijje ©rief; ©djmibtä in ber „Slllgemeinen beutfdjen S3iograptjie" unb auf bie trefflichen, uor= jüglich bie tulturgefdjicfjtlictje Sebeutung ®ellert§ Ijernortiebenben 2lu?fül)rungen St. SStebertnannä im jiueiten SSanbe feines äßerfeä „®entfd;laub im achtzehnten 3afjrf)unbert".

28

gabeln «üb ßtjäfjlunflc«.

täellert.

1

@r|ies 'gßud)

i te ÜtadjtigaU mtit Me gmljr.

•flfNie Sadjtigall fang einft mit Bieter ßunft;

Jy Shr Sieb ertoarB ber ganjett ©egenb ©unft;

Sie SSIätter in bcn ©tyfeltt fdjtoiegen Unb füllten ein geheim Vergnügen.

Ser Sögel Gfjot Bergafj ber 9iu§’

Unb hörte ipfjilomelen ju.

Sturora felBft öerjog am ^jorijonte,

SBeit fie bie Sängerin nicht gnug Betounbern fonntc. Senn aud) bie ©ötter rührt ber Schall Ser angenehmen Sacf)tigatt;

Unb ihr, ber ©öttin, ihr ju ©l)1"60

Sieh iphilomele fiel) noch ätoeimal jehöner hören.

Sie fcfjtoeigt barauf. Sie Serdje naht fid) i'hr Unb ft>ricf)t: „Su fingft Diel reijenber al§ toir,

Sir toirb mit Utecht ber Sorjug sugefprodjett;

Sodj ein§ gefällt un§ nid)t an bir,

Su fingft ba§ ganje Sahr nicht mehr al§ toenig äöodjcu."

Sod) Sßhilomele lacht unb fpridjt:

„Sein Bittrer Sortoitrf fränft mid) nicht llnb toirb mir etoig ©l)l'e Bringen.

Sch finge lurge Seit. äöarum? Um fchön ju fingen.1 Sch folg’ im Singen ber fftatur;

So lange fie geBeut, fo lauge fing’ id) nur,

SoBalb fie nicht geBeut, fo hör’ id) auf 31t fingen;

Senn bie Satur läfjt fid) nicht ätoingen."

Sigt. in bet G. Stuf tritt:

„®ie ©djnmlbe läßt ißr £ieb beu ganjen ©ontmer Hingen ; SUCein bie Obac^tigaU pflegt furje tjeit ju fingen."

1

fta&eln unb @rjäf)[ungen. (Srftel Such.

D Sidjter, benft au üpfjilomelen,

Singt nidjt, fo lang’ if)r fingen ioottt.

Statut unb ©eift, bie eud) Befeelen,

Sinb eud) nur toenig Sa|re fjolb.

Sott euer SGitj bie äöelt entlüden,

So fingt, fo lang’ tf)r feurig feib,

Unb öffnet eud) mit ttfteifterftüden 3)en ©ingang in bie ©toigfeit.

Singt geiftreid) ber Statur ju ©Ijren;

Unb fdjeint eud) bie nid)t mefjr geneigt,

So eilt, um ritt) ml i d) aufjuijören1,

©f}’ ifjr ju fpät mit Staube fd)toeigt.

2öer, fpredjt ifjr, toitt ben Sidjter jloingen?

©r Binbet fid) an feine Seit.

So fafjrt benn fort, nocf) alt ju fingen,

Unb fingt eud) um bie ©ioigfeit.

/jCiu SetftS toar’g unb eine dtadjtigatt, w $ie einft ju gleicher Seit öor SarnonS fünfter gingen. Sie 9tad)tigatt fing an if)r götftidj ßieb 5U fingen,

Unb S)amon§ ff einem Sofyt gefiel ber füfje Sd)att.

,,2ld) toeldjer fingt Bon Bciben bodj fo fdjön1?

Sen S5ogef möd)t’ idj ioirUid) fef)n!"

Ser Siater mad)t if)nt biefe $reube,

©r nimmt bie SSöget gleidj herein.

„J&ier“, fprid)t er, „finb fie atte Beibe;

Sod) toeldjer toirb ber fd)öne Sänger fein1?

©etrauft bu bid), mir ba§ ju fagen?"

Ser Soljn läfjt ficfj nidjt gtoeimal fragen,

Sdjnett ioeift er auf ben Seifig Ijin;

„Ser", fpridjt er, „muff fein, fo iuafjr idj e^rlid^ Bin. Sßie fd)ön unb gelB ift fein ©efieber!

Srum fingt er and) fo fdjöne ßieber;

1 SJgl. baju tn gj. 21. Sd;[ege[3 ©atire: „SBom Natürlichen in Schäfergebicljten" (1746) ben fingierten SEitet einer ©ottfcfiebfcfien Schrift: „Rechtfertigung bei ßerrn iprofeffor ©ottfcheb gegen ben SBorrourf, bafj er ju fAreiben gar nicht aufhören tann". '

®ie SKadjtigaU linb bie üerd)e. ®er Seifig. ®er SEanjbär.

5

Sem anbern fietjt man’§ gteid) an feinen Gebern an, Sajj er nichts ßtugeS1 fingen !ann."

*

* *

©agt, ob man im gemeinen ßcbeit Sticfjt oft tote biefer ßnabe fdftiefjt?

2Bem $arb’ unb $teib ein Stnfetjn geben,

Ser tjat SJerftanb, fo bumnt er ift.

©taj tömmt, unb taum ift ©tag erfctjienen,

©o t)ätt man itjn aucf) fdfon für fing.

Sßarum? ©et)t nur auf feine SJtienen,

Söie borteittjaft ift jeber 3ug!

(Sin anbrer t)at gtoar biet ©efdfide,

Socf) toeil bie SJticne nid)t§ berfgridft,

©o fc^tie^t man bei bem erften SSIidte,

2Iu§ bem ©efid)t, ait§ ber Sßeritcfe,

Safj it)m SSerftanb unb 2Bit$ gebridjt.

frr fianfträr.

/Cin 23 är, ber tauge .Qeit fern 23rot ertönten müffen, VIP (Sntrann unb toäbjlte fid) ben erften Stufenttjatt. Sie SSären grüßten it)n mit brüberlidfen Äüffett Unb brummten freubig burd) ben 2öatb,

Unb too ein 23är ben anbern fat),

©o f)icfi e§: „^ßeij ift toieber ba!"

Ser 23ar erjafjUe brauf, toa§ er in fremben ßanbeit fyür SIbenteuer auSgeftanbeu,

2öa§ er gefetin, gehört, getlfan.

Unb fing, ba er toom Sanjen reb’tc,

2It§ ging’ er nod) an feiner ßette,

Stuf fotnifd) fd)ön ju tanjen an.

Sie 23rüber, bie it)n tanken faf)n, SSetounberten bie 2Benbung feiner ©lieber, Unb gteid) berfucfften bie SSrüber; Stttein anftatt, toie er, ju getfn,

©o tonnten fie taum aufrcd)t ftetjn,

.Jttug", tn älterer Sebeutung f. v. to, fdfmud, pbfcl), nett.

6

fabeln unb Svjä^lungett. ßcfteS S3u$.

Unb mattetet fiel bie Sänge lang batnieber.

Um befio metjr tiejs fiel) ber Sänket feljn;

©odj feine Hunft berbrofj ben gangen Raufen.

„gort", fdjrieen alle, „fort mit bir!

®u Tcarr rnittft flüger fein al§ mir?"

9Jtan gmang ben Sßeij , babongulaufen.

*

•k *

©ei nidjt gefdjiclt, man mirb bid) menig Raffen,

2öeil bir bann jeber ät)nlid) ift;

©od) je gefdjidter bu bor bielen anbern Bift,

3e mcl)r nimm bid) in ad)t, bid) pratjlenb feljn gu laffen. 2öat)r ift’S, man mirb auf lurge Seit S5on beinen fünften rttljmtid) fpredjen;

®od) traue nid)t, Balb folgt ber 9teib Unb madjt au§ ber ©efd)idlid)teit (Sin unbergeBlid)eS SlerBredjen.

fte dücfrljtrijte nmt imnt fjitfb.

®a§ erfle Sud).

^TNer erfte, ber mit lluger tjpanb

,+y ©er dftänner ©djmud, ben <£jut, erfanb,

©t'ug feinen <£>ut unauf gef plagen;

®ic Uremften gingen flad) IjeraB;

Unb bennod) mufft’ er iljn gu tragen,

SDajj iljtn ber -jput ein 9lnfe|n gab.

Gr ftarB unb lieft Bei feinem ©terBen ©ett runben £iut beut nädjften GrBen.

©er (SrBe meifj ben runben |mt 9üd)t redjt gemädjlidj angugreifen;

Gr finnt unb magt lurg unb gut,

Gr magt’§, gmo Krempen aufgufteifen.

©rauf (äfft er fid) bem SMfe feljn;

©a§ 35ol! BleiBt Bor Sßermunbruug fteljn Unb fdjreit: „9hm läfjt ber £ut erft fd)ön!"

Gr ftarB unb lieft Bei feinem ©terBen ©en aufgefteiften <£mt bem GrBen.

SDie ©efdjictyte oon beut §ute

7

©er (SrBe nimmt ben <f?ut ltnb fcftmäfjlt,

,,3fcf)", faridjt er, „fet)e moftl, maB fcftlt."

(Sr feftt barauf mit m eifern d)tute ©ie britte Ätem!pe ju bem fpute.

„£)!" rief baB Stolt, ,,ber f)at SBerftanb!

©ef)t, maB ein ©terbtidfer erfanb!

(Sr, er erftöftt fein Staterlanb!"

(Sr ftarB unb tief] Bei feinem ©terBen ©en breifad) fpiften fput bem (SrBen.

©er -gmt mar freilief) nict)t meftr rein;

©od) fagt, mie tonnt’ eB anberB fein?

(Sr ging fcftort burdj bie bierten -fpänbe.

SDer (SrBe färBt iftn feftmara, bamit er U>aB erfänbe „Sßeglüdter (Sinfalt!" rief bie ©tabt,

,,©o meit fat) feiner nod), alB ber gefeften Ijat.

(Sin meiner §ut lieft täcfterlid);

©djmarj, SSrüber, fdjmarä! fo fdjidt eB fid)."

(Sr ftarB nnb tieft Bei feinem ©terBen SDen f cf) marken fput bem näd)ften (SrBen.

©er (SrBe trägt if)n in fein -fpauB Unb fiet)t, er ift fefjr abgetragen:

(Sr finnt, unb finnt baB Eunftftüd auB,

Rfjn über einen ©tod ju fotogen,

©urcf) fteifte SStirften mirb er rein;

(Sr faftt it)n gar mit ©cf)uüren ein 9Run geftt er auB, unb alte feftreien:

„3BaB fef)n mir? ©inb eB Räubereien?

(Sin neuer ffntt! £> gtiidtid) ßanb,

Eöo 2öat)n unb ginfterniB berfd)minbenl dRetjr fann tein ©terbfid)er erfinben,

SIIB biefer grofte ©eift erfanb."

(Sr ftarB unb lieft Bei feinem ©terBen SDen umgemanbten fput bem (SrBen.

(Srfinbitng maeftt bie Zünftler groft Unb Bei ber iRacftmett unbergeffen;

©er (SrBe reiftt bie ©eftnüre foB, limsieftt ben £>ut mit golbnen ©reffen,

8

fabeln unb (Srjälittmgen. Erfteä S3uu).

Sterßerrlidjt ißtt burd) einen JlnoBf Unb brüdt ißn feittoärtS auf ben $opf.

3ßn fielet ba§ SMf unb taumelt bot ätergntigcn.

9hiu ift bie Äunft erft ßocßgeftiegen!

,,3'Tjnt", fdjrie e§, „iß nt allein ift 2ßiß unb ©eift berüeßn 9ticf)tS finb bie attbern gegen ißn!"

@r ftarB unb lief? Bei feinem ©terBen ©en eingefaßten <£mt bem ©rBen.

Unb jcbcSmal tnarb bie ctfunbne ©radjt 3m gangen Saube nadjgcmadjt.

Cmbe be§ erften 23ud)3.

*

*

2Ba3 mit bem -gmte fid) nocß ferner gugetragen,

Söift id) int gtncitcn ©Buße fagen.

©er ©rBe ließ itjm nie bie borige ©eftalt.

©a§ Slußentnerf tuarb neu, er felBft, ber £ut, Blieb alt. Unb, baß id)’§ furg gufamntengicf)’,

@8 ging bem £ute faft mie ber ^ilofo^^ie.

Slcr ©ret

if*

Bon einem ©reife mitt id) fingen,

©er neunzig 3faßr’ bie 2Mt gefeßn. Unb tbirb mir ißt fein Sieb gelingen,

©o mirb einig nictjt gefcßeßn.

Sßou einem ©reife tnid idi biäjtett Unb rnelben, tuaS burd) ißn gefcßaß,

Unb fingen, iba§ id) in ©efd)icßtcn S5on ißm, bon biefcm ©reife, faß.

(Singt, ©idjter, mit entBranutem ©riebe, ©tngt eud) Beriißmt an SieB’ unb Söeitt! 3dt laß eud) allen SBein unb SieBe;

©er ®rei§ nur fott mein SoBIieb fein.

®er ©rei§. ®aS guEeu.

9

©ingt bon SSefdjü^ern ganjer Staaten, SSeremigt eud) unb ifre 9Jlüt)’ !

Sd) finge nidft bon fpelbentf) eiten;

©er ©rei§ fei meine ißocfie.

£) iKulint, bring’ in ber tdadfioelt Oljrcn, ©u 9tul)m, ben fid) mein ©rei§ ertoarb ! 4?ört, feiten, t)ört’§! ©r toarb geboren,

©r lebte, naljnt ein Söeib, unb ftarb.

Um* ^itliru.

/f©in lüften, ba§ bie fdjtoere SSürbe ©e§ ftotjen 9teuter§ nie gefüllt,

©en Manien Saunt für eine Sßürbe ©er jngerittnen Sßferbe Ijielt :

©ie§ Süden lief nad) allen 5ßferben, Söorauf einen dftann erblidt,

Unb münfdjte, batb ein Oioff ju to erben, ©a§ ©attet , Saun: unb Deuter fcljmüdt.

dßie feiten lennt bie ©tjrbegierbe ©a§ ©lüd, ba§ fie 3U münfdjeit pflegt! ©a§ Steutjeug, bie getoünfdjic Sürbe, äöirb biefem Süden aufgelegt.

9Jtan fi'djrt ftreicCjelnb T;in unb micbcr, ©aff ben Siuang gemoljnen1 fod:

©UI3 geljt ba§ Süden auf uub nieber, Unb ftolj gefädt fidj’3 felber looljl.

©§ lam mit firüdftigen ©eberben Surüd in ben toerlafjnen ©tanb Unb ntadjte miet)ernb aden Sßferbcit ©ein neu ert)altne§ ©li'td befannt.

,,2id)!" fbrad) 3U bem näd)ften ©aide, ,,5(Jlicf) lobten ade, bie micff faljn;

©in roter 3<nnn lief au§ bem SJtanle ©ie fdfttmrjen 9Mt)ncn ftolj Ijinati."

1 geroofmen , f. v. ro. fict; gewönnen. So and) ßei Sefflng.

10

g-abcln imb Erjäljtungen. Srfte? S3udj.

Stilein tute ging’S am artbent Sage?

Sa§ Jütten fam Betrübt jurüd,

Unb fcpttnpenb fpracp e§: „SIMcpe ^ßtage Sft nicpt mein eingcbilbet ©lüd!

3it)ar bient bet 3 cm nt, micp auSjuputjen; Socp baru nt toarb er nicpt gemalt.

©r ift att meine§ Heutet» Stupen Unb meiner ©flaberei erbad)t."

*

* *

SöaS toüufcpt man fiep Bei jungen Sagen? ©in ©lüd, baS in bie Singen fällt;

SDaS ©lüd, ein präcptig Slmt ju tragen,

SaS feiner bocp 51t fpät erhält.

Silan eilt öergnügt, 31t erreichen,

Unb, feiner grcipeit ungetreu,

©ilt man nacp ftoljen ©ptenjeicpen Unb befto tiefrer ©Haberei.

(Mjloris.

^uS ©ifcrfudjt bc§ ßebenS fatt,

Söarf ©ploriS fid) Betrübt auf ipre ßagerftatt;

Unb iljren 33upler recpt ju fränfen,

Ser einen 23Iid nacp ©tjlbicn gctpan,

9lief fie bie iöenuS Brünftig an,

Spt einen leidsten Sob ju fcpenfen.

33ielXeid)t tnar bieS ©eüct fo eifrig nidjt gemeint. Verliebt unb jung ju fein, uttb um .benSob jtt flehen: 2ßem bieS nicpt lüiberfjrtecpenb fdjeint,

Ser muff bie ßiebe fdflccpt berftepen.

Sod) mitten in ber größten ipein ©iel)t ©ploriS ipten greunb gepupt inS ßimntet treten, Unb plöplicp pört fie auf ju Beten Unb tbünfept nicpt ntept, entfeelt 31t fein.

©r fagt ipt taufenb ©djtneicpelcien;

©r feufjt, er fiept, er fcptoört, er fiifjt.

€) ©plotiS 1 lap’ bicp’S nicpt gereuen,

£>ap btt nod) nicpt geftorben Bift;

GhloriS.

11

Sein Satnon fdjtoört, bidj einig treu ju lieben,

28ie lönnteft bu iljn bod) burd) beinen Sob Betrüben?

^ Set meiften ©dfönen .gorn gleicht iljrer gärtlidffeit, ©ie banetn Beibe furge $eit.

llnb SljloriS lief) fid) balb berföljnt bott bern umfangen, Sen fie bot furjent nod) be§ fpaffeS tnütbig fanb.

©ie Hopft ipn auf bie Braunen Söangen Unb ftreidjelt iljn mit Butjlerifdfet -fpanb.

Soct) fd)neH etftarren il)te «jpänbe.

2öie, 2tenu§! nälfert fid) il)t ©nbe?

©ie fällt in fanfter Dl)nntad)t t)in ;

Gein Heiner ©dfnabel toirb au§ iljtem Keinen .ftinu,

3u klügeln m erben i'fjre foänbe;

31fr Sßufen toirb mit einem $ropf berBaut, llnb Gebern üBerjieljn bie <£aut.

3fi’§ möglidj, bafj id) biefe§ glaube?

^a! GH)Iori§ toirb ju einer SauBe.

2Bie gittert iljt ©dichter nidjt!

«g»iet fielet et feine ©dföne fliegen.

©ie fliegt tfnn bteimal um§ ©efidft,

2tl§ toollte fie fid) nod) burd) einen Äufj bergniigen. Sßoju fie fonft bie Neigung angetrieben,

Sa§ fd)eint fie and) al§ SauBe nod) ju lieben.

Sa§ pulsen toar il)r geitbertreiB.

© fet)t, tnie Jpu^t fie ilfren SeiB!

©ie rupft bie Gebern au§, um fief) red)t glatt ju ntadjen; ©ie fliegt an§ SBafdjfafj f)in, tt>ut, toa§ fie fonft getl)au, $ängt |)al§ unb SSruft ju Baben an.

Sßie fd)ön l)ßr’ id) bie SauBe ladfen! fyragt nic^t, toa§ fie gu Iad)en mad)t!

©ie tjat al§ Gü)lori§ fdfon oft über nidjtä gelad)t.

3fjt napt fie fid) bem großen ©piegel,

Slot bem fie manchen Sag in SOtienen fid) geübt,

SSefiel)t ben toeiffen ,f)al§, Betounbert d)te Flügel

llnb fängt fdfon an, in fid) berliebt,

fDtit jüngferlid)em ©tolj fid) loftbar1 31t geBerben.

1 91acf) bem fronj. precienx = ftet) jierenb, offettiert. Seffing 4, 117 (£ad)* mannfd^e 2lu§g.): „Seine Schreibart übrigens fchntedt ein wenig nach ber Io ft* baren Slrt, bie auch feine ffiteinigfeit ohne SBenbtmg fagen will." Schiller in „Ka* bäte unb Siebe", TV, 7; Sabi; ju Suife: „äöo will beun Sie hinan?, meine fl oftbare ?"

12

gafcetrt unb ©rjäljlungen, SrfteS SSudj.

,,5ld) ©ötter!" ruft i'f)r $reunb Betrübt,

„ßafit biefe Daube bod) jur Sf)Iori§ mieber merben."

„Umfonft", fprid)t SBenuS, „ift beiit Sdetjn;

^ur Daube fcf)idte fie fidj fdjön,

Unb niemals tuerb’ id) il)r bie SJtenfdftjeit tbiebergeben. ©ie I;at gefcufjt, gebuhlt, gclacfjt,

©id) ftetS gepult unb nie gebad)t;

SllS Daube !ann fie redft nad) iffrer Steigung leben."

D! toenn fid) nur bie ©>öttin nid)t entfdfliefft,

Die ©djönen alle gu bertnanbeln,

Die ebenfo toie ©tfloriS tjanbeln!

SStan jagt, bafi fie eS mittenS ift.

Std) ! ©öttin, ad)! tuic galftreid) )uirb auf ©rbett SllSbann baS SSoIf ber Dauben merben!

SJtit einer Sa'au tnirb man ju SBctte gefm,

Unb frül) auf feiner Sßruft ein Däubdfen fiijeu fetjn. Sliicfj bauert im borauS ntand) rei^enbe§ ©efid)t.

D liebe SknuS, tl)u’ eS nicfjt!

IP er |trmt!tc.

/|tin SJtann, ben lange fdmn bie ©ilieberfraufljeit1 plagte, w' Dtjat alles , maS ntan il)in nur fagte,

Unb lonnte bod) bon feiner ipein Stuf leine SBcife fid) befrein.

©itt alteS Söcib, ber er fein ©lenb flagte,

<5d)lug il)nt gctjeimuiSboIl ein magifd) SJtittel bor.

„Sljr ntitftt ©ud)", jifdjt fie iljrn inS £)tjr,

„Stuf eines frommen ©rab bei früher ©onnc fetjen;

Unb ©ud) mit bem gefallncn Dan

Dreimal bie £>anb, breimal ben ©dfcnfel netten;

@S tjitft, gcbenft an eine $rau!"

Der ßranle ttjat, toaS il)tn bie Sllte fagte;

Denn fagt, maS tput man nid)t, ein Übel loS 51t fein? ©r ging jnm ^ird)l)of l)in, unb jmar, fobalb eS tagte, Unb trat an einen ßeidjenftein

> ©ttebevlrnutlieit, f. ». ro.

SDer itranfe.

13

Hub la§: „2öer btefer fötann getoefen.

Söfft, SGanbrer, bid) fein Grabmal lefett.

©r mar ba§ SBunber feiner 3eit,

2) a§ fülufter mal) rer ^römmigfeit;

tinb, baff man Diel mit menig äöorten fagt:

©r ift’§, ben ßirdj’ nnb ©djul’ unb ©tabt unb Sanb beflagt."

.jpier feist fitf) ber ©efüagte itieber,

SSenetjt bie fjalb gelähmten ©lieber;

SDocfj offne Sßirfung bleibt bie Äur,

©ein ©lieberfdjmerä bermeljrt fid) nur.

©r greift betrübt nad) feinem ©tabe,

©cf)leic£)t bon be§ frommen 9Jtanne§ ©rabe Unb feijt ficf) auf ba§ nädjfte ©rab,

SDem feine ©djrift ein ©enfntal gab;

-fpier nafjnt fein ©djtnerj allmäljlidj ab.

©r braudjt fogleid) fein fDtittel mieber;

©cfjnett lebten bie gelähmten ©lieber,

Unb offne ©cfjmerä unb offne ©tab äferliefj er biefe§ fromme ©rab.

„9tdf!" rief er, „läfjt fein ©teilt micff lefett,

2öer biefer fromme fRtann getoefen?"

3) er Jfüfter fant bon ungefähr 1) erb ei;

5Den fragt ber üftann, toer Ificr begraben fei?

5Der Lüfter läfjt fid) lange fragen,

2ll§ fönnt’ er’3 offne ©cljcu niefjt fagen.

„2ldf!" ffub er enblidf fenfjenb an,

„SSergeiff’ mir’§ ©ott ! mar ein üftann,

SDem, tneil er Webereien glaubte,

2Jtait faum ein efrlidf ©rab erlaubte;

©in fUlann, ber lofe fünfte trieb,

Homöbien unb SSerfe fdfrieb;

©r mar, mie id) mit fftedft behaupte,

©in Neuling1 unb ein 23ofemidft."

„jftetn!" fpradf ber dftamt , „ba§ mar er nidft,

©o gottlob iljn bie Seute Italien;

2)odf jener bort, ben Sljr für fromm gehalten,

35on bem fein ©rab fo rüfjntlidf foridjt,

S)er mar gemifj ein SSöfetbidfl"

_ _ ■? §-* *-

* Sleulinß, f ». iu. Sßeuerunßäfilc&tiger.

14

gabeln unb IStjäftlungen. ®r(ieg Söuc^.

§ er «gitrijö mtii bit ©1 fln*.

T5ui ©Iftei fpiadj bei- f5uc£)§ : „D, toenn icC) fingen mag, & 2öa§ fpitcfjft bu bod) ben ganzen Sag?

Su fpiidjft loot)t Bon Befonbein Singen?"

„Sie äßatji'fjeit", lief fie, „Bieif id) au§.

2Ba§ feinet toeij) t)eiau§äuBiingen,

Siing’ id) buid) meinen gteiff f)eiau§,

SSom Ütbtei Bi§ jui ^lebeimauS."

„Stoff id)", Ucifeijt bei gud)3, „mit Sitten bid) Befd)lt>eten, ©o münfdff id) mii, cttoa§ Bon beinei ^unft ju tjöien."

©o toie ein toeifei Sti^t, bei auf bei Süljne ftet)t Unb feine fünfte rütjmt, Balb Boi, Balb iitdtoäit§ get)t, ©ein feibneg ©d)nuf)ftud) nimmt, fid) läufpeit unb bannfpiicf)t: ©o lief bie ßtftei and) ben 2t|t Batb auf, Balb niebei Unb ftiidj au einen 3ü>eig ben ©djnaBet tjin unb toicbei Unb mad)t ein fetfi geteilt ©efid)t.

Siauf fängt fie einfttjaft an unb fpiidjt:

,,3d) biene gern mit meinen ©aBen,

Senn id) Bemalte uidjt§ füi mid).

9tid)t tualji, ©ie beuten bod), baff ©ie Biel 3'üfte tjaBeu? dUXeiu, «Ipen fyud)§, ©ie inen fid).

9iui äuget) Bit! ©ie toeiben’§ finbeu,

Senn id) Betoeif gteid) mit ©liinbcu.

„3't)i Suff Beloegt fid), tuenn ev gef)t,

Unb ei Beluegt fid) nidjt, fotaug’ ei ftitte fte'f)t;

Sod) meifen ©ie, loa§ id) i^t fagen tueibe,

Senn biefesj ift nod) nidjt gan(v

©o oft 3'f)i guff nui gef)t, fo get)t ei auf bei ©ibe.

Setiad)ten ©ie nun 3d)ieu ©dftoanä.

©ie fet)cu, tuenn 3t)i Suff fid) leget,

Saft aud) $'f)t ©djloana fid) mit Beloeget;

Sijt ift 3t) i gufi Batb I)iei, Batb boit,

Unb fo ge^t aud) 3‘t)i ©djtoanä mit auf bei ©ibe foit,

©o oft ©ie nad) beit .Ipiitjuein leifen.

Saiau§ äiet)’ id) nun tuet) i ben ©d)tu§,

3f)i ©djloanä, baä fei 2>t)i fünftel gitfj;

Unb bie§ , «*pen 3ud)§, mai glt Beloeifen."

®er gudjS unb bie elfter. ®aä fcttnb ber ^jinfenben.

15

pct, bte|e§ tjat un£ nod) gefehlt;

SBie freu’ idj nticf), baff Bei Vieren

Stucf) groffe ©elfter gibt , bie at(e§ bemonftrieren!

s,lUir t;at’ö ber gucf)3 für ganj getoifj erjäfjlt.

„3e minber fie Berftefjn", füradj biefe§ fd)laue Stiel), „Unt befto meijr Betoeifert fie."

c*i r e)

$ ns Irtiti» i>n* Dtitlu'itiicir.

Bereiten gaB’§ ein fleineS ßanb,

Söorin ntan feinen ültenfdjen fanb,

Ser nidjt geftottert, toenn er reb’te,

9tidjt, toenn er ging, gefjinfet tjätte;

Senn 6cibe§ t)ielt man für galant.

©in grember fat) ben ÜBelftanb;

.fpier, bad)t’ er, toirb man bid) im ©eljn Betouubern muffen, Unb ging einher mit fteifen $üfjen.

©r ging, ein jeber falj il)n an,

Unb alle ladjten, bie Üjn faljn,

Unb fcber BlieB Bor ßadjen fielen

Unb fdjrie: „ßefjrt bod) ben ^rauben get;en !"

Ser $rembe Ijielt’g für feine ißfUdjt,

Sen Stortourf Bon fidj aBäitleljnen.

„Sdjr", rief er, „fjinft, idj aber nidjt:

Sen ©ang müfjt itjr eitcf) aBgetoöfjnen!"

Ser ßärnten1 toirb nod) meijr Bermefjrt,

Sa man ben ^remben fpredjen t)ört.

©r ftammelt nic^t ; genug jur ©djanbe!

iDtan fBottet fein im ganzen ßanbe.

*

■M %

©etooljuljeit madjt ben ft-eljler fdjön,

Sen toir Bon ^ugenb auf gefefjn.

33ergeBen§ toirb’S ein Äluger toageit Unb, baff toir tfjöridjt finb, un§ fageu.

Sßir felBer galten iljn bafür,

SSIofj toeil er ftüger ift al§ toir.

_ ^

i SD er Sännen (feit bem 15. ga$r§unbert; auä beut tomau. all arme), auch bei ©oetlfe unb SSJieianb.

16

gabeln unb ©rjäfilungen. Srfteä S3u$.

gtithle uni» Uartliö.1

^ftie Siebe 311m ©eminft, bie ung juerfi gelehrt,

Jy 2öie man auf leichtem ^>oIj butcl) tuilbe Stuten fätjrt, Sie ung be^erjt gemacht, bag liebfie ©ut, bag ßeben,

Ser ungemiffen ©ee auf Brettern fixeiäjugeBen:

Sie Siebe 311111 ©eminft, bet beuttidje begriff

Son Sorteit unb Sertuft, trieb SnEIctt auf ein ©d)iff.

©r ofifette bet ©ee bie Kräfte feinet Sugenb;

Senn ^anbeln tnat fein Söiij, unb ütecfjnen feine Sugctib.

St)u todt bag reiche ßanb, bag mit bitrdjg ©d)mett beMjtt, Sag mit bag Stjriftentum unb unfern ©e^ gelehrt.

©r fietjt Stmerifa; boct) nat)’ an biefent ßanbe

Betreibt bet ©türm fein©d)iff. gmar gliidt egitjm, am©ttanbe

Sent Sobe 3U entgehn; attein bet SBitben ©d)ar

Siet auf bie Sriten log, unb mer entfomnten mat,

Sen frafj itjt hungrig ©djmert. Sut Snfte fott nod) leben; Sie fftudjt in einen Söatb mufj if)iit Sefdfirmung geben.

Stom Saufen atemtog, mirft mit betmirttem ©inn Set Stite ftd) 3utetjt bei einem Saunte tjiu,

Umringt mit na'fjer Sutdjt unb ungetoiffem ©ränten,

Ob junger ober ©dfmert itjm mirb bag Seben neunten.

©in btöididjeg ©eräufd) erfdjredt fein fd)üd)tern Otjr.

©in mitbeg Stabten fbringt aug bem ©cbüfdt) Verbot llub fietjt mit fdjnettem Stid ben ©urofjäer liegen.

©ie ftufct. 2Üag mirb fie tfjun? beftiirst surüde fliegen?

O nein! fo ftreng unb beutfdj finb milbe ©djönen nid)t.

©ie fietjt ben Stembling an; fein ruub unb meifj ©efidjt,

©ein -fteib, fein lodidjt £mar, bie Stnmut feinet Stide ©cfältt bet ©d)önen motjt, tjätt fie mit Suft 3utüde.

Stud) Sutten nimmt bieg Äinb bei milbet Stnmut ein Unmiffettb in bet .fünft, butd) gmang berftettt 3U fein Settät fie butd) ben Stid bie Seguug itjrer Stiebe:

Stm 2tuge fbrad) bou ©unft unb bat um ©egeutiebe.

Sie Subianetin mar tiebengmert gebaut.

Sutd) Stienen teb’t bieg ißaar, butd) Stienen mitb’g betttaut.

1 Über ©ramatifiermig f. ©Inleitung, S. 20.

Jfntte mtb SJarifo.

17

©ie toinft itjm mit ber fpanb, er folget intern ©dritte;

9)tit grüctjten fpeift fie it)n in einer tteinen Ipütte Unb jeigt itjnt einen Guett, bom SDurft fidj 31t befrein.

Gur cf) ßäcfjeln rät fie itfm, getroft unb frot) ju fein.

©ie fat) itjn getminal an unb fpiett’ an feinen paaren Unb fcfjien bermunberngbott, baff fie fo XocCidjt toaren.

©0 oft ber 9Jtorgen förnrnt, fo madft 5)arifo Gurct) neuen Unterhalt ben lieben greinbling frot)

Unb jeigt burdf gärtlictjfeit mit jebern neuen Gage, äßa§ für ein treueg fperg in einer Göitben fdftage!

©ie bringt it)m manct) ©efdfent unb fcffmüdt fein fleineS fpaug 9Jtit ntandjer bunten -fpaut, mit bunten Gebern au§;

Unb eine neue Gradft üon frönen ÜJlufdfelfdja'ten SJiuji, menn fie itjn befudft, um i£>re ©djultern praßten, gur 91acf)tgeit füfrt fie itjn 31t einem Söafferfad,

Unb unter bent ©er auf d) unb 5ßt)iIomeIett§ ©djatl ©djläft unfer ^rembting ein. 2tu§ järttidjem ©rbarmen IBetoac^t fie jebe 5Xad)t ben ^reunb in ilfren 5trmeu.

SBirb in ©uropa tuot)X ein fperj fo ebel fein?

Gie ßiebe ftöfjt bem ißaar halb eine dJtunbart ein.

©ie unterreben fid) burcf) fetbft erfunbne Göne:

^urj, er berftetjt fein Jtinb , unb it)n öerftetjt bie ©cfjöue.

©ft fagt it)r ^ntle bor, mag feine tßaterftabt tffür füfje ßebengart , für Äoftbarfeiten t)at.

©r münfdjt, fie neben fidj in ßonbon einft 3U fetjen;

©ie tjört’g unb ^ürnet fd>on, bafj nod) nid)t gefd)et)en. „Gort", fpridjt er, „tteib’ iid) bidj", unb jeiget auf fein Äteib, „3n lauter bunten 3eug bon gröfjrer J?oftbar!eit;

3n Raufern, tjatb bon ©lag, befpannt mit rafd)en ipferben ©ottft bu in biefer ©tabt bequem getragen merbeu.

tßor ffrreuben toeint bieg $inb unb fieljt, inbent fie meint, ©djon nadj ber offnen ©ee, ob nod) fein ©djiff erfcfjeint.

©g gtüdt iljr, mag fie mitnfdjt, in furjem gu entbeden;

©ie fietjt ein ©cf)iff am ©traub unb läuft mit frohem ©cljreden, ©udjt iljren g^embting auf, bergifjt it)r ißaterlanb Stug Greue gegen iljn unb eilt an feiner fpaub ©0 freubig in bie ©ee, atg ob bag ©cf)iff im sUleere,

$n bag fie fteigen mitt, ein $aug in ßonbon märe.

CSeUert. 2

18

gabeln utib Sträflingen, ©rfteä Sud).

Oa§ ©d)iff feßt feinen ßauf mit gutem Söinbe fort Unb fliegt nad) SBarbabog1; bod) biefe§ mar bcr Ort,

2öo Stifte ganj beftürjt fein ©d)idfat überbacßte,

S(I3 fcßnefl in feiner SÖruft ber .ßauftnannSgeift ermatte.

®r tarn mit leerer «Ipanb au§ Snbien jurücf;

SDie§ mar für feinen ©eij ein traurige^ ©efdjid.

,,©o ßab’ idj", fing er an, „um arm jurücfjufommen,

Oie fürcfjterlidje ©ee mit Stlrnf)’ unb Stngft burcßfcßmommen?" ©r ftittt in furjer 3eit ben junger nad) ©eminn Unb füßrt fßarifo jum ©ffabenfjänbler fjin. tg>ier mirb bie Oanfbarfeit in Oßrannei bermaubett,

Unb bie, bie ißn erhielt, 3ur ©flaberei üerfjanbelt.

©ie fällt ißm um ben f?at§, fie fällt bor ißm auf§ Änie, ©ie ftef)t, fie meint, fie fcßreit. Stid)t§! er berfaufet fie.

„ajtid), bie idj fd)manger bin, mid)!" fäßrt fie fort ju f tagen. Stemegt ifjn bie§? 5ld) ja! ©ie ßöljer anpfdjlagen.

Stodj brei ^ßfunb Sterling nteßr! |)ier, fpricßt ber SBrite frofj, .pier , Kaufmann, ift ba§ Söeib, fie ßeißt si)arifo !

*

* *

D Snfte! bu SSarbar, beut feiner gleidj getoefen,

O ntöd)te beinen ©djimpf ein jeber Söettteil tefcu!

Oie größte 9teblid)feit, bie allergrößte Oreu’

S3etof)nft bu, SBöfemicßt! uocb) gar mit ©flaberei?

©in SJtäbdjen, ba§ für bid) ißr eigen ßeben magte,

Oa§ bid) bent Oob entriß unb ißrent Stoff entfagte, sMt bir ba§ SRcer burd)ftricf) unb bei ber ©lieber Steij SDa§ beftc -fperj befaß, berfjaubetft bu au§ ©eij?

©ei ftotj! Äein SSöfemicfjt bringt bid) um beinen Planten;

Siie mirb möglid) fein, bein ßafter uadjjualjmen.

§ er ftiutuuk*

^jTNer fiudud fpradj mit einem ©tar,

Oer au§ ber ©tabt entftoßen mar.

„Söa§ fprießt man", fing er an ju feßreien,

„2öa§ fprid)t man in ber ©tabt bon unfern aMobeien?

1 SöarbaboS ift eine non ben fiaraibifdjen Unfein, uietd&e ben ©nglänbent jugeljö ret. @s toirb ein grojjer Stiaoentianbel bafelbft getrieben. (®eUert.)

®er Jtutfucf. 5Dnä fflefpenft.

19

2öa3 jpricCjt man bon bei; 9tac£)tigatt?"

,,©ie gange ©tabt lobt iijre Sieber."

„Unb bon ber Serdje?" rief er teieber.

,,©ie t)all>e ©tabt lobt itjrer ©timme ©djatt".

„Unb bon ber Slmfel?" fubjr er fort.

,,3lucb) biefe lobt man t»ier unb bort."

„3fdj ntufj bief) bod) nod) etioa§ fragen:

2Ba§", rief er, „fpridjt man benn bon mir?"

,,©a§", fpvacb) ber ©tat, „ba§ teeifc ict) nidjt gu fagen; ©enn feine ©Seele reb’t bon bir."

,,©o teilt idj", fuf)t er fort, „midj an beut Unbant rächen Unb etnig bon mir felber fpredjen."

f n$ (SteJjttitfh

flZin <§>au§nnrt, toie man mir ergäfjlt, w Söarb lange 3«* burefj ein ©ef^euft gequält.

(Sr lieft, bes ®eift§ fiel) git etteeftren,

©id) t>eimlic£) ba§ Verbannen lehren;

©od) fraftlo§ blieb ber gauberftratd).

©er ©eifi entfette fiel) bor feinen Sftarafteren Unb gab in einem teeiften ©uef)

$l)m alle ütädjte ben SSefud).

©in ©idjter gog in biefe§ <f?au§.

©er SBirt, ber bei ber 9lad)t nidjt gern allein geteefen, 33at fid) be§ ©idjter! gufprudj aug Unb lieft fid) feine Söerfe lefen.

©er ©idjter la§ ein froftig ©rauerfpiel,

©a§, teo nic^t feinem SBirt, bodj itjrn feljr tootjl gefiel.

©er ©eift, ben nur ber Söirt, bod) nidjt ber ©icljter falj, ©rfdjien unb Ijörte gu; fing ifjn an gu fdjauern,

©r fonnt’ länger nicf)t al§ einen Stuftritt bauern1; ©enn ef)’ ber anbre fam, fo tear er nidjt meljr ba.

©er SDßirt, bon Hoffnung eingenommen,

Siefj gleidj bie anbre 9tadjt ben ©idjter toieber fommen.

i bauern = auSbauern. ©onft nur in nadjiäffiger 2Betfe gebraust.

20

gabeln unb (SrjaljUmget!. ®vfteä !8ud).

©er SDidCjter taS; bei; ©eift erfc^ien,

©odf üljtie lange 31t berjietjn.

,,©ut!" fpractj her SGßirt bei ficf), „bidj butt id) batb berjagen Äannft bu bie ©terfe nid)t bertragen?"

©ie brüte fJtad)t blieb uttfer SBirt allein.

©obalb eS jtoiälfe fdjtug, lief} baS ©efpenft fic^ btiden; „^ofjann!" fing brauf ber ©ßirt getnattig an ju fc^rein, „©er ©ictfter (lauft gefdjtbiitb!) fott bon ber ©üte fein Unb mir fein ©rauerffnet auf eine ©tunbe fdjiden."

©er ©eift erfdiraf unb toinfte mit ber fpanb,

©er ©iener füllte ja nid)t getjen.

Unb turj, ber iüei§e ©eift berfdfioaitb Unb lief} ficf) niemals ioieber feljen.

*

* *

©in jeber, ber bieS ©öuuber tieft,

3iet)’ ficf) barauS bie gute Sefjre,

©a| tein ©ebidjt fo etenb ift,

©aS nicf)t ju ettoaS nütdid) mare.

Unb ioenn ficf) ein ©efpenft bor fd)Ied)ten SSerfen fdjcut, ©0 tanu unS bieS 311m großen ©rofte bienen.

©efetjt, baff fie 3U unfrer 3ed Stud) tegiouetiloeis erfdfienen,

©0 toirb, um ficf) bon atteu ju befreiit,

©tu Sßerfen bod) fein ©Range! fein.

§cr gübflmcri).

■|J\ Jüngling, lern’ auS ber ©efd)id)te,

^ ©ie bid) bietteidft 311 ©frönen 3toingt, 2öaS für fejammernStberte griid)te ©ie ßiebe 3U ben ©d)önen bringt!

©in SBcifpieX mot)Ige3ogner $ugenb, ©eS alten SSaterS ©roft unb ©tab,

©in Jüngling, ber burd) früfje ©ugenb 3ur größten Hoffnung ©tntafj gab,

®er Selbftmorb. ®ie SBetfcginefter.

21

Sen jmang bie 531ac£)t bcr fdjönen Stiebe ßlimenen ffärtlid) nad^ugetjn.

(Sr jeufU’, er Bat um ©egenlieBe;

Sittein BergeBeng mar fein 5lel)n.

Srufjfättig ftagt er it)r fein ßeibett; Umfonft! (Slimene 1) eifit itjn fliefjn.

„5a", fdjreit er, „ja, id) mitt bidj meiben; 5d) mitt mid) emig bir entjieljn."

(Sr reifst ben Segen aug ber ©djeibe,

Unb o, mag tann Bermegner jein!

$urj, er Befielt bie ©fit}’ unb ©djneibe Unb ftedt i'tjn langjam mieber ein.

§ ic grffdjüiefier,1

-^5j\ie frömmjte $rau in unfrer ©tabt,

Jy $n Kleibern fromm unb fromm in üttienen,

Sie ftetg ben ÜTcunb Bott SCnbacfjt tjat,

Söirb biefe nidjt ein ßieb Berbienen?

2öie letirreid) ift it>r ßeBenglauf! j?aum ftel)t bie fromme 5rau fort itjrem ßager auf, Äaum tönt ber $lang Born achten ©tunbenfd)Iage,

©o fudjt fie bag ©eBet au bem Bortjanbnen2 Sage.

Unb oB fie gleid) ben ©dfritt in fedjjig fd)on getfjan,

©o ruft fie bodj ben jperrn nodj Ijeut’ um $eufd)l)eit an. Unb ob fie gleid) nod) nie fid) fatt gegeffen,

©o flet)t fie boefj um SJtäjn gleit im (Sffen.

Unb ob fie gleid) auf alle ißfänber leifjt,

©o feufjt fie bod) um Sroft bei iljrer Sürftigfeit.

i ©eitert maegt im JfngaltSoeraeicgniS gierju bie Semcrtung: „?!ncg ben. Snlmtie einer flomöbie, roelcge eben biefen Siatnen fügrt." SDocg beriegtet 3. St. Eramer, ba§ ©ellert erft bureg bie nortiegenbe Erjäglung aur Ausarbeitung beS gleichnamigen SuftfpielS angeregt toorben fei. ®r gäbe fobann bie grjagtung felbft unterbrüden wollen, fei aber auf ben 9tat ber greunbe banon abgegangen ®ie Slnalpfe beS SuftfpieleS „®ie Setfcgroefter" (f. Einleitung, S. 13) beftätigt biefe ®arftettung notlfommen.

o oorganben = gegenwärtig, ©cgider: „®er 5Cage legter ift oorganben".

22

fabeln unb Srjätjlungen. @rfte3 Sudft.

aöeldj reblidj §exj! aöeldj tjeüigeS SSertraucn!

©ie lieft ba§ Saljr Ijinburdj bie SBiöel jtoeintal au§

Hub reifst baburd) iljr ganzes -jpau§

Stuf einig au§ be§ ©eufel§ flauen.

Ijioölf ßieber ftimmt fie täglidj an.

3öer föntmt? 3ft’§ nidjt ein armer SJtann?

©elf’, $-red)er! iuittft bu fie bietteidjt im Singen ftörcn? Stein, inenn fie fingt, !ann fie nidft Ijören.

©et)’ nur unb Ijungre tuie jubor!

Sie IjeBt iljr «jperj ju ©ott empor;

©ott fie bie§ ^>erj bont Fimmel lenlen Unb iijt an einen Sinnen beulen?

Sie fingt unb trägt ba§ ©ff eit fingenb auf,

Sie ifjt unb fdfmäljtt auf Bßfer geiten ßauf;

Sittein luer Hopft fdjon luicber an bie ©t)iire?

Sin arme§ SBeifi, bie feinen SBiffcn 33rot -

,,©et)t, quält midj nidjt mit eurer Slot,

Söenn ict) bie .fpanb junt SJtunbe fitere.

9tid)t inaljr, iljr fingt unb Betet nii^t?

©eib fromm unb benft an eure ißflid)t:

©er 4?err bergifjt bie ©einen nidjt.

SUeun fel)t iljr midj benn Betteln getjen?

Sittein man ntufj ju ©ott aud) Briinftig fd)rein unb fletjen ©odj ift bie lieBe, fromme grau Sticpt gar ju Ijart, nid)t gu genau? aöotjnt nidjt in it)r meljr Äaltfinn at§ ©rBarmen?

Stein, nein! fie bient unb Ijilft ben Slrmen;

@ie Beffert fie burd) SSortourf unb 33er)nei§ llnb ioeift fie ju ©eBet unb $leifj;

Sft biefcg nidjt ber ©d)rift ©eljeifj?

©ie bient ja gern mit itjren ©ittcru,

Sittein nur rebticfjen ©emi'ttern.

3ft inol)l ein fromnte§ aöeiB in unfrer ga^cn ©tabt, ©a§ in ber Slot Bei iljr nicpt 3uftud)t t)at?

©ic mag iljr aud) bie f leinfte Leitung Bringen,

©0 eilt fie bodj, bem äBeiBe Beijufpringen.

Stdj ja! 33eatcn§ ^erj ift mittig unb Bereit,

©ie Söclt mag nod) fobiel an iljr 3U tabeln finbcn.

Slidjt nur ben ßeBenben nüt)t it)re SMbiglcit;

© nein! fie tneijj fidj and) bie ©oten gu berBinben.

®ev äüiube unb ber Sahnte.

23

Söenn tbirb ein tinb jur ©ruft gebraut,

Um beffen ©arg itjr trau] fid) nidjt berbient gemad)t? Söenn fftredjen nidjt bie ßeidjengäfte:

„Skatens? tranj ioar bod) ber befte!"

Sßetd) fdjönc§ tri^fU! bon tbem toirb biefe§ fein?

Skate fd)idt’§ unb toilt’S bem ßeidjnam toeitju.

S)a§ fromme Söcib ! ©riebt fie mein ©rblaffen,

©o tbirb fie meinen ©arg getbijj berfilbern laffen.

©ie {leibet tanjel unb Stltar Unb tbirb fie !ünftig§ neue Satjr,

©o fetjr bie anbern fie betreiben, ffum britten State bod) betteibcn.

St an ibirft it)r bor, fie fotC’S au§ ©I)rfud)t tt)iin;

Stod) fann if)r milbe§ fpers nid)t rnljn.

SÖer toar’S, ber itjt in bie toltettc

Stit tangfam flauer £anb ein bode§ S3riefcd)en ftedte?

Skate mar’§, fie teiljt bem fpertn,

Unb toa§ fie gibt, ba§ gibt fie gern.

2Ba§ !ann benn fie bafüt, bafj bie ßeute f elfen?

Skate! tajj bie ßäftrer fdjmaljen,

Unb taff fie au§ Skrleumbung fprec^en,

S)u toott’ft bie StIImadjt nur beftedjen,

$a& für ben SÖudjer, ben bu treibft,

3)u einften§ nngeftrafet bleibft. ßafj bid) bon anbern fpöttifdj ridjten,

StB bftegteft bu ber SBett gern ßafter anjubidjten;

StB tbäre bie§ für bid) bie liebfte Steuigteit,

Söenn anbern Slot unb Unglüd brätit;

StB tjätteft bu nid)B afö ber £ugenb ©djein.

©djlneigt, ©pötter, fcfjtbeigU 2>ie§ lann nid)t fein; S)enn betenb ftef)t fie auf, unb fingenb fdjtäft fie em.

fbr uitit ücr Stil)««.

on ungefähr mujj1 eiben Sßtinbcn ©in ßaijmer auf ber ©trafje finben,

Unb jener tjofft fdjon freubenbolt,

£)ajj iljn ber anbre leiten folt.

1 „9Jtufi" £|ier nodj in feiner ätteften, and) bei Sebaftian fflvant bejeugteti Söebeutimg: „contingit, eS begegnet".

Snfcein unb Erjügiungen ErfteS S3u<h.

„SDtr", jfricfit ber ßafjme, „beijuftetien? $c£) armer fDtamt !attn felbft nid)t geljeit; ®odj jdjeint’g, bafj bu 3U einer Saft Wod) fef)r gejunbe ©djultern Jjaft.

„©ntjdjliejje bidj mid) fortsutragen,

6o milt id) btr bie ©tege jagen:

©o mirb bein ftarfer gufj mein Söein, SJtein t)e!Xe§ Singe beine§ fein."

_£>et ßa^me fjängt mit jeinen Brüden ©id) auj be§ SSlinben breiten fßüden. Vereint mirtt aljo biejeg fßaar,

2öa§ einzeln feinem möglidj mar.

*

* *

SDu tjaft ba§ nidjt, ma§ anbre fjaben, Unb anbern mangeln beine ©aben;

2lu§ biejer Unbottfommenljeit ©ntjbringet bie ©efettigteit.

Söenn jenem nidjt bie ©abe fehlte,

SDie bie Statur jür mid) ermäljlte,

©o mitrb’ er nur jür fidj allein Unb nid)t für midj befiimmert jein.

23ejd)mer’ bie ©ötter nid)t mit Klagen! Ser Vorteil, ben jie bir berfagen Unb jenem fdjenfen, mirb gemein;

Söir biirjen nur gefällig jein.

irr fjuitti.

ber jo mandje Statut 'Jr $au§ unb fmf getreu bemadjt Unb oft ganzen SiebeSbanben Surd) jein Selten miberftanben; ip^tjlas, bern ßifog Suttian1,

Ser boc^ gut 31t fte^Ien muffte,

©elber ^meirnal meinen mufjte,

Siefen fiel ein lieber au.

1 ßipä XuUian, feiner Seit ein berüchtigter SRäufier (er bieg eigentlich

®er §unb.

25

Sitte StacfjBarn gaben 9tat. ^rumndjoljöl unb 'DJtitt^ribat* 1 SJtufite fic^) ber fpunb Bequemen ttttiber ttöitten einjuneljmen.

©elBft be§ 9tacf)Bar ©afttt>irt§ SJtüf)’, ©er borbern in fremben ßanben 31I§ ein ©oltor auggeftanben 2, ttöar bergeBeng Bei bent SSielj.

ßaum erfdjott bie fcfjlitmne Sßoft, 31I§ Bon djrer ÜRittaggfoft Sitte SSrüber unb SSefannten,

5pi)t)la;r ju Befudjen, rannten. Sßantelon, fein Befter fjreunb, ßedt’ itjm an bem Ifeifjen SFatnbe. „D!" erfeufjt’ er, „Bittre ©tunbe!

0! teer fjätte ba§ gemeint?"

„31 d)!" rief ^tjlaj;, „Sßantelon! 3ft’§ nidjt tbaljr, id) fterbe fdjon? 4?ätt’ id) nur nid)t§ eingenommen, SBar’ id) tnoB)! babon gefommen. ©terB’ id) Slrmfter fo gefdjminb,

D! fo fannft bu fieser fctjreien,

©afj bie bieien Sirjeneien Stteineg ©obeg Quelle finb.

„Söie jufrieben fdjlief’ id) ein, ©ottt’ ici) nur fo mandfeg S3ein,

©a§ icf) mir berfdjarren müffen,

S5or bem ©obe nod) genießen!

©iefeg mad)t midj tumtnerbott,

©aff id) biefen ©djatj bergeffen,

Stidjt bor meinem 6nbe freffen,

Slucfj nicfjt mit mir nehmen fott.

non ©chönfnecht unb roar ber ®o£jn be§ ©tabthauptmannS non Strasburg), rourbe 1715 mit Bier ©piefjgefeüen in 5DreSben Eingerichtet.

1 9JHthribat, ein ehemals berühmtes, je^t aber aufser ©ebrauch gelommeneS Uninerfatmittel, baS Born Honig UlithribateS @upator erfunben fein foll.

a SluSftehen, b. h- bie Sehrjeit bei einem SBteifter beenben. (®aä SDoftern mürbe noch bis in unfer gahrhunbert a(S fjanbmerf angefehen unb erlernt.) ®ia’ iettifch auch für „tonfirmiert roerben".

26

gabeln unb Erjäfjtungen. Elfte? SSudj.

„ßiebft bu midj unb bi ft bu treu,

D! fo t)ote fie herbei;

©ine§ mirft bu bet ben ßinben Sin bent ©artentt)ore finben;

©ine§, lieber Sßantelon!

fpab’ id) nur nod) geftern SJtorgen

^n bent 2öinterrei§ tierborgen;

Slber frifj mir nid)t§ babon."

ißantelon mar fortgerannt,

23rad)te treulid), ma§ er fanb; iftt)l)ta;c rod), bei fdjmadfem Sttittc,

Slod) ben ©unft bon feinem ©ute.

©nblid), ba fein Sluge bricht,

©prid)t er: „ßajf mir atte§ liegen!

©terb’ id), fo fottft bu Iricgen;

Slber, SSruber! eljer nicljt.

,,©oüt’ id) nur fo gliicElitf) fein llnb ba§ fd)öne ©djintenbein,

©a§ id) - bod) id) ntag’g nid)t fagen,

2Bo idj biefe§ l)ingetragcu.

Sßerb’ id) micberunt gefuttb,

Söitt id) bir, bei meinem ßeben,

Sind) bie befte Hälfte geben;

Sa bu fottft - " -fpier ftarb ber -fpuub.

* *

®er ©eijl)al§ bleibt im £obe larg. gmeen 33lide mirft er auf ben ©arg,

Unb taufenb mirft er mit ©ntfetjen Stad) ben mit Slugft bermal)rten ©d)cit)en. £> fernere ßaft ber ©itetfeit!

Um fd)led)t ju leben, fd)mer ju fterben, ©ud)t man frei) ©iiter ju ermerben; 93erbient ein fold)e§ ©li'tct mol)l Slcib?

Ser iprojejj.

27

§er $tro?c|f.

Ja, ja, ißrojcffe ntüffen fein!

©efetd, fie tuären nidft auf CSrben, ttßie !önnt’ aföbann ba§ SJtein unb ©ein SSeftimmet unb entfclfieben tu erben?

©a§ ©treiten lelfrt ttn§ bie 3tatur;

©rum, SSruber, red)t’ unb ftreite nur.

©u fielfft, man tu UI bidf übertäuben:

©ud) gib nid)t nad), feij’ aXIe§ auf Unb laff bcm Raubet feinen ßauf;

©enn lftetf)t muff bod) fRod^t bleiben.

*

* *

„2öa§ fpred)t Slfr, 9tad)bar? ©iefer 3iain, ©er fottte, meint Slfr, ©uer fein?

3tein, er gehört ju meinen .fpufen."

„3ttdft bod), ©ebatter! nid)t, SI)r irrt;

3d) tuitt ©ud) patzig S^gen rufen,

Sßon benen jeher fagen tuirb,

©aff lange bor ber ©dfiuebenjeit "

„©ebatter, Slfr feib nid)t gefdfeit!

SSerftelft Slfr micff? Sdf tuitt’S ©ud) teuren, ©aff ifrain unb ©ra§ mir jugefjören.

Sd) tuitt nidft elfer fanfte rul)n;

©a§ 3tedft, ba§ fott ben 3lu§fprud) tl)un."

©o faget -ttun^, fdflägt in bie .jpanb Unb rüdt ben fpitjen -jput bie Quere.

„Sa, elf’ idf biefen 3iain entbehre,

©o nteib’ id) lieber ©ut unb ßanb."

©er bringt ilfn p fd)ttetten ©d)ritten, ©r eilet naclf ber nal)ett ©tabt.

9lttcin $err ©limpf, fein Slbbolat, ttßar turj pbor itt§ SImt geritten.

©r läuft unb I)oIt £>err ©limpfen ein.

Söie, fpred)t i'Ifr, !ann ba§ möglid) fein? Unnj Suar p jpj) unb ©litnpf gu ißferbe.

©o glaubt Ufr, baff id) lügen tuerbe?

Sd) bitt’ eud), ftettt ba§ 3teben ein,

28

g-abetn unb erjätiUinsen. (Srfteg SSucfj.

©onft toexb’ t(f) , biefen ©cCptmpf gu rächen,

©Icicf) fetbex mit «g>exr ©timbfen fpxedjen.

3dj fag’ eg nod) einmal, ßunj Ijolt -fperr ©'[impfen ein, ©reift in ben gaum unb grifft .foexx ©limpfen.

„$exx!" fängt er gang erbittert an,

„SJtein Stadjbax, ber infame SJtann,

©er ©djelm, id) toitt iljtt gtoax niefjt fdjintpfen,

©er, bentt nur! fpxidjt, ber fdjmale Statu,

©er gtoifdjeu unfern Reibern lieget,

©er, fpxidjt ber Starr, ber toäxe fein.

Sittein, ben mitt id) fet)n, ber mid) barum betrüget.

$err!" fufjr er fort, „fpexr, meine befte ßul),

©edjg ©djeffel «Ipabex nod) bagu!

(,£>iex toieljexte ba§ Sßferb bor Qrcuben.)

•D, bient mir trüber itjn unb tjetft bie ©ad)’ entf Reiben."

„Stein SJtenfdj", bexfeigt ^errfölirnftf, „bient freubiger alg icfj. ©er Stadjbax Ifat nidjtg eingutoenben, gljx tjabt ba§ größte Stedjt in .fpänben;

Slu§ Suren Sieben geigt eg fid).

©enug, bexilagt ben Ungeftnmcn!

3d) loitt mid) gtoax nidjt felber rntjmen,

©ieg tljut lein eljxlidjex guxift;

©oct) biefeg tönnt $l)x leidet erfahren,

Db ein ißxogefj feit gtoangig galjxen S3on mix bexloxen tooxben ift?

2fd) tuitt Sud) Suxe ©adje füllen,

Sin SCÖoxt, ein SJtann! gljx fottt fie nidjt bextiexen." ©lintpf xeutet foxt. „£>exx!" xuft itjnt Äung nod) nad), ,,2fd) tjalte, toag id) Snd) bexfpxadj."

SÖte tjiijig toixb bex ©txeit getxieben!

SJtand) Stieg Rapier- toixb bott gefdjxieben,

©ag tjalbe ©oxf muff in bag Stmt;

SStan eilt, bie geugen abguljöxcn,

Unb fiinfunbgtnangig miiffen fdjtoöxen,

Unb biefe fdjtoöxen inggefamt,

©aff, toie bie alte Stadjxicfjt leljxte,

©ex Stain il)m gax nidjt gngeljört.

SDer Söetttev.

29

Si, ßuuj, bag Sing getjt jientlidj fdjledjt!

Sdj toeifj ätnar toenig bon beut Diente;

Sodj im SSertraun gereb’t, idj badete,

Su tjätteft nidjt bag größte 9ted)t.

Dtandj toibxig Urteil tömrnt; bod) lafjt eg toibrig Itingeu! ©limpf muntert ben Klienten auf:

„ßafjt bem ^rojeffe feinen Sauf,

Sd) fdjtoör’ Sud), enblid) burdjpb ringen;

Sod) "

„$err, idj t)ör’ eg fäjon, id) mitl bag ©elb gteid) bringen." $unj borgt mandj Habitat, $ünf 3al)re mä|rt bev ©treit; Sldein toarum fo lange _3eü?

Sie§, Sefer, fann id) bir nid)t fagen,

Su mufjt bie 9tedjtggelel)rten fragen.

Sin letjteg Urteil fömnit. £) feb)t bod) , Jhtnj geloinnt! Sr Ijat jmar biel babei gelitten;

Slllein, mag ttjut’g, bafj .jpaug unb <fpof berftritten Xlnb <£>aug unb <fpof fd)on angefdjlagen1 finb?

©enug, bafj er ben 3tain geminnt.

„£)!" ruft er, „lernt bon mir, ben ©treit anfg .fpödjfte treiben; 3d)r fel)t ja, Sredjt mufj bodj sJied)t bleiben!"

fer Dritter,

in SSettler lam mit blofjem Segen

$n eineg reidjen Dtanneg ijaug Unb bat fidj, toie bie SBettler pflegen,

Stur eine Heine 2ßol|ttf)at aug.

„3dj", fpradj er, „fenn’ 3l)r djriftlidj -fperje;

©ie forgen gern für anbrer £>eil Unb neunten mit gerechtem ©djmer<)e Sin $ljreg Stapften Sienb teil.

3dj meifj, mein gleljn mirb ©ie betoegen!

©ie fefjn, id) forbre nidjtg mit Unbefd)eibent)eit;

Stein, idj berlaffe midj (t)ier toieg er iljm ben Segen), Sillein auf 3djre ©iitigfeit."

i 5lnf d) lag ert, b jum gend)tticf)en SSertaufe iaiiereit.

30

g-abetn unb ®tjiU)limgen. ©vfteä 93ucfj.

5Die§ ift bie 2lrt lobgieriger ©fribenten,

Söenn fte um unfern SBeifaH fielet;

©ie geben un§ mit toielen ßontplimenten Sie harte gorbrung ju berfte^n.

©er 2lutor miff ben SSeifatC nicf)t erbreffen; Sein , er berläfft fidj blojj auf unfre Siffigfeit; ©off), baff mir biefe nid^t bergeffen,

©o geigt er un§ ju gleicher Seit Sn beiben fbättbett Ärieg unb ©treit.

i ItHf—

§ as |tfrri> ittti» btc §xmft*

/(©in ©aut, ber ©cffmuff bon meinen tßferbcn, Son ©ffjenfetn teiff)t, fdjöu bon ©eftalt Unb, mie ein Stenfff), ftolj in ©eberben,

©rüg feinen fperrn burff) einen SBalb,

21B mitten in beut ftoljen ©äuge St)m eine Sremf entgegenjog Unb burftig auf bie naffe ©tange 2ln feinem btanfeu Saunte flog.

©ie Icffte bon betit tieifjetr (Schaume,

©er t)cfict)t am ©ebiffe floff;

„©efffjnteifjel" fbract) ba§ mitbe 9tofj,

,,©u fff)cuft biff) nic^t bor meinem Saume?

2öo bleibt bie ©Ijrfurcht gegen miff)? äßie? barfft bu moljt ein 5ßferb erbittern?

Sff) fffjüttle nur, fo mufft bu jittern."

©§ fffjüttelte; bie Srentfe mich- 21 ffeitt fie fuffffe fiff) ju raff) eit;

©ie flog ihm nach, um ihn ju ftetffjen,

Unb ftaff) ben ©ff)intmel in ba§ Staitl.

©a§ Sßferb erfffjraf unb blieb bor ©cfjrecfen

Sn ffötirjeln mit bem ©ifen ftcffen

Unb brach ein Sein; fffer lag ber ftotje ©aut.

*

®aä spfetb uitb bte äjrcmfe. $ie Steile.

31

Stuf fid) beit -fpaff bei: fiebern laben, £)ie§ ftürjet oft beit größten 9) tarnt, 2Bcr bit at§ $reunb nidjt nü^en fann, -fSantt altemal at§ fyeiitb bit fdfaben.

fit ftttfe»

/j^iuft machte burcf) fein ganzes Saub ©in ß!önig beit 33efef)I Befannt,

SDajf febet, bet eüt Slntt erhalten toollte,

©eloiffe Seit auf Reifen gelten foCCte,

Um fid) in fünften untäufelfn.

©r tieff genaue hatten ftecfjen

Unb gab baju nod) jcbent ba» 33etfbred)en,

Sfjnt, mütb’ et nut, foioeit et fönnte, getjn,

SJtit bent äSermögen feinet ©dfäije 3tl§bann auf Steifen beijuftetm.

©§ toat ba3 beuttidffte ©efetje,

3)a§ jemat§ nodf bie Söett gefetjn;

5Doc£) toeü bie meiften ficf) Bot biefer Steife freuten, ©o fat) man biete ©unfettjeit.

SDie Siebe ju fidj fetbft uitb jur SBequemtid/feit .fpatf ba§ ©efeij fef)t finnreid) beuten;

Unb febet gab itjm ben SSetftanb,

SDert et bequem für feine Steigung fanb;

SDodf alte toaren ein§, baff mau gelfordfen muffte.

SJtau ntad)te fic^ bie hatten batb befannt,

SDantit man bocf) bet Sauber ©egenb toüfste.

©ef)t biete reiften nut im ©eift

Unb überreb’ten ficf) , at§ tfätten fie gereift.

Stod) anbte fdfaffteit ba§ ©eräte Sn ifjrer Steife fleißig an

Unb glaubten, toenn man nut ftet§ teifefettig ttjäte, ©o t)ätte man bie Steife fdfon getrau.

©et)t biete fingen an gu eden,

2tt§ mottten fie bie gange äöett burdfgetjn;

©ie reiften, aber toenig SJtciten,

Unb meinten, bem SSefetjt fei nun genug gefdfefju.

32

gnfceln unb ©rjätjlungen. @rfteä Sud).

dtocf) anbre juchten auf beit Dteifen 9iod) rnetjr ©efjorfam ju Betoeifen 21I§ bett, ben ba§ ©efet; Befahl;

©ie reiften nicf)t burd) grüne gelber,

D nein! fie fudften finftre Söälber Unb reiften unter $urd)t unb Qual;

SSetfängten ficB) mit ferneren 23ürben

Unb glaubten, toenit fie auSgejefjrt

Unb fiecf) unb tränt jurüde fontmen mürben,

©o mären fie be§ Beften 3lmte§ mert;

©ie reiften nie auf Soften be§ Regenten;

SDod) jene, bie jur geit nod) feinen ©cfjritt getffan, Die Rieften Sag für Sag um ^teifefofteu an, Damit fie loeiter fommen tonnten.

*

* *

SGßie etenb, f)ör’ id) maud)en flagen,

3ft nid)t bie§ dftärdfen au§gebad)t!

©d)amt fid) bcr Siebter nid)t, un§ Dinge Borjufageit, Die man faunt Äinbern glauBtid) ntac^t?

Söo gibt mofjl fo ftumpfe ^Töpfe,

5tl§ un§ ber Dichter BorgefteUt?

Die§ finb utifinnige ©efdjöpfe Unb nidjt iBemotjner uufrer äöelt.

Q greunb! toa§ janfft btt mit bent Siebter?

©iet)’ bod) bie meiften ©Triften an;

33etrad)te fie, unb bann fei fRidfter,

DB biefeS 23ilb uttglauBIid) fjeijfen fantt.

Das ®r)lü»u’itt.

^tpbfjitemon, ber Bei großen ©dfatjen Xp ©in ebetmiitig 4perj Befajj Unb, anbrer fötangel ju erfefjen,

©eit eignen SSorteit gern Bergaff;

iß^itemon tonnte bod) betn 9teibe nid)t entgegen,

©o »oillig er aud) mar, ben Leibern Belüftet} en.

3meeit 3tad)Baru B;a^teu ifju, ^toeen 3tad)Barit ruhten nie, 9tuf§ fd)imbftid)fte Bon if)tn p fpreetjen.

®a§ Seftament.

33

Sßarum? Sr toar beglüdt unb glüdlidfer afg fie;

Sft bieg nid^t fdjon ein groff äferbredjen?

Sie greunbe rieten if)nt, ftc^ für ben ©d)imf>f ju rächen. „9tein", fprad) er, „lafjt fie neibifcf) fdjmütju,

©ie to erben fdjon nad) meinem Sobe feljn,

SBiebicl fie Ütedft gehabt, ein ©lüd mir nidjt ju gönnen, Sa§ toenig ÜJtenfdien nüijen fönnen."

Sr ftirbt. 9)can finb’t fein Seftament Unb lieft: „2fc§ toitt, bafj einft, nad) meinem Sterben, 9Jtein Ijinterlafjneg ©nt bie beibcn dtadjbarn erben,

Sßeil fie bieg ©nt mir nicfjt gegönnt."

©o mancher fjreunb bertoünfdit bieg Seftament!

„2Bie? tonnt’ idj ifjn nicfjt and) beneiben?

9JUr gibt er nidjtg unb alleg biefen beiben?"

Sie beiben Utadjbarn fefjn bergnügt Sen ©inn beg Seftamentg bo'fffüljren.

Senn bamalg muffte man nid)t redjt ju fDrogeffieren, ©onft Ratten beibe nidjtg gefricgt;

©o aber fricgten fie bag böttige Vermögen.

2Bie rühmten fie ben ©et’gcn nicfjt !

„Sr mar bie ©rojjmut felbft, er toar ber feiten ßidjt. Unb adeg bieg beg Seftamenteg toegen;

Senn et)’ er ftarb, mar er’g nodj nidjt.

©inb unfre 9tadjbarn nun begtüdt?

S5ieHeicf)t. 2Bir motten Slcfjtung geben.

Ser eine fftadjbar toeifjt entjüdt Sem reichen Mafien 9iut)’ unb ßeben.

Sr Ijütet iljn mit farger «jpanb

Unb madjt, toenn anbre fcfjnardjenb liegen,

Unb münfdjt mit Strömen fidj 33erftanb,

Sie fdjlauen Siebe betrügen;

©bringt oft, burcfj böfe Sräunt’ crfcfjredt,

9llg ob man ibn beftoljlen tjätte,

ttftit fdjnetten fyüfjen aug bem SSette

Unb fudjt ben £>rt, mo er ben ©djat; berftedt.

Sr martert fid) mit taufcnb ©orgen,

©ein bieleg ©elb bermeljrt 31t fefjn,

Unb nimmt aug ©eij ficf) bor, bie fpälfte 3U berborgen, Unb läfjt ben, ben er rief, bocf) leer 3urüde get)n.

©eitert. 3

34

fabeln unb Erjäljiungen. (gvftcä Sud).

2lrm er ficf) nocf) fatt gegeffen;

Seid) hungert’ er bei falbem @ffen,

Unb fdjnitt ba§ 23rot, ba§ er ben ©einen gab, dftit Klagen über ©ott unb über Neurung ab,

Unb toarb mit jebetu neuen Sage ©er ©einen Saft unb feine ißlage.

©er anbre 9tadjbar lachte fein.

„©er ©tjorljeit", fpradf er, „toiti idj mehren;

2Ba§ id) geerbt, mitt icf) berjeljren Unb midj be§ ©egenä red)t erfreun."

©r Ijielt fein Söort unb fal) in menig ^afjren ©ein biele§ ©elb in frember fpanb;

©urd) ©affen, tno er fonft ftolj auf unb ab gefahren, ©d)lid) itjt fein fjrufj ganj unbefannt.

„5td>!" fbrad) er ju bem anbem ©rben,

„5ßt)iIemon tjat e3 tooljl gebaut,

©afj un§ ber iReicfjtum mirb berberben;

©rum t)at er un§ fein ©ut bermadjt.

©u tjungerft farg, ict) tjab’ burdjgebracfjt.

2ßir toaren mert, ben Sfteidjtum ju befitjcn;

©enn feiner ttmfjt’ it)n redfit ju nütjen.

5— 1-

famötas mti> ^IjgUis.1

fl%amöta§ toar fdjon lange 3eit Jy ©er jungen ißf)t)IIi3 nadjgegangen; 9tod) fonnte feine 3ärtlid)feit 9tid)t einen ßufj bon it)r erlangen.

©r bat, er gab ficfj alle dftül)’;

©od) feine ©probe tjört’ il)n nie.

©r fbrad): „3tbei 23änber geb’ id) bir, 3lurf) foU fein Söarten ntidj berbriefjen; SJerfpricf) nur, fd)öne 5ß^t)lli§, mir,

9Jtid) biefen ©ommer nod) ju füffeu."

©ie fieljt fie an, er tjofft fein ©lüd;

©ie lobt fie, unb gibt fie jurüd.

1 Urfprünglid) ein §od)jeitSgebid)t in frembent 9iamen. Sie ©runbibee ifl biefelbe tuie im @d)äferf)ne£ „Sijioia''.

SDamfltaä imb ^p^tjlliä.

35

Gr bot ein Samut, nod) jtoei barauf,

Sann jefjn, bann alle feine gerben.

©o biel? SicS ift ein teurer $auf. iltun tüirb fie bo(i) gewonnen toerben?

Sod) nidjtS natjrn unfre ißljtjEiS ein;

9Jtit finftrer ©tirne fpradj fie: „9tein!“

„SBie?“ rief SamötaS ganj ertjitjt,

,,©o toiHfi bu einig toiberftreben?

©ut, id) berbiete bir ani|t,

9)tir jemals einen $ufj §u geben.“

„£)!“ rief fie, „fürdjte nichts bon mir,

3d) bin bir etoig gut bafiir.“

Sie ©ßröbe Iad)t; ber ©td)äfer geßt, ©djteid)t ungefüfst ju feinen ©djafen.

51m anbern borgen mar Samöt SSei feinen gerben eingefdjlafen;

Gr fdjlief, nnb im 2)orübergetjn SStieb PftjEiS bei bem ©d)äfer ftetjn.

„2Bie rot“, ffmcfjt ißljtjEiS, „ift fein Eftunb! SSatb bfirft’ id) mid) maS entfdjüefjen.

£), tfjäte nidjt fein böfer <!punb,

$d) miifjte biefen ©djäfer fiiffen.“

©ie geßt; bod) ba fie getjen miE,

©o ftcljt fie bor Verlangen fiiE.

©ie fietjt fid) breimat fdjüdjtern um,

Unb fudjt bie beugen, bie fie freute;

©ie mad)t ben «jpunb mit ©treidjeln ftumm Unb todt ifjn freunblid) auf bie ©eite;

©ie finnt, bis baff fie, ganj berjagt,

©id) nodj jmeen ©dritte nätjer magt.

<g)ier ftefjt nunmeßr baS gute SUnb;

StEein fie fann fidj nidjt cntfdjtiefjen.

Sod) nein, i|t büdt fie fid) gefdjminb Unb magt’S, Santöten fanft ju füffen.

©ie gibt itjm brauf nodj einen SSlid Unb feCjrt nad) itjrer ffrlur juriiE.

3*

36

gabeln unb ©rjitfjlungen. ©vfte§ S3ud).

Sßie ffibe mub ein $ufj nicht fein!

©enn fömmt noc| einmal mieber,

(Scheint ntinber ficf) al§ exft ju fdjeun Unb läfjt fic^ bei bem ©djäfer nieber;

©ie Eü^t unb nimmt fidj nidfjt in ad)t,

©ie tüfjt itjn, unb ©amöt ertoadjt.

„D!" fing ©amöt halb fcfjtafenb an,

„ÜJtibgönnft bu mir bie fanfte ©tunbe?"

,,©ir", fbradj fie, „bab’ id) nichts getljan,

3cb fbiette nur mit beinern -jpunbe;

Unb übertjaupt, ftetjt nidjt fein,

@in ©d)äfer unb ftet§ fdjtäfrig fein.

,,$ebod), toa§ gibft bu mir, ©amöt?

©o foltft bu mid) jum ©djerje tüffen."

„9hm", fbradj ber ©cEjäfer, „ift’g ju fpät,

©u mirft an mich bejahten müffen."

©rauf gab bie gute ©d)äferin Um einen $ub je^n $üffe bin.

fix Pibt'rfprfdjrrtm

J§mene batte noch, bei bieten anbern ©aben 2Iudj biefe, bab fie tüiberfprad^. dftan fagt überhaupt ben guten SBeibern nach,

©ab alle biefe ©ugenb haben;

©od), tnenn’§ aud) taufenbmal ber ganje 2Öett!rei§ fbridjt, ©o halt’ idj’S bodj für ein ©ebidjt.

Unb fag’ öffentlich, icb glaub’ emig nidjt.

3dj bin ja aud) mit mancher ffrau betannt,

$dj bab’ oft berfucbt unb manche fdjön genannt,

©o babtid) fie auch ioar, btob, toeil idj haben mottte, ©ab fie mir U)iberfpred)en füllte; dtttein fie toiberfbradj mir nid)t.

Unb alfo ift falfcf), bab febe toiberffjricfjt.

©o fräntt man eudj, ihr guten ©d)önen!

2fijt tomm’ ich mieber 3U 3§menen.

S§menen fagte man’§ nic^t au§ Sßerleitmbung nach; mar getoib, fie toiberfbradj.

Sie SBiberfpvedferin

37

©inft fafj fie mit bem dJtann bei £ifd)e;

(Sie afjen unter anbern gifdje,

9dic£) beudjt, toar ein grüner fped)t.

„dftein ©ngel", fprad) ber dftann, „mein ©ngel, ift mir red^t ©o ift ber fyifdj nidjt gar p blau gefotten."

„®a§", rief fie, „tjab’ idj tool)l gebadet;

©o gut man and) bie Stnftalt madft,

©o finben ©ie bodf ©runb, ber armen $rau p fpotten. Sdj fag’ Sitten lur^, ber ^>ed)t ift gar p blau." „®ut", fpradf er, „meine liebe grau, döir motten nidjt barüber ftreiten,

Söa§ t)at bie ©adje ju bebeuten?"

©o toie bem metfdjen fpatp, bem man ma§ IRote§ jeigt, üDer Sorn ben Slugenblid in 9taf’ unb ßefjen fteigt,

©ie rot unb blau burd)ftrömt, lang au§einanber treibet, Sn beiben Slugen blijd, fiel) in ben klügeln fträubet,

^n ade gebern bringt unb fie gen fpimmel fe^rt, llnb jitternb, mit ©efdjrei unb foltern au§ itjnt fäfjrt:

©o fi|ie^t Santenen and), ba bie§ it)r ßiebfter fpridjt,

2)a§ 23lut ben Slugenblid in itjr fonft blajj ©efid)t;

SDie Slbem tiefen auf, bie Siugen tnurben enger,

2)ie ßippen bid unb blau, unb $inn unb iftafe länger; St)r <£?aar bemegte fid), ftieg boder gorn empor Unb ftie§ , inbem ftieg, ba§ Staditjeug bon bem Dljr. SDrauf fing fie jitternb an: „Sdj, ddann! icfj, beine grau, Sdj fag’ nod) einmal, ber .fpedjt mar gar ju blau."

©ie nimmt ba§ ©la§ unb trinlt. £>, lajjt fie bod) nidjt trinlen!

St)r ßiebfter geljt unb fagt lein dßort; ßaurn aber ift Üjr ßiebfter fort,

©o fieljt man fie in 0£)nmad)t finden.

döie lonnt’ anber§ fein? ©leid) auf ben 3orn p trinten!

©in plöidicfje§ ©efdjrei bemegt ba§ ganje fpau§;

9Jtan brid)t ber grau bie ©aunten auS;1

5dan ftreid)t fie Iräftig an; lein SBalfam toid fie ftärlen.

dftan reibt üjr ©cbjlaf unb ißulS; lein ßeben ift p merlen.

1 SDert Saumen ber äufatmnengelrampften §anb jurüdjubreeffen unb fo bie $anb ju öffnen roar ein Beliebtet SPiittel bei epileptifdjen Stnfäßen.

38

gabeln unb ®rjäf)lungen. (SrftcS S3uc§.

dJtan nimmt berfengte§ ^aar unb t)ält’§ it)r Por’§ ©eftdjt; Umfonft! umfonft! fie riecht nid)t!

9tic£)t§ fann ben ©eift if)v miebergeben.

dftan ruft ben ÜJtann; er fömmt unb fd)reit:„©u ftirbfi, mein

Seben!

©u ftirbft? $c£) armer dttann! 5td£) ! meine liebe Qrau, 2Ber t)ie£i ntidj bir bodf toiberftreben!

2Icf), ber berbammte gifcff! ©ott meifj, er mar nicf)t blau." ©en 3tugenbti(f befant fie mieber 2 eben.

„33Iau mar er", rief fie au§, „midft bu bid) nod) nidft geben?"

©o tffat ber ©eift be§ 2öiberfprud)§

2ftet)r SBirtung al§ bie $raft be§ tjeftigften ©erud)§!

fas $j eupfrrii nimr imr (ßkitsljüpfpr.

/|©in Söagen <fpeu, ben S5elten§ §anb

3u t)ocf) gebäumt unb fdflecfft befpannt, Äonnt’ enblidf bon ben matten Sßferben 5tid)t meiter fortgejogen merben.

©e§ $ut)rmann§ 9Jtad)t= unb ©ittenfprud}, ©in jeffumal miebert)oIter fjrludf,

Söar eben, mie ber sßeitfd)e ©dflagen,

3u fefpoad) bei biefem ferneren Söagen.

©in |>eupferb, ba§ bei ber ©efabjr 3n oberft auf bem SöicSbaum1 mar,

©prang brauf Iferab unb fpraef) mit ßadjen: ,,3d) mitl’§ bem SMje leidjter machen."

©rauf marb ber 2Bagen fortgerüdt.

,,©i", rief ba§ ^eupferb ganj entpdt.

,,©u, Smfyrntann, mirft an mid) gebeuten; öatjr’ fort! ben ©an! mit! ic£) bir fetjenten."

■%- -

1 §eu6aum , jnr Söefcftigung beS tiodjgetabenen §eue3 auf bem Sfflagen ©aä 9D8ort tuirb geroßfmtldjj mm „SBiefe" abgeleitet

Bus jgeupferb ober ber ©raäliüpfer. ©emnon unb baä Drafel. 39

;5mnwm uni» bas (Draltel.

kein fünftig ©dfidfal ju erfahren, gilt ©emnon bolt S3egter jurn belp^ifc^ert Slltar.

©ie ©ottfjeit Weigert fiel) , ifjm ba£ ju offenbaren,

2öa§ über ilfn bertiänget War.

©ie fpridft: „$u wirft ein grofje§ ©lüd genießen;

©odj wirb’3 bein Unglüd fein, fobatb bn wirft Wiffen."

Sft ©emnon§ Neugier nun bergnügt?

5Jtid)t£ weniger! 9tur meljr Wädfft fein Verlangen.

„£) ©ottljeit", fätjrt er fort, „Wenn Sßitten bid) befiegt,

©0 lafj ntict) gröfjre§ 2id)t bon meinem ©lüd empfangen!“ ©0 traut ber ÜJtenfd) unb traut jugleicf) and) nidft.

©in ©emnon glaubt fein ©tüd, nid)t, Weil’§ bie ©ottfjeit faget, 9tein, weil er’£ fdfon geWünfdft, tty er fte nod) gef raget, ©ocl) glaubt er aud), wenn fte bom llnglüd fprid)t?

£) nein! benn biefe§ Wünfdft er nicf)t.

©und) ßlugljeit benft er fd)on ba§ Unglüd abjuwetjren. $urj, ©emnon läfjt nicf)t nad), er will fein ©d)idfal fjören.

,,©u wirft", f)ub ba£ Drafel an,

„©urdj beine§ 2öeibe§ ©unft ben Septer fünftig führen Unb SJölfer, bie bic^ bienen fafjn,

©ereinft burcf) einen 2öinf regieren.“

©eftärft burd) biefe§ ©ötterWort,

©ilt, ber al£ ißilgrim fam, at§ ^rinj in Hoffnung fort, üftifjt, oljne Sanb, im ©eift fdfon feine§ fReidjeS ©röjjen Unb läfjt fdjon, oljne SMf, fein -fpeer ba£ ©d)Wert entblöfjen.

SlUein fo frol) er War, fo war er’£ nid)t genug.

©r Weifj nod) nicf)t, Wa£ er bod) Wiffen Wollte,

©ie in ber fein ftujf ben ©t)ron befteigen füllte;

©ie UngeWifdjeit War’£, bie ilfn nod) nieberfdflug.

„Unb“, fprad) er, „Wenn id) aud) nun halb ben ©Ijron beftiegen, 2Bie lange wäljrt al£bann mein föniglid) Vergnügen ?“

©er füljne Sweifel treibt ilm an,

Sum belpljifdfen Stpo'll fid) nod) einmal ju naljn.

„D ©Ijor", berfefd 5lpoH, ,,eud) ©terblidjen jum ©lüde Verbarg ber ©ötter ©d)lufj bie Sufunft eurem 33lide.

40

gaöetit unb Erkältungen. ®rfte§ Su^i-

©o toiffe bettn: in findet geit ©djmitdt bid) be§ 9ßurpur§ .fpettltd)!eit;

S)od) raubt bie ipanb, bie btt ben iThron gegeben,

SDiv mit bcm £hwne halb ba§ ßebcn."

©r tlfat barauf int Kriege fidf Verbot Unb ftieg au§ einem niebern ©taube 3nr I)öd)i'ten Söürb’ im ißaterlanbe SDurd) feine SLapferleit empor.

SDa» ihm fo günftige ©efdpde (Erfüllte be§ £)ra!et§ ©inn,

Unb ©emnon toatb, bei immer gröfterm ©lüde,

SDer ßiebling feiner Königin.

©ie fd)en!t itjnt .fperj unb 2t) ton; bod) ein berborgne§ ©dfreden ßäfjt it)n ba§ ©liid ber -fpotieit menig fchmeden.

©ein reigertbeS ©ernat)!, ba§ er tfatb liebt, halb fdfeut, (Erfüllt it)n halb mit $roft unb tjalb mit gürtliddeit.

3|t tüünfd)t er taufenbmal, fein ©dfidfal nidft ju tennen, Um fo für fte, mie fie für ihn, ju brennen.

©ie merft be§ ßönig§ fpröben ©inn,

©ie jietjt it)n in Sterbadjt mit einer 33uf)Ierin,

©ie gibt it)m tjeimtidj ©ift; er ftirbt bor ihren griffen.

©agt, 3Jtenfd)en, ift’S fein©tüd, fein©d)idjal nicht jumiffen?

fas ftartenljans.

^|Na§ $inb greift nad) ben bunten harten;

©in |mu§ 31t bauen fällt itjrn ein.

©§ baut unb !aun faunt ermarten,

S5i§ biefe§ -fpau§ mirb fertig fein.

fltun ftcljt ber SSau. £), toeld^e greube! SDodj ac£) ! ein ungefährer ©toff ©rfdjiittert plötjlid) ba§ ©ebäube,

Unb alle SSänber reiften to§.

2)ie fDtutter tann im ß’homberfpieten, Söenn fie ben testen ©at? berfpiett,

$aunt fo biel bange§ ©chreden füllen,

5U§ i^r beftür<$te§ ßinb i|jt fühlt.

®a§ Rartenl)au§. ®ie järiltc^e grau.

41

©o<$ teer toirb gleich ben Sülut berlieren?

©a§ $inb entfdjliefjt fid) fe’jjnfudjtlboll,

(Sin neue§ Suftfdjlojj aufjufülfren,

©a§ bem gerftörtett gteidjen fotl.

©ie ©eljnfudjt muff ben ©djmetj befiegen;

©a§ etfte fpau§ fietjt teieber ba.

Söie lebhaft toar be§ $inb§ Vergnügen,

Stl§ fein fpaug bon neuem fa§!

9tun teitC id) mid) teot)t beffer t)üten,

©amit mein £>au§ nidjt meb)r jerbric^t.

,,©ifd)!" tuft ba§ $inb, „taf btt gebieten Unb ftefje feft unb toadle nid)t!"

©a§ 4?au§ bleibt unetfdjitttert ftetjen,

©a§ tinb t)ört auf, fid) p erfteun;

Umnfdjt, teieber neu ju fetjen,

Unb reifft halb mit SBilten ein.

*

* *

©d)ilt nidjt ben Unbeftanb bet ©itter,

©u fietjft bein eigen -fpetä nidjt ein;

SSetänbetlid; finb bie (gemittet,

©o mußten and) bie ©inge fein.

SSei ©ittetn, bie mit ftet§ genießen, äÖitb ba§ Stergnügen enbticb) matt;

Unb mütben fie un§ nidft entriffen,

Sßo fänb’ ein neu Stet gnü gen ftatt?

- »sfr-

f) u järtlirij? «grau,

^ijAie alt ift nidjt bet SBaljn, teie alt unb ungeteilt, JJJy 2ll§ ob bit, teeiblid)e§ ©efdjledjt,

©ie Siebe nic£)t bon ^etjen ginge!

©a§ Slltet fang in biefem 2on;

Ston feinem Stater t)ött’§ bet ©ot)n Unb glaubt bie ungereimten ©inge.

42

gabeln unb Erjäfilutigen. Erftess *öuc§.

Sierfafjt, o 9Jtänner, btefett SBafjn,

Unb baji ifjr ifjn berfaftt, jo fjört ein SSetfpiel an,

$a§ idj für alle 9Mnner finge.

©u aber, bie tnid) bitten Ifeifjt,

©u, Siebe, ftärfe ntid), baff mir ein Sieb botC (Seift, ein überjeugenb ßieb gelinge!

Unb gib mir ju gefegter $eit ein 2Beib bon fo biel ^ärtlidjfeit,

21I§ biefe mar, bie idj befinge!

*

* *

Alarme liebt bcn treuften 9Jtann,

©en fie nid)t beffer münfcfjen fann,

©ie liebt ifjn red)t bon iperjen^grunbe.

Unb menn bir bie§ ungfaubUdj fdjeint,

©o miffe nur, feit ber beglücften ©tunbe,

©ie fie mit it)rem ERann bereint,

2öar nod) fein^aljr borbei; nun gtaubft bu’g bot^), meingreunb?

ßfarine fannte feine greube, ßein größer ©füd af§ ifjren 9Rann;

©ie liebte, ma§ er liebgemann,

2öa§ eine§ moEte, moEten beibe;

SBa§ iljm mifjficl, mißfiel aucfj ifjr.

D, ffirid^ft bu, fo ein Söeib, fo eine§ münfdjt’ idj mir! Satoof)l! 2;dj münfd)’ aud^ mit bir.

©ei nur red£)t järtfidj eingenommen;

2E)b 3Jtann mirb franf; bieEcidjt fannft bu fie nod) befommen. ßranf, fag’ idj, mirb ifjr dRann, unb redjt gefäfyrUd) franf; @r quält fidj biefe ©age fang,

S3on ganjen ©trömen ©djmeifj mar fein ©efidjt umftoffen; ®odj nod) bon ©frönen mefjr, bie fie um ifyn bergoffen, „©ob!" fängt fie ganj erbärmfidj an,

„©ob! menn idj bidj erbitten fann,

5timin Ueber midj, af§ meinen ERann!"

2öenn’§ nun ber ©ob gehöret Ijätte?

Samofjt! er fjört audj; er fjört $farinen§ 9tot,

6r förnrnt unb fragt: „2öer rief?" „|)ier!" fd^reit fie,

„Ueber ©ob,

€>ier Hegt er, f)ier in biefem SSette!"

2>er jiirtlidje Sülann.

43

Der jartlidje |tlantt.

^Tsde if)r fo eiferfiid)tig feib MP Unb nidjt§ al§ Unbeftänbigfeit ©en «Diannern borjurüden pfleget,

£>! Söeiber, überminbet eud):

Seft bie§ ©ebid)t unb feib jugleid)

SSefdjämt unb emig toiberteget.

2öir «Dtänner finb gong allein,

©ie einmal nur, bod£) einig lieben;

Un§ ift bie ©reu’ in§ SBlut gejcffrieben.

SSemeift e§! tjör’ id) alle fcf)rein.

9ted)t gut! folt betniefen fein.

*

* *

©in lieber SBeib tnarb Iran!; mobnn? bon bieler ©alle? ©ie alte ©pötterei! lein kluger glaubt fie nteljr.

«Rein, nein, bie Söeiber fiedjten alle,

Söenn biefeS Übel fdjäblicf) Inär’.

©enug, fie mirb feljr franf. ©er «Utann luenb’t atte§ an,

2öa§ man bon ÜMnnern forbern lann;

gilt, il)r ju rechter Seit bie Sßulber ern^uf Jütten;

©r läfjt für feine grau in allen Mrd^en bitten Unb gibt nod) mcfjr bafür, als fonft gebräud)lid) tnar; Unb bod) bermel)rt fid) bie ©efaljr.

©r ädjjt, er meint unb fc^reit, er teilt mit it>r berberbcn. ,,9ld) , ©ngel", fpri^t bie grau, „ftetC’ beine Klagen ein! gd) merbe mit Vergnügen fterben,

Sterfpricf) mir nur, nicfyt nod) einmal ju frein."

ßr fdjmört, fid) feine mefjr ju mäfjlen.

„©ein ©djatten", ruft er, „fott ntid) quälen,

SBenn mid) ein ätoeiteg Söeib befiegt." ßr fdimört. Run ftirbt fein 2öeib bergnügt.

SBer fann ben Kummer mof)l befdjreiben,

©er unfern SBitmer überfällt?

©r meifc bor gammer faunt ju bleiben;

3u eng ift ifjrn fein £au3, ju flein ift iljm bie Sßclt.

©r opfert feiner grau bie altertreuften Magen,

«Bleibt oljne ©peif unb ©rauf, fudjt feine Sagerftatt;

44

!?a6eln unb ©rjätylungen. (Sr fteS S3ud).

©r flagt unb ift be§ ßeben§ fatt.

Sube§ befiehlt bte Seit, fie in ba§ ©rab ju tragen.

9Jtan legt ber ©etigen iljr fchtoarjeS SSrautfleib an;

©er Eöittoer tritt bekrönt an ihren ©arg hinan. „3Ba§?" fängt er plötjlidj an gu füllen,

„2Ba§ genfer, toa§ foE biefe§ fein?

fyür eine tote Srau ein SBrautfleib auSjufudjen?

©efept, ict) tooEte toieber frein,

©0 müjjt’ iE) ja ein neue§ machen laffen."

ßeute träntt it>n nicht, get)t, holt ein anber $leib Unb lajjt bern armen Sßittoer Seit!

©r toirb fidj mit ber Seit fEjon faffen.

Ü « gpimte.

■"TuoEmtütig über iljre fünfte

Söarf bom bitrE)fiE)tigen ©efpittfte ©ie ©pinne manEjen finftern SSliE Stuf einen ©eibentourm ^urüE;

©0 aufgebläht toie ein 5ßebant,

S)er it)t, bon feinem Söert er^i^et,

^n SBerten feiner eignen fpanb S3i§ an ben ißart bergraben fiijct Unb auf ben ©Epiler, ber it>n grillt,

S)en 33liE mit halben ülugcn fE)iefjt.

©er ©eibentourm, ben erft bor toenig ©agen ©er fperr jur ßuft mit fiel) in§ ,§>auä getragen,

©iel)t biefer ©pinne lange ju

Unb fragt julejjt: „2öa§ toebft bcnn bu?"

„Untoiffenber!" täfjt fiE) bie ©pinn’ erbittert hören ,,©u lannft mich noch burE) folEje fragen ftören? '

SE) toetie für bie ©toigleit!"

©0^ laum erteilte fie ben tro^gen SSefEjeib,

©0 reifft bie iDtagb, mit SSorften in ben -jpänben,

Sion ben noch nicht gepulten Eöänben ©ie ©pinne nebft ber ©toigleit.

®ie ©pinne ®ie SBiene unb bie §enne.

45

Sie ßunft fei nod) fo groB, bie betn SSerftanb befitjet, ©ie bleibt bod) lädjerlidj, menn fie ber Söelt nitfjt nützet. „Sßerbient", ruft ein Sßebant, „mein QleiB benn leinen Sani?" fRein! benn er t)ilft nid)t§ meljr al§ anbrer SRiiBiggang.

- «K§jjÜ>*

f xt $tm mti> bie gernte,

■^jftXun 23iene", fpracg bie träge §cnne,

„MX „Sie» muB idj in ber Sljat gefteljn,

©o lange ged, al§ id) bid) lenne,

©o fei)’ id) bid) and) utiiBig geljn.

Su finnft auf nid)t§ al§ bein Vergnügen;

$m ©arten auf bie SBlumen fliegen Unb iljren SBlüten ©aft ent^icijn,

SRag eben nid)t fo fegr bemülin.

SBleib’ immer auf ber fReffe fiijen,

Sann fliege ju bem iRofenftraud).

2Bär’ id), tnie bu, id) tfjät’ eg audj.

SDa§ braudjft bu anbern biel ju nüijeu?

©enug, baB mir fo mand)en borgen 2Rit ©iern unfer ^au§ berforgen."

„£)", rief bie SBiene, „fpotte nid)t!

Su benlft, toeil id) bei meiner 5pflid)t fRidft fo, toie bu bei einem (Sie,

2lu§ bottern -fpalfe jetjnmal fcgreie:

©o, benlft bu, mär’ id) ol)ne Qrbufi- Ser SBienenftod fei mein SBcioei§,

2öer ßunft unb Slrbeit beffer lenne,

$d) ober eine träge fpenne?

Senn, menn mir auf ben SBlumen liegen,

©o finb mir nid)t auf un§ bebadjt;

2ötr f ammein ©aft, ber .£>onig mad)t,

Um frembe jungen 3U bergniigcn. fFtadft unfer gleiB lein groB ©eräufd),

Unb fdjreien mir bei marrnen Sagen,

SBenn mir ben ©aft in Sitten tragen,

Un§ nidft, mie bu im fRefte, fjeifdj1,

i ^eifdp - rau§. Sefct nur nod) Me fortgebilbete ftorm „Reifer" ge&räucMUl

46

fabeln uitb erjätjlungen. (SrfteS ffliui).

©o präge bir itjunb ein:

Eöir Raffen aEen ftoljen ©cfjein,

Unb iner un§ f ennen tnilX , ber muff in Soft1 unb $ucf)en öleifj, $unft unb Srbnung unterfudjen.

Sudj f)at un§ bie Satur Befdjenft Unb einen ©tadjel eingefentt,

2Jtit bem mir bie Beftrafen foEen,

Sie, toaä fie felBer nidjt Berftefjn,

Sodj rneiftern unb B erachten motten:

Srutn, fpenne! rat’ iE) bir, ju getjn."

*

* *

£> ©pötter, ber mit ftoljer Stiene,

2fn jtdj BerlieBt, bie Sidjtfunft fdjilt,

Sief) unterrichtet biefeä 23ifb.

Sie Sicfjtlunft ift bie ftiEe SSiene;

Unb mittft bu felBft bie fpenne jein,

©o trifft bie fjfaBel oöEig ein.

Su fragft, mag nü|t bie ißoefie?

©ie Iet)rt unb unterrichtet nie.

ÜlEein toie fannft bu boefj fo fragen?

Su fiefjft an bir, hoju fie nüfjt:

Sem, ber nidht Biel Serftanb Befitst,

Sie 2Safjrfjeit burdf ein Sifb 31t fagen.

fer fiip ®rmtut.

"tjl|\it Sräumen, bie uns fcfjön Betrügen,

MUZ grfreut ben Simon einft bie Sacfjt;

3m ©djlaf erfeBt er ba§ Vergnügen,

Sn ba§ er maäjenb faunt gebaut.

®r fief)t, au§ feinet Sette Stitte ©teigt fcfjneE ein großer ©djatj fjerauf,

Unb fcfjneE Baut er au§ feiner ^ütte 3nt ©djfafe fdjon ein Suftfdjlojj auf.

1 iHoft für bas geioofmlidjeve 3io| = .fjotiigroabe.

5Der füge SErourn.

47

©ein SSorfaal toimmelt bon Klienten,

Unb, unbetteibet am Flamin,

ßäjjt er, bie iijn borbein faum nennten,

Sn ©tjrfurdft itit auf fid) berjietjn.

Sie ©dföne, bie iffn oft im SBacfjen Surd) ilfre ©pröbigfeit Betrübt, fDtufj Simong ©tüd botlfommen mailen; Senn tränmenb fief)t er fict) geliebt.

6r fiet)t bon Sorig fid) umfangen Unb ruft, atg bieg itjm träumt, bergnügt, 6r lallt: „O Sorig, mein Verlangen!

.fpat Simon enbtid) bid) befiegt?"

©ein ©d)taf gefette t)ört it>n tatten,

©r f)ört, ba| iffn ein Sraum berfüfjrt,

Unb ttiut djnt liebreid) ben ©efallen Unb mad)t, baff fid) fein Sraum berliert. „Sreunb", ruft er, „tafj bid) nidft betrügen, ©g ift ein Sraum, ermuntre bid)!"

„O, böfer greunb, um meid) Vergnügen", $lagt Simon ängftlidb) , „bringft bu mid)! Su madjeft, baff mein Sraum berfdftoinbet; Söarum ent^iefift bu mir bie ßuft?

©enug, id) t)iett fie für gegrünbet äßeil icf) ben Saturn nicft getourt."

*

* *

Oft quält it)r ung, itjr Söaljrljeitgfreunbe, fDtit eurer Sienftbcfliffenl)eit;

Oft feib iffr unfrer ütutje fjeinbe,

Snbem ifjt unfre ßeljrer feib.

2Ber tjei^t eud) ung ben Srrtum rauben, Sen unfer -fperj mit ßuft befiijt,

Unb ber, fo fjeftig mir if>n glauben,

Ung bennod) minber fdjab’t, alg nütjt?

Ser mirb bie Ijalbe SBelt betrügen,

2Ber alten äßatjn ber Söelt entäie'f)t.

Sie meiften Slrten bon Vergnügen ©ntfteljen, meit man bunfel fiet)t. äöag bentt ber .fpelb bei feinen ©dfladften? ©r bentt, er fei ber größte -fpetb.

48

fabeln unb ©rjäfjlutigen. @rfteä S3uc§.

©önnt iffm bie ßuft, ftcf) fjocfijuacfiten, ©amit ifmt nid)t ber SXcut entfällt.

©efjt, fragt: 2öa§ benft mofjl SlbeUjeibe? ©ie benft, mein SJtann liebt midj getreu, ©ie irrt; bod) gönnt ifjr it>re greube Unb lafjt ba§ arme SBeib babei.

2Ba§ glaubt ber ©fjmann bon ßifetten?

@r glaubt, bafj fie bie ^eufcffljeit ift.

©r irrt; id) motlte felber metten;

©od) fdimeigt, menn if)r beffer mifjt. 2öa§ benft ber 5pt)iIofot)^ im ©Treiben? 50tic£) lieft ber .fpof, nticf) efjrt bie ©tabt! @r irrt! bod) lafjt ifjn irrig bleiben,

©amit er ßuft jurn ©enfen Ijat.

©urd)fud)t ber SJtenfdjen ganje§ ßeben, 2ßa§ treibt ju großen ©tfateu an?

2öa§ pflegt un§ Stuf)’ unb ©roft gu geben ©efjr oft ein ©raum, ein fiifjer SBafjn. ©enug, bafj mir babei empfinben!

©3 fei aud) taufenbtnal ein ©dfjein !

©ottt’ alter Irrtum gan;$ berfdjminben,

©o mär’ fd)Iimm, ein SJtcnfd) ju fein.

f tr Üteiftnim.

Ö^in Sßanbrer bat ben ©ott ber ©ötter, * ©en 3eu§, t>ei ungeftümen Söetter Um [title ßuft unb ©onnenfcfyein.

Umfonft! 3eu§ lä^t fid) nid)t bemegen; ©er <£)immel [türmt mit Söinb unb Stegen ©enn ftürmifd) foltt’ f)eute fein.

©er SSanbrer fetjt mit bittrer $fage, ©a£ $eu§ mit 3-teifj bie SJtenfdjen fdage, ©ie faure Steife müfjfam fort.

©o oft ein neuer ©turmminb mittet Unb fdjnett if)tn, ftitt 3U ftetjn, gebietet, ©0 oft ertönt ein ßäfterümrt.

SDer Dteifenbe. 5Der erhörte Steb^aDer.

49

Gin naper 2Batb foE ipn befcpirmeu;

Gr eilt, bem Stegen unb ben ©türmen Sn biedern ^»olje ju entgehn;

5Docp et)’ ber EBalb ipn aufgenommen,

©o fiept er einen Stäuber fomnten Unb bleibt bor fjurd^t im Stegen ftepn.

®er Stäuber greift nad) feinem SSogcn', SDen fdfon bie Stäffe fd)Iaff gezogen;

Gr jictt unb fapt ben tilget iuopl.

5Dod) SSinb unb Stegen finb jumiber;

2)er ipfeil fällt matt bor bem barnieber, 5)em er ba§ ^erj burcpbopren foE.

„O Spor!" läpt 3eu§ fid) zornig pören, „Eöirb bicp ber nape Sßfeil nun lehren,

£)b itp bem ©türm ju biel erlaubt?

.fpätt’ icp bir ©onnenfdjein gegeben,

©o pätte bir ber ipfeil ba§ Seben,

£>a§ bir ber ©türm erhielt, geraubt"

f rr nijörtc gtrltpttkr.

größte krepier in ber Siebe,

Jy Q Süngting, ift bie gurcptfamteit; 2Ba§ Reifen bir bie füfjett Triebe SSei einer ftummen ©dpupternpeit?

S)u liebft unb toittft bod) nidjt magen, beiner ©cpönen ju geftcpn;

2ßa§ beine Sippen ipr nicpt fagen,

©oE fie in beinen Slugen fepn.

Sm ftiEen trägft bu beinern Jxittbe1 $a§ <f?er3 mit Gprerbietung an Unb ioünfcpeft, bap fie ba§ empfinbe, 2Ba§ bocp bein SJtunb nicpt fagen tarnt. 2)u pörft nicpt auf, fie pocp ju ad)ten, Unb eprft fie burcp SBefcpeibenpeit;

1 itinb im altern Spracligebrauct) au d) Jüngling , befonberS aber „junges SD!äbd;en". Sgl. „(SoetEieä Sriefiuecf;fel mit einem Äinbe".

(SeHert. ■*

50

geißeln unb erjälilungen. (Si'fteS Sitcfj.

©ie fütjlt mtb tä^t bicfj bennocf) fdjntacf)teu Unb mattet auf Söeftänbigleit.

©ie läßt bicf) in ben Singen lefen,

Söiebiet bin biefer SSotgug niijjt;

©rft liebt fic bein befdjetbnc§ Sßefen llnb enblicf) ben, bei; befrist.

©in 3al)r tierfliegt; o, Iac£)t be§ 23'löbeit,

2öa§ t)at er benn für feine ?

6t barf mit it)r ton Siebe reben Unb toagt ben erften J?ufj auf fie.

©in ^al)r ! unb nod) lein größer ©lüde?

Sn SÖafjtjjeit, ba§ ift lädjerlidj.

SBantm rief er beim erften 25lide Sticht gleich : „ttftein .ttinb, itf) liebe bidj!"

S)a lob’ id) eudj, il)t jungen gelben,

Sfjt trifft bon leiner langen ifßcin;

Sl)t tafjt eudj bei ber ©d)önen rnelbcn,

S^t lammt unb fefjt unb netjmt fie ein.

Unb euren ttüut redjt gu befeelen,

©en itjr bei eurer Siebe fufjtt,

©o tritt id) eud) ben ©ieg errafften,

©)en einft Se§nüu fctjr fdjnctt erhielt.

*

* *

©in junger SJteufdj, ber giitigft mottte,

©>afj jebe§ fdjöne ttinb bie ©fjre Ijabcn fällte,

23on il)m geliebt, bon itjrn gelüst ju fein,

Se§ntin, falj ©tjlbien, baS Ijeifjt, fie naljm iljn ein.

@r fat) fie in bem dufter liegen,

Sßarb fdjnctt befiegt unb fcfjtrur, fie triebet 51t befiegen. 3)ic Ijalbe fJiadjt berftridj, baff mein Se3ntin nic^t fdjtief; ©r fantt auf einen SicbeSbrief,

©djtug bie Romane nad) unb trug bie tjettften Stammen Sn einen Sßrief au§ jtranjigen jufamnten.

S)er 23 rief trarb fortgefd)idt, unb für fein bareS Selb Söarb aud) ber 23rief getreu beftettt.

Sittein bie Slnttnort tritt nicf)t lammen.

Se§min, bom Äummer eingenommen,

©r greift ba§ SSricfbafner unb fdjreibct nodj einmal.

©r llagt ber ©d)önen feine Qual,

Ster erhörte SiettjaSer.

51

©r reb’t Bon ftrengen SieBeSferjen,

Sion Slugenfonnen, fjeijj an Sßein,

Sion Sigerntildj, Bon biamantnen fper^en llnb Bon ber Hoffnung 5^ox’bCirf)tfcf»ein,

Unb fdjmört, toeil ©tjlBia burdj nicfjt§ ermeid)t gemotben, ©icfj Bei ©elegenl)eit au» ßieBe ju ermorben.

©etroft, $e§ntin, Berftegle beinen SSrief I ©o toie ba§ ©iegelmadjS am ßid)te nieberlief,

©o mirb ber ©cfjönen «fperj , elj’ 2tad)t unb Sag Berfliejlen, Sion betne§ 23riefe§ ©lut ermeicfjt jerf^nteläen müffen.

Ser SSrief mirb fortgefcf)irft unb richtig üBexBracfjt.

2fe§min tljut mancf) ©eBet an 2Senu§’ Ileinen Knaben; ' Sod) folgt bie Slntmort nicf)t. SÖer Ijatte ba§ gebaut!

Sa§ SJtäbdjen muff ein fberj Bon ©taljl unb ©ifen |aBen; Sod) meiner 25aum fällt auf ben erften JpieB?

3d) jmeifte nid)t, bie ©cf)öne fjat itjn lieB,

Unb iljre ©pröbigfeit ift ein Berftelltc§ Söefen,

Um nur Bon i^m meljr SSrtefe nod) 31t lefcit.

Söie lönnte fie bem Ijeifjen gleljn Unb, ba fie iljn oljnlängft gepult gefehlt,

Ser reidfen Süefte miberfteljn?

$d) meijj nod) einen Stat, unb biefer Stat mirb glücfen: Sttrd) Slcrfe lann man fe^r entjiicfen;

3n 21er fen, mein 3e»min, in SSerfcn fcfjreiB’ au fie;

©iegft bu burcf) Slerfe nicf)t , $e§min! fo fiegft bu nie.

©r folgt. O münfd)t mit mir, bafj if)nt bie Steinte fließen! ©el)t, meid) ein feurig Sieb SeSmin jur SSelt geBar!

2ßa§ tonnte man aud) anber§ fdjlieffen,

Sa feine ißrofa fd)on fo Ijodj unb feurig mar?

Hauttt l)atte ©tjlBia ba§ fpelbenlieb getefen,

©0 taut aud) fcfjon ein ©egenBrief.

SJtan ftette fid) nur Bor, mie frol) S'e§min getoefen,

2öic frolj 3e§min ber SJtagb entgegenlief!

Sie fcfilaue SJta gb grüfjt ifn galant.

©r fteft unb l)ält ben SSrief entjüdt in feiner fpanb Unb Brennet Bor SSegier, ben S^alt Balb ju miffcn,

Unb lann Bor gärtliclileit fiel) bennod) nid)t entfetteten, Sa§ Heine ©iegel aB^ieljn;

©r briidt ben SSrief an fid), er brüiit unb Büffet iljn.

4*

52

jyabetn unb ®rjäJ)tungen. @rfte§ ®ud).

SDie 50tagb iriegt ein ^piftot1 unb fc£)tt)ört, ifjm treu 31t bleiben. Sillein, toa§ fiunb in biefem ©Treiben,

3tt§ ge§min frot) au§einanber jcf)Iug?

.Eeiit 2öörtdjeninctjral§ bie§: „SJtein f)err,©ie jtnb nidjt ftug!“

fi'r gUtdtltdj gnunrimtc ©jjemumi.

"tCfrontin liebt ^annc^en bi§ 3UIU ©terben;

SDenn «jpanndjen trat ein fc^öneS «Einb.

Mein, je reijenber bie Xofen Sftäbdjen finb,

Um befto Weniger iann man itjr «Iper, 3 ertoerben. grontiu erfuhr ioolft. $rei ga|re Hebt’ er fie;

StEein umjonft toar o'tte SJtüf)’.

2öa§ ttjat er enbtief) ? ©r berreifte Unb ging (toa§ iann toot)t Strgcrg fein?),

©ing, jag’ idj, mit bem böfen ©eifte ©in 33ünbni§ an bem 33Iod§berg ein;

©in 23itnbni§, bajj er itjrn jtoei gatjre bienen iuolite, Eöofern er «jpannetjen nodj jur grau bpfomnten fotCte.

©ie toerben Ijurtig ein§ unb fdjtiefjen Ujren $auf2 3;

®er böfe ©eijt gibt itjm bie «jpanb barauf.

Unb ob er gteid) bie SBelt fetjr oft belogen Unb Softor gauften felbft betrogen,

©0 tjiett er bodj fein Sßort genau.

grontiu toarb «jpanndjen^ SDlann, unb fie toarb feine grau.

SDoct) et/ hier SBodjen fidb) berlierat,

©0 fängt grontiu fefjon an, ben ©dfloarsen 311 citieren. „Stctj!“ fpridjt er, ba ber ©eift erfdjeint,

„Stet) ! barf ict), lieber böfe geinb,

Stodj einer SSitte mid) erfüfjnen?

gef) tjabe bir getobt, für «jpanndjen, meine grau,

gtoci gatjrc, mie bu toeifjt, 3U bienen,

Unb bieg erfüll’ idj aud) genau.

3)od) toiEft bu mir mein .jpanndjen toieber nehmen,

©0 foE mein 2)ienft ein gafjr bertängert fein.“

1 Unter pftoleit oerftanb man in SDeutfd)[anb früher aüe qolbnen S?ünf*

tbaterftüde.

3 Jtauf, f. n. ir. SSertrag, qBatt.

©er aItt<Hi<9 geworbene Seemann, ©er 2lrme unb ber Stetere.

Ser 23öfe teilt ficfj ni(f)t Bequemen.

SDrauf geljt grontin bie $rift nocff ^toeimat ein;

„Senn", fpxad^ er Bei fidj felBft, „fo arg bu immer Bift, ©o teeifj idf bodj, bafj ^annefjen ärger ift."

H-i-K

§ er gütige gejndj.

/ttitt offner $opf, ein muntrer ©eift,

Vü' ^ur^, einer Bon ben feinen ßeuten,

Sie iljr SSeruf ju Üteuigfeiten 9tie beulen, etoig reben tjeifjt,

Sie mit ©etealt eg fjaBen teotten,

Sajj Ätuge närrifd) teerben fotten,

©in folcffer ©dfteätjer trat herein,

Sem Sinter ben tSefucf) gu geben1.

„ö", rief er, „teeldj) ein traurig ßeBen!

2Bie? fdflafen ©ie benn nicfjt Bei Streit SBüdfern ein? ©o finb ©ie benn fo ganj allein Unb ntüffen gar Bor ßangerteeile lefen?

$cf) badjt’ eg teot)I, brum !am ict) fo gefdjteinb."

Bin", fgraä) ber 5ßoet, „nodj nie allein geteefen, 211g feit ber Seit, ba ©ie jugegen finb."

•Der JUrne imü Uer fieitlje,

^fijret, ein tugenbljafter ÜJtann,

Sem nicfjtg alg ©elb unb ©üter fehlten, 9tief, alg iljn einft bie ©cfjulben quälten,

Sag ©tüd um feinen SSeiftanb an.

Sag ©lüii, bag feine lieBften ©aBen ©onft immer für bie ßeute fpart,

Sie Bon ben ©ütern Beffrer 2lrt 9ti(t)t gar ju Biel Belommen IfaBen,

($ntfcf)loü fi«^» bennodf auf fein $Ieljn,

Sem teadern Spanne Beijuftefjn,

S8efuc§ geben, erft im 18. gafjrljunbert gebräudf>[icf), nactj bem frans, donner

visite.

54

gabeln unb Grääfjlungen. Grfieä S3udj.

Unb Iie§ itjn in Verborgnen ©rünben 2tuS ©eij Verharrte ©djcitje finben.

©r ftefjt barauf in turjer 3 eit 33on feinen ©djutbnern1 fid) Befreit.

S)od) ift it)m motjl bie 9tot Benommen,

2)a ftatt ber ©djutbner ©dnneidjter tommen?

©o oft er trintt, fo oft er ijjt, ßontmt einer, ber itjn burftig tüjjt,

9tad) feinem SBofjtfein ängfttidj fraget Unb iljn mit -jpoftidjteit unb ßift,

34Ht ßoBett unb Sßemunbern plaget

Unb bod) burdj altes nidjtS, atS baff itjn Ijungert, faget.

„£> ©tiide!" rief 2(ret, „fotl eins Bon Beiben fein, $ann alte $Iugt)eit nid)t Bon ©djmeidjtern mid) Befrein: ©o mitt idj mid) Bon ©djutbnern lieber Raffen,

21IS mid) Bon ©djmeidjlern lieben taffen.

SSor jenen tann man bod) jutoeiten fid)er fein,

Sodj bicfe SSrnt fd)teid)t fid) ju alten feiten ein."

Damukku.

/jffctauBt nicfjt , baff Bei bem größten ©lüde Mi? ©in SBiitrid) jemals gtüdtid) ift;

©r gittert in bem 2Iugenblide,

5Da er ber .j?ot)eit g-rucf)t geniest.

ä3ei alter |)errtid)teit ftört itjn beS SlobcS ©djreden

Unb täfjt itjn nichts at§ teures ©tenb fd)nteden.

*

1t 1t

2ltS ben SLtjrannen SDiontjS2 ©in ©djmeidjlet einftenS glitdlidj ^rie§

Unb au§ bent ©Ianj ber äufferlidjen ©tjre,

2luS reid)em ÜBerftuff an SSott unb ©olb ertoieS, SDajj fein SLtjrann unenbüdj glüdtictj toäre, .

2ltS bieS SDamotteS etnft gettjan, ging 2)ionl)S ju biefem ©c£)meicf)Ier an:

1 ©d;utbner, tuie öfter bet ©eifert , f. n. tu. ©laubiger.

ßiongfiu.« ber ältere, 5Et>rann omt ©gratuä (406-367 v. ®)r.)

2>amoUeS. SDte beibeu £unbe.

55

,,©o jeßr mein ©tüd bicß eingenommen,

©o fennft bu bodj unboddo turnen;

©oeß jeßmedteft bu jelbft, mie mürbe bicß’i? erfreuit! Sßittft bu einmal an meiner ©teile jein?"

„33on ^»erjen gern!" fällt ipnt ©amolle3 ein.

(Sin golbner ©tupl mirb fcpnell für ipn ßerbeigebradjt. (Sr fißt uttb fiept auf beibeu ©eiten ©er «poßen größte perrlicßleiten,

©ie ©top unb SBottuft auggebaißt.

33ou 5ßurfjur bangen alle SBänbe,

©olb jcßtitüdt bie ©afcl au§, im ©olbe perlt ber SBcin. (Sin äöinl! fo eilen jütangig pänbe,

©e§ f)of)en SBinle» mert jn fein.

(Sin ©ßori! fo fliegt bie Stenge jßötter Änaben Unb fußt ben fRuptn, bie§ äöort bollftredt ju ßaben.

S)ott Söolluft fit ft beraufeßt, bou fperrliißfeit enpiidt, ©cßäßt fiel) ©antollc» für beglüdt.

„£> -poßeit!" ruft er au£, „lönnf tcß bicß etoig fdjmeden!" ©od) ad)! toa§ nimmt er plöplidj tuaßr?

(Sin fcßarfe§ ©eßmert an einem Sßferbcljaar,

©a§ an ber ©ede ßäugt, erfüllt fein £>er5 mit ©cßredeu; (Sr fiel)t bie broßenbe ©efaßr jftaß’ über feinem jpaupte jdjroeben.

©er ©tüdtieße fängt an gu beben,

(Sr fiept niefjt mepr auf feine§ 3immer§ ißraeßt, jRicßt auf ben SBein, ber äug bent ©olbe laißt;

(Sr langt nitpt mepr naep ben fepmadpaften ©peifett,

(Sr pört nießt mepr ber ©änger fanfte Steifen.

„9Icp!" fängt er jitternb an 31t fd)rein,

„Saß mieß, 0 ©ionp§, nid)t länger gliidticß fein!"

kiteit fj unta.

>£j\aß oft bie aKerbeften ©aben JtP ©ie menigften äkmunbrer paben, Unb baß ber größte ©eil ber 2Mt ©a§ ©cßlecßte für ba§ ©ute pält,

56

gabeln unb Erjtttjhmgen. ErfteS 33uc§.

©ie§ Übel fiefjt matt atte ©age.

3tUein, toie mehrt man biefer ißeft?

Sh streifte. baff fidj biefe 5plage 9Iu§ unfrer Söelt berbtingen täfft.

©in einjtg üftittet ift auf ©rben;

Sitleiu, eS ift unenblid) ferner:

©ie Starren müßten toeife merben,

Unb fetjt! fie toerben’S nimmermehr.

9Ue tennen fie ben äöert ber Singe;

Sh* Sluge fdjtiefjt, nicht ihr Sterftanb,

©ie loben etoig ba§ ©eringe,

Söeil fie baS ©ute nie getannt.

*

* *

Stoeen §unbe bienten einem .fperrn;

©er eine bon ben beiben ©ieren,

Soli, berftunb bie Jhmft, fich luftig aufsufiihren,

Unb mer ihn fatj, bertrug ihn gern.

©r hotte bie bertornen ©inge Unb fpieXte botter Ungeftüm.

ÜJtan tobte feinen ©cherj, belachte feine ©fniiuge;

©eht, hieh e§, atCe§ lebt an ihm!

■Dft bifj er mitten in bem © treideln;

©o falfh unb bo§haft toar fein ^erj.

©leih fing er toieber au 31t fdmteiheln;

©ann f)ie| fein SSifj ein feiner ©d)er3.

©r toar betragt unb ungezogen;

©oh ob er gleih sur Unjeit bettt’ unb fdjrte,

©0 blieb ihm bod) ba§ gan3e §au§ getoogen,

©r hiefj ber luftige Soli, üttit ihm bergnügte fih Sifctte,

©r forang mit it)r 31t ©ifh unb SSette,

Unb beibe teilten ihre Seit

Sft ©d)taf, in ©dpa unb SitfibarMt.

©ie aber übertraf it;n toeit.

Sibet, ber anbre <£>unb, toar bon gana anbernt Söefen, Sutn Söiije nicht erfehn, 3um ©her'3e niht ertefen, feehr erufttjaft bon Statur, bod) toachfam um ba§ §au§, ©ing öfter? auf bie Sagb mit au§,

©elirtbe.

57

2Bar treu unb tjerjtjaft in ®efat)r Unb Bellte nidjt, at§ trenn nötig trat.

(Sr ftirBt. iDlan f)ört itjn !aunt erträtpen;

9Ean tragt itjn ungerüljmt tjinau§.

$oti ftirBt audj. Sa ftiefjen grünen!

©ef)t ! itjn Betlagt ba§ gan(p ^au§,

Sie gange iftadjBarfdjaft Bezeiget itjren ©djnterg.

©o gilt ein Bifjdjen SBii} meljr at§ ein gute§ ^erg!

Flinte.

^pka§ fcfjönfte Jtinb1 p itjren Seiten,

Jy Selinbe, reidj an SieBtidjfeiten,

©djön, trenn icfj atfo fagen mag,

©djön toie ba§ Morgenrot unb Reiter trie ber Sag, ©etinbe fott fidj malen taffen.

©ie treigert fidj; ber SJlater liefj nicfjt nad);

(Sr Bat, Bi§ fie itjrn üerfftradj,

Unb fdjtrur, fie redjt getreu p faffen.

©ie fragt, triebiet man dpi Begatjtt?

$d) tjätte fie umfrnft gemalt,

Unb Ijätt’ idj ja tra§ forbern fotten,

©o ijätt’ idj Griffe forbern trotten.

©o fcfjön ©etinbe trirttidj trar,

©o fdjön, unb fd)öner nicf)t, ftettt fie ber Stlater bar;' Sie fteinfte 9)tiene muff dpt gtüden,

Sa§ 23itb trar treu unb fd)ön Bi§ pm (Sntpden,

©o reigenb, bajj fetBft ber üttatcr hurtig füfjt, ©oBalb fein SöeiB nic£)t um itjn ift.

Ser 9Jlater Bringt fein götttidje§ ©efid)t.

©etinbe fiet)t an, erfdpidt unb legt nieber.

„§ier netjm’ (Sr fein (Semätbe mieber,

(Sr irrt, mein $reunb, ba§ Bin id) nid)t.

2öcr tjiefj Sfön fr riet ©dpteidjeleien Unb fo Biet tfteig auf meine 83itbung ftreuen?

i <S. oben, ® 49.

58

gafceln tmb Srjä^tuugen. (SrfteS 53udf).

Grbidjtet ift bei' SJhtnb, berfdjönert ift ba§ Äinti.

Äiti'3, neljm’ Gr nur jein StilbniS f)in;

Sei) mag nid)t fcfjöner fein, al§ idj in äöafjrljeit bin. S3ieEeiä)t moEt’ Gr bie 3tenu§ malen;

S3on biefer lajj Gr fidj Be^aljlen."

©o ift fie benn aEein ba§ $iub,

®a§ fdjön ift, ot)n’ fein gu moEen?

SBie biete fenn’ id) niefjt , bie mirflid) Ijäfjticfj finb, ltnb bie mir mit ©emalt für englifd) galten foEen!

5Der fötaler nimmt fein Stilb unb jagt fein einzig SBort, ©el)t trotzig mie ein Zünftler fort.

2Ba§ mirb er tfjun? Gr mirb bodj nidjt magen ltnb fo ein fdjöne§ -Einb berflagen?

Gr ftagt. ©elinbe muff fidj fteEen.

2)ie Slater merben bod) ein gütig Urteil fällen !

£), fatji't fie nidjt geBietrifcfj an;

©o feljr fie unrecht t)at, fo ebet ift itjr 2Bat)n.

fMer förnmt fie jcfjon, t)ier föinrnt ©elinbe!

2ßer t)at metjr Slnmut noifj gejeljn?

S)er ganje fRat erftaunt bor biefem jdjönen Elinbe,

Unb fein Grftaunen greift fie fd)ön.

Unb jeber ©rei» in bem ©ertöte Verliert bie 9iun(;eln bont ©efidjte;

•Elan fatj attf§ Stilb, bodj jebesmal Stocf) tängre geit auf ba§ Original,

Unb jeber rief: ,,©ie ift getroffen!"

„£>!" fbrad) fie gan^ Befdjämt, „mie fönnt’ id) biefe§ Ijoffen! Gr l)at tnidj biet §u fd)ön gemalt, ltnb ©djmeidjler merben nid)t Besaljtt."

„©elinbe", IjuB ber fftidjter an,

„jEein fötaler tonnt’ Gud) treuer malen;

Gr l)at nad) feiner fßflidjt getljan,

SlBBütenb foEt 3t)r tt)n Bewalden.

®od^ meit $t)r bon Gud) felbft nidjt eingenommen feib,

©o gel)t nidjt unBetofjnt bon biefem 9iid)terf)la^e:

GmBfangt ein fpeiratggut au§ bem gemeinen ©d)aüe,

3um ßoljtte ber S3efd)eibentjeit."

©er Sdjafc.

59

£), treifer Stann, ber biefcö fpridjt!

©etedjter ift lein ©prud) ju finbcn;

©u, bu betbienft ein etüig ßobgebidjt,

Unb trärft bu jung, berbienteft bu ©elinben!

©elinbe gel)t. ©et SeifaE folgt if)t nad);

Scan fpracf) bon it)t getoifj, trenn man bou ©d)önen fprad); 3e meljr fie jtreifelte, ob fie fo teijenb träte,

Um befto meft erhielt fie ©Ijte.

*

* *

3e ntinbet ftdj bet ßlugejelbft gefaßt,

Um befto rneljr fdjäpt iljn bie Söelt.

_ ji i »I _

Dbr §djaij.

/fTin trautet Sater tief ben ©ol)n.

VSp „©ot)n!" fprad) et, „um bid) ju betfotgeu,

£ab’ idj bot langet Seit einft einen ©d)a| betbergen;

©r liegt - " «g>iet ftatb bet Sätet fdjon.

2Ber tnar beftitrjter als bet ©ot)n?

„©in ©cfjafe l (fo traten feine SBorte),

©in ©cfjatj! Stttein an treldpn Orte?

Söo finb’ ic£) if)n?" ©r fdjiät nad) Seiden au§,

©ie ©djätje füllen graben fönnen,

©urdjbridjt ber ©djeuetn Ijarte ©ennen,

©urdjgräbt ben ©arten unb ba§ £>au§ llnb gräbt bod) teinen ©dialj t)erau§.

Sad) biet Pergeblid)em Semüfien .fpiefj et bie gremben triebet gieren,

©udjt fetber in bem £>aufe nad),

©urdifuc^t be§ Sater§ ©djlafgemad)

Unb finb’t mit leistet 9Jtüt)’ (trie gto§ trat fein Setgnugen!) $t)n unter einet ©iete liegen.

*

* *

Sielleitöt, ba£ mannet et)’ bie 2ßat)r£)eit finben füllte, 2öenn er mit minbrer 2Rfi$’ bie äöafjrbjeit fudjen trollte. Unb mancher Ijätte fie tool)t geitiger entbecEt,

©Sofern et nid)t geglaubt, fie träte tief berftedt.

60

gaMit unb SrjäJiIungett. SrfteS Söudj.

Verborgen ift fie mo'fjl; allein nidjt fo berborgen,

Safj bu ber ftnftern ©Triften Söuft,

Um fie ju fet)n, mit taufenb ©orgen S5i§ auf ben ©runb burcfjmütjlen mufft.

SSerlajj’ bidj nidjt auf frembe fDtülj’,

©ucf)’ felbft, fucf)’ aufmerffam, fudj’ oft; bu finbeft fie.

Sie SBatjrtjeit, lieber gdeunb, bie alte nötig tjaben,

Sie ung atg fDtenfdjen gtüdlicfj ntadjt,

Söarb bon ber meifen .jpanb, bie fie ung jugebac^t,

Stur leidjt berbedt, nidjt tief bergraben.

3#tontitw.

^J\urcf) fc^örter ©lieber 9teia, burcf) ©djöntjeit beg 33erftanb§, ^ ©rtoarb fDtoninte fid) ben tBeifad ©riedjenlanbg.

©o nt and) eg 33ut)lerg £>era befiegten U)re SUide; dTrit Stöottuft fat) er fie, befdjämt toid) er juriide;

Senn mar dJtonime fdjön, fo mar itjr #era augteidj 2ln Unfdjulb, mie itjr SSlid an ©eift unb ifyeuer reicf).

Sie Sugettb, bie bent äöunfdj ertjitster SSutjter mehrte,

Srieb felbft ben Sudler an, baff er fie metjr berefjrte.

Stritt mar fie bon ©eburt unb aart bon Seibenfdiaft,

9JUt ©d)meid)(ern ftetg umringt, unb blieb bod) tugenbtjaft? Sod) bringt ©efdjenfe fjer! Ser Siamanten gieren,

Seg ©olbg SSerebfantfeit mirb fie nid)t miberftetjcn.

©in 5ßrina ang ißontug ift’g, ber gro£e SDtittjribat,

Ser mit entbrannter SSruft fid) au «ötonimen natjt;

©in Völlig fenfat unb flefjt. 3u fd)ineid)etnbe ©ebanfeu! äötrb nid)t bei biefem ©lüd fDtonimeng Sugenb manfen?

„Britta", fing fie tjerafyaft an, „bu fdjeinft burdj mid) gerührt Unb riiljmft ben fteinen 9icia, ber meine Gilbung 3iert;

3<i) baute ber Statur für biefen ©djtnud ber $ugenb;

Sie ©djöntjeit gab fie mir, unb id) gab mir bie Sugenb. 9ttd)t jene mad)t mid) ftota, nein, biefe mac^t mid) fütjn; ©et taufenbmat ein $rina: umfonft ift bein 23emüf)n!

niedre nie bie 3ai)l ertaufter Sudlerinnen,

5tur alg ©ematjt mirft bu SJtonimeng fpera geminnen."

SJlcmiine. 35er unfterßtic^e Stator

61

6o itnbetoegfid) BttcB ifjr tugcnbtjafter ©inn.

SDer Sßtinj, be§ ißrinjen 3U'f)n, ber ^räcfjtigfte ©etoinn, ©e§ £)ofe§ ßunft ittib Sift, nicfjtä formte fie bejtoiugeu; ©er ^rirtj muff für ifjr fperj ifjr fetbft bie Grotte bringen.

O toefd) ein fettncS ©fücf! bon nieberm 58 tut cntftefjn Unb au§ bern ©taube ftcf) bi§ 3U bent ©fjrou erfjöfjn!

Söie fange, grofjeS ©fücf, toirft bu ifjr .fperj bergnügett? 2öie fange?

SJtitfjribat f)offt tfrom nodj p befiegeit, SBerfä^t 5Dfonimen§ 2frnt, um in ben Jfrieg p pfjit.

©odj ber, ber fiegen toiff, fängt an, befiegt p füefjnj 9tout feist ifjnt fiegreidj nadj; fein Sanb toirb eingenommen, ©odj foff ba§ ftofje 9vom ÜJtonimen nicf)t befommeu;

Gfj’ bie§ ber iprirtj ertaubt, befiehlt er ifjren ©ob.

(Sin ©ff ab’ eröffnet ifjr, toa§ 93titf)ribat gebot.

„©0", ruft fie, „raubt mir aucf) bie fpofjeit nodj ba§ ßebeu, ©ie für entrinne ©ad)’ mir einen ©fjrou gegeben,

3fuf bem idj ungefiebt burdj ©eue midj gequäft,

©afj idj ben SUebrigften mir nid)t pm ©Tcann ertoäfjft?" ©ie reif# ben -fpaufitfcfimucf ab, um ftofj fiefj umpbringeu, Unb eilt, ifjr ©iabem fidj um ben fpafö 311 fdjfingen;

Sftfein ba§ fdjtoadie 23anb erfiifft ifjr äöünfdjen nidjt,

reifst unb meigert fid) ber fo betrübten ißffidjt.

„0", ruft fie, „©djmud, ben idj p meiner ißein getragen, ©ogar ben fdjfimmftpn ©ienft toiffft bu mir nodj berfagen?" ©ie toirft ifjn bor fid) fjin, tritt bo'ffer 2ßut barauf Unb gibt burd) einen ©ofefj af§bafb ifjr ßeben auf.

D n mtJfbrfjltiljb Juttar,

/jTirt Sfutor fefirieb fefjr biefe SSänbe Up Unb toar ba§ äßnnber feiner Seit; ©er ^ournafiften güt’ge -fpänbe Sterefjrten ifjnt bie (Stoigfeit.

(Sr fafj bor feinem fanften ©nbe ^afi affe 2Berfe feiner £>änbe

62

^n6e[n urtb (Srjii^lungen. Grfteä S3udj.

©a3 fecfifte SJtal fctjon aufgelegt, ttnb ficf) , mit tief gelehrtem IBXicJe,

Sn eineu fpanifctjen ißerücfe Sot jebe3 ©itetbtatt geprägt.

©r Blieb bot SBiberfarechern ficf) et

Unb f cf) rieb Bi3 an ben Sag, ba it)n beu ©ob entfeelt;

Unb ba3 S5etjeic^ni§ feiner SBiicf)er,

©ie tfeinen ©Schriften mitgegätjlt,

Staf)m an bem ßeben3tauf allein ©rei Sogen nnb brei ©eiten ein.

SJtan ta3 nacf) biefe3 S)tanne3 ©obe ©ie ©cfjriften mit Sebacf)tfamteit;

Unb fef)t, ba3 SBnnber feinet 3eit ,f?am in je^n $af)ten au3 bet SJtobe,

Unb feine göttliche Sttetfjobe £neff eine Bange ©rocfentjeit.

©et SJtann mat Bloff Berühmt gemefen,

Söeil ©tiimbet ifjn getobt, et)’ kennet it)n getefen.

*

* *

Setüljmt jtt merben, ift nicht fcfjtbet,

SJtan batf nur biel für Keine (Seiftet fcfjrciben;

©ocf) Bei bet StacfjUiett grof) 31t Bleiben,

©aju gehört noch etma3 mef)t

91(3, feiert an ©eift, in ftrenget 2e'f)tatt fcfjtcibcn.

-

Her grölte ®fcl.

ue oft meifi n i ct) t ein Statt bittet) tt)öticf)t Unternehmen Stiel tanfenb ©l)oten 31t Bcfct)ämcn!

St et an, ein ftuget Statt, färbt einen ©fei grün,

Stm Seibe grün, tot an ben Seinen,

Sängt an, mit ihm bic ©affen burd) 31t giet^n ;

<$r sieht, nnb jung nnb alt erfreuten.

„äöetdj Söunbet!“ rief bie ganse ©tabt,

„©in ©fei, seifiggtün ! bet tote Söffe hat!

©a3 muh bie ©l)tonit einft ben ©nfetn noch echten,

2Ba3 e3 3U nnfret 3eit für SBitnbetbinge gab!"

“Ber grüne Gfet. 3>er fiaronifterte SBürger.

63

Sie ©affen bummelten bon Millionen ©eelen,

Wau f)e6t bie fünfter aitö , man beift bie Sädfet ab;

Senn alles b>ill beit grünen ©fei felgt,

llnb alle fonnten bod) nicfjt mit bent ©fei geljn.

Wan lief bie Beiben erftcn Sage Sem ©fei mit SSeltmnbrung nadf.

Ser ßtaufe felBft bergaf ber Äranfifeit ißlage,

Wenn man bom grünen ©fei fpradf.

Sie ß in ber in ben ©dflaf 31t Bringen,

Sang feine Wärterin ntel)t bon bem fcfjmarjen ©dfaf; S)om grünen ©fei (fort man fingen, llnb fo gerät ba§ Jlinb in ©cf)Iaf.

Srei Sage tnaren faum bergangen,

©0 toar um ben Wett be§ armen Siet§ gefdfeljn; Sa§ SSotf Bejeigte fein Sterlangen,

Sen grünen ©fei mefjr 31t fef)n;

Hub fo Belmtnbern§toert er anfangs allen fdfien,

©0 badft’ itjt bocf) fein Wettfdf mit einer ©itb’ an iffn.

*

ij< *

©in Sing mag nocff fo nättifä) fein,

©§ fei nur neu, fo nimmt’§ ben ipöBet ein:

©r fieljt, unb er erftauut. Äeitt kluger barf i'ffm mehren. Stauf fömmt bie Seit unb benft au i'ffte Sßflicljt;

Senn fie berftelft bie fiunft, bie Darren 31t Belehren,

©ie mögen btollen ober nidft.

frr Imronificrtr $ürörr.

■^e§ f argen 33ater§ flöget ©olfn

JP Warb nacf) be§ S5ater§ Sob £>ett einer Williou

llnb für fein ©elb in furzet Seit 23arou.

©r uafjm fidf bor, ein großer Wann 31t inerben, llnb afjmte, rt>enn i'ffm gleidj ber innre Wert gcBradf, Sodf bie geBietrifdfen ©eüerben Ser ©rofjen juberficfitlicf) nacf».

23alb hmnfdjt’ er fid) be§ ©taat§mann§ ©ffre,

Vertraut mit dürften utnaugclfn;

SBalb münfdft’ er fid) ba§ ©lüd, bereiuft bor einem ßeeve Wit SorBeern be§ ©ugenS 31t ftelfn.

64

gabeln unb Erjä^lurtgeti. ©rfteä SBucf).

Shtr^, er Blieb ungetotfj, too er meljr Slnfetjn Ijätte,

DB in bem $elb, oB in bem Kabinette.

^nbeffen mar er bodj SSaron,

Unb fein Söerbienft, bie SDtiHion, ßiefj fidj 3U aEe§ S5oII§ (Sntjüden $n ßäufern unb Spaibufen1 Bilden.

(Sr na^nt bie 'fjalBe Stabt in Solb,

SSebedte fid) unb fein ©cfolg’ mit ©olb Unb Briiftete fidj rneljr in feiner StaatStaroffe 2U§ bie baran gekannten Stoffe.

(Sr toar ber Sdjmeidjler fütäcenat.

(Sin ©ed, ber it)n geBiidt um feine ©nabe Bat Unb aHe§, toa§ fein Stolj Begonnte, fftedjt unBerfdjämi Bemunbern tonnte,

Der tarn fogXeidt) in jener fyrennbe gatjl,

3n ber man mit itjrn aff, iljn tobt’ unb itjn Beftafjl,

Unb, menn man il)n Betrog, juglcid) iljn üBerreb’te,

Dafj er be§ 2lrgu§ 2Iugen tjätte.

2Ba§ Brandt metjr, al§ Stolj unb Unberftanb,

Um fütittionen burdjjuBringen?

Unfidjrer ift tein Sdjatj al§ in be§ $üngling§ ßanb,

Den SGßoUuft, Sßradjt unb Stolä ju iljren Dienften gloingen. Der Sperr SSaron Bergafj bei feinem grofjen (Scija^

Den Staatsmann unb ben $elb, toarb finnreid) im 33er=

fdjtaenben

Unb fatp in furjer _3eit fein ©ut in fremben fpänben; StarB arm unb unBeriUjmt. ßurj, er Beioie§ ben SaB Dajj (SItern itpre ßinber f) affen,

Eöofern fie ifjucn nichts afö Steidjtum f)interlaffen.

|rr arme gdftffier.

Z^tin armer Sdjiffer ftaf in Sdjulbcn vjr- Unb ttagte bem 5ptjilet fein ßeib.

„€»err!" fprad) er, „Ieit)t mir tiunbert ©ulben;

1 SDie fdjmucfe Xradjt ber §aibufen (ein mit ben SUJagparen nerfctyntolflener SJolEgftamm) mar für Wiener unb ßutfdjer ju ©eUertS Seiten fel;r beliebt.

©er amte @d)if[er.

65

SUlein 311 guter ©idferljeit

4?aB’ id) fein anbet 5J3fanb at§ meine 9teblidjfeit.

Snbeffen feifjt mit au§ (StB atmen Sie ljunbett ©ulben auf ein Saljr."

Sߣ)itet , ein Stellet in ©efafjt,

©in Sätet Bieter fjunbert Slroteu,

3äI)It itjm ba§ ©elb mit ^teuben bat.

„§ier", fBridjt et, „nimm t)iit uub Braud)’ otjne (Sorgen, $dj freue midj, baff id) bit bienen fann;

Sn Bift ein orbentlidjer Staun,

Sem muff man oljne -fpanbfdjrift Borgen."

gin Saljr unb ttodj ein Sjatjr Oerftrcidjt; ßein <Sd)iffer läfft fid) tuieber feljen.

2Bie? fottt’ et aud) fßt)ileten tjintergefjcn Xlnb ein Setrüget fein? Sietteidft.

Sod) nein! fjier föntutt bet ©kiffet gteic^.

,,-fperr!" fängt er an, „erfreuet ©ud)!

3d) Bin au§ öden meinen ©djulben;

Unb fef)t, tjier ftnb jtoeifjunbert ©ulben,

Sie id) burd) guet ©elb getoantt.

Sfd) Bitt’ gud) tjerslid), nefjint fie an!

2ff;t feib ein gar 31t ioadrer Staun."

„£)", fpricfjt Pfilet, ,,id) fann mid) nid)t Befinnen,

Saff id) bit jemals ©elb getielfn.

|>ier ift mein SedjmtngSBud), id) toitt’§ 311 State siefjn ; Sfdein, id) meiff fctjon, bu fteljeft nid)t barinnen."

Set Sdjiffet fietjt if)n an unb fd)toeigt Betroffen ftiff llnb fränft fic^ , baff pjitet ba§ ©elb uic£)t nehmen luiff. gr läuft unb fömmt mit Boiler ^mub surüde.

„fpier", ff)tid)t er, „ift bet Steft Bon meinem galten ©lüde,

Sod) tjunbert ©ulben! netjmt fie l)in

Unb lafft mit nur ba§ ßoB, baff id) erfenutlid) Bin.

3d) Bin Bergniigt, id) l)aBe feine ©dplbeit,

Sie§ ©lüde bauf’ id) ©ud) allein;

Unb toollt 3'l)t ja Ted;t gütig fein,

©0 lcil)t mit toicbet findig ©ulbcit."

©ellert. 5

66

fabeln unb ©rjci^tungen. ®rfte8 SSucI).

„4?ier", ypxicf)t ißljilet, ,,t)ier ift beitt (Selb,

33et;alte beinen ganzen ©egen;

©in Wann, ber Sreu’ unb ©tauben f)ätt,

SSerbient it)n feiner Steue ioegen.

©ei bu mein greuttb! Sa3 ©elb ift bein;

©3 finb nidjt mcfjr at3 ^unbert ©utben mein,

Sie fotten beinen Äinbern fein."

*

* *

Wenfd)! madje bidj betbient um atibter SSofftergetjen; Senn toa3 ift göttlicher, al3 tuenn bu tiebreidj bift Unb mit Vergnügen eitft, bem 9iäd)ften beijuftetjen,

Ser, menn er ©rofjmut fiefjt, großmütig bantbar ift?

i Jts grijiritful.

'IlS Wenfd) ! ma§ ftrebft bu bodj ben iliatfdjlufj ju ergrünben, My 9iadj toeldjent ©ott bie Söelt regiert?

Wit etiblidjer Sternunft ibittft bu bie SIbfidjt finbett.

Sie ber Unenblid)e bei feiner ©djidung fiiljrt?

Su fiet)ft bei Singen, bie gefdjeljen,

9iie ba3 Vergangne redjt unb aud) bie gotge nicfjt,

Unb t)offeft boed) ben ©ruttb ju fef)en,

Warum ba3, U>a3 gefdjat), gefdjidjt?

Sie 3torfid)t ift gcredjt in alten itjren ©djtüffen.

Sie§ fietjft bu freilidj niefjt bei allen gatten ein;

Sodj mottteft bu ben ©runb bon jeher ©djidung tniffen,

©o milfjteft bu, iua3 ©ott ift, fein.

SSeguiige bied) , bie 2tbfid)t ju bereiten,

Sie bu ju fetjit, ju btöb’ am ©cifte bift,

Unb taff bid) t)ier ein jitbifd) SSeiffnet tetjren,

Sa| ba3, tba3 ©ott bertjängt, au3 toeifen ©riinben fließt llnb, mentt bir’3 graufam fdjeiut, gerechtes ©djidfat ift.

*

* *

2113 Wofe3 eiuft bor ©ott auf einem 23erge trat Unb it)tt bon jenem em’geu füat,

Ser unfer ©d;idfat teuft, um größte Kenntnis bat

®a8 Sdjidjal. ßifette.

67

(So marb itjm ein Sßef e£)t , er foXtte Bon ben §öf)en, Sßorauf er ftanb, t)inaB inS ©Bne jetjen.

4j>ier flofj ein !tarer Duett. Sin reifenber ©olbat ©tieg Bei bent Duett Bon feinem ißferbe Hub trän!, ttauiu mar ber Deuter fort,

©o lief ein $naBe Bon ber fperbe tRadj einem Drun! an biefeu Drt.

©r fanb ben (Selbfad Bei beut Duette,

Der jenem tjier entfiel; er naljin iljn unb entmidj,

ttöorauf nadj eBenbiefer ©teile

©in ©reis geBüdt an feinem ©taBe fdjlid).

©r trän! unb fetjte fiel), um auSjuruljen, nieber;

©ein ferneres .fpaufit faul jitternb in baS ©raS,

23iS eS im ©cttjlaf beS SllterS Saft Bergab ^ubeffen !am ber Deuter mieber,

S3ebrol)te biefett ©reis mit milbein Ungeftüm ttnb forberte fein ©elb Bon it)tn.

Der 2llte fdjmört, er t)aBe nidjtS gefunben,

Der Sllte flet)t unb meint; ber Deuter flucht unb brotjt Unb fticljt julef3t mit Bielen Söunben Den armen üllten mütenb tot.

2llS StofeS biefeS fal), fiel er Betrübt jur ©rben;

Dod) eine ©timrne rief: „fpier fannft bu inne merben, ttÖie in ber 2Selt fid) alles Billig fügt;

Denn Buff: eS l)at ber ©reis, ber iijt im SBlute liegt, DeS ßnaBenS Später einft erfdjlagen,

Der ben Berlornen tRauB juBor baBongetragen."

gmu.

Ötin juuge§ 2MB, fie t)iejj Sifette,

V Dies 2MBd)en lag an flattern Blinb, fRun meifj man moljl, mie junge 2MBer finb;

Drum burft’ il)r ttRann nicl)t Bon bem Sette,

©o gern er fie Berlaffen tjättc;

Denn lafjt ein 2MB fd)ön mie ©t)tl)eren fein,

äÖeuu fie bie Slattern l)at, fo nimmt fie nicf)t mel;r ein

«fpier fiijt ber gute Stann ju feiner größten Sßein

PL *

68

gabetit unb ®rjäl)[ungen. ®rfteä 5öitc§.

Hub ntufj be§ trauten 2Beibe§ pflegen,

3t)r Riffen oft ju rechte legen

Unb oft burcf) ein ©ebet um itjre SSeffrung flefjn;

Unb gleidjmotjt mar fie nidjt ntetjr fdjön.

3dj f)ött’ it)tt mögen beten fetjn.

2>er arme 9Rann! id) meifj ifjm nidjt ju raten;

SUetteidjt befinnt er fidj unb tljut, ma§ anbre traten.

(Sin franfeS SBcib braucfjt eine SBärtcrin;

Unb ßordjen loarb baju ertefen,

SBeit tf)r ßifetteu§ ©igenfinn S5or anbern Iciugft befannt getoefen.

<©ie trat itjr 2tmt bienftfertig an Unb muffte fiel) in allen ©tüden @ut in Sie traute grau ju fdjiden Unb and) in ben gefuuben Sftann.

©ie toar beforgt, gefällig, jung unb fdjön Unb atfo ganj gefd^idt, mit beiben umäugctjn.

3öa§ tljut man nidjt, um fid; bon ©ram unb ißein, S5ott ßangcrmeite 5U befrein?

S)er fJJtann fietjt Sorten an unb reb’t mit ifjr bitrd; tBlidc, Söeit er nidjt anber§ reben barf ;

Unb jeber SSIid, ben er auf ßordjen marf, üant, mo nid)t ganj, bod; batb erljört aurilde.

2Id;, arme traute grau! ift bein großes ©lüde,

®afj bit nidjt felgen tanuft; bein dRann tt;ut redjt galant. SDeirt fötann, icf) mottte biet brauf metten,

£>at ßordjen fdjön bortjer getanut Hub fie mit gleifj jur Söärterin ernannt.

3a, mernt fie blofj bitrd; SBtide reb’ten,

©0 utöd)t’ ettblid; motjt nodj getjn;

5Utein batb mirb man fie einauber fitffen fetjii.

@r tömmt unb ftopft fie in ben fftaden Unb fneipt fie in bic botten SSadcu;

©ie metjrt fid) gana bequem, bequem mie eine 33raut,

Unb finbet batb für gut, fid; meiter nid;t ju mehren.

©ie tüffen fid) red)t gärtlid; uub bertraut;

Slltem fie fügten gar 3U taut.

Söie tonnt’ anber§ fein? ßifette mufft’ tjören.

©ie tjövt’3 unb fragt: „9öa§ fdjattt fo t;ctl?"

„fütabam’, fötabam’!" ruft ßordjen fdjuett,

®ie S8er(ct;iuiegeul)eit.

69

ift 3f)r .jperr, er ädjät bor grofjent ©djmerj Unb toiff fidj nic£)t jufrieben geben."

„9ldj", ffradjt fie, „lieber dftantt, tüte rebfidj meint’3 betn .fpcrj! D gräme bidj bod) nid)t! id) bin ja nod) am Sebeit."

U xt IferfdjtmrgcHljcit.

-f\ SD ori§, märft bu nur berfdjmiegen, .,*P ©o mofft’ idj bir etma§ gefte^n.

©in ©füd, ein ungemein SSerguügen

SDodj nein, idj fdjmeige", |praä) Stircn. „Söie?" rief bie fdjöne (Schäferin,

„SDu jmeifelft nod), ob id) berfdjmiegen bin? SDu fannfi mir’§ fiefjer offenbaren;

3dj fd)toör’, foff’S fein dJtenfd) erfahren."

„SDu fennft", berfe|t Sliren, „bie fpröbe ©tyfbia,

SDie fdjüdjtern bor mir flof), fo oft fie mid) fouft faf). 3dj fotnme gleid) bon biefer ff einen ©ftröben;

SDodj ad)! id) barf nid)t toeiter reben.

9tein, SDoriS, nein, getjt nid)t an;

©§ mär’ unt il)re ©unft unb um mein ©füd getrau, Sffienn ©tpfbia bereinft erführe,

SDafj bringe nid)t in mid), id) Ijafte meine ©d)toüre."

,,©o liebt fie bidj?" fuljr SDori§ fort.

„3amol)f! SDodj fage ja fein Sföort!

3dj fjab’ iljr |>er3 nun böffig eingenommen Ilnb i|t bon iljr ben erften Üujj befomnten.

,S£iren‘, fpradj fie ju mir, ,mein -fpcrj fei etoig bein;

SDodj eine§ bitt’ id) bidj, bu mufft berfdjtoiegen fein.

SDafj mir un§ günftig finb, un§ treu unb järtfidj füffen, SBraudjt niemanb auf ber $tur af§ id) unb bu 31t miffen.' SDntm bitt’ idj, SDori§, fd)meige ja!

©onft fließt unb fjafjt mid) ©tjfbia."

$ie fteine SDori§ geljt. SDodj mirb aud) SDori§ fdjmcigen? 3a, bie 35erfd)tuiegenl)cit ift affen ©djönen eigen.

©efetjt, baff SDori§ aud) betit SDamöt bertraut;

2öa§ ift bettn nun mefjr? ©ic fagt ja nidjt taut!

70

fabeln unb Erjäljlungen. Grfteä S8uc§.

Spr ©cpäfer, ipr ©amöt, fömtnt ipr öerXieBt entgegen, ©rücft ipre meidje .jpanb unb fragt,

3öa§ ipr fein $reunb ©iren gefagt?

„©antöt! bu meijjt ja mopt, ma§ tuir ju reben pflegen, ©u fenuft ben eptlicpert ©iren;

mar nicpt§ 2öicptige§, fonft miirb’ icp bir’§ geftepn.

@r fagte mir bcrlang’ nicpt ju miffen;

S<P pab’ ipm berfpredjett ntüffen,

©aff icp jeitteBenS fcpmeigen mitt."

©antöt mirb traurig, fdjmeiget ftitt,

Umarmt fein Itinb, bocp nur mit palbent fyeuer.

©ie ©djäferin erfcpridt, baff fie ©autöten§ ß'ufj ©o unbotlfontmen fcpmcdeu muff.

,,©u jürneft", ruft fie, „mein (Betreuer?

D äürtte nicpt, id) mitt bir geftepn:

©ie fpröbe ©ptbia ergibt fid) bcnt ©iren Unb pat ipm ipt in itjrem ßeben ©cn attererften tttif] gegeben;

Sittein btt mufft betfdjmiegen fein."

__ ©antöt berfpricpt’3. ßattut ift ©amöt allein,

©o fiiplt er fipon bie größte ^peitt,

©ein neu ©epeimni§ ju bemapreu.

„3a!" fängt ©antöt ju fingen au,

,,Sd) tnitt feinem offenbaren,

©aff ©ptbia ©itetten liebt,

Spm .ttiiffe nimmt unb Jtitffe gibt;

©u, ftutnnter SSufd), nur fottft’S erfapren,

©Bett ©plbia berftoplen liebt."

©oep ad)! in biefent 23ufdj mar uttfre ©pfbia,

©ie fid) burd) biefe§ ßieb bcfd)äntt betraten fap,

Unb eine -jpeimtiepfeit fo laut erfapren muffte,

©ie iprer Meinung ttad) nur ipr (Beliebter muffte.

©ie läuft unb fud)t ben ©cpmüper, ben ©iren.

Sfd), ©cpäfer, ad)! mie mirb bir’§ gepn!

„fötidj", fängt fie an, „fo ju betrüben!

©id) ffttaubrer fottt’ id) länger lieben?"

$>ie junge Ente

71

Unb furj; Siren berliert bie jd)i)ne ©djäfetin Unb !öintnt, Samöten anjuflagett.

„Sa“, fptidjt Samöt, ,,ic£) mujj felbet jagen,

Safj id) nid)t menig ftrafbar bin;

Stttein, mie lannft bu ntid) ben größten ©d)tt>äber nennen? Sa djaft ja felbft nidjt fdjmeigen fönnen!"

Hie junge (ümtß.

^5|Nie fpenne fü^et bet jungen ©djar,

Jty äöoruntet and) ein ©ntdjen mar,

Sa§ fie jugleid) mit au§gebrütet.

Ser 3ug jott in ben ©arten gefjn ;

®ie Sitte gibt’S bet SS tut butd) Soden au öetftel^n;

Unb jebe§ folgt, fobalb fie nut gebietet,

2)enn fie gebot mit 3ärtlid)!eit.

Sie ©nte madelt mit; allein nic^t gat au meit.

©ie fietjt ben Seid), ben fie nod) nidjt gefebjen;

©ie läuft hinein, fie habet fiel). ' _

äöie, !leine§ Siet! bu fdjtoimmft? met lejjtt btd)?

2öer Ijiefj bid) in ba§ Söaffet get)en?

äßitft bu fo jung ba§ ©djttntnmen fdjon berftetjen«

Sie .fpenne läuft mit ftrupfidjtem ©efieber Sa§ Ufet ae^urnat auf unb niebet Unb teilt d)t Äinb au§ bet ©efaf)t beftem,

©ebt ae^umat an unb fliegt boef) nicf)t b)itteiu;

Senn bie Statut bjeifjt fie ba§ SÖaffet fdjeun.

Sod) nidjtä etfd)tedt ben fühlt bet ©nte;

©ie jdjmimmt betjetat in iljtem Elemente Unb ftagt bie £enne gana etfteut,

SÖatum fie benn fo ängftlid) fdjreit?

*

* *

2öa§ bit ©ntfe^en btingt, btingt jenem oft SSetgnügen, Ser fann mit ßuft au Selbe liegen,

Unb bidj erfdjredt bet blo^e Stame £elb.

Set fdjmimmt betrat auf offnen SJteeren,

Su aitterft jdjon auf angebunbnen Sagten Unb fieijft ben Untergang bet SBelt.

72

fabeln unb ßrflüfjtungen. Ei'ftss S8ucf).

Öefürdjte nichts für beffett ßeben,

Ser führte Stjaten unternimmt;

2Ben bie 9tatur 31t ber ©efatjr beftimmt,

©ent T;at fie aud) ben «lut 31t ber (5>efaf)r gegeben.

i it lurmtke fratt.1

^tlfter fennt bie 3<Ü)t bon fo biet böfen Singen, Sie un§ um bie ©efunbtjcit Bringen?

©odj nötig ift’§, bafj man fie fettnen lernt, ge ntetjr mir folcfjer -Duetten tniffen,

SBorau» ©efafyr unb Unzeit fließen,

Um befto leidster mirb bag ÜB et fetBft entfernt.

Seg «lanueg teurer Zeitvertreib,

©utfntia, ein jungeg, fdjöneg SBcib,

©ing munter 3UU1 Soefud), traut aber taut fie miebcr Unb fiel tjatb tot auf» «utjebette nieber.

@ie rödjett. Sßie? Vergibt itjr «tut ben ßauf? ©efdjtuiub töft itjr bie ©djnürBruft auf!

©efdjtuinb! Sod) täfjt fidj bieg erhängen?

©ed)§ £>ciube tnaren jtnar Bereit,

Sod) eine grau aug itjrem ©taat ju Bringen, äßiebiet erforbcrt bie§ nidjt Zeit !

Ser arme «bann fdjtbimutt ganj in SBräuen ;

«lit ülecfjt Beftürjt itjn biefe «ot.

3u frid) ift’g, nad) ber ©atün Sob gm erftcn gab) re fid) 311 fernen.

©r fd)idt nad) einem Slr^t. ©in junger ttgfntaf) ©rfdjeint fogteid) in Bottem SraB Unb fctjt fid) Bor ba§ ^rantenbette,

S3or bciti er fid) fo eine «liene gab,

W3 ob er für ben Sob ein fidjreg «littet glitte, ßr fragt ben ^ut§, unb ba er itjn gefragt,

©d)tägt er im ©eifte nad), mag fein 9?e3cf)tbud) fagt.

1 9!adj bem gnljcUte beS gleidjtinmigeu 3latf;fpict3 ©cKecta

$ie tränte grau

73

Unb läjjt, bie ßranffjeit 511 Betbringen,

©id) cilcnbg Sint’ unb gebet Bringen.

(Sr fdjreiBt. Ser Wiener läuft, gubeffen ruft ber 9ftantt Sen fo erfahrnen 2!rgt Betfette Unb fragt, toa§ bodj ber gitfatt too!)l Bebeute?

Ser Softor fief)t iBjn lädjelnb au:

„Sie fragen midj, toa§ Bebeutcn fann?

Sa§ Braudj’ idj gljnen nidjt gu fagen;

©ie tniffen fcfjon, geigt Biel ©ute§ an, äöenn fidj bie jungen SBeiBer Uagen."

Sen dttann erfreut ein foldjcr llnterridjt.

SDie 9tad)t Berftreid)t, ber Sranf ift eingenommen;

Mein ber teure Statt! !)ilft nidjt;

Stunt muff ber gtocite Sottor fotitmen.

(Sr förnntt. ©ebttlb! nun tnerben toir’S erfahren.

2Ba§ ift’3? 2Sa§ feljlt ber fdjönen grau?

Ser Soüor fieB)t gang genau,

Saft fidj bie SSIattern offenbaren.

©ufyitia! erft fottft bu fditoanger fein? sftun fottft bu gar bie SSIattern friegen? gfjr 2lrgte fditoeigt unb geBt it)t gar nichts ein,

Senn einer muff fief) boc| Betrügen.

3tcin, üBerlafjt fie ber Statur Unb bem if)r fo getreuen Sßette;

©efetjt, bajj fie bie fd)timmfte $ranff)eit fjätte,

©0 ift fie nidjt fo fdjltntnt af§ eure Äur.

©ebttfb! BieEeid^t geneft fie fjeute.

Ser 9Jlaun förnmt nidjt Bott ifjtcr ©eite,

Unb bie ©tunbe f)aIB Berffiefjt,

gragt er fie fjunbertmal, oB’§ nodj nidjt Beffer ift?

2td) ! ungeftünter 9Jtann, bu nötigft fie gttnt ©Bremen! SBie? toirb fie nid)t ba§ ffteben fd)toäd)en?

©ie fpridjt ja mit geBrod)nem Sou, ilub an ber ©prad)e tjörft btt fdjon,

Safj fidj bie ©d)mergen ftetS Bergtöfjern. ißalb toirb fid) mit beiner ©attin Beffern!

74

ga&etn unb @tjä^[ungett. SrfteS 5öu$

©er ©ob, ber ©ob bringt fdjon herein,

©ie Bon ber harter ju Befrein!

SBer podjt? (5§ toirb ber ©oftor fein;

©od) nein, ber ©djneiber tömmt unb Bringt ein Äteib getragen ©utpitia fängt an, bie Slugen aufjufdjlagen.

„(Sr tömmt", fo ftammelt fie, „(Sr tömmt ju rechter Seit; Sft bieg bietleidjt mein ©terbefteib?

Sa, mie (Sr fieljt, fo tuerb’ idj Balb erBIaffen.

©odj tjätte midj ber .fpimntel teBen taffen,

©o tjätt’ id) mir ein fotdjeg Äteib Beftettt,

Ston fotdjent ©toff , atg (Sr, (Sr mirb’g fd)on miffen, gilt meine grcunbin madjen miiffen;

(Sg ift nid)t§ ©djönerg auf ber Söett.

2tlg id) äuletjt äßefucf) gegeben,

©o trug fie biefeg neue Äteib;

©odj get)’ (Sr nur. © furjeg ßeben!

(Sg ift bodj alteg (Sitetfeit!"

£), faffe btdj, Betrübter 9Jtann!

©u tjörft ja, bafj bein Söeib nodj siemlidb) reben fann.

D, taff bie Hoffnung nidjt berfdjminben!

©er Sttent toirb fid) miebcr finben.

©er ©d)neiber geljt, ber 9Jtanu Begleitet it)n;

©ie reben tjeintlidj bor ber ©fjitrc.

©er ©d)neiber tt)ut bie größten ©d)loüre Unb eilt, bie ©adje ju bottjicljn.

diod) bor beut Stbenb tömmt er mieber.

©utpitia liegt uod) barnicbcr

ltnb bantt Üjnt fcttfjcnb für bcn ©rufj.

Slttcin mer fagt, mag bod) ber ©djneiber Bringen ntufj?

(Sr tjat eg in ein ©ttdj gefd)tageu,

(Sr midett’g aug. ©, toetdje ©ettentjeit!

©ie§ ift ber ©toff, bie§ ift ba§ reid)e ßteib.

Sttteitt, mag foTI eg iljr? ©ie tarnt eg ja nidjt tragen.

„2tdj, (Snget!" fpridjt ber 9Jtann Bei fanftem -fpänbebrüdett, „üttein ganj SJertnögen gab’ id» t)in,

Stönnt’ id) bid) nur gefunb in biefent ©djtuud erbtiden." „©!" fängt fie att, „fo traut id) Bin,

®er gute 9)at.

75

©o fann idj gljnen bod), mein SieBftcr, nid)t§ berfagen. gd) Witt mid) au§ bem SSette mageu;

©o fönnen ©ie nocf) Ijeute felfn, äßie mir ba§ neue SHeib wirb ftetjn."

Wlait Bringt ben ©d)irm, unb fie berläjft ba§ SSette,

©o fdfwacf), als dB fie fdfon ein gat)r gelegen l)ätte.

Wtau puijt fie an, gefmtjt trinft fie Kaffee;

$ein ginger tf)ut it)r Weiter Wel).

2) er $ranff)eit Gkunb mar Blof} ein Äleib gcmefeu,

Unb burd) ba§ JHeib mu| fie genefen.

©o l)eilt beS ©djnciberS finge Gin Übel, baS fein Wrjt gefannt!

Der gute $lat.

Ö£in funger Wteufd), ber fid) bermdpn motlte,

£ Unb bem mau mandjen SSorfd)lag tt;at,

23at einen ©reis um einen guten Wat,

2ßaS für ein 2BeiB er nehmen füllte?

„greunb", farad) ber ©reis, „baS Weifc idj nid)t.

©o" gut man Wäfjlt, fann man fid) bod) Betrügen.

©ud)t gl)r ein 2BeiB Blojj jurn Vergnügen,

©o mäl)tet Gud) ein fd)ön ©efid)t;

®od) liegt Guct) met)r an Renten unb am ©taatc,

211S am berlieBten geitbertreiB,

©o bien’ idj Gud) mit einem anbern Wate,

SSemüBt Gud) um ein reidjeS SBeiB; _

S)od) ftreBt gl)r burd) bie grau nad) einem l)ol)en Wange, Wuu fo bergest, ba£ Beffre Wtäbc^en finb,

SBiiljft eine§ großen WtanneS ftinb Unb untcrfnd)t bie 2öat)l nid)t lange.

®od) wollt gljr mel)r für Gure ©celc wal)len,

211S für bie ©innen unb ben ßeiB,

©o wagt’S, um Gud) nad) 2Bunfd)e ju bermül)len,

Unb wäP Gud) ein gelehrtes SBeiB." fpier fd)Wieg ber Wlte lacfjeub füll.

76

ftnCetn imb (Srjäljturtgen. ©vfteS Sucfj.

Ml" farad) bcr junge SJtenfd), „ba§ Und id) ja nid)t

toiffen;

Sä) frage, tr»elcd)c§ Söeifi id) toerbe toasten ntüffen,

SBenn id) juf rieben leben loitt?

Unb tnenn id), oljne ntid) ju grämen "

„C!" fiel ber ©rei§ itjrn ein, „ba müfjt 3ftjr feine neunten."

f ie ktörit JjbUödjfiu

T)ü>ei junge dttäbdjen hofften beibe,

'Q Söorauf? ©ehnfj auf einen SJianit;

SDentt bie§ ift bodj bie größte greube,

Stuf bie ein SMbdjen tjoffen famt.

SDte jüngfte ©djiuefter, ^itiptmte,

Söar nidjt unorbentlidj gebaut;

6ic tjatt’ ein runb ©efidjt unb eine jarte £mut,

SDod) eine fe^r gelungne SJtiene.

So feft gefdjnürt fie immer ging,

©o biel fie ©djntud in§ Dljr unb bor ben SBufen tjing, ©o fdjöit fie aud) it)r £aar anfamntenrodte:

©o toarb fie bod) bei ade betit,

metjr man fat), baff fie gefallen modte,

Um befto ntinber angenehm.

SDie anbere ©djiuefter, Caroline,

2Bar im ©efidjte nidjt fo 3art,

SDodj frei unb reijenb in bcr dltienc Unb tiebreid) mit getaffner Strt.

Unb tbenn man auf ben Reitern 2öangeit ©leid) fteine ©ommerfteden fanb,

Söarb itjrem Sieij bod) nid)t§ baburdj entiuanbt,

Unb felbft djt Sieij fd)ien fold)e ju bertangen.

©ie butjte fid) nidjt ntüljfam au§,

©ie brat)ite uid)t mit teuren .ftoftbarfeiten.

@iu artig SSanb, ein frifd)er ©traufj,

SDie über itjren Ort, ben fie erlangt, fid) freuten,

Unb eine nad) bem ßeib iuof)l abgemeffne SDradjt SBar J?aroIinen§ ganje i{kad)t.

$Die Beiben WSbdjett. SDer Waler.

77

(Sin freier !ant; man mie§ iljnt sptjtlipfHneu;

©r ja!) fie an, erftaunt’ unb Ijiefj fie fd^ön; dtttein jein Blieb frei, er moltte toieber getjn. ßaitm aber jal) er Karolinen,

6o blieb er bor ©ntjüditng fielen.

3nt Sßilbe biefer Srauenjimmer geigt fidj bie Jlunft unb bie iftatur;

©ie erfte praljlt mit toeit gejuxtem ©d)imnter, ©ie feffelt nidjt, fie blenbet nur;

©ie anbre fudjt burdj ©infalt ju gefallen, ßäjit fid) befdjeiben fefiu, unb fo gefällt fie allen.

§n* Paln*.1

in Ituger DJtaler in Sitten,

©er minber, meit man iljit bellte,

3ll§, meil er ©t)re fudjte, malte,

ßiejf einen Kenner einft ben d)iar§ im SSilbe feljn

Unb bat fid) feine dReiuung au§.

©er Kenner fagt’ iljm frei l)erau§,

©afj iljm ba§ S3ilb nidjt ganj gefallen moltte, Unb bajj e§, um red)t fdjön 31t fein,

Sßcit minber Hunft berraten füllte.

©er dRater manbte bicle§ ein;

©er Seltner ftritt mit ifjnt au§ ©rilnben Unb fonut’ it)n bod) nid)t übermiuben.

©leid) trat ein junger ©ed herein Unb naljm ba§ SStlb in dlugenfdjeiu.

„O", rief er bei beut erfteu SSlidc,

„Sfljr ©ötter, meid) ein dRcifterftiide!

3ld) meldjer gujj! £) mie gefd)idt ©inb nid)t bie dtägcl au§gcbrüdt! dRar§ lebt burd)ait§ in biefem SSilbe.

2Bie bicle ßunft, mie biele ijkad)t

1 ©edert trug griebridO beut ©ro(jeit im 3at;re 1760 (18. Sejember) biefe

78

gabeln unb (Srjä^tungen. ©rfteä 33uc$.

2fft in bern .jpeltn unb in bent ©djilbe Unb in ber Lüftung angebracht !"

©er SJtaler tnarb befcfjämt, gerüstet Unb faf) ben Kenner ftägtidj an.

„9tun", fpradj et, „bin idj überführet!

3tjf ha^i mir nicht ju biet gettjan."

©er junge ©ed trat faum hinauf,

©o ftricfj er feinen $rieg§gott au§.

*

* *

äßentt beine ©djrift bem Kenner nidjt gefällt, ©o ift fd)on ein böfe§ .3ei<hetl;

©och trenn fie gar be§ Darren ßob erhält,

©o ift Seü, fie au§juftreicf)en.

Zweite*

§ k betten

^ntoo ©dfmafben fangen um bie Söette ,3 Unb fangen mit bem größten 5Iei§;

2>od) menn bie eine fd)tie, baß fie ben $otsug t)ätte,

(Sab bod) bie anbte fid) ben 3ßiei§.

®ie ßetcße tömmt. Sie fott ben ©heit entleiben;

Unb beibe ftimmen ^erä^aft an.

„9tun", ffieß „ffotidj, met ton un§ beiben 5lm meiftetttdfften fingen fann?"

„3)a§ meiß id) nid)t", fotadj fie befdjeiben

Unb fat) fie gans müleibig an

Unb mottte fid) nad) itjxex «g>öt)e feßmingen.

2) od) nein, fie fugten if)t ben 2lu§ft)tud) abjustDingen. ,,©o", fptad) fie, „mitt id)’§ benn gefte^n:

S5ie !ann fo gut mie fene fingen;

S)od) fingt, fofang’ if)t toottt, fingt bod) feine fcßön. fpöh man ba§ Sieb geifheidjet M)tigatten,

©o fann un§ eute§ nid)t gefallen."

*

* *

$f)T mittelmäßigen ©hibenten,

0' menn mit eud) bod) ftiebfam mad)en fönuten!

Sßt janft, met beffet benft? Saßt feinen ©heit entftetfn. 2öit motten feinen bon eud) ftänfen;

®et eine fann fo gut mie feitet benfen;

$od) feinet bon eud) benfet fd;ön.

2fßt ©dfmäßet! sanft nidjt um bie ©aben

3) et geifttidfen Setebfamfeit.

80

fabeln unb ©rfläljtungen. fjnjcitcä

©olange mir iDlogljeime1 fjaben,

6o feljti mir otjne ©djmierigfeit,

SDafj i|r berebte ßinber feib.

Sanft nidjt um eure fjofjen ©aben,

Sfjr ©riinbiidfen, o bleibt in 9tufj’!

SDu bemonftrierft mie er, unb er fo fein mie bu; Sittein, folange mir ßeibuije bor un§ Ijaben,

©o fjört eud) feine ©eele 31t.

D janft nidft um be§ 5ßf)öbu§ ©aben, ffteinireidje ©änger unfrer 3cit !

$f)r alle reimt mit gleicher g-ertigfeit;

Sittein, fofange mir nocf) «fpageborne2 Ijaben,

©0 beuft man nidjt baran, baff ifjr jugegen feib.

§m> Itnolntli imr

Jtt eine ©tabt, midj beudjt, fie lag in ©riedjeulaub ©rang einft ber geinb, bau Söul entbrannt,

Unb moütc, meil bie ©tabt mit ©turnt erobert morben

SDic ^Bürger in ber Stafcrei

SSi§ auf ben lebten SJtann ermorben.

O -fpimtuel! meid) ein Slngftgefdjrei ©rregten nidjt ber SBeiber blaffe ©djareti!

SJlan ftette fidj nur bor, menn taufenb SBeiber fdjreiit, 3öa§ muff ba§ für ein Särmen fein!

Sd) jittre fd)ott, mentt jmei nur fdjrein.

©ie liefen mit jerftreuten paaren,

SJtit Slugett, bie bon grauen rot,

SM .'paubett, bie ^errungen tnaren,

Unb marfen fdjon, bor Slngft Ijalb tot,

©idj bor ben ^elbljerrn ber ^Barbaren Unb flehten in gemeiner3 Slot

1 3. S. 3Jto3l)eim, suletst sprofeffor bev SEljeologie utib Jtanjler in ©öttingen,

geft. 9. September 1755. Söerütnnt befonberä burdf) feine „^eiligen Sieben".

3 Wriebrid) non §agebont, ber feiner Seit fel)r beliebte 5Dict;ter, lebte 1708 bis 1754.

3 SD. tj. allgemeiner

£ci3 Uiiglild ber SBeiber.

81

S^u inSgefamt um iljret 9Mnner ßeben.

©o tfat’S bon Saufenben nidft eine grau gegeben,

Sie fiel) gemünfdjt, be§ fötanneS lo§ ju fein?

33on Saitfenbcn nidft eine? Stein.

Siun, ba§ ift biel; ba muff, bei meinem ßeben!

Stodf gute Seit geioefen fein.

©o tjart al§ anc^ ber gelbtjerr mar,

©o lonnt’ er bod) bem janberif^en gteljen Ser Söeiber nidft gang miberftetjen,

Senn meldjen SJtann, er fei and) jetjumal ein SSarbar, äßeifj nicfit ein Söeib burd) Sliränen ju bemegen?

SJtein ganjeS §erj fängt jidj t)ier an ju regen.

$d) t)ätte niäjt ber ©eneral fein mögen,

Star bem ber Söeiber ©d)ar fo lläglict) fid) bereint;

l)ätte mie ein ßinb gemeint llnb oljne (Selb ben SJtännem gleich ba§ ßeben Unb jeher grau 31t itjrer 9tul}’

Sen SJtann unb einen nodj baju, äßenn fie’S bon mir berlangt, gegeben.

Sittein fo gar gelinb mar biefer gelbtjerr nicf)t;

„gtjr ©djönen", fängt er an unb ffmidjt gt)r ©djönen? SiefeS glaub’ idj nidjt;

©in parier ©eneral mirb nidjt fo liebreidj fbredjcn. 2ßa§ mUtft bu bir ben Äopf jerbredjen?

©enug! er tjat’S gefagt. ©in alter ©eneral £->at, bädjt’ idj, bodj mot)l toiffen fönnen,

Saft man bie äßeiber allemal,

©ie fei’n ober nid)t, lann meine ©djönen nennen.

„gtjr ©djönen", fpracfj ber ©eneral,

„$dj fdjenf eud) eurer Sltänner ßeben ;

Sodj jebe inufj für ben ©emaljt SJtir gleidj iljr ganj ©efcljmeibe geben, llnb bie ein ©tüd surüd beljält,

Verliert ben fDtanu bor biefent gelt."

äßie? fingen nid)t bie äßeiber an 3U beben? gt)r gana ©efd)tueibe fjinjugebeu?

Sen ganzen ©d}tnud für einen SJtann?

©emifs, ber ©eneral mar bemtodj ein S^rann.

©etlcrt. ö

82

gabeln unb @vjäfjtimgeit. sjmeiteä S3ucf).

2Ba§ palf§, baff er „$pr ©djöneit!" fagte,

Ga er bie ©d)önen bod) jo plagte?

Gocp toeit gefehlt, bajj audj nur eine jagte,

©o gölten fie bietmepr mit ^reuben ipren ©cprnud.

Gern ©eneral mar bie§ nod) nicpt genug:

@r lief) nicpt ep’ uad) ipren 9Räunern fdjidcn,

2ll§ bi§ fie einen ©ib getpan

(Ser ©eneral mar jetbft ein ©pentann),

S3i§, fag’ id), fie ben ©ib getpan,

Gen Männern nie bie Söopltpat borjurüden,

3tad) einen neuen ©djmud ben dJtännern aBjubriiden. Grauf Iriegte jebe grau ben 9Jtann.

G treidle SBoIluft! meid) ©ntjüden!

GtergeBenS mihifd)’ icf)’§ au§jubritden,

dRit melier Skünftigfeit bie grau ben 2Ranu umfing!

5Rit ma§ für fepnfucpt§bollen 33liden gpr 2lug’ an feinem 9luge ping!

Ger geinb berliejj bie ©tabt. Gie GßeiBer blieben fielen. Um ipren geinben nadpjufepen;

SHSbatm flog jebe frot) mit iprem SJtann in§ fpau§. gft bie ©ef (piepte benn nun au§?

9lodj nicfjt , mein greunb! 9tadj menig Gagen ©ntfiel ben SßeiBern aller 2Rut.

©ie grämten fiep nnb burften’S bodj nidjt fagen.

2Ber mirb’§, ben ©ib ju Bredjen, magen?

©enug, ber Kummer trat in§ 33Iut.

©ie legten fid;; brauf ftarBen in jepn Gagen,

Ge§ SeBenS müb’ unb fatt neunpunbert an ber gapl.

Ger alte böfe ©eneral!

’ltjif

5*r ßnrlmtk Unter.

0Gin Sater pinterliefj jmeen ©rBen,

©priftoppen, ber mar Itug, unb ©örgen, ber mar burnm. ©ein ©nbe tarn, unb furj bor feinem ©terBen ©ap er fidj ganj BetrüBt uad) feinem ©priftopp um.

$er fierbenbe SBater. $)er junge ®refd)er.

83

„©oljn!" fing er an, „ntid) quält ein trauriger ©ebanfe: Su tjaft Sßerftanb, inie tuirb bir’S tiinftig geljn? fpör’ an, id) tjat»’ in meinem ©djranfe ©in ^äftdjen mit $utt>elen ftcljn,

SDie fallen1 bein. 9iimnt fie, mein ©ol)u,

Unb gib bcm SSruber nidjtS babon."

Ser ©ofjn erfdjraf nnb ftuijte lange.

,,3ld) Später!" ljub er an, „toenn id) fo biel entbfange, äßie fömmt alSbann mein S3ruber fort?"

„Sr?" fiel ber 33ater il;m in§ Söort,

„Siir ©örgen ift mir gar nid)t bange,

Ser lömmt gemifj burdj feine Summijeit fort."

■*§-•— S*-

frr junge frefdjcr.

"ÄTNem Srefdjer, ber int tucidjen ©ra§

Jy 2)or feinem Sobf mit 9JUld) unb jdjtoarjent S3rote fajj, Sem mollte feine fDtild) nid)t fdjmeden.

@r fing berbriejjtidj an, fid) in ba§ ©ra§ ju ftredcn, Sad)t’ ängftlid) feinem ©djidfal nad)

Unb beljnte fid) breimal unb fprad) :

„Su bift ein fdjledjter ^erl, bu l)aft lein eignes Sad)

Unb mufft bicf) Sag bor Sag mit beinern Siegel blageu! Su Ujatft ja gern mit beinern ©djalje fd)ön;

3lttein bu fftarr mujjt in ber ©djcune fteljn Unb fannft nad) langen bierjeljn Sagen $aum einmal in bie ©d)ente gel)n Unb einen $rug mit SSier unb beine dJtiefe fefjtt.

Su bift nod) jung unb fannft Ijübjdjlefen unb Ijübfdj fdjreiben, Unb moltteft ftetS ein Srefdjer bleiben?

Sc§ ©djuljenS Sodjter ift bir gut,

3 ft reidj unb fann fid) Ijiibfd)2 geberben:

©o nimm fie borfj. Su fannft, mein SSlut !

2öol)l mit ber nod) ©djulje tuerben:

SllSbann ifjt bu bein ©tüde Steift in 9lul)’

Unb trinfft bein gutes 23ier ba^u

1 Sollen l;ier in bet alten SSebeutung f. u. w. fdjulbig fein, jugeljören

a §iibfd), f. b. ro. „wie ed am $ofe geBrciucfjtid; ift", artig, manierlicf)

84

ft-ciDeln uttb ©i^nljlmigen. ^loeiteä Sütid),

Hub Ijaft gteidj ttadj bent Sßfarr’ bie ©Ijre

£)! ioenn id) bod) fdjon Smutje toäre!"

Snbeiit <£>auS nod) fo fprac^, fam feine Sdjöue tjer.

(Sie tljat, als läute fie nur fo bon ungefähr;

Sittcin, fie fant mit gleifj, tocil fie ifpt fpredjen tooltte Unb er bertncgeit fein unb fie redjt bergen fodte.

Denn 9Mb d) eit, tnenn fie gleidj baS Dorf erlogen ^at, ©inb toie bie 9Mb d) eit in ber Stabt.

4?anS jieljt bie Schöne fanft fidf> inS (Sriine nieber, Sobt itjren neuen ßatj, fcfjielt öfters auf ifjr lieber,

Saft tbie ein funger £>err, nur mit beut lluterfdfeib,

©r l)atte inetjr Sdiantijafttgfeit.

^urj, er fing an, fie redjt berliebt gtt fuffen,

SSat um itjr .f3crj unb trug ifjr ^erj babott Unb toarb, toie biele nod) auf biefem Dorfe toiffen,

De§ reichen Sdjttljeu Sdjtüiegerfoljn.

Muiu ijatt’ er fie, fo toarb ber Sitte fdjott

Durdj fdjnetlcn Dob ber Siöelt unb feinem Dorf entriffeu.

2Öeu toirb mau nun ,fjetr Sdjutje grüßen?

Söcn auberS a'(S beit Sdjtoiegerfolm?

©r eilt inS 3lmt, lörnrnt Salb unb frettbig toieber Hub toirft fid) auf bie Mul als Sdjulä’ int Dorfe ttieber.

So toie ein bttrd) beit Steif; bottenbeter Stubeut 9iadj einem gtüdlid)eu ©ganten Sidf felbft bor irttuluer ßuft uidjt Icuut,

Söenu itjit bie 9Mgb in feiner Sdjöne 9lanteii 9Jad) einem tiefen Kompliment DaS erftemal §err Doitor nennt:

So toufjt’ aud) CaatiS bor großer greube 9tid)t, too er fpänb’ unb gitfje lief;,

2tlS it)it SdjiduteifterS Slbclljcibc DaS erftemal §err Sdjulje Ijief.

2öic glüdlid) prieS er fid) itt feiner ©t)renfteHc!

6r aji fein ©leifdi) unb tl)at beit (Säften oft SSefd^eib. 9lÜein, eS fauten mit ber ,3eit 9lud) bicl uuangenel)tue Säße;

Denn tocldjeS 2lutt ift tooljl babott befreit?

SDer junge 5Drefdf;er.

85

Stad) einet nicfjt gar langen Seit

Eßatf fid) §err .gmnS berbrteffttä) auf bte ©teile,

Stuf bet et fid) fein ©Utd etfreit

Unb oft getoünfdjt: Söenn id) bodj ©djutje toäre !

„3d§“, fing et gu fid) felbet an,

„$ä) tjabe §au§ unb £of unb (Stjre

Unb bin mit aEebent bod) ein gebtagtet fUtann.

SSatb foE id) bon bet SSauern ßeben 3fm Stinte 9teb’ unb SInttoort geben;

2)a fätjtt mid) benn bet SImtmann an Unb tjeijft rnidj einen bumnten SJtann.

SSatb quälen mid) bie teuftifdfen ©otbaten Unb ftudjen mit bie Dffren boE.

SSatb toeiff id) mit bei ben SJtanbaten \

SSatb in Quatentbetn1 2 nidjt ju taten,

SDie id) bem ßanbfnedft3 fdjaffcn foE.

S)ie SSauetn btummen, toenn id) ftrafe;

Unb fttaf id) nidjt, fo tacken fie mid) au§.

©onft ftiitte rnidj fein SJtenfdj int ©djtafe,

3ijt podjt rnidj jebet Statt t>etau§4,

Unb toenn niemanb ttjut, fo Ijunat 5 bie Stau mid) au§. Q toäte ntit’§ nur feine ©djanbe,

$d) griffe nadj bem etften ©taube Unb ftürb’ at§ ©reffet auf bem ßanbe."

*

* *

äßet toeifj, ob mannet (Stoffe nidjt Sm ^etjen toie bet ©djitt^e fbridjt?

SBet toeifj, toie biete fonft ju SuBe wt)ig toaten,

SDie i|unb mifjbergnügt in ftotjen ßutfdjen faxten?

1 Stanbate, b. h- Slnorbnungen ber DBerBehörbe.

3 Duatentber, Eurj für CutatemBergelb, b. t). bie SIBgaOen, roelche im fächfi= fdjen ©rägebirge bie ©enterte niertetjährlich gemeinfchaftiich für ben 511m SergBau ii6erlaffenen ©oben bem SanbeSIjerrn ju entrichten hotten.

3 Säanbtnedjjte, f. 0. w. ©eridjtSbiener.

4 Sßoht mit Sejug auf bie alte ©rjähtung, mie ber Slater mit feinem Äita* Ben in ber Stacht junt Schulten geht, ihn auä beut Schlafe herauSflopft unb bann erfiürenb jum Sohne fprid&t: „Sieh’, ba3 ift baS Stecht eines §Ube§heimer SBilr* ger§, bajs er in aller unb jeber Seit ben Söürgermeifter fpredjen tann. SUdjtS für ungut, §err SBürgermeifter."

3 jgunjen, f. 0. 10. mie einen §unb Behanbetn.

86

gabeln unb @rjä[;lnngen. groeiteS SBu<5.

2öer meijj, ob mattdje§ ^erj nid)t biet jufriebner fd)tug, ©£)’ bei- Surften ©unft an einem Sanbe trug?

D lernt, tfjr unpfriebnen kleinen,

©afj ifjr bie fftuf)’ nidjt burd) ben ©taub gewinnt! ßernt bodj, ba[3 bie am tninb’ften glüdtid) finb,

©ie eud) am meiften glüdlicf) f feinen!

i it glüdtlidje (JBIje.

/irRLebauft fei bem ©ott ber 6l)en!

VÖ' 2öa§ id) gemiinfd)t, f)ab’ id) gefeiten: Sdj fal) ein redjt pfriebne3 5ßaar;

©in ipaar, ba§ ofpe ©raut unb 9teue,

Sei gleidjcr ßieb’ unb gleidjcr ©reue Sn fluger ©l)e glüdlicf) mar.

©in Söilte lenfte fjter jtoo «Seelen, 2ßa§ fie gemäljlt, pflegt’ er 31t mäl)len, Sßa § er bertoarf, bermarf aucfj fie.

©in Salt, hm anbre fid) betrübten, Stört’ iljre Sulje nie. ©ie liebten,

Unb füllten nidjt bc§ ßebenä Still)’.

©a ilp fein ©igenfittn berfüfjrte Unb fie fein eitler ©tolj regierte,

©0 Ijcrrfdjte toeber fie nod) er.

©ie Ijerrfdjtcn; aber blofj mit Sitten, ©ie ftritteu; aber metttt fie ftritten,

^attt blojj ilp ©treit au§ 6intrad)t Ijer.

©0 mie mir, et)’ mir un§ bermätilen, Utt§ uttfre SeljUr fing bert)el)len,

Un§ falfd) au§ ßiebe Ijintergelp:

©0 liefen fie and) in ben Seiten ©er järtlid)ften Sertraulidjfeiten ©id) nie bie fleinften Seljter fel)tt.

©er tcjjte ©ag in il)rein Sunbe, ©er lefjte $ttfj bon il)rcm Stunbe

Die glilcUicfje Gije. Die 6eiben 9ßäc§ter.

87

Staf)m mie ber erfte fie nocf) ein.

Sie ftarben. 2Genn? 2öie tannft bu fragen? Sicht Sage nad) ben <f?od)jeittagen;

©onft mürben bie§ nur fabeln fein.

Hit beiten Pndjter.

T>meen äöadjter, Me fdjon manche Stadjt Sie liebe «Stabt getreu bemadjt,

Verfolgten fid) au§ oder 5Jtacf)t Stuf alten SBier = unb Vranntmeinbänten Itnb ruhten nid)t, mit pöbelhaften Stänten Gciuanber bis auf§ SBIut 31t tränten;

Senn feiner brannte bon bem ©pan,

SBoran ber anbre ficd) ben Sabaf angejünbet,

StuS Jpafj ben feinen jemals an.

ßurj, jebeit ©djintpf, ben nur bie Stad;’ erfinbet,

Sen geinbe nocf) ben Qeinben angettjan,

Sen traten fie einanber an.

Unb jeber mottte Hoff beit anbern überleben,

Um nod) im ©arg if)m einen ©tofj 31t geben.

SJtan riet unb muffte lange nicht,

SBarum fie fotdje geinbe toaren;

Sodj enblidj tarn bie ©adje bor ©erntet,

Sa muffte ficfj’S benn offenbaren,

Sßarum fie feit fo bieten Sauren ©0 heibnifd) unberfötjulidj marett.

SBa§ mar ber ©runb? Ser SSrotucib! SÖar er’S nicht? Stein. Siefer fang: Vermaf>x't ba§ Seuer unb ba§ Sicht! Stttein fo fang ber anbre nicht.

@r fang: Vemafjtt ba§ fyeuer unb ba§ Sicht!

StuS biefer fo berfchiebnett Slrt,

Stn bie ficf) beib’ im ©ingen jäntifdj banben,

2(u§ bem bermahrt unb bem bematjtt

2öar ©pott, Veradjtung, tpafc unb Stach’ unb SBut entftanben

88

gabeln unb SrjttQluttßen. ^roeiteä S3uJ>.

©ie JJBädjter, Ijör’ idf biete fcBvein,

Verfolgten fidj um fotd^e Äteinigfeiten?

©ag mußten gro§e Ravten fein.

3Br Herren! ftettt bie Sieben ein,

SB* fönntet fonft ungtüdtid) fein!

2Bip i§r benn nidftg bon fo biet großen ßeuten, ©ie in gelehrten ©treitigf eiten Um ©üben, bie gleicf» biet bebeuten,

©ieB mit bei größten Söut entatoeiten?

$ns ftutfrijpfh'i).

/pin ^ntfe^uferb faB ben ©aut ben ipftug im 2lüer Uebn Unb mief)erte mit ©tota auf i^n.

„Söenn", fpvacB eg, unb fing an, bie ©dientet fcBön ju beben „Söemt fannft bu bir ein folcBeg Sinfetfn geben?

Unb menn betounbert bid) bie SBelt?"

„©cBtoeig ", tief ber (Saul, „unb taff midj tubig bftiiqen ; ©enn baute nidft mein ftteifi bag gelb,

2öo mürbeft bu ben -habet fliegen,

©et beiner ©dfenfet ©tota ettjält?"

©ie if)t bie Siiebetn fo betastet,

VorneBnte VtüBiggänger, hnfjt,

©aB fetbft ber ©tota, mit bem i^t fie betrachtet ©aB euer Vorzug fetbft, au§ bem ibr fie beradtet,

Vtuf djreu $IeiB gegrünbet ift.

Sft ber, ber fid) unb eud) bumf> feine hiiub’ ernährt. Jtid)t§ Vefferg alg Verachtung tbert?

©efeijt, bu Bütteft beffre ©itten,

©o ift ber Völlig bod) nidjt bein.

©enn ftammteft bu au§ ihren Jütten,

©o Bütteft bu aucB itjie ©itten,

Unb mag bu bift, unb mehr, bag mürben fie audt fein, duenu fie tote bu erjogen mären.

Ayid) fann bie Söclt fehr teidjt, itjit aber nidjt cntbeBien.

$>aä flutfcfjpferb. ®ie gtiege.

89

fliege.

'SjNajjaEe Stiere beulen lönnen,

SDie§ fc^eint mir au§gemad)t p fein.

©in dftann, ben aud) bie ßinber toipig nennen, 2tfopu§ . I)at’§ gejagt, Fontaine1 ftimmt mit ein. Söer toirb and) fo mißgünftig fein Unb Stieren nid)t bie§ Heine ©lüde gönnen,

9lu§ bem bie SCÖett fo tnenig madjt?

S)enl’ ober beule nidjt, barauf gibt niemanb adjt.

Sn einem Stempel boEer Sßradjt,

2Iu§ bem bie ßuuft mit eio’gem ©totje btidte,

SDid) fdjneE pm SSeifaE atuang unb gleich bafür entpdte, Unb toeun fie öid) burdj ©djmud beftiiqt gentad)t,

SEtit ebler ©infalt fctjon bid^ toieber p bir brachte:

Sn biefern SSau boE örbnung unb boE Spradjt ©aß eine finftre Stieg’ auf einem ©teilt unb badete.

SDeun bafi bie Stiegen ftet§ au§ finftern 2lugen fefjn

Unb oft ben ßopf mit einem SBeine ßalteu

Unb oft bie ftadje ©Urne falten,

ßömmt Hoff baßer, ioeit fie fobiel berftetjn

Unb auf ben ©runb bet ©acßen geßn.

©o faß aucf) l)ier bie toeife Stiege.

©in ßatbc§ SDußeitb emfte $üge Sßerfinfterten iljr Stngeficßt.

©ie bentt tieffinnig nadj unb fpridit:

„Eöoßer ift bieg ©ebäub’ entftanben?

Sft außer ißm tootjl fernanb nocß borßanbeu,

SDer gemadjt? Set) feß’§ nid)t ein.

SÖer foEte biefer Sentanb fein?"

„SDie üunft", fpradj bie bejahrte ©pinne,

„,jpat biefen Stempel aufgebaut.

Stßoßin aucß nur bein blöbe§ 2tuge fd)aut,

Eöirb ©efeß unb Orbnung inne,

Unb bie§ betteift, baß itp bie ßunft gebaut."

Jpier tadjte meine Stiege taut.

Safontaiiie, her berühmte franjöfifd^e gabelbicpr (geb. 1621, geft- 1695).

90

fabeln unb (Srjätjlunflen. gtDeiteS ®ud)

,,©ie ßunft?" fpracfj fie ganj ^ö^nifc^ ju ber ©kirnte; „SBa§ ift bie ßunft? finit’ unb finne Unb fet)e nichts at§ ein ©ebirfjt.

SÖaS ift fie beim? ©urd) men ift fie borljanben?

5t ein, biefeS fBtärdjen glaub’ id) nid)t. ßern’ bon mit, toie biefer SSait entftanben:

©§ tarnen einft boit ungefähr

Siet ©teind)en einer 2lrt t)iet)er

Unb fingen an, jufammen fiel) 3U fetteten.

©atauS entftanb bet grofje tjo^te «Stein,

Sn meinem mir un§ beib’ erbtiefen.

$ann toa§ begreiflicher als biefe Steinung fein?"

*

* *

©er Stiege tonnen mir ein foldj ©hftem bergeben; Slltein, baff grofje ©eifter leben,

©ie einer orbnungSbotten SCÖett ©in Ungefähr junt Ursprung geben Unb lieber jufatt^meife leben,

9113 einen ©ott jum ©tjron ergeben:

©aS tann man ihnen nicht bergeben,

SBenn man fie nicht für Starren hält.

—Kffr—

§ rr arme tets.

mnt baS ftthtnojeroS 31t fet)n

((Srjähtte mir mein Sreunb), befdjlofj id) au33uget)n. Sd) ging bot» ©l)or btit meinem halben ©ulbett,

Unb bor mir ging ein reicher, reicher SOtann,

©er feiner SJticne nad) bie eingetaufnen ©djutben Stebft bent, maS er bamit bie SJteffe burd) gemann,

Unb maS er, menn’S ihm gtiiden fotttc,

©urd) bett ©eminft nun nod) gemiuncit mottte,

Sn ferneren Ziffern überfann.

.fperr Orgou ging bor mir (kt) geb’ ihm biefen Samen, Söeit id) ben feinen nod) nid)t meifj);

©r ging; hoch et)’ mir noch 31t unfernt ©iere tarnen, ^Begegnet’ uuS eilt alter, fd)m ad) er ©rei§.

£)er atme ©rei-S.

91

$ür ben, audj toenn er un§ um nidjtS gebeten l^ätte,

©ein jittemb fpaupt, ba§ nur tjalb feine toar,

©ein elfrlid) fromm ©efidjt, fein tjeilig graue§ fpaar 3Jtit met)r at§ iRebn er fünften reb’te.

„Std)!" fprad) er, „ad), erbarmt eitcfj mein!

Sfd) f)abe nidjt§, um meinen SDurft ju ftiften,

Sfd) mitt eud) fünftig gern nid)t mefjr bcfdjmerfid) fein; Senn ©ott mirb tbofjl halb meinen Stöunfd) erfüllen llnb mid) burdj meinen £ob erfreun.

£> lieber ©ott! fafj ifjn nid)t ferne fein!"

©o fpracf) bcr ©rei§; allein, ma§ ffiracf) ber 9teid)e? „$1fr feib ein fo bejahrter SJtann,

3f)r feib fdjon eine fjalbe ßeicfje

llnb fprecfjt mid) nod) um ©elb jum Srinfen an?

2d)r unberfdjämter alter dftann!

9Jtüfjt Slfr benn nod) erft SSranntmein trinfen,

Um taumetnb in ba§ ©rab ju finfen?

2öer in ber $ugenb fpart, ber barbt im Sitter nid)t." Srauf ging ber ©ei^alä fort, ©in ©trom fc^am^after ^ät)ren glofj bon be§ SUten 91ngefid)t.

„£) ©ott! bu toeifjt’S." fDtefjr ffaracE) er nidft.

Sd) fonnte mid) ber äöefjmut faunt ertbeljren,

2öed id) ettoa§ mitleibig bin.

$d) gab itjm in ber SIngft ben falben ©ulben t)in, gür toefdjen id) bie Neugier füllen tootCte,

Unb ging, bamit er mid) nid)t meinen fel)en fottte.

Allein er rafte mid) jurüd.

,,3ld)!" fprad) er mit nod) naffent S3Iid,

„$fjr toerbet ©ud) Vergriffen tjaben,

©3 ift ein gar ju großes ©tüd.

3d) bring’ @ud) nidjt barum, gebt mir fo Viel jurüd,

5U§ id) bebarf, um mid) burd) ettoa§ SSier ju laben." „Sfjr", fpvadj id), „fodt al£e§ ffaben;

fei)’, baff $fjr’8 berbient; trinft ettoa§ SSein bafür. Sod), armer ©rei§, Ino mostet 3t>r?"

©r fagte mir ba§ £>au§. $d) ging am anbern Sage 9?ad) biefem ©reis, ber mir fo reblid) fd)ien,

Unb tlfat im ©eljn fd)on mand)e Srag’ an djn;

2lttein, inbem id) nad) ifjm frage,

92

gabeln uub erjäi;iimgen. giueiteS Sud;.

2öar er feit einer ©tunbe tot,

©ie fDtien’ auf feinem ©terbebette

äöar nod) bie reblicffe, mit ber er geftern reb’te.

©in ^falmbud)1 unb ein menig SSrot Sag neben itjrn auf feinem garten SSette.

£)! inenn ber ©eijt)aX§ bod) ben (Srei§ gcfefjen l)ätte,

9Jtit bem er fo itndjriftlid) reb’te,

Unb ber biedeidft ifjn it)t bei (Sott berflagt,

©afj er bor feinem ©ob ifjm einen ©mnt berfagt !

©o fbradi ntein^reunb unb Bat, bie9Mf)’auf rnid) pne^m Unb öffentlich ben ©ei^BjalS ju befdfänten.

SBictnol)! ein 9Jtann, ber fid) 31t feiner 5ßflid)t 2113 für ba§ (Selb berfteljt, ber fdjcimt fid) einig nid)t.

ßefer! ftette bir mit järtlidfent (Semiite aP ©inmal bie größte ©d)önt)eit bor,

Stuf beren ©tim ber g-ridjliug lädfelnb blühte,

Um beren ^erj fid) fängft ein ebefmiitig ©bor ©ntjüdter Jünglinge bemi'djte;

©ie ftett’ it)t beinern (Seifte bar,

Unb füfjl’ red)t, Inie fd)ön fie toar.

©ie, beren ©d)idfal id) er^äfjfe,

JMtifte, grojf burd) ifjren ©taub Unb ebler nod) burd) iljre ©cele, ßiejf, Ineil fie fic£) nid)t )uol)l befanb,

Unb tneil ber ©oftor if)r ben Slberlafj befohlen,

©e§ Königs erften äßnubarjt I)olen.

©r, biefer fo berühmte fDtann,

©er fd)mad)tenb iugelfeim ltaltiftcn§ fReij bereite,

Sßcil itjnt d)r Ijolfer ©taub ein größer (Sliid berloetfrtc, 9tal)ut bie Gelegenheit mit taufenb $reubcn an.

©r fam. © mar’ er nie gefontmeit!

1 Ster wie im 9lieberbeutfd;en unb SDlittetfvantifdjen allgemein f. v. tivd&lid;e!3 ©c(angbud).

Stnllifte.

93

@1* nimmt ben meifjen Strut uub ftreift if)u ängftlid) auf lliib forfdjt, Uoit Sieb’ unb Sttjnbung eingenommen,

S)iit Rittern ttacf) ber SIbern Sauf

Unb ftreift in truufner Stngft ben Strnt nod) Heimat auf.

Äa'diften? Sreunbiu fielet itjn jagen tlnb fagt’§ itjr (fjeimtid) fagt fie’3 itjr).

ffmdjt fie, „taffen ©ie ben fperrn nur rutjig fdjtageit, Unb fdjtüg’ er jmeirnat fet)t, fo toerb’ id) bod) nichts fagen Set) meijj, er meint gut mit mir."

S)er SIrjt ftirad) nod): „Sa§ motten mir uidjt Ijoffen!"

Unb fdftug uub rief: „£) ungtüdfel’ger ©d)Iag!

Sä) tjabe ja ben 5ßut§ getroffen!"

Uub taumelte, bi§ er banieber tag.

©ie, nod) für ben beforgt (tann mau ma§ ©bter§ beuten?), Ser fo gefaf)rticf) fie bertetd,

Verbot iljnt oft, fid) nid^t um fie ju tränten,

Uub Hieb jmeen Sage lang bei altem ©djmerj gefegt Süd). bic§ mar nur geringe^ ßeiben.

Sie Strjte fatjit nunmehr bie töbtidje (Befahr

Unb mürben graufam ein§, ben Strut itjr abjufdjneiben,

Sßeil fonften leine Rettung mar;

Unb offne fid) barüber ju bettagen,

Sieidjt fie ben Strut, beit fdjönen Strut, fdjott bar Uub bittet nur, ben ja um Stat ju fragen,

Ser fc^ntb an biefent Ungtüct mar.

©o marb ber ©d)öuen bemt ba§ Seben Sür ben SJertuft be§ SlrntS gegeben?

©o mar ba§ ßeben beim für fo biet ©djmerj ber ßobtt? ©iet)’ nur ben Softor an, fein ©Freden fagt bir’§ fdfoit! ©r fietjt ben SSranb unb ffmdjt mit bangem Son:

,,©ie tonnen tänger nidjt at§ nod) brei Sage leben!"

£) ,©ott, mie furj ift biefe Sri ft!

Sfjr Slrjte, l^etft itjr bod), mcnn itjr jtt Reifen ift!

SIudj t)ier blieb itodf ba§ groffe ipcrj gelaffen.

„©o", ffirad) fie, „fterb’ id) bemt? Söotftan! ©r ift nid)t fdfutb; @r mürbe gern für ntid) erbtaffen.

©ott tfat’3 bert)äugt; ©ott et)r’ id) burcf) ©ebutb

94

gabeln unb erja&tungen. ^meiteä !8u$.

Unb bin bereit, ben 2lugenblid ju fterben.

(2)er äßunbarjt trat inbem fierein),

©ie aber", fu|r fie fort, „fetj’ idj l)iemit junt ßrben S3on allen meinen ©ütern ein,

©ie möchten jonft unglüdlid) fein!"

©ie fpradj’3 unb fc£)Xief großmütig ein.

fer M**

fltin 3lffe fal) ein 5ßaar gefdjidte Knaben 3m SSrett einmal bie 25 ante jie^n Unb fal) auf jeben ipiaij , ben fie bem ©teinc gaben, aJtit einer 2lct)tfamfeit, bie ftofj 3U fagen fdjien,

2113 löitnt’ er fclbft bie 25ame jiefjn. ßr fegte halb fein 2JUfjbergnügen,

23alb feinen 23eifaff an ben Sag;

ßr f Rüttelte ben ßopf ijjt bei be§ einen tilgen

Unb Billigte barauf be§ anbern feinen ©djlag.

®er eine, ber gern fiegen moffte,

©ann einmal lauge nad), um red)t gefdjidt ju jieljn; 25er 2lffe ftiefj barauf an il)n Unb nidtc, bajj er madjen füllte.

„jDod) meldjcn ©tein füll id) benu jie^u,

Sßcnn bu’3 fo gut üerfteljft?" fpradj ber erjiirnte ßtiabe. „2)en, jenen, ober biefeu ba,

2luf mcldjern id) ben Ringer Ipbe1?"

25er 2lffe lädjelte, bajj er fid) fragen fal),

Unb fprad) 3U jebem ©tein mit einem 2tiden: „3ci."

*

* *

Um beren 2ßei3l)cit ju ergrünben,

2)ie tljun, al3 ob fie ba§, toa3 bu berfteljft, berftüuben, ©0 frage fie um 9lat. ©inb fie mit iljrem 3a Sßei beineu fragen Ijurtig ba,

©0 lannft bu matljcmatijd) fdjliejjcn,

25ajj fie nid)t ba3 ©eringfte miffen.

gier Mf[e. ger iöauer unb fein Soljn.

95

i^r $ tut er »iti> fein Soljit.

/jpin guter bummer S3auerfnabe, w Oen Runter £an§ cinft mit auf «Reifen uafjnt, ilub ber troij feinem £>errn mit einer guten ©abe, Üiecfft breift ju lügen, mieberfarn,

©ing furj nadj ber bolttbradjten «Reife 9Jtit feinem Später über ßanb.

Sriij, ber im ©efjit redft $eit jurn ßitgcit fanb, ßog auf bie unberfdjämtfte «ffieife.

Su feinem Unglüii fam ein großer Apunb gerannt. „3a, S3ater", rief ber unberfdjämte ihtabe,

„3t;r mögt mir’§ glauben ober nidjt,

©o fag’ ic^’g (Sud) unb jebem in§ ©efidit,

Saf) id) einft einen £)unb bei .fpaag gefetjen fjabe, Apart an bent 2öeg, mo man nad; ^nnfreid) fäfjrt, Ser, ja, id) bin niefjt eljrenmert, äöenn er niefjt größer mar af§ (Suer größtes «ßferb."

„®a§", fprad) ber 35ater, „nimmt midj muitber; Sßiemo^t ein jeber Ort läfjt «Bunberbinge fefjn.

2Bir jum ©jempel gefjn i(mnber,

Unb toerben feine ©tunbe gefjn,

©o mirft bu eine 23rüde fetjn (2öir müffen felbft bari’tber geljn),

Sie fjat bir manchen fdjon betrogen;

(Senn überfjaubt fott’3 bort nidjt gar ju richtig fein): 2tuf biefer Sßrütfe liegt ein ©tein,

2ln ben ftöfjt man, menn man benfelben Sag gelogen, Unb fällt unb brid)t fogleid) ba§ 33ein."

Oer SSub’ erfcfjraf, fobalb er bieg bernommen ,,9lcf)!" fbrad^ er, „lauft bodj nidjt fo fefjr!

Sodj mieber auf ben -fpunb ju fommen,

Söie grofj fagt’ id), baff er getoefen mär’?

SGßie (Suer großes ißferb? Oasu mitt biel gehören.

Oer .fpunb, itjt fällt mir’! ein, mar erft ein Ijalbe§ 3atjr; SlUein, ba§ mollt’ id) mofjf befdjmören,

Safj er fo grojs af§ mancher Dcfjfc mar."

t

96

fabeln unb @rjäl)tiingen. ^weites SJucf».

©ie gingen nod) ein gute§ ©tüde;

©od) ftriijen fdjlug ba§ fperj. Söie fonut’ anber§ fein? ©emt nientanb bricht bod) gern ein 33ein.

(Sr ja!) nunmehr bie xtd;terifc£)e 33rüde Unb füllte fdjon ben SSeinbrudj fjatb.

„3a, Später", fing er an, „ber £unb, bon bem idj reb’te, Sßar grofj, unb toenn icfj iljn aud) ma§ bergröfjert t)ätte, ©o mar er bod) biel größer al§ ein $alb."

©ie SSrüde föntmt. Srit}! ffriti! tnie toirb bir’S geljen! ©er 33a t er geljt boran, bod) Sfrifj l)ält iljn gefd)ü>inb.

,,3ld), 33a t er!" fforidjt er, „feib fein ßinb Unb glaubt, bajj id) bergleidjen fpunb gefetien.

©enn fttrj unb gut, et)’ mir baritber get)en,

©er £mnb mar nur fo grofj, mie alte fpunbe fiub."

*

* *

©u mufft uid)t gteidb) übetneljmcn,

3ßenn t)ie unb ba ein ©ed ju lügen fid) erfüt)nt. ßüg’ aud), unb met)r al§ er, unb fud)’ iljn ju befdjänten, ©o madftt bu bidj um it)n unb um bie 3Mt berbient.

$f*-H

§ er üUidüidjt' pdjU'r.1

/j£iu ©idjter, ber bei <£>ofe mar

33ei «!pofe? ma§? bei fjmfe gar?

2öie fam er beim 5U biefer (Sljre?

3d) müffte nid)t, ma§ ein 5ßoet,

©in 9Jtenfdj, ber nidftS bom Dtcdjt unb ©taat berftet)t, 3Ba§ ber bei Jpofe nötig märe?

3Ö3a§ ein ipoet bei -fjofe nötig ift?

3a, ffreunb, bu tjaft mot)t red)t ju fragen.

Ülidj ärgerte, baj) 3tuguft ^meen ©idjter2 gern bertragen, ©ie mau bod) itft fautu in ben ©djulen lieft.

1 efjartier, Sefretär JtavtS vr. unb 5tart0 VII. »ou grantreid).

a ©emeint fiub Bergt! unb Jeoraj.

£er gUicftidje Siebter. Tie 3JMjjgeburt.

97

2öa§ ift’g benn nun mit jefju Ütacineit llnb Polieren? 9Ucf)t§! gar nid)t§! SDer eine mad)t, man Bei £ofe meint, ber anbre, bajj man fadjt.

$a§ Bieifjt bem ©taate trefffid) bienen,

Saburtf) mirb ja fein ©rollen eingeBrad)t!

2>od) auf bie ©adje felBft 3U fontmen.

©in SDiditer, ben ber £of in feine ©unft genommen, ©d)Iief einft Bei Sag’ im SouBre ein.

SBie fo? Söar er Beraufdjt? ®a§ tann mofjt möglich fein. 9Jtan fiat in £5?ranfreidj guten SBein,

Unb SDidjter fotten insgemein

tßon 2Baf)rf)eit, SieBe, 3Si^ unb SBein

©efjr gute greunb’ nnb Kenner fein.

3$ mag bie SGett nidjt ßügen ftrafen,

SDrum fag’ icfj meber ja nocf) nein.

©’nug, ber ißoet mar eittgefdjtafen,

Unb mar nidjt fdjön, ba§ mau mofjt meiden mufj;

SDo^ gaB bie Königin, ben ©djtaf tfjnt ju Berfüfjen,

$f)m im 2forBeigef)n einen $ufj.

„28a§", rief ein ^rinj, „ben Blaffen dltunb ju fiiffen?" „äStafj", ffirad) bie Königin, „Btafj ift er, ba§ ift mafjr; S)od) fagt ber SJtann mit feinem Blaffen üftunbe 2Jtef)r ©d)öne§ oft in einer ©tunbe 21I§ ©ie, mein ißrins, burd)§ gange Safjr."

fie pifnctmrt.

^HTrau Orgon!" rief bie fSrau ©eBatterin,

„^1 „2tdj müßten ©ie, mo icf) gemefen Bin!

3dj mit! Sfinen mofjt entbeden;

Stttein, ©ie miiffcn nidjt erfdjredeu.

^d) fomme gteid) Bon einer Söödjuerin.

Sucinbe, baff idj’§ furg ergäf)te,

Sucinbe, bie fo ftofge ©eefe,

5Die un§ burdj ifjreit ©taat fo oft Befd)äntt gentadjt, (Srfdjreden ©ie nur nicf)t, fjat in Bergangner -Jtadjt (Sin Ifinb (Berjei-^’ ntir’3 ©ott!) mit langen -jpafenofiren, (Sin red)t aBfdjeutidj Sfinb geboren.

Settert. 7

98

ga&etn unb Srjctfjtimgert. 3Ioe'te^

Sie ftolje grau! idj richte nicht;

Allein icf) toeiB, baB nichts umfonft gefc^icf)t. ßucinbe tuünfcht, baB eS berfdjroiegen bliebe, gd) münfcl)’ felbft aug 9Jtenfd)enliebe;

Sillein bie ©tabt erföhrt’S , gebenden ©ie an mid}. gnbeS bemalten ©ie bie .fpeimlidjfeit für fid)."

grau Orgon eilt bau üjt erfchrocfcn ju Sorinben;

©ie fragt nach ihrem 2öot)lbefinben

Unb fd)inöl)t mit it>r bie Söeiber, bie gern fd)mähn.

2öie? füllte fie Sorinben nid)t§ er^ä^len?

sJtein, benn fie fängt fdjon an fid) beftenS ^u empfehlen.

Söarum muf) ber 23efud) fo halb ju ©nbe gehn?

Süelleidjt, meil beibe fid) bon nid)t§ ju reben fdjämen. SeSmegen? iftein, baS glaub’ id) nid)t.

Söie füllten bie§ fid) Söeiber übelneljmen,

Sa mancher groBe Wann, gelehrt bon 2lngefid)t,

Oft tagelang bon nicf)t§ mit groBen 9)lännern fprid)t?

©o ift grau Drgon fd)on gegangen?

9tod) nid)t. iftun aber gel)t fie fort.

Sod) fefjt, fie lehrt fid) um: „grau ©d)mefter, nod) ein SBort, ©in SBort! ©§ foll mid) febjr beriangen,

Ob ©ie? ßucinbe 2öie? ©ie tjätten nid)t§ gehört?

9tid)t§, (Sott bergib mir meine ©ünbe,

iRid)t§ bon ber DliBgeburt ber loftbaren ßucinbe,

ÜJtit toeldjer fie bie Sßelt befdfmert?

■fpicr fiel)t man redjt bie göttlidjen ©erid)te!

©in 5linb mit T)ärid)tem ©cfid)te,

Sa§ einem |)afeit gleicht , unb einem ißferbefuB,

Sebenien ©ie, toie ba§ erfdjredtid) taffen muB!

Sltlein ßucinbe trntl’S bert)el)len;

Srum fagen ©ie nur meiter nid)t§ babon,

Sa§ arme Äinb! ©§ ift ein ©ol)n."

_ Sorinbe fagt’S if)r 511. Unb bod) fott mir’§ nicht fehlen, ©ie mirb bie 9teuig!eit, fobalb fie lann, erzählen,

SÖeit jene fie ju fd)ioeigen bat.

©ie tljut eS fo getreu, at§ grau Orgon tl)at.

©rft tjat ba§ Jlinb nur .fpafenotjren,

grau Orgott fd)en!t ihm brauf noch einen i|3ferbefuB;

®ie @nte.

99

«nieitt Sorinben ift’S nocl) oiel ju fd)ön geboren,

Unb meil fie roa§ Oerüeffern muB, jtl)ut fie bem Äinbe ben ©efallen Unb ntadjt ifjm nod) an beibe fpanbe Graden.

Gl)’ nod) ber ftadjmittag üerftricfj,

SieB baS ©ef)eimni§ fiel) auf allen ©affen fjören.

Sie alten üftütter freujten fid) ilnb fud)ten fd)on recf)t miitterlid)

Surd) biefe§ 3orngerid)t bie £öd)ter ,]U Befel)ten.

5Da mar fein DJtenfd), ber nidjt mit einem ßld)!

3)on btefem 2öed)felBalge fprad).

Sie ÄnaBen ftritten felBft mit Blutigem ©efidjte ©djon für bie 2Bal)rl)eit ber ©efd)id)te.

©oBalb al§ bieS ber 3Jlagiftrat erfuhr,

©djidt’ er ben S-Pf)l)fifug nad) biefer Kreatur.

Gr fant neugierig ju ßucinben;

Ültlein anftatt ben 2öecf)felBatg ju finben, ffranb er ein moljlgeftalteS Äinb,

3ln bem bie Obren gröBer maren,

2ll§ fie Bei anbern j?inbern finb.

Sa3 mar bie ÜRiBgeBurt, ber man fo mitgefaljren.

*

* *

Ser Sörfer unb ber ©täbte ißlage,

3krmitnfd)t feift bu, gemeine ©age!

Sie fdjnell mit bem, ma§ fie ju miffen friegt, ©cl)eimniSboII in ade Raufer fliegt Unb, menn fie’S breimal fagt, Oon neuem breintal lügt. Gin giftig SBeiB, ma§ fann bie nicf)t erjälden,

^umal, menn ber armen greunbin gilt!

Gin giftig SBeiB bod) nein, id) mag nid)t fdjmüten, ÜJiid) fdfredt bie Oiebefunft, mit ber fie anbre fdjilt.

(ÜBitfr.

^fjNie Gnte fdjmarnrn auf einer ißfülie Jy Unb fal) am 9ianbe ©änfe gefju,

Unb fonnt’ au§ angeüornem Söi^e Ser ©pötterei unmögtid) miberftelpt.

7*

100

fabeln urtb Srjäljlungeti. ^weites ©u<$.

©ie 1)01) bcn $al§ empor unb lachte breimal laut Unb fat) um fiel) , fo mie ein ©ßipling um fid) fdjaut,

©er einen ©infalt t)at unb mit ©efdjrei unb Sachen ©o glüdlid) ift, itjm ßuft gu ntadjen.

©ie ©ute ladjte nocf), unb eine ©an§ blieb fteffn.

„2öa§", fprad) fie, „Ijaft bu un§ gu fagen?"

,,3ld), nidjt§! 3d) t)ab’ end) gugefet)n,

$tjr fönnt bortrefflid) au§märt§ getjn.

Söie lange taugt itjr fdjon? ©a§ moEt’ idj eud) nur fragen." ,,©a8", fprad) bie ©au§, „ioiE id) bir gerne fagen;

SlEein bu mufft mit mir fp agieren getjn."

*

* *

31) r kleinen, bie iljr ftct§ fo gern auf ©röjjre fdjmätjei, Sin itjnen taufenb f^cb^Ter fetjct,

©ie iljr au eud) bod) nie entbcdt,

©taubt, bafs au eud) ber ©umpf, in beut Ejr eud) fo bläl)et, ©iefelbcn fjeljler and) berftedt.

Unb fallen fie ber äöelt, mie eud), unfidjtbar bleiben,

©o lajjt eud) nid)t§ barau§ bertreibenl

■*S— i'-fr*-

m.

Unb ber bieEeidjt, um anbre fing gu niadjen,

©a3 Slmt be§ Silbernen gemät)lt,

(2öer lennt nid)t ©iE§ berühmten Stamen?)

©iE ©utcnfpiegel gog einmal Silit anbern über S3erg unb ©t)al.

©o oft al§ fie gu einem 23ergc tarnen,

©ing ©ill an feinem SBanberftab

©en SSerg gang fad)t unb gang betrübt t)inab;

SlEein menn fie berganmärtg fliegen,

SBar ©ulenfpieget boE SSergnügen.

„SBarum", fing einer an, „getjft bu bergan fo frot)? SSergunter fo betrübt?" ,,3d) bin", fprad) ©iE, „nun fo.

SU. Sieaitt.

101

2Benn icf) ben 33erg hinunter gefje,

©o ben!’ icf) 9farr fdjon an bie .fpöffe,

S5ie folgen toirb, unb ba bergest mir benn ber ©cfjers; 9lHein tbenn icf) bergantoärt§ gefje,

©o benf’ icf) an ba§ ©f)af, ba§ folgt, unb faff ein -fperä."

*

* *

SBitlft bu bicfj in bem ©lüif nicfjt anSgefaffen frcun,

Snt Ungfücf nicfjt unmäßig hänfen,

©o lern’ fo ffug toie ©ulenffnegef fein,

SM Ungfücf gern an§ ©füd, im ©füd an§ Unglüdf benfen.

/jffteant, ein lieber SCbbofat,

©er, toie ifjrn nad) feinem @ib gebührte,

©er Unterbrüdten ©acffe führte

Unb manchen armen ©djclm bom ©algen unb bom 9iab ©urcf) feinen 2öit} Io§ progeffierte,

-fpaff, toeil man ifjn um feinen äoeiftanb bat,

©ie lXnftfiuIb gtoeener ©iebe retten Unb brachte fie, toeil er gefdjidt berfufjr,

23alb bon ber SJtarter 31t bem ©c£)tour Unb burcf) ben ©cf) tour au§ tfjren betten.

©a§ arme Stoff! ©a fielet man’S nun,

2Bie man ber Söelt fann Unrecfjt tf>un!

©enn tuär’ er nidjt fo treu bie ©ac£>e burcfjgegangen,

©0 fjätte man ba§ arme Sßaar,

©a§ feiner ©fiat faft übertoiefen toar,

3n aller Unfcfiulb aufgef)angen.

$f;t toaren fie nun beibe frei Unb banften ifjrent SIbbofaten Stuf ifjren Jfnien für feine Streu’

Unb jafjlten ifjtn, toa§ bie ©ebüfjren traten, Unb gaben ifjrn, bon ©anfbarfeit gerührt, Ob er gfeidj nicfjt 3U toenig liquibiert,

Sftodj einen SBeutef mit ©ufaten

102

fjabeln unb Grjätjtungett. groeiteä S3u<$.

Unb f(f)h)uren ihm bei ihrer Söenn beff’re Rettert lotnmen foEten,

©ah fie für biefett ©ienft, burd) ben er fie befreit,

Shn reichlicher belohnen moEten.

StEein bie 9tad)t mar bor ber 5t'f)ür.

©ie fahn nun, bah fie nicht nah -fpaufe tornmen fönnten ©rum gab ber Slbbotat ben rebtichen Klienten 3tug ©antbarfeit ein 3tad)tquartier,

Söcit fie fo gut bejahtet hatten.

©ie§ tarn ben Herren gut ju ftatten;

©enn fie bebienten fid) ber Stacht Unb fnöbelten ben lieben Eßirt im Sette Unb ftat)ten baS, mag fie gebracht,

Unb juchten fleifjig nad), ob er nichts iueiter hätte, ©rauf gingen fie ju ihm borg Sette Unb nahmen höflid) gute Stadjt.

§ it Pndjifr.

/j©itt 2öud)rer tarn in turjer Seit Vü' 3u einem gräflichen Vermögen,

Sicht burcl) Setrug unb Ungeredjtigfcit,

3t ein, er befchmur eS oft, aEein burd) ©otteg ©egen. Unb um fein bantbar §erj ©ott an ben ©ag ju legen Unb aud) bieEeid)t attS h^gem Stertraun,

©ott jur Vergeltung ju bemegen,

Sief] er ein .fpoffntat für arme fromme bann.

Snbcm er nun ben Sau juftanbe brachte ilnb bor beut -fpaufe ftunb unb heimtid) überhöhte, Söie fehr berbient er jih um ©ott unb Strme machte, ©ing ein berfhmifjter Sfreunb borbei.

©er ©eijhalS, ber gern haben tooEte,

©ah biefer fjreunb ba§ .^aug bemunbern foEte, örvagt’ itjn mit freubigem ©efhvei,

Ob’s groh genug für Sirme fei?

®er ffiudjever. ®er SEob ber glicge imb ber SWiicfe Slmijnt. ]^Qg

„Höarum uidjt?" fpradj ber Sreunb, „Ijier lömten biel ißerfonen 9ied)t feljr bequem beifamnten fein;

SDocf) feilen alle bie fjier meinen,

SDie Sljr Ijabt arm gemacht, fo ift biel 31t Hein."

Da: iia fliege uni» i>a jptüika

jf^cr £ob ber fliege f)eifjt mid) bidjten, 2)er 2ob ber 9Mde Ijeifdjt mein Sieb; Unb Uäglicfj null id) bir berichten,

Söie fene ftarb unb bie berfd)ieb.

(Sie fetjte fid), bie junge fliege, S5otC 9)lut auf einen S3ed)er 2Bein, Qmtfdjlofj fid), tl)at brei gute 3ü0e Unb fanl bot Suft in§ ©la§ hinein,

£ie 2Mcfe fal) bie $reunbin liegen; „$Die§ ©rabrnal", f!prad) fie, „null id) fdjeun. 21m Sichte tuitt id) mid) bergnügen Unb nidjt an einem 23edjer Söein."

2lUein, berblenbet bon betn Scheine, ©ing fie ber Suft ju eifrig nad), Slerbrannte fid) bie Ueinen Seine Unb ftarb nad) einem furzen 2lcf» J

S'fjr, bie itjr euren SSrieb 51t nähren,

Sn bem Vergnügen felbft berbarbt,

IRuljt mol)! unb lafjt 3U euren ©Ijren 9Jtid) fügen, baff il)r menfdjlid) ftarbt.

<r-

^Jmtint, ber fid) in grofjer 9tot befanb MV Unb, tnenn er nid}t bie Ipütte nteiben bDottte, S)ie Ijart berpfänbet luar, ^e^n SHjaler fdjaffen füllte, SSat einen reidjen fütann, in beffen ©ienft er ftanb,

104

fabeln unb (Erklungen. f5roeiteS S3ud).

®od) btefeS ttftal fein §er3 bor itjrn nidjt ju berfdfliefjen llnb if)tn %tf)n Scaler bo^ufdjiejjett.

SDer fRetd^e ging be§ Firmen SSitte ein;

Denn gleidj auf§ erfte Söort? Std) nein!

@r lief) iljm 3^1, erft Dljränen 31t bergieffen;

@r lief) il>n lange troftloä fteljn Unb oft um (SotteStoilten fteljn Unb ätneimal nad) ber Dritte geljn.

®r ioarf itjnt erft mit manchem garten gludje Die Strmut bor unb fcfjlug hierauf 2$)m in bem biden 9ied)nung§Bud)e Die SJtenge Böfer Ddjulbner auf,

Unb fut)r il)tt (benu bafür mar er ein reidjer fütann)

SSei jeher ißoft geüietrifdj fdjauBenb an.

Da fing er au fidj ju entfdjliefjen,

Dem reblidjen Stmi)nt, ber it)m bie fpanbfdjrift gab,

Stuf fed>§ ißro^ent 3el)n Dealer borjufdjie^en,

Unb bie§ ipro^ent 30g er gleid) aB.

Stabern baf; nodj ber Steife sollte,

Do trat fein f?anbmerf§ntann Ijerein Unb Bat, tbeil’g itjrn an (Selbe fetjlte,

©r fottte bod) fo gütig fein Unb itjrn ben Keinen fReft Besagten.

„3rtU triegt i|t nid)t§!" fuljr ifjn ber Ddjulbljerr an;

Sittein ber arme fpanbmerlärnann SSat if)n 31t mieberljolten SJtaleu,

Sfjtn bie paar Dealer au§3U3at)len.

Der Steidje, bem ber ttftann 31t lange ftefjen BlieB,

Snljr enbiid) auf: ,,©e^t fort, Sfjr Ddjelm, S^r DieB!" „6in Ddjelnt? bie§ märe mir nidjt lieB.

Sd) toerbe geljn uub Die berllagcit;

Slmtjnt bort l)at’3 gehört." Unb eilenb§ ging ber Sttann. „Stmljut!" fing brauf ber Söudjrer an,

„Söcnn fie (Sud) bor ©eridjte fragen,

Do fönnt 3t)r ja mir 3U (gefallen fagen,

Sftt' l)ättet nichts gehört, Sdj mitt aud) banlBar fein Unb (Sud) ftatt 3el)u gleid) 3tnau3ig Dealer led)n.

Denn biefen Dd)imf)f, ben er bon mir erlitten,

Sljttt auf bem 9latl)au§ aBsuBitten,

Die§ mürbe mir ein em’ger Sßormurf fein.

§erobe§ unb $erobia§

105

^UT5, tootlet mid) nid)t alg Senge fränfen,

So toill id) (Sud) bie atoanaig Sfjaler f Genien;

©o fommt Sför gleich aug aller (Suter Slot."

„fperr", fprad) Slmt)nt, ,,id) ^abe feit atoeen Sagen tfrür meine ßinber nicfjt fatt Sßrot,

©ie toerben über junger flagen,

©obalb fie mid) nur toieberfe|n;

toirb mir an bie ©eele geljn.

Sie ©d)ulbner toerben mid) aug meiner glitte jagen; SUtein id) toill’g mit ©ott ertragen.

©treid)t (Suer ©elb, ba§ $tjr mir bietet, ein,

Unb lernt bon mir bie ißfüdjt, getoiffenfiaft au fein."

«-«fr—

$j nrntes uni» gjenftfos.

©ntljeiligt in bent einen ^aÖe Sm ^eraen audj bie anbern mit.

„£>!" ffjridjft bu, „toeldje ©ittentetjre ©ibt eudj ber (Seift ber ©djtoermut ein!

©efetd, bafj idj ber SBoIluft bienftbar toäte,

SBerb’ id) begtoegen tootjl ber SJtorbfucfjt eigen fein?"

3dj glaub’ eg, lieber greunb , bu toirft mir beraeiljn; ©djrift unb Vernunft beraubten biefe Sebjre.

Ser Söitj, ber bic^ bie 28al)rf)eit leljrt,

Sie Hurerei fei fein Sterbredjett,

SBirb, toenn’g bein Vorteil nur begehrt,

Sa§ Söort a^gleid) ber 2)torbfud)t fbredjen.

Stuf einmal toirb man nie ber größte 23öfetoid)t;

Stilein ben ©runb baau fann man auf einmal legen. 35erlet)e nur mit SSorfaij eine Sßflidjt,

©o fjafi bit fdjon bag fd)redlic()e Vermögen,

Söoburd) bein §er-a bie anbern brid)t.

Söarnm geljordjft bu ben ©efctjcn?

1 ©enfetßen erläutert aucfi ber fflogifler in ben „8ärtlic§en ®d)iueftern" unb „©er SDtnnu mit einem Softer unb mit nieten ©ugeuben" in ben „2)tora[i> idjen G&nratteren"

106

gcibeln unb (Erstlingen. ?)n)ette§

äßeil Sott, bet -jpeilige, bet beine 2öol)lfal)tt liebt,

©ie ben Ißernünftigen ju it)tet 2Bol)lfai)tt gibt.

2)oct) batfft bu ein ©ebot beließen,

©o fdjtoüdjft bu ja ben ©tunb, auf beut fie alte ftcl)n. 2Bag fann fid) bit benn toiberfetjen,

©idj uidjt an allen 31t betge^n?

D! mett’ eg bodj, nodj unfdjulbgbotle $ugenb!

3d) bitte bid), 0 ntetf eg bit!

©g gibt nidjt uteijr alg eine ©ugenb Unb alg ein Saftet neben i'fjt.

.jpaft bu ben Siorfat) nidjt, nadj alten ^ed’gen ißftidjtcn ©id) in unb aufjer bit ju tickten,

©0 prange t)ier unb ba mit guter ©igenfdjaft,

©ein <j?et3 ift bod) nicf)t tugenbfjaft.

©0 oft bit’g magft, nur eing bon ben ©efeijen,

SÖeil bein .Sjetj betlangt, mit Slotfatj 31t betteten,

©0 fdjmäd)ft bu alter ©ugenb straft Unb bift bei ljunbert guten Staaten,

©ie Hoffnung ober f$urdjt, Dtuljm unb 9iatur bit raten, SSor ©ott unb bet tßernunft bod) böllig Iaftert)aft.

£) Sugenb! faff bod) biefe Seiten,

3^t ift bein £>et3 gefd)icft ba3U.

©ein tteinften Saftet bot3umet)ten,

©ie ©ugenb emig 3U bereiten,

©ei niemanb eifriger alg bu!

©urdj fie fteigft bu 3um göttlichen ©efd)led)te,

Unb oljne fie finb Könige nur Änedjte.

©ie macht bit erft be§ Sebeng Slnmut fd)ön.

©ie tbitb bei mibtigern ©efd)ide ©id) übet bein ©efdjid ert)öt)n.

©ie tbitb im leijten Slugenblide, äßenn atte traurig bon bit get)u,

3n t)immlifd)et ©eftalt 311 beiuet ©eite ftet)n Unb in bie Söett bet fet’gen .jpetrlid) leiten ©en ©eift tneil fie it)n liebt, begleiten.

©ie toirb bein ©cl)iuud bot jenen ©eiftetn fein,

©ie fid) fdjon auf bein ©tiid unb beitten Umgang ftettn. Q üOtenfcl)! ift bit bieg ©lüd 3U !lein,

Um fttengc gegen bid) 3U fein?

§erebeS unb §erobia3.

107

9hmmeJ)t mag un§ ein matfreS Sßeifpiel lehren,

SBie alle ßafter fid) bon einem Saftet nähten.

*

* *

£>erobia§, toie un§ bie ©djrift erjäfjtt1,

SSracf) bem bie Streu’, mit bem fte fidj DermäJjIt,

llnb (fing an feines 23rubet§ ©eite

SE)er Neigung nad), bie aud) ein .fpeibe fcffeutc,

Unb bie ber -fpof, ber gern mit 2Borten fpielt, fyür SürtlidfJeit unb nic£)t für Unpdft Jjielt.

SDod) lafjt bie ©dfmeidjler fned)tifd) fpredjeit.

3ot)anne§ föntmt an -fpof. J?ein St^ron öerblenbet ifjit,

Söon bem baS ßafter ftraJjlt. (Sr fieJjt unb fpridjt tüljn: „SDu Ijaft be§ SßmberS 2ßeib; bie§, gürft, ift ein Sßerbredfen!" ©o reb’t ein dJtann, aus bem ber (Seift ber Stugenb fpricift. Sur Sftieberträdftigfeit reijt ilfn ber SEIjron ju toertig.

(Sr fürd)tet (Sott meffr al§ ben $önig llnb ^ält ben SJtut für feine größte $pflid)t,

Söenn er jit beffen (Stjre fpridjt,

SSon bem mit un§ bie Könige ber (Srben 2lu§ gleidfem ©taub gebilbet merben.

©o breift fprad) gadfatiä ©oJjn;

SüHein ber Werter marb fein ßolfn.

(Sin SBiberruf Jönnt’ itjn barauS erretten;

SDod) nein! ein Stugenbfreunb liegt lieber frei an .fetten, 2tl§ ftlabifd) um ber dürften SOjron.

©o frei inbeS SotfanneS and) gefprodjen,

©o blieb er bod) bem dürften mert.

SDenn felber ber, ber jebe üjßflidft gebtodfen,

Söirb burd) ein -fpetj gereift, ba§ (Sott unb Stugenb etfrt. ©in IjeimlidfeS (Sefü|l tfeifft il;n bieS <£>er3 nod) lieben Unb fid), bajj er’S nidft Jjat nod) Jjaffen fann, betrüben.

Unb alfo fdfeint ber $ürft nod) tugenbljaft gu fein,

©o feljr iJjn aud) fein ßafter eingenommen.

SBemt er unjiidjtig ift, ift er brurn graufam? 9tein!

SDod) lafjt nur einen Umftanb Jommen,

5 SuE. VI, 17 ff.

108

gabeCtt unb ®rjäljlminen. 3roe’te® ®udj.

©o toirb et’S bodj au§ SBolluft fein, ßettt Saftet herrfdjt jemals allein,

Unb bu begingft öietCeicfjt toie et ba§ gröfjte,

SBätft bu pm größten nicht ju Hein.

©et fjürftin ©ochter tanjt an einem fjrteubenfefte.

©et fpof betounbert fie. fperobeS toirb entjütft Unb fü^lt, inbem et fie erblidt,

©et EJtutter SSlid in ihrer ©odjter SSIidEe.

(5t toinlt bet ©alome: „(Sebent itjt beinern ©lüde,

Unb bitte, toa§ bu toillft; füt meine Sieb’ unb bict)

Sft nichts ju gtofj unb nidjtS ju löniglidj."

©ie ©ochter eilt mit frohen ©dritten ■Su bet .jperobiaS unb fragt: „2öaS fott ich bitten?"

„SSitf um beS ©äuferS trojdg -fpaubt."

£) (Sott! toet hätte baS geglaubt?

Sft für ein toeidjeS ^erj unb füt betbuhlte 23lide ©in blutig «Ipau^t ein teijungSbotleS ©lüde?

©in Söeib, baS fonft bie lleinfteu ©chmerjen fdjeut,

Sinb’t, ba bie Söottuft ihr gebeut,

©elbft SöoEuft in bet ©raufaudeit,

Unb lehrt zugleich bie ©ödster ein Verbrechen?

fperobeS hört ben Söunfd), etfcbjtidEt unb toitb betrübt, SGBeil et ben frommen ©äufer liebt;

Slllein bet ^ürftenftolj toeift ihn auf fein Verbrechen. fpat’S nicht bet -fpof gehört? Vift bu nicht fpert unb fjrürft? Söitb fid) ^erobiaS nicht gleidj butdj ^altfinn rädjen, Söofetn bu nicht ben Söunfdj erfüllen toirft?

©ebeut, fptadj feine Vranft, unb eilig toilligt er Sn biefeS graufame Vergnügen.

Vtan bringt beS ©äuferS fpaufd auf einet ©djüffel her.

£>iet fiehft bu ja, toie halb nach leichter ©egentoehr Sn einem Saftet alle fiegen!

Ser greigetft.

109

fpr «gmgetpL

'jftjt, bie it)t nad) bet Sugenb ftreBet,

^ 3t)t, bie itjr bem getjorfam feib,

äöag bie Sernunft unb mag bte ©djrift gebeut,

6-in Sreigeift tad)t eud) aug, bafj if)t fo fftabifth lebet. „Sßag fudjt itjr?" fragt er eud); „nidjt bie Sufriebenfjeit? Sft’3 möglich, fid) fo ju Betrügen?

Um eud) Bergniigt §u feffn, raubt if;r eud) bag Vergnügen? Stjr fud)t bie Sut)’ unb finb’t fie in ber Saft,

|>afjt, mag it)t liebt, unb lieBet, mag itjr tjafjt <£>aBt itjr Sernunft? Sfd) gtoeifle faft.

Sie ^reitjeit in ber Sugenb fittben,

Sa§ tjeifjt, um frei p fein, fid) erft au betten Binben.

„Sriugt burd) beg SBergtauBeng 9tacf)t,

Sie eud) jju finftern .köpfen utadjt;

Solgt ber Satur, geniest, mag fie eud) fdfenfet;

6ud)t nidftg, atg mag djr münfdjt; fließt nid)tg, atg mag

eud) träntet;

Sentt frei unb leBet, mie itjr beutet,

Unb geBt nidjt attf bie Sporen ad)t.

Ser ipöBet ift ber gröfjte fpattf’ auf erben,

Son biefent reijjt eud) log. ®r meifj nid)t, mag er glaubt, ■fpätt feinen SrieB für unertauBt

Unb fiefjt nidjt, bafj er fid) fein ©tiid aug SUtjfucljt rauBt; ©onft miirb’ er nicf)t fo aBergläubifdj mcrben.

„Smm fajjt ben turnen Unterricht: äöag biete glauben, gtauBet nid)t.

©ie glauben eg aug Srägheit nic£)t ju prüfen;

Sod) ein Sernünftiger bringt in ber äöatjrtjeit Siefen, äöag ift bie ©djrift? äöag teeret fie?

©in traurig SeBeu, reid) an 3Jtüt)’,

Unb ätätfet, bie mir auf jufd^Iiof^eu 6rft ber Slernunft entfagen ntüffen. äöag ift bag mad)tige ©emiffen? ein Sing, bag bie ©rptjung fdjafft, ein tjedig ©1‘Bteit alter Stöben;

Sod) bie, bie miffen, mag fie reben,

©mpfinben nidjtg bon feiner .draft.

110

fabeln utib SrjcifUungen. groeUeä S8ucf).

„Sfotgt ber fJtatur. Sie ruft; toa§ !ann fie anber§ mollert, 2113 baj} mir it)t gelfordjen fotten?

©ie Sutdjt erbadjte jRecfjt unb Unb fcfjuf ben Fimmel unb bie .jpölle,

©et}t bie Sternunft an if)te (Stelle:

2Öa3 feljt it)r ba? ben -fpimmel unb bie -jpöEe?

O nein! ein meibijd)e3 ©ebidft1.

Sofft bod) bet SBett if)t !inbifc£)e§ ©efdfmätje.

2ßa3 jeben rut)ig nracfjt, ift jebe§ jein ©ejetje; fDtelfr glaubt unb braucht ein kluger nid)t."

5Die§ tuar bet 2öit}, mit beut in feinem Seben Sin Steige ift fein ©Aftern ermie§,

©ie ©ugenb tion bem ©fjtone ftiefj,

Um nut fein Saftet btanf gu lieben.

©ein böfe§ jperg mar il)m SSetnunft unb ©ott,

Unb bet am Stenge ftarb, mar oft be§ Sted)en ©pott.

©ein Snbe fam; unb bet, ber nie gegittert,

Söatb plöljlid) burdf ben ©ob erfdjüttert.

©a3 ©d) reden einet Smigfeit,

Sin fftidjter, ber al§ ©ott iljm fludjte,

Sin Slbgtunb, meldjer it)n fd)on gu berjdjlingen fud)te, Serftörte ba§ ©tjftem totlütljner ©idjerljeit.

Unb bet, bet fonft mit feinen tjotjcn Seiten ©er gangen 2Mt gu miberfteljn gernagt,

Sing an, bet 5Dtagb gebutbig gttgufjören,

Unb lief} bon feinet frommen 9Jtagb,

ber er taufenbmal „bu d)tifttid) ©ier" gejagt,

©id) mibetlegen unb belebten2.

©0 ftarl finb eines S^eigeift’3 Seiten!

$ -

1 SD. I). Erbietung, ©rfinbung.

5 ®gl. itt ben „SioraHftfjen SBorlefungett" (III. ißoriefung): „@«urin, ber uortrefflirfje Saurin, Jaget, er fjabe leinen gretgeift, teinen o£)tte 2luänal;me ge= tannt^, ber nid)t auf feinem SEobbctte fein Stjfiem tuiberrufen unb oerabfdjeuet

®nä S3ermiictjtni§. ®ie ©utttjat.

111

fns in'utndjtuts,

'TjXtont, ber in bet SBeft ba§ grafe ©füd erlebt,

A' ®a§ dürften oft ben Ritten laffen müffen,

©a§ ©lücf, Don einem g-teunb ficf) treu geliebt 31t miffen, Oront, ber ficf) bie§ ©lücf, fo arm er mar, erftrebt, äßarb traut, ©ein tluger Slr^t fab) ait§ berfcfjiebnen gaffen, ©aff feine Oiettung mögüd) mar,

©röffnete bem Traufen bie ©efafjt Unb fjieff il)n balb fein <fpau§ befteffen.

Orant, ber ficf) nunntefjr bem ^rbifdjen eutjiefjn Unb frei im (Seift ben ©ob ermatten motfte,

23at, bafj man feinen gteunb ifjm eifigft rufen fofXte.

©ein greunb, fein iflpfabeg, erfcbjieu.

,,2Icf) !'" fprad) Orant naef) järtfidjem Umfaffen,

,,3cf) fterb’, unb ma§ mir ©ott berliefjn,

Söitf icf), mein greunb, bir fjinterf affen:

Oir taff id) meinen ©of)n, if)n rebfief) 31t ergiefm,

Unb meine Stau, fie 311 ernähren;

©enn bu berbienft, baff fie bir angefföten."

i*tb ©uttyat.

^MAie rüfjntficf) ift’§, bon feinen ©cbjä^eu (Sin Sßfleger ber 23ebrüugten fein

Unb lieber minber fid) ergeben, 31X3 arme 23 rüber nid)t erfreun!

SSeaten fiel fjeut ein Vermögen SSon ©onnen ©ofb3 burd) ©rbfcbjaft 31t. „9fun", fprad) fie, „fjab’ icf) einen ©egeit, Sion bem id) 3lrmeit ©ute§ tf)ü’.''

©ie fpraef)’© ©feid) fdffidj 31t feinem ©fitdc ©in fieefjer Sllter bar if)r <§au§

Unb bat, gef nimmt auf feiner Prüfte,

©id) eine f feine Sßoffftfiat au©

112

gafcetn unb ®rjä^Umgett. vjroeiteä Sud).

©ie toarb burct)brungen bon ©rbarmen llnb füllte recht be§ Sirmen Stot.

©ie meinte, ging unb gab bem Firmen ©in großes ©tücf berfchimmelt äSrot.

gier gtmtMbal.

/£in Jlanbibat, ber gern befördert merben toollte, ßag einem febjr berühmten fDtann,

©er biel berutodjt’, inftänbig an,

©aff er fein ©liid ihm machen füllte,

llnb reifte, meil ein ißlat; im Statftuhl offen mar

©ent ©önner eine SBittfcfjrift bar.

©er ©butter la§ fie burcf) unb la§ fie mit SSergniigen.

„@§ tränft mich", fing er an, unb natjm ihn bei ber -fpaub, „©aff id) ©ie et)er nidit getannt.

3dj lieb’ unb et)re ben Slerftanb;

©ie füllen biefe§ Slmt bor alten anbern Iriegen."

©r fprad) barauf mit ihm, unb ma§ ber Jüngling fpvad), Sperrtet ben beften ©eift, gefctjaffen junt ©tubieren,

3unt größten Slmte nicht 31t fdjmad)

Unb toert, bie anbern 3U regieren.

,,Sld)!" f ftrad) ber ©önner ganj erfreut,

„Slun !enn’ id) ©ie, ba§ Sind ift $hre."

Unb in ber größten $reunblid)leit

©ing er mit ihm bi§ bor bie 3thül'e-

<f?ier bot ber Jüngling il)m ein grofjeS ©olbftiid an,

Hut fichrer ttod) 31t gel)tt. „Sicht", fprad) ber toadre SSlautt, „Nunmehr fotl biefeä Slmt nidjt Stjre;

©enn toer ©efdjettle gibt, nimmt fie auih miebcr an;

3h* -£>e*5 ift fchled)t." £>ier griff er nad) ber St^üre.

gib frijlmum pöiidjcn.

©ie Sitte hielt 3U ihrer SSiuhuten iplage ©ehr toenig bon ber SStorgenruh’.

®er flnnbibflt Sie fdjCcittctt SJMbd&en.

113

ßautit fräste noch ber <fpctf)n Bet frühem Sage,

©o rief fie fdjon: ,,©tel)t auf, if)r SMbchen! ift foät, ®er -&aljn ^at fcfjon ätoeimat gefrönt."

3)ie SJtäbdhen, bie fo gern noch mehr gef Olafen Ratten (®enn üBerf)auf>t fagt man, ba£ fein Stäbchen gibt, 2)te nicht ben ©dflaf unb Ufr ©efidjte liebt),

5Die toanben ftcf) in ihren meinen IBetten

Unb fdftouren bem Berbammten ^a^n

®en Sob unb traten ihm, ba fie bie Seit erfaßt,

Sen ärgfteu Sob rad)fücfjtig an.

3<h f)aB’§ gebaut, bu guter .fpahn!

©rprnter ©chönen ihrer 3tacf)e $ann fein ©efct)öBf fo leidet entftiehn.

Unb ihren Sorn fid) p3ujiet)n,

3ft leiber eine leichte ©ache.

Ser arme .fpahn mar affo au§ ber Söett.

StergeBenS nur marb Bon ber Sitten ©in fdjarf ©jarnen angeftettt.

Sie SJtäbcfjen traten fremb unb fchatten Stuf ben, ber biefen SJtorb getrau,

Unb meinten enbtict) mit ber Sitten 9tecf)t Bitterlich um ihren 4?af)n.

Sittein ma§ ^alf’S ben f flauen Äinbern?

Ser 2:ob be§ .g>ahn§ fottt’ ihre tßtage minbern,

Unb er Bermehrte fie noch mehr.

Sie 33afe, bie fie fonft nicht eh’ im ©chtafe ftörte,

SII§ Bi§ fie ihren .fpauShafp höl'te,

SBuBt’ in ber Stacht itjt nicht, um metctje Seit mär’; Slttein, meit eS ihr Sitter mit ft et) Brachte,

Sah fie um SJtittemacht ermatte,

©0 rief fie bie auch fcfjon um SSlitternacht,

Sie, fpäter aufpftehn, ben $an§hahn umgeBracfjt.

*

* '*

äöärft bu fo flug, bie fleitten plagen Se§ ßeBenS mittig auSpftehn,

©0 toürbeft bu bich nicht fo oft genötigt fehn,

Sie gröfjern ÜBel p ertragen.

#

(SeCCert

8

114

gabeln unb grjäfjlungen. groeiteä S3uc§.

(üptctet*1

^trVrlangft bu ein gufriebneS -fperj,

K) ©o lern’ bie Äunft, bid) ftoi^cf) ju befiegen,

Unb glaube feft, bafj beine ©innen trügen.

Ser ©djmerj ift in bet Stjat fein ©djmerj,

Unb ba§ Sergniigen fein Vergnügen;

©obalb bu biefe§ glaubft, fo nimmt fein ©lücf bid) ein, Unb bu mir ft in ber größten ipein Sod) allemal jufrieben fein.

„Sa§", fprid)ft bu, „fann idj fdjtner Perfteljen.

3 ft aud) bie ftolje SöeiSljeit maljr?"

Su foHft glcid) bemiefett fefjen;

Senn Spictet ftettt bir ein SBeifpiel bar.

2fön, al§ er nodj ein ©flaüe mar,

©djlug einft fein fperr mit einem ftarfen ©tabe ^meirnal fetjr fjeftig auf ba§ Sein.

„.•perr", fprad) ber s$f)ilofoplj, „idj bitt’ 3fjn, lafj Sr’S fein, Senn fonft jerfdjlägt Sr mir ba§ Sein."

,,©ut, meil id) bir’S nod) nidjt jerfdjlagen Ijabe,

©o foll e§", rief ber fperr, „benn gleid) jerfdjlagen fein." Unb brauf jerfdjlug er ifjm baS Sein,

Socf) ©pictet, anftatt fid) 3U beflagen,

Sritrg ruljig an: „Sa fielet ©r’S nun!

4?ab’ idj’S nidjt gefagt, Sr mürbe mir’S jerfdjlagen?"

*

* *

SieS, Stenfd), fann ,genon§2 SMSljeit tljun!

Sefiege bie Satur burd) biefe ftarfen ©rünbe;

Unb miEft bu ftetS jufrieben fein,

©0 bilbe bir ergaben ein, ß u ft fei nidjt ßuft unb ipein nidjt 5ßein.

„ülttein", fpridjft bit, „meun id) ba§ ©egenteil empfinbe, 2öic fann id) biefer Steinung fein?"

SaS meifj idj felber nidjt; inbeffen flingt’S bod) fein,

Srotj ber Satur fid) ftetS gelaffen fein.

■~S— •— S*-

1 ©plctet, Silane be$ gpaptirobitoS, ftoif^er iprplofopl^. Start unter §abrian.

2 ,8enon, griedjifc^er ipfjilofopl), ber Stifter ber ftoifdjen Schule, gebürtig auä flittiou auf Eppent, lebte non 340 260.

epictet. etpitt. ®a§ §ofpital.

115

©Ipttt.

/piu ©toBer in Sitten, bet lein SJerbienft befaB,

Vir 21I§ baft et borneBtn trau! unb aB Unb fein ©efd)led)t 311 rühmen nie bergaB,

Verlangte bod) ben IftuBm gu Baben,

2U§ Bätt’ er mitüid) groBe ©aben.

Senn maudier, bet, menn iBn nic£)t bie ©eburt ei'BöBt’, Sa ftiinbe, mo fein ©BriftopB fteBt,

Unb faum jum Siener tüdjtig märe,

«fpält befto meBr auf fftuBm unb ©Bre,

$e breifter ficb) fein fpetj trotj feinem ©tolj crfüBut Unb iBm oft fagt, baB er fie nicfjt berbient.

3n eben biefer ©tabt, in ber ber ©roBe iooBnte,

2®ar ein ifßoet, ber bie 33erbienfte prie§,

Sie Sugenb burd) fein ßieb beloBnte Unb burd) fein Sieb unfterbticB toerbeit BieB;

Sen bat ©Ipin, iBn ju befingen.

,,©ie fönnen", fptadj ber groBe 9Jlann,

„Surd) meinen fftatnen fict) sugteicf) in ülnfeBn bringen."

„Ültein fpert", rief ber ißoet, „e3 geBt unntöglidj an. Sfd) Bab’ au3 ©igenjinn einft ein ©elübb’ getBan,

5tur ba§ äterbienft unb nie ben tarnen ju befingen."

$j0|fntaL

/jßdmite toar jur SBitme toorben

Unb naBm fid) bor, nid)t meBr ju fvein.

Sttteiu fie mar nod) jung; ma§ macBt man ganj allein?

bäcfjte bod), fie fönnte mieber frein.

Ser SBitmenftanb ift ein betrübter Ctben.

©Imite faB’3 unb fcBritt jur jmeiten 2ÖaBl.

21Uein fie mar ba§ erftemal 9iicBt gar ju mol)l bertoaBret morben.

Senn leibet finb bie feiten fo betrübt,

SaB biel böfe dJlanner gibt.

©Imite tljat bal)er ein feierlich ©eliibb’

8*

116

fjfafietn uitb @rjä§Itmnett. s^roeitc? SUitcfj.

gnbem fie fid) jur gtoeiten ©f)e fdjidte:

©ie mollte, rnenn eS if)r mit ifjrem DJtanne gfüdte,

(Sin ^)ofpita£ für fromme DJtänner Baun;

©enn fie toar reid). Unb furj, fie lief; fid) toieber traun.

£) rneldje ßuft erfolgt oft nacf) bem ßeibe!

©aS mar ein DJtann, ein attertieBfter dRann! gromm mie ein Äinb, gefällig mie bie greube,

Unb ber auf nicf)t§ als if)r Vergnügen fann.

Sßie t)ätte fie fiel) it;n beim Beffer münfdjen mögen?

©ie lief; gefdfminb beu ©runb jum fpoffntale legen. SSier Söocfjen ftridjen l)in. Diun mar ber ©rttnb gelegt, Unb Balb mirb man baS erfte ©tocfmerf fefjen;

©od) nein, (Emire fömmt unb Ijeifjt, Born .gorn Bemegt, ©ie DMurer auSeinanber gefjen.

2ßie! fottt’ eS nid)t mefjt gut in ifjrer (E)e fielen?

©aS fann nicf)t möglidj fein, fie finb fa faum getraut! 9iun furj unb gut, eS marb nidjt fortgeBaut;

Unb ungefähr nacf) einem BjatBen Starre 2ag biefer DJfann aud) auf ber SSaljre.

©er lieBe ÜJtann!

©ie grau fdjmört ©tein unb SBein, gf)r ßeBelang nid)t mef)r ju f rein ;

Unb bod) mar fie nad) jmeiunbfunfätg äöodjen (©er S5au mufj ja Bolleubet fein!)

SSereitS baS britte iDtal Berfprodjen.

£>, bas mar erft ein mürbiger ©emaf)I !

SSerftänbig, järtlid) unb BerBinblidj,

5Rid)t eigenfinnig, nidjt empfinbÜcf) ;

(Sr Bat ba nur, mo jener milb Befaßt;

©ie 33fide feiner grau erfüllt’ er als 33efef)le. ßurä, Beibe maren redjt ein -jperj unb eine ©eelc.

©ie gute grau! id) gönn’ ifjr biefen dltann.

Sllleiu, fie mollte bod) nidjt trauen;

©ie fing itidjt gleidj, mie eljmalS, an ju Bauen.

Sd) lobe fie barum unb Ijätt’ eS felBft getfjan;

©er genfer mag ben DMnnern trauen,

Sßenn man fo Ieid)t ^mcinia! fid) irren fann.

®er betrüMe SBitiuer.

117

©ie fanb nunmehr nadj einem falben 3afjre Den ©alten nodj fo Iieben§mert,

3U§ an bem Sag’, ba er, gefragt bor bem Stftare,

Stjr burdj ein feufjenb 3a fein järtlidj ^erj erflärt.

$er 33au toirb fortgefefct 3d) fef)’ ©Imiren fommen;

Söie freunblidj fiet)t fie bic§ntal an§!

„Sldj, 5Dieifter, förbert bocf) ba§ |jau§!

Söarum Ijabt 3tjr’§ benn angenommen?

3d) geb’ ©udj ja ba§ Selb borau§; ßafjt bocf) nod) mefjr ©ef elfen fommen!"

©i, ba§ gefjt gut! 3d) fann midj nidjt genug erfreun; Da§ muff ein redjter ©fj’utann fein!

Die fDläurer förbern ficf) , unb binnen bieraefjn Dagen ©iefjt man ba§ erfte ©todmerf ftebjtt :

Unb nun fäfjt fidj ©Imire toieber fefjn.

99ian fief)t’§ ifjr an, fie l)at ettba§ ju fagen;

DUetteidjt faf) fie bie 9Murer muffig ftefjn?

Denn feiber pffegt’S fo fjeraitgefjn.

SSieHei(f)t T^at man am 23au etu>a§ berfefjn?

Da§ fottte micf) bocf) fefbft berbriefjen.

3tjt öffnet fie ben 9Jtunb; nun mirb fidj’§ geigen ntüffcn „Sfdj", fangt fie heftig an 31t fdjrein,

,,«g)ört auf, unb reifft ben ißfunber ein!

3dj taffe feinen ©fein mefjr tragen; äöofitr b erb aut’ id) benn mein ©efb?

3ür düänner, bie bie ttöeib er Etagen?

Denn anbre gibt’3 nidjt auf ber 2Mt."

Die böfe grau ! 91c an füllte fie berffagen.

§er betrübte Jllltfttier.

Jn Poitou (id) tritt mit fjfei^ bie ©egenb nennen, Damit fid) bie befragen fönnen,

Die, menn ein ffeiner Umftanb fefft,

©djon jtbeifefn, ob man tua'fjr ergäfjtt),

3n ißoitou lieb ein ft ein 9Jcann fein 2Mb begraben. Sittein man uterf’ e3 tnoftt, man ift in ißoitou;

118

gabeln unb Cvjäljluugen. gineiteä ®ucb.

5Da getft e§, mentt fie Seiten f)aben,

©o prächtig mie bei un§ ntcf)t 3U.

SStan fteibet fie gefdfminb mit {einen ©terberöden llttb trägt beit ©arg, ofpt’ itjn erft juijubeden,

Sin ben für it>n beftimmten £)rt.

©o trug man aucf) ben offnen ©arg ifit fort.

2)od) ma3 gefct)iet)t, inbent fie it)n fo tragen?

SDer 2eid)eumeg ging bidjt an einer ^>ede tfin; fpier ritjt ein 5Dorn bie tote grau in§ ßintt.

Stuf einmal fängt fie an, bie Stugen aufjufdjtagen, Unb ruft: „2öot)in modt itjr mid) tragen?" fpier, beud)t midf, t)ör’ id) biete fragen:

2öie taut bie gute grau jurtid?

<£>ielt ber 91tann audf für ein ©lüd,

SDie fpälfte mieber ju befomtnen,

2)ie ifjm ber 2mb jubor genommen?

2öie mag itjm mot)t getoefen fein?

3)a§ teilte toirb man gleicf) erfahren.

Stad) meniger at§ fieben gatjren Süjft’ fie ba§ jmeite SStat ifjr junge§ ßeben ein. SDer Staun gab tf)r bom neuen ba§ ©eleite Uitb ging gefegt au feiner ©attin ©eite, döie alle tjarte SSauerSteute.

Sldein, fobatb er nur bie .fpedc mieber fat),

©o mie§ er erft, miebiet fein fperä empfänbe.

©r ruttg mit ilfränen beibe fpäube.

„Stdj", rief er au§, „ba mar e§, ba! ß'outmt fa ber ^lede nid)t ju nat)’!"

fer ©artarfiir|h

ftZ in STartarfürft , bon bem man in ©efcf)icf)ten preift, ^ Safj er a{§ ißrinj ©uropa burdfgereift,

S3efaf){, meil er fein Sott galanter madfen modte,

fein boruel)me§ Söeib itjr Äinb felbft ftiden fodte. 5Die milbeit SDamcn {adjten nur;

©ie nährten nach mie bor ipr .ftiub mit ipren Sriifteu

SDer lartarfilrft. ®er junge sprirtj.

119

llnb glaubten, baff fie ber Satur Unb iljren Stüttern folgen müßten.

©et ©Ijan fing an, fiel) ju enttüften,

©ab ein fefjr fdjarf Stanbat unb fdjtour,

©afj jebe grau bont ©tanbe fterben füllte,

©ie für if)r ßinb rtitf)t 9Imnten galten tbollte.

Unb toeil fie fid§ gelungen fafjn,

6o nahmen fie benn Ülinmen an.

füttern fie tonnten fiel) be§ ©rieb§ nidjt lang’ ertoef)ren,

Sfu eigen Slut an iljrer Stuft 3U nähten.

©ie nteiften fingen an, bent ©f)an ben ©ob ju fcfpnören.

©inft, al§ bet ©artarfürft fidj ganj allein befanb, ^am mit bent ©egen in bet -fpanb ©in botneljm äöeib auf iljn gerannt Unb fpradj, bon eblem ©rintm entbrannt:

„fpör’ auf, mein Jtinb mir abjubringen,

©onft bin idj liier, bic^ umjubringen.

Sdj fang’ felbft unb fang’ mir jur 2uft; ©e§megen Ijab’ icf) biefe Stuft.

Sn biefer ^ flicfit, mein Äinb baran ju nehmen,

©oll mief), 0 Sürft, fein ©ier befefjämen."

©er gute ©artarfürft erfdjraf Unb unterließ, um nicJjt fein Seben ju berlieren,

©en europäififien ©efdjmacf Sn feinen «fporben einjufü^ren.

f n junge

/ji©in junger fprittj, ber fiel) be3 Dfjeimä ©unft empfohlen, W" Sefam bon ifjm jibeiliunbert ©tüd Sßiftolen,

Stit ber ©rmunterung, bamit toof)I untäuge^n.

©r lieft nadj ein’ger Seit fi$ lieber bor Ujm feljn. Snbem baff nun ber Dljeim mit iljm reb’te,

©0 fragt’ er iljn gu gleidjer Seit,

Db er ba§ leiste ©elb tool)l angeiuenbet Ifjätte?

120

gaBeln unb @rjü£)[ungen. $nieite3 SBucf).

,& ier", ftiraip ber junge ^rina erfreut,

„§ter pab’ icp meine gange $affe;

2(n ben atoeipunberten feplt nicpt ein einjig ©tüd.'-

SDer Dpeim napm ben Stugenblid 5Da§ (Selb unb tnarf eg auf bie ©affe.

„ßernt, Sßvina", fing brauf ber Dpeim an,

„Sie Äunft, bag (Selb nutzbarer anautoenben;

©in Spring T^at barum biel in Rauben,

SSamit er bieten bienen faitn."

fas tmte (fBpetwar.

’:Jj\aä) fo biel bittern Jpinberniffen,

^v^ iJtact) fo biel ängfttidjer ©efapr,

2lt§ fematg nocp ein gärtlicp Spaar

tpat butben unb betoeinen müffen,

ßiefj enbticp bocf) bie Seit mein «paar bag ©tüd genießen

Sa§, toenn’g ein ßopn ber Sugenb ift,

©ie burcp 33eftcinbi gleit gepnfacp berbienet patten.

@ie, bie fid), pari bebropt, alg ßiebenbe gefügt,

Ste fügten fid) nnnmepr erlaubt atg ©pegatten

Sfoupbeut fie ueib’fcper greunbe ßift

Unb ftrenger ©Item 3orn tiebreicp befänftigt Patten.

Söer mar nad) langer Sapre 9Mp’

S'tun glüdticper alg er unb fie?

Senn mag man liebt, geliebt befipen fönnen,

Sn einem treuen Slrm fiep feines ßebeng freun,

Sft, tDtenfcpen! bieS fein ©tüd 31t nennen,

©0 mufj gar fein§ auf ©rben fein.

|)ier toett’ iip toopl, bap mamper peimlid) fbridjt:

Ser gute 9Jtenfcp berftept eg nicpt;

Settn tnar bie ßieb’ ein ©tüd, mag fönute mir benn feplen Sa ein erlefneä Söeib in meinen türmen liegt?

Sft fie nidjt reitp unb fcpöu? boep bin icp niept bergniigt. ^)cp glaub’ eg, lieber $reunb; adein fiep fo bermäpten,

Sßte biete tpnn, bag peipt niept lieben, nein!

$DaS neue ©fjepaar.

121

SDaS Ijetfjt, mit meit getrennten Seelen ©in Seit) in einem fpaufe jein.

©in unverhofftes ©lüdE Begegnet unfern Beiben.

2Bie meinen fie Vor gärtlicJjleit!

S)er arnteiDtann fott ißt auf furje geit

S5on feiner teuren ©attin fheiben,

äßeil ihn ein naher greunb in einer fernen Stabt

gunt ©rben eingefetjet hat.

35on heiBea ßifjpett loSgeriffen, llnb hoch entbrannt, fidf länger noch ju füffen,

Sfirath eines, maS baS anbre fBrad),

Dem anberm immer ftammetnb nach,

©in SeBemot)!, ein feufjenb Sich.

©r ftieg nunmehr inS Schiff, (tvie oft fah er prüde!) llnb Doris BtieB am Ufer fteljn,

Um ihrem Dämon, ihrem ©lüde,

Stoch lange fchmachtenb nachpfeljn.

„Q -jpimmel!" hör’ ich fm nod) an bem Ufer flehn,

„SSring’ meinen SJcann gefunb prüde!"

DaS Schiff Bringt ihn an feinen Ort.

©r fchreiBt mit jeber 5ßoft: „SSalb, Doris, merb’ ich lommen." $aum hat er auch fein ©ut nod) in SSefit} genommen,

So eilt er fd)on p Schiffe mieber fort

Unb fchreiBt^ bamit fie nichts Von feiner Slnlunft müßte,

Daß miber fein gegebnes SBort

©r noch acht Dage märten müßte,

©h’ er fie mieberfäh’ unb füßte.

Die junge grau, bie, menn bie Sonn’ eutmich,

SluS ihrem Von ber See nicht fernen 4?aufe fdjlid)

Unb gern am Ufer fich Vermeitte,

©ing ißunb an ber greunbin -jpanb,

SJtit ber fie ftetS il)t -fperge teilte,

Sin ben ihr angenehmen Stranb.

Sie reb’ten. Unb moVon? ©rrätft bu bieS noch nicht, SöoVon ein treues SBeiB, bie fchmachtenb märtet, f Bricht,

So Bift bu auch nicht tvert, ben gnljait p erfahren.

122

ga&etii unb Gvjätjtunflen. .yitieUeS S3ud).

Stein, nein, berfdjmeig’ e§, mein ©ebidjt,

2Öie j artlict) ©oti§’ äöünfdje rnaren.

©aS jperj mirb bent, bet liebt, fte jetbet offenbaren,

Unb für bie anbetn fdjteib’ id) nicf)t.

gnbent bajj ©ori§ noch mit mandjem fronen 2tdj!

2)on itjre§ ©atten Stntunft reb’te Unb bon bem ©aftgebote fpradj,

©a§ fie fiel) auSgefonnen hätte;

Anbetn fie nod) bon ihrer ©rbfdjaft reb’te

Unb, loettn fie ben ©ntmurf bon intern ©tüd gemacht,

©id) oft in bem ©ntmurfe ftörte Unb ben, bet fie im ©eftament bebacbjt,

SJtit banferfüttten ©htänen ehrte;

gnbetn fie jutn botauS bie Stinten fpeifen tief)

Unb mütterlich ben ©ßaifen fid) ertbieS,

©er Uranien jperj mit ©tärtungen erquidte

Unb ben ©efangnen jpilfe fcfjidte;

gnbetn fie bie§ im ©eift bon itjrer ©rbfdjaft ttjat

Unb in ifjt ©tüd bertieft an§ Ufer näher trat,

ging itjre greunbin an: „2öa§ fdjmhnmt bort auf bem SJteere?

©in Lüftchen? Söie! menn’S bott gutoelen märe?

91 cfj ©ori§! märe ba§ nid)t fd)ön?

Stttein id) fag’ bir, id) t)ab’§ juerft gefehlt,

Unb föntmt an ben ©tranb gefdjmontrnen,

©o ift ba§ ©tüd be§ ©djiffbrudjS mein;

©och bu toirft ja halb niebertommen,

Uttb ba§ berfteht fict) jdjott, ich mujj ©ebatter fein,

©antt binb’ ich bir brei ©djnuren ißerten ein."

©ie junge grau belohnte ©djet^ mit ©djerje.

„©§ nähert fid)", fing jene mieber an;

©od) mie erfd) taten fie, als fie ju ihrem ©djmerje gern einen ßeidjnant fdjmitnrnen fahn.

„9Ber meifj", fpradj) ©oriS, metdjer fdjon ©ie ©h^nen in ben Stugen ftunben,

„2öer meifj, ift ber, ber Ijm* fein ©rab gefunben,

Stidjt grauer ©ttern einiger ©ot)n?

Söer meifj, mit metdjer truntnen greube gtd bie bertebten Sitten beibe,

®a§ neue etjepaar.

123

3djn 311 empfangen, fertig ftefjn llnb fidj im (Seift erfreun, bie SSvaitt ipnt anjubieten, Sie fie für dfu ermaßt unb treuüdj für ilm Ritten! ©ott geb’ nicpt, baff fie ben Slnbtid feijtt!

2öer meifj, marb nicfft burd) feinen ©ob 5£)er treuften fyrau ein lieber 9Jtamt entriffen,

Sie halb il)r eignes 2Bel), halb tprer Äinber 9tot 3n Slrmut mirb bemeinen ntüffen?

Söer meifj, miebielmal er betlfränt,

@1)’ er nod) ftarb, ba§ arme SÖeib ermähnt!

©od), ff-mmbin, fontm’ bon ber betrübten ©tette, ©amit mein fperg nid)t länger gittern barf."

©ie§ fagte fie unb ging, als eben eine Söetle ©en ©oten an baS Ufer marf.

©ie ^reunbin fab) ipn an unb fd)rie mit llngeftüm: „Allein Sletter!" unb fiel neben i|m.

3luf bie§ ©efdfrei laut ©ori§ mieber,

©er lieben greunbin bcijufteljn.

Süd), ©ori§ , ad)! toaS toirft bu feljn?

©ie ficb)t unb fällt auf iljren ©atten nieber Uub ftirbt an feiner ftarren 33 ruft.

$nbeS ermad)t bie greunbin mieber

Uub §eigt ber 9iad)barfd)aft ben hoppelten Sterluft.

.fpier bebte ber, ben man nie gittern fetjn,

Uub bem, ber nie gemeint, flofi ©ßetjmut baut ©efid)te, Uub nientanb fragte, ma§ gefd)el)n.

©er Slnblid felbft erjäljlte bie ©efd)id)te.

*

* *

SSemeint, iljr mitleibSbollen ©eelen,

©ie traurigfte 33egebenl)eit ©lenb gemorbner 3UrtIidb)beit,

Unb fdjmedt ba§ ©lüd, um anbre fiel) 3U quälen! ßafjt un§ bie UnfcE)ulb oft im größten Uuglüd fetju, Unb leibet mit bei fremben ©djmerjen!

©ie§ Sttitteib heiligt unfre bergen

Uub Ijeifjt bie 91tenfd)cntieb’ in unS itjr £aupt er^öfjn.

©ie ©ugenb bleibt un§ nod) im Unglüd felbcr fd)ön.

124

gaßettt unb Grjätilunflen. .S'ueiteä ®uc$.

§tx pnöitttg.

/j£in Jüngling, toeldfer biet bon einer Stabt gehört, ber ber ©egen Wonnen fottte,

©ntfdjtofj ftd), baff er ba fid) niebertaffen mo'ttte.

„SDort", fpracf) er oft, „fei bir bein ©tüd befeuert!"

©r natjnt bie Steife bor unb fat) fdfon mit Vergnügen SDie liebe ©tabt auf einem Serge liegen.

„(Motttob!" fing nufer Jüngling attf „©Jaff id) bie ©tabt fdfon fefjen tann.

Stilein ber Serg ift fteit: o, toär’ er fdfon erftiegen!"

©in fruchtbar STffat ftiefj an be§ Serge§ Sfujf.

2)ie größte 93tenge fdföner Sriid)te giet unfernt Sängt ing in 3 ©efidfte.

„O", badft’ er, „toeil id) bodf fetfr lange fteigen muff,

©o tritt idf, meinen 5Durft jn ftillen,

SDen Steifefad mit fotdfen Srüdften fütten."

©r aff unb fanb bie fyvudft bortrefftief) bont ©efdfntad Unb füttte feinen Steifeiad.

©r ftieg ben Serg tfinan unb fiet beit Stugcnbtid Sßetaben in ba§ 24) at jurüd.

„D ^reunb!" rief einer bou ben fpötfen,

„2)er Söeg 31t nn§ ift nidft fo teietjt ju get)en.

2) er Serg ift fteit unb mülffam feber ©d)ritt;

Unb bu nimntft bir nod) eine Sitrbe mit?

Sergijf ba§ Obft, ba§ bu 31t bir genommen,

©onft mirft bu nicfjt auf biefen ©iftfel lomtnen.

©teig’ teer, ttnb fteig’ be^er*3t , unb gib bir alte SJtiit)’;

3) enn nufer ©tüd berbienct fie."

©r ftieg unb fat) emftor, ioie ioeit er fteigen muffte. Sldf, fbimmet! ad), Utar nod) meit.

©r ru|t’ unb afj 3U gleicher Seit

Sott feiner $rud)t, bamit er fid) bie Sttütf’ berfiiffte.

©r fat) halb in ba§ 24)at unb batb ben Serg Ifinan; fpier traf er ©dfloierigfeit unb bort Sergnügen an.

©r finnt. Sa ja, er mag überlegen.

„©teig’", fagt’ ÜfmfeinSetftanb, „bemuff’bidf um bein ©tüd

©er gi'mgling. Graft.

125

„Sein", ffwad) jein .jperg, „fefjr’ in baS £f)af 3Urikf; SDu fteigft fonft über bein Vermögen.

9tuty etwa§ auS unb ifj bic£) jatt

Hub warte, Bis bein gufj bie regten Kräfte B)at!"

5DieS ttjat er and). ©r Bffe0te fidl iw SSfjale,

©ntfdjfofj fid) oft ju gef)n unb fcfjien fid) ftetS 31t matt. SDaS erfte -jpinberniS galt and) bie anbern Stale; ßurj, er Bergajj fein ©lüd unb fam nie in bie ©tabt.

*

* *

5Dem Jüngling gteicfjen Biele Sljrifteu.

©ie Wagen auf ber Sat)n ber üEugenb einen ©djritt Unb fet)n barauf nad) itjren Stiften Unb nehmen iB)re ßiifte mit.

Sefd)Wert mit biefen jpinberniffen,

2öeid)t Balb if)r träger (Seift 3urüd,

Unb, auf ein finnlid) ©lüd Beftiffen,

Söergeffen fie bie Stüf)’ um ein unenblid) ©lüd.

^TNorant, ein reid)er Stann, ber Weiter feinen ©rBen Jty 2US einen Setter Ijinterlicfj,

25er reidjer War als er unb feinem ©ut’S erwieS, SDorant Befd)lojj Bei feinem ©terBen,

5ln feines SetterS ©tatt ©raften 31t erfreun,

Unb fe^te biefen greunb, ber’S Würbig War, 3um ©rBen Son swansigtaufenb STtjalern ein.

£>er Setter, ber bie ©tabt red)t giftig üBerreb’te, SIS oB ©raft, ber fo redjtfdjaffue Staun,

2)aS geftament crfd)lid)en f)ätte, ging einen ©treit um bieS Sermögen an Unb lief, Bon Seib unb ©e^ gebrungen,

Stit jdjrecffidjen Sefdiufbigungen Unb mit ©efd)enfen Bor ©eric£)t;

Sitein fo oft aud) bie baS Sed)t ermutigen,

©0 fiegten fie bod) bieSmat nic£)t.

126

^abetu unb Erjäfjlunflen. sjroeiteä S3u$.

graft gemawt. „Sod) btcfj", fpridjt er, „311 überführen, •DB icf) ba§ Jeftament mit Sift an mich gebracht,

60 mitt icf) ba§, ma§ mir mein greunb bermacfjt,

5tacf)bem icf) gcmann, berlieren.

Sie Jpätfte fcbenf’ icf) bir, um bid) ju miberlegen; gmeitaufenb STtjaler fotfen mein1,

Unb ba§ nod) übrige Vermögen

©oll ein ©efdjenf für arme Söaifen fein.

Serbien’ id) nod) ben fd)redlid)en Serbad)t,

Sah id) ba§ Seftament mit ßift an micf) gebracht

flas Pfcrti mtü brr ffifd.

/C'in ipferb, bent ©eift unb Stut red)t au§ ben Singen fafjn, w ©ing, ftofj auf fid) unb feinen dRann,

Unb ftiefj (mie leid)t ift uid)t ein faffdjer Schritt gethan!) Sor großem g-euer einyiaf an.

©in träger ©fei faf)’§ unb lad^te:

„2ßer", fprad) er, „mürb’ mir berjeifju,

Sßenn id) bergfeidjen fehler madjte1?

$d) gef)’ ben ganjen Jag unb ftojf’ an feinen Stein." „Sdjmeig’", rief ba§ 5ßferb, „bu bift ju meinem llnbebad)tc, Ifu meinen $cf)Iern biet ju fleiu."

/jlTotitt, ber, mie bieten geht,

Vfii" fßidjt muhte, ma§ er utad)en foffte,

Unb hoch nid)t tuit^ig bfeibeti moftte

Senn müffig gef)it, meun ntan’S nidft red)t berfteht, 3ft fdjmerer, af§ man benfen foffte,

©otiff ging affo bor bie Stabt Unb mad)te ficf) etma§ 31t fdiaffen.

©r ging unb fd)fug im ©elfen oft ein 9iab.

1 G. Stnmerluitfl auf © 83

!pferb unb ber ©fei. SotiH. SDer befievjte ©ntfcfjluft.

127

fdjrie matt, „feljt bett jungen ßaffen,

Ser bett 33erftanb berloren t)at !

St ntad)t bie .Ipanbe gar ju Sitten;

$f)r ^inber, jtfdjt ben Starren auS!"

füttern Solid lieft ftd) bte§ alXe§ rtic£)t berbriefjen.

Äurj, eS gefiel iljm jo, er ging borS Sbor l)inau§.

9Ran mochte, maS man mottte, jagen,

Sr fuf)t bodj fort, im ©eljn fein fRab jn fragen.

„Ser Teufel! ©ebt, baS mar ein rechtes fRab!"

$ing enblid) einer an ju fluten.

„2db mödjt’ eS bod) halb felbft berfudjen!"

Sr jagt’ eS Eautn, als er’S fcbon tljat.

„fRun", fprad) er, ,,feb’ idj mol)I, miebiel man fßorteil l)at. SS ift ganj bi'tbfd) um fo ein fRab,

Senn man erjpart fid) biele ©dritte ;

Ser fJRann ift nidjt fo burnnt, ber eS erfunben ^at."

Sen Sag barauf tarn fcbon ber britte Unb Ujat eS nad). Sie gabl bermebrte ftd).

3fn Eur^em farad) man fd)on getinber; jJRan fragte ftarf nad) bem Srfinber Unb lobt’ ifjn enblid) öffentlid).

*

* *

fRimm alles bor, eS fei fo toll eS miil;

^>eiü’ anfangs närrifd), mie SotiTl:

Sein SSeifatt ift brum nidjt berloren. _

©ei nur belferet unb ffiare leinen

Sin Sl)or finb’t allemal noch einen gröjjern Sporen,

Ser feinen Söert 3U fdjä^en toeiB-

§ er beljerjte ©utfdjlufj.

{(Tin guter etjrlidjer ©olbat,

Ser (benn maS tbut man nid)t, menn man getrnnEen bat?) 3nt SrunEe feinen äöirt erfdflagen, äßarb it|t ^inauSgefüBrt, für feine fJRiffetljat Sen ßo^n burd)§ ©djmert babonjutragen.

Sr fab mobl auS, unb mer iljtt fab,

128

gäbet« imb ©rjälUungett. groeitesS ®u<$.

S3eb auexte fein fdjmätjtid) ©nbe

Unb münfdjte, bafj et nodj Beim $öuig ©nabe fcinbe.

SSefonberg ging fein fdjtoereg ©nbe

Studj einer alten Jungfer na!)’.

Stuf einmal füllte fie bie 2tieBe

5)eg SJtitteibg unb bet üftenfdjenlieBe

Unb füllte fie nur meljr, je meljr fie auf Üjn fat).

,,9(d) Fimmel ! ift’g nid)t emig fcfjabe?

2)er fcfjöne, lange Sltenfdj! Söag für ein fein ©efidjt Unb mag für Slugen tjat er uicB)t !

©et)t bod) ben tBart! Sft bag nicf)t eine Sßabe!

SDie ©traf ift in ber 2djat ju grofj.

Süßer !ann fid) benn im ©tunte gaumen?

Sd) Bitt’ it)n frei; id) mitt iljn nehmen."

©ie lief unb fdjtie unb Bat itjn log,

Snbem ^o^nn fd)on nieberlniete.

„^o^ann", fing brauf ber 9tid)ter an,

,,©g finbet fid) ein rebtidjeg ©ernüte,

Sieg 2ßeiB§Bilb l)ier bertanget bid) junt SJtann,

Unb menn bu fie berlangft, fo fdjen!’ idj bir bag ßeBen.'*

Soljann erfdjraf unb fal) bie Jungfer an;

©ie trat fjinp, itjn aufutjeBen.

„Sa", fptadj er, ,,©uer S)ienft ift gtofj;

Slllein, eg nürb mir uidjt riet festen,

Stjr merbet mid) bafür jeitleBeng quäten.

Sdj fetj’ ©ud)’g an; mag mitl id) lange mähten?

-fpaut 51t! fo lomm’ idj bod) ber £)ual auf einmal log."

- -

Ser junge ©eleljrle.

/jlTin junger SJtenfcfj, ber riet ftubierte Unb , mie bie ©Itern gan3 motjt fat)it, 3öag ©rofjeg fcfion im ©cfjitbe führte,

©Btadj einen ©reig um fotd)e ©Triften an, SDie ftar! unb finnreicfj benten letjrten,

Silit einem äßort, bie pm ©efdjmad gehörten.

3)er junge ©eteljrte. SDciä junge äJIäbdjen.

129

Ser Sllte mar bon fperjen fro'f)

Utib lobt’ iljm ben ^omer, ben 5ßlato, ©icero llnb tjunbert nteljr au§ alt unb neuer Jeit,

Sie mit ben tjeil’gen ßorbeerlränsen Ser Sidjtfunft unb Söoljlrebenljeit,

Umleudjtet bau ber ©migleit,

Sen Jünglingen entgegenglän^en.

„O", f)ub ber junge Eftenfdj mit ftotjem ßädjeltx an, ,,Jd) t)abe fte faft alle burdjgetefen;

Sttlein" „Sinn gut", fprad) ber gelehrte SJiamt, ,,©inb fie nadj ©einem ©inn gemefen,

©o mufj ©r fie nod) jmeimal lefen;

Sodj finb fie Jljm nidjt gut genug getoefen,

©o fag’ ©r’3 ja ben klugen nid)t;

Senn fonft erraten fie, moran Jl)tn gebricht,

Unb Ijeijjen Jljn bie Jeitung lefen."

W*—

fas junge i$täi>rijeu.

/jTin junger SJtenfdj fpradj einen modern SJtann w Surcfj einen guten Jreunb um feine Sodjter an. Ser Sitte, ber fein ßinb nodj nidjt berfpredjen mottte, äßar bennodj ungemein erfreut Unb Bat ben Jreunb mit bieter fpöflidjteit,

Safj er bei iljm ju Sifdje bleiben foltte.

Sie Sodjter, ob fid) gteidj ber Stater feljr bcrfteltt, ©rrät bie ©adje halb. „2ßa§?" fängt fie an ju fd)Ue^en „©in frember -jperr, ben man ju Sifcfje gleidj bel)ätt, 2öa§ bringt bod) ber? Jcfj foll’3 nic^t miffen;

Slttein umfonft büdt er ficd) nidjt fo tief bor mir.

Jfi and) ber gute Jreunb mol)t rneinetmegen Ijier?"

Ser Jrembe Ijofft, fott iljm nodj gelingen,

Unb magt bei bem (Slafe SBein,

Sa» äöort für feinen Jrennb nod) einmal anjubringen.

„SJtein fperr", fiel iljm ber Stater ein,

„D, beulen ©ie boc§ nirf)t , ba]j id) ju t)art berfaljre; SMn $inb lann mirllid) nod) nid)t frein,

©ie ifi gu jung, fie ift erft bierjeljn Ja!) re."

©ettert. 9

180

gabeln unb ©vjätjtungen. gtuelteS SOuct).

3nbem er bieg nodj fBradj, trat giddjen felBft geteilt Hub trug ein ©ffen auf. „2Gag?" fing fie an ju fcfjrein, „2Ba§ fagten ©ie, ißaBa? ©ie fjaBen fid) BerfBrodjen. ^cf) füllt’ erft Bieren $af)re fein?

9tein, Bierjefin 3afjr’ unb fieBen Söodjen."

Siefs fie ber SSater benn nidjt frein?

Sag meifj id) nidjt; botf) nein, id) mitt’g nur fageu: Senn unter benen, bie ntid) fragen,

Sa tonnten mof)I felBft junge 9Jtäbdjen fein;

Sie jn Beruhigen, tüilX idj’g aufrichtig fagen:

Ser SSater fdjamte fidj unb lief; bie Sod)ter frein.

§ u ktimu ftmtku.

/iCdn jüngrer unb ein ältrer SSuBe,

Sie ber nodj frütje ßenj aug ber Betrübten ©tuBc SSont SSucBe ju bent ©arten rief,

S5ieHei(d)t, toeil gleid) itjr Informator fd)tief,

©erieten Beib’ an eine ©ruBe,

^n ber ber ©djnee nod) nidjt jertief.

,,9td), SBruber", fBrad) ber tteine S3uBe,

„Söag meinft bu, ift bag ßodj moljl tief?

3dj Ijätte ßuft" „3Bag? ßuft, tjineinsufBringen?

Su mufjt bodj auggelaffen fein.

Sßerfud)’ eg nidjt unb fBring’ tjincin,

Su tönnteft bidj umg ßeBen Bringen.

2öir tönnen ung ja fonft nod) mot)I erfreun,

5llg baf; mir ung unb unfern Kleibern fdjaben llnb finbifdj ©djnee unb ©ig burcfjmaben.

Unb fömmft bu brauf junt SBater naf; hinein,

©o tjaft bu’g ba erft augjuBaben."

Sod) feine üiebefunft nafjm unfern ÄnaBen ein.

„2öer mirb im ©d)nee beim gteidj erfaufen?"

Unb turä unb gut, er fBrang I)inein Unb lief; fidj’g moljl in feiner ©ruBe fein;

Sod) taum mar er Bor Jlälte fortgetaufen,

©o fBrang ber ißfjilofoBf) fo gut mie er fjinein.

SMe beiben Jlnabeu. ®ie Säuern unb ber 'itmttnann.

131

©ie§ ift bie Äunft ber firengen Storatiften.

Sefannt mit beut ©Aftern unb ton ©runbfätten toll, Setoeifen fie ba§, toa§ man taffen foH,

©o frot), at§ ob fie nichts ton ben Segierbett toüfften. ©ie finb ton beffernt ©|ott at§ toir,

©ie bättbigen itfr -fperj burd) bie ©eloatt ber ©djtüffe; Un§ 3t raten ift bie ©tjortjeit füfje,

©odf itjnen etett nur bafür.

23 ir taffen fie, itentt toir fie unternetjuten,

3Iu§ gutem fperjen anbern fetjn

Unb benfen nid)t baran, baff toir un§ fo bergest.

©ie aber, bie getetjrt fid) alter ©tjortfeit fdfänteit, Segetju bie ©Ijat, bie fie un§ übetuetjuten,

Stu§ ©ugenb etjer nidft, at§ bi§ toir nid)t fetjit.

fit Ämtern uuit brr JVmtmmm.

^j^in fet)r gefdjidter Äaubibat,

©er lange fdfon mit tielem ßobe ©ie hangeln in ber ©tabt betrat,

©tjat auf bem ©orfe feine Sßrobe;

3tttein, fo gut er fie getfjan,

©o ftanb er bod) ben Säuern gar uicfjt au.

9tein, ber berftorbne fperr, ba§ toar ein anbrer Statut, ©er Tratte ret^t auf feinen ©ejt ftubieret Unb ©otte§ SBort, toie fidb)’§ gebühret,

Satb griediifd), batb ebräifd) angefiit)ret,

©ie $ird)enbäter oft citieret,

©ie Iteijer ftattlid) au§fd)änbieret Unb ftet§ fo fein fdfematifieret,

©aff er ber Säuern £erj gerütjret.

,,^err Stmtmann, toie gefagt, erftatt’ @r nur Seriäjt, 2Bir mögen biefen ^errtt nidft tjaben."

,,©o fagt bod) nur, toaruut beim ttidft?"

„®r tjört’3 fa toot)t, er fjat niäjt foteffe ©oben 2Öie ber berftorbne fperr."

©er 3tnitmann toiberfpridd, ©er ©uftrintenb ermahnt; uutfonft, fie tjören nid)t.

132

gabeln mtb ©rjäljtungen. groetteS !öuaj.

3Uian mag Simpson1 fein unb $el§ unb SBalb Bemegen, Se§megen !ann man boc^i nicB)t Säuern mibertegen.

,ßurj , man erstattete Sericfjt,

2BeiI alte fteif auf itjrem Sinn Betjarrten.

Stunmetjr fömmt ein Sefetjt. $d) fann laum ertoarten, Si§ iljn ber Stmtmann fmBlisiert.

toctte faft, itjr Säuern, itjr Verliert!

Stan öffnet ben Sefetjt. Unb fetjt, ber Saubrere toottte, Safj man bem Äanbibat ba§ ißrieftertum bertraun,

Sen Säuern gegenteit§ fjart bertoeifen füllte.

Ser Sufirintenb fing an bie Säuern ju erBaun Unb fprati), fo jdjmierig fie nodj fdjienen,

Sod) fetjr getinb’ unb fromm mit innert.

„fperr Sottor!" fiel ifjm brauf ber Slmtmann in ba§ SBort, „Söoju fott biefe Sanftmut bienen?

3t)r Sinter, Scfjöfj^en, unb fo fort, fpört ju! id) mitt mein Stmt bermalten.

3t>r Ddjfen, bie itjr alte feib!

@ud) flegeln geB’ idj ben Sefd^eib,

$ljr fottt ben fperrn ju eurem üßfarrn Betjatteu.

Sagt’S, toottt itjr, ober nidjt? benn itjt finb mir nocfj ba."

Sie Säuern lächelten: „SIdj ja, .gurr Slmtmann, ja!"

H-iif—

i er $rmr.

(ft in freier Bat einft einen Qreunb,

$tjtn bodj ein Stäbdjen boräufdjtagen.

3dj teilt bir jmei, berfetjte jener, jagen;

Sann teätjte bie, bie fid) für bidj ju fdjiden fdjeint.

Sie erftc tjat ncBft einem Stitterfitje Ein rcdjt BejauBernbe§ ©efidjt,

SieBt ben ©efdjmad, fpridjt mit bem feiuften Söitje Unb jdjreiBt bie Spradjett, bie fie ffmdjt.

1 Sümpflion, ber mit feinem 3i»illtng§bruber Scü)o3 bie SDirfe ju STobe f d^Teif te (farneflfdier Stier), unb nad) beffeit Sieierttang fic§ bie Steine ber ÜJiauer um 5Ef)e» ben oon felbft jufammenfügten.

SDer freier, ©mit.

133

Sie faielt beit Flügel fd)ön unb fann bortrefflid) fingen Unb malet jo gejd)idt, al§ bie ßunft begehrt,

Unb in ber 2öirtfd)aft felbft gibt fie gemeinen SDingen SDurd) iljre Sorgfalt einen SBert.

5lKein bei aller ihmft unb alten ifjren (Sabett <&at fie lein gute§ ^perj.

SDie anbre fieljt1 nid)t fd)önr SBirb toenig im Vermögen Ijaben Unb bou bett fünften nid)t3, bie jene tarnt, berfteljn; SDodj bei Sßerftanb unb einem füllen fRei^e,

SDer, ofjne ba| fie’3 fielet, gefällt,

SBefiijt fie, frei bon Stotg ttnb ©eige,

SDa§ befte .jperge bon ber Söelt.

3öa§ ttjät’ft bu teoljl, toenn bid) bie erfte l)aben teo'üte'? ,,2ld)", fing ber freier an, „teentt bieS gefeiten fottte, So fbrädj’ icf) gu ber erften nein,

Um baburd) halb ber anbern mert gufein."

OBntil.

/fltmit, ber feit geraumer Seit,

V&- SDen klugen teoljl befannt, bei feinen Südjern lebte Unb me^r nad) ber ®efd)idlic£)feit Su einem Slmt, al§ nad) bem Slmte ftrebte,

Sßarb einft bon einem $reunb gefragt,

Sßarum er benn fein 2lmt nod) tjätte,

®a bodj bie gange Stabt fo rüfmtlid) bon it)tn reb’te, Unb mandjer fid) bot iljm fdjon in ein 9lmt geteagt,

®er nidjt ben geljnten £eit bon feinen ©aben l)ätte? ,,3d)", fpradj ©tnil, „teilt lieber, ba£ man fragt,

Sßarum man ntid) bod) ot)n’ ein Slmt läfjt leben,

2ll§ baf) man fragt, tearum man mir ein Urnt gegeben?'

* fiel;!, f. b ro. fieljt au3.

134

fabeln unb grjätjtungen. fjioeiteä iöitcfj.

Der ftimlre.

/£iu ßnaüe, ber ben fleißigen 5ßapa V£p Oft naäj ben ©lernen guden fal),

SöoHt’ and) ben fpimmel lennen lernen.

©r Blieb fteif Bor bent ©eljroljr fielen Unb fal) Begierig nad) ben ©lernen;

SlUein er fonnte nidjt Biel feljn.

„2ßa§ ^eiBt & benn", ffirad) brauf ber ßnaBe,

,,©aB id) faft nichts ernennen !ann?

fpa, I)<U nun fällt ntir’S ein, toa§ id) öergeffen IjaBe;

SJtein SSater fangt es anbei» an,

©r Blinkt ptoeilen p, ba§ ^aB>’ id) nidjt getrau.

£), Bin id) nidjt ein bummer 5!naBe?

©d)on gut! Stun HieiB idj, ttia§ id) tlju."

Unb t)urtig Ijielt er fidj bie Singen Beibe p Unb fal) burdj§ ©eljroljr nacfj ben ©lernen.

Ser Starr! tt>a§ fal) er beim? ©a§ alle§ , ma§ bu fiel)ft, Söenn bu, um burcfj bie ©d)rift ©oll beutlidj feljn p lernen, ®ir bie SBeruunft Borljer entjieBft.

Utr pgntr.

Jtjr SJteifter in ber Äunft p lügen,

Stürmt euren Sßit), fd)lau p Betrügen!

©o Biel iljr un§ baBon er^ä^It,

©o Bictt’ id) bodj, baB eud) bie redjte ßift nodj feljlt. (Sin fd)led)ter SJtenfdj, il)r Hierbei ladjen,

Söirb eud) ben Storpg ftreitig mad)en.

3»n ßonbon faB ein Böfer 33uBe SteBft einem anbcrtt auf ben ©ob.

©in 2Iuatomilu§ trat in bie ßerlerftuBe Unb tl)at auf feinen ßeiB bem einen ein ©eüot1. ©od) Sti!(a§ fdjmur, baB il)tt ber ©eufel Bjolen feilte, ©1)’ n für biefen 5ßrei§ bem Slrjt fid) laffen moUte.

1 ift in fionbott ber ©ebraudj, bafj bie Srjte ben oerurteilten Wtffetljäs tern iljren £eib ablaufen, (©eitert.)

$>er Süflrter. SBie ?ftau unb ber (Seift.

135

„«giere", fdjrie bet anbte Delinquent,

„(Sagt, tote 31)t utn ben $etl fo lange Rubeln tönnt? ßafft feinen ntagetn Seit) ben Mafien.

©et)t, toie gefunb ic£) Bin, toie fett! 3f)t fottt mid) t)aBen. Unb toi^t 3f)t, ma§ 31)t geben fottt?

3c£) toitt Billig mit (Sud) mad)en:

Drei Sutben. SSin idj tot, fo fdjneibet, mie 3föt »out,

3d) mit! Bon teinem Schnitt ettoadjen." flount f)att’ et nod) ba§ Selb empfangen,

So tief bet mitj’ge Delinquent:

„Selogen! §ett, fe^t ju, toie 3f)t mid) Itiegen lönntl $d) toetb’ in betten aufge^angen."

§ tt $rmt uni) J»er OM)!.

^%T\otbem, ba nod) um dJcittetnadjt,

Den atmen StetBüdfen ju bienen,

Die (Seiftet bann unb mann etfdfienen,

Siejj fid) ein (Seift in einet meinen Dtadjt SSot einet Stau im Sßette feljen Unb I)ief] fie fteunblid) mit fid) getjen Unb qing mit if)t auf einen müften 2ßlat).

„Statt", ffttad) bet Seift, „f)tet liegt etn gto&et ©$a|; sjUmm gteitf) bein «jpalkud) aB unb mitf auf ben ^lat), Unb motgen um bie gtoöXfte ©tunbe Äomnt’ f>et, bann finbeft bu ein 2id)t,

Dem gtaBe nad), bod) tebe nid)t;

Denn geX)t ein äßott au§ beinern üftunbe,

©o toitb bet ©djafc Betfdjmunben fein."

Die Stau fanb jut gefegten ©tunk Die fJtadjt batauf fid) mit bem StaBfdfett etn.

9lnn, bie muf] tcd)t Be^erjt getnefen fein!

Sd) fänbe mid) getotf) nidjt etn,

Unb füllt’ idj jtoanjig ©$ä$e ^eBcn. gnßet ftünbe mit benn füt mein SeBen*

Die fftadjt ift Ieine§ fütenfe^en Steunb; _

Unb menn’S bet Seift ted)t eljtlid) mtt mtt meint ©o tarnt et mit ben ©c^at) fa auf bet ©tuBe geBen

136

gabeht urtb @rjäf)Iungen. gtoeiteS Söuc§.

S5er grau t>exjc£)lug ba§ nid)t§; fie eilt, ben ©djatj p tjeben. „grau", ^xid^t fie bei fid) fetbft, „beileibe fbrid) lein 2Bort, ©onft rüdt ber ©cf)aij auf emig fort."

©ie Ijält, ma§ fie fid) borgenommen.

©ie fdjmeigt unb gräbt getroft. §a, l)a, nun flingt t)o!jI, 3Jun mirb ber rcdfte gled halb fommen;

<pier liegt ber ©dfatj, ba§ badft’ id) mol)I.

Ö, feljt, ein großer £of>f bon lauter ©olbe botC! ö! toenn fie bod) ba§mal nidjt reb’te Unb p bem ferneren ©obf gleich einen ©räger Rattel 3ft bentt üjr ©eift nidjt ettoan auf bem ißlat}?

©r tömmt unb b»ilft ben 2of)f iljr au§ ber ©rbe neunten. „5lc^!" rief fie fdjuett, „idj ntufj utid) fcljämen,

©ie p bemiiljn" Sßeg mar ber ©dja!;!

2f)tliube blieb oft bor bem ©piegel fteljn;

2)enn ade3 !ann man faft ben ©djönen, nidjt ben Srieb, fidj felber gern p feljn Unb p bemunbern, abgemöljnen.

2)ie§ ift ber 2ion, au§ bem bie üftänner fdjmäljn;

5Dod), 9)täbd)en, bleibet nur bor euren ©Riegeln ftebn! gd) laff’ fjerslidj gern gefdjclm.

2BaS modtet iljr audj fonft moljl ntadjen?

SSeftänbig tänbeln, emig ladjen Unb ftet§ nadj ben Sterc^rern feljn?

S)ie§ märe ja nidjt auäpfteljn!

©enug, ba§ fdjöne Äinb, bon ber idj erft erpljlte, SSefpiegelte fid) oft unb mufterte ba§ .paar Unb befferte, mo nic^t ba§ minb’fte fehlte.

__ gf)r S3ruber, ber ein 9Iutor mar,

©a^ fie am ©piegel ftetjn unb fdjmälte.

„pabt gtjr ©udj nodj nidjt fatt gefeljn? gd) geb’ p, gf)r feib fet)r ftdjön;

£)odj fein ©efid^t bie ganje geit befeljn,

<pt)ilinbe. SUceft.

137

Verrat eilt gar ju eitle« SBefen."

„<f?err Slutor", ftitad) fie, „bet St)t feib,

-£>ebt mit mit auf; beim fid) gent fettet lefcn Hub getn im «Spiegel fetjn, ift beibe§ ©itettcit.

yf^Ttv

§Urb|i

^ffttceft, ben maulet Kummet btücfte,

MX- ©er, toeil et fid) nidjt 31t bem ßafter fdjidte,

Sttotf) fid) bot tcidjen ©fjoten büdte,

SBei Sbetfj unb ßunft ficf) elenb fat),

©tunb neulid) traurig auf. fjdeunb, geljt bit bie« nid)t nat)’, ©03 biete ßtuge batben muffen, äSIofj toeit fie meljr at§ anbre toiffen Unb, 3U betrug unb ßift 3U btinb,

3u grojj 3U 9ßrat)terci unb Söinb,

9tid)t Inecd)tif(d) g’nug ju ©djmeidjtern finb?

£) Sdeuitb, bebaute bod) Sttceften,

3ft)n, ben itjt fdjtoere ©orgen bilden;

2ftjn, bet bon einem 23ud) befcfjämt sunt anbetn fdjticfj Unb bod) bem ßummet nidjt entmidj;

2d)it, bet fid; taut butd) mandjen ©roftgtunb teerte Unb bod) fein <jpet3 biet lauter feuf^en tjörte;

©et tjerstjaft 3U fid) fettet fbrad):

,,©ott lebt, ©ott t)errfd)t unb tjört bein 2tdj;

©t tjört, fo gtofj er ift, bet jungen tftaben Steljen,

©tum ift et nidjt 3U grojj, audj bit mit beguftefjen;"

Unb bet, inbem er biefeS f^rac^,

©odj nodj im bergen tief: „Stßie toitb bit’S tünftig getjen?"

©et befte ©roftgntnb btieb nod) fdjtoadj;

©enn toetdj betümmert ^etj befiegt man gletdj mit ©rünben? <5§ fidjtt bet ftarten ©tünbe .ftraft Unb ftietjt 3Utüd in feine ßeibenfdjaft,

Um jener jütadd1 nidt)t ju empfinben.

Sttceft befdjtofj ju feinem $teunb 31t geljn,

1 ©mpfinben roirb in ber altern Spraye mit bem (Senitin perbunben.

138

gafieln unb Srjäljtunfien. $toeite3 SBucf).

Sen er jtoeen Soge nidjt gefe^n.

„(Sr", fjtrad) er, „ift teert (unb fing fdjon an ju geljn), Saf) id) ju il)m mit meinem Kummer eile Unb meinen Kummer mit ifjnt teile;

Sn SatnonS Slrtn, tnenn Santon mit mir fpricfjt, äöirb bie ©ebulb, bie fonft fo fd) teere 5PfIicf)t, füJtir lange fo Befdjtoerlid) nidjt."

(Sr eilt mit fel)nfud)t§eottem «gierten,

SBie nad) bem Slrgt ein ©iedjer, ber fonft fdjleicfjt,

Sn «Hoffnung fdjneEer get)t unb Ijoffenb feine ©cfimerjen 9tid)t fiitjlt, nod) mertt, teie feljr er feudjt,

23i§ er be§ Slrgteg f?au§ erreid)t.

^n biefent Brennenben Verlangen,

Sen treuen Santon 3U umfangen,

Sritt er in3 fpau§ unb eilt bie Sreftfie fdjnett t)inauf.

Ser SSorfaal toimmelte eott ßeuten;

SItceft erfdjridt. „(Sott, iea§ fod ba§ Bebeuten?"

(Sr tritt herein, unb fet)t, man Baljrt ben Santon auf.

(Sr teerte Bon bem toten greunbe dtad) einem testen $ufj jurilct.

Sie ©orgen, feiner dhdfe f^-einbe,

(Sntteidjen in bem SlugeuBtid.

„2ßa§", fpradj er, „teilt id) ntiif) benn quälen? itann mid) ber Sob fo Balb entfeclcn,

2öa§ nütjt mir atte§ ©li'td ber Söelt?

Um frol) ju fterBen, teilt id) leBeit.

Ser -fperr, ber atte§ fjteifd) erhält,

Sötrb mir, foBiel id) Braudje, geben.

Sl)iu teert ju fein, ber Sttgenb nadelt ftreBcn,

Sieg fei mein Kummer auf ber 2Mt."

fer uuutiu'rbnrc ©rannt.

einem alten SaBelBuc£)e M (Ser SitclBogen fetjtt baran,

©onft fiUjrt’ id)’§ meinen ßefertt an),

3lu§ bem id) mid) Ütat§ ju erholen fitere,

3)er rounberfcare Stvniim.

139

Höenn idj felbft nidjtS erfinben lann,

?tu§ biefent alten beutfcfjen Sßuclje,

©a§ mit fdjon mannen ©ienft gettjan,

Söitt idj mit einen Staum ertoätjlen.

5ll§ idj einmal, fo fängt mein Slutot an,

9tadj feinet Söeife jn etjäljlen,

^n einet $irdje fafj, fo fiel mit jäljling ein:

28er mag Don fo biel taufenb ©eelen,

©ie biefen Ott ju iljrer ülnbadjt toäljlen,

©ocfj tooljl bie ftömmfte ©eete fein?

Sn ben Gebanten fdjlief id) ein - llnb fatj im Staunt bot mit be§ SentpelS ©djutjgcift fteljen. ,,©u", fprad) et, „münfdjeft bit, ba§ ftömmfte öpet(^ 3U feljen?" Unb rührte mein Gefidjt mit feinet iftedjten an.

9Jtir Jam, foBalb et bie§ gettjan,

Gin fanftet, Jalter ©djauer an,

Unb plötdicfj falj id) mid) in tjeil’gem Glanze fielen. „Sang’ an", fpradj et, „bie $ird>e burdjsugetjen !

©er, ben bein Glans fo ridjrt, bafs et bidj bteimal Jiifjt, ©et $at ba§ ftömmfte fpers, ba§ Jjier ju finben ift."

Sd) ging, nm redjt halb ju buffen Sn bem entpfangnen Glans Ijart bot bet ©afriftci ©inmal unb nod) einmal borbei,

2Beil mit fdjien, als toottte man midj tüffen.

Sd) toartete nodj eine gute Stift

Unb toarb einmal, allein gans falt, getilgt.

Sd) ging batauf in bie Kapellen,

Sn benen id) bie frömmften dienen fanb,

Unb alle§ fd)ien ficfj aufsuljetten.

9Jian läcfjelte, man ttjat galant Unb füfjte ntit snt 9tot bie <f?anb.

©tauf lie§ id) midj auf einet Ijötjcru 23ül)ne Gefixtem, boE bon Gtnft unb tiefet 28eiSl)eit, fel)n.

Sd) Blieb ein feines 28eild)en fteljn;

©ie faljn mid) an unb madjten eine 9Jtiene,

StlS ob fie fid) an mir fdjon fatt gefelm;

Unb uugelüjjt mußt’ idj bon bannen getjn.

140

gfaßetrt uttb ©rjä^tungen. .Srceiteä ®ud).

Set) fteTXte micf) nun bor bte niebern ©tänbe.

■fpier matfen mit biel’ meifje .fpänbe Sa einen Suff, bort einen gu.

Sd) lief? mein Sluge lange fragen:

„Sld), gute§ ^erj! mo toofjneft bu?"

Sittein, man mottt’ nic£)t, mict) 3U umarmen, mögen, Unb id) ging ganj betrübt auf meinen ©djutsgeift ju, ttftein traurig ©djidfal iljm ju !tagen.

Snbern, baff ict) nod) burct) bie $atte fdjlicf),

©at) mid) in einem fdjledjten Steibe

(Sin Iiebe§ SMbcfjen an, unb fet)t! fie tüfjte micf)

ttttit einer falö^tictt)en unb unfdjulbssbotten fyreube;

Unb et)’ ict) nod) bon ifjr ben brüten Sufj erhielt,

©0 füt)tt’ idj fcf)on bie fel’gen Stiebe Ser Stcblidjleit unb SJtenfcfjenliebe ©0 ftarf in mir, al§ ict) fie nie gefüllt.

„(Sin SJtäbdjen", rief ict) au§, „au ba§ bie Söett faurn badjte, SSefiijt ba§ befte .fpetj?" S^ rief unb ermadjte.

mn jenem Slufj, ju beut mir atte miiffen,

(S§ mag un§ nodj fo fefjr berbriefjen,

Sin jenem Stufj !am einft ein fjodjgclefjrter SJtann,

SSeftaubt bon feinen SBüdjern, an Unb eilte ju be§ 6t)aron§ Saljn.

„Sßittfommen!" fing ber Säfjrmamt an,

Snbem er fiel) aufS Stüber lernte

Unb bei bent Sßort Sßittfommen fjerjlict) gähnte,

„3ßer feib S'ttt beim, mein lieber fütann?"

„(Sin tpolt)f)iftor", ftaraü) ber ©djatten,

Süt ben bie ©djiden (Sljrfurdjt Ijatten."

Snbem er nocf) bor ©jaronä Soffn S3on feinen ©firadjen ffread), bon nichts al§ ©tümficrn reb’te Unb bon Quartanten fctjrie, bie er gefdjrieben t)ätte,

Sam nod) ein anbrer ©djatten an

Ser Sßoltj^iftor. Sie Siad^tigaU unb ber Rudud

141

9Jtit einer bemutstiollcn dftiene.

„Unb ioer feib and) ein gelehrter 9Jtann?"

,,3d) gtoeifte fe^r", faradf er, „ob id) ben 9tul)m berbiene. Sdj ^abe nitf)t§ al§ mich ftubiert,

9tid)t§ al§ mein Cjperz, ba§ mid) jo oft berfüljrt,

SDe§ itiefe fudjt’ id) p ergrünben,

Um meine 9tul)’ unb anbter IRut)’ p finben; ültlein, fo biel id) immer nad)gebad)t,

Unb fo befannt icf) mid) mit ber Vernunft gemad)t,

©o Ijab’ id)’£> bodj nicht ioeit gebracht,

2öie mid) biel §e|ler überzeugen."

S)er ißolt)'E)iftor Ijört’S unb ladjt Unb eilt, um in ben Äatp jn attererft ju fteigen. „3urüd!" rief Sharon ziemlich tjart,

„2fdj muff jiterft ben Gingen überfahren, ilaum einer tömmt in Ipnbert Sauren;

Sittein an ßeuten öurer Slrt,

SDie ftolje ipottjtjiftorg maren,

.jpab’ ich utidj fd)on halb tahm gefahren."

pe Itncljttgall mti> ber ftitrlutdt.

-^T\ie Nachtigall fang einft ihr göttlicf)e§ ©ebid)t, Jy 3U fe^n, ob bie dftenfdjen fühlten.

3)ie Knaben, bie im 2hale ffnelten,

®ie fpielten fort unb hörten nicht.

Snbem lieh fid) ber ßudud luftig hören,

Unb ber erhielt ein freubig 2id)!

5Die Änaben lachten laut unb machten ihm zu Öhren £>a§ fchöne ^udud zehnmal nadj.

„.jpörft bu?" fpradj er zu ißhdcnnelen,

„®en Herren fatt’ ich *ed)t in§ £>lp Sch benf, toirb mir nicht biel fehlen,

©ie zielp mein Sieb bem beinen bor."

2)rauf !ant 5Damöt mit feiner ©chöne.

S)er $udud fchrie fein ßieb; fie gingen ftolz borbei.

142

fabeln unb Etjätjluugen. .gioeiteä S>u<$.

5Run fang bie füteifterin ber jauberift^en ©öue 2Sor bem ©arnöt unb feiner ©t^öne Sn einer fanften iDtelobei.

©ie füllten bie ©einalt ber ßieber.

©amöt ftefjt ftiCC , unb iß^t)tti§ feist fiel) nieber Unb fjört it)r ehrerbietig gu.

Sl)r gärtlid) 33tut fängt an gu tnallen;

Sh* 2luge läfjt bergnügte Sah*61* fallen.

rief bie ütactstigatt, „ba, ©chtbät$er, lerne bu, 2ßa§ man erhalt, tnenn man ben Hlugen fingt, ©er 5lu§bruct) einer ftummen 3ähre Söringt Nachtigallen toeit mehr ©hre/

NB bir ber laute SSeifatt bringt."

Griffes "ggucö.

§tt ^nfürmator.

/j£in Sauer, ber biel ©elb unb nur gmeen ©öljne Ijatte, Vip Sat)tn einen Informator an.

,,3d)", fprad) er, „unb mein ©Ijegatte,

2Bir übergeben 3t) tu , al§ einem modern Staun,

2öa§ un§ am liebften ift. Sütjr’ ©r fie treulid) an;

©r fief)t’§, finb jloei muntre Knaben;

Unb freilid) mirb ©r Stülje Ifaben;

Slltem icl) mill erfenntlid) fein.

3d) tjatte toieX auf» Steinen unb auf§ ©cfjreiben,

€)ie§ lajj ©r fie fein fleißig treiben.

Unb präg’ ©r if)nen fa ba§ 6f)riftentum motjl ein.

3df fann’§ 3t)tn nid)t fr «d)t befcf)reiben;

5Idein ©r mirb mid) moljl berftelin.

3d) mödfte fie gern !Iug unb efjrlid; fefjn:

S)ie§ ntadjt bei atter 2Mt gelitten Unb ift bor ©ott im Fimmel fd)ön;

©rfütt’ ©r alfo meine Sitten!

§ier geb’ id) 3l)m jmei ©tübcffen ein,

Unb ma§ er braucht, ba§ fott ju ©einen Oienften fein."

2)er ßelfrer fanb ein .fperg bei feinen Sauerfnaben, 9tl§ ljunbert 3unfer nid)t tjaben;

£>enn jeugt nidjt manct)e§ fd)led)te -fpauS Oft Araber mit ben größten ©aben?

Unb bilbete bie Xtunft ben rollen Starntor au§

33a§ mürben mir für große Scanner f;aben !

Söol)l mandfer, ber im Jtrug fo gern Slanbate lieft. 2rüg’ itjt berbicnt al§ Staatsmann feinen Orben; SBotjl mandier, ber bei einem Sauernätoift,

144

gabeln unb (SrjäljCurtgen. SDritteä Suc§.

Serfet)n mit Kühnheit unb mit Sift,

SuS ©Ijrgeiä gern ber ffführer ift, äßär’ einft ein größter «g>etb geworben,

SIS bu, bornet)mer fpelb, nicht bift.

Oer junge Mann, gefdjictt im Unterrichten,

©rfiittte reblidj feine bjifiicfjtetr;

Unb bieS gefiel bem Sauer fetjr.

(Sr hielt ihn ungemein in (ihren, ßam oft, ben ^inbem pjuhören,

SIS ob’§ bie Pflicht ber Säter mär’.

Sun mar ein Sal)t borbet. „perr", fpracb) ber gute Sauer, „SöaS fott1 für ©eine Mühe ©ein?"

„Sch forbre breiig Schaler. " „Sein,

Sein", fiel ber Site hitjifl ein,

©ein Snformatorbienft ift fauer.

©o triegte ja ber ©rohtnedjt, ber mir pflügt,

Seinah’ fo biet, als ber ©eiehrte triegt,

Oer baS beforgt, WaS mir am fperjen liegt.

Oie $inber nüijen Shn ia burdj thr ganjeS ßeben;

Sein, lieber perr, baS geht nicht an,

©o menig gibt tein reicher Stann.

Sch tbitt Shm wehr, ich Witt Shm hun5)ert Slhater geben, Unb mich baju bon fperjen gern berfteljn,

Shm jährlich biefen ßoljn anfehnlicf) ju erhöhn.

©efejjt, ich müht’ ein ©ut betpfänben;

Such baS. Sft’S benn ein Subenftücf?

Siel beffer , ich berpfänb’S ju meiner $inber ©lücf,

SIS bah fie’S, reich unb lafterhaft, berfdjmenben."

*

* *

£)at bieS fich Wirtlich jugetragen?

Sa, Wirtlich, ©laub’ eS auf mein SBort.

Sei) Wollte bir fogar ben Ort,

SBo biefer Sauer Wohnt, unb feinen Samen fagen;

Sttein bieS War’ für itm betrübt.

(Sr würbe nur Serbrujj bom ©beimanne haben,

Söeil ber für fein halb Ouijenb Knaben Mit biclern ©tolj faunt breifjig ©itlben gibt.

1 S. SCnmerlung 1 auf <5. 83.

©tmire unb Selinbe.

145

©lurire uni)

itjxen ßtängen in ben paaren »&TU- (SnfcCjienen einft box ©f)axon§ ßalfu 3tbo Jungfern in ben Befielt Satfxen llnb mottten eilenbS üBexfatjxen.

Sex ©djiffex, fonft ein finftxex 9Jionn,

©al) feine ©dfönen fxeunblid) an:

„3B)x ßinbex, lomrnt iijx gax ju ißaaxen? 2Ba§ tjat eud) benn bie GBexmelt getljan? 3}ox fux^em fant ein IjüBfdfex Jüngling an; Sn ba in beinen fdjmaxjen fpaaxen,

SBax biefe§ ettoan bein ©alan?

Sd) mödjt’ Balb au§ beinen Slugen lefen. Unb bu boxt, läd)elnbe§ ©eficf)t, iftidjt max, iijx fcib bexIteBt getoefen?

©eftetft mix’3, e^ex faljx’ id) nid)t."

„iDtein -fpexx, ma§ mitt ©x mit bex SieBe?" Siel it)m ©Imixe Ijitjig ein;

„$ann man benn ofjne biefe SxieBe Äein fd)ön unb glücBIicf) ÜRäbc^en fein?

2öa§? Sei) bexlieBt ? ©x ixxt fid). dtein,

Sd) lann Sf)m buxdj einen @ib bexftdjexit, Saf3 id) Bei meinem X)oX)en ©taub,

Sani fei’3 bex Sngenb unb ben Sßüd)exn,

Sie SieBe nid)t gemünfefjt, nod) toenigex gelannt. Unb luxj, toa§ Bxaudj’ id) md)x 31t fagen,

Sa idf bie ßieBe ftet§ betfdjmäljt?

S$exfd)on’ ©x mid) mit joldjen S*asem äßobon bieUeidft ©elinbe mef)X bexfteljt."

M", ffixad) fie, „mitt’» aufxic^tig fagen,

Sdj fdjäme mid) bex füfjcn ©d)mad)f)eit nid)t. iDtein ©dfäfex toax, mie man in unfxex ©fixadje fpxicfjt, füiein gxöfitei Söunfd), unb id) fein ©tiid unb fein ©ebid)t. Sd> gaB itfrn oft ©elegenfjeit junt Kliffen Unb tljat, al§ moEte midj’S bexbxiefjen;

Sod) in bex Sliat bexbxofj mid)’§ nid)t.

Sd) jüxnte, menn ex jaxtlid) xeb’te,

Unb tjötte boti) gemeint, menn ex gefdfmiegen l)ätte.

©eitert. 10

146

gafeeln unb @rjäl)tungen. SDritteä SSudj

Sei) jc^aXt iljn, baj} et mit Don nidjt§ al§ ßiebe fd^tteB Unb meinen 9ieij in ßiebern übertrieb,

Sm -fperjen aber mat mit’§ lieb.

Sd) lief} ntidj oft bon it)m naäjläfftg überfd)teid)en Unb ftüX) gefdjtoinb unb lief} im 2öeid)en ©efdfidt il)m $ät, ntid) §u erteilen.

©o l)ab’ idj unfd;uIb§boE, bi§ mid) bet ©ob ereilt,

©in aftitlidj 4?etj mit iljm geteilt."

,,©ut", fing bet$äl)rmann an, „gleich) toitb fidf’S offenbaten, 2Ber nutet eud) ben Ätanj mit ©fften ttägt.

©obalb id) meinen $at)n betoegt,

©o toitb er bet, bie nidjt mit tftedft iljn trägt,

9Jtit Ungeftüm Oom ßoßfe fahren.

Äommt, Äinbet, lo turnt, bantit toir’3 fetfn!"

©en Slugenblid riß iljn ©Imite bon ben paaren;

SlEein ©elinbe lie§ iljn fte^n.

i*

ffmts

/cf^in iDtann, bet fidf auf bieletlei berftunb,

©Ijat butct) ben ©rucf in ßonbon funb,

©aß et ein feltne§ Äunftftüd müßte,

Unb lub auf fein erbaut ©erüfte

S)en tunft’gen ©ag bie SSiitger ein;

ßieß einen engen Ätug unb fidj in $ußfer ftedjen.

„Sn biefen Ärug, toat fein SBerfpreäjen,

$ried)’ idj, ^>an§ 9toib , mit Äopf unb SSein Um jeßn Ul)t burdj ben <§al3 l) in ein;

©et Sßreiä für einen ißlaß foE nur ad)t (Stoffen fein."

dtun ging ba§ S3tatt butd) aEe ©affen.

„Sn einen $rug? toa§? taft bet iDtann?

©a§ foE et mit tool)l bleiben laffen.

SOtit einem Söort, getjt nicßt an;

©et biimmfte Äoßf muß ba§ berftetjen;

SlEein adjt ©rofdjen mag’ idf bran.

ßomm SSrubcr, fomm , ben hatten muß idj feßen!"

Äutj, einer riß ben anbetn fort.

£ait? Jlorb.

147

SDent ißöBel folgten fdjon ßaroffen um bte SBette,

SBorin bet Kaufmann unb bet ßotb

2lu§ ©riinben bet 5ßB)t)fif Betoiefen, bafj <f?an§ dtorb

Unmögliäj Staunt in einem Ätuge tjätte.

„©efetjt aud)", manbte ßabt) ein,

„©efeft, bie§ fönnte mögtid) fein,

©o toitb bod) ftetS bet ÜHuge ftagen:

Söie tömmt bet Start benn butd) ben 4?al§ tjineiu?

SDodj unfet ßutfdjer fdjläft gang ein;

Sratjrt gu, ^otjann! iijt toitb Steune fdjtagen."

«fpatB ßonbon fajj nunmehr an bem Beftintmten £)tt llnb fat) ben Ärug etftaunt auf bem SEtjeater fielen. „SBitb nid)t ba§ SBerf Balb Oot ficf) gel)en?"

SJtan mattet, pod)t unb lärmt. Snbeffen fd)Xiif) §an§ Storb ©idj tjeimlidj mit bem ©elbe fort.

SB et mat nunmehr bet größte 2djor gu nennen?

Storb, ober eine tjalBe (Stabt,

S)ie ficf), Bon Steugier Blinb, auf fein ptjantafiifcf) SSIatt Slot feine 23üf)ne btäitgen föttnen?

*

* *

35u lad) ft; bod) toeijjt bu and), baff bu burcf) gtöBte ßift 6o Ieid)t, tootjl leidster nod), gu Ijintergetjen Bift?

SBa§ Brandet motjl ein -£>an§ Storb, Betfeljn gurn SSüdjerfdjmieren, 3Ba§ Braucht er, um bid) 311 B erführen?

©in munbetBate§ SEitelBIatt,

S)a§ ben 33ettug fd)on Bei ficf) ^at:

©r mit! bie gange SBett butd) ©olbtinftur futieten,

SDttrdj einen ©djtuji bid) ftug unb gtüdtid) bemonftrieren, ©ein grünbtidj SBörterBud) erwart btt ba§ ©tubieren,

©r tef)tt otjn’ Umgang bid^ bie Jtunft 31t fonBetfieten,

©r te'fjrt bid) otjne Stint)’ finnteid) fioetifieten,

5Dicfj otjne Soften SBirtfdjaft fügten;

Unb gtüdtid) täjjt bu bid) ba§ SBunbetBate rütjren, ©rftaunft unb eilft unb tauf ft unb lieft

3Ba§ benn? baff bu Betrogen Bift.

Ri«

10

148

gabeln uttb ©rjiifjtuttgen. 5Dritte§ SSudj.

Dn* alte fliiljter mtii tar junge $tritihus,

in Jüngling [tritt mit einem Sitten ©eljr lebtjaft über ein ©ebicfjt.

©er SCIte tjielt’S für fdjön, ber Jüngling aber nidjt Unb tjatte redjt, eS nidfjt für fdjön ju falten.

©r mie§ bent Sitten Stritt für ©djritt [pier halb ba§ Platte, bort ba§ ßeere,

Unb bacfjte nidjt, bafj ber, mit bent er [tritt,

©er Slutor beS ©ebid)te§ märe.

,,2öie", fpradj ber Sitte ganj erljitjt,

,,©ie tabein Slus&rud unb ©ebanlen?

Stein fperr, ©ie finb ju jung, mit einem 911 amt ju jaulen, ©en ffleifj, ©efdjmacf unb Sitter fdjütjt.

©a man ©ie nocfj im Slrnt getragen, fpab’ id) ber Hunft fdjön nadjgebad)t.

Unb furj, toa§ mürben ©ie tüof)l fagen,

Söenn id) bie Scrfe felbft gemacht?"

„$dj", fpradj er, „mürbe, meil ©ie fragen,

3d) mürbe ganj gelaffen fagen,

©afj man, ©efdjmacf unb ©idjtfunft ju entmciljn,

Oft nidjtS metjr brauet, als alt unb ftotj ju fein."

&Iceft,

>|%urd) Uttglüd utcl)r als burd) Serfetjn JP Stertor Sllceft im $anbel fein Vermögen, ßr fafj bereits ber ©djutben tnegen.

Hein greuub erfdjien, il)tn beijufteljn,

©obiel in ßonbon itjrer maren.

©ein ©of)tt allein, nod) in ben 3ünglittgSjal)ren, dßagt’S, feine greiljeit ju er fiel) n.

(Sr magt fid) järtlid) bor Salereit,

©er bem Sllceft baS meifte (Selb geliebt,

Unb bittet mit ben treuften 3äljren,

©ie [djamljaft bon ben SBangen flieljn,

©ent Sater boc£) baS ©tüd ber greif eit ju gemätjren.

5Der alte ®tdjtev uttb ber junge Jtrititu?. Sllceft.

149

„Stein", ^xic£)t SBaler, „mit meinem ^Bitten uidjt. ©ott mid) ein jeber SSöfemidft Um fo biel taufenb ißfunb betrügen?

SBejaiffet ntid) bein SBater nid)t,

©o fall er nie bie greitjeit mieber triegen."

SSeftürmt bon ©d)am, bon 34rtlidj)feit ltnb ißflidjt, Söirft fid) bet ©ofjn 51t feinen $iifjen.

„£) ©ott! ma§ l)ab’ id) tjören muffen!

©dfmäfjt meinen armen Stater nid)t.

Unglüdlid) ift et nur, allein fein 33öfemid)t. ßafst mid) an feiner ©tatt berfctjlieffen;

3cf) metdfe nid)t bon ©uren güffen,

3U§ bi§ id) biefen 28unfd) erreicht!"

SB ater bemutibcrte be§ 2jiingling§ ebte ©riebe,

©ntpfanb bie S)tad)t be§ 2)titteib§ unb ber ßiebe Unb marb mit einemmal ermeidft.

©r f)ob it)it auf mit gitternbem ©tbarmen.

„$d)", forad) er, „f)abe bid) burd) meine Streng* entefjrt; Baff 3ur SSerfölfnung bid) umarmen,

©ein §ers ift beiner SSitte inert,

©em SSater fott be§ ©ol)ne§ megen ©ie ganje ©d)it!b erfaffen fein;

Stttein, mer mirb ba§ anbre ©elb erlegen,

Um beinen Sktter jn befrein?"

©er Jüngling meint.

„fpöt’ an, icf) fjabe biet SSetmögen Unb eine ©od)ter nur, bie lieb’ id) ungemein, gjjr ,§erj ift beiner mert; mittft bu mein ©ibam fein?

©0 fjabe fie nnb meinen ganzen ©egen."

©ie ©cfjöne reid)t bie -grnnb bem ebten Jüngling bar, Unb 0, mie glüdlid) marb bie§ Sßaar!

3tjt aber gingen fie, ber Jüngling unb bie ©d)öne,

Slu§ ber ©efangenfdfaft ben Sßatcr §u befrein.

©rft tritt ber ©ofjn unb nun tritt fie herein.

Stöeldj freubig ©greifen nimmt mid) ein!

3fd) fet)e fie bocf) biefe ©jene

äöift nur gefüllt unb nid)t betrieben fern.

150

gabeln unb Grjätilungen. drittes S3udj.

per giijojftt' |5atljm.

Bott Don fiel) felBft unb bon ber Cljat,

Sie er bottfüljrt, ging CuttiuS entlüdet Sjtt auS ©ijilien, mol)in ifjn ber ©enat 33or einem 3al)r als Cuäftor abgefttjittet;

©r ging gurütt nact) fRotit unb teilte jutit boraitS Sut tarnen fftomS fitt) bic 23elol)nung auS.

„28er ift moljl itjt beS föolfS Verlangen?

2Ben", battjt’ er, „nennt man i|t, als micfj? äßen mirb man jauepenber empfangen,

2llS bi et), o CuttiuS, at§ bittj?

,CaS ift er', ruft man bir entgegen,

,Cer au§ ©ijilien ber Ceurung abgemetjrt,

SDer unS mit einem reichen ©egen 2km ßorn ein ganzes Safjr ernährt.'"

Sn biefen fttjmeidfelnben ©ebanteu

©tieg bei 5jßuteoli ber Cuäftor an baS ßaub,

2öo er ganj unberljofft borneljme Diömer fanb, SDie bamalS gleitt) ben Srunnen tränten.

©ctmett Xie§ er fitt) bor feinen ©öttuern felju Unb fu^te fct)on fein Sob in itjren fDlienen.

„5ft baS nittjt Gicero?" rief einer unter iljnen.

„Sa, ja, er ift’S; o, baS ift ftfiüu!

2öie lange Ijaben mir ftt)on nichts bon 9tom bernommen! Söie ftet)t’S in fftom? 2Benn reiften @ie bon ba?" „SBie", rief er ganj erjürnt, „mie fönnt’ itf) baljer tontmen? Stt) fomm aus ber probinj." „83ietteitt)t auS «Ifrita?" SSerfetjt’ ein anbrer Ijurtig mieber.

Jpier jitterteu bem Cuäftor alte ©lieber.

„9iein, auS ©ijilien tomm’ itt) als Cuäftor mieber." „Sa", futjr nunmeljr ein dritter fort,

„@r tömmt batjer; berlafft cutt) auf mein SOSort!" ttRit biefem iJiufjtu fdflitt) CuttiitS fitt) fort.

*

* *

Cu, ber bit bentft, baff alle bon bir miffen,

Sßon bir it(t alle reben ntiiffen,

©er gehoffte 3htt)m. ©er greunbfdjaftäbienft.

151

Unb bid) tm fersen ftolj erffebft:

33on £aufenben, bie bict) nadf beiner Meinung lernten Unb bid) unb beine SLtjatert nennen,

SBeifj oft laum einer, baff bu lebft.

irr ^mmbfdjaftfrMcuft

^j\ocf) unbelannt nnb ungefrriefen

Sebt t)ter nnb bort ein Sonatfjan,

®er größte £reu’ bent $reunb erioiefen,

Sll§ man bon SSrübern hoffen lann.

2>t)n ju befingert, toä^l’ ict) einen,

Unb, bon ber giacfjtueXt ^od>gefd)ä^t, ßeb’ tJtmtjant unb Ifabe leinen,

SDen man il)m an bie ©eite feist.

©pridft einft in ben noäf fernen Sauren (Sin Ütebner bon ber greunbe 5ßflid)t,

©o benl’ er fein, unb ganzen ©dfaren ßod’ er bie üOfränen in? ©eficf)t.

3u i'fjm, bem treuften greunb auf ©rben, tarn einft 3ßt)ilint, fein anber Set).

„5-reunb", farad) er, „t)ilf mir glüdlict) toerben, ^ct) meiff ein liebeS Söeib für mid).

,,©ie Xjat, toa? bielen ©d)önen fehlet,

©ie tiat »erftanb unb 9ieij unb ©tücf.

Sfjr &era , bon 9teblict)leit befeetet,

©efättt unb ffmctjt in febem SBticl.

,,21d), 2tm>?ant! bu lannft mir bienen,

SDu bift ein angefeljner Dlann.

SSerreif’ unb tjaU’ um 2öiU)elminen g-ür mid) bei i^ren (Htem an.

„Sch toeiB, haft bid) ©efd&äfte galten;

®ocb " „©dftbeig5 1" fiel 21mt)ant t^n ein, „($efcf)äfte lann id) ftetS b er to alten,

Mein nid)t ftetS bir nü^Xid) fein.

152

gaSetn unb Efjä^itungen. SDritteS 59ud).

„3<fj xeife gleich, um bir gu bienen."

©r tfjat’3, et)’ nod) her £ag berftricf).

@r reifte, fafje SBillfelminen

Unb natjnt bie ©djöne felbft für ficf).

frr grnffmüttgr $iutkr.

“tauf offnem 2Seg fjiett einen äßcmberSmann ©in Räuber naf)’ um Sonbon an.

,,9lcC)", fprad) ber arme 28anber§mann,

,,3il) bitt’ ©ucf), lafft mir nur ba§ Seben.

3d) l)ab’ ©ud) ja !ein 2eib§ getlfan

Unb modt’ ©ud) gern, ma§ 3l)r berlangtet, geben:

©>od) feilte f)ab’ icf) nid)t§ bei mir.

3d) gef)’ ifct nad) ber ©tabt, um ba jefm «Pfnnb 3U fjeben,

Unb morgen bin id) mieber f)ier

Unb teile fie mit ©ud), fo maf)r ©ott über mir!"

,,©ut", fing er an, „bu fjaft gefdjmoren; glaube bir’§. ©ef)’ fort! 3d) münfcfje bir biel ©tüd." 3m fitrjen laut ber Söanber§mann gurüd;

,,2ld)", fprad) er mit erfreutem 35lid,

,,©e^t, ma§ id) trmfter fanb! 3f)r f)abt’§ bod) mof)l berloren, Seljn ^Pfunb , unb meljr nod) meid) ein ©tüd!

Unb biefe bring’ id) ©ud) prüd;

©rlafft mir ba§, ma§ id) befcffmoren."

„dtein", l)itb ber tftäuber an, ,,icf) fjabe nicf)t§ berloren. SScljaltet ©iter ©etb, meil 3f)r fo cf)rlidj feib."

*

* *

©0 fiip oft felbft ein ©djelm ben 2Bert ber 9teblid)feit.

# -

iarmit

/prfdjroden laut Qdontin ju feinem fyreuub SDorant. w ,,2ld), liebfter fyreunb, ift bir’§ benn nicEjt belannt? 3d) fann bor 3orn lein ©lieb mefjr rüfjren!

SSebcnfe bie berftuc£)te ßift:

©er großmütige Stäuber. ©orant. ©er Sinne tmb baä ©lücf. J53

ERatt ftrebt nadj bent, ma§ bit am lieb ft en ift:

ERan miE btt bcirte Stau entfilzten.

Sn biefer 91ac£)t nod) foE’§ gefcZeZn.

UnglüdlicZer! ma§ mittft bn macZen?

Saft bod) gefd)tninb ba§ ^au§ bemalten.

EReitt SSlut foE bit gu ©ienften fteZn,

Unb idj miE augenblidlid) geZn,

©en (Satten unb ben fpof berfdjliefjen."

„Stein", fdjrie ©orant, „tüiTXft bn mid) glüdlid) miffett, ©o laf) bie SEZüten offen ftcl)n."

*

* *

SZ* Söeiber, btefe§ Hingt nidjt fdjön!

Sft’§ möglidj, feib iZt an ben plagen ßieblofer ©Zen toirtlicZ fdjulb?

„Sa, nacZ bet ERänner il)ren Etagen ©inb mit butcZ mibrigeS ^Betragen 2ln aEer Dual bet ©Zen fdjulb;

©od) menn halb nadj ben ^od^äeittagen ©ie SQtänner un§ gebietrifdj plagen,

©ie un§ bergöttern, menn fie ftein,

Söie tonnen mit ba lange jartlidj fein?"

SZ* ERänner, biefeS Hingt nid)t fein!

f er Jlrme mti> iuts dülütlt.

/i£in atmet ERann, betfel)n sum ©raben,

SßoEt’ itR ein beffet ©d)idfal Znben Unb tief ba§ ©liid um SSeiftanb an.

©a§ ©lüd etZötte fein Stetlangen.

©r fanb, inbent er grub, jmo ftatle golbne ©langen; SlEein bet ungefdjidte ERann ©aZ fie für alteg EReffing an

Unb gab fiit menig ©elb ben Eteidjtum au§ ben Rauben, SuZr fort unb bat ba§ ©lüd, bocZ nteZt iZnt ättaumenben.

„D ©Zor!" i'ief iZtn bie ©ottZeit gu,

„£öa§ quälft bu mid), bidj 3U beglüdett?

154

gnBelrt imb Grjäfjtungen. ®ritte$ Sud).

2Öer märe glüdlicßer als bu,

Söetttt bu getourt, biiß in bein ®lüd ju fcßiden?"

*

* *

®u ttjiinfd^eft bit mit 3lng[t ein (SIücE Unb tlagft, baß bir nocß !ein§ erfcßtenen. ßtag’ nicßt, tömmt gemiß ein günft’ger 2lugenBlid; SlUein, Bitt’ um 33erftanb, bicß feiner ju Bebienen, SDenn biejeS ift ba§ größte ©lüd.

- -

§tx ^tßtuäßar.

-^JNte größte Sßlage lluger Dßren,

X v (Hn SluSBunb bon Berebten ütßoren,

@tn unentftießlicß Ungemacß,

@in ©cßmaßer, ber ju ollen feiten 9Jtit rebnerijdjem O unb 2lcß 23 ott ben geringsten ßleinigteiten,

23on geitungSangelegenßeiten

Unb, ma§ nod) fcßlintmer mar, nteift Bon fit^ jelBer fpracß, Unb, baß eS ißnt ja nicßt am ©toffe feßlte,

2£a§ er Borßer erjäßlt, gleicß nodj einmal er^äßlte,

Gein jo Berebter «jperr faß einen Baadern 9Jtann,

2)er bentenb fcßmieg, Beräcßtlicß an.

„SDcr -jperr", jifcßt er bem SJtadjBar in bie Dßren,

„$at moßl ba§ Sieben gar Berfcßmoren;

Sfd) ioett’, er ijt ein fftarr unb meiß nicßt, ma§ er tuttC." „5Da§ bäißt’ icß nicßt", jifißt ber tßm mieber in bie Dßreit. „@in 3tarr, mein §err, fcßmcigt niemals ftitt."

Der ungeratene gjaßn.

/j£in S3ater mar, mie Biele Später,

V£p 3Jtit einem toilben ©oßn geßlagt. fJticßtS 2ßöricßte§, nicßtS HüßneS marb geioagt, Soßamt, fein ©oßn, mar allemal ber £ßätcr.

®er ©dfiuii^er. Ser ungeratene ®ot)rt.

155

©et SSater, bet lein 30'iittel fafj,

S3ei giften in bet ©tabt gu bleiben,

<Scf)icEt’ ilfn, um ilfm ben $iitjel ju betttciben,

3toex 3 affte nacff 2lntettfa,

©0 fauet aucf) bie liebe ÜJhtttet faff.

Slllein toa? fjalf?? Soffamt laut totebet,

Hub tuet toat ätget al? Sodann?

©et SSatet unb be? SSatet? S3tiibet Sßefdfloffen enblidf iDtann füt 9)tann,

©aff, tocil et niclft gelfordfen tnolltc,

Sodann bet ©tommel folgen füllte.

©et au?gelaffne ©ofju toatb alfo ein ©ofbat,

Unb bie? toat audf bet befte fRat;

©enn toa? nun aucff bie ßeute fagen,

©ie biefcm ©tanb nidft günftig fiitb,

©0 ioatb bodf mandfet SJluttet Umb S5on einem -fpettn oft fing gefdflagen,

©et ttoti bet ©cffet^e, bie et trug,

fltidft toeifet toat al? bet, ben et betniinftig fdflug.

©odf biefe gucfft toatb and) betgeben? untetnommen, Sodann blieb toilb unb ungeftiint.

©et fpaufitmann licff ben Statet tommen:

„9telfmi guten ©otjn gutüd, idf jielfe nidft? an? ilfm." ©et 2)atet muff ilfn toicbet nehmen.

31un toitb et tootjl ben SSilbfang nicmal? jäfjmcn. ©odf nein, ein dftütel l)alf gefdftoinb,

Unb elf’ biet Söodfen nodf betgingen, äöat fein Soljann ftomm toie ein $inb.

2Bie? ßieff et ilfn in? Sudfdfau? bringen?

$df badfte gat! SÖatunt nidft liebet auf ben Sau?1 gt toufft’ ilfn beffer 31t bejtoitigen, gt gab ifjnt eine böfe Stau.

1 Sau, b. I). geftungäbau, geftungSarbeit (aB fdjmere Strafe).

156

gaSetti unb erjjiUjtunflen. SDritteg S3ud).

g) k fciten gtrljmarjein

T^meen ©djmat^e lebten einft, berbammt 311t ©tlaberet, 2)em fto^en ©panier unb if)t em ©cfjidfal treu.

©ie mären beibe jung, unb Bei beut $reunbfdjaft3triebe ßntpfanbcn fie jugteicf) bie ©tiirte gleicher Siebe.

5Da3 fdjönfte fdjmarse $inb, ba3 noäj ifjr SBatcrlanb 2tie reijenber gefcljn, mar beiber (Begenftanb,

2113 ©ttabin lebte fie bei einem fperrn mit ifjnen,

Unb jeber miinfdjt’ allein it)r ^erj ficf) 31t berbienen Unb trug in jebent Solid ibjr fcin3 befdjeibcn an.

„Sfdj lieb’ eud)", fpract) fie oft, „unb einer fei mein SJtann; Stttein, id) mät)te nidjt, um teinen 31t betrüben;

Slergleidjt eud), unb al3bann mitl id) nur einen lieben."

6 in trauriger Sßergleid), für beibe ftet3 3U fcfjtoer I ®enn jeber liebte fid) bei biefent (Btüd 3U feljr,

2113 bafj er eine SSraut, bie fid; itjm f dienten mottte,

Unb bie er fcl)on gehofft, beut anbern taffen fottte;

Qie3 tarnt er nid)t. 2tttein bei alter Särtlidjteit SSefafj ein jeber audj 31t bict 9icd)tfd)affcnt)cit,

2113 bafj, fotang’ itjn nicfjt fein fyreunb fetbft überreb’te, ßr iljn geträntt unb fie bem greunb eut3ogen t)ätte.

@0 blieb in tanger 3eü, be3 2tu3gang3 ungemijj,

3um Ungtiid jeglicher be3 anbern -gnnberaiä,

Unb ftitt ertrugen fie bie Qual feinbfet’ger Triebe,

2) ie Guat bet ßiferfud)t, ber iftebtidjfcit unb Siebe,

Unb fatjn fied) oft, toenn fie befcljämt einanber fatjn, dttit SEljräncn, bie ba3 ^>au3 fetbft meinen madjten, an, 2Jtit grünen, mie fie ba 3tt>een SSrüber treu bergiefjen,

3) te fid) im Ungtiid fetjti unb feine Rettung miffen.

2tadj oft gefiit)ttcr 9ßein unb unentfdjiebnem ©treit ®er freunbfd)afttid)en Streu’ unb gleicher ,3ärttidjtcit,

Unb at3 fie einft mit it)r betrübt im (Brünen fitjen,

2Birb it)re Siebe 2But. _3u fdjmadj, ficf) 31t befdn'ttjen, Semittigen fie fd)nett ben fdjredtid)ften SSerluft,

Unb jeber fiöjjt ben SDotd) in ber (Beliebten SBritft. ßin ©Habe fat) bon fern bie fdjrcden3botle ©3ene. ßr tarn; fjier tagen fie, umarmten it)re ©d)ötte,

©ie fcetben ©cfjroarjen. ©er fromme ©enernt.

157

SBetDetnten il)ten Sob, fat)n fiel) nod) einmal an 11 nb traten fdjtted an fid) , ma§ fie an ifjr getl)an.

*

* *

S3oit nt and) ex 2djat, bte bie Statut entehrte,

SBax oft ber ©xunb ein eblex Stieb,

Sex in ein Saftet* fid) bexfef)xte,

SSlofj meil ex ungebtlbet blieb.

- -

flrr frommt (tömxal

in ©böttex bex Religion

Unb and) ein gxofjex Spxinj benn txägt nidjt ntandjex

Sljxon

Stod) ©böttex bex Religion?

©bxad) einft mit einem tabfexn ©tetfe Unb iljxem gxofjen $xeunb, nad) fübnex ©böttex SScife, 23on it)x in einem Son, au§ bem ein ©tollet* Iad)t, Sex fein ©efetj exfennt, at§ ba§ ex felbft gemacht.

„üßfinä“, fbxad) bex ©euexal, ,,©ie fxänfen meinen ©tauben Unb motten mix, mix altem SJtann,

Se§ Seben§ Sxoft, ben Sxoft im Sobe xaitben!

2Ba§ t)ab’ id) Sbnen benn getljan?“

„9iid)t§“, xief bex Sfüxft, „St)X feib ein tabfxex Statut,

$l)x feib mein beftex Untextban,

S3i§ auf ben fxommen Slbexgtauben;

9htx ben bexlafft!" „Stein, ben bexlaf;’ id) nid)t.“ „Slud) ba nicht, menn id)’3 ©ud) befehle?“

„Stein, bie§ ift mibex Sbl'e

©ott ift nux fpexx bon meinet* ©eele,

Unb alle dürften finb nicht."

„SDßie abex, menn ich 4?exx bon gutem Seben mäxe?“ „Sie§ finb ©ie“, fbxad) bex ©rei§; ,,id) l)db’ unbex^agt Sn me'hx al§ einex ©d)tad)t füx ©ie, mein güxft, getoagt; Unb ifct mag’ idj’S ©otte§ ©l)te.“

„Shox!" tief ber 5ßxina, „mie, menn nun feinet mäxe? Söie, menn id) bith, baff feinet* ift, belehre?“-—

158

gfnbetn unb ©rjitfjlungen. Sritteg 33ud).

,,©o f)ütt’ id) ßujt, ein SSöfetoidjt ju jein,

Unb toiirbe, toar’ fein ©ott, aud) feinen $önig jdjeun: Unb meiner toürben in bem jpeere ©etoijj nocf) biete taujenb jein.

Sie§, Sßrinä, bie§ fließt au§ Sf)ter ßeljre!"

JUjpfalt intii Jutta.1

mrnjonjt manbt’ SUj^njolt alle» an,

©in reijenb SBeib, getreu bem SJtann,

©in eble§ -jpers pr Söottujt p berjüt)ren.

Sfyn öjjnete jein Ijofjer ©tanb if)r jpau§;

Sittein jie toid) be§ dürften ßiebling au§

Unb tiefj ifjn bie $eracf)tung jjjüren,

Sie ber, toar’3 aud) ein Eßrinj, berbicnt,

SDer jtcf), bie Sttgenb p berjuljren,

Slu§ Stieberträdjtigfeit erfidpt.

2öa§ fann ba§ ßajter nic£)t erpingen, ttöenn bie -jpoljeit unterjtütit!

©ottt’ ber SSrunjt, bie 9Upnjolt§ ^»erj erlpt,

Surd) Unrecht nic£)t, nid)t burcf) ©etoalt gelingen? ©eridjtlid) pf)t er halb be§ 2Beibe§ ©fj’mann ein Unb eilet, dpi ba§ ßeben abpjpredien.

Sittein, toa3 ijt benn jein SSerbredien?

Sjt’§ mef)r nodj, al§ ber SJtann ber jdpnjten ^rau p jein, Sie bon ber 3ßflid)t nicttjt toeid)t, ben ttttann allein p lieben? Sa, Sttjtpjolt jeigt, toer Sanbelt jei;

©r überführet i^n ber ßaub§berräterei Surd) SSric je , bie er nie gejdjrieben,

Unb morgen eilt jein Sobe§tag tjerbei.

©ein ttöeib ioirjt jid) ju 9ilpnjottü $üfjen Unb flagt unb fielet berpeiftung§bott.

Sott) aucl) ba§ Stuge jelbjt, au§ bem itjt Spänen jdpfjen, Sa§ Sld)! ba§ ifp mitleibig ntadjen jott,

1 Über Sramatifierung oben S. 20 ber biograptjifdjen Einleitung.

9Jfjt;nfoIt unb fiucia.

159

(Sin SBIidE, Befeett Bon ©ßetjmut unb Bon ©reue, Unb «jpänbe, bic gerungen ftetjn,

(Srf)it$en nur bes 3iid)tcr§ ©lut auf§ neue.

9tie fatj er ßucien jo fdjön.

(Sr ttagt itjr fein unteufc§e§ Qeuer.

3Serfd)ämte 99tufe, fag’§ nidjt nadj,

2öa§ ein erhabnes Ungeheuer Sn einem frommen äöeibe jprad)!

Um fie burd) itjren 9Xcaun ju rühren, ßäfjt er fie fetbft in feinen Werter führen Unb täfjt fie ba mit if)m allein.

©ie Stampfen mit bem größten ßeiben, ßieb’ unb Skrgioeiftung jpridjt aus beiben.

„£) ©anBett! fott id) bic^ Born ©obe nidjt Befreiu? 9Jtan eilt, bid) fdjredtidj tfinpridjten.

SSergeff id) nidit nod) tjeute meiner tpftidjten,

©o hoirft bu morgen nidjt metjr fein.

Söittft bu bie ©cfjanbe mir Berjeifjtt,

9tun, fo gebeut!" ©ie gittert, metjr ju fagen, Unb brüdt itjn ftarr an itjre SSruft.

(Sr ftagt unb meint in itjre Klagen;

2d)U fd)redt ein boppelter Sßerluft.

„©oll idj ben ©ob, ben peintid)ften, erbutbeu?

Std)! tiebfteS Söeib, id) Bin ju fcfjmad)!

SBefreift bu mid) burd) beine ©d)tnad),

©o finb jmar nid)t beiner ©ugenb ©djutben; Unb bod) £> ©ott, ma§ fott id) nun erbutben?"

©er borgen fömmt, unb ßucia,

©ie ©anBett§ ©ob Bor Stugen fat),

(SrgiBt fid) tljränenb bem Barbaren.

(Sr ftittt bie SSrunft unb Bittet ungefdjeut,

fDtit einer gleichen ©ütigfeit

Stuct) gegen itjn in gufunft fortjufaljren.

„3^t aber", fängt er tädjelnb an,

„3f^t tannft bu beinen tieben ÜJtann

3tad) beinern ©ßunfdj au§ feinem Werter tjolen;

©odj baff er mir nidjt fünftig fdjaben fann,

©o tjab’ idj baS gugteicf) gettjan,

160

gabeln imb grjäfjlurtgen. Sritteä SSudb.

3Ba§ Sieb’ imb ßtugtjeit mir befohlen.

Sei) meifj, bu äürnft belegen nidjt."

©ie ftietjt, mit ©dfam imb mit berlei^ter 3ßftidft,

Se§ 9Jtanne§ fetter aufäufdfliejmn.

Sodj Fimmel! otjne .fpaupt lag er ju ifjren güfjen.

©ie ftetjt erftarrt; fein 2td) erjc^altt,

9Jtan |iet)t auef) feine Sf)rane rinnen,

Se§ ©c^merjenä löbliche ©etoalt fmfjt fie attein auf iftadfe finnen.

©ie fud)t ben #of, too Äarl, it)r Sfürfl, regiert,

Unb f)at ba§ ©tüd, ben dürften ju erreichen.

„äßenn bief)“, ruft fie, „bie ©djntadj ber Sugenb rüf)rt,

©o taff, o $arl, bidj iijt mein glefjn ermeid)en!

ift au fpät, mein ©djutj ju fein.

Sn fannft ntd)ts tf)un, al§ mid) Gtenbe rächen.

S)enn gt^nfolt ftrafe fein SSerbredien!

3d) fdjäme mid), au^ufprcdien. ßie§ biefe ©djrift unb fitste meine 5ftein!"

Start tieft, unb eine fromme S^re gtiefjt boti be§ gelben ütngefidft,

Ser Sugenb unb and) ifjm jur Gtjre.

S^r dürften, meid) ein ßobgebid)t!

Start tieft, unb eine fromme 3äf)re gtiefjt bon be§ gelben 3tngefid)t.

Sodf ift’§ genug, ba§ ßafter ju bem einen?

(Sin Sag mirb angefetjt; ber ßiebting muff erfdjeinen,

Unb gleid) nad) itjnt tritt ßueia fjerein.

„Stennft bu bie<3 SBeib?" fpridjt Start. Gin ptötjtid)e§ Grfdjreden Sterrät ben 23öfemid)t; er räumt ba§ ßafter ein,

Unb it)re ©djaitbe ju bebeden,

2Bitt er mit it)r bermäfjtet fein.

Ser S-ürft täjjt gleicf) ben SSifdjof fommen Unb motjnt ber Srauung fetber bei.

„Sn", fpridft er, „fjaft fie jloar an§ gurdjt bor mir genommen, Sod) bie§ bemeift nid)t beine Srcu’;

©ie jur Vergebung ju bemegen,

35erfd)reib’ it)r alte bein Vermögen!"

Ser Sdjäfer unb bie Sirene.

161

©r tf)Ut’S. ,,©iel)’, Sucia", fing bvauf ber ^ergog an,

„S)u Bift buvcf) ntidj geräd^t; allein auS gleiten ^flicfjten IRätf)’ idj nunmehr aud) beineit tDtann."

Unb er gebot, ben SieBling Ijinguricfjten.

# -

§et §rijiifrr uni» Bie Sirene.1

/jj^in ©djäfer auS ber golbnen geit,

'fcr $n feinem füllen |)irtenftanbe ©ans 9M)e, gattj 3ufi'iebenl;cit,

SLrieU öfters an beS ddeereS ©tranbe,

Unb ioaS er fang, toar Seöljlidfteit.

Sf)n rührten feine ©djäferinnen.

©efiel iljm SDapfjne ja jumeilen Bei bent ©fiiel, ©o fonnte fie bodj nidjtS getoinnen,

511s bafj fie flüdjtig iljm gefiel.

©in feltner $ad, bafj oljne ©djöne ©in junger ©cfjäfer glücflic^ toar! üDocfj feinem Iperjen brofjt ©efaljr.

SÖeld) eine reijenbe ©irene

©djtoimmt bort! .damit toirb er fie getoaljv,

©o füljlt fein ^er^ SieB’ unb ©efaBjr.

©r ftel)t, unb toid nicd)t fielen BleiBeit, ©rftaunt, Blidt auf bie ©ängeritt, äöid aBtoärtS mit ber §erbe treiben Unb treibt nur mefjr anS Ufer f)in.

1 3$ Ijabe mtc§ über biefe unb bie folgenben gabeln unb ©rjäßtungen iit ber SBorrebe, bie idj etjebem ber Sammlung meiner „Söermifdjten Sdjriften" oors gefegt, atfo erliäret: „3dj erfülle hiermit ba3 Serfpredjen, ba3 id) uutängft offent* lieb (in bem 123. Stüct beä ,|>amburgifd;ert ftorrefponbenten1 oom 3nßre 1756), obgleich geswungen getfjan ßabe, unb liefere meinen Sefern ben größten Seit ber , gabeln unb Srsäßtungen1 aus ben 33etuftigungeu nerbeffevt unb an nieten Dr» ten geänbert. SJieUeid^t ift biefe Sttrbeit eine ber unbanfbarften, bie idj jemals unternommen fjabe; fo roie fie mir eine ber unangenetjmften gemefen ift. ®efeßt, märe mir geglücEt, biefe meine erften SSerfudje non ben meifiett gebtern ju rei= nigen: fo ift bod) bie Sübroefenßeit ber geßter in ben Sßetfen beS ©efdimacES mefjr eine 5tot»enbigteit al§ SJerbienft. SDtan tann einer ifioefte burd) Sßerbefferungen tleine Sdjönfjeiten geben; baä ift geroiß. Stber bie §auptfd;önf)eit, bie in ber ganjen ütntage, in ber ungejroungetten ©inridjtung, in ber garbe ber Schreibart fetbft befteßt, roie Eamt biefe einem Stierte erteilet roerben, roenn fie nidjt in feis ner ®eburt mit iljm erseugt roirb, roenn fie nidjt roie bie Seele mit itjrem ßör« per jugleidj ba ift? Saburdj, baß man bem ©efidjte bie gierten entjießt, roirb bie dtiene notf; uießt eiitneßmenb." (©eüert.)

©eitert. 1 1

162

gabeln itnb grjä^hmgeii. drittes SBudj).

«Run irrt attetn, ttjr guten gerben!

©er ©cffafer fjat für eud) itjt feine Seit.

©r flagt burd) ßieber unb ©ebärben ©er ©dfönen feine 3ärtXid^Ieit,

3}erff>rid)t il)r alle feine gerben Unb atte§ ©lüd ber golbnen S^d.

(©ie, mof)I in Üjrer Äunft erfahren,

§ört nid)t§ Bon beut, ma§ er Berff>rid)t,

©dfer^t mit ber ©ee, fmfst an ben paaren,

2tt§ fälfe fie ben ©d)äfer nid)t,

Unb nötigt iljn burd) fd)Iaue 33fide,

©en Antrag if)r nod) oft ju tl)un.

„pf)“, fingt fie, „Bin nid)t mein. iRefitun Beftimmt mein ©lüde; Unb tuenn id) bid) nid)t pdftig nur entjüde,

©o gef)’ unb Bitte ben dteptun."

©r Bat. „iReht“, fftrad) ber ©ott ber 9Reere,

„SÖenn icf) bie SSittc bir gemäf)rc,

©ernähr’ id) bir bein llnglüd nur.“

©er ©d)äfer fd)Ieid)t Betrübt nad) feiner -fpütte;

9tun Iad)t iB)m toeiter feine pur.

©o oft Steptun am ©tranbe ftd)r,

©o mieberf)ott’ er feine SSitte.

„iRebtun! ©o fott ba§ fDteer bie trefflid)fte ©eftalt,

©ie utid) entjüdt, in feinen ©dfof) Begraben'?“

„iRcin“, rief ber ©ott, „bu fottft fie I)aBen;

©enn btt Berlangft fie mit ©etualt."

2öie f)urtig fdjmatniit nunmehr bie ©d)öne ©ent Ufer gu! 2Bie fd)ön fang fie, mie jauBerifd)!

©r rcid)t’ it)r feine £>anb. „Somm, göttfidje ©irene!“ ©od) meid) ©ntfetjeu! ©eine ©d)öne,

©eitt ßieüüitg, mar IjalB fölenfd), I)aIB pfd).

9Rit Rittern flol) ©amöt Born SReere Unb gab nad)f)er ber pur fefjr oft bie ßeljre,

©aff nufer licbfter SBunfd) oft groffe ©f)ort)cit märe.

SDie Sielten.

163

Dt? gtmu.

Jn einem 33tenenftocE entmann fid) ehtft ein ©treit Ser bürgertidjen (Sitetfcit; i'cit einem äöort, ein ©treit ber (St) re,

SBer ebter unb nnebter märe.

„£)!" rief bie ftacf)Iicf)te Partei,

„2öa§ Brancfjt man lange nod) 51t fragen,

Söer Beffer ober fcf)Ied)tcr fei?

SBir, bie mir in ben martnen Sagen Sie ^öSi^en1 in bie fetten tragen Unb ftet§ mit ßunft Beschäftigt finb,

Safj unfer 9ioft bon <£mnig rinnt:

SBer fiet)t nicht, baff mir bie Beffern finb?

2öa§ braucht man atfo nod) ju fragen?"

,,©o?" fielen tjier bie anbern ein,

„Söo mirb benn euer -fponig fein,

SBofern mir nid)t ba§ SBaffer fünfttidj tragen?

Safi euer ©tacket un§ geBricfjt,

SieS fchabet unferm SÖerte nicht;

®enug, baff mir ba§ 2lmt getreu bermatten,

SBojU ber ©taat un§ für gefdjidt gehalten.

©0 niebrig unfre üßftidft eud) fdfeint,

©0 füll eud) bocf) ber 9tu§gang teuren,

Saf) mir mit eud) sugteid) bereiut 3ur ganzen 9te)mf)Ii! gehören.

©ie trugen brauf fein döaffer tne'lje.

3tun mußten bie, bie h°n^3 madjten, ffrticfjn ober in ber Srut berfdjmadjten,

Unb biete Seftm mürben teer.

Ser Äöeifer2 rief barauf ben Oteft ber Untertanen, 11m fie jur (Sintrad)t 31t ermahnen.

„Ser Unterfchteb in eurer ipftidjt (Srjeugt", farad) er, „ben Süorjug nid)t.

9cur bie bent ©taat am treuften bienen,

Sie§ finb attein bie beffern SBieneit."

■~>+<h

1 £ö3cT;en feigen bie äBacp&Iättdjeit au ben .sjiiitcvfiijjeu bei' Sienen.

2 2Bei[er, SBieneitüSitig; uoißtitmtidj für „SBelfel", SBienenföntgiu.

11*

164

gabeln unb erklungen. SDrttteg 33n$.

gier gjeli» uni> imr gteutluterijt

/jtin £>elb, ber ficf) burdj mandje ©djladjt,

©urdj mandj öer^eerteg ßanb beg ßorBeerg Vuert gemalt, ffdolj einfteng naclj berloruer ©djladjt »ermunbet in ben Söalb, ben geinben ju entfommen,

©taf einen ©remiteu an

Unb marb bou biefem frommen Scann

gUeBft feinem Seutlnedjt aufgenommen;

©od) Beiher ©ob mar nalj’.

„21dj!" fing ber Seutlnedjt an, „SBerb’ id) benu aucfj in Fimmel lornmen?

^d> IjaBe leiber nidjtg getljan,

3H3 meine§ §erru fein Siel) getreu in ad)t genommen.

$dj armer unb unmürb’ger Stann!

Sittein, mein §err, ber muff in fMmmcI lommen;

©enn er, ad), er Ijat bi et getljan!

©r Ijat brei Könige Belrieget,

$n fieBen ©djlacljten ftetö gefieget

Unb ©adjen auSgefüBjrt, bie man iaurn glauben fann."

©er ©remit fal) brauf ben gelben Uäglidj an:

„SÖarum IjaBt 31)r beim alleg bieg getljan?"

„äßamrn? 3u meineg Sarneng ©Ijren,

Um meine ßänber ju bermeljrcn,

Um, mag id) Bin, ein £>elb 5U Iein-"

„D", fiel ber ©re mit iljnt ein,

„©egmegen mufftet 31jr fo biele§ »lut bergiefjen?

3fdj Bitt’ ©udj, lafjt’g ©udj nidjt berbrieffen,

3d) fag’ eg ©ucfj auf mein ©etoiffen:

©er Seutlnedjt al§ ein fdjledjter1 Staun fpat mirtlidj nteljr alg $l)r getljan."

Sd&ledjt iit älterer Söebeutung, b. t). fd^lidjt, cinfadj

®er £elb unb ber SReutInec$t. ®er Rrtabc unb bie SWücJeit. Iß5

fie ferdje mti> tu $tßdjttpll.

llnb freute fid), tvemt burd) hr fc^metternb Sieb Sic Serdje minber Üuuft Verriet.

„£)", fprod) fie, „tvenn idj bod) ein Sieb (Sjleit^ feinen tio^en Siebern fange!"

Unb fang, inbent fie biefe§ foradj,

Sem 9tac£)bar eiferfüdjtig nad),

Verliebte fid) in feine fremben ©an ge Unb quälte fid), ben angebornen Son Surdj ben erlernten ju Verbringen,

Unb trug nad) Vieler dftüt)’ juleid ba§ ©lüd baVon, ßanarifd) fef)tert)aft ju fingen.

„£)", hrad) bie dtadftigatt, bie lang’ hr juge^ört,

„2Sie finnreid) bift bu nidft, mein Ob)r unb bein§ 3U quälen ! Sid) t)atte bie dtatur Vortrefflich fein gelehrt,

Unb fiel)’, nun lehrt ber .g^ang fehbert/'

* *

©hin fd) reibt niebrig unb fdjieibt fdfön; ßleantt) fd)reibt l)od). ©hin münfdjt it)m p gleichen.

SÖie teuer tömrnt hm 3U ftelfn!

©r fncht JHeantt)en ju erreichen

Unb äfft ifm nah unb muff hm tveidjen

Unb fdfreibt unb beult für leinen dJtenfhen fd)ön.

#fü—

fl fr fimht' mit Me fltitdteu.

^Timern Später geht in§ ©olj, ttrie ih gemeldet Ijabe", n itl ©0 fagte griij, ein Heiner muntrer fnabe,

Unb hü^ft’, inbent er biefe§ fpradj,

2Son feinem gugenbgtücc gerü^ret,

2)on feinem 2ßl)))Iaj angefü^ret,

Sem Später fdion bon meitem nah-

Haum trat er in ben SSufh, al3 hn ^ier eine dttüde,

Sort tvieber eine dltüde ftacf).

166

gctbeln utib ffivjä^Umgeti. ®ritteä SOud).

©r fdjalt uub lief ein gutc§ ©tüde,

Scut Böfen ©cfjmarnte jtt entfliegt;

Sldciu, je titelt er lief, je mehr berfolgt’ er if)rt.

,,©ut", fpradj er, „ftecfjt nur immer füljn,

$d) toitt nicht umfouft beteuern,

3’Ijr finbet f)ier Ijeut’ euer ©raü."

Erbittert bridjt er Stuten ab Hub tctmbft mit feinen Ungeheuern;

Sntcin, fie fanben nid)t Ufr ©rab,

Hub ftadjen fie jttbor au§ bloßer Suft, ju ftedjen,

©o ftadjen fie nunmehr, um fidj ju rddjen.

SBermunbct im ©efidjt, auf beiben Cpänben rot, gilt Sriij bem SSater ju unb flagt ihm feine Slot.

„D, fehlt ©ie nur, ba§ nenn’ id) ftedjen!

3fd) hab’g halb fo, halb fo berfucfjt.

3d) tief, ich fcf)Iug, unb bodj half tneber ©djtag nod) SUtdjt." „$ritj", hui> ber Später an, „bu h^ffS nicht red)t berfudjt. ©eh’ ruhig fort, fo tarnt id) bir berfpredjeit,

©ie toerben tneniger, al§ toenit bu fcfilägft, bid) ftedjen.

©in Heiner $einb, bie§ lerne fein,

Sßitt burdj ©ebulb ermübet fein;

llitb trittft bu einft gleidj mir itt§ grofje ßebett ein

Unb ioirft um bid) biel Heine fyeinb’ erbliden,

©o achte nidjt auf ihre Süden!

Verfölge beinen 3Beg getroft unb beide fein 9lti bie ©efd)id)te mit beit SÜtüden."

$ ir Pndjtcl mtb brr Hänfling

T>ur SBadjtel, mcldje ber ©efaljr ,3 2)e§ ©arn§ mit Slot entgangen mar, ßiefj fiel) ber ftolje Hänfling nieber.

„SJtid) bauert", fpradj er, „beiit ©efieber.

fage, mie immer taut,

3)afj man bir beinc Freiheit nahm?"

„SJtidj", tyrad) fie, „lodte jene ffflttr, llttb id), ju lüftern bou Statur,

SDie 3Bac§teI imb ber Hänfling. $cr §od;jeittng.

1G7

fytog ^in, uub tiefer int ©etreibc fpört’ id) ben San ber Sieb’ imb fjreube.

Sä) lief; taum naht’ id) ittid) bem Sott,

©o tjcitte mich ba§ Stet) aud) fdfou."

„Sa§ Stet)", fpracf) biefer, „nid)t 31t fel)n? Sir glattergeift ift red)t gefd)et)n.

9Tcan muff, teilt man ein ©litef genießen,

Sie Freiheit 31t beraubten teiffen.

Unb teenn id) nod) fo liiftern teär’ ,

©in Sletj, ba§ fängt mid) nimmermehr!"

©r fliegt unb ruft nod): „Stiert’ bir!" ■fiurj brauf fietjt fie ben Sreunb , ber itjr Sctt teeifen Unterrid)t gegeben,

Stuf einer SSogcIrute !leben.

„©brich", rief fie, „teie immer laut,

Sah man bir beine Freiheit nahm?"

„Sie greunbin", fprad) er, „ging mir nat)’, Sie id) in biefem Sauer fat).

©ie rief, unb burch ba§ (Stiid beteogen,

Um fie ju fein, tarn ich geflogen;

Sinn teeijs id) nid)t, burd) teetdje ßift Stein $ufj 1)in angefeffett ift!"

„Sie Stute", farad) fie, „nidjt 3U fehlt?

Sir gtattergeift ift red)t gefdtjehn.

SJtan muff, teilt man ein ©tiict geniefjen,

Sie Freiheit 3U behaupten teiffen.

Siun lerne, teenn bict)’g nicht berbrieft,

2Bie nah’ t>er bem ©idjern ift!"

in* Dnftjjnttitg.

^tr\om Sater feiner Sraut erhielt ij$hdet ba§ ©UM, W SJtit ©htbien fid) enbtich 3U bermählen Unb fetbft ben Sag mit ihr 3U wählen;

SBe'td) ein bergniigter Stugenblid

168

^atetn irnb ®tja|tungen. drittes S3uc§.

Qür ein ißaar fef)nfud)t§BoEe (Seelen!

©ie fe^n fic^ fd)mad)tenb an unb tnäljlen.

„31)r ^Ünber", fuljx bet- Stater fort,

„Söottt if)r mir altem üftann nod) eine Sieb’ ertoeifen,

©o fatfrt (id) Bin 31t fd)toad), fonft toürb’ id) mit eud) reifen) 2!uf§ Dorf unb lafst eud) an bem Drt Unb Bon be§ $riefter§ fpanb, ber mir mein ©lüd im ßeBen, SJtein felig ©Ij’toeiB gaB, ganj ftitC pfautmengeBen!"

iß^ilet reift auf be§ 3Sater§ Söort fDUt feiner SBraut an ben Beftimmten Drt.

©eit geftern toar er nun mit ©tjlBien BerBunben Unb tarn üjt gleid) au§ einem SBIumenftüd 9Jtit ifjr unb einem $ran3, Bon il)rer fpanb geiounben, ©ntjiidt Bon ßieB’ unb ßenj in fein ©emad) juriid,

Unb feber Euf] unb feber SBlid äkrmeljrte fein unb feiner ©d)önen ©lüd.

Sn fdjerjenber SSertraulidfleit Unb an bem Difd), auf bem ein 5f]aar ipifioleit liegen,

Die er Bont ©ctjufj nod) geftern felBft Befreit,

©tet)t er mit ifir allein, unb trunten Bor Vergnügen ©rgreift er ein§. „9tun", fängt er fdjerjtiaft an,

„dtunmeljr Bereut bie Keinen ©raufandciten!

SöieBiel IjaBt 31) r mir beren angetan!

SBefinnt 31) r (Sud) nod) auf bie Seiten,

Da id) umfonft _ au ©iter fünfter tarn?

Da 3^r mir Ürmften ©terBt, SJtabam,

Silit aller ©urer 5?unft, bie .^erjen 3U Befinden,

SJtit ©uern 3auBerifd)en SBIiden,

SJtit ©uerm fpaar, fo fefttid) fc£)ön ift!"

,,©d)icfj’ I)cr", ffmd)t fie mit lädfelnben ©eBerben,

,,©d)ie^’ l)er, toenu bu fo graufam Bift!"

©r fdjiefft. 9ldj ©ott! unb fie fällt tot 3ur ©rben.

Unb ü>er Befd)reiBt tool)l feine ipein?

Dod) aud) im größten ©ci)mcr3 nod) fein,

Stuft er ben Diener laut herein

Unb fdjliefjt bie Dljüre 31t. „2öcr lub mir bie ißiftolen?" ,,3d) tliat’S, toeil mir’3 3ur Steife nötig fd)ien."

Sie Elfter unb ber Sperling.

169

,,$d) tjabe bir’S bod) nid)t Befohlen?“

„9tein Iperr!" Unb gleid) erfdjofj et djn.

©>ann fd)rieb et biefen SStief : $d), bet bot toenig ©tunben ©id) als ben glüdtid)ften btt, Slater, borgefteltt,

SSin nacf) bent größten (Slüd, ba§ je ein SJtenfd) empfunben, 3fet bet Unfeligfte bet SGBett.

D! bütfteft bu bod) niemals toiffen,

Söie elenb id) unb bu getuotben finb!

(Setötet bon mit felbft, liegt fie bot meinen fSmjjen,

SJtein göttlid) Söeib, bein tiebfteS ^inb!

9Jtein ©ienet, beffen ©d)ulb mid) um itjr Sehen Brachte, Siegt fd)on burd) gleichen ©d)ufj gefällt;

Sd) aber, ber id) mid) mit 2lbfd)eu nur Betrachte,

SöaS fottt’ id) länget auf bet 2Mt?

9Zein, beinet ©odjter ©ob fott gleid) bet meine täd)en. Sßenn’S möglich ift, o! fo betflud)’ nid)t iljren 51tann!

2fd) Bete nod) für bid), toenn mit bie 2tugen Btedjen,

©er id) für mid) nid)t Beten lann

Sftan traf itjn neben il)r butd)§ ©d)ioert getötet an.

pu Elfter uui> tmr pinlmg,

fltin ©fierting lief) fid)’§ auf ben ©töden w ©e§ SGeinbetgS ted)t bortrefftid) fd)medeu Unb fd)Iudte füll bie Beften SBeeten ein.

©ie giftet fat)’3 mit fd)eetem SUide Unb molXte bon be§ ©berlingS ©lüde 9tid)t blofj ein ferner Senge fröt- ©ie tjüpfte 31t ben botlen ©rauben.

„3Bie? barf id) meinen klugen glauben?

©, melier Slotrat! Sa, gemifi,

@0 reif, fperr ©petting, unb fo fitfj (©enn ©ie berftel)n fid) auf bie ©rauben) Söat, toa§ nun and) bet Söin^et fpricfjt,

©et Söein feit bieten Satiren nid)t."

©et SSin^er t)ört bet giftet Sobgebid)t Unb jlningt bie (Säfte fortjufliegeu.

170

ft-a&eln ititb ßrjätjtungen. dritte? Sitd).

„£)", fprcicC; bet Sperling, „meldj Vergnügen ©ntgieljft btt mit, btt ©cljmätjetin! äöittft bu bet gtudjt in Sul)’ genießen,

©o muff nidjt bet gärige SBeinBerg miffen.

©ieljft bu benn ntc'Cjt , lute ftUX idj Bin?

SDtum fdjmeig’ itnb !omtn, ben Serg ttoef) einmal burdjgu=

ftreifen."

©ie tljut’y uub frijjt mit il)tn gang ftill.

„(£in eingig äßort, fpett ©pat(, id) fann ttid)t begreifen, äöatum mit’s itjt nidjt fdjmedcn tut 11;

Sie Stauben fhtb ja reif. Sodj ftill !

Ser äßinget läfjt fiel) miebet Ijöten.

Stunt meifjt bu, tua§ ic£» machen mitt?

3dj neunte bon ben Blauen Seeren

ÜJlit eine Staube mit, fie ruljig gu betgeljien.

$omm mit mit unter jenen Saum."

©ie nimmt bie SrauBe mit, unb faum Gtteicljte fie ben fidjern Saum,

©o fd)tie fie laut: „£) Sperling, meld)e ftteube!

S3ie glüdlidj finb mit alle Beibe!

3n 2ßal)tl)ett, glüdlicl) Big gum Seibe."

©o fdjrie fie uodj, al§ fdjon ein ©djmarm Bon elftem £am Unb ba§ geptiefne ©litd ttjr naf)in.

*

* *

Sn, bet fein ©lüd bet gangen äßelt entbedt,

£) ©cpmäljet ! lern’ ein ©nt genießen,

Sa§, meil menig Seiber miffen,

Un§ fidjtet BleiBt unb filmet fdpnedt!

frr QSdjtumttsmrrUr.

1V\it f et) t gel)eimni§b ollen Sinnen

Sfitt ©trepl)on in $tifpincn§ pau§, ©tubiert Beim ©intritt Balb 5?rifpinen Unb Balb bie ©einen fedmättS au§.

SDer SeljeimniiStioHe. SHe £ei'df;e.

171

Stau Bringt ben ©tul)t; bod) nur mit Sengen SSerBittet er bie fpöftidfleit.

@r fteljt nnb fdjtoeigt, unb jagt bttrd) ©djtoeigcn ©ie midjtigfte ScgeBenlfeit.

„Stein $err, l)at fiel) ma§ ^ngetvagen?

D reben ©ie! 2öir finb allein.

2öa§ giüt’3?" Umfonft finb alle fragen:

©r mieberljolt fein mtyftifd) Sein.

£) lern’ bod), unüorfid)t’ge $ugenb,

©ie laut Bon alten ©adjen fdjreit,

Sou ©trefdfon bie Berühmte ©ugenb,

©ie ©ugenb ber 33el)utf amleit!

Sadfbem er ben $rifpin Befdfmoren,

©a§ gu berfdjtoeigen, ma§ er fagt,

©o jifdjelt er iljnt in bie ©Ijren:

„©er $önig fuljr iijt auf bie ^agb."

gib gbrdje.

^5%ic Serdje, bie ju ©amon§ Sreuben Jy Srei im ©emad) iljr Sieb oft fang Unb ungetool)ut, ben SBiberljalt 31t leiben, ©er au§ beut naljen Zimmer brang,

Stit befto ftärlrcr Stimme fang,

©aff itjt beut ©Riegel gegenüber Unb fang unb fal) il)r eignet Silb Unb floff, mit (Hferfucfft erfüllt,

Son fefimetternben ©efängen über Unb Bilbete 31t iljrer Ißein Stit iljrem eignen 2Biberfd)ein ©id) einen SeBenBulfler ein.

Sod) oft erljoljte fte bie ©Umnte;

Stilein umfonft mar $unft unb Stül)’,

©tet§ fang ber Sßiberljalt mie fie.

©ie fdjoff barauf mit el)rfud)t§boltem ©rimrne Stuf iljrcu SeBeuBuljler 311,

172

f’fCi&efrt unb ©rjäljturtnen. ®rttte3 Sitcf).

©en il)r ber ©Riegel borgelogen,

Unb ftaxt) , fid) felBft JU feljr gezogen,

Saft fo, 9iul)mfüd)tiger, toie bu,

©urcff ©itelleit unb burcf) ein 9Ucf)t§ Betrogen.

14fr—

ft t teitatt fältmiuer.

^Stoeen Söanbrer üBerfiel bie Dtacfft.

/3 „£) Spelten, nimm bid) ja in ad)t",

©pracff ^unj, bon ©Freden eingenommen, „©amit mir nidjt bom Söege Jommen!

©ort läfjt fiel) fdfon ein Srrlidjt feljn.

Utur baff mir un§ nidjt felüer Blenben Unb un§ nad) biefent ßicfjte menbcn;

©onft ift um ben Sßeg gefdjeljn!"

„©djott gut!" rief Selten, „eile nur'

©ocf), SSruber, menn id) bie fftatur,

Unb mag ein Srrlidjt fagcn motlte, fftur einmal redjt berfteBjeu füllte!

©tubierte nennen bie ©unft,

©ie au§ ben Sümpfen aufgeftiegen.

$dj meifj uid)t, oB bie Seute lügen;

©entt oft ift ßiigen if>re ßunft."

,,©prid), Selten, oB bu tBjöridjt Bift;

©u meifft nicf)t, mag ein Srrlidjt ift?

£), bürft’ idj’g nur Bei fRadjtjeit mageu,

Sd) moUte bir’g moljl anberg fagen!

Sft’g mal)r, baff bu fein Srrlidjt fcnnft,

Unb Bift fdjon nal)’ an breiig Satire?

©in Srrlidjt, baff utid) ©ott Bemaljre!

©in Srrlidjt, ba§ ift ein ©efpenft.

,,©eu ©radfen B)aft bu bodf gefehlt,

©er, mie ju ©tepljeng geit gefdjeljn,

Sei Uleinborf1 im 3}orüBerjtel)en ©etreib’ unb ßälBer auggefpieen?

Öfterä torfommettber Ortsname, §ier tdo^I tein Beftimmter Drt.

Sie beiben SBanbrer.

173

2Da§, toa§ ber ©rad)’ im großen Ijeijjt,

Stenn’ ich ba§ Srrlid)t gern im fleinen;

SDenn ba fie nur bei Stacht erfcheinen,

©o finb fie mobil fein guter (Seift."

„Stein, Hunj, nein fag’ id|! nimmermehr!

©in ^rrmifcf) ift fein mütenb §eer.

Sei), ot)ne, ^unj , bidj bumm ju nennen,

SJtufj bie ©efpenfter beffer fennen.

©in iRübejahl, ein fold)e§ gier,

9ll§ äu ©etjofen1 ebfebeffen SDie ßüc£)’ im ©belljof befeffen,

SDieS finb ©efpenfter, glaube mir!

„©in Srrmifti) muff mast anber§ fein."

„Söie, Siebten , uennft bu biefen ©d)ein?"

St. ,,Sd) nenn’ ihn ^rrmifcf)." „Sft’S erhöret? SBer hat bicb) micber ba§ gelehret?

©in Srrlidjt heifjt’g, fein i^rrmifcf) nid;t;

©o fpricl)t man ja mein ßebetage."

3S. „©o fpräche man? Stein, üung, ich fage,

25afi alle Söelt ein Srrmifd) fprid)t."

„©dpoeig’, Sielten, ba§ Hingt lügenhaft.

Sch W auf ^ei; Söanberfdjaft Uub, SBruber, ohne biel jn fchmören,

Ston SJteiftern Srrtid)t nennen hören."

©o ftritten fie noch lange 3 eit,

Sht um bie ©ad)’, itjt um ben Stauten,

33i§ fie gule^t bom Söege famen;

Uub fd)intpfenb fdjloffen fie ben ©treit.

*

* *

©o ftreiten unftubierte Stellen Um ©adfen, bie fie nicht berftehn,

Unb enbigen ben ©treit mit ©dj eiten.

S)ie ©horen tollten erft ju ben gelehrten Stetten Unb ßun^en in bie ©cfjule gehn!

Sie ftreiten bialeftifch fd)ön Unb ohne SÖortfrieg, ohne ©dielten

i S. oben, <3. 172.

174

fabeln unb ffirjäfjtuttgeu. dritte? 3?ud).

Um Singe, bie fie gan^ berftehn,

Unb fehlen if)re§ 2Bege§ feiten, äöeil fie ben Söeg bei- ©ernten gehn; Senn ba läfct fid) fein $rrlid)t fef)n.

- -

f (SUfidi mtD Die

/Cin ft toottten Sieb’ unb ©lüd fid) fidftbar überführen, 2ßer ftärfer fei, be§ dttenfdfeu fperj p rühren;

Unb ©emnon, mie bie ©ctg’ erzählt,

©in dftann, ber oft ba3 ©lüd um feine ©unft gequält, ©in dftann in feinen beften fahren, äßarb , um an ihm ju erfahren,

Stont ©liid unb bon ber Sieb’ ermählt.

Sa§ ©liid bot alle§ auf, ma§ je ber SJlenfdj gefdjäijt. 2Ba§ feine ©inne rührt, ma§ je fein §erj ergebt,

SBoburd) ber ©tolj fid) he^i unb Jur SSetounbrung eilet, Söarb bon ber fpanb be§ ©Iüd§ bem ©emnon itjt erteilet, ©r fah fid) reid), unb ÜJiarmor fcfjloU il;n ein,

©ein 3 immer fd)ieu ber fffreuben Shr°n 5U fein;

Unb täglid) mudj§ bie ißradjt ber fd)on gefäjmücften äöänbc 5tod) burd) ber Zünftler finge .'pänbe;

Unb täglid) mudj§ im ©beifefaal Ser ©Rüffeln unb ber Siener 3aI)I, fDüt ihnen ber SSeiounbrer Stenge Unb ber Klienten Sobgefänge.

SBalb fiel ein reid)e§ ©rb’ an ihn,

2tu ba§ er nicht gebad)t; faunt mar il)m bie§ berliehtt,

©o 30g ba§ ©lüd bitrd) feine fünfte ©djoit in ben reidfften ßotterien $ür feinen f^reunb bie «Ipaulptgeminfte.

©o marb ein neuer ©djatj ihm täglicf) fuub gemadjt,

SSalb ma§ fein jhij1, halb ma§ fein ©cf)iff gebracht,

Unb fo biel ©unft au§ feines ©XiicfeS «giäubeu Sßlieb alle bpvactjt ju menig 31t berfchmenben.

flu};, b. I). ®efi(jauteil au einem Sergmevl. aSia^vfcpeinlicT) ein flanUfdpeS

®aä ©UicE unb bie Siebe.

175

©t fcfjtief, betaufctjt Don greuben, ein,

©taub auf, ben greuben fiel) ju toeitjn.

©ein äßiitf toat bet Sßevefjtet äßitte,

Unb jebet Sag ein geft be§ ©tüife§ unb bet f^ütte.

„äßet jmeifett", fbtadj ba§ ©tüif, „bafj mit bet fRut;m

gebüljtt?

Sft ©emnon nidjt unenbtictj fetjt getütjft?"

„älieEeictjt", Deefetjt’ batauf bie Siebe,

,,9iütjt’ icfj fein .fpetj bittet) ftätftc Stiebe.

©t foE ©etinen fefjn; ifjt unfcfjutbOoEet 93licf 23efiegt DieEeictjt bicb) , inädjtig’S ©IM!"

©t fatj nunme|t bie göttliche ©etine. gtjn tüb)tt bet äteig bet ebten 5)tiene,

So et) metjt, at§ iljt betebt ©cficfjt,

Sa§ -jperj, ba§ au§ ©etinen fjmctjt.

©ctjon fetjeint bet ©tanj bon feinen ©cfjätjen,

©djon fein Sßalaft, fetjon gteunb unb äßeiit,

©ctjon bie 9Jtufif it)n minbet 31t ergeben.

„2ßie gtücftidj, lo dt’ ifjt ^»etj etft mein, äßie gliicftidj luiitb’ icfj bann nietjt fein!

£) Siebe! tetjte mid), bie§ -fperj mit ju betbicueit Unb ffn'idj: toobutdj befieg’ idj etnft ©etinen?"

,,©ei", ffmdjt fie, „fein Sletfcfjloenbef metjt,

©ib ©cfjmeicfjtetn lueitet fein ©etjöt"

©cfjon ift et fein Sktfdjioenbet metjt,

©djon gibt et ©djmeictjtern fein ©etjöt.

,,©uct)’ beine Suft in ftiEetn gveuben,

©ei gütig, liebteidj unb befdjeiben,

Unb liebe nidjt bein ©tiid ju fetjt."

©ct)on fucfjte ©emnon ftitt’te greuben,

©djon matb et liebteidj unb befdjeiben;

©etine ftotj itjn fdjon nidjt metjt,

©etine gab ifjnt fetjon ©etjöt Unb toatb bie ©cete feinet gteubeu.

„Sie Siebe", fptadj ba§ ©tücf, „fdjeiitt ©emnon botjusietju ; 9lEein metjt at§ 3U batb fott et ©etinen flietjn.

©obiet idj itjm gefdjenft, foöiel fei itjm entriffen! äßitb itjm bie Siebe motjt bet ätrmut Qual betfiifjen?"

176

ga6etn unb ©rjälitungen. ®ritteä S3ud).

5Da§ (SXücE B erlief* ifjn btauf, unb ©emnon§ ©ut Berfdjtoanb. ßein SSergtoerf fjaff ifjm met)r, fein ©cfjiff fatn ntefir an§

ßanb;

©ein üteidjtum toarb bet ßifi unb bet ©etoaft jur SSeute, Unb nid)t§ Blieb ü)rn Bon bem, toa§ jonft jein .fperj erfreute, 9ticf)t§ af§ fein treue§ SBeiB; im toibrigften ©efcfjitt ©ein SSeiftanb unb auf ftet§ fein ©fütt.

©itrcf) Sleifj entriffen fie fici) ber ©efafjr §u batBen,

Unb ftofj genoffen fie, toa§ fie burcf; gfeij* ertoatBen. Umfonft Berfpratt) ba§ ©fütt, if)n bop^eXt 3U erfreun,

Söenn er ber ßieü’ entfagen toottte.

„Stein", rief er, „toenn icf) audj ein $töfu§ toetben jottte, ©ing’ icf) bocf) nie bein SfnerBieten ein.

5Die ßieBe fäfjt midj toeifer fein,

Slf§ baf* icf) bidj mir toieber toünfcfjen toottte.

©erine, fomm! SJtein §er§ BleiBt bein;

SM Beffer, otjne ©lütt, al§ oljne ßieBe fein."

„Sa, ©ernnon, ja, mein .jperj ift bein;

SM Beffer, ofjne ©lütt, af§ offne ßieBe fein."

^ßZaum. tjatte nodj be§ ©djneiberS ^anb JjX ©in Bunte§ fonttfcf)e§ ©etoanb SDem muntern Slffen umgefjangen,

©o gaB fein Stott ifjm ba§ Sterfangen,

©icf) in bent ©piegel ju Befefjn.

„Sn Söafjrfjeit", fpradj er, „icf) Bin fdjön!

©oBief icf) mir gcfdjmeidjeft f;aBe,

©o fann bem jungen -jperrn ber Siott nittjt Beffer ftefjn. ßomtn", rief er, „ffeiner ©bcffnaüe,

Söir müffen un3 jugfeicf) im ©flieget feXjn."

©r fant. SD er Slff’ erfdjtaf, Berjerrte ba§ ©eficXjt,

©tief* an ben jput unb rüttte bie Sßerütte,

Unb bott) gfitt) er bem Sunfer nidjt.

SD er ©piegef toarf, toa§ er empfing, jurütfe,

©in uärrifcf) fjaaridjteS ©efidjt Sn einer ftruppidjten Sßerütte.

$er Slffe. ®ie 2Bitir>e.

Ser gunfer lacpt. „5ßfui", pub bei- 2lff erbittert an, „5ßfui, ©Riegel, tote btt liigft! toa§ pab’ icp btt getpan?' Ser ©piegel läuft baiauf bon feinem -jpaucpeu an Unb jeigt ipt feinen 2lffen toeiter.

„Sa§ bacpt’ icp", tief ei fepr erfreut,

„Sie ©cpulb liegt niept an meiner £)äplicpfeit;

Sieht, junger -gtetr, ber ©piegel toar niept peiter!"

©cpon eilte gunfer grip mit ber Sßegebenpeit,

©ie bem SJtagifter ju errafften;

Unb biefem tonnt’ gar niept festen,

SJtit einer nüplicpen SJloral (Sr toar gelehrt) fie ju Befeeten.

„Sinn", fpracp er, „fepen ©ie einmal Sie EÖaprpeit an be§ ©piegel§ ©teile.

©ie jeigt ber Sporen .fpäpliepfeü;

Ser Spor, ber fiep bor iprem ßtepte fepeut,

SSerpiiEt fie brauf in Sunfelpeit Unb fepmeidjelt fiep, fie fei niept peEe."

fie fütütre.

@in SMrcfcen.

^^orinben§ junger Spegatte,

Sen fie fo lieb toie fi<p unb toopl noep lieber patte „Stocp lieber?" toirft ber ©pötter ein Unb lacpet pöpnifdj; boep er lacpe!

Surcp eine ©pötterei pört eine toapre ©aepe Srum noep niept auf, getoifj ju fein.

©enug, ber Sob entrip Sorinben ©epr früp ben treuften, Beften SJtann;

Unb iip tann feine EÖorte finben,

©o leiept man im Slffeft fie fonft autp finben fann,

Um aEe§ ba§ red)t lebpaft augjubrücfen,

2Ba§ fie, bie junge grau, gefüplt,

Sie ipn bor toenig Slugenblicfen ©efunb, ipt aber tot in ipren Slrnten pielt

©eitert.

12

178

fabeln unb ©rjälUmgen. dritte? ©ut§.

Unb it)n au§ intern 2trm aucf) tot nicf)t taffen motlte.

©er ^rieften tarn, ber fie befänft’gen fo'llte;

©ie ganje 3reunbfd)aft tarn: bocf) nicf)te bemegte fie.

Sie meffr man tröftete, fe metjr ©orinbe fcfjrie.

2ftan muffte mit ©emalt fie bon beut ©oten bringen.

©in unauftjörticf) -fpänberingen

SBar altc§, toa§ fie tt)at, unb ein entfetjtid) Stet)!

Söar atte§, toa§ fie troftlo§ farad).

©ie§ trieb fie länger nod) ate bierunbätoan^ig ©tunben.

^nbeffen tjatte fiel) ber fftadfbar eingefunben,

©in 2Rann, gefdfidt in §ol3 3U t)aun.

©r fat) ©orinben§ ©d)mer3; unb teils auf ifjr 33egel)ren, ©eit§ ate eiu $reunb beu «Seligen 3U eljren Unb feinem Untergang im ©obe borjubaun,

©ntfdflojf er fid), in ^olj itjn auSju^aun.

©3 gtiidt be§ ^ünfttete meifen .«pänben,

©a§ 2Bert in turpem 31t bollenben,

Unb (Stefan ftunb in 2eben§gröffe ba.

©in steifte rftüd pflegt halb befannt 311 merben;

©a§ 3$olf lief 3U unb fc^rie , fobalb’S beu ©tepljan fat): ,,2ld) ^immel! ad), ba§ ift er. 3a,

@et)t nur bie tädfelnben ©eberbett!

©et)t nur beu aufgetoorfnen fUtunb!

fftein, 2tl)nlid)er’§ !ann nichts gefutxben merben;

©0 fat) id) it)n nod) fiingft, ate er ©ebatter ftunb."

9Ran brad)te ben gefirnißten ©atten,

©er nod) allein ber äöitme ©roft bertieß,

3u§ smcite ©tod, too er unb fie

©in gan3e§ bergnügt gcfdftafen Ratten.

§icr fdfloff fie fid) mit i|nt in ißre Kammer ein

Unb fud)te fftut)5 in ©djmers unb fßeitt

Unb ßielfS für it)re 3ßflid)t, mit gatten ©tränten gälfren,

Um feiner emig mert 311 fein,

3l)n nod) im ©obe 3U bereden.

2öer laitn tootjl metjr bon einer grau begehren?

©0 faff ©orinbe biele äöodfcn Unb batte, mie mein 2öät)rmann fagt,

5Die ÜBttnie.

179

-Stein teBenbeS ©efdjöfif feit bieder Seit geffn'odjen 2Il§ itjren -jpttitb unb ifjre 33tagb.

Unb ^eute mar’S nad) jo Biet Bangen Söodjen SDa§ erfte 33t al, baff fie auS itjrent fjenftev fat);

Unb in bent SlugenBIid mar and) ein Sfrember ba.

©djnett farn bie 33tagb mit fcfjtaueu dienen:

„33tabaut, fragt ein §err nad) Stjnen,

©in fdjöner -fperr, faft mie ber fel’ge 3Jtann;

@r tjat etmaS Bei Sljnen au§jitrid)ten,

SDa3 er mir nidjt Bertranen tarnt."

„SDu tannft", fprad) fie, „nur ma§ erbitten,

Sfd) getje niefjt Bon meinem lieBen 53t amt;

Unb furj, bu barfft iljnt nur Berichten,

Sdj märe tränt Bor Bietern ©raut.

SDenn ad)! fein SÖunber mär’§ "

,,5Dic§ get)t nidjt an, SJtabam; ©r I)at ©ie ftfion, iubeut er angetommen,

Sin St) reut fünfter mat)rgenomrnen.

©ie müffett mit Ijeruuterfommen;

SD' er frembe -giert rut)t et) er nid)t.

©r Ijat ma§ äöidjt’gcä attguBriugeit.

Sdj bädjte bod), 93tabant, ©ie gingen!"

SDie junge SBihoe fteljt Beftürgt,

Umarmt mit einem fdjnetten $cuer

SDa§ SBilb, mit bem fie fid) seither bie geil Berfürjt,

Unb nimmt beit Srentben au. Sßer mirb fein? ein freier? SUetteidjt gibt ttttg bie 33tagb 33ericfjt?

©ie Ijordjt fd)ou an ber STfjür; atteiu, fie taun nidjtS fjören Stt» beit BetrüBten SDon, mit beut SDorinbe fpric^it.

SDer Stadjmittag Berftreid)t; ber frembe geljt nod) nid)t. ©oll er beim gar itjr ©aft jtt fein Begehren?

SDorinbe tömiut, unb jmar atteiu;

©ie mirb fid) tooljl einmal am 23itbe le^eit motten. „3)tagb", fängt fie au, „fprid), ma§ mir mad)eit fotten: ®er giert mifl mit ©etoatt mein ©aft ben SIBenb fein. SDu mufft gefd)minb bie -Staune ©d)uterteu fiebert." „Sa, ja, SJtabant, idj Bitt’3 gufriebeit."

180

fabeln unb @rjäf)[ungen. ®ritte8 S3uc§

©orinbe cjct;t juritd. ©ie ttftagb burdjfudjt bag fpaug,

3mrt Sieben faxtet fpolä ju finben.

Sie finbet feing unb ruft ©orinben 3n aller ülngft gefdjminb Xjeraug.

„Stabant, ad) laffert Sie ficfj’g flagen!

ift lein t)ax*te§ fjifd^tjolä 1 ba.

Sott idj bag SSitb herunter tragen,

@g ift t)art $oIj, unb eg äerfdjlagen?“

,,©ag Sßilb? Sein, nein bodj tfju’g nur. 3a.

Söag braudjft bu utid) beim erft ju fragen?“

„Sttein bag SSiXb ift fdjmer, idj fann’g allein nidjt tragen; 3um genfter ging tvof/l tj eräug."

„Sun gut, fo barfft bu ja bag ^>0X3 uid)t erft gerfdjlagen. ©er -jperr 3ieX)t fünftig in mein £aug;

©a barf id) fo nid)t länger flagen.“

©a§ fünfter öffnet fidj, unb Stefan fliegt fjeraug.

f rr jung« ftrebs unb bic §rcnutfrijrl.

'SENer Stufdjel, bie am feidjten Straube Jy 3fjr .jpaug halb boneinanber bog,

Salb micber feft jufammenjog,

Safj einft mit Seib unb Unberftanbe 6in junger $reb§ aug feiner «g>öX)Xe ju.

„£> Stufdjel, toie bcgliidt bift bu!

Q, baff mir Ärebfe nur fo clenb mosten miiffen!

Salb ftöfjt ber Sadjbar utid) aug meiner 2öof)nung aug 11 nb halb ber Sturm. ®u f)aft bein eigen fteinern -fpaitg, ßannft, meun bu mittft, eg öffnen unb berfdjüefjen. Sergönne mir nur einen Slugenblid,

3d) toeifj, bu gönnft mir biefeg ©liid,

3n beinern Sdjloffe iftta^ ju nehmen.“

,,3d)", fprad) fie, „fottte mid) jmar fdjänten,

3n mein nid)t aufgefntijteg ifpaug,

1 gifdjljolj, b. I). Kein gel;acfte3, trocfueä §olj jum Sieben bei' gifclje. fju(ammeni)ang bevfetben ©efd;ict)te fd;on in einem ft-aftnadjtäfpteie SiprerS.

®er junge Jtre63 unfa bte Seemujdjel. ®a§ Jlinb mit ber ©djere. 181

Senn in ber Sljat fieljt’S itjt uidjt reinlidj aus,

SSorneljme Herren einjuneljmeu.

Sodf bienet eS ju Sljrer

Stuf turje 3ett 31t mir fiel) 31t Der fügen,

©0 bien’ ict) Sinnen mit Sßerguügen;

Sßir IjaBen 5piatj." ©r fömmt. ©ie fdjliefjt iljr ©djtofj feft ju. „SJtad)’ auf", fcfjreit er, „benn idj erftide."

„Salb", fpridjt fie, „toitt idj bicE) Befrein;

©ief)’ erft ber SJUfjgunft Sljorljeit ein,

Unb lerne Ijier, mit beinern ©lüde,

SSenn bir’S gefallt, jufrieben fern."

.m1

f tts ftini> mit Ber grijrrr.

,inb", BjuX) bie SJlutter an, „eins mufft bu mir berfprecSjen: Sie SJceffer unb bie ©ab ein ftedjen;

Srum rüljre teinS bon Beiben an."

„Slüein, bie ©djere, follt’ idj glauben,

Sie tonnten ©ie mir tooljl erlauBen1?"

„StidjtS toeniger; toaS bidj berieten lanu,

©iel)’ niemals als bein ©pielloerl an."

SaS $inb geljordjt; bodj ein gemeinter SrieB Unb baS SerBot berfdjönerten bie ©djere.

„^a", fpridjt eS p fidj felBft, „toenn eS bie ©aBel märe. Sie IjaB’ id) lange nic£)t fo lieB,

©0 lief)’ id) fie mit greuben liegen.

Slllein bie ©d)er’ ift mein Vergnügen,

©ie Ijat ein gar p fdjöneS SSanb.

©efei)t, id) ritjte midj ein menig in bie £anb,

©0 tjätte bieS nicfjt biel 3U fagen.

©0 flein id) Bin, fo fjaB’ id) fa Serftanb,

Unb alfo toerb’ idj’S immer magen,

©oBalb bie Butter nur bie 2lugen meggemanbt.

Sodj nein, meil fiinber folgen rnüffen,

©0 mär’ eS ja nidjt redjt getrau.

Stein, nein, id) fefje bic^) Blofj an;

D fd)öne ©cf)ere, laft bidB) lüffen!

182

fabeln utib ®rjfi£)tungeii. dritte? S3ud).

2fd) rütjre ja lein Keffer an,

@o merb’ id) bod)" ©djon griff es» uadj bev ©djere ,,^a, menn idj unborfidjtig märe,

©a freitief) fdjnitte midj bie ©djere;

SlKein id) bin ja fdjon mit it)r belannt."

©o ff>rad)’§ unb fdjnitt fidj in bie fpanb.

©ie Butter tarn. £), metdje Ijarte Setjre!

,,9td)", I)ub ba§ Äittb fu^fättig an,

Iränft mid) fetjr, ba£ id)’§ geUjan.

3d) bitte ©ie, serbredjen ©ie bie ©djere,

©antit id) fie nid)t me1jr begehre Unb otjne gmang getjordjen fann."

*

* *

Oft fiitb mir Sltenfdjen biefe§ $inb.

SSerfeljn mit billigen ©efetien,

©ie göttlid) unb un§ Ijeilfam finb,

©djeut fid) ba§ ^erj, fie alte ju berieten.

Söir unierlaffen mie ba§ ßinb,

©ie ©inge, bie mir menig fdjätjcn,

Um bie ju tt)un, bie un§ am tiebften finb.

©ie 9ieue tömmt. 2öir fe^n, mie fetjr mir festen; ©ann benten mir, bann beten mir afö ßinb.

2Ba§ tjei^t in bicler taufenb ©eelen:

„S3emat)re mid), o ©ott, bor biefer SStiffetljat!"

2Ba§ tjei^t e§? 2öel)re mir ba§ SBäljlen,

©amit mein ben gmang nid)t nötig Ijat.

§te ^ffru itnit b\ t $Ktrrn.

^5Nie Stffen baten einft bie SSärcn,

©ie mödjten gnäbigft fid) bemüljn Unb itjnen bod) bie 3?unft erttären,

3n ber bie Station ber SSärcn ©ie ganje SBett be§ 2öalb§ ju übertreffen fehlen, ©ie Äunft, in ber fie nod) fo unerfahren mären, ©ie jungen grofj unb ftar! p jietjn.

Sie Slffett unb bie Säten.

183

„33ietleid)t", tjub bon ben Slffenmtittern Die toeijefte bebädjtig an,

„SSietleidjt, id) jag’ eS botler Sittern,

2Bäc£)ft unjre Sugenb btofj barunt jo fiedj bjeran,

Sßeil toir jie gar gu toenig jüttern. ißietleicfjt ijt aucfj ber Mangel ber ©ebulb,

©ie janjt gu totegeu unb gu tragen,

SSietleidjt and) unjre 9Mdj an ifjrett fiebern jdjulb. StieEeicfjt jdjtoädjt and) baS Dbft ben üttagen.

3Sictteic£)t ijt jetbjt bie Sujt, bie unjre $inber trifjt,

(2öer fann jie bor ber Sujt betoa^ren?)

©in ©ijt in it)ren erjten 3at)ren Unb bann auj SebenSgeit ein ©ijt.

SSietteicjit ijt, olpe bafj toir’S benfen,

Stucf) bie SSetoegung it)re ißejt.

©ie fönnen jid) burcf) ©bringen unb burd) ©djtoenlen Djt ettoaS in ber SBrujt berrenfen,

2öie ficljS jetjr leidjt begreijen täfjt;

Denn unjre Sterben jinb nidjt feft."

«g>ier fängt jie gärtlidj an gu deinen, iJtimmt einS bon itjren lieben kleinen,

2)aS jie jo lang’ unb tiergticf) an jid; brüdt,

S3iS it)r geliebtes ß'inb erftidt.

„Du", jpradj bie SSärtn, „lannjt nod) fragen,

SBarum it)r jo bejtrajt mit tranfen Äinbern jeib%

9tid)t liegt’S an Sujt unb 9M<i) unbnid)t an Dbjt unb Klagen; $t)r tötet jie burd) eure 2Beid)lid)feit,

S)urd) eure Siebe bor ber Seit.

©ebt adjt auj unjern jungen ^aujen;

SGßir nehmen jie, jobalb jie laujen,

mit uns in £ifc’ unb Sroft, burd) gtnren unb burd) Söatb,

©o toerben jie gejunb unb alt."

*

* *

2öaS rnadjt biel ßinber ftedb)? bieüeicf)t iRatur unb 3eit? jRein, meljr ber ©Item 2Öeid)lid)feit.

D iReidjer, jolt bein Äinb gejunb in ©täbten blühen,

©o aie^’ eS in ber ©tabt, toie eS bie Dörfer gietjen!

184

ga&etn unb ®rjä|tutigen. drittes ®ud).

fn* gnrijtrutn.

ßcidjtfinn, toie bie gäbet fagt,

MP ©ie gabel au§ ben golbnen galjren,

SOßarb boit ben fütenfdjen einft berjagt, äöeit alte feiner ntübe tnaren. ßr ftot) jjum 3eu§ unb Bat nrn Stufenttjatt. daunt fat) fütertur bie luftige ©eftalt,

©o füt)tt er fdfott bie *ßftid)t, bent gtüdjtting Beipfftringett ,,©o mitt bid) ade äöett berbringen?

©u bauerft ntidj. Üomnt, tjüftf’ auf meine ©dfmingen!

3 d) Ijoffc bid) gut anpbringen. ßotttm, 5paf>t)0§ fei bein 9tufenttjatt!"

©d)tted Bracf)t’ er itjn pr 3Senu§ fleincm Knaben.

,,^ier, ©ott ßufnbo", fing er an,

,,©d)idt St) neu 3tui§ t,en angenetjmfien iDtanit,

©er fd)ärfer al§ ©ie fetjen tarnt;

©ie foICctt itjn p Syrern gut) rer IfaBen."

©er ßeidftfinn trat fein 3tmt mit ßifer au,

©a§ 2Imt, ber ßiebe borptraBen,

Unb fott, toie bie gebaute gäbet fprid)t,

SSon biefer 3cit au feine ißflidft ©et)r feiten unterlaffen tjaben.

KHf—

fn* mrije OMjljals.

/Y^in reidfer ©rei§, baut ©obe nidft inetjr fern w' Uttb nngefd)idt, metjr ©djäije ju er to er Bett,

Eöarb Iran! unb motttc bod) nid)t fterBen;

©enn bteldfer ©cigtjatS ftirBt toot)I gern1? ßr mottte nad) betn ©oltor fdfiden;

-Sunt ©lüde fiel itfnx nod) ber Ifarte Scaler ein,

®en er genötigt htär’, itpx in bie «fpanb p brüden, Unb alfo tiefj er’§ lieber fein.

SDod) mit betn ©ob ift glcictjmotjl nidjt ju fdjerjen. ©er 2ttte füllte neue ©djmerjen

Ser geidjtfinn. Ser reidje ©etjljalä.

185

Unb rief ben ^rieftet in fein £au§ ilnb Bat fid) ju Berfdfiebnen Skalen,

5Denn bafür burft’ er nichts Bejahen,

£roft auf bent ßranlenlager au§.

£>er «priefter toottf i$n ifct neriaffen.

'-.'5^ ®r"' ^rac^ ^er ®re^, ,,©ott toirb’3 ju fpergen faffen ;

Unb romm’ idf Bon bem Säger auf,

©o geB’ id) 3$m bie £anb barauf,

3dj tx>iIX midj banIBar finben laffen."

toeiB nidjt, Bat er für ben Sitten,

Unb toann er Bat, Bat er mit Sledjt?

©enug, ba§ menfd)Iid)e ©efdjledjt ©ottt’ einen ©eijl)al§ nteljt Bemalten;

©§ Befferte fid) mit bem Sitten.

©er Sßriefter toirb geruft. ,,3d) toei£ too$I" fürad) ber ©rei§ »2öa§ id) 35m einft gereb’t, toenn ©r’s gteidj uidjt metjr toeifj ipier felj’ ©r felBft, toa§ id) unb meine grau erfparten;

3c5 3«8’ 35nt nur bie feltnen SIrten.

©teljt 3^ m ba§ grofje ©olbftüd an?

©a finb fie nodj Bon gröfjerm Söerte;

©oc5 in eil fie ©ott mir tounberBar Befeuerte,

©o 5aB’ id) ein ©elüBb’ get^an,

Stidjt ein§ Bon allen au§augeBen,

Unb follt’ id) 5unbert 3a5re UBen.

,,3BiU ©t nunmehr bie ©itBermünaen fe^n?

3a, lieber fperr, auc5 bie finb fdjön.

-&ier 5aB’ id), glaub’ ©r mir’3, me^r 5arte Scaler liegen SIßid) unb ©r jufammen toiegen;

Slllein fie mögen immer liegen,

©ie füllen1 ade für mein £au§.

©odj lafj ©r un3 nod) Breiter ge^en.

|>ier fie^t ©r bie gtoeibrittel 2 fielen;

©a lef ©r ein§ für feine $inber au§

Unb Bitt’ ©r ©ott um ©egen für mein <§>au§!"

1 ©. ©. 83.

a *i 5E&«IerftUcfe.

186

gaBetn unb @rjä§tunflert. ®ritteä S3u$.

ol)n", fing ber SSater an, inbern er fterben toottte, „JP „2Öie rul)ig fdjjüef id) itjt nid)t ein,

Söenn idj nad) meinem Sob bid) glüdlid) toiffen fottte!

Su bift toert unb toirft fein.

.fpier fjaft bn meinen lebten Söilten;

©obalb bu midi in§ ©rab gebracht,

©o brid) if)n auf unb fud)’ ifjn 31t erfüllen,

©o ift bein ©lüd getoi£ gemalt.

SSerfpricf) mir bie§, fo totE id) freubig fterben."

Ser Sßater ftarb, unb für 3 barauf SSracfj aud) ber ©ol)n ba§ Seftament fd)on auf Unb la§: „fütein ©ol>n, bu toirft Oon mir feljr toenig erben, 2ll§ ettoan ein gut 23udj unb meinen Sebenälauf,

Sen fetj’ idj bir ju beiner 9tadjridjt auf.

9Jtein Söunfdj tuar meine lpftid)t. SSei taufenb -fpinberniffeu 33eflifi idj ftet§ midj auf ein gut ©etoiffen.

Serftridj ein Sag, fo fing idj ju mir an:

,Ser Sag ift l)in; tjaft bu toa§ fftüfdid)e§ getljan?

Unb bift bu toeifer al§ am fDtorgen?1 Sie§, lieber ©oljn, bie§ toaren meine ©orgen.

©0 fanb id) benn bon 3<ut $u 3«t 3u meinem täglidjen ©ejd)äfte 9!)tefjr (Eifer unb jugteidj meljr Kräfte Unb in ber ^pflidjt ftetS meb>r 3ufriebent>eit.

©0 lernt’ id), niicb) mit Eöenigem begnügen,

Unb ftedte meinem Eßunfdj ein 3dl.

,fpaft bu genug', badjt’ id), ,fo tjaft bu biel;

Unb l)aft bu nid)t genug, fo toirb’3 bie SSorfidjt fügen. 2öa§ folgt bir, ioenn bu Ijeute ftirbft?

Sie Söürben, bie bir fDtenfdjen gaben?

Ser 9teid)tum? 9tein, ba§ ©lüd, ber SOßeXt genügt ju Ijaben. Srum fei bergnügt, toenn bu bir bie§ ertoirbft.'

©0 bad)t’ itd), liebfter ©oljn, fo fudjt’ idj aud) ju leben. Unb biefeä ©lüd fannft bu mit ©ott bir felber geben. 33ergif! nic^t : Sa§ toaljre ©lüd allein 3ft, ein redjtfdjaffner 9)tann ju fein."

Hilf -

S)a$ Xeftament. flrifpin unb JU-itpinc.

187

ftrtlpiit »nb gtrifirtite.

nTVfj oft bie äöeibet T6ig tni (Srab

©idj mit ben SMnttern fdjledjt Beiträgen,

©inb leiber fdjon feljr alte Klagen,

©ie man un§ oft ju lefen gab;

©ocf) baff bie 9Mnner bi§ in§ (Srab ©o manche gute (Sattin flogen,

©inb bieg nicf)t aud) gerechte Klagen?

©od) toeldjer ©änger fingt fie ab?

©aff oft bie grau junt 3eüöextreiBe ©ent 9Jtanne jänfifcf) toiberffrid)t,

©arüber Ilagt mand) ©pottgcbidf)t;

©od) baff bet dtiann mit feinem StBeiBc Oft al§ mit einer ©flairin fpvitfjt,

SBie feiten ftraft bieg ein (Sebidjt!

©aff SSeiber nidft ju folgen toiffen,

©arüber feufjt unb Ilagt ber iDtann;

©od) füllte man barau§ nid)t fd/Iicfjen,

©afj SMnner nidjt ju Ijerrfdfen toiffen,

SÖeil iljre grau fo fdftoer geljordjeu fanit?

©ajj SöeiBer gern bem ©taate fid) ergeben Hub leben, um gepult ju leben,

©arüber forgt ber 9) tarnt fid) grau;

©ocfj baff bie fDlänner fidj bent ßaltfinn gern ergeben, 91itr fid), nidft idjren SBeibern leben, äöie feljr Befeufjt bieg manche grau!

©aff bei bem Sfietj ber äufferlidjen (Saben ©ie Sßeiber oft ber ©eele Dteg nidjt I)aben,

©ieg ift biedeidjt nid)t feiten toaljr;

©od) baff bie SJtänner oft nur (Selb unb ©d)i3nljeit eljren, ©er grau, tüerftanb ju fjaben, toel)ren,

©ie burd) if)r IBeifpiel ©I)orI)cit lehren Unb über ©I)orI)eit fid) befdjtoeren, klingt in ber ©I)at feljr tounberbar;

Unb bennod) ift’g nidjt feiten toaljr.

©rum SJtänner, left tfjr, toie ßrifpine ©o Ijerglid) ben Ihuffin geljafjt,

©o legt’g nidjt gleid) mit einer 9Jiännerntiene

188

ga&eln unb @rjät)[ungen drittes Sud).

Ser atmen fjduu allein jur Saft.

Unb jeib if)t jelbft unglüdlidje Utifpine,

6o benlt, toenn eucf) Ärijpine liajjt:

Ob ic£)’§ bietleidjt moIjI gar berbiene?

Unb bejjert ettd). iöielleidjt tl)ut’§ audj Ärijpine.

*

* *

3?rijpine ftarb , unb binnen menig Sagen ©tarb aud) ßrijpin, ib>r dRarat, jdjott nad),

Unb §mar bot lautet ©djmera unb 51dj,

Sßenu mit ba§ ßeidjenfarmen fragen.

Socfj biele mollten liebet jagen,

Set 3otn iljn bal)in getafft;

SUlein bet 3otn ift nidjt bet Sännet Seibenjdjaft.

©enug et ftarb unb matb, meil er’§ jo Ijaben mottte, Sajj jein ©ebein bei bet bertoejen jollte,

Sie iljn gemattet unb gepflegt,

3u jeiner ^tau in§ ©rab gelegt.

©o lag benn dttann unb Söeib in einer ©ruft bereinet ; Unb nientanb Ijätte ba§ bermeinet,

2öa§ nad) bet Seit me^t al§ ju ojt gefdjeljn.

Sie $xau lieft jicf) bei intern ©tabe Se3 dtadjtS int ©terbelleibe jeftn.

Ser Lüfter unb be§ Lüfters $nabe,

$ein§ mottte rneljr junt dJtorgenlauten geljn;

Senn allemal lieft jid) Ätijpinc jeftn Unb mie§ gattj ängftlid) nad) bem ©tabe.

Set lüftet magt’3 ben neunten Sag Unb tujt bie jamtlidjen firijpinen, sJRadjt breimal etft ba§ ^teug unb jagt, mer iljm erjcEjienen, Unb forjdjt unb überlegt mit Ujnen,

2öa§ bod) bie dtul)’ bet ©el’gcn jtöten mag.

„4?at jie bieUeidjt im Sobe maä befohlen?"

„dtidjtg", fing bie Steunbjdjajt an, „nid)t§ al§ ben ßeidjeu-

ftein."

„Sa§", rujt bet Lüfter, „mitb jein."

dftan läftt gejdjminb ben jdjönjten ©tabjtein tjolen;

Ser ©teinmeft l)aut jmei jper^en in ben ©tein

JTrifpiit unb Svifpine.

189

Unb biefe ©djrift bom Lüfter ein:

„fpier ttdjt eiu gärtlicf) ißaar, boE gleicher Sieb’ itnb Sirene; Ser Tob, ber fie getrennt, bereinte beib’ auf§ neue."

9tun toirb bie grau bodj ruljig fein?

9hd)t§ ineniger. 2Bar fie jubor erfc^ienen,

©rfdjien fie nur nod) me'tjr unb mit nod) bangem Eftienen Unb lief bem guten Lüfter nad)

Unb öffnete ben Eftunb, al§ ob fie ffmdjen bDottte;

SlEeht, ein unberneljmlid) Sldj,

Sie§ tnar ade», toa§ fie fpradj.

Eöer tourte nun, tna§ ba§ bebeuten fottte?

9Jtan öffnete ba§ ©rab. ©§ tnar tein ©arg berfetjrt, Unb tnie man fie gelegt, fo lagen fie nod) biente; gur rechten er unb fie jur linlen ©eite.

„9tein", fdjrie ber Äüfter, „umgefeljrt!

$l)r Totengräber feib nidjt inert "

Ser ©arg tnarb umgefejjt; aEein bie Solge lehrte,

Sa# nicfjt ber 3tang be§ 2Beibe§ 9tut)e ftörte.

9Jtid) beucht, bieg ift ber ©cffönen geljler nid)t;

Unb ift er’§ ja, tnie mancher ©fmtter fpricfit,

©o ift er’g bocf) im ©rabe nid)t.

5?riff)ine lief) nidjt nad), bem Lüfter ju erfd)einen.

©ie meinte fo, tnie ©djatten meinen,

2Bieg immer auf iljr ©rab unb machte mit ber fpanb ©in geidjen, ba§ 3ule|t ber Lüfter bodj berftanb.

©r lief) nocfj biefe 9iadjt ben Totengräber lontmen.

Ser 9Jtann inarb aug ber ©ruft genommen Unb meit babon befonberg eingefdjarrt.

Unb nod) in beiber ©egentuart S?erfd)tnanb bie grau mit Reitern dienen Unb ift feitbem nidjt meljr erfdjienen.

190

gabeln unb Sräätjlungen. drittes Sud).

§ tx güitöltu0 mtb ter <$rtis .

Vl^ie fang’ id/§ au, um nticf) emBotsufc^toingen?" r*Hy ffrtagt’ etnft ein Jüngling eineu ©teig.

„Set SJtittel", fing et an, „um tedjt Ijod) 3U Bringen, ©inb jmet Bi§ btei, foBiel idj tneifj.

©eib tapfer! dftandfet ift geftiegen,

SBeil et entfdjloffen in ©efatjt,

(Sin geiub Bon riutj’ unb Bon Vergnügen Unb butftig nad) bet (SI)te toat.

©eib toeife, ©oljn. Sen riiebtigften auf (Stben Sft’S oft butct) äßiij unb butd) Slerftanb gegtüdt, rillt <£jofe grofri gtofj in ber ©tabt 31t toetben;

3u Beibent ntadjt man fid) butd) geit unb fSIeijj gefdjidt. SieS finb bie drittel gtofjer ©eelen."

„Sod) fie finb fdjtuer. 3d) toitt’S 3'f)m nidjt Betfjeljlen,

$d) IjaBe leistete gehofft."

,,©nt", fptad) bet ©tei§, „modt 3t)t ein Ieid)tte§ mät)len, ©0 feib ein riatt; aucf) riartett fteigeit oft."

SFlotalifdje ©ebicfjte.

(2lugraa!)l.)

jetig lebt ein SJcaun, ber jeine SßfUc^ten fennt £Ty Unb, jeine ij}fücf)t ju tfjuit, au§ SJtenjcfjenlieBe Brennt, SDer, toenn if)n audj fein @ib junt SDienft ber Söelt BerBinbet, 23eruj unb @ib unb 21mt jc£)on in jic£) jelBer jinbet!

$f)m luirb be§ onbern äöofjl jein eignet -jpimmelrcidj);

©r jüf)Iet meine Slot, al§ traf ifjn jelBjt ber (Streif;

Unb ba§, ma§ if>n Befjerrjdjt, ijt ein gerecht SSejtreBeit,

©o treu, al§ er jtcf) leBt, ber ganzen Söelt ju leBcn.

SDaji jeine milbe jpanb bir ©lücf nnb Stufje jdjajjt,

3jt fein erjiuungner £rieb Bon beiner greinen itra jt :

©r jiefjt, bu Bijt inert, er jiefjt, er fann bir nützen,

Unb ntefjr, atö bu gefiojjt, toirjt bu burcf) iljn Bejitjen. Sticfjt madjt er bic£) Begliicft, bajj bu jein ©ffaBe jeijt Unb au§ ©rfenntlicfjfeit ifjrn bein ©emijfen leifjjt Unb, ineil er bein gebaut, ifjrn bicf) auj einig jdjenfeft Unb, inie er benft unb glaubt, aucfj mit ifjrn gfauBjt unb benfejt. 2lud) f)ilft bir nictit jein ^)erj nur Blojj au§ 2ßeic£)Iicf)feit, Snbent jebe Slot au§ innrer SÖottujt jcfjeut;

23iel minber mirb er bicfj mit jeiner ©unft Beglücfen,

11m, ioa§ er einmal tfjat, bir äefjnmal Boräurücfen.

Siidjt barum tnirb bein ©lücf Bon jeiner -jpulb Berme^rt, S3on jeinem 2lrm Bejcfjütjt, bamit man öjter§ T^ört:

,,3cf) f)oB ifjn au§ bem ©tauB in ben Beglüdten Drben,

$cfj jjiracf): er inerbe grojj! unb er ijt grojj geinorben." Stein, lnenn ber SJtenjd^enjreunb jidj um bein 2Gof)I Bemüht, ©o glauB’, er inartet nicfjt, Bi§ ber ©rbfrei§ jiefjt.

©r Bittet bicf) Bielmeljr, bie 2Bof)UIjat ju Bcrjdjineigen;

©ott unb jeiit eignet <§er3 jinb if)nt bie lieBjten geugen. $ein ©tolj nocfj ©igennuij inirlt jeine ©iitigfeit. äüa§ bie Statur Befiehlt, ioa3 bie S3ernunjt gebeut,

@eUett. ig

194

*DZoratifd)e ©ebidjte.

SöaS beirt SBebüvf ttt§ Ijeifdjt, bie§ reifet feine SrieBe Sind) oljne Stut)m unb ßoljn au matter 9Jtenfcf)enließe.

9tie t)äBt er fid) ju fdfmad), bir Pfreiclj Beiauftep;

©ein Slnfetjn unb fein f$rcunb, fein ©tanb, fein SBol)terget)n ©inb Mittel beineS ©lüdS; unb !ann er niefjt burd) Spten, ©o rnirb er burd) Sterftanb nub burd) ©rfapuitg raten.

„£)!" fpricf)t er Bei fid) felBft, „mir gaB ber 2tEmacf)t panb Stei ©ütern unb ©emalt aucij SttiEen unb Sterftanb;

SDie lebten toenb’ id) an, bamit bie erften ©aBen,

^nbent fie mir genügt, ber SMt genüget IfaBen.

SöaS füll ber reiche ©djaij? Söie, foE er nur allein 2)e§ 9Eober§ ptBer 9tauB unb meine harter fein?

Unb foE id), als ein Spr, mein pera unb mein ©emiffeit, Vergnügen unb Sterftanb augleicf) mit il)m Berfcfjliefien? Söeld) ©lenb ift mein ©lüd, menn id) Bon Unrat)’ BoE,

SllS meines ©dfatjeS perr, ben ©ä)afj nur pten foE ! Stelam id) barunt nur ber Stüter reicf»e§ 6rBe,

Somit id) reifer nod) als meine Stüter fterBe?

$ft bieS beS SteicfftumS $rucf)t, baff id), bem ©eije treu, Stei aEent ÜBerflnft fetBft arm unb bürftig fei:

©o fXucf)’ icfj auf mein ©lüd unb nenn’ eS eine Stürbe Unb plt’ ein greubenfeft, meitn fie geftopn mürbe.

Ser, ber auS feiner panb, bie it)n mit SEütj’ ernäpt Unb nod) Born Steife fcpitjt, fein fcparaeS Strot Beraept Unb ftdf’S jufrieben gönnt, ift’S gleid) baS letzte ©tüde, ßeBt Beffer ope ©lüd als id) Bei großem ©lüde."

3mar fei)’ id), mie ©argil fein reicf)e§ ©ut geBraucp Söenn ftetS fein ©peifefaal Bon amanaig ©cpffeln raud)t; SUe pBt bie SEafel an, fo geigen neue Srad)ten,

Safj itjm bie Stüter nid)t umfonft ip ©etb Bermadjten. SBap ift’S, ©argil IcBt moi)t; tomm’ aud) um SJUtternadft! Sa tömrnt fein ©aft an fpüt, mo ftetS ber Sllunbfod) tnaep S)icf) mirb ber tieBfte SBirt mit ©peifen üBerlaben,

SJtit ©tüfern auf bidp gct)n unb bidj mit SBcine Baben. Sein!’ bid) um bert Sterftanb, bn trintft ilfm nie ju Biet. Su taumetft, taumle reep benn biefeS toünfcp ©argil;

©r Iad)t ben anbern Sag, menn bu bie ©time ftreiepft Unb Iran! burd) feine «fpulb auS feinem ^aufe fdjleidjeft.

©er SDlenfd&ertfreunb.

195

©o Braucht ©argil fein ©ut unb legt ber ©dftoelgerei,

Stit toeldfer er’3 berprafjt, ber ©rofjntut Samen Bei Unb meint, er leBe tlug, unb leBt unb fdftoelgt Betöret, Si§ fein Sßalaft für ©d)ulb ber gangen ©tabt gehöret.

„£> !" benlt ber Stenfdjenfreunb, „©uffen mag fpäufer Baun Unb fidj Beim SeBen fdjon burdj ©teilt bereinigt fdfaun; 3Ba§ nütjt bie ftolge Söanb, al§ baff bon feinem (Segen ©ie ©nfel einft in if;r ber SöoUuft fanfter pflegen?

<5 aut gange Söälber um, legt teure ©arten an,

Siel IjaBt i|r für bie ißradft, nidjtS für bie 2Belt getljatt; ©dfmüdt ©arten, §au§ unb fpof mit Silbern unb mit©äulen, ©en Zünftlern toirb bie Söelt, nitf)t eud) ben Suljin erteilen. 3fd| null mit meinem ©nt, ba§ mir ba§ ©lüd berlieljn, Stein reinlidfeS ©emad) nidjt glängenb üBergielm;

ift Bequem genug, mid) unb ben greunb gu f affen;

©er greunb Befudft gern unb toirb’S nidjt gern berlaffen. ©eit gremben unb bem fjreunb fei ftet§ mein ©ifd) gebedt, SLßenit ein gefunb ©erüd)t mir unb ben ©äften fdjmedt; 2Ba§ fott ber ÜBerfluff au§ Reibern, SMb unb ©een,

©em ©ifd) nnb mir gur Saft, bor meinen Slugen fielen? Stadft mid) ein tluger greuitb burd) 3t eben botter ©eift Sei tbenig ©peifen fatt, fo I)aB’ icf) tool)l gefpeift Unb taufäje nic^t mit bem, ber Ifunbert ©djüffeln gältet Unb bod) Bei jeber llagt, baff Ujtn ber junger fehlet.

,,©te 2öelt Ijat Secfft genug gu meiitent 2öol)tergel)n. 2Ba§ id) nidft felBft Bebarf, muff i^r gu ©ienfte fteljn. gür alle fdfuf ber fperr bie ©üter biefer ©rben, gür alle, bie ba finb unb nod) geboren tuerben.

©ajj mancher fromme barBt, mand) reblid) fperg PerbirBt, Unb ber, gurn ©rei§ berfeljit, bor 9t ot al§ Jüngling ftirBt; ©aff mandjer Sater acfigt, toeil er Bei gleifj unb SJadfen syticdjt fo biel Srot erfdftoitd, bie Jtinber fatt gu iitacljen, ©l)ut biefeS bie Satur? ©iBt fie nid)t reidflid) g’nug? Serfdftbenbuug, Hoffart, ©eig, ßift, ©igennu^, Setrug, ©ie§ madft ben ©rbfrei§ arm. © fteinern ^ierg be§ Söfen, 3um Setten tjaft bu Straft unb toittft bod) nidft erlöfen! ©o lange fiedft teilet bon S)el)’ unb 2lngft Bellemmt. SBarum? toeil nod) Bi§ ijjt lein ©amariter fömmt.

13*

106

OTorcitifdje Wcbictjte.

©r leibet oljne ©ctjulb itnb märe längft geriefelt,

Söärft bu jutn SJtitleib tticfjt ju falt unb larg gemefen."

©o beult ber SStenfcfjenfreunb; er bentt nidit nur, er ttjut; @r teilt mit ßhtgfjeit au» uub freut fidj , bap fein ©ut Sie Sat)l ber g-rofieu metjrt, bie Safjl ©ntbiöjster minbert Unb, toenn er längft Permeft, notf) mand)e3 ©tenb Ijinbert. ©r frdft ber 3öiffeufd)aft; toeil, menn er bie befd)üt;t,

©r and) ber SBaljrtjeit Ijitft unb aud) ber Sugenb nütjt, Unb d)retn größten geittb, ber ©ott unb fie entehret,

Sern ©ot)n ber ginftcrui§, bem 216 er glauben, toefjret.

©in Äopf, bem bie Statur met)r ©eift al§ ©liid berlieljn, $ft feiner 9ld)tung Inert; er fudjt itjn aufpaiefjn,

SDurd) Seifpiel, burd) Serftanb, burd) ©roffmut, -fpütf unb

Söacffen,

$lug, ebelmütig, treu, groff unb beglüdt ju ntadfen.

SÖa§ fann er ©bler’3 ttjun, al§ baff er für bie Söett ©in nid)t bon feinem Stut entfproff’ne§ $inb erhält?

©r fcEjenCt tf)tu Sttcfjt unb Äunft; ber Sater gab ibjnt Sebeti; 2öer tjat für biefen ©oTjn ba§ Steifte Ijergegeben?

©r fetd ba§ ganje $at)r geiniffe ©etber au3; fffür tnen? frifft fie bieUeidjt ber ©dpneidfter uub ber@d)ittau§? ©rfauft er fid) batnit ber Sid)ter Sorbcerreifer?

£) nein! errötet nur, er baut bcn äßitmcn Käufer,

Söirb harter äÖaifen ©ott uub fcfjätjt fid) bann beglüdt, Söenn fie, burd) feine fpanb junt Sieuft ber SLÖett gefdjidt, Sen feiten nütjUdj finb. „£)", fpridjt er, „biefer ©ante ©ei, mcnn idj nid)t uteTjr bin, mein iprci§ unb fpäter Staute!"

©o mie ber äßudjrer sätflt, Inenn iltt ein $aT)r berläuft, 2Bie I)od> fein bareg (Selb fid) burd) bie Stufen tjäuft,

©o ääljlt ber SJteufdjenfreunb mit febc§ Sagcg ©ttbe Sen Sßudjer feines ©utg, ba§ SBotjltlfun feiner -fpänbe.

©r lat^t beg eitlen ©taatS; für ba§ berfd)tniffne ©elb, SöoPon S.Uarud ein f3au§ unnützer Wiener Ijült,

Sie tf)nt int äöege fielen unb djm uub feinen Sßferben Slnt SQtüfjiggattge gleid) unb gleid) an ©eilljeit merben,

$ür bieS berpraffte (Selb raeiff nufer SJtcnfdjenfreunb Sen, ber mit Jammer madjt uub auf bem ßager meint,

5Der ®}enfd§ettfmtnb.

197

Slug Siebe pt Statux, Betoegt bon fel’gen Sßftidften, (großmütig 31t exfxeun itnb göttticf) aufjuric^ten.

Sunt Sßxmjen fefjtt itfm xtic£)t§ atg ein gefmxctjenb Sanb. $otnmt, Sßötfex, gebet ifjrn ben Sefdex tu bie -fpanb:

©1 mixb atg SIntonin bag Stubex meiglidj füffxen,

©etinbe tote Sxajan, gxofj inte Sluguft xegiexen.

©x f)ätt nid)t ©tüd unb SSotf fiix fitf) allein gemalt,

©id) tfätt ex fiix bie SBelt bon ©ott tfexboxgebxadjt;

Sdjut mit! ex, at§ fein SSitb, buxdf mafjxe <f?of)eit gleichen, Suxct) Siebe fudft ex bieg nnb mixb’g buxcf) Sieb’ exxeictjen. Ihm Unban! fcf)xedt itjn ab, bix nodf fein ^pexj 3U meitjn. äkxfudf’ eg, fei fein geinb, bu mixft’g nict)t lange fein; Suxdj Söotjlttjun mixb ex halb -fpafj unb Skxfotgung

fdjmädfen

Unb, tuenn bu ifjn bebxängft, ficfj nnx buxcf) ©xoffmut tädjen.

2Bo abex bleibt bie ^rutfjt bon altem, inag ex gab?

Q gxeitnb, fpxicfj feincx -fpütb nidft gteidj ben Stufen ab! Sex Sanbmann Bftegt im §exbft ben SlcCex feift 3U bauen llnb fein exfpaxteg $oxn ben -!pufeu 5U bextxaueiu Sfit fietjt ex feine gxucfjt, ex fiefjt und) fuxjex Seit ©ein xeicf) geftxeuteg $oxn bexgxaben unb bexfdfneit,

Unb bod) bexjagt ex nicf)t; na<| menig gxüf)tinggtagen Seigt fitf) fein $etb bexeü, im ©ommex xeitf) ju txagen. Sag ©xüue fpxofd fjexbox, bie ©aat fängt an 31t btüfjn; Sex ©tenget eineg £?oxng, fo Hein ex exftlicf) fcf)ien, Söixb bietfacf) fdjon ein fpalnt; bann txägt in botten Slfjxeu ©in einsig Ifoxn oft S3xot, bid) Sage 31t exnätjxen.

©0 3eigt bex äöofjtttjat Sxudjt fidf uid)t im Stugenbtid; $ijt leget fie ben ©xunb 3U eineg Sßaifen ©tüd.

Sieg fdjeint nic^t biet get^an; mag fjitft bag ©tüd beg einen, äßenn Saufenb gegen if)n it)x Unglüd nod) bemcinen?

Socf) maxte fuxse Seit, bex äßaife mixb ein SJtann,

Sex buxdf Sßexftanb unb Äunft unb ©ütex bienen fann.

©x f)itft, ex bient, ex nfifct, foxgt, machet unb bexbeffext Unb mefjxt beg anbexn 2Öof)t, fo mie man feing bexgxöfjext. ©0 feimt aug einem ©tüd oft gansex £aufex £eit,

Unb gansex -fpäufex 2Öof)t mixb gansex Sänbex Seit:

©0 nü|t beg ©xften fpanb, bie beut bag ©tüd gegeben,

Sn ifjrn nod) oft bex SBelt ttad) eineg SJtanneg Seben.

198

äloratifdje (SeMdjte.

£>, motlte boct) ber SJtenfcf) be§ SJtenfchen ©djuhgott fein, ©o mär’ ba§ rneifte 2öeh’ noch unbefannte Sßein!

SMeBte jebe§ fperj ber ©eift ber fütenfchenliebe,

©o mären Steib unb <f?ah noch ungebeugte Triebe.

2113 ©lieber fctjuf un§ ©ott, al§ SSürger einer äöett,

$n ber be§ einen Jpanb bie .fpanb be§ anbern hätt.

Söir trennen bicfeS SSanb unb BleiBen füf)Ito§ ftefjen Unb Banen unfer ©tücf auf anbrer Untergeben.

©in treu unb reblidj fperj motjnt Bei Vernunft in bir; Stttein bit bentft, bu fbrichft, bu gtauBft nic^t fo mie mir: ©o fie'bft bu beine Guat in Btinber ©ifrer ^änben,

©ie rebenb heilig finb unb ©ott burct) Gbaten fchänben. 2tu§ ©ifer für ben ©ott, ber Siebe nur gebeut,

Verfolgt unb brängt ntan bidj unb ftöfjt au§ 4?eiligfeit ©ich fdfäumenb Bon fidf au3 unb fucijet burct) SSerheeren, ©urct) SJtartern be§ S5arBar3 bicf) chriftlich p Belehren. 4?ätt nicht noch manches 2anb au3 nie BefoIjFner Pflicht, StedjtgtäuBig Bor Bern ^erm, ein Zeitig SSIutgericf)t 3um SSau be§ ©tjriftentumS unb Gebern junt SS erb erben, ©ie oft meit feliger at§ ihre genfer fterben?

©o IieBto§ mact)t ber SJtenfch ben Sltenfchen ungtüct§BoIt, ©tatt bah er ihn tfrreunb mit Sanftmut tragen fott. Äomm mieber, gtücflicb Sa'hr, bu gotbne Seit ber Sitten, ©a Söahrheit, ©reu’ unb Stecht unb SOtenfchentieBe gatten!

^ctrijtmn utti> (ßljrt'.

^lAie? leb’ ich barum nur, bah ich mich lebettb tränte?

©o ift mein ßeben fetbft ba§ fdjredttid^fte ©efchente; ©o münfcht’ ich taufenbmat, bah i<h, Bon ©inficht teer, Unebet mie ba3 üEier, nicht mühte, bah ich tBär’.

^ufrieben toitt ich fein, gefiebert Bor ben ©chmerjen;

©ie3 münfcht unb fuefjt mein Jperg unb mit ihm alter Gerjen. Slttein mie ftitt’ ich itjn, ben ©rieb, ber mich Befiegt?

G, mär’ ich reich unb gvoh : fo mär’ ich Urntjl Bergnügt. ßöunt’ ich im ÜBerftuh bie ©üter mir gemährett,

SöoBon mich jebeg rührt, ma3 mürb’ ich mehr Begehren?

iWeicIjtum itnb Eljre.

199

\

Sa, Seidjtunt miitifd)’ tdf) mir. Docf fab’ icf) audf Bebadjt, DB ba§ ber 9teid)tum ift, moju ber (Schein it)n madjt? 3?aun nidft, burdfSBatjn Berfm§rt, meiufperjfüritjn entbrennen? S^r, bie ifr itjn Befitjt, Iet)rt feinen äöert mid) tennen!

(Steant, ber reid)fte Staun, mirb ber jufrieben fern,

©o ruf)’ icf) et) er nid)t, Bi§ ©d)äfe nticf) erfreun.

Sd) getj’ ifjnt tjeimlid) nad). (St jatjlt unb tad)t int Säften Unb eilt, ma§ er gejaftt, in <©d)löffern ju Berfeften.

De§ Äaftenä Df)üre fnarrt, Bor bem er fcfmaditenb fniet; (Steant erfd)tidt, fpfingt auf unb fieft ficf) um unb fieft Die Kammer aefnmat burd), greift gitternb auf ba§ Sette, DB fid) Bietteicft ber DieB barin BerBorgen fätte.

(Sr finb et nichts unb geft, tief finnig geft er fort, Stiftrauifcf) tefrt er fd)ned nad) bem Bertaffuen Drt Hub greift an jebe§ ©(|lof unb reift, um ju erfahren,

DB fie Berfdjtoffen finb, mie fie Berfcftoffen loaren.

(Steant! Did) ruft bein SöeiB, ber Difcf) ift fd)on Bereit. Stan Bringt ein tjaIBe§ Srot; er fieft an unb fdjreit: „2öie? geftern fdjnitt icf)’§ auf, unb fatB ift’§ fcfou Beratet? grau! Settier merben mir, menn ba§ nod) länger mäfret." (Sr ift unb fdfiett auf ba§, toa§ er bem 2ÖeiBe gaB;

(S§ fctjmedt ber guten fffrau: „Die§ ift genug; bedt aB!

(Sin Staun, ber mefr Befift, atö oft fein iprinj Befeffen, Sft ficf) nid)t fatt unb täft fein SÖeiB nicft fatt ftcf) effen? 9tid)t§mürbiger (Steant, bu fottteft glüdlicf) fein?

Du beine§ ©djafe§ $ned)t? Sein, er ift beine ifkin. Seftraf micf) nid)t, o (Sott, mit ©c^äfen biefer (Srben,

Um ein Unfetiger, um ein (Sleant ju merben!

Scf eite Born (Steant pt glüdticfjern Sufin.

(Sr qtänat, unb alles glaubt in feinem £au§ um itjn; _

6r fütjrt rnidj fetBft fjerum. Stefjr tann man nidjt ermüden, SteBr Äunft unb metjr ©efdjutad, erfontten jum (Sntjüden. ßier fterrfdjt Sequemtid)feit, Bereint mit f Inger 3ßrac^t. S3a§ Zünftlern mifig gtüdt, ma§ Stater einig madjt,

SÖa§ feine äöottuft feifcft, bie§ tacfte mir entgegen,

Unb nicBt§ geBracf an bem, loa§ Stenfcfjen münfcfen mögen. „2öie gtüdtid)'', fing icf) an, „mie gtüdtid) finb ©ie nicf)t!" Unb eine Söte flieg Sufinen ins ©efidit.

200

SKoraltfdje @ebi<f)te.

„äöa§ fantt man", fuf)r id) fort, „nodj mefjr at§ bie§ Be=

gehren?"

„$cf> glüdtid) ?" fpradj Subin, unb fdjon enttoifdjten _8äfjren, „Stein ©ofjn ein Söfetoidjt, ben id) nic^t Beffem tann, Stein SöeiB, ba§ mid) nicfjt IteBt 2;d) ungtüdfet’ger Stann ! 2Öa§ ^ilft mir mein Sßataft, tea§ Reifen Stittionen?

SBürb’ id) bie§ (Henb to§, in Jütten toottt’ iE) tuotjnen."

Sttceft ift reicf) unb jung, geniest, toa§ er Befitjt,

Hub forgt, man rüf)tnt’§ it)m nadj, baf) and) Qreunben nütjt. Äein (Seig, tein SöeiB, fein ©otfn ftört itjn in feinen Qdeuben, $eitt Seib; toie fönnte man ben, ber gern gibt, Beneiben? ©ein <f?au§ ift eine ©tabt unb jeber £ag ein $eft.

2Benn niemanb gtüdlidj ift, fo ift’S Dietteidjt Sllceft.

Sfet geigt mir itjn mein greunb. D, toetdj ein Btafj (Sefidjte! 2öie fraftlo§ getjt ber Stann! ©inb bie§ be§ fJieBerS grüdjte?

fiecE) gu fein, bie§ ift fein Ungtüd auf ber Söelt.

Sod) fieser machen itjn bie Strgte für fein (Selb.

»3$ fenn’ it)n", fpric^t mein fyreunb, „bie Sadjt ift feine iptage, Hub für bie Qual ber 9tad)t rädjt fidj Sllceft Bei Sage.

®r fnd)et tfreunb’ unb SBett, Serftreuung, ©Biet unb ©ctjerg; ®odj toeber greunb nod) ßuft bringt in fein ntatteS £>erg. ©ein £ifdj ift reidj Befe^t, fein Söein ift ftetS ber Befte; $°dj BeibeS, $ifd) unb 2Bein, bergnügt nur feine (Säfte. Sttccft ift ntifjbergnügt unb teilt bodj nicfjt fein.

®r ijjt, ifjrn etett fdjon; er trintt, ifjnt fdjmedt fein SÖein. Qod) fe^t er benen gu, bie Bei ber Qafel effen,

Unb trintt ben Söein mit gteang, nur um fidj gu üergeffen. ,2td)!‘ fBradj er cinft gu mir, ,idj Bin mir fetBft öer^a^t; Stein Sfteicfjtum tjeijjt mein ©tüd unb ift bod) meine Saft; 2öag ntidj am Sag’ erfreut, quält fdjtaflo§ mid) im Sette. ©tecB Bin idj; teürb’ idj’S fein, toofern idj minber Mtte?‘" ßlcaut, Supiu, Sttccft, fo fetjtt, fo reicf) i'fjr feib,

@ud) Bei bent Überfluß bod) bie gufriebentjeit?

Unb SEaufenb, bie ber Spjor Bei ©djätjen gfücflict) greifet, Setecifen taufenbfad) mir ba§, tea§ itjr Betoeifct.

So Braud)’ id), um Begtüdt, nid)t eben reid) gu fein?

Unb gur ^ufriebentjeit nid)t «pra$t unb gütte? Sein. Vernunft! fo niedre bod) ben ungereimten Trieben,

Unb nötige mein <£jerg, bie ©djätje nidjt gu lieben,

SJietcfjtum unb Sfjre.

201

Sie matt mit 9Mtj’ getoinnt, Balb praffenb fte Ber^etjrt, SSalb geizig fte bemacht unb Balb mit gtud) Bermelfrt!

2ßie ferner, mie ntüljfam ift’3, ftdj ©d)ä|e ju ertoerben! ©ott id) fte bttmm erfrei’n unb tjintertiftig erben?

©ott id) burd) ©UaBerei Bor ©roffen fie erftetjn Unb nieberträdjtig fein, um mid) Balb reid) ju fetjn?

©ott id) fie, toie ©erfnt, burd) ÜJteineib mir erlügen, ©taat, 9Mnbet unb Slltar unb ©ott barum Betrügen? Stertoünfdft fei fo ein ©djaf)! Ißerfludjt fei ber ©eloinn, Surdj ben id) reid) at§ Sljor, reit^» afö ein Räuber Bin!

„Sie§", fpridjft bu, ,,fud)’ id) itidjt. 3d) tenne Beffre ©üter. Sft nicf)t ber Stuljnt ba§ 3iet Ber feurigften ©emüter?

Sie Stiftung Bor ber 2Mt, bie futf)t mein fperj allein. Söeld) ©tüd, im ßeben groff, im Sob unfterbtidj fein!

Sa§ tt)un, mit SSeifatt tljun, toa§ toenig ficf) erfütjnen! 9tut)m teilt id) nid)t allein, id) teilt ifm and) Berbietten; ©nttoeber ettea§ tljun, ba§ fdjreiben§toürbig ift;

2öo nidjt, fetBft biefer fein, ben Söett unb 9tad)toett tieft. Söär’ id) bie Suft be§ 2Mf§, ber 2öei§f)eit erfte 3iexbe,

©o toürb’ id) gtüdtid) fein, Begtüdt burd) Ohdjmbegierbe. 3Jtein ganje§ ^erj entbrennt, o 9tut)tn, altein für bid)! Sir toedj’ id) meinen ©tei^, be§ Sebenä Suft unb mid). ttftein 9tad)fter liegt unb ruljt, ber träge Sljor; er ru^e! 3d) toadfe biefe 9tad)t, baff icf) toa§ ©rojfe§ tljue.

5Jtir teinft ein lieber greunb. 2Bie gern toär’ id) um itju! Sod) nein, mein rüljmtid) SBerf ©eljt, fagt’§, er fott mid) ftietm ! 2öie Reiter Iad)t ber Sag! 2fd) teilt botf) nein, er tad)e! 2öa§ Ijeifft ein fcfföner Sag, toettn id) mid) eteig mad)e! 2Bie matt Bin id) burd) Steif} ! ©et)t, langt mir ein ©ta§

2Bein

Sodj er erzeugt ben ©djtaf. ©nt, Söaffer gebt tjereitt!

2öie lange l)ab’ idj mid) tebenbig fdjon Begraben! ßönnt’ id) bid), SoriS, nidjt §unt ebtern Umgang fabelt? $n beinern treuen 2Irm fdjmedf idj beß Seben§ 9tülj’:

3Ber ift fo fdjön, fo fing, fo treu, fo fromm toie bu?

Sodj fann man, toenn matt liebt, audj frei nad) @l)re ftrebeit? £) nein, bie Siebe ftört. ©ut, id) teilt einfam leben.

SSieF 3at;re finb borBei. SBett rüljrnt man iijo? 2Jlidj. £öer benft am grünbtid)ften? äöer fd)reibt am feinftett? 3dj.

202

9JIot'ali[cfje ®ebid)te.

©o toarft bu, feltne§ ©lüd, benn mit allein Belieben? SDir, (S^te, fei’g gebanft, idf bin nunmeffr aufrieben.

3dj bin be§ Stoff ßuft, bet Älugen Slugenntetf.

SütCein, mein Stuljnt toitb alt. ©r braucht ein neue§ Söerf. Stuf, auf, ©lüdfetiger! bein fetter mödft’ erfüllen;

S)en St ul) nt, ben bu etfiegt, ben mufft bu aud) erhalten. Stuf! mag’ nocf) einmal! Stergiff ben .geitbertteib,

@$laf, ffreunbc, Sieb’ unb Söeiu; betleugtte bicb) unb fcbjreib’ ! äßaift ift% bein flörper fiedft, bein Steife ift fein SSerbetbch; SDodf beffet, jung mit S t u l) m al§ alt untülfmlidf ftetben.

Stuit tieft bie Söett bott mit ein neue§ SMfterftücf;

©ie lieft, tieft’g nocf) einmal, etftaunt unb toitnfdft mit ©lüd. Sinn ift mein Söunfdf gefüllt. Söa§ lönnt’ idf ntelft begafften? STtit bem etfiegten Stuffrn fott füll mein ^erj fidf nähten. SBie biel enUpfinb’ idf iijt! Söie biet bo4 lt)ie midf beucht, ©o fe'ff’ icf) einen nocff, bet mit SSetuffmten gleicht.

Stuf einen? Stein, nod) biel’. S5ie§ fanit idf tüäjt betttagen, Stein, neben mit 31t ftetjn, bie§ muff fic^ feinet toagen.

3df teilt ein lltbilb fein. ©tf’ bin idf nidft beignügt,

35i§ feben, bet mit gteidft, mein gtöferer Seift befiegt."

äöie lange läfet bu bid), 0 SOfot, baut Stuljnt befeeten!

2) u fiet)ft’§, et quälet bid) unb toitb bidf etoig quälen.

Sßie bei be§ $iebet§ ©tut ben SDurft, bet bid) betjeljtt,

S)et oft genoff’ne 2/canf nie füllt unb ftet§ bertitefftt:

©0 toitb bitrdf allen Stulfm, ben man für bid) cmpfiubet,

3) ein @l)tgeij uidft geftillt, nut irnmet titelt entjünbet.

Söctradfte boc^ ben St ul) nt, bie’lteicfft bctlöfdft bie ©lut.

3 ft nid)t bet größte 3tul)m ein flein unb ftüdftig ©ut? „©in lleineS ©ut", fgridfft bu, „toenn eine Söe'lt midf elftet llttb, toa§ fie bott mit benft, ntid) butd) töetounbtung le'fftct?" £) fjteuttb ! biefelbe Söett, bie beinen Statuen greift, ffat oft in einem 3Tag ein SÖanbrer burdjgereift.

2öa§ btal)lft bu mit bet SfÖelt? SDet fleinfte SEeil bet ©tben Süat nod) nid)t flein genug, bon bit etfüllt ju toetben. SDet SStann, bott bent btt benfft, baff et bid) fdjäift unb lieft, Söeife toal)tlid) bietmal fautn, baff bu geboten bift;

Unb bet, auf beffen ©unft bu 3ef)ntnal ftolj gefd)tootett, ßad)t beimlid) über bid) unb 3äl)lt bid) 3U ben 3lb)oven.

9?eict)tum unb 6I)re.

203

Sod) bet Setounbrer 3al)l, bte bid) mit 3iutjm erfreitn,

©ei ÜJtittionen ftart, toirft bu brum glütfüd) fein?

28er finb bie 28illigen, bie bid) jum Söunbet malten? Sft’S meiftenS nicht ein Soll, baS id) unb bu betagten? <&at einer ober peen, toenn Ijunbett bid) genannt,

Sum ßobfbtud) g’nng Sefdfmad, jnm Stiften g’nng Serfianb? ©ei ftolg ! 3e|n lobten bid); allein bon eben biefen 2Batb, fei nicht länget ftolj, halb btanf ein Sed gebtiefen. ,,©inb benn nidjt Kenner ba? 20a§ fagen bie bon mit?" ©ie loben bid); nod) mehr, fie finb entpdt bon bir.

21n bit hat nnfre 3eit ben feinften Seift befomnten,

Su bift bet Ilügfte .dobf, fie felbet ausgenommen.

Saft jeber, bet bid) lobt, belohnt fid) für ben Sienft- IXnb ift fid) ingeheim, toaS bu p fein iljm fdjienft.

Sein Kenner ift toie bu, hat göttliid) fcfföne Sahen,

Sod) and), toie bu, ben ©tolj, fie nur allein p haben.

2M’ türmen bid). SBatunt? 2tuS Überzeugung? dtein. 9Jtan lehrt butd) «g>öf£ic^feit bidj toiebet ^öflitd) feilt, äöatunt hat bid) ÄriSfnn fo bielmal fd)on erhoben?

St toitb bein Sob, um fid) bet 28elt felbft ein^nloBett.

Ser ütebner rühmet bid); nicht, toeil bu’S toürbig bift, 9tein, um ttnS barpthuu, bah et ein dehnet ift.

-Ipier ffmd)t ein Sifd) bon bit. 28ie? fdjä^en bid) bie Stöben? £) nein, fie toollten itjt nid)t mehr bom SBetter teben. ©arfaft lobt heute bid); toatum? bädjt’ft bu ba§ too'hl? Somit fein fünft’ger ©pott mehr Sinbrud machen fod.

Sefeijt, bah taufenb fid) im Stuft für bid) etfläten, Sefeijt, bein iftuhm ift gtoh, roie lange toitb et toähten? Sin ^etj, ba§ biefen Sag bei beinern kanten toadt,

Sleibt oft ben folgenben bei beinern -Kamen talt.

Stan toitb heimlich fatt, bich immer hod) p achten, ltnb hört fdfon benen p, bie bid) p ftürjeu trachten. Sntgeht ein ©terblicher ivoijl je bet Sabelfucfft?

Sft nicht beS anbettt 9teib felbft beineS DtuhmeS Srud)t? Ser Äluge toitb an bit halb toaljre fehler ntetfen, llnb mit erbicfjteten toitb fie bet fJteib berftärteu.

Stau hött ben ©pötter an unb liebt ihn noch bap;

Senn bah bu Selber haft, gehört 31t unftet fRuh’.

204

ÜJIoralifcije ©ebictyte.

©o fixier ifi ber Dtuljm ber gelben unb bet Söeifen.

Hub um ein foldieg ©ut midft bu bid) glüdlidj greifen?

Su fammelft, mag bidj fließt, mit 9MI)’ unb Rittern ein, Unb menn bu’g eublid) tjaft, fo ift eg nod) nicfjt beim ©oft man für fo ein ©nt, nod) el)’ man eg Befeffen,

Sann audj, menn man’g Befifct, beg SeBeng 3htf)’ Bergeffeu?

©rfaljrung unb Vernunft, o, ftcljt ung Beibe Bei! dftadjt Bon ber ©Ijrfurcfjt ung Bote Bon bem ©elbgeij frei! Sticfjt Stuljtn nod) Überfluß !ann unfre Söünfdje füllen;

S5on Beiben fteljt aud) !eing allein in unferm Sölden.

Söag Beibeg unferm (Seift gaB unb au geben fdjien,

Sdüfirt feine $lädje nur unb bringt nidjt felBft in ifjn. gin ©nt, bag glüdlidj ntadjt, tnufj, fod’g ntidj maljr entaüden, Siidjt unBeftänbig fein unb für ben ©eift ftdj fäjiden.

•IpaBt Söottuft, 9htljm unb sDtad)t; iljr tjaBt’g unb mtinfdjt

noc£) ineljr;

9todj intmer BleiBt ein Seil in eurer ©eele leer, llnb biefer leere Seil, für men ift er Befdjieben?

Q Sugenb! giBft beim bu BietCeicfjt bem -fperaen ^rieben?

3a, SJtenfd), enuirb bir fie, fo mirft bu rut)ig fein!

©ei toeife, lieber ^eunb, fdjrätd’ bie SSegierben ein!

SÖaljr ift’g, bie d'unft ift fetjmer, fiel) felBer ju Befiegeit; Sittern in biefer flunft moljnt göttlidjeg Vergnügen.

Sein Söunfdj ift Überfluß; bod) el)’ bu iljn nod) ftilXft, Verfliegt ein ßeBett fcfjoit, bag bu genießen midft.

Söag fucfjft bu Biel? Q lern’, mag bu nitf»t Braucf)eft, nteibenl llnb mag bu fyaft, genieß’! Sie Söelt ift reid) an fjreuben; Su aber Bift ju fdjmadj, bie f$reuben augaufpaljn,

Unb glaubft, mo taufenb finb, launt eine nur au fetjit. ©önn’ jebem gern fein ©lüd; lern’ Borteilljaft entfifinben Unb in ber anbern ©lüd ein Seil Bon beinern finbenl Sem marf bie ©djidmtg Biel, bir aber tnenig au.

Sft jener glüdlidjer, ber reidjer ift alg bu?

Su benfft’g unb liigeft bir. ©teig’ glüdlidj auf bie Sljronen, Su mirft beg Sfjroneg ©lüd bod) füljllog Balb gemeinen, Unb feljn, bafj jener bort, beit eine |)ütt’ umfd)liefjt,

Ser tnenig Ijat unb Braucfjt, brum nod) nidjt elenb ift Unb oft, mcitn iljn ein Quell itad) ftrenger SlrBcit füllet, dfteljr Söoduft Bei bem Quell alg bu Beim SÖeitte füllet.

Steidjtiim imb Sfjre.

205

(SntBefjrt er eine Suft, bie bir ber Seid) tum fdjenft,

©o fränft iljn ba§ audj nidjt, toa§ bid) at§ Setdien tväutt.

©udj’ foldje fyreubett auf, bie ft dt beiit fperj Bcfeelett Unb, toenn bu fie gefüllt, bid) nidjt mit Seue quälen! 2Ba§ forgft bu, ob bein Sutjiit bie tjatBe Söelt burdjftridj? Sein ffreunb, bein SöeiB, bein f?au§ finb Söett genug für bid). ©uc^’ fie burdj ©orgfatt bir, burdj SieBe ju berBiitbeu, Bub bu ioirft ©ijr’ trnb Suff in ifjrer Siebe finben.

©in jeber fffreunbfdjaftSbienft, ein jeber treuer Sat,

©o Hein bie Söelt ifjn fdjäijt, ift eine grofje SL^at.

Sud) in ber Sunfelfjeit giBt’§ göttlidj fdjöne SpfXic^ten,

Bub unBcmerft fie ttjun, Bjeifft mefjr at§ fjetb Berridjtcn.

©in Sinter fiefjt in bir ftet§ bciner SBfidjt ju,

Sofjnt, toenu bu ebet toiEft, bir mit geheimer Sutj’.

Su ftreiteft toiber bid); taurn ift ber ©icg gelungen,

©o frönt fein SeifaE fdjmt ba§ fperj , ba§ fidj Behütungen. SBiEft bu bidj au ber 2Mt, an Sieb’ uttb $rcunbfdjaft frettn, ©ent öffnet er bein fpers unb Idfjt bie Säeuben ein;

©r fdjärfet bein ©efüfjl; ba fadjt mit reidjent ©egen Sie fträcfjtige Satur beut Reitern Sug’ entgegen.

Söofjitt bu gefift, get)t and) fein fiiEcr Seifail mit,

Bnb jeber Drt ioirb fdjön, ben nur bein fjufj Betritt.

Su fdjteicfjft burdj§ Bunte Sfjaf , ftreifft burd) bie grüne «fjeibe, Bnb toa§ bu fiel) ft, ift ßuft, unb ioa§ btt füljfft, ift f^reube. Sein Sug’ ertoeitert fid) unb mit itjnt fe'tBft bein (Seift, ©iefjft, toie ber ftofje Saunt (Sott , feinen ©djöftfer, greift, ©iefjft, toie burd) QrrudjtBarfeit bie ©aaten if)n Bereiten Bnb be§ Seruf§ fid) frettn, bie Stenfcfjeu gu ernähren, ©ief)ft, toie ba§ ffeinfte ©ra§, ba§ bort in Sentut ftefjt, Sen mit OerBorgner kunft, ber gemalt, crf)öT^t;

Su fiefjft’S unb toirft entjüdt. Sir lacBjt bie ganje ^tätdje, Sir toef)t ber fanfte Söeft, bir raufdjen frolje Sääje,

Sir fingt ber Söget ©f)or, bir fttringt jufriebneS Söitb,

Bnb aEe§ ift für bid) mit SöoEuft angefüEt;

Bnb bu, an Bnfdjufb reitf) uttb fieser int CSetoiffen,

Sriffft ba Biet’ ffreuben an, too taufenb fie Bermiffett.

grei Bon be§ Seibe§ ißein , frei Bon be§ (Seines Saft, ©treBft bu ttad) SBenigem unb t)aft mefjr, aü§ bu fjaft,

206

2J!oralifd§e ©ebic^te.

©iel)ft ftctS auf beim 3ßflid)t, oft auf bein turjeS ßebcn, Sie ol;ne ^reubigteit auf ben, ber bir’§ gegeben.

©n fieljft burdj beffen £anb, ber toar, ef)’ bu gebaut,

©en *ßlan ju beinern ©IM bon ©teigteit gemalt,

©en ißlan jum ©lüd beS 2öurm§, ber ifct bor bir Verfd)teinbet Unb Satzung unb ein <!pau§ im fteinften ©anbforn finbet.

$n beineS greunbeS 2lrm, an beiner ©attin 25 ruft Söirb oft ein tleineS ©lüd für bidj bie größte ßuft.

Unb Eömmt ein Ungemad) (benn teer hat fein! ju tragen?) ©o ift’S bod) fdjon ein ©roft, e3 ilim unb ifjr gu Hagen, ©u f)örft, baff bid) bein gctub 31t läftern fid) erfü^nt.

©8 fcffmerjt; bod^ ©roft genug, bu £)aft eS ni^t berbient. ©in Unfall raubt bein ©ut, ein Sauber hat’S entführet.

©8 fdjmerjt; bod) ©lüd genug, baff ©ott bie Söelt regieret, ©u fütjlft ein anber 2M/; bu füljlft ber ßranffjett Sßein; ©od) ©roft genug, nid)t tränt burdj eigne ©d)utb ju fein, ©ir raubt ber ©ob bein äöeib, ben greunb, ben einigen ©rben. ©8 fdjmerät; bod) ©roft genug, fie toaren teert 3U fterben.

©0 fei bein liebfte§ ©ut ein frommes, teeifeS -fperj!

©ie8 mehre beine ßuft, bieS minbre beinen ©d)merj!

©ie8 fei bein ©tolj, bein ©djatj, bein l)öd)fteS .Siel auf ©rben! ©onft atCe§ , nur nicht bie8, tann bir entriffen teerben.

^u teiffen, e8 fei bein, 31t fügten, baff bu’8 haft,

©ie8 ©lüd erfaufft bu nicht um aller ©iiter ßaft;

Unb ot)ne biefeS .^erj fd)ined’ nod) fo biet Vergnügen,

©8 ift ein Saufd), unb halb, halb teirb ber Saufd) Verfliegen.

|rr ©IjriJt.

^|Vj\enfd), ber bu ©Triften fcfjmäljft, tea8 ift in ihrer ßetjre, ©a8 ber Vernunft ein ©djimpf unb ©ott nidjt rül)nt=

lid) teäre?

SScrbient fie beinen -gtafj, berbient fie beinen ©fiott?

3eig’ un8 ein beffer ©lüd unb einen beffern ©ott,

2118 un8 bie ©djrift gejeigt. $omm’, jeig’ un8 fdjönre 9ßflid)ten, Stetjr 2lntrieb, fie bem ©ott ber Stenfdjen 31t entrichten, Stehr ©ugenb für baS -jperj unb für baS ©lüd ber Söelt, 3M)r ©roft, teenn fein ©eridjt ber Sidjter in unS hält.

SDer G^rift.

207

EMjr Sicht, loentt fürchterlid) utt§ finftre Steifet quälen, 9Eel)r ©betmut int ©lüd, trt 9tot mehr 9tuh’ bei- (Seelen! Sitng’ eine ßetjre Bor, bie Beffer für un§ Bmdjt,

Un§ toeifer, ruhiger uttb tugenbljafter mad)t:

Uub bann toiE id) mit bir bie ©djrift mit ©Bott Betrauten, $hr Eöort für iDienfchentnort ttnb bein§ für ©otte§ achten. SBring’ biefe ße^re Bor; mo nicfjt , fo fei ein ©fjrift,

Sßenn bn, mie bu bid) rüt)mft, ein fjrennb ber Söa^rljeit Bift. ©onft fürd)t’ ich, baff bein ^erj, fein ßafter 31t Bereiten, 25cit (Sott nicht lernten toiE, ben feine 33oten lehren.

9tuf, Sid)tlunft! elfre ben, ben ftotj ber greigeift fd)ilt, Unb 3U be§ ©Ijriften SM) nt entmirf be§ Stjriften SBilb !

$ft er ber Eöeife nicht, ber nad) ber Söa^rljeit ftreBet? Surcl) fie erleuchtet, bentt, burcf) fie geBeffert, leBet?

©r ehret bie Skrnunft, unb ba§, toa§ itir geBricf)t,

©rfetjt in feinem ©eift ein göttlich hetfer Sicht.

©r ift’§, ber Bon bem äöalfn bie ööahrljeit urtterfc^eibet Unb, frei Born tßorurteit nnb Bon bem ©UE3 entfteibet,

Sie engen ©re^cn tennt, bie ein SJerftanb ermifjt,

Sem ©ott oft SunMl;eit, ber EEenfcf) ein Siätfel ift.

©r nintmt bie 2öei§^eit auf, mit ber ©ott unterrichtet; llnb beffen SlugfBruch ift’§, ber feine 3tncifel fd)tid)tet,

Ser iljm ba§ ßidft erteilt, bie 9teBel 3U serftreun,

Sen Eftut, trot; aEem 2öal;n ber 2öaf)r^eit treu 3U fein, Se§ Irrtums Sqrannei unb bie Bemehrtett ßügen Se§ ßafter§, ba§ fie fc^ü^t, burdf ©lauBctt 31t Befiegen.

©r lerntet fid) unb ©ott; fein SBort mirb ihm 33erftanb.

©0 l;at lein ©olrateS, lein ißlato ©ott gelaunt.

„Surd) bid/', fo fhridjt ber ©hrift, „Bin ich, 0 ©ott,

Bort)anben.

Sie Fimmel unb ihr fpcer finb burd) bein Eßort eutftanben; Senn toenn bu fpridjft, gefd^ieht’§; iuenn btt geBeutft, ftel)t’§ ba. 9Jtit 2lEmacht Bift bu mir unb and) mit ©üte nah’!

Su Bift ber ©ott ber JÜraft; bich greifen ©rb’ uub -üteere, Unb .fpimmel fmcbigen bie EÖunber beiner ©hre.

Sid) Bet’ id) banlenb an. ÜJtein <£)eil lömmt Bon bem $errn. Su hörft ber 9Jlenfchen ©lehn, unb bu erretteft gern.

Unb toemt ich beiner .fpilf’, 0 ©ott, getoürbigt tuerbe,

2Ba§ frag’ ich oujjer kir nach Fimmel unb nad) ©rbe?

208

3J!ora[ifc^e Gebiete.

3iu Fimmel bonncrft bu, unb ©Freden füllt ba§ ßanb; Stod) fürdjt’ id) nid)t§, benn bu ijättft mid) bei beiner &anb. Vknn id) bie -fpimmel fei)’, bie bu, §err, au§gebreitet,

Ser ©onne Vtajeftät, ben SJtonb, beu bu bereitet,

2öa§ ift ber Vtenf^, o ©ott, bafj feiner bu gebenlft? Unjäpfl ift ba3 ©ut, ba§ bu it)tn täglid) fdjenlft.

At§ ©djafe tüfft bu nn§ auf grünen Auen toeiben,

©tärtft un8 mit ©fteif unb Sr an!, füttft unfer £erj mit

fyreuben.

Su fal)ft mid; , et;’ ber ©rnnb ber Söelt gebeget toar, gogft mid) an§ Mutterleib , unb et)’ fie mid) gebar,

Söogft bu mein ©lüd mir ab unb ßeiben, bie mid) üben, Hub meiner Sage galjl tnar auf bein Vudj gefctjrieben.

Sn bift ber Rommen ©djut} unb bift ber SJtüben Aut)’, ©in (Sott, ber gern berjeil)t; ioo ift ein (Sott mie bu?

Sßem fott id) fouft bertraun at§ bir, bu (Sott ber ©ötter? äßen errett als nur bicf; , mein ©djutj unb mein ©rretter? 2öie füfj ift bein Vefetfl: ©ib mir bein -fpera, mein ©oljn, Unb liebe midi; id) bin bein ©djilb unb großer ßotjn! ^perr, bein (Sebot ift $eil, unb beine Söafrljcit ßebcn.

V3ie fönnt’ id) einem ©ott ber ßiebe Vniberftreben?

Umfonft lodt mid) ba§ (SXi'uf , in bem ba§ ßafter bXüI;t; $önnt’ id) ein ©ünber fein, ba mid) bein Auge fielet?

And) im Verborgnen nid)t fott ifjnt ber ©ieg getingen; Senn bu toirft atter SÖer!’ einft bor ©eridjte bringen. Umfonft reijt mid) bie ßuft, bott Steift unb Vlut berfü^t; $d) tociff e§, baff mein ßcib ein Semmel (Sotte§ ift.

©ottt’ id) ber Vtenfdjcn Autjm ftolj ju erringen trad)tcn? Vein, .fperr, toenn bu mid) cf;rft, mag mid) ber Vtenfcfj ber=

adften!

3ft be§ AcidjtumS (Sliid, bem id) bie ©ecle tneil)’?

Um 9teid)tum Itefj’ id) (Sott? ©cij ift Abgötterei !

©oltt’ id) burdj ©d)mät)ungen be§ Siadjften Ant)m berberben? Söer feinen Vruber tjafjt, fann ©otteS tfteid; nidjt erben. Verleugnen fotlt’ id) bicb) , toenn bie Scannen brot)n?

Su bift ber dürften -fperr, fbrid) 1 unb fie faden fdjon. Verleugnen fottt’ id) bid), toenn ©bötter beiner flotten? Sief), |>eilanb , bet’ id) an; bu eilft, fie auSjurotten.

Sein Ären; ift Stfortjeit nur bem, ber bertoren getft;

Un§, bie ber ©taube ftärlt, ift’S £)eil unb SJtajeftat.

®er ©firift.

209

®arf fid) ein gjtenfct) bor ©ott, geregt ju fein, erlügen? linb inet alg ©otteg ©ot)it fonnt’ uit§ mit ©ott berfüffnen? gft Beibeg nid)t gleicff grofj , ber Söelt ein ©d)öf>fer fein Uitb eine äöelt, bie fiel, bom gatte ju Bef rein?

Söer fann bie attajeftät ber ßieB’ unb ©rojjmut faffett?

2113 ©oljn beg ©migcn ber ©ottljeit STfjron berlaffen,

<©icff felBft erniebrigen, einher in £)emut geljn,

SDer Söaljrljeit .fperolb fein nnb fidf berfjmttet feffn,

$ie Söunber ©otteg tljuu nnb, an bag $reuj gefdflagen, SDMt Ijimmlifcffer ©ebulb beg Sftenfcfjen ©dfulben tragen, lim ber jn fein, ber iljut ein emig’g «g>eil ertoirBt?

®e§ ^era ift göttlicff grofj , ber felBft für geinbe ftirBt! ©rfdjridt nidjt bie Vernunft? ga! benn fie fott erfdjreden. gu fdjtoadj, ber ©ottljeit 9tat bom SJtenfd)en p entbeden, Siet’ icf) ber ßieBe 3ftacf)t, bie idj nidft f affen fann,

©ott ift fein SJtenfdj mie icfj, in tieffter SDemut an.

SDer Sag ber ©migfeit loirb mefjr ßicljt mir getoätjren,

2)eg ©ottmeffiag ßieB’ int ©trauen mir crflären. llnenblidj ift mein Jpeil. £> ©taube, ber erfreut!

©eloBet fei ber -fperr, gelobt in ©migfeit!"

©o fpricfjt nnb glaubt ber ©tjrift. ßern’ meljr jein -fpera

nod) fennen,

SDu toirft, fein geinb p fein, bir länger nidjt bergönnen! gft feine ßetjr’ ein SÖerf, bag ben Skrftaub nur üBt? gljut ßic^t, bod) aucf) äitgleidj nietjr ©tolj bem fpergett giBt? 3tein, ebler mirb fein ^)erj. SDie ßüfte p Befiegen,

Sie, miber bie Vernunft, fein ©lüd nttb being Befriegett; SDieS ift fein göttlid^ 2lmt. 2tidjt fiegt er burd) bie ttraft, Sie Balb ber ©igennufj unb Balb ber ©totj erfcfjafft.

3ticfjt al§ bor 3Jtenfcfjett nur, bie nadj ben 2tugen richten, Stein felBer alg bor ©ott erfüllt er feine jßflidjien.

Sie ©trenge feiner Sßflicfjt, bie bir fo traurig f eff eint,

3Jtad)t iljn pm greubigften. ©r meifj, ©ott ift fein greunb ga, ftreng’ ift feine ißflidjt , unb fdfmer finb feine Söerfe; Socf) ein unenblidj ©lüd, mie biet erteilt bieg ©tärfe!

Ser ©tjrift fü^lt biefeg ©lüd. §eit unb UnfterBlidffeit ©lanBt er, bon ©ott Belebt, unb üBerminbet meit. gft bieg fein ebleg .jperj, bag Brüberlidj bid) liebet? aiiit bir fid) gern erfreut, fid) gern mit bir Betrübet?

©eUert. 14

210

3J!oraIlf<5e ®ebid)te.

©er ©Ijrift erbtidt bei« ©ut, fein 9teib empöret itjn;

3ljn Reifet fein eigneg ©lüd für bein ©lüd fid) bemüfjn.

Unb toenn bu elenb bift, tote gütig tnirb er eilen,

SSon bem, toag ©ott it)m gab, bir tjülfreic^i mitauteiten! sjlidjt bienet bir ber ©Ijrift, grofj Bor ber SBelt au fein Unb fict) bereit au fe$n. «Rein, 9Jienfd)en au erfreun,

©ie§ ift fein ©ottegbienft; unb unBemertt Bon it)nen, äßirb er mit £ilfe t)ier unb bort mit 9tate bienen, glicht treibt itjn erft bein ©anl au reifer 2öol)ltt)at an; «Rein, toag er SSrübern tt)ut, bag t)at er ©ott gettjan.

©in ©runl, mit bem fein ©ienft bem ©urftigen begegnet, ©in 23lid Bott ©roft, mit bem fein £>era ben SJtüben fegnet, ©in 9tat, mit bem er bid) in beinern Kummer ftärlt, gtidjtg, toeifj er, ift fo Hein, bag nidjt ber &err bemerft. ©ilt bort ein bog^aft «g)era, Unfrieben anauridjten,

©o eilt fein fanfter 9Jhxt, ber 33rüber Steift au fdjlidjten. ©r toirb ber Unfdfulb ©d)u£, iljr ßeiben ift fein ©c^mera; Unb ift fein ©djutj au fdjtoadj, arbeitet bod) fein «g>era- ©r t)ilft ben ©ürftigen bie Mittel gern erfinnen,

©urd) gteifj i^r eigen Sßrot in Dtulje au getoinnen;

©r legt burd) ©Barfamleit au, aurter äöaifen ©liid,

©ie feine |)anb eraietjt, ben Überfluß jurüd;

Unb er erfoart bag ©ut, bag ©tola unb sJßracE)t Berje^rcn, ©en Uranien au erfreun, bie Söittoe au ernötjren.

5tod) ftärler nimmt fein .fpera an beiiter ©ugenb ©eit.

©ein SSeifpiel lehret bid); unb einer ©eele -fpeil Sft iljm bag größte ©lüd. ©ir mangeln gute ©Uten;

©r gibt bir llnterridjt unb ftärlet itjn burd) ^Bitten.

©r ficf)t ein reblid) -£>era, bag burd) beg fffreigeiftg ©fjott 3m ©tauben toanlen tuitl; er fiet)t’g unb toirb fein ©ott. ©r fielet, beg ^ünglingg Suff B ertast ben 2Beg ber ©ugeub; ©r eilt, alg toör’g fein ©otjn, unb rettet feine Sugenb.

Oft fagt er, toenn bu fetjlft, eg bir aug ©emut nidjt;

©od) ein lehrreicher S3Ud ruft bid) au beiner ipftidjt.

©ei grofj, nid)t aber fromm; er toirb bein -fpera Bcradjten. ©ei llein unb fromm! er toirb nad) beiner ßiebe trachten. Söenn Iräntt fein reiner ÜJlunb aug ©djntäljfudjt beiue Siulj’? ©r rühmet bein SBerbieirft , bcdt beiue Segler au Unb toagt, toenn beinen iRuljrn unb toenn ben Stuf ber ©einen ©in ß öftrer fdjänben toill, für beinen ütufjm ben feilten.

$)er ei)rl|t.

211

ift ber toaljre Sveunb. ©ein in fid) erfreut, Verbreitet gern in bein§ ben ©ag ber Weiterleit.

Von Süfien nic£)t betjerrfcfjt, fiitjlt er mit offnem Triebe ©er Sreunbfdjaft ljeilig’§ ©IM , unb feine ©eel’ ift Siebe, ©r etjrt mid) toie fiel) felbft unb liebt mid) treu toie fid); ©ein Umgang gibt mir Vtut, unb ifjnt bertrau’ id) mid), fDtein SBeib, mein $inb, ben 9tat, mein fünftig’3 ©lüd ju bauen. 2öer ©ott bor Stugen Ijftt, toie foEt’ id) bent nid)t trauen?

Stur ift’S allein ber ©Ijrift, ber feine Stadje fudjt,

©en liebt, ber ifjtt berfolgt, ben fegnet, ber il)tn flucht.

©r bleibt fid) gleich, benft groff : Safj meinen geinb mid) fdjetten; ©ie Stad)’ ift mein, fpridjt ©ott, unb id), id) totE bergelten. Veleibigt, I;anbelt er nod) al§ ein Vtenfdjenfreunb:

©ein ^eiitb ift offne Vrot; er fpeifet feinen fjfeinb.

©ein geinb geljt blojj ein!) er; ber Sljrift erblidt fein Seiben, ©rofjmütig läfjt er ben, ber itjn berfolgte, fleiben.

©oiW toer ben ©d)impf erträgt, fjat ber tootjl ©belmut? Stad)’ id) nid)t rütjntlidjer bie ©tjre burd) mein Vlut,

SB e tut id) be§ Unred)t§ bid) burd) SBaffeit überfüljre?

SJtein SJtut fud)t beinen gaE ©ie» ift ber Vtut ber ©iere! ©t)or, ruft mir bie Vernunft, ift beim ba§ Sebett beüt? ■Eätnpf’ fiegljaft, fäE’ ben geiub: toirft bu fein SJtörber fein? £eiu Seinb be§ Vaterlanb§, ben feine Städ)er fud)en,

Unb fein StebeE bor ©ott, beut aEc Winimet fluchen?

©od) räd)t mein Slrnt fidj nidjt, fo toirb mein Varn’ ein ©pott! ©ie SB eit $ft benn bie SBett mel)r al§ ein ftarfer ©ott? Unb ift ber ©I)rift fein $äb, ber bir ben itampf berfaget Unb bod) für§ Vaterlaub fein Vlut mit Sreubeit toaget? SBer toirb jur Veit ber 5pfticf)t ben ©ob tootjl minber fdjeun 3113 ber, ber fjer^aft glaubt: id) toerb’ unfterblidj fein? SBirb, in ber W^b beS Werrn, i^n bie ©efafjr erfdpittern? Stein; bod) toer ©ott nidjt fdjeut, ber mufj bor aEent gittern.

©et)’ itft bem ©Triften nad) unb folg’ ifjnt in fein >£mu§. Verehret uttb geliebt, teilt er I)ier greubett auS,

©ud)t burd) belebten Steif) bie ©einen tooijl ju nähren, ©urdj fluge ©parf amfeit beS SleijieS Srudjt 3U mefjren. ©ein SBeib, fein toürbig’» SBeib erleichtert ihm bie SJtüf)’, Sotjnt i^m mit Värtlidjfeit, unb er empfinbet fie.

14*

212

TOovalifdJie ®ebidjte.

SIS Sater eilt er fromm, ber ßtnber 6 Ui cf ju grünben llnb in bern irrigen feinS nodf einmal ju finben.

©r bilbet gern it)r ^erj; unb an beS SaterSjpanb,

Regiert burcl) (5>otte§furd)t , geleitet burd) Serftanb,

Söäc^ft fein gefittet $inb; unb er fdjmedt £eit unb ßeben, ©ent Fimmel nnb ber äßelt ein tofirbig’S ©lieb ju geben.

tlug oljne -fpinterlift, ftreng oljne Sitterleit,

Sodj liebreiä), toenn er ftraft, nod) fanft, toenn er gebeut, Regiert ber Stjrift fein £>auS; unb göttlidje ©cfetje ©inb feines äßanbelS ßid)t unb feines Kaufes ©djätje.

©ent Siebent, ber iljm bient, begegnet er geredet,

©ibt gern iljnt feinen ßoljn unb eljrt in feinem $nedjt gin göttliches ©efdjöftf, baS, gleid) ben §errn ber ©oben, ^pier lebt, um tugenbljaft unb glüdlidj einft ju toerben.

©r ift beS ßnedjteS $ürft, bod) niemals fein St) rann.

©r ftraft unb geigt iljm aud), baff er »ergeben fattn,

£)ält ib)tt bon ßaftern ab, berminbert if)nt baS ßeiben, Scloljnet feine ©reu’ unb forgt für feine Qreuben.

2öie treu geljordjt er bir, bu, feines ßanbeS fffürftl ©ebeut! unb er bollgietjt, maS bu gebieten toirft.

©er ©ott, ben er beredet, ^at bir ben ©tjron gegeben,

©en ftiitjt er butd) fein ©ut unb fdjftfjt Üjn burd) fein ßeben. Stifjbraudje bie ©etoalt! er trotjt i|r nidjt; er flel)t Unb blidt mit ©l)tfurd)t nod) auf beine Slajeftät.

©ebeut iljm, maS bu mittft, nur nid)tS, maS ©ott berboten; ©aitn mibexfeijt er fiel) , toenn alle dürften broljten.

©er ©Ijrift, ift ber ein fffreunb ber Höben ©cf)üd)ternf)cit, ©'te bor ben Stenfdjcn fließt unb bie ©efeEfdjaft fdjeut? Sein, Sn'cuub , er mirb mit ßuft unb ruhigem ©etoiffen ©aS ©litd, ein Stenfd) ju fein, beS Umgangs ©litd genießen, ©ott fd)uf i^n nid)t jur Qual, ßab’ il)n ju f$?reuben ein: ©r fd^ergt mit feinem 2Büj, lacdjt heitrer bei bent Sßein, greut fitf) beS ©aitenfpielS; unb ßieb’ in beinen Sliden Unb greub’ auf beiner ©tirn’ toirb feine ©eel’ entlüden. ©ieS, baff er ff-reube fdjntedt unb mäffig fie geniest,

Sft felbft ber 2öol)lttjat ©ant, ben er ©ott fd)ulbig ift; Unb tjeut’ erquidt er fid) , um morgen feine ißflidjten,

SIS Sürger unb als ©Ijrift, geftärtter ju entrichten.

$>er El^rift.

213

3fn bem Vergnügen fefbft toirb er ficf) ein ©efep.

Stoct) ift bein Umgang nichts als ein berebt ©efhtoäp, 9iid)t§ als ein leer ©etoerb’ bornehmer ©itelteiten,

StthtS al§ ber 2Bi|, ben Stuhm ber anbern ju beftreiten, Sft’§ nichts al§ (Schmeichelei, nichts als ber (Seift ber Sßradft, SeS SSatteS unb beS Spiels, ber fo berebt bicf) macht:

So toirb er feine 3eit ungern bei bir berfhtoenben.

@r ift 3U fing, um fie nicht ebler anautoenben.

Stennft bn bieS ßebenSart, fich aus ©efettigteit Seit Taumel mitber ßuft, baS ©tücE ber 2r unten!) eit,

Sen ßüpet freien Spotts itn Umgang ju bergönnen:

So ift ber ©tjrift tein SOtann bon ßebenSart 311 nennen.

2Bie ruhig ift ber ©h1#, toenn fich ber Uncfjrift quält! Shbt g’nügt bei Söenigem, toenn biefem atteS fehlt.

©rringt er fiel) in SJtüh’ ein elenb ©lücf bitrch Utänte? Sft’S sJUieberträcb)tigf eit , finb’S feffelnbe ©efhente,

Söoburh er fidj bie ©unft beS SJiächtigern erfhleiht? Sufrieben mit bem ©tüct, baS man burct) Steiff erreicht Unb burct) SSerftanb befhüpt; nicht burftig nach ben ©fjren, Sie beinen Slang, mit ihm bie ^nechtfhaft auch bermehren; Sem Slmte, baS er giert , unb feiner Pflicht getreu, ßebt er bon mancher Qual, bie bidf berfolget, frei.

Sie ßaft beS Übermuts, in ber fich Stolae quälen,

Sie Mj\ mit ber fich felbft bie ©einigen beftehlen,

Sie $ein, bie fih jum ßopn ber Scf)toelger toitb erprafft, Ser glüh, ben bor ber Söelt ber Raffer fih erhalt,

Ser Shntera, mit bem ber Sieib fein feinblih <£>et3 bergehret, SaS ©ift, baS früh ben ßena beS SöottüftlingS berheeret, Ser Schimpf, mit bem beftraft bort ein SBerfhtoenber irrt, Ser fpafj, ber enblih noch beS ßäftrerS Stäher toirb;

SieS alles, unb toaS fonft bie ßafter bü^enb tragen,

Sinb, tugenbhafter ©h1#/ bir nnbefannte plagen,

Unb htor tannft bu bicf) fhon beS ßohnS ber Sugenb freun.

Soh brüeft tein ©tenb ihn? $a, tafj ihn elenb fein, Unb bann toirft bu fein «g>erg in feiner ©röf}’ erblicfen; ©roff burh Religion, toenn ihn bie ßeiben brücten.

SaS geuer frifjt fein ©ut, ber fpaget feine Saat; ßräntt bieS ben ($hr^fben nicht? ©S tränft ihn; hoch ber fftat

214

tffiorattfd&e ©ebicfite.

©er SJorfidjt mirb fein STroft. SBenn ljier bet Undjrift tobet, ©o fpridjt bet gfirijl: „Sott gab’§; ©ott naljm’3; et fei

gelobet!"

31)ii btüdt bet Slrmut Saft, fein Seben ift nur SJtül)’. ßr füljlt bie ©ürftigleit, nnb ftill erträgt er fie.

©er, ber bie SUien fo majeftätifdj Reibet,

©en fpirfdj jur Quelle füljrt, ba§ ©djaf in Sluen meibet, ©en jungen Stäben fpeift, forgt ber für fDtenfdjen nidjt? ßr forgt; id) Ijoff auf il)n. ©ebulb ift meine fßflidjt. 23erleuntber fdjinaljen iljn. ߧ fdjmerjt; bodj ein ©emiffcn, ©a§ un§ mit S3eifatt loljnt, Ijilft biefcn ©d)metj berfüfjen. ©er geinb, ben er genährt, raubt iljm fein (Eigentum;

©od) toer ba§ Unrecht tragt um ©ute§, ba§ ift Shtljm.

©er ©ob ber ©einigen fdjlägt feine Stu^e uieber; ßr meint unb tröftet fidj: SSalb fei)’ id) bort fie mieber. ©ein ©laube mirb berfolgt; bod), flüdjtig unb entblößt, SBelennt er treu ben fperrn, ber teuer il)n erlöft,

Uub fpridjt, bornfd)merften@d)lag bc§3lrm§ bcSfperrn getroffen: „2öenn bu midj töten moHt’ft, mcrb’ id) auf bidj bo(d) Ijoffenl"

©o fiegt ber ßljrift im J?reuj unb finb’t im ßlenb Shtlj’. ©od) bit, be§ ßljriften ©ob, mie feierlid) bift bu!

Seftürjt berlünbigt itjnt ber SIrjt ein nalje§ ßnbe. ßr b)ört’3, fü^lt neue $raft, brücft baulbar il)m bie fpänbe. ,,©o ift, Slütnödjtiger, beim meine «jpilfc nalj’?

©u ruf ft, I)ier biu id), Jperr ! ißrei§ unb Sltteluja ©ei bir, ber feine £>anb ftet§ über mid) gebreitet,

©ir, ©ott, ber bi§ an§ ©rab ntid) munberbar geleitet!

Söie oft bergaf; mein ^erj fein <£>eil unb feine ißflidjt! ©od) gingft bu, .^eiliger, nidjt mit mir iu§ ©eridjt. 35eruimm be§ ©anfe§ Sieb, ba§ id) bir fterbenb bringe!

3d) bin biel ju gering, ber ©reu’ biel ju geringe llnb ber SSannljetygleit, bie bu an mir getljan. ffroljlodenb bet’ id) biel) mit allen fpimmeln an,

©id), «g>eil ber ganjen 2Mt! ßvfiiXle mein Vertrauen,

Unb beine fperrlidjleit lafj meine ©eele fdjauen!

©u bift bie Sieb’, 0 ©ott, unb ©nabe für unb für. fDtein ©eift mirb felig fein; beun iljn befcl)!’ id) bir.

Dfltit allen ^eiligen, bon «g>errlicf)teit umgeben,

Unfterblidj, ßngeln gleidj, merb’ id) bid) fdjaun uub leben.

$er djrijt.

215

Unb bu, mein befter grcitnb, ber fidj ben ftufjm erwirbt, Sm Sob mir ju jein, leb’ Wot)l!" (Sr jprtd)t’§ unb jtirbt.

Sft bie§ be§ (Stiften SSilb, bas £era, bie 9ßflid)t be§ Stiften, Sa§ täfterft bu, fein getnb? 3ft’8 Stjortfeit, frei bon ßiiften, ©ottfelig unb gerecht unb treu unb mäfjig fein?

©idj ber bottbradjten Sßflidjt unb feines 2ebeu§ freuu? ©efunb^eit, ©ffr’ unb iRuf)’ unb ©tüd ju fdjä^en wiffen? 2öer füll berat fonft ba§ ©tuet, beiu greunb ju fein, genießen? ® er Sann, ber feinen Sott unb feinen &tmmet glaubt, ßein SKedjt unb Unredjt fennt, fid), Wa§ er teilt, ertaubt, Sir ©tfre, Stuf)’ unb ©tilcf unb fetbft bein Seib entwenbet, S5e§ ©ot)ne§ §era berffitjrt unb beine 3töd)ter fdjänbet?

Socb, fprid)ft bu, Werben and) biet foldjer Triften fern, 2Bie fie bein Sieb befingt? Satjr ift’3, bie 34t ift Sod) waä befdjwerft bu bic^? Ülnftatt bi<^ ju befdjteerett, Sab itjrer toenig finb, fo t)itf bie Sa^t ber mehren! giein, fpric^ft bu, bie Vernunft ift mir ein fetter ßidft;

Sf)t folg’ idj. gotg’ it)r nur! fie tjint ergebt bid) ntc^t; ©üridj fie bebad)tfam an, bie Sat)rt)eit bir 31t jeigen!

Sod) lab ba§ Sßorurteit, tab beine ßüfte fd)teeigen!

Sann böre, Wa§ fie fprid)t ! fie toirb bir taut geftetjn,

©in menfd)lid)’§ Serf ju fein, fei fietä bie ©d)rift au fdjöu. ©ntbtöto bon beinern ©tolj, mag’ bid) in ipre Stefenj 5ßriif’ atte§ I Ser bertoirft ein Serf, ot>n’ jn prüfen? §rag’ fie: Sa§ ift ber Senfd)? Saä fott er auf ber Seit? ©t ift ber 2tttmad)t Serf, bie tiebreid) it)n erhält. Unfterbtid) ift fein ©eift unb fott jn ©eligfeiten 3n biefer Seit ber Silt)’ burd) Sugenb fid) bereiten. Antwortet bie Sßerramft, Wenn fie ber Seife fragt,

©0 götttid) at§ ba§ Sort, bem bein Stcrftanb entfagt. fjrag’ fie Wotfer förnrnt, wenn ©ott bie Seit regieret, Sab oft bie Sugenb feufjt, ba§ ßafter triumphieret?

$rag’ bie SSernunft! ©ie fdjtoeigt. $rag bte jfteltgtou.

^n fetter Seit, ffmd)t fie, berteitt ©ott ©traf unbßot)n. Sn fbotteft ftotj ber ©d^rift, nennft fte ben Stfj ber Sßlöben; Socb lab bie ©ofraten bon ©ott unb Slugenb reben! ©l)vid)t einet fo gcVut^ , mit fo biel Ätöft itttb ßic()tr ©0 ätiberfidjttidj fcfjött, at§ eilt Slfwftel fbrid)t?

216

®ioraIifd&e ©eMd)te.

SDe§ SBitjeg gürft, ferner, fingt feiner ©ottljeit Aedjte. SBer ift fein 3eu§? ein ©ott, ber id) uidjt inerben möchte. 3djn fteibe nod) fo fdjön bie ißrad)t ber SDidjtfunft ein,

2fd) bin ju ftolj, fein greunb, unb aud) er felbft 3U fein. 5Dod) ioeldjen ©ott ber SJtadjt ergeben Oabibg ©i)öre? SBarum berlünbigen ben ©ott nid)t bie Homere?

®a§ S?oll be§ ^eibentum§, berfüljrt bom bltnben SBalfn, Auft Ijier ein £ier al§ ©ott, bort ^flanjen betenb an, ©ibt erft burd) feine $unft bent ßlotje -fpaupt unb ©lieber Unb fällt bann bor bent ©ott, ben gewimmert, nieber1; ©rl)ebt ba§ ßafter felbft, ba§ mit ©djeu begeht,

3um ©ott, unt beffen ©djuij ba§ 33 tut ber Opfer ftetjt. SBarum entriffen bie, bie fid) in SBei§I;eit übten Unb einen beffern ©ott unb beffre (Sitten liebten,

Söarunt entriffen fie, ©ott unb ber STugenb treu,

3)a§ 33olI bem ßafter nid)t, uidjt ber Abgötterei?

SBarum geljordjt bie SBelt ber ©tirnrne blöber 3üben?

©ie reben, unb i^r SBort fät SBeiSljeit au§ unb Trieben. £f)ut SBu^e! fpredjen fie, bie§ ift’g, ioa§ ©ott gebeut, ©ntblöjjt bon Söiff enf d£) af t , fern bon 33ercbf amleit,

Stritt ein Apoftel auf unb fünbiget ben ßfiften SDen $rieg gottfetig an, unb Reiben in erben ©Triften.

9Jtan iniberfe^t fid) iljm. SDcr SBeife fdjmäljt ba§ SBort. SSeftrafet unb befdjimpft ftöfjt man ben ßetjrer fort.

©r butbet frol) bie ©djmadj, mit ber man itjrn begegnet; Vtan broljt, er gittert niäjt; man fluchet iljm, er fegnet, Aeb’t freubig bor bem Voll unb mutig bor bem 21jron, Unb rcb’t in 33anbcn nodj ba§ SBort bon ©otte§ ©oljn; Unb feine ßeljre fiegt. ©djon ftürgen bie Altäre,

S?on -fpoljeit, ©Ijr’ unb ©lüd, bon ber ©ctoalt ber .fjeere, SDetn Arm beg Vorurteile, beg ßafterg unb ber ßift Vergebens unterst. Oer §eibe ioirb ein ©t)rift.

©r glaubt, Tbegiuingt fein -fperg, Begtüingt beg ßafterg Vtädjte, Unb ©ttaben initber ßuft finb plöfclidj ©otteg $neci)te. ©d)on eilen auf it>r .fpaupt Verachtung, ©djmadj unb ©pott: „Verleugnet euern #errn!" „Aein! unfer £err ift ©ott.“ Vtan iüütet, unb umfonft, ber ©Ijrift erträgt bie ßeibett Unb, in beg «gienterg Slrnt, beg 2obe§ Oual mit Qreubeu.

1 Sfl(. .Wat«, 14, 13.

®te fjreunbfcfyaft.

217

$ie ßefjre fiegt. -grnt ©ott fie nidjt gefdjütjt,

©ie nidjt burdj ßraft unb ©eift, burdj Sömtber untevftti^t, ©o mufjt btt bie§, bafj fie T^at SJeifaE fittben tönnett,

Unb baff fie fid) erhielt, ber SSunber Söunber nennen.

SDu fieljft biel gmeifet. ©ut! ©ieljft bu nidjt audj biel ßictjt? Sßenn bu SBetoeife fieljft, bann ift ber ©taube 5pflidjt.

2) er Söatjrtjeit tjeimtidj feinb, finnreid) in eiteln fragen, 4?ängft bu beut Steifet nacfj unb ntagft itjm nid)t entfagem 5ßrüf’ bie Religion; bodj benf and), mag bu bift,

5Dafj bein SSerftanb umfdjräntt unb ©ott mtenblidj ift! 2d)u’ itjreit SBitten treu! bann mit ft bu inne merben,

©ie fei be§ ^intmel§ ©eift unb nidjt ber äöiij ber ©rben.

—i— t— §*

Dir

jfcei otjne f^reunb; miebiet bertiert bein ßeben!

^ 2ßer mirb bir Sr oft unb SJcut int Ungtüd geben Unb bidj bertraut int ©liid erfreun?

2Ber mirb mit bir bein ©tüd unb Ungtüd teilen, SDir, menn bu rufft, mit 9tat entgegeneiten Unb, menn bu fetjtft, bein SÖarner fein?

©pridjt nidjt: Söo finb ber fjfreunbfdjaft fettne grüßte? Söer tjätt ben 23unb , ben id) mit i'fjm erridjte?

28er füljtt ben iErieb, ben id) embfaub?

£), Etage nidjt! ©g gibt nod) ebte ©eeten.

$odj fetjit mir aud), menn mir ung greunbe mätjten, ©enttg auf iEugenb unb SSerftanb ?

2lug ©itetfeit für jenen fid) erttären,

2Beit er bietteidjt begehrt, mie mir begehren,

Unb meit fein Umgang un§ gefällt,

SDag -jperj it>nt meitjn, nodj et)’ mir feineg tennen, 2tu§ ©igemtujj itjm unfre |jett bergönnen:

SDieg ift nic^t greunbfdjaft, bie§ ift 2Bett.

Um einen $reunb bon ebter 2trt $u finbett, 2ftuf)t btt guerft ba§ ©bte fetbft embfinbeit,

®a§ bid) ber ßiebe mürbig mad)t.

218

®Joralifdje ®ebi$te.

£aft bu Jöerbienft, ein ^perj bott toastet ©üte ©o forge nichts : ein äljntidjeS ©emüte ßäfjt beinen ©Bert nid)t au§ ber 2tdjt.

®u mufft für bicf) unb bie empfangnen ©aben ©rft (Sorgfalt g’nug, g’nug ©f)rerbietung tjaben Unb beinern ^etjen nid)t§ tierjei^n.

©u mufft bidt) oft, ot)n’ ©igennut) ju bienen,

®u mufft bid) ftetS geredft 31t fein erlügen Unb, baff anbre finb, bid) freun.

©in ^erj , ba§ nie fid) felbft mit ©rnft belämbfet,

5tie ©totj unb 9teib unb ©igenfinn gebümpfet,

Siebt biefe§ ^erj teot)l bauerljaff?

SBie halb teirb’S nid)t burd) Keine $att’ ermübettl ©§ füllet fid) unb ftört ber greunbfdfaft ^rieben ©urdj uugejäfimte ßeibenfdjaft.

§aft bu ba§ -fpei‘3, mit bem bu bid) terbunben,

©em beinen gleid), ber Siebe teert gefunben,

©0 ttfue, teaS bie SCÖeiStjeit ffmdft.

©ie Ijeifft in itjrn bid) jebe ©ugenb eljren, äöie fetjr bn liebft, burd) ©tjaten ilfn belehren,

Unb mad)t fein ©lüd ju beitter fpflidft.

©ie legt bir auf, fein ©ute§ nad)3uat)men.

©u atjmft nad), unb bu belebft ben ©amen ©er ©intradft unb ber gärtlicfffeit.

©u forgft mit ßuft für beineS greunbeS 9M)e,

©r, ob er g’nug, bid) 31t Uerbienen, tlfue;

Unb eure ©reu’ teädjft burd) bie 3ed.

©ein ftreunb, ein fütenfd), teirb feine t)aben;

©u bulbeft fie bei feinen gröffcrn ©aben Unb milberft fie mit fanfter -fpanb.

©ein gutes -f?er3 bebient fid) gleidjer fRed)te,

SBegeiftert beinS, teeun’S minber rütjmlid) badjte,

Unb fein Sterftanb teirb bein SSerftanb.

Söenn, ungeteiff bei meiner fßflidft, id) teanle,

2öie ftärlt midf oft ber felige ©ebanle:

2öa§ t^ät’ Slrift bei biefer «Pflicht?

Sie grambfdjaft.

219

Sterfatjxe fo, at§ mäx’ ex fetbft jugegen!

6o gibt ein S5Cicf auf itjn mix ein töexmögen;

Unb bex exft manfte , man!t üjt nidjt.

Sin gteidjex 3med, be§ ©eifte§ tjöcljfte gxeube,

Sex 3Bei§i)eit ©titd, bexeint nnb füfjrt un§ beibe; Senn id) nnb ex finb beib’ ifjx $xeunb.

©in gleiches ©ut, ba§ t)öct)fte ©ut bex ©xben,

Sex Sugenb ©lücf , täfjt un§ jufxiebnex m erben;

Senn nnx füx fie finb mix n exeint.

$d) eile frotj , fein ©titd itjm 31t bexfüfjen;

Sod), bajj id)’§ tt)at, fott ex nict)t intmex miffen; 2Mn .^exj betotjnt ntid) fdjon bafüx. llnb menn id) itjm box feinen Gingen biene,

©ntjict)’ id) bod) bem Sienft be§ Sienfte§ IRiene,

2ll§ niUjt’ id) ntinbex tfjm benn mix.

Seilt ex mit mix bie ßaft bex gröjjexn ©oxgcn,

©o bleibt bon mix bie tteinft’ itjm nidbjt bexboxgen Unb fdfminbet in 35extxautid)feit. ßaum Hag’ id)’§ it)m, ma§ mid) im füllen bxiidet, ©o l)at fein 33Iid oft fdjon mein .Öexj exquidet,

©t)’ mid) fein dJhmb mit Sxoft erfreut.

©ntfernt bon itjm toixb mir ein ©lüd 31t Seite; Unb menn im ©eift id)’§ itjm 31: fagen eite,

2Bixb mix bie§ ©tiid gebopfiett fiifj.

©ntfexnt bon itjm bxot)n mix beS Ungtüdä ^feite; Unb menn im ©eift id)’§ itjm 311 Hagen eite,

©0 füt)I’ id) minbex Kümmernis.

2öenn mix bextxaut mit aufgemedtent fpeqen sftadj xeifem ©xnft bie ©tunb’ un§ fxo'f) bexfdjexseu, ©0 bitbet bex ©efdjmad ben ©cbjexg.

Sen Söit;, ben ©eift, bie un§ itd fdjexscn tetixen, SBefeett bie Sieb’ ; unb bafj mix un§ beretjren,

SSexgifjt aud) nie ba§ muntxe £ex3.

©ottt’ je ein 3mift bex fjxeunbfcfjaft 9tut)e txänten, ©ottü iibexeitt id) itjx 3um 9tad)teil bettfen Unb meinem gxeunb ein Stnftojj fein,

220

3Jtoratifd;e Schichte.

©o eil’ ic£) fdjon, ben geiler ju gefielen.

Söar’S Hein Don mit, it)n Ijittig ju Begehen,

©o ift groff, itjn 31t Bereun.

9Jtenfd), letne bod) bein ßeBen bit Berfüften Unb laf] bein fpers Bon greunbfdjaft überfliegen,

©et füfjen Quelle füt ben (Seift!

©ie quillt nid)t Blof3 füt biefe futjen fetten;

©ie toitb ein SSad), bet fid) in ©toigf eiten ©rquidenb burd) bie ©eet’ eigenst.

©ott toetb’ id) etft bie teinfte greunbfcffaft fdiaften Unb Bei bent ©lüd, fie etoig fortsufetjen,

3ft)t Ijeilig 9ted)t Berülärt Berfteljn.

©ott toetb’ id) etft it)t gan3e§ fpeil erfahren,

SJttdj etoig fteun, baft toit fo glüdtid) toaten, ötomm miteinanbet um3ugel)n.

$ tr |luljnt.

ift ba§ ©ut, nod) bem bu ftteBft,

©et gtuljnt, füt ben bu benlft unb leBft? 2Bag’§, bu fein gteunb, it)n 3U Betrachten! ©etoäljtt et, toa§ et bit Bctff.itid;t,

©0 BteiB’ il)m treu! ©etoäljtt er’§ nidjt,

©0 lern’ üjn bteift Betagten!

Söeldj ©lüd, toenn ntid) ein ©tofjer fdjätjt, ©et ftürft an feine ©eite feljt Unb tont mit feinen SSeifall fdfenfet !

9ll§bann toitb mein SSetbienft Belannt;

©ann benlt Bon mit ba§ ganse ßanb ©tofj, toie mein ©l»rgei3 bcnlct.

SBet ift bet ©rofje, bet bidj etjrt? ©Bticfj , lennt er bet SSerbienfte Söett? ©e^’ iljn im ©eift au§ feinem ©taube! SSietteidjt toitb btt fein SSeifall Hein; SSietteidjt Ij eilt ft bu’§, itjm teert 31t fein, Siumneljt füt eine ©djanbe.

Ser 9!u^m.

221

äöenn ijjt be§ 5Did)ter§ SoBgebidjt,

SDer Zehner götttidj bon bir fpxidjt,

Unb laut bid) bie ©efdjidjte greifen;

2öenn, auf i|r Söort , bie tjatBe Söelt ©idj für beu größten SSeifett tjätt:

Söirft bu barunt put äöeifen?

SBädjft beiner Smgetxb ettoa§ p,

©etoinnet beineS ©eifteä Stut)’,

Söeuu biete beinen tarnen Ijörett?

SSift bu Begtüdt, in bir Begtüdt,

SBeuu SOjor unb Snjöriu auf bicfj Midi,

Unb Sauber bid) bereiten?

©udjft bu beu 9tut)m nidjt in ber tpflidjt, ©iBt bir bein fpera beu SMfatt nicfjt:

2öa§ toirb bir anbrer SSeifatt uütsen?

Unb tjaft bu beineu 9tut)m in bir;

2Ba§ forgft bu Eummerbott bafür,

SDen äußern 31t Befitjen?

2öenu jener beinen Flamen tieft, - ©teidjgittig nennt unb bann bergifjt:

3ft bie§ ein fdjätjBar ©tüd p nennen?

3ft bie§ bie Söett, bie bon bir tjört,

2Öenn gegen ©inen, ber bid) etjrt,

2) idj taufenb nodj nicfjt tennen?

3ft bie§ be§ 9tad)rut)m3 ©toigfeit, äßeun ein ©Eriüent ber S£rodent)eit ©idj Eünftig an bein SeBen toaget?

Unb trenn bem Söanbrer einft nod) fpät SDer ©tein, bor bem er müjjig ftef)t,

©aff bu 3U früt) ftarBft, faget?

Unb ift ba§ ©tüd fo ungemein,

3) on einer Söett gerütimt p fein,

SDie oft ben lratjren Ütutjm berfennet,

S5a§ ßafter rütjmet, trenn gtei^t,

S)ie äöitbtjeit SJJ tut , ben Unfinn ©eift Unb ©tjrfudjt ©röjje nennet?

222

2JJoraIif<$e ©ebidite.

©u ftrebjt mit Gciferfudft unb Slngft, ©amit bit iljren üiuijm erlangft.

2ßot)lan, bu fotCft tf>n fdfnett erftreBeit! ©od) toetd) unficf)re§ Eigentum!

23ietteid)t reut Balb bie SSkit ber Ütidjm, ©ett fie bir fdfnett gegeben.

Sie 3a()l ber Eiugen ift nidjt groß. Stertangft bu xijren SÖeifati Mo^,

©o jud)’ ifjit ftitt in ifjrer ©pijare !

©er Eiuge fielet auf bein Serbienft;

Hub Bift bu ba§ nidjt, ü>a§ bu fdjienft, ©o Bift bu fonber ©ijre.

(Srtoirb bir ©ugenb unb SSerftanb: 9lidjt, um fie, Bon ber äöelt genannt, fDtit eitlem ©tolje ju Befijjen!

(SrrairB fie bir mit ebier 2Jtüf)’

Unb fjaite bie§ für SRufjnt, burdj fie ©er SBeit unb bir gu nütjen!

iJtidft beine§ 9iamenS leerer ©cfjatt, iftidjt beiner ©ugenb SBibertjatt ÜJiufj bid) 3U großen ©Ijaten ftärfen.

©ie ^eit, bie Eräfte, grojjer Seift!

©ie bu fo laut bem iRufyne tneiijft,

©ie tueif)e ftitt ben SBerfen!

ßrfüttft bu, ü>a§ bie äüeisijeit fpridjt, Unb gleicht bein Sifer beiner 5ßflid)t,

©o wirb ber 3tut)m itjin folgen miiffen. Unb toenu bein Stöert ttjn nid)t ertjätt, ©o gibt bir itjn, trotj aller SÖeit,

©odj emig bein ©ennffen.

©eiftlidje Cben uttb Siebet.

Ildrretu.

etttt bte ©pxadje bet Spoefie boxsüglicfi gefctjidt ift, bte

©inbitbungStiaft p Beleben, ben ätexftanb auf eine an= genehme Söeife 31t befdiäftigen unb bent ©ebädftniffe bte Slxbeit 31t exleid)texn; toemt fie gefdgdt ift, ba§ pexg in 33etoegung p feigen unb bie ©npfinbungen bex ^deube, bex Siebe, bex Setounbexung, be§ 9JtitIeiben§, be§ ©d)tnex3e§ p extoeden obex p untex^alten, fo ift unftxeitig eitte gxoffe üßflidjit bex SDid)= tex, biefe $xaft bex ißoefie boxnetjmtid) ben Söatjxtjeiten unb ©mpfinbungen bex Religion p toibnten. SDa übexbieS bex ©e= fang eine gxofje ©etoatt übex unfxe pexjen pat unb bon geUuf= fett ©npfinbrntgen ein ebenfo natüxtidfex StuSbxud ift, afö bie dftienen unb ©ebexben be§ ©efidftS finb, fo fotCte man bex Religion befonbexS biejenige 2Xxt bex Spoefie ^eiligen, bie ge= fttngen toexben fann. 3c£) £)d6e in ben nact)ftet)enben Oben unb Siebexn biefe ipflidft p exfüEen gefudft. pabe icf) fie ntit bent gepöxigen fPeiffe üb*5 sugleiti) mit ©lüde auSgeitbt, finb biefe ©efänge, obex bod) nux einige bexfetben, gefdfidt, bie ©x= bauung bex Sefex jn beföxbexn, ben ©efdfmad an bex Religion 31t bexmetjxen unb ^exjett in fxomnte ©mbfinbungen 31t fe|en, fo fott mid) bex glüdüdje ©xfolg meines UntexnetjmenS rnetjx exfxetten, als menn id) mix ben 9iut)nt beS gxöfften Selbem bidftexS, be§ bexebteften Eöeltmeifen attex Nationen exfiegt tjütte. ©tätiget fagt bon einet getoiffen Obe beS poixg1, bafj ex liebet

1 Lib. III, Dbe 9: Donec gratus eram tibi. Julius Giifar ©caiigcr (geft. 1558), berühmter gorajsSorfdjer.

©eitert- 15

226

(SetfUtdje Oben mtb £ieber.

bet SSerfaffer berf eiben al§ $önig in Slragonieu fein möchte. 3d) toeifj alte $itd)engefänge, bie id) mit i£)ten SMobien lie= Bet betfertiget Ifaben möchte al§ alle Oben be§ ißinbatS unb horaj. SStan tuirb mir nidjt Zutrauen, baff icf) bie ttfteifter= ftüde be§ menfcfjltc^en SBiijeS betagte; aber tbenn felBft bie ljeibnifd)en 5Did)ter für eine 3ßflid)t ober für eine @f)re geljal= ten, bie Sßoefie iljrer berberBten Religion gu toibmen, füllten fidf)’§ cf)tiftlicl)e 5Did)ter ju leinet Sßflidft, gu leinet ©l)te ma= dfen, für eine göttliche Dteligion gu bitten?

SJietCeic^t trägt bie ©eringfdiätjung, mit bet bie Sßelt auf ein geiftlicffeS Sieb Iferabfteljt, nid)t tuenig gut SSetabfäumung biefet 5)3ftid)t Bei. Slber joXlen toir nur alSbann arbeiten, tbenn bet 9?ul)m unb SSeifatt bet SMt fid) ju unfret S3elol)= nung barbeut? 3ft bie ©rfüttung feinet ipftidft nic£)t fftulmt genug, tuenn and) alle jungen bet ttttenf djen fd] wiegen? 3 ft bet SSeifatt feinet ©etuiffenS nidjt ©t)te genug, tbenn un§ aucl) bie ganje SSelt für einen fanatifdfen (Seift anfäl)e? ©ottte bie gtoffe Slbfiäjt, SBeiSljeit unb 3mgeub unter ben fDtenfdfen au§= pbreiten unb bie ©tjre be§ ©tifterS unfret fMigion ju bet= fjerrlidfen, lein Stuf] nt fein, ba nad) bemfelben aud) bie ©eifter be§ Rimmels, bie fo tueit über un§ ergaben finb, ringen? 3ft bet SSothmtf eines lleinen unb einfältigen ©eifte§, eine§ Slbet= gläubifc^en ober fttttläfüdjtigen , ben un§ bie ©fiötter ntadfen lönnen, ift et, au§ biefem ©efidjtSfmnlte betrachtet, nicht bet erl)abenfte Sobfprud) für unä? 2£et nicht grof; genug ift, fiel) übet biefe falfdfe ©dfanbe tjintoegäufeijen, bet ift be§ ©lüde§ tuert, nur ben SSeifatt bet Sporen unb Scidftfinnigen ju traben.

^u bet SSeradftung bet geiftlidfen ©efänge überhaupt tra= gen unftreitig bie bielen fdftedften Siebet biefet ©attung nicht tuenig bei. SSiele tuadere unb fromme ttftänner haben getuagt, geiftlidje Sieber ju bid)ten, unb il)ren ©ifer für bie ©efd)idlid)= leit Jur tpoefte angefefjen. Slber tuie bie ffdömmigleit bemjeni= gen, bem eS an Äenntniffen bet ©taatSlunft fehlet, nicht bie

Sßorrebe.

227

©efhidlihfeit erteilen toirb, in öffentlichen ©efdjäften glüdlid) 31t arbeiten, fo toirb aud) ein frommer Staun blofj barum, toeil er fromm ift, noch nicht mit ©lüde in ber t|3oefie arbeiten, toenn er mit i^ren Segeln nicht befannt nnb mit feinem boetifdjen ©enie begabt ift. Stau fann ein feljr gute§ cfperj, aucf) Ser= ftanb nnb SBiffenfdjaft nnb bod) einen Übeln ©efdmtacf befitien. Stan fann fiel) unnatürlich, unrichtig, abenteuerlich au§brüdett, menn man boit ben heiligen SBahrtjeiten in ber ©brache ber ißoefie reben toitt, unb man fann bod) fehr gut meinen. Stau fann, toenn man bie Seffeln ber 5Dicf)tfunft gu tragen unb bie Stenge ihrer ©djtoierigfeiten ju übertoinben nicht ge= toohnt ift, gelungne, elenbe unb froftige ßieber jur 2fnbad)t Verfertigen unb bocfj aufjerbem ein guter, ja gar ein großer Sebner fein. Um befto mehr fodten biejenigen, bie bon ber Satur bie ©abe ber ijtoefie empfangen haben, biefe§ ©efchenfe ber Seligion ifteiXigen, ba nicht bloh auf unfer gute§ öperg, nicht bloh auf ben Serftanb nnb bie ©ele'hrfamfeit, ja fetbft nicht auf bie SSerebfamfeit allein aufömmt, toenn toir ©efänge ber Setigion Verfertigen tooden.

Sodj eine Urfache, toarurn toir Vielleicht in unfern Sagen mehr für bie geiftlidje Sßoefie arbeiten füllten, ift biefe, bah fiel) ber ©efchmad ber SDihtfunft unb Serebfamfeit in unferut 3af)t- hunberte fehr geänbert hat. SSieleä ift in ber ©brache unfrer Stüter, in ihrer Slrt ju benfen erlaubt, gebräuchlich unb nnan= ftöjjig getoefen, ba§ in unfern Sagen nicht mehr ift. Sille lebenbe ©brachen haben ba§ ©djidfal, bah Üe Üh änbern, toenn gleich» nicht ftet§ Verbeffern; bahSöörter beralten unb ihren Söert Verlieren, neue auffommett unb einen SBert erhalten, toenn er auh nur toittfürlicf) fein follte. ©nblidj, toenn bie ©itten feiner toerben, fo befommen toir an einer nadjläffigen, ungetoalilten unb blatten ©hreibart einen ©fei. SDiefer ©fei crftredt ficb» auh auf bie ©hreibart in ben Sßerfen ber Seligion; unb toir fangen an, oft bie Übungen ber Slnbadjt gering ju fdjähen ober

is*

228

©etftlidfje Oben unb Siebei'.

ju Deradjten, toeil bie Mittel, fie 31t ertoeden ober ju unterteil; teit, bem allgemeinen ©efefmiaefe nicf)t nteljr gentäff finb. 2fd) Dutt biefeu ©fei nidjt ganj billigen; aber id) billige aud) ntd)i, baff matt uid)t eifriger ift, ifjut bor^utoefiren. $aben toir niefjt eine Sttenge guter alter iftrebigten, unb toarunt brudt man fo bie! neue mit Stedjte? Ser ©efdintad in ber S3erebfam= feit t)at fid) geänbert unb gebelfert; unb Diele fönnen bie raulje unb unbearbeitete ©pradje unb ben forgtofen 2Iu§brud unfrei' Stäter nid)t ntefjr bulbett. 2tu§ eben biefent ©runbe toirb man aud) in ber geiftüdjen Sftoefie, toenigfteng tnegen be§ gefittetern . Seil§ unfrer Nation, neue Sterfudje tragen muffen, ob gleich) getoifi bleibt, bafs toir Diel fdjötte Sieber Ijaben, bie in I)Utt= bert Sauren nod) ebenfo Derftänblid) unb geiftreid) fein toerben, al§ fie Dor fjunbert ober jtoeiljunbert Sauren toaren. SSer biefe Derbrängt, um nur neuere bafür unterjufdjieben, ber ift gegen unfre Später unb auf bar unb gegen bie ©rbauung, toeldje fie f Raffen, itnertopfinblid). Stiele alte Sieber finb aud) nur ftellentoeife Dertoerflid), unb toare ju toünfdfen, bafj bie SJerbef= fentng berfelbett toeniger©c§toierigf eiten auggefetjet fein mödjte. Sd) glaube uid)t, um nur ein Steifbiel anjufü^ren, baff unfre Stüter bitrd) bie ©teile be§ 2lbenbliebc§:

Öffne Deiner ©iite fjertftet*,

©ettbe Deine SBadf)’ fjerab,

®afs Die fdjroarjeit Siacfjtgefpenfter je.

finb beleibtget toorbett, aber id) glaube, baff fie in unfern Sagen beleibiget. 5Da§ glatte in ber geiftlid)en iftoefie ift toeber bie ©d)ulb unfrer ©brache, itod) ber Slnbadft. Sutljer Ijat in feinen fjerrlidjen Siebern bie ©f>rad)e meiften§ glüdlid) getodhjtt, fo entfernt er aud) Don unfern Sagen getoefen ift. ©3 ift aud) nidjt bie fpärte ber alten ©ftradje, toeldje Sefer Don ©efdjtnade beleibiget, foubent ba§ gejtoungtte, froftige, aben= teuerlidie fparte; nid)t bie Sterfetjuug ber SÖÖrter, fonbern bie unnötige unb armfelige Stertoerfung. SJtan lefe folgenbe ©te'de :

SBovvebe.

229

©g ift ja, £err, bein ©efcfjenf imb ©ab’,

SJJJein Seit», <5eeC tinb affg, mag i A) Ija&’

biejem armen geben;

Samü icEj’S brauch’ jum Sobe bein,

Sunt 9lup unb Sienft beg tMdjften mein,

SBottft mir beine ©nabe geben!

©te t)at biel fpaxteS nad) unfxex i^igen Klunbaxt unb un£ ungetoöhnliche äßerfetjungen; unb bennodj, leer !ann fie ohne SSetnegung, ohne baff ex filljtt , lute feine ©eele bon $)an{ unb üDemut buxcfjbxungen tuixb, fingen obex tefen ? ©ie ift ntef)X luext, als gange SSänbe neuex Sieber, bie {ein anbxeS Sßex= bienft ^aben, als bah fie xein finb. Hub tnaxum ift biefe ©teile, ungeachtet ihrer §äxte, fo fcf)ön‘? Süßeil bex SluSbxuct ftaxf unb Ixäftig, tueil bex Inhalt beS ©ebanlenS gxofj unb buch bex (gebaute nicht auggebetjnt ift; tueil bie $üxge unb bex Kathbxuct baS ßaxte entfcCjuXbigen; tueil bie Sßexfepungen bex ©eutlidjfeit nicht fd)abeu, funbexn mehx bie Slufmexff amfeit Peföxbexn.

SIu§ ben guten geiftlichen ©eföngeti, bie tuix haben, unb überhaupt auS bex fJlatnx bexjenigen ©attung bon ©ebicl)ten, bie beut ©efange geluibmet finb, ift eS leicht, fich bie Kegeln bon biefex Slxt bex geiftlichen ißoefie gu entwerfen. (SS muh eine allgemeine ®eutli<$!eit baxintte hettfäjett, bie ben SSexftanb nahet, ohne ihm (Siel ju extuecten, eine ®eutli<$teit, bie nicht bon bem SJtatten unb Beeren, foubexn bon bent Süchtigen ent= ftel)t. (SS muh eine getuiffe ©täxte beS SluSbxucfS in ben geift= liehen ©efängen hetxfchen, bie niefjt foluohl bie ^xacht unb bex ©chmuct bex ipoefie, als bie Sprache bex (Smpfinbung unb bie gemöhnliche Sprache beS benfenben SßexftanbeS ift. Kicpt ba§ SSilbexxei^e, nicht baS <<poI)e unb prächtige bex Sigureu ift baS, toaS fiel) 3«t fingen unb leicht in (Smpfinbung bex= toanbeln lä^t. $ie finBilbungSfxaft tuixb oft fo fehx babon erfüllt, bah t>aS fpexg nichts empfängt. (SS muh in geiftlichen

230

©eiftlicfje Oben unb lieber.

Siebern gtoar bie übliche getoäljlte ©brache ber Sßett Jjetrjdjett, aber noch mehr, too eg mögCic^ ift, bte Sprache ber ©dfrift, btefe unnachahmliche ©brache bott göttlicher Roheit unb ent= gücfenber ©infalt. Oft ift ber Stugbrucf ber ßut^erifc^en Über= fe|ung felbft ber Iräftigfte; oft gibt bag Altertum beweiben ber ©teile beg Siebeg eine feierliche unb ehrtoürbige ©eftalt; oft to erben bie äöaljrheiten, Sehren, Ißerheifjungen, Drohungen ber Religion baburch aut geloiffeften in bag ©ebächtnig gurücf= gerufen, ober bie SSorfteltung babon am lebhafteften in unferm tüerftanbe erneuert. 5a, oft löntten auch felbft bie ©teilen unb Slugbrücfe ber ©c£)rift burä) ben gufammenhang, jn ben ||e ber Sieberbicfjter bringt, eine 5lrt Bon ©ommentario erhalten, ber für bie Stenge bielteicht fehr nötig ift.

gibt eine hoppelte ©attung ber geifttidfen Oben; gu ber einen gehören bie Set)r=Oben, gu ber anbem bie Oben für bag perg. 233ir benennen fie fo, nact)bem mehr Unterricht ober mehr ©mbfinbung barinne Ijerrfchet. ©g toirb alfo auch eine hoppelte ©chreibart biefer Oben geben. Sn ben Sehr=Dben toirb Oeut= lichfeit unb $ürge bornehmlidj herrschen ntüffen; in ber anbem ©attung bie ©pracpe beg perg eng , bie lebhafte, gebrungne, feurige unb bodf ftetg berftänbtiche ©brache. Oafj ber SSer= ftanb in ben Siebern unterrichtet unb genährt tocrbe, ift eine fehr nottoenbige Pflicht, toenn man bie unrichtigen SBegriffe, bie ftdh bie 9Jtenge üon ber fReligion macht, ben ÜJtangel ber Henittnig in ben SBaljrheiten berfelben unb bie täglichen $er= ftreuungen bebenlt, unter benen itnfre ©inficht in bie Religion oft ©äpe, oft 33eftim mutigen unb Setocife, oft toenigfteng ben ©inbrudf unb bie lebhafte SSorftellung babon berliert.

Oie Sieber für bag perg, benen ber ©efang borgügtidf eigen ift, ntüffen fo Befdjaffen fein, baff fie un§ alleg, toa§ erhaben unb rührenb in ber Üieligion ift, fühlen taffen; bag peili ge beg ©taubeng, bag ©öttliche ber Siebe, bag pet= benmüticge ber ©elbftberieuguung, bag ©roffe ber Oernut,

SCorrebe.

231

ba§ ßiebenStoütbige bet üDantbarleit, ba§ ©bie be§ ©eljorfamS gegen ©ott unb unfein ©tlöfer, ba§ ©Uni, eine unftetbliclje, gut SEugenb unb pm einigen ßeben etfdjaffne unb erlöfte ©eele §u Ijaben; bafj fie un§ bie ©djänblidjteit be§ ßafterS, baS Sierifdje bet Stifte unb ©innlidjleit, baS Stieberträd)tige be§ ©eijeS, ba§ Steine bet ©iteKeit, baS ©djredlidje bet 2Bot= luft, mit einem SSorte, bie Steigungen bet £ugenb unb bie -jpäfjlidifeit be§ ßafterS embfinben taffen; bet Sugenb, tuie fie ton ©ott geliebt, befohlen, ju unfetrn ©lüde Befohlen toitb; be§ ßafterS, toie eS bot ©ott ein 21uftüE)t, fiit unS ©d)anbe, äeitlidjeS ©lenb, einige Sßein ift.

SDa bie geiftlidjen ©efänge nidjt toie bie anbetn Sitten bet Sßoefie baS Sergnügen p itjtet fpaubtabfidjt f)aben, fo fott man für ben 2Öot)l!tang toeniger befolgt fein, als fttt baS Sadjbtüdlidje unb kräftige. 2)aS Df)t leibe bei einet Keinen §ätte, bei einem abgetiffnen e, bei einem nidjt gang teinen Steime, toenn nut baS ^erj babei getoinnt. ©in Heiner Sef)= tet, oljne ben eine gtöfjre ©djönljeit nidjt tootjl erteilt toetben tann, t)ört auf, an bemfelbigen Orte ein Scf)Ier 31t fein. $a= butd) toitt idj aber toeber meinen Steilheiten eine ©djutjrebe galten nod) junge ©idjter in bet Stadpffigteit beS 2Bol)t= KangeS unb SerSbaueS beftätlen. ©enug, baff idj bie 5ßfCicf)= ten bet SluSbeffetung bei biefen ©efängen ebenfotoenig bet= geffeu Ijabe, als bei meinen übrigen ©ebidjten. 2)ieS Zeugnis, voeun icf) mit’S nicl)t fetbft geben batf, fönnen mir bod) meine Steunbe geben, kommen in biefen ßiebetn f)in unb toieber äljnlidje SluSbtüde unb einerlei biblifdje ©teilen bot, fo ted)t= fertiget enttoeber bet Spalt biefe Steil) eit, ober bet ©ebanle, baff ein ßieb für fidj ein ©anjeS ift, ba§ man in einet Samm= lung als bon ben anbetn abgefonbett betrachten mufj. Sei ben meifteu biefet ßieber f>abe idj auf Hirdjenmelobien ptücK gefeiten, bon benen idj p ©nbe be§ SGerfeS ein SetjeidjniS angegangen; unb toie bie Mamation be§ StebnetS feiner

232

©eiftlidje Dbett urtb Sieber.

S'iebe ba§ ßeBett gibt, fo gibt oft bie fUtetobie erft betn Siebe feine gange $raft. 3Siete§ toirb butdj beit ©efang einbringem bet urtb fanftet at§ int Sefen trat; unb biete Siebet ntüf= )en au§ biefent ©efidjtäfmntte am meiften betrachtet toerben. ©inb enbticf) bie gegenwärtigen nicht alte im eigentlichen 33er= [taube gunt ©ingen gefdjitft, fo toirb bodf genug S3etoh= ltung für mich fein, trenn fte fich mit ©röauung tefen taffen.

Seifjgig, im 9Jtonat fDtärg 1757.

Ritten.1

/fffcott, bettte (Sitte reitet fo toeit, v!ü' ©o toeit bie Söollen gefjett;

5Du Ixönft un§ mit SJarmljeraigfeit,

Unb eilft , utt§ Beipftefjen. fQtxx, meine SSutg, mein $el§, mein §ort, SSernintm mein ffrlefm, nterf’ auf mein äöort SDenn idf toiU Bor bir Beten!

Bitte nicf)t um ÜBerfUtff Unb ©äjäije biefer ©rben. ßafj mir, foBiel icf) fjaBen muff,

9iad) beiner ©nabe to erben.

©iB mir nur 2öeiSf)eit unb Sterftanb, üDicf), ©ott, unb ben, bett bu gefattbt,

Unb micf) felBft ju erlernten.

$dj Bitte nicfit um ©fr’ unb Sftufjm,

©o fefjr fie fDtenfdfen rühren;

SDeS guten ütamenS ©igentum ßafj ntid) nur niäjt Berlieren. äJtein toafjrer üiüfjm fei meine ipffidjt,

S)er fftufjm Bor beinern Slngefidjt, ilnb frommer greunbe ßieBe.

©o Bitt’ icf) bicf) , -ffterr geBaoifj,

SUtcf) nidjt um langes ßeBen.

$m ©lüde SDetnut, 9Jhtt in fftot,

®a§ tootteft bu mir geben.

Sn beiner .fpanb fte'fft meine Seit; ßaff btt mid) nur aSarm^erjigfeit 23or bir im £obe finben.

1 Sietobie: „@S ift ba3 geil un8 fommeit l)tt tc.‘

234

©eiftlic&e Oben imb Sieber.

glmtkltrin

'5\u bift’ä, bem 9tüt)m imb ©f)re gebühret; Jy Unb Utut)m imb ©t)re bring’ iet) bir.

©u, fperr, t>aft ftet§ mein ©djidfat regieret, Unb beine f5anb toar über mir.

Söenn fftot ju meiner fpütte jtdj natjte:

©o tjörte (Sott, ber £>err, mein §Iet)n,

Unb tief), nacf) feinem gnäbigen Iftate, fDHd) nicfjt in meiner Slot bergetjn.

fant in ©dfuter^ unb ^ranffjeit banieber Unb rief: D fperr, errette mid) !

£)a f)atf mir ©ott, ber mäd)tige, toieber,

Unb mein ©ebein erfreute fidj.

Söenn mid) ber .fpaff be§ Qeinbe§ betrübte, Jtlagt’ ict) ©ott finblid) meinen ©ctjmerj.

©r |atf, baff id) niefit Stadfe berübte.

Unb ftärfte burd) ©ebutb mein fperj.

Söenn id), berirrt bom xicfjtigen ^|5fabe, fDtit ©ünbe mict) umfangen fat),

Stief id) 51t itjm, bem Später ber ©nabe,

Unb feine ©nabe toar mir nat).

Um £roft toar meiner ©eete fo bange;

SDenn ©ott berbarg fein Slngefidjt.

Sd) rief ju üjm: 9Xef) , fperr, tbie fo lange 1 Unb ©ott bertieff ben ©c£))oad)en niefit.

©r tiatf, unb toirb mid) ferner erlöfen.

©r t)itft; ber <£>err ift fromm unb gut.

@r t)itft au§ ber tÖerfucfiung pm 23öfen,

Unb gibt mir 311 ber £ugenb SJtut.

3)ir baut’ id) für bie Sßrüfung ber Seiben, 5Die bu mir liebreid) jugefdfidt.

SDir banf id) für bie fjäufigern greifen, Söoniit mict) beine fpanb beglücft.

©artUieb. $te ®§re ®otte3 auS ber 9tatur.

235

Sir banf’ idj für bie ©üter ber ©rben,

-gitr bie ©efcfjenfe beiner Sreu’.

Sir bau!’ idj; benn bu Ijiefjeft fie toerben,

Xlnb beitte ©üt’ ift täglitf) neu.

Sir ban!’ icf) für ba§ SBunber ber ©üte; ©elBft beinen ©ofjn gab ft bu für rrticf».

3)on ganzer ©eel’ nnb gangem ©entüte,

3)on allen Kräften fireif’ icf) bicfj.

©rf)eBt itjn einig, göttliche Söerfe!

Sie ©rb’ ift BoU ber <g>utb be§ $errn.

©ein, fein ift iftufjnt nnb 2Öei§t)eit nnb ©tärfe; ©r t)itft unb er errettet gern.

©r t)itft. Se§ SlfienbS mähret bie ütage,

Se§ 9Jlorgen§ bie 3ufrieben^eit. ütactf einer Prüfung meniger Sage ©rfjeBt er uns gur ©eligfeit.

S3ergi^ niäfjt beine§ ©otte§, o ©eele!

Stergifj nic£)t, ina§ er bir getfjan. föerefjr’ unb tjatte feine Sßefelfie,

Unb Bet’ ifjn burcf) ©efjorfant an!

Ui? ©Ijrr (>Mtrs mts Brr $tutmr.

•flfNie fpinttnel rühmen be§ ©Inigen @f)te,

Jy $tjr ©c£)al! ^flattat feinen tarnen fort.

3t)it rüfjntt ber ©rbfreiS, ifjn greifen bie ÜJteere; Vernimm, o SJtenfcf), üjr göttlidj Söort!

Söer trägt ber ffnntmel uttgäfüBare ©terne? Söer fütjrt bie ©onn’ au§ itjrem gelt1?

©te fömint nnb leucfftet nnb ladjt nnS Oon ferne, Unb läuft ben 2öeg, gleicf) a!§ ein -g>etb.

S5ernimm’S unb fie^e bie Söunber ber äöerte, Sie bie 9tatur bir aufgeftettt!

SSerfiinbigt SüeiSfjeit unb Drbuung unb ©tärfe Sir nidjt ben fperrn, . ben fperrn ber 2Mt?

23G

©eifttidfe Oben unb Sieber.

$annft bu bex Söefen un^ätilbaxe <£jeere,

SDen fCeinften ©taub fütjltoS befdjaun?

SDuxd) tuen ift aXIe§? £) gib itjnt bie ©t)xe! fUtix, xuft bex fpexx, fottft bu bextxautt.

2Mn ift bie ßxaft, mein ift stimmet unb ©xbe; 9ln meinen SBexten lennft bu mid).

$d) bin’§ unb tnexbe fein, bex id) fein tnexbe,

©ein ©ott unb töatex etoiglid).

^cf) bin bein ©djöpfex, bin 2Gei§t)eit unb ©üte, ©in ©ott bex öxbnung unb bein «fpeil;

$dj bin’§! fDttdj liebe bon ganzem ©emiite,

Unb nimm an meinex ©nabe teil.

$U*nfmtg mit ^brntin1

|ex ©ag ift toiebex t)in, unb biefen ©eil be§ ßebett§,

Söie fjab’ id) il)n bexbxadjt? töexftxid) ex mix bexgeben§? fpab’ id) mit altem ©ruft bent ©uten nadjgeftxebt?

|>ab’ id) bieEeidjt nux mix, nic^t meinex 5}ßftidjt gelebt?

2öax’§ in bex guxdjt be§ fpexxn, baff id) itm angefangen? ÜJtit ©an! unb mit ©ebet, mit eifxigent tßexlangen, s2lt§ ein ©efcfjöbf bon ©ott bex ©ugenb mid) §u rneiijn, Unb jüd)tig unb gexedjt unb ©otte§ $xeunb ju fein?

fpab’ id) in bent 83exuf, beu ©ott mix angetniefen,

©uxd) ©ifex unb buxd) $tetf) i^n , biefen ©ott, gepxiefen? dJUx unb bex Söelt genügt itnb feben ©ienft getrau,

Söeil iljn bex fpexx gebot, nid)t ioeil mid) iUtenfcbeu fal)n?

2öte t)ab’ idj biefen ©ag mein eigen ^exj xegiexet? fpat mid) im füllen oft ein SSlicf auf ©ott gexüljxet? ©xfxeut’ id) mid) be3 fpexxn, bex ttnfex ffletjn bentexlt?

Unb Ijab’ id) im Sfextxaun auf itm mein §exg gefühlt?

1 ÜJtetobie: „D ©ott, bu frommer ©ott je.'

Prüfung am SlEienb. ©eiafienljeit.

237

®acf)t’ id) Bet bem ©enufi bet ©üter biefer ©tben Stn ben SXXCmäc^tigen , butd) bcrt fie finb uttb m erben? Sleretjtt’ id) üjn im ©taub? ©mpfanb id) feilte fpülb?

Stutg id) ba§ ©tüd mit ©auf, ben Unfall mit ©ebülb?

llitb mie genofi mein fperj beS Umgangs fü^e ©tunben? $üt)lt idj bet greunbfdjaft ©ü'td, fptacf) id), tuaS id) embfuuben? Sttar attci) mein (Stuft nodj fanft, mein ©d)etj nod) unfd)uib§bott? Unb tjab’ id) nid)t§ geteb’t, ba§ id) bereuen fott?

,<pab’ id) bie steinigen burdj Sorgfalt mit ber:pftid)tet, ©ie butd) mein SMfjnel ftitt jum ©uten unterrichtet?

Söar p beS 3Jtitieib§ 3ßflid)t mein §era uidjt ju bequem? ©in ©lüd, baS attbte ttaf, Inat bie§ mit angenehm?

Söar mit bet fyelqütitt leib, jobalb id) Üjn begangen? Sieftritt id) and) in mit ein unetlaubt Siettangen?

Unb toenn in biefer Stadjt Sott übet mid) gebeut,

33in id), bot il)m p fte'fju, and) mittig unb bereit?

(Sott, bet bu atteS meifft, maS lönnt’ id) bit ber’fjeljlen? $dj fü£)te tägbicf) noch) bie ©djmadjtjeit meinet ©eelen. Sietgib butd) ©tjrifti SBIut mit bie berteijte ißflidjt;

Sietgib, nnb getje bu nid)t mit mit inS ©etid)t.

3fa, bu berjeiljeft bem, ben feine ©üttben tränten;

®u liebft 33arml)etäigteit unb mitft audj mit fie fdjenfen. Sludj biefe Stad)t bift bu bet Söädjter übet mit; ßeb’ id), fo leb’ id) bit, ftetb’ id), fo ftetb’ id) bit!

-*-§

(Maffimljt'tt.1

aS ift’S, baff id) mid) quäle?

^patt5 feinet, meine ©eele, fpart’ unb fei unberpgt!

SDu ioeifjt nic^t, maS bit uüfcet; ©ott meif? e§, unb ©ott fd)üi)et,

<§x fdjütjet ben, bet nad) i^m fragt.

i SDfeiobte: „3n allen meinen Saaten jc."

238

©eifUWje Oben unb fitcber.

©r gäfjtte meine Sage, dftein ©tüd unb meine ißtage,

©)’ id) bie Söelt nocß fat).

©tj’ idj midj fetBft nodf !annte,

©t)’ idf itjn Später nannte,

Söar er mir fcf)on mit -fpütfe natj\

Sie fleinfte meiner ©argen 3rft bem ©ott nicf)t BerBorgen,

Ser alle§ fielet unb t)ätt;

Unb toag er mir Belieben,

Sa§ bient ju meinem ^rieben,

2öür’§ aud) bie größte ßaft ber Söett.

3d) leBe nid)t auf Gerben,

Um glüdtid) tjier ju toerben;

Sie ßuft ber Söett Bergest.

$d) leBe tjier, im ©egen Sen ©runb jum ©tüd 31t legen,

Sa§ etoig, toie mein ©eift, Befielt.

2Ba§ biefe§ ©tüd bermetjret,

©ei mir Bon bir geiuätjret!

©ott, bu geioätjrft gern.

3Ba§ biefeg ©tüd Berietet,

Söenn’g atte Söelt and) fc^ä^et,

©ei, tjperr, mein ©ott, mir emig fern!

©inb aud) ber ßrauttjeit plagen, Ser 331anget fdjtoer ju tragen,

9tod) fernerer ,£>af} unb ©Bott:

©0 tjarr’ id) unb Bin ftitte 3u ©ott; beim nidjt mein Sßitte,

Sein SGitte nur, gefdjet)’, 0 ©ott!

Su Bift ber iUtüben ©tärte,

Unb alter beiner SBerte ©rBarmft bu einig bicf).

2öa§ tarnt mir loiberfafjren,

Söenn ©ott ntidj ioiE Betoaljren?

Unb er, mein ©ott, Beioatjret mid).

Dfterlieb.

239

©fUrlirin1

/f^rinnre btc^ , mein (Seift, erfreut De§ tjofjeu Dag§ ber 4?errtid)feit;

-fo alt5 im (Sebädj)tni§ gefum ©Ifrift,

Der bau bem Dob erftanben ift!

gü!)!5 alte DantBarfeit für üjtt,

9lt§ oB er ifeute bir erfdfien5,

21I§ fprcict)’ er: fyriebe fei mit bir!

©o freue bict), mein (Seift, in mir.

©djau5 über bid) unb Bet5 t£)n an.

6r ntifjt ben ©ternen ifjre 25a|n;

©r lebt unb Ijerrfdjt mit (Sott Bereint Unb ift bein finnig unb bein greitnb.

3L)lacf)t, Dtüffnt unb fpotjeit intnterbar Dem, ber ba ift, unb ber ba toar!

©ein iJlante fei geBenebeit,

SJon nun an Bi§ in ©ioigfeit!

£) (SlauBe, ber ba§ erljölft! ttöa§ ift ber ©rbe ÜJtajeftät, äöenn fie mein (Seift mit ber Bergleidft,

Die ict) burdj (SotteS ©of)rt erreicht?

2)or feinem D^ron, in feinem 9teid), UnfterBtict) , fettig, ©ngettt gteicf),

Unb einig, einig felig fein; fperr, ioelcfje .fperrtic£)feit ift mein!

ttttein .'per^ erliegt frot) unter itjr;

Sieb5 unb Skrtounbrung fämBft in mir, Unb Bott Bon ©tjrfurd)t, Dan! unb !|3jBic£)t galt5 ict) , (Sott, auf mein 3tngefict)t.

Du, ber bu in ben 4?immeln tfjronft, gd) fott ba tno^nen, ino bu iootfnft?

Unb bu erfüttft einft mein iöertraun, gn meinem gteifdie bict) 31t fd)aun?

'Blelobie: „Söom §immel (jod), ba fomtn' tc§ l)er jc.1

240

©eifUtcije Oben itnb Sieber.

3c£) jott, menn bit, be§ ßeben§ Srürjt, $n äßolfen götttidj formnen toixft, ©rmecft au§ meinem ©tabe getjn,

Unb rein ju beiner tftedjten jtefjn?

9Jlit ©ttgcltt ttnb mit ©er ab!) int, jDtit ©fjronen unb mit ©fjerubim,

9Jtit alten frommen aller ,ßeit ©ott id) mid) jreun in ©migfeit?

lue!cf)em ©lütf , ju mctdjent iftufmt ©rt)ebt un§ nicdjt ba§ ©fjriftentum! üftit bir gefreujigt, ©otte§ ©ofm,

©inb mir aud) aujerftanben jdjon.

dtie tomm1 mir au§ meinem ©inn, 2öa§ id), mein jpeit, bir fcdjutbig bin; ©amit id) mich, in Siebe treu,

3u beinern SSitbe ftet§ erneu’.

©r ijt’§, ber ade§ in un§ fcfjafft,

©ein ift ba§ Oteidj, jein ift bie Äraft. .giatt’ im ©ebftd)tni§ 3?ejum ©b;rift,

©er boti bem ©ob erftauben ift.

Der ftantpf im* ©ngtitiu1 jt flagt bein fperj, mie ferner fei.

©en Söcg be§ jperrn ju manbetn, Unb tägtidt) , feinem äßorte treu,

3u benten unb ju tianbetn. äöafjr ift’8, bie ©ugenb foftet SDÜH)’, ©ie ijt ber ©ieg ber Süjte;

©odj ritdjte jetbjt, ma§ märe jie,

SBenn jie nidjt fäntjjfen müjjte?

©ie, bie jidj itjrer ßafter freutt, ©rifft bie fein ©djmerj fjienieben?

©ie jittb bie ©Haben eigner 3ßeitt,

Unb Reiben feinen ^rieben.

1 SDietobie: „®urdj Stbamä $att ift gaitj uerberbt je."

SDer flnmpf ber SEugenb.

241

SDer fromme, ber bie Stifte bämpft, tpat oft and; feine Seiben;

Slttetn ber ©djnterj, mit bent er tämpft, StertoanbeÜ fidj in greuben.

SDeS SafterS 23at)n ift anfangs jtoar ©in Breiter SDöeg burcf) 3tuen ;

Stttein fein gottgang toirb ©efafjr,

©ein ©nbe 9ladjt unb ©rauen.

SDer SDugenb Sßfab ift anfangs fteil,

Säfit nichts als ÜJtüfje Bütten;

SDod) toeiter fort fütjrt er ptnt .fpeit,

Unb enblict) jum ©ntgüden.

5ümnt an, ©ott fjätt’ eS uns tiergönnt, 9tad) unferS gteifdjeS SBiHen,

SCBenn SBoEuft, 9teib unb gorn entbrennt, SDie Stifte frei gu füllen;

9limnt an, ©ott lief;’ ben Unbant ju,

SDen gretiel, bicfj ju tränten,

SDen ÜJtenfdjentjafi: toaS toürbeft bu Söon biefent ©otte benfen?

©ott toiü, toir foüen gtüdüct) fein, SDrunt gab er unS ©efeije.

©ie finb eS, bie baS ^erj erfreun,

©ie finb beS SeBenS ©djätje.

©r reb’t in unS burct) ben Söerftanb,

Unb fpridjt burdj baS ©etoiffen,

SBaS toir, ©efäjöpfe feiner ^anb, gtietjn ober mätjten nxüffen.

gfjn fürsten, baS ift 2öeiSt)eit nur,

Unb greitjeit ift’S, fie toätjlen.

©in SDier folgt geffetn ber 9tatur,

©in 9Jtenfd) bem Sidjt ber ©eeten.

28aS ift beS ©eifteS ©igentum?

2£aS fein SSeruf auf ©rben?

SDie SDugenb! 2BaS ifjr Sotjn, it)t fJhdjnt1? ©ott einig ätjnlid) to erben!

©etlei't.

16

242

©etftüdje Dbett uttb Sieber.

Sern’ nur ©efdjmad am 2Bort beä .fpettn ilnb feiner ©nabe finben,

Unb übe bitf) getreu unb gern,

©ein .fperj ju überminben,

2öer Äräfte tjat, mirb burdj ©ebraudj San ©ott noef) meljr befömnten;

2Gcr aber nic£)t tjat, bem mirb and)

©a§, toa§ er ^at, genommen.

©u ftreiteft nidjt burdj eigne $raft,

©rum muff es bir gelingen.

©ott ift e§, melier beibeS fetjafft,

©aS Söo'tlen unb Vollbringen.

Vtenn gab ein Vater einen ©tein ©em ©oljn, ber Vrot begehrte?

Vet’ oft: ©ott müfjte ©ott nidft fein,

Söenn er bic£) nidjt erhörte.

©id) ftarfet auf ber ©ugenb ißfab ©aS Veifpiel fet’ger ©eifter:

Si)n jeigte bir unb i£)n betrat ©ein ©ott unb <£>err unb Vceifter.

©id) müffe nie be§ Sredjen ©pott Stuf biefem ißfabe t)inbern;

©er toaljre Vuljm ift 9tuf)tn bet ©ott,

Unb nid)t bei fütenfdjenünbem.

©ei ftarJ , fei männlid) aEejeit,

©ritt oft an beine Vafjre;

Vergleidje mit ber ©migteit ©en Äanipf fo Jurjer Satire.

©a§ Äleinob, ba§ bein ©laube Ijält,

Söirb neuen Vtut bir geben, llnb Kräfte ber sufünft’gen äöett,

©ie to erben ib)n beleben.

Hub enblid), Sljrift, fei unterlagt,

Söentt bir’S nidjt immer gtüdet;

SBenn bidj, fobiet bein ^erj and) magt, ©tetS neue ©djmadjljeit brüdet.

®te ©üte Ootteä.

243

©ott fiefjt nicht auf bie ©hat allein, ©t fiel)t auf b einen äßillcn.

©in göttliches Sßetbienft ift bein! ©ieS ntu§ bein Spenge füllen.

§u CBiitt (SJoitüh

•^iitiXie gtoh ift beS 3lttmäht’gen ©üte!

MW 2tft bet ein äftenfh, ben fie nicht iül)tt?

©et mit begattetem ©emüte

©en ©an! et [tieft, bet ihm gehütet?

SRein, feine Siebe p etmeffen,

©ei einig mein gtöfjte Pflicht!

©et Spett hat mein noch nie betgeffen: ä>etgi|, mein ^erj, auch feinet nicht.

äßet hat mich iounbetbat beteitet?

©et ©ott, bet meinet nicht bebatf. äßet hat mit Sangmut mich geleitet?

©t, beffen 9tat ich oft betinatf. äßet ftär'ft ben Stieben im ©etoiffen? äßet gibt bem ©eifte neue ßraft? äßet Iaht mich fo biel ©lücC geniehen?

Sft’S nicht fein 2ltm, bet alles fdjafft?

©hau’, o mein ©eift, in jenes Sebeu,

^n toelhem bu etfhaffen bift; äßo bu, mit 4?etrlichfeit umgeben,

©ott einig fe^rt initft, inie et ift.

©u haft ein 9tecf)t p biefen grenben;

©utch ©ntteS ©üte finb fie bein.

©ieh’, batum muhte ©htiftuS leiben,

©amit bu fönnteft felig fein.

Unb biefen ©ott füllt’ ich nicht el)ten?

Unb feine ©üte niht berftelp?

@t füllte tufen, ih niht höten?

©en äßeg, ben et mit geigt, niht gehn?

16*

244

©eifttidje Oben unb Sieber.

©ein SBttt’ ift mir in’3 fperj gefd^rieBen ; ©ein Söort Beftärft tfjn etoigti(|.

©ott folt id) über atte§ lieBen,

Unb meinen ftädjften gleich al§ micfj.

©ie§ ift mein ©anf, bie§ ift fein äßiltc, $dj fott bottfommen fein, mie er.

©otang’ id) bie§ ©ebot erfütte,

©teil’ idj fein 33itbni§ in mir Ijer.

SeBt feine ßieB’ in meiner ©eele:

©o treibt fie mict) ju jeber ißflid)t.

Unb ob icf) fd)on au§ ©dftoacfjtjeit fetjtc, fperrfcfjt bocf) in mir bie ©ünbe nidjt.

£) ©ott! lafj beine ©üt’ unb Siebe 9Jtir immerbar bor Slugen fein!

©ie ftärt’ in mir bie guten ©riebe,

ÜJtein gaxtjeä ßeben bir ju toeit)n.

©ie tröfte ntidj jur Seit ber ©djmerjeu; ©ie leite mid) jur Seit be3 ©tiid§;

Unb fie bcfteg’ in meinem Ipergen ©ie fjurdjt be§ leijten $tugenblid§.

irrt;

fn* Peg iu'ö ^rontumt.

m

xer ©otte§ Söege getjt, nur ber Ijat großen Trieben,

©r Xoiberftetjt ber böfen Suft;

©r fämbft unb ift bc§ Sotjn§, bcn ©ott bem ßarnbf befdjieben, Sft feiner ©ngenb fid) betonet.

©r mertt auf feinen ©ang, getjt ifjn mit tjeit’gem fUtute, Sßädjft an ©r!enntni§ unb an Äraft.

Söirb au§ ber ©djtoadjljeit ftart unb liebt unb fdjmedt ba§

©ute,

©a§ ©ott in feiner ©eele fdjafft.

Sfm t; a t er allezeit bor Gingen unb im fpergen,

Sßrixft täglid) fid) bor feinem ©tjron,

bereut ber S-et)ler Saift unb tilgt ber ©iinben ©djmerjcn

©urd) Sefurtt Stjriftum, feinen ©otjn.

SDer Sffieg beä frommen. ®er ttjütige ©taube.

245

©etreu in feinem ©taub, geniest et ©otte§ ©aben, 2Be|rt feinet ©eete ©eig unb 9teib,

Unb ift, toenn anbte gleid) bi ei 2Öein§ unb Eotne§ Mafien, 3n ©ott bei toenigem etfteui.

©d)en!t feine fpanb i|m biel: fo toirb et bieten nüfjen, Unb, toie fein ©ott, gutt^ätig fein;

®e§ greunbeS ©lüd eri)öt)n, berlaffne ©ugcttb fcf)ü^en,

Unb felbft ben $einb in 9tot etfteun.

^tjm ift leidfte Saft, bie 5pflicf)ten ait§juüben,

©>ie et bem 9täcf)ften fdfulbig ift;

5Die Siebe gegen ©ott Ijeifft it)n bie ÜJtenfifien lieben;

Unb butcf) bie Siebe fiegt bet S|rift.

©t ttäntet nie bein ©lüd, fcbjü^t beinen fftulm, bein Sebent ©eun et e|rt ©otte§ 3BiIb in bit.

©r ttägt bidj mit ©ebulb, ift loiEig jutn Vergeben;

©enn ©ott, benlt et, betgibt aucf) mit.

©ein Seifjnel fudjt bein fpeta im ©uten 31t beftätfen,

©t nimmt an beiner ©ugenb ©eil;

©enn aEe finb bon ©ott gezeugt p guten SSetlen,

Unb |aben ©inen £>ettn, ©in ■'peil.

©ie3 f3eil bet ©toigleit, ba§ |iet bet fromme fdfmedet, ©r|öf)t fein ©lüd, ftiEt feinen ©dimerj,

©ibt i|m ©ebulb unb fJJtut. $ein ©ob, bet i|n erfdjredet! 3m ©obe nod) fteut ficf) fein «^etg.

W

©ItT iljiütge CSlaulte,1

et ©otte§ ©Gort nid)t |alt unb ffmdjt: fenne ©ott!" bet trüget;

3n folgern ift bie 2Ba|r|eit nidjt,

©ie butcf) ben ©tauben fieget.

©öer aber fein ©Sott glaubt unb |alt, ©et ift bon ©ott, nid)t bon bet ©Belt.

1 SDletobie: „ütadi’S mit mir, ©ott, na$ beiner ©ilt’ sc."

246

®etftlictje Oben unb £ieber.

©er ©taube, ben fein 2öoxt erzeugt, 9Utufj aud) bie ßieBe jeugen.

$e |öt)ex bein’ @xtenntni§ fteigt,

,ye mcljt mixb biefe fteigen.

©ex ©taub’ erleudftet nidjt allein;

@x ftätft ba§ unb rnadjt rein.

©uxdf Sefurn rein bon 3Jcif)etIjat,

©inb tuir nun ©otte§ dinbex.

SBex foldfe Hoffnung ju itjm t)at,

©ex fließt ben Diät bex ©ünbex; ffotgt ©Ijxifti SSeiffitel al§ ein ©tjxift Unb reinigt fiel), mie ex rein ift.

2U§bann Bin id) ©ott angenehm,

Sßenn idf ©etjoxfam üBe.

2öer bie ©eBote B)ätt, in bem Sft maljxlidj ®otte§ ßieBe.

©in täglid) ttjätig ©fjxiftentum,

©a§ ift beS ®IauBen§ ffrxudjt unb 9tut)m.

©ex BteiBt in ©ott unb ©ott in itjrn, 2Bex in bex ßieBe BleiBet.

SDie ßieB’ ift’8, bie bie ©fjexuBint,

©ott ju getjoxdjen, treibet.

©ott ift bie ßieB’; an feinem «g>eit ■fpat otjne ßieBe niemanb Seil.

-t-t-f*-

Pörgeugcfflitg.1

^tjYftein exft ©efütjl fei SßxeiS unb ©an!; MvJ- ©xtfeB’ it)n, meine ©eelc!

©ex fpexx fjöxt beiuen ßoBgefang; ßoBfiug’ it)nt, meine ©eete!

9ütid) felBft ju fdjüfjen, olfne dRad)t, ßag id) unb fdjlief im ^rieben.

Söex fdjafft bie ©idjertjeit bex 9dac£)t Unb 9tutje für bie 9Jtüben?

SOJ etobie : „3cT; baut’ btr fcfyon butd) beirten ©of)ti je."

ajforgengefang.

247

ttöct toadd, toenn ict) bon mit nichts meifj, SStein ßeben ju bemalten?

2Bet ftätft mein Sßlut in feinem Steif)

Unb fdjüttf midi bot ©efaiften?

9Ber XeXjtt ba§ Sluge feine 5ßf[id}t,

©idf fielet jn Bebecfen?

Söet tuft bent Sag unb feinem ßicX>t,

SDie ©eele ju ettoeden?

SDu bift e§, $etr unb (Sott bet Sßelt,

Unb bein ift unfer ßeben.

®u bift e§, bet un§ etX)äXt,

Unb mit’S it)t neu gegeben.

©elobet feift bu, (Sott bet SJtacfd,

(Setobt fei beine SEteue!

©ajj id) uad) einet fanften Stadjt SStict) biefeS itagS etfteue.

ßafj beiuen ©egen auf mit ruljn,

SJticf) beine Sßege matten;

Unb Xe^te bu mid) feXbet tfjun Stadf beinern Söoljlgef allen.

Stimm meines SebenS gnäbig toaljt;

Stuf bid; Xjofft meine ©eele,

©ei mit ein Stettet in ©efa^t,

(£in SSatet, toenn id; feljle.

<Si b mit ein $eta bott 3uberfid)t,

©tfiittt mit Sieb’ unb Siufje,

Sin tueifeS ^erj, baS feine 2ßfXid)t etlenn’ unb mittig ttjue.

$afi id) als ein getteuet $ned)t Stad) beinern Steidje fttebe,

©ottfeXig, güd)tig unb geteert 2)utd) beine ©nabe lebe.

$af} id) bem Städiften beiäuftetjn,

Stie SXei^ unb SItbeit f^eue,

SSiid) getn an anbtet SBoXjtctgeljen Unb iljtet £ugenb fteue.

248

®etfUid)e Oben unb Sieber.

©aff idj ba§ ©lüd ber ße'benäjeit 3u beiner gurtet genieße,

Unb meinen ßauf mit Qüeubigteit, SBenn bu geßeutft, befdflieffe.

ftot# ks gtdjüjifbrs.1

tlftentt id), o ©djöpfer! beine 2Jtadjt, ANS ©ie 2öei§t)eit beiner Söege,

©ie ßiebe bie für alle madft,

Slnfietenb überlege:

©o meifj icf), bon SSeümnbrung boE, 5tid)t, mie idf bid) erfjeben foE,

Eftein ©ott, mein .fperr unb Stater!

Efteüt 2luge fielet, toolfin Midi, ©ie EBnnber beiner SBerfe.

©er -fpimmel, fnmditig auSgefdfmüctt, greift bid), bu ©ott ber ©Ende!

SBer tfat bie ©omt’ an itjm erd)öt)t? 2öer tteibet fie mit 9Jtajeftät?

2Öer ruft bem §eer ber ©terne?

Eöer mifjt bem Eöinbe feinen ßauf? 2ßer tjeifft bie fpimmel regnen?

2ßer fdftiefft ben ©dioff ber ©rben auf, Eftit SBorrat un§ gu fegnen?

£) ©ott ber 9Jlacf)t unb .fperrltdffeit!

©ott, beine ©üte reicht fo ibeit,

©o meit bie Söoüen reifen!

®idf firebigt ©onnenfdjein unb ©türm, ©id) greift ber ©anb am Efteere. bringt, ruft aud) ber geringfte Eöitriit, SSringt meinem ©cfföfifer ©Ifre!

Efticf), ruft ber SSaum in feiner ^fßracfjt, EfticE), ruft bie ©aat, Ijat ©ott gcmadft; SSringt unferm ©dfttyfer ©Ifre!

1 aUelobie: „@ei 8o6 unb @t)r’ bem £)Bct;ften ®ut je."

?!rei3 beä ©cppferä. Sroft ber GrliJfmtg.

249

Oer 9Jtenfdj, ein ßeiB, ben beine £>aub ©o tounberBar Bereitet;

Oer ÜJtenfcf), ein ©eift, ben jein SSerftanb Oidj ju ertennen, leitet;

Oer iÜtenfdj, ber ©djöpfung 9fut)m unb ißreiS, Sft fici) ein täglicher SSetoeiS $on beiner ©üt’ unb ©röfje.

©rtjeB’ if)n etoig , o mein ©eift!

©rfjeBe jeinen tarnen!

©ott, unjer SSater, jei gepreift,

Unb alle 3BcXt jag’ Stuten!

Unb atte SBett fürdjt’ ifjren ^errn,

Unb fjoff’ anj ifm unb bien’ itjm gern!

2öer toottte ©ott nic£)t bienen?

®ro|t Brr ©rltflmtg.

/jf£ ebanfe, ber un§ SeBen gieBt,

2Mc£) ^)erj toermag bic£) ait^ubenfen! „mjo f)at ©ott bie SBelt geliebt,

Un§ jeinen ©ofjn ju jct)enfen!"

4?oc£) über bie Sßernunft erfjöfjt, Umringt mit fjeil’gen ^infternijjen, Süttft bu mein «^erg mit ÜJtajejtät Unb ftittefi mein ©eioijjen.

Set) fann ber ©onne äöunber nidjt, 9toc£> if)ren Sauf unb S3au ergrünben; Unb bod) fann idj ber ©onne ßidjt Unb ifjre äöärm’ empfinbeit.

©o fann mein ©eijt ben tjotjen 9tat 0>e§ Opfert Seju nidjt ergrünben; Slttein ba§ ©ötitidje ber ©tjat,

Oa§ fann mein §erj empfinben.

250

©etfUidjje Oben imb Sieber.

dtimm mir ben Stroft, bajf 3efu§ Sfjrift Slm Sreuj nidjt meine ©dfulb getragen, iftidft ©ott unb mein (Mojer ift,

6o toerb’ id) angftbott sagen.

3ft S^ifti Söort nicfjt ©otte§ ©inn,

©o merb id) etnig irren müffen,

Unb mer ©ott ift, unb toa§ id) Bin Unb toerben fall, nidjt miffen.

iJtein, biefen Stroft ber ©fjriftenfjeit ©oll mir fein fredjer ©pötter rauBen;

3dj filmte feine ©öttlidjfeit,

Unb f)alte feft am ©lauBen.

©e§ ©ofme§ ©otte§ ©igentnm,

©urd) ifjn be§ em’gen ßeBen£ ©rbc,

©ie§ Bin idj; unb ba§ ift mein ütulfm, 2luf ben id) IeB’ unb fterBe.

©r gibt mir feinen ©eift, ba§ ißfanb, ©aran mir feine ßiebe meiden,

Unb Bilbet un£ burd) feine fpanb 3u allen guten Söerfen.

©ofang’ id) feinen Söillen gern 9Jtit einem reinen ^>erjen tfjue;

©o fitfff id) eine Sraft be£ §errn Unb fcfjmede fjrieb’ unb Stufte.

Unb menn mid) meine ©ünbe fränft, Unb id) ju feinem Sreuse trete,

©o meifj idj, baff er mein gebenft,

Unb tfjut, marurn id) Bete.

3d) meif;, baff mein ©rföfer lebt,

©afj id), ermedet au§ ber ©rbe, äßenn er fid) junt ©eridft ergebt,

3m rSfleifdj ifjn fdiauen merbe.

Sann uufre ßieb’ im ©lauBen fjier Sür ben, ber un§ geliebt, erfalten?

©ie§ ift bie ßieb’, o ©ott! ju bir,

©ein SBort Bott ^erjen galten.

Sieb am ©eburtätage.

251

Gerfüll’ mein mit Sautbarteit ©o oft idj beitten tarnen nenne, tlnb Ifilf, baff id) bicf) allezeit Sreu bor bet Söelt betenne.

©oll idj bereinft nodj toürbig fein,

Um beinetmilXen ©djmadj ju leiben,

©o lafj midj leine ©djmad) unb 5ßein 2km beiner Siebe fcijeiben!

Unb foJX idj, (Sott, nidjt für unb für Se§ (Staubend greubigteit emfifinben,

©o mir!’ er bodj fein Söert in mir,

Unb rein’ge mid) Bon ©ünben.

§at (Sott un§ feinen ©oljn gefdjentt (©o lajj mid) nodj im Sobe benten!), 2Bie füllt’ un§ ber, ber iljn gefdjentt, dJtit iljm nidjt aHe§ f dienten!

# -

am ©rburtstap.

•^5|\ir bant’ idj Ijeute für mein ßeben;

21m Jage, ba bu mir’3 gegeben, Sant’ id) bir, (Sott, bafür.

Surdj freie (Snab’ allein bemogen,

.fpaft bu mid) au§ bem 9tidjt§ gezogen; Surdj beine (Süte bin id) lner-

Su fjaft midj tounberbar bereitet, 21n beiner Üiedjten mid) geleitet,

23i§ biefen 21ugenblid.

Su gabft mir taufenb frolje Sage, 2)ermanbeltefi felbft meine ßlage Unb meine ßeiben in mein <S1 üd.

3dj bin ber Sreue 31t geringe, 2)tit ber bu, |?errfd)er alter Singe, ©tet§ über mid) gemacht.

252

©eiftHcfje Oben unb Sieber.

£ ©ott! bamit id) gliidtidj ioerbe,

«*paft bu an trttcf) , mid) ©taub unb ©rbe, 2ton ©migteit fjer fdfon gebaut!

©u fa^ft unb Ijörteft fc^on mein ©eljncn Unb gäldteft ade meine frönen,

©I)’ id) bereitet mar;

Unb mogft, elj’ id) au jein begonnte,

©Ij’ id) ju bir nod) rufen tonnte,

ÜTrir mein befcf^eibeu ©eil jcljoit bar.

SDu liefj’ft mid) ©nabe bor bir finben, Unb faljft bocfj ade meine ©ünbett Storger öon ©migfeit.

£ meld)e Siebe! meid) ©rbarnten!

©er §err ber SBelt forgt für mied) SIrmeu Unb ift ein Später, ber bergeifit.

$ür ade dßitnber beiner ©reue $ür ade§, beffen id) mid) freue, ßobfinget bir mein ©eift.

©r felber ift bein gröfjt ©efdfenfe;

©ein ift’§, baff icf) burd) ifpr bid) benfe, Unb bein, baff er bid) Ijeute greift.

©ajj bu mein ßeben mir gefriftet, dJtit ©tärf unb $raft mid) auSgernftet, ©ic3, Skter, banf id) bir;

©afj bu mid) munberbar gefü^ret, dJtit beinern ©eifte mief) regieret,

©ie§ ade§, Sßater, bant’ icf) bir.

©od id), o ©ott, nod) länger leben,

©o mirft bu, ma§ mir gut ift, geben ;

©u gibft’§, id) Ifoff’ auf bid).

©ir, ©ott, befe^f id) ßeib unb ©eele.

©er ^err, -jperr, bem id) fie befehle,

©er fegne unb behüte mid).

S!om SBovte BotteS.

253

gfnm Pflrte (Ötotte*.1

/iftlott ift mein .Sport!

VÜ' Unb auf fein äöort ©oft meine ©eete trauen.

3ct) tuanbte t)ier,

SMn (Sott, bor bir $m ©tauben, nicf)t im ©dfauen.

©ein Söort ift toaljr; ßafj immerbar ÜOticf) feine Kräfte fchmecten! ßafj feinen ©bott,

£> -Sperr, mein ©ott,

STciJ) bon bem ©tauben fchrecfeu!

2Bo t)ätt’ ich Sic^t,

Söofern mich nicht

Sein äöort bie Stöafjrljeit tetjrte?

©ott, ohne fte

tßerftünb’ ich nie,

2Bie ich bich tbürbig ehrte.

©ein SBort erftärt ©er ©eete SBert, tlnfterbtidfteit unb ßeben.

£ur ©tbig'teit 3ft biefe Seit 2hm bir mir übergeben.

©ein eto’ger 9tat,

©ie miffethat

©er ©ünber ju berfütjnen;

©en fennt’ ich nicht,

2öar’ mir bie§ ßicfjt

Sticht burdf bein Söort erfchienen.

Sinn barf mein §erj 3n 3teu’ unb ©chmerj ©er ©ünben nidft besagen;

i TOelobie: „2t# Bott unb &err !C.'

254

©eifttidjc eben imb Sieber.

yietit , bu üei'äeil)[t, öe^vft meinen Seift ©in gläubig 2tbba jagen.

üttief) ju ernenn,

2Jüd) bir ju meitjn,

3ft meinet <f?eit§ Sefdjäfte. Surcf) meine ättüt)’

33etmag ict)’§ nie;

Sein äiöott gibt mit bie Kräfte.

.jpetr, unfet >j?ort,

Safj un§ bie§ Söort!

Senn bu tjaft’S un§ gegeben.

(B fei mein Seil,

(B fei mit .jpeil

Unb Straft jum eto’gen Seben!

IPttljitndjMutü1

^JTSie§ ift bet Sag, ben Sott gemacht; Jy ©ein merb’ in alter SBett gebaut! 3I;n greife, ma§ burct) 3efum Stjrift 3m ipimmel unb auf Srbett ift !

Sie SSötfet tjaben bein gedarrt,

23i§ bajj bie Seit erfüllet toarb;

Sa janbte Sott öon feinem Stjron Sa§ <j?eit bet Sßett, bief), feinen ©ot)n.

2öenn id) bie§ äßunbet f affen toitt, So ftetjt mein Seift bot (Bjrfurdjt füll; St betet an, unb er ermifjt,

Sajj Sotte§ Sieb’ unenbtid) ift.

Satnit bet ©ünber Snab’ erhalt, Srniebrigft bu bid), .jpetr bet Sßelt, 9ümmft felbft an unfter 2Jtenfd)t)eit Seit, Stfdjeinft im Steifet) unb mirft un§ .'peil.

1 SMobie: „SÖom Fimmel ba fontm' idj) $er ir

2Cei^nad>tätieh.

255

©ein Äönig, Q'um, fömmt ju bir.

„3dj fomnt’, im 23ud)e ftefjt bon mir;

(Sott , beinen äöitten tt)u’ icf) gern."

©elobt fei, ber ba fömmt im Jperrn!

4?err, ber bu üftenfd) geboren toirft, Emmanuel1 nnb fjriebefürft,

Stuf ben bie Später tjoffenb fafm,

©icf), (Sott 2Jteffia§, bet’ idj an.

©u, unfer fpeil unb fjödjfteg ©ut, Stereineft bidf mit ffdeifd) unb SSIut,

SBirft unfer gfreunb unb 33 r über tjier,

Unb (SotteS Uinber toerben mir.

©ebanfe butter dJcajeftät !

©u bift e§, ber ba§ ^»erj erfjötjt.

©ebanfe botter ©eligfeit!

©u bift e§, ber ba§ ^erj erfreut.

©urcf) @ine§ ©ünbe fiel bie Söelt.

©in dJUttler ift’8, ber fie erhält,

2öa§ jagt ber üftenfcf), toenn ber it)n fdjiitjt, ©er in be§ 33ater§ ©djofje fifd?

3aud)jt, Fimmel, bie if)r if)n erfuhrt,

©en ©ag ber fjeiligfien ©eburt;

Unb ©rbe, bie iljn tjeute fiefjt,

©ing’ if)m, bem fperrn , ein neue§ Öieb!

©ie£ ift ber ©ag, ben ©ott gemalt;

©ein toerb’ in aller 2BeIt gebaut!

3l;n greife, ma§ burcf) 3efum Sljrift 3m Fimmel unb auf ©rben ift!

Kommt auä bem ^ebräifdpen unb bebeutet wörtlich ; ,,®ott mit un3.'

256

(Seiftlidje Oben imb Sieber.

©eirnlb.1

.Ipexj, o ©ott! in Seib unb ^xeuj gebulbtg, Vö' Qa§ bin icl) bix unb meinem ^ieile fäjulbig. ßajj rnidj bie 5ßftid£)t, bie mir fo oft bexgeffen, Säglid) exmeffen.

SSin id) nidjt ©taub, toie alte meine Später? SSin id) box bix, <f?exx, nidjt ein Übextxetex? Stju’ id) ju biel, menn id) bie fdjtoexen Sage ©tanbt)aft extxage?

SCÖie oft, o ©ott! menn mix ba§ SSöfe bulben, ©xbulben mix nux unfxex Stfoxtjeit ©diulben,

Unb nennen Sofm, ben mix bexbient belommen, Sxübfal bex frommen!

Sft Qüxftigteit, in bex bie Sxägen Hagen,

©inb -fpaft unb ^ein, bie ©tolj unb Söottuft txagen, S>e§ ©cb>metgex§ ©dfmexj, be§ 5teib§ Oexmifde gxeuben, Stixiftlict)e§ ßeiben?

Sft bexen Qual, bie beinen fftat bexadftet,

9tad) ©otte§fuxd)t unb ©lauben nie getxad)tet,

Unb bie fid) itjt in finftxex ©d)to exmut quälen,

Sßxüfitng bex ©eeten?

Qod) felbft, o ©ott, in ©txafen unfxex ©ünben Säfft bu ben äöeg jn unfexm 4?eil un§ finben,

Söettn mix fie un§, bie iDtiffetljat ju tfaffen,

Süchtigen taffen.

Sag’ id) nux nad) bem Sxieben im ©emiffen,

Söixb atle§ mix junt Seften bienen muffen.

Qu, £)exx, xegiexft, unb cmig mixtt bein SBiUe ©nte§ bie SitEe.

Sd) bin ein ©aft unb ißitgex auf bex ©xben,

Sbidb)t t)iex, exft boxt, boxt foE id) glüdlid) mexben;

Unb gegen eud), ma§ finb, iljx em’gen ffrxenben,

Qiefex Seit ßeiben?

UTletobie : „Serjtiebfter Sefu, umss §aft bu oertvodjen sc.''

©ebulb. ©otteä SDiadjt unb Süur|e^ung.

257

SBenn idj nur nidjt mein ©tenb felbft berfdjutbe; 2öenn idj al§ dltenfd), at§ ©fjrift, tjier leib’ unb butbe, ©o fann id) midj ber .fpiitfe ber ©rtöften ©idfer getxöften.

$dj bin ein Sttenfdj, unb Seibett miiffen frönten;

©öd) in ber 9Xot an feinen ©cfmbfer benfeit Unb itjnt ber traun, bie§ ftärfet unfre -öer^en Bitten in ©dimer^en.

©d)au’ über bid)! 2öer trägt ber «glimmet .fpeere? 3)terf’ auf! 2öer fpridit: „S3i§ t)ief)er!" ju bent Üdeere? $ft er nid)t and) bein Reifer unb ^Berater,

©mig bein SSater?

SSidft bu fo biel, al§ ber Sldmeife, buffen?

$&t meifft bu nidjt, marutn bu leiben müffeu;

Stdein bu toirft, ma§ feine döege mären,

9tadjmal§ erfahren.

©r jüc^tigt un§, bamit mir gu if)tn natjen,

Sie Heiligung be§ ©eifte§ p etmpfaljen,

Unb mit bem £roft ber fpiitfe, bie mir inerten,

Slnbre p ftarfen.

SDa§ Äreuj be§ fperrn mirft 2öei§f)eit unb ©rfaljrung; ©rfafjrung gibt bem ©tauben 93tut unb 9taf)rung.

©in ftarfe§ ^erj ftetjt in ber 9tot nod) fefte.

-fpoffe ba§ Sefte!

H-j-if—

©ottes Purljf unb Unrfieljung.

/jftott ift mein Sieb!

vfi? ©r ift ber ©ott ber ©tärfe;

e^et)r ift fein 9tam’, unb groji finb feine Söerte,

Unb ade glimmet fein ©ebiet.

©r mid unb fpridjt’3:

©o finb unb leben SBetten.

Unb er gebeut: fo faden bur$ fein ©fetten ®ie ^immet mieber in itjr fftidjt§.

©eUert- 17

258

©eiftl td)e Oben unb lieber.

Sidjt ift fein SHeib,

Hub feine 2öaljl ba§ 33eftc;

@x tjexxfdjt al§ ©ott, uub feiueS 2d)xoue§ Sefte Sft SBaljvIjeit uub ©exed)tig!eit.

Uneubtid) xeid),

©in DJieex bott ©etigfeiteu,

ÖIju’ Stnfang ©ott, unb ©ott in eto’geu Seiten! .fpexx atCer SMt, toex ift bir gleid)?

3£a§ ift unb toax 3n §immel, ©xb’ unb ÜJteexe,

©a§ tenuet ©ott, unb feinex SBexfc fpeexe ©inb einig box ilfm offenbax.

©x ift um ntidj,

©cfjafft, baff id) fidfex xulje;

@x fdjafft, toa§ id) box obex uadfntalS tljue,

Unb ex exfoxfd)et utidj unb bid).

@x ift bix ual)’,

©u fitjeft obex gel;eft;

£)b bu an§ fUleex, ob bu gen fpimmel ftötjcft:

©o ift ex aUcntljalben ba.

ßx leimt mein Qlefyi Unb alten Üiat bex ©ccte.

©x Xüciü , ibie oft id) ©ute§ tt)u’ uub fetfte,

Unb eilt, mix guäbig bcijuftelfu.

©x ioog mix bax,

2ßa§ ex mix geben tooEte,

©djxieb auf fein 33ud), toie lang’ id) leben fotCte, ©a id) uod) uubexeitet tuax.

91id)t§, uid)t§ ift mein,

©a§ ©ott nid)t augcl)öxe.

fpexx, immexbax fott beitieg fftamenS @l)xe,

©ein ßob in meinem fDtunbc fein!

Söex !ann bie i$xad)t Sion beinen SGunbexn f affen?

©in jebex ©taub, ben bu l)aft toexben taffen, löexlünbigt feines ©d)öpfex§ 33tad)t.

Zie Siebe bei 92ädj?ten.

259

35er fleinfte .fpattn 3[t beiner 2Eßetsf;eit ©lieget.

35u Suft urtb fDceer, ifjr Sluen, Sfjal unb fpüget, feib fein Sobüeb unb fein ißfatm!

2)u tränfft ba§ Saitb,

$üf)rft un§ auf grüne Söeiben;

Unb fRadjt unb Sag, unb Äorn unb SSein unb fjreuben Gmpfangen mir aus beiner .fpanb.

Äein Sperling fällt, fperr, oljne beinen SöiUen;

Sollt’ \d) mein ßer^ nic^t mit bem Srofte ftiden,

Saf beine §anb mein Sieben tjält?

3ft ©ott mein Sd)ut3,

Söilt ©ott mein (Retter merben,

So frag’ id) nichts nacf) ^immet unb nad} ©rben,

Unb Biete fefbft ber fpöl te Srutj.

Sie £ubz bes Hadjften.1

So jemanb fpricf)t: „3$ üebe ©ott!"

Unb fyafjt bod} feine Srüber,

Ser treibt mit ©otteS 2üat)rfjeit Spott, Unb reifst fie ganj barnieber.

©ott ift bie Sieb’ unb toiü, baff id)

Sen (Ra elften liebe, gleich a(§ mief).

2öer biefer ©rben ©üter fjat,

Unb fief)t bie (Brüber (eiben,

Unb macfjt ben hungrigen nid)t fatt, Säft (Radenbe nidjt Ueiben;

Ser ift ein {feinb ber erften 2ßfiic£)t,

Unb ()at bie Siebe ©ottes nidjt.

SBer feinet (Radjften ©ljre fdjmäljt, Unb gern fie fcfjmafjen tjöret,

(Sicfj freut, toenn fid) fein geinb »ergebt,

1 aUelobie : ,,3Jiad)’i mit mir, (Sott, nat$ beiner (Siif jc"

17*

260

©eifUtdje Oben unb Siebei;.

11 nb nichts gurrt SBeften febjret,

9lid)t bem älerteumbcr miberffmcht,

©er liebt and) feinen Söruber nid)t.

äßet girren: mit 9tat, mit STiroft unb ©chutj ©en 9tächften unterftütset,

©od) nur au§ ©tolg, au§ ©igennutj,

2lu§ 2ßeicf)tid)feit it)m nütjet,

fJtidjt au§ ©ehorfam, nidEjt au§ 3ßflid)t,

©er liebt and) feinen 9täd)ften nicht.

äßet 1) artet, bi§, ihn anguflehn,

©in ©ürft’ger erft erfreutet,

9tid)t eilt, bem frommen beiguftetjn,

©er im Verborgnen meinet,

9lid)t gütig forfdjt, ob’s ihm gebricht,

©er liebt aud) feinen 9tad)ften nid)t.

äßer anbre, menn er fie befd)irmt,

ÜJtit rpärt’ unb SBormutf quälet,

Unb ohne fJtad)fid)t ftraft unb ftürmt,

©obalb fein 9täd)iter fehlet,

2ßie bleibt bei feinem Ungeftüm ©ie Siebe ©otte§ mol)l in it)m?

2ßer für ber Slrmen .fpeit unb 3ucd)t Wdt 91 at unb ©hat nicht mad)et,

©cm Übel nicht gu mehren fncht,

©a§ oft fie bürftig maihet, fJtnr forgloS ihnen ©aben gibt,

©er hat fie loenig noch geliebt.

Sßahr ift e§, bu bermagft nicht,

©tet§ burch bie ©hat p lieben.

©och bift bu nur geneigt, bie Pflicht ©etreulid) auSguüben,

Unb münfdjeft bir bie Uraft bagu,

Unb forgft bafür: fo liebeft bu.

©rmattet biefer ©rieb in bir,

©o fud)’ ilju gu beleben.

©frrid) oft: „(Sott ift bie Sieb’, unb mir

2>ie Siebe beä 91M;ften.

261

fpat et jein SSilb gegeben."

©ent’ oft: „©ott, toaS idj Bin, ift bein, ©ottt’ ici) , gteidj bir, nic£)t gütig jein?"

Söir tjaben einen ©ott unb fperrn, ©inb eine§ SeibeS ©lieber;

©rum biene beinern 9tädjften gern,

©enn toir jinb alle SSrüber.

©ott fdjnf bie Sßett nidjt btojj für mid); SUtein Städjfter ijt fein J?inb, toie id).

©in -jpeil ift unjer aller ©ut.

$d) jottte SSrüber Raffen,

SDie ©ott burd) jeineS ©otjneS SStut ©0 tjocfj erlaufen lafjen?

©af) ©ott mid) jcf>itf unb mid) berjüljnt, .£>ab’ id) bieS rnetjr, als jie, berbient?

©u jd)en!ft mir täglich jo biel ©d)ulb, ©u fperr bon meinen ©agen!

3d) aber jottte nidjt ©ebutb ttJtit meinen SSrübern tragen?

©etn nicB)t berjeiljn, bem bu bergiBjt,

Unb ben nidjt lieben, ben bu ttebft?

SÜöaS idj ben frommen l)ier gefljan, ©etn JUeinften audj bon biejen,

©aS jiet)t er, mein ©rlöjer, an,

211S t)ätt’ idj ’S iljm ertuiejen.

Unb idj, idj jottt’ ein dJteujd) nodj fein, Unb ©ott in SSrübern nidjt erjreun?

©in unbarmherziges ©cridjt SBirb über ben ergeben,

©er nidjt barmherzig ift, ber nidjt ©ie rettet, bie itjn flehen.

©rum gib mir, ©ott! burd) beinett ©eift ©in fpei'3, baS bidj burd) Siebe greift.

-

©eifttic[;e Oben unb ßieber.

-tfTür alle ©fite fei gereift,

(Sott töater, ©otfn unb l^eiX’ger (Seift! bin id) gu geringe.

33ernimnt ben ©an!,

©en ßobgefang,

©en id) bir linblid) finge.

©u natjmft bid) meiner tjerjtid) an,

£>aft ©rof^eg !§eut’ an mir gettjan,

5dtir mein ©ebet gemätjret;

«g>aft bätcrlid) dftein <§au§ unb mid)

SSefc^ül^et unb gcnälfrct.

-fperr, mag id) bin, ift bein ©efdfetxf; ©er (Seift, mit bem id) bein geben!’,

©in ru^igc§ ©emiite;

Söag id) berntag S5i§ biefen ©ag,

3[t alleg beine ©ixte.

©ei aud), nad) beiner Sieb’ unb üftadjt, 9Jtein ©djujj unb ©cf)irm in biefer 9tad)t; Vergib mir meine ©ixtiben.

Utxb fömmt mein ©ob,

-fperr gcboott),

©o lafj mid) ©nabe finben.

3lm Ivmmmtntbntagc.2

Jd) fomme, .fperr, unb fud)e bid), iDtütiJetig unb belaben.

©ott, mein ©rbarmer, mürb’ge mid)

©eg Söunberg beiner ©naben.

TOetobie: „'JJIU meinem ©ott gef)’ id) jur SRuf)’ ic.1 SBietobie: „D Jiönig, beffert ÜJlajeftät je."

Slbettblieb. Slm Stommuniontage.

263

3d) liege t)ier bot beinern Sljron,

©ot)n ©otte§ unb be§ SJtenfdjen ©otjn,

9JUd) beinet 31t getröften.

3df fütjte meinet ©ünben fJMtj’;

fuäie 9hdj\ itnb finbe fie 3m ©tauben bet (Mafien.

Sid) bet’ id) 3Uberfid)tlid) an,

Sn bift ba§ .fpeit bet ©ünbet.

Su t)aft bie |>anbfd)rift abgetan,

Unb mit finb ©otte§ Itinber.

3d) ben!’ an beineä Seiben§ 9Jtad)t,

Unb an bein äßort: ©§ ift botlbtad)t!

Su tjaft mein $eil betbienet.

Su tjaft fi’tt mid) bid) bargeftettt.

©ott mat in bit unb ffat bie Söett 3n bit mit fid) berfiUjnet.

©0 fteue bid), mein ^etj, in mit!

©t tilget beine ©ünben,

Unb täfjt an feinet SEafeX T^iet Sid) ©nab’ um ©nabe finben.

Su tufft, unb et etXjött bicX) fdjon,

©pridjt Xiebteief) : „©et getroft, mein ©otjn! Sie ©djulb ift bit bergeben.

Su bift in meinen Sab getauft,

Unb bu mitft bem, bet bid) erlauft,

SSon ganzem ^etjen leben.

„Sein ift ba§ ©lüd bet ©eligfeit; ©ernähr’ eS Ijiet im ©tauben,

Unb lafj butd) leine ©idjertjeit Sit beine $tone tauben.

©iel)\ id) bereine midi mit bit;

3d) bin bet Söeinftod, bleib’ an mit,

©0 mitft btt 3-rüd)te bringen.

3d) tjelfe bit, id; ftätle bid);

Unb butcf) bie Siebe gegen mid)

2ßitb bit bet ©ieg gelingen."

3a, £>ett, mein ©liicl ift bein ©ebot; 3c£) mill treu erfüllen,

264

©etfUic^e Oben unb Sieber.

Hub Bitte bidj, burd) beinen ©ob,

Um Greift ju meinem ©Bitten.

ßafj mid) Bon nun an mürbig fein,

dRein ganzes £)erj bir, .fperr, ju meifjn,

Unb beinen ©ob ju greifen.

ßafi ntid) ben ©ruft ber Heiligung

©urdj eine maljre 23efferung

dJtir unb bei- Äöett Betneifen!

Jhtfmtmnijett mit frutrut

^u ftagft unb füt)Ieft bie S5efd)tneiben ©)e§ ©tanbS, in bem bit bürftig leBft; 5Du ftieBeft, gliidlicfjer ju merben,

Unb fiefjft, bag bu BergeBenS ftreBft.

$a, Itagc! (Sott eilauBt bie ,3ät)ren;

S)od) bent’ im Klagen aud) jurüd.

Sft benn baS ©tüd, baS mir Begehren,

Silr ung aud) ftetS ein matjreg ©tüd?

5tie fd)entt ber ©taub, nie fdjenten ©üter 5Dent 99tcnfdjen bie .gufriebenljeit.

S)ie matjre Ütufje ber ©emüter 3ft Sugenb unb ©enügfamfcit.

©eniefje, maS bir ©ott Befdjieben,

©ntBetjre gern, ma§ bu nid)t tjaft.

©in jeher ©taub tjat feinen ^rieben,

©in jeber ©taub aud) feine ßaft.

©ott ift ber -fperr, unb feinen ©egen Verteilt er ftetS mit tueifer fpanb; dtidjt fo, mie mir’S ju münfdjen pflegen ®od) fo, mie er’S un§ tjeitfam fanb.

SBittft bu 311 beuten bid^ ertütjncn,

£>afj feine ßicBe bid) Berget?

@r gibt uns mefjr, atS mir Berbienen,

Unb niemals, mag ung fdjäbtid) ift.

gufrtebeuljeit mit feinem Suftanbe. SSotn 5Eobe.

265

SSerjeljre nttf)t be§ ßeben§ Kräfte Sn träger llngufrieben^eit;

33eforge beine§ ©tanb§ ©efdjäfte,

Unb niitje beine ßeben§jeit.

SSei ^pftic£)t unb $leif) ftcfj ©ott ergeben, ©in einig ©lüd in Hoffnung felm,

SDieS ift ber SBeg ju iftul)’ unb ßeben. 4?err, letjre bicfen 2öeg midj geljn!

Jtnnt tümli?.1

^jYi\eine ßeben^eit berftreidjt,

MJjJ- ©tünblidj eil’ id) ju bem ©rabe, Unb lno§ ift’§, ba§ id) bietteidft,

SDaö id) nod) ju leben tjabe?

$enf’, o SJtenfd)! an beinen Tob. ©äunte nidjt; benn 6in§ ift not.

ßebe, tnie bu, tnenn bu ftirbft, Söünfdjen toirft, gelebt ju traben.

©üter, bie bu l)ier ertnirbft,

SCÖürben, bie bir 9Utenfd)en gaben, 5tid)t§ tnirb bid) int 2nb erfreun,

SDiefe ©üter finb nid)t bein.

9tur ein -fperj, ba§ ©ute§ liebt, iJtur ein rut)ige§ ©etoiffen,

®a§ bor ©ott bir Zeugnis gibt,

SBirb bir beinen 2nb berfüfjen;

SDiefel -fperj, bon ©ott erneut,

Sft be§ £obe§ Qreubigleit.

Söenn in beiner lebten 5tot greunbe tjiilfloS um bid) beben:

SDann toirb über Söelt unb £ob 5Di(d) bie§ reine fperj ergeben;

SDann erfdjredt bid) lein ©erid)t;

©ott ift beine .guberfidjt.

J «Dtclobic: „3efu8, meine gu»erfi<$t tc."

266

®eiftlid;e Dbert unb Sieber.

SDafj bu biefc§ ertoirBft, gürdfte ©ott unb Bet’ unb toadje. ©orge nicf)t , tote früf) bu ftirBft;

3)eine Seit ift ®otte§ ©aäje.

Sern’ nidjt nur ben 2tob nidjt fdjeurt, Sern’ aud) feiner bidj erfreun.

ÜBertoinb’ if)n burdj tßertraun, ©Brief): $d) toeifj, an toen icf) glaube, Unb id) toeifj, id^ toerb’ ifjn fdfaun ©inft in biefent meinem SeiBe.

(Sr, ber rief: „<S§ ift BoffBradjt!" Staljm Bern 2tobe feine SJtadjt.

Stritt im (Seift pm ©raB oft f)in, ©iefje bein ©eBein Berfenfen;

©Brid): „fpert, baff id) Gerbe Bin, SeBjre bu midj feXBft Bebenfen;

Sefjre bu midj’ä feben 5Eag.

SDafj id) toeifer toerben mag!"

guptrin

'ttn bir aff ein, an bir f)aB’ id) gefünbigt,

M Unb üBet oft Bor bir getffan.

S)u fief)ft bie ©d)idb, bie mir ben Qfud) Berfünbigt; ©ief)’, ©ott, aud) meinen Jammer an.

SDir ift mein ffdefm, mein ©eufjen nidjt BerBorgen, Unb meine 2üjräneu finb Bor bir.

2tdj ©ott, mein ©ott, toie fange fotC idj forgen? äßie fang’ entfernft bu bied) Bon mir?

-fperr, fjanbfe nidjt mit mir nad) meinen ©iinben, Vergift mir nid)t nad) meiner ©d)ttfb.

3d) fudje bief) ; faf) midj bein 5lntfi| finben,

®u ©ott ber Sangmut unb ©ebufb.

SöujHieb. ®ie Siebe ber ft-einbe.

$rüf) tootC’ft bu mid) mit beiner (Snabe füllen, (Sott, SSater bet SSarmfieräigfeit.

©rfteue mid) um beine§ 9tamen§ toitten;

5Dtt Bift etn (Sott, bet gern etfteut.

ßafj beinen SBeg midj totebet fteubig toaden,

Unb Iel)te mid) betn heilig tRedft, ttftid) tägtid) tfjun nad) betnem Söotftgef alten;

HDtt Bift mein (Sott, icf) Bin bein $ned)t.

§etr, eite bu, mein ©cfjutj , mit Beijuftetjen,

Unb leite mict) auf eBnet 23at)n.

©t tjört mein ©djrein, bet -Bert ertjört mein $tefj Xlnb nimmt fidj meinet ©eelen an.

*!*—

Di? Bcr iftttttit.

Bie toitt id) bem ju fd)aben fudjett,

S3et mit gu fdiaben fudjt.

5tie toitt id) meinem Qeinbe fluten, ttßenn et au§ «g>af3 mir ftucf)t.

ÜJtit (Si'tte toitt id) itjrn Begegnen,

9tid)t btot)en, toenn et broljt.

Söenn et mid) f cf) itt , toitt id) it)n fegnen; SDieS ift be§ fperrn (SeBot.

©r, bet Bon feinet ©ünbe tourte,

35 er galt bie ©djtnad) mit fpulb, ltnb titt, fo Biet et leiben mufjte, ttttit ©anftmut unb (Sebttlb.

ttöitt id), fein jünger, voibetfd)etten,

2)a et nid)t toiberfdfalt?

9Jtit ÖieBe nid)t ben fpafi Betgetten,

Söie et ben §a§ Betgatt?

SÖaf)t ift’§, Skrteumbung butben ntüffen,

$ft eine fd)toere ißftidft,

S)od) fetig , toenn ein gut (Setoiffen t?,u unftet ©I)te ft>rid)t!

268

©eiftlictye Oben unb Sieber.

SieS toitC id) befto metjr Betrauten;

©o Beffert mid) mein Seinb Unb leljrt micf), ireifer nur B erfahren, Snbem er’S Böfe meint.

Sd) tritt mid) Bor ben getitern Ritten,

Sie er Bon mir ersann;

Unb and) bie gelter mir BerBieten,

Sie er nidjt triff en tann.

©o tritt id) mid) burd) ©anftmut rädjen, 2ln it)m ba§ ©ute feljn,

Unb biefcS ©ute Bon itjrn fpredien ttöie fönnt’ er länger fdfmätjn!

Sn feinem -fpafj itjn ju ermüben, ttöitt id) itjrn gern Bergeiljn,

Unb al§ ein ®£jrift Bereit pm Sieben SSereit 3U Sienften fein.

Unb trirb er, mid) 31t untertreten,

Surcfj ©üte meljr erBji^t, ttßitt id) im füllen für i^n Beten,

Unb ©ott B er traun; ©ott fdjü&t.

Uerftdjbntng kr (ßütak (fMir#,1

m

T^off* id) benn mit feftent 5ttut Stuf ©otteS ©nab’ unb ©frifti SSIut; Sd) tjoff’ ein etrig SeBen.

©ott ift ein Stater, ber Bergci^t,

4?at mir ba§ fRcdjt 3ur ©eligleit Sn feinem ©ot)n gegeben.

*f?err, treldj ein unauSfpredjlidj 4?eil, 2ln bir, an beitter ©nabe teil,

Seil an bem Fimmel IjaBen;

Sm -fper^en burcl) ben ©lauBen rein, Sieb lieben, unb Berfidjert fein 3}ott beineS ©eifteS ©oben!

1 3MoMe: „Kommt $er ju mir, fprtctjt ©otteS ©oi;n k.

Berfidjeruug bet ®uabe ©otteö. ©rntimterurtg, bie ©cfjrift ju tefeit. 269

Sein Sfiort, ba§ Söort bei; ©etigfeii, 3öirft göttliche gufriebentjeit,

Söenn mir treu beloatjren.

ftiridjt un§ S£roft im ©tenb ju. 35erfüfjet un§ be§ ßeben§ Otut)’

Unb ftärlt un§ in ©efatjren.

©rtialte mir, o «giert, mein «fport! SDen ©tauben an bein göttltdj SGort, Um beine§ 9tamen§ mitten; ßajj itjn mein ßidjt auf ©rbeit fein, 3tjn tagtid) metjr mein .öerj erneun Unb mid) mit 5£roft erfüllen!

©rtmmUnutg, im §rijrtft jtt Ufrtt.1

ffcott bein berberbtc§ -fperg gur Zeitigung genefeu,

A? Stjrift, fo berfaume nid)t, ba§ äöort be§ «fperrn gu tefen; 23ebente, baft bie§ ttöort ba§ «fpeit ber gaumen Söett,

SDen iftat ber ©etigteit, ben ©eift au§ ©oft enthält.

2Jtert’ auf, al§ ob bir ©ott, bein ©ott, gerufen f)ütte; dfter!’ auf, at§ ob er fetbft 3U bir bom «glimmet reb’te!

©o ties; mit ©tjrfurc^t lieg; mit ßuft unb mit 35er traun, Unb mit bem frommen ©rnft, in ©ott bid) ju erbaun.

(©pridf fromm: „0 ©ott! bor bem icfj meine «ipänbe falte, ©ib, ba| icf) bein ©ebot für bein äöort einig tjatte;

Unb taff mid) beincn 9tat embfinbung§bott berftetm,

SDie Söunber am ©efeij, am Söort bom ^reu^e fet)n!"

©r, alter Söatjrtjeit ©ott, fann bic^ nid)t irren taffen. ßie§, (Stjrift , fein Zeitig 35udj, lieg oft; bu mirft faffen, ©obiel bein «gieit bertangt. ©ott ift’§, ber 2Löeig^eit gibt, SBenn man fie rebticf) fudjt unb au§ ©emiffett tiebt.

1 äRetobie: „D Sott, bu frommer ©ott tc.'

270

©eiftlicfie Oben unb Sieber.

ßieä, frei bou Seibenfcf;aft unb tebig bou (55e|c6)äften,

Unb fantmte beinen (Seift mit alten feinen Kräften.

©er befte ©eit be§ ©ag§, be§ 59torgen§ Weiterleit,

Unb bann ber ©ag be§ femn, ber fei ber ©djrift gemeitjt.

Stüfjrt bid) ein ftarfer ©fjrudj, fo ruf’ itjn, bir junt (Stüde, ©e3 ©ag§ oft in bein WclS/ ©t füllen oft prüde; ©npfinbe feinen (Seift unb ftärfe bid) burcfj itjn 3unt matfren ©betmut, ba§ ©ute p bolläietjn.

Um tugenbtjaft p fein, bap finb mir auf ©rben.

©tju’, mag bie ©djrift gebeut, bann mir ft bu inne merbeu, ©ie ßetjre fei bon ©ott, bie bir berfünbigt ift,

Unb bann ba§ Söort berftetjn, bem bu getjorfam bift.

©fmd)t fie get)eimni§bott, fo taff bid) bie§ nidjt f Freden, ©in enbtidjer SJerftanb tann ©ott nie gan^ entbeden;

©ott bteibt uneubtid) t)od). Söenn er fid) bir erttärt,

©o glaube, mag er fpricf)t, nid)t mag bein 2Gii) begehrt.

©id) feiueg fd)mad)en ßic^t§ bei ©otteg ßid)t nidjt fd)ämen, Sft 9tut)m; unb bie Vernunft atgbann gefangen neunten, SBenn ©ott fid) offenbart, ift ber ©efdjöpfe ^ftid)t;

Unb loeife ©etnut ift’g, bag glauben, mag ©ott fbridjt.

©rum taff bid), frommer Sljrift, burd) feine 3meifet fräufcn. Wier bift bu Äinb; bod) bort mirb ©ott metjr ßid)t bir fdjenlen. ©ort mädjft mit beinern ©tüd bein ßidjt in ©migteit;

©ort ift bie ,3eit beg ©djaung, unb tjier beg ©taubeng geit.

33ereljre ftct§ bie ©djrift; unb fiel) ft bu ©unlett) eiten,

©o taff bid) beineu $reuub, ber mel)r atg bu fietjt, leiten, ©in forfdjenber Sjerftanb , ber fid) ber ©d)rift gemeint,

©in angefodjtneg Werä ^ebt mand)e ©unfetfjeit.

Watt’ feft an ©otteg Söort; eg ift bein ©tüd auf ©rben, Unb mirb, fo matjr ©ott ift, bein ©tüd im Wdnmet merben. 5öerad)te djrifttidj grojj beg ©Hbetfeinbeg ©bott;

©ie ßeljre, bie er fdjmätjt, bteibt bod) bag 2Bort aug ©ott.

Sä&enbtteb.

Imtiil«!).1

kerr, ber bu mir ba§ ßeben 23i§ biefen Sag gegeben,

©icf) bet’ id) tinblid) an!

3d) bin biel ju geringe ©er ©reue, bie id) finge,

Unb bie bu t)eut’ an mir getljan.

dJcit bantenbem ©emüte 3reu’ id) midj beiner ©üte;

3dj freue mid) in bir.

©u gibft mir ßraft unb ©tärfe,

©ebeüjn ju meinem SBerte

Unb fdjaffft ein reine» §erj in mir.

©ott, toeldje 9tut)’ ber ©eeleu,

9tad) beineS SBortS Sefeljlen ©intjer im ßeben geint;

Stuf beiue ©üte bjoffen,

3m ©eift ben Fimmel offen

Unb bort ben ißreiS be§ @Iaubett§ feint

3d) toeifj, an tuen id) glaube,

Unb nalje mid) im ©taube $u bir, o ©ott, mein fpeil!

3dj bin ber ©dfulb entlaben,

3cfj bin bei bir in ©naben,

Unb in bem fpimntel ift mein £>eil.

SBebedt mit beinern ©egen,

©il’ id) ber 9tui)’ entgegen;

©ein 9tame fei gefireift!

SOSein ßeben unb mein ©nbe 3ft beitt; in beine «Ipattbe Sßefelji’ id), Skter, meinen ©eifi.

ÜJietobie: „SRun ru^eti alle SBälber je

272

©eiftltdje Oben unb Sieber.

•pafltbusltd).1

^fttetr, ftarfe mid), beirt Seiben ju bebenfen,

^ dttidj in ba§ 9Jteer bet Siebe ju berfenten,

Sie bid) betoog, bon aller ©dfulb be§ SSofen Un3 ju erlöfen!

Vereint mit ©ott, ein 9Jtenfcf) gteidj un3 auf ©rben, Unb bi§ jurn Sob am $reuj getjorfam toerben;

9ln unfrer ©tatt gemartert unb jerfd)lagen,

Sie ©ünbe tragen:

äöeld) munberbütt f)od)t)ei£ige§ ©efdfafte!

Sinn’ idj i£)m nad), fo jagen meine Ärafte, iötein §erj erbebt; id) fei)’ unb id) empfinbe Sen glucfj ber ©ünbe.

©ott ift geredet, ein Oiäd)er a££e§ 25öfen.

©ott ift bie Sieb’ unb läfct bie SÖelt erlöfen.

Sie§ tann mein ©eift mit ©djreden unb ©ntjüden $im ßreuä erbtiden.

©§ fdjlägt ben ©tolj unb mein Sterbienft barnieber, ©3 ftiirjt mid) tief, unb es ertjebt rnidj toieber;

Seljrt mid) mein ©lüd, mad)t mid) au§ ©otte§ $einbe 3u ©otte§ Sreunbe.

€) §err! mein §eil, an beffen SSInt id) glaube,

3d) liege t)ier bor bir gebiidt im ©taube,

33erliere mid) mit banlenbem ©emüte Sn beine ©üte.

©ie überfteigt bie meufd)tid)eu ©ebanfen;

2lttein fallt’ id) barum im ©lauben toairlen?

Sd) bin ein iDtenfd); barf ber fid) untertuinben,

©ott ju ergrünben?

Sa§ ©röfft’ in ©ott ift ©nab’ unb Sieb’ ertoeifen; Un§ lömmt ju, fie bemuBbott ju greifen,

3u feljn, mie ^oc^, luenn ©ott un§ ©nab’ erjeiget,

Sie ©nabe fteiget.

' SDlelobic: „.öerjltebfter 3efu, xvai ^aft bu oerbroefjen k."

spafftonälieb.

273

ßa£ beineu ©eift midj ftetg, mein £eitanb, lehren, ©ein götititf) $reuä im ©lauben ju bereiten;

©a§ id), getreu in bem SSeruf ber Siebe,

2Jtid) dfrifttid) übe.

©a§ ©ute ttjun, bag 33öfe flieljn unb meiben, $err, biefe ^flidft lefjxt midj bein Zeitig Seiben. i?ann id) gugleid) bag SSöfe mir erlauben,

Unb an bidj glauben?

$a bu biif) felbft für mid) baljin gegeben, äßte !önnt’ id) noci^ nadj meinem SBdlen leben?

Unb nidjt bielnteljr, toeil id) bir angefjöre,

3u beiner ©!)re?

3dj fällte nidjt, tnenn Seiben biefer ©rben,

SBenn itreug mid) trifft, gelaffneg -^erjeng tnerben, ©a bu fo biel für ung, bie tnir’g berfdjulbet,

Siebreidj erbulbet?

Sür meiere bu bein Seben felbft gelaffen, äßie fönnt’ id) fie , fie, meine SSrüber, lj affen?

Unb nidjt, toie bu, tnenn fie mid) untertreten,

2rür fie nncfj beten?

Sd) toitC nid)t #af) mit gleichem fpafj bergelten, Söenn man ntid) fdjilt, nidjt räd)enb tniberfd)elten. ©u, ^eiliger, bu, |jerr unb «gtau^t ber ©lieber, ©djaltft aud) nidjt tniber.

©in reineg .g) erg , gteidj beinern ebleti ^erjeu,

©ieg ift ber ©an! für beineg Äreujeg ©djmerjen.

Unb ©ott gibt ung bie Uraft in beinern tarnen,

©idj nadjjualimett.

Unertblidj ©lüd! ©u Xitteft ung ju gute.

$dj bin berföljnt mit beinern teuren Sßlute.

©u tjaft mein .fpeil, ba bu für mid) geftorben,

5lm Ureuj ertnorben.

©o bin icf) beim fdjon felig l)ier im ©tauben?

©o tnirb mir nicfjtg, itidjtg meine Ärone rauben?

©o tnerb’ id) bort, bon |)errlid)feit umgeben ©inft einig leben?

GJeüert.

18

274

©eiftltdje Oben unb lieber.

Sa, toetrn id) ftetS bet ©ugenb $fab betrete,

Srn (Stauben fäntpf’, tut (Stauben ioad)’ unb bete: ©o ift mein £eit jcbjon fo getbifj erftrebet,

3tt§ S«|u§ lebet.

So cf t böfe Öuft mein £era mit intern Üteije,

©o fdjrede mid) bein Söort, ba§ Söort bom Trense. Unb metb’ id) matt im Saufe guter äöerfe:

©o fei mir’§ ©tärte.

©et/ id) bein Äreuj ben ßtugen biefer Urben ©in Ärgernis unb eine ©fjortjeit merben,

©o fei’8 bodE) mir trofc atte§ fredjen ©botte§

®ie SBeiStjeit @otte§.

©ott, eite nid)t, fie räcbjenb 5U aerfdjmettetn; ©rbarrne bid), toenn einer bon ben ©pöttern ©id) fbät belehrt, unb ben, ben er gefd)mäf)et,

Um ©nabe fielet.

äöcnu enbtidj, §err, midj meine ©ünben tränten, ©0 taff bein ftreua mir toieber 9tuf)e freuten;

©ein ß’rcuj, bieg fei, menn id) ben ©ob einft teibc, 9JUr grieb’ unb Sreubc!

Kifr—

git Itrmtkljeii.1

Jd) t)ab’ in guten ©tunbett SDc§ Bebens ©tüd cmpfunben,

Unb Steuben objne ,3 afft:

©0 mit! id) benn getaffen 5Jtid) and) in Seiben f affen;

Söetd) Seben tjat nidjt feine Quat?

Sa, «Iperr, id) bin ein ©ünber,

Unb ftetS ftrafft bu getinber,

2113 e3 ber 9Jtenfd) berbient.

1 mtelobte : „gn ade» meinen Senaten ac.'

firanUjeit. JBertrauen auf ©otteä 33ovfe$ung.

275

äöitt id), befdftoert mit ©djulben, $ein aeitlidj äßet)’ erbntben,

2)a§ bod) ju meinem SBeftett bient?

SDit toid id) midj ergeben,

9Udjt meine 3M)’, mein ßebett,

ÜTcetfr lieben at§ ben tperrn.

®it, ©ott, toiCC id) üertrouen,

Unb nidjt auf ÜJtenfdjen bauen;

5Du Ifilfft unb bu erretteft gern.

ßaff bu midj ©nabe finben,

ÜJtidj ade meine ©ünben ©rfennen unb bereun.

Sfjt t>at mein ©eift nodj Kräfte,

©ein §eil taff mein ©efdjäfte,

S)ein äöort mir Stroft unb ßebett fein.

äöerat id) in ©jrifto fterbe,

SSin idj be3 <^immel§ ©rbe.

2Ba§ fdjredt midj ©rab unb £ob? Studj auf be§ £obe§ ißfabe Vertrau’ icf» beiner ©nabe;

SDu, §err, bift bei mir in ber ittot.

$d) und bem Kummer mehren,

©ott burdj ©ebulb berelfren,

3m ©tauben ju itjrn ftetjn.

3dj toid ben 2ob bebenfen.

SDer tperr mirb ade§ lenten;

Unb toa§ mir gut ift, toirb gefdjeljn.

Ifrrtrmteu auf ©ottes Uarfdjmtg.1

^puf ©ott, unb nidjt auf meinen 9iat, JvX 28id id) mein ©lüde bauen,

Unb bem, ber midj erfcbjaffen t)at, fdtit ganzer Seele trauen.

SJietoMe: „2BaS (Sott t§ut, baä ift wotUgetlicitt jc.‘

18*

276

©eifttidje Oben unb Sieber.

©r, ber bie Sßelt 9Utmäd)tig fjalt,

2Sirb mid) in meinen Sagen 5U§ (Sott unb 3] ater tragen.

(Sr fal) boit aller ©migfeit,

Söie Diel mir nütjen mürbe,

JBeftimmte meine Seben§jeit,

9Mn ©lüd unb meine 23ürbe.

2Ba§ aagt mein ^)erj?

$ft aud) ein Schmer?,,

Ser ju be§ ©lauben§ ©f)re 9tid)t ju belegen märe?

©ott fennet, ma§ mein ^erj begehrt, Unb tjätte, ma§ id) bitte, fütir gnäbig, elf’ id)’§ bat, gemährt, 2ßenn’§ feine 3Bei§Ijeit litte.

©r forgt für mid)

(Stets bäterüd);

5Ud)t, ma§ ict) mir erfefje,

©ein 2ÖÜIe, ber gefdjefje!

3[t nidjt ein ungcftörteS ©lüd ÜGeit fdjmerer oft ,ju tragen,

5113 felbft ba8 mibrige ©efd)td,

S5ei beffeit Saft mir flogen?

Sie größte 9tot .fpebt bod) ber Sob,

Unb @f)re , ©lüd unb £>abe SSerlä^t mid) bod) im ©rabe.

5ln bent, toa3 mal)rl)aft glüdlid) mad)t, Sofft ©ott e3 feinem festen;

©efunbfjcit , ©ifre, ©lüd unb ißrad)t ©inb nidjt ba3 ©lüd ber ©eelen.

2Ber ©otteS Diät £8or 5lugen l)at,

Sem mirb ein gut ©emiffen Sie Srübfal aud) ticrfüfjen.

SlUgemetneä ©eDet.

277

2öa§ ift be§ Sehens .fpexxlidj!eii? Söte halb ift fie bexjdjwunben!

2Sa§ Ift ba§ Seiben biefex £>eit? 2öie halb ift’S übexmunben!

4>offt auf ben «g>exxn !

©x pilft un§ gern:

©eib fxötjlicf), if)x ©exedften!

Sex fpexx t)itft feinen Änedften.

- -

(Met*1

Jcf) Eomnte box bein Slngefidjt,

SSextoixf , o (Sott , mein Sieben nidjt; 33exgib mix alle meine ©djulb,

©u ©ott bex ©naben unb ©ebulb.

©djaff’ bu ein xeineS «g>ex§ in mix,

©in -fpexg boll Sieb’ unb fjuxcfjt ju bix, ©in -fpexj boll ©ernut, 3ßxei§ unb ©an!, ©in xutjtg «fpetj mein lebenlang.

©ei mein S&efdjiiijex in ©efatjx;

3t dj tjaxxe beinex immexbax.

Stft tuof)l ein Übel, ba§ mid) fdjxedt, äöenn beine fftecfjte mid) bebedt?

3tcf) bin fa, -fpexx, in beinex <£>anb.

S5on bix empfing id) ben SSexftanb; ©ibalt’ iljn mir, o -fpexx! mein §oxt,

Unb ftäxF itjn buxd) bein göttlid) Söoxt.

ßafj , beineS ücantenS mid) ju fxeun, 3ff)n ftetS box meinen 2lugen fein.

Safj, meines ©laubenS mid) ju fxeun,

31) n ftetS buxd) Siebe ttfätig fein.

TOelobie: „giir beinen SEtivon tret’ hiermit 2c."

278

©elftlidje Oben unb Sieber.

©a§ ift mein ©IM, tt>a§ bu mid) te^rft. ©a§ fei mein ©lüd, baff idj juerft 91 ad) beinern 3leid)e tracfjt’, unb treu 5tt allen meinen 2ßflid)ten fei!

$d) Bin ju fdjtoadj au3 eigner Äraft 3 um ©iege meiner ßeibenfdfaft;

©u aber jjieljft mit Greift mid) au,

©aff id) beu ©ieg erlangen tann.

©iB Don ben ©ütern biefer 2Mt dftir $err, fo Diel, a!§ bir gefällt;

©iB beinern $nedjt ein ntäffig ©eil,

Su feinem $leiffe ©lüd unb $eil.

©djenft beine ^»anb mir ÜBerfluff,

©o lafj mid) ntäffig im ©enufj,

Unb, bürft’ge SSrüber ju erfreitn SübicB) einen fronen ©eBer fein

©iB mir ©efunbfjeit, unb Derlei!)’,

©aff id) fie nütj’, unb banIBar fei,

Unb nie, au§ ßieBe gegen fie, dJtid) jagljaft einer Sßflidjt entjiel)’.

©rtoede mir ftet§ einen fffreunb,

©er’§ treu mit meiner Söoljtfaljrt meint dJtit mir in beiner gurdjt fidj iiBt, dftir 3lat unb ©roft unb SSeiftuel giBt.

SSeftimmft bu mir ein Iängre§ Siel,

Unb merben meiner ©age Diel,

©o lajj, ©ott, meine Suberfidjt,

SJerlafj mid) aud) im Silier nidjt.

Unb luirb fid) einft mein ©nbe na!)u,

©o nimm bidj meiner Ijcralid) an,

Unb fei burdj ©fjriftunt, beineu ©o!)n, dJcein ©d)irm, mein ©dtjiXb unb großer ßol)n!

^ -

SCroft eineä fc^ioermiltigen Sänften.

279

to|t tiwts fdjum-müttgen (£ljri|U’n.

-fllNu ftagft, o ©f)iift! itt fdjtoeien ßeiben,

Jy Unb feufjeft, baff bei (Seift bei- fyieuben Ston bit getoidjen ift.

5Du ftagft unb rafft: „fpen, tote fo lange1?" linb (Sott beijeudft, unb bin toivb bange,

2)a§ bu bon ©ott beitaffen bift.

©inb meine ©iinben mii beigeben; fpat (Sott mii ©itnbei fpeit unb Sehen Sn feinem ©ofp beiXietjn :

2Bo finb benn feirteS ©eifte§ bliebe?

Söaiutn emffinb’ id) nidjt bie Siebe,

Unb t)offe nidft getioft auf if)n?

fDtütlfetig, fpiicfjft bu, unb betaben fföi’ id) ben iioft bom Söoit bei ©naben, Unb id) empfinb’ itp nidjt;

S5in abgeneigt, boi ©ott p tieten;

Sdj bet’, unb !ann nitdjt gläubig beten;

Set) benfe ©ott, bocfj o'fjne ßidjt.

©onft toai mix’8 Sieube, feinen äöitten S?on ganzem feigen p eifütten;

©ein äöoit toai mii getoifj.

S^t !ann id)’§ nid)t p ^eijen f affen,

Unb meine fliaft fjat midj beitaffen,

Unb meinen ©eift bedt SinfteraiS.

Oft füt)t’ id). Stoeifet, bie mid) quäten, fpeul’ oft boi Unrat)’ meinei ©eeten;

Unb meine fpütf ift fein.

Sdj fudje 3f?ut)’, bie id) nidjt finbe;

Sn meinem fpeipt tootjnt nui ©ünbe,

9tui Unmut, feine ftuidjt beS £>enn.

Sag’ nidjt, o ©tjiift! benn beine ©^met^en ©inb fidjie Sengen beffiei feigen,

280

©eifttldje Sieber unb Oben.

3U§ bit ba§ beine jc£>etnt.

SGSte tönnteft bu bid) fo Behüben,

Safj bh bte $taft fefjlt, ©ott gu lieben, 2öat’ nidjt bein fpetj mit ifjm bereint?

$ein üftenfd) betmag ©ott ju etfennen, Otod) Sefunt einen 4?ettn 5U nennen,

2tt§ bnrcf) ben ^eit’gen ©eift.

4?aft bu nid)t biefeit ©eift empfangen?

©r ift’§ , bet bid) nad) ©ott behängen Unb fein ©tb atmen fudjen tjeifft.

Skthau’ auf ©ott. ©t moljnt Bei benen, Sie fic£) nad) feinet -fpülfe fernen;

©t tennt unb mitt bein ©hilf.

©t tjötet beineg äöeineng Stimme;

Setbitgt et gteicf) in feinem ©tirnnte Sid) einen tteinen hugenbltif.

©ott lief; fo mandfen feinet frommen ^n bieg ©efütjl be§ ©lenbg fornmen Unb ftunb it)m mächtig bei.

®u fotlft bein Oiictjtg etfennen letnen,

©otlft bag SSettraun auf bic^ entfetnen,

Unb fetjn, mag ©otteg ©nabe fei.

Skt Sidjetfjeit bid^ 3U bemalten,

Söfft et bid) feine Stteitg’ etfabten,

Unb fct)i(ft bit biefe Saft.

©t teinigt bid), mie ©otb im Seuet,

5)tad)t bit bag <£)eil bet Seele tenet,

Samit bu fjalteft, mag bu fjaft.

So mie ein SSatet übet $ inbet,

©tbatmet ©ott ficf) übet Süubet,

Sie feinen tarnen fd)eun.

Sein Seufzen ift it)nt nidjt betbotgen;

So fetn bet hbenb ift 00m OJtotgen,

Söfft et bon bit bie Sünbe fein.

Dfterlieb.

281

3toar ift um SLtofi btt itjo Bange;

SDenn alle 3üd)tigung, fotange ©ie ba ift, fdfeint nn§ tjart.

SDod) nadjmatg wirb fie ftiebfant geben fyrucfjt bet ©eredftigfeit unb ßeben SDent, bet bnrcfj fte geüüet Warb.

ffrafjt’ fott ^u Beten unb gu tnadien.

©ott ift nocfj mächtig in ben ©cfjwadfen,

S'ft ©üte für unb für.

ßaff bit an feinet ©nabe g’nügen.

©ein Söott ift toaljt unb tann nicf)t trügen: Sfd) ftärfe bid), id) tjetfe bit!

Stuf, faffe bid) in beinen fftöten!

©f>rid): „SBoItte mid) bet fperr and) töten,

©o tjarr’ icf) bennodj fein.

fDtir BteiBt bag ©rüteit bet ©rieften;

Unb mit! mid) ©ott nic£)t et) et tröften,

Sßirb et ntid) boct) int SLob etfteun."

©fierlittn1

Jefu§ lebt, mit it)m attdj idj.

3Wb, Wo finb nun betrte ©dftedcn? ©r, et lebt unb mitb aud) mid)

S3on ben üEoten anfetmeden.

©r berftart mid) in jein ßidjt;

SDieg ift meine .Snnerficfjt.

^efu§ lebt, d)m ift ba§ fReidi)

Übet alle Söett gegeben;

93tit itjm U>erb’ and) id) ^ttgleid)

©mig tjertfdjen, einig leben,

©ott erfüllt, mag et netjfmd)t;

SDieg ift meine 3uBerfid)t.

1 9Uetobie : „3efusi, meine fjimerficfit je."

282

©eiftltdje Oben unb Sieber.

3efug lebt, tuet nun betragt, Säftert il)n nnb ©otteg @l)re,

©nabe Ejat er jugefagt,

SDafj ber ©iinber fidf Belehre.

©ott berftöfft in SEjrifto ni<f)t,

SDieg ift meine ^uBex'fic^t.

Sefug lebt, fein fpetl ift mein; ©ein fei arnf) mein gan^eg Seben. deines .fper^eng mitt idj fein,

Unb ben Stiften miberftreben.

©r berläfjt ben ©dfmadfen nid^t; SDieg ift meine ^uberfidit.

Sefug lebt, idj bin getoifj,

SJiidjtg fall mid) bon ^efu fdjeiben, .ft' eine füladjt ber ^infternig,

Äeine .§>errlid)!eit, fein Seiben.

@r gibt ßraft ju biefer 5pfticd)t; 3)ie§ ift meine .guberfidjt.

SefuS lebt, nun ift ber Stob 9Jtir ber ©ingang in ba§ Seben. SBeldjen Straft in Stobegnot Sßirb er meiner ©eele geben,

Söenn fie gläubig ju iljm fjrridjt: ,,.§err, fperr, meine guberftdjtl"

HiK~

Jtut ©rgdimitfl in Öen göttltdjxn HJilldtt.

<£>err, mein ©ott! burtE) ben id) bin unb lebe, ©ib, baff id) midj in beinen 9tat ergebe;

Safj emig beineu Bitten mein,

Unb mag bu tljuft, mir teuer fein!

SDu, bu regierft, bift Söeigtjeit, Sieb’ unb ©tärle. 5Du, §err, erbarmft bidj aller heitrer äöerle.

Um Ergebung in ben göttlfdjen SEBiHeit. Stm neuen Jjabre.

3öft§ jag’ idj einen StugenBtid?

£>u Bifi mein ©ott nnb toittft mein ©IM.

SSon ©toigfeit fjaft bu mein ßo§ entfliehen. 2öa§ bu Beftimmft, ba§ bient ju meinem Rieben. 5Du toogft mein ©lütt, bu toogft mein ßeib,

Unb toa§ bu fdfittft, ift ©etigteit.

©efätCt bin, jo muffe teilte ifttage ©idj ju mir natm; giB mir jufriebue Sage.

Stttein bertoetjrt’3 mein etoig fpeit,

©o BleiBe nur bein Sroft mein Seit.

Sn giB ft au§ fputb un§ biefer ©rbe fffreuben; 9tu§ gleicher fpütb Bertjüngft bu unfre ßeiben.

$ft nur mein äßet)’ nidtjt meine ©djulb,

©o jag’ idj nidjt. Sn giBft ©cbutb.

©ott idj ein ©lüct, ba§ bu mir gaBft, Berliereu, Unb toittft bu, ©ott! ntidj rautje Söege führen,

©o toirft bu, benn bu Tfjörft mein ^tetjn,

SJtir bennodj eine $filf erfetm.

SSietteidjt muff idj nadj toenig Sagen fterBeu. fperr, toie bu toittft! ©ott icfj ben .fjimmel erBen, Unb biefer ift im ©lauBen mein,

Söie tann ber Sob mir fdjrettlidj fein?

Jim neuen gtnljre.1

/jSr ruft ber ©onn’, unb fdjafft ben SJtonb, V&P £>a§ Satjr barnatt) p teilen;

©r fdjafft e§, baff man fieser tootjnt,

Unb fjeifjt bie feiten eiten;

©r orbnet $atjre, Sag unb Staäjt;

Stuf! laf t un§ itjrn, bem ©ott ber Stlacfjt, Shüjnt, SßreiS unb Sanf erteilen.

SDlelobie: „®i 8 ift baS $eil unS tommen ber ic.1

284

©eiftlicfje Oben unb Sieber.

■fjett, bet ba ift, unb bet ba toat! 2hm banfetfütlten jungen ©ei btt füt ba§ betflofjne Saf)r ©in fettig ßieb gefangen;

Süt ßeben, Sßotjtfa’Ejrt, ©roft unb fRat, gilt gtieb’ unb IRuf)’, füt jebe ©t)at,

©ie un§ bittcf) bidj gelungen.

ßafj aud) bie§ Saljt gefegnet fein,

®a§ bu un§ neu gegeben.

©tetleifj’ un§ ßtaft, bie Jhaft ift bein, Sn beinet Qmtdjt gu leben.

®u fdjütseft un§, unb bu betmefjtft ©et fDtenfdjen ©lücf, tnenn fie juetft fRadj beinern fReidje ftteben.

©ib mit, toofetn bit gefällt,

©e§ ßeben§ fRut)’ unb Qa'mben.

©odj fdjabet mit ba§ ©tüd bet 2Mt,

©o gib mit $teu(3 unb ßeiben.

5tut ftät'fe mit ©ebulb mein fpetj,

Unb lafj mid) nid)t in fRot unb ©dfmeijj ©ie ©lüdlidjetn beneiben.

■fpitf beinern Sfolte bäterlidj Sn biefcm Snlfte mieber.

©tbatme bet SÖetlaffnen bidj,

Unb bet bebtängten ©liebet.

©ib ©Hirt 31t jebet guten ©Tjat,

Unb lafj bicf), ©ott, mit -jpeil unb fRat Stuf unfetn Sütften niebet;

©afj 2Gei3t)eit unb ©eredjtigtcit Stuf feinem ©tuljte ttjtone;

©afj ©ugenb unb Suftiebentjeit Sn unfetrn ßanbe motjne;

©afj ©teu’ unb ßiebe bei un§ fei;

©ic§, liebet 35ater, bie§ betlcit)’

Sn ©tjrifto, beinern ©otme!

Sei- @cf;u$ ber 5tird)e.

285

gbr gdjulj ter fttrrijt.1

enti ©fftiftu§ feine Äitdfe fdjütjt,

Mis @o mag bie fpötte toüten.

(St, bev gut Utecfften ©otte§ fi|t,

£>at 9Jtacf)t, if)t ju gebieten.

(St ift mit .fpütfe naf)’;

Söeitn er gebeut, ftet]t’3 ba.

(St fdjütjet feinen Diufjm,

Uub t)ätt bas Stuften tum:

9Jtag bodj bie <g>ö£Ce tonten!

©ott fiefjt bie g-ütften auf bem ©f)ton ©icf) toibet ifjn entböten;

©enn bett ©efalbten, feinen ©of)n,

$en tootten fie nicfjt elften.

©ie fdjämen ficf) be§ 2Bott§,

©e§ fpeitanbä, unfer§ <f?ottg;

©ein Jlreus ift fetbft i'fjt ©bott;

©od) ifjnex tad)et ©ott.

©ie mögen fidi entböten!

©et Stehlet mag bie 2ÖaT;vt;eit fdftttätfn; Un§ fantt et fie nicfjt tauben.

SDet Uudjtift mag ifjt toibetfteljn;

Söit galten feft am ©tauben.

©etobt fei 3efu§ Glftift!

2Bet tjiet fein Sünget ift,

©ein SBoti bon ^erjen t)ält,

©etn faun bie gan^e Söett ©ie ©eligteit nicfft tauben.

Stuf, ©fftiften! bie if)t t()nt betttaut, ßafit cud) fein ©tolfn etfdftecfen!

©et ©ott, bet bon bem Fimmel fdjaut, SÖitb utt§ getoiff bebeden,

©et fpett |>etf ^ebaott)

4pätt übet fein ©ebot,

1 Süielobie: ,,®in’ fefte 33iug ift unfer ©ott tc."

286

@eiftlic$e Oben unb Sieber.

gibt un§ gebulb in Sot,

Unb $raft unb Stut im Sob! 2Öa§ Unit un§ bcnn erfdjretfett?

®ro|l tes jeujtgeit geben*?.1

^tj^act) einer Prüfung furjer Sage grtoartet un§ bie gtoigfeit,

SDort, bort bertoanbelt fief) bie i?lage ^n göttliche Sufriebenlfeit.

«fpier übt bie Sugettb ißren Sleiff,

Unb jene äßelt reicht itjr ben üßreig.

2Bal)r ift’8, ber fromme fdtjntecEt auf geben ©d)on maulen fel’gen ülugenblid,

SDod) alle Srcuben, bie itjin toerben,

©inb itjrn ein unbolifomntneä glüct. gr bleibt ein Stenfd), unb feine Süf)’ stimmt in ber ©eele ab unb ju.

Salb ftören ißn be§ Körpers ©ct)uteräen, Salb ba§ getüufdje biefer 2Bett;

Salb fämbft in feinem eignen -fperjett gin Sreinb, ber öfter fiegt, al§ füllt;

Salb fintt er burdf be8 Süchten ©c^ulb Sn jhtmtner unb in Ungebutb.

•fpier, too bie Sugenb öfters leibet,

SDa§ ßafter öfters glüdlidf ift,

2öo mau ben glüdlidjen beneibet,

Unb beS Sefummerten berget;

Jpier tarnt ber Sienfcl) nie frei bou ein,

Sie frei bon eigner ©d)to adrett fein.

§«r fucl)’ id)’§ nur, bort toerb’ idj’8 finben; Dort iuerb’ id> tjeilig unb bertiart

1 Sletobie; „äßet nur ben lieben ©ott läßt walten je.'

5Eroft bei ewigen £e6enä.

287

©et ©ugenb ganzen 2öert embfiuben,

©en unau§fpredjtidj großen Söett;

©en ©ott bet Siebe inetb’ id) fetjti,

2ftju Heben, einig it>n extjö^n.

©a initb bet S5otficf)t fjeit’get äöttte 2)tein 2Bifl’ unb meine SEßoljtfa'tirt fein;

Unb liebtid) Söefen, §eil bie gütte 2tm ©tjrone ©otte§ mid) etfteun.

©ann täfft ©etninn ftet§ auf ©etuinit 9Jtidj füllen, baff id) einig bin.

©a inerb’ id) ba§ im Sidft ertenneit,

2Sa§ id) auf ©tben bunfet fatj;

©a§ tnunbetbat unb Zeitig nennen,

3öa§ unerforfdflid) T^iet gef d)at);

©a benft mein ©eift mit 5ßrei§ unb ©an! ©ie ©djidung im 3ufammeut)ang.

©a inetb’ id) ju bem ©Ijtnne bringen, äßn ©ntt, mein .speit, fid) offenbatt;

©in Zeitig, heilig, heilig fingen ©em Samme, ba§ etinütget tnatb;

Unb ©fferubim unb @eta:pf)im Unb alte Fimmel fauchen üjnt.

©a inetb’ id) in bet ©nget 6d)aren 9JUd) itjneu gteicf) unb tjeitig fefju,

©a§ nie geftötte ©tüd erfaßten,

2JUt frommen ftetS fromm umjuge^u.

©a initb butdj {eben Stugenbtid

3I)t «fpeit mein Jpeil, i'f)t ©tüd mein ©tüd.

©a inetb’ id) bem ben ©an! bejahten, ©et ©otte§ 2öeg mid) getjen Ijief),

Unb itjn ju fMtionenmaten 9toä) fegnen, baff et mit it>n tnie§;

©a finb’ id) in be§ <f?ödt)ften £>anb ©en ft-reunb, ben id) auf ©rben fanb.

288

©eifttfdje Dbeit unb Sieber.

©a ruft, o möchte ©ott geben! 2}ietteicf)t audj mir ein ©et’ger ju: „■jpeil fei bir! bemt bu Bjaft mein ßeben, ©te ©eete mir gerettet; bu!"

G (Sott, mie mu| bieg ©!üd erfreun, ©er Setter einer ©eete fein!

Söa§ feib if)r , ßeibeit biefer Gerben, ©od) gegen jene .fperrtidjfeit,

©ie offenbart an un§ fotl toerben,

3km (jmigfeit 31t ©migfeit?

2öie nid)t§, inte gar nichts gegen fie,

3ft bodj ein Sugenbtiif bott i)ME|’!

^ %+ -

■gSorafir^e (EffarafUerc.'

$?r rrgrltnäßige Pnßtggüuger, okr tar Patt» tfjjne Jitpter ntti> offne ©ugeniu

/jCraft, rneßr etitfieblerifcß al§ gefeUfd^aftlidt) , lebt für ficß unb teilet fein Vermögen fo ein, baß er etjrlictj unb rußig leben fann. ©r ift o'fjtte Familie, tjat teine -fpauSforgen, ift §err feiner Seit unb forgt, baß er niemanben gur Saft faEe. ©r lebt feit jeßen Sauren einen Sag fo regelmäßig als ben anbem, ift gefunb unb mit feinem ©(ßictfalepfrieben. Um acht Ußrertoacht er; berSTßee, bie Seitung ba§ genfter befcßäftigen ißn bi§ jeßn Uhr. Um biefe Seit beforgt er feine ©efcßäfte, ba§ ^eißt, er trägt bie geftri= gen SuSgaben in fein Sngebucß ein, befielt feinen geftrigen 2ln= pg, ob etmaS mangelhaft baran getoorben, toätjlt ben heutigen, fcßreibt einen SSrief , toenn ihm ber äöoßlftanb einen abforbert, blättert in einem neuen Suche, ba§ ihm auS bem ßaben ift pge= fcßictt toorben, ober geicßnet eine halbe ©tunbe p feinem Ser= gniigen, ober tritt an feinen glügel. ©he gttiübf Ußr fd^Iägt, ift er angetleibet. ©r fßeift gut, aber mäßig unb ioeiß feit breißig Saßren nicßt, toa§ ein Saufet) ift. ©eine Seit bon piei Ußr nach Sifcße bi§ abenbS um jeßn Uhr ift ebenfalls gut eingeteilet. ©ine ©iunbe feßenft er bem SiEarb, eine bem Sefucße, ben er gibt ober

i 2tui bem 7. SSanbe ber gefammetten Schriften non 1770, <3. 611 ff. SDie TEitel ber übrigen, £)ier niefjt abgebrueften GfiaraJteräeic^mmgen flnb: „SReg eU mäßige ©inniidjteit, in bem Gimratter beä Äriton norgefteliet"; „Gupijemcn, baS ©egettteil beS Jtriton"; „G§rt;fe^, ber unbeftänbig fein ©liicE in aüerlfanb ftnn» licken SBergniiguitgen fudßt . „33er SBiann mit einem Softer unb nieten 23u*

genben"; „®er pittgling non ber guten unb fcfjlimmen Seite"; „5Der falftffe Sctmmiiafte, ber bie mefenttic^e ÜBoljIanftänbigJeit ber eingebiibeten aufopfert"; „®er ftolje SDemütige"

©eitert. 19

290

3J!oratifd)e (Jljaraftere.

annintÄt, eine fjatbe ©tunbe bem ©cßtafe, eine ©tunbe bent ßefcn einer anmutigen ©cfjrift, eine bent ©pagiergange, merat eg ba§ Söetter erlaubt, eine ber Slbenbmaßlgeit, unb unt geßn Ußr über= läßt er fieß regelmäßig bem ©cßlafe. S3on biefer Drbnung meidßt er nießt ab, außer bc§ ©onntagg , ba er bie $ircße befucßt. ©>ie= fer 9)tann ßat ben 9tußm ber ©ingegogenßeit unb einer orbent= ließen ßcbettgart. ©e'in SSebienter rüßmt, baß fein .fperr alle 9)tor= gen bete unb atte Slbenbe finge, ttnb in ber ©ßat, ©raft ift mäßig unb ß augß älter if cp, lein ffreunb ber Sßottuft unb tobenber 2)er= gnitgungen. ©r fprießt bau niemanben SSöfeg, läßt jeben in fei= neu äöürben, begaßlt, mag er gu geben fcßulbig ift, rießtig unb lebt ftitte für fieß. ©leicßmoßl, toer ift ©raft, toenn man ißn in feinem gangen ^Betragen unterfueßt? 3 ft er meßr alg ein regel= mäßiger fDtüßiggänger? ttöag ift bie «fpauptabfießt feineg iplang1? aSeguemlicßleit unb metßobifierte ©rägßeit. (Sr lebt mäßig, um gefunb gu fein; mirtfeßaftlicß , um nießt gu barben, unb orbent= ließ, um bie befcpmerlicßen folgen ber Unorbnung gu bermeiben. (Sr lebt für fieß unb nießt für anbre. 3 ft er begmegen in bie große ©efettfeßaft ber fDtenfcßen gefetjet morben? (Sr beförbert fein 23er = gnügen; aber ift eg ba§, melcßeg bon ber23emunftgebittigetmirb? (Sr geßt mit feinem Vermögen forgfältig um, tneil eg bie tßflicßt eineg 2]ernitnftigcn ift. Slber ift nur ber ©ebraueß beg 23er= mögen§, nießt aitcß ber nüßließe ©ebraueß ber Seit eine ^fließt, eine beftänbige ^fließt? ©r menbet bie Seit bloß gur Sßflege unb ©rßaltung feineg Jlörperg an; unb alfo lebt er, um fünftig fo lange gelebt gu ßaben, alg er nur gefonnt? ©r ßat eine ©eete bloß für feine ©inne unb einen 23erftanb, bloß um bie ©egen= ftänbe gu entbccfen, bie feiner 23equemlicßfeit fepmeicßeln. ©r glaubt, er tßue nießtg iööfeg, meil er fieß bor ßaftern ßütet, bie fieß felbft beftrafen ; allein fein ganger ißlan beg ßebeng ift böfe, meil ißn bie Vernunft unb bie göttlicße SSeftimmung bermirft. ©r bemeift felbft bureß feine ©inrießtung, baß bie ©eete beg 9ften= feßm ein gefcßäftigeg Söefen ift, meil er ißr in jeber ©tunbe eine 21 et ber Unterßattung gibt. SBarum fann er nießt einfeßn, baß eg beffer ift, ein ni’tßlicßer unb arbeitfanter ttftann gu fein alg ein gefeßaftiger fDtüßiggänger? fpofft er, baß ißn ©ott einft emig

S'er fc^roemüHge SCugenbljafte.

291

für bie SRülje belohnen foE, bie er auf ba? SBergnügen feiner ©intte fo orbentticf) bermanbt hat? könnte er fo oft fchlafen, at? er tooEtc, fo mürbe er ln a£) r f cti e i nli ct) ben größten Seit feines ße= ben? berfchlafen. Ger habe noch fo menig ©aben bon ber Statur empfangen, fo fiat er bocf) mit allen SRenfchen bie Pflicht ber Ster* nunft unb ber Religion gemein, feine geringenTalente pm bcften ber Söelt aufrichtig ansumenben. fpiertnnen befte^t feine Tugenb unb Ruhe. @r foE gufrieben leben al? ein SRitbürger, nicht al? ein träumcrifcf)er ©inficbter. ©r barf feine SBequemlichfeit fuchen, aber er lebt nicht für ficb) aEein, fonft mürbe ihn ber ©cf)öpfer in eine fpötfte eingcfdjtoffen unb mit ben nötigen ßeben?mitteln unt* ringt haben, ©nbliih ift falfdj, bah ein bequeme? ßeben ein 3ufriebne? ßeben ift. Söenn ©raft nad)benft (unb er !ann hoch nicht aEc ernfthafte ©ebanfen burdf Trägheit erfticfen), macht ihm fein fper^ megen feiner finnlichcn ßeben?art gar feine Stör* tuürfe? t5ü£)lt er nicht? ßcere? in feiner ©eele? $eine SBeforgni?, bah cmbre, für bie er nicht? Stühtidje? tl)ut, ihn berachten toer* ben? ß’eine SBefchütnung, bah er bier^ig ober fünfzig $al)re Se" lebt hat, ohne ein befferer SRenfdj gcmorben ju fein? 3?ann er fiif) auf bie fchütjenbe f?anb ber Storfehung berlaffen unb fich, menn fein SBermögen, ba? er itjt nur 3U feiner SBequemlichfeit ge* braucht, fich in SRangel bermanbeln foEte, mit ihrem SSeiftanbe tröften? ßamt er auf Hoffnung fterben, menn er an ben Tob benft? |>at er biefe Storteite be? ©eifte? nicht, fo ift er nicht 3 u* frieben, fonbern nur bon feiner SBequemlichfeit, ber er bienet, mit einem angenehmen ßütjel auf einige 3af)re für feine SDienftbar* feit belohnet unb zugleich beftrafet.

frr fdjmrrmnttgb ©ituenMjafU’.

©ie gehler unfcr? Temperament? mifdfen fich beftänbig in unfre Tugenb unb geben ihr in unfernt Sßerftanbe bie ©eftalt, bie mit unfrer eigentümlichen Steigung am meiften übereinftimmt. Ru? biefer Duelle cntfpringen unjahtige grrtümer, bie mir für

19*

292

SDtorciIifdJe Efiarattere.

aöa^rtieiten arm ernten; unb feine Srrtümer finb fermerer ju heben, als bie ihren Sdjutj in bem natürlichen ©Ijarafter unferS ©cifteS unb in ber befonbern ©inrid)tung unferS Körpers finben unb babei mit einem guten fperpn fid) bertragen.

Slret meint eS aufrichtig mit ber Sugenb , unb feine «Strenge ift toeber f?eutf)elei noef) ftolje grömmigfeit. Stein, aber er ift bon Statur fcJjtoermüttg unb furd)tfam, unb barunt liebt er bie Sdjtoermut unb gurc^tfamfeit auch in feiner Sugenb ober bilbet biefe nach feiner ©emütSart. ©r fließt bie unfdjulbigen greuben beS ßebenS, toeil er fie für ftrafbar hält. Slber toarum l)ält er fie bafür? «g>at er nicht fo biel SJerftanb, feinen Irrtum eiuäit= fel)en? Sa, er hätte ihn, aber fein bideS, fchtoarseS SSlut benebelt unb berfinftert feinen Serftanb. traurig fein ift ihm natürlich ; unb biejenigenSSegriffe bonSugenb, bie prSraurigfeit am beften baffen, finb beStoegen fdjon feiner Slrt ju benfen auc£) natürlicher al§ baS ©egenteil. Slret toirb feiten Iahen, benn feine Sugenb hat eine finfae Stirne, unb eine frohe SJtiene tjält er für ßeid)t= finn. SJtan muf] bem anbern ftetS ein gutes SSeifpiel geben; bie= feS ift fein richtiger ©runbfat). Slber toie faltet) legt er iljn auS! SDieS barf unS nicht befremben, benn er fudjjt bte Auslegung bap in feinem ©Ijarafter. ©r berbannet atteS fyreie auS feinem äujjer= liehen ^Betragen, grüfjt mit eben ber SJtiene, mit ber er betet, fragt mit eben bem Sone: „Söie befinben Sie fidf?" mit bem er bon einer geuerSbrunft reb’t, unb feufjet im ganzen ©rnfte, bafj loir einen erlaubten Sdjerj fagen, nicht immer bie Sugenb im SJtunbe führen, nicht feine ßeibfpradfe reben. Unb um unS ein gutes S3ei= fpiel p geben, tlagt er ftetS über bie böfen Sitten, ftreut in bie gleid)gültigften ©efprädje erjtüungne Sugenbleljren ein; unb um überall nütjlic'h p toerben, toirb er fogar auS ben Leitungen in bem Sone eines StrafprebigerS eräiil)ten unb, gefetjt, bafi er eS auct) dt Safel hüte, nicht» toeniger glauben, als baff er pr Unzeit eifere, benn er mifjt unfre©mpftnbungnac£)berfeinigenab. —SJtan muntert ihn p einem Spiele auf. Slret !ann eSnidfttoohl abfchlagen; unb fehl, er fpielt mit eben ber feierlichen SJtiene, mit ber er einen Uranien befucht. SJtan muf], benlt er, fid) überall gleich fein, baS heifjt überatt einen finftern ©rnft feigen. Shr

®er fdjtoerniiUIge Slugenbljafte.

293

geT)t mit iljrtt fftaaieren unb freuet eud) über bie ©d)önf)eiten ber jftatur, aber fein ^erj läjjt biefe greuben nicf)t ein. Sr prebiget eud) auS guter fffteinung bie SBmtber ber Statur, benn baS ift itjm leidster als bie greube. Sin über eine me!anct)oIifd)e fpöhle l)erabf)angenber g-elfen Wirb feine 23lide weit etjer unb länger an fid) jiel)en als baS anmutigfte 2t)al, benn in jenem finbet er jftahrung ju finftern, traurigen ^Betrachtungen. Sr ift nid)t farg, aber ein geringes (Mb für eine ©haaierfahrt ober gute iDhifif auSjugeben, baS l)ält er für ©ünbe. „sUticb", jagt er, „mad)t bie Eftufif finntid)"; unb mie gut wäre eS nicfjt, toenn er fid) autueilen finnticf) machen liehe! ©ie ftört ibn in feiner Sraurigfeit, barutn Ijält er fie für gefätjrUcf) unb beflagt anbre, bie fie lieben. SBeil er bie Sinfamfeit liebt, fo gittert er bor allen großen ©efeUfd)af= ten, t)ält fie für ©cljulen ber 2l)orl)eit unb ermahnet alle jur Sin= gejogenbeit, baS tjei^t aur einfieblerifd)en ©raurigfeit. 2lret ift toirflict) bicnftfertig, aber mit fo bielem fdjinerfäEigen Srnfte, baff man glaubt, er fei eS nicht, ober feine ©ienftferti gleit fofte if)m bicl Überroinbung. Sr liebt bie ©einigen, forgt aufrichtig für ihre SBohlfahrt unb hoch jo mürrifch, bah feine ©orgfalt wenig frud)= tet unb oft berfpottet toirb. Unter feinen beiben ©öhnen ift ber eine lebhaft unb flüchtig, ber anbre träge unb langfant. Sr will ben erften in feinem atoötften Sahre pm gefegten ÜJtanne machen unb tränft fid), bah er ihm feinen ©efdjmad an ber Srnftt)aftig= feit nid)t beibringen fann. 2)en anbern Will er in feinem gefegten Sharafter befeftigen unb freut fid), bah « ihn täglich) unembfinb= lieber toerben fieht. 25on bem erften hofft er tnenig, bon bem fe|= ten alles, unb bürd) feine traurige Sraie^ung berberbt er mit bem beften bäterlid)en ^erjen alle beibe. Slret ift rnitleibig unb nimmt an bem geringften Slenbe ber anbern teil, aber feiten an ihrer greube. Sr läht ingel)eim SIraeneien unb ©tärfungen für Jhanfe jub ereilen unb fich hoch oft bergebenS bitten, ehe er feine Skrtnanbten, bie fich in f«nem ®arten bergnügen Wollen, mit einer 2lbenbmaf)laeit bewirtet. „$>aS Selb", fagt er, „bauert mich nicht; aber fönnte id) meine_3eit nicht noch nützlicher jubringen?" Sa, für et, bringe fie nur biefen 2lbenb auS «Pflid^t mit beinen 25er tnanb ten au, unterhalte fie mit greunblid)teit unb beförbre

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2JtoraIiicfje Gfiaraltere

baburd) t£)t Vergnügen unb baö Vertrauen, ba§ fie btt unb bet= nen guten Sextett fdjulbig finb: fo tjaft bu bie ^eit nützlicher p= gebracht, al§ bu benfeft. ©tue feinet Süchten heiratet einen 8anb= geiftlidjen; et ftattct fie reichlich au§ unb münfdit ihr ©lücf gut ©infamleit be§ ßanbleben§. ©ie anbte, bie ebenfo bernünftig ttnb gefittet ift, t) eitatet einen redjtfdfaffenen Offizier; et gibt ihr nicht fo biet1 unb fagt tfjt mit Sutanen, bajj er fie Bebaute. ©r ergießt Söaifen. ©er eine mid ein ^Bergmann merben; „ja", fagt Slret, „ba§ ift eine nottoenbige SBefidjäftigung. (Sott hat bie SJte= tatXe in bie ©rbe gelegt, bafj fie burdf ben fylei^ bet SJtenfchen fallen gefudjt unb genüget tnerben; id) tnill ©udj Beifteljen." Sion betn anbetn erphlet ntan iljnt , baff et eine treffliche gätfigleit pr dltalerei habe. Slret benft an bie b etf ü£) r e tif c£) en SBerfe bie= fet Jfunft, ohne an ihre guten p benfen, unb hört auf, für feinen SBaifen p forgen. „Stein", fprid)t et, „bie9}talerei,bieS5ilbhauet= lunft, bie STtufil ich table fie nicht; aber ich hnfo meine Ut= fachen, icd) laffe biefe fünfte niemanben auf meine Soften lernen."

2Beld)er liebenätüürbige unb bet SBelt nü^lic^e SJtann mürbe Slret fein, menn er feine Tugenb nicht burcf) feinen traurigen ©l)a= ratter entehrte unb bie Slnforberungen feiner ©emüt§art nicht mit ben Pflichten ber Tugenb bermengte; menn er lernen modte, baff man fein Temperament burdj bie Tugenb berbeffern, nicht aber biefer pinnten trtüffe, fiep nad) jenem p bequemen! Siiel= leicht erlennt Slret feinen fehler unb bie Stotmenbigleit, ihn ab= plegen, menn er auf bie Übel f elfen mid, bie barau§ in ber ©e= fedfdjaft entfielen. (Sr macht bei feinem guten bergen unb bei feinen eblen Slbfidjten bie Tugenb berbüchtig unb oft berädjtlid). @t raubt fidf taufenb Gelegenheiten, ©5ute3 31t thun, meil er anbre burch feinen täglichen ©rnft bon fich entfernt ober au§ ©tnfteb* lerei fich ihnen felbft entzieht. ©r mirb ungerecht unb graufam, mo er rechtfchaffen fein mid, unb berbriefjlid) unb mibermärtig, meil er pr Unzeit eifrig ift. .dann er glauben, baff mir barum fromm fein foden, um un§ unb anbern bie unfdpibigen greuben, bie un§ ber ©djöpfer angemiefen, ju entziehen unb nie p fühlen,

1 ®. I). gar nichts ; baS „fo" ift oon einer bejeidjneitben §anbbeioegung 6e= gleitet ju bentetv

Gljaralter eines feinen BerteumberS.

295

bafj mit glücfCicf) finb unb baff biefe§ bie fetige 9tbfic£)t ©otte§ gegen feine @efct)öpfe fei? (St fieljt eine natürliche $utchtfam!eit unb eine atgmöhnifche ©chmcrrnut für SSeljutfamfeit unb 2öad)= famleit an. $ie Söett mürbe freilich in bieten ©tüden beffer unb eingejogner fein, toenn biete 2Irete mitten; ba§ ift ma£)t: aber fie mürbe and) Mb in eine unfreunbtic£)e, ntürrtfche unb abetglau= Bifdje Söclt ait§ arten ober ein moI)Ieingeric!)tete§ <alagt)au§ mer= beit; ba§ ift ebenfo mat)t. Unfre SDtgenb muff eBenfotoenig in eine natürliche ©djmermut al§ in einen natürlichen ßeidjtfinn eingetleibet merben.

#fSf—

(üljarnltter mt$ friimt Itrrünmimrrn

Grgon gibt fich Bie Dtiene, baff er ©aben unb tßerbienfte fdhähe, rno er fie finbe, unb fye^ter lieber betbede at§ offenbare. Sn ber £t)at !ann er Sterbienfte an niemanben bütben, unb er mürbe frembcSugenben nicht benterfen, menn er nicht bttrd;(Sifer= fitcht unb ©totj auf fie aufmerlfant gemadjt mürbe. (Sr hat baä Verlangen, beffer 311 fein a£§ anbere; aber fein her,; ift berberbt; fie burä) mal; re »orjiige übertreffen 31t motten, unb be§megen er= niebriget er anbere burd) ma^re ober erbidjtete Setter, um at§= bann über fie tnnmegjuragen. (Sin nieberträd)tige§ ©efdjäfte! Unb bod) ein ©efd)äfte, barauf Drgon feinen SSerftanb unb feine 3Biffenfd>aft bermenbet unb moburd) er fidh in ©efettfdiaften ben tarnen be§ ©djarffinnigen, be§ Sittenrichter?, be? tlugen Utan= ne? ermirbt.

2)ie Sotnt, bie er feiner Sterleumbung gibt, ift gemeinigtidh ber Sobfbrud). ©r flieht bie ehrenrührigen 2Borte unb mähtet au§ ber ©pradfe be§ 3Tabel§ bie getinbeften; aber e? finb and; nicht btojf bie 2ßorte, burch bie er feine ©efinnungen au?brüdt. fRein, burch ben 2on, mit bem er fie au§ft>rid)t, fagt er ba?, ma? er babei benfet. (Sine Utiene, ein nathfinnenber Stid, ein nieber= gefchtagene§ Stuge, eine fich fattenbe ©tirne, eine fünftlid)e 23e= megung ber £anb, atte? biefe? berteumbet an ihm mehr at? bie ©prathe.

296

SJtoratifdJe d^araftere.

S5ie ©efeEfhaft lobt feilte ©amoni ©efcfjicfficfjEett, unb nie* manb ift berebter als Orgon. ©r betlamiert bon ©amon3 S5et= bienften, um gu geigen, baff er ba3 Sierbienft fenne unb bie feltne 2ugenb befitje, ben Siorgug be3 anbern ohne 9teib gu fhähen unb gu Betounbem. „3h", fährt Drgon fort, „bin hm unb feiner ($inftc£)t fetjr biet fhulbig; ih tenne hn, unb e3 träntt mich befto mehr, menn bie SBelt btefent red)tfd)affnen SJtanne bon ber ©eite be§ guten §ergen§S5ortoürfe macht." £ier fhmeigt er. ©rnftunb Sßibertotlle auf feiner ©time machen bie SSormürfe toahrfhein* lih, unb ein gemiffeS Surücttoerfen be§ J?obfe3, ba3 fie gu ent= fcfjulbigen fdieint, befeftigt ben 3)erbaht in ben Stugen ber 2In= mefenben. Orgon ^at genug geboomten. @r fährt fort, ben Sterftanb, bie ©efi^idtidifeit, bie §öflic§teit be3 ©amonS gu be= lounbern, unb fagt lein äöort toeiter bon feinem guten fpergen. „Sa", hören toir iljn ein anbermal reben, „2lmt)nt ift toirfticb) ein bienftfertiger, aufrichtiger 2Jtann; bon biefer ©eite tenne iä) ib>n. Söenn er nicht ber toifcigfte 3ßtann ift, fo ift Ütehtfhaffenhcit hoch immer mehr al3 2öh; unb toenn er feinem 2lmte, mie man fagt, nicht gemachten ift, fo ift ba3 hoch nicht ber geliter feines -fpergenS. @3 ift mahr, ber 33 är in ber gäbet, ber feinem greunbe, bem dTcenfhen, einen SDienft ber Siebe ermeifen mitt unb ihm un= borfihtig ben Üopf einfcbjlägt, ift ein gefährlicher greunb; aber Slufrihtigteit bleibt boci) eine groffe ©ugenb. ©er gute Slnhnt!" ©iefen 2lu3ruf pich* er mit einem gefhminben, gmeibeutigen 2one au». 9Utan fragt ihn, hoaS 2inhnt3 gehler eigentlich» fei? ®r fieht ben gragenben an, tfjut, als hörte er bie grage niht, unb beantmortet fie baburh am boS^afteften, bafj er fie niht beant* »oortet. Orgon tbeifj, bafj man in ber ©inbitbuug mehr hingu= fe^en mirb, al3 er tljun bürfte.

„©3 ift gemijj", pich* Orgon, ba man ihm bie 23erebfamfeit cine3 ©ciphen rühmet, „er fmbiget bortreph, unb er berbienet e3, bafj man hm biefeS anfehnlihe 9lmt ber .Kirche erteilet hat. @r ift beinahe ein gmeiter SSoffuetober ©aurin.1" 3tah einer ftei=

1 Sfacque« SiSniqne »offuet (1627-1704), feit 1681 SBifd&of non SDleaur, unbjfacqueg ©aurin (1677—1730), bie Beriifimtefteu Jtanjetrebner beS 17. piafn-s ^uubertä in grantreic^.

ffi§ara[ter etneä feinen Berteumberä.

297

nett äkrgleidjung 3toifdfen biefem Stebner unb bent ©aurin, too er feine eigne SSerebfamfeit jeigt, fäljrt er mit einem Slber fort unb ftodet. „Stun, <^err £)rgon, toa§ tiaben ©ie, toa§ ftoden ©ie?" „9tid)t3. .'gaben bodf SSoffuet unb ©aurin fetbft ben Stortourf ber «g)errfd^fud)t unb be§ ©eigeS butben miiffen; benn tocr fann eS leiben, baff grofje SJtänner leine getjler Ijaben?" SJtan reb’t morgen nitfit jum beften in einer großen ©efettfdfaft bon ber üEugenb einer Verheirateten SDame. Drgon fürchtet fid), 31t reben, aber feine bebentlid)e ttftiene faget metjr , al§ nötig ift, ben S5er= bacbjt gegen itjre £ugenb 31t beftarten. ©eine ©ittenfprüdfe, bie er fo oft einftreut: „äöer toirb immer ba§ SBöfe bon anbern glauben!" ,,©S ift ntenfdjlidj, anbre fo lange für gut 3U tjat= ten, al§ un§ teine traurige Stotrocnbigfeit ba§ ©egenteil teeret." „©§ ift leichter, anbrer geiler al§ iljre £ugenben ju bemer= !en." „3eber tjat feine ttftängel; unb ber ift ber SSefte, ber bie toenigften Ijat ." „iUan muff bie geiler ber äJtenfdjen bebecfen unb butben; toa§ toäre fonft fftadjfidjt unb SJtenfdjenliebe?" „SDie 9tac^rebe bergröfjert oft, ofjne baff fie toiCC; man glaube bie <f?atfte" Sitte biefe feine ©runbfätse, bie er fünftlict) einju= flechten toeifj, finb Siruftto elften, hinter toetdfen feine besagte SSerleumbung fidjer ju fein Ijofft.

ßleantl), ein Stutor, tjat ben Sßetfatt ber ttöett unb tjat il;n mit fftecht. Drgon toeiff toiber biefen 9lui)m im hetzen nid)t§ einjutoenben , aufjer bafj er iljm benfelben nid)t gönnt, „liefet Slutor", ff>rid)t er, „ift audj mein Siebling, unb toer toottte iljn nicht lefen? ©r fdjreibt für benSSerftanb, für bendöitj unb für baS her 3 zugleich unb fdjreibt fo forgfältig, baff er fid), tote man fagt, beinahe um bie ©efunbtjeit gefdjrieben tjat. ©3 ift ungerecht, baff man biefem äftanne lein hinlängliches SluStommen berfdjftfft. ©roffe ©enieS fotttcn nie genötiget fein, für ©elb gu fdjreiben unb beS ©etoinnS Ijatber fid) aufguoftfern. äßet d) er ©djintpf für unfer 3at)rt)unbert!" 9Jcit biefer fmtriotifdjenJHage mad)t er alfofeinen ßiebling, ben Slutor, jum getoinnfüdjttgen ©djriftftetter unb feine gelobten äderte 31t grüßten eines hungrigen tagend

Orgon, biefer steiftet in feiner ^rofeffion, befifct nod) feinere $unftgriffe al§ bie, toeldje bereits ertoäljnt toorben. ©r lafjt fein

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Sffloraliftfie S^arattere.

äterleumberifcpeS „Elfter" nidjt ftetS unmittelbar auf fein ßoB foI= gen. dein, er ntadjt peute unb morgen bie peimlidje Slnlage pr Stertleinerung be§ dtontanS burcp Berfcptoenberifcpe ßoBfprücpe, unb bie Gmttoidelung folgt erft, toenn er bie ©efedfcpaften pnt Vorteile feiner SlufricptigMt unb ÄöaprpeitSlieBe gewonnen pat; fie folgt oft erft nadjdBocpenunbdtonaten. dtontan, berbie-fpanb eines üeBenSinürbigen grauengimnterS fuc£)t, dar geitper in Or= gonS dtunbe ber Befte dtann. «g)eute fällt bie 3tebe auf bie ißer= fon, bie er fiep toünfcpt unb bie ipm Orgon nicpt gönnt. (Sr langt ein prtlicpeS ©ebidjt perBor, ba§ dtontan Bor langer geit an ein grauenpnmer aufgefept, unb lieft eS perjpaft aB. dtan Hopft in bie £>änbe. „5lBer die, $err Orgon, ift baS ©ebicBjtauf bie ©ori§, beren ,3a‘dtontanfucpt? @3 pajdjanicptalleSauffie." „®o?" fäprt er lädjelnb unb fcperjpaft fort, „als oB man nicpt an jdeen Orten fein ©li'td Berfudjen bürfte! ©a§ ift baS iprtüilegium ber 5ßoefie. fragen ©ie ben dtontan, an tuen eS ift. ©enug, baff eS fcpön ift. ©ie anbern fragen gehören nidjt Bor un§, fonbern Bor ben dicpterftupl ber ßieBe." dtit biefem froftigen ©cperje pat er feine SIBficpt erreicht, dt an palt ben dtontan für unBe= ftänbig unb pinterliftig. .Raum fiept örgon biefe gute äöirtung, fo Berfiegelt er ben SBerbacpt burd) ein: „SIBer Berraten ©ie midj nid)t, meine fdjönen ©amen!" Oft leidet er ba§ ©efpräcp auf gediffe^erfonen, beren^epler pm©eitBefanntfinb, unbfcpdeigt, foBalb bie anbern baS Sind ber Sterleumbung iiBer fid) genommen paBen. Snbeffen reb’t er birapßäcpeln, burdjSefcpäftigungen mit bem ©tode, ben er Balb an ben dtunb brüdt, Balb nacpbenfenb Befiept, burcp eineinfilBige§„©o?"„2öie?"„2öaS?" ©rreb’t, fagc icp, ftidfcpdeigenb alles SSöfe Bon bem anbern, baS jene taunt laut fagen; unb fo erdirBt er fid) Bei ben meiften ba§ derbienft eines fcparffidjtigen unb Billigen dtanneS; er, ber ein neibiftper S5er= leumber ift, ein ©efcpöpf, baS ©iracp in ber dangorbnung nocp üBer bie daitBer fepct.1

1 Sivact) 5, 7: „(Sin iDieb ift ein fdjänbtidj SDirtö, aber ein Söerleutnber

ift tuet fd;änbtid)ev "

Sin SNatin, ber feinen SBeruf beobachtet je.

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(Sin Pmttt, ber feinen geruf benbnriftet, oljne baf er feinem gentfe gnnj lebt

©ufebiuS, ein ©eifttxcCjer auf bem Sanbe, bem eS nid)t an Söiffenfcßaft nocß an natürlichen ©aben mangelt, bermaltet, nad) bem öffentlichen Stufe, fein Sind genau, lebt unanftoßig unb ftetjt feinem .fpaufe moßt bot. Um gu erfahren, ob feine ßebenSart mit bem ©ßaralter eines ©entließen übereinftimme, motten mit fie bon ihren berfcßiebnen ©eiten mtb in ihren einzelnen Bügen be= trauten. ©ufebiuSläßt feiten femanben für ficßßrebigen. „Stein", fagt et, „ich bin bagu betufen, meine ©einerne felbft gu untertid^ ten unb gut ©otteSfurcßt gu etmeden. Boß entmetfe beS ©onn= abenbS in einet obet gmo©tunben ben größtenSeilm einet ^ßrebigt unb behalte , inbem ich fie nieberfcßreibe, zugleich baS meifte beS 2luSbrudS im ©ebacßtniffe. Biß braune mißt gelehrt gußrebigen." $n ber Sßat hören ihn feine Bußörer gern. „Stuf baS $ir<ßen= ejamen", fagt er, „batf ich «ließ nicht borbereiten. 2öel<ß Un= glitt! für mich unb mein 2tmt, rnenn ich bte ©runbfäße bet Re¬ ligion mit ihren Semeifen nicht inne ßätte!" Sie Slrbcit feines SeicßtftnßleS ift toegen feinet lteinen©emeinbe geringe, unb feiten ruft ihn fein 2tmt bot baS Sette eines Uranien, ©efcßießt eS, fo ift et ebenfo ungefäumt ba, als er beS ©onntagS gum ©otte§= bienfte gugegen ift. ©ufebiuS ßat nicht baS einträglicßfte 2lmt unb sieht feine meiften ©intünfte auS bem getbbau, ben er felbft beforgt. ^nbeffen mürben fie, aucß menn et ißn betrachtete , gu= reichen , feine gamitie bon bier Sßetfonen 31t erhalten. Sennocß führt er biefen Seit feiner Haushaltung felbft unb gibt bot, baß et ben Sorteil, ben bet ^acßter billig gießen mürbe, felbft nötig ßabe, nnb baß alfo ein Seil feinet ^fließt fei, ein Olonom gu fein. Sie gange ©egenb lobt amß feinen gelbbau, feine Sießgucßt unb feine Heine ©(ßäfetei. ©r ßat in bet Racßbarfcßaft ein HeineS Sauergut, baS feinet ©attin erblich gugefallen ift. SiefeS beforgt et buteß einen Sermalter unb buteß fid) felbft. „Söenn id)’S getauft ßdtte", fagt et, „fo mürbe icß mit einen Sormurf batauS maeßen. 2lber eS geßött meiner grau unb

300

aSoratifc^e Gljaraftere.

meinen Äinbern. SDtefen !ann ich bafür einen Informator galten unb meine ättefteü£ocf)ter, bie ic£) ju meiner ütnbermanbtingethan, in ben ©itten ber ©tabt ergietjen taffen." ©eine ,ttird)tinber haben if)n gern bei ©d)Ue§ung eirteS ÄontraftS unb fragen if)n in ihren £)äu§Iid)en Slngelegentjeiten oft um fRat. Sr bient ifjrten mit feiner Srfahrung nnb feinen Ginfidjten, ftrecft ihnen gegen einen mäßigen Sin3 Eieine ©ummen Oor, öerfauft fein ©etreibe, tocnn guten fßreifeg ift, führt bie Siedlung be§ -fpau§mefen§; benn toer füllte fie fonft führen? Unb auf biefe SBeife befdjäftiget er fidj gemeiniglich bie äßodje über. Sebt Sufebiu§ nach biefer Sefdhreibung toirfltcf) feinem kirnte, ober fiitjrt er mehr fein 2tmt, um ju leben? 3ft bie ©orge für bie geiftlidje 2öot)tfat)rt feiner ©emeinbe in bem ganzen ißlane fein .fpauptmerf? Sr fdjentt ber fpauähattung fo biete $age unb bem Stmte fo loenige ©tunben; ift biefe§ nicht berbädjtig? 2Mre nicht anftänbiger, er ber= pachtete fie unb erfparte bafür ben Slufmanb eine§ Informators, inbem er feine $inber fetbft unterrichtete? Sin ©efdjäfte, ba§ ihm bocf) toeit toeniger Seit htnlt,t'gnehmen mürbe, als ipm i|t bie .fpauShattung raubt? $ft eS nach feinem Slntte nicht bie iuictjtigfte Pflicht? Unb er hat fo üiel Seit übrig unb übertäfjt biefe Pflicht einem anbern, ben er nod) bap beppien ntuh? ©aff SufebiuS in einer ober po ©tunben eine nidjt uncrbautiche fftrebigt auf= fefcen fann, motten mir glauben. i’Iber mürbe er nicht noch Iehr= reicher, beutticfjcr, orbenttidjer unb erbaulicher in feinem äsor= trage fein, menn er noch mehr Seit auf feine fReben Oermenbete, eine Seit, bie ihm feine 2Imt§gefcf)äfte reichlich erlauben? ^Befiehlt nictjt fein 5lmt, baff er täglich in ber ©djrift forfchcn unb gute SBüctjer Xefen fott, um feine Sinfid)ten 31t bermehren, feinen S3or= trag 31t beleben unb bie fRetigion nicht fotooht in baS ©ebäctjtniS at§ in ben ungeübten äkrftanb feiner Störer unb in ihr <£jera befto glüdlidjer übersutragen? Sr hat für feine gelehrten Su= hörer 3U reben, alfo barf er forgXo§ reben? fReb’t er nicht Oor ttftenfchen, bie er 3ur Smigfeit meife machen fott unb bie nteiftenS mit ihrem fersen nur für baS SoiHioIta eingenommen finb? Sr fd)amt fiel) , auf fein $atechiSmuSe;camen fiel) borsubereiten, unb er fottte hoch toiffen, bah biefer Unterricht, menn er feine

Ein -Kann, ber feinen S3eruf beo&adjtet k.

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9lbfid)t erreichen fotl, eine forgfälttge ülnmenbung beS SßerftanbeS erforbert, unb baff eine lei) treidie ßatedjifationmeljr fRutjen ftiftet al§ a^u feiner beften Sßrebigten. Söäre eS feine ifßflictjt eines forgfältigen ©eifilidjen, täglidj bie ©d)ule in feinem Sorfe eine ©tunbe äu befugen unb au forgen, bafj bie ßinber mit ntetjr 3Ser= ftanbe in ber fReligion untertoiefen mürben? ©r fjat menig ©terbenbe, bie fein^lmt forbern, aber bictteid)tbeftomet)r2ebenbe, beren ©orglofigfeit ober Safter eS it)m abforbern. 5Jtan erholet fid) feines fftatS in f)äuSlid)en Singen, aber marutn nidjt lieber in ben ©ad)en ber fReligion unb ©itten? Söo finb in feinen 23erufSgefd)äften bie SBerfe ber Siebe unb ©uttljätigfeit? 2Öo bie türmen, für bie er bittet ober bie er in Arbeit ju fefcen fud)t? gr läfjt feine SodRer in ben©itten ber ©tabt eraiefjen unb menbet ba rauf einen Seil feines SanbgutS: Söiebiet friefterlicdjer mürbe er Rubeln, menn er biefen Slufmanb erfparte, um fein äkrmalter 5U fein, unb feine Sodjter lieber in feinem eignen haufebernünftig unb tugenbljaft eraöge unb aur 33eforguttg ber <&nuSt)altungS= gefc^äfte bon feiner ©attin anfüljren ließe? ©r ift ein töeifpiel eines tfäuSli^en URanneS, aber fein tßeifpiel eines gemiffenßaften ©eiftlid)en. ©ollte er, menn er aud) fjunbert Sljaler beS galjreS baburd) berlöre, baff er feinen gelbbau einem anbern abträte, fie nidjt mit greuben pingeben, um feine geit feinem Stmte, ber ^Religion unb bem £>cile ber ©Driften au fdjenfen? ©ollte er bei einer öernünftigen ©parfamfeit unb bei einem mapren ©ifer für feine mieptige ^fließt uiept getroft au ©ott ßoffen fönnen, ba| er ipn unb feinen ©amen nietjt mürbe naep 35rot gepen taffen? ^ann er mit äöafjrßeit fagen: „gep lebe unb forge, ba£ icß baS 3lmt mit greuben Oollenbe, baS mir ber &err übergeben pat?" ©ufebiuS fcfcjeint nid)t oon bem ©eifte feines SlmteS regiert au merben, menn mir fein ßeben betradRen, fonbern er beobachtet mepr fein 2imt, um leben au fönnen. _

JHus Öen tnorafifdjen ^orfefungen.1

XXII. gfarlbfuitg. $ou iiett $Ifltdjtru im- (•Brjteljmtg, btfmtets tu kn jrfictt gtoljrrn kr gitukr.

.... Äinber errett fjeifjt, ifjren Sierftanb , ifjr ^perj, ifjren Äörfier unb i£)re befonbern »aiurgaben fo bitben, baff fie fic^ unb anbem jum ©lüde leben unb bie toidjtigen Stbficfjten i^reS S)afein§ erreichen lernen. Ätnber eraie^en fjeifft, fie frü^eitig antoeifen, ba£ fie @ott, fi<$ fetbft, bie Sßelt, bie »teuften unb bie fMigion feraten unb ifjr »erfjatten nad) biefen Äenntniffen einridjten lernen; ba& fie SöciSfjeit, «Pflidjt nnbSmgenb frütj^eitig f affen unb lieben unb auSiiben fernen. 2öir tragen bei ber ©r= jiefjung ba§ ßidjt unferS »erftanbeS, ba§ ßicfjt ber ^Religion, ben »erteil ber (Srfafjrung unb bieöüter unfer8#eraen8 in bie©eeten ber Sütgenb gteidjfam über; aEein tömmt Diel auf bie 2trt an, mit ber mir biefe§ tfjun, unb bie befte 3lrt in einzelnen gälten toirb bon bent ©fjarafter be§ ÄinbeS fetbft beftimntt.

Ätnber finb ein Seit Don unS fetbft; unb mie tnir ifjnen baS ßebeu geben, fo geben tnir ifjnen aud) oft mit bemfetben bie ©tartc ober ©cfjmadjtjeit be§ ßötperS unb nidjt fetten gugteidj bie 9tei= gungeu, bie ifjren ©it; in unferm »tute Ijaben. älter fann atfo jtoeifeln, baff eine SPftid^t gegen unfre fRadjfommenfdjaft gibt, etje fie nod; baS ßebeu bon un§ empfängt unb ben ©djaubtatj ber äöett erbtidt? Unmäßige, ungefunbe, bösartige unb btöbe ©ttern tjaben toentg Hoffnung ju einer gefunben, berftänbigen unb gut=

bem SUad&taffe beS ®id)terg non 3. 2t. (Siegel unb ©. 8. §euer als b. unb 7. -öanb bei- gefammelten Schriften (1770) (jerauSgegebett.

XXII. SSovleftmg.

S03

hefigen dtad)tommeufcf)aft; toie grofj toirb alfo nicht bie Sßflidjt fein, teils in bem lebigen ©taube, teils in ber Glje fclbft alle bie Übel ju Oerhüten , bie fiel) ben ©eelen ober ben Aörpern ber Aiitber burd) bie gortbftanpng mitteilen tonnen? Sine un= fdjulbig üerbrad)te 3ugenb unb gefd)onte ©efunbljeit, eine feufdje unb liebreid)e Ghe, ein 33erftanb, mit guten ©runbfätjen ange= füllt, ein fper3, bon ftürmifcl)enSeibenfchaften befreiet, finbGigen= f «haften ber Gütern , auf meiere bie noch nidjt gebornen Ainber fd)on 2lnfprad) machen, unb bie ©orge für biefc Gigcnfdjaften ift eine Pflicht für alle Gltern. 9Jtit einem Sßorte, bie Pflichten ber Gütern fetjen bie5ßflid)tenbeSüernünftigen,tugenb^aften9Jtenfd)en unb ©atten OorauS unb toerben burd) bie ©eburt ber Ainber nur tuebjr beftimmt. Gin tugenbtjafter 33 ater, id) geftefje eS, tann feinen Ainbern auS Mangel ber Ginficht öietteidit nidjt bie glüd= lidjfte Gr^ieljung geben; allein ber Oerftänbigfte 33ater otjne SLugenb loirb fie ihnen nodj toeniger geben unb bei aller feiner ©orgfalt auS feinen Ainbern oieHeidjt nichts als fünftlidj ab= gerichtete Sriebmerte ber G£;rbegierbe unb beSGigemuitjcS machen. 33erftänbige unb fromme Gltern tonnen fiep freilich noch , ohne baff fie eS benten, burch bie Siebe gegen bie Amber oft gu einer nachteiligen Gr()iet)ung Oerleiten taffen, allein pnt guten ©lüde ift bie Grjiehung feiten ben Gltern gan3 überlaffen. Sreunbe, UfnOertoanbte unb üluffefjer treten oft früh in d)re ©teile ein, unb oft gefchieht eS, bafj ber ©ohn eines böfen StoterS in bie <S5änbe eines rechtfdjaffenen fpofnteifterS unb bie Tochter einer tljöridjten unb eiteln UJtutter in bie .fpänbe einer Oerftänbigen 3luffet)erin fällt, ©eiten toerben beibeGhegatten einenböfenGharatter haben. Oft toirb ber eine SJerftanb unb ber anbre ©ugenb befipen, oft toirb ber 3U großen Siebe berilJtutter burd) bie ©trenge beS SaterS baS ©leichgetoidjte gegeben toerben. Gibt eS enblidj bicl gutge= finnte Gltern, bie jn toenig ©efchidlid)teit befi^en ober 31t feljr burd) ©taub unb Sind üerptbert toerben, ihre Ainber felbft 3U erziehen, fo tonnen fie bod) einen Steil ihrer Saft auf anbre über¬ tragen. Hub toer feine Ainber getoiffenbjaft liebt, toirb teine ©orge, feinen Sluftoanb unb feine fperablaffung fcheuen, um fotcf)e ^erfoneu 3U finben, beuen er fie glüdlid) Jur äufjtdjt unb SJil»

804

Süuä ben ntoralifcBen Sorlefungen.

bitng anbertraueu tarnt. ©Item , bie ben ECuffefter , bem fie ihre hinter übergeben, als ben erften SBebtenten im fpaufe anfefjeit, feinen gleijj unb feine ©ebulb bitte!) ein geringes 3a£)rgelb für reichlich belohnet galten unb burdf ein geringfdjätügeS SBejeigen ihn felbft in ben Slugen ber $inber herabfetgen, finb thöridjt, toerat fie glauben, baff fie ihren ßinbern eine gute ©rgiehung geben. ©Itern, bie nur nach ben ©efcljidlichteiten beS SetjrerS fragen, nic^t nach feinen ©ittcn unb nad) feinem guten fpergen, haben toeber bon ber ©Srgiehung , noch bon ber dtatur bc§ EJtenfchen bie gehörige ©rtenntniS, unb SJtänner, bie folche ißerfonen gu biefem Elmte forgloS empfehlen, berfünbigen fid) nicht nur an einzelnen Familien, fonbem an bem gangen gemeinen äöefen1.

SBtr feigen atfo bei einer guten ©rgieljung bie giinftigen Uut= ftanbe be§ |)aufe§ unb bie ©efdjicEIidjfeit ber tßerfonen, bie bagit nötig finb, borauS; benn ohne gute ©Item unb tüchtige ßeljrer finb alle Einleitungen bergeblidje SSorfdjIäge, unb ma§ nüigen bie beften Oiiffe ber SBauIunft, gu beren Einführung ein gefehlter äöerlmeifter fehlet? $>ie§ adeg OorauSgefetst, ift nicht ferner, bie EJtittel unb bie EIrt unb SSeife einer guten ©rgiehung gu bc* ftimmen. 3)on einer foldjen forgfältigen ©rgieljung, toie fie in guten Käufern ftattfinbet unb Beobachtet tu erben tann, tooden ibir i^t baS SSornehntfte in Elfificht auf bie S3ilbung unb beit Unterricht ber erften $al)re bemerfen. 2öer auf ben ©nbgtocd ber ©rgieljung, auf bie Etatur ber ßinber unb auf bie ©rfaljmng

1 ein redjtfdjaffener fjofmeifter, ein SDiann »on sajiffenfdjaft unb gutem £er* jen, »on bem man »erlangt, baß er feine Beften 3aljre bem ©lüde eines jungen IDlenfdien fcfienie, follte wegen feines eignen lünftigen ©lüdS notwenbig in Steher« beit gefeijet werben, bamit er fid) ber Siitbung beSfelBen ganj unb unBefümmert wibmen unb beretnft »on einer julättglidfen jährlichen S)3enfion, gleich einem »er« bienten Offigiere, ber für fein SSaterlanb me|r als für fid) gelebt, feinen Unter» halt |aBen tonnte. SSielleidjt würbe fid; mancher wadere SBiann, ber i$t jurüd» tritt, ju biefer Süebienuttg »erflehen, ju ber }o wenig 3)tenfd;en gefcfiidt finb weil Befonbre Xalente, große mecf;tf ctjaffen^eit , filug|eit, Sorgfalt unb ©ebulb baju erforbert werben. ißielleicht wäre eS auch für bie ©rgiehung junger StanbSper» fonen ein großes ©lüd, wenn auf Slfabemien etliche fotd;er Männer, bie baS Slmt beS Sluffe|erS ober 2lnfü|rerS Bis in ihre hohem Satire rühmlich »ermattet hätten, öffentlich) unterhalten würben, bamit fie ben Süngtingett, bie fid; biefer SebenSart wibmen woüten, Slat unb Unterricht erteilen unb fie burd; il;re ©rfahrimgen auf» tlaren lönnten. 2luf biefe ffieife würben Heine 'pftaujfchuten entfteben, wo man gute fjofmeifter fud)en tonnte. (CSS eitert.)

XXII. Säorlefung.

305

bet Bcrftänbigen achthat, {attn überhaupt nicht teicfjt ungetoifj bleiben, toelcfieS bie beften Regeln bei ©rgieliung fütb. $ie befonbre Slntoettbung betreiben muh einen jebett ba§ eigentüm= tidfje Naturell ber $inber unb bie SBefcEjaffenbjeit feines §aufeS teuren.

2>ie er ft e Pflicht, toelciie bie ©eburt beB $inbeS ben ©Itern auflegt, ift bie ©orgfalt für bie SBartung, pflege unb ©e= fun bt) eit beBfetben. ©ie fdfeint am toenigften bernac£)läffiget gu tu erben unb tnirb bte'üeicht oft fefjr unrichtig uerftanben unb auBgeiibt.

SIXXeB , toaS bagu beiträgt, unfern Äinbern bon ben erften Satiren an einen gefunben, bauerhaften unb feften Äörfter gu geben, muff bie beftänbige ©orgfalt ber ©Item fein, Unfer ©emütSct)ara!ter hängt in bieten ©lüden bon ber Befdjaffenheit beB flöcperS ab unb tnirb burct) it)n bon ßinbtieit auf gebilbet. ©in ungefunbeS Blut, ein unrichtiger Umlauf ber ©äfte unb SebenBgeifter, eine gu große ©mbfinblictileit ober Beigbarleit ber finnticben SBerfgeugc muffen itjt unb tünftig einen ©inftufj in unfre (Seele traben unb ihre 2lrt gu beuten unb gu begehen be= ftimmen helfen. SßaS unfern Äörfter träge ober gu ernftfinblid) macht, tnirb bemBerftanbe, toenn er tjerrfctien, unbbenBegierben, toenn fie gehorchen füllen, ein fpinbemiS toerben. ©in fd)tbäch= tidjer ßeib macht ber Seele ihre Bemühungen fc^tner unb ein fränttidher hält fie in ihren Unternehmungen auf. ©in bergär= tetter ßeib, ber ftetB an ben ßü|et angenehmer ©rnftfinbungen geioöhnet unb gegen alte Ungemächti^f eiten unleibtid) ift, be= ftimmt bie Seele unbermertt in ihren tünftigen Bleinungen bon betn falfdicn SBerte unb Untoerte ber SDingc unb in ber §eftig= teit gu begehren ober gu berabfcheuen.

Unftreitig füllte eS in ben gälten, too teine ^rantheiten ober befonbem Umftänbe eS berbieten, bieheitigfte Pflicht ber Btütter fein, bem garten ©efd^öpfe, baS fie geboren, bie erfte Nahrung ber Bruft felbft gu reichen. BknigfienS $at bie Statur biefe Pflicht mit fo bielem Beige beB BergnügenS, toenn fie bon Biüttern auS* geübt toirb, unb öfters mit fo bieten ©chmergen unb ßranfheiten, menn fie bon ihnen unterlaffen, berbunben, bah btan an ber

©eHevt. 20

806

2tuä bert moraltfcben SJorlefungen.

©etoipeit btefer ißflidjt toolfl nidjt 3toeifeln fann1. Sie Mutter fd^eint fid) burp biefetbe nid)t allein bie Siebe be§ $inbe§ p er= laufen, fonbern and) pre Siebe gegen ba§ Äinb p befeftigen. ©ie tuirb eben beätoegen mep ©orgfalt für bie ©efunbpit ipe§ JHnbe§ tragen unb burd) bie öftere ©egentoart nm ba§fetbe bie getjter ber SBärterinnen bepinoern, bie ben Seib ber $inber 31t gemaplid) unb baburp fptoädflid) bitben. ©ie toirb au§ itjrem frommen tperjen gleipfam bie llnfpidb ifjrent ©äugtinge mit itjren beften ©äften einflöpn. tBeftätiget nipt bie ©rfapung rnep als ju oft, bafj bie Slmmen ebenfotoot)! itjre Äranftjeiten ber ©eete al§ bc§ 25Iute§ ben Hinbern mitteilen? Sa| biefetben batb leine, halb eine tinbifpe unb btinbe ©orgfalt für fie Ijaben unb fie mit taufeub Singen 3U befänftigen ober p getoinnen fupen, bie ben ©runb 31t einem Übeln ©fjaralter beS ÄinbeS, 3unt ©igenfinne, 3m* ©innüp'teit, 3nr -fpabfitpt, 3um 3ap3orne unb Oietteipt nipt feiten 5ur SöoEuft legen?

ift tounberfam, menn man fieljt, mie gefunb unb feft bie .flittber unter ber einfältigen «fpanb einer SBäuerin toerben. Ma§ mp ioot)t bie Urfape babon fein? 9tap ber ©efunbljeit ber ©1= tern unftreitig bie einfältige, ungelünftelte Siapung, bie gefunbe Mild), an bie fie ba§ ßinb getoöpien, ba§ frifpe Sßaffer, ba§ fie pm früpeitig einflöpn, bie freie Suft, an bie fie zeitig 3ur ©r= frifd)nng tragen, bie toolflpätige ©onne, bon ber fie befpeinen taffen, anftatt baf) bie ^iitber großer ©täbte in pipn Zimmern fpmapten müffen. Sßie batb lernt ba§ Murifpe ^inb mit feften ©dritten ben Sinnen ber Mutter entlaufen unb fein gefunbeS unb fptoatpö 93rot olpelptlfe berStrste bertragen! ©in gefunbeS Stier toirb ipn ber befte Mein, ein leipteS Mollen bie befte

1 ®eHiu§ erjdt;let in feinem 12. Söudje uon faent iphitofopljen Spi;aDorinu§ einen mertioürbigen äuSfprud). SDiefer iphilofoph mar ju einem feiner ©djiller, beffen ©attin i|t mit einem ©ohne entbunben inorben, in§ .«gattS geeilet, um ii;m ©iüct jtt roilnfcfjen. SDie SEUuttev ber Jlinbbetterin behauptete^ ihre 5Eochter fönnte wegen ber auögeftanbenen ©eburt3fd)mevjen ba3 itinb nid;t feibft ftitten. „o“, fcigte ipijaoorin, „oro te, mulier, eine eam totam ac integram esse matrem filii sui. Quod est enim hoc contra naturam imperfectum ac dimidiatum matris genus, peperisse ac statim a se abjecisse?“ 5Da§ ift: „Jjd; bitte ©ie, tiebe grau, laffen ©ie bod) Sb« 5Eod;ter ganj bie SBlutter iljreS ©ohneä fein. 2Ba§ ift mehr roiber bie Siatur als biefe halben fflUttter, bie ihre Kinber non fich ftojjen, fobalb fie fie geboren haben?" (Seifert.)

XXII. SBortefung.

307

sfltanbelmild). dJcan f eff eite, ba nod) prt mar, feine meidjett ©lieber unb ben Umlauf feines f dp eit eit 33lute§ nidjt burd) tprannifdfe ©dpürleiber; unb pat bod) gerabe ©liebmaffen unb gefunbe Serben. 9ftan lief) eä, leidjt bebedt, auf beut meinen ©rafe unb auf ber garten Siele fid) mutig malten; unb ber= rentte fid) lein ©lieb , toarb bielmeljr part unb feft an feinen ©liebmafjen. ©ine forgfältige dftutter tmm ©taube füllte fid) bei ber erften ©tjielpng be§ $inbe§, foDiel bie il)m fdjon an= geborne 2öeiä)Iid)Ieit berftattet, p ben löblichen ©itten be§ Sanb= bolfe§ Ijerablaffen, um ifyn einen gefunben unb feften Körper p geben. Sie 5ßftid)t be§ SSater§ toirb fein, feine ©attin ptSSe* obacptung biefer (Sorgfalt p ermuntern, it)r foldje burd) Siebe p berfüffen unb burd) bernünftige ©clplfen ju erleichtern: *piu» tard)1 erjagtet bon bem altern ©ato, baff er, nad)bem ifpt feine ©emaf)Iin einen ©oI)n geboren, fid) burd) nid)t§ al§ burd) bie öffentlichen ©taat§gefd)äfte 'habe obwalten laffen, um fie pfein, toenn fie ba§ tinb bem 33abe übergeben. 2öie mancher SSater mürbe fid) in unfern Sagen biefe§ 33eifpiel3 fd)ämen!

Sie ^m eite unb nicht meniger miäjtige Pflicht, meldje ©Itern, bie ihren ßinbern eine gute ©rppung geben mollen, au beobadften haben, iftbie©orgfa!t für bieSilbung ber©eele berfelben, aud)fd)on in ben erften unb aarteften fahren. SaS $inb ermaßt halb au§ bem ©dRummer, barinnen feine erften Sage Ijinbringt. ©§ fängt an, burd) feine Neigungen ju leben, ehe e3 burd) ben SSerftanb lebt. ©§ fjat ©mpfinbungen, epe ©ebanlen pat. ©eine Segierben reben burd) ©eberbett unb Söne, etje fie burd) äöorte reben. Ser ©inbrud, ben bie ©egenftänbe auf feine ©inne mad)en, ift in ben erften Salden feine äkrnunft. Um alfo bie ©mpfinbung§fraft ber Äinber unb ihre natürlidjen »egierben p bilbcn, folange fid) it)re Vernunft noch nicht Puffert, fo entferne man forgfältig, fomeit fid) foldheä bemerlftettigen unb eine übertriebene ©orgfalt barinnen nicht fdjäblidje folgen fürd)ten läfjt, biejenigen ©egenftänbe, bie einen Übeln ober p heftigen ©inbrud auf ba§ &evj beä Hinbe§ mad)cn

1 !BIutarc$ (50-120 n. ©t;r.), ber Server Äaifer §abrian3; bie betreffenbe Stelle in feiner sparatletMograp^ie bei) 2triftibeiJ unb ättern Gato, .Ropitel 20.

20*

808

2luä be« moratifdjen SBortefungen.

fönnen, unb rufe a'Ee bie herbei, bie eine unfdfulbige unb ange= neunte Neigung in ihm ertoecfen lönnen. HEein toeil ba§ $inb bie unerlaubten Neigungen nicht blofj burd) bie ©inne erhalt, fonbern, toie un§ eine untrügliche Erfahrung lehret, fcfjon in feinem Kerzen mit auf bie SBett bringet, fo unterbrülle man biefe Neigungen frübjgeitig burd) einen ttugen SBiberftanb, burd) toeife ©ä)merzen be§ Äörber§, unb menn bie ©eele be§ ßinbe§ ertoad)t, burd) ©chmerzen ber ©eele. ©old)e unartige Neigungen, bie fd)on in ben jarteften Sauren be§ JIinbe§ aufteben unb fidj’3 an= mähen, 311 befehlen, finb bornehmlicf) ©igenfinn, gorn, fpabfudjt unb 3tad)e.

Eftatt erfctjafft ben Äinbern frühzeitig eine eigne 2Mt, eine SBelt ber ©bieltoerfe. SDiefer (gebrauch ift jtoar nicht ju ta= betn, aber man ift babei nid)t feiten 31t unüorficfjtig unb ertoedt, inbem man ba§ Hinb unterhalten, befänftigen unb fid) zugleid) an ben finuticfien HuSbrüden feiner tinbifdjen Neigungen ber= gnügen Und, oft unorbentIid)e Neigungen in feinem -fperzen. ERan gibt ihm ein ©bieltocrf, man ftreitet fich mit ihm, als tooEte man ihm baäfelbe nehmen, unb lehrt e§, toie fich meigern muh, un§ foIdjeS abzutreten, toie ba§ ©bieltoer! berfteden unb fich fteEen muh, al§ hätte feines. ERan lehrt e§, toie unfern fpänben eine Heine ©rgötsung entreihen muh- Hber heifE baä nicht, bie Äinber eigenfinnig unb begehrlich machen? ERan gibt ihm lein f^i^igeS Keffer, toenn auch noch fo fefjr barnach fchreit, man foEte ihm ebenfotoenig ein ©bieltoerd, ba§ c§burd) ©dreien berlanget, getoähren. ERan befänftigt bie ßinber, toenn fie fid) geftohen haben, ober toenn fie gefaEen finb, ober toenn ihnen ettoa§ entzogen toorben ift, baburd), bah man bie iprfon, bie ihnen entziehen muhte, ober ba§ ©bicltoert, ben Sifdj, ben gupoben, tooran fie fich fliehen, mit brohenben dienen unb Söorten fd)Iägt. Hb er ermuntert man baburd) nicht ba§ Einb, rachgierig zu fein unb SMeibigungcn zu aljnben? ERan buht unb fchmücft ba§ Äinb au§, betounbert e§, hält ihm ben ©bieget bor unb freut fid), toenn fich fctbft gefäEt unb einige güge be§ SBohlgefaEenS an fich burd) ba§ Hu ge ober bie ©ebetbungen zu erfennen gibt. ERan glaubt, fei unfctjulbige greube für ba§

XXII. SBotlefung.

309

Ätttb, unb eigentlich ift eine Aufmunterung ber ©itelleit unb (Eigenliebe. Überhaupt finb plumpe ©pieltoerle, bie man Äinöertt gibt, ein buntfdjedichter Anaug, toomit man fie augpupt, unb elenbe SJtelobepen, mit benen man fie unterhält, fepr gefct)ic£t, ßinbern einen Übeln ©efdjntad anaugetoötjnen, unb barum fdjon foHte man fidj ihrer bei einer guten (Erjietiung enthalten.

Unter bie allgemeinen gehler, in bie man bei ber (Erziehung 31t berfaüen pflegt unb bor benen fich toeife unb forgfältige (Eltern hüten müffen, gehören bornehmlid) biefe. SJtan lä§t ba§ ßinb ju lange in ben Ipänben ungefitteter Ammen unb Söärterinnen; nicht anber§, al§ ob bie erften pei ober brei gapre toenig ju be= beuten unb bie Steigungen be§ Äinbe§ in biefen fahren leinet be= fonbernSSilbung nötighätten, toeil noch teineißorftellungenunb ©brache berftünbe. Aber berfteht bod) ben £on, bie SJtiene unb bie SJeftrafung unb täfft fid) baburdj lenten. Sie berftänbige SJtutter, SJertoanbtin unb Auffeherin, bie fich ber (Srjiehung biefer Satire annehmen, finb bon ber Statur mit befonbern ©aben unb @efd)idlid)feiten berfehen, bie fie 3um SJeften be§ .ffinbeg fimtreidj machen, fotoie fie bie ßiebe 3U ben ttinbern unb ben ©ebanfen ber Sßflicht forgfam, heiter, liebreich unb gebulbig bei ihrer S3ilbung macht. gn ihren fpänben fällte alfo ba§ ftinb bon feinen erften fahren an fein, ferner, man glaubt nicht, bah $inber bie gehler unb ßeibenfchaften ber SJtenfchen fo früh bemerken unb ©inbrütfe 3itr Stachatjmung babon annehmen, al§ bod) in ber 2hat gefdhiic^t. SJtan folgt gemeintglich berjenigen ©ratehung, bie man in feiner gugenb felbft genoffen, bergi^t ba§ Staturett be§ ßittbeg unb bie befonbern Umftänbe feines -jpaufeg , traut feiner ©inficht unb fragt ©rfahrne 3U toenig um Stat, al8 toare eine ©djanbe für ©Item unb Auffeher, Aat in ber toidjtigftcn ©ache anaunehmen. SJtan unterfcheibet bie gehler, bie bon fich Wt berfd)toinben, 3U toenig bon benen, bie ohne ©egenmittel au henhhenben ©e= toohnheiten toerben. bBalb toitt man alte gehler ber ©eele auf einmal unb mit ©etoalt heilen, halb toartet man, ben ßaftem 31t toehren, big fie fd)on eingetouraelt finb. SJtan bemüht fich au toenig, bitrch unfd)ulöige SJtittel bie ßiebe unb ba§ Vertrauen ber ßinber au behaupten unb au bermehren, herrfdjet burch gurcht

310

2CuS ben moralifdjett SBorleJungett.

unb ©trafen unb eriuedt ihnen butcfj beibeS einen ©tel bor unS unb bor ben Sorfchriften, bie fie beobadjten füllen. SStan tabelt, broI)t unb [traft eilfertig unb in bet [piße beS 9Xffe£t§. SStan er= forfeßet bie gähigfeiten unb Neigungen ber Hinber ju ioenig unb loeifet fie nietjt genug an, frühzeitig über ißre Keinen ©efcßäfte nad)jubenlen, als hätten fie fein Vermögen baju. SStan b erfährt entließ fo, als ob äöiffenfäjaft unb bieSilbung beS ÄötperS unb beS äußerlichen zufälligen SBoßlftanbeS baS Söidjtigfte bei ber (Sr^ietjung märe.1

Sie befte Segel bei bent erften Unterrichte, ben man Äinbern erteilen laitt, ift unftreitig biefe , baß eS mehr Vergnügen als Arbeit, mehr finnlidieS Sfneltoer! trodne llntermetfung, mehr anfällige unb gelegentliche Unterrebung als förmliches unb anßaltenbeS Semen, lurj, baß eS ihrer gäßigteit gemäß unb für it;r 5 233 i^begievbe eine immer neue Nahrung fein muß. 28enn mau bie finnliihen ©egenftänbe, unb toaS bie ßinber fehen unb hören, oft bei ihrem Stamen mit einer reinen 3IuSfpracf)e nennt unb fie ihnen mit fd)on befaunten Störten turj erzählt unb befc^reibt, fo lernen fie bie ©brache halb einigermaßen berfteljen unb berntöge ißreS natürlichen ütriebeS jur Stachahmung auch halb rebeit. ©er Unterricht in zufälligen ©efprädjen lantt früh anfangen; aber ber förmliche, bei toelchem Äinber fißen, bie Singen auf ein Sud) heften unb auf einerlei ©ad)e nicht minuten=, fonbern ftunben= lang inerten füllen, ftreitet mit ber Statur beS $inbeS unb feiner SStunterfeit unb macht ihm baS Semen mit Sed)te jum ©tel. SStan lehre fie bie Sud)[taben beS SllßhabeteS ohne Sud) unb ba= burd) tennen, baß man fie ihnen auf ihre ©fiieltoerte ober auf harten, Silber, äöänbe, Säume Hebt ober malet, kennen fie biefe, fo macßt man nach unb nach einige SStinuteu einen Serfudj mit einem Sefebucße. $n biefem ftehen anfangs einfilbigte, jttiei= unb breifilbigte Stauten angenehmer Sachen, barauf turje ange= nehme ©äße in fragen, Slnttoorten, Sitten unb Scherzen, bie noch w ihre ©ilben abgeteilet finb; alSbann anmutige Sefd)rei= bmtgen, ©rjählungen , gabeln, Sriefe, moralifche Segeln unb

1 ©. SBofeboroä „sprattifc^e SCC)Uofopt)ie", 1. Steil, o. b. 554. © etter t).

XXII. Siorlefmtg.

311

enblidj bie etften Söatjrtjeiten ber Religion, bie ftc£) bcm 33er« ftanbe eineg Uinbe§ begreiflief) madjen taffen. Oiefer Unterricht, tuenn er bem Stinbe ©jnelmerl fein foE, muff in ben erfien fünf ober fedjg Saljren nur einige Stünden binnen pm ober brei ©tunben borgenommen unb ifjnt burd) tteine fünfte erteidjtert hier ben.1

Snbeffeti bleibt bie Statur, bie belebte mtb unbelebte, ba§ haufdbud), barinnen ber neugierige .futabe , ber mit ber 2öett uocf) unbelannte ©intooijner, lernen unb ridjtige Silber in feinen 33erftanb einfammetn muff. Unb tote reich ift bie Statur an ©egenftänben, bie bag ßinb mit Vergnügen bebauen, nennen unb beiden lernen lann! SBarum geht man oft fo menig auf biefem äöege, ben eg uns burd) feine Steugierbe felbft anmeifet, fort? 33eut nicht bie ©rbe unb ber fpimmel, ber ©arten unb ba§ gelb bem Sluge bie Originale aller unfrer Uenntniffe, bie nur irgenb anmutgboE unb lehrreich finb, an? Oer junge 6d)üler, an ber hanb eines berftänbigen unb muntern güfjrerg, lann ba biele§ unb mit ©lüde f affen, ©r roeibet feine Singen, bereichert fein ©ebäd)tnig unb übt feine ©iitbilbungglraft. ©r miE alleg roiffen, toag um il)n Ijerum borget)!, unb alleg, mag er fo gern mairuimmt, lann jur Übung feineg 33erftanbeg burd) gefd)idte grageit augemeubet toerben.

Oie EBerte ber ßunft haben nadj ben SBerlen ber Statur ben erften Slang unb erfreu bag oft, mag ber $nabe in ber Statur nod) nicht bemerfen lann. ©r l&fct fiel) ß«n mit ©emälbeu, .Eubferftidjen unb Stünjen befestigen unb freut fich, er l)ier Oiere, Sögel, gifdje, Slumen, Saume, Käufer unb Stengen erblidt, bie er entmeber in ber Statur fdjon bemerlt, ober bou benen er boct) 2lplid)!eiten matjrgeuommen f)at- SStan gemüfpt ihn baff er ung bou Seit p Seit erjählett muff, mag er gefeljen unb gefaxt hat, unb hilft dpt Klüglich fort. Stau übt fdjon im fünften unb festen Saijre bie Stuf merlf amleit unb bag Stad)= finnen beg Knaben, um d)tt au richtigen Segriffen unb Urteilen ju gemö^nen, an ben ©egenftänben beg <g)au§geräte§, an ben

1 <3. SSafebowS „SPvcUtifdJe 5ߣ)ilofovbie//, 1. Seit, a b. 555. it. f. @. eitert.)

312

2lu8 ben tnoraiifc^en SBorlefurtflen.

gemeinen Figuren bei; ©eometrie unb fud)t burd) leiste fragen unb burd) ©egeneinanberhaltung ber Figuren id>n bafjin gu Bringen, baB er iB)re thnlidjleit unb Unähnlichleit benlen unb mit Porten ongeBen lernt. 3Jcan läfjt tfm felöft grobe Umriffe ber geometrifdjen Figuren toagen, um fie tennen gu lernen, ober fdjneibet fie il)m in -^afpe auS ober läBt fie ihm bon einem künftler Verfertigen, ©o fann man ifjm and) an Keinen regelntä= Bigen ©eBäuben Bon £o!g, bie fo berfertiget finb, baB fie fid) auS= einanberneljmen unb Bequem mieber gufammenfehen laffen, bie tarnen unb «Begriffe ber Saulunft im ©fielen Beibringen. Ludj bie ßanblarten finb eine finnlidje unb angenehme 23efd)äftigung für fltttber. flennet er eine ben ßänbern nad), fo lann man fie auf Spa^e leimen unb fauBer gerfäneiben, bamit ber knaBe ein ©efdjäfte habe, bie untereinanber geworfenen ßänber toieber in i^re gehörige Drbnung gu Bringen unb fidj bießage berfelbenbefto fefter eingubrüden. 93t au £)ilft ihm anfangs ober gibt ihm eine nocB gange flarte gum 99tufter. Lud) biefeS ©qiel iiBt baS finnen, Wenn ber ßeljrmeifter einige fpiilfe babei Iciftet,ol)ne93tühe. ©in Heiner ©djriftlaften, barauS man iljn ©ilben, SBorte unb furge ©tnnfbrüdje gufammenfefeen läBt, ift ebenfalls eine gute Übung für bie Lufmerlf amfeit unb baS ©ebädjtniS beS knaben. ©obalb er fchreiben lann, Ijält man iljn an, feine Heine SOßeiSheit täglid) unb Wöchentlich in ein ü£ageBud) eingutragen. ©oE er eine alte ©f>rad)e lernen unb l)at einen guten ßeljrmeifter, fo tou-b lein Befferer SSeg fein, fie ihm BeiguBringen, al§ baB er fie lerne, Wie man bie «Ulutterfpradje lernet, anfangs ohne alle 9te= geln ber@rammatil, baSüDellinieren unb konjugieren auSgenom= men. £at er eine tage Sßorte, Lebensarten unb ©teilen im ©ebädjtniffe, fo laffe man ifjn oft lefen unb überfetjen, unb Wenn er gerinnen einige bf aljre geüBet Worben, fo neunte man aisbann eine furge ©rammatil gu £ülfe unb Wenbe fie Bei bem ßefen unb ©djreiben an.1

Liier Unterricht burch Seifoiele unb fpanblungen ift finnlid) unb alfo ein Unterricht für bie erften ^al)re. ®urdj ihn fängt

ten".' 5aeUferet.Jiefe;D!et&0be au8Wrli* ®*»nert „meinen beugen

XXII. SBortefung.

813

ber Sekret feilte Geraunft» unb SLugenblehtefrül) mit bem Knaben an unb ftedt ifjrt bie fahlidjften ©ittenfprüdje, balb in tleinen er= bichteten Gegebenheiten nad) 2lrt einer finnreidfen Geaumont,1 balb in gabeln unb ©rgählungen eingetleibet bor. gn ©djriften biefer 2lrt lernt ber fhtabe gern lefen, unb fein ßehrmeifter mirb ihm feine ©ebanlen unb ©mhftnbungen bei folgen Gorfäden ab= loden unb fie ju üerbeffern fucljen.

llnt ba§ -fherj be§ Knaben frülgeitig ju ben frommen ©mbfin= bungen ber Gtenfdicnlicbe, be§ GtitleibenS, ber ©utttjätigleit, ber SDanlbarfeit, greunbfdjaft, £>emut unb be§ Gertrauens auf bie göttliche Gorfehung ju bilben, fammelt ber ßeljrer bie Geifgiete biefer £ugenben unb ber entgegengefeijten ßafter au§ ber ©e= fdjidfte, infonberheit ber biblifchen, erzählet fie ihm in einer Äin= bern berftänblichen unb angenehmen ©bradje, leigt fie ihn felbft Xefen, baritber urteilen unb Heine Gntoenbungen machen unb nötiget ihn alfo, ba§ Gortrefflid)e biefer 2mgenben mit Geifad lmbGetuunberung unb ba§©chre<Hidf eher ßafter mit äöibertoiden unb Gbfcheu gu empfinben. SBenn er ihm gum ©jembel bie £>e» rnut eines h^Ks^n 5ßaulu§ emfofinblicg ntadjen Und, fo mirb er ign guerft auf feine ©rohe aufmerffam madien, auf feine ©rlennt» ni§ bon ©ott, auf feine ©aben, ber Gatur 3U gebieten, Trante burch ein döort gefunb, Glinbe fehenb, ©elfenbe blinb 31t machen unb felbft 2mten baS ßeben mieber ju erteilen, ©r mirb ihm fei= neu ©ifer für bie ©hre ®otte§, feine ßiebe gegen ade 3Genfd)en in feinen Saaten unb Arbeiten, feine ©rohmut, feine ©ebulb in fei» nen ©efahren, Gerfolgungen, Gefchimbfungen unb ßeiben geigen. 2Bie uneigenütjig unb grohmütig ift 5ßauIuS, bah et oft mit fei» nen eignen fpanben fich unb feine ©efährten ernährt, um bie ©e= meinen, bie er ftiftet, unterrichtet unb 311m Geid)e ©otteS gefd)idt mad)t, nid)t 3U befdjmeren! 3Git meldjer Roheit ber ©eele erbul= bet er ade Gefthm erlich feiten unb Gerfolgungen, um ben Gdden ©otteS ju thun! ©t erhebt fid) burd) eine dingliche Gerachtung, burd) einen heiligen -fpelbenmut über dJcangel unbGeidjtum, über ©djanbe unb ©hte, über ©efängniS unb Ganbe, über ßeben unb

2 smarte be Söeattmont (1711—80), ©rjietyeriit tu gnglanb, nerfafjte meh¬ rere wettrerbrettete gfugeitbfd&riften , 5. ». „Magasin des enfants“ (1757).

814

3C«S bert moratifc§ett SSorlefmtgert.

$ob, über ©ngel unb gürftentum. Unb biefer auBerorbentltdfe SJtann, biefer ©efanbte ©otte§, btefer 2öunbertt)äter, btefer eifrige unb Berebte Setter, biefer Später fo Bieter ©emeinen, biefer 2öot)t= tljater ganger StiEler fäjäfct fid) felBft geringe, achtet anbre^er benn ftdj, fielet aEe fEtenfdien als feine SMber an, gibt in aEen feinen Unternehmungen, Bärinnen er einen fo Bremtenben ©ifer, eine fo groBe Mugijeit, einen fo unermübeten gteiB ein ganzes SeBen tunbitrd) geigt, ©ott al§ bem ©eBer aEe§ ©uten, als bem Anfänger unb StoEenber feines SBoEenS unb feines StoEBringenS aEein bie ©t)re. SBiebiel ©inbrud auf baS «fperg ntug nicf)t ein fo ertjaBneS 35eiffuet bet SDemut machen, menn eS bem Skrftanbe ber Sugenb auf eine faBlidje 9lrt in aEem feinen Umfange unb feiner ©tärfe gegeiget mirb ! J?ann baS fperg bcS ßnabenS nit^t empfim ben, baB ber©l)arafter eines fo bemütigenunbBefchetbnenfütanneS uicf)t nur au fid) etjrmürbig, fonbern aud) für anbrelieBenStoürbig fein unb üBeraE^uneigung unb Stertrauen erloedenmüffe? J?ann er nidjt bie ficfjtbare Stustegung biefer 3ßal)ri)eit felBft in einer SegeBentieit erBliden, bie itjn rühren muB, in berSegeBentjeitauS ber 9lf>oftelgefcl)idjte: „Unb fte geleiteten Paulum aEe mit Sßei= Bem unb ßinbern an baS ©djiff unb fielen ifjut um ben £alS unb toeinten unb tüffeten itju?"1

Söie aEe bie heiligen SJtänner ber Schrift SEufter ber 5Demut finb, fo finb fie aud) Steifpiele ber ßieBe gu ©ott unb ben 3Dten= fd)en. SDiefeS muB ber ©dfüler ber £ugenb mit eignen Siugen fetjen unb emf>ftnben lernen, ©r muB anfangen, ben SBunfd) gu füllen, baff er and) lieBreid), mol)ltt)atig, treu, iuatfrfjaft unb freunbfd)aftlid) gegen aEe SJleufdjen fein möchte, ©r muB an ben SBeifpielen biefer £ugenben itjre fpauptBcgriffe felBft entbeden lernen, ©ein £erg muB füllen lernen, baB £>ioB baburd), baB er fid) ber Unglüdtidjen in it)rent ©lenbe Ijülfreid) annat)m, ober toie bie ©dfrift eS fcfjön auSbrüdt, baB er beS ßafjmen guB unb bc§ Sliuben Sluge, baB er ein Stater ber SCrmen mar,2 Biel |cfc)ä^= Barer ift als burd) aEe feine gerben unb ffteid)tümer, burd) aEe feine Älteste unb ©üter; baB er unter ben fdjmergl)afteften ßeiben

1 SUitijleIgefcf;idjte 20, 37 38; 21, 5 ? &iob 29, 15—16,

XXII. SJorlefurtg-

815

ber Statur, unter allen «Berfpothmgen feiner greitnbe, in ber Slfdje fiijenb, bennocf) bei feiner ©ottegfurdjt unb ©rgebung in bie gött= liehen ©d)iclungen tu eit glüdlidjer ift, al§ er unter allen ■6errlid)= leiten ber ©rbe, auf einem 2d)rone mit ©djmeiäjlern unb 9ln= betern umringt, unter ben Sßortoürfen unb Auflagen eine§ böfen ©emiffeng unb mit fllabifdjer gurd)t bor ©ott erfüllt, nicht fein mürbe. ©iefeg !ann ba§ jugenblidje §erj ju füllen fidj anmafjen unb burd) biefe zeitig gemagten ©mpfinbungen beg ©uten gleich einem jungen Slbler, ber früh) bem Sichte unb ber SMrrne ber ©onne entgegeneilt, fid) ju ber Höhe ber ©ugenb empor Ijeben lernen. «Ulan bef^äftige nur ben SJerftaub be§ jungen @d)üterg auf eine lebhafte unb geiftreidje Stet mit ben SSeifpielen ber SJteu= fd)enliebe unb ber ®l)rfurd)t unb Untermerfung gegen ©ott, bie fid) in ber Schrift fo häufig barbieten. SJtan erleid) tere if)m ba§ dlacfjfinnen unb laffe djin jugleid) bie fjreube, felbft 31t beulen unb 3U erraten. SJtan laffe ihm bieljoljen unb tiebegboiten 2lu§= fpriidje ber Schrift burd) folcfje SorfteUungen begreiflich merben, unb er mirb richtigere begriffe bon berSugenb unb mehr Steigung für fie belommen als burd) ade 3U trodnc aber 3U ängftlid)e Äatechifationen. ©r mirb an bem ©sempel eine» 2tbral)am§, ber feinen Sohn auf SBefehl ©otteg 3U opfern bereit ift, leichter bie ©igenfdjaften beg ©taubeug unb ber erhabenften Siebe 3U ©ott, bie über bie füfjcfte Siebe ber Statur gegen einen ©ohn fiegt, lenneu lernen, atg aug ben rid)tigften Gegriffen einer magern ©rflärung. Sßag ift bagSSefenntnig eineg ©ra'oaterg: „Sh bin 3U geringe aller ber ©reue unb «Barm^e^igfett, bie bu an beinern Rechte gethan haft;< 1 ?1 3ft eg nicht bie befte ©rllärung ber SDcmut unb ©and barleit?

Sitte SGBunbermerie ber Religion finb gteichfam ©cntdlbe ber göttlichen ©igenfhaften unb, mie bie Söerle ber Statur, Slbbrütfe ber ©ottheit. ©araug lerne ber junge «Bürger ber 2Mt feinen ©ott lernten unb feine SSorfehung, feine ©üte unb fpeiügtcit 3m gleich empfinben. Söag ift bag göttliche Seben unferg ©rlöferg, fein Seiben, fein ©ob, feine 2luferftet)ung, feine Himmelfahrt, toag

* 1. SRof. 32, 10

316

2luä bert morcUf^ett Sorlefuttgen.

ift at§ bie fi^tbare ©efdjtif )te be§ jpimmetS imb ber ©rbe, ber ©ottrjeit unb ber Vtenfchheit? 2Ba§ lehret fie, trenn fie in ihrem heiligen Sichte gegeigt mirb? Vtehr als aEe^ilofo^ie, als aEer Sieffinn ber Vernunft, unenbticf) mehr lehrt fie bie Seele bie VoE= fommentjeiten beSSdjöbferS, feine |ieitigfeit unb feine erbarmenbe Siebe unb in ber fßerfon be§ ©rtöferS bas boEfommenfte unb betounbernSmürbigfte Veifbiet be§ ©etjorfamS gegen ©ott, ber Siebe gegen eine gange SBett boE untuürbiger Vtenfdjen, ba§ größte ©jembet ber SDemut, Verleugnung unb ©roßmut in alten Verfolgungen unb Seiben, bei alter Unfdhutb unb felbft in bem beinlidiften $obe. SDiefe ©efchicßte, bem Suitier, toenn er gehörig bagu borbereitet ift, au§ ihrem hohen ©efldhtSJmnfte bon bem Selber mit ©ruft unb Seben gegeigt, mirb auf feinen Verftanb unb auf fein fperg ben tiefften ©inbrud machen unb bei mancher frommen SlU'äne il)n füllen taffen, ma§ er biefem feinen ©ott unb ©rtöfer für ©hrfurdjt, Siebe unb ©efjorfant fcßulbig fei. Stber toie oft läßt man un§ bei bem erften Unterrichte in ber Religion Vegriffe au§= toenbig lernen, bie mir nicht beruhen, SBorte herfagen, bcren Saut mir nur benten, Se^rfätge ins ©ebäcbjtniä fragen, bie für un§ mit ginfterniä umgeben finb! Viie oft ermedt man uns in ben erften fahren burd) trodne unb langtoeilige ©rftarungen einer ©laubenStehre ober burd) SluSmenbtglernen eines Hated)i§mi einen ©fei an ber thetigion, ba bod) nid)t§ gefdjidtcr ift, unfer 3n rühren unb gur Siebe ©otte§ gn bemegen al§ eben fie! 2öie oft tetjrt man un§ ©ebete unb gemöt)ttet un§ biefe gebautem tofe 3lnbad)t auf unfre fünftigen 3ahre an! %% fürchte, baß ber ©fd gegen bie SBeiStjeit unb Vugenb ber Vetigion bei bieten größtenteils bon ber etenben Viethobe, un§ biefetbe in ber ^ugenb beigubringen, herrühre. 3fd) bertoeife Sie megen berSlrt, mie man biefen erften Unterricht bon ©ott unb ber fftetigion einricfjten foE, auf bie Ief)rreid)en unb trefflichen Vtätter in bem„9torbifd)en2luf= jeher.1" Vlan fann auch biefen Unterricht, bon bem mir ißt ge= rebet haben, noch lebhafter madjen, menn man gute Itußferftidje

»' t tmt2C Xe'oU baä 88-' 89-' 90- 91- 92. u. 93. ®t. gngleidjen ScSmofe

"9*^® a"f bem Sanbe“ im 1 SCeil , auf ber 91. u f @. (SelletU— SDer „Uorbifdje Stuffeljer" mürbe feit 1758 fierauSgegeben »on 3. 81. gramer.

XXII. SBorlefung.

317

ju ßmlfe nimmt, morinnen bie mertmürbigften Seifpiefe unb -jpanblungen bet ©cßrift berebt borgeftedet finb. äöir haben ton einem Zünftler in 2lugSburg, Philipp 2lnbreaS Kilian1, gute Kitpferftidie folget Slrt nach ben ©emälben bet beften dltaler er= tjalten unb bie nodj baju nid)t tjod) ju fielen tommen.

ddit biefen SBeif^ielen ber ©cfjrift üexbinbet berßeljtetbie guten (Stempel auS ber ifkofangefchidjte beS SlltertumS, aber mit großer SSe'hutfamteit, bamit fein ©djüler bie Sugenb ber Sternunft, ber halb eigenfinnigen, halb abergläubifdjen Vernunft, nicht mit ber Smgenb ber [Religion, bie lEugenb beS @^rgege§ unb £etnpera= mentS itid)t mit ber Stugenb eines. erleudjteten SJerftanbeS uitb ©ott gemeinten .jperjenS, ober bie 3öeiSf)eit unb fRec£)tfd)affeni)eit eine§ ©otrateS unb StriftibeS nicht mit ber äßeisijcit unb gröm= migteit eines SDabib ober fßautuS berntenge; baß er nicht glaube, als machten etliche einjetue große ^anblungen, bie inS Sluge faden, fdjon ben tugenbljaften Sljaratter eines ÜTcanneS auS. Vergißt man biefeS nicht bei ben berühmten SSeifpieten ber Sitten, fo tann man fie mit fftcdjte 31t ßeßrern ber bürgerlichen 3Iugen= ben auffteden unb bie rühmliche SSegierbe, ftch ihnen ju nähern, in bem fersen ber Sitgenb ertoeden; aber ohne eingeftreute 3?e= trad)tungen mirb oaS ßeben eines tugenbhaften fpeiben ein feßr buntter unb ungetreuer ©piegel für fie bleiben.

SDaS ißribatleben eines toeifen unb frommen PJcanneS ift un= ftreitig für bie Sugenb lehrreicher als baS glätgeitbe ßeben ber ©roßen, flttan fudje foldje ßebenSbefdjreibungen nadjahmungS; toürbiger ffkrfonen aderlei ©tanbeS unb beiberlei@efchlechtS auf, bie mit ©efdjntade unbiBerebfamteit, toie baS ßeben eines ©eSnerS bon ©rnefti2unb baS ßebeneineS jungen braunfd)toeigifd)en5]3rin= jen bon Serufalem3, oberbaS ßeben ßutl^er § bon © dßr ö dEl; 4 b ef ehr ie=

1 spgiiipp Slrtbreaä Jtilian (1714 59) lieferte ben ©tid) einer Silber-

bibel.

2 gogann 2tug«ft ©rnefti (1707—81), Sieftor ber SfjotnaSfdjute in Seip» jig, fpäter sprofeffor, nerfetgte bie Söiograpgie feine§ friUjern Sorgefefjten, bes ©öttinger ißrofefford goDann SDtattljiaS ©edner (1691 1761).

» gopann griebrid) 2Bi£(ieIm gerufatem (1709—89), bebeutenber Äonjelrebner, t>on §erjog Karl non Söraunfdjroeig jum ©rjie^er beb ©rbprinjen fiarl 2BiHjeIm gerbinetnb berufen, beffen SSiograpIjie er fdjrieb.

* gopann 3ßatt$iaS ©cfiröcfij (1733—1808), Aird^en^iftoriler. ©ein fjauptioerf ift bie „©{jriftltdje ßivcfiengeftfjic^te" (1768—1803).

318

Stuä bert moraltfdjen SSortefungeti.

ben finb, unb man lefe fie mit feinem Untergebenen acfitfam burd), jo mirb man ihm ju gteidjer £eit eine Sahrung für ba§ Sergunb für ben ©efäjntad geben unb feine Siebe jum Sefen nodj metjr er= meden. ©ibt in ber ffamilie be§ <Scb)üter§ rühmliche SSeifpiele unb gute Sadjrichten bon feinen löorfafjren, ober t)at ber Sekret bergleid)en in feiner Setanntfdjaft, fo merben fie feinen ©d)ü= ler befto mehr reifen, je näher fie ihn angeljen. Üb erlaubt füllten bei einer guten ©rjicfiung bie täglichen ÜBeifpiele ber ©Item unb Sermaubten, be§ 2luffet)er§, ber Sebienten, ber jungen greunbc be§ 3?naben§ ficfcjtbare Segeln guter ©Uten für itjn fein. ©§ ift befannt, bafj ein grofjeg Seil ber djinefifdjen Sugenb, bie man in unfern Sagen fo feljr bergöttert hat1, in ber ©rgieljung ihrer $in= ber unb in ber Regierung be§ fpau§mefen§, befonber§ aber ba= rinnen befielt, bafj fie bie Sugenb nicht fomohl burd) Sehren unb ©mubfatje, al§ burd) bie Seiffnele ber Serftorbnen unb Seben= ben unterrid)ten, bereu Sugenben fie ihnen 3U erzählen nid)t mübe merben. Sieber fpauSbater, jebe SJtutter unb jeber ältefte ©ohn be§ ^)aufe§ ift nad) ben ©efe^en be§ Sanbe§ berbunben, ba§ S5ei= fbiel ber bürgerlichen Sugenb gu fein, mcnn er nicht b)öc£)ft un= glitdlid) merben mit!. Unb bie üinber finb berbunben, biefe Sei= fbiele faft göttlich 31t beretjren unb ihren ©Itern unb bejahrten Sermanbtcn eine ungemeffne unb übertriebne Siebe ju erjeigen.

mertmürbigfte§ ©rembel ber Sugenb ift ftet§ ber Äaifer, ber für einen Sohn be§ f?intntel§ gehalten mirb, unb beffen SBanbel, folange er ben ßanbe§gefetjen folgt, eine fidjtbare 3Iu§legung ber Sugenb unb ber befehle be§ fpintmel§ ift, auf bie ba§ ganje Sott gemiefen mirb. ©obicl fehlerhaftes in ber Snmenbung biefeS Siittel» bon ben ©hinefern begangen mirb: fo bleibt bod) ba§ üftittel unb ber gute ©rfolg berfelben ein SemeiS ber Klugheit unb zugleich ein Semei§ bon ber Uraft ber Seifbiele bei ber ©rjiehung.

Um2 bie^enntniffe be§ fd)on bentenbenßnabenS 3U erweitern, lehrt ber ßehrer mieber mit ihm in bie Satur jurüd unb unter=

1 (gemeint ift bie niet angefeinbete 21bi)anblimg Gfir. 2ßoIfg : „De Sinarum pliilosophia practica“ (1721).

2 ülicfit abgebvudt finb bie eiuieitenben ©fifce ju ber I;ier begirmettben 23. (Borlefutig.

XXIII. Borlefung.

319

f)ält tfirt mit iljten Sßunbern, tuelcfje ju faffen fein 33erftanb bom jetjnten unb jroölften gafjre an fähiger tuirb. (Sr fütjrt ifjn auf unfer JpimnielSfoftent, letjrt t£)n bie 3al)l, ben Sauf, bie unermefj= liäje ©röjje bet tjtmmUfdjen Hörfier, ber ©onnett unb Planeten, ben erftaunenSmürbigen 2lf>ftanb berfelben, bie (Srbe mit it>ren 2Serf)ältniffen gegen bie ©onne, bie tDof)ltl)ätigen (Sinftüffe ber ©onne, ber ßuft, beS SßafferS, ber galjreSjeiten, beS ©agetued)= felS fennen, unb überall läßt er ifjn bie SBeiSljeit, iDtacßt unb ©üte ißreS Urhebers in ber ©dfönßeit, Drbnung, 5]3racf)t unb 9tußf>arfeit ber Utatur betounbern. ©er Seßrmeifter ßat auf bie= fern ißfabe treffliche Vorgänger. (Sr barf nur einem ©uljer1, ©erf)am2, .fpertuet)3 unb tplüdje4 * nacf)gcXjert. ©ie (Srbe allein- mit ihren ©dfäßen unb ber dftenfd) mit feinem tuunberbollen Dörfler ift eine unerfdfößflidfe Quelle ber (SrfenntniS unb SBeigljeit , ber nüijlidjften unb anmutigften (SrfenntniS. ©a§ ©ebädftniS bcs JfnabenS mit berfftaturletjre anfüllen, baS ift menig, baburd)luirb er nid)t gebeffert. dtein, bie erften (Sinbrüde ber dtatur müffen äugleid) (Sinbrüde ber fßeligion unb beS Vergnügens fein, unb id) fürdjte, bie ßcßrmeifter finb größtenteils fdjulb, iuenn biefe (Sinbrüde auSbleiben.

2luS eben biefetit ©efidjtSßunfte fangt ber flu ge Slnfüßrer nunmeljr an, feinen ©dfüler in baS tu eitere gelb ber ©efd)idjte mit bem (Seifte eines Voffuet6 unb (SramerS6 31t leiten, ©ie @e= fd)id)te, moralifd) betrachtet, tuaS ift fie, als ein ^ommentariuS über ben hüten) djen, über feine SBeiSfjeit unb ©ßorljeit, über feine ©ugenben unb ßafter, über fein ©lüd unb Unglüd? Unb ift fie

1 ftoljann ©eorg ©utjer (1720 79), &ftl;etifer, Berfaffer ber „21U>

gemeinen iljeorie ber fd;ünen flünfte".

3 SBitliam SDer^am (1657-1735), Sprebiger in ©ffej:. Jjn feinen berü£)tn» teu naturiüiffenfd&afttic^en SBerten „^pftfot^eoiogie" unb „2Iftrotf;eotogie" fud&te er ben BeroeiS für baS SDnfein unb bie Sigenfcfjaften ©otteS att§ ber Betrachtung beS jQiutineiä unb ber Sdjöpfung ju erbringen.

> JtaineS Heroep (1713—58), ^Jrebiger in ffiefton gauell. ip^ilotog unb fltaturioiffenfctiaftler.

* StoelSpiudje (geb. 1688), Herausgeber beS SJBerteS „Spectacle de nature“ (2. Stuft, Utrecht 1736), einer populären, in ©efpräcpform abgefafsten 91aturgefdiid)te.

6 Sögt, bie Stnmertung anf S. 296

6 2f. 21. ©rarner (1723—88), ber betannte Bieter unb feinfinnige Biograpf) ©ettertS

820

2Iu8 ben tnoratifdjen Sßorlefuitgen.

nichts titelt? 3[t fie nicht sugleich eine 2lus(egerin bet göttlichen Gorfehung unb it)xe§ befonbern ©influffeS in bie ©chidfale gantet Göller unb einzelner iilcenfdjen? 2ßa§ ift lehrreicher für ben ftoljen Gerfianb, al§ in ber ©efd)id)te fic£)t&ar unterrichtet 31t Serben, toie toenig alle SBeifen unb unter ihnen fo grofse Gtänner, bie ba§ ©efdjtecht ber ÜJlenfdEjen beffern tootlten, au§gericf)tet haben, toeil fie ihre 3Bei§t)eit nicht auf bie £$!urcht ©otte§ bauten; tote fie jtoar fcfjöne ©ebote unb Sehren gaben, aber Sehren ohne ©etoicht, ohne bie Getoegung3grünbe einiger Gelohnungen unb ©trafen einer gütigen unb heiligen ©ottheit; toie fie 310 ar ben Gerftanb unterrid)teten, aber nic£)t tourten, bttrd) toa§ für 9Jtit= tel fie ben unterrichteten Gerfianb in feiner Übergeugung gegen fo biele 2infätte ber ©inne unb ber Seibenfdjaften unterhalten füllten; toie fie 3toar bie Sügenb rühmten unb bod) ungefdjidt toaren, bem fersen bie SBittigleit unb Uraft 3U geben, ba§ ©ute 3U lieben unb au§3uüben unb bas Safter mit feinen für unfre dtatur 3U rei3enben 21nnehmlid)feiten 3U erftiden; toie fie 3toar bie SluSbrüdje beS fchäblidjen SafterS Oerbamntten, aber ben ©if; ber Safter, bie böfen Gegierben, unangegriffen liefen? 2Bie leicht toirb eS fein, ben Gorsug, bie Roheit unb ©öttlid)!eit, toetche ber 2Bei§heit ber Religion bor ber SÖeisheit ber Vernunft eigen ift, 3U seigen, toenn man in ber ©efdjidjte aufrichtige Gergleidjungen anftellt I SSie fehr toerben enblich bie in ba§ ftti] eingebrüdten ©mbfinbungen Oon einer gerechten Gorfeljung burd) bie ©efd)id)te ertocdet, toenn un§ in ben Gegebenheiten, bie fte un§ ersählt, bie bclohnenbe ober röchenbe fpanb berGorfeljungfo oftficf)tbar toirb! Unb toie feljr berfünbiget felbft ba§ in biefem Seben unbeftrafte Safter ober bie unbelohnte Gugenb noch eine 3toeite Haushaltung ©otteS, too er jeglichen nadj feinen 28 er len lohnen toirb!

©0 toie bie ©infidjt beS ©djülerS toäcfjft, fo muff auch ftu= fentoeife ber förmliche Unterricht in ber Religion toach= fen. SCßatt1 unb ©aurin2 unb in unfrer Kirche $atobi3 unb

1 Sfaac 2B a t tS (1674 1T4S) , engCifcffer Ujeolog unb ®ic§ter ; BefonbevS

Betannt burd) feine ißfaCnienüBerft'Cjungen unb feine „Divine Songs for Children“.

3 ©etiert überfefcte 1763 SaurinS (f. bie Ünmerfung auf S. 336) „SlauBenbs unb Sittenle^re" aus bem ^ranjbfif#en tn8 SDeutfdfe.

3 So1! griebr. SfafoOi (1712- 91), ©eneraifuperiutenbent in EeHe.

XXIII. Sorlefung.

321

Schubert1 unb anbre mehr Mafien btefe Stufen beS zunehntenben Unterrichts in ihren SInleitungen benterf et , fotoie ber erfte einen hoppelten tjiftorifchen ÄatechiSmum beigefüget hat. ©er Set) rer muh 3U beurteilen tuiffen, tote er fid) biefer unb anbrer Arbeiten, put EpempelbeS ^ocarbi2 DortrefflidhenEatcctjetifchenllnterrictit», nach bergälfigfeit feiner Untergebenen bebienen tann. Er muff ftdj ftetS erinnern, bah bie ütetigion ber gugenb ztoar grünblich, aber bamm nicht unberftänblicf) , ätoar in einer guten Orbnung, aber barum nicht in einem tro einen unb tieffinnigen Sehrgebäube müffe borgetragen toerben. 2öir müffen richtige unb toürbige ^Begriffe bon ben heiligen Sehren beS©IaubenS unb beSSebenS unS machen lernen, aber toarum bornehmlich? ©amit mir bie Stetigion als göttliche SBeiSheit berehren, lieben unb ifjr toiEig gehorchen, bah toir fie als bie gröhte Söohlifjat bon ©ott unb als ben einzigen SÖeg zur toaljren ©lücffeligfeit ertennen lernen. Sollte unS eine fotche äöiffenfchaft in einer buntein unb berbrithUchen Sehrart borgetragen toerben?

©ie Sßoefie hat einen befonbern Steiz für bie gugenb , unb barum toirb ber ßehrer frühzeitig mit feinem Schüler biefem Steize folgen unb auch burth bie Sßoefie feiu^erj p nähren fuchen. Er toirb ihm bie beften Stellen ber ©ichter betannt machen, in toeläfen ebte ©runbfätje unb Empfinbungen fchön eingetteibet finb. Er toirb mit ihm bon ben gabeln unb Erzählungen zu ber klaffe ber ßehrgebichte fortgehen. Er toirb ihm bie Schönheiten einer Stelle ober eines furzen ©ebichtS burch fleine Stnmerfungen empfinblich machen unb iljn unbermerft burch öfteres Sefen nü= tigen, fie fich inS ©ebächtniS zu brücten. ©efetjt, fein Schüler berftünbe feine als bie fDtutterfprache, fo finb unter ben Sßoefien ber patter, ^ageborne, Schlegel, Eranter unb anbrer grohen©icf)= ter ©egenftänbe genug für ein jugenblicheS <g>erz* Sßarum füllte ein $nabe bon neun ober zehn fahren nicht eine frohe unb nüh=

* 2Cnbr. Styr. Sdjubart (geft. 1698), Cflaftor unb Sd)otard& in ^ade. @$rieb eine „©eiftlidfe Katedj{8mua*£uft".

& J50I). E^riftianSocarbi (geft 1749), Cfirebiger in SBerlin. 1745 erfctjien feine „Katectietifdje Sammlung ber unentbetjrlicCjften SBaIjr§eiten beä G^riftentum« jur ©rleicfjterung einer grünblicfcen gaffurig ber c^riftlic^en unb eoangelifdjen SRetigion".

©ellert. 21

822

8Iu8 beit moralif^ett SBorlefungett.

Itc£>e SIrbeit unter ber Slufftcfjt feines ßetjrerS unternehmen, toenn er täglich eine ©tunbe in einem ©icf)ter ober in bem „gufchauer" unb „Siorbifdien 3Iuffef)er" 1 bie fahtidjften SSXätter tafe? ©ein Slnführer barf nur mit ihm tefen, fo loirb ber $nabe p gleicher 3eit für ben ©efdjmad, für bie ©inficht unb für bie ©ugenb tefen lernen. SJtanftagt mit Rechte über ben ©fei, ben junge ßeute gegen baS ßefen haßen; aber man fottte auch über bie fchtedjte 2öat)t ber S3üd)er Hagen, bie mau ihnen p tefen gibt. SJtan ftagt, bah fie fo flüdtjtig unb ohne Vorteil tefen, aber toarurn geigt man ihnen bie SSorteile be§ ßefenS nit^t früh? Söarum ertoedt man ihr ©efütjt gegen ba§ ©djöne unb ©ute ber ©diriftftelter nicht mit größerer ©orgfatt? ©as ßefen ift an unb für fidj feine ©u= genb; es ift loahr. Slber ift hoch ein fidjereg fpiilfSmittel jur SBeiSheit unb ©ugenb, unb atfo mufj bei einer guten ©Ziehung bornehmtid) barauf gefehen ln er ben, baff junge ßeute mit ©e= fdjmad unb ©mpfinbung tefen lernen. SJtan muh ben Knaben 3ur Slrbeitf amfeit geloöfmen; aber hcifet biefeS nur, ihn nötigen, bah er be§ $ageS hier bis fünf ©tunben bei feinen S3üd)cm unb papieren fitjen unb ben Sterbruh barüber berbergen lerne? ©er loirb nie arbedfam gemacht, ber nid)t mit ßuft unb Sterftanb ar= beiten lernet, ©urd) baS ßefen aber fann man ba§ Stadjbenfen beS Knaben üben; man fann ihn ermuntern, fich baS ©etefene in fein ©iartum ftetlenlneife auf3U3eid)nen unb fteine Stnmerfungen ba^u 31t fetjen unb ficE) atfo ©d)ä^e fammetn ju ternen, bie ihm toirflid) SDtühe foften unb hoch aud) angenehm finb. ©trengt man ihn im ßefen nid)t giiglcict) feiner gähigfeit gemäh an, fo loirb er nur auS SBoHuft tefen unb nicht mit feinem Sterftanbe arbeiten lernen, ©trengt man ihn an, blojj um ihn pr 2trbeit= famfeit 3U geloöhnen, fo loirb man ihn in einen b er brühtief) en ©fei ftürjen.

©er forgfättige ©ebraud) ber $eit ift eine fcf)ät;bare ©ugenb, bie ber ^ugcnb frühgeitig beigebracht loerben muh. SJtan muh fie unbermerft 31t einer beftänbigen Slntoenbung berfelben 3U füf)=

1 Sögt- o6en bie Stnmei'tung <3. 316. 5Der „Sufcfmuer" forootjC atä ber „91er* btfe^e äuffeljer" finb $eitfc§riften moralifcCien jfniiaCtä, bert engCifd^ert (StbbifonS „Spectator“) iiadigeatjmt.

XXIII. SBorlefung.

823

tcn unb fie au gemötjnen fudEjen, bafj fie bei bem ©nbe eine§ jeben SEageä fftectjenfdjaft bon fidj feXBer forbern unb itjre getriebnen SSefdjäftigungen überbenten lernen, 3u biefer Stufrictjtigfeit unb 3tedjenfd)aft t)ätt ber ßetjrer feine Untergebenen Xiebreicf) an, unb fie müffen oft fdjrifttid) bie gelter, bie fie bei ber Slntoenbung ber geit begangen, unb aud) itjren gteiff bemerken, fiel) bor fid) felbft fdjeimen unb über fid) felbft freuen lernen. SD er tluge ßetjrer fann biet auäridjten, menn er nur unberbroffen unb forgfam unb nid)t burd) ben ©igenfinn ber ©Itern gefeffett ift.

2Iti bem ßefen unb 'Schreiben, an ber fDtufif, an ber fftedjcn» funft, an bem ^eidinen, an ben ßeibe§übungen mujj ber JXnabe Stufmerffamteit unb 2XrbeitfamIeit lernen; an ber genauen @tu= teilung unb ^Beobachtung biefer ©tunben bie tünftige Drbnung in feinen ©efdjäften, unb an ber Stuffidjt unb richtigen Söermatj= rung feiner SSüdjer, Rapiere, SSrtefe, ©erätfdjaften unb 3eitber= treibe bie Sorgfalt ber Qfonomie. ©§ ift ein grofje§ Unglüd, baff man un§ bon Sugenb auf bie $unft niä)t lehret, fid) ftet§ nütjtidj unb bodj nid)t aur Ungeit au befdjäftigen, unb ein Un= glüd für bornet)me $tnber, bafj man ba§ au fei)* burd) anbre für fie ttjun tafjt, toa§ fie felbft fottten ttjun lernen. Söarum über* taffen oft fo biete ©rofje in itjrgm ßeben bie SBeforgung gemiffer ©efdjäfte, bie fie fetbft fütjren fottten, bem Steifte unb bem ©e= toiffen anberer? 2lu§ 23equemtid)feit. Unb Xjat nid)t oft biefe 35e= quemtidjfeit itjren -fpaubtgrunb in ber erften ©raietjung? SBarurn fönnen fie feine förpertidjen SSefdjmerben, bie bod) bon itjrent ©tanbe oft unaertrenntid) finb, auäftefjen? SBarum ftietjen fie bor alter Arbeit? 3Jtan geXje nur in iXjre erften Satjre aurüd, unb man mirb bie Duette teicfjt finben. ttöarum t)ätt ber SBornetjme für eine unentbeXjrtidje ©tüdfetigfeit, alte Stugenbtide forgfättig bebienet 31t toerben; für ein ©tüd, beffen ftttanget i^n trofttog ntadjen mürbe? 2Beit er in feiner Sugenb, fief) fetbft au bebienen, nidjt mei§tidj getetjret mürbe.

tiefer ©emädjlicfjfeit, bie ben großen SEugenben fo f)inbertid) ift, biefem cjpange aur SBequemtidjfeit muft ber ßetjrer burd) bie SIrbeitfamfeit metjren unb benßnaben anfjatten, foldjeaSemüftum gen über ficb au nehmen, bie feinem ©eifte, feinem Körper, feiner

21*

824

2Iu3 ben tnorati^en Borlefungen.

©efunbtjeit, feinem tünftigen©tanbe bientidj finb. 55a bie 2Beicfj= ticfjfeit bes ßötperg ein grofjeg unb ftetg pnefjmenbeg fpinbernig ber ©eele unb ber 3mgenb ift, fo muff er um fo biel rnetjr bie @r= jiefjung feineg Sefjrtingg bon biefer ©eite fjer in ©idjerfjeit feijen, ifjn bie ßoftbarfeü ber ttRorgenftunbe fctjätjen lehren, um ifjn bor ber ttöottuft beg ©ctjtafeg unb be§ meinen 33etteg p betoatfren, feinen Äörfier burcf) ßeibegübungen abtjärten, itjn borfidjtig an bie ©rbutbuttg ber berfdjiebnen SBitterungen unb Safjregjeiten bon ben erften Sauren fjer gemöfjnen, ifjn tetjren, bag Vergnügen ber SRatjIgeit nictjt in ben ©Reifen allein, fonbem in tjeitern ©e= fpräcfjen p fucfjen unb ficfj bag mofjtfdjmecfenbe ©ericfjt burcf) bag Sfnbenten ber bottenbeten ©efcfjöfte unb burctj bie ttöürjje beg erarbeiteten |mngerg nocfj rnetjr p berfüfjen.

SDie «gjabfud^t ift oft eine frü^e Steigung ber Sfugenb fomotjt atg bie SSerftfjmenbung, unb ©parfamteit unb greigebigfeit finb fo grofje ütugenben beg Sebeng, bafj fie in jungen ©emütern bon jetjer ermectet toerben müffen. ©er ßnabe lerne in ber S8ertoal= tung feinet tleinen StermögenS unter ber Stufficfjt feineg Q'übjrerS bie Stnfangggrünbe ber ©fjarfamteit. @r bürfe taufen, aber er toerbe gelenfet, bag iRotmenbige bem btojj Slngenefjnten, bag 25ef= fere bem ©eringem borpptjen. @r lerne früh) bon ben Sluggaben für fein Vergnügen ben Stufmanb p einem guten SBud^e unb bag ©etb 31t einem frotjen Sttmofen er f baren. SRan taffe ben ©tenben unb Sinnen bor ifjtn erfcfjeinen unb feine fpanb gegen ifjn mittig mie fein «gierj mitteibig merben. ©r fei nie fo arm, baff er nicfjt menigfteng einen ©cfjerf p einer ©uttfjat anmenben fönne, unb bag Vergnügen, einen hungrigen mit einem 23iffen SSrote p ftär= ten, einen SDurftigcn mit einem frifcfjen Grünte p laben, müffe feiner jungen ©eele ttöottuft unb feinem Singe ber tjerrticfjfte Sln= btiit merben. ©cfjeint er pr äferfcfjmenbung geneigt, fo fetjre man fie auf bie ©eite ber fyreigebigfeit. Unb menn er p biel unb p unborficfjtig gibt, fo erfe^e man ifjm ben föertuft nicfjt, fon= beim taffe ifjn in bie Umftänbe tommen, baf$ er angefpoctjen mirb unb nicfjtg geben fann; baff er gern etmag taufen möchte unb eg burct) feine ©ctplb nicfjt taufen fann; baff er gern feinen jungen Sreunb bemirten möchte unb eg nicfjt tfjun tann; bafj er gern

XXIII. »orlefung.

325

feinen treuen Schienten für eine (Sorgfalt belohnen möchte unb nicht tann. ©o mirb man hm bie ©parfamEeit bnrcE) fidjtöare (Grünbe nottoenbig unb fhäijbar ma^en.

©anEbarEeit, SDienftfertigteit, 2reue, 33 er f et) to tage ntj eit, Scr= tragfamteit füllen bi füg and) ©ugenben ber erften gapre fein, unb bie ßunft ber ©rgiehung beftdjt barinnen, baff man fie bie gugenb bei alten (Gelegenheiten auäüben taffe unb ifjr atsbann fomot)! bie ©ct)iinfjcit unb 2Bid)tigteit berfetben at§ ba§ -fpäfjtidje be§ (Gegenteile geige. Sie äöortbanEbarEeit, gu ber man Äinber gegen tfjre ©Item anhält , bringt fie oft auf einen tinbifdjen 23e= griff ber ©anEbarEeit. Eftan führe fie bapin, too fie burdj (Get)or= fam in gälten, bie ihnen Übertoinbung Eoften, ifjre ©Item aus ©anEbarEeit bergnügen Eönnen. 5lucf) ber fftiebrigfte, ber ihnen einen ©ienft getpan, müffe ihrem (Gebädjtniffe nicht entfalten, ©er ©cfiüler lerne, baff man atlegeit (Gelegenheit hat, bienftfertig gu fein, baff eine gürbitte, ein guter fRat, bah üftitteiben oft mehr ©ienft fei at§ ba§ (Gelb, ba§ man gibt; bah bie 9Irt, mit ber man bienet, bem ©ienfte ben größten Söert gibt unb nimmt; bah bie Hochachtung, bie man anbern nicht berfagt, bie «g>öftict)teit, mit ber man ben fftiebrigften begegnet, bie (Güte, mit ber man au§ Unbermögen eine SSitte abfhtägt, bie SlufmerEfamEeit, mit ber man ba§ ©tenb ber SSittenben anhört, ober mit ber man in ber (Ge= feEfcfjaft guljört, gumeilen bie ©teile be§ ©ienfteS bertrete , ben man mirElid) gu teiften aufjer ftanbe ift, unb bah man alfo ftetS Nahrung gur ©ienftfertigteit finbe. ©ben biefe§ taffe man ba§ $inb in ben (Gelegenheiten, bie fid) geigen, ober bie mir Elügtih beranftatten, erfahren.

$ann ber ßnabe niht fdmn ba§ ©bte unb 5(lü^licE)e ber ©reue unb35erfhmiegenheit in bemllmgange mit feinem jungen greunbe, mit feinen SBüttSbermanbten, mit feinen ©Item unb ßehrern fhntecEen lernen1? ©ine forgfättige Anführung, bie fortgefeljet unb bon guten Seifpieten unterftütjet mirb, tt)ut Söunber für ba§ -jperg ber gugenb , unb ma§ Eann alfo bie Pflicht ber ©ttern anber§ fein, at§ ihr biefe ©rgiehung fetbft gu geben ober burd) gefhidte unb gemiffenhafte ^erfonen geben gu taffen unb, toenn mögtih ift, ihren Übungen be§ Untcrrid)t§ oft beigumo'hnen? ©in ©efhäfte,

326

Stuä ben tnoratifc§en SBortefungen.

311 bem ein ißaul Bmtl1, ein 2luguftu§ nicht gu grofj getnefen ftnb, unb ba§ biele unfrei alten dürften unb ffrirftinnen füt bie toid^= tigfte 5ßfrtic£)t gehalten haben.

2Xucfr In ei je Belohnungen unb ©trafen ber .füttber ftnb bei bei Sorgfalt füt eine gute ©^iehung ebenfo unentbehrlich al§ toid)= tig. Sitte bie ®inge, inelcffe bet ©itelfeit unb ©innlit^teit be§ Sttenfc^en fd)meicf)eltt, fotteit nut feiten unb fefyt borfid)tig 3U Be= lohnungen bet $inber angetnanbt tnetben. 5Ban belohne ihren fy^eifr toenig mit Bäfdjereten, ©pieltoerfen, neuen Kleibern unb fffreiftunben unb tneit ntef)t mit nüfrlic^en Gingen, Büchern, ^n= ftiumenten unb äöerfjeugen, unb mache ihnen bie Kenntnis bie= fei obet jenet angenehmen unb nüfrtidjen ©ad)e gut Bergeltung ifrteg ©eljorfamg. Untei bie beften Belohnungen gehöten borgüg= lid) bie Bterfmale bet ßiebe unb be§ Beifalls. ©in betbiente! Beifall muff bie jfrügfamfeit bc§ -ftinbeS ermuntern, unb muh fein ttöunfch fein, ben bernünftigen ^ufthauetn feines SebenS 5U gefallen, dennoch ift bie Btiebfebet bet @£)rüegierbe , butch bie man fein -£>«3 3um tüfjmlid^en Bethatten in Belegung fefren tbitt, eine gefährliche Briebfeber in ben Rauben bielet ©Hern unb Sluffchet. Smnter ben Äinbetn borfagen, tnie fdfrn fei, anbte 3U übertreffen, tbie biel ©ute§ man bon biefent ihtaben unb bon feinet Sluffülitung frtedie, tbie jener Btann butd) feine ©efd)id= lid)!eit jut ljöd)ften Söütbe, biefer butch feinen gleifr 3U Beict)= tümern uttb 3U einem allgemeinen Slnfeljn gelanget fei; toicbiel Bühnt fich biefer erfdjrieben, jenet erfochten unb ein anbrer fid) butd) feine 9iebücd)feit erljanbelt habe, ^eifrt junge -fper^en nid)t gegen baS ©ute, fonbcrn gegen ben Buf}nt, gegen tpradfr unb 2In= fetjen unb ttöottuft empfinblid) madjen unb bie ©t)tfuc£)t unb ben Beib 3U |)errfd)ern ihrer ©emüter einfe^en. ©in uufeligeS Bet» fahren, benn eS ertoedt unb nährt ben ©totj , unb biefer, tocnn er gleich in rühmliche Saaten auSbridjt, ift nichts beffer unb ber= giftet bie ©eele ebenfotoohl als ber ©efr. §at bie SBitrbe ber SEu» gcnb unb ber Fimmel feine gtöficrn ©rmunterungen für bie ßieb=

1 ©eineint ift SuciuS Stmitiu« Cpautiuä, ber im galjre 168 o. ©Ijr. ben matebonif^en König Sperfeuä in ber ©c^tac^it bei Sßnbna befiegte. ®r ftarö im gjafjre 160.

XXIII. Berufung.

327

fjaber be§ ©uten? Unb folgen benn ©t)ie unb Sinfehen unb SBür= ben fo getrih bet Smgenb nad) , al§ man un§ in unfern jüngern Sagten ^xatjterifct) beleiht? Unb trenn toir nun bie STugenb nicht reich, nid)t gtoh nnb unS endlich fetbft ton biefen 33eioJ)= nungen neriaff en fehen, toa§ trirb ba au§ bem ©latente unfrei ütügenb treiben? 3ft lein Moljnenber geuge alie§ ©uten gegen* toärtig, auf bcn man nn§ jurücffiit)ren fönnte, um un§ burdj göttliche unb nid)t blofj durch bürgertidje SSetoegungSgrünbe auf bcr SSafm be§ ©uten ju ftärfen?

Wan muh junge «^erjen anfeuern , aEe§ auf bie rühmlidjfte nnb boEfommenfte Slrt p tfjun, folgfam , arbeitfam, toahifjaft, liebreid), befdieiben, mäfjig, bemütig, bantbar, flug unb berftän* big p fein, ba§ ift trahr; aber nidjt um anbre ju tibertreffen unb fid) über fie entbotpfd) Ufingen, fonbern um in aEen feinen 9tei= gnngen unb §anblungen bie einige fftegel p beobachten, meld)e ber 3lEmäd)tige feftgefejjet unb burdj bie Vernunft nnb fein SBort offenbaret ^at , nnb um feinc§ 2Bof)IgefaEen§ unb ber Siebe ber S]ernünftigen toürbig 31t tnerben. S)iefe§ fei ber einzige (Hjtgeij, ben man ber Sfugenb ein^uftöfjcn nidjt mübe toerbe. ©aff fie ans Slbficht, ben SBiEen©otteS 31t ttpn, in aEen Umftänben baSSBefte mät)te unb fid) fein fpinberni§ baöon abhalten taffe, ba§ fei ihr höd)fte§ ©bftcm ber ©Ijre unb dtadjeiferung! SB er rühmlich hau* beit, tneil er feinen SBeffetn, feinen Pflügern unb ©efittetern über fidj fetjen toiE, ber ift au§ ber böfeften Neigung, au§ Wib, gut; ber muff heimlich trünfdjen, baff anbre nicht fo gut fein möchten, ber muh fid) freuen, trenn er ftetjt, bah fie nidjt fittb, unb fid) fränfen, trenn fie Sotpge haben. SBeldje nieberträd)tige ©e= müt§befd)affenheit! Unb gleid)trohl ift biejenige, ju ber man un§ burd) bie Stiebfeber ber ©hrfud)t unb SSor3ug§ftreite§ nidjt feiten in unfrei Sugenb fo emfig aufmuntert! Um fftuhm 5u haben, lehrt man un§, toeife unb tugenbhaft 3U fein; ba§ hei|t, man macht unS erft eitel unb finnlid), um un§ tedjtfchaffen 3U mad)en. Wan befeetet un§ mit ber SSegierbe, anbre 3U übertreffen, unb 3U gleich mit ber ©eringfdjätpng gegen biejenigen, bie treni* ger Talente nnb ©lüd befitjen als toir. EU an lehrt utt§ bie fyoä)- a^tung unfrei felbft nicht anberS, al§ ob 3U befürchten träte,.

328

StuS bett morattfc^en Sorlefurtgen.

baj3 mir bie Stugenb bei Sernut übertreiben mürben. EJtan erfüllt unfern »erftanb mit guten @runbfä|en unb btätjt ba§ jpera 3m gleich mit ©itelleit auf. ÜJtan leljrt un§ fünfte, äßiffenfcfiaften unb ©etoerbe treiben, bamit un§ bie 2©elt beümnbere unb mir ber Söelt burd) ©efdjidlidjleit unb ©lang immer in§ 2luge fallen. 3n ber Sttjat eine mürbige 2lbfid)t, marurn un§ ©ott mit fo eblen Kräften ber ©eele auf ben ©d)auf)la| be§ ßeben§ gefteEet b>at! Söenn unfre ©efdjüfte, in benen ber größte Steil unfreö ßeben§ berbradjt mirb, lein ©egenftanb ber Stugenb, leine ©diule be§ ©el)orfam§ gegen ben ©eher unfer§ ßeben» fein foEen , ma§ ift aföbann bie Stugenb? Unb in ber Sttjat, ein £od)mütiger Ijat gar leine Stugenb, menn ber ©tolj leine ift. 3Jtan mad)t burd) bie ©ljrfud)t junge SS^eaterlönige, bie ibjre 9toEe gut fielen, ba= mit fie ba§ -jpünbellatfdjen ber ßogen unb be§ parterre erbeuten. SDtan madjt j?eud)ler unb emige ßügner au§ iljnen, bie au§ ©itel= leit etma§ fein mottten, ma§ fie nid)t finb, unb ba§ flehten motten, ma§ fie nid)t fein lönnen unb oft nid)t merben mögen, ©ie Ier= nen ifjre ©djmääje lünftlict) berbergen, anftatt fie ju öerbeffern, i^re geiler leugnen, anftatt fie 31t gefielen unb aöjulegen. ©ie lernen bie SEtiene, ben Son, bie ©teEung be§ ©efitteten unb |jöf= Itdien unb Sienftfertigen anuefynen unb fid) einbitben, baff fie biefe» finb j fie lernen alfo fid) felbft belügen, inbem fie anbre t)in= tergetjcn. Somit ber anbre nidjt beffer fei als ber etjrgeigige Änabe, mirb biefer gar halb jenen berlleinern, itjin geljler anbid)= ten, bie magren aber au§breiten unb bergröfjern lernen. Stuf foldje 2lrt mirb er ben ©runb 311 bem l)affen§mürbigen ©fjaralter legen, ba man ba§ ©ute an niemanben als an fid) fct»ä^et, ba§ Sßerbienft niemanbcn gönnet unb am menigften§ an feinet gleichen ober an ben fiebrigem butben lann. »erträgt fid) biefer ©jaralter mit ber »ernunft, fo ift bie SÖernunft eine elenbe Sdnfi'tijrerin 3unt ©uten. Unb gehört jur guten ©r^ung, ber ^ugenb bie ©t)r= fudjt beyubringen unb fie burd) ib)re »etot)nungen 3U rüljmlidjen 8lbfid)ten unb Staaten 3U bilben, fo ift eine nieberträdjtige ©r= 3tel)uug für ba§ £erj nidjt biel gefährlicher, für bie Söelt aber felbft meniger fc^äbtidfc), meil fie meniger gemein ift ai§ jene, mie taufenb eljrfüdjtige »eiffnele in aEen Raufern bemeifen lönnen.

XXIII. SBorlefung.

329

2)tcm irrt, trenn ntan glaubt, baf? btefer geiler ber ©ugehung nur in ben Borneljmen Käufern herrfdje. Sind) bie niebrigfte «gtütte £>at ihren ©tolj, ber Balb jtt einer anftedenben ©eudje für bie $inber toirb.

Söa§ bie ©trafen anlanget, beren ntan fidj Bebienen fott , fo ift Bietteidjt genug, toenn fid) Gütern unb Q-üfjrer ftetS erinnern, Inas fie Beftrafen unb toarum fie ftrafen, um bie Beften Slrten unb ben rechten ©rab ber ©trafen auSfünbig p machen. ttltan Be= ftrafet bie gehler an Ambern, bamit fie foldje nicht mehr Begehen. 2öie forgfältig füllte man alfo fein, ben ge|Ier in feiner erften ©eBurt p Beftrafen, elje er unglüdliche ©etuoButjeit toirb ! (Sine einzige feierliche Züchtigung mürbe Bei Bern Anfänge genug ge= mefen fein, unb Bei bem fchon oft mieberljolten fJeBjIer langt oft eine jetjufadje SSeftrafung nidjt Bi§ pr 2lBfid)t ber ©träfe. 35a§ Äinb, ba§ im Reimten gat)re mit aller ©trenge nicht Bon ber Un= ma^r^aftigleit, ber ^aföftarrigleit, ber 9tad)fud)t prüdgehalten toerben tann, mürbe im bierten unb fünften galjre Bei ben erften 2lu§Brüdjen biefer ßeibenfctjaften mit geringer ©d)ärfe unb t»iel=> leicht mit einer einzigen ernftt>aften Züchtigung p heilen gemefen fein, menn man biefe gehler nicht au§ Unborfiäjtigleit ober au§ einer BarBarifchen Siebe üBerfehen hätte.

gjtan mache einen forgfültigen Unterfdiieb pnfchett ben get)= lern be§ 4?er§en§ unb ben gehlern ber Übereilung unb Sdmrljeit, jmifdien ben gehlem be§ mefentlicticn unb be§ zufälligen 2üohl= ftanbeä. ©in gehler be§ §eraen§ erhalte nie dlad)fid)t unb 9]er= geBung, Bi§ man bie ßinber nicht ba§ £&fjlidje beSfelBen hat fühlen laffen. Mafien fie p menig SSerfianb, bie ©rünbe unb ätorftettungen Bon ber ©trafBarieit be§ SSöfen einpfehen, ba§ fie gethan, fo toerbe bie ©träfe ihre Sehrmeifterin, bie ©ntptjung ber ©emogenheit, ber Heine Werter, ber junger, je nad)bem bie tBefdjaffenheit be§ 5ftaturett§ unb ber gahre erforbern. Unb nie fei bie $ränflid)feit be§ $inbe§ eine Urfaihe pr 9tachfid)t gegen feine Böfen Neigungen. SSofe Neigungen Berftärfen bie $ranf= heilen be§ ßörf)er§ unb finb felBft bie gefäl)rlichfte Trautheit. Sieb er ba§ fdjmächlidje $inb um feiner SSo§B)eit mitten Bi§ auf ba§ «Blut geftraft, al§ in ihm ein unfetigeS ©efchöbf au feiner unfc

830

äluä ben moralifdjen SQorlefungen.

anbrer Starter' unb pnt Stifjfatten be§ «g>öct)ftert aufioadpfen Xaffett. Sie SQ3iberfe|jIic£)fett beg ttinbes gegen bte ©Item unb ßeprer, ber jc^recf iieljfte gepter, ben ntan butben lann, toirb mit ben Säuert SlufruXjr unb ©mpörmtg in allen Serpältniffen be§ ßebeng. ©ben ber Jtnabe, ber feinen ©Itern ben ©eporfam ber= toeigert, toirb ipn bem Obern, bent Könige, berfagen unb ©ott fetbft. ©ben ber, ber in feiner gugenb nicpt get)orcf)en lernte, toirb bie ©efepe ber Orb nun g at§ Jüngling unb Scann unter bie güffe treten unb fiep burcp Ungeftüm unb ttöut bie Sapn ber Un= gebunbenpeit, eg tofte ©pre ober Stut, öffnen, Stau piite fiep nur, baff man bie gepter ber ttinber nidjt im gorne, fonbern ntepr mit tattern Stute ftrafe; man überzeuge fie, bajj man fie aug ßiebe gücptige unb taffe feine gurbitte bei einem gepter ber Sogpeit, and) in itjren erftengapren, gelten, ©in OeranftatteterSetrug, ben fie begehen, toirb oft unfinnig atg 2Bip beg .ttinbegbeiounbert, unb er fottte gum erften State gleid) auf bag fdfärffte beftrafet toerben. ©in gepter be§ äufjerticpen äöoptftanbeg wirb oft part beftrafet unb bem Knaben etotg borgepatten, unb eine feine Untoaprpeit überfiept man ipnt. ©teicptoopl fottte auf biefe bie empfinbticpfte ©träfe unb auf ben gepter ber erften Strt nur eine geringe 3lpn= bung folgen. Stuf biefe Söcife toerben 5?inber gu einer ungtüd= licken unb unridftigen Strt, gu empfinben unb fiep gu fcpämen, Oertoöpnt. ©ie ternen bor bem geringem gepter erfepreden unb bei bem toapren Söfen gleidjgültig bleiben: ber Srieb ber ©dfam= paftigteit, ber fo götttidje 2Bädt)ter ber Sugenb, toirb nur auf steinigte iten unb auf bag Slujfertidje ber ^anblung, nid)t auf bag Unerlaubte ber Steigungen unb ber Spat fclbft geleitet. Unb fo fiept man Äinbcr, benen bag Stut in§ ©efidjte fteigt, toenn fie einen gepter beg Sttoptftanbeg bei ber Safel aug Unborfidjtigteit begehen, bie bei einem gteden im Äteibe gittern, unb bie boep mit freier ©tirne eine ßüge borbringen unb einen glud) gurn Setoeife pinfepen, mit f altem Stute ein Stier ermorben, ofjne ©epamröte eineg ©ebredtjticdjen fpotten unb ben ttiigern Sebtenten bie fcpred= tiipften Samen beitegen. Stau fei atfo aufmertfant bei ben gep= lern unb tepre bag .flinb ba bornepmtiep erfepreden unb fictj fcpämen, too eg bie Sernunft am nteiften befieptt. ©o oft man

XXIII. SBorlefung.

331

burcß ©orglofigteit, burcß üble 33eifpiele, burcß unproportioniert lidje ©trafen ben natürlichen unb tounberboden Xrteb ber©cßam= töte in ben $inbern unnötig lentet ober matt ioerben Xäffet, jo oft tj anbett man toiber ißr ©lüd unb aljo toiber bie Siegeln einer guten ©rpßung. Sie Regeln ber mitten: man ßabe für ben Knaben bie größte ©ßrerbietung, ift eine ber toeijejten. Sftan üerfatjre nur in ©eberben, SBorten unb fjtanblungen, in alten erlaubten Singen, bie man in feiner ©egentoart tßut, ftet§ jo jorgjältig, al§ man im böcijein be§ toeijejten, borneßmften unb frömmften SJtanneg tßun mürbe, jo ßat man bieje Siegel ber SSe= ßutfamleit unb be§ äußerlichen 33eifpiel§ erfüllt.

©ine jo jorgjältig fortgejeßte ©rpßung ber Äinber bi§ in bie $aßre, ba jie in bie große SBelt eintreten unb nun fotooßl ißren Oon un§ geprüften Steigungen al§ aud) ißren Hmftänben unb bem ©taube, barein jie burcß bie ©eburt gefeßet finb, gemäß eine getoijje Seben§art al§ ißren SSeruf ergreifen, mirb pberläffig auf ißr ganjeS Seben ißr ©lüd jejt grüuben. ©ie Ioerben baburcß nicßt nur gefcßidter p ben ©ejcßäften bc§ ßebeng, jonbern aud) in ißrent gnnerften glüdlicßer, in ißrern Iter^en ebler unb pr ©oig= leit immer reifer merben. ©§ ift maßt, baß bieje jorgjältige 6r= pßung in ben meijten ©tüden nur in großen Käufern unb unter ben bap günjtigen Ümjtänben jtattjinbet. SlUein man erjcßrede nicßt. SBir jeßen oft, baß Söißter in einem niebrigen fpauje an ber £anb einer SJtutter, bie nur gejunben SSerftanb unb ein front* me§ fpera bejißet, unb ©ößne an ber fpanb eines nicßt oorneßmen, nod) geleßrten SßaterS, ber aber ©injicßt, ©rfaßrung unb Sugenb bejißet, toeijer unb glüdticßer erpgett toerben al§ in bem £>aufe, mo bie bejte unb fcßarffinnigfte ©rpßung p ßerrjdjen jtßeint. Sie $raft be§ guten 23eifpiel§, bie natürlichen ©abcn ber tinber unb ber befonbre ©egen ber SSorfeßung, ber bie SSemüßungen frommer unb unermübeter ©Itern begleitet, jinb bcrmutlicß bie £aupturjacßen bieje§ ©Iüd§. ©Item, bie ißre Äinber SBeiSßeit unb gute ©itten bon ben erften gaßreu an, bi§ jie in bie große SBelt treten, unberrüdt burcß ißre Sßaten unb ißr täglid)e§ S3er= halten leßren, leßren jeßr berebt unb ertoerben jicß ba§ eßrioürbige Slnjeßn, ba§ ftilljcßloeigenb unterrichtet unb audß in ber gerne

332

2Iu§ beit moratifdjen SSorlefuttgen.

ermuntert, ©ie ertoerBen fid) baburd) bie Siebe ber Kiuber, bie jurn ©efjorfame bie Befte SCrieBfeber ift. ©otd)e ©ttern merben enblid) burd) bie SieBe 31t it)rem ^inbe unb pr ißftidft oft ba fdprffinnig, too anbre ©ttern nid)t§ feiert, unb burd) bie SieBe 31t ©ott oft ba unermiibet unb ftrenge, too anbre forgto§ obernad)= fidjtig berfat)ren. ©atfer tann oft if>r gute§ tperj Bei einem gefunben 35erftanbe ben ftinbern bie gtücttid)fie ©rptmng geben, fiebrige ©ttern, bie iffre Äinber p bernünftigen (£t)rtften unb nüt)tid)en ^Bürgern aufersietjen, I)aBen fte auf ba§ gtüdtidjfte er= jogen. $>enn tafjt ben EEenfdjen in allen anbern rütjmtidjen ©rfenntniffen untuiffenb fein, tafjt itjn in ber 5Duntett)eit Bleiben unb feinen tarnen nidjt unter ben EEenfctien genannt merben; tuenn er nur gelernet t)at, melier 2öeg pm SeBen füfjrt, mer fein ©rlöfer fei, mer itjrn feine ©ünben BergiBt unb bie Söunben fei= ne§ ©etoiffen§ tjcitt, toenn er burd) bie ©rteudjtung ber Stetigion ©ott über aHe§ unb feinen 5täd)ften at§ fidj p lieben gelernt Ijat unb nad) biefen ©eBoten in feinem ermatten ^Berufe unb ©tanbe lebt unb Ijanbelt: fo tann er auf ©rben rutjig fein, fo ift er pm fpimmetreidje gelehrt, fo mei£ er aEe§, ioarum ber Ettenfdj ba ift, fo tann er einig gtüdfelig loerben.

©lüdfelig, meine Herren, finb mir, bie mir einer guten ©r= jictjung genoffen, unenbtid) ftrafbar, menn mir fie benen nidjt geben, bie fünftig bon un§ geboren ober unfern .fpänben pr 23it= bung anbertraut merben. 3ft bie ©rptjung ba§ midjtigfte äöert ber ©ttern unb Stnffetjer, fo müffen fie ben ©egen ber »orfetjung bemütig fut^en unb fidb) nid)t auf itjrenSerftanb Bei berfelben bcr= taffen, ©oEte ©ott motjt biefen ©egen Bei ber SSitbung ber©eeten, bie er pr 2ugenb gefd)affen tjat, berfagen? 3ft enblid) bie ©r= jietjung ba§ größte ©tiid ber Jtinber, fo müffen biefe eine mittige golgfamteit babei Bemeifen unb ben ©amen einer frühen £ugenb nid)t unter bem Untraute ber fatfcfjen dtteinnngen, ber Süfte unb Büfett ©efeEfdjaften erftiden taffen. ®ir, nod) jarte ^ugenb, bie mid) ijjt tjöret, fei infonbertjeit empfohlen: ©t)re Sßater unb Eüutter mit ber ü£t)at (burd) ©etjorfant) unb mit Söorten unb ©ebutb, auf bajj itjr ©egen über bid) fomme. SDenn mer ben §crrn fürchtet, ber etjret audj ben tBater unb bienet feinen ©Item

2IuS bei’ III. SSorlefurtß.

333

unb peilt fie für feine Herren, unb über ipn förnmt ber bon ©ott berpeifjne ©egen: auf bafj bir’g toopfgepe unb bu lange lebeft auf ©rben.1 $a, toer fiep gern läfjt ftrafen unb steten bon fei= neu ©Itern unb Vorgefepten, ber toirb fing io erben, toer aber ungeftraft fein JoiE, ber bleibt ein dtarr.2 ©in Vater be§ ©erecp= ten (be§2ugenbpaften) freuet ftdb), unb toer einen Söeifen gejeuget pat, ift fröplicp barüber. ßafj ficf) alfo, o Sugettb, beinen Später freuen unb über bir friiplid) fein, bie bi cp gegeuget pat.8 ©enn be§ Vater§ g-reube unb ©egen bauet ben ^inbern^äufer, aber ber Vtutter Kummer unb glucp reifet fie niebcr.4 S * *

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brr III. gorkfuitg. $tun itrnt jUorfngr brr Ijeu- tigrn Storni ttor brr Pornl brr aitrn ftpilofopljen mtb oüu brr gfdjrrdiüdjkrtt brr frrtgrtftrrirdjru 3,-ttaral.

2)a§ ©pftem ber freigeifterifcpen Vioraf ift nicpt fd)toer 311 enttoerfen. £)er niebrigfte Vtenfd), ber fid) feinen ßeibenfcpaften ungeftört überlafjt, prebiget eg in feinen fpaublungen, unb feine .panbtungen faffen fid) leicpt in ©rwtbfäpe aufföfeti. ,,©ud)e bein Vergnügen. äöa§ biefeg beförbert, ift erlaubt unb toeife; toa§ bi cp baüon abpäft, ift Vporpcit, gurcptfamfeit unb 2lber= glaube. SDie ©elbftfiebe ift bein ©efep; folge ipr, fofange bid) leine offenbare ©etoalt abpält, unb fiircpte nicptg afg ben Strrn be§ -fpenferg. Vicptg ift für fiep gut, nicptg böfe. SDie ©ottpeit aeptet ber niebrigen -fpanbfungen be§ Vtenfcpen nid)t, unb feine Vatur befieplt ipm, naep bent eingepftan^ten ^nftinfte 311 pan= bein. 3)er ift frei, ber tpun barf, toag er toünfipet, unb toag er toünfdjet, nur bag ift fein ©lüd: Vergnügungen ber ©inne unb bei ©inbilbunggfraft, greuben ber SßoEuft, ber ©pre unb be§ ffteieptumg." „bringt", ruft ber greigeift ung ju:

1 Sir 3, 9. 10; 8, 7.

S Spr. Sat. 12, 1.

a Spr. Sat. 23, 24. 25.

* Sir. 3, 2.

334

Sluä beit mora[tft§en SSortefungen.

„Sringt burdf) be§ Aberglaubens SRac^t, golgt ber Statur, geniefit, mag fie euch fcfjenfet;

©ud)t nichts, als mag iljr njünfcfjt, fließt nichts, al§ roa§ eud)

franfet;

Senft frei itrtb gebt nicht auf bie Sporen ac^t.

Ser Sßöbef ift ber größte §auf auf Srben,

33on biefern reifst euch Io8. @r roeifj reicht, raa§ er glaubt,

§ält jeben Srieb für unerlaubt

Unb fielet nicht, bajj er ftch fein ©lücf au§ ÜDtiljfucht raubt.

Srurn faßt ben furzen Unterricht:

2Ba3 niete glauben, glaubet nicht!

golgt ber Statur. Sie ruft, roa§ fann fie anberS motten,

AIS baf$ mir ihr gehorchen fallen?

Sie furcht erbachte Siecht unb Pflicht Unb fchuf ben igimmel unb bie Jgötte.

©e|t bie SSernunft an ihre ©teile,

3Ba§ fe£)t ihr ba? Sen Fimmel unb bie igötte?

D nein, ein meibifcpeS ©ebiept.

Safjt hoch ber Sßelt ihr finbifcpeS ©efchroäpe.

2BaS jeben ruhig macht, ift jebetn fein ©efepe;

■Dtepr glaubt unb braucht ein kluger nicht."1

SDiefe§ ©pftern berbienet feine SBiberlegung. (£§ ermeefet 2lb= fcpeu, fobalb man in feinen folgen benft, unb ba§ niept gang Perberbte -fperj empört ft cp mit feiner natürlichen ©üte miber bie greeppeit be§ Ungfauben§. 2Bie elenb mürbe ber greigeift fein, menn er eine jftepubüf fDtenfcpen ju fotepen jßpifofoppen untbif= ben fönnte, al§ er felbft ift ober fein mitt! 2Bie mürbe mit feinem bergötterten Vergnügen, mit bemSSefipe ber ©üter unb 3ßerfonen, bie er ;\u feinem Söunfcpe bebarf, mit feiner ©ieperpeit unb feinem Sieben fiepen? $cp unb atte finb al§bann mie er ge= finnet. 2öir fennen auep feinen llnterfcpieb bc§ ©uten unb 33öfen. Unfer ©ott ift ber Gcigennup, bie ©elbftliebe unb ba§ Vergnügen ber ©inne. Söerben mir ipm niept feine greuben mit ßift ober ©emalt entreißen, fobatb uttfer Vergnügen befiepft? 2Ba§ ift mir an feiner 3iupe gelegen, menn icp bie meinige burep bie 3er= ftönutg ber feinigen beförbern fann? $cp taube fie ipm. Stber

1 2Iuä ber SrjCUjlutig „5Der greigeift". S. 109.

Slttä ber III. Borlefuitg.

336

er toirb fid) toiberfe^eit. ©o ioiberfe^e id) mid) aud). Gr Bietet ßift unb ©üde, ©ift unb 2Jteud)elmorb auf, 31t feinem ,3iele 311 gelangen; id) aud). Gtoiger , Krieg be? Gigennuije? unb ber $redj= ^eit! $ft tein gerechter ©ott, teine 2mgenb, leine Unfterblid)* teit ber (Seele unb atfo teine einige ffietobnung ober ©träfe: loa? fott rrtid) aBI; alten, fo oft id) f amt , ber ©timme meiner erljitjten ßeibenfdjaften 3U gehorchen?

„®ann ptt’ id) Sufi, ein 23öfenricijt p fein,

Unb mürbe, mär’ tein (Sott, and) feinen ftönig fdjemt."1

©0 ifi benn nad) bcm ©tjfteme be? ^reibenler? ber fdjtoär« 3efte Unbanf , toenn er mein Vergnügen beförbert, tein ßafter? ©0 barf id) meinen fftäcbften heimlich plünbern, loenn e? meine fftutje atfo Verlangt, unb ben 9tad)bar mit ©ifte au? bem SCßege räumen, toenn id) mid) feiner ©attin nid)t anber? Bemäd)tigen famt? ©0 finb SSetrug, Sßerräterci unb fDteineib ertaubt, foBalb fie ein ÜJtittet finb, b;e S3efet)Ie meine? Gigennutje? 3U beliebigen? ©0 finb bie 53anbe ber Familie unb ber greunbfdjaft nidjt? al? aBergläuBifdje geffcl? ©0 barf man mir meine ©attin, bie id) toie mich liebe, rauben; meine ©achter, bie greube meine? fpaufe?, entehren; meinen ©ol)n, bie Hoffnung meine? ßeben?, 311m Un= geborfamen, 3uni 2?öfeloid)te, 3um ßäftrer ©otte? machen? ©0 ift nicht? mein? ©0 ift feine äu^erlid)e ©id)erf)eit al? burd) ßift unb ©ewatt? ©0 Bjat ber Obere fein ©efetj, al? bie ©tittung fei= ner unmäfjtgen SSegierben? Unb id) fott il)m gehorchen? ©0 bjat ber fiebere fein ©efei), al? bie ©eloalt, too er fann, öon fid) ab= 3Utoenben nnb ba? ßeben be? Obern feinem Gigcnnutje anf3U= obfern? Unb id) fott regieren? ©0 ift feine ©reue, fein 33anb ber ßiebe, ba? bie f)Jtenfd)en Oerfnüpft, unb nur ber Gigennuij ift ipr l)öd)fte? ©efeb? Unb in biefe ©efettfdjaft ber Betrüger, ber Unbanfbaren, ber dMneibigen, berfKäuber, ber DJtörber, ber S3tutfd)änber, ber©otte?feugner toottet iljr un? Oerfeijen, ibrgrei= geifter? O geinbe ber ^Jlenfdjen unb ©otte?! gft biefe? bie Söelt ber ^ufriebenbeit, 0, fo fei ber 2ag unfrer ©eburt Oerflucbt!

Steine Herren, biefe? ©emälbe ber f re ig e ifterif d) en UJto rat mufj

2lu« bem „gromtnen Seneeat". 6 oben, <5. 158.

836

2tu3 ben moralifdjen Siorlefungen.

uvia nottoenbig in ber üßerehrung bet lEugenb ftärf en , bie un§ eine erleuchtete Vernunft, ba§ ©etoiffen unb bie Religion anptei= fen. 9Xber bieEeidft fdfeint ghnen biefeS ©ernätbe nicht getreu ge= nug ju fein. Unb ift toahr, nicht aEe geinbe ber geoffenbarten Religion nehmen gang biefe fcfirecftiche ERoral an. Oie äufier= liehen Umftänbe, in metchen fie fict) befinben, ihr persönlicher 6f)a= rafter unb fetbft bie mohtthätigen ©inbrüefe, toelche ber erfte Un= terricht in ber ^Religion in ihren bergen, ohne baff fie ertennen tooEen, jutitef gelaffen hat, fclfränten biefelbe in einzelnen gälten ein. Slber ift bei bent aEen nicht ebenfo toahr, baff e3 bie S)to= rat bietergreigeifter ift, unb bah biegreigeifterei, toenn auch nicht auf einmal, hoch nach unb nach auf eine folche SRorat abführet? Sßetoeifen bie§ nicht fo manche beiftifche ©c£)riften gut ©enüge? SRan bertaffe nur auf bent Eöege ber Pflicht bie leitenbe fpanb ber Offenbarung, unb halb merben fich bie berberbten Steigungen be§ fpergenS 3U gührerinnen anbieten unb teigen, noch einen ©chritt toeiter gu mögen, bis man cnbtich über aEe ©rengen ber ißfticht hmau§ ift. EöenigftenS fe^t man fich aEegeit einer fo großen ©efahr auS, loenn man in bem heEften Sichte ber Dffen= barung, anftatt fie gehörig gu prüfen, fich entfehtiegen tann, Iie= ber einOeifi gu fein. 33emahten©ie atfo, meine Sperren, ghre noch garten ©eelen bor ben ©runbfäigen bergreigeifterei, bie, fo fchrec£= lieh fie überhaupt finb, bennoef) eingetn in einem unS natürlichen -fpange gum Saftet oft ihren ©Emp finben; bor ben freigeifteri= fchen SJteinungen, bie bon ben 2hwnen ber ©rohen fcf)on in bie Jütten ber Stiebern fich berbreiten, gleich ber üßeftiteng, bie im ginftern fchleicht, unb ber©eucE)e, bie imSRittage berberbt. ©au= rin, ber treffliche ©aurin, faget1, er habe teinen greigeift, teinen ohne SluSnahnte, getannt, ber nicht auf feinem Oobbette fein ©hftem miberntfen unb berabfeheuet hätte; unb ©ie finben biete folcher lehrreichen SSeifpiete in einem Eöerfe beS bänifchen front» men unb gelehrten SSifchofS ißontoppiban aufgefteEet.2 ga, bei

1 @. ©aurinS „iprebigten über bie SeibenSgef d&id5te 3efu unb anbre bamit oenuanbte 5D!aterien", 2. Seit, 11. fßrebigt, 272. ©. in ber neuen Überlegung eitert.) 58gl. baju bie @rjät)tung „Der greigeift", oben ©. 109.

a @. ipontoppibonä „.Kraft ber SCBafirtiett , ben Unglauben ju beftegen" (©eitert.)

5Tu§ ber III. SBortefutig.

337

bert Prüften einer bauertjaften ©efunbtjeit, in bem Vauinet ber ßcibenfcfjaften, in ber tägtidjen (Erneuerung ber äöo'llüfte, in bcn Serftreuungen unb ©efeltfdjaften auSfdfmeifenber Vtenfdjen, bc= nebelt Born SBeiue, unterraiefen in ben ©etjeintniffen ber ^raeifeX= fudjt unb be§ ©potte§ über bie fpeitige ©cprift, tafft fid) ber Ver= ftanb gingen, Unfinn at§ Söatjr^eit ju glauben, unb ba§ ©c= miffen, gteiä) einer gefdjänbeten Unfcf)utb, bertjüttt fid) einige Seit. Slber bei ber 2lnnäf)erttng einer gefäl)rtid)en $rantf)eit, Io§= geriffelt bon ben Vergnügungen, an bie ber StuSfdjmeifenbe ge= feffelt raar, frei unb genötiget jum Vadjbenfen, erblidt er bie ©egenftünbe in einem ganj anbent ßidfte. SDie Vernunft, bom aufgeraaditenföeraiffen gebrungen, beraubtet bie Vecpte ber2Skd)r= tjeit. 5£>ie ©djreden be§ Vobe§, ber ©ebanfe ber (Emigteü, ber ©e= bante eine§ fjeitigen ©otte§, ben fein ga'eigeift au§ feinem §erjen bertitgen tann, bringen mit aller Vtadft auf ifjrt unb finb bie 3ot= ter feiner ©eete, bie ifjr ba§ Vetenntni§ abnötiget, bafj fie fid) raiber ©ott empöret f)at, baff fie ttnfelig ift.

2Bir tjaben in unfern Vagen fo biete ßetjrer ber Qraeigeifterei; unb bamit itng raeber ein fredjer Vrite nod) ein fpottenber ©altier umfouft unterridjten möge, fo breiten rair jum Vanfe bafür itjre ©etjeimniffe au§ unb erfinnen nur Qrraben, ben Ungtauben 31t fdjmüden. .fpüten ©ie fid) bor folgen ©djriften unb Vtenfdjen, teuerfte greunbe! ©ie treten in bie groffe SBett, unb biete bon Seiten eiten bietteidjt halb in frembe ßiinber, batb in bie ©efatjr, mit ben ©runbfüijen be§ Unglauben^ bertrauter 311 raerben. 3)a§ Vnfetjen ehte§ fonft geteerten unb fäjarffinnigen d)tanne§, einc§ Vtanne§ bon feiner ßeben§art, ber angeitefjm unb gefragt in ©e= fellfdjaft ift, bem biete getjorcpen muffen, befielt ©d)tttj rair nid)t entbehren tönnen, macf)t feinen Ungtauben oft gtän3enb in un= fern Stugen, unb ber greigeift im Drben§banbe tetjrt immer ein= bringenber at§ ber im ©cputrode, ob fie fcpon beibe gteid) etenb lehren.

3d) bitte ©ie, meine Herren, benn raa§ fann icf) anber§ ttjitn, atg bitten? 3d) bitte ©ie, at§ Spr greunb, bei allem, raa§ Sonett fcfjätjbar ift auf (Erben unb im -fpitnmel, bei ber ßiebe be§ Vtu= te§, au§ bem ©ie entfproffen finb, bei ber Ututje be§ |)er3en§, bie

©eitert 22

338

2iu3 ben utoralifdjen SBorlefungen.

©ie ade fudjen, Bei bent ©lüde ber iftadjmelt, bie bon 2»f)nen ent* fpringen fotl, unb Bet wem fottictjmeljr Bitten? 33ei ©ott, Bern 21U= mächtigen ! miberftet)en©te ben SSerfüff rangen ber g-reigei|terei unb be§ £after§. 35etoaf)ren ©ie itjr embfinbticfyeg ©eroiffen Bon $ugenb auf, uub toefjren ©ie bnrcf) ifjr ftanbfjafte§ 23eifpiel ber UngeBunbent)eit iti ben Meinungen unb ©itten, toie ©ie rüljmltdj tljun. ©rinnern ©ie fid) oftberfd)reden§boEen2Borte: ,,©Ieid)tx)ie fie nid)t geachtet fjaüen, baff fie ©ott ertenneten, t)at fie ©ott batjin gegeben in berfctjrten ©inn." 1

©enfen©ie, u>enn©ie einen freigeifterifdfen ßönig mit feinem Unglauben triumpfjteren fet)en, an einen red)tfd)affenen2lntonin2, ber bod) nod) lange fein ©Ijrift mar. 2)enfen©ie, menn©iebereinft in ben ©emädjern ber ©rofjen einen fftodjefter, einen f?oBBe§3, einen 23olingBrode4 unb ©l)afteäBurl)4ber ^Religion fpotten fjoren, benfen ©ie an einen tßerutam5, 2lbbifon6, ßittleton7 8 unbäüeft, bie fie burd) ifjre ©djriften unb ©itten berfjerrlidjten. ©er gemiffen* tjafte 5)tini[ter , ber fonft ©aüen be§ ©eifte§ unb ©efd)idlid)feit ju öffentlichen ©efdjäften Befitjet, mirb an allen fpöfen, ui o nod) fo toenig ^Religion fjerrfdfet, bennod) ber efjrmürbigfte Blei* Ben. 3frrert ©ie bie ©optjiftereien cine§ 33al)tes, bie er mit einem fpitjfitnbigen @d)arffinne unb einer rüfjntrcbigen ©etefjrfamfeit unterftütjet, o, fo benfen ©ie an fo biete grofje DJtänner, toeldje bie Vernunft über bie23egierbe, finnreid) unb gelehrt ju fdjeinen, unb ben ©lauBen über beibe tjerrfdjen liefen, ©in gelehrter ©ra§mu3

i 9tüm. 1, 28.

3 SEttuS 2lureltu8 2lntoninu3 5ß-tuS, riimifd)er Jtaifer (138-161 it. Gtjr.). Unter ifjm erfreuten fid) bie Stiften nicp blof) ber ©utbung, fonbern auc§ feiner perfßnlicpen ^ocpac^tung.

3 StljomaS ;gobbe3 (1588—1679), 33§itofopI) unb 9iedf)t8lei)ter.

4 33 iS count £ienrp ©aint 3oE)n 23olingbro!e (1678-1751), Staats« mnnn unb tfäfiilofopti, mit 2lit t f) o np 2tf f) I ep Go op er, © raf uon SljafteS» burp (1671- 1713), einer ber ,'gauptoorlämpfer beS enghfdjen SDeiSmuS.

3 Söaco non 33 er ul am (1561 1626). 33g[. feinen berühmten ©af;: „$)ie tpbilofopt;ie, mettn fie flüchtig getoftet wirb, füljrt uon ©ott ab, biß jum ©runbe geleert, fül;rt fie ju ©ott jurüd."

6 3ofepb Slbbifoit (1672—1719), Siebter unb ipopularptntofopl), heraus« geber beS „Speotator“.

7 Sorb ©eorge Sittleton (geft. 1773), oerfafste „tßoetifc^e ^Briefe".

8 Speter 3)aple (1647 1706), beffen „Dictionnaire liistorique et critique1' eine ^auptfnnbgrube für bie „3luftlärung§p()i[ofopben" würbe.

2tu§ ber III. öortefung.

839

ober9Mand)tl)on gefje bei Seiten toeit über einen geteerten 33at)le. 2BaS ift ber SBitj eines ßa SJtettrie1 *, mit bem er fred) über baS .fpeiligfte fpottet, gegen ben (Seift eines Maliers, mit bem er bie Religion unb bie 9ied)te ber Vernunft3 Perteibiget. SJergleidjen Sieben 2t erftanb, ber auS berSittenleljre eines 9JtoSt)eimS8fprid)t, mit bem 33erftanbe, ber auS ber Schrift Pomglüdfeligenße= ben4 reb’t, fo ift ber erfte ber Sßerftanb eine» ©ngelS unb ber anbre ber Sterftanb eines unfaubern ©eifteS. ßefeu Sie bie bor= trefflidjenSöerte eineSSquire5, eirte§ ‘DiöffeXt6 unb gerufaleut7, bie fie jur Sterteibigung ber äöotjrtjeit unb ©öttlidjteit ber Religion aufgefe^et , unb tooburd) fie unfern gelten eine toatjre 2öot)ttt)at erliefen ijaben.

Sdfämen Sie fid) nie, Religion ju fjabcit. SDie ebelften Seelen tjaben fie für ifjre (Sljre unb it)r ©lüd gehalten. Söiberiegen Sie ben Unglauben burd) ein gefitteteS ßeben, unb Ino eS nötig ift, burd) ©rünbe unb eble greimütigfeit. Slber toaS üürb bie große SBett bon mir beuten, toemt idj fo getoiffentjaft mid) itjren 2tei= gungen unb 23eifpielen entgegenfteEe? 2ßirb fie mid) nidjt mit bem Flamen eines Sdjtoermütigen, eines iUUläfüdjtigen, eines SdjtoärmerS, eines fUtenfdjen, ber nidjt ju leben toeijj, bem ber Sdjulftaub ben ßopf berfinftert tjat, beftrafen? Unb toie fefjr fürd)tet fid) ein empfinblidjeS #era bor biefen Manien! ©S ift toa^r, bie 25erad)tung ift ein fürdjterlidjer geiub , unb itjr 51t entgegen, tjaben taufenb ber 9tetigion entfaget, bie, toenn man fie ifjnen burd) ©etoalt ijätte entreißen looEen, lieber üjr 2ter= mögen unb ibjr ßeben felbft preisgegeben Ratten. Slber um befto mel)r müffen mir unS tniber biefe falfdje Sdjanbe toaffnen unb unS burd) ben SöeifaE beS ©ettüffenS über ben Spott IjinauSfefcen.

1 je (a suiettrie (1709—51); fein 5erü$mtefteS 2Ber( ift: „Ser Slienfd)

eine üliafdjme".

a feine Boritefftictfe äSorrebe ju bem uon i$m überfefcten SBerfe „'Prüfung ber Sette, bie an altem jmeifelt". eitert.)

a S. Slnmertung auf ©. 80.

„Traite de la Vie Heureuse par Seneque“. S3om £a SKettrte. eitert.)

6 äBittiam Squire (geft. 1677), engtifc^er 2(;eolog.

eg. g. Slug. Staffelt (geft. 1807). Seine „SSerteibigung ber 2ßat;rt;eit unb ©öttlidjteit ber cfjriftlidjeu Stetigion" erfd&ien 1769 in Satte.

i S. Slnmertung auf S 317.

22*

340

2tuS ben moraUft^en SSotlefungen.

©nblidj) gibt ja nod) überatt 3tec£)tfd)affne unb gdeunbe ber Religion, bie un§ bvtrd) i^re -g>od)ad)tung fdjabloä galten. Unb gefegt, gäbe itjrer tnenige ober gar lerne : toa§ ift bie ©ering= fdjätjung ber «Sterblichen1? 2tud) ber ätornetjmfte unter ben 2d)o= ren biefer Gerbe?

„2Ba§ ift ber frecfjfte (Spott,

©en oft bie&ugenb leibet?

Sför wahrer dtuEjm ! ©enn wer ba§ 33öfe nt eibet,

®a§ ©ute t£)ut, fjat gtuijm bei ©ott!"

Briefe.

$it tau ©rnfbit p.** 001t $.*x

ßet^äig, ben 20. SDej. 1754.

Stein lieber ©raf!

Ilm Sie für Streit lebten, mitten unter bem ümgeftüme Sb^er greunbe unb boc$) fo fcfiön getriebnen SSrief , fo gut id) !ann, ju belohnen, fo fdjide id) Sbnen etliche Sogen bon ben ©ra= merifcljett ^fatmen1 2 unb mit! Sorten jugleidj eine Keine ©efd)id)te erzählen, bie Sbran guten herben nidjt gleichgültig fein tann. ©in junger bteufnfdjer Offigiex. . -hat bi« bon feiner berftorbnen Xante ein ©rbfdjaft bon fünf= ober fedjSaufenb Xbalertt gettjan. Set) habe il)n, meit er midj ju lernten bertanget, ^mehnat bei bem SlbbofatenX. . . gefbrodjen unbeinmal mitibmnebftbiefem Staune gefbeifet. 51m Sonntage treffe id) ib« abenb§ toteber ba an. ©be mir nodj affen, maren mir einen Slugettblicf allein. ,,5ld)", fing er mit einer fdj ambaften Dffenbergigleit an, „Sie miffen nicht, id) bin Sbb Sdjulbner, Sb* SroB« ©djulbner, unb id) bitte Sie im ftänbig, nehmen Sie eine ©rtenntlid)!eit bon mir an unb bauten Sie mir nicht bafür." ,3u gleicher £eit brüdte er mir ein Fabier mit ©etbe in bie ,§>anb. „Sie mein Scbulbner, mein §err, ber id) Sie in meinem ßeben nidjt gefeben unb Sbnett nie ben geriugften Sienft ermiefen?" „Sun, id) ruhe nidjt, Sie müffen anneb= men. Sie buben mein ^erj burd) Sbre Stiften gebeffert, unb

1 ©raf 9Jtori(s non SSrüfit, SReffe be§ belannten f(id&fif$en -WiniftevS unb gcjjilter ©cUertä. ©eitert J>at mit it»m in Jahrelangem , innigem »rieftoedjfel geftanben. 3n ben gefamwetten Schriften non 1769 - 74, 8. Sörnb, Jtr. 18.

a g. 2i. GramerS „tpoetifd^e Überfefcung ber i)Jf atmen" er)c§ien juerft 1755

842

SBriefe.

gegen biefe§ ©lüd bertaufdjte icf) bie ganjeSöelt nicht. 2ffd !ömmt greunb, laufen ©ie mid) nidjt bergebeng bitten. ©r foE fein 3euge meiner ©djulbigfeit fein." 3»d) nahm eg unb muffte bor freubiger Geftürpng nidjtg p antmorten. ich p «fpaufe bo g ißafner öffnete, fanb id) pranjig ßouigbore. 9hm erfdjraf id) pnt peiten Eftale. 5Diefc§ freubige ©Freden tljat eine niädjtige 2öir= fung auf mein fperj. 9hd)t bag ©elb (nein, bag (Selb tonnte eg nicht fein; biefeg bringt nie in bag Snnerfte ber ©eele), Hoffet (Selb !ann biefe fyreitbe nid)t erregen, bie id) füllte. Gein, lieber ©raf, ein ©ebanfe, ein buntter ©ebanfe, ben id) mid) fäjeute, ganj p benfen, mcit id) itjn bor ©ott gcbad)te, ein ©ebanfe, baff ich nidjt unnüije märe, eine nid)t ganj unbernehmliäje ©infpradje, baff id) getroft fein, baff id) aug bicfem GorfaEe Glut fdjöbfen unb nid)t immer in Kummer berfinfen foEte; ein foldjer ©ebanfe mar eg. „2llfo bift bu nod) enpfinblich?" fagte id) bei mir felber. „9llfo rührt bidj bocfj nod) etmag? S)a§ (Selb moEteft bu gern mieber einem ehrlichen Gtanne geben, menn bu nur ben ©inbrud biefer Gegebenheit immer begatten fönnteft. Gicfjtg", bacfjte id) jitternb, „nidjtg ift fo flein, bag niid)t unter ber göttlichen 9tegie= rung fteljt. ©oEteft bu nidjt glauben, baff er biefe Gegebenheit p beiner $reube pgetaffeit hat? 3u beiner greube? £5, mer märeft bu! 2öie glüdtidj! ©in-fjcrj gebeffertl" $d) trat näher pm fünfter unb fal) gen föimmel. 9lEein gemiffe ©npfin= bringen fann unb barf man and) feinen beften greunben nicht fagen. ©obalb man fie augbrüdt, fo gibt bieEeicht ber ©hrgei^ heimlid) bie färben bap hem ©enug, mein lieber ©raf, eg mar ein glüdlidjer Slbenb für mich, für ben id) ©ott nidjt genug ban= fen fann. Gtein gütiger greunb bat mich, feine greunbfdjaft p berfchmeigeu. Giemanb foE fie aud) miffen alg ©ie unb meine ©djmefter. ©r hat fid) blojj burd) bag ßefen guter Güdjer aug ben Gorurteilen miber bie Religion, mornit ihn fein ©tanb an= geftedet hatte, tjerauSgeriffen. @r ift ein getaffner, befdjeibner unb mirfüd) meifer ©olbat; bod) Ijat feine Ghene noch einen Geft bon einer bormaligen ü£raurigfeit, morunter fie aber nidjt leibet, ©r miE al§ ©olbat fterben, toeil er einmal gelernt hat, mag p biefem ©taube geljört. ©r fd>veibet gut unb miE bieS ber 2lb=

SGriefe.

343

hanblung bor meinen ^Briefen ju banfen haben. 2lber ber gute Platin , fein fperg unb nict)t meine StBtjanblung ift bie fJUtutter jeinet ©djreibart. 3d) fiabe itj m nod) eine tteine SSibliothel auj=

gefegt. - 9tun, ba§ ift ein langer SBrief, guter ©raf. ÜJteine

ganje 3?ruft tt)ut mir inet), folange habe id) gefeiert, ßeben ©ie moljl; jo glüdlid), als id) mir ju fein münjdje, unb Bleiben ©ie es Bi§ an ben leijten 3l)ter 3Tage ! ©ie§ märe alfo ber Cetite SBrief in bem 1754. Sat)re. llttb in bem Binftigen, mie mirb ba jein? ©ut! fftun, baS gebe ©ott!

©ellert.

H-j-K—

imitfelkn.

SBonau, ben 22. jütärj 1758.

Siebfter ©raj!

3d) habe biel Materie jn einem langen SBrieje an ©ie, menn nur meine SSrujt auü) Gbent genug jür ben ©^reibet hätte. ©oä) id) mill nicht mit Klagen, id) mitt mit ©antjagungen anjangen. SBeldje greube haben ©ie mir burd) 3l)ren lebten SBriej gemalt! ©r ijt bie getreujte unb jeinjte .ßopie 3l)re§ ganzen guten, bor= trefflichen ^erjenS, unb id) tneiB niemanben bon meinen jungen greunben, ber jo fd)ön jdjreibt tbie ©ie. ©onjt hatte id) ^u 3h n«t

noch einen ©ronegl, aber - ja, guter SDtorifc, erfahren ©ie

nur, benn mein jperä fann nicht länger berbergen. ©§ blutet! ©ronegf ijt nicht mehr, nnjer ©ronegt ijt ben erjten ©ag in biejem 3ahre, in ber erjten ©tunbe biejeS SahreS un§ entjogen motben; mir mahrjdjeinlid) nicht auf lauge Seit, unb bodj hat mid) jein SSerluft tiej gebeugt1. 3d) matf mich bei ber erjten Reitling bon feinem ©obe auf ba§ Säger, too ich ^enig Söochen borher meinen eignen ©ob ermattete, unb meinte, ©er jelige Säugling! ©ie flattern jinb fein ©ob gemejen, haben ihn an einem ftemben

i <*o bann S?rtebri<$, SReid&Sfrei^err »on Sronegl (1731-58), $r menbid;ter. 3Jlit feinem „Gobruä" geioann er ben oon ber „S3ibliot(iet ber 2Bif« fenfd)aften" auSgefefcten '}Sreia non 50 meac^ät^atern.

344

SBriefe.

Orte überfallen unb ben neunten Sag getötet. @r hat fein ©nbe borauSgefehen unb feinen Sob ftaribfaft erwartet. Söenige Sage not- feinem ©nbe hat er auf feinem Sobbette nod) an toerfäiebne feiner greunbe in Singbach getrieben unb pgteich eine »erorb= nuug aufgefetjet, in ber icf) feinen ©eift mehr betomtbre al§ in feinen beften ©ebid)ten. M) biefer »erorbnungmirb feineSBibti= otTjet bertauft unb bie ©umme in brei Seile geteilet. einen erhält fein elfter fpfmeifter, ber £ofEaf>Ian «Rabe, ben anbern 11^ x, ber Siebter, unb ber brüte Seil fott einige Lausanne er* quicEen. Ser »ebiente empfängt einige -gmnbertShaler, fein ©litcE 3U machen. Sftir hat er fein Sßortrftt unb feinen fRiitg pm Sln= benten fiuterlaffen. Siefeg SSitb eines geiftreicf)en unb frommen SreunbeS hängt ifct bor meinen Singen unb bertritt oft bei mir bie ©teEe einer lehrreichen unb anmutSboEen ©d)rift. ©eine lebten SBorte toaren: „Sob, loo ift bein©tad)el, £öEe, too ift bein ©ieg? ©ott fei San!, ber unS ben ©ieg gegeben hat burd) unfern ^errn Sefum ©hrift!" Stunmehr freut er fict) ber Unfterblid)feit, ber Stiebe unb ber SCnbetung feines ©otteg. SBir, teuerfter ©raf’ loir feiert ihm in ben Fimmel nach unb folgen ihm auf ber Sahn,' auf tt> eiche er fo rühmliche guftapfen cingebriiüt hat. ^cf) hätte gern alg Sichter ihn betoeinet, aber in meinen i^igen ilmftänben ift biefeg eine unmögliche Pflicht.

Ser ajtajor steift2 hat auf meinen bermeinten Sob ein ©inn= gebiete berfertiget, ba3 für mich unenbliä) rühmlich ift unb über ba§ hinaus nichts ©rofjcS mehr gebaut toerben tann. Slber act)! ich XlntDürbiger! 3d) berbiene nid)t bie «fpiilfte babon; baS fagt mir mein ^erj laut.

„2U§ jüngft be§ Sobe§ ißfeit, o ©eitert, bid; getroffen,

Elagt’ id) unb meint’ unb falj ben §tmmel plö|lidj offen,

Stuch ben belebten Dtaum ber meiten SBelt fah ich:

®ie ©rbe roeinete, ber pmmet freute fidj."

SIIS id) bie erfte Hälfte ber lebten Seile tag, fo erfchraf ich fetjon nicht toenig, aber ©ott! toie gitterte ich, als id) meiter lag:

r s, -1 (1720-90), ber Befnnnte Slnatveontifer, lebte in feßr

bebrangten SBerpttmffen in anS6ad;ifdC;en SDienften.

3 ßioalb e^riftian non JUeift (1715-59), ber Sänger be$ „grü$ting".

Briefe,

345

ber Fimmel freute fi$l $d; »einte, bafj iü) biefeS ©IüdE§ nidjt tefirbig toar, unb füllte ben göttlichen Dteia ber Sugenb unb mein Diidjtö in einem Dlugenblide. ©ie, liebfier ©raf , tönnen fitf) biefen Sobftmtdj) gana berbienen, unb nad; meiner Siebe gönne id) ^nen benfetben. ®ie ©rbe teeinete! ein grofjeä ©lüd, id> gefte^e e§; ober bodj ein ungeteiffeg unb atoeifelfjafteg ©lüd, bag großen ©eelen im £obe nidjt allezeit folgt. SD er Fimmel freute f icS) ! äöeld; ©litd, bag feine ©rflärung leibet, bag nur gefüllt »erben teilt unb bag bocl) jeber eblen ©eele geteiffeg ©lüd unb ^eilige ©fjröegierbe ift! gl)r ©lüd, gljr Dtuf)nt, mein ©raf, unb einft ganzer Sebenglauf!

. gef) bin nodj tjinföllig unb l;abe »enig Dbern.. Slber

©ott »irb Reifen, ©r beglüde ©ie immerbar! Seben ©ie teoljl.

©eitert.

Siebfte Äorreffionbentin!1

Soffen ©ie fid) eine fleine 58egebenf)eit eraötjlen, bie id) ge» t)obt f)abe. Obgleich bie .fpauhtyerfon nur ein gelbteebel ift, fo ift er bocl) geteifä teert, 3^nen befannt au »erben; benn feine Dieben unb bie frommen ©efinmtngen, bie er borinnen äußerte, teürben and; einem ©enerale ©Ijre rnadjen. SDiefer gclbteebel, ber in breufeifc^en SDienften geftanben, Ijotte micl; fdfon atmen Stage onfgefudjt unb nid)t fftred)en fönnen. ©nblid; fom er bor= geftern in bie DJtorol2 unb teorb meiner nach ber ©tunbe habhaft. $d) nahm ihn au§ bem Dlubitorio mit auf meine ©tube. „tßer= aei^en ©ie, <£>err Sprofeffor , baß id; au Sljnen fomme. 3cb bin ein .preujäifdier gelbteebet, habe breinubbrei^ig galjre gebienet, habe enblid) meinen 5ibfd)teb befontmen, bin auf bem Söege nach Siblonb in mein SSaterlanb aurüdaufe'hren unb bin fünf DJteilen umgegangen, um ©ie au feljen unb gl;nen mein banf bareg pera an aeigen."

1 SDemoifeHe Suciu? in $)re§beit.

s 2). Ij. SBortefung über äßorat.

846

SSriefe.

„©ttjen ©ie nieber, lieber -fperr Qfelbtbebel. Söomit habe id) benrt 3hre SDantbarfeit berbienet?"

,,3)urd) atte 31) re ©djriften, bie idj fdjon feit 1748 lefe, be= fonberS burd) 3h« lebten, ©ie fabelt mich oft bom 23öfen abge= galten unb pnt (Sitten ermuntert. (Sott fegne ©ie bafür unb gebe 3^)neti (Sefunbljeit unb ein langes ßeben unb baS einige ßeben! SBenn ©ie nur müßten, Wie gut idj’S meine unb wie ich mid) erfreue, ©ie p fet)en!"

„@S ift eine unerinartete unb grofje -grettbe für mid), ,£>err gelbwebel, bafj ©ie mid) haben befugen WoKett, unb id) bante Sitten für 3h« 2lufricf)tig(eit unb Siebe ebenfo fetjr, als ©ie mir banfen, benn biefen SDant tnaren ©ie mir nicht fdjulbig. haben 3hnen meine ©cfjriften genüget, fo Will id) (Sott banten unb mid) freuen, baff fie 3f)nen genüget haben, unb baff id) einen fo guten, frommen, alten ©olbaten t)abe füllen fennen lernen, ©inb ©ie über 3h«n 2lbfd)ieb gufrieben? haben ©ie fo biel in 3h«w SDienfte gewonnen, baff ©ie 3h« lebten 3at)« babon leben tonnen'?"

„3<h bringe nichts als meine Sr eit) eit jurüd, aber id) finbe nod) fo biel ju häufe, baff id) nicht DJtangel leiben toerbe. ©nb= lieh bin id), ungeachtet aller meiner SBleffuren, nod) gefunb, unb, o toie oft hat mid) (Sott nicht im Kriege fid)tbar befehliget unb erhalten! 2US id) nad) ber Slffaire bei (Sörliti1 löblich bleffieret nad) SSö^men gebracht Würbe, habe ich binnen fünf Sagen, auf einem ©dritten liegenb, nichts gehabt als ein ©titd $t>mmiff= brot, an bem ich lauete, unb ben ©djnee, ben mir bie SSauern, toelcl)e bie SSleffierten fuhren, in ber hanb bor ben fühtnb hielten, unb bod) erhielt mich (Sott unb gab mir (Slittf, baff id), als id) in baS Sajarett tarn, in bie hanbe eines fehr gefd)idten unb mit= leibigen böhmifchen 2lrjteS fiel, ber tnid) (id) War hinten in bie ßniefeh'le gefdjoffcn, unb born in ber $niefd)eibe ftedte bie Jhtgel, unb ich litt fd)redlid)e ©d)merjen), ber mich turierte unb mir nad)t)er einen freien Zutritt Wä'hrenb meiner <Sefangenfd)aft in fein tpauS berftattete; unb bantalS habe id) 3h« ©djriften (er

(Sd^Iad&t bei ®örli$ am 7 September 1757

SJriefe.

847

patte fie aEe) too^X jmanjigrnat burcpgetefen. $cp Bin ganj Bot greuben auffer mir, baff icp ©ie jeX>en unb fprccpen barf. fJiun toiE id) tjeute (eS mar gegen fünf Uf)r) meine fReife nocp ein paar fDteiten fortfetjen." SDatauf napnt er auf bie Bemeglicpfte Slrt SlBfcpieb.

£>er fölann patte eine aufrichtige Beperjte 9JUene, ein gutes Slnfepen, trug fid) in feiner fDtontur fepr reinlich, mar eines getb= fcpererS auS ßiotanb ©opn, patte in feiner ^ugenb ftubieren moEen unb mar 1730 in ben beffauifcpen ßanben Bon ber Sßoft mit ©emalt junt ©olbaten meggenommen morben, „unb id) patte bocp", fepte er pinju, „Bon ^ugenb auf einen ülßfcpeu Bor beut ©olbatenleben gepaßt unb patte in tuffifcpen SDienften Offizier merben fönnen, menn icp ßuft 31t biefem ßeßen gepaßt pätte. SIBer gottloB! eS ift üßerftanben." ©r mar fecpS= ober acptunbfunfjig $apr alt unb nod) ftart Born ßeiße.

2öaS meinen ©ie, gute EftabemoifeEe? ©oEte micp ber 33ei= faE unb ber SDanf beS geringen, unßefannten getbmeBetS meniger rüpren at§ ber SSeifaE unb bas Vertrauen beS gropcn, Berüpmten unb tapfern ©eneralS, eines ßaubon?1 -

ßeßen ©ie mopl.

ßeipjig, ben 15. ©eptemßer 1763.

©eitert.

gcprett eines $aters für feinen $üijit, Bett er auf Bie glkaiieittie fdjitkt.2

EJeein ©opn!

$cp mieberpole SDir pier bie ßepten fcpriftlicp, bie icp SDir teils Bon ben erften Sfapren an, teils ju ber Seit, ba icp 35ir bie 2l!a= bemie Bon ferne geigte, gegeben paße. ßafj ®tr bicfe ©cprift einen

1 ©ibeon ©ruft, $rei§err oon itaubon (1716-90), geftorben at« ©e« neraliffimuS ber äfterreict;if elfen Strmee.

2 3m 5. äianbe ber gefammelten ©Triften.

848

Se^rert eines SBaterä sc.

beftärtbtgert SemeiS meiner SieBe gegen SDid^ unb auf bem Söege, ber Sid) nun näfjer 3U Seinem ©lüde führen foE, eine tagfidfe ©rmunterung fein. Sn triitft in eine neue SeBenSart unb in eine Sir nodj frembe Söelt; unb id) unb Seine recfEfdjaffnen SInfüfjrer ^aBen Sid) gu feiner anbern SCBftd)t fo forgfältig Bi§ in Seine er» madffnen Safjre geleitet, als um Sid) in ben ©tanb 3U fe|en, baff Su nunmehr Sein eigner Befjutfamer güf)rer merben unb ben ©cfjritt aus Seines SSaterS häufe, ben Stritt in bie groffe SBett P Seiner 2öof)Ifaf)rt tfjun fönneft. 3d) fenne Sein gutes hera, Seine SieBe 31t mir, Seine Segierbe nad) Söiffenf haften unb nad) bem SSeifaEe ber Serftänbigen, id) fenne Seine Sugenb, id) fenne aber aud) bie gefjfer Seines SIfterS unb SemperamentS, ben «Dcangef Seiner ©rfalfrung, ben B er f üfjrerif c£) en fkeij beS SafterS unb bie ©efaf)ren ber grofjen SBelt, in benen baS Befte «g>erj unter» liegen fann, menn eS fid) nicf)t mit täglicher S5orfid)tigfeit unb Mugfieit toaffnet. höre ntiä) benn an, mein fiefifter ©ofjn, ben icf) nid)t aEeiu für biefe Söelt, fonbern für bie ©migfeit erjie^en miE. Ser ©ott, ber Sid) mir gegeben f)at, mirb fRedfenfihaft Bon mir forbern, tnie id) Sid) gebilbet fjaBe; aBer er mirb and) Bon Sir fRedjenfdEjaft forbern, mie Su ber unterrtdjtenben SieBe Seines SSaterS gefofget Bift.

©Ben bie ^afjre, in benen Su i£t ftefjft, finb bie entfd)eibenben Saf)re Seines SeBenS. ©ie finb gefä^rlicf) megen ber heftigfeit ber jugenblidfen Seibenfäjaften, bie fid) fo oft ber 3ßeiSf)eit unb Sugenb miberfe^en, unb megen ber greif) eit, bie Su erlangft, BieleS nad) Seinem 2öo'f)IgefaEen 3U tfjun ober gu unterlaffen, eine greifjeit, bie fo Bielen auf ber Slfabemie eine Urfadje iijrcS SSerberBenS gemorbeu ift.

Su mibrneft Sid) ben 2Biffenfd)aften, bie Seinen föerftanb unb Sein ^erj auSBilben unb SitE) jum Sienfte berSöelt unb 3ur Seförbemng Seines eignen ©fitifS gefd)idt machen foEen. Siefe bo^efte 2fbfid)t ift ein göttlicher fRuf, unb biefer «Ruf, ber Seiner natürfidjen Steigung gemäfj ift, muff Seinem ©tubierenSeBen unb SBürbe erteilen, ©tubiere alfo nie, um nur anbre an ©infidjten ju üBertreffen, um in ber Söelt mit bem Staraen eines großen ©elefjrieit 31t prangen, um f)oI)e äßiirben 31t erfteigen unb um

Scliren eine? Sßaterä jc.

349

burd) fMd)tümer unb 5ßracf)t Seinen gteifj belohnet p fefjen. Solange Sit in biefer Ulbfic^t ftubiereft , fo berberbeft Su Sein herj burd) ©itetfeit unb ©tolj p eben bet 3eü, ba Seinen töerftanb unb Sein ©ebüdjtniS mit Senntniffen unb ($infid)ten bereicbjexft, bie an ficb) fet)r nüijtid) finb , Sit fetbft abet tuenig fJtuijen fdfaffen. ©tubiere pr ©hte ©otteS, baS fjei^t, toenbe Seine Steifte gut ©rtangung bet 2ßei§t)eit unb Sugenb, pr be= ftänbigen3lu§übung betfetben unbp ihrer fünftigen2tu§breitung unter ben fülenfchen, au§ ©ef)otfam gegen (Sott, an: fo berf)err= lidjeft Su bie göttlichen Slbficfjten unb fo ftubiereft Su djriftlid) fd)ön. Sie fRetigion, mein ©otjn, toie Su oft bon mit gehöret haft, ift fein bloßer ©egenftanb be§ unmittelbaren ©otteSbienfteS unb bet geheimen ©tunben, bie mir bet Sfnbadjt fdjenfen. SBir entehren fie, menn mir ihre Übung nur ein Opfer betrachten, ba§ mir ©ott in gemiffen Seitpunften bringen foEen. ©ie ift eine göttliche SBetSIjeit, bie un§ gegeben ift, unfer heut ebetge= finnt unb rufjig tu machen, unb bie bat) er in unfer ganjeS Geben entfliegen foli. äöir fönnen unb foEen bie 2Biffenfd)aften au§ eben ber Slbfidjt treiben, auS ber mir beten ober ein Söerf ber ßiebe auSüben; au§ ber großen unb auf ©ott gerichteten Slbfidjt, unfre Sßftidht tu erfüllen; bie fpftid)t, bie er un§ aufgelegt hat, aEe nützliche Büttel pr Sterbefferung unfrer mannigfaltigen Strafte unb gähigfeiten forgfättig anpmenben, um baburct) unfer eigen ©tüd unb ba§ aEgemeine Sefte p beförbern. ©e^en mir auf beiben ©eiten gleichbiet Suft, giihigfeiten, Steif) unb ©etegenheit tiorauS, metche bie ©etehrfamfeit erforbert, fo ift gemif), baff ein ©tubieren, metdjeS burd) eine fo ebte Slbfidjt belebt loirb, gtüdtictjer bon ftatten gehen muff at§ bie ©rternung ber 2Biffen= fehaften, bie ihre fRatjrung nur au§ unfrer (Sitelfeit ober au§ unferm ©igennuije sieht, ©in Steig, ben mir mit jebem borgen burd) bie Betrachtung, bafj er unfre Pflicht unb unfer ©lüd ift, ermeden, ben mir burd) Klugheit unb nad) ben Borfdjriften er= fahrner fötänncr be§ SageS über fortfetgen, ein folget gefegter unb in guter Drbuung burd) ganje Salge forteilenber Steif) mtrb eine meit reichere unb gefegnetere ©rnte bringen at§ ber gierigfte gteifj eine§ eitlen unb lohnfüd)tigen Säuglings.

850

Sehren etneä SSaterä ic.

2Ber nicht nur aug ©efchmad, fonbern auch aug Religion ftubiexet, wirb fparfamer mit feiner 3 eit umgehen, bie <jpinber= niffe beg gleifjeg leichter überwinben, ftanbljafter in bem ißlane feiner Unternehmungen fein, eifriger, bag SSefte unb Stühtichfte borjüglid) p erlernen, unb beftiffner, ficf) ben Stat unb ben Unter* rieht einfic£)t§ooEer Utänner p nutje p machen. 2Bie er nicht lernt, um p prahlen, p fdjimmern unb bie ©intünfte beg erften beften Strnteg p erbeuten, fo mirb er nic^t boreitig in feinem gleite fein, fonbern feine Steife abWarten unb feine ßräfte auf Wahre unb grünbliche SSerbienfte unb nicht auf ben Schein ber SSerbienfte bertnenben. ©in junger fUtenfä) mit gähigteiten, ber auf eitte fo gefetjte Strt ftubieret, Wirb Wadern SOtännern unb ebten greunben nicht tauge berborgen bleiben, ©r Wirb eben ba= burch mehr günftige (Gelegenheiten für feinen gteifj erlangen, mehr jjtat, mehr ©rmunterung unb SSeifatl, mehr Unterftütpng burch gute iöücper, bie er nicht befiijt ober noch nicht fennt. Unb ber bienftfertige tßerftanb rechtschaffner SDtanner, Welcher Vorteil ift er nicht für ben Jüngling auf ber SSafm ber Söiffenf (haften!

2öer nicht nur aug ©efchmad, fonbern aug ©ifer für feine Sßfticht ftubieret, Wirb ruhiger ftubieren atg ein anbrer. äBeldjeg ©tüd! @r Weih, bah er bemüht ift, feine Prüfte, feine geit unb fein SSermögen nach feine* beften ©inficht unb bem State ber klugen anpWenben; unb biefeg tröftet ihn, Wenn er nid)t ftetg bag erreicht, Wag er Wünfcfjet, unb bie gehler erblidet, benen ung bie menfdjtiche (Schwachheit jeben £ag bon neuem augfeijet, unb bie p erfennen unb abplegen ein fo grojjcg ©efd)äfte einer jeben ßebengart ift. SDie ©iferfudjt, bah anbre gtüdlidjer fortrüden ttub ihre latente einen gröfjern Umfang haben, Wirb ihn fetten ober hoch nicht tauge beunruhigen fönnen. ©r gebraucht fein latent, eg fei gegen bie ©aben ber anbern aud) noch fo ftein, atg ein göttlicheg SDartetp. ©r fieht eg atg ein ©efdjent ber ©ottheit an, bie ihre ©aben ftetg Weife augteitet unb bon bem, ber nur ein iftfunb hat, auch nicht mehr atg ben SBudjet eineg ißfunbeg forbert. gft er treu in biefer StnWenbung feineg ißfunbeg, fo ift er bag, Wag er nad) ber göttlichen Seftimmung fein foIX, unb Steib unb ©iferfucht über höhere ©aben Werben fein £>erä nicht leicht

ße^rert etneä SDaterä ic.

351

Pergiften. Unb eben beSmegen, toeil er fid) rtaef) feinen Kräften mißt unb non Kennern meffen läjjt, mirb er nietjt fruchtlos nad) bem ftreben, mag er nicht erreichen !ann, fonbern fid) ftetS auf biejenige ©eite toenben, mo er nach feinem natürlidjen EljaraEter baS meifte auSrid)ten unb ben größten Butten ftiften tann. Ein Btenfch, liebfter ©ohn, ber in fo ebter Slbfidjt ftubieret, ber fid) täglich burd) foldje Betrachtungen zu ber Pflicht beS gleijjeS anfeuert, ber, ohne bie Büttel ber ntenfd)lid)en Klugheit <$u Per= abfäumen, ben ©eher aller Söei§X)eit um ©egen p feinen Unter* netjmungen zuPerfidjtlich anruft, ber hat biefen ©egen aud) Dar anbern p genießen. Unb eben bie gnäbige unb toeife Borfeljung, bie ben fßlan unferS ©d)idfalS angelegt hat, ehe mir noch toaren, mirb ihm nun auch bie Eöege bezeichnen, bie er zu feinem ©lüde gehen foE.

ßafj atfo biefen ©ebanfen, mein ©ohn, bafj bie ^Religion mit unferm ganzen ßeben berbunben fein foE, nie auS ©einer ©eele meidjen, menn ©u glüdlidj unb ruhig ftubieren unb nid)t nur ein gelehrter, fonbern auch ein toeifer Btann merben miEft. ©ei ftetS ein ungeheuchetter greunb ber ©ugenb, fo mirft ©u ein befto beffrer greunb ber B3iffenfd)aften unb ber Btenfchen fein, ©u fannft gelehrt merben, ohne fromm unb tugenbhaft zu fein; aber miffe, baü ein ©elehrter ohne grömmigteit unb ©ugenb baS elenbefte unb Peräcl)tlid)fte ©efct»5pf ift.

©ei früh auf, mein ©ohn, unt bie heiterfte unb bequemfte ©tunbe ben Übungen ber 2lnbad)t unb bem ßefen ber ©d)rift zu mibmen, unb hatte ben ©ag für bertoren, ben ©u auS Öeichtfinn ober einer anbern ftrafbaren Urfad)e nicht mit bem Opfer beS ©an!e§ unb eines bemütigen unb finblidjen ©ebetS um bie ©nabe be§ BEmäd)tigen einmeihft, ben ©u nicht mit Betrad) tungen über ben Söert ©eines ßebenS, ©einer fJMigion, eines guten ©e* miffen§ unb mit ber Erneuerung ©eines BunbeS mit ©ott burd) bie ©rtöfung ©eines göttlichen £>eilanbeS anfängft. Überbente unb orbne alSbann ©eine ©efdjäfte unb teile bie ©tunben beS ©ageS forgfältig ein, unb roaS ©ir nach ©einem $tane zu thun borfömmt, baS thue mit Eifer, baS thue frifd). ©inb beS ©ageS Pier ©tunben zu ©einen £auptfoEegien, Piere zur SBieberholung,

352

Seljren eines Siaterä tc.

Dtere gu ben fünften unb ßeibegübungen genug, fo Eannft©u uod) fitnfe ber 9Jtahtgeit, ber ©rhotuug unb beut greunbe unb fieben beut ©ctjlafe fdjenfen. ©er ©ifer ber SIrbeit mir ft oft in einer ©htnbe tnet)r atg ber med)anifd)e, fcfftäfrige gteiff in brei ©tum ben. ©t>rid) gu ©ir: „©er fjtei§ ift meine ^ßfticfjt unb mein ©tüd, unb bie ©rägfjeit ift mein ©d)imf)f unb meine ©cf)anbe. ^dj tann tjeute ttjun, mag meiner ©inbitbung unb meinen ©innen fd)tneidfelt; aber ich miE if)un, mag mit meinem Sterftanbe unb ©emiffen übereinfömmt. 3d) miE nic£)t offne bringenbe llrfadjen boxt meiner ßrbnung meinen. ©ag ift mein Statt, baff ich fie fortgefetjt unb nid)t nur bann unb mann beobachten foE."

©ei borfidjtig in ©einen SSergnügungen. ©u haft burd) ©ei= nen gteijj aEegeit ein Stecht 31t ©rhotungen, unb nie fdjmedi bag Vergnügen beg ßebeng fixier atg nach ben boEbrad)ten Pflichten. 9iie ift ber ©d)erg erquidenber atg nach einem meifen©mfte, unb bie mahre 2öei§heit macht nicht fchmermütig, fonbern heiter. ©e= uie^e bie unfd)ulbigen greuben ber Statur, berÄunft, ber fyreunb= fchaft unb beg Umgangs. 3d) labe ©ich bätertich bagu ein, unb ich befehle ©ir bag erlaubte Vergnügen ebenfomohl atg ben S-Iei£.

„3df; bin ein ©reis, ber nicht »ergibt,

®ct|5 er einft jung getcefen ift.

^ch tiebe Süngtinge, bie raiffen,

©afs fie einft ©reife merben miiffen."

3lbcr bie 2Saf)I unb bie SJtctffiguug beg »ergnügeng bleibt aEegeit bag 28er! ber Storftdjtigfeit unb 2Beighcit. äöir foEen uug auf ben btumidften Stuen, bie mir auf unfrer Steife burch biefeg ßeben finbeu, nur erholen, um neue Prüfte gu fammetu, ben SBeg gu unferm Siete Besorgt fortgufefcen. 3n biefer Slbficht fann man felbft bag fßergnügen gitr ©ugenb machen, unb fo loixft ©u auch beit ©efalfren, bie oft au ber ©eite begfetben fidf Verborgen hatten, am erften augmeidfcn. Sin öffentlichen Örtern ergäbe bict) lieber an ber ©eite beg greunbeg atg aEein. ©r mirb fchen, mo bit nicht fiehft, unb bu machft über bidf aug ßiebe für ihn unb fctjeuft it)n aug Sichtung, ©ag Stergniigen beg ©f) agier = gangeg, beg E'ougertg, beg guten ©d;auffxietg fudjen, um fid) bon

Sehren elneä SCaterä ic.

353

feinem ffleiBe ju erholen, ober fid) burd) ein unfdjulbigeS ©piel mit feinen Kommilitonen ju 3erftreuen, ift erlaubt, finite ©id) nur bor ben gefäl)rlid)en Ortern, too bie ©f>ielfud)t U>ol)net, bie fo manchen gutartigen, aber unborfidjtigen Jüngling erft um feinen gleiB, bann um fein fßermögen unb enbticf) um feine guten ©itten gebracht fjat. SSor ben Käufern auf bem Sanbe, mo bie gredfBeit unb SSöderei djren ©itj aufgefcBlagen, brauche icB einen fo guten Jüngling, als ©u bift, gar nid)t ju toarnen. ©ie finb ju fc^recEUcb), als baB fie eine SSerfudjung für ©id) merben Eönn= ten, folange ©u ©einem ©Barafter treu bleibft.

©ei gefällig im Umgang gegen ade unb Babe bod) nur ioenig ffreunbe. ©ie dRenge ber greunbe ift gemeütiglidj ein Kenn* geilen, baB man leinen loaljren ffreunb Babe, ©ie berrät ben ddangel beSSSerftanbeS unb berSrfaBrung, fie berrat einejugenb= lid)e fpaftigteit beS fperjenS, baS bon fJtatur unftet ift, immer in dlbmedfSlung fein toid unb baS, auS 23egierbe ju gefaden unb bieler Siebe ju ermerben, leidet ju ©efädigteiten fdjreiten tann, bie im Infange ©d)U>ad)Beiten ftnb, im Fortgänge 3:E)ort)eiten merben unb oft, ad) nur ju oft, in Safter fid) enbigen. Unb mirft ©u bei adju bielen gteunben nocB ber g-reunb ©einer fßflidjt unb ber fperr ©einer Seit bleiben? ©er toaBre greunb ift aucB nidjt ftetS ber, ber unS am erften gefällt , unb bie befteu ßigenfdjaftcn beS fyreunbeS entbedcn fid) oft erft burd) bie 2)ertraulid)feit beS genaueren Umganges.

„3tur bem gehört allein be§ $reunbe8 ebler Ulame,

Ser unfre (Sorgen teilt. Betrübt bei unferm ©raute,

9)tit unS in unferm Unglücf meint,

Ser, elf wir bitten, Bilft, unS liebt, bod) unS nidjt fd)meid)elt, . Sa, traf’ iljn unfer 3orn, rtic^t unfern Süften l)eud)elt;

SBie feiten, Sol)n, ift biefer greunb!"

Vertraue ©id) bem ffreigeifte ebenfomeuig als bem f?eud)Ier jitin Umgänge unb Balte benjenigen ftetS für ebenfo liufäBig als unmürbig, ©ein toaBrer ffreunb ju fein, ber ju toenig ©üte beS fperaenS Bat/ ein ^cunb ©otteS ju fein.

dlber lerne ©id) and) adein bcrguügeu.unb uuterBalten, cS fei auf ©einem Simmer burd; biefpiilfe ber dftufit ober burd) baS

ffieQert 23

354

Beßren eines SBaterS tc.

Vergnügen einer angenehmen unb unfdplbigen Schrift, oberburch ben SfJeiä beS JeidpenS unb ViatenS; ober eS gefdjefje im freien, in ber glur, in bem ©arten, in einem anmutigen ©efjölje. fpabe 5luge itnb ©hr, mein ©ol)n, für bie ©chönheiten ber dtatur unb lerne ©id) ihrer erfreuen, fo oft ©u fie emfifinbeft, unb enpfinbefie oft mit ben greuben ber Anbetung. Unertaufte Vergnügungen, bie aEe genießen tonnen unb bod) bie menigften genießen, ftnb bie beften unb bauerhafteften. Serne enblidj baS ebelfte Vergnügen, mit 2lbfid)t red)t gethan p haben, lebhaft empfinben unb ftärfe täglid) burd) biefe greube beS fperaenS bie ßiebe pr fMigion unb ©ugenb. @ie, biefe greube, gibt neuen Vtut unb tft ein tägliches SBohtteben ber ©eele.

©§ ift fein gutes ^ennjeicffen, roenn ein Jüngling nur ben Umgang ber Jünglinge unb nicht auch ber Vtänner, ja fetbft ber ©reife fud)t. ©urd) ihren ©rnft ntu| er feinen Seidjtfinn unb burd) ihre Vebad)tfamfeit feine ^i^e mäßigen lernen. Jn ihrem Umgang muff feine Klugheit reifen, unb burih ihren Veifatt feine ©hrbegierbe genähret luerben. ©S ift ein gehler großer Viänner, toenn fie lehrbegierigen Jünglingen ben Antritt p fidj fdjtoer machen, ober fie faltfinnig annehmen unb ebenfo froftig Oon fich taffen. Slber eS ift ein noch größerer gehler, toenn ein Jüngling uidjt bie ertaubten 2Bege, p ber genauem Vefanutfd)aft eines loadern fVanneS p gelangen, mit ©orgfalt unb Vefdjeibenheit fnd)t. ©ei nie ju ftotj, biefeS ©tiid ljodhaufdjäfeen, unb bünte ©id) nie p toeife, ben fftatfd)tägen eines JteunerS p gehorchen, ©ante ihm burd) ©hrerbietung, ohne ihm burch fd)meid)Ierifcf)e Komplimente befd)toerlid) 51t faden, ©ei aufridjtig ohne Unbe= bad)tfamteit unb lehrbegierig ohne ©djmafchaftigteit. ©otange ©id) eine befdjeibne ßel)rbegierbe berebt machet, mir ft ©u bei alten fleinen get)Iern immer nod) gefallen, ©eminnt er ©id) toert (unb biefeS ©lüd erloarte mehr, als ba£ bu eS erringen fottteft), erlaubt er ©ir einen freien Jutritt, jieljt er ©idjp feinen Vergnügungen ober p feinen Vüchern ober p feiner VtalEaeit, fo bilbe ©id) ätoar nach feinem Veifpiele, aber ohne er felbft fehl p tooEen, unb bergig nid)t, baff bie Vtiene beS reifen VianneS ben Jüngling nicht ohne Ausnahme fleibet, nnb ba£ bie gehler

Sefjrert eines SBatet'S sc.

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©eine§®öntter§ ba§ am menigften finb, ü>a§©u ttadjahnten follft. Sluher biefett Vorteilen mirb ©id) bie ©d)eu bar biefem STtanne bon btelett jugcnblidjen Vergebungen fturüdljalten, fomie bie 2ld)tung für iX;:t unb bie ©efettfdjaft, in bie er ©id) sieht, ©eine (Sitten angenehmer machen hrirb. ©enfe bei einer 5Et)ort)eit, bie ©id) re dt: aber ma§ mürbe biefer redjtfcfjaffne SJtanit bon mir urteilen? ©e traue ich mir, fie ihm p erzählen, ohne p erröten? äöürbe er fich nicht meiner fdjänten, unb mürbe id) ihm nad) einer offenbaren 3X uSf chm eif un g nod) mit SJtut unter bie Gingen treten tonnen?

33ei bem Umgänge mit bent attbern ©efdjledjte tann id) ©ir feine befonbern Siegeln erteilen, ©ei mad)farn, mein ©ol)n, unb hüte ©id), feiner Steigung Staunt in ©einer Seele 31t berftatten, bie ©u nicht ©einem ftrengften fyreunbe ohne ©djamröte follteft geftehen föttnen. ©ie Verfügungen biefer ßeibenfehaft, teuerfter ©ohn, finb ftarf; aber bie Eöaffen ber Steligion unb ber 2öad)= fantfeit finb ftärfer al§ bie Verfudjungen. ©ie ©tintntc biefer ßeibenfd)üft ift bie füjfcfte, aber bie ©tintme ber Steligion: „Söie foltte id) ein foid) grofj Übel tljun!" hat göttliche $raft. Vebenfe oft, bah ber natürliche ©rieb ber ßiebe un§ bon bem SUlmäd)tigen 31t meifen unb heiligen 9lbfid)ten eingefjflanaet morbett, bie ©u einft in ©einen männlichen fahren ohne Verlegung ©einer litt* fdjulb, in ben fanften geffeln ber ©he, pt ©rf)attuug ber Belt, begliidt burd) bie ffreunbfd)aft unb ßiebe ber ©attin, erfiiHen follft. Sd) liebe ©ich mie mid), unb ich mürbe lieber fterben, als bie entf etliche 9tad)rid)t erleben, bah ®ieh be111 ßafter ftei§= gäbeft. ©enfe an biefe ßiebe ©eines VaterS, bah fie ®id) bor* fidjtig unb mad)fatn erhalte; bod) benfe unenblid) mehr an bie ßiebe ©eines allmächtigen VaterS im §intmet, ber ©u burd) eine miffcntliche SluSfdjmeifung auf eine fctirecEliche Slrt entfageft. Sa, mein ©ohn (unb mein ganjeS ©lücf, folange ©u redjtfdpffen bift), befeftige biefe ©eite ©eine§ füfjlcnben .gteraenS itjt unb fünf* tig unb täglid). Vefd)äftige ©ich ernftlid), unb aud) in ben ©tun* ben ber ©rl)otung fei nie gan^ mühig. ©ei entfjaltfam in bem ©enuffe ber ©Reifen unb ©etränfe. f?üte ©id), id) bitte ©id) Väterlich, bor jenen ©chriftcn ber if3oefie unb Verebfatnfeit, mo

356

üe^ren eines SBaterS sc.

bag Saftet, in ben ©cfjleier bet Stnmut gefleibet, auftritt uttb bie £eibenfd)aften burd) döit) überrebet. (gntjte^e Seine SSIicfe tooI= lüftigen ©entälben. ©ie bejaubern bie ©inbilbunggfraft unb töten bag ©efüljl bet Unfd)ulb. Saff Sein Sluge in bem Umgänge mit bem aitbetn ©efdflechteSir nid)t gebieten, fonbernfeiSufein£>err nnb etfticfe ben unetlanbtcn SXhmfd) in feiner ©eburt; bieg ift bag Strnt bet ©djamhaftigfeit.

„Srpttre cot bem erften ©dritte;

ÜDtit ifjm finb ftifjmt bie anbern dritte

Su einem naljen galt getfian."

Sod) bie SBoHuft in bet ©eftalt bet SBottuft tüitb Sief) nicht fo Ieid)t berühren. 3d) fenne Sein guteg ^etj. SIBet biefe Sei« beufdpaft in bet ©cftalt erlaubter greunbfehaft unb unfdjulbiget ©etoogeuheit, biefe ift einem guten Jünglinge nid)t feiten am ge« fül)tlid)ften. ©r gel)t oft jahrelang mit liebengtoiirbigen d$er= fonen beg aitberen ©efctjlechtg um. ©r fühlt nid)tg alg .fpochacf)« tttng unb feine ©efafjr. ©t bleibt frei; bie Seit Betmefjtet bie S5erbinblid)feiten beg unfcfjuIbigenUmgangg, unb feiner ©üte fidj Beinu^t, toirb bet Süngling pberfid)tlid)er, ohne ftrafbar ju toer= ben. ©ein gefitteteg SSe^eigen tüitb mit äkrtrauen Belohnet, feine Sefi^eibenljeit mit freunbfthaftlid)en©efälligf eiten. ©t toagt eine geringe 3Sertraulid)feit nod) an bet -fpanb bet Unfd)ulb. ©r et« raubt fid) bon Seit ju Seit bie ©rneuetung betfelben, nid)t in einet jügellofen 2lbfid)t; baüot toilrbe er etjittern. UnBefannt mit bet toasten S3efd)affenheit feiner ©rnftfinbungen, glaubt et an feinet greunbiu nur bie Sugenb 51t lieben unb liebt fdjon ge= fäfjtlidj ; unb fo fd)teitet er oft fort unb fief)t fid) in einet unfeligen Minute üon einet lafterljaften Siebe unter bet ©eftalt bergreunb« fi^aft gefangen unb, toeun nid)t ein iuadjfamer fyteunb ober ein ©ebaufe bet Dteligion nod) fein ©dju^engel toirb, gefallet. ©etje alfo mein ©oljn aitcfj bei bem erlaubteren Umgänge mit bem anbeten ©efd)Ied)te, bet für fid) ben angenehmen ©itten guträg« lieh ift, fetje, fage id), itjt unb füuftig nod) ein ebleg unb geheimeg fütiff trauert in Sein $etj, unb atoeiffe nid)t, baff, toenn Sid) bie Neigung 31t einer ißetfou bon bet $fiid)t Seineg gdeiffeg, Bott bet

Sehren etneä SJuterg )C.

857

SieBe ber Söiffenfdjaften, Bon bei- ©eite ©eines QucunbeS unb Bon bem ©eBete aBjte^t , baff fie, fage id), Balb für ©id) Berberütidj fein merbe, iuofem fie nicht fdjon ift.

©eine $ef)Ier, fotoo^B auf biefer ©eite atS in ben üBiigcn Skrtjättniffen beS SeBenS unb bei Pflicht, ju tennen unb ju Ber= Beffem, taffe ©ir mit jebent Enbe beS ©age§ bie Prüfung, bie fovgfättige Prüfung ©eines -fjerjenS, ©einer ©efinnungen, benen ©u ben ©agüBer gefolgt Bift, unb aEeS bcffen, maS ©u in©einem gteifje unb in ©einen Erholungen, in ©efeEfdjaft unb in bet Ein= fantfeit gebadjt, gevebet, gettjan, Bon mir Bätertid) empfoBjten fein. äUer mar id)inbenSformittag§ftunben, mer besScadjmittagS, mer biefen SIBenb? Söer mar id)? 38ar id) mein eigner fjreuub, bcr greunb ber Sßftidjt, ber fMfjigfeit, ber StrBeitfamfeit, ber Bemünf= tige unb gefällige ffreunb beS Umgangs, ber greunb ber Ste= ligion unb ber ©iener ©otteS? SBerbe jebett ©ag geteerter, merbe ein Söunber ber ©etetjrfamfeit, nimmft ©u an ©ugenb unb ßicBe ©otteS aB, mein ©oljtt, fo mirft ©u jcben ©ag eteubcr.

ßafj mid) nun einige Erinnerungen tjinjufügeu, bie bie Slrt ©eine§ ©tubierenS unb ©einer ©fouomie naher Betreffen foEen.

©etje baS öefen ber Sitten, in bereu ©Bradjen unb SSerfen ©u unterrichtet Bift, in ©einen afabemifdjen3at)ren fo menig Bei= feite, baff ©u ©ir Bietmehr ein ©efe| barauS macheft, bie Beften noch tägtid) p ftubieren. SScftimme ©ir eine ©tunbe baju unb meid)e nid)t Bon biefer Stege! aB, menn ©u bie Bjö^ertt 2öiffen= fdjaften grünblich faffert mitXft. ©ie Sitten finb in ber ©efdjidjte, in ber SSerebfautfeit unb in ber iftoefie bie OiteEen unb zugleich bie «Beifpiete; fie finb eS auch sunt ©eite in ber pilofoBhie. Befannter ©u mit ihnen Bift, befto glüdlidjer mirft ©u bie ©e= fd)id)te unb PjitofoBhie, bie fein (gelehrter entbehren fann, erlernen; unb je mehr ©u ihre ©Brachen Berftehft, befto nüpcfjer unb angenehmer mirft ©u fie tefen. ©u mirft in ber gotge ftnben, bah bie guten Schriften ber Sitten nidjt Söerfe finb, bie mir nur mit einem unreifen ©eifte auf ben niebem ©d)uten burdjeilen foEen, Btofj um bie ©Brache ber Sitten auS ihnen 51t erlernen, ©ie Beften unter ihnen finb nidjt nur bie größten ©enieS, nicht einfame ©eiehrte, bereu 30 eit Btojj bie ©tubierftuBe mar, fonbern SJtäuncr

358

Seiten eines SBnterS je.

getoefen, bie ben ©taat regiert unb «^eere angefüljret unb if)ren SSerftanb in ben großen ©efefjäften beS ßebenS gebraucht unb ge= fdfärft Ijaben. $cf) ioeiB eS, bafj man bie hod)ad)tung gegen bie Sitten übertreibt, baB man itjre Söerte Vergöttert, um bie Sleueit 3U berfleinern; baB man fie [tubiert, offne fie meiter als jur 9ßral)= terei ju nütjen; baB man fie jur Sßottuft unb auS 5ßebanteretj, oft auf Soften ber Religion unb feines eignen fperjenS lieft unb ifjre (Schreibart fo Hebgetoinnt, baB man bie ©direibart ber heiligen Schrift barüber Verachtet; baB man enblid) bafjinfömmt, nichts für toaffr unb fdfön 3U halten, als toaS h°nter, iplato, Xenoptyon, hör 03 unb ©icero gebad)t unb gefagt tfaben. Sitte in biefeS atteS liebt bie fpflidft nicht auf, bie SBeften ber Sitten mit fyleiji unb in ber großen Slbfidft ju lefen, baB mau feinen SSerftanb mit ihren guten ©infidjten, fein ©ebüdftniS mit ben ßenrttuiffen ifjrer $ei= ten unb feine ©inbilbungSfraft mit iffrent lebhaften Söitje bc= reichere unb lieber ber blojf ffaelnlatiVen i]3§iIofof)I)ic, bie benöeift anftrengt, ofme ifjn ju nähren, tueniger 3eit fdjenfe. 23erftef)e mid) toofjl: icff bin fein f$tinb ber gefunbenifttjitofofifiie, icf) ntüBte fonft ein fyeinb ber SSernuuft fein; id) Ifabe SDir felbft einen föor= fdjmad ber neueren «ftyilofojtljie gegeben, unb SDu mufft fie hören unb ftubieren, aber nicht auf Soften ber anbern Söiffenfdfaften. 2)u muBt nicht glauben, tuenn SDu bie Siegeln unb ©runbfäfce eine§ ©tjftemS fjaft berftelfn lernen, baff $u aisbann gelehrt feift, baB 3)u alSbann bie ©abe felbft befiijeft, lual)r unb richtig unb fd)ön 31t benfen, ebenfotnenig, als SDu ben ©eift ber 23erebfam= feit befifjen toirft, toenn ®u ihre Siegeln gefaBt Ifaft. ®u toirft bereinft biete SJIänner finben, bie if)r füfilofoblfifdieS ©Aftern auS= menbig tbiffen, unb bie bod) fo fd)Ied)te ©fribenten, SIcbner unb ßeBrer finb, als hätten fie nie fpf)ilofobl)ie geljört. ßerne infonber= Beit jeitig bie gefaxten ßef)ren ber ßogif fnaftifd) anmenben unb treibe biefe tjeilfame Übung unter ber Slnfficht eines fd)arf= finnigen ßefjrerS. 3)u toirft feljcn, toaS für ein groBcr ©djritt bon ber Siegel bis 3ur Slntoenbung fei. ©teile biefe Übung juerft mit ben ^Begriffen, ©litjen unb SSctoeifen beS 3ted)t§ ber Statur unb ber ©ittentetjre an; fie finb bie faBlidjften unb gemeim nüBigften. $e gcfi'mber unb richtiger £>u burd) biefe Übung unb

Sehren eineä SUaterS je.

359

bag ßefen ber Sitten haft benlen unb urteilen lernen, befto fidjrcr bor il ü fo^l) i icl) c n träumen dürft ©u ©ich algbann in bag ©e* biet ber blojj fpelulatiben 2öelttt>eigt)eit unb SJletabhhP tragen ©u lannft nie ju richtig unb fdjarffinnig benlen lernen, bag ift getoih; aber ©u tannft, berliebt in bie ©eheimniffe ber ißtjito= fop^ie, bie ber äBifjbegierbe beg jugettblic£)en SSerftanbeg fo fet;r fdjmeicheln, mit großer SSegierbe bie tpi)ilofobt)ie ganje 3at)re hören unb bodj nidjt benlen lernen unb bod) einen elenben 33rief, eine abenteucrlidje Stbhanblung, eine leere unb linbifdie Siebe niebcrfc£)reiben. ©g gehören Slnmerlungen unb ßritilen ba^u, um richtig unb ben cinjelnen gatten gentafj 31t benlen , unb 33c= lefenljeit, ©efd)tnad unb Erfahrung, um überall fdjön unb ber 6ad)e tnürbig 3U benlen. SKeP&itofo^ie feiert erlernen, benebelt nur ben (Seift unb macht fcf)tt)a^aft; fie grünbtid) unb mit eigner ©inficht erlernen, macht heiter unb üorfid)tig.

plte ©ir bei beut ßefen ein Diarium 31t ben fdjönjten .©tel* len unb übe ©ein ©cbachtnig an ihnen. Überhaupt tneid)e nid)t ton ber ©emohnheit ab, su ber ich angeführt habe, nidjt bieterlei, fonbern btel, nicht fomoljl alle, al§ bie tßeftcu oft unb 3ehnntal 3U lefen. ©riratre ©ich int ^efen ftetg ber Siegeln, bie id) ©ir gegeben, bah man, um mit Vorteile 3U lefen, nicht pm fagen blojj mit bem ©ebädjtniffe, fonbern mit feinem gansen S3er= ftanbe lefen, bah man feinen Slutor nicht mit pchtiger Steugier burcfjeilen, fonbern iljm mit langfamcn unb bebächtigen ©dritten nachgehen unb fclbft mit ihm fortbenlen, bah mau ben Sßlan be§= felben forgfättig auffuchen unb bitrch bag ©an3c aufmerlfam Verfolgen, bah man bie Slrt ber Slugführung felbft genau bemer= len, jeben S3ett>eig fotnohl an fidj als in ber ihm gegebenen ©tel* tung betradjtcn, jeben neuen ober borpglidjen ©ebanlen, jebe eble ©efinnung augseidjnen unb überhaupt bag SSefte unb 2öidj= tigfte beg Söerleg in einem fctrjen Stugsug aufammenfaffen tnüffe. golge biefen Siegeln ferner, mein ©otjn, fo toirft ©u nicht, mie biete, nur für bog ©ebact)tnig ober für bie ©itelfeit, biel gelefett 31t haben, fonbern für ©einen SSerftanb, ©ein ^per3 unb bie toahre SSereicherung bon beiben lefen. ©ie Sitten gehen oor, aber bie Steuern folgen. ßic§ aud) biefe, aber nie auf Soften ber erfteren.

360

Sehren ettteS SSaterä tc.

ßie§ bie fluten franzöfifdjen ©djriftfteEer au§ bent ßubmigifchen Zeitalter. ©u mir ft finben, baff fie fidj größtenteils burdj ben ©eift ber Sitten gebitbet haben; Iie§ fie, fage id), unb belebe ©i<h burct) ihre SIrt jtt benten. ©ie§ muff auch ber größte ßot)n für bie SJtülje fein, bie ©u auf bie franzöftfdje ©p rac(je gemenbet I;aft unb fünftig auf bie cnglifdfje, bietteid)t and) auf bieitatienifche bermenben mirft. ©a§ ßefen ber frangöfifdjen ©djriftfteEer foE ®id) zugleich in ber gertigteit erhalten, biefe fo unentbehrlich ge= morbene «S^racJje ju fehreiben unb zu fijred&en. 9113 ein ©eteljrter mufft ©u ©id) gut int ßatein auSbrüden tonnen, btefeS ift tßftidjt. Stergig atfo nicht, ©id) in biefer @^rad£)e bitrdj ©djreiben unb Sieben p üben; ©u mirft ben Singen biefer ®efd)idtid)feit in ©einem fünftigen ßeben fet)r oft erfahren. 9113 ein 2Jtann für bie 2Iiett muht ©u bie ©brache beS £of§ in ©einer Sematt haben, unb als ein ©elehrter für ©ein SMertanb muht ©u ©id) in ©einer SJtutterfgrache leicht, angenehm, regelmähig unb gliidtid) auSbrüdten tönnen. ßie§ atfo auch kie guten äöerfe in ©einer SJiutterfbradje, unb hatte eS nicht für eine ©C)re, bie ©brache ©eines ßanbcS nicht beffer zu berfiehen als ©ein »ebienter. Übe ©id) unter einer guten 2Infüt)rung ißt in ber Schreibart ber SSricfe unb anbrer fteinen Stuffäße unb in ©einem legten afabe= mifdfen gaf)re in ber öffentlichen SSerebfamteit. Slber merbe ja tein frühzeitiger Stutor, meber in ber Sßoefie nod) in ber ißrofa. SJtan muh fein Senie erft mit 2Biffenfd)aften nähren, unb bie 23e= gierbe zu fdjreiben nicht für bie Hraft zu feßreiben hatten, ©ie Stutorlranltjeit gleicht einem bösartigen lieber; bie erften 8ln= fülle finb ein gemiffer fünfter Hügel, ber ftdß enbtich in eine ber= Zehrenbe ßitje für ba§ Senic unb benjenigen fyteih bermanbett, ben man auf bie Erlernung ber SBiffenfdjaften bermenben foEtc! ßieS bie ftaffifeßen ©cßriftfteEer unfrer Station, bie ich ©id) habe fenneu lehren, unb bie biefen gleichen. Stber hüte ©id) bor ber Hranttjeit, nur Journale, Söochenblätter unb gelehrte ©ageregifter Zit Icfen. glielje ba§ Steumobifche unb baS 2IIlzugemäd) = Hdje in ben SBiffcnfchaften, ben gehler unfrcS gahrhunbertS. ^d) fege ©tr jährlich etmaS SemiffcS zu SSüdjern au§. foE ©ir übertaffen fein, bie 33üdjer nach ©einem ©inne zu mähten,

Setjren eine? SaterS je.

361

aber icf) muff babei aucf) eine ©timme fjabcn. Staue feen Urteilen bet Rettungen uic£)t ju beteilig. SBerbe nidjt fo geizig, alle guten Siidjet befitjen 31t moEcn, aBcr fei getjig auf bie dtebenftunben, in benen Su oielc gute lefen fannft. 3'd) laffe Siel) fünf big fcdjg Raffte auf dlfabentien. §iet foEft Su nidjt aEeg lefen, fonbetn bag dtotmenbigfte unb Sefte, unb Su foXIft Sit neben bem ©e= fdjtnad am ßefen, bet Siet) in Seinem ganzen ßeben nicCjt Ber= laffctt müffc, bie Kenntnis bet beften SSerfe etmetben, bie Sn aufjer ben (Stengen bet dlfabemic uodj lefen fannft. $u biefet üenntnig ift bet genauere Zugang ju einet guten Sibliotljef, bet Umgang mit Belcfencn Scannern, bet Sudjlaben unb ein gelel;t= teg guteg Sagebudj nötig. Slbet Bergifj nidjt, bafj man in bet großen SÜelt mef)t alg bie ,Rcnntui§ bet Südjet berlangt, unb bafjSu aug Stängel gcogtafiljifdict, fjiftorifdjer unb öfonontifdjer SBiffenfdjaftcn in bem SeBen oft lädjetlidj unb uuBtaudjBat merben fannft. Stau ermattet eg Bon einem (Meljrten, bafj er feingtembling auf betßtbe fein foE. Unb elje Su bie ©eografEjie unb bag, mag ju iljt gefjört, Betgiffeft, fo lieg lieber ljunbert müßige ©djriften meniget; unb elje Su bie reine Statljematif, bie idj Siel) geleitet IjaBe, Berlernft unb Su Seine gute fpanb im ©cfjreiben Bemadjläffigeft, fo lerne liebet eine ©bradje meniget.

Sein Siatium, mag unb mie Su liefeft, miE id) ade Quat= tale feljen. Su mirft mir biefe gteube madjen unb eg fortfetien, mie Su eg an meinet ©eite angefangen Ijaft. Söie mirft Su Sid) einft in Seinem Sllter erfreuen unb Betmunbern, menn Su bag Setjeidjnig Seiner gelefenen ©Stiften itberfdjauen unb Seine Slnmerf ungen unb Slugjüge Balb biEigen, Balb Bermetfen mirft. Stittelmäfjige ©djriften, ja, biefe lieg aucf), um Sit einen ©et an bem Stittelmäfjigen ju etmeden. ©d)öne, aber gefährliche ©d)tif= ten lieg, fo gut Sein £erj aud) ift, i^o nicht- ©ein Vergnügen ift mir fo lieb alg bag meinige, unb Su meifjt, baff id) heiterfeit unb Reinheit beg äöi^eg liebe; aber ber Sßiij in einem ungefitteteu Söerfe (unb märe eg aud) ber feinfte, ber 2öih eineg ©ebiEon1) ift nidjtg Sefferg alg bie ©d)önf)eit in bent häufe ber Unjucfit unb

1 Staube sproäper Sf. be Sri! bi II an (1707-77), fraitjofif^er SKoman* f^riftfteUer; eleganter Stil, aber leichtfertiger Qnhatt.

362

Sehren eine« JSaterä sc.

um befto bexfü^rertfc^er, je nteljr er bem ßafter bie 2lnmut unb gjltene ber Unfdplb 31t geben meifj. ©ie geit ber Serien unb ÜJteffen toenbe bornehmlicf) aum ßefen unb jur äöieberholung an. 5Denn menu ©u nid)t and) unter ©einen Sü^ernburc^ribatfleifj unb eignes? Mjfinnen ©ein täglicher ßeljrer mirft, jo Eannft ©u einig bie JfoEegia befucf)en unb bod) auj ber 33aljn ber 2Biffen= fdjaften nicht toeit fortrüden. Stiege bie ©jaminatoria nicfjt, jie ^aben mehr at§ einen iRu|en. Überhaupt, mein ©of)n, höre hier nod) eine ©ßarnung, bie ©ir bei ©einem afabemifchen gleite ftet§ tnid)tig unb gegentoärtig fein muff. ßafj bie £mubttoiffen= jc^aft, mit ber ©u einjt ber Söelt in einem öffentlichen 2Imte nit^en foEft, unb bie ©u nadj einer forgfältigen Prüfung ©einer ©aben unb Umftänbe auf ben Dtat eiufid)tgboEer dJtänner ge= inähtt haft, auch ftetS ba§ jpaufEäiel ©eine§ SIeijje§ fein. SBibme ihr täglich einen beträd)ttid)en unb feftgefeijten ©eil ©einer geit, unb tafs ©ich bie oft angenehmem ütebenftunben nie p meit bott ©einer ^aufitbahn ableiten, fo rauh unb mühfam fie auch ift. ©ei ftet§ auf ©einer jput, bafj ber ©efchmacf an ben frönen ©ßiffenfchaften unb fünften ©ir gegen ©eine £auhtmiffenfdjaft nicht einen fatfdjen ©fei beibringe, ber für ©ein EünftigeS 2lmt bie gefä-hrtichfte Äranfheit fein mürbe, äßie mancher junge ©tn= bierenbe, ber nur lauter 2öih unb ©efdjmad fein moEte, unb ber¬ iet utit ebenfobiel Xlngefd)idtid)Ecit al§ SIbneigung fein öffentlich 2Imt antritt, mürbe baSfetbe mit mehr SBraudjbarf eit, ©tiid unb gufriebenheit bermalten, menn er fidh bor biefer ßranf'heit ber= mähret unb mehr für feine ißftidjt unb fein 2Imt al§ für fein 2?er= gnügen ftubieret hätte, jpüte ©idh, mein ©ohn, bor biefem 9Jti{j= braudje ber fd)önen ©ßiffenfchaften um fobiel mehr, je natürlid)er er bem jugcnbtidjen -gerben ift. ©ie frönen SBiffenfchaften foEen ©ir ben ©efdjtnad an ben mißlichem unb ernfthaftern nidjt be= nehmen, fonbern ©idj bielmehr ftärfen unb gefdhidt machen, ©ei= ncn guten ©efd)tnad, ©eine feinere UrteiI§Eraft auch hier p ge= braudjen unb p jeigen. ©ie foEen ©einen ©efcfjmad nicht ber= järtlen, fonbern läutern, fie foEen ©ich nicht put ©tutjer in ber gelehrten Söelt, fonbern pnt gefittetern unb anftänbigern@elehr= teit madjeu.

ßeljren eine$ iüaterä 2c.

863

ßerne bie ©parfamfeit, bie nidjt allein für fidj, fonbertt megen if)re§ (SinfluffoS in Xjöt;eve Sugenben fdjütjbar ift. Äeiit gitrft ift au reid), bafj ifjn bie ©parfamfeit nictjt efjren unb bie Verfdjtuenbung nidjt befdjimpfen fällte; unb ein Vlann, ber mit bem ©etbe nid)t unt3ugef)en roeifj, mirb fidj oft in bie Umftänbe fetjen, bie itjm, mo nicfjt bie notmenbigen Vebürfuiffe, bod) biete Seit, Vulje unb Kräfte bcS ©eifteS unb taufenb ©etegentjeiten, ©ute§ au tfjun, rauben unb it)u felbft miber feinen SBittcnsmingen toerbcn, in bieten gatten fein etjrtidjer unb redjtfdjaffner V tarnt 3U fein. SeStoegen ift bie ©fmrfamfeit eine rüljmtidje Sugenb unb, toeil fie fetten bie Sugenb bcS jugenbtidjen SltterS ift, eine ipftidjt, ju ber id) Sidj befto feierlicher ermuntern inufj. ©ei alfo (jauSfjatteriidj juerft in JHeinigfciten, bie einzeln tocnig betragen unb um befto teidjter berfitfjren, bie aber iu ber gotge jufammen» genommen fo gut eine anfefjntidje Verfdüoenbung auSmad)en, at§ hätten loir bie ©umtne auf einmal berttjan. 9tid)t fauffüdjtig fein, fagt ein römifdjer^onful, bemßönige gehorchten unb©d)% bergcbenS anbieteu tonnten, nid)t fauffüdjtig fein, ift ein grofjeS ©infommen. taufenb Singe, bie itjreS ©etbeS fetjr motjt mert finb, aber meber bon ber Votmenbigfeit nodj bon bem Söot)t= ftanbe anbefof)ten, fonbern nur bon ber Vtobe, bon ber ©efd)id= lichteit beS ItünftlerS unb bon bem Stuge, baS baS Veue unb ©ettne tiebt, empfofften mcrbcn, gehören in bie Stoffe ber 2luS= gaben, für bie Su ju arm fein mujjt, um reich 5U 9totmenbig= feiten, erteic^ternben Vequendid)f eiten, Söotjtttjaten fürSIrme unb guten Sittern ju fein. ©S ift Verfd)tbenbung, menn Su, um ein f oftbareS ©er eite 311 tjaben, ba§ nur ba§ Stuge füllt, Sid) arm madjeft, bie Soften eines ertaubten Vergnügens, einer ©pasien fahrt unb eines VufttmnbS für ben Vefucf) Seiner greunbe 3U be= ftreiten. ©in niiijtidj Vud) ift eine riif)mtid)e SluSgabe, unb oft mirb biefeS ©etb, 3ur ©rquidung eines ©tenben angetoanbt, eine mcit rühmlichere StuSgabe fein, ©ei nie fo arm, bafj Su nichts für einen Unglüdlidjen erfparen fönnteft. ©ei nicht fo finntidj, bafj Su Sir 3umeitcn nicht audj ertaubte Vergnügungen, gefegt, bafj fie nod) fo toenig Stufmanb bertangten, berfagen fönnteft, fo= mof)I um <§>err über Seine Neigungen als £err über Sein Ver=

364

Sehren eirteä SJaterä ic.

mögen p fein. Sin bem Vermögen SDetne§ StaterS fottft 5Du mit bemfenigen umgeben lernen, baS ©u fünftig SHr felber ermerben mirft. Stör groben Sterfdjmenbungen, bie unmittelbar in Sd)ul= ben ftüraen, toarne id) ©id) nicht; ©u bift gu meife basu. Sittein auef) bie bloße Sorglofigfeit in ben Keinen SluS gaben machet unS anfangs 3U berfd)ämten unb enbiid) toiber unfre Slbfidjt 31t böfen unb ungerechten Scfjulbnern, nac§ her Vernunft unb Religion 3U Stäubern. Siehe alle SBochen unb alle SJionate ©eine 3led)= nung burd). ©efättt eS ©ir, fo fchide fie mir monatlich. fpanble aufrichtig, ich berringre ©ir ©ein (Selb toegen unborfidjtiger Ausgaben nicht, unb id) erhöhe ©ir’S nid)t anbcrS als freimittig unb menn ©u eS bebarfft. Sei ©eines StaterS burd) aufrichtige ßiebe mert, fo mie ich beS beften SohneS burd) Sorgfalt mert fein mitt. SBie ©id) bie Sßarfamfeit bom Spiele, bom Söeine unb ber Fracht in «iberu abhält, fo mirb fie ©ich and) bon allen ben (Befahren ober bem Lächerlichen entfernen, melcßeS mit biefen ©egenftänben berbunben ift. Dime fie mirft ©u, auch Bei bem eifrigften gleite, ben Stul)m ber guten Lebensart nicht lange behaupten unb ©einem f}leiße felbft ntand)cS fpinberniS er= fhaffen, fomie ©u ohne fie, auch bei ber größten @eiet)rfamfeit unb allen anbern Sterbicnften, 31t bielen öffentlichen ©efdjäften uubraud)bar unb ein unglüdlid)er haitSbater fein mirft. Unfer äußerlicher Sßoljlftanb hängt bon taufenb Meinigieiten ab, bei benen mir, fo menig fie einsein 31t fagen fheinen, Slufmcrlfamfeit unb Sorgfalt anmenben müffen, unb bie feinen großen Sterftanb, noch Weniger aber ©eiehr f amfeit erforbem. Slber eben meil alle SJtenfhen hieju ©infid)t genug haben, fo ift eS bem ©eiehrten um befto fdjimbftiiher, menn er in ben hätten Stcrftanb 31t haben ber= gi^t, mo il)n ber gemeine SJiann hat, unb ba nachläffig mirb, mo fih bie Siadjläffigfeit mit Mangel ober Sterachtung unb ©eiädj= tcr felbft beftrafet. ©ie Qrbnung gehört aur guten SBirtfdjaft mie ber ©on jitr guten SluStyradie, unb bie Qrbnung ift baib eine Frucht, halb bie Quelle ber Sfmrfamfeit. Stiele SSebürfniffe beS äußerlichen 2öot)lftanbeS unb ber 33equemlid)feit behalten ihre ©auer ober ihre Schönheit länger, je naci)bcm mir forgfältig unb orbentiidj mit ihnen umgehen; unb auf biefe Slrt erfoaren, ift eine

Seiten eirteS 33aterS ic.

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toeife $unft unb für einen SJtenfdjen, ber gut beult, eine grojje fpflidjt. ©efet?t, Su lönnteft, ofjne ben äßofüftanb 3U befeibigen, burcf) biefe (Sorgfalt in etlichen Sauren Sir bie Soften eines JHei= beS erfbaren itnb bafür einen redjtfdjaffnen itnb armen greunb fleiben; füfjfcft Su nidjt, baff biefe Sorgfalt etloaS fefjr SbleS fein toürbe? SSetradjteft Su bie ©barfantfeit bon biefer ©eite, fo loirb fie fefjr etjrtoiirbig , fie ift aisbann fein bloßer üiat ber Elitgfjeit ntefjr, ber pr Sugenb führet, fonbern fie ifi baS Sßerf ber Su= genb felbft. SaS Vermögen ift ein üJtittel 3U un3äfjligen guten Stbfidjten, unb eS berloafjrlofen, ift beSloegen fcfjoit ntefjr alSSfjor= Ijeit. Sine unbefomtene fßerloaljrlofuug ober ein unrtdjtiger ©e= Brand) beS Vermögen? ernäljrt ade bie SSegierben beS .fpersenS, aus beiten mir eS berloafjrlofen; eS fei Srägfjeit, ©innlicfjfeit Siteffeit, Seidjtfinn, Siebe pr ißradjt ober eine anbre fdjlimme Steigung. Sben baffer ift eine üble .jpauSfjaftung mefjr als Sfjor= Ijeit, toeil fie baS ^erj unberuterft berberbt, loenn fie aucfj un= ferm äufjerfidjen ©lüde nidjt fdjaben fottte. Sin fßerfdjtoenöer fantt nie ein Huger düattn unb ebenfotoenig ein titgenbfjafter 9Jtann fein. Sie füerfdjloenbung aber finbet bei geringem 2)er= mögen fotoof)X als bei großen ©djätjen ftatt. Seme alfo fbarfant fein al§ Jüngling, um baS geloiffe ©tücf gtt Ijabett, eS als idiauu 3U fein. Sin junger 2}erfdjloenber, loenn ifjn bie traurige Srfaf)= rung loeife ober btirftig gemalt ^at, loirb gern ein alter ©egljalS, nnb ber ©eis, mein ©ofjn, entehre baS 23fut meines £>aufcS fo menig als bie SBoEuft unb fßerfdjloenbung! <j?atte Sief) nidjt für ju bornefjm, geloiffe Meiitigfeiten ber Drbttttng fefbft jn be= forgen, fonbern lerne biefnteljr an djiten, in mistigen Singen forgfältig 3U fein. Unb loenn id) audj nod) fobief Üteidjtiimer befüjje, bie id) bod) nic^t befi^e, fo toürbe icfj Sir eben biefe 3tc= gefn geben unb niemals mefjr jum Sluftoanbe, afS Sein ©taub erforbert; benn idj liebe Siet) als ein bernünftiger töater, unb als ein bernünftig gütiger tßater loilt id) Sidj ersiefjett. 9Mjt bie bfinbe Siebe, fonbern bie getoiffenljafte loirb midj ftetS bei Seinen SluSgaben leiten. Sebe fo auf ber 2ffabemie, ioie Su einft in Seinem Sflter gelebt 31t fjaben toiinfdjen loirft. Sebe fo, bafj Su einft ofjtte ©djamröte unb Sittern, bafj Su mit

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Unterrebung mit gfriebrid) bem ®rof;en.

Sreuben unb unberlctjtem ©emiffen in Seine atabentifdjen Sahre prüdbenten fannft ! hiermit fegne idj Sid) mit bitterlichen Um= armungen unb Bete, bah Su mit ben ©dp^en ber SßeiSheit unb Sugeitb einft prüd in meine Sinne unb in bie Sienfte ber SBelt tet)reft. SJtit mehr ©elehrfamteit unb meniger gutem -fperjen toetbe id) SDicB) taltfinnig, mit uühlidfenEöiffenfchaften unb from= men unb angenehmen Sitten merbe ich Sich boEer ©ntpduugen empfangen, ©ei baS gröfjte ©enie ber ©rben unb lein red)tfchaff= ner ERann, fo meine id), Sir baS ßeben gegeben p haben, llnb hiermit lebe mol;!, befter ©olp!

GMerts ititimmimug mit ^rietirirlj km GBrufmu

©eitert an Stabener1.

Seipjig, ben 29. San. 1761.

Siebfter Stab euer!

©ie mögen mit mir machen, toaS ©ie moEen, fo merbe ich Simen bod) bieSmal feine ausführliche SIntmort fd)reiben, bcnn ich bin fcf)on feit bier^hn Sagen bon einem duften unb bon ©chmerjen in ber linfen £üfte £ranf. @S ift mahr, bah id) in ber SJHtte beS leisten SJionatS hörigen Sfahreg burch einen ERajor p bem Könige gerufen morben bin; bah er fid) bon hier Uhr bis brei Sßiertel auf fed)S Uhr mit mir bon ben frönen SBiffenfdjaften tmb ber beutfcheu aittcratur unb ber fötethobe, mornit er feine ■fplpodpubrie lurieret unb mit ber ich hie mcinige titrieren foEtc, unterrcbet; bah er mir fahr guäbig begegnet hat ; bahkhmiberaEeu meinen ©fprafter ohne bie geringfte Surd)t, ohne «egierbe, 31t ge= faEen, btofj baS, maSEÖahrheit unb ©hrerbietung befahlen, gerebet unb eben beSmegen gefaEeu habe. Slot ©nbe beS ©efpräd)S fragte

0®v«f ift Me ««f «« launigeä Sdpreiben SRabenerS au

2d ?anuar 1761 ' ,n bem ietter flenauere Slubtunft tttier ©eüerts Unten ebung mit bem großen König erbittet.

llnterrebung mit ff-riebrid) bent ©rofien.

367

er mid), ob id) teine bon meinen gabeln augmenbig tönnte? „%in, ©ire." ,,33efittrte ©r fid) bodj, fperr ^Srofeffor, id) miE etlidjemal in ber ©tobe auf nnb nieber geljen." ©nbüd) fiel id), olpe p miffen mar um, auf ben fötaler, bie letzte gäbet im erften Seile1. „9hm", fagte er, „bag ift gut, bag ift fctjr gut, na= türlid), turj unb leidjt. Sag Ijabe id) nidjt gebaut. 2Bo tjat @r fo fdjreiben lernen?" „Sn ber ©cfjule ber Statur." ,,.f?at ©r ben Safontaine nadjgealjmt?" „9tein, Stjro fötajeftät, id) bin ein Original; aber barum toeiff id) nod) nid)t, ob id) ein guteg bin." „9tein, id) muff gt)u toben." Unb ba fagte er pnt fötajor, ber babeiftanb, nod) biel p meinem Sobe, bag id) in ber Sl)at nicfjt l)ören mollte. „Äontnie @r mieber 31t mir unb ftede ©r ©eine gabeln ju fid) unb lefe ©r mir metdje bor." 9lllein, guter Dtabener, id) bin nidjt miebergetornrnen. Ser3B= nig l>at mid) nidjt mieber rufen taffen, unb id) tjabe an ©irad)g Söort gebad)t: „Sriiuge bid^ nic£)t p ben Königen."2 @r t)at mid) ben Sag barauf bei ber Safel gegen ben Obriftlicutenant fötar= mit), aucf) ben englifd)en ©efanbten3, ben fötarquig b’Slrgcng4, ben Settor le ©at unb anbere, bie mir’g miebergefagt fabelt, mit einem Sobffmtdje gelobt, ben idj nid)t Ijerfetjen miU, meit eg bod) eitet fein mürbe. Ser englifcfje ©cfanbte, ber ein bortrefflidjer fötann ift, mag motjl bie mat)re llrfadje gemefen fein, marum mid) ber Äönig feljen motten; benn ber ©efanbte t)at mit ©traubeu5 in SSreglau meine gabeln gröjftenteitg gelefcn unb ift fefjr für fie eingenommen. Ser Äönig fprad) halb bcittfd), halb franjiU fifd); id) meifteng beutfd), nur im Notfälle franjöfifd). Senaug= füt)rlid)en gnljalt einem SSriefe anpbertrauen, mürbe menigfteng miber bie Mugljeit fein. Söartcn ©ie, big id) ©ie fped)c. ©ott gebe, baff biefeg halb gefd)el)e, unb baff id) ©ie gefunb unb pfrie= ben umarmen tarnt, mo eg aud) fei. Sag ©nbe gtjreg SSrtefeg,

1 Sögt oben, @. 77.

3 ©ivacb 7, 4; 13, 13.

3 3)1 i t d) e 1 1.

4 ein Subfranjofe, ber am £ofe ^riebrtc^'S beg ©ragen lebte unb mit bem ber flöitig luätjrenb beei ÄriegeS eifrig lorrefponbierte.

3 2Botil berfelbe, ber al4 eifriger Stnljänger ©ottfdjebS unb Mitarbeiter au beffen „Deutfdjer Sdjaubitlme" ®ufreäm)<3 „Spielerin" übeifefete. (1750 gab er eine Überfefcung doh Sßoltaireä „Nanine“ geraut )

368

Unterrebung mit griebrid) bem ©roßen.

tiebfter fftabenet, ift feBjr ernfttjaft. SlEein 3t)t ©rnft ift mit fo

fdjäfcbar, at§ faurn 31) t ©djerj. ©ie rebert Bon 3t)«m Sobe.

3a, babon foEten mit aEe teben, oft teben, unb getroft, mie ©ie,

teben. ©ott taffe un§ leben, um mot)I ju fterben, 31t bet 3eit, ba

er befdjtoffen tjat. Ettenfdftid) ju urteilen, müffen ©ie midj

lange unb meit überleben. 3Wn Eirief an ©ramern, bet auct)

trefflid) ift, fjebe id) aEerbing§ auf. Sin ben fperat itammerrat

ßinbentann mütbe ict) gefcffrieben unb itjrn 3U bet fo gtüdtidjen

EBatjt meinen Eöunfcf) redjt bon ganser ©eele abgeftattet Ijaben,

menn id) nidjt jeitfjet 3U aEen Eterridj hingen unb ißftidjten bet

©efeEfdjaft ungefdjidt gemefen märe. 3cf) umarme ©ie, tiebe ©ie

unb bin emig . .

bet 3f)ttge.

©eitert.

SDen 5. 3ef>ruar.

3cf) Ifabe aEe Sage nod) metjr 31t biefent SBtiefe fdjrciben moEen unb uidjt getonnt. SJtorgen foE er atfo fortgetfen. ©in§ fönnen ©ie nod) antjören. SDer Eönig fragte midj uad) ben gu= ten beutfd)en ©djriftfteEern , unb bie erften, bie mit einfielen, maren ©ie unb ©tarnet, ©r fdjmätte auf bie llnförmlid)feit unb fpärte bet beutfdjen ©Jjradje. „Slber marunt nötigen un§ bie Seutfdjen nic^t burdj fotdje gute Eiüdjer mie bie gra^ofen, baff mir fie tefen müffen?" „SiieEeidjt, ©ire, feljtt uu§ nodj bie 3eit, bieEeid)t aud) nodj Slugufte unb ßoui§ XIV." „©adjfeti Ijat ja 3meeu Slugufte gehabt."1 „3a, ©ire, unb mir tjaben aud) fdjon einen guten Stnfang in ber fdjönen ßitteratur gemadjt. Slt§ bie ©riecfjcn auftjörten 3U fc£)reiben, ba fingen bie Störner an. 2Eir tjoffeu tuljigere feiten." „©0 gefaEen 3f)m biefe 3eiteu nid)t? ©inb’Sböfe^eiten?" ,,3d)miiufd)erut)igere feiten, unb menn id) ber ^önig bon ißteufjen märe, fo tjätten bie 3)eutfd)en Stiebe." „©0? fteljt bte§ bei mir? Srei mibet einen!" „3$

1 ®iefe (irottifcfie) SBemertung feßlt in bem ausfiUnlidjen Sßerid&t über bie Unterrebung. ©emeint finb griebrtdf) Stuguft 1. unb II. (als Sättige tton Sßolen Muguft II. unb III.).

Unterrebmtg mit grtebrtd) bem ©rogen.

369

ftncbevljole eS nodj einmal, ©ire, toollte ©ott, ©ie gäben unS ben gricben!" „ga, ja!"

©eitert.

SIu§3ug eine§ SSrief auS Seidig bont 27. ganuar 1761.

SDer 18. Geaember hörigen gatjreS mar ber merttoürbige Gag, an meldjent -Sperr 3ßrofeffor ©eitert nachmittags um brei Uhr in feinem ©djtafrode, mit einer meinen 99tüijc, unbarbiert unb gar nicht motjt auf an feinem Spulte fafj unb jemanb an feine üOjüre bodjte. „herein!"

„gdj bin ber fDtajor GuintuS gciliuS unb freue midj, ©ie tennen au lernen, ©e. SJJbajeftat ber ßöitig bertangen ©ie ju fpredjen unb haben mid) tjergefdjidt, ©ie 311 ihm 3U bringen."

©eitert: -Sperr 9'Jtajor, ©ie muffen mir’S anfetjen, baff id) traut bin; eS mirb bem Könige mit einem trauten 9Jtanne, ber nidjt reben tann, nicht biet gebienet fein.

99tajor: ©S ift mat)r, ©ie fetjen nidjt mot)t auS, id) ioerbe ©ie auch nicht nötigen, heute mit5ugetjen ; aber baS muh ich ghnen fagen, toenu ©ie fid) mit biefer 9tuSflud)t gana bon bem ©ange IoSaumad)en gebenten, fo irren ©ie fid); id) muff morgen micber= tommen, unb U>enn ©ie ba nicht beffer finb, übermorgen, unb baS fo fort, bis ©ie mitgehen tonnen, @ntfdjliefjen ©ie fid) atfo. geh taffe gt)nen eine ©tunbe Seit. Um hier Uhr Ibill id) loieber an= fragen, ob id) ©ie heute ober ein anbermal mitnehmen fott.

©eitert: ga, baS tt)un ©ie, -Sperr 99tajor; ich mitl fet)en, toie id) mich aisbann befinbe.

9t un ift atfo ber 9Jlajor fort, unb ber -Sperr Sßrofeffor, ber 311m Ungtiide feinen -fperrn ©öbide1 nidjt 31t -Spaufe hat, fdjafft fid) mit bietern SterbruB unb grofjen Uniftänben einen 33arbier unb eine ifkrüde unb ift um hier Uhr fertig. GuintuS gciliuS

©edertä gantuluS, ber unter anberm auch ben ®ruct ber ©efamtauSgabe ber ©ettertfe^en ©Triften »ou 17G9 ff. übermalte.

©eitert. 24

370

Unterrebung mit f^riebridj bem ®rofjen.

lommt, unb fie geljcn nad) bem 5lb elften -fpaufe1. $n bem SJor= ^immer ftnben fid) etliche ißerfonen, toeldje b oller greube finb, ben -fperrn Dßrofeffor lernten ju lernen, getjt aber geljt bie 31f)üre 31t ©r. DJtajeftät ghnrner auf. ©ie treten ein unb bleiben mit bem Könige bie gange geit über alleine.

König: gft ©* ber ^Profeffor ©ellert?

©ellert: ga, gljro 9Jlajeftät.

König: Oer englifdfe ©efanbte Ijat mir biel ©uteg 001t gljm gefügt. Söo ift ©r Ijeri

©eitert: 35on -fpainidjen bei greiberg.

König: -fpat ©r nidjt nod) einen SSruber in greiberg?2

©ellert: ga, gl)ro DJtajeftät.

König: ©age (Sr mir, luarum mir leinen guten beutfdjen ©äfriftfteHer Ijaben?

Oer DJtajor: gliro DJiajeftät fe^en bjier einen bor fid), ben bie grangofen felbft überfetjt l)aben unb benbeutfdjen la gon= taine nennen.

König: Oag ift biel. -fpat ©r ben la gontaine gelefen?

©ellert: ga, 31) ro ÜJtajeftät, aber uid)t nad)geal)iut; id) bin ein Original.

-König: Oag ift alfo einer; aber mar um tjaben mir nid)t mel)f gute Dlutoren?

©ellert: gl)ro DJtajeftät finb einmal gegen bie Oeutfdjen eingenommen.

König: Dteitt, bag lann id) nid)t fagen.

©ellert: äöenigfteng gegen bie beutfcijen © cf; r i f tft eller .

König: Oag ift mal)r. Sßarum I)aben mir leine guten ©efd)icl)tfd)reiber?

©ellert: ©g feljtt uuä baran aitd) nidjt. äöir l)aben einen DJtag co b3, einen ©rarner, ber ben Soffuet4 fortgefe^t l)at.

1 2tm SNeuutarlte. ©ier rooljnte ber König, ber nadj ber Sctjtadjt bei SEorgau (3. atooember 1760) baS Sffiinterquartier in Seippg aufgefdftagen £>atte.

2 Gf;r ift lieb ©tjregott ©ellert, ftarb als Süergrat 1795. Gr Ijat fic§ fjolje SBerbienfte um baS fäd;ftfcbe Sergs uitb §itttenn>efeu erroorben.

3 3oI;ann Safob2Jta3coB (1689 1761), ®efd;id)tfd;reiber unb Staats» rec^tSietirer; angefetjeuer iprofeffor in Seipjig.

4 ©. Stnmertung auf <3. 296.

Unterrebung mit griebri$ bem ©roßen.

371

$önig: Söte ift ba§ ntöglid), bafj ein S)eutfct)ex ben Söojfuet foxtgefejjt Ijat?

©ettext: 3a, ja, unb glilcfticfj. Gin ex bon 3tjxo fütajeftät gele'fjrteften ^ßrofefforen Ijat gejagt, baff ex il)n mit eben bex 33e= xebfantfeit unb mit mefjxexex Ijiftorijcfjex Stictjtigteit foxtgefetjt tjabe.

^ öitig: ,<pat’§ bei fJJtann and) bexftanben?

©ettext: 2)ie 2öett glaubte.

^önig: 5t bex maxunt madjt fiel; feinex an ben StacttuS1 II?1 üDen fotCte man übexfetjen.

©ettext: Sacitu» i(t fdjmex 3U übexfe^en, unb mix tjabeit and) fdjtedjte fxanjöfifdje Übexfeijungeit bon itjiu.

ßönig: 25a X;at Gx xedjt.

©ettext: Unb übextfaufit taffen fid) bexfdjiebeite Uxfadjen augeben, maxunt bie Seutfctjen nod) nidjt in alter 5t xt gutex ©djxiften fid) tjexboxgettjan tjaben. 5Da bie fünfte unb 2öiffett= fdjaften bei ben ©xiedfen btütjeten, führten bie 3Xömexnoct) Kriege. 3}ietteid)t ift jetjt ba§ fxiegexifdje ©efulunt bex SDeutfdjen; bie'U leicfjt Xjat itinen and) nod) an Sluguften unb an Souiä XIY. gefetjtt.

$önig: SLÖie? Sßitt Gx bemt einen 5tuguft in gauj ©eutfd)= lanb tjaben?

©ellext: 5tid)t eben ba§; idj miinfd)te nux, baff ein jebex £)exx in feinem Sanbe bie guten ©enie§ exmuntexte.

Sättig: 3ft Gx gax nidjt au§ ©adjfcn meggetornmen?

©e tlext: 3d) bin einmal in SSextin gemefen.2

ßönig: Gx fotlte xeifen.

©ettext: 3§xo 9Jtajeftät, baju fehlen mix ©efunbljeit unb Slexmögen.

Äönig: 2ßa§ X;at Gx beim fi’tx eine üxantfjeit1? Gtma bie getetjxte?

I Gorneliuü Sacituä (ftarb nad) 117 n. G§r.), ber grüßte unb tieffte rümüdje ©efdjicljtfctireiber. S3on feinen beibeu großen SQJerfeu , „Stnnaten" unb „^iftorien", finb teiber nur Srucfiftücte erhalten, bagegeu bie „Germania“ ganj

II 3 in Dftober 1751.

24 *

372

Untembmtg mit griebrid) bem ©vofjen.

©eitert: äöeil fie Sljro jUtajeftät jo nennen, fo mag jie jo tjeijjen; in meinem jJJhtnbe mürbe ju ftotg gelungen Mafien.

-König: $d) Ijabe jie audj gehabt. $cfj mitten Jurieren. ©r ntufj alle £age auSreiten, alle 2öod)cn ffttjabarber nehmen.

©ellert: Sljto fötajeftät, bieje -Kur mochte moljl eine neue Kranfljeit jür ntidj jein. äöenu ba§ Spjerb gejiinber märe at§ ic^, jo mürbe id) nidjt reiten föttnen, unb märe ebenjo Iran!, jo mödjte id) and) nicf)t forttommen tonnen.

König: ©o mufs ©r fahren.

©ellert: 5Dagit fehlet mir ba§ äterntögen.

König: Sa, ba§ ijt maljr, baratt fet)lt’§ immer beu ©eletjrten in 3)cutfd)lanb. ©§ jiub moljl itjt böje feiten?

©eitert: Samotjt, unb meint Stjro dRajeftät SDeutfd)laub beu ^rieben geben mollteit -

König: Kamt id) beuit? -jpat ©r’S beim nicfjt gehört? ©§ jiub ja brei miber iitid).

©ellert: 3d) befüntiitere ntid) inetjr um bie alte al§ neue ©ejd)id)te.

König: SBa§ meint ©r? 2Mdjer ijt fd)öner in ber ©bofme, -fpouter ober SSirgit?

©ellert: -ponter jcT;eint moljl ben Solang ju berbieneit, meil er ba§ Original ijt.

König: 5(ber SHrgil ijt biet polierter.

©eitert: 2Bir jinb 31t meit bom poiner entfernt, als bafj mir bon feiner ©brache unb ©itten richtig genug jollteu urteilen tönneu. 3'd) traue barin bem ßuiutitiau1, mcld)er -jpouter ben Storjug gibt.

König: üftau mttfj aber uid)t ein ©Habe bott beu Urteilen ber 5llteu jein.

©eitert: S)a§ bin id) nid)t; id) folge it)nen nur alsbeun, menn id) mcgen ber ©ntfernung jetbft nid)t urteilen fanu.

S)er DJtajor: ©r l)at and) beutfdje 33riefe Ijerausgegebeit.

1 SllarcuS gabiuS OuiutiliauuS (ftavb uov 118) gab im 10. Söucbe feinet SeljrbudjeS bei* ä3erebfamfeit („Institutio oratoriaa) eine Ävittf ber römi* feiert unb gvied)ifd;en SHtteratur. 5Das betreffenbe Urteil fteBt itau. l, s 85—87 (^>altn )

llnterrebung mit griebridj bem ©rofjen.

373

Hönig: ©o? fpat ©r bemt and) wibcr bett Stylum curiae1 gefdjrieBen?

©etlert: 31 d) ja, 31) ro Vtajeftät.2

Hönig: 2lbcr Warum Wirb baS rtidjt anberS? ©S ift WaS Verteufeltes, ©ie Bringen mir ganje Vogen, itnb id) berftefje nid)tS babon.

©eitert: 3Senn eS 3^ro Vtajeftiit nicfjt änbcrn Wunen, fo taun id)’S nod) Weniger. $d) lann nur raten, Wo ©ie Befehlen. ,

Honig: Hann @r leine oon ©einen gabeln auSWenbig'?

©eitert: 3d)3Weifle. 3Mn ©ebädjhttS ift mir fefjr untreu.

Hönig: Vefinue ©r fidj, id) Will unterbeffen Ijerumgeljen - Vun, l)at ©r eine?

©eitert: 3a, 3l)ro Vtajeftät, ben Vtatcr.3 „©in ttuger

Vtaler in 9ltl)en - fo ftrid) er feinen HriegSgott

au§."

Hönig: Unb bie Vtoral?

©etlert: „2Benn beine ©djrift - auSjuftreidjen."

Hönig: ©aS ift red)t fd)ön. ©r t)at fo etwas HulanteS in ©einen Vcrfen, baS berftefje id) atteS. 5Da fjat mir aber ©ott= fd)eb eine Überfettung ber 3bIhSenta4 borgelefcu; id) Ijabe baS granjöfifdje baBei gehabt unb fein Vlort üerftauben. ©ie l)aBcn mir nod) einen Joelen, ben 5ßietfc§5 6, gebracht; ben l)abe id) Weggeworfen.

©etlert: 3l)ro Vtajeftät, ben Werfe id) aud) Weg.

Hönig: 9hm, Wenn id) t)ier Bleibe, fo muff ©r öfter Wieber* tommen unb ©eine gabeln mitbringen unb mir WaS 9teueS bor= lefen.

i flurial» ober JtanstetftU, ber in ber SBilbung »on Sajimgetümen baä UnmöflUc^fte leiftete.

a Sn feiner „5pr«Itiftf;en 2lbl)anbtung oon bem guten ©efclfmact in SSriefen". gm 4. Söanbe ber ©djriften.

3 ®ie tefcte gäbet im erften ^Eeite; f. <3. 77.

< eine Überfe^ung ber f)tacinefct;en „gp^genie». (6rfdt;ien im '2. Söanbe ber

,,'Deutfcben ©dfaubü^ne, nacfi ben Utegeln ber alten ©rieten nnb SHomer ein= gerietet", 1740 ff.)

6 g 58 at «ietfc^ (1690-1733), ©ottfe^ebä Se^rer. Er mar, wie SOeffer unb ttlrWj oon König, einer ber feiner Seit berüfjmteften, in ber Sitteraturgeföid&te berüd^tigften E)öfifd)en ©elegenlieit^bi^ter.

874

llnterrebung mit griebrid) bem ©i'ofjen.

©eitert: Sei) nicht, oB icE) gut lefe; ich tjaBe fo einen fiugenben, gcBirgifchcn £on.

^önig: Sa, mie bie ©Rieftet. 9tein, ©r mu§ ©eine gabeln felBft lefen, fic öerlieren fonft Biel. 9Zun, fomm ©r Balb tuieber.

Ungeachtet bcffeit, tna§ ber Jtimig am ©nbe fagte, ift buch ber Sßrofeffor nicht tuieber gerufen tnorben. Sa er tneggcgangen, hat ber Gültig gefagt: „Sa§ ift ein ganj anberer 9Jtann ®ott= fdjeb." Unb ben aubern Sag Bei ber Safel: „C’est le plus rai- sonnable de tous les savants allemands“.

©Ijr0tt0l00te tor "Perke (Mfrta.1

? 3iuei gugenbgebidjte. (iJJtitgeteilt in bet ©djrift „Sie ©etfert= ftiftung unb ba§ ©ellertbenfntal in §apnid;en." 1862.) 1741—1744. gabeln in ben „Belüftigungen beg Berftanbeg unb beg 2öi^e§".

1743. (3tt>ö[f) Sieber.

1744. Sag Banb, ein ©djäferfpiel in 1 ülufäuge. De poesi apolo-

gorum eorumque scriptoribus.

1745. ©pluia, ein ©djaferfpiel. Sie »etjc$wefter, ein Suftfpiel

in 3 2Iuf5itgen.

1746. Sa§ Sog in bet Sotterie, Suftfpiel in 5 2lufjügen. gabein

unb ©tjä^lungen. (Ser erfte Seil.)

1747. Seben ber fcfjioebi^en ©rafin uon ©***. - Suftfpiele. (3teu

barin: Sie järtlidjen ©djroeftern, Suftfpiel in 3 2l!ten; S>ag Dralel, Operette in 2 2lften; Sie franle grau, 2iad)= fpiel.) Bon ben Sroftgrünben roiber ein fiecEjeg Seben!

1748. gabeln unb ©rjäljtungen. (2. Seil unb Ser SDtenfd&enfreunb.) 1751. Briefe, nebft einer prattifc^en 2lbE|anbIung oon beut guten @e=

fdjmade in Briefen. Pro comoedia commovente. Cßr°5 grantm jutn Eintritt ber aujjerorbentlid&en Sßrofeffur.)

1754. Se^rgebidfte unb gelungen. (Unter ben Se$rgebid&ten ifl ber ,,©tolj" bag ältefte. Sie®r}äf)lungen enthalten Umarbei* tungen mehrerer gabeln aug ben Belüftigungen = 3. Seil ber gabeln unb gelungen )

i SKit Senüijung »on

©oehete, „©ruubriß", 2. Stuft , 4. 33b. , S. 35 ff.

376

ßtjronologie ber SBerfe ©ettertä.

1757. ©eifttidje Oben unb Sieber.

1760. ^Betrachtungen über bie SRetigion.

1763. gafob ©auring ©laubeng = unb ©itienleljre, in gönn eines Äatecfjigmug, aug bem granjoftfchen.

1766. ®on ber Sefcfjaffentjeit, bem Umfange unb bem ißufjen ber 2)!orat; eine SSortefmtg.

1770. SKoralifche Sortefungen, nach *>eS S3erfaffer§ Sobe fjerauS* gegeben uon g. 31. ©flegeln unb ©. S. ^etjern.1

1 Slucf; alä 6. unb 7. Seit in bie fämtlidjen ©ebriften (1769 74) auf> genommen. 1

glttmerlnmgjit

23ei 28 ©rjätjtungen »erroeift (SJeCCert fetbft auf feine Quellen.

Sänfte unb garifo. ©ie!)e ben erften Seit be§ „gufdjauerS", auf ber 51. u. f. @.

Sie 23etfctjroefter. ttiad; bem Süüjfltte einer ^otnöbie, roetdje eben biefen •Kamen fütjret.

Ser 23Iinbe unb ber Sahnte, ©ielje „Sie gäbet eines Unbefannten", roetcfje £err 23reitinger in feiner „^ritifdjen Sicfjtfunft" auf ber 232. ©. anfüfiret. (2ludE) bei 23urfarb SßatbiS.)

Sie 3ärttidt;e grau. Ser äärtticlje SDlann. ©ielje beS 2tbftemiuS 60. unb 103. gäbet. (2tucfj bei 23. 2Batbi§.)

Ser gütige 23efu<fj. ©ielje be§ 2tbftemiu3 75. gäbet „De agricola et poeta“. (2Cud) bei 23. üßatbiS.)

SamofteS. ©ielje ben „©icero", Lib. Y. Tuscul. quaest.

«Dtonime. ©ielje ben ,/ptutarcfj in bem Sebeit be§ SucuttuS" auf ber 503. ©., a. edit. Sffiectjet.

Ser grüne ©fei. ©ietje be§ 2tbftemiu§ 80. gäbet „De vidua et asino viridi“. (2lucfj bei 23. SßalbiS unb £ageborn.)

Sa§ ©cfjüffat. ©ietje ben „SufdEjauer" im 3. Seite auf ber 332. ©. u.f.

Gatlifte, ©ietje bie Hiadjricfjt non bem Sobe ber grau uon SSittacerfe im 5. Seite be§ „gufctjauerä" auf ber 273. ©. f.

Ser 23auer unb fein ©ofjn. ©ielje 23urtarb SBalbiS, in bem ganj neuro gemachten unb in Steinten «erfaßten „@f opu§ , im 3. 23ucfje, 178. 23tatt.

Ser getetjrte Sichter, ©r tjie£ ©tjartier. ©ietje djerö „©eletjrtem Sejifon".

Ser Sßudjerer. ©ietje „Sa§ lurjroeilige SuftljauS", 7. ©

Sie fcfjtauen SKäbdjen. ©ietje 23urtarb SßalbiS, im erften 23ucfje feines „©fopuS", 23iatt 51. (2ludj bei Safontaine, 5. 23ucTj, 91r. 6.)

Ser betrübte äBitroer. Dictionnaire de Bayle u. 2l§ctepiabe, it. 2t.

378

Ülnmerluitgeu.

Ser junge ißrinj. „Elite de bons mots“, 33b. 2, <5. 65.

Sag neue ©Ijepaar. „The Tatler“, S3anb 2, Sir. 82.

©raft. Sliatt erhöhtet eine ebenjb großmütige ipanblung non bem <£>ernt ©aurin. ©ieEie „Lettres serieuses et badines“, ©. 616.

Ser beträte ©ntfcf;iuß. ©iet)e 23urfarb SBatbig, im 4. SSucfje, ©. 288. Sag junge SJiäbcheit. ©ietje ginlgräfg „Seutjdfje 2lpophtf)egmata", im 3. Seite, 314. ©.

©mit. Vaniere opuscul., ©. 213. (Cato ad amicum demirantem, quod nullam haberet ßornae statuam)

Malo , mihi statuam cur non posuere , viator Exquirat , quam si, cur posuere, roget.

Ser Sügiter. ©ietje bag 504. ©tüc! beg „gufcfjauerg", im 7. Seite, tpang SRorb. Stad) einer Stachricf)t, bie nor einigen Qatjren in beit 3ei= tungen non Sonbon aug gentelbet morben.

Sttceft. ©ietje „Elite de bons mots“, 33b. 2, @. 47.

Ser gehoffte 3iufmt. ©ieEje bie Siebe beg Sic er o fürben Vtanciug. Sie beiben ©ct;raar3en. ©ietje beit „©pettator", 23attb 3, Sir 215. Slfjpnfott unb Sucht. @ietje ben „©pettator", 33anb 7, Sir. 491.

Ser §oct)3eitiag. ©ietje ben „Satter", im 2. 33anbe, Sir. 82.

SocT) ift bie „Vetjcfjmefter" ätter atg bag gleichnamige Suftjptel unb bie obige 33emerfung ©eiterig rootjt nicht richtig. ©. ©intei» tung, ©. 21.

33eäügtict) ber übrigen ©rsä^lttngeit lann noch uermiefen roer* ben bei:

Sie ©ejdjidjte non bem £ute. ©iehe ©roiftg „Tale of a tub“ (©rieh ©chmibt, 2tn3. f. b. 21. II, 59). 1 igerobeg unb ^erobiag. ©. ©d. SJiarc. 5, 17—28.

Sie Sßieberjprecherin. Vergleiche im attgemeineit Saiontaiite, 3. Vud), Sir. 16: Sie ertruntene grau.

Sag £eupferb ober ber ©ragfjüpfer. Safontaine, 7. Such, Sir 9: Sie ßutjttje unb bie gtiege.

Ser junge £rebg unb bie ©eemufetjet. Safontaine, 8. 33uch, Sir. 9: Sie Siatte unb bie Stufter.

Sag Vf«b unb bie Vreinfe. Safontaine, 2. Such, Sir. 9: Ser Söroe unb bie gtiege.

1 (Sine beutfepe ü&erfefcung tuar 1728 im „Siebermann" erhielten.

3f*r?fid}nis kr |lnfmt05jeilrn mtl> i(krfrl)rifien kr Ökkdjtr.

Seite

9tbenblieb . 262. 271

llceft . 137. 148

9tlcefl, ben maitdjer ßummer . . 137

9lOgcmeinc3 ©ebet . 277

Slm ßommuniontage . 262

?tmt)nt . 103

Slmipnt, ber ftd; in großer 9lot . 103 Hin ben ©rafen Wl.** öon S.* . 341

üln beufclbcn . 343

9ln bir allein, an bir b<*b’ idj . . 266 Ulit jenem glujj, 311 bem mit alle 140 Ulret , ein tugenbljafter Dftann . . 53

Stuf ©ott unb nid)t auf meinen . 275 Uluf offnem 2Beg hielt ein . . . 152 9lul ßiferfudjt bei Sebenl fatt . 10

9tul einem alten gabelbudje . . 138

Sitten . 233

Sitfjlicb . 266

©baraf ter einel feinen Serleumberl 295

©bloril . 10

©amoflcl . 54

©amötal unb tßt^üil. .... 34

©amötal mar jd)on lange Seit 34

©antlieb . 234

©al güllen . 9

©al ©efßenft . 19

©al ©tiicf unb bie Siebe ... 174 ©al ^jeupferb ober ber ©raltjüpfer 38

©al £>ofpital . 115

©al junge Uläbdjen . 129

©a! ßartenbaul . 40

©al ßinb greift ttad) ben bunten 40 ©al ßinb mit ber ©djere ... 181

©al ßutfd)bferb . 88

©al Sanö ber ^infenben ... 15

©al neue ©Ijepaar . 120

©al tpferb unb ber ©fei .... 126 ©al fjiferb unb bie Sremfe. . . 30

©al ©djidfal . 66

Seite

©al fdjönfte ßinb ju ihren . . 57

©al Ungtiid ber Uöeiber . ... 80

©al 23ermäd)tu:l . 111

©ajj ade ©iere benten tönnen. . 89

©afe oft bie aderbeften ©oben . 55

©ab oft bie SBeiber bil inl ©rab 187 ©em ©refdjer, ber im meinen . 83

©er alte ©idjter unb ber junge

ßritiful . 148

©er arme ©teil . 90

©et arme ©djiffer . 64

©er Ulrme unb bal ©liid . . 153

©er Ulrnte unb ber 3teid)e ... 53

©er baronifterte Sürger .... 63

©er Sauer unb fein SoI)ii ... 95

©er bepergte @ntfd)lub .... 127

©er betrübte Söitmer . 117

©er Settier . 29

©er Slinbe unb ber Sabine . . 23

©er ©brift . . 206

©er erhörte Siebljaber . 49

©er erjte, ber mit lluget ögaub . 6

©er greier . 132

©er fjreigeift . 109

©er greunbfdiaftlbicnfl .... 151

©er fromme ©eueral . 157

©er gfudll unb bie ©Ifter ... 14

©er ©eheimnilboUe . 170

©er gehoffte 9tul)m . 150

©er ©reil . _8

©er großmütige SRäubcr .... 152 ©er glütflidje ©idjter ... .96

©er glttdlid) gemorbene ©bemann 52 ©er größte gebier in ber Siebe . 49

©er grüne ©jel . 62

©er gute sJ!at . . 75

©er gütige Sefud) . 53

380

Sltpbabeti fdjeä Berjeictjnta je.

©er £>eib unb ber Steitfnedjt . .

©er ßodjgeittag .

©er £mnb .

©er Informator .

©er junge ©refdjer .

©er junge ©eteprte .

©er junge fireb§ itnb bi« ©ee=

mufdjet .

©er junge tpring .

©er 3itng(tng .

©er Süngling itnb bei ©teil . . ©er ßantpf ber ©ugenb . . . .

©er fiatibibat .

©er .Rnabe .

©er ßnabe unb bie SDtücteu . .

©er ßranfe .

©er ßuefuct .

©er ßuctudt fprad) mit einem. .

©er Seidjtfinu .

©er Seicbtfinn, wie bie gäbet .

©er Sügnet .

©er TOaler .

©er 9Jteufd)enfrettub .

©er SJtufdjel, bie am feidjten . .

©er ipo!t)i)iftor .

©er Srogefj .

©er regelmäßige SJtüfjiggängcr .

©er reidje ©ciäbalS .

©er SJeifcttbe .

©er tRuIjm .

©er ©djüfer unb bie Sirene . .

©er ©djafj .

©er ©d)tiij ber fiirdjc .

©er ©djioatjer .

©er fdjmermütige Sitgenbljafte .

©er ©elbftmorb .

©er füfje ©raum .

©er fterbenbe SBater .

©er ©ag ift mieber t)in ....

©er ©angtmr .

©er ©artarfürfl .

©er ttjätige (Staube .

©er ©ob ber gtiege Reifet mid) . ©er ©ob ber gliege unb ber SJtüde

©er ungeratne ©otjn .

©er unfterbtidje Slutor .... ©er 2Beg bes grommett ....

©er 2ßud)rer .

©er rouuberbare ©raum ....

©er gärtlicbe SJtann .

©er Qeifig .

®e§ targen tßaterS ftotgcr ©oljn . ©ic Siffen baten einft bie SBüren . ®ie Stffen unb bie SBären . . ®ie Säuern unb ber Slmtmanti . ®ie beiben §unbe .

©eite

$ie beiben Knaben . 130

®ie beiben SJtäücben . 76

®ie beibeit ©tbraalbeu . 79

®ie beiben ©ctnuargen . 156

®ie beiben SBädßer . 87

©ie beiben äßanbrer . 172

$ie Setfdimefter . 21

©ie Sienen . 163

©ie Siene unb bie ^etine ... 45

®te @bre ©ottel au§ ber Statur. 235 ©ie (älfter unb ber ©perting . . 169

©ie 6nte . 99

©ie Gute fdjroamtn auf einer . . 99

©ie gticge . 89

©ie grau unb ber ©etjt .... 135

©ie greunbfdjaft . 217

©ie frömmftc grau in unfrer . . 21

®ie ©efd)id)te bon bem £mte . . 6

®te gli'xcf lirfje (äße . 86

©ie größte tptage ttuger DIjreu . 154

©ie ©üte ©otte§ . 243

©ie ©uttt)at . 111

©ie §enue führt ber jungen . . 71

©ie flimmel rühmen be§ fämigeu 235 ©ie it)r fo eiferfiidjtig feib ... 43

©ie junge Gute . 71

©ie traute grau . 72

©ie Siebe ber geinbe . 267

©ie Siebe bc§ Stapften .... 259 ©ie Siebe jurn ©eroinft, bie . . 16

©ie Serene . 171

©ie Strebe, bie 31t ©arnoud . 171 ©ie Serdje unb bie StadßigaU . . 165

©ie DJtißgeburt . 97

©ie Stadbtigatt fang einft it;r . . 141 ©ie 9tad)tiga(( fang einft mit . . 3

©ie StadjtigaU unb ber ßuefmt . 141 ©ic StadjtigaU unb bie Serdje . . 3

©ie Steife . 31

©ie fdjlauen SMbdjen . 112

®ie5 ift ber $ag, beu ©ott . . 254

©ie ©pinne . 44

©ie SBerfd)ttnegeut)eit . 69

©ie SSadjtel unb ber Hänfling . 166

©ie Sffiiberfprecberin . 36

©ie iPittue . 177

©ie gärtticbe grau . 41

$ir bant’ itb beute für mein . . 251

©orant . 152

©orant, ein reid)er fOtann, ber . 125 ©orinbcnS junger Qiljegatte . . 177 ®u bift’d, bem Ütubm unb &)xe . 234 ®u ttagft, 0 Sfjrift, in fdgtoeren 279 ©u ttagft unb fiitjleft bie ... 264 ©urd) ftböner ©lieber Steig, burd) 60 ©urd) Ungtuct mehr at§ burd) . 148

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tJttvfeabetifcfeeS SBerjeiifentS ic.

381

©eite

(Sin Sffe fab ein Baar gefd)idte . ©in armer Staun Berfefen jum . ©in armer ©duffer ftaf in . . ©in 'Kutor fiferieb fefer toicle . . ©in Sär, ber lange geit fein. . ©in Sauer, ber oiet ©elb unb . ©in Settier laut mit btofeent . . ©in $id)ter, ber bei £>ofe mar . ©in freier bat einft einen . . . ©in glitten, bafe bie fernere . . ©in ©aut, ber Sdjinud Don . . Gin ©rofeer in ttttfecn, ber . . . ©in guter bummer Sauerlnabe . ©in guter eferlidjcr ©olbat . . . ©in .yaudtuirt, wie man mir. . ©in £>elb, ber ficb burd) mandje. ©in £erj, o ©ott, in Seib unb . Gin junger Stcnfrt), ber fid) . . ©in junger Stenfcfe , ber Biel . . Gilt junger Stenfd) fBracfe einen . ©in junger fehinä, ber fid) be§ . ©in junge» 2öeib, fie Ijiefj Sifette ©in 3tingling ftritt mit einem . ©in 3üngling, weldjer Biet Bon . ©in jüngrer unb ein iittrer Silbe ©in fiaiibibat, ber gern befürbert ©in ßnabe, ber ben fleißigen . . ©in ttuger Stater in ^tttjen . . ©in Iranter Sater rief ben ©otjn Gin Jlutfdjpfet'b fat) ben ©aut . ©in Scann, ben fefeon tauge bie . ©in Staun , ber feinen Seruf be=

obacfelct .

©in Stann, ber fid) auf Bietcrtei ©in Starr, bem oft toeit minber . ©in offner fiopf, ein muntrer . ©in Sfevb, bem ©eift unb Stut . ©itt reidjer ©eiggalS, Born £obc ©in Scfeiifer au§ ber golbneugeit ©in fet)r gefcfeirftcc fianbibat . . ©in Sterling tiefe fidj’3 auf ben ©in SBötter ber Dieligion . . . ©inft madjte burd) fein ganje§ . ©inft tuoUten Sieb’ unb ©tüd ftd) ©in Sartarfürft, Bon bem man in ©in Sater feinterliefe jweeu ©rbett ©in Sater loar loie Biete Sater . ©in SBagen £eu, ben Seitens . ©in äßanbrer bat ben ©ott ber . ©in SBucfercr tarn in turger Seit ©in Seifig war’S unb eine . . .

©Imire unb Setinbc .

©tmire war jur Sfflitiue worben .

©©in .

©mit . .

©mit, ber feit geraumer gett . .

94

153 64 61

5

143

29 96

132 9

30 115

95

127 19

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75

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129 119

67

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130 112 134

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299

146

100

53

126

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31 174 118

82

154 38 48

102

4

145

115

115

133 133

©eite

©Bittet . 114

Graft . . 125

Grinnre bid) , mein ©eift, erfreut 239 ©rmuuterung bie Schrift jti Iefen 269 ©r ruft ber Sonn’ unb jdjafft ben 283 ©rfdjroden tarn grotttin ju feinem 152 „grau Orgon!" rief bie grau . 97

greunb, wer ein Saftet liebt, ber 105 grontin Hebt tpaitncfeen big jum 52 gür alte ©üte jei gcBreift . . . 262 ©ebante, ber un§ Scben gibt . . 249 ©ebantt fei bem ©ott ber ©feen 86

©ebutb . 256

©ctaffentjeit . 237

©taubt nidjt, bafe bei bem größten 54 ©ott, beine ©iite reidjt fo weit . 233 ©otteg Siad)t unb Sorfeljung . . 257

©ott ift mein ßort . 253

©ott ift mein Sieb . 257

§an§ !)lorb . 146

4>erobe§ unb §erobia§ .... 105 §err, ber bu mir ba§ Seben . . 271 §err, ftärfe mid), bein Seibett . 272 ijoefemiitig über itjre fiiiufte . . 44

3d) tjab’ in guten Stauben . . . 274 3d) t online, §err, unb fuefee biefe 262 3d) tomme Bor bein ülugeficfet . 277 Sfer, bie il)r nad) Sugenb ftrebet 109 Sfer Steiftet in ber fiunft ju . . 134

Snt neuen Safere . 283

Sn einem Sienenftod entiBatin . 163 Sn eine Stabt, mid) bernfet, fie . 80

Sntte uub 'flarilo . 16

Sn Urantfecü . 274

SnTJoitou, (itfe Witt mit Steife). 117 Sömeite featte notfe, bei Bieten. . 36

Sa, ja ffSrojeffc mtlffen fein . . 27

Sefu§ lebt, mit ifent aud) idj . . 281

ßaltifte . 92

Itauiu featte uod) beg Sd)ncibcr§ 176 „ffinb", feub bie Stutter .... 181

.dleaut . 101

fiteant, ein lieber 'ilboofat ... 101

ßotiU . 126

ßotiH, ber, wie Bieten gefet . 126

ßriSBi« unb firi§piue . 187

Sefecett eineg Satcrd . 347

Sieb am ©eburtStagc . 251

Sifette . 67

Stein Sater gefet in§ #olj, wie . 165 3Jiein erft ©efüfel fei S>e>§ unb . 246 Steine SebcnSjeit uerftreidjt . . 265 Stenfefe, ber bu ©feriften fcfemäfeft 206 sJJ!it iferen drängen in ben ßaaren 145 9Jtit fefer ge'feeinmiSBotleu Stienen 170 Siit Srüumen, bie und ftfeön . . 46

382

ällpljabetifdjeä SMerjeidJmä tc.

SKonime .

SJtorgengefang .

Bad) einet Prüfung furjer Sage Bad) fo Biel bittern ®inberniffen Bie »tuü id) bem ju fctiaben fudjen Bod) unbetanut unb ungepriefen „Bun Biene", fprad) bie träge . O ®ori§! tuärft bu nur .... D §err, mein ©ott, burd) ben . Oft tlagt bein £erg, wie fdjtuer . Oft ließ ber ßunft unb feinem . £> Süngling, lern’ au§ ber. . . O Siefer ! ftelte bir mit gärtlic^eni D Bteufd)! luad ftrebft bu bod) . Oront, ber in ber SBelt ba? große

ßfterlieb . 239.

spaffionMieb .

$l}ilemon, ber bei großen @d)äüen

SPßilinbe .

Bhitiube blieb oft Bor bem ©piegei l)3b lap, ber fo mandje Bad)t . .

$rei§ be« ©djöpferd .

Briifung am Bbenb .

Dteidjmm unb ßijre .

Bhpnfolt unb Sucia .

©ein ttiuftig ©djidfal ju erfahren ©ei ohne fSfreuni; mie oiel . . .

©eliube .

©entnon unb ba§ Dratcl . . . ,,©olm", fing ber Bater an, inbem ©o hoff’ id) beim mit feftem Blut ©o jemaub fpridjt: id) liebe ©ott ©ott bein Berberbte? Öen . . .

Sill . . . . .

Sroft ber Grlöfung .

Sroft be§ etnigeu ßeben§. . . . Sroft eine? fd)iuermtttigcnßl)riftcn Um ba§ !H|lnoäeroS gn feljn . . Um ©rgebung in ben göttlichen

SBitlen .

Umfouft tuanbt’Bhhnfolt atted an

©eite

Unterrebung mit fjriebrid) bem

©roßen . 366

Berlangfl bn ein äufriebne? öer3 114 Berfidjerung ber ©nabe ©otted . 268 Vertrauen auf ©otted Borfepung 275 Bott bon fid) feibft unb Bon ber . 150

Born Sobe . 265

Born 93nter feiner Braut erhielt . 167

Born aßorte ©otted . 253

Bon bem Borguge Ber heutigen

Btoral . . . 333

Bon ben Pflichten ber 6räiel)ung 302 Bon einem ©reife toilt id) fingen 8 Bon ungefähr muß einen Blinbcn 23 Borbem, ba uod) um Blitternacht 135

Borrebe . 225

Borjeiteit gab’d ein tleined Canb 15 SBad ift ba? ©ut, nad) bem bu . 220 SBad ift’d, baß id) mich quäle . . 287

Sßeihnadudlieb . 254

SBeutt Eljriftus feine ßirdie fd)üßt 285 SBenn id), o ©diöpfer, beiue . . 248 Sßer ©otted SBege gcljt . . . 244

Sßer ©otted SBort nicht hält . . 245 SBer fenut bie ^aijl uou io Biet . 72

SBie alt ift nidjt ber SBabn, mie 41 213ie fang id)’? an, um mich . . 190 SB je groß ift bed Vlttmädjt’gen ©üte 243 SBie? leb’ ich Barum nur, baß id) 198 iö.e oft weiß nicht ein Barr burd) 62 SBie rühmlich ift’d, Bon feinen . 111 SBie felig lebt ein IDtann, ber feine 193 Sufriebenheit mit feinem guftanbe 264 3ur Elfter fprad) ber fjudjd . . 14

gur Sßaditel, tneldje ber ©efapr . 166 Jjtoecn ©djiujrge lebten einft . . 156 8ü>een 2Bäd)ter, bie fdjon maudje 84 Üloeen SBanbrer überfiel bie Bad)t 172 gtnei junge Btäbdjen hofften beibe 76 ^fluci Btäbdjen bradjten ihre Sage 112 •3tno ©djumlben fangen um bie . 79

©eite

60

246

286

120

267

151

45

69

282

240

165

20

92

66

11

. 281

272

32

136

136

24

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236

198

158

39

217

57

39

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268

259

269

100

249

286

279

90

282

158

| n Ija 1 1.

95 o r lt> o r t beS Herausgebers . . . @. V

©ellertS Seben unb äöerte . [S. 1]

$«Mu mtb ©vsäfjtungcu.

©rfieS Sud).

©ie Dtadjtigall unb bie ßerdje . . 3

©er Seifig . 4

®er Sansbär . 5

®ie @efd)id)te Bon bem Hute . . 6

®er ©reis . 8

®«S gütten . 9

©IjloriS . 10

©er Traufe . 12

®er gud)S unb bte (Elfter. ... 14 ®aS fiattb ber Hinteuben .... 15

3ntte unb ^)nrito . 16

®er Jludud . 18

®aS ©efpetift . 19

©er ©elbftmorb . 20

©ie Setfdjroefter . 21

$er Slittbe uub ber Saljme ... 23

®er Hmib . 24

©er Srojefj . 27

®er Settier . 29

©a§ Sferb unb bie Srentfe ... 30

®ie [Reife . 31

©aS ©eftament. . . 32

©amBiaS unb 5ßl)t)IIiS . 34

®ie 3Biberjpred)crin . 36

©aS H?eupfcrb ober ber ©vaSfjiipfer 38 ©emnott unb baS OraEel .... 39

©aS ßartentinuS . 40

©ie jcirtlidje grau . 41

©er }ürtlid)e SOtann . 43

©ie ©pinne . 44

©ie Siene unb bie £unne ... 45

©er füfje ©raum . 46

©er SJieifenbe . 48

©er erhörte Ciebljaber . 49

©er gli'idlid) geworbene @t)emami 52

Seite

©er gütige Seftid) . 53

©er 9lrnte unb ber 'Jleidje ... 53

©amotleS . 54

©ie beiben Haube . 55

©dinbe . 57

©er ©d)at5 . 59

PJionime . 60

©er unftcrbtidje Slutor ..... 61

©er grüne ©fei . 62

©er barouifierte Sürger .... 63

©er arme ©djiffer . 64

©aS ©djidfal . 66

Sifette . 67

©ie Serfdjmiegenljeic . 69

©ie junge ©Ute . . 71

©ie traute grau . 72

©er gute SRat ........ 75

©ie beiben SDläbdjeu . 76

©er Stater . 77

gloeiteS Sud).

©ie beiben ©djtualbcit ... .79

©aS Uugtüd ber StBeiber .... 80

©er fterbcnbe Satcr . 82

©er junge ©refdjer . 83

©ie gtüdlidje ©l)e . 86

©ie beiben 2B«d)ter . 87

©aS llutfdjpferb . 88

©ie gliege . 89

©er arme (SreiS . 90

.ßattijte . 92

©er 2tj[e . 94

©er Sauer unb feilt @ot)n ... 95

©er gtüdtidje ®id)ter . 96

©ie [Kijjgeburt . 97

384

Sfrtfiatt.

Seite

®ie gute . 99

SitI . 100

fileant . 101

Ser SSJucE) vev . 102

®er Sob ber fliege unb ber TOürfe 103

Dlnitjut . 103

Aerobes unb §erobia§ .... 105

Ser greigeift . 109

®a§ ®ermdd)tni§ . 111

Sie ©uttljat . 111

Ser Hanbibat . 112

Sie fdjtauen TOäbdjen . 112

©bittet . 114

Glpitt . 115

Sa§ §ofbital . 115

®er betrübte SÖittuer . 117

®er Sartarfürft . 118

®er junge $rinj . 119

Sag neue ©tjebaar . 120

®er Süngttug . 124

©raft . 125

®a§ 5J3ferb unb ber ©fei .... 126

ßotiü . 126

®er betete ©ntfdjtufj .... 127

®er junge ©e(el)rte . 128

®a§ junge fJJidbdjeu . 129

®ie beiben ßitaben . 130

®ie 83auent unb ber Stmtmamt . 131

®er fjreier . 132

©mit . 133

Ser fiuabe . . . 134

®er ßiigner . 134

®ie grau unb ber ©ei|t .... 135

tpt)itinbe . 136

ültceft . 137

®er nmnberbare Sraum .... 138

®er 5J3olyIjiftor . 140

®ie 91ad)tigatl unb ber .fhttfurt . 141

®ritte§ Sud).

®er Snformator . 143

©Irnire unb ©eünbc . 145

ßau§ fJtorb . 146

Ser alte Siebter unb ber junge . 148

Sllceft . 148

Sec gehoffte 9}ul)tn . 150

Ser gfreunbfdjaftdbienft ... 151 Ser großmütige fRäuber .... 152

®oraut . 152

Ser ?trme unb ba§ ©lücf . . . 153

Ser ©djradtjer . 154

Ser ungeratne ©otju . 154

Sie beiben ©djmarjen . 156

Ser fromme ©eneral . 157

fßbtjnfott unb ßueia . 158

Ser ©d)äjer unb bie ©irene . . 161

Sie Sienen . 163

Ser Ajelb unb ber DMtEnedjt . . 164 Sie ßerdje unb bie Dtadjtigatt . . 165 ®cr Unabe unb bie SDlücfen . . 165 Sie SBadjtet unb ber Ajänfliug . 166

Ser Apodjäeittag . 167

®ie Elfter unb ber ©berting . . 169

Ser ©et)eimni§»otIe . 170

Sie ßerdje . 171

Sie beiben Stöanbrer . 172

Sas? (Stüd unb bie ßiebe. . . . 174

Ser tätffe . 176

Sie äBitioe . 177

Ser junge ßreb» unb bie . . 180 Sa§ Hiub mit ber ©djere . . . 181 Sie Riffen unb bie Sßäreu ... 182

®er ßeicbtfitrn . 184

Ser reidje ©eiätjatS . 184

®a§ Scftameut . 186

ßriSb'm unb firi§biue . 187

Ser Süugting unb ber ©rei§ . . 190

SHovnlifdje ©cbitfjte. (2lu§luaE)I.)

Ser DRenfdjeufrcuub . 193

SReidjtum unb ©tjre . 198

Ser Gtjrift . 206

Sie greunbfdjaft . 217

Ser SRuljnr . . 220

©ciftlidje £>beu unb Siebet*. (3Xu§tuat)X.)

aSorrebe . 225

Sitten . 233

Sauttieb . 234

Sie ©bre ©otte§ au§ ber ERatur 235

Prüfung am Ttbenb . 236

©eiaffenbeit . 237

Cftertieb . 239

Ser llambf ber Sugenb .... 240

Sie ©üte ©otte§ . 243

Ser 2i3eg be§ frommen 244

Ser ttjätige ©taube . 245

IJlorgeugcfaug . 246

ißreiS be§ ©d)öbfer§ . 248

Sroft ber ©rlßfung . 249

3nl)alt.

385

Seite

Sieb am ©eburt§tage . 251

SBom SBorte ©otted . 253

335eil)nac^t§Iieb . 254

©ebulb . 256

©ottel SJJtadht unb SBorjeljung . . 257 ®ie Siebe beb Stächften .... 259

5lbenblieb . 262

51m ffommuniontage . 262

gufriebenheit mit feinem 3»ftanbe 264

SBom ®obe . 265

SBufjlieb . 266

SD ie Siebe ber gcinbe . 267

SBerfichcrung ber ©nabe ©otte§ . 268

Seite

Grmunterung, bie ©chrift ju lefen 269

5lbenblieb . 271

Sfäaffionälieb . 272

Sn ßrant()eit . 274

Säertrauen auf ©otteS S8orfe()ung 275

ülllgemeined ©ebet . 277

®roft eine§ fchtnermütigen @l)riften 279

Oftertieb . 281

Ilm (Jrgebung in ben göttlichen

SÜBiHen . 282

3m neuen Satire . 283

SDcr ©diufj ber ffircfje . 285

®roft bei einigen Sehend. . . . 286

3Jlowlifcf)e

®er regelmäßige SÜJtüfsiggänger, ober ber SJJtann ohne Safter unb

ohne ®ugenb . 289

®er fchmermütige ®ugenbf)afte . 291

(Sljawftete.

©haraftcr eine§ feinen SBerleuntberS 295 ßin SDtann, ber feinen SBevuf be= obachtet, ohne baß er feinem Säerufe gan^ lebt . 299

2lu§ bctt moralifdje« *Bt)rlefunßen.

XXII. SBorlefung. SBon ben Süflid)-- ten ber ©räiebung, befonberd in ben erften Sohren ber fiinber . 302

XXIII. SBorlefung . 318

5lud ber III. SBorlefung. SBon betn SBorjuge ber heutigen SDtoral öor ber DJtoral ber alten Sfähilofobheu unb bon ber ©ctirecf tidjfeit ber freigeifterifchen SDtoral .... 333

5lu ben ©rafen SDl.** bon SB* .

5ln benf eiben .

51n ®emoifeHe Suciud .

Briefe.

341

343

345

Sehren eines SBaterd . . Unterredung mit ^riebrich beut ©roßen .

347

366

©hronologie ber SBetfe ©eHertd . 375

5Ubhabe'tif^e§ SBerseichnid ber 5lnfangdäeiten unb Überfdjriften ber Schichte 379

©eitert.

26

$Ittc£ ooiit ®i6Iioflrctp§ifdjen gnftitut in Seipjig.

Date Due

PRINTED IN U.S.A

64 0302896 6

'xaEktlfzSSuSl.

PT1ÖÖ3

Geliert, Christian Fürchtegott

Geliert s dicht ungen

DATE

67947