SUNSSBHRNAR BRENNT RAN RR BR x Ka KRNANGTTE) INA RL Ric: N ie r ER I Ha iR v N I N Me RR YERTNEN N ENRURKNEESRSES ADLER. Ka A | ERNEST ERBDRRERINE N DBNRTE, Bea EN 1er) KATEA are ’ N N NSG, ni ER “ nn Se Pt MN HR N RC KR Ken \ Re ; N ea na HaisteR: TURN SE WERL Au Ran, erh = TAN DOSE EN BEDEenN Y HN rn u RAR RENNEN By BREI ‘ ARRER FIN ÜBER NARSUTSTRH } HIaR DRTTRERNED ; Ki 5 Mehl at ren 52 > En EINE, Eng TE Fi HE Be H fü ER I ER N EAN " H } N HIESS in vn r EEE, TEN IR KREISEN HAAG, DER Ei N "N h EIER WIRERKNN BER TERLLVRIRN CHI ERS ARSEAFUNGEN.N un DE UL Eule) ICH Bi N I FOR-TIHE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY GEOLOGISCHE UND PAL/AEONTOLOGISCHE ABHANDLUNGEN. NEUNTER BAND. GEÖOLOGISCHE UND PAL/EONTOLOGISCHE ABHANDLUNGEN. HERAUSGEGEBEN VON E. KOKEN. NEUNTER BAND (NEUE FOLGE FÜNFTER BAND). MIT 14 TAFELN, 2 GEOLOGISCHEN UND 1 STRATIGRAPHISCHEN KARTE, 65 TEXTFIGUREN. ’ VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1901— 1907. All rn INSELN KAOTKENG SERLAL IE TANK Inhaltsverzeichnis. F. Frech, Geologie der Radstädter Tauern. S. 3. A. Baltzer, Geologie der Umgebung des Iseosees. S. 69. Taf. I—V. M. Schlosser, Beiträge zur Kenntnis der Säugetierreste aus den süddeutschen Bohnerzen. $. 117. Taf. I—V. Ernst Koken, Ueber Hybodus. S. 261. Taf. I—IV. Register zu Band IX. Die Zahlen beziehen sich in diesem für den gesamten Band zusammengestellten Register auf die auf dem unteren Rande Aceratherium incisivum Kr. » tetratactylum LARr, Amphicyon major LART. ” praecursor SCHL. . 5 rugosidens SCHL. . Amphitragulus - Anchitherium aurelianense Cuv. Anchitheriomys Wiedemanni ROGER Anoplotherium commune Ouv. secundarium Cuv. Aokropodus b 6 Anthropodus Brancoi n. 5 Antilope cristata BIED. . ” Jaegeri RÜT. Bachitherium medium FILH. Bison Na Bohnerze, FE ahische > Bagolino Bos primigenius Bor. »„ taurus L.. Caenotherium . Camonica- und Ehieserhal | Camunische Ueberschiebung Capra . . Cephalogale Castor neglectus ScHr. Ceratorhinus sansaniensis LART. . nr Schleiermacheri Kr... " simorrense LART. Cervus antiqui POHLIG . » Bertholdi Kr. es eurycerus ALDROY. . » lunatus v. M. F suevicus SCHL. Cestracion . tee » faleifer WaAon. . Chalicomys Jaegeri Kr. Chalicotherium ; Seite 227 228 151 152 151 185 209 138 173 174 119 119 197 201 180 207 243 100 206 205 177 74 99 204 157 136 220 221 223 191 191 190 197 191 272 271 136 212 stehenden Seitenzahlen. Choeropotamus parisiensis CUV. Choerotherium pygmaeum DEP. . . . . Cryptopithecus sidero-oolithicus SCHL. Cynodictis cfr. longirostris FILA. . „ pygmaeus SCHL.. Cynodon cefr. velaunus AyM. . . ... Deckenschotter am Iseosee . Dichobune Fraasi ScHL.. Dichodon frohnstettense FRAAS Dierocerus elegans LART. y5 furcatus HENSEL " Pentelici GAUDRY . Dinocyon 5 Dinotherium eztann &r e giganteum KP. ” Diplobune bavarica FRAAS . . 2... eg Quereyi FILH. . . Diploporen-Dolomit der Radstädter Tanern . B Dipoides problematicus SCHL. Dorcatherium crassum MILNE Epw. . Drepanodon bidentatus FILA. . Dryopithecus rhenanus POHLIG Elephas . Entelodon mapnum Ava. Equus Felis ogygia Kr.. Geloeus communis AYM. . 2.2... B Laubei ScHL. Glacial am Iseose . . . er esege „ der Radstädter tan. Gneiß der Radstädter Tauern . Hauptdolomit der Radstädter Tauern Hemicyon . . . a ar SE ae Haie H Hipparion gracile Kr. Hippotragus Fraasi RÜrT. Hyaena chaeretis GAUDRY > eximia ROTH Seite 168 172 130 163 164 161 94 176 —— \NÜIL —— Seite Hyaenodon Aymardi FLrH . . 2. 2.2... .140 cn cfr. Heberti Fıra. . . re AO) r en La1z. et Pan. a) Hybodus . . a en ee! = Dose EN ee 2 27203 en raasikC WBROwWNE 265 „ 'HauthanuspERAA SE ol „ reticulatus . . . ae E20! Hyotherium Sömmeringi v. M. Se an 1er) Praha, SCH! Hystrixlgueyica Schu. 20188 Ichthyosaurus, Bildung der Extremitäten . . . . 270 Ictitherium robustum NORDM. pP. . : x... 18 Iseosee, Geologie der Umgebung . » .» : 2 .....69 Jura der Radstädter Tuem . . ». 2 2 .2.0.2.%16 Kalkphyllit der Radstädter Tauern . . ao 7 Kristalline Schiefer der Radstädter Ben. Rn 4 Leptobos etruscus RÜT.. . © u ou u 0. „2.206 Lepus primaevus SCHL.. . © . 2 0. 0.0. 134 Bistriodonalßockhartı Rom... 2 nis " Splendensee ee Lophiodon sp... . - a Deo Ale 4 rhinocerodes Rör. ce Ko a Machaerodus eultridens GERV. . .» 2 2 00.0. 14 Mastodon angustidens CUV. . .» 2» 2 202.20. .16 „ longirostris PRCP re ar 16H Metaxytherium Christoli FIT. .» . 2» 2 20.20.2209 Moränen der Radstädter Tauern . . . . 2... 18 Muschelkalk der Radstädter Tuem. . . ... 2 IMustelar Iiaereri Schr 2 a8 Nummulitenkalk der Radstädteer Tuerm . . . . 7 Ogliogletscher, quartärer 2 36 Orthybodusger a re Over ER le Ge 20 Pachycynodon ecke Qu. ee ee Me lei} 9 neglectusaScHhtn. 159 Pachynolophus isselanus BBAWNV. . x 2... .. 212 Palaeoehoerus typus Pom.. . . 2». 0.0.0. 1a IEalaeomerya et F anmnlectenB, SCHE Er 8 Palaeotapirus helveticus v.M.. . . 2. 2.2... 216 Palaeotherium erassum CuUV. . . » 2.0.0. 211 mediuml Guyana Palsrichetun. IEraastev PM il, 5) IN In SR OT VAR 10) Paracynodon musteloides SCHL . . . 2... 16 5 vulpinusW SCHE lo) hs Wort mannnı Schr. il BaragelocuslScott1l SCHn ee ‚Barzanika,. Gewölbe, von 2: 74 Phyllite der Radstädter Tuem . . . . 2... 7 Phyllitgneiß der Radstädter Tauem . . . .. . 5 Bisoener u. win: en ae ER LO Pleuracanthus Plesiomeryx Polyacrodus Predorefalte Prolagus oeningensis Könıe Er Promephitis Gaudryi SCHL.. Protapirus priscus FILH. Protomeryx Pseudaelurus Ele Firm. Pseudamphieyon lupinus SCHL. Pseudogelocus suevicus SCHL. Pseudocyon . Pseudosciurus suevieus HeNsEL 5 Pterodon dasyuroides GERVYV. e Pyritschiefer der Radstädter Tauern . Quarzit der Radstädter Tauern Radstädter Tauern, Geologie der . Raibler Schichten der Radstädter Tauern . Rangifer tarandus L . Rhagatherium frohnstettense Kow. Rhinoceros aurelianense NONEL ” brachypus LART. 5 Goldfussi Kr. . 5 sansaniense LART. ss Schleiermacheri Kr. simorrense LART. . Rhinolophide & : Ronzotherium Osborni Sen. „ velaunum AyM. Sciuroides Fraasi F, Mar. . Seiurus sp. Sorieide u: Stenoplesietis Grimmi Scan. Stylophyllum paradoxum FRECH . Sulsano, Becken von Sus antiquus KP. „ Palaeochoerus var. ntediiriannn Kr 5 Tapirulus hyracinus GERY. Tapirus priscus Kr. . Tauern, Radstädter, Gear de Teleoceras aurelianense NOUEL > brachypus LART. ” Goldfussi Kr. Thecosmilia Oppeli REuss . Theridomys siderolithicus PICT. Terrassen, glaciale, am Iseosee Terrassen, glaciale, der Radstädter Tauern 9 Tertiär der Radstädter Tauern Tertiär, Säugethierfaunen des schwäbischen Tonglimmerschiefer der Radstädter Tauern Trias der Radstädter Tauern . Trompiathal, Ueberschiebung im . Ursavus Depereti ScHL.. . . . » . 190. 196 . 178. 188 13 176 220 219 al! . 220 221 223 133 225 226 138 139 133 147 12. 35 107 169 GEOLOGISCHE UND PAL/ABONTOLOGISCHE ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON BIRORWEN. NEUB FOLGE BAND V. (DER GANZEN REINE BAND IX.) HERT 1. GEOLOGIE DER RADSTÄDTER TAUERN. VoN PROF. DR. F. FRECH IN BRESLAU. MIT EINER GEOLOGISCHEN KARTE UND 38 ABBILDUNGEN IM TEXT. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1901. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Geologie der Radstädter Tauern. Von Prof. Dr. F. Frech (Breslau). Einleitung. Die Aufnahmen, welche der „Geologie der Radstädter Tauern“ zu Grunde liegen, wurden ermöglicht durch eine zweimal (1895 und 1897) von der Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewährte Reiseunter- stützung. Es sei mir gestattet, auch hier meinen aufrichtigsten Dank zum Ausdruck zu bringen. An den geologischen Aufnahmen im Gebirge betheiligten sich die Herren Privatdocent Dr. G. von ARTHABER (Wien), cand. geol. Sınperwann (Breslau) und insbesondere Privatdocent Dr. W. Vorz (Breslau); der letztere hat das Zeder- hausthal und seine Umgebung in allen wesentlichen Punkten selbstständig aufgenommen. Herrn Professor Dr. Mitch bin ich für die Mittheilung von Gesteinsdiagnosen zu besonderem Danke verpflichtet. Von früheren Kartenaufnahmen lag nur die mit der Hand copirte, von dem k. k. Chefgeologen Herrn Vaczx herrührende Darstellung (!/,,000) vor. Ein Eingehen auf die Anschauungen des Genannten liegt der folgenden Darstellung um so ferner, als dasselbe schon an anderer Stelle erfolgt ?). Die Erwähnung anderer österreichischer Forscher (D. Srur, E. vox Mossısovics, C. DiENER; ferner G. GÜNBEL), welche unsere Kenntniss des Radstädter Gebirges gefördert haben, wird an den betreffenden Stellen des Textes erfolgen. Hier sei nur der wichtigsten Arbeiten, vor allem des grossen Pfadfinders LroroLn v. BucH gedacht, dessen kurze, aber bedeutsame Mittheilungen über das Fritzthal neuerdings scheinbar in Vergessenheit gerathen sind. L. v. Buch beschreibt (Ges. Werke. I. pag. 261—264) die Gegend Altenmarkt, Hüttau mit dem Fritzthal, Radstadt und Werfen und er hebt den Thonschiefer (Thonglimmerschiefer), Altenmarkt gegenüber, die Quarzlager und Trümer von Spatheisenstein darin hervor. Ebenso werden die Guttensteiner Kalke der Gegend von Hüttau (Kalklager von schwärzlichgrauer Farbe, sehr feinsplitterig im Bruch und von weissen Kalkspathtrümern durchzogen) und von der Kirche Werfen die Conglomerate der Werfener Schichten be- schrieben, endlich der Gegensatz des engen Erosionsthales der Fritz und des weiten alten Seebodens im oberen Ennsthal (zwischen Flaehau und Pass Mandling) scharf hervorgehoben. 1) Das zweite Mal kurz nach dem Erscheinen einer polemischen, vielfach persöulich gefärbten Schrift des Herrn M. Vacex Verh. G. R. A. 1897 No. 2 und 3. 2) F. Frecn, Zur Geologie der Radstädter Tauern. S-A. a. d. Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft. 1899. 1* ug 1 4 Die wiehtigen und wesentlichen Grundzüge der Schichtenfolge der triadischent) „Radstädter Tauern- Gebilde“ hat D. Srur vollkommen richtig erkannt und dargestellt, während die zweite offieielle Aufnahme des Herrn VAcER?) einen ausgesprochenen Rückschritt bildet. Z. B. entsprieht die Angabe Stur's (l. e. pag. 849), dass die triadischen Radstädter Schiefer [Pyritschiefer]| und Radstädter Kalke in eine Gruppe aufzunehmen seien, da sie theils das Liegende der Kalke bilden“ [Profil Zehnerkar-Lantschfeld], „theils zwischen den Schichten der Kalke eingelagert vorkommen“, in allen Einzelheiten der Wirklichkeit; hingegen steht die Angabe des Herrn VAcER von einer discordanten Auflagerung der Pyritschiefergruppe auf einem Corrosionsrelief von Kalk und Dolomit mit den palpabelen Thatsachen im Widerspruch °). Die Beobachtungen Stur’s über metamorphe Beschaffenheit der Radstädter Tauernkalke (pag. 833) sowie die meisten Angaben über die Unterschiede des Centralgneisses von der Schieferhülle mit ihrem Kalkglimmerschiefer, Chloritschiefer, Talkschiefer und Serpentin (pag. 82?9—831) stehen mit den Thatsachen besser im Einklange als mit der Darstellung seines Nachfolgers. Die Beobachtungen von KArL Prrers, der gleichzeitig mit D. Stur die Gebirge zwischen dem Klein-Arl Thal und der steierischen Grenze (Mandling) untersuchte *), betrafen ein Gebiet, dessen ungünstige Aufschlüsse wenig zu weitergehenden Folgerungen auffordern. Doch stimmen auch seine Angaben über die undurehführbare Scheidung von Thonglimmerschiefer und Glimmerschiefer ?) besser mit den Thatsachen als mit den Angaben des Herrn Vacek überein. Auch die ausführlich begründete Ansicht von K. Prrers über das diluviale Alter der höheren Terrassenschotter der Alpenthäler (l. e. pag. 817) ist gegenüber den damals herrschenden An- schauungen (STur und MorroT) von der marinen Entstehung und dem tertiären Alter dieser Gebilde erst viel später wieder zu ihrem Rechte gelangt. Die Beobachtungen Srtur’s über Belemnitenfunde im Zehnenkar haben später durch C. Diener ihre Bestätigung erfahren. Der von C. Gümsgen gemachte unerwartele Nummulitenfund bei Radstadt wurde von E. von Mossısovıcs eingehender verfolgt. Die von letzterem schon vor Jahren begonnenen Untersuchungen an der Gnaden- alp und bei Untertauern sind ebensowenig wie die von Tauernhöhe und dem Zehnenkar ausgehenden For- schungen von Ep. Surss zu einem Abschluss gelangt. Beide Forscher waren so gütig, meine Arbeiten durch mündliche Mittheilungen und Ueberlassung ihrer Tagebücher und Zeichnungen zu fördern. I Die Schiehtenfolge in den Radstädter Tauern. A. Die krystallinen Schiefer. (Urgebirge und präcambrische Schieferhülle.) 1. Der Gneiss bildet südlich von Schladming eine flache Aufwölbung, welche nirgends das Gebiet unserer Karte berührt. 1) Alterer Alpenkalk der damaligen Nomenklatur. Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt. V. 1854. pag. 818 ff, 849. 2) Ein Beitrag zur Geologie der Radstädter Tauern. Jahrb. G. R. A. 1884. 3) F. Freor, Zur Geologie der Radstädter Tauern. Jahresb. schles. Ges. 1899. pag. 5. 4) K. Prrers, Das geologische Verhältniss der Nordseite der Radstädter Tauern. Jahrb. G. R. A. 1854. pag. 808 ff. 5) „Ich nenne die Scheidung von Grauwackenschiefer („Silurschiefer und Quarzphyllit“ des Herrn VAczx) von dem Glimmer- schiefer des Forstau- und Tauerntlales eine willkürliche, weil die Beschaffenheit des Gesteins mir eine natürliche Grenze zwischen beiden zu nehmen nicht erlaubt.“ K. Prrexs ]. ec. pag. 811. Herr Vacek geht zwar auf diese richtigen Beobachtungen seiner Vorgänger nirgends ein, wundert sich aber, wenn ich die verschiedenen Phasen seiner Irrthümer ignorire: „Ueber die Schladminger Gneismasse“. Verh. G. R. A. 1893. No. 16. 5 Die petrographische Zusammensetzung des Schladminger Granitgneisses schildert L. Mızcn!) nach einem aus dem Sehladminger Unterthale stammenden (lose gefundenen) Blocke: Typiseher Granitgneiss, aufge- baut aus Kalifeldspath, Quarz, Plagioklas, Biotit, access. Apatit, Zirkon und den Umwandelungsprodueten der ge- nannten Mineralien, besonders hellem Glimmer und auch Zoisit. Struetur theilweise noch hypidiomorph-körnig. theils durch Zertrümmerung der Quarze und Verschiebungen verändert. Der makroskopisch gneissähnliche Character ist hauptsächlich durch subparallele Streifen von Kaliglimmer hervorgerufen, die das Gestein durehsetzen. Ein zweites Gneissvorkommen von sehr geringfügiger Ausdehnung findet sich — von Dislocationen umgeben — in der Umgebung des Fleckens Mauterndorf?). Die „Schiefergneisse“ oder „Gneissschiefer“, welche nach Herrn VAcEk zwischen zwei verschiedenen „Hornblendegneissen“ lagern, sind jedoch ebenso wie diese „Horn- blendegneisse“ normale Thonglimmerschiefer !) oder phyllitäbnliche Thonschiefer. Der Glimmerschiefer fehlt als selbständiges Gebirgsglied im Bereiche der Radstädter Tauern ist jedoch als locales, durch teetonischen Druck bedingtes Vorkommen im Bereiche des Thonglimmerschiefers an- zutreffen. Allerdings finden sieh nun im Gebiete der oberen „Gneissschiefer“ und „Hornblendegneisse“ des Herrn VaAczk Gesteine, die gelegentlich Hornblende oder etwas Feldspath enthalten. So erwähnt A. RosıwaL einen Horn- blende-Chloritschiefer (Verh. @. R.-A. 1894. pag. 483 Davidalp SO. von Tweng), dem jedoch Feldspath voll- kommen fehlt. Die „Phyllitgneisse“ und „Serieitgneisse‘“‘ werden jedoch von A. Rosıwar (Verh. G. R.-A. 1893. pag. 367) gekennzeichnet: £ Phyllitgneiss vom Anstieg zur Moseralp bei Mauterndorf. „Makroskopisch: Phyllitartig; mit deutlicher Clivage versehene Glimmerminerale von bald hellgelbgrüner, bald grauer Farbe bilden diehte Membranen, zwischen denen in variabler Mächtigkeit linsenförmig bis zu 2 mm anschwellende Feldspathquarzaggregate eingelagert sind. Auch diese erscheinen dicht. Feldspathe sind unverzwillingt, zum Theil stark schief auslöschend, sie wurden mikrochemisch als Albit bestimmt, Chlorit und Muscovit sind von normalem Habitus bei minimalen Grössen.“ Bei der sehr allgemeinen Ortsbezeichnung „Anstieg zur Moseralp bei Mauterndorf“ lässt sich nieht angeben, ob das Stück aus dem Gebiete des wirklichen Gneisses oder des Vaczk’schen „Gneisses“ stammt. Jedenfalls trägt es nach der Beschreibung, ebenso wie der Granatgneiss vom Burbauer (l. e) einen phyllitischen Character. Der Granatgneiss bildet den Uebergang zum feldspathfreien Granatglimmerschiefer des Gurpetscheck. „Serieitgneiss“ (1893) — Seriecitschiefer (1894). Fanninghöhe bei Mauterndorf. „U. d. M.: Der Feldspath ist in dem fast diehten Aggregate der nicht glimmerigen Bestandtheile neben dem zumeist zart gestreiften Quarz optisch kaum nachzuweisen. Normal in ihrem Verhalten sind der vor- wiegende Muscovit und der nahezu gleich häufige Chlorit. Der ganze Habitus des Gesteines reicht in die Reihe der nach Günser als Schistit zubezeiehnenden Phyllite. Mikrochemisch wurde die Anwesenheit von Feldspath (Oligoklas) nachgewiesen und damit die ge- wählte Bezeichnung als Serieitgneiss begründet.“ (Verh. G. R.-A. 1893. pag. 567—568.) Ueber diese Gesteine äusserte sich A. Rosıwaz später (Verh. G. R.-A. 1894. pag. 475), wie folgt: „Um mög- lichen Irrthümern in Bezug auf die geologische Stellung der damals behandelten Gesteinstypen vorzubeugen, 1) Mıccu bei F. Freca, Zur Geologie der Radstädter Tauern. Schles. Ges. f. vaterl. Cultur. Sitz.-Ber. 1899. 2) Mehr Aehnlichkeit mit dem Schladminger Gestein als der Mauterndorfer Gneiss mit seinen makro- skopisch sichtbaren Orthoklas und Plagioklas (s. u.) besitzt der von Rosıwar beschriebene Centralgneiss aus dem Malta- thale (Verh. G. R.-A. 1894. pag. 476). 6 sei an dieser Stelle nochmals erwähnt, dass die ganze von mir bestimmte Gesteinsserie nach den Mittheilungen des Herrn Vaczk dem von ihm als Liegendhorizont der Hornblendegneiss-Abtheilung be- zeichneten Complex der serieitischen Schiefer angehört.“ Man kann diese letztere Einschränkung nur billigen, wenn man bedenkt, dass der Feldspath in dem Fanninghöhe-Gesteine „optisch kaum nachzuweisen war“ und seine Anwesenheit lediglich aus mikrochemischer Reaction erschlossen wird. Uebrigens würde die Bestimmung von Feldspathspuren — die an sich in jedem Sand- steine vorkommen — noch nicht den Namen „Gneiss“ rechtfertigen. Der untere Gneiss ist der eigentliche, aus Granit hervorgegangene Centralgneiss, der nach Geyer (Verh. G. R.-A. 1892. pag. 326) in den tieferen Aufbrüchen granitische Struetur, in den oberen Lagern Schieferung und parallele Anordnung der Glimmerblättehen zeigt. Zu diesen hohen Lagern des Oentralgneisses gehört — wie auch Herr Vacex in seiner verworrenen Darstellung anzunehmen scheint — der feldspathreiche @neiss von Mauterndorf, dessen Unterschied von dem Vaczr’schen „Gneiss“ aus A. Rosıwar's Diagnose (Veitelbauer, MauterndorfN. Flasergneiss, Verh. @. R.-A. 1893. pag. 366) ersichtlich ist: „Makroskopisch: Feldspathreiech. U.d.M.: Orthoklas, wenig Plagioklas Quarz in feinkörnige Aggregate aufgelöst: Muscovit. Etwas Granat“ Ueber dem Centralgneiss soll nun nach Herrn Vaczr (l. e. pag. 387) eoncordant die Gruppe der „Schiefer- gneisse“ lagern und aus folgenden 3 Gliedern bestehen: 1) unterem Hornblendegneiss, 2) Serieit-Chlorit-Phyllit oder serieitischem Schiefer mit Quarziten, 3) oberem Hornblendegneiss. Das ist die zweite der tastenden Ansiehten des Herrn VAcer über die kıystallinen Schiefer (d. d. 1895), welehe sowohl von seiner ersten (1884) wie von der 1895 von der @. R.-A. ausgegebenen, handschriftlich her- gestellten Karte abweicht. Die letztere hatte ich in meiner vorläufigen Mittheilung (Sitz. - Ber. Berl. Akad. 1896. 19. Nov.) für die endgültige ansehen müssen. Im Jahre 1897 greift Herr Vaczx jedoch wieder auf seine 1893 ausgesprochene Ansicht über „Schiefergneisse“, „Hornblendegneisse“ ete. zurück. Zweifellos liegen anderwärts (unter anderem auch am Brenner) zwischen Centralgneiss und Kalkphyllit Hornblende führende Schiefer. Aber aus dem grossen, eingehend aufgenommenen Gebiete (s. u.) der Vacer’schen „Schiefergneisse“ kenne ich ausschliesslich Quarzphyllite oder Thonglimmerschiefer ohne Hornblende und ohne makroskopischen Feldspath: Die nachfolgenden Diagnosen des Herrn Dr. MırcH, welche die makroskopisch verschieden erscheinenden Gestein aus dem Gebiete der „Schiefergneisse“ und „Hornblendegneisse“ umfassen, bedürfen keiner Erläuterung. a) Fanninghöhe (Spitze). Ziemlich grobschiefriges Gestein, bestehend aus Lagen von ausgewalzten Quarzkörnern, zum Theil mit staubförmigen Erzkörnchen, und viel dünneren Lagen von Kaliglimmer, Erz- körnern und (untergeordnet) Chlorit. Plagioklas als Seltenheit in ganz vereinzelten Körnehen. Von Hornblende ist in dem Stücke (wahrscheinlich einem metamorphen Sandsteine) keine Spur vorhanden (,Serieit- gneiss“ pag. 5). b) Moserhütte unter der Fanninghöhe. Schieferiges Gestein, wesentlich aus Quarz bestehend. In einem Mosaik kleinerer Quarzkörner (offenbar aus grösseren durch Zertrümmerung entstanden) liegen gepresste grössere Quarzkörner. Das feinkörnige Mosaik wird durch ganz dünne, häufig unterbrochene Häutchen von Kaliglimmer in Lagen getheilt. Von Feldspath und Hornblende keine Spur. Vielleicht aus einem grobkörnigen Sandsteine entstanden. ; c) Wippitseh-See, Weissbriachthal (leg. Volz), Quarz in grossen Körnern, zum Theil zertrümmert oder roh flaserig; Chlorit (und Serieit) an Menge nicht sehr bedeutend. Im Cement Erz. Von Feldspath oder Hornblende keine Spur. Wahrscheinlich ein umgewandelter Sandstein. re d) Ebenfalls aus den „Schiefergneissen“ des Grossen Gurpetscheck (Westabhang) stammt ein um- gewandeltes Eruptivgestein (? Diabas- oder Dioritporphyrit); dasselbe enthält nach Mizcn Feldspathtrümmer (grösstentheils wohl Plagioklas) in Chlorit und Epidot liegend. Anordnung roh flaserig. Ich hebe hervor, dass auch nach der Betrachtung in der Natur kein geologischer Beobachter über die Quarzphyllit-Natur!) der die Fanninghöhe und das Gurpetscheck bildenden „Schiefergneisse“, „Gneiss- schiefer“ oder „Hornblendegneisse‘“ des Herrn VAcek im Zweifel sein kann. Die aus klastischen Sedimenten hervorgegangenen, geschieferten und durch Druck mineralogisch und structurell veränderten Gesteine der Schieferhülle lagern discordant über dem aus intrusivem Granit hervor- gegangenen Gneiss. Dieselben sind bei deutlich sedimentären Lagerungsformen selbst dort, wo Kalke und Schiefer wenig verändert sind, gänzlich versteinerungsleer und als präcambrisch zu classifieiren; die versteinerungs- führenden paläozoischen Gesteine der Ostalpen sind fast stets auch petrographisch gut unterscheidbar. 2) Der Kalkphyllit ist das am besten gekennzeichnete Gebirgsglied der Schieferhülle und besteht in erster Linie aus Kalkglimmer- schiefer oder Kalkphyllit, ferner aus eingelagerten Zügen von krystallinem Kalke, Chloritschiefer und Speekstein. Wenig ausgedehnt, aber im Bereiche des Zederhausthales ziemlich zahlreich sind die Vor- kommen von Serpentin. Das grösste Kalkphyllitgebiet ist das des Zederhausthales, wo die sämmtlichen erwähnten Ein- lagerungen beobachtet wurden. Vom Südabhange der Hauptkette zieht das Gestein mit diagonalen Striehen nach dem Klein-Arl- und Gross-Arlthale (Liehtensteinklamm) hinüber, wo eingelagerte Marmorzüge (Mitter-, Klein- und Gross-Arl) im Antlitz des Gebirges deutlich hervortreten. Abgesehen von petrographischen Untersuchungen in weiter entfernten Gebieten (F. E. Surss, in den Tarn- thaler Kopfen am Brenner) hat neuerdings A. Rosıwan eingehende Untersuchungen über die Chloritglimmer- schiefer und Chlorit führenden Albit-Museovitgneisse angestellt, welche dem Kalkphyllit oder dem „Hauptehlorit- schieferzug der Kalkphyllitreihe“ angehören (Verhandl. @. R.-A. 1894. pag. 477—455). Auch Albit-Epidot- schiefer (l. e. pag. 483) gehören dieser Abtheilung an, deren Stellung zwischen Gneiss und Quarzphyllit keinem Zweifel unterliegt. Das Aussehen des stets feinschieferigen, gefältelten Kalkphyllites ist sehr wechselnd; meist ist er glänzend, schwärzlich und zeigt kleine braune Flecken, vielfach erscheint er durch Glimmerbeimengung heller. Quarz tritt durchaus zurück. Der dem Kalkphyllit in kartographisch abgrenzbaren Zügen eingelagerte Chloritschiefer ist fein- schieferig, gefältelt, von weiss- oder hellgrüner bis dunkelgrüner Farbe und seidenartigem Glanze. Der Serpentin des Zederhausthales entspricht wenig mächtigen Eruptivgängen und ist derb, dunkel- grün mit schwarzgrünen Partieen, auch lauehgrün oder gelblichgrün gefärbt; auf Klüftungsflächen finden sich 2—5 em mächtige Lagen von feinfaserigem Serpentin. Die Verwitterungsfarbe des Serpentins ist braun. 3) Der Thonglimmerschiefer (Quarzphyllit) ist die jüngere, mit dem Kalkphyllit durch Weehsellagerung verbundene Stufe der Schieferhülle?). In der Mittelzone des Gebirges nimmt der Thonglimmerschiefer in Folge starken tektonischen Druckes eine krystalline Beschaffenheit an, die ihn zuweilen im Handstücke dem typischen Glimmerschiefer ähnlich erscheinen lässt 1) Sogar die Bezeichnung Glimmerschiefer wäre hier gänzlich unangebracht. Das Eruptivgestein, welches mit Gneiss nicht die mindeste Aehnlichkeit hat, besitzt ganz geringe Ausdehnung. 2) Von unabhängiger Verbreitung oder einer Discordanz zwischen beiden „Formationen“ konnte weder bei Radstadt noch am Brenner auch nur eine Andeutung wahrgenommen werden. ee (Lungauer Kalkspitz, Giglachseen, Gipfel der Seekarspitz). Besonders gut konnte ich beim An- stiege vom Hundsfeld zur Wurmwandscharte (2000 m) unmittelbar neben einander Glimmerschiefer und Glimmerquarzit beobachten; auf der Höhe der Scharte, wo das Einfallen flacher ist, liegt normaler Thonglimmerschiefer. Hie und da finden sich Einlagerungen von dunklem Thonschiefer, denen ein etwas grösserer Glimmergehalt nur entfernte Aehnlichkeit mit Phyllit giebt, so am Rossbrand und Kehlbrand nördlich von Radstadt sowieim Preuneggthal (in dem Schladminger „Gneiss“ VAcer's). Nieht selten sind quarzitische Lager, welche den Uebergang zu dem Radstädter Quarz vermitteln, seltener erscheint schwarzer, weissgeaderter Kieselschiefer (Rossbrand) und Granatphyllit (Gurpetscheck, s. o.). Als Beleg für die Zusammensetzung eines normalen Thonglimmerschiefers sei hier eine Diagnose von A. Rosıwar abgekürzt wiedergegeben: Grüner Schiefer (Sericit-Chlorit-Phyllit),. Hinter-Labeneck, Radstadt SW. Filz von Museovit, in der Form von echtem Serieit, dem sich Chlorit in der gleichen Ausbildung beimengt. Feinkörnige Quarzaggregate. Erzblättchen, Rutilnädelehen. Rhomboedrische Carbonate in grosser Häufigkeit. Accessorisch : Apatit (Verhandl. G. R.-A. 1894. p. 369). Andere mit den vorstehenden übereinstimmende petro- graphische Diagnosen des Quarzphyllits aus dem Gebiet des Vacer'schen „Gneisses“ siehe pag. 5 und 6. | Der Thonglimmerschiefer der Seekarspitz nördlich von Obertauern, ein dünngeschiefertes, grünliches, | von Quarzlagen durchsetztes Gestein, enthält: am südwestlichen Abhange, beim Anstiege über den Grünwaldsee etwas Pyrit. Am südwestlichen Abhange, bei denSeekar-Schurfhütten sind bis vor etwa 15 Jahren Erz gänge abgebaut worden, deren Mineralien man noch auf den Halden findet: die Gangmasse besteht aus Ankerit und Quarz, denen Sulfide, Kupferkies, Zinkblende und Pyritin verschiedener Menge eingesprengt sind. Eine Befahrung der verlassenen Stollen ist kaum ausführbar. Seekarspitz (2346 m) =—. N \\ Wurmwand. Hundskogel (2234 m). INIIR Fig. 1. Ansicht von einem Hügel ob der Tauernhöhe nach Norden. Die Thonglimmerschieferberge des Hinter- grundes, sowie die Terrasse im Mittelgrunde werden durch den Taurachbruch von der Trias im Vordergrunde gekreuzt. Die alten Stollen auf Kupferkies und Zinkblende sind durch getrennte Hämmer gekennzeichnet. @l. Sch Thonglimmerschiefer, local glimmerschieferähnlich, P. Sch. Pyritschiefer der Trias. Gez. von EpuAarn Surss. Gegenüber der Eisenbahnstatiin Mandling liegt im Bereiche des Thonglimmerschiefers eine Einfaltung | (oder Einlagerung) von bräunlichem halbkrystallinen dolomitisehen Kalke, der von zahlreichen | Klüften und Quarzadern durchzogen ist und sich in jeder Hinsicht von den am Südufer der Enns auftretenden Triasdolomiten unterscheidet. Die nahe liegende Vermuthung, dass der Dolomit eine gleich alte Einlagerung des Thonglimmerschiefers darstellt, verliert durch die ganz ausserordentliche Seltenheit kalkiger oder dolomitischer Einlagerungen im Quarz- phyllit an Wahrscheinlichkeit '). Vermuthlich haben wir es mit der Einfaltung eines nicht näher bestimmbaren paläozoischen Gesteines zu thun. Ein ungefähr vergleichbares Vorkommen bildet der Schwatzer Dolomit (pag. 11) oder das bekannte Vorkommen silurischer Sehiehten an der Nagelschmiede bei Dienten im Salzburgischen. Petrographisch abweichender ist schon die Beschaffenheit der unterdevonischen Kalke von Eisenerz inSteiermark. 4. Der Radstädter Quarzit und Quarzitschiefer ist eine quarzreiche Facies des Thonglimmerschiefers und bildet orographisch scharf hervortretende, im Streichen weithin verfolgbare Züge (Strimskogel und Gaissteine, Spatzeck, Weitgasseralp, Speiereck). Die mächtige Entwicklung dieser präcambrischen Quarzite, die anderwärts, z. B. am Brenner, nur angedeutet sind, ist bezeichnend für die Radstädter Tauern?). Von dem älteren Radstädter Quarzit ist der mesozoische (bisher mit ihm verwechselte) Lantschfeld- quarzit durch das Vorkommen an der Basis der Trias und das makroskopisch deutliche Hervortreten klastischer röthlicher Rollstückchen meist leicht zu unterscheiden. Nur in Gebieten starken Gebirgsdruckes oder ausgeprägter Schuppenstructur, wie zwischen Speiereck undTwenger Weisseck, ist eine genauere Altersbestimmung der beiden Quarzite schwierig; Versteinerungen fehlen, und durch Gebirgsdruek wird die sonst deutlich sichtbare klastische Struetur verwischt. Ebenso ist dort, wo die Schiefer und Kalke der Trias in Folge starken Gebirgsdruckes halb- oder ganz-krystalline Beschaffenheit annehmen, die Unterscheidung von gleichartigen Gesteinen der Schieferhülle nicht immer leicht; Quarzflasern und Serieitschuppen treten sehr häufig, ausgebildete Glimmertafeln zuweilen in diesen Triasgesteinen auf. Es darf daher nicht Wunder nehmen, dass diese mesozoischen Gesteine von älteren und jüngeren Autoren zur Schieferhülle gestellt sind, oder dass umgekehrt die Zugehörigkeit der gesammten Kalk- phyllite zur Trias befürwortet worden ist. Das sichere Kriterium des Vorkommens organischer Reste kann in den Radstädter Tauern häufiger als sonst herangezogen werden. Wenn man die paläontologisch gekennzeichneten Gesteinszüge kartographich festlegt und im Streichen verfolgt, wird kaum je ein Zweifel über die Altersstellung 1) Nur an den Giglachseen, in geringer Entfernung vom Dolomit der Kalkspitze finden sich wenig mächtige kalkige Einlagerungen im Thonglimmerschiefer. 2) Zwei petropraphische Diagnosen von A. Rosıwau machen den Unterschied von dem Lantschfeld-Quarzit deutlich, dessen grobklastische Zusammensetzung vielfach auch makroskopisch sichtbar ist: Quarzitschiefer. Ober-Gnadenbrücke, gegen Tauernkaar-Leiten. Makroskopisch: Feinkörnig bis dicht, ziemlich dünnschieferig mit serieitisch-glimmerigen, ebenen Schieferungsflächen, die weiss mit schwach grünlichem Stiche erscheinen. Im Querbruche neben Quarz trüb kaolinisirt erscheinende Partikel. Etwas Ocker. U. d. M.: Abgerundete Körner von Quarz und kaolinisirtem Feldspath. Quarzite: 1) Vom Zauchensee, Radstadt SW.; 2) Ober Mitter-Loitz, Tauernthal, W.-Hang, Makroskopisch: Plattig, feinkörnig, mit 1—2 cm abstehenden Schichtflächen, die zuweilen (bei 1) einen Anflug von Serieit, mit welchem sie ja wechsellagern, zeigen. Querbruch gleichförmig weiss (1) oder sandsteinartig, durch Beimengung wie kaolinisirt aussehender Partikel. Vereinzelt Fleckchen von smaragdgrünem (Chrom?-) Glimmer. U, d. M.: Ausgesprochen klastisches Trüämmerwerk von Quarz und Feldspath (Orthoklas) mit Serieitmänteln in fein- körnigen Quarz-Serieitaggregaten, wie die Quarzitschiefer es aufweisen. Secundäro Quarzgänge, die theils symmetrisch entwickelt, mit Resten von Drusenräumen in der Mitte ungestört das Gestein durchziehen, theils von stängeligen Quarzaggregaten erfüllt sind. Um einzelne grössere, früher einheitliche Quarzkörner, welche durch Druck in ein Aggregat kleinerer Körner um- gewandelt wurden, schliesst sich Serieit, wodurch die Grenzen der einzelnen Trümmer scharf markirt werden. (Verhandl. G. R.-A. 1894. p. 371.) Quarzitschiefer der Speierecks, den ich nach seiner engen Verknüpfung mit Triasdolomit zu dem mesozoischen Lantschfeldquarzit (s. u.) zu stellen geneigt bin, beschreibt Rosıwar als u. d. M. aus Quarz und Orthoklas bestehend. Menge des Feldspathes erheblich geringer als die des Quarzes. Ausser Muscovitblättchen Chlorit, Apatit, Zirkon und Rutilnädelchen. (Verhandl. G. R.-A. 1894. p. 487.) Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 1. 2 Er 2 en möglich sein, selbst dort nicht, wo phyllitähnliche und marmorisirte Triasgesteine dem Marmor des Kalkphyllites unmittelbar auflagern (Sschwarzeck-Hochfeind). B. Die Trias. Ein Normalprofil durch die Trias der Radstädter Tauern. Für die Kenntniss der Trias ist die Schichtenfolge der oberen Ennsthalalp, ganz besonders aber das Profil am Nordabhange des Lantschfeldthales (zwischen unterer und oberer Zehnerkaralp-Hütte) von Bedeutung!) (siehe das Profil). 1. Der Thonglimmerschiefer ist unmittelbar über der unteren Alphütte am Alpwege aufgeschlossen und als weissliches bis grünliches, quarzreiches, serieitisches Gestein entwickelt. Das Streiehen ist ausserordentlich wechselnd, N 60° W (bis N 85° W) — 0S0, das Einfallen unter 30° nördlich. Die auflagernden Gesteine der jüngeren Schichtenfolge streichen genau O—W, so dass eine Discordanz mit Sicherheit anzunehmen ist. 2. Der Lantschfeldquarzit, welcher am ersten Gatter ansteht, ist ein deutlich klastisches Gestein mit kleinen rothen und grünen Rollstücken, welche sich bei makroskopischer Betrachtung von der weissen Grundmasse abheben. Einfallen 35° nach N. Die Gesteinsbeschaffenheit des am ganzen Nord-Gehänge des Lantschfeldthales vom Windfeld bis zur Tauernstrasse verfolgten Quarzitzuges erinnert mehr an die Grödener („Verrucano“-) Schichten und vor allem an ihren centralalpinen Vertreter, den Tarnthaler Quarzit. Doch lässt die unmittelbare und deutliche Ueberlagerung durch Guttensteiner Kalk den Gedanken an umge- wandelte Werfener Sehichten trotz des Fehlens von Versteinerungen näher liegend erscheinen. Die letzteren nehmen auch in der Dachstein - Ramsau (Brandried]) und im Fritzthale (Hüttau) einen halb- krystallinen Character an. 3. Schwarze Thonschiefer, zum Theil mit Pyrit (also Pyritschiefer des Muschelkalkes), wechseln mit plattigen dunkelen weissgeaderten Guttensteiner Kalken, die etwas steiler (50 °—-60)°) nach N einfallen und ca. 30 m mächtig sind. Der Guttensteiner Kalk zeigt an der Zehnerkaralp die typische, dichte Beschaffenheit, nimmt aber im westlichen Fortstreichen am Blausee und Grünspitz körnige, marmorartige Beschaffenheit an. Weiter östlich wurde der dunkele Kalk nicht beobachtet; entweder wird derselbe durch heterope helle Dolomite ersetzt oder wahrscheinlicher durch die ausgedehnte Schuttbedeekung den Blicken entzogen. 4. Der Diploporendolomit bildet bereits die Unterlage der oberen Zehnerkaralp-Hütte und wird weiter aufwärts im Zehnerkar durch Pyritschiefereinlagerungen unterbrochen, sowie von eingefalteten mittel- jurassischen Crinoidenkalken (s. u.) diseordant überlagert. Ost- oder westwärts vorschreitend, wird an der Gamspitz und im Kamme der Zehnerkarspitz das Hangende des Diploporendolomites durch den Pyritschiefer gebildet, der seinerseits vom Hauptdolomit überlagert wird ?). 5. Der Lantschfeld-Quarzit und die Werfener Conglomerate der Ennsalp. Die Basis der Trias bildet in den Gebieten mit ungestörter Lagerung ein weisser oder röthlieher Quarzit, dessen klastischer Ursprung vielfach an der abweiehenden Farbe der eingeschlossenen Gerölle sichtbar ist. Nur oberhalb der Ennsalp im obersten Ennsthale finden sich gröbere braune Conglomerate im Hangenden der halbkrystallinen Schiefer. Als Beleg dafür, dass das Fehlen der untertriadischen Conglomerate im Süden der 1) Herrn Dr. Vorz verdanke ich den ersten Hinweis auf dieses Profil. 2) Die Behauptung, dass der Pyritschiefer einer einheitlichen Dolomitmasse auf steilen, fast senkrechten Wänden dis- cordant „anlagert“, ist angesichts der einfachen und klaren Aufschlüsse unfassbar. I “uewmesuz JuoTU YOIgOFgIOgo Yone [owuLy) uoA uEUleIsaX) ueıedunl uep Lu uIEn®] Ie4peys -pey 10p eyWoJo(T uoyastperiypeyyiu oıp uosugg uedesurg 'eqe uayesodug ueserMeq IOUOIS INF SI098 YoL yon sep “ug oureıser) 19soIp IE Ao9Iy eyosıperyIogo sep jne 4sT9M Teqnyg mr pun TONUOIT WE uauIegsan) uadstNLegplo]s uap AUT eyuopoq pun oyjey AeJuwmy 1op Sueyuemwesnz og 'Nyoısuy opuayeısuodosyuo aIp IM ‘YgeoS yoLs ıny [orA osuage suanarly 7) owuyeuuy aıp sdurp -Io][e O77%y Syo1q usdtgo sop Sunyprjueggrog aop zo 'ggg 'd '006L 'Y-"U T0e3 "N "N 'qIgep [SroA uoTos uoypIopFleA nz Aurojopydneg wep ur oyıwojopusxodopdıqg 184P%4spey oıp ıop yoeu ‘suanaıg ) Sungynuney euro 7sopopım ymopopusıodordıg EN Jeursgsusyyun zıend o3jog uedıssgueder zouros Yu [Yorg Susgqesodıeperm Uago Se] :soyonıq sop pusmyga 'wuy (T (sopramuspg pun smuonzuog Aw yarrunıd ı0P0 qfe3 ‘qoLy4ga) Yeyuoprourı aoyosısswinffogtm 9 “ejoryosyukg G “aoporgospukg aoA uodunzodepug gu N wu) Mwopopuerodordeq 7 ‘ropeiyog pun ey Aouregsuaynn g “sertegun) Jrzıend-propyospueg zZ “IOpoIydsIowum]Suog], Joyaıpunıg) 7 'puwajeypig I9p ouozsdunggeg 10p wIogun oyfeyuopfoun) woyosisseim[ uoA uedunyezumg (,OS[ojuegyoIgag ueyosıpery 1op SIseg 1ep uw [yordwunoy 'ıe y1ouyez wnz [ey]L-Pp[leJyos4uer wor [yomg °% "Sta JepoIyopsıewwmSuog], Joyorunin “(sBL14104u])) Azıend PfeFyoszuwr] "sapwuuıajag pun snundapJua 7 yuL yaıunıd I9po neıd ‘yoıqjes ‘yoryygı "Hwojoq ATeyuepIouLN) Ieyosısseinf z S N -Zpıeuorderg vyL 2 Hwopoq aojorgospukg "NUOLOCT auDJoy ‚sIeyIoug9Z U9I9IO SEP PIejueLey] "TI n OT 'S nz x “ % Sub j ei a, et & ie‘ h a Fig Br “ In ” m Ennsalp nur durch teetonische Vorgänge bedingt ist, dient das beifolgende Profil. Hier ist die Grenze zwischen dem chloritischen Thonglimmerschiefer sowie den Thonschiefern (und Kalken) des Guttensteiner Horizontes voll- kommen verwischt. Beide Schiefer sind vollkommen mit einander verfaltet. Vollständigere Schichtfolgen trifft man zuweilen mit übereinstimmenden Gesteinen in den nordwestlich angrenzenden Kalkalpen!). De Dolomit. Guttensteiner | Thonschiefer mit eingelagerten Schichten | dunklen Plattenkalken _ verquetscht mit (ohne scharfe Grenze): chloritischem Thonglimmerschiefer; etwas weiter nördlich schiebt sich ein braunes Conglomerat ein. Fig. 3. Unter dem Schilcheck (Enns-Alp). In dem noch weiter westlich gelegenen, vielfach mit den Radstädter Tauern übereinstimmenden centralen Triasgebiet am Ortler findet sich ein serieitischer Flaserquarzit ebenfalls an der Basis der mesozoischen Serie. Auch hier schwankt die Altersbestimmung zwischen Verrucano und Werfener Schichten. Auch hier ist Gyps nach- gewiesen (dessen Fundort in der oberen Ennsalp noch nicht wieder aufgefunden ist). Auch hier lagert der mesozoische Flaserquarzitschiefer zwischen Phylliten (die mit Quarzit weehseln) und zwischen der Basis des Ortler- kalkes; letztere besteht aus einem grauen Mergel und grauschwarzem Dolomite mit Kalkspathadern, voll von stiel- artigen Ausscheidungen nach Art der Guttensteiner Kalke?). Angesichts des Fehlens von Versteinerungen dürfte zur Bezeichnung der Quarzite ein indifferenter Local- name den Vorzug vor einer bestimmteren Bezeichnung wie Werfener Quarzit verdienen. Jedenfalls kann es nach den klaren Profilen des Lantschfeldthales und der Ennsalp keinem Zweifel unterliegen, dass ein an der Basis der Diploporendolomite und Guttensteiner Kalke concordant gelagertes, klastisches Gebirgsglied die Triasfolge eröffnet. In den Radstädter Tauern beginnt also die mesozoische Meeresbedeckung mit einer untertriadischen — oder noeh älteren — Transgression?). 1) So beobachtete M. Scurosser (Zur Geologie von Nordtirol, Verhandl. k. k. geol. Reichsanst. 1895. No. 13. pag. 340) bei Wörer: 1. Weisse Dolomitbreecie mit vielen Rutschflächen \ Muschelkalk, („Ramsau“-)Dolomit. 2. Blaugrauer Dolomit mit Evinospongienstructur ns 3. Dunkeler, breeciöser Dolomit mit Kalk- und Mergellagen. Rauchwacke. . Buntsandstein. Vergl. Lantschfeld-Quarzit. . Sandstein mit groben Quarzbrocken | . Dichter braunrother Sandstein (vergl a Gong IomeratäenEBön che . Schwatzer Dolomit, stark flaserig, vergl. Dolomit von Mandling. . Wildschönauer Schiefer = ? Phyllit. 2) Günser, Ueber die Thermen von Bormio und das Örtlergebirge, Sitz.-Ber. math.- phıysikal. d. Bayer. Akad. d. Wissensch. 1891. Bd. 21. Heft 1. pag. 98 und 115. 3) Die Angaben über „Transgression des Diploporendolomites“ beruhen darauf, dass der betreffende „Beobachter“ das Conglomerat sowie die räumlich recht ausgedehnten Quarzite übersehen oder als Radstädter Quarzit missgedeutet hat. DES — 1 — 2%# [0 BE. rer u SS 6. Der Muschelkalk!) besteht wie in den angrenzenden Nordalpen aus dunklen, weiss geaderten Guttensteiner Plattenkalken sowie aus eingelagerten dunklen Schieferthonen und Thonschiefern. Versteinerungen wurden bisher nicht beobachtet. Die Verbreitung ist im Norden und Süden der Radstädter Tauern so bedeutend, dass für die Aufzählung der einzelnen, die Basis des Diploporen-Dolomits bildenden Vorkommen auf die Einzelbeschreibung verwiesen werden muss. In den unmittelbar angrenzenden nördlichen Kalkalpen tritt an Stelle der deutlich unterschiedenen schwarzen Plattenkalke und Dolomite zuweilen eine einheitliche Entwiekelung der mitteltriadischen Kalkmasse. In den Südwänden des Dachsteins lagert zwischen Werfener Schichten und dem gelegentlich Ammoniten ?) führenden obertriadischen ungeschichteten Riffdolomit ?) eine 150—170 m mächtige Masse von wohlgeschichteten bräunlichen Kalken. Diese Kalke entsprechen also dem Muschelkalk + Diploporen-Dolomit + Raibler Schichten und lassen zwischen Brandriedl und Eiskar starke Faltungen erkennen #). Raibler Schichten finden sich übrigens in typischer mergeliger Ausbildung sowohl im Osten dieser localen Kalkfacies (bei Steinach mit Halobia rugosa) wie im Westen nördlich von Filzmoos. 7. Der Diploporen-Dolomit entpricht vielfach noclı dem oberen ausseralpinen Muschelkalk, jedenfalls aber der Hauptmasse der Mitteltrias (Meso- trias) der Alpen bis zu den Cardita-Schiehten, also im Wesentlichen dem Wettersteinkalk uud Schlerndolomit. Ein sehr reiner, meist ziemlich deutlich geschichteter, in disloeirten Partien breceienartig entwickelter weisser Dolomit enthält vereinzelt Durchschnitte von Gastropoden und häufig solehe von unbestimmbaren Diploporen (Lungauer Kalkspitz, Ursprungalp [Sehladming] Zehnerkar, Bodenalp unterhalb des Wildsees, unteres Pleisslingthal beim Anstieg zum Wildsee, Pleisslingalp, Hirschenwand[E. Susss], Weg zur Mittereggalp und Mandling). Die Structur der Riesenoolithe (Zvinospongia) wurde gelegentlich beobachtet (Ursprungalp). VomRaucheneekkaram Mosermandl (2500 m) hat Güngen Gyroporella debilis beschrieben, die hier im grauen Dolomit vorkommt und ausserdem in dem tieferen Schlern- oder Mendel-Dolomit an der Mendel und im Piemontesischen gefunden ist (Verh. d. @. R. A. 1882. pag. 289). 8. Der Pyritschiefer, ein dunkler, feingeschichteter Kalkschiefer mit zahlreichen Pyritwürfeln und eingelagerten, schwärzliehen, gelblichen oder bräunlichen Kalkbänken bildet den oft bis 100 m mächtigen Grenzhorizont zwischen dem Diploporen- und dem Hauptdolomit (Fig. 4). Die stratigraphische Stellung entspricht also den nordalpinen Cardita-Schichten, deren Leitfossil Cardita crenata [nebst anderen Resten 5] als seltenes Vorkommen von Vacek genannt wird. Erwähnung verdienen einige von mir beim Anstieg zur Glöcknerin gefundene Korallen: Thecosmilia Rothpletzi Wonrn. ist eine aus den Raibler Schiehten des Sehlern-Plateaus beschriebene Art, die im Aeusseren mit einem schönen grossen Korallenstoeck vom Nordabhang der Gloeknerin die grösste Aehn- 1) Dessen Fehlen in Herrn Vacer’s „Beobachtungen“ für die Construction der „Riesenlücke“ unumgänglich war. 2) Ein Bruchstück von Arcestes sp. fand Herr Dr. Vorz in den Schutthalden nahe dem Brandsiedl. 3) Am Koppenkarstein und Scheichenspitz beobachtet man bei günstiger Beleuchtung vielfach Spuren von Schichtung in diesem Dachsteindolomit. { 4) Das wäre ungefähr der mitteltriadische Berchtesgadener „Ramsau-Dolomit‘, während der Dachstein-Ramsau-Dolomit, d. h. die Hauptmasse der Dachstein-Wände obertriadisch ist. 5) L. e. pag. 632 werden von der Gamsleitenspitz noch erwähnt: Avzeula Gea n’Orz., Myacites brevis und longus, Chemmitzia sp. sowie kleine, an Neritopsis oder Fossariopsis erinnernde Formen. jo ae lichkeit besitzt. Bei der Undeutlichkeit der Structur ist jedoch die Bestimmung unsicher. Etwas deutlicher ist eine auf die Zlambacher Thecosmilia Oppeli Rzuss hindeutende kleinstengelige Form, welche sich von der ersteren Art sicher unterscheidet. Pyritschiefer _ Blaugrauer Kalk 0,4 m Pyritschiefer Weisser Marmor 0,5 m Serieitschiefer mit wenig E Pyritschiefer. Ausge- =) = zeichnetes cleavage 0,5 m Marmorisirte Kalke mit serieitischen Häuten Wieiss eK ee Fig. 4. Profil (ganze Mächtigkeit 2—3 m) durch den Pyritschiefer oberhalb der Brettsteinalp. Runse rechts von der Alphütte. Tauernhöhe. Die Marmorisirung ist bedingt durch die Nähe des Taurachbruches. Einfallen 70—80° nach SSO. Nach Epvarn Surss. Am besten lässt sich ein Querschnitt als Stylophyllum paradoxum Frech (Zlambachschichten- Rhaet) bestimmen; das Vorkommen dieser zwei bezeichnenden obertriadischen Arten in dem tiefen Niveau der Cardita- Schichten ist höchst bemerkenswerth, da anderwärts die — spärliche — Korallen - Fauna der Raibler Schichten auf den Cassianer Horizont hindeutet. Hier liegt also ein Hinweis auf den faunistischen Zusammenhang der Cardita-Schichten mit dem hangenden Hauptdolomit vor. Pyritschiefer erscheinen, wie meine Beobachtungen in den fast ungestört Jagernden Triasbildungen des Stubai (Saile) ergeben haben, häufig als unregelmässige Einlagerungen in verschiedenen Kalkhorizonten. Auch die Auf- schlüsse an der Gnadenalp, beiObertauern und Tweng berechtigen zu demselben Schlusse. Allerdings sind die zahlreichen (5—6) Züge von Pyritsehiefer die durch Dislocationen bedingten Verdoppelungen von zwei oder drei Einlagerungen. Im Westen des Pleisslingkeiles kommen nur noch vereinzelte, weniger wichtige Einlagerungen vor, fehlen jedoch nirgends vollkommen. Der Facieswechsel innerhalb kurzer Streeken ist für die Alpentrias nichts Ungewöhnliches und bei denselben Gesteinen — Kalk und Pyritschiefer — in klaren, jeden Zweifel ausschliessenden Profilen auch an der Schwarzen Wand (Tribulaun-Gruppe am Brenner) von mir beobachtet worden. Dasselbe Einschieben und Auskeilen beobachtet man am Obernberger Tribulaun. Im Vergleich mit den Radstädter Tauern würde der Pleisslingkeii dem Grossen Tribulaun, die @löcknerin der Lendenfeldspitz und dem Obernberger Tribulaun entsprechen. Abgesehen von den häufigen Einlagerungen, braunen und gelben, häufig glimmerhaltigen Kalkbänken (Fig. 5) finden sich in dem Pyritschiefer als integrirende Theile derselben noch verschiedenartige andere Gesteine: Fig. 5. Eingefaltete Pyritschiefer P schwarzer Pyritschiefer, y9P gelbe Plattenkalke mit Glimmerblättehen) im Dolomit (D) des Zehnerkars. Gez. von Epvarn Surss. a) Hellgrauer bis grünlicher und feinkörniger Crinoidenkalk bildet Einlagerungen am nördlichen Anstieg zur Glöcknerin, Gamsleiten, Abstieg zum Tauernfriedhof und im Kamm der Siehelwand. Die Crinoidenkalke sind durch geringe Grösse der Crinoiden, Fehlen der Belemniten und das Vorkommen triadischer Thecosmilien bestimmt von dem mitteljurassischen Crinoidenkalk des Zehnerkars verschieden. b. „Gervillienschiefer“ oder Mergelkalk mit massenhaften, meist unbestimmbaren Durchschnitten ver- schiedener Zweischaler (s. o.). e) Graue, quarzitische, sandsteinartige Einlagerungen, wenig mächtig von der Sichelwand. d) Marmor mit Thecosmihia Rothpletzi WOHRMANN und Stylophyllum paradoxum Frech, deren äussere Form wohl erhalten ist, während die innere Struetur wenig deutlich hervortrat (Anstieg zur Glöcknerin, Nordabhang). Das Verhältniss des Diploporen-Dolomits zum Pyritschiefer wird durch die Angabe, der letztere überlagere den ersteren, nur unvollkommen gekennzeichnet. Viel näher würde der Wirklichkeit die An- gabe der Wechsellagerung für die eigentlichen Radstädter Tauern kommen. Doch lässt sich die Faeiesent- wickelung nicht mit einem Schlagworte kennzeichnen. Die tieferen Horizonte des Diploporen-Dolomits sind, wie die Normalprofile der Zehnerkaralp und der oberen Ennsthalalp!) zeigen, vollkommen frei von schieferigen Einlagerungen. Nach oben zu werden die Einlagerungen immer häufiger, und schliesslich überwiegt das thonige Sediment das dolomitisch-kalkige derart, dass durch diese übergreifende Wechsellagerung die Ueberlagerung vermittelt wird. In den Radstädter Tauern ist ferner ein geographischer Gegensatz derart zu beobachten, dass im Westen (Kraxenkogel, Faulkogel, Grosswand) überhaupt nur locale Einlagerungen des Schieferss im Dolomit bekannt sind. Eine zusammen- hängende Einlagerung beginnt im unteren Pleisslingthal, und von hier an vermehrt sich die Häufigkeit des schieferigen Sedimentes derart, dass dasselbe an der Gamsleitenspitz scheinbar mächtiger ist als der Dolomit. Wenn auch die ungewöhnliche Mächtigkeit hier auf einer Wiederholung desselben Schichteneomplexes durch Faltung (Fig. 5) beruht, so ist doch eine ursprüngliche Dieke der Schiefer von 100 m (oder etwas darüber) sicher vorhanden. In der südlichen Hochfeind-Gruppe ist im Gegensatz zu der eben geschilderten Wechsellagerung die faeielle Verschiedenheit des jüngeren Pyritschiefers und des älteren Dolomits viel schärfer ausgeprägt. Jeder Kenner der alpinen Trias weiss, dass eine Wechsellagerung zwischen schieferigem und kalkig-dolo- mitischem Sediment zu ‘den gewöhnlichen Erscheinungen gehört. Das Verhältniss der Buchensteiner, Wengener und Cassianer Schiefer oder Mergel zu dem Schlerndolomit entsprieht dem der Pyritschiefer zu dem Diploporen-Dolomit mit dem Unterschied, dass dort das mergelige Material vuleanisehen Ursprunges ist und in allen Horizonten mit dem Sehlerndolomit wechselt. Jedoch entsprechen mergelige Einlagerungen mit Posidonia wengensis, welche ich z. B. 1) Die bezeichnender Weise in den Berichten des Herrn Vacex gar nicht erwähnt werden. Zu 8. 14. Kleiner Grosser Pleisslingkeil Karren- felder Moränenwälle. N N Nach photograph. Aufnahmen des Verf. Fig. 6. Die beiden Gipfel des Pleisslingkeils von Westen (von der Kesselspitz am Windfeld). Der im Hintergrunde steiler, im Mittelgrunde flacher nach Norden einfallende Diploporendolomit zeigt eine Einlagerung von Pyritschiefer (F, vergl. pag. 14). Der nördliche Theil des Mittel- grundes wird von Karrenfeldern eingenommen. Im Vordergrunde links Endmoränenwälle (pag. 19). 15 im Quellgebiet des Malborgeter Grabens (Karnische Alpen) in dem dortigen Schlerndolomit beobachtete, nicht nur faciell sondern auch stratigraphisch dem älteren Pyritschiefer. In der alpinen Obertrias entspricht dem Verhalten des Pyritschiefers zum Dolomit die loeale Weechsel- lagerung von Schiefer und Dolomit (pag. 13) der Tribulaun-Gruppe und der Serlesspitze (Innsbruck) sowie die Entwickelung der rhätischen Kalke und Mergel mit ihrem häufigen Faeieswechsel (z. B. in der Lombardei). 9. Der Hauptdolomit ein ungeschichteter oder fast ungeschichteter weisser Dolomit, bildet an den Teufelshörnern (@. St. K.), der Glöcknerin, Zehnerkarspitz und Kesselspitz deutlich und klar!) das Hangende der Pyritschiefer. Schon das vollkommene Fehlen jedes organischen Restes — insbesondere der Diploporen — schliesst eine Verwechselung mit dem ziemlich fossilreichen Diploporen-Dolomit aus. Ausser den normalen Sedimenten sind besonders in der Hochfeind-Gruppe zwei durch tektonische Umwandelung entstandene Gesteinstypen zu unterscheiden: a) Rauchwacke, meist bräunlich gefärbt, durch kleine, frei ausgebildete wasserhelle Quarze gekenn- zeichnet, ist durch mechanischen Druck aus dem normalen Dolomit entstanden. Auf den tektonischen Ursprung der Rauchwacke hat vor kurzem E. Phıvıppr nachdrücklich hingewiesen und die von ihm in der Lom- bardei beobachteten Erscheinungen kehren, wie ieh auf Grund der Kenntniss beider Gebiete hervorheben kann, in Radstadt wieder. Allerdings ist hier die Häufigkeit und Verbreitung der tektonisch umgewandelten Gesteine — entsprechend der grösseren Intensität des tektonischen Druckes — wesentlich grösser. „Es ist wohl klar, dass dort, wo eine klotzige Kalkmasse auf weichen Schichten (hier Guttensteiner Schiefer oder nach Auswalzung desselben und des Werfener Horizontes dem Phyllit) auflagert, sich eine Stelle geringster Cohäsion befindet; ein seitlicher Druck, der auf diese Kalkmassen einwirkt, wird sich also vorwiegend nicht innerhalb derselben, sondern an der Grenze gegen das weichere Nebengestein ausgleichen. Im gefalteten Gebirge wird also diese Grenze vielfach eine Verschiebungsfläche darstellen, wo sich unter dem Drucke der auf- lastenden Massen eine Reibungsbreeeie bilden muss.“ Ob diese Breccie lediglich aus umgewandeltem Dolomit oder auch aus Phyllitbrocken besteht, hängt von der Intensität und Art der Belastung ab (s. u.). b) Schwarzeckbreccie?), eine echte Reibungsbreceie, hervorgegangen aus der mechanischen Verknetung von Triasdolomit und Phylli. Meine in der vorläufigen Mittheilung vertretene Auffassung des Schwarzeekconglo- merates als Brandungsconglomerat aus der Gruppe des Pyritschiefers hat sich nach weiterer Ausdehnung der Auf- nahmen nicht bestätigt. In der nachfolgenden vorläufigen Uebersicht der Alpentrias sind gleichwerthige Stufen nieht vorhanden, die hauptsächlichsten S Schichtengruppen sind zwar gut unterscheidbar, aber durchaus ungleichwerthig, Werfener Schiehten, Diploporendolomit und Hauptdolomit sind umfassende Gruppen von längerer Zeitdauer, Raibler Schiehten und Rhät entsprechen nur je einer Zone. Ein Eingehen auf das strittige Capitel der Trias-Horizonte liegt mir hier um so ferner, als eine zusammen- fassende Darstellung für die Lethaea mesozoica in Vorbereitung befindlich ist (G. von ARTHABER). 1) Die wunderliche Idee, dass der Pyritschiefer einem „alten Relief“ des Dolomites (Diploporendolomit-Hauptdolomit) auf- und „anlagert“ erheischt die Voraussetzung, dass die durch Denudation und Erosion geschaffenen heutigen Bergformen ein absolut genaues Abbild des triadischen submarinen Reliefs bilden! Es sei nur erwähnt, dass z. B. an der Grünspitz (insbesondere am Blau-See) und dem namenlosen nördlichen Vorgipfel (2334 m) der Glöcknerin die überaus steile Neigung der Dolomitwände ein „Ankleben“ des vorhandenen Schiefers gänzlich ausschliesst. Diese in grösserer Höhe liegenden zweifellosen Aufschlüsse hat Herr Vacex offenbar nicht gesehen. 2) Für ähnliche Reibungsbreecien wird in der englischen Literatur der Name Mylonit angewandt. le — 16 —— Zur Orientirung und Bezeichnung der Hauptgruppen diene die nachfolgende Uebersicht. 01 Verschiedene Eintheilungs- | Mergelige Facies Kalkig-dolomitische Nicht verwendbare Lethaea 19 versuche | (mit Ausnahme von 7) Facies Stufennamen 8. Rhätische Schichten | (Rhätische Stufe). Obertrias (Neo- | Ob IV. Bajuvarische Ab- — - (Juvavisch Moss. = trias) | >oere theılung Moss. | . |. Norisch Brrrxer) , 7. Haupt-Dolomit — | Hallstätter = Dachstein- | Kalk kalk | | (Zlambachmergel local) | all —— — —— - | 6. Raibler Schichten sehrselten kalkig entwickelt | Karnisch Wetterstein- = Schlern- | kalk dolomit Trias („Al- II. Tirolische Ab-| 5. Cassianer Schichten (Diploporendolomit) | penkeuper“) theilung Moss. SITE = Te FErERE | | \ 4. Wengener Schichten | (Ladinisch Bırrer= i | (Partnach-Schichten Norisch Moss. prius) Mitteltrias (Me- | | | sotrias) | | | 2 Buchensteiner Schichten | | (Cerat. Münsteri Pair.) | Ir Alniner Muschel = subnodosus Torngt.) \ Untere a mu em = , | hi Ba | 2. Unterer alpiner Muschel- Mendola Dolomit Anisisch Moss. kalk ( Cerat. trinodosusu. | binodosus ; Dad.gracilis) mar Sn | Untertrias, Wer- | Trias | I. Alpiner Bunt-, 1. Werfener Schichten Rein kalkige Facies fellt | (Skythisch) fener Sch. (Pa- | sandstein laeotrias) | | Der Jura. 10) Das einzige Vorkommen mitteljurassischer gelber, grünlicher und röthlicher Crinoidenkalke mit Belemnites sp. aus der Gruppe der mitteljurassischen Canaliculati ist auf der Zehnerkaralp von D. Srur und C. Diener festgestellt worden. Lias fehlt, und die Kalke transgrediren wahrscheinlich in ähnlieh unregel- mässiger Weise wie der untere Jura in den Nordalpen. Die Lage zweier Vorkommen der mit grossen Pentacrinus-Stielgliedern erfüllten, zum Theil glimmer- führenden Kalke ist auf dem obigen Durchsehnitte des Zehnerkar (No. 6) angegeben ?). Das concordante Einfallen von Diploporendolomit, Pyritschiefer und mitteljurassischem Crinoidenkalke ist ähnlich wie das Verhalten der Trias zum Phyllit durch Faltung bedingt. Eine ursprüngliche Errosionsdiscordanz 3) zwischen Trias und Jura würde die vorliegenden Lagerungsverhältnisse am einfachsten erklären. Auch am Kesselspitz im Stubai lagert der Arietenlias der Adneter-Facies horizontal auf der Ober- trias. Auch hier ist — angesichts des Fehlens der Psilonoten- und Schlotheimien-Zone — eine kleine Lücke vorhanden. Für diese alpinen Juravorkommen ist eher eine unregelmässige lückenhafte Ablagerung 1) C. Dıexer, Ueber eine Vertretung der Juraformation in den Radstädter Tauern. Verh. G. R-A. 1897. pag. 252. 2) Die von mir früher erwähnten (Sitz.-Ber. K. preuss. Akad. d. Wissensch. Berlin. 1896. pag. 1262) Crinoidenkalke „am Anstieg zur Glöcknerin“ liegen auf dem Nordabhange und gehören wie die Vorkommen am Tauernfriedhofe als Ein- lagerung zum Pyritschiefer (a) p. 14). Hier sind die Crinoidenstiele viel kleiner und nicht als Pentaerinus zu bestimmen. Im unmittelbaren Zusammenhange mit diesem Crinoidenkalke finden sich die Korallenkalke mit Stylophyllum paradoxum und Theco- smilia Rothpletzi Wönrn. 3) Aehnlich wie bei Mjatehkowo die braunen Bänke des Jura vollkommen horizontal auf den ebenfalls horizontalen weissen Fusulinenkalken liegen, so könnte auch hier — angesichts des Fehlens von Dislocationen in den oberen Trias-Lias- schichten — die Auflagerung ursprünglich mit parallelen Schichtenflächen erfolgt sein. ln ee einzelner Zonen in einem sedimentären Trias-Jura-Meere als eine Trockenlegung und darauf folgende Transgression anzunehmen. Jedenfalls sind die beiden nicht sonderlich mächtigen central-alpinen Juravorkommen rein organogene Gesteine. Cretaeische Gosaubildungen sind in der Radstädter Gegend bisher nicht nachgewiesen worden. Aller- dings kann angesichts des unerwarteten Nummulitenfundes nieht behauptet werden, dass die Abwesenheit jüngerer Ablagerungen aueh das Fehlen der entsprechenden Meeresbedeckung beweist. 11. Die Nummulitenkalke!), Mergel- und Conglomerate, welehe mit mioeänen Thonen und der Pechkohle in keinerlei Beziehung stehen, wurden bisher nur in räumlich geringfügigen Denudationsresten am Nordabhange des von Altenmarkt bis zum obersten Ennsthale streichenden Zuges von Diploporendolomit nachgewiesen. Die Nummulitenkalke werden von Gümsen aus den dem Bahnhofe Radstadt gegenüberliegenden Lob e- nauer Ziegelei (Kersehbaumhof) beschrieben, wo jedoch nur lose Stücke vorgekommen sein können. Anstehend findet sich nach E. v. Mossısovics?) ein kleines Vorkommen oberhalb Lobenau (rechts am Wege von Taurach zur Kranabetkapelle) und ein nur wenig umfangreicheres in der Nähe des Bauernhofes Gut Moos°) unweit des Zaumwaldes. 3 Die petrographische Beschaffenheit des Eoeän ist nach meinen Beobachtungen äusserst mannigfaltig: 1) Röthliche oder braune dichte Kalke, wie sie in der Trias niemals beobachtet werden, 2) graugrünliche Mergel ohne Versteinerungen, 3) graue Kalke mit selteneren Nummuliten, 4) Kalke, die ausschliesslich aus abgerollten Nummuliten, und solche, die aus Nummuliten und Glimmer- blättehen bestehen, 5) Kalke, die aus Nummuliten und Quarzgeröllen bestehen. Wenn die Gerölle überhand nehmen, so entwiekelt sich ein echtes, röthlich gefärbtes Conglomerat, das . aueh bei Ober-Zaum und oberhalb Lobenau, hier mit braunem, etwas sandigem Kalke, vorkommt. Die ge- nannten, höchst bezeichnenden Gesteine habe ich niemals sonst in Moränen oder Glacialschottern wiedergefunden. 12a. Der tertiäre Letten‘), welcher an der Ziegelei von Lobenau (Kerschbaummühle) bei Radstadt gewonnen wird, besteht aus wechselnden grünen, blauen, grauen und röthlichen Lagen mit Gypskrystallen®); zuweilen finden sich Stückchen oder Schmitzehen von Pechkohle, welche lagerartig vorkommen, aber niemals zusammen mit dem Gypse liegen. Der tertiäre Letten hat sich, in vorhandene Hohlformen ingredirend (nieht transgredirend) den älteren Ge- steinen angelagert. Zuweilen tritt je nach dem Zustande des Abbaues diese Erscheinung in den Vordergrund und die Ingression wird vor Allem dadurch erwiesen, dass hellere Lagen des Thones zur Hälfte aus Dolo- 1) Güuser, Verh. G. R.-A. 1889. pag. 231; Mossısovıcs, Ibid. 1897. pag. 215. 2) Verh. G. R.-A. 3) Von diesem Hofe führt in nordöstlicher Richtung ein auf der Karte nicht verzeichneter guter Saumweg ab; der von schönen alten Ahornen beschattete Weg durchschneidet zuerst Felder, geht dann in einen jungen Lärchenwald und gabelt sich hier. Der linke, immer undeutlicher werdende Pfad führt in einer ausgeprägten Thalfurche (südlich von Ober-Zaum 1290 m), die die Grenze von Dolomit und Moränen bildet, in westlicher Richtung abwärts. Hier sind die mannigfachen Eocängesteine theils lose, theils anstehend sichtbar. Die An- und Auflagerung des Kalkes (1) anı Triasdolomit ist sehr deutlich (Mossısovıcs l. ec. pag. 216). 4) Vergl. auch E, v. Mossısovıcs, Verh. G, R.-A. 1900. pag. 9. 5) Welche einige Aehnlichkeit mit den Werfener Schichten bedingen, mit denen die Thone verglichen worden sind. Geolog. u. Paläont. Abh., N. F. V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 1. 3 — Il — 3 mitgeröllen bestehen. Nur in scheinbarem Gegensatze zu den obigen Beobachtungen !) giebt E v. Mossısovıcs auf Grund einer im folgenden Jahre erfolgten Besichtigung an, dass der Letten südwärts unter den Dolomit einfiele und somit von letzterem überschoben worden sei. Es haben also auf der alten Anlagerungsfläche nachträgliche tektonische Bewegungen stattgefunden. 12b) Wesentlich gleichen Alters wie die Letten (12a) dürften die obermiocänen grauen Conglo- merate, Sandsteine und Braunkohlenflötze sein, welche die Senke zwischen dem obersten Ennsthale und Salzachthale, genauer zwischen Steinbacherhof und Wagrain einnehmen. Die dunkeln Conglomerate und Sandsteine, welche unter 10—37° nach Süden einfallen, bilden niedere, terrassenartig angeordnete Vorhügel vor dem Nordabhange der Thonglimmerschieferberge zwischen Enns und Klein-Arl und sind von diesen durch ein kleines Thal, das Weberlandl, getrennt. Der Ursprung der in dem Graben über dem Steinbacher aufgeschlossenen Rollstücke verweist auf die Thonglimmerschiefer der nächsten Umgebung; da- neben kommen echte krystalline Gesteine (Gneiss, turmalinführender Glimmerschiefer), sowie die verschiedensten Ra d- städter Triaskalke vor. Der Bergbau ist längst eingegangen, und wir sind daher für die Nachriehten über die 6 qualitativ guten, aber in ihrem Verlaufe unbeständigen Braunkohlenflötze auf die stratigraphischen Beobachtungen von K. Peters?) sowie auf die paläontologischen Bestimmungen ErrinesuAusen’s angewiesen: das Vorkommen von Glyptostrobus oeningensis Hurr., Daphnogene polymorpha Err., Betula prisca Err., Quercus Drymeja Err. verweisen auf Oeninger Schiehten oder obere Süsswassermolasse Die auf dem westlichen Gehänge des „Thurnberges“ (wohl Thurnhof der Karte) liegenden Reste sind von dem Vorkommen am Steinbacher durch das Flaehauerthal geschieden, in der Oberfläche der Landschaft nicht sichtbar und nur durch die Angaben von K. Perzrs (l. ce.) bekannt °). 13. Die glaeialen Terrassensehotter. Bezeichnend für die ausgedehnten Längsthäler der Schieferzone sind die mächtigen glacialen Terrassen- schotter, welehe einerseits den Character der Nagelfluh annehmen, andererseits mit feinkörnigen, wohlgeschiehteten Glaeiallehmen und Thonen ‘) wechsellagern. Am Abhange der Sehladminger Ramsau ist ein Lager von Torfkohle eingeschlossen Gegenüber dem Bahnhofe Hüttau sind in den mächtig entwickelten Terrassenschottern, die von Moränen überlagert werden, schöne Erdpyramiden entwickelt. Auch bei St. Johann und Wagrain sind mehr oder weniger ausgedehnte Glacialterrassen vorhanden. Eine Ablagerung in glacialen Seen, die während des Rückganges oder Vorschreitens der Gletscher auf- gestaut wurden, bildet die naturgemässe Erklärung. Die Erhaltung war nur dort möglich, wo ausgedehnte präexistirende Terrassen °), wie die Ramsau, oder die Lage auf der Wasserscheide der heutigen Flusssysteme (Fritzthal) eine energische Erosion verhinderten. 14) Die alten Moränen sind weit verbreitet und zeigen im Herzen des Gebirges, wie an den Gehängen der grossen Thäler die bezeichnenden Landschaftsformen; einige Beobachtungen von weitergehendem Interesse seien im Folgenden zusammengestellt: Bemerkenswerth sind vor allem die jüngeren und jüngsten Endmoränen mit ihren verschiedenen, bis 2100 m ansteigenden Rückzugsstadien sowie die zahlreichen kleinen Hochgebirgseen. Glaciale Schutt-, Stau- 1) Am 27. Aug. 1898 war in einem überaus deutlichen, 6 m hohen Anschnitt die Anlagerung der Letten an den Dolomit aufgeschlossen. Sonst habe ich nur undeutliche Profile gesehen. 2) Jahrb. G. R.-A. 1854. pag. 815. 3) Ich habe inmitten der ausgedehnten Moränen dieser Hügellandschaft keine Aufschlüsse von Tertiär gefunden. 4) Ziegelei im Fritzthale zwischen Buchberg und Dorf Werfen. 5) Ausführlichere Angaben macht Brückxer, Der Salzachgletscher und A. Bönm, Die Hochseen der Ostalpen. ee und Corrasions-Seen sind in bunter Mannigfaltigkeit vorhanden und vielfach durch Vertorfung schon wieder verschwunden. So deuten im Kar der oberen Samer-Alp drei staffelförmig hinter einander folgende Endmoränenwälle auf den durch Ruhepausen unterbrochenen Gletscherrückgang hin. Durch besonders bezeichnende Ausbildung der Endmoränen ist die breite Einsenkung des Windfeldes ausgezeichnet. Der oberste dieser entsprechend der Lage der Senke von NW. nach SO. streichenden Stirnwälle liegt etwas oberhalb der tiefsten Einsenkung bei ca. 2070 m Höhe (und ist auf der Karte „5450 gerade noch sichtbar). Die untere (zweite) Endmoräne entspricht etwa der Höhe 2040—2050 m. Gleich unter der Thalstufe des unteren Pleisslingthales (des östlichen Quellthales der Enns) beginnen ausgedehntere Flächen von Grund- und Endmoränen, die wenig unterhalb der unteren Gasthof-Alp (1200 m) mit einer sehr deutlichen Mittel- moräne endigen. In gleicher Höhe wie die unteren Endmoränen des Windfeldes (2040 m) liegt in geringer Entfernung davon, auf der Südseite der Grosswand im oberen Rottenwänder Kar eine eigenthümliche balbkreis- förmige, nur 250 mim Durehmesser haltende Endmoräne, die mit den etwas höher (2100 m) liegenden, die Schutthalden der Wand umsäumenden Endmoränen zusammenhängt. Die Lage der Schutthalden entsprieht also vollkommen der des früher am Fusse der Wände aufgehäuften Lawinenschnees, aus dem — noch lange nach dem Rückzuge der diluvialen Eismassen — ein kleiner Gletscher entstand. Auch der am Südabhange des Pleisslingkeils gelegene Blau-See (2045 m) ist durch eine in gleicher Höhe wie die genannten auftretende Endmoräne aufgestaut worden. Hingegen verdankt der wenig weiter östlich im See-Kar gelegene namenlose kleine See seine Entstehung der glacialen Corrasion, welche in dem Guttensteiner Kalk vor einem Quarzitrücken besonders wirksam war. Die sonst überall verbreiteten Moränen sind im Mahrbach- (= Murbach-)Thale durch die ge- waltige Menge des Gehänge- und Murschuttes bedeckt. Nur vor der Mahrbachalm ragt ein kleiner Moränen- hügel hervor (Vorz). Hingegen dehnt sich auf der Südseite der Windischen Scharte im Jakobs-, Stierkopf- und Zaunerkar eine weite Moränenlandschaft aus, die in allen dreien eine Anzahl kleiner Wasserlaken oder „Seen“ um- schliesst. Besonders am Westufer des Zauner-Sees findet sich ein deutlicher Moränenhügelzug. Der einsame, von den Wänden der Glöeknerin umrahmte Wildsee (1929 m) liegt im Wesentlichen in dem dritten Pyritschieferzuge, der sich vom Tauernwirthshaus an ununterbrochen verfolgen lässt. Ob bei der Austiefung die Gletschererosion mitgewirkt hat, lässt sich nieht ohne Weiteres entscheiden. Jedenfalls ist der See im wesentlichen durch eine wallartige, gut ausgeprägte, ca. 30 m hohe Endmoräne aufgestaut. Ein Abfluss findet sich an der NW.-Ecke des Sees und ergiesst sich in eine Spalte des den Pyritschiefer unterlagernden Dolomits. Quarzitschieferblöcke in der Moräne verweisen auf die im SW. liegende Kesselspitze. Das Hundsfeld ist ein östlich an der Tauernstrasse liegendes, mit kümmerlichem Knieholz, Heidel- beer-, Erica-Gestrüpp und saueren Wiesen bedeektes Hochmoor). Ueberall treten die deutlichsten Anzeichen der Gletscherarbeit des nach Norden abfliessenden, aus dem Murthal stammenden Eisstroms hervor. Während das Gebiet des Thonglimmerschiefers tief ausgeschliffen wurde, ragen westlich des Taurach-Bruches gerundete Dolomithügel auf, die sieh nach NW. in dem Rehbichel fortsetzen (vergl. Fig. 1). Auf dem Nordgehänge des Seekarspitz dehnt sich von der Sinnhubscharte und der Steinkarl- 1) Die Aufschlüsse sind, abgesehen von den Bachrissen, so spärlich, dass die Frage, wo Moräne, Torf oder Thon- glimmerschiefer zu kartiren wäre, nur mit Hülfe von Bohrungen gelöst werden könnte. In den Gräben unterhalb des Hunds- feldsees besitzt die Grundmoräne eine Mächtigkeit von mehr als 7 m. 3 * — 19 — 3° 20 hütte abwärts bis zur Moserhütte ein weites, mit Grundmoränen bedecktes Hochthal aus. Die in einigen Gräben beobachtete Mächtigkeit des Schuttes beträgt nicht weniger als 30 m. Der ganze Boden des hochgelegenen Krauthacklthales (Hochfeindgruppe) ist von Mittel- und Grund- moränen bedeckt, über welche sich stellenweise jüngere Bergstürze gelegt haben. Am Ausgange des Thales breitet sich eine typische Rundhöckerlandsehaft aus, in deren Mitte ein glaeialer Corrasions-See, der Krauthackl-See, in 1972 m Höhe liegt. Noch ausgedehnter sind naturgemäss die Grundmoränen auf den Gehängen oberhalb der grossen Längs- thäler. Die mächtigen Grundmoränenlager, die von der Senke des Laheitberges (1372 m) nach Hinter- wies, Seheikenreith und zum Gottfriedbauern hinabreichen, bilden oder bildeten die Quelle gefähr- licher Murbrüche. Trotz der geringen Neigung des Gehänges und trotz des ziemlich zusammenhängenden Wald- bestandes kam es vor der Anlage der jetzigen Wildbachverbauung bei anhaltendem Regen!) zu verheerenden Murgängen. Das ganze Zauchhbachthal war in dieser Hinsicht ein höchst gefährdetes Gebiet; weiter auf- wärts werden besonders auf dem Ostabhange die Moränen durch Gehängeschutt abgelöst. Es spricht für die Vortrefflichkeit der wesentlich im Sommer 1896 ausgeführten Verbauung, dass die massenhaften Niederschläge des August 1897, welche, wie überall, so auch im Thale der Mandling und an der gleichnamigen Station gewaltige Verwüstungen verursachten, im Zauchthale unschädlich abgeflossen sind. An Erdschlipfen, Rutsehungen und Murbrüchen ist das Radstädter Gebiet nicht nur im Gebiete der Moränen und Thonglimmerschiefer überaus reich, z. B. zeigt der Breeciendolomit des Mandlinger Zuges in Folge der mannigfachen Zerklüftung des Gesteines tiefe Erosionsrisse und ausgedehnte Schuttkegel, welche typische Beispiele von Niedermuren bilden. Kleinere Rutschungen innerhalb des stark durehweichten und steil geneigten Gehängeschuttes ent- hält besonders das Preuneggthal: unterhalb der Klausalp war 1898 eine ganze noch mit Gras bewachsene Scholle ca. 15 em tief hinabgerutscht und gegenüber auf der östlichen Thalseite wurden durch denselben Regen- guss 20 hochstämmige Fiehten am Abhange entwurzelt. Die den Flussthälern folgende systematische Aufnahme der Glaeialbildungen fördert naturgemäss Ergeb- nisse von allgemeinerer Bedeutung, als die geologische Kartirung einer einzelnen Gebirgsgruppe. Die grundlegenden Studien von A. Böun von Böhmersheim über die alten Gletscher der Enns?), Mur und Mürz°) waren von besonderer Wichtigkeit für unsere Kenntniss der Höhe der eiszeitlichen Firnlinie sowie der Bewegungsrichtungen der alten Gletscher. Die glaeiale Firnlinie lag im Ennsthale (l. ce. p. 529) bei 1400—1500 m, im oberen Murthale bei 1500—1600 m (l. ec. p. 18). Das weite Becken des Lungau zwischen St. Michael, Mautern- dorf und Tamsweg war bis zu einer Höhe von ungefähr 1900 m vom Eise erfüllt, die Mächtigkeit desselben hat demnach hier 800 m, bei Frojach 750 m betragen. Am Speiereck bei Mauterndorf liegt auf der Ostseite die obere Grenze krystalliner Findiinge bei 1800 m, auf der Südseite bei 1750 m; noch höher, bei 1850 m liegt die erratische Grenze auf der gegenüber liegenden Thalseite (unterhalb der Fanninghöhe). Die gewaltige Eismasse des oberen Murthales hat nach Norden und Süden über die niedrigeren Pässe Ausläufer) entsendet: 1) So Anfang August 1895. 2) Jahrb. d. K. K. geol. R.-A. 1885. pag. 35. 3) Abhandl. d. K. K. geograph. Ges. in Wien. II. No. 3. 1900. 4) Die alten Gletscher der Mur und Mürz. pag. 28. er Bro en Ueber den Radstädter Tauern (1738 m) und den Katschberg (1641 m) flossen Eisströme in das Enns- und Draugebiet, ähnlich wie der ebenfalls in den Firnmeeren der Tauern entspringende Draugletscher seiner- seits in das Gailthal nach Süden Ausläufer hervorgepresst hat. II Die Nordabdachung der Radstädter Tauern. Preuneggthal, Quarzitzüge des Gaissteines, des Strimskogels und Spatzeckes, Kalkmasse des Lakenkegels, Werfener Conglomerat der Ennsalp, Dislocationen von Trias und Phyllit am Kraxenkogel, Sehiefergebirge zwischen Tauern und Kalkalpen, Brüche des Mandlinger Dolomitzuges und des Taurachthales. Die Grenze der Radstädter Tauern, d. h. der durch Gesteine der Schieferhülle gebildeten Central- alpen ist gegenüber den nördlichen Kalkalpen oder gegenüber den Salzburger Schieferalpen geo- logisch wenig scharf ausgeprägt. Vielfach sind triadische Dolomite und Kalke an verwiekelten Dislocationen in die krystallinen Schiefer eingebrochen oder eingefaltet. Im obersten Preuneggthale erreichen die Triasdolomite mit der steil aufstrebenden, scharf umrissenen Steierischen Kalkspitz ihr östliches Ende Der ganze Mittel- und Unterlauf des Thales ist in Thonglimmerschiefer (mit untergeordnetem Quarzit- und Thonschiefer)!) eingesehnitten. Zu beiden Seiten des von einer Steilstufe (270 m) gebildeten Thalausganges steht glimmerarmer Quarzphyllit zunächst in flach geneigter, dann in verruschelter und zerrütteter Lagerung?) an. Dann folgt der langgestreekte, fast überall schutt- l) Am ersten Hofe 190 m über dem Ennsthale Streichen N 65° W. — SO saiger; weiter aufwärts wurden beob- achtet: N 48° W — SO und Fallen steil NO; Streichen N 80° W — S 80° O saiger; Streichen N 77° W — OSO saiger bis 65° S geneigt. 2) Etwa vom Seebacher Hofe an zeichnet Herr Vacer auf seiner Karte den Schladminger „Gneiss“, der auch den ganzen Weg bis zum Schobersee zusammensetzen soll. „Die Hornblendegneisse ... lassen sich vom Schoberspitz an, zwischen dem unteren Preunegg- und Forstauthale in einer breiten Zone bis in die Gegend des Hochgolling ver- folgen“ (Vaczx, Ueber die Schladminger Gneissmasse, Verh. G. R.-A. 1893. pag. 285). Herr Vaczx weiss sogar ganz genau, dass diese „Hornblende gneisse“, welche im Forstau-und Preuneggthale weder Hornblende noch Feldspath führen, „vor- wiegend die mittlere Abtheilung der Schladminger Gneissinsel einnehmen“ (l. c.). Dieser Hornblendegneiss besteht nach Mitch aus „Kali-Glimmer, Quarzkörnchen, Chlorit, in geringer Menge Erz und Carbonat; untergeordnet und spärlich Ottrelith. Feld- spath und Hornblende fehlen“. Vorkommen: Edelbachgraben im Preunegg. Das ganze, mehrfach von mir und Anderen (Prof. DöLter, Dr. v. Arruaser) begangene Thal, ist in Thonglimmerschiefer, der stellenweise in Thonschiefer übergeht (Thal- ausgang sowie zwischen Klaus- und Weitgasseralp) eingeschnitten. Insbesondere beobachtet man am Wege vom Seebacher- hofe zum Schobersee und Schoberspitz im Gebiete von Herrn Vacer’s „Hornblendegneiss“ zahlreiche Aufschlüsse von Thon- glimmerschiefer. Der scharf hervortretende Quarzitzug der Weitgasseralp ist dafür gänzlich übersehen. Auf Beobachtungen, wie den eben gekennzeichneten, beruht die Angabe des Herrn Vacer dass der „Quarzphyllitzug unmittelbar an den Schichten- kopf von alten Gneissen herantritt, der den Nordrand der Schladminger Masse bildet“ (l. c. pag. 392)! Ich habe früher die Arbeit über die Schladminger Gneissinsel (l. e.) ignorirt und begnüge mich jetzt mit dieser kurzen Kennzeichnung. Was Herr Vıcex alles als „Gneiss“ bezeichnet, zeigt am besten die von Herrn Prof. Mıtc# freundlichst ausgeführte Diagnose: a) von einem wirklichen Granitgneiss aus dem Schladminger Unterthal, aufgebaut aus Kalifeldspath, Quarz, Plagioklas, Biotit (ausser dem Apatit und Zirkon) s. o. ausführlicher, und b) von einem Vacer’schen „Gneiss“, d. h. einem inmitten des Schladminger „Gneissgebietes“ an der unteren Klausalp von G. v. Arrıuager und mir gesammelten Stücke: sericitischer Thonschiefer des Quarzphyllites, bestehend aus Quarz und hellem Glimmer. Dies Gestein baut sich auf aus sehr dünnen Lagen, die bisweilen zu etwas breiteren Gruppen von Lagen vereinigt sind. Dieselben bestehen einerseits fast ausschliesslich aus Blättchen von hellem Glimmer, andererseits aus Quarz- und Glimmerblättchen ge- mischt. Das dunkelgraue Aussehen entsteht durch das Zusammenwirken des Glimmers und zahlloser Leistehen und Streifchen organischer Substanz, der Schieferung parallel geordnet; nach dem Glühen erscheint das Gestein rein silberweiss. Offenbar ist dasselbe durch Dynamometamorphose aus Thon entstanden. zei Dee bedeckte Thalboden, oberhalb desselben hat schon am Schobersee das Streichen die OW-Richtung angenommen (Streichen N. 80° W., Fallen 50° N.) und bleibt von da an im Wesentlichen unverändert (saigere Schichtenstellung in der Klamm gleich unterhalb der Ursprungsalm; locale Umbiegung des Streichens nach WSW — genau W 10° S — auf der zweiten Thalstufe unterhalb der Ursprungsalm). Die Phyllite des oberen Preuneggthales sind etwas quarzreicher als die des unteren und lassen einen allmählichen Uebergang in den Quarzitzug erkennen, welcher steil (60 —70°) nach N. einfällt. Nach O zu keilt der Quarzitzug allmählich aus (Schiedeck), nach W zu schwillt derselbe im Forstau-undTaurachthal mächtig an und bildet hier die steilen Wände der Gaissteine und des Strimskogels. Von einer diseordanten Auf- lagerung dieses Quarzites auf Thonglimmersehiefer ist nirgends eine Spur zu beobachten !), vielmehr ordnet sich derselbe dem meist steil fallenden Thonglimmerschiefer mit vollkommen übereinstimmendem Streichen und Fallen ein. Zahlreiche Quarzitblöcke auf der Ursprungsalm beweisen, dass hier den nördlichen, im Wesentlichen noch aus Phyllit bestehenden Wänden der Kalkspitz ein Quarzitzug eingelagert ist 2). Die Grenze des Diploporendolomites der Kalkspitzen bildet am Kalenberg zwischen dem Steierischen Gipfel, dem Mereek und dem Nebelspitz einen einspringenden Winkel. Nur im Osten, am Wege zu den Giglachseeen (Gigler-Seeen G. St. K.) tritt der Dolomit an den Alpboden heran. Selten wurden Diploporenreste sowie Riesenoolithe („Evinospongia*) in diesem östlichsten Ausläufer der centralalpinen Trias beobachtet. Die beiden das Preuneggthal begrenzenden Höhenzüge zeigen, abgesehen von dem erwähnten Quarzit- zuge, nur wenige Unterbrechungen des Thonglimmerschiefers. Im Osten an der Melcherspitz und dem gegen- über liegenden Gehänge des Schladminger Oberthales beginnt der Schladminger Gneiss, dessen Abgrenzung von Thonglimmerschiefer ebenso wie die ganze Schladminger Gneissmasse noch genauer zu er- forschen bleibt ?). In dem Bergzuge zwischen Preunegg- und Forstauthal beginnen die Einfaltungen von Triasdolomit, welche weiter östlich grössere Bedeutung erlangen. Vom Edelbachschartel zieht in WNW-Jieher Richtung eine schmale, stark zerrüttete und z. T. marmorisirte Synkline von grauem und schwärzlichem Dolomit über die Auritzalp zum Forstautlal hinab. Ein nur wenig breiterer Quarzitzug lagert sich der Trias auf der Süd- seite an und ist wahrscheinlieh als mesozoischer Quarzit anzusehen. Die nordwärts gerichtete Oeffnung des langgestreckten Hochkars der Steinkar- und Mahralp wird von diesen Gesteinszügen gequert, an deren Contact der grünlich gefärbte Thonglimmerschiefer stark gefältelt is. Auch der von den Quarzitwänden der Gais- steine unterbrochene, zur Seekarspitz (2343) emporführende Bergzug der Fogahöhen zwischen Forstau- und Taurachthal enthält zwei isolirte Triasvorkommen: Nahe der Mündung des Biberbachesin das Taurach- thal erhebt sich eine aus Dolomit bestehende kleine Felsmasse am NW-Abhbang von Vorder-Foga!). Weiter südlich ist bei dem Hofe Zahnleiten in einem kleinen Bruch dielıt neben der Strasse ein dunkler, wohlge- schichteter Plattenkalk aufgeschlossen, der nach SO einfällt und den zum Pyritschiefer gehörenden Plattenkalken gleicht. l) Die nach der Karte „discordant aufgelagerten“ Quarzitmassen sind wie alle Wände des Hochgebirges von Schutt- halden umgeben. Indem Herr VAcex diese Schutthalden als anstehende Thonglimmerschiefer einzeichnet, gelangt er zu der Annahme seines „alten Reliefs“. Auf der 1895 ausgegebenen Mscr.-Karte finden sich diese „Discordanzen“, während Herr VAcek 1893 (Verh. G. R.-A. pag. 386) von ‚„interpolirten Quarziten“ spricht. ) 2) Die genauere Begrenzung desselben konnte bei der Unzugänglichkeit der Wände nicht festgestellt werden. 3) 8. d. obige Anm. p. 21. 4) Der quarzreiche Thonglimmerschiefer streicht nördlich des Gipfels von Vorder Foga WNW—OSO und fällt nördlich, während auf der Höhe die Stellung saiger wird. or >} —)2 Die grössere Breite, welche der Quarzit an den beiden Gaissteinen aufweist, beruht z. T. auf einem An- schwellen der quarzreichen Facies der Quarzphyllite, z. T. auf der flacheren Lagerung. Während bei der Weit- gasseralp im Preunegg die Quarzitbänke saiger stehen, fallen dieselben an den Gaissteinen unter 30—45 9 nach Süden ein und nehmen somit oberflächlich mehr Platz in Anspruch als im Osten. Südlich vom Quarzit der Gaissteine beobachten wir bis zum Taurachbruch Thonglimmersehiefer mit mannigfachen petrographischen Verschiedenheiten in steilem, nördlichen Einfallen oder in saigerer Schiehtenstellung. Die Triasdolomite des Dollinengebietes der Weissgruben lassen an der Marmorisirung und Rauchwacken- bildung den starken tektonischen Druck erkennen, dem sie ausgesetzt waren. Am flachsten ist das Einfallen des Quarzites in der Tiefe des Taurachthales und die oberflächliche Breite des Quarzitzuges dem entsprechend hier am grössten. Das südliche Einfallen, welches Thonglimmerschiefer und Quarzit am Südgehänge des Strimskogels zeigt, bedingt auch den winkeligen Verlauf der Gesteinsgrenzen zwischen Kahkopf (Thonglimmerschiefer) und dem höher aufragenden Quarzitberg. Am Nordabfalle des Strimskogels findet sich local auch nordwestliches Einfallen. Der weiter nördlich anschliessende Kamm des Labenecks zeigt die gerundeten Bergformen des Thon- glimmerschiefers. Nur östlich der Labeneckhütte reicht ein Zipfel des Dolomites bis auf die Kammhöhe und setzt in unregelmässiger Begrenzung den Westabhang des Höhenzuges grossentheils zusammen An der Nordgrenze und im Liegenden des ziemlich flach gelagerten Dolomites treten schwarze, weiss geaderte Gutensteiner Kalke auf, die besonders im Zauchthal gut aufgeschlossen sind. Die Grenzen des Dolomites lassen sich bei der grossen Verschiedenheit der Gebirgsformen und der Vegetation der Trias und des Thonglimmerschiefers ohne Schwierigkeit feststellen; aber das Fehlen zusammen- hangender Aufschlüsse gestattet keine bestimmte tektonische Deutung. Der spitze Winkel, in dem der Dolomit an der Labeneckhütte ausläuft, lässt die Annahme eines Bruches am naheliegendsten erscheinen ; der letztere würde in nordnordöstlichem Verlaufe die Fortsetzung des Dolomites abschneiden und dann, nach Osten umbiegend, in der Masse des Thonglimmerschiefers unsichtbar werden. Dass ursprünglich der Dolomit mit eingefaltet war, geht aus der Parallelität der Südgrenze mit dem Verlauf des Quarzitzuges (Labeneek-Seharwandspitz) hervor. Auch die dem Ennsthale folgende Westgrenze der Dolomitmasse dürfte dureh einen nordsüdlich verlaufenden Querbruch bedingt sein. Dieser westliche Querbruch ist in der Tektonik und der Oberflächenform deutlicher sichtbar: das Nordende des obersten Ennsthales bezeichnet das Ende des Mandlinger Dolomitzuges (westliches Vorkommen bei Triegl zwischen Zauch- und Ennsthal); weiter nördlich liegt das von Altenmarkt nach Eben und nach St. Martin sich fortsetzende Querthal in der Verlängerung dieser Dislocation. Die Häufung faeieller und tektonischer Unterschiede bedingt eine mannigfaltige, zuweilen an die Hoch- feind-Gruppe erinnernde Zusammensetzung des Gebirges zwischen Zauch- und Ennsthal. Mit dem O—W streichenden Radstädter Quarzitzuge des Spatzeck beginnt — im Gegensatze zu der flachen Synkline des Pleisslingkeils und der Kesselspitz — ein System steil gestellter Falten. Auch der nördlich des Spatzeck folgende Triasdolomit der Steinfeldspitz zeigt steil gestellte O—W streichende Platten. Diese Lagerung bleibt bis zum oberen Ennsthale (wo die Dolomitbänke in den Wänden östlich des Jägerwirths- hauses O—W streichen und nach N mit ea. 40° einfallen) im Wesentlichen unverändert. Die tektonische Grenze von Dolomit und Quarzit wird zwischen Spatzecek und Bärnstaffel auch hier durch mächtige braune Contact- rauchwacken gekennzeichnet. Nördlich der Steinfeldspitz grenzt der NO—SW streichende, durch eingelagerte Phyllitzüge!) unter- 1) Beim Abstieg von der Tauernkarleiten-Hütte tritt als erstes anstehendes Gestein unterhalb der Moränen der Alp grünlicher teinschuppiger Quarzpbyllit mit SW (bis SSW)-Fallen zu Tage. Weiter abwärts beobachtet man nur Quarzit in gleicher Lagerung. OT 24 —— brochene Radstädter Quarzit des Leekried|l mit seiner OSO—WNW streichenden Grenze an die Trias. An der Contaetgrenze — kurz vor der Hütte der Tauernkarleiten — beobachtet man gebänderte, marmorisirte Kalke, welehe unter 70° nach NO einfallen. Der Triasdolomit reicht oberhalb der Zauchalp bis an den Thalboden, dessen Westgehänge er zusammensetzt. Der Quarzit des Leckriedl zeigt auf dem Westabhange eigenthümliche mauer- oder zinnenartige Ver- witterungsformen. Der Gegensatz von Quarzit, Dolomit und Moränen tritt in der Vegetation am deutlichsten — beinahe deutlicher als in den Landschaftsformen — zu Tage. Auf den Quarzitwänden wächst eine Flechte, die Rhizocarpon geographieum, welche dem ganzen Gestein einen eigenthümlichen grünlichen Schimmer verleiht; auf den Quarzithügeln findet sich eine dürftige, aus Azalea procumbens, Moosbeere und spärlichem Knieholz bestehende Flora; die vereinzelten Exemplare von Lärche, Fichte, Alpenrose (Rhododendron ferrugineum) und Heidelleere verkümmern vollständig. Der Dolomit unterscheidet sich durch kräftigen Wuchs der Lärchen, Fichten, Latschen und des Rhododendron hürsutum, der Moränenboden bezeichnet hier mit fast mathematisch scharfer Grenze das Gebiet der Alpenweiden. Die Reihenfolge der steil gestellten, in einander gefalteten Schichten auf dem Kamme zwischen Zauch- und Ennsthal ist sehr mannigfaltig. In den alten Schiefern wiegen steile (bis saigere) Neigungswinkel vor, 0 besonders im Kamme zwischen Lakenköpfl und Rosskopf. Die Fallwinkel der nördlich gelegenen Trias- dolomite sind verschieden, im Süden (Steinfeldspitz) herrscht flaches Einfallen durchaus vor. 1) Die nördliche Vorlage des Gebirges vom Ebenfeld bis zum Gehänge des Eibenberges besteht aus Thonglimmerschiefer, dem mächtige Moränen auflagern. Ein kleiner, allseitig von Moränen umgebener Dolomithügel bei Triegl ist der letzte Ausläufer des zwischen Brüchen eingesenkten Mandlinger Dolomitzuges. 2) Die unregelmässige, wohl durch Brüche (s. 0.) begrenzte Dolomitmasse des Lakenkogels (2049 m) reicht bis zum Südabhange dieser spitz aufragenden Pyramide und enthält besonders am Eibenberge!) röthlichen Kalk in geringer Verbreitung, sowie verschiedene Einlagerungen von Pyritschiefer. Ein weiteres Vorkommen des- selben Gesteines (das jedoch wegen zu geringer Mächtigkeit nicht ausgeschieden wurde) ist im Ennsthal, gegen- über dem Rohrgraben am Wege aufgeschlossen (Streichen N 74° 0—S 74° W, Fallen nach S unter 45°). 3) Bereits nördlich der aus Quarzit bestehenden Schaarwandspitz (1915 m) beginnen wieder die steil aufgerichteten alten Schiefer, welche bis zum Rosskopf reichen und im Einzelnen noch weiter zu gliedern sind: a) Unmittelbar südlich vom Lakenkogel liegt ein schmaler, von einer Dolomitlage unterbrochener Quarzitzug. b) Dem folgt Thonglimmerschiefer. e) Darauf der Quarzit der Schaarwandspitz?). d) Dann etwa bei dem Aneroidpunkt 1879 m Thonglimmerschiefer, der fast genau O—W streicht und mit steilem Einfallen (80—86°) bis zum Rosskopf anhält. 1) Das Vorkommen der Eibe (Taxus baccata) wurde nicht nur am gleichnamigen Berge, sondern auch am Abhange des gegenüberliegenden Grieskarecks beobachtet. 2) Ein dritter Quarzitzug, der den 'Thalweg unterhalb des Zauchsees kreuzt (Fallen ca. 30° nach SSW), sowie ein vierter, der oberhalb des Sees am Wege ansteht, wurden auf der Höhe nicht beobachtet. Das unregelmässige Auftauchen dieser 4 Quarzitzüge, welche am Strimskogel noch eine einheitliche Masse bilden, deutet auf ein Ineinandergreifen quarz- reicher und quarzarmer Facies im Quarzphyllit; der Wechsel von Quarzit, quarzreichem und quarzarmem Thonglimmerschieter ist am Ufer des Zauchsees gut aufgeschlossen. ae De (Auch im Ennsthal beim Trazlhof steht dieser Thonglimmerschiefer saiger und streicht WNW— 0SO [genau W 17° N—O 17° S]; wenig oberhalb, bei der Wirthshütte ist mit NW —SO-Streichen ein schmaler Zug von Pyritschiefer dem Quarzphyllit eingefaltet.) 4) In der Scharte südlich des Rosskopfes (1866 m) folgt bis zur Steinfeldspitze Dolomit, dem hie und da Pyritschiefer eingelagert ist; an der tektonischen Grenze zwischen Rosskopf und Hirschköpfl sind die Dolomitbänke saiger gestellt und streichen NW—SO. Während sich in den östlichen Bergen das Auftreten von Quarzitzügen und Dolomiten in der Form der Gipfel ausprägt, weisen die gleichmässig geformten grünen Kuppen des Kammes zwischen Enns- und Klein- Arl-Thal auf die fast ausschliessliche Herrschaft des Phyllits hin. Das vorherrschende OW-Streichen zeigt sehr häufig Abweichungen); die steile bis saigere Aufrichtung der Schiefer wird fast durchweg beobachtet. Ein einziger Quarzitzug setzt vom Lakenköpfl her beim Rohrbacher auf die linke Thalseite über, erreicht aber den Hauptkamm nicht, sondern keilt trotz seiner Mächtigkeit bald aus. Inmitten des Quarzites findet sich als Fortsetzung des Lakenkogels ein wenig ausgedehntes Dolomitvorkommen. Dasselbe ist nur in geringen Auf- schlüssen am Wege zur Saukaralp sichtbar. Zwei weitere eingefaltete Dolomitlagen, beide durch starke Zer- ttümmerung des Gesteine gekennzeichnet, finden sich auf dem nördlichen Verberge des Grieskarecks in 1637 m Höhe (plattiger, heller, halbkrystalliner, dolomitischer Kalk — „Quarzit“ auf Vaczk's Karte), sowie auf dem südlichen Wildbichl. Der Dolomit bildet am Grieskareck kleine, weithin an der Farbe kenntliche Wandeln, der des Wildbichls einige phantastisch geformte Zacken auf dem Westabhange des grünen, einförmig gerundeten Schieferberges. Wenig unterhalb Mitter Klein-Arl quert der Marmorzug des Kalkphyllites, den Thonglimmer- schiefer unterlagernd, beim Viehhofbauern das Thal, bildet den Gipfel des Kitzsteins und zieht — wahrscheinlich ununterbrochen — bis zur Tiefe des Gross-Arl-Thales (am Egglehen) hinunter. Ein zweiter, etwas schmälerer Maımorzug (Streichen N 73° W—0S0, Fallen nach S unter 70°) schneidet oberhalb des Ortes das Klein-Arl- Thal, war aber im Gross-Arl-Thal nicht mehr nachweisbar. Am Kraxenkogel (= Ennskraxen) überlagert Trias-Dolomit den Thonglimmerschiefer. An dem gegenüberliegenden Benzeck springt die Trias viel weiter nach Norden vor. Die ausgedehnten Grundmoränen sind meist verwaschen, nur an der Saukaralp deutlicher erhalten. Am Enns-Ursprung, östlich der unteren Ennsthalalp, lässt sich der Dislocationscharacter der Grenze zwischen Phyllit und Trias mit besonderer Deutlichkeit nachweisen. Oberhalb der den Thal- boden bedeckenden Schutthalden tritt Quarzphyllit zu Tage, und in dem grossen Graben genau östlich der unteren Ennsalp-Hütte bildet ein gelblich oder grau gefärbtes, sandiges, ziemlich grobes Conglomerat das normale Liegende der triadischen Schichten 2). Da über dem Conglomerat dunkele Plattenkalke und schwarze eingelagerte Thonschiefer den Muschelkalk in Guttensteiner Faeies darstellen, ist das Conglomerat ohne Zweifel als Vertreter der Werfener Schiehten und der Lantschfeld-Quarzite anzusehen. Dieses Werfener Conglomerat fehlt nun in allen übrigen Gräben, welche das Ostgehänge oder den Hintergrund der Ennsalp durchfurchen. Vielmehr ist hier der Quarzphyllit überall mit den Guttensteiner Schichten derart zu einer Masse verknetet, dass deren geologische Zugehörigkeit im Handstück oft kaum zu bestimmen ist. Erst im Liegenden der zuweilen 30—40 m mächtigen Grenzbreccie beginnt der normale, quarzreiche und 1) Z. B. besteht die Spitze des Saukarecks aus saiger stehendem, fast genau O—W (7° Abweichung nach S) streichendem Thonglimmerschiefer. Das Streichen wechselt stark; beim Abstieg nach S beobachtet man N 60° W—SO, dann N 70° W—-OSO und endlich auf dem Kamme des Wildbichels wieder N 80° W—OSO in saigerer Stellung. 2) Auch der von F. v. Haver aus dem oberen Ennsthal citierte Gyps dürfte von hier stammen, wurde aber nicht wieder aufgefunden. Geolog. u. Paläont. Abh., N. F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 1. 4 NO Wer 4 — % kalkfreie Quarzphyllit, weiter aufwärts folgen noch Bänke des weniger gestörten dunkelen Piattenkalkes und Schiefers, die aber bald von dem mächtigen Dolomit überlagert werden. Auch am Ostabhange des Benzecks unmittelbar bei der Benzalp-Hütte wurden Guttensteiner Schichten von W. Vorz beobachtet. Das häufige Fehlen des Werfener Horizontes wird weniger dureh tief eingreifende Brüche als durch die ungleiche Härte der Triasdolomite und Thonglimmerschiefer erklärt, welehe von dem gleichen Gebirgsdrucke be- troffen wurden. Unter der Einwirkung dieses Druckes wurden die plastischen Phyllite der ursprünglichen Unterlage der Trias derart emporgepresst, dass das tiefste Glied der Triasserie fast überall, und der nächstfolgende Gutten- steiner Horizont wenigstens vielfach überwallt und unsichtbar gemacht wurde. Dem entsprechend steigern sich überall die Anzeichen der Pressung und Verquetschung um so mehr, je näher man der Gesteinsgrenze kommt. Der Dolomit des Kraxenkogels enthält in seinem oberen Theile eine Einlagerung von Pyritschiefer, der als dunkeles, die Wände durehziehendes Band weithin sichtbar ist. Die basalen Gesteine der Ennsalp sind so gut wie gänzlich verschwunden. Die guten Aufschlüsse der Grenze von Kalkphyllit und Dolomit, die ich an dem Westabhange des Berges beobachtete, zeigen auf das bestimmteste das Vorhandensein einer Disloeation. Beide Gesteine, insbesondere die Trias, sind stark durch Druck verändert und fallen concordant sehr steil (60—70 °) nach Süden ein. Der Dolomit ist am Contaet marmorisirt, einige an der Basis desselben auftretende Lager von dunkelem Plattenkalk (— Guttensteiner Kalk ?) in gleicher Weise verändert und ausserdem von parallelen Druck- oder Zerrungs- streifen durchsetzt. Die Gesteinsgrenze kommt weiter oberhalb des Jägersees dem Thalweg nahe und weicht nördlich nach oben zurück, so dass sie etwa 1 km nördlich des Jägersees 1800 m hoch liegt und auf den Nordwänden des Kraxenkogels bis auf 2000 m ansteigt. Auch im Gerölle unter den Nordwänden (wo die untere Grenze des Dolomites sich schon aus der Terrain- form ergiebt, aber nicht aufgeschlossen ist) fand G. v. Arruager blaugraue Kalke, die als Guttensteiner Kalke oder als Plattenkalke des Pyritschiefers angesprochen werden können. Der Quarzphyllit westlich der Steinkaralp ist grau bis bräunlich und grobflaserig ausgebildet Der- selbe streicht N 54°W — SO und fällt flach (10°) unter dem Dolomit ein (G. v. ARTHABER). Sehr schwer festzustellen ist die Grenze von Kalkphyllit und Quarzphyllit. Zwei Marmorlager, von denen das eine ganz wenig unterhalb, das andere etwa 1 km oberhalb der Kirche von Klein-Arl den Thalboden quert (8. 0.), deuten auf das Vorhandensein der Kalkphyllitformation hin; die Thonglimmerschiefer sind als solche ununter- scheidbar. Die Grenze beider Gesteine zeigt überall (auch am Brenner) einen unmerklichen Uebergang derart, dass erst das Vorkommen von Marmorlagern mit voller Sieherheit den Kalkphyllit anzeigt. Die Grenze wurde im vorliegenden Falle dorthin gelegt, wo die streichende Fortsetzung der in typischen Kalkphyllit eingeschnittenen Liechtensteinklamm (St. Johann) das mittlere Klein-Arlthal verquert?). An der Liechtensteinklamm im Gross-Arlthal ist allerdings ein Zweifel über die petro- graphische Bestimmung nieht möglich. Die WNW—OSO (bis NW) streichenden, meist saiger stehenden, stark gefältelten schwarzgrauen Phyllite sind so kalkreich, dass der Unterschied von den Thonglimmersebiefern auf den ersten Bliek hervortritt. Abgesehen von Griffelschiefer ist grauer, halbkrystalliner Kalk mit weissen Spathadern ver- schiedentlich eingelagert. Die eigenthümlichen Erosionsformen der engen, tief eingeschnittenen Klamm wären in 1) Allerdings ist die Möglichkeit einer quer gegen das Streichen gerichteten Störung in Betracht zu ziehen, welche das Kartenbild verändern würde. Doch würde die Lösung dieser und ähnlicher an der Grenzlinie jeder Kartirung auftauchenden Fragen unverhältnissmässige Zeit in Anspruch nehmen. Dass die durch Herrn Vaczx ausgeführten Kartenaufnahmen der Nie- deren Tauern keine zuverlässigen Anhaltepunkte gewähren, wurde bereits betont. En dem leicht aufweichbaren Thonglimmerschiefer undenkbar und erinnern an die Klammen der Kalkalpen, die Almbach- oder Wimbachklamm bei Berchtesgaden. Nur erklärt die leichtere Löslichkeit des von Schiefer durchsetzten Kalkgesteines sowie der grössere Höhenunterschied zwischen Haupt- und Nebenthal die That- sache, dass das Erosionsphänomen in ganz besonders grossartiger Ausbildung auftritt. Im Kalkphyllit des Gross-Arlthales sind auch chloritische Lager nördlich von Gross-Arl und weiter oberhalb bei Kardeis verbreitet. Das Schiefergebirge zwischen den Tauern und den nördlichen Kalkplateaus. Zwischen Dachstein- und Tännengebirge im Norden fund den Tauern im Süden dehnt sich in wechselnder Breite die sogenannte nördliche Schieferzone aus. In landschaftlicher Hinsicht bieten die gerundeten, grossentheils mit Fichten bestandenen, an das deutsche Mittelgebirge erinnernden Schieferberge wenig; grossartig sind hingegen die Fernsichten von den leicht erreichbaren Gipfeln, wie Schmittenhöhe und dem Hochgründeck, die einerseits die eisbedeekten Tauern, andererseits die jähen Südwände der Kalkplateaus des Dachstein, des Hochkönig und des Steinernen Meeres um- fassen. Das vorherrschende Gestein der Schieferzone ist der Thonglimmerschiefer. Bei Dienten am Süd- abfall des Hochkönig sind die bekannten obersilurischen Orthoceren-, Graptolithen- und Cardiola-Schichten in derselben bekannt; doch ist die aus topographischen Gründen naheliegende Folgerung, dass auch der Quarzphyllit silurisch sei, hier ebensowenig zutreffend, wie im Brenner-Gebiet oder in den Südalpen. Ueber den klastischen Ursprung dieser Phyllite (Grauwackenschiefer) ist ein Zweifel nicht möglich. Die Werfener Schichten, das normale Liegende der nördlichen Kalkhochflächen besitzen bei dem alten Salzburger Marktflecken, von dem der Name stammt, eine ungewöhnliche räumliche Ausdehnung, keilen aber in östlicher und südlicher Richtung ziemlich rasch aus. Die bedeutende Entwickelung am Salzachdurchbruch ist sowohl auf facielle wie auf tektonische Ursachen zurückzuführen. Dass die Mächtigkeit einer transgredirenden, aus Zerstörungsproducten älterer Gesteine bestehenden Formation rasch anschwellen und abnehmen kann, bedarf ‚keiner weiteren Ausführung. Bei Werfen selbst deutet der hie und da halbkrystalline Character des Gesteins darauf hin, dass eine besonders intensive Aufarbeitung des Thonglimmerschiefers durch die Transgression des älteren Triasmeeres stattgefunden hat. Die petrographische Aehnlichkeit des ursprünglichen und des aufgearbeiteten Gesteins ist so gross, dass die Feststellung der Zugehörigkeit z. B. im Fritzthal zwischen Hüttau und Bischofs- hofen keineswegs einfach erscheint. Auch am Brandriedl (Südabtall des Dachsteins, Schladminger Ramsau) erinnern die grünlichen oder grauen quarzitischen Sandsteine !) des Werfener Horizontes zuweilen täuschend an paläozoische Gesteine. Doch deutet sowohl der hier vorkommende Gyps wie die rothen, Zweischaler führenden Glimmersandsteine ?) auf die untere Trias hin. Locale Faltung und Fältelung der Werfener Schichten dürften hier auf den Druck des auflagernden Dachsteindolomites zurückzuführen sein. In tektonischer Hinsicht wird die flächenhafte Ausbreitung der Werfener Schichten durch die regelmässig undulirende Lagerung bedingt, die z. B. an der Chausseebrücke südlich von Pfarr-Werfen schön aufgeschlossen 1) Ich glaube die Grenze beim Weiler Brandstadt annehmen zu dürfen, etwas westlich von dem ersten Kreuzungs- punkte der Chaussee und der Eisenbahn (von Bischofshofen aus gerechnet). Solange rothe und schwarz gefärbte ebenflächige, zum Theil aus festem, feinkörnigem Sandstein, zum Theil aus Schiefer bestehende Lager mit einander wechseln, ist die Bestimmung als Werfener Schichten nicht zweifelhaft. 2) Gelegentlich mit eingesprengtem Eisenglanz. 4* — 9017 — 4* u da Dr ist. Erst weiter südlich, z. B. an der Mündung des Fritzthales unweit Bischofshofen machen die flachen Sättel und Mulden einer steilen Aufrichtung der Bänke Platz. In tektonischer Hinsicht bildet die Sehieferzone den Uebergang zwischen den stark gefalteten Tauern, in welchen Brüche immerhin seltener auftreten, und den nordöstlichen Kalkhochalpen !), in welchen Brüche und Aufquetschungen den Gebirgsbau beherrschen. Der Mandlinger Dolomitgraben erinnert an die Brüche der Kalkalpen, während die starken Faltungs- erscheinungen des Thonglimmerschiefers dem Tauerntypus entsprechen. Bei der Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, Leithorizonte im Quarzphyllit auszuscheiden, ist /allerdings eine genauere Verfolgung der Falten vorläufig unthunlich. Im Allgemeinen sind die Lagerungsverhältnisse des nördlich der Enns lagernden Thonglimmerschiefers im Vergleieh mit den Tauern regelmässig: Am Rossbrand nördlich von Radstadt streicht derselbe genau von O nach W und fällt sehr steil südwärts ein. Der vorherrschende Thonglimmerschiefer zeigt im ersten Theile des Anstieges Einlagerungen von normalem Thonschiefer; weiter oben in der Nähe des Sattels (1475 m) finden sich Zwischenlagen eines stark gefalteten, grauen Quarzites. Ganz vereinzelt ist schwarzer, von weissen Quarzadern durehzogener Kieselschiefer. Ein ganz vereinzeltes (? eingefaltetes), schlecht aufgeschlossenes Vorkommen von Triasdolomit auf der Waltersbach-Wiese am Nordabhang des Rossbrand kündigt sich auch floristisch durch Rhododendron hirsutum an. Triadische Sehiehten von grösserer Ausdehnung sind, wie erwähnt, in der „Schieferzone“ nur an tief eingreifenden Brüchen erhalten, im normalen Hangenden des Quarzphyllites oder der Werfener Schichten hingegen zerstört. Das schönste Beispiel einer solchen triadischen Dolomitmasse ist die regelmässig ONO nach WSW streichende Grabenversenkung?) des Mandlinger Dolomitzuges. Derselbe lässt sich vom Resing- und Sattel- berg östlich der Schladminger Ramsau bis zu dem kleinen Dolomithügel bei Triegl zwischen Alten- markt und Flachau verfolgen und bildet ein Musterbeispiel einer von Harnischen und Breeciendolomiten erfüllten vollkommen zerrütteten und verruschelten Gesteinsmasse. Noch weiter westlich liegt die von Braunkohlenformation erfüllte Senke von Wagrein. E. v. Mossısovıcs®) bezeichnet die auf der Nordseite zwischen dem flach nach NW fallenden Mandlinger Dolomit und den Quarz-Phylliten (silurischer Grauwackenschiefer l. ce.) verlaufende Verwerfung als Ramsaubruch Steinbacherhof (auf Schuttkegel) Fig. 7. Einlagerung der miocänen aus Conglomerat (3), Sandstein (2) und Flötzen (7) bestehenden Braunkohlenformation in ein Thal des Quarzphyllits (£) zwischen Ennsthal und Wagrein. N. V, Perens. 1) Südlich der Linie Buchberg-Mariazell-Windisch-Garsten. 2) Herr Vacer bezeichnet diesen auf der Karte richtig als triadisch gedeuteten Dolomit als transgredirend, da er die demselben auflagernden, typisch ausgebildeten Moränen zwischen Forstau- und Taurachthal mit dem anstehenden Schiefer verwechselt. Indem er diese prachtvolle, geradezu als Schulbeispiel anzusehende Moränenlandschaft als „Thonglimmerschiefer“ zeichnet, ergiebt sich die gewünschte lappige und unregelmässige Grenze des „transgredirenden“ Dolomites. Bei dieser Auffassung ist also 1) anstehendes Gestein und Moräne, 2) Hangendes und Liegendes verwechselt. 3) Verhandl. G. R.-A. 1899. pag. 8. zn. und vermuthet, („wie es scheint“, 1. c.), dass auf der Südseite der Dolomit direet auf dem halbkrystallinen Gestein aufliegt. Bei dem vollkommenen Fehlen von Werfener Schichten im Süden möchte ich die Annahme einer doppelten Verwerfung, d. h. eines Grabenbruches für wahrscheinlicher halten; von Guttensteiner Plattenkalk wurden innerhalb des Dolomites hier und da Spuren beobachtet, die jedoch keinen zusammenhängenden Zug bilden und kartographisch kaum ausscheidbar sind. In dem nördlich von Birnberg den Dolomitzug querenden Thale des Ramsaubaches (also östlich der Grenze unserer Karte) beobachtet man von N nach S: 1) weissen, stark gestörten, von Harnischen durchsetzten Dolomit, 2) schwarzen Guttensteiner Plattenkalk (nahe dem Ausgange des Thales), 3) zerknitterten schwarzen Schiefer, 4) bei Birnborg selbst: typischen Thonglimmerschiefer. Der Werfener Horizont fehlt also hier zweifellos. Der Dolomitgraben könnte aus einer beiderseits in Verwerfungen übergegangenen Synkline entstanden sein. Jedoch streichen nur wenig weiter östlich an der Mündung des Preuneggthales und an der Gleiminger Brücke dieselben Thonglimmerschiefer fast genau im rechten Winkel (NW und WNW) auf die Längsriehtung des Dolomites zu. Es liegt also näher, den doppelseitigen Einbruch desselben auf eine von der Faltung unabhängige Disloeationsperiode zu beziehen. E. v. Mossısovics betont ferner, dass dieser Längsbruch die hervorstechendste tektonische Eigenthümlichkeit des oberen Ennsthales sei, und hält eine weitere Fortsetzung desselben in östlicher Riehtung für möglich. III. Die Kalkalpen im Herzen der Radstädter Tauern. A. Der Verlauf der Brüche im Kalkgebirge. B. Der Zug der Kalkgipfel und der Faeieswechsel: Draugstein — Tapperkar-See — Benzeck, Schilcheck,Faulkogel, Mosermandl—Permut-(Gross-)Wand— Windsfeld—Pleiss- lingkeil, Glöeknerin, Zehnerkarspitz — Sichelwand, Kesselspitz — Steirische und Lungauer Kalkspitz. Eine Reihe stolzer Kalkgipfel bildet die centralen Erhebungen im Herzen der Radstädter Tauern und stellt dem Geologen nicht minder anziehende Probleme wie dem Bergsteiger. A. Der Verlauf der Brüche im Kalkgebirge der Radstädter Tauern.’ Zwei Brüche, der Taurach-Bruch und der Lantsehfeld-Bruch, durchsetzen, mehrfach umbiegend, das Kalkgebirge der Radstädter Tauern und verlaufen ungefähr parallel zu einander in unmittelbarem Zu- sammenhange: Auf dem Südabhange folgen beide der Faltungsrichtung der Schiefer (Twenger Taurach- und unteres Lantscehfeld-Thal). Dann wenden beide — entsprechend dem Streichen der Dolomite — in die OW-Richtung um (Obertauern bezw. Lantschfeld zwischen unterer Zehnerkaralp und Blau-See). Im Norden schneiden beide quer (in nördlieher bezw. nordwestlicher Riehtung) durch die Streichriehtung der Schiefer und deuten somit auf eine jüngere (postmiocäne) Entstehung hin. Während der Taurach-Bruch — bei geradlinigem Verlauf der einzelnen Streeken — ziemlich scharfe Um- biegungen zeigt, stellt der südliche Lantsehfeld-Bruch ein etwas abgeschwächtes Abbild des ersteren dar. Der obere Verlauf zweier Quellthäler der Enns, des Pleisslingthales (Windfeld -— Pleisslingalp) und ON re Fig 8. Ausblick von der Mitteregg-Alp. Das Einfallen des Triasdolomits (7r) unter den Quarzphyllit des Gur- pitschecks entspricht der Bruchgrenze. Nach E. Suzss. (Vergl. Fig. 17, pag. 38.) des Radstädter Taurachthales (Obertauern — Gnadenalp — Untertauern) entsprieht genau dem Verlauf der beiden Brüche). Die NNW streichende Dislocation, an der zwischen Tweng und Schaidberg?) die Triasmassen unter die alten Schiefer hinabtauchen (Abb. 7), geht nördlieh von dem letztgenannten Wirthshaus in eine O—W streichende Dislocation über. Die stark gefalteten Quarzite und Quarzitschiefer fallen an der Chaussee flach in NO bis ostnordöstlicher Richtung unter den Dolomit ein und ziehen oberhalb von Tweng am Gehänge des Taurach- Thales in südöstlicher Richtung weiter. Die mit Glimmer bedeekten Schichtflächen des Quarzits werden von ebenen, sehr regelmässig verlaufenden Klüften durehschnitten. Der im Liegenden des Quarzites auftretende Quarz- phyllit ist grünlich, quarzitisch und von massenhaftem Gangquarz durchsetzt. 1) Herrn Vacrk ist der Lantschfeld-Bruch mit seinem scharfen, weithin verfolgbaren Gesteinsgegensatz: 1) Dolomit (N, Radstädter Tauern), 2) Guttensteiner Kalk, 3) Lantschfeld-Quarzit, 4) Quarzphyllit (zuweilen fehlend) und 5) = 1, Dolomit (S, Hochfeind), vollständig entgangen. Der Grabenbruch des nördlichen Taurachthales wird von ihm als Ausfüllung einer „erodirten Vertiefung“ der krystallinischen Unterlage gedeutet. Man stelle sich vor, dass ein mindestens 1500 m tiefer, aber nur 1 km breiter Fjord (Grosser Pleissling 2499 m, Untertauern 1004 m) von oben bis unten von demselben fast rein organogenen Sediment des pelagischen Diploporenkalkes ausgefüllt wurde. Ausserdem hat das Meer bei dieser „Trans- gression“ trotz aller Wucht der Brandungswelle sämmtliche Formen der festländischen Erosion liebevoll und sorgfältig conservirt! — Aber Herr Vaczr glaubt an sein „Erosions- oder Corrosionsrelief“, und es wäre unbillig, von einem Gläubigen eine Würdigung der tektonischen Thatsachen oder der Gesetze mariner Sedimentbildung zu verlangen (Verh. G. R.-A. 1882. pag. 312 u. 1897. pag. 68). 2) Auf dem moränenbedeckten Hundsfeld sind die Aufschlüsse naturgemäss unbedeutend; nur in dem Graben ober- halb der Jakai-Alp sind Dolomit und Thonglimmerschiefer neben einander aufgeschlossen. Ze I ee Gez. von Ep. Surss. Fig. 9. Die Bruchgrenze des Taurachthales unterhalb der Beilsteinshütte. Der weisse Triasdolomit (W, W 7) stürzt in steilen Wänden ab und grenzt unmittelbar an den dunklen Thonglimmerschiefer (Gl) an, der einen flach geneigten Hang: bildet. Der ost-westlich verlaufende Theil des Bruches zwischen Schaidberg und der Gnadenalp ist weniger deutlich aufgeschlossen. Man verfolgt in der Gegend des Rehbichls eine Reihe von Dollinen, welche der Gesteinsgrenze genau entsprechen. An der Gnadenalp biegt der Bruch, an den theils Quarzite, theils Thon-Glimmerschiefer anstossen, fast genau im rechten Winkel nach Norden um. Fast parallel dazu verläuft von der Gnadenalp an auf der anderen Seite des Thales und der Strasse ein anderer Bruch zunächst nach NNO, dann ebenfalls nach N, so dass zwischen beiden eine typische Grabenversenkung von Triasdolomit und Pyritschiefer eingeschlossen liegt. Unterhalb der Beilsteinalp verläuft die Bruchgrenze, wie man sogar von der Strasse beobachten kann, genau senkreeht über den Abhang!), so dass im Osten Quarzit, im Westen Dolomit ansteht. Zwei Thatsachen beweisen schlagend, dass hier eine von der Faltung durchaus abweichende Dislocationsform vorliegt: Einmal sind die Dolomite und Kalke fast ausnahmslos in ihrer normalen dichten, nicht mar- morisirten Form erhalten. Zweitens ist die Lagerung der Triasgesteine vollkommen unabhängig von der der alten Schiefer (von denen vorwiegend Quarzit, weniger Thon-Glimmerschiefer und Glimmerschiefer an den Graben angrenzt). Die Triaskalke sind — abgesehen von verschwindenden Ausnahmen?) — flach gelagert, die alten Schiefer besitzen — ebenfalls von einer Ausnahme abgesehen?) — das normale Streichen von NW nach SO%). Die Bruchgrenzeim Westen derTauernstrasse ist am Wege von Untertauern zurSchlaning- 1) Ein ähnliches, etwas weiter südlich aufgenommenes Bild stellt die obige Abb. 8 dar, auf der Thonglimmerschiefer und Dolomit an einander grenzen. 2) Am Kesselfalle sind die Schichten unregelmässig geneigt; in der ganzen Grabenversenkung wiegen Kalke mit eingelagerten, wenig mächtigen Pyritschiefern gegenüber dem Dolomit vor. 3) Oberhalb der Hohlwand lagert der Quarzit flach. 4) Beobachtet z. B. südlich der Beilsteinhütte an der oberen Wirthshaushütte und am Wege zu derselben. —31aR =— alp gut zu beobachten: An der Brücke kurz vor der Wirthshausalp stösst der Radstädter Quarzit an grauen, klüftigen, vollkommen zerrütteten Dolomit und Schiefer, und zwar bildet in Folge des westlichen Ein- fallens der Bruchfläche der Quarzit das Hangende der Trias!). Die Grenze selbst wird von brauner Contaetrauchwacke gebildet; ausserdem sind röthliche, marmorisirte Dolomite und Pyritschiefer regellos in einander gepresst und verfalte. Die braune Rauchwacke ist auch unmittelbar hinter der Sehlaninger Alp?) aufgesehlossen. Die Alphütte liegt unmittelbar neben der Bruchgrenze, die hier wie anderwärts durch zahl- reiche, an Dolinen erinnernde Erosionstriehter gekennzeichnet ist. Auch die sonstigen an der Tauernstrasse in der Tiefe des Thales zu beobachtenden tektonischen Erscheinungen sind nicht mit einer Faltung in Einklang zu bringen, die gleichzeitig das NW—SO-Streichen bedingt haben könnte: Am Kesselfall treten grosse, unregelmässig verlaufende Harnische auf, die nach W. geneigt sind. Auch an der Hohlwand und wenig unterhalb derselben beobachtet man gewaltige, im Grossen und ganzen saiger stehende Verschiebungsflächen °), auf denen eine horizontale, von N—S verlaufende Streifung deutlich hervortritt. Nur vor dem Gnadenwasserfall ist eine schwache südöstliche Neigung der dunkelen, weiss geaderten Dolomite zu beobachten, die im Falle selbst wieder ganz flach lagern. Weiter oberhalb tritt an NW >10) Fig. 10. Die Faltungen der Sichelwand im oberen Zehnerkar nach E. Suess. Die Ansicht ist etwas abweichend von der Fig. 13 orientirt (NW statt WNW) und der Standpunkt etwas tiefer gelegen. 1) So ist die ruhige „Anlagerung“ der Triaskalke an den „phylitischen“ Hang beschaffen. 2) Die auf der Grenze von Dolomit und Phyllit auftretende tektonische Breceienbildung, aus zelliger Rauchwacke und Phyllitbrocken bestehend, hat Herr Vacer ganz richtig beobachtet (Verh. G. R.-A. 1882. pag. 312 und Jahrb. 1884. pag. 627) — so dass hier einmal wenigstens über die vorliegenden Thatsachen Einstimmigkeit herrscht. Allerdings hat derselbe Forscher das Einfallen der Trias unter den Phyllit übersehen, spricht vielmehr von einer „ruhigen Anlagerung der Kalke an den phyllitischen Hang“. Mit der Zeit wird in Herrn Vacer’s Darstellung aus der „Breccienbildung“ (1882 1. c., wie es auch richtig heissen muss) ein „G@rundeonglomerat“ (1884 1. c.), womit die „Transgression“ fertig ist. 3) welche der z. Th. etwas überhängenden Hohlwand ihren Namen gegeben haben. BEN der Strasse eine flache östliche Neigung der dunkelen, gebänderten, zum Theil weissgeaderten und von Quarzgängen durchsetzten Dolomite hervor. Die einzige Erscheinung, welche die Auffassung der Trias zwischen Untertauern und der Gnadenalp als einer zwischen zwei Wechselflächen nach Norden geschobenen Scholle begünstigen könnte, ist das Vorhandensein horizontaler N—S-Streifen auf der Hohlwand. Jedoch steht auch diese Beobachtung nicht im Einklang mit der Thatsache einer nach NO gerichteten, das NW—SO-Streichen bedingenden Faltung !), und alle übrigen Erscheinungen (s. 0.) drängen vielmehr auf die Annahme einer Grabenversenkung hin. Schluss. Der Nachweis einer Grabenversenkung im Taurachthal bedingt die weitere Annahme, dass der Bau des Gebirges durch zwei, dynamisch und chronologisch verschiedene tektonische Vor- gänge beeinflusst wurde. Das vorwiegende NW—SO-Streichen sowie die demselben entsprechenden Ueber- schiebungen und Faltenverwürfe entsprechen einer älteren, nach NO wirkenden Faltung. B. Die centralen Kalkberge. Im Ganzen bietet das Innere der grossen Dolomitmassen in geologisch-stratigraphischer Hinsicht wenig Be- merkenswerthes. Die muldenförmige Lagerung der Kalke — nördliehes Einfallen im Süden, südliches im Norden — wird durch den Lantschfeldbruch nicht gestört. Nur die Einlagerungen der Pyritschiefer geben Ge- legenheit zu Beobachtungen über den Facieswechsel (s. d. stratigraphischen Theil) sowie über kleinere Faltungen . (Siehelwand) und Brüche. Die steile, den oberen Thalabschluss des Klein-Arlthales bildende Wand ist gleichzeitig die Grenze von Trias und Kalkphyllit. Schon die auf kleinem Raume sehr bedeutenden Höhendifferenzen der Trias-Phyllit- grenze — Kerschbach, Klein-Arlthal 1200 m, Kraxenkogel-Abhang 2000 m — deuten auf die Wahrscheinlichkeit einer tieferen Einfaltung hin und diese Anschauung wird durch die Beobachtungen beim Anstieg zum Tappenkar-See bestätigt: Weisse und schwärzliche, regellos durch einander gefaltete Dolomite ohne erkenn- bares Streichen und Fallen setzen das Gehänge zusammen. Auf eine wahrscheinliche Vertretung der Cassianer Mergel deutet ein grosser Bloek von Mergelkalk hin, der ganz von Crinoidenstielen und Echinidenstacheln erfüllt ist. Auch Korallenreste kommen recht häufig vor, doch macht die starke tektonische Verquetschung jeden Versuch einer eingehenderen Bestimmung aussichtslos. Dort, wo der Tappenkar-Alpweg am weitesten nach O ausbiegt, findet sich entsprechend den im Osten häufigeren Schiefereinlagen schwarzer Schiefer?) und gelblicher halbkrystalliner Kalk, in dem eine Quelle entspringt. Ferner steht auf beiden Seiten des See-Ausflusses im Wege Schiefer und Reibungsbreceie®) an; der erstere fällt unter 40° nach N. Der Alpweg führt nach kurzer Zeit dicht an den durch härteren Triasdolomit aufgedämmten Tappenkar-See heran und nähert sich hier der südlichen Grenze des mesozoischen Gesteins. Gleichzeitig biegt das Streichen um 90° um: man beobachtet westliches Einfallen und N—S-Streichen. en ronnte gegen eine allgemeine Faltung endlich noch einwenden, dass neben einer zusammengepressten und überschobenen Zone Massen von Triasgestein in ruhiger Lagerung (Taurachthal, Pleislingkeil, Steinfeldspitz) ver- blieben sind. Jedoch ist diese beim ersten Anblick paradox erscheinende Thatsache in den Alpen häufig beobachtet worden: umfangreiche Kalk- oder Dolomitmassen unterliegen stets nur theilweise der Faltung; ausgedehnte Theile werden weder von der Contact-Metamorphose noch auch von intensiverer Faltung betroffen (Steinacher Joch — Tribulaun). 2) Die sehr geringe Ausdehnung liess eine kartographische Ausscheidung unthunlich erscheinen. 3) „Transgressions-Conglomerat“ des Herrn Vacer. Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 1. 5 — 3 — 5 — 34 Vom Tappenkarsee bis zur Wurmfeldscharte, dem Uebergang ins Riedingthal führt der Weg durch typischen Kalkphyllit, der am See viel Gangquarz enthält und an der Scharte unter 70— 80° nach N ein- fällt. Zwei eingequetschte NW—SO streichende schmale Züge von zerrüttetem Triasdolomit erinnern an das Vor- kommen des Wildbichls und den Südabhang des Weissecks. Die stolzen Wände dieses am meisten nach SW vorgeschobenen Triasberges kommen nach Ueberschreitung der Wurmfeldscharte in Sicht. In den zerrissenen Wänden des Faulkogels treten — ebenso wie in seiner nördlichen Fortsetzung, dem Kraxenkogel — mehrere schmale Pyritschieferzonen auf; auch der südöstlich von der Windischen Seharte gelegene Vorgipfel besteht aus Pyritschiefer. Die Grenze von Dolomit und Kalkphyllit ist jenseits der Windischen Scharte sehr deutlich ausgeprägt und verläuft nur wenig SO vom Gipfel des Stierkopfes. Auch weiter im SW, im oberen Wildkar ist ein schmaler Pyritschieferzug dem Dolomit eingelagert; derselbe ist in geringer Entfernung von dem kleinen, vom Wildkar stammenden Bergsturze sichtbar. Zwischen Schüttbachalm und Benzhütte bilden dunkelgraue Kalke mit feinen Kalkspathadern (die in den oberen Lagen bräunliehe Farbe annehmen) die Unterlage der Diploporendolomite des Benzecks und Schileheeks. Das Einfallen dieser Guttensteiner Kalke ist flach (15°) N. Die Dolomite sind zwischen Schütt- bachalp und Jägerwirthshaus reich an Diploporen und Zweischalerdurchschnitten. Der Südabsturz der Schliererspitz und Grosswand, d. h. der westlich des Windfeldes sich er- hebenden Dolomitmassen, ist auf der beifolgenden Ansicht überaus anschaulich von W. Vorz dargestellt; der Standpunkt ist die Aigner Hütte (1760 m). Im Grossen und Ganzen zeigen die Dolomitmassen ein bedeutendes (auf der etwa O—W verlaufenden Ansicht nicht bemerkbares) nördliches bis nordöstliches Einfallen !): Im Süden, im oberen Kesselthal liegt die Grenze von Trias und Kalkphyllit bei 2100—2200 m; im Norden, wo bei der Gasthof- alp im Pleisslingthal Quarzphyllit (mit flachem, ca. 15° betragendem NW-Fallen) aufgeschlossen ist, reicht die Trias (mit Diploporenresten) bis fast 1200 m hinab. Die Differenz von 1000 m dürfte etwa dem Betrage des Lantschfeld-Bruches gleich kommen, d. h. die im Süden im Wesentlichen normale, dem Phyllit aufruhende Triasplatte ist nach N und NNO um etwa 1000 m hinabgebogen. Die Nähe des Bruches offenbart sich in der ausserordentlichen Zerdrückung und Zerquetschung des Do- mites, die beim Anstieg vom unteren Pleisslingthal zum Windfeld hervortritt; Zellendolomite von dunkeler Farbe weisen auch hier auf die benachbarte Dislocation hin. Von der tektonischen Spannung, welche innerhalb der Triasmasse geherrscht hat, geben die Faltungen und Fältelungen des auf- oder eingelagerten ?) Pyritschiefers im östlichen Theile des kleinen Panoramas einen Begriff. Im Westen des Kesselthalesam Fusse des Mosermandl deuten einige kleine Vorkommen dunkeler Kalke vielleicht den Guttensteiner Horizont an. Dem NO—SW streichenden Kalkphyllit des Kesselgrabens sind Marmorzüge eingelagert, die leicht mit Triasdolomiten verwechselt werden können. Starke Quetschungserscheinungen, die der Kalkphyllit z. B. an der Taferlscharte aufweist, kennzeiehnen hier wie anderwärts die Grenze gegen den ebenfalls zerrütteten Triasdolomit. An der Taferlscharte bildet Rauchwacke und Reibungsbreceie das Grenzgestein des nach NO fallenden Dolomites gegen den Kalkphyllit. Nur wenig weiter östlich beobachtet man an dem von der Lantschfeldhütte zum Windfeld emporführenden Wege eine Zunge von zerquetschtem Kalkphyllit im Triasdolomit. Dieser tektonischen 1) An der Taferlscharte ist das Streichen des Dolomites NW—SO, das Einfallen flach NO. 2) Da Pyritschieferzüge sowohl im oberen Theile des Diploporendolomites eingelagert sind, als auch das Hangende des- selben bilden, ist die Entscheidung dieser Frage in disloeirten Gebieten nicht möglich. ge Moser-Manndl. Schlierer Scharte. Schlierer Sp. W Entworfen von W. Vorz, ausgef. vom Verf. e Fig. 11. Südabfall der Radstädter Tauern, | Der den Vordergrund des Bildes zusammensetzende Kalkphyllit ist dure Zu S. 34. am Permut (= Grosswand) 2356 m. Permut. Windteld. (Pyritschiefer). »> tspitz und oberes Kesselthal. dunklen Ton gekennzeichnet; von der Aigner Alp 1766 m. Pe 5 he a ae a Zu S. 35. Kesselspitz => Gamsleitensp. Sichelwand. Mittereggalp. (Hauptdolomit). Diploporen- olomit. \ 1ER £ 27 ich > [Ka ER N a [0)>10) Gez. vom Verf. Fig. 13. Die Faltungen der Sichelwand. Im Vordergrunde links die Gamsleitenspitz, D Diploporendolomit, P Pyritschiefer mit eingelagerten Kalken, H.D. Hauptdolomit. Von den Moränenhügeln im oberen Zehnerkar aus aufgenommen. (Vergl. Fig. 10.) Grenze gehört die hier wieder gegebene Einzelheit, ein abgequetschter Dolomitbloeck im Phyllit und ein intrusiv eindringender Streifen des plastischen Gesteins zwischen den Bänken der Trias, an. Die häufige Wiederholung der Pyritschieferzüge auf dem Nordabhange des Pleisslingkeiles und der Glöeknerin beruht vornehmlich auf der wiederholten Einlagerung dieses Gesteins!); ausserdem bedingt auch das staffelformige Absitzen des Gebirges nach dem hier O—W streichenden Hauptbruche (entsprechend der terrassen- förmigen Abstufung des Gehänges) die Wiederholung eines ursprünglich einfachen Zuges. Einen Einblick in die Zerrüttung des Gebirges gewährt die Wand des Johannes-Wasserfalls, an der zwei gewaltige, nach S geneigte Rutschflächen eine Dislocation von geringer (ca. 4 m) Sprunghöhe einschliessen. Fig. 12b. Stylophylium paradozum Frecn. Pyritschiefer (4 Zug.) Nordabhang der Glöcknerin. 3:2. Vgl. p.12. Fig. 12a. Zwischen Lantschfeldhütte und Windfeld. Verquetschung von Kalkphyllit (P) und Triasdolomit (D). Am weitesten nach Norden liegen drei an der Chaussee (nördlich vom Johannes- Wasserfalle, östlich von der Breitlehenhütte) aufgeschlossene Pyritschieferyorkommen, die wahrscheinlich zu einem einheitlichen Zuge gehören. Zwischen diesem und dem Pyritschiefer des Glöeknerin- Kammes liegen noch vier weitere Züge; von ihnen sind die beiden nördlichen (bei und oberhalb der Felseralp) jedenfalls selbstständig, die beiden südlichen (bei und ilber dem Wildsee) gehörten wohl ursprünglich zusammen und sind durch einen Staffelbruch verdoppelt. 1) Zu dem nördliehen Zuge gehört wahrscheinlich der Aufschluss an der Chaussee unterhalb des Reh- bichls; jenseits der Moränenfläche (1670 m) beginnt der zusammenhängende Zug, streicht etwas nördlich der Stieklalphütte zur Felseralp weiter und wird weiter westlich von einem im Hangenden auftretenden Dolomitwandl begleitet. 2) Der zweite, nur 150—300 m entfernte Zug setzt die kleine Gesteinsinsel in der Wiese gleich unter- halb des Tauernwirthshauses zusammen nnd begleitet dann nieht nur den ersten Zug, sondern konnte noch weiter längs des zur oberen Pleisslingalp führenden Fussweges bis zu dieser und ferner bis zum Abhang des Spizzinger Kogels im unteren Pleisslingthal verfolgt werden. 3) Nach einer wenig mächtigen, in SO des Tauernhauses aufgeschlossenen Einlagerung setzt sich der dritte Zug in einer Höhe von ca 1920—1950 m bis zum Wildsee und darüber hinaus bis zur Hirschwand fort. 1) Wie z.B. an der Saile bei Innsbruck und an der Rothwand (Tribulaun). =“ ge 5* Für diesen Zug, sowie für einen vierten, kürzeren, in 2400 m Höhe nördlich des Kammes Glöcknerin-Zehner- karspitz aufgeschlossenen liegt die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung durch Staffelbrüche vor. Doch sind die Aufschlüsse in den schwer zugänglichen, durch Schutthalden unterbroehenen Karrenfeldern nicht derart, um die Frage mit voller Sicherheit beantworten zu können. Wichtig ist das Vorkommen der p. 12 erwähnten Korallen in dem vierten Zuge. Zwischen Glöcknerin (2420 m) und Zehnerkarspitz setzt im Wesentlichen der Pyritschiefer die Höhe des Kammes zusammen und wird an den beiden genannten Gipfeln, sowie an den, der Glöcknerin nordwestlich vorgelagerten Teufelshörnern von Hauptdolomit regelmässig und deutlich überlagert. In den nordöstlich der Glöcknerin vorgelagerten Wänden zeigt der Pyritschiefer im kleineren Maassstabe ähnliche Verquetschungen wie an der Sichelwand. Die von zwei verschiedenen Beobachtern und von abweichendem Standpunkte aus aufge- nommenen Ansichten der Sichelwand geben einen klaren Begriff von der Bedeutung und Intensität, welche locale Faltungen in einem sonst verhältnissmässig wenig gestörten Gebirgszuge erreichen können. Die Deutlichkeit der Sichelfalten, auf welche der volksthümliche Name hinweist, macht die Wand zu einem der schönsten „Schul- beispiele“* der Faltung, das es giebt (Fig. 10 und 13). Der Pyritschiefer ist an der Siehelwand selbst durch zwei Einlagerungen bräunlicher, thoniger Plattenkalke unterbrochen !), und in Folge dieses zweimaligen Gesteins- und Farbenwechsels tritt die schräge bis horizontale Zusam- menfaltung deutlich hervor. Das grössere Bild lässt erkennen, dass weiter im Osten (gegenüber der Mittereggalp) die schräge Stauchungszone sich in die liegenden Diploporendolomite fortsetzt; doch ist hier in Folge der gleich- mässigen Gesteinsfarbe die Faltung (die bald unter Gehängeschutt verschwindet) nur bei günstiger Beleuchtung sichtbar. An der Gamsleitenspitz (im NW beider Bilder) sind — in Folge des raschen Facieswechsels — die kalkigen Zwischenlagen ?) der Pyritschiefer verschwunden. Die grösste absolute Mächtigkeit von 300—400 m, welche das Gestein hier erreicht, dürfte jedoch nicht nur durch Faeieswechsel, sondern auch durch Zusammenfaltung — wie an der Siehelwand — bedingt sein. Mit voller Deutlichkeit zeigt die auf Grund zahlreicher Begehungen aufgenommene Karte eine Vermehrung der schieferigen Einlagerungen von Westen nach Osten °). Die unregelmässige Einfaltung zweier Züge von mitteljurassischem Crinoidenkalke liegt gerade der Sichel- wand gegenüber und ist ähnlich wie diese zu deuten. Auf die Transgression des Doggers wurde oben (Fig. 2) hingewiesen. Das obere breite Vorkommen des Crinoidenkalkes liegt inmitten der Trias, ist aber viel weniger deutlich als das schmalere Vorkommen unmittelbar oberhalb der Zehnerkaralp aufgeschlossen. Man erkennt hier den tiefsten Kern einer fast vollkommen durch Denudation entfernten Synkline. Die tektonische Ueberlagerung des Jura durch Triasdolomit kann wahrscheinlich dureh eine Ueberschiebung erklärt werden, deren Betrag nicht sehr bedeutend gewesen sein dürfte. Der östliche Gipfel des zusammenhängenden Triaszuges, die 2363 m hohe Kesselspitz, besteht aus Haupt- dolomit (mit undeutlichen Spuren von Versteinerungen) und wird allseitig von Pyritschiefer unterlagert: Ein je nach der Steilheit des Gehänges breiteres oder schmaleres Band dieser aus Schiefer, Kalkschiefer, Kalk und Sandstein- 1) Dieser Gesteinswechsel konnte wegen des kleinen Maassstabes der Karte und vor allem wegen der Steilheit der Wand kartographisch nicht wiedergegeben werden. 2) Schon beim Abstieg von der Gamsleitenspitz zur Tauernstrasse ist wieder eine untere, aus grauem Crinoiden- kalke und eine obere, aus grauem, dichtem Kalke bestehende Bank in dem Pyritschiefer zu beobachten. 3) Wer die Pyritschiefer als „Anlagerungen auf altem Relief“ ansieht, muss zunächst annehmen, dass die heutigen Berg- formen ein absolut genaues Abbild des triadischen „Erosionsreliefs‘ sind. Es ist aber ferner die Annahme unumgänglich, dass die Pyritschiefer an die Steilwände angeklebt seien. An vielen steilen oder fast senkrechten Wänden des Nordgehänges ist die Reihenfolge: 1) Dolomit, 2) Pyritschiefer, 3) Dolomit so klar zu sehen, dass jeder unbefangene Beobachter nichts anderes als drei Glieder einer concordant lagernden Schichtenfolge wahrnehmen kann. a Kesselspitz Tauern- u strasse u, / Taurach- bruch Fig. 14. Der vom Pyritschiefer (dunkel) unterlagerte Hauptdolomit (D) biegt sich nach NO zum Taurachbruch ab- wärts. Aufgenommen beim Anstieg zur Wurmwandscharte. Gez. vom Verf. Fig. 15. Transgredirende und eingefaltete Crinoidenkalke (Dogger, Or), zwischen Dolomit (D) und Pyritschiefer (P) der Trias, weiter nach N folgt wieder Dolomit. Oberhalb der Zehnerkar-Alphütte. er ERRUN e einlagerungen im bunten Wechsel!) bestehenden Schichtengruppe umzieht den Ostabfall des Berges. Unter den Südwänden findet sich eine scheinbare — durch Gehängesehutt bedingte — Unterbrechung der Schiefer; der Westabsturz, die „Siehelwand‘“ zeigt die schon erwähnte prachtvolle S- oder sichelförmige Falte, die auch die grosse Mächtigkeit der Schiefer der Gamsleitenspitz erklärt. Ueberall bildet Diploporendolomit, der im Gegensatz zu dem Vorkommen undeutlicher Molluskenspuren des Hauptdolomites reich?) an den namengebenden Fossilien ist, das Liegende der Pyritschiefer und ist mit diesen häufig durch Wechsellagerung verbunden. Die Schiehtenmasse fällt — abgesehen von den grossen, aber localisirten Quetschungsfalten der Siehel- wand — unter ca. 30° nach ONO d. h. nach dem Tauernbruch zu ein. In folge dessen bilden die auf dem Ostabhange der Gamsleitenspitz aufragenden Kalkschroffen die — orographisch wesentlich tiefere — Fortsetzung des Hauptdolomites der Kesselspitz, mit dem sie nur an einer schmalen Stelle des ostwärts herabziehenden, oberhalb des Wirthshauses mündenden Grabens zusammenhängen (Fig. 14). Pu -3 Br u en = ONO WSW Gez. vom Verf. Fig. 16. Taurachbruch: Flaches Einfallen der Triasdolomite (D) unter Thonglimmerschiefer (fg) unterhalb der Golitsch-Spitz. Die Pyritschiefereinlagerungen, welche den oberen Theil des Diploporendolomites auf dem Nordabhange des Zehnerkars und der @löcknerin durchsetzen, sind hier durch den Tauernbruch abgeschnitten. Nur eine steil ONO fallende Einlagerung wird zwischen dem Sehaidberg-Wirthshaus und der oberhalb liegenden Sehatt- bergalp mehrfach von der hier im Wesentlichen im Streichen laufenden Chaussee angeschnitten. Auch die gelben Marmorplatten, welehe unmittelbar unterhalb Sehaidberg mit östliehem (20°) Ein- fallen (Streichen N 20° W—S) an der Chaussee anfgesehlossen sind, dürften dem Pyritschiefer angehören. Der zwischen der Tauern-Höhe und Tweng von NNW nach SSO streichende Bruch wird, wie schon 1) Oberhalb des Weges, welcher von der grossentheils auf Pyritschiefer liegenden Mitterbergalp nach Schaidberg führt, liegen in dem den Quellenhorizont bildenden Schiefer Glimmerkalke und Lumachellen mit undeutlichen Muschelresten. 2) Z. B. Mittereggalp und Nordabfall des Zehnerkars. eo de ar Ri £ hi . „BD 0 Ss 3 x & 2 & . ar DE s . ar re 4, “r 7 SW 5 Z j 2 | i } ß ” € . \ . “(4 39) „dreddoregim 1op uoA yongsny“ soppqspypisioqgen Sep Sunzogngjag anz (ommouesjne oyqgN Jerzgpeytuun sne) ozziystyoid div 193uoA], [eyqaoqo (joyunp) 1ojoryosıemwıpZuoyg, uep zoyum (ey) SyYLwojopseilt] SoPp uopfezgurg seq 'LL 34 ıop 4 "SIOsseJIO SOp Ozzıyg UIIynFOdsne Sirezypros Zeuge pun euuyeumny ‚ı30oyd our yoeN MSM ONO ‘68 SZ 39 aus der Ferne, besonders von der Mittereggalp deutlich sichtbar ist, durch ein Einschiessen der Trias unter die Quarzphyllite des Gurpetscheggs gekennzeichnet. Die Einzelbeobachtungen, welche ich bei der Begehung der ganzen Bruchgrenze zwischen Schaidberg, Davidalp und Stoffergut sammelte, bestätigen diese Anschauung in jedem Aufschlusse: oberhalb Sehaidberg steht der Triasdolomit stets unterhalb des Alp- weges an und fällt unter den serieitischen Thonglimmerschiefer ein. Die Karte des Herrn Vacrk giebt hier zwar die Grenzlinie ziemlich richtig an, verzeichnet aber an Stelle des marmorisirten Triasdolomites und der Rauch- wacke — „Pyritschiefer“ —, ferner dort, wo heller serieitischer Thonglimmerschiefer ansteht, — „Gneiss“! Bei der Schattbergalp führt der Weg auf dunkleren Thonglimmerschiefer und kreuzt unterhalb der Golitsch- spitz (2239 m) den Bruch zum zweiten Male. Unterhalb des Wengeraibl-Sees tritt das übereinstimmende Streichen und Fallen von Thonglimmerschiefer und Dolomit wiederum deutlich hervor. Da beide Gesteine am Abhange zunächst gleich hoch liegen und weiter nach SW der Dolomit das untere Gehänge bildet, so ergiebt sich schon hieraus das Einschiessen des letzteren unter den Phyllit. Den klarsten, jede Missdeutung ausschliessenden Aufschluss beobachtete ich jedoch etwas weiterhin _ oberhalb der Twenger Alp: Hier unterlagert!), wie die nebenstehende Ansicht zeigt, der Dolomit den Thonglimmerschiefer. - Es ist derselbe Punkt, weleher ganz rechts oben auf der von Surss gezeichneten An- sieht (Fig. 8) von der Mittereggalp aus sichtbar ist. Etwas weniger einfach ist das tektonische Bild des Taurach-Bruches in der Nachbarschaft eines Rad- städter Quarzitzuges, der von der Davidalp (nördlich Tweng) über die Dengkeusche bis zur Zehner- alp am unteren Theile des Gehänges hinzieht. Bis zum Stoffergut (bei Tweng) tritt im SW des (an der Twenger-Alp noch gänzlich fehlenden) Quarzites noch Triasdolomit auf, weiterhin ist der Quarzitzug beider- Heller Dolo- Brännliche & Grünlich- Glimmer- Grünlich- mit, z. Th, Rauchwacke Z grauer Thon- quarzit Str. grauer Thon- krystallin 2 m. 5 glimmer- N 70° W. glimmer- schiefer 5 m. schiefer. Fig. 18. Profil in einem Bachrisse am Wege zur Fanninghöhe. Gez. vom Verf. 1) Das ist die Gegend, in der Herr Vacex (Verh. G. R.-A. 1897. pag. 68 und 70) „klar nachweisen kann, dass die Kalke an dem alten Hang nur angelagert sind und nicht unter die Gneissmasse [recte Thonglimmerschiefer] greifen“. Herr Vacex zieht den schwieriger zu erreichenden, aber unzweideutigen Aufschlüssen oben im Gebirge die Thalhänge an der Chaussee vor („schon einige Schritte unterhalb Tweng“), wo dichter Waldwuchs und Gehängeschutt die Beobachtung stören. Mit dem oben erwähnten Aufschluss der Wirthshausalp (Untertauern) und dem klaren Profil von Schönecken (zwischen Tweng und Mauterndorf) sind das drei Beispiele, an denen der „alte Hang“, dem die Trias sich „anlagert“ — ein unzweideutiger Ueber- hang ist! Bei alledem hebt Herr Vaczer hervor (l. c. pag. 68), dass er die Gegend zwischen Tweng und Tauernhöhe „näher untersucht“ hat und „genauer kennt“. oe 40 seits von NO fallendem Thonglimmerschiefer [dem „G@neiss“ oder „Schiefergneiss“ des Herrn VAcer !)] be- grenzt. Nur an einem Punkte findet sich auch an der Nordseite des Quarzites die Andeutung eines stark gestörten Triaszuges. Man beobachtet auf dem Wege zur Fanninghöhe (zwischen Stoffergut und Ker- schackl-Alp): 1) Glimmergquarzit, 2) Thonglimmerschiefer, 3) Bräunliche Contaet-Rauehwacke, 4) Hellen Triasdolomit, dem weiter aufwärts wieder 'Thonglimmerschiefer folgt. Das Auskeilen des Quarzitzuges Davidhütte-Stoffergut im Thonglimmerschiefer habe ich bei dem steilen Anstiege zur Fanninghöhe oberhalb des Bauern waldes unzweideutig beobachtet. Auch in der streichenden Fortsetzung dieses Quarzites liegt an der Moserhütte (1901 m) ein quarzitischer Quarzphyllit. Ein ganz anderer Quarzit liegt — in der Luftlinie mehr als 4km von dem Bauernwald entfernt — an der Chaussee etwa 1 km nordwestlich von Mauterndorf. Diesen Mauterndorfer (neben dem dortigen Gneiss liegenden) Quarzit lässt Herr Vacek, der Besteigung steiler Gehänge nicht liebt, 4 km weit bis zum Bauernwald durch den dort allein vorkommenden Thonglimmerschiefer weiter laufen und hat nun ein allerdings recht „grosses Quarzitlager, das concordant über einem starken Lager eines echten grobflaserigen Gneisses folgt“ (Verhandl. 1897. pag. 70). Dieser Einblick in die Entstehung der Vacrr'schen geologischen Karte hätte vielleieht den Meisten genügt. Um jedoch hinsichtlich des „Gneisses“ oder „Gneissschiefers“ oder „Schiefergneisses“ meiner Sache ganz sicher zu sein, habe ich auch das Grosse Gurpetscehegg (2524 m) bestiegen und die am Fusse der SW-Wände auf- gehäuften Gehängeschutt eingehend durchmustert. Der schöne Gipfelzug besteht aus Thonglimmerschiefer (an der Umbiegung des Kammes Streichen N 50° W—S0, Fallen 50° NO, Gipfelpyramide Streichen N 77° O—WSW, Fallen 30° NNW) und hebt sich nur in Folge des abweichenden Streichens und flachen Einfallens von dem tieferen Theile der Wände ab. In der Gehängesschutt der Wände lag als einzige Ausnahme von dem herrschenden Thon- glimmerschiefer ein Stückehen eines umgewandelten Eruptivgesteins, ? Diabas oder Diabasporphyrit. Dasselbe enthält nach MırcH Feldspathtrümmer (grösstentheils wohl Plagioklas), in Chlorit und Epidot liegend. (Genauere Angaben enthält die Beschreibung pag. 6, 7.) Der Thonglimmerschiefer setzt den ganzen oberen Theil und den NO-Abfall des Gebirgszuges zusammen und ist auf dem Gipfel der Fanninghöhe (Fallen 32° NO) glimmerarm und reich an Pyrit; man glaubt hier zuweilen einen Pyritschiefer vor sich zu haben, während die Bestimmung als „Gneiss- schiefer“ völlig unverständlich ist?2). Das thonschieferähnliche Gestein (mit viel Gangquarz) hält bis zur Hauserl- hüttean und ähnelt im Bacheinschnitt am Veitlgut (nördlich Mauterndorf) wieder dem typischen Thonglimmer- schiefer®). Erst ®/, km nördlich von Mauterndorf erscheint der echte Gneiss (Streichen halbwegs zwischen St. Gertraud und dem Veitlgut N 40° W—S0, Fallen 27° NO; an der Burg Mauterndorf N 43° W— SO, Fallen 25° NO. Ueber Mauterndorf vergl. $. 48). Oestlich von dem, durch die grossen Brüche des Radstädter Tauern und des Lantschfeldes gekennzeichneten Gebiete betreten wir ein ausschliesslich durch Faltung und Ueberschiebung beeinflusstes Bergland: 1) Das kleine Gneissvorkommen vor Mauterndorf und einige erratische Blöcke am Veitlgut bei Mauterndorf sind alles, was von Gneiss in dem grossen Phyllitgebiet vorhanden ist. : 2) Verh. G. R.-A. 1897. pag. 70 „grosse Gneissschiefermasse, welche den Höhenzug der Fanning bildet“. 3) Hier zeichnet Herr Vacrz Kalkphyllit. Ich glaube, dass jede Polemik gegen Herrn Vaczx die Wirkung der vor- stehenden thatsächlichen Darlegungen abschwächen würde und verweise nur auf die petrographischen Diagnosen von Handstücken, die aus dem „Gneissgebiet“ des Herrn Vaczx (pag. 5—7) stammen und von verschiedenen Beobachtern ausgeführt wurden. ee —— hl Den handgreiflichsten Beweis liefert die grossartige Ueberschiebung des Diploporendolo- mites an der Lungauer Kalkspitz, dem östlichsten Triasvorkommen des ganzen Zuges. Im Weiss- briachthal und am Oberhüttensee bildet Glimmerschiefer den Fuss der scheinbar horizontal gelagerten Dolomitmassen. Jedoch ergiebt eine schärfere Betrachtung, dass die horizontalen Schichten in Wahrheit liegende Nebelspitz Kamm zum Mereck u. d. Steirischen Kalkspitz ziehend. In >> Oberhülten-See Fig. 19. Der Diploporendolomit (D) des Kammes des Steirischen Kalkspitz wird durch den Thonglimmer- schiefer (Gl) der Nebelspitz überschoben. Falten sind. Den schlagenden Beweis für das Vorhandensein einer Ueberschiebung (Fig. 19, 20) bildet jedoch der Dolomitkeil, der, vom Mereck fort in NW-Richtung streichend, unter den Thonglimmerschiefer der Nebelspitz einfällt und bis zur Vereinigung der oberen Aeste des Forstauthales am Gehänge weiterzieht. Das Einfallen ist weiterhin so steil, dass an der Ursprungsalm kein Dolomit mehr siehtbar ist. Die ziemlich gleiehartige graue Farbe der Dolomite und Glimmerschiefer macht die Unterscheidung beim ersten Anblick schwierig; jedoch lässt die deutliche Schichtung die ersteren leicht von den letzteren unterscheiden, an deren Wänden von weitem nur Klüftung erkennbar ist. Wer den wiedergegebenen Aufschluss nicht als beweiskräftig ansieht und den Nebelspitz-Keil etwa durch discordante Anlagerung oder eine parallel zum Abhange streichende Verwerfung zu erklären geneigt sein sollte, möge den Gipfel der Lungauer Kalkspitz (2468 m) näher untersuchen (Fig. 20). Eine wenig aus- Geolog. u. Paläont. Abh., N. F. V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 1. 6 — 41 — 6 Steirische Lungauer Mererk Kalkspitz. Kalkspitz Fig. 20. Eingefalteter, scheinbar flach lagernder Diploporendolomit (D) zwischen der Masse des Glimmerschiefers (@/) am Fusse der Berge und dem Denudationsrest desselben Gesteins auf dem Gipfel der Lungauer Kalkspitz. gedehnte dunkele Kappe ist schon von weitem sichtbar. Die Dolomite sind beim Anstieg von den Giglachseeen her stark gefältelt und gefaltet. Die an sich leichte Besteigung der ziemlich abgelegenen Spitze ergab, dass ein Denudationsrest von allseitig frei liegendem, durch den Dolomit unterteuftem Glimmerschiefer vorliegt. Das Gestein ist jedenfalls kein phyllitisirter Pyritschiefer, sondern stimmt makroskopisch in jeder Beziehung mit dem 'Thon- glimmerschiefer der Giglachseeen!), den ich unmittelbar vor der Besteigung der Spitze untersucht hatte, überein. An dem mechanischen Contacie von Urgestein und Dolomit findet sieh Gangquarz in Masse. Der 'Thonglimmer- schiefer der Lungauer Kalkspitz bildet die südliche, durch Denudation isolirte Fortsetzung des Thon- glimmerschiefers, der an der Nebelspitz von dem nordöstlich fallenden Dolomitkeile unterteuft wird ?). Zwischen beiden Kalkspitzen sind als Zeichen des bedeutenden Druckes die Dolomite stark zerknittert, local saiger aufgerichtet und in Zellendolomite oder Rauchwacke umgewandelt (zwischen beiden Gipfeln finden sich ferner Dollinen in reihenförmiger Anordnung). 1) Der Thonglimmerschiefer, welcher stellenweise glimmerschieferartige Einlagerungen enthält, wurde in meiner ersten Darstellung als Glimmerschiefer bezeichnet. 2) Den besten Aufschluss über die „wissenschaftliche“ Methode des Herrn Vaczx giebt die polemische Behandlung der oben wiederholten Beobachtungen meiner ersten Arbeit. Die Lagerung der Lungauer Kalkspitz: 1) Glimmerschiefer beziehungsweise Thonglimmerschiefer) unten, 2) Trias-Dolomit, 3) Glimmerschiefer (Spitze), welche in Wort und Bild dargestellt ist, wird von Herrn VAcer überhaupt nicht erwähnt; statt dessen spricht er von „einem kleinen artistischen Schmuggel“ (pag. 70), behauptet zwei Mal, ich hätte (pag. 71) die Aufschlüsse nur „von weitem“ gesehen, kenne aber „trotz der grossen Entfernung“ die Zusammensetzung der Lungauer Kalkspitz „genau“. Herr Vacex verschweigt, dass ich den Berg bestiegen und die beiden Gehänge (zu den Giglachseeen und dem Oberhüttensee) begangen und genau untersucht habe (s. den oben wiederholten Text). Ein Verdunkeln der Hauptsache und verworrene Gedankensprünge, mit denen Herr Vacex (der die Lungauer Kalkspitz nach eigenem Eingeständniss gar nicht bestiegen hatte) seine lückenhaften „Beobachtungen“ bemäntelt — das sind die Kennzeichen dieser „wissenschaftlichen“ Polemik. Vergl. Verhandl. G. R. A. 1897. Kl N In stark verkleinertem Maassstabe ist eine Ueberschiebung auch an dem, der Lungauer Kalkspitz im Westen gegenüberliegenden Hundskogel!) [Karte !/,,oo.u| zu beobachten; hier unterlagert der Dolomit die aus Glimmerschiefer bestehende Spitze auf drei Seiten; auf der Ostseite steht das Urgestein des Gipfels mit dem die ganze Umgebung zusammensetzenden Thonglimmerschiefer in Zusammenhang. Die Darstellung der geologischen Karte lässt dies Verhalten klar hervortreten. Weitere Dolomitmassen, die fast allseitiig von Thonglimmerschiefer umgeben bezw. überhöht werden, finden sich unterhalb der Plattenspitz, zwischen Rosskopf und Wurmwand, sowie im obersten Theile des westlichen Astes des Forstauthales („Weissgruben“). Die noch ausgedehntere Masse am Ost- gehänge des oberen Weissbriachthales, deren nördlicher Vorsprung der Hundskogel ist, wird nur durch ein Erosionsthal von der Lungauer Kalkspitz getrennt. Bei den drei genannten Vorkommen, die in unmittelbarer Nähe der Kalkspitz und des Rosskopfes liegen, ist die für die letzteren zweifellose Annahme einer Ueberschiebung ebenfalls naturgemäss. Das nordwestliche Streichen des langgestreekten Dolomitzuges zwischen Rosskopf und Wurmwand stimmt beispielsweise durchaus mit der Streichriehtung des Thonglimmerschiefers überein, IV. Die Hochfeindgruppe. 1. Allgemeines 2. Die Schuppenstructur der östlichen Hochfeindgruppe — Speiereck — Mauterndorf. 3. Das Gebiet der Reibungsbreccien. 4. Der Südabhang der Hochfeindgruppe. 5. Der Nordabhang. 1. Allgemeines. Die Gruppe wird orographisch im Norden durch das Längsthal des Lantschfeldes von der Kalk- masse der Radstädter Tauern abgegrenzt und endet im Süden mit dem bekannten Aussichtspunkte des Speier- ecks (2408 m) bei Mauterndorf. Die beiden NW—SO streichenden, parallelen Grenzthäler, das Zederhaus- und das Twenger Taurach- thal, sind in ihrer Entstehung wesentlich verschieden. Das erstere ist ein reines Erosionsthal, welches die 0—W streichenden Falten des Kalkphyllites schneidet, das letztere entspricht einer geologischen Grenze, nämlich der Ein- faltung der Trias unter die Thonglimmerschiefer („Gneiss“ des Herrn Vacer) der Fanninghöhe. Im unteren Zederhausthal reichen die Phyllite bis auf die Höhe des Kammes, weiter aufwärts werden die Gipfel fast ausschliesslich von Trias gebildet. Im obersten Theile des Thales setzt die Trias auch auf das linke Gehänge hinüber und erreicht in der majestätischen Dolomitmasse des Zederhauser Weissecks die bedeutendste Höhe (A 2709 m) im ganzen Gebiete der Radstädter Tauern. In dem von WNW—OSO streichenden, typische Schuppenstruetur zeigenden Gebirge des Hochfeinds lassen sich nach der Aeusserung der faltenden Kraft zwei Gebiete unterscheiden, deren Grenze die Grubach- scharte westlich ds Twenger Weissenecks bildet. 1) In Osten bis zum Speiereck bei Mauterndorf waltet ein normaler Schuppenbau vor: ver- schiedene Phyllite, Quarzit und Triasdolomit folgen sich in häufiger Wiederholung. Die Reibungsbreceien treten zurück, braune tektonische Rauehwacken mit wasserhellen Quarzkrystallen bilden meist die Grenze der in einander gefalteten Gesteine. 1) und der östlichen Fortsetzung, dem allein auf der Karte '/,,... angegebenen Rosskogel. 6* — 8 — 6* au; 2) Im Westen sind die Trias- und Phyllitmassen in grösseren Blöcken vereinigt geblieben, und die tektonischen Grenzen sind durch mächtige Reibungsbreceien gekennzeichnet (Schwarzeek-Breccie, früher von mir als Conglomerat gedeutet). Das für den Schuppenbau bezeichnende gleichförmige (isokline) Einfallen der ursprünglich discordant gelagerten Gesteine prägt sich am deutlichsten bei der Schöneck-Alp aus, wo der Triasdolomit unter Quarz- phyllit einschiesst. Bei der Schöneck-Alp. „Fig. 21. Einfallen des Triasdolomites (hell) unter den Quarzphyllit (dunkel). Von der Holzerhütte. Gez. vom Verf. Bekanntlich ist die dureh tektonische Einflüsse bedingte coneordante Lagerung altersverschiedener Gesteine eine in den Alpen häufig wiederkehrende Erscheinung. In den Westalpen [z. B. Monte Rosa, Matterhorn, Mischabel-Massiv bei Zermatt und Saas-Fee!), Briancon] und am Brenner ist ebenso wie in den Dolomiten und Kalken des Pusterthales (Teller) die concordante Lagerung der Triasschichten und der um- schliessenden archaischen oder phyllitischen Gesteine die Regel. 1) Nach eigenen Beöbachtungen (Sommer 1899) liegt z. B. zwischen Saas-Fee und Saas im Grund eine mannigfach zusammengesetzte, vor allem durch tektonische Rauchwacken gekennzeichnete Triasfalte zwischen Phyllit (Liegendem) und dem Gneiss von Saas-Fee (Hangendem); Falten und Streichen aller drei Gebirgsglieder ist vollkommen concordant. N Era 2. Die Schuppenstructur der östlichen Hochfeindgruppe. Der Verlauf der in einander gefalteten Züge von Triasdolomit und Phyllitgesteinen ist aus der Karte er- sichtlich. Die Verfolgung dieser Züge in dem steilen, wegearmen und in den tieferen Theilen mit diehtem Walde bestandenen Gelände war um so zeitraubender, als auch hier die Aufnahme des Herrn Vaczx kaum die ent- fernteste Aehnliehkeit mit den thatsächlichen Verhältnissen besitzt. Einige meiner Touren mögen als Beleg für die vorstehenden zusammenfassenden Bemerkungen kurz beschrieben werden. a) Weisseneck-Sameralp. Der Weg von Tweng zum Weisseck führt zunächst zur Ambrosalp über einen meist glimmer- schieferartigen, grünlich oder eisengrau gefärbten Quarzphyllit, der aufwärts bis zum Willehalm-See!) (Wild- halm 6. St. K.) beobachtet wird (Streichen oberhalb der Alp N 77° W—S 77° O, Fallen N 50°). Gangquarz ?) kommt häufig vor. Nördlich der Weisseneekscharte (s. u.) ist die tektonische Faltungsgrenze von Dolomit und Quarzphyllit mit prachtvollen Reibungsbreceien und Harnischen entblösst. Das nördliche Einfallen des Dolomites ist steil (50 ° bis 80%) nach der tektonischen Grenze zu gerichtet. Der Trias schiesst also unter den Quarzphyllit ein und wird ebenfalls von mächtigen Quarzgängen durchsetzt. Nach oben zu wird das Einfallen des Dolomites flacher, auf der Spitze des östlichen Weissenecks (A 2560 m) ist stark gefalteter, von Reibungsbreceien begrenzter Pyritschiefer dem Dolomit eingelagert und reicht bis zur Scharte zwischen dem genannten Gipfel und dem Vorder-Weisseneck (2506 m) hinab. Das ost-westliche Streichen der nach Norden steil einfallenden Dolomitbänke kennzeichnet den langgestreckten Kamm des Weissenecks, dessen östlicher Eckthurm, der 2065 m hohe Kühkogel, sich unmittelbar über Tweng erhebt. Gez. vom Verf. Fig. 22. Obere Sameralp bei Tweng. Triadischer Dolomitmarmor und Rauchwacke (2) unregelmässig eingefaltet zwischen Quarzphyllit (7) und Kalkphyllit (3). 1) In Tweng wird der See als „Willehalm“ (der mittelhochdeutschen Form von Wilhelm) bezeichnet. 2) Dieser Gangquarz hat wahrscheinlich die Einzeichnung eines Quarzitvorkommens auf der Karte des Herrn VAcer veranlasst. Noch unbegreiflicher ist die Eintragung eines Streifens Kalkphyllit. — ale en Die Dolomitzone des Weissenecks lässt sich über die Golethütte und — etwas verschmälert — über das Mühlthalergut bis zur Posegerhütte verfolgen; weiterhin hängen wahrscheinlich noch die durch jüngere Erosion isolirten einzelnen Vorkommen des Taurachthales mit ihr zusammen. Im SW an der oberen Samer hütte grenzt an den Dolomitzug eine Faltungszone, die durch besonders häufigen Gesteinswechsel schmaler Bänder von Phyllit, Quarzit und umgewandelten Triasgesteinen aus- gezeichnet ist. Ueber die Endmoränen der oberen Sameralp aufsteigend, trifft man jenseits des W eisseneck-Dolomites 1) Quarzphyllit!) und unmittelbar mit demselben verknüpft eine mächtige Zone von grünlichem Rad- städter Quarzit, die von dem Sattel südlich der namenlosen Spitze 2119 m bis zum Höhenpunkt 2360 m, d.h. bis zur Weisseneekalp zu verfolgen ist. Streichen des Quarzites N 20° W—S 20° O, Fallen unter 40° 0. 2) Darüber folgt (s. Skizze 22) eingefaltete Trias, bestehend aus zertrümmertem oder schiefrigem, weissem Dolomit und Rauchwacke. Es finden sich alle Uebergänge zwischen dem weissen Dolomitmarmor, bräunlichem Dolomitmarmor mit Gez. von W. Vorz. Fig. 23. Das Scharreck von Norden. Zungenförmige Einfaltung des Quarzites (dunkel) in den Marmorzug (M). Der (zum Kalkphyllit gehörende) Marmor setzt den Ostabfall des Berges zusammen und unterscheidet sich von dem den Gipfel bildenden Kalk-Phyllit (X) durch die Ausbildung von niedrigen Abstürzen (Wandeln). Im Vordergrunde ein Hochmoor. 1) In dem Maassstabe '/.,... konnte der Quarzphyllit, der durch Uebergang mit dem Quarzit verbunden ist, nicht aus- geschieden werden. ze Aue k Sn u » Die 23 . jr u in ob; - PER DE une: TE wre Be ee Kleinere Ueberschiebung 1 Kalkphyllit sehr mächtig, enthält wei- ter südlich das Mar- morlager des Scharreck. 3 5 Quarzit Quarzit ca. 30 m ca. 8m 2a Rauch- 2b Rauch- wacke mit wacke, dünn Phyllitbrocken. geschiefert. (2a und 5 sind ca. 120 m mächtig u. etwas verkürzt). Kamm zwischen Weisseckalp und Schifferalp. — — | Ueb 4 Dolomit 6 Dolomit geschich grau gefärbt, z. Th. marmorisirt, 1 geschiefert verwandelt, ca. 250 40 m. Samerkopf (2 Fig. 24. Die stark gefaltete Zone im Zu S. 47. } Ing \ IS [\ IN NNO N N NR N N | | \ \ eschiefert, Kalkphyllit Quarzit(40 m) Weisser Trias-Dolo- Pyrit- Triasdolomit uchwacke ca. 30 m Zug des mit des Weissen- schieferr des Weissen- verkürzt). überschoben Samerkars. eck-Zuges, stark (einge- eckzuges. auf Trias. verkürzt. lagert) Nördliche Umrandung des Kars der Sameralp. > os Weisseneckzuges. Profilskizze. ae ee. ee ru a le ee er 47 = Glimmerblättehen und tiefbrauner, typischer Rauchwaeke mit Glimmertäfelehen und wasserhellen Quarzkryställchen. Der Dolomitschiefer ist auf den östlichen Theil des Kars beschränkt. 3) Weiter südlieh folgt Kalkphyllit!) (Streichen O—W, Fallen N 55°), der als normale Einlagerung den Marmorzug des Scharrecks einschliesst, zwischen dieser und der Trias (Fig. 25) aber noch einige tektonische Einfaltungen geringeren Umfanges aufweist. Auch der Marmor umsehliesst auf dem Nordabhang des Berges drei kleinere Einfaltungen von Quarzit (Fig. 23). Auf einem Parallelwege, der 1 km weiter östlich von der Thomerlhütte aus in SSW-Richtung dieselbe Sehichtenfolge quert, beobachtet man ebenfalls Weisseneek-Dolomit und sodann 1) Quarzit, 2) Rauchwacke, 3) Kalkphyllit. Innerhalb des Weisseek-Dolomitzuges treten einige Complieationen auf: a) an der Thomerlhütte selbst ist ein ziemlieh ausgedehnter Zug von grünlichem Thonglimmerschiefer aufgefaltet, der in SO-Riehtung bis zum Taurachthal verfolgt wurde; b) eine Einlagerung von Pyritschiefer (Streichen N 73° W — S 73° 0, Fallen 55° nach N) sowie e) eine Auffaltung von Quarzit sind weniger mächtig. b) Zwischen Weisseneck-Alp und Scharrecek. (Mit Profil, Fig. 24.) Der mannigfachste Wechsel verschiedener in einander gefalteter Gesteine findet sich jedoch zwischen dem Dolomitzuge des Weisseneck und dem Marmorlager des Scharreek. Die Aufzeichnungen, welche ich bei verschiedenen Begehungen des Gebirgszuges gemacht habe, sind auf dem nebenstehenden Profil über- sichtlich zusammengestellt ?). Das vollkommen übereinstimmende Streichen und Fallen der drei dureh grosse Altersunterschiede getrennten FormationendesKalkphyllits, des(?)Lantsehfeld-Quarzits und der Trias beweist die gleichartige Verfaltung durch einheitlichen tektonischen Druck und schliesst jede andere Erklärung aus. Im Wesentlichen lassen sich zwei mit dem Phyllit beginnende und mit der Trias endende Gesteinspakete unterscheiden, deren Grenze über den Samerkopf verläuft (2360 m; auf der Karte !/,,.o. ohne Höhenangabe und Namen, zwischen den Worten Schiffer und Weisseneck A.). Diese beiden Gesteinszüge sind durch eine, dem Samerkopf entsprechende grosse Ueberschiebung von einander getrennt. Die nördliche aufgeschobene Masse (Umgrenzung des Samerkars) erscheint weniger stark zerrüttet; insbesondere ist der Diploporendolomit un- gefähr in ‚der ursprünglichen Mächtiskeit vorhanden. In der südlichen, überschobenen Masse ist vor allem die Trias metamorphosirt und in ihrer Mächtiskeit stark redueirt, ausserdem ist die Dolomit-Quarzit-Grenze durch eine erneute Auffaltung des Quarzits complieirt. Die mit 7, 2, 3, £, 5 und 6 (unterer Theil) bezeichneten Gesteinszüge ?) sind von besonders intensiven Umwandelungsvorgängen betroffen. Die tectonische Rauchwaeke 2, in deren Lie- genden der ausgewalzte Quarzit fehlt, ist mit Phyllitfetzen durchsetzt und fein geschiefert. Der ganze Dolomit 3 ist in toto geschiefert, der untere Theil der mächtigen (250 m) Dolomitmasse 6 ist theils geschiefert, theils marmorisirt, theils in Rauchwacke umgewandelt. Der nördlich des Samerkopfes auftretende, 1) Auf den anstehenden Gesteinen liegt im Samer-Kar eine abgerutschte Gehängescholle, die auf der Karte !/,,.n nicht ausgezeichnet werden konnte. Die Gehängescholle besteht aus den Gesteinen von 1 und 2, d. h. aus Quarzit, Dolomit- schiefer und Reibungsbreeeie. 2) Leider sind — ausser auf der kleinen Ansichtsskizze 22 — die Profile nirgends derart aufgeschlossen, dass sie mit dem Zeichenstift oder der photographischen Camera direct aufgenommen werden könnten. Doch konnte die Lagerung überall unzweifelhaft festgestellt werden. 3) Die Aufzählung der Figurenerklärung ist im Texte nicht wiederholt. die Basis des aufgeschobenen Schichtenpakets bildende Kalkphyllit keilt auf dem Südabhang des Kars der oberen Sameralp bald wieder aus. c) Schönecken-Scharreeck-Landschütz. Weiter südwärts wird durch eine O—W verlaufende, schräg gegen das Streichen gerichtete Störung der complieirte Dolomit-Quarzitzug des Samerkopfes abgeschnitten. Der Nordabhang des Scharreck besteht aus vorspringendem Triasdolomit, der unmittelbar an den braunen Marmor des Berges anstösst. Weiter südlich beobachtet man dieselben Grundzüge des Gebirgsbaues, jedoch in weniger complieirter Ausbildung. Ueberschreitet man 2 km nördlich von Mauterndorf an der Dassler- hütte die Taurach, so tritt unmittelbar am Bache ein Vorkommen von Triasdolomit zu Tage, das die Fort- setzung eines auch am linken Bachufer an der Strasse sichtbaren Zuges bildet. (Beide bilden wahrscheinlich die Verbindung zwischen dem Dolomitvorkommen von Mauterndorf und dem des Weisseneek.) Der in NW-Rich- tung zur Schöneek-Alphütte emporführende Weg bleibt zunächst im Quarzphyllit; etwa halbwegs zwischen Dassler- und Schöneckhütte ist in den Phyllit eine etwa 10 m mächtige Dolomitlage eingefaltet, die bei flachem Einfallen etwa N—S streicht. Die Ueberlagerung des von zahlreichen Quarzadern durchsetzten quarzit- artigen Quarzphyllites durch den Dolomit ist am Wege aufgeschlossen. Unmittelbar hinter der Alpgrenze beginnt der von Pyritschiefer durchsetzte Triasdolomit, welcher zu dem breiten, von der Samerhütte bis zum Oetz- wald (westl. Mauterndorf) streichenden Zuge gehört. Tr Tr Gez. vom Verf. Fig. 25. Das Scharreck von der David-Hütte. Vergl. Fig. 23. M Brauner Marmor des Kalkphyllits (X), @ Quarzphyllit, 7r Triasdolomit. Sa er ‘Nopureynem Ioq J9o10rodg sep gpınp igoadıend 9% "S1q -IopIydsıemwmsuoyg), UOopsen] ziend Joyosıımsug N oyDeMyoney oqosruoryaL "UIOJOPSEIL], nzıend) JOqosmisgg suırsgdagey sop Jojoryoszomumsuoy], 98 23 & T 67 Ss 07 49 Ein Aufschluss vor der Sehönecker Alphütte zeigt ein geschiefertes, marmorisirtes, mit Glimmerblättehen bedecktes Gestein, das nach NO mit 60° einfällt (Streichen N 56° W — S 56° 0). (Diese Lagerung entspricht also vollkommen der von der Holzerhütte nach S zu aufgenommenen Skizze, auf welcher derselbe Dolomit unter den Quarzphyllit einfällt.) Beim Aufstieg zur Dassleralp überwindet man zunächst eine aus Dolomit bestehende, von einer End- moräne gekrönte Thalstufe. Zwischen grossen Moränenblöcken liegt die Alphütte, und etwas darüber erhebt sich bis 1900 m Höhe ein sehr wohl ausgeprägter (zweiter) Endmoränenwall. Bei der Dassler-Alphütte quert der aus dem braunen, glimmerreichen Marmor des Scharreck bestehende Gesteinszug das Thal und fällt ebenso wie der weiter südlich folgende Kalkphyllit unter 40° nach NO. Die Dislocation auf der Grenze von Dolomit und Marmor wird durch eine Zone von Rauchwacke und geschiefertem Dolomit gekennzeichnet, welche über dem NO-Abhang des Bergzuges südlich der Schöneekalp verläuft. Der Marmorzug der Dassleralp taucht — vielfach durch Schutt überrollt — bei der Dichtlalp und dem Grosseck noch einmal auf. Der zum Kleinen Landschütz (2342 m) emporführende Grat besteht aus Kalkphyllit, dem unmittelbar unter dem Ostabfalle des zum Speiereck weiter streichenden Kammes ein zweites Marmorlager (des Phyllits) mit gleichem Streichen eingelagert ist; auch diesen Zug konnte ich bis zum Grosseck (Südgehänge) verfolgen. Westlich von dem zweiten Marmorlager tritt noch einmal Kalkphyllit auf; in ihn ist am Gipfel des Landschütz und auf dem Westabsturz der zweite Zug von weissem Triasdolomit mit allen Zeichen starker tektonischer Pressung (Quarzadern, locale Marmorisirung) eingefaltet. Die Grenze von Dolomit und Marmor ist in der Scharte zwischen Holzer-Alphütte und Dassleralp (Schöneckscharte) durch die tektonische Rauchwacke mit abgequetschten Phyllitbrocken gekennzeichnet. Die Beimengung dieser letzteren gestattel die Unterscheidung von Rauchwacke und Marmor ; der Gegensatz des weissen (triadischen) Dolomites und des braunen (präcambrischen- Glimmermarmors ist ohnehin gross genug. Der zum Speiereek südwärts hinüberführende Kamm besteht auch weiterhin aus Phyllit; seinen Ost- abhang setzt Marmor, den Westabhang Triasdolomit zusammen. Der letztere keilt an der Stelle, wo der Grosseck- Kamm abzweigt, für eine kurze Strecke (infolge ungleich tiefer Einfaltung) aus. Doch zeigt sich eine kleine weisse Klippe noch im nordwestlichen Zipfel der Speiereekalp!) unmittelbar neben dem zweiten Marmorzug. Nördlich von dem letzteren beobachtet man noch einmal weissen Triasmarmor als gleichförmig gelagerte Einfaltung, die entweder als umgebogene Fortsetzung des westlichen Landschütz-Zuges oder als selbstständige parallele Einfaltung ?) aufzufassen ist. d) Das Speiereck (2408 m). (Mit Profil Fig. 26.) Gute Aufschlüsse der Schuppenstruetur der östlichen Hochfeindgruppe giebt weiterhin der N—S verlaufende Kamm des Speierecks, des bekannten von Mauterndorf leicht zu ersteigenden Lungauer Aus- sichtsberges. Die ganze Schichtenmasse streicht fast genau O—W und fällt vollkommen concordant unter einigen 20° nach Süden ein; man hat es scheinbar mit einer in buntem Wechsel aus Quarziten, Phylliten und Dolomiten aufgebauten Formation zu thun. 1) Auf der Karte nur als winziger Punkt wahrnehmbar. 2) Bei letzterer Annahme hätten wir von NO nach SW drei Züge: a) die breitere Masse Dichtlwald — Schöneck- alp — Samerhütte, dieim Dichtlwald einen Quarzitzug enthält, b) den schmaleren, kurzen Zug zwischen Grosseck und Speiereck, c) den schmalen Zug am W-Abhang des Kleinen Landschütz. Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 1. 7 — 49 — Ü 50) —— Die Reihenfolge ist beim Anstieg von Norden (von dem Punkte, an dem der im Grosseek — 2066 m — ceulminirende nördliche Kamm abzweigt) die folgende: 1) Phyllit (Kalkphyllit) (Streichen W 7° S — 0, Fallen 25° S). 2) Lantschfeld-Quarzit, sehr fein geschichtet. (Streichen W 3°S — O0, Fallen 22° S). 3) Dünnplattiger Triasdolomit (Streichen N 53° W — SO, Fallen 30° nach SO), beginnt 150 m unter dem Gipfel. Darüber feinkörniger Kalkschiefer (3b) und teetonische Rauchwacke (3e). 4) Der Gipfel des Berges besteht aus schneeweissem Quarzit, welcher eonform mit 1 und 2 unter 25° nach S fällt (Streichen W 3° S — 0). 5) Ein zweiter Zug Triasdolomit lagert auf dem Südhange des Gipfels dem Quarzit auf, welcher durch die bezeichnende Flechte Rhizocarpon geographieum grün-gelblieh gefärbt ist. 6) Der Quarzit erscheint bei dem ersten Alpenzaun an dem nach Mauterndorf abwärts führenden Wege (Streiehen W 15° S — 0, Fallen 22° S), der die Fortsetzung des Quarzites des Gipfels bildet. Im weitern Abstiege beobachtet man ausschliesslich Phyllit, der auch den Gipfel des Grossecks bildet. Die einfachste Deutung würde das Speiereck als eine liegende Synkline erklären, in welcher sich die Schichtenfolge a) Quarzit, b) Dolomit infolge einer Ueberschiebung wiederholt. Phyllit bildet die Grenze der gleiehmässig geneigten Schichtenmulde im Norden und im Süden. Mauterndorf. Eine complieirte Verfaltung von Quarzphyllit, Quarzit, Gneiss und Triasdolomit zeigt die unmittelbare Um- gebung des Fleckens Mauterndorf. Schon der Quarzphyllit, der den ganzen Südabhang des Speierecks bildet, zeigt in dieser Störungszone (s. d. Profil) verschiedene Unregelmässigkeiten: Nähern wir uns von W dem Ort, so steht: 1) In einem kleinen Steinbruch NW von dem verbauten Murbach ein quarzreicher, grauer Thon- glimmerschieferan, der einer stark gefalteten Grauwaekeähnelt. An der Vereinigungsstelle des von Speiereck »> Fanninghöhe Tg D Gn Fig. 27. Schematisches Profil bei Mauterndorf. Gn Gneiss, 7y Thonglimmerschiefer, D Triasdolomit, 27 Moränen. Br ee öl kommenden Weges mit einem N—S laufenden Nebenwege trifft man den gewöhnlichen, quarzarmen Thonglimmer- schiefer, der ein anormales N—S-Streichen (N 8° 0 — S, Fallen 30° nach OÖ) aufweist. (Weiter aufwärts im Trogwald ist das Streichen desselben Gesteines normal: N 30° W — S 30° 0, Fallen ONO unter 45°.) 2) Am ersten Hause des Ortes erscheint ein stark gefalteter und zerrütteter kalkiger Schiefer (Streichen N 47°0 — S 47° W, Fallen 25° nach SO), der offenbar durch Verknetung des Thonglimmerschiefers mit dem unmittelbar folgenden Triasdolomit entstanden ist. 3) Marmorisirter Triasdolomit folgt weiter östlich und ist auf dem inmitten des Ortes sich erhebenden Hügel, ferner gegenüber der Hauptkirche und endlich an der Kirche St. Gertraud aufgeschlossen. Im Bruch an der Hauptstrasse beobachtet man normales NO-Fallen in dem Gestein, welches in Faltung und Marmorisirung die Anzeichen starken teetonischen Druckes erkennen lässt. Wahrscheinlich bilden diese kleinen, aber gut aufgeschlossenen Vorkommen die Fortsetzung des an der Dasslerhütte in den Tiefen des Taurachthales (südlich vom Unter- lasswald) aufgeschlossenen Dolomites. 4) Weiter nach NO vorschreitend, trifft man dunklen grobflaserigen, wohlgebankten Gneiss am Burghügel!), dem gegenüberliegenden Steinbruch und am Wege zum Veitgut. Die räumliche Ausdehnung des Gneisses ist gering und im N und NO auf die unmittelbare Umgebung von Mauterndorf beschränkt. 5) Schon im Graben unterhalb des auf Moränen stehenden Veitgutes tritt wieder der Thonglimmer- schiefer der Fanninghöhe zu Tage. 6) Um das geologische Bild noch weiter zu verwickeln, ist an der Chaussee nördlich von Mauterndorf (zwischen Burgfried und Kesselhammer, also auf dem südlich geführten Profil nicht durehschnitten) in der streichenden Fortsetzung des Gneisses Quarzit (ebenfalls nach NO fallend) aufgeschlossen. Der durch die unmittelhare Nachbarschaft der gleichsinnig fallenden jüngsten (Trias) und ältesten Gebirgs- glieder (Gneiss) hinreichend complieirte Gebirgsbau erscheint also noch weiter durch Querbrüche oder Quer- verschiebungen beeinflusst. Leider werden die einzelnen Aufschlüsse durch ausgedehnte Moränen, Alluvien und Gehängescehutt von einander getrennt. Eine vollkommen klare Darstellung der an sich durch starke Störungen beeinflussten teetonischen Verhältnisse ist somit nicht möglich. Der kleine Durchschnitt giebt nur die Reihenfolge der durch jüngere Auflagerungen getrennten Vorkommen an. 3. Das Gebiet der Reibungsbreccien. (Westliche Hochfeindgruppe.) Westlieh von derG@rubachscharte, an denG@rubach- und Krauthacklspitzen (Speik-Kogel G.St. K.), am Zepsspitz, Schwarzeck?) und Hochfeindsind einerseits die Phyllite, andererseits die triadischen Dolomite und Pyritschiefer in grösseren Paketen vereinigt geblieben. Die Grenzen der beiden Formationen sind fast ausnahmslos durch Reibungsbreceien (Schwarzeckbreeeie—= Mylonit) gekennzeichnet. Diese lediglich ®) auf tektonischem Wege gebildeten Mengungsgesteine bilden breite, auf der geologischen Karte mit besonderer Farbe bezeichnete Zonen auf der Grenze zwischen triadischen Schiefern und den Gesteinen der Schieferhülle. An den Grubach- und Krauthacklspitzen (Speik-Kogel), sowie den Schwarzseen (Kols- berger Seen @. St. K.) sind die Triasgesteine, Quarzit und Phyllit fast vollkommen in den Reibungsbreceien 1) Der bequemen Zugänglichkeit dieses kleinen Vorkommens verdankt wohl der 12—14 km weit ausgedehnte Thon- glimmerschiefer der Fanninghöhe seine Bezeichnung als „Gneiss“ oder Schiefergneiss seitens des Herrn Chefgeologen VAcer. 2) = Türkenwand (2646 m) G. St. K. 3) Die petrographische Untersuchung zeigt neben Phyllitbruchstücken nur tectonisch veränderte Triaskalke. = — 5l — Ki yo ee aufgegangen, die, abgesehen von der Mengung der verschiedenen Felsarten, zahlreiche Reibungserscheinungen, Quarz- gänge, Harnische und Neubildungen von Mineralien erkennen lassen. Die grossartigste Entwickelung der Reibungsbreeeien findet sich in den steil nach W abstürzenden Wänden der Grubachspitzen; die das einsame Hochthal des Krauthacklbach erfüllende Felswildniss ist durch wiederholte, von den Grubachspitzen ausgehende Bergstürze gebildet. Haushohe Blöcke auf dem Thal- boden, jäh abstürzende, zerklüftete Wände sind die Zeugen dieser Ereignisse. Alles besteht aus Reibungsbreceien. Auf der westlichen Seite des Thales an den Krauthacklköpfen (Speik-Kogel — Lacken- Speik-Kogel (Krauthackl-Köpfe). Gez. vom Verf. Der Speik-Kogel von Westen. Fig. 28. Die Verknetung des Phyllits (tg) mit Dolomit (D) zu Reibungsbreceien (Br) ist weniger ausgedehnt als auf der gegenügerliegenden Grubachspitz. Vielmehr sind hier die Schuppen von Phyllit und Dolomit in wenig geneigte Lagerung ineinander gefaltet; innerhalb des Dolomits liegt die Reibungsbreecie als Ueberrest einer völlig zerquetschten Phyllitfalte. spitze: 2471 m, unmittelbar östlich der Zepsspitze) ist die Entwickelung der Reibungsbreecien weit weniger vorgeschritten; vielmehr liegen hier auf dem vorherrschenden Thonglimmerschiefer nur einige, den Gipfel der Laeckenspitz und den nordwestlichen Kamm krönende Lager von Breeeie Am Speik-Kogel ist dieselbe mächtiger entwiekelt; doch besteht hier die Nordecke des Kammes aus Dolomit, der auch weiterhin ober- und unterhalb der Fuchsalp ansteht. Ein zweites, ziemlich mächtiges Breceienvorkommen findet sich unterhalb des Schwarzsees. No ee — Eine dritte Masse bildet die Umgebung des oberen der kleinen Seeen, welehe zwischen dem weissen Dolomit der Schwarzeck-Vorlage und dem nördlichen Quarzphyllit in den Felsengrund eingeschliffen sind Nur durch eine Schutthalde von diesem Vorkommen getrennt — ursprünglich also wohl zusammenhängend — folgt die Breccienmasse der Zepsspitz (2513 m), welche sieh weiterhin am Südabhange des Schwarzecks fortsetzt. Der Pyritschiefer, der hier besonders kalkreich ist, bildet den ganzen Kamm des Schwarzecks!) und hier ist der Schiefer in Form einer liegenden, stark zerquetschten Synkline in den Dolomit, den südlich vor- gelagerten Nebenkamm eingefaltet (siehe d. Abbildung des Hochfeind-Gipfels auf pag. 63). Eine ebensolche <= Hochfeind Schwarzeck (Türkenwand) Zepsspitz (Schwarzeckbreccie) => x 2646 m NW so Fig. 29. Der Pyritschiefer (P) bildet am Schwarzeck eine steil gestellte, unregelmässige Synkline zwischen zwei aus Dolomit bestehenden Zügen und setzt den NW—SO streichenden Hauptkamm (Mitte und SO-Hälfte des Bildes) zusammen. Der Dolomit (D) bildet einen nach SW abzweigenden Nebenkamm (-= Hochfeind), unter den in Folge unregelmässiger Verquetschung der Pyritschiefer (bei ) einschiesst. Im Vordergrunde Moränenhügel. Links Schutt (S). Während des Aufstiegs zum Gipfel gez. Mulde, deren unregelmässige Verquetschung deutlicher sichtbar ist, bildet der Pyritschiefer unmittelbar nördlich der Gipfelpyramide des Schwarzecks (s. Skizze). Von der Schwarzeckspitz (auf der eigenthümliche, oft 1 m lang werdende Griffelkalke vorkommen) zieht der Pyritschiefer, zum Theil saiger aufgerichtet zu dem (kleinen) Hochfeind (d. @. St. K. 2610 m) und dem eigentlichen, 2700 m messenden, auf der @. St. K. aber unbenannten Hauptgipfel hinüber. Westnordwestlich von diesem theilt sich der Pyritschiefer in zwei verquetschte Züge, die nördlich von der Guglspitz (2569 m) auskeilen. Die Hochfläche der Zmülingwand (weiter westlich) besteht aus Pyritschiefer, der, wie es scheint, normale Lagerung besitzt. Den Abfall aller genannten Berge bildet im Norden, Westen und Süden ein weisser Dolomit, dessen unersteigliche Südwände an Wildheit und Zerklüftung die des Faulkogels übertreffen. Im Norden der zwischen Schwarzeck und niederem Hochfeind-Gipfel (2610 m) gelegenen Spitze 1) Hier mit den eigenthümlichen, 1—2 m langen Stengelkalken tektonische Entstehung. en re un er (2528 m!) finden sich an der Grenze gegen den NO bis NNO fallenden Thonglimmerschiefer wieder die Reibungs- breceien, hier durch zusammenhängende, eingefaltete Zonen des Pyritschiefers unterbrochen. Beim Anstieg über den Grat des Mühlthaler Kopfes (2451 m) 2700 m (ef. Fig. 30b) Hochgugl 2634 m beobachtet man zunächst in dem ur- sprünglich vollkommen kalkfreien Thon- glimmerschiefer braune, eingefaltete Dolomitfetzen mit allen Anzeichen hef- tigster Pressung. Mit der Annäherung an den Hauptkamm des Hochfeind nehmen die Einfaltungen zu und das quarzitische Gestein tritt allmählich zurück. Doch beobachtet man auf dem Hauptgrat zwischen Sehwarz- eckspitz und Hochfeind noch rien, I a / überall umgewandelten Thonglimmer- ———— A a % e RN ; schiefer in Gestalt eingequetschter quar- PH Fi 1 > a 2% r 7 OSO WNW Fig. 30a. Der Nordabhang des Hochfeindkammes, vom Windfeld. Fig. 30 b. Durchschnitt des Hochfeind- Der Kern des Kammes besteht aus einer verquetschten Synkline von Py- kammes (Fig. 30a). Der Kern des Kammes ritschiefer, dem der ältere Dolomit seitlich auflagert, vergl. Fig. 30b. besteht aus einer verquetschten Synkline (Der unbenannte Gipfel 2700 m ist in Fig. 36 von der entgegengesetzten von Pyritschiefer, dem der ältere Dolomit Seite gezeichnet.) seitlich auflagert. zitischer Fetzen. Ein sicheres Vorwalten der Triasgesteine ist erst in den gelben oder bräunlichen Kalken des kleinen Hochfeind-Gipfels festzustellen, welche deutliche, liegende Falten bilden. Nördlich des kleinen Hochfeind (2610 m) dehnt sich eine umfangreiche, nach NO orographisch und tektonisch abfallende Dolomit-Hochfläche aus. Dort, wo der Dolomit an den Kalkphyllit angrenzt, bildet sich wieder eine schmale Zone von Reibungsbreceien. Weiter im Nordwesten an der Gabspitz und der Taferl- scharte trifft man hingegen nur tektonische Rauchwacken. Die Grenze von Kalk- und Quarzphyllit ist im Lantscehfeldthal wegen der dichten Vegetation und der massenhaften Schuttbedeckung ausserordentlich schwer festzulegen. Dieselbe scheint in der nordöstlichen Fortsetzung der Himmelswand ebenfalls nacıı NO zu verlaufen, würde also ungefähr senkrecht zu dem west- nordwestlichen Streichen der Triasschichten stehen. 1) Etwa als keines Schwarzeck zu bezeichnen. Die genannten kleinen Gipfel sind nur auf der photographischen Copie der Originalaufnahme !/,,,.. sichtbar. Se 55 3. Der Nordabhang. In der Faltungsaxe der Hochfeind-Gruppe, d. h. in der Zone der grössten Faltungsintensität, sind die Schichten entweder zu Reibungsbreceien zermahlen (,„Mylonite“) oder in Schuppen gelegt. Eine etwas andere, durch geringere Energie des Gebirgsdruckes erklärbare Ausbildung der Falten zeigen die Vorkommen auf der dem Taurachthal zwischen Tweng und Mauterndorf zugewandten NO-Abdachung. Alle hier beobachteten Vorkommen von Trias und Quarzpbyllit streichen — im Gegensatz zu dem Vorkommen an den Hirschwänden — vollkommen eoneordant. Nur ist die NO bis NNO gerichtete Neigung der Triasbänke meist etwas geringer (ca. 25—80°) als die des Phyllites. In Folge der grösseren Härte wittern die vielfach flach!) eingemuldeten Synklinen des Dolomites aus dem Thonglimmerschiefer heraus und bilden dann die Spitze der Vorberge: Hirschwand, Himmelswand, Seemannspitz, Hoher Nock (G. St. K. recte Kampelspitz), Treberling (6. St. K. recte Hoher Nock), Sehöneck. Die Thatsache, dass hier die Spitze aus Dolomit, der Sockel aus Phyllit besteht, würde zunächst den Gedanken nahe legen, dass der Gebirgsbau und die ÖOberflächenform durch „Transgression“ bedingt sei. Doch zeigt das Profil des Schöneck (von der Holzerhütte p. 44), dass die Trias unter den Phyllit einfällt und demnach mit diesem verfaltet ist. Die ursprüngliche diseordante Lagerung hat hier also einer tektonischen Pseudo-concordanz Platz gemacht. Nach Herrn VAczer’s „Theorie“ würde hier ebenso wie an der Twenger Alp die transgredirende Trias unter einen Ueberhang des „alten Reliefs“ hineinkriechen und sogar das Ankleben des „transgredirenden“ Pyritschiefers an den steilen Dolomitwänden der Zehnerkarspitz oder der Siehelwand noch übertreffen. Vielfach werden die flachgespannten Synklinen der genannten Dolomit- kuppen durch Schieferjöcher getrennt, eo die beiden Theile der Himmelswand und die zusammengehörigen Gipfel Seemannskogel und Hoher Nock. Viel schwerer verfolgbar als die Kuppen sind die Dolomitzüge, welche das bewaldete Gehänge des Taurachthales bilden: Das untere Thalgehänge gegenüber von Tweng besteht aus Thonglimmerschiefer. Weiter oben bildet ein Dolomitzug die südöstliche Fortsetzung des Vorgipfels des Twenger Weissenecks, streicht zur Goletalp und erreicht nach einer nicht unerheblichen Umkniekung beim Mühlthalergut die Thalsohle. Von hier ab bildet der Dolomit das untere Thalgebirge bis zu einem etwa halbwegs zwischen Tweng und Mauterndorf gelegenen Punkte; weiterhin besteht das westliche Gehänge wieder aus Thonglimmerschiefer. Der stark zerklüftete Dolomit setzt auf den Ostabfall des Thales über, wo er in einigen Schotterbrüchen dicht an der Strasse gut aufgeschlossen ist. Jedoch keilt diese Dolomitsynkline ziemlich bald am Fusse der Fanning- höhe und des Brandwaldes aus. 4. Der Südabhang der Hochfeindgruppe. Im Gegensatz zu dem complieirten Schuppenbau des Nordabfalles ist der nach dem Zederhausthal geneigte Abhang der Hochfeindgruppe verhältnissmässig einfach aufgebaut. Allerdings sind im Westen an der Grenze von Dolomit und Kalkphyllit loeal noch etwas verwickeltere Verhältnisse zu beobachten. Doch folgen nach SO etwa vom Schwarzeck an Bergzüge, in denen die Trias fehlt; der Kalkphyllit mit einigen Einlagerungen von Chloritschiefer und Marmor bietet nur geringe Abwechselung. Am Südabhange der Zmülingwand (s. die Skizze der Zmülingwand) scheint der nach SO einfallende Diploporendolomit den Kalkphyllit zu überlagern. Jedenfalls wird auf der Südostabdachung der Zzmülingwand der 1) Der Dolomit der Himmelswand bildet eine flache, gut aufgeschlossene Mulde. ER W. Vorz gez. Die Zmülingswand von SSO. Fig. 31. Pyritschiefer (P, durch punktirte Linie abgegrenzt) überlagert den Dolomit (D), der seinerseits von Kalkphyllit K) unterlagert wird. Nach W. Vorz. Fig. 32. Guttensteiner Kalk (dunkel) als unregelmässige Aufwölbung, im Diploporendolomit (weiss), aus dem Gugl-Kar von W gesehen. en LIE Dolomit concordant von Pyritschiefer überdeckt. Doch scheinen die Guttensteiner Kalke und der Lantschfeld- quarzit, welche 4—5 km weiter nördlich den Diploporendolomit unterlagern, hier gänzlich zu fehlen — ohne dass etwa Gehängeschutt die Grenze verdeckte. Im @ugl-Kar, am Abhange des Gugls (2569 m) und Hochfeinds, ist jedoch ein ziemlich ausgedehntes Vorkommen von Guttensteiner Kalk und dem eingelagerten dunkelen, kalkigen Schiefer!) von W. Voırz be- obachtet worden !): An der ganzen NO-Wand des Gugl-Kars treten dunkle, z. Th. breceienartig ausgebildete Guttensteiner Kalke zu Tage, die im Norden unmittelbar an den Schutt angrenzen und von dem Dolomit der Wände (2324 m CH # 2324 Bruch Moraäne Fig. 33. Unregelmässige Auffaltung von Kalk (@K) und Schiefer (G 5) der Guttensteiner Schichten; auf der Grenze von Kalkphyllit (X P) und Diploporendolomit (D) verläuft ein Bruch. ı I2oooo: misst der Vorgipfel) überlagert werden. Weiter im SO tritt jedoch zwischen Guttensteiner Kalk (mit Schiefer) und dem Gehängeschutt noch ein schmaler Zug von Diploporendolomit zu Tage. Ein Blick auf die nebenstehende Skizze zeigt, dass eine flache Aufsattelung, deren Kern der Guttensteiner Kalk bildet, im Süden, an der Grenze gegen den Phyllit, von einer Verwerfung abgeschnitten wird. Im westlichen Theil des Gugl-Kars finden wir den Guttensteiner Schiefer als schmales, stark gefälteltes Band inmitten des schneeweissen Diploporendolomites. Jedenfalls liegt hier die Fortsetzung der Antikline vor, die zu einer schmalen Falte ausgewalzt ist. Die grosse Verschiedenheit, welehe Dolomit und Kalkschiefer in Bezug auf Härte und Plastieität besitzen, erklärt, trotz der geringen Entfernung, diese Aenderung ‘des Charakters der Auffaltung. Das Fehlen der Lantschfeldquarzite im Gugl-Kar und die Abwesenheit der Muschelkalke an allen anderen Punkten des Südabfalles ist wohl am einfachsten durch kleine Brüche oder Verrutschungen zu erklären, die sich als Folgeerscheinung der Faltung an der Grenze der durch ganz verschiedene Härte ausgezeichneten Ge- steinsmassen einstellen. 1) Die Gesteine treten in enger Verbindung wie im Lantschfeldthal auf. Local — in gequetschten Partien — werden die dunklen, kalkigen Schiefer dem Kalkphyllit ähnlich. Geolog. u. Paläont. Abh., N.F. V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 1. — 57 — 8 oo — 58 —— F. v. Rıcuuroren !) hat darauf hingewiesen, dass die Grenze der grossen Dolomitenklötze Südtirols vielfach durch Einsinken derselben in die Tuffmasse gebildet werde. Wie weit diese Annahme dort zutrifft, soll hier nieht untersucht werden. Aber im Radstädter und Brenner Gebiet, wo mächtige und verhältnissmässig starre Triaskalke den weichen Phylliten der Schieferhülle auflagern, wird unter dem Einflusse der Faltung ein Ein- sinken der Kalke oder aber ein Aufquellen des plastischen Schiefers an der Grenze des mechanischen Contaetes erfolgen. Während beim Anstieg von Zederhaus zum Gugl-Kar der von kleinen Chloritschieferlagen durch- setzte Kalkphyllit durchgehends ein regelmässiges Streichen und Einfallen (nach N) zeigt, macht sich, je näher man der Trias kommt, eine um so stärkere Fältelung, Verruschelung und Zerrüttung des Gesteins geltend. Dieselbe Beobachtung machte ich ?) weiter östlich beim Anstieg zur Türkenwand. Hier nimmt die Sprunghöhe der Verwerfung zu; denn in dem südwärts von der Türkenwand abzweigenden Grat wird der Pyritschiefer nur durch eine schmale Dolomitmasse von dem Kalkphyllit getrennt. In dem Hauptkamm grenzt sogar der eigenthümliche, griffelförmige Kalkschiefer der Türkenwand unmittelbar an die aus zerriebenem Phyllit und Trias bestehenden Contactbreceien. Nur wenig unterhalb des letzten zur Weisseneekscharte emporführenden Anstieges steht ein sehr wenig mächtiger Zug von Lantschfeldquarzit südlich von dem Phyllit an. Ueber dem Quarzit lagert tektonische Rauch- wacke, die ihrerseits von dem Dolomit des Weisseneeks überdeckt wird. Die Reihenfolge an der Scharte ist also: oben Triasdolomit des Weissenecks, Rauchwacke, Quarzit?) (Weisseneekscharte —= „Kalkzug“ Vacek’s), Kalkphyllit. Der Quarzit streicht über die Scharte bis zum oberen Znotengraben in südwestlicher Richtung weiter und verschwindet hier unter ausgedehnten Moränen. Die Thalstufe oberhalb der Moränen besteht aus einer Rund- höckerlandschaft. Beim weiteren Abstieg verquert man: 1) Quarzit (einen zweiten Zug)%), 2) Chloritschiefer (vermuthlich Fortsetzung des Zuges bei Gries), 3) Kalkphyllit (nach N unter 20—30° einfallend), 4) ein schmaler (kartographisch nicht ausscheidbarer) Chloritschieferzug; Streichen O 15° N nach W 15° S. Einfallen nördlich, 5) Kalkphyllit in grösserer Breite mit einer Einlagerung von Chloritschiefer, 6) Chloritschiefer. Der Hügel oberhalb des Kasparbauern, also unmittelbar oberhalb des Hauptthales, besteht aus diesem Chloritschiefer, dem noch einmal eine schmale Zone von 7) Kalkphyllit folgt (Einfallen 20° N). Die östlich des Znotengrabens aufsteigende Grauwand besteht in ihrem unteren und oberen Theile aus Chloritschiefer, dazwischen liegt Kalkphyllit in geringer Mächtigkeit, weiter aufwärts quarzreicher Kalkphyllit mit nördlichem Einfallen (20—30 °). 1) Führer für Forschungsreisende. 2) Das Vorangehende und Folgende sonst durchgehends nach Beobachtungen von W. Vorz. 3) An Stelle des von Herrn VAcer auf der Weisseneckscharte beobachteten (Verh. G. R.-A. 1897. pag. 69) „Kalk- zuges“ sah W. Vorz hier einen weithin verfolgbaren Quarzit zwischen Phyllit und Triasdolomit! Also die umgekehrte Ver- wechselung wie am Grieskareck, wo Herr Vaork statt des Kalkes Quarzit angiebt. 4) An der Gfrererhütte (1938 m) viel Quarzitgeröll von den beiden Quarzitzügen unterhalb des Weissenecks, EN EEE N Beim Abstieg über die Ramsbacherhütte (unterhalb des Merlberges) wird der breitere Chlorit- schieferzug der Grauwand, sowie eine zweite, südlicher gelegene schmale Zone gekreuzt. Einfallen überall 20—30° N. Der stattliche Scharreck-Gipfel besteht aus einem braunen Marmorzug des Kalkphyllites, der sich nordwestwärts nur bis in die Gegend des kleinen Hisl-Sees, nach SO aber bis zum Grosseck oberhalb Mauterndorf verfolgen lässt. Auf dem Ostabhange sind dem Marmor drei schmale, auf der Nordansicht des Berges deutlich hervortretende Quarzitzüge eingefaltet (s. die Skizze p. 43). In der Scharte nördlich des Seharreck- N. (Einfallen) Gez. von Vorz. Fig. 34. Form der Kalkphyllitberge des Zederhausthales. Vom Trattner beim Pliemwirth. Gipfels wird der Marmor jederseits von Kalkphyllit begrenzt. Letzterem ist unter den Wänden nördlich der Schifferhütte eine schmale Quarzitzone eingelagert [? oder eingefaltet. Bei VAcEk besteht der nördliche und östliche Theil des Berges ganz aus Quarzit! Der Ebenbach, durch dessen Bett der Weg abwärts führt, durehschneidet den nach Norden (unter 60 °) einfallenden Kalkphyllit. Nach der Vereinigung mit dem Weissengraben verquert man in diesem sechs ver- schiedene Einlagerungen des Kalkphyllites: 1) Chloritschiefer [Str. N—S Einfallen W], 2) einen schmalen Marmorzug, 3) einen breiteren Zug von grünem Chloritschiefer [Str. N 60° O—SW, Einfallen NW unter 30°]!), 4) einen sehr schmalen Zug eines flach N einfallenden Chloritschiefers, der sich jedoch im weiteren westlichen Fortstreichen verbreitert und beim Lenzelbauer das Thal kreuzt; 5) eine Serpentinlinse. Der Serpentin ist derb, massig, grün bis weisslich gefärbt, gelegentlich faserig und wird von Talkschiefer begleitet. 6) Südlich folgt noch ein ganz schmaler (nicht ausgeschiedener) Marmorzug. Zwischen den Einlagerungen tritt überall dünnschieferiger, braun- schwarzer Kalkphyllit zu Tage; an der Serpentinlinse biegt das Streichen desselben nach O—W um. (Einfallen N 10—15°?). Oestlieh von Zederhaus bildet Chloritschiefer die Gipfel der Vorberge. 1) Dieser Zug bildet in seiner westlichen Fortsetzung die Grauwand und verquert die Mündung des Znotengrabens. 2) Nach genauen Beobachtungen: Nördlich des Serpentins Einfallen 10-20 ° nach N; südlich des Serpentins Str. N 80° O, Fallen 10-15° N; vom Steinerb auer bis zum Ilgbauer Fallen N unter 20°, 8 = — 59 — 8* er oe 5. Gebirge im Süden des Zederhaus-Thales !). Ueber den Wechsel des Kalkphyllites und Chloritschiefers auf dem Südabhange des Zederhaus-Thales berichtet W. Vorz: Sehon beim Anstieg vom Blasibauer hinter der Mühle beobachtet man zahlreiche Gerölle von Chlorit- schiefer; die Grenze dieses Gesteines verläuft unterhalb der Veitalp etwa bei der Isohypse 1700 m. Die Wände östlich der Alp bestehen aus kahlen Chloritschieferplatten; die Grenze zieht direet westlich zum Blos- kogel. Die Sehober-Spitz besteht aus quarzreichem Chloritschiefer mit nördlichem (52°) Fallen, dessen Grenze gegen den unterlagernden Kalkphyllit das ostwärts zum Marislbach ziehende Wandl bilde. Auch die Marislwand besteht aus Kalkphyllit. Die grünen, glänzenden Chloritschieferplatten der Balön-Spitz unterlagern den genannten Phyllit ein wenig nördlich von dem Gipfel. Die Traversirung längs der Wabenspitz und Steinitzen verläuft im normalen schwärzlichen Kalk- phyllit; der Steinitzen selbst besteht aus grünem Chloritschiefer, der nach N zu in plattigen Wänden abbricht; die plattigen Wandeln im O des Berges sind wieder Kalkphyllit. An der Grenze von Chloritschiefer und Kalkphyllit findet sich im Karthausthal nahe dem Grate eine „ grosse Linse von einem theils schwärzlichen, theils grünlichen Serpentin (schwarzgrün, lauehgrün, hellgraugrün, gelbgrün, mit fasrigen Kluftausfüllungen), der weithin thalwärts sein Geröll entsendet. Der Serpentin hebt sich im Gelände gerade so ab, wie das gleichartige Gestein des Mühlbachthales. Fast genau östlich findet sich ferner im Karthausthal bei dem Höhenpunkt 1835 eine fast hausgrosse, anstehende Serpentinmasse An der Vereinigung der Quelläste des Karthausbaches ist im Bachbette ein (unter 45°) nach N fallender Kalkphyllit aufgeschlossen. Ein feiner, zum Theil papierdünner, quarzreicher, grüner Schiefer findet sich ferner in dem Bache, welcher gerade im S von der Schefferalp einmündet (Fallen N unter 60°). Auch in diesem Schiefer ist westlich von der Kössler-Almhütte im Bachbett Serpentin aufgeschlossen, dem weiterhin Chloritschiefer, Kalkphyllit und beim Abstiege zum Posecker wieder Chloritschiefer folgt (Ein- fallen N unter 40 9). Der Chloritschiefer, der eine recht breite Zone bildet, ist sehr mannigfach gefärbt (dunkelgrün, saftgrün, hellgrün bis weissgrün); Uebergänge in Kalkphyllit sind vielfach beobachtet. Beim Anstieg zum Pleissnitzkogel durch das obere Pleissnitzthal werden mehrere Chlorit- schieferzüge verquert, deren complieirten Verlauf die Karte angiebt. In der Scharte westlich des Pleissnitz- kogels steht eine wenig ausgedehnte Masse von schieferigem Serpentin an (Streichen O0 20° N—W, Fallen nach N unter 40°. Zwischen Sceharte und Spitze verlaufen zwei schmale, je 2 m mächtige Züge von Speckstein oder Agalmatolith (Sehmelzstein der Einwohner). Unterhaib der Spitze sind der Kalkphyllit und die eingelagerten Galeitbänder stark gefaltet. Dem Hauptkamme in westlicher Richtung folgend, trifft man an dem namenlosen Berge 2464 m eine mächtige Anhäufung von reinem Gangquarz, der den Nordabsturz zusammensetzt. Der Rothkogel (2340) besteht aus einer mächtigen, braun verwitternden Serpentinlinse, welche wahr- scheinlich ehemals im Zusammenhang mit dem Vorkommen im oberen Mühlbach gestanden !) hat. Das letztere bildet eine ca. 40—50 m mächtige O—W streichende Einlagerung zwischen dem Chloritschiefer im S und dem Kalkphyllit im N. Der Serpentin hebt sich deutlich in Form von oceker- oder choeoladenbraun gefärbten Wandeln von den grünlichen Schieferpartien ab, deren bezeichnend gerundete Landschaftsformen auf vorstehender Skizze veranschaulicht werden. Weiterhin quert man am Plankowitz-Spitz und Barleiterkogel mehrere (8) Chloritschieferzüge, deren Einfallen durchschnittlich unter 20—25° nach NNW gerichtet ist. 61 Die Aufschlüsse im Kalkphyllit des Zederhausthales oberhalb Gries sind deutlich. Wenig ober- halb des Mühlbaeherbauers queıt die Fortsetzung des Marmorzuges der @orialp (non! Trias, wie die Auf- nahme der G. R.-A. verzeichnet) das Thal in NO—SW-lichem Streichen, und bald darauf folgt beim Sagwirth (Hartleben W. H.) ein zweiter Marmorzug. Mit der Aenderung des weiter abwärts herrschenden O0 —W-Streichens und dem gleichzeitigen Auftreten der Marmorlager ändert sich das petrographische Verhalten des Kalkphyllits. Derselbe wird grobschuppiger und kalkreicher; der zum Theil marmorisirte Kalk bildet im Kalkphyllit dünne Linsen. An der Grenze des Marmors ist der Glimmer häufig chloritisirt; doch treten Chloritschieferzüge zurück. Das Zederhauser Weisseek, das mit 2709 m den Culminationspunkt der Radstädter Tauern bildet, liegt südlich von dem Hauptzuge der Triasmassen ungefähr in der Fortsetzung des Streichens der Hoch- feind-Gruppe und hat mit ihr die Grundzüge des Gebirgsbaues gemein. Hier wie dort ist die Hauptrichtung des Dolomits dem Hauptstreichen des angrenzenden Phyllits parallel. In der Mitte der Dolomitmassen selbst ist der Schuppenbau allerdings kaum irgendwie erkennbar, die Grenze gegen den Phyllit weist aber mannigfache Störungen auf und zeigt die innige Verfaltung von Trias und Schiefer in unzweideutiger Weise. Zwar ist der östlich vorgelagerte Kamm der Kemperspitzen nur durch die gewaltige, von schauerlichen Wänden eingerahmte Erosionsschlucht der Hölle von dem Weisseneck getrennt. Jedoch ist ein Zug von kleinen (3 oder 4) isolirten Dolomitköpfehen ?2), weleher dem Weisseneck im Süden vorgelagert ist, als eine besondere Einfaltung aufzufassen. Denn zwischen den kleinen Dolomitfelsen und der Haupt- masse ist Kalkphyllit anstehend zu beobachten und an Höhe bleiben diese Vorkommen um 2—-300 m hinter dem Hauptgipfel zurück. Einen weiteren Hinweis auf den Faltenbau der Masse bilden 5 Züge von schwärzlichem, plattigem Griffel- schiefer, welehe den Kamm in SSW des Gipfels verqueren (s. Karte) und in jeder Hinsicht den Pyritschiefern und Kalkschiefern des Hochfeinds entsprechen. Der Zusammenhang der Schieferzüge ist wohl so aufzufassen, dass die drei oberen einer durch Denudation zerstüekten Synkline von Pyritschiefer angehören. Zwischen dem Weisseck und der etwa NO—SW streichenden unregelmässigen Triaseinfaltuug (M oser- kar—Wirths-Alp) des nördlichen Thalgehänges liegt die aus Trias-Dolomit bestehende Masse der Rieding- spitz, die ein verkleinertes Abbild des Weissecks darstellt. Auch hier deutet die auf geringe Entfernung um mehr als 1000 m wechselnde Höhe der Phyllit-Triasgrenze (Riedingthal 1500 m, Weisseck in 3 km Abstand 2600 m) auf Dislocationen hin, die wohl als Faltungsbrüche zu deuten sind; auf Faltung deutet jedenfalls das Vorkommen zweier kleiner NNW—SSO streichender Dolomitzüge am Westabhange der Riedingspitz (die an eine Insel von Quarzphyllit angrenzen ?)). Uebereinstimmend ist die Streichriehtung der Hauptmasse der Riedingspitz; gegenüber den Anthof-Hütten fallen die Dolomitplatten unter 40—50° nach NO. 1) Das Mühlbachthal ist in normalen Kalkphyllit eingeschnitten und enthält nur wenig mächtige (bis 20 m) Ein- lagerungen von Chloritschiefer. 2) Das Köpfchen, das unmittelbar nördlich der Felskaarspitz (2502 m) aus dem Schutte aufragt, kann sowohl als Fortsetzung der Synkline wie als Ausläufer der Kemperspitzen aufgefasst werden. Das Vorkommen stimmt mit dem der Wurmfeldscharte und des Wildbichls überein. 3) Dieses Gestein ist nach der mikroskopischen Untersuchung von Prof. Mırcn Quarzphyllit. Wr Der Gebirgsbau der Radstädter Tauern im Vergleich mit anderen Gebieten. Zusammenfassung. Die Radstädter Tauern sind stratigraphisch durch die Auflagerung der mit dem Werfener Horizont beginnenden Trias auf Gesteinen der präcambrischen Schieferhülle (Quarz- und Kalkphyllit) ausgezeichnet, während intrusive Tiefengesteine (Granite und geschieferte Granite der Centralmassen) ausserhalb des Kartengebietes auftreten. Starke Faltungen, die mit der mittleren Kreide beginnen, hauptsächlich wohl der älteren Tertiärzeit !) angehören, haben dem ganzen Bergland ihren mächtigen Stempel aufgedrückt. Steile Schichtenstellung der prä- cambrischen Schiefer ist überall die Regel, Einfaltung, Ueberschiebung und Schuppenstructur der Triasdolomite, Bildung tektonischer Rauchwacke und mächtiger Reibungsbreceien ?) kennzeichnen besonders den Süden, die Hoch- feind-Gruppe. Dem östlichen Ausläufer der Triasdolomite gehört die Ueberschiebung der Lungauer Kalk- spitz an. Die kleineren an der Phyllit-Triasgrenze auftretenden Brüche sind wohl vorwiegend durch die Faltung bedingt. Triasdecken von mittlerer oder geringerer Mächtigkeit werden überall — im Norden und Süden der Rad- städter Tauern wie am Brenner — durch die Faltung überwältigt. Diese eingefalteten Triaszüge folgen dem Streichen der alten Schiefer, gewinnen somit häufig das Aussehen von Einlagerungen und sind auch als solche gedeutet worden. Jedoch unterscheiden sich die Marmorlager des Kalkphyllits durch das Fehlen der Reibungs- breceien und Rauchwacken ohne Schwierigkeit. Die mächtige, muldenförmig gelagerte Triasdecke im Herzen der Radstädter Tauern wurde ebenso wenig wie der Kalkklotz des Tribulauns oder die Kalkberge des Geschnitz und Stubais von der Faltung bewältigt. Nur dort, wo plastische Gesteine des Pyritschiefers faciell grössere Mächtigkeit erlangen, zeigen sich locale Faltungen inmitten der centralen Triasmasse, die allerdings dann in Folge der Härtegegensätze von Kalk und Schiefer schön und deutlich ausgebildet sind (Siehelwand, Permut[G@ross-]|Wand). Sonst zeigen die Triasdolomite nur geringe Neigungswinkel, im Allgemeinen um so geringere, je grösser ihre Mächtigkeit wird (Glöcknerin, Pleiss- lingkeil, Grosswand, Faulkogel). Nur am Hochfeind selbst, wo die Faltungsintensität überhaupt am grössten war, sind auch mächtigere Dolomitmassen steil aufgerichtet (s. Fig. 36 links). Die Schiehtenneigung entspricht im Grossen und Ganzen der häufig in den Centralalpen beobachteten Fächerstellung, d. h. im Norden der Radstädter Tauern waltet südliches Fallen vor ?), im Süden beobachtet man so gut wie ausschliesslich nördliche bis nordöstliche, meist steile Neigungswinkel. Das Centrum wird von der unregelmässigen*) Mulde des Triasdolomites eingenommen, welche der von der Faltung nur theilweise be- wältigten Axe des Fächers entspricht. Die Faltungen der Siehelwand und des Zehnerkars (Fig. 13) bilden Fingerzeige auf das Vorhandensein 1) Mioeäne Braunkohlen sind zwar aufgerichtet, aber nicht gefaltet. Das Fehlen von Gault und die geringe Ver- breitung des Cenoman in den nördlichen Alpen, sowie die Ingression der obereretacischen Gosauschichten deutet auf die mittlere Kreide als die erste tektonische Phase der nördlichen Kalkalpen. 2) Ein Faltungsstück und der von zahlreichen Klüften durchsetzte Querschnitt einer Reibungsbreccie geben eine Vor- stellung der tektonisch umgewandelten Gesteine. ; 3) Häufig ist hier auch saigere Schichtenstellung. 4) Das nach Süden gerichtete Einfallen ist flach, das nach Norden gewandte meist steil. ee Zu S. 62. Fig. 35a. Faltung des Triaskalkes (Diploporenkalk) im Contact mit Kalkphyllit. Anstieg vom Lantschfeldthal zum Windfeld. k dt k a Fig. 35b. Reibungsbreceie zwischen Triasdolomit und Quarzphyllit. Nord-Abhang des Twenger Weissenecks (westlich vom Kühkogel). Eckig begrenzte, dunkelfarbige Dolomitbruchstücke (a) sind durch helleres Cement verkittet; die ganze Masse ist später von Kalkspathklüften (A) durchsetzt, die das Stück in 3 Richtungen kreuzen. Grüne Phyllitbruchstücke sind auf der Rückseite der Handstücke ausgewittert. = 2 a: Kur, PL au. a uns Y y RU VA NR = zendinkk FIT Y Kl Te A. are BIarEr) I PROTEIN aa Eu Tunnil KEY BE? ertie (A BEP EIRESUF IE BE 2 ae —— der tektonischen Axe. Dem nordöstlichen Theile des Gebirges gehört auch die horizontale Ueberschiebung der Lungauer Kalkspitz an. Die Thatsache, dass in dem westlichen Theile der gleichartig nach N fallenden und gleichsinnig streichenden Hochfeind-Kette Reibungsbreceien und mächtige Schichtenpakete, im Osten hingegen tektonische Rauchwacken, lange Faltenzüge und Schuppenstruetur vorwiegen, ist nieht leicht zu erklären. Man könnte daran denken, dass die Faltung unter verschiedener Belastung stattgefunden hat: eine stärkere Belastung muss die Ausbildung langer Schichten, Bänder und Schuppen sowie schmaler Rauchwackenzonen bedingen, wenn ausserdem die ursprüngliche Härte der aneinander grenzenden Gesteine verschieden war. Ist hingegen die Masse der auflagernden Gesteine ge- ringer oder die Belastung ungleich, so werden die Gesteinsklötze weniger intensiv in einander gefaltet, wohl aber ent- stehen an der Grenze der Gesteine, welehe verschiedene Härte, Plastieität und Sprödigkeit besitzen, Reibungsbreeeien oder Mylonite. Die Ausdehnung dieser tektonischen Gebilde am Hochfeind dürfte durch wenig andere Vor- kommen übertroffen werden. Mandling 2700 m Hochfeind => A Windsfeld Fig. 36. Steil, fast senkrecht aufgerichtete Dolomit- schichten (D). An dem südlich vom Hochfeind abzweigenden Gipfel (2700 m) ist der Pyritschiefer (P) in unregelmässiger Fig. 37. Kartenskizze der Brüche in den Rad- Weise unter den fast saiger stehenden Diploporendolomit (D) städter Tauern (ganze Linien: nachweisbare Brüche; eingefaltet. Vom Gipfel des Schwarzeck (2646 m), punktirte Linien: wahrscheinliche Brüche). Vergleichungen. Die hervorsteehendste tektonische Eigenthümlichkeit der Nordgrenze der Radstädter Centralalpen ist die Ausbildung von Längsstörungen, die wohl einer postmiocänen, der Faltung folgenden tektonischen Phase zufallen (s. u.). Dieser ein- oder zweiseitig von jüngeren Störungen begrenzte Mandlinger Dolomitzug erinnert in verkleinertem Maassstabe an das von Brüchen begrenzte Gailthaler Gebirge. Hier wie dort sind die Störungen auf beiden Seiten ungleichartig. Dem gewaltigen Gailbruch steht der aus einer Reihe kleiner, linear angeordneter Pac Störungen bestehende „Draubruch“ gegenüber. In beiden Fällen folgt nach aussen noch einmal Quarzphyllit, und die Triasschiehten sind in unmittelbarer Nähe der Brüche stark gestört 1). Am meisten Aehnlichkeit zeigt das Versehwinden des sich allmählich zuspitzenden Spornes von Trias- gesteinen bei Radstadt mit dem Profil von Abfaltersbach an der Drau). Hingegen weist die Karnische Hauptkette und die von der Schladminger Ramsau und dem Rossbrand westwärts ziehende Salzburger Sehieferzone so geringe tektonische und stratigraphische Aehnlichkeit®) auf, dass etwa hierauf die Annahme eines symmetrischen Baues der Ostalpen nicht begründet werden kann. Wie wenig „symmetrisch“ die Alpen gebaut sind, zeigt sich noch klarer, wenn man die Centralzone allein für sich betrachtet. Dass eine symmetrische Anordnung der Gesteinszonen dort am wenigsten zu erwarten ist, wo Brücken mesozoischer Gesteine die Sedimente der nördlichen Kalkalpenzone mit der südlichen verbinden, (Radstadt, Brenner), liegt auf der Hand. Aber es lassen auch die intrusiven centralen Granitmassen nur ganz annähernd eine zonale Anordnung der krystallinen Schiefer auf ihren Flanken erkennen (6 = 8, s. u). Den besten Beleg hierzu bietet ein Durchschnitt durch die centrale Tauernkette zwischen Sillianim Puster- thal und Mittersill im Pinzgau, der besonders auf den bahnbreehenden Forschungen F. Terrer's und den Ergänzungen F. Löwr's*) beruht. Von S nach N folgen auf einander: 1) Pbyllit des Pusterthales mit N fallender Schieferung. 2) Glimmersehiefer zwischen Pusterthal und Kalksteinerthal über den Phyllit überschoben, muldenförmig gelagert. Im Phyllit und im Glimmerschiefer stecken die pseudo-concordant ein- gefalteten Lagen von Triaskalk, welche Terrzr nachgewiesen hat. 3) Sehiefergneiss, zumeist saiger zu beiden Seiten des Deffereggenthales in antiklinaler, in dem Grenzkamm gegen das Virgenthal (Rothkogel) in synklinaler Lagerung. Diesem Schiefergneiss ist am süd- lichen Gehänge des DeffereggenthalesTonalit und Pegmatit (Ausläufer des Rieserferner Kernes) eingelagert. 4) Diese Schiefergneisse liegen S-fallend und übersehoben über den Bildungen von Windischmatrei, welche aus Glanzsehiefer, Quarziten und diehten Kalken und Dolomiten nebst Gypslinsen bestehen; diese parallelisirt Löw mit den Trias-Gesteinen der Platte?) bei Krimml. Sie lagern auf den steil S-fallenden 5) Kalkglimmerschiefern mit Einlagerungen von Chloritschiefer, unter denen sodann 6) die Schiefergneisse und Glimmerschiefer folgen, welehe das Dach und die Unterlage bilden von 7) dem Granatgneisskern der Granatspitz-Gruppe. 8) Den Gesteinen 6 entsprechend lagert in dem gezeichneten Profil sodann Hornblendeschiefer, der N-fallend allmählich und ohne scharfe Grenze übergeht in 9) die Ohloritschiefer (Grünschiefer) des Pinzgaues, denen noch eine kleine Serpentin- linse eingelagert ist. Nirgends lässt sich die Vertheilung der anstehenden Gesteine in dem heutigen Gebirge auf eine ursprüng- lich unconforme Lagerung zurückführen : 1) Entsprechend der sehr viel grösseren Breite der Gailthaler Scholle walten im Innern derselben wieder regel- mässigere Faltungsformen vor. 2) Frecn, Karnische Alpen. pag. 138. 3) Wie ich auf Grundlage genauer Kenntniss beider Gebiete hervorheben kann. 4) F. Löwr, Der Granatspitzkern. Jahrb. Geol. Reichsanst. Bd. 45. pag. 615—670. 1 geol. Karte, 10 Profile im Text. 1896. Ref. von F. Becke. N. J. 1897. Bd. 2, pag. 3i1. 5) Ueber das durch Versteinerungsfunde bewiesene Triasvorkommen der Kalke von Krimml vergl. C. Dırxer, Jahrb. G. R.-A. 1900. p. 383. I EN un Die wichtigste und älteste mit Sicherheit nachweisbare Diseordanz, die der Werfener Schichten (oder des ? dyadischen Quarzits) ist am Nordgehänge des Lantsehfeldthales in dem deutlichen Profile des Zehnerkars aufgeschlossen. Der triadische Lantschfeldquarzit steigt hier mit petrographisch vollkommen gleich bleibendem Charakter in ca. 4 km horizontaler Entfernung um 800 m an). Man stelle sich vor, dass ein Brandungsgebilde, wie es der Lantschfeldquarzit — ursprünglich grober, eonglomeratischer Sandstein — gewesen ist, mit gleich bleibendem petrographischen Charakter auf 4 km Entfernung eine Tiefe von 800 m erreichte. Ohne jede Bedeutung für den Gebirgsbau war ferner die Erosionsdiscordanz des Dogger und die Trans- gression des Eocän, von denen nur geringe Denudationsreste theils dureh Einfaltung, theils dureh geschütztes Vorkommen in einem Längsthale erhalten geblieben sind. Steinbacherhof (auf Schuttkegel) Fig. 35. Einlagerung der miocänen aus Conglomerat (3), Sandstein (2) und Flötzen (7) bestehenden Braunkohlenformation in ein Thal des Quarzphyllits (£) zwischen Ennsthal und Wagrain. N. V. Prrers. Die Brüche — die Grabenbrüche des Enns- und Taurachthales sowie der mit einer Aufquetschung der Phyllitunterlage verbundene einseitige Lantschfeld-Bruch — folgen zum Theil (Südabhang der Rad- städter Tauern) der durch die ältere Faltung vorgezeichneten Richtung, meist durchqueren sie die Falten und deuten somit auf eine jüngere, durch Brüche gekennzeichnete tektonische Phase hin. Die in der Fortsetzung des Lantschfeldbruches im oberen Pleisslingthal siehtbare Aufquetschung des aus Quarzphyllit bestehenden Untergrundes erinnert an die nordalpine Aufbruchslinie Buehberg— Mariazell —Windiscehgarsten. Die letzte Bruchphase der Gebirgsbildung dürfte postmiocän sein; denn die mioeäne, schon an die bestehenden Hohlformen angeschmiegte Braunkohlenformation ist noch aufgeriehtet. Andererseits zeichnet die Längsrichtung des Mandlinger Dolomitzuges dem heutigen Längsthal der Enns seinen Weg vor. Die Radstädter Tauern und ihre Stellung im Gebirgsbau der Ostalpen. Ueber den Gebirgsbau der Ostalpen hat ©. Diener kürzlich eine Zusammenstellung?) veröffentlicht, die unsere derzeitige Kenntniss über dieses schwierige Gebiet klar und knapp zusammenfasst. In vielen und wesentlichen Punkten entspricht diese Uebersicht auch meinen Anschauungen; wo ich in Bezug auf die von mir aufgenommenen Gebiete (Drau-Zug, südliche Uebersehiebungen am Brenner, Dinarische Faltenzüge) abweichender Meinung bin, handelt es sich mehr um abweichende Bewerthung einzelner tektonischer Momente als um grundsätzliche Ver- 1) Von 1455 m Höhe in der Mitte des Lantschfeldthales bis zum Gipfel der Kesselspitz, 2252 m. 2) Perermann’s Mitth. 1899. Bd. 9. pag. 1. Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 1. 9 - 5 — 9 A a ar schiedenheiten. Ich sehe daher von einer Hervorhebung dieser Differenzpunkte ab, und folge in der folgenden Zusammen- stellung der Anordnung (zum Theil auch [. “] den Worten) Dırxer's!), um eine Vergleichung zu erleichtern. „Die Ostalpen bestehen aus mehreren Zügen (und Zonen), die gegen O fächerförmig auseinander treten“ ?). Die nördlichste dieser Zonen, die Flyschzone, bildet das gemeinsame Band, welches die in ihrer Vorgeschichte und ihrer Structur durchaus abweichenden Westalpen mit dem Osten zusammenschweisst. Parallel zur Flyschzone (und somit zu demselben Zuge gehörend) verläuft die nördliche Kalkalpenzone und jener Ast der krystallinen Centralzone, der vom Bösenstein über St. Michael, die Radstädter Tauern, „die Gneissmasse der Kleinalpe, des Mürzthales und der Cetisehen Alpen zum Leitha-Gebirge zieht.“ Dieser Zug zeigt Einwirkungen seitens der alten böhmischen Masse und setzt in dem Karpathen - Bogen fort. „Der zweite Zug entspricht dem Hauptstamme der Centralalpen“ und bildet einen den carbonischen (Mittel-)Gebirgen Europas parallelen Bogen, der nordwärts eonvex ist. Eine Zone von granitisch-körnigen Intrusiv- gesteinen, „die keinesfalls älter sind als mittlere Trias, scheint diesen Bogen auf seiner Innenseite zu begleiten“. Die Zone der Gailthaler Alpen folgt in ihrem Verlaufe dem südlichen Zuge, während die stratigraphischen Beziehungen und die nordwärts gerichtete Faltung auf die Nordalpen verweisen. Zu dem Zuge der südlichen Kalkalpen gehören — nach der Richtung der Faltung — die Karnische Hauptkette mit ihren Spuren südwärts gerichteter Ueberfaltung, sowie die Karawanken. Beide enthalten in ihrem Kerne die einzigen Reste älterer carbonischer Hochgebirge im Gebiet der Ostalpen. Die Zone der süd- lichen Kalkalpen zeigt viele Beziehungen zu dem System der dinarischen Falten, ohne jedoch bei der grossen Zahl der Brüche unmittelbar ihre Fortsetzung zu bilden °). „Der südliche Zug mit seinen gegen die Adria nach SW, S und SO gerichteten Faltungen nimmt in Folge dessen eine sehr selbständige Stellung im Bau der Alpen ein. Man kann daher Haus?) kaum Unrecht geben, wenn er sich aus tektonischen Gründen für eine Dreitheilung der Alpen ausspricht und jede der beiden grossen Hauptabtheilungen der Ostalpen: Nordalpen und Südalpen — die letzteren in dem ungefähren Umfange der südlichen Kalkzone und mit Ausschluss des Drau-Zuges — Karawanken, Gailthaler Alpen, Karnische Haupikette) — den Westalpen als ein tektonisch gleichwerthiges Element gegenüberstellt.“ Allerdings müsste den südöstlichen Alpen auch die Karnische Hauptkette mit ihrer südlichen Struetur unbedingt zugerechnet werden. Da ferner in den Karawanken eine Verschweissung der an sich heterogenen Fortsetzungen der Karnischen und Gailthaler Kette erfolgt, würde bei geographischen Uebersichten 5) diese letztere ebenfalls zu den Südalpen gerechnet werden. In stratigraphischer Hinsieht gehören die Gailthaler Berge zu den Nordalpen. Anzeichen einer südwärts gerichteten Bewegung sind in den südlichen Kalkalpen‘) sehon vor Jahren beobachtet worden. Jedoch konnten diese südlichen Faltungen sowohl mit dem Einbruch der Adria (Ueber- faltung) wie mit den periadriatischen Granitkernen theoretisch in Zusammenhang gebracht werden. Von besonderer Bedeutung war daher der Nachweis südwärts gerichteter Ueberfaltung in der Centralzone (Pflerschthal am Brenner). Wenn die Ueberfaltungen in den Radstädter Tauern auch nur geringe Ausdehnung besitzen, so ist doch der fächerförmige Bau hier wie am Brenner ein Kennzeichen der Centralzone. 1) D. h. ich beginne mit der kurzen Zusammenfassung, dem Schluss Diexer’s (pag. 10) und gehe dann auf einzelne Gebirgszonen (Karnische Hauptkette, Breuner) ein, über die ich abweichender Ansicht bin. 2) Wie E. Suess in der Entstehung der Alpen nachwies. 3) Durch diese jüngeren dinarischen Störungen wird vielmehr der directe Zusammenhang mit den schon in earbonischer Zeit dislocirten Südalpen unterbrochen. 4) Ann. de geogr. 5. Jahrg. No. 90. 1896. pag. 167. 5) Für geographische Zwecke wäre der Name Drau-Zug C. Dirner’s empfehlenswerth. 6) Bırrser, in Verhandl. G. R. A. 1885. pag. 24. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena— 2171 Geologische Karte RADSTÄD aufgenommen von PROF. D* F. FRECH 1895—1898 unter Beihilfe von D* VOLZ thalas und Lautschfeld Quarzit (Vorrucano und Grö doner Schichten) (klastisch) PLEISTOCÄN JÜNGERE BILDUNGEN Eu | ] UMGEWANDELTES ERUPTIVGESTEIN 6 R PRÄCAMBRISCHE SCHIEFER (Schieferhülle) Beorpentin Vorsteinerungs- Ersvorkommen Bl ——— u © Schlofor Druck dur "ck don ko und k. milit,-geogr, Instituten, Vervielfältigung vorbehalten. m GEOLOGISCHE UND PAL/EONTOLOGISCHE ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON Er RKOREN. NEUR FOLGE BAND V. (DER GANZEN REINE BAND IX.) HEFT 2. GEOLOGIE DER UMGEBUNG DES ISEOSEES,. VON A. BALTZER. MIT EINER GEOLOGISCHEN KARTE, EINER STRATIGRAPHISCHEN TABELLE, 5 TAFELN UND 19 ABBILDUNGEN IM TEXT. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1901. Uebersetzungsrecht vorbehalten. ‘ j ü ” 7 k Eee 62 ag Geologie der Umgebung des Iseosees, Von A. Baltzer (Bern). Nicht mit Unrecht nennt Anıenerti den Iseosee (Lago Sebino) „una gemma subalpina“, einen subalpinen Edelstein; er verdient diesen Namen. Vom landschaftlichen Standpunkte aus sind die oberitalienischen Seen in zwei Gruppen gebracht worden: die grossen und die kleinen; in dem Sinne, dass nur die grossen unter sich ver- gleichbar sind, und umgekehrt. Nur wenn wir nach dem generellen Character der Dimension und den damit zu- sammenhängenden Momenten der Luftperspective u. s. w. eintheilen, erhalten wir malerisch und ästhetisch ver- gleichbare Werthe. Zu den kleinen Seen gehören Iseo-, Luganer-, Orta-, Idro-, Spinone-, Varese-See und andere. Unter ihnen nimmt der Sebino die erste Stelle ein, die ihm höchstens der Luganersee streitig machen könnte. Allein dieser erschöpft seine Reize in der Luganerbucht und im Porlezza-Arm; er fällt in den südlichen und südwestlichen Theilen landschaftlich stark ab. Der Iseosee dagegen, sehon durch südlichere Lage und Vegetation bevorzugt, wächst an Schönheit von Norden nach Süden, wenn er auch die grössten Reize bei der unvergleichlichen, 3 km langen Isola entfaltet, die, mehr als 400 m über den Seespiegel aufsteigend, an Gross- artigkeit und ruhiger Formenschönheit die berühmten borromäischen Inseln weit übertrifft (vgl. Taf. IV, Fig. 3). Liebliche Buchten, wie die von Tavernola, Marone, wechseln mit kühn vorspringenden Felsmassen und Graten, wie der Corna trenta passi im Hauptdolomit oder dem prächtigen Liasgewölbe von Parzanica mit der unvergleichlichen Madonna 8. Trinita oder endlich dem zackigen Rhätgrat von Punta dei Dossi und Pereaprello. Der Axenstrasse am Vierwaldstättersee ebenbürtig ist die Felsenstrasse von Marone nach Pisogne. Wiederum eigenartig sind die mit üppiger Vegetation bekleideten topographischen Liasmulden von Sul- sano, Sale-Marasino oder die im Relief ganz eigenthümliche Depression von Solto: südlich von ketten- artigen Gliedern, nördlich vom glacial modellirten Klotz des Mte. Clemo begrenzt. Gleichsam als Schlusseffect tritt dann, vom nördlichen Seeabschnitt aus sichtbar, im Hintergrunde des Camonicathales das Adamello-Massiv hervor. ie RER un 108 4 Meine Absicht war ursprünglich die, an der Hand von Cvrıoxı, dessen sorgfältige Arbeiten hier immer noch die Basis bilden, ein vollständiges, anscheinend normal gelagertes Profil der Kalkalpen kennen zu lernen. Damit sollte dann das Studium der glacialen Bildungen verbunden werden. Beides ist auch geschehen; aber nach und nach traten andere Gesichtspunkte in den Vordergrund, zunächst die Erkenntniss einer Ueberschiebung auf der linken Seite des Camoniecathales, die mich dann aus den festgesetzten Grenzen heraus weiter nach Osten führte, sodann das umstrittene Problem der Entstehung der Seen. Nothwendig erschien es, eine Kartirung der Seegegend in 1: 100000 vorzunehmen (vergl. die Bemerkungen zur Karte am Schluss). Dieselbe zeigt, mit den bisherigen Aufnahmen im kleineren Maasstabe verglichen, mancherlei Abweichungen. Deutschen Geologen besonders, die diese Gegend besuchen wollen, glaube ich durch die angehängte strati- graphische Tabelle einen Dienst zu erweisen. Sie bezieht sich nur allein auf das Kartengebiet und hält sich an das, was in der Lombardei durch die Geologen italienischer und deutscher Zunge, wie Öurıonı, VArısco, TARA- MELLI, PARoNA, FRANZ von HAuER, BITTNER, DEECKE und so vielen anderen erarbeitet worden ist; ich stehe hier ganz auf den Schultern meiner Vorgänger. Selbständiger konnte ich mieh mit Bezug auf das Glacialphänomen und die Tektonik verhalten. Ich behandle meinen Gegenstand in folgender Gruppirung: I. Die randliche Ueberkippungszone. II. Die Ueberschiebungen zwischen Camonica und Chiesethal. III. Die Gesammttektonik des Gebietes. IV. Die rückläufigen Terrassen und Moränen. V. Die Entstehung des Iseosee-Beckens. VI. Die innere und äussere Moränenzone des alten Ogliogletschers. VII. Die Terrassen. VIII. Reconstruction und Geschichte des alten Ogliogletschers. Stratigraphische Tabelle, Bemerkungen zu Karte, Profilen und Lichtdrucken, Literaturverzeichniss. Ich habe den Iseosee fünfmal besucht und im Ganzen ea. 17 Wochen aufgewendet. 1895 begleitete mich Herr Becker, 1898 Herr Dr. Hucı, dem ich die Originale für die Liehtdrucke verdanke; im Frühjahre 1900 und 1901 war Herr Dr. Morsus mein getreuer Gefährte, den ich in die glaeialen Untersuchungen einführte und der sich dann selbständig durch Aufnahme der oberen Blockgrenze, der Moränenlappen im Berglande u. s. w. bethätigte. Viele Exeursionen haben wir gemeinsam gemacht und es ist das Glaeial unsere gemeinsame Arbeit !). Noch habe ich Collega Grusenmann in Zürich für Revision einiger Dünnschliffe und Collega Tornquist in Strassburg für Bestimmung von Petrefacten zu danken. Auch der Verlagshandlung spreche ich meinen Dank dafür aus, dass sie die Kosten der Beilagen nicht scheute. 1) Von Herrn Dr. Morzus erscheint in den Mittheilungen der Bern. naturf. Ges. und als Inauguraldissertation: Beiträge zur Kenntniss des alten Ogliogletschers, mit Karte. Diese Arbeit ergänzt mit Bezug auf das Glacial die meinige in vielen Punkten. Il. Die randliche Ueberkippungszone. Auf die Ueberkippung der Schichten bei Sarnico weist bereits v. Hauer!) in seinen Erläuterungen zur Karte der Lombardei hin. Bırrxer ?) beleuchtet allgemein die Ueberkippungen und Ueberschiebungen am Aussen- rande der südlichen Kalkalpen mit Rücksieht auf die Frage der Alpensymmetrie Auch Drecke nimmt auf die Ueberkippung Bezug. Trotzdem ist nicht einmal die Predorefalte, die schon so vielen Geologen in die Augen fiel und vom See aus so schön sichtbar ist, genauer untersucht, es ist daher wohl nicht überflüssig, wenn ich noch eine Nachlese anstelle, insbesondere auch mit Rücksicht auf die senkrecht zum Rande stehende Querfaltung, die bisher übersehen wurde. Auf der Fahrt von Iseo nach Predore und Sarnico sieht man einen der hübschesten tektonischen Aufschlüsse am See: die Falte von Predore. Sie gehört zu der obigen Zone und diese wurde von hier aus nach Westen bis zum Col Groce auf 6 km genau verfolgt; nach Osten gegen Val Trompia, ist die Ueber- kippung weniger ausgeprägt. Die Predorefalte (Taf. II, Fig. 1 und Taf. I, Fig. 1). Curıonı bildet dieselbe ab, aber ganz ungenügend. Birrner ?) nennt sie eine geradezu wundervoll auf- geschlossene Kniefalte. Im Gewölbkerne steckt Rhät in schwarzgrauen, dichten, manchmal knolligen, zum Theil Korallen führenden Kalken. Darunter liegen schwarze Schiefer mit Kalk- bänken wechselnd. Textfis. 1 zeigt die Einzelheiten. Aeusserst regelmässigverlaufen die Bänke von Lias und Rhät bis zum See x beiCapoCorno,5km weit, herab und IM] % Schwarz- grauer bilden den nördliehen Gewölbschenkel. dichter Der Mittelschenkel zeigt Knollenkalk in verkehrter Folge den stark zerknit- N 2 Kalkschiefer terten Ammonitico rosso, in dem ich SS — ©° Dichter gelblich-grauer Kalk Kalkschiefer Dichter gelblich-grauer Kalk Kalk wie unten Schwarze Kalkschiefer Grauer feinkörniger Kalk nur einen Harpoceras fand, sodann die Kieselschiefer, die steilen Majoliea- platten bei Villa Franceschini, IE endlich die Seaglia. Ein Muldenschenkel ist, entgegen der Darstellung auf Tarı- Fig. 1. Schichtenquerprofil durch das Rhät der Predorefalte. Tektonik schematisirt. MELLI’s Karte, nicht sichtbar, er ist unter dem Wasserspiegel verborgen. Dieser Mittelschenkel ist im stärksten Gegensatze zum linealartig-regelmässigen Gewölbschenkel stark zerrüttet und verworfen, geknickt und gefaltet. Besser als Worte zeigt dies die Detailansicht Textfig. 2 bei 1) Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1858. 2) Dasselbe Jahrb. 1881. pag. 366 und 1882 pag. 432. 3) Nachträge zum Bericht über die Aufnahmen in Judiearien. Jahrb. d. geol. Reichsanstalt. 1883. p. 43a. Sn et er Villa Ballini und $S. Giorgio (vergl. auch Taf. I, Fig. 3). Bemerkenswerth ist noch der Gewölbscheitel. Er zeigt nicht die enge spitzwinkelige Ausquetschung alpiner Falten, sondern eine weit ausholende, fast etwas viereckige Iseosee 185 m Verwerfung Fig. 2. Faltung, Knieckung und Verwerfung im Lias des Mittelschenkels der Predorefalte bei S. Giorgio. B= Val Bosaca. »> Wasserfall. Die gestrichelte Linie bedeutet die Verwerfung. Fig. 3. Umbiegung im Gewölbschenkel der Predorefalte von Val Bosaca aus, « und 5 vide Text. Rundung (Textfig. 3), wie sie dem jurassischen Faltentypus entspricht. Auffallende Diseordanzen (bei a) in Folge von Partialbewegungen und Ausquetschung. Die inneren Bänke (b) haben einen grösseren Radius wie die äusseren, sie konnten wohl die Faltung weniger gut mitmachen. Die Axe der Predorefalte senkt sich rasch gegen das merkwürdige, halb-elusenartig in den Gebirgskörper eingeschnittene Thal von Gioco und Colognola. Hier wurde der Gewölbkern von Rhät bei flüchtigem Besuch nicht sicher erkannt. Die Predorefalte erkennt man auf dieser Seite kaum wieder, sie ist am Scheitel stärker zusammengedrückt und hat noch eine Nebenfalte. Von Villa Franceschini westwäris bis zum Dosso bei Capra sind die Schichten stark überkippt, die Gewölbscheitel abgetragen. Man orientirt sich leicht an der Majolica und den Kieselschiefern; der Ammonitico rosso zeigt auffallende Mächtigkeitswechsel. Wie der Dosso im Relief schulterartig hervorspringt, so im weiteren Verlauf Rusetti, Canzano ete, Alle diese Vorsprünge sind invers aus Scaglia, Majoliea, Kieselschiefer aufgebaut und oben von Lias gekrönt. Von Mte. Canzano bis Adrara S. Martino wird die Schichtenstellung im Mittelschenkel saiger, aber doch möchte ich nicht von Flexur, wie manche Autoren, sondern nur von Faltung sprechen. Bei Adrara setzt die Falte über die Guerna, es tritt abermals Ueberkippung ein bis zum in Scaglia eingeschnittenen Col Croce, der noch auf den Rand der Karte westlich von Adrara fällt. ar Nun biegt sich die ganze Schichtenfolge im Streichen auffällig um den Mte. @rone (1193 m) herum, wie die Karte zeigt. Von der Casa nuova brachte mir Herr Morsus Kieselschiefer, bei der Kirche S. Fermo beobachtete ich Ammonitico rosso mit Petrefaeten, der auch bei S. Antonio, nebst mittlerem und unterem Lias, ansteht. Die Seaglia nimmt beiAdrara und westwärts breite Flächenräume ein. Sie besteht aus schwarzen und rothen, zum Theil knolligen, oft splitterig zerfallenden Thonsehiefern, die mit hellen Kalkbänken wechseln. Sie stellen ein Faltensystem dar, welches, je näher der Ueberkippung, um so mehr zusammengepresst ist, wie man auch bei Molino Tagli in der Guernaschluceht gut sieht. Zusammenfassung. Vom Ool Croce (zwischen Cavallina- und Adrarathal) über Adrara S. Martino nach dem unteren Iseosee ist eine Ueberkippungszone sehr deutlich ausgesprochen, deren schönsten Aufschluss die Falte bei Predore darstellt. Dieselbe ist stark nach Süden übergelest, im flach gewölbten Scheitel geschlossen, besitzt einen 5 km langen, wie mit dem Lineal gezogenen, regelmässigen Gewölbschenkel, einen zerrütteten, geknickten, verbogenen Mittelschenkel; der Muldenschenkel ist unter dem Seespiegel verborgen. Auch orographisch tritt die Ueberkippung aus der Landschaft hervor, indem südlich derselben eine Er- niedrigung des Gebirges um mehrere 100 m stattfindet. In der Fortsetzung, auf der Ostseite des Iseosees, ist diese Linie nur durch steilere Schiehtenstellung markirt, z. B. bei Polaveno. Eine besondere und bisher nicht gekannte Eigenthümlichkeit dieses Randes sind die senkreeht dazu streichenden Syn- und Anticlinalen, die im 3. Abschnitte näher besprochen werden sollen. Diese Ueberkippung sowohl wie die bald zu beschreibende grosse Ueberschiebung zeigen eine deutliche Analogie mit, Verhältnissen, wie sie durch Schmipr und Becker aus der Alta Brianza und durch GünseL, Benecke und Paıvippı!) aus dem Grigna- und Resegone-Gebiete bei Leceo bekannt geworden sind. Die Ueberkippung nach Süden auf der Linie Predore— ColCroce erkläre ich mir dadurch, dass die Basis der Falte auf der Südseite tiefer lag (Hrım’sche Regel), dass ferner die Erosion in der weichen Scaglia die Falte auf der Südseite unterhöhlte. Ganz wie im schweizerischen Jura wechselt auch auf der Südseite der Grad der Ueberkippung je nach der Intensität des Seitendruekes rasch in benachbarten Querschnitten, man vergleiche z. B. die Weissen- steinkette, die bald südlich, bald nördlich übergelegt ist. Viel einheitlicher verhalten sich die grossen liegenden Falten der Nordseite (Berner Oberland), zu solchen ist es aber in der beschriebenen Ueberkippungszone nicht gekommen. Bırıner?) hebt hervor, dass Kniefalten, Faltenbrüche, Ueberschiebungen längs des ganzen südlichen Aussenrandes der Ostalpen auftreten, wobei es sich nicht um Ausnahmefälle von lediglich localer Bedeutung handele; es gelte daher die für die Nordalpen characteristische Tektonik auch für die Südalpen, der Bau der Alpen sei symmetrisch. Nach meiner Auffassung kann man ihn weder als streng symmetrisch noch als streng unsymmetrisch bezeichnen. Von einer geometrischen Symmetrie ist nun schon gar nicht die Rede, auch wenn man Haupt-, Neben- oder Theilsymmetrieen unterscheiden wollte Vom Lago maggiore nach Westen geht die Symmetrie stark in die Brüche. Der Nordrand des Aar-Massivs mit den grossen liegenden Falten contrastirt doch sehr mit der entsprechenden Südseite. Allerdings liegt hier der symmetrische Flügel im Rhonethal, aber wie schwach entwickelt sind daselbst die durch v. FELLEenBERG beschriebenen, denen der Jungfrau oder des Gstelli- hornes entsprechenden Falten. Ist ja doch auch der Südflügel des Aar-Massivs verglichen mit dem Nordflügel, auf 1/,, der Breite des letzteren zusammengeschrumpft. 1) Geologie der Umgebung von Lecco und des Resegone-Massives. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 1897. 2) 1. c. pag. 366. Ze Andererseits nun aber nähern sich die Ostalpen unverkennbar dem symmetrischen Aufbau und gerade die hier behandelte Gegend liefert Belege für die Symmetrie. Das Gewölb von Parzanica (Taf. II, Fig. 2). Ungefähr in der Mitte des Sees, am Westufer, stürzen die Liasfelsen bei Parzanica an 700 m steil in den See ab. An den Steilwänden tritt eine bemerkens- werthe Faltung hervor, die man von Marone aus gut übersieht. Das Gewölb steht aufrecht, ist etwas nach Süd zurückgeworfen; an verschiedenen Stellen treten Sprünge auf. Während sich in den oberen Lagen das Gewölb einfach mit etwas eckigen Wandungen darstellt, tritt weiter unten im Kerne eine 2—3 -fache Faltung ein, wie ja das auch bei unseren Falten, z. B. am Axenberg des Vierwaldstättersees, vorkommt. Reich an kleinen Dislocationen der verschiedensten Art ist die Seaglia, besonders in der Gegend von Adrara S. Martino in der Guerna- schlueht (Casa Soldini). Wie die Scaglia besteht auch das untere IT Rhät aus einem Wechsel von compaeten Kalken und Schiefern, was oft Fig. &. Faltenverwerfung a ER zu merkwürdigen Fältehen und Partialverschiebungen Veranlassung giebt gasso. / Kalk, s Schiefer. (Textfig. 4). Il. Die Ueberschiebung der Quarzphyllite, Perm und Trias auf Trias und Perm zwischen Camonica- und Chiesethal. (Vergl. das Kärtchen der Ueberschiebung auf Taf. III und das Querprofil auf Taf. I, Fig. 2.) Dass zwischen unterem Camonicathal einerseits und Chiesethal andererseits anormale Lagerungs- verhältnisse herrschen, geht aus den geologischen Karten von Curıoxı und Tarameruı schon deutlich hervor und wurde neuerdings von CozzAacLıo!) wiederum angedeutet, ohne dass indessen meines Wissens eine genauere Unter- suchung oder Deutung derselben verursacht worden wäre. Auch ich bin im Folgenden nur in der Lage, Beiträge hierfür zu liefern. Mein Kärtchen zeigt nur den westlichen Rand der Ueberschiebung, für das Uebrige verweise ich auf obengenannte Karten und auf den Nachtrag. Dimensionen. Die Breite der Ueberschiebung, von West nach Ost gemessen, beträgt ca. 15 km, die Länge, um welehe die Decke auf der Westseite auf ihre Unterlage aufgeschoben worden ist, schwankt zwischen 2 und 61/, km, im Geviert nimmt also die Ueberschiebung einen Flächenraum von ca. 23 qkm oder einer Quadratschweizerstunde ein. Die Uebersehiebungsdeeke besteht aus Quarzphylliten und Sericitgneissen, unregelmässig decken- artig ausgebreiteten Quarzporphyren und dann in normaler Folge Permschiefern (welche am Mte. Colombino und wohl auch am Crocettepass die bekannte Permilora?) führen), permischen und untertriasischen Sandsteinen und Conglomeraten. 1) Giornale di Mineralogia von Sansonı. Vol. V. 1894. pag. 23. Anscheinend betrachtet Cozzasııo den Glimmerschiefer als normal gelagert. 2) a. a. Orten Geiz: Ueber fossile Pflanzenreste in der Dyas von Val Trompia. Neues Jahrbuch 1869, pag. 456. De Die überschobenen Gebilde sind in regelmässiger Folge: Perm mit Porphyren, sodann Sandstein, Servino, Rauhwacke, bunte Gypsmergel der unteren Trias. Begehungen im Veberschiebungsgebiet. 1. Pisogne, Trobiolothal, Zoncone, C. Ballo, Grinaghe, Pontasio, Pisogne (Camonieathalseite). Von Pisogne im Trobiolothal ansteigend, constatirt man die normale Folge der im Allgemeinen nach SW einfallenden Glieder der Trias: Gypsmergel (Gyps wird oberhalb des Ortes steinbruchmässig ausgebeutet), Rauhwacke, mächtiger Servino, Muschelkalk (Textfig. 5). Dort, wo der vom Agolo kommende Bach in den Trobiolobach ein- mündet, wird in der Miniera Rizolo ein 1—2 m mächtiger, im Servino aufsetzender Lagergang von Eisenspath ausgebeutet. Gangart Baryt. Auf der rechten Bachseite tritt eine Verwerfung hervor, die Servino neben den älteren Sandstein bringt. Bei Zoneone, 958 m, trifft man den ersten, den unter- NO SW I; Sehwarze ‚hl Kalke des al- == 7 pinen Muschel- Er Er kalkes 2 Gypsmitrothen und = grünen Mergel- zwischenlagen Schutt triasischen Sandsteinen und Conglomeraten aufliegenden Serieit- gneiss an und noch bei 1000 m erratische Geschiebe. Aber weder © a o 2 e } Fig. 5. Profil im Gypsbruch bei Pisogne. hier noch im Bachbette bei Casina Ballo ist die Contactfläche unmittelbar entblösst, es kann nur constatirt werden, dass dieselbe um ungefähr 240 m nach Norden ansteigt und dass die Gneisse discordant auf den Sandsteinen liegen !). Von hier nach Grinaghe durchquert man Conglomerate und Sandsteine des unteren Buntsandsteins, die ea. NW streichen und schwach SW fallen. Mehrfach steht, auffälliger Weise, auf Störungen deutende oder in höherem Niveau liegende Rauhwacke an. Erratische Granitblöcke bei 1200 m. Dicht unter Grinaghe steht der Servino an, den man, nach Pontasio und von da nach Pisogne absteigend, nicht wieder verlässt. 2. Pisogne, Sonvico, Fraine, Gratacasolo-Schlucht, Artogne. Der aussichtreiche Weg führt am Camposanto vorbei über steil gestellte Servinobänke, durchquert den feinkörnigen Buntsandstein (?Rauhwacke vor dem Bache von Rovina). Eine Grenze zwischen Trias und Perm- sandsteinen festzulegen, war mir nicht möglieh; ich nehme mit Curıoxı, in Ermangelung von etwas Besserem, als solehe die rothen, steilstehenden Schiefer im Val di Sonvico, oberhalb Sonvico superiore an, welche W 15°N streichen und S fallen. Nach Prof. Grupensann, dem ich meine Schliffe zeigte, handelt es sich wahr- scheinlich um einen Quarzporphyrittuff. Wo der Weg aus Südwest nach Südost umbiegt, setzt in den grauen, rothen und grünlichen Permsand- steinen und Conglomeraten die unten 750 m breite Quarzporphyrmasse auf, deren oberen Zipfel man hier schneidet. Das röthliche und grünliche, an einer Stelle kugelig abgesonderte Eruptivgestein scheint einen Stock im Perm zu bilden, die Contactverhältnisse wurden nicht näher verfolgt; an einer Stelle ist eine 10 Schritt breite Sandstein- masse auf beiden Seiten von Eruptivgestein umgeben. Ueber Longhe und Fraine erreicht man endlich den Gneisssandsteineontact in der Gratacasolo- 1) Cozzasrıo meint, wie bei €. Ballo die Quarzphyllite gelagert seien, sei „arduo de dire‘, er nimmt schwaches Süd- fallen an. Geolog. u. Paläont. Abh., N. F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 2. 2 — 1 — 11 sehlueht. Derselbe ist von der Casina Ballo aus nach Fraine um 350 m, von da zur Schlucht abermals gesunken. Hier überzeugt man sich völlig, dass die Gneisse nieht normal unter die jüngeren Sedimente einsinken, sondern discordant darauf liegen: Jene, oft gebogen, streichen NNW—NW und fallen flach und bei 45° in den Berg ein (ONO), diese fallen ziemlich entgegengesetzt nach Südwest !). Von hier bis S. Pietro bei Solato blieb die Contactlinie ziemlich in gleicher Höhe, um dann gegen Pian Cammuno wiederum um 280 m zu fallen. Sodann bleibt sie ziemlich horizontal bis Artogne. Jenseits Fucine bei Darfo verschwindet der Quarzphyllit unter der Thalsohle. Im Ganzen also sinkt die Ueberschiebungsdecke von Zoncone bis zum Camonicathal herab um ca. 650— 700 m auf 6!/, km; die Ueberschiebungsfläche ist demnach nicht eben, sondern steigt flachwellig auf und ab. Die Serieitgneisse stehen auf der rechten Seite des Camonicathales nicht an (es sei denn, dass die Quarzphyllite von Corna zu ihnen gehörten); die Ueberschiebung ist anscheinend zu Ende. Dies macht sich auch orographisch geltend: An Stelle der milden Verwitterungsformen im Gneissgebiete mit ausgedehnten Weide- flächen treten schroffe Abstürze und pittoreskere Formen. 3. Die Ueberschiebung im Trompiathale. Aus den Beobachtungen im Camonicathale ergab sich zwar, dass der Serieitgneiss discordant auf der Buntsandstein-Permserie liegt und dass die Ueberschiebungsebene wellig verläuft; weiteres aber liess sich aus den Aufschlüssen nicht ableiten. Ich begab mich daher auf die Frontseite der Ueberschiebung, in das Val Trompia. a) Gardone, Marcheno, Meolathal, Bovegno. Man geht zweckmässig aus von dem festen Horizonte des alpinen Muschelkalkes, in welchen man oberhalb der Brücke von Marcheno an der Strasse, an der schon von Escher v. p. Lintu beschriebenen Stelle Tere- bratula vulgaris und globose Ammoniten findet. Bänke von schwarzen, feinkrystallinischen Kalken mit Spath- adern und grünlichen Mergel- und Sandmergelzwischenlagen wechseln mit Knollenkalken. Im Abschnitt Brozzo- Cimmo beginnt mit der schönen Cluse von Brozzo eine an unseren bernischen Jura erinnernde Tektonik. Bei der steinernen Brücke von Cimmo wird das Gestein mergelig und enthält massen- haft Terebratula vulgaris, eine richtige Terebratelbank. Weiterhin fällt das kühn geschnittene Profil des Marmentino auf, dann kommt Tavernole mit seinem Eisenhochofen. Bei Lavone steht Rauhwacke an. Sodann thut sich der grüne Thalkessel von Bovegno auf. Bei der Predondo-Brücke steht Porphyrit an, dann Zellendolomit und Gypsmergel am Val Meola. Damit sind wir aus dem Muschelkalke in den Buntsandstein eingetreten. Bei der genannten Brücke betreten wir. die Schlucht des Meolathälchens, wobei wir an Zellendolomiten und Gypsmergeln vorüber alsbald auf den Quarzphyllit und Serieitgneiss stossen. (Im Folgenden ist unter Gneiss immer auch der Phyllit mitverstanden.) Dort, wo sich eine kleine Seitenschlucht nach den Hütten S. Andrea hinaufzieht, lässt sich der Gneiss- contact besonders gut studiren. Hier ziehen sich die bunten Mergel und links davon die rothen Sandsteine, mässig eirca nach Süd fallend, hinauf und sind gut aufgeschlossen; darauf liegt die halb zerrüttete, in Blöcke zerfallene Stirn der Gneisssehubmasse (Textfig. 6). Einer der Gneissblöcke fällt durch starke Biegung und Grösse auf. Links kann man in einem Bachbette die Auflagerung des Gneisses auf den Sandstein !/, km weit verfolgen, wenn man gegen die oberste Hütte an der Waldeeke hinaufsteigt. Oben angekommen, sieht man auch rechtwinklig zu dieser Riehtung im Walde die gleiche Auflagerung, so dass die Ueberlagerung zweifellos l) Das Fallzeichen der Karte im Perm bei Vissone gehört in den Quarzphyllit. era ge und locale Verrutschung ausgeschlossen ist. Jener Stirnrand von Gneiss kann auch nieht ein Bergsturz sein, denn noch weiter östlich treten bei einem Bauernhofe anstehende Gneissfelsen hervor. Dadurch ergiebt sich hier eine Bedeckung von Sandstein durch Gneiss im Betrage von wohl 1 km. L Dass nun hier ein Schub stattgefunden hat, beweist ausser der Zerrüttung und Verbiegung des Gneisses die auf- u nelss fallende Zahl von Harnischen und Gleitfläehen mit Frietions- ä streifen. Während Sandstein und Mergel flach nach Süden ! fallen, fällt der Gneiss unter verschiedenen Winkeln nach Fig. 6. Stirnrand der Ueberschiebungsdecke von Norden; es ist deutliche Discordanz vorhanden. Gneiss im Meolathale, in ein Trümmerwerk aufgelöst. Von hier nach dem nahen Bovegno durchquert Unterlage Mergel und Sandstein des Buntsandsteines. man Mersel und Sandstein. Bovegno steht zum Theil auf einer alten Seiten- oder Endmoräne des ehemaligen Trompiagletschers, deren zahlreiche Oberflächenblöcke bei der im Gange befindlichen Strassencorrection zu Tage traten. b) Collio, Memmo, Fontane, Crocettepass, Grignathal, Bienno (Textfig. 7). Diese mit Führer zu unternehmende Tour durchquert die ganze Ueberschiebungsregion von Nord nach Süd. In der Schlucht kurz vor Memm o steht thalwärts fallende Rauhwacke und kurz darüber Buntsandstein an. Steigt man von hier aus auf der linken östlichen Seite des Valle della Torgola aufwärts, so stellt sich bald der stark gefältete Serieitgneiss mit Quarzlinien ein, der durchaus dem vom Meolathiale entspricht. Er ist dem Buntsandsteine deutlich aufgelagert. Noch vor den Hütten von Fontane und Tesa liegen auf dem Gneiss (9) permische Sandsteine und Conglomerate. In der Tiefe der Bachschlucht wird unter dem-Gneiss der Bunt- sandstein wahrscheinlich anstehen. Steigt man von der Casa Fornarina aus gegen den Punkt 1426 (Blatt Crocettapass 2049 Gyps- Permsand- mergel stein und l N Mellafluss u. Rauh- Conglo- Casa ' 650 m wacke Memmo merat Fontana 1 B \ 1 PZZ Perm Porphyrit Quarzphyllit und Sericitgneiss 1: 500.000 Fig, 7. Profil vom Trompiathal zum Crocettapass. Ueberschiebung von Serieitgneiss und Quarzphyllit auf Iriassandstein (schematisch). Bovegno 1:25000) und folgt von da aus dem Grate, welche die beiden mattenreichen und mit Hütten besetzten Bergmulden trennt, so bewegt man sich fortwährend in Phylliten und Serieitgneissen. Auf der Südseite des Trompiathales tritt der der grossen Windgälle etwas ähnelnde wilde felsige Blacca und der nach Curıonı dem alpinen Muschelkalke angehörige Mte. Alto, beide über 2000 m hoch, hervor. Rechts des Mellathales beherrscht die Bergwelt der Mte. Guglielmo, ein noch mehr verbreitertes Breithorn. Ueber 2 * ee ll 12 = dem geschlängelte Mellathal mit seiner da und dort frischgrünen Thalsohle winkt, von bläulichem Dunste ver- sehleiert, die lombardische Tiefebene herauf; ganz hinten erblickt man weit im Süden die (am 14. April 1901) schneebedeekten Gipfel des Apennins. Etwas weiter oben öffnet sich auch der Blick nach West, der untere Gardasee mit der langgestreckten Halbinsel Sermione glänzt herauf. Die aus Porphyr bestehenden Felsköpfe des Ippoferrate und des durch seine Permpflanzen bekannt gewordenen Colombine rücken uns näher und endlich erreichen wir den ersten zerklüfteten Porplyrfels, dessen saiger bis schwach Nord fallende Bänke in W 20° N streichen. Von hier aus nach NNO uns wendend, gelangen wir in sanfter Steigung auf die Passhöhe mit den Kreuzen, „Sette erocette“. Vorher schon treffen wir auf die sandigen Permschiefer und eine bunte (rothe und grüne) Porphyrbreceie. Vor uns nach Norden breitet sich eine weite Schneemulde aus. Von dem hier entspringenden Rio Grignetta ist nichts zu sehen, erst weiter unten tritt der Bach zwischen 6 m mächtigen Schneewänden hervor. Der Schnee macht in diesem sehneereichen Frühjahre jede Beobachtung unmöglich, es lässt sich dabei nicht ent- scheiden, ob Perm nach Taramzını's Karte (was ich für das Wahrscheinlichere halte), oder Buntsandstein nach Curıonı die Mulde erfüllt. Am Ausgange derselben bei eirca 1770 steht Sandstein an. Weiter unten im Grigna- thale fand ich an 2 Stellen den wulstigen braunrothen Serieitquarzit von Corna bei Darfo, den ich für per- misch halte. Die eine ist abwärts der Casina veechia 1431 m im Grignathale an einem steilen Fuss- pfade, wo auch graue Phyllite mit gerippelter Oberfläche und Sandsteine anstehen, die andere noch weiter abwärts an der Einmündung des Travagnolabaches bei Malga Seza, wo das Strässchen eine bedeutende Ausbiegung nach Osten macht. Streichen NNW. Da die zwischenliegenden Sandsteinmassen wohl auch Perm sein könnten, so neige ich mich zu der Meinung, dass im unteren Grignathale das Perm mehr Raum einnimmt, als die Karten angeben. Bei Malga Seza hat ein Bergsturz hauptsächlich von Gletscherschutt stattgefunden. Das Grignathal ist ein langes, fast unbewohntes, ernstes Waldthal, in dessen Tiefe die Grigna rauscht. So viel schönen Wald sieht man nirgends in der Gegend, man wird an gewisse Schwarzwaldthäler erinnert. Jenseits des Camonicathales öffnet sich ein schöner Einblick in das Loziothal: links der noch schnee- weisse Mignone (1742 m) und die zerrissene Cima di Camino (2492 m), rechts Pratotondo (1340 m) ob Breno; keck springt der Corno del Dente hervor. Graue und rothe, grob- und feinkörnige Sandsteine und Conglomerate sind im Grignathale die herrschenden Gesteine. Die braunrothen Sandsteine bilden grosse, klumpige Felswände, deren Bänke oft griffel- förmig verwittern und zerfallen. Erst kurz vor Bienno tritt bunter Mergelschiefer, d. h. oberer Buntsand- stein auf. Zusammenfassung. Zwischen unterem Camonicathale und Chiese-, bezw. Caffarothale tritt eine Complieation in der Tektonik ein, indem Serieitgneisse, Quarzphyllite, Perm (Walchiaschiefer, Sandstein) und alpiner Buntsandstein, auf Perm und Buntsandstein (Sandstein, Rauhwacke, Gypsmergel) aufgeschoben sind. Ein grosser Theil der Uebersehiebung fällt auf die sogenannten Camunischen Alpen (Alpi Camonie der italienischen Karte), man kann jene daher als die camunische Ueberschiebung bezeichnen. An der Ueberschiebungsscholle sind untersucht worden der südliche Stirnrand (im Trompiathale) und der westliche Seitenrand im Camonicathale. Die Breite des Stirnrandes beträgt 15 km, des westlichen Seiten- randes 6,5 km. Letztere Zahl stellt den thatsächlich nachgewiesenen maximalen Ueberschiebungsbetrag dar. Bei Collio sinkt er wegen starker Denudation auf ea. 2 km herab. Die Auflagerung der Serieitgneisse auf die jüngeren Gesteine wurde am Westrande, von Zoncone an der Trobioloschlucht bis Pian Cammuno constatirt, wo sie bald unter der Thalsohle verschwinden, aber noch bis Fueine bei Darfo sich verfolgen lassen. Im Trompiathale wurde die Auflagerung in der RR, De Meolaschlucht (S. 11, Fig. 6), 2km senkrecht zum Stirnrande, und im Val Torgolo (Fig. 7) constatirt. Dagegen wurde sie im Osten und im Norden erst während des Druckes dieser Abhandlung untersucht, worüber im Nachtrag berichtet werden soll. Das Hauptglied der Ueberschiebungsdecke ist Quarzphyllit und Serieitgneiss, die nicht von den entsprechenden Gesteinen im oberen Camonicathale, Veltlin (Südseite), Lugano, Reeoaro unterscheidbar sind. Auch mit der Phyllitzone des Berner Oberlandes zeigen sie die grösste Analogie, es ist diese Zone überhaupt eine der eonstantesten der Alpen). In der ganzen Breite der Ueberschiebung sind diese Deekengesteine durch eine gross- artige Denudation entblösst, wozu die vielen Porphyritdurchbrüche wohl mitgeholfen haben werden. Um so charac- teristischer ist eine Sandsteinrippe (Buntsandstein nach TarameLzı und Üuvrıons), welche vom Muffetto (2071 m) über Corniolo (1762 m) nach la Colma (1886 m) sich erstreckt. Die permischen Sandsteine und Conglo- merate der Ueberschiebungsdeeke vermochte ich, wo die Walchienschiefer fehlen, nieht von den Untertriassand- steinen und ÖConglomeraten zu trennen. Soweit meine noch nicht abgeschlossene Untersuchung reicht, scheint eher Bruchüberschiebung nach Art unserer wurzellosen Ueberschiebungsklippen (Yberg ete.) als Faltenüberschiebung vorzuliegen. Für erstere Annahme spricht der durch den Schub zerrüttete, halb aufgelöste Stirnrand der Ueberschiebungsdecke zu St. Andrea im Meolathale mit seinen Rutschflächen, Harnischen, Frictionsstreifen, Verbiegungen. In der Basis der Ueber- schiebung fand ich die Lagerung normal, ein Mittelschenkel war bis jetzt nicht zu constatiren. Die Ueberschiebungsebene am Seitenrande (Camonieathal) ist nieht eine ebene Fläche, sondern sie ist, wie oben ausgeführt, wellig: zuerst vom Stirnrande aus nach Norden ansteigend, dann rasch absinkend. Dadureh unterscheidet sie sich von der der Glarnerschlinge, wo sie wie mit dem Lineale zugeschnitten ist, nähert sich dagegen der der Giswylerstöcke?). Dieselbe Erscheinung des Ansteigens nach Norden oder Ab- fallens gegen Süden ist auch am Stirnrande der Trompiathalseite zu beobachten, sie scheint daher die ganze Südfront der Ueberschiebungsregion zu beherrschen. Von Norden her sind wohl die Sericitgneisse über die jüngeren Sedimente hinübergestossen worden. Das mächtige Adamello-Massiv mit seinen Ausläufern Frerone, Alta Guardia, scheint dabei die Rolle eines stauenden Hindernisses gespielt zu haben, denn es stimmt seine Breite (ca. 20 km) recht gut mit der Breite der Ueberschiebungsscholle überein. Dieser massige Granitklotz zwang hier einen an ihn hingepressten Scherben der Erdrinde, sich, nach erfolgter Spaltung, auf der schiefen Bruehfläche über die Unterlage nach Süden vorzuschieben. Ueberschiebungen sind hauptsächlich auf der Nordseite der Alpen bekannt, fehlen aber der Südseite nicht. Für diese gab Bırryer ?) eine kurze Zusammenstellung. Die hier beschriebene wird wohl zu den bedeutendsten auf der Südseite gehören. Sonstige Verwerfungen. Die bedeutendste gewöhnliche Verwerfung ist die von S. Vigilio, einem 580 m über der Thalsohle des Camonicathales gelegenen Kirchlein. Wie Textfig. 9 zeigt, ist der mächtige obere Muschelkalk am Buntsandstein um einige 100 m verworfen, andere Autoren führen hier keine Verwerfung an. Bei Castelfranco stehen die Gypsmergel des oberen Buntsandsteines an, derselbe Horizont, in dem die benachbarten Gypsfelsen von Volpino liegen (vgl. die Karte). Hier hat, wie die Textfigg. 10 und 11 zeigen, Quarzporphyrit den auf ca. 60 m Höhe anstehenden Gyps durchbrochen, und in der Tiefe der Gypsmasse steht „Volpinit“* (Anhydrit) an. Wa a Torsauist (das vicentinische Triasgebirge) für die Phyllite von Recoaro hervorhebt, ihre Gleichförmigkeit bei ungestörter Lagerung, die nach ihm gegen Dynamometamorphose und für archäisches Alter sprechen, das gilt auch für unsere Ueberschiebungsdecke, daher ich auch für sie eher archäisches Alter annehme und dasselbe für unsere entsprechenden alpinen Gesteine nicht ausschliessen möchte. 2) Dr. Hucı: Die Giswylerstöcke, bernische Inauguraldissertation. 3) Ueberschiebungserscheinungen in den Ostalpen. Verh. d. österr. geol,. Reichsanst. 1894. ange e> - 14 Diese Gypsmergel trifft man beim Aufsteigen weit oben auf der anderen Seite der Verwerfung wieder an. Der unmittelbare Contact von Buntsandstein und Muschelkalk ist verdeckt. Die Fortsetzung dieser Verwerfung nach Norden ist nieht verfolgt worden, möglicherweise stehen Ver- S. Vigilio 797 m 679 m NW so — —— — Rother Schiefer —— on B. Sandsteinschiefer Servino und graue Quarzite Grauer glimmeriger Schiefer Rother Thonschiefer — > 2 GelblicheMergel u. sandiger grauer Kalk GE DI GIS Grauer Sandstein 2, CE As Alpiner rother und grauer Buntsandstein Fig. 8. Detailprofil des Servino bei S. Vigilio am Camonicathale. S. Vigilio Punta Cuvolo 1412 797 679 Camonicathal 215 Rothe —= Sandsteine —— Conglome —— und Gerollhalden und. ns Eu h BE > 5 Gletscherschuft meter --.- der uat Trias nein 7 fohere AbtberfeRs —— SesmE? NEE des Servıno an Thalsohle des Camonicathales Castelfranco 326 Fig. 9. Verwerfung bei S. Vigilio, Volpino Camonicathal Alte Kirche bei Volpino Gypsmergel des alpinen Buntsandsteines . Casina Malpensata Camonicathal 195 m Fig. 10. Die Gypsfelsen bei Volpino von Pisogne aus. P Quarz- Fig. 11. Quarzporphyrit, 15 m mächtig in Gyps des oberen Buntsand porphyrit. steines aufsetzend, bei Volpino. et = enlll werfungen an der Presolana mit ihr in Verbindung. Nach Süden zu könnte die Verwerfung im Trobiolo- thale (Buntsandstein an Servino) eine Fortsetzung bilden. Die Sprunghöhe beträgt hier 2—300 m. Eine weitere Verwerfung wurde auf dem rechten Ufer des Dezzo bei der Brücke von Terzano be- merkt, ferner bei Covelo nördlich von Iseo am Höhlenfelsen, wo auch auffallende Biegungen vorkommen, endlich bei Grinaghe. Nach Vico!) und Lersıus verliefe eine Faille (die Rauhwacke in Contact mit Sandstein brachte) aus der Gegend von Grinaghe nach dem Val Trompia hinüber. Ich zweifle nicht, dass ich noch manche Verwerfung übersehen habe. Die Annahme einer Blattverschiebung im oberen Seetheile oder unteren Camonicathale halte ich nicht für erforderlich, auch nieht die Auffassung, als wäre die Isola eine von Verwerfüngen begrenzte Scholle. Um die Formationen auf beiden Seiten des Sees und Camonicathales in Verbindung zu bringen, genügt eine mehr weniger kräftige Verbiegnng, die allerdings sich als Tendenz zu beginnender Transversalverschiebung darstellt. III. Die Gesammttektonik des Gebietes. (Taf. I, II und III.) Im Ganzen haben wir einen antiklinalen, bezw. isoklinalen Faltenbau. Nachgewiesen sind mehrweniger vollständig 4 Antiklinalen, nebst den entsprechenden Mulden. Sie sind, soweit sie beobachtet wurden, auf der Karte verzeichnet, Die Axen derselben laufen unregelmässig, im Allgemeinen NW—SO und WNW—0S0. Ausser dieser Faltungsrichtung ist eine zweite SW—NO und WSW—-ONO gerichtete vorhanden, von ihr wird später die Rede sein. 1) Erste Isoklinale: Südhang des Mte. di Grone, Canzano, Predore, Polaveno; eine nach Süd überkippte, zum Theil auch aufrechte Falte (nicht Flexur verschiedener Autoren); wurde schon oben be- schrieben; geht zum Theil in Faltenverwerfung über (Predore). 2) Synklinale des Monte Sarezano (vergl. Querprofil Taf. I). Ihre Fortsetzung ist die Isola. Die- selbe scheint eine nach Westen fallende grosse Platte darzustellen. Sieht man aber auf der Westseite, mit Abstraction von den Terrassen, genau zu, so ergiebt sich, dass die Schichten an der Nordspitze nach Süden, an der Südspitze nach Norden fallen (Textfig. 14), worauf gestützt, ich eine flache Mulde annehme. Dieselbe setzt, immer im Lias, auf die Ostseite des Sees hinüber und geht nördlich des Grandinale durch (Querprofil Taf. T). 3) Dritte Antiklinale: Bei Parzanica prächtig aufgeschlossen; wurde S. 8 sehon besprochen ; setzt über den See herüber in den Mte. Redondone (Querprofil 2, Taf. II). 4) Synklinale von Sale-Marasino läuft nördlich des Redendone durch. Die fruchtbare Nische von Sulsano-Sale ist, wie Taf. I, Fig. 1 zeigt, eine sehr regelmässige flache Synklinale mit Aufwölbung in der Mitte. Der Nordrand steigt dann allerdings in der Conicolo-Distel-Kette steil empor. 5) Grosse Keuperantiklinale des unteren Borlezzathales und Mte. Pora-Massives (Quer- profil 1 Taf. I). Descke?) hat sie schon im Profil gegeben. Ihr Südschenkel sinkt am Mte. Bogno nördlich von Riva di Solto steil ab (was aber noch keine eigentliche Flexur bedingt), während der Nordschenkel am Mte. Erbanno bei Darfo sich allmählicher verflacht. Diese Antiklinale ist aber wieder in sich gebogen. Man sieht auf dem Querprofil Taf. I, Fig. 1, dass Corna 1) Porfiriti del Guglielmo. R. Ist. lomb. 1896. 2) Neues Jahrb. 1885. Beilageband III. t. 9. £. 1. Denen lunga und Mte. Grioni eine Theilmulde darstellen, deren Fortsetzung auf der Ostseite des Iseosees wohl im Synklinalkamme des Guglielmo zu suchen ist. Hieran schliesst sich nun an die grosse Synklinale von Breno, bezüglich deren ich auf CozzAacuıo verweise!),. Nach diesem Autor streicht dieselbe aber nicht nach NW, sondern nach ONO, muss also einem anderen Faltensysteme angehören. In der That sind bei Breno alle Streichlinien nach eirca ONO gerichtet. Hiernach ist also ein etwas verbogener Faltenbau erwiesen, dessen allgemeine Richtung, von eirea Nordwest nach Südost, übereinstimmt mit der Begrenzung des Aussenrandes an der lombardischen Ebene. Selbst die einen südlichen Gewölbschenkel bildende, weit vorgeschobene tertiäre Hügelkette des Mte. Orfano (im Süden unserer Karte) folgt genau dieser Richtung. Diese Richtung entspricht der schon am Lago maggiore beginnenden und besonders von Leeco ab deutlicher hervortretenden Tendenz der Leitlinien zu NW—SO gerichtetem, etwas geschlängeltem Verlaufe, der erst am Gardasee und bei Verona einer anderen Tektonik Platz macht. Ausser dieser Hauptfaltung ist aber in unserem Gebiete noch eine zweite vor- handen, die im Ganzen von WSW nach ONO verläuft. Hierzu gehört die Mulde, welche die Berge der rechten Oglioseite bei und unterhalb Sarnico mit dem Isoklinalkamme des 652 m hohen, südlich des Sees liegenden Mte. Alto bildet. In ihr liegt der westliche See- zipfel bei Sarnico. Der Untergrund der Franeiacorta bildet, wenn man die Schichtenstellungen bei Pro- vaglio, Borgonato und Mte. Orfano ins Auge fasst, ein in der obigen Normalrichtung (NW SO) schwach gefaltetes Gebiet oder, wenn man die Altokette mit den Liasbergen bei Provaglio verbindet, ein erodirtes ganz flaches Gewölbe in SW—NO-Richtung. Hierher gehört ferner ein System von Sätteln und Mulden, welches an der südlichen, randlichen Ueber- kippungszone Platz greift, derartig, dass seine Mulden- und Sattellinien annähernd senkrecht zum Rande stehen (vgl. die Karte). Im Folgenden sind sie aufgezählt: a) Die SW : NO streichende grosse Mulde von S. Antonio; b) Isoklinales Gewölbe des Mte. Grone mit SW : NO -Streichen. Im Gewölbkern steckt das Rhät von Dumengoni mit dem einförmigen Schichtenfalle nach NW. ce) ?Isoklinale Mulde von Forno bei Adrara S. Roceo nach dem Col Dadine. d) Bronzoneantiklinale, streicht ONO: WSW. Fig. 12 stellt sie nach Fernrohrbeobaehtungen von Osten gesehen dar. Gestrichelte Linien bedeuten hypothetische Verbindung. e) Kleine Mulde oder flache Einbiegung des Gioeo-Colognolathälchens. Indem auf diese Weise der Rand von Zeit zu Zeit muldenförmig eingedrückt oder quergefaltet ist, com- plieirt sich seine Tektonik bedeutend. Es kommen aber Querfaltungen auch im nordwestlichen Theile unseres Gebietes vor. Hier ist zunächst die schon erwähnte Mulde von Breno anzuführen, welche CazzAcLıo zufolge eirea ONO-Riehtung hat. Vom Mte. Alto des Camonicathales zog sodann Dercke?) ein interessantes Querprofil in nordwestlicher Riehtung nach dem Mte. Par& bei Clusone. Aus ihm ergiebt sich, dass die auf Taf. I dar- gestellte NW : SO verlaufende Antiklinale des Mte. Alto und Mte. Pora [die wir oben unter 5) beschrieben], auf der anderen Seite in eine Mulde mit SW : NO gerichteter Axe übergeht, welche also rechtwinkelig zu der hier sonst üblichen Muldenriehtung verläuft. Sie ist durch die Punkte Mte. Varo, Scanapa, Tangine gegeben; 1) l. ce. pag. 25 und t. I, Sezione B. All zomt 902! 1 — ihr zugehöriger Sattel durch Motta di Blum und Motta Presolana. Es liegt demnach diese Mulde dem Aufbau der Presolana (2511 m) zu Grunde. Schon DEEckE schreibt dieser Col d’Oreggia Bronzone 1334m 4 [0 7} Faltenrichtung eine allgemeine Be- deutung zu, da er sie südlich der Arerakette bis jenseits Val Brembana, z. B. bei S. Gallo und anderen Orten verfolgen konnte. Auch das Val Trompia scheint mir nach dem, was ich dort gesehen, die doppelte Faltenbildung Fig. 12. Antiklinale des Bronzone von Vigolo aus. Nordflügel in Folge von Klüftung scheinbar überkippt. aufzuweisen. Auf der Nordseite der Colle Dadine 975 m A Bröonzone 1334 m Alpen ist diese Erscheinung schon länger bekannt, sie tritt grossartig im Adula-Massiv auf und wurde von BURkEHARD in den Wäggithal- Klönthaler Bergen der Ost- schweiz nachgewiesen. Ueberblieken wir nun das ganze Gebiet zwischen Chiesethal im Osten und Serianathal im Westen, so zerfällt es tektonisch in 2 Theile: 1) Das Ueberschiebungsge- biet, im Westen vom Camoniea- thal, im Norden vom Frerone- Massiv, in Süden von Val Trom- pia, im Osten vom Chiese be- h : Fig. 13. Schichtenstellungen am Bronzone, von Adrara S. Martino aus. grenzt. Diese Ueberschiebungsdecke S Hütten von Serle A in Fig. 12 und 13 entsprechen sich. ist ungefaltet bezw. nurschwach wellig. 2) Ein Faltensystem, welches von NW nach SO verläuft, von Westen her an die Ueberschiebung heran- tritt, sich südlich davon bis zum Chiese durchzieht, wo die Falten sich nach Nordosten umbiegen. Am Süd- rande findet Ueberkippung nach Süden statt. 3) Ein weiteres System von SW—NO gerichteten Falten, welcher Richtung Verwerfungen entsprechen wie die von S. Vigilio und Trobiolothal. Weitere Studien werden vielleicht über die zeitliche Entwiekelung dieser Tektonik Aufschluss geben, be- sonders darüber, ob ein Altersunterschied in der Faltung besteht, und wie sich die Ueberschiebung zeitlich zu den Faltungen verhält. Geolog. u. Paläont. Abh., N. F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 2. 3 — 8 — 12 IV. Die rückläufigen Terrassen und Moränen am Iseosee. (Vergl. Taf. I, Fig. 1, 2 und Textfig. 14—16.) Mitten im See, einen Hauptreiz desselben bildend, liegt die „Isola“ mit ihren Fischerdörfern und dem hoch aufragenden, von einem Kirchlein gekrönten Monte Isola (414 m über dem See). Nur Liaskalke bilden die Insel (oberhalb Peschiera unterer Lias von A. Tornquist durch Arietites geometricus eonstatirt). Die Schichten bilden im Allgemeinen eine flache, in sich selbst wieder etwas wellige Mulde mit sanftem Falle gegen Westen. Man beachte die Schichtenstellungen auf der Westseite am Wasserspiegel. Steiler Absturz gegen Ost und Süd, flacher Abfall gegen Nord und West. Letztere Westseite mit ihren schönen Terrassen ist in Textfig. 14 dargestellt. Hier fiel mir schon frühzeitig ein Ansteigen (statt Abfallen) gegen Süden auf, wie man es am Bester aus einiger Entfernung, z. B. von Tavernola oder noch besser von Vigolo aus sieht. Da die Karte in 1:25000 hier schematisch und mangelhaft ist, auch der Maasstab nieht ausreicht, so habe ich für einige der wichtigsten Terrassen Höhenguoten mit dem Aneroid bestimmt. Dabei zeigte es sich, dass die Anzahl der Terrassen grösser ist, als man von Weitem glaubt, und dass manche derselben nicht so regelmässig aushalten, wie man wünschen möchte. Trotzdem hat die Detailuntersuchung den Eindruck von Weitem bestätigt und befestigt, wie im Folgenden dargelegt werden soll. M“ Isola 393 Castello Martınengo 296 ı IE R=Oasa Rodont c 12 Casatroce Ss Ss Iseosee 185 m Ss Fig. 14. Westseite der Insel im Iseosee mit nach Süd ansteigenden rückläufigen Glacialterrassen. /—IX Terrassen. S Schichtung. Man kann 9 Terrassen unterscheiden (in Wirklichkeit sind es noch etwas mehr), ihre Höhendifferenzen wurden mit einem Aneroid von Usterı und RrinAcHer in Zürich (früher GoLpschmiv) bestimmt und die Werthe an die Höhenquoten der Karte (185, 296, 558, 599) angeschlossen. Temperatureorreetion wurde vorgenommen. Terrasse I, Felsterrasse ohne oder mit wenig Gletscherschutt, steigt sehr deutlich, schneidet die Schiehtung, kann also nicht auf Verwitterung und Tektonik beruhen. Terrasse II steigt von Dorf Siviano gegen Mensino ganz schwach an. Terrasse III, in Gletschersehutt, steigt von Siviano (Kirche) gegen Castello Martinengo, wo in- dessen 4 kleine Terrässchen auftreten. Bei Verbindung mit dem Castellhügel beträgt die Steigung 30°m auf 1,7 km Länge. Dies entspricht 1° oder 1,8 Proz. Terrasse IV von Sensano. Der nördliche Anfang und der Verlauf bleibt wegen Unterbrechung etwas zweifelhaft, scheint, besonders von Sensano nach Süden ebenfalls zu steigen. Oberhalb Sensano liegt auf Be 19 einer Terrasse eine schöne, ca. !/, km lange und 15 m hohe, durch gekritzte Geschiebe und Blöcke (meist localer Natur) gut characterisirte Wallmoräne (Textfig. 15), welche normal südwärts fält. Am Südende ist sie durch eine Kiesgrube gut aufgeschlossen; die hier hervortretende rohe Schichtung deutet auf den Sehuttkegel eines Gletscherbaches Terrasse V, steigt mit ungefähr 2° (Boussolen- bestimmung, Mittelwerth). In Gletsehersehutt, der über- haupt oberhalb Sensano immer stärker hervortritt. Terrasse VI von Masse. Steigt von Dorf Masse bis unterhalb Casa Croce um 46 m mit 2° Neigung. Terrasse VII, steigt von Cure deutlich nach Süden an und geht oberhalb Casa Croce (Crus im Dialeet, mit No. 12 bezeichneter Stall) hindurch, um sich alsdann in mehrere kleine übereinanderliegende Terrassen Fig. 15. Querschnitt der Moräne bei Sensano. aufzulösen. Terrasse VIII von Casa Rodont (in der Nähe eine gelbliche Bodenentblössung). Neigung ea. 2—3 (Boussolenbestimmung.). Terrasse IX unter der Spitze, steigt vom Hof Cleme auf der Nordseite bis zum Roceolo bei 558, um 50 m, was 2°51‘ oder 3,6 Proz. entspricht Hieraus ergiebt sich Folgendes: 1) Die Terrassen liegen allermeist in Gletschersehutt, es sind Glacialterrassen !), keine Kiesterrassen, nur hier und da durch Erosion der Gletscherbäche etwas ausgehöhlt, z. B. oberhalb Sensano, unterhalb Cure bei Masse, wodurch sogar local eine scheinbare Abdachung im entgegengesetzten Sinne, d. h. nach Süd erzeugt werden kann. 2) Die Terrassen überqueren die Schichten und sind daher keine an dieselben gebundenen Verwitterungs- terrassen. 3) Sie steigen nach Süden an, sind also rückläufig, wie der Augenschein von Weitem ?) sowie die Messung mit der Boussole und dem Aneroid ergeben haben. 4) Sie sind aber ungleich geneigt und zwar sind die oberen Terrassen (IX, VIII, VII, VI) stärker geneigt wie die unteren II, III, IV, am stärksten geneigt ist I. Die Moräne bei Sensano zeigt normales Abfallen nach Süden. Wenn hierbei auch die einzelnen oben angeführten Ziffernwerthe nicht ganz genau sind, so wird doch das allgemeine Resultat, wie ich glaube, nieht dadurch beeinträchtigt. Die Verhältnisse unter 4 scheinen in folgender Weise interpretirt werden zu können: Da die Isola-Terrassen der letzten Eiszeit angehören, so hat sich die Insel zu dieser Zeit gesenkt, es hat aber die Senkung allmählich zugenommen, da II, III weniger rückläufig sind wie die oberen Terrassen, welch letztere der Senkung länger unterworfen waren. Die Terrasse I müsste einer älteren Eiszeit angehören oder eine ältere Flussterrasse sein,| ihre Senkung muss noch früher begonnen haben, zu einer Zeit, wo die anderen Terrassen noch gar nicht existirten. 1) Terrassirung in Gletscherschutt ist eine ziemlich häufige Erscheinung. So besitzt die Moräne von Martinello (Ostseite des Amphitheater) 3 Terrassen, auf deren oberster ein kleiner Gletscherteich und viele Blöcke sich befinden. 2) Die geringe Neigung erklärt, dass viele Geologen sie übersehen haben; auch meinem Begleiter, Herrn Morsus, ist die Rückläufigkeit der Terrassen und Moränen nicht von selbst aufgefallen. 5 * — 85 — 125 20 Andere Beweise für die Rückläufigkeit. Wenn im Bereiche der Isola eine Senknng stattgefunden hat, so muss sich dies auch aus der Schrammenrichtung ergeben, und in der That steigen die etwas verwitterten, aber deutlichen Schrammen am Pfade oberhalb der Casa Rodont nach Süden an. Desgleichen am Wege zwischen Siviano und Cure unter 30% Ansteigende Schrammen kommen ja nun wohl auch an recenten Gletschern vor, z. B. am unteren Grindelwaldgletscher; aber doch wohl nur, wo der Gletscher local sehr eingeengt wird; hier ist dies aber nicht der Fall. Sind die Terrassen rückläufig, so müssen es auch die in gleicher Breite gelegenen Bergmoränen der letzten Eiszeit sein. Nun haben wir glücklicher Weise ea. 620 m über dem See im Becken von Sulsano eine aus- Croce di Pezzolo 900 1094 M. Redendone 1144 gezeignete Bergmoräne, die sich 4 km 1 lang aus der Gegend von oberhalb Casa Verzano bis Casina Dosse oberhalb Colarino verfolgen lässt. Am schönsten ist sie zwischen (©: Dosse und ©. Breden ausgebildet (vergl. Textfig. 16) Hier bildet sie, 750 m lang und im Mittel 27 m hoch, einen stattlichken, von prächtigen Granit-, Hauptdolomit-, Buntsandstein-, ® See Gneiss- und anderen bis 2 ebm hal- B Casina Breden 812 Torrente di Portazzolo tenden Blöcken gekrönten Wall. Der- Fig. 16. Rückläufige Bergmoräne der jüngeren Eiszeit (Colarinomoräne). selbe fällt nach aussen mit ca. 31°, nach innen weniger steil ab. Bei Breden ist die Moräne nieht mehr scharfkantig am Scheitel, sondern wahrscheinlich in Folge von Gletscher- oscillation oben abgeplattet und nach unten terrassiert. Eine genaue Ziffer für das Ansteigen zu geben, ist mir nicht möglich, es mag ungefähr gegen 6 Procent betragen. Prächtig übersieht man von Punkt 558 der Isola oder von der Spitze derselben diese Verhältnisse. Klar und scharf erscheint der ganze Verlauf der Bergmoräne, das nördliche, eher horizontal (statt absteigend) verlaufende Stück, dann das westliche, mit ea. 3 !/, (Boussolenbestimmung) ansteigende Unter dem Redondone durch, als Fortsetzung der Moräne, ist sodann die alte Gletschergrenze deutlich dureh einen scharfen Terrassenrand einer vermuthlich im anstehenden Fels liegenden glacialen Erosionsterrasse markiert, die gleichfalls nach Süden ansteigt ınd die Sehiehtung schneidet. Auf Textfig. 16 ist diese Terrasse nur am Rand markiert. Somit ist hier auf 1,6 km die alte Gletschergrenze als horizontal oder anstejgend festgelegt. Südlich des Redendone aber erreicht das Ansteigen sein Ende, denn an der Pallazzina oberhalb Iseo fällt die Fortsetzung jener Linie wieder normal nach Süden unter ca. 2° (Boussolenbestimmung) !). Sollte die Rückläufigkeit nicht an der oberen Blockgrenze zu finden sein? Dieselbe ist von Dr. B. Morsus bestimmt worden, allerdings nicht detaillirt genug, um die Frage beantworten zu können. Eines tritt hervor, nämlich in der Gegend des Guglielmo liegt ein Bruch der Linie, in dem der Abfall plötzlich ein beträchtlich steilerer wird, und dieselbe Erscheinung zeigt sieh auf der westlichen Seeseite (vergl. Taf. I, Fig. 1 u. 2). Wir werden später bei Anlass des Problemes der Seebildung auf die Bedeutung all dieser Erscheinungen zurückkommen. 1) Weiteres hierüber siehe im Nachtrag: Notiz über rückläufige Terrassen im Becken von Sulsano. 2 a V. Beiträge zur Entstehung des Iseosee-Beckens. Aus dem vorigen Abschnitte hat sich ergeben, dass im Bereich der Isola, im mittleren Theile des See- beckens, die glacialen Terrassen nach Süden ansteigen, statt zu fallen, woraus auf eine Senkung zur jüngeren Glaeialzeit oder Postglaeialzeit geschlossen wurde. Bestätigt wurde dies durch das entsprechende Verhalten der jüngeren Bergmoränen und Terrassen auf dem linken, östlichen Seeufer. Indem wir diese Senkung für die Bildung des Iseosee-Beckens verwerthen, kommen wir zu dem Resultate, dass sie hierbei einen mitwirkenden Factor darstellt. Man verdankt dem Ingenieur F. SarmosracHı die Vermessung des Seebeckens, welche nach dem un- schraffirten offieiellen Kartenblatte Breno in 1:100000 für unser Kärtchen benutzt wurde. Auf dem Querprofile, Taf. I, Fig. 1, ist der Seeboden danach eingezeichnet. Nach SarmosracHı!) hat die Mittellinie des Sees eine Länge von 24,8 km, Maximalbreite 4,5; Maximaltiefe 250,7 (also 65,7 m unter dem Spiegel des Mittelmeeres) ; mittelere Tiefe 123 m. Die Hauptversenkung des Sees stellt eine 237—250 m unter dem Seespiegel befindliehe Ebene dar, von der auf beiden Seiten die Felsen wandartig ansteigen, wie es uns auch vom Urner See her bekannt ist. Der tiefste Punkt des Troges mit 250,7 m liegt vis-a-vis des Nordendes der Isola. Von da ab steigt er ganz langsam, am Südende gegenüber der Isoletta S. Paolo stärker. Diese stellt einen untergetauchten Theil der Isola dar, mit der sie unter dem Wasser zusammenhängt. Es coineidirt also in der That die Südbälfte des Troges und die grösste Seetiefe mit der Zone der rück- läufigen Terrassen und Moränen. Wie weit erstreckte sich diese Senkung nach West und Ost? Westlich haben wir in 8 km Entfernung den Lago di Endine im Cavallinathal, der früher viel- leicht bis Grone hinunterreichte Seine Terrassen habe ich nicht untersucht, möglicher Weise ist hier die Senkung nachweisbar, noch weiter westlich, im Serianathal ist kein Seebecken enthalten In östlicher Richtung zeiet das benachbarte Trompiathal gleichfalls kein Seebecken. Daraus scheint zu folgen, dass die Senkung im Iseo-Becken eine zunächst local begrenzte war und erst im Beeken des Garda- und Leecosees wieder zur Geltung kam. Eine eigenthümliche Erscheinung ist das die Isola im Osten begrenzende Seebecken von Sale mit den Merkmalen eines Flussarmes und einer Maximaltiefe von nur 95 m. Merkwürdig ist der Steilabsturz im Norden gegen das Hauptbecken (vergl. Sarmosrasurs Karte). Sollte hier einstens ein von Süden kommender Fluss durch den gebogenen Kanal zwischen Isola Loretto und dem unterseeischen Felskopf (71 m) hindurch sieh in den Hauptfluss ergossen haben ? Was nun den Ursprung des Seebeckens anlangt, so schliessen wir uns der Ansicht an, dass hier, wie bei anderen oberitalienischen Seen, ursprünglich ein Flussthal vorhanden war. Dafür sprieht die S-förmige Gestalt, der Parallelismus der Ufer, der allmähliche Uebergang ins Camonicathal und beidseitig sich entsprechende alte Thalböden. Bei näherer Betrachtung des Beckens zerfällt es naturgemäss in drei Abtheilungen: einen oberen nach NNO gerichteten, einen mittleren nach SSO und einen unteren in fast ostwestlicher Curve verlaufenden Theil. Es fragt sich nun: Sind diese Abschnitte tektonisch beeinflusst gewesen ? 1) Contributo alla limnologia del Sebino. Milano 1597/98. Mit Karte. Bear Der unterste Theil bei Sarnico liegt in einer durch Erosion vertieften Mulde, desgleichen mag der oberste Theil des alten Beckens bei Esine und Breno synklinal beeinflusst sein!). Der mittlere und obere Theil des Beckens sind Querthäler. Ob hierbei Spalten mitgewirkt haben, möchte ieh nieht unbedingt verneinen, es scheint mir aber wenig wahrscheinlich. Dass das Rhät, vom rechten Seeufer aufs linke herübersetzend, erst 2!/, km weiter unten bei Marone herauskommt, erklärt sich durch eine kräftige Verbiegung, deren Annahme durch das flache Rhätgewölbe bei Fornace nördlich Marone unterstützt wird. Die Verhältnisse liegen hier anders wie am Leecosee, der nach PhıLippr?) ein Spaltensee ist. Die Stufen streichen im Ganzen in nordwest-südöstlicher Richtung regelmässig über den See weg, und die Tektonik des linken Ufers ist von der des rechten nicht prineipiell verschieden. Parallelspalten zum mittleren Thale des Sees habe ich bis jetzt nur wenige auf kurze Erstreckuung gesehen, z. B. im oberen Trobiolothal und bei der Höhle von Coveno bei Iseo; die S. Vigilio-Spalte dagegen schneidet das alte Seebecken. Die Denudation dureh den Gletscher hat unzweifelhaft einen Antheil an der Ausgestaltung des Beckens; sie ist aber kein Hauptfaetor. Die Eisdenudation ist für mich ein reeller Factor, für dessen Betrag ich im Molassengebiet aus der Mächtigkeit der localen sandigen Grundmoräne Werthe gegeben habe. Ein Eisstrom von 800 m Dicke vom Thalboden bis zur Bergmoräne von Golarino konnte nicht ohne Wirkung bleiben, er hat die Wandungen abgeschliffen, die Form des Beckens beeinflusst. Dagegen glaube ich nicht, dass er den 250 m tiefen Seetrog ausgekolkt hat aus drei Gründen: 1) Handelt es sich nur ganz untergeordnet um wirklich mürbe, weiche Schichten (Rhät z. Th.), dagegen meist um harte, widerstandsfähige Kalke. 2) Insbesondere ist der tiefe Seetrog nieht an die weichen Lagen des Rhät geknüpft, sondern liegt ebensowohl im harten Hauptdolomit, wie in harten Liaskalken. 3) Nördlich der Isola liegen mehrere kleine, felsige Inseln, die theils über den Seespiegel emporragen, theils unter demselben sich befinden. Die Felseninsel Loreto fällt gegen den tiefen Seetrog um 200 m ab, auf der Landseite noch um ca. 60 m (vergl. Sarmosracars Karte). Westlich derselben befindet sich eine längliche unterseeische Felsplatte, von der jene durch einen südnördlich verlaufenden, ebenfalls unterseeischen Kanal getrennt ist, der durchaus den Eindruck von Wasserarbeit macht. Auch die unterseeisehe Erhebung nördlich von Loreto und die über das Wasser aufragende Insel S. Paolo gehören hierher. Solche Kegel, wie Loreto, hätte der kolkende Gletscher nicht stehen gelassen, sondern herunter gehobelt; als Residua von Eiserosion sind sie unverständlich, als Producte der Wassererosion in Verbindung mit späterem Eisabschliff leicht begreifbar. © Als einen Hauptfactor bei der Bildung des Iseosees nehme ich Disloeation zu Hülfe. Zwar ist das Nächstliegende die Annahme einer Senkung, es könnte jedoch auch Hebung eine Rolle gespielt haben. Hierfür spricht, dass die Bergmoräne von Colarino nach Norden fast horizontal verläuft und erst im südlichen Abschnitte kräftig ansteigt, während ein Ansteigen nach Norden nicht beobachtet wurde. Desgleichen die Terrassen der Isola. Dieses Ansteigen coineidirt zwar mit der Antiklinale von Redendone Predore; wir werden aber kaum der- selben ein so jugendliches Alter zuschreiben können. Die Annahme junger Disloeationen ist gegenwärtig nieht mehr a priori abzuweisen, nachdem solche von verschiedener Seite, z. B. durch v. Kornen, E. Fraas am Rothen Meere, nachgewiesen worden sind, ich erinnere auch an meine Annahme junger Faltung im Kirchet des Haslithales zur Erklärung des Kessels von „im Grund“. 1) Vergl. Cozzasrıo’s Profiltafel, B und C. 2) Vergl. Prırıerr’s Erwiderung auf H. Becker’s briefliche Mittheilung. Z. d. d. geol. Ges. 1897. pag. 909. une 2 23 Bleiben wir bei der Annahme einer Senkung. Nachgewiesen ist die Rückläufigkeit der Moräne und ihrer Terrassenfortsetzung bis unterhalb Redondone nur im Betrage von ca. 80 m. Erstreekt sich aber die Rück- läufigkeit, wie es scheint, bis zum Grandinale, so erhalten wir, bei Annahme einer mittleren Neigung von 2°, einen Betrag von 122 m. Der Anfangspunkt der Rückläufigkeit ist nicht erhalten, da die Moräne bei Verzano aufhört. Diese Werthe, wie auch die der Terrassen auf der Isola, reichen nicht aus, um den tiefen Seetrog (250 m) zu erklären, sie erklären ihn aber theilweise. Einen Sshritt weiter kommen wir, wenn wir die obere Blockgrenze zu Hülfe nehmen. Man vergl. "Taf. I, Fig. 2. Nach Mozzus fallen im Seegebiet die Grenzen der jüngeren und älteren Vergletscherung ganz oder nahezu zusammen; er bestimmte die Blockgrenze am Aguina zu 1200, am Pesona zu 1250, woraus sich die im Profil eingezeichnete flache Neigung ergiebt. Verbinden wir, wie angegeben, diese Linie mit der Colarino- Moräne, so ergiebt sich in der Blockgrenze ein characteristiseher Knick, und wir erhalten gewissermaassen ein Conterfei des Seetroges, welches an der richtigen Stelle sich befindet und die richtige Tiefe hat. Hierzu sei noch bemerkt: Auf der anderen Seite des Sees befindet sich derselbe Knick der oberen Block- linie eirca beim Coletto-Pass. Oberhalb der Colarino-Moräne bis zum 112 m höher gelegenen Uebergang von Croce Pezzola und auch jenseits des Redondone habeich bis jetzt bei einmaligem Besuche keine Erratica beobachtet, scheinbar hat also der ältere Gletscher nicht höher als S00 m gestanden, die Verbindung der Aguina- mit der Colarino-Linie wäre daher, weitere Prüfung vorbehalten, gestattet. Aber auch wenn dieser Argumentation noch nicht genügend Beweiskraft innewohnt, so hindert uns nichts, den Anfang der Senkung hypothetisch schon in die ältere Eiszeit zu versetzen, als die thatsächlich disloeirten Moränen und Terrassen der jüngeren Eiszeit noch nicht existirten. In der That liefert dafür einen Anhaltspunkt die Terrasse I der Isola (s. S. 18). SarmosracnHı!) setzt die Bildung des Beckens in die zweite Interglacialzeit, Cozzasuıo ?2) meint, dass schon zu Ende der mittleren Tertiärzeit ein Golf bestanden habe. Bekanntlich haben Hrım und Arppıı?) für das Becken des Züricher Sees eine Senkung angenommen und durch die Rückläufigkeit der Terrassen bewiesen; ihre Angaben sind zwar von den Vertretern der Eiskolk- hypothese bestritten, aber nicht widerlegt worden. Heım verallgemeinerte diesen Seebildungsprocess und nahm hypothetisch ein Zurück- und Einsinken des Alpenkörpers an, welches sowohl auf der Nord- als auf der Südseite stattfand und geeignet sei, die beiderseitigen Randseen zu erklären. Meine Beobachtungen liefern nun zum ersten Male für die Südseite wirkliche Belege. Eine Andeutung, die mir erst kürzlich zu Gesicht kam, macht indessen schon E. Phırippi®) für den Leecosee: „Am Ostufer des Sees von Lecco lassen sich in einer Höhe von ca. 150—500 m über dem Seespiegel eine Reihe von Terrassen unterscheiden, die aus Moränenmaterial bestehen und wohl mit Sicherheit als Ufermoränen der letzten Glaeialperiode anzusehen sind, speciell im Beeken von Sierna lässt sich ein deutliches Einfallen derselben nach Norden nach- weisen, welches theilweise so stark ist, dass es sich durch direete Messung ermitteln lässt.“ Pmimuppı nimmt postglaciale Disloeation an, um so mehr als er am Mte. Manavello mit 15° ansteigende Gletschersehrammen beobachtete. Sie habe bei der Vertiefung des Sees eine Rolle gespielt. 1) Limnologia. pag. 55. 2) Giornale di Mineralogia. 1894. Vol. V. 3) Erosionsterrassen und Glacialschotter in ihrer Beziehung zur Entstehung des Züricher Sees. Beiträge z. geol. Karte der Schweiz. Neue Folge 4. Lfg. 4) Beitrag zur Kenntniss des Aufbaues der Schichtenfolge im Grignagebirge. pag. 680. — u u Dass ieh nun ohne Kenntniss von Phııppr's Beobachtung in einem anderen Gebiete auf breiterer Grundlage zu dem gleichen Resultate kam, dürfte für die Richtigkeit des letzteren sprechen. Dass für die Bildung des Iseo-Beckens Spalten nicht die Bedeutung haben wie am Leccoseet), wurde schon oben bemerkt. Nach dem Gesagten ergiebt sich Folgendes: Die Bildung des Iseosee-Beckens ist, wie die vieler anderer Randseen, ein complexes Phänomen; jedes der oberitalienischen Becken ist, um den Betrag der einzelnen Faetoren abzuschätzen, für sich zu untersuchen, Generalisirung ist noch nicht möglich. Das vorliegende Becken ist als ein stark verändertes altes Flussthal aufzufassen. Sofern man bei dem Namen Fiord nicht an Eiskolk denkt, habe ich auch gegen die Bezeichnung „fjordartig“ nichts einzuwenden. Auf die Veränderung desselben haben Gesteinsart, Tektonik, Eisdenudation und Disloeationen Einfluss genommen. Letztere 3 Faetoren haben hauptächlich die Trogform erzeugt, und unter ihnen steht mir der letztere obenan. Die Disloeationen bestanden wohl in Senkungen, wie sich aus den rückläufigen Terrassen und Moränen ergiebt. Jene traten ein zur letzten Glacial- und Postglaeialzeit, können aber auch früher schon begonnen haben 2). VI. Die äussere Moränenzone. Zum Studium der Frage, ob eine äussere selbständige Moränenzone, entsprechend einer besonderen Ver- gletscherung, existire, habe ich, zusammen mit Dr. Moxsus, das Amphitheater des Gardasees zum Vergleich herangezogen. Die inneren Bögen des Garda-Amphitheaters haben einen Radius von ca. 12, die äusseren einen solehen von ca. 20 km, zwischen beiden liegt ein ziemlich ebener Raum. Bei Ponte S. Marco durch- brieht die Bahn den äusseren Bogen. Hier hatten wir das Glück, gelegentlich einer technischen Anlage einen mehrere 100 m langen und 10— 15 m tiefen Einschnitt durch den flachen Moränenhügel zu sehen. Er liegt auf der Innenseite des grossen Bogens dicht (nordöstlich) bei der genannten Ortschaft. Hier ist nun die lehmige Grundmoräne mit vielen geschrammten, auch ziemlich viel grossen, eckigen Blöcken aufs deutlichste bis auf 21/, m Tiefe ferrettisirt und z. Th. noch weiter hinunter zersetzt. Auch südlich gegen Caleinato hin am Mte. di Sopra sind die Geschiebe der 43 m hoch aufge- schütteten Endmoräne gebleieht und zersetzt. Wandert man alsdann nach dem durch seinen Moränenüberblick berühmten Lonato, so durchschneidet man die äussere Moränenzone, wobei man überall rothbraun ferrettisirten Boden sieht. Dann aber zeigt die grosse Kiesgrube vor Lonato frisch aussehenden, gut sortirten, fluvioglacialen Kies der jüngeren Eiszeit mit seltenen Schrammen, und nieht ferrettisirt erweist sich bei Lonato die innere Moräne selbst. Der Gegensatz ist frappant, wenn man z. B. die typische frische sandige Endmoräne mit grossen Blöcken beim Bahnhof Lonato sich ansieht. Ich kann daher nach dem, was ich hier gesehen, Sterra?) nicht beipflichten, wenn er meint, die Ferrettisierung der äusseren Moränenzone beruhe nur auf der Aufarbeitung und Einverleibung alter zersetzter Schotter der Grundlage. 1) Vergl. Z. d. d. g. Ges. 1897. pag. 910. 2) Wer die Senkung als eine Begleiterscheinung und als eigentliche Ursache eine Hebung ansehen will, kann sich auf die bedeutenden postpliocänen Niveauveränderungen berufen, die am Rande der lombardisch-piemontesischen Ebene stattgefunden haben müssen. Nach Sacco’s Zusammenstellung (Massima elevazione del pliocene marino, Atti Accad. d. se. di Turino, p. 828) kommt daselbst das Pliocän in 330, 400 und sogar in 550 m Höhe vor. 3) Terreni quaternari della Valle del Po. Bollet. del R. Comit. geologico. 1895. pag. 25. oe ge Wenden wir uns nun zum Amphitheater des Iseosees, so ist auf unserem Kärtehen eine äussere selbständige Moränenzone von ca. 5 km Breite angenommen. Zwischen Mont Orfano und der grossen jüngeren Erbusco-Moräne schwankt der Habitus zwischen moränisch (sandig-lehmig mit gekritzten Geschieben, öfters grossen Blöcken) und fluvioglacial. Letzteres z. B. in der Kiesgrube an der grossen Strasse nördlich von Rovato: Porphyre, Granite!), Gneisse stark verwittert, Schrammen seltener, Ferrettodecke ame Der beste Aufschluss liegt im Osten des Amphitheaters bei Pizzorotta (? Pezzo rotto) bei einem ge- spaltenen, erratischen Porphyrbloek von 8 ebm, aus dessen Spalte ein Maulbeerbaum hervorwächst. Hier haben wir im Bachbett aufgeschlossen unfraglich die ferrettisirte, lehmige, ungesehichtete Grundmoräne einer älteren Eiszeit mit Schrammen und ganz zersetzten krystallinischen und anderen Geschieben. Von dem 3 m hohen Aufschlusse werden 2 m von typischem, rothbraunem Ferretto gebildet. Eine dritte beweiskräftige Stelle ist die Kiesgrube bei der Casa Nulli auf der Nordostseite des Amphi- theaters. Tiefgreifende starke Zersetzung im groben Fluvioglaeial, auch die Kieselschiefer sind zersetzt, Ferretto- decke 1 m. Einzelne verwischte Schrammen. Das wichtigste Characteristieum der äusseren Moränenzone liegt in den über den ganzen Raum verzettelten, melır oder weniger abgetragenen und verwaschenen Moränenresten (vergl. die Karte). Uebergang der äusseren Zone in die lombardische Ebene. Nach aussen geht diese Zone ohne scharfe Grenze unmerklich in die Ebene über. Man überzeugt sich davon am besten bei einem Gange auf der grossen Strasse von Rovato nach Ospidaletto. Hier ist in vielen Kiesgruben noch typisches Fluvioglacial mit vielen noch über kopfgrossen Geröllen, aber fehlenden oder selten werdenden Sechrammen vorhanden. Unruhige Schiehtung, grobes Durcheinander grösserer Blöcke weist (z. B. östlich der Osteria Moraschini) auf rasche Strömung, überall aber befindet sich eine I—3 m mächtige Ferrettodecke. Auch auf der Linie Chiari-Pontaglio, 9 km von den Innenmoränen entfernt, befinden wir uns noch im Fluvioglacial mit verwischten Sehrammen, wenn anch etwas kiesiger und um mehrere Grade weniger typisch. Echte Kiese werden erst noch weiter südlich zu erwarten sein. Zwischen Mornieo und Cividate wurden keine Schrammen beobachtet. Resumiren wir. Eine selbstständige äussere Moränenzone ist hauptsächlich durch verwaschene, mehr weniger abgetragene Wallmoränen sowie durch Ferrettisirung?) ziemlich wahrscheinlich gemacht. Auch spricht für ihre Existenz die Analogie mit der Nordseite der Alpen. VII. Die Terrassen. Bei der gemeinsam mit Herrn Mozgus unternommenen Untersuchung der Oglio-Terrassen lag die Absicht zu Grunde, die Anwendbarkeit der Prnee’schen Sehotterelassifieation an einem Glaeialgebiet der Südseite zu prüfen. Eine neutrale Bezeichnungsweise wäre vielleicht für die Kartenlegende, welche Thatsachen und weniger Theorie geben soll, richtiger gewesen, indessen bediene ich mich, um die Diseussion und das Verständniss zu erleiehtern, der Prnc®’schen allgemein verbreiteten Bezeichnungen, setze aber bezüglich ihrer Anwendung auf den vorliegenden 1) Auf die Verwitterung des Adamellogranits ist kein Gewicht zu legen; er ist auch in den inneren Moränen oft ganz morsch. 2) Es ist mir wohlbekannt und von mir selbst betont worden, dass Ferrettisirung manchmal in der äusseren Zone zurücktritt oder fehlt, wo man sie erwarten würde, z. B. bei Salussola am Jvrea- Amphitheater (Neues Jahrbuch, 1896, pag. 174), dass ferner local echte Ferrettisirung auch in inneren Moränen in Folge der Cireulation kohlensäurehaltigen Wassers vorkommen kann (ibidem pag. 174). Hier im Amphitheater von Iseo handelt es sich aber nicht um ein paar, sondern um viele Beweisstellen. Geolog. u. Paläont. Abh., N. F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 2. 4 — ol 13 26 = Fall in der Legende ein Fragezeichen, da meine Untersuchungen sich nur auf Oglio- und Dora Baltea-Gebiet erstrecken. Alle folgenden Angaben beziehen sich auf den Oglio-Abschnitt zwischen Sarnico und Cividate. Als Grundlage dienten die Zahlenquoten der italienischen topographischen Curven-Karte im 1:25000. Leider ist dieselbe nicht ausreichend für unseren Zweck. Es wurden 3 über einander liegende Terrassenniveaux festgestellt, wovon 2 als selbstständige, das untere als erodirt betrachtet wird. Jene 2 werden der Hoch- und Niederterrasse verglichen, für noch ältere Schotter, im Sinne einer besonderen Eiszeit, wurden nur schwache Anhaltspunkte gefunden. Eine herrliche Uebersicht dieser Terrassen, das typische Bild einer Terrassenlandschaft, hat man von Montecchio (Villa des Sign. Crespi) bei Sarnico. 1. Die Niederterrasse. Sie ist, wie ihr Analogon auf der Nordseite, ausgezeichnet schön ebenflächig ausgebildet und kann ohne beträchtliche Unterbrechung 16 km weit verfolgt werden. Beifolgend einige Höhenquoten über dem Oglio: Rechtes Oglio-Ufer: Linkes Oglio-Ufer: Bei Villongo 47 m Bei Vanzago 44 m Bei Fosio 48 „ Bei Casina S. Stefano A Casina Calaiana 46 „ Contrada Casteletto A Quintano 2 Casina Serafeggna 47% Cividino See Casina Columbaro Sb, Oleno D2un Bahnhof Palazzolo al Casina Palazzina 287, Bahnlinie bei Palazzolo 32 „ Palosco (Campo santo) 26 „ Costa di sopra So Casina Breda 22 „ Triangulationspunkt 166 Al Die Höhe über dem Oglio beträgt bei Villongo 47, bei Palazzolo ca. 30, bei Cividate ea. 18 m; hieraus ergiebt sich ein Gesammtgefälle von 1,9 pro mille; von Villongo bis Palosco 1,7 pro mille. Diese Verhältnisse entsprechen ungefähr der Niederterrasse am Rhein zwischen Basel und Schaffhausen). Die Gerölle sind trotz häufiger rother Erde relativ frisch, mit localer Ausnahme des leicht verwitternden Adamellogranits. Wo diese Terrasse aufgeschlossen ist — und sie ist es an zahlreichen Punkten — erweist sie sich als fluvio- glacial. Vielfach beobachtet man die typische grobe Conglomerat- und Blockfacies, welche geradezu für diese Terrasse charakteristisch ist und flussaufwärts zunimmt (Tagliuno-Schlucht; bei Station Capriolo und die Bahnlinie aufwärts; ferner bei Vanzago und bei der Guerna-Brücke). Selbst in dem grossen Aufschluss beim Bahnhof Palazzolo kamen viele bis 20 Cubikfuss grosse Blöcke (worunter auch scharfkantige, eckige, anscheinend erratische) vor. In der erstgenannten Schlucht gleichen die groben Conglomeratbänke ganz unserer löcherigen Nagelfluh ?), alterniren mit Sandsteinlagen und lockeren Schottern in ausgezeichneten, bis 30 m tief aufgeschlossenen Profilen. Am Ausgang der Schlucht, nahe dem Oglio, zeigt sich folgendes Profil von oben nach unten: 1) 40° Conglomerat. 2) 40‘ geschichtete, lockere, mehr oder weniger feine Kieslagen, flach fallend. 1) ou Pasquier: Die fluvioglacialen Ablagerungen der Nordschweiz. Beiträge zur geol. Karte d. Schweiz. Neue Folge 1. Lfg. pag. 7. 2) Auch die Höhlen fehlen nicht, z. B. auch an der Guerna-Mündung bei Sarnico. Liesse man sich vom Grade der Cementirung leiten, so müsste man hier ältere Terrassen annehmen. ge — oe 3) 30° grober Kies, mit feinem Kies wechselnd, flach S 35° O fallend. 4) 3° feiner geschiehteter Sand, mit 15° fallend, wie oben. 5) Grober Kies. 6) Conglomerat auf 30‘ aufgeschlossen. Es sind also hier lockere Kiese und Sande oben und unten von festem Conglomerat bedeckt. Wenn diese relativ frisch aussehenden Kiese durch eine Erosionsfläche gegen die rückwärtigen Schotter begrenzt wären, so wäre ihre Einschachtelung und Aceumulation bewiesen; es handelt sich aber nur um eine Facies der Schotter. Auch in der Kiesgrube bei der Papierfabrik liegen zwischen Tagliuno und Caleppio lockere Sande und Kiese mit einzelnen geschrammten Geschieben unter 30 m mächtigen, verfestigten , Conglomeraten. Bei der Station Gapriolo beobachtet man im 'geschiehteten, zum Theil verfestigten Conglomerat viele Cubikmeter grosse kantenrunde Blöcke, desgleichen längs der Bahnlinie, wo auch eekige Blöcke nicht fehlen. Auf der Terrasse von Vanzaghetti, Vanzacho: und den Hügeln am Oglio findet der Uebergang zur Moräne statt. Grundmoräne an der Basis der N.T.-Schotter. Bei der Oglio-Brücke von Caleppio wurde aus Anlass der Neuherstellung eines Fabrikgebäudes Lehm mit gekritzten Geschieben gefunden; Herr Moxsus fand noch eine andere ähnliche Stelle; es ist möglich, dass die Grundmoräne sieh unter die Niederterrasse hinzieht. Terrassenschotter auf Interglacial. Bei der Guerna-Brücke unweit Villongo wurde aus Anlass einer neuen Tramlinie ein sehr vortheilhaftes Profil entblösst. Dasselbe zeigt von oben nach unten: 1) 12 m groben, zum Theil verschwemmten und selbst conglomeratisch verfestigten Moränensehutt mit bis 3 cbm grossen Blöcken. 2) 12 m Lehm mit geschrammten Geschieben und einzelnen grösseren Blöcken an der Basis. 3) 12 m Bänderthone, lassen sich die Guerna herauf verfolgen, enthalten nach Mozgus fragmentarische Conehylien. Zusammenfassung. Da die geschilderte Terrasse einheitlich, grossartig entwickelt ist und auf beiden Flussseiten gleich hoch liegt, so halten wir sie für eine Accumulationsterrasse. Ihr Zusammenhang und allmählicher Uebergang in die jüngeren Moränenablagerungen bei Sarnico- Paratico ist deutlich und spricht für ihr Alter. Hier war der natürliche Abfluss der Glacialgewässer, hier eoncentrirte sich die Stosswirkung und wurde die Moräne sozusagen im Moment ihrer Ablagerung von Wasser ergriffen und weiter verbreitet. Bedeutende Scehotterzufuhr fand auch aus dem Adrarathal her statt. Unter der Niederterrasse befinden sich noch Erosionsterrassen, abwärts von Palazzolo in 8 und 14 m Höhe. Die höchste derselben führt grosse, von den Bewohnern des Feldbaues wegen eingelochte Blöcke (es waren an 15 soleher Gruben mit vielen Blöcken zu sehen) sowie eine hier nicht vermuthete Ferrettisirung. Beim Campo santo von Palosco stossen 2 soleher Erosionsterrassen zusammen. Dass diese Terrassen aus der Niederterrasse erodirt sind, ergiebt sich aus ihrer mit letzterer überein- stimmenden Zusammensetzung, sowie aus der geringen und wechselnden Höhenlage, und weil sie zuweilen deutlich aus der Niederterrasse herausgeschnittene Stücke darstellen (Buonifrati bei Capriolo. Hierher auch die Terrassen unterhalb Tagliuno. Bei der Eisenbahnbrücke von Palazzolo enthielt die 20 m über dem Oglio gelegene, 9 m mächtige fluvioglaciale Terrasse eine 2!/, m mächtige Conglomeratbank mit ungeschrammten Ge- schieben. Sie hat also die Beschaffenheit der Niederterrasse. Noch darunter liegt eine moderne Kiesterasse. 2. Die Hochterrasse. Südwärts Capriolo beginnt ein niedriger, 10 m nicht übersteigender, eine neue Terrasse begrenzender alter Uferrand, der sich 2 km weit gut, dann weniger deutlich bis gegen das Westende von M. Orfano verfolgen 4®F — 9 — 113 lässt. Höhenlage bei Capriolo ca. 60 m über dem Oglio, ca. 20 m über der Niederterrasse. Terrässenreste gleicher Höhenlage liegen auf der anderen Oglio-Seite, z. B. bei 65 und 66 m zwischen Tagliuno und Caleppio, vielleicht auch bei Credaro und weiter südlich bei Boldesico!). Die genannte Terrasse von Capriolo hebt sich allerdings im Relief wenig von der Niederterrasse ab; bei näherer Untersuchung fällt aber ins Gewicht die starke Ferrettisirung, z. B. im Hohlweg bei Villa Passone, die sich auf fast alle Geschiebe erstreckt. Leider sind die Aufschlüsse zu wenig häufig, um ein Urtheil über den Gesammtbetrag der Ferrettisirung zu ermöglichen. Der deutliche, 2!/, km lange Terrassenrand von GCerche auf der rechten Oglio-Seite wurde wegen geringer Ferrettisirung, ungleicher Höhenlage, und weil er nach Art von Erosionsterrassen plötzlich abbricht, nicht als Hochterrassenabsturz betrachtet. Die Hochterrasse im erwähnten Rhein-Gebiet ist auf der Schaffhauser Seite viel mächtiger, durch Lössbedeckung charaeterisirt, der auf der Südseite der Alpen fehlen soll?), wo er eben durch viel ausgiebigere Verwitterung (Ferrettisirung) ‚ersetzt wird. Nicht nur die nasse Verwitterung ist grösser als bei uns, auch die durch Temperaturwechsel erzeugte trockene Verwitterung der Wüstengebiete macht sich schon spurweise in ge- sprungenen Gesteinen, schalenförmigen Ablösungen ete. geltend. Der Nachweis einer Hochterrasse ist nach dem Gesagten im Oglio-Gebiet erst noch zu vervollständigen. 3. Deckenschotter und ältere glaciale Conglomerate. Gering und fragwürdig entwickelt sind die Deekenschotter im Gebiet, die Bezeichnung Decke ist kaum an- wendbar. Ich rechne dahin die aus Conglomerat bestehende Kuppe von dem aussichtsreichen Monteechio bei Sarnico, 106 m über dem Oglio. Da ein Schotterniveau sich bis jetzt nicht eonstruiren lässt, so erübrigt nur, die Punkte anzugeben, wo dergleichen Conglomerate mit den Merkmalen höheren glacialen Alters gefunden worden sind: Hierher gehört der in unserer äusseren Moränenzone (Nordostecke) gelegene Conglomerathügel (315 m) von Sergnana bei Provaglio. Derselbe besteht ganz aus geschichtetem, festem, polygenem Glaeialsehotter, dessen Bänke mit 20° SSO fallen. Es wurden auch Schrammen und grosse Blöcke gesehen. Höhe (135 m über dem See) und Standort in einem geschützten Winkel lassen auf den Rest eines alten Schotters schliessen. In Paratico steht ein ganz besonders festes, auf Sandstein aufliegendes Conglomerat von älterem Habitus an. Bei Gremignane tritt aus der jungen Moräne ein länglicher Rundhöcker glacialen, sehr festen polygenen Conglomerates hervor (ca. 20 m über dem Seespiegel). Der geglättete Fels ist SSO gesehrammt. Dieselbe Bildung fand Moreus etwas nördlich bei der Casa Balovardo. Vielleicht liegt hier eine fluvioglaciale Bildung der mittleren Eiszeit vor. Hier ist endlich anzuführen das schon früher von mir beschriebene alte Conglomerat des Pianico- Beckens. In ihrer Gesammtheit machen mir diese Conglomerate den Eindruck, als könnten sie der ersten oder auch der mittleren Eiszeit angehören, striete Beweise lassen sich aber aus den Aufschlüssen nicht ableiten >). Zusammenfassung. Unter Eiszeiten sind hier jene grossen Klimasehwankungen verstanden, die ein Zurückweichen der Gletscher bis in ihre Stammthäler zur Folge hatten; würde der Oglio-Gletscher etwa nur bis Darfo zurückgewichen sein, so involvirte dies eine Schwankung, aber keine Eiszeit. Hierfür bilden nach meiner Ansicht nur interglaciale (nicht „intramoräne“) Profile ein ganz sicheres 1) Hier 1 m Ferretto auf Fluvioglacial, welches überhaupt den Raum zwischen Tagliuno, Grumello und Boldesico einnimmt. 2) Dies trifft für das Oglio-Gebiet zu, im Amphitheater von Jvrea habe ich z. B. bei Caluso eine dem Löss ähn- liche Bildung beobachtet. . 3) Neues Jahrbuch. 1896. pag. 169. eo Criterium. In zweiter Linie kommt der Nachweis einer äusseren Moränenzone. Den Nachweis aus den Sehottern mit Hülfe von Höhenlage der Terrassen und von Ferretto, halte ich auf der Südseite für weniger sicher, besonders wenn Jemand etwa mit einem fertigen Schema an die Natur herantritt, sieh auf wenige Aufschlüsse beschränkt und keine Höhenbestimmungen ausführt. Als feste Grundlage im alten Oglio-Gletschergebiet betrachte ich das einwandfreie interglaciale Profil von Pianieco. Auch seine Zugehörigkeit zur zweiten Interglaeialzeit halte ich für sicher. Sind demnach zwei Eiszeiten in sensu strieto gegeben, so müssen auch zwei Moränenzonen existiren; denn es wäre ja ein Wunder, wenn zwei Vergletscherungen ihre Endmoränen genau am gleichen Orte aufgethürmt hätten. In der That wurde nun eine Zone verwaschener äusserer Moränen mit den Merkmalen höheren Alters nachgewiesen, die in Verbindung mit dem Profile von Pianico beweiskräftig erscheint. Was die Schotter anlangt, so bin ich des einen grossen Aceumulationssehotters sicher und halte ihn für Niederterrassenschotter ; weniger bestimmt kann ich die Existenz eines Accumulationshochterrassenschotters behaupten, und noch unsicherer sind die Aequivalente eines Deckenschotters. Demnach möchte ich die Existenz nur von zwei höchstens drei Eiszeiten für das Oglio- Gletschergebiet behaupten und gehe somit in diesem Punkte ziemlich einig mit SterrA 1), dessen neue Classification des Quaternärs im Pothal eine Wendung zum Besseren für die italienische Glaeialgeologie bedeutet. Sein Schema, zu dessen Besprechung er uns Geologen der Nordseite auffordert und welches er mit unseren Sehottern direct in Parallele setzt, lautet, soweit es hier in Betracht kommt 2), abgekürzt folgendermaassen: 1) Oberes Diluvium. Jüngere letzte grosse Ausdehnung der Gletscher in zwei Phasen. Moränenamphitheater. Alluvioni terrazzate. (Niederterrasse.) 2) Mittleres Diluvium. Interglacialzeit. Mittlere Terrassen. Alluvioni terrazzate piü alti (Hochierrassen). 3) Unteres Diluvium. Aeltere grosse Ausdehnung der Gletscher. Alluvioni degli altipiani piü alti ferrettizzati. Höhere Terrassen ferrettisirt (Deckenschotter). Hiervon unterscheidet sich meine Auffassung in folgenden Punkten: SterrLaAs „zwei Phasen“ des oberen Diluviums betrachte ich als zwei getrennte Eiszeiten, wofür ich die Gründe oben angegeben habe. Wenn Steıra ®) sagt, „non si permette di parlare di morene piü antiche in pianura“, so würdigt er doch offenbar nicht den Gegensatz verwaschener alter und scharf eontourirter jüngerer Moränen, wie er im Gebiete hervortritt. Wollte man diesen Umstand, ohne Zuhülfenahme einer besonderen Gletscherzeit, erklären, so müsste man annehmen, der Gletscher habe auf einem Raume von 2 km durch öfteres Vor- und Zurückgehen seine eigenen Moränen abgeplattet. Merkwürdig nur, dass er für die weiteren 6 km Rückgang so tadellos un- veränderte Endmoränen erzeugt hat. Die alterthümlichen Faeies giebt SreLza zwar zu, erklärt sie aber, wie mir scheint unzutreffend, durch Aufarbeitung des alten zersetzten Schotters darunter; eine solche Mischung von zersetzten Geröllen mit noch ganz frischen habe ich nieht gesehen. Die Diseussion mit Steua ist schwierig, weil ich nicht weiss, was er als Niederterrasse im Oglio-Gebiet bezeichnen würde, dieses Gebiet wird nur wenige Male eitirt. Nehmen wir an, seine Alluvioni terrazzate entsprechen meiner Niederterrasse am Oglio, so wäre ein interglaeiales Diluvium medio parallel meiner Hochterrasse. Nun soll aber sein mittleres Diluvium am Oglio frisch sein (pag. 16), während meine Hochterrasse stark ferrettisirt ist; ferner zeigte seine Terrasse am Oglio manchmal Conglomeratbildung (pag. 18), die mir an meiner Hochterrasse nicht auffiel. Sodann ist es schwer zu verstehen, wie in einer Interglaeialzeit mit solehen Florenverhältnissen, wie l) Sui terreni quaternari nella Valle del Po. Boll. R. Com. geol. No. 3. 1895. 2) Die Terrassirung in pianura (in der Ebene) habe ich hier weggelassen. 3) loc. eit. pag. 23. BERGES FE St) o Pianico sie aufweist, eine Aceumulation von solchen Dimensionen hätte Platz greifen sollen. Diese Flora, welche ein Klima wärmer als heute bedeutet, weist doch auf gänzlichen Rückzug der Gletscher hin; woher dann die Wassermassen für solehen Geschiebstransport nehmen? Interglacialzeiten entsprechen unter normalen Verhältnissen Erosionszeiten, in den Glaeialzeiten fand Aeceumulation statt. In jenen waren die Flüsse von Sehottern entlastet und konnten erodiren !). Für Srerza’s unteres Diluvium ist am Oglio kein Aequivalent beobachtet worden. Nach meiner Auf- fassung, bessere Belehrung vorbehalten, wäre Sterza’s Schema für den Oglio-Gletscher zu verändern, wie folet: | Jüngere oder letzte grosse Ausdehnung der Alpengletscher. Innere Moränenzone (Amphitheater). | Ablagerung der Niederterrassenschotter. | Interglacialzeit II. Blättermergel von Sellere-Pianieco. Völliger Rückzug des Gletschers. | Vorletzte grosse Ausdehnung der Gletscher. Aeussere Moränenzone. Accumulation der Hochterrasse. [ Interglacialzeit I unbekannt. Oberes =) E = = [= Unteres Mi Diluvium Dil | Alte grosse Vergletscherung. Zweifelhafte Reste. ke) 8 Sterra in seiner Arbeit ganz allgemein von 3 Terrassen im Po-Gebiet spricht und solche am Oglio factisch vorhanden sind, so versteht er vielleicht unter seiner Niederterrasse das, was ich Erosionsterrasse (14 m über dem Oglio) nenne. Sein Diluvium medio, Hochterrasse, wäre dann parallel meiner Niederterrasse und sein Diluvium inferiore (altipiani piü alti ferrettizzati) entspräche meiner Hochterrasse. Damit würden seine Angaben über Ferrettisirung und conglomeratische Verfestigung gut stimmen. Doch entsteht für Sterra’s Auffassung die schon oben erörterte Schwierigkeit: Wie ist eine Accumulation vom Umfang der Niederterrasse in einer Interglacialzeit theoretisch zu begreifen? Höhenverhältnisse, Oberflächenbeschaffenheit der Terrassen stimmen dann gar nieht mit den entsprechenden Verhältnissen auf der Nordseite. Weshalb ich die auf der Karte mit gelb-grünlichem Tone und mit p£ bezeichneten Terrassen als erodirt und postglacial betrachte, ist oben gesagt. Im Vorhergehenden habe ich meine Meinung geäussert, die in mehreren Punkten noch keine abgeschlossene ist. Zur Klärung dieser Differenzen wären noch weitere Untersuchungen wünschenswerth. VIII. Reconstruetion und Geschichte des alten Oglio-Gletschers. Aeltere Gletscherzeit. Von den Stammthälern, besonders des Adamello-Massivs ausgehend, stieg er den theilweise schon vor- gebildeten Thalweg hinunter, überschritt die Gegend, in der sich später das Seebecken entwickelte, brandete am Fusse des Mte. Orfano, den er ca. 40 m hinauf bedeckte. So hielt er auf einer Linie, die sich von Rovato und Paderno gegen Monticello im Osten und Adro im Westen erstreckte. Welches war nun die obere Grenze dieses Gletschers im Seebezirke und Camonicathale? Nach den Bestimmungen von Dr. Bruno Morsus lag dieselbe auf der Ostseite: bei Iseo ca. 515 m über dem heutigen Seespiegel am Guglielmo 108255, 5, = 5 n bei Artogne am Corno Torrosella „ 1190, „ 5 B B Auf der Westseite: am Colettopass (Fonteno) Ne n n „ am Mte. Valtero 1065 ” ” ” ” ” 1) Vergl. Müntsere’s wissenschaftliche Beilage zum Programm der aargauischen Cantonsschule. et Hieraus folgt die überraschende Thatsache, dass der alte Oglio-Gletscher mächtiger als der alte Aar- Gletscher war !). Die Grundmoräne dieses alten Gletschers kennen wir aus der Borlezza-Schlucht bei Pianico. Auch am Östende dieses Beckens trat sie bei technischen Arbeiten anno 1900 schön hervor. Sie lag 2 m mächtig auf Hauptdolomit, bedeckt von grobem Schotter, darüber Kies und gewaschener Sand. Der Dolomit war mit W15°N _m__ geriehteten Schrammen bedeckt. Doch bleibt es zweifel- ‚Rundhocker Borlezzaklamm BEE "Rundhöcker haft, ob nicht hier vielmehr jüngere Grundmoräne auf sand gewasc, en dem durch Erosion entblössten Dolomit vorliegt. Zum lehmig-aanalga GeimPezS Bi * Dolomit Dolamit er anderen. Sreiel Apr Fig. 17. Grundmoräne auf ne Dolomit bei Gletscher bei Lovere. Ein Zweig trat in die Gegend Rocco, Ostende des Pianico-Beckens. von Pianieco hinüber und ging über Solto und den Monte Clemo (794 m) hinweg, den er in einen grossen Rundhöcker verwandelte, sodann in's Cavallinothal hinab. Ja, ein Arm reichte wohl selbst bis Clusone hinauf, wo er mit dem alten Serio-Gletscher in Verbindung trat. Der Hauptarm folgte dem Seethale. Der Rückzug dieses gewaltigen Gletschers erfolgte bis in die Stammthäler hinauf und nicht nur bis hinter die Seegegend, womit sich der Character der interglacialen Flora von Pianieo nicht vertrüge. Es folgte die lange zweite Interglaeialzeit, die Bildung des Beckens von Pianieo wahrscheinlich in Folge von Senkungs- vorgängen in Hauptdolomit und Raibler Schichten. Dafür sprechen karstartige Erscheinungen, wie die dolinen- artigen Vertiefungen bei Pianico, und damit steht natürlich auch im Zusammenhange der zu !/,2) unterirdische natürliche Abfluss der Borlezza nach dem See. Wo sie in letzteren ehemals mündete, fand SarmosragHı den alten durch Kalk mit Landschnecken characterisirten interglacialen Anschwemmungskegel. Eine Flora pontischen Characters umsäumte den von Fischen und Mollusken bevölkerten See, auch die Reste einer Krötenart?) fanden sich in den Mergeln und eine Siebenschläferart, identisch oder nahe verwandt mit Myozus nitedula Paıı.°), bevölkerte das Ufer. Fällt der Absatz der weissen, seekreidenartigen Substanz und der Bänderthone des Adrarathales in dieselbe Zeit, so waren auch Rhinoceros conf. Merckii Jäg. (Reste im Museo eivico von Mailand), Hirsche (Cervus conf. elaphus) und ? Bos primigenius, ferner zahlreiche Fische (Oyprinus carpio, Anguilla vulgaris ete.) und nach Cortı eine Diatomeenfaunula vorhanden !). In der Interglaeialzeit erfolgte auch das Einschneiden in jene mächtigen fluvioglacialen Schottermassen, die sich hauptsächlich gebildet hatten, als der Gletscher seine Endmoränen bei Sarnieo-Paratico absetzte, wo sie sofort von der starken Strömung des alten Oglio ergriffen wurden. Es entstanden die Formen der ge- schilderten Hochterrassen von Capriolo und Caleppio, 60 m über dem heutigen Oglio. Der Abfluss des Oglio erfolgte damals bei Paratico (vide Karte). Jüngere 6Gletscherzeit. Abermals erreichten die Gletscher eine grosse Ausdehnung. Zeuge davon sind einige gut erhaltene Berg- ufermoränen (wie ich sie vom alten Aargletscher-Hauptstrang in dieser Schönheit nieht kenne) und das Amphitheater. 1) Vergl. Barzzer, Diluvialer Aar-Gletscher. Beiträge zur geol. Karte der Schweiz. Lfg. 30. 1896. 2) Nach Sarmosracnı: Formazioni interglaciali ete. R. Istit. lomb, Rendiconti. 1897. 3) Nach Bestimmungen von Prof. Ts. Srtuper 4) Vergl. Sacco, L’apparato morenico del lago d’Iseo. pag. 11 und 17. erle — 1: 615 m über dem heutigen Seespiegel liegt die prächtige Colarino-Moräne, 485 m die Moräne der Palaz- zina (auffallendes weisses Landhaus bei Iseo). Brescia Iseosee 185 m Clusone gez. von Casa Pompiano aus Fig. 18. Moränen-Amphitheater der Francia-Corta, südlich vom Iseosee. Letzte Eiszeit. 4 Hauptmoränenzug. T Timoline-Moräne. @ S. Giorgio, 132 m über dem Iseosee. Co Colombaro. Or Cremignane. An seinem Ende thürmte der Gletscher die grosse Endmoräne Adro-Bornato-Mte. Martinello auf, die wie eine Mauer den fruchtbaren Garten der Franeia Corta umschliesst (vgl. Taf. III u. Textfig. 18). Hinter ihr breitet sich unabsehbar wie der Ocean, aber geschmückt durch unzählige Städte und Dörfer, die Ebene der Lombardei aus. Mit ihren frischen Formen beweist sie deutlich ihren jungen Ursprung. Auffallend ist, dass sie nur ca. 2 km von der Aussengrenze der älteren Moränenzone absteht, woraus hervorgeht, dass jüngerer und älterer Gletscher im Volumen sich viel weniger unterschieden wie die Gletscher der Nordseite; dies hängt offenbar mit den klima- tischen Verhältnissen (grössere Ablation der Zunge. und Tiefenlage) zusammen. Dem entspricht auch die geringe Differenz der seitlichen oberen Blockgrenze im Seebezirke. Die letzte grosse Rückzugsperiode erfolgte, wie anderwärts, etappenweise. Entsprechend dem 6fachen Endmoräneneyclus bei Bern haben wir hier einen 7fachen Cyelus, der zumeist deswegen so schön er- halten ist, weil sich die Drainirung bald auf das Südwestende des Sees bei Sarnico beschränkte. So war es aber noch nicht, als die grosse Endmoräne sich absetzte. Da entströmte dem Gletscher bei Bornato (vergl. die Karte), wohl aus einem gewaltigen Gletscherthor, der Fluss des Fosso Longherone, heute nur noch durch ein Bächlein markirt!), welches sich in einen abflusslosen Stauteich bei Bornato verliert. Gewiss hat der alte Longherone-Fluss die grosse Moräne nicht nachträglieh durehbrochen, vielmehr wurde das Material derselben schon beim Absatz weggeführt und die Oeffnung erhalten. Zwischen dem Absatz des ersten und dritten Cyelus (Borgonato-Moräne) schnitt sieh nun auf der anderen Seite bei Sarnico der Oglio so tief ein, dass sowohl seine bisherigen Abläufe bei Paratico wie der Lon- gherone und Adrobach trocken gelegt wurden und nunmehr die gesammte Entwässerung des Gletschers durch den heutigen O glio, südwestlich von Sarnico, erfolgte. Hier nun, bei Sarnico, blieb der Gletscher, ähnlich wie bei Borgonato, lange stehen, und es erfolgte die Aufschüttung der grobblockigen Niederterrasse, deren früher erwähnte Structur und Zusammensetzung auf kräftige, starke Strömungen hinweist. Wäre der Gletscher rasch 1) Ein Gletscherbach floss auch bei Adro heraus, wo er kleine Terrassen bildete. u. A 29 [979] nz hinter das, zum Theil wohl schon existirende Seebecken zurückgewichen, so hätte er dasselbe angefüllt und die mächtige Niederterrasse hätte kaum entstehen können. In diese Zeit fällt auch die Bildung der aus glacialen Ablagerungen durch Eiserosion ausgeschürften Terrassen auf Mte. Isola, ferner die Entstehung des bekannten Riesenkessels (Taf. V) beim Cap Corno zwischen Predore und Tavernola, der selbst mit den grössten der Luzerner Vorkommnisse wetteifer. Er entstand seitlich an einer starken Umbiegung des Gletscherrandes aus Nord in Westsüdwestriehtung. Ein starker Oberflächenbach floss über die nach aussen schräge Eisböschung und stürzte über den Eisrand oder auf Rand- spalten hinunter, mit seinen Mahlsteinen den Kessel ausschleifend. Mittelmoränen haben sich bei Borgonato im Amphitheater und bei Sensano (Mte. Isola) erhalten. Beim Absehmelzen taucht nun Mte. Clemo aus der Eismasse auf, es setzen sich die schönen Moränen bei Solto ab, ferner die obere Gletschersehuttdecke des Beckens von Pianico. In jene Zeit fällt auch die Entstehung der Drumlin- und Rundhöckerlandschaft am Lago Gajano bei Endine und derjenigen von Pianico (vergl. die Karte), sowie die so characteristische Rundhöckerlandschaft bei Darfo am einsamen Lago Moro, der ein Seitenstück zu den kleinen Seen nördlich von Jvrea bildet. In engem Zusammenhange mit der Glaeialzeit steht die Geschichte des Iseosees, welcher nicht ein Moränenstausee, sondern ein Felsbecken ist. Wir haben gesehen, wie die rückläufigen jüngeren Bergmoränen und die rückläufigen Terrassen der Isola auf eine tektonische Versenkung hinweisen, die in der jüngeren Gletscher- zeit oder noch früher, begann und sich postglacial fortsetzte. Der Rückzug des Gletschers erfolgte schliesslich rasch und gleiehmässig; denn, wie auf der Nordseite, fehlen im Camonicathale die Endmoränen. Somit haben wohl die hier niedergelegten Forschungen einiges Lieht auf die glaeiale Geschiehte der Gegend geworfen, wenn auch noch Manches im Dunkeln bleibt. Nachtrag. 1. Das Ostende der eamunischen Ueberschiebuns. Im Herbst 1901 habe ich noch eine ergänzende Exeursion unternommen, die zum Zweck hatte, das Ost- ende der camunischen Ueberschiebung kennen zu lernen und letztere an einer anderen als der früher beschriebenen Stelle nochmals vollständig zu durchqueren. Ich wurde hierbei von Herrn Starr, Studirenden des Bergfaches, begleitet, der sich mit Interesse an den Aufnahmen betheiligt hat. Von Bagolino aus wurde Val Caffaro bis La Valle begangen, dann dem Sanguinera-Bach folgend über die Hütten von Rondenino der Croce Domini-Pass erstiegen und auf der anderen Seite nach Breno abgestiegen. Hierbei ergab sich im Allge- meinen, dass: 1) die Ueberschiebung im Val Caffaro noch besteht, wie schon nach Taramerurs Karte zu ver- muthen war. 2) Es tritt sehr deutlich der deekenartige Character der Ueberschiebung hervor. Ueberall flache, oft horizontale Lagerung. Kaum ist man aus den steil aufgeriehteten Keuperschichten südlich von Bagolino heraus, so beginnt die ruhige Tektonik der Ueberschiebungsregion und hält bis Breno an. Besonders tritt dies auf einer von-Malga Rondenino aus aufgenommenen Zeichnung hervor, die sich auf den Rondenino und die Umgebungen des Passes Croce Domini bezieht. 3) Sehr gut lässt sich beobachten, wie die Decken von Quarzporphyr und Porphyrit sich regelmässig am Schiehtenaufbau betheiligen und zusammen mit den Sedimenten gefaltet wurden. Geolog. u. Paläont. Abh., N. F. V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 2. 5 Egg, 14 34 — 4) Darüber, ob die überschobenen Stufen normal aufgebaut sind, oder ob Reste eines Mittelschenkels vorhanden sind, konnte ich hier keine unzweideutigen Anhaltspunkte gewinnen, wie aus den nun folgenden Detail- profilen hervorgeht. A. Profil Bagolino, Rio secco. Aufwärts der Kirche von Bagolino und östlich des Thälchens von Rio seceo wurde bis zum Por- phyr hinauf-, dann zu den Hütten von Vistu hinüber- und im Rio seceo-Thälchen abgestiegen. Gleich über der Kirche stehen von unten nach oben an: 1) Zellenkalke; [ ®) dolomitische Kalke. In einem kleinen Steinbruch bei dem Krankenhaus folgen alsdann: 3) 2 m rothe wulstige Schiefer, etwas brausend, mit Spuren von Muscheln; 4) gelblicher, sandiger Kalk; 5) Gestein wie 3; 6) gelblicher Kalk mit Spathadern; | 7) gelblicher Schieferkalk oder Mergel mit Serieithäuten; Lücke von ca. 30 m; 8) mittelkörniger Sandstein; 9) sehr mächtiger Quarzphyllit, durch Bloekhalden von Porphyr meist verdeckt; 10) sehr mächtiger Quarzporphbyr mit röthlichen Feldspatheinsprenglingen. Einfallen der Schichten in den Berg (2—7 unter ca. 509). Dasselbe Profil im Rio seeco-Thälchen abwärts (Nummernbezeichnung dieselbe) ergiebt: 10) Quarzporphyr, wohl 150 m mächtig, mit und ohne röthliche Feldspatheinsprenglinge; 9) Complex von Serieitphylliten (bei den Hütten von Vistu), echten Glimmerschiefern, Quarzphylliten mit Quarzlinsen, compaeten grünlichen diehten Gesteinen mit kleinen Glimmerblättehen. Dieser Complex von bald schiefrigen, bald compacten Bänken ist hier sehr gut aufgeschlossen. Weiter unten eine Einlagerung von Porphyr (6 m); Lücke; sandsteinartiges Gestein (Tuff ?); 9) nochmals typisches Serieitphyllit, unter 30° in den Berg d.h. nach NO einfallend, bis gegen Bag o- lino herab; Lücke; 1) Zellenkalk. Gesammthöhe des Profils 375 m. Diese beiden Profile ergänzen sich, wie man sieht, gegenseitig. Die Frage entsteht, wie diese Schichtenfolge unter den Quarzphylliten zu deuten ist und ob sie normal liegt oder nicht. Ich empfehle dieses Profil zu weiterer Untersuchung, die sieh besonders auf Versteinerungen der Stufe 3 und die sandsteinartige Einlagerung im Quarzphyllit des Rio secco-Thales zu richten hätte. B. Profil Bagolino, Caffaro-Thal, Croce Domini-Pass. Von Bagolino steigt man das frisch- grüne, waldige Caffaro-Thal, in welchem nicht unbedeutende Holzindustrie getrieben wird, hinauf und trifft zunächst mächtigen Quarzphyllit an; der Zellenkalk ist verdeckt. Hierauf folgen bei Goreto und Pra nuova phyllitartige, wellige Schiefer mit Knötehen und Riefen, die TArAmELLI — 100 — als Perm bezeichnet. Sie streichen im Allgemeinen nach WNW und fallen bald in den Berg ein, bald davon ab. In ihnen setzen nun, nordwärts Dosel, mächtige, klumpige Massen bildende, durch Gletscher ausgezeichnet geschrammte Felsite auf, die bis La Valle anhalten und zweifellos mit den Quarzporphyren genetisch zusammen- hängen. Sie stehen noch bei Ponte Rimal an, dann stellen sich in der fichtenbestandenen Sanguinera- Schlucht alsbald wieder die Permschiefer ein und halten lange an. Zwischen Pradoizzo und Sega setzen abermals Porphyrgänge auf. Schon vor Malga Sanguinera treten rothe, später graue, fein- und mittelkörnige Sandsteine auf, sodann mächtige, feinkörnige, rothe Sandsteine bis Malga Rondenino. Wo die Grenze zwischen permischen und triasischen Sandsteinen liegt, ist schwer zu sagen. Der ganze weite Kessel von Rondenino-Alp (1663 m) wird von flach geneigten, zum Theil horizontal liegenden Sandsteinen gebildet, die auch aufwärts der Alp bis zur Passhöhe von Croce Domini (1895 m) anhalten }). Hier stellt sich nun folgende regelmässige Schichtenfolge ein: Muschelkalk oben; rothe Mergelschiefer ; Zellenkalk und dolomitischer Kalk; Sandstein. Streichen Ost—ONO bei flachem Falle. In diese Schichtenfolge ist das annäherend gleich gerichtete Isoklinalthal von Croce Domini ein- geschnitten, in welchem der lebhaft gelbroth gefärbte Zellenkalk eine grosse Rolle spielt. Rutschungen sind häufig. Abwärts, unterhalb der Zahl 1696 der Karte im 1:25000, ist die Schlucht auch in den Servino ein- gerissen; südlich der Ziffer 1664 treten 2 Porphyrgänge auf, und dieht dabei, wo der Bach die Biegung nach SW macht, beginnen wiederum die Permschiefer, welehe längere Zeit anhalten und bei Campolaro auch roth und wulstig sind. Man betritt alsdann den Muschelkalk. Nachtquartier fanden wir im kleinen Mineralwasserbad Salice (1500 m). 2. Der Südrand der Uebersehiebungsdecke nördlich des Guglielmo .bis Pezzaze beim Trompiathal. (Taf. III, Fig. 5.) Der breiten Guglielm o-Masse liegt die Uebersehiebungsdeeke nördlich vor. Sie besteht hier aus Gneiss, Quarzphyllit, Sandstein und Conglomeraten. Es fragt sich nun: 1) ob die Gneisse unter die mächtig aufragende Muschelkalkplatte des Guglielmo einschiessen, was plausibel erscheint, da die Sehichtung dieser Platte deutlich nördlich ansteigt; 2) liegen, wie wir im oberen Trompiathal und im Camonicathal erkannt haben, die unter dem Serieitgneiss liegenden Glieder der Buntsandsteingruppe normal oder verkehrt? Wenden wir uns zunächst zu ersterer Frage. Wenn der Gneiss unter den Guglielmo einschiesst, wie aus Cozzacuıo’s Profil?) hervorzugehen scheint, so müsste dies aus der Schichtenstellung in natura erweislich sein; es würde dann der Quarzphyllit an Punkten wie Roecolo celeste und Casa Palazzina (Karte 1:25 000), sowie in der wilden Schlucht von Selle unter den Muschelkalk herunterknieken. Wiewohl ich nun wenig Zeit auf die schwierig zu begehenden Localitäten verwenden konnte, so habe ich mich doch überzeugt, dass dies nicht der Fall ist. Im Sattel bei Casa Galli und C. Fopella (dem Uebergang nach Val Palotto) trifft man zunächst den Sandstein an, der mit ea. 30° conform dem Muschelkalk des Pedalta nach Süden einschiesst. Sein Contact 1) Man vergl. auch das Profil in Curroxr's Geologia applicata. pag. 120. A)lecent.ale SezH. 5* — 101 — 14* mit dem Quarzphyllit bei Casa Fopella ist undeutlich. Als ich aber bei Roccolo eeleste oder C. Palaz- zina in einem Bachriss etwas schwierig hinabstieg, überzeugte ich mich, dass der Gmneiss nicht nach Süden, sondern naeh Nord unter 20° einfällt, dass er mithin am Muschelkalk discordant abstösst. Diese Gegend betrachte ich als ausschlaggebend. Verfolgen wir diesen Gneiss nach Norden über Prato nuovo gegen Roceolo Guardia (beide nicht auf der Karte), so zeigt sich überall flach fallende Schichtung, wie es für die Ueberschiebungsdeeke charac- teristisch ist ). Desgleichen, wenn wir von letzterem Punkte vollends zur Culma (wie der ganze auffallend flach- kuppelförmige Grat heisst) hinaufsteigen. Dass dabei auch eine vertieale Klüftung auftritt, kann vielleicht von Weitem, nicht aber an Ort und Stelle täuschen. Es entstelıt dadurch zuweilen ein ruinenhafter Zerfall der Massen. In den Bachrissen auf der Westseite der Culma, wo Alpenrosen in Masse auftreten, tritt chaotischer Zerfall der Gneisse ein, ähnlich wie in Val Meola, wo auch am Stirnrande der Gneiss auffallend zertrümmert ist (vergl. pag. 11 Fig. 6). Diese Lockerung ist die natürliche Folge des Schubes. Was nun den zweiten Punkt, die Lagerung des Buntsandsteins (Seisti argillosi, Rauhwacke, Servino, Sand- stein) unter dem Gneiss anlangt, so habe ich die zwei erstgenannten am Absturz des Pedalta nicht beobachtet, vielleicht weil sie unter der Schuttdecke verborgen waren, CozzAcLıo giebt sie in seinem Profil an. Wohl aber sah ich sie, als ich, dem schlechten Fusspfad in der Selle-Schlucht folgend, nach Pezzaze abstieg. Dabei begegnet man sehr wechselnden Schichtenstellungen auch im Muschelkalk, bald steil gestellt, bald flach, bald gebogen, anfänglich nach Norden, dann auch flach nach Süden fallend. Bei nur einmaligem Besuch muss ich darauf verzichten, meine Detailbeobachtungen in dem merkwürdig hin und her gewundenen Schluchtensystem mit seinen pittoresken Felsengebilden und Wasserfällen mitzutheilen. Mein Gesammteindruck ist der, dass hier die Ueberschiebungsdecke gleichsam anbrandete und gestaucht wurde; es laufen wohl eine oder mehrere Ver- werfungen hindurch — indessen könnte ein abschliessendes Urtheil nur auf Grund einer sorgfältigen Detail- aufnahme abgegeben werden. Kurz vor Pezzaze stellt sich der Zellenkalk ein, die Tektonik wird ruhiger. Leichter gestaltet sich die Beobachtung, wenn man von Pezzaze in nordwestlicher Riehtung dem gewöhnlichen zum Uebergang nach Val Palotto führenden Pfade ein Stück weit folgt. Man durchquert hier Servino, Rauhwacke und Sandstein in SO fallender normaler Lagerung; nordnordöstlich von Casa Croce und Seti beginnt der flach gelagerte Gneiss, der Contact wurde nicht gesehen. Verlässt man dann den Weg bei einer neuen Casina und steigt rechts hinauf, so beobachtet man bei Roceolo Guardia (nicht auf der Karte) flach NW fallenden und horizontalen Gneiss bis hinauf zum aussichtreichen M. Colma. Von hier aus sieht man auch die auf Curıonts Karte, sowie auf meinem Kärtchen Taf. III Fig. 5 verzeichneten Gesteine der Ueber- schiebungsdecke, die rothen Sandsteine und Conglomerate bei M. la Colma und Fontana Sesa, deren Trümmer auch in den Bachbetten zu constatiren waren. Zusammenfassend möchte ich sagen: Die zum Theil etwas schwierige Tektonik beim Nordabsturz des Guglielmo, in der Selle-Sehlucht bis Pezzaze und auf dem Colma-Rücken gehoreht denselben Regeln, die wirim Trompiathal undim Camonieathal kennen gelernt haben, wenn auch im Einzelnen noch Manches aufzuklären ist. 1) Dies schliesst allerdings Aufrichtungen bis zu 45° und 60° an anderen Orten nicht aus, wie ich sie auf meinen Karten im benachbarten Val di Togni, ferner auch im oberen Palottothal bei C. Portole und Baitello notirt habe. Sie rühren von Wellen in der Gneissdecke her. — 102 — 3. Die zwei Hauptgipfel des Iseosee Gebietes: Bronzone und Guglielmo. A. Der Bronzone (1334 m, 1149 m über dem Spiegel des Iseosees). Derselbe kann von verschiedenen Seiten bestiegen werden; geologisch am interessantesten ist der Auf- stieg von Adrara S. Rocco durch Grashalden mit Kastanien über Alp Sisnato, auf der linken (südlichen) Seite des Serle-Baches zum Sattel nördlich der Spitze und von dort auf der Ostseite hinauf zum Gipfel. Am Serle-Bach streichen die Liasbänke deutlich Ost— West und fallen nach Nord, je weiter nach oben desto deut- licher tritt die auf dem Kärtehen und in Textfig. 13 gezeichnete flache Antiklinale hervor. Beim Sattel betritt man den flachen Rücken derselben, welcher aus den gelblich verwitterten Mergelbänken des Ammonitieo rosso besteht. Die Gipfelmasse des Bronzone stellt sich, von hier gesehen, als etwas muldenförmig eingebogener Süd- schenkel der Antiklinale dar. Es zeigt nun aber der Bronzone ein geologisches Janusgesicht: von Osten her gesehen, glaubt man ein einfaches nach Norden übergelegtes Gewölbe statt einer aufrechten Antiklinale zu sehen (vergl. S. 17 Textfig. 12). Dieser Widerspruch löst sich erst an Ort und Stelle, wo man wahrnimmt, dass das scheinbare Südfallen des Nordschenkels bei Oasa Seredina durch eine Klüftung vorgetäuscht wird; vom Serle- Bach herüber nach Seredina fällt vielmehr die wahre Schichtung unter ca. 45° nach Nord. Hiernach ist die Textfig. 12 zu corrigiren, die ein Beispiel dafür abgiebt, wie man sich in tektonischen Dingen, wenn man nur aus der Ferne urtheilt, fäuschen kann. Auch die Darstellung des Bronzone auf Taf. I, Profil 1 ist hiernach zu interpretiren. Die Gipfelmasse des Bronzone selbst besteht aus hellgrauem, schuppig-krystallinischem Kalke, der auch gegen Punta Zoecoletto hin anhält. Besser übersiebt man hier die Verhältnisse des merkwürdigen Rhätaufschlusses hinter Dumengoni. Dieses Rhät streicht regelmässig nach WSW in den M. Grone hinein, und es scheint sogar, als wäre in den Matten von la Costa die Umbiegung des Rhätgewölbes zu sehen. Man möchte das letztere mit der Predore- Schlinge tektonisch verbinden, wenn nicht die Axe der letzteren annähernd senkrecht zur Axe des ersteren stünde. Sehr deutlich tritt auch die flache Mulde von S. Antonio hervor. Die Aussicht vom Bronzone steht der vom Guglielmo wegen des viel engeren Horizontes bedeutend nach, besonders was den Blick nach Osten anlangt. B. Der Mte. Guglielmo (1949 m, 1764 m über dem Seespiegel). Dieser beherrschende Punkt ist auf Taf. I, Profil 2, desgleichen seitlich auf dem Kärtchen angegeben. Niemand, der sich in diesem Gebiet landschaftlich und geologiseh orientiren will, sollte seinen Besuch unterlassen. Man kann ihn sowohl von Val Trompia wie von Marone am Iseosee besteigen. Es empfiehlt sich für letzteren Ausgangspunkt im Albergo alpino in Zone zu übernachten (der Wirth ist auch Besitzer der Casa di Rifugio) und dann den bequemeren Aufstieg durch das Val Gasso zu unternehmen. Man bewegt sich in letzterem lange in den Raiblerschichten in tuffig-kalkiger Ausbildung. Jenseits des Sattels bei Casola di Gasso umgeht man in der weit ausholenden Kehre von „Volta di Pilato“!) die südlichen Abstürze des Berges. Hier steht Muschelkalk mit Porphyritgängen an. Der Weg biegt nach Nordwesten zurück zur Cima della Mandra!), die in einem flachen, rundlichen Kessel liegt, und alsbald erblickt man das einfache Rifugio del Guglielmo, wo auch übernachtet werden kann. Von hier aus gelangt man in 20 Minuten zum Castel Bertina mit dem 1) Angaben meines Trägers. — 1038 — — 3 eigenartigen, 20 m hohen, thurmartigen Monumento del Guglielmo „che la Regione lombarda consaera a Gesu Christo, Redentore, in memoria dei secoli della Redenzione“ und „al Suo Augusto Vieario, il Sommo Pontefice“. CozzAsLıo !) giebt ein Profil des Guglielmo von Nord nach Süd, aus welchem sich, wie auch aus meiner Fig. 1 der Taf. I der muldenförmige Aufbau der Triasstufen ergiebt, die den Berg zusammensetzen. Auf Ss. 12 wurde bereits gesagt, dass die westliche Fortsetzung der Mulde wohl in Corna lunga und Mite. Grioni zu suchen ist. Beim Aufbau des oben erwähnten Thurmes wurde ein zu untersuchender Porphyritgang mit ausnahmsweis frischem Gestein erschlossen. Niemand versäume, auch den Dosse la Pedalta, den nördliehen und höchsten Gipfel des Guglielmo ca. !/, Stunde vom Rifugio entfernt, zu besteigen, da er die Hauptaussicht bietet. Dieselbe ist ebenso eigenartig wie mannigfaltig.. Nach West und Südwest (Glanzpunkt des Ganzen) liegt der Iseosee und seine Bergumgebung im klarsten Relief zu unseren Füssen. Bergamo grüsst herauf, man soll auch Mailand sehen können. Der zackige Resegone, die @rigna bei Leeco treten scharf hervor, darüber hinaus die Profillinien vieler zur Ebene hinabsteigenden Ketten, sodann in weitester Ferne die schnee- bedeekten Häupter der penninischen Alpen (Monterosa, Mischabel), der graischen und cottischen Alpen im Duft verschwimmend. Links von ihnen, unabsehbar, horizontlos mit dem Himmel verschwimmend, erstreekt sich die oberitalienische Tiefebene. Nach Norden hat man einen vollendet schönen Ueberbliek der lombardischen Alpen mit dem Ada- mello und seinen Vorläufern Guardia und Frerone, als Mittelpunkt links davon präsentirt sich machtvoll die zerrissene Muschelkalkbastion der Presanella und die Spitzen im Hintergrunde des Serianathales: Pizzo del Diavolo, Redorta und andere Häupter der orobischen Alpen. Tief taucht der Blick in das Val Ca- monica mit seinen freundlichen Ortschaften hinunter. Nach Westen thut sich das freundliche Val Trompia auf, besonders der obere Abschnitt mit Collio, dem Mte. Blaeca und Alto, darüber tauchen noch ungezählte Ketten von Judicarien und trentinisch- venetianischen Alpen auf, besonders fesseln den Bliek Abschnitte des Gardasees, begrenzt von der ein- förmigen Monte-Baldo-Kette. Deutlich sieht man die Halbinsel Sermione?). Nach Süden endlich liegt, malerisch am Fusse der Voralpen ausgebreitet, Breseia mit seinem Castell und über der weiten Ebene drüben mit ihren Hunderten von Dörfern, Flecken und Städtehen taucht die lange, Kette des Apennins auf. Wie Silberbänder schlängeln sich Serio und Oglio in die Ebene hinaus, in welcher auch in weiter Ferne der Po sichtbar wird. Unvergleichlich muss der Blick in dieser Richtung bei günstiger Abendbeleuchtung sein — so wirkt auf das Gemüth das Meer, nur tritt hier die Belebung durch die menschlichen Siedelungen hinzu. Die Verbindung von Ebene und Gebirge in räumlich grossartiger Wirkung, das drastische Relief der Berg- welt im Vordergrunde, die günstige Gruppirung der ferneren Ketten lassen den Guglielmo als einen Aussichts- punkt allerersten Ranges erscheinen. Die Bezeiehnung „Rigi der Lombardei“ hinkt, die Wirkung ist eine andere, 1) 1 ce. Vergl. auch Vıco, I Porphyriti del Guglielmo. 2) Auf derselben traf ich in einem Einschnitte, nördlich der Villa Koseritz, gut aufgeschlossene Grundmoräne und weiterhin vielfach Rosso ammonitico, wohl in venetianischer Facies (Kimmeridge), was auf den mir zugänglichen Karten nicht angegeben ist. — 14 — ee die Bergmassen verbinden sich hier mit der Ebene zu einem schöneren Ganzen, über Alles ist der Zauber des Südens ausgebreitet mit seinen eigenartigen, durch die Luftperspective gehobenen Farben- und Liehtwirkungen: grünliehe und bräunliche, in der Ferne blassgelbliche Töne, alles in feinsten Uebergängen und Abstufungen. — Und von einem solchen Punkte existirt meines Wissens kein Panorama! Geologisch giebt die Pedaltaspitze einen guten Einblick in folgenden Punkten: Die Tektonik des Bronzone als antiklinalen (scheinbar wegen der Klüftung isoklinalen) Gewölbes tritt deutlich hervor, ebenso der Bau des Mte. Grone bei Adrara S. Rocco; ferner die grosse Synklinale von Breno mit dem Nordwest- flügel des Pratotondo, der Muldenaxe ungefähr bei Colle del Grop und dem Südostflügel bei Corna del Dente und weiterhin. Besonders bemerkenswerth ist der Ueberblick über die grosse Gneiss-Ueberschiebungsdecke oder -Ueber- schiebungsplatte, vom Camonicathal bis ins obere Trompiathal. Dieselbe ist im Norden eingerahmt vom Granitmassiv Guardia-Frerone, im Westen von Monte Pora und Erbanno auf der anderen Seite des Camonicathales (welches als eine tektonische Grenzlinie deutlich hervortritt), im Osten von Mte. Blacca und Alto, im Süden endlich von der Guglielmo-Masse selbst. Die ruhigen, sanften Formen dieser Deeke mit den kuppelförmigon Gräten der Colma (Kulm), den flachen Erosionsfurchen, den sehr zurücktretenden Absturz- und Zackenformen eontrastiren deutlich mit den einrahmenden Kalk- und Granitbergen. Blick auf die lombardischen Kalkalpen. Von einem so beherrschenden Punkte, wie der Mte. Guglielmo es ist, übersieht man ein schönes Stück der südlichen Kalkalpen und so mögen an dieser Stelle zur Ergänzung des topographischen Bildes für weniger Kundige noch einige zusammenfassende geologische Be- merkungen folgen. So weit das Auge im Westen, etwa bis zum Lago maggiore, die mannigfach gestalteten Züge der Kalkalpen, verfolgen kann, gehören sie der lombardischen Facies an. Diese Facies erstreckt sich auch nach Osten bis zu der einen Uebergang bildenden Gegend am Chiese und zum Gardasee, wo dann tektonisch und stratigraphisch wesentlich andere Verhältnisse sich geltend machen. Wir betreten dann das vorspringende Bergland der Etseh-Bucht, die eigenartige Region des Viecentin und überhaupt die Region der venetianischen Facies. Von letzterer ist die lombardische Facies stratigraphisch besonders durch die Ausbildung des Jura, der Trias und des Tertiärs unterschieden, während die älteren Gebilde zweifelhaften Alters, die Quarzphyllite und ihre Begleiter, sehr gleichförmig ausgebildet sind, mögen wir sie nun im Vicentin!) oder im Caffarothale oder in Camonicathale oder am Comer- und Luganersee betrachten. Perm konnte im unteren Camonicathale, weil in der Sandsteinfacies entwickelt, nicht sicher von Buntsandstein getrennt werden, mit dem einige Autoren es vereinigen; es fehlen die characteristischen Belle- rophonkalke (oberes Perm), die bei Recoaro so deutlich entwickelt sind; während der ganzen Perm- und Bunt- sandsteinzeit scheinen nur Ufer- und Flachseebildungen entstanden zu sein; es fehlen auch die permischen weissen Sandsteine mit Voltzia Massalongi, Mergel, Letten, Gyps, wie sie Tornquist von Reeoaro beschreibt. Ebenso- wenig wurde die Flora der Walchiaschiefer von Val Trompia aufgefunden. Der Bellerophonkalk von Ulbe bei Reeoaro mit seiner gelbrothen Verwitterungsrinde gleicht auffallend unserem schweizerischen sogenannten Röthi- kalk und -Dolomit, in welchem noch nie ein Fossil gefunden wurde. Beide liegen dem Verrucano auf. Die Ufer- und Flachseefacies des Buntsandsteins vom Iseosee-Camonica-Gebiet und Judiearien scheint mächtiger, aber einförmiger wie inRecoaro entwickelt zu sein. Zwar sind die eharacteristischen Zellen- 1) Vergl. A. Tornauist: Das vicentinische Triasgebirge. Stuttgart bei E, Nägele. — 15 — Me kalke da und mächtige Conglomerate, Sandsteine, aber die Gasteropodenbänke von Recoaro fehlen, wohingegen im oberen Dezzothale die Naticella costata-Schichten der oberen Abtheilung vorkommen. Tiefer wurde das Meer in der Muschelkalkzeit. Der untere Muschelkalk ist in Reeoaro und auch in Judicarien und Val Trompia ungleich reicher entwickelt wie im unteren Camonicathale, wo z. B. die Mergel und Kalke mit Dadoerinus gracilis bis jetzt nieht beobachtet wurden; auch nieht die Sturia- und Diplo- porenkalke des mittleren Muschelkalkes von S. Ulderico bei Schio. Der obere Muschelkalk mit seinen Knollenkalken und Riffkalken ist anscheinend stark verschieden von dem von Reeoaro. Weder Spizzekalk (der schon in Judicarien fehlen soll), noch die Eruptivdecke der Nodosensehiehten kommen vor. Die Raiblerschiehten mit ihren Gypsen fehlen nach Torxquist bei Recoaro, während am Iseosee keine Unterbreehung in der Sedimentirung Auftrat. Der Hauptdolomit ist einer der gleichförmigeren Horizonte. Er bildet in der Iseosee-Gegend stark ge- gliederte Ketten in steilen Abstürzen, bei Recoaro und Schio f{ritt er in characteristischen halbkreisförmigen Wänden auf. Wie in der lombardischen Trias überhaupt, so sind auch am Iseosee die 3 Abtheilungen des Lias ordentlich entwickelt, insbesondere auch das durch die ganze Lombardei hindurchgehende Toareien (Rosso ammonitico). Pilzone am Iseosee ist für den mittleren Lias eine hervorragende Localität, nirgends fand sich dagegen im sterilen unteren Lias eine Fundstelle, die an Arzo, Saltrio oder Moltrasio heranreichte. Am Generoso und Corno di Canzo so gut wie bei Sarnico und am Gardasee treten die dürftigen Repräsentanten des Dogger und Malm in Gestalt von bunten Kieselschiefern und Kalken auf. Trotzdem sind diese Tiefmeerbildungen mit ihren Radiolarien und Aptychen bekanntlich sehr characteristisch für die lom- bardische Faciee. In Venetien tritt die bekannte Sonderung der Horizonte ein, schon am Gardasee haben wir die deutliehe Ausbildung der Murehisonaeschichten und der Olaus-Schiehten bei S. Vigilio, der Acanthicus- Schichten und des Tithons bei Torri. Durch die ganze lombardische Facies hindurch geht der characteristische, Tithon und Neocom vertretende Horizont der Majoliea, der, überall fossilarm, als Biancone sich nach Venetien fortsetz. Auch die weit ver- breitete Scaglia der oberen Kreide ist in der Gegend des unteren Iseosees reichlich vertreten aber wie die darüber liegenden Sandsteine fossilleer. Sehr ärmlich ist endlich das Tertiär, verglichen mit der typischen Ent- wiekelung des Eoeän und Oligocän bei Castel Gomberto und Schio. Was die im Gegensatze zu den nördlichen Kalkalpen so reichlich vertretenen Eruptivgesteine anlangt, so sind Quarzporphyre und Porphyrite in den eamunischen Alpen und noch mehr im Trompia- und Caffarothale durch Decken und Stöcke im Perm und in der Trias vertreten‘). Im Recoaro-Gebiet reichen die Eruptionen bis in den mittleren und oberen Muschelkalk hinauf und dazu kommen als eigenartige Erscheinungen die gewaltigen mit Tuffen verbundenen Basalteruptionen im vicentinischen Tertiär. Was die Tektonik anlangt, so streichen die unregelmässigen, durch die Erosion mannigfach zerstückelten Ketten der lombardischen Kalkalpen mit mancherlei Abweichungen im Allgemeinen von WNW nach SSO. Dazu kommen nun seeundäre Faltungen und vor Allem Störungen, die nach Osten zu an Intensität zunehmen. Auf die verhältnissmässig einfache Tektonik, wie man sie am Lago maggiore, bei Varese und am Luganersee beobachtet, folgen die geringeren Störungen der Brianza, sodann die beträchtlichen Ueberschiebungen der Grigna und des Resegone. Bedeutender aber ist, abgesehen von der randlichen Ueberkippung und Doppel- faltung im Iseosee-Gebiete, die grosse camunische Ueberschiebung, auf die der Guglielmo den schon oben 1) Ausnahmsweise gehen im Val Seriana Porphyrite bis in den oberen Lias (Tarauerrr). — 106 — euer erwähnten guten Ausblick gewährt. Weiter östlich tritt die grosse Veränderung in der Tektonik ein, wir haben Judiearien mit seiner grossen Bruchlinie, das auffallende Umbiegen der Schichten an der „grandiosa e com- plicata synelinale del Garda“ (Taramkıır), es folgt das vicentinische Schollenland bei Reeoaro mit seinen nach Tornguist abgesunkenen Schollen und endlich der wunderbare Aufbau der südöstlichen Kalkalpen mit ihren periadriatischen Brüchen, den Surss so übersichtlich und meisterhaft in seinem Antlitz der Erde geschildert hat. 4. Notiz zu den Moränen und Terrassen im Becken von Sulsano. Vergangenen Sommer habe ich, als ich nach dem aussichtsreichen Felsen von $S. Pietro (325 m) bei Marone den Pfad von der Südseite her hinaufstieg, bei trefflicher Abendbeleuchtnng meine Beobachtungen noch vervollständigen können. Ich hatte hier den Eindruck, dass die glaciale Erosionsterrasse noch unter der Spitze des Grandinale sich fortsetzt; sie geht also, immer ansteigend, noch etwas weiter, wie Fig. 2, Taf. I, es angiebt. Ausserdem sind oberhalb der Colarino-Moräne noch Terrassenspuren zu sehen. Hauptsächlich aber fiel mir auf, dass die unterhalb der Colarino-Moräne gelegene, früher als Verwitterungs- terrasse betrachtete grosse Terrasse bei Pozzo und Simano, welche sich am G@randinale hinzieht, ebenfalls ansteigt, wie die genannte Moräne Nun schneidet anscheinend die Schiehtung an den Gehängen des Grandi- nale gegen Sulsano mehreren Ortes diese Terrasse, und so möchte ich (sofern nieht etwa Täuschung durch Klüftung vorliegt) auch in ihr eine ansteigende Terrasse vermuthen. Für die Beobachtung der Rückläufigkeit ist günstige Beleuchtung und ein geeigneter Standpunkt Be- dingung, ich bin oft bei Sulsano vorbeigefahren, ohne etwas davon zu sehen. Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 2. b — 17 — 15 Stratigraphie der Umgebungen 1 des Iseosees. Versteinerungen | System Unterabtheilungen Gesteinsart (nicht von mir gefundene Wichtigste Punkte Bemerkungen | mit * bezeichnet) Postglacial Torf zum Theil. See-| Recente Muscheln und/Südlich Iseo Reichste Torflager der Lombardei bei kreide. Lehm. | Schnecken Iseo. Nach Mösus ist der Torf mit Allu- | Thoneinlage 4m mächtig und von vium | Grundmoräne unterlagert. Seekreide als Dünger benutzt. Pfahlbauten der jüngeren Steinzeit mit Werkzeugen. iS Jüngere Moräne. Drums.) Amphitheater der Francia- S Fluvioglacial. Schotter corta. Bergmoränen. Nie- = Jüngeres Gla- der Niederterrasse. derterrasse des Oglio, = da Torf Drumlandschaft bei Endine 2 und Darfo = |Grauweissliche intergla-|Pontisch-mitteleuropäische|BorlezzaschluchtbeiSellere Das Niveau des bekannten weissen eiale Blättermergelvon| Flora der Blättermergel| Pianieobecker | Kalkes von Pianico ist nicht be- Sellere. Bänderthone mit Rhododendron ponti- kannt. Flora derselben der der Blät- a, bei der Guernabrücke cum L., Buxus semper- termergel ähnlich. Fauna mit *Rhi- a |® | bis Campo matto und) »örens L., Pinus peuce noceros conf. Mercki, * Bos conf. => miflleres Gla-| bei Gazzenda. Weisser] GriEser., Acer cont. in- primigenius, * Cyprinus carpio L., S eelunain: erdiger Kalk von Pia-| szgne Boıss. et Buns., Acer * Anguilla vulgaris Frex., * Diato- = Ska nico. Sand und Lehm| psexdoplatanus L., Car- meen. = 2 Se Aeltere Grundmoräne. pinus betulus L.— Oyclas. | = | | Hocliterrasse desOglio. Myoxus conf. nitedula L.. an Bufo eonf. veridis L. — In) ‘ den Bänderthonen Reste | | von * Bos, * Cervus u.Süss- | wasserconchylien (Stop- | Conglomerate, löcherige Dan) |Pianico. Provezze. Cremig- =) n Nagelfluh mit runden nane 3 Aeltere Gla- und eckigen alpinen Ge- & cial- und In- schieben: = terglacial- 5 zeit I Miocän ? Conglomerat von S. Or- S. Orfano bei Royvato Nach Fr. v. Hauer Eocän, weil v. Eocän ? fano | ZerHARoVvIcH im entsprechenden Ge- stein des Mte. Badia bei Brescia = Nummuliten fand, nach Pacrıa und = Taranerrı Miocän. Enthält keine 5 alten krystallinischen Gerölle. Lie- = fert wegen viel Gehaltes an Kiesel- schiefer reichlich Terra rossa. Ob Kieselschiefer auf der Nordseite un- | ten ansteht ? Graugrünliche Sand-Undeutliche Pflanzenreste Sarnieo. Paratico. Capriolo. Feorreumı fand im Sandstein von steine mitkalkigem Ce- beim Castell von Paratico Adrarathal. Bergamo Inoceramen ment,nach oben mitun-, (Ostseite). * Inoceramen tergeordneten Kalk-| in einer zugehörigen Kalk steinen. bank bei Bugnatico-Cre- daro (ZEPHAROVIcH) Obere Kreide |Scaglia. ?Se- Grauschwarze und bunte Fucoiden Südlich Forcella bei Sar- Trägt zur Terrarossabildung bei. Der S non Mergelschiefer mit nico. Caleppio. Adrara.) Name Scaglia bezieht sich auf das = Kalkbänken wechselnd; S. Martino. splittrige Zerfallen bei der Verwit- - auch Sandsteinlagen, terung Mi zuweilen untergeordnet | kreidiger Kalk. | Majolica(Neo-|Weisse, dichte Kalk-Radiolarien Adrarathal. Mte. Faeto.|Feuersteinknollen (Villa Ballini). com. ? Ti-, steine. Villa Franceschini. Ga-) Braunspathadern (V. Ballini). Reich- Untere Kreide thon). jana. liche Terrarossabildung. Die Zuge- hörigkeit grauweisslicher und hell- gelblicher Kalke ist wegen bis jetzt mangelnder Petrefacten fraglich. — 18 — System Unterabtheilungen Malm Dogger Rosso ad Ap- tiei Gesteinsart Röthliche, bräunlich- gelbe, grüne, splittrig und muschelig bre- chende Kieselschiefer vorwaltend. Eisen- schüssige, Kalke mit Hornstein- lagen sandige, Versteinerungen (nicht von mir gefundene mit * bezeichnet) . . | Radiolarien mehr oder we-| niger gut erhalten | Wichtigste Punkte Radiolarien besser erhalten! bei Badia. Dosso bei) Capra. Roceolo Bonino.| Mte. Cauzano. Bemerkungen Rosso ammo- Rothe und graue dichte Hier wenig fossilführend. S. Fermo bei Adrara SB Zuweilen Feuersteine. Der ‚„MedoJo“, Oberer Lias nitico infe-| Mergelkalke Bekannte Formen von fal-, Rocco. Polaveno. Colle welcher Formen des oberen und mitt- (Toareien) riore ciferen Ammoniten und| del Gioco. Nigoline | leren Lias enthält, wird von Parona von Brachiopoden. letzterem zugerechnet. Lias medio/Grauer, dichter, nicht|Harpoceras algovianum|Pilzone (Versteinerungen Zuweilen Hornsteine und mergelige superiore selten dunkel gestreif-| Orr., Harpocerasretrorsi-| in den Steinbrüchen auf Zwischenlagen. Die Steinbrüche von = ter und gefleckter Kalk| costatum Opr., Harpoceras| der Seeseite). Tavernola.' Pilzone (Montecolo) liefern fast nur iz boscense Opr., Harpoceras| Provaglio. verkieste Ammoniten. Das Gestein = Bertrandi Orr., Dactylio- ist reich an Rutschflächen und Har- en ceras Haueri GExER, Dac- nischen, Den in Palazzolo verar- . F iylioceras nova spec., Coe- beiteten hydraulischen Kalk. Mittlerer Lias Inkenas Mort lee MenıGn., Amaltheus margaritatus. Lias med. inf.| |* Platipleuroceras Salmoj- "Von SALMoJRAGHI gefunden und von raghüi Parona. * Liparo- Parona 1. ce. bestimmt und dem un- | ceras Beckei Sow. teren Mittellias zugetheilt | Grauerfeinkrystallin. bis)* Arzetites geometricus Opr.|Isola. Capo Corno. Monte- Zuweilen Hornsteine (Capo Corno) dichter Kalk und graue, (von Torngqusst auf der! colo. nördlich des Pozzo. Nach oben und Der Lian dolomitische Kalke.| Isola oberhalb Peschiera| unten schwer zu begrenzen. Liefert | Manchmal striemig ge-| gefunden). Terra rossa. Sarmosracnı führt rhä- streift tische Formen (*Zerebratulagregaria | und *Carditen) von Montecolo an. ‚Graue dichte, in diekelRhabdophyllia, * Avieula|Korallen an der Strasse vor|Die Zweitheilung ziehe ich mit Tara- » | Bänke getheilte Kalke, contorta, * Oonchodon,| Fonteno. Dumengoni) uertı der Dreitheilung Curroxıs vor. ®8,| mit Korallen und Kie- nach Cvrıonı bei Fonteno| (Adrarathal). Monasterolo.|) Liefert Marmor im Val Levede und Z , selknollen und Predore. Predore. Capo Corno. am „Bogen“ bei Solto, ferner hydrau- o | | lischen Kalk. © | Rhät 2 Schwarze Kalke und|Cerzthiumhemesv’Orz. Oy- Versteinerungen massen- © | schwarzer Thonschiefer, renerhaetica.Sarmosracnı) haft nördlich der Fabrik ee giebtnoch an: *Myophoria| „Zu“ am See, aber wenig | inflataM., *Anatina prae- Arten. Riva di Solto.| B3 | eursor Opr., * Ohemnitzia, Marone. gel \ Quenstedti Srorr., Bae- | tryllium sp. Hauptdolomit|Dolomia prin- Grauer, oft geaderter|G@erwillia exilis Srorr., Kette der Corna trenta passi Sehr constant ausgebildeter Horizont. = eipale Doloinit und dolomiti-, Myophoria BalsamiSror- u. der Punta Conicolo.| Bildet ruinenhafte Felsformen. Ent- 8 scher Kalk panı, Gyroporellen. Versteinerungen oberhalb| hält nach Sarmosracnı am M. Bogno = Marone; ferner an der| Steatit. 2 | | Poststrasse zwischen Vello 5 und Toline; am „Bogn“ S bei Riva di Solto. B Rothe, grünliche und Toline. Lovere. Columne 4 giebt die Entwickelung bei ei graue Mergel mit Gyps Col Croce ob Toline. — Ueber Fa- oe |& und Pyrit. Schwarze ‚ eiesunterschiede der Raiblerschichten ” Mergelkalke mit Koh- ‘ von Zone Toline und Mte Pora vgl. © Raibler lenschmitzen Deecke l. c. S. 488, 506. Die mehr = - = > = : kalkige Entwickelung am Mte. Pora o Schichten Cardita- Grauschwarze, zum Theil| Myoconeha CurioniHauzr, Versteinerungen zwischen wird auf der anderen Seite des Ca- Schichten knollige Kalke mit, @ervillia cont. constrieta, Zoneu.ColÜroce,Mte.Pora.| monicathales, durch die rothe Tuff- (Myoconcha-\ Myoconchen. (Stopr.) Par. Myophoria| Ferner oberhalb Toline sandsteinfacies ersetzt, die mit den Kalke) An Mon: en Porphyritausbrüchen in Zusammen- 5 vıllra bipartıla Mer. (nac | i i Grünliche und rothe les bei a Bei Col Croce. Qualino ne Da Er a | Tuffsandsteine, rothe *Peetenfilosus(amMte-Pora al = Mergel wechsellagernd, zum Theil etwas Gyps führend nach Varisco). Schlecht erhaltene Gastropoden bei S. Maria unweit Zone. 109 und kalkig. 6* 155 HH Versteinerungen System Unterabtheilungen Gesteinsart (nicht von mir gefundene Wichtigste Punkte Bemerkungen mit * bezeichnet) Pe Dunkelgraue, dichteDie ganze Abtheilung|Abstürze der Noale-Aguina-|Die Wengener Riffkalke entsprechen Bi Kalke unddolomitische| scheint hier arm an Resten] Agolokette bei Pisogne.| dem Calcare metallifero von Curıont =) |Wengener Kalke zu sein, im Verhältniss zur) Supinetobel bei Lovere. (hier aber erzarm). Heteröpische = Ei Riffkalke klassischen Entwickelung| Mächtige Entwickelung im) Bildungen sind die Esinokalke. A. = I: in Val Trompia. Bırıner| Alto-Pora-Massiv. Bırıner, dem ich hier folge, fand = Ss eitirt von oberhalb Pisogne oberhalb Govine bei Pisogne unte- 3) aus den Wengener Schich- ren Muschelkalk (= Kalk von Varen- = % Wengener ten Daonella Lommeli. na), darüber oberen Muschelkalk nıit S =| | Daonellen- Daonellenbänken, noch höher Bu- u < 2) | schichten. |Schwarze, feinkrystalli- chensteiner Knollenkalk, Schichten a |a == | Buchenstei- | nische, knollige und mit Daonella Lommeliund Wengener = | 4 s=|, ner Kalke| wulstige Kalke Riffkalke (. e. p. 429). Tuffartige atlır, | | Unterer Mu- Wengener Schichten sollen nach & = | schelkalk. Cazzacrıo bei Breno (Mte,. Conca- reno) auftreten und den Gipfelgrat des Mte. Guglielmo bilden, Rothe und grünliche Pisogne. Volpino Porphyritdurchbruch im Gyps von = | Mergel mit Gyps Volpino. = ei |Caleare fari- Rauhwacke Trobiolothal bei Pisogne.| ae | noso 8. Vigilio a 5 ‚Werfener Rothe, schwach kalkige/Hier petrefactenarm. BeilNördliche Seite der Tro- Lersıus parallelisirt den Seryino mit p & | Schichten Thonschiefer. Grau-| Vilminore sammelte ich, bioloschlucht bei Pisogne. Röth, der auch Naticella costata = (Servino) grüneMergelundSand- Tirolites cassianus und) 8. Vigilio. führt. Reich an Eisenspath, wovon la | steine. Naticella costata. | Lager im Trobiolothal; Gangart % Baryt. = ‚Verrucano? |Rothe Sandsteine mit .\Pontasio, Rogno. Roina bei Quarzporphyritdurchbrüche von Rog- < tbonigem Bindemittel.| Pisogne. S. Vigilio. Vall no und Darfo, | Graue Sandsteine und! Grigna. | Conglomerate, seltener grünliche Sandsteine. | |Schiefrige graue Sand- Im Val Trompia mit Pflan-|Unteres Camonicathal, linke|Die Sandsteine und Conglomerate | steine. Rothe Schiefer) zen (Walchra und Farn-| und rechte Seite führen Gerölle von Quarzporphyr. von Sonvico sup. mit) kräuter) am Mte Colum- Dieser tritt lager- bis stockförmig thonigem Cement | bano und am Settecro- auf, z. B. bei Beata, Gratacasola und (Quarzporphyrittuff cette-Pass. In unserem Minolfa im Camonicathal, wo er nach GRUBENMANN).| Gebiet wurde nichts ge- steinbruchmässig ausgebeutet wird Rothe und graue Sand-) funden. für Gewinnung von Bruchsteinen, steine und Conglo- Quadern, Mühlsteinen. Ein nam- merate (Verrucano ?). haftes Werk daraus ist die Eindäm- =] Braunrothe serieitische mung des Gratacasola-Wildbaches. „ Quarzphyllite v. Corna, Es giebt rothen Quarzporphyr und © bei Darfo u. Grignathal grünlichen, welcher rundliche und Au mit wulstiger Ober- eckige Brocken des ersteren enthält, Paläozoisch? Archäisch? , stein- u. Conglomerat- 'Serieitgneisse und fläche, enthalten u.d.M. Quarz, Glimmer mit etwas Feldspath, Chlo- rit und Rutil. Ihnen eingelagert sind Sand- bänke mit Porphyr-, Quarz- und Glimmer- schiefereinschlüssen. Quarzphyllite mit Quarzlinsen Val Palotto. Mte Rotondo. Vissone. Ardogne. Gia- nico auch mit ihm verwachsen ist (Mi- nolfa). Stellenweise Felsit und Por- phyrbreceien. Im Quarzporphyr bei Gratacasola u. Minolfa Fluctuations- und Kugelstructur. Carbonisch nach Cvrıoxı und Tara- “erıı. Dasselbe weitest verbreitete Gestein kommt auch im oberen Camonicathal (hier nach SaLomon archäisch), ferner auch im Vicentini- schen (hier nach Tornguistarchäisch), bei Lugano und in den ligurischen Alpen (nach Issel) vor. Der Quarzphyl- 110 lit von Camuno enthält viel Granat. rn 45 Zur geologischen Karte. An Kartenmaterial benutzte ich die Karten von Curıonı, Varısco und TaranzıLıl. Meine selbstständigen Aufnahmen trug ich in die Generalstabskarte im 1:25000 ein und übertrug sie dann auf die Karte von 1:100000 Bei der besseren topographischen Grundlage sollten die Grenzen im Allgemeinen genauer und richtiger sein, als sie die bisherigen Uebersichtskarten im kleinen Maasstabe geben. Stratigraphisch habe ich mich auf die gute Grundlage gestützt, die meine Vorgänger geschaffen haben. Neu sind die Grenzen der glacialen Terrassen, der Moränenzonen, der interglaeialen Ablagerungen, Wallmoränen, Drumlins. Einfach übernommen habe ich von Dezck£ die Kartirung der Raibler Schichten auf der Westseite des Camonicathales, von TArANELLI die ungefähre Lage des Jurabandes bei Mte. Grimaldo. Die Kartirung des Lias ist schwierig, weil unterer, mittlerer und grauer oberer Lias sich petrographisch oft wenig unterscheiden und Fossilfunde hier nieht gerade häufig sind. Manchmal finden sich im Anschluss an oberen Lias helle, majolieaähnliehe und schon als solehe be- trachtete Lagen fraglichen Alters (Tavernola, St. Giorgio, S. Martino, Polaveno, oberhalb Prato del Monte bei Pilzone). Sie wurden hier dem oberen Lias zugerechnet. Da weder die bisherigen Aufnahmen noch die eigenen genügten, habe ich auf die Angabe der Unter- abtheilungen des Lias verzichtet und nur einige wichtigere Punkte dureh Zeiehen hervorgehoben. Schwierigkeiten macht ferner die Zutheilung der rothen Sandsteine und Conglomerate (gemeiniglich Verrucano genannt) zu Trias und Perm, wofür hier weder paläontologische noch genügende petrographische Anhaltspunkte gefunden wurden. Ob daher meine Zutheilung das Richtige getroffen hat, muss fraglich bleiben. Nach ihr kommen die Quarzporphyre in das Perm, die Quarzporphyrite in die Trias; auf der Ostseite macht der Quarzporphyrittuff von Sonvico eine Grenze, die schon Curıonı annahm. Einen Anhaltspunkt dürfte, wie ich glaube, der rothe wulstige Quarzphyllit von Corna bei Darfo (Porphyr der Autoren) sein, den ich in gleicher Ausbildung bei Malga Seza in Val Grigna und weiter oben im Thal in Verbindung mit Serieitschiefern, 1/, Stunde abwärts der Casina vecehia, als Einlagerung in rothen Sandsteinen und Conglomeraten antraf. Er möchte zum Perm zu rechnen sein. Verzeichniss der benutzten Literatur im Bereiche des Kartengebietes. 1858. Fr. v. Haver: Erläuterungen zur geologischen Uebersichtskarte der Schichtengebirge der Lombardei. Jahrb.d.k.k. geol. Reichsanst. Bd. IX. 1858/60. Srorranı: Pal6ontologie lombarde. Milano. 1859. A. Pıcozzı: Sulla scoperta di aleune ossa fossili nella marna bianca di Pianico. Atti Soe. geol. T. II. Milano. 1859. Marrırrer: Note geologique sur Palazzolo et le lac d’Iseo. Bull. Soc. geol. de France T. XVI. 1869. Gemırz: Ueber fossile Pflanzenreste aus der Dyas des Val Trompia. Jahrb. f. Min. 1869, pag. 456. 1873. Sorperrı: Deserizione di aleuni avanzi vegetali ete. Atti Soc. ital. sc. nat. XVI. Milano. 1873. Srorranı: Corso di geologia. Vol. II. pag. 658, 663 etc. 1874. Mossısovics: Ueber heteropische Verhältnisse der Trias in den lombardischen Alpen. Jahrb. d. k. k. Reichs- anst. Bd. XXV. 1875. G. Racazzont: I] profilo geognostico del pendio meridionale delle Alpi lombarde und Catalogo della raccolta (500 Gesteinsproben). Geht vom Po über Val Trompia, Breno, Saviore bis Bormio. Vorräthig im Museo eivico in Brescia. Vergl. auch Commentari del Ateneo di Brescia. 1875. 1876. G. Curıoxı: Carta geologica delle provincie lombarde, in 1: 172800, 1876. G. Curıoxı: Geologia applicata delle provincie lombarde. 1876. Renevıer: Relations du pliocene et du glaciaire aux environs de Come. Bull. Soc. g&ol. de France Ser. 3. T. IV. 1878. Lersıus: Das westliche Südtirol ete. Berlin. — 11 — 1880. 1881. 1881. 1883. 1884/85. 1884/85. 1885. 1885 1886. 1886. 1886. 1888. 1889. 1889. 18%. 18%. 1892. 1893. 1893. 1893. 1894. 1894. 1894. 1894. 1894. 1894. 1895. 1896. 1896. 1896. 1896. 1897. 1897. 1897/98. 1897. 1900. 1901. —— 46 Storranı: L’era neozoica in Italia. Milano. Varısco: Carta geologica della provineia di Bergamo. 1:75000. Varısco: Note illustrate della carta geologica della provincia di Bergamo. Bırrser: Nachträge zum Berichte über die geologischen Aufnahmen in Judicarien und Val Sabbia. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. Bd. XXXIII. pag. 429. Sıcco: Maxima elevazione del plio 'ene marino. Atti Accad. d. Sc. di Torino. pag. 828. Sacco: Sull origine delle vallate e dei laghi alpini ete. Atti Accad. d. Sc. di Torino. pag. 647. Sarmosracnı: Pyramidi di erosione ete. di Zone. Boll. Soc. geol. ital. Vol. IV. : Derere: Beiträge zur Kenntniss der Raibler Schichten in den lombardischen Alpen. N. Jahrb. f. Min. etc. III. Beilageband. Bassanı: Su alcuni pesci del deposito quaternario di Pianico. Atti Soe. ital. di Se. nat. Vol. XXIX. A. Bırıwer: Die neuesten Wandelungen in den modernen Ansichten über Gebirgsbildung. Verh. d. k. k. geol. Reichs- anst. No. 15. G. Geyer: Liascephalopoden des Hierlatz. Abh. k. k. geol. Reichsanst. A. Bırrxer: Ueber einige geologische Begriffe und deren Anwendung. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. Bd. XXXVII. Anıshertr: Nuove ricerche sui ferreni glaciali. Lovere. Pacrıa: Villafranchiano nei dintorni del Lago di Garda. Sıromon: Geologische und petrographische Studien am Monte Aviolo im italienischen Antheil der Adamello- gruppe. Zeitschr. d. geol. Ges. pag. 65. Taranerrı: Carta geologica della Lombardia 1:250000 und Spiegazione della carta. Corrı: Sulla marna di Pianico. R. Ist. lomb. Rendiconti. Barrzer: Glacialgeologisches von der Südseite der Alpen. Mitth. nat. Ges. von Bern von 1892. Sırmosracnı: Giacimenti et origine della terra follonica diMarone e Sale-Marasino. Atti Soc. geol. ital. Vol. IV. Taranerrr: Della Storia geologica del lago di Garda. Estrato Atti R. Accad. Agiati in Rovereto. Sacco: L’apparato morenieco del Lago d’Iseo. Annali R. Accad. d’Agric. di Torino. Vol. XXXVII. (Enthält die Bibliografia tertiaria e quaternaria.) Cozzacrro: Note esplicative sopra alcuni relievi geologiei in Val Camonica. Giornale di Mineralog. von Sansoni. Vol. V. j Parona: Appunti per lo studio del lias lombardo. R. Ist. lomb. Vol. XXVII. pag. 694. J. Geikre: The great ice age. Tarauerrı: Considerazioni geologiche sul Lago di Garda. Rendic. R. Ist. lomb. Vol. XXVII. Bırrser : Ueberschiebungserscheinungen in den Ostalpen. Verh. k. k. geol. Reichsanst. A. Srerra: Sui terreni quaternari della pianura del Po. Boll. R. Com. geol. No. 3. Novarese: Il quaternario nella Valle del Pellice (Alpi Cozie). Boll. R. Com. geol. Vıso: Porfiriti del Guglielmo. R. Ist. lomb. Barrzer: Beiträge zur Kenntniss der interglacialen Ablagerungen (Interglacial von Pianico-Sellere). Jahrk. f. Min. Bd. 1. Anıcnuermi: Una gemma subalpina. Exeursioni autunnali ete. Lovere, Libr. Filippi. Sırmosragnı: Formazioni interglaciali allo sbocco di Val Borlezza nel Lago d’Iseo. R. Ist. Jomb. Rendieconti. Barrzer: Nachträge zum Interglacial von Pianico-Sellere. N. Jahrb. f. Min. ete. Bd. II. Sarmosracnr: Contributo alla limnologia del Sebino, con carta batometrica. Milano. Isser: Compendio di geologia. Marranı: Nuove osservazioni geol. e pal. sul gruppo della Presolana etc. R. Ist. lomb. pag. 1249. Sarsosragnı: Steatite nella dolomia prineipale del M. Bogno (Lago d’Iseo). Milano. — 112 — Inhaltsverzeichnis. Einleitung £ I. Die randliche Te Die Predorefalte Zusammenfassung über die Predorefalte Das Gewölb von Parzanika I. Die Ueberschiebung der Quarzphyllite, Perm und Trias auf Trias und Perm zwischen Camonica- und Chiesethal Begehungen im Ueberschiebungsgebiet . RE a. 1. Pisogne, Trobiolothal, Zoncone, C. Ballo, Grinaghe, Pontasio, Pisogne 2. Pisogne, Sonvico, Fraine, Gratacasolo-Schlucht, Artogne 3. Die Ueberschiebung im Trompiathale Zusammenfassung . Sonstige Verwerfungen III. Die Gesammttektonik des Gebietes : IV. Die rückläufigen Terrassen und Moränen am Iseosee V. Beiträge zur Entstehung des Iseosee-Beckens . VI. Die äussere Moränenzone VII. Die Terrassen 1. Die Niederterrasse . 2. Die Hochterrasse er: ; 3. Deckenschotter und ältere glaeiale ee Zusammenfassung En No VIII. Reeonstruetion und Geschichte des alten Ogliogletschers Altere Gletscherzeit Jüngere Gletseherzeit IX. Nachträge . er: a 1. Das Ostende der camunischen Ueberschiebung A. Profil Bagolino, Rio Seceo : B. Profil Bagolino, Caffarothal, Croce Domini-Pass — 13 — stammen (6) ee) EN VER) TER) ES TERN IE) FR nn oa = | a len Mila len ln) eo] de) Lo) oo oo co [JUJ 3 De len u u eg tt 2. Der Südrand der Ueberschiebungsdecke nördlich des Guglielmo bis Pezzaze beim Trompiathal ee Me ee eo War: ad 3. Die zwei Hauptgipfel des Iseoseegebietes: Bronzone und Guglielmo Blick auf die lombardischen Kalkalpen . er 4. Notiz zu den Moränen und Terrassen im Becken von Sulsano . Stratigraphische Tabelle Bemerkungen zur geologischen Karte Literaturverzeichniss . Berichtigungen oe Karte, Tafeln und Tafelerklärungen. Berichtigungen. S. 10, Zeile 10 von unten lies statt bei der genannten Brücke: bei der Meolabrücke. S. 37, Zeile 3 von unten lies statt Cima della Mandra: Casina della Mandra. pag. pag- pag- pas: pag- Pag- pag- pag- 35 37 39 41 42 45 45 48 S. 38, Zeile 19 von oben lies statt Frerone, als Mittelpunkt links ...: Frerone als Mittelpunkt. Links... Berichtigungen zur Karte. Die Signatur d bei Provezze (Nordostseite des Amphitheaters) steht in der inneren Moränenzone, statt im älteren glaeialen Conglomerat (westlich des Buchstabens P von Provezze). Die Signatur @ bei Pisogne steht irrthümlich im Servino und ist zu streichen. Im Winkel bei Torre gegen Foina (Nordostseite des Amphitheaters) ist irrthümlich die Farbe der äusseren Moränenzone gedruckt, letztere reicht nieht mehr nördlich über die Strasse zwischen Torre und Par- mezzana hinauf. Im Fosso Longherone bei Bornato (Amphitheater) ist die Signatur @m richtig angegeben, aber die zugehörige Farbe irrig gedruckt. — 114 — GEOLOGISCHE UND PAL/ABONTOLOGISCHE ABHANDLUNGEN HERAUSGEGEBEN VON ERRNOREN. NEUE FOLGE BAND V. (DER GANZEN REINE BAND IX.) HEFT 3. BEITRÄGE ZUR KENNTNISS DER SÄUGETHIERRESTE AUS DEN SUDDEUTSCHEN BOHNERZEN. VON M. SCHLOSSER. MIT 5 TAFELN UND 3 ABBILDUNGEN IM TEXT. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1902. f R . ern [\ 7 HEN Ders TE vis - Et! LEN u. pP, | ur r 4 .. ' % { ig E ‘ L r ar 5 i \ | [m # j ı nr T: le, I Ta In L | P uf u Uebersetzungsrecht vorbehalten. & \ N h Wan N “ I j \ 4 I 6” x [4 Beiträge zur Kenntniss der Säugethierreste aus den süddeutschen Bohnerzen. Von M. Schlosser. Obwohl die Säugethierfaunen der Bohnerze sehon frühzeitig durch G. Fr. Jäger eine sehr eingehende Bearbeitung erfahren haben, so lassen unsere Kenntnisse derselben doch noch sehr vieles zu wünschen übrig, ja, alle Faunen des europäischen Tertiärs sind uns jetzt besser bekannt als gerade jene aus den Bohnerzen. Schuld hieran sind zweierlei Umstände, nämlich die unübersichtliche, stark verworrene Darstellung, welche die Thierüberreste in dem Jäser'schen Werke erfahren haben, und zweitens der Umstand, ich möchte sagen das Vor- urtheil, dass man bisher vielfach glaubte, es liesse sich mit diesen Resten doch nichts Richtiges anfangen. Er- freulich ist ja der Erhaltungszustand dieses meist nur aus isolirten Zähnen bestehenden Materiales keineswegs, auch hat ja zweifellos an verschiedenen Orten Vermischung geologisch jüngerer mit geologisch älteren Formen wenigstens bei der Aufsammlung stattgefunden, allein bei genauerer Betrachtung zeigt sich doch, dass wenigstens das Gebiss der einzelnen Arten in vielen, wenn nicht in den meisten Fällen annähernd vollständig zusammengestellt werden kann — freilieh nur aus isolirten Zähnen verschiedener Individuen — und dass überdies auch die Mischung der zeitlich verschiedenen Arten an den einzelnen Localitäten keineswegs eine so gründliche ist wie man beim ersten Anblick glauben könnte. Dass gewisse Fundorte, vor allem die berühmte Localität Frohnstetten eine der Zeit nach ziemlich einheitliche Fauna besitzt, war allerdings schon seit Langem bekannt, die eingehendere Untersuchung ergiebt jedoch, dass überhaupt nur wenige Localitäten wirklich stark gemischte Thierreste aufweisen, und dass selbst in diesen Fällen der Erhaltungszustand der einzelnen Stücke recht brauchbare Anhaltspunkte liefert für Er- mittelung des wirklichen geologischen Alters. Die Bohnerze sind bekanntlich Ausfüllungen von Spalten im Jurakalk, die jedenfalls sehon im ältesten Tertiär, wenn nicht sehon in der Kreide — Amberg, Regensburger Gegend — begonnen haben, zum Theil aber auch bis in die Gegenwart fortdauern. Von sehr vielen solchen Spalten ist es aber sicher, dass die Aus- füllung nur relativ kurze Zeit gewährt hat, denn die organischen Einsehlüsse gehören in der Regel einer einzigen geologischen Periode an. Andere Spalten scheinen dagegen erst in geologisch junger Zeit entstanden oder doch 1* — 17 — 16* B —— wenigstens erst spät mit lockerem Gesteinsmaterial und organischen Resten gefüllt worden zu sein, denn ihre Thierreste gehören bereits dem Pleistocän an. Ich werde diese Verhältnisse für alle wichtigeren Loealitäten mit Hülfe der vorhandenen Säugethierreste zu ermitteln suchen. Hier sei nur erwähnt, dass anstatt der drei Perioden, welche 0. Frass dureh die Fauna der Bohnerze repräsentirt sehen wollte, deren mindestens sieben in Schwaben angedeutet sind. Ausser dem oben bereits erwähnten Werke hat Jäer auch noch später eine Abhandlung über Säugethier- reste aus den schwäbischen Bohnerzen veröffentlicht!). Auch O. Fraas?) hat sich mit solehen beschäftigt. Einzelne Arten wurden auch von Quexsteor®), Forsyru Mayor‘) sowie von mir) behandelt, und in jüngster Zeit hat endlich v. Branco 6) die fossilen Anthropomorphenzähne einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Dagegen fehlt bis jetzt eine Bearbeitung der Gesammtfauna auf Grund der neueren Literatur über die fossilen Säugethiere des europäischen Tertiärs, weshalb es auch nicht überraschen kann, dass bei stratigraphischen Tabellen die verschiedenen Loealitäten, welche Bohnerzfaunen geliefert haben, sehr oft an wenig passender Stelle eingereiht erscheinen. Es ist dies zwar an und für sich recht bedauerlich, lässt sieh aber sehr leicht daraus erklären, dass die auf die ältere Literatur begründeten Daten mit dem jetzigen Stande unserer Kenntniss der fossilen Säugethierwelt nieht mehr in Einklang zu bringen sind. Eine Neubearbeitung des gesammten süddeutschen Bohn- erzmateriales erscheint deshalb um so mehr geboten, als hiermit die letzte grössere Lücke in der Kenntniss der fossilen europäischen Säugethiere ausgefüllt wird. Die vorliegende Arbeit behandelt ausser der Fauna der jüngeren Bohnerze — Salmendingen ete. — auch die geologisch älteren Formen aus den Bohnerzen von Hochberg, Veringenstadt, Pappenheim sowie die Säugethierreste aus den Spaltausfüllungen vom Eselsberg bei Ulm und jenen der Solnhofer litho- graphischen Schiefer. Dagegen kommen die Säugethierreste aus den Frohnstettener Bohnerzen nur soweit in Betracht, als es sich um neue oder nur wenig bekannte Arten handelt. Im Wesentlichen ist die vorliegende Arbeit zwar nicht viel mehr als ein Katalog der einzelnen Objecte, aber immerhin hat sich doch eine viel grössere Zahl neuer Arten ergeben als ich vermuthet hatte. Ausser diesen neuen Arten mussten auch verschiedene andere viel ausführlicher besprochen werden als das übrige Material, so dass die Behandlung des Stoffes eine sehr ungleiche geworden ist. Die wichtigsten Resultate ergeben sich freilich in Bezug auf Stratigraphie, doch haben sich auch nicht wenig Formen gefunden, welehe in morphologischer Hin- sicht einiges Interesse beanspruchen dürfen. Es gereicht mir zur grossen Freude, mit vorliegender Arbeit auch die fast gänzlich vergessene Arbeit Jäcer’'s wieder zur Geltung zu bringen. Denn wenn auch die Darstellung selbst für die damalige Zeit eine recht unübersichtliche und vielfach unglückliche ist, so muss es doch als ein Gebot der Gerechtigkeit angesehen werden, die wirklichen Verdienste dieses Forschers wieder ans Licht zu ziehen und seinen immerhin bedeutenden osteo- 1) Ueber fossile Säugethiere aus dem Diluvium und älteren Alluvium des Donauthales und den Bohnerzablagerungen der schwäbischen Alb. Württembergische Jahreshefte. Bd. IX. 1853. p. 129—172. 2 Taf. 2) Beiträge zu der Zalaeotherium-Formation. Württemberg. Jahreshefte. Bd. VIII. 1852. p. 218—251. 2 Taf. Nach- träge zu den Frohnstettener Paläotherien. Ibid. Bd. IX. 1853. p. 63. 3) Ueber Hippotherium der Bohnerze. Württemberg. Jahreshefte. Bd. VI. 1850. pag. 165—184. t. 1. Epochen der Natur. 1861. Ueber die Frohnstetter Fossilien. Ueber Menschenzähne. Württemberg. Jahreshefte. Bd. IX. 1853. p. 64. p. 67. Handbuch der Petrefactenkunde 1885. 3. Aufl. 4) Nagerüberreste aus Bohnerzen Süddeutschlands und der Schweiz. Palaeontographica. Bd. XXI. 1873. p. 75—130. ö 5) Die Nager des europäischen Tertiärs. Palaeontographica Bd. XXXI, 1884. Die Affen, Lemuren und Fleischfresser des europäischen Tertiärs. Paläontologische Beiträge von Nrusayr und Mossısovıcs. Bd. VI. 1887; Bd. VII. 1888; Bd. VIII. 1889. 6) Die menschenähnlichen Zähne aus dem Bohnerz der schwäbischen Alb. Württembergische Jahreshefte. 1898. 144 pp. 3 Taf. — 18 — {9} =—— logischen Kenntnissen wohlverdiente Anerkennung widerfahren zu lassen. Auch würde es mich sehr freuen, wenn ich durch meine Arbeit auch ein wenig die Aufmerksamkeit der Fachgenossen auf Quexstepr’s Handbuch der Petrefaetenkunde lenken würde, welches keineswegs die Ignorirung verdient, die ihm gewöhnlich zu Theil wird. Die Anregung zu vorliegender Arbeit verdanke ich Herrn Prof. E. Koren in Tübingen, der mir das ganze dortige Material zur Verfügung stellte, wofür ich ihm hier meinen besten Dank aussprechen möchte. Sehr wiehtig war für mich das Studium der Jägzr'schen Originale. Sie befinden sich im Stuttgarter Kgl. Naturalien- cabine. Von Herrn Prof. E. Fraas wurde mir mit grösster Bereitwilligkeit die Erlaubniss ertheilt, aueh dieses Material zu benutzen, was ich hier mit aufrichtigem Danke erwähnen möchte. Einiges Material, darunter ver- sehiedene wiehtige Stücke, aus Frohnstetten und den jüngeren schwäbischen Bohnerzen besitzt endlich auch die Münchener paläontologische Staatssammlung, welcher auch die erwähnten Säugerreste aus Solnhofen ge- hören. Dagegen war mir die vermuthlich sehr reiche Sammlung in Donaueschingen leider nicht zugänglich. Wesentlieh Neues dürfte jedoch daselbst kaum zu erwarten sein, da sonst ja doch Quexsteor und O. Fraas, denen diese Sammlung sicher wohlbekannt war, etwaiger dort vorhandener Uniea ganz gewiss Erwähnung gethan hätten. Ich glaube daher kaum zu irren, wenn ich mich der Hoffnung hingebe, mit der vorliegenden Arbeit eine den Umständen gemäss möglichst erschöpfende Darstellung der Säugethierreste aus den süddeutschen Bohnerzen liefern zu können. Systematischer Theil. Beschreibung der Säugethierreste aus den süddeutschen Bohnerzen. Primates. Anthropodus Brancor n. g. N Sp. Tat. Ta iv] Ries. 1898. Dryopitheeus sp. Branco, Die menschenähnlichen Zähne aus den schwäbischen Bohnerzen. Jahreshefte des Vereins für vaterländ. Naturkunde in Württemberg. p. 54. t. 2 £. 11. 1901, Anthropodus Brancoi ScaLosser, Die menschenähnlichen Zähne aus dem Bohnerz der schwäbischen Alb. Zool. Anz. Bd. 24. p. 262. Mit Fig. Mit obigem Namen bezeiechne ich einen Zahn aus Salmendingen, welchen Branco als den „unteren rechten hintersten Milehbaekenzahn?“ bestimmt hat. Er unterscheidet sich von den übrigen mensehenähnlichen Zähnen aus jenen Bohnerzen so wesentlich, dass er nieht wie die übrigen auf Dryopithecus bezogen werden kann, sondern entschieden eine neue Gattung repräsentirt. Was zunächst die Stelle betrifft, welche dieser Zahn im Kiefer eingenommen hat, so kann nicht der leiseste Zweifel darüber bestehen, dass es sich nur um einen Molaren und zwar des linken Unterkiefers und nieht etwa um einen Milchzahn des rechten Unterkiefers handeln kann, wofür ihn Gauprr!) gehalten hat. Gegen letztere Deutung sprieht schon mit aller Entschiedenheit die Form und Stellung der Wurzeln. Das sicherste 1) Branco hatte, wie er |. c. angiebt, auch diesen Zahn Gaupry zur Ansicht vorgelegt, jedoch macht er gegen Gaupry’s Deutung selbst schon mehrfache Bedenken geltend, ohne jedoch zu einem vollständig sicheren Resultate zu gelangen, denn es ist, wie er meint, doch die Möglichkeit nicht ganz ausgeschlossen, dass dieser Zahn dem definitiven Gebiss einer anderen Art bez. Gattung von Menschen-Affen angehört als alle anderen Zähne aus dem Bohnerz. Wie der wahre Milchzahn zusammengesetzt ist, werden wir bei Besprechung der Zähne von Dryopitheeus sehen. Es ist in der That ein solcher Milchzahn aus den Bohnerzen schon von Jäger beschrieben und abgebildet worden. — 119 — 6 Kennzeichen für einen letzten Milchzahn — D, — ist die geringe Stärke und das auffallende Divergiren der Wurzeln, was deshalb nothwendig ist, weil unter dem Milchzahn der neue Zahn, der Prämolar, entsteht. Wie aber hier unter den dicht zusammengedrängten Wurzeln ein Ersatzzahn Platz finden sollte ist absolut nicht einzusehen. Ein Milchzahn ist ausserdem auch kenntlich an der geringen Dieke des Schmelzbleches. Auch dies trifft hier nicht zu, weshalb es auch nicht zweifelhaft sein kann, dass wir es hier mit einem Molaren und zwar dem M, des linken Unterkiefers, zu thun haben. Dass es ein M, sein muss, zeigt die überaus kräftige Entwickelung des un- paaren Nebenhöckers, der hier förmlich einen dritten Lobus bildet, nieht minder auch die starke Compression und Rückwärtsverlängerung der zweiten Wurzel. Da sich nun dieser Zahn bei keiner der bis jetzt bekannten Anthropoidengattungen unterbringen lässt, so wird es nöthig, ihn mit einem besonderen Namen zu belegen — wie ja die Namengebung ohnehin in erster Linie nur bezweckt, weitläufige Bezeichnungen überflüssig zu machen, die im vorliegenden Falle lauten müsste: „Menschenähnlicher Zahn aus den schwäbischen Bohnerzen, Original zu Branco t. 2 f. 11.“ — Ich wähle hierfür die Bezeichnung Anthropodus n. g.!). Anthropodus n. g., nur unterer M, bekannt, viel länger als breit, ohne Basalband, aus 5 Höckern bestehend, davon der erste Innenhöcker — Metaconid — höher und grösser als die übrigen, zweiter Innenhöcker — Ento- conid — mit dem zweiten Aussenhöcker — Hypoconid — und dem Hinterhöcker — Mesoconid — alternirend, vorderer Aussenhöcker — hier Protoconid — nur wenig weiter zurückstehend als erster Innenhöcker — Metaconid. Alle Höcker mit gegen die Mittellinie des Zahnes verlaufenden Schmelzleisten versehen, je eine an jedem Höcker mit Ausnahme des 3 Leisten tragenden Metaeonids. Sonstiges Relief — Furehen, Leistehen — schwach entwickelt. Hintere Wurzel des M, in Folge der talonartigen Ausbildung dieses Zahnes stark nach rückwärts ausgedehnt. Nach Analogien dieses Zahnes mit dem von anderen Primaten lässt sich‘ die Diagnose noch erweitern: Obere M aus je 4 alternirenden Höckern bestehend, oberer M, unredueirt, ebenso gross wie M,, Backenzahnreihen parallel gestellt, Eekzähne schwach entwickelt. Einzige bis jetzt bekannte Art: Anthropodus Brancoi n. sp. Nur der linke untere M, bekannt. Länge desselben 10,3 mm, Breite 7,8 mm, Höhe am Metaconid 5,3 mm, Länge der 3 unteren M 35 mm (approximativ), Länge der P-+ M = 46-48 mm? Der vorliegende Zahn ist wesentlich grösser als bei den grössten Arten von Hylobates aber etwas kleiner als bei Schimpanse. Wir dürfen daher annehmen, dass sein einstiger Besitzer zwischen Schimpanse und Hylobates syndactylus der Grösse nach ungefähr in der Mitte stand. Was den feineren Bau dieses M, betrifft, so bemerken wir ausser den erwähnten 5 Höckern noch einen kleinen. Seeundärhöcker, dieht neben dem ersten Innenhöcker — Metaconid — und einen zweiten zwischen dem unpaaren Hinterhöcker — Mesoconid — und dem zweiten. Innenhöcker — Entoeonid. Die Leisten sind viel weniger zahlreich als bei Dryopithecus. Vom Metaconid — erster Innenhöcker — verlaufen deren zwei nahezu parallele gegen das Centrum des Zahnes und eine weitere gegen das Protoconid. Dieses selbst entsendet eine Leiste direet gegen das Metaconid. Vom Hypoconid und Mesoconid verläuft je eine Leiste nach der Mittellinie des 1) Selbst auf die Gefahr hin, den Unwillen des Herrn Prof. Freiscnmann in Erlangen zu erregen, ist es mir-un- möglich, hier von der Aufstellung eines besonderen Genus Abstand zu nehmen; denn ein Object, das sich bei keiner bisher bekannten Gattung unterbringen lässt, mag es nun durch einen einzigen Zahn oder durch eine grössere Anzahl von Skelet- resten vertreten sein, muss eben schon aus praktischen Gründen durch eine besondere Bezeichnung kenntlich gemacht werden. — a) — =] | | | Zahnes, dagegen ist am Entoconid keine derartige Leiste zu beobachten. Die vom Mesoconid und Hypoconid aus- gehenden Leisten sind stärker als alle übrigen. Mit Hülfe der Lupe bemerkt man noch verschiedene kleinere Wülstehen sowie Furchen, von deren Schilderung jedoch Abstand genommen werden darf. Die Höcker fallen nach der Mittellinie des Zahnes sehr sanft, gegen die Peripherie jedoch sehr steil ab. Zwei kurze Leistehen verlaufen vom kammartig ausgebildeten Vorderrande des Zahnes gegen die Einsenkung zwischen Metaconid und Protoconid. In seinem Baue erinnert dieser Zahn bei flüchtiger Betrachtung fast eher an die unteren Molaren von Mensch und den unteren M, von Pliopithecus als an solche von Dryopithecus, denn letztere sind nicht nur stets grösser, sondern auch viel breiter. Ferner haben die von Dryopithecus viel kräftigere Höcker und überdies sind auch die Leisten viel stärker als an dem eben beschriebenen Zahne aus Salmendingen. Endlich ist auch die hintere Hälfte des Zahnes bei Dryopithecus viel weniger in die Länge gezogen und der Hinterhöcker — Mesoconid — bei Weitem nicht so kräftig wie hier. Hinsichtlich der Zahl und der Riehtung der Hauptleisten stimmt dieser Zahn jedoch mit jenem von Dryopithecus so ziemlich genau überein, obschon sein ganzes Relief viel schwächer ist als bei dieser Gattung. An den M, von Pliopithecus erinnert die Streekung der Hinterpartie, sowie die geringe Breite dieses Zahnes. Dagegen fehlen bei Pliopithecus die erwähnten Leisten auf der Kaufläche vollständig, auch steht das Protoconid — der erste Aussenhöcker — viel weiter vorne als das Metaconid — erster Innenhöcker — während hier gerade das Gegentheil der Fall ist, und endlich haben die unteren M von Pliopithecus im Gegensatz zu dem Zahne aus Salmendingen ein kräftiges Basalband in der Vorderaussenecke. Viel geringere Aehnlichkeit hat der Zahn von Salmendingen mit den unteren Molaren des Menschen!?). Zunächst ist er etwas kleiner als diese und vor Allem unterscheidet er sich durch die complieirte Zusammensetzung und die Länge seiner Hinterpartie, so dass das Verhältniss von Länge und Breite etwa 4:3 beträgt, während beim Menschen die Länge nicht viel beträchtlicher ist als die Breite. Auch dürfte sich kaum ein menschlieher Molar finden, an weichem die hintere Wurzel so stark comprimirt und so stark nach hinten in die Länge gezogen Fig. 1. M, von Anthropodus. Vergr. Fig. 2. M, von Mensch aus Krapina. Vergr. wäre wie hier. Ferner sind die Leisten am menschlichen Zahne viel gröber, und die Höcker viel massiver, höher und überdies auch näher beisammen als hier. Ueberhaupt zeigt der menschliche Zahn ein viel gröberes und unregelmässigeres Relief der Kaufläche. 1) Bei der grossen Variabilität der menschlichen Molaren habe ich der Vergleichung das Idealgebiss zu Grunde gelegt, welches Serenka — Menschenaffen, Anthropomorphae — Studien über Entwickelung und Schädelbau. Wiesbaden 1899. p- 123. f. 137 — abgebildet hat. — 2 Was die Zahl der Höcker betrifft, so besteht zwar hierin kein fundamentaler Unterschied zwischen Mensch und Anthropodus, denn 5 Haupthöcker und 2 Nebenhöcker, wie sie der letztere aufweist, können, wenn- schon selten, auch beim Menschen vorkommen, allein es ist mir nieht bekannt, ob alsdann einer dieser Neben- höcker zwischen Metaeonid und Entoconid steht, wie hier bei Anthropodus. Aehnlichkeit mit Molaren des Menschen kommt eigentlich nur in der Seitenansicht zur Geltung, ist aber hier wirklich sehr gross. Merkwürdigerweise nähern sich jedoch die Zähne des paläolithischen Menschen von Krapina in CGroatien, welche GorsJanovIc KRAMBERGER !) in Schichten mit Rhinoceros Mercki gefunden und vor Kurzem be- schrieben hat, dem Salmendinger Zahne, indem auch an ihnen die Runzeln viel zahlreicher, die Höcker aber viel stumpfer und niedriger sind als beim Menschen aus der historischen Zeit, so dass eben doch genetische Beziehungen zwischen Anthropodus und Homo nicht vollständig ausgeschlossen sein dürften. Mit Pithecanthropus ist ein direeter Vergleich nieht möglich, da man von ihm bisher nur obere M, und zwar nur den oberen M,, genauer kennt. Dieser Zahn ist jedoch sogar stärker redueirt als beim Menschen, während die Beschaffenheit des Salmendinger Zahnes einen oberen M, voraussetzt, der nieht nur vierhöckerig, sondern auch ebenso gross wie sein Nachbar, der M,, gewesen sein muss. Die Undeutlichkeit der Höcker des M, von Pithecanthropus sowie die anscheinend grosse Zahl seiner Runzeln würden indessen keineswegs gegen eine nähere Verwandtschaft zwischen Anthropodus, dessen Höcker ja auch relativ schwach entwickelt sind, und Pithecanthropus sprechen. Die Untersehiede aber, die zwischen beiden Gattungen bestehen — nämlich geringere Körpergrösse und unredueirter oberer M, bei Anthropodus — gehören gerade zu jenen Merkmalen, durch welche sich eine geologisch ältere Form gegenüber einer direct verwandten geologisch jüngeren in der Regel auszeichnet. Es bestünde mithin eigentlich kein Hinderniss, Pithecanthropus auf Anthropodus zurückzuführen, allein immerhin wäre es wünschenswerth, über beide noch viel mehr zu erfahren, bevor in dieser Beziehung eine definitive Ent- scheidung getroffen werden kann. Wie oben bemerkt, erweist sich der M, von Anthropodus in Folge seiner Länge primitiver als der ent- sprechende Zahn von Mensch und von Dryopithecus, und es könnte daher Anthropodus immerhin den Ahnen dieser beiden Gattungen darstellen, denn die Massivheit der Höcker bei Mensch und Dryopithecus ist möglicher- weise doch nur eine Differenzirung, wenigstens findet diese Annahme eine gewisse Stütze darin, dass auch bei dem Menschen von Krapina, dem ältesten bis jetzt ermittelten Menschen, sowie bei Pliopithecus dem geologisch ältesten aller bisher bekannten Anthropoiden, die Höcker ziemlich schwach entwickelt sind, während man eigentlich erwarten sollte, dass gerade die geologisch ältesten Anthropoiden sich durch besonders hohe kräftige und dieht neben einander stehende Höcker auszeichnen würden. Theoretisch könnte also Anthropodus wenigstens in dieser Beziehung sowohl für den Ahnen von Mensch als auch für den von Dryopithecus gelten. Die geringe Grösse eines Zahnes und die hieraus zu folgernde geringe Körpergrösse dieses Anthropoiden würde sich mit dieser Annahme ganz gut vereinbaren lassen, da ja in allen bekannten Stammesreihen der Säugethiere stets eine allmähliche Zunahme der Körpergrösse eonstatirt werden kann. Die Beantwortung dieser Frage setzt jedoch voraus, dass wir uns zuerst über das genauere geologische Alter von Anthropodus orientiren. In meiner vorläufigen Mittheilung bin ich zu dem Resultate gekommen, dass es gerade bei Anihropodus nicht gut möglich wäre, das geologische Alter genau festzustellen. Die Loecalität Salmendingen enthält nämlich zwar fast lauter Arten der Eppelsheimer-Pikermi-Fauna, also Formen des Unterplioeän, allein der Erhaltungszustand aller dieser Reste ist ein ganz anderer als der des Zahnes von Anthro- podus, welcher durch seine weisse Krone und seine braunen Wurzeln fast eher einem pleistoeänen Zahne gleicht 1) Der paläolithische Mensch und seine Zeitgenossen aus dem Diluvium von Krapina in Kroatien. Mittheilungen der anthropologischen Gesellschaft in Wien. 1901. p. 163—197. 4 Taf. — 12 — und mithin doch wesentlich jünger sein könnte als die Reste des Dryopithecus, welche ebendaselbst zum Vorschein gekommen sind. Dieses Bedenken dürfte aber jetzt gänzlich beseitigt sein, denn ich erhielt seitdem ebenfalls aus Salmendingen einen oberen Prämolaren eines Amphiceyoniden — das Original zu Jäger's t. 5 f. 15, 16 — im Stuttgarter Naturaliencabinet befindlich, welcher den nämlichen Erhaltungszustand aufweist, wie der Zahn von Anthropodus, vor diesem aber den grossen Vorzug besitzt, dass er einem Formenkreis angehört, dessen geologische vertieale Verbreitung wir ganz genau kennen. Wir wissen nämlich, dass die letzten Vertreter der Amphieyoniden auf das Unterpliocän beschränkt sind, weshalb auch für den Salmendinger Anthro- poidenzahn wie überhaupt für die Mehrzahl der Salmendinger Säugethierarten — mit Ausnahme jener, welche eben als eharacteristische ältere, eocäne ete, oder jüngere, pleistocäne sich erweisen — das unterpliocäne Alter höchst wahrscheinlich wird. Da nun Anthropodus in morphologiseher Hinsicht wenigstens theilweise primitiver, in geologischer Be- ziehung aber jünger ist als die bereits im Obermiocän auftretende Gattung Dryopithecus, so kann er weder dessen Nachkomme noch auch dessen Ahne sein, vielmehr haben beide vermuthlich nur den Stammvater gemein. Dass dieser Stammvater jedoch in Pliopithecus gesucht werden darf, bleibt immerhin insofern etwas zweifelhaft, als die Stellung des ersten Höckerpaares hier eine andere ist als bei Dryopithecus und Anthropodus. Die sonstigen Unterschiede — Fehlen von Runzeln und Anwesenheit eines Basalbandes — würden freilich, weil sie entschieden primitive Merkmale darstellen, keineswegs gegen einen direeten genetischen Zusammenhang sprechen. Allerdings dürfen wir nicht übersehen, dass auch bei Hylobates die Stellung jener beiden Höcker von jener bei Pliopithecus abweicht, und gleichwohl ist es überaus wahrscheinlich, dass Aylobates von Pliopithecus abstammt, denn die Aehnliehkeit zwischen beiden ist im Uebrigen doch eine sehr bedeutende. Eine weitere Stütze bekommt diese An- nahme auch dadurch, dass sich auch der hinterste untere Milehzahn aller Anthropoiden von dem entsprechenden M, der nämlichen Species stets dadurch unterscheidet, dass sein Vorderrand nicht vertical, sondern schräg zur Längsaxe der Zahnreihe steht, und der erste Innenhöcker weiter zurückgeschoben ist als der erste Aussenhöcker, während an den M das Gegentheil der Fall ist. Ich komme jedoch auf diesen Umstand noch später bei Be- schreibung des Milehzahnes von Dryopithecus ausführlicher zu sprechen. Dass Anthropodus nicht der Ahne des Dryopithecus sein kann, habe ich im Vorhergehenden gezeigt, was aber sein Verhältniss zum Menschen und Pithecanthropus betrifft, so erscheint ein genetischer Zusammen- hang mit diesen Gattungen vielleicht nicht vollständig ausgeschlossen, kann jedoch auch zur Zeit nicht direet be- wiesen werden. Die Aehnlichkeit mit Molaren des Menschen ist eben doch eine ziemlich geringe und beschränkt sich in erster Linie auf die Seitenansicht. Die Verschiedenheit in dem Verhältniss zwischen Länge und Breite des Zahnes gegenüber dem menschlichen Molar wäre freilich kein fundamentaler Unterschied, eher dürfte die geringe Höhe und Stärke der Höcker, vor allem aber die durchaus an Dryopithecus erinnernde Anordnung der Leisten auf der Kaufläche gegen eine directe Verwandtschaft zwischen Mensch und diesem neuen Anthropoiden sprechen, wobei wir jedoch nicht vergessen dürfen, dass gerade der älteste bis jetzt bekannte Mensch, nämlich der von Krapina, in seinem Zahnbaue doch recht nahe kommt, insofern seine Molaren gleichfalls sehr niedrige Höcker und auffallend viele Runzeln besitzen. Es wäre aber endlich auch nicht unmöglich, dass eine der recenten Anthropoiden-Gattungen, nämlich Troglodytes, von Anthropodus abstammt. Ich habe Troglodytes zwar bisher für einen Nachkommen von Dryopithecus gehalten, allein die neue Form hat wirklich noch grössere Aehnlichkeit mit dem Zahne von Troglodytes, wenigstens hinsichtlich der schwächeren Entwickelung der Höcker. Dryopithecus bliebe alsdann nur mehr der Vorläufer von Simia und die Trennung der beiden einander doch so nahestehenden Gattungen T'roglodytes und Geolog. u, Paläont. Abh.,, N.F. V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. D2 — 13 — ıly| X) — Simia müsste dann mindestens schon vor dem Plioeän, wenn nicht schon vor dem Obermiocän erfolgt sein, was aber doch sehr wenig wahrscheinlich ist. Die verwandtschaftlichen Beziehungen des neuen fossilen Anthro- poiden, welcher durch den Salmendinger Zahn repräsentirt wird, bleiben leider demnach wohl für alle Zeiten in Dunkel gehüllt, denn die Bohnerzgrube, welche diesen Zahn geliefert hat, wird wohl schwerlich wieder einmal in Betrieb gesetzt werden, und unsere Kenntnisse beschränken sich also auf dieses einzige Object. Immer- hin erscheint es geboten, aus der Beschaffenheit dieses Zahnes und den Analogien bei anderen Formen möglichst weitgehende Folgerungen zu ziehen, und diese lassen sich in dieser Weise formuliren: Da der neue Anthropoidenzahn wie der M, von Pliopithecus einen sehr kräftigen Talon besitzt, so dürfen wir auch auf ziemlich schmale, etwas vorwärts geneigte Ineisiven, mässig starke, nicht sehr hohe Caninen, auf ziemlich schwache Prämolaren und auf ziemlich langgezogene Molaren schliessen, die aber jedenfalls sämmtlich einen dritten Aussenhöcker — hier Mesoconid — besessen haben. Das Gebiss war jedenfalls in diesen Stücken zwar noch primitiver als beim Menschen, in der Zusammensetzung der einzelnen Molaren war es dagegen dem vom Menschen und von Dryopithecus doch viel ähnlicher als dem von Pliopitheeus. Aus der Kleinheit der Caninen dürfte aber auch gefolgert werden, dass der Schädel schwerlich einen wirklichen Scheitelkamm getragen hat, ja es ist sogar nicht einmal wahrscheinlich, dass hier wie bei Aylobates Schläfenwülste vorhanden waren. Die Schädeloberfläche war vielmehr wahrscheinlich vollkommen glatt wie bei Pilhecanthropus. In der Grösse stand der Besitzer dieses Zahnes zwischen Pliopithecus und Homo ungefähr in der Mitte, er war mithin etwas grösser als Hylobates syndaclylus. Dryopithecus rhenanus Ponuis Sp. Taf. I [VI], Fig. 1-8, 14. 1835. Anoplotherium leporinum Jäger, Ueber die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind pag. 34. t. 5 f. 72—75 (non t. 4 f. 62, 63). 1895. Paedopithex rhenanus Pouuıs, Le Singe anthropomorphe du Pliocene rhenan. Bulletin de la Soc. belge de G£ologie, Pal&ontologie et Hydrologie. Proc. verb. pag 149—151. 2 fig. 1898. Dryopitheeus v. Branco, Die menschenähnlichen Zähne aus dem Bohnerz der schwäbischen Alb. Jahreshefte des Ver. f. vaterländ. Naturkunde in Württemberg. pag. 1—141.t. 1f.1,2,6,7;t.2£.1.2, 4—7. 1900. Scauusser, Die neueste Literatur über die ausgestorbenen Anthropomorphen. Zoologischer Anzeiger. Bd. 23. pag. 289—301. Diese Anthropoidenzähne sind jedenfalls die interessantesten Objeete, welehe die schwäbischen Bohnerze geliefert haben. Es kann uns daher nieht wundern, dass hierüber schon aus früherer Zeit einige Literatur existirt, die wir jedoch mit Ausnahme der umfangreiehen v. Branco’schen Arbeit gänzlich ignoriren können. Um so wichtiger ist aber diese letztere, denn durch sie wird nicht allein der unumstössliche Beweis geliefert, dass wir es nicht mit Menschenzähnen, wie man früher glaubte, zu thun haben, sondern mit Zähnen eines Anthropoiden, und zwar mit solchen von Dryopithecus. Von den Stücken, welche v. Branco untersuchen konnte, liegen mir jene 6 Molaren vor, welche Eigenthum der Tübinger geologischen Sammlung sind. Die 3 übrigen in Stuttgart befindlichen Originale Branco’s bieten nichts Besonderes, weshalb ich von deren Studium vollständig absehen konnte. Dagegen liegt mir das JÄger'sche Original zu Anoplotherium leporınum sowie die Zeichnung eines Zahnes vor, den v. Branco ebenfalls nicht gekannt hat. Nach der Angabe H. v. Mryer's, von dem diese Zeichnung herrührt, befand sich dieser Zahn in der Freischer’schen Sammlung in Aarau. Als Fundort ist „aus dem Bohnerz der schwäbischen Alb“ bemerkt als Genusbestimmung „Aomo?“. Es ist mir jedoch nieht bekannt, wo dieser Zahn gegenwärtig aufbewahrt wird. Einschliesslich dieses Stückes besteht also das mir zugängliche Material in: — 124 — 11 —— rechter unterer M, (?), Fueiscner’sche Sammlung ohne genauere Fundortsangabe, „ oberer M,, Tübinger Sammlung Melehingen. Original v. Branco t. 1f. 2 linker oberer M, , r F r nn belt rechter unterer M,, “ a n „ wen t. 2 f 4 linker unterer M, oder „, # „ Trochtelfingen . a 2 f.6 reehter unterer M, oder ,, n „ Melehingen e er tee e BMS, Rn Re " nicht abgebildet linker unterer D, Stuttgarter Naturaliencabinet aus Salmendingen, das Original zu Jicer’s An- oplotherium leporinum t. 5 f. 72—75. Branco’s Original zu t. 2 f. 11, unterer rechter Milchbackenzahn von Salmendingen, ist von den übrigen Zähnen generisch verschieden, weshalb ich ihn gesondert besprochen habe. Dem Erhaltungszustande, d. h. dem Grade der Abkauung nach vertheile ich die Zähne aus Melehingen auf mindestens 2, wenn nicht 3 Individuen, und da nicht anzunehmen ist, dass der Trochtelfinger Zahn einem der Melehinger Exemplare angehört hat, der von H. v. Meyer gezeichnete aber gleichfalls zu keinem der erwähnten Stücke passen will, so stellt sich die Anzahl der Individuen, welche durch die eben aufgezählten Zähne vertreten werden, auf 4, wenn nicht 5. Die in Stuttgart befindlichen Zähne stammen theils von Ebingen, theils von Salmen- dingen und repräsentiren mithin offenbar 4 weitere Individuen. Mithin haben wir es im Ganzen mit Spuren von 8 oder 9 Exemplaren dieses fossilen Anthropoiden zu thun. Alle aber zeigen so viele übereinstimmende Merkmale, dass über die speeifische Identität dieser Zähne auch nicht der leiseste Zweifel bestehen kann. Obere Molaren. Von den beiden bis jetzt bekannten oberen M ist der eine noch ganz frisch, so dass sein Bauplan aufs genaueste studirt werden kann. Er besitzt 2 äussere Höcker, von denen der vordere — Paracon — etwas schwächer ist als der hintere — Metacon — und 2 mit jenen alternirende innere Höcker, von welchen aber der vordere — Protocon — stärker ist als der hintere — Hypocon. Metacon und Protocon stellen je eine annähernd vierseitige Pyramide dar, welche nach vorne und hinten sowie gegen die Mitte des Zahnes zu scharfe Kanten aufweist. Der Paracon hingegen fällı nieht wie die beiden erwähnten Höcker nach allen Seiten gleich- mässig, sondern nach innen sehr sanft, nach aussen aber nahezu senkrecht ab. Ausser der nach hinten verlaufenden Aussenkante besitzt er eine gegen die Mitte des Zahnes gerichtete Leiste und eine weitere, welche parallel zum Vorderrande steht. Letztere endet neben und zwar vor dem Protocon an einem kleinen Seeundärhöcker, welcher ebenfalls einen Kamm, aber gegen das Centrum des Zahnes aussendet. Der Hypocon endlich fällt sowohl nach der Mittellinie des Zahnes als auch nach der lingualen Seite ziemlich steil ab und entsendet je einen scharfen Kamm nach vorne, nach hinten und parallel zum Hinterrande des Zahnes. Von den zahlreichen Seeundärkämmen sind jene die stärksten, welehe von der tiefen Stelle in der Mittellinie des Zahnes gegen den Paraeon und den erwähnten Secundärhöcker sowie gegen die Verbindungskämme von Protocon und Metacon hin aufsteigen. Die senkrecht zum Verbindungskamm zwischen Metacon und Hypocon stehenden 4 Leisten sınd etwas schwächer als die erwähnten, desgleichen auch jene an der Rückseite des Verbindungskammes von Metacon und Protocon. Protocon und Hypocon sind durch einen besonderen Kamm mit einander verbunden. Zwischen Paracon und Metacon ist eine Art Basal- band vorhanden. Vorder- und Hinterrand sind als scharfe, ziemlich hohe Kanten entwickelt. Ausser den erwähnten Kämmen und Leisten lässt sich noch eine Anzahl kleiner Wülste erkennen, die meist nur bei günstiger Stellung des Zahnes zum Vorschein kommen, und endlich auch einige verticale Furchen an der lingualen Seite des Protocon und Hypocon, die ebenfalls leicht übersehen werden können. Was die Wurzeln betrifft, so sind, wie zu erwarten war, an den oberen Molaren deren 3 vorhanden, y* — 125 — ilyl=: —_ 3: 2 kleinere auf der Aussen- und eine grössere auf der Innenseite. Die letztere ist in der Richtung von aussen nach innen, die ersteren aber in der Riehtung von vorne nach hinten ziemlich stark comprimirt. Dimensionen der oberen M: M, Original v. Branco t. 1 f. 1, 7, Länge 10,4 mm, Breite 11 mm, Höhe 4,3 mm M, 5 a a malera2; 5 EHO- er aller, IST, Welche Stelle im Kiefer der eben beschriebene, nur durch eine Schmelzkappe vertretene linke Molar — t. 1 £ 1, 7 v. Branco — eingenommen hat, lässt sich niebt mit Sicherheit entscheiden, die starke Convexität der Hinterseite macht es jedoch nicht ganz unwahrscheinlich, dass wir hier den dritten Molaren vor uns haben. Hingegen ist es vollkommen sieher, dass der stärker abgekaute Zahn — Orig. t. 2 f. 2 v. Branco’s — einer der beiden ersten Molaren, also entweder M, oder M, gewesen sein muss, denn Aussen- und Hinterrand stossen hier unter einem deutlichen Winkel zusammen, und ausserdem ist auch die Abkauung eine beträchtlichere, als dies an einem M, gewöhnlich der Fall ist. Es wäre von diesem Zahne endlich noch zu er- wähnen, dass hier im Gegensatze zu dem vorher besprochenen der Paracon stärker ist als der Metacon. Von Dryopithecus Fontani Larr. kennt man die oberen Molaren freilich noch nicht, indessen kann bei der überraschenden Aehnlichkeit mehrerer im Folgenden zu besprechenden unteren Molaren mit solchen des Larter'schen Originales nieht der geringste Zweifel bestehen, dass sie mit den eben beschriebenen Zähnen so gut wie vollständig übereinstimmen dürften. Untere Molaren. Für die genauere Beschreibung eignen sich von den vorliegenden unteren Molaren nur 3, nämlich die Originale zu v. Branco's t. 2 f. 1, 4 und 6, die übrigen sind zu stark abgekaut, als dass man die feineren Details daran erkennen könnte. Der rechte untere M, besteht aus 2 inneren Höckern — Metaconid und Entoconid, hiervon das letztere bedeutend kleiner als das erstere — und 3 äusseren, Protoconid, Hypoeonid und Mesoconid, von welchen die beiden ersteren, namentlich das Hypoconid, etwas weiter vorne stehen als die beiden ihnen entsprechenden Innenhöcker. Das Mesoconid ist sehr viel kleiner als die beiden anderen Aussenhöcker und auch viel weiter nach einwärts verschoben als diese. Die Höcker, namentlich die inneren, fallen nach der Peripherie sehr steil, nach der Mittel- linie des Zahnes aber sehr sanft ab. Die beiden vorderen entsenden von ihrer Spitze gegen einander je eine kamm- artige Leiste und ausserdem noch je eine schräg gegen das Centrum des Zahnes. Ein solcher Kamm verläuft auch vom Hypoconid nach dem Mittelpunkte des Zahnes. An Entoconid und Mesoconid sind derartige Leisten wohl in Folge der Abnutzung nieht mehr zu beobachten, dagegen sind diese beiden Höcker mit einander durch einen scharfen Kamm verbunden und ebenso auch die beiden Innenhöcker. Auch der Vorderrand des Zahnes erhebt sich als ziemlich hoher scharfer Kamm. 2 schwächere parallele Leisten sind auch hinter dem Metaconid zu sehen; sie verlaufen gegen die Mittellinie des Zahnes, ohne dieselbe jedoch wirklich zu erreichen. Von allen Höekern ist das Protoconid bei weitem am stärksten abgetragen, dagegen zeigt das Metaconid nicht die geringste Abnutzung. Zwischen den beiden grossen Aussenhöckern ist ein kurzes schwaches Basalband vorhanden. Dieser Zahn stimmt in allen Details mit dem entsprechenden Molaren von Dryopithecus Fontani überein, nur ist er wesentlich kleiner, und sein Mesoconid viel schwächer entwiekelt als an diesem. Der von H. v. Meyer abgebildete Zahn ist bedeutend grösser, aber noch stärker abgerieben, dagegen besitzt er noch seine vollständigen Wurzeln, auch ist sein Mesoconid stärker entwickelt, Viel weniger abgenutzt ist der linke untere M, — Original v. Branco’s t. 2 f. 6. Er unterscheidet sich von dem vorigen vor allem durch seine bedeutendere Länge, durch sein viel stärkeres und weiter nach auswärts gerücktes Mesoconid und die viel stärkeren Kämme. Ausser den schon am M, beschriebenen sind hier auch die von Entoconid, Hypoconid und Mesoconid nach dem Centrum des Zahnes gehenden Leisten sehr gut zu beobachten. Zwischen Metaconid und Entoconid erheben sich 2 kleine — 16 — 15 Secundärhöcker, von denen der hintere aber doppelt so stark ist wie der vordere. Auch diese beiden entsenden je eine, allerdings kurze Leiste gegen die Mitte des Zahnes. Die vordere derselben ist durch eine Querbrücke mit dem vom Metaconid nach dem Centrum gehenden Kamm verbunden. Ausserdem sind noch 2 weitere Leisten zu beobachten. Die eine geht vom Metaeonid schräg nach dem Vorderrande, die zweite von dem Verbindungskamme des Metaconid mit dem Protoconid nach dem Centrum des Zahnes. Sie liegt jedoch noch auf der schrägen Fläche des Metaconid. Ein Basalband fehlt an diesem Zahne vollständig. Dieser Zahn sieht dem linken M, des Larrer'schen Originals sehr ähnlich, ist aber verhältnissmässig schmäler. Etwas weniger intact ist v. Branco’s Original t. 2 f. 1. Von den beiden vorigen unterscheidet sich dieser Zahn durch seine viel beträchtlichere Grösse und von dem oben erwähnten auch durch die Stärke der vor dem Entoconid und hinter dem Metaconid befindlichen Secundärhöcker, von denen jedoch der letztere auch hier kaum halb so gross ist wie der erstere. Mesoconid sowohl als auch Entoconid sind mehr gegen die Mittellinie des Zahnes gerückt als an M,. Die vom Protoconid und Hypoeonid nach dem Centrum des Zahnes verlaufenden Leisten entspringen hier nieht an der Spitze dieser Höcker, sondern fast an deren Basis, dagegen geht von der Spitze des Hypoconid ein solcher Kamm herab schräg gegen die Basis des Mesoconid. Mit keinem der Zähne des Larrer'schen Originals von Dryopithecus Fontani lässt sich dieser Zahn näher vergleichen, eher mit dem M, des Gaupry'schen und dem M, des vollständigen von Harıs abgebildeten Kiefers, jedoch unterscheiden diese sich durch die Stellung ihres Mesoconid, welches bei ihnen fast in einer Linie steht mit Protoconid und Hypoconid. Der von v. Branco nicht abgebildete, an seiner Vorderinnenecke beschädigte und überdies stark angekaute Zahn von Melchingen hatte offenbar die nämliche Zusammensetzung wie v. Branco’s Original f. 1, ist aber sehr viel kleiner als dieses. Von den Zähnen, welche mir nur aus den Abbildungen v. Branco’s bekannt sind, schliesst sich einer, das Original zu f. 5, ein rechter M,, sehr enge an den oben beschriebenen M, an, ist aber noch viel weniger abgenutzt als dieser. Die beiden M, — f. 2 und 7 bei v. Branco — sind sehr stark abgerieben, namentlich f. 7. Beide sind etwas kleiner als der, wie es scheint, abnorm grosse M,;, — f. 1. — Das Original zu f. 2 besitzt noch beide Wurzeln, die nach unten zu etwas auseinanderrücken. Hier sowohl wie an dem von H. v. Meyer abgebildeten M, aus der Freiscuzr’schen Sammlung ist der Breitendurehmesser jeder Wurzel grösser als der Längsdurchmesser und die Länge der Wurzel selbst mehr als doppelt gross als die Höhe der Krone. Nennenswerthe Unterschiede gegenüber den lebenden Anthropoiden sind an den Wurzeln dieser beiden Molaren nieht zu constatiren. Die Dimensionen der Unterkiefermolaren sind folgende: M,? (Freischer’sche Sammlung) Länge 11,2 mm, Breite 9,5 mm, Höhe 6 (?) mm rechter M, v. Branco's f. 4 t. 2 a IE ER sis „4 „ linker M, „ ” 6.62 5 hr JO le $ rechter M, „, > lt ni r NN 2 5 rechter M, ?, (schadhaft) oe, N 54 „ en? » Bei diesen Zähnen fällt vor allem die grosse Verschiedenheit in den Dimensionen der beiden M, und M, auf, so dass man fast versucht wäre, an 2 verschiedene Arten zu denken. Da aber auch die bis jetzt bekannten Individuen des Dryopithecus Fontani aus St. Gaudens sehr beträchtlich hierin von einander abweichen, so darf diesem Umstande doch keine zu grosse Bedeutung beigelegt werden. Auch die Abweichung in der Zusammen- setzung der einzelnen Molaren darf nicht allzu sehr überraschen, denn sie findet sich gleichfalls bei Dryopithecus Fontani, ja sie ist bei diesem fast noch grösser als hier, denn bei diesem erstreckt sie sich auf M, und M,, — 171 — 14 hier aber betrifft sie mehr den M, und den M,, jedoch hat es den Anschein, als ob die Dimensionen des M, im Allgemeinen eonstanter wären und nur jener näher beschriebene M, — Original zu v. Branco’s f. 1 — eine ganz exceptionelle Grösse hätte. Während bei Dryopithecus Fontani die Länge der verschiedenen Zähne, sowie die Stellung und Stärke des Mesoeonid beträchtlichen Schwankungen junterworfen ist, verhält sich Dryopithecus aus den Bohnerzen in dieser Beziehung viel eonstanter, denn er zeigt eigentlich nur solche individuelle Schwankungen in den Dimensionen, wie jede beliebige andere Säugethierspeeies. Den Beweis zu liefern, dass die erwähnten Zähne aus den schwäbischen Bohnerzen wirklich zur Gattung Dryopithecus gehören, habe ich jetzt, nachdem vor Kurzem durch Harıs !) weitere Zähne und Unterkiefer dieses Anthropoiden gefunden worden sind, wohl kaum mehr nöthig, ich kann mich vielmehr [auf den Hinweis beschränken, dass die Zähne des Dryopithecus Fontani aus St. Gaudens selbst wieder zweierlei Typen erkennen lassen und die vorliegenden Zähne aus den Bohnerzen einen dritten Typus repräsentiren. Bei dem einen Typus von Fontani sind die M nur wenig breiter als lang, und der dritte Aussenhöcker ist weiter nach einwärts gerückt als die beiden ersten; bei dem anderen Typus sind die Zähne bedeutend länger als breit, und der dritte Aussen- höcker steht fast ebenso weit aussen wie die beiden ersten. Die Zähne aus den Bohnerzen endlich sind mit Ausnahme etwa des unteren M, viel länger als breit, und der dritte Aussenhöcker ist stark nach einwärts ver- schoben. Diese Zähne bilden also förmlich den Uebergang zwischen jenen beiden Typen von St. Gaudens. Der untere D, — Taf. I [VI], Fig. 14 — von Jäger als Anoplotherium leporinum bestimmt und von SreaLin?) irrigerweise als Choerotherium pygmaeum gedeutet, besteht aus 2 scharfkantigen Innenhöckern, von denen der vordere der höhere ist, 2 damit sehr genau alternirenden Aussenhöckern und einem kleineren verläuft eine Leiste nach dem vorderen Aussenhöcker unpaaren Hinterhöcker. Vom ersten Innenhöcker — Metaconid — Protoconid, ein Paraconid fehlt vollständig — und eine zweite nach der Vertiefung zwischen diesem und dem zweiten Aussenhöcker. Dieser letztere — Hypoconid — weist an seiner Basis mehrere Wülste auf, von denen einer gegen den zweiten Innenhöcker — Entoeonid — gerichtet, aber an diesem selbst nicht sehr scharf erkennbar ist. Um so schärfer ist dagegen der Kamm, weleher von der Spitze des Entoconid gegen die Basis des unpaaren Hinter- höcker — Mesoeonid — verläuft und von hier aus bis zu dessen Gipfel emporsteigt. Zwischen den beiden Aussen- höckern befindet sich ein ziemlich hohes Basalband. Die Gruppirung und die relative Stärke der Höcker ist an diesem Milchzahn die nämliche wie an dem entsprechenden Zahne vom Orang und Schimpanse, jedoch ist die Aehnlichkeit mit dem von Schimpanse viel beträchtlicher, nur mit dem Unterschiede, dass die Oberfläche sehr viel weniger Runzeln besitzt. Länge — 8,8 mm, Breite — 6,8 mm, Höhe am Metaconid—5,1 mm. Mit dem D, der lebenden Anthropoiden hat auch dieser Zahn die Eigenthümlichkeit gemein, dass sein Vorderrand schräg zur Längsaxe der Zahnreihe und der erste Innenhöcker — Metaconid — viel weiter zurücksteht als der erste Aussenhöcker — Protoeonid —, während bei den Molaren der Vorderrand mit der Längs- axe der Zahnreihe einen rechten Winkel bildet und das Metaconid eher weiter vorne steht als das Protoconid. Die D verhalten sich demnach, wie schon bei Anthropodus bemerkt wurde, genau so zu den entsprechenden M, wie die Molaren von Pliopithecus zu den Molaren von Hylobates, und man könnte daher versucht sein, dies als eine atavistische Erscheinung zu deuten und für die Ahnen aller Anthropoiden einen Molartypus zu Grunde zu legen, wie er noch bei Pliopithecus vorhanden war. Wir dürfen aber doch hierbei nicht übersehen, dass die 1) Bulletin de la Societ6 g6ologique de la France. 1898. p. 377 und 1899. p. 304. t. 14. 2) 1899. Die Geschichte des Suidengebisses. Abhandlungen der Schweizerischen paläontologischen Gesellschaft. Bd. 26. pag. 79. Der andere von Jäger ebenfalls als Anoplotherium bestimmte Zahn dürfte dagegen wirklich diesem kleinen Suiden angehören. Ich kenne ihn jedoch nicht aus eigener Anschauung. — 128 — 15° —— Milehzähne immer eine besondere Differenzirung darstellen, die bald den Molaren eines vorhergehenden Stammes- gliedes ähneln — atavistisch —, bald aber auch den Molaren eines späteren Typus gleichen kann — prophetisch, wie Rürmmeyer sich ausgedrückt hat. Ich möchte jedoch auf solche Aehnlichkeiten kein allzugrosses Gewicht legen, sondern sie lieber als etwas bloss Zufälliges betrachten, wenn auch natürlich solche Differenzirungen immer einem Typus ähnlich werden müssen, der einmal bei den Molaren sei es eines früheren, sei es eines späteren Gliedes der betreffenden Stammesreihe existirt hat. An der Zugehörigkeit der eben beschriebenen Zähne zur Gattung Dryopithecus kann nun allerdings kein Zweifel bestehen, dagegen ist es nicht ohne weiteres zu entscheiden, welcher Species sie zugetheilt werden müssen. Wir kennen 2 Arten von Dryopithecus. Die eine davon — Fontani — basirt auf Kiefern und Zähnen von St. Gaudens; ihr obermiocänes Alter ist absolut sichergestellt. Mit dieser Art lassen sich die Zähne aus den schwäbischen Bohnerzen indessen nicht gut vereinigen, denn sie unterscheiden sich nicht nur in morphologischer Hinsicht, wie ich gezeigt habe, sondern auch durch ihr anscheinend etwas geringeres geologisches Alter. Die Bohnerze von Salmendingen, Melchingen, Trochtelfingen enthalten nämlich ausser diesen Zähnen auch Säugethierreste, welche sonst an den®Loecalitäten Eppelsheim und Pikermi vorkommen und mithin ein unter- pliocänes Alter besitzen. Aus Eppelsheim kennt man freilich einige Säugethierreste, welehe möglicherweise dort nur auf secundärer Lagerstätte gefunden worden sind und in Wirklichkeit vielleicht aus einer zerstörten ober- miocänen Ablagerung stammen. Es sind dies die Reste von Dorcatherium Naui, einige Hirsch-Geweihe, vor allem das von Üervus anocerus, und die Zähne von Sus antediluvianus und Chalicotherium, sowie die von Chalicomys Jägeri. Für die weitaus überwiegende Mehrzahl der Eppelsheimer Säugethiere darf aber unbedingt ein unterplioeänes Alter angenommen werden, wie für die von Pikermi. Aus Eppelsheim kennt man nun auch das Femur eines Anthropoiden, welcher sehr gut zu dem Dryopithecus-Humerus von St. Gaudens passt — es hat eine ähnliche Krümmung der Aussencontour und sehr gut correspondirende Maasszahlen —, dass es unbedenklich ebenfalls auf die Gattung Dryopithecus bezogen werden darf. Da nun sowohl an der Localität Eppelsheim, als auch in den Bohnerzen Schwabens, Salmendingen etc. Reste von Dryopithecus zum Vorschein gekommen sind, beide Fundplätze aber Reste von pliocänem Alter einschliessen, so erscheint die Existenz einer unterplioeänen Art von Dryopithecus doch hinreichend begründet. Dass das Femur aus Eppels- heim zu Anthropodus gehören könnte, dessen Zahn ja auch aus Salmendingen stammt, ist bei der ausser- ordentlichen Seltenheit, sowie bei der relativen Kleinheit dieser letzteren Form doch kaum anzunehmen. Es bleibt also doch viel mehr Wahrscheinlichkeit für die Annahme, dass die schwäbischen Dryopithecus-Zähne und das Eppelsheimer Femur ein und derselben Species zugeschrieben werden müssen. Da nun für dieses Eppelsheimer Femur bereits ein Speciesname existirt, so muss derselbe auch auf die Zähne aus dem Bohnerz, welche bisher mit keinem Speciesnamen belegt worden sind, übertragen werden. Das erwähnte Femur ist jedoch nicht bloss mit einem besonderen Speciesnamen, sondern sogar mit zwei Genus- und Speeiesnamen bedacht worden. Ponzıs nannte es Paedopithex rhenanus!), Dusoıs, dem dies, wie so verschiedenes Andere, unbekannt war, Pliohylobates eppelsheimensis ?). Der von Dusoıs gegebene Name muss nun schon nach allen Regeln der Priorität ohne weiteres fallen. Der Ponuic’sche Genusname hat wenigstens dann Berechtigung, wenn überzeugend nachgewiesen werden könnte, dass das Femur unmöglich der Gattung Dryopithecus zugeschrieben werden darf, dagegen bleibt unter allen Um- ständen der von Ponuıg gegebene Speciesname mit vollem Rechte bestehen. 1) Paedopithex rhenanus n. g. n. p. Le Singe antbropomorphe du Plioc&ne rhönan. Bulletin de la Societ& belge de Geologie, de Pal&ontologie et Hydrologie. 1895. Proc. verb. pag. 149—151. 2 fig. 2) Ueber drei ausgestorbene Menschenaffen. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. 1897. Bd. 1. pag. 97. — ol) — 16 Die Zähne aus den schwäbischen Bohnerzen und das Femur von Eppelsheim müssen also vor- läufig die Bezeichnung Dryopithecus rhenanus Ponuis sp. führen. Das Eppelsheimer Femur ist vor Kurzem Gegenstand eingehender Studien von Seiten J. Bumitrer'st) gewesen. Es wäre nach ihm dem von Hylobates noch am ähnlichsten — es hat mit diesem gemein den nahezu geraden Schaft von kreisföormigem Querschnitt, die Lage und den Verlauf der Linea aspera, die laterale Schiefheit, die Form der Anguli, die geringe Längenausdehnung der Condylusdiaphyse. Dagegen sollen die Gelenkflächen noch sehr primitive Verhältnisse aufweisen, so dass die Beweglichkeit des Femur kaum mehr als 90° betragen haben dürfte und mithin geringer war als bei Aylobates, weshalb von aufrechtem Gange keine Rede sein konnte. Ich entnehme aus dieser Darstellung lediglich das Eine, dass dieses Femur noch sehr wenig speecialisirt war, kann aber nicht das Geringste daran entdecken, was die Ableitung des Femur von Orang, Schimpanse und Gorilla von dem Eppelsheimer Femur verbieten würde, zumal da ja Bumiter selbst erwähnt, dass an erstere der niedrige popliteale Querschnitt und der geringe untere Sagittaldurchmesser erinnert. Der Annahme, dass Dryopithecus noch vorwiegend quadruped gewesen sei, steht auch der Umstand, dass sein Humerus noch kürzer war als das Femur, keineswegs hindernd im Wege, die schwache Entwiekelung der ganzen unteren Femurpartie, namentlich der Condyli, spricht jedoch sehr dafür, dass Dryopithecus überhaupt weder ein Aufreehtgeher noch auch ein wirklicher Vierfüssler war, sondern eben vorwiegend auf Bäumen gelebt und daher die Hinterextremität ohnehin nicht besonders angestrengt hat. Aus diesem so indifferenten, distal so schwach ausgebildeten Femur entwickelte sich das kurze, plumpe Femur von Gorilla, Orang und Schimpanse mit seinem weit nach innen vorspringenden medialen Condylus in Folge des Druckes, welchen das riesige Gewicht des Rumpfes dieser Affen auf die Hinterextremität ausüben musste. Aber auch die Umwandlung eines Femur, wie es Dryopithecus besass, in jenes des Menschen gehört an sich nieht zu den Unmöglichkeiten, denn die starke Entwickelung der beiden Condyli, namentlich des inneren, sowie der weite Abstand und die distale Abstumpfung dieser Condyli, erscheint ohne weiteres als eine Differenzirung, welche durch immer mehr geübte aufrechte Körperhaltung hervorgerufen wurde. Die Annahme NEHRINg’s, dass der Mensch, oder besser sein Vorfahre, diese Haltung und den aufrechten Gang erworben hätte durch seinen Aufenthalt in waldfreien Gebieten, etwa in Steppen, hat gewiss sehr grosse Berechtigung. Ich will jedoeh hiermit keineswegs gesagt haben, dass der Mensch selbst aus jenem Eppelsheimer Affen hervorgegangen wäre, sondern nur das Eine, dass auch der Ahne des Menschen bezüglich der Beschaffen- heit des Femur vermuthlich von Dryopithecus sehr wenig verschieden war. Dass ich in Dryopithecus nicht den Ahnen des Menschen, sondern nur jenen von Orang und Schimpanse erblicken kann, glaube ich schon oft genug betont zu haben. Es ist mir deshalb auch ganz unverständlich, wie Kraarscn?) kürzlich die Bemerkung machen konnte, die von v. Branco beschriebenen Zähne aus den Bohnerzen wären solehe von Mensch, und v. Branco hätte sich den tertiären Menschen entgehen lassen. Cryptopitheceus sideroolithicus ScuLosser. Taf. I [VI], Fig. 9, 12, 18. 1887. Heterohyus? Mierochoerus ? Scuuosser, Die Affen, Lemuren... des europäischen Tertiärs. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. 6. pag. 33. t. 4 f. 55, 60, 62. Zu dem von mir beschriebenen Kiefer — angeblich aus dem Bohnerz von Heudorf — kommt jetzt noch ein linker unterer P, im Stuttgarter Naturaliencabinet befindlich. Dieser Zahn stammt aus den Bohn- erzen von Frohnstetten. 1) Das menschliche Femur nebst Beiträgen zur Kenntniss der Affenfemora. Inaug.-Diss. Augsburg. 1890. pag. 110. 2) Die fossilen Knochenreste des Menschen. Ergebnisse der Anatomie u. Entwickelungsgeschichte. Wiesbaden 1900. pag. 475. — 130° — 17 Beim ersten Anblick wäre man wohl kaum geneigt, diesen offenbar ziemlich langen, massiven Kiefer, dessen aufsteigender Ast aller Wahrscheinlichkeit nach sich sehr schräg nach hinten erhoben hat, einem Primaten zuzuschreiben, allein er theilt diese Eigenschaft auch mit den amerikanischen Gattungen Microsyops, Pelycodus und Hyopsodus, deren Zugehörigkeit zu den Primaten trotzdem von Niemand mehr in Zweifel gezogen wird. An den Molaren fällt die Höhe der Vorderhälfte und die Grösse des Talonid der Hinterpartie auf, wodurch sie den Molaren von Fleischfressern ähnlicher werden als solehen von Primaten. Dass sie aber trotzdem einem Primaten zugeschrieben werden müssen, geht einmal aus der äusserst schwachen Entwiekelung des Vorderzackens — Paraconid —, ferner aus der starken Abkauung des Hauptzackens — Protoconid —, aus der beträchtlichen Höhe des Innenzackens — Metaconid — und endlich auch daraus hervor, dass dieses mit dem Protoconid durch eine Art Joch verbunden ist. Das Talonid besteht aus einem grossen Aussenhöcker — Hypoconid —, einem kleinen unmittelbar an der Hinterinnenecke befindlichem Entoconid und einem noch kleineren Zwischenhöcker, dem Mesoeonid. Ein Basalband ist nur am Vorderrande des Zahnes entwickelt. Sowohl in Bezug auf die Grösse dieser Molaren als auch hinsichtlieh der Ausbildung des Talonid und der Gruppirung der 4 Haupthöcker — Proto-, Meta-, Hypo- und Entoconid — ergiebt sich eine überraschende Aehnliehkeit mit den Molaren von Pelycodus frugivorus Cope aus dem Wasatehbed von Nordamerika, von dem mir ein sehr charakteristisches Exemplar vorliegt. Die Unterschiede bestehen bloss darin, dass Pelycodus auch zwischen Protoconid und Hypoconid ein Basalband besitzt und das Paraeonid stärker, das Mesoconid aber wesentlich schwächer ausgebildet ist. Dagegen weichen beide Gattungen darin sehr bedeutend von einander ab, dass Pelycodus einen sehr grossen M, mit wohlentwickeltem dritten Lobus besitzt, während dieser Zahn hier nach der Kürze seiner Alveolen nicht grösser und wahrscheinlich auch nicht viel complieirter gewesen sein kann als die voraus- gehenden M, und M,. Der bisher noch nicht bekannte P, — für einen solchen halte ich den im Stuttgarter Naturaliencabinet befindlichen Zahn trotz seiner starken, für einen P auffallend starken Abkauung — hat ganz die Zusammensetzung eines Molaren, nur ist er viel gedrungener, und die beiden dicht beisammenstehenden Wurzeln sind fast bis an ihre Unterenden mit einander verwachsen, was bei einem Molaren doch schwerlich vorkommen dürfte. Dureh diese Molarähnlichkeit des P, entfernt sich Uryptopithecus sehr weit von Pelycodus. Der Kiefer verjüngt sich bis unterhalb des P, fast gar nieht, aus der Gedrungenheit des P, scheint jedoch hervorzugehen, dass die vorderen P einen ziemlich kurzen Raum eingenommen haben, dagegen lässt sich auf die Beschaffenheit des Symphysentheils — ob kurz oder lang, hoch oder niedrig — kein sicherer Schluss ziehen. Dimensionen. Länge von P,—M, (an den Alveolen) 28 mm, Höhe des Kiefers unterhalb P, 9,5 mm, unterhalb M, 10 mm. P, Länge 5,3 mm, Höhe 3,2 mm, Breite am Hinterrande 4,5 mm M, ” 4,9 ” ”„ 3,3 ” ”„ ” ”„ 3,4 ” M, ” 4,8 ”» ” 3,3 ”„ ” ” ”„ 3,4 „ M; „ & ,. (Alveole). Die Oberkieferzähne dieses Affen sind bis jetzt nicht bekannt, waren aber vermuthlich denen von Pelycodus sehr ähnlich — Core, Tertiary Vertebrata. 1884 pag. 230. t. 25. f. 4. — Die M waren demnach fast doppelt so breit und lang und besassen 2 gleich grosse Aussenhöcker und 2 ungleich grosse Innenhöcker. M, war vermuthlich etwas kleiner als M,, P, aber im Gegensatz zu dem von Pelycodus viel eomplieirter und nahezu M-artig — vierhöckerig, aber doch etwas kürzer als die M. Ob dieser Primate auch in den Bohnerzen der Schweiz vertreten ist, lässt sich schwer entscheiden. Geolog. u. Paliont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 3 — 131 — 18 ee 2 Rürımerer bildet zwar in seiner letzten Arbeit über Egerkingen!) einen Pelycodus helveticus und einen Hyopsodus jurensis?) ab, allein es sind dies Oberkiefer-Molaren, so dass eine nähere Vergleichung mit den Resten aus Schwaben zum voraus unmöglich ist. Es lässt sich nur so viel sagen, dass beide neuen Egerkinger Arten mit Hyopsodus und Pelycodus wirklich verwandt sein können, dass aber die Molaren dieses Pelycodus zu klein sind, als dass sie zu unserem Cryptopithecus gehören könnten. Eher wäre dies noch anzunehmen für den Fig. 8 abgebildeten M von Hyopsodus, der aber von dem Original zu Fig. 7 generisch verschieden sein dürfte. So viel ist aber immerhin gewiss, dass Primaten, und zwar Pseudolemuriden, im älteren europäischen Tertiär eine viel bedeutendere Rolle gespielt haben, als es bisher den Anschein hatte. Es erübrigt nunmehr, einiges über die vermuthliche Verwandtschaft zwischen den Gattungen Pelycodus und COryptopithecus beizufügen: Schon die relativ bedeutende Grösse von Cryptopithecus zeigt, dass wir es mit keiner sehr primitiven Form zu thun haben. Immerhin besitzt er noch ursprüngliche Merkmale in der bedeutenden Höhe von Protoeonid und Metaconid und in der Kleinheit des M,. Dagegen erweist sieh die Molarähnliehkeit des P, und die starke Reduction des Paraconid als Fortschritt gegenüber Pelycodus, welcher dafür aber wieder in der Complication des M, einen Vorsprung aufzuweisen hätte, sofern der untere M, ursprünglich nicht grösser und nicht complieirter war als M, und der obere M, in seiner Hinterhälfte unvollständiger war als M,. Bei dem heutigen Stande unserer Kenntnisse ist es jedoch unmöglich, hierüber eine Entscheidung zu treffen, da Primaten mit complieirtem M, schon gleichzeitig neben solchen mit kleinem M, auftreten. Jedenfalls besteht zwischen Pelycodus und Orypto- pithecus eine ziemlich nahe Verwandtschaft, aber wir werden kaum fehlgehen, wenn wir für die letztere Gattung ein wesentlich geringeres geologisches Alter annehmen. Vermuthlich gehört sie dem Obereoeän an, der Fauna des Pariser Gips und der Lignite von Debruge (Vaueluse), wie wohl alle Elemente der Fauna von Frohn- stetten. Von dieser letzteren Localität stammt der Erhaltung nach auch aller Wahrscheinlichkeit nach der Unterkiefer, als dessen Fundort Heudorf angegeben ist, eine Angabe, die wohl auf nachträgliche Verwechselung zurückgeführt werden darf. Die Frage, ob CUryptopithecus direete Nachkommen hinterlassen hat, lässt sich zur Zeit weder bestimmt bejahen noch verneinen, denn in der paläontologischen Ueberlieferung besteht zwischen den eocänen Pseudo- lemuriden und den erst im Mioeän auftretenden Cynopitheciden und Anthropoiden eine sehr weite Lücke. Vom morphologischen Standpunkte freilich ist wenigstens an dem Zusammenhange zwischen Cynopithe- ciden und gewissen Pseudolemuriden nicht zu zweifeln, denn die Umformungen, welche für eine solche Entwiekelung nöthig erscheinen, sind keine anderen, als sie auch bei den Artiodaetylen stattgefunden haben. Sie bestehen lediglich, soweit das Gebiss in Frage kommt, in Reduction der Prämolarenzahl, in Erniedrigung der Vorderpartie der unteren M, in Verlust des Paraeonid der unteren M und in Streekung der oberen M, wobei wahrscheinlich auch hier wie bei den Artiodactylen vorübergehend ein Fünf- oder richtiger Sechshöcker- stadium existirt hat, das sich bei Hyopsodus sogar wirklieh beobachten lässt. Oryptopithecus mit seinem ziemlich eomplieirten P, dürfte möglicher Weise wohl eine gänzlich erlöschende Seitenreihe darstellen, während der Haupt- stamm durch Microsyops und Hyopsodus führt. Dabei erscheint aber auch die Möglichkeit keineswegs aus- geschlossen, dass zwischen diesen Gattungen und den neogenen Cynopitheeiden auch noch ein Platyrhinen- Stadium existirt hat, welches sich noch dazu in Südamerika abgespielt hat. Erst von hier sind dann die Cynopitheeiden wieder in die alte Welt, ihren jetzigen Wohnort, gelangt. Mit den Anthropoiden haben 1) Die eocäne Säugethierwelt von Egerkingen. Abhandlungen der Schweizerischen paläontologischen Gesellschaft. Bad. 18. 1891. pag. 115... Sf. 1. 2) Ibidem pag. 118. t. 8 f. 28. — 12 — —— sie ausser ihrer geographischen Verbreitung im jüngeren Tertiär und der Gegenwart nur die zufällig gleiche Zahnzahl gemein, die aber in genetischer Beziehung nicht die mindeste Rolle spielt. Die Anthropoiden endlich haben sich wohl aus Platyrhinen entwickelt und diese wieder möglicher Weise aus Pseudolemuriden, deren Zahnhöcker jedoch alternirende Stellung besessen haben müssen. Dagegen ist es nicht wahrscheinlich, dass wirkliche Prosimier, wie es ja schon im Eocän gegeben hat, für die Stammesgeschiehte der Affen überhaupt in Betracht kommen, die Pseudolemuriden gehen vielmehr vermutlich direet auf Creodonten zurück. Inseetivora. Soricide? gen. et sp. ind. Aus dem Bohnerz vom Eselsberg besitzt die Münchener paläontologische Sammlung je einen rechten und einen linken Unterkiefer, von denen aber nieht zu ermitteln ist, ob sie wirklich zu einer Speeies gehören, da keiner derselben den nämlichen gleichstelligen Molar aufweist und die feinere Präparation der Alveolen bei der grossen Zerbrechlichkeit dieser Objeete vollkommen aussichtslos erscheint. Der linke Kiefer trägt ungefähr in der Mitte einen Zahn von 2,4 mm, der eher mit einem solchen von Sorex als mit einem von Talpa überein- stimmt. Die dahinter befindlichen Alveolen lassen sich jedoch nicht ganz freilegen, so dass eine Vergleichung mit den Zähnen des zweiten Kiefers nicht möglich ist. Immerhin haben beide Kiefer das Merkmal mit einander gemein, dass die Oberfläche viele feine, aber kurze Längsfurchen besitzt, wie ieh das nur bei den Kiefern von Peratherium wiederfinde. Die Zahl der Molaren ist aber sicher nur 3, so dass es sich auf keinen Fall um einen Marsupialier handeln kann. Auch die Form des Kiefers sprieht gegen eine solehe Annahme, denn der Kieferrand war auf keinen Fall umgebogen. Der Vorderrand des aufsteigenden Astes legt sich viel mehr zurück als bei den ächten Soriciden, auch fehlt die für diese so charakteristische Grube auf der Innenseite Ueber die Zahl der Prämolaren sowie über die Beschaffenheit der vor diesen befindliehen Zähne giebt auch der eine etwas besser erhaltene Kiefer keinerlei Auskunft, doch scheinen mehr vorhanden zu sein als bei Sorex, aber weniger als bei Talpa. Dimensionen des vollständigeren Kiefers: Länge des Kiefers vom Condylus bis zur Spitze der Symphyse 15 mm Höhe „ > unterhalb des M, 2 = Länge des ersten vorhandenen Zahnes le) r „ zweiten I ” lad (09) zweiter Kiefer: Länge des M, 2,4 mm; Höhe desselben I Wenn auch diese Stücke nicht einmal der Familie nach bestimmt werden können, so glaube ich sie doch nicht mit Stillsehweigen übergehen zu dürfen, da bei der Seltenheit von fossilen Insectivoren jeder Fund wichtig erscheint. Chiroptera. Rhinolophide gen. et sp. ind. Aus der Spaltausfüllung im Solnhofer Schiefer erhielt die Münehener Sammlung je ein Bruchstück eines Humerus und Radius eines Rhinolophus-ähnlichen Chiropteren, deren Länge jedoch nicht genau zu ermitteln ist. Da keine Kiefer vorliegen, muss von einer Genusbestimmung vollkommen abgesehen werden. 3 * — 133 — 18 * — 9) Rodentia. Prolagus oeningensis Könıs Sp. 1899. Forsrru Masor, On fossil and recent Lagomorpha. Transactions of the Linnean Society of London. p. 450. Diese weit verbreitete, ungemein charakteristische Art ist auch in der Spaltausfüllung im Solnhofer lithographischen Schiefer zum Vorschein gekommen. Es liegen mir von dort vor ein rechter Unterkiefer, ein rechter Humerus, 2 Femora, ein distales Tibialende und Phalangen. Freilich erscheint die Anwesenheit dieser für das Obermiocän so bezeichnenden Species in der Solnhofer Fauna recht sonderbar, da die Mehrzahl der überhaupt bestimmbaren Arten sich eher mit untermiocänen vergleichen lassen, allein an der Richtigkeit der Bestimmung als „Myolagus Meyeri“ kann wegen der Dreitheilung des letzten Molars absolut nicht gezweifelt werden. Es wäre sehr wichtig, zu wissen, mit welchem Lagomyiden jene Form aus den Sanden des Orleanais, welche P. GeryAıs — Zoologie et paldontologie generale. pag. 157 — als Titanomys visenoviensis eitirt hat, identisch wäre. Dem Horizonte nach kann es sich auf keinen Fall um diese Speeies handeln, sondern wohl nur um eine solche aus dem Obermioeän, also entweder um Prolagus oeningensis, oder um Titanomys Fontannesi, oder um Lagopsis verus. Forsrtu Masor hat gelegentlich des Studiums des H. v. Mryer’schen Originales aus Oeningen den Nachweis erbracht, dass dieses Stück, welehes zuerst als Anoema oeningensis beschrieben worden war, zum Genus Prolagus PomeL gehört und die Bezeichnung Prolagus oeningensis statt Myolagus Meyeri führen müsse. Lepus primaevus n. SP. 1835. Jäcer, Ueber die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. p. 13. t. 3 f. 52. 53. 73; t. 6. £. 26. 1882/85. Quensteopr, Handbuch der Petrefactenkunde. t. 3 f. 28. Das Vorkommen von Hasen-Resten in der Fauna der Salmendinger Bohnerze war schon JÄGER bekannt, jedoch bezweifelt er, ob die von ihm abgebildeten Knochen — Humerus und Radius — wirklich fossil wären. Diesen Zweifel kann ich nun nach Besichtigung der Jäcer'schen Originale als durchaus unbegründet bezeichnen, auch ein weiterer im Stuttgarter Naturaliencabinet befindlicher Humerus vom Heuberg ist unzweifel- haft fossil. Das Nämliche gilt ferner von dem Oleeranon — JÄGER, t. 3 f. 73 —, welches freilich in dieser Zeichnung nieht als solehes zu erkennen ist. Zu Lepus gehört endlich auch der von Quexstepr abgebildete untere Nagezahn aus dem Bohnerz von Salmendingen. Alle diese Reste haben ungefähr die nämlichen Dimensionen wie die entsprechenden Skeletttheile beim lebenden Zepus timidus. Dass nun diese neue und zugleich älteste altweltliche Lepus-Art wirklich der Pliocänfauna angehört, geht aufs deutlichste daraus hervor, dass auch aus Pikermi, ‚wo also gewiss keine Vermischung mit geologisch jüngeren Resten stattgefunden hat, 2 Caleaneum-Knochen vorliegen, in Münchener paläontologischen Museum befindlich, die ganz und gar alle so charakteristischen Merkmale von Lepus aufweisen, aber gleichwohl den nämlichen Erhaltungszustand haben wie alle übrigen fossilen Säugethierreste dieser Loealitä.. Dass übrigens die Gattung Lepus schon früher, als man bisher geglaubt hat, in der alten Welt gelebt hat, wird auch durch die unzweifelhaften Funde im Plioeän von Roussillon — Derrrer, 1890, Memoires de la Soeiete geologigue de France. III. pag. 59. t. 4 f. 36, 37 — höchst wahrscheinlich gemacht. | — 134 — Dipoides problematicus n. SP. Taf. I [VI], Fig. 18, 20—23, 25, 27, 29. 1835. Jäger, Ueber die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. pag. 17. t.3 f. 39, 40, 41-50, 51. 1850. Quensteor, Ueber Hippotherium der Bohnerze. Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württem- berg. Bd. 6. pag. 181. t. 1 f. 34—38. 1882/1885. Quensteor, Handbuch der Petrefactenkunde- pag. 51. t. 3 f. 2931. 1884. Scavosser, Die Nager des europäischen Tertiärs. Palaeontographica. Bd. 31. p. 25. t. 6 f. 25. In den Bohnerzen von Salmendingen und Melchingen kommen nicht allzu selten prismatische Zähne eines Nagers vor, deren Gattungsbestimmung erhebliche Schwierigkeiten bietet. Es lassen sich hiervon zweierlei Typen unterscheiden. Bei den einen erstrecken sich die beiden Falten, von denen die vordere von der Innenseite, die hintere aber von der Aussenseite ausgeht, über die ganze Kaufläche, bei den anderen gilt dies nur von der scheinbar ersten der an der Aussenseite entspringenden Falten. Statt der zweiten Falte, die eonsequenter Weise an der Innenseite auftreten müsste, ist hier je eine kurze Innen- und eine kurze Aussenfalte vorhanden, die aber in der Mitte des Zahnes durch eine schmale, beiderseits mit Schmelz versehene Dentinbrücke geschieden werden. Die ersteren Zähne gehören dem Unterkiefer, die letzteren dem ÖOberkiefer an. Einen dritten Typus repräsentirt der letzte Molar des Oberkiefers, indem dieser ausser den erwähnten Falten noch eine weitere besitzt, welche gleich der ersten an der Aussenseite entspringt und über die ganze Kaufläche fortsetzt. An der Aussenseite haben die Oberkieferzähne mit Ausnahme des letzten, welcher deren 3 aufweist, 2, an der Innenseite aber nur eine tiefe Längsfurche, die Unterkieferzähne haben auf beiden Seiten je eine solche Längsrinne, nur der untere P, besitzt 2 Längsrinnen auf seiner Innenseite. Wie bei allen Nagern mit prismatischen Zähnen — mit Ausnahme der Lagomorphen — sind auch hier die Zähne des Unterkiefers als solehe daran kenntlich, dass sie sich nach vorwärts und einwärts krümmen und vorne 2 einfache, hinten aber nur eine Wurzel tragen, welche letztere jedoch die ganze Breite des Zahnes einnimmt. Die Zähne des Oberkiefers hingegen krümmen sich nach rückwärts und zugleich nach auswärts und tragen aussen 2 einfache, innen aber eine einzige Wurzel, deren Ausdehnung der Länge des ganzen Zahnes gleichkommt. In diesen Stücken schliessen sich die Zähne aus den Salmendinger und Melchinger Bohn- erzen aufs engste an jene von Casior an. Sie unterscheiden sich jedoch von jenen des Castor fiber nicht bloss dadurch, dass sie bloss halb so gross sind, sondern auch dadurch, dass sie eine Falte weniger besitzen als dieser, denn während bei Casitor die oberen Backenzähne 3 Aussen- und die unteren 3 Innenfalten aufweisen, sind hier deren nur 2 vorhanden. Nur der letzte Molar des Oberkiefers besitzt eine dritte Aussenfalte, die jedoch höchstens bis ins oberste Drittel des Zahnes hinabreicht. Da immer nur isolirte Zähne vorkommen, so lässt sich nieht ohne weiteres entscheiden, ob die Zahl der Backenzähne 4 beträgt, wie bei den meisten Castoriden, oder bloss 3, wie bei den fossilen nordamerikanischen Gattungen Mylagaulus und Sigmogomphius. Glücklicher Weise befindet sich jedoch unter dem grossartigen fossilen Säugethiermaterial, welches Herr Dr. Harrer in China angekauft, und dem Münchener paläontologischen Museum geschenkt hat, ein Nagethierunterkiefer, dessen 4 Zähne den nämlichen Bau besitzen wie die aus den Bohnerzen, so dass auch für letztere die Vierzahl höchst wahrscheinlieh wird. Die Jäger'schen Originale sind folgende: Unterer P, f. 45, 46 oberer M f. 43, 44 r M f. 47, 48 N Oberer P, f. 41, 42 . Die Nagezähne f. 39, 40 gehören wohl auch hierher. — 15° — Quenstept bildet in Jahreshefte 1. e. f. 34, 36 untere und f. 37, 38 obere M ab. Von den im Hand- buch abgebildeten Zähnen sind f. 30, 31 obere M und f. 29 ein unterer M. Der mir vorliegende untere Nagezahn hat mit dem von Castor und besonders mit dem von Steneofiber vieiacensis und St. minutus grosse Aehnlichkeit. Von der Angabe von Maasszahlen der einzelnen Zähne glaube ich absehen zu dürfen, da ich die besseren in natürlicher, Grösse abbilden lasse und eine Verwechslung mit anderen Arten nicht möglich ist. Ich habe früher —]. e. pag. 25 — die Vermuthung ausgesprochen, dass diese Zähne zu Steneofiber oder Hystrix gehören könnten. Diese Möglichkeit erscheint jedoch gänzlich ausgeschlossen, da die M bei diesen Gattungen niemals so hoch werden. Castor selbst kommt auch nicht weiter in Betracht, denn die Zähne haben bei diesem je eine Falte mehr. Wahrscheinlich gehört hierher auch der von Jäger t- 3 f. 51 allerdings ganz unkenntlich dargestellte Humerus. Seine Länge dürfte etwa 45—50 mm betragen haben. Unter allen fossilen europäischen Nagerresten, von welchen überhaupt Abbildungen existiren, stimmt lediglich ein Zahn mit denen aus den Bohnerzen überein nämlich der bei Lyverker, Catalogue of the fossil Mammalia of the British Museum. Part I. 1885. pag. 221 f. 30. Ein Genusnamen wird für diesen Zahn nicht angegeben. Er stammt aus dem Pleistoeän von Copford Essex und ist anscheinend doppelt so gross wie die vorliegenden, so dass von einer speeifischen Identität keine Rede sein kann. In der Faltenzahl der Unterkieferzähne stimmt scheinbar auch Chalicomys sigmodus aus dem Pliocän von Montpellier — P. Gervaıs, Zoologie et pale&ontologie frangaises. pag. 21. t. 1 f. 13 — überein, jedoch sind die Zähne offenbar viel länger, und die oberen haben viel mehr Aehnlichkeit mit jenen der Gattung Castor. Wie Jäszr dazu kommen konnte, diese Zähne mit jenen von Dipus und Pedetes zu vergleichen, ist mir unbegreiflich, denn die Zähne haben bei diesem überhaupt nur eine einzige Falte, die aber viel breiter is. Es kann nicht dem geringsten Zweifel unterliegen, dass Dipoides ein ächter Castoride ist. Ich halte es nicht für unmöglich, dass er von Nordamerika eingewandert ist, wo Castoriden mit geringerer Faltenzahl mehrfach bekannt sind, Eucastor, Sigmogomphius, Mylagaulus, die aber meist nur 3 Backenzähne besitzen. Castor neglectus n. SP. Taf. I [VI], Fig. 16, 17. 1882/1885. Quensteopr, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 57. t. 3 f. 21, 24. Aus den Bohnerzen von Melehingen stammt der geologisch älteste von allen bekannten ächten Castor- Zähnen. Es ist ein M, des linken Oberkiefers, der, abgesehen von seinen etwas geringeren Dimensionen, dem entsprechenden Zahne des recenten (astor fiber sehr ähnlich ist. Mit Castor praefiber Der£rer!) stimmt er nicht bloss in der Grösse, sondern auch sonst ziemlich gut überein. Da aber in den schwäbischen Bohnerzen keine einzige Art aus der Fauna von Roussillon bisher nachgewiesen werden konnte, so glaube ich von einer direeten Identifieirung mit diesem Castor praefiber absehen zu müssen. Der von Quensteotv — 1. ce. f. 24 — abgebildete Nagezahn darf wohl auch auf diesen Castoriden bezogen werden. Chalicomys Jaegeri Kaur. 1882/1885. Quexsteor, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 57. t. 3 f. 22. Aus dem Bohnerz von Heudorf bildet Quexstepr einen Unterkiefer mit P, und den beiden ersten M ab, weleher durchaus mit den mir vorliegenden Kiefern aus dem Obermiocän von Günzburg übereinstimmt. Die Krone der Backenzähne ist bei dieser für das Obermiocän so charakteristischen Art erst halb so hoch wie bei Castor, aber doch schon im Verhältniss höher als bei dem untermiocänen Steneofiber viciacensis. 1) M&moires de la Societ6 geolog. de France. 1890. t. 19 f. 33. — 136 — Ausser dem Quessteor’schen Originale kenne ich von Heudorf einen Molaren des rechten Oberkiefers, im Stuttgarter Naturaliencabinet befindlich, und von Mösskirch einen unteren Ineisiven, in H. v. Mkrer’s Manuseript abgebildet. Es erscheint einigermaassen fraglich, ob der Speciesname Jaegeri für diese obermiocäne Art beibehalten werden darf, da er eigentlich für eine Eppelsheimer Art aufgestellt worden ist, welche sich freilich nicht von der ersteren unterscheiden lässt. Da auch sonst in Eppelsheim einige Säugethierreste gefunden worden sind, die vielleicht aus einer zerstörten Miocänablagerung ausgewaschen und dann mit pliocänen Thierresten zusammen abgelagert worden sind, so könnte dieser Fall auch für diesen Castoriden zutreffen, der ohnehin nicht recht gut in die Eppelsheimer Fauna passen will. Sollte Chalicomys Jaegeri aber wirklich eine unterpliocäne Art sein, so müssten die so ähnlichen Castoriden-Reste aus dem Obermiocän einen neuen Namen bekommen. Theridomys siderolithicus Pıcr. Taf. I [VI], Fig. 26, 30. 1855/1857. Pıorer, Gaupm et De ra Harre, M6moires sur les animaux vert@bres du terrain siderolithique du Canton du Vaud. Mater. pour la pal&ontologie suisse. pag. 81. t. 6 f. 11, 12, non f. 13. 1885. Myoxus glis Quensteor, Handbuch der Petrefaetenkunde. pag. 59. Textf. 8. 1884. Scauosser, Die Nager des europäischen Tertiärs. Palaeontographica. Bd. 31. pag. 40. Ich habe schon früher darauf hingewiesen, dass der von Quexstepr abgebildete Nager-Unterkiefer aus Frohnstetten keinem Myoxus, wie QuENSTEDT meinte, sondern einem T’heridomys angehört. Der Grösse nach passt er fast ebenso gut zu Th. aquatilis Arm. von Ronzon wie zu Th. siderolithieus Pıcr. aus den Bohnerzen von Canton Waadt, jedoch ist bei der innigen Verwandtschaft der Fauna von Frohnstetten mit jener von Mauremont so gut wie sicher, dass wir es hier mit dieser letzteren, geologisch älteren Art zu thun haben. Ausser diesem rechten Unterkiefer liegt mir aus Frohnstetten noch ein P, des linken Unterkiefers und ein Caleaneum vor. Theridomys siderolithieus und aquatilis unterscheiden sich durch die Dicke des Schmelzes und die Weite der Inseln von den übrigen T’heridomys-Arten, z. B. gregarius, und erinnern hierin mehr an die Gattung Trechomys, welche überhaupt noch primitiver ist als T’heridomys. Dass diese Formengruppe unter Anderem auch den Ausgangspunkt der Castoriden bildet, ist für mich auch jetzt noch ebenso sicher wie vor beinahe 20 Jahren, als ich meine Monographie der fossilen Nager schrieb. Die älteste Castoridengattung, Steneofiber, unterscheidet sich lediglich durch die Beschaffenheit des Jochbogens und des Infraorbitalforamen, welche Merk- male freilich von Wınge der Systematik der Nager zu Grunde gelegt werden. Es scheint dieser Systematiker sich offenbar damals um andere Säugethiergruppen nicht gekümmert zu haben, denn sonst müsste er wissen, dass diese Verhältnisse selbst innerhalb einer ganz eng begrenzten Gruppe keineswegs constant bleiben, sondern einer noch dazu offenbar ganz gesetzmässigen Veränderung unterworfen sind. Es findet nämlich allenthalben eine all- mähliche Verschiebung der Insertion des Jochbogens nach rückwärts statt, wie z. B. die Rhinoecerotiden aufs prächtigste zeigen. Wie nun diese Verhältnisse eine Grundlage für die Systematik der Nagethiere abgeben sollen, ist nicht einzusehen, da die nämliche Organisation augenscheinlich bei ganz verschiedenen, nieht näher verwandten Gruppen der Nager auftreten kann. Ausser als Vorfahre der Castoriden kommt die Gattung Theridomys auch als der Ahne gewisser fossiler und lebender Nager - Gattungen Südamerikas — z.B. Scleromys, Neoreomys, Myopotamus — in Betracht und ist zugleich mit Nesokerodan, dem Stammvater der Caviaden, und mit Protechimys, dem der Echimyiden und Eriomyiden, nahe verwandt. — 137° — eo een Hystriv. suevica ScuLosser. Taf. I [VI], Fig. 10, 11, 15, 24. 1835. Jäcer, Ueber die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. pag. 17. t. 3 f. 38, 39. 1882/1885. Quensreor, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 58. t. 3 f. 25, 26, 53, 54. 1884. Schrosser, Die Nagethiere des europäischen Tertiärs. Palaeontographica. Bd. 31. pag. 28. t. 3 f. 27. Quexstepr hat aus dem Bohnerze von Salmendingen 2 Zähne des Stachelschweins abgebildet, einen linken oberen P,, Fig. 54, und einen linken oberen M,, Fig. 53. Ich stellte hierfür die Species Hystrix suevica auf und vereinigte damit einen rechten oberen Molaren aus dem Obermiocän von Häder bei Dinkelscherben. Der directe Vergleich mit den Quensteor'schen Originalen ergiebt jedoch, dass zwischen ihnen nicht unwesentliche Unterschiede bestehen, denn der Zahn von Häder zeigt viel eomplieirtere Fältelung als jene von Salmendingen, und da überdies beide Localitäten auch faunistisch verschieden sind, so geht es nicht gut an, diese 3 Zähne auf eine Speeies zu beziehen. Die Zähne von Salmendingen sind nun ächte Hystrix-Zähne, daher möchte ich den Namen Hystrix suevica auf sie allein beschränken. Der Zahn von Häder hingegen, der ohnehin Abweichungen gegenüber Aystrix aufweist, dürfte auf jene Art zu beziehen sein, deren eigenthümlich canellirte Ineisiven Rocer!) als Anchitheriomys Wiedemanni beschrieben hat. Der Einwand, dass er für diese gewaltigen Ineisiven zu klein sein dürfte, wird durch den Fund eines linken unteren P, im Ober- miocän von Abbach widerlegt, dessen Dimensionen ganz gut zu jenen der Ineisiven passen. Zu Hystric und nicht zu einem Castoriden gehören wohl auch die von Quexstepr |]. e. f. 25, 26 abgebildeten Ineisiven von Salmendingen, vielleicht aueh die Originale zu Jäcer — t. 3 f. 37, 38 —, auch in Melehingen sind solche bekannt. In ihrer ganzen Form, sowie hinsichtlich der Dieke des Schmelzes sehen sie denen von Hystrix primigenia aus Pikermi?) sehr ähnlich, und in der Grösse verhalten sie sich zu den Backenzähnen aus Salmendingen wie die Ineisiven aus Pikermi zu den dortigen Backenzähnen. Da die schwäbischen Hystrix-Reste jedoch für primigenia zu klein sind, so erscheint die Aufstellung einer zweiten unterpliocänen Species durchaus gerechtfertigt. Ausser den erwähnten Zähnen liegt aus Salmendingen von Mysirix auch ein Humerus vor, der aber seiner Grösse nach besser zu H. primigenia passen dürfte. Die älteste bekannte Hystrix-Art ist Lamandini Fırn. aus den Phosphoriten von Querey. Wenn wir auch nicht ermitteln können, ob wir es hier mit einer eoeänen oder bereits mit einer oligoeänen Species zu thun haben, so dürfte doch immerhin ein vormiocänes Alter ziemlich wahrscheinlich sein. Dies sowie die relativ be- trächtliche Körpergrösse der H. Lamandini erschweren die Annahme einer näheren Verwandtschaft mit T’heridomys oder mit Trrechomys, denn es lässt sich kaum denken, dass die hierbei nötigen Veränderungen — die Unterschiede zwischen den Theridomyiden und Aystrix bestehen weniger im Zahnbau als im Extremitätenbau — sowie die Zunahme der Körpergrösse etwa in der kurzen Zeit zwischen Eoeän und Oligoeän erfolgt sein könnten. Sciuroides Fraasi F. Mar. Taf. I [VI], Fig. 31, 33. Die Bohnerze vom Eselsberg und vom Oerlingerthal haben folgende Arten von Seiuroides geliefert: Seiuroides Fraasi Forsyru MAsor, Nagerüberreste aus den Bohnerzen. Palaeontographica. Bd. 22. pag. 83, 85. 5 FRütimeyeri Forsyru Masor, Nagerüberreste aus den Bohnerzen. Ibidem pag. 81. > Quercyi ScHLosser, Die Nager des europäischen Tertiärs. Ibidem Bd. 31. 1884. pag. 81. Die Ueberreste bestehen aus mehr oder weniger vollständigen Kiefern und Extremitätenknochen, die aber 1) Hystrix Wiedemanni, Säugethierreste aus der Reischenau. 28. Bericht des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben und Neuburg. 1888. pag. 109. t. 1 f. 12. — Wirbelthierreste aus dem Dinotheriumsande. Ibidem 1898. pag. 7. t.3 £.9, 10. 2) Gauoey, Animaux fossiles de l’Attique. pag. 122. t. 18. — 1383 — in osteologischer Beziehung nichts Neues bieten. Nur Sceiuroides Fraasi verdient besondere Erwähnung, insofern jetzt auch der Gesichtsschädel bekannt ist. Er sieht dem von Pseudoseiurus suevicus — ZırteL, Handbuch. Bd. 4. pag. 523. f. 433 — sehr ähnlich, jedoch ist die Schnauze etwas kürzer und das Schädeldach bis zur Nasen- spitze vollkommen eben. Die schmalen Nasalia enden oberhalb des Infraorbitalforamens. Der aufsteigende Ast des Unterkiefers hat sowohl nach hinten, als auch nach oben eine viel bedeutendere Ausdehnung als bei Sei- uroides Quercyi. Pseudosciurus suevicus Henser. Taf. I [VI], Fig. 35, 37. 1884. Scatosser, Die Nager des europäischen Tertiärs. Palaeontographica. Bd. 31. pag. 71. Ausser in den Bohnerzen vom Eselsberg bei Ulm, wo Kiefer und Knochen dieses Nagers ebenso häufig sind wie die von Diplobune Quercyi, kommt diese Art, wenn auch bedeutend seltener, in Veringenstadt, Veringendorf, Ebingen, Hochberg, in Neuhausen bei Tuttlingen und in Grafenmühle bei Pappenheim vor. Ein ähnliches Femur fand sich auch in der Spalte bei Solnhofen. Den Schädel hat, wie erwähnt, v. Zırreun — Handbuch der Paläontologie. pag. 523. f. 433 — abgebildet. Er erweist sich als etwas speeialisirter als der von Sciuroides, insofern der Jochbogen neben und nicht schon vor P, beginnt. Vom Eselsberg liegt mir auch ein Unterkiefer eines sehr jugendlichen Individuums vor, an dem lediglich erst der Milehzahn durchgebrochen ist. Er hat die nämliche Zusammensetzung wie sein Nachfolger P,, ist aber um die Hälfte kleiner. Bei der nahen Verwandtschaft zwischen Seiuroides und Pseudosciurus, von dem dieser Zahn schon früher bekannt war, ist dies auch nicht anders zu erwarten. Pseudosciurus und Sciuroides gehen jedenfalls auf eine gemeinsame Stammform zurück, welehe jedoch bis jetzt noch nicht bekannt ist. Sciurus SP. Die Spalte im Solnhofer lithographischen Schiefer lieferte unter anderem auch 3 Femora, von welchen 2 mit solchen von Sciurus Feignouxi aus St. Gerand le Puy der Grösse nach sehr'gut übereinstimmen, während der dritte etwas grösser ist. Da aber auch in der Sansan-Fauna Sceiurus von ähnliehen Dimensionen vor- kommen, so können diese Knochen ebenso gut auch einer geologisch jüngeren Art angehören. Solange daher in Solnhofen keine Kiefer mit Zähnen gefunden worden sind, muss von einer specifischen Bestimmung dieser Knochen Abstand genommen werden. Sciuride gen. et sp. ind. 1882/1885. Quensrtepr, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 57. t. 3 f. 47. Quenstepor bildet hier einen linken oberen Ineisiven aus Salmendingen ab, welcher seiner Form nach — stark eomprimirt — nur einem Sciuriden angehören kann, allein bei dem Fehlen von Backenzähnen ist eine genauere Bestimmung nieht möglich. Dieser Zahn hat ungefähr die Grösse des entsprechenden Ineisiven von Sciurus vulgaris. Nager sp. Aus dem Bohnerz von Salmendingen stammt noch ein weiterer von Quexsteor abgebildeter Nagezahn — das Original zu t. 3 f£ 48 —, der sich absolut nicht bestimmen lässt. Er kann ebenso gut einem Sceiuriden als auch einem Myomorphen angehören. Der von Quensteor 1. e. t. 3 f. 27 dargestellte Zahn aus Melchingen — Taf. I [VI], Fig. 19 Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 4 —9 922 — 19 el 2 on _—_ ein reehter oberer Ineisiv, lässt sich ebensowenig bestimmen. Der Grösse nach würde er zwar für Dipoides passen, allein für einen Castoriden, und ein solcher ist Dipoides, ist er viel zu schmal. Creodonta. Hyaenodon efv. Heberti Fırn. Taf. I [VI], Fig. 28, 34, 36. 1887. Scnrosser, Die Affen, Lemuren des europäischen Tertiärs. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. pag. 181. Im Bohnerz von Frohnstetten finden sich Ueberreste einer grossen Art von Hyaenodon. Ich kenne von dort einen linken oberen M,, ein rechtes Metacarpale II, die beiden Phalangen und die Kralle einer Zehe, einen unteren C, sämmtlich in der Münchener paläontologischen Sammlung befindlich. Das Metacarpale zeigt die für Hyaenodon, Felis so characteristische Ausfurchung der proximalen Facette, sowie das starke Uebergreifen über die Vorderecke des Metacarpale III. Abbildungen eines rechten Metacarpale III finde ich ferner in H. v. Meyur’s Manuscript, ebendaselbst auch solche von einem oberen P, — Taf. I [VI], Fig. 34 ecopirt —, einem unteren P, und einem unteren P, (2). In Quessteor's Handbuch der Petrefactenkunde 1885 wird auch — pag. 51. f. 6 — ein unterer M, die Abbildung von brachyrhynchus in Fırnou !) Ich muss bemerken, dass die speeifische Bestimmung dieser spärlichen Reste erhebliche Schwierigkeiten als leptorhynchus bestimmt. Ein kleiner, aber sehr hoher P, des linken Oberkiefers erinnert auffallend an bietet. Sicher ist nur so viel, dass in Frohnstetten mindestens 2 Arten von Hyaenodon vertreten sind, eine grosse, welcher die ersterwähnten Reste angehören, und mindestens eine kleinere, repräsentirt durch den erwähnten oberen P, und durch das Quexstepr’sche Original von leptorhynchus, das ich aber wegen seiner relativen Kleinheit lieber zu Hyaenodon Cayluzi Fıru. — Ann. sc. geol. Tome VII. t. 31 f. 154—156 — stellen möchte. Die genaue Abgrenzung der verschiedenen grossen und mittelgrossen Arten von Hyaenodon lässt überhaupt noch ziemlich viel zu wünschen übrig, im vorliegenden Falle erscheint eine speeifische Bestimmung ohnehin durchaus nebensächlich, denn es genügt für uns, zu wissen, dass in Frohnstetten mindestens 2 Arten dieser Gattung vorkommen, und dass es sich nur um eoeäne Arten handeln kann. Ich darf daher wohl von einer näheren Angabe der Literatur absehen, dagegen halte ich es für zweckmässig, die mir genauer bekannten Stücke abbilden zu lassen. Hyaenodon Aymardı Fırn. 1853. Katze, Jäser, Ueber einige fossile Knochen des Donauthales. Württemberger Jahreshefte. pag. 149. t. 3 f. 3. 1882. Fırnor, Etude des mammiferes fossiles de Ronzon. Annales des sciences g&olog. de France. pag. 48. t. 7. Aus den Bohnerzen vom Eselsberg bei Ulm besitzt die Münchener paläontologische Sammlung einen rechten oberen M,, welcher in seinen Dimensionen und in seinem schlanken Bau ganz mit dem von Hyaenodon Aymardi von Ronzon übereinstimmt, von welcher Localität mir ebenfalls ein soleher Zahn vorliegt. Zu dieser Speeies dürfen vielleicht auch einige schlanke Phalangen aus dem Bohnerz von Veringen- stadt gerechnet werden, sowie ein linkes Metatarsale I. Auch die von Jäser f. 3 abgebildete Phalange aus Veringendorf könnte hierher gehören. Hyaenodon leptorhynchus Laız. et Par. 1853. Zweifelhafte Phalanx, Jäser, Ueber einige fossile Knochen und Zähne des Donauthales Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg. pag. 149. t. 3 f. 4. 1882. Fırnor, Etude des mammiferes fossiles de Ronzon. Annales des seiences geol. Tome XII. pag. 45. 1) Memoires sur quelques mammiferes fossiles des Phosphorites du Quercy. Ann. de la Soeiet& sciene. phys. et nat. Toulouse. 1882. t. 1. — 1407 — RD | Diese Hyaenodon-Art ist zwar nicht viel grösser als Aymardi, vermittelt aber den Uebergang zu den Formen mit verkürztem Kiefer und gedrängt stehenden Prämolaren, welche sich von jenen mit isolirt stehenden Prämolaren auch durch die Kürze und die Plumpheit ihrer Metapodien und Phalangen unterscheiden. Da leptorhyn- chus die geologisch jüngste Ayaenodon-Art ist — ausser in Ronzon kommt sie aueh noch in Cournon vor — so wird es ziemlich wahrscheinlich, dass sie auch noch in den Bohnerzen von Veringendorf vertreten ist. Ich rechne hierher jene Phalange, welche Jäger 1. e. abgebildet hat und unzweifelhaft einem Ayaenodon zugeschrieben werden muss. Sie zeichnet sich durch ihre Gedrungenheit aus und darf als erstes Fingerglied der Vorderextremität gedeutet werden. Pterodon cfr. dasyuroides Gexv. Tarone WIN], Biel, 5. 1885. Quenxsteor, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 5l. t. 2 £.7. Auch dieser Creodont ist in den Bohnerzen von Frohnstetten vertreten. Ausser dem Quexstepr'schen Originale, einem Öberkieferstück mit M, und M,, kenne ich von dort einen linken unteren P, und einen rechten unteren M,. Es hat den Anschein, als ob die Zähne aus den Bohnerzen durchweg grösser wären als bei den Exemplaren aus dem Pariser Gyps, aus Debruge und aus den Phosphoriten von Querey, namentlich gilt dies von den beiden Unterkiefer-Zähnen. Ich war daher auch einige Zeit in Zweifel, welcher Platz im Kiefer ihnen zukommt, allein der M ist für einen zweiten entschieden zu klein und vor allem zu niedrig, und der P kann seiner Form nach bloss der dritte im Unterkiefer sein. P, Länge 16 mm, Höhe 11,5 mm, Breite 8,8 mm Min Aa le ER U: Es hat daher den Anschein, als ob Pferodon dasyuwroides in Schwaben sich zu einer besonders starken Rasse entwickelt hätte, wenn es sich nicht etwa doch um eine besondere Species handelt, was mir fast wahr- scheinlicher dünkt. Ueber die Herkunft der Gattung Pflerodon und deren etwaige Nachkommen geben diese dürftigen Reste ebensowenig nähere Auskunft wie jene der erwähnten Ayaenodon-Arten aus Süddeutschland, Carnivora. Machairodus efr. eultridens Cuv. Taf. II [VII], Fig. 2, 4, 18. 1533. Felis aphanista Kaur, Description des ossemens fossiles: Fase. 2. pag. 18. t. 2 f. 1; pag. 24.t. 1.5. 1833. Machairodus cultridens Quexsteor, Epochen der Natur. pag. 718. 1867. E a Gaupry, Animaux fossiles de ’Attique. pag. 105. t. 16. 1873. " > Mont L&b£ron. pag. 12. t. 2 £.1, 2. Ueberreste von Feliden sind in den jüngeren Bohnerzen — Salmendingen, Melehingen ete. — höchst selten. Jäger scheint überhaupt keine solehen gekannt zu haben, wohl aber fand Quensteot einen oberen P, unter den Zähnen aus Melehingen. Der nämlichen Art gehört auch ein Canin des rechten Unterkiefers an, dessen Spitze weggebrochen ist. Die scharfe Zähnelung beider Kanten, die übrigens auch an der Spitze des P, zu beobachten ist, lässt keinen Zweifel an der Richtigkeit der Bestimmung als „Machairodus“ aufkommen. Ausser den erwähnten Zähnen liegt mir noch ein etwas beschädigter P des linken Unterkiefers aus Melehingen vor, der aber eher einer kleineren Art angehört, sowie die Zeichnung eines auffallend stumpfen unteren P, oder P, in H. v. Mever’s Manuseript mit der Angabe „Bohnerz der schwäbischen Alb, Freiscner’sche Sammlung“. 4* — a 19* So leicht nun auch die generische Bestimmung dieser Zähne ist, so schwierig erscheint die Bestimmung der Speeies, wie überhaupt die Bestimmung von fossilen Feliden-Species wegen der beträchtlichen Grössen- schwankungen bei ein und derselben Art meistens eine unsichere bleibt. Da in Melehingen fast nur Elemente der Fauna von Pikermi, Mont Leberon und Eppelsheim vorkommen, so kann es sich also auch nur um den einen oder anderen in diesen Faunen beobachteten Feliden handeln. Unter diesen kommt hinsichtlich der Grösse nur Felis aphanista und Machairodus cultridens in Betracht. Der ohnehin sehr problematische Machairodus Schlosseri Weıtuorer!) von Pikermi, der vielleicht nichts anderes ist als Felis ogygia Kaup, ist nieht nur kleiner als die durch die erwähnten Zähne vertretene Art, sondern weicht auch durch seinen voll- kommen glatten Eckzahn von unserer Form ab. In der Grösse dürfte „Felis“ aphamista Kaur von Eppels- heim ziemlich gut übereinstimmen, dagegen ist Machairodus leoninus Roru und Wacner?) von Pikermi, der, wie Gaupry mit Recht vermuthet, mit cultridens identisch ist, etwas zu gross, auch besitzt der obere P, einen zweiten Vorderzacken, dessen einstige Anwesenheit an dem Melchinger, gerade an dieser Stelle etwas be- schädigten, Zahn jetzt nicht mehr zu ermitteln ist. Auch der Canin ist wesentlich schwächer als an den Originalen des Machairodus leoninus. Diese Unterschiede können jedoch auch bloss individuell sein, so dass es doch wohl statthaft erscheint, die Melchinger Zähne auf Machairodus cultridens zu beziehen. Länge des P, 38 mm, Höhe des Hauptzackens 20 mm. Höhe der Krone des C 20(?) mm, Längsdurehmesser 12 mm, Querdurchmesser 9 mm. Pseudaehirus Edwardsi Fırn. Taf. II [VII], Fig. 34, 35. 1876. Pseudaelurus Edwardsi Fırnor, Recherches sur les phosphorites da Quercy. Annal. des science. geologiques. pag. 158. t. 27 f. 129, 130. 1882. Aelurogale intermedia Fıruor, M&moires relatives ä quelques mammiferes fossiles du Querey. Annales de la Soeiete phys. et nat. Toulouse. pag. 85. t. 4 f. 9-11. 1882/85. Aelurogale intermedia Quensteor, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 47. t. 2 f. 17. Quensteor bildet 1. e. einen wohlerhaltenen linken Unterkiefer mit P,—M, und der Alveole des C und 2 Prämolaralveolen aus den Bohnerzen von Veringenstadt ab, aber nur in der Innen- und Oberansicht. Dieses Stück sieht dem Fırnor'schen Originale zu f. 129, 130 jedenfalls sehr ähnlich, wenn auch sein P, etwas kleiner ist, dagegen unterscheidet es sich nicht unbeträchtlich von den Fıruor'schen Originalen f. 135—128 und 132 — 134, denn diese stehen nieht nur in der Grösse bedeutend nach, sondern weichen auch hinsichtlich der Alveolenzahl der P zwischen C und P, wesentlich ab; bei dem einen ist nur eine solche vorhanden, das andere hingegen hat sogar 3 Alveolen, während an dem Kiefer aus Schwaben 2 zu beobachten sind. In dieser Beziehung stimmt derselbe zwar mit dem Originale zu t. 4 f. 9 in Fırnon's zweiter Arbeit, allein dieser letztere Kiefer ist jedenfalls kleiner und besitzt überdies einen zweiten Molaren. Die Alveole des © zeigt, dass dieser Zahn fast vertical gestellt und ziemlich lang gewesen sein muss. Von dem kleinen einwurzeligen P, war er durch eine kurze Zahnlücke getrennt, nur 7,3 mm lang. P, hat trotz seiner Kleinheit doeh 2 getrennte Wurzeln und steht schräg zur Zahn- reihe, wie dies auch an dem letzterwähnten Fırnor'schen Originale der Fall is. P, und P, sind ziemlich gross; an dem ersteren verlaufen beide Kanten geradlinig, an dem letzteren ist die hintere deutlich convex. Beide Zähne sind mit je einem hinteren Nebenzacken versehen, P, ausserdem noch mit einem vorderen, während bei P, an dieser Stelle nur das Basalband etwas anschwillt. M, besitzt einen Talon, bestehend aus einem Höcker — Hypoconid —, der allseitig vom Basalband umgeben ist, dagegen fehlt an diesem Zahn ein Innenzacken — Metaconid — vollständig. 1) Fauna von Pikermi. Paläontologische Beiträge z. Paläont. Oesterr.-Ungarns u. d. Orients. Bd. 6. 1888. pag. 233. t. 11 f. 1. s 2) Abhandlungen d. K. b. Akad. d. Wissensch. Bd. 5. pag. 375. t. 2 £. 5; Bd. 7. pag. 30. t. 9; Bd. 8. pag. 13. t.5 f. 11. — 142 — ey Länge der Zahnreihe (P,—M,) 40,3 mm, Länge der P 27 mm. P, Länge 8,4 mm, Höhe 7 mm a a I Eny Tee Se Mer l3lä Da gige, Ober- und Unterrand des Kiefers verlaufen bis zum aufsteigenden Aste vollkommen parallel. Vorne war der Kiefer vermuthlich senkrecht abgestutzt. Die Höhe des Kiefers beträgt 20 mm unter dem M,. Möglicher- weise gehört zu dieser Art auch ein linker unterer Canin aus Veringendorf, der von seiner Spitze bis zum Ende der Wurzel fast geradlinig verläuft und auf seiner Aussenseite eine tiefe Längsrinne besitzt. Auf seiner Innenseite ist dieser Zahn flach, auf seiner Aussenseite deutlich convex. Die Krone hat eine Höhe von 15 mm, der Längsdurehmesser beträgt 7, der Querdurchmesser 5 mm. Die Abgrenzung der alttertiären Pseudaelurus von Aelurogale, sowie die Unterscheidung der einzelnen Speeies beider Gattungen bietet wegen der starken Variabilität der Zahnzahl und der bedeutenden Grössen- schwankungen der einzelnen Individuen fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Jedoch kann ich hier von derartigen Untersuchungen vollkommen absehen, da es für unsere Zwecke genügt, die Existenz einer solehen Form in den süddeutschen Bohnerzen nachgewiesen zu haben. Drepanodon cfr. bidentatus Fıun. Tage NVIT ERS 25 2933: 1876. Fıruor, H., Recherches sur les mammiferes fossiles des Phosphorites du Querey. Ann. seiene. geol. Tome VII. pag. 153. t. 28. In den Bohnerzen von Hochberg haben sich verschiedene Ueberreste eines Feliden gefunden, dessen Unterkiefer vorne entsprechend dem langen, säbelförmigen oberen Canin in einen weit herabhängenden Lappen ausgezogen ist, und nur je einen Prämolaren und Molaren besitzt. Die hierher gehörigen Ueberreste sind: ein linker Unterkiefer, dessen Zähne jedoch ausgefallen sind, ein rechter unterer M, von 17,5 mm Länge und 11,5 mm Höhe, am Hauptzacken, Protoeonid, mit kleinem Metaconid und schwachem, einfachem Talonid, ein fragmentärer oberer Canin und ein linker oberer P,, ein sehr spitzer gebogener Ü des linken Unterkiefers, der proximale Theil der rechten Ulna, ein rechtes Metacarpale V, auffallend kurz und somit an Dinictis felina erinnernd, 33 mm, und 10 mm breit in der unteren Epiphyse, eine Phalange der ersten Reihe von 26 mm Länge und 9 mm Breite in der Mitte, der distale Theil der linken Scapula. Der Unterkiefer sowie der untere M, stimmen in den Dimensionen ganz gut mit dem Fırzor'schen Originale überein, jedoch ist der Zahn anscheinend etwas schmäler, auch war der Kiefer an der Stelle, welehe dem oberen Canin entspicht, wahrscheinlich nicht so tief ausgehöhlt, was sich jedoch nieht mehr entscheiden lässt. Die Deutung des als unterer C angeführten Zahnes ist nicht sicher, es könnte wohl auch der rechte obere J, sein, der aber bisher bei den europäischen Drepanodon-Arten noch nicht bekannt war. Der obere P, stimmt sehr gut mit einem noch im Kiefer neben P, steekenden solehen Zahn aus den Phosphoriten, im Münebener paläontologischen Museum befindlich, überein, nur ist er etwas grösser. Er hat — 143 — — weder ein Deuterocon, noch ein Protostyl, sondern besteht bloss aus den beiden Aussenzacken — Protocon und Tritoeon —. Sein Oberrand ist fein gezähnelt. Länge 8,4 mm, Höhe 6,5 mm. Von Veringendorf liegen vor ein fragmentärer oberer Canin und die hintere Hälfte eines linken oberen P,, sowie eine Phalange der zweiten Reihe, und im Stuttgarter Naturalieneabinet sah ich einen Unter- kiefer vom Eselsberg bei Ulm. Felis cfr. ogygia Kaur. Taf. II [VII], Fig. 12. 1833. Kaur, Description d’ossemens fossiles. Fasc. 2. pag. 21. t. 2 f. 3. 1888. Weıtuorer, Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. 6. pag. 233. t. 11 f. 9. Zu Felis ogygia — Eppelsheim — von WEITHoFErR neu abgebildet, darf vielleicht ein P des linken Unter- kiefers von Melehingen gestellt werden, den ich bereits bei Machairodus erwähnt habe. Felis sp. Taf. II [VII], Fig. 3. Aus dem Dinotherium-Lager von Frohnstetten liegt mir ein halber P, des linken Oberkiefers vor, der aber gleichfalls keine sichere Bestimmung gestattet. Er dürfte selbst für Felis antediluviana Kaup — Ossem. fossiles. 1833. pag. 23. t. 2 f. 5 — zu klein sein. Felis ogygia und antedilwviana sind, soweit die mangelhaften Reste überhaupt ein Urtheil gestatten, wohl ächte Felinen, dagegen gehören Machairodus, Drepanodon und Aelurogale- Pseudaelurus zu den Machairodontinen, welehe sowohl in Europa als auch inNordamerika ganz unvermittelt auftreten und daselbst im White River bed und John Day bed eine sehr bedeutende Rolle spielen. In Nordamerika setzt sich Machairo- dus aus dem Loup Fork bed bis ins Pliocän, Smilodon aus dem Plioeän bis in das Pleistocän fort, Dinobastis ist nur aus dem Pleistocän bekannt. Maehairodontinen sind in Europa im Oligocän häufig, fehlen aber im Untermiocän vollständig, Machairodus erhält sich vom Obermiocän bis in das Pleistoeän. Smilodon hat auch Vertreter im Pliocän(?) und Pleistoecän von Sidamerika. Aechte Felinen erscheinen nach Anaus!) in Amerika im Loup Fork, in Europa im Obermioeän. Ein näherer Zusammenhang für die verschiedenen fossilen Feliden lässt sich nur für die nordamerikanischen Machairodontinen ermitteln, dagegen bietet sowohl die meist dürftige Erhaltung, die grosse Variabilität einzelner Arten — z.B. Aelurogale — und die im Allgemeinen ziemlich indifferente Organisation nahezu unüber- windliche Schwierigkeiten für die Erforsehung der Phylogenie der altweltlichen Feliden. Die erloschenen Machairodontinen unterscheiden sich von den Felinen, bei welchen oberer und unterer Canin nahezu gleiche Grösse besitzen, durch die Differenzirung des oberen Caninen zu einem langen, dünnen, säbelförmigen Gebilde, womit zugleich eine Umformung des Unterkiefers — scharfe Kante zwischen Vorder- und Aussenseite des Kiefers, sowie Entwickelung eines oft sehr weit herabhängenden Lappens —, nicht selten auch Reduction des unteren Canin und Verlust von Ineisiven verbunden ist. Die Reduction der Baekenzähne erstreckt sich hauptsächlich auf die P, weniger auf die M, obwohl auch hier Verlust des unteren M, und des Talonid an M, vorkommen kann. Auch sind alle P und M viel flacher als bei den Felinen. Die Foramina der Schädel- basis zeigen, wenigstens bei den älteren Maehairodontinen, ähnliche Verhältnisse wie bei den Arctoidea LyDekkers, die Krallen sind noch wenig zurückziehbar und die Extremitäten, wenigstens die Metapodien, sind öfters 1) Geo L. Anans, The exstinet Felidae of North America. The American Journal of Science. 1896. pag. 419 —444. 3 pl. — 14 — auffallend kurz — Drepanodon, aber die Articulation am Carpus — starkes Uebergreifen von Me II und Me III —, ist die nämliche wie bei den Feliden und nur mit jener von Ayaenodon und Hyaena vergleichbar. Dies ist auch mit ein Hauptgrund, warum die Feliden direct von Creodonten abgeleitet werden müssen, unter denen jedoch nur Palaeonictis und Patriofelis als Abnen der Feliden in Betracht kommen können. Hyaena efr. eximia Rorn et7Wac. et Hyaena chaeretis Gaupay. 1862/67. Gaupry, Animaux fossiles de ’Attique. pag. %.t 12, 13, 14. Aus dem Bohnerz von Tuttlingen besitzt die Tübinger Sammlung einen halben P, des rechten Ober- kiefers, der zwar ziemlich stark abgekaut, aber doch noch so weit genügend erhalten ist, dass man seine ehemalige Form reconstruiren kann. Die Breite der Krone an der Basis und die Dieke der Wurzel, sowie die starke Ab- kauung des wohlentwiekelten Hinterhöckers — Tritocon — zeigen, dass wir es wohl mit einem Hyänen-Zahn zu thun haben. Unter den Arten aus dem Pliocän kommt für den näheren Vergleich jedoch nur Hyaena chaeretis Gaupry von Pikerwmi in Betracht, bei eximia und den Species aus Perrier und Val d’Arno ist dieser Zahn stets viel dieker. Hyaena chaeretis besitzt allerdings keine so grossen Prämolaren, aber dieser Unterschied hat insofern weniger Bedeutung, als ‚es sich hier vielleicht doch nur um eine besonders kräftige Localvarietät handeln könnte. Aus dem Bohnerz von Melchingen liegt mir ein unterer Canin vor, in der Münchener paläontolo- gischen Sammlung befindlich, weleher in seiner Form sowie in seinen Dimensionen sehr gut mit dem entsprechenden Eekzahn der Hyaena eximia übereinstimmt. Auch JÄGEr hat bereits Ueberreste von Hyänen abgebildet, ohne sie jedoch als solehe zu erkennen. Es sind dies der obere als VYiwerra bestimmte Canin, t. 5 f. 13, 14, vielleicht auch der obere als „Canis“ gedeutete I, — t. 5 f. 3, 4 — und der rechte untere P, — t.3 f. 67 —, der zwar auf „Hirsch“ bezogen wird, aber der Abbildung nach doch viel eher einer Hyaena angehört haben dürfte, denn er ist offenbar sehr diek und an der Spitze abgekaut. Ich kenne das Original indessen nieht aus eigener Anschauung. Zu Hyaena eximia darf schliesslich noch jener Mittelfussknochen gezählt werden, welchen JÄGER pag. 14. t.5 f. 5—7 beschrieben hat. Es ist aber nicht Metacarpale III, wie dieser Autor meint, sondern das rechte Metacarpale Il. Die proximale Partie mit den Facetten für Metacarpale III, Trapezoid und Magnum zeigt trotz der Abrollung doch die für Ayaena so charakteristische Form. Und da dieser Knochen auch in den Dimensionen mit jenem Metacarpale II ganz gut übereinstimmt, welches Gaupkr — t. 13 f. 9 — von Hyaena eximia aus Pikermi abbildet, so fällt das letzte Bedenken gegen die Zuzählung zu dieser Species fort. Die Herkunft der Hyänen ist vollkommen räthselhaft. Gaupry leitet sie zwar mit grosser Zuversicht von Ictitherium ab, da aber beide Gattungen so ziemlich gleichzeitig auftreten, so stehen dieser Annahme bedeutende Schwierigkeiten im Wege, und es könnte höchstens von einem gemeinsamen Ausgangspunkt beider Gattungen die Rede sein. Ietitherium robustum Noron. Sp. Taf. II [VII], Fig. 8, 15. 1862. Gauopry, Animaux fossiles de l’Attique. pag. 52. t. 7. Aus dem Bohnerz von Melehingen besitzt die Tübinger Sammlung einen halben M, des rechten Unterkiefers mit dem Talon, dem vollständigen Innenzacken — Metaconid — und dem hinteren Theile des Haupt- zackens — Protoeonid —. Dieser Zahn stimmt mit dem entsprechenden Zahn des Gauprr’schen Originales zu — 145 — = en f. 1, 6 sehr gut überein und noch besser mit den mir vorliegenden Exemplaren aus Pikermi. Wie bei diesen bemerkt man auch hier den weiten Abstand und die tiefe, schräg nach aussen verlaufende Einsenkung zwischen Protoeonid und Hypoconid, dem Aussenhöcker des Talon, welch’ letzterer bei allen M, von Ietitherium robustum so ausserordentlich stark abgekaut wird. Auch das Entoeonid — Innenhöcker — steht weitab von seinem Nachbar, dem Metaconid. Das Mesoconid ist fast so stark wie das Entoconid. Das Basalband inserirt hoch oben am Hypoconid, senkt sich aber dann tief herab bis zur Basis des Protoconid. Zu Ictitherium gehört vielleicht auch der halbe obere P, von Salmendingen, welchen Jäser pag. 15. t.3 f. 29—31 als Viverra bestimmt hat, und möglicher Weise auch ein proximales Ulna-Ende aus Melchingen. Der P, besitzt einen sehr kräftigen Innenhöeker — Deuterocon — und einen etwas schwächeren Vorder- höcker — Tetartocon —. Der erstere steht vom Hauptzacken — Protoconid — viel weiter ab, als die Zeichnung vermuthen lässt. Für Ictitherium robustum ist dieser Zahn fast etwas zu klein, jedoch ist diese Art, wie die mir vorliegenden Ueberreste aus Pikermi zeigen, ohnehin beträchtlichen Grössenschwankungen unterworfen. Die Ulna dürfte jedoch wohl auf eine kleinere Art zu beziehen sein. Promephitis Gaudryi n. Sp. Taf. II [VII], Fig. 14, 16. 1862. Promephitis Larteti Gaupry, Animaux fossiles de l’Attique. pag. 46. t. 6 f. 5—7. Die Tübinger Sammlung besitzt einen linken unteren M, aus dem Bohnerz von Melchingen, welcher seinem Baue nach nur auf einen Mephitis-ähnlichen Carnivoren bezogen werden kann In der Grösse stimmt er zwar mit dem entsprechenden Zahne von Promephitis Larteti Gaupxy aus Pikermi überein, jedoch dürfte er hiervon speeifisch verschieden sein, sofern die von GAuprr gegebene Oberansicht der unteren Zahnreihe exact ist, denn nach dieser Zeichnung stünde der Innenzacken — Metaconid — weiter vorne als der Hauptzacken — Protoconid —, während er sich bei dem Melchinger Zahne etwas hinter demselben befindet. Ferner wäre an dem M, von Pikermi die Innenseite convex, die Aussenseite aber gerade, während der Melehinger Zahn das für die meisten Carnivoren normale Verhältniss aufweist — Innenseite gerade, Aussenseite convex —. Auch fehlt der Einschnitt am Paraconid, durch welchen dieser Bestandtheil des Zahnes aus Pikermi gewissermaassen zweitheilig wird. Die 3 Zacken der Vorderpartie sind wie bei Mephitis sehr niedrig und nieht viel höher als die des Talon. Von den 3 Zacken des Talons ist der Innenzacken — Entoconid — der höchste. Der Hinter- zacken — Mesoconid — zeigt eine leichte Einkerbung. Die Wurzeln sind ungemein schwach und dünn, so dass man fast an einen Milchzahn denken könnte, allein gegen diese Deutung sprieht der Umstand, dass sie nicht diver- giren, wie dies bei Milehzähnen der Fall ist. Auch haben Milechzähne niemals eine so massive Krone. Länge des Zahnes 8,5 mm, Höhe am Protoeonid 3,7 mm, Breite am Hinterrande 4 mm. Das Vorkommen von Mephitis-ähnlichen Formen im europäischen Pliocän ist eine nicht uninteressante Thatsache, da Mephitis heutzutage auf Amerika beschränkt ist. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass die europäischen Promephitis ein redueirteres Gebiss besitzen als die lebenden amerikanischen Mephitis — nur $3P statt 5 oder 3P — und der Innenzacken — Deuteroeon — des oberen P, auch viel schwächer ist als bei diesen. Promephitis kann daher nieht der Stammvater von Mephitis sein, vielmehr haben beide nur die Stammform — Plesiogale (?) — gemein. Potamotherium franconieum (JuensT. Sp. 1885. Lutra franeonica Quessreor, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 47. t. 2 f. 18-20. — 146 — SE EN Aus einer Spalte in den Solnhofer Lithographiesteinbrüchen beschreibt Qussstepr den Humerus, die Ulna und den Radius einer Zuira franconica, die jedoch alle Differenzirungen von Potamotherium Valetoni !) noch in verstärktem Maasse aufzuweisen haben und sich somit von der weniger speeialisirten Organisation von Lutra noch weiter entfernen. Am Humerus reicht die hohe Deltoiderista bis unmittelbar an die Entepieondylar- spange, auch scheint sie sich gegen das Tubereulum majus hin stark verbreitert zu haben. An der Ulna ist das Oleeranon noch höher geworden. Auch die Dimensionen der einzelnen Knochen sind beträchtlicher als bei Potamo- therium Valetoni. Es ist mithin sehr wahrscheinlich, dass wir es mit dem direeten Nachkommen dieser für das Untermiocän so charakteristischen Speeies zu thun haben, der aber seinerseits gänzlich erloschen ist ohne Hinter- lassung weiterer Abkömmlinge. Diese Verhältnisse sprechen sehr für die Annahme, dass die Fauna der Soln- hofer Spalte geologisch jünger ist als jene von St. Gerand-le-Puy, Ulm und Weisenau, eine Annahme, die auch sonst wohl begründet erscheint. Stenoplesichs (?) Grimmi n. Sp. Taf. II [VII], Fig. 24. In der Spaltausfüllung im Solnhofer lithographischen Schiefer scheint ein Mustelide von der Grösse eines Iltis nicht selten zu sein, wenigstens besitzt die Münchener paläontologische Sammlung hiervon 2 Unter- kiefer, der eine stammt von einem jugendlichen Individuum. Vielleicht gehören hierher auch 3 Ulnae, 2 Humeri, ein Femur und 2 Tibiafragmente. Leider sind die Zähne ausgefallen, so dass selbst die Genusbestimmung unsicher bleibt. Nach der Vertheilung und Grösse der Alveolen ergiebt sieh Folgendes. Auf den kleinen, einwurzeligen, nahe am Canin stehenden P, folgt fast unmittelbar der zweiwurzelige, mehr als doppelt so grosse P,, auf letzteren die abermals doppelt so grossen P, und P, und hinter diesen M, und M,. M, scheint der Länge der Alveolen nach nur wenig grösser zu sein als P,.. M, hat trotz seiner Kleinheit 2 vollkommen getrennte Wurzeln. Der aufsteigende Kieferast beginnt schon unterhalb des M,; der Kiefer selbst ist niedrig, aber plump. Länge der Zahnreihe (von PÄ,—M,) 26,7 mm, Höhe des Kiefers unterhalb P, 6,5 mm, unterhalb des M, 8,5 mm. Länge der 4 P 10,5 mm, Länge von M,+M, 8,7 mm, zwischen P, und M, 8,2 mm. Länge des P, 3,4 mm Länge des M, 5,9 mm ar;ab,eber ER er Use Be BO: Am nächsten steht, wenigstens in der Form des Kiefers und bezüglich der relativen Grösse der einzelnen Zähne, Stenogale aurelianensis Scuuosser ?) aus den Sanden von Su®vresim Orl&anais, aber dieser Mustelide hat nur mehr eine Wurzel an seinem unteren M3. Von den ächten Plesietis unterscheidet sich diese Art aus Solnhofen durch die Kürze ihrer Molaren, die aber doch nicht so kurz sind wie bei Palaeogale und Stenogale. Näher steht in dieser Beziehung die Gattung Stenoplesictis, allein der Kiefer ist hier schlanker, und M, ist noch nicht auf den aufsteigenden Ast gerückt. Ich bin daher geneigt anzunehmen, dass wir es mit einer besonderen Gattung zu thun haben, die sich aber doch aus Stenoplesictis entwickelt hat, bei dem Fehlen aller Zähne lässt sich jedoch nichts Sicheres ermitteln. 1) 1879. Fırnor, Etude des mammiferes fossiles de St. G&rand-le-Puy (Allier). Annales science. g&ol. Tome X. pag. 58. t. 7—9. 2) 1888. Scnurosser, Die Affen... und Carnivoren des europäischen Tertiärs, 3 Theil. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. 7. pag. 153. Plesietis P. Gervaıs, Zoologie et pal&ontologie gengrales. I. pag. 157. t. 18 £. 5. Geolog. u. Paläont. Abh. N. F. V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 5 — 147 — 20 34 — Die Stellung des M,, die Dicke des Kiefers und die beträchtlichere Grösse würden keineswegs gegen eine directe Verwandtschaft mit Stenoplesictis sprechen. Was die Extremitätenknochen betrifft, so haben sie die nämliche Gestalt wie bei den lebenden Martes und Putorius, weshalb es fast wahrscheinlicher wird, dass sie einem anderen Musteliden, vielleicht einer Palaeogale zugeschrieben werden müssen. Der Humerus erscheint stark gekrümmt, sein Caput ist im Ver- hältniss zur Kürze der Diaphyse sehr gross. Auch am Femur sind die Condyli im Vergleiche zu dem kurzen Schaft ganz gewaltig entwickelt. Humerus: Länge 43 mm, Längsdurchmesser des Caput 11 mm, Breite der distalen Partie 10,5 mm (an einem zweiten Exemplare gemessen). Ulna: Länge 36 mm, Vertiealdurchmesser des Gelenkausschnittes für den Humerus 4,5 mm. Femur: Länge 45 mm, Breite an den Condyli 9,7 mm. Ich benenne diese Form zu Ehren des Herrn W. Grıum in Solnhofen, dem ich das Material aus der dortigen Spalte verdanke. Mustelide gen. ind. Taf. II [VII], Fie. 31. Noch grössere Schwierigkeiten bietet die generische Bestimmung eines rechten Unterkiefers aus dem Bohnerz von Veringendorf, in der Tübinger Sammlung befindlich, an dem leider ebenfalls die Zähne aus- gefallen sind. Ich zähle an demselben eine Alveole für M,, 2 Alveolen für den offenbar sehr langen M,, je 2 Alveolen für P, und P,, die jedoch bedeutend kleiner gewesen sein müssen als die für M,, und endlich eine Alveole für einen jedenfalls sehr kleinen P,. Für eine zweite Alveole des P, und für einen P, bleibt nur mehr ein sehr kurzer Raum übrig. Der Kiefer ist sehr niedrig und plump. M, steht vollständig auf dem aufsteigenden Aste. Unterhalb des M, krümmt sich der Unierrand stark aufwärts. Die erwähnten Alveolen messen zusammen 24 mm, die für die P 12 mm, die für M, und M, 12 mm, die des M, 8,5 mm. Die Höhe des Kiefers beträgt unter dem P, 5,5 mm, unter M, 5,5 mm, unter M, 6 mm. Die Grösse des M, und die Beschaffenheit des aufsteigenden Kieferastes erinnert an Putorvus. Musteia (?) Jägeri u. Sp. Tar sn VI], RN06 10,2: 1835. Mustela Jäcer, Die fossilen Säugethiere Württembergs. pag. 15. t. 5 f. 10—12. Als „Mustela, vielleicht mit Wiesel identisch“, verzeichnet JÄGER einen linken Unterkiefer und einen linken unteren M, von Salmendingen. Er bemerkt zugleich, dass der Kiefer seinem Aussehen nach ebenso gut neueren als älteren Ursprunges sein könnte. Ich möchte jedoch dieses Stück sieher für fossil halten, wenn auch die einfache Betrachtung hierüber kein entscheidendes Urtheil gestattet. Es ist weiss gefärbt, porzellanartig und stark abgerollt, in einigen Alveolen und in anderen Hohlräumen sitzt je ein Bohnerzkorn. Allein der Umstand, dass die Vertheilung der Prämolaralveolen von der bei Foetorius erminea durchaus verschieden ist, zeigt denn doch zur Genüge, dass wir es mit einer besonderen bisher noch nicht bekannten und daher auch sicher fossilen Form zu thun haben. Ueber die Fossilität des Zahnes kann ohnehin kein Zweifel bestehen. Der Kiefer hat mit dem von F'oetorius erminea in seiner hinteren Partie grosse Aehnlichkeit, jedoch ist er um die Hälfte niedriger als bei diesem. Das hintere Mentalforamen liegt nicht schräg abwärts zwischen — 1485 — 35 P, und P,, sondern unterhalb der Mitte des jedenfalls auffallend grossen P,, wie bei Martes. Vor der ersten Alveole des P, ist der Kiefer stark beschädigt, doch kann man noch eine Alveole eines P, und nahe dem Unter- rande des Kiefers auch den Anfang der Alveole des Canin erkennen. Dieser Umstand, sowie das Fehlen der Partie mit dem vorderen Mentalforamen zeigt aufs allerdeutlichste, dass der Kiefer viel länger gewesen sein muss, als es bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein hat. Die Alveole des M, steht bereits am auf- steigenden Kieferast. Der untere M, erinnert, von aussen gesehen, und hinsichtlich der Beschaffenheit seines Talonid auffallend an den von Foetorius erminea, er unterscheidet sich aber sehr wesentlich hiervon durch den Besitz eines Innen- zacken, Metaconid. Der Talon ist, wie bei Zoeforius, schneidend entwickelt und an seinem Hinterrande, und namentlich an der Innenseite, mit einem kräftigen Basalband versehen. Dimensionen: Länge des Kiefers 24(?) mm, Höhe des Kiefers unterhalb des M, 4 mm. Länge der Zahnreihe (Alveole des M, bis hintere Alveole des P,) 13.5 mm. x „ Alveolen des P, 2,5 mm 3 4 n an © A „ des M, 5,5 mm, Höhe am Hauptzacken — Protoconid — 2,5 mm. Unter den fossilen Musteliden steht wohl Mustela delphinensis Der.!) aus la Grive St. Alban am nächsten. Da sie jedoch grösser ist, so wird es einigermaassen zweifelhaft, ob sie wirklich der direete Vorläufer der Salmendinger Art war Ebenso ist es zweifelhaft, ob sie oder diese letztere den Vorläufer von F'oetorius darstellt, denn dieser könnte auch ebenso gut auf die untermioeäne Gattung Palaeogale, bei welcher der M, bereits das Metaconid verloren hatte, zurückgehen, während die neue Art schliesslich auch als ein ausgestorbenes Glied der Plesictis-Gruppe — ausgezeichnet durch den Besitz eines Metaconid an M, — sich erweisen könnte. Ursavus Depereti n. Sp. Taf. II [VII], Fig. 19, 20, 22, 23. 1835. Ursus, Jäger, Ueber die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. pag. 14. t. 3 f. 35, 36; 1839. an, Jäger, ibidem. pag. 71. t. 10 f. 43—47. 1895. Hyaenarctos arctoideus, Derkrer, Resultats de fossiles dans le miocöne superieur de la colline de Montredon. Compt. rendus de l’Acadömie des sciences Paris. T. LXXI. pag. 432. Aus den Bohnerzen von Melchingen liegen mir ein M, und ein M, des linken Unterkiefers vor, der Tübinger geologischen Sammlung gehörig, welche von einem Bären-ähnliehen Thiere stammen. Auf die nämliche Art darf ferner auch das Fragment eines Zahnkeimes, wohl der Talon eines unteren M,, ein rechter oberer I, und eine Phalange vom nämlichen Fundorte bezogen werden, sowie die von Jäger als Galeotherium beschriebenen Zähne, ein linker unterer M,, die Spitze eines unteren Eckzahnes aus dem Bohnerz von Neuhausen bei Tuttlingen und ein vollständiger unterer Canin vom Russberghof. Der obere I, sieht dem von Ursus nicht unähnlich, nur ist er etwas mehr comprimirt als bei Ursus, namentlich gilt dies von seiner Wurzel, auch ist der Basalwulst etwas schwächer entwickelt. Länge des Zahnes inel. Wurzel 31 mm, Höhe der Krone 13 mm, Längsdurchmesser an der Basis der Krone 10 mm, Querdurchmesser an der Basis der Krone 8 mm. Der untere M, unterscheidet sich von dem entsprechenden Zahne von Ursus im weitesten Sinne durch seinen ungemein kräftigen, aber weit zurückgeschobenen Innenzacken — Metaconid —, sowie durch die Kürze 1) 1892. Der£rer, Mammiferes miocönes de la Grive St. Alban. Archives du Mussum d’histoire naturelle de Lyon, T. V. pag. 26 t, 1 f. 10. Gaitvarn, Mammiföres miocenes de la Grive St. Alban. Ibidem. T. VII pag. 55. t. 3 £. 3. 5* ag 20* EM seines Talons und die dicht an einander stehenden Höcker auf der Innenseite des Talons — Entoconid und secundärer Zwischenhöcker. Das Basalband ist auf den Raum zwischen Protoconid und Hypoconid beschränkt. Die Kaufläche des Talons besitzt Runzeln, die fast parallel zu einander gegen die Mittellinie des Zahnes verlaufen. Die Runzeln auf der Aussenseite des Zahnes sind wesentlich feiner als jene auf der Oberfläche des Talons. Ungemein ähnlich ist der M, des Ursavus primaevus aus la Grive St. Alban, welchen Ga1LLarD !) beschrieben hat, jedoch ist letzterer Zahn noch etwas kleiner, und sein Talon besitzt neben dem Hypoconid einen Einschnitt, der an dem Melehinger Zahne fehlt. Der von Jäger abgebildete M, aus Neuhausen stimmt mit dem Melchinger Zahne, abgesehen von seinen geringeren Dimensionen, sehr gut überein. M,. Auch dieser Zahn unterscheidet sich von dem entsprechenden Zahne von Ursus durch seinen ver- hältnissmässig kürzeren Talon, sowie durch seinen etwas weiter zurückstehenden ersten Innenzacken — Metaconid —, welcher überdies höher ist als alle übrigen Theile des Zahnes. Wie an M,, so ist auch hier der Zwischen- höcker zwischen Metaeonid und Entoeonid höher als dieser letztere Zacken. Das erwähnte Fragment eines Keimzahnes — nur die Schmelzkappe des Talons — ist zwar wesentlich kleiner als der entsprechende Theil des M, — nur 7 mm breit — stimmt aber sonst vollkommen hiermit überein. M,: Länge 22,5 mm, Höhe am Protoconid 10 mm, Breite am Hinterrande 10 mm N a esse en > IN n e R 9 ,„ (Jäcer’s Original) Un SE a biz Rn & n 10,8 „ Höhe des Metaconid 5 mm. Die von Jäger (l. e. t. 3 f. 35, 36 und t. 5 f. 8) abgebildeten Bären-Phalangen sind im Verhältniss zu den Zähnen aus Melehingen fast etwas zu gross, auch unterscheiden sie sich durch ihre Schlankheit und die geringe Breite der beiden distalen Rollen von ächten Bären-Phalangen. Auch der von genanntem Autor abgebildete untere Canin — t.5 f. 9 — ist für diese Art fast zu gross, denn er übertrifft sogar in seinen Dimensionen den von Ursus Böckhi. Drpsret — 1. ec. — hat auf einen Unterkiefer und Fragmente des Oberkiefers aus Montredon (Dep. Aude) einen Hyaenarctos arctoideus aufgestellt, welcher, wie ich vermuthe, mit dem Bären aus Melehingen identisch sein dürfte, da an jener Localität ebenfalls die Hipparionfauna vorkommt. Allein da weder Abbildung noch Maassangaben vorliegen, so dünkt es mir besser, beide Formen auseinanderzuhalten. Ueberdies ist der Name Hyaenarctos arctoides ohnehin schlecht gewählt für eine Form, die man besser Ursus hyaenarctoides heissen könnte. Es bestehen allerdings gewisse Aehnliehkeiten mit Ayaenarctos in Bezug auf die Stellung und Grösse des Metaconid und der Kürze des Talons an M,, allein dieselben reichen nicht aus, um die vorliegenden Zähne noch zu Ayaenarctos rechnen zu können, denn gerade diese Merkmale finden wir auch bei dem geologisch älteren Ursus primaevus von la Grive St. Alban, welcher also folglich auch zu Hyaenarctos gestellt werden müsste. Die Beschaffenheit seiner oberen M zeigt jedoch aufs entschiedenste, dass wir es bereits mit einem Ursinen zu thun haben. Diese miocäne Form erweist sich in allen Merkmalen als der direete Vorläufer des Melchinger Ursinen. Der nächstjüngere Ursine, Ursus Böckhi Scuuosser ?), ist bereits ein ächter Ursus. Er ist fortgeschritten in Bezug auf seine Körpergrösse und auf den Bau seiner Zähne. Dass die Ursiden nicht, wie Marruew°) will, von den alteoeänen Aretocyoniden abstammen, brauche 1) Mammiferes miocönes nouveaux ou peu connus de la Grive St. Alban. Archives du Museum d’hist. natur. Lyon. T. VII. 1899. pag. 45. : 2) Scnrosser, Parailurus anglieus und Ursus Böckhi. Mittheilungen aus dem Jahrbuch d. K. ungar. geolog. Anstalt. Bd. 13. 1900. pag. 87. t. 12 f. 3—8. 3) Additional observations to the Creodonta. Bulletin of the American Museum of Natural History New York. Vol. XIV. Art. 1. 1901. pag. 18. — 150 — en anlyere ich kaum ausführlicher zu begründen. Schon die Form des unteren M, zeigt, dass letztere nur Creodonten sind, welche sich der omnivoren Lebensweise angepasst haben. Ausserdem wäre es doch höchst sonderbar, dass die Zwischenformen zwischen Aretoeyoniden und Ursiden noch nirgends zum Vorschein gekommen sein sollten, wo doch die Ueberlieferung aller übrigen Stammesreihen der nordamerikanischen und altweltlichen Säuge- thiere vom Eocän bis in die Gegenwart eine ziemlich vollständige ist, und in jeder Kormationsstufe entweder in der westliehen oder in der östlichen Hemisphäre Glieder dieser Reihen vertreten sind. Im vorliegenden Falle bestünde aber eine weit klaffende Lücke zwischen Untereoeän bis zum Obermioeän. Amphicyon all. rugosidens Senuoss. 1899. Scutosser, Die Bären und bärenähnlichen Formen des europäischen Tertiärs. Palaeontographica. Bd. 46. pag. 130. t, 14 £. 5—10. Die Spalte im Solnhofer lithographisehen Schiefer enthält ziemlich viele Ueberreste einer Amphieyon- Art, welche in ihren Dimensionen am besten mit solchen des rugosidens aus dem Untermioeän von Eckingen bei Ulm übereinstimmen. Eine direete Identifieirung ist freilich ausgeschlossen, solange keine Molaren zum Vor- schein gekommen sind. Das mir vorliegende Material besteht aus 3 unteren Caninen, einem Fragment des linken Unterkiefers mit den Alveolen der 3 M, Bruchstücken von Humerus, Ulna, Radius, Femur, Patella, aus je einem rechten Caleaneum und Astragalus, aus dem linken Metacarpale II und III, dem rechten Metatarsale II und IV und dem linken Metatarsale III, 2 Phalangen der zweiten Reihe, einer Kralle, einem Lenden- und mehreren Sehwanzwirbeln, die jedoeh mit Ausnahme der Metapodien und Phalangen niehts Neues bieten. Die Metapodien sind viel zierlicher als bei A. lemanensis, stimmen aber in der Form der Gelenkflächen fast ganz hiermit überein. Die Kralle sieht jener von Daphaenus hartshornianus Scott!) sehr ähnlich und war jedenfalls ein wenig zurückziehbar. Metacarpale II: Länge 39 mm, Breite in der Mitte 6,3 mm in er A = a ERDE; 3 le er, ” RR, er Metatarsale III: „ 52 S a er n IV 35287, hr FRE nal » Länge der Phalangen der zweiten Reihe 16,5 mm. Amphieyon major Larr. Taf. III [VIII], Fig. 33. 1899. Scurosser, Die Bären und bärenähnlichen Formen. Palaeontographica. Bd. 46. pag. 127. t. 14 f. 27. H. v. Meyer bildet in seinem Manuseript einen linken unteren M, aus dem Bohnerz von Mösskirch ab, welcher jedenfalls za Amphicyon gehört und in seinen Dimensionen dem entsprechenden Zahne von Amphieyon major aus Göriach?) sehr nahe kommt. Länge 22,5 mm, Breite 16 mm, Höhe am Protoconid 12 mm Im Stuttgarter Naturalieneabinet befindet sich ein zweiter, noch grösserer solcher Zahn von der gleichen Localität. Länge 25,7 mm, Breite 18,5 mm, Höhe 13 mm. Da in Mösskirch eigentlich nur obermiocäne Arten vor- kommen, so war die Existenz dieser Amphicyon-Art an dieser Localität von vornhinein zu erwarten. 1) Notes on the Canidae of the White River Oligocene. Transactions of the American Philosophical Society. Vol. XIX. 1898. t. 20 f. 21. 2) Hormann, Fauna von Göriach. Abhandl. d. K. K. geol. Reichsanstalt. 1893. pag. 23. t. 4 f. 5. — 151 — Amphicyon praecursor n. Sp. Taf. II [VII], Fig. 27. 1853. Jicer, Ueber einige fossile Knochen und Zähne des Donauthales. Jahresh. d. Vereins für vaterländ. Naturk. in Württemberg. pag. 150. t. 3 £. 5, 9, 10, 11. Von Veringendorf beschreibt Jäger einen linken oberen M,, das linke Caleaneum und den entsprechenden Astragalus, sowie eine Phalange, ohne sie jedoch generisch zu bestimmen. Die Stücke befinden sich im Stutt- garter Naturalieneabinet. Was zunächst den Oberkiefermolaren betrifft, so wäre man bei flüchtiger Betrachtung wohl geneigt, ihn einem Oynodietis zuzuschreiben. Er unterscheidet sich aber hiervon durch die relativ schwache Entwickelung der beiden Aussenhöcker, die Kleinheit seiner Zwischenhöcker und vor allem durch die geringere Länge. In dem ersten Punkte weicht er auch von Amphicyon, wo diese Aussenhöcker gewöhnlich bis an den Rand vortreten, sehr bedeutend ab, nur Amphieyon ambiguus Fırs. kommt hierin etwas näher, jedoch sind auch hier die Aussenhöcker kräftiger, und die Zwischenhöcker etwas schwächer. Dimensionen des M,: Länge 11 mm, Breite 15,5 mm. Caleaneum, Astragalus und Phalangen bieten nichts Auffälliges. Sie sind schlanker als bei Amphieyon, aber etwas plumper als bei Uynodietis. Ich bin fast geneigt, in dieser Form den Ausgangspunkt für Amphicyon lemamensis zu suchen. Die Veränderungen, welche in diesem Falle stattgefunden haben müssten, bestehen lediglich in Zunahme der Körper- grösse, in Verdiekung der beiden Aussenhöcker und in stärkerer Entwickelung des Basalbandes der oberen M. Zu- gleich besteht aber auch einige Aehnlichkeit mit dem entsprechenden Zahne von Cynodietis, weshalb es nicht ausgeschlossen wäre, dass sich diese Form und mithin Amphieyon lemanensis aus einem Oynodietis entwickelt hätte, Amphicyon wäre demnach wohl polyphyletischen Ursprunges, was bei der grossen Verschiedenheit der in dieser Gattung vereinigten Formen gerade nicht zu den Unmöglichkeiten gehören würde. Amphieyon Sp. Aus dem Bohnerz von der Grafenmühle beiPappenheim besitzt das Münchener paläontologische Museum einen linken unteren M,, welcher- sowohl in seinen Dimensionen, als auch in seinem Bau vollkommen mit dem von Amphieyon lemanensis übereinstimmt. Von einem linken oberen M, liegt bloss ein Fragment vor, das aber seiner Grösse nach von einer zweiten, wesentlich grösseren Art, vielleicht von giganteus Laur.!), stammen dürfte, welehe Species freilich selbst wieder sehr mangelhaft bekannt ist. Endlich kenne ich von Pappenheim noch ein linkes Calcaneum, das aber für lemanensis doch etwas zu klein ist. Da von Pappenheim auch Zähne eines Paläomeryciden und eines Suiden von der Grösse des Palaeochoerus iypus vorliegen, so wird es ziemlich wahrscheinlich, dass auch diese Amphicyon-Reste unter- miocänen Arten zugeschrieben werden müssen. Pseudamphicyon lupinus Senossen. 1882/85. Quensreor, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 47. t. 2 f. 16. 1899. Scnuosser, Die Bären und bärenähnlichen Formen des europäischen Tertiär. Palaeontographica. Bd. 46. pag. 133. 621356.015,.16: 1) Amphieyon major Brawv. pp. A. crassidens Pos. siehe Scurosser, Die Bären und bärenähnlichen Formen. Palaeontographica. 1899. Bd. 46. pag.128. — 152 — Aus dem Bohnerz von Veringenstadt besitzt die Tübinger Sammlung die Vorderpartie — Trigonid — eines rechten unteren M, und einen nahezu vollständigen rechten oberen M,, von Quessteor als „hundsartiger Höckerzahn“ bezeichnet und mit Amphieyon lemanensis verglichen. Mit den entsprechenden Zähnen des Pseud- arıphieyon lupinus von Ulm haben diese beiden M, welche anscheinend von einem einzigen Individuum stammen, sehr grosse Aehnlichkeit, sie sind nur um ein Geringes grösser. Die genannte Sammlung besitzt ausserdem einen oberen halben P, und den hinteren Theil eines unteren M, von der nämlichen Localität. Wahrscheinlich gehört zu dieser Art auch ein unterer linker Canin von Veringendorf. Seine Wurzel ist sehr dick; seine Gesammt- länge beträgt 56 mm, wovon 22 mm auf die Krone treffen. Der Längsdurchmesser der Krone ist 14 mm, der Querdurehmesser 9 mm. Die erwähnten Stücke liefern jedoch keine Ergänzung zu der von mir gegebenen Beschreibung dieser Species, deren Belegstücke aus dem Bohnerz vom Eselsberge bei Ulm stammen und sich in der Münchener paläontologischen Staatssammlung befinden. Unter den Formen des nordamerikanischen Tertiärs weist Prodaphaenus Scotti Wort. und MATTHEW!) aus dem Uintabed hinsichtlich der Beschaffenheit der M einige Aehnlichkeit auf, so dass wir für beide Genera vielleicht einen gemeinsamen Stammvater annehmen dürfen. 4 Pseudocyon ? Taf. III [VIII], Fig. 18, 22, 23, 25, 28. 1835. Jäger, Die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. pag. 16. t. 5 f. 15, 16.1 1885. Amphieyon major var. pyrenaicus Derärer et Rerorır, Geologie et mammiferes fossiles du bassin lacustre miocene superieur de la Cerdaigne. Bull. Soc. g&ol. de France. T. XVII. pag. 499. t. 17 £. 4—8. 1885. Amphieyon major Quensteor, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 46. t. 2 f. 3 (non f. 4, 5). Textf. 5. Quexnstept erwähnt Amphiceyon-Zähne aus dem Dinotherium-Lager von Frohnstetten und bemerkt, dass er daraus ein Gebiss zusammengestellt hätte Dank dem freundlichen Entgegenkommen des Herrn Prof. Koxen bin ich in der Lage, diese interessanten Stücke in Natura studiren zu können. Sehon die flüchtige Betrachtung zeigte mir, dass diese Zähne nieht von einem einzigen Individuum her- rühren können, ja ich bin sogar sehr im Zweifel, ob sie nur eine einzige Species repräsentiren. Sicher gehören hiervon zusammen nur der linke obere P,, das Original von Quuxstepr's, f. 3, und der entsprechende untere M;- Beide zeigen den nämlichen Erhaltungszustand und den nämlichen Grad der Abkauung. Dagegen rühren die Originalien zu f. 5, Spitze des oberen Canins, und f. 4, rechter unterer P,, von einem zweiten Individuum her, von welchem auch der halbe P,, die halben M, und M, des rechten Oberkiefers — von Qussstepr fälschlieh als untere M, und M, gedeutet — und der sehr beschädigte rechte untere M, vorhanden sind. Ihr Schmelz ist noch ganz intact, ohne Spur von Abkauung. Ihr einstiger Besitzer war wesentlich kleiner als jener der beiden ersterwähnten Zähne. Vielleicht stammt von diesem zweiten Individuum auch der von Qusxsteor pag. 46 ab- gebildete untere M,. Mit diesen Zähnen zusammen fanden sich ferner noch je ein linker oberer I, und I, und ein sehr merk- würdiger Astragalus. Die Dimensionen dieser 3 letztgenannten Stücke stehen nur wenig hinter jenen der ent- sprechenden Theile von Ursus arctos aus Taubach zurück, so dass es höchst fraglich wird, ob sie noch auf die nämliche Art bezogen werden dürfen, wie jene 2 ersterwähnten Zähne — oberer P, und unterer M,. Was nun zunächst diese letzteren Zähne betrifft, so können sie nicht wohl als solche von Amphieyon bestimmt werden, denn der Innenhöcker — Metaconid — des unteren M, kann, sofern überhaupt ein solcher 1) Ancestry of the Canidae. Bulletin American Museum of Natural History. New York. 1899. pag. 115. f. 1. — 13 — TEN vorhanden war, nur sehr klein gewesen sein und muss sich auch weiter hinten befunden haben als bei allen bisher bekannten Amphicyon-Arten. Es ist ausserdem auch wohl kein Zufall, dass heide Zähne, P, sowohl wie M,, eine so starke Abkauung aufweisen, wie sie bei Amphicyon wohl niemals vorkommt. Da nun die Deutung als Amphieyon ausgeschlossen erscheint, können nur Pseudocyon und Dinocyon bei der Genusbestimmung in Betracht kommen. Leider ist jedoch von keiner der beiden Gattungen, wenigstens nicht von den typischen Arten Pseudocyon sansaniensis, resp. Dinocyon Thenardi, der obere P, bekannt. Ich habe zwar einen oberen P, von Mösskirch auf Dinoeyon Thenardi‘) bezogen, allein derselbe hat einen vier- kantigen Haupthöcker, und sein Innenhöcker — Deuterocon — steht etwas weiter vorne als hier. Auch fehlt der hohe Basalwulst, welcher den Frohnstettener Zahn allseitig umgiebt, gänzlich. Jedenfalls kann dieser letztere, wenn der Zahn aus Mösskirch zu Thenardi gehört, nicht auch von einem Dinocyon stammen. Es bliebe also nur die Deutung als Pseudocyon übrig. Von dem typischen Pseudocyon sansaniensis?) ist, wie erwähnt, der obere P, nicht bekannt, die vermeintliche zweite Art — „Pseudocyon“ bohemicus von Tuchorsehitz?) — zeigt doch mehr Anklänge an Amphicyon, so dass die generische Bestimmung Pseudocyon nicht gerechtfertigt erscheint. Für den vorliegenden Fall ist dies jedoch von geringer Bedeutung, wichtiger ist vielmehr für uns der Umstand, dass ihr P dem vorliegenden Zahn aus Frohnstetten bedeutend ähnlicher ist als der jedes anderen Amphicyon. Da aber der Tuchorschitzer Amphicyon selbst wieder von den ächten Amphicyon nicht unwesentlich abweicht und seine unteren M doch wenigstens einige Anklänge an die von Pseudocyon erkennen lassen, so besteht kein Hinderniss, die Frohnstettener Zähne auf einen Pseudocyon zu beziehen, denn zu Amphieyon können sie wegen der bedeutenden Reduction des Metaconid des unteren M, nicht gestellt werden. Unterer M,: Länge 31(?) mm, Höhe des Hauptzacken 20 mm, Breite am Anfange des Talon 13 mm. Die einzigen noch vorhandenen Zacken — Paraconid und Protoconid — sind sehr dick und an ihrer Spitze stark abgekaut. Starke Usuren bemerkt man ferner an der Hinteraussenseite des Paraconid und Protoconid und an der Vorderaussenseite des letzteren. Ein etwaiger Innenzacken kann nur noch sehr klein gewesen sein. Der wohl sehr kurze Talon bestand vermuthlich nur aus einem schneidenden Aussenhöcker — Hypoconid — und einem Basalwulst an der Innenseite. Oberer P,: Länge 29(?) mm, Höhe des Hauptzacken — Protocon — 17,5 mm, Breite am Vorderrande 17,5 mm. Der Zahn besteht aus einem hohen, kegelförmigen Hauptzacken — Protocon —, einem schneidenden Hinter- zacken — Tritoceon — und einem vermuthlich ziemlich weit vorne stehenden grossen Innenhöcker — Deuterocon. Der basale Vorderhöcker ist sehr kräftig. Das Basalband umgiebt den Zahn auf allen Seiten und reicht an der Krone ungewöhnlich hoch hinauf. Es wäre nicht unmöglich, dass auf diesen grossen Amphieyoniden auch der P, des linken Unter- kiefers aus dem Bohnerze von Ebingen (ist auf der Etiquette bemerkt, im Text aber ohne Angabe) bezogen werden darf, welchen Jäger t. 5 f. 15, 16 abgebildet hat. Er zeigt noch am ehesten Aehnlichkeit mit dem ent- sprechenden Zahne der Caniden, ist aber einfacher und überdies viel grösser. Auch an diesem Zahne ist eine starke Usur zu beobachten, durch welche der Hauptzacken abgestutzt wurde und die Aussenseite 2 tiefe breite Furchen bekam. 1) Scnrosser, Die Bären und bärenähnlichen Formen. Palaeontographica. 1899. Bd. 46 t. 14 f. 32. 2) Fıruor, Mammiferes fossiles de Sansan. Annal. scienc. g6ol. 1891. T. XXI. pag. 153. t. 10, und Scurosser, "Die Bären etc. pag. 124. 3) Scurosser, Die Bären ete. pag. 124. t. 14 f. 3, 4, und Beiträge zur Kenntniss der Wirbelthierfauna der böhmischen Braunkohlenformation. Prag 1901. pag. 6. t. 1 f. 18, 23, 26, 29, 30. — 14 — 2 er a Die Wurzeln sind auch an diesem Zahne auffallend lang und dick. Hinter dem Hauptzacken befindet sich ein ziemlich kräftiger Nebenhöcker, dagegen ist der vordere Nebenhöcker ziemlich schwach. Länge des Zahnes 21,5 mm, Höhe 15(?) mm (frisch). Trotz ihrer beträchtlichen Grösse könnten zu diesem Thiere vielleicht auch die beiden oberen Ineisiven, I, und I, links, aus Frohnstetten, gehören. Nebenzacken fehlen an diesen Zähnen vollständig, dagegen weisen sie auf der Rück- und Innenseite je eine kräftige Längsfurche auf. I, Längsdurchmesser 11 mm, Querdurchmeser 7 mm, Höhe der Krone 12(?) mm I, H boss, ” ID, ln, „ 22) Dem Besitzer dieser beiden Ineisiven dürfen wir möglicher Weise einen rechten Astragalus von der näm- ” lichen Localität zuschreiben, welcher sich zwar als solcher eines Amphicyoniden erweist, zugleich aber auch in Folge ähnlicher Differenzirung, veranlasst durch die nämliche Ursache, Merkmale des Bären- Astragalus auf- weist. An die Amphbicyoniden erinnert die allgemeine Form, namentlich die Beschaffenheit des Halses mit der Navieularfacette. Dagegen ist die Tibialfacette viel weniger tief ausgeschnitten und die innere, die Sustentacular- facette für das Calcaneum, vollkommen flach und bedeutend grösser als bei Amphicyon. In dieser Hinsicht besteht also grosse Aehnlichkeit mit der Organisation von Ursus, die offenbar dadurch bedingt wird, dass dieser Amphieyonide schon mehr plantigrad war als die früheren. In einem Punkte jedoch unterscheidet sich dieser Astragalus sowohl von dem der Amphicyon als auch von dem der Bären, nämlich darin, dass auch die äussere Caleanealfacette, welche an die Fibularfacette grenzt, ganz flach geworden ist, während sie bei jenen beiden Typen stark concav erscheint. Es geht daraus hervor, dass die Plantigradie in beiden Gruppen selbständig erworben worden ist, denn wenn sich Ursus aus Amphicyon entwickelt hätte, müsste auch diese Facette ebenfalls flach sein wie bei dem letzten Amphieyoniden, während sie in Wirklichkeit bei Ursus sogar stärker concav erscheint als bei sämmtlichen Amphicyoniden. Was die Dimensionen des Frohnstettener Astragalus betrifft, so ist er ein wenig grösser, namentlich breiter als jener des Amphicyon major aus Sansan, welchen Braınvirıe, Osteographie, Suburses. t. 14 abbildet. Einen ähnlichen Astragalus beschreibt nun auch Der£rer 1. c. pag. 502 aus dem Unterpliocän von Estavar (Cerdaigne), mit dem zusammen auch Calcaneum, 3 Metatarsalien, ein Canin, ein Unterkieferfragment mit P,—M, und P,, M,—M, des Oberkiefers gefunden worden sind. Es ist nicht zweifelhaft, dass alle diese Stücke von einem Individuum herrühren. Auch die Bestimmung als Amphicyon hat wohl vollkommene Berechtigung, wenn auch der Fuss entschieden mehr plantigrad war als bei dem Amphieyon major von Sansan. Dem Horizonte nach könnte wohl dieses Thier mit dem Frohnstettener identisch sein, aber sowohl der Bau der Zähne als auch die Beschaffenheit des Astragalus scheinen dagegen zu sprechen. Am oberen P, sind Deuterocon und Protostyl — äusserer Basalhöcker — viel kleiner, dagegen hat der untere M, ein deutliches Metaconid, und die Tibialfacette des Astragalus ist anscheinend viel tiefer ausgeschnitten. Es hat demnach den Anschein, als ob die Amphieyoniden auch im Unterpliocän noch durch mehrere Arten, wenn nicht sogar Gattungen vertreten wären. Amphicyonide gen. indet. Taf. III [VIII], Fig. 7, 8, 11—14, 16, 17. 1835. Agnotherium antiqwum Jäger, Ueber die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. pag. 57. t. 9 f. 48-49. 1885. Amphieyon major Quessteor, Handbuch. pag. 46. t. 2 f. 4, 5. Textf. 5. Wie ich schon oben erwähnt habe, hat Quenstepr aus den eben beschriebenen und den hier zu nennenden ein Gebiss zusammengestellt, das jedoch nicht nur 2 zum mindesten in der Grösse sehr verschiedenen Individuen, Geolog. u. Paläont. Abh., N. F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 6 =. — 21 zu, sondern sogar 2 Arten angehört, weshalb es jedenfalls zweekmässiger ist, diese beiden Typen auseinanderzuhalten. Von diesem kleineren Individuum liegen aus dem Dinotheriumlager von Frohnstetten vor: Die Spitze eines Canin, wohl der linke obere C (f. 5), der rechte untere P, (f. 4), P,, M, und M, des rechten Oberkiefers und der M, des rechten Unterkiefers, diese 4 stark beschädigt, und der M, des linken Unterkiefers. Usuren fehlen an diesen Zähnen vollständig, sie stammen also von einem sehr jungen Individuum. Der mangelhafte Erhaltungszustand des oberen P, und der Molaren gestattet leider nicht einmal eine generische Bestimmung. Es ist nur so viel sicher, dass der Innenzacken — das Metaconid —, am M,, wenn überhaupt vor- handen, sehr klein und sehr weit hinten gewesen sein muss, so dass die Genusbestimmung als Amphieyon Dinocyon und Pseudocyon ausgeschlossen erscheint. Gegen die Deutung als Hemicyon sprieht die bedeutende Höhe der Zacken des unteren P und der oberen M. Der obere P, und der untere M, lassen sich ziemlich ungezwungen nach jenen von Hemicyon sansaniensis ergänzen. Ich darf jedoch nicht unerwähnt lassen, dass der untere P, und die beiden Aussenhöcker, sowie das äussere Basalband der oberen M jenen von Canis lupus und von Simocyon recht ähnlich sehen. Da aber am unteren M, das Metaconid felblt, erscheint die Bestimmung als Oanis oder als Simocyon vollständig ausgeschlossen. Statt eine ausführlichere Beschreibung zu geben, ziehe ich es vor, diese Stücke möglichst anschaulich abbilden zu lassen. Ich möchte nur so viel bemerken, dass die Höhe und Schärfe der Zacken, die geringe Ausbildung des äusseren Basalbandes an den oberen M, das fehlende oder doch stark redueirte Metaconid am unteren M,, die eigenthümliche Einwärtsverschiebung der Basalwarze — Protostyl — und die vermuthlich bedeutende Entwiekelung des Innenhöekers — Deuteroeon — am oberen P, bei keiner der oben erwähnten Gattungen zugleich vorkommen, so dass es nicht nur möglich, sondern sogar höchst wahrscheinlich wird, dass wir es hier mit einem neuen Genus zu thun haben. Da wir aber nicht ermitteln können, wie der Talon der oberen und unteren M beschaffen war, so geht es unmöglich an, für die bis jetzt vorhandenen Reste ein besonderes Genus zu errichten. Es ist nur so viel sieher, dass 2M vorhanden waren. Aus der Beschaffenheit des M,, welcher ringsum von einem dicken Basalwulste umgeben und mit einer langen, stark eomprimirten Wurzel versehen ist, dürfen wir allerdings auch vielleicht den Schluss ziehen, dass der Talon der unteren M als Schneide entwickelt war und deshalb auch die oberen M nicht besonders stark verbreitert waren. Da ferner das Basalband an der Aussenseite der beiden Höcker — Paraeon und Metacon — ganz auffallend schwach ist, so wird auch das innere Basalband nicht besonders stark gewesen sein. Länge des unteren P, 17 mm, Höhe desselben 15 mm r 5 „ M, 22 „ (ohne Talonid), n = 185 5 „ oberen P, 15 ,„ ohne Hinterhöcker), „ ” Io Der r . : Mor is en 14 „ am Paracon e a u, abl en VD: n i „ ünterenM, 6 „ Breite 4,5 mm „ der oberen P,—M, zusammen 52(?) mm r „ unteren P,—M, Rn CU) 5 Aller Wahrscheinlichkeit nach gehört hierher der untere M, von Ebingen, welchen Jäcer 1. c. t. 9 f. 48, 49 beschrieben hat. Ein Metaconid ist hier nicht vorhanden, der 'Talon ist schneidend entwickelt. —ı 59 — I a Dinocyon. Taf. III [VIII], Fig. 15, 20. 1883. Dinocyon Thenardi Fıruor, Observations relatives aux chiens actuels et aux Carnassiers fossiles. Archives du Musöum d’bistoire naturelle Lyon. T. III. pag. 43. t. 3. 1899. Scutosser, Die Bären und bärenähnlichen Formen. Palaeontographica. Bd. 46. pag. 122. t. 14 f. 32. In der Münchener paläontologischen Sammlung befindet sich der von mir ]. ce. abgebildete obere P, aus dem Bohnerz von Mösskirch. Von der nämliehen Localität besitzt das Naturalieneabinet in Stuttgart ein Bruchstück eines rechten unteren Canin, welcher statt der 2 vorspringenden Kanten des Canin von Amphieyon nur eine, jene auf der Rückseite, besitzt und sich ausserdem durch seine rauhe Oberfläche auszeichnet. Der Quer- schnitt ist annähernd oval. Länge der Krone 60(?) mm, Querdurchmesser der Basis 20 mm, Längsdurchmesser 29 mm. Ganz räthselhaft ist der linke obere M, aus Mösskirch in H. v. Meyer’s Manuseript — Taf. II [VIII], Fig. 15, 20 copirt — denn für Amphieyon major ist er doch zu klein. Ich möchte ihn fast eher zu Fırnor's Pseudocyon sansaniensis!) stellen. Er zeigt noch ausser dem Paracon einen kleinen Metacon, einen kräftigen Protoecon und ein starkes äusseres und inneres Basalband. Selbst für Pseudocyon ist er noch etwas zu kurz. Gephalogale sp.? Hemieyon? Aus der Spalte im Solnhofer lithographischen Schiefer liegen mir vor: die proximale Hälfte eines linken Femur und die distale eines rechten Radius, sowie eine linke Tibia, ein linker Astragalus und eine Phalange. Die beiden ersteren Knochen waren offenbar sehr schlank und wenig gebogen, und erinnert wenigstens der Radius an den von Cephalogale minor FırH. aus den Phosphoriten des Querey (Localität Mouillac). Am Femur krümmt sich der grosse Trochanter stark gegen das Caput hin. Zwischen beiden bemerkt man einen weit herabreichenden Wulst, der zwar auch sonst bei OCarnivoren vorkommt, aber nicht leicht so kräftig entwickelt ist wie hier. Er ist offenbar ein Rudiment jenes Wulstes, welcher für die Didelphyiden so charakteristisch ist, bei diesen aber sogar bis zum zweiten Trochanter sich erstreckt. Ein eigentlicher dritter Trochanter ist nicht vorhanden, aber die Vorder- und Hinterseite bilden eine scharfe Kante auf der Aussenseite des Femur. Am ähnlichsten von allen mir bekannten Femora ist das von Yulpes, nur ragt der kleine Trochanter viel weiter vor, und der grosse biegt sich nicht so stark einwärts. In diesem letzteren Punkte unterscheidet sich auch das Femur von Ursus, das sonst ebenfalls, namentlich hinsichtlich der Stellung des kleinen Trochanter, nicht wesentlich abweicht. Die Länge dieses Knochens dürfte schwerlich unter 130—140 mm betragen haben, der Querdurehmesser des Schaftes ist 12 mm. Die Tibia ist fast ganz gerade, an allen Stellen nahezu gleich diek und von dreieekigem Querschnitt. Sie erinnert, abgesehen von ihrer Kleinheit, an jene von Amphiryon, welche Fırnon — St. Gerand-le-Puy, Annal. seiene. geolog. Tome X. 1879. pag. 16 f. 2 — abbildet, ist aber schlanker. Ihre Länge beträgt 135—140 mm, die Breite am proximalen Ende 24 mm. Der Radius ist von vorne nach hinten ziemlich stark comprimirt, anscheinend wenig gekrümmt und an seinem distalen Ende nur wenig breiter als in der Mitte des Schaftes. Die Facette für die distale Partie der Ulna liegt in einer ziemlich weit hinaufziehenden dreieckigen Grube, wie bei dem Radius der Caniden, welchem dieser Knochen, abgesehen von der mehr kreisrunden Form seiner Scapholunar-Facette, sonst nieht unähnlich ist. 1) Fıruor, Mammiferes fossiles de Sansan. Annales des sciences geolog. T. XXI. 1891. pag. 153. t. 10 f. 1, 2. 6* — 157 — 21* 4 Freilich erinnert er noch viel mehr an den von Cephalogale; der Unterschied besteht eigentlich nur darin, dass der Processus styloideus und der über demselben befindliehe Fortsatz nicht so stark vorspringen. Die Länge dieses Knochens dürfte zum mindesten 100 mm betragen haben. Ihrer ganzen Form nach können diese Knochen nur einem hochbeinigen Carnivoren angehört haben, und bei der Aehnlichkeit des Radius mit dem der digitigraden hochbeinigen Gattung Cephalogale wird es überaus wahrscheinlich, dass auch sie diesem Genus angehört haben, bezw. einem Nachkommen desselben, bei dem aber bereits bedeutende Reduction des Daumens stattgefunden haben muss, was wenigstens aus der Ver- schmälerung der distalen Partie des Radius gefolgert werden darf. Da Cephalogale sicher noch im Untermiocän, wenn nicht sogar noch im Obermiocän vorkommt, so be- stehen keinerlei Bedenken, die beiden erwähnten Knochen zu dieser oder doch zu einer damit sehr nahe verwandten Gattung zu zählen. Vielleicht haben wir es bereits mit Hemicyon zu thun, der ja aller Wahrscheinliehkeit nach von (ephalogale abstammt. Pachycynodon ferratus (Juenst. Taf. II [VII], Fig. 28, 36. 1877. Oymodietis Boriei Fıra., Recherches sur les Phosphorites. Annales des sciences geologiques. T. VII. pag. 66. t. 17 £. 46—48, non t. 14—16. 1885. Viverra ferrata Quessteps, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 46. t. 2 f. 9, 10. 1885. 24 cfr. steinheimensis Quensteor, ibidem pag. 46. t. 2 f. 13, non f. 12. 1885. Lutra steinheimensis Quexsteot, ibidem. pag. 47. t. 2 f. 15. Unter diesen drei verschiedenen Namen hat Qusustepr folgende Ueberreste aus Veringenstadt abgebildet und beschrieben: Den rechten Unterkiefer mit P, und M,, ein Fragment eines linken Unterkiefers mit P,, einen isolirten unteren rechten M,, zweifellos dem nämlichen Individuum angehörig, wie f. 9, und einen linken — nach der Abbildung, die aber wohl wie jene des mir vorliegenden Unterkiefers das Spiegelbild zeigt, rechten — Oberkiefer mit P, und den Alveolen des M,. Ausser den erwähnten Quexsteor'schen Originalen besitzt die Tübinger Sammlung jedoch noch einen halben M, des linken Oberkiefers und einen halben P, des rechten Oberkiefers und ein Unterkieferfragment mit den Alveolen von M, und M, von Veringenstadt und einen oberen rechten P, von Hochberg. Wahr- scheinlich dürfen auf diese Art auch ein Humerus, ein Schwanzwirbel und eine Anzahl Phalangen von Veringen- stadt und eine solche von Hochberg bezogen werden. Dagegen bin ich in Zweifel, ob ein rechter Unterkiefer mit P, und P, von der ersteren Localität auch noch in Betracht kommen kann, da sein P, einen ziemlich starken Nebenhöcker besitzt. So viel ist jedoch sieher, dass diese Form in Schwaben nicht allzu selten war. Die Zähne selbst bieten nichts besonders Auffälliges, es wäre höchstens zu erwähnen, dass der Innenhöcker — Protoeon — und das innere Basalband des oberen M, schwächer entwickelt war als an jenem von Pachycynodon erassirostris, welchen ich t. 13 f. 91) abgebildet habe, und dass selbst die Alveole des M, an dem erwähnten zahnlosen Unterkieferfragment noch nicht auf den aufsteigenden Kieferast gerückt ist. Der untere P, ist nicht nur von P,, sondern auch von P, durch eine kurze Lücke getrennt. In der Grösse stimmen diese Zähne am besten mit jenen von „Uynodietis“ Boriei Fıra. t. 17 f. 46—48 aus den Phosphoriten von Quercy überein, der bekanntlich jedoch kein O'ynodietis und überdies auch von den übrigen Stücken, welche FıruoL zu dieser Art gestellt hat, speeifisch verschieden ist. 1) Die Bären und bärenähnlichen Formen. Palaeontographica. Bd. 46. 1899. — 158 — Dimensionen: P, inf. Länge 9,5 mm, Höhe 6,5 mm, Breite 5,2 mm IM, 2 el2:50 7, Fa a: 0:0, Ns; n Dos HL SER P, sup. Breite 10,5 ,, Fr er Länge von P,—M, incl. 39,3 mm, Höhe des Kiefers unter P, 15 mm, unter M, 18 mm. Die Beschaffenheit des vorliegenden Schwanzwirbels lässt auf ein sehr langgeschwänztes Thier schliessen, die Phalangen sind zierlicher als bei Amphicyon, aber viel plumper als bei Oynodictis. Zweifelhaft ist es, ob ein Humerusfragment aus Veringenstadt noch zu dieser Art gerechnet werden darf. Es sieht zwar dem der folgenden Art sehr ähnlich, ist aber im Verhältniss doch viel zu gross für jene Kiefer. Pachycynodon neglectus N. Sp. Taf. II [VII], Fig. 26, 30, 32. 1885. Viverra steinheimensis Quensteps, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 46. t. 3 f. 12, non 13. Eine kleinere Art von Pachycynodon wird durch das Kieferfragment mit dem unteren M, aus Veringen- stadt repräsentirt, welches Quexstepr als „Viverra efr. steinheimensis“ bestimmt hat. Von der nämlichen Localität liegen mir jedoch ausserdem noch vor ein halber P, des linken Oberkiefers und ein Fragment des linken Unterkiefers mit den Alveolen der Prämolaren. In der Grösse stimmen die Zähne weder mit erassirostris FıLa. sp. noch mit jenen von Boriei Fırn. sp. überein, sie stehen vielmehr ungefähr zwischen beiden in der Mitte, M, hat einen sehr grossen, grubigen Talon, an P, steht der grosse Innenhöcker — Deuterocon — in gleicher Linie mit dem Haupthöcker. An Stelle des Protostyls befindet sich in der Vorderaussenecke ein kräftiges Basalband. Im Unterkiefer stehen P, und P, vollkommen isolirt. Schon unterhalb des kurzen M, krümmt sich der Oberrand des Unterkiefers stark aufwärts. Länge des M, 11 mm, Höhe des Protoconid 6,5 mm, Breite am Talon 6 mm. „ der 4 P 25,5 mm, Länge der 3 M 21 mm. Höhe des Kiefers unterhalb des M, 16 mm. Zu dieser Art gehört wohl ein Saerum von Hochberg, sowie ein Humerus und eine Tibia. Für den Humerus ist dies so gut wie sicher; ein ganz ähnlieher liegt auch von Veringenstadt vor. Er hat einen sehr zierlichen, leicht gebogenen Schaft, weleher zu der breiten distalen Partie einen auffallenden Contrast bildet. Die Epieondylusspeiche ist ziemlich massiv und inserirt ziemlich tief unten. Die Trochlea ist niedrig, aber breit. Die Tibia ist gleichfalls sehr dünn und stark gebogen. Diese Art kommt anscheinend auch in den Phosphoriten von Quercy vor, wenigstens besitzt die Mün- ehener paläontologische Sammlung einen Unterkiefer und 2 obere P, aus Mouillac, welche ganz genau mit den schwäbischen Stücken übereinstimmen. Die Zahl der Pachycynodon vermehrt sich somit um 2 und dürfte mithin jetzt mindestens 6 betragen. Durch die Begleitfauna wird es sehr wahrscheinlich, dass sie oligocänes Alter besitz. An meiner Ansicht, dass Pachyeynodon in die Ahnenreihe der Bären gestellt werden muss, habe ich nicht das Geringste zu ändern, höchstens müsste ich mich jetzt bestimmter dahin äussern, dass wohl die letztbeschriebene Art — P. ferratus Quenst. — in genetischer Hinsicht eine wichtigere Rolle spielen dürfte als die Arten aus den Phosphoriten, so- fern nieht etwa doch die Gattung Paracynodon hierfür in Betracht kommt. — 159 — Bene Paracynodon Wortmani n.- Sp. Tag TSV SRı22,23: 1885. Cynodon velaunum Quexstepr, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 46. t. 2 f. 14. Neben dem bereits früher von mir beschriebenen Paracynodon vulpinus kommt in den Bohnerzen vom Eselberg noch eine kleinere Art vor, die ich jedoch bisher trotz ihrer relativen Häufigkeit nicht näher berück- siehtigt hatte, weil mir kein Stück mit dem vollständigen unteren M, bekannt war. Ein solehes ist nun das Quenxstepr'sche Original aus den Bohnerzen von Veringenstadt, bestehend aus dem linken Unterkiefer mit M, und M,. Von dieser letzteren Loealität liegt mir ausserdem ein Fragment des linken Unterkiefers mit P, vor — beide in der Tübinger Sammlung befindlich. Vom Eselsberg besitzt die Münchener paläontologische Sammlung 3 Unterkiefer, einer davon einem jungen Individuum angehörig. Der schlauke Bau und das weite Auseinanderrücken der P, wodurch sich Paracynodon von Oynodon in erster Linie unterscheidet, trifft auch hier zu, ja der Kiefer ist sogar noch gestreekter und schlanker als bei vulpinus. Der grosse spitze P, hat einen kräftigen Nebenhöcker — Deuteroconid. M, besitzt einen ziemlich grossen, aber seiehten grubigen Talon, welcher auf seiner Innenseite neben dem Entoconid noch einen Secundärhöcker aufweist. Das kräftige Metaconid ist eiwas nach hinten verschoben. M, hat oblongen Querschnitt. Ein Paraconid fehlt vollständig, dagegen ist das Metaconid sehr kräftig. Der Talon ist viel länger als die Vorderpartie — Trigonid. Länge der Zahnreihe 38 mm, davon treffen 23 mm auf die P und 15 mm auf die M. Länge des M, 8,2 mm, Höhe 5,6 mm, Breite 4 mm 3; DEM SAD =: 11,5:,45 RE Höhe des Kiefers unterhalb M, 9 mm, bei Quensteor’s Original nur 8,5 mm. In der Grösse steht diese Art dem „Uynodictis leptorhynchus“ Fırz. aus den Phosphoriten sehr nahe, aber der Kiefer ist viel schlanker und länger, und M, hat einen viel weniger gerundeten Umriss. Immerhin sind beide Arten sehr nahe mit einander verwandt. Vielleieht gehört hierher auch ein oberer rechter P, von Hochberg von 8 mm Länge. Paracynodon vulpinus ScuLosser. 1899. Die Bären und bärenähnlichen Formen des europäischen Tertiärs. Palaeontographica. Bd. 46. pag. 116. t. 13 f.2, 3, 6,10, 11. Das Material, bestehend aus Cranium, einer Schnauze, einem rechten Oberkiefer und einem rechten Unter- kiefer, aber von sicher 4 Individuen herrührend, bedarf keiner ausführlicheren Besprechung. Ich gebe hier nur solche Bemerkungen, welche die Erkennung dieser Art auch für solehe Autoren ermöglichen, welchen meine eitirte Abhandlung niebt zugänglich ist. Der hundeähnliche Schädel hat eine mässig gewölbte Hirnkapsel, die Parietalkämme vereinigen sich erst oberhalb der sehr flachen Bullae osseae. Der Umriss des oberen M, bildet ein ziemiich weites, gleichschenkeliges Dreieck, der von M, eine Ellipse. Ausser den beiden Aussenhöckeın und dem Innenhöcker besitzt jeder dieser Zähne noch einen scheinbaren zweiten Innenhöcker, der aber nur der vergrösserte hintere Zwischenhöcker — Metaconulus — ist, und ein kurzes inneres Basalband.. Am oberen P, steht der Innenhöcker — Deuteroeon — in gleicher Linie mit dem Hauptzacken — Protocon. Oberer P, Länge 8 mm le Mn a; „ Breite 85 mm N alayar EL er sun A u Untere Zahnreihe (PÄ,—M,) 42 mm, davon PÄ—P, 26 mm, M,—M, 17,5 mm. Unterer P, Länge 7,3 mm U rl a IM IH DEDAN Höhe des Unterkiefers unterhalb P, 11,4 mm, unterhalb M, 14 mm, unterhalb M, 15,5 mm. Vorkommen. In den Bohnerzen vom Eselsberg bei Ulm. Vielleicht gehört hierher auch ein Canin aus Veringen. Paracynodon musteloides n. SP. Taf. III [VIII], Fig. 5, 19, 21. Aus den Bohnerzen von Hochberg besitzt die Tübinger Sammlung einen fragmentären rechten Unter- kiefer mit dem M,, welehen ich wegen seiner Kleinheit wohl eher zu Plesietis gestellt hätte. Glücklicherweise liegt jedoch von Veringendorf ein weiterer, ebenso kleiner, und auch sonst vollkommen gleichartiger Unter- kiefer vor, welcher ausser den Alveolen des M, auch die beiden Alveolen des relativ langen M, und dahinter noch die des einwurzeligen M, besitzt, wodurch die Zugehörigkeit zur Gattung Paracynodon durchaus sicher- gestellt und zugleich der Nachweis erbracht wird, dass auch von diesem Genus mehrere Arten von sehr ver- schiedenen Dimensionen existirt haben. Dimensionen: Länge der Zahnreihe (PÄ,—M,) 27 mm, davon PÄ,—P, 15 mm, M,—M, 11,5 mm. Unterer M, Länge 6,4 mm, Höhe 3,8 mm, Breite 3 mm a M, „ der Alveolen 2,4 mm » M, m „ Nkcolen la m Höhe des Kiefers unterhalb P, 5,8 mm, unterhalb M, 6,4 mm, unterhalb M, 6,8 mm. Gynodon cfr. velaunus Ayn. Taf. III [VIII], Fig. 1, 4. In den Bohnerzen vom Eselsberg bei Ulm kommt ein ächter Cynodon vor. Die Münchener paläontologische Sammlung besitzt hiervon einen rechten Unterkiefer mit P,—M, und den Alveolen des C, P, und M,. Die P schliessen dicht an einander, und P, hat keinen Nebenhöcker. M, zeichnet sich durch seine Kürze aus. M, hat einen relativ hohen Innenzacken — Metaconid -—, der wie bei Oynodictis in gleicher Linie mit dem Aussenzaeken — Protoconid — steht. Der grubige Talon hat einen weit hinten stehenden Innenhöcker — Entoconid — und davor einen kleinen Nebenhöcker; der Aussenhöcker — Hypoconid — ist fast ganz in die Hinteraussenecke gerückt. M, hat eher kreisförmigen als oblongen Umriss. Sein Metaconid steht etwas weiter hinten als sein Protoeonid, ein Paraconid fehlt. Zwischen den beiden genannten Höckern verläuft wie bei Paracynodon ein vertiealer Kamm. Der kurze Talon lässt 3 halbkreisförmig angeordnete Höckerchen erkennen. Ein rechter unterer M, aus Veringendorf befindet sich im Stuttgarter Naturaliencabinet. Dimensionen: Länge der Zahnreihe (PÄ,—M,) 28,5 mm, Länge der P 16mm, Länge der M 12,5 mm. M, Länge 7,5 mm, Höhe 4,8 mm, Breite 3,7 mm M, ar, Bereitei2)6 Höhe des Kiefers unterhalb P, 7,5 mm, unterhalb M, 8 mm, unterhalb M, 9 mm. Die Differenzen gegenüber dem Cynodon velaunus von Ronzon sind zwar nicht sehr beträchtlich, aber — 161 — re Aa sie betreffen hauptsächlich den M,, weshalb es einigermaassen bedenklich erscheint, die schwäbischen Stücke direet mit (©. velaunus zu identifieiren. Ausser dem besprochenen Unterkiefer liegt mir vom Eselsberg auch ein Schädel mit P,—M, des rechten Oberkiefers vor. Das Schädeldach ist ziemlich eben, und die Scheitelkämme bleiben bis nahe dem Hinter- haupte getrennt. : P, ist ziemlich lang, aber niedrig, P, relativ kurz und dick und sein Innenhöcker — Deuterocon — ist etwas nach hinten verschoben. M, hat die Form eines weiten, fast gleichschenkeligen Dreieckes. Die Aussenseite ist nieht viel kürzer als die Vorderseite. Die beiden Aussenhöcker haben mässigen Umfang. Der Innenhöcker — Protocon — ist ebenfalls nicht sehr gross, dagegen erscheint der hintere Zwischenhöcker — Metaconulus — kräftig entwickelt, der vordere fehlt gänzlich. Der Innenrand trägt einen ziemlich schmalen Basalwulst. Auch die beiden Aussenecken sind mit je einem Basalwulst versehen. P, Länge 5,7 mm, Höhe 4 mm, Breite 2,4 mm DENN es 05 n, a b’Sums Me a Sr 2 Für den erwähnten Unterkiefer sind diese Zähne fast etwas zu gross. Bei (ynodon velaunus steht der Deuterocon des P, nach der von Fırnou!) gegebenen Zeiehnung viel weiter vorne, ist aber sonst nicht unähnlich. M, ist von diesem Autor ziemlich mangelhaft abgebildet worden, scheint aber gleichwohl nicht sehr verschieden zu sein von dem M, des Eselsberger Schädels. Das weite Zurückstehen des Deuterocon an P, spricht dafür dass der correspondirende untere P, kein Deuteroconid besessen hat, während er bei Paracynodon, wo dieses vorhanden ist, steis etwas vor dem Protocon, Hauptzacken, sich befindet. COynodon hat mit den Bären noch grössere Aehnlichkeit als Paracynodon, insoferne nicht bloss die oberen P, und M, schon viel stärkere Runzeln besitzen, sondern auch darin, dass der Innenzacken — Deuterocon — des oberen P, etwas weiter zurücksteht als bei Paracynodon, wodurch auch das Hauptargument, welches Marrurw?) gegen die Ableitung der Bären von den Gattungen Paracynodon, CUynodon und Pachycynodon vor- bringt, nämlich die Stellung des Deuteroeon des oberen P, in der Mitte des Zahnes von Ursus, wesentlich erschüttert wird. Welche der 3 genannten Gattungen in der direeten Ahnenreihe der Bären steht, werden wir freilich erst mit Sicherheit entscheiden können, wenn im Untermioeän das bis jetzt noch fehlende Zwischenglied, als welches vielleicht „Cephalogale“ brevirostris in Betracht kommt, genauer ermittelt sein wird. Canide gen. indet. Taf. II [VII), Fig. 7, 9. Aus den Bohnerzen von Melchingen besitzt die Tübinger Sammlung einen rechten unteren M,, welcher sieh zwar als einem Caniden angehörig erweist, aber zugleich noch so alterthümliche Merkmale besitzt, dass es nicht angeht, ihn mit (anis zu identifieiren. Dies verbietet nämlich die beträchtliche Höhe der 3 Zacken seiner Vorderpartie und die Grösse und Stellung seines Innenzackens — Metaconid —, der hier noch unmittelbar neben und nicht schräg hinter dem Hauptzacken — Protoconid — steht, wie dies bei Canis der Fall ist. Auch der Talon unterscheidet sich von jenem von Canis, denn der Innenhöcker — das Entoeonid — ist hier noch sehr kräftig und viel länger als bei Canis, dagegen ist der bei Canis so deutlieh markirte Seeundärhöcker zwischen 1) 1852. Mammiferes fossiles de Ronzon. Annales science. geol. T. XII. pag. 24. t. 9 f. 40, 41. 2) Additional observations to the Creodonta. Bulletin of the American Museum of Natural History, New York. Vol. XIV. Art. 1. 1901. pag. 18. — 12 — Berg ee Entoeonid und Metaconid hier eben erst schwach angedeutet durch einen Einschnitt neben dem Entoconid. Das Basalband ist auf der ganzen Aussenseite sehr kräftig entwickelt. Hinsiehtlich der Höhe der Vorderpartie erinnert dieser Zahn noch an Öynodietis, dagegen ist der Talon doch bereits viel grösser und namentlich dessen Aussenhöcker — Hypoconid — viel höher und kräftiger, auch weicht die Beschaffenheit des Entoconid und des Seeundärhöckers vollständig von den Verhältnissen bei den ächten Oynodictis vom Typus des lacustris ab, der hierin ganz mit Vulpes übereinstimmt. Dimensionen: Länge 9 mm, Höhe des Protoconid 6,5 mm, Breite in der Mitte 4,5 mm, Breite am Talon 4 mm. Caniden sind aus dem jüngeren europäischen Tertiär nur in geringer Zahl bekannt; von Galeeynus oeningensis ist der M, nicht erhalten und daher ein Vergleich mit dem Zahne aus den Bohnerzen unmöglich, die oberpliocänen Caniden schliessen sich bereits vollständig an die lebenden an Am grössten ist noch die Aehnlichkeit zwischen diesem Zahne und dem von „Uynodietis“ (Galecymus) gregarius Leipy sp. aus dem White Riverbed von Nordamerika, nur ist der Talon bei diesem kürzer, der Zahn selbst aber länger. In stratigraphischer Hinsicht hat dieser Zahn keinerlei Bedeutung, denn es ist immerhin die Möglichkeit vorhanden, dass er einem Oynodietis angehört hat, und zwar einer eocänen Art, und dass etwa eine Verwechselung des Fundortes vorgekommen ist. Ciymodietis efr. longirostris Fırn. Tat. IITZIVIIT]), Bie29, 10. 1876. Fırmor, Recherches sur les phosphorites du Quercy. Annal. seiences geologiques. T. VII. pag. 133. t. 20 f. 61, 62, 64. 1885. Lyperker, Catalogue of the fossil Mammalia in the British Museum. Part. I. pag. 111. f. 15. 1888. Scurosser, Die Affen... und Carnivoren des europäischen Tertiärs. Beiträge zur Paläontologie Oesterreich-Ungarns. Bd. 7. pag. 54 (278). Aus den Bohnerzen von Frohnstetten besitzt das Stuttgarter Naturalieneabinet einen linken unteren P, und einen rechten oberen M,, die Tübinger Sammlung aber einen rechten oberen P, und einen rechten unteren M,, welehe der Grösse nach ausgezeichnet zusammenpassen, so dass sie auf ein und dieselbe Species bezogen werden dürfen. In der Grösse entsprechen sie dem Firnou’schen longirostris, von welcher Art die Münchener paläontologische Sammlung mehrere Kiefer aufzuweisen hat. Ich habe sie wenigstens auf diese Art bezogen, weil die Maasse sehr gut mit jenen des Fırnor'schen Originales harmoniren, die Zähne selbst zeigen freilieh etwas andere Details als die Fırnor'schen Abbildungen, allein diese letzteren sind ja bekanntlich meistens nicht allzu genau. Den Oberkiefer hat Lypverker ]. c. abgebildet und beschrieben. Die vorliegenden Oberkieferzähne sind etwas grösser als bei dem Lyoerker’schen Original, namentlich der M,. Abgesehen von ihrer Grösse stimmen die Frohnstettener Oynodietis-Zähne mit jenen der am vollständigsten bekannten Art, dem Oynodietis lacustris, recht gut überein. Der Innenhöcker — Deuteroeon — des P, ist weggebrochen, scheint aber nieht sehr weit vorne gestanden zu haben. Auch der Basalhöcker — Protostyl — in der Vorderaussenecke ist nicht mehr erhalten. Der ziemlich kurze, aber breite obere M, hat wie immer bei der Gatlung Cynodiectis einen grossen Paracon, einen kaum halb so grossen Metacon, einen grossen, aber flachen Protocon und einen sehr kräftigen inneren Basalwulst. Von Zwischenhöckern ist bloss ein sehr schwacher Protoconulus zu beobachten. Der untere P, ist etwas breiter, als bei Oynodictis sonst der Fall ist; der lange, schmale M, besitzt hier ein abnorm grosses Paraconid, das bei Oynodictis meist recht schwach ist und nur bei Oynodictis lacustris Gerv. aus Debruge eine ähnlich Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd,, Heft 3. 7 — 198 — 22 = ee starke Entwicekelung zeigt. Der Talon hat aussen eine kräftige Schneide — Hypoconid — und einen kleinen etwas zurückstehenden Innenhöcker — Entoconid. Oberer P, Länge 16 mm, Höhe 10,5 mm, Breite 7,5(?) mm B M, 2 6,52, 2 3,5 „ (am Paracon), Breite 11,4 mm Unterer P, R al er e 3 „ Breite 5,2 mm Meer: INEER, I eb aD. Aus den Phosphoriten liegt mir ein linker oberer M, vor, welcher wohl zu longirostris gestellt werden darf. Von dem entsprechenden Zahn der übrigen Oynodictis weicht er insofern etwas ab, als er etwas mehr in die Länge gezogen ist. Er besitzt 2 ziemlich starke Zwischenhöcker, während die Lyperker'sche Abbildung keine solehen erkennen lässt. Zu dieser Art oder, was wahrscheinlicher ist, zu einer Art von der Grösse des lacustris gehört ein Metacarpale III aus Frohnstetten, in H. v. Mryer's Manuseript gezeichnet. Das Vorkommen eines ächten O'ynodictis im Bohnerz von Frohnstetten, über dessen eoeänes Alter kein Zweifel bestehen kann, zeigt so wieder recht deutlich, dass diese Gattung durchaus auf das Eocän beschränkt ist. Auch die Cynodictis-Reste aus den Phosphoriten unterscheiden sich schon durch ihren Erhaltungszustand von den geologisch jüngeren Cephalogale, Pachycynodon_ete. Wenn daher die nordamerikanischen Paläontologen die Gattung Cynodietis im White River beobachtet haben wollen, so befinden sie sich entschieden im Irrthum. Es werden von dort 3 Arten, gregarius, lippincottianus und Zemnodon eitirt!). Wie ich jedoch an den mir vorliegenden Stücken von gregarius erkennen kann, sowie aus den Abbildungen, welche CopE?) hiervon gegeben hat, ist diese Form von C'ynodietis generisch verschieden, denn der untere M, hat keinen so hohen Innenzacken — Metaconid — und der Talon ist eher schneiden- als beckenartig ausgebildet, während er bei den europäischen Arten ein sehr deutliches Entoconid und vor diesem noch einen kleinen Zwischenhöcker trägt wie der ächte Caniden-Zahn. Die oberen M, namentlich M,, sind aber erst recht verschieden. M, stellt nämlich bei gregarius ein gerundetes gleichschenkeliges Dreieck dar, bei den europäischen spitzt er sich dagegen nach innen sehr stark zu. Der Hauptunterschied besteht jedoch darin, dass bei den europäischen Oynodietis der Vorderrand von M, und M, convex und der Hinterrand concav verläuft und diese Zähne überhaupt viel zierlicher sind. Die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen diesen letzteren und jenen nordamerikanischen „Pseudocynodietis“ sind schwer festzustellen, denn die ächten Cynodictis kommen nur im Eoeän vor und sind überdies fast sämmtlich grösser als die geologisch jüngeren Formen des White River. Für die europäischen dürfte der Ahne wohl in Vulpavus®) dee Wind River und Bridger bed zu suchen sein. — Procynodietis*), ebenfalls im Eocän von Nordamerika — Uinta bed — ist doch zu gross, als dass diese von ihm abstammen könnten. Für die nordamerikanischen „Pseudoeynodietis“ dürfte gleichfalls Vulpavus eher in Betracht kommen, aber dann bestünde zeitlich eine ziemlich bedeutende Lücke in dieser Formenreihe. Gynodichs pygmaeus N. Sp. Taf. III [VIII], Fig. 6. Aus den Bohnerzen von Frohnstetten befindet sich in der Münchener paläontologischen Sammlung 1) 1899. Worrsan and Marruew, Ancestry of the Canidae. Bulletin American Museum of Natural History. New York. pag. 132. 2) The Vertebrata of the Tertiary Formation of the West. U. S. Geol. Survey. 1884. t. 67a, 68. 3) Worrman und MArraew, Ancestry etc. pag. 119. f. 4, 5. 4) Ibidem. pag. 121. f. 7. — 1 — 51 —— ein rechter Unterkiefer mit M, und den Alveolen M, und M,. Der Talon des M, zeigt den characteristischen Bau von Oynodictis, M, ist sehr lang. M, Länge 8 mm, Höhe 6 mm, Breite 3,7 mm MI RED, M,—M, messen zusammen 16 mm. Die Höhe des Kiefers unterhalb M, ist 8,5 mm. Aus den Phosphoriten ist keine Oynodictis-Art von so geringen/Dimensionen bekannt. Proboseidea. Elephas sp. JÄGER beschreibt lediglich 2 sehr dürftige Backenzahnfragmente aus den Bohnerzen vom Russberghof — pag. 27. t. 6 f. 1-3 — die allerdings keine specifische Bestimmung gestatten. Der geringe Abstand der Lamellen von einander an dem f. 3 abgebildeten Stück erinnert noch am ersten an Mammuth, welches JÄGER auch aus dem Bohnerz von Russberghof, von Neuhausen und Ebingen eitirt. Etwas besser ist das Zahnfragment aus dem Bohnerz von Hochberg bei Sigmaringen, von welehem Quexstepr im Handbuch der Petrefaetenkunde — 1882/85, pag. 72, t. 4 f£. 15 — einen Theil als Zlephas meridionalis abgebildet hat. Das Stück besteht aus 3 vollständigen Jochen und aus der Hinter- und der Vorderlamelle von 2 weiteren Jochen. Welchem Kiefer dieser Zahn angehört hat, lässt sich absolut nicht mehr entscheiden, es ist nur so viel sicher, dass es sieh nieht um meridionalis handeln kann, denn bei diesem ist die Breite eines Joches immer ebenso gross wie der Abstand zwischen je 2 Jochen, wie die zahlreichen mir vorliegenden Zähne des meridionalis aus Val d’Arno zeigen. An dem Zahne aus dem Bohnerz ist jedoch dieser Abstand wesentlich grösser. Ich finde dieses Merkmal an dem im Münchener Museum befindlichen Zahne des Elephas trogontherii Ponuis aus Joekgrimm beiLudwigshafen, mit dem zusammen zahlreiche Reste des Trogontherium (uvieri selbst zum Vorschein gekommen sind, so dass für die Bestimmung als Z. trogoniherii doch eine ziemliche Garantie geboten sein dürfte. Auch der Erhaltungszustand des Zahnes von Hochberg lässt sich mit der Bestimmung als Elephas trogontherü recht gut in Einklang bringen. Er ist entschieden mehr fossilisirt als alle mir bekannten Zähne von Mammuth, aber keineswegs derartig fest, wie die Zähne des E. meridionalis. Auch lag er anscheinend in einem fleischrothen lockeren Thone, dessen noch anhaftende Ueberreste durchaus an den Bohnerzthon von Grub Schwart in der Eichstätter Gegend erinnert, welcher nur pleistoeäne Säugethierarten enthält. Ich trage daher nicht das geringste Bedenken, auch den Zlephas-Zahn von Hochberg für entschieden pleistocän anzusprechen. Auch einige mir vorliegende Lamellenfragmente aus den Bohnerzen vonSalmendingen undMelchingen rühren wohl doch von antiguus, trogontherii oder von primigenius her und kommen daher eigentlich kaum als Elemente der für diese Localitäten charaeteristischen Fauna in Betracht. Aus Grub Schwart bei Eichstätt besitzt die Münchener paläontologische Sammlung einen wohl erhaltenen Backenzahn des Hlephas primigenius, der jedoch seinem Aussehen nach — es ist keine Spur von Bohnerzlehm daran zu beobachten — schwerlich aus dem dortigen Bohnerz stammen dürfte. Mastodon longirostris Kaup. 1835. Kaur, Description des ossements fossiles de Mammiferes. pag. 65. t. 16—22. 1885. Mastodon angustidens Quensteos, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 75. Textf. 14. FR — 15 — 22* 52 F Etwas häufiger als Reste von Elephas sind in den Bohnerzen solehe von Mastodon. Immerhin gestatten auch nur die allerwenigsten von ihnen eine speeifische Bestimmung. Der am besten erhaltene Zahn ist jener vor- letzte Molar des linken Oberkiefers aus Melehingen, welehen Quessteor ]. e. als Mastodon angustidens ab- gebildet hat. Er besitzt 4 vollständige Höckerpaare und Joche, und überdies einen Talon, der entsprechende Zahn von angustidens aber nur 3 und einen Talon. Wäre es aber ein letzter Molar, so müsste er viel gestreckter sein. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass wir es mit M. longirostris zu thun haben. Auch stimmt er ziemlich gut mit dem Kaur'schen Original — t. 16 f. 5 — überein, und noch besser mit dem vorletzten Molaren der beiden Oberkiefer von Mastodon anyustidens aus der Isar, welche Vaczk !) besprochen hat, und die in Folge der jochartigen Ausbildung des Talons bereits Aehnlichkeit mit longerostris haben. Von Salmendingen liegen mir 3 Bruchstücke von unteren M vor; einen vorletzten unteren P von Ebingen sah ich in der Tübinger geologischen Sammlung. Jäger bildet bereits eine Anzahl Fragmente von Mastodon-Zähnen aus den schwäbischen Bohnerzen ab — pag. 27 t. 4 f. 21-32 ohne Angabe des Fundortes, f. 33 vom Heuberg, t. 6 f. 5, von Melehingen t. 6 f. 4, 6 ohne Fundort — die insgesammt keine speeifische Bestimmung gestatten. Das einzige gut erhaltene Original Jäcer’s ist das von t. 6 f. 7-9. Es stammt ans Trochtelfingen und wird von JÄGER als ungustidens be- stimmt. Ich trage jedoch kein Bedenken, diesen Zahn auf longirostris zu beziehen und ebenso das Original zu t. 9 £. 52 von Ebingen. Anch das Original zu „Tapirus giganteus“ — pag. 43 t. 6 f. 36, 37 — dürfte von einem Mastodon stammen und endlich auch das von t. 6 f. 38, 39, wohl die Spitze eines Stosszahnes. Ich stimme Gaupry vollkommen bei, wenn er?) als einzigen Unterschied zwischen Mastodon longirostris und angustidens die höhere Jochzahl angiebt, aber zugleich beifügt, dass der Talon sieh nicht allzu selten ebenfalls in ein Joch umwandeln kann, so dass also eine Mittelform zwischen beiden Arten entsteht. Auch longirostris seinerseits kann auf solche Weise einen sechsten Lobus entwickeln — also schon ein Uebergang zu arvernensis. Auch die Bemerkung Gaupry’s, dass bei beiden erstgenannten Arten die Zitzen eines Joches sich in eine gerade Linie stellen können, wodurch eine tapiroide Form zum Vorschein kommt, ist vollkommen richtig. Mir liegen ver- schiedene solche Zähne aus dem bayrischen Dinotheriumsande vor, die man ebensogut zu angustidens wie zu tapiroides (turicensis) stellen könnte. . So leieht auch typische, wohl erhaltene Zähne von Mastodon speeifisch zu bestimmen sind, namentlich wenn sie von Localitäten stammen, deren sonstige Fauna wohl bekannt ist, so misslich ist die Bestimmung von mangelhaften Resten oder von Zwischenformen, zumal wenn sie selbst die Grundlage für die Ermittelung des geologischen Alters bilden sollen. Bei reichlich vorhandenem Vergleichsmateriale lernt man erst die Schwierigkeiten erkennen, welche sich der Deutung soleher dürftiger oder abnorm entwickelter Zähne entgegenstellen. Wer aller- dings kein solches Vergleichsmaterial zur Verfügung hat oder nieht damit zu operiren versteht, und überdies die Literatur nicht genügend kennt oder nicht richtig zu verwenden weiss, kommt über solche Hindernisse recht leicht hinweg. Man bestimmt eben dann z. B. einen Zahn von angustidens aus Steinheim als arvernensis, wie es 0. Fraas®) gethan hat, oder man stellt sogar eine neue Species auf, wie den Mastodon Zaddachi (JENTZSCH *) für einen Zahn von Borsoni, oder man verpflanzt eine pleistocäne nordamerikanische Species, ohioticus, in das Plioeän von Russland, wie das von Seiten von M. Pıvzow°) geschehen ist. 1) Ueber österreichische Mastodonten. Abhandlungen der K. K. geolog. Reichsanstalt. 1877. pag. 24. 2) Quelques remarques sur les Mastodonts. M&moires de la Soeciet6 geologique de France. 1891. pag. 4. 3) Die Fauna von Steinheim. Jahreshefte des Vereins für vaterl. Naturk. Württemb. 1870. p. 184. t. 5. f. 1. 4) Ueber einige tertiäre Säugethiere aus Ost- und Westpreussen. Schriften der Phys.-ökon. Gesellsch. Königsberg. 1882. pag. 201—205. 5) Nouveaux Mammiferes tertiaires trouv6s en Russie. Bull. de la Soci6te imp. des Naturalistes de Moscou, 1896. pag. 6. — 16 — 53 —— Zähne von Mastodon und ebenso die von ZHlephas eignen sich also nur unter be- deutenden Einschränkungen zur geologischen Altersbestimmung, und wir müssen daher, wenn wir aufrichtig sein wollen, gestehen, dass wir zwar die Proboscidier-Zähne recht gut nach dem Alter der Sehiehten bestimmen können, dass wir dagegen nur in günstigen Fällen aus den vorhandenen Proboseidier-Resten auf das geologische Alter einen Schluss ziehen dürfen. Mastodon angustidens Cuv. H. v. Meyer, Palaeontographica. Bd. 17. t. 3 f. 11—16. In der citirten Arbeit beschreibt H. v. Meyer einige Zähne aus dem Bohnerz von Mösskirceh als Mastodon angustidens. An der Richtigkeit dieser Bestimmung ist kein Zweifel möglich. Als Besitzer dieser Objeete wird Bergrath WArchner in Karlsruhe angegeben. Die interessantesten Stücke sind ein erster oberer Backenzahn, f. 14, 15, und ein zweiter Prämolar des linken ÖOberkiefers. Im Stuttgarter Naturalieneabinet befindet sich ein oberer M, von Heudorf. Jäcer's „Siderotherium“‘, pag. 75. t. 10 f. 20—22, von Mösskirch ist vermuthlich nichts weiter als ein Bruchstück eines unteren D oder P von Mastodon angustidens. Aus der Spalte von Solnhofen liegt ein Fragment einer Humerustrochlea und das distale Ende einer Ulna vor, die ihrer Grösse nach eher zu Mastodon als zu einem Rhinocerotiden gehören dürften. Kürzlich erhielt ich von dort durch Herrn Grimm einen hübschen leizten P. des rechten Unterkiefers, welcher deshalb überaus werthvoll ist, weil hierdurch das mioeäne Alter dieser Spaltenausfüllung vollkommen sicher- gestellt wird. Dinotherium giganteum Kaur. 1882/85. Quessteopr, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 78. Textf. 15 und t. 5 f. 10. Zahnfragmente von Dinotherium sind in den Bohnerzen von Melehingen ziemlich selten. Bei den ansehnlichen Dimensionen, welehe die Zähne, von welchen diese Bruchstücke stammen, besessen haben müssen, kann über die Bestimmung als giganteum wohl kaum ein Zweifel bestehen. Am besten ist unter diesen Fragmenten ein solches des vorletzten unteren Molaren erhalten. Interessant ist das Bruchstück eines Keimes des zweiten unteren Milchzahnes, ebenfalls aus Melehingen, sowohl wegen seiner Kleinheit als auch wegen seines dünnen Schmelzes. JÄGER bildet in seinem eitirten Werke pag. 31 t. 4 f. 35 ein Bruchstück eines grossen unteren M aus Melehingen ab. Viel mangelhafter sind die Originale zu t. 4 f. 34, 36. Hingegen bleibt es, wenigstens nach der Abbildung t. 6 f. 6, durchaus zweifelhaft, ob es sich um einen Ueberrest von Dinotherium oder von Mastodon handelt. Viele sehr grosse Dinotherium-Zähne, jedenfalls dem giganteum angehörig, fanden sich in Frohn- stetten. Sie stammen wohl von mehr als bloss einem Individuum und bilden eine Zierde der Tübinger Sammlung. Ein vorderer oberer P hat eine Länge von 44 und eine Breite von 5l mm. Einen sehr hübschen unteren M hat Quenstept — 1. ec. — abgebildet. Auch von Salmendingen eitirt Quenstepr das Vorkommen von Dinotherium. Der von ihm t. 5 f. 12 dargestellte vorderste untere P aus Jungnau ist für giganteum etwas zu klein, aber die Ausbildung der hinteren Partie — ein deutliches Joch — erinnert mehr an giganteum als an die folgende Art. — 167 — —— 5, — Dinotherıum bavarıcum Cuv. Taf. III [VIII], Fig. 29. 1882/85. Quensrteopr, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 79. t. 5 f. 13. In H. v. Mever’s Manuseript fand ich mehrere Zeichnungen, welche Bruchstücke von Zähnen dieser kleineren Art darstellen und sich auf Zähne aus dem Bohnerz von Mösskirch beziehen. Ein hervorragend schönes Stück scheint ein dritter Zahn des linken Oberkiefers aus Heudorf zu sein, der sich überdies durch besondere Kleinheit auszeichnet — Länge 49 mm, Breite 33 mm. Zweifelhaft bleibt dagegen der abgebildete vorderste D des linken Oberkiefers, ebenfalls aus Mösskirch. Zu Dinotherium bavaricum gehört auch unzweifelhaft der von Jäser pag. 75 t. 10 f. 19 abgebildete zweite Zahn des rechten Unterkiefers, ebenfalls aus Mösskirch. Auch Quenstepr hat einen von dort stammenden Zahn, den dritten Zahn des linken (?) Unterkiefers abgebildet. Dass die beiden genannten Arten wirklich „gute Speeies“ und zugleich auch in der That sehr brauchbare Leitfossilien sind und nicht, wie O0. WEINSHEIMER!) behauptet hat, in einander übergehen und daher vereinigt werden müssen, brauche ich wohl kaum zu begründen. Wenn der Umstand, dass man bei entsprechender Gruppirung der Maasszahlen vollständige Uebergangsreihen bekommen kann, entscheidend wäre, so könnte man vielleieht wirklich von einer einzigen Speeies sprechen. Aber dann müssten auch alle obermiocänen Paläomery- ciden von Palaeomeryxz pumilio von Hasen-Grösse an bis zu Palaeomeryx eminens von der Grösse des Elen- thiers und ebenso sämmtliche Antilopen von Pikermi in je eine einzige Species zusammengefasst werden. Wie sinnlos ein derartiges Verfahren wäre, dürfte selbst jedem Anfänger in Wirbelthiersystematik klar sein. Die französischen Autoren unterscheiden statt der in Deutschland acceptirten 2 Arten D. bavaricum (= (wvieri) und giganteum sogar 3 Species, indem sie nämlich die grösseren Dinotherium-Reste aus La Grive St. Alban-Isere als D. levius Jourpan?), den übrigen gegenüberstellen. Für Süddeutschland kommt diese dritte Art kaum in Betracht, nur ein Zahn aus den oberen Sanden von Stätzling (Augsburger Sammlung) und ein Unterkiefer von Freising scheinen diese Art zu repräsentiren. Ich hätte WeınsHEImers Arbeit nicht erwähnt, wenn sie nicht, wie es den Anschein hat, doch noch zeitweilig in der Wissenschaft Verwirrung anrichten würde. Ich glaube nämlich nicht zu irren, dass OsBoRN sich hierdurch beeinflussen liess, in seinen ohnehin höchst bedenklichen Correlations between tertiary mammal horizons of Europe and Ameriea®), den bayrischschwäbischen Dinotherium-Sand dem Eppelsheimer gleichzu- stellen. Oder sollte er sich auf die gänzlich irrthümlichen Angaben von R. Lersıus — Geologie von Deutsch- land. 1892, pag. 570, 586, 638 — verlassen haben ? Dinotherium und Mastodon erscheinen beide ziemlich gleichzeitig in Europa. Dass sie aus einem anderen Erdtheil eingewandert sein müssen, ist ohne weiteres plausibel, denn in älteren europäischen Tertiärschichten gibt es keine Formen, welche als Ahnen dieser beiden Gattungen gelten könnten. Wohl aber ist dies der Fall bei den Gattungen Moeritherium und Palaeomastodon aus dem obersten Eocän oder dem untersten Oligocän von Aegypten. Suidae. Choeropolamus parisiensis Cuv. Taf. III [VIII], Fig. 37. 1882/85. Quenxsteor, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 92 f. 30—31. 1) Ueber Dinotherium giganteum Kaur. Paläontolog. Abhandlungen von Daues und Kayser. 1883. pag. 76, 77. 2) Ca. Derirer, Vertebres miocönes de la vallee du Rhöne. Archives du Museum d’histoire naturelle Lyon. 1887. T. IV. pag. 195. t. 18. f. 1, 2; t. 19—22. 3) Annals of the New York Academy of Seience. Vol. XIII. p. 27. — 1687 2 — Von diesem seltenen alterthümlichen Suiden besitzt die Tübinger Sammlung einen dritten Molaren des linken Oberkiefers und einen unteren rechten, von QuENsTEDTr — 1. c. — abgebildet. Der erstere stimmt in Bezug auf seine Grösse vollkommen mit den entsprechenden Zähnen aus Debruge überein, jedoch ist der zweite Innenhöcker viel kleiner. Der bisher noch nieht beschriebene untere I hat eine sehr lange — 3mal so lang als die Krone — gerade Wurzel. Die Krone besteht aus einem, namentlich von der Innenseite her stark eomprimirten Kegel und 2 inneren Basalwarzen, von denen die neben dem I, die stärkere ist. Fundort: Bohnerz von Neuhausen bei Tuttlingen, wohl auf seeundärer Lagerstätte. Entelodon magnum Ayu Taf. III [VIII], Fig. 39. 1876. Kowarevsky, W., Osteologie des Genus Pntelodon Aym. Palaeontographica. Bd. 22. pag. 415. 3. Taf. 1882. Fırnor, Mammiferes fossiles de Ronzon. Annales des science. geolog. pag. 190. Unter den in den schwäbischen Bohnerzen vorkommenden Säugethierarten ist diese eine der wichtigsten, denn ihr Vorhandensein liefert den Beweis, dass ein Theil der Bohnerzfauna sicher dem Oligocän angehört. Enntelodon ist durch folgende Stücke repräsentirt: einen D, des rechten Oberkiefers aus Veringenstadt | beide in der Tübinger Sammlung einen P, des linken Unterkiefers aus Veringendorf | befindlich einen sg sa; pi angeblich aus Melcehingen, im Stuttgarter Naturaliencabinet, einen fragmentäreren D, „ „ » aus Veringendorf in der Tübinger Sammlung. Diese Zähne sind insgesammt etwas kleiner als die entspreehenden aus Ronzon — namentlich macht sich dieser Unterschied hinsichtlich der Breite des Veringenstadter D, bemerkbar — nur 22 statt 26 mm, wie an dem Original Kowarevsky, t. 3 f. 10. Ich halte mich jedoch nicht für berechtigt, auf Grund dieser Ab- weichung für die schwäbischen Exemplare eine besondere Species zu errichten. Eher liesse sich hierfür die Anwesenheit eines noch vollständig freien Paraconid am unteren D, geltend machen. In dieser Beziehung, sowie in den Dimensionen sieht dieser Zahn den M von Zlotherium Mortoni Leıvx aus dem White Riverbed von Nord- america ähnlicher als denen des Eintelodon magnum von Ronzon, bei welehen das Paraconid schon sehr innig mit dem Metaconid verbunden ist. Von dem D, des magnum aus Ronzon ist bis jetzt freilich noch kein Exemplar genauer beschrieben resp. abgebildet worden. Sus antiquus Kaur. Taf. III [VIII], Fig. 30, 31, 32, 35. 1833. Kaur, Description d’ossements fossiles de mammiföres. Heft 2. pag. 8. t. 3. 1835. Jäger, Ueber die fossilen Säugethiere Württembergs. pag. 25. t. 4 f. 12—20; pag. 73. t. 10 f. 28 (?). 1885. Quensteor, Handbuch der Petrefaetenkunde. pag. 86. t. 6 f. 18. 1899/1900. Sreuum, H., Geschichte des Suiden-Gebisses. Abhandlungen der schweiz. paläontol. Gesellsch. pag. 15, 61. Auffallend häufig, denn Ueberreste von Suiden gehören im Allgemeinen in allen Säugethiere enthaltenden Ablagerungen zu den selteneren Vorkommnissen, sind in den Bohnerzen von Salmendingen und Melehingen Zähne eines grossen Suiden. Schon Jäger bildet hiervon eine ziemliche Anzahl ab, nämlich: f. 12 einen halben M, des rechten Oberkiefers, f. 13 ein Bruchstück eines nicht näher bestimmbaren Molaren, f. 14 ein Bruchstück — angeblich — des rechten oberen M f. 15 ein unbestimmbares Bruchstück, 3, — 169 — f. 16, 17 einen linken unteren Ineisiven. t. 4, f. 18, 19 einen rechten unteren P,, t. 4, f. 20 einen unteren P, — Tapiroporcus, t. 10, f. 28 nieht bestimmbar. Das von Jäger ebenfalls auf Sus bezogene Bruchstück — t. 4 f. 32 — gehört wohl zu Mastodon. Aus der Tübinger Sammlung liegen mir vor: ein rechter unterer P, von Melchingen, 5 Y „ P, von Salmendingen, Bruchstücke von oberen M, darunter eines oberen und eines unteren M, von Melchingen, und ein beschädigter oberer M, von Salmendingen, das Original zu Sus major QUENSTEDT 26.2018: Nieht sicher bin ich jedoch, ob der Taf. III [VIII], Fig. 31 abgebildete Zahn aus Melchingen als ein CD von Sus anliguus gedeutet werden darf. Ich stimme mit Srenuin — ]. c. pag. 61 — vollkommen überein, wenn er Sus erymanthius von Pikermi, Mont. Leberon und Samos ete. nur als Rasse und nicht als besondere Species betrachtet, jedoch ver- mag ich nicht einzusehen, warum er dem Namen antiguus Kıur die Bezeichnung Sus major Gerv. vorzieht, denn der erstere Name hat die unbestreitbare Priorität. Sus palaeochoerus var. antedihwianus Kaur. Taf. III [VIII], Fig. 40. 1835. Jäcer, Ueber die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. pag. 26. t. 5 f. 71. 1899. Sreauın, Ueber die Geschichte des Suiden-Gebisses. Abhandlungen der Schweiz. paläont. Gesellsch. pag. 15. Aus den Bohnerzen von Melehingen liegen mir drei Bruchstücke von Molaren, ein vollständiger unterer M, und ein auffallend kleiner und einfach gebauter P, des rechten Unterkiefers vor, welche mit den entsprechenden Zähnen des antedilwvianus aus Eppelheim ganz gut übereinstimmen dürften. Jäger bildet t. 5 f. 71 —, richt f. 69, wie es im Texte heisst — einen sehr gut erhaltenen oberen M, von Salmendingen ab. Steauin hält Sus antedilwianus nur für eine Varietät von palaeochoerus und lässt als deren Typen nur die Originale zu 1.9 f. 5, 6 in der älteren (1833) !) und bloss das zu t. 6 f.5, nicht auch zu f. 4 in der neueren ?) Kaur'schen Arbeit (1859) gelten. Wie weit diese Ansicht berechtigt erscheint, möchte ich auf Grund des mir zu Gebote stelienden Materiales nicht entscheiden, jedoch halte ich es selbst für wahrscheinlich, dass eine der KAur- schen Arten eingezogen werden muss. Die Melchinger Zähne geben in dieser Frage keinerlei Auskunft. Dagegen muss ich aufs entschiedenste bestreiten, dass, wie StEHLın pag. 54, 58 angiebt, der Schädel aus dem Flinz der Isar und die Unterkiefer aus dem Flinz von St. Georgen bei Diessenam Ammersee — gleich dem Schädel in dem Münchener paläontol. Museum befindlich — zu dieser Eppelsheimer Art gehören, und der Flinz ein höheres Niveau als Sansan einnehmen müsse. Es ist eine solehe Annahme nur möglich bei völliger Ver- nachlässigung der übrigen Fauna des Flinzes, Dinotherium-Sand der bayrisch-sechwäbischen Hochebene). In Wirklichkeit verhält sich die Sache vielmehr umgekehrt folgendermaassen. Entweder stammen die Eppelsheimer 1) Kaur, Description des ossements des mammiföres fossiles. pag. 12. t. 9 f. 5, 6. 2) Kaur, Beiträge zur näheren Kenntniss der urweltlichen Säugethiere. pag. 12. t. 6 f. 5. 3) Nebenbei bemerkt, hat sich vor Kurzem im Flinz von Diessen auch ein höchst characteristischer unterer M, des istriodon splendens gefunden. — 10 — —— 5 —— Reste von Sus palaeochoerus aus einer zerstörten obermiocänen Ablagerung und befanden sich somit vor ihrer Aufsammlung auf secundärer Lagerstätte — das Nämliche dürfte dann auch für die von Srerzın erwähnten Unter- kiefer aus dem Belvedereschotter gelten — oder aber es beginnt dieser Suiden-Typus bereits im Miocän — nach STEHLIN, pag. 56, kommt dieser Suide bereits im marinen Mioeän des Depart. Dröme vor — und erhält sich so gut wie gänzlich unverändert bis in das Unterpliocän, ist aber hier schon recht selten. Am häufigsten ist er im Obermioeän von Monte Bamboli. Ich glaube jedoch, dass diese Constanz der Art doch nur eine scheinbare ist, . und dass auch hier eine Unterscheidung mehrerer Arten sich wohl durehführen liesse, wenn unsere Kenntnisse nicht auf das Gebiss allein beschränkt wären. Während Sus palaeochoerus sich als das Glied eines alteinheimischen europäischen Suiden-Stammes erweist, der mit Propalaeochoerus im Unteroligocän beginnt und dann sich durch Palaeochoerus und Hyotherium Sömmeringi fortsetzt, soll nach Steauın — pag. 483 — Sus antiguus major ein — vermuthlich africanischer — Einwanderer sein. Einige Seiten vorher schreibt genannter Autor hingegen, dass ausser Serofa und Potamochoerus auch Sus antiquus major auf Sus palaeochoerus zurückgehe, wobei allerdings die Caninen, die sich bis zu palaeochoerus immer kräftiger entwickelt haben, einer plötzlichen Reduction verfallen. Da Sus major öfters neben palaeochoerus vorkommt und ein continuirlicher Grössenübergang zwischen beiden nieht nachweisbar ist, so muss diese Umwandlung ausserhalb Europa stattgefunden haben, was mir jedoch keineswegs nothwendig erscheint. Dagegen stimme ich darin vollkommen bei, dass die Gruppe Sus palaeochoerus bei genauerer Kenntniss wohl in mehrere Categorien zerfallen wird. Hyotherium Sömmeringi H. v. Mer. Taf. III [VIII], Fig. 24, 26, 27. 1899/1900. Stenum, H,, Ueber die Geschichte des Suiden-Gebisses. Abhandlungen der Schweiz. paläontologischen Gesellschaft. pag. 11, 44. In den Bohnerzen von Mösskirceh zählen die Backenzähne dieses Suiden zu den häufigeren Vor- kommnissen. H. v. Meyer bildet hiervon in seinem Manuseript nieht weniger als 8 untere und ebenso viele obere Molaren nebst 3 oberen Prämolaren ab, welche sämmtlich an dieser Loealität gefunden worden sind. Auch das Stuttgarter Naturalieneabinet besitzt eine Anzahl soleher Zähne von Mösskireh — rechter unterer M,, und M, und M, des rechten Oberkiefers —, dagegen gehören ein rechter unterer M, und ein linker oberer P, aus dem Bohnerz von Neuhausen wohl eher zur folgenden Speeies. STEHLIN, welcher bei Abfassung seiner umfangreichen Monographie die H. v. Merer’schen Zeichnungen benutzt hat, lässt es zwar unentschieden, ob wir es mit Sömmeringi oder Waterhousi zu thun haben, allein dies ist im vorliegenden Falle minder wichtig, da beide Arten zu einander in genetischem Verhältnisse stehen und beide aus Miocänablagerungen stammen. Gerade das ist aber für uns die Hauptsache, dass es sich jedenfalls um eine mioecäne und nicht nur um eine pliocäne, also Eppelsheimer Art handelt, und dieses Resultat stimmt daher auch sehr gut mit der sonstigen Zusammensetzung der Fauna von Mösskireh überein. Diese Art kommt auch schon in der Meeresmolasse vor (Hausen bei Pfullendorf); je ein unterer und oberer M, wird als „Halianassa“ von Quexsteot, Handbuch. pag. 111. f. 39 abgebildet. Palaeochoerus efv. Iypus Pon. Aus den Bohnerzen von Pappenheim besitzt die Münchener paläontologische Sammlung einen rechten oberen I, und 2 sehr stark abgeriebene M, des rechten Oberkiefers. Den Dimensionen dieser Zähne nach müsste Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 8 — MT — 23 der entsprechende M, hinsichtlich seiner Grösse ziemlich genau in der Mitte stehen zwischen dem von Palaeo- choerus typus Smerum — t. 2 f. 14 — vom Hohen Rohnen und dem von Palaeochoerus typus von St. Gerand le Puy — ibidem f. 15. Ob es sich wirklich um einen miocänen und nicht doch noch um einen oligoeänenVertreter der Gattung Palaeochoerus handelt, lässt sich auf Grund dieser dürftigen Ueberreste nicht entscheiden ; immerhin ist ein höheres Alter wahrscheinlicher als ein miocänes, da an der nämlichen Localität auch Diplobune bavaricum gefunden wurde Auch vom Eselsberg liegen mir Phalangen vor. Die Gattung Palaeochoerus spielt in der Stammesgeschichte der Suiden eine überaus wichtige Rolle. Sie geht auf Propalaeochoerus, und dieser wohl auf die ungenügend bekannten eocänen Chöromoriden zurück, wie dies auch Stenuin — pag. 463 — annimmt. Um so vollständiger ist dagegen die Reihenfolge nach aufwärts. Auf Palaeochoerus typus, Waterhousi, Meisneri ete. im Oberoligoeän resp. Untermiocän folgt im Obermiocän Hyotherium Sömmeringi, simorrense ete. und auf dieses die schon erwähnten Sus antiquus und Sus palaeochoerus, von denen wenigstens der letztere als Stammvater von Sus serofa in Betracht kommt. Choerotherium cfr. pygmaeum DEPERET SP. 1835. „Anoplotherium leporinum“, Jäger, Die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. pag. 34. t. 4 f. 62, 69. 1892. Drr£rer, La faune des mammiföres miocenes de la Grive St. Alban. Archives du Museum d’hist. nat. Lyon. TV. pag. 87. t. If 32,34. 1899. Srerzı, Zur Geschichte des Suiden-Gebisses. Abhandlungen der Schweiz. paläontologischen Gesellschaft. pag. 14, 79. Von Salmendingen bildet Jäger einen unteren Molaren dieses kleinen Suiden ab als „Anoplotherium oder Dichobune leporinum“. Die Zeichnung lässt jedoch sofort erkennen, dass es sich weder um Anoplotherium noch um Dichobume, sondern lediglich um einen kleinen Suiden handeln kann. Die vielfache Confusion, welche bisher über die obermiocänen kleinen Suiden geherrscht hat, ist jetzt durch die Arbeiten Drr£rer's und Steaumw’s glücklich beseitigt worden, weshalb es hier genügt, auf diese Autoren zu verweisen. In der Salmendinger Fauna, die eigentlich nur pliocäne Arten umfasst, nimmt sich das Vor- kommen dieser Art etwas sonderbar aus, da dieselbe bisher nur aus ächten obermiocänen Ablagerungen bekannt ist. Es dünkt mir daher wahrscheinlicher, dass wir es doch mit einer besonderen Species zu thun haben. In dieser Ansicht werde ich dadurch um so mehr bestärkt, dass das Jäger'sche Original grösser und sogar complieirter gebaut ist — durch den Besitz von Runzeln — als der untere M,, welchen Drr£rer abbildet. In- dessen glaube ich doch von der Aufstellung einer besonderen Species absehen zu dürfen. Gegen die Angaben Sreruin’s habe ich zweierlei einzuwenden: 1) SteHLın rechnet zu Choerotherium pygmaeum auch das Jäger'sche Original von Dichobune leporinum t.5 £. 72—75. Wie ich mich jedoch durch eigene Anschauung überzeugt habe, ist dies der letzte Milch- zahn von Dryopithecus — siehe oben. 2) Choerotherium pygmaeum soll nach Angabe Srtenuin’s nicht im Obermioeän von Günzburg vor- kommen. Mir liegt jedoch ein soleher Zahn von Günzburg vor, allerdings in der geologischen Abtheilung der Münchener Sammlung befindlich. Es mag wohl sein, dass ich seiner Zeit vergessen hatte, den genannten Autor auf die in dieser Abtheilung aufbewahrten Stücke aufmerksam zu machen. Ueber die Abstammung der Gattung Choerotherium sagt Sıruuım — |. ce. pag. 462 —: Die Selbst- ständigkeit von Choerotherium ist vielleicht so alten Datums als diejenige von Listriodon, doch lässt sich ..die Möglichkeit einer Abstammung von Propalaeochoerus vorderhand nicht bestimmt ausschliessen. Ob der problematische Hemichoerus in diesen Stamm gehört, bleibt sehr fraglich. Ich glaube, dieser Ansicht durchaus beipflichten zu dürfen. — 1R2 — Listriodon efr. Lockharti Ponkı.. Taf. III [VIII], Fig. 34, 41. 1835. Jäger, Ueber die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. pag. 76. t. 10 f. 23, 27, 55—58. 1882/85. Quexsteor, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 82. t. 6 f. 10. 1899/1900. Sreutıy, Ueber die Geschichte des Suiden-Gebisses. Abhandlungen der Schweizerischen paläontologischen Gesellschaft. pag. 13, 83. Einen sehr characteristischen oberen I, aus dem Bohnerz von Mösskirch hat Quexstenr abgebildet, aber irrigerweise auf Rhinoceros bezogen. Nach der Abbildung bei Srerum — t. 5 f. 22 — würde deıselbe unzweifelhaft zu Listriodon splendens gehören. Ich stimme mit diesem Autor vollkommen darin überein, dass er einen ähnlichen kürzlich von Vaczk!) abgebildeten Zahn aus dem Unterplioän vom Bichkogel bei Mödling, den Vacek mit Vorbehalt als unteren C von Helladotherium gedeutet hat, ebenfalls zu Listriodon rechnet — pag. 483. Zu Listriodon, und zwar zu Lockharti, stellt Stenum — pag 84 — sowohl den oberen P, — Jäcer’s Hyotherium majus — und den oberen M, — Jicer’s Sus palaeochoerus — von Langen-Enslingen in Sigmaringen, nach JÄcer wohl schon aus der Molasse, nieht aus Bohnerz, und im Text Ayotherium sideromo- lassicum majus genannt, als auch die beiden oberen M des Jägzr'schen H. sideromolassicum minus anscheinend von Friedingen bei Riedlingen. Sreuzın konnte diesen bunodonten Listriodon, der in der Literatur bisher in der Regel als Sus figurirte, an verschiedenen Orten nachweisen. Uns interessirt jedoch hiervon nur die Spalt- ausfüllung im Jurakalk von Oberstotzingen bei Ulm, aus der das Münchener Museum die Originale zu H. v. Merer’s Sus belsiacus besitzt, bestehend in einem unteren I,, 2 unteren P (P, und P,), einem unteren M,, 3 oberen M (M,, M,, M,), je einem distalen Ende von Radius, Tibia, einem Astragalus, einem Metatarsale IV, einer Klaue, je einem Fragment des Atlas und eines Rückenwirbels und einem Schwanzwirbel. In Frankreich ist diese Art anscheinend recht bezeichnend für das Orleanais-Avaray, Chevilly, Montabuzard, Thenay —, wodurch es nieht unwahrscheinlich wird, dass auch die schwäbischen Fundorte Ablagerungen enthalten, die eigentlich marin entwiekelt sein sollten. Indessen findet sich diese Art auch unzweifelhaft noch im Obermioeän, unter Anderem auch im Flinz der bayrisch-schwäbisehen Hochebene — Günzburg, Stätzling —, und zwar kommt bei Augsburg mit ihm zusammen auch der noch deutlicher jochzähnige Listriodon splendens vor, von dem das paläontologische Museum vor Kurzem übrigens auch einen überaus characteristischen unteren M, aus dem Flinz von Diessen am Ammersee erhielt, wodurch die Annahme SreaLıns — pag. 462 —, dass der bunodonte Lockharti der Stammvater des jochzähnigen splendens wäre, schwerlich eine Stütze finden dürfte. Ueber die Herkunft der Gattung Listriodon wissen wir recht wenig. Srenuın glaubt, dass sie sich schon in voroligoeäner Zeit vom Hauptstamm abgezweigt hätte. Vielleicht haben wir als Ahnen die Gattung Doliochoerus im Querey zu betrachten. Anoplotherium commune Cuv. Die Anwesenheit dieser Art in den Bohnerzen von Frohnstetten und Neuhausen bei Tuttlingen ist durch eine, wenn auch nieht sehr beträchtliche, Anzahl characeteristischer Zähne und Knochen absolut sichergestellt. 1) Ueber die Säugethierreste vom Eichkogel bei Mödling. Jahrbuch d. K. K. geolog. Reichsanstalt. 1900. pag. 169. 1.7 £. 3. g* — 13 — 23 * nern Anoplotherium secundarium Cuv. Sp. Auch diese Art kommt, wenn auch viel seltener als die vorige, im Bohnerz von Frohnstetten vor. Aus dem Bohnerz von Heidenheim am Hahnenkamm, woher die von MaAck beschriebenen Zähne des Lophiodon rhinocerodes stammen, besitzt das Stuttgarter Naturaliencabinet 2 Molaren. Jäcer — 1. c. pag. 56 — führt diese Art auch aus Neuhausen an, ich wüsste jedoch unter den von ihm abgebildeten Zähnen keinen, der hierher gestellt werden müsste. In Bezug auf die Zehenzahl und die Form der Extremitätenknochen und der Zähne erweist sich diese Art bereits als ein Diplobune und nicht als ein Anoplotherium. Diplobune bavarıcum Fraas. Taf. III [VIII], Fig. 38. 1870. Fraas, Palaeontographica. Bd. 17. pag. 177. t. 38. Die Originale zu der Fraas’schen Arbeit über Diplobune stammen aus den Bohnerzen von Grafen- mühle bei Pappenheim und befinden sich in der Münchener paläontologischen Sammlung. In der Tübinger Sammlung ist diese Art vertreten durch ein rechtes Metatarsale II, ein linkes Calecaneum und Phalangen aus Veringendorf, im Stuttgarter Naturaliencabinet durch ein linkes Metatarsale III und ein rechtes Metatarsale IV, einige Phalangen, sowie einen oberen M, von der nämlichen Localität. Aus Veringen liegt ferner ein unterer M, vor, der zwar kleiner ist als der des ächten bavaricum — 7 mm lang —, aber wegen der noch vollständigen Trennung des Paraconid vom Metaconid nicht zu Daerytherium passt. Es ist gewiss kein Zufall, dass diese Art gerade in Veringendorf nachgewiesen werden konnte, die dortigen Bohnerze enthalten vielmehr wirklich eine Fauna, die jünger als jene von Frohnstetten — Eocän — und älter als die von Eekingen bei Ulm ist und ohne weiteres als oligocän angesprochen werden darf. Dass aber Diplobune bavaricum und wahrscheinlich auch die folgende grössere Art — @Quercyi — wirklich dem Oligocän angehört, geht mit Sicherheit daraus hervor, dass Deriker!) bei Calaf in der Provinz Barcelona zusammen mit Amcodus velaunus das mit Diplobune bavaricum identische Diplobune minus angetroffen hat, denn Ancodus ist ein typisches Leitfossil für das eigentliche Oligocän. Diplobune Quercyiı FırnoL. Dies ist in den Bohnerzen vom Eselsberg bei Ulm neben Pseudosciurus suevicus das häufigste Fossil. Eine monographische Beschreibung dieser Reste würde jedoch den hier zu Gebote stehenden Raum erheblich überschreiten, weshalb ich mich nur auf die Aufzählung der anderweitig gefundenen Ueberreste dieser Species beschränken will. Es sind dies folgende: vom Hochberg bei Veringenstadt ein linker oberer Ineisiv, ein fragmentärer M,, ein beschädigter unterer P,, ebenfalls aus dem linken Unterkiefer, je ein Unter- und ein Oberkieferfragment ohne Zähne, ein Os magnum und je eine Phalange der dritten oder vierten und der zweiten Zehe; aus Veringendorf eine ziemliche Anzahl Zähne und Knochen, darunter ein Lunatum und ein Schwanzwirbel. Die beiden Gattungen Anoplotherium und Diplobune haben jedenfalls einen gemeinsamen Stammvater, dessen untere Molaren vermuthlich denen von Anoplotherium ähnlicher waren als denen von Diplobune, insofern sie wohl auch noch einen weit vorne stehenden Vorderzacken — Paraconid — besessen haben dürften, während 1) Apergu general sur la bordure nummulitique du massif aneien de Barcelone et l’6tude de la faune de l'oligocöne de Calaf. Bulletin de la Soeiete geologique de France. 1898. T. XXVI. pag. 719. — 114 — 61 die Form und Zahl der Metapodien und die Gestalt der Extremitätenknochen sicher der von Diplobune entsprochen hat. Im Allgemeinen nimmt im Laufe der Entwiekelung einer genetischen Reihe die Körpergrösse zu, hier aber ist die zweifellos geologisch ältere Gattung Anoplotherium bei weitem grösser als die im Ganzen etwas jüngere Gattung Diplobune, bei welcher übrigens auch das „Anoplotherium“ secundarium besser untergebracht wird. Auch dieses D. secundarium ist wesentlich grösser als die beiden jüngeren Arten bavaricum und Quereyi — Diplobune erweist sich gegenüber Anoplotkerium als fortgeschrittener hinsichtlich der Form der unteren M — Paraconid klein und dicht neben Metaeonid — und ferner auch bezüglich der weit auseinandergerückten Zwischenkiefer. Eine schr nahe verwandte Gattung ist Dacrytherium, bei welcher das Paraconid schon beinahe voll- ständig verschwunden ist. Die Schnauzenbildung ist im Wesentlichen die nämliche wie bei Diplobune. Dagegen erweist sich Dacrytherium noch als sehr primitive Form in Folge der Anwesenheit von 2 vollständigen Seiten- zehen. Die erwähnte Differenzirung im Zahnbau und in der Ausbildung der Schnauze verbietet ohne weiteres die Annahme, dass diese Gattung den Ahnen von Anoplotherium — das sich hierin viel primitiver verhält — darstellen könnte. Auch Diplobune kann wegen der erwähnten Beschaffenheit des Paraconid nieht von Daerytherium abgeleitet werden. Der gemeinsame Ahne dieser 3 Gattungen bleibt also noch zu entdecken. Tapirulus hyracinus GErv. Taf. IV [IX], Fig. 4. 1852. Anoplotherium murinum Fraas, Beiträge zu der Palaeotherium-Formation. Jahresheft des Ver. für vaterländ. Natur- kunde. Bd. 8. pag. 243. t. 6 f. 41. 1886. Schrosser, Beiträge zur Stammesgeschichte der Hufthiere. wIorpholog. Jahrbuch. Bd. 12. pag. 94. t. 6 f. 1, 25, 21. In den Bohnerzen vom Eselsberg bei Ulm habe ich die bis dahin noch nicht bekannten Oberkiefer- molaren gefunden und beschrieben und abgebildet. Tapirulus hyracinus findet sich aber auch in Frohnstetten. Schon FraAs hat von dort einen unteren Molaren, allerdings unter falscher Benennung, abgebildet. Das Stutt- garter Naturaliencabinet besitzt aus dem dortigen Bohnerz einen unteren M,, einen oberen P, und einen oberen M,. Leider habe ich es unterlassen, von dem bis jetzt noch nicht beschriebenen P, eine Skizze zu machen; soweit ich mich jedoch erinnern kann, besitzt auch er den relativ einfachen Bau wie alle P, der Artio- dactylen zu welchen Tapirulus auch zweifellos gerechnet werden muss, wie ich jetzt gerne anerkenne. Ich bin sehr geneigt, auf diese seltene Form auch ein linkes Metacarpale III aus Veringenstadt, der Tübinger Sammlung gehörig, und ein rechtes Metacarpale IV aus Frohnstetten zu stellen. Letzteres hat H. v. Meyer in seinem Manuscript abgebildet. Beide zeichnen sich ausser durch ihre Plumpheit auch dadurch aus, dass die vordere Hälfte der distalen Gelenkfläche in der Mitte tief ausgefurcht ist. Der Kiel ist auf die hintere Hälfte dieser Gelenkfläche beschränkt. Die Facetten am proximalen Ende haben einige Aehnliehkeit mit jenen von Diplobune, aber immerhin haben auch diese Metapodien ein so fremdartiges Aussehen, dass man sich wohl kaum entschliessen würde, sie einem Artiodactylen zuzuschreiben, wenn nicht auch die Molaren in ihrem Bau so erheblich von den typischen Paarhuferzähnen abweichen würden, indem die halbmondartige Ausbildung der Höcker fast verwischt und durch die Entwiekelung von Jochen auf den unteren Molaren nahezu unkenntlich ge- macht wird. Metacarpale III: Länge 19 mm, Breite am proximalen Ende 8 mm, am distalen 7,5 mm, in Mitte der Diaphyse 6,3 mm. Die Gattung Tapirulus ist am besten den Anoplotheriiden anzureihen, schon wegen der plumpen Extremitätenknochen, deren Gelenke auch mit jenen bei Anoplotherium am meisten Aehnlichkeit besitzen. Das Gebiss hat allerdings sehr bedeutende Differenzirung erfahren, Umwandlung der äusseren Halbmonde der unteren — li — M und der Innenhöcker der oberen M in Joche. Der Ahne von Tapirulus ist nicht bekannt, aber so viel dürfte sicher sein, dass die Trennung dieser Gattung von den übrigen Anoplotheriiden ziemlich weit zurückliegt. Tapirulus hat jedenfalls noch im Oligocän gelebt. Dichobune Fraasi Scuuosser. Taf. III [VIII], Fig. 36. Aus den Bohnerzen vom Eselsberg besitzt das Stuttgarter Naturalieneabinet einen rechten Ober- kiefer mit D,—M,. Die Zähne haben ungefähr die nämliche Grösse wie jene von Dichobune Campichi Pıer., jedoch sind sie hier beträchtlich breiter als lang, während bei Campichi Breite und Länge fast gleich sind. Ueberdies umschliesst hier das Basalband auch den vorderen Innenhöcker — Protoeon —, während es bei Campichi an dieser Stelle unterbrochen ist. Der Jochbogen inserirt oberhalb des M,. Der M, ist auch hier wesentlich kleiner als M,. Auch hier hat er statt des oblongen trapezoidalen Querschnitt. An D, ist die Vorder- hälfte wesentlich schmäler als die hintere, dafür ist aber der Protostyl in der Vorderaussenecke viel stärker ent- wickelt als an den M. Länge der 3 M 6,5 mm. M, Länge 5,5 mm, Breite am Hinterrande 7,2 mm Nee e 4 a n U 5 M, Al Er # „ Vorderrande 6,5 „ Ueber die Abstammung der Gattung Dichobune giebt dieser Fund natürlich keinen Aufschluss, wohl aber gewinnt es hierdurch den Anschein, als ob sie auch noch über das Eocän hinaus bis ins Oligocän gedauert hätte. Die neue Art ist sogar kleiner als Dichobune Campicht. Rhagatherium frohnstettense Kowauevskv. 1852. Anoplotherium leporinum Fraas, Beiträge zur Palaeotherium-Formation. Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturkunde. pag. 242. t. 6 f. 38. 1886. Kowaruevsky, Monographie der Gattung Anthraeotherium. Palaeontographica. Bd. 22. pag. 228. t. 8 f. 57—59. Ueber diese ziemlich seltene, auf die Bohnerze von Frohnstetten beschränkte Form habe ich nichts Neues mitzutheilen.) Dichodon frohnstettense Fraas. 1852. Dichodon, Fraas, Beiträge zur Palaeotherium - Formation. t. 6 1. 40. Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturkunde. pag. 244. Auch diese Art ist nur aus dem Bohnerz von Frohnstetten bekannt und gleichfalls sehr selten. Die Gattung Dichodon erscheint im Eoeän mit einer sehr kleinen Art, erreicht aber sehr bald be- trächtliche Grösse, Dichodon cuspidatus Owen im Obereoeän von Hordwell. Dichobune, Rhagatherium und Dichodon sind trotz der beträchtlichen Verschiedenheit im Zahnbau doch sehr nahe mit einander verwandt. Am primitivsten ist freilich die Gattung Dichobune mit ihren noch als Kegel ausgebildeten Zahnhöckern und der deutlichen Trennung von Paraconid und Metaconid der unteren Molaren, mit ihren einfach gebauten Molaren und der Anwesenheit von 2 vollständigen, aber doch sehon schwachen Seitenzehen. Dichobune könnte seiner Organisation nach ganz gut als Vorfahre von Gelocus angesehen werden, wenn der unpaare Innenhöcker nicht in der Hinterhälfte der oberen Molaren stünde. Da aber bei allen weiter ent- — 16 — wiekelungsfähigen Formenreihen der Artiodactylen, welche anfangs fünfhöckerige Molaren besitzen, dieser fünfte Höcker in der Vorderhälfte des Zahnes sich befindet sowohl bei den Suiden, als auch bei den Oreodontiden, so wird es überaus unwahrscheinlich, dass die Gattung Dichobune als Ausgangspunkt späterer Paarhufer-Typen in Betracht gezogen werden darf. Rhagatherium stellt gewissermaassen ein fortgeschrittenes Dichobune dar, insofern die Prämolaren sehr bedeutende Complication erfahren haben und an den unteren M Paraconid und Metaconid bereits mit’ einander ver- schmolzen sind. Allein ein direeter Zusammenhang beider Gattungen erscheint dennoch vollständig ausgeschlossen, denn bei Rhagatherium steht der grosse Innenhöcker in der Vorderhälfte des oberen M, bei Dichobume aber in der Hinterhälfte. Bei der letzteren Gattung dürfte er wohl doch als Hypocon aufzufassen sein, während der Protocon sehr bald mit dem ersten Zwischenhöcker verschmilzt. Dagegen muss der grosse Innenhöcker von Rhagatherium unbedingt als Protocon gedeutet werden, während der Hypocon verschwunden ist, sofern ein solcher hier über- haupt je existirt hat. ; Dichodon endlich ist die fortgeschrittenste von allen 3 Gattungen, denn die M sind hier bereits ganz selenodont, die oberen M haben bloss mehr 4 Höcker, und die Seitenzehen sind vollständig verschwunden. Die ungewöhnliche Complieation der P von Rhagatherium und Dichodon, welche erst wieder bei der nordamerikanischen Gattung Agriochoerus in ähnlicher Weise zu beobachten ist, lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass wir es mit vollkommen erloschenen Typen zu thun haben. Auch Xiphodon und Xiphodontherium stehen den ge- nannten 6 Gattungen jedenfalls nahe. Die genannten Genera lassen sich am besten als Familie der Diehobuniden mit den Unterfamilien: Dichobuminae mit Dichobune, Rhagatherium und Xiphodontinae mit Dichodon, Xiphodon und Xiphodontherium zusammenfassen. Mit den Anoplotheriden haben sie nicht das Geringste zu thun. Den Schlüssel für die Stammesgeschichte dieser merkwürdigen Formen, sowie überhaupt aller europäischen Paarhufer bildet zweifellos die Fauna von Egerkingen, allein eine definitive Beantwortung der sich hierbei aufdrängenden Fragen ist nur möglich mit Hülfe des Studiums der Rürımzyer'schen Originalien. Beschreibungen und Abbildungen allein reichen hıerfür nieht aus. Plesiomery«. Diese Gattung ist in den schwäbischen Bohnerzen zwar überaus selten, aber die vorliegenden Reste ver- theilen sich immerhin auf 2 Arten. Plesiomeryx sp. Ein unterer linker M, von Veringenstadt. Länge 45 mm. Bei den mir vorliegenden Kiefern des Plesiomeryx cadurcensis FırH. aus den Phosphoriten hat dieser Zahn meist die nämliche Grösse. Ein rechter Kiefer aus den Bohnerzen des Eselsberges bei Ulm mit P,—M, weist für die einzelnen Zähne folgende Maasse auf: P,4 mm M, 3,7 mm P, & en M,5 6 Mi ch Die P sind hier wesentlich länger als bei cadurcensis, weshalb ich von der Identifieirung mit dieser Art absehen muss. Caenotherium Sp. Auch diese Gattung ist in den Bohnerzen nur ganz mangelhaft repräsentirt, nämlich durch ein Fragment des linken Unterkiefers mit MA—M, von Veringenstadt. Der Kiefer selbst scheint ziemlich schlank gewesen — 117 — 64° ——— zu sein. Unterhalb des Hinterrandes des M, beträgt seine Höhe nur 12,5 mm. Die 3 M messen zusammen 16,3 mm. Sowohl die Form des Kiefers als auch die Dimensionen der Zähne nähern sich am ehesten jenen von Caenotherium elongatum aus den Phosphoriten. Nieht besonders selten, aber höchst mangelhaft erhalten sind Extremitätenknochen in den Bohnerzen von Grafenmühle bei Pappenheim. Soweit sich überhaupt davon Maasszahlen abnehmen lassen, kommen sie denen des (aenotherium commune Fırn. aus den Phosphoriten von Querey am nächsten. Die ausserordentliche Seltenheit von Ueberresten der Gattungen Plesiomeryx und Caenotherium in den Spaltausfüllungen des bayrischen und schwäbischen Jura beruht möglicherweise doch nieht ausschliesslich auf der Leicehtzerbreehliehkeit dieser Knochen und Zähne, wenigstens müssten sie sich denn doch viel häufiger in der Spalte vom Eselsberg bei Ulm finden, wo die gewiss noch viel zerbrechlicheren Ueberreste von Pseudoseiurus und Seiuroides sicher die Hälfte aller dortigen Säugethierreste ausmachen. Caenotherium und Plesiomery& sind zwar mit einander sehr nahe verwandt und im Zahnbau überhaupt nieht zu unterscheiden, wohl aber ist dies möglieh mit Hülfe der Knochen; die von Plesiomeryx sind relativ länger, gestreekter und viel zierlicher und haben auch die nämliche Consistenz wie jene der ächten Ruminantier, während die von Caenotherium die nämliche Consistenz aufweisen wie bei den Suiden. Die Familie der Cänotheriiden umfasst ausser den beiden Gattungen Plesiomeryx und Caenotherium noch die übrigens sehr seltene Gattung Oxacron, bei welcher der unpaare Innenhöcker mehr in der Mitte steht und die Extremitätenknochen auffallend kurz sind. Der älteste Vertreter der Cänotheriiden existirt bereits in der Fauna von Egerkingen und wurde von Rürıneyer!) als Plesiomery&x bestimmt. Wahrscheinlich geht diese Familie auf die nämliche Stammform zurück wie die Dichobunidae. Gelocus Laubei ScHLossEr. 1901. Beiträge zur Kenntniss der Wirbelthierfauna der böhmischen Braunkoblenformation. Prag. pag 22. t.1 f. 12. Textf. 4. Ich habe diese Art an anderer Stelle eingehend beschrieben, weshalb ich mich hier damit begnügen kann, auf den Unterschied gegenüber Gelocus commumis zu verweisen. Er besteht in dem zierlicheren Bau der P und M. Vorkommen: In den Bohnerzen vom Eselsberg bei Ulm und in den älteren böhmischen Braun- kohlen von Lukawitz. Von Veringen liegen eine Anzahl Phalangen vor, die vielleicht auf diese Art bezogen werden dürfen, vom Eselsberg Unterkiefer und ein Humerusfragment. Gelocus communis Axn. 1350. Palaeomery& Quexsteor, Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde Württemberg. pag. 178. t. 1 £. 31. 1853. Wiederkäuer Jäger, Ueber einige fossile Knochen und Zähne des Donauthales. Württemberg. Jahreshefte. Bd. 9. 1853. pag. 153. t. 3 f. 28-39. Aus den Bohnerzen von Veringendorf stammen einige Molaren, ein Humerusfragment, ein Astragalus und eine Phalange, welche Jäger mit Palaeomery& minimus vergleicht. In Wirklichkeit stimmen diese Molaren sowohl in ihren Dimensionen, als auch in ihrem ganzen Aussehen vollkommen mit solchen von Gelocus communis aus Ronzon überein. Möglicherweise gehört zu dieser Art ein Unterkiefer aus dem Oerlinger Thal bei Ulm, das Original von QUENSTEDT f. 31, allein die P, von denen P,—P, erhalten sind, scheinen doch bereits complieirter zu sein als bei Gelocus. Dagegen muss der f. 32 abgebildete obere M, für den übrigens auch Quexsteor selbst als l) Die eocäne Fauna von Egerkingen. Abhandlungen der Schweiz. paläontologischen Gesellschaft. 1892/93. t. 5 f. 24, 25, 27. — iM — 65 Fundort „Süsswasserkalk bei Ulm“ angiebt, zweifellos zu einem der untermiocänen Amphitragulus ge- stellt werden. Paragelocus Scotti n. g. n. Sp. Taf. IV [IX], Fig. 2, 5, 6. Ziemliche Schwierigkeiten würde die Bestimmung eines zahnlosen rechten Unterkieferfragmentes aus Veringen und eines rechten unteren P, vom Hochberg bieten, wenn nicht glücklicherweise von ersterer Loecalität auch ein linkes Oberkieferfragment mit den 3 Molaren vorhanden wäre, welches der Grösse nach sehr gut zu jenen beiden Stücken passt und unzweifelhaft einem Gelociden angehört. Oberkiefer. Die3M sind viel breiter als lang und auf der Innenseite mit einem kräftigen Basalbande versehen, welehes namentlich am Protoeon sehr gut zu sehen ist. Von dem Gelocus communis unterscheiden sie sich nieht bloss durch die kräftigeren Pfeiler der Aussenseite, sondern auch durch den Besitz eines Protoconulus, der zwar bei der Abkauung bald verschwindet, aber an M, sich noch deutlich bemerkbar macht. M, Länge 5 mm, Breite 6,2 mm, Höhe 2 mm le ee ar 2b, Me 6, a KO SE Der Unterkiefer lässt auf seinem Oberrande inelusive der Alveole, an welcher das fehlende Kieferstück anzufügen wäre, 8 Alveolen erkennen. Die letzte, welche auch von hinten geöffnet ist, gehört dem M, an, so dass also vor den M sicher 3 Prämolaren mit je 2 Wurzeln und ein vierter einwurzeliger P, vorhanden war. Dieser P, steht vollkommen isolirt. Länge der Zahnreihe (approximativ) ohne P, 34 mm. „ der Prämolarreihe 15,5 mm, Höhe des Kiefers unter M, 7,7 mm. Abstand des P, von P, 2,5 mm, von © 5,5?) mm. Der P, von Hochberg hat eine Länge von 5,4 mm, eine Höhe von 2,9 mm und eine Breite (in der Mitte) von 2 mm. Er zeigt einen eigenthümlichen Bau. Neben dem spitzen Haupthöcker — Protoconid — erhebt sich ein etwas niedrigerer Innenhöcker — Deuteroconid — in der Form einer dreiseitigen Pyramide. Der Vorderhöcker — Paraconid — bildet einen nach hinten abgeschrägten Kegel. Der erhabene Hinterrand des Zahnes verbindet sich mit der niedrigen, schräg nach unten verlaufenden Coulisse, welehe zwischen dem Protoconid und dem zweiten Aussenhöcker — Metaconid — entspringt. Dies ist der Hauptunterschied gegenüber dem ent- sprechenden Zahn von Gelocus, bei welchem diese Coulisse parallel zum Hinterrande verläuft. Auch ist bei den ächten Gelocus der Innenhöcker — Deuteroconid — viel schwächer entwickelt und steht überdies auch weiter vorne als hier. Das Vorhandensein dieses alterthümlichen Selenodonten in den Bohnerzen von Hochberg und Veringen beweist aufs entschiedenste das oligocäne Alter dieser Ablagerung. Pseudogelocus suevicus N. g. N. SP. Taf. IV [IX], Fig. 1. 1886. Prolomeryx Scuuosser, Beiträge zur Stammesgeschichte der Hufthiere. Morpholog. Jahrbuch. Bd. 12. pag. 95. t. 5 f.. 21, 25. Mit dem Namen Protomeryx belegte ich ein, freilich unscheinbares, Bruchstück eines Unterkiefers aus dem Oerlinger Thal, das aber wegen der eigenthümlichen Zusammensetzung seines P, bei keiner bekannten Gattung untergebracht werden kann. Da der Name, wie ich leider erst nachträglich erfuhr, bereits von Leipr Geolog. u. Paläont. Abh. N. F. V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 9 — 179 — 24 er ee vergeben war, so muss eine anderweitige Bezeichnung gewählt werden, denn bei der Eigenthümlichkeit der Zähne ist ein besonderer Name durchaus nothwendig. Das Stück, auf welches sich der obige Name Pseudogelocus suevicus bezieht, besteht aus einem Fragment des rechten Unterkiefers mit P, und M,. Der M, ist deshalb höchst bemerkenswerth, weil er bereits am ersten Aussenmonde — Protoconid — die sogenannte Palaeomeryx-Leiste trägt. Die Innenhöcker sind nur wenig eomprimirt, die Aussenhöcker sehr gross. Vor und hinter dem Protoconid erhebt sich ein kräftiges hohes Basalband, und zwischen dem Protoconid und Hypoconid befindet sich ein blattförmiger Basalpfeiler. Der P, hat neben dem Hauptzacken — Protoeonid — einen ebenso grossen Innenhöcker — Deuteroconid —, der sich an den ersteren sehr dieht anlegt. Zwischen dem Protoeonid und dem beinahe als vollständiger Halbmond entwiekelten Hinterhöeker — Metaconid — entspringt eine schräg nach hinten verlaufende Coulisse, welche sich mit der Hinterinnenecke des Zahnes verbindet und somit der von Paragelocus sehr ähnlich ist. Der Zahn weist somit eine grössere Complication auf als bei den späteren Ruminantiern. Länge des P, 5,2 mm, grösste Breite 2,3 mm e ZT 5 a Mae Während der M, grosse Aehnlichkeit mit dem M von ächten Ruminantiern — z.B. Amphitragulus — besitzt, namentlich durch die Anwesenheit der Palaeomeryx-Leiste, die übrigens nicht selten auch an den M von Bachitherium und sogar schon bei den grösseren Gelocus aus den Phosphoriten vorkommen kann, zeigt P, eine gewisse Complication, Umbildung der hinteren Aussenecke in einen förmlichen Halbmond, welehe bei den geologisch nächstjüngeren Ruminantiern, den Paläomeryciden, nicht in diesem Maasse zu beobachten ist, und zugleich aber auch eine auch bei Paragelocus vorkommende Specialisirung, nämlich die starke Entwiekelung und Streekung des Deuteroconid. Dass Paragelocus, von dem zwar untere M nicht bekannt sind, mit Pseudogelocus nieht identisch ist, geht aus der Beschaffenheit des P, zur Genüge hervor. Aber man könnte doch wenigstens versucht sein, den Oberkiefer, welchen ich zu der ersteren Gattung gestellt habe, mit dem Unterkiefer von Pseudogelocus zu ver- einigen. Auch dies dürfte jedoch nicht statthaft sein, denn zu solch primitiven, eigentlich noch fünfhöckerigen Oberkiefermolaren kann doch schwerlich ein Unterkiefer gehören, dessen P, eine so auffallende Speeialisirung erfahren hat. Paragelocus und Pseudogelocus sind mithin als specialisirte Typen anzusehen, welche für die Stammes- geschichte der ächten, mit Amphitragulus und Dremotherium beginnenden Wiederkäuer keine Bedeutung haben. Diese Formen schliessen sich vielmehr entschieden viel inniger an Prodremotherium an, von dem sie sich eigentlich nur durch die stärkere Ausbildung der Coulisse und der Innenhöcker, zum Theil auch — Amphitragulus — dureh die Vierzahl der unteren P unterscheiden. Bachitherium medium Fırnor. Taf. IV [IX], Fig. 3. 1884. Memoires sur quelques mammiferes fossiles des phosphorites du Quercy. Annales de la Societe des sciences phys. et natur. Toulouse pag. 124. a Aus dem Bohnerz von Jungnau bei Veringen besitzt das Münchener paläontologische Museum einen linken Unterkiefer mit P,—M,, 2 isolirte linke untere M und einen Astragalus. Durch die merkwürdige Ausbildung des unteren P, — Anwesenheit einer vom Protoconid bis zur hinteren Innenecke sich erstreckenden Innenwand — erweist sich dieser Kiefer als zur Gattung Bachitherium gehörig, welche bisher nur aus den — 180 — Phosphoriten von Quercy bekannt war. Die Dimensionen der Zähne und des Kiefers entsprechen ziemlich genau denen des Fırnor'schen Bachitherium medium. Nur ein einziger der M zeigt eine Spur der Palaeomery.x-Leiste. Länge des P, 6,5 mm r DEM 0. Sr ” ” M, 8 ” Bei dem Fıruor'schen Exemplar messen die M 6 resp. 7,5 mm, Differenzen, die jedoch recht wohl nur individuell sein können. Wegen der Umwandlung des Innenhöckers — Deuteroeonid — des P, in eine förmliche Innenwand kann diese Gattung nicht gut als Ausgangspunkt der hierin primitiveren Gattungen Amphitragulus ete. in Betracht kommen. Im Oligoeän entfalten demnach die selenodonten Artiodactylen bereits einen beträchtlichen Formen- reichthum. Jedoch haben hiervon nur die Gattungen Gelocus und Prodremotherium stammesgeschichtliche Bedeutung. Dagegen stellen die Gattungen Paragelocus, Pseudogelocus und bachitherium einerseits und die Gattung Lophiomeryx!) andererseits vollkommen erloschene Typen dar, denn die ersteren haben gewisse Differenzirungen der unteren P, die letztere aber solche der unteren M — erster Innenhöcker [Metaconid] in einen weit zurück- stehenden hohen Kegel umgewandelt — erfahren, welche bei keinem der im Mioeän vorhandenen Selenodonten vorkommen. Erst in der Gegenwart treten wieder, aber offenbar als Neuerwerb, bei verschiedenen Wieder- käuern ähnliche Differenzirungen der P auf. Palaeomeryx. Die Spaltausfüllung im Solnhofer lithograpischen Schiefer hat eine grosse Anzahl von Paläomeryciden- Knochen geliefert. Sie bilden mindestens die Hälfte aller hier gefundenen Säugethierreste und vertheilen sich der Grösse nach auf 3 Arten. Leider liegen jedoch nur 4 Unterkieferfragmente vor, an denen aber auch nur mehr 2 Molaren enthalten, während ein drittes von einem jugendlichen Individuum stammt. ’ Die Genusbestimmung der miocänen Paläomeryeiden ist, soferne nicht vollständige Zahnreihen vor- liegen, mit Schwierigkeiten verbunden, am leichtesten ist noch eine Unterscheidung bei Oberkiefermolaren, wie ich kürzlich gezeigt habe?). Die Gliederung ist folgende: A. 4 untere Prämolaren: Secundärleisten der oberen M sehr schwach — Amphitragulus. B. 3 untere Prämolaren. a) obere M einfach — Dremotherium. b) Molaren mit Secundärleisten : «) Seeundärleisten mässig entwiekelt — Palaeomeryx. ß) n kräftig entwiekelt — Dicrocerus. Die Gattung Dierocerus umfasst die beiden Arten D. elegans und furcatus, beide mit Geweihen ver- sehen, die aber bei elegans viel kräftiger sind und öfter gewechselt werden, während furcatus jedenfalls sehr selten abgeworfen hat. - Die Gattung Palaeomeryx wäre, streng genommen, auf P. Kaupi, Bojani und eminens zu beschränken. 1) Hiermit ist nicht zu verwechseln Oryptomeryx (Lophiomeryx) Gaudryi Fıra. sp. Schuosser, Beiträge zur Kenntniss der Stammesgeschiehte der Hufthiere. Morphologisches Jahrbuch. 1886. Bd. 12. pag. 74. t. 5 f. 7, 16, 22, 24;t.6f. 6,9. 2) Zur Kenntniss der Säugethierfauna der böhmischen Braunkohlenformation. Beiträge zur Kenntniss der Wirbelthier- fauna der böhmischen Braunkohlenformation. Prag. 1901. pag. 12. g%* — 11 — 24* Zr e Geweihe existiren hier nieht — (?)). Für die kleinen „Palaeomeryx“ des Obermiocäns, nämlich P. Meyeri Horn. (— pygmaeus H. v. Mey. partim), parvulus und pumilio Roser ?) wäre vielleicht ein besonderes Genus zu errichten, soferne man sie nicht zu Dremotherium oder trotz der Dreizahl der P zu Amphitragulus stellen will, denn ihre oberen M haben auch nicht die Spur von Secundärleisten auf den oberen M und sind mithin primitiver als jene der oben genannten Arten von Georgensgmünd, für welche der Name Palaeomeryz zuerst angewendet worden ist. Aber da sie anscheinend Geweihe besitzen, unterscheiden sie sich doeh sehr von den beiden genannten Genera. Wie ich jetzt mit grosser Sicherheit behaupten darf, tragen Palaeomeryx Meyeri und parvulus oder pumilio Geweihe. Zu Meyeri gehören ganz unzweifelhaft jene Geweihe, welche bereits Rürnıver ?) abgebildet hat. In meiner oben eitirten Arbeit über die Fauna des böhmischen Tertiärs habe ich dann 3 Arten aus dem Mioeän von Tuchorschitz beschrieben, die freilich nur durch isolirte Zähne vertreten sind, aber sich bei keiner der bisher bekannten Paläomeryeiden-Arten unterbringen liessen. Ich habe sie deshalb als Palaeomeryz (?) mit Fragezeichen bestimmt. Ich weiss nun wohl, dass strenge Kritiker mir deswegen Inconsequenz vorwerfen werden, allein für die Aufstellung eines besonderen neuen Genus genügt weder das Material von Tuchorschitz, noch auch das von Solnhofen, welches sich wenigstens hinsichtlich des Baues und der Grösse der unteren Molaren nur mit dem Palaeomery& (?) annectens Scnuoss. von Tuchorschitz vergleichen lässt. Solange aber aus Solnhofen keine oberen M bekannt sind, kann die Identität der Solnhofer und Tuchorsehitzer Arten nicht direet bewiesen werden, wenn sie auch jetzt schon recht wahrscheinlich ist. In meiner eitirten letzten Arbeit habe ich — pag. 13 — die Vermuthung ausgesprochen, dass die Tuchorschitzer Formen lediglich ein Palaeomeryx-Stadium einer anderen genetischen Reihe darstellen könnten, und nicht etwa ächte Palaeomeryx wie Dojani und eminens wären, sondern vielmehr vielleicht zur obermiocänen Gattung Dierocerus hinüberleiten dürften. Dieser Bemerkung habe ich beigefügt: „Sollte sich diese Ansicht bestätigen, so dürfte man auch mit einiger Berechtigung erwarten, dass bei dieser Form — annectens — vielleicht auch sehon ein, wenn auch schwaches, Spiesser- oder sogar schon ein Gablergeweih vorhanden war.“ In Solnhofen haben sieh nun wirklich 3 Geweihstangen gefunden, an der einen ist sogar noch ein kleines Stück des Schädeldaches mit den daran als Wülste sichtbaren Gehirnwindungen vorhanden, so dass glück- lieher Weise jeder Zweifel schwinden muss, dass wir es hier wirklich mit einem Geweihfragment zu thun haben. Genau das nämliche Relief, nur bei dem einen grösser, bei dem anderen kleiner, haben nun auch Geweihfragmente aus Günzburg, von denen die grösseren unzweifelhaft zu Dicrocerus furcatus, die kleineren aber — von Rürınzrer abgebildet — aller Wahrscheinlichkeit nach zu Palaeomeryx(?) Meyeri Horu. gehören. Die Soln- hofer Geweihfragmente — für Stirnzapfen möchte ich sie wegen ihrer Glattheit und ihres vierkantigen Quer- sehnittes, sowie wegen der Anwesenheit einer tiefen Furche auf ihrer Innenseite doch nicht halten — unterscheiden sieh dureh die Form ihres Querschnittes von den Geweihträgern der beiden genannten Arten, denn letztere haben deutlich elliptischen Querschnitt, auch fällt die stärkste Convexität auf die Vorder- und Innenseite, während bei den Solnhofer Stücken gerade die Aussenseite stark convex, die Innenseite aber stark concav ist. Auch kommt die bereits erwähnte Rinne an der Innenseite bei furcatus und Meyeri niemals vor. Interessant wäre ein Vergleich mit den Geweihen #on Procervulus aurelianensis aus den Sanden des Orldanais, mit welchen die meisten Säugethierreste aus der Solnhofer Spalte gleichzeitig sein dürften, allein 1) Horwann bildet zwar ein Geweih ab, das für elegans zu gross und zu complieirt ist, dessen Zugehörigkeit zu emänens über immerhin discutirbar bleibt. Fauna von Göriach. Abhandlungen der k. k. geol. Reichsanstalt. 1893. Bd. 15. t. 14 f. 1. 2) Roger, 33. Bericht des Naturwissenschaftlichen Vereins fir Schwaben und Neuburg in Augsburg. 1898. t. 2 f. 4. 3) Beiträge zu einer natürlichen Geschichte der Hirsche. Abhandlungen der Schweiz. paläontologischen Gesellschaft. Ba. 8. 1881. t. 1 f. 2—7. — 182 — 69 die Abbildungen, welche Gauprr!) hiervon gegeben hat, lassen leider die Form des Querschnittes nicht genau erkennen. Er scheint jedoch eher rundlich zu sein, auch haben die Geweihe hinsichtlich ihrer starken Verästelung viel Aehnlichkeit mit denen von Meyeri aus Günzburg. Kürzlich hat ferner Kornhuger?) aus dem Leithakalk eine Geweihstange beschrieben und abgebildet, die aber von den mir vorliegenden noch mehr verschieden ist. Noch ältere Geweihe als jene aus dem ÖOrleanais wären jene, welche Kınkeuin?) aus dem Untermioeän des Mainzer Beckens — Hpydrobienkalk vom Hessler bei Mombach-Bieberich — beschrieben hat. Allein von zweien derselben bestreite ich schon auf Grund der Zeichnungen — t. 6 f. 1, 2 —, dass es überhaupt Geweihe sind, und die übrigen — f. 3—6 — lassen sich, selbst wenn sie wirklich Geweihe sein sollten, mit den Stücken aus Solnhofen nicht näher vergleichen, da die Abbildungen über die Form des Quersehnittes keine Auskunft geben, aber doch wenigstens so viel erkennen lassen, dass es sich um Dinge handelt, die von den Solnhofer Geweihresten wesentlich verschieden sind®). Diese letzteren weichen also von allen übrigen, aus Mioeänablagerungen bekannten Geweihen so vollständig ab, dass sie auf keine der hier gefundenen geweihtragenden Formen bezogen werden können. Was nun die Paläomeryeiden-Kiefer: aus Solnhofen betrifft, so lassen auch sie sich weder mit solehen von Arten aus St. Gerand-le Puy, Ulm und Mainz, noch auch mit solchen aus Sansan, Stein- heim, Günzburg und Georgensgmünd in Uebereinstimmung bringen, wohl aber passen wenigstens die Molaren der mittelgrossen Art recht gut zu denen der kleinsten Palaeomery« (?)-Speeies aus Tuchorschitz — l. e. pag. 15. t. 1 f. 3—20. Bei den Extremitätenknochen ist allerdings keine direete Vergleichung möglich, da solche aus Tuehor- schitz nicht bekannt sind und, selbst wenn solche daselbst vorhanden wären, bei dem ungünstigen Erhaltungs- zustand der dortigen Fossilien doch auf keinen Fall bestimmt werden könnten. Die grössten derselben dürften zu beziehen sein auf: Palaeomeryx(?) annectens Scnuoss. 1901. Beiträge zur Kenntniss der Säugethierfauna der böhmischen Braunkohlenformation. pag. 12. t. 1£. 1, 2, 10, 11, 15, 16, 21. Das Solnhofer Material besteht allerdings nur aus Fragmenten von Extremitätenknochen — Radius, Metacarpus, Femur, Tibia, Metatarsus und Caleaneum. Metacarpus und Metatarsus sind wenigstens so weit erhalten, dass sie mit ähnlichen Resten verglichen werden können, und hierbei ergiebt sich noch am meisten Aehnlichkeit mit den entsprechenden Knochen von Dremotherium Feignouwi’), dessen Zähne überdies auch ähnliche Dimen- sionen aufweisen wie die von Palaeomeryx (?) annectens. Dagegen ist der Metatarsus aus Solnhofen etwas schlanker, und der Metacarpus zeigt im Gegensatz zu dem von Dremotherium Feignouzi auf seiner Rückseite 1) Enchainements du monde animal. Mammiferes tertiaires. 1878. pag. 87. f. 100. 2) Ueber das Geweih eines fossilen Hirsches aus einem Leithakalk-Quader des Domes zu Pressburg. Verhand- lungen des Vereins für Natur- und Heilkunde zu Pressburg. 1897—98. 9 pag. 1 fig. 3) Ueber einige seltenere Fossilien des Senckenbergischen Museums. Abhandlungen der Senckenbergischen natur- forschenden Gesellschaft. Frankfurt a. M. 1896. Bd. 20. pag. 22. 4) Dass die von Kınkerın beschriebenen Problematica wirklich Geweihe sein sollen, ist mir schon deshalb höchst unwahrscheinlich, weil in St. G&rand-le Puy und anderen Fundorten in Dep. Allier, wo doch die Säugethierreste un- vergleichlich viel häufiger und viel vollständiger erhalten sind, noch niemals etwas Aehnliches zum Vorschein gekommen ist. Der Einwand, dass daselbst solche Geweihe bisher nur übersehen worden wären, ist nicht stichhaltig, denn in der Fenxıngre’schen Sammlung befinden sich einige Coneretionen, die wahrscheinlich von Arbeitern gesammelt wurden, die instruirt waren, auf alles zu achten, was etwa einem Geweih ähnlich sehen könnte. 5) Auf Dremotherium Feignouxi beziehe ich die längsten in St.G&rand-le Puy vorkommenden Extremitätenknochen. — 13 — eine viel breitere und tiefere Rinne. Die proximalen Reste der Seitenzehen sind an beiden Knochen fest mit dem Canon verwachsen. Die Dimensionen der einzelnen Knochen lassen sich freilich nur zum Theil ermitteln, nämlich nur die Breite und der Längsdurehmesser der Endfacetten. Diese sind: Metacarpus: Breite der proximalen Facette 19 mm, Längsdurehm. 13 mm, Breite in Mitte der Diaphyse 13 mm Metatarsus: s Bi 5 Pr lo = I) 2 WIENER 4 1a), Palaeomeryz (?) Sp. Taf. IV [IX], Fig. 12, 36. 1901. Scarvosser, Säugethierfauna von Tuchorschitz. Prag. pag. 15. t. 1 f. 3, 20. Dieser Art gehören die meisten der Paläomeryceiden-Reste aus Solnhofen an. Es sind ein Schädel- fragment mit der Glenoidgrube, 4 Unterkieferfragmente — eines von einem jungen Individuum, aber ohne Zähne mit Ausnahme eines D, 1 mit P,, 2 mit Molaren, — 3 obere Caninen, 1 unterer M,, 2 Bruchstücke von Scapulae, 5 Humerus, eine Ulna, ein vollständiger und 8 halbe Radien, 7 Metacarpus, 2 Beekenfragmente — 2 Fragmente von Femur, 6 von Tibia, 8 Caleaneum, 3 Astragalus, 2 Cuboseaphoid, 4 Metatarsusfragmente, 2 Phalangen, einige Wirbel und 3 Geweihfragmente. Die Geweihreste habe ich schon oben besprochen. Das Schädelstück zeigt niehts besonders Bemerkens- werthes. Die Molaren haben wie jener von Tuchorschitz einen hohen eylindrischen Basalpfeiler und ein kräftiges Palaeomeryx-Wülstehen. P, stimmt, abgesehen von seinen geringen Dimensionen, durchaus mit dem des annectens von TucnozschHitz 1. e. t. 1 f. 11 überein. Der D hat 2 Wurzeln, seine Krone bildet einen einfachen, langgestreckten Hügel. Die Extremitätenknochen zeigen wenig Auffälliges. Es wäre nur zu bemerken, dass der Schaft der Ulna noch kräftig entwickelt ist und ziemlich weit herabreicht und wenigstens individuell im Alter mit dem Radius verwächst. An Metacarpus und Metatarsus verwachsen die proximalen Reste der Seitenzehen sehr innig mit den benachbarten Theilen des dritten und vierten Metapodium, während diese Reste bei den ungefähr gleich grossen Knochen von Amphitragulus lemanensis von St. Gerand-le Puy ete. noch in der Regel besser hervortreten. Distale Reste von Seitenzehen sind für diese Art ebensowenig zu ermitteln wie für die grosse, die ich mit Palaeomery® annectens identifieirt habe. Die Rinnen an der Hinterseite von Metacarpus und Metatarsus sind auch hier breiter und tiefer als bei Amphitragulus. Die Dimensionen der wichtigeren Stücke sind folgende: Oberer Canin Gesammtlänge 36 mm, Querdurehmesser 3,5 mm, Längsdurchmesser 7,5 mm (an der Wurzel). M, Länge 9,5 mm, Breite am Hinterrande 6,5 mm M;, ” 10 ” ” ” „ U „ M; nz allzihug: „ in der Vorderpartie 6,5 „ Höhe des Kiefers unterhalb M, 13,5 mm, unterhalb M, 18 mm. Länge der 4 D 27,5 mm, Länge des D, 2,7 mm, ges D, 6 mm, des D, 7,7 mm, des D, 10,5 mm. Humerus. Breite der Trochlea 22 mm, Höhe am Epicondylus medialis 16,5 mm. Radius. Länge 135 mm, Breite der proximalen Faeette 19,5 mm, Breite der distalen Facette 19,5 mm, Breite in der Mitte des Schaftes 14 mm. ; Metacarpus. Länge 120 mm (approximativ), Breite der proximalen Facette 17 mm, Breite in der Mitte des Schaftes 10 mm, Abstand der beiden Gelenkrollen 16,3 mm. Femur. Abstand der Condyli 30,5 mm. — 14 — Tibia. Breite der proximalen Facette 30 mm, Längsdurchmesser des Oberendes der Tibia 33,5 mm, Breite am distalen Ende 21,5 mm. Länge des Caleaneum 52 mm, Länge des Astragalus 25 mm. Metatarsus. Längsdurchmesser der proximalen Gelenkfläche 16,5 mm, Querdurchmesser 14,8 mm, Breite in der Mitte des Schaftes 9 mm, Länge 135 (2?) mm. Geweih. Abstand der Geweihe an der Basis 30—40(?) mm, Längsdurchmesser an der Basis 15 mm, Querdurchmesser 11,5 mm. Palaeomeryx (?) sp., Amphitragulus (?). Taf. IV [IX], Fig. 21. Die dritte Paläomeryciden-Art aus der Solnhofener Spalte besitzt unzweifelhaft distale Reste der seitlichen Metapodien — wenigstens im Metacarpus, und ist daher wohl von den vorigen sogar generisch verschieden. Sie wird sich vielleicht, wenn einmal obere Molaren zum Vorschein kommen werden, als zu Amphitragulus gehörig erweisen. Leider ist gerade diese anscheinend sehr interessante Form reeht dürftig vertreten, nämlich bloss durch 1 unteren M,, durch je ein Bruchstück von Humerus und Radius, durch 4 von Metacarpus, dureh je ein Fragment von Femur, Tibia, durch einen Astragalus, und ein Caleaneum und 2 distale Reste von seitlichen Metapodien durch 4 Metatarsen und ein Zehenglied. In der Grösse schliessen sich diese Reste am ehesten an die von Amphitra- gulus Boulangeri aus St. Gerand an, dessen M, auch 7 mm lang ist wie hier. Die Länge des Humerus wäre demnach 85 mm, die des Radius 93 mm, die der Tibia 130 mm, die des Astragalus 16 mm, die des Calcaneum 35 mm. Der Metacarpus misst an seinem Oberende 11 mm in der Breite und 7 mm von vorne nach hinten. Die Breite in der Mitte des Schaftes beträgt 6,5 mm, die des Metatarsus 7 mm. Palaeomeryx (?), Amphitragulus (?). Aus den Bohnerzen von Pappenheim besitzt das Münchener paläontologische Museum einen rechten unteren P,, einen M, oder M, des linken Unterkiefers und einen Astragalus, deren speeifische Bestimmung jedoch kaum möglich ist, denn die Dimensionen dieser 3 Stücke sind derart, dass wir es möglicherweise mit 3 ver- schiedenen Arten zu thun haben. Vor allem ist der Astragalus mit 23 mm Höhe und 17,5 mm Breite schon zu gross, als dass er dem nämlichen Thier angehört haben könnte wie der erwähnte P,. Dieser P hat einen sehr einfachen Innenhöcker, nur wenig grösser als bei Gelocus. Der Zahn misst in der Länge 8,5 mm. Der M, oder M, besitzt eine kräftige Palaeomeryx-Leiste und einen blattförmigen Basalpfeiler. Die Länge ist 10,5 mm, die Breite am Hinter- rande 7 mm. Der Astragalus gleicht am ehesten dem von Dremotherium Feignouzi, der P, und der M einem solehen von Amphitragulus lemamensis. Auf die Gattungen Dremotherium und Amphitragulus im Untermiocän folgen im Mittelmiocän, das in Süddeutschland eigentlich marin ausgebildet ist und daher nur sehr wenige Ueberreste von Landsäugethieren einschliesst, in Ablagerungen, welche auf festen Boden sich gebildet haben — Palaeomeryx-ähnliche Formen, deren generische Stellung jedoch nicht sicher ermittelt werden kann. Wir wissen nur so viel, dass sie sich auf 3 Arten von verschiedener Grösse vertheilen, von denen die grösste die Dimensionen von Dremotherium Feignouzi erreicht und anscheinend mit Palaeomeryx annectens aus dem Süsswasserkalk von Tuchorschitz identisch ist. Die zweite, etwas kleinere Art besass zweifellos Geweihe, aber nicht von elliptischem oder kreisrundem — 15 — ee m Querschnitt wie bei dem geologisch gleichalterigen Dierocerus (Procervulus) aurelianensis aus den Sanden des Orleanais, sondern von viereekigem Querschnitt, wobei die Aussenseite convex, die Innenseite aber concav ist. Ausser mit Geweihen, die aber wohl nicht gewechselt wurden, war dieses Thier auch noeh mit langen, säbel- förmigen oberen Caninen bewaffnet, wie die geweihlosen Gattungen Amphitragulus und Dremotherium. Auch diese Art scheint im Süsswasserkalk von Tuchorsehitz in Böhmen vorzukommen. Die dritte und zugleich kleinste Art besass noch distale Reste von Seitenzehen und dürfte daher von den beiden ersteren generisch verschieden sein, was sich jedoch, solange keine Molaren bekannt sind, nicht bestimmt ermitteln lässt. Palaeomerya (?) annectens ist vielleicht der Vorläufer von Dierocerus elegans; die zweite, mit Geweih versehene Art lässt sich mit keiner aus dem Obermiocän bekannten Speeies in nähere Beziehung bringen, die dritte ist vielleicht der Vorfahre von den in Pikermi und anderen pliocänen Ablagerungen vorkommenden, aber immer sehr seltenen Dierocerus Pentelici, wobei möglicherweise der obermiocäne Palaeomeryx Meyeri als Zwischenglied in Betracht kommen dürfte. Der Gattungsname Palaeomeryx wäre eigentlich am besten auf die grossen Arten aus dem Obermioeän Kaupi und Bojani, wofür er ursprünglich von H. v. Merer aufgestellt wurde, sowie auf den noch grösseren eminens zu beschränken, vorläufig muss er aber auch noch als Nothbehelf für die von mir beschriebenen mittel- grossen Formen aus Tuchorschitz, sowie für die kleineren Arten — Meyeri, pumilio und parvulus — aus dem Obermiocän Verwendung finden, sowie für alle etwa sonst noch aufzufindenden Formen, soweit sie sieh nicht entweder bei Dremotherium und Amphitragulus oder bei Dierocerus unterbringen lassen. Dierocerus furcatus HENseL Sp. Die Tübinger geologische Sammlung besitzt ein Geweihfragment, welches unzweifelhaft dieser für die Loecalität Steinheim so characteristischen Art angehört. Als Fundort ist zwar das Bohnerz von Jungnau angegeben, dem Erhaltungszustande nach möchte ich aber eher glauben, dass es von Mösskirch stammt. Das Nämliche gilt auch von einigen Astragalus und je einem Fragment von Femur und Humerus, die gleichfalls von Jungnau stammen sollen. Sie gehören indess möglicherweise nicht zu diesem Cerviden, sondern vielleicht zu dem später zu besprechenden „Cervus“ lunatus H. v. Mer., der in Mö sskirch recht häufig ist. Dierocerus elegans Larrer. Diese weitverbreitete und für das Obermiocän so characteristische Art hat auch in den Bohnerzen von Mösskirch einige Ueberreste hinterlassen. Diese Stücke sind in H. v. Mryer’s Manuseript unter der Bezeichnung „Palaeomeryx Scheuchzeri“ abgebildet. Es sind ein linker unterer D,, ein rechter unterer M,, ein fragmentärer linker unterer M, und ein linker unterer M,. Das Palaeomeryx-Wülstehen ist daran deutlich zu erkennen. Eine Verwechselung mit Zähnen von D. furcatus erscheint vollkommen ausgeschlossen, denn in ihren Dimensionen stimmen diese Zähne vollkommen mit jenen von D. elegans überein. Dierocerus (?) all. Pentelici Gaupry n. Sp. Taf. IV [IX], Fig. 11, 24, 32, 1833. Cervus nanus Kaur, Description d’ossements fossiles. pag. 104. t. 23 C f. 8. 1862. Dremotherium Penteliei Gaupry, Animaux fossiles de l’Attique. pag. 304, t. 56 f. 5, 6. 1887. - sp. Der&rer, Vert@bres miocenes du vall&ee du Rhöne. Arch. Mus. hist. nat. Lyon. IV. pag. 259. t. 12 f. 17. — 16 — Aus dem Bohnerz vom Heuberg liegen mir ein rechter unterer P, und je ein rechter und linker unterer M, vor, welche zweifellos einem Palaeomeryzx-artigen Cerviden angehört haben. Auf die nämliche Art darf auch jedenfalls ein linker unterer M, aus Melchingen bezogen werden. Sie zeichnen sich durch einen sehr complieirten Bau aus, der höchstens annähernd von manchen Individuen des Steinheimer Dierocerus furcatus erreicht wird, allein in den Dimensionen stehen sie viel zu beträchtlich hinter denen von furcatus zurück, als dass sie noch auf diese Art bezogen werden könnten. Zugleich sind sie aber auch wieder viel zu gross für Palaeomeryx(?) Meyeri Hormans !), welcher im Flinz der bayrisch-schwäbischen Hochebene neben Dierocerus furcatus vorkommt. Dass es sich nur um einen Palaeomeryciden und nicht um einen ächten Cerviden handeln kann, geht schon aus der geringen Höhe der Krone und vor allem aus der Anwesenheit des Palaeomeryx-Wülstchens am vorderen Aussenmonde mit absoluter Sicherheit hervor. In den Dimensionen stimmen diese Zähne mit jenen des „Dremotherium“ Pentelici GAupry ziemlich gut überein, nur P, ist etwas grösser, was aber bloss eine individuelle Abweichung sein kann. Leider giebt Gauprr auch hier keine Oberansicht der Zähne, die doch unendlich wichtig ist, und auch seine seitlichen Ansichten lassen sehr vieles zu wünschen übrig, so dass sich über die wirkliche Identität der Pikermi-Art und jener aus den Bohnerzen nichts Sicheres ermitteln lässt. Der untere P, weist hier eine viel beträchtlichere Complication auf als alle bisher von mir untersuchten P von Palaeomeryz und Dicrocerus. Sein Innenhöcker hat sich so beträchtlich nach vorwärts und rückwärts aus- gedehnt, dass er die Grösse eines Innenmondes eines unteren M erreieht hat, jedoch steht er nicht so schief wie ein soleher Innenmond der M. Eine ähnliche Complication kommt bei verschiedenen recenten Cerviden vor, jedoch verbindet sich dieser scheinbare Innenmond alsdann häufig mit dem Vorderrande des Zahnes. Die zwischen dem Haupthöcker — Protoconid — und dem Hinterrande des Zahnes befindliche Coulisse hat an ihrem Innenende gleichfalls eine Art Innenmond entwickelt, welcher nicht viel kleiner ist als der neben dem Protoconid, aber im Gegensatz hierzu eine schräge Stellung einnimmt. Sehr ähnlich, aueh in der Grösse, ist der P, des Üervus nanus von Eppelsheim, eine allerdings sehr wenig bekannte Art. Dames?) vermuthet, dass die von ihm als Cervus Penteliei beschriebenen Geweihe aus Pikermi dem „Dremotherium“ Penteliei Gauprr oder der dortigen „seconde espöce de Dremotherium“ an- gehören könnten. Ich halte dies für absolut ausgeschlossen, denn diese Geweihe aus Pikermi sind keine Geweihe von Palaeomeryciden, sondern solche von ächten Hirschen. Ueberdies sind sie sogar grösser als die von Matheroni, welcher selbst wieder die „Dremotherium“ aus Pikermi bezüglieh der Grösse übertrifft. Endlich wäre aus den schwäbischen Bohnerzen — von Salmendingen — noch je ein Atlas und ein Humerus zu erwähnen, die ihrer Grösse nach zu dieser Speeies gehören könnten. Vielleicht darf auch der t. 4 f. 32 abgebildete Geweihabwurf aus Melchingen auf diese Art bezogen werden. Ausser in Schwaben und in Griechenland, sowie in Eppelsheim(?) — Cervus nanus Kaup — scheint diese oder doch eine sehr ähnliche Form aueh inSüdfrankreich vorzukommen, wenigstens bildet Der£rer °) aus dem Unterplioeän von Croix Rousse bei Lyon einen Metatarsus von „Dremotherium (?)“ ab, welcher seiner Grösse nach ganz gut zu jenen Zähnen aus Schwaben und dem Unterkiefer aus Pikermi zu passen scheint. 1) Fauna von Göriach. Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1893. Bd. 15. pag. 61. t. 12 f. 10-15; t. 13 f. 1—4. 2) Hirsche und Mäuse aus Pikermi. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 1883. pag. 96. 3) Vertebr&s miocönes de la vallde du Rhöne. Archives du Museum d’histoire naturelle de Lyon. T. IV. pag. 259. t. 12. £. 17. Geolog. u. Paläont. Abh., N. F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 10 — 197 — 25 Palaeomeryeide (?) gen. et sp. ind. TaraivalkaRieen sales: 1862. Seconde espece de Dremotherium Gaupry, Animaux fossiles de l’Attique. pag. 304. t. 56 f. 7. 1887 (?). Dremotherium elegans Der£rer, Vertebres miocenes de la vall6ee du Rhöne. Archives du Mus&um d’histoire naturelle de Lyon. T. IV. pag. 263. t. 12 £. 16. Zu der allerdings noch unvollständiger bekannten zweiten „Dremotherium“-Art von Pikermi glaube ich einen rechten unteren P, aus dem Bohnerz vom Heuberg, ein Bruchstück eines rechten unteren M, und einen sehr stark abgekauten oberen M von Melehingen — in der Tübinger Sammlung befindlieh —, sowie die Jäger'schen Originale — t. 5 f. 30, 31, ein oberer linker P, von Salmendingen, t. 10 f. 53 ein rechter unterer M, und t. 10 f. 52 ein linker unterer M,, beide von Neuhausen, welche im Stuttgarter Naturalien- cabinet aufbewahrt werden — rechnen zu dürfen. Die Unterkiefermolaren sind niedriger als etwa gleich grosse Hirsch-Zähne oder gar als solehe von Antilopen; von Palaeomeryxz und Dicrocerus unterscheiden sie sich durch das Fehlen des Palaeomeryx- Wülstehbens am ersten Aussenmonde. M, besitzt einen kräftigen eylindrischen Basalpfeiler, an M, ist derselbe wie gewöhnlich viel schwächer. Die Oberfläche hat starke Runzeln. P, stimmt im Ganzen mit dem des Kiefers aus Pikermi überein, jedoch verwächst der Hinterrand des Zahnes in der Hinterinnenecke mit der hinter dem Protoconid entspringenden Coulisse, was bei Dremotherium nicht der Fall is. Dagegen hat er mit dem von Dremotherium die kräftige Entwiekelung des Innenhöckers — Deuteroconid — gemein. Im Vergleich mit dem Zahn des furcatus ist er grösser, viel plumper und höher, seine erste Coulisse ist dem Vorderrande mehr angedrückt und schwächer. Für D. elegans ist dieser Zahn ebenfalls zu gross. P, Länge 11 mm, Höhe 8 mm, Breite am Hinterrand 7 mm Me EN en n URSER: ME 17 4 BEENS HER: nr naderl Mitten sen Unzweifelhaft gehört hierher der obere P,, welchen Jäger t. 4 f. 30, 31 abgebildet hat. Er hat voll- ständig den Bau wie bei furcatus und elegans. Der obere M, von Melchingen ist so stark abgekaut, wie dies in der Regel nur bei M, vorkommt. Sollte dieser Zahn wirklich ein M, sein, so wäre er für die Art, welcher der untere P, angehört, fast etwas zu gross. Er hat einen kräftigen Basalpfeiler und einen weit vorspringenden, vom zweiten Innenhöcker — Hypocon — ausgehenden Sporn in der zweiten Marke, wie dies auch bei den beiden genau bekannten Arten von Dicrocerus der Fall ist. P, Länge 10,5 mm, Breite 12 mm, Höhe 10,5 mm Ma, Sldlnzz, la, Ib Der£rer bildet 1. ce. t. 12 f. 16 ein Unterkieferfragment aus dem Tortonien von St. Jean de Bournay, Isere, ab, also jedenfalls schon aus höheren Schichten, als die sind, in welchen normal Dicrocerus elegans vor- kommt, wie er dieses Stück bestimmt hat. Ob es sich wirklich um elegans oder doch etwa um die Form aus dem Bohnerz von Schwaben und aus Pikermi handelt, wage ich nicht zu entscheiden. Aus Eppelsheim bildet H. v. Meyer in seinem Manuseript ein Unterkieferstück mit dem linken M, und M, ab, von oben und von aussen gesehen, das seinen Dimensionen nach sowohl zu dem Melehinger Bi als auch zu Dremotherium sp. von Pikermi ganz gut zu passen scheint. Das Palaeomeryz-Wülstehen ist jedoch hier vortrefflich zu sehen, die Kronen sind ziemlich niedrig, der Basalpfeiler ist blattartig entwickelt, der — 18 — 75 dritte Lobus des M, viel kleiner als die Hälfte eines Molaren und auch sehr einfach gebaut. Es handelt sich also möglicherweise sogar um eine dritte besondere Form. Da unter der Fauna von Eppelsheim einige Elemente sind, deren Alter keineswegs mit dem der Haupttypen übereinstimmt — H. v. Meyer bildet von hier sogar einen Anthracotherium-Molaren ab — oder doch wenigstens sehr unsicher ist, so würde ich dieses Stück wohl eher als obermiocän und auf seeundärer Lagerstätte befindlich, mithin als eine zufällige Beimischung zu den Eppels- heimer Säugethierresten betrachten. Da nun aber auch in Pikermi eine solche Form vorkommt, wo an nach- trägliche Beimischung geologisch älterer Fossilreste nicht zu denken ist, so dürfen wir wohl doch annehmen, dass Palaeomeryciden wirklich noch im Unterplioeän existirt haben, obschon sie bereits offenbar recht selten geworden waren. Die kleinere der hier in Betracht kommenden Arten zeiehnet sieh durch Complieation der unteren P aus. Die möglicherweise dazu gehörigen Geweihreste haben einen wohlentwiekelten Rosenstock und wurden wohl öfter abgeworfen. Bei Dierocerus furcatus und elegans ist noch wenig von jenen Neubildungen zu bemerken. Palaeomeryx (?) Meyeri verhält sich hierin noch primitiver. Am ähnlichsten ist der P, von Coassus rufus, wie ihn Rürınkrer !) t. 6 £. 41 abbildet; auch bei Rangifer — f. 53 — findet eine ähnliche Complieation statt. M,. Diese Zähne besitzen noch das Palaeomeryx-Wülstehen und hinter den beiden Aussenmonden je einen ziemlich hohen Basalpfeiler. Zwischen dem dritten Lobus und dem zweiten Innenmonde schaltet sich noch eine ziemlich hohe, schräg gestellte, verticale Lamelle ein, und bei einem Individuum sogar noch ein besonderer Pfeiler. Diese Secundärbildungen am unteren M, kommen auch bei Dicrocerus furcatus vor, aber nicht bei Palaeomeryz Meyeri. Der M, aus Melchingen ist zwar etwas kleiner und stärker abgekaut als die beiden vom Heuberg, aber doch wohl hiermit speeifisch identisch. An dem M, des Pentelici aus Pikermi scheint der zweite Basal- pfeiler zu fehlen. Von Oberkieferzähnen liegt nur ein einziges Bruchstück vor, das Original Jäger's — t. 10 f. 54 — aus dem Bohnerze von Neuhausen, das möglicherweise auf diese Art bezogen werden könnte. Bei der schlechten Er- haltung dieses Molaren ist jedoch eine speeifische Bestimmung vollständig ausgeschlossen. Dimensionen der Unterkieferzähne: P, Länge 10,5 mm, Höhe am Protoconid 7 mm, Breite am Hinterrande 6 mm M, e 15 e R R 3 7 n N „ Vorderrande 7 „ M; n WA hs ” “ bio = er n Te M,; ” 13,5 ” ” ” n 4 ” ” ” „ z Die Länge der Prämolarreihe lässt sich hieraus auf ea. 26 mm, die der Molarreihe auf etwa 35 mm und die Länge der P-- M auf etwa 60 mm schätzen. Ich halte es für höchst wahrscheinlich, dass wir es hier mit dem Nachkommen des obermiocänen Palaeomery& Meyeri Hormann zu thun haben, welcher gegenüber diesem Dicrocerus noch in zweifacher Hinsicht, Zunahme der Körpergrösse und Complieation der P ünd M, fortgeschritten ist. Da wir hiermit einen geologisch jüngeren Palaeomeryciden kennen gelernt haben, so wird es einiger- maassen fraglich, ob diese Gruppe, wie ich bisher angenommen habe, überhaupt gänzlich erloschen ist, denn die Art und Weise der Complication der P bei manchen lebenden Cerviden — z. B. bei Tarandus — ist eine so ähnliche, dass man fast versucht sein könnte, zwischen diesem lebenden Genus und diesem Dierocerus(?) ver- wandtschaftliche Beziehungen anzunehmen. Bei der Mangelhaftigkeit des fossilen Materiales erscheint es jedoch 1) Rürıueyer, Geschichte der Hirsche, II. Theil. Abhandl. der Schweiz. paläontologischen Gesellschaft. 59. 8, 10. 1883. 10 —, le — 25* —— gerathener, auf die Beantwortung solcher Fragen zu verzichten, wenn auch nicht geleugnet werden kann, dass die Hirsehe recht wohl polyphyletischen Ursprunges sein könnten. Ich möchte hier noch erwähnen, dass von Melehingen 2 abgeworfene Geweihfragmente vorliegen, von denen wenigstens das eine, ein Spiessergeweih, zu dieser Art gehören könnte. Beide besitzen eine wohlentwickelte Rose und schwach comprimirten, gerundet-dreieckigen Querschnitt und sehr kräftige Längsrinnen. Das grössere war vermutlich ein Gablergeweih. Obwohl es fast doppelt so gross ist wie das erstere, möchte ich es doch der nämlichen Species zuweisen, da es ebenfalls noch viel kleiner ist als bei Dierocerus furcatus. Es erinnert etwas an das von Cervus trigonocerus Kaur von Eppelsheim — |. ce. t. 24 f£ 4 —, ist aber kaum halb so gross. Vielleieht gehört hierher auch das Geweihfragment, welches Jäsrr — t. 6 f. 40, 41 — abbildet, aber als un- bestimmbar bezeichnet. Dass es wirklich ein Geweihfragment ist, kann nicht dem geringsten Zweifel unterliegen. Das kleinere Stück hat eine Länge von 45 mm, der grösste Durchmesser an der Rose beträgt 13 mm, der kleinste 11 mm. Das grössere Stück hat eine Länge von 70(?) mm, der grösste Durchmesser an der Rose beträgt 18 mm, der kleinste 16 mm. Rangifer tarandus Linn. Sp. Im Stuttgarter Naturaliencabinet fand ich einen rechten unteren M, und einen rechten oberen M,, beide aus dem Bohnerz von Neuhausen bei Tuttlingen, welche unzweifelhaft auf diese recente Species bezogen werden müssen, aber in Folge ihres frischen Erhaltungszustandes auch sofort ihr geringes geologisches Alter verrathen. Es handelt sich bestimmt um Ueberreste aus dem Pleistocän. Cervus all, eurycerus Auprov. Jäger hat aus den schwäbischen Bohnerzen eine Anzahl Cerviden-Zähne abgebildet, deren Bestimmung ziemlich unsicher bleibt. Es sind zwar zum grössten Theil nur Bruchstücke, allein sie lassen immerhin so viel erkennen, dass sie grösser gewesen sein müssen als die grössten Zähne von Cervus antiqui Pouu. von Taubach. Es sind ein linker unterer P, von Neuhausen — pag. 72. t. 10 f. 51 — in seinem Bau ganz an elaphus erinnernd, die Vorderhälfte eines unteren rechten M, und die Hinterhälfte eines rechten unteren M, ebendaher, die Vorderhälfte eines unteren linken M, — Orig. JÄGER's t. 5 f. 41, nicht Hinterhälfte eines fünften rechten, wie Jäger schreibt! — von Tuttlingen — Jäger giebt als Fundort Russberghof an —, die Hinter- hälfte eines linken unteren M, — nicht M,, Orig. t. 5 f. 42 —, die Vorderhälfte eines frischen M, und die Hinterhälfte eines alten M, des rechten Unterkiefers, beide von Neuhausen; vielleicht auch der obere linke 189: von Russberghof — Orig. t. 5 f. 40 —, der rechte obere M — t. 10 f. 50 — und der rechte untere D, — t. 5 f£. 38 — von Russberghof, doch sind diese beiden letzteren fast etwas zu klein. Der genauen speeifischen Bestimmung stehen auch hier unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen. Die Zähne sind zwar viel stärker fossilisirt, als dies bei solehen aus dem Quartär in der Regel der Fall ist, aber ihr Erhaltungszustand stimmt doch auch nicht mit dem von wirklich tertiären überein. Man könnte allenfalls versucht sein, an Arten der Val d’Arno-Fauna zu denken. Da aber von dieser bis jetzt keine sicheren Vertreter in den Bohnerzen nachgewiesen werden konnten, so wäre es doch höchst gewagt, diese dürftigen Ueberreste auf Arten des Oberpliocän zu beziehen. Es darf indessen nieht verschwiegen werden, dass die Zähne dieser grössten Hirsch-Art in ihren Dimensionen und in ihrem Bau mit jenen von Cervus dieranios Nestı aus Val d’Arno, von welchem mir Abgüsse vorliegen, wenigstens in ihren Dimensionen sehr gut übereinstimmen, während sie — 1% — hierin hinter jenen von Cervus eurycerus doch etwas zurückstehen. Dagegen erinnert der Bau des unteren 1Pn mit dem stark in die Länge gezogenen Innenhöcker — Deuteroconid — wieder mehr an eurycerus als an Cervus dieranios. Es wäre nieht unmöglich, dass die erwähnten Zähne, wenigstens die beiden halben unteren M jenem Cerviden zugeschrieben werden müssten, von welchem Wüsr!) kürzlich 2 untere M, aus dem Plioeän von Süssenborn als Alces latifrons Jouns abgebildet hat, allein die Dürftigkeit dieser Reste gestattet kein sicheres Urtheil. Cervus efr. Bertholdi Kaur non Jarcer. 1839. Description des ossements fossiles des Mammiferes. pag. 103. t. 23 f. 3. Von Melehingen besitzt das Münchener paläontologische Museum einen rechten unteren Milchzahn — D, —, welcher seinen Dimensionen nach allenfalls zu dieser Art gehören könnte. Er besitzt je einen ziemlich hohen Basalpfeiler zwischen je 2 Aussenmonden. Die Länge des Zahnes beträgt 27,5 mm, die Höhe am zweiten Innenhöcker 12,5 mm, die Breite an der Basis zwischen dem zweiten Innenhöcker und dem zweiten Aussenmonde 12,5 mm. Immerhin sind diese Maasse für Dertholdi fast etwas zu gross, denn der entsprechende untere M, müsste etwa 23 mm lang und etwa 20 mm hoch gewesen sein, während an dem M, von Bertholdi die Länge nur 20 mm und die Höhe nur 18 mm beträgt, allein man könnte immerhin annehmen, dass wir es eben mit einem besonders grossen Individuum dieser Art zu thun hätten. Wiehtiger scheint mir jedoch der Unterschied zu sein, dass an dem Melehinger Zahn keine Verschmelzung des Hinterhorns des Aussenmondes mit dem Hinterende des Innen- höckers stattfindet, während eine solche selbst bei frischen Zähnen des Bertholdi aus Eppelsheim, wie sie H. v. Meyer in seinem Manuscript abbildet, sehr gut zu beobachten sein müsste. Man könnte fast versucht sein, diese ohnehin sehr hochkronigen Zähne von Cervus Bertholdi als solche von Tragocerus Amaltheus oder einer anderen Antilope der Pikermi-Fauna zu deuten, allein diese Identifieirung wäre doch nur möglich bei direeter Vergleichung der Kaur’'schen Originale; auch sind die Zähne fast doch etwas zu breit für solche von Antilopen. Jäger bildet 1. e. pag. 55. t. 9 f. 46, 47 einen rechten unteren M, aus dem Bohnerz von Neuhausen als Bertholdi ab. Dieser Zahn ist jedoch fast ganz frisch und gehört zweifellos zu Cervus elaphus. Eher könnte zu Bertholdi der von Jäger t.5 f. 29 dargestellte untere D, vom Russberghof gehören, obwohl er ein wenig grösser ist als der aus Melchingen. Es ist jedoeh nicht undenkbar, dass er von jenem Cerviden stammt, den ich oben als Öervus eurycerus eitirt habe. Cervus all. antiqui Ponuse. Taf. IV [IX], Fig. 34. Aus dem Bohnerz von Neuhausen bei Tuttlingen besitzt die Münchener paläontologische Samm- lung einen etwas beschädigten, aber frischen Molaren des rechten Unterkiefers, entweder M, oder M,, welcher in seinen Dimensionen dem Üervus antiqui von Taubach gleichkommt. Das Stück ist zwar ächt fossil, aber doch nicht so stark von Mineralsubstanz durchsetzt, wie die Hirsch-Zähne aus Melehingen und Salmendingen, weshalb ich ihm auch kein so hohes Alter zusehreiben möchte. 1) Untersuchungen über das Pliocän und das älteste Pleistocän Thüringens. Abhandlungen der Naturforschenden Ge- sellschaft zu Halle. 1901. pag. 320. t. 8 f. 5, 6. — 11 — Dimensionen: Länge 26,5 mm, Höhe 23,3 mm, Breite am Hinterrande 15 mm. Der Grösse nach könnten allenfalls die beiden unteren M,, welche JäcEr t. 5 f. 37 und 39 abgebildet hat, hierher gehören. Beide haben auch zwischen dem zweiten und dritten Lobus je einen hohen ceylindrischen Basalpfeiler. Da aber beide sehr stark abgekaut sind, der mir vorliegende aber sehr frisch und gerade an der Stelle, an welcher sich ein etwaiger Basalpfeiler befunden haben muss, beschädigt ist, so lässt es sieh nicht ent- scheiden, ob er auf die nämliche Speeies bezogen werden darf wie diese beiden Originale Jäcer's, von denen eines — f. 39 — irrigerweise als D, bestimmt ist. Eine sehr nahe verwandte Art ist jedenfalls jener „Cervus (Elaphus) sp.“ aus dem Pliocän von Süssen- born in Thüringen, von welchem kürzlich Wüsr!) sehr gute Abbildungen gegeben hat. Doch erscheint es etwas bedenklich, eine direete Identifieirung vorzunehmen, da die beiden unteren M, — die Originale JÄGERS — 2 Basalpfeiler besitzen, während an denen von Süssenborn nur ein soleher vorhanden ist. Nur der M aus Tuttlingen stimmt ganz genau mit dem M aus Süssenborn überein. Cervus suevicus N. SP. Taf. IV [IX], Fig. 209, 29—31. 1833. Jäger, Ueber die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. pag. 20. t. 3 f. 60-62, 72; t. 5f. 34. 1882/85. Quensteopr, Handbuch der Petrefactenkunde. pag. 100. t. 7 £. 7. 1887. Der&rer, Vertebres miocönes du vall&e du Rhöne. Archives du Museum d’histoire nat. Lyon. T. IV. t. 14 £. 9, Zähne eines Hirsches von etwa Dama-Grösse sind in den jüngeren Bohnerzen nicht allzu selten. Es liegen mir hiervon vor: 1) ein rechter unterer P, von Undingen. 2) n n„ M, „» n 3) „ linker 5, M,;, „ Melchingen. DE rechter, EN. ar, Den Pusssohererzel), ce, n sehr fragmentarisch und stark abgerieben 6), 2 r M, oder M, von Melchingen. or r ; M, von Melehingen, nur ein Theil der Vorderhälfte. SD) 3 “ P,(2) von > 9) „ unterer M, von Salmendingen, Orig. Quenstepr's t. 7 £. 7. 10), „ M,, Orig. Jäcer's. t. 3 f. 61, 62, ohne nähere Angabe des Fundortes und etwas zu gross gezeichnet. 11) der linke obere M, vom Heuberg, Orig. Jäcer's t. 3 f. 60. Auch einige Ineisiven aus Melchingen könnten vielleicht zu dieser Art gehören, vielleicht auch der halbe untere Milchzahn D,, das Original zu Jäger t. 3 f. 72, und der obere D, von Salmendingen, Original Jäger t.5 f. 34. Ob jedoch die erwähnten Zähne insgesammt auf ein und dieselbe Species bezogen werden dürfen, scheint mir insofern nicht vollkommen sicher zu sein, als 2 von der Localität Undingen stammen, welche auch relativ viele pleistocäne Thierreste geliefert hat, und weil überdies diese beiden Zähne ein ziemlich frisches Aus- sehen besitzen. Andererseits passen sie aber doch auch zu keiner pleistocänen Species, wohl aber stimmen ihr ‚Bau 1) Untersuchungen über das Pliocän und das älteste Pleistoeän Thüringens. Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle. 1901. pag. 326. t. 8 f. 1-4; t. 9 f. 1-3. — 1% — a und ihre Grösse ganz gut mit den beiden unteren M, aus Melchingen überein, welche als Typen der neuen Art betrachtet werden müssen. Einigermaassen zweifelhaft bleibt auch die specifische Bestimmung des oberen P,, insofern er fast etwas zu klein ist für die vorliegenden M, und ebenso die des unteren M,, da sein Basalpfeiler sehr schwach ist im Vergleich zu denen von M,. Der untere P, ist verhältnissmässig kurz und niedrig. Die vom Protoconid ausgehende Coulisse verläuft chräg nach unten und innen, entsendet aber keinen Vorsprung nach vorwärts. Der M, entspricht in seinem Bau vollkommen den M,, sein Basalpfeiler ist etwas höher und kräftiger als an diesen. Am Vorderrande trägt er wie die M ein kräftiges Basalband. Seine Mittelrippen am Protoconid und Entoconid sind ziemlich schwach. Der M, von Salmendingen ist noch ganz frisch, seine Mittelfalten sind sehr kräftig, der Basalpfeiler aber sehr schwach und niedrig. Die beiden M, aus Melehingen sind ziemlich stark abgekaut. Sie besitzen auch zwischen dem zweiten Aussenmonde und dem dritten Lobus noch einen Basalpfeiler. Der dritte Lobus ist verhältnissmässig klein. Das Jäger'sche Original ist noch ziemlich frisch, dagegen ist es am dritten Lobus ziemlich stark beschädigt. Der obere P, hat in Folge seiner Breite und Kürze fast das Aussehen eines P,, macht sich aber doch sofort dadurch als P, kenntlich, dass das Hinterhorn des Aussenmondes stark nach hinten und auswärts ver- sängert erscheint und der scheinbare Innenmond deutliche Zweitheilung erkennen läst, was an P, nicht vorkommt. Der M, ist beträchtlich breiter als lang, sein Basalpfeiler ist sehr niedrig und sein Bau überaus einfach. Das Hinterhorn des ersten Innenmondes endet frei im Centrum des Zahnes, auch jenes des zweiten Innenmondes dürfte mit der hinteren Aussenecke nur in der Tiefe verwachsen gewesen sein. Ebenso geht auch das Vorderhorn dieses Mondes mit keinem der beiden Aussenmonde eine engere Verbindung ein. Lediglich am Hinterhorn des zweiten Innenmondes ist ein kleiner kurzer Sporn zu beobachten. Dimensionen: Unterer P, Länge 13 mm, Höhe am Metaconid 9 mm, Breite am Hinterrande 7 mm DEM. l6 Biel 9 5 Ye nz : 10 N . I a Te, BE 1 IN Ur: * 12,5 „ (frisch) h M, - LE s 5 = Ve n „ Vorderrande 11,5 r ® Ne erben, RE T- 5; 1 HER r U) x N he: = lower u n 12 R. Oberer P, Länge an der Aussenseite 12,5 mm, Höhe am Protocon 8,5 mm, Breite am Hinterrande 14,7 mm em “ ch N; AN (En ” „ Paracon 15 „ n „ Vorderrande 22,5 „ In der Literatur finde ich keine benannte Cerviden-Art, mit welcher diese Zähne identifieirt werden könnten. Cervus Matheroni‘) vom Mont L&beron ist kleiner, ebenso Cervus nanus?) und Partschi®) von Eppelsheim, dagegen ist der dortige Cervus Bertholdi‘) viel grösser. Die ebenfalls aus Eppelsheim eitirten Cervus curtocerus, dieranocerus, anocerus und trigonocerus?) basiren lediglich auf Geweihresten, 1) Gaupry, Animaux fossiles du Mont L&öberon. 1873. pag. 65. t. 13. 2) Kaur, Description des ossements. pag. 104. 1.231.2;1.23Cf. 8. 3) Ibidem pag. 105. .23 C £. 9. 4) Ibidem pag. 103. t. 23 £. 3. 5) Ibidem t. 24. Diese Arten bedürfen einer gründlichen Revision! — 19% — ae weshalb eine Identifieirung ohnehin nieht gut möglich ist. Cervus Pentelici!) aus Pikermi, mit welchem Daues irrigerweise die von Gaupry als Dremotherium bestimmten Kiefer vereinigen möchte, dürfte jedenfalls auch kleiner gewesen sein und ist bis jetzt auch nur durch Geweihe vertreten. Der£rer bildet — 1. e. t. 14 f. 9 — einen unteren M, von ähnlichen Dimensionen ab als „Cervus sp.“ mit der Bemerkung „Provenance inconnu“. Dagegen ist der von ihm gezeichnete Unterkiefer — f. 8 — von Grepol (Dröme) aus einer unbekannten Ablagerung zu klein für unsere Art. Unter den Arten aus dem Oberplioeän steht Cervus Nesti Masor von Val d’Arno im Zahnbau ziemlich fern und ist auch kleiner. Für den Vergleich mit den zahlreichen Arten aus dem Pliocän von Perrier, Auvergne, welche schon Croizer zur Darstellung gebracht hat, jedoch anscheinend ohne Text und in wenig übersichtlicher Weise, sind wir eigentlich ausschliesslich auf die Maassangaben angewiesen, welche Der£rer ?) für die Zahnreihen zusammengestellt hat, wobei für uns hauptsächlich die Maasszahlen der 3 unteren M in Betracht kommen. Die unteren M unserer Art nehmen etwa eine Länge ein von 60 mm. Cervus ardeus misst hier 75 mm Cervus Perrieri misst hier 75 mm ramosus e 6065 “ cusanus a5 erlae ® borbonicus 5 ls 2 neschersensis 1, Su Aeee issiodorensis A Are " buladensis 5 je i etueriarum er ler a Von pardinensis wird nur die Länge des oberen M, angegeben mit 17 mm. Es kommt somit eigentlich nur ramosus und pardinensis in Betracht, allein in seiner Arbeit über Roussillon stellt Der£rk£er zu dieser Art die beiden 1. 8 f. 516 abgebildeten Kiefer — auf der Tafelerklärung als australis bestimmt — und da nun diese wesentlich kleiner sind, als sie bei unserer Art gewesen sein können — M,—M, messen nach der Zeichnung kaum 50 mm — so kann auch hier von Identität keine Rede sein. Etwas näher kommt jedoch möglicherweise pardinensis, sofern nämlich die Molaren, welche LorTErT und CHAnTRE®) aus Vialette (Haute Loire) aus einer Ablagerung mit Mastodon Borsoni abgebildet haben, zu dieser Art gehören. Die oberen unterscheiden sich jedoch leicht durch den Besitz eines vollständigen inneren Basalbandes. Unter den recenten Cerviden, von denen mir freilich nur sehr geringes Vergleichsmaterial zu Gebote steht, hat nur Azwis entfernte Aehnlichkeit, weshalb ich von einer Vergleichung absehen zu dürfen glaube. Dass die neue Art unterpliocänes Alter besitzt, scheint nach den Fundorten ziemlich sicher zu sein, und folglich wäre es möglich, dass sie sich mit einer Species identisch erweisen dürfte, welche in Eppelsheim nur durch Geweihe vertreten ist. In diesem Falle müsste freilich der obige Name aus Prioritätsgründen dem be- treffenden Kaup'schen Namen weichen. Cervus Sp. indet. Taf. IV [IX], Fig. 22, 23, 25, 26. 1833/35. Jäcer, Ueber die Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. pag. 20. t. 5 f. 32, 33. Ein kleiner Cervide von etwa Dama-Grösse, dessen Zahnbau aber einige Aehnlichkeit mit Axis hat ist in den Bohnerzen von Salmendingen und Melchingen durch folgende Zähne vertreten: 1) Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. 1882. pag. 92. t.5 £. 1. 2) Nouvelles 6tudes sur les Ruminants pliocenes et quaternaires d’Auvergne. Bulletin de la Societe geologique de France. 1884. pag. 467 etc. 3) Recherches sur les Mastodontes et les faunes mammalogiques, qui les accompagnent. Archives du Museum @’histoire naturelle de Lyon. T. II. 1879. t. 16, f. 3, 4, 5. — 14 — 1) ein M, des rechten Oberkiefers von Salmendingen, Tübinger Sammlung. A " ei „ Russberghof, Kgl. Naturalieneabinet Stuttgart, Original JÄGER t. 5 f. 33. S) ,„ Ber, linken > „ Russberghof, Kgl. Naturalieneabinet Stuttgart, Original Jäger t. 5 f. 32. 4) „ M,(®?) des rechten Unterkiefers von Melehingen, Tübingjer Sammlung. OD 7. Kl R rn 5; »„ Neuhausen, Stuttgarter Sammlung. Es bleibt immerhin fraglich, ob diese Zähne wirklich ein und derselben Speeies angehören, denn sowohl die beiden oberen als auch die beiden unteren M weisen unter einander Verschiedenheiten auf. Der eine M des Oberkiefers trägt sowohl in der hinteren als auch in der vorderen Marke je einen kräftigen ‘Sporn und auf seiner Innenseite ein kräftiges blattförmiges Basalband. An dem anderen ist zwar in der hinteren, nicht aber auch in der vorderen Marke ein solcher Sporn vorhanden, und der Basalpfeiler scheint ziemlich schwach gewesen zu sein. Beide stimmen jedoch sonst, namentlich in der Beschaffenheit der Innenmonde, vollkommen überein. Von den unteren M ist der eine mit einem kräftigen, hohen eylindrischen Basalpfeiler versehen, der andere, M, dagegen trägt nur eine ganz niedrige Basalwarze, während doch sonst, wenigstens bei (\ elaphus gerade an M, der Basalpfeiler am kräftigsten ist. Cervus capreolus verhält sich allerdings in dieser Beziehung umgekehrt. Beide unteren M haben jedoch die bedeutende Höhe der Krone mit einander gemein. Der Erhaltungs- zustand lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass wir es mit einer wirklich fossilen Art zu thun haben. P, zeigt auf seiner Innenseite eine Einkerbung, die aber wesentlich schwächer ist als bei der vorigen Art; mit dieser hat er auch das Fehlen von Spornen in seiner Marke gemein. Dimensionen: oberer P, Länge 11,5 mm, Breite 13 mm, Höhe 10 mm ” M 5 10 R TERN ler # le m ls 5 a a k00 2, lan I, unterer M,?) „ SED 5 9 # a Be M, N) n le 7 ANDERE Die Länge der unteren M dürfte etwa 50 mm betragen haben. Unter den recenten Hirschen hat Axis einige Aehnlichkeit in Folge der Höhe der Kronen und der Gestalt des Basalpfeilers an den unteren M. Dagegen hat die Innenseite des oberen P, noch keine Einbuchtung. Von den unterplioeänen Hirschen!) scheinen Cervus Matheroni aus Pikermi sowie (ervus nanus von Eppelsheim etwas kleiner zu sein als die Zähne der vorliegenden Art, auch bestehen ziemliche Unterschiede im Bau der oberen M von Matheroni — Basalpfeiler schwächer, dafür aber langer Sporn in der vorderen Marke und Innenwand des oberen P, ohne Einbuchtung. Von nanus sind ohnehin keine oberen M bekannt. (ervus Partschi von Eppelsheim kann wegen seiner Kleinheit nicht zum Vergleiche herangezogen werden. Die oberplioeänen Cerviden aus der Auvergne sind alle entweder grösser oder kleiner als die vor- liegende Species. Hinsichtlich der Grösse steht dagegen Cervus ramosus var. ruscinensis Der&rer?) aus Roussillon ziemlich nahe. Auch der Bau der unteren M ist ein ziemlich ähnlicher. Dagegen tragen die oberen M viel stärkere Sporne und ein viel deutlieheres Basalband, aber keine so kräftigen Basalpfeiler. In der Grösse kommt auch Cervus Nesti Masor aus Val d’Arno der vorliegenden Art recht nahe. 1) Die Literaturangaben über die pliocänen Hirscharten siehe bei voriger Species. 2) Animaux pliocenes de Roussillon. M&moires de la Soeiete g6ologique de France. 1890. pag. 124. t. 8 f. 5, 6. Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 11 — 15 — 26 en Dıe unteren M scheinen jedoch selbst unangekaut wesentlich niedriger zu sein. An den oberen sind die Sporne etwas stärker und das Basalband viel deutlicher entwickelt. An P, ist die scheinbare Theilung der Innenwand viel weiter vorgeschritten. Cervus sp. all. Rangifer tarandus. Taf. IV [IX], Fig. 27. 1882/85. Quensteps, Handbuch der Petrefactenkunde. pag, 100. t. 7 £. 6, Aus den Bohnerzen von Salmendingen bildet Quexstepr einen linken oberen M ab, welcher sich durch seinen complicirten Bau auszeichnet und hierin am ehesten an die M von Aangifer erinnert. Wie bei diesem ist auch hier der Basalpfeiler sehr gross und blattförmig entwickelt, und das Hinterhorn des ersten und das Vorderhorn des zweiten Innenmondes enden frei im Centrum des Zahnes. Ausserdem sind auch kräftige Sporne vorhanden und im Gegensatz zu den M von Rangifer ein vollständiges inneres Basalband. Dimensionen: Länge 19,5 mm, Breite 19 mm, Höhe 14 mm. Der Grösse nach könnte dieser Zahn allerdings zu Üervus Bertholdi Kaup gehören, allein fürs erste ist es nicht sicher, ob dieser nieht doch etwa eine Antilope ist, und fürs zweite kennt man bis jetzt noch keine oberen M dieses vermeintlichen Cerviden aus Eppelsheim, so dass also eine direete Identifieirung ausge- schlossen erscheint. Die Zahl der Cerviden-Arten aus den Bohnerzen ist eine nieht unbeträchtliche, allein nur 4 dürften: noch aus dem älteren Plioeän stammen, nämlich: einer von der Grösse des Bertholdi, vielleicht dazu Jäger's Original t. 5 f. 29, ein zweiter, (ervus suevicus, etwas grösser als Dama, darunter die Originale zu Jäcer's t. 3 f. 60—62, 712;t.5£. 34, ein Cervus sp. von Dama-Grösse, dazu die Originale zu JÄgEr t. 3 f. 32, 33, und ein Cervus aff. Rangifer, ausgezeichnet durch den eomplieirten Bau der oberen M. Jägers Oervus Bertholdi t. 9 f. 46, 47 ist ein ächter (. elaphus und sicher pleistoeän. Cervus aff. antigui PouL, dazu Jäser’s Originale t. 5 f. 37, 39, ferner Cervus af. eurycerus Auprov., dazu die Originale JÄger’s t. 5 f. 38, 40—42, t. 10 f. 50, 51, und Rangifer tarandus selbst stammen vermuthlich aus älterem Pleistoeän. Ueber die Verwandtschaft dieser 3 letzterwähnten Arten habe ich nichts weiter zu bemerken, dagegen haben die 4 zuerst genannten und geologisch älteren jedenfalls grosse stammesgeschiehtliche Bedeutung, allein der nähere Zusammenhang mit den lebenden Cerviden bleibt so lange in Dunkel gehüllt, bis nieht die zahlreichen CGerviden aus dem Plioeän der Auvergne eine genaue Bearbeitung erfahren haben. Für jetzt wissen wir nur so viel, dass die erste dieser 4 Arten sich eng an Elaphus, die letzte aber an Rangifer anschliesst, während Cervus suevicus vielleicht Beziehungen zu Axis hat. Die dritte dieser Arten ist vielleicht trotz der hohen Zahnkronen mit Cervus Nesti von Val d’Arno verwandt. Immerhin zeigt aber diese mannigfache Differenzirung der Cerviden im Plioeän, dass dieselben poly- phyletisch sind und wenigstens bereits auf verschiedene Arten und selbst Gattungen der Palaeomeryciden, wenn nicht schon der Gelociden, zurückgeführt werden müssen. Dorcatherium crassum MırLne Eow. Sp. Taf. IV [IX], Fig. 14. 1839. Dorcatherium Naui Kaur, Descript. des ossements fossiles des Mammiferes. pag. 93. t. 23 f. 1. t. 23 A, B. 1864. Hyaemoschus erassus Mıune Epwarps, Recherches sur la famille des Chevrotains. Annal. Sciences nat. Zool. T. II. pag. 105. t. 11. — 196 — zu In H. v. Meyer’s Manuscript sind von diesem fossilen Traguliden verschiedene Zähne aus dem Bohnerz von Mösskireh abgebildet, nämlich: 2 Molaren des linken Oberkiefers, wohl M, und M,, ein Fragment des linken Unterkiefers mit dem M,, ein isolirter unterer linker M, ein isolirter M, des linken Oberkiefers. Einen linken oberen M, aus Mösskirch besitzt auch das Naturaliencabinet in Stuttgart. In den Dimensionen ist zwischen Dorcatherium Nawi Kaup von Eppelsheim und Hyaemoschus erassus LARTET aus Sansan so wenig ein wirklich nennenswerther Unterschied zu bemerken wie im Bau der Zähne und den ‘verschiedenen hiervon bekannten Skelettheilen. Ich hatte daher auch sehon öfters den Verdacht, dass Dorcatherium Naui gar nicht der Eppelsheimer Fauna angehört, dass vielmehr seine Ueberreste bereits in fossilem Zustande aus einer zerstörten Miocänablagerung ausgewaschen und dann aufs neue in den Eppelsheimer Sanden zum Ansatz gelangt sein könnten. Hierfür scheint schon der eigenthümliche Erhaltungszustand des von Kaup t. 23 A abgebildeten Schädels zu sprechen; überdies erwähnt auch Kaur selbst, dass Nau obere Molaren dieses Dorcatherium aus einer Platte des Tertiärkalkes von Findheim!) bekommen hätte. Leider war es mir nicht möglich, über diese Localität Näheres zu erfahren. Dass übrigens die Eppelsheimer Fauna auch fremdartige Elemente enthält, zeigt zum mindesten die Anwesenheit von Anthracotherium, von welchem ein oberer M in H. v. Merer's Manuseript abgebildet ist. Der Sicherheit halber dürfte es sich jedoch empfehlen, als Speeiesnamen für die Eppelsheimer Reste Dorcatherium Naui beizubehalten, für die obermiocänen aber — Sansan, Steinheim, Günzburg ete. — den Speeiesnamen Dorcatherium crassum zu wählen. Dagegen hat als Genusname unbestreitbar die Bezeichnung Dorcatherium die Priorität vor Hyaemoschus. Als Stammform von Dorcatherium erweist sich mit absoluter Sieherheit die von mir aufgestellte Gattung Cryptomeryz') — alias „Lophiomeryx“ Gaudryi Fıruoun — aus den Phosphoriten. Der untere P, stimmt durchaus mit dem von Dorcatherium überein. Die unteren M haben die nämliche, für letztere Gattung so eharacteristische vorwärts geneigte Stellung und zeigen auch bereits die vom ersten Innenhöcker — Metaconid — nach hinten und unten verlaufende Leiste, dagegen fehlt noch die Palaeomeryx-Leiste am vorderen Aussenmonde. Die oberen Molaren besitzen noch einen fünften Höcker — einen Protoconulus — zwischen dem ersten Innenmonde — Protoeon — und dem ersten Aussenmonde — Paraeon. Das Basalband ist bei Dorcatherium am Protocon sehr kräftig entwickelt. Die ziemlich seltene Art Oryptomeryx Gaudryi steht in ihren Dimensionen dem lebenden Kanchil sehr nahe. Oryptomeryz selbst hat wohi einige verwandtschaftliche Beziehungen zu Lophiomeryz, der aber immerhin nur einen erloschenen Seitenzweig darstellt. Die Traguliden erweisen sich mithin als ein entschieden altwelt- licher Stamm. Antilope eristata Bırpermann. Cervus lunatus H. v. Mer. Taf. IV [IX], Fig. 9, 10, 16, 17, 18, 19. 1838. Cervus hmatus H. v. Mexer, Neues Jahrbuch f. Mineralogie. pag. 413. 1873. Antilope eristata Bırveruans, Petrefacten aus der Gegend von Winterthur. Heft 4. Reste aus Veltheim. pag. 14. t.8, 9 f. 1—4. 1) 1. e. pag. 92: „A cette m&me &poque, un de mes amis Mr pr Nau .., me fit parvenir une table du caleaire tertiaire de Findheim, dans lequelle se trouvaient les molaires superieures.“ alt — 197 0 — 26 * un ng Se 1886. Cervus lumatus Scuuosser, Beiträge zur Stammesgeschichte der Huftiere. Morphologisches Jahrbuch. Bd. 12. pag. 69. 605,7. 12.26. 1626019: 1888. Antilope eristata Hormann, Säugethierfauna der Braunkohle des Labitschberges in Steiermark. Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt. pag. 548. t.8f.7,8,t.9£.1. 1893. Antilope? sp, Cervus sp. Hormann, Die Fauna von Göriach. Abhandlungen d. k. k. geol. Reichsanstalt. pag. 72. t. 13 £. 19, 20. Obwohl Ueberreste dieses Ruminantiers in manchen Miocänablagerungen von Süddeutschland keineswegs besonders selten sind, so existirt hiervon doch keine vollständige Beschreibung, man müsste denn die Beschreibung des von Hormann gefundenen Unterkiefers von Antilope eristata und die Ausführungen FiLHous’ über die Antilopen von Sansan als solche gelten lassen. Wie ich aber im Folgenden zeigen werde, er- scheint es an und für sich keineswegs so vollkommen sicher, ob diese Reste der nämliechen Speeies angehören wie jene, für welehe H. v. Meyer den Namen Üervus lunatus aufgestellt hat. Uns interessiren hier jedoch vorwiegend die Ueberreste, welehe im Bohnerz von Mösskirch zum Vor- schein gekommen sind. Ausser den Zähnen, welehe ich gesondert aufzählen werde, liegen mir von dort auch verschiedene Fragmente von Wirbeln und Extremitätenknocheu vor, unter denen die allerdings wenig characteristischen Astragali am häufigsten sind. Die Metapodien scheinen ziemlich plump gewesen zu sein, allein ihre Länge lässt sich nicht genauer ermitteln. Von Zähnen und zahntragenden Resten liegen mir vor: 1) ein rechter Unterkiefer mit P,—M, der Münchener paläontologischen Sammlung, 2) zwei rechte untere M,, Tübinger geologische Sammlung, 3) mehrere zum Theil beschädigte unter M 4) ein rechter oberer P, ° Stuttgarter Naturaliencabinet. 5) ein rechter oberer M, Noch grösser ist das Material, welches H. v. Meyrr in seinem Manuseript abgebildet hat. Es besteht aus: 1) einem rechten oberen M, 2) einem linken Unterkiefer mit P,, P,, M,, M, und dem ersten Lobus des M,, 3) einem Fragment des rechten Unterkiefers mit M, und M,, A) ” » n " >, BAM, Den „ linken 2 De DrsundeNMG, 6) je einem rechten und linken unteren M,. Alle Zähne, namentlich die unteren P, sind auffallend niedrig, weshalb auch die Krone bei der Abkauung sehr rasch abgetragen wird, so dass besser erhaltene, noch annähernd frische Zähne zu den Seltenheiten gehören. Wegen der relativen Unvollständigkeit des Materiales aus den Bohnerzen, das über die Beschaffenheit der oberen Zahnreihe und der unteren P keinen Aufschluss giebt, sehe ich mich genöthigt, bei der folgenden Beschreibung das viel vollständigere Material aus dem Dinotherium-Sande von Günzburg mitzubenutzen. Unterkieferzähne: Die Zahl der P ist zweifellos 3. P, ist bisher nicht bekannt. Nach der Länge seines Alveolarraumes der beiden Wurzeln kann er nur etwa ?/, so gross gewesen sein wie P,. P, sowie P, gleichen einander vollständig, abgesehen von ihrer Grösse. Sie bestehen eigentlich nur aus der Aussenwand und der Hinterwand und 3 schräg nach hinten verlaufenden Coulissen, von denen die mittlere am Haupthöcker — Protoeonid —, die hintere vom zweiten Höcker — Deuteroconid — der Aussenwand und die vordere zwischen der Vorderinnenecke des Zahnes und dem Protoeonid entspringt. Die hintere Coulisse legt sich mit ihrem Unterende an die Hinterwand des Zahnes ziemlich enge an, so dass bei der Abkauung eine Sehmelzinsel zu Stande kommt. Die M tragen sämmtlieh einen ziemlich hohen cylindrischen Basalpfeiler, M, kann auch zwischen dem — 18 — —— 85 zweiten und dritten Lobus einen weiteren Basalpfeiler besitzen. Dieser Zahn hat auch an seinem dritten Lobus einen wohlentwiekelten Innenmond. Die Höhe aller P und M ist noch recht gering. Dimensionen: P, Länge 8 (?) mm, Höhe (?) mm, Breite am Hinterrande 3,5(?) mm A ll h > 7 er : 5 # 6,5 b lea, 0 ak s u oe n n n; 6,5 en) 5 = 45 „ r e n 6,3 ll) a) P, 5 185 „ oa M) n 4 « = 7,0 „ (frisch, isolirt) DER 2 u s; Gome: 7 % n 6,8 „ (Mösskirceh) GER, “ 12 n e An P „ e 7 2 .(alb) a) M, ® 11 n 5 SE) ns n = 8,5 „ (Mösskirch) DEM, 12 n 5 4 n 22 a RR 8,3 „ (alt) a)M, „ 12,5 = = DiDyn, „ s; 5 9 „ (Mösskirch) ID) WE on alay) n n Did, „ n n te) alt) B)EMES, F88 N n MI 5 „ Vorderrande 10 „ (Mösskireh, isolirt) IH) ll 5 & 6 5 = s „ 9,4 „ (alt) Der Abstand des P, von C 35(?) mm Länge der 3 M 44,5 mm Länge der 3 P 28 n Zahnreihe P+M 72 e Am unteren D, stellt der erste Basalpfeiler eine dreiseitige Lamelle dar, der zweite einen hohen und dicken Kegel. Die Länge dieses Zahnes beträgt 15 mm. Aus der brackischen Molasse von Oberkirchberg bei Ulm liegt mir ein Unterkiefer mit dem durch- breehenden P,, dem D, und M, und M, vor, dessen Zähne ein wenig grösser sind als die der Reisensburger und Mösskircher Exemplare, was aber doch kaum ein Grund ist, um auf dieses Stück eine besondere Art zu errichten. Oberkieferzähne. P, besitzt nur einen sehr schwachen Innenhöcker, der durch eine Anschwellung in der Mitte des Basalbandes gebildet wird. Vor ihm befindet sich ein Einschnitt im Basalbande. In der Marke zwischen Basalband und Aussenwand bemerkt man einen Sporn. P, ist dem vorigen ähnlich, aber breiter in Folge der Complieation seiner Innenpartie. Die Zahl der Sporne wird hier ziemlich gross. Ein Exemplar aus Mösskirch — Taf. IV [IX], Fig. 16 — besitzt hinter dem Protocon noch einen Sporn, und seine Innenseite weist eine tiefe verticale Furehe auf, was aber sicher nur eine individuelle Verschiedenheit darstellt. P, hat die gewöhnliche Form wie bei den Ruminantiern, die beiden Enden des Innen- mondes verschmelzen erst bei fortschreitender Abkauung mit dem Aussenmonde. Auch dieser Zahn besitzt mehrere Sporne. An seiner Innenseite kann er starke Runzeln und sogar Warzen bekommen. M. Wie an P, so verbinden sich auch an den M die Enden der inneren Halbmonde erst spät mit den Enden der Aussenmonde, und zwar erfolgt zuerst Verbindung des Vorderhornes des ersten und des Hinterhornes des zweiten Halbmondes mit den benachbarten Theilen der Aussenmonde. Die beiden anderen verschmelzen erst dann mit den Aussenmonden, wenn die Krone fast bis an die Wurzeln abgerieben ist. M, unterscheidet sich wie gewöhnlich von M, nur durch seine geringeren Dimensionen und die immer vorgeschrittenere Abkauung, M, ist dagegen nicht bloss grösser und frischer als M, und M,, sondern auch dureh die relative Kleinheit seines zweiten Innenmondes und das starke Divergiren der beiden Aussenwurzeln ausgezeichnet. Alle Molaren besitzen einen auffallend complieirten Bau. Das Hinterhorn des ersten Innenmondes entsendet einen Sporn gegen die innere Basis des ersten Aussenmondes — Paracon —, das Vorderhorn des zweiten Innenmondes — 199 — einen solchen gegen das Centrum des Zahnes und das Hinterhorn dieses Mondes einen gegen die innere Basis des zweiten Aussenmondes — Metacon. Dieser letztere Sporn kann jedoch individuell fehlen. Ausserdem trägt jeder Zahn einen ziemlich hohen, säulenförmigen Basalpfeiler. Dimensionen: P, Länge 11,5 mm, Höhe 6,5 mm, grösste Breite 7,5 mm Br n ll en n U a n 95 „ (ziemlich frisch) Pe el 2 n 5 a ur P, f 9 8 k BE?) - / Individuum a (frisch) 19, a) ; 9,5 u el Er i Mesa. 9 E x ER Sf ein Individuum b (frisch) Mila r 5 - a Den u MI R j 6 i \ ee ein Individuum e (alt) a 0 ua B Se \ Individuum b (frisch) Mar lo ie a 5 ‚16 NER 13 : s (DM = al“ „ Individuum e (alt) Individuum e steht überhaupt in der Grösse beträchtlich hinter b zurück, auch ist der erwähnte Sporn am Hinterhorne des zweiten Innenmondes erst in der Tiefe sichtbar. Länge der gesammten Zahnreihe 70 (?) —75 mm il sl 9) mm " nn 3oM 38,5 „ bei Individuum e, 43,5 mm bei Individuum b Die generische Bestimmung dieser Zähne aus dem Bohnerz von Mösskirch und aus dem Dinotherium- Sande von Günzburg bietet ziemliche Schwierigkeiten. An und für sich würden diese Zähne wohl unbedenklich als Cerviden-Zähne angesprochen werden, wie sie auch H. v. Meyer als solche gedeutet hat. Nun hat aber Bıerpermann in der Molasse von Veltheim bei Winterthur, allerdings nieht in Zu- sammenhang, einen unteren letzten Molaren und an einer anderen Stelle des Steinbruches ein Schädelstück mit Oberkiefern und einem Hornzapfen gefunden, auf welche Ueberreste er seine Antilope ceristata begründet. Hormann beschrieb später aus den steierischen Braunkohlen einen Unterkiefer, einen isolirten unteren M, und einen Hornzapfen als zu Antilope eristata gehörig und bemerkte zugleich, dass die ihm vorliegenden Zähne vollkommen mit den in H. v. Mever’s Manuseript als „Cervus lumatus“ abgebildeten Stücken übereinstimmten. In der That ist auch an der Zugehörigkeit der Hormann’schen Originale zu „Üervus lunatus H. v. Mey.“ nicht zu zweifeln, ebensowenig aber auch daran, dass der von BIEDERMAnN abgebildete untere M, auf die nämliche Species bezogen werden muss. Dagegen lässt sich nicht beweisen, dass das von Biepermann dargestellte Schädel- stück mit dem Hornzapfen und ebenso der von Hormann beschriebene Hornzapfen auch wirklich von der nämlichen Art stammen wie jener Unterkiefer. Immerhin ist die Wahrscheinlichkeit hierfür eine sehr grosse, aber dennoch erscheint es höchst befremdlieh, dass im Dinotherium-Sande von Günzburg, sowie im Bohnerz von Möss- kirch zwar die Zähne des „Cervus lunaltus“ keineswegs selten sind, während sieh die angeblich dazu gehörigen Hornzapfen noch nie gefunden haben. Es ist dies um so merkwürdiger, als die Zähne und Kiefer dieses Wieder- käuers in Günzburg mindestens ebenso häufig waren wie solche von Dierocerus furcatus, von welchem daselbst zahlreiche Geweihe zum Vorschein gekommen sind, und diese doch gewiss nicht leichter erhaltungsfähig sind als die Hornzapfen von Antilopen. Jedenfalls werden wir daher gut thun, wenn wir die Identifieirung von „Cervus lunatus“ H. v. Meyer mit Antilope eristata Biepermann nur als eine provisorische betrachten. Bei der grossen Aehnlichkeit der Günzburger Fauna mit jener von Sansan liegt nun auch die Ver- — 200 — muthung sehr nahe, dass Cervus lunatus mit einer der 3 aus Sansan beschriebenen Antilopen — sansaniensis, clavata und martiniana — identisch sein müsste. Leider giebt die Fırnor'sche!) Arbeit über die Fauna von Sansan nicht den geringsten Aufschluss, denn wie gewöhnlich ignorirt dieser Autor auch hier die Arbeiten seiner Vorgänger, und seine Abbildungen lassen wie immer bezüglich der Details nicht nur sehr Vieles, sondern über- haupt fast Alles zu wünschen übrig. Nach Depxrer 2) wäre Antilope sansaniensis Larter mit A. elavala Gervaıs identisch und nach Rünı- MEYER) clavata mit martiniana zum mindesten sehr nahe verwandt, so dass also in Sansan möglicherweise überhaupt nur eine einzige Art von Antilope vorhanden wäre. Jedenfalls bedürfte es einer erneuten Unter- suchung dieser 3 Sansaner Arten. Für uns ist dies jedoch nebensächlich, denn hier handelt es sich lediglich darum, die Identität des „Oervus lunatus“ mit der einen oder der anderen der aus Sansan beschriebenen Antilopen-Arten festzustellen. Aechte Antilopidae. Zähne von Antilopiden sind in den Bohnerzen Schwabens sehr selten, aber nichtsdestoweniger waren sie bereits dem ersten Erforscher der Bohnerzfauna wohl bekannt. Er unterschied hiervon 2 Arten, Antilope major und minor. Ein Theil der von Jäczr abgebildeten Zähne gehört auch unzweifelhaft Antilopen an, dagegen dürften einige doch eher von Bos herrühren. Das mir vorliegende Material ergänzt zwar die Originale Jäczr’s, allein trotzdem reicht es noch immer nicht aus zur genaueren Bestimmung des Genus, bezw. zur Auf- stellung eines besonderen Genus; es lässt sich vielmehr nur so viel sagen, dass ein Theil dieser Zähne einer sehr grossen Antilope angehört, die aber sowohl von den bisher beschriebenen fossilen Gattungen als auch wenigstens von den mir vorliegenden reeenten Antilopen-Genera nicht unbedeutend abweicht, während der andere Theil sich an die ıecente Gattung Strepsicerus anschliesst. Da aber das mir zur Gebote stehende Material aus den Bohn- erzen keine Prämolaren enthält, deren Bau für die Systematik der Antilopen von ziemlich grosser Bedeutung ist, so glaube ich von der Aufstellung eines besonderen Genus für jenen ersteren Typus absehen zu müssen. JÄGER bildet zwar obere und einen unteren Prämolaren ab, allein es scheint mir doch nicht vollkommen sicher zu sein, ob sie wirklich hierher gehören. Selbst wenn dies jedoch wirklich der Fall wäre, so bliebe unsere Kenntniss dieser Antilope immer noch zu unvollständig, als dass es sich verlohnte, hierfür ein eigenes Genus zu errichten. Alle Zähne dieser Form zeichnen sieh durch ihre auffallende Höhe und das vollständige Fehlen von Basalpfeilern aus. Vorläufig ist es wohl am besten, diese dürftigen Ueberreste unter der Bezeichnung anzuführen, welche Rürımeyer hierfür gebraucht hat, nämlich als: Antilope Jägeri Bürın. Taf. V [X], Fig. 7, 8. 1835. Jäcer, G. Fr, Ueber die fossilen Säugethiere, welche in Württemberg gefunden worden sind. pag. 22. t. 5 f. 46—54, 57—61; pag. 72. t. 10 f. 49. 1835. Jäger, G. Fr., ibidem, Antilope minor. pag. 22. t. 5 f. 55, 56; pag. 72. t. 10 f. 40, 48. 1853. Jäser, G. Fr., Ueber fossile Säugethiere . .. des Donauthales. Jahreshefte des Vereins für vaterländische Natur- kunde in Württemberg. pag. 152. t. 3 f. 25—27. 1866/67. Rürever, Antilope Jägeri, Versuch einer natürlichen Geschichte des Rindes. Basel. 1. Abth. pag. 39. 1) Mammiferes fossiles de Sansan. Annales des sciences geologiques. 1891. pag. 286 ete. 3) Vertöbres miocenes de la valldee du Rhöne. Archives du Museum d’histoire natur. Lyon. 1887. T. IV. pag. 248. 3) Die Rinder der Tertiärepoclie nebst Vorstudien zu einer Geschichte der Antilopen. Abhandlungen der Schweiz. paläontologischen Gesellschaft. 1877—78. pag. 84. —, 2017 — ge Von dieser grossen Antilope, welche nahezu die Dimensionen der lebenden Oreas-Arten besessen haben dürfte, liegen mir vor: ein M, des linken und ein M, des rechten Oberkiefers ohne Angabe des Fundortes, und 2 untere M von Stetten, nämlieh der linke M, und der rechte M,. Das Aussehen dieser Zähne ist ein ziemlich frisches, eine Infiltration von färbenden Minerallösungen hat offenbar noch nicht stattgefunden; auch erscheint der noch anhaftende Lehm viel lebhafter roth gefärbt, als dies an den Zähnen von Salmendingen und anderen Orten, welche Ueberreste von geologisch älteren Formen geliefert haben, der Fall ist. Ich trage daher kein Bedenken, diesen Zähnen ein relativ junges Alter zuzuschreiben. Das von JÄser untersuchte Material kenne ich nur zum Theil aus eigener Anschauung. Es besteht aus einem unteren I, — f. 44,45 —, einem unteren P, — f. 43 —, 2 oberen P, — f. 46-48 —, einem unteren M, — f. 49, 50 — einem oberen M, — f. 51, 52 —, einem fragmentären unteren M, — f. 53, 54 —, einem oberen M, — f.55, 56 — einem oberen M — f. 57, 58, dieser auf f. 58 viel zu hoch gezeichnet — einem unteren — f. 59—61, alle auf t. 5 —, einem oberen M, — t. 10 f. 48 — und einem unteren M, — t. 10 f. 49. Obere M. Diese Zähne erinnern in Folge ihrer Grösse und Höhe, sowie durch die Anwesenheit von Schmelzinseln im Centrum der Kaufläche an solche von Boviden, allein sie unterscheiden sich hiervon sehr leicht durch das Fehlen von Basalpfeilern. Aehnlich sind die Molaren der recenten Gattung Oreas; auch bei diesen ist die Krone sehr hoch und im Mittelpunkt der Kaufläche mit Schmelzinseln versehen. Basalpfeiler fehlen zwar nieht ganz, sind aber doch viel schwächer als bei den Boviden. Die Schmelzinseln kommen dadurch zu Stande, dass vom Hinterhorn des vorderen Innenmondes gegen die vordere Marke ein Sporn vorspringt, der aber dann wieder mit dem Hinterhorn parallel verläuft und eine Brücke gegen das Vorderhorn des zweiten Innenmondes entsendet. In der hinteren Marke ist nur ein sehr kurzer Sporn vorhanden, der vom. Hinterhorn des zweiten Innenmondes ausgeht. Die Mittelrippen auf der Aussenseite von Paraeon und Metacon sind viel schwächer als bei Dos. Dimensionen: M,, Orig. Jäcer t.10 £.48, Länge d. Krone auf Aussenseite 21 ınm, Breite zwischen 2. Aussenhöcker u. Innenmond 11,5 mm, Höhe18 mm M,t.5f.55, 56, ee Cs e ee es DE: r 4 " 15,5» 9 20 M,, t.5 £.57, 58, FREE EN Dre r 242 „ n „ „ R 15,5.,,.0 27 M,, Tübinger Samml, „ „ ” n 28 5 ” „ ) „ „ „ 135 „ 2 RU, M,, „ „ Er er on DS % " " = " 14 „ an Ro Zn Untere M. Im Gegensatz zu den oberen M, welche sich von jenen der lebenden Gattung Oreas sehr wenig unterscheiden, weichen die unteren M von den entsprechenden Zähnen bei Oreas in zwei Stücken ab, nämlich hinsichtlich ihrer viel geringeren Breite und hinsichtlieh der Abwesenheit eines Basalpfeilers. Die Rippen an der Innenseite der beiden Innenhöcker sind sehr schwach entwickelt. In ihrem ganzen Habitus erinnern diese M überhaupt eher an solehe von Oviden als an solehe von Antilopen, jedoch fehlt ihnen die vorspringende Leiste an der Aussenseite des vorderen äusseren Halbmondes, die für die Oviden so characteristisch ist. M, Länge 27,5 mm, Höhe 33 mm, Breite 15 mm Men 360, DERSS Ce Fe ln Ob der von Jäger t.5 f. 49, 50 abgebildete untere M,, welcher sich durch auffallende Grösse auszeichnet noch zur nämlichen Speeies gehört, wage ich nicht zu entscheiden. Im Vergleich zu den beiden mir vorliegenden M aus Stetten und dem Jäger’schen Originale t. 10 f. 49 ist er wohl etwas zu gross. Prämolaren. Die oberen P,, welehe Jäger t. 5 f. 46, 47 und in seiner späteren Arbeit t. 3 f. 2527 abbildet, haben sehr einfachen Bau. Der zweite dieser Zähne stammt aus Veringendorf und ist sicher fossil. Der untere P, — t. 5 f. 43 — erinnert nach Angabe Jäcer's an Antilope pygarga. — 202 — 39 Zwei der oben erwähnten Zähne, Orig. t. 5 f. 57,58 und t. 10 f. 48, hält Jäser für speeifisch verschieden von den übrigen, ich möchte sie jedoch eher nur für M, ansehen. Er hat auf diese beiden Zähne eine zweite Art, Antilope minor, begründet. Rürımever betrachtet alle von Jäger abgebildeten Zähne als zu einer einzigen Art gehörig, für die er den Namen Antilope Jaegeri wählt. Ich möchte mich hierin Rürımzrer anschliessen, denn die erwähnten Ober- kieferzähne könnten ganz gut M, sein, in welehem Falle die relative Kleinheit nichts Auffallendes wäre. Viel unwahrscheinlicher ist es mir dagegen, dass der untere M, — t. 5 f. 49,50 — auch noch zu dieser Art gehören sollte. Diese Frage lässt sich aber kaum mit Sicherheit entscheiden. Jedenfalls ist es zweckmässiger, den von Rürımsver aufgestellten Namen Jaegeri zu wählen, als ‘die Jäger’schen Bezeichnungen Antilope major und minor, da zu befürchten steht, dass diese Speciesnamen schon für recente Antilopen vergeben sind. Die Jäser'schen Originale stammen theils von Russberghof, theils von Neuhausen, die Stücke in der Tübinger Sammlung theils von Stetten, theils fehlt die Fundortsangabe. Anttiope. Taf. IV [IX], Fig. 28, 33, 35. Eine weitere Antilopenart wird dureh 2 obere M, welche ein ächt fossiles Aussehen besitzen, und je einen unteren P, und einen unteren M, angedeutet, welche allerdings eine etwas frischere Erhaltung zeigen. Der M, (Münchener paläontologische Sammlung) stammt aus Melehingen und gehört dem rechten Oberkiefer an, von dem linken oberen M, (Tübinger Sammlung) ist leider der Fundort nicht angegeben, die beiden Unterkieferzähne (Münchener paläontologische Sammlung) stammen aus Neuhausen bei Tuttlingen. Soferne sie nicht zu der nämlichen Art oder Gatiung wie die beiden Oberkieferzähne gehören sollten, was ja keineswegs ausgeschlossen erscheint, möchte ich sie lieber einem Oviden als einem Antilopiden zuschreiben. Die Dimensionen sind folgende: M, der Unterkiefers Länge 29 mm, Breite an Kaufläche 8,2 mm, Höhe an Innenseite 29 mm M, „ Oberkiefers 2 220: . e E 12 A e E a 3l 4 Ne H 0 en a n zn » » Aussenseite 295 „ P, „ ÜUnterkiefers : Er n n ä $) > 4 „ Innenseite 22 = In den Dimensionen stehen diese Zähne denen von Ovis Argali sehr nahe. Die oberen, namentlich der M;, zeigen die für die Oviden so characteristische rasche Verbreiterung gegen die Basis zu, so dass sie sich eher als abgestutzte Pyramiden, anstatt als Prismen, bezeichnen lassen. Basalpfeiler fehlen sowohl an den oberen als an den unteren M. Am unteren M, ist der dritte Lobus eigentlich nur als Lamelle entwickelt, dafür besitzt er aber am Vorderrand eine zur Längsaxe des Zahnes senkrecht stehende Lamelle, zwei Merkmale, welche dem M, der Oviden zukommen Die Pfeiler an den Aussenmonden der oberen und den Innenmonden der unteren M sind sehr schwach entwickelt. Das Hinterhorn des vorderen Innenmondes an der oberen M endet mit 2 Zacken; in die hintere Marke ragen 2 kurze, vorspringende Sporne hinein, je eine vor und hinter dem zweiten Innenmonde. Der obere M, besitzt an seiner hinteren Ausseneeke die kräftige Verticalleiste, welche auch an den Zähnen der Oviden vorkommt. Diese M haben also mehr mit solehen von Oviden als mit solehen von Antilopen gemein. Freilich ist das mir zu Gebote stehende Vergleichsmaterial von recenten Antilopen überaus dürftig, so dass ich von eingehenden Studien überhaupt absehen muss, allein immerhin scheint so viel sicher zu sein, dass diese Zähne aus den schwäbischen Bohnerzen keinem recenten Antilopen-Genus angehören. Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 19 fe 27 BEAT Unter den bisher beschriebenen fossilen Antilopen ist mir keine bekannt, welche so hohe Zahnkronen besässe; dagegen finde ich unter den Antilopen von Samos eine neue Art, welche ebenfalls sehr hohe Molaren besitzt, ohne jedoch hierin die Zähne aus den Bohnerzen zu erreichen. Auch fehlt hier am unteren M, die er- wähnte Querlamelle am Vorderrande und die oberen M haben nur je einen Sporn in der hinteren Marke. Anti- lopen mit sehr hohen Zahnkronen liegen mir auch aus der Hipparion-Fauna von China vor. Diese Organi- sation bedingt also keineswegs ein besonders junges geologisches Alter. Auch der vorliegende P, hat fast mehr Aehnliehkeit mit einem solchen von Oviden als mit einem solehen von Antilopen, obwohl auch bei letzteren sehr complieirte P vorkommen. Das Deuteroeonid — Innenhöcker — reicht hier bis an den Vorderrand des Zahnes und imitirt mit dem Protoconid — Aussenhöcker — zusammen einen halben ächten M. Die Dimensionen dieses P, sind: Länge an Kaufläche 18 mm, Breite am Hinterrande S mm, Höhe am Deuteroconid 23 mm. Bei der Unvollständigkeit des Materiales empfiehlt es sich, von der Aufstellung eines besonderen Genus Abstand zu nehmen, aber immerhin verdienen diese Zähne ein nicht geringes Interesse, denn sofern sie sich wirklich als Zähne von Oviden und nicht von Antilopen erweisen sollten, würden es wohl die ältesten be- kannten Ueberreste dieser ersteren Familie sein. Hippotragus Fraasi Rürm. 1866/67. Rüreyer, Versuche einer natürlichen Geschichte des Rindes. Basel. II. Abtheil. pag. 89. t. 1.7, 8. Unter diesem Namen beschreibt Rürıneyer einen Oberkiefermolaren aus einem Bohnerz — die Localität war leider nicht mehr bestimmt zu ermitteln —, weleher mit den entspreehenden Zähnen der lebenden Gattung Strepsiceros sehr grosse Aehnlichkeit, sowohl in seinem Bau, als auch in seinen Dimensionen besitzen soll. „Dass der Zahn einer Antilope und nicht einem Rinde angehört, wie die bedeutende Grösse könnte vermuthen lassen, wird belegt durch den Umstand, dass die mittleren Dentinsäulen der Aussenwand nicht so stark entwickelt sind wie bei Rindern und daher von den Seitenfalten der Aussenwand an Höhe merklich überragt werden, so dass letztere immer noch 2 concave Felder darbietet, die überdies weit mehr coulissenartig gegen einander verschoben sind als bei Rindern. Ebenso fehlt die starke Cementbekleidung von Ochsenzähnen. Merkwürdig ist hier das Vorkommen einer Basalknospe an der Aussenwand eines oberen Backzahnes. Unter heutigen Anti- lopen verhält sich das südafrikanische Genus Hippotragus Sunpew. (Aegoceros Gray) in seinen beiden Species leucophaeus und niger so überraschend gleich mit dem fossilen Zahn, dass ich kein Bedenken trage, dem letzteren den Namen Hippotragus Fraasi beizulegen.“ Rürıneyer schreibt hierüber ferner noch: „Wie man sieht, ist es ein erster oder zweiter oberer Backzahn, ausgezeichnet durch den ungewöhnlich starken Innenpfeiler, der vom Vorjoch ausgeht und in der Usur eine grosse, dem inneren Z/ahnrand entlang quer- gelegte Schlinge darstellt.“ Mir selbst ist kein derartiger Zahn aus den Bohnerzen vorgelegen, ausser dem Rürınkver'schen Originale, welches im Stuttgarter Naturaliencabinet aufbewahrt wird. Ich stehe jedoch nicht an, dieses Stück einem Boviden zuzuschreiben, denn Hippotragus hat viel kleinere Zähne und zwar von trapezoidalem und nicht wie hier von quadratischem Querschnitt. Capra, Ovis Sp. Aus dem Bohnerze von Neuhausen liegt ein M, des rechten Unterkiefers vor, der ebenso wie die von dieser Localität stammenden Boviden-Zähne ein sehr frisches Aussehen hat und wahrscheinlich einer sehr — 204 — rue jungen Periode angehört. Ich halte es nicht einmal für ausgeschlossen, dass er sogar einer domestieirten Ziege angehört hat. Einen ebenso frischen Erhaltungszustand weist auch auch ein M, des linken Oberkiefers auf, der sich in der Münchener paläontologischen Sammlung befindet und aus den Bohnerzen von Melehingen stammen soll, was ich jedoch bezweifeln möchte. Jäger bildet — pag. 18. t. 3 f. 54, 55 — einen ebenso frischen unteren M, aus Salmendingen ab. Dagegen hält er das Original zu t.5 f. 18, 19, einen unteren M, von Russberghof, wegen der schwarzen Farbe für ächt fossil, worin ich ihm, da ich diesen Zahn aus eigener Ansehauung kenne, beistimmen möchte. Bos taurus Linn. Zähne von Bos finden sich in den Bohnerzen nicht allzu selten, jedoch besitzt sicherlich nur ein kleiner Theil derselben ein höheres Alter, was sich schon durch das Aussehen bemerkbar macht. Die meisten dieser Zähne stammen von Neuhausen. Die in der Tübinger Sammlung vertheilen sieh trotz ihrer ziemlichen Menge doch nur auf wenige, etwa 4—5 Individuen. Ihre Färbung ist im Ganzen rein weiss, an der äussersten Oberfläche dagegen honiggelb. Die Wurzeln sind dunkelbraun gefärbt. Es liegen mir vor: ein oberer rechter P,, angeblich von Frohnstetten, ein rechter unterer D,, ein rechter unterer M, eines sehr alten Individuums, ein linker unterer M,, die 3 rechten unteren M eines ziemlich jungen Thieres, die 3 rechten oberen M eines etwas älteren Individuums, ein rechter oberer M,, sehr alt, ein rechter oberer M,, sehr jung, und ein rechter oberer M, von einem ziemlich alten Thiere. Noch frischeres Aussehen als die erwähnten Zähne aus dem Bohnerz von Neuhausen haben 2 linke obere M von Ringingen. Ich möchte geradezu bezweifeln, dass sie überhaupt aus einem Bohnerz stammen. Jäger bildet auch bereits eine Anzahl Boviden-Zähne ab: pag. 18. t. 3, f. 56 einen linken unteren D, von sehr frischem Aussehen, t. 3 f. 57 einen linken oberen M,, etwas mehr fossilisirt, ‚beide von Melehingen, t. 5 f. 20 einen linken unteren P, und f. 21 einen linken unteren P,, beide nur wenig fossilisirt, von Russberghof. Ein viel weniger frisches Aussehen hat der blau gefärbte obere rechte P, — t. 5 f. 22 — von Salmendingen, der überhaupt für einen Boviden-Zahn auffallend langgestreckt erscheint und wohl eher zur folgenden Art gehört. Bos sp. Taf. V [X], Fig. 2. Aecht fossilen Erhaltungszustand weisen die Boviden-Zähne aus den Bohnerzen von Salmendingen auf, allein immerhin unterscheiden sie sich von denen der daselbst vorkommenden ausgestorbenen Arten dadurch, dass der Schmelz noch weiss geblieben und nur oberflächlich und stellenweise dunkler, und zum Theil sogar schwarz gefärbt ist, während z. B. an den dortigen Fipparion-Zähnen die färbende Mineralsubstanz den ganzen Schmelz durehdrungen hat; jedoch machen 2 Zähne hiervon eine Ausnahme, darunter der in Quenstenor's Handbuch 1885. t. 7 f. 3 abgebildete M, des rechten Oberkiefers. Sie sind zwar nicht so dunkel wie die Aipparion- Zähne, sondern besitzen eine mehr blaugraue Farbe und weisse Flecken, allein immerhin würde man, sofern sie nicht einem Zahne von Dos taurus so ähnlich wären, kein Bedenken tragen, sie einer ausgestorbenen Species zu- zuschreiben. An Dos etruscus ist nicht zu denken. Der von Quenstepr abgebildete Zahn hat einen sehr hohen 122 — 205 — 27* wer no er Basalpfeiler, der schon frühzeitig in die Usurfläche mit einbezogen wurde. Einen sehr ähnlichen M, des linken Oberkiefers besitzt auch das Stuttgarter Naturaliencabinet. Ausser diesem Originale Quexstepr's liegen von Salmendingen vor: ein fragmentärer P, des rechten Oberkiefers und ein sehr grosser M, des rechten Unterkiefer. Der Basalpfeiler reicht an diesem allerdings ganz frischen Zahne nur bis zur halben Höhe der Krone. Für Bos etruscus sind alle 3 Zähne zu gross, für primigenius aber fast zu klein. An Dos taurus ist auf keinen Fall zu denken, wir haben es vielmehr aller Wabrscheinlichkeit nach mit einer früh-pleistocänen oder jung-pliocänen Form zu thun. Derselben gehört auch jedenfalls ein linker oberer D, an, dessen Fundort jedoch nicht bekannt ist. Er hat eine weisse Farbe, ist aber vollständig fossilisirt. Diesem Boviden dürfen wir endlich auch den schon vorhin erwähnten P, des rechten Oberkiefers aus Salmendingen, das Original zu Jäger t. 5 f. 22, zuschreiben, der sich durch seine auffallende Streekung auszeichnet und eine schön blaugraue Farbe besitzt. Die erwähnten Zähne haben folgende Dimensionen: Oberer M, Länge 30 mm, Höhe 44 mm, Breite (oben) 17 mm Unterer M, SL IRRAO ER = Nelken Oberer D, EAN 220: 5 Ele 4 B> ae SE IRIND, . „ 11 „ (Original Jäser t. 5 f. 22). Bos primigenius Bosan. Aus dem Bohnerz von Groppschart bei Raitenbuch (Eichstätt) besitzt die Münchener paläontologische Sammlung eine Anzahl beschädigter Extremitätenknochen, ein Bruchstück des Epistropheus und eine Hornspitze, welche einem sehr grossen Boviden angehört haben. Da sie viel graciler sind als die ent- sprechenden Knochen von Dison priscus, von welchem mir aus Taubach Vergleichsmaterial vorliegt, so glaube ich sie wohl mit ziemlieher Berechtigung auf Bos primigenius beziehen zu dürfen. Von Groppsehwart stammen ausserdem eine Anzahl Boviden-Zähne, die ich jedoch für jünger halten möchte als jene Knochen, denn sie zeigen auch nicht die geringste Spur jenes rothen Bohnerzlehmes, welcher die erwähnten Knochen vollständig ausfüllt und selbst die Knochensubstanz mit seiner Farbe imprägnirt hat. Leptobos elr. elruscus BÜTImEYER. U aD: u A 1901. Wüsr, Untersuchungen über das Pliocän und das älteste Pleistocän Thüringens. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. pag. 343. t. 9 f. 4—13, 15, 18 -21. Das Stuttgarter Naturaliencabinet besitzt einen rechten unteren M, und einen linken oberen M, aus dem Bohnerz von Melehingen, die beide als eiruscus bestimmt sind, und zwar, wie mir scheint, von der Hand RÜTIMEYER’S. Der untere M, ist wirklich ächt fossil, der obere M, hat dagegen ein frischeres Aussehen. Die mir vorliegenden Zähne des ächten efruscus aus Val d’Arno stimmen jedoch nicht besonders gut hiermit überein M, hat einen recht indifferenten Bau, M, besitzt an beiden Hörnern der Innenmonde je einen in die Marke hinein- ragenden Sporn, von denen jedoch nur der am Hinterhorn etwas deutlicher hervortritt. Das von Rürıneyer für etruscus angegebene Merkmal, dass der Innenpfeiler der oberen M weit vorsteht, trifft weder bei diesem Zahne noch auch bei den mir vorliegenden Zähnen von Val d’Arno zu. a Viel ähnlicher als die Zähne des ächten Leptobos etruscus sind die von Leptobos sp. aus dem Plioeän von Süssenborn in Thüringen, welche Wüst abbildet, denn auch diese oberen M zeiehnen sich durch den von vorne nach hinten comprimirten Basalpfeiler aus, welcher ausserdem auch hier mit einem besonderen Vor- sprunge des Hinterhornes des vorderen Innenmondes verwächst. Ferner kommt auch bei diesen eine besondere Schmelzinsel im Centrum der Kaufläche vor. Dagegen unterscheidet sich der untere M, von den entsprechenden Zähnen aus Süssenborn durch die Anwesenheit einer Längsrippe zwischen beiden Innenmonden. Immerhin dürfen wir die beiden fraglichen Zähne wohl doch zu Leptobos stellen und ihnen ein oberpliocänes oder alt- pleistoeänes Alter zuschreiben. Bison sp. Von der Loealität Tuttlingen stammen einige untere Molaren, welche mit denen des ächten Bison ‚priscus von Taubach die eigenthümliche Beschaffenheit des Basalpfeilers gemein haben, in ihren Dimensionen jedoch sehr bedeutend hinter diesen zurückstehen. Ihrem Erhaltungszustande nach scheinen sie wie überhaupt fast alle Tuttlinger Zähne kein sehr hohes Alter zu besitzen; nur 2 derselben, ein linker unterer M,, das Original zu JÄGER t. 3 f. 58, 59, und ein oberer P, sind etwas mehr fossilisirt. Nach Jäszr wäre der Fundort Heuberg, auf der Etiquette ist aber Tuttlingen angegeben. Von den beiden allerdings nur in Bruchstücken erhaltenen M, oder M, des rechten Unterkiefers weicht der M, auch insofern ab, als der Basalpfeiler in halber Höhe der Krone nicht so dieht angedrückt erscheint und überdies auch mit dem Schmelze der beiden Aussenmonde bei der Abkauung direct verbunden wird, während er bei jenen und bei den Dison-Zähnen von Taubach stets isolirt bleibt. Es wäre daher nicht unmöglich, dass dieser Zahn doch einer anderen Art angehört als die übrigen Zähne von Tuttlingen. Der obere P, besitzt 2 Schmelzinseln, die gerade im Begriffe sind, sich mit einander zu verbinden. Er ist ziemlich stark abgerieben. Auch bei diesem Zahne ist die generische Bestimmung zweifelhaft. Die Dimensionen der besser erhaltenen Zähne sind folgende: Unterer M, (?) Länge 27 (?) mm, Höhe 35 mm, Breite 12 mm (ungefähr) ” M,; ” 40,5 ” ” 42 ” ” 16 ” Oberer P, 3» Diss. 5 = 8) „ Bruchstück eines rechten unteren P, von Salmendingen. Der erwähnte D, ist ein Zahnkeim, der sich durch seinen complieirten Bau auszeichnet. Crochet und Anteerochet verbinden sieh mit einander. Von dem ersteren gehen verschiedene verticale Leistchen aus; solche sind auch an der Innenseite der Aussenwand in ziemlicher Anzahl vorhanden, und 3 weitere stehen auch an der Vorderseite des Vorjoches. Die Anwesenheit dieser vielen Seeundärbildungen wäre allerdings auch bei Teleoceras Goldfussi zu erwarten, allein der Grösse nach passt dieser Zahn besser zu Schleiermacheri. Der obere P, stimmt im Ganzen ziemlich gut mit dem des Kaup'schen Originales überein, aber er ist noch complieirter — Crochet mit 2 Spornen, Anwesenheit einer zweiten Crista. Der obere M bietet ausser der Andeutung einer Crista nichts Besonderes. Der untere P, trägt am Vorder- und Hinterrande noch ein kräftiges Basalband und auf der Mitte der Aussenseite einen Basalpfeiler, wie solche bei Schleiermacheri überhaupt öfter vorkommen. Der untere D, hat mit dem von Kaup — ]. ec. t. 12 f.7 — abgebildeten Zahn sehr grosse Aehnlichkeit und unterscheidet sieh hiervon lediglich durch die geringere Abkauung und seine geringeren Dimensionen — 32 mm lang, statt 35 mm. Zugleich ist er aber grösser als jener des Öriginales zu Kaur’s t. 11 f. 10a. Ich bin daher nieht sicher, ob diese Bestimmungen der Eppelsbeimer Stücke vollkommen richtig sind und nieht etwa der grössere zu Goldfussi, und der kleinere zu Aceratherium incisivum gehört. Der untere D, aus Salmendingen, welcher sich in der Münchener paläontologischen Sammlung befindet, ist ein wenig grösser als der in Tübingen und weicht von letzterem auch etwas ab, insoferne zwischen dem Vorjoch und dem Vorderhorn des Nachjoches eine tiefe Rinne vorhanden ist. Der untere D, von Salmendingen ist grösser als jener des Kaup’schen Originales, auch hat er im Gegensatz zu diesem die Andeutung eines Nachjoches. Von der Loealität Undingen liegen mir ein Paar Unterkieferzähne vor, ein rechter P, und ein linker M,, die ihrer Grösse nach wohl auf Schleiermacheri bezogen werden dürfen, aber in Folge ihrer Abreibung — namentlich der Basis — keine characteristischen Merkmale erkennen lassen, Anwesenheit resp. Fehlen eines Basalbandes, das bei Schleiermacheri fast vollständig fehlt. Die von JÄGER untersuchten und abgebildeten Zähne aus den Bohnerzen lassen sich nur zum kleineren Theil speeifisch bestimmen. Zu Schleiermacheri möchte ich den oberen M,, t. 6 f. 25, von Melechingen stellen, ferner den unteren M, t. 4 f. 71. Zweifelhaft sind schon die unteren P,, t. 6 f. 13—15, und P,, f. 18, sowie der untere M, t. 6 f. 19 und der rechte obere P,, t. 6 f. 22, beide von Salmendingen. Die wenigen, sonst .noch besser erhaltenen, Zähne dürften zu Aceratherium incisivum zu zählen sein. Die übrigen ausserdem noch ab- gebildeten Stücke können ohne weiteres vernachlässigt werden, denn die Bestimmung wird nicht bloss dureh die mangelhafte Erhaltung, sondern fast mehr noeh dureh die unnatürliehe Orientirung erschwert. — 222 — eg Ceratorhinus (Rhinoceros) simorrensis Larrt. 1887. Der£rer, Vertebres miocenes de la vall&e du Rhone. Archives du Musdum d’histoire naturelle. Lyon. pag. 220. t. 13 f. 46; t. 14 f. 4. 1900. Roscer, Ueber Rhinoceros Goldfussi Kaur. 34. Bericht des naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben und Neuburg. pag. 43.1.1. 8 9. 1900. Ossorn, Phylogeny of the Rhinoceroses of Europe. Bulletin of the Amer. Mus. of Nat. Hist. New York. pag. 259. f. 14B. Diese im Ganzen recht seltene und daher auch bisher meist übersehene Art ist in den schwäbischen Bohnerzen nur an zwei Localitäten zum Vorschein gekommen, nämlich in Mösskireh — eın rechter oberer M, im Stuttgarter Naturalieneabinet befindlieh — und in Genkingen, woher die Tübinger Sammlung 4 Backenzähne besitzt, die aber nach dem Grade der Abkauung mindestens von 2 Individuen stammen dürften. Es sind dies: ein linker unterer P,, ein rechter oberer P,, ein rechter oberer M, — sehr fıisch, ein linker oberer M, oder M, — ziemlich stark abgekaut, wohl dem nämliehen Individuum angehörig wie P, sup. Was die characteristischen Merkmale der Oberkieferzähne dieser Species betrifft, so hat dieselben vor Kurzem Roser ausführlich geschildert auf Grund des im Stuttgarter Museum befindlichen Materiales aus Steinheim. Ich möchte hier nur bemerken, dass die riesige Entwiekelung des der Aussenwand parallelen Orochet auch an den Genkinger Zähnen zu beobachten ist — selbst am oberen M, reicht es noch bis nahe an das Vorjoch heran. Ein weiteres, von Rogzr jedoch nicht erwähntes Merkmal dürfte darin zu suchen sein, dass das Nachjoch beträchtlich kürzer ist als das Vorjoch, was in Folge des relativ geringen Abstandes zwischen dem Innenende des Nachjoches und dem Hinterrande der Aussenwand sehr bald zur Entstehung einer Postfossette führt. An den oberen M, und M, ist das Basalband auf die Vorderseite des Zahnes beschränkt. M, besitzt ausserdem ein kurzes Basalband an der Hinterseite neben der Insertion des Nachjoches beginnend, P, aber auch wenigstens die Andeutung eines inneren Basalbandes, das jedoch an der Aussenmündung des Querthales einen tiefen Einschnitt aufweist. Characteristisch scheint für diese Art endlich auch die Anwesenheit von Spornen in der Mediofossette zu sein, die allerdings nur an frischeren Zähnen zu beobachten sind. 2 derselben entspringen an der Innenseite des Aussenwand — Eetoloph — ein dritter geht vom Crochet aus. Die von Roger erwähnte Basalwarze am Eingange des Querthales von M, fehlt an dem Genkinger Exemplar, wie überhaupt diese Basalwarzen als mehr oder weniger individuelle Bildungen geringere Bedeutung haben. Der zierliche Bau dieser Zähne würde auch, wie Roger mit Recht hervorhebt, den von Jourpan gegebenen Namen elegans durchaus rechtfertigen, allein dieser Name kann keine Anwendung finden, weil der Larrer'sche Name simorrensis die Priorität besitzt. Die Unterkieferzähne, von denen mir freilich nur ein einziger, wohl P,, vorliegt, zeichnen sich nach Roger gleichfalls durch eine gewisse Graeilität aus. In der Oberansicht bietet die Aussenwand der gesammten Zahnreihe einen unruhigen, ziekzackartigen oder gesägten Verlauf. Nach vorne zu spitzt sich die ganze Reihe sehr rasch zu. Das äussere Basalband ist an P, und P, noch sehr kräftig, an P, wird es schon sehr schwach, und an den M verschwindet es vollständig. Der untere P, war einwurzelig und stark redueirt. Dimensionen der Genkinger Zähne: Unterer P, Länge 36 mm, Breite am Nachjoch 20,5 mm, Oberer P, „ an Aussenwand 38,5 mm, Breite an Basis beim Vorjoch 48 mm, beim Nachjoch 43 mm, Oberer MMO) » mn e Bl nm ein 3 ne n 2 „ Oberer M, a = 2 (an Basis, zwischen Vorderaussen- und Hinterinnenecke) 49 mm, Breite zwischen Vorderaussenecke und Basis des Vorjoches 46 mm. — 2233 — — 1) Der Schädel scheint, wie Roger bemerkt, ziemlich niedrig gewesen zu sein, auch stieg er vermuthlieh von vorne nach hinten nur mässig und zwar gleichmässig an. Der Meatus auditorius ist allseitig geschlossen. Processus posttympanicus und postglenoidalis sind kräftig und stossen dicht an einander. Die Zahnlücke im Unter- kiefer war nach Osporn sehr kurz, daher kann auch die Nasenpartie nur kurz und ziemlich schwach entwickelt gewesen sein. Rhinoceros simorrensis gehört nach Ossorn zu der Unterfamilie der Ceratorhinae, deren Herkunft noch nicht mit genügender Sicherheit ermittelt ist, wennschon ein Zusammenhang mit Diceratherium ziemlich viel Wahrscheinlichkeit für sich hat. Oeratorhinus selbst beginnt mit Rhinoceros sansaniensis, von diesem soll nach Oseorn Rh. Schleiermacheri abstammen, simorrensis aber soll zwischen beiden der Zeit nach in der Mitte stehen, was ich jedoch bestreiten muss, da gerade diese Art in Steinheim sehr gut vertreten, diese Ablagerung aber entschieden nieht jünger ist als Sansan. Morphologisch kann von einer Zwischenstellung zwischen sansaniensis und Schleiermacheri ohnehin keine Rede sein, denn simorrensis erscheint gegenüber Schleiermacheri viel zu speeialisirtt — riesige Entwickelung des Crochet und molarähnlicher Bau der Prämolaren. Mit sansaniensis hat simorrensis sicher nur den Stammvater gemein, dagegen ist ein directer genetischer Zusammenhang zwischen beiden jedenfalls ausgeschlossen. Ceratorhinus setzt mit leptorhinus und etruscus noch in das Ober-Plioeän und vielleicht auch in das Pleistoeän fort und existirt als Rhinoceros sumatrensis auch noch in der Gegenwart. Diceratherium Zitteli n. Sp. Taf. V [X], Fig. 21. Das Münchener Museum besitzt ein rechtes Oberkieferfragment von unbekanntem Fundorte mit den 3 letzten D und den darunter befindlichen P,—P,, welches einem Thiere angehört hat, das viel kleiner war als Diceratherium Croizeti (alias minutum p. p-) Es stammt wahrscheinlich aus der Münster’schen Sammlung und muss seinem Erhaltungszustande nach jn süddeutschen Bohnerzen gefunden worden sein. Ich glaube kaum fehlzugehen, wenn ich die Vermuthung ausspreche, dass es aus den Bohnerzen von Pappenheim stammt, denn sein Erhaltungszustand stimmt recht gut mit den von dort vorliegenden Objeeten überein. Ueberdies enthält die Münster'sche Sammlung überhaupt nur von Pappenheim und Georgensgemünd tertiäre Säugethierreste, und gerade unter den Zähnen aus Pappenheim befinden sich in der That auch Bruchstücke von kleinen unteren Molaren und Prämolaren, sowie ein oberer I,, welcher wegen seiner Kleinheit nach sehr gut zu der vorliegenden Art passt. Die 3 D sind zwar sehr stark abgekaut, lassen aber gleichwohl doch mit Sicherheit erkennen, dass die Kronen sehr niedrig gewesen sein müssen. Der erste Aussenhöcker scheint hier sehr hoch und spitz gewesen zu sein. Das Basalband ist an D, noch an der ganzen Innenseite vorhanden, an D, hört es schon neben dem Vorjoch auf, und an D, fehlt es an der ganzen Innenseite vollständig. Dieser Zahn lässt auch ein sehr diekes Antecrochet, ein sehr kurzes Crochet und eine noch schwächere Crista erkennen. Die P überraschen dureh ihre grosse Molarähnliehkeit. Das Nachjoch — Metaloph — ist fast ebenso lang wie das Vorjoch und verläuft vollkommen parallel mit demselben. Das kurze Crochet steht parallel zur Aussenwand, ist aber im Gegensatz zu der überdies viel stärkeren Crista, welehe bis in die Tiefe des Querthales hinabreicht, auf den Oberrand des Joches beschränkt, so dass es bei der Abkauung sehr bald verschwinden musste. Hinter der Crista ist am Oberrande der Aussenwand — Ecetoloph — noch ein kleiner Sporn zu beobachten. Ein Ante- erochet fehlt vollkommen. Das Basalband umhüllt den P, auf seiner ganzen Vorder-, Innen- und Hinterseite, an — Mi — —— 1ll — P, ist es am Nachjoch unterbrochen, an P, vielleicht auch am Vorjoch. Die Aussenwand verläuft nahezu geradlinig, abgesehen von dem durch den Protocon gebildeten Vorsprung. Die Krone war noch ziemlich niedrig. Dimensionen: Oberer I, von Pappenheim, grösster Durchmesser der Krone 24 mm, kleinster Durchmesser der Krone 11 mm, D, Länge der Aussenseite 20 mm, Breite am Vorjoch 18,5 mm, Höhe am Metacon 7 mm, Dan; x Di de en 2 BREI Ds; D SEA ah. 6 ee 12. R RE Be a a ee Be, e Dane re ee’ Tr A Ba; f DE ee EN Die Schmelzstructur ist zwar ziemlich undeutlich in Folge der Corrosion der Oberfläche, doch hat es den Anschein, als ob sie auch hier wie bei Ronzotherium cadibonense und Diceratherium Croizeti aus sehr feinen anastomisirenden Vertiealstreifen bestanden hätte, die aber bloss mehr am Oberrande der Zähne sichtbar sind. An den übrigen Theilen der Oberfläche ist diese Sculptur hingegen viel gröber als bei diesen Arten. Dass wir es mit einer geologisch älteren Form zu thun haben, geht aus der Kleinheit dieser Zähne mit voller Bestimmtheit hervor. Ebenso sicher kann es sich nur um Diceratherium handeln, denn die gleichaltrige oder vielleicht sogar ältere Gattung Ronzotherium kann wegen des einfachen Baues ihrer Prämolaren überhaupt nicht in Betracht kommen. Dagegen besteht hinsichtlich der Zusammensetzung der P grosse Aehnlichkeit mit Dieeratherium () Croizeti Pom. aus dem Untermioeän von Ulm und St. Gerand-le-Puy, nur ist diese Art bereits wesentlich grösser. Wir haben es also wohl mit dem Vorläufer des im Untermiocän so verbreiteten Oroizeti = minutum‘!) zu thun, als dessen Nachkommen wir vermuthlieh den obermioeänen „Rhinoceros“ stein- heimensis JÄger betrachten dürfen, aus dem dann wohl auch der kleine, aber sehr mangelhaft bekannte Rhinocero- tide von Eppelsheim hervorgegangen ist. Ronzotherium (?) Osborni ScHLosser. Taf. V [X], Fig. 3. 1900. Oszorn, Phylogeny of the Rhinoceroses of Europe. Bulletin of the American Museum of Nat. Hist. New York. pag. 235. f. 4 C. Das Stuttgarter Naturaliencabinet besitzt aus dem Bohnerz von Veringenstadt einen M, des linken Oberkiefers, welcher sich durch seinen einfachen Bau auszeichnet. Er stimmt in allen Details und in seinen Dimensionen sehr gut mit dem Molaren aus den Phosphoriten überein, welchen Osgorn abbildet — in einer der Pariser Sammlungen befindlieh —. Auch das paläontologische Museum in München besitzt einen Oberkiefer aus den Phosphoriten, welcher zweifellos dieser Art angehört. Von den Zähnen ist zwar nur M, erhalten, aber die Vertheilung der Alveolen der P — je 2 äussere und eine comprimirte innere — zeigt deutlich, dass die P noch nicht die Zusammensetzung von M haben konnten. Wahr- scheinlich gehört zu dieser Art der obere P aus den Phosphoriten, welchen Osgorn f. 4 B — ohne Angabe seiner Stelle — abbildet. Länge des M, von Veringenstadt 32 mm, Breite 32 mm (zwischen Paracon und Protoeon). 1) Ich halte es für durchaus verfehlt, den so vielfach missbrauchten Namen Aceratherium „minutum“ oder, wie es jetzt heisst, Diceratherium minutum, womit alle möglichen kleineren Rhinocerotiden des europäischen Tertiärs bezeichnet worden sind, wieder zur Geltung zu bringen. — 25 — 1 — Bei Ronzotherium cadibonense Roger sp. ist dieser Zahn viel grösser, so dass letztgenannte Art für die Speeiesbestimmung nicht weiter in Betracht kommt. Nachkommen hat diese Art wohl kaum hinterlassen, wenigstens halte ich es für wahrscheinlicher, dass die späteren Aceratherien eher auf Ronzotherium velaunum oder auf cadibonense zurückgehen, soferne Aceratherium selbst nicht etwa doch schon als solches in das Oligocän hinab- reicht, d. h. in die Phosphorite von Quercey. Ronzotherium efr. velaunum Aymaro. Taf. V [X], Fig. 23, 25. 1832. H. Fırnor, Mammiferes fossiles de Ronzon. Annales des sciences göologiques. pag. 77. t. 12 f. 69, 70. 1900. Oszorn, Phylogeny ofthe Rhinoceroses of Europe. Bulletin of the American Museum of Natural History New York. pag. 234. f. 3. Die Localität Hochberg bei Jungnau hat zwar nicht besonders viele Ueberreste von Säugethieren geliefert, allein dieselben bieten ein ganz besonderes Interesse, weil sie zumeist Arten der älteren Tertiärzeit an- gehören. Die wichtigsten darunter sind die Zähne eines Rhinocerotiden, die schon beim ersten Anblick ein ganz auffallend fremdartiges Aussehen zeigen, das sie von allen Arten des Mioeän und Pliocän wesentlich unter- scheidet. Es liegen hiervon vor ein M, des linken und ein M, des rechten Oberkiefers. M,. Der Querschnitt dieses Zahnes ist trapezoidal, und zwar ist die Aussenseite wesentlich länger als die Innenseite. Der erste Aussenhöcker — Paracon — springt auf der Aussenseite ziemlich stark vor, dagegen ist der zweite — Metacon — ziemlich tief eingesenkt. Im Querthal bemerkt man nahe dem Vorjoch eine kurze, aber breite Crista und nahe dem Eetoloph ein noch viel kürzeres und schmäleres Crochet. Die Joche selbst spitzen sich gegen das Innenende etwas zu, schwellen aber an der Stelle der beiden ursprünglichen Innenhöcker — Protocon und Hypocon — nur mässig an. Das Basalband ist am kräftigsten unterhalb des Metacon, neben Protoeon und Hypocon fehlt es vollständig, zwischen diesen beiden Höckern, sowie am Vorder- und Hinterrande ist es als dünner Wulst entwickelt. M,. Dieser Zahn lässt die auffallende Höhe des ersten Aussenhöckers — Paracon — sehr gut erkennen. Ein weiterer merkwürdiger Umstand ist ferner auch der beträchtliche Abstand zwischen Paracon und Vorderpfeiler — Protostyl —, weshalb auch die Divergenz zwischen Vor- und Nachjoch eine viel geringere ist als bei allen geologisch jüngeren Rhinocerotiden. Crochet und Crista fehlen vollständig, dagegen setzt sich hier das Basalband auch neben dem Protoeon und vermuthlich auch neben dem Metaecon fort, ist aber stets nur als schmale, niedrige Leiste entwickelt. Leider ist die Hinterinnenecke abgebrochen, so dass man nicht mehr constatiren kann, ob auch hier ihre Basis so weit nach aussen vorspringt wie an einem mir voliegenden M, aus den Phosphoriten. Länge an der Aussenseite 45 _ mm bei M, 135 mm bei M, hs » » Innenseite Bil a END ee ee Breite an der Basis des Vorjoches 45 ee a en; Höhe am Paracon ZI) aba » » Protocon 24 ee ce Die niedrigen Zahnkronen, die auffallende Höhe des Paracon — erster Aussenhöcker —, die zierliche Ausbildung des Basalbandes und der einfache Bau der Joche und ausserdem an M, der weite Abstand des Paracon vom Protostyl erweisen sich als durchaus alterthümliche Merkmale und verleihen zugleich diesen Zähnen eine nieht geringe Aehnlichkeit mit jenen von Lophiodon. Auf der Aussenseite bemerkt man wie bei Ronzotherium nn cadibonense!) zahlreiche feine anastomosirende Verticalstreifen, an der Vorder- und Innenseite dagegen auch eine noch dazu etwas kräftigere Horizontalstreifung, die sich auch bei Lophiodon wiederfindet. Bei den späteren Rhinocerotiden ist diese Seulptur niemals mehr so fein wie bei Ronzotherium. Die erwähnten Merkmale zeigen aufs deutlichste, dass wir es nur mit Ronzotherium zu thun haben können. Um so schwieriger ist jedoch die Speeiesbestimmung, da von den beiden Arten, welche bezüglich der Dimensionen allein in Betracht kommen, nämlich Ak. velaunum Avn.?) und Gaudryi Ose.), bis jetzt nur Unter- kiefer beschrieben worden sind. Die 3 M messen bei dem ersteren etwa 117 mm, bei dem letzteren aber nur 91 mm. Die beiden oberen M aus den Bohnerzen lassen darauf schliessen, dass die 3 oberen M einen Raum von etwa 96—100 mm an der Innenseite eingenommen haben dürften. Da aber die 3 unteren M stets etwas mehr Platz ausfüllen als die ihnen entsprechenden oberen, so würde für sie ungefähr die Maasszahl 98—104 in Betracht kommen, so dass also die Entscheidung für die eine oder andere der beiden genannten Arten nicht ohne weiteres möglich ist. Die mehrfachen Anklänge an Lophiodon, die wir an den oberen M wahrgenommen haben und die sich auch entsprechend an den unteren M von Ronzotherium velaunum wiederholen — Abnutzung der Joche stärker als an der Aussenwand des Zahnes, Einfachheit der P — während R. Gaudryi hierin anscheinend den übrigen Rhinocerotiden vie] ähnlicher ist, dürften indes viel mehr für die Bestimmung als Ronzotherium velaunum sprechen. Ich bin überhaupt sehr im Zweifel, ob R. Gaudryi bei der Gattung Ronzotherium verbleiben darf, als deren Typus wir denn doch die oben genannte Art, velaunum, betrachten müssen, ausgezeichnet durch die kurzen primitiven P, während seine Ineisiven und Caninen vermuthlieh denen von Aceratherium und der übrigen Rhino- eerotiden ähnlicher waren als die von Gaudryi, welches hierin ein ganz ursprüngliches Verhalten zeigt. Beide dürften aber als Ausgangspunkt für je mindestens eine besondere Formenreihe grosse stammesgeschichtliche Be- deutung haben. Aceralherium incisivum Kaur. 1834. Kaur, Description d’ossements fossiles de Mammiferes inconnus. Heft 3. pag. 49. t. 14. 1854. „ Beiträge zur Kenntniss der urweltlichen Säugethiere Heft 1. t. 4—6. 1900. Oszorn, Phylogeny of the Rhinoceroses of Europe. Bulletin Amer. Mus. of Nat. History. pag. 248. f. SE, 10. Es kann nicht zweifelhaft sein, dass unter diesem Namen bisher 2 verschiedene Arten zusammengefasst worden sind, nämlich die unterplioeäne aus Eppelsheim und die obermioeäne von Georgensgmünd, aus welcher die erstere hervorgegangen ist; allein die Frage, welcher von beiden der Name incisivum eigentlich ge- bührt, lässt sieh nicht mit voller Bestimmtheit beantworten; denn derselbe wurde zwar von Kaup für die Eppels- heimer Art aufgestellt, dagegen ist H. v. Mever's Arbeit über Georgensgmünd vor der Kaur’schen Arbeit über Eppelsheim erschienen). Streng genommen, müsste daher die Georgensgmünder Art den Namen ineisivum H. v. Meyer non Kaup führen. Da sich aber die letztere nach den Untersuchungen Osgorn’s als identisch mit Zeiradactylum Lart. von Sansan erweist, so kann der Name ineisivum doch wohl für die Eppelsheimer Reste beibehalten werden. Aus den Bohnerzen liegen mir hiervon vor: 1) Beiträge zur Kenntniss der Wirbelthierfauna der böhmischen Braunkohlenformation. Prag 1901. pag. 26. f. 8. 2) Fıruor, Mammiferes fossiles de Ronzon. Annales des scienc. g&olog. T. XII. pag. 77. t. 12 f. 69, 70. 3) Ossorn, ]. ce. pag. 233. f. 2. 4) Letztere — d. h. das 3. Heft — trägt zwar wie jene die Jahreszahl 1834, aber H. v. Meyer sagt pag. 62 in einer Anmerkung: „Von diesem noch nicht erschienenen Hefte kenne ich durch die Güte des Herrn Verfassers einige Tafeln über die Rhinoceros-Gattungen“, welche Anmerkung aber Oszor offenbar nicht gelesen hat. Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 15 — 27 — 30 —— 114 —— 1) ein linker oberer P, von Melchingen, sehr stark abgekaut, 2) ein reehter oberer M, von Melchingen, dessen Aussenwand jedoch weggebrochen ist, 3) ein linker oberer M, von Salmendingen. Das wichstigste Merkmal der Oberkieferzähne von ineisivum und tetradactylum besteht in der Ein- schnürung des Vorjochs — Protoloph —, wodurch der Protocon wieder als ein nahezu selbständiger Kegel hervor- tritt, ein Merkmal, das auch bei Ceratorhinus sansaniensis zu beobachten ist. Dass sich Aceratherium in- eisivum und tetradaetylum, wie OsBorn — |. ce. pag. 347 — angiebt, durch kräftige Entwickelung des Crochet auszeichnen sollen, kann ich absolut nicht finden, viel wichtiger erscheint mir aber die Thatsache, dass dieses Orochet sich an der Spitze gerne in 2 Sporne theilt. Das Anteerochet ist kurz, aber dabei sehr diek, eine Crista ist wohl immer vorhanden. Das innere Basalband ist an den P sehr kräftig entwickelt. Ueber die Zähne aus den Bohnerzen ist nichts Besonderes zu bemerken. P, ist noch stärker abgekaut als an dem Kaur'schen Originale, so dass die Mediofossette nur mehr durch eine kleine Grube markirt wird. Die Einschnürung des Vorderjoches tritt viel stärker hervor als bei diesem, auch besitzt dieser Zahn eine kleine Basalwarze, die an dem Eppelsheimer Stück fehlt. Dagegen stimmen beide Zähne in ihren Dimensionen sehr gut überein. Die Zähne des ächten A. ineisivum sind in der Regel etwas grösser als jene der folgenden Art. Zu Aceratherium incisivum dürften auch verschiedene der von JÄGER abgebildeten Zähne aus den Bohn- erzen zu stellen sein. Ganz sieher ist dies für das Original zu t. 6 f. 24, das Bruchstück eines oberen M, ziemlich wahrscheinlich für den oberen P, t. 6 f. 22, sowie für den oberen D, t. 4 f. 64, vielleicht auch für den unteren nn Or als kr Endlich hätte ich noch einen linken unteren P, und einen M von Undingen zu erwähnen, der dem letzterwähnten Jägzr'schen Originale sehr ähnlich, aber noch nicht so stark abgekaut ist. Nach Ossorn — 1. ce. pag. 248 — soll hier ein Horn auf der Grenze der Frontalia und Nasalia gestanden sein, wodurch sich allenfalls genetische Beziehuugen zu Blasmotherium ergeben würden. Aceratherium tetradactylum Larr. 1900. Aceratherium tetradaetylum Ossorn, Phylogeny of the Rhinoceroses of Europe. Bull. Amer. Mus. Nat. History NewYork. pag. 246. f. 8D, 9, 9a. Aus praktischen Gründen folge ich Ossorn, welcher für die obermioeänen Vorläufer — Georgensgmünd ete. — des Eppelsheimer ineisivum den Larrer'schen Namen Zetradactylum gebraucht, wenn auch die Priorität des Namen incisivum, streng genommen, eher der obermioeänen Art zukommt. Von dem Eppelsheimer A. ineisivum unterscheidet sich tetradactylum durch den Besitz eines inneren Basalbandes an den oberen P und M und durch seine geringeren Dimensionen. Ich rechne hierher einige Zähne aus dem Bohnerz von Mösskirch, welche H. v. Meyer in seinem Manuscript abgebildet hat. Es sind dies: 1) das Fragment eines oberen M, oder M,, Ze, Z „ rechten oberen P,, 3) ein rechter unterer P,, De, 5 ze Diese Zähne sehen solchen von Georgensgmünd so ähnlich, dass an ihrer Zugehörigkeit kein Zweifel bestehen kann. Zweifelhaft bleibt hingegen die Speeiesbestimmung eines linken oberen P, aus Genkingen. Was die Schmelzstructur betrifft, so zeigen die Oberkieferzähne bei Zetradactylum feine Verticalwülstchen — 228 — 115 welche mit einander anastomosiren. An den Unterkieferzähnen bemerkt man ein ähnliches, aber viel gröberes Relief, die Horizontalstreifung tritt nicht sehr deutlich hervor, ist aber stets vorhanden. Sirenia. Metaxwytherium Christoli Fırzınger. 1842. Sechster Bericht des Mus. Franeisco-Carol. Linz. pag. 61. t. 1. 1893. Metaxytherium Krahuletzi Derkrer, Wirbelthiere von Eggenburg. Sitz.-Ber. Akad. Wiss. Wien. Math.-naturw. Cl. Bd. 104. Abth. I. pag. 408. t. 2 f. 2—7. 1899. Metaxytherium? pergense Tours, Neues Jahrbuch f. Mineral. Beilageband 12. pag. 459. Von Sirenen-Resten liegen mir 2 Unterkieferzähne aus den Bohnerzen vor und zwar stammt der eine, in der Münchener Sammlung befindlich, angeblich von Melchingen, der andere, in der Darmstädter Sammlung, von Neuhausen bei Tuttlingen. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass bei diesen beiden Zähnen eine Verwechselung des Fundortes vor sich gegangen ist, aber gleichwohl glaube ich sie hier doch er- wähnen zu müssen. Beide sehen den Unterkiefermolaren der „HAalianassa“ Collinii Mey., von Walsee in Nieder- österreich, welche H. y. Meyer in seinem Manuseript abgebildet hat, sehr ähnlich. Diese Form ist ver- muthlich nichts anderes als Metaxytherium Christoli Fırzıncer. Die betreffende Arbeit steht mir zwar nicht zu Gebote, allein aus der Beschreibung, welche Der£rer hiervon bei der Vergleichung mit seinem Metaxy- therium Krahuletzi von Eggenburg giebt, glaube ich entnehmen zu dürfen, dass jene Halianassa mit ersterer Art von Metaxytherium identisch ist. Von Krahuletzi soll sie sich nämlich dadurch unterscheiden, dass der letzte untere M keinen eigentlichen dritten Lobus, sondern nur einen, allerdings zweitheiligen Talon besitzt. Dies trifft nun auch für die Zähne aus den Bohnerzen zu, weshalb ich sie zu Christoli stelle. Im Uebrigen möchte ich edoch auf jenes Merkmal kein besonderes Gewicht legen, ich bin vielmehr geneigt, auch Krahuletzi nur für eine Varietät des Christoli zu halten, womit Der£rrr auch, wohl mit Recht, Beaumonti, Studeri und Lovisati ver- einigen will. Hiermit wird auch vermuthlich Metaxytherium (?) pergense Tours, von welchem allerdings die Zähne nicht bekannt sind, identisch sein. Morphologiseh -phylogenetische Ergebnisse. Primates. Anthropodus Brancoi n. g. n. sp. ist leider nur durch den unteren M, repräsentirt. Die Beschaffenheit dieses Zahnes lässt trotz seines etwas primitiveren Verhaltens — grössere Streckung und Vorhandensein eines förm- lichen Talon — doch auf nähere Verwandtschaft mit Dryopithecus schliessen. Als Stammform von Anthropodus käme vielleicht Pltopithecus in Betracht, als Nachkomme allenfalls T’roglodytes, vielleicht sogar Pithecanthropus und die Gattung Homo. Die Kaufläche zeigt hinsiehtlich ihrer Runzelung grosse Aehnlichkeit mit der von Dryopithecus, während die Zähne des Menschen stärkere, höhere Höcker und meist auch weniger Runzeln aufweisen. Da aber gerade der älteste Mensch, jener aus dem Altpleistoeän von Krapina in Croatien, mit Anthropodus die geringe Höhe, die schwache Ausbildung der Höcker und die auffallend zahlreichen Runzeln gemein hat und sich hierin wesentlich von allen übrigen genauer bekannten Menschen aus prähistorischer Zeit late — 23 — 30 * —— 116 unterscheidet, so erscheint ein genetischer Zusammenhang zwischen Anthropodus und Homo doch nieht gänzlich ausgeschlossen. Dryopithecus rhenanus. Die Anthropoiden-Zähne aus den schwäbischen Bohnerzen gehören mit Ausnahme des eben erwähnten M, — von v. Branco mit Vorbehalt als Milchzahn gedeutet — sämmtlich der Gattung Dryopithecus an und repräsentiren hiervon einen dritten Typus — langgestreekt und mit einwärts ge- rücktem dritten Aussenhöcker — Mesoconid —, welcher zwischen den beiden Typen des Dryopithecus Fontani aus St. Gaudens in der Mitte steht. — Der eine dieser Typen hat mit den Bohnerzzähnen die beträchtliche Länge, der andere die Einwärtsverrückung des Mesoconid gemein. Aehnliche Typen hat SerenkA für den lebenden Orang ermittelt. Es hat sich jetzt auch der wirkliche letzte Milchzahn, D,, des linken Unterkiefers gefunden, der bereits von Jäger beschrieben, aber als Anoplotherium leporinum gedeutet worden war. Er zeichnet sich gleich dem D, der lebenden Anthropoiden durch seinen schräg nach innen verlaufenden Vorderrand und den weit zurückstehenden ersten Innenhöcker — Metaconid — aus, während an den M der Vorderrand mit dem Innen- und Aussenrand einen rechten Winkel bildet und der erste Innenhöcker etwas weiter vorne steht als der erste Aussenhöcker — Protoeonid —. Der D, erinnert somit an die M von Pliopithecus, welche sieh von den M von Hylobates, des Nachkommen von Pliopithecus, durch das nämliehe Verhalten unterscheiden. Man könnte daher diese Verschiedenheit der D, gegenüber den M der Anthropoiden als atavistisches Merkmal auffassen. Merkwürdig ist an dem D, von :Dryopithecus auch die Anwesenheit eines Basalbandes, das auch noch an den M von Pliopithecus vorhanden ist, an den D und M aller übrigen Anthropoiden inclusive Hylobates niemals mehr vorkommt und somit gleichfalls als atavistisches Merkmal gedeutet werden kann. Das von Eppelsheim bekannte und von Ponrie als Paedopithex beschriebene Anthropoiden-Femur gehört höchst wahrscheinlich der nämlichen Species an wie die Zähne aus den Bohnerzen von Salmendingen und Melehingen, denn die Fauna dieser Localitäten hat offenbar das nämliche geologische Alter wie die von Eppelsheim. Die relative Schwäche dieses Femur im Vergleich zum Humerus des Dryopitheeus Fontani aus St. Gaudens erklärt sich daraus, dass diese Gattung arboricol war; wesbalb das Femur überhaupt wenig in Function zu treten brauchte und daher auf einer ziemlich primitiven Entwiekelungsstufe verharren konnte. Bei dem vermuthlichen Nachkommen der Gattung Dryopithecus, bei Simia, erhielt dieser Knochen als Träger des plumpen Rumpfes seine jetzige gedrungene Form. Oryptopithecus sideroolithieus aus dem Bohnerz von Frohnstetten hat im Bau der Molaren grosse Aehnliehkeit mit der nordamerikanischen Gattung Pelycodus, die vielleicht auch in Europa — Bohnerz von Eger- kingen — vertreten, aber auch hier wohl geologisch älter ist als Oryptopithecus. Dieser erweist sich gegen- über Pelycodus als weiter vorgeschrittener Typus durch die Zunahme der Körpergrösse und die Complication des letzten, fast schon molarähnlich gewordenen Prämolaren. Als primitives Merkmal erscheint die Höhe der Vorder- partie der unteren M, die Länge der Kiefer und der sehr sanft nach oben ansteigende Ramus ascendens des Unterkiefers, welehe Merkmale jedoch allen Pseudolemuriden eigen sind. Die Pseudolemuriden, we- nigstens die Galtungen Microsyops und Hyopsodus mit 6-höckerigen Oberkiefermolaren, sind die Ahnen der Cynopitheciden, doch kommen möglicherweise als Zwischenglieder südamerikanische Platyrhinen in Betracht. Erst im Neogen erscheinen ächte Cynopitheciden. Eine nähere Verwandtschaft zwischen diesen und den Anthropomorphen ist absolut ausgeschlossen, wohl aber gehen auch diese in letzter Linie auf Pseudolemuriden — aber mit alternirender Höckerstellung — und diese eher direet auf Creodonten als auf Prosimier zurück. — a — ul — Insectivora. 2 Unterkiefer aus dem Oligocän gestatten wegen ihrer mangelhaften Erhaltung keine nähere Bestimmung, doch scheint es sich eher um einen Sorieiden zu handeln als um einen Talpiden. Chiroptera. Von Solnhofen liegen Humerus und Radius eines Rhinolophiden vor. Rodentia. Prolagus oeningensis, alias Myolagus Meyeri, hat wahrscheinlich bereits zur Zeit des Helvetien existirt, im Obermioeän ist er eine der häufigsten Nagerarten. Der direete Vorläufer ist nicht mit Bestimmtheit zu ermitteln. Lepus primaevus n. sp. Während in Nordamerika bereits im White River bed Leporinen existiren, die freilich von der Gattung Lepus selbst getrennt werden sollten, waren sichere Reste dieser Nager- familie in Europa bis jetzt erst aus der Fauna von Roussillon bekannt. Durch obige Untersuchung konnte jedoch der Nachweis erbracht werden, dass die Gattung Lepus in Europa bereits im Unterplioeän — Pikermi und Salmendingen — existirt hat. In der Grösse stimmen die vorhandenen Reste mit den entsprechenden Skelet- theilen von Lepus timidus überein, so dass wenigstens die altweltlichen oberpliocänen und pleistoeänen Lepus- Arten auf diese Art zurückgeführt werden dürfen, deren Vorläufer allerdings nicht bekannt ist Dipoides hat JÄGER prismatische Zähne eines Nagers aus den Bohnerzen von Salmendingen genannt wegen ihrer vermeintlichen Aehnlichkeit mit den Zähnen von Dipus cafer — also mit Pedetes — und Lagostomus. Es handelt sich jedoch unzweifelhaft um einen Castoriden, wie QuenxsteorT riehtig erkannte. Von den Backen- zähnen von Castor unterscheiden sich diese Zähne dadurch, dass immer eine Falte weniger vorhanden ist, die Unterkieferzähne ausserdem auch dadurch, dass die Falten über die ganze Kaufläche sich erstrecken, während an den oberen wenigstens die erste Falte durch eine, beiderseits von Schmelz begrenzte Dentinbrücke in eine Aussen- und eine Innenfalte zerlegt wird. Die Nagezähne sind denen des Steneofiber minutus sehr ähnlich, auch der Humerus erinnert an den von Steneofiber. Die Zahnzahl ist nieht genau zu ermitteln, dürfte aber doch wohl aller Währscheinlichkeit nach +P 2M sein. Als Stammform könnte allenfalls der kleine, im Obermioeän nicht besonders seltene Steneofiber minutus in Betracht kommen, soferne Dipoides nicht etwa auf nordamerikanische Formen zurückgeht. Dipoides hat sich anscheinend bis ins Pleistocän erhalten — Dipoides (Chalicomys) sigmodus P. GeRv. im Plioeän von Montpellier und Dipoides Lydekkeri n. sp. im Pleistoeän von Copford (Essex). Castor sp. Aus dem Bohnerz von Melehingen liegt ein Oberkieferbaekenzahn eines ächten Castor vor — prismatisch —, jedenfalls der geologisch älteste Rest dieser Gattung. Jedoch geht es nicht gut an, auf diesen einzigen Zahn eine eigene Species zu begründen. Die Verwandtschaft der Castoriden mit den Seiuriden wird jetzt auch von Turıeerc!) mit Recht bezweifelt. Chalicomys Jaegeri Kaur, eigentlich zuerst aus Eppelsheim beschrieben, ist im Obermiocän sehr häufig und kommt auch im Bohnerz von Mösskirch und Heudorf vor. Die Zahnkronen sind bereits relativ höher als bei der überdies auch kleineren Gattung Steneofiber, aber noch nicht prismatisch wie bei Castor. Die genannten 3 Gattungen Steneofiber, Ohalicomys und Castor stehen offenbar in direetem genetischen Verhältniss zu einander. Theridomys sideroolithicus aus Frohnstetten bildet mit 7’. aquatilis eine besondere Gruppe inner- 1) Ueber das System der Nagethiere, eine phylogenetische Studie. Upsala 1899. pag. 472. — 231 — —— 8 halb der Gattung T’heridomys und steht der primitiveren Gattung Trechomys noch ziemlich nahe. Von Theri- domys aquatilis muss wohl die Gattung Steneofiber abgeleitet werden, der Stammvater der Gastoriden. Die Verschiedenheit in der Ausbildung des Jochbogens und des Infraorbitalforamen ist kein Grund gegen diese An- nahme, die Organisation von T’heridomys und T’rechomys ist die ursprüngliche, die von Steneofiber und Castor aber nur eine Differenzirung, die auch in anderen nicht näher verwandten Gruppen der Nager auftreten kann, und daher kein Classificationsmerkmal. Die Theridomyiden sind ausser mit den Castoriden auch mit gewissen fossilen und lebenden Nagern Südamerikas — Neoreomys, Myopotamus — nahe verwandt, und zugleich auch mit den Eehimyiden, Eriomyiden und Caviaden. Hystris suwevica ist eine unterpliocäne Species, aber kleiner als primigenia. Der von mir früher gleich- falls auf erstere Art bezogene Zahn aus dem Obermioeän von Häder darf wohl eher zu Anchitheriomys Wie- demanni Roger gestellt werden. Die Herkunft der Gattung Aystrix erscheint insofern etwas räthselhaft, als bereits in den Phosphoriten von Quercy eine ächte, noch dazu schon ziemlich grosse Hystrix-Art existirt. Sons, wäre die Ableitung von Theridomys oder Trechomys kaum zu beanstanden. Die beiden, nahe mit einander verwandten Gattungen Seiuroides und Pseudosciurus erlöschen mit dem Oligoeän anscheinend vollständig. Ausser durch den Zahnbau und gewisse osteologische Abweichungen unter- scheiden sie sich auch ein wenig durch den Schädelbau, insoferne der Jochbogen bei Sciuroides vor, bei Pseudo- sciwrus aber neben dem P, beginnt. Letztere Gattung ist daher schon etwas mehr speeialisirt als Sciwroides. Beide gehen jedenfalls auf eine gemeinsame Urform zurück, von weleher wohl auch Trechomys und Theridomys abgeleitet werden dürfen. Diese Stammform ist aber bis jetzt noch nicht direct bekannt. Seiuriden haben, wenn nicht schon im Eocän und Oligocän, so doch bereits im Untermiocän gelebt, weshalb das Vorkommen solcher Ueberreste in der Spalte von Solnhofen und von Ineisiven in den offenbar schon pliocänen Bohnerzen von Salmendingen nicht überraschen kann. Für die Stammesgeschichte geben jedoch diese dürftigen Ueberreste keinerlei Auskunft. Creodonta. Die Bohnerze von Frohnstetten lieferten eine Anzahl Zähne und Zehenknochen von Hyaenodon theils von der Grösse des 7. Heberti, theils von der Grösse des brachyrhynchus und Cayluxi. Die Extremitätenknochen zeichnen sich durch ihre Kürze aus. Die Kralle ist dick, von fast eylindrischem Querschnitt und mit einem breiten, tiefen Spalt versehen. Die Gattung Hyaenodon muss wohl einmal in 2 Genera zerlegt werden, von denen das eine charaeterisirt wird durch plumpen, kurzen Kiefer, gedrängt stehende P und kurze, plumpe Zehen, das andere durch lange, schlanke Kiefer, lose stehende P und lange, schlanke Zehen. Dureh die Frohnstettener Pierodon-Zähne wird möglicher Weise eine neue Species repräsentirt, grösser und stärker als Pferodon dasyuroides. Ueber die nähere Verwandtschaft der Gattungen Ayaenodon und Pterodon geben die oben beschriebenen Reste aus Süddeutschland keinen weiteren Aufschluss. Carnivora. Die dürftigen Ueberreste von Machairodus aphanistus = efr. eultridens, Felis ogygia vonMelchingen und Felis cf. antedilwviana von Frohnstetten (Dinotherium-Lager) bieten nur in faunistisch-stratigraphischer Hinsicht einiges Interesse. Drepanodon bidentatus, bisher nur aus den Phosphoriten von Querey bekannt, zeichnet sich dureh die weitgehende Reduction der P und des unteren C, sowie durch die Streekung des oberen C und die Ent- — 232 — — Id —— wiekelung eines weit herabhängenden Lappens an der Kiefersymphyse aus, dagegen hat der untere M, noch ein rudimentäres Metaconid. Die Metapodien scheinen fast ebenso kurz gewesen zu sein wie bei der nordamerikanischen Gattung Dinictis, so dass man eher auf Plantigradie als auf Digitigradie schliessen darf. Pseudaelurus efr. Edwardsi Fırn. und Aelurogale inlermedia var. minor Fıra. zeigen in der Zahl und Grösse der P grosse Variabilität. Es ist nieht unmöglich, dass beide genannte Arten doch mit einander identisch sind, was aber für uns nebensächlich bleibt, da es hier nur darauf ankommt, die Existenz einer solchen Form in den süddeutschen Bohnerzen nachgewiesen haben. Pseudaelurus Edwardsi sowohl als auch Drepanodon biden- tatus scheinen oligocänes Alter zu besitzen. Die genetischen Beziehungen dieser alterthümlichen Feliden sind bis jetzt noch in Dunkel gehüllt. Wir wissen eigentlich nur soviel, dass die Machairodontinen, zu welchen auch die genannten Gattungen gehören, im Oligoeän von Europa und im White River- und John Day-bed von Nordamerika einen ziemlichen Formenreichthum entfaltet haben, im Pliocän aber nur mehr durch die Gattungen Machairodus und Smilodon repräsentirt sind, welche dann im älteren Pleistoeän vollständig erlöschen. Sie dürften wohl direet von Creodonten abgeleitet werden, unter welehen aber nur etwa Palaeonictis und Patriofelis in Betracht kommen können. Noch weniger wissen wir über die Abstammung der eigentlichen Katzen, Felinen, die im Obermiocän beginnen. Der Ableitung dieser Unterfamilie von den Machairodontinen stehen erhebliche Schwierigkeiten im Wege. Hyaena efr. eximia ist nur durch spärliche Ueberreste vertreten und bietet daher nur in faunistischer Beziehung einiges Interesse. Das Nämliche gilt auch von Ictitherium robustum. Eine nähere Verwandtschaft zwischen Hyaena und Ictitherium ist höchst un- wahrscheinlich, da beide gleichzeitig mit einander auftreten. Promephitis Larteti ist schwerlich der Ausgangspunkt der in Amerika lebenden Gattung Mephitis, denn er hat stärkere Reduction der Prämolarenzahl erlitten als diese geologisch jüngeren Formen. Beide gehen auf einen gemeinsamen Stammvater zurück. In den Bohnerzen hat sieh jetzt eine zweite Art von Promephitis gefunden, wenigstens hat der untere M, einen anderen Bau als bei der von Gaupry aufgestellten Art. Potamotherium franconicum zeigt die eigenthümliche Speeialisirung, durch welche sich Potamotherium Valetoni von Lutra unterscheidet, in noch höherem Maasse, weshalb es sehr wahrscheinlich wird, dass wir es mit dem Nachkommen dieser letzteren Art zu thun haben. Stenoplesietis (2) Grimmi zeichnet sieh dureh den plumpen, aber langen Kiefer, die Kleinheit des M, und die Grösse der P aus. Von den ächten Stenoplesietis aus den Phosphoriden unterscheidet er sich lediglich durch die Dieke des Unterkiefers, durch die Verschiebung des M, auf den Vorderrand des aufsteigenden Kieferastes und dureh die beträchtlichere Grösse, allein diese Differenzen wären kein Grund für die Annahme, dass die Solnhofer Form einen direeten Nachkommen der Stenoplesictis von Querey darstellt, es sind dies vielmehr nur Unterschiede, welche aller Wahrscheinlichkeit nach bei einem etwaigen Nachkommen von Stenoplesictis auftreten müssten. Sollten jedoch die Palaeogale und Putorius ähnlichen Extremitätenknochen zu der nämlichen Art wie die Kiefer gehören, dann hätten wir es allerdings mit einer Form zu thun, welche von Stenoplesictis wesentlich verschieden ist, Mustelide gen. ind. erscheint im Kieferbau und der Länge des M, für eine oligocäne Art auffallend modernisirt — Putorius ähnlich. Da aber Zähne fehlen, so ist eine Genusbestimmung nicht gut möglich. Mustela Jaegeri n. sp. sieht bei oberflächlieher Betrachtung dem Foetorius erminea sehr ähnlich, hat aber einen längeren Kiefer und einen Innenzacken — Metaeonid — am unteren M,. Sie könnte zwar als Stamm- vater von F'oetorius in Betracht kommen, allein es ist doch wahrscheinlicher, dass dieser aus Palaeogale hervor- gegangen ist und die Salmendinger Form eher ein erloschenes Glied der Plesictis-Gruppe darstellt. — 23 — 120 Die Bohnerze haben somit ganz unerwarteter Weise die ohnehin schon so formenreichen fossilen Muste- liden um einige, augenscheinlich ganz neue Typen vermehrt. Ursavus Depereti steht bezüglich seiner Dimensionen zwischen Ursavus primaevus aus dem Obermioeän von La Grive St. Alban und Ursus Böckhi aus dem Oberplioeän (?) von Baröth in Siebenbürgen in der Mitte. Im Bau der unteren M, und M, zeigt sich einige Aehnlichkeit mit Hyaenarctos, insoferne der Talon noch relativ klein und der Innenzacken — Metaconid — des M, ziemlich weit zurücksteht. Diese Merkmale hat die neue Art mit Ursavus primaevus gemein, dessen obere M jedoch aufs deutlichste zeigen, dass wir es bereits mit einem ächten Ursinen und nicht etwa mit Zyaenarctos zu thun haben. Die genetische Reihe der Bären des europäischen Tertiärs wird durch diese neue Art wesentlich vervollständigt. Gegen den von MArrurw behaupteten Zusammenhang zwischen Bären und den Arctoeyoniden spricht ausser morphologischen Gründen schon die gewaltige Kluft in der zeitlichen Verbreitung im Untereoeän bis Obermioeän. Amphieyon praecursor ist ein Amphieyonide, der sowohl in seinen Dimensionen, als auch im Bau seines oberen M, in der Mitte steht zwischen Amphieyon lemanensis und den ächten Oynodictis — vom Typus des lacustris. — Da unter Amphicyon ohnehin sehr mannigfaltige Formen vereinigt sind, so erscheint ein poly- phyletischer Ursprung dieser „Gattung“ keineswegs ausgeschlossen. Amphieyon aff. lemanensis und aff. giganteus verdienen nur wegen ihres Vorkommens einiges Interesse, ebenso Amphicyon efr. rugosidens, dessen Extremitätenknochen übrigens zierlicher sind als die des vollständiger bekannten lemanensis. Die Krallen scheinen wie bei der nordamerikanischen Gattung Daphaenus ein wenig zurückziehbar gewesen zu sein. Amphieyon major LarTeEr findet sich, wie fast an allen Localitäten mit obermiocäner Fauna, so auch in ' Mösskirch. Pseudamphieyon lupinus hat sich jetzt auch im Sigmaringer Becken nachweisen lassen. Es ist mög- lieh, dass dieser im Bau seines Gebisses noch sehr primitive — hohe Zaeken der unteren M, schwaches inneres Basalband der oberen M — Amphicyonide mit Prodaphaenus aus dem Uinta-Bed von Nordamerika näher verwandt ist oder doch auf den nämlichen Stammvater zurückgeht wie dieser. Pseudocyon (?) und Amphicyonide gen. ind. verdienen nieht nur wegen ihres relativ jungen geologischen Alters hervor- ragendes Interesse, sondern auch wegen gewisser Differenzirungen ihres Gebisses — starke Reduction des Metaconid am unteren M, und die jedenfalls schneidende Ausbildung des Talon der unteren M —. Der Astragalus von Pseudocyon (?) hat sieh in der Richtung gegen den der Bären weiter entwickelt — Abflachung der Tibialfacette, veranlasst durch einen höheren Grad der Plantigradie, als sonst den Amphicyoniden zukommt. Die oberen M der kleineren Art haben wenigstens in der Form der Aussenhöcker und des äusseren Basalbandes grosse Aehnlich- keit mit jenen von Canis lupus; aueh der untere P, erinnert an den entsprechenden Zahn von Wolf und noch mehr, wenigstens in Folge seiner Kürze, an den von Simocyon. Es hat den Anschein, als ob aus Amphieyon selbst zweierlei Typen hervorgegangen wären, einer, der sich ein wenig der omnivoren Lebensweise anpasst — Amphicyon major von Sansan — und ein anderer, weleher sich noch mehr der ausschliesslichen Fleischnahrung anzupassen suchte — die beiden hier besprochenen Arten aus Frohnstetten —. Bei keinem der beiden Typen ging jedoch die Anpassung so weit, dass sie mit noch besser ausgerüsteten Formen, wie es die Bären bezw. die grossen Feliden waren, erfolgreich coneurriren konnten, Cephalogale(?) sp. aus Solnhofen zeichnet sich gegenüber den ächten Cephalogale durch die Ver- schmälerung der distalen Partie des Radius aus, die auf ausgesprochene Digitigradie und bedeutende Reduction des Daumens schliessen lässt. Möglicher Weise haben wir es bereits mit einem Hemicyon zu thun. — 234 — 121 Pachyeynodon ferratus und neglectus, davon der letztere auch in den Phosphoriten von Mouilla& (Querey) vorkommend, dürften vielleicht als Verbindungsglieder zwischen O'ynodon und Ursavus eine nicht un- wichtige Rolle spielen, soferne nicht etwa doch in dieser Beziehung die Gattung Paracynodon in Betracht kommt, welehe wenigstens in Folge ihrer vierhöckerigen und überdies sehr rauhen Oberkiefermolaren sich hiefür noch besser zu eignen scheint. Gegen die nähere Verwandtschaft zwischen Pachyeynodon und Paracynodon liesse sich auch der schlanke Bau von Humerus und Tibia geltend machen. Welche von den beiden Gattungen Pachycynodon und Paracynodon in der directen Formenreihe der Ursiden sich befindet, wird sieh erst feststellen lassen, wenn wir das bis jetzt noch fehlende oder doch nur mangelhaft bekannte untermiocäne Zwischenglied — Üephalogale brevirostris(?) — genauer studirt haben werden. Nicht unmöglich ist es jedoch, dass auch Oynodon velaunus oder vielmehr die nahe verwandte Ulmer Form als Stammvater von Ursus eine wichtige Rolle spielt, insoferne auch hier die oberen M starke Rauhigkeiten aufweisen und überdies sogar der Innenzacken des oberen P, schon etwas nach hinten gerückt ist, so dass also auch das Hauptbedenken, welches MArtuzw gegen die Ableitung der Bären von den genannten Gattungen geltend macht, wesentlich ersehüttert wird. Paracynodon umfasst mindestens 3 Arten: vulpinus, Wortmami n. sp. und musteloides n. sp. von sehr verschiedener Grösse. Von Cynodon unterscheidet er sich durch die relative Länge der Zahnreihe, besonders der P und des unteren M, und M,, sowie durch den eomplieirteren Bau der unteren P, und den weiter vorne stehenden Innenzacken — Deuterocon — des oberen P,. Cynodon ist in den Bohnerzen durch (Ü. velaunus oder eine doch sehr nahestehende Form vertreten. Caniden sind in den jüngeren Bohnerzen nur durch einen einzigen Zahn, einen unteren M,, angedeutet, welcher aber durch die Grösse und Stellung des Metaconid — direct neben dem Protoconid — an die geoiogisch alte Gattung Oymodictis erinnert und von der Gattung Canis wesentlich abweicht. Vielleicht gehört er noch der eigentlich nur im Obermiocän vertretenen Gattung Galecynus an, von der aber gerade dieser Zahn nicht bekannt ist. Aechte Canis erscheinen erst im Oberplioeän. Oynodietis, eine für das Obereocän sehr characteristische, ziemlich artenreiche Gattung, ist in den Bohn- erzen nur durch 2 oder höchstens 3 Species vertreten — CO. longirostris und pygmaeus (und lacustris?). Die Formen aus dem White River- und John Day-Bed, welche von den nordamerikanischen Autoren zu Oynodietis gestellt werden, haben einen ziemlich abweichenden Zahnbau — Metaconid des unteren M, niedriger, Talon eher schneidend entwiekelt, obere M viel plumper —. Beide Gattungen Oynodictis und „Pseudocynodietis“, wie man die amerikanischen nennen könnte, gehen wohl auf Vulpavus im Wind River- und Bridger-Bed zurück. Pro- cymodictis im Uinta-Bed ist doch zu gross, als dass er der Ahne dieser meist viel kleineren Formen sein könnte. Proboseidia. Die dürftigen, kaum bestimmbaren Ueberreste, welehe von Zlephas — primigenius (?), antiquus (?) und trogontherii — aus den süddeutschen Bohnerzen vorliegen, geben keinen Anlass zu besonderen Bemerkungen. Mastodon angustidens und longirostris bieten ebenfalls kein besonderes Interesse und müssen lediglich als Faunenelemente genannt werden. Ich möchte jedoch nieht unerwähnt lassen, dass sowohl die Backenzähne der Elephas- als auch die der Mastodon-Arten individuell durch abnorm starke Ausbildung des Talon Uebergänge zu Speeies mit höherer Jochzahl bilden und dass die Mastodon-Arten, welehe normale Zwischenhöcker in den Quer- thälern besitzen, bei geringer Ausbildung dieser Höcker den tapiroiden Formen sehr ähnlich werden können, wie dies Gauprr sehr zutreffend ausgeführt hat. Die Bestimmung von Elephas und Mastodon-Species nach einzelnen Zähnen ist daher keineswegs so leicht, wie man gewöhnlich glaubt. Sie lassen sich zwar nach dem Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 16 — 23 — 31 u geologischen Horizonte ganz sicher bestimmen, dagegen ist umgekehrt die Bestimmung des geologischen Alters einer Ablagerung, die ausser Zlephas oder Mastodon keine oder doch wenig characteristische Säugethiere ein- schliesst, eine überaus missliche Sache. Dinotherium giganteum und bavaricum sind 2 morphologisch und geologisch wohl unterscheidbare Arten, weshalb es unbegreiflich erscheint, wie die Weinsnemer’sche Ansicht, dass beide vollständig identisch wären, in Lersıus’ Geologie von Deutschland aeceptirt werden und sogar praktische Anwendung für die Altersbestimmung des bayerisch-schwäbischen Dinotherium-Sandes finden konnte. Lersius stellt ihn dem von Eppelsheim gleich, während er doch unzweifelhaft ein Aequivalent von Sansan ist. Die von den französischen Autoren untersehiedene dritte Art D. Jourdani steht zeitlieh und der Grösse nach zwischen bavaricum und giganteum in der Mitte, kommt aber in Süddeutschland nur selten vor. Artiodactyla. Ohoeropotamus parisiensis verdient nur in stratigrapbischer Hinsicht grösseres Interesse, jedoch darf nicht unerwähnt bleiben, dass bei diesem ausgestorbenen Suiden — im weitesten Sinne — die unteren Ineisiven schon wie bei den jetzigen Suiden horizontale Lage hatten und auch bereits mit sehr langen Wurzeln versehen waren. Entelodon magnum. Auch diese Art hat vorwiegend geologisches Interesse. Nicht unwichtig erscheint immerhin die Anwesenheit eines Paraeonid am unteren D,, das bisher bei den europäischen Eintelodon noch nicht bekannt war; es ist freilich nieht ausgeschlossen, dass wir es im vorliegenden Falle nur mit einem individuellen oder mit einem Localrassenatavismus zu thun haben. Sus antiquus, auch erymanthius und major genannt, ist ein gewaltiger Suide, welcher im Pliocän eine wichtige Rolle spielt. Er soll nach Sreruın ein afrikanischer Einwanderer sein wegen der an Potamochoerus gemahnenden Reduction seiner Hauer, jedoch giebt Autor an anderer Stelle selbst an, dass er wohl gleich dem europäischen Sus scrofa von dem europäischen Sus palaeochoerus abstamme. Ich sehe daher nicht ein, warum wir hier ohne zwingenden Grund eine Wanderung voraussetzen sollten. Sus palaeochoerus hat für die Stammesgeschichte der jüngeren Suiden jedenfalls grosse Bedeutung. Da er scheinbar bereits im Obermiocän auftritt, so ist es wohl richtiger, statt einer mehrere Arten anzunehmen, deren Unterscheidung allerdings erhebliche Schwierigkeiten bieten würde. Sus palaeochoerus geht jedenfalls auf das obermiocäne: Hyotherium Sömmeringi zurück, mit welchem jedoch auch sehr bald Formen zusammen vorkommen, die von ersterem kaum zu unterscheiden sind. Hyotherium Sömmeringi selbst stammt wieder von Waterhousi und dieser von Palaeochoerus typus oder Meisneri im Untermiocän ab, wobei jedoch zu bemerken wäre, dass P. iypus sicher schon im obersten Oligocän beginnt. Palaeochoerus endlich ist der Nachkomme von Propalaeochoerus im Oligoeän und dieser der Nachkomme der allerdings ungenügend bekannten eoeänen Choeromoriden. Die all- mähliehen Fortschritte in dieser Entwickelungsreihe, deren einzelne Glieder wegen der vielfachen Uebergänge nur schwer gegen einander abgegrenzt werden können, bestehen in Grössenzunahme, in Complication der Molaren — und in geringeren Grade auch der Prämolaren — durch Auftreten von Runzeln auf der Krone, in Vergrösserung des letzten Molaren und in bedeutender Vergrösserung der Caninen. Choerotherium pygmaeum ist eigentlich eine obermiocäne Form. Die Zahl der Stücke, welche etwa schon wirklich aus dem Pliocän stammen, ist jedenfalls kleiner, als Sreruım glaubt. — Eines der Jägzr’schen Originale — 1.5 f. 72—75 — hat sich als Milehzahn von Dryopithecus erwiesen. Nach Sreuuın wäre Choerotherium als selbstständiger Stamm anzusprechen, der vielleicht von Propalaeocherus ausgeht und dem vielleicht auch die problematische Gattung Hemichoerus angehört. Ebenso wenig Sicheres wissen wir über die Herkunit von: — 2336 — a — Listriodon splendens mit nahezu glatten, jochzähnigen und von Listriodon Lockharti mit rauhen, bunodonten Molaren, von denen der letztere nach Sreuuın der geologisch ältere und zugleich der Stammvater des splendens sein soll, was aber durch die bis jetzt vorliegenden Daten keineswegs vollkommen sicher begründet erscheint. Listriodon geht vielleicht auf die Gattung Doliochoerus in den Phosphoriten von Quercy zurück, wofür wenigstens die Form der Schnauze sprechen würde. Jedoch wäre alsdann noch eine nicht unbeträchtliche zeitliche Lücke zwischen beiden Gattungen auszufüllen. Die Familie der Anoplotheriiden ist auf die Gattungen Anoplotherium, Diplobune, Dacrytherium und Tapirulus zu beschränken, doch könnten aueh noch die wenig bekannten Genera Metriotherium, Mixtotherium, Tetraselenodon und Haplomeryx dazu gehören, nicht aber Xiphodon, Dichodon ete. Von den 3 erstgenannten hat jede noch gewisse alterthümliche Merkmale neben gewissen Speeialisirungen aufzuweisen, so dass keine von ihnen als der Ausgangspunkt der beiden anderen betrachtet werden darf, sondern vielmehr alle 3 auf eine gemeinsame, bis jetzt aber noch nicht aufgefundene Stammform zurückgeführt werden müssen. Bei Anoplotherium ist primitiv die Anwesenheit eines noch vollkommen freien Paraconid an den unteren M und die Beschaffenheit der Schnauze — Zwischenkiefer dicht an einander schliessend. Als Fortschritt erscheint hingegen die bedeutende Körpergrösse und die Reduction der zweiten Zehe — bei Anoplotherium commune wird das Metacarpale II mit den Phalangen sogar zu einem einzigen Knöchelehen redueirt, während bei Zridactylum diese Knochen noch sämmtlich vorhanden sind, dagegen kann der obere P, individuell bedeutende Complicationen erfahren — und die starke Verkürzung der sonst krallenförmigen Hufe. Diplobune — wozu auch Ouvırr’s Anoplotherium secundarium gestellt werden sollte — ist primitiv wegen der Länge der zweiten Zehe, des eher Carnivoren- als Hufthier-ähnlichen Aussehens seiner Extremitäten- knochen und der relativ geringen Körpergrösse, vorgeschritten in Folge der bereits eingeleiteten Reduction des Paraconid der unteren M und hinsichtlich der weit auseinanderstehenden Zwischenkiefer. Daerytherium hat die nämlichen primitiven Merkmale wie Diplobune und ist überdies sogar noch kleiner und vierzehig. Die Fortschritte bestehen hier in der Anwesenheit einer weiten Spalte zwischen den beiden Zwischen- kiefern, in einer noch stärkeren Reduction des Paraeonid, als dies bei Diplobume der Fall ist, und ausserdem in einer beträchtlichen Verschmälerung der Seitenzehen. Diplobune gehört sicher noch dem Oligocän an, Daerytherium und Anoplotherium erlöschen dagegen schon im Eocän. Tapirulus erscheint speeialisirt in Folge der jochartigen Ausbildung seiner unteren und der meniscus- förmigen Entwiekelung der Höcker an den oberen M, ist aber noch primitiv hinsichtlich der Einfachheit seiner P. Die Extremitätenknochen scheinen ungemein diek und plump gewesen zu sein. Der Stammvater von Tapirulus ist bis jetzt nieht bekannt, jedoch dürfte die Trennung von den übrigen Gattungen sehr weit zurückliegen. Tapirulus hat offenbar noch im Oligocän gelebt — Tapirulus hyracinus. Die Diehobuniden zerfallen in 2 Unterfamilien, die Dichobuninae mit Dichobune und Rhagatherium und die Xiphodontinae mit Xiphodon, Xiphodontherium und Dichodon. Dichobune ist die ursprüngliehste dieser Gattungen, denn die oberen Molaren haben noch keine Monde, sondern ächte, im Querschnitt nahezu kreisrunde Höcker, die unteren besitzen noch ein deutliches Paraconid, und die P haben noch sehr einfachen Bau. Das Skelet ist sehr primitiv, jedoch sind die beiden Seitenzehen schon sehr dünn geworden. Die oberen M lassen mit Ausnahme des letzten noch 6 Höcker erkennen, 2 Aussen-, 2 Zwischen- und 2 Innenhöcker, von welch letzteren der hintere — Hypocon — frei bleibt und der vordere — Protocon — mit dem benachbarten Zwischenhöcker — Protoeonulus — zu verwachsen beginnt. Eigentlich ist es nur die Anwesenheit dieses, sonst bei nur wenigen Artiodactylen noch vorhandenen Hypocon, was die Ableitung 16 nl 31* —— 124 —— der selenodonten Paarhufer von Dichobune verbietet. Von Dichobune hat sich eine Art, Fraasi n. sp., noch bis in das Oligoecän erhalten. Rhagatherium ist eigentlich nichts anderes als ein Dichobune, dessen obere M jedoch keinen Hypocon besitzen, an dessen unteren M das Paraeonid mit dem ersten Innenhöcker verschmolzen ist und dessen P einen auffallend eomplieirten Bau bekommen haben. Da jedoch beide genannten Gattungen anscheinend gleichzeitig existirt haben, so geht es nieht gut an, Rhagatherium direct von Dichobune abzuleiten. Auch die Beschaffenheit der oberen M dürfte gegen einen direeten genetischen Zusammenhang sprechen. Rhagatherium frohnstetiense. Dichodon ist die vorgeschrittenste aller genannten Gattungen, denn die Höcker der M haben Halbmondform angenommen, das Paraeonid der unteren M ist verschwunden und Protocon und Protoconulus der oberen M haben sich zu einem einzigen Halbmond vereinigt, also Differenzirungen wie bei den ächten Selenodonten. Aber ausserdem hat auch noch ganz bedeutende Complication der P stattgefunden, während dies bei den Selenodonten nicht oder doch nie in diesem Maasse der Fall ist. Nur die oben genannte Gattung Ahagatherium und die gleichfalls erloschene nordamerikanische Gattung Agriochoerus lassen sich hierin mit Dichodon vergleichen. Dichodon frohnstettense. Xiphodon ist der Gattung Dichodon ähnlich, verhält sich aber primitiver als diese, insoferne die P noch einfach sind und die oberen M noch keine Verwachsung von Protoconulus und Protoeon aufweisen. Xiphodontherium endlieh ist am allerprimitivsten, insoferne die Monde der Molaren noch sehr undeutlich sind. Auch die auffallende Kleinbeit des Thieres darf wohl als ursprüngliches Merkmal angesehen werden. Xiphodontherium dürfte sieh vielleicht als Ahne von Xiphodon und Dichodon erweisen, wenigstens kommt diese oder doch eine sehr ähnliche Gattung bereits in den Bohnerzen von Egerkingen vor. Aber die Mehrzahl der Xiphodontherium-Arten ist gewiss nieht älter als diese beiden Gattungen. Plesiomeryx und Caenotherium uuterscheiden sich fast nur durch die Extremitätenknochen, die bei der ersteren Gattung relativ länger, gestreckter und schlanker sind und die nämliche glas- oder porzellanartige Consistenz besitzen wie bei den recenten Cerviden und Antilopen, während die von (aenotherium mehr Aehnlichkeit mit solehen von Suiden aufweisen. Beide Gattungen erlöschen im Untermiocän; der erste Vertreter existirt bereits in der Fauna von Egerkingen. Die Anordnung der Höcker resp. Halbmonde auf den unteren und oberen M zeigt, dass wir es mit einem vollständig erloschenen Formenkreis zu thun haben, der mit den Diehobuniden wohl den Stammvater gemein hat. Ausser den beiden genannten Gattungen gehört in diese Familie der (aenotherüdae auch die Gattung Oxacron, bei welcher der unpaare Innenhöcker der oberen M noch in der Mitte steht und die Extremitäten sehr kurz und plump sind. Die Gelociden stellen den Ausgangspunkt aller späteren Ruminantier dar, jedoch kommt als direeter Vorläufer der letzteren nur die Gattung Gelocus selbst in Betracht, sowie etwa auch die bereits etwas vorge- schrittenere Gattung Prodremotherium, denn die übrigen Gattungen — Bachitherium, Paragelocus und Pseudo- gelocus — zeigen gewisse Speeialisirungen der unteren Prämolaren, welche bei keinem der miocänen Selenodonten zu beobachten sind — Ausbildung einer förmlichen Innenwand, wie eine solehe vielmehr erst bei geologisch sehr jungen Cerviden auftritt; sie ist hier jedenfalls ein Neuerwerb. — Namentlich Pseudogelocus hat auffallend eomplieirte Prämolaren. Bei Gelocus und Bachitherium tritt bereits öfters das Palaeomeryx-Wülstehen am vorderen Aussenmonde der unteren Molaren auf, welches dann allen mioeänen Selenodonten eigen ist. Gelocus Laubei mit eomprimirten Innenhöckern des unteren M. Gelocus communis mit nahezu kegelförmigen Innenhöckern der unteren M. — 2330 — — ib Paragelocus Scotti hat wie Gelocus 4 P, aber die hinteren sind complieirter. Dagegen besitzen die oberen M in der vorderen Hälfte noch einen Zwischenhöcker, Protoconulus. Pseudogelocus Osborni hat ungemein eomplieirte P. Die unteren M haben ein Palaeomeryx-Wülstehen. Bachitherium medium besitzt nur 3 untere P. Dieselben haben eine förmliche Innenwand. Die Gelociden gehen jedenfalls auf Diehobuniden zurück, mit Rhagatherium-ähnlicher Bezahnung, aber mit einfachen P. Palaeomeryeiden: Diese Familie der primitiven Hirsche spielt im ganzen Mioeän eine wichtige Rolle. Bei der im Allgemeinen ziemlich ungünstigen Erhaltung — vollständige Individuen sind überhaupt nieht bekannt, so dass man bei der Vertheilung der Extremitätenknochen auf die Kiefer der verschiedenen Formen lediglich auf Combinationen angewiesen ist — darf es uns nieht wundern, dass unsere Kenntnisse noch recht viel zu wünschen übrig lassen. So viel ist aber gleichwohl jetzt schon sicher, dass zwischen den Formen des Untermiocän und den- jenigen des Obermiocän sehr innige Beziehungen existiren, wenn auch leider die Zwischenglieder, welche offenbar wieder selbständige Arten sind, bis jetzt nur durch dürftige Ueberreste vertreten sind, so dass einer genauen Um- grenzung der Gattungen nahezu unüberwindliche Hindernisse im Wege stehen. Ein Theil, und zwar die älteren Formen, ist sicher geweihlos; ein anderer, und zwar die mittelgrossen Formen des Mittelmiocän und Obermiocän, war dagegen bereits mit Geweihen versehen. Am zweckmässigsten dürfte noch folgende Unterscheidung sein, wobei vorwiegend die Beschaffenheit der oberen M zu Grunde gelegt wird: A. 4 untere Prämolaren. Seeundärleisten der oberen M sehr schwach entwickelt: Amphitragulus. Bass, a a) obere M ohne Secundärleisten: Drremotherium. b) „ Mamit R «) Secundärleisten schwach entwiekelt: Palaeomeryx. ß) ee kräftig = Dicrocerus. Dierocerus umfasst 2 Arten mit Geweihen; die von elegans sind zwar auch nur Gabler, wurden aber im Gegensatz zu jenen des furcatus gewechselt. Palaeomeryx wäre als Gattungsname auf die grossen Formen, Kaupi und Bojani, für die diese Be- zeichnung zuerst angewandt wurde, und auf den noch grösseren eminens zu beschränken, allein als Nothbehelf muss derselbe vorläufig auch auf mittelgrosse Formen ausgedehnt werden, welehe den genannten Arten wenigstens im Bau der oberen M ähnlich sind, obwohl eine dieser neueren, aber unvollständig bekannten, Typen sogar zweifellos Geweihe besessen hat. Für die kleinsten Formen des Obermiocän, von denen P. Meyeri und parvulus oder pumilio ebenfalls mit Geweih versehen waren, wird wegen des einfachen Baues der oberen M ein besonderes Genus errichtet werden müssen. Im Mittelmiocän, welches in der Regel bloss marin entwiekelt ist, kommen vor: Palaeomeryx Kaupi, anneetens und 2 kleinere Arten im Süsswasserkalk von Tuchorsehitz; Palaeo- meryx anmectens und die zweitkleinste Art von dort finden sich auch in den Spalten von Solnhofen, und zwar hat diese letztere Art augenscheinlich Geweihe besessen ausser den ebenfalls als Waffe dienenden langen Oberkiefercaninen. Der dritte der in Solnhofen vorkommenden Paläomeryeiden hatte dagegen noch distale Reste der Seitenzehen nebst freien Phalangen und erweist sich vielleicht bei näherer Kenntniss als noch zu Amphitragulus gehörig. Die im Obermioeän allenthalben sehr häufigen Dierocerus furcatus und elegans haben auch in den Bohnerzen Ueberreste hinterlassen. Beide stammen vielleicht von dem erwähnten Palaeomeryz annectens ab. — 239 — —— 126 Die Palaeomeryeiden sind zweifellos die ächten Vorfahren der ächten Hirsche und vielleicht auch die der Cavicornier. Dieser Ableitung stand bisher die Annahme im Wege, dass alsdann nicht recht einzusehen wäre, weshalb sich bei den Palaeomeryeiden das sogenannte Palaeomeryx-Wülstehen am ersten Aussenmonde der unteren M entwickelt haben sollte, um dann bei den Hirsehen wieder spurlos zu verschwinden. Da dieses Gebilde aber in der That bei plioeänen Hirschen — ruscinensis — zu beobachten ist, so erscheint der genetische Zusammenhang zwischen beiden Gruppen vollkommen sichergestellt. Freilich besteht grosse Wahr- scheinliehkeit dafür, dass die Hirsche selbst polyphyletischen Ursprunges sind und selbst schon wieder auf ver- schiedene Gattungen oder doch Arten der Palaeomeryceiden zurückgehen. Man war bisher der Ansicht, dass die Palaeomeryciden mit dem Öbermiocän als solche erlöschen. In Wirklichkeit hat sich aber mindestens eine, wenn auch recht seltene, Art, die wegen des Geweihes wohl bei Dierocerus und nicht bei Dremotherium unterzubringen wäre, noch bis in das Unterpliocän erhalten — D. Pentelici. Cervidenarten. Cervus efr. Bertholdi Kaup von Melchingen. Jäcer's Bertholdi ist ein ächter Üervus elaphus. Cervus aff. antiqui Ponuis von Neuhausen. Grösser als ©. elaphus, aber kleiner als megaceros. 2 hohe Basalpfeiler am unteren M,. Originale Jäger's t. 5 f. 37, 39. Cervus aff. megaceros, euryceros von Neuhausen und Russberghof. Die Zähne sind zum Theil ziemlich frisch. In der Grösse stehen sie dem (©. dieranius Nesti sehr nahe, aber der untere P, sieht dem von megaceros ähnlicher. Originale Jäcer, t. 5 f. 38, 40—42; t. 10 £. Si, Bil: Rangifer tarandus ist durch 2 characteristische Zähne im Bohnerz von Neuhausen repräsentirt. Cervus suevicus n. sp., etwas grösser als der Damhirsch; er hat kräftige Basalpfeiler an den unteren M, an M, sogar deren 2, während die oberen ein sehr schwaches Pfeilerchen besitzen. Die Innenpfeiler der unteren M sind sehr schwach, die oberen M haben keine eigentlichen Sporne. Eine nähere Verwandtschaft mit einer fossilen oder lebenden Art konnte nicht ermittelt werden. Hierher die Originale JÄger's t. 3 f. 60—62, t.5 f. 34. Cervus Bertholdi hat möglicher Weise verwandtschaftliche Beziehung zu Megaceros und Elaphus, dagegen könnte der eigentliche Bertholdi von Eppelsheim doch vielleicht eine Antilope sein. Cervus ex aff. rangiferi führt vielleieht zu diesem Genus. Cervus swevicus hat vielleicht Beziehungen zu Awis, ebenso der unbenannte Cervide von Dama- Grösse; jedoch scheint letzterer auch zugleich mit dem oberplioeänen Öervus Nesti von Val d’Arno verwandt zu sein. Aus der grossen Artenzahl und der morphologischen Verschiedenheit der pliocänen Hirsche dürfen wir jedenfalls den Sehluss ziehen, dass die Familie der Hirsche polyphyletischen Ursprunges ist und sicher bereits in verschiedenen Arten oder sogar Gattungen der Palaeomeryciden, wenn nicht schon der Gelociden wurzelt. Die Traguliden waren bisher nur fossil aus dem Obermiocän von Sansan ete. und aus dem Unter- plioeän von Eppelsheim bekannt, wobei aber keineswegs vollkommen sicher ist, dass Dorcatherium Naui wirklich der Fauna von Eppelsheim angehört. Die im Obermioeän so häufige Art, Dorcatherium (Hyaemoschus) crassum hat auch in den Bohnerzen von Mösskirch verschiedene Ueberreste hinterlassen. Die Traguliden haben jedoch auch schon früher in Europa existirt, nämlich im Oligoeän. Die hier vorhandene, aber recht seltene Form, Uryptomeryx (alias Lophiomeryx) Gaudryi Fıra., gehört zweifellos in diese Familie. Sie- besitzt jedoch auf den oberen M noch einen fünften Höcker — Protoeonulus — zwischen Paraecon und Metacon, dagegen fehlt noch die auch den Traguliden sonst eigene Palaeomeryx-Leiste am vorderen Aussenmond der unteren M. In der Körpergrösse steht diese Gattung hinter den späteren europäischen Traguliden noch weit zurück. — 240 — — Antilope eristata BiEDerMANnN müssen möglicher Weise jene Wiederkäuerreste aus Mösskirch genannt werden, welehe H. v. Meyer als „Cervus lunatus“ bestimmt hat und die ausser in Mösskireh auch im Di- notherium-Sande von Günzburg vorkommen, aber merkwürdiger Weise stets ohne Geweihe oder Hörner, während doch von dem in Günzburg zum mindesten etwas selteneren Dicrocerus furcatus an dieser Loealität zıemlich viele Geweihe gefunden worden sind. Für Antilopen-Zähne sind die des „Cervus“ cefr. lunatus auch auf- fallend niedrig und vor allem viel zu sehr complieirt. Die Identifieirung mit Antilope eristata ist daher nieht eher gesichert, bis nicht in Mösskirch oder Günzburg Hornzapfen zum Vorschein kommen werden. Dass in gleichalterigen Schichten übrigens wirklich bereits Antilopen, wenn auch noch mit sehr niedrigen Zahnkronen und kurzen Hornzapfen, existirt haben, kann keinen Augenblick zweifelhaft sein. Aechte Antilopen-Zähne sind jene, welche Jäger als Antilope major und minor beschrieben und Rürnerer später Antilope Jaegeri benannt hat. Sie zeichnen sich dureh bedeutende Grösse aus und schliessen sich in ihrem Bau an die entsprechenden Zähne der lebenden Gattung von Oreas ziemlich enge an. Auch mit Strepsiceros-Zähnen haben sie viele Aehnliehkeit. Ihr Erhaltungszustand ist wesentlich verschieden von dem der Säugethierzähne, welehe mioeänen und unterpliocänen Arten angehören, so dass ich ihnen höchstens oberpliocänes oder sogar unterpleistocänes Alter zuschreiben möchte. Viel zweifelhafter ist die systematische Stellung von 2 ächt fossilen oberen M aus Melehingen und je einem unteren M, und P, aus Neuhausen, die in ihrer Form viel eher an Zähne von Oviden als an solche von Antilopen erinnern. Sollten sie sich als zu Oviden gehörig erweisen, so hätte diese Familie möglicherweise schon Vertreter im Unterplioeän. Einen Zahn aus den Bohnerzen, aber von unbekanntem Fundort, hat Rürınzrer als Hippotragus Fraasi beschrieben. Er gehört zweifellos einem Boviden an. Die zahlreichen Boviden-Zähne vertheilen sich auf Bos tawrus, einen grossen Boviden und auf Bison. Die Zähne von Bos taurus machen sich schon durch ihr Aussehen als sehr jung kenntlich, auch die von Bison scheinen eher pleistocän als pliocän zu sein. Hingegen haben wir es bei den Boviden-Zähnen aus Melchingen wahrscheinlich mit einer wirklich fossilen Art zu thun, die aber nicht, wie man eigentlich erwarten sollte, mit dem oberplioeänen Bos etruscus identisch zu sein scheint. Auch die als eiruscus bestimmten beiden M aus Melehingen weichen von den entsprechenden Zähnen des eiruscus von Val d’Arno etwas ab. Die ÖOviden-Zähne aus den Bohnerzen kommen, weil nicht fossil, für uns nieht weiter in Betracht. Perissodactyla. Equus sp. Pferde-Zähne sind in den Bohnerzen nicht allzu selten, haben aber wohl nur pleistocänes Alter. Die oberplioeäne Art Eguus Stenonis scheint nieht darunter zu sein. Die Oberkieferzähne haben einige Aehnlichkeit mit jenen von Equus süssenbornensis Wüst aus dem Plioeän von Thüringen. Hipparion gracile. Dieser für das Unterpliocän so eharacteristische Equide ist durch eine ziemliche Anzahl Zähne vertreten, welche mit jenen des Eppelsheimer Hipparion vollkommen übereinstimmen, aber lediglich als Leitfossilien grösseres Interesse verdienen. Anchitherium aurelianense. Auch diese Art hat für uns nur geologisches Interesse, da die wenigen dürftigen Reste, welche aus den Bohnerzen stammen, keine neuen Details darbieten. Für die späteren Glieder des Pferde-Stammes hat diese aus Nordamerika eingewanderte Art sicher keinerlei Bedeutung. Paloplotherium minus ist ebenfalls nur als Leitfossil wichtig. Paloplotherium Fraasi hat etwas ansehnlichere Dimensionen als annectens, wird aber hierin noch von — 241 — —— 113 —— Paloplotherium Javali aus den Phosphoriten übertroffen. Aber trotzdem sind alle drei vielleicht doeh nur Rassen ein und derselben Species, für P. Frraasi scheint dies sogar ziemlich sicher zu sein. Paloplotherium sp. Ein sehr kleines Paloplotherium, kommt allerdings sehr spärlich in einem Bohnerz vor, welches sonst nur oligocäne Arten enthält. Es handelt sich möglicher Weise um eine besondere Art. Palaeotherium medium und crassum sind in den älteren Bohnerzen recht häufig, bieten aber nichts Neues. Mehr Interesse verdienen jedoch einige Zähne, welche in der Grösse denen von medium nahestehen, sich aber von diesen durch die auffallende Breite unterscheiden, so dass es nieht gut angeht, sie auf das ächte medium zu beziehen. Die Palaeotheriiden müssen sich schon sehr frühzeitig von dem ächten Pferde- Stamm abgezweigt haben und selbst wieder sehr rasch sich in zwei Aeste — Palaeotherium mit 4 M-ähnlichen P und plumpen Ex- tremitäten und Paloplotherium mit 3 sehr einfachen P und schlanken Extremitäten — gespalten haben. Pachynolophus isselanus und die 4 Arten von Lophiodon: Lophiodon buxovillanum, isselense var. tapirolherium, Larteti und rhinocerodes haben für uns eigentlich nur stratigraphisches Interesse, da sie einen noch älteren Horizont andeuten als jenen von Frohnstetten. Für stammesgeschichtliche Betrachtungen liefert das dürftige, aus den Bohnerzen vorliegende, Material keine neuen An- haltspunkte, höchstens wird es durch dasselbe aufs Neue überaus wahrscheinlich, dass die Gattung Lophiodon nicht der Stammvater der Rhinocerotiden sein kann, wenn sie auch ihrem Ursprung sieher sehr nahesteht; die Form des oberen M,, namentlich dessen Aussenwand, ist bei beiden doch viel zu verschieden, als dass sich die Rhinocerotiden aus Lophiodon selbst entwickelt haben könnten. Auch die Dreizahl der P von Lophiodon steht einer solehen Annahme im Wege. Chalicotherium ist jedenfalls ein europäischer Stamm, der bereits im Oligoeän — Ch. modicum — ver- treten ist und bis in das Unterpliocän hinaufreieht, aber freilich im Miocän — Loupfork — auch in Nordamerika erscheint. Der Stammvater selbst — Meniscotherium — ist bisher nur aus dem Eocän von Nordamerika bekannt. Die Chalicoiherium-Reste aus den Bohnerzen gehören eher zu dem Eppelsheimer Goldfussi als zu dem Sansaner Üh. magnum. Die Tapiriden haben 3 Vertreter in den Bohnerzen. In denen vom Eselsberg hat sich der primitive Protapirus priscus gefunden, mit noch sehr einfachen P, in Mösskirch Palaeotapirus helveticus, dessen P zwar auch noch nicht vollkommen den Bau von M besitzen, aber doch in dieser Beziehung schon weiter vor- geschritten sind, und in den jüngeren Bohnerzen der ächte Tapirus priscus. Doch stehen die meisten Zähne in ihren Dimensionen hinter denen des ächten priscus aus Eppelsheim weit zurück. Diese auffallende Grössen- differenz macht sich auch bei den Tapiren des Oberpliocän bemerkbar. Da man aber jetzt für diese letzteren doch nur die Existenz einer einzigen Species, arvernensis, annimmt, statt der beiden Arten arvernensis und minor, so erscheint auch die Annahme einer einzigen Species für das Oberplioeän einigermaassen gerechtfertigt. Die ältesten sicheren Glieder des Tapir-Stammes — Isectolophus, Systemodon — waren in Nordamerika zu Hause, ähnliche Formen treten zwar auch sehon früh in Europa auf, sind aber sehr mangelhaft bekannt. Tapiriden und Rhinocerotiden, sowie die rasch aussterbende, aber formenreiche Gattung Lophiodon gehen jedenfalls auf eine gemeinsame Stammform zurück. Die 3 im europäischen Miocän und Pliocän fast überall vertretenen Gattungen der Rhinocerotiden, — Teleoceras, Oeratorhinus und Aceratherium — fehlen auch in den Bohnerzen nicht. # Teleoceras, im Mittelmiocän mit aurelianense beginnend, ist nieht nur durch diese, sondern auch durch seine obermiocäne — brachypus — und seine unterplioecäne Form — Goldfussi — repräsentirt, die sich eigentlich nur durch die etwas beträchtlichere Grösse des letzteren von einander unterscheiden. Auch scheint bei diesem — 2142 — 129 Complieation der oberen M durch Auftreten von secundären Vorsprüngen im Querthal stattgefunden zu haben. Die Gattung Teleoceras zeichnet sich durch die Kürze des Sehädels, durch die Glätte der Backenzähne, die Streekung der unteren M und die Kürze der P, sowie durch die plumpen kurzen Extremitäten und den niedrigen, eher an Titanotherium als an Rhinoceros erinnernden Astragalus aus. Die Hörner sind auf die Spitze der kurzen Nasalia beschränkt. Die Vorläufer dieses Typus sind bis jetzt nicht bekannt. Ebenso wenig wissen wir von seinen etwaigen Nachkommen, in Europa wenigstens endet er wohl mit Goldfussi. E Ceratorhinus ist repräsentirt durch alle 3 hierher gehörigen Arten — sansaniensis und simorrensis Obermioeän, und Schleiermacheri Unterplioeän —. Alle zeichnen sich aus durch das schwache innere Basalband, durch die beträchtliche Entwiekelung der Crista und des Crochet auf den oberen M, die beiden ersteren durch die scharfen Kniekungen der Aussenwand der unteren P und M, die letztere aber durch relativ kurze, kleine P, was um so merkwürdiger ist, als wenigstens die von sansaniensis fast genau die Zusammensetzung von M besitzen. Der dolichocephale Sehädel trägt je ein Horn auf der Stirn und auf der breiten Nase. Die Beine sind relativ schlank. Dieser Stamm existirt auch noch in der Gegenwart — Rhinoceros sumatrensis —. Der Vorläufer von sansamiensis ist vielleieht Diceratherium Dowvillei Ossorn aus den Sanden des Orl&anais, so dass auch dieser Stamm sich als ein europäischer erweist, denn ein zweifellos sehr altes Diceratherium kommt auch bereits in den Bohnerzen vor, D. Zitteli n. sp., ausgezeichnet durch seine geringe Körpergrösse und die Molar-Aehnlichkeit seiner Prämolaren, die ausserdem auch bereits eine kräftige Crista und ein, allerdings etwas schwächeres, Orochet besitzen Unter Ronzotherium scheint OsBorn mehrere, verschiedenartige Formen zusammengefasst zu haben, während dieser Gattungsname wohl besser auf die Typen mit einfachen Oberkiefermolaren und primitiven Prämolaren zu beschränken wäre. Ob Ronzotherium phylogenetische Bedeutung hat, lässt sich vorläufig nicht gut entscheiden. Es wäre zwar aus morphologischen Gründen sehr wohl denkbar, dass die Gattung Aceratherium aus Ronzotherium hervorgegangen wäre, allein beide treten wohl schon gleichzeitig in den Phosphoriten auf. Die Aceratherium- Arten bilden dann im europäischen Tertiär vom Untermioeän — lemanense — an eine geschlossene Reihe — platyodon Mittelmioeän, tetradactylum Obermioeän und incisivum Unterpliocän. Sirenia. Die Reste dieser Säugethierordnung sind natürlich nur zufällig und nachträglich in die Bohnerze gelangt. Sie gehören dem Metaxytherium Christoli Fırzınger an, welches jedenfalls die häufigste aller Sirenen-Arten ist, die bisher aus marinem Miocän bekannt sind. Stratigraphisch-geologische Resultate. Bei der Untersuchung der Säugethierreste aus den Bohnerzen hat sich ergeben, dass sie nicht einem einzigen Zeitraume angehören, sondern sich auf verschiedene geologische Zeitabschnitte vertheilen. Im Grossen und Ganzen waren allerdings auch bereits JÄGer und einige Decennien später Fraas zu ähnlichen Ergebnissen gelangt, aber sie vermochten nicht mehr als 3 verschiedene Perioden darin nachzuweisen, Eocän, Jungtertiär und Pleistoeän. Dieses Resultat wird nun durch obige Untersuchungen wesentlich modifieirt, denn es liessen sich für viel mehr Abschnitte der Tertiärzeit charaeteristische Leitfossilien unter dem vorhandenen Materiale ausfindig machen. Welche Perioden hierdurch repräsentirt werden, können wir am besten in der Weise ermitteln, dass wir die Fauna eines jeden Fundortes für sich betrachten, wobei allerdings, um Wiederholungen zu vermeiden, unbeschadet einer strengeren Kritik doch in einigen Fällen die Faunen zweier benachbarter Localitäten gleich in einer einzigen Uebersichtstabelle Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 17 — 243 — 32 re zusammengefasst werden sollen. Es sind dies die Localitäten Veringendorfund Veringenstadt einerseits und Salmendingen-Melehingen andererseits. Wir beginnen mit jenen Fundorten, an welchen die geologisch ältesten der oben behandelten Säugethierarten zum Vorschein gekommen sind. Jene Localitäten, welche wirklich starke Faunenmischungen aufweisen, werde ich am Schlusse behandeln. Stetten in Sigmaringen lieferte: Lophiodon buxovillanum Cuv., L. Larteti Fırz. und Antilope Jaegeri Rür. Dass diese beiden Gattungen nicht zusammen gelebt haben, ist ohne weiteres klar. Es sind hier also zwei ganz verschiedene Horizonte, Eocän und Plioeän oder Altquartär, vertreten. Heidenheim am Hahnenkamm (Mittelfranken) lieferte: Lophiodon rhinocerodes Rür., Palaeotherium efr. medium Cuv. und Diplobune secundarium Cuv. sp. Die Reste von Lophiodon repräsentiren einen Horizont, der bereits älter ist als jene Periode, welche nach der bisherigen Anschauung durch die ältesten Säugethierreste aus den.Bohnerzen vertreten war, nämlich Mitteleoeän. Der Häufigkeit der Lophiodon-Zähne gegen- über kann das Vorkommen von ein paar Zähnen von Diplobune und einem von Palaeotherium für die Alters- bestimmung sicherlich nicht entscheidend sein. Frohnstetten lieferte: Oryptopithecus sideroolithieus ScuLoss. Oynodictis efr. longirostris Fırn. Rhagatherium frohnstettense Kow. Theridomys efr. sideroolithieus Pıer. # pygmaeus ScHLoss. Dichodon frohnstettense Fraas Hyaenodon cfr. Heberti Fırn. n efr. lacustris Gerv. Paloplotherium minus Cuv. sp. hr efr. brachyrhynchus Fırn. Anoplotherium commune Cuv. n Fraasi v. Mer. = efr. Cayluxi Fırn. Diplobune efr. secundarium Cuy. sp. Palaeotherium medium Cuv. Pterodon efr. dasyuroides GERY. Tapirulus hyracinus GerY. 4 crassum Cuy. Dass wir es hier mit einer Fauna zu thun haben, welche jener des Pariser Gips, der Lignite von Debruge (Vaucluse) und gewisser Localitäten mit Phosphoriten im Querey gleichaltrig ist, kann keinen Augenblick zweifelhaft sein, wenn sich auch ein gewisses locales Gepräge durch Anwesenheit eigenthümlicher Rassen und sogar besonderer, vicariirender Arten nicht verkennen lässt. So ist Cryptopithecus, Dichodon frohnstettense und Rhagatherium frohmstettense bisher sonst noch nirgends gefunden worden, und die Arten von T’heridomys, Hyaenodon, Pterodon, Cynodietis und ein Paloplotherium unterscheiden sich von ihren verwandten Typen in Frankreich doch so wesentlich, dass sie nicht direet mit ihnen identifieirt werden dürfen, sondern eher wenigstens als besondere Rassen, wenn nicht sogar als wirklich verschiedene Arten aufgefasst werden müssen. Für die Altersbestimmung können jedoch diese Abweichungen wohl doch unberücksichtigt bleiben. Die Bohnerze von Frohnstetten haben nach der Zusammensetzung ihrer Fauna obereocänes Alter. Die Aehnlichkeit oder besser die Uebereinstimmung der Faunen von Veringenstadt und Veringen- dorf ist an diesen beiden Localitäten eine so vollkommene, dass sie unbedenklich als gleichalterig betrachtet werden dürfen, denn wenn auch die eine oder andere Art da und dort fehlt, bezw. nieht gefunden wurde, so muss man eben berücksichtigen, dass fast jede Art überhaupt nur durch sehr spärliche Ueberreste vertreten wird, so dass man füglich erwarten könnte, dass bei reichlicherem Materiale wahrscheinlich keinerlei Unterschied bemerkt wäre. Was das Alter der Bohnerze von Veringendorf und Veringenstadt betrifft, so weist die An- wesenheit von Hyaenodon Aymardi und leptorhynchus, von Oynodon velaunus, Entelodon magnum und Gelocus communis entschieden auf den Horizont von Ronzon (Haute Loire), also Oligocän. Die Anwesenheit der überaus dürftigen Ueberreste von Paloplotherium und Palaeotherium darf uns nicht im geringsten irre machen, denn fürs Erste gehören sie nicht einmal den für das Eocän eharacteristisehen Arten an, und fürs Zweite kommt ee: Veringenstadt und Veringendorf. Diese beiden benachbarten Localitäten haben geliefert: Veringen- Veringen -| Veringen- Veringen- dorf stadt | dorf | stadt Pseudoseiurus suevicus HEnsEL + + Diplobune bavaricum Fraas I Hyaenodon Aymardi Fıra. (?) + + H Quercyi Fırn. sp. + _ ” leptorhynchus Fıua. + — | Tapirulus cfr. hyracinus Gerv. = + Drepanodon bidentatus Fırn. + — | Plesiomery& cfr. cadurcensis Fırn. + Pseudaelurus Edwardsi Fınn. + + Oaenotherium commune Fıra. non Ayn. _ + Mustelide gen. et sp. ind. + | Gelocus communis Ayn. + —_ Amphieyon praeeursor Schr. + — || „ Zaubei. Sonn. + Pseudamphieyon lupinus ScuL. + AL | Parageloeus Seotti Scur. + Pachyeynodon ferratus Quesst. Sp. _ + | Antilope Jaegeri Rür. + _ » neglectus ScHL. _ + | Paloplotherium at. minus Cuv. sp. — + Paracynodon Wortmanni Schr. _ + | Palaeotherium aff. medium Cuv. + _ = mustelordes Schu + — \ Pachynolophus efr. isselensis Br. + — > sp. + | Ronxotherium _ E= Oynodon cfr. velaumus Axn. + _ | Entelodon magnum Ay. + + | auch in Ronzon sicher noch eine Art von Paloplotherium und vielleicht auch sogar von Palaeotherium vor. Befremdender ist hingegen die Anwesenheit von Pachynolophus isselanus. Auffallend gross bleibt jedoch sowohl die Zahl der Arten, welehe in Ronzon noch nicht beobachtet worden sind, als auch die Zahl jener, welche ausser in Ronzon noch nicht oder doch nur selten zum Vorschein gekommen sind. Auch über diese Verhältnisse werden wir jedoch im Folgenden befriedigende Auskunft erhalten, wir wollen aber hier zunächst eine Fauna be- trachten, mit der ich mich schon wiederholt besehäftigt habe. Es ist jene aus der Spaltausfüllung am Esels- berg bei Ulm, welche sich folgendermaassen zusammensetzt, wobei ** besonders, * häufig bedeutet: Rhinolophide Hyaenodon Aymardi Fırn. Diplobune Quercyi Fıua.**” Amphisorex? Drepanodon bidentatus Fıun. Tapirulus hyracinus GeRvY. Seiuroides Fraasi Mar. Pseudamphieyon lupinus Scuuoss. Dichobune Fraasi ScuLoss. h Rütimeyeri Mar. Paracynodon Wortmani Scuuoss. Plesiomeryx sp. a Quercyi ScHLoss. * „ vulpinus ScHLoss. Gelocus Laubei ScHLoss. Pseudosceiurus swevicus HenseL** Oynodon efr. velaunus Aym. Protapirus priscus Fırn. Hier seien auch gleich jene Arten erwähnt, welche als von „Oerlingerthal bei Ulm“ stammend in der Münchener paläontologischen Sammlung und im Stuttgarter Naturaliencabinet autbewahrt werden, einige davon wohl auch in Tübingen. Das sehr spärliche Material stammt aus alten Privatsammlungen, so dass der genaue Fundort kaum mehr zu eruiren sein dürfte, was aber für uns ziemlich nebensächlich ist, da die Fauna eine ganz ähnliche Zusammensetzung hat wie die vom Eselsberg, nämlich: Sciuroides Fraasi Mar. Gelocus efr. communis AxM. Pseudosciurus suevicus HENSEL Pseudogelocus swevicus SCHLOSS. Eine fünfte Loealität endlich mit sehr ähnlicher Fauna ist die von Hochberg bei Jungnau, gleich Veringendorf und Veringenstadt in der Nähe von Sigmaringen. Es liegen von hier vor: Pseudosciurus suevicus Henseun Paracynodon musteloides Sonnoss. Paragelocus Scotti SchLoss. Drepanodon cfr. bidentatus Fırn. Elephas trogontherii Ponu. Palaeotherium aft. medium Cuv. Pachyeynodon ferratus Quexst. sp. Propalaeochoerus-Phalangen. Ronzotherium velaunum Ay. Paracymodon Wortmani Scuuoss. Diplobune Quereyi Fınu. sp. Ceratorhinus Schleiermacheri Kaur. Bachitherium medium Fırn. 1/5 — Mi 328 Die Anwesenheit von Elephas und von Ceratorhinus Schleiermacherte — nur ein oberer P — hat natürlich für das Alter dieser Bohnerze nicht die geringste Bedeutung, denn es handelt sich hier augenscheinlich nur um eine spätere Beimischung. Ebensowenig gehört zur eigentlichen Fauna dieser Localität Dierocerus furcatus, von dem die Tübinger Sammlung ein Geweih aus diesem Bohnerz besitzt. Diese Oligocänfaunen der Bohnerze haben für uns ganz besondere Bedeutung, einmal deshalb, weil sie zeigen, dass die Thierwelt der damaligen Zeit eine viel formenreichere war, als man naclı den Verhältnissen in Ronzon vermuthen konnte, und zweitens auch deshalb, weil sie einen Anhaltspunkt geben für die Gliederung der Fauna der Phosphorite des Querey. Dass die artenarme Fauna von Ronzon nur einen Theil der damaligen Säugethiere repräsentiren würde, war mir schon immer höchst wahrscheinlich. Wir finden hier eigentlich nur aquatile Formen — Ancodus — in grösserer Anzahl, alles Andere ist eine mehr oder minder zufällige, individuenarme Beimengung, von benachbartem Festlande stammend, wie es eben durch die Faeies dieser lacustrinen Ablagerung bedingt wird. Es war daher im Voraus zu erwarten, dass in jener Periode noch viel mehr Formen gelebt haben würden, als in Ronzon ver- treten sind. Eine werthvolle Stütze für diese Annahme gewannen wir durch die Entdeckung Drrs£rrr's, dass bei Calaf in der Provinz Barcelona Ancodus und Diplobune minus — reete bavaricum — zusammen in einem Süss- wassermergel vorkommen. Hieraus ergab sich nämlich, dass diese Art von Diplobune, die weder in die Fauna des Pariser Gips noch auch in jene des Untermiocän passt, wirklich oligocänes Alter besitzt. Die genaue Altersbestimmung dieser Diplobune-Speeies gestattet aber wieder weitere Schlüsse mit Hülfe der Fauna vom Eselsberg, denn in der dortigen Spalte ist augenscheinlich eine ganz einheitliche Fauna be- graben, was dadurch absolut sichergestellt erscheint, dass in allen Niveaus immer Reste der nämliehen Arten zum Vorsehein gekommen sind, so dass die Füllung dieser Spalte offenbar in relativ kurzer Zeit erfolgt sein muss. Dies wird um so gewisser, als auch das Gesteinsmaterial, ein lehmiger, meist ausgebleichter Kalksand, mit nur wenigen Bohnerzkörnern, aber vielen kleinen Kalkspathceoneretionen, in allen Niveaux das nämliche war. Das oligoeäne Alter der Eselsberger Fauna war nun zwar schon sichergestellt durch die Anwesenheit von Gelocus, Hyaenodon Aymardi und Oynodon velaunus, aber einige der oben genannten, faunistisch so überaus ähnlichen Localitäten lieferten hierfür einen neuen Beweis durch die Anwesenheit von Eintelodon magnum, und da sie ausserdem auch noch verschiedene andere Formen enthalten, welche am Eselsberg nieht vertreten sind, so erhöht sich die Artenzahl dieser Oligoeänfauna in sehr willkommener Weise, namentlich durch das Hinzutreten von Pachyeynodon, Bachitherium und Ronzotherium. Hierdurch gewinnen wir nun wesentliche Anhaltspunkte für die chronologische Gliederung der Säugethierfauna aus den Phosphoriten von Querey. Als Glieder der dortigen Oligocänfauna erweisen sich vermuthlich alle Chirop- teren, also die Gattungen Pseudorhinolophus und Vespertiliavus, die Insectivoren Necrogymnurus, Amphidozo- therium, Amphisorex, die Nager Theridomys, Protechimys, Nesokerodon, Eomys, Oricetodon, Myozus, Sciurodon, Sciuromys, Sceiuroides, einige Creodonten — Hyaenodon vulpinus, die Carnivoren — Amphicyon, Cephalogale, Pachy- cynodon, Oynodon, Amphictis (2), Stenoplesictis, Plesietis, Plesiogale, Stenogale, Palaeoprionodon, Haplogale, Drepanodon, Pseudaelurus, Aelurogale, von Perissodactylen Protapirus, Ronzotherium, Aceratherium, Chalico- therium (modicum), von Artiodactylen Palaeochoerus, Bachitherium, Gelocus, Prodremotherium, Lophiomeryz, Oryptomeryx, Plesiomeryx, Caenotherium, Diplobune, Tapirulus, Metriotherium. Möglicher Weise lässt, sich innerhalb dieser Thierwelt selbst wieder ein chronologischer Unterschied feststellen. Nach meinen Erfahrungen stammen viele, wenn nicht die Mehrzahl — namentlich die Mierofauna — dieser genannten Gattungen von der Localität Mouillac und unterscheiden sich von den älteren — die in Eseamps, Bach gesammelt wurden — — 2146 — 135 auch schon durch ihren viel frischeren Erhaltungszustand; die Knochen sind noch im Innern hohl und nicht eigentlich petrifieirt. Die Fauna der Solnhofener Spalte in den Steinbrüchen des lithographischen Sehiefers enthält einen grünlichen Letten, welcher Reste von folgenden Säugethieren einschliesst: Rhinolophide ; Ampbhieyon efr. rugosidens Scuuoss. Prolagus oeningensis Könıs sp. Cephalogale sp. Sciurus Sp. Mastodon angustidens Cuv. Seiuroides (?) Listriodon Lockhardti Pom. Phalange Potamotherium franconicum QuENsT. sp. Palaeomery& (?) annectens ScHuoss. Stenoplesictis (?) Grimmi Scuuoss. n sp. Mustela (?) sp. 5 (2) Amphitragulus (2) Teleoceras aurelianense NousL sp. Diese Fauna hat der Hauptsache nach einen ganz eigenen Character. Nur 5 Arten lassen sich mit solehen von benachbarten Localitäten identifieiren, nämlich Prolagus oeningensis (= Mwyolagus Meyeri), sonst im Ober- mioeän von Steinheim und Günzburg, Häder ete,, der weitverbreitete Mastodon angustidens und Listriodon, beide im Mittel- und Obermiocän, Teleoceras aurelianense im Mittelmioeän und Amphicyon rugosidens aus dem Untermiocän von Ulm. Palaeomeryx(?) anneetens und wahrscheinlich auch der kleinere, nicht näher bezeichnete Palaeomerycide finden sich im Mioeän von Tuehorsehitz, dessen Fauna ihrem ganzen Character nach zwischen Untermiocän und Obermiocän in der Mitte steht und folglich wohl als Mittelmiocän aufgefasst werden darf, welcher Horizont aber sonst allenthalben marine Ausbildung zeigt, obschon Landsäugethiere keineswegs vollständig fehlen. Leider ist gerade die Fauna der Sables de l’Orl&anais, welche bei weitem die meisten Säugethierreste aus dieser Periode enthalten, noch ganz unvollständig bekannt. Mit der Annahme, dass wir es hier mit Mittelmiocän zu thun haben, lassen sich auch die Merkmale der meisten übrigen Solnhofener Säugethierarten ganz gut vereinbaren, denn Potamotherium francomieum ist sicher nur der direete, aber noch mehr speeialisirte Nachkomme von Potamotherium Valetoni aus dem Unter- miocän, Stenoplesietis (?) Grimmi ist eine noch ziemlich alterthümliche Form, Cephalogale ist schon etwas grösser als die des Untermiocän, aber doch noch kleiner als ihre Nachkommen — Hemicyon — im Obermioeän, die Palaeomeryeiden sind fortgeschrittener als jene im Untermiocän, und einer derselben hat sogar schon Geweihe entwickelt, ein anderer hat dagegen noch distale, Zehen tragende Reste der seitlichen Metapodien bewahrt, kurz die ganze Fauna steht in ihrem ganzen Character in der Mitte zwischen Unter- und Obermiocän. Hiermit lässt sich das Auftreten von Mastodon ganz gut in Einklang bringen, denn er kommt auch bereits in der marinen Molasse von Heggbach vor. Langenenslingen südlich von Sigmaringen und Oberstotzingen bei Ulm lieferten Ueber- reste von: Listriodon Lockharti Pom, welcher nach Srteauin für das Mittelmiocän characteristisch sein soll, aber auch noch im Obermiocän — Stätzling bei Augsburg, Günzburg und Diessen am Ammersee — vorkommt. — 47 — —— 154 ——- Wie oben erwähnt, führt auch das marine Miocän in der Schweiz und inSchwaben Reste von Land- säugethieren. Sruper!) beschreibt aus der marinen Molasse von Brüttelen und anderen Localitäten: Amphicyon aff. steinheimensis Fraas (Burgdorf) Brachyodus onoideus GERYV. Sp. Pseudaelurus sp. (?) Palaeochoerus Meisneri v. Mey. Tapirus helveticus v. Mey. Choeromorus sansaniensis LArt. Aceratherium minutum Cov. Protragocerus sp. y incisivum Kaup Dierocerus furcatus HEnseL Mastodon angustidens Cuv. Hyaemoschus Jourdani Der. (Madiswyl) ” tapiroides Cuv. (Eglisau) " crassus Lart. (Bucheggberg) ein Verzeichniss, das wohl einiger Revision bedürftig zu sein scheint. So ist z. B. Ohoeromorus sansaniensis nach Sreauın Ohoerotherium aurelianense n. sp., und Pseudaelurus ist ohnehin höchst problematisch. Aus Schwaben liegen mir aus der marinen Molasse vor: Chalicomys Jaegeri Kaur (?) [D. inf.!, Ermingen Palaeotapirus helveticus v. Mer, Rammingen Amphieyon sp. (grosser Astragalus) Nieder- Hyotherium sp. (halber D. inf), Rammingen stotzingen Aceratherium tetradactylum (M, sup., sehr typisch) Palaeomeryeide 2 sp. (je ein halber unterer M,), Rammingen Niederstotzingen In H. v. Meyer’s Manuseript finde ich Abbildungen von Resten der folgenden Landsäugethiere aus der schwäbischen Meeresmolasse: Lagopsis verus Hens. sp, Deggenhausen Hwyotherium Sömmeringi v. Mer, Heggbach, Hausen Prolagus oeningensis Konıe, sp, Biberach Palaeochoerus Meisneri Mey. sp., Pfullendorf Amphieyon intermedius Mey, Heggbach, Ermingen Dorcatherium erassum Larr. sp, Heggbach Mastodon angustidens Cuv., Heggbach Palaeomeryx Kaupi v. Mer, Baltringen (2) Aceratherium tetradactylum Larr., Heggbach?) Dierocerus furcatus Hens. sp, Heggbach Choerotherium sansaniense Larr. sp, Baltringen, Hausen 5 elegans Larrt,, Heggbach Aus der Meeresmolasse von Hausen bei Sigmaringen bildet Quensteor, Handbuch. pag. 111. f. 39, einen oberen und einen unteren M, von Hyotherium Sömmeringi als Halianassa ab, dagegen ist das von H. v. Meyer als Halianassa Collinii bestimmte Metaxytherium Christoli Fırzıneer, welches der Meeresmolasse der Zeit nach angehört, auch durch je einen Zahn in Melchingen und Neuhausen, jedenfalls auf secundärer Lagerstätte, vertreten. Die Bohnerze von Mösskirch lieferten: Chalicomys Jaegeri Kaur Hyotherium Sömmeringi v. Mer. Antilope eristata Bıevern. (?) Amphieyon major LaArr. Listriodon splendens v. Mer. Anchitherium aurelianense Cuv. sp. Dinocyon Thenardi Fırn. Dicrocerus elegans Larr. Teleoceras brachypus LART. Sp. Mastodon angustidens Cuv. n fureatus Hens. sp. Ceratorhinus sansaniensis LART. Sp. Dinotherium bavaricum Cuv. Dorcatherium erassum Lart. sp, Aceratherium tetradactylum LarT. sp. 1) Die Säugethiere aus den marinen Molasseablagerungen von Brüttelen. Abhandlungen der Schweiz. paläontolo- gischen Gesellschaft. Bd. 22. 1895. 2) Ein Unterkiefer mit P, und der Alveole eines I. — 48 — 1357 — Diese Fauna ist eine ächt obermiocäne, mit characteristischen Arten von Sansan, Göriach und dem bayrisch-schwäbischen Dinotherium-Sande — Flinz }). Das benachbarte Altstatt hat dagegen eine Mischfauna geliefert, in welcher allerdings die obermioeänen Arten überwiegen. Nach Jäger — 1. e. pag. 75 — fanden sich hier: Biber Phoca Dinotherium bavaricum Wiederkäuer Axis (ist Antilope eristata !) Mastodon angustidens Harpogodon 2 Rhinocerotiden Canis, Wolf Palaeotherium aff. medium somit zwar ächt obermioeäne Arten — z.B. Antilope eristata, Dinotherium bavarıcum, Mastodon angustidens, — neben eoeänen Thierresten — Palaeotherium — und mittelmioeänen — Phoca — und jüngeren — Wolf —. Freilich ist mir das Material nur zum geringeren Theil aus Abbildungen bekannt, aber immerhin scheint so viel sicher zu sein, dass wir auch diese Fauna der Hauptsache nach zum Obermiocän rechnen dürfen. Ein weiterer Fundort von obermiocänen Thierresten wäre Genkingen, zugleich der nördlichste Fundort des Bohnerzgebietes, von welchem überhaupt solehe vorliegen. Es sind dies: Ceratorhinus simorrensis Lart. und Aceratherium tetradactylum Lart. 1) Da die Fauna des Flinz öfter irrig beurtheilt ist, so halte ich es für nöthig, hier eine Liste der Arten zu geben: Pliopitheeus antiquus Gerv., Stätzling, Diessen Talpa mvinuta Buamv., Günzburg, Häder Sorex Schlosseri Roger, Reischenau Erinaceus sansaniensis Larr., Günzburg Galerix exilis Braınv., Reischenau, Häder Hemieyon sansaniensis Larr. sp., Stätzling Amphreyon major Buaınv., Stätzling, Reischenau s cfr. steinheimensis Fraas, Häder Pseudaretos bavaricus Scauoss,, Tutzing, Häder Canide gen. et sp. ind., Günzburg Martes Filholi Der., Günzburg, Stätzling » Mumki Roger, Häder Mustela Larteti Fıra., Stätzling Pseudietis bavarieus Scanoss, Günzburg Lutra Lorteti Fıra., Reisensburg, Günzburg Machairodus Jourdani Fıra., Stätzling, Reischenau Felis tetraodon Buaınv., Moosburg Prolagus oeningensis Könıe sp., Häder, Reischenau, Stätzling, Günzburg Seduwrus gibberosus Hors., Reisensburg, Stätzling Anchitheriomys Wiedemanni Roger, Reischenau, Häder, Stätzling Steneofiber minutus Mexv. sp., Reisensburg e Jaegeri Kaur, Reisensburg, Reischenau, Häder, Stätzling Oricetodon minor Larr., Reischenau Mastodon angustidens Cvv., München, Tutzing, Dachau, Frei- sing, Moosburg, Häder, Schrobenhausen, Stätzling, Günzburg» Reichertshausen Dinstherium bavarieum Mex., Freising, Moosburg, Babenhausen, Stätzling, Dasing, Friedberg, Breitenbronn (?) Dinotherium levius Jourv., Stätzling, Freising Ohalieotherium magnum Lärr., Freising, Stätzling, Häder Anchitherium aurelianense Cuv. sp. Günzburg, Reisensburg, Häder, Reischenau, Stätzling Teleoceras brachypus Larr. sp., Dasing, Stätzling, Reisensburg, Freising, Moosburg, Wolnzach Aceratherium tetradactylım Larr., München, Günzburg, Stätz- ling Ceratorhinus simorrensis Larr. sp., Freising sansaniensis Larr. sp., Häder, Stätzling, Reisens- burg, Freising L 5 (?) steinheimensis Jäg. sp., Häder, Stätzling Choerotherium sansaniense Larr. sp., Günzburg, Häder, Stätzling Hyotherium Sömmeringi Mex., Tutzing, Reisensburg, Stätzling » simorrense Larr., Tutzing Sus aff. palaeochoerus Kaur, München, Tutzing, Diessen Listriodon splendens Mey., Diessen, Mering Lockharti Pom. sp., Reisensburg, Günzburg, Stätz- ling, Tutzing Palaeomeryx eminens Mex., Stätzling ” ” Bojani Mex., Reisensburg, Stätzling A Kaupi Mery., Stätzling » (2) Meyeri Horn., Stätzling, Reisensburg, Günzburg parvulus Roc., Stätzling, Reischenau Mt pumilio Rog., Häder, Reischenau Dierocerus furcatus Hens. sp., Reisensburg, Günzburg, Häder elegans Larr, München, Freising, Tutzing, Diessen, Moosburg, Stätzling Dorcatherium Peneckei Horm., Stätzling ” ” „ erassum Larr. sp., Häder, Günzburg, Reisens- burg, Stätzling 5 guntianum Mey., Günzburg, Reisensburg, Stätz- ling Mieromery& flourensianus Larr., Stätzling, Häder Antilope eristata Bien.(?), Cervus lunatus Mer., Günzburg, Reisensburg, Stätzling „ (®) Cervus haplodon Mey., Reisensburg, Günzburg 5 (Calomeryx) nitidus Roger, Häder — 249 — 136 —— Freilich ist die erstere Art nur durch 4, die letztere aber nur durch einen einzigen Zahn vertreten aber dieser unterscheidet sich eben von dem entsprechenden P von simorrensis so wesentlich — riesig entwickeltes inneres Basalband und sehr langes, durch einen Kamm mit dem Vorjoch verbundenes Nachjoch — dass ich es für überaus unwahrscheinlich halte, dass er noch zu simorrensis gehören könnte. Allein selbst wenn dies der Fall wäre, so würde sich doch an der Hauptsache erst recht nicht das Geringste ändern, nämlich daran, dass hier am nördlichsten Punkte des Bohnerzgebietes die Ausfüllung von Spalten mit Säugethierresten während des Obermiocän stattgefunden hat. Es sei hier gleieh noch bemerkt, dass die Obermiocänfauna auch noch an einigen anderen Localitäten wenigstens angedeutet wird, nämlich bei Willmandingen, Heuberg, Melehingen, Jungnau, und zwar bezeichnender Weise an den ersteren Orten nur durch Anchitherium aurelianense, in Jungnau durch Dierocerus furcatus und Aceratherium tetradactylum, soferne hier nicht eine Verwechslung des Fundortes vorliegt, denn der Zahn ‘von Aceratherium ist ganz anders erhalten und in einer ganz anderen Gesteinsmasse eingebettet als die übrigen Zähne von Jungnau. Recht schwierig ist die genauere Altersbestimmung der Fauna von Willmandingen. Esliegen von dort vor: Tapirus, verschiedene Zähne, Originale zu H. v. Meyzr, sehr ähnlich jenen von Salmendingen und Melchingen. Equus primigenius, nach Angabe H. v. Merer’s. Anchitherium aurelianense Cuv. sp. Rhinocerotide, ein unterer P,(?) und 2 Bruchstücke, die sämmtlich nieht näher bestimmbar sind. Hyotherium medium nach Angabe H. v. Mever’s. Es handelt sich hier wohl um eine Mischfauna, in der aber möglicher Weise die obermioeänen Arten überwiegen. Eine ächt obermiocäne Fauna scheint die von Engelswies zu sein, die ich jedoch nicht aus eigener Anschauung kenne. Da die Localität bereits ausserhalb — südlich — des Bohnerzgebietes liegt, so haben wir uns auch nieht weiter damit zu befassen. Ebensowenig haben wir hier zu thun mit der Fauna der vulkanischen Tuffe von Laichingen, welche v. Branco l) eitiert. Die folgenden Localitäten enthalten nun vorwiegend Arten, welche für das Unterpliocän characteristisch sind, nämlich Hipparion gracile, Dinotherium giganteum, Mastodon longirostris ete., die freilich nicht überall zusammen vorhanden sind, was aber lediglich veranlasst ist durch den Arten- und Individuenreichtum. resp. Armuth, dieser Fundorte. Wir beginnen mit: Frohnstetten. Dinotherium-Lager. Felis efr. antediluviana Kaur Amphieyonide gen. indet. Pseudocyon (?) sp. Dinotherium giganteum Kaur Felis antediluviana und Dinotherium giganteum sınd höchst eharacteristisch für das Unterplioeän. Die beiden Amphieyoniden lassen sich mit keiner bisher bekannten Form identifieiren, zeigen aber trotz der un- vollständigen Erhaltung doch so wesentliche Fortschritte gegenüber ihren obermiocänen Verwandten, dass auch sie als Leitfossilien für Unterpliocän gelten dürfen. Quenstepr spricht zwar — Handbuch der Petrefaetenkunde. 1882— 85. pag. 79 — bei Gelegenheit von Dinotherium-Fundorten von „Sand unter dem Lehm von Frohnsetten, was man nicht mit dem dortigen Bohn- 1) 125 schwäbische Vulkanembryone. Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde Württembergs. 1895. pag. 187. — 30 — ji — erz verwechseln darf“, da aber die Localität im eigentliehen Bohnerzgebiete liegt, konnte diese Fauna hier nicht wohl vernachlässigt werden. Salmendingen und Melchingen. Diese beiden Localitäten haben weitaus die meisten Arten geliefert, und zwar gehört die Mehrzahl der- selben einem einzigen Horizonte, dem Unterplioeän, an. Die Fauna setzt sich aus folgenden Arten zusammen: Salmen- Mel- Salmen- Mel- dingen | chingen dingen | chingen Dana. | ee ee ll —Z 1. Anthropodus Brancoi Scuuoss. + _ 24. Sus palaeochoerus var. antediluvianus 2. Dryopitheeus rhenanus Pont. + —h: Kaur + + 3. Lepus primaevus ScHLoss. ar — 25. Choerotherium cfr. pygmaeum Der. sp. Ir _ 4. Castor sp. neglectus ScHLoss. _ + 26. Dierocerus Pentelici Gaupry Sp. + ? 5. Dipoides problematicus ScaLoss. + = 27. Palaeomeryeide gen. et sp. ind. + ar 6. Hystriv sueviea Quenst. + + 28. Cervus suevieus ScHuoss. + ar 7. Seiuride + — 29 „ sp. Dama-Grösse + + 8. Nager sp. + —_ 30. 55 cfr. Bertholdi Kaur — ir 9. „gen. et sp. ind. = + 3l. „ ex afl. Rangifer tarandus _ Sr 10. Machairodus aphanistus Kaur sp. — + 32. Antilope gen. et sp. ind. _ ar 11. Felis cfr. ogygia Kaur — Ar 33. Capra, Ovis(?) recent! + FR 12. Hyaena cfr. eximia Rorn. Es + 134. Bos sp. + Ar 13. Ietitherium robustum Norm. sp. + ar \35. Leptobos efr. etruscus Rür. —_ tr 14. Promephitis Gaudryi Scauoss. = Ar 36. Hipparion gracile Kaur E Ar 15. Mustela Jaegeri Scnuoss. + — 37. Equus cfr. caballus Linn. + + 16. Ursavus Depereti Scnuoss. + + 138, Anchitherium aurelianense Cuv. sp. _ + 17. Canide gen. et sp. ind. — + \39. Pachynolophus cfr. isselanus Buaınv. + — 18. Blephas efr. primigenius Buue.(?) ar 38 40. Tapirus prisceus Kaur + Ir 19. & efr. antiguus (?) + + 41. Teleoceras Goldfussi Kaur sp. _ + 20. Mastodon longirostris Kaur Ir + 42. Ceratorhinus Schleiermacheri Kaur sp. + + 21. Dinotherium giganteum Kaur Ar + 43. Aceratherium incisivum Kaup + + 22. Entelodon magnum Aynm. _ + | 44. Metaxytherium Ohristoli Fızz. (?) — + 23. Sus antiquus Kaup + + | Die Fauna dieser beiden Localitäten ist eine so ähnliche, dass ich die Vereinigung in einer Tabelle wohl kaum besonders begründen muss. Fremde Beimischungen sind hier nur Elephas, Capra, Bos, Equus, alle diese pleistoecän und somit jünger, und Metaxytherium Christoli, Entelodon magnum, Anchitherium aurelia- nense und Pachynolophus isselanus, vielleieht auch Choerotherium cfr. pygmaeum, alle diese älter als die eigent- liche Fauna von Salmendingen und Melchingen. 15 von den 44 hier nachgewiesenen Arten erweisen sich als solche des Unterpliocän, denn sie kommen entweder in der Fauna von Eppelsheim oder in der von Pikermi oder auch in beiden zugleich vor, und von den übrigen haben 10 neue Arten solehe Merkmale, wie wir sie bei Formen aus jener Periode ohne weiteres voraussetzen dürfen. Die Hauptmasse der Fauna dieser beiden Loealitäten darf also unbedenklich für unterpliocän angesprochen werden. Ausser diesen beiden Hauptlocalitäten haben noch einige andere ähnliche Ueberreste, aber freilich in viel geringerer Arten- und Individuenzahl geliefert, nämlich: Trochtelfingen: Ebingen: Undingen: Heuberg: Dryopithecus rhenanus Dryopithecus rhenanus Cervus suevicus ScuuLoss. Lepus primaevus SCHLOSS. PoHL. sp. PoaL. sp. Hipparion gracile Kaup Ursavus Depereti Mastodon longirostris Pseudosciurus suevicus Equus efr. caballus Linn. SchHuoss. (?) Kaup HenseL Rhinoceros Schleierma- Mastodon longirostris cheri Kaup Kaup Geolog. u. Paläont. Abh., N.F.V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 3. 18 — 231 — 33 ae Trocehtelfingen: Ebingen: Pseudocyon (?) Elephas primigenius Tapirus priscus Kaur BLune. Mastodon longirostris Kaup Equus sp. Hipparion gracile Kaur Undingen: Aceratherium ineisivum Kaurp Heuberg: Dierocerus (?) efr. Pentelici GAUDRY SP. Palaeomeryeide (?) Cervus suevicus SCHLOSS. Bison sp. (nach JÄGER von Heuberg) Anchitherium aurelia- nense Quv. Unter diesen Arten ist Pseudosciurus suwevicus und Anchitherium aurelianense (sowie allenfalls auch der mir nicht bekannte Suide von Willmandingen) geologisch älter, Bison, Equus und Elephas primigenius geologisch jünger als die übrigen Arten, welch letztere augenscheinlich einer einheitlichen Fauna angehören, und zwar der nämlichen wie die Mehrzahl der Arten von Salmendingen und Melchingen. Wesentlich stärker ist dagegen die Vermischung der zeitlich verschiedenen Arten in den Bohnerzen von Neuhausen, Tuttlingen und Russberghof. Von Neuhausen kennt man: Pseudosciurus suevicus HeEnseL** Palaeomeryeide * Ursavus Depereti ScHLosser * Elephas primigenius BLUMEN». Choeropotamus parisiensis Ouv.** » Hiyotherium efr. Sömmeringi Merx.** e- Anoplotherium commune Cuy.** Diplobune sp.” ” Dierocerusefr. Pentelici Gauprysp.* Capra, Ovis von Tuttlingen: Hiyaena cfr. chaeretis GAuDRY * Ursavus Depereti Scuuoss * Cervus afl. euryceros ALDR. Cervus sp. Bison sp. nach Jäger von Heuberg Egquus caballus Linn. Rangifer tarandus Linn. sp. Cervus efr. ewryceros ALDROY. efr. antiqui PouL sp. Dama-Grösse * gen. et sp. ind.* Ohalicotherium Goldfussi Kaur (?)* Antilope Jaegeri Rürın. » Metaxytherium Christoli Fırz.* vom Russberghof: Elephas primigenius Buun. Hipparion gracile Kaup * Equus caballus Linn. Paloplotherium minus Cuv. sp.** Palaeotherium medium Cuv.** erassum Cuy.** Cervus_efr. Bertholdi Kaur * „ all. euryceros ALDR. „ sp. Dama-Grösse* Antilope Jaegeri Rürın. Capra, Ovis Egquus caballus Linn. Bos taurus Linn. Rhinoceros? Aceratherium? (Phalange)* Die Zahl der Arten, welche auch in Salmendingen und Melehingen vorkommen, mit * bezeichnet, ist inNeuhausen nur mehr 8, also ein Drittel der Gesammtfauna, 8, mit ** bezeichnet, sind älter als jene, und zwar sind 5 Arten hiervon characteristisch für das Eocän, die 5 übrigen stammen aus dem Pleistocän, vielleicht mit Ausnahme der allenfalls noch oberplioeänen Antilope Jaegeri. Mit Hülfe der pleistocänen Arten könnte man sogar mehrere Perioden des Pleistoeän in den Bohnerzen nachweisen, nämlich Altpleistocän mit Antilope Jaegeri(?), Cervus afl. euryceros und antiqui, Bison und Elephas trogontherü, eine Periode mit warmem Klima; Mittel- oder Oberpleistoeän mit Zguus, soferne dieser nicht etwa 252 der vorigen Fauna angehört, Rangifer tarandus, Mammuth, also eine Periode mit kaltem Klima, und endlich prähistorische Zeit — Ovis, Capra, Bos taurus, Cervus elaphus partim. Die ausserhalb des Bohnerzgebietes liegende Localität Pappenheim hat eine sehr merkwürdige Misch- fauna geliefert: Pseudosciurus suevicus HEnseu * Amphieyon cefr. giganteus Laur.(?)" Amphitragulus efr. Feignouwi Pom. Oynodon (?) Palaeochoerus typus Pon. Dremotherium elegans Pon. (?) Pachycynodon (?) Diplobune bavarieum Fraas* Diceratherium Zitteli Scau. n. sp. Amphicyon efr. lemanensis Pom.* Caenotherium sp. ? Protapirus priscus FiLa. Das Material stammt aus der Fürst]. Leucehtenbergischen Sammlung, welche nur Fossilien aus der Eichstätter Gegend enthielt, weshalb volle Garantie gegeben ist, dass keine Vermischung mit solchen von auswärtigen Localitäten stattgefunden hat. Dagegen ist es nicht sicher, ob alles, was aus Pappenheim angeführt wurde, aus ein und derselben Bohnerzgrube stammt, denn nur bei einigen wird als Fundort Grafenmühle bei Pappenheim angegeben — mit * bezeiehnet —, die kleineren Carnivoren-Knochen sollen vom „Weinberg“ bei Pappenheim stammen, bei den übrigen ist der Fundort nicht näher bezeichnet. Wir hätten aber demnach auch schon bei Grafenmühle eine Mischung, nämlich von Oligoeän und Untermioeän. Die Anwesenheit von untermiocänen Arten macht diese Loealität überaus interessant, denn nur hier, nicht aber auch in Schwaben, konnten Thierreste von untermiocänem Alter in den Bohnerzen nachgewiesen werden: Amphicyon, Palaeochoerus, (aenotherium, Amphitragulus und Dremotherium, während Pseudosciurus, Oynodon, Pachycynodon, Diplobune und das kleine Diceratherium die Oligocänfauna repräsentiren würden. Diese beiden Faunen finden wir nun auch bei Ulm, und bei der relativ geringen Entfernung kann ihre Anwesenheit in Pappenheim keineswegs überraschen. Merkwürdig ist nur das Eine, dass bei Ulm das Untermiocän als Süss- wasserkalk und Mergel zur Ablagerung gelangte, während bei Pappenheim keine Absätze aus Wasser gebildet, sondern nur vereinzelte Thierreste in Spalten des Jurakalkes verschwemmt wurden. Die Localität Gropscehwart bei Raitenbuch (Eichstätt) lieferte: Elephas primigenius Bruns. Rangifer tarandus Linn. Bos primigenius Bosan. Equus caballus Linn. aber von diesen stammt anscheinend nur Dos primigenius aus dem Bohnerz. Wir konnten demnach mit Hülfe der Säugethierreste 10 verschiedene Perioden nachweisen: 1. Mitteleoeän E,: Stetten, Salmendingen, Veringen, Heidenheim (? Lophiodon); 2. Obereoeän E,: Frohnstetten, Neuhausen, Heidenheim (Palaeotherium, Diplobune se cundarium), Raitenbuch bei Eiehstätt (Palaeotherium) ; 3. Oligoeän O: Eselsberg, Veringendorf, Veringenstadt, Jungnau, Hochberg, Neu- hausen, Pappenheim bei Eichstätt; 4. Untermioeän M,: Pappenheim; 5. Mittelmioeän M,: Solnhofen, Oberstotzingen, Langenenslingen (? Listriodon Lockharti) ; 6. Obermioeän M,: Mösskirch, Altstätten, Genkingen, Willmandingen, Heuberg und Melehingen (Anchitherium), Neuhausen (Hyoth. Soemmeringi); . Unterplioäin P,: Salmendingen, Melchingen, Willmandingen, Trochtelfingen, Ebingen, Undingen, Heuberg, Neuhausen, Tuttlingen), Jungnau (Ah. Schleiermacher‘i); I 18 * — 2533 — 33 * 120) —— 8. Oberplioeän P,(?): Melchingen (Bos etruscus), Veringenstadt, Neuhausen, Russberg- hof, Stetten (Antilope Jaegeri?); 9. Altpleistocän Q,: Neuhausen, Tuttlingen, Russberghof, Melchingen, Salmendingen, Ebingen, Undingen, (?)Heuberg (Dison), Gropschwart bei Eichstätt; 10. Jungpleistoeän Q,: Neuhausen. Wenn auch an vielen dieser Localitäten Arten von verschiedenem geologischen Alter nachgewiesen werden konnten, so ist diese Vermischung doch keineswegs so schlimm, wie man bisher geglaubt hat, vielmehr ergiebt sich, wie die beistehende kartographische Skizze des eigentlichen Bohnerzgebietes zeigt, sogar eine gewisse Gesetz- mässigkeit in der geographischen Verbreitung der verschiedenen Faunen. Das Mitteleocän hat allerdings eine weite Verbreitung, Stetten, Veringendorf, Salmendingen und dann wieder im südwestlichen Mittelfranken, angedeutet. 7 PE= Genkingen Ma N PR img PıQ BP, oWillmandingen M2 Pı N SZ Salmendingen Heck Aingeny \ 1 EıPıQi N Zi N N ER U > Fahye (gen Ma Pı P2Qı b = A Trochtelfingen Pı \ DEN N Fe fr fe ingen \ S „G@amerfingen Stahl bingen PıQı N Getting N \ Vehrmgenstadt 0 Pz A % \L\ x: u a N Being 0, | © 'ochberg © ae /angnau Q Pıyangenenslifigen Stetten vr Mı wi ea. Jerriefingen Yhılheimf „$ 3 Se ‚Tuttlingen un — 3. Karte des Kane Bohnerzgebietes mit Angabe der an den einzelnen Localitäten vertretenen Horizonte. ist aber allenthalben nur durch eine oder wenige Arten Das Obereoeän ist vonFrohnstetten und Neuhausen bekannt, und ausser dem engeren Gebiet bei Heidenheim Die Fauna des Eocän muss wohl von Südwesten in Mittelfranken. gekommen sein, denn nur in dieser Richtung treffen wir wieder Localitäten, welche solche Reste ge- liefert haben — Bohnerze der Schweiz und dann weiter im Süden, Debruge (Vaueluse). Das Oligocän findet sich nördlich von Sigmaringen, Veringendorf, Veringen- stadt, Jungnau und weiter im Westen bei Neuhausen, im Norden Melchingen und erst in beträchtlicher Entfernung im Osten am Eselsberg bei Ulm und bei Pappenheim und Eiehstätt in Mittelfranken. Die Fauna ist offenbar der Riehtung der Donau gefolgt und hat hier auch ihre Hauptentwickelung erreicht, aber es bleibt ziemlich zweifelhaft, wo wir die nächsten Anknüpfungspunkte zu suchen haben, ob im weit entfernten Süden von Frankreieh — Querey, Ronzon — oder in dem zwar weniger entfernten, aber dafür um so artenärmeren nord- böhmischen Braunkohlenbecken — Lukawitz mit Gelocus und Aceratherium cfr. cadibonense oder in dem hessischen Braunkohlengebiet von Offenbach dessen fossile Säugethierfauna wir leider erst sehr wenig oder Darmstadt, über wissen. Untermiocän fehlt im eigentlichen Bohnerzgebiet anscheinend vollständig. Um so mächtiger, aber auch in ganz abweichender Facies, ist es in der Gegend von Ulm entwickelt, woher auch die spärlichen Vertreter in — 254 TE — Pappenheim zweifellos gekommen sind. Das Fehlen von untermiocänen Säugethieren im eigentlichen Bohnerz- gebiet bleibt somit ziemlich räthselhaft, um so mehr als im Süden der Alb parallel zur Donau fast überall unter- mioeäne Süsswassergebilde vorkommen. Das Mittelmioeän, normal marin ausgebildet, hat zwar sicher nur den Südrand der Alb begrenzt, aber dennoch haben sich, freilieh ausserhalb des Bohnerzgebietes, doch einige Spuren der damaligen Landsäugethierfauna gefunden — Langenenslingen südlich von Sigmaringen, Listriodon — und ebenso nordöstlich von Ulm — Oberstotzingen —. Aber erst in Solnhofen — Mittelfranken — sind Säugethierreste aus jener Periode in grösserer Anzahl vorhanden, und diese Arten zeigen fast nähere Beziehungen zu der Fauna der Süss wasserkalke des nordböhmisehen Beekens — Tuchorschitz — als zu denen aus der doch viel näheren Schweizer Meeresmolasse, in welcher Ueberreste von Landsäugethieren keineswegs fehlen. Der Grund hiervon ist wohl darin zu suchen, dass in jenem weiten Gebiete des fränkisch-oberpfälzischen Jura und dem daranstossenden böhmischen Massiv für Landsäugethiere doch wohl viel günstigere Bedingungen gegeben waren als auf dem relativ schmalen und trockenen Juraplateau der Alb. Erst am Fusse desselben — Langenenslingen — und am Nordrande der Ulmer Meeresbucht scheinen günstigere Existenzbedingungen gewesen zu sein, wie das Vorkommen von Listriodon Lockharti zeigt. Eine eigentlich direete Verbindung durch die Westschweiz mit dem südlichen und westlichen Frankreich dürfte wohl ausgeschlossen gewesen sein. Die Fauna des Obermiocän hat der Hauptsache nach eine ähnliche Verbreitung wie jene des Oligoeän, nur greift sie nicht eigentlich in das Sigmaringer Becken ein, sondern beschränkt sich mehr auf das Südufer der Donau, Mösskirch, Neuhausen, Engelswies, und entsendet nur gewisse Vertreter — Anchitherium — auf das eigentliche Juraplateau— Willmandingen, Melchingen, Heuberg — und Rhinocerotiden — Genkingen —. Der faunistische Zusammenhang dieser Localitäten erfolgte unzweifelhaft durch die westliche Schweiz mit dem Rhönethal (La Grive St. Alban) einerseits und der Donau entlang andererseits, wo wir bei Günzburg wieder eine reiche Säugethierfauna aus jener Periode antreffen. Woher allerdings die weiter südlich von der Donau gefundenen Säugerreste — Häder bei Dinkelseherben/ Stätzling bei Augsburg, Frei- sing — gekommen sind, lässt sich nieht ohne weiteres entscheiden,. da solche auch im südlichen Theile des Flinzgebietes — Diessen am Ammersee, Tutzing am Starnbergersee und bei Darching nördlich von Miesbach — angetroffen werden und diese letzteren wohl wirklich aus dem damals schon zum Theil trocken- liegenden Alpenvorlande stammen dürften. Die Wahrscheinliehkeit ist jedoch grösser, dass die ersteren vom Jura- plateau und vom bayrisch-böhmischen Urgebirgsmassiv herabtransportirt worden sind, denn für Erste giebt es am Juraplateau selbst ausser dem doch ziemlich entfernten Steinheim und Georgensgmünd eine Localität mit einer derartigen Fauna — Adelschlag bei Biehstätt — und fürs Zweite bestehen die Ablagerungen, welche diese Reste einschliessen, aus Glimmersanden und Quarzgeröllen, die eben nur das bayrisch-böhmische Waldgebirge geliefert haben kann. Das Unterpliocän ist eigentlich auf den Norden des eigentlichen Bohnerzgebietes, Salmendingen, Melchingen, Ebingen, Trochtelfingen und Undingen, beschränkt, im Südwesten aber nur spärlich angedeutet — Tuttlingen, Neuhausen —. Mit dem Beginn des Pliocän ändern sich die faunistischen Be- ziehungen zu auswärtigen Localitäten ganz bedeutend. Haben wir bisher die nächste Verbindung immer in süd- westlicher und nordöstlicher Richtung gefunden und nur für das im eigentlichen Bohnerzgebiete gänzlich fehlende Untermiocän Beziehungen in Nordwesten angetroffen, so müssen wir jetzt solehe zunächst im Nordwesten, im Mainzer Beeken — Eppelsheim — suchen, wo ebenfalls eine Fauna aus dieser Periode gelebt hat. Eine zweite solche Fauna existirt erst wieder im Rhönethal — Croix Rousse bei Lyon — und noch weiter im Süden bei Cueuron und am Mont Leberon. Diese hat anscheinend einen Ausläufer in die Westschweiz entsandt, bb — 1, wenigstens bildet H. v. Meyer in seinem Manuseript einen überaus characteristischen Hipparion-Zahn von Yoonand (?) ab. Es gewinnt hierdurch die Vermuthung, dass die Eppelsheimer Fauna von Süden gekommen wäre und dabei die schwäbische Alb passirt hätte, immerhin einige Wahrscheinlichkeit. Freilich ist aber auch die Annahme, dass diese Thierwelt von Osten — Wiener Becken — und Südosten — Baltavär (Ungarn), Bessarabien — und dann weiter von Pikermi und Samos her eingewandert sein könnte, keineswegs von der Hand zu weisen, ja das Vorkommen gewisser Carnivoren — Ictitherium und Promephitis — in den Bohnerzen würde sogar eher für diese letztere Annahme sprechen als für eine nähere Beziehung zu den gleichalterigen Faunen im Südosten von Frankreich, allein letztere Möglichkeit darf eben doch nieht ganz ausser Acht gelassen werden, denn nur aus Frankreich, freilieh aus dem Südwesten dieses Landes — St. Gaudens, Haute Garonne — kann Dryopithecus auf die Alb und nach Eppelsheim gelangt sein. Das Oberplioeän, vielleicht angedeutet durch Dos etruscus und Antilope Jaegeri, hat, abgesehen von Veringendorf, die nämiiche Verbreitung wie das Unterpliocän, und zwar vorwiegend in der Gegend von Neuhausen und Tuttlingen und allenfalls auch bei Melehingen. Woher diese Fauna gekommen sein mag, lässt sich schwer bestimmen, denn die nächste Localität, lJaBresse, im Thal der Saöne zwischen Lyon und Be- sancon enthält ganz andere und wirklich characteristische Arten, während hier die Deutung der Bovidenzähne sehr diseutirbar bleibt und die Antilope ihre nächsten Verwandten in der recenten Fauna von Afrika besitzt. Das Pleistoeän endlich ist nur im südwestlichen Theil des Bohnerzgebietes reichlicher repräsentirt — Tuttlingen, Neuhausen —, sonst finden wir von ihm nur Elephas in Hochberg bei Sigmaringen, und diesen nebst ziemlich viel Resten von Zguus und Bos im Norden — Undingen, Melchingen, Salmen- dingen — und dann erst wieder Bos primigenius, Equus und Mammuth in der Gegend von Eichstätt. Es darf jedoch nieht verschwiegen werden, dass einige Hirsche — Cervus aff. euryceros und antiqui, sowie Blephas trogontheri und Eqguus einige Anklänge an Formen aus dem jüngsten Pliocän oder dem ältesten Pleistoeän von Thüringen zeigen Die Beziehungen der Faunen aus den süddeutschen Bohnerzen zu den aussereuropäischen fossilen Säuge- thierfaunen. Trotz der Dürftigkeit der Säugethierreste aus den Bohnerzen und Spaltausfüllungen im süddeutschen Jura war es doclı möglich, auch hier nicht bloss die wichtigsten Arten, sondern sogar einen recht ansehnlichen Bruch- theil der Säugethierarten des europäischen Tertiärs wieder zu ermitteln, so dass ich wohl mit einiger Berechtigung weitere Betrachtungen hier anknüpfen kann. Dass zwischen den verschiedenen zeitlich auf einander folgenden Faunen des europäischen Tertiärs die innigsten Beziehungen bestehen, ist eine unbestreitbare Thatsache, die auch durch das gelegentliche Auftreten de einen oder anderen, bis dahin noch nieht aus Europa bekannten Typus keineswegs erschüttert wird. Wir haben in Europa die geschlossenen Stammesreihen der Viverriden, Musteliden, Ursiden und Amphieyoniden, der Theridomyiden, Castoriden, Seiuriden, Myoxiden, der meisten In- seetivoren-Typen, ferner der Tapiriden, Chaliecotheriiden, sowie einer grossen Zahl von Rhinocero- tiden, der Proboseidier und endlich der Suiden, Cerviden und Cavicornier. Nur die ältesten Glieder dieser Stammesreihen sind vermuthlich aus Nordamerika eingewandert, was aber möglicher Weise auch — 256 — — 3145 nur für die Carnivoren und die Perissodaetylen gilt, während die Rodentier nur zum kleinsten Theil — Plesiaretomys — von Nordamerika stammen, und die Proboseidia und Primaten wohl aus einem dritten Entwiekelungscentrum — Afrika? — gekommen sein dürften. Jedoch waren die Ahnen der Primaten, die Pseudolemuriden, in beiden Theilen der nördlichen Hemisphäre beheimathet. Daneben giebt es freilich Formenkreise, welehe zu wiederholten Malen Vertreter aus Nordamerika erhalten haben, z. B. die Caniden, zuerst als Vulpavus in Europa eingewandert, dann als Uynodietis nach Nordamerika zurückgekehrt, und dann abermals als Canis, Vulpes und Cyon nach Eurasien gelangt, ferner scheinen auch die Ahnen der Machairodontiden aus Nordamerika gekommen, diese letzteren aber im Oligocän selbst wieder dahin zurückgekehrt zu sein, und erst im jüngeren Tertiär — Obermioeän und Plioeän — abermals Vertreter nach der alten ‘Welt entsendet zu haben. Ueber die Herkunft der eigentlichen Feliden wissen wir nur, dass sie zuerst in Europa auftreten. Die Entwickelung der Creodonten hat sich zum grösseren Theil in Nordamerika abgespielt, einige Typen, Hyaenodon und Pterodon, sind jedoch anfangs auf Europa beschränkt und erscheinen erst im Oligoeän in Nord- amerika. 5 Dass die Entwickelung des Pferde-Stammes in Nordamerika vor sich gegangen ist, und nur einige Glieder desselben auch in Europa aufgetaucht sind, brauche ieh nicht näher auseinanderzusetzen. Die Tapiriden hingegen sind zwar erst im Eocän oder Oligocän nach Europa gelangt, ihre jüngsten nordamerikanischen Vertreter stammen aber doch eher von Formen des europäischen Miocän und vielleieht auch noch des Unterplioeän als von dem nordamerikanischen Protapirus ab. Grosse Schwierigkeiten bietet die Geschichte des Rhinocerotiden-Stammes. Die zahlreichen alter- thümliehen Formen, welehe jetzt im europäischen Oligoeän — und selbst schon im Eocän, Prothyracodon — zum Vorschein gekommen sind, lassen beinahe eher darauf schliessen, dass dieser Stamm nicht nur in der alten Welt begonnen, sondern auch hier seine Hauptentwickelung erreicht hat, während er in Nordamerika eigentlich nur im White River- und Loup Fork Bed Vertreter aufzuweisen hat — Diceratherium, Leptaceratherium, Acera- therium, Aphelops (Teleoceras) — die wohl aus Europa gekommen sein dürften. Die Chalicotheriiden endlich stammen zwar aus Nordamerika — Meniscotherium —, aber erst im jüngeren Tertiär finden sich dann wieder Glieder dieser Familie, während sie in Europa vom Oligocän bis zum Unterplioeän in jedem Horizonte eine besondere Art aufzuweisen hat. Unter den Artiodaetylen sind die Tylopoden und die ihnen nahe verwandten Oreodontiden fast bezw. ausschliesslich neuweltliche Typen, das Nämliche gilt auch von den Leptomeryciden und Agrio- ehoeriden, allenfalls auch von den Protoceratiden, soferne sie nicht etwa doch die Vorläufer der Siva- theriiden sind, dagegen haben die europäischen Anthracotherien, Ancodus und Entelodon auch Vertreter in Nordamerika aufzuweisen, die aber zweifellos aus Europa gekommen sind, wenn auch die letztere Gattung wohl von dem eocänen nordamerikanischen Achaenodon abstammt. Die Suiden haben lediglich im Oligoeän einen Vertreter nach Nordamerika abgegeben, aus welchem die jetzt noch in Amerika lebenden Dieotylinen hervorgegangen sind. Ausschliesslich altweltliche Stämme sind die Anoplotheriiden, Caenotheriiden, Xiphodontiden und Diehobuniden, sowie die Palaeomeryciden und die aus den letzteren hervorgegangenen Cerviden und Cavicornier. Für die fossile und lebende Säugethierwelt Europas kommen demnach nur zwei Entstehungscentren in Betracht, Europa einerseits und Nordamerika andererseits, zwischen welchen allerdings mehrfacher Formenaustausch statt- gefunden haben muss. Nur hinsiehtlich der altweltlichen Affen und der Proboseidier müssen wir uns nach —_— 2357 0 — —— 14 —— einem anderen Entwickelungscentrum umsehen. Südamerika hat seine ersten Bewohner zwar von Nordamerika erhalten, etwa im ältesten Eocän, dann aber blieben beide Gebiete bis in die jüngste Tertiärzeit vollständig getrennt. Dureh diese neue Landverbindung wurde den Feliden und anderen Carnivoren, den Pecearis, CGerviden, Equiden, Tapiriden, sowie den Mastodonten die Einwanderung nach Südamerika ermöglicht, und umge- kehrt den Gravigraden das Vordringen nach Nordamerika. Allein es muss, wenn auch nur während sehr kurzer Zeit, eine Verbindung mit Europa bestanden haben, etwa in Mitte der Tertiärzeit, denn bis dahin lebten in Europa zahlreiche Nager-Typen!), die sich als die Ahnen der meisten Nager der Santa-Cruz-Schichten von Patagonien und der jetzigen südamerikanischen Nager erweisen, und ebenso typische Beutelratten und Chiropteren von südamerikanischem Habitus, während solche Typen in jenen Ablagerungen Südamerikas, welche älter sind als das Santacruzeno, vollständig fehlen. Durch die neuesten Funde in Aegypten — Promastodon — wird der afrikanische Ursprung der Proboseidier recht wahrscheinlich. Für die Affen dagegen sind wir nur auf Vermuthungen angewiesen. In Patagonien sind zwar dürftige Reste von Platyrhinen zum Vorschein gekommen, allein es ist doch sehr fraglich, ob gerade diese phylogenetische Bedeutung haben. Afrika kann daher lediglich als Entstehungseentrum der Proboseidier und Primaten eine gewisse Rolle spielen, auf keinen Fall jedoch als Heimath der Säugethierfaunen des europäischen und asiatischen Plioeän. Wir haben es nicht nöthig, für diese beim dunklen Erdtheil eine Anleihe zu machen, wie das jetzt allerdings Mode geworden ist. Uebrigens wurzeln selbst die Primaten in eocänen Formen der nördlichen Hemisphäre; sie haben nur etwa vom Oligoeän bis zum Obermiocän in Afrika gelebt. Die jetzige afrikanische Säugethierwelt stammt aus Asien oder aus Europa. 1) Daran, dass diese Formen die Ahnen der fossilen und recenten südamerikanischen Nager sind, muss ich auch jetzt nach erneuter Prüfung festhalten, besonders auffällig ist namentlich die Uebereinstimmung der Gattung Nesokerodon mit den Caviiden. Dagegen besteht zwischen Theridomys und Steneofiber, also den Castoriden wirklich keine nähere Verwandtschaft, weshalb die gegentheilige Angabe — p. 118 [232] — hinfällig wird. — 233 — GEOLOGISCHE UND PAL/EONTOLOGISCHE ABHANDLUNGEN. HERAUSGEGEBEN VON E. KOKEN. NEUE FOLGE BAND V. (DER GANZEN REIHE BD. IX.) HEFT 4. ÜUEBER HYBODUS ERNST KOKEN MIT 4 TAFELN UND 5 ABBILDUNGEN IM TEXT. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1907. ne Ueber Aybodus. Von Ernst Koken. Im Jahre 1903 konnte dank dem Entgegenkommen des Königl. Ministeriums ein Exemplar der von E. FraAs aufgestellten Art Hybodus Hauffianus für die Tübinger Universitätssammlung erworben werden, das die bisher bekannt gewordenen in der Feinheit und Vollständigkeit der Erhaltung weit übertrifft. Das über 2m lange Tier liegt in seinem Schieferlager, als wenn es mit dem Tode regungslos darin gefesselt wäre. Die Erhaltung der Haut, die wir an den Ichthyosauriern Holzmadens mehr- fach kennen gelernt haben, seit die Präparierkunst B. HAurrs die Aufmerksamkeit darauf gelenkt hat, wirkt auch hier geradezu überraschend und läßt das ganze Bild wie eine Silhouette heraustreten. Schon die Sicherheit, mit der sich jetzt der Habitus dieser interessanten Haie beurteilen läßt, rechtfertigt eine Beschreibung des Stückes; ältere und neuere Rekonstruktionen werden dabei in manchen Teilen berichtigt. Auch das Skelett konnte in gleicher Vollständigkeit noch nicht untersucht werden; nur die vordere Partie hat durch den Gesteinsdruck einige Verschiebungen, Stauchungen und Zerreißungen des Knorpels erlitten, welche die Deutung erschweren. In der Tübinger Sammlung liegen aber aus älterer Zeit noch mehrere Platten mit Aybodus-Resten, welche zusammen mit dem von E. FrAAs und C. Brown beschriebenen Stuttgarter Material dort zu ergänzen gestatten, wo das große Exemplar unklar ist. Eine sehr schöne Platte befindet sich noch in der Sammlung des bayerischen Staates inMünchen; von dieser konnte ich eine Photographie zum Vergleich heranziehen. Funde aus dem Holzmadener Liasschiefer (e) sind schon von QUENSTEDT besprochen. Einen größeren Fortschritt bedeutete eine Arbeit von E. FrAaAs, in der die Art unseres oberen Lias als Hybodus Hauffianus gegen andere abgegrenzt wurde. CAMPBELL BROWN konnte dann an der Hand neuen Materials aus dem oberen Jura von Solnhofen und dem Holzmadener Lias weitergehen und eine! allgemeine Diskussion der Charaktere versuchen. Inwieweit die dort vertretenen Ansichten zu modifizieren sind, wird sich im Lauf der Beschreibung ergeben. Die Gattung Hybodus. Die erste Abbildung eines bezahnten Kieferstückes von Hybodus reticulatus AG. aus dem Lias von Lyme Regis brachte schon 1822 H. T. pe LA BECHE (Trans. Geol. Soc. [2] vol. I. t. 5. f. 3); er 1 + — 261 — 34* EA LEN spricht sie als „fossil jaw with a triple row of teeth“ an. Dasselbe Bild, jetzt nach Acassız als Hybodus reticulatus bezeichnet, benutzte 1837 BuckLannp in den Bridgewater Treatises, t. 27d f.C 1 u. 2. Daneben steht die Abbildung eines Flossenstachels von Hyb. incurvus. Es sind wiederum dieselben Stücke, die Acassız im Text seiner „Poissons fossiles“ erwähnt. Er bemerkt dazu: „J’ai tout lieu de croire que les rayons que j’ai d&signes sous le nom d’ H. inceurvus appartiennent & la m&me esp£ce et proviennent de la seconde dorsale. Dans tous les cas je connais les dents qui appartenaient A ce poisson“ (pag. 50). Ausführlicher kommt er pag. 180 auf diese Sache zurück. Er beruft sich auf die Erfahrungen von EGERTON, BuckLaAnnp und Miss PuıLror, daß meist zwei Flossenstacheln gefunden werden, wenn ein größeres Stück zu Tage kommt. Nach A. SmirtH WooDwARrD (Catalogue of fossil fishes. I. pag. 266) befindet sich das Originalstück — associated teeth, cartilage and dorsal spines — in der Oxforder Sammlung. Auch die von AGASsSIz verwertete EGERTON-Oollection, jetzt im British Museum, enthält mehrere Stücke, die Zähne und Stacheln zugleich zeigen. JAEKEL hat sich ein großes Verdienst erworben, indem er eine Sichtung der zahlreichen Arten von Hybodus durchführte. Er geht aber meines Erachtens zu weit, wenn er aus der Reihenfolge der Beschreibungen bei Acassız ableitet, daß die Gattung Hybodus nur Flossenstachel umschließen solle, und wenn er für Hybodus reticulatus, der von Anbeginn an als Typus der neuen Gattung hingestellt war und von dem sowohl Zähne wie Stacheln in zweifellosem Zusammenhange bekannt waren, die neue Gattung Orthybodus aufstellte.e Nach dem, was über die Geschichte des Namens eben ausgeführt wurde, sehe ich keinen zwingenden Grund, vom alten Gebrauch des Namens Hybodus abzugehen. Den Hybodus Hauffianus führt JAEKEL wiederum nicht unter Orthybodus, sondern als Polyacrodus, welche Gattung er 18391) wesentlich auf Grund der Mikrostruktur der Zähne errichtet hatte. Bei den typischen Formen sind die Spitzen der Zähne auch bedeutend kürzer, gedrungen-kegelförmig, ihre Runzeln weniger zahlreich und nicht durchlaufend. Die histologische Beschaffenheit ist von JAEKEL genau be- schrieben und abgebildet. „Während bei Acrodus und Hybodus das Dentin nur eine sehr schmale Schicht über dem Vasodentin bildet, nimmt dasselbe bei Polyacrodus fast die ganze Krone ein und bildet fast ausschließlich die Spitzen, indem es nicht nur nach oben von ein bis zwei Zentren radial ausstrahlt,'sondern auch nach unten eine schmale Dentinzone bildet, welche dann zu dem darunter liegenden Vasodentin den Uebergang bildet.“ Ich habe von Hybodus Hauffianus reichliches Material an Zähnen untersucht, das mir besonders die eine große Tübinger Platte lieferte. Ihre Mikrostruktur ist die des echten Hybodus, ganz entsprechend den JAEKELschen Abbildungen. Die Bezeichnung als Polyacrodus erscheint also nicht gerechtfertigt, zumal auch in der äußeren Form Variationen vorkommen, je nach der Stellung im Kiefer, die sie eng mit H. reticulatus ete. verknüpfen. Im übrigen! wird man nicht nur der äußeren Form der Hybodus-Zähne, sondern auch der geringeren oder stärkeren Entwickelung des Dentins wohl eine größere Variationsbreite zuerkennen müssen. Die Morphologie der Gattung Hybodus, deren Arten anfänglich nach Flossenstacheln und Zähnen unterschieden wurden, ist zuerst von A. SMITH WOODWARD gefördert ?). Seine wertvollen Beobachtungen sind im Catalogue of Fossil Fishes, Vol. I, zusammengefaßt. 1) Abhandlungen zur geol. Spezialkarte von Elsaß-Lothringen, Bd. 3, Heft IV. Die Selachier aus dem oberen Muschel- kalk Lothringens. pag. 321. 2) QUENSTEDT, dem mehrere Stücke aus Holzmaden vorlagen, hat sich auf wenige Worte im „Jura“ und in der Petrefaktenkunde beschränkt: Jura. 1858. t. 7 £. 1; Petrefaktenkunde. 3. Auflage. — 22 — a ee An einem Hybodus medius Ac. aus dem unteren Lias war die Gestalt der Unterkiefer und des Palatoquadratum in ungefähren Umrissen festzustellen, vor allem auch die Persistenz der Chorda dorsalis. Ein Kopf eines Hybodus Delabechei (unterer Lias) zeigt, obwohl verdrückt, die Kopfstacheln in situ (2 Paar), Mundspalte, Orbita, und in der Haut, welche alle Knorpel überzieht, deutliche Chagrinkörperchen. Die Rekonstruktion des Gebisses ermöglichte ein anderer Kopf von Hybodus medius. Ein ausgezeichnet er- haltener Kopf von H. basanus aus dem Wealden lehrte außer den Proportionen etc. die 5 Kiemen- bogen, Basihyoid und Ceratohyalia kennen. Einen wesentlich größeren Teil des Körperbaues ließen die neuen Holzmadener Funde übersehen, die E. Fraas!) beschrieb, auch trat hier vieles klarer heraus als an den englischen Stücken. Die Ober- seite des Schädels, die Wirbelsäule zwischen 1. und 2. Dorsalflosse, der Schultergürtel und die allge- meine Form der Dorsalflossen wurden präzisiert. CAMPBELL BROWNs Arbeit?) brachte neu hinzu die genaue Kenntnis der männlichen Becken- flosse der schwäbischen Liasart. Nach einem wertvollen Funde im Solnhofener Kalk (H. Fraasi) wurde nunmehr auch der genaue Umriß einer anderen Art bis hinter die 2. Dorsalflosse bekannt. Die Umrisse und wichtigsten Eigenschaften des Knorpeleraniums, das Hyomandibulare, die 5 Kiemenbögen, der Schultergürtel, die Brustflosse, die beiden Rückenflossen nebst den knorpeligen Stützelementen, die Neural- bögen, die Rippen und die unteren Bögen in der Gegend zwischen Brustflosse und Becken, Chagrin und Seitenlinie waren von der Solnhofener Form jetzt gut oder hinreichend bekannt. Was immer noch fehlte, war ein Habitusbild eines ganzen Hybodus°’), an dem auch Schwanz und Analflosse erhalten waren, eine nähere Kenntnis der Wirbelsäule im Schwanz und hinter dem Kopfe, der knorpeligen Anlage der Brustflosse und der Beckenflosse beim Weibchen. Für die Kenntnis der Liasart allein war noch mehr nachzuholen; hier war der innere Bau fast aller Flossen, das Detail der Wirbelsäule, das des Kopfes zum großen Teil und noch manches andere unbekannt. Das neue Stück der Tübinger Sammlung (Platte I) ermöglicht, fast alle Punkte klarzustellen; die aus älterer Zeit stammenden Stücke (II—IV) ergänzen unsere große Platte besonders in Bezug auf die Form der Schädelknorpel. Ich beginne mit der Beschreibung des Taf. I [XI] dargestellten großen Skelettes. Die Körperform. Der Schwerpunkt des Körpers ist bedeutend nach vorn gerückt. Ein dicker Kopf und ein kräftiger Thorax bilden den vorderen Abschnitt; dann verdünnt sich der Rumpf und läuft in einen schmalen, dünnen Schwanz aus. Zwei Dorsalflossen von ziemlich gleicher Größe, mit kräftigen Stacheln belegt, von denen der vordere der kräftigere ist, sind den paarigen Flossen opponiert. Die zweite Rückenflosse steht aber merklich weiter zurück als die Beckenflossen. Die Brustflossen sind schmäler und länger als die breit-dreiseitigen Beckenflossen. Die Afterflosse ist dem unteren Lappen der Schwanzflosse benachbart und bildet eine Abgliederung derselben. 1) E. FrAASs, Neue Selachierreste aus dem oberen Lias von Holzmaden. Jahreshefte d. Württemb. Ver. f. Natur- kunde. 1889. 2) CAMPBELL BROWN, Ueber das Genus Hybodus. Palaeontographica Bd. 46. 1900. pag. 149 ff. t. 15, 16. 3) Die inzwischen von O. JAEKEL gegebene Rekonstruktion von Hybodus Hauffianus bedarf in einigen Punkten einer Korrektur und darf nicht ohne weiteres bei Vergleichen mit anderen Typen von Haifischen zu Grunde gelegt werden. Ich halte auch den Versuch durch einen Vergleich zwischen Pleuraeamthus und Hybodus die Fortschritte der Selachier- Organisierung klarzulegen, insofern nicht für einwandsfrei, als beide Typen viel zu hoch spezialisiert sind. — 263 — ee Der Schwanz ist deutlich nach oben gebogen, und die Chorda läuft hoch in den oberen, schmalen Schwanzlappen hinein. Das Tier liegt auf der rechten Seite; der vordere Teil ist etwas gekrümmt und daher leicht verschoben, so daß man relativ mehr vom Unterkiefer als vom Schädel sieht. Durch einige Zähne wird die Lage der Mundspalte genau angegeben. Die Haut, welche durch das Chagrin als solche markiert wird und danach in ihrer Ausdehnung kontrolliert werden kann, ist wohl hauptsächlich die der rechten Seite. Die Gegend des Magens ist, wie auch bei einigen anderen Stücken, durch macerierte Tintenfische gekennzeichnet. Der Körper ist der eines Weibchens, wie aus dem Bau der Beckenflosse unmittelbar erhellt; Pterygopodien und Kopfstacheln fehlen ihm. Die Haut. Die Haut ist am ganzen Körper, mit Ausnahme des Kopfes, erhalten, aber meist von der Innen- seite zu sehen, d. h. die Haut der linken Körperhälfte ist, wie ja schon aus der Klarheit des Knorpel- skelettes hervorgeht, meist abgesprungen oder schon bei der Maceration im Schlamm von der frei liegen- den Oberseite entfernt. Zahllose Chagrinkörperchen oder Plakoidschüppchen sind ihr eingelagert, welche die bekannten Formen zeigen. Sie sind dichter gestellt an den Flossen, etwas weiter am Rumpfe. Die hinter dem Kopfe stehenden Chagrinkörperchen sind häufig dreispitzig, d. h. wohl aus der Verschmelzung von normalen, einfach konischen Hautzähnchen hervorgegangen; die Spitzen sind stets radial gefurcht. Die dermalen Sinnesorgane. Ein Lateralkanal ist von der Schwanzspitze an nachweisbar und läuft etwa in der Mitte der Seiten als Seitenlinie bis unterhalb der 2. Dorsalfllosse; von hier ab ist seine Bahn verwischt. Dagegen wird unter ihm die Spur eines zweiten Kanals sichtbar, der bis über die Beckenflosse hinaus verfolgt werden kann. Dieser Kanal wird der gegenüberliegenden Seite angehören und ist nur durch Druck mit dem ersterwähnten in eine Ebene zu liegen gekommen. Es läßt sich das mit dem normalen Auf- treten nur einer Seitenlinie bei Haien in Einklang bringen. Im Kopfskelett ist die den Knorpel überlagernde Haut völlig zerstört, und damit ist auch die Spur der Kanäle verwischt. CAMPBELL BROWNE beobachtete bei dem Solnhofener Hybodus zwei hinter dem Kopf schräg über den Rücken verlaufende Kanäle, von denen der vordere nochmals gegabelt ist. Er bezeichnet diese Vorkehrungen noch als Schleimkanäle. Die Kanäle sind in ihrem Verlaufe gefestigt dadurch, daß wie bei einer Ambulacralfurche sich Plättehen von beiden Seiten über die Rinne herüberlegen. Sie scheinen knorpeliger Natur gewesen zu sein, während bei den recenten Selachiern die Wandung von kontinuierlichem Bindegewebe gebildet wird, mit Ausnahme der Rochen. Allem Anschein nach waren die Kanäle nach außen offen, wie man es bei Holocephalen sieht, also eigentlich noch tiefe Rinnen, die erst in einem phylogenetisch späteren Stadium sich zu Kanälen schließen). Aehnliches Verhalten stellte A. Smrrtu WooDwArD bei Squaloraja aus dem englischen 1) Unter lebenden Haien haben Eehinorhinus und Chlamydoselache offene Seitenkanäle. Vergl. SOLGER, Archiv mikrosk, Anat. Bd. 17. 1880. pag. 96. GARMAN, Bull. Mus. Compar. Zool. Harvard Coll. Fol 12. 1885. No. 1. pag.3. Den Seitenwandungen fehlen aber die verkalkten Plättchen. — 264 — 7 Lias fest, während bei Mesitera sahelalmae (obere Kreide des Libanon), einer Scylliide, verkalkte Ganz- ringe den Kanal umschlossen. Da Squaloraja jetzt von den Selachiern entfernt und zu den Chimäriden gestellt ist, braucht die Aehnlichkeit im Bau ihrer Seitenlinie hier nicht weiter in Betracht zu kommen. Bezahnung. Die Zähne haben große Aehnlichkeit mit denen von Hybodus Delabechei (cf. WOODWARD, |. ec. t. 10, f£ 1-5). Die Spitzen sind relativ gedrungen, mit scharfen, etwas unregelmäßigen Rippen resp. Runzeln. Die Zahl der Seitenspitzen steigt bis auf 4, erreicht aber nicht die Zahl wie bei H. raricostatus (”—8). Die mittleren Zähne haben immerhin eine recht schlanke Mittel- spitze, und an ihnen sind die Runzeln auch regelmäßig gestellt und fast gleichmäßig lang. Die Mikrostruktur entspricht der von Hybodus im Sinne JAEKELS. Das Vasodentin zieht sich hoch in die Spitzen hinauf und ist umgeben von einer Zone echten Dentins; die durch ihre helle Farbe auffallende äußerste Hülle scheint echter Schmelz zu sein. Ein volles Gebiß dieser Art ist bisher nicht bekannt bez. nicht entblößt. Eine große Menge einst zusammenhängender Zähne ist über die eine Tübinger Platte zerstreut; von diesen habe ich mein Material entnommen. Das Skelett des Kopfes. An dem großen, auf Taf. I [XI] abgebildeten Exemplar ist der ganze Kopf, Cranium, Palato- quadratum, Unterkiefer, Hyoidbogen und Kiemengerüst im Zusammenhang und im ganzen trefflich erhalten. Es bedurfte allerdings einer Nachpräparierung, da Herr HAuFF in diesem am schwersten verständlichen Abschnitt des Skelettes mit Zurückhaltung vorgegangen war. Da das Bild sich etwas verändert hat (Taf. I [XI] ist kurze Zeit nach der Ablieferung des Stückes aufgenommen), so habe ich den Kopf nochmals und in etwas größerem Maßstabe auf Taf. II [XII] zur Darstellung gebracht. Das Cranium ist im Schlamm derartig gedreht, daß es etwas unter das Palatoquadratum geraten ist und man schräg auf die Oberseite sieht. Auch der Kiemenkorb ist in entsprechender Weise ver- lagert, und es liegen daher die oberen Bogenstücke der rechten Seite vor denen der linken, anstatt direkt unter ihnen. Die große Präfrontallücke liegt scharf abgegrenzt ungefähr vertikal über der Kiefersymphyse und dem vorderen Ende der Mundspalte. Die verschmälerte Schnauze des Kopfes überragt also immerhin uicht unbedeutend die Mundöffnung. Von der Schnauzenspitze bis zur Präfrontallücke steigt die Umriß- kurve des Craniums ziemlich steil, dann verläuft sie offenbar flacher. Die Parietalgrube ist deutlich erkennbar als eine breite Einsenkung, dagegen fehlen die tiefen Furchen, welche den schon bekannten Hybodus-Cranien ein so charakteristisches Aussehen verleihen. Ihr Fehlen kann nicht auf die Erhaltung geschoben werden, die Schädeldecke ist hier unverletzt und wenig verdrückt, wohl aber in der Mittelregion deutlich gewölbt. Vielleicht spielen hier Geschlechts- unterschiede ein, denn die erwähnten Schädelreste gehören sämtlich zu männlichen Exemplaren. In der Gegend des Foramen magnum ist der Hinterrand des Craniums eingebuchtet, dann tritt er in zwei deutlichen Fortsätzen vor, welche als Processus paroceipitales bezeichnet werden können. Auf diese folgt wiederum eine breit eingebuchtete Stelle und dann die Gegend der Hyomandibular-Gelenkung, über die ein anderes Stück noch weiteren Aufschluß gibt. Hier springt ein breiter Fortsatz vor, der — AM) — BREIT RE nicht allzu weit vom Proc. postorbitalis getrennt ist. Der Zwischenraum zwischen beiden wird durch das in situ angelagerte Hyomandibulare etwas verdeckt, ist aber offenbar ebenfalls durch eine stark einspringende Kurve gekennzeichnet. Von den Augenhöhlen ist nur der obere Rand (Supraorbitalwulst) sichtbar, der sich zwischen den Proc. prae- und postorbitales spannt. Das Palatoquadratum ist hier bedeutend nach oben ver- schoben und verdeckt die Gegend des Proc. praeorbitalis, während das Gelenk mit dem Proc. post- orbitalis frei zu Tage liegt. Das Palatoquadratum erhebt sich zu zwei Fortsätzen, von denen der breitere hinten eine direkte Gelenkung mit dem Proc. postorbitalis vermittelt; sie liegt in der vorderen Hälfte dieses Fortsatzes. Der vordere Fortsatz ist nicht so breit und dürfte ligamentös (durch ein Ethmopalatinligament) mit dem genau korrespondierenden Proc. praeorbitalis verbunden gewesen sein. Eine sigmoidal geschweifte Leiste verläuft von ihm nach hinten und unten, zum Unterkiefergelenk. Als Reste von Lippenknorpeln fasse ich einen isolierten Knorpelwulst auf, welcher dem Unterrande des Palatoquadratum parallel gelagert ist. Der Unterkiefer der linken Seite ist in seiner ganzen Ausdehnung frei sichtbar. Der Hinter- rand verläuft von dem ausgehöhlten Gelenk steil nach unten, der Unterrand ist sehr konvex, und die größte Höhe des Astes liegt in der hinteren Hälfte. Nach vorn ist er stark verschmälert. Das Hyomandibulare begrenzt in natürlicher Lage die Spritzlochgegend (Spalte) nach hinten; es ist nach unten verschmälert und endigt mit einem dicken Knorpel. Von Brown ist eine analoge Verdickung am Hyomandibulare beobachtet und beschrieben, und ich schließe mich hier seiner Deutung an. Sie ist an unserem Stück nicht ganz sicher, weil gerade hier Sprünge auftreten, unter denen sich auch eine natürliche Abgliederung dieses verdickten Stückes verbergen könnte. Hinter dem Hyomandibulare zählt man deutlich fünf!) flache, breite untere Stücke der Kiemen- bögen, die nach vorn geneigt sind, entsprechend der Lage des Hyomandibulare, fünf längere, ver- bogene und scharf zurückliegende obere Bogenstücke, deren vorderstes und breitestes so dicht an die der rechten Seite’ gepreßt ist, daß man es zunächst zu diesen zu rechnen geneigt ist, und die letzte, große Copulaplatte oder das Cardiobranchiale. Reste von Copularien sind zu unregelmäßig gelagert, als daß ihre Beschreibung Wert hätte. Das Tübinger Stück läßt den Gesamtumriß des Schädels, die Lagebeziehungen der großen Ab- schnitte und des Hyomandibulare und die Zahl und Form der Kiemenbögen mit hinreichender Genauig- keit erkennen, so daß die Kenntnis des oberliassischen Hybodus dadurch zu einem gewissen Abschluß gelangt. Für die Einzelheiten liegen eine Anzahl anderer Stücke vor, über die zum Teil schon E. FrAASs und C. Brown berichtet haben. Es sei hier nur noch auf drei Platten der Tübinger Sammlung ver- wiesen, welche wichtigere Ergänzungen bringen. Die eine Platte (II, Original zu QUENSTEDT, Jura, pag. 227 und t. 27 £. 1) enthält Teile eines großen männlichen Hybodus. Zähne sind in Menge über die ganze Fläche zerstreut?).. Nach Opferung 1) Bei dieser Gelegenheit sei betont, daß die Fünfzahl der Kiemenbogen bei dem noch bedeutend älteren Pleur- acanthus von mir an einwandfreiem Material beobachtet ist. Was K. FÜRBRINGER forderte, eine Nachprüfung meines Befundes, ist durch JAEREL erfüllt. Auch Reıs hat sich in seinen Ausführungen über die mechanische Veranlassung für die Variabilität der Kiemenzahl uns angeschlossen. FÜRBRINGER, Beitr. z. Kenntnis des Visceralskeletts der Selachier. Morpholog. Jahrb. 1903. pag. 413. Reıs, Das Skelett der Pleuracanthiden. Abh. Senckenberg. Ges. Bd. 20. 1897. H. 1. 2) Auch an diesem Stück sind Hautzähnchen an mehreren Stellen zu beobachten, wie das QUENSTEDT schon aneibr: E. FrAAs hat gemeint, daß QUENSTEDT sich durch die Kalkplättchen des verkalkten Knorpels habe irreleiten lassen. Dies war an sich kaum anzunehmen, da QUENSTEDT schon vor langen Jahren (1852) die Kalkscheibchen richtig charakterisierte und dabei auf die grundlegende Arbeit von JOHANNES MÜLLER verwies. — 266 7— g einzelner, unbedeutender Knorpelplättchen ließen sich Cranium (von oben), Palatoquadrata, Hyoide und Unterkiefer vorzüglich freilegen. Das Cranium ist leider nur bis zum Beginn der Präfrontalgrube Fig. 1. Teile des Schä- dels eines männlichen Hy- bodus Hauffianus. Dazwischen liegende Fragmente von Knor- peln und Zähnen sind aus dem photographischen Bild durch Aetzung entfernt. 0 Schädeldach, P Palatoquadra- tum, M Unterkiefer, LLippen- £ knorpel, H Hyoid, Hm Hyo- mandibulare (verquetscht und rudimentär), Br Teile des Kie- mengerüstes, » Parietalgrube. Sehr verkleinert. Orig. in der Sammlung des geolog. Insti- tuts in Tübingen. erhalten, eine Eigentüm- lichkeit der meisten bis- her bekannten Stücke. Die Parietalgrube ist eine relativ kleine, runde Senke. Vor ihr liegen zwei tränenförmige, nach hinten verbreiterte und vertiefte Gruben, welche durch eine scharfe Furche getrennt sind. Zwei Foramina liegen seitlich der Parietalgrube, etwas nach vorne gelagert. Dieselben Beobachtungen hat E. Fraas an seinen Stücken gemacht, und ein anderes Tübinger Stück (III), ebenfalls zu einem Männchen gehörig, zeigt dasselbe Verhalten. Die vierte Platte (IV), von einem sehr großen Exemplar herrührend, bringt die Basis des Schädels, die sogenannte Basalplatte (Basilarplatte, d. h. die verwachsenen Parachordalia), von unten. Diese war hisher nicht bekannt. Scharf tritt die zweiteilige Gelenkpfanne heraus, welche beweist, daß nicht nur das Hyomandi- bulare, sondern auch das Palatoquadratum in seinem hinteren Teil am Schädel artikulierte. Das stimmt zu dem Befunde an dem ganzen Skelett, wo man das Palatoquadratum in situ am Schädel haften sieht. Die .Hinterseite ist zwischen der Gelenkpfanne und dem Oceiput zweimal ausgerandet. In der Tiefe dieser Bögen münden Glossopharyngeus (vorn resp. lateral) und Vagus (hinten resp. medial), die von hier zur Muskulatur der Kiemenbögen ziehen. Das Palatoquadratum ist auf der Tübinger Platte II von der Innenseite sichtbar, in ausge- zeiehneter Erhaltung. Die ovale Marke vorn bezeichnet die ligamentöse Verbindung mit dem Palato- quadratum der anderen Seite. Hierdurch besonders ist die Fläche des Knorpels als mediale gekenn- zeichnet. Die Muskelleisten am hinteren Ende müssen daher auf Teile des Constrietor bezogen werden, während die Leisten der Außenseite (Taf. I [XI] und II [XII]) zu dem Levator maxillae in Be- ziehung stehen. Die Unterkiefer auf Platte II und III haben genau die Form, welche oben nach dem großen Stück (TI) geschildert wurde. Geolog. u. Paläont. Abh., N. F, V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 4. — 2607 — 35 180} — A Die auffallend entwickelten Gelenkgruben des Schädels lassen derbe, dieke Hyomandibularia voraussetzen, wie sie unser Prachtstück auch deutlich zeigt. CAMPBELL BROWN hat nach einer Ber- liner Platte die langen Hyoide als Hyomandibularia gedeutet. Auch die Tübinger Platte II enthält diese Hyoide, von den Hyo- mandibularien leider nur die Gelenkenden, jedoch wurden durch die Untersuchung des auf Taf. I [XI] abgebildeten Stückes die Zweifel beseitigt. Die Notidaniden haben opistharthrische und autosty- lische Verbindung des Palato- quadratums mit dem Cranium. Die hintere, untere Fläche des Postorbitalfortsatzes ist in die- ser Funktion gelenkartig aus- gebildet; das Hyomandibulare ist nur ligamentös mit dem Cranium verbunden. Der Pro- cessus orbitalis des Palatoqua- dratums ist sehr klein. Bei Hybodus sind die Verbindungen wesentlich an- dere. Der Processus orbitalis Fig. 2. Basalplatte von Hybodus Hauffianus von der Unterseite. Etwas unter ist sehr stark und übernimmt ı/, nat. Gr. Orig. in der Sammlung des Geologischen Instituts in Tübingen. die kraniale Verbindung, wel- che aber ligamentös bleibt, nicht gelenkartig wird. Die Verbindung des quadratalen Abschnittes wird nicht gelöst, aber das Hyo- mandibulare erhält doch schon im wesentlichen die Funktion, die es z. B. bei Scymnus ausübt; es gelenkt mit dem Cranium proximal, mit dem Kieferbogen distal. Aybodus ist also in dieser Be- ziehung moderner als die Notidaniden. Es scheint mir überhaupt angezeigt, die Beziehungen zu Scymnus und den Spinaciden stärker hervorzuheben, als meist geschieht. Lippenknorpel. Der wulstige Knorpel an dem Unterkiefer auf Platte II ist wohl zweifellos ein Lippenknorpel. Es bestätigt dies unsere Auffassung ähnlicher Knorpel an dem Palatoquadratum des großen Ske- lettes (I). Das Auftreten von Lippenknorpeln bei dem liassischen Hybodus ist von Interesse, ohne daß ich daraus Schlüsse über die Bedeutung und Ableitung dieser Gebilde ziehen möchte. Bei Pleuracanthus scheinen sie zu fehlen; an dem guten Material der Jorpanschen Sammlung, speziell an dem von mir präparierten sogenannten „Jorpanschen Prachtstück* beobachtete ich keine Spur; auch REıs und — 268 — —— il, —— JAEKEL kommen zum gleichen Resultat. Die Darstellung von FRITscH, die auf undeutlichem Material basiert, kommt demgegenüber kaum in Betracht. GEGENBAUR läßt die Möglichkeit zu, daß im weiteren Verlaufe der Entwickelung die Maxilla superior sich als Belagknochen auf einem der Labialknorpel bildet, und zieht als Stütze das Verhalten von Spatularia heran. „Die erste Entstehung dieses Knochens (Maxilla) ist also nach dieser Deutung an einen Labialknorpel geknüpft.“ Ist das richtig und ist andererseits sicher, daß Pleuracanthus keine Labialknorpel besaß, so würde bei diesem mit den Labialknorpeln auch die morphologische Basis für das Maxillare verloren gegangen sein. Mir will eine derartige Deutung etwas gezwungen erscheinen. Die Acanthodier besitzen keine Lippenknorpel, nach REıs. Dagegen deutet JAEKEL an einem Janassa-Stück der Haller Sammlung zwei neben der Mundspalte liegende schwach verkalkte Knorpel als solche !). JAEKEL, der anfänglich, nach seinen Studien an Pleuracanthus, ein Gegner der Kiemenbogen- hypothese war, ist seitdem ein Anhänger. Aus paläontologischem Befunde ist hierüber vorläufig nicht zu entscheiden, auch nicht darüber, ob Formen ohne Lippenknorpel, wie Pleuracanthus und Cladodus (?), als spezialisiertere aufzufassen sind. In neuester Zeit hat JAEKEL seine Theorie der Lippenknorpel noch weiter ausgebaut und sich dabei auf eine von ihm beobachtete Gliederung des Acanthodes-Kiefers bezogen ?). Die Umrißform des Acanthodes-Kiefers läßt nicht nur einen Vergleich zu mit dem Selachier- Palatoquadratun, sondern läßt auch eine ebenso umrissene einheitliche Knorpelmasse als Grundlage voraussetzen. Daß diese sich in drei Stücke zerlegt, kann gewiß auf ein ursprüngliches Verhalten zurück- deuten, aber notwendige Annahme ist das nicht. Es kann auch eine Neuerung vorliegen. Und daß nun diese drei Stücke sich auf zwei verschiedene Kiemenbögen verteilen, zwei mit dem hier zweiteiligen Unterkiefer einen Bogen bilden, das dritte als labiales Bogenstück mit den Labialknorpeln zusammen- gebracht wird, stüzt sich auf sehr schwer zu beweisende Prämissen. Die ursprünglich vierteilige Gliederung des Visceralbogens ist unbewiesen und die Natur der Labialknorpel eine ganz strittige. Hat doch auch GEGENBAUER selbst die von ihm gekennzeichnete typische Gliederung als einen sekundären Erwerb aufgefaßt?) Ontogenetisch ist die Zweiteilung in einen epibranchialen und einen ceratobranchialen Abschnitt das, wie es scheint, allein beständige Verhalten. Sehr frühe entwickeln sich dann über jedem Epibranchiale kleine Pharyngobranchialia (PARKER, BALFOUR). Beim Hyoidbogen schiebt sich' im Gegensatz hierzu ventral eine flaches Basihyale ein (bei Scyllium canicula, nach PARKER). JAEKEL hat mit Recht betont‘), daß der einheitliche Knorpel oft heterogene Anlagen vereinigt und durchaus nicht immer eine primitive Stufe anzeigt. Aber der von ihm geschilderten Dreiteiligkeit des knorpeligen Acanthodes-Kiefers lege ich eine so fundamentale Bedeutung nicht bei. Man braucht sich 1) Zeitschr. d. Dtsch. geol. Ges. 1899. pag. 269. t. 15 £. 1. 2) Zeitschrift der Deutschen geol. Ges. 1899. 7—4. Auch das Complementare des Unterkiefers wird von JAEREL mit dem Labialknorpel in Verbindung gebracht (Sitz.-Ber. Naturf. Freunde 1905. No. 4). 3) Vergl. Anatomie der Wirbeltiere. 1398. „Die Gliederung der Bogen ist also keine den Bogen an sich zukommende Eigenschaft, sie entsprang vielmehr aus der Anpassung dieser Skelettteile an die kaudalwärts sich verengernde Kopfdarm- oder Kiemenhöhle etc.“ 4) Zeitschrift Dtsch. geol. Ges. 1899. 2. 2.069, 35* a oe nur z.B. die ganz eänogenetische Aufteilung des Knorpels in der Ichthyosaurier-Extremität zu vergegen- wärtigen. Es ist gar nicht zu umgehen, für diese einen einheitlichen Knorpel anzunehmen. Man beachte dann, wie verschiedenartig dieser sich gliedert in der Hand eines I. communis und eines fricissus etc., wie sich selbst Knochenzentren entwickeln, die ganz abseits der sog. Fingerstrahlen, zwischen Polygonal- platten eingeschaltet erscheinen. Ursprüngliche Beschaffenheit der Ahnen und Vererbung haben gewiß auch hier eine richtende, herrschende Bedeutung, aber die Einschmel- zung zu einem einheitlichen Knorpel bringt es mit sich, daß manche Neuerungen und Abschweifungen in seine Differenzierung einspielen !). Nachdem KARL FÜRBRINGER die Lippenknorpel auch bei Chlamydoselache und Heptanchus nachgewiesen hat, scheint deren Aus- bildung als eine Eigentümlichkeit aller bekannten lebenden Haifische erwiesen; sie sind also für diese, wie KARL FÜRBRINGER sich ausdrückt, typische Gebilde, und ihr Fehlen bei älteren Haifischen wie Pleura- canthus muß als eine wichtige Abweichung registriert werden. Aber diese Abweichung kann zwei Gründe haben. Entweder sind, und das nimmt KARL FÜRBRINGER an, Rudimente verloren gegangen, oder aber die Entwickelung der Lippenknorpel hat noch gar nicht eingesetzt. Das heißt, sie für eine Neubildung erklären. Die Ansicht JOH. MÜLLERS war dies ganz entschieden. Für einen Schluß von solcher Tragweite liegt noch kein paläontologisches Material vor, aber das sei doch betont, daß bisher nur die spezialisierte, neodyadische Janassa Lippenknorpel erkennen ließ, bei Pleuracanthus und Acan- thodes ihr Fehlen beobachtet ist, und daß Liasformen, wie Hybodus, diese Knorpel zwar zeigen, aber sicher nicht in höherer Ausbildung Fig. 3. Vorderpaddel von Ich- ls moderne Typen von Selachiern. tIhyosaurus quadriseissus Qu. mit au- Man könnte versucht sein, unter ähnlichem Gesichtswinkel xiliaren Knochenplatten. Orig. in der Schron. . ! zu n . Sr A en in den Unterschied in der Zahl der Kiemenbögen bei Pleuracanthus, Tübingen. Hybodus auf der einen, Notidanus, Chlamydoselache auf der anderen Seite zu betrachten. Jedenfalls haben wir allen Grund, voraussetzungslos an die Frage heranzutreten, welche Ent- wickelungsrichtung im Skelettbau der Haifische steckt. Die Wirbelsäule. Die Gliederung der Wirbelsäule ist durch die Bogenteile und Anhänge gegeben, eine Differen- zierung der Chorda und Verkalkung der Wirbelkörper hat nicht stattgefunden. Zwischen der 1. Dorsalis und dem Kopfe stehen die Bogenteile gedrängt; außer den Neu- ralien scheinen Interkalarstücke entwickelt, die sich eng an jene anschließen. An beiden können Nervenperforationen erkannt werden. Untere Bögen fehlen. ; Dann folgt eine Thorakalregion mit langen Rippen. Ich zähle 14 derselben. Die Bogenteile 1) Ueber die Variabilität des Knorpelskelettes auf weiterer Grundlage cf. auch R. BURCKHARDT, Laemargus. Anat. Anz. 1900. pag. 488. N — 13 sind bedeutend flattriger als im vorderen Teile, jedoch sind Interkalarstücke noch vorhanden und besonders unter der Dorsalis I zu kräftigen Platten entwickelt. Hinter den rippentragenden Wirbeln folgen bis zur 2. Dorsalflosse 24 Wirbel mit paarigen Hämapophysen, welche durch eine Verschiebung des Tieres auseinandergedrängt sind, aber in zwei genau korrespondierenden Reihen liegen. Sie sind nicht halb so lang wie die Rippen, aber ihnen offenbar homolog. e Die Bogenteile bestehen aus schmalen Neuralien, je zwei über jedem Wirbel deutlich getrennt; Intercalaria fehlen. Die Neuralia nehmen etwas, die Hämapophysen sehr rasch an Größe ab. Zwischen Dorsalis II und der Schwanzflosse sind die Bogenteile kaum vorhanden. Die Neuralia sind schmale, paarige Knorpelstäbe, Hämapophysen fehlen. Da die Erhaltung des ganzen Tieres eine so vorzügliche ist, liegt keine Zufälligkeit der Fossilisation vor; ein inMünchen befindliches Stück stimmt vollkommen überein. In der Schwanzflosse verschwinden die Neuralia. Unter der Chorda sind wieder die Hämapophysen als starke Knorpelspangen entwickelt, die über dem unteren Flossenlappen am längsten sind und von hier aus nach vorn und nach hinten an Größe abnehmen. Sie sind paarig angelegt. Die oft gehörte Behauptung, daß Hybodus nur mit Cestracion verglichen werden könne, findet ihr starkes Hindernis in den gänzlich verschiedenen Verhältnissen der Wirbelbildung, die schon in jurassischer Zeit bei Cestracion einen abgeschlossenen, bei Hybodus einen ganz unfertigen, aber zugleich spezialisierten Charakter trägt. Ich bilde, um einen Vergleich zu ermöglichen, das gut erhaltene Exemplar eines Cestracion falcifer ab, das unsere Sammlung aus dem oberen weißen Jura von Solnhofen besitzt (Taf. IV [XIV]). Palaeospinaw im Lias und Synechodus aus der Kreide stehen sehr nahe; die asterospondyle Bildung der Wirbel ist bei jenem schwächer ausgeprägt, bei diesem sehr deutlich. Die Cestracion-Art des oberen Jura hält in dieser Beziehung die Mitte; auch auf der Abbildung Taf. IV [XIV], Fig. 2 er- kennt man die seitlichen Leisten am Wirbel, welche durch die asterospondylische Verkalkung hervor- gerufen werden. Die unpaaren Flossen. 1. Rückenflossen. Die vordere Dorsalis (Taf. III [XIII]) ist etwas kleiner als die hintere, besitzt aber den größeren Stachel, dessen obere Spitze zugleich die Spitze der häutigen Flosse ist. Als Träger des Stachels dient eine große Knorpelplatte, welche ihm im Wurzelteil anliegt und bis etwa zur Hälfte der Länge hinaufreicht. Ihr schließt sich ein strahlenförmiges Gebilde an, das aus 2 isolierten, im Winkel zueinander stehenden Stäben besteht, von denen der proximale der weitaus kürzere ist. Die unter ihm befindlichen Neuralteile der Wirbel sind stärker nach rückwärts geneigt als sonst in der Wirbelsäule und deutlich von den Knorpelstützen der Flosse geschieden. Die hintere Dorsalis ist kompliziert gebaut. Auch hier tritt als Stütze und Fortsetzung des Flossenstachels ein großes dreiseitiges Knorpelstück auf, welches von der proximalen Wurzel des Stachels an bis zur Hälfte der Höhe an ihm haftet. Darunter liegen, deutlich getrennt, die zurückgebogenen Bogenteile der Wirbelsäule. Nach rückwärts reihen sich an die Knorpelplatte deutliche Radien; wenn man diese Teile isoliert fände, würde man sie mit der Beckenflosse fast verwechseln können. Vier kurze Radien setzen sich direkt an die Knorpelplatte, die übrigen fünf scheinen in Beziehung zu einem gegliederten Hauptstrahl, — 271 — Sun ar der von der Knochenplatte nach hinten zieht, zu treten, resp. besitzen in eine solche Reihe geordnete Basalstücke. Auch an dem Münchener Stück sind diese Knorpel nachweisbar, aber in etwas anderer Anordnung, wohl auch etwas verlagert und an Zahl reduziert. Bei den Cestracioniden stehen Flossen und Stacheln in einem ganz anderen Verhältnis. Die weichen, flattrigen Flossen erheben sich viel höher als die relativ kurzen Stacheln, deren Spitzen sich vom Flossenrande frei machen. Sie können als Waffen funktionieren, aber schwerlich als Flossen- spanner. Aehnlich wie bei Cestracion sind sie auch bei Palaeospinax. Bei allen sind sie der Wirbel- säule viel näher gerückt, so daß sie bei Cestracion faleifer fast auf dieser zu ruhen kommen, für ein Gebilde der Haut zweifellos ein sekundäres Verhalten. 2. Die Analflosse. Die breit-dreiseitige, niedrige Flosse hat einen eigentümlichen Stützapparat. Ein dreiseitiger Knorpel trägt auf seiner oberen (proximalen) Seite drei andere Knorpelstücke, von denen das vordere das größte, das hintere das kleinste ist. Am Hinterrande inseriert ein einzelner Knorpelstab, von dem noch ein proximaler Abschnitt abgegliedert ist. In dieser ganzen Region ist die Wirbelsäule nur durch schwache, obere Bögen vertreten. 3. Die Schwanzflosse. Die deutlich aufwärts gebogene Flosse ist im oberen Lappen von der Wirbelsäule durchzogen ; der untere, spitz-dreieckige Lappen steht der Analis sehr genähert und ist von derselben Größe. Von der Wirbelsäule sind nur untere Bögen bemerkbar, welche über dem unteren Lappen der Flosse an Größe enorm zunehmen und als Träger der Flosse bezeichnet werden können. Die oberen Bögen setzen zu- erst über dem unteren Lappen der Flosse ein als schwache, paarige Stücke, die unteren Stücke verlieren sich vor der Analis vollständig. Verglichen mit Cestracion ist die Schwanzflosse ausgeprägter he- Fig. 4A und B. A Analflosse von Cestracion, B Analflosse von Poly- terocerk, viel schlanker zugespitzt, pterus bichir (zum Vergleich der Stützelemente). und der untere Lappen ist geringer entwickelt. Die Analis schließt sich unmittelbar an die Caudalis an, während die Analis bei Cestracion durch ein auffälliges Diastema ge- trennt und mehr in die Länge als in die Breite gedehnt ist. Auch der Stützapparat ist verschieden. Man kann auch Vergleiche mit Pleuracanthus ziehen. Diese vielbesprochene Gattung hat 2 Anal- flossen, deren hintere dem unteren Schwanzlappen bei Hybodus entspricht. Beide Flossen haben eine Anzahl knorpliger Stützen, deren Anordnung von BRONGNIART etwas kühn mit dem Gliedmaßenskelett der höheren Vertebraten in Zusammenhang gebracht wurde. Schwerlich traten auch die Flossen so — 20 — —, —— auffallend heraus, wie BRONGNIART, FRITSCH und A. SmITtH WOOoDWARD (Guide. pag. 66) sie zeichnen. Diese gleichsam gestielten Anhänge sind mechanisch ganz unverständlich, und ich kenne kein fossiles Fig. 5A und B. A Schwanzflosse und Analflosse von Hybodus Hauffianus, B Schwanzflosse eines jungen Cestracion (Heterodontus) Philippi. Das Skelett derselben ist bei durchfallendem Licht gezeichnet, ohne die Haut zu entfernen. (Zool. Museum Berlin.) Zeichnet man sie, wie DÖDERLEIN (Foss. Wirbeltiere. Stück, das uns zu dieser Rekonstruktion zwänge. Man kann dann an die Knorpel- pag. 533) es tut, so verlieren sie den auffallenden Habitus fast ganz. —_— 293 — oe bildungen im unteren Schwanzlappen und in der Analis bei Hybodus und Cestracion anknüpfen (vergl. Fig. 4A). Eine nähere Verwandtschaft liegt aber nicht vor. Der Schultergürtel bildet eine einheitliche, derbe Spange, die hufeisenförmig gebogen und nach oben zugespitzt ist. Das Münchener Stück zeigt dies sehr gut, während an dem unserigen nur die linke Hälfte sichtbar ist. Sie ist, wenigstens im ventralen Teile, nach oben etwas verschwommen abgegrenzt, da sich hier die Knorpel des Kiemengerüstes darauf lagern, aber um so deutlicher erkennt man die Artikulationsstellen für die basalen Knorpel der Brustflosse, die in situ daran haftet. Brustflosse. Im basalen Teile der Brustflosse lassen sich als distinkte Knorpel unterscheiden (Taf. III [XIIT]). 1. Ein Propterygium, an dem ein einziger Radius seine Stütze findet. Dieser längliche, unregel- mäßig polygonale Knorpel ist etwas nach vorn konvex und bildet den proximalen Teil des Flossenrandes. 2. Ein Mesopterygium, welches 7 Radien trägt und den größten Knorpel der Flossenbasis darstellt. 3. Ein Metapterygium, das verquetscht ist und in seiner Form nicht ganz klar zum Aus- druck kommt. Es trägt nur wenige (?3) Radien und ist relativ klein. Die Radien sind gegliedert, und zwar in einen kurzen proximalen Abschnitt und in einen längeren, zugespitzten distalen Teil. Sie füllen etwa das proximale Drittel der Flosse aus, welche schräg nach hinten gerichtet ist und sich stark verschmälert. Die Beckenflosse. Die rechte Beckenflosse ist von innen entblößt, die linke stark zusammengeschoben. Ein einheitliches, dreiseitiges Knorpelstück stellt das Basale dar. An seine hintere Spitze legt sich der Hauptstrahl, dessen proximales Glied bedeutend verbreitert ist und seinerseits als Stütze für 3 Radien dient. Sieben andere Radien heften sich an die Unterseite der Basale. Sie füllen nur einen geringen Teil der häutigen Flosse aus, welche ein fast regelmäßig gleichseitiges Dreieck bildet. Eine undeutliche Segmentierung des Basale könnte vermuten lassen, daß es durch Verwachsung der Radien entstanden ist; es würde dadurch an die Bildung bei den Stören erinnert. Aber auch bei Cestracion beobachtete ich ähnliche Teilungen. Die Brustflosse weicht erheblich von dem Typus ab, den CAMPBELL BROwN an dem Soln- hofener Hyb. Fraasi festgestellt und, zu früh verallgemeinernd, seiner Vergleichung mit anderen Flossen- formen zu Grunde legte!). Das sogenannte Metapterygium hat dort eine ganz eigenartige, an einen Stachel erinnernde Ausbildung; es trägt keine Radien, und nach C. Brown diente es nur zum Durch- schneiden des Wassers. Das wäre ja ein Teil der Funktion eines Stachels. Nun ist aber das sogenannte Metapterygium ein deutliches Propterygium, die Flosse also im Schema invers dargestellt. Die Abbildung des Skelettes, t. 15 f. 1, läßt dies erkennen; eine Drehung der Flosse kann schon deswegen nicht vorliegen, weil sie noch mit ihren drei Gelenk- 1) Die biseriale Anordnung der Radialstücke in der Brustflosse des Solnhofener Hybodus scheint mir dadurch vor- getäuscht zu werden, daß Teile der linken Flosse durchschimmern. Die Rekonstruktion auf pag. 171 ist, auch abgesehen von der Verwechselung von Propterygium und Metapterygium, verfehlt. — 2A — in flächen am Schultergürtel haftet und lateraler und medianer Rand leicht unterschieden werden können. Damit ist alles, was C. Brown über die Beziehung zu Cladodus und Symmorium sagt, hinfällig und insbesondere der Satz: „Wir haben hier eine natürliche Reihe, welche mit dem segmentierten Archiptery- gium bei Pleuracanthus beginnt; daraus entwickelt sich das segmentierte Metapterygium bei Cladodus, aus welchem das unsegmentierte Metapterygium bei Symmorium hervorgeht, dem dann als Endglied der Reihe das verkürzte und unsegmentierte Metapterygium bei Hybodus folgt.“ Diese Reihe fällt, da Ungleichartiges, Propterygium und Metapterygium, verglichen wurde. Bei unserem Exemplar ist das Propterygium fast genau wie bei Acanthias gebildet; sein Basale ist eine proximal erweiterte, nach vorn stark vorgezogene Knorpelplatte, an welche sich noch ein, vielleicht auch zwei kleinere Knorpel schließen, wenn man den distalen derselben nicht schon als einen etwas abgebogenen Radius des Mesopterygium betrachten will). Leider ist der Aufbau der Flosse im metapterygialen Abschnitt unklar. Von einer längeren segmentierten Achse kann aber schwerlich gesprochen werden. Diese würde man erkennen, da die Flosse in natürlicher Lage sich befindet und nichts zerstört ist. Die Radien lassen sich deutlich erkennen und begleiten den vorderen Rand der mesopterygialen Knorpel, ohne auf die hintere Seite überzugehen; sie stehen uniserial. Sehr bemerkenswert ist, daß dieses Knorpelskelett noch nicht die Hälfte der Flosse einnimmt; eine die Radienenden verbindende Linie schneidet im Bogen quer durch den Flossenkörper. Hornfiden durchziehen diesen reichlich, am Stuttgarter Exemplar besser zu erkennen als an unserem ?). In GEGENBAURS erstem Versuch), die Extremität der Tetrapoden nach dem Befunde bei den Selachiern zu erklären, wurde die Reihe des Metapterygiums mit der Reihe: Humerus, Radius, Radiale carpi, Carpale!, Metacarpale!, 1. Finger verglichen. Diese Reihe wird als Stammreihe bezeichnet. Von ihr gehen 3—4 Radien aus in derselben Weise wie die Radien von den Randstücken des Metapterygiums. Die öfter als Prototyp eines niederen Zustandes erwähnte Ichthyosaurus-Hand läßt sich in vielen Fällen (nicht bei allen Arten) nach dieser Idee schematisieren. Es ergibt sich nur die Schwierigkeit, daß der Vorderrand (oder laterale Rand) der Ichthyosaurus-Flosse allerdings durch die radiale Reihe gebildet wird, daß aber bei Haifischen dies die Region des Propterygiums ist. Das Metapterygium liegt ja medial, bez. hinten, wenn die Flossen in die Medianebene gepreßt werden. Später hat GEGENBAUR seine Ansicht geändert, zugleich aber auch unbestimmtere Formu- lierungen gegeben. In der letzten zusammenfassenden Schrift (Vergl. Anatomie der Wirbeltiere. I. 1898) ist in fig. 330 die ulnare Reihe als Stammreihe gekennzeichnet. Den Versuchen, der Extremität der Tetrapoden das biseriale Archipterygium zu Grunde zu legen, wird eine gewisse Berechtigung zuerkannt. 1) Die Interpretation der basalen Knorpel ist auch bei lebenden Haien nicht immer sicher. Bei den Notidaniden ist das Propterygium im Schwinden und auf die Gelenkung am Schultergürtel reduziert, bei Heterodontus Philippi überhaupt nicht mehr vorhanden und das Mesopterygium der größte Knorpel. Bei Seymnus lichia zeichnet GEGENBAUR den einzigen basalen Knorpel als Metapterygium. 2) An dem nach München gekommenen Exemplar ist das vordere Flossenpaar stark disloziert und gedreht; dabei ist das Knorpelskelett der einen Flosse stark auseinandergezogen. Das Tübinger Stück zeigt die richtige Lagerung. Ganz interessant ist die Spaltung resp. „Sprossung‘ im Sinne GEGENBAURs, welche einige der dislozierten Knorpelspangen erkennen lassen. 3) Untersuchungen z. vergl. Anatomie der Wirbeltiere. II. Teil. 1865. pag. 164. Ferner: Jenaische Zeitschrift. Bd. 5. 1870. pag. 333 ff. Geolog. u. Paläont. Abh., N.F. V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 4. 3 — 25 — 35 Wollten wir einräumen, daß die Ichthyosaurier im Laufe der Veränderungen, die sie an die schwimmende Lebensweise gefesselt haben, auf primitive Zustände zurückgegangen sind, so könnte man ihr Handskelett auf beide Weise deuten. Vier Phalangenreihen werden sich leicht als Strahlen einer ulnaren Stammreihe ergeben. Schwierigkeiten macht aber die mehr oder weniger re- ducierte extraulnare Phalangenreihe, die eventuell als Rest biserialer Anordnung gedeutet werden müßte, und unvereinbar sind die Handbildungen gerade der ältesten triassischen und li- assischen Formen. Bei den Beckenflossen tritt eine Mittelreihe oft deutlich hervor; bei Ophthalmosaurus artikulieren auch am Humerus drei Knochen. Aber dies sind sekundäre Aenderungen, die nicht als Stütze für die Ableitung vom biserialen Archipterygium gelten dürfen. Es bliebe auch unter allen Umständen ge- fährlich, zu viel Vertrauen in die Prämisse zu setzen, daß durch die Anpassung der Ichthyosaurier ursprüngliche Zustände hergestellt sind. Ich werde in einer späteren Arbeit zeigen, wie die Bewegungs- mechanik hier eingriff. Ihr wird man auch bei der Variation der Haifischflossen eine größere Rolle, als bisher geschehen, zuerteilen müssen. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. — 3204 | = ” Unterer Lias 2 Il! I rh Graue Korallenkalke IK, FAN KazeE | Schraze Kalkeund Thonschiefer \ I Haupt Ad IR dolomit | i N £ | Bunte Gypsmergel RN & Raibler e | Kaske (Schichten \RGUE ‚Rothe undgrüne Mergel, ST Tuffsandsteine und Gyps Sr | Wengener Riffkalke 3 38 Daonellenschichten E SN 5% Mur | Buchensteiner Knoltenkalk > 3 | Unterer Muschelkalk N Geolog. Paläc Malm und DM = unt. Abh.. N. FF, Anschwemmungen m. nen ame GEOLOGISCHES KÄRTEHEN Terra rossa z. Th. f Torf al EOSEE'S Innere Moränenzone I ? Niederterrasse Jüngere flurieglaciale Schölter Interglacialer Mergel, Thon und Kalk A. Baltzer. Mittlere - Aeussere Moränenzone Glacial- und Interglacal ieltere Grundmoräne von Planico et zeit Wallmoränen ? Hochterrasse £ Aeltere fluriogladiale Schotter © Rundhöcker u Drums Aeltere Olacial- u ? Deckenschotter Aeltere glaciale Conglomerate = | Terrassenränder der Isola ei Tertiäres Conglomerat von M. Orfano Gyns les | Sandsteine mit Pflanzenspuren jEBBEEESEE Quarzporphyr R l | Bunte Mergel und Kreide cr Daaeerekıne 1 Sandsteine „„Scaglid’?Senon) „‚Majolica‘* ‚Bunte Kieselschiefer u. Kalke „Rosso ad Aptici'* Dogger Oberer Lias Rosso ammonitico I Lies NEN sunerer vis Bunte Gypsmergel u. Tone al are Rauhwacke | Werfener Schichten Untere Trias Alpiner Buntsandstein & X.) Bd., Heft 2 (Verlag von Gustav I Postglaciale Terrassen der UMGEBUNGEN des [ Ns: Y Fischer, Jena) das Diluvium abgedeckt mit Ausnahme runceschini \ des Pianicobeckens, der Wallmorunen und Drums Spnehen N Ka | | ' li 4 > il Rom 74 0 = Antiklinalen Synelinalen za — Verwerfungen Veberschledungen —= Schrammen a Streichen Fallen Saiger Flach Versteinerungen Glaciale Wasserläufe Steinbrüche, “nx|+Ft Minen ‚ROS Krearen, n ce ) E i H.Kömmerty s Frey. Bam 1 .Servino“ | = 5 Anı S Rothe und graue Sandsteine S sd S und Conglomerate ü x = Ja H \ Sandsteine, Schiefer, a 32 Perm pP Conglomerate und S Eu | wulstige rothe Quaraphyliite (9P) a S || i ! i Feschiera 5 { Palaeozoisch? Sericitische RERAELSE Nr, 75 j y _araglio / Ai x 85 | Archaeisch ? \SC | Gneisse und Quarzphyllite FR a E [ x — R Ä , - ‘ | NB. Nördlich der Linie Iso, Sarnico, Adrara ist “ B Giargi | ur ” SEN Scala chilometrica dil a10Uu000 _ 3 } z Riproduzıone riservata % he —— hd mund x a — nn en Iryuidistanza € di 30 metri nee een “ Anne Prada surgarire . 2* omunionz” fra capolusge en rt Ss, Aurasia datt, : 3” Omaninzk” sundarı m: Hhomsia. = email, mals — 5 mm nn nn Trameia va side rotahile aeessssnsssnssnunmnunnn ig 4° Nun sempre prubabile ee fü Erklärung der Tafel Il. B ı h j # ß ? | wir \ hi N # ' at & ee | P j uf N. Der) Bei meinem ersten Besuche des Iseosees leisteten mir die Vedute prospettive von Curıoxı, wie über- haupt dessen treflliche Geologia applicata, gute Dienste. Curıonı war aber kein Zeichner. Ich entschloss mich daher, in ähnlicher Weise die beiden Seeseiten und noch ein Stück darüber hinaus geologisch und perspectivisch darzustellen, was zahlreiche Zeichnungen nöthig machte. Um die beiden Querprofile vergleichbar zu machen, sind beide gleichmässig von SW nach NO gelegt. Durch diese Profile wird der Text entlastet, sie verschaffen auch dem flüchtigen geologischen Besucher, der etwa nur den See befährt, eine Einsicht in die Tektonik und die äusseren Formen. Fig. 1 in 1:25000 veranschaulicht die Umkippung der Schichten am Südrande, die in sich ge- faltete grosse Liasmulde !), das Gewölbe des Mte. Pora, die Lage und Zusammen- setzung des Beckens von Pianico, das Auftreten der Porphyre, die Verwerfung von S. Vigilio. Ferner ist das unter den Meeresspiegel reichende Seebecken im richtigen Maasstabe eingezeichnet. Die aus Zweekmässigkeitsgründen (wie auch bei Profil 2) etwas gebrochene Profil- linie wurde auf eine nahezu Gerade projieirt. Fig. 2. Das Profil, welches vom Mte. Redondone ab ungefähr der östlichen Kartengrenze folgt, zeigt die camunische Ueberschiebung der Serieitgneisse und Phyllite auf Trias und Perm. Auf dieser Uebersehiebung beruht der grosse tektonische und topographische Gegensatz beider Seiten des Camonicathales: aut der Westseite die schroffen Muschel- kalkabstürze des Pora-Erbanno-Massivs, auf der Ostseite die milden, pfannen- artig flachen Erosionsformen von Colma, Rotondo, Corniolo und Spluda. In diesem Profile ist auch der interessante rückläufige Moränen- und Terrassenzug im Bereiche des Lias eingetragen und (nach Mosus) die obere Grenze der erratischen Blöcke. Hieraus ergiebt sich die tektonische Erklärung des Seebeckens (vergl. pag. 21). Fig. 3 zeigt die Lagerungsstörungen im Mittelschenkel der in Fig. 1 nur ganz schematisch dar- gestellten Predorefalte. 1) Wie aus den Sehichtenstellungen am Seeufer bei Tavernola hervorgeht, ist Val Vigolo des Profils als flache Mulde, nicht als Isoklinalthal aufzufassen. Hieran schliessen sich dann gegen Norden, im Mte. Sarezano, ein oder mehrere flache Wellen bis zum Gewölb von Parzanica an. Dezzothal M* Erbanno Thalsohle des Cam onicathales Sciano 380 Casino Boario Meeresniveaaux Darfo 221 razıeKorallenkalke. Schwarze Kalke rw. Thonschiefer __Tergel, Tuffsandsteine, halk u Gyps "engener Rüfkalke x FE ncchictert uchensteiner Krollenkalke, eschelkalk im eng. Sinn, nte/Oypsmergel w.IThone' D5 auhmacke erfenerschichten/( Servino) indsteine w. Conglomerate mE ndsteine,, Schiefer, Conglomerate, rothe/Quarzphyllite von Corna/ 1b prieitische Gneisse u._Phyllite EIN led "2 da Nlentschtebung: sebene,l erwerfungen H.Kümmerly & Frey Bern. Die Faltungen von Predore und Parzanica, prachtvoll aufgeschlossen und vom See aus sichtbar, können als typische Falten der südlichen Kalkalpen bezeichnet werden (vergl. pag. 5 [71] und pag. 8 [74)). er Geolog. un | Südwest - Du u Portirone Geolog. und Paläont. Abh.. N. F. V.(der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 2. Taf. li. 5 U Colle M“ Faeto Casa Pompıano Cambline Südwest Forcella = Colle Gambline Colle del Grogo Mondara Nordost 395 814 957 21. Sarnico Iseoseespiegel Villa Franceschini S.Gregorio Baltzer del. 197m 185m Capo Corno Profilansicht der Falte von Predore. Rechtes Seeufer von Sarnico bis Predore. = Lage von Parzanica St Trinita £ 1106 W222 H.Kümmerly & Frey, Bern Baltzer del, Liasgewölb von Parzanica am Westufer des Iseosee's. Sandsteine d P Aa BE car BEE seaglia BEER najolica U HEINE BE Lias EEE unterer Lias BEER Roaet Verlag von Gustav Fischer, Jena. Fig. 1. Moränenamphitheater der Francia Corta, am Südende des Iseosees. Dieses Amphitheater ist nieht das grösste, aber das regelmässigste, vollständigste und vor allen Dingen übersichtlichste der Südseite der Alpen. Seine gute Er- haltung verdankt es dem Umstande, dass die Entwässerung, bevor sich die innersten Bogen bildeten, nach der Seite von Sarnico abgelenkt und dadurch der alte Ablauf des Fosso Longherone (vergl. die Karte) trocken gelegt wurde. Die weitere Zerstückelung der Moränen erreichte damit ihr Ende. Fig. 2. Profil der Raiblerschichten am Col Groce bei Pisogne. Fig. 3. Profil im Gypsbruch bei Pisogne. Fig. 4 Ansicht des Amphitheaters aus der Vogelperspective, gezeichnet von der Casa Pom- piana (ca. 578 m über Meer, 393 m über dem Iseosee), nordöstlich von Sarnico. Sie giebt den Character des Amphitheaters. Links die grössten Torfmoore der Lom- bardei, mit Pfahlbautenresten, in der Mitte und reehts das Gehügel der Francia Corta mit reiehen Culturen von Reben, Mais und Maulbeerbäumen; jenseits der Mo- ränen die unabsehbare Fläche der Lombardei mit ihren Siedelungen. Der grosse Hauptmoränenzug ist in viele einzelne Hügel aufgelöst, die sich 50, 70, 80, ja im Osten 120 m über die Depression zwischen der grossen Endmoräne und der nächstfolgenden inneren Moräne erheben. Die Aufschüttung erfolgte also nicht gleichmässig, sondern bald da, bald dort, ähnlich wie bei der grossen bernischen Endmoräne. Fig. 5 Schema der Ueberschiebung der Serieitgneisse und Phyllite auf Trias und Perm zwischen unteren Camonica- und Chiesethale. Dies Schema dient zur Ergänzung der geologischen Karte der Umgebungen des Iseosees und zur Erläuterung des Abschnittes II. Taf. ll. Gegend v. Adro Westseite Juraberge bei dro A.Baltzer Aufgenommen von einer Moräne (235m) bei Provaglio. vllite auf Trias und Perm iesethal von A. Baltzer. NY38 "A344 ® ATSIWWNY 'H "HLIT Fig. 1. Landschaftstypus vom Iseosee. Ansicht der Nordseite der Insel im Iseosee, mit der Madonna della Seriola auf der Spitze, von Marone her. Links auf dem Felsen das Kirehlein S. Pietro. Fig. 2. Die Erdpfeiler von Cislano. Wurden wie die bei Bozen, denen sie an Schönheit wenig nachgeben, durch Erosion in einem mit licht gefärbtem Gletschersehutt ausge- füllten, weiter unten bei Marone ausmündenden Seitenthälehen gebildet. Schutt reich an Blöcken (Porphyr, Sandstein, Gneiss ete.), Bindemittel lehmig-sandig, ziemlich fest. Einer der Pfeiler ist ea. 60‘ hoch und hat einen sehirmenden Block von ca. 8 cbm Umfang. Links ist an einem der Pfeiler der Schutz durch Wurzelwerk hergestellt. Statt Pfeiler bemerkt man z. B. rechts auch schräg herablaufende Coulissen, aus denen sich die Pfeiler entwickeln. ‚Anm. Sämmtliche Lichtdrucke sind nach Originalaufnahmen von Dr. Hucı in Bern angefertigt. Geolog. u. Paläont. Abh., N. F., V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 2. Tafel IV. 1. Mont-Isola, Insel des Iseosees, von Marone aus. Verlag von Gustav Fischer in Jena. 2. Erdpfeiler von Cislano, bei Marone am Iseosee. Erklärung der Tafel V. Fig. 1 u. 2 stellen den Riesenkessel, „Pozzo glaciale“, von Capo Corno zwischen Predore und Tavernola vor, der durch seine Dimensionen und sonstigen Eigenschaften den Luzerner Kesseln durchaus ebenbürtig ist. Eigenartig ist seine Lage an einer steilen Felswand, ca. 30 m über dem See und 24 m über der Strasse (vergl. die Karte). Herr Sına in Tavernola hat ihn in dankenswerther Weise zugänglich gemacht und bewahrt die glaeialen Mahlsteine auf (vergl. pag. 33 [99)). Fig. 2 ist von innen her aufgenommen; beifolgende Textfig. 19 stellt den ungefähren Durchschnitt dar. Länge des Schlauches ungefähr zu 12 m bei 5 m Breite geschätzt. Er geht an- WNW. so Strasse — .“ ; —_ Iseosee Zr = Fig. 19. Durehschnitt durch den Riesenkessel bei Capo Corno zwischen Predore und Tavernola. «a! Schraubengänge. fänglich flacher, dann steiler abwärts. Im unteren gerundeten und geschrammten Theile bemerkt man 4 Sehraubengänge. Die Auskesselung links ist oval (grösste Breite ca. 1 m), ebenfalls mit Schraubengang. Der glaeiale Ursprung ist zweifellos. Dieser Kessel liegt dort, wo der Fels am Meisten in den See vorspringt, sodann ist hervorzuheben, dass die Axe des Kessels nicht vertical, sondern schräg und etwas nach rückwärts gerichtet ist (Gletscheraxe NS, Kesselaxe ca. SO—-WNW). Kein über die Felswände kommender Bach kann ihn erzeugt haben, weil jegliche Spur einer Wasserrinne fehlt. Dagegen be- merkt man an der nördlichen Kesselwandung selbst eine 1 m breite und tiefe, ca. 6 m lange Zuflussrinne. So hoch mindestens, d. h. 36 m über dem heutigen Seespiegel des Kessels muss der alte Gletscher gestanden haben, dessen Schmelzwasser den Kessel erzeugte. Es liegt aber der Topf gerade an der Stelle, wo der alte Gletscher eine scharfe Biegung aus NS in WSW macht. Aus alldem geht hervor, dass der Kessel am Seitenrande des alten Gletschers ent- stand, der hier an der scharfen Umbiegung beträchtliche Spalten warf. Die Strömung kam vom Gletscher her, es war einer jener starken, in tiefen Schmelzrinnen fliessenden Gletscherbäche, wie wir sie z. B. auf dem Gorner- und Aletsch -Gletscher beobachten. Dieser Bach floss über die sich nach seitwärts absenkende Eisböschung (vgl. Unteraar- Gletscher bei Pavillon Dolfuss) und stürzte über den Eisrand oder auf Randspalten schräg nach rückwärts hinunter, wo er dann mit Schleifsand und Mahlsteinen den Kessel herausschliff. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena — 2258 Geoloe. u. Paläont. Abh., N. F., V. (der ganzen Reihe IX.) Bd., Heft 2. Tafel V l. Der Riesentopf »Pozzo glaciale« bei Capo Corno (Iseosee). Eingang Verlag von Gustav Fischer in Jena 2. Der Riesentopf bei Capo Corno (Iseosee). Inneres Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 13a. 14a. 20a. Erklärung der Tafel I[VI]. Anthropodus Brancoi Schross., unterer linker M, von oben, Fig. la von aussen, Salmendingen, Tübinger Sammlung, Orig. v. Branco t. 2 f. 11. Dryopithecus rhenanus Ponuis sp., oberer linker M, von Tea Ber Tü Bader Sammlung, Orig. v. Branco t. 1.1, 7 : Dryopithecus rhenanus PoHLıG 233 oberer rechter M, von Melehing en, Tübing er Sammlung, Orig. v. Branco t. 1 f. Dryopithecus rhenanus Pong sp., toner achier M,, von NoRT ingen, ma hingen Sammlung, Orig. v. Branco t. 2 f. Dryopithecus rhenanus Ponuis Sp., Se Eechlar M,, von M an hingen, Mübing ger Sammlung ; Dryopithecus Enns, Be Sp., he linker Me (M, I, von me eheeitngen ; Tübinger Sammlung, Orig. v. Branco t. 21.6. 5 Dryopithecus ne Ponuis sp., unterer rechter nn von M Sl hingen, u Bing er Sammlung, Orig. v. Branco t. 2 f. 1 Dryopithecus rhenanus Ponuie sp, unterer eh ter Mn H v. Meraeis Mauser: „Bohnerz der Alb“ ERSTE TEN Oryptopithecus oe Sen 0S8., Kuh M Ban von ben 3 .nat. Grösse, von Frohnstetten, Münehener Sammlung. Idem Fig. 12 ER ae: Hystrix suevica Quexsr., linker oberer M von unten, Slmendineen, Tübinger Sammlung, Orig. Quenstenr t. 3 f. 53. EM see Hystrixs swevica Quensr., linker oberer P von unten, ln endineen. napinger Sammlung, Orig. Quessteor t. 3 f. 54 RE Cryptopithecus sideroolithieus Scuuoss., linker Inner nt M, a von aussen und unten, Frohnstetten. Idem Fig. 9 ee: Cryptopithecus sideroolithieus Scunoss., linker uleren P, von be ” nat. Grösse, Frohnstetten, Stuttgarter Sammlung . Cryptopithecus sideroolithicus Schuoss., linker need von han Ma, aussen, Hal Grösse Dryopithecus rhenanus Pouuig sp., linker unterer D, von oben, } nat. Grösse, Salmen- dingen, Stuttgarter Sammlung, Orig. en „Anoplotherium“ t.5 f. 72—75 Dryopithecus rhenanus, unterer D, von aussen, 14b von oben, nat. Grösse . Hystrix suwevica Quexst., oberer rechter I von aussen und im Querschnitt, Salena dingen, Tübinger Sammlung, Orig. Quessteor t. 3 f. 26. Castor neglectus Scuuoss.,, oberer linker M, von innen und aussen, Melehingen, Tübinger Sammlung, Orig. Quensteor t. 3 f. 21 Ar: Castor neglectus Scauoss., oberer linker M. von unten, # nat. Grösse, 17a von unten, nat. Grösse. Idem Fig. 16 DE : Sa UP Dipoides problematicus SchHuoss., oberer rechter M von unten, Salmendingen, Tübinger Sammlung. Idem Fig. 27 EEE Nager sp., oberer, rechter I von aussen und im onorsehaitt, ee Tübinger Sammlung, Orig. Quexstenr t. 3 f. 27 Dipoides ne Scutoss., unterer linker P, und M, von on $ nat. Grösse, Salmendingen, Stuttgarter Sammlung, Orig. JÄGER t 3 f. 45, 46. Dipoides problematicus SchHuoss., unterer Tirrkan P, und M, von oben, nat. Grösse, Fig. 21b von innen, Fig. 21e von aussen 5 [119] 10 10 [124] [124] 0 [124] 10 10 [124] [124] 0 [124] 10 16 [124] [130] 4 [138] 4 [138] 6 [130] 6 [130] 6 [130] Fig. Fig. fig. 28. ig. 29. 21. 22. . 24. . 25. . 26. 3 af ig. 30. ig. 31. Dipoides BON Baal Scuuoss., letzter und vorletzter oberer M links von unten, nat. Grösse, Fig. 21a # nat. Grösse, ae Sammlung, Orig. Quenstepr t. 3 f. 31. Idem Fig. 23 . : Dipoides problematicus SchLoss., unterer I von innen anal aussen, Salmendingen, Tübinger Sammlung . - Dipoides problematicus Arm, er Turken, totaler an eler Mm von aussen, Fig. 23a von innen. Idem Fig. 21 Hystrix suevica Quensr., unterer rechter I von aussen al im "Querschnitt, Selmene dingen, Tübinger Sammlung, Orig. Quensteor t. 3 f. 25 5 Dipoides problematicus Scuuoss., oberer rechter P, von innen und aussen, la dingen, Tübinger Sammlung . 25a Dipoides problematicus Scuuoss., oberer roter P, von Ben im AR Grösse, Fig. 256 * nat. Grösse ee er Theridomys Ba oohees: Ben, untere reehte Zahnreihe von oben, ® nat. Grösse, Frohnstetten, Tübinger Sammlung. Idem Fig. 30 NEN: :- Dipoides problematicus Scuuoss., rechter oberer M von unten, } nat. Grösse, Salmen- dingen, Stuttgarter Sammlung, Fig. 27a von innen und aussen. Idem Fig. 18 Hyaenodon efr. Heberti Fırn., 3 Phalangen von vorne, Frohnstetten, Münehener Sammıung ; : Dipoides rellanhers ed, res Bine von vorne, eonsuiel lass dingen, Stuttgarter Sammlung, Orig. Jäcer t. 3 f. 51 Theridomys sideroolithieus Pıer., rechter Unterkiefer von aussen, HeoHnsteen Idem Fig. 26 { Sciuroides Fraasi Mas., Gesichtsschädel von rn Bs Alabons vS le, Mün ch ener Sammlung. Idem Fig. 33 . . Hyaenodon sp, rechter oberer P, von Sorten madla aussen, einteilen: H. v. Mens Manuseript . Sciuroides Fraasi Mas, Gesichtsschädel von her Seile, Fi, 330 von ns den Fig. 31 Hyaenodon efr. Heberti Fızu., rechtes Metacarpale II von hinten, Frohnstetten, Münchener Sammlung. Kan Fig. 36 . Pseudosciurus swevicus Henset, Schädel von der Seite, Heeldnere bei mim Mün- chener Sammlung. Idem Fig. 37 RER) > Hyaenodon cfr. Heberti Fıun., Metacarpale II, omas match Idem Fig. 34 . Pseudosciurus swevicus Hanser, Schädel von unten, Eselsberg. Idem Fig. 35 pag. Pag. Pag- pag- Pag: Pag. pas: pag- pag- Pag. pag. Pag. Pag. pag- pas: pag- pag- pag. 21 [135] 21 [185] 21 [135] 4 [138] 21 [135] 21 [135] 23 [137] 1 [135] 26 [140] 21 [135] 23 [137] 4 [138] 26 [140] 24 [138] 26 [140] 5 [139] 26 [140] 25 [139] Weolog.u. Palöont. Abh., VE, NV. (der ganzen Keihe IN.) Bd, Heft 3 “0 20a a 21 on GuslarFischer Erklärung der Tafel II[VII. . Pterodon efr. dasyuroides Gerv., unterer rechter M, von oben und aussen, Frohn- stetten, Münchener Sammlung . Machaerodus aphanistus Kaur sp., alias efr. cultridens Cuv., oberer rechter 3 von innen, Melehingen, Tübinger Sammlung. Idem Fig. 4 . . Felis sp., linker oberer P, von aussen, ie) Frohnstetten, 7 ü Ibi inger Sammlung . . Machaerodus nhamistus Karen SP., Fechten ORerere} von aussen, M ee een nn Fig, 2 . Pterodon efr. dasyuroides Gerv., linker unterer B von oben, Frohnstetten, Mün- ehener Sammlung, Fig. 5a von aussen . Mustela Jaegeri Schuoss., linker Unterkiefer von aussen, ulmendingon Stutt- garter Sammlung, Orig. Jäcer t. 3 f. 10. Idem Fig. 10 . Canide gen. et sp. ind., rechter unterer M, von innen, Meichingon, Tabineer Sammlung. Idem Fig. 9 . Ictitherium robustum Noron. sp., ah; naar 2 von aussen, Melchingen, Mi- binger Sammlung. Idem Fig. 15 . . Canide gen. et sp. ind., rechter unterer M, von aussen, BA 9a von On Tan Fie. 7 . Mustela Jaegeri Scuuoss., linker Unterkiefer von oben, Salmendingen. Idem Fig. 6 . Drepanodon bidentatus Fıra., linker oberer P, von aussen und innen, Veringendorf, Tübinger Sammlung . Felis efr. ogygia Kaur, linker are Bi von aussen, Melchingen, Tübinger Sammlung . Drepanodon ae Een Inker Eikn Cana von aussen, H 06 I: b erg, m ü Bi nger Sammlung . . Promephitis aan: ne Tinker ana: Mm, von innen, M slekin gen, Ta Diele r Sammlung. Idem Fig. 16 . Ictitherium robustum NorDM. sp., rechten inlerer M von Dos Meichingon, Me binger Sammlung, Fig. 15a von innen. Idem Fig. 8 . Promephitis Gaudryi Scuross., linker unterer M, von oben, Mellchine en, Tübinger Sammlung, Fig. 16a von aussen. Idem Fig. 1% . Drepanodon efr. bidentatus Fırn, rechtes Metacarpale V von hinten! Hoehberg, Tübinger Sammlung . Machaerodus-, Felis efr. ae Ka ko: Be P, von aa H. v. Meren's Manuscript „Bohnerz der schwäbischen Alb“, Fig. 18a von innen . . Ursavus Depereti Scuuoss., linker unterer M, von oben, Melchingen, Tübinger Sammlung. Idem Fig. 22 . Ursavus Depereti Scuuoss., linker an A", von han) Welchingen, Tübinger Sammlung. Idem Fig. 23 . Mustela Jaegeri Scuuoss., linker nnlakan m, von aussen, oben und innen, Salmen- dingen, Stuttgarter Sammlung, Orig. En m a alal, ale . Ursavus Depereti Scuuoss., linker unterer M, von aussen, Melehingen. Idem Fig. 19 . Ursavus Depereti Scauoss., linker unterer M, von aussen, Melehingen. Idem Fig. 20 . Stenoplesictis (2) Grimmi Scnuoss., linker Unterkiefer von aussen, Solnhofen, Mün- ehener Sammlung, Fig. 24a von oben 31 [145] 48 [162] 34 [148] 9 [143] 0 [144] 29 [143] 2 [146] 32 [146] 29 [143] 27 [141] 35 [149] 35 [149] 34 [148] 35 [149] 35 [149] 3 [147] ig. 25. ig. 26. . 27. ie. 28. ie. 29. E30 ig. 31. ig. 32. ie. 33. ig. 34. . 35. . 96. Drepanodon efr. bidentatus Fıra., rechter unterer ws von Hochberg, Tü- binger Sammlung. Idem Fig. 29 . Pachyeynodon efr. neglectus Scauoss., linker Ber P, von vorne, orsmkonsisch, Tübinger Sammlung. Idem Fig. 30. Amphicyon praecursor Scauoss., linker oberer M, von unten Veringendort, Stutt- garter Sammlung, Orig. JÄcer t.3 f.5 . i Pachyeynodon ferratus Quexst. sp., Fragment des nen Oberkiefers. von unten. Veringenstadt, Tübinger Sammlung, Orig. Quexsteor t. 2 f. 15 „Lutra“ Drepanodon bidentatus Fıua., rechter unterer M, von aussen. Idem Fig. 25 Pachycynodon cefr. neglectus Scuoss., linker oberer P, von unten. Idem Fig. 26 . Mustelide gen. et sp. ind., rechter Unterkiefer von aussen, Veringendorf, Tübinger Sammlung, Fig. 3la von oben . ee A A ee Pachycynodon neglectus Scuuoss., linker Unterkiefer von oben, el Tübinger Sammlung, Orig. Quessteor t. 2 f. 12 „Viverra“: Drepamodon bidentatus Fına., linker Unterkiefer von aussen, oohDereN Tübinger Sammlung . DR, 2 < Pseudaelurus dans Fin, linke En P en von innen, Veringenstäit, Tübinger Sammlung, Original Quenstepr t. 2 n 17 re Fig. 34a Unterkiefer von oben, Fig. 34b von aussen ; Pseudaelurus Edwardsi Fırn., linker unterhr Ganın von aussen na im Quemehntt Veringendorf, Tübinger Sammlung . Pachycynodon ferratus Quexst. sp., rechter Unterkiefer von Alan Veringenstadt, Tübinger Sammlung, Orig. Quenstepr t. 2 f. 9, 13 Viverra, Fig. 36a von aussen Pag. pag- page. 29 [143] 45 [159] 8 [152] 44 [158] 29 [143] 45 [159] 34 [148] 5 [159] 9 [143] 28 [142] 28 [142] 38 [152] reolog.u.Paläont. Abh., N. £/,V (der ganzen KeihelN.) Dd, Heft 3 Tafel 34b A.Birkmater gez Verlag von Gustayfischer in Jena Accenger Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Erklärung der Tafel II[VII]. . Cymodon cfr. velaunus Ayım., rechter Unterkiefer von oben, Eselsberg bei Ulm, Münchener Sammlung, a, la von der Seite . Paracynodon Wortmani Scuuoss., linker Unterkiefer von dr Seite, ea Tübinger Sammlung, Orig. Qurnsteor t. 2 f. 14 Oynodon velaunum, Fig. 2a von oben . Paracynodon Wortmani Scuuoss.(?), oberer P, von unten, Hochberg, Tübinger Sammlung, Fig. 3a von der Aussenseite . Oynodon efr. velaunus Aym., oberer rechter P,—M, von unten, Eselsberg bei Ulm, Münchener Sammlung . . Paracynodon musteloides See ei Ab: echlen Unterkiefer von innen, Hu {) ch - berg, Tübinger Sammlung, Fig. 5a von oben . Omodictis pygmaeus Scauoss., rechter Unterkiefer von oben F ro bin nstetten, Mü ün- chener Sammlung, Fig. 6a von aussen . Amphieyonide, unterer P, und M, von aussen, ee Den Lager, Tübinger Sammlung, Orig. Quenstepr t. 2 f. 4 „Amphicyon“. Idem Fig. 12 . Amphieyonide, unterer M,, Ebingen, Copie nach Jäger t. 9 f. 49 Agnotherium antigquum. Idem Fig. 11 . Oynodictis efr. longirostris Fıny., rechter oberer P,—M, combinirt von unten, P, Tü- binger, M, Stuttgarter nung . Cynodietis efr. longirostris Fıra., linker unterer Dem eomibinirbg von oben) P, Stutt- garter, M, Tübinger Sammlung . S Amphicyonide, unterer M, von aussen, Coon a, aaa t. 9 £ 48 er Idem Fig. 8 . . Amphieyonide, UneHReE P, en echte von innen Bronnstetten ik Fig. 7 . Amphieyonide, rechter oberer P,—M, fragmentär, von oben, Frohnstetten Dinotherium-Lager, Tübinger Sammlung. Idem Fig. 17. . Amphicyonide, unterer M, von aussen, ibidem, Tübinger Sant, Fre. Quenstepr Textfig. 5 „Amphieyon major“. Idem Fig. 10 . Dinocyon (?) Pseudocyon, linker oberer Be von hinten, Mösskirch, H. v. Maren Manuseript. Idem Fig. 20 . Amphicyonide, unterer M, von innen, De eNmataiten Nik Fig. 14 . Amphiecyonide, rechter ebene P,—M, von aussen, Frohnstetten. Idem Fig. 13 . Pseudocyon sp., linker oberer P, von innen, Frohnstetten, Dinotherium-Lager, Tübinger Sammlung, Orig. Quensteor t. 2 f. 3 „Amphicyon major“. Idem Fig. 22 . Paracynodon musteloides Scauoss., linker Unterkiefer von oben, Veringendorf, Tü- binger Sammlung. Idem Fig. 21 . Dinocyon (?) Pseudocyon (?), linker oberer M, von Aneen, Se, H. v. Mai Manuseript. Idem Fig. 15 . . Paracynodon musteloides Scuuoss., kan Unterkiefer von aussen, vi erin am En Idem Fig. 19 . Pseudocyon (?) sp., linker aber P, von aussen, rohnstetten. Tao Fig. 18 Pag. Pag. Pag- Pag. Pag. Pag. Pag. Pag. 47 [161] 46 [160] 46 [160] 47 [161] 47 [161] 50 [164] 41 [155] 41 [155] 49 [163] 9 [163] 41 [155] 41 [155] 43 [157) 1 [155] 41 [155] 39 [153] 7 [161] 43 [157] 47 [161] 39 [153] Fig. 23. g. 24. . 25. ig. 26. HB 8. 28. 29. . 30. . 31. . 32. . 38. ig. 34. ie. 35. . 36. ig. 37. Re 239. . 40. ie. 41. Pseudocyon(?), linker unterer M, von aussen, Frohnstetten, Dinotheriüm-Lager, Tübinger Sammlung. Idem Fig. 28 . re one yo Hyoiherium Sömmeringi v. Mey., rechter oberer u M, von unten, Mösskirch, Stuttgarter Sammlung ee. Re este. Pseudocyon (?), linker unterer P, von innen, Ebingen®) Ä "Stuitgarer Sammlung, Orig. Jäger t. 5 f. 15, 16 Eh, Fig. 25a von aussen . Hyotherium Sömmeringi v. Mey., linker oberer P, von unten, Neon Staikı garter Sammlung . Hyotherium Sömmeringv V. N N ullar niöray m, von ee ech Stutt- garter Sammlung . U u PO linker ner: u von innen, aan Idem Fig. 23 Dinotherium bavariceum v. Mex., linker oberer D, (?) von unten, Mösskirch, H.v. Mever's Manuseript ET END a, 2 ee leo ee Sus antiquus Kaur, unterer linker P, von innen, Salmendingen, Tübinger Sammlung. Idem Fig. 32 Sus antiquus Kaur (?), rechter unterer Ö Sammlung, Fig. 31a von innen : EA Sus antiquus Kaur, linker unterer P, von aussen, Salmendingen, a Sammlung. Idem Fig. 30 Amphieyon major LArTEr, rechter unterer m, von m, MR She H. v. Meran Manuseript : 2 5 : ; Listriodon splendens Hi v. Me Kechler a: 1, von aussen, ons kirche Di. binger Sammlung. Idem Fig. 41 EN NS SE Sus antiquus Kaup, linker oberer M, von unten, Pi a ng Tübinger Sammlung, Orig. Quenstepr t. 6 f. 18 Dichobune Fraasi Scuuoss., rechter Oberkiefer unit D a von Rn, Wsoishere bei Ulm, Stuttgarter Sammlung Choeropotamus parisiensis Cuv., linker oberer M, von unten, nen. Tübinger Sammlung, Orig. Quensteopr Textfig. 30 Diplobune sp., reehter unterer M, von aussen und von oben, Wering de Tu- binger Sammlung Eintelodon magnum Aym., Escher oberer Di von onen Veringonstadt, abi er Sammlung : Sus fr. valacochserws Kar Teichler A Mi von Kanlen Melching en, Mibingen Sammlung 3 Listriodon splendens v. N rechter aaer “r von en Molsekiro h. dem Fig. 34 . von aussen, Melehingen, Tübinger 39 [153] 57 (171) 39 [153] 57 [171] 54 [168] 5 [169] 55 [169] 5 [169] 37 [151] 59 [173] 55 [169] 2 [176] 54 [168] 5 [169] 60 [174] 56 [170] 59 [173] keolog.u.Paläont. Abh., V. £,V. (der ganzen KeiheX.) Bd, Heft 3 Tafel IL 97 38a 40 k.Birkmaier gez, von Gustav Fischer in 7 Fig. m Erklärung der Tafel IV [IX]. . Pseudogelocus swevicus Scunoss., unterer rechter P,—M, von oben, $ nat. Grösse, Oerlinger Thal, Münchener Sammlung, ni; ScHLosser, Morph. Jahrb. t. 5 f. 25, Fig. 1a von aussen, nat. Grösse . Paragelocus Scotti Scuuoss., rechter meet P, von Oben 2 na ertese, Hochberg, Tübinger Sammlung, Fig. 2a von aussen und innen, Fig. 2b von innen, ? nat. Grösse . Bachitherium medium Fırz., linker unterer P,—M, von oben, ? nat. Grösse, Jungnau, Münchener Sammlung, Fig. 3a von aussen, nat. Grösse . Tapirulus hyracinus Gerv., linker oberer M,—M, von unten, oelabere bei en, Münchener Sammlung, Orig. ScHLoSsEr, MOSE. ah t. 6 f. 25, Fig. 4a nat. Grösse . Paragelocus Seotti Scuuoss., linker oberer M, von unten, 7 nat. Grösse, ee Tübinger Sammlung, Fig. 5a M,—M, nat. Grösse . Paragelocus Scotti ScuLoss., Sacher TTalArkieree von aussen Ann Oben Yerin gen, Tübinger Sammlung . Palaeomerycide gen. et sp. ind., ner Hrlecen M, von Dane Nodhan sen, Stutt- garter Sammlung, Orig. JÄcer „Hirsch“ t. 10 f. 52, Fig. 7a von aussen . Palaeomerycide gen. et sp. ind., rechter unterer M, von oben, Neuhausen, Stutt- garter Sammlung, Orig. Jäcer „Hirsch“ t. 10 f. 53, Fig. 8a von aussen . Antilope ceristata Bırvern.(?), „Cervus lunatus“ v: Mer., linker Oberkiefer von unten, Günzburg, Münchener Sammlung . Antilope eristata Bırvern. (?), „Cervus lunatus“ v. Mer., rechter Unterkiefer rs von oben, Reisensburg bei Günzburg, Münchener Sammlung . . Dierocerus (?) Pentelici GaupRx sp., rechter unterer P, von oben, Heuberg, Tü bi inger Sammlung, Fig. 11a von aussen . Palaeomery sp., linker unterer M,»—M, von bar, s ol n “ ofen, Mu üne 6 ener url; Fig. 12a von aussen : B De Palaeomerycide gen. et sp. ind. a ak: ee ie von aussen, a Tübinger Sammlung, Fig. 13a von oben . Dorcatherium erassum Evw. sp., linker oberer M, von aan, U Mosskizsn. Se garter Sammlung . . Palaeomerycide gen. et sp. In es, kunker Obere Er von N unten, Salmondingen, Stuttgarter Sammlung, Orig. JÄcer t. 5 f. 15, Fig. 15a von innen . Antilope eristata Bırvern.(?), Cervus lunatus v. Mer., rechter oberer P, von unten! Mösskirch, Stuttgarter Sammlung . Antilope cristata Bievern. (?), Cervus lunatus v. Mar, Teohten derer Mr von kan Mösskirch, Stuttgarter Sammlung . Antilope en Biepern. (2), Cervus lunatus v. Me Tinker anterer Be von ben, Günzburg, Münchener Sammlung, Fig. 18a von aussen .”. . Antilope eristata Bıevern.(?), Cervus lunatus v. Mer., rechter ih He von ken, Mösskirch, Tübinger Sammlung, Fig. 19a von aussen . . Cervus efr. suericus SchHuoss., rechter oberer D, (2), Salmendingen, s t ut er a 2 er Sammlung, Orig. Jäger t. 5 f. 34 . Amphitragulus sp., Distalende eines seitlichen Mel von aussen, hinten a innen, Solnhofen, Münchener Sammlung Pag: 74 [188] 83 [197] 3 [197] 3 [197] 83 [197] 78 [192] 71 [185] . Cervus sp., Dama-Grösse, linker oberer P, von unten, u as un Sammlung, Orig. Jäger t. 5 f. 32 . Cervus sp., Dama-Grösse, rechter oberer M, von len, Rı uss br erg en of, s Im Ki ar t er Sammlung, Orig. JÄger t. 5 f. 33 . Dierocerus? Pentelici GAupRY sp., rechter Anterer M, von oben: oa erg, "Pübing ger Sammlung, Fig. 243 von aussen . Cervus sp., Dama-Grösse, rechter unterer a von Er, Molchingon, Mapıngen Sammlung, Fig. 25a von aussen . Cervus suevicus Schnoss., rechter unterer M, von a, onen, er Sammlung, Fig. 26a von aussen . Cervus aff. Rungifer tarandus, linker bar Mo) von an, Salmendingen, Tübinger Sammlung, Orig. Quenstepr t. 7 f. 6 . Antilope gen. et sp. ind., rechter oberer M, von unten, Melchingen, Munohenee Sammlung. Idem Fig. 35 . Cervus suevicus ScHuoss., linker unterer "m, von aussen, Oel, men di ingen, Ey ü Bi nger Sammlung, Orig. Quenstepr t. 7 f. 7 . Cervus suevicus Scuuoss., linker oberer M, von ante, Malehinpen Tabineer Sammlung . Cervus sweviceus a Dealer a m, von Oo een Tübinger Sammlung, Fig. 3la von aussen . Dierocerus? Pentelici GAuprY Sp.(?), Gemeih von an M @ 1 @ hi ingen, m ü bi inger Sammlung, Fig. 32a von aussen . Antilope gen. et sp. ind., linker Ab von Inka, Bohrer Alpen Tbinger Sammlung . Cervus aff. antigui Bot ae Rn linken ualeten Mm ; von aussen, N an. Stuttgarter Buaken Orig. Jäger t. 5 f. 37. . Antilope gen. et sp. ind., rechter oberer M, von innen, Münehensz Sammlung Idem Fig. 28 . Palaeomery& sp., Geweih von vorne und Onerschnitt, s 0 1 n h 0 Es n, M üne h ener Sammlung pag. Pag. pag. va Pag. pag. pag. pag- pag: pag. pag. Pag: Pag. pag- Pag: 80 [194] 0 [194] 72 [186] 80 [194] 8 [192] 82 [196] 89 [203] 8 [192] 8 [192] 78 [192] 72 [186] s9 [203] 77 [191] 89 [203] 0 [184] eolog.u. Paläont. dbh., N. 2, (der ganzen Reihe N.) bd, Heft 5% Tafel IM ? 30a ADITAMELER GC \r Lith.Anst.vE.AFunke, Leipög Verlag von GustavFischer in Jena Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Erklärung der Tafel VI[X]. . Leptobos etruscus Rürm,, linker oberer M, von unten, Melehingen, Stuttgarter Sammlung, Fig. 1a von innen . . Bos sp., rechter oberer P, von unten Salmendingen, Stuttgarter Sammlung, Orig. Jäger t. 5 f. 22, Fig. 2a von innen , . Ronzotherium Osborni Scuuoss., linker oberer M, von unten, Veringenstadt, Stutt- garter Sammlung . Lophiodon buzxovillanum Cuv., linker oberer M, von unten, Stetten, Tübinger Sammlung . Pachynolophus isselanus Be: linker oberer M, von unten Salmendingen, Orig. JÄser „Anoplotherium“ t. 4 f. 61, Stuttgarter ne ; . Teleoceras Goldfussi Kaur sp.?, linker oberer M, von unten, 4 nat. Grösse, Melehingen, Tübinger Sammlung . Antilope Jaegeri Rürım., linker oberer M, von unten, Fundor: unbekannt, See er Sammlung, Fig. 7a von innen . Antilope Jaegeri Rürım., rechter unterer M, von oben, Stetten, Tübinger Samm- lung, Fig. 8a von aussen . Paloplotherium sp., linker oberer M, von unten, Veringendorf, Tübinger Sanmlurg . Paloplotherium sp., linker oberer D,(?) von unten, Veringendorf, Tübinger Sammlung . Tapirus priscus Kaup, linker oberer M, von unten, Melchingen, Tübinger Samm- lung, Orig. Quensteor t. 5 f. 17 . Pachynolophus isselanus Buaınv., rechter oberer P, von unten, Veringendorf, Tü- binger Sammlung . Leptobos eiruscus Rürım., rechter unterer M, von oben, Melehingen, Stuttgarter Sammlung, Fig. 13a von aussen . Tapirus priscus Kaup, rechter oberer Canin von innen, Salmendingen, Tübinger Sammlung, Orig. Jierr „Lophiodon“ t. 4 f. 40. Idem Fig. 17 . Tapirus priscus Kaup, linker oberer P, von unten, Melehingen, Tübinger Sammlung . Lophiodon Larteti Fıra., linker oberer M, von unten, Stetten, Tübinger Sammlung . Tapirus priscus Kaur, rechter oberer Canin von aussen. Idem Fig. 14 a . Tapirus priscus Kaur, linker oberer D, von unten, Melchingen, Tübinger Sammlung, Orig. Jäszr „Lophiodon“ t. 4 f. 43 92 [206] 1 [205] . 111 [225] 99 [213] 98 [212] . 103 [217] 7 [201] 7 [201] 96 [210] 96 [210] . 100 [214] 99 [213] . 100 [214] y.al8) . 20. 21. . 22. . 23. ig. 24. . 25. Tapirus priscus Kaur(?), rechter oberer P, (?) von unten, Melchingen, Tübinger Sarıın une Ber ee BE we een N Le. © Protapirus priscus Fıu., linker oberer P, und M, von unten, Eselsberg bei Ulm, Münchener Sammlung te a N N 8. .© Diceratherium Zitteli Scuvoss., rechte obere P,—P, von unten, Pappenheim(?), Münchener Sammlung he u Eder Er a FR Tapirus sp., linker oberer D von unten, N Tübinger Sammlung Ronzgotherium velaunum Ayn. sp., rechter oberer M, von unten, Hochberg, Tübinger Sammlung 4: EI le ae RIM: F Palaeotherium afl. medium Cuv., ne oberer P,—M, von unten, Raitenbuch bei Eiehstätt, Münchener Sammlung . NV zei aa PERS: i Rongotherium velaunum Aym. sp., linker oberer M, von unten, Jungnau, Tübinger Sammlung Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. — 2342 Pag. pas. pag- pag. pag- Pag: pag:. 100 [214] 103 (217) 110 [224] 100 [214] 112 [226] 97 [211] 112 [226] (eolog. u. Paläont. Abh., N. £,V. (der ganzen KerheiX.) Bd, Hett 3 Tafel V. Gustavlischer lachtdruck der Hofkunntanstait von Martin Komma & Ue,, Btuttgurt. ı Gustav t on E Re Fisc yandlur Koken ihe IX her in Jen T jen al. N Tafel I. Tafel 11. Hybodus. E. Koken. ‚‚ıchtdruck der Hofkunstonstait vun Martin Kommsi & Ue,, Bluttgart. Geol. u. Palaeont. Abhandlungen herausgegeben von E, Koken N. F, Band V (der ganzen Reihe IX), Taf. XII. Verlag von Gustav Fischer in Jena, u Di 3% Bar N“ A Me N A . Bar E. Koken. Hybodus. Tafel III. Lientdruck der Hofkunntanstalt von Martin Kommel & Co.. Stuttgart Geol. u. Palaeont. Abhandlungen herausgegeben von E. Koken N. F. Band V (der ganzen Reihe IX), Taf. XIII. Verlag von Gustav Fischer in Jena, E. Koken. Hybodus. Tafel v. Liohtdruck der Hofkunkstanstalt von Martin Rommel & Uo. Btultgerh Geol. u. Palaeont. Abhandlungen herausgegeben von E. Koken N. F. Band V (der ganzen Reihe IX). Taf. XIV. Verlag von Gustav Fischer in Jena. De tz ee re nn near Ta = elraris ee learn PEAEIERT FLAT Dar Teen em ee er Re DIE de ausart iR IE er ee ge linken» Es ee een N Na Es ; raNEh messen) \ EEE EEE NER ae % ZARn {N Br BE er Be RER SEI REITER ER BE == RE Y a en NER a ERDE ENLEE RE ET et wer ; NEN H SENDER h wur Re nase N LÜNEN LANTER KESRCh SEN RTSR MyH ITCHR N ten FE TEN ERS, ER BERN Kamen NFOS Ne LEIRYN = Aa Senne Be FRNRLRSSHIURE Sam OHNE Earth Er eat ee \ 5 - NER EINS n vi Tal HR ae ‚} 24 EN EREN Bi D73 R 2 5 Rei RS = 55 =8 r x Er cas