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4-

GERMANIA.

VIERTELJAHRSSCHRIFT

rO£

DEUTSCHE ALTEKTHUMSKUNDE.

HKUAUSG£G£B£N

VON

FRANZ PFEIFFER.

ZEHNTER JAHRGANG.

WIEN. VERLAG VON CARL GEROLD'S SOHN.

1865.

niiE l^EW YORK

PUBLIC LIBRARY

. - ■'

Buchdruckerei von Carl Gerold's Sohn in Wien.

INHALT.

Seit« Der mythische Gehalt der TeUsage. Ein Beitrag zur deutschen Mythologie von

Heinu Pfannenschmid 1

Beiträge zur Geschichte und Kritik der Kudrun. I. II. Von E. Bartsch. . . . 41

Zur Kunde altdeutscher Personennamen. Von Franz Stark 92

Zeugnisse zur Heldensage. Von F. P 94

Das westfälische Bauernhaus ein altdeutsches Stallgebäude. Von Moritz Heyne 95

Getaufte Thiere. Von A. Lütolf 100

Zum Cato. Von Adolf Mussafia 101

Mailand. Von A. Lütolf 102

Zur Frau * Selten* (Sselde). Von Demselben 103

Beiträge zur Sittengeschichte des Mittelalters. Von liudolf Hildebrand . . . . 129

Antonius Ton Pforr. Von E. A. Barack 145

Rosengarten. Von A. Lütolf 147

Beiträge zur Geschichte und Kritik der Kudrun. III. Von K. Bartsch 148

Über den handschriftlichen Text der gothischcn ITbersetzuug des Briefes an die

Römer. Von Leo Meyer 225

Neues Bruchstück Ton Albrecht Ton Halberstadt. Von A. Lübben 237

Ein Engel flog durchs Zimmer. Von Reinhold Köhler 245

Inschriften mit deutschen Runen auf den hannoverschen Goldbracteaten und auf

Denkmälern Holsteins und Schleswigs, entziffert von Franz E. Chr. Dietrich 257 Kleine Mittheilungen. Von C. W. M. Grein.

L Das Reimlied des Exeterbuchs 305

2. Zu den Räthseln des Exeterbuchs 307

3. Das Wessobrunner Gebet 310

Das Spiel von den zehen Jungfrauen. Herausgegeben von Max Rieger 311

Zum Hildebrandsliede. Von J. Lambel 338

Zu Freidank. Von Demselben 339

Zum Märchen „Der Gaudieb und sein Meister**. Von K. Schonkl 342

Erdichtete Liebesbriefe des 15. Jahrhunderts in niederdeutächer Sprache. Von

Gustav Schmidt 385

Kleine Beiträge von Fedor Bech 395

Zur Virgiliussag^. Von Felix Lieb recht. - 406

Zur Textkritik der angelsächsischen Dichter. Von C. W. M. Groiu 41b*

Die ungleichen Kinder Adam^s und Eva's. Von Franz Ilwof 429

Zur Wiener Meerfahrt. Von Adolf Mussafia 431

Caspar Lewenhag^n 1443. Von Reinhold Bechstein 432

FiülsvinnsmÄL Von Theophil Rupp 433

Die Legende von den beiden treuen Jacobsbrüdern. Von "Rem\vo\<V ¥LöU\^x . , « ^VCv

Seite

Heimat und Dichter des Helmbrecht. Von Carl Schröder 455

Deutsche Predigten des 12. Jahrhunderts. Von K. A. Barack 464

Volkssagen aus dem Ober- Wallis. Von Franz Lei hing 473

Zu Kudrun. Von I. V, Zingerle 475

LITTERATÜR.

Schriften über Mythologie (von Schwartz, Baumgarten, Grohmann, Simrock). Von

Th. Vernaleken und Felix Liebrecht 103

K. F. A. Mahn, über den Ursprung und die Bedeutung des Namens Germanen.

Von A. Holtzmann II3

W. A. Jütting, biblisches Wörterbuch. Von Beinhold Bechstein . . . .. . . 115

Barlaam und Josaphat , ein altfranzösisches Gedicht aus dem 13. Jahrhundert,

herausgegeben von H. Zotenberg und P. Meyer. Von A. Mussafia . . . . 115

Deutsche Bibliothek von H. Kurz. Bd. 3 7. Von J. Lambel. . 246

Zur Geschichte der Isländischen Litteratur. 1. Neu aufgefundene Bruchstücke des Hauksb6k. 2. Eyrbyggjasaga, herausgegeben von Gudbrandr Vigfusson. Von K. Maurer 476

BIBLIOGRAPHIE.

Bibliographische Übersicht der Erscheinungen auf dem Gebiete der deutschen Phi- lologie im Jahre 1864. Von Karl Bartsch 343

MISCELLEN.

J, G. L. Kosegarten*8 handschriftliches niederdeutsches Wörterbuch. Von Albert

Hoefer 121

Andreas Uppström f. Von Leo Meyer 125

Aufruf zur Einsendung biographischer Notizen. Von Fr. Pfeiffer 126

Übersicht der Vorlesungen über deutsche Sprache und Litteratur, welche auf den Universitäten Deutschlands und der Schweiz im Jahre 1864—1865 sind ge- halten worden 253

Möhlmanns Liedersammlung 256

Bericht über die Sitzungen der germanistischen Section der XXFV. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Heidelberg, 27. 30. Sept. 1865. Von K. Bartsch 498

DER MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE

EIN BEITRAG ZUR DEUTSCHEN MYTHOLOGIE

VON

HEINO PFANNENSCHMID.

Die Forschungen über den Urner Teil haben durch die verdienst- Jjchen Untersuchungen des Lucerner J. E. Kopp (namentlich im 1. und 2. Bande der Geschichtsblätter, Lucern 1854, 1856) vom historischen Standpunkte aus ihren relativen Abschluß erhalten. Teil ist keine ge- schichtliche Person, er hat mit dem Entstehen der eidgenössischen Freiheit gar nichts zu schaffen. Nach Kopp's Untersuchungen war ein Teil, den gewöhnlichen Angaben gemäß, weder zu Ende des drei- zehnten , noch zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts möglich ; hier waren alle Verhältnisse so sehr geschichtlich erhellt, daß für Teil und seine angeblichen Thaten, für die Vögte und deren Frevel, kein Raum mehr vorhanden war. Der Teil war somit aus dem Gebiete der Ge- schichte ein für allemal ausgewiesen und dem der Sage überantwortet worden. Darin war das Urtheil aller wahrhaft Geschichtskundigen einstimmig. Was aber sollte man nun mit diesem verstoßenen früheren Lieblingskinde der Geschichte anfangen? War das alles nur Sage, war das alles nur erdichtet und erfunden, was man vom Teil bis- lang geglaubt hatte? Das konnte unmöglich so sein. Stand das doch alles wohl beglaubigt in alten Schriften, und ihnen sollte man nicht mehr glauben dürfen? Das war zu viel. Am Vierwaldstättersee antworteten einige Fanatiker auf jenen ihren vermeintlichen Patriotis- mus verletzenden Urtheilsspruch redlicher und mühsamer Geschichts- forschung durch ein Autodafö, das in Wirklichkeit auf dem Rütli ^egen Ende der fünfziger Jahre stattfand. Kopp wurde m ^Ä^\^ ^ex\i\^wxvX^

QERMANiA X. \

2 HEINO PFANNENSCHMID

der Teil durch Machtspruch gerettet. Auch auf dem Papiere wurden die Angriffe und Machtsprüche gegen Kopp's Forschungen oft mit kindischem Trotz und in nicht sehr geziemender Weise fortgesetzt. Jetzt scheinen die Waffen der Gegner stumpf geworden zu sein. Alle Trümpfe sind ausgespielt, und das Spiel ist jedesmal verloren worden. Trotzdem haben einzelne Versuche, den Teil zu retten, noch immer nicht aufgehört. Den jüngsten Beitrag hiezu hat Herr Dr. v. Tjiebenaii zu Lucern gemacht. Doch hat auch er in vielen nicht unwichtigen Punkten die alte Position als unhaltbar aufgegeben. Er stellt sich auf einen andern Standpunkt: er verlegt den Hergang der Sage in eine frühere Zeit. Denn unmöglich, so meint er, könne die Sage vom Teil eines gewissen historischen Grundes entbehren; wenn auch nicht Alles, so sei doch die Hauptsache gewiss geschichtlich. Da nun die bisherigen Zeitangaben über Tell's angebliches Leben und Wirken nicht passten, so schien es nicht unmöglich, ihn dennoch retten zu können, wenn man eine solche Zeit auffinden würde, wo er sich, ohne mit der beglaubigten Geschichte in Widerspruch zu gerathen und bei Um- gehung und Beseitigung der bisherigen Einwände, besser und sicherer unterbringen ließe. Gern wollte man sich dabei um diesen Preis zu einigen Concessionen herbeilassen. Die allergröbsten und handgreif- lichsten Unmöglichkeiten opferte man, so die bisherigen Zeitangaben über den Aufstand der drei Waldstätte, den Geßler und Landenberg, die unverständliche Stange mit dem Hut, die Fahrt nach Küssnacht. Anderes dagegen mußte man mit versessener Hartnäckigkeit zu schir- men suchen, sonst gab man alles verloren, so den berühmten Apfel- schuß , den Sprung auf die Platte und die Tödtung des Vogtes : das erste, weil die Unmöglichkeit eines solchen Schusses nicht bezweifelt werden konnte; das zweite, weil es ein Wunder war; das dritte, weil es den Sitten einer früheren Zeit so angemessen und zugleich so alter- thümlich und menschlich erschien. Aber Niemand wird doch aus der bloßen Möglichkeit auch die Wirklichkeit folgern; Niemand, der die Felsplatte am Fuße des Axenberges je sah, wird die Realität eines Sprunges unter den Umständen, wie ihn die Sage schildert , behaupten (vgl. Lütolf, Germ. 9, 219); Niemand wird, weil eine Erzählung so romantisch ist, sie um deswillen für buchstäblich wahr nehmen wollen. Wie aber, wenn man einen Namen auffand, der etwa wie Geßler lau- tete, ja dessen Träger sogar ein tyrannischer habsburgischer Untervogt über Schwyz und Uri war? Wie, wenn man nachweisen konnte, daß wirklich Burgen gebrochen und zerstört waren? Würde hiermit nicht der Teil besser beglaubigt, dessen Existenz als historische Person mau

DER MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE. 3

einmal nicht beweisen konnte, aber doch so gern der Schweiz retten wollte? Herr Dr. v. Liebenau hat in einer kleinen Schrift „Die Tell- sage zum Jahre 1230^ diesen Beweis so eben zu führen gesucht. Allein sein Beweis verfahren ist in allen Punkten verfehlt (vgl. meinen Aufsatz »Der gegenwärtige Stand der Tellsage" in der AUg. Ztg. 1864, Beilage Nr. 140, 141, und Alois Lütolf in der Germania 9, 217 ff.), und lässt unzweideutig erkennen, daß er von dem, was eine historische Sage ist, gar keine wissenschaftliche Vorstellung hat. Kopp's Zweifel an der Existenz des Teil als einer historischen Person bleiben also anch für diese frühere Zeit in voller Kraft. Um die Erzählung vom Teil zu begreifen, hat man sich daher einzig und allein nur noch auf den Standpunkt der Sage und Mythologie zu stellen. Von diesen Dingen scheint Hr. v. Liebenau freilich nichts zu wissen, sonst hätte er nicht mit beinahe völligem Schweigen über alle andern Tellsagen 80 leicht hinwegschlüpfen können. Ich hoffe in folgender Auseinander- setzung ein für alle Mal denen die Lust zu benehmen, welchen es in ihrer naiven Unwissenheit noch einfallen sollte, angesichts des heutigen Standes der Sagen- und Mythenforschung nur vom historischen Stand- punkte aus jemals wieder eine Rettung des Teil zu versuchen.

Bei der nachfolgenden, sich in gemessenen Grenzen bewegenden Untersuchung habe ich die Kenntniss des gesammten hier einschla- genden Materials, namentlich auch der verschiedenen Sagen, welche den Apfel- und Meisterschuß zum Inhalt haben, voraussetzen zu dürfen geglaubt. Die betreffende Litteratur ist mit ausreichender Genauigkeit bei Huber (die Waldstätte etc. mit einem Anhang über Wilhelm Teil Innsbr. 1861) gegeben, und die neu hinzugekommene von mir im oben angeführten Aufsatze der Allg. Ztg. Daselbst hätte ich noch nennen können die von Henne 1861 besorgte Ausgabe der über die Tellsage keinerlei Ausbeute gewährenden „Klingenberger Chronik", über die mir noch vor der Publication derselben, soweit es den Teil betraf, Herr Decan Pupikofer zu Bischofszeil am 23. April J861 bereits dankens- werthe Mittheilung gemacht hatte. Zur Kritik dieser vielberufenen Chronik vgl. Waitz in den Nachrichten von der G. A. Universität und der kgl. Gesellschaft der W^issenschaften zu Göttingen 1862 Nr. 6, 8. 73 90, und Gustav Scherer in : Mittheilungen zur vaterl. Geschichte, herausgegeben von dem bist. Verein in St. Gallen 1862, 1, 65 109. In Betracht kommen hier nur die Notizen, welche Henne auf S. 44 unter Anm. rr zusammengestellt hat, und worin er seinen bekannten tnditionstrenen Standpunkt festzuhalten sucht. Hinzugekommen sind seitdem noch folgende Aufsätze; ^Eine religiöse ErkYatww^ die^ "Y^-

4 HEINO PFANNENSCHMID

sage" unter dem Zeichen C in der Allg. Ztg. 1864, Beil. Nr. 174; „Ein historischer Gesichtspunkt bei der Tellsage'' in derselben Zeitung 1864, Beil. Nr. 206 von A. Heusler in Basel; ferner: „Ist der Versuch einer mythologischen Erklärung der Tellsage unstatthaft'' von Alois Lütolf, und eine Notiz von mir: „Die Tellsage bei den Persern'', beide letzteren Arbeiten in der Germania 9, 217 fl*. u. das. 234 fi'. Genannt zu werden verdient noch eine populäre Darstellung von Dr. Wilhelm Zimmermann „Der Teil des deutschen Nordens", in der Illustr. Welt 1864. 4. Hft. S. 145 148. Endlich mögen noch zwei Abhandlungen erwähnt sein, die sich mit der dramatischen Tell-Litteratur vor Schiller beschäftigen, und von denen die letztere die bedeutendste und ausführ- liebste ist: „Die Vorläufer von Schiller's Teil" von Aug. Kahlert in Prutz, d. Mus, 1862 Nr. 3, S. 101—111, und „die Teilenschauspiele in der Schweiz vor Schiller", von E. L. Rocbholz, in den Grenzboteu 1864, Nr. 30—33.

Die nachfolgende Abhandlung, die es sich zum Vorwurf genom- men hat, den mythischen Gehalt der Teilsage zu erforschen, wird von der durch den Gang der Untersuchung selbst gerechtfertigten Annahme ausgehen, daß sämratliche Tellsagen zusammengehören und aus gemein- samer arischer Wurzel stammen. Die Folgerung, die sich daraus er- gibt, ist die, daß sich alle einzelnen Tellsagen gegenseitig ergänzen und auf einander aufklärendes Licht werfen. Dies thun sie aber nicht nur in den verschiedenen Relationen, welche über die verschiedenen und sich von einander unabhängig entwickelt habenden Localisationen der Sage vorliegen, sondern auch in den Sprösslingen, die sie später getrieben haben. Aus dem gesammten Teilsagenkreise treten nun ins- besondere vier Erzählungen bedeutsamer hervor: die persische, die isländische, die dänische und die schweizerische. Unter diesen hat aber die letztere alle Elemente der Tellsage in reinster Gestalt bewahrt. Diese nehmen wir deshalb zum Zettel, jene und alle übrigen zum Ein- schlag. Doch wird nicht die Reihenfolge der Begebenheiten, wie sie die Urner Tellsage bietet, eingehalten werden. Zweckmäßigkeitsgründe empfehlen eine andere Ordnung. Diese ist bedingt durch den Nach- weis über die Natur und die Identität des Schützen Eigil-Toko-Tell mit dem Pfeilkönig und Scbötzengott Indra - Odhin - Wodan. Dieser Nachweis bildet die Hauptuntersuchung; alles Andere schließt sich wie von selbst an.

Die Teilsage findet sich bei verschiedenen Völkern indo-germani- sehen Stammes y bei den Schweizern bei weitem noch nicht einmal

DER MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE. 5

zuerst. Der Apfelschuß bildet das gemeinsame Charakteristicnm aller Teilsagen. Er findet sich in Persien, Westphalen, Island, Norwegen und später in Schweden (Kaßmann, deutsche Heldensage 2, XXXII und S. 261), in Dänemark, in England, Holstein, am Oberrhein und in der Schweiz ; Verwandtes bei den Ehsten auf der Insel Ösel im Busen von Riga, sogar der Apfelschuß, Felsensprung und Tyrannenmord bei den uns nicht stammverwandten Finnen und Lappen (Eduard Pabst, Hamb. litt. krit. Blätter 1856, Nr. 82). Die älteste litterarische Aufzeichnung der Sage vom Apfelschuß ist die persische; sie fällt schon um 1175 unserer Zeitrechnung (s. Germania 9, 224); dann folgt in Europa die dänische des Saxo, der um 1204 starb. Die beiden norwegischen Sagen wie die isländische vom Eigil sind gegen und um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts, die schweizerische vom Teil um mehr als zweihundert Jahre später, im Jahre 1471, aufgezeichnet worden. Die übrigen Sagen sind noch jüngeren Datums. Der Schuß des Toko beim Saxo soll um 986, der der beiden Norweger beziehungsweise 50 Jahre vor und nach 1000, der des Eigil sogar um's Jahr 500 in Jütland, der des Teil um 1308 gefallen sein. Man sieht, welche gewaltigen Zeiträume überall zwischen dem angeblich wirklichen Vorgefallensein des Schußes und der schriftlichen Aufzeichnung liegen. Die Wurzel sämmtlicher nordischen Tellsagen lässt sich aber bis in das graueste germanische Alterthum hinein verfolgen. Der Ursitz derselben ist Westphalen. Es ist bekannt, daß sich der Bericht über den Schützen Eigil (oder in nordischer Schreibweise Egil) und seiner Kunstfertigkeit im Bogenschießen in der Saga von Welent dem Schmied vorfindet. Diese Saga gehört zu dem großen Sagenkreise der Thidreksaga oder wie sie die Schweden seit dem 17. Jahrhundert nennen, der Wilkina- saga (Raßmann, a. a. O. 2, XXVIII). Diese wird gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts (das. 2, XXIII) in Island von einem unbekann- ten Isländer in altnordischer Sprache abgefasst, geht von Island nach Norwegen, 1449 nach Schweden und wird seit 1476 von schwedischen Chronisten benutzt. Der Ursitz dieser Saga, zu der die Sage von Welent und Egil gehört, ist Deutschland, insonderheit Sachsenland. Die Heimat Welents war das Land südlich der oberen Eder bei Siegen in Westphalen. Schon im sechsten Jahrhundert muß diese Sage von hier aus über die jütische Halbinsel nach dem Norden ausgewandert sein. Daselbst localisiert sie sich und dehnt sich aus auf Jütland, Seeland und Fühnen, die dänischen Inseln, den Norden und die Ost- seeländer. Im Prolog zur Thidreksaga erzählt der unbekannte Ver- fasser, daß seine Sa^e, und somit auch die Sage von ^ v\^xA. \vcA ^ss^-k

6 HEINO PFANNENSCUMID

aus dem Munde deutscher Männer stamme (Ausführliches bei Raßmann 2, 213. 214. 264 ff.). Die Kunde, welche also seit den Zeiten ihrer Auswanderung aus Deutschland die Isländer von dieser Sage noch hatten, wie das aus der ältesten Nachricht über Wieland und Eigil, in dem eddischen Völundsliede hervorgeht (s. unten S. 8), wurde aus Deutschland her wieder aufgefrischt. Zugleich sehen wir hier- aus, daß dieselbe Sage, die schon so früh nach dem Norden aus- gewandert, noch im 13. Jh. in Deutschland lebendig geblieben war. Diese Auffrischung aus der Urheimat haben die beiden norwegischen Aufzeichnungen über Eindride und Hemming in der großen Olav Tryggvasonsaga und die dänische des Toko beim Saxo nicht erlitten. Sie haben sich eigenartiger erhalten, jene freilich nicht ohne Spuren christlicher Einwirkung, diese in vollständigster Gestalt, die der Schweizersage am nächsten kommt. Die Sage von dem Schützen Eigil muß allen Stämmen der Germanen bekannt gewesen sein, wie dies das so überaus häufige Vorkommen des Namens Eigil beweist*). Die mit dieser nachweislieh identische ursprüngliche Form dieses Namens ist Agila, Agilo. Seit dem vierten Jahrhundert finden wir sie bei den Gothen, Langobarden, Quaden, Alamannen; dann die daraus durch Umlaut entwickelten Formen Aigil, Eigil, Aegil, Egil bei fast allen anderen germanischen Stämmen. Sämmtliche Formen gehen zurück auf die Wurzel A G (Förstemann , altd. Namenbuch 1 , 9 u. 22 ff,), welche etwas Scharfes, Schneidiges, Spitzes bedeutet.

Diese auf Forstemann's Auctorität sich stützende Annahme bedarf einer weiteren Auaführung. Einmal kommt es auf die Identität jener Formen an, sodann auf die Erklärung des Umlautes, endlich auf die Deutung der Wurzel.

Die Identität jener Formen ergibt sich erstens aus Paul. Diac. lib. IV. init., wo es heißt: Aigilolfua qui et Ago dicitur (Förstemann a. a. O. 1, 31). Hier liegt es klar vor, daß der Stamm Agil von der Wurzel AG herzuleiten ist. Ferner findet sich bei Greg. Tour, (f 594), dem ältesten Geschichtsschreiber der Franken, die Form des Genitivs Agilanis neben Aegilanis in verschiedenen Handschriften (Förstemann 1, 23. Mone, Heldensage 138): also Agil = AegiL Endlich beweisen dies unter anderen folgende bei Förstemann (a a. O.) angefahrte iden- tische Formen: Agllpert, Aegilperht, Aegilbertf Aigelbert^ Aigilbert, Eigil-

*) Über die weite Verbreitung dos Namens Eigil in Orts- und Eigennamen bei

allen germanischen Stämmen, über alle sonstigen Bezüge des Eigil zu der deutschen

Sa^re^ Insbesondere 'über die sogen. Eigilsteine, soll ein anderes Mal gehandelt werden.

DER MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE. 7

berht, Eigilbert^ Egilpert; Agilhure^ Egilburc; Agiffrid^ Eigitfridy EgiU frid; Agilmar, Eigilmar^ Eg'dmar; Agilmund^ Egilmund; Agllward^ EigiU ward^ Egüward ; Agilolf^ Eigilolf^ Egilolf u. a. m.

Aus diesen Formen ersieht man, daß A G die Wurzel, und ferner daß Agil eine Weiterbildung dieser Wurzel ist (Förstemann a. a. 0. 1, 22). Aus dem Stamme Agil haben sich nun die Formen Aigil^ EigiJ^ Aegil, Egil durch Umlaut entwickelt. Der Umlaut von kurz a ist kurz e (J. Grimm, d. Gram. 3. Aufl. 1, 72); er wird durch ein in der Flexion oder Ableitung folgendes t verursacht, das auf die Reinheit des in der Wurzelsilbe vorangehenden a wirkt und sie trübt (das. S. 74). Der Um- 1 aut i entsteht aber aus ä durch folgende Zwischenstufen. Hierüber sagt J. Grimm (Gram. 1, 555; vgl. auch dens. in Aufrecht u. Kuhn, Ztschr. 1, 438): Der Umlaut e müsse auf a + t zurückgeführt werden, d. h. auf c£i, das zwar diphthongisch, nur qualitativ kurz zu nehmen sein werde. Aus Agil erhalten wir also zunächst durch Umlaut die Form Aigil, wobei ai (ei) kura ist wie der Wurzelvocal a (vgl. auch Mone, a. a. O. 149). Aber das dem a der Wurzel nun unmittelbar folgende i bewirkt auch ferner, daß das a zu e wird: so entsteht aus ai das ei in Eigil (J. Grimm, Gram. 1, 106). Somit entwickelt sich aus dem ahd. ai (= goth. at, Grimm das. 103, 104) das ahd. ei, Förstemann (in Aufrecht u. Kuhn, Zeitschr. 2, 340) hat in Bezug auf unseren spe- ciellen Fall dargethan, daß at, ei in Aigil, Eigil, ahd. Umlaut aus a in Agil vor dem mit i auch sonst so befreundeten g sei. Derselbe weist ferner nach (das. 2, 348), daß ae ebenfalls als Umlaut von a auftritt (z. B. Agilperht, Aegilperht) ; dieses ae stehe dem unorganischen spateren ei gleich. Wir erkennen demnach in allen jenen Formen neben der historischen Entwickelung des Umlautes von ä durch m, ^*, äe zu e zugleich die Identität derselben.

Mit diesem Beweise über die Entstehung der ahd. Formen Aigil, Eigily Aegely Aegil^ Egil (angels. Aegel^ altn. Egil oder Egill) aus dem Stamme Agil^ der auf die Wurzel AG zurückweist, verbindet sich nun die Frage nach der Bedeutung derselben. Man hat zur Erklärung von AG das ahd. ekka^ ecke in dem Sinne von Schwertes schärfe, heran- gezogen (Forstemann, Namenb. 1, 9), dagegen eine Beziehung zu ahd. egel (hirudo) abgewiesen (Mone, a. a. O. 147. Förstemann das. 1, 22 Pott, Personennamen, 1. Aufl. 204). Auch das nordische egg^ Eisenspitze, Bergspitze, ist hier anzuführen (Chr. Andr. Holmboe, det norske Sprogs Wien 1852, S. 121). Grimm (Wörterb. 3, 33; vgl. Myth. 353) stellt den alten Mannesnamen Egilly dat. Agli^ vergleichend zu Egel, f., arista^ palea^ festuca (das e in Egel = ä aus a entstandexi^ , ^^^, e^le ^ a.rv.%X«»

6 HEINO PFANNENSCHMID

aus dem Munde deutscher Männer stamme (Ausfuhrliches bei Raßmann 2, 213. 214. 264 ff.). Die Kunde, welche also seit den Zeiten ihrer Auswanderung aus Deutschland die Isländer von dieser Sage noch hatten, wie das aus der ältesten Nachricht über Wieland und Eigil, in dem eddischen Volundsliede hervorgeht (s. unten S. 8), wurde aus Deutschland her wieder aufgefrischt. Zugleich sehen wir hier- aus, daß dieselbe Sage, die schon so früh nach dem Norden aus- gewandert, noch im 13. Jh. in Deutschland lebendig geblieben war. Diese Auffrischung aus der Urheimat haben die beiden norwegischen Aufzeichnungen über Eindride und Hemming in der großen Olav Tryggvasonsaga und die dänische des Toko beim Saxo nicht erlitten. Sie haben sich eigenartiger erhalten, jene freilich nicht ohne Spuren christlicher Einwirkung, diese in vollständigster Gestalt, die der Schweizersage am nächsten kommt. Die Sage von dem Schützen Eigil muß allen Stämmen der Germanen bekannt gewesen sein, wie dies das so überaus häufige Vorkommen des Namens Eigil beweist*). Die mit dieser nachweislieh identische ursprüngliche Form dieses Namens ist Agila, Agilo. Seit dem vierten Jahrhundert finden wir sie bei den Gothen, Langobarden, Quaden, Alamannen; dann die daraus durch Umlaut entwickelten Formen Aigil, Eigil, Aegil, Egil bei fast allen anderen germanischen Stämmen. Sämmtliche Formen gehen zurück auf die Wurzel AG (Förstemann, altd. Namenbuch 1 , 9 u. 22 ff,), welche etwas Scharfes, Schneidiges, Spitzes bedeutet.

Diese auf Forstemann's Auctorität sich stützende Annahme bedarf einer weiteren Ausführung. Einmal kommt es auf die Identität jener Formen an, sodann auf die Erklärung des Umlautes, endlich auf die Deutung der Wurzel.

Die Identität jener Formen ergibt sich erstens aus Paul. Diac. lib. IV. init., wo es heißt: AigiJol/us qui et Ago dicitur (Förstemann a. a. O. 1, 31). Hier liegt es klar vor, daß der Stamm Agil von der Wurzel AG herzuleiten ist. Ferner findet sich bei Greg. Tour, (f 594), dem ältesten Geschichtsschreiber der Franken, die Form des Genitivs Agilanis neben Aegilanis in verschiedenen Handschriften (Förstemann 1, 23. Mone, Heldensage 138): also Agil = Aegii Endlich beweisen dies unter anderen folgende bei Förstemann (a a. O.) angeführte iden- tische Formen: Agllpert, Aegilperht, Aegilbertf Aigelbert^ Aigilbert, Eigil-

*) Über die weite Verbreitung dos Namens Eigil in Orts- und Eigennamen bei

A]]en germanischen Stämmen, über alle sonstigen Bezüge des Eigil zu der deutschen

Sa^''e, Insbesondere 'über die sogen. Eigilsteine, soll ein anderes Mal gehandelt werden.

DER MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE. 7

berhtf Eigilbert^ Egilpert; Agilhurc^ Egilburc; Agilfnd^ Etgitfridy EgiU frid; Agilmar, Eigilmar, EgUmar; Agilmund^ Egilmund; Agilward^ Eigil- ward^ Egilward ; Agilolfj Eigilolf^ Egilolf u. a. m.

Aus diesen Formen ersieht man, daß ^ ö die Wurzel, und ferner daß Agil eine Weiterbildung dieser Wurzel ist (Förstemann a. a. 0. 1, 22). Aus dem Stamme Agil haben sich nun die Formen Aigil^ EigiJ^ AegiU Egil durch Umlaut entwickelt. Der Umlaut von kurz a ist kurz e (J. Grimm, d. Gram. 3. Aufl. 1, 72); er wird durch ein in der Flexion oder Ableitung folgendes t verursacht, das auf die Reinheit des in der Wurzelsilbe vorangehenden a wirkt und sie trübt (das. S. 74). Der Um- laut i entsteht aber aus ä durch folgende Zwischenstufen. Hierüber sagt J. Grimm (Gram. 1, 555; vgl. auch dens. in Aufrecht u. Kuhn, Ztschr. 1, 438): Der Umlaut e müsse auf a + t zurückgeführt werden, d. h. auf c£t, das zwar diphthongisch, nur qualitativ kurz zu nehmen sein werde. Aus Agil erhalten wir also zunächst durch Umlaut die Form Aigü, wobei ai (ei) kurz ist wie der Wurzel vocal a (vgl. auch Mone, a. a. O. 149y Aber das dem a der Wurzel nun unmittelbar folgende i bemrkt auch femer, daß das a zu e wird: so entsteht aus ai das ei in Eigil (J. Grimm, Gram. 1, 106). Somit entwickelt sich aus dem ahd. ai (= goth. di^ Grimm das. 103, 104) das ahd. ei. Förstemann (in Aufrecht u. Kuhn, Zeitschr. 2, 840) hat in Bezug auf unseren spe- ciellen Fall dargethan, daß at, ei in Aigil, Eigil, ahd. Umlaut aus a in Agil vor dem mit t auch sonst so befreundeten g sei. Derselbe weist femer nach (das. 2, 348), daß ae ebenfalls als Umlaut von a auftritt (z. B. Agilperht, Aegilperht) ; dieses ae stehe dem unorganischen späteren ei gleich. Wir erkennen demnach in allen jenen Formen neben der historischen Entwickelung des Umlautes von ä durch m, ^', äe zu i zugleich die Identität derselben.

Mit diesem Beweise über die Entstehung der ahd. Formen Aigil, Eigil, Aegel, Aegil, Egil (angels. Aegel, altn. Egil oder Egilt) aus dem Stamme Agil, der auf die Wurzel AG zurückweist, verbindet sich nun die Frage nach der Bedeutung derselben. Man hat zur Erklärung von AG das ahd. ekka, ecke in dem Sinne von Schwertes seh ärfe , heran- gezogen (Forstemann, Namenb. 1, 9), dagegen eine Beziehung zu ahd. egel (hdrudo) abgewiesen (Mone, a. a. O. 147. Förstemann das. 1, 22 Pott, Personennamen, 1. Aufl. 204). Auch das nordische egg, Eisenspitze, Bergspitze, ist hier anzuführen (Chr. Andr. Holmboe, det norske Sprogs Wien 1852, S. 121). Grimm (Wörterb. 3, 33; vgl. Myth. 353) stellt den alten Mannesnamen Egill, dat. Agli, vergleichend zu Egel, f., arisia, paleüj festuca (das e in Egel = ä aus a entstandexi^ , ^^^. eijle ^ arl^x«»

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ahd. agaleia^ rhamnuSj Aglei. Einen Zusammenhang zwischen Eg^l^ m., ericiufff erinaceus für Igel, ahd. igil^ ags. igil^ altn. igvll*)^ und Egel festuca weist auch Grimm ab (Wörterb. 3, 33"). Mone (a. a. O. 150) denkt an Age^ Aegel, Aegnerij Ährenspitzen und leitet diese Wörter von dem alten Diebsgotte Ages ab, in welchem Worte der Begriff des Spitzigen und Schneidigen liege. Konrad Schwende (Deutsch. Wörterb. s. V* Ähre) stellt zu der Wurzel Ac, Ag das griechische axig und das lateinische ac-ies, angs. egh. altn. und dän. ax. Nach Zyro (Aufrecht u. Kuhn, Zeitsch. 2, 447) ist im Berner Oberlande agla^ agne = Granne der Ähre, die kleinen Dingelreste im Gespinnst, gleich Nadeln (vgl. über agna Aufrecht in Aufrecht u. Kuhn, Zeitschr. l, 353); schwäbisch: aege^ achel^ der spitzige Abfall vom Flachs, vgl. lat. aculeus. Die Wurzel ist nach ihm ag^ griechisch ax (axQog) = das Aufwärtsstrebende, Zugespitzte. Zu dieser Wurzel ac, die, wie H. Schweizer (Aufrecht u. Kuhn, Zeitschr. 1, 152) bemerkt, im Griechischen und Lateinischen frisch und kräftig in axgog, cixvg^ acevj acuo^ aqua^ aquih^ auch in equus treibe, biete das Sanskrit noch ein lebendiges Verbum ag mit dem unendlich häufigen Wechsel von c in p dar; ag heiße „durchdringen, hingelangen, erreichen". Ähnlich vergleicht Holmboe (a. a. O.) zu dem nordischen egg das sanskr. agra^ n. , Spitze und a'«n, f., Schwertes- schneide, wie das bengalische äg^ Spitze.

Hiernach durfte es wohl feststehen, daß die Wurzel A G den Be- griff des Scharfen, Schneidigen, Spitzigen enthält, womit sich vielleicht der weitere Begriff des Schnelldurchdringenden verbinden mag. Weiter unten wird sich zeigen, wie diese etymologische Deutung des Namens £^igil der mythischen Natur desselben entspricht.

Auf diese Ausführungen gestützt dürfen wir mit Sicherheit an- nehmen, daß einmal der älteste Name des Schützen überall bei den germanischen Völkern ursprünglich Agila, Aigil, Eigil u. s. w. geheißen bat, und daß zweitens der Name selbst mythisch ist wie sein Träger. Das letztere erhellt mit vollkommener Evidenz aus dem, was wir vom Schützen Eigil und seinem noch berühmteren Bruder Wieland wissen. Über beide und den dritten Bruder, Slagfidr, besitzen wir zwei ver- schiedene Überlieferungen, die sich gegenseitig ergänzen. Die eine, die älteste, gibt ein altes Volkslied, das eddische Wölundslied (die Völundar- Quida), welches dem sechsten Jahrhundert angehört (in der Edda Sae- mundar T. II, S. 3 24); die andere, die jüngere, erzählt die Sage von

*) Über die Ableitung von ahd, igil {echinus) egala (sangutsuga) und dl (ai^uüla) »ieb Adolphe Pictct in Aufrecht u. Kuhn, Zeitschr. 6, 185 ff.

DER MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE.

r

^Welent dem Schmied** in der Thidrecksaga f s. Eaßmann, d. Heldensage 2, 212 bis 272). Alle drei Brüder, Wölundr (Welent, Wieland), Eigil und Slagfidr waren mit drei Walkyren oder Schwanjungfrauen vermählt, und waren Söhne des Riesen Wade, eines Sohnes des Königs Wilkinus und eines Meerweibes. Sämmtliche Glieder der Sippe Eigils sind Wesen göttlicher Art, göttliche und heroische Gestalten der germani- schen Mythologie. Sie alle sind auf die vielfachste Weise tief mit der nordischen und deutschen Mythologie und Sage verflochten und lassen sich meistens und vorzugsweise als odhinisch- wodanische Wesen er- weisen. Bevor dies aber geschehe, wird es zweckmäßig sein, diejenigen Eigenschaften des Odhin- Wodan ans Licht zu stellen, welche haupt- sächlich zur Feststellung der Identität des Eigil mit jener Gottheit erforderlich sind. Dabei werden wir uns zunächst an die indische Mythologie und insbesondere an diejenigen göttlichen Figuren der- selben halten müssen, welche dem Odhin-Wodan selbst zur Grundlage gedient haben.

Die Vorstellung von Wodan als göttlichen Bogenschützen ist uralt, aber später verdunkelt worden. Das zeigt sowohl eine Verglei- chuDg mit dem Indra als auch mit dem Kudra der indischen Mytho- logie, die beide dem germanischen Wodan zu Grunde liegen (Mannhardt, Götterwelt 1, 18.3). Indra, der Gott des blauen Himmels, führt zur Vernichtung der feindlichen Dämonsgewalt den Donnerkeil. Dieser hatte die Gestalt eines aus den Wolken geschleuderten Keiles, Streit- hammers oder Speeres, und er kehrte stets in die Hand des Gottes zurück. Aber Indra führte auch Bogen und Pfeile. Sein heilbringender Bogen, der zahllose Schüsse thut, ist mit Kunst geformt; sein gol- dener Pfeil ist sicher treffend (Mannhardt, Germ. Mythen 105. 107). Rudra, der Sturmesgott, heißt wie Indra, der Donnerkeilträger, und ist mit dem verderbenbringenden Speer wie Odhin und Pallas ausge- stattet, nämlich mit dem Blitze (Kuhn, Herabkunft des Feuers 202). Oben vom Himmel herab schleuderte er den glänzenden Pfeil zur Erde (H. Leo. in Wolf, Zeitschr. 1, 57). Aus der Sturmeswolke sandte er Pfeile von starkem Bogen, bald den Speer, bald den Donnerkeil her- nieder (Mannhardt, Götterw. 1, 66).

Die Begleiter beider Götter sind sowohl die Maruts als die Ribhus. Ursprünglich sind diese Geisterscharen selig verstorbener Menschen ganz identisch; im vedischen Glauben erscheinen sie schon getrennt, tind man dachte sie sich in allem Leben der Natur als Elementar- geister thätig (Kuhn, Zeitschr. f. vgl. Sprachf. 4, 102 ff., bes. S. 115. Mannhardt,. Germ. Myth. 43). Waffcngeschmlickt ia\\Yev\ öa^ '^ ^x\x\.^

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durch die Luft, ihr lauter Gesang, das Sturmgebraus, macht Himmel und Erde erbeben, Berge erzittern. Bäume stürzen und die Wolken zerstieben (Mannhardt das. 38 fF). Von ihren ferntreffenden Bogen heißen sie Sudhanvandsj d. i. Bogenschützen (Kuhn, das. 4, 103). Die Maruts entsprechen in der deutschen Sage den Geistern der Gestor- benen, die im wüthenden Heer oder in der wilden Jagd mit Wodan einherfahren (Kuhn, in Haupt's Zeitschr. f. d. d. Alterth. 5, 488 ff.). Als Personificationen der Sturmwinde heißen sie Söhne (der l'ri^ni, ihrer Mutter, s. Benfey, Übers, des Rig-Veda in Orient und Occident 2, 252 Anm. 911; sie ist im Naturmythus = Wolke, der sie als Blitz entflieht, das. 1, 388 Anm. 334, und) des Kudra, und deshalb stehen sich in dieser Hinsicht ßudra und Wodan gleich (Mann- hardt, Germ. Myth. 44). Wie den Rudra, so begleiten sie aber auch den Indra (Mannhardt, das 38 ff.). Der furchtbare und gewal- tige Widersacher des Indra (in älterer Zeit des Trita) ist der verhül- lende Wolkendämon Vritra. Dieser raubt die himmlischen Kühe, d. i. die lichtweißen Regenwolken und die Lichtstrahlen, den reichen Schatz der Regennässe und des Sonnengoldes und birgt dies in seiner finsteren Hohle, der schwarzen Gewitterwolke (Mannhardt, Germ. Myth. 75 ff., 154 ff.). Während des Winters hält der Dämon die geraubten Him- melskühe (Wolken und Sonnenstrahlen) und Wasserfrauen oder Jung- frauen in seiner Hohle, seinem Berge oder seiner Burg , worin sie wie verzaubert liegen, zurück. Statt einer Burg werden auch sieben oder mehrere genannt. Die sieben Burgen entsprechen dann den sieben Wintermonaten, während welcher die Wasser, die Wasserfrauen, der Schatz des Goldes, die Lichtstrahlen, eingeschlossen und gefangen gehal- ten werden (Mannhardt, Germ. Myth. 153, 160. Gotterwelt 1,55.56). Gegen diesen Wolkendämon kämpft Indra mit Pfeil und Bogen (Kuhn, Haupt's Zeitschr. 5, 488 Anm.*) unter dem Beistande seiner Maruts. Blitze sind die Waffen beider Feinde. Von allen Göttern verlassen steht Indra allein in diesem Kampfe gegen Vritra und seine Dämonen, und nur die Maruts leisten ihm Beistand und helfen und folgen ihm zum Siege (vgl. Schwarz, Naturansch. 1, 222); d. h. durch Blitz und Sturm wird der Gewitter- oder Wolkendämon verjagt, seine Burgen gebro- chen, sein Kaub ihm abgenommen, er selbst erlegt : die Gewitterwolke wird vertrieben. Indra's Macht, der blaue Himmel, wiederhergestellt und der Sommer ist da (Kuhn, Zeitsch. 4, 115; vgl. auch dens. in Haupt's Zeitschr. 5, 485).

In ähnlich nahem Verhältniäs wie die Maruts stehen auch die tiibbus (d. i. „die Künstler** Benfey, Übers, des Rig-Veda, in Orient

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DER MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE. ] ]

und Occident 1, 27, Anm. 103) zu Indra, die ebenfalls im griechischen und germanischen Mythus nachgewiesen sind. Die Verrichtungen der Maruts und der Ribhus sind häufig vertauscht, in so naher Verwandt- schaft stehen sie miteinander (Kuhn, in Haupt's Zeitschr. 5, 490; Mannhardt, Germ. Myth. 41, 44). Die Kibhus walten wie jene auch im Winde und ihr Gesang ist das brausende Sturmlied (Mannhardt, Gotterwelt 1 , 49). Doch scheint ihr Element mehr das Gebiet der Sonnenstrahlen und des Blitzes zu sein (Mannhardt, G. M. 41). Sie sind, wie Kuhn (Zeitschr. f. vgl. Sprachf. 4, 120) bemerkt, bereits von Yäska für die Sonnenstrahlen erklärt, wie auch Säyana (in R. 6, 3, 8) das Wort rhhuh geradezu durch sürya deute (vgl. auch Mannhardt, G. M. 141). Sürya ist aber der Sonnengott Savitar (Benfey, Übers, des Rig-Veda, in Orient und Occident 1, 29, Anm. 114), Tvashtar (d. i. „Bildner, Schopfer", Benfey a. a. O. , Anm. 116). Selbst mit Agni stehen die Ribhus im Zusammenhange (Kuhn, das. 4, 108). Als berühmte Schmiede- künstler, die den Göttern wunderbare Kleinode, so dem Indra den Donnerkeil, verfertigt haben, stehen die Ribhus auch unter der Herr- schaft des Tvashtar. Sachlich und etymologisch entsprechen die Ribhus den germanischen Eiben (Kuhn, Zeitschr. 4, 110; Schweitzer das. 1, 562; Mannhardt, G. M. 46). Hier liegt ihre Verwandtschaft mit den Zwergen; denn diese und die Eiben sind ursprünglich dasselbe (Grimm, Myth. 412: Kuhn, das. 4, 110; vgl. Mannhardt, G. M. 472 £)• Doch gleichen die Eiben mehr den Maruts, die Zwerge mehr den Ribhus (Kuhn, das. 4, 109). Als treffliche Bogenschützen heißen die Ribhus Sohne des Angirasen Sudhanvan^ d. i. dessen mit dem trefflichen Bogen (Kuhn, das. 4, 111). Aus der Schaar der Ribhus ragen nun durch ihre Thaten besonders drei hervor (vgl. Benfey in Orient und Occident i, 106, Anm. 440), die deshalb in die unmittelbare Gemeinschaft der Gotter aufgenommen wurden : Väja wurde der Künstler der Götter, Ribhuaäs des Indra, Vibhvan des Varuna" (Kuhn, das. 4, 111). Aus- drücklich werden diese drei Brüder nach demselben Forscher (das. 4, 103) Ribhus, Vibhvä und Vdjaa genannt oder mit allgemeiner Be- zeichnung der älteste, jüngere und jüngste; der mittlere der Brüder werde nur selten erwähnt. Daß diese drei Brüder in der germanischen Mythologie genau Wieland, Slagfidr und Eigil sind, hat Kuhn zur Evi- denz nachgewiesen (das. 4, 95 ff., bes. S. 110 ff.). Weiter unten wird der Ort sein, hierauf zurückzukommen.

Aus vorstehenden Bemerkungen ergibt sich nebenbei für unseren Zweck soviel, daß wir es hier jedenfalls mit den ältesten Elementen alles mythischen Empßüdens und Anschauens zu iViuu Vi^Ww. "öv^

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Bilder sind noch außerordentlich flüssig; deshalb können sie auch im weiteren Process der Verdichtung in der germanischen Mythologie bald dem Thor- Donar, bald dem Odhin- Wodan zugeschrieben werden. Hier kommt es nur darauf an, wie ferner noch erhellen wird, die Beziehung zu Wodan hervorzukehren. In der unserer germanischen zu Grunde liegenden indischen Mythologie befinden wir uns in Betreff obiger my- thischen Anschauungen auf dem Boden des Sturmes , des Gewitters, des Kampfes zwischen zwei feindlichen Naturgewalten , aus welchem die eine, deren Repräsentant der Himmelsgott Indra ist, siegreich her- vorgeht. Seine Waffen sind Blitz und Sonnenstrahlen, seine Gehülfen Sturm-, Blitz- und Sonnen wesen. Daß liiernach neben dem Gewitter, Blitz und Sturm, auch die Gestirne des Himmels, namentlich die Sonne, der mythenbildenden Phantasie den ersten physikalischen Stoff boten, durfte kaum abzuweisen sein. Aber diese Naturvorgänge konnte man nur nach menschlicher Art und Weise denken: man übertrug die nächstliegenden menschlichen Verhältnisse mit den Na- turvorgängen vergleichend auf diese. Aus der Verschmel- zung dieser beiden Elemente entstehen durchweg die verschiedenen ältesten Mythen. Dabei spielen hervorragende Menschen ijnd ihre Thaten eine wichtige Rolle, wie wir das an den mit den Maruts ursprünglich identischen Ribhus sehen , die aus sterb- lichen Menschen zu göttlichen Wesen erhoben und von denen besonders drei unter die Zahl der Götter aufgenommen wurden. Unter diesen Dreien erkennen wir den Einen als den göttlichen Bogenschützen: dieser war also ursprünglich ein Mensch. Wir brauchen gar nicht ausdrücklich zu lesen, welches seine Thaten gewesen ; sie spiegeln sich ab in den großen Naturkämpfen. Der von allen Göttern verlassene, fast schon besiegte Indra erlegt mit sicher treffendem Geschoß im Sturm- gebraus den Wolken- oder Gewitterdämon: der menschliche Schütz erlegt, fast schon überwunden, durch sichern Schuß seinen Gegner. Das ist der menschlich-sagengeschichtliche Gehalt der Mythe. Mensch- licher Zweikampf wird das Bild für den Naturvorgang ; aus diesen bei- den Elementen setzt sich der ürmythus zusammen. Auf dieser Stufe liegt demnach auch, um dies hier gleich anzudeuten, die Urform der Tellsage: der Meisterschuß und die Tödtung des Tyrannen. Die Be- rechtigung aber statt von jenem Ribhu- Schützen von Indra zu sprechen, liegt darin, daß, obwohl sich die Anschauung von jenem Naturkampfe aus ursprünglich verschiedenen Elementen zusammensetzt, der Natur- vorgang selbst als ein Ganzes gefasst werden muß. Was die Maruts vnd die Ribhus, die heulenden Sturmwinde und die sichertreffenden

di:r mythische gehalt der tellsage. 13

Bogenschützen im Kleinen thun, das verrichten ihre Väter, der Rudra und Indra, im Großen (vgl. Schwarz, Naturanschauungen 1, 224). Im Verfolg des auf anthropologischer Grundlage sich v^^eiter entvirickelnden mythischen Processes sind Rudra und Indra der Inbegriff aller jener, diese hinterher so zu sagen Personificationen jener beiden Götter gev^ror- den. Auch sind beide in Betreff des Pfeiles und des Bogens, welches sie fuhren, identisch: ihr gemeinsamer Feind ist dter Wolken- oder Ge- witterdämon, den der zu höherer Bedeutung gelangte Indra erlegt.

Was sind aber des Rudra und des Indra Pfeile? Es sind so- wohl Blitze als Sonnenstrahlen. Sind die Pfeile in Rudra's Hand nur die Blitze, so sind sie als Indra's Geschoß beides, entweder Blitze oder Sonnenstrahlen. Jenes ist unzweifelhaft; dieses bedarf noch einer kurzen Bemerkung. Indra ist Gott des blauen Himmelsgewölbes, also zunächst nicht Sonnengott. Doch berührt er sich mit diesem aufs engste. Es wurde schon angedeutet, daß die Ribhus, deren Herr- scher Indra ist, auch als Sonnenstrahlen gelten. Heißt es doch vom Indra, daß er seine Feinde, des Vritra Vasallen, durch das Sonnen- licht überwunden habe (Rigv. Rosen XXXIII, 8 bei Mannhardt, G. M. 141, Anm. 1). Deshalb wird auch Indra bisweilen mit der Sonne selbst identificiert, was auch seine häufige Verbindung mit dem Sonnengotte Vishnii ausdrückt (die Beweisstellen des Sämaveda bei Mannhardt das. S. 141, Anm- 2 u. ff.). Auch ist der Wagen oder das Falbengespann, auf welchem Indrah sthätä (für Dyaush pitd sthätä = Juppiter stator) steht, die Sonne selbst (Benfey, Orient und Occident 1, 200 u. S. 414, Anm. 513). Die Sonnenstrahlen hängen, wie oben ebenfalls gesagt wurde, mit dem Sonnengotte Sürya oder Savitar zusammen. Und ist es nicht Indra, welcher der feindlichen Dämonenwelt das ihm geraubte Sonnengold wieder abzwingt? Im Gewitter geschieht dies durch Donner und Blitz, bei finsterem Regen durch die Sonnenstrahlen. Indra muß also nach dieser Seite hin mit dem Savitar identisch, er muß als Him- melsgott auch Sonnengott sein. Es sind aus ganz verschiedenen und sich von einander ursprünglich völlig selbstständig entwickelt haben- den Vorstellungskreisen, dem des Rudra und dem des Savitar, die sich auf den Kampf mit dem Gewitter- und Wolkendämon bezüglichen Seiten in die Gestalt des mächtigen Indra zusammengeflossen. Als solcher ist er denn auch der Urschütz, der Blitz und Sonnenstrahlen von seinem Bogen, der zuweilen auch als Regenbogen erscheint, ab- sendet. Daß man aber „die Strahlen der Sonne, des Mondes, der Ge- stirne als Geschütz und Waffen, insbesondere als Pfeile dachte, ist ein altes und in der Mythologie weitverbreitetes ^WA!*" v^t^^t ^ ^,

]4 HKINO PKANNENSCHMIÜ

Myth. 1, 222; Weicker, gr. Götterlehre 1, 537; Schwarz, Natur- anschauungen 1, 93. 94. Über das Geschmiedetwerden des Blitzes s. das. 104). Auch des Apollon Pfeile sind ebensowohl Sonnenstrahlen als Blitze (s. Preller u. Weicker a. a. O. , Pott in Kuhn's Zeitschrift 7, 95, Schwarz, Ursp. der Myth. 101 ff.). Wie nun die Sonne sich in den Mythus von Indra einflicht, ja mit ihm identificiert werden konnte, so gelten auch Blitze wie Sonnenstrahlen als seine Waffen unter dem bereits bezeichneten Bilde des Pfeiles.

Nach diesen Ausführungen wird es gewiss nicht mehr befremden, wenn wir schließen dürfen, daß auch der mit dem Indra in mehr als einer Hinsicht (vgl. Kuhn in Haupt's Zeitschrift 5, 487 ff.) identische Odhin- Wodan Pfeil und Bogen gefuhrt habe. Diese Meinung wird denn auch wirklich bestätigt. Kuhn hat in Haupt's Zeitschr. 5, 474 ff. u. S. 488) bereits den Nachweis geliefert, daß Odhin einst durch Pfeil und Bogen berühmt war (vgl. Menzel, Odin 161). Simrock (Myth. 1. Aufl. 567), Felix Liebrecht (Gervasius v. Tilbury 176, Anm. 7) und Mannhardt (Götterwelt 1, 183) stimmen zu. Nur Wolf (Beiträge z. d. Myth. 1, 12, Anm. 2) kann ich nicht beipflichten, wenn er unter Bezugnahme auf Kuhn's so eben citierten Aufsatz meint, daß Wodan's Speer in Eng- land erst zum Pfeile geworden zu sein scheine. Beide Vorstellungen, meine ich, sind gewiss gleich alt. Als Robin Hood kämpft Wodan mit Bogen und Pfeil gegen die Macht des bösen Winters (Mannhardt, Götterw. 1, 144. 156). Wodan's Pfeil ist aber dasselbe wie sein Speer, und dieser ist ein Symbol des Blitzes (vgl. Wilh. Müller, Gesch. und System d. altd. Rel. 193, Anm. 3. Schwarz, Ursprung der Myth. 68 u. a. a. Stellen). Der Pfeil bedeutet aber hinwieder soviel wie Sonnen- strahl; denn der einäugige Odhin -Wodan ist auch die Sonne (vergl. Mannhardt, Götterw. 1, i:^3 u. 156; Schwarz, Volksglaube S. 103), er ist Himmelsgott wie der griechische Apollon, und auch in der ger- manischen Mythologie werden überhaupt die Sonnenstrahlen häufig als Pfeile gedacht (Mannhardt, Götterw. 1, 258. 263). Wann aber des Wodan Pfeile als Blitze oder Sonnenstrahlen zu fassen sind, lässt ganz einfach die Scenerie des jedesmaligen Mythus erkennen. Bei Gewitter- mythen wird man vorzugsweise an Blitze, bei Mythen, die es nur mit der Regenwolke zu thun haben, an Sonnenstrahlen denken müssen. Wodan ist nicht nur Gewittergott, wie Simrock (Myth. 241, 286) und Schwarz (der heutige Volksglaube S. 31) nachgewiesen; er ist auch der Sonnengott (Simrock, Myth. 255). Sein Widersacher und finsterer Feind ist der Gewitter- oder Wolkendämon oder auch der Winterriese. -Diesen erlegt er durch seine Pfeile, sei es im Gewitter, im Sturm und

DKR MYTHISCHE GEHALT DEU TELLSAGE. ]5

Regen oder in den Frnhlingswettern. Als Pfeilkönig sind dem Odhin- Wodan von den germanischen Göttern Hoenir (Schwenk, Myth, der. Germanen 117 ff., vgl. Weinhold in Haupt, Zeitschr. 7, 24; W. Müller in Schambach n. Möller, Niedere. Sagen 416, Anm. 2; Mannhardt, Götterw. 1, 257) und Ullr identisch (Simrock, Myth. 336 ff.; Weinhold a. a. O. S. 26; Mannhardt das. 1, 258). Wie Indra in den Maruts und Ribhns Gehülfen in diesem Kampfe hat, so gewiss werden auch in demselben Kampfe Eiben und Zwerge dem Odhin- Wodan Beistand geleistet haben, obwohl diese Beziehung später sehr verblasst ist (vgl. Grimm, Myth. 432). Aber sie erhält neues Licht, wenn wir erwägen, daß jener Kibhu-Schütz mit dem germanischen Eigil wesensgleich ist: beide sind Schmiedekünstler , der indische Väja - Teil als Ribhu , der germanische Eigil-Tell als Bruder des Alfenfiirsten Welent. Und wie jener Ribhu-Schütz mit Indra, so ist dieser germanische Schütz Eigil mit Odhin-Wodan identisch. Es wird nöthig sein, dies näher darzuthun. Die Urahnmutter Eigils des Schützen ist Frau Wächilt (Käm- pferin der Wogen), ein Meerweib, eine Wasserfrau (W. Grimm, d. Heldens. 209; Raßmann a. a. O. 2, 157), im Naturmythus nichts anderes als die Wolke (Mannhardt, G. M 726; Schwarz, Natur- anschauungen 1, 117). Ihr Gemahl, der mythische König Wilkinus, ist eine Hypostase des Gottes Wodan. Denn Wodan ist es, der auf der Insel Moen als Grönjette sieben Jahre, d. i. die sieben Winter- monate lang die Meerfrau jagt, und auf Fühnen als Palnajäger mit Köcher und Bogen bewaffnet, ein Weib hetzt und erlegt (Grimm, Myth. 896; Mannhardt, Götterw. 1, 154; Schwarz, Volksglaube 24). Der mit dem Eigil ohne Frage identische dänische Meisterschütz heißt Toko, der Sohn des Paine, woraus Palnatoke geworden ist. Dieser Palnajäger der späteren Sage ist aber wie der bärtige Riese Grönjette anerkanntermaßen Gott Wodan. Das Weib oder die Meerfrau, welche er jagt, ist seine Gattin, die Göttin Freyja-Frigg , d. i. ursprünglich die Wolkenfrau, die Wolke, welche (vom Winterdämon) sieben Winter- monate eingefroren war, durch Wodan den Sturmgott aber im Früh- ling erreicht und zerrissen, und der Erde ihren Segen zu spenden ge- zwungen wild (Mannhardt, G. M. 291; Schwarz, Urspr. der Myth. 5; der Volksglaube 22 ft. u. 25). Auch des Schützen Eigil Weib ist eine Walkyre oder Schwanjungfrau, im Naturmythus soviel wie Wolke (Mannhardt a. a. O. 564). Es sind 'demnach Eigil und sein Weib iden- tische Figuren mit ihren Ureltern, alle diese aber Hypostasen des Wodan und der Frigg. Da nun der Sturmgott Wodan durch die Ge- stalt des Palnajägers, der als Meisterschütz m\\. Äätcl "MÄ\^\ftx^Oaö^a»

12 HKiNO pfannp:nschmid

Bilder sind noch außerordentlich flüssig; deshalb können sie auch im weiteren Process der Verdichtung in der germanischen Mythologie bald dem Thor-Donar, bald dem Odhin- Wodan zugeschrieben werden. Hier kommt es nur darauf an, wie ferner noch erhellen wird, die Beziehung zu Wodan hervorzukehren. In der unserer germanischen zu Grunde liegenden indischen Mythologie befinden wir uns in Betreff obiger my- thischen Anschauungen auf dem Boden des Sturmes , des Gewitters, des Kampfes zwischen zwei feindlichen Naturgewalten , aus welchem die eine, deren Repräsentant der Himmelsgott Indra ist, siegreich her- vorgeht. Seine Waffen sind Blitz und Sonnenstrahlen, seine Gehülfen Sturm-, Blitz- und Sonnen wesen. Daß liiernach neben dem Gewitter, Blitz und Sturm, auch die Gestirne des Himmels, namentlich die Sonne, der mythenbildenden Phantasie den ersten physikalischen Stoff boten, dürfte kaum abzuweisen sein. Aber diese Naturvorgänge konnte man nur nach menschlicher Art und Weise denken: man übertrug die nächstliegenden menschlichen Verhältnisse mit den Na- turvorgängen vergleichend auf diese. Aus der Verschmel- zung dieser beiden Elemente entstehen durchweg die verschiedenen ältesten Mythen. Dabei spielen hervorragende Menschen und ihre Thaten eine wichtige Rolle, wie wir das an den mit den Maruts ursprünglich identischen Ribhus sehen , die aus sterb- lichen Menschen zu göttlichen Wesen erhoben und von denen besonders drei unter die Zahl der Götter aufgenommen wurden. Unter diesen Dreien erkennen wir den Einen als den göttlichen Bogenschützen: dieser war also ursprünglich ein Mensch. Wir brauchen gar nicht ausdrücklich zu lesen, welches seine Thaten gewesen ; sie spiegeln sich ab in den großen Naturkämpfen. Der von allen Göttern verlassene, fast schon besiegte Indra erlegt mit sicher treffendem Geschoß im Sturm- gebraus den Wolken- oder Gewitterdämon: der menschliche Schütz erlegt, fast schon überwunden, durch sichern Schuß seinen Gegner. Das ist der menschlich-sagengeschichtliche Gehalt der Mythe. Mensch- licher Zweikampf wird das Bild für den Naturvorgang ; aus diesen bei- den Elementen setzt sich der Urmythus zusammen. Auf dieser Stufe liegt demnach auch, um dies hier gleich anzudeuten, die Urform der Teilsage: der Meisterschuß und die Tödtung des Tyrannen. Die Be- rechtigung aber statt von jenem Ribhu- Schützen von Indra zu sprechen, liegt darin, daß, obwohl sich die Anschauung von jenem Naturkampfe aus ursprünglich verschiedenen Elementen zusammensetzt, der Natur- vorgang selbst als ein Ganzes gefasst werden muß. Was die Maruts und die Ribbus^ die beulenden Sturmwinde und die sichertreffenden

DHU MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE. 13

Bogenschützen im Kleinen thun, das verrichten ihre Väter, der Rudra und Indra, im Großen (vgl. Schwarz, Naturanschauungen 1, 224). Im Verfolg des auf anthropologischer Grundlage sich v^^eiter entwickelnden mythischen Processes sind Rudra und Indra der Inbegriff aller jener, diese hinterher so zu sagen Personificationen jener beiden Götter gewor- den. Auch sind beide in Betreff des Pfeiles und des Bogens, welches sie fuhren, identisch: ihr gemeinsamer Feind ist dter Wolken- oder Ge- witterdämon, den der zu höherer Bedeutung gelangte Indra erlegt.

Was sind aber des Rudra und des Indra Pfeile? Es sind so- wohl Blitze als Sonnenstrahlen. Sind die Pfeile in Rudra's Hand nur die Blitze, so sind sie als Indra's Geschoß beides, entweder Blitze oder Sonnenstrahlen. Jenes ist unzweifelhaft; dieses bedarf noch einer kurzen Bemerkung. Indra ist Gott des blauen Himmelsgewölbes, also zunächst nicht Sonnengott. Doch berührt er sich mit diesem aufs engste. Es wurde schon angedeutet, daß die Ribhus, deren Herr- scher Indra ist, auch als Sonnenstrahlen gelten. Heißt es doch vom Indra, daß er seine Feinde, des Vritra Vasallen, durch das Sonnen- licht überwunden habe (Rigv. Rosen XXXIII, 8 bei Mannhardt, G. M. 141, Anm. 1). Deshalb wird auch Indra bisweilen mit der Sonne selbst identificiert, was auch seine häufige Verbindung mit dem Sonnengotte Vishnu ausdrückt (die Beweisstellen des Sämaveda bei Mannhardt das. S. 141, Anm. 2 u. ff.). Auch ist der Wagen oder das Falbengespann, auf welchem Indrah sthätä (für Dyaush pitä sthäiä = Juppiter staior) steht, die Sonne selbst (Benfey, Orient und Occident 1, 200 u. S. 414, Anm. 513). Die Sonnenstrahlen hängen, wie oben ebenfalls gesagt wurde, mit dem Sonnengotte Sürya oder Savifar zusammen. Und ist es nicht Indra, welcher der feindlichen Dämonenwelt das ihm geraubte Sonnengold wieder abzwingt? Im Gewitter geschieht dies durch Donner und Blitz, bei finsterem Regen durch die Sonnenstrahlen. Indra muß also nach dieser Seite hin mit dem Savitar identisch, er muß als Him- melsgott auch Sonnengott sein. Es sind aus ganz verschiedenen und sich von einander ursprünglich völlig selbstständig entwickelt haben- den Vorstellungskreisen, dem des Rudra und dem des Savitar, die sich auf den Kampf mit dem Gewitter- und Wolkendämon bezüglichen Seiten in die Gestalt des mächtigen Indra zusammengeflossen. Als solcher ist er denn auch der Urschütz, der Blitz und Sonnenstrahlen von seinem Bogen, der zuweilen auch als Regenbogen erscheint, ab- sendet. Daß man aber „die Strahlen der Sonne, des Mondes, der Ge- stirne als Geschütz und Waffen, insbesondere als Pfeile dachte, ist ein altes und in der MjthoJogie weitverbreitetes BVvd^ v^y^^t ^ ^.

]4 HKINO PFANNENSCHMIÜ

Myth. 1, 222; Welcker, gr. Götterlehre 1, 537; Schwarz, Natur- anschauungen 1, 93. 94. Über das Geschmiedetwerden des Blitzes 8. das. 104). Auch des Apollon Pfeile sind ebensowohl Sonnenstrahlen als Blitze (s. Preller u. Welcker a. a. O. , Pott in Kuhn's Zeitschrift 7, 95, Schwarz, Ursp. der Myth. 101 ff.). Wie nun die Sonne sich in den Mythus von Indra einflicht, ja mit ihm identificiert werden konnte, so gelten auch Blitze wie Sonnenstrahlen als seine Waffen unter dem bereits bezeichneten Bilde des Pfeiles.

Nach diesen Ausführungen wird es gewiss nicht mehr befremden, wenn wir schließen dürfen, daß auch der mit dem Indra in mehr als einer Hinsicht (vgl. Kuhn in Haupt's Zeitschrift 5, 487 ff.) identische Odhin- Wodan Pfeil und Bogen geführt habe. Diese Meinung wird denn auch wirklich bestätigt. Kuhn hat in Haupt's Zeitschr. 5, 474 ff. u. S. 488) bereits den Nachweis geliefert, daß Odhin einst durch Pfeil und Bogen berühmt war (vgl. Menzel, Odin 161). Simrock (Myth. 1. Aufl. 567), Felix Liebrecht (Gervasius v. Tilbury 176, Anm. 7) und Mannhardt (Götterwelt 1, 183) stimmen zu. Nur Wolf (Beiträge z. d. Myth. 1, 12, Anm. 2) kann ich nicht beipflichten, wenn er unter Bezugnahme auf Kuhn's so eben citierten Aufsatz meint, daß Wodan's Speer in Eng- land erst zum Pfeile geworden zu sein scheine. Beide Vorstellungen, meine ich, sind gewiss gleich alt. Als Robin Hood kämpft Wodan mit Bogen und Pfeil gegen die Macht des bösen Winters (Mannhardt, Götterw. 1, 144. 156). Wodan's Pfeil ist aber dasselbe wie sein Speer, und dieser ist ein Symbol des Blitzes (vgl. Wilh. Müller, Gesch. und System d. altd. Rel. 193, Anm. 3. Schwarz, Ursprung der Myth. 68 u. a. a. Stellen). Der Pfeil bedeutet aber hinwieder soviel wie Sonnen- strahl; denn der einäugige Odhin -Wodan ist auch die Sonne (vergl. Mannhardt, Götterw. 1, i:^3 u. 156; Schwarz, Volksglaube S. 103), er ist Himmelsgott wie der griechische Apollon, und auch in der ger- manischen Mythologie werden überhaupt die Sonnenstrahlen häufig als Pfeile gedacht (Mannhardt, Götterw. 1, 258. 263). Wann aber des Wodan Pfeile als Blitze oder Sonnenstrahlen zu fassen sind, lässt ganz einfach die Scenerie des jedesmaligen Mythus erkennen. Bei Gewitter- mythen wird man vorzugsweise an Blitze, bei Mythen, die es nur mit der Regenwolke zu thun haben, an Sonnenstrahlen denken müssen. Wodan ist nicht nur Gewittergott, wie Simrock (Myth. 241, 286) und Schwarz (der heutige Volksglaube S. 31) nachgewiesen; er ist auch der Sonnengott (Simrock, Myth. 255). Sein Widersacher und finsterer Feind ist der Gewitter- oder Wolkendämon oder auch der Winterriese. Diesen erlegt er durch seine Pfeile, sei es im Gewitter, im Sturm und

DER MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE. ]5

Regen oder in den Frühlingswettern. Als Pfeilkönig sind dem Odhin- Wodan von den germanischen Göttern Hoenir (Schwenk, Myth. der. Germanen 117 ff., vgl. Weinhold in Haupt, Zeitschr. 7, 24; W. Müller in Schambach n. Möller, Nieders. Sagen 416, Anm. 2; Mannhardt, Gotterw. 1, 257) nnd Ullr identisch (Simrock, Myth. 336 ff.; Weinhold a. a. O. S. 26; Mannhardt das. 1, 258). Wie Indra in den Maruts und Ribhns Gehülfen in diesem Kampfe hat, so gewiss werden auch in demselben Kampfe Eiben und Zwerge dem Odhin- Wodan Beistand geleistet haben, obwohl diese Beziehung später sehr verblasst ist (vgl. Grimm, Myth. 432). Aber sie erhält neues Licht, wenn wir erwägen, daß jener Kibhu-Schütz mit dem germanischen Eigil wesensgleich ist: beide sind Schmiedekünstler , der indische Väja - Teil als Ribhu , der germanische Eigil-Tell als Bruder des Alfenfürsten Welent. Und wie jener Ribhu-Schütz mit Indra, so 'st dieser germanische Schütz Eigil mit Odhin-Wodan identisch. Es wird nöthig sein, dies näher darzuthun. Die Urahnmutter Eigils des Schützen ist Frau Wächilt (Käm- pferin der Wogen), ein Meerweib, eine Wasserfrau (W. Grimm, d. Heldens. 209; Raßmann a. a. O. 2, 157), im Naturmythus nichts anderes als die Wolke (Mannhardt, G. M 726; Schwarz, Natur- anschauungen 1, 117). Ihr Gemahl, der mythische König Wilkinus, ist eine Hypostase des Gottes Wodan. Denn Wodan ist es, der auf der Insel Moen als Grönjette sieben Jahre, d. i. die sieben Winter- monate lang die Meerfrau jagt, und auf Fühnen als Palnajäger mit Köcher und Bogen bewaffnet, ein Weib hetzt und erlegt (Grimm, Myth. 896; Mannhardt, Gotterw. 1, 154; Schwarz, Volksglaube 24). Der mit dem Eigil ohne Frage identische dänische Meisterschütz heißt Toko, der Sohn des Paine, woraus Palnatoke geworden ist. Dieser Palnajäger der späteren Sage ist aber wie der bärtige Riese Grönjette anerkanntermaßen Gott Wodan. Das Weib oder die Meerfrau, welche er jagt, ist seine Gattin, die Göttin Freyja-Frigg , d. i. ursprünglich die Wolkenfrau, die Wolke, welche (vom Winterdämon) sieben Winter- monate eingefroren war, durch Wodan den Sturmgott aber im Früh- ling erreicht und zerrissen, und der Erde ihren Segen zu spenden ge- zwungen wild (Mannhardt, G. M. 291; Schwarz, Urspr. der Myth. 5; der Volksglaube 22 ff. u. 25). Auch des Schützen Eigil Weib ist eine Walkyre oder Schwanjungfrau , im Naturmythus soviel wie Wolke (Mannhardt a. a. O. 564). Es sind 'demnach Eigil und sein Weib iden- tische Figuren mit ihren Ureltem, alle diese aber Hypostasen des Wodan nnd der Frigg. Da nun der Sturmgott Wodan durch die Ge- stalt des Palnajägers, der als Meisterschütz mvl Öäiä "^^v^XÄX^öö&^aL

]6 IIKINO PFANNKNöCHMID

Eigil wesensg]('ich ist, näher als göttlicher Bogenschutz eharakterisieil wird, so gelangen wir dadurch einfach und folgerichtig zu dem Ge- danken: des Sturm- und Sonnengottes Wodan Strahlen oder Pfeile treffen die Wolke, die nun im Regen das Erdreich befruchtet. Hier liegt demnach auch der ursprünglich physikalische Gehalt des Eigil- mythus klar vor Augen. Eigil , der heroisierte göttliche Bogenschutz, ist Gott Wodan selbst. In ähnlicher Weise dürfte die Figur des Schützen Eigil beleuchtet werden durch den mythischen König Eigil von Trier, dessen Sohn Orendel identisch ist mit dem nordischen Ör- vandill (d. i. Strahl), der mit der Groa (d. i. Saaten- oder Pflanzengrün) den Frühlingschmuck der Pflanzenwelt erzeugt (Mannhardt, Götterw. 1,261; vgl. dagegen Simrock, Orendel, Einl. Xlff. , Ettmüller, Oren- del 147 ff.). Was nun vom Sohne gilt, darf auch mythologisch vom Vater ausgesagt werden.

Ein helleres Licht auf die W esensgleichheit des Eigil mit Wodan wirft die Identität seines Bruders Wieland mit Wodan. Eigils weit- berühmter Bruder, Wieland der Schmied (die Welentsage s. b. Raß- mann, Heldensage 2, 212 ff.), ist schon längst als eine göttliche Heroen- gestalt in der germanischen Mythologie anerkannt*); ebenso der Riese Wade, der Vater beider. Der letztere trägt freilich neben seinen un- verkennbar wodanischen Zügen (W. Müller, in Schambach u. Müller, Nieders. Sagen 412, Anm. 4) auch unleugbar thunarisches Gepräge (s. Mannhardt in seiner ausgezeichneten Abhandlung über Wato in Wolf, Zeitschrift f. d. Myth. 2, 296 ff., 3, 1 17 u. 394, Germ. Myth. 147), jener dagegen entschieden odhinisch- wodanische Natur an sich. Denn Wieland war ebenfalls wie seine zwei andern Brüder mit einer Walkyre vermählt; später nahm er eine andere Gattin: er erscheint als Odhin in seiner Verbannung, als winterlicher und sommerlicher Gott (die weitere Ausführung s. b. W. Müller a. a. O. 389 ff.). Er bringt, da er bei den Zwergen (im Naturmythus = Gewitterwesen, Wolkendämonen) die Schmiedearbeit gelernt hat, auch die künstlichsten Gebilde (= Pflan- zenreichthum) hervor (ühland, Mythus vom Thor S. 18. 77; Mannhardt, G, M. 472. 473). „Er ist der göttliche Knecht, der unter der Erde die Hufeisen des weißen Lichtrosses, die Sonnenpfeile, das Sonnenschwert; den Hammer des Blitzes, die Rüstung des künftigen Frühlings schmie- det, oder auch zierliche Kleinode arbeitet, den Schmuck der Saaten,

*) Über seine Verwandtschaft mit Prometheus, Hephästos, Erichthonius und Dä- dalas, Ä GiimiDy Mjth. 351. W. Müller, Gesch. der altd. Rel. 314. Welcker, gr. Götter- y^Are 7, ffo'^, Raßmann a. a. O. 2, 272. Kuhn, ZeitÄcVir, i. ^gV. ^^Ta.^M. 4, 95 C ^^y- Jul Braun, Natmgesch, der Sage. 1, 360, 370.

DER MYTHISCHE ÖEHALt DER tELLSAÖE. \f

des Laubes und der Blumen, endlich den Zauberring der ewig sich wiedergebärenden Zeit selbst" (Menzel, Odin S. 87. 88). Die Zwerge oder Alfen, deren Fürst Wieland heißt (Völundar-Quida in der £dda Saem. Th. II Strophe X u. XXX), M;ehen aber im Dienst des Odhin- Wodan, der ihr Vater ist (Menzel, Odin 150), wie die Ribhus im Dienste ihres Vaters und Herrn des Indra, und Wielands Lehrer in der Schmiedekunst ist der alte Naturgott Miuiir, der sich wiederum mit Odhin in engster Beziehung befindet (W. Müller, Rel. J83). Seine Identität mit Wieland findet auch Kuhn wahrscheinlich (Zeitschrift f. vgl. Sprachf. 4, 117), und Schwarz (Naturansch. 1, 127) setzt Mimir mit dem wilden Jäger, also mit Wodan gleich. Der Hengst Siicmming (d. i. der Schimmel), den Wieland reitet (Raßmann a. a. O. 2, 237), und den wir später in seines Sohnes Wittichs Besitz sehen (Raßmann, das. 2, 378. 379), macht mit diesem den gewaltigen Felsensprung über einen Fluß, so daß die Eindrücke der Hufeisen zu sehen waren (Raß- mann, das. 2, 388). Dadurch verräth sich der Schimmelreiter als Odhin- Wodan, und der Schimmel als dessen Ross Öleipnir, der durch die Luft wie über die Wellen sprengte (Wolf, Beiträge z. d. Myth, 2, 24. Über den Sleipnir als Donnerross s. Schwarz, Ursp. der Myth. 216 fi*., als Sonnenross in deutscher Myth. s. dens. in Naturansch. 1 , 1 25 ff., über das weiße Ross des Indra s. Kuhn in Haupt, Zeitschr. 5, 489). Demnach ist auch Wieland als derselbe Schimmelreiter = Odhin- Wodan erwiesen. Um es kurz zu sagen, wir haben in Wieland eine etwas andere Auffassung des Wodan als im Eigil : beide ergänzen sich zu einer volleren Wodansmythe. Eine dritte Beziehung zu Wodan, wie sie in dem dritten Bruder Slagfidr, d. i. der Beflügelte, hat vor- liegen müssen, entzieht sich der Betrachtung, weil wir über ihn so gut wie gar nichts wissen (doch s. Simrock , Orendel , Einl. XVII). Er theilt darin das Loos seines indischen Vorbildes.

Diese drei Brüder erscheinen nun wie in der indischen Mytho- logie so auch in der germanischeu als drei göttliche Gestalten, mit Indra- Wodan identisch, von denen sie verschiedene Seiten darstellen. In der deutschen Sage kommen sie einige Male als drei Zwerge vor (vgl. Mone, Heldeus. 143), ihre Gattinnen, die drei Walkyren, nach dem Wölundsliede Hladgut Svanhvit, Hervor Alvit (gewohnlich als „allwissend'' gedeutet) und Ölrun (Mone a. a. ü. S. 103 verbessert scharfsinnig: Hl. Svanhvit, Schwanenweiß; H. Snähvit, Schneeweiß; Ö Alvit, Allweiß) erscheinen ebenso als Schwaü^xm^x^Ax^w ^c^^ä^^t in Woli', Zeitscbr. 1, 307; Raßmann a. a. O. 2bb, küm. ^ \5.. ^. ^^"^ bis 267; Mone a, a. O). Besonders auftaWend W\. äAl ^v^ \^y^\tä^

üßliMANJA X. %

lg HEINO PFANNENSCHMID

außer in der eben angegebenen indischen und isländischen auch in der englischen, öselschen und schweizerischen Teilsage erhalten. In ersterer haben wir Adam Bell, Clym of the Clough und William of Cloudesly, in zweiter die drei Riesenbrüder Toll, Tolle oder Teil (Rußwurm, Sagen aus Hapsal etc. S. 11), in der letzten die drei Teile (Kopp, Geschichts- blätter 2, 356; Jos. Schneller, Geschichtsfreund, Einsiedlen 1861, XVII, 147. 148; Henne, die Klingenberger Chronik S. 44; Rochholz, die Tellenschauspiele: in d. Grenzboten 1864, Nr. 31, S. 194). Daß wir aber in diesen Sagenfiguren eine freilich immer auf anthropologischer Grundlage ruhende Heroen- ja Götter - Dreiheit anzuerkennen haben, mochte sehr wahrscheinlich sein (Wolf, Beiträge z. d. Myth. 2, 70). Auch glaube ich gestützt auf die merkwürdige Verwandtschaft meh- rerer Züge der Tellsage mit den ähnlichen der uns nicht stammver- wandten Finnen und Lappen*) es aussprechen zu dürfen, daß das Alter der Tellsage noch weit über das arische Alterthum hinauszu- reichen und einer Zeit anzugehören scheint, wo jene und die Arier noch geographisch näher zusammen wohnten (vgl. Ed. Pabst, in den Hamb. Litt. -krit. Blättern 1856, Nr, 62). Auf einen solchen ursach- lichen Zusammenhang der Schützensagen aller Völker hat neuerdings von einem dem unsrigen ganz verschiedenen Standpunkte aus auch Julius Braun mit vielem Scharfsinn aufmerksam gemacht (Naturgesch. der Sage 1, 26 ff.). Vom Teil ist in diesem Bande schon öfter die Rede (so S. 26, 354, 426); der zweite Band wird unter dem Artikel „Teil'' ein Mehreres bringen. In der germanischen Heldensage hat nun unter den drei Brüdern Wieland den weitaus vornehmsten Platz erhalten ; wie es denn in der germanischen Mythologie häufig vorkommt, daß Einem der drei „die größere Kraft des Gelingens'' zugeschrieben wird. Ja, man wird nicht sehr fehlgehen, wenn man behauptet, daß die Figur des Wieland im Laufe der Zeit gar manche Züge, die dem Eigil und Slagfidr zugehören, in sich aufgenommen hat. Wird doch Wieland in einer jüngeren schwedischen, dem Anfang des 18. Jahrh. angehörigen Erzählung selbst mit dem Eigil in Betreff seines Bogens und seiner nimmer fehlschießenden Pfeile geradezu identificiert (nach Hylten-Cavallius bei Raßmann a. a. O. 2, 262 u. 263)! Um so mehr wirft das, was wir von Wieland wissen, auf die Natur seines mit ihm identischen Bruders Eigil ein desto helleres Schlaglicht, und stellt des

*) Ich denke dabei auch unter Anderem an den merkwürdigen finnischen Mythus vom Weltelf der sieb bei den Indiem, Persern, Ägyptiern, Chinesen, Phöniziern, Grie- c/ten ff, Ä, Völkern rorßndet Castr^n, Finnische Myt\i. 28»^ S. 3\x\. ^T«vm , ^aJcöt^^^^h.. der Sage 1, 32.

DER MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE. 19

letzteren Göttlichkeit und die Art seines odbinisch- wodanischen Wesens außer Zweifel. Insbesondere ist der Meisterschütz Eigil mit dem Pfeil- konig Odhin- Wodan wesensgleich. Eigil ist seinem ursprünglichen Wesen nach der Sonnenstrahl unter dem Bilde des Pfeiles. Darauf fährt auch die etymologische Bedeutung des Wortes Eigil, dessen Wurzel AG das Scharfe, Spitzige bedeutet. Die Spitze ii^ am Pfeil das Wichtigste; sie bedingt die Schnelligkeit des Fluges. Eigil muß demnach im eminenten Sinne für Spitze, d. i. Pfeilspitze, im Gebrauch gewesen sein.

Der Eigil ist also nach obigen Ausführungen identisch mit der Sturm- und Regengottheit, dem Wodan, wie mit der Sonnengottheit, die ebenfalls Odhin - Wodan ist. Es fehlt noch ein drittes Moment, seine Beziehimg auf den Gewittergott Wodan. Dürfte man sie, was den Eigil betrifft, auch aus seiner Verwandtschaft mit dem Wato und dem Wieland folgern, so ergibt sie sich doch unmittelbarer aus zwei anderen mythologischen Figuren, die mit dem Eigil identisch sind, aus dem dänischen Toko und dem Urner Teil. Beide erlegen den Tyran- nen, der den Schützen knechten und vergewaltigen will, durch das sicher treffende tödtliche Geschoß. Dieser Umstand ist in der Eigil- sage und den übrigen Tellsagen nur angedeutet; der bestimmt indicierte Vorsatz (durch das Nehmen noch anderer Pfeile), den Tyrannen zu todten, kommt nicht zur Ausführung: die Sage hat die That selbst fallen gelassen. Der Gewittergott Wodan bekämpft nun wie sein Ur- typus Indra den Gewitterdämon, den Gewitterriesen, den feindlichen Tyrannen; er erlegt ihn durch seinen nur diesem Zwecke dienenden Blitz. Dasselbe thun auch Toko und Teil durch ihre Pfeile, mittelbar auch der nordische Heming. Dürfte man in der Schweizertradition Gewicht legen auf die erst durch Tschudi fixierte Zeitbestimmung, so fährte die Weihnachtszeit auf Wodans Kampf mit dem Winterriesen, den er ja auch sonst erwiesenermaßen siegreich besteht.

Somit erweitert sich der mythische Gehalt der Sage vom Eigil durch die Toko- und Tellsage zur Schützensage, zum Mythus von dem Schützen überhaupt. Der Urschütz ist Indra- Wodan, sein Feind der Gewitter- oder Winterriese, sein Geschoß in dieser Beziehung der Blitz. Der Blitz aber wird unter dem Bilde des Pfeiles vorgestellt. Von verschiedenen Seiten her, von denen des Sturmes, des Regens und des Gewitters in Verbindung mit der bei allen diesen Erscheinungen unzertrennlich zu denkenden Sonne (vgl. Dr. Sonne \T\TL\3Jav\, ^L^\\äööx« 10, 169), erkennen wir also in dem Sonnenstrahl oder dem "SVW-l, Öäx««^ f Natursjrmbol der Pfeil ist, das älteste mythische ^emeiv^. «XV^^ '^^^

20 heino pfannenschmid

sagen. Als Waffe in der Hand des Gottes richtet er sich gegen den finsteren Widerpart, den er nach schwerem Kampfe überwindet.

Daß aber die Erschießung des Tyrannen sowohl in der Schweiz als auch in Dänemark auf einen Mythus zurückzufuhren ist, beweisen beide Sagen selbst. In der Schweiz ist niemals ein kaiserlicher Land- vogt oder herzoglich österreichischer Vogt erschossen worden. Das ist das zuverlässige Resultat gründlicher Geschichtsforschung (s. Huber, a. a. O. S. 74 u. 114 ff.). Neuerdings hat Herr von Liebenau (die Tellsage, S. 113 ff. bes. S. 117) die Meinung aufgestellt, der habsbur- gische üntervogt über Schwyz und Uri, Namens Kesseler, sei etwa um 1230 vom Teil durch Pfeilschuß getödtet worden. Doch hat Herr von Liebenau dies nur erratheu (vgl. das. S. 118); bewiesen hat er es nicht und wird auch niemals in diese Lage kommen. Außer meh- reren sehr erheblichen, dem Gebiete der Geschichtsforschung zuge- hörigen Gründen steht dem auch dieser entgegen, daß um diese Zeit von einem solchen Vorfall durchaus gar nicht das Allergeringste be- richtet wird. Und das wäre doch ein auf jeden Fall sehr wichtiges und sehr bemerkenswerthes Ereigniss gewesen. Der spätere Bericht über die Erschießung des Vogtes ist also eine Sage. Aber die Sage selbst deutet auf einen Naturmythus zurück. Es bleibt nämlich die Tödtung des Tyrannen nach der Schilderung der Sage stets ein Mord. Wie hat man nun diesen Zug glorificieren und bewundern können, zumal gerade in den frühesten und mittleren Zeiten germanischer Ge- schichte dem keuschen und sittlich-ernsten germanischen Volksgeist nichts verhasster und strafwürdiger war als ein Mord? Denn von Blut- rache, wie Liebenau (a. a. O. S. 144) will, kann man hier nicht reden, weil ja nirgends das Kind tödtlich getroffen wird. Der Mord, den Teil begeht, ist eine Folge seiner Kache (vgl. unter anderen Waitz in den Gott. gel. Anz. 1857, S. 742). Und auch der mögliche Einwand, Teil habe, um das eigene Leben zu erhalten, aus Furcht den Tyrannen getödtet, nimmt dem Morde, der sogar ein recht feiger ist, seinen Stachel nicht. Wäre er überhaupt je wirklich vorgekommen, er würde gewiss ebenso gebrandmarkt sein , wie alle ähnlichen Morde jener Zei- ten ; ja, er würde gewiss seine Sühne gefunden haben. Aber von beiden weiß Niemand etwas zu berichten. Das Erlegtwerden des Tyrannen weist deshalb auf einen Naturmythus zurück. Auf den hier zu Grund liegenden Wodansmythus, wo der Teil der rächende, blitzschleudernde göttliche Bo^enschütz ist, der den Landesfeind, den Tyrannen erlegt, reffectiert die aJIerroheste Vorstellung von emem 7!ivie\>8La.\Ä^^^ ^ ^qw e/he/z2 Morde. Denn in den urältesten Zeiten, ^öae '^^öieT §>\\Xft ^t^vsA^

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nur den Naturtrieb kannten", galt der Mord, selbst der Vatermord, noch als natürliche That (s. Schwarz, Urspr. der Myth. Einl. XIX. J. G. V. Hahn, Über Bildung und Wesen der mythischen Form, in: Zeitschr. f. Philosophie u. phil. Kritik, Bd. 40, S. 84). Aus dieser vielleicht vorarischen Urzeit stammt auch der vorliegende Mythus. Auf dieser Stufe ist das Erschießen kein Mord; wohl aber unwider- legbar im Sinne des Mittelalters. Was die Schweiz betrifi't, so erkennen wir leicht in der späteren Sage von dem Schusse auf den Lan^esfeind den mythischen wie sagengeschichtlichen Bestandtheil heraus. Jener wurde so eben angezt-igt; dieser reduciert sich auf irgend eine kühne That gegen irgend einen tyrannischen Großen, vielleicht auch auf' einen rechtlichen Zweikampf, in welchem der Übermüthige erlegt wird. Nachdem sich auf dieses einer sehr frühen Zeit angehörige historische Substrat der schon vorhandene und in der Erinnerung des Volkes lebende, mehrfach besprochene Mythus herabgesenkt hatte und die Sagenbildung bereits vor sich gegangen war, kam in die so ent- standene, ursprünglich in Liedern besungene Sage durch den Geist der ältesten Schweizer Chronisten neue sittliche Beziehung: man suchte die schwarze That des Mordes abzuschwächen. Die auf allerdings edler Vaterlandsliebe beruhende, aber das rechte Maß überschreitende

Leidenschaft soll recht menschlich entschuldigt werden durch die über- menschliche Forderung des Landvogtes, den Apfelschuß zu vollziehen. Dadurch soll das Verbrecherische der Mordthat beseitigt werden. Wie sehr aber auch die dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts angehörende Fassung der Sage sich bemüht hat, diesen Mord in ethisch günsti- gerem Lichte erscheinen zu lassen: das Gehässige, welches ihm ein- mal anklebt, hat sie, hat selbst im neunzehnten Jahrhundert der ge- priesene Dichter des Teil nicht zu überwinden vermocht, da die ur- sprüngliche Naturmythe in einer Zeit voll glühenden Hasses gegen das Haus Habsburg sich nicht zu reiner sittlicher Ausprägung ausgestal- ten konnte.

Auf's klarste wird die eben ausgesprochene Annahme von dem mythischen Gehalt des Schußes auf den Tyrannen durch die dänische Sage illustriert, welche ebenfalls erzählt, Toko habe später den König Harald Blaatland, der jenen zum Apfelschuß gezwungen hatte, hinter- listiger Weise erlegt (Konrad Maurer, Bekehrung des norwegischen Stammes 1, 246, Anra. 10). Allein dies ist unhistorisch: Harald ver- liert sein Leben im Kampfe gegen seinen Sohu Svein \\xv J«Avy^ ^^^ oäer 986 (s. DahJmann, dän. Gesch. 1, 83; GenaweteaWl^'a.wtet ^, "a..^.

Ä £43 E). Jh, M'durer sagt (das. S. 244) übet ÖLe\\ ^VäYw^VqVv'*'^ «t

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scheine eine durchaus ungeschichtliche Person zu sein, welche, bereits der älteren Sage angehörig, mit den Vorgängen der Zeit König Haralds erst später in Verbindung gebracht wurde.

In Betreff des Schusses auf den Landesfeind kommen wir also zu diesem Resultat: Weder ein kaiserlicher Landvogt, noch herzoglich österreichischer Vogt, noch gräflich habsburgischer Untervogt ist jemals in Schwyz vom Teil, noch ist der dänische König Harald von Toko erschossen worden. Die Erzählung von diesen Vorgängen ist eine Sage, die aber ein sagengeschichtliches und ein mythisches Element in sich birgt.

In dieselbe Scenerie des oben entwickelten Mythus von Indra- Wodan ordnet sich nunmehr auch die nicht mehr unverständliche Wasser fahrt Teils ein. Ist Teil identisch mit Odhin- Wodan, so darf man auch die Wasserfahrt Teils auf denselben, der als ein wahrer Sturmesgott durch die Wogen fährt, beziehen. Odhin heißt aber auch ausdrücklich Herr des Meeres (W. Müller , Rel. 185 , Anm. 4) , und durch seine Identität mit Wieland wird er auch Erfinder der Schiff- fahrt (s. die Welentsage bei Raßmann a. a. O. S. 220. Vgl. Simrock, Myth. 274). Wie das Schiff nun unzählige Male das Naturbild für die Wolke ist, so ist auch Odhin der himmlische Wolkenschiffer, ebenso wie Indra (Mannhardt, G. M. 147). Doch ist jener hier nicht als Todtenschiffer (vgl. Grimm, Myth. 790 ff.; Schwarz, Ursp. der Myth. 273) zu fassen, wie dies Silberschlag versucht (in Gutzkow, Unterhaltungen 1862, dritte Folge 2. Bd. Nr. 26, S. 503); auch bezieht sich die Seefahrt nicht „auf einen in vielen alten Überlieferungen er- wähnten sacrificalen Gebrauch seebewohnender Völkerschaften , daß nämlich von denselben zu gewissen Zeiten, besonders gelegentlich all- gemeiner Missgeschicke und Landplagen, ein dem Tode geweihter Mann in leichtem Nachen auf die stürmische See hinausgestoßen wurde als Opfer für die zürnende Gottheit, deren Gnade es nun auch kraft seiner eigenen Kunst und Kühnheit überlassen blieb, ob er untergehen oder sich retten werde (Beilage zu Nr. 174 der Allg. Ztg. 1864), eine Erklärung, wobei die Einzelheiten der Wasserfahrt gar nicht ge- deutet werden: der innige Zusammenhang, in welchem Teils Schiff- fahrt mit der Erschießung des Tyrannen steht, ftihrt auf Näherliegendes. In seinem Kampfe mit dem Gewitter- oder Winterdämon scheint Indra- Wodan anfangs zu unterliegen; ebenso der mit jenen identische Teil. Durch das Wolkonmeer soll er gefesselt in die Wolkenburg des Ty- rannen geführt werden : des Gottes Blitze haben aLlevü keine Wirkung 2xieAr la den Wolkenwassern, welche sie dnrchtaViTen. T>a e\:\iööen ^\<i)cL

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die Sturmesgeisterschaaren , die Maruts und Ribhus, die Geister der wilden Jagd, in dem Sturmes- und Gewitterkampfe zu rettender Hülfe : der Seesturm bricht los. Teil wird entfesselt; als kühner und sicherer Schiffer durchschneidet er, ein furchtbarer Feind, wieder die Wogen, und plötzlich wie durch einen Sprung steht er da mit Bogen und Pfeil auf festem Gestein, ein gefahrlicher Schütz, das Fahrzeug zurücksto- ßend und den Todespfeil in die Brust des Tyrannen sendend : die Wolke zerreißt in einem Nu; daraus hervor springt Indra- Wodan, der blaue Himmelsgott auf sicherem Wolkenfels dastehend, spannt seinen (Re- gen-) Bogen und sendet den tödtlichen Blitzstrahl nach der zurück- geschleuderten Wolke, in welcher der Gewitter- oder Winterriese, der Tyrann, verborgen ist und nun erlegt wird*).

Nach dieser Auffassung gehört ersichtlichermaßen eng zusammen die Gefangennehmung des Schützen durch den Tyrannen, dessen Fes- selung und t^ortfuhrung auf dem Fahrzeuge über den See, der gewal- tige Sturm, des Teil Befreiung und Sprung auf die Felsplatte, das Fortstoßen des Nachens und die Erschießung des Todfeindes mittelst eines Pfeilschußes. Die Erzählung des Melchior Ruß hat diese Auf- einanderfolge der Einzelheiten treu bewahrt; bei anderen Chronisten erscheint sie auseinander gerissen. Dasselbe findet auch in Betreff des Tyrannenmordes in der dänischen Toko- und auch unter oben ange- gebener Einschränkung in der norwegischen Hemingsage statt. Das Schneeschuhlaufen des Toko und was daran hängt besagt übrigens im wesentlichen ganz dasselbe wie die ursprünglicher gehaltene Schwei- zer-Relation von Teils Fahrt über den See; nur ist die Scenerie in der dänischen Sage local umgeformt und der nördlichen Natur ange- passt. Weshalb aber alle anderen Tellsagen die Wasserfahrt des Schützen vergessen konnten, lässt sich daraus erklären, weil sämmtliche Ort- lichkeiten , wo die verschiedenen übrigen Tellsagen spielen , keine Seen aufzuweisen haben. Der Anblick des Vierwaldstättersees konnte hingegen die alte Erinnerung an den Wolkenschiffer wieder wecken, neu beleben und localisieren : der Mythus konnte sich hier leicht mit einer historischen Persönlichkeit verbinden. Und einen solchen sagen- geschichtlichen Gehalt haben wir dem Begriffe der historischen Sage zufolge auch hier vorauszusetzen. Der Meisterschütz wird also auch zugleich ein kühner, unerschrockener und in manchem Seesturm er- probter wackerer Steuermann gewesen sein.

*) über die jüngere Localisation der Sage, Teil habe dew 1-»«ivÖlno^\. Vcl ^«^ V^J*^«»' GBsse erschossen, soll ein anderes Mal gehandelt werden.

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Nachdem nun durch vorstehende Ausführungen der eigentliche Kern aller Schützensagen dargelegt ist, so können wir uns jetzt von der so gewonnenen Basis aus zu dem viel besprochenen Apfel seh wenden (s. die früheren Ansichten b. Hisely, Guillaume Teil S. 588 ff.).

Die Sage, daß ein Vater gezwungen wird, von dem Haupte seines Sohnes einen Apfel zu schießen, findet sich in Westphalen, Island, Dänemark, Holstein und der Schweiz. Der englische Schütz thut den Apfelschuß freiwillig, und in den beiden norwegischen Fassungen ist an die Stelle des Apfels (aus örtlichen Gründen) eine Schachfigur nnd eine Nuß, in einer der beiden holsteinischen Localisationen eine Birne (Germ. VHI, 213), in der oberrheinischen ein Denar getreten, Vertausch ungen, die ebensowenig von Gewicht sind, als wenn bei den Finnen der Sohn vom Haupte des Vaters den Apfel schießt. Die persische Sage vom Apfelschuß ist die litterarisch älteste, und ihr Vor- handensein beweist, daß die Sage vom Apfelschuß bereits vor der Auswanderung der germanischen Völker ihre bestimmte Ausprägung erhalten haben muß. Aus der dänischen und schweizerischen Tellsage ersehen wir aber zugleich, daß die Sage, wie sie bereits von uns be- sprochen ist, ganz eng mit der Sage vom Apfelschuß zusammenhängt. Wenn aber auch, wie gezeigt, der Schuß auf den Tyrannen die Haupt- sache bei der Teilsage bildet und nicht, wie hier gleich bemerkt werden mag, der Apfelschuß, so ist doch dieser im Verlauf der weiteren Sagen- bildung der eigentliche Magnet geworden, der alles Übrige angezogen hat. Und das kommt daher, weil bei der Sage vom Apfelschuß der pikante sagengeschichtliche Gehalt den mythischen fast absorbiert hat.

Bevor wir jedoch diesen Nachweis liefern, müssen wir den neuesten Versuch , den Tellschuß auf einen „uralten Erntegebrauch" zurückzu- führen, als gänzlich verfehlt zurückweisen. Der auf einen kleinen Be- zirk Arabiens beschränkte heutige Gebrauch, worauf der Verfasser eines mit dem Buchstaben C signierten Artikels in der Beilage zu Nr. 174 der Allg. Ztg. vom 22. Juli 1864 seine „religiöse Erklärung der Teilsage" baut, ist dieser: „Jährlich bei der Dattelernte wird ein fünf- bis sechsjähriger Knabe hart unter eine steinerne Scheibe gestellt, und nach dieser auf vierzig Schritt von einem oder zwei der besten Schützen gegenwärtig mit Feuergewehr, früher mit Bogen ge- zielt und geschossen. Das gewöhnlich beim ersten Schuß gelin- gende — Treffen der Scheibe wird dann von der umstehenden Bevöl- Irerang mit lautem Jubel begrüßt, und der Knabe V\e öiex S^VvxWt, «vvt e/aeijj Geldgeschenk belohnt.^

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Ich stelle diesem arabischen Gebrauche aus der Gegenwart einen ähnlichen aus dem heutigen Leben der amerikanischen Indianer, einen wirklich modernen Tellschuß, zur Seite. Th. Bade erzählt wahrschein- lich nach Reid's amerikanischen Schilderungen in seinem Buche „Der Scalpjäger" (1857. S. 91. 92), daß ein Indianer Amerika's einer In- dianerin, einem Mädchen in malerischer Tracht, einen kleinen Prärie- Kürbis von der Größe einer Citrone auf sechzig Schritt Entfernung mit seiner Buchse so vom Haupte geschossen habe, daß er in Stücken umhergeflogen sei, während die Kugel in den Baum fuhr, an welchen sich das Mädchen angelehnt hatte.

Ein Meisterschuß allemeuesten Datums ist der folgende, über welchen die Kölner Zeitung vom 24. Januar 1859 berichtet. Sie schreibt: Vor dem Polizeigericht zu Speyer wurde unlängst ein neuer Teil ver- urtheilt. Ein dortiger Leinweber, der sich immer rühmte, „ein aus- gezeichneter Schütz zu sein**, suchte endlich seiner Meisterschaft die Krone aufzusetzen. Zu diesem Behuf nahm er sein Geschoß zur Hand und begab sich, in Begleitung seines etwa zwölQährigen Söhnchen^ in den Garten. Dort angekommen, befahl er dem Knaben, eine Kar- toflfel auf den Kopf zu legen und sich in einer Entfernung von etwa 15 Schritten vor ihm aufzustellen. Der Sohn thut willig, wie ihm ge- heißen wird; mit der größten Kaltblütigkeit macht sich inzwischen der Vater schußfertig, legt an, feuert und „der Knabe lebt! Der Apfel ist getroffen!" Die Kartoffel war mitten durchgeschossen. Die Nachbarn, denen er den Meisterschuß zeigte, schüttelten jedoch un- gläubig den Kopf; um sie zu überzeugen, mußte er den kühnen Schuß noch einmal wagen. Auf desfallsige Einladung hatten sich Abends wirklich einige Zuschauer eingefunden; der Knabe mußte der Dunkel- heit wegen eine Laterne halten, und abermals flog das Ziel vom Kopfe des Kindes, die Kugel hatte nur dessen Mütze gestreift. Die Nachbarn giengen in Verwunderung darüber nach Hause. Inzwischen aber wurde die Sache in weiteren Kreisen ruchbar; der neue Teil, gerichtlich belangt, gab auf die Frage: „Ob er ein Narr sei?'' ein kurzes „Bisweilen** zur Antwort. Die erste Cur zur Heilung seiner Narrheit bestand in einer Geldstrafe und fünf Tagen Gefängniss.

Abgesehen von sonstigen ünähnlichkeiten mit der Teilsage, con- statieren die beiden zuletzt gegebenen Erzählungen, daß Tellschüße nicht nur vorkommen können, sondern neuerdings wirklich vorgekommen and. Aber zur Erklärung des Apfelschusses in der mdo-geiX\xi'wv\eyöcÄ\^ Sage werden diese modernen Tellschüsse ebensowemg ÖAeü^tL Vot^cä»..» aJs der arabische Scbaß nach der Scheibe. Düun v^eVt^x \i^Ä^?^ ^^^

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arabische Erzählung nichts: dem Knaben wird weder eine Dattel, noch ein Kürbis, noch ein Apfel, noch überhaupt irgend etwas vom Haupte geschossen. Und gerade dies ist ein wesentliches Charakteristicum der indo-germanischen Tellsagen. Dieser Punkt ist geradezu entschei- dend. Und außerdem seit wann ist es erlaubt, eine so weitver- breitete arische Sage, wie die Tellsage ist, auf semitische Wurzel zurückzuführen, die arische durch semitische Sage zu deuten? Zudem ist die Deutung jenes arabischen Schusses auf einen Erntegebrauch durch weiter gar nichts motiviert als durch eine geistreiche Com- bination, die aber allen Haltes und Nachweises entbehrt. Endlich ist auch das Heranziehen des semitischen Schusses zur Erklärung der ari- schen Sage deshalb abzuweisen, weil der mythische arische Bogen- schütz schon in so frühen Zeiten hervortritt, daß von einem sesshaften, ackerbautreibenden Volke, mithin von Erntegebräuchen, noch gar keine Rede sein kann. Damit wird denn auch die Deutung jenes arabischen Gebrauches als „eines Ersatzes für wirkliche Opferung'^, die im Alter- thum überall gebracht sei, hinfällig. Wir haben demnach eine andere Erklärung der Sage vom Apfelschuß aufzusuchen.

Wir finden sie, wenn wir uns an die älteste Fassung derselben, an die persische Sage, halten. Vergleicht man diese (s. Germ. 9, 225) mit den übrigen germanischen Sagen, so ergibt sich, daß dort der namenlose König, wie es scheint zum Vergnügen, den Apfelschuß voll- führt, daß er hierzu von Niemandem gezwungen wird, daß er nicht seinem Sohne, sondern seinem Lieblingssclaven das Ziel vom Haupte schießt und endlich, daß dies Ziel ein Apfel ist. Es fehlt also der Tyrann, der den nach heutigen Begriffen unnatürlichen Schuß verlangt, und ein Untergebener, der den Schuß auf Befehl wagen muß. Statt des Sohnes haben wir hier einen Lieblingssclaven oder, allgemein aus- gedrückt, eine geliebte Person. Nur den Apfel treflTen wir hier, wie in den wichtigsten germanischen Sagen. Es fragt sich nun, ob dem Apfel eine mythische Bedeutung zuzuschreiben ist. Und da ist von vorn herein zu sagen, daß die mythische Natur des Apfels durch nichts aus der indo - germanischen Mythologie aufgehellt werden kann. Die scharfsinnige Erklärung, welche Schwarz (Ursprung d. Myth., s. Index) über die Bedeutung des Apfels in der griechischen und germanischen Mythologie gegeben hat, lässt sich wenigstens, so weit ich sehe, in keine Verbindung bringen mit meiner Auffassung der Tellsage. Es bleibt aho weiter nichts übrig als anzunehmen, daß die persische Sage jhre Fassung in einer Zeit erhalten bat, weVcV\e \\\Te xoW S\1\ä und Gewohnheit in jener Sage treu widerspiegeU , wuÖl Öl^^ ä^^ -lwi^^yöc^

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auch deshalb in die grauesten Urzeiten des arischen Alterthums hin- aufreichen muß. Und hier einen wirklichen Apfelschuß anzunehmen, hat nichts Widersprechendes; er ist hier im Gegentheil ganz natürlich. Dies ist der sagengeschichtliche Kern des Apfelschusses. Der mythische Gehalt desselben ergibt sich dagegen einmal aus der Verbindung, in welcher er mit dem Ganzen der germanischen Tellsage steht, und so- dann insbesondere aus dem Umstände, daß der Apfelschuß überall ein unfehlbarer ist. Dadurch wird aus dem menschlichen königlichen Schützen der göttliche mit Indra- Wodan identische, von dem man aber noch mehr zu sagen wusste. Dieses Mehr hängt sich deshalb auch ganz richtig dem sich nunmehr gebildet habenden verwandten Mythus vom Apfelschuß an. Im Fortgange des den Mythus zur Sage umbil- denden Processes wird dann aus der geliebten Person der leibhaftige Sohn des Schützen, und der nun als grausam erscheinende Apfelscbuß ethisches Motiv zur Erschießung des Tyrannen. Dieser Abschluß der Sage fallt demnach in die, freilich immerhin noch sehr alte Vorzeit . germanischen Lebens, wo die ersten Regungen einer erhöhteren Cultur sich zeigen. Alle Localisationen der Tellsage tragen entweder nur andeutungsweise oder bestimmt ausgesprochen diesen Charakter an sich. Weil sich aber so der Apfelschuß als eine ganz besonders alle edleren menschlichen Gefühle empörende Handlung hinstellt, so trat er als das wichtigste Glied in den Einzelheiten der Tellsage her- vor, dem alles Andere gleichsam mythisch angewachsen erscheint.

Dieser Nachweis über den sagengeschichtlichen und kosmischen Gehalt des Apfelschusses lässt nun über die Natur aller Meisterschüsse überhaupt keine Zweifel mehr aufkommen. Die germanischen Meister- schüsse sind durchaus unhistorisch, nirgends als wirklich vorgefallen nachgewiesen worden. Schon das vielfache Vorkommen derselben weist auf ihren mythischen Gehalt zurück. Ja, sollte es je gelingen, die Wirklichkeit eines jener Schüsse darzuthun, so würde das an der durch- aus fest begründeten mythischen Auffassung derselben gar nichts zu ändern vermögen. Nur das eine stellt sich bei den germanischen Meisterschüssen als sagengeschichtliches Factum heraus, daß die Sage überall einen leibhaftigen Schützen voraussetzt, der in seiner Kunst ganz besonders vor anderen excellierte. Ein solcher Schütz muß auch am Vierwaldstättersee gelebt haben. Und als solcher besaß er dann auch die Eigenschaft, die ältere schon lange vor ihm vorhandene Sage von dem göttlichen Urschützen auf sich herabzwz\e\ieii.

Mit dem Nachweise des mythischen und sag^exvg^^^^^^'^^^'^ Gehaltes des ApfeJscbusses, der Seefahrt und des l^tauxiewmox^^^ Hä"^

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im Wesentlichen die Teilsage erklärt. Der ürschütz ist Indra- Wodan, in der Schweiz heißt er Teil. Doch hat hiermit die schweizerische Sagenbildung sich nicht begnügt. Sie weiß vom Teil noch mehr zu berichten: sie meldet TelFs Tod im Schach enbach , seinen Schlaf in tiefer Felshöhle am Vierwaldstättersee , seine dereinstige Wiederkunft; sie erzählt von einer mit Tell's Apfelschuß in Verbindung gebrachten Stange mit einem Hut und von einer zu Tell's Andenken stattfindenden Wallfahrt zu der nach ihm benannten Capelle an der Platte im Vier- waldstättersee. Betrachten wir diese Einzelheiten näher: sie werden uns sämmtlich an Wodan erinnern und unsere Annahme, daß der Schütz Teil mit dem germanischen Ürschütz Odhin- Wodan identisch sei, von Neuem bestätigen.

Über Tell*s Tod im Schächenbach berichtet die jüngere Schweizersage (s. Hisely, Guill. Teil S. 669; Simrock, Geschichtliche deutsche Sagen S. 389), ebenso über seinen Schlaf in der Fels- grotte und seine dereinstige Wiederkunft (Grimm, Sagen Nr. 297; Myth. 2, 906; Menzel, Odin 340; Simrock, das. S. .392). Es bedarf kaum der Bemerkung, daß auch diese von der Schweizer- sage treu aufbewahrten Züge auf Wodan gehen. Sie beweisen ebenso wie der Wolf oder der Hund, welcher als der Begleiter des Schützen in der holsteinischen abbildlichen Überlieferung erscheint (MüllenhoflE, Sagen S. 57), daß in dem Meisterschütz der Wodan steckt. Teil stirbt als Greis im Wasser, entspricht dem Mythus, daß Wodan als Greis d. i. Wodan auf der Neige der sommerlichen Jahreshälfte, von den Herbstgewittern und Regenwettern, überwunden wird. Anders gewandt wird derselbe Gedanke ausgedrückt, wenn es heißt, Teil schlafe, ähn- lich dem öselschen Toll, den Winterschlaf mit seinen zwei anderen Genossen. Er ist der schlafende Held, der einst wiederkehren will, um das Vaterland aus seiner Noth zu befreien (vgl, Schwarz, Volks- glaube 102 flf.), wie Barbarossa und alle die anderen schlafenden Wodans- helden, obenan nach jüngerer faroeischer Sage des Eigils Bruder Wie- land der Schmied (Raßmann, a. a. O. 1, 49). Als solcher ist Wodan- Teil der winterliche Gott, der im Winter schläft, zur Zeit der Früh- lingssonnenwende aber erwacht, um den Kreislauf des Jahres von Neuem zu beginnen (vgl. auch Schwarz, Naturanschauungen 1, 174).

Was nun den auf die Stange aufgesteckten Hut anbetrifft,

worüber uns von allen Schweizerchroniken zuerst die des „weißen

Baches^ zn Sarnen belehrt (Geschichtsfreund, 1857, XHI, 72), so er-

wei'st sieb die Deutung^ die Grimm (RecbtsaUerMAtcvet ^. kÄ%^. \^V\

darüber gegeben baty als durchaus unzutreffend. ^ac\\ Wim ^^t ^^x

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Hut, gleich der Fahne, Feldzeichen; wer ihn aufsteckte, forderte das Volk zur Heer- und Gerichtsfolge auf, und hatte die Gewalt dazu. Und so sei auch, meint Grimm, des Gesslers aufgesteckter Hut in der Schweizersage ein Symbol der Obergewalt zu Gericht und Feld. Allein die Sage meldet gar nicht, daß hier von Gericht- oder Heerfolge die ßede ist. Sehen wir uns deshalb in den germanischen Gebräuchen nach einem anderen Analogen um. Und da bietet sich zur Erklärung weiter nichts als die Maistange, die bei Frühlingsferien vorkommt. Karl Silberschlag (Gutzkow's Unterbaltungen 1862, 3. Folge 2. Bd. Nr. 26 S. 503) denkt an die Irminsäulen, die zuweilen von Stein ge- wesen, öfters aber aus hölzernen Pfählen bestanden hätten, auf denen die Abbildung eines Hutes angebracht gewesen sein möchte. Er er- innert dabei an König Erich's Wetterhut, einen Baumstamm mit einem Hute darauf, der namentlich bei Stockholm gestanden haben soll, wo der Standpunkt desselben noch jetzt gezeigt werde. Silberschlag meint ohne Zweifel einen schroffen Felsen im Mälarsee, welcher Königshut heißt und der auf einer eisernen Stange einen gewaltigen Hut trägt (Rochholz, Naturmythen 209). Dies ist eine Erinnerung an den be- hüteten Wettergott Wodan. Lieber denke ich dagegen an die eben- falls an Wodan (Liebrecht, Gerv. v. Til. 177 ff.) erinnernde Beschrei- bung einer nach menschlicher Weise aufgeputzten schwedischen Mai- stange, die Felix Liebrecht (Germania 4 , 374) mitgetheilt hat, nament- lich wenn man damit die ebenfalls um Pfingsten stattfindende Wall- fahrt in Verbindung bringt. Jedesfalls haben wir in der Stange uait dem Hut, vor der sich der Sage zufolge ein Jeder hätte neigen müssen, eine Erinnerung an eine alte heidnische Festfeier zu sehen, die wahr- scheinlich zu Ehren des Frühlingsgottes Wodan stattfand. Wird doch in manchen Gegenden derjenige zum Pfingstkönig erkoren, welcher in einem Wettlauf oder Wettreiten siegt, wobei mit Stecken nach einem auf eine Stange gesteckten Hut gestochen wird (Mannhardt, Götter- welt 1, 146). Erst später wird die Stange mit dem Hut zu dem Schusse des Teil in Beziehung gesetzt und dient nun mittelbar als Motiv zur Vollführung desselben und in Folge davon zur Gefangennahme des trotzigen Schützen.

Die heute noch stattfindende Wallfahrt nach der Teils- kapelle an der Platte am Fuße des Axenberges im Vierwaldstättersee beruht in ähnlicher Weise auf einer alten heidnischen festlichen Sitte. Außer dieser gibt es noch zwei andere TellakapeW^ü^ -w^dti^ \J\rx indes aas bekannten Granden nicht in Betracht kommeu, ÖAfe tav ^vä- geJn, Teils angeblichem Geburtsorte und bei KaftnÄcVii Ölcs: V^^^ö.

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Gasse (s. Kopp, Geschichtsblätter 1, 317 ff.; Huber a. a. ü. 123 u. 124)*)- Die über die Wallfahrt nach der Capelle am See ausgesprochene An- sicht wird durch zahlreiche analoge Fälle unterstützt. Es ist bekannt, wie schon in den ältesten Zeiten ,,zur Bewachung der Feld- und Wald- mark gegen jede Beeinträchtigung Grenzumzüge, Hubengänge, Flur- gänge, Marken- und Schnadgänge und die Grenzumritte eingeführt wurden** (Maurer, Einleitung in die Gesch. der Mark- etc. Verfass. S. 224). Grenzumzüge und Flurumgänge oder Flurumritte hängen aber aufs engste zusammen. Aus letzteren werden nun später die kirch- lichen Bittgänge und Processionen , entweder zu Fuß , zu Pferde oder zu Schiffe. „Unsere heidnischen Vorfahren trugen nun in altheiliger Erinnerung an die glückspendenden Umzüge der Gottheiten Bildnisse ihrer Götter um die Felder in feierlichem Gepränge mit Jubel und Gesang'' (Quitzmann, die heid. Rel. der Baiwaren 254). Aus den Bildern der Götter wurden naturgemäß später Bilder der Heiligen. In der Schweiz finden nun auf Christi Himmelfahrt an mehreren Orten noch heute solche berittene Kirchenprocessionen statt, so vom Chor- herrenstift von Beromünster im Canton Lucern, und von den benach- barten Orten Hitzkirch, Sempach, Großwangen und Ettiswil-Schötz. Zu diesen Processionen zu Pferde stellen sich die zu Schiffe : die eine geht zur Tellenkapelle auf dem Vierwaldstättersee , die andere findet alljährlich auf dem Zugersee statt (Rochholz, Naturmythen S. 17 ff. bes. S. 20). Die Fahrt nach der Platte fällt in die Bittwoche, in die Woche, in welcher das Fest der Himmelfahrt gefeiert wird. Insbesondere fällt die Fahrt nach der Platte auf den Freitag nach der Auffahrt. An dem- selben Tage finden zu Öchaddorf und zu Silinen ebenfalls Kreuzgänge statt, zur Abwendung von Hagel und Ungewitter von den Äckern (Kopp, Geschichtsblätter 1, 318). Kopp folgert nun ganz richtig, daß die Fahrt nach der Tellskapelle denselben Zweck gehabt habe. Freilich macht Hidber (Allg. Ztg. 1860 Beilage zu Nr. 201) dagegen geltend, hier seien am See keine Felder, die eingesegnet werden könnten. Allein das ist auch gar nicht nothwendig. Konnte man nicht an dieser Stätte doch um den Segen der Felder daheim bitten, konnte man nicht die Gewalt und die schädlichen Wirkungen des Wasserelementes und die Wuth des Föhns abwenden wollen? Doch ist es im Grunde gleich -

*) Die Erbauung dieser Capellen föUt nach der vollständigen Ausbildung der Tellsag'e; aber an den Plätzen , yjo sie stehen , sind von Alters her urgermanische Erin- aerang^en and Traditionen haften geblieben , wie denn ane\v öLaa 7*\VÄ>^TM£ÄTi\x^^«a. ^«t ^ei Capellen mit den drei Teilen (s. oben 8. 17, IS) geViaa n\e\Ä mmV\% *ä\..

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gültig, welchen Zweck die kirchliche Procession nach der Platte hatte. Sicher ist ohne Frage, daß die jener christlichen Feier zu Grunde liegende germanische älter ist, als die daselbst, wie es scheint, erst zu Tschudi's Zeiten erbaute Capelle (Huber a. a. O. 124). Wichtiger ist die Frage, weshalb die Fahrt gerade nach der Platte sich wandte. Hatte hier Gott Wodan einst seinen Umzug gehalten, war hier eine uralte Opferstatt gewesen das steht dahin. Ich entscheide mich dafür, daß der Felsensprung des Gottes Indra- Wodan hier localisiert und auf Teil übertragen wurde , weil die Platte in irgend einer Weise schon ein heiliger Ort hat sein müssen. Die Localisation geschah , als die Sage anfieng feste Gestalt zu bekommen, wahrscheinlich um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts. Steht aber die Stange mit dem Hut, der Meisterschuß, die Wasserfahrt, der Sprung auf die Platte, die Er- schießung des Tyrannen mit der Wallfahrt nach der Tellskapelle in ur- altem, genauem Zusammenhange, so dürften hier die Reste einer alten heidnischen Maifeier vorliegen, die wahrscheinlich später dramatisch vorgestellt und besungen wurde , und die sich auf Wodan bezog (vgl. Kuhn in Haupt's Zeitschr. 5, 478 ff.).

Nachdem nun so die wesentlichen Elemente, aus denen sich die Tellsage zusammensetzt, besprochen sind, lässt sich leicht, um noch einmal rückwärts zu schauen, die Erzählung vom Meisterschützen vom Naturmythus an durch alle Stadien der Mythusentwicklung und Sagen- bildung verfolgen. Die ursprüngliche Basis ist überall eine anthro- pologische. Menschliche Verhältnisse, Gewohnheit und Sitte, werden auf kosmische Vorgänge am Himmel übertragen und in sie hinein- gedichtet. Aus der Verschmelzung dieser beiden Grundfactoren ent- steht der Mythus. Der physikalische Gehalt unseres Naturmythus ist der Sonnenstrahl oder der Blitz, deren Natursymbol der Pfeil. Der Begriff des Pfeiles ergänzt sich nach bekannten mythologischen Ge- setzen naturgemäß leicht zu dem erweiterten Begriffe des Schützen, des pfeilschießenden göttlichen Schützen, des Himmels- und Sonnen- gottes, der mit seiner Waffe ein ihm ebenbürtiges göttliches Wesen im Kampfe siegreich besteht. Wie nun dieser göttliche Urschütz aus der Schaar vieler Schützen (= Sonnenstrahlen, Blitze) heraus mit fort- schreitender Cultur zum Vater derselben, zum Schützen- und Sonnen- gott erhoben war, so sinkt derselbe Gott Indra- Odhin -Wodan in ab- steigender Linie hinwieder später zum göttlichen Heros, in der ger- manischen Mythologie zu dem Agilo, dieser endlich zu\xv \xi^TÄ^\i\\RiWö. Schützen der Sage berab, der nun bei verscYiiedeueti ^e.\\$i'acöv^dcÄ\i Stammen verschiedene Namen trägt, in WeötpViaXeii wuÖl \Aa»ÖL ^^

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Eigil und Egil, in Norwegen als Eindiide und Hemming, in Dänemark als Toko, in England als William of Ooudesly, in Holstein als Henneke Wulf, am Oberrhein als Pnncker, in der Schweiz als Teil, auf der Insel Ösel als Toll erscheint, Sagengestalten, die sämmtlich im Spiegel der Zeit, welcher sie angehören, mehr oder minder ethisches Gepräge an sich tragen und einigemale ausdrücklich als Rächer tyrannischer Willkür gekennzeichnet sind. Alle diese Figuren bergen neben dem mythischen Bestandtheil auch einen sagengeschichtlichen in sich. Für die Urner Teilsage haben wir dies speciell nachgewiesen. Bringen wir den Mythus in Abzug, so müssen wir anerkennen, daß einst ein kühner Mann in der Centralschweiz gelebt habe, der durch seine Bogenl<unst eben so berühmt war, wie durch seine Steuermannskunst und nicht minder durch seinen Trotz gegen einen Überm üthigen, den er viel- leicht in rechtlichem Zweikampfe erlegt haben mag. Dies ist der ganze sagengeschichtliche Inhalt der Teilsage , ein Minimum zwar , aber ein ganz geeigneter Stoiff, alle vorhandenen, verwandten mythischen Ele- mente in sich aufzusaugen. Aus der innigen Verbindung und gegen- seitigen Durchdringung dieser beiden Grundelemente, des angegebenen historischen Residuums (des Sagengeschichtlichen) und jener schon vorher daseienden mythischen Bestandtheile , erwächst nun der Teil der Sage, der später im Fortgang des sagenbildenden Processes noch mehr historisiert und in Heldengestalt als Befreier der Schweiz uns vorgeführt wird. Es sind also in der schweizerischen Tellsage zu unterscheiden: ein mythischer Bestandtheil; eine wirkliche historische oder lieber sagengeschichtliche Basis; und eine aus beiden Elementen hervorgehende sagenhafte weitere Entwicklung, oder mit anderen Worten: ein mythischer Teil, ein wirklich historischer (sagengeschicht- licher) Teil der ältesten Zeit, und ein sagenhafter Teil jüngerer Zeit, der dann gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts sich litterarisch zuerst in dem Gewände als Schweizerbefreier zeigt. Aber schon um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts (s. Lütolf, Germania 9, 222) brachte man die im Volke seit Alters und ohne alle Frage in Liedern lebende Sage vom Tall in Verbindung mit der Entstehung der Schwei- zerfreiheit. Diese wurde hervorgerufen durch eine Reihe heute noch klar erkennbarer historischer Ursachen, durch die allgemeinen politischen Verhältnisse des heiligen romischen Reiches deutscher Nation, durch die eigenartige Entwicklung der alten Mark Verfassung der drei Länder und durch verschiedene Ereignisse, welche die Thalbewohner klug und ausdauernd zur endlichen Begründung ihrer Freiheit benutzten (vgl. G, V. Wjrß^ Gesch. der drei Länder, S. 1 14; G. L. v, Maurer, Ein-

DER MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE. 33

leitung zur Gesch. der Mark-, Hof-, Dorf- und Stadt -Verf. 304 ff.; Huber a. a. O. S. 24 88). Der wirklich historische Hergang dieser sehr mannigfaltigen und sehr verwickelten Ereignisse^ hat niemals von dem Volke als solchem erfasst werden können, so gut wie das gegen- wäitig noch nicht der Fall ist. Heute wie damals kannten nur wenige Kundige den wirklichen Verlauf der Bege benheiten genau. Und selbst diese Kenntniss schwand in jener Zeit nach ein paar Generationen mehr und mehr aus dem Gedächtniss der Kinder undfEnkel. Allein die Thatsache des Bestehens der eidgenossischen Freiheit seit dem Abschluß des ewigen Bundes zu Brunnen im Jahre 1315 (Huber S. 85) verlangte für das spätere Geschlecht eine Erklärung ihres Ursprungs, und so entstand eine volksmäßige, vom Volke völlig ver- ständliche, romantische und sagenhafte Darstellung, wie sie uns zuerst in allgemeinster Fassung der Berner Stadtschreiber Konrad Justinger um 1420, detaillierter der Züricher Chorherr Felix Hemmerlin um 1450, dem Faber und Mutius folgen, berichten (s. Huber S. 91—94 u. S. 102). In allen diesen Erzählungen ist aber noch keine Rede von Teil und seinen Thaten (vgl. Huber a. a. O., namentlich S. 93)« Etwa erst um das zuletzt genannte Jahr 1450 und später wird nun die Sage vom Teil mit in diese sagenhaften, volksmäßigen Erzählun- gen über die Entstehung der eidgenossischen Freiheit durch das Weiße Buch, Etterlin und Ruß hereingezogen und verflochten (s. Wyß a. a. O. S. 15 ff.; Huber S. 94 ff.). Dies geschah etwa 160 Jahre nach Kaiser Albrechts Ermordung, in welche Zeit man nach ziemlich allgemein gewordener Annahme Teils That setzen zu müssen geglaubt hatte (vgl. Böhmer, Reg. Albrechts S. 195). Die Sage vom Teil tiitt nun als geglaubte wirkliche Geschichte in den Vordergrund; denn in ihr cul- minierte ja der höchste Frevel, der durch nichts mehr überboten werden konnte: eine grausamere und empörendere Handlung hatte der Land- vogt nicht zu begehen vermocht. Sie bildet deshalb den Kern, um welchen man Alles, was man sonst über die Erhebung der drei Thäler wußte, so gut es eben angieng, gruppierte. Die Chronisten suchten nun diese Sage mit der bereits vorhandenen sagenhaften Geschichte von dem frevelhaften Walten der Vögte, das aber, wenn auch nur in geringem Maße^ wirkliche geschichtliche Vorgänge *) zur Unterlage

*) Ich will hier nur an zwei Beispiele erinnern, and zwar zuerst an die empö- renden Bedrückungen der Freien von Rothenburg im Canton Lucern , deren gleich- namige Burg 1335 gestört wurde {Rochholz, Naturmythen S. 70). Ein sehr auffallendes Beispiel von tyrannischer Willkür eines Rothenburgers berichtet Koi^^ ^^^^lVl, ^<&t €v^^^\i. Bünde, IT, 2, 13*7) zn dem Jahre 1257. Vielleicht ist's awcliv dienet, ^oiv ^<im ^\^ «^^-

GERMANIA X. ^

34 HEIKO PFANNENSCHMID

hat, fortgehend auszugleichen, die vielfachen Widersprüche zu besei- tigen, bis endlich die ganze Erzählung durch Tschudi ihren relativen Abschluß findet.

Somit hat es also einen Teil der Sage, oder vtras dasselbe ist, einen historischen Teil im Sinne des fünfzehnten Jahrhunderts, oder noch anders ausgedrückt, einen Teil, wie ihn Schillers Drama, das meist dem Tschudi folgt, zeichnet, niemals gegeben; wohl aber einen historischen oder sagengeschichtlichen Tall der ältesten Zeit und einen mythischen Wodan-Tall. Es drängt sich nun wie von selbst die Frage auf, wann denn jener leibhaftige Tall, der treiffliche Schütz, der uner- schrockene Steuermann und trotzige Gesell gelebt haben mag.

Man kann nun entweder annehmen, daß die eben bezeichneten und dem ^inen Tall zugeschriebenen Eigenschaften sich auf ebenso viele verschiedene Personen vertheilen, die auch verschiedenen Zeiten angehören könnten; oder auch daß, wenn man nur von einer Person reden will, diese doch eine andere als der Tall gewesen sei, die erst später mit dem mythischen Tall identificiert worden wäre. Beides könnte möglich sein. Doch halten wir uns lieber an die Sage, die alle jene Thaten nur äner Person zuschreibt. Im ungünstigsten Falle dürfte ihr doch eine der erwähnten Eigenschaften zufallen. Nimmt man nun an, daß diese Person mit dem Tall der ältesten Zeit identisch ist, so dürfen wir folgende Vermuthung wagen.

Der Name Tallo kommt in der Schweiz urkundlich zuerst seit der Mitte des achten Jahrhunderts vor, einige Jahrzehnte später auch schon die Form Tello (s. Förstemann, Altd. Namenbuch 1, 330 u. flf., Lütolf in der Germania 8, 214; v. Liebenau, die Teilsage S. 10). Die Identität der Formen Tall und Teil ergiebt sich aus der litterarisch ältesten über Teil redenden Chronik, der des „Weißen Buches" aus dem Jahre 1471, in der vorzugsweise die Form Tall im Gebrauch ist. Nicht von Gewicht ist es, wenn in derselben Chronik der Name ein- mal „Thäll" und zweimal „Thall" geschrieben wird. Die urkundlich beglaubigte Form „Tallo" giebt die Entscheidung. Seit dem Jahre 1471 begegnet nur die bekannte Form Teil. Bis wann nun Träger des Na-

tere Sage so Unmenschliches zu erzählen weiß (Rochholz, das. S. 69). Sodann denke

ich an den Ritter von Küssenach, der auf der gleichnamigen Bmg saß und seit 1291

(Blumer, Staats- und R.-Gesch. 1, 27) herzoglich österreichischer Vogt war. In den

ersten Jahren des 14. Jhs, hatten zwischen ihm und den Dorfleuten arge Zerwürfnisse

atnttg^efimden. Die Dorßeute überfielen den Vogt auf sfemer Burg; dieser aber schlug

ä/e Bmiern zurück und es kam später zu einem VergVcieV (^«^^^v-. \^^^. "^^^^ *^« "^^ ^ "«»^

-^eA/v f. K, ö. GQ, 1851).

DER MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE. 35

mens Tall in der Schweiz gelebt haben, darüber könnte wahrscheinlich ein genauer Nachweis über das früheste Vorkommen dieses Wortes als Eigennamen und in Ortsnamen , in denen der Name Tall oder Teil steckt, wie Tellingen, Tellewiese, Tellenpfad u. a. (Lütolf a. a. O. 214. 215; V. Liebenau, a. a. O. S. 10. Vgl. auch: Telligletscher, Telli- stock, Tellemsee b. Berlepsch, Schweizerkunde, Braunschw. 1864, S. 60, 73 u. 190) Auskunft geben. Wir müssen uns vorläufig damit begnügen, anzunehmen, dass der historische Tall schon sehr früh, d. i. bis zu dem neunten Jahrhundert gelebt haben mag, da seit dieser Zeit ein Träger dieses Namens, so viel bekannt, urkundlich nicht mehr er- scheint. Ja vielleicht ist der zuerst genannte älteste Tall auch der histo- rische gewesen.

Wie verhält sich nun dieser historische oder sagengeschichtliche Tall zu dem mythischen Wodan-Tall? Hat man den Mythus vom Agilo auf ihn übertragen oder war Tall schon eine selbstständige mythische Figur bei den Alamannen? Beides scheint der Fall gewesen zn sein- Das erste darf man aus dem ursprünglich nahen räumlichen Zusammen- wohnen der Alamannen mit den Westphalen und der weiten Verbrei- tung des Namens Eigil auch in der Schweiz, das andere aus der sehr wahrscheinlichen mythischen Bedeutung des Namens Tall schließen.

Nach Raßmanns Untersuchung über die deutsche Heldensage steht es fest, daß die Eigilsage ursprünglich unter allen germanischen Völ- kern in Westphalen ihren ältesten Sitz gehabt hat. Die den West- phalen benachbarten Alamannen konnten mithin von ihr Kunde be- sitzen, wie das der bei ihnen in den frühesten Zeiten vorkommende Gebrauch des ebenfalls mythischen Namens Agilo beweisen dürfte (s. oben), ein Name, der sich heute vielerwärts als Eigil, in der Schweiz in dem ersten Theile des Namens Egilolf oder Eglolf seit Alters her erhalten hat *). Als nun die Alamannen in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts in die Schweiz vordrangen, haben sie gewiss noch vom Agilo gesungen. Im Laufe von vielleicht drei bis vier Jahrhunderten

*) Ich überlasse es den betreffenden Forschern in der Schweiz zu untersuchen, ob der Name Eigil sich unter anderen auch in folgenden Ortsnamen findet: Egelshofen, Pfarrdorf im thurg. Amt Gottlieben, und Egelshofen, Weiler bei Altenklingen, im thurg. Amt Weinfelden; am Egelsee oder Aegelsee, ein fruchtbarer Wiesenbezirk, eine halbe Stunde von Basel am rechten Rheinufer; Eglisau, Stadt am Rhein; Eglischwyl, Dorf im aargauischen Bezirk Lenzburg; Egolzwyl, Dorf im C. Luzern, an einem kleinen See gleichen Namens; Aegelsee, Weiler im Berner Obetamle T\vxiw\ ka^^^^^^ ^^3«t kleiner See in der Pfarre Brienz; ein anderer gleiclmamigex Ov\. \\e^ vv\ \^^ '^^«ct^ Knonau im C, Zürich. i

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mag dann auf jenen leibhaftigen Tallo die Sage des mythischen Agilo übertragen worden sein. Doch muß es vor diesem historischen Tall schon einen mythischen Tall gegeben haben, dessen Natur geeign^ war, jenen Mythus vom Agilo anzuziehen. Über diese mythische Natar giebt vielleicht die Erklärung des Namens Tall als eines mythischen nähere Auskunft. Die Berechtigung wenigstens, den Namen Tall fBr mythisch zu halten, durfte wohl kaum bezweifelt werden können.

Die früheren Versuche (s. Hisely, Guill. Teil S. 568 ff.; Haber S. 122. 123) den Namen Teil zu erklären, sind sämmtlich verfehlt, meistens deshalb, weil sie nicht auf die älteste urkundliche Form des Namens zurückgehen, die freilich erst seit der Auffindung der Chronik des Weißen Buches (1854) bekannt ist. Die unter allen scheinbar beste Annahme, der Name Teil sei ein Beiname und bedeute soviel wie der Tolle oder ein thörichter, unbesonnener Mensch eine Meinung, die sich auf den bekannten Ausspruch Teils selbst stützt: „wäre ich witzig und ich hießi anders und nit der Tall" (Chron. des weiß. Buchs a. a. 0. S. 72 und ähnlich die anderen Chroniken), beruht lediglich auf einen volksmäßigen Erklärungsversuch, den Namen, dessen Bedeutung man nicht mehr verstand, zu deuten. Es ist nichts weiter als eine ety- mologische Umdeutung, wie sie hundertfach begegnet, wozu der Gleich- klang der Wörter „Tall'^ und „toU'^ verfiihrte. Komisch nimmt sich die neueste Erklärung des Namens Teil als „Steuermann** aus, die sich darauf beruft, daß jedes Kind am Vierwaldstättersee heute noch wisse, teilen heiße soviel als steuern (Dr. Wilh. Zimmermann, in der Illustr. Welt, 1864, 4. Hft. S. 146). Herrn Zimmermann, der, obwohl viel schreibend, sich nicht viel um neuere Forschungen kümmert, war natürlich die älteste Form des Namens Teil noch nicht bekannt ge- worden *). Unter Berücksichtigung des Gesetzes der Lautverschie- bung glaube ich eine doppelte Erklärung des Namens Tall vorschlagen zn können. Forstemann (Altd. Namensb. 1, 330) erinnert bei der Wurzel Dali, zu welcher er Tall rechnet, an das dall in dem Namen des alt- nordischen Gottes Heimdali (ursprünglich Heimthallr), nach Simrock (Myth. 326) und Mannhardt (Gotterw. 1, 258) soviel als Weltglänzer,

iE

*) Kaum kann ich mich der Vermuthung entschlagen, daß Hrn. Zimmermann hierbei nicht ein kleines Unglück passiert sein sollte. Da sich kein einziger Schweizer Schriftsteller je auf die Bedeutung des „teilen" im Sinne von „ein Schiflf lenken oder steuern" beruft, so ist Hm. Z. hier gewiss eine arge Verwechslung untergelaufen. In der Schweiz heißt teilen allerdings soviel wie steuern, ital. tagliare, d. h. Steuer zahlen, aber nichts anders (s. Dan. Sanders, Wörterbuch der deutsch. Sprache U, 1296). Herr Z. hat vermuthlich beide sehr verschiedenen Begriflfe mit einander confnndiert!

DER MYTHISCHE GEHALT DER TELL8AGE. 37

wie an das angelsächsische deal^ claruSj superhus. Bunsen (Gott in der Gesch. 3, 484) meint die Wurzel des altnordischen dall (in Heim- dall) in dem griechischen ^äll-o wiederzuerkennen. Sprossen und Glänzen sind aber sich nahe berührende Begriiffe. Tall durfte hiernach den Sprossen- und Wachsenmachenden bedeuten, eine Bezeichnung, die auf den strahlenden Sonnengott gehen würde (s. Beil. zu Nr. 141 der Allg. Ztg. 1864). Dabei verhehle ich mir die Schwierigkeiten, die dieser Ableitung entgegenstehen könnten, keineswegs. Erst eine ein- gehende Untersuchung über die Natur des sehr schwierig zu bestim- menden Gottes Heimdall würde alle Zweifel zu beseitigen vermögen. Doch glaube ich es hier aussprechen zu dürfen, daß sich zwischen dem mythischen Wodan -Teil und dem mit dem Odhin in mehr als einer Beziehung identischen Heimdall vielfache Berührungspunkte werden nachweisen lassen, die mit meiner Auffassung des Teilmythus stimmen. Auf andere Gesichtspunkte der Ähnlichkeit zwischen Heimdall und Teil hat bereits Lütolf (Germania 8, 208 ff.) aufmerksam gemacht. Ich verweise betreffs des Heimdall vorläufig hauptsächlich auf das Lex. Myth. Th. HI der Edda Saem. S. 417 ff.; Grimm, Myth. 1, 213 ff.; W. Müller, System 227-233 u. a. a. St.; Schwenk, Myth. der Germ. 1 -6—134.; Simrock, Myth. 324 ff.; Mannhardt; Germ. Myth., s. Index.; Zeitschrift f d. Myth. H, 309, Anm. 5, HI, 117; Götterwelt 1, 258; Bunsen a. a. O.; Schwarz, Ursprung d. Myth. 117. 210; Quitzmann, die heid. Rel. d. Baiw. 104. 201. 202. und Holmboe, det norske Sprogs S. 108. Die andere Erklärung des Namens Tall verdanke ich einer gefälligen Mittheilung des hiesigen Lyceal-Direotors Herrn Dr. H. L. Ahrens. Derselbe glaubt „den mythischen Namen Tall mit der grie- chischen Wurzel d'aX (die übrigens mit dem Verbum ^aXX<o nahe ver- wandt ist) in der Bedeutung wärmen, die in ^aXifXQog, ^dXfC(o^ &aXv4'ac erscheint, in Verbindung bringen zu können.'^ Ahrens fugt hinzu, „da aber im kretischen Dialekte mehrfach r für -9" stehe (wie tLQLOs, d'BQSog KQfjrss Hesych., und Ilvtiog fiir Ilv^iog in Inschriften), 80 gehöre hierher auch TdXtog^ der mythische eherne Wächter von Kreta, der als ein Symbol des Sonnengottes erscheine (vgl. Hesych. TdXog^ 6 ijXLog und Prell er, Griech. Myth. 2, 125), ferner, da Zeus in Kreta auch als Sonnengott verehrt wurde, der kretische Zsvg TaXXatog (s. Preller, das. 1, 105). In der älteren Darstellung dürfte Talos der Hüter der Sonnenheerde des Minos gewesen sein (vgl. Preller 2, 120. 121)'* *). Diesem nach würde in der Wurzel Tall der Begriff des Wär-

*) Vgl. auch Schwarz, Ursp, der Myth. (s, Index) VVbet niJ?\oÄ, tl-öxosw^x'sJsv '^i.^V Awu. If wo seine Verwandtschaft mit Dädalus und "llopVivftVo* \\o\\wii^Av^\i^\\ V\\\« ^acA Schwarz ist Taloa ein Qewittcrrieac,

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mag dann auf jenen leibhaftigen Tallo die Sage des mythischen Agilo übertragen worden sein. Doch muß es vor diesem historischen Tall schon einen mythischen Tall gegeben haben, dessen Natur geeignet war, jenen Mythus vom Agilo anzuziehen. Über diese mythische Natur giebt vielleicht die Erklärung des Namens Tall als eines mythischen nähere Auskunft. Die Berechtigung wenigstens, den Namen Tall für mythisch zu halten, durfte wohl kaum bezweifelt werden können.

Die früheren Versuche (s. Hisely, Guill. Teil S. 568 ff.; Huber S. 122. 123) den Namen Teil zu erklären, sind sämmtlich verfehlt, meistens deshalb, weil sie nicht auf die älteste urkundliche Form des Namens zurückgehen, die freilich erst seit der Auffindung der Chronik des Weißen Buches (1854) bekannt ist. Die unter allen scheinbar beste Annahme, der Name Teil sei ein Beiname und bedeute soviel wie der Tolle oder ein thörichter, unbesonnener Mensch eine Meinung, die sich auf den bekannten Ausspruch Teils selbst stützt: „wäre ich witzig und ich hießi anders und nit der Tall" (Chron. des weiß. Buchs a. a. 0. S. 72 und ähnlich die anderen Chroniken), beruht lediglich auf einen volksmäßigen Erklärungsversuch, den Namen, dessen Bedeutung man nicht mehr verstand, zu deuten. Es ist nichts weiter als eine ety- mologische Umdeutung, wie sie hundertfach begegnet, wozu der Gleich- klang der Wörter „Tall** und „toll'^ verführte. Komisch nimmt sich die neueste Erklärung des Namens Teil als „Steuermann** aus, die sich darauf beruft, daß jedes Kind am Vierwaldstättersee heute noch wisse, teilen heiße soviel als steuern (Dr. Wilh. Zimmermann, in der Blustr. Welt, 1864, 4. Hft. S. 146). Herrn Zimmermann, der, obwohl viel schreibend, sich nicht viel um neuere Forschungen kümmert, war natürlich die älteste Form des Namens Teil noch nicht bekannt ge- worden *). Unter Berücksichtigung des Gesetzes der Lautverschie- bung glaube ich eine doppelte Erklärung des Namens Tall vorschlagen zn können. Förstemann (Altd. Namensb. 1, 330) erinnert bei der Wurzel Dallj zu welcher er Tall rechnet, an das dall in dem Namen des alt- nordischen Gottes Heimdall (ursprünglich Heimthallr), nach Simrock (Myth. 326) und Mannhardt (Götterw. 1, 258) soviel als Weltglänzer,

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*) Kaum kann ich mich der Vermuthung entschlagen, daß Hrn. Ziumiermann hierbei nicht ein kleines Unglück passiert sein sollte. Da sich kein einziger Schweizer Schriftsteller je auf die Bedeutung des „teilen" im Sinne von „ein Schiflf lenken oder steuern" beruft, so ist Hm. Z. hier gewiss eine arge Verwechslung untergelaufen. In der Schweiz heißt teilen allerdings soviel wie steuern, ital. tagliare, d. h. Steuer zahlen, aber nichts anders (s. Dan. Sanders, Wörterbuch der deutsch. Sprache H, 1296). Herr Z, hat vermuthlich beide sehr verschiedenen Begriflfe mit einander confnndiert!

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wie an das angelsächsische deal^ claruSj superhus. Bunsen (Gott in der Gesch. 3, 484) meint die Wurzel des altnordischen dall (in Heim- dall) in dem griechischen ^äll-co wiederzuerkennen. Sprossen und Glänzen sind aber sich nahe berührende Begriiffe. Tall dürfte hiernach den Sprossen- und Wachsenmachenden bedeuten, eine Bezeichnung, die auf den strahlenden Sonnengott gehen würde (s. Beil. zu Nr. 141 der Allg. Ztg. 1864). Dabei verhehle ich mir die Schwierigkeiten, die dieser Ableitung entgegenstehen könnten, keineswegs. Erst eine ein- gehende Untersuchung über die Natur des sehr schwierig zu bestim- menden Gottes Heimdali würde alle Zweifel zu beseitigen vermögen. Doch glaube ich es hier aussprechen zu dürfen, daß sich zwischen dem mythischen Wodan - Teil und dem mit dem Odhin in mehr als einer Beziehung identischen Heimdall vielfache Berührungspunkte werden nachweisen lassen, die mit meiner Auffassung des Teilmythus stimmen. Auf andere Gesichtspunkte der Ähnlichkeit zwischen Heimdall und Teil hat bereits Lütolf (Germania 8, 208 ff.) aufmerksam gemacht. Ich verweise betreffs des Heimdall vorläufig hauptsächlich auf das Lex. Myth. Th. IH der Edda Saem. S. 417 ff.; Grimm, Myth. 1, 213 ff.; W. Müller, System 227-233 u. a. a. St.; Schwenk, Myth. der Germ. 1 -6—134.; Simrock, Myth. 324 ff.; Mannhardt.; Germ. Myth., s. Index.; Zeitschrift £ d. Myth. II, 309, Anm. 5, III, 117; Götterwelt 1, 258; Bunsen a. a. O.; Schwarz, Ursprung d. Myth. 117. 210; Quitzmann, die heid. Rel. d. Baiw. 104. 201. 202. und Holmboe, det norske Sprogs S. 108. Die andere Erklärung des Namens Tall verdanke ich einer gefälligen Mittheilung des hiesigen Lyceal-Direotors Herrn Dr. H. L. Ahrens. Derselbe glaubt „den mythischen Namen Tall mit der grie- chischen Wurzel d'aX (die übrigens mit dem Verbura ^aXX(o nahe ver- wandt ist) in der Bedeutung wärmen, die in ^aXvxQog^ ^dXfCio^ ^alv'i'av erscheint, in Verbindung bringen zu können.'' Ahrens fügt hinzu, „da aber im kretischen Dialekte mehrfach r für -9" stehe (wie tLQtog, ^BQSog KQfjrsg Hesych., und Uvtiog für Ilv^iog in Inschriften), so gehöre hierher auch TdXtog^ der mythische eherne Wächter von Kreta, der als ein Symbol des Sonnengottes erscheine (vgl. Hesych. TdXag^ 6 ijXiog und Preller, Griech. Myth. 2, 125), ferner, da Zeus in Kreta auch als Sonnengott verehrt wurde, der kretische Zsvg TaXXatog (s. Preller, das. 1, 105). In der älteren Darstellung dürfte Talos der Hüter der Sonnenheerde des Minos gewesen sein (vgl. Preller 2, 120. 121)" *). Diesem nach würde in der Wurzel Tall der Begriff des Wär-

*) Vgl. auch Schwarz, Ursp, der Myth. (s, Index) Übet niJ?\oft, TL\v.m«w^\Oi\ '^i.^^V Anw. ly wo seine Verwandtschaft mit Dädalus und HcpVüxftlov«. \ve\\o\'1i^Ä^^^i^^ ^w^« yaeA Schwarz ist Talos ein Qewittcrrieao.

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mens liegen, Tall der Erwärmer sein, eine Bedeutung, die ebenfalls in anderer Richtung und auf nicht ungeeignete Weise mit dem Be- griffe des Sonnengottes zu stimmen scheint (vgl. J. G. v. Hahn, über Bildung u. Wesen d. myth. Form a. a. O. S. 80. Über den wärmen- den Sonnengott bei den Finnen s. Castren, Finnische Myth., übers, von Schiefner S. 61). In diesem Sinne könnte der Tall sogar selbst schon eine Heroengestalt der Alamannen gewesen sein, der als Sonnen- heros nun sehr leicht den Mythus vom heroisierten Eigil in sich auf- zunehmen vermochte.

In dem Vorstehenden ist der Beweis zu führen versucht, die ger- manische Sage von dem Meisterschützen auf einen Indra-Odhin-Wodan- mythus zurückzuführen, dessen Wurzel weit über die vedische Zeit der alten Inder hinausreicht. Sie ist mithin als indo-germanisches Ge- meingut anzusehen. Ihre Geburtsstätte liegt in der grauesten Vorzeit des arischen Völkerstammes, als alle späteren Zweige dem ürstamm noch nicht entsprosst waren. Es lässt sich sogar bestimmen, in welcher Periode der Culturentwicklung sie entstanden ist. Erst als die Arier nach vielen Jahrtausenden die erste Stufe aller geschichtlichen Entwick- lung, die des Hirten- und Jagdlebens, erreicht hatten, war auch die Erfindung des Bogens und des Pfeiles damit Hand in Hand gegangen : in dieser ältesten Urzeit der Urge werbe der Menschheit muß der My- thus vom pfeilschießenden Gotte geboren sein. Denn aus dieser Zeit kann erst die Vergleichung des Blitzes und des Sonnenstrahles mit dem Pfeile stammen. Da liegt das erste Element zu unsrem Mythus, der sich von dieser Zeit an bis zum neunzehnten Jahrhundert n. Chr., also etwa innerhalb vier bis fünf Jahrtausenden, durch alle Stufen der Mythen- und Sagenbildung hindurch bei verschiedenen indo-germani- schen Stämmen, am schönsten aber bei den Alamannen am Vierwald- stättersee erhalten und entwickelt hat und zur herrlichsten Blüte ge- langt ist , ohne jedoch selbst in episch - dramatischer Darstellung die höchste Stufe idealer Ausprägung zu gewinnen. Aber wir dürfen dabei nicht übersehen, daß sämmtliche dramatische Bearbeitungen, die Teils That zum Gegenstand haben, den Charakter der Zeit an sich tragen, welcher sie angehören. Auch Schiller's Teil ist ein Kind seiner Zeit. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet wird aber die ursprünglich mythisch-historische, darnach sagenhafte, endlich historisierte, mit Fleisch und Blut umkleidete und in unsere größtmöglichste Nähe gerückte UeJden^estalt des Teil ein edles Muster ebensowohl treuer Gatten- und y£iterJiebey als einer naturwüchsigen Liebe z-wr ¥^re;\\\^\\. W^^^u ^ \3i\A ^o ah Kind langer Jahrhunderte insbesondera Y/\xiiÖLe\:\i?it ^Q\io\i^x x«i^

DEß MYTHISCHE GEHALT DER TELLSAGE. 39

romantisch-großartiger Gebirgsnatnr in Jugendreiz strahlen, so lange der blaue Himmel sich wölbt über den drei Thälern, dem Vierwald- stättersee und seinen Bergen.

NACHTRAG.

Die so eben erschienene zweite Auflage von Simrock^s Mythologie ver- anlasst mich zu folgenden Bemerkungen. Auf S. 269 kommt Simrock auch auf die Deutung des Namens Teil zu sprechen. Er sagt: „Orendel (den Sohn des Königs Eigil von Trier) haben wir uns als Knaben zu denken, dem der Apfel (von seinem Vater Eigil) vom Haupte geschossen wird. Da indes sein Name nach Uhland ,,den mit dem Pfeil arbeitenden** bedeutet, ja eine ags. Glosse „earendel juhar''^ ihn selbst als Strahl bezeichnet, was noch im Mittelhochdeutschen wie im Italienischen Pfeil bedeutet, so kann von dem Sohne gegolten haben, was von dem Vater erzählt ward. Auch erwuch- sen gegen das 15. Jh., wo TelFs Schuß zuerst erzählt wird, aus Personennamen schon Familiennamen und Orendel heißt in der Vorrede des alten Heldenbuches Erendelle, in Von der Hagen's Grundriss S. 2 Emthelle» Dies ward aber wohl in Teil gekürzt* weil man die erste Silbe für jenes vor Namen stehende „Ehren** ansah, das nach (Grimmas) Wörterbuch HI, 52 aus „Herr** erwachsen, bald für ein Epitheton omans an- gesehen wurde.** Diese Worte Simrock's sollen Aufschluß geben über Bedeutung und Ursprung des Namens Teil. Aber so sinnreich dieser Versuch auch sein mag, so will- kürlich und so unwissenschaftlich ist er ohne Frage. Nach Simrock's Meinung soll sich also Teil entwickelt haben aus der nach deutscher Weise zu sprechenden Endsilbe c2e2 oder c2/7 in Oren-del, Orvan-dil. Orvandil bedeute „den mit dem Pfeile Arbeitenden.** Diese Deutung hat behanntlich Uhland (Mythus vom Thor S. 47 Anm. 20) nach dem 'Lex. islandico-latino-danicum' gegeben; Orvandil sei abzuleiten von ör f. nagitta^ at candttj elaborarCy industrlam adhibere. Auch Ettmüller (Orendd und Bride S. 148) hat sie angenommen. Hiemach ergiebt sich ein dreifacher Bestandtheil des Wortes : ö?*, vand und das Suffix U oder el in Or-end-el. Das d gehört mithin zu dem Wortstamm vand. Angenommen die Uhland^sche Erklärung sei richtig (vgl. dazu Lex. mythol. S. 449 Anm. *) , so bezeichnet „vandt/** nichts weiter als Arbeiter , Winder oder Dreher (con- tortor. Lex. myth. a. a. O.), Orvandil also Pfeilarbciter, Pfeildreher, Pfeilwinder. So auch Mannhardt (Wolf, Zeitschrift f. d. Mjth. U, 322), der übrigens eine andere und nach meinem Dafürhalten richtigere Deutung des Mythus vom Orvandil als Uhland ge- geben hat (Wolf, Zeitschrift a. a. O.; Germ. Myth. 548, Götterwelt I, 217 u, 261), die Simrock nicht zu kennen scheint. Hiernach ist also das nach deutscher Weise gebil- dete del oder dil ein völlig sinnloses Wort; denn es besteht aus dem Suffix el oder il mit vorgesetztem d, das zu dem voraufgeh enden Stamm „vaTicZ** gehört. Die Entstehung des Namens Teil aus „Erendelle**, „Ernthelle** beweiset mithin viel Phantasie, aber wenig Gründlichkeit der Forschung. Teil wäre nach Simrock's Annahme ein Wort von un- sinniger Ableitung und sinnloser Bedeutung. Die Forschungen über deutsche Eigen- namen, wie sie von Pott, Förstemann und anderen gegeben sind, hätten davor wenig- stens warnen sollen. Unsere Eigennamen, insbesondere die älteren und alten^ sind nicht durch Missverstand oder Zufall entstanden , noch ermangeVu sVft ^m^Y ^i^«^Iv«i\fi^R\^. V>^s.- deutnng. Femer übersiebt Simrock durchaus, daß mc\\t aWvii ^\^ äW^sX^ ^«tvsv ^^"^ Wortes bei dem formell ältesten Chronisten Tall helfet, souöieYTi axxOiv, ^-aX» ^^^ ^^«^

40 H. PFANNENSCHMIU , DER MYTH. GEHALT DER TELLSAGE.

noch ältere urkundliche Form des Wortes ist. Die Bemerkung Simrock*s (8.269) Tall für Teil sei schweizerische Aussprache, die auch Barg für Berg sage (und wie ich aus eigener Erfahrung hinzufüge, heute noch Tall für Teil spricht), verschlägt an- gesichts Urkundlicher Zeugnisse gar nichts. In Betreff der angelsächsischen Glosse earendel ==» juthar, so geht Simrock ohne Zweifel zu weit, wenn er jubar durch „Strahl" wiedergiebt. Das heißt jvhar nicht. Jvhar bedeutet das strahlende Licht , den Glanz eines Himmelskörpers, einen Himmelskörper, einen Stern selbst. Die Glosse bezieht sich auf die als Stern an den Himmel versetzte Zehe des Örvandil, „Örvavdilstd,^'^ So deutet es auch richtig Grimm (Myth. 348) und Mannhardt (Zeitschrift f. d. Myth. U, 323). Simrock setzt endlich den Orendel mit seinem Vater Eigil gleich, was an sich mythologisch gestattet ist. Da nun Örvandil „der Fruchtkeim ist, der hervor- schießt, was dann erst Veranlassung gab, ihn zum Schützen zu machen^* (S. 270), so ist auch Eigil der Schütz, der mit dem Pfeil (== dem Fruchtkeim) arbeitet. Der Schuß selbst wäre demnach ein Symbol für das Durchbrechen der jun- gen Saat aus dem Erdreich. Ich habe oben eine andere Erklärung über die Person und das Wesen des Eigil abgegeben und verweise einfach darauf.

Schließlich seien mir noch ein paar Worte gestattet über Hocker 's Deutung des Apfelschußes, die mir entgangen war. Hock er 's Ansicht, der Apfelschuß Eigirs drücke symbolisch das Streben der Natur aus, wie es sich im Beginn des Winters zeige (Die Stammsagen der HohenzoUem und Weifen, Düsseldorf 1857, S. 73), kann ich durchaus nicht theilen. Hocker meint S. 74, Eigil würde der Hinmielsgott in seiner Eigenschaft als Todtengott sein, der seinem Sohne den Apfel der Verjüngung (Idhun's) vom Haupte schieße. Allein Idhun's Apfel werden nur gegessen, nirgends geschos- sen. Auch Simrock (Myth. 269) bezweifelt mit Recht eine mythische Deutung des Apfels.

Übrigens hat nicht Hocker diese Ansicht zuerst ausgesprochen, sondern F. N o r k, dessen Werke heutzutage vielfach ausgebeutet werden, ohne daß man es für schicklich hält, sie als Quelle zu nennen. Da mir das betreffende Werk Nork's (Mythologie der Volkssagen etc. in: J. Schoible, Das Kloster. Bd. IX, Stuttgart 1848), in welchem ziem- lich ausführlich über die Tellsage von allerdings meist veraltetem Standpunkte aus ge- handelt wird (S. 105 154), zu spät zugänglich wurde, um es bei vorliegender Arbeit gleichmäßig berücksichtigen zu können, so will ich hier nur kurz bemerken, daß Nork in dem Apfelschuß (S. 152. 153) eine Opferhandlung erblickt. Eigil ist nach ihm mit dem Todtengott Odhin gleich. Eigil's Sohn ist der verjüngte Vater, und der Apfel (Idun's), das Symbol der Verjüngung, Stellvertreter für das Leben des Kindes. Diese Ansicht ist so künstlich und so gesucht, daß sie selbst erst eines Kommentars bedarf.

HANNOVER, Ende September 1864.

41

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK

DER KUDRUN.

VON

KARL BARTSCH.

Die Beschaffenheit der einzigen so jungen Handschrift, die nns das Gedicht überliefert, wird die Kritik zu kühnerem Vorgehen nicht nur auffordern, sondern berechtigen. Sichere Ergebnisse werden aber nur gewonnen werden können, wenn man einmal von sorgfaltigen Vor- untersuchungen über Sprache und Versbau ausgeht, sodann wepn man den Text, den die Wiener Handschrift (d) in anderen durch ältere und bessere Handschriften bezeugten Gedichten darbietet, zu Hülfe nimmt. Am nächsten wird bei der vielfachen Verwandtschaft das Nibelungenlied liegen, welches der Dichter der Kudrun benutzte und nachahmte. Eine zuverlässige Vergleichung des Nibelungentextes d besitzen wir noch nicht; doch gewähren die in Hagens dritter Aus- gabe (Breslau 1820) mitgetheilten Lesarten hinreichenden Stoff. Das- selbe Verfahren wird von anderen, nur in dieser Handschrift erhaltenen

0

Gedichten, namentlich dem Erec und den beiden Büchlein Hartmann's, gelten, wenn man sie mit dem Texte des Iwein in derselben Hand- schrift zusammenhält. Dem Biterolf und Dietleib, der freilich nicht so verderbt ist, wie die langen und darum der Willkür mehr Spiel- raum lassenden Verse der Kudrun,. wird durch den Text der Klage, der in d noch nicht verglichen ist *) , vielleicht manche Besserung zu Theil werden.

Ich beabsichtige, auf nachfolgenden Blättern den kritischen Rechen- schaftsbericht über meine Ausgabe der Kudrun niederzulegen, weil in der Ausgabe selbst nach der ganzen Bestimmung des Buches dazu kein Raum war. Ich werde zuerst die Beschaffenheit des handschrift- lichen Textes nach gewissen, viele Stellen zusammenfassenden Gesichts- punkten betrachten, sodann die metrischen Grundsätze darlegen, die sich nach Bereinigung des Textes ergeben, ferner über Zeit, Heimath und Geschichte des Gedichtes handeln, und endlich nach Reihenfolge der Strophen die Veränderungen anfuhren, welche ich der Handschrift gegenüber mir erlaubt habe, wobei das, was meine Vorgänger für den Text gethan, nicht unerwähnt bleiben wird.

mitgetbeilt

^ Einige Lesarten bat Holtzmann in der Einleitung ^lw. Äem^T K.wss^?v\i^ ^^x Y^»Ägfc

42 KAKL BARTSCH

I.

Bei dem weiten Abstände zwischen der Zeit des Dichters nnd der des Schreibers kann es nicht Wunder nehmen, wenn der letztere an Stelle älterer Sprachformen die seiner Zeit gemäßen setzte. Ich meine hier nicht nur die Übertragung von mhd. t in ei^ von tu in eu^ von ou in au u. s. w. , denn das thnn nach ihrer Mundart auch viel ältere Handschriften, sondern jüngere Woitformen. So steht das ältere gemj begehren, hin und wieder, wie 512, 4. 626, 3, meist aber hegern, häufig dem Verse "zuwider. Dieselbe Vertauschung kann man beim Nib. Texte wahrnehmen, dessen Zählung ich der bequemeren Verglei- chung wegen Hagen entlehne. Nib. 1267. 1279. 1322. 1487. 2149. 4397. 4508. 4626. 4905. 5384. Kudr. 25, 3. 192, 1. 202, 4. 297, 2. 409, 1. 422, 2. 430, 4. 468, 1. 504, 2. 548, 1. 577, 2. 600, 4. 622, 4. 624, 1. 640, 4. 659, 1 u. s. w. An manchen Stellen wäre bei zweisilbigem Auftakte begern zu dulden gewesen, allein nach Maßgabe der andern war es besser, überall die ältere Form zu setzen. Ebenso ist be vor- geschoben in betrog statt trouc 71 , 2. bezwingen = iwingen 832, 4. beweinen für weinen Nib. 4208. 6815. 8359. Kudr. 1189, 4. beraubet statt roubet 1419, 4. behalten statt halden 1597, 3. beherbergen statt Jier- bergen steht Nib. 2989.

Andere Belege bietet die präpos. ge : gewern für wer7i Kudr. 320, 1 . 325, 4. 409, 2. 423, 2 u. s. w., gezemen statt zemen Nib. 203. 4994. 6217. 8318. 8434. 8525. Kudr. 1106,3. 1294, 4. 1501, 1. gehoeren statt hcBren 1147, 2. gesin statt stn steht Nib. 6.

Ferner er: erwerben statt werbe?i Nib. 4689. K. 1369, 3. ersluoc statt sluoc Nib. 3610. Darnach auch erhebent für hebent Kudr. 59, 3.

Ebenso ver: verbergen statt bergeri Kudr. 72, 2, wo verbarc bei zweisilbigem Auftakte erträglich gewesen wäre. verdienen statt dienen Nib. 3655. Kudr. 17, 4. verheln statt heln Nib. 1833. verkünden statt künden 2271, versäenen statt süeneti Kudr. 1646, 1. Hier sei auch Ver- liesen bemerkt, für dessen durch den Vers oft geforderte Nebenform vliesen die Hs. die unverkürzte setzt; vgl. 55, 4. 137, 1. 788, 4. 831, 4. 890, 4. 926, 4. 1449, 4; einmal steht vleisen 201, 2.

In diese Reihe gehört auch beschehen für geschehen ; die Form mit

be findet sich im 15. und 16. Jahrh. in Handschriften und Drucken

sehr häufig, in älteren Hss. selten. Nib. 6567. Kudr. 25, 2, hier nur

d/es eine Mal. Ähnlicher Wechsel ist beschniten statt gesniten 430, 2.

l^marekehrt steht gewendet sidiii bewendet 429, 2.-, Ng\. b^^, "^^

A6er nicht nur bei Compositionen , sondevn vx\\^\\ ^^^^^ ^\\i^\xO^^\x

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRUN. 43

Nib. 1845. garwen^ gerwen^ prät. garte ^ daraus wurde gurte gemacht Kudr. 90, 1. 1376, 4. Denselben Fehler haben Nib. 7097 schon CD; ganz entstellt hat hier d daurte, ein andermal (Nib. 7085) hat d berai' teten statt garten.

Das Präter. von honwen^ Inewj hat in d schwache Form, haute, vgl. 93, 3. 1407, 2. 1416, 2. Statt ^VAen steht sprechen 368, 2. 842, 4; Nib. 2928. 3298. 3427. 3513. statt leren lernen 359, 2. 360, 1. mugen wird mit kunnen vertauscht 1463, 3; für tilgen neic steht gewöhnlich Verbis findet solche Vertauschung statt. So steht brach statt brast naigen naigte 64, 1 und oft, einmal steht glengen statt 7iigen 336, I. Sehr gewöhnlich ist meinen statt waenen in den Nib. 3628. 3782. 3808. 3947. 5908. 8255. 8278. 8432. 8552. Kudr. 832, 4. 1380, 3. Statt warten steht schomcen 1144, 3. Das präter. von zogen (schw. verb.) wird mit dem von ziehen im Plur. vertauscht. Nib. 721. 5193. Kudr. 635, 2. 840, 2; stärker entstellt ist 1454, 3 zöget in zürnet.

Auch Substantiva werden vom Schreiber in die entsprechende jüngere Form übertragen; statt atat -Stades j gestade steht gewöhnlich gstat, gstades; vgl. Nib. 2330. 2336. Kudr. 88, 4. 111, 1. 113, 1 u. s. w.; doch steht daneben stade 776, 4. Ähnlich ist gesang für sanc, 377, 2. 379, 3. getoant steht für wät 252, 2. 693, 1 ; gebcerde statt gebwre 329, 2. 334, 4. Bemerkenswerth ist ferner in die hant statt enJiant 362, 1. kreuter, plural. von krüt statt krüt 83, 1 , die leiite oder die leut statt daz Hut 1095, 1. 1614, 1, mal statt stunde 1550, 4.

Bei den Adjectiven ist namentlich die jüngere Form in ig zu be- merken; am häufigsten lebentig statt lebende; lebentigs statt lebendes und ähnl., vgl. 167, 3. 682, 4. 888, 4 u. s. w. Ebenso hochfertig statt hochverte (adj.) 196, 2. 387, 3, übermütig statt übermüete 238, 3, genoitig ^ statt genoste 737, 1. Statt unmdzen steht unmtuslich 128, 2. Statt lützel in vielen jüngeren Hss. wenig, so Nib. 520 u. s. w., ich habe daher häufig die jüngere Form entfernt.

Von Pronomini bus hebe ich hervor den Gen. sin statt des älteren es; zuweilen ist die ältere Form schon durch den Vers erfordert, ich habe sie aber auch sonst gesetzt; vgl. 42, 1. 48, 4. 369, 4. 927, 4. 1113, 4. Statt des relativen Pronomens steht so, Nib. 1961. 5902. Kudr. 181, 4 und öfter.

Die Vertauschung von Partikeln ist ungemein häufig. Nib. 2570 steht alweg für allez. alsam, in der Kudr. gewöhnlich als sam geschrie- ben, vgl. 332, L 357, 2. 361, I. 390, 3, auc\i sam als ^'^^ , ^. \^ NJb, steht statt aldum öfter also 3147. 6674. 6683. ?^V?l\.\. aUaiu ^V^V\, auch a/^Kiidr. 1397, 4; im Nib. steht als fdv also Ü^^\. 'ä^l^- ^^^o^« '-^"^^'^^

44 KARL BARTSCH

dannen: dafür gewöhnlich von dannen^ auch wo es dem Verse widerstreitet. Kudr, 234, 1. 739, 4. 784, 4. 804, 4. 899, 4. 1081, 4. vondan für da^i 545, 1. Nib. 680. 785. 1285. 1295. 2764. 3072 u. s. w. Ganz ebenso ist von limnen statt hinnen 250, 3. 260, 2. 407, 4 421, 4. 431, 4. 691, 3. 827, 4. 828, 4. 991, 4 u. s. w. Nibel. 1273. 1302. 1386. 3803 etc.

des^ deshalb: dafür da von 708, 4.

dicke ^ mit dem später üblichen ofte vertauscht, Nib. 564. 5794. 5831. 5834 u. s. w. , von mir gewöhnlich in der Kudrun gesetzt. Die Hs. hat seltener daneben dicke.

diu 'desto'; die Hs. hat dest^ dester; vgl. 3, 4. 832, 4. 1314, 3. 1382, 2. 1535, 4.

do conj. 'als', ist wohl öfter durch aU ersetzt, wenn auch in der Hs. die häufigere Form ist. Vgl. 69, l. 95, 1. 540, 3. 607, 1. 869, l. 1447, 2. 1473, 1. 1671, 3.

durch daz^ 'deshalb weil'; in der Hs. gewöhnlich dar umb das, dem Verse widersprechend. Vgl. Kudr. 819, 1. 1079, 3. 1303, 4. 1531, 3.

e 'vorher', dafür in der Hs. vor, 410, 4, wo ich mit Wackernagel e geschrieben; vielleicht wäre es noch öfter zu setzen.

en beschränkend, mit dem Conjunctiv, in jüngeren Hss. häufig durch danne ersetzt; vgl. 1044, 2 und öfter, Nib. 1231. 3484. 4130.

gemeine, adv., durch algemeine ersetzt, Kudr. 137, 4. Statt gemer steht das jüngere lieber Nib. 8546.

harte ^ dafür in den Nib. und vielleicht auch Kudr. öfter va^te^ vgl. Nib. 3102. 4745. 5132. 5882. 5930. 6848.

niwan, diese Form äußerst selten ; meistens steht nun, vgl. Kudr. 537,3. 1194,3. Nibel. 655. 1048. 5724. 5928. 6183. 6371. 6807. 7062. 7243. Aber auch wan findet sich, was, wenn man wane schreibt, dem Verse auch genügte, doch habe ich nach Nib. 267. 801. 999. 2456. 3742. 4825 auch Kudr. 399, 4. 400, 2 und öfter niwan statt wann der Hs. gesetzt.

«aw2, 'ebenso', in der Hs. meist durch a/«ö ersetzt. Kudr. 548, 3. 824, 3. 876, 4. 963, 2. 1474, 3. 1578, 3. Nib. 6644. 8400. 8413. Die Herausgeber setzen, wo alsd dem Verse widerstreitet, meist als.

so: diese Form verlangt häufig der Vers, wo die Hs. also hat;

vgl. Nib. 620. 1586 2772. 3314. 3363. 4159. 4850. 5387. 5829. 6341.

6388. Kudr. 305, 3. 378, 2. 381, 4. 391, 4. 716, 3. 794, 1. 828, 2.

SSS^ 2. 870, 2. 1003, 2. 1266, 3. Auch als steht fehlerhaft für so, 312, 4.

^t€?/e 'obgleich', dnfar hat die Hs. TneV\rma\a tole uool, t\%o ^^ww. i^i'ser nbd. wiewobl\ Nib. 2682. 7746. Kudr.&l U, ^.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDUUN. 45

wan; dajfur steht mehrfach 7iun (vgl. niwan). Kudr. 234, 3. 427, 2. 230, 2. 1512, 1; emmal auch nu 776, 4.

wcen^ 'ich glaube', in den Satz eingeschoben, in der Hs« meist wann geschrieben und wohl wirklich mit wan verwechselt, wie man ans der Umstellung wann er statt er wcen Nib. 6456 sieht. Vgl. Kudr. 167, 4. 223, 2. 534, 4 etc.

war, 'wohin', ebenso swar; für beide Formen setzt der Schreiber meist wollin; vgl. Nib. 1297. 2663. 4532. 4687. 6283. Kudr. 231, 3. 1491,2.

Worte und Formen, die der Schreiber nicht verstand, wurden entweder oft bis zum Unsinn entstellt, oder dem Verstandniss möglichst nahe gebracht. So wurde aus frieschen ^ das anderwärts blieb, griffen 60, 1 (vielleicht auch aus gef rieschen) ^ wie Nib. 1567, 2 D, ein andermal (667, 4) ganz nvi^mmg frieslichen; aus rdmte 97, 9 leimte^ aus nar 97, 4 not; aus erbaldet 111, 4 erkaltet; aus urborte, das anderwärts ebenfalls stehen blieb, 168, 4 erhdt; aus genendicliche 131, 4. 725, 4 gnedicliclie; aus wcBilich vnirde waidelich^ Nib*. 96. 5164. 6276, Kudr. 140, 1 und Vollmer's Anmerkung. Aus gemellich wurde gemainlich 490, 4; vielleicht wäre die noch näher stehende Form gemenlich zu wählen; aus höhere das anderwärts beibehalten ward, 525, 4, her^ wenn nicht höher ganz aus* gefallen ist; aus wege 687, 2 wurde welle; aus vären 1123, 4 wurde varen mit Veränderung einiger Worte, aber mit Verletzung des Keimes ; vgl. zwäre statt ze väre Nib. 8628, aus minnen nemen 1254, 4; sän 1583, 1 zu an; ludern 187, 2 zu in dem; hiesch 295, 1. 412, 3 zu haisst; vgl. hiess 145, 1 ; aneme (statt an deme) wurde entstellt in an ainem 93, 3, wie ähnlich ener^ jener Nib. 322. 1581 in ainer. iteniuwe 430, 2. 454, 3. 460, 3 etc. zu eyiel newe; siiewes (gen. von sne) wurde schneeweiß 503, 3. Aus räwen, ruhen, vfurde frawen 1051, 2; saisjoch wurde auch Nib. 4828. Kudr. 1116, 3. 1499, 3. Vgl. noch aus Nib. wagen statt lägen 3520* in den statt inner 4713; wie in ir statt inner ^ Kudr. 199, 1; im statt inner 194, 4; tugentlich statt tougenlich 5670, wec statt wdc 6123, veint- Uch statt vreislich 6144, sorgen statt laugen 7185, weidelich statt vetc- «cÄ 7743.

Der vor den Genetiv eines Eigennamens gestellte Artikel, der 2U dem auf den Namen folgenden Worte gehört, wird in der Hand- schrift gewöhnlich des, bei Femin. der geschrieben, als wenn der Ar- tikel zum Namen gehörte. So steht des ^igebandes trawt 82, 2 statt den oder den Sigebandes trüt; des Waten maisterschaft 365, 2 statt die; vgl. 457, 3. 550, 2 u. s. w. Nib. 965. 974. 1056- 10%- ^^m. ^"1*^^* 2947. 3466. 4015 etc. Auch bei nachstehendem Ay1\V^\ suu des?^ ^^Qt- Aiui/es 185, 1 statt /tun der Ä, vgl. IIQ 4.

46 KAHL BARTSCH

■Cizer; als präpos. häufig statt üz durch den Vers erfordert. Nib. 811. 1731. 2396. 2765. 5705. 6425. 8236. Kudr. 59, 4. 110, 1. 120, 4. 378, 4. 892, 1. 1092, 4. 1175, 4. 1335, 4. 1573, 1. 1584, 3. 1644, 3. 1706, 3.

vil, dafür in jüngeren Hss. häufig gar, vgl. Kudr. 355, 4. 1197, 4.

vol in adverbialem Gebrauche durch wol ersetzt. Kudr. 181, .2. 394, 3. 942, 2. 1115, 2.

Bis hierher haben wir bewusste und absichtliche Änderungen des Schreibers betrachtet, die in dem Abstände der Zeitalter ihren Grund haben. Außerdem hat die Handschrift zahlreiche Schreibfehler; sie alle aufzuführen würde nutzlos sein, ich hebe daher nur diejenigen aus, die in einer oder der andern Beziehung bedeutend sind, namentlich solche, die den Charakter der Vorlage des Schreibers erkennen lassen.

Wir beginnen mit der Verwechselung von Buchstaben. Am häu- figsten steht r für m, namentlich in er für iu; so grosser statt groziu 54, 2. 1644, 1, swinder statt swindiu 67, 2 (vgl. Vollmer's Anmerkung), reicher statt richiu 184, 3. dliainer statt deheiniu 1511, 4, ainer = einiu 1235, 4. der statt diu 1010, 2. 1703, 4. Vgl. auch unten (im Abschnitt IV) die Bemerkung zu 11, 4. Nib. 7051 steht starker statt starkiu. Das häufige Vorkommen dieses Fehlers weist auf die Schreibung ev = tr, iu in der Vorlage; v sieht namentlich am Schluße einem r ähnlich. Vgl. aiorp statt stovp stoup 1019, 4, sorgen statt lovgen lougen Nib. 7185. ^ Die Vorlage hatte demnach schon hin und wieder die österreichische Schreibung eu statt iu; darauf weisen auch andere Fehler: den statt dm, den 1052, 2, wem statt wiu^ weu 1230, 2, es == iuj ev 1033, 1. Aber eu war nicht durchgängig, sondern iu mochte vorherrschen ; andere Versehen führen darauf hin, so wenn irs euch statt ir sin 147, 4 steht, was durch irsin = irsiu der Vorlage erklärlich wird, euch statt iti steht auch 438, 4. 842, 4, ir für iv, iu 1160, 1, mich steht für iuch 1253, 4, nu für iw 1484, 4. Nib. 922. 5069. Andere Verwechslungen sind n und w, was sich am leichtesten erklärt, iu statt in verlesen, 438, 4. 842, 4, dm statt d^w, diu 1052, 2 u. s. w. Femer b und A, haben stsiit hähen (vgl. Vollmer zu 202, 1. 1557, 1) 202, 1. 228, 4. 229, 2. 737, 4. het = icc« 1557, 1; d und A, statt Aö, AöAö 445, 1, l und A, Zßw^ö statt huote 234, 1, durch die Schreibung hite und Aw^ö erklärlich, handen statt landen 1625, 3. w und A, Aie statt nie 475, 2. nw statt hie 828, 1; umgekehrt Azß statt nu Nib. 4. A und i, Aon statt Ä:ow 538, 4. 1028, 1. s und A, «5^ statt iA< 1420, 2. 2 und A, gesahen statt ^esäzen 1306, /. ^ und v, sersc/iroten statt •üerscKr^ten 54l5.> 4; ^^^/7;yö z^r/iazoen statt verhouwen 778, 4. 11*76, 4. \5Ö1, «^, vqoV\^N^\!A^^^

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 47

eine Buchstabenvertauschung , vielmehr waren die Zusammensetzungen dieser Worte mit zer dem Schreiber geläufiger. Ferner n und r in der häufigen Vertauschung von vor und von] von statt vor steht Nib. 2356. Kudr. 407, 4. 521, 3. 1126, 1. 1625, 3. vor statt von Nib. 2293. 4960. Kudr. 427, 3. 668, 1. 927, 2. 1003, 1. 1132, 4. 1142, 1. 1496, I. 8 und r, des statt der 94, 2. 1096, 3. es statt er 1234, 4. z und r, er statt «2: 315, 2. 491, 1. ftaZd^r statt haldez 1032, 2. Die Form des Schluß -r sieht in Hss. einem z oft nicht unähnlich, t und r, Ae< = lier 110, 3. ^ und 8, statt «^ 223, 1.

Andere bemerkensv\rerthe und öfter Mriederkehrende Fälle von Schreibfehlern sind nu statt viV, was sich leicht erklärt, wenn uil ge- schrieben war; Kudr. 451, 4. 1205, 4. 1279, 4. und statt m7 41, 3. Nib. 7707, durch un erklärlich, das einem uil in Hss. gleicht, und statt nu, erklärlich durch «n, wm, Kudr. 965, 4; umgekehrt steht ww statt ww(i Nib. 360 1 . und %i?iii wand e^ want, wan, durch und vn be- greiflich; vgl. vnnder statt wunder 1430, 4, durch wnder zu erklären. ttTid statt va/if, t^ancZ 74, 4. 411, 4. nw statt ine steht Nib. 2923. statt tu 922. 5069. Kudr. 1484, 4. im statt nw Kudr. 350, 3, was sich von öelbst erklärt; ebenso wie uns statt ims 375, 2. 637, 4. Nib. 4927. 7500. 1/nn statt umbe 1099, 2 erklärt sich auf dieselbe Weise, indem inti statt um gelesen wurde. Ein verlesenes /, das in der Handschrift, die dem Schreiber vorlag, wahrscheinlich durch keinen Strich bezeichnet war, spielt eine ziemlich große Rolle, mir für im steht 210, 2. mer fiir nie Nib. 6030. immer statt mmer 1452, 2. ir sein statt mzw, zV« zm 1112, 4. mit statt m< 1098, 1. Hierher gehört auch das häufige in statt mit, was durch die Abkürzung des letzteren Wortes (m mit einem kleinen t darüber) sich erklärt, Nib. 6966. Kudr. 157, 3. 385, 3. 448, 4. 485, 1. 742, 4. 1186, 3; vgl. Vollmer zu 102, 1. Umgekehrt steht mit für in 654, 2. 726, 1. 1352, 3. dann steht für damit, da mite 448, 3, Anders ist mit, fehlerhaft für in ir 742, 2. 1607, 4. Nib. 4977.

Ferner noch folgende: das für do 679, 1, durch die Abkürzung de zu erklären, die einem do ähnlich sieht, deinen statt den 149, 3. 1622, 3; beidemal ist den dat. plur., und man könnte daher die schwei- zerische Form dien in der Vorlage annehmen, woraus sich dein, deinen leicht erklärte; aber deine steht auch für den acc sing, den 687, 3. die steht für dise 407, 4. 1579, 3. Ein anderer Gebrauch von die ist der fiir do, auf den zuerst Haupt (Zeitschrift 2, 383) aufmerksam machte. Nib. 4980. 5309. Kudr. 174, 1. 724, I. 1282, 4. Wahrscheinlich hatte die Vorlage aber in diesen F'AWcn nicht do, soivAeYW duo .j \q^^ ^ ^^w\5l äu geschriehon, wie hliußg in österreichischen llaxidsdwv^V^vi V^.^. ^^>^

48 KARL BARTSCH

Vorauer), sehr leicht mit du = diu verwechselt werden konnte, für welches letztere der Schreiber auch die setzte (vgl. Nib. 764, 4 ß.). Denn im Reime steht 827, 1 die: fru, statt duo: fruo; eine ganz ähnliche Ver- wechslung ist dievon rewe und ruowe 287, 3 und rewen und ruowen 936, 1 , durch die Schreibung rüwe^ rüwe erklärlich. Ebenso muß die Schreibung leute statt huote 234, 1 durch lüte, hüte erklärt werden; vgl. oben S. 46. Ich habe daher überall, wo die Hs. die bietet, nicht dö, sondern duo geschrie- ben; es wäre sogar vielleicht überall dwo, auch für dO zu setzen, denn in der Kudrun begegnet kein einziger Reim in o , während die Nib. do ; frd häufig reimen, vgl. 16. 54. 163. 274. 340. 450. 604. 686. 830. 1381. 1444. 1615. 2102. ie steht für ir Kudr. 10, 1. 1576, 2; ebenso er für ir 190, 1. 284, 4. ewr für iu Kudr. 1244, 4. Nib. 4231. 8274. in statt gein^ welche Form dem Sclireiber wohl fremd war, 1143, 3. nach für noch 33, 4. 1239, 3. nu statt der Negation en 648, 4, was auch sonst in Hss. des 15. Jahrh. häufig vorkommt. seit statt «f (nom. sing, fem.) 986, 4, was wohl durch seu statt siu zu erklären ist.

sich und si werden mehrfach vertauscht; si für sich steht 547, 3. 638, 1. 995, 4. sich für si 872, 1. volgten steht statt vlegien 1017, 2; vgl. 1050, 2. vremde und vreunde (vriunde) werden vertauscht, was auch sonst vorkommt (vgl. meine Deutschen Liederdichter, Anmerk. zu I, 1); freunde statt fremde 313, 3. 1213, 3; am leichtesten erklärlich durch fremide. freunde steht fehlerhaft für freude 314, 3. 550, 4. 707, 2.

waren für wurren, wenn ich richtig gebessert habe, 1216, 4, erklärt sich durch wrren. Endlich noch si muosten 749, 1 statt sin vnsten^ wie Vollmer richtig geschrieben, in der Hs. stand wohl sinwsten^ was sin- müßten ziemlich nahe kommt, schuttens für suochtens 972, 1, ein auch in den Nib. begegnender Fehler (s. unten die Bemerkung zu dieser Stelle).

Durch mehrere dieser Fehler gewinnen wir ein ungefähres Bild von der Beschaffenheit und Schreibart der Vorlage; dieselbe hatte iu und nach österreichischer Weise eu neben einander, iu war bezeichnet durch iv und iw, aber auch ü^ letzteres namentlich im Inlaut, eu wohl meist evi uo durch ü, i, wohl durch keinen Strich darüber bezeichnet, hat sich in alterthümlicher Weise in eltiste (77, 1. 128, 1) |noch er- halten und stand so auch in fremide statt fremede.

In Bezug auf die Consonanten ist namentlich zu bemerken, ch

statt c, Ä, wahrscheinlich durchgängig ; es findet sich bei dem Schreiber

allerdings meist ä;, im Auslaut auch ^, aber vereinzelt redten statt

^€?j^m T38, 3. sich statt sie (Sieg) 865, 3; der "Name der BLeldin.> der

/o der Überschrift Chauirun (d. h. nach gewo\\T\\\e\\eT m\iÖL. '^öatevWw^

BEITRAGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 49

Küirün) lautet, wird im Anlaut immer mit cli geschrieben. Im Inlaut findet sich d neben t^ ersteres sogar häufiger. Die Form Gudrun ist durch nichts berechtigt; wer so schreibt, darf auch im Nibelungenliede nicht Kriemhihj sondern muß Grmnhilt, Grtmhilt lesen und sprechen. Statt z findet sich noch ein paarmal das in älteren Hss. häufige Cj ee statt ze 179, 2. merees statt merzen 1217, 3. mercischen 1216, 4. 1218, 3. Am wichtigsten ist die Verwechselung von z und h (1306, 1); die alterthumliche Form des z in Hss. des 12. Jahrhunderts glich einem kleinen deutschen 1^ (vgl. Germania 8, 274) und kommt nur noch am Anfang des 13. Jahrhunderts vor.

Die Schreibart einzelner Worte betreffend, hebe ich hervor du statt duOj d6, de statt dazj wahrscheinlich siu statt si (ea) , vligen statt vlehen» Gefolgert werden muß die alterthumliche Schreibung frowede statt fröude aus 1352, 2, wo die Hs. hat was er da schöner frawen schied statt w(zz er da schoener frouwen von ir froweden schieU Der Schreiber sprang von frowen slu( froweden über. Die andern Herausgeber schreiben friunden; es wurde dann die ebenfalls alte Form friwenden daraus folgen, die ich gesetzt habe, wo die Hs. frewnden hat.

Es ergibt sich mithin als wahrscheinlich, daß die Vorlage spä- testens dem Anfange des 13. Jahrb. angehört haben muß. Wir werden auf diesen Punkt zurückkommen, da er natürlich für die AbfassungSr zeit des Gedichtes sehr bedeutsam ist.

Ungemein häufig erlaubt sich der Schreiber die Worte der Vor- lage umzustellen, wohl nicht mit Absicht, sondern aus Nachlässigkeit und weil er von dem Baue der Verse keinen Begriff hatte. An vielen Stellen ist die Nothwendigkeit , die Wortordnung der Hs. zu ändern^ schon durch die grammatische Construction und den Sinn geboten. So 164, 1 man statt des hs. do man; 186, 1 vant man statt man vant; vgl. 161, 4. 167, 4. 180, 2. 208, 2. 231, 1. 265, 1. 280, 3. 283, 3. 297, 1. .353, 3. 372, 3. 401, 4. 406, 2. 524, 3. 656, 4. 827, 2. 839, 2. 853, 2. 950, 4. 1025, 4. 1175, 4. 1632, 4.

Die Vergleichung des Nibelungen textes d mit den anderen zeigt, daß der Schreiber auch dort häufig umgestellt. Vgl. die Hagen'schen Lesarten zu 1893. 3063. 3182. 3330. 3598. 3797. 3909. 3995. 4073. 4110. 4963. 4974. 5060. 5281. 5443. 5860. 6055. 6535. 7123. 8292. 8335.

Daraus ergibt sich die Berechtigung der Kritik, auch in zahl- reichen anderen Fällen dieses Mittels sich zur Herstellung des Textes zu bedienen, namentlich wird erreicht, daß die bei öiet '^ w\ä\.^>\xv«^ der Handschrift entweder zu Jangen oder zu kuTzen , v^iexXvsco:^^ '^^ Bcblecht gebauten Verse auf ihr richtiges Mali cre\>Tac\i\. >Ne^ii^^v. ^^^ä

OBBMANIA X, \

60 KAKL BARTSCH

die am meisten entstellte achte Ilalbzeile kommt es am häufigsten in An- wendung. Vgl, 31, 4 dd mite er fnniu erbe \ und sich selben solte zieren; der Vers wird richtig, wenn man mite nach solte setzt. 33, 9. man müge mich vil Ithte \ nach edeler fürsten site geleren, wenn man nach, ,das för noch verschrieben ist (vgl. oben) , vor geleren stellt. 74, 3. Hägene solte beltbeh \ dd niht aleine; da ist zur ersten Hebung ohne Senkung untauglich , daher Hagene dd beltben \ solde niht al eine. Der Schreiber schloß sich der in Prosa üblichen Wortstellung an. Vgl. noch folgende Stellen: 4, 4. 80, 4. 95, 4. 129, 4. 137, 4. 148, 4. 157, 2. 182, 4. 199, 2. 203, .3. 207, 2. 218, 4. 255, 4. 261, 1. 4. 280, 4. 284, 4. 298, 4. 304, 4. 310, 3. 339, 4. 340, 4. 346, 4. 387, 4. 388, 4. 389, 2, 391, 2. 399, 3. 400, 1. 422, 4. 426, 3. 444, 2. 452, 3. 458, 3. 472, 3. 501, 3. 527, 2. 548, 2. 571, 1. 579, 2. 4. 583, 1. 605, 4. 683, 3. 694, 1. 696, 4. 710, 1. 714, 4. 719, 4. 779, 2, 790, 4. 835, 2. 841, 3. 854, 3. 4. 876, 3. 941, .3. 1056, 4. 1074, 4. 1083, 4. 1118, 2. 1128, 2. 1155, 4. 1292, 3. 1400, 4. 1432, 4. 1437, 1. 1511, 3. 1565, 4. 1675, 4. Die theils schon von andern, theils erst von mir vorgenommenen Um-

' Stellungen möge man im letzten Abschnitte unserer Abhandlung nachsehen.

Nicht nur innerhalb desselben Verses, sondern auch zwischen mehreren muß solche Veränderung der Wortfolge vorgenommen werden, zum Theil wieder aus bloßer Bücksicht auf den Sinn und die Con- struction, wie 304, 1. 2 mit der gäbe Hörant do ze hove reit und Irolt der starke, dem hunige wart geseit; do steht in der Hs. in der zweiten Zeile vor dem. Vgl. 1073, 3. 4. Zum Theil und häufiger aus metri- schen Gründen, wie 64, l. 2. sie begunden sagen \ hohe danken aUe^ die Hs. hat alle vor sagen ^ und ze danken. 268, 3. 4. er machte manigen man \ vil gar unmüezic; vil steht vor manigen. Vgl. noch 145, 3. 4. 432, 3. 4. 762, 2. 3. 848, 2. 3. 851, 3. 4. 1066, 3. 4. Auch über drei Zeilen erstreckt sich die Vertauschung: wie 736, 2 ob sie helde hceten; helde fehlt und steht 736, 4 überflüssig (helden). Noch weiter geht die Versetzung 309, 4, wo das dem Verise fehlende wol nach 308, 4 ge- rathen zu sein scheint.

Wir gelangen zu Zusätzen und Weglassungen. Die ersteren ver- rathen sich meist schon durch ihre üngeschicktheit, durch die Ver- stoße gegen das Metrum u. s. w. Manchmal sind sie auch bloße Schreib- fehler, die der Schreiber nachher auszustreichen vergaß ; so 978, 2, wo der Schreiber nach vnmüte noch einschiebt vil manige herzen laid^ in dem er von vnmüte auf vnstcete 979, 2 übersprang. Ähnlich verhält

GS eich mit 1122 j 3 daz ez wart jenen «tocerc (: uobtä)» ^v^ Ha% hat

BEITRAGE ZUR OESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRÜN. 51

noch laid vor swcere; vielleicht stand hier laid als Erklärung zu swcere am Rande und gerieth erst durch den Schreiber in den Text (s. nachher).

Auf Zusätze des innern Reimes wegen werden wir später zu sprechen kommen; hier will ich auf eine andere Art von Einschie- bungen aufmerksam machen. Wo nämlich das Subject oder Object nicht gleich in derselben Zeile steht, setzt die Hs. oft ein überflüßiges Fronomen personale. Solche Andeutung des Subjectes oder Objectes durch das vorausgeschickte Pronomen begegnet allerdings bei mhd. Dichtem (vgl. zu Stricker's Karl 4124); aber hier verräth sie sich durch den Versbau fast immer als unecht und vom Schreiber herrüh- rend. So 224, 2 mit twmpltchen witzm begunden reden ait von edeler frowwen minnen Horant unde Fruote: Hs. begundena. 573, 3 daz niht an erben wceren \ lant unde bürge; die H^. hat dciz sy nicht.

755, 3 daz er dn urliuge ze lande wolde bringen | die schcenen junc- frouwen; die Hs. daz er sy.

803, 3. d6 man über lant \ mit der Hilden tohterfuorte ir ingesinde; die Hs. man sy.

1015, 1. wie möhte ich ziehen baz \ die Hetelen tohter; die Hs. ich sy.

102], L »iu leiste güetlichen allez daz man hiez \ tuofi die maget edele; die Hs. man sy.

1101, 3. wie sie der wol gedienden, des vlizzen sich durch ire \ die helde, Hs. vlissen sy sich.

1125, 1. die sluogen üf den si \ daz edele ingesinde; Hs. slügens.

1410, 2. einander sach man wem \ mit hurte tiefer wunden die guoten ritter sere; Hs. man si.

Einmal sogar in derselben Zeile: 1178, 4. daz du üzer sorgen \ loßsest mich vil armen küni ginne; die Hs. du mich aus und nochmals mich nach loesesU Ich habe daher auch bnlen 834, 3 statt 'pufen sy ge- schrieben, und 1290, 2 dir gestrichen, wenngleich hier der Fall insofern anders ist, als kein Dativ mehr folgt.

Die Richtigkeit der Beobachtung bestätigt das Nibelungenlied, indem 4723. 4863. 5566. 6037 und öfter die Hs. ein solches überflüßiges Pronomen hat.

Wiederum anderer Art scheine^ manche zugesetzte Worte, die ich als Glossen betrachte, die ursprünglich am Rande standen und dann in den Text kamen. Der Art ist das oben bemerkte laid 1 122, 3. Gewöhnlich hat der Schreiber noch ein oder das andere Flickwort hinzu- gefugt; ich citiere die folgenden Stellen nach Hagens Verszählung, und klammere die hinzugefügten Worte ein.

J14Ä so daz mohte [sein vnde^ wesen\ sein WIXä «\^ Ci\Q^'Äfc ^^^

\*

'52 K^^L BARTSCH

wesen ein späterer an den Rand der alten Handschrift geschrieben, der Schreiber nahm es mit einem beigefugten und in den Text auf. Diese Glossen sind wohl nicht viel früher als die uns erhaltene Abschrift der Vorlage anzusetzen.

2110. die der noßte [und des Streites] nimmermer gedähten. Am Rande stand des Streites als Erklärung zu der noßte.

2228. da mohten die schcenen [frawen\,

2655. fragen sie begunden [ir tochter] nach räie siner man; ir tochter war Glosse von sie^ die Aufnahme derselben führte die Ver- änderung von begunde in begunden mit sich.

2774. da heime verlassen; der Vers verlangt nur verläzen; da keime ist wieder Glosse.

3386. und wolden an in rechen [ir schaden und] ir anden.

3818. vnr sin [ Ormanie] der Harimuotes bürge tidhen.

4046. dannoch diente da alles das arme ynngesinde vnde waysen. Der Vers verlangt dannoch dienden allez' da die weisen; es stand also ' daz arme ingesinde als Erklärung von weisen am Rande und ward wieder in den Text mit einem unde aufgenommen.

4210. daz siu mir sus nimmer [anders] getaete; anders ist Glosse zu sv>s,

4384. daz man nach Chaudrunen Ortweinen sande; schon Hagen hat richtig bruoder ergänzt; am Rande stand dabei Oriweinen^ das nahm der Schreiber in den Text auf, ließ aber dabei aus Versehen bruoder weg.

4440. daz den guoten helden \ die [staine] magneten niht geschaden künden.

4935. sd wcere in [ofteund] dicke geschehen leider.

4990. so bin ich [Herwig] genant

5131. dxß hiez si üz ziunen brechen unde [aus dornen] besemen binden; die eingeklammerten Worte sind Glosse zu Hz ziunen ^ wofür der Schreiber falsch schrieb aus ziehen.

5319. üz der [frawen^ kemenäten.

5539. mit [pogen und mit] armbrusien heizet \ Hz den venstern schiezen.

5620. sam er mit einer hende \ an uns welle erdienen [ vnd erzwingen ] ein künicrtche; lies erdienen welle.

5661. mit den Holzscezen [leute] manigen ersluoc.

6248. driu tüsent unde m^e : sie klagten ir friunde [haymlich] be- ^un^<^/ /ioymlich ist Glosse zu besunder^ wenn auch keine richtige. ^4SS. du /lasi mit ir wunne, soll sy dir loerdcn zt frowoea wm.dwlau\ ^ac/f we/uer Verbesserung^ solde siu dir werden \ zc frou-ujcm., Au Axa%\.

BEITRÄGE ZUB GESCHICHTE UKD KBITIK DER KUDBUN. 53

mit ir wüune, ist ein anderer Fall, hier liegt der Fehler der Hs. schon in der vorhergehenden Zeile, gewan statt getoünne^ und dies veranlasste die Umstellung und die Ergänzung undertän in der folgenden.

Verschrieben hatte sich der Schreiber 2426 nicht enwcere statt. nicht verjcehe (: smoehe) ; er schrieb daher nicht enwäre noch veriahe^ um nicht ausstreichen zu müßen. Fehlerhafte Wiederholung durch Verirren in eine andere Zeile 132 noch edlen fursten in das landt, weil 131 (fehlerhaft) stand nach edler fursten site. 4448 der kan euch [nach eren^ das peate wol geleren , aus 4447 des Ion ich euch nach eren. 5980 do muesset auch seinen helden [bei/ dem kunige] misselingen, aus 5981 da vieng man bey dem kunige.

Schwieriger als die Zusätze sind die Auslassungen, d. h. far den Herausgeber die Ergänzungen, weil für diese sich so bestimmte Regeln nicht geben lassen. Es können unverständliche Worte ausgelassen worden sein, wie sie anderwärts entstellt wurden; aber das reicht nicht aus, alle Fälle zu erklären. Der Sinn verlangt ebenso wie das Metrum eine Menge von Ergänzungen. Die Vergleichung des Nibelungentextes bestätigt, daß der Schreiber größere und kleinere Lücken verschuldete. Wir gehen von den dem Sinne durchaus nothwendigen Ergänzungen aus; sie sind meist schon von Hagen beigefügt worden. Pronomina fehlen am häufigsten. Die Personalia ich 656, 3. 1088, 2. uiis 549, 2 nach dem ähnlich aussehenden man. du 129, 3. ir 368, 2. iu 1035, 4. er 65, 1. 84, 2. 217, 2. 397, 1. 415, 3. 901, 2. si (nom. fem.) 970, 3. 1007, 2. 1643, 3. im 206, 3. ir 1039, 2. si (eam) 1228, 1. man 267, 2. 605, 2. 617, 4. 899, 2. 913, 3. 1304, 3. manz 352, 4 vor dem ähnlich geschriebenen uns.

Artikel: der 969, 3. dem 205, 2. die 1367, 2. ein 1368, 1. 1424, 2. Possessivum: siner 220, 3. Präposition: von 362, 2. 516, 3. 634, 1. 910, 1. 981, 3. 1643, 4. Conjunction : und 173, 2.

Aber auch Substantiva und Verba lässt die Handschrift aus. So fehlt heim 43, 2. heidm 705, 1. fride 826, 2. strite 830, 4. morgen 1349, 4. roup 1562, 2. Verba: wesen 740, 4. ist 617, 2. was 623, 1. hete 901, 3. sulii 543, 2. mac 662, 4. möhte 802, 3. torste 1492, 4. gie^ vor gezogen- liehe 947, 2. horte 1130, 1.

I^amen fehlen, die vielleicht in der Vorlage zum Theil nur durch Anfangsbuchstaben bezeichnet waren und daher leicht übersehen werden konnten. So fehlt Ilagene 91, 4. 125, 3. Geren 212, 3. Wate unde Fruote 490, 4. Si/rit 718, 2. Iletelen 810, 3- MMxi \0^^^ "i. \^V^, \. Tef/ie 24T, L von Tenen 245y 2. 747, 4. 875, 4.

Andere AaslassuDgen erklären sich auf grap\i\Äe\iemN^ ^^.'^ Ölxä^

54 KARL BARTSCH

die Ähnlichkeit eines vorangegangenen, auch folgenden, überhaupt in der Nähe stehenden Wortes. So fehlt ein uaich fürsien 32, 1. vrowen vor Uoien 46, 4 ; wahrscheinlich war vwen und vten geschrieben ; frouwen ist auch 211, 2 ausgelassen, nach ir willen vor nähen 96, 4, wegen der Ähnlichkeit von nach und nähen, in nach in 188, 4. 357, 2; in nach im 191, 1; nach ich 1465, 4. ir nach er 194, 4. ir nach iu (iv) 1576, 4. tu nach ich 1463, 4, wie Nib. 4835 iuch nach «cA. Umgekehrt ich vor ttt 656, 3. iu nach dm 680, 2. «ö nach «i (fem. sing.) 200, 3, wahrscheinlich durch sv (fdv) zu erklären und daher eine Bestätigung ßir die von mir gewählte Schreibung siu^ ebenso 215, 1. ad fehlt aber auch nach ei (eas) 117, 3. an zwei Stellen 200, 3. 215, 1 vor echcmcy und der gleiche Anlaut a kann den Ausfall bewirkt haben, denn sd fehlt auch vor seine 1189, 2; vor sprach 1349, 2; vor eol 251, 4. er jach fehlt vor er nam (statt er nceme) 200, 4; der Schreiber sprang von dem einen er auf das andere über, zuo vor ze fehlt 258, 2. vil vor vltzecUchen 299, 4; vor mllecltche 638, 4. von fehlt nach üow 373, 2. Nib. 4623. bt ir vor in ir 391, 4. wi^« nach nimmer 421, 4. m vor iuwer 436, 2. 1044, 4. nu nach mir 457, 2. n^A tV nach tV 485, 4. leidiu mcerCy wahrscheinlich mere mere geschrieben, nach mere 632, 4. dd vor daz 638, 4. vrowe nach <nt(7e 684, 4. äs tr nach ir 761, 4. mi< tm nach Hartmüie 835, 4. aö^r nach oder 839, 4. 1155, 2. c/(£ nach «an(26 871, 4. e^as man <t«o vor daz man 932, 1, 2. mir vor min 941, 4. 1249, 3. dich nach «cA 1175, 3. in der werlde vor inder 1502, 4; vgl. 1497, 4. von ir vroweden nach vrowen 1352, 2. Aü^n« der nach d«r 1492, 2. an ein permint nach pensei 1601, 4. m'ß vor mer 1328, 4. ir vor ie 1382, 4. im nach mi^ 1453, 4. Ain nach in 1573, 2. rar ir vor vrowen 1573, 4. «< nach lät 1597, 1. iA^ nach icA^ 1633, 4. von e^^n nach den 1682, 1. Aeim nach im 1691, 4. e2ä nach dd Nib. 4293.

Unter diesen sind manche Ergänzungen, die ebenfalls dem Sinne nach noth wendig sind; die meisten aber erfordert das Metrum. Aus metrischer Rücksicht sind auch die folgenden von mir vorgenommen, die zum großen Theil Parallelen aus den Nib. haben. Pronomina sind auch hier sehr häufig, vor allem der Artikel in zweifacher Verwendung :

1. vor dem Pronomen possess. Nib. 599. 1252. 2664. 3012. 3318. 3371. 3607. 3615. 3619. 3631. 3643. 3755. 3911. 4107. 4118. 4120. 4155. 4220. 4296. 4600. 4799. 4904. 4921. 4936. 5052 etc. Kudr. 28, 4. 31, 3. 34, 3. 58, 2. 131, 4. 143, 4. 348, 3. 863, 4 etc.

i^ als demouBtrai, einen Begriff nochmals aufnehmend, wie 129, 3 ^^ i^a/^ der hiez Sigelant; der fehlt Ha. IJnV^t öieiv ^^. "Ää^. \ää%<. Sieb am meisten A den gleichen Fehler zu SdixxXÖÄii Vomm^\i. >i\i-

BEITRÄGE ZUE GESCHICHTE UND KEITIK DER KUDRUN. 56

» ■■

sere Hs. lässt das Pronomen aus Nib. 78. 233. 899* 1112. 1129. 1865. 1866. 1873. 1875. 1923. 2166. 2677. 3022. 3072 u. s. w. Kudrun 124, 3. 265, 3. 322, 1. 580, 1. 588, 3. 730, 1. 840, 1. 894, 4. 898, 3.

Der Artikel fehlt auch sonst, geslagen vil achedeliche wunden 221, 4 statt vil der schedelichen wunden, wie künic BeteU statt wie der künic H. 420, 4, und so häufig vor künic ^ herre^ frouwe; in Halbzeilen wie d6 sprach diu frowe Küdrün etc., wo die Hs. meist hat do sprach fraw K. Der gleiche Fall im Nib., wo auch A den Artikel oft weglässt. Nib. 1264 do gie der künec Günther; d lässt der aus. den sach der herre Sifrit 743, d liest den aach her St/rit. Vgl. noch Nib. 543. 2000. 3781. 4124. 4187. 4706. 5470. 5772. 6041. 7467, 8260, letztere Stelle dem in der Kudr. begegnenden Ausdrucke von den Stürmen ganz gleich- stehend, wofür die Hs. meist bat von Stürmen,

Andere Pronomina: du 743, 4. ir beim Imperativ 405, 4. Nib. 7131. iu N. 3096. er N. 2712. im Kudr. 209, 1. Nib. 6326. ir (dat. fem.) Kudr. 1040, 1. in Nib. 3157. ir (gen. plur.), namentlich paititiver, 762. 31 5L Kudr. 40, 4. 69, 3. 105, 4. 145, 2 etc. sinem Nib. 4058. ainefi 4097. dehänen 6822.

Partikeln: al: solh statt akolh Nib. 3478; vgl. Kudr. 82, 3, des statt al des,

beide in der Bedeutung 'sowohl', mit folgendem und: Kudr. 132, 4. 369, 4. 514, 4. 694, 4. 983, 4. 999, 4. 1307, 4. 1631, 4.

M 89, 4.

dd 204, 1. Nib. 1560. 1930. 3574. 5254. 5533. 8630. Vielleicht wäre auch in der K. noch «häufiger ein da zu ergänzen, ebenso dd Kudr. 139, 4 etc. Nib. 1868. 2020. 3863. 4129. 6053. 6545. 6977. 7692. 8346. dar Kudr. 155, 1. 191, 1. dan Nib. 2524. dannoch Kudr. 302, 3. 698, 3. 850, 4. 891, 3. 1504, 4. 1547, 4. noch Nib. 560. 1200.

deste Kudr. 203, 4. doch Nib. 1872. Kudr. 120, 4.

en in beschränkenden Sätzen mit dem Conjunctiv und sonst: Kudr. 210, 3. 213, 4. ^72, 4. 288, 4. 370, 3. 379, 4. 390, 3. 394, 2. 400, 1. 419, 4. 421, 4. 455, 3. 463, 1. 575, 4. 620, 4. 683, 2. 872, 4. 893, 3. 1044, 2 etc. Auch in Nib. häufig.

et Kudr. 1539, 4. Nib. 7182.

gerne 1023, 4. Nib. 7732. gemer Kudr. 343, 4.

groze Nib. 468 J.

harte Kudr. 42, 4. 69, 4. 126, 4. 322, 4. 375, 4. 458, 4. 510, 4. 698, 4. 710, 2. 979, 4. 1034, 4. 1129, 4. 1252, 2. 1399, 4. 1513, 4. 1607, 4. Nib. 1776, wo harte auch in A fehlt. 2.&\^. Wift- WtU ^^v«, habe ich ergänzt 79y 4; vgl, sere.

56 KARL BARTSCH

hie 1512, 4. 1520, 4. 124, 4.

Äfw, namentlich vor engegene 219, 3. 468, 1. Nib. 6276. Vgl. noch Kndr. 1186, 1.

hinnm 1090, 4. 1255, 4.

ie Nib. 3971. 4151. mite Kndr. 1129, 3. nider Nib. 3911. nie 5118.

Tiu Kudr. 220, 4. Nib. 2005. 6009.

euch Kudr. 498, 1. 773, 4. 840, 4. 1430, 1. Nib. 188, wo auch in A ouch fehlt. 467. 1638. 2154. 2236. 2851. 2899. 2930. 3031. 3391. 3728- 5522. 7740.

rehte Nib. 4970. schiere Kudr. 43, 2. 1611, 4. 1642, 2. Nib. 920; vgl. balde Nib. 2177.

aere Kudr. 222, 4. 887, 4.

«6, nach swea 291, 2. 1294, 2; nach swä 668, 2. 672, 1. 1298, 3. Vgl. Nib. 19. 415. 2992. 3228.

üf Kudr. 87, 3. vor Nib. 1784. ze 2508.

vil Kudr. 25, 4. 241, 4. 586, 2. 685, 1. 704, 4. 732, 3. 788, 3. 840, 1. 841, 4. 1531, 4. Nib. 8. 933. 1272. 1756. 1834. 2288. 3836. 4956. 5188. 6069. 6094. 6248. 6412. 7254. 7518. wol Nib. 2109. 3344. 6404.

Substantiva sind zu ergänzen: degen Kudr. 256, 1. 907, 1. 911, 1. . kürdo 303, 4. 418, 4. Nib. 4662. mcere 348, 1. herre 615, 4. Nib. 4549. recke 639, 1. 919, 2. 1107, 4. 1393, 4. 1395, 4. 1483, 4. iwäle 655, 4. 697, 3. stücken 757, 3. lande 844, 4. iocA^w 1072, 3. gomne 1316, 3. froun Nib. 5404. eeiZ 6406. siege 8296. Auch hier sind viele dem Sidne nach schon nothwendig.

Adjectiva: holn 74, 4. mcerer 185, 4. i/7öpAe 530, 4. K^6ß 678, 2. mtcA^Z 843, 1. rtchm 1115, 4. eilenden 1251, 4. Vgl. s^arfc« Nib. 3020. grdzen 1040. 3892. 4788. guot 4224. 4374. 5776. schoene 4682. 5324. Z/^6er 6290. arme 6329. rn^u^« 6743. A^r^e 8433. alle 4981. 5408.

Verba : rief Nib. 4061. ^rröeÄen 8613.

Nicht nur einzelne, sondern auch mehrere Worte nach einander werden vom Schreiber ausgelassen; Beispiele bieten schon einige der graphisch zu erklärenden Lücken. Vgl. noch 86, 4. 277, 3. 717, 4. 814, 4. 823, 4. 855, 4. 878, 4. 886, 4. 896, 4. 1066, 4. 1075, 4. 1083, 2. 1099, 4. 1102, I. 1105, 3. 1158, 4. 1167, 3. 1195, 4. 1264, 2. 1307, 3. 1485, 4. 1515, 4. 1614, 4. 1636, 4. Nib. 3133. 3472. 6086. Am meisten ist, wie man sieht, die letzte Zeile der Strophe der Entstellung aus- £:esctzt gewesen; das ist natürlich, dem SchreWier vi^t /^i^ ^\^ ?ccÄKt\L

BEITRÄGE ZUE GESCHICHTE UND KKITIK DER KUDRUN. 57

Verse überragende Länge auffallend. Er ließ daher meist in der zweiten Hälfte, nach der Cäsur, etwas weg; mitunter aber auch die vordere Halbzeüe, so 228, 4. 240, 4. 313, 4. 669, 4. 942, 4; 477, 4 lautet die ▼ordere Halbzeile nur geloube. Die vierte Halbzeile ausgelassen 294, 2, graphisch leicht zu erklären (s. unten die Bemerkung zu der Stelle).

Mehrmals hat der Schreiber eine ganze Zeile seiner Vorlage über- sprungen. So 1, 2, wo ich mir die Vorlage so geschrieben denke.

z wuhs in irlande. ein ri- cher chunic her. geheizen was er Sigebant. sin uater der hiez Ger. sin müter dv hiez vte. vnd was ein

Die ersten Zeilen waren kürzer wegen der Initiale E, die am Beginn des Gedichtes größer war als sonst; der Schreiber übersprang die dritte Zeile. Derselbe Fall ist 341, 1. '2; hier stand in der Vorlage

Si enphieng in aller erste, ja

were ir lihte leit. ob sv in chussen solde. sin

Den Unterschied in der Länge der Zeilen machte nicht die Initiale allein aus, sondern es war, wie man in den Hss. so häufig findet, der Schluß der vorigen Strophe auf derselben Zeile wie der Anfang der nächsten 9 also etwa

Si enphieng in aller erste, ja [chuniginne.

Es ergibt sich aus diesen Fehlern , daß die Hs. wie die älteren Nibelungenhandscbriften fortlaufend wie Prosa geschrieben war, wie noch die Ambraser Hs. selbst geschrieben ist. Darauf weisen auch die Fehler in 932, 1. 2. 951, 2. 3.

Die sehr häufigen Reime des Originals, in welchen bei klingen- dem Ausgang die zweite Silbe des einen Keim wertes auf e, die des andern auf en ausgeht, hat der Schreiber fast immer durch ein dem e angehängtes n auszugleichen gesucht, auch wo die grammatische Form des Mhd. dagegen streitet. So 87, 3 üf des meres sträze (acc. sing., : läzen)j die Hs. schreibt Strassen; den luft und auch die sunne (: gunnen) 95, 3, Hs. snnnen; der edelen küniginne (: sinnen) 152, 3. loheten hoch- ztte (: riten) 35, 3 , wo man aber auch mit der Hs. hdchziten als infin. schreiben kann; ebenso 666, 3 michel arbeite (: bereitej*)^ könnte or- beiten sein, die Hartmuotes mäge (: betragen) 602, 3, Hs. magen. aller sin gedinge (: dringen) 646, 4, Hs. gedingen. Vgl. noch 294, 3. 300, 3. 635, 3. 706, 3. 709, 4. 712, 3. 737, 3. 758, 4. 783, i. 1^^, iv. ^^^i^ -^^ 827, 3. 834, 4. 855, 4. 882, 4. 952, 4. 989, 3. \0\0,3. \ft\^, ^. \«ST,'^. 1209, 4. 124h 3 1245, 4. 1373, 3. 1398, 3. \4S9/i- \ZÄ\,'i- VoY^v^-

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1562, 4. 1587, 4. 1598, 3. 1646, 3. 1673, 3. Manche Stellen können schwankend sein, wie 294, 3. 300, 3, aber sie werden nach Maßgabe der sichern Fälle behandelt werden dürfen.

Seltener ist das umgekehrte der Fall, daß dem Reimworte auf en sein n genommen wird ; so kr6ne : lone 17, 3. statt kröne : Ionen; manne (statt mannen) : danne 256, 3. Teneriche : gemellichen 354, 3; die Hs. gämliche. Vgl. noch 697, 4. 732, 4. 739, 4. 1113,4. 1311, 3. 1556, 3. Mitunter aber ändert der Schreiber auch etwas stärker, um das inissliebigc n zu beseitigen. Namentlich setzt er häufig den Singular statt des Plural, seltener das umgekehrte. So schreibt er vierdhalben meilen (: eilen) statt vierdehalber mile (: tlen) 10, 4. mit grozer ere (: mere) statt mit grdzen eren 207, 4, denn der Plural, ist mhd. das übliche, ebenso nach grozer siner ere (: mere) 456 , 3 statt des Pluralis ; auch 204, 3 lies nach eren (: Mre) statt ere. Ferner steht in den seiden (: helden) statt in der selde (: helden) 345, 3. ein helt ze sinen handen 475, 4 (; lande). 1433, 4 (; sande) hat Vollmer richtig geschrieben, der Plural ist durchaus das herrschende; kommt auch der Sing, ze siner hande zuweilen vor, so wird man doch in der Kudrun, gestützt auf die zahl- reichen andern Stellen, den Plural setzen dürfen, der sich auch in der Hs. findet, vgl. 20, 4. 185, 4. 348, 4. mit grozem lassteine (: kleine) statt mit grozen lassteinen 790, 4. Vgl. noch 832, 3. 957, 4. 992, 1. 1005, 4. 1027, 4. 1028, 3. 1053, 3. 1070, 4. 1160, 4. 1181, 4. 1239, 3.

Noch stärkere Änderungen des Schreibers finden sich an folgen- den Stellen. Er umschreibt das Verbum durch ein Hilfsverbum mit dem Infin. ; so 242, 4 daz ich dir die schcenen Hilden müge bringen statt daz ich dir die schcenen Hilden bringe (: gedingen), 1088, 4 swie joch mtnen recken dd gelinge (: bringen); die Hs. wie yedoch m. r. müge da gelingen. 1629, 4 da mite er mme mäge \ unde mich ze friunde gewinne '(: minnen); die Hs. müge gewinnen. Ebenso wird kunnen verwendet; 893, 4 ob ichz kan gefuegen \ daz ich iuch von hinnen also bringe (: Hege- Ivngen); die Hs. künne bringen, müezen: 993, 4 daz siu sich ir hJdchverie mdze (: Idzen)^ Hs. hochvart müeze mäzen. wellen: 959, 4 den lip wil ich Verliesen y e ich in ze friunde gewinne (: minnen), Hs. wolle gewinnen. 1039, 3 mm houbet ich ir neige (: eigen) , Hs. wil ich ir neigen. Umge- kehrt steht daz ich iuch immer gerne minne (: küniginne) 1031, 4 statt welle minnen. Andere Fälle sind: daz ich iuch Idze (: sträze) 408, 4 statt des sinngemäßen daz wir iuch läzen. maneger wart da Junden, der ^edäJde (: brähten) 527, 4; die Hs. manige wurden dd funden^ die ^^daA^erf. ich wil daz ich Harimuoien dicke bx ir froeticfc^n vinde C'' ^^dsinäe) 970, 4 sUtt ich wil HarimuoUn. . .mnden. lat mxclv m^ w

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITÜC DER KUDRUN. 59

waschen, Idt uns übele oder wol gelingen (; volbringen) 1062, 4; das dop- pelte Idt ist so ungeschickt wie möglich, es hieß ob uns ... gelinge oder statt ob vielleicht swie. allen meiden ttiot ez ze ^ren (: kSren) 1214, 3 statt durch aller meide ere. Auch hier liegt an allen Stellen nicht zwin- gende Nothwendigkeit vor; aber diese Art der Abänderung erweist sich als ein so bestimmter Charakterzug des Schreibers, daß auch an zweifelhaften Stellen die Annahme einer solchen wenigstens in hohem Grade wahrscheinlich wird.

Damit wären unsere Bemerkimgen über das Verfahren des Schrei- bers erschöpft. Daß das hier angeführte erst diesem, nicht der Vor- lage zukommt, ist mit Bestimmtheit anzunehmen, denn die Vorlage war eine alte und allem Anschein nach mit Sorgfalt geschriebene Handschrift.

n.

Wir wenden uns zur Darstellung des Metrischen, das für die Kritik von hoher Bedeutung ist; namentlich einer so jungen Hand- schrift gegenüber kann oft nur das Metrum den Ausschlag geben. In den hierbei von mir befolgten Grundsätzen (und sie finden nicht auf die Kudrun allein Anwendung) bin ich von dem Verfahren der bisherigen Herausgeber vielfach abgewichen. Der metrische Gebrauch der Kudrun ist auf der einen Seite enger, in andern Stücken gestattet er größere Freiheit als man bisher annahm. Sie zusammenfassend voranzustellen, räth die Rücksicht auf methodisches Verfahren, das an einer einzelnen Stelle nicht so überzeugend dargestellt werden kann als im Zusammenhange mit verwandten Erscheinungen.

Das Verhältniss von Hebungen und Senkungen ist in der Kudrun mit äußerster Sorgfalt behandelt. Zweisilbige Senkungen werden gar nicht geduldet, wohl aber gestattet der Dichter sich unter gewissen Bedingungen Kürzungen, die die Zweisilbigkeit vermeiden.

Durch Apokope werden gekürzt 1. Substantiva; starke masc. und neutr. im Dativ, singul. ; mit bühurt wart 14, l sagen wohl alle Dichter. lant steht als Dativ oft im Reime, im Verse 1435, 4. Ebenso mit un- gemach genesen 287, 4. in dem strit gelungen 511, 4. in einem kiel bi Fruoten 1183, 3. stt duz bt Krist gebiutest 1179, 4; noch stärker in dinem dienst 243, 4. Ob aber erlaubt ist, auch beim Ei\g|eiiiia?ai^TL Ger d.e«tv rteÄM käm^e 2, l bezweiäe ich ; ich habe gesclarieV^etv Gere Aew rW-a häg$^ mit schwebender Betonung im Anfang des Vex^e^ GerV \m^\NÄ>ö^

00 KARL BARTSCH

gekürzt wird friunt 1357, 4. 1384, 4. Im Gen. plur. steht lant als

Keim 21, 3.

Pronomina. Unbedenklich werden die Formen minej diney stne, eine auch vor Consonanten verkürzt, min bürge 661, 3. min triuwe 1281, 4. mmfrouwen 1434, 3. d^n bürge 816, 2. din liebe 401, 3. din mäge 1015, 4. auch din mcere statt cimm mcere 1290, 2. «m m^e 8, 4. 18, 4.

1675, 1. ^n site 329, 2. sm tohter 560, 3. auch äin lant statt ^tu &m< 731, 4. ein «/w«« 250, 1. ein veste 719, 3. «w meisterinne 1223, 3. «n Aw«m 1662, 2. ßfw «?we 1588, 4. Ich reihe hier auch gleich die syn- copierten Formen an: mins gemaches 246, 4. mins herren 396, 4. stna willen 626, 4. sin^ guoten vnllen 769, 4. «m« landes 792, 2. ^/i« herzen 1440, 4. «iTw übermuotes 1596, 3. ^n« to^re« 631, 2. eins fürsien 1008, 1; daher auch Ortwins 1426, 1 erlaubt sein wird« Im Dativ ist mim nur am Anfange nachweislich mim sune 1364, 3, und nach der Cäsur, was dem Anfange gleich steht, stm vater 178, 1 ; ebenso z'eim elichen wtbe 1043, 3.

Besonders zu betrachten sind die Wörter geselle und gesinde^ weil vor ihnen auch stärkere Syncope des Possess. eintritt. Daher nicht nur sin gesellen statt sine 219, 2. 443, 3, sondern auch sin statt sinen gesellen 876, 2. nm gesinde 454, 2. 826, 3, 1135, 2. mim gesinde 1054, 3.

Das Demonstr. dirre hat im Neutr. die zweisilbige Form ditze^ nicht diiz. Vgl. ditze starke mcere 428, 1; und 148, 1. 523, 3. 1249, 3. ditz gewant 1267, 2 wäre daher wohl besser ditze gwant zu schreiben (s. S. 63). Zu bessern waren 879, 1. 1061, 1.

Das Indifinitivum deliein erfährt vom eine Kürzung in der Form hein^ die neben der unzweifelhaft zweisilbigen durch folgende Stellen belegt ist 244, 4. 300, 3. 770, 4. 1054, 4. 1183, 4. 1457, 4. 1486, 4.

1676, 2. 1698, 4. unerlaubt ist al zit 1051, 4 statt alle ztt. Adverbia verlieren nur durch Fehler der Hs. ihr e; unrichtig ist

also vil lüt man dd vemam 49 , 1 , sondern dd ist zu tilgen. Ebenso waren liht 555, 3 reht 1018, 3 nicht zu dulden.

Von zweisilbigen Präpositionen wird gekürzt äne^ an michel un- gemüete 1699, 4, wo auch äne stehen konnte; aber auch in letzter Sen- kung an not 959, 1, und vielleicht auch 146, 1, wenn man nicht, wie ich gethan, mich streicht Der gleiche Anlaut n erleichtert die Apo- kope. Sodann umle in umb oder um^ ümb froun Hilden 225, 3. ümb sie striten 252, 2; ümb dich 1481, 4; auch in vorletzter Hebung: ümb äa^ leint 659, L In der Senkung: umb Hdgenm 252, 2. umb dise 1010, 1. Conjanctionen. Von Conjunctionen danne Vn dauu oöät dau '^^i^^ ^J J££J^ 2. 12i7j 4. 25 J4^ 4. wände ^ das audix NovVLO\ÄmX./va i»aaa o^^^x

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. ©1

wan, 9, 4. 137, 2. 137, 4. 277, 4. 310, 4. 318, 4. 344, 2. 364, 3. 710, 4. 1024, 4. 1027, 2 etc. unze (auch als Präposition) in unz^ in der He- bung vm sie 277, 3. 647, 4. 1106, 4, ünz mir 997, 3; in der Senkung unz ddz 290, 3. unz man 543, 3. 1609, 2. um wir 839, 4. unz morgen 1270, 2. unz daz 1594, 4.

Am meisten zu beachten sind die Verba, namentlich die Abwer- fang des e im Präteritum schwacher Verba. Allgemein wird das e ab- geworfen, wenn ein mit einem d beginnendes Wort folgt. Demnach habt' der 70, 4. h&rt die 92, 4. zumt der 144, 4. hört der 373, 1. hcirt da 895, 1. hört diu 589, 3. hört den 649, 1. 927, 3. muot daz 106, 3. wolt diu 125, 3. wolt dd 903» 1. volgt der 150, 2. volgt des 1607, 1. sagt die 172y 4. sagt daz 391, 3. ^a^^^ den 406, 4. «a^^r^ efer 1358, 2. i/^er^ (^oj? 290, 3. lobt der 338, 1. lobt diu 561, 1. möht den 861, 4. möht daz 941, 1. möht der 1018, 4. mohf diu 442, 4. wioÄ^ den 706, 4. 783, 2. moht der 875, L 6i/02< der 472, 4. rwq/i rfö 488, 1. 858, 1. 1431, 1. 1489, 2. 1490, 2. beweint diu 504, 4, t^^a^^t der 515, L verendet der 669, 4. «oZ/. rfasj 741, 4. minnt den 766, 4. /ragt diu 767, 4. ri2fw< daz 799, 2. 22< dm 802, 2. Ä;Za^e< (f^ 901, 4. klaget diu 1262, L kust des 977, 4. ifetwi diu 1584, 1. tniio«< dew 1008, 2. 5'weZe 1057, 4. Anders ist ruo/i( trürecUchen 521, 1, weil hier rwo/i in der Senkung steht. die da sant diu meit 690, 1 könnte auch heißen die da sdnde diu meit. Zweifelhafter scheint es, wenn d die stehende Form im Präteritum ist, wie in begunde, künde , daher wohl kaum begund dem 748, 4, sondern began dem; kund des 1444, 3, besser kundes.

Der zweite Fall, wo e allgemein abgeworfen wird, ist bei nach- folgendem Pron. person. So bei sie: düht sie 644, 4. redet siu 658, 4. gäht.siu 1361, 3. sich: wert sich 516, 2. 1427, 4. witfent sich 1377, 1. fuagt sich 1666, 3. Am häufigsten bei man: muost man 38, 2. hört man 53, 1. 166, 4. 201, 4. 496, 1. 526, 2. 1117, 4. 1401, 4. 1466, 4. 1572, 2, einmal auch hört man betont 915, 1. bräht man 114, 1. 692, 4. 933, 1 ; auch bräht man 1236, 3. lobt man 342, 4. 578, 4. sagt man 489, 1. 709, 4. 773, 3. dient man 621, 3. vestent man 665, 1. suocht man 1299, 2. iolt man 1585, 4. wiht man 1666, 4.

Wenn bei der 1. Pers. plural. das n vor folgendem wir abge- worfen wird, darf das vor dem n stehende e nicht wegfallen; also nicht JiSrt wir^ sondern horte wir 233, 3; ebenso fehlerhaft ist schied wir 488, 4. läz wir 1514, 4.

Fräterita in ete, deren erstes e wegen des laatteiv 7AV3i%«iav\Ä^tÄ\.^^^^ ran Consonanten nicht unterdrückt zu werden pftegt^ Ävw^ew Öää \^VL\fc > abwerfen, ohne Ufwksicbt darauf, ob ein VocaV odex Oot\^o\awv\. ^ä^-

62 KARL BARTSCH

Also leidet M 24, 3 statt leidefe, wenn man nicht leite schreibt, liehet In 24» 3, und wohl auch geliebet tnch 655, 2. endet eich 663, 1. verendet fitrh 114, 4. 663, 4. endet in der Cäsur 66, 4; ebenso sich verendet 379, 1. Daß der Dichter endete, nicht ande brauchte, geht aus 663, 4 hervor, wo er sonst den Misslaut vermieden haben würde, trouwet mit 511, 1. trouwet niht 681, 2. 921, 4. 1270, 3. trouwet wol 1230^ 4; doch wäre auch iroute erlaubt, wie bouten 873, 1. fremdet sich 611, 4. minnet in der Cäsur 1638, 2; vgl. dagegen minnt 766, 4. salwet guoter 1669, 3. nähefit zuo 1074, 1. bidemet von (oder bidemte) 1216, 3. wundet /Jdranden (oder wunde) 1424, 1. kleidet man 1610» 3. Auch wundert waz 1475, 2.

Ein paarmal wird, wie es scheint, sagte auch außer den erwähn- ten Fällen gekürzt, man saget von ir 580, 4. säget Hordnde 1693, 1 ; ebenso hörte^ hJdrt vil 1660, 4. 1668, 4. Dagegen ist ruoft kaum an- zunehmen, sondern die starke Form rief, vgl. 1139, 1. 1263, 2. Ob möhte vor Consonanten in möht gekürzt wird, ist zweifelhaft; nach Fällen wie möht gesin Nib. 6 (vgl. oben), wo die andern Hss. möhte sin lesen, ist auch möht geniezen Kudr. 3, 4; mölu gefrouwen 198, 4. 326, 3; möht gescheiden 649, 3; möht gestriten 1445, 3 nicht als rich- tig zu betrachten. Noch weniger möht «in 367, 3. möht wohl 869, 4. Ebenso ist falsch im dient wazzer unde lant als zweite Vershälfte 208, 1. er bräht zwei hundert degene 271, 2. beweint vil dicke 1094, 1. fuort wol 1400, 2.

Von andern Verbalformen als schw. präter. bemerke ich woere, das vor jedem Consonanten in xca^ verkürzt wird, aber nur in der Hebung; woer daz 370, 2. 1453, 2. wcer si 590, 2. tocer diu 657, 1. wasr der 886, 3. wcer gevangen 806, 4. 811, 2. wcer zergangen 1476, 3. 'Ebenso wcen, wcen der 606, 4. 1237, 4. wmn siz 744, 4, wosn si 870, 4. wcen dar 1195, 3. wcen mir 1323, 4. wcen die 1365, 4. 1701, 4. wa^n des 1680, 4. wcen nach 1692, 4.

Endlich ISne in der Formel Wn dir got 1311, 1. 1703, 4. Im flectierten Infinitiv wird das e abgeworfen ih ze sagen statt ze sagene (: tagen) 286 , 1 ; vgl. in 4er Cäsur müelich ist ze liden 83 , 2. Aber nur als Ausnahme; dagegen ze lebene verdriezen 209, 4 etc.

Falsch ist rät dir 149, 2. gceb dir 1290, 2. hce^^ waz 422, 1. Ebenso in Nomin. Hetel statt Hetele 871, 1. zwen 471, 3. 772, 2.

Die Unterdrückung eines e im Inlaut durch Syncope ist verhältniss- mäßig selten. Unbedenklich ist mins, dtns^ sms^ eins, mim eim (ß. 60); ebenso zehn in ahtzehn tagen 37, 1 als Versschluß; fragte 27, 1. volgte, tf/^ie 101 T, 2. gähte 462, 1. 464, 4 u. s. w. ir weit statt ir weiht, was

BEITRAGE ZUR GESCHTCHTE UND KRITIK DER KUDRÜN. fig

daneben vorkommt, 78, 2. iB52, 4, sogar weit ir 774, 4, wenn es auch nicht im Reime erscheint, wie in den Nibelungen. Dagegen wellen wird nicht in wein gekürzt, fehlerhaft steht wein 1369, 3. 1551, l. dienest wird zu dienst 243, 4. 1046, 1. dieneste zu dienste 79, 2, 248, 2. 382, 4; neben den volleren Formen dienest in der Cäsur 225, 4. dieneste 83, 4. Sehr häufig ist Ludwiges statt Ludewiges ^ aber nur am Anfang des Verses, und nach der Cäsur, 855, 3. 899, 3. 1394, 3. Ähnlich ist Hiltburge statt Hildeburge 1680, 2, ebenfalls am Anfang. Der Laut en wird ausgeworfen im Partie, diende statt dienende 1487, 2, was allgemein mhd. ist.

Vereinzelt stehen wärt mir 1509, 4, was vermieden werden könnte, wenn man ungncsdic schriebe, und sahn an im 23, 4 nach der Cäsur, wo also auch schwebende Betonung eintreten kann, sähhi an im. Mit- hin von derartigen Kürzungen kein sicheres Beispiel, denn sdhn in 137, 4 war durch Umstellung in sähen leicht gebessert; ebenso gesähn tin ander 1690, 3. Falsch ist warn 88, 2. 506, 4. 1095, 1. 1216, 4. wcem 1534, 3. fuom 667, 2. fiiem 739, 4. türm 688, 4; ebenso helft 417, 3. füert 797, 3. schafft 944, 4. «cAewifc« 1452, 4. undr der 864, 3.

Die Vorsilbe ge verliert in einigen Fällen ihr e am häufigsten vor ti, so in gnäde 259, 2, denn t7^A< genäde ist nicht wahrscheinlich. Daher auch vil gncedecUchen 74, 2, wo man sonst streichen könnte, gnuoc 645, 2. 692, 2. ^wtiojpß 429, 3. 1143, 2; vgl. auch 356, 2, wo man da streichen dürfte. Nicht gewagt habe ich gnendielichen 243, 4 und lieber die sicher bezeugte Kürzung dienst vorgezogen. Vor w in gwalt 474, 2. gwinnen 945, 4 und auch wohl gwant 1267, 2, wenn man nicht ditz schreiben will (vgl. S. 60). 842, 2 habe ich das zweite ir gestrichen und gewant beibehalten.

Vor l gar nicht, denn glichen 988, 4 ist durch Tilgung von wol zu bessern. Auch be verliert seinen Vocal nicht;, wolde bliöen 121, 2 ist durch Umstellung zu beseitigen, ebenso solden bliben 851, 3, wie V. geschrieben hat, nicht zu dulden, die Hs. hat da beliben. Die dritte Stelle 1002, 4 äne Mibe fällt durch die Tilgung von ich mit Vollmer.

Noch andere Mittel als Apokope und Syncope gibt es, um zwei- silbige Senkungen zu vermeiden. Bei den Pronom. personal, tritt sehr gewöhnlich Anlehnung ein. Am häufigsten bei *t€, vor Vocalen: bräh- tens im 10, 2. 82, 3. sprächens 127, 1. teildes 253, 3. säzens 337, 1. muostens 380, 3. getrüeges 399, 2. kustes 418, 2. brähtes 425, 1. rümtens '455, l.liezens 468, 4. 781, 3. ers 678, 1. soldens 796, 4. Mrnens 897, 1. ' wärens 898, 1. klagtens 1069, 3. truogens an am Schluße des Verses 1194, 2.

'64 KARL BARTSCH

Vor Consonanten: enpliiengens minnicltche 79, 1. era 162, 2. 575, 3. woldes 201, 3. 560, 4. 666, 4. woldens 883, 4. soldem 1336, 2. begundens 224, 2. begundes 1057, 3. fuortens 282, 1. 1537, 4. wiöÄte« 382, 2. 1017, 3. tnö'Afm^ 1555, 4. sis 426, 4. 984, L vnrs 1090, 2. muoaens 486, 4. 562, 4. wurdens 568, 4. wdrens 653, 4. giengens 789, 4. sähena 854, 1. kundens 875, 4. -w^f^Ä 1240, 4. fundena 1274, 2.

Da die Anlehnung in diesem Falle, namentlich bei vorgebendem Consonanten, etwas hartes hat, so habe ich sie ein paarmal durch Um- stellung vermieden, vgl. 537, 1. 582, 2. 747, 3. 1453, 4. Dies war um so weniger bedenklich, als die Hs. eine fehlerhafte Vorliebq für die Inclination zeigt; so schreibt sie ganz unnöthig des wurdens beraten 104, 3 statt wurden si, ebenso Nib. 6000 sis^ wo alle Hss. si st. Fehler- haft ist geradezu ims 583, 4. 589, 4, wo der Vers im si verlangt.

es nach Consonanten: namens war 56, 3. gewunnens künde 79, 2. miehs 247, 2; auch des^ sis statt sie des 1504, 2.

itw, erm statt er im 216, 4. irm 1124, 4. inrenphiengenn 96, 1. em 453, 2.

ez, muostenz 104, 4. kunnenz 286, 1. telldenz 708, 3. sultz 1345, 4. wirz 148, 3. mari^: 202, 4. ünnothig man^: statt wan ez 700, 4.

Der Artikel wird in verkürzter Form präfigiert, sküniges statt de^ küniges 821, 2. 884, 1. 1084, 2- die: dandem 824, 3. 1474, 3. 1660, 4. d'erde 1463, 2.

In dem ersten und letzten der hier aufgeführten Fälle findet Eli- sion statt; diese ist natürlich ein ebenso häufiges Mittel zur Entfernung zweisilbiger Senkungen. Die Elision auf der Hebung gewährt keine Schwierigkeit ; ich bemerke nur die Elision von u in du^ des soliu uns helfen biten 423, 1. In der Senkung werden zweisilbige Worte mit erster Länge in der Regel nur im Auftakt zur Elision verwendet: laeg dl daz Hut tot 62, 3. an angest 283, 1. fuort Sr 698, 2. trouw ich 998, 3. 999, 3. wolt ir 1226, 4. 1472, 4. 1558, 4. wird ich 1284, 2. 1285, 4. ditz ist 1480, 1. frwoe iz 1605, 1. In der Mitte des Verses nur an alle sorge 408, 4. muos in 209, 4. stilend ir gedinge 1673, 3, wenn man nicht schreibt dar stüende ir gedinge. Bei vorletzter Kürze dar b% sih ich hern Fruoten 1370, 2. Auffallend ist die Elision bei dem Namen, Wate lind der käene Fruote 1544, 4.

Dreisilbige Worter, deren drittletzte Silbe lang und hochtonig, die mittlere lang und tieftonig ist, die letzte auf ein unbetontes e aus- lautet , elidieren vor einem vocalisch anlautenden Worte dies e. bt välande aller künige 516, I. die baniere allenthalben 830, 1 *)♦ wieungeme

9 In dem Fremdworte wird die erste Silbe als \aTvg \ift\.Tae\\\ftX

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN, 65

ich dich huste 978, 4: waschende Qf dem sande 1060, 4. dniwurte ir 1185, 1. Hirwtge und 1493, 4. diu iriutinne Oriwines 1703, 1.

Dem Beispiele 1544, 4 wo Wate elidiert, steht gegenüber der Fall, daß ein zweisilbiges Wort mit vorletzter Kürze und schließendem e vor folgendem Vocale dies e nicht ausstößt, sondern daß dasselbe die Senkung bildet; der Art ist Wate ünde Hagene 513, 3, wie Nib. 2027, 4 frlde ünde suone. Nach der Hs. wäre zu lesen Wate und ouch Hagene^ was aber nicht Wate und oüch Hagene betont werden darf. Beide Stelleu 513, 3 imd 1544, 4 sind sicher gleich zu behandeln; entweder ist der küene, wie Vollmer thut, an letzterer Stelle zu strei- chen, oder an der ersten fehlt ein Adjectiv, etwa Wate und der wilde Hagene oder Wate der aide und Hagene. Erlaubt wäre züge äne vorhie 635, 2; fehlerhaft ime und 773, 4.

Alle zweisilbigen Senkungen, die in den genannten Fällen nicht inbegriffen sind, beruhen auf Fehlern. Der bei andern Dichtern ge- stattete (aber immerhin viel mehr, als man gewöhnlich annimmt, be- schränkte) Gebrauch, daß vor be, ge^ ze, ver noch eine auf unbetontes e auslautende Silbe in der Senkung stehen darf, ist für die Kudrun nicht zuzugeben. Also nicht die Hute begunden 53, 2. sdre beirouc als Versschluß 71, 2. die vmde begundenz rüeren 701, 2, wo erst der In- reim des Überarbeiters den Fehler veranlasst hat. Ebenso ist fehler- haft ungemache genesen 287, 4. müeze gewern 409, 2. harte gewerren 611,4. scehe gebären 678, 1. mohte genüegen 753, 4. bürge gebrochen 823, 1. slahte gedingen 852, 3. slahte gebresten 1106, 4. herte gemuot 1002, 2. welle gesigen 1349, 1. Ferner bei ze, mcere ze 574, 4. beide ze 753, 4, so wie bei ver^ schumphentiure verlän 646, 2. heime verläzen 693, 4. Auch kein geschwächtes dez statt daz, vil dicke dez schoene wäfen 361, 3.

gräve und herre^ die schon im 13. Jahrhundert in der Aussprache zu gräf und herr verkürzt und so im Verse gebraucht vnirden (vgl. Strickers Karl S. LXXXIX), behalten ihre volle Form, der gräve von Garadie 116, 4. 117, 2 ist daher fehlerhaft und beidemal üz statt von zu lesen, wie auch 242, 4 Fruote üz Tenemarke statt F. von T. Fehler- haft ist auch der Jierre von Ormamne 1469, 3, lies da her von Ormamne.

Harte Syncopen sind nicht erlaubt, natürlich am wenigsten bei consonantischem Anlaut des folgenden Wortes, mohten die 557, 2. wurdn der 791, 4. strtts geschcehe 281, 3; aber auch nicht vor Vocalen: trinkn und 80, 2. wurzn und 82, 1. wizt ir daz am Schluße des Verses 118, 2. kdmn m 135, 2. vorhin in 137, 4. truogn an 181, 1. fürhtn ob 317, 2. gewertn in 320, 1. mohtn entwichen 513, 4. schuofn in 527, 2. komn in 781,4. morgn unz 1041; 3. Irrig- ht daher was Mulleulaoff S, \\^ ^^, \iöci"52w\y^\&V

ÜEHMANIA X. V^

66 KARL BARTSCH

Worter mit iw oder ow im Stamme dürfen diese Silbe nickt mit der folgenden verschleifen; unerlaubt ist daher die frowen erbiten Mme 329, 4, sondern es muß beißen frouwen hiten^ ebenso frowe^ durch dinen willen 402, 4, was am Anfange noch erträglich wäre, ich habe lieber umgestellt. Falsch ist auch da schowet er ßtzicliche 1144, 3, wo scho- wet an Stelle des älteren Ausdruckes warte getreten ist (vgl. oben). Vollmer schreibt unwahrscheinlich schonte; wenn auch boute troute nicht unglaublich, so ist doch schonte eine ganz junge Form. Auch das von Haupt vorgeschlagene in zowet es harte kleine 1454, 3 war aus diesem Grunde zu verwerfen; ebenso wenig ist zu billigen mit rehten triwen gelone 1586 , 4. Anders verhält es sich mit frewen in des freicent sich mine sinne 561, 3; ew ist eine wirkliche Kürze und wird daher im stumpfen Reime verwendet, was bei iwj ow nicht der Fall ist. Übri- gens konnte man auch /rennt oder min schreiben.

Von den bisherigen Beschränkungen ist der Auftakt ausgenom- men, dem mehr als ^ine Silbe gestattet ist. Aber auch nicht mehr' als zwei; kein dreisilbiger begegnet in dem ganzen Gedichte. Wir unterscheiden den Auftakt am Beginn des Verses und den nach der Cäsur. Kaum darf als zweisilbiger Auftakt die Verschleifung zweier Silben betrachtet werden, wie so er 3, 4. ja erstent 5, 3. do erloubie 43, 1. do erkande 144, 3. si ervant 153, 4. so ist 1297, 3 u. s. w.

Wirklich zweisilbigen Auftakt bilden die Fälle, wo den Vorsilben bcy ge^ er, m, ver noch eine Silbe im Auftakt vorangeht. So si begünde 22, 2; und ebenso geht si vorher 82, 1. 646, 3. 670, 4. 745, 1. 891, 3. 1118, 3. 1556, 4. 1658, 4. 1665, 3. 1690, 4. ez be bildet den Auftakt 59, 1. 198, 2, und ebenso zu be die Worte des 102, 4. 1704, 1. do 116, 1. 189, 2. 265, 2. 668, 1. 1082, 3. 1466, 3. 1541, 1. er 166, 3. 748, 4. 778, 1. der 1538, 1. wir 317, 1. man 603, 4. 1541, 3. wol 178, 1. «oc/i 203, 1. Ebenso häufig steht ge als zweite Silbe des Auftaktes. do gewan 101, 4. daz gedähte 103, 2, und daz noch 803, 4. 1134, 1. 1410, 2. er geht voraus 112, 4. 611, 1. 1234, 4. 1441, 1; ferner so 131, 3. 1192, 4. des 217, 4. 665, 4. 1078, 3. der 254, 3. 608, 4. si 263, 4. 940, 4. 963, 4. 1163, 4. 1200, 4. 1554, 4. 1318, 3. nu 643, 2. 1341, 3. die 1456, 4. ir 1563, 3. 1691, 1. ich 407, 3. 475, 4. 1172, 3. 1345, 2. ja 1045, 4. und 1479, 3. wie 561, 4. 815, 4. ein 392, 1. man 785, 2- 1393, 4. Vielleicht auch swer 615, 2.

Seltener die übrigen: er nach ez 373, 4. im 416, 3. ich 1295, 1. i> 1365, 3.

m nach ir.h 34, 4. er 557, 3. 624, 3. den 5Y4, 2.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜPRÜN. 67

ver nach do 92, 4. 895, 2. 1134, 2. nvd 93, 3. er 579, 1. 1171, 4. 81 857, 4. 1474, 1. die 1148, 3. so 1159, 4. ir 1276, 2^

ze als zweite Silbe wohl kein einziges Mal, denn für da ze Gicers 1128, 4 kann man auch die sonst übliche Schreibweise daiz wählen.

Der Artikel steht als zweite Silbe des Auftaktes : in den ncehsten 22, 1. in den aegelen 853, 4. in die grmitlose^i 1 127, 3. do die ersten 781, 4. von der burc 1118, 4.

Personalpronomina als zweite Silbe: si nach daz 252, 3. 750, 4. 1133, 4. nach e 902, 4. nach so 1265, 4. er nach daz 411, 2. 669, 3.

Partikeln als zweite Silbe: mit so 372, 3, wenn man nicht betont mit s6 Mrliclier stimme, die mit strübendem liäre 1299, 3.

Ein zweisilbiges Wort bildet den Auftakt; die Fälle sind selten, am leichtesten , wenn die vorletzte Silbe kurz ist und ein vocalisch anlautendes Wort auf das consonantisch schließende folgt: über allez 1207, 4, zu lesen übrallez. Aber auch bei folgendem Consonanten: wider morgen 385, 3. iwer vdter (oder iur) 396, 3; vgl. 831, 4. 893, 2. oder danne (oder od) 578, 3.

Die vorletzte Silbe ist lang; auch hier ist der Fall leichter bei vocalischem Anlaut des nächsten Wortes; so under einem 26, 3, zu lesen undreinem; ebenso 479, 1. under allem 1154, 4. Bei consonan- tischem Anlaut: guoten morgen 1220, 4.

Den Auftakt bilden die beiden ersten Silben eines zusammen- gesetzten Wortes, willekomen 1575, 4. 1577, 3-

Beseitigt habe ich diner 817, 2. stnen 885, 1.

Der schwerste Fall ist der, wenn die zweite Silbe ein einsilbiges Wort von höherem Gewichte als die erste bildet, namentlich wenn sie ein Verbum ist. Der Fall begegnet zweimal bei hdn: ich hän 1001, 4. nu hän 1250, 4. Zu ändern war man sachs (Hs. man sach sy) löufen unde springen 813, 4.

Dieselben Fälle finden wir auch im Auftakte der zweiten Vers- hälfte, nach der Cäsur, aber im Ganzen seltener. Erleichtert wird der Auftakt und ist kaum als zweisilbig zu betrachten, wenn die Cäsur vocalisch schließt, die zweite Hälfte vocalisch beginnt, meist mit einem einsilbigen Worte, das dann gewissermaßen noch zur ersten Hälfte gezogen werden muß, wie 2, 2 dienden vil der bürge, er het siben färsten lanty als wenn man läse bürg^-er \ het, nur daß man dann keine Pause machen darf; die Pause besteht nur darin, daß der Ton um eine Mora länger auf bür verweilt. Ebenso der grife lie sich nidere \ und besWz daz kindelin 58, 1, zu lesen nider und \ besitz. Vgl. Lachmann z. Nib. 319, 1. 588, 2. 1692/3. Femer Kudr. 91, 3. ^^5,^. ^^^,^- 'Ä^.'L,

68 KARL BARTSCH

399, 2. 436, 2. 446, 3. 641, 1. 668, 4. 872, 2. 911, 3. 943, 3. 1043, 4. 1238, 4. 1364, 3. 1394, 3. 1465, 2. 1555, 3. 1573, 3. 1677, 2.

480, 1 findet bei solcher Versehleifung zugleich veränderte Be- tonung des nächsten Wortes statt

Irolt von Nortnche und \ Mdrunc von friesenlant Gebessert habe ich 23, 1, indem ich m7, 45, 1, indem ich ez tilgte.

Aber auch wenn die zweite Hälfte mit einem zweisilbigen Worte beginnt, findet solche Versehleifung statt: zwar 1321, 3 mtne \ über aÜez kann auch übrallez gelesen werden, aber 1298, 3 gehört hierher swä sd man sie vinde \ under Gerlinde wiben; es muß gelesen werden vind-un \ der. Dieses zweiten Falles, der auch in den Nib. häufig genug ist, ge- denkt Lachmann an den erwähnten Stellen nicht.

Nicht immer jedoch schließt die erste Hälfte vocalisch, lautet die zweite vocalisch an. Manche Stellen zweisilbigen Auftaktes nach der Cäsur sind zu berichtigen: 11,2. habe ich beide gestrichen; 13,4 ebenso künic vil; 56, 1 umgestellt; 114, 2 mit in gestrichen, 451, 2 «2, 467, 2 viL Vgl. noch 580, 3. 715, 4. 788, 2. 808, 2. 820, 1. 1116, 1. 1332, 2.

Ferner findet häufig Versehleifung der beiden ersten Silben in eine statt, do en- 153, 4. so en- 404, }, so er- 1241, 4. zvnu er- 964, 1; aber auch die ir 283, 3. die er 407, 3. 517, 1. die in 896, 2. swie ich 1063, 1. die uns 81, 3. mir ist habe ich mirst geschrieben, 219, 1. 421, 1. 457, 2.

Die übrigen Fälle ordnen wir wie vorher. 1. Es stehen die Vor- silben be^ ge, er, euj ver, ze als zweite Silbe, be nach «z, si bereiten sich 265, 4. si begunden 1528, 4; nach ze 286, 4. nach mich 837, 3. ja 1558, 4.

ge nach die 293, 4. 447, 1. 113.3, 1. nach^a 456, 4. 726, 4. 1282, 1. nach des 708, 4. nach in 830, L 890, 3. nach so 837, 4. 1267, '4. nach daz 914, 2. nach si 1047, 2. nach er 1050, 3. Nach wie 77, 1. nach wan 89, 1.

en nach man : man ensidz 764, 3. er nach der : der eramde den soll 392, 1. nach man: man erkande 564, 4. ver nach si: si versähen sich 467j 4. si versuochtenz 829, 3. Ziemlich aufiallend steht ge nach wart: wart gegrüezet über al 486 , 1 , wenn nicht wart zur ersten Vershälfte zu ziehen ist.

Der Artikel bildet die zweite Silbe: der nach nach 191, 2. nach von 293, 1. dem nach von 589, 3. nach mit 528, 1. des nach ze 685, 4. diu nach als 505, 1. sprach der degen Irolt 492, 1 ist ungewöhnlich schwer; sprach ist wohl zur ersten Hälfte zu ziehen, wie 231, 1 um- gekehrt zur zweiten.

Andere PronomiDa: ob in 281, 3. so si 751, 3. 1118, 3. da si

BEITKÄGE ZUR GEBCHICHTE UND KKITIK DER KUDRUN. 69

1129, 2. 1307, 2. 1321, 1. an ir 593, 3. von ir 966, 3. durch ir 562, 4. do man 1479, 3. Am schwersten wohl sprach ir mntUchen zuo 1052, 1, wenn man nicht betont sprach ir vmtlichen zuo; vgl. 372, 3.

Partikeln : häufiger als am Beginn 'des Verses, mit nach die 799, 3. nach wol 1229, 3. da nach die 531, 3. 690, 1. so nach an 555, 3. und nach sehs 1469, 1 ist ungewöhnlich belastet, von nach de9i 158, 1. nach und 308, 2. nach die 811, 4. am schwersten nach sprach: sprach von Tenen Horant 317, 1, denn sprach von TSnen Horcint wird man nicht lesen dürfen, sprach ist auch hier wohl zur ersten Hälfte zu ziehen.

Ein zweisilbiges Wort mit vorletzter kurzer steht im Auftakt. dise 77, 2. wider 534, 2. Mit vorletzter langer: under rotem golde 1308, 1. under heim 1445, 1. unser tohter juncfrouwen 562, 3. Die beiden Silben gehören einem Compositum an: unbeschölden 965^ 1.

Die zweite Silbe ist ein einsilbiges schweres Wort : und mm frowe iwer wip 437, 1, wo man aber auch iur lesen kann.

Der Belastung von Senkungen steht die Auslassung derselben gegenüber. Bei Wörtern, die ursprünglich zweisilbig waren und auch in Hss. des 12., 13. Jhs. noch so geschrieben werden, darf die fol- gende Senkung fehlen, wenn sie nach logischer Betonung gleiche oder stärkere Tonhöhe wie die folgende Hebung haben. So ist unbedenklich die H^bzeile wite dar trägen 38, 2. hiez man dar gän 307, 2. halde hei' bringen 820, 3. Horant her kamen 1180, 2, weil hier die Wörtchen dar her höheren Ton als die Verba haben. Schwerlich aber ist richtig morgen vil fruo 1185, 2, weil vil entschieden geringeren Ton hat als fmo. Halbzeilen mit Auslassung aller Hebungen sind sprach Ildrant 228, 1, wenn nicht sprach von Tenen Hdrant^ wie 317, 1 stellt, zwei/ soumoire 595, 3, wo aber auch zweie/ denkbar wäre.

Besondere Beachtung erfordert die erste Hebung, wenn sie ohne vorausgehenden Auftakt und ohne folgende Senkung steht. Erforder- lich ist, daß die Tonhöhe des einsilbigen Wortes, das die erste He- bung bildet, die der folgenden Hebung übertrifft. Dieser Fall ist häufig, namentlich wenn und die zweite Hebung bildet, man ünde mäge 4, 3. hdlm linde ringe 25, 3. schaz und gewant 34, 2. 592, 2. hoch unde starc 65, 2, wenn man michel streicht, friunt und geselle 123, 2, wenn nicht friwent zu lesen. Vgl. noch man 127, 2. 1448, 2. 1501, 3. wip 151, 1. 917, 2. 973, 1. grd 156, 2. kifit 347, 1. guot 347, 2. ros 350, 2. 1560, 2. lieJu 392, 3. golt 433, 3. 571, 3. heim 460, 2. lant 573, 4. 746, 2. Itp 591, 2. 1557, 2. dort 785, 1. 876, 1. loarf 790, 1. starc 946, 2. liep 966, 2. 1186, a 1208, 2. 1251, 2. 1586,2. naJit lOb^,^. Jruo \\^\V>^.

70 KAKL BARTSCH

WO man emdifräeje schreiben darf, trdat 1270, 2. l^ot 1383, 2. toit 1536, 1. Auch Sr und mm frouwe ist ganz richtig, 423, 3.

Derselbe Fall bei oder: heim oder brunne 233, 2. vnp oder kint 346,3.

Die zweite Hebung ist eine Präposition : hSim mit im tragen 103, 2. vor an 143, 4. sin in 152, 1. rQt von 1326, 4, reit (if 1692, L stet under 1642, 3.

Ein Pronomen: pris er gewan 1023, 2. wilt du mich fragen 1169, 3 (die Betonung wilt du mich fragen ist falsch, wiewohl es genug Gelehrte gibt, die so lesen), hüop ir sich dar 1510, 2. Zweifelhaft kann sein hl in da iuren 728, 3. Demonstrativa und Artikel: A/ez, dis erschräc 763, 4. wSrc diu vil smcehen 1011, 1. sün, ddz ist war 1017, 1.

Die erste Hebung ist ein Zahlwort, hauptsächlich begegnet zwelf das aber zwelef meinen kann (vgl. S. 69). zwelf kasteldn 303, 1. zwelf soumcere 595, 3. zwelf bouge swcere 392, 3. dri ist als dne zu nehmen, und so habe ich geschrieben, vgl. 568, 1. 708, 1. 854, 1. Ebenso vier als viere, viere tage lange 1133, 3, und als vierer, vierer künige tohier 1666, 4.

Die erste und die zweite Hebung sind Zahlwörter: fünf hundert recken 19, 1. fünf hundert brunne 1147, 3. driu hundert iürne 138, 4. vier hundert manne 270, 3. Dagegen fünf hundert frouwen kleit 86 , 2. fünf hundert dir 512, 4. Nimmt man das Zahlwort als Compositum, so rechtfertigt sich die Betonung der ersten Silbe.

Die erste und zweite Hebung stehen sich an Tonhohe gleich, die erste erhält nur einen besonderen Nachdruck: nie niht 112, 4; offen- bar ist hier nie die bedeutsamere Negation, auf sie fallt der Ton. Ebenso 1393, 4 nie dlden recken. Richtig ist dar wolde bringen 1099, 3, wegen der ursprünglichen Zweisilbigkeit von dar, die zugleich durch den logi- schen Ton unterstützt wird, üf Kassiänen 1543, 3 ist nur richtig, wenn man life schreibt, wan, 'außer,' ursprünglich zweisilbig, steht als erste Hebung 399, 4 wdn züo ir bürge, und 400, 2 wdn üne gürtel; ich habe beidemal niwan geschrieben, vgl. oben, niht züo den ünden 1463, 3 wäre wohl zu dulden, namentlich wenn man niwet schreibt, vgl. 379, 4; aber kaum iht wceren frt 1702, 2, weil auf iht gar kein Nachdruck ruht.

Eine Menge Stellen sind zu berichtigen, so alle die von Müllenhoff S. 115 gesammelten, die nach falschem Gesichtspunkte beurtheilt sind. Zu dulden ist kaum loaz sie da helen 297, 4, weil hier die natürliche Betonimg auf waz sie führt. Der gleiche Fall ist swaz 448, 2. 825, 2. Von pronom. steht falsch auch tV in ir herren zeichen 780, 3. Von Par- tikeln in 348, 3. do 412, 2. daz 340, 3. des, deshalb, 345, 1. 357, 4, c5w> /<J?4 4. swä 1025; 3. vil 69, 4. al vor Jiie \k^\^ ^,^dV tcää olhk spricht acA 775, 1. 778, 2, beidemal ist ach xog z\i\eÄ^ii, >j^,^\fcA^^'^,\

BEITKÄGE ZUK GK^CIllCllTK UND KlU'llK DlAi KUDKUN. 71

2251; 4. Sogar ein Hilfsverbum ist untauglich; falsch also was worden sehin 1012; 2. wilt hie heatän 1310, 2, weil der Ton auf Kie ruht.

Dem Versschluße ist in der Kudrun wie in guten gleichzeitigen Gedichten sorgfaltige Behandlung zugewendet. Bei vocalischem Anlaut der letzten Hebung (im stumpfen Reim) findet keine Elision statt; die vorhergehenden Schlußconsonanten sind nur allgemein erlaubte, also über al 613, 1 etc. noch e 266, 2. 397, 2. niht abe 704; 1 u. s. w. Bei consonantisch anlautender letzter Hebung stehen in der letzten Sen- kung verkürzt; ohne Bedenken die ursprünglich zweisilbigen Flexions- formen; wie siner kraß 61, 2 etc., die Artikelformen der^ und dem, ü/ dem 8i 116; 1. 800, 3. 1074; 1. 1207, 1. 1359; l. in dem mer 1141; 2. Die adject. Endung em nicht nur, wenn ein m darauf folgt; zeimm man 664, 2. 770; 1. manigem man 856; 2; sondern auch vor andern Con- sonanten, wenn auch selten, einem her 1073, 2. einigem sporn 1391, 2. in hochvertem sit 722, 2, wogegen Müllenhoff S. 71 nur Unhaltbares einwendet.

Femer stehen in letzter Senkung mehrere einsilbige Wörter, die ursprünglich zweisilbig waren; namentlich häufig im und tV. diu behaget im wöl 8, 1. bi im swert 19, 1. loart im naz 62, 1. zuoim gie 102, mit im tragen 103; 2. mit im nemen 175, 1. Vgl. noch 209, 1. 233, 1. 461, l. 284, 1. 609, 2. 610, 1. 665, 2. 1024, 1. 1087, 1. 1493, 2. ir: ir hant 2\, 4. 1162, 1. ir kraft 105, 1. ir muot 33P, 1. ir haz 701, 2. 773, 2. ir schar 777, 1. ir loat 1347, 2. ir man 1534, 1. ir lant 1593, 1.

Außerdem vil: ml we 108, 4. 579, 2. 1074, 2. vil guot 439, 2. vil zorn 584, 1. vil naz 883, 2. vil baz 1581, 2. wol> vil wol nn 483, 2. wol gan 770, 2. wol stn 1367, 2. dar, wenn es einen schwächern Ton als die letzte Hebung hat und in der geschwächt werden kann: dar zuo 267, 2. 691, 1. 1106, 1. 1621, 2. 1625, 1. dar vor 695, 2. 782, 1. 791, 2. hhij hin dan 2379, 1. und, stolz und guot 115, 2. gerne und wol 240, 2. bürge und laut 1008, 1. Auch hoch und starc 65, 2, wenn man michel beibehält. Gebessert habe ich 127, 2. 333, 2.

an nur vor w, an not 959, 1, vielleicht auch 146, 1, vgl. oben. oder in od, od wol 1157, 4. ocZ u*^ 1203, 2.

Die natürliche Wortbetonung wird in der Kudrun aus metrischen Rücksichten nicht selten verändert, namentlich findet Zurückziehen des Tones in dreisilbigen Wörtern mit erster hochtoniger auf die zweite Silbe statt. Am häufigsten bei uriy unmcere 29, 4. 1035; 2. 1517, 4. unschüldic 131; 1. unmüezic 180; 4. 264; 2. 785; 1. 1347, 1. 1515, 4. unnähen 283, 4. 1262, 4. unbiltich 636,2. unldnge ft^l,^. wlxyjre^^^.n.. unsanße 923, 3. 1196, 2, unverre 1140, 4. \42.0, \^ \iumd7.eu Y^^\ ^ V

72 KARL BARTSCH

undäre 1383/4. ungerne 1418, 4. unkünde 1575, 3. Seltener bei wr, ur- loubes 694, 1. urliuges 833, 3. Bei Uclie^ etUclie am Anfang 985, 4; ebenso sumUche 1006, 1. ImmUclie 1322, 2 nach der Cäsur. In der Mitte des Verses riUchen 1422, 2; vielleicht auch herliclier 372, 3. mntlichm 1052, K

In andern Zusammensetzungen: herbirgen nach der Cäsur 174, 1, ebenso aniwürten 1167, 1. Dagegen mitten im Verse herhirge 724, 4. eZMnde 845, 2. driuzihen 1090, 2.

Bei Eigennamen: am Anfange des Verses Irölden 274, 2. 310,2. 1515, 3. 1577, 1. Hartmuöte 621, 3. Ludwiges 1394, 3. Ortwines 1407, 2.

Nach der Cäsur: Harmiiote 606, 4. 622, 3. Harimuotes 825, 4. Herwige 699, 1. 701, 4. 1332, 1. Ludwigen 855, 3. 899, 3. Ludwige» 1267, 3.

In der Mitte des Verses nur Hordnde 1084, 1. Hartmuöte 1254, 2.

Die mittlere Silbe ist nur eine Flexionssilbe : so in fliegende niht entrinnen 97, 3 nach der Cäsur, wo also wohl schwebende Betonung eintritt.

Dreisilbige Worter mit erster Länge betonen ausnahmsweise die erste und dritte Silbe» deiz dbendin began 1665, 1. V07i Hdrtmuoths und einer recken handen 1451, 4. do rdowetin die müeden 1594, 1. Vgl. mii bdnierhn sie fuoren 1658, 3.

Zweisilbige Wörter werden zuweilen auf der letzten betont, haupt- sächlich Namen. Am Anfang des Verses Irölt 273, 1. 480, 1. 565, 1. 831, 1. Hch'dnt 301, 4. 537, 1. 564, 2. 696, 4. 1497, 1. Ludwic 743, 1. 751, 1. HarimHot 851, 2. 982, 2. 1559, 3. Küdrdn 852, 2. 1448, 4. Ortrdn 983, 1. Ortwin 1252, 1. Nach der Cäsur Hordtit 272, 1. Hart- müot 609, 4- 1468, 4. Herwic 617, 3. Morünc 1415, 3.

Andere Wörter: imbiz am Anfang 554, 1. niwdn ebenso 1194,3. nieman nach der Cäsur 1283, 2. also in der Mitte des Verses 775, 1.

Zweisilbige Wörter, deren zweite Silbe ein flexivisches tu enthält, werden nur am Anfang auf der letzten Silbe betont: swelhiu 1332, 3; vielleicht auch welhiu nach der Cäsur 1661, 3, wo ich mit V. wer ge- schrieben habe. Die zweite Silbe kann auch e enthalten: so Hagnin am Anfang 554, 2; ebenso kunnit ir 732, 2, wenn nicht mugetj vgl. 1228, 2. swelhi 1205, 1. werde 1159, 2. HildS nach der Cäsur 767, 2. undSr ebenso, 1518, 1. Hier tritt ein, was wir schwebende Betonung nennen, indem natürlich der Ton nicht streng auf der unbetonten Silbe ruhen kann, sondern zwischen beiden Silben mitten inne steht, zu be- zejcbnen etwa durch kmi'net ir»

Der Bau der Strophe lehnt sich bekaim\\\c\i «a öa^ ^^^xäi^^w-

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 73

Strophe an. Wenn man schon gerechtes Bedenken tragen darf, diese als eine allgemein volksthümliche zu bezeichnen^ so ivird man sicher- lich nicht anstehen, die Eudrunstrophe als die Erfindung eines Eunst- dichters zu betrachten, die ihrer ganzen Anlage nach unvolksthümlich ist. Sie ist daher auch in andern Gedichten nicht verwendet, sondern nur von einem andern Kunstdichter, von Wolfram, in seine Titurel- strophe umgebildet worden (vgl. Germania 2, 263). Die Veränderung, die der Dichter mit der Nibelimgenstrophe vornahm, besteht in der Einfuhrung des klingenden Beimes in die dritte und vierte Zeile, und der Verlängerung der achten Halbzeile um eine Hebung. Der klin- gende Reim der Kudrun ist ein ganz anderer als der in den Nibelungen hin und wieder in den beiden ersten Zeilen der Strophe vorkommende; dieser zählt für zwei Hebungen wie die klingende Cäsur der Nibelungen- und Kudrunstrophe, jener nur für eine. Der Gebrauch der Kudrun ist daher ein.lyrischer, kein epischer; die Lyrik des zwölften Jahrhunderts nahm seit der Einführung französischer Formen den klingenden Reim oft nur als eine Hebung, so namentlich in der Verbindung von acht- und siebensilbigen Trochäen (Germania 2, 276). Die Kudrunstrophe fällt mithin unter den Gesichtspunkt einer lyrischen Strophe, wie die Haltung des ganzen Gedichtes lyrisch weicher ist als die der Nibe- lungen. Daß aber die letzte Halbzeile um eine Hebung verlängert wurde*) und nicht bloß eine Verwandlung des stumpfen in den klin- genden Reim stattfand, ist nicht willkürlich. Bekanntlich liebt die Poesie des zwölften Jahrhunderts am Schluße von Absätzen klingende Reimpaare, deren letzte Zeile fünf Hebungen hat. Schreiben wir z. B. Maria 389—392 F. in folgender Weise:

Du muost dich sundern hinnen. wirn wellen niht gewinnen susgetänen gesellen. wir megen ouch dich zen besten niht gezellen ;

so haben wir, von der verschiedenen Reimverkettung abgesehen, den Schluß der Kudrunstrophe. In Strophen, wo der Sinn es gestattet, macht eine Umstellung die Gleichheit vollständig, wie 278, 3. 4

varent sorcliche. aller tegelfche

durch iwer selber ere gebet den tumben beiden iwer lere.

*) In der Handschrift finden sich oft nur drei, vier, oft aber auch sechs und mehr Hebungen. Diese Verschiedenheiten, die auf Nac\i\8Laftv^VÄ\\» \3ltA \S\:^8x«>ää ^'äs«^ Schreibers beruhen , hätte man am wenigsten für die \3ti\ÄXB<i\ie\Äxx.\i^ nctsx^ ^OoNä"^ ^ösv^ 'unechten' Strophen geltend machen sollen,

74 KAHL HAKTSCII

Ein innerer Unterschied ist allerdings vorhanden, indem in der Maria und den andern demselben Brauche folgenden Dichtungen der klingende Keim für zwei Hebungen gilt, mithin diese Schlußzeile eigentlich sechs Hebungen hat.

Im Übrigen ist der Bau der Kudrunstrophe ganz nach den Ge- setzen der Nibelungenstrophe zu betrachten. Es darf daher die Cäsur statt klingend auch stumpf mit vollen vier Hebungen ausgehen, wie 364, 2

daz er als ein begozzen brant riechen began.

Am häufigsten sind Eigennamen, Sigehant 1, 2. 26, 1. 55, 2. 139, 1. Garade 126, 1. Hildeburc 485, 1. 1165, 4. Tenelant 571, 4. 1549, 4. 1612, 4. 1624, 3. Ludewic 590, 1. Alzab^ 667, 4. Heregart J007, 4. Andere Worte sind diet 48, 3. ast 71, 3. niht 121, 2. not 126, 2. /riunt 239, 4. 531, 1. 534, 3. hat 316, 4. 1321, 4. 1586, 2. hän 1406, 3. brant 364, 2. kint 414, 4. rinc 510, 4. i/i 654, 3. spil 858, 2. 7/im 964, 4. 1626, 3. din 1015, 4. s?woc 1016, 4. sie UU, 4. <07» 1457, 3. was 1518, 4. geslaht 959, 3. Dreisilbige Wörter mit dem Ton auf der ersten und dritten Silbe, arebdt 77, 4. 247, 3. 1069, 4. 1321, 3. 1652, 4. i%mn 149, 1. 932, 2. übermuot 203, 2. vingerlin 299, 4. baldekm 301, 3. v6<«Wm 386, 4. 5tn62(7eZ 649, 2. Awm^in 990, 4. 1253, 4. magedin 1249, 4. Zwei- silbige Wörter, meist Composita, mit dem Tiefton auf der zweiten Silbe: merkint 109, 4. schifman 111, 1. hochzU 190, 4. marschalc 553, 1. Namen dieser Art: Morunc 506, 4 u. s. w. Gerlint 592, 1 u. s. w. Ebenso Baljän 161, 1, Küdrün etc. Zwei verschleifbare Silben bilden die vierte Hebung, und zwar 1. die beiden letzten Silben eines zu- sammengesetzten Wortes, willekomen 152, 1. 236, 2. magezogen 53, 3. 2. ein zweisilbiges Wort, sun (sune) 161, 4. Waten 235, 4. hove 397, 4. m (tm<?) 509, 1. jehen 637, 3. tragen 1281, 3. ww^e 1482, 2. Gebessert habe ich mer (rnere) 761, 2.

Solche Worte wie die zuletzt erwähnten können daher naturgemäß nicht als dritte und vierte Hebung verwendet werden, können keine weibliche Cäsur bilden; die vorkommenden Fälle beruhen sämmtlich auf Fehlern *). Den besten Beweis dafür liefert die Wortstellung, die in der Cäsur häufig von der gewöhnlichen abweicht, um nicht ein zweisilbiges Wort mit kurzer Penultima in den Einschnitt zu setzen.

*) Wenn Müllenhoff S. 115 Wörter wie nemen u. s. w. als klingende Cäsuren rechtfertigt, und sich dabei auf das Vorbild der Nibelungen beruft, so habe im daz; wir werden an einer andern Stelle den Beweis liefern, dali auch im Nibelungenliede ebenso wenig" solche Cäsuren erlaubt sind [s. meine Untersuch, über d. Nib. 170 ff.].

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 75

93, 1 in sinen siten tumben; wäre siien als klingender Einschnitt erlaubt gewesen, wie Lachmann (Zeitschrift 2, 572) von Watet wilUhomen meint, 80 würde der Dichter sicher geschrieben haben in sinen tumben siten, wie im Beim steht an sinen heren siten 295, 2, mit vil guoten siten 423, 2, sach man in Herten siten 717, 2. Ebenso in siten ellenthaften 580, 2; nach siten kristenlichen 179, 1, dagegen im Beime nach ritterlichen siten 708, 2. nach maniffem schaden grozen 129, 2. tage vier und zweinzic 108, 1 ; tage sibenzeliene 137, 3; nach tagen vierzehenen 164, 1; inner tagen sibenen 216, 4; dagegen darnach in ahtzehn tagen (: sagen) 37, 1; in nnen jun^ gen tagen (; sogen) 84, 2; ze vierzehen tagen (: sagen) 160, 3; in drien tagen (: tragen) 808, 1; in disen zwei/ tagen (: klagen) 930, 2: in sehs und zweinzic tagen 1081, 2; in zwei/ tagen 1652, 2.

in dem fride Ilagenen 160, 2.

do sprach vater der Hilden 526, 3; vgl.

vater der Küdrünen 642, 3, wie V. richtig schreibt.

mit vanen üf gerihtet 777, 2. do sach er vanen breite 1364, 1. dort sihe ich vanen einen 1372, 1, namentlich diese letzte Stelle.

zen boten ungemuoien 815, 2. daz sie niht boieji ander 1163,3. daz sie boten die Hilden 1198, 2. sint ez boten die Hilden 1208, 3.

mit speren ungeneigten 1402, 3; dagegen mit snidenden spern (:wem) 783, 1. mit geneigten spern (; loern) 1410, 2; vgl. noch 348, 2. 643, 4. 687, 3. 699, 3. 717, 1. 816, 4. 1044, 3. 1305, 3. 1434, 1.

Die Stellen, an denen kurzsilbige Wörter als klingende Cäsur erscheinen, sind folgende: neren 82, 2, wo nerjen zu lesen ist; vetech 93, 2, lies vetechen, nicht veitech, wie V. hat; 143, 3 haben, wird durch die häufig nöthige Umstellung (vgl. Abschn. I.) berichtigt, wie schon V. gethan; 152, 1 der künic hiez in wilkomen, wie V. schreibt, ist ebenso unrichtig wie Ziemann's und EttmüUer's der künic in hiez wilkornen sw, sondern der künic hiez hi willekomen; ebenso 236, 2, wo Vollmer her WatCj Sit willekomen, Ziemann und Ettmüller ait toillekomen, her Wate» das richtige ist her Wate, nu ait loillekomen^ nu darf des Verses wegen nicht fehlen. 310, 3 komen \ toceren ist wieder umzustellen; der Schrei- ber wählte die prosaische Wortstellung. 400, 1 swaz im diu frouice bütCj derselbe Fall, lies sicaz im bäte diu /rouwe. 460, 1 geben, lies gäben. 616, 3 daz wir unser boten \ hin ndch ir ie gesanden kann verschiedent- lich gebessert werden, entweder boten v^ser, vgl. 1163, 3, oder daz wir unsei' boten hinnen \ ndch ir ie gesanden, oder, was am wahrscheinlich- sten, die letztere Lesart mit Streichung von unser, boten steht auch 835, 2 in der Cäsur, waz er von sinen boten \ leider mcere ervant, wo ebenfalls umzustellen ist. 1077, 1 dd ilten flildeu boteu \ä\. <i\x\*^'^^^\

76 KARL BARTSCH

mit V. zu lesen die Hilden hotm Htm oder do Uten loten die Hilden, vgl. 1198, 2. 1208, 3. do er sineii neven 887, 1, lies do er den neven sinen. dd sprach mit listen Wate 945, 1 ist wieder umzustellen; Wate steht nochmals 1512, 3 in der Cäsur wilUkomen Wate, wo nu wis zu ergänzen ist; Haupt ergänzte wis, was er Zeitschrift 2, 572 mit Un- recht auf Lachmann's Bemerkung hin zurücknahm. 954, 3 heimwesen, mit V. umzustellen. 1032, 4 waz iwer recken schaden, umzustellen waz schaden iwer rechen, vgl. 129, 2. ir sult mit guoien siten 1044, 3, lies sitenguoten, vgl. S. 75. hie ze toibe geben 1639, 2, lies geben hie ze wibe, ebenso muß um- gestellt werden 1640, 3 wcerlichen nimet, 1699, 3 dm stunt desjdres sehen.

So wird auch der einzig übrigbleibende Fall und heizet die be- staten 905, 3 nicht richtig sein ; ich habe bevelhen statt bestaten gesetzt, im Anschluß an das oben bemerkte, daß der Schreiber einen jungem Ausdruck an Stelle eines altern zu setzen liebt*).

Die Cäsur trennt zuweilen Worte, die dem Sinne nach zusammen gehören. So adj. und subst. schoene | meide 121, 4. heizen \ trehene 155, 3; bei nachgesetztem Epitheton hinter dem Eigennamen Küdrdn \ diu schäme 1234, 3. Ludewic \ der aide 1939, 4. Müllenhoff (S. 115) zieht hierher auch 364, 2, was daz er als ein begozzen \ brant rieclien began zu lesen von wenig Verständniss zeugt. Ferner führt er an 343, 3. 859, 4. 1182, 4. 1342, 3, die aber nur durch falsche Lesart hierher gehören. Der abhängige Genetiv wird von dem Subst., das ihn regiert, getrennt: swaz hiute Hartmuotes \ gesinde hie tuo 779, 2; swaz man Gerlinde | ge- sindes gewan 973, 2. miner muoter \ tohter 997, 4. einmal sogar ein Compositum hristen \ mensclie 397, 2.

Sehr häufig steht der innere Reim in der Cäsur, aber in sehr vielen Stellen wohl nicht von dem ursprünglichen Dichter herrührend, sondern von einem Überarbeiter, manchmal vielleicht erst von dem Schreiber der Handschrift. Vgl. 8, 1. 2:

siner muoter 16re diu behaget im wol.

der begunde er volgen [sere] als man friunden vol **).

Derselbe Fall ist 547, 1. 2:

diu Hilden heimreise mit Hetelen gcschach. da weinde manic frouwe [weise].

*) MüUenhoflf bemerkt (S. 188) 'statt bestaten ist weder bevilhen [so statt bevelhen f] noch beaerken nöthig. S. oben S. 115\

**) Diese und einige andere der nachfolgenden Stellen hat Müllenhoff S. 55 ff. aacA sDge fährt; dazwiacben aber solche, die nichts \)eYie\se\i oöi^x «oX ^^[^"w\i«5\fc\si Texte beruhen.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRUN. 77

689, I. Hörant von Tenemarke sol uns üf den wegen

driu tüsent ritter [starke] fiieren. Irolt der degen.

702, 3. kom ze un8enfte[n maeren], do Hetele der herre mit sinen beiden maeren gestrichen was

883, 1. swaz täten die beide [gnote], waz mobte belfen daz? von dem heizen bluote der wert wart vil naz;

oder besser

swaz die beide täten. 1358, 3. dirre botescbefte [maere]. da von wart siu riebe, von ir grözen swaere.

Ebenso sieber ist 274, ^ do die helde mit witzen (: sitzen) woldm rümen daz hnt erst späteren Ursprunges, icb babe die helde mcere ge- scbrieben. 1355, 4 da mite siu grdze mcere (: wcere) an froun Küdrünen dienen wolde; mcere ist von V. mit Recbt durcb miete ersetzt worden. Ferner vergleiche man gezwungene Ausdrucksweisen, wie 462, 2:

lützet sie des nähten (: gähten), e er daz vole gewan.

481, 4 ir lop man möhte kroeneti (; schoeftien); vgl. 665, 2.

510, 4, da wart manic vinc gerüeret (; enphüeret); außerdem ein scblecbt gebauter Halbvers.

524, 2. daz sie mit maniger güete ( : übermüete) wären nach ir komen.

592, 4. man sol di6 sträze lernen (: gerne) nach Küdrünen der kü- niginne; ebenso gesucht ist sie muosten freude lernen (: gerne) aller» tegelich 472, 2.

645, 2. Rbes unde guotes (: muotes) was er biderbe gnuoc.

690, 2. sie westen niht sd nahes (: gähes),

701, 2. die vmde begundenz räeren (^: füeren), ebenfalls fehlerhaft; der gleiche Fall 613, 2 daz sie sd manic tageweide (: leide) , mit drei- silbigem nicht in der Kudrun vorkommendem Auftakte; ich lese nnle statt tageweide.

752, 2. vil Schilde sie besluogen (: truogen).

956, 1. Ludewic der frie (: Ormanie).

957, 4. ich wcen mit herter werre (: verre). 1250, 2. Herwic der eilende (: hende) statt edele.

1410, 2. daz geschadete manigem kinde (: ingesinde)^ wohl in dem Sinne gemeint, wie sonst steht maniger muoter kinde. Auch 797, 3 ist der Inreim hinnen (: käniginne) unecht, hin ist das richtige. Zlw^^\\sxjl ist sog'ar eine ganze Halbzeile eingefugt, um emen \TiTracv xw ^<Km\!ixv<ä^\ vgl. 724, 2^4.

78 KARL BARTSCH

daz sie die ritterschaft,

so man es an sie gerte, niht gegeben künden.

[mit spern und mit swerte]

sie werten ir herberge, so sie aller bezziste künden. 745, 2 4. die guote schifliute Ludewic gewan

den die mersträze zerehte wären künde.

[den lonte er äne mäze]

sie muosten arebeiten nach dem hohen solde durch die unde. 812, 3. 4. an dem sibenden morgen sie komen da sie sähen

[in ir, grozen sorgen]

die von Hegelingen bi den Moeren ligen harte nähen;

von und Kgen ist von mir hinzugefugt. Die zweite Zeile lautet si heie in grozen sorgen diu frouwe dar gesani, darum kann in ir grozen sorgen in der vierten unmöglich richtig sein.

1449, 3. 4. s!n vater und manic tumbe, die ir mäge wären. [er weste niht war umbe]

do horte er in der bürge schrien lüte und angestlich ge- bären.

Wenn in den bemerkten Stellen sich die Unechtheit des inneren Keimes bestimmt darthun, und in anderen wahrscheinlich machen lässt, so bleiben doch noch eine große Anzahl von Strophen, wo man zwar sein späteres Eindringen vermuthen, aber nicht nachweisen kann. Ihn ganz für jünger zu halten, wie Müllenhoff S. 58 thut, sind wir nicht berechtigt, höchstens dürften Strophen, wo er durch alle vier Verse oder auch nur durch zwei durchgeführt ist, wenn sonst im Ausdrucke Anstoß ist, als in jüngerer Gestalt vorliegend betrachtet werden. Aber daß er dem ursprünglichen Dichter auch schon zukommt, ist durch nichts zu widerlegen. Ich stelle nun die Strophen mit Inreimen zu- sammen, nach Gruppen geordnet. Zuerst diejenigen, die den Inreim in der ersten und zweiten Zeile haben:

I. (die Zahl der Aventiuren). 4. 8. 14. IL keine. HI. 132. 135. IV. keine. V. 224. 243. 331. 367. VI. 380. 416.

VII. 458. 462. 464. 468. 469. 474. 475. 476. 482. 483. 484. 486.

VIII. 492. 493. 494. 497. 501. 502. 503. 504. 507. 515. 524. 533. 535. 539. 540. 545. 547. 548. 549. 550. 554. IX. 581. 584. - X. 587. 595. 606. 607. 611. 613. 615. XL 619. 621. XIL 645. 656. 661. 66i. 665. XIIL 669. 671. 689. 691. 692. 693. 701. 718. 72 L 724.

XIV. 731. T4L US. 746. 750. 75^. XV.n^^.n^^- 1^. 767. rrß _ XVI. 810. 838. 843. XYU, 85A, Ä^^. ^^^« «1^- «^"^^ «V^«

BEITRÄGE ZUR OESCHICFITE UND KRITIK DER KÜDRUN 79

XVIII. 881. 883. 906. 916. XIX. 920. 927. 948 949. XX. 953. 956. 961. 963. 970. 972. 979. 980. 982. 984. 985. 990. 991. 994. 1007. 1010. 1038. XXI. 1045. 1046. 1060. 1066. 1068. 1069. XXII. 1071. 1073. 1074. 1085. 1091. 1097. 1103. 1104. 1119. 1125. 11.31. 1135. 1136. XXIII. 1145. 1150. 1153. 1156. 1164. XXIV. 1177. 1181. 1188. 1194. 1197. 1206. XXV. 1208. 1244. 1250. 1270.

XXVI. 1345. 1365. XXVII. 1367. 1385. 1389. 1399. 1410. 1425. 1434. - XXVIII. 1447. 1449. 1450. 1459. 1464. 1465. XXIX. 1523. 1527. 1537. 1554. XXX. 1569. 1573. 1610. 1615. 1641. 1644. 1656. 1658. XXXI und XXXn. keine.

Nicht ganz so häufig ist die dritte und vierte Strophenzeile mit Inreim versehen. Avent. I IV. gar nicht. V. 219. 274. 278. VI. 380. 406. VII. 456. 460. 465. 470. 471. 473. 481. VIII. 488. 496. 510. 512. 527. 529. 542. 546. 553. 556. IX. 564. 569. 574, 585. X. 589. 596. 599. 614. XL 625. XII. 639. 660. XIII. 683. 695. 699. 702. 706. 708. 7l3. 714. 723. XIV. 725. 740. 747. XV. 759. 766. 770. 777. 785. 786. 789. 797. XVI. 811. 817. 825. 831. 832. XVII. 850. 860. 873. XVIII. 900. 902. 904. 914. XIX. 925. XX. 955. 957. 962. 988. 1012. 1035. XXI. 1055. 1070. XXII. 1082. 1106. 1138. 1140. XXm. 1151. 1160. 1161. XXIV. 1189. 1190. 1193. XXV. 1262. 1292. 1326. XXVI. 1.354. 1355. 1,358. XXVII. 1381. 1416. XXVin, 1455. - XXIX, keine. XXX. 1587. XXXI. 1673. XXXII. keine.

Zuweilen besteht der Kciinunterschied nur in einem n, das dem einen Reimworte fehlt; derselbe Fall wie beim Endreim (vgl. Abschn. I.). Wiederum ist die erste und zweite Zeile häufiger. I. 18. 43. II. 85.

m. IV. keine. - V. 330. VI VIII. keine. IX. 568. X. XI. keine. XII. 646. XIII. keine. XIV. 735. 7.38. 744.

XV, 783, 799, 803. XVI. keine. XVII. 865. ~ XVIII. keine. XIX. 924. 926. XX. 998. XXI. 1056. XXII. keine. XXIIL 1149. 1154. XXIV. 1168. 1201. XXV. 1218. XXVI. keine. XXVII. 1419. - XXVIII. 1467. - XXIX. keine. XXX. 1570. 1630. XXXI. XXXII. keine.

Die dritte und vierte Zeile. Avent. I VI. keine. VII. 459. VIIL und IX. keine. X. 592. - XI. keine. XII. 6.35. - XIII. bis XV. keine. XVI. 827. XVII und XVIII. keine. - XIX. 934. XX. 987. XXI. 1050. XXH. WOb. "OJXÄ. >k«ä. XXIV. keine. - XXV. J230. - XXVI.— XX.\X. Ve\w. T:5rfw. Je25, 1629.

80 KARL KARTSCH

Aber auch alle vier Zeilen der Strophe sind mit Inreimen ver- sehen, und zwar

a) alle vier reimen genau. Avent. I. VI. keine Strophe. VII. 457. 466. 478. VIU. 508. 514. - IX. 570. X. 591. 612. XL 628. Xn. keine. - Xm. 675. 679. 690. 703. 705. 709. 711. 715. 716. 719. 720. XIV. 729. 730. XV. 760. 778(?). 787. 795. XVI. keine. XVII. 861. - XVIIL 901. XIX. und XX. kerne. XXI. 1047. 1049. 1058. XXII. 1113. 1121. XXIII. und XXIV. keine. XXV. 1323. 1331. - XXVI. und XXVII. keine. - XXVIÜ. 1468. XXIX. keine. - XXX. 1618. ~ XXXI. und XXXII. keine.

b) Zwei Zeilen reimen genau, bei den beiden andern macht ein n den Unterschied. I. 6. IL— VI. keine. VIL 441 472. VHL 491. IX— xn. keine. - XIIL 675. XIV. keine. XV. 778. 790. XVI. keine. XVII. 856. ~ XVIIL 882. XIX. 922. - XX. 971. 1026. XXI bis XXIIL keine. XXIV 1203. XXV. 1217. XXVI-XXXIL keine.

Es ist leicht zu bemerken, daß in manchen Parthien des Gedichtes die Inreime sich häufen, vorzugsweise in der VII. Aventiure und den fol- genden; aber es ist, wenn man annimmt, daß ein späterer Überarbeiter die Inreime eingeführt hat, kein Beweis daraus zu folgern. Im Ganzen gehen sie durch alle Aventiuren hindurch und tragen zum Theil die Art und Weise der Endreime, namentlich stimmt die Freiheit in Bezug auf das häufig gebundene e : en (vgl. Abschn. L); ferner weisen Reime wie

' gunde : dbunde 47, 3. wunde : äbunde 518, 3. weinunde : stunde 616, 1; vgl. den Endreim äbunden : künden 376 , 3; weinende : eilende 1244, 1 auf ein zu frühes Alter hin, als daß man sie einem jüngeren Bearbeiter zuweisen dürfte.

Aber auch Verschiedenheiten sind nicht zu verkennen: so erschei- nen im Inreim eine Menge Reimklänge, die der Endreim nicht kennt. So die Reime gäbe : Swäben 744, 1. Icege : trcege 599, 3. erkrahten : erstrah- f^ 1 119, L allenthalben : alben 861, 1. nceme : zceme 740, 3. gebarte : värte 619, 1. zeichen : bleichen 1416, 3. ersprengen : lenge 1149, 1. gerne : lernen 646, 1. 472, 1. erste : herste 1331, L messe : wesse 441, 3. ergetzen : ge^ setzen 825, 3. dicke : blicke 1206, 1. stieben : Hieben 514, 3. sinken : ertrin- ken 961, 1. listen : gefristen 542, 3. Msten : leisten 692, 1. 972, 1. sitzen : Witzen 224, 1. triuwen : riuwen 1060, 1. 1193, 3. vlizzen : itewizzen 331, 1. errochen : zerbrocJien 901, 3. mohte : geiohte 715, 3. geworben : verdorben 683^ 3. hceren : Meeren 721, 1. zome : üz erkome 503, 1. 1156, 1. Fride-* sc^^tm : 0£fm 611, h sue?ie : küene 1085,1. Iß't^,!. TuocKet \ %uocke.v

/äX^ S/ ferner sind kiirzsilhige Worte imltvreiuv \wÄ^^ic ^^ vkv^xA-

BEITBGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 81

reim, klageten : wägeten 493, 1. : sageten 843, 1. sagete : verzagete 569, 3. 922, 1. sagete : klagete 901, I. edele : sedele I6I8, 3. engegene : degene 219, 3. 467, 1. 1573, L 1587, 3. : degenen 1105, 3. hemede : fremede 962, 3. /ti^^cfe ijugende 574, 3. Doch das ist nicht auffallend; bei Wör- tern, wie die hier genannten, konnte man versucht sein, zwei Hebungen darauf zu legen (dSgenh) , wie sie im Nibelun/^enliede verwendet sind ; das hätte aber dem Wesen des Endreimes in der Kudrun widersprochen. Andere Reime kommen ebenfalls seltener im Schluß vor, die als In- reime häufig sind, wenn auch ein bestimmter Grund nicht vorlag. So namentlich aldeigewalde 474, 1. 515, 1. 533, 1. 838, I. : halde 1345, 1. alden : walden 514, 1. gerten : werten 469, 1. : swerten 504, 1. 512, 3* 708, 3. 765, 1. werten : swerten 860, 3. werte : gerte 877, 1. herte : verte 1082, 3. besten : gesten 471, 3. 1385, It nßtveste : geste 621, 1. geste : veste 723, 3. 1381, 3. 719, 3. veste : weste 747, 3. geste : gebresten 330, 1. gesten : bresten 508, 3. 705, 3. geste : vesten 778, 3. vergezzen : mezzen 496, 3. besezzen : vermezzen 724, 1. vergezzen : vermezzen 1 138, 3. 1 160, 3. 1 1 13, 1. ^5^6 : gendze 550, L ^zen : genozen 581, 1. 472, 3. : siritgendzen 699, 3. Andererseits kommen mehrfach Schlußreime vor, die im Inreim nicht begegnen.

Manche Worter erscheinen nur in den Cäsurreimen, die sonst das Gedicht nicht kennt; so kroenen 480, 4. 665, I. nnversunnen 729, 3. untüre 790, 1, femer halde^ albe^ bleichen^ itewizzen u. s. w. '

Auch sprachliche Unterschiede finden sich , z* B. hcete {hceten : tcßien 985, 1), während der Dichter nur het und hete sagte (s. S. 91). wiste als Prät. von weiz (692, 2. 972, 2), ebenso wesse (441, 2); der Endreim kennt nur weste (1150, 1197), was auch im Inreim vorkommt (747, 3).

Neben den oben erwähnten alterthümlichen Keimen ähunde u. s. w. begegnet eine Anzahl wirklich ungenauer, wiewohl in allen Fällen

' nicht sicher gesagt werden kann, ob Zufall oder Absicht waltet. Nament- lich tritt Zweifel ein bei vocalischen Ungenauigkeiten , weil nur con- sonantische durch den Endreim belegt werden. Der Art sind e^^diezen : stcezen 16, 3, wie stozen : geniezen Roland 247, 23 solde : milde 20, 3, wie müde : wolde Kaiserchronik 12115. gesdlde : golde Ruther 400. locke : recken Kudr. 355, 3, wie recken : rocke Ruther 4073. scheffen : offen 442, 3. läzen : ergUzen 449, 1 ; vgl. gehiezen : geldzen Rol. 102, 29. geniezen : Idzen 232, 24. verläze : hieze Kais. 3416 u. s. w. küniginne : niemarme, WSI^V^ wie minne : manne Fundgr. 1, 169. dannen : entrinnen K\ct.. ^^^& w»^»^-

^espefv^ unlanffe 64T, 3, wie gedrenge : siangm Il\x\\i. \^?Jö* ^cyum*lte!u^<^--

OKBMANIA X. ^

82 KARL BARTSCH

horlange 5087. enget : mangel Germ. Pf. 4, 457. here : swcere 1523, 3. jdre : wo&re 358, 3, ungemein häufig in der Poesie des 12. Jahrhunderts.

Häufiger und sicherer sind die consonantischen Ungenauigkeiten. Mutae unter einander: gelouben : ougen 490, 1, was noch bei Dichtem des 13. Jhs. vereinzelt vorkommt, edele i frevele 477, 1. 1079, 1; wie rede : neoe Roland 47, 11. magede : sabenen 481, 1, wenn nicht der Dichter megede sprach, degene : lebene 625, 1. degene : lebenes 1160, 1. heUben : Herwige 630, 1. Herwige : wiben 667, 1. geligere : widere 723, 1, wie Glaube 2317. Gehügede 605. widere : gedigene Ruth. 708. 3765. : siigelen Kaiser- chronik 6901. 6909. edele : brehene Kudr. 1356, 1, wie vierzehene : edele Kaiserchr. 16069. jehen : reden 2218. 3530. gesehen : reden 8709 u. s. w segele : edele Kudr. 1359, 1. wäge : ungenäde 1538, 1, wie wäge : genäde Alex. 2463. 2613. 4847. 6636. Maria 154, 20. zwehve : helede Kudr. 717, 1; wie Roland 8, 6. 14, 23* 130, 10.

Mutae nach einer Liquida, die in beiden Reimworten dieselbe ist, weide : selben 169, 3, nur wenn der Dichter, was unwahrscheinlich ist, weit statt loerlt sagte, selbe : velde 714, 1 (vgl. die Endreime), berge : toerben 1142, 1.

Liquiden unter einander : Küdrünen : küme 881, 3. 1060, 3 *), wie Genelüne : küme Roland 56, 5. 82, 24. : süme 114, 15. Prüne : küme Kaiserchr. 7069. gerüne : küme Ernst 2, 54. »üne : küme Maria 155, 23. ünum : rümen Zeitschr. 3, 522. : sümus Hagen's Germania 10, 147. dienen : niemen 1056, 3. 1057, 3; auch im Endreim. : iemen 499, 1. räme: wolgetäne 653, 3; wie krame : wolgetäne Fundgr. 2, 247. wolgetänen : ndmen Hahn 22, 67 u. s. w. Küdrünen : umbemüret Kudr. 1362, 3, wie züne : gebüren Kaiserchr. 14825. Genelüne : iure Roland 54, 13.

Mediae und Liquiden : gäben : waren Kudr. 460, 1 wie Kaiserchr. 7443, 13955. 14321. 14929. 16035. 16063. 16377 u. s. w. hunige : übele 807, 1. 1063, 3, wie Kaiserchr. 19. 3500. 4060. 4326. 4917. 6433. 6575. 6857. 7613. 7891. 13407. 14595 u. s. w. wtle : Herwige 586, 3, wie Ludewige : wile Kaiserchr. 17287. edele : helede 684, 1. 1328, 1, wie Ro- land 17, 9. 25, 20. 33, 7. 117, 5. 211, 30 u. s. w. käene : gefäeget 704, 1, Yf\Q fürbüegen : grüenen Roth. 4583. fuoren : genuoge 1143, 1 ; wie swuoren: sluogen Roland 71, 6. fuoren : sluogen 308, 1. ruoge : gefuoret Zeitschrift 3, 521. edele : venie 1170, 1 , wie redene : menige Roland 248, 1. edele menige Kais. 5801. Iruoder : erkuolet 1460, 3.

*) Müllenhoff S. 58 meint , dies so wie jdre : wcere u. ahnl. seien ebensowenig Inreime wie in Nib. Kriemhilte : wilde. Vielmehr ebensogut, denn in dem Beime der M'b, die Absiebt des Beimea verkennen wollen, beiC^t sich absichtlieh blind -maishen.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRÜN. 83

Liquiden Verbindungen; gewinne : grimme 1498,3, auch im End- reim. Femer spinnen : dingen 1006, 1 bringen : küniginne 663, l. tiuvelinne: iwingen 1381, 1. grimnnen : dingen' 999, 3. : erklingen 1466, 3, ebenfalls als Endreime. %iürme : bürge 708, 1, wie Alexander W. 2058. 3051. ge- wunnen ifunden 1498, I ; wie gerannen : ungesunden Rother 4331. funde: gewunne Gr. Rud. G. 22 u. s. w.

Mutenverbindungen : vorhten : getorsten*) 921, 1; wie vorateni ge- worhten Kaiserchr. 13005.

Manchmal ist nur der Auslaut der nächsten oder dritten Silbe verschieden, die eigentliche Reimsilbe gleich, funden : hundert 841, I. megede : engegene 115, 1. gähes : näher 841, 3. ghel : gewiset 849, 1. biderbe: nidene 968, 1. : widere 607, 3. 757, 1. 1090, 1. geduldet : hulden 979, 3. landes : ande 992, 1. leides : meide 1039, 3. sclicenen : gehcenet 626, 1. un- müezic : gehüezet 1095, 1. : gegrüezet 1429, 1. künde : under 1304, 3.

Es ließen sich noch mehr anfuhren, wenn man, wie andere gethan, den Inreim noch freier fassen wollte (vgl. Müllenhoff S. 58) ; ich habe mich auf solche Assonanzen beschränkt, die in Dichtungen des 12. Jhs. häufig vorkommen. Sind die angeführten ungenauen Inreime nicht Zufall, wie nach ihrem häufigen Vorkommen nicht sein kann, sondern vom Dichter beabsichtigt, so muß Wunder nehmen, sie nicht in glei- cher Freiheit als Endreime zu finden. Allein das erklärt sich, wenn man zngibt, wie man nicht umhin kann, daß das Gedicht eine Über- arbeitung erfahren, nur daß ich mir diese etwas anders denke, als z. B. Ettmüller und Müllenhofl*. Die freien Inreime ließ der Über- arbeiter stehen, weil bei ihnen überhaupt keine Nothwendigkeit des Reimes vorhanden war, die freien Endreime, die ohne Zweifel, wenn die Inreime zugegeben werden, vorhanden waren, beseitigte er und ließ nur einige wenige, die ihm entgiengen, stehen. Derselbe Fall in dem von mir bearbeiteten Herzog Ernst, der ältesten Überarbeitung des nur in Bruchstiicken erhaltenen niederrheinischen Gedichtes; auch hier ließ der Überarbeiter, der im Ganzen reine Reime hat, einzelne Assonanzen stehen.

Scheinbar steht solcher Annahme entgegen, daß an manchen Stellen, wenn man freie Inreime zugibt, die Cäsur mit dem Ende reimen würde, wie

*) Das lässt nun Müllenhoff S. 78 für einen innem Reim gelten, den noch dazu der jüngere Überarbeiter eingeführt haben soll; ebenso hruoder : fluote 698, 1 (S. 50) also wie es ihm gerade passt.

84 KARL BARTSCH

476, 3. die schoenesten frouwen daz ist &ne lougen (: ougen).

991, 3. daz ich den recken immer gerne welle minnen ( : hinnen). 1009, 3. siu was von Irlande komen mit Hagenen kinde (: gesinde)*) ' 1139, 3. daz siu vergezze ir leides. min houbet ich ir neige.

ich und mine meide suln ir immer dienen für eigen. 1157, 4. swie halt uns gelinge, wir enmüezen Eüdrünen vinden. 1256, 4. die man mit stürme naeme, daz ich die. . .stsele. i

Denn wenn der Dichter diese Anklänge als Reime betrachtete, so : würde er sie in der Cäsur vermieden haben, um nicht den falschen i Schein eines Keimes zu wecken. Aber einmal können diese Anklänge erst vom Bearbeiter herrühren, dem sie natürlich nicht als Reime i galten, und sodann reimt der Dichter ja wirklich mm : nn am Schluße, und doch vermeidet er nicht immer : minnen in der Cäsur und am Ende (991, 3). Sonach würden die andern, wenn gleich als Endreime nicht vorkommend 9 ebenso zu betrachten sein.

Es gibt aber noch eine andere Erklärung für die Assonanzen in der Cäsur. Der Dichter des Ganzen, d. h. der erste ursprüngliche Dichter, hat ohne Zweifel mündliche oder schriftliche Quellen gehabt, die er, wir können nicht beurtheilen wie frei, benutzt hat. Es waren Lieder, wie deren ältere Zeugnisse gedenken, Lieder, ohne Zweifel dem 12. Jh. angehörend und in der freien Reimform dieser Zeit, die sich im eigentlichen Volksliede gewiss noch länger erhalten hat, als in der Kunstdichtung. Die metrische Form dieser Lieder war, nach allem zu schließen, keine andere als die uralten Reimpaare von vier Hebungen, mögen dieselben nun in fortlaufender Folge gestanden haben, oder, was mir wahrscheinlicher ist, in Strophen getheilt gewesen sein, i Von diesen Vorlagen könnten die freien Inreime herrühren; an manchen l Stellen lassen sich, wenn man die zweite Yershälfte, die leicht Ent- behrliches enthält, nicht berücksichtigt, Reimpaare herstellen. So 442, 3, . wenn man schreibt

sie solden zuo den schefPen.

die krame stuonden offen. 1002, 1. do sprach diu küniginne :

sin volget niemanne. 647, 3. daz in liuhten began

der louc üz gespenge.

daz werte vil unlange.

*J Der Beim wUre wie blinden : EiflanAea ¥La\aeTcVT. \44^\. \^^^. \^t^^M^ ;\wua«a

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 85

1523, 3. er vienc sie bi dem h&re.

sin zürnen was vil swaere 477, 1. sprach der ritter edele:

die vinde die sint frevele. 1079, 1. d6 sprach der ritter edele :

Hartmuot mit frevele

nicht immer war dies das Verfahren des Dichters, daß er die be Halbzeile hinzudichtete; mitunter benutzte er auch für sie ein res Reimpaar. 490, 1 hat der Text ez wolden niht gelouben die von lartt, sin scehenz mit ir ougen^ ze Wdleis üf den sant hier ite es geheißen haben

ez wolden niht gelouben, sin Sdßhenz mit ir ougen, die von Tenelande, ze Wäleis üf dem sande ,

daß dann nicht im folgenden komen das ursprüngliche Verbum

kann.

Die 625. Strophe lässt sich so auflösen :

künde siu dem degene,

siu gunde im wol ze lebene ;

daz er gäben solde,

ob er leben wolde,

von dem hove dannen,

vor Heteln und sinen mannen

, wenn dies der Schluß eines Absatzes war, vielleicht mit fünf angen wie in der Kudrun

vor Hetelen und vor allen stnen mannen.

jh letztere Annahme würde sich auf die einfachste Weise die Schluß- der Eudrunstrophe erklären. Noch ein paar Beispiele :

1160. nu hoeret, guote degene: erbünne man uns lebenes sone sult ir niht vergezzen, ir beide vil vermezzen, irn rechet iwern anden mit s werten in Hartmuotes lah^^, n4. Herwtc streit d& selbe vor porten und au velde

86 KARL BARTSCH

daz nieman cnkunde baz. da von wart im dicke naz sin houbet under ringen. 725. do enbot hin heim Hetele

den schoenen frouwen edele*),

in waere wol gelungen^

alden unde jungen,

in stürmen und in striten.

sie solden ir genendicliche biten.

Natürlich würden dann zunächst nur diejenigen Assonanzen in der Cäsur alt sein können, die durch den Inhalt der betreffenden Strophen eine ältere Grundlage wahrscheinlich machen. Aber diese Grenze ist schwer zu ziehen, denn auch bei den Parthien der Kudrun, die offen- bar kein volksthümliches Gepräge haben, kann der Dichter Theile älterer Gedichte, aus dem Kreise der Spielmannspoesie etwa, benutzt haben; denn gerade diese liebt das Wunderbare sehr, wie es sich im ersten Theile unseres Gedichtes und auch weiterhin findet.

Durch diese Annahme erklärt sich auch das häufige Vorkommen des innem Reimes, theils des genauen, theils des assonierendeu ; damit ist aber nicht ausgeschlossen, daß eine spätere Hand den Inreim an manchen Stellen eingeführt habe (vgl. oben), wo das ursprüngliche Gedicht ihn nicht hatte. Wir werden dann eines von MüUenhoff an- genommenen Überarbeiters mit archaistischen Liebhabereien überhoben, der uns, geradezu gesagt, ein Unding scheint.

Wir betrachten den Endreim und die dabei vorkommenden Un- genauigkeiten. Von vocalischen Freiheiten begegnet am häufigsten die Bindung a : ä vor n, Idn : dan 87, 1. : man 123, 1. 382, 1. man : hän 140, 1. 211, 1. : gän 151, 1. 177, 1. began : Idn 225, 1. stdn : man 292, 1. man : getdn 326, L 342, 1. 357, 1 u. s. w. in allen Theilen des Ge- dichtes**), wie überhaupt in allen Dichtungen aus dem Kreise der deutschen Heldensage.

*) Der Inreim Hetele : edele ist von mir oben nicht angeführt worden , weil d : t nicht zu assonieren pflegen. Nimmt man aber die niederdeutsche Form Hedene an (und niederdeutsch war ja die Sage, niederdeutsch konnte also auch die Vorlage des Dichters sein) , so ist Hedene : edele eine ganz richtige Assonanz , vgl. redene : edeleii Kaiserchr. 4596.

**) Wenn MüUenhoff S. 112 behauptet, der Reim an : an komme vor 211 gar nicht vor, so ist das ein Zeichen, wie aufmerksam er das Gedicht studiert hat! Ebenso un- richtig ist, daß diese Bindung im Ganzen 47mal vorkomme, sie begegnet vielmehr 54mal, es kommen also auf das unechte bei MüUenhoff 37 SteUen.

BEITRÄGE ZÜE GESCHICHTE UND KßlTIK DER KUDßUN. 87

Vor T war einmal dar : jdr 1090, 1.

e : e wird im Ganzen sorgfaltig unterschieden; nur folgende Be- lege der Bindung finden sich, wegen : Biegen 367. degen : degen 514, 1. wer : her 703. gebet : stet 1133. sedele : edele 1631, 3; im Inreim noch 1618, 3. engegene : degene 1120. 1489; im Inreim 219, 3- 467, 1. 1573, I. 1587, 3. 11 05, '3. phelle : w'äle im Inreim 1189, 3. geste : gebrMen 259. 330, 1 im Inreim. geaten : gebresten 1106. : enwesten 1150. besten : w'^ste 1197. veste : weste im Inreim 747, 3.

e : i wird nicht gebunden; denn die von MüUenhoff S, 112 an- geführten beiden Stellen beruhen auf Fehlern.

i wird lang gebraucht in der Silbe Itch, kein lieh kömmt vor; vgl. aneUch : rieh 101, 1. geltch : rieh 1678, 1; und lobeltch : tegelich 473, 1. minnecUch : anelwh 1239, 1. lobeltch : anelwh 1241, 1. Die Fe- minina in in haben ebenfalls immer langen Yocal, kein m, vgl. künigini 8in 63, 1. herzogin : sin 1516, 1; hünegin : magedin 1539, 1. Daneben kommt die Form in inne in zahlreichen Keimen vor; aber daß sie die einzige dem Dichter zukommende sei, wie MüUenhofi* S. 187 zu meinen scheint (zu 685, 1), ist ganz unrichtig, selbst wenn man die Unecht- heit jener Reime und Strophen zugeben wollte.

Berührung von i : ie findet statt in den Reimen lieht : niht 1243, i. : iht 1325, 1, was bei österreichischen Dichtern sehr häufig vorkommt.

Von consonantischen Ungenauigkeiten ist am häufigsten e : en im klingenden, aber auch zuweilen im stumpfen Reime, mäge : betragen 4. : lägen 507 u. s. w. Bemerkenswerth mm : si 1315, I. Vgl. die oben Abschn. I. angeführten Stellen, wo die Handschrift die Freiheit durch ein n ausgleicht. MüUenhoff S. 113 meint, die meisten Reime dieser Art seien zu entfernen; wir erblicken im Gegentheil eine charakteristische Formeigenthümlichkeit des Gedichtes darin, die der Schreiber nur dem Blicke eines oberflächlich den Text studierenden verhüllen konnte.

Femer werden gebunden Medise unter einander : phlegen : gegeben 916, 1. Tenues, sluoc iwuot^ wie ich 864, 1 gebessert habe. Müllenhoff S. 113 (vgl. 71) nimmt 722 den Reim Herwtc : sit an; die Hs. reimt Si/rit : in hochferten seyd*). Was der Schreiber 'wollte', ist gleich- gültig ; die Lesart in hdchvertem sit^ wofür man auch hdchverten schrei- ben dürfte, wenn man das em in der letzten Senkung anstössig findet (doph vgl. oben), entspricht dem in den Nib. mehrmals vorkommenden Pluralis m hdchverten siten. Das adj. hdchverte, schon von den Hss. des. Nibel, öfter durch hochvertic ersetzt, hat in der Kudrun immer

") Auch 354, 1 schreibt die Hs, sei^t s^tt ^U^

88 KARL BARTSCH

diese Form (vgl. oben) ; in 722, 2 ist es durch Missverstand mit dem Sabst. verwechselt.

Tennis und Aspirata, nur in tac : sprach 1166, L Liquiden, nur m : n, vemam : began 49, 1. man : genam 218, 1. : vemam 856, 1. 894, 1. alleaant : sani 751, 1. geateine : heime 1131. riemen: dienen 1146. 1226. ntemen : dienen 1484.

Ebenso geminiert mm : nn, grimme : vcUentinne 629. grimmen: gewinnen 921.

Verbindungen von Liquiden und Mutis. selben : melden 848. : en- gelden 1491. mannen : ergangen 1508. ikt^ntTtnn« : bringen 225. 592. 635. 906. 1646. : nn^e 692. misselingen ; gewinnen 877. gewinnen : gedinge 945. Die Verbindung nn : ndf begegnet nicht, denn ünde : ^önnm (Müllenhoff S. 113) 842 ist falsch.

In der dritten und vierten Zeile stehen am Ende nur wirklich klingende Reime, keine dreisilbigen mit drittletzter kurzen; das ist leicht erklärlich (vgl. S. 81), doch begegnen einige Ausnahmen, nicht bloß sedele : edele^ das Mtdlenhoff S. 114 anfuhrt, 1631, 3, sondern auch engegene : degene 1120, und wohl ebenso 1489. Wahrscheinlich ist auch der Reim helde : selde^ der sehr häufig ist, als helede : selede zn fassen (s. unten).

Von dem rührenden Reime der Kudrun hat Müllenhoff ein paar Beispiele S. 113 gegeben, aber ebenso unvollständig wie anderes, man : mam 664. began : gän 1324. sant : alle sani 751. sin : sin 158. Norman- dtn : meidin 1630. soumcere : mcere 595. Hegelingen : misseUngen 741. künden : künden 724 ist am meisten bedenklich, weil gar keine Ver- schiedenheit der Bedeutung da ist. umerunnen : entrunnen 257. ge- wünne : wünne nach meiner Herstellung 1621, 3; kaum ist erfunden: phunden 1674 ein rührender Reim, weil ph sich wahrscheinlich in der Aussprache von / unterschied. Sehr häufig sind rührende Reime in lieh, darunter auch solche, die bei den höfischen Dichtem am Anfange des 13. Jahrhunderts nicht erlaubt galten, lobeUch : tegeUch 473. mtn- rnclich : anelich 1239. loieltch : aneltch 1241. lästerliche : geliche 288. grimmeclwhe : lobeltche 934. frceliche : trürecUche 974. geliche : hbeUche 1342. Der Reim fährt uns zu den sprachlichen und mundartlichen Eigen- thümlichkeiten des Gedichtes, die sich, da auf die Schreibweise der späten Hs. nichts zu geben, eben nur aus dem Reime erkennen lassen. Die Sprache weicht von der reinen mittelhochdeutschen wenig ab.

In vocalischer Beziehung erwähne ich a far o, nur im Inreim, maA/^ : aAle 742; ferner die Abwerfung des e asa ÄeWxA^ tä^Vv tiriet SJJbe, in sü: St/rit 722y was auch in den 15\\)eV )öä ^CTÄÖiö%n^ «t?vfc

BEITEIGE zur GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRÜN. gg

mehrfach vorkommt. Nach langer Silbe in aht (: vaht) 444. (: naht) 1669, wenn man aht für eine verkürzte Form von ahte halten will, das im Inreim 742 vorkommt.

Beim i bemerke ich die Bindung mit te, vgl. S. 87. ou steht nach österreichischer Art für ü in koume : soume 1603 und in dem regelmäßig vorkommenden getrauwen im Reime auf schouwen 51. 537. 1363. 1387. ifrouwen 165. 198. 215. 251. 269. 326. 363. 411. 491. 620. 654. 949. 992. 1044. 1161. 1305. 1436. 1527. 1541. 1647. 1687. : houwen 1457. Ebenso im Partie, gerouwen im Reime anf frouwen 499. 738, auf houwen 717. Auch wo kein Zwang des Reimes vorliegt, ist daher ou zu schreiben, houwen : getrouwen 1285.

uo steht für d in dem einzigen duo für dd : fnw 827. Die Hs. hat hier wie oft die^ was ich oben aus dü^ verlesen far du, erklart habe. Da niemals dS reimt, so war duo wohl die dem Dichter allein geläufige Form.

Der (Jmlaut herrscht durchgängig : im Dat. plural. von haut er- scheint henden und handen im Reime; das letztere 20. 163. 185. 348. 475. 506. 574. 647. 726. 833. 884. 912. 1181. 1248. 1417. 1584. 1668. 1684; das erstere 557. 686. 722. 861. 961. ä für cb aus den Inreimen jdre : wcsre 358, 3. häre : swcere 1523, 3 zu folgern, sind wir nicht berech- tigt; vgl. oben S. 82. Schwanken herrscht in Bezug auf u und ü vor doppelter Consonanz. Wenn ünde (unda) so und nicht unde lautete, und ebenso künde (adj.) künden (verbum) unkünde (subst.) den Umlaut hatte, so müssen auch die Conjunctive kilnde (: ünden 266), fiinde (Jünden : ünden 1272, unkünde : erfunden 329), wunden (: ünden 842) gelautet haben. Andererseits begegnen Reime, die das u an denselben Formen erweisen, gunden (gönnten) : gewunden 113. erfunden (partic.) : hmden (konnten) 374. munde : künde 383. wunde : funde 515. stunde : funde 585 u. s. w. Man könnte dies Schwanken vermeiden, und überall u sehreiben, also auch unde, künden (nuntiare); dem widerspricht aber 13, 3 von des meres ünde wasjen abe begunde (: künde), denn wenn der Dichter unde sprach, würde er diesen Gleichklang, der noch verschie- den ist von den oben (S. 84) erwähnten Assonanzen zwischen Cäsur und Ende 9 vermieden haben. Ebenso 276, 4 üf des meres ünden in dem lande iemen hete funden (: stunden); 1537, 4 dofuorter zuo den ünden diu sie erslagen vor der porten funden ( : verchvmnden). Daher ist eine umgelautete Form neben der nicht umgelauteten im Conjanctiv anzu- nehmen. 6 far den Umlaut w will MüIIenhoff S. 58 iw d!e.\si It&^W Mdren : heren 721; aber der PJural von M6r lautet axxcJa. Meere, '^^tä^- wen^ ist in mure : untüre (MüUenh unixur^ 79Q eme ^\\A\va% ^^^

90 KARL BARTSCH

ü und seinem Umlaut zu erblicken, denn untüre ist die in der Redens- art mich nimt untüre neben untür übliche Form* In dem Reime süene: küeney der nur in der Cäsur erscheint (1085, 1. 1644, 1) steht süene für das gewöhnliche mhd. suone; man könnte auch suone : kucme anneh- men, so daß in letzterem Worte der Umlaut mangelte. Den Reim hat auch Biterolf und Klage (Heldensage 151); da aber daneben im Biterolf suone : ze tuone vorkommt (12524), so wird suone : ktume auch dort wahrscheinlich.

Von Consonanten ist d zu bemerken, das nach l und n erweicht für t steht. Im beweisenden Reime finden sich erkunde 9. 624. 641. bekande 647. nande 111. sande 300. 385. 402. 420. 472. 523. 550 u. s. w. wände 574. Irande 678. 683. 1534. künden 1098, 3. wolde 164. 1368. 1500. solde 1680. engelden : selben 1491. Darnach habe ich d durch- geführt, auch molde fiir das gewöhnliche molte geschrieben (531. 673), da «die Form mit d auch sonst vorkommt (mhd. Wb. 2, 27^).

c wird ch in dem oben bemerkten Reime tac : sprach 1166* Vor folgendem t verwandelt sich ü in A, das beweist der Reim erschraht (Partie, von erschrecken) : mäht 59, 1; daher war auch im Präteritum schwacher Verba, deren Stamm auf k ausgeht, h zu schreiben, also wahtCf strahle^ kühle u. s. w. Im Inreim kommt vor erstrahten : erkrah- ten 1119, 1.

h wird ausgeworfen in dem bei oberdeutschen Dichtern häufigen enphan für enphähen (^: getan) 306, 1. 0 gän) 1575, 1; daneben häufiger die volle Form enphähen im Reime 235. 283 u. s. w.

Der Accusativ von Eigennamen geht häufig in e au9, wie im Biterolf und der Klage (Heldensage S. 151). Ich habe theils mit der Hs. theils gegen sie geschrieben Irolde 231, 4. 310, 2. 1176, 2. 1515, 3. GSrlinde 597, 3. Herwige 821, 1. 1332, 1. 1489, 4. Hartmuote 951, 3. 1286, 4. 1365, 1. Hildeburge 1339, 3. 1624, 4.

Die Pronominalform sie erscheint nirgend im Reime, weder tu noch sie; daraus läge am nächsten zu folgern, daß die Form si dem Dichter die einzig geläufige gewesen sei. Dem steht aber entgegen, daß si in verschiedener Bedeutung auf der Hebung vor einem Vocal steht, was auf Länge hinweist. So ^', ea : ob si im iht gedienet 185, 3. laie Icege si im M 610, 1. ja mohte si ir adeles niht geniezen 1007, 3. Vgl. noch 1047, 3. 1293, 2. 1505, 1. 1688, 2. «i, eam : die si ouch gerne sähen 46, 3; vgl. 538, 1. 811, 3. 1541, 3. «i, ii : des körnen si in wÖM35, 2. des muosten si engelden 194, 3; vgl. 221, 3. 411, 4. 631, 4. 719, 2. 896, 1. 1162, h «i, eos : wan daz d ir ruowe 857, 3. Ettmüller und Vollmer schreiben si; Müllenhofi* und Floennies si. Ich habe im Nom. sing, des

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 91

Femin. siu geschrieben, weil darauf der Schreibfehler 986, 4 (vgl. oben) hindeutet; in den übrigen Formen schreibe ich sie, weil der in jeder Beziehung nahverwandte Biterolf und die Klage diese Form im Reime haben (der Norm. sing. fem. kommt nicht vor, was wiederum auf siu weist), vgl. Bit. 6261. 7421. 10088. 10518. 11714. Klage 893 Lassb. 1271 L.

Beim Verbum ist zu bemerken, daß die 2. Person Plur. nicht in ntj sondern nur in t ausgeht; die Hs. hat meist das richtige, nur ein paarmal nt Von einzelnen Verben erwähne ich haben wegen seines Präteritums ; durch den Reim bewiesen ist nur die Form hiete, hüten : rieten 443. Mete : verbieten 1015; im Inreim riete : hiete 633, 1; außer Reime hat die Hs. es noch 806, 3. 136, 2. Der Inreim hat außerdem einmal hoete (hceten : tceten 285, 1). Die einzige dem Dichter geläufige Form war hiete schwerlich. Eine Menge Stellen zeigen, daß die vor- letzte Silbe kurz gebraucht wurde, also hete, vgl. hete ze liebe erzogen 55, 2. ouch het der wilde Bagene 106, 1. Hetele hete gedanke 238, 4. sie hete wol tüsent mtle 288, 1. Vgl. noch 431, 2. 485, 1. 495, 3. 499, 4. 502, 1. 529, 2. 550, 2. 551, 4. 556, 2. 606, 3. 629, 1. 644, 3. 677, 2. 713, 2. 746, 4. 755, 4. 788, 2. 828, 1. 852, 3. 857, 4. 887, 1. 887, 3. 1012, 3. 1022, 4 u. s. w. het steht sogar verkürzt in der Senkung vor Consonanten, het man da unwert fanden 301, 3. het lant diu vil riehen 544, 3. het Hagene wol gesehen 550, 1. den siu het fride gewannen 1526, 1. Einmal im zweisilbigen Auf- takt, der allerdings durch Elision einsilbig wird, er het siben fürsten lant 2, 2. Länge ist dagegen überall anzunehmen, wo das Präteritum in der Cäsur steht. Ich habe hier die Form mit ^ gewählt, hSte, für den Indicativ wie Conjunctiv, denn wenn sie nicht im Reim steht, so ist das natürlich, weil auf h^te es kein deutsches Reim wort gibt. Das NichtVorkommen im Reime spricht aber gegen häte, Conj. hcete (Vollmer schreibt in beiden Fällen hcete). Reime auf äte und cete sind in der Kudrun durchaus nicht selten, aber niemals reimt häte oder hcete. Gegen ce spricht ferner 1607, 3 dd er vetjehen hSte daz erz gerne tcete (: stcete), weil sonst der Dichter diesen übellautenden Inreim vermieden hätte, hete ist als Indicativ anzunehmen 45, 1. 103, 1. 180, 3. 186, 3. 189, 1. 327, 2. 456, 2. 601, 3. 611, 3. 623, 3. 641, 2. 663, 4. 672, 3. 679, 2. 693, 4. 798, 1. 875, 1. 1018, 4. 1107, 4. 1205, 3. u. s. w., als Conjunctiv 127, 4. 209, 2. 282,3. 297, 4. 489, 3. 589, 2. 794, 2. 847, 4. 906, 3. 929, 2. 989, 4. 1076, 3 u. s. w.

stän und sten kommen neben einander vor; ebenso gän und gen, im Infinitiv natürlich nur die ^-Form, außer wo g^ : sten auf einander reimen, im Conjunctiv häufiger S als ä. fcomen \\al \m^\i\ÄTv\\x\s^ V.^Ttv^

92 FRANZ STARK

Plur. körnen , Conj. koeme^ nicht a, ^, cb. Der Beweis ist ähnlich wie bei hSte ein indirecter, auf die erwähnten Formen würde nichts gereimt haben ^ daher erscheinen sie nicht im Reime. Daß aber bei häufigem Vorkommen des Reimes am niemals kam oder quam erscheint, daß der Reim -dmen gar nicht, cBme nur einmal im Inreim (nceme : zceme 740, 3) vorkommt, spricht deutlich genug für die Formen mit o. Die Hand- schrift und die Ausgaben schwanken zwischen o und a.

Von einzelnen Partikeln hebe ich hervor, sd im Reime auf da 736, 1; daneben vielleicht sän (: hegdn) 1583, 1, wie ich statt des un- richtigen an der Hs. geschrieben; beide Formen neben einander haben auch Klage und Biterolf, die Nibel« kennen nur sän. Eine dreifache Form hat das adv. Atj 'nachher', nämlich neben dieser, die durch Reime 224. 371. 653. 663. 949. belegt ist, noch sint^ die häufigste im Reime 79. 128. 206* 285. 509* 585. 588. 632. 655. 659. 749. 1094. 1253. 1293. 1507. 1579. 1644. 1666. 1670, und ÄtVfer, im Reime 823. Auch dieser Gebrauch stimmt mit Biterolf und Klage, sowie mit den Nibelungen überein.

(Der Schluß folgt im nSchsten Hefte.)

ZUR KÜNDE ALTDEUTSCHER PERSONENNAMEN.

Förstemann fuhrt in seinem Namenbuche I. Sp. 116 den Namen Aramund auf und zwar aus den trad. Wizenb. n. 8, a. 737. Es ist dies der Name des Schreibers der bezeichneten Schenkungsurkunde, der in n. 47, die nur eine Abschrift der n. 8 ist, sich Ferahmundus unterschreibt. Dieser Name steht aber bei Förstemann als der einer ganz andern Person ohne jegliche Hinweisung auf Aramund Sp. 404.

Sp. 327 steht Tagibod trad. Wizenb. n. 252, a. 699. In der n. 223, einer anderen Abschrift derselben Urkunde, ist dieselbe Person Regin- hodo (abl.), in n. 205 raginhodi (genit.) unterzeichnet.

Sp. 352 werden zu goth. drauhts (populus) gestellt Dructegia trad. Wizenb. n. 8, a. 737 und Dructimund ebend. n. 232 a. 713. Dructegis unterschreibt sich aber in n. 47 von demselben Jahre Thrudgisj und Dructimund erscheint in n. 218 in der Form Drudmund.

Sp. 451 wird der Name Gebagard masc. trad. Wizenb. n. 197, a. 728 vorgeführt. Dieser Gebagard ^ Bruder des Rodoin, erscheint in /?• J96, «. 716 als Gebehart. Daß ihr Vater in der n. 197 Eburhard

ZUR KÜNDE ALTDEUTSCHER PERSONENNAMEN. 93

statt Hrodoin (n. 196) genannt wird, ist, wie aus dem Inhalt der Ur- kunde ersichtlich wird, ein lapsus calami.

Sp* 485 findet man ' Carrigus trad. Wizenb. n. 252, a. 699 = Gar^ rigusV Diese Auffassung ist irrig. In den Numem 205 und 223, welche die n. 252 wiedergeben, heißt dieser Zeuge Charirigua (— Ha- ririh)j welchen Namen als den einer andern Person Förstemann Sp. 630 eingetragen hat.

Sp. 509 ist verzeichnet Gacibert trad. Wizenb. n. 256, a. 713. Derselbe aber unterschreibt sich in n. 202, einer andern Abschrift dieser Urkunde, Gaucibert.

Sp. 578 lesen wir Heino trad. Wizenb. n. 35, a. 737. Es ist dieser Name der des Priesters, welcher die betreffende Verkaufsurkunde geschrieben hat. Derselbe heißt in n. 162, welche mit der n. 35 gleich- lautend ist, Heimo,

Sp. 717 erscheint Chrodin(u8) trad. Wizenb. n. 232, a. 713. Die- selbe Person wird am Anfang der Urkunde Chrodoinus geschrieben. Auch 'Rodini (nom.) trad. Wizenb. n. 36, a. 713' unterschreibt sich Chrodoinus, In diesen beiden Urkunden ist der Spender Chrodoin wohl eine und dieselbe Person, die noch in mehreren Urkunden als Zeuge erscheint, da sie dem Kloster als Mitglied angehörte.

Sp. 915 bringt Forstemann den Namen Marcwar trad. Wizenb. n. 121, a. 781. Allein dieses ist nur eine abgekürzte Form für Marc- wardus^ den Namen des Mannes, dessen Schenkung an das Kloster in jener Urkunde festgestellt wird.

Sp. 953 steht verzeichnet ^Narida fem. trad. Wizenb. n. 53, a. 774' und ^Narid trad. Wizenb. n. 178, a. 774*. In der n. 178 steht aber Narido und da diese leibeigene Person in n. 53 Narida geschrieben er- scheint, so lässt sich das Geschlecht nicht mit Sicherheit bestimmen. Sp. 1005 ist dem Stamme rad angereiht, Chraduin trad. Wizenb. n. 234, a. 712. Allein dieselbe Person erscheint in n. 235, 240 und öfter Chardoinus^ Charduinus = Hartwin genannt.

Sp. 1084 begegnen wir dem Namen Seulaig trad. Wizenb. n. 38, a. 693. Mit Zeuß halte ich ihn für eine verderbte Form des in n. 43, a. 696 richtig geschriebenen Faolaico. Da die Namen in den betref- fenden Urkunden mit kleinen Anfangsbuchstaben geschrieben sind, so liegt das nur in dem / statt eines /.

Sp. 1284 ist Wigugang trad. Wizenb. n. 178, a, 774 eingetragen. Dieser Zeuge heißt in der n. 53 vorliegenden Urkundenabschrift ümdu- gauutM. Wahrscheinlich ist Widugango in Widugaugo zu ändern.

Ähnliche Yerwechsluugen finden in den ttaöi» '^KT.^xÄi« wq^ 'y^^^

94 FRANZ PFEIFFER

statt. Gaucibertus in n. 239 und Gozbraht in n, 159 heißen n. 218 und n. 17 Gauuibertus.

Ferner dürfte es nicht überflussig sein, bei der Betrachtung der Koseformen auf -wm, die Förstemann in seinem Buche verzeichnet hat, Vorsicht zu empfehlen. Nicht wenige dieser Namen sind casus obliqui der einfachen hypocoristischen Form , so z. B. :

Otuni trad. Wizenb. a. 699, d. i. in n. 352. Diese Form tritt als Unterschrift auf und ist ein Casus obliquus, wie Wolfgunde genetrici. Im Anfang der Urkunde erscheint der Nominativ Octo. Die Nummern 205 und 223 bieten dieselbe Urkunde, und in ersterer finden wir Otto^ Ottuniy in der andern Otto, OttonL Auch Oduni ebend. a. 718, d. i. in n. 227, ist als casus obliquus zu fassen wie Otune a. 713, d. i. in n. 192, neben welchem Namen theudone, batachone, harduino stehen, und wie atune n. 47 a. 733, von Forstemann Sp. 131 richtig als Ablativ bezeichnet.

Sp. 198 verzeichnet Förstemann Petuni n. 242 und Betune n. 243, beide vom J. 700. Dieser Name gehört in diesen Urkunden einer und derselben Person zu und steht im Casus obliquus wie Ratone^ Adone gleichfalls in n. 243. Das Gleiche gilt von Betluni a. 737 d. i. in n. 8. Die zweite Abschrift dieser Urkunde in n. 47 weist von diesem Namen den Genitiv Bettonis auf.

Haimuni a. 737, n. 8 und a. 742, n. 1, dann Hittuni n. 1 bei F. Sp. 590 und 661 zeigen sich gleichfalls als Casus obliqui durch die Formen Baimonis^ Hittonis in n. 47.

Auch Balduni j Ehruni ^ Erluni ^ Liuduni^ Raduni ^ die alle neben dem oben erwähnten Oduni in n. 227 als Namen von Zeugen auftreten, sind von Förstemann nicht als Casus obliqui, was sie sind, erkannt worden.

Diese Beispiele , die sich leicht noch vermehren lassen , werden genügen, die Mahnung zur Vorsicht im Gebrauche des genannten Buches zu rechtfertigen. FRANZ STARK.

ZEUGNISSE ZUR HELDENSAGE.

Obwohl nachstehende Zeugnisse mehr auf gelehrter Kenntniss als auf lebendiger Überlieferung beruhen, so mögen sie doch, als bisher wie es scheint iibersehen, hier eine Stelle finden.

1. Wir Teutschen aber haben so vil vortails nicht (als die Grie- chen and Romer). Renner^ der gelebt bat i^imo MGCG, sagt von

ZEUGNISSE ZUR HELDENSAGE. 95

Erek, Ywan, Tristrand, König Rucker, Partziual und Wiglois. Wir kennen sonst den alten Hilbrand, Diterich von Bern, Herr Eck, Künig Fasolt, Risen Signot, den Edlen Moringer, Ritter Pontus und was die Taffeirunde vermag. Es ist gerhumet Freydank, Ritter vom Thurn, Marcolphus, die siben Meister und was bey unserm gedencken ist new worden: Centinouella, das Narrenschiff Sebastian Brandt, der Pfaff vom Kaienberg, Ulenspiegel und Thewrdanck (= Job. Agri- cola, Sprichwörter. Hagenau 1529. 8. Vorrede Bl. 2**).

2. Bei den Teütschen hat bißher solliches (die Geschichte des Volkes) niemand in einem besondern buch zu vollbringen understanden. Wann auch bey den alten etlicher weniger Helden leben beschriben, ist dieses dermaßen mit unnützen fahlen und merleinen besudelt, daß kümerlich ein schatten der rechten warheit noch vorhanden. Der ge- stalt ist Herr Thieterich von Bern, Meister Hiltebrandt, Hürnen Seyfridt, getrewe Eck, Hertzog Ernst und andere dergleichen von dem gemeinen volck in liedern und meistergesangen geprisen worden (== Heinrich Pantaleon, Teutscher Nation Helden- buch. 1. Tbl. Vorrede 2. Seite. Basel 1568. Fol.) f. P.

DAS WESTFÄLISCHE BAUERNHAUS EIN ALTDEUTSCHES STALLGEBÄUDE.

Es ist bekannt, daß, nachdem wir glücklich über die Vorstel- lungen hinaus sind, die man sich, zumal seit dem vorigen Jahrhundert, von den Wohnungen der alten Deutschen machte, man sich in der neuesten Zeit gern einen Rückschluß aus der Form der deutschen Bauernhöfe auf Wohnbauten unserer Vorzeit erlaubt. Diese Annahme erfreut sich, seitdem sie zuerst, ich weiß nicht wo, aufgetaucht ist, beinahe allgemeiner Zustimmung und wird auch jüngst wieder in dem sehr verdienstlichen, leider noch immer nicht vollendeten Buche von Heinrich Otte: Geschichte der deutschen Baukunst von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 1. Lieferung, Leipzig 1861, vertreten.

Es heißt dort (S. 43): »Die Frage nach der innem räumlichen Disposition der ältesten deutschen Wohnungen könnte insofern als eine durchaus müßige erscheinen, als weder Überreste noch schriftliche Nachrichten darüber auf uns gekommen sind. Dennoch wird bei der anerkannten Zähigkeit der bäuerlichen Sitteii xmd \^^\ ^<bT vccl KSw^-

96 MORITZ HEYNE

meinen stereotypen Form der deutschen Bauernhöfe ein Bückschluß aus der Gegenwart auf jene ferne Vorzeit immerhin zu ziemlich be- friedigenden Resultaten fuhren. Es lassen sich aber nach dem gegen- wärtigen Stande der Forschung, welche sich neuerdings mit beson- derer Lebhaftigkeit mit diesem Gegenstaude beschäftigt, die deutschen Bauernhöfe nach zwei wesentlich von einander verschiedenen Typen in zwei Hauptclassen theileu: die altsächsische und die frankische Bauweise.^

Die erste Bauweise betrachtet der Verfasser als die älteste, indem er S. 46 ausdrücklich sagt, daß wir das altsächsische Haus, mit Men- schen und Thieren unter einem Dache, als ursprünglich und ältestes deutsches Wohnhaus bezeichnen dürfen. Man sieht, die eingebür- gerte Vorstellung von der Rohheit der alten Germanen ist auch hier noch nicht ganz überwunden; und weil Ammianus Marcellinus (XVQ, 1) von den deutschen Wohnhöfen am Main berichtet domieilia cuncta euratius ritu Romano constructa flammü subditU eaurebaf^ so scheint es dem Verfasser zweifellos, daß die Anlage der alamannischen Bauten jener Zeit, so wie der ihnen verwandten jetzigen fränkischen Bauern- höfe nicht unbeeinflusst vom römischen Wirthschaftshofe geblieben sei. Die citierten Worte des Ammianus rechtfertigen jedoch eine solche Hypothese mit nichts, da aus denselben offenbar nur hervorgeht, daß der Schriftsteller bei dem Anblicke der ziemlich sorgfältig gebauten alamannischen Häuser an die römischen Landbauten und deren ähn- liche Disposition erinnert ward. Ich lese aus der angeführten Stelle nichts als ein Compliment für unsere Vorfahren heraus und betrachte, gestützt auf manigfache Belegstellen, die Anlage jener Häuser, wie des heutigen fränkischen Bauernhofes, als urdeutsch; doch muß ich dies hier vorbeilassen, um mich gegen die Meinung zu wenden, als ob das westfälische Bauernhaus der ursprünglichen und ältesten Anlage der deutschen Wohnungen entspräche.

In meiner kleinen Schrift „über die Lage und Construction der Halle Heorot^ bin ich diesem Thema noch ausgewichen. Wenn ich auch immer erhebliche Zweifel an der Originalität des altsächsiscben Typus, wie er sich im westfälischen Bauernhause ausspricht, gehegt habe und diese Zweifel nie habe begraben mögen in einer wohlfeilen Begeisterung für den patriarchalischen Zuschnitt jener Gebäude mit der traulichen Gemeinschaft von Menschen und Vieh unter ^inem Dache, mit undurchdringlichem Rauche und Düngergestank: so war ich doch mit meiner Ansicht über das Verhältniss des westfälischen Bauem- baases und der ihm verwandten Anlagen zum ^ItdftvxtÄQhen Hause noch

DAS WESTFÄLISCHE BAUERNHAUS etc. 97

nicht so weit im Reinen , daß ich sie hätte vortragen können. Dies soll nun hier geschehen.

An Nachrichten über die Disposition eines altgermanischen Wohn- hofes sind wir nicht so arm, als gewöhnlich geglaubt wird. Unter- nehmen wir das freilich etwas mühevolle und doch verhältnissmäßig nicht sehr ausgiebige Werk, die dürftigen Nachrichten der römischen und deutschen historischen Schriftsteller von Cäsar und Tacitus ab bis hinauf ins eilft^e Jahrhundert zusammen zu stellen und mit ihnen die gelegentlichen Schilderungen von Bauten im Otfried, Heliand, in angelsächsischen Gedichten und andern zu vergleichen, so bekommen wir ein Bild einer altgermanischen Wohnung, das in einzelnen Zügen der Schärfe entbehren mag, im Allgemeinen aber zutreffend ist. Eine künftige zweite Auflage des vom archäologischen Standpunkte aus ge- schriebenen Otte'schen Buches würde sich der Aufgabe nicht entziehen können, eine ausgeführte Schilderung der altgermanischen Hof- und Dorfanlagen, sowie der altgermanischen Holzbaukunst zu geben, deren letzte Ausläufer in den durch Dahl bekannt gewordenen Holzkirchen Norwegens zu suchen sind.

Das Charakteristische des altgermanischen Wohn- und Wirth- schaftshofes ist, wie ich dies auch schon in meiner oben erwähnten kleinen Schrift angedeutet habe, das Bauen in die Breite, das Anlegen verschiedener Bauten für die einzelnen Zweige der Wohnung und Wirthschaft. Wie sehr dies bei allen germanischen Völkern statt hatte, und wie wenig hierin örtliche oder zeitliche Verschiedenheit änderte, dafür in Kürze nur ^in Beispiel statt mehrerer. Bekannt ist die Er- zählung des Paulus Diaconus (I. 20) von der Ankunft des Bruders des Herulerkönigs Rodulf am Hofe des Langobardenkönigs Tato und die Ermordung jenes auf Anstiften der Tochter Tatos, Rumetrud. Die- selbe theilt nicht das Wohnhaus ihres Vaters, sie hat auf der Hofestatt ein Haus für sich inne, an dem der Bruder Rodulfs mit seinem Gefolge vorbei ziehen muß, um nach dem Bau zu gelangen, in dem Tato sich aufhält. Ganz gleich aber verhält es sich mit den Hofgebäuden des Geätenkönigs Hreäel im ags. Beovulfliede, auch hier hat der ermordete Sohn Herebeald seine eigene Wohnung unter besonderem Dache (vgl. Beov. 2456:

gesyhä sorh-cearig (m his suna büre vln-sele vestne. . .).

Daß auch die Altsachsen eine ganz gleiche Raumvertheilung ihrer Hofestätten beliebten^ folgt aus mehreren Stellen des ÄAiwA. ^Xi^'^ Vä^o^

OEBMÄNIA X ^

9g MORITZ HEYNE

Wir, daß der Hauptmann von Capernaum dahin zurück gegangen sei, y^thdr he welon ehia, endi bodlos;^ wie 15'® von der Anna gesagt wird, sie konnte sieben, Jahre mit dem Ehegatten bodlo giwaldan. Warum der Plural zur Bezeichnung eines Gutes? Er drückt wie die ags. Plurale hyrig^ vicas^ ho/u einen Gutscomplex aus, der Dichter denkt sich die Hofestatt mit mehreren Gebäuden besetzt.

Die Gebäude einer solchen Hofestatt (wir wollen uns hier auf die altsächsische beschränken) waren gewiss so übel nicht. Wenn es Heliand 139^ heißt:

than tögid he in en godlic hüs,

höhan soleri, the is bihangan al fagarun fratahun ;

wenn 61* das Haus, in dem die Hochzeit zu Kana begangen wird, that hdha hüs genannt wird; so kann die Vorstellung des Dichters von der Vorzüglichkeit des altsächsischen Hauses (das er doch bei seiner Schilderung allein im Auge haben konnte) unmöglich so primitiv ge- wesen sein, als daß wir uns bei seiner Schilderung an das westfä- lische Bauernhaus erinnern müßten, dieses 12 15 Fuß hohe, mit Stroh gedeckte, aus Holzbindwerk und Lehm aufgeführte Gebäude.

Das altsächsische Wohnhaus hatte aber auch nicht einmal die oblonge Form, wie das jetzige westfälische Bauernhaus, eine Form, die überhaupt für Wohnhäuser in Deutschland nicht gebräuchlich war. Indirect folgt der Beweis für diese Behauptung daraus, daß nach den betreffenden Beschreibungen im Heliand das altsächsische Haus mit dem ags. genau übereinstimmt; das ags. Haus war aber nur quadra- tisch angelegt, wie ich in meinem schon mehrfach erwähnten Schrift- chen auszuführen die Gelegenheit hatte. Außerdem ist auch der Grund- riss des nach 816 erbauten Klosters St. Gallen nicht unberücksichtigt zu lassen. Der Grundriss ist, wie Otte mit Grund für sehr wahrschein- lich hält, in Fulda gezeichnet worden; er gibt nichts, als einen für Klosterzwecke etwas modificierten altdeutschen Einzelhof mit Wohn- und Wirthschaftsgebäuden. Nun ist auf ihm bemerkenswerth, daß alle Wohngebäude entweder ganz quadratische oder doch dem Quadrate sich nähernde Form haben. Daß gerade für diese Form eine alte Tra- dition maßgebend war, ist uns zweifellos.

Wir haben also für das westfälische Bauernhaus weder der An- lage noch sonst der äußern Form nach aus dem germanischen AJter- thume einen verwandten Wohnbau aufzuweisen. Wäre das westfä- JiBohe Bauernhaus als Wohnhaus so alt und so ursprünglich in seinen

DAS WESTFÄLISCHE BAUERNHAUS etc. 99

Verhältnissen, wie Otte meint, so würden wir doch wohl Analogien dazu im Heliand oder anderswo antreffen, so wurde doch auch der an der Grenze des alten Sachsen entstandene Grundriss des Klosters St. Gallen darauf einige Rücksicht haben nehmen müssen. Aber überall sehen wir die Wohnhäuser von ganz anderer Form.

Dagegen entdecken wir verwandte Anlage mit altdeutschen Scheu- nen und Ställen. Betrachten wir auf dem genannten Grundriss die Gebäude unter Nr. VI. VU. Vm. IX. XVH. (bei Otte, S. 92; Nr. VI. Stuterei, VU. Stall für die Kühe, VIII. großer, aus zwei getrennten Abtheilungen bestehender Stall für Pferde und Ochsen, IX. Scheune und Werkhaus, XVII. Sämereigebäude), so fällt uns sofort die von den andern Gebäuden ganz abweichende oblonge Form auf. Vorzüglich ausgeprägt ist sie in Nr. VIII., und die Ähnlichkeit der Anlage jeder Abtheilung dieses Stallgebäudes mit dem westfälischen Bauernhause ist einleuchtend.

Nur um etwas ist jenes Bauernhaus reicher als diese Stallanlage. Während in St. Gallen die Hirten zu beiden Seiten des Stalleinganges in engen Verschlagen wohnen, hat der westfälische Bauer besondere ausgebildete Wohnungsräume an sein Gebäude gerückt. Daher besteht dasselbe, wie ein Blick auf seinen Grundriss lehrt, aus zwei unter ein Dach vereinigten Gebäuden. Wo die Pforte an der Ostseite mündet, ist das Ende der gleichzeitig als Scheune mitdienenden Stallanlage; die dann folgende Wohnungsanlage, aus einer Stube, zwei Kammern und einer Küche bestehend, lässt auch noch in ihrer jetzigen Verstümme- lung, die die Küche mit dem Herde, als vorderster Theil derselben, erfahren hat, die ehemalige quadratische Anlage erkennen.

Das Resultat unserer Betrachtungen ist folgendes. Das Bauern- haus, wie wir es noch jetzt im nördlichen Westfalen finden, besteht seiner räumlichen Anlage nach aus einem größern und einem kleinern Theile, jener die Stallanlage, dieser die Wohnungsräume bildend. Es hat sich dergestalt aus dem altdeutschen Stallgebäude entwickelt, daß diesem nur noch in einem kleinen Anbaue die bescheidenen Wohnungs- räume des Besitzers unter einem Dache hinzu gefügt sind, deren äußer- stes Glied, die Küche mit dem Herde, beide Bauanlagen verbindet*). Zu welcher Zeit sich eine solche Verbindung zweier ursprünglich ge- trennter Bauten ausgebildet, ob dieselbe sich schon sehr frühe in ver-

*) Um das altdeutsche Stallgebfiade gleichzeitig als Scheuue verwendbar zu machen, bedurfte es, da der mittlere Hauptraum (die Diele) als eine geeignete Dresch- tenne bereits gegeben war, nur der Anlegung einer bequemen Thoxcmi&Vvt^«

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100

A. LUTOLF, GETAUFTE THTERE-

eiDzetten Gegenden DeatBcblands als BedürfniBBbau für kleine Leute entwickelt hat, weiß ich nicht; so viel dürfte aber gegenüber manig- &chen urkandlichen Belegstelleo fest stehen, daß das westfölische Banemhaiis uns nicht den Typns eines altgermaniscben Wohn- und Wirthscbaflsbofes, weder des südlichen noch des nördlichen Deutsch- lands, weder der ältesten noch einer spätem Zeit, aufbewahrt haben kann. Zur Erläuterung des Cresagten füge ich den Grundriss eines der- artigen Bauernhauses, sowie des Pferde- und Rinderstalles zu St. Gallen nadi dem Otte'scben Buche bei.

A. Westfälisches Bauernhaus. a. Thoreinfahrt, b. Diele, ce. Stallun- gen für Pferde and Binder, d. Herd, e. Stube, /. und g. Kammern, k. Pforte an der Ostseite, i. Küche.

B. Stallgebäude des Klosters

St Gallen. a. Eingang, bbb. enge Verschlage, Hirtenwobnangen, ce. ein Hof mit einem Brunnen in der Mitte, durch den das Gebäade in eine südliche und nördliche Äbtheilung getrennt wird; ddd. Stallung für die Ochsen, die SUUle sind an beiden Seiten, in der Mitte die Diele, eee. Stal- Inng für die Pferde, ebenso angelegt. UORTTZ HEYHE.

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GETAUFTE THIERE.

Zo jenen Sagen, nach welchen frevelhaft getaufte Thiere sich in wüstende Monstra verwandeln (vgl. die Sagen aus den fönf Orten S. 326. 347), mag folgende Stelle aas der bald nach 679 geschriebenen vita 8. SalabergK (Mabill. Act. SS. O. s. B. saec. H. Venet 1733. pg. 410) gehalten werden. Cap. 15. „Siquidem priscis temporibus (qaod plerique memoria adhuc retinent et saperstites esse noscuntur qui hoc facinus viderunt) quod in eodem opido (Lugduno clavato, Läon), ut creditur, aatiqui anguis verguüa cnideliter vigebat, plebejoa Tyiat\(ya% attyie kebetes homineB arte callida iudificabat, de quo acribitocv Cayia ■aüSLft -aacKiÄä.

A. BfUSSAFU, ZUM CATO. 101

sunt artes. Nam sub specie Baptismatis idololatriaß eos sibi proprie

vindicabat. Denique retroacto tempore et Idolnm vocitabant, velut a

ludo incipientes: in medio eorum dumtaxat diabolo debaccbante^ ple-

rumque homicidia perpetrabantm*. Egerat boc nequissimus Daemon cal-

lida astutia, ut siqois ibidem proximum alterius quolibet modo debili-

tasset, a consanguineis vel affinitate conjunctis innoxius foret ab effu-

sione sanguinis; videlicet ut in longius consuetudo nefanda incremen-

tum malignitatis augeret, et miseram urbem suis habenis irretitam

iniquus praßdo velut propriam vindicaret. Sed omnipotens miserator

omnium Dens .... olim jam boc sacrilegum et nefandum facinus a

civitate ista radicitus evacuavit.^

A. LÜTOLF.

ZUM CATO.

Einen weiteren Beleg für die große Beliebtheit, deren sich die sogenannten Disticha Catonis im Mittelalter zu erfreuen hatten, liefert die Hs. Suppl. Nr. 6 der k. k. Hofbibliothek in Wien*). Es finden sich nämlich dort Bl. 2\ - 23^ die Disticha, aber so daß jedem einzelnen Hexameter und Pentameter ein anderer gleichartiger und mit ihm rei- mender Vers vorangestellt ist; die Disticha werden demnach zu Tetra- stichen **). Jeder Strophe folgt eine prosaische Glossa. Da diese Fas- sung bei Zarncke nicht verzeichnet ist, so ist sie höchst wahrscheinlich ganz unbekannt. Als Probe gebe ich die drei ersten Disticha: Non vane cultus intrinseca pectoris icunt Si deus est animus nobis ut carmina dicunt Est quia cunctorum finis deus ipse legendus Hie tibi precipue sit pura mente colendus.

Appetitus humani divina bonitas solummodo vacuum replet antrum.

Deum ergo postpositis ceteris quisque colat et appetat omnique virtuo-

sorum operum pretio soUicite studeat adipisci.

Fac ne pigricies te polluat omnia presto Plus vigila semper ne sompno deditus esto

*) Papier, XV. Jahrb. 8. 196 Bll. Enthält nebst manchem Anderen Brunelli specnlum stultorum, das Carmen occulti auctoris (viel correcter als in der von Höfler abgedmckten Hs.), endlich ein lat. Gedicht in elegischem Versmaße, welches den Titel Probra mnliernm fährt,

**J Nor bie und da bloß ein Distichon, b^ welcliem a\>et öäjml "ÄKMSßs^Ät ^uA Pentameter mit einander reimen»

102 A. LÜTOLF, MAILAND.

Segniciem fugito que camem corque capistrat Nam diuturna quies viciis alimenta ministrat. Exercitium corporis membra consolidans superfluum digerit, hu- midum calorem naturalem mirabiliter refocillans, vires anime reparat quamlibet amovendo rubiginem ut prompte possit objectum preter quem- libet erroris scrupulum speculari. Celer igitur quisque pigrieiam abiciat que contrarium in homine nimirum turpiter bndiciis (sie; beneficiis?) suis causat.

Quam loquar injuste vitta prius os mihi cingam Virtutem primam puto compescere lingwam Abstineas verbis que possunt vulnus habere Proximus ille Deo qui seit ratione tacere. In lapsum effusius lingwe mobilitas est prompta quam non est in virtutum genere nimirum freno compescere rationis. Hanc igitur unusquisque studeat silencii hämo connectere ipsamque sollicita pru- dencie destra sobrie deducere- ne fortasse cespitans ducentis incuria pudibunda strage irrevocabili casu precipitet ipsum ducem.

Bei dieser Gelegenheit mag zu Zarncke's Beiträgen S. 5 hinzu- gefügt werden, daß auch die Hs. 901 der k. k. Hofbibliothek auf Bl. 136'. -140^ den Cato novus („Lingua paterna sonat") enthält WIEN, 26. Febraar 1865. A. MUSSAFIA.

MAILAND.

In den Sagen der Urschweiz ist es Mailand, wohin Hexen ihren Zauberritt unternehmen, z. B. um Zwiebeln zu holen, oder wohin das wilde Heer Menschen entfuhrt. Auch soll einmal, wie man in Zürich berichtete, der Teufel am hellen Tage in Mailand herumkutschiert sein (vgl. die 'Sagen aus den fünf Orten' S. 187. 199. 201. 253. 452). Überraschend war es mir nun, aus Schaffhausen (im 'Unoth, Zeit- schrift für Geschichte und Alterthum', von Joh. Meyer, Schaffhausen 1863, S. 51) folgenden Kinderreim zu lesen:

'Wen min vater gu Meiland färt, chocht mi mueter nudle, oben und unne bölle (Zwiebeln) drä, de mitte lötsis strudle. Wieder ein Beweis, wie im Kinderreime oft hinter dem scheinbar ZutaiVigen ein Rest alten Volksglaubens versteckt sein kann.

-fiü? möchte sieb Johnen, dem Mailand dex S>a.g^^\rwöÄ. >N«v\föt^ k»i- merksamkeit zu schenken. K,\mQ\js.

UTTEEATÜE. 103

ZUR FRAU 'SELTEN' (S^ELDE).

Frau Zaßlti, wie der Schwizer, Frau Selten ^ wie der Umer den Namen spricht, hat sich erbarmnngsvoll der nach christlichen Begriffen vom Himmel ausgeschlossenen ungetauften Kinder angenommen und führt sie in den wonnevollsten ßäumen zwischen Himmel und Erde herum. Vom Seiten-Bach zu Escholzmatt im Lande Entlebuch kamen dort für das Dorf die kleinen Kinder (vgl. Die Sagen, Bräuche etc. aus den fünf Orten S. 77 80). Man hat also die Göttin des Glückes und der Schicksale folgerichtig schon mit dem ersten Dasein und Werden des Menschen verbunden. Die germanische Säßlde ist offenbar in das Erbe der römischen Fortuna eingetreten, wenn nicht beiden eine ältere ge- meinsame Wurzel zu Grunde liegt. Nahe Beziehung zu dieser erwähn- ten Bedeutung der Frau Saelde hat jene römische Lampe in der fürst- lichen Sammlung zu Sigmaringen, von welcher Professor Dr. C. Bursian in Zürich (in den Jahrbuch, des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande XXXVI, 159) nachweist, daß sie das „navigium fortunae" darstelle, in nächster Beziehung zum Werden des Menschen.

A. LÜTOLF.

LITTERATUß.

SCHRIFTEN ÜBER MYTHOLOGIE.

I.

In den letzten Jahren sind mehrere hervorragende Werke über Mytho- logie erschienen, von denen einige auch die deutsche Mythologie berücksich- tigen. Dahin gehören: W* Mannhardt, die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker'. Berl. 1860 bei H. Schindler; der I. Thl. (2 Rthl.) behan- delt die Götter, der ü. Thl. soll über Dämonen und das Weltdrama sich ver- breiten. Außerdem erschien die zweite, sehr vermehrte Auflage von Simrock's ^Handbuch der deutschen Mythologie mit Einschluß der nordischen . Bonn, bei Marcus 1864 (s. nachher unter Nr. II). Ferner finden wir mythologische Abhand- lungen in Programmen und Zeitschriften, namentlich von Schwartz die Sirenen und der nordische HrsBsvelgr, ein Stück Odysseussage (Abdruck aus der Zeit- schrift für das Gymnasialwesen, Berlin, 1868).

Über Schwartzens größere Schriften wollen wir hier Näheres berichten.

1. Außer der Schrift Der heutige Volksglaube \iiid daÄ «\\ä ^«^viÄTsJCKsos^ mit Bezug auf Norddeutscbland', die 1862 in zweit^T kvAfti^'fc «tt^öiiveiÄTi SaJv.^ erwähnen wir den Programm Aufa&iz von 185B 'die «l\\.^\äOö.- ^0[Ä»Si^iö%fi'^^'

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104 LITTERATÜR.

heiten , Berlin , Hanck ; gleichzeitig schrieb Kuhn Ober die Mythen von der Herabholang des Feuers bei den Indogermanen . Beide Aufsätze sind zu gro- ßem Schriften erweitert und selbständig erschienen.

Schwartz (jetzt Gymnas. - Director in Neu-Ruppin) ließ bei W. Hertz in Berlin 1860 erscheinen: Der Ursprung der Mythologie, dargelegt an griech. und deutscher Sage (S. 299). Das Buch enthält eine Einleitung über den heidnischen Volksglauben in seiner Anlehnung an die Natur, und behandelt dann die hauptsächlichsten Thierwesen der griechischen und deutschen Götter- welt und die sich daran schließenden Mythen. Der Verf. will damit zugleich die reale Grundlage legen, auf welcher der Götterglaube der Griechen und Deutschen erwachsen ist. Es wird nachgewiesen, wie Wolken, Sturm, Blitc, Donner und andere Naturerscheinungen in mannigfaltiger Auffassung als Sym- ptome der Wesen und des Treibens einer andern Welt den Mittelpunkt aller mythologischen Gestaltung gebildet haben. Ist schon große Vorsicht nöthig bei Deutung der gefundenen Überreste unsers Volksglaubens, so läuft man hier auf diesem universellen Gebiete der Forschung leicht noch größere Gefahr, der eigenen Phantasie zu viel Spielraum zu lassen. Wir finden hier übrigens bei mancherlei kühnen und gewagten Zusammenstellungen eine besonnene Forschung und geistreiche Auseinandersetzung, mit vorwaltender Beziehung auf das Griechen- thum. Aufgefallen ist mir, daß in einem Werke über den Ursprung der Mythologie fast nur die eine Seite dieses Ursprungs in Rücksicht gekommen ist, nämlich die poetische Seite der Natnrreligion. Diese und die naturalistische Seite des Volksglaubens überwiegt in diesem wie in dem neuesten Werke des Verfassers: ^Sonne, Mond und Sterne (Berlin, W. Hertz, 1864). Letz- teres Werk ist mit Recht bezeichnet als erster Theil der poetischen Natar- anschauungen der Griechen, Römer und Deutschen in ihrer Beziehung zur My- thologie'. Es ist dies ein in seiner Art bahnbrechender Beitrag zur Mythologie und Culturgeschichte , indem das Werk den Ursprung der mythologischen Vor- stellungen im Anschluß an die Natur des weitern darlegt. Wir dürfen dabei den andern Factor nur nicht vergessen, und der ist selbst in den poetischen Naturreligionen von großer Bedeutung. Es ist hier nicht der Ort, näher darauf einzugehen ; wen es interessiert, den verweisen wir auf die Vorrede F. G. Welcker 8 zu seiner griech. Götterlehre, III. Bd. Der äußern Natur und ihren Erschei- nungen, die dem Menschen imponieren, kommt ein angeborner Sensus numinis entgegen, ein ursprüngliches Gottesbewusstsein im Menschen, auch wenn er auf der niedersten Culturstufe sich befindet. Dieser Factor sollte auch in der natür- lichen Theologie mehr betont werden.

Beide Werke Schwartzens müssen indess ein großes Interesse erwecken, nicht bloß bei Philologen , sondern auch bei Theologen , die in der Regel um diese Forschungen, die ihnen doch so nahe liegen, sich gar nicht bekümmern. Auch der Geologe wird genöthigt sein, von diesen mythol. Forschungen Kennt» niss zu nehmen, insofern die Entwicklungsgeschichte der religiösen Ideen manche Vergleichungsp unkte bietet mit der Geologie, ebenso sehr wie mit derjenigen Seite der Sprachforschung, zu der W. v. Humboldt den Grund gelegt hat.

Die S. 1 5 9 fg. besprochenen anthropomorphischen Vorstellungen von Sonne und Mond erinnern mich an eine serbische Überlieferung^ die ich vor einigen Jahren erzählen hörte. Ich habe sie nirgend gedxTxckt ^^Iviud^ii^ d.«£\»£L -^^ Vävv sie bei dieser Gelegenheit mittheilen. Sonne und lÄ-ond i^etdeo. wa. \iVo&^gÄ«is

LITTERATÜR. 105

als Weib und Mann gedacht, nur in dem S. 164 angeführten lithauischen Liede heißt es: Und als er (der Mond) sp&ter nachzog, gewann er den Morgenstern lieb. Hierüber berichtet nun die serbische Sage, wie folgt:

Einst prahlte der schöne Morgenstern ^), daß er den glänzenden Mond zum Gatten nehmen werde ')• Der Fathe, sagte der Morgenstern zu den übrigen Sternen, wird bei meiner Hochzeit Gott allein sein; meine Brautführer werden Peter und Faul sein; die ersten Gäste, die ich zur Hochzeit lade, werden der heil. Johannes und der heil. Herzog Nicolaus sein; zu meinem Kutscher werde ich den heil. Elias miethen, und damit einer da ist, der bei der Hochzeit den versammelten Gästen Geschenke austheilt, werde ich von der Wolke den Blitz ^) mir ausbitten. Was der Morgenstern da zu seinen Schwestern gesprochen, ge- schah auch : Er heiratete den Mond, Gott wurde sein Fathe, Fetrus und Paulus wurden die Brautführer, Johannes und Nicolaus die ersten Hochzeitsgäste und der heil. Elias ward Kutscher. Und als sie so an der Hochzeitstafel versammelt saßen, theilte der Blitz den einzelnen Gästen Geschenke auB: Er gab Gott das ganze Weltall, dem Petrus und Paulus schenkte er die Juliwärme *\ dem heil. Johannes gab er Eis und Schnee ^), dem heil. Herzog Nicolaus schenkte er die Freiheit auf allen Gewässern ^), und der kräftige Wagenlenker erhielt den Donner und die Feuerpfeile, daher er auch der Donnerer genannt wird ''),

2. P. Amand BaTUngarten, Aus der volksmäßigen Überlieferung der Heimat. Linz 1864. Druck v. J. Wimmer. I. Heft, 167 S., H. Heft, 100 S.

Der Hr. Verfasser, Professor in Kremsmünster, theilt uns in diesen beiden Heften manche werthvolle Beiträge zur oberösterr. Volkskunde mit, und zwar als Sonderabdruck aus den Berichten des Landesmuseums in Linz. I. enthält Mittheilungen zur volksthümlichen Naturkunde ; IL Aberglauben, Sagen, Sprüche und Lieder in oberösterr. Mundart. Im I. Hefte ist die Naturanschauung des Volkes über Himmel und Erde, die Elemente, die Jahreszeiten, Tbiere und Pflanzen reichlich vertreten. Eine nähere Ortsangabe wäre zu wünschen. Das ans den Wienern in Berlin seit langen Jahren bekannte Lied (S. 104) Kommt ein Vogel geflogen hätte wegbleiben sollen, zumal da der Text nicht treu wieder- gegeben ist. Die Wörter Schatzl oder Dierndl sind hier entfernt, und ohne diese bat das Lied keinen Sinn. Am Schlüsse des I. Heftes finden sich drei Fenersegen. Viel Werth volles hat auch das H. Heft. S. 24 bringt die alte Erzählung von dem Teufel und einem alten Weibe. Wir kennen sie aus Pfeiffer's Fredigtmärlein (Germania III); auch kommt sie vor in Keisersbergs Narrenschiff (1520 Bl. 83), in Kirchhofs Wendunmuth (l565 im 1. Thie. 866). Hans

*) Serbisch doniza, weiblich.

^ Anders im Deutschen. Nach dem germanischen Mythos war die Sonne mit dem Glenr (Glanz) vermählt.

•) Der Blitz (munja) ist im Serb. weiblich.

*) Peter und Paul fallen in der griech. Kirche in den Juli, wo die größte Hitze

herrscht.

s) Johann der Täufer fäUt in den Monat Jänner. Der Teufel hatte nach dem serb. Volksglauben die Sonne geraubt, Job. d. T. hat sie ihm durch Anwendung des Eises irieder abgenommen.

<) Der h. Nicolaus ist Patron der meisten serbischen Haiide\&BC^\nfiL^.

*) Wenn es donnert, so sagt der Serbe: Jetzt fährt EAiba &\ii ^qixlN^v^'ki.

104 LITTERATÜR.

heiten , Berlin , Hanck ; gleichzeitig schrieb Knhn Ober die Mythen von der Herabholung des Feuers bei den Indogermanen . Beide Aufsätze sind zu grö- ßern Schriften erweitert und selbständig erschienen.

Schwartz (jetzt Gymnas. - Director in Neu-Ruppin) ließ bei W. Hertz in Berlin 1860 erscheinen: Der Ursprung der Mythologie, dargelegt an griech. und deutscher Sage (S. 299). Das Buch entb&lt eine Einleitung über den heidnischen Volksglauben in seiner Anlehnung an die Natur, und behandelt dann die hauptsächlichsten Thierwesen der griechischen und deutschen Götter- welt und die sich daran schließenden Mythen. Der Verf. will damit zugleich die reale Grundlage legen, auf welcher der Götterglaube der Griechen und Deutschen erwachsen ist* Es wird nachgewiesen, wie Wolken, Sturm, Blitz, Donner und andere Naturerscheinungen in mannigfaltiger Auffassung als Sym- ptome der Wesen und des Treibens einer andern Welt den Mittelpunkt aller mythologischen Gestaltung gebildet haben. Ist schon große Vorsicht nöthig bei Deutung der gefundenen Überreste unsers Volksglaubens, so läuft man hier auf diesem universellen Gebiete der Forschung leicht noch größere Gefahr, der eigenen Phantasie zu viel Spielraum zu lassen. Wir finden hier übrigens bei mancherlei kühnen und gewagten Zusammenstellungen eine besonnene Forschung und geistreiche Auseinandersetzung, mit vorwaltender Beziehung auf das Griechen- thum. Aufgefallen ist mir, daß in einem Werke über den Ursprung der Mythologie fast nur die eine Seite dieses Ursprungs in Rücksicht gekommen ist, nämlich die poetische Seite der Naturreligion. Diese und die naturalistische Seite des Volksglaubens überwiegt in diesem wie in dem neuesten Werke des Verfassers : Sonne, Mond und Sterne (Berlin , W. Hertz , 1864). Letz- teres Werk ist mit Recht bezeichnet als erster Theil der poetischen Natur- anschauungen der Griechen, Römer und Deutschen in ihrer Beziehung zur My- thologie'. Es ist dies ein in seiner Art bahnbrechender Beitrag zur Mythologie und Culturgeschichte , indem das Werk den Ursprung der mythologischen Vor« Stellungen im Anschluß an die Natur des weitern darlegt. Wir dürfen dabei den andern Factor nur nicht vergessen, und der ist selbst in den poetischen Naturreligionen von großer Bedeutung. Es ist hier nicht der Ort, näher darauf einzugehen ; wen es interessiert, den verweisen wir auf die Vorrede F. G. Welcker's zu seiner griech. Götterlehre, III. Bd. Der äußern Natur und ihren Erschei- nungen, die dem Menschen imponieren, kommt ein angeborner Sensus numinis entgegen, ein ursprüngliches Gottesbewusstsein im Menschen, auch wenn er auf der niedersten Culturstufe sich befindet. Dieser Factor sollte auch in der natür- lichen Theologie mehr betont werden.

Beide Werke Schwartzens müssen indess ein großes Interesse erwecken, nicht bloß bei Philologen , sondern auch bei Theologen , die in der Regel um diese Forschungen, die ihnen doch so nahe liegen, sich gar nicht bekümmern. Auch der Geologe wird genöthigt sein, von diesen mythol. Forschungen Kennt» niss zu nehmen, insofern die Entwicklungsgeschichte der religiösen Ideen manche Vergleichungspunkte bietet mit der Geologie, ebenso sehr wie mit derjenigen Seite der Sprachforschung, zu der W. v. Humboldt den Grund gelegt hat.

Die S. 1 5 9 fg. besprochenen anthropomorphischen Vorstellungen von Sonne und Mona erinnern mich an eine serbische Überlieferung^ die ich vor einigen Jahren erzählen hörte. Ich habe sie nirgend gedxxicikx. ^^IviudÄii^ dvcxoGL 'w^ V^ M'e bei dieser Gelegenheit mittheilen. Sonne und "Mond i«wd«n V^^^^\«a.

LITTERATÜR. 105

als Weib und Mann gedacht, nur in dem S. 164 angeführten lithauischen Liede heißt es: Und als er (der Mond) sp&ter nachzog, gewann er den Morgenstern lieb. Hierüber berichtet nan die serbische Sage, wie folgt:

Einst prahlte der schöne Morgenstern ^), daß er den glänzenden Mond zum Gatten nehmen werde '). Der Fathe, sagte der Morgenstern zu den übrigen Sternen, wird bei meiner Hochzeit Gott allein sein; meine Brautführer werden Peter und Faul sein; die ersten Gäste, die ich zur Hochzeit lade, werden der heil. Johannes und der heil. Herzog Nicolaus sein; zu meinem Kutscher werde ich den heil. Elias miethen, und damit einer da ist, der bei der Hochzeit den versammelten Gästen Geschenke austheilt, werde ich von der Wolke den Blitz ^) mir ausbitten. Was der Morgenstern da zu seinen Schwestern gesprochen, ge- schah auch : Er heiratete den Mond, Gott wurde sein Fathe, Fetrus und Faulus wurden die Brautführer, Johannes und Nicolaus die ersten Hochzeitsgäste und der heil. Elias ward Kutscher. Und als sie so an der Hochzeitstafel versammelt saßen, theilte der Blitz den einzelnen Gästen Geschenke aua: Er gab Gott das ganze Weltall, dem Petrus und Paulus schenkte er die Juliwärme *\ dem heil. Johannes gab er Eis und Schnee ^), dem heil. Herzog Nicolaus schenkte er die Freiheit auf allen Gewässern ^), und der kräftige Wagenlenker erhielt den Donner aud die Feuerpfeile, daher er auch der Donnerer genannt wird '^.

2. P. Amand Baumgarten, Aus der volksmäßigen Überlieferung der Heimat. Linz 1864. Druck v. J. Wimmer. I. Heft, 167 S., U. Heft, 100 S.

Der Hr. Verfasser, Professor in Kremsmünster, theilt uns in diesen beiden Heften manche werthvolle Beiträge zur oberösterr. Volkskunde mit, und zwar als Sonderabdruck aus den Berichten des Landesmuseums in Linz. L enthält Mittheilungen zur volksthümlichen Naturkunde ; IL Aberglauben, Sagen, Sprüche und Lieder in oberösterr. Mundart. Im I. Hefte ist die Naturanschauung des Volkes über Himmel und Erde, die Elemente, die Jahreszeiten, Tbiere und Pflanzen reichlich vertreten. Eine nähere Ortsangabe wäre zu wünschen. Das aus den Wienern in Berlin seit langen Jahren bekannte Lied (S. 104) Kommt ein Vogel geflogen hätte wegbleiben sollen, zumal da der Text nicht treu wieder- gegeben ist. Die Wörter Schatzl oder Dierndl sind hier entfernt, und ohne diese hat das Lied keinen Sinn. Am Schlüsse des I. Heftes finden sich drei Feuersegen. Viel Werthvolles hat auch das H. Heft. S. 24 bringt die alte Erzählung von dem Teufel und einem alten Weibe. Wir kennen sie aus Ffeiffer's Predigtmärlein (Germania III); auch kommt sie vor in Keisersbergs Narrenschiff (1520 Bl. 83), in Kirchhofs Wendunmuth (l565 im 1. Thle. 866). Hans

') Serbisch doniza, weiblich.

^) Anders im Deutschen. Nach dem germanischen Mythos war die Sonne mit dem Glenr (Glanz) vermählt.

•) Der Blitz (munja) ist im Serb. weiblich.

*) Peter und Paul fallen in der griech. Kirche in den Juli, wo die größte Hitze herrscht.

^) Johann der Täufer fällt in den Monat Jänner. Der Teufel hatte nach dem serb. Volksglauben die Sonne geraubt, Joh. d. T. hat sie ihm dnxck ksrNeütoDi^ ^'sä ^vsää wieder abgenommen^

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106 LITTERATUR.

Sachs hat den Gegenstand als Faßnachtspiel behandelt (Fol. !!• 4, 9 aus dem J. 1545). S. ferner Luther's Tischreden (Cap. 86). Das vom Hm. Verf. mit- getheilte unterscheidet sich von allen dadurch, daß der Schluß legendisch ist, um zu zeigen, warum die alten Weiber Teufelsköpfe haben. Die S. 48 vor- kommende Redensart einen auf den Hetscherlberg wünschen bezieht der Verf. auf den ötscher. In meinen Mythen S. 155 ist mehr darüber mitgetheilt. Sollte nicht bei ^Hetscherlberg' an Hetscherl, d. i. Hagebutten (^Hetschepetsch') gedacht werden können?

Im Interesse der deutschen Volks- und Alterthumskunde w&re zu wünschen, daß diese Mittheilungen in aller Form in den Buchhandel kämen, und alsdann w&re ein Register durchaus nothwendig. Eine Fortsetzung wäre schon darum sehr erwünscht, weil Oberösterreich in dieser Hinsicht noch unvertreten ist, und, wie diese Mittheilungen beweisen, viel Originelles enthält.

Aberglauben und Gebräuche ans Böhmen und Mähren, gesammelt und

herausgegeben von Dr. Jos. Virg. Grohmann. 1. Bd. Prag, bei Calve. 1864. S. 247. Als II. Bd., 2. Abth. der Beiträge zur Geschichte Böh- mens, auf Kosten des Vereins för Gesch. der Deutschen in Böhmen.

Der Herr Verfasser benutzt seine unfreiwillige Muße, um die Beiträge far die Sagen- und Volkskuode Böhmens und Mährens fortzusetzen. Der Verein in Böhmen , der sich die Aufgabe gestellt hat^ die Geschichte der Deutschen aufzuhellen und die darauf bezüglichen Quellen zu sammeln, hat auch sein Augenmerk auf die Sage, Gebräuche und den Aberglauben des Volkes gerichtet. Dasselbe geschieht in Salzburg, während es in Wien erst vor kurzem einem der zahl- reichen Vereine eingefallen ist^ sich auch mit dieser Quelle für die Gulturgeschichte des Landes zu beschäftigen. In Böhmen tritt freilich noch das ethnographische Inter- esse hiezu, indem einestheils der Naturglaube und die Sitte der deutschen Be- völkerung auf die angrenzenden Stämme hinweist, und anderntheils sich auch hier zeigt, wie sehr sich Deutsche und Czechen seit Jahrhunderten gleichsam in einander gelebt haben. Da über die Alterthumskunde der slavischen Stämme noch so wenig Zuverlässiges vorliegt, so ist es schwer zu sagen : das ist deutsch, das ist slavisch. In der Vorrede (VI) z. B. meint Hr. Grohmann, das Schmeck- ostern und Todaustreiben entstammen slavisch er Sitte, während ich bei Marburg in Hessen das Schmackustern ebenfalls gefunden habe (vgl. Vernaleken, Mythen 300, Kuhn nordd. Sag. 3 7 8). Über das Todaustreiben in Bayern vgl. Panzer 2, 7 3. Von großem Vortheile ist es, wenn ein Sammler auch mit dem in diesen Gegenden heimischen slavischen Dialekte vertraut ist und das darin Geschriebene (z. B. von Hanns, Erben, Eulda und Jiriöek) mit Vorsicht zu benutzen versteht. Der Herausgeber hat mit großem Fleiße alles zusammengetragen, was sich auf die Gebräuche und den Aberglauben bezieht und vieles aus mündlicher Über- lieferung geschöpft, namentlich über Götter und Dämonen^ Sonne, Mond, Natur- erscheinungen, Thiere, Pflanzen, Kinder, Hochzeit, Haus und Hof, Krankheiten, Tod , Zauber u. s. w. Noch bleibt aber vieles zu ergänzen , was sich auf die Festzeiten, die gesellige Sitte und die Volksbelustigungen bezieht, in die sich viel KirchVicheB eiDgemengt hat, z. B. über den Fuchssonntag, Todtensonntag, die Gebräuche in der Charwoche u. a. Der H.eTauB^e\)^T &c^^m\> ^\^^ ^öct «väkb. zweiten Band aufbewahrt zu. haben. Im Ganzen ^«t^eiv \ÄaT \^^^ '!&\«bxsäyq.

UTTERATÜE. lO"?

gegeben. Ein ausführliches Sachregister erleichtert das Nachschlagen. Möge der Verein den andern Band bald folgen lassen.

WIEN, im MSrz 1865. THEODOB YEBNALEEEN.

n.

Handbuch der dentsohen Mythologie mit Einschluß der nordischen.

Von Karl Simrock. Zweite sehr vermehrte Auflage. Bonn, Marcus 1864. X und 681 SS. 8.

Das vorliegende Buch ist hinlänglich bekannt, und es wird jeder, der es gelesen und gebraucht, darQber bereits seine Meinung gebildet haben. Die neue Auflage bietet von der frOhern keine wesentliche Verschiedenheit; Grundanschauung, Anlage und BeweisfClhrung sind mit geringen Ausnahmen die nämlichen geblie- ben und gew&hren daher keine Veranlassung zu abweichender Beurtheilung. Es ist daher gleichgiltig, wie in dieser Beziehung die Ansicht des Ref. ausfällt, die übrigens sich der Mehrzahl der zu seiner Kenntniss gekommenen Urtheile an- schließt, d. h. eine sehr beifällige ist, so daß ihm nur übrig bleibt auf Einzel- nes hinzuweisen, was entweder bei dieser neuen Auflage eine besondere Erwäh- nung zu verdienen scheint oder auch, wenn bereits in der frühem enthalten, Anlaß zu näherer Besprechung bieten möchte. So z. B. hat zwar Ref. oben bemerkt, daß das Buch wesentlich das nämliche geblieben ist; indess meldet es sich jetzt nicht ohne Grund als ein sehr vermehrtes an. Schon der äußere Um- fang zeigt dies zur Genüge, indem nicht nur die Zahl der Seiten eine größere geworden, sondern auch letztere selbst bedeutend mehr enthalten als früher. Sieht man dann näher zu, so findet sich, daß besonders §.82 Örwandil und der Apfelschuß eine beträchtliche Erweiterung erbalten hat; Gleiches findet statt bei dem §.90 'Wali und Skeäf', der jetzt aus den frObern §§. 90 Wali und 102 Freyr und Skeäf zusammengeschmolzen und überdies stark vermehrt erscheint, so wie endlich am Schluß vier neue Paragraphe hinzu gekommen sind, nämlich 140 Rechtsgebrauch, 146 ^häusliche Feste, Geburt , 147 'Hochzeit and 148 Bestattung. Außerdem aber bieten sich in dem ganzen Buche zahl- reiche, oft bedeutende Zusätze und Verbesserungen, welche zwar meist die Grund- ansichten desselben unangetastet lassen, jedoch größtentheils als wahre Vervollkomm- nungen desselben betrachtet werden mQssen. Allerdings lässt sieh gegen manches Einspruch erheben, so z. B. hat Ref. sich nie mit der Ansicht befreunden können, als seien unter Widars Schuh gute Werke zu verstehen. Simrocks jetziger Zusatz zu Ende von S. 188, der zwar an und für sich richtig ist, vermag ihm, abgesehen von allem albernen confessionellen Zank noch immer keine andere Ansicht beizubringen. Was auch die ursprüngliche Bedeutung der weggewor- fenen Lederschnitzel, so wie von Widars Schuh gewesen sein mag, jedesfalls dünken dem Ref. die von Simrock zur Unterstützung seiner Ansicht angeführten Deutungen des Todtenschuhes, so wie der schottische Glaube und ähnliches nur eine spätere, christlicher Anschauung entsprungene Erklärung unverständlich gewordener heidnischer Gebräuche zu sein , wie dies ja so oft vorkommt. Ref. ist weit entfernt auf Zänkereien oben erwähnter Art eingeben zu wollen, kann jedoch bei dieser Gelegenheit nicht unterlassen, verwundert den Kopf zu schüt- teln Ober die vom Verf. S. 408 ausgesprochene MeVtiWTv^, ^«S^ «vOct Ti-Ko^vSo. nichts TadeJnawertbßß daran finde, einen heidni8c\ieii C\iU> ^^m ^^"^ ^ ^^ ^^^'^ entsagen wollte, durch Aufatellung einer aus der l.M^t ^e^xV^^tv^t^ ^^5^^-^^^^

108 LITTERATÜR.

'christlich (?) nmzubilden , und wenn er dann dies Verfahren mit der Umgestal- tung heidnischer Tempel in christliche Kirchen vergleicht, ein Vergleich, der indess durchaus unpassend ist. Jedoch genug hierüber. Dagegen will Ref. hier noch kurz bemerken, daß ihm trotz der entgegen stehenden Ansicht Dietrich's, der sich auch Simrock anschließt, noch immer scheint, als ob in der Völuspa christlicher Einfluß durchblickt und ihr deshalb eine sp&tere Abfassungszeit zu- gelegt werden müsse. Ferner ist dem Ref. der Gebrauch aufgefallen , den S. von der Länge des nordischen Winters macht, der je nach Umst&nden bald sieben, bald acht, bald neun Monate dauern soll (s. S. 822. 874. 882* 848). Was ist nun das Richtige?

Was die sonstigen oben erwähnten Zusätze betrifft, so will Ref. zu §.82 (S. 267) hier folgende Stelle aus einer Arbeit Garcin de Tassy's anfahren, wo es heißt: ^On a souvent consideri comme une Ugende fdbüleuse Vhistoire de la pomme que Guillaume Teil dut frapper d*une flkche sur la tite de son propre fils. Ce qui donne de la probabiliU ä cette opinion^ c^est que la m^me histoire se troüve dans le Mantic qui a etd dcrit dans le douzüme silcle ainsi que dans les chro- niques de la Scandinavie, Voici cette anecdote» Un rot eminent affectionnait un egclave dont la beaute avait attiri son attention, II lui itait tellement attache quü ne pouvait rester sans s^en occuper, II lui donnait le premier rang sur ses autres esclaves; il t avait toufours devant ses yeux, Lorsque le rot s*amusait a tirer des flkches dans son chäteau, cet esclave tressaillait de peur, parceque le rot prenait pour but une pomme qü*il lui mettait sur la tite, Or , lorsque le rot fendait cette pomme ^ V esclave itait malade de frayeur, -— Au surplus il parcnt que la chose est quelquefois pratiquee encore en Orient par etJiäbiles tireurs, Ainsi , dans un des chants populaires persans publiis par AI, Chodzkoy un domestique se plaint de ce que son maitre mettait une rose sur sa tete et s'en servait de cible pour de- charger son fusil^. La Poesie philosophique et religieuse chez les Persans, d*aprhs le Mantic Uttair etc, par G. de T. 3^' id, Paris 1860 p, 37, Vgl. Grimm D. M. 855, zweite Anm., die durch das eben Angeführte Bestätigung erhält. In den neu hinzugekommenen Paragraphen heißt es unter anderem S. 553: In der Edda wird erzählt, wie der Niflungehord zu Stande kam: zur Mordbuße für Hreidmars Sohn, den drei Äsen auf ihrer Jagd in Ottergestalt erlegt hatten. An die Stelle des Goldes tritt bei manchen Bußen Getreide, dessen goldene Körner auch sonst dem Golde verglichen werden . Hierzu gehört auch die Bemerkung S. 87 8: ^Das Hüllen und Füllen ist nach RA. 6 71 altes Recht bei der Mordbuße oder dem Wergeid. Da man aber mit der Redensart die Hülle und die Fülle einen großen Überfluß zu bezeichnen pflegt, so war die Eddische Erzählung, als sich die Redensart bildete, in Deutschland noch unvergessen . Letzteres ist jedoch keineswegs die nothwendige Folge; denn die Redensart kann sich aus dem Rechtsgebrauch ge- bildet haben. Wie weit verbreitet übrigens derselbe einst gewesen sein muß, erhellt daraus, daß er sich sogar jetzt noch bei den Timannis (östlich von Sierra Leona) findet, in Bezug auf welche berichtet wird: Les dipendans de quelques chefs sont Obligos de leur fournir annuellement autant de riz quHl en faut pour couvrir le sommet de leur tite, eux itant ddbouty en plein atr, et le riz eniasse comme on /erait d*une Charge de pistoUt pour cac?icr la halU dans la paume de /a main\ 8. Laing'B Reise nach Timanni u. b. w. 1%^^^ >ö«v K>Jö«s\»-^Qu\femwBX^ Biblwtbdque univeraeUe des voyages vol. 28 p. 40. "^d^. *Äß>D^ iio^ii ^«äk^^ %

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Orient und Occident 2, 682. Da Ref. hier den Abschnitt HL ^Gottesdienst' berührt hat, so will er auch noch einige weitere Bemerkungen in Bezug auf denselben hinzufügen und zwar zuvörderst eine nicht eigentlich die Mythologie betreffende. Simrock erw&hnt nämlich S. 512 Walther *8 Yermächtniss, und dabei fUlt dem Ref. die berüchtigte Semmelgeschichte ein. Wie weit die- selbe begründet sei, ist noch nicht genügend festgestellt, weshalb es vielleicht nicht ohne Interesse sein dürfte, zu erfahren, daß auch anderwärts und zwar schon viel früher dafür Sorge getragen wurde, die Canonici gewisser Kirchen mit Semmeln zu versorgen , wozu man reichliche Renten aussetzte. Von dem Lütticher Bischof Waso wird nämlich berichtet: liem Van müh et. LV. ordinal li evesque Waso les pains de semhle que ons envoiat as canoinez de son englise et le donoit ons plusettrs fois t an. IX. fois. et assenat le rentez plantineusement et chu fist ilh par grant honour. S. Jean d'Outremeuse Ghronique de Li^ge vol. n. fol. 28l\ Bibl. de Bourgogne no. 19804. Ferner heißt es bei Simrock S. 518: Für die Vorstellung, zu welcher Sigrdr. 8 Anlaß giebt, als h&tten die Deutschen sitzend gebetet, könnten deutsche Gräber sprechen, welche die Todten in sitzender Stellung zeigen. Diese Deutung ist jedoch nicht so ansprechend wie jene andere D. M. 1220 angeführte, wonach diese auffallende Behandlung der todten Leiber vielleicht den Menschen wieder in dieselbe Lage versetzen solle, die er vor der Geburt im Schöße der Mutter eingenommen habe. So wäre die Rückkehr in die mütterliche Erde zugleich Anzeichen der künftigen neuen Geburt und Auferstehung des Embryons . Man vergleiche hierzu die tref- fenden Bemerkungen bei Bachofen, Gräbersymbolik der Alten S. 891 cf. 91 und dessen Mutterrecht 8. 16^, wo dieselbe Begräbniss weise auch bei den Troglo- dyten nachgewiesen wird. Sie findet sich übrigens noch jetzt in König- Georgs- land (Südktlste von Keu-HoUand) , worüber berichtet wird : Les funerailles sont accompagnies de lamentations bruyantes, On creuse une fosse de quatre pieds de long, trois de large et six de prqfondeur, au bas de laquelle on depose une icorce de rameaux verts, et le corps par dessusy enveloppe de son manteau, les genouz repliis vers la poitrine et les Iras crois^; on couvre le tout de branches etc.' S. Albert-Mont^mont 1. c. vol. 18 p. 42 (nach Scott-Nind). Über die S. 526 erwähnte Hegung durch einen Seidenfaden (vgl. 595 Brautseide ) hat Ref. im Fhilologus Bd. 19 S. 582 ff. gesprochen und Nachträge in seiner Anzeige von Simrocks Edda 8. Aufl. in den Gott. Gel. Anz. 1865 gegeben. Der kalte Stein, welcher nach dem Yolksreim der Regen spendende heilige Severin in den Rhein warf (s. S. 542) erinnert an den Regenstein, über welchen vgl. den Ref. in den Heidelb. Jahrb. 1868, S. 584; füge hinzu Oppert Fresb3rter Johannes. Berlin 1864, S. 104, vgl. 102, Anm. 2. In Betreff des S. 579 besprochenen Osterhasen, der die Ostereier legen soll, so wie der phallischen Bedeutung der rothen Farbe vgl. Bachofen, Gräbersym- bolik, im Register s. w. Hase, Ei und Roth. Daß die S. 582 erwähnte Sage von dem wandelnden Walde (worüber vgl. Grundtvig, Danmarks Gamle Folkeviser 1, 278 Anm. und den Nachtrag ebend. 427^) den von Simrock ver- mutheten Ursprung habe, ist nicht wahrscheinlich, da sie sich auch bei den Arabern findet; s. Frey tag, Arabum Froverbia 2, 86 no. 87, wo es heißt** ^ Onager sanguinem suum mapis custodit. De eo dicitur qui muUum ccroel^ wva^w ^niag guam mazime cautus est Proverbium hoc mulier i Sarlca Aljemama\^ «^^V /a/of ascn'Mur. Viderat e longinquo hostea advenieait^^ quorum quWxbet ramo a«.

110 LITTERATUR.

tegehaty ut sylva accedere videretur. Cujus de re certiores facti socü qvum ejus verbis ßdem non haherent et ipsa fugientem onagrum eodem tempore conspexisset, dixit: Onager sanguinem suum magis custodit, quam pastor in grege sua. Die Sitte des MailehnSy die Simrock S. 583 bespricht (vgl. auch oben Bd. I, 8. 64), wird wohl einst einen andern Sinn gehabt haben und aus einer Zeit stammen, wo die Mädchen dem Meistbietenden zur Ehe überlassen wurden, wie dies Herodot 1, 196 von den Babyloniern und illyrischen Venetern bericbtet, 80 daß sich auf ein hohes Alter und weite Verbreitung dieses Gebrauchs schließen lässt. In Betreff des S. 585 erwähnten Gadebasse vgl. den Ref. in den Heidelb. Jahrb. 1864 S. 827, woraus erhellt, daß auch der nach D. M. 748 (Simrock 27 1) in der Halberstädter Procession umgefQhrte Bär ursprünglich ein Eber gewesen sein wird, wie auch St. Stephan (= Frö) vermuthen lässt; und deshalb wird ferner bei dem D. M. 745 erwähnten Wildifer (Wildefor) nicht die Bärenhaut, sondern der Name das Ursprüngliche und letztere nur später hinzugefClgt sein, um einen vermummten Tanzbären zu erhalten. Übrigens scheint auch Grimm 1. c. irrthümlich das dän. basse für ursus genommen zu haben. Diese Bemerkungen boten sich dem Ref. gelegentlich des oben erwähnten letzten Abschnittes des vorliegenden Buches. Was die frühern betrifft, so will er noch folgende Einzelheiten hinzufügen, die vielleicht zur Bestätigung oder Berichtigung verschiedener Funkte dienen dürften. So gleich zu S. 2 1 eine Sage der Eingeborenen auf den Fhilippinen , wonach vor Erschaffung des Himmels und der Erde ein Mann, Namens Funtan, den leeren Raum bewohnte und bei seinem Tode seine Schwester beauftragte, aus seiner Brust und seinen Schultern Himmel und Erde, aus seinen Augen Sonne und Mond, und aus seinen Augen- brauen den Regenbogen zu machen; s. Nouveau Journal asiat. 8, 88. Hierher gehört auch ein chinesischer Mythus, welcher so lautet: At the death of Pwan- kooj a creature of the Yin-Yang (». e. the Dual prindple), his breath was changed into wind and clouds; his voice into thunder ' peals ; his right eye became the sun; his left^ the moon ; his members , the four polesy and the ftoe mountains ; his blood and humourSy streams and rivers; his sinews and arteries^ the terrestrial globe; his ßeshj land and acres ; the hair of his head and whiskers, the stars ; the hairs of his skin, plants; his teeth and bonesy metal-rock; his marrowy pearl and precious stones; his flowing Perspiration^ rain; and the insects which stuck to his body^ the btack'haired people (Chinese?), S. Remarks on the Yih-She, a Historical Work of the Chinese in Fifty Yolumes, by the Rev. G. Gutzlaff im Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain äiid Ireland 8, 278. In Betreff des Nobiskruges (S. 16 O) s. eine Abhandlung des Ref. im Fhilologus Bd. 20, S. 378 ff.: ^Ein alter Brauch, wozu er hier noch hinzuf)lgen will, daß auch in der Nähe der heiligen Stadt Mesched in Ehorassan sich auf dem Wege von Nischapur her eine Anhöhe, Salem- Sepessi (Hügel des Heils) genannt, befindet, von der Folgendes berichtet wird: Chaque pilSrin regarde comme un devoir reli- gieux de marquer son passage par ce col en ajoutant une ou plusieurs plaques d^ar- doises, trh'Communes dans ces montagneSf aux debris de la mime röche (d. i. Stein- art) empiles par lef( pieux pr^dicesseurs en nombreux pyramides au sommet de la montagne du salut! S. Le Tour du Monde 1861, H"* sem. p. 278. Mh der von Simrock S. 222 angeführten Oervaroddssage vergleiche man die ähnliche serbische (s. Maßmann, KaiaeTcbTornk ^^%1Q^^ ^^x^\!k ^OtiVaSk ^<^doch e/ae abweichende Wendung erhalten bat, obwohl m "bev^^ti ^uv ^OoAA^ «oä mw<^-

LITTEEATÜß. 111

tige Rolle spielt und in letzterer gleichfalls eine Schlange vorkommt, wie in der nordischen Sage. Die serbische scheint ans zwei ganz verschiedenen Theilen zusammengeschweißt. Die von Simrock a. a. O. ans den 700 nützlichen Historien mitgetheilte Geschichte stammt ans Aes. Kor. 264 (Palm 849) Ilais %al 7cati]Q ; vgl. B. Waldis 3, 40 Vom Jüngling und einem Löwen' und dazu Kurz *). In Betreff des Sonnenhirsches (S. 303, 353 ff.) will Ref. darauf hinweisen, daß auch bei den Bothh&uten der Sonne das Bild eines Hirsches ge- weiht wurde, s. J. G. Müller > Gesch. der amerik. Urreligionen 8. 70, so wie daß die Sonne bei den arabischen Dichtern als Gazelle bezeichnet wird; 8. F. G. Bergmann, Les Chants de Söl (Solar liod) Strasb. et Paris 1858, p. 110, der auch darauf hinweist, daß in den semitischen Sprachen der Aus- druck Hörn von den Lichtstrahlen gebraucht wurde, wodurch sich also die Tödtung Beli's vermittels eines Hirschhorns vielleicht erklären möchte. Bergmann selbst deutet freilich letztere auf ganz andere Weise; s. dessen Fascination de Gylfi (Gylfaginning) ebendas. 1861, p. 808 f. Was die Geschwisterehe anlangt, der wir bei Niördr und Freir begegnen (Simrock 341. 342), so ist zu bemerken, daß sich hierin der Überrest einer einst weit verbreiteten Sitte wieder- findet, über welche zu vergleichen Bachofen, Mutterrecht im Register s. v. Schwe- ster (Schwesterheirath). Hinsichtlich der S. 850 angeführten zwei Sagen vom Ertrinken im Faß bemerkt S. ganz treffend, daß darin der Mythos von dem Sonnengott, der allabendlich in den Fluthen des Meeres untergeht, nicht zu ver- kennen sei; ferner aber möchte Ref* daraus auch auf uralte, dem Sonnengott durch Ertränken in Fässern dargebrachte Menschenopfer schließen, woraus dann eine gleiche Todesstrafe hervorgieng, die noch im 16. Jahrh. in Gebrauch war; so heißt es in der Geschiedeniss van Antwerpen etc. bewerkt door Mertens en Eorfs. Antw. 1848 vol. IV. p. 50: Vier dagen te voren [i. e. 6. Juli 155 7] had men op het Steen [dem alten Stadtgefängniss zu Antwerpen] vier herdoopte vrouwlieden in een wynvat verdronken; wodurch also die aus Shakespeare bekannte Sage von dem in einem Weinfasse ertränkten Herzog von Glarence, dem Bruder Richard's HL, einen historischen Grund gewinnen dürfte. Über Todesstrafen als Nachahmungen von uralten, einst bei Menschenopfern zur Anwendung ge- kommenen Tödtungsweisen s. den Ref. in Benfey's Orient und Occident 2, 374 ff. Warum bei dem Umzüge des Isisschiffes in Deutschland besonders die Weber und Tuchmacher und dann wieder die Frauen als die vorzugsweise webenden eine so hervorragende Rolle spielten (S. 888 f. vgl. 555), erklärt sich daraus, daß man alle großen Naturmütter als webende Gottheiten aufgefasst findet und

*) Ebendas. führt S. nach der Orkneyingasaga (steht auch In Heimskringla s. D. M. 874) an, daß Sigurd das Haupt des erschlagenen Schottenfürsten an den Steig- bügel (Sattel, sldgolar) band. Dies war eine alte und weitverbreitete Sitte, s. Grimm, Gesch. d. Spr. 141; füge hinzu Diod. 5, 29, der von den alten Galliern sagt, daß sie die Köpfe der getödteten Feinde den Pferden um den Hals hängten; vgl. Strabo p. 197. Gleiches findet sich in einem bretonischen Volksliede bei Villemarqu^ 4'' ^d. 1, 159 und fand sich auch in einem norwegischen, das aber jetzt verloren ist; s. Grundtvig Dan- marks Gamle Folkeviser 2, 644^ in welchen beiden der Sattel genannt wird, während es wieder in einem hinterindischen (anamitischen) Volksgedichte heißt; ^Van-tien.,. suspend la tite de son ennemi au cou de son chevaV S. Journal asiat. VI"' s^r, 3^ I5S und ebenso wird in SadVs Bostan , übersetzt von Graf 1 , \2.^ , ^«em. ^'Ci^'Sö. "Ä-^^a. vssä- gesandten Mörder, als er zurückkehrt, entgegengerufen: ^'Waxxxm \a\. mOcÄ. ^^va^Q»^^ ans Pferd gebunden ?'

112 LITTER ATUR.

deshalb auch die Saltlsche Göttin Erfinderin and Beschützerin der Weberei ist. Man sehe hierüber die schöne Ausführung von Bachofen, Gräbersymbolik 808 bis 815; femer das Register s. v. Weben. Auf die Gefahr hin , eine an- sprechende Combination Simrock's zu zerstören (S. 451), möchte Ref. den Namen des Meisterdiebes Ägez nicht von Oegir^ sondern von dem ahd. agalstra (Elster, pica) ableiten, woraus auch das wallon. aguese herstammt. Grandgagnage in seinem 'Dict. de la langue walonne hat hierüber Folgendes: Aguese (pie),.. ancien fran^. agace^ iL gazza. De P ancien haut allem, agalastra, dont la forme ahregie agaistra se trouve ap. Ducange v, Migale; moy. h, allem, agelster^ ancien has sax. agastria, holL aakster eic. Die diebische Natur der Elstern ist bekannt und daher nicht zu verwundern, wenn einem Meisterdiebe der Name Elster gegeben wurde. Ob man hierbei auch an das zauberische Wesen dieses Vogels dachte (vgl. Simrock 498), bleibt dahingestellt. Der S. 478 (nach D. M. 47 9) erwähnte Shellycoat ist kein Hausgeist, sondern ein Wassergeist, über den W. Scott in der Einleitung zur Minstrelsj of the Scottish Border bemerkt : 'Shellycoat^ a spirit toho resides in the waters ^ and has given his name to many a rock and stone upon the Scottish coast. Sein Name wird also wohl Muschel- rock bedeuten, nicht Schellenrock . Hat überhaupt shell auf englisch die Be- deutung Schelle ? vgl. jedoch Müllenhoff, Sagen u. s. w. Anm. zu S. 319. Was die von S. 484 erwähnte Sage vom Mäusethurm betrifft, bei welcher Gelegenheit des Ref. Besprechung derselben in der Zeitschr. f. d. Myth. ange- führt wird, will Ref. auf die Nachträge dazu in seiner Anzeige von Grohmann*s Apollo Smintheus in den Heidelb. Jahrb. 1862, S. 985 ff. verweisen, wobei er seine dort ausgesprochene Meinung wiederholen muß, daß er nämlich seine Deutung des in Rede stehenden Sagenkreises zwar keineswegs für die einzig mögliche halte, daß sie ihm aber bis jetzt noch nicht widerlegt scheine. Daß Mäuse oft für Seelen stehen, thut hierbei durchaus nichts zur Sache. Die Sage in ihrer jetzigen Gestalt ist eben nur aus einer spätem Deutung einer uralten, unverständlich gewordenen Sitte hervorgegangen. Doch kommt Ref. hierauf wohl ein andermal ausführlicher zurück und bemerkt nur noch, daß das von S. ange- fahrte holl. meisje nicht sowohl Kind überhaupt, sondern Mädchen bedeutet und mit Maus, holl. muis in keiner etym. Verbindung steht; vgl. Gramm. 8,6 8 5. Hiermit will Ref. schließen, sich Anderes zu eingehenderer Erörterung für andere Gelegenheit vorbehaltend, will jedoch nicht unerwähnt lassen, daß das Register hätte vollständiger sein können, sowohl in der Zahl der darin ent- haltenen Artikel, wie in den Verweisungen selbst der letztem, die oft an mehr Stellen als den angegebenen besprochen sind, so wie andererseits der Druckfehler in dem Buche nicht wenige und oft störende sind, namentlich in den Zahlen, wozu auch gehört, daß im Text wie im Register nicht selten Zahlen der frühern Aus- gabe, die jetzt abgeändert werden mußten, stehen geblieben sind; z. B. S. 226, Z. 14 statt 228 1. 201 u. s. w. u. s. w. So auch beziehen sich S. 70 die Zahlen 405. 408 auf die erste Ausgabe der Edda, die Zahl 488 auf die dritte. Ferner muß es S. 128 Z. 4 v. u. heißen um Lucifer's Kette ; vgl. hierzu J. V* Grohmann, Aberglauben und Gebräuche aus Böhmen und Mähren, Frag 1864, Bd. I, S. 27 no. 188; S. 856 Z. 5 v. u. 1. 'Natur der Verbundenen' —7 und S. 361 Z. 2 v. o. 1. von Freya auf Frigg.' Doch genug hiervon. Lieber will Ref. mit dem Ausdruck seiner Freude schließen, daß Simrock's Ar- beit jetzt in einer so bedeutend vervollkommneten Gestalt auftritt, und den

LTTTERATÜB. 113

Wansch hinzoftlgen, daß es dem Verfasser vergönnt sei, sie noch oft anf die- selbe Weise zu emeaern*

LÜmCH. FELIX UEBBECHT«

Über den Ursprung nnd die Bedentang des Namens Germanen von

E. A. F. Mahn. Berlin, Dümmler. 1864.

Daß Mahn, der die geographischen Namen so schön ans den sogenannten keltischen Sprachen erklärt, meine Deutung des Namens Oermani annehmen würde, habe ich nie zu hoffen gewagt, nnd es kann mich daher nicht über- raschen, daß er mich Ton seinem Standpunkte aus widerlegt. Er Terfilhrt dabei aufrichtiger und unbefangener, als Eeltologen zu thun pflegen ; er will nicht mit Pfiffigkeit oder Gewalt seine Ansicht in die Stellen der Alten hineintragen, son* dem er gibt zu, daß die Meinung der Alten eben die sei, welche ich sonder- barerweise für die richtige halte, aber er kann es nicht begreifen, wie man der modernen Etymologie gegenüber auf die Meinungen der unwissenden Alten das geringste Gewicht legen kann. Die Sache stellt sich also sehr einfach. Auf einer Seite steht meine Ansicht, gestützt auf Thatsachen und ausdrückliche An- gaben der Alten; auf der andern Seite steht, die Ansicht Mahns, gestützt auf die scharfen und festen Principien der etymologischen Sprachwissenschaft'. Nicht weniger als fünf keltische Etymologien des Namens Oermani werden Torgebracht. Die erste derselben scheint dem Verfasser zweifelhaft; aber die vier andern sind Yortrefflich und eigentlich untadelhaft , alle durch die bekannten scharfen und festen Principien nenkeltischer Sprachwissenschaft gewonnen. Unbegreiflich ist es mir, wie Mahn dazu kommt; am Schluß seines Schriftchens mich öffentlich aufzufordern, deren noch weitere zu liefern. Ich habe mich allerdings dazu er- boten, falls die Herren in Verlegenheit komlnen. Nun sagt zwar Mahn, ich bin in Verlegenheit', aber das ist ja nicht wahr. Er mit seinen vier ausgez^h- neten Etymologien hat kein Recht, von mir noch weitere zu verlangen. Bei- läufig will ich aber eine Ungenauigkeit, die mir entschlüpft ist, berichtigen. Ich sage, Zeuß habe den Namen als ^kleine Nachbarn' erklärt; das ist allerdings ungenau. Zeuß sagt, Germani sei ein Compositum aus ger und man: ger be- deutet vicinus und man parvus'; also sollte man meinen, daß german bedeute vicinuB parvus'; allein Zeuß meint, das Wörtchen man in german sei nicht das bekannte man parvus , sondern ein anderes von unbekannter und unmerklicher Bedeutung.

Mahn spricht nicht nur gegen meine Erklärung des Namens Germania sondern er findet auch noch Raum, einige Beispiele der mir eigenen Flüchtig- keit, die das genaue Zusehen scheut' vorzulegen. Man wird erwarten, daß Mahn Bclbst im genauen Zusehen um so sorgfältiger sei. Leider ist es nicht der Fall : er beschuldigt mich, eine Stelle aus Appian falsch verstanden zu haben, ohne aber selbst die Stelle anzusehen, sondern mit Berufung auf einen Artikel in Herrig's Archiv. Es diene ihm also zur Nachricht, daß der unglückliche Schrei- ber jenes Artikels seine Übereilung bitter bereut und mich um Verzeihung ge- beten hat. Ich verlange nicht, daß Mahn dasselbe thue, und es thut mir leid, daä ich einem Gelehrten von Verdienst diese Beschämung nicht ersparen kann.

HEIDELBEBG, Februar 1865. A, HOLTZMANN.

aEBMANlA X. %

in LTTTERAlTUR.

BibliflOlies WÖrterbuCil , enthaltend eine Erklärung der alterthümlichen and seltenen Ausdrtluke in M. Luther's Bibelübersetzung. Für Geistliche und Lehrer. Von W. A. Jütting, Gymnasiallebrer zu Aurich. Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner. 1864. 8. XVIII u. 284 S.

Der Titelzusatz Für Geistliche und Lehrer' sagt uns von vornherein, daß die Bestimmung des vorliegenden Buches eine populäre sei. Dieser Zweök verbot selbstverständlich eine bloß lexikalische Zusammenstellung und eine lakonische Sprache, die dem Fachmann oft am willkommensten erscheinen muß. Die ab- handelnde Darstellung, welche Jütting wählte, hat sicher für den, welcher in diesem biblischen Wörterbuch seine erste Belehrung sucht, viel Ansprechendes, während sie für den in der Grammatik und Lexikographie Bewanderten etwas Ermüdendes und Hinderndes haben dürfte. Wenn ich trotz des populären Zweckes und der dadurch bestimmten Form das vorliegende Buch in der Germania zur Alizeige bringe ^ so geschieht es, weil mir dasselbe auch in gelehrter Hinsicht liine anerkennenswerthe und für das Studium des Neuhochdeutschen sehr förder- liche und brauchbare Arbeit zu sein scheint. Der Verfasser bewährt Überall tüchtige Kenntniss sowohl der altern Sprache überhaupt als insbesondere des Lutherischen Sprachgebrauchs. Auch hat er bisweilen mit Recht auf neuere Schriftsteller und auf die lebende Mundart Bedacht genommen. Eine beträcht- liche Anzahl von Quellen und Hilfsmitteln hat er fleißig benutzt und außerdem erfreute er sich thätiger Beihilfe, namentlich von Seite Prof. Weigand*s in Gießen, dem das Buch auch gewidmet ist^ Es sei gestattet, zu einigen Ein- zelheiten ein paar Bemerkungen und Nachträge zu geben.

Seite 16 wird erwähnt, daß Luther bawen (für bauen) ^ wie tratoen für trauen^ Sawerteig für Sauerteig u. s.w. schrieb, und hinzugefügt: Dieses w^ ein Halbvocal, entsteht durch Contraction der Lippen aus u, wie in der lat. Schrift das to aus zwei u (v) besteht und deshalb von Engländern auch dohhle u ge- nannt wird, wie sie es auch ohne Berührung der Oberzähne und der Unterlippe sprechen.' Hier ist ein linguistisches und phonetisches Frincip mit einem ortho- graphischen unrichtig in Verbindung gebracht. Jenes w ist zu Luther's Zeit kein Halbvocal, sondern vertritt den Vocal u uüd ist zugleich eine Bemihiscenz, ein orthographischer Archaismus in solchen Worten, denen die Ableitungs-Spirans w zukam.

S. 2 6 wird bei Gelegenheit der Betrachtung der Vorsilbe ge, die früher viele Infinitive (soll heißen Verba) hatten, sie aber jetzt abgeworfen haben, ge- sagt, jene Vorsilbe fehle' oft bei Luther, wo wir sie haben. Nach dem That- bestand ist dies ganz richtig, es ist aber nicht gut grammatisch ausgedrückt. Die Silbe fehlt' nicht, sondern die Lutherische Zeit bedurfte ihrer nicht, wo wir sie eingeführt haben. Gerade in solchen kleinen Dingen muß man im Aus- druck äußerst behutsam sein, namentlich Laien gegenüber) die sonst allzuleicht die Ansicht erliaiten oder in ihr bestärkt werden, als sei der frühere Gebrauch ein unrichtiger gewesen, den die glückliche und erleuchtete Nachwelt beseitigt habe.

Seite 36. Zu Dolmetscher {toJmeczer vom mhd. Wb. Ill^ 46 aus dem Vocab. Vrat angeführt) kann ich hinzufügen, daß dves« exaV vom NetWnv do\wveUc\ieu genommene Bildung anstatt der früheren und otf^amÄcXi^ti dolmelsch.^ lolmeUckt^

UTTERATUR. 115

tolmetze schon vorkommt io der mitteldeutschen Übersetzung der vier Evangelien und der Vorreden des Hieronymus viom J. 1S43 (s. Germ. 7, 226 ffgOt ^^^ deren Herausgabe ich gerade beschäftigt bin, und zwar in den Formen iolmetscher und tolmetschere, letztere wohl = tolmetschire, iolmetschcere,

S. 52« Beim Worte Fahr wird gesagt, daß diese Form' allmählich der Form' Gefahr gewichen sei. Gefahr ist aber Fahr gegenüber keine Form, son- dern eine Bildung': ein Unterschied, der auch sonst nicht immer genau feBt- gehalten wird.

Seite 71, Zeile 19 von oben ist geligen statt geliegen zu schreiben. S. 97. Zu Jüngster Tag' und Jünger' hätten wir, wie überhaupt bei allen aus alter Zeit stammenden biblischen Terminis gewünscht, daß der Ver- fasser Raumer's Einwirkung des Christenthums auf die althochdeutsche Sprache angezogen hätte. Es ist allerdings recht oft geschehen, allein hier war Gleich- mäßigkeit und Consequenz geboten.

S. 112 wird über das Wort Lauberhüttenfest und die seltsame Form Laubrüst gehandelt. Aus jener mitteldeutschen Bibel kann ich eine noch ältere Form als lauhrosz, das der Voc. theut. vom J. 1482 gewährt, nachweisen, die vielleicht die älteste ist, nämlich louberat. Die Vulg. hat scenopegia^ der grieoh. Text anrivonTjY^aj im Deutschen wird also wohl auch eine Zusammensetzung stehen, und da liegt nahe louhe-rat^ loube-räty Bildung wie Vorrath, Hausrath, was dem Originalworte entsprechen würde: Hüttenzurüstung, Hütteneinrichtung. Im mhd. Wb. H, J, 726 wird das Wort unter lovprtse stf. gestellt» Sollten zwei Worte zusammengeflossen sein?

S. 155, 56. Der Artikel Rosinfarbe ist trefflich und verdient besondere Beachtung.

S. 187. In der Anmerkung heißt es: Luther hat eu oder 6to ftkrs mhd. iui Kreuelf Reuter^ Uugef u. s. w. Wie kommt Reuter unter diese Worte?

JENA. EEINHOLD BECHSTEIN. .

Barlaam and Josaphat, ein altfranzösisches Gedicht aus dem XIII. Jahrh. von Gui de Cambrai nebst Auszügen aus anderen romanischen Versionen herausgegeben von Hermann Zotenberg und Faul Meyer. Stuttgart (LXXV. Public, des litt. Vereines) 1865. 8. 41^ Seiten.

Das Schlußwort bespricht zuerst die Geschichte des Buches. Daß es auf buddhistischer Grundlage beruhe, hat Liebrecht's epochemachende Untersuchung auf*s Deutlichste gezeigt; die Herausgeber bringen nun Manches bei, um zu erklären, wie ein derartiges Werk aus Indien nach dem Westen wandern und dort christlichen Begriffen angepasst werden konnte. Die Urschrift ist griechisch ; ob sie von Johannes Damascenus herrühre, ist mehr als zweifelhaft. Die Ansicht der Herausgeber über diesen Punkt erhellt aus ihrer Darstellung nicht ganz deutlich; sie erblicken in dem Verfasser einen syrischen Christen, welcher zwi- sehen dem 7. und 8. Jahrhunderte das Werk in Ägypten niedergeschrieben haben soll; die zwei ersten Umstände passen nun auf den Damascener voll- kommen; ob auch der dritte, der Aufenthalt in Agypleiv^ n»^\^ \0b. xCvOcA, ^toä- gehea. Aus dem Griecbiscben Aoaaen dann einerseils die ot\feT\\.«\vROti'eoi'^«t«vQVÄ\v^ über wehbe die Herausgeber ausführlich bericliten, and^TCtÄ^xXÄ ^\fe ^tä tjS&ä^

Hg LITTERATÜR.

angehenden occidentalischen. An der Spitze der letzteren steht die lateinische Übersetzung, welche zum Theile, besonders in den dogmatischen Abschnitten, als eine Abkürzung zu bezeichnen ist und mit den Worten : 'Cum coepissent mona- steria etc.' anhebt* Sie findet sich in zahlreichen Handschriften und wurde schon im 15. Jahrh. gedruckt. Auszüge davon kommen auch vor; so z. B* derjenige, den Beifienberg nach einer Hs. des XV. Jahrhs. der Brüsseler Bibliothek ab- drucken ließ, die bei Vincenz von Beauvais *), bei Jacob von Yoragine u. s. w. An prosaischen Übertragungen und Bearbeitungen hat das Mittelalter viele auf- zuweisen : die durch Bartsch bekannt gewordene provenzalische, aus welcher hier weitere Bruchstücke mitgetheilt werden ; dann eine französische in zwei Hss. der kais« Bibliothek zu Paris und in einer der Vaticana, aus welcher ebenfalls manche Proben gegeben werden. In Italien erfreute sich diese Erzählung einer großen Verbreitung; noch heutzutage ist sie dort eines der beliebtesten Volksbücher. Schon Bortari, der zu Rom 17 34 eine Ausgabe nach den Hss. veranstaltete, bemerkt In der Vorrede das Auseinandergehen der einzelnen Hss. ; der Hand- schriften-Katalog der Bibliothek Earsetti (Venedig 1771-80. I, 240, 291, 294) er- wähnt deren drei, die alle auf verschiedene Art beginnen und nach Morelli's Angabe von der eben erwähnten Ausgabe abweichen. Es würde nicht ohne Nutzen sein, diese verschiedenen italienischen Versionen zu vergleichen, und deren Verhältniss zu einander und zum Lateinischen zu bestimmen. Einen willkommenen Beitrag zu einer solchen Arbeit werden die Proben bieten, welche die Herausgeber aus drei Hss. der Pariser Bibliotheken mittheilen.

An metrischen Bearbeitungen erwähnen die Herausgeber die von Rudolf von EmSy und die zwei anderen deutschen, wovon nur einzelne Bruchstücke be- kannt sind, und über welche Pfeiffer's Einleitung zu seiner Ausgabe des Gedichtes Rudolfs und Forschung und Kritik' nachzusehen sind. Man kann noch auf die niederländischen Fragmeute hinweisen, welche im Jahre 1840 im Taalk. Magazyn IV, 20- 42 ^abgedruckt wurden; sie gehören höchstwahrscheinlich dem verlornen zweiten Theile des Spiegel Historiael von Jacob van Maerlant an und sind als solche in die von de Vries und Verwijs besorgte Ausgabe letzteren Werkes n, 21-30 aufgenommen worden. Eine englische Bearbeitung weist Warton n, 493 in einer Bodlejanischen Hs. nach; ob sie gedruckt worden, ist mir unbekannt.

Frankreich hat ebenfalls drei metrische Versionen aufzuweisen : l) von 6ui de Cambrai, die hier abgedruckte, 2) von Chardry, einem anglonormannischen Dichter in einer Londoner und einer Oxforder Hs., S) von einem Unbekannten in einer Hs. , welche nach der Hist. litt. XV, 484 der Abtei Marmoutiers an- gehörte, jetzt aber in der Bibliothek zu Tours aufbewahrt wird, und in einer Hs. zu Carpentras. In Bezug auf die zweite Version, die sehr knapp gehalten sein muß, da sie aus bloß 2924 Versen besteht, verweisen die Herausgeber auf de La Rue und Michel; aus der dritten theilen sie einige Proben nach beiden Hss. mit.

Gui de Cambrai nennt sich wiederholt (140, SO und 163, 27) als Ver- fasser; er meint, Johannes von Damascus habe das Werk ins Lateinische über-

*J Bach XV, nicht LXV, ein Drackfehler, dem tqbä vql«c«\. "VsÄ^ätÄÄs»^ ^äbcq. \s«i ^Soiffenbergf dann wieder in GrSsse's Tresor und Jetzt nocli «asMDoaX\iÄTssÄ««B.'BKtwÄ- Svbem begegnet. Das Speculum historiale ^ua^Ä X^"^ \i^«.\ftVt «a% ^\1K^^«fi.

LITTEBATÜB. 117

setzt (ein Irrthum, den, wie bekannt, auch Rudolf v. Ems begeht und der wahr- scheinlich im Mittelalter allgemein verbreitet war) ; Johann , Dechant zu Arras, habe es dann nach Arrouaise, einer Aagustinerabtei in der Diöcese von Arras, gebracht. Aus durchaus überzeugenden Gründen sehen sich die Herausgeber veranlasst, in letzterem Johannes von Beaumez zu erblicken, welcher der 21. in der Reihe der Dechante von Arras war, und von 1200-1212 in Urkunden erscheint. Am Anfange und Ende (2, 1-3 und 298, 81-34) gedenkt Gui seines Gönners, des Herrn Gille (als Object Gillon) de Markais und seiner Frau Marie; zu ihrem Frommen habe er das Werk gedichtet; deren Namen würde so lange wie die Christenheit bestehen. In der Histoire de Cambray von Le Carpentier (U, 762) finden nun die Herausgeber einen Guillaume de Markais oder Marquais erw&hnt, welcher im Jahre 1228 mit Einwilligung seiner Frau Marie v. Haplaincourt einer Abtei eine Schenkung macht Die Herausgeber sehen in ihm, wohl mit Recht, den Gönner Gui's ; auf gewisse historische Anspielungen gestützt, setzen sie dann die Abfassungszeit des Gedichtes in die vierziger Jahre des XUI. Jhs. Die Untersuchung ist mit großem Geschicke durchgeführt und das Ergebniss recht überzeugend. Es schiene nun natürlich, daß die Herausgeber daraus den richtigen Gewinn gezogen, und die genaue Kenntniss der Heimat und des Zeit- alters des Dichters als willkommenes Hilfsmittel bei der Behandlung des Textes benützt hätten. Sie machten aber leider keinen derartigen Versuch und begnügten sich mit dem Abdrucke ^iner Handschrift, an der sie nur hie und da offenbare Fehler berichtigten. Wir bedauern dies herzlich. Denn wenn je einer, so ist Paul Meyer (jener der Herausgeber, welcher wohl an der Ausgabe des Textes den größeren Antheil gehabt haben wird) zu dem berufen, was man nunmehr mit Ungeduld von der französischen Philologie erwartet: daß sie die sprach- lichen Eigenthümlichkeiten jener (leider nicht zahlreichen) Schriftsteller, von denen es bekannt ist, welcher Zeit und Gegend sie angehören, gründlich erforsche und aus dem Beim gebrauche, aus Urkunden u. s. w. eine solche Anzahl von sicheren Criterien zusammenzubringen suche, als erforderlich ist, um die heraus- zugebenden Denkmale der ursprünglichen Gestalt so nahe als möglich zu bringen. Aus Furcht vor Willkür sollte man sich der Willkür eines Schreibers nicht unterwerfen. Und wären auch die ersten Versuche mit einigen Fehlgriffen ver* bunden, so sollte man sich dadurch nicht abschrecken lassen; es genügt, über sein Verfahren genaue Rechenschaft zu geben und so jeden in den Stand zu setzen, dasselbe zu beurtheilen und Besseres vorzuschlagen.

Aber auch vom Standpunkte jener bescheideneren Kritik, welche in allem der Überlieferung treu folgt, können wir uns mit vorliegender Veröffentlichung nicht vollkommen einverstanden erklären. Es sind zwei Hss. des Werkes Gui's bekannt: die hier benützte Bibl. irop. fonds fran^. 15 53 (olim 7595) und eine zu Montccassino , von Buchon (Nouv. recherches sur la principaute fran^aise de Morde II, 36 2 ff.) zuerst nachgewiesen. Letztere enthält um 2000 Verse mehr; welcher Unterschied sich dadurch leicht erklärt, daß, wie auch die Herausgeber bemerken, die Pariser Hs. an mehren Stellen lückenhaft ist. Außer den Lücken, welche den Gang der Erzählung unterbrechen und daher in hohem Maße stören, fehlt auch am Ende der Bericht über die Auffindung der Leichen Barlaam*8 und Josaphat^s, welcher in der Hs. von M.oti\,ftea.%%v\\o xv^Oti "^xsLOassvi^ Mittbeilaagea entbalten ist. Es ist zu verwundern , daS^ svOcl ^\^ 'ÖÄtvaÄsy^^'^ Bolcben anvollBtändigen Veröffentlichung entBc\Aos%^n, ^^\ T>^^^^^^^

za einer

HS LITTER ATUR.

voü großer Bedeutung mag man sich beeilen, das, was einem gerade nahe liegt, ^u veröffentlichen, und es den Nachfolgern überlassen, das bekannte aber un- ;5Ugängliche Material weiter zu benützen ; an eine zweite Ausgabe eines Werkes, wie des vorliegenden , ist aber wohl nicht zu denken , und da kann man mit Becht fordern, daß alle vorhandenen Hilfsmittel benützt werden. Die Hs. von Montecassino hätte höchst wahrscheinlich nicht bloß die Lücken ausgeföllt, sondern auch zur Berichtigung des in der Pariser Hs. Vorhandenen wesentlich beigetragen« Denn letztere gehört in der That nicht unter die besten. Schon die Herausgeber machten die Bemerkung, daß Fehler wie naist fQr ne, die bestän- dige Verwechselung der £ndconsonanten, besonders bei Verben zu den in den Anmerkungen erwähnten Fällen könnte man hinzufügen 24, 12 tous statt tout; 58, 38 rechoii (recipe); 7 7, 21 iert (ero); 84, 20 esgarde statt des Perfect esgardai; 150, S6/or« Bt&ttfort (fortem); 15 9, 1 dois (debeo) der Vermuthung Baum geben, daß dem Schreiber dictiert worden sei *) ; andererseits aber deutet die Verwechselung von ähnlich aussehenden Schriftzeichen (s, f und ly l und i^ i und r) auf einer Abschrift aus einer Vorlage. So wird z. B. 31, 18 se lasse in le lasse zu emendieren sein er verläset die Wüste'; vgl. 48, 18, wo eben- falls lasse (: trespasse) für laisse steht. 34, 10 l'en serai; wohl t^en, 89, 7 cMaus qui chou refisent dire; gewiss te ßsent 44, 12 86 remist; lies le rem* 46, 1 SiM faxt; ich vermuthe S^as faiU 48, 17 vielleicht U bien statt s% b. 60y 7 te puet kann angehen; deutlicher wäre le pueL 60, 2 ne fu contes, Soll es nicht me heißen? 154, 88 Hebregie Vas; lies Vas. 155, 28 Contre les dex; wohl tes d. 2 7 9, 36 11 86 regarde; lies le reg. Schon diese wenigen Proben zeigen, daß wir es mit keiner sehr sorg- fältigen Abschrift zu thun haben; andere Emendationen (vielleicht auch nur Berichtigungen von Druckfehlern), die sich mir bei einmaligem Durchlesen dar- boten , erlaube ich mir hier vorzuschlagen :

19, 30 Tout tes chaviaus; 1. tont schneide ^deine Haare ab'.

20, 14 Engigna molt sHre, Wohl engrigna engraigna vermehrte, ver- größerte'.

20, 17 ff. Avenir begegnet zwei Mönchen si lor demande Ki les conduist parmi sa lande^ Vont 8ün8 ductor? che dist li rois: Ki vous conduist par mes destroisf Ich lese Vous sousduitor (vos seductores).

26, 21 Josaphat begegnet einem Aussätzigen und einem Blinden; er fragt seine Begleiter: Avient il chou a toute gentf Nenil, ä tes i a asses, Mais h pluisours vient enfretes (durch Metathese statt enfertds inf erntetes). Was soll a tes bedeuten ? |Ich lese: Nenil^ santis i a asses.

27, 38 34 Tout enviellissent et tout vout Se mors anchois ne les retout. Lies vont^ retont. Vgl. 264, 30.

80, 6 ne set avoir un fuer Comtnent il eschaper le^doie ließe sich ver- theidigen. Deutlicher wäre veoir,

82, 3 2 ff. Barlaam spricht: Molt par est fols ki riens oublie. Quel mestier ai or te dirai^ Une rien c*oublie i ai. Die Hs. hat ait. Und dies ist richtig. Das l ist Enclitica statt li; vielleicht ist sie als Proclitica vor ait zu

^ *)Nur iii einer Anmerkung wage ich vorzTiacUajgöTi-. 2&^,'i'i AVme ^^«XX. "a^l wm

115, 12 l'esme rien statt le mairim.

LITTERATUB. 1 fg

setzen; vgl. z. B. 86, 20 8e tu ses riens ki mestier nCait; in jedem Falle ist der Schlußpankt nach oublie und das Komma nach dirai zu t-ilgen, nach ait aber ein Semicolon zu setzen: Bin Thor ist, der etwas verglast, was ihm zu Statten kommt; nun will ich dir etc.

88, 15 Mais ne te voi paa menteour. Vielleicht crai,

85, 19 Die Form doie (debeo) ist verdächtig. Soll nicht doi Je gelesen werden? .

86, 17 nul komme se truis Ki cdghe träte de mon puis. Lies ne.

43, 1 Statt ki lies «t; eben so glaube ich, daß 280, 28; 286» 12; 27 8, 6 (wo aus Versehen K*i gedruckt wordeo) ki als chi hier' aufzufassen sei.

78, 6 Entrues k*il en mcmgut 8 oublie Les bestes rungent. Ich vermuthe en tnangeant,

90, 14 ff. Die ganze Stelle ist nicht deutlich. Unzweifelhaft scheint mir aber, daß, wo die Herausgeber uns fumes naist Ki par doudour desine plai»\t\ setzen, mit der Bemerkung, desine sei ein ganz ungewöhnliches Wort, man de 8*eve seines Wassers' zu lesen hat.

94, 24 Eine Reihe von Antithesen folgt auf einander; gewiss also ist il est en Vame molt rians zu lärme zu emendieren.

112, 19 nen est ne biel ne gent Que poores hom (dt riche donne. Lies al riche. V. 21 Mais tant i a verstehe ich nicht.

122, 14 Der Sinn fordert le meteroies statt me met.

129, 7 8 sind wohl nur eine Variante von 5-6. Eines von diesen Verspaaren wäre zu streichen.

145, 80 Tel nouviele di chi de toi. Nicht oi (audio) oder o! (audivi)?

149, 8 Ich lese: Comment auroie dont savoir Se Jou tes dex merchi priöief Wie wQrde ich Verstand haben (wäre ich verständig), wenn ich von deinen Göt- tern Gnade erflehte?

172y 88 Wohl U voelle u non morir Vesiuet,

210, 19 Ich vermuthe : Le hien ses^ nel vels hebregier.

281, 28 8e jou por toi ä loi aperte Dont seroit male ma deserte. Da auch Vers 27 mit 8e Jou anfängt, vermuthen die Herausgeber, daß diese Worte in einem der zwei Verse irrthtlmlich stehen. Dies ist nicht der Fall. Nur ist zu lesen Se Jou por toi aloie ä perie. Der Sinn passt vollkommen.

265, 28 on ne puet ades avrer. Ich zöge vor ourer (orare) denn man kann nicht immer beten .

2 68, 9 Der Sinn scheint mir ma pensie statt ta p. zu fordern.

271, 24 Im Zusammenhange passt nur pecce peche (peccat), nicht pense.

27 2, 84 Est-chou mesfais de lui vestir. Lui ist gewiss unrichtig; viel- leicht biel; vgl. V. 88.

290, 5 Wohl C*om n'en i puet.

Anders trennen oder verbinden würde ich: 29, 82 s*a; 38, 25 c^ui fis aler scheint mir deshalb nicht richtig, weil der Hornbläser am vorhergehenden Tage geschickt worden war; cui kann ja auch Accusativ sein. 117, 23 enhai (vgl. 152, 34); 118, 10 Ki = kHl; 151, 34 c'en est; 158, 8 desaisine ('Verlust'); 27 7, 35 endroit.

Als Druckfehler sind anzusehen: 88, 28 cors stall cot\ ^^^"i\ de,müx>.dw.l ßt Fernande; 42, 1 rois st. roi; 47, 87 es Bl. est; ^^^ 1 lou^lguoxl ^V* -^^^-^ 109, d coniretoirs st. couv,; ili^ 38 de donroi bI, te d.*, 'i^'i^ ^'^ ^^^ ^"^^"^^

120 UTTERATUR,

st. ies. Auch die Unregelmäßigkeit der Interpunction wird zu gutem Theile der Setzer verschuldet haben; so ist z. B. 14, 21 das Komma; 80, 5 und 156, 12 der Punkt zu streichen; 4S, 6 nach don kommt ein Fragezeichen; 95, 3 nach müere die Anführungszeichen; 157, 27 ein Punkt nach dignüe u. s. w.

Andere wenig deutliche und wahrscheinlich verderbte Stellen wären: 9, 12; 3&9 28; 57, 9 (mrgenes passt durchaus nicht); 83, 19 21; 125, 2; 130, 28; 137, 16; 238, 16; 240, 19. Über diese und manche andere Stellen würde man gerne die Ansicht der Herausgeber erfahren, welche unserer Meinung nach nicht hinreichend bemüht waren, das Verständniss des von ihnen herausgegebenen Denkmales zu erleichtern. Gerade in den Veröffentlichungen des Stuttgarter Ver- eines, welche mehr f&r einen Ejreis von Freunden der Litteratur als von Fach> leuten bestimmt sind, sollte man an Erläuterungen nicht sparen. Und selbst Romanisten werden nicht ganz im Klaren sein über die Bedeutung von .Wörtern, wie 1, 23 sougire; 27, 7 aguares; 96, 8 merage; 172, 19 fevent (ferentf lat. feriunt); 192, 19 anquetes; 197, 33 ainne; 203, 1 sans ehryu; 241, 38 pastore; 269, 18 alamir; 282, 29 rasalü So würde man gerne erfahren, ob die Herans- geber wirklich die Form escuer (27, 37) als» berechtigt betrachten; uns scheint sie eher ein Fehler statt eskiver zu sein. Ist tangonne (238, 14) richtig oder soll vielmehr tangonne gelesen werden ? Den Mangel eines Glossars wird Mancher lebhaft empfinden.

Noch ein Wort über den Reim. Er ist oft bloß assonierend: 12, 15 femme : regne; 27, 28 personne : komme; 34, 3 1 reperirent : habitent (die Stelle dürfte verdorben sein); 53, 37 eslonge (esloignef) : embesoigne; 84, 8 boire (?) : demeure; 90, 22 paüe (?) : maüe; 154, 19 signories : eües und 161, 31 vertu : aß^ 268, 26 defal : sei (die Stelle ist ziemlich dunkel); 289, 38 homme : mengoigne* 13, 10 devine könnte mit prie assonieren; der Sinn fordert aber durchaus de vie. 128, 8 povretd kann mit perte nicht reimen ; lies Sa grant riqueche en poverte mit Zu- lassung des Hiatus oder por poverte wie V. 1, 4, 5, 6 ; vgl. auch 146, 21 22. 169, 7 puet : estoit^ das aber wohl zu estoet estuet zu bessern ist« 244, 16 mes- hainne : engranne = engr ainne oder vielmehr meshaigne : engraigne; vgl. 243, 24 sanna ?=? saigna. An mehr als einer Stelle findet sich dasselbe Reimwort in beiden Versen; eine Nachlässigkeit, die eben so gut vom Schreiber als vom Dichter herrühren kann. Die Ansicht der Herausgeber über diesen Punkt er- hellt ans den Anmerkungen nicht deutlich; 85, 23 dürfte das zweite paour etwa in dohur verändert werden.

Wie man sieht, betreffen unsere Bemerkungen bloß die Handschrift und das, was wir von den Herausgebern noch gewünscht hätten. Denn was sie wirklich leisten wollten und geleistet haben, entspricht vollkommen dein bedeu- tenden Rufe, welchen sich Paul Meyer in der romanischen Philologie gesichert bat. Er hat uns aber gewöhnt, von ihm Bedeutendes zu erwarten; und daher erlaubten wir uns auf Manches hinzuweisen, das wir in seiner neuesten Veröffent- lichung ungerne vermissten.

A. MÜSSAFIA.

MISCELLEN.

1. J. 0. L. Ko8egarten*8 handschriftliches niederdeutsches Wörterbuch.

Die Besorgniss, daß Eosegarten's großartig angelegtes Niederdeut-^ sches Wörterbuch, kaum begonnen, dann schon wieder ins Stocken ge- rathen, nun nach des Verf. Tode unvollendet liegen bleiben werde, hat die Auf- merksamkeit immer von Neuem auf seine, wie man überall wusste, fleißigen und umfangreichen Vorarbeiten gelenkt , und mehr als ein Mal den Wunsch laut

I werden lassen, ein Kundiger möchte sich des unterbrochenen Werkes annehmen,

f es fortsetzen und zu Ende f&hren oder wenigstens die vorhandenen reichen

I Sammlungen abdrucken und allgemein zugänglich machen.

t Eine solche Aufforderung ist mir selbst mehrmals näher getreten; un-

abhängig davon hat der inzwischen auch schon gestorbene Verleger, welcher 1859 die Hindernisse des Erscheinens der zweiten Lieferung für gehoben er- klärte und raschere Aufeinanderfolge der Hefte verhieß, kurz nach K.'s Tode die Versicherung gegeben, durch das Hinscheiden des Verfassers werde das Er- scheinen des Wörterbuches nicht unterbrochen, es seien vielmehr schon Schritte

i 'zur ungehinderten Ausgabe des Werkes im Sinne des Verewigten gethan', 'das Material des vollständigen Werkes hieß es liegt uns geordnet vor' ; später

, hat derselbe den freilich auch gescheiterten Plan gehabt, die Sammlungen als solche abdrucken zu lassen und neuerdings, nachdem weder dieses noch jenes ausgeführt und seit 1860 keinerlei Fortsetzung zu Tage getreten, ist die Sache auf der letzten Philologenveraammlung wieder angeregt und schließlich eine Com-

' mission gewählt, um mit Benützung des Kosegarten'schen Nachlasses die Bear- beitung und Herausgabe eines allgemeinen niederdeutschen Wörterbuches, ich denke, nicht ins Werk zu setzen, sondern vorzubereiten, einzuleiten und somit sicher zu stellen.

Das Bedürfniss eines Werkes, wie es Kosegarten beabsichtigte, fühlt Nie- mand lebhafter als ich. Niemand theilt auch lebhafter den Wunsch, seine Arbeit aufgenommen und gefördert, oder neu begonnen und vollendet zu sehen; aber daß mir die schnelle und würdige Befriedigung jenes Bedürfnisses oder dieses Wunsches ebenso leicht erschiene , darf ich freilich nicht sagen. Hindernisse treten vielmehri je nach der Ait des Unternehmens natürlich verschieden, aber selbst bei der anscheinend zunächst liegenden und gewiss leichtesten Ausführung, bei dem bloßen Abdruck der Sammlungen oder der gleich unstatthaften Be- schränkung auf sie, immer noch von mehr als einer Seite entgegen und sind wie mir scheint eines Theils kaum zu beseitigen, anderes Theils doch nicht so bald zu überwinden , als man hie und da annehmen mag.

Allein wie man auch verführe, Eosegarten's Vorarbeiten zu benützen, sich in dieser oder jener Weise an sie anzulehnen, würde jedem künftigen Lexiko- graphen des Nd^ mtndesteDB wünschenswerth sein ; ich «ehe dwcvxm W^t -sorci ^^xs. in der Sache selbst liegenden, wie auch äußerlichen Sc\iw\eT\^e\\.^Tk «iö -vwA V^^^^ rorzngsweise die Frage ins Auge, in welchem ZuBtande be^tvdeV Ä^si ^«v^i Viwtv^-

122 MISCELLEN.

schriftlich nachgelassenes Wörterbach und wie verhält es sich zu den gedruckten und veröffentlichten drei Heften des ersten Bandes?

Kosegarten's gesamuiter auf das l^iederdcuttiche bezüglicher handschrift- licher Nachlass, beiläufig 70 Nummern, deren eine z. B. 8, die andere 34 Bände umfasst, zerfällt in zwei große Massen, Eigenes von seiner Hand und Frem- des von Anderen Geschriebenes. Von dem letzteren hat er selbst Vorrede 6. X XU kurz Nachricht gegeben, das bedeutendste oder doch umfangreichste ist K. F. A. Scheller's Braunschweigisches' Wörterbuch in acht Foliobänden, welches dieser selbst (Bücherkunde no. 1851) allgemeines Sassisch-Niederdeut- sches' benannte. Dazu kommt aber noch manches, was unerwähnt geblieben oder nach 1856, dem Jahre der Vorrede, erworben worden, femer gehören hiezu Abschriften von nd* Texten, z. B. das S. XIX angeführte Schakspil' von Stephan, dessen erster Bogen gedruckt ist u. a. Viel gewaltiger aber an Umfang, reicher und manigf altiger an Inhalt ist das Eigene^ in einer Reihe von größeren Bänden und Convoluten , Abschriften oder Auszüge von Drucken und Hand- schriften, Urkunden und Vocabularien, Wörter- und Namenverzeichnisse, Samm- lungen und Bemerkungen aller Art, an der Spitze sein Sammelplatz für das all- gemeine Niederdeutsch, riesig an Umfang, das große oder eigentliche Wörterbuch.

Ich habe das meiste dieser Arbeiten, über die ich später einmal weiter berichten werde, bei Lebzeiten Eosegartens nur flüchtig und gleichsam aus der Ferne gesehen, bald nach seinem Tode hatte ich das Wörterbuch dann auch nur äußerlich und mit Bücksicht auf die Ordnung und Vollständigkeit seiner Theile rasch durchgeblickt, später aber zwei oder drei bestimmte Artikel ver- glichen; näher untersucht habe ich es, wie ich ausdrücklich bemerke, erst jetzt für den Zweck dieser Mittheilung, glaube aber nun mit der Art und Weise des Ganzen hinreichend bekannt zu sein, um Folgendes sagen zu dürfen.

1. Die äußere Geschichte des Wörterbuches.

Kosegarten's Sammlungen sind spätestens im Herbste des J. 1838 begon- nen, wahrscheinlich aber schon viel früher. Vorher hatte er sich lange mit dem Gedanken getragen, Dähnerts Pommersches Wörterbuch, neu bearbeitet, heraus- zugeben. Obgleich sein im Privatbesitze befindliches durchschossenes Handexem- plar des Dähnert, soviel ich mich erinnere, nur sehr wenige, meist unbedeutende Nachträge enthält, muß jene Arbeit doch weiter vorbereitet gewesen sein, denn zu Anfang August des genannten Jahres ward ihr nahes Erscheinen bereits öffent- lich angekündigt. Was dann E. anderes Sinnes machte und inwiefern nament- lich ein fast gleichzeitig in Aussicht gestelltes, auch jetzt noch nicht aufgege- benes ähnliches Unternehmen darauf von Einfluß gewesen, lasse ich hier dahin- gestellt, aber gewiss ist es, schon den 9. September 1888 erschien eine neue, mir vorliegende Ankündigung mit Einladung zur Subscription , diesmal auf ein allgemeines Wörterbuch der niedersächsischen oder plattdeutschen Sprache älterer und neuerer Zeit, gesammelt von J. G. L. K. und der Verleger fügte* hinzu, das Werk solle in Klein -Quart mit gespaltenen Columnen von Ostern 1889 an in 5 Lieferungen oder 80-— 100 Bogen stark erscheinen. Die ernst- Jicheren Vorarbeiten begannen also wohl erst jetzt und der Verf. mochte bald erkennen, wieviel ihm für seine gewaltige A.\xiga)D« xxv \.\i\xtl -^jm^ ^edesfalls ist

MISCELLEN. 123

er seit dieser Zeit unverdrossen bemüht gewesen, des weitzerstreaten Stoffes immer mächtiger zu werden und wie oft er auch auf längere Zeit durch Amts- geschäfte und größere Arbeiten, das Pantschatantra, die Gedichte der Hudsailiten, die Geschichte und die Urkunden unserer Universität, den Codex diplom. Po- meranisB u. seinen Lieblingsstudien entzogen ward, er kehrte immer gern zu ihnen zurück, sammelte fort und fort bis an sein Ende und hinterließ, als er den 18. August 1860 starb, jene den meisten seiner Freunde wohlbekannten, große Tische mehrerer Zimmer bedeckenden Foliostöße, die je einem Buchstaben des nd. ABC gewidmet waren.

Kosegarten hatte über Zukunft und Verbleib dieses Werkes, weil er wohl selbst nicht wusste, was damit zu beginnen sein möchte, keine Bestimmung ge- troffen, dennoch lag es ihm am Herzen wie wenig außerdem, und seine Hinter- bliebenen glaubten daher nur in seinem Sinne zu handeln, als sie den ganzen wirklich eingetragenen Sprachschatz, sorgfältig geordnet wie er dalag, zu seiner dauernden und sicheren Erhaltung vor allen Dingen einbinden ließen und dann (wie alles was dazu gehört) am 31. März 1862 unserer Universitätsbibliothek fibergaben, freilich mit der ausdrücklichen und schon mehrmals ausgeführten Bestimmung, daß die Benützung des Werkes nur auf hiesiger Bibliothek ge- stattet sei und daß den Erben Kosegarten's für den Fall, daß sich dereinst jemand finden möchte, das begonnene Werk zu vollenden, das Recht vorbehalten bleibe, ihre Zustimmung dazu zu geben . So ist denn Aussicht, daß die Masse dessen, was sich gegenseitig ergänzt und innig zusammengehört, up dwich un- ged^lt' bei einander bleibe.

2. Umfang und Einrichtung des Wörterbuches.

Die in diesem Wörterbuche gebunden vorliegenden eigenen Sammlungen K.^s bilden, ich sage nicht füllen, vier und dreißig starke Foliobände^ deren also nicht selten mehrere auf einen einzigen Buchstaben kommen. So nimmt gleich B mit C drei, D zwei Bände ein. B oder Band 2 beginnt das Ganze, A fehlt zur Zeit und ist wenigstens noch nicht abgeliefert, soll aber doch vorhanden sein. Aber voll geschrieben sind diese 34 oder, A mitgerech- net, 35 Bde. freilich nicht, sie sind entsprechend der, wie Kosegarten wohl wusste, unerschöpflichen Reichhaltigkeit des älteren und neueren Niederdeutschen, wie Sammlungen, die für alle Fälle Raum bieten, nach allercolossalstem Maß- stabe angelegt, sie enthalten daher durchweg eine große Menge weißes unbeschrie- benes Papiers: durchschnittlich mag das Eingetragene nur den vierten oder fanden Theil betragen und würde sich bei sparsamerer Verwendung des Papiers und kleinerer Schrift leicht auf einen viel geringeren Raum zusammenbringen lassen: denn K. liebte mit Papier verschwenderisch umzugehen, er schrieb alles was er schrieb deutlich und sicher lesbar, darum weitläufig, mit Sorgfalt und äußerster Sauberkeit. Seine Schrift war nicht schön, weil etwas schnörkelhaft, aber selbst unbedeutende Verzeichnisse und Bemerkungen auf losen Blättern der Con Volute zeigen oft bewundernswerthe Reinheit und Regelmäßigkeit.

Zahlreiche Artikel bestehen aus weiter nichts als der Überschrift der dem Bremischen oder einem anderen gedruckten Wörterbuche, einem alten Vocabular oder dem Leben entnommenen Wörter, bei anderen steht dann wohl ein Bei- spw), bei den meistea sind manche, oft reiche SleWeiv xvxm ^^\^%'ft V?v\ '^^^^xv-

124 MISCELLEN.

tang, Formen, Composita u. a. hinzugefögt. Die Bedeutung ist immer bei dem Worte angegeben, über Geschlecht und Art des Wortes aber nichts gesagt; ebenso ist auch fdr die weitere Erklärung wenig oder nichts gethan, nur hie und da ein Citat aus Grimm, Adelung, Frisch, hie und da eine Vergleichung mit verwandten. Die Anordnung ist alphabetisch ^ Ableitungen und Zusammen- setzungen sind jedoch untergeordnet. In einem besonderen Falle entsprechen etwa SOO vereinzelten Artikeln des Brem. Wb. bei ihm ungefähr 90 100 Überschriften oder Hauptartikel, darunter 15 ohne Beispiele und Citate, 10 theils bekannte und zugleich neuhochdeutsche, theils speciell niederdeutsche die dort nicht aufgeführt sind, während 6 8 echt nd. dort stehen und hier fehlen. Wenn dergleichen Fehlendes freilich meist aus den Hilfsmitteln leicht zu ergänzen war, so muß ich doch bemerken,* daß auch manche seltene Wörter und Formen entweder ganz vermisst werden oder zu wenig verfolgt scheinen, wogegen sich denn schon beim oberflächlichsten Blättern genug des wenig oder gar nicht Bekannten darbietet. Zahlreiche Quellen sind bunt durcheinander und in größter Manigfaltigkeit citiert, daß einzelne hochwichtige in dem Verzeich- nisse der Vorrede pag. XVII XX unerwähnt und hier unbenutzt geblieben sind, wird nieihanden überraschen, der ihre Fülle und ihre Reichhaltigkeit kennt; gleichwohl werden sie ihm in den seltensten Fällen ganz entgangen sein; öfter hatte er sie wohl absichtlich zurückgestellt, um sie später und allmählich noch auszubeuten. Wie weit aber K. endlich das, was er citiert, benutzt und ob er selbst das oft Angeführte auch ausgenutzt habe, wird sich ohne genauere Ver- gleichung des Einzelnen schwerlich entscheiden lassen; mich dünkt allerdings, einige gerade der bedeutendsten Quellen könnten mit großem Nutzen von Neuem ausgebeutet werden.

Die ganze Art dieser Sammlungen wird vielleicht deutlicher, wenn wir

V

3. Das Verhältniss des handschr. Wörterbuches zu dem

gedruckten Theile

betrachten. Letzterer behandelt a^angeioget auf 440 Seiten: der ganze Buch- Stabe A. im Brem. Wb. 34 Seiten, hätte danach 750 800 Seiten erfordert oder einen starken Band.

Hätte K. sich im Verfolg nun auch viel kürzer gefasst und hätte er na- mentlich auf das, was schon vorweg genommen war, einfach zurückweisen wollen, so würde er doch ohne 20 Bde. zu fOllen schwerlich fertig geworden sein, und ich trage kein Bedenken, als meine Überzeugung auszusprechen, daß ein mög- lichst vollständiges Allgemeines nd. Wb.', abgesehen von der Frage, ob ein solches für die ältere Zeit genügend vorbereitet, für die neuere Zeit überhaupt recht rathsam oder auch nur ausführbar sei, einen nicht viel gerin- geren Raum wohl beanspruchen dürfte. Eosegarten aber gieng in dem gedruck- ten Theile wie kein Anderer vor ihm auf Vollständigkeit aus, dennoch wusste er besser als Einer, daß jedea kleine neue Denkmal Neues bringt, Seltenes be- stätigt, Schwieriges erläutert und daß der Sammler, der 20 Jahre fleißig die Volkssprache seiner Heimat beobachtet hat, im lebendigen Verkehre mit einem echten Niederdeutschen keine Stunde verbringt, die ihm an Wörtern, Wendungen und Redensarten nicht noch Bemerkenswerthes zuftihrte, daß folglich an £r« acböpfuog des alten oder neueren NiedeTdeulBc\ieiv ^«t tv\^\i\> zw ^«üV^iiTw ^«x.

i

mSCELLEN. 125

Hiegegen gehalten sticht denn Inhalt und Einrichtung des handschrift- lichen Wörterbuches sehr erheblich ab, den 440 Druckseiten von A mögen nach Maßgabe der Fortsetzung auf 400 Seiten Papiers 70 80 vollge- schriebene, im Betrage von vielleicht kaum 40 45 Druckseiten, entsprochen haben, die Ausarbeitung mag also leicht um beinahe 400 Seiten gewachsen sein. Das handschr. Wb. ist eben theils Sammlung, theils bloße Anlage SU Sammlungen, mithin wie diese zu sein pflegen, ohne alle Gleichmäßig- keit und ohne alle Vollständigkeit: wer da glaubte, ihm die Fort- setzung des gedruckten Theils entnehmen zu können, der täuschte sich: im Gegentheil, das meiste und das beste, was der Druck enthält^ ist von Eosegarten erst bei der Ausführung hinzugethan: er hat Artikel für Artikel mühsam vor- bereitet und ausgearbeitet, bei jed6m gesammelt, was er zur Erklärung zu sagen hatte, vereinigt, was ihm in seinen zahlreichen gedruckten und ungedruckten Verzeichnissen und Auszügen jederzeit zu Gebote stand, vielleicht oft für das einzelne Wort besondere Sammlungen angestellt, wie er denn ohne Zweifel seine Vorarbeiten selbst nicht als abgeschlossen ansah, vielmehr während des lang- samen Druckes unablässig fortzuführen beabsichtigte.

Fertig werden konnte Eosegarten^ bei seiner Weise zu arbeiten^ mit diesem Werke nie, das liegt auf der Hand und mag ihm selbst nur allzu klar gewesen sein; dennoch schritt er fort, soweit als er vermochte und gab Zeugniss, wie das Niederdeutsche ihm am Herzen lag und welchen Schatz es birgt. Mit Dank und Bewunderung muß man es bekennen , alles zusammengenommen , was er dafOr geleistet, ist und bleibt ein glänzendes Denkmal seines Fleißes und seiner Gelehrsamkeit.

Wie ein Fortsetzer Kosegarten's meiner Ansicht nach zu verfahren hätte oder wie gar ein neues niederdeutsches Wörterbuch ausgeführt werden sollte, ergibt sich entweder aus dem Obigen von selbst oder lässt sich in der Eürze nicht erörtern. Das aber steht bei genauerer Eenntniss seines nd. Nachlasses unzweifelhaft fest, daß die Beschränkung auf diesen ebenso unstatthaft wäre, wie der^ gleichwohl schon beabsichtigte, bloße Abdruck des handschriftlichen Wörterbuches.

GBEIFSWALD, 5. Decemb. 1864. ALBERT HCEFER.

2. Andreas TTppstrom f.

So eben, wenige Tage nach der Vollendung eines auf Mittheilungen Uppström's beruhenden Aufsatzes über den handschriftlichen Text der goth. Übersetzung des Briefes an die Römer', der im nächsten Hefte der Germania erscheinen wird, trifft mich die schmerzliche Eunde von dem Tode meines innig verehrten Freundes, der nach kurzer Erankbeit am 21* Januar dieses Jahres sein Auge für immer geschlossen hat, und also die Vollendung seiner außerordentlich werthvoUen Ausgabe der paulinischen Briefe, die nun fremden Händen anvertraut werden muß, nicht mehr erleben sollte. Mag mir vergönnt sein, über den vor- trefflichen und für die Wissenschaft in so ausgezeichneter Weise verdienten Mann einige Mittheilungen hier zu geben, die ich seinem Sohne, dem Studiosus Wilhelm Vppatröm, verdanke»

126 MISCELLEN.

Andreas UppBtröm wurde am 29. Juni 1806 in Hanunarby, einem Hammerwerk in der Landschaft Gestrikland^ geboren. Sein Vater war Arbeiter in dem Hammerwerk bei dem Bergrath Petre und dessen Sohne , dem in der Geschichte des schwedischen Reichstags bekannten Thore Petre. Der letztere, ein sehr edel denkender Mann, ermöglichte die Aufnahme des zwöli^ährigen Knaben, als er von seinen ungewöhnlichen Anlagen und seiner großen Wiss- begierde gehört, in die Elementarschule in Gefle, aus der Uppström nach drei Jahren in das dortige Gymnasium übergieng. Im Jahre 1824 bezog Uppström die Universität Upsala; 18S8 wurde er zum Doctor der Philosophie promoviert, noch im selben Jahre wurde er außerordentlicher Lehrer an der Kathedralschule in Upsala und im folgenden Jahre CoUega daselbst; 1845 wurde er zum Lector (Professor) fOr Griechisch und Hebräisch am Gymnasium derselben Lehranstalt ernannt, welches Amt er bis zu seinem Tode bekleidete, so daß er noch am 14« Januar nach dem Schluß der Winterferien in der Schule war. Außerdem wurde er 1850 zum Docenten fdr gothische Sprache ernannt, nachdem er seine Abhandlung Aivaggeljo ])airh Mat})aiu jemte ordbok och grammatica' heraus- gegeben und vertheidigt hatte, und lehrte als solcher Gothisch und auch Sanskrit. Ln Jahre 1859 erschien sein Skäldskapar-mala-Kvaedi Snorra Snorra Edda öfversatta och med anmärkningar försedda', und er wurde zum außerordentlichen Professor ernannt für Gothisch und die mit ihm verwandten Sprachen, als welcher er tlber Gothisch und auch Angelsächsisch Vorlesungen gehalten hat. Schon 1844 wurde er zum Mitglied der 'Svenska fornskriftsallskapet' ernannt, 1855 zum Mitglied der Begia Societas scientiarum Upsaliensis, 1857 zum correspondierenden Mitgliede der Vitterhets-Historise-och Antiquitets- Akademien in Stockholm, 1858 auf Jakob Grimm's Vorschlag zum correspondierenden Mitgliede der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, im selben Jahre zum ordent- lichen Mitgliede der königlichen Nordiske Oldskriftsällskapet in Kopenhagen.

Außer seinen oben schon erwähnten vorzüglichen Ausgaben der gothischen Denkmäler, um derentwillen er 1860 und 1868 Reisen durch Deutschland nach Italien unternommen hatte, erschien von ihm im Jahre 1858 noch eine Abband- lung de lapide Runico Tunensi' und außerdem noch zahlreiche Aufsätze und Recensionen in Zeitschriften. Seit dem Jahre 1839 war er mit Maria Charlotta af Uhr verheirathet, mit der er acht Kinder hatte, von denen noch sechs am Leben sind.

GÖTTINGEN, den 21. Februar 1865. LEO METER.

8. Aufruf inr Einsendnng biographischer Notizen.

Zu den Gegenständen, welche den Inhalt der im vorigen Jahrgang der Germania eröffneten neuen Abtheilung Miscellen' bilden sollen, gehören nach Bechstein's Ansicht (s. Germ. 9, 129) unter andern auch Personalnotizen und biographische Nachrichten. In der That bilden erstere fast in allen Fachzeit- schriften eine stehende Rubrik und es ist kein Zweifel, daß es in hohem Grade erwünscht ist, innerhalb eines gewissen Fachkreises über Ernennungen, Ver- setzungen und Beförderungen stets auf dem Laufenden zu sein.

Nicht weniger wünschenswerth und noch wichtiger scheinen mir biogra- pbiBcbe NacbricbteB, besonders fdr uns Gennanifiten^ die wir uns, kleinere

MISCELLEN. ]27

FreundesgruppeD abgt^rechnet, im Allgemeinen ziemlich fern, jedesfalls viel ferner stehen, als einem gemeiniamen Wirken auf ^in Ziel gnt nnd zuträglich ist. Ich glaubei wir würden uns manchmal besser verstehen , wenn wir gegenseitig über Alter, Heimat, Bildungsgang und Äußere Verhältnisse genauer unterrichtet wären, alt wir es iti der Begel sind« So aber laufen wir, die Mehrzahl, gleichgültig neben einander her oder stehen uns wohl auch feindlich gegenüber, ohne von den Personalien mehr als das Allgemeinste, und selbst dieses oft kaum, zu wissen*.

Einen Versuch, die Germanisten in chronologischer Reibenfolge, nach den Jahren, in denen sie zuerst öffentlich unser Gebiet betraten, zu yerzeichnen^ hat Tor nun bald dreißig Jahren Hoffmann von Fallersleben in seinem Buche Die deutsche Philologie im Grundriss' (Breslau 1836) gemacht und auf S. 1 25 eine kurze Skizze zur äußern Geschichte der deutschen Philologie' von Notker (um 1000) bis Aug. Geyder (1836) gegeben. So kurz, zuweilen selbst dürftig, diese Notizen auch sind, sie haben doch Manchem gute Dienste geleistet und ich selbst gestehe gerne, daß ich sie häufig, und nie ohne dankbare Empfindung für seinen Verfasser, gebraucht habe.

Ähnliches ist seitdem nicht wieder versucht worden, und doch ist ein solches bis zur Gegenwart fortgesetztes Verzeichniss , je weiter unsere Wissen- schaft sich ausbreitet, ein immer dringenderes Bedürfniss« Von den dort Auf- geführten weilen die Wenigsten noch unter uns, und wie ansehnlich ist nicht die Zahl der seitdem heu hinzu gekommenen Kräfte und Arbeiter ! Von diesen besitzen wir nur ausnahmsweise allgemein zugängliche biographische Daten ; denn in die Conversationslexika finden nur Namen von größerem Ruf Eingang und auch dieser hängt nicht selten von Gunst nnd Zufiill ab; einen andern Ort, wo man sich vorkommenden Falls Raths erholen könnte, gibt es aber nicht.

Aus den hier dargelegten Gründen habe ich die Absicht, vom gegenwär- tigen Jahrgang an biographische Nachrichten zunächst von den lebenden Ger- manisten zu geben; später können dieselben auch auf die Verstorbenen seit Anfang des Jahrh. ausgedehnt werden. Es sollen keine Biographien, sondern nur Notizen sein, in kürzester « knappster Form, mit Angabe der äußern Mo- mente und bibliographisch genauem Verzeichniss der selbständig erschienenen Schriften und größern Aufsätze in Zeitschriften.

Ein paar Proben werden besser als alle Beschreibungen zeigen , wie ich meine, daß nach Umfang und Form die Sache sollte eingerichtet werden. Ich wähle hiezn, damit es keinen verdrießt, zwei Gelehrte, von denen namentlich der erstere, in der Blüte der Jahre dahin geschieden, bei längerem Leben Be- deutendes würde geleistet haben, Emil Sommer und Adolf Ziemann.

1. Sommer, Emil (Friedr. Julius), geb. 25. Febr. 1819 zu Oppeln, Sohn eines Steuercontroleurs ; bezog Ostern 1838 die Universität zu Breslau (Zuhörer von Hoffmann, Jacobi und Freytag); Michaelis 1841 Berlin (Zuhörer der Brüder Grimm und Lachmann's) ; promovierte im Sommer 184 2 zu Halle , wo er sich Ostern 1844 als Privatdocent habilitierte und am 22. Juli 1846 an der Lungen- schwindsucht starb. S. Nekrolog in der Hallischen Litteraturzeitung 1846. In- telligenzblatt Nr. 55 und ausführlicher von Dr. Kumpel im Neuen Nekrolog der DeuUchcn (Weimar, Voigt 1848) 24. Jahrg. I, 456 63.

I. Schriften: 1. De Tbeophili cum diabolo foedere. Berol. ap. Guil. Besser. 1844. 48 pagg. in 8. (HabilitationsBchnft). ^. ^«i^«iti^ '^Vc^^xw mxv\

128 MISCELLEN.

Gebräuche aus Sachsen und ThOringeo. I. Heft. Halle, E. Anton, 1846. 182 Sei- ten 8. Flore und Blancheflur. Eine Erzfthlung von Konrad Fleck. Quedl. u. Leipzig, Gottfr. Basse. 1846. XXXYHI u. 841 Seiten in 8. (= Bibliothek der gesammten deutschen Nat.-Litt« Bd. Xu).

n. Aufsätze etc. in Zeitschriften: a) in Hauptes Zeitschrift f. d. Alterthum: 1. Die gute Frau. Gedicht des 18. Jhs. H, 885 481 (vgl. rV, 899) 2, Die Sage von den Nibelungen, wie sie in der Klage erscheint, m, 198 bis 218. 8. Ein Leich vom Niederrhein, ebd. 218 224.

4. Die 15 Zeichen des jüngsten Gerichtes, ebd. 528 580. h) in der Ency- klopädie von Ersch u. Gruber. L Section Bd. XLII, 98 bis 118: die Sage von Faust. Becensionen in der Berliner litt. Zeitung und den Berliner Jahr- bflchem von 1841 an.

2. Ziemann, Adolf (Lorenz) geb. 1808 (?) zu Quedlinburg.

Auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt gebildet, bezog er 1826 die Universität zu Halle, wo er sich dem Studium der Philologie widmete* Nach Ablauf der akademischen Jahre kehrte er als Lehrer an*, das jQuedlinburger Gymnasium zurück und starb daselbst als Oberlehrer nach längerer Kränklichkeit am 1 1. Dec. 1842. Vgl. Hallische Litt-Ztg. 1848. Intelligenzblatt S. 48.

Schriften: 1. Altdeutsches Elementarbuch in zwei Abtheilungen. Qued- linburg u. Leipzig, Gottfr. Basse, 1888. 8. I. Auch unter dem Titel: Grundriß zur Buchstaben- und Flexionslehre des Altdeutschen, nebst einem Wurzelver- zeichniss. Nach Grimm bearbeitet* Vlll u. 62 Seiten. U. Auch unter dem Titel: Altdeutsches Lesebuch. Mit Anmerkungen« VIII u. 176 Seiten« 2* Aufl. ebd. 1888* 2* Gothischhochdeutsche Wortlehre. Ebd. 1884. VIH u. 88 Seiten. 8. Kutmn, mittelhochdeutsch. Ebd. 1885 (= Bibl. der d. Nat.-Litt. Bd. I), Vm u. 218 Seiten. 4. Mittelhochdeutsches Wörterbuch zum Handgebrauch« Nebst grammatischer Einleitung. Ebd. 1838« 14 und 720 Seiten Lex. 8.

5. Rechtfertigung gegen Hm. Wilh. Wackernagel (Einige Worte zum Schutz litt. Eigenthums. Basel im Aug. 1888. 15 Seiten). Ebend« im Nov. 1888*

So ungefähr ist die Einrichtung, wie ich mir sie denke und wQnsche. Ich ersuche nun sämmtliche Fachgenossen , welcher Richtung und Partei sie auch angehören (denn ich mache hier keinen Unterschied zwischen Freund und Feind, und werde die letztern auch wider ihren Willen zu erreichen wissen), mich durch baldige Zusendung der ihre Person betreffenden biographischen und bibliogra- phischen Daten in meinem Vorhaben zu unterstützen. Als Sporn für die Säu- migen oder Bedenklichen werde ich jedem Einzelnen, dessen Namen und Aufent- haltsort ich kenne, unter Kreuzband einen Abzug gegenwärtiger Aufforderung zugehen lassen, den ich als specielle Einladung zu betrachten bitte.

WIEN, 6. Februar 1865. FRANZ PFEIFFER.

BEITRÄGE ZUR SITTENGESCHICHTE DES

MITTELALTERS,

AUS DBB SPRACHE GEWONNEN.*)

VON

RUDOLF HILDEBRAND.

Unter den Gebieten unserer Wissenschafb, denen ein regerer Anbau zu wünschen wäre, scheint. mir keines wichtiger und dieses Anbaues bedürftiger, als die Geschichte der Sitten und Gesinnungen unserer Vorfahren; alle Zweige der Wissenschaft, die auf Erforschung des Mittelalters gerichtet ist, verlangen, scheint mir, gleichmäßig danach. Die Theologie und die Rechtswissenschaft wie die politische Geschichte des Mittelalters müssten eigentlich eine solche Sittengeschichte zur Grundlage haben, und nicht anders, was uns näher liegt, die Litteratur- geschichte und selbst die Sprachwissenschaft theilweise, sicher die Lexico- graphie. Ich, meine dabei nicht bloß die sog. Privatalterthümer. Jede Zeit wird in ihrem Thun und Denken beherrscht von gewissen allge- meingültigen Gedanken, Gesinnungen, Empfindungen, Gewohnheiten, die an allen Lebensäußerungen der Zeit ihren Antheil haben; und dieser habhaft zu werden ist nothwendig far den, der diese Lebens- äußerungen verstehen will. Auch arbeiten im Grunde alle Zweige der mittelalterlichen Wissenschaft zugleich an der Herstellung einer solchen Sittengeschichte, die ihnen allen wiederum einmal als rechte Grund- lage dienen wird. Eine der reichsten Quellen dafür ist aber die Sprache selbst, in der das innere und äußere Leben der Zeit sich gleichsam abgedrückt hat, mit einer Treue, wie in einem]^ photographischen Bilde.

*) Es itft der wesentliclie Inhalt eines Vortrags, der ati det P\ulo\o|^'^Qc^k«xEm^i:»s^ KU Maimorer l J. 1864 in unserer SecÜon (frei) gehalten vraide«

QEBMÄSIA ^ '

130 RUDOLF HILDEBRAOT>

Jedes wichtigere Wort trägt gleichsam in sich einen Theil aus dem Ge- sammtbilde des alten Lebens, und da die wichtigsten Wörter zugleich die am häufigsten gebrauchten sind, so erweisen sich als die inhalt- reichsten für jenen Zweck gerade die gewöhnlichsten, d. h. die, die man beim Lesen am leichtesten unbeachtet durch die Finger laufen lässt. Ich habe ein paar solcher alltäglicher Wörter ausgewählt, und will versuchen, sie in jenem Sinne auszubeuten.

1. Geselle, ein Bild aus dem höfischen Leben.

Bei dem eigentlichen förmlichen Empfange der Burgunden an Etzels Hofe, dem ^grdzen anivange Nib. 1740, 3 (Lachm.), wie es nun ze hove geht, zur ^großen Cour' in den pcdaa 1746, 1, heißt es:

do sach man 'sich gesellen' die helde küene unde guot 1741, 4.

Dieses sich gesellen wird darauf 1742 geschildert:

der fürste von Beme der nam an die hant Günthern den vil riehen von Burgonden lant. Imvrit nam G^moten den vil küenen man, dd sach man Rüedegeren ze hove mit G%selh^e gän;

jedem der drei Könige gesellt sich ein Fürst von Etzels Hofe zu, um ihn vor den König zu fuhren, und die Paarung geschieht mit genauer Rücksicht auf Würde und Rang der Gäste; auch passt nichts besser, als daß Rüdiger gerade seinen Schwiegersohn fuhrt*). Nur Volker und Hagen nehmen an der Paarung nicht Theil, svne ieman sich gesellet und ouch ze hove gie 1743, 1, sie ziehen vor sich nicht zu trennen, d. i. sie sind sich selbst die gesellen (vgl. 1942, 3). Dies ^sich gesellen klingt nun aber wie ein fester Kunstausdruck, und andere Dichter- stellen können es in klareres Licht stellen.

Im ersten Buche des welschen Gastes, wo Thomasin der adelichen Jugend höfische zuht einprägt, heißt es V. 363 ff.:

ich wil ouch, daz mmiu kint, diu von adel komen sint, handeln ir gesellen woL ein ieglich edel kint sol

*) Das Führen geschieht übrigens an der Hand, nicht am Arm wie jetzt, denn

letztere Sitte ist viel später eingeführt, aus Frankreich wie es scheint; sie ist dem

niedem Volke noch heute ein fremd und vornehm gefühltes Ding, die Bauern führen

sich nocli jetzt an der Hand, wie die Kinder, und auch bei Hofe ist die alte Sitte noch

in Kraft j wo sieb fürstliche Personen nur bei dw Hand föhien.

BEITRAGE ZUR SITTENGESCHICHTE DES MITTELALTERS etc. 131

mit werken und mit muote

eim gesellen tuon ze guote ('ihm zu gute' sich verhalten).

verstSt im inder ein phant,

daz eol er Iceeen im zehant.

ewaz im durch in ze tuon geschiht^

daz eol er im verwizen niht.

Man kann diese Weisungen wohl verstehen vom Verhalten der Pagen (Hnt) eines Hofes unter einander, daß einer dem andern zu Gefallen leben soll, ihm z. B. sein verfallenes Pfand auslosen soll; aber schon die letzte Weisung scheint dann bedenklich, daß einer, was ihm auch (etwa Unangenehmes) des gesellen wegen zu thun zu- fallt (offenbar doch nach Auftrag) , diesem nicht zum Vorwurf machen, ihn es in Worten nicht empfinden lassen soll; und es ist von einem gesellen nur die Rede. Wären diese gesellen fremde Gäste auf Besuch? und hätte von ihnen jeder der Pagen einen zur Besorgung angewiesen bekommen für die Dauer des Besuches? Das ist der Gedanke, den ich, nur vermuthungsweise, zur weiteren Prüftmg vorlegen wollte*). Thomasins Weisungen in Bezug auf Tischzucht 497 ff. scheinen noch besser dazu zu stimmen:

ein man sol niht sin ze snelle^

daz er neme von (vor?) sim gesellen

daz im da gevellet wol,

wan man sinhcdb ezzen soL

man sol ezzen zaller vrist (jedesmal)

mit dir Kant diu engegen ist:

sitzt din gesell zer rehten tiant,

mit der andern (linken, s. Grimms WB. 1, .310) iz zeliant

Daß Einer nicht von dem Andern, also ihm vom Teller das beste Stück nehme, das hatte ja wohl Thomasin nicht zu verbieten nöthig, wohl aber, daß er vor dem gesellen zulange, weil man 'seinethalb essen' soll, kann das heißen: beim Essen sich nach ihm richten? Aber einer muß ja zuerst zulangen, und gewiss kam das dem Gaste zu. Auch Konrad von Haslau im Jüngling (Haupts Zeitschr. 8, 567) be-

^ JSs Witre das fihnlicli, wie Uoch jetzt bei Hofe, nur in militSrische Form ge- fasst , daß einem holien Herrn, der anf Besuch kommt, ein Adjutant aus dem Hofstaat des Fürsten beigegeben wird. Überhaupt ist ins heutige Hofleben vieles aus der alten Sitte fortgeerbt, ganz wie andererseits bei den Bauern, und eine genaue Darstellung des beutigen Hoflebens in seiner überlieferten Form wurde dem Verständniss der alten Dichterwerke rielfach zu gute kommen»

132 KUDOLF HILDEBRAKD

rührt dies Verhältniss ; er spricht aber vom gemz bei Tische (V. 552), eben auch von öinem; doch später:

dem ist ' gesellikeit* unkunty der sm gendzen überizzet. 572.

Kaum zu verstehen aber ist ohne jene Annahme eine Stelle in dem Bruchstück eines höfischen Epos in Haupts Zeitschr. 11, 490 ff. (ein weiteres Bruchstück davon in der Germ. 5, 461). Da hält Sirikirsan auf Bonkovereye eine hdchzit, ein Maifest, das wesentlich in einer Hoch- zeit aller Brautpaare seiner Unterthanen besteht. Zufällig kommt ein fremder Ritter, Segremors^ dazu; der Wirth kündigt ihm die Bedin- gungen der Kampfspiele an (S. 496):

sd sol mit swerte und mit apere

ein man ervechten die gewalt^

daz er zu meistere ist gezalty

unde sich geselle

swie her selbe welle.

der küre sol an im stdn ....

hete iemmiy des doch riSne schichte

also tumpUches ichty

daz er iz vMerspriche

unde den küre breche,

der würde verderbet

unde gähes gesterbet;

der Sieger darf also zum Lohn nach eigener Wahl sich gesellen ^ doch wohl seinen gesellen für die Dauer des Festes aus den Leuten des Wirthes wählen? und keiner (der selbst Gewählte oder wen es sonst angeht) darf sich der Wahl nicht fügen wollen. Nur fragt sich, worin da eigentlich der Gewinn besteht, der des Kampfes werth ist? das scheint aus Folgendem klar zu werden.

Im Tristan, in der Fortsetzung des Ulrich von Türheim, kommt Tristan mit seinem Freund Kaedin zur Isot auf Besuch ; er empfiehlt dieser den Gast, und sie, um als gute Wirthin möglichst gut für ihn zu sorgen, räth ihm (537, 13 Maßm.)

sitzet ze den kinden (HoQungfrauen).

muget ir da gnäde vinden^

daz teil ich läzen dne haz (das soll mir schon recht' sein).

Er folgt der Weisung, und Isot findet später Gelegenheit, ihn zu fragen, welche der zwei an seiner Seite ihm %eMU (5S8^ 10) ;

BEITRÄGE ZUR SITTENGESCHICHTE DES MITTELALTERS etc. 133

sich an si beide, swederiu dir baz gevellet, ze dir sich diu gesellet^

das heißt diu muoz hinaht bi dir wesen 538, 7, und so geschieht es dann auch. Also gab man, wie es scheint, einem Gaste auch eine Jungfrau als gesellen bei, wie ja Jungfrauen und Frauen einem Helden auch sonst zu besondern Ehren Mannesdienst thaten, den Schild ab- nahmen, die Rüstung anlegten u. dgl. Das biligen ist wohl nur eine Erweiterung dieser geselUkeity die schon dem Entarten der Sitte ange- hört; eine ähnliche Sitte kommt übrigens bei wilden Stämmen, z. B. im südlichen Afrika vor^ daß man einen Gast in solcher Weise ver- sorgt. Bei uns war sie noch im 16. Jh. Fürsten gegenüber in Gebrauch, nur daß man dazu Hilfe aus dem Frauenhause holte. Der Ausdruck sich gesellen wandte sich später formlich auf diesen obscönen Sinn, denn so braucht es z. B. der Held der rede von einer graserin in Kellers altd. Ged. 5, 16; und mnl. genoeten (vgl. vorhin gendz) galt geradezu für coire, s. de Yries lekenspie^el 9 Glossar S. 434; freilich bot das Wort auch ohne jene vermuthete Hofsitte Anlaß genug zu solchem Gebrauche.

2. der beste ^ ein Bild aus dem Kampf leben.

Bekannt ist die Redensart daz beste tuon, sich auszeichnen , im Kampfe, entsprechend dem ez gut tuon, tapfer kämpfen; aber weniger beachtet scheint, wie dieser Ausdruck nur aus einem größern Zusammen- hange von dazugehörigen Wendungen und Begriffen ein einzelnes Stück ist und welchen alterthümlichen Hintergrund er haben muß. Im stren- gen Wortsinn konnte daz beste tuon nur von dem Einen gelten, der im Streit alle andern übertroffen hatte; so ruft denn Iring, indem er sich zum Kampf mit Hagen ermannt:

ich hdn üf 8re lazen nu lange miniu dine

und hän in Volkes stürmen des besten vil getan, Nib. 1965, 3;

so fragt Kriemhild bei der Rückkehr der Burgunden aus dem Sachsen- kriege den Boten: wer tet daz beste? 225, 3, wer hat 'den Preis davon getragen', wie wir jetzt sagen, ohne noch an einen wirklichen Preis zu denken. Wer daz beste that, hieß denn auch selbst der beste:

waz Wate der küene in stunne da gestreiti

si wcene in zollen ziten mit sinen helden bi den besten adKea. ^jwÖlxwtl^X^^^*

134 RUDOLF HILDEBRAND

In Dietrich und seinen Gesellen sagt einer zu den beiden Helden :

mir ist vil von iu (Dietrich) gesaget

und von meister Hiltebrande,

wie daz ir ie die besten stt^

ir slahent tiefe wunden wit. v. d. Hagens Heldenb. 2, 111.

Aber dieser Plural erscheint schon als Abschwächang des eigentlichen Begriffs; der beste kann im strengen Sinn nur Einer sein, und so er- scheint die Wendung auch bestimmt. Eine Frau, um deren Minne ein Ritter wirbt, verweist ihn auf ein bevorstehendes Turnier:

mügt ir da der beste «^n,

so wil ich iu den Ivp mtn

mit teiln.. . (Haupts Zeitschr. 5, 275),

könnt ihr da den Preis als 'der beste' erringen. Eine Jungfrau warnt den Hildebrand vor einem Kampfe, den er beginnen will:

ahzic sint des heiden man.

weit ir den Sine gestriten^

sd müezt ir guot gelücke hän^

sd sult ir ze beden siten

under in der beste wesen. Dietrich u. s. Ges. Str. lOK

In einem Kampfe dieser Heiden vorher mit Dietrich:

ein heiden durch daz volk (die Kämpfenden) her dranc. . . üf den von Beme er dd brach, , . er walte sin der beste, Str. 99,

er entschließt sich, den Namen Mes Besten' zu erkämpfen und sucht dazu den Hauptgegner zum Kampfe auf Das sieht aber aus, als wäre dieser Name der beste in aller Form dem Helden des Tages zugetheilt worden, jedesmal nach dem Kampfe? wie heutzutage nach der Schlacht in einem Tagesbefehle die besten Kämpfer dem Herrn namentlich kund gethan werden. Bei Turnieren ward ja so der Preis förmlich Einem zugesprochen, aus Frauenmunde ; gewiss brauchte man da anfangs auch den überlieferten einfachen Ausdruck; vgl. in den Nib. 1821, 4 Volkers Ausdruck vom Erfolg des Turniers: waz ob diu küniginne den lop den Burgonden git? doch wohl das Lob der besten?

Der Ausdruck ist so einfach und so vielsagend zugleich, daß

man sich daran freuen kann, wie am echten Schönen. Er trägt aber

in seiner Einfachheit bei so gewichtigem Inhalt den Stempel hohen,

ja wohl des höchsten Alterthums an sich; er sieht so natürlich aus,

aJs müßte er heute, wenn mit dem lieben awi ^leidoiem Fuße neu zu

BEITRÄGE ZUR SITTENGESCHICHTE DES MITTELALTERS etc. |35

beginnen wäre, ganz ebenso wieder entstehen. Auch die Griechen hatten in ihrer epischen Zeit denselben Ausdruck mit demselben Inhalt ; denn genau unserm daz beste tuon entspricht das dgiareva) in den Kämpfen der Ilias, dgtötsvstfxe iiäxsöd^ai, aguftsvs^xs Tgcicov ; der beste heißt aQLörsvg^ sein Thun dgiöteia; und man möchte Entsprechendes bei allen Völkern vermuthen, so natürlich ist das alles.

Wie tief aber der Ausdruck mit den daran geknüpften Vorstel- lungen in die Gedanken eingewurzelt war und welche wichtige Rolle er einst gespielt haben mag, zeigt seine Anwendung auf andere Ge- biete und sein Fortleben bis in die nhd. Zeit. Von der Vortreflflichkeit einer Frau z. B. heißt es einmal, als Schlußstein ihres Lobes:

nach gotes und der weite Ion ir clärer Up daz beste tuot.

Dietrich u. s. Gesellen Str. 156,

sie trägt im Ringen nach Gottes und der Welt Lohn, in der Bewer- bung darum den ersten Preis davon, das ugiexatovy wie das griechisch hieß. Bei allen andern Kampfspielen und Übungen, wo es einen Preis galt, war der Ausdruck noch im 16., 17. Jahrh. in Geltung, gewiss von jeher. Seb. Frank z. B. im Weltbuch erzählt aus Franken : oftmals im jar zu summers zeit^ so die meid am abend in einem ring herumb singen^ kummen die gesellen in den ring und singen umb ein kränz ^ gemeinklich von nägelin gemacht^ reimweis vor ; welcher das best thüty der hat den kränz (Wackernagels Leseb. 3, 1, 341); es sind Spuren da, daß auch der Held eines Emstkampfes in alter Zeit mit einem Kranze verehrt wurde. L. Spangenberg erzählt: wer noch heutiges tages im fechten y schieszen^ renneuy laufen^ singen^ ringen und springen das beste thuet, hat neben dem andern gewinnet (Preise) einen cranz zu lohn. Ehespiegel Straßb. 1578> 250^ Im Tanze:

der kramer (die Fastnacht) läszt ein kränz zu lest,

(der) ligt in dem kram verborgen»

wer sich am tanz dunkt sein der best,

vnl er damit versorgen, ühlands Volksl. 640.

Im Trinken: also geschieht den kostfreien gesellen ^^ wann sie stets ban- ketieren wollen, fressen und saufen wol bei dem wein, wollen die besten sein. Albertinus, Narrenhatz 227 (Augsb. 1617), gemeint muß sein: jeder wiirder Beste' sein; denn man bankettierte in Form eines Turniers, übte mit Trinken ritterschaft (vgl. z. B. kannenritter in Grimms Wörter- buch). Und auch vom ernsten Kampfe brauchte man das alte Wort noch im 16. Jh.:

136 RUDOLF HILDEBBAND

Franz SieJdnger der ander vul, an mangem ort thet er das best.

Soltaus hist. Volksl., 2. Hundert S. 86;

Seb. Schertlin meldet i. J. 1532 nach einem Gefecht an den Augs- bnrger Kath: ich vdll euch hxin uner einlegen^ dweä ich leby die Augs- purger habend das best bi mir gethon. Briefe , heransg. v. Herbei^er, S. 21. Und recht hübsch wird es neuestens wieder verwendet: der heldenmüthige Marm^ der schon bei Q^atrebras das Beste gethan und dort eine Wunde davongetragen. Häußer deutsche Gesch. 4, 645.

Ein Zug fehlt noch zum Ganzen; auch der Preis, den der beste erhielt, griech. to ugi^rslovy muß bei uns daa beste geheißen haben. Denn so heißt der erste Preis z. B. bei den Schützenfesten des 16. 17. Jh., und alle diese Kampfspiele waren möglichst nach dem Vorbild des Emstkampfes gestaltet; von dem Straßburger Schießen 1576 berichtet Fischart:

zu eün hauptschieszen schön mit lust (fuhren wir)

zttgleich mit büchsen und armbrust

zu deren jedem war das best

hundert gülden^ on sonst den rest (die andern Preise).

Glückhaftes Schiff V. 99.

Von einem Züricher Schießen im Anfang des 17. Jahrb., in Grobs Ausreden der Schätzen:

hab gmeint bei allen meinen sinnen (klagt ein Schütz),

ich wölt alhie das best gewinnen. Haupts Zeitschr. 3, 245 ;

die besten gaben vmrden gmacht

auf beider ziUtatt wolbedacht

hundert und zehen gülden grad. 243*

Noch Göthe und Schiller machen, auf alte Zeit angewandt, Gebrauch davon: loie der Schneider von Heilbronn, der ein guter Schütz war^ zu , Köln das Best gewann und sies ihm nicht geben wollten. Gottfried von Berlichingen, Werke Ausg. letzter Hand 42, 25 (im Götz v. Berl. 42, 257 das Beste), er nahm es aus Götzens Selbstbiographie;

aber heute wiU ich den Meisterschusz thun und das Beste mir im ganzen Umkreis des .Gebirge gewinnen.

Wilhelm Teil, Apfelschußscene.

Und noch jetzt lebt der Ausdruck in Baiem, Tirol, das best, der erste Preis, beim Schießen, Kegeln. Schmeller 1, 215, das Kegelhest Schöpf tirol. Idiot. 308; die Bestenhalle heißt da bei Schützenfesten, was man

BEITRAGE ZÜB SITTENGESCHICHTE DES MITTELALTERS etc. 137

in der Schweiz den Gabmtempel nennt. Noch schöner und alterthüm- licher aber in Norddentschland : ^hier in Hannover (in einem groszen Theile von Niedersachsen) heißt der König des Schützenfestes der beste Mann *).

In alter Zeit mag daz beste auch der beste Beutetheil geheißen haben, den nach dem Kampfe gewiss der beste erhielt, der zuerst aus dem Beutehaufen wählen durfte. Danach scheint auch lat. princeps be- nannt, eigentlich primceps^ d. i. qui primum capit, der das Erste erhält von der Beute, zuerst nimmt Auch den Besten selbst als den Ersten zu bezeichnen lag nahe, und so heißt das griech. agiötBVBiv auch ngto- TBVBLV^ das agifiXBlov auch jtgcotBtov^ to ngätov^ obwohl noch nicht bei Homer. Dem ngäxog aber entspricht bei uns der fürste^ ahd. /wm^o; ist das also der ursprüngliche Sinn von Fürst?

3. Helfen f ein Bild aus dem Familienleben.

Wie Kriemhild Siegfrieds Tod erfahren hat, schickt sie zuerst nach Siegmund,

ob er mir helfen welle den küenen Stfriden klagen. 955, 4;

und der Bote richtet's mit demselben Worte aus: daz sult ir klagen helfen. 958, 4. Dies Bedürfniss der Armen nach ^Hilfe' im Beklagen des plötzlich Verlornen legen wir uns leicht bloß nach unserer Empfin- dung und Gewohnung aus, da sich beim Lesen dem mhd. helfen unwill- kürlich unser jetziges helfen unterschiebt; aber es steckt dahinter eine überlieferte Sitte und ein jetzt erstorbener Begriffskreis. Auch zur Leichenwache vor dem Begräbniss **) erbittet sie Hülfe , obwohl das Wort helfen da umschrieben ist. Aber gegen Siegmund bei dessen Abreise führt sie als Grund, daß sie bleiben müsse, mit an:

ich muoz hie beUben^ swaz halt mir geschiht^ bt mtnen mdgen die mir helfen klagen, 1028, 3.

Diese klage war eine heilige Pflicht dem Todten gegenüber, mit einem verdunkelten religiösen Hintergrunde aus der vorchristlichen Zeit her, und eine Pflicht der Verwandten war, dazu zu helfen^ wie zu allem, was einem aus der Verwandtschaft von ähnlicher Wichtigkeit zu thun oder zu leiden zufiel. Die Sippschaft bildete ein geschlossenes Ganze

*) Das ist der Wortlaut einer Bleistiftnotiz, die mir während des Vortrags aus der Versammlung zukam, von unbekannter Hand; die Worte in Parenthese sind von einer zweiten Hand eingeschaltet, beides HSnde des 19. Jhs.

♦*) Vgl. «wer Uch erlieh wachen f als Verwandtenp^cht, "^eJÄ"^, ^> ^^.

138 RUDOLF HILDEBBAND

der Außenwelt gegenüber, gleichsam einen Körper, an dem der Ein- zelne nur ein Glied war. In diesem Lichte sind auch die Eideshelfer anzusehen, die nach unsern Begriffen der sittlichen Beurtheilung Schwierigkeiten machen.

In dieser Geschlossenheit stehen aber außer den Familiengliedern, wie in einem zweiten Kreise um den Herrn als Mittelpunkt, auch die ^Mannen', das ingesinde, mit jenen zusammengefasst in der für uns zum Überdruß wiederkehrenden Formel 7näge unde man; und auch ihnen liegt die Pflicht ob, in jener Weise zu helfen. So beim Begrab- niss Siegfrieds, nachdem der Jammer der Kriemhild geschildert ist:

mit klage ir helfende da manic vrouwe was. 1007, 2,

ihr ingednde^ ihr Hofstaat, ihr Gefolge: hier können wir nach unserer Gewöhnung den Ausdruck helfen nur mindestens wunderlich finden; doch noch jetzt sehen wir bei Begräbnissen die Dienstboten den Ver- wandten weinen helfen. Die Boten Liudgers und Liudgasts, die in Worms den Krieg ansagen, äußern dabei auch:

habet ir iht guoter friunde^ daz läzet balde sehen^ die iu friden helfen die bürge und iuriu lant 144, 3.

Als Rüdiger den Kampf gegen seinen Schwager weigert und, um der Pflicht ledig zu werden, sich erbietet, seine Lehen zurückzugeben und in daz eilende zu gehen, bricht Etzel in die Worte aus : wer hülfe danne mirf 2095, 1, d. i. in nüchterner Prosa: kein Vasall ist mir wichtiger als du. In der Vorgeschichte der Gudrun, nach dem Kampfe um die entführte Hilde fleht diese den Wate, seine ärztliche Kunst auch zu Gunsten der Ihrigen, also seiner Feinde anzuwenden:

Wate^ lieber vriunty ner den vater min. ..

und hilf einen recken^ die da ligent in der molten,

unde swem du künnesi^ die minem vater helfen wolten. 531, 4,

statt: von den Vasallen, die mit ihm kämpften, es ist als beriefe sie sich damit dem Wate gegenüber auf die Pflicht seiner Feinde, ihrem Herrn zu helfen. Die Begleitung eines Fürsten im Streite heißt auch kurzweg seine helfe y s. Nib. 89, 1. 180, 2.

Die Vasallenpflicht ward Fremden gegenüber geradezu als in diesem helfen ausgedrückt empfunden, die mäge unde man heißen daher in bestimmten Angelegenheiten geradezu amtlich die helfcere^ alle die in einer Angelegenheit auf Seite der einen Partei sind, in einer Fehde, vor Gericht und sonst, z. B.: wir Mechtild herzoginne^ ttnd Adolf ir st/n, /lerzogie in Baiem (folgt eine Reihe anderer Herrennamen, endlich

BEITRÄGE ZUR SITTENGESCHICHTE DES MITTELALTERS etc. 139

zusammenfassend) und alle unse helfere duon kunt u. s. w. Höfer Aus- wahl der alt. ürk. S. 158; den breven^ de vore twischen unsen omen und uns und twischen den van deme Sunde und eren hulperen gegeven sint, 363. Daher noch heute helfershelfer, denn von den einzelnen helfem brachte ja jeder wieder seine Mannen oder helfer mit.

Diese helfer sind nun aber im Ausdruck manchmal stiUschweigend vorausgesetzt, indem zuerst nur der Herr genannt wird und dann auf einmal statt seiner ein Plural eintritt ; z. B. im Sachsenspiegel von der Behandlung eines, der sich einer Gewaltthat schuldig gemacht hat und bei einem Andern Schutz sucht: uffe swilcheme hüs (Burg) man den vridebrecher hell wider recht (ihm sichern Aufenthalt gibt), swenne der richter mit gerüchte vorgeladen wirt, und man sie ah eischet als recht ist (in den rechtlichen Formen ^herunter fordert'), daz man ez gehdren muge uffeme hüse: engeben sie sie nicht ä6 zu rechte <, man vervestet die bürg und alle die daruffe sin. H. 72, 1 (ebenso im niederd. Texte), bei dem vridebrecher dachte der Schreibende wie der Lesende sogleich von selbst seine Helfer oder Mannen mit*). Wie hier in Rechtsprosa, so auch in poetischem Stil:

dar nach des ncechsten morgens d6 kam von Selant

Her wie der küene da er vroun Hilden vant

nach ir mannes ende weinen grimmicltche :

mit windenden henden enpßenc si doch die hei de lobeliche.

Gudrun 934,

denn Herwig kommt natürlich mit Gefolge; ^die helde^ steht nachher, obgleich der höfische Empfang wesentlich dem Herrn gilt. Aber der Herr in seinem Auftreten ist in den Gedanken der Zeit so unzertrenn- lich von seinen Mannen als Gefolge, daß sie in den Gedanken in eins verfließen; daher auch die ewig wiederkehrende Formel der künec und sine 7nan, wo wir oft für den Zusammenhang oder die Anmuth des Stils die Letztem durchaus nicht vermissen würden.

Da muß nun aber auch der Fall vorkommen, daß nur der Herr genannt wird und seine Begleitung mit gedacht ist, ohne daß das durch einen folgenden Plural sich glücklich verräth; ich glaube, Nib. 1797. 1804 liegt ein solcher Fall vor. Volker und Hagen po- stieren sich beim Kirchgang vor das Münster, daz des küneges vnp müsse mit in dringen 1797, 4; nachher: d6 gie vil grOziu menige mit der

*) Ein gleicher Fall steht in derselben von mir herausgegebenen mitteld. Über- setzung des Sachsensp. (s. Germ. 8, 242) I. 20, 4, wo aber Homeyers niederd. Text da« He^lm&ßige hat.

140 RUDOLF HILDEBRAND

küniginne dan (d. h. hin, zum Münster) . ... ja muose si sich dringen mit den helden vil gemeiU 1804.

Es ist, glaub ich, undenkbar, daß die Beiden es auf ein ^Drän- geln' mit der Königin selbst abgesehen hätten: das war wohl nach ritterlicher und höfischer Sitte unmöglich, und für ihren Zweck un- nöthig. Ihr Zweck ist, Gelegenheit zu geben oder anzubieten zur Rei- bung mit den Hennen, dadurch zum Ausbruch des Kampfes, nebenbei allerdings zugleich ein Ärgern der Kriemhild; diese aber kommt mit einer grdzen menige als Gefolge, Frauen nicht nur, auch Ritter zu ihrem Geleite, wie es die höfische Sitte mit sich brachte, und kamercere mit ihren weißen Stäben voraus oder zur Seite, die Platz zu machen haben (vgl. Grimms Wörterb. 5, 118. 3**). Das muoae si sich dringen meint also wohl: die Königin mit ihrem Gefolge, als eins gedacht, so daß Kriemhild zwar auch ins Gedränge kommt, aber nicht mit den feind- lichen Männern sich körperlich zu drängeln hat, denn so weit konnte schon der königliche Aufzug nicht aus seiner Ordnung kommen, ob- wohl ein michel dringen war, zum Ärger der kamercBre 1806, 1. 4. So verstanden es auch die Schreiber von B und 7, indem sie statt muose schrieben muosen^ mitosien^ deutlicher, aber mit Verlust der rechten Wirkung der Stelle.

Aber umgekehrt, und das ist das Merkwürdigste, werden oft statt der künic und sine man bloß die Mannen genannt, so nothwendig gehörten sie zusammen in den Gedanken der Zeit; und zwar auch da, wo wesentlich und hauptsächlich der Herr gemeint ist. Stvrit von Mdrlant erscheint auf Matelane, um die Gudrun zu werben; er übt mit seinen Mannen ritterliche Kampfspiele vor den Augen der Frauen, und des ist ein ganz wesentlicher Theil der Werbung:

mit den stnen genozen üz Ikarjä manegen prts grdzen erwarb er dicke da, die stnen hergesellen^ da si (accus.) die vrouwen sdhen^ vor der Hetelen bürge si täten dicke ritterschaß vil nähen.

Gudrun 581,

es ist aber wesentlich Stvrit gedacht als Hauptperson, wie mit die von Mdrlande 584, 4, und wie mit die vrouwen Gudrun. Deutlicher da, wo Hartmut kommt, die Gudrun zu rauben:

mich wundert y waz doch woßre den gesten da geschehen^

ob Wate der vil grimme haßte daz gesehen^

daz Hartmuotes helde durch den sal s6 giengen

samet Ludewige^ da si die «c/toenen Gudrunen viengen. 793 ;

BEITRAGE ZUR SITTENGESCHICHTE DES MITTELALTERS etc. 141

Uartmut selbst ^ als Hauptperson, sucht die Gudrun im sal, alle an- dern sind hier nur seine hel/er, und doch steht statt seiner ^HartmuoteB helde; und vom Vers abgesehen, hätte der Dichter ebenso gut schreiben können HarUnuot und nachher Ludewtges helde. Kein Zweifel an dieser Vertretung des Herrn durch Nennung seiner Mannen bleibt, glaube ich, bei folgender Stelle. Die entführte Hilde wird von ihrem Bräu- tigam Hetel eingeholt, Wate und Frute als die Helden der Entführung fuhren ihn zu ihr:

Wate tmd ouch her Fruote die vuorten mit in dan (d. i. dahin)

die hürnen helde guote des küneges Hetelen man^

da ei die schcenen Hilden dis tagea solten schouwen. 479,

d. h. den Hetel; aber sein Gefolge ist natürlich dabei und erscheint vor den Augen der Zusehenden mit ihm als eins, als ein Klumpen gleichsam, um den militärischen Ausdruck zu brauchen; oder: des küneges H. man steht wie sonst ^der künic und sine man\ wo wir dem Dichter die man gerne schenkten; und diese gewohnliche Wendung hätte auch der Vers und der Zusammenhang ganz gut zugelassen. Wie sie dann der Jungfrau nahe kommen, und Hetel mit den Seinen vom Bosse steigt zur Begrüßung, wird auch das so gesagt:

die von Hegelingen bt dem künege hie wären von rosse komen üf daz gras. 480.

Dies die, .la dem kUnege ist genau wie in der Iliade eine Wendung mit aiiq)£ (bt ist eigentlich *um.. .herum', mit diig)i sogar urverwandt im Grunde eins, s. Grimms Wb. 1, 1202. 1346): ot d^a^iq) ^AxQBltQva ÖLorgstpisg ßaa^l'^sg Svvov xgivovrsg. . . 2, 445,

und das deckt sich in Ausdruck und Inhalt mit jenen mhd. Wendungen: *die um den Atriden, die Könige', gemeint aber ist: Agamemnon, und die Konige in seinem Gefolge und ihm nach, aber er hauptsächlich. Ebenso und noch deutlicher, wo die Versammlung der Fürsten am Skäischen Thor geschildert wird:

ot i^i^fpl ügiaiiov xal üavd'oov i^dl Qv^iokriv Aänjcov TS KXvtlov #' 'Ixstdovä x otov^jägfiog, OvxaXiy&v xb xal ^Avx'qviOQ, 3, 146,

*die um den Priamos', d. h. Priamos selbst, aber natürlich von seinem Gefolge umgeben, ganz^wie vorhin des küneges Hetelen man. Der Aus- druck, der uns wunderlich und sehr ungenau erscheinen muß, gibt die Auffassung mit dem Auge rein wieder. Und wie geläufig dem griechischen Sänger und seinen Hörern diese "WenÖLXXng^ -w^t^*^"». ^dviw^

142 RUDOLF HILDEBRAND

verblasst, mit der Gewohnung, das sachliche Subject dabei im Accu- sativ zu hören, das zeigen die folgenden Namen im Accus. ; denn dem Panthoos u. s. w. wäre an sich die Ehre jener dem König geltenden Wendung wohl nicht angethan worden, nur UgCainov zog auch die folgenden Subjecte in den Accusativ, und erst im dritten Verse darauf tritt der natürliche Nominativ wieder heraus. Noch im späteren Grie- chisch ist diese Wendung ganz geläufig, auch weiter entwickelt: ol nsgl ISevoqxSvta Anab. 4, 5, 21, Xenophon mit den Seinigen; ol d^iq)l "Avvxov bei Plato, Anytos und seine Leute, A. und Leute wie er; ol nsgl ^HgäxlsiTOv^ Heraklit und seine Schule. Wann ist jene Wendung bei uns erloschen?

Jenes helfen übrigens, um darauf zurückzukommen, ward auch auf andere Gebiete erstreckt. Morungen z. B. in seiner Minnenoth ruft seine Freunde an :

helfet singen alle^

mme friunt . . .

daz si mir gendde tue. Minnesangs Frühl. 146, 3,

es ist als ob er die Freunde damit an eine Pflicht der Sippe mahnte;

wol her alUy helfet singen wibes lop. Lichtenstein 563, 1;

guotiu wtpy ir helfet wünschen^ daz ich werde der vil lieben also

wert u. s. w. 400, 20; er half in beiden da zestunt weinen vor leide. Gregor. 378; half der bruoder da zestunt trüren stner swester. 278; herren unde friunty helfet an der ztt

(bestätigen, daß nur Hiltegunde mich heilen kann). Walther 74, 10; wist ich waz in würre . . . so hülf ich in ir schaden klagen. 117, 35;

helfen mir gedenken aller guttäter miner kirchen^ die kurzlich verschei- den sint De fide concubinarum 94, 5 bei Zarncke.

Doch beruht das mehr auf dem alten, auf religiösem Grunde ruhenden Glauben, daß beim Wünschen, wie beim Beten, Singen u. dgl. die Mitwirkung möglichst vieler den Erfolg besser sichere (vgl. Grimm, Myth. 31). An die Eideshelfer erinnert Folgendes:

hcetet ir ir wege als toir gesehen,

ir hülfet uns der wärheit jehen. Livl. Reimchr. 5108;

des müezen die mir helfen jehen,

den minnen Jßn ist geschehen. Flore 93,

nämlich daß Minne zu Tugend reize. Sehr schön behandelt Reinmar seine Credaaken als seine helfer und klagt sie an:

BEITRÄGE ZUR SITTENGESCHICHTE DES MITTELALTERS etc. 143

noch füere ich aller dinge woly wan daa gedanke wellent toben: dem gote dem ich da dienen soly ^^! den helfent si mir niht sd loben

aU ichs bedürfte und ez m%a scelds wcere. MSF. 181, 26,

er denkt sie wohl als seine Vasallen, die ihm den Dienst halb ver- sagen. Dieses ^helferi gieng in den Stil des Volksliedes über und wird da oft zu trefiOicher Wirkung verwandt:

wir will mirs helfen trauren^

der recke zwen finger auf. Wunderhom 4, 9 ;

pack ein^ pack ein dein langes haar^

du sollst mir helfen leide tragen, 363,

so sagt ein unglückliches Mädchen zur Freundin;

es stet ein lind in diesem taly

ach gott was tut sie daf

sie wül mir helfen frauren^

dasz ich kein bulen hab. Uhland 68;

wistent mijn vader ende moeder t'huisj

si souden nd helpen trueren. 548;

denn niemand kann uns scheiden,

als nur der tod allein.

den nehmen wir zum zeugen,

der soll uns lielfer sein. Hoffm., schles. Volksl. S. 131.

4. Dringen y ein kleines Nachspiel, aus dem Hofleben.

Das vorhin erwähnte dringen kommt in den Gedichten oft mit einer eigenen Bedeutung vor. Bei dem öffentlichen Erscheinen fürst- licher Herren und Frauen drängt man sich nach ihnen oder um sie. nicht nur aus dem natürlichen Grunde, sie zu sehen und sich sehen zu lassen, sondern als wäre dies dringen selbst eine Forderung höfischei Sitte, wie zur Ehre des Herrn oder der Frau. Der Geltar z. B. in einem Spruche, wo er das höfische Leben und seine Verherrlichung durch die Minnesinger verschmäht:

mir gcebe ein herre Ithter einen meiden üz dem stalle,

dann ob ich als ein wceher Flceminc vür die vrowen dringe»

MS. 2, 119'. Hagen 2, 173',

ein Pferd ist mir lieber, als was sich erreichen lässt, indem man sich wie ein Musterhofmann vor die Frauen drängt , bev \Vi\i^\i Nc>\öct^\i^

144 RUDOLF HILDEBBAND

d. h. dies dringen als ein Hauptkennzeichen des Hoflebens gebrancht. Ebenso wenn der Winsbeke seinen Sohn anweist, dem Hofleben nach- zugehen :

sun^f du 8olt M den werden sin und Id ze hove dringen dich. 23, 2,

im höfischen Gedränge suche deine Laufbahn. Am Hofe Hermanns von Thüringen war nach Wolfram etswä smcehlich gedranc und eUwd werdez dringen Parz. 297, 22, wieder als kurze Bezeichnung des Men- schentreibens bei Hofe überhaupt, wie bei Frauenlob Spr. 334, 7, ^dringen und schallen^ bei Konrad von Haslau, Haupts Zeitschr. 8, 554. Am deutlichsten einmal bei Helbling ; da sind vier österreichische Land- herren beim Herzog, ihm ihre Wünsche wegen Änderung seiner Ke- gierungsweise vorzutragen, sie wünschen u. a., daß er zur Zier seines Hofes die Edlen seines Landes herzuziehe, nicht mehr die fremden, und meinen, sie selbst könnten ebenso gut höfisch leben als jene, und das wird so ausgedrückt:

sie kunnen als wol dringen als einer von Elsdzen^ ir sult dd keime läzen Swähe und Rinfranken. 4, 738.

So ist denn auch Walthers Klage von der Wartburg gemeint: ich hau gedrungen unz ich niht me dringen mac. 20, 7. Besonders die jungen scheinen immer ^dringend' auftreten zu müssen. Im guten Gerhard z. B. bei der Schwertleite, nachdem die ^jungen neuen Helden' nun geweiht sind und es aus der Kirche geht zu Kampfspielen auf den Hof:

ndch dem gotes segene (der Einsegnung)

drungen die swertdegene

mit schalle für des münsters tür, 3604,

also ganz nach des Haslauers Vorschrift vorhin. Wie man dann zum Turnier reitet, die Frauen mit:

die werden vrowen riche

die fanden alle geUche

ir phert bereit aldä: si riten. . .

die ellenthafien jungen

vor den vrowen drungen

mit senften siten Use, 3625 ff.,

d. h. Rudolf hält damit das senfte und Itse dringen vor den Frauen den /un^en seiner Zeit als Spiegel vor. Einen aViiAickeiii "WYot m^^ enthalten:

BEITRAGE ZUB SITTENGESCHICHTE DES MITTELALTEBS etc. 145

dd kämen die hurgcere (nach Hofe) mit zühten, niht gedrungerij die alten vor den jungen. 737.

Bei den Franzosen hieß das la presse^ s. z. B. Haupt's Zeitschr. 10^ 494, und daher noch heute e'empresser^ eigentlich wohl : sich in das Gedränge machen, sich mit drängen.

Während ich dies mhd. dringen bei Hofe schon länger im Ange hatte I ohne darüber klar zu werden ^ fand ich plötzlich einmal den Muth zu obiger AufPassung durch eine Mittheilung der Augsb. Allg. Zeitung aus England. Da war^ vor etwa sechs, sieben Jahren» eine Parlamentseröffiiung geschildert, aus den Times, und dies Blatt erzählte dabei, wie im Thronsaal die Mitglieder des Oberhauses sich versam- melten und darauf die ^Gemeinen', die sich in einem andern Raum ver- sammelt hatten; in den Thronsaal zugelassen werden : und sie kommen heran den Corridor entlang durch die Thür sich drängend oder drän- gelnd, auch die alten Herren mit wie Jünglinge (juveniles) ^ also wie dort bei Rudolf von Ems die swertdegene aus dem Münster. Das eng- lische Blatt aber knüpfte daran die Mahnung; es wäre doch wohl end- lich Zeit, diese herkömmliche Sitte des Drängens (thronging) bei dieser Gelegenheit, die den jüngeren Mitgliedern wohl einigen Reiz böte, den älteren Herren aber doch unbequem sein müsse, und die gar keinen Zweck mehr hätte , endlich abzuschaffen. Ob sie darauf abgeschafft worden ist?

ANTONIUS VON PFOKR.

Im Jahrgang 1864 dieser Zeitschrift, S. 226 ff., weist uns Fedor Bech mit Glück und Scharfsinn einen Anthonius von Phor als den Übersetzer des 'Buches der Beispiele der alten Weisen' (herausgegeben von W. C. Holland, Stuttgart 1860) nach. Weitere Nachforschungen führten ihn auf das ^in Schwaben ehemals ansäßige edle Geschlecht von Phorr' (Pforr) und selbst auf einen 'Antboni von Pforr', der in einer Urkunde der Stadt Breisach (nicht Breisgau) aus dem Jahre 1468 (Schreiber, Urkundenbuch der Stadt Freiburg, H, S. 434) als ein im Dienste des Herzogs Siegmund stehender Rath erscheint. Bech erwähnt aus Schrei ber's Buch noch andere Namen dieses Geschlechts, 80 einen Wemher von Pforr als Rathsherrn der Stadt Breisach (nicht Freibiir^^;^ einen Werli von Pforr und einen Hana^eTTÄü^t ^ow^^otx.

OEBHANIA X \Q

146 K. A. BARACK

Die von Pforr waren eine Breisacbische Patrizierfamilie, deren Wappen (bestehend aus einer schwarzen Kugel in Gold, auf der ein achtstrahr liger silberner Stern) sich noch häufig in dieser Stadt findet (Mone, Zeitschrift 13, 50; Quellensammlung 3, 236). Ihrem Namen in süddeut- sehen Greschichtsbiichern zu begegnen ist leicht, s. besonders Mone's Zeitschrift und dessen Quellensammlung; Schöpflin, Alsatia illustrata; Hartard von Hattstein, die Hoheit des Teutschen Reichs- Adels ; Kreuter, Geschichte der k. k. vorderösterreichischen Staaten ; Rosmann und Ens, Geschichte der Stadt Breisach etc. etc. etc. In Mone's Zeitschrift 14, 241 ff. erscheint wieder 'Herr Anthony von Pforr' in einer Urkunde vom 9. März 1472, als Fürsprech des Bischofs von Constanz in einer Streitsache mit Pilgerin von Heudorf. Ob nun dieser urkundlich vor- kommende Antonius von Pforr ein und dieselbe Person mit dem Über- setzer und wer er näherhin gewesen sei, diese Frage zu losen, hat Bech weiterer Nachforschung überlassen.

Ich finde nun im 3. Theil von Steinhofer's 'Neuer Wirtembergi- schen Chronik' S. 281 einen Herrn *D. Anthonius von Pfor, Kirchherm der Pfarrkirchen zu Rotenburg am Necker' erwähnt, der sodann von Haßler in seiner 'Chronik der Stadt Rottenburg' S. 135 näherhin als Pfarr- herr zu St. Martin und erzherzoglich geistlicher Rath bezeichnet und unter dem Jahre 1477 angeführt wird. Die Identität des im Jahre 1458 urkundlich vorkommenden Rathes des Herzogs Siegmund und dieses erzherzoglich geistlichen Rathes (1477) und wohl auch des im Jahre 1472 urkundlich erscheinenden Fürsprechs des Bischofs von Constanz liegt nahe und dürfte kaum zu bezweifeln sein.

Im Jahre 1477 hat die Erzherzogin Mechtild die Stadtpfarrei zu St. Martin in Rottenburg gestiftet (Haßler, a. a. O. S. 122) und ohne Zweifel bezeichnet das von Haßler dem Namen des Anton von Phorr angefügte Jahr 1477 die Zeit seiner Einsetzung in dieses Amt, die also mit dem Stiftungsjahre zusammenfiele. Nun ist die Erzherzogin Mechtild bekanntlich die Mutter des Grafen Eberhard von Württemberg, desjenigen, der durch seine akrostichische Verbindung mit der Über- setzung anfänglich für deren Verfasser gehalten, nach genauerer Prü- fung jedoch nicht als solcher, sondern als Gönner des unbekannten Übersetzers erkannt wurde. Diese bisher nur vermuthete, jedoch nahe liegende Beziehung des Verfassers der Übersetzung zum Grafen Eberhard liegt somit ah durchaus zutreffend mit detm Rottenhur^er Pfarrherm vor Augen. Sie erhält noch eine beaondetfe 1&e^\Ä\A%\v\v% \wA ^ärxv^^ taag dadurch, daß unser Pfarrherr a\c\i oa öl^t teWXxOEL^ci ILxiÄsi^^

ANTONIUS VON PFORR. 147

der vom Grafen Eberhard gegründeten Universität Tübingen betheiligt nnd nebst andern seinen Namen in die Matricula universitatis eingetra- gen hat (s. Steinhofer, a. a. O.; Klüpfel, Geschichte der Universität Tübingen, S. 4). Pforr erscheint somit in der Reihe der ersten Mitglieder, wenn auch nicht als einer der Lehrer der neugestifteten Hochschule, unter welchen Holland (a. a. O., S. 253) und Andere vor ihm den unbekann- ten Übersetzer vermutheten. Ist daher die Voraussetzung Bech's, daß ein Antonius von Pforr (Phorr) der Übersetzer ist, wie kaum zu be- zweifeln, richtig, so wird D. Antonius von Pforr, Pfarrherr zu St. Martin in Rottenburg am Neckar und erzherzoglich geistlicher Rath als solcher zu betrachten sein. Näheres über seine Person, seine wissenschaftliche Thätigkeit, möglicherweise sogar auf die vorliegende Autorschaft Be- zügliches findet sich vielleicht in den von Memminger in seiner Be- schreibung des Oberamtes Rottenburg S. 119 ff. angeführten hand- schriftlichen Quellen.

DONAUESCHINGEN. K. A. BARACK.

ROSENGARTEN.

Auf einen Rosengarten, im Sinne wie ihn die 'Sagen aus den V Orten' S. 254 f. vorführen, nämlich als heilbringende Begräbnissstätte, deutet eine Stelle aus der vita s. Davidis Episcopi Menevienis (Menevia in Wales), wo es heißt:

„Ex loco, in quo deservire proponis vix e centum unus praemiis potietur. Est autem olius prope locus, in cujus coemeterio, qui- cumque salva fide humati fuerint, vix eorum unus inferni poenas luet.** Dieser Ort hieß Rosina vallis. S. BoUand. Act. S. S. T. I. Mart. pg. 42. no. 5. Dann ist die in meinem Buche S. 255 enthaltene Notiz über den Brauch in Solothum zu ergänzen. Im Neujahrsblatt des Kunstvereins von Solothnm für 1855, wo der gelehrte und für historische Forschung zu früh verstorbene Cistercienser P. ürban Winistörfer über den alten St. Ürsus-Münster handelt, schreibt er S. 21: „Rosengarten nennt man jenen oflFenen Platz, der zwischen dem Beinhaus nnd der Seiten- thüre der Kirche sich an die letztere anlehnt, ein unregelmäßiges Viereck von 43' und 44' mittlerer Länge und Breite. Dieser Hofraum erhielt eine historische Bedeutung, weil früher jährlich, je am Johann- Baptistentag (Jobanni zu Sungichten), Ratlae wiiÖl^\3lx^^x %\0ö. hier versammelten, um die Am t erbe setz xxiv^ ^xxiÖl ^\^ t^^^- naime ins Bürgerrecht vorzunehmen, Ua ^^^^^^x ^^^^^^^•

148 KARL BARTSCH

handlungen des Solothurnischen Gemeinwesens in den Garten der Bar- füßer verlegt ward."

Hier haftet der Brauch an uralter Cultstätte. Im Jahre 870 stand, wie der Vertrag zwischen 'Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deut- schen belehrt, das St. Ursenmünster schon und zwar auf einem Boden, der, wie die ausgegrabenen Alterthümer andeuten (Neujahrsbl. S. 3), bereits den Heiden als Opferplatz gedient hat. A. LÜTOLF.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK

DER KUDRUN.

VON

KARL BARTSCH.

m.

In Österreich, speciell vielleicht in Steiermark, werden wir die Heimath des Gedichtes ohne Zweifel zu suchen haben; darin stimmen alle bisherigen Forscher überein, darauf weisen die angeführten mund- artlichen Eigenthümlichkeiten hin. Niederdeutsches, worauf der Schau- platz der Sage fuhrt, lässt sich nicht nachweisen*), wenn wir auch annehmen dürfen, daß die Lieder, die der Dichter gehört hatte und benutzte, niederdeutschen Ursprunges waren. Daß niederdeutsche Sänger und Lieder nach Oberdeutschland kamen, darf in einer Zeit allgemeinen poetischen Wanderlebens nicht Wunder nehmen und lässt sich durch andere Beispiele erhärten. Lamprecht's Alexander z. B. ist ohne Frage ein in niederdeutschen Gegenden entstandenes Gedicht, wir finden ihn in der Vorauer Handschrift, die im zwölften Jahrhundert geschrieben ist und gerade nach Steiermark gehört. Das niederrhei- nische Gedicht von Herzog Ernst war nach 1180 in Oberbaiem be- kannt und ein niederdeutscher Spielmann dichtete in Baiern den Ruther.

Abweichender sind die Meinungen bezüglich der Abfassungszeit. Soviel ist sicher, daß der Dichter der Kudrun das Nibelungenlied kannte, und zwar nicht in einzelnen Volksliedern, wie Lachmann sie annimmt, sondern als Ganzes wie es uns vorliegt, da er an zahlreichen Stellen echte und unechte Strophen (nach Lacbmann's Bezeichnung)

*) Doch vgl. die Anmerkung oben 8. »6.

BEITRÄGE ZUB GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 149

benutzt hat. Darnach müßte die Kudrun nach 1210 fallen, indem Lachmann um 1210 die jetzige Kedaction des Nibelungenliedes setzt. Damit würde auch übereinstimmen, daß der Dichter Bekanntschaft mit Wirnt's Wigalois verräth, aus dem er den Namen Wigäleis (582, 2. 715, 1. 759, 1) entnommen hat. Und andererseits würde sich der terminus ad quem leicht ergeben durch die Wolfram'sche Nachbildung der Kudrunstrophe im Titurel, der nach Lachmann vor 1215 entstand, indem 1215 der Dichter schon den Willehalm angefangen hatte. So würde die Abfassung der Kudrun nach 1210, vor 1215 fallen, mithin etwa um -1212 (vgl. MüUenhoflf S. 124). Aber nur 'die echten Theile des Gedichtes' (Müll.) gehören dieser Zeit an, die erste Überarbeitung fallt um 1230, die zweite und dritte etwa 1250 (Müllenhoff S. 94).

Allein obige Berechnung ruht in mehrfacher Beziehung auf fal- schen Daten. Die Abfassungszeit des Nibelungenliedes (1210) ist keines- wegs sicher. Ich kann hier die Beweisführung nicht geben, sondern muß auf meine inzwischen erschienenen Untersuchungen über das Nibe- lungenlied verweisen, in denen dargethan ist, daß, abgesehen von den zu Grunde liegenden Liedern, das ganze Epos wenigstens um 1190 schon vorhanden war. Auch die Strophenform ist der Strophe der ganzen Nibelungendichtung nachgebildet, denn ob jene vermutheten Volkslieder, wie sie Lachmann hergestellt zu haben glaubt, in derselben Form ge- dichtet waren, ist mehr als zweifelhaft, zum mindesten durch nichts zu erweisen. Die Nachahmung einzelner Stellen weist ebenfalls auf das Nibelungenlied als Ganzes, nicht auf die demselben unterliegenden Lieder. Aber auch der terminus ad quem muß verändert werden. Wolfram's Titurel ist nicht um 1215 entstanden, sondern des Dichters Jugendarbeit. Denn ich stimme Pfeiffer's Beweise (Germania 4, 301 bis 308) vollständig bei, der in den Worten im Titurel 37, 4,

des wil ich hie geswtgen und künden iu von inagtuonilicher minne, nicht eine Beziehung auf ein hinter dem Dichter liegendes Gedicht, die ersten Bücher des Parzival , sondern eine Hindeutung auf ein in Zukunft beabsichtigtes Werk erblickt. Wir werden daher den Titurel wohl schon um 1200 anzusetzen haben. Man könnte einwenden, daß Wolfram die Kudrunstrophe nicht aus unserm Gedichte, sondern aus einem älteren in derselben Form gedichteten Werke gekannt, daß es Volkslieder in dieser Form gegeben habe. Dem stelle ich entgegen, was ich schon oben bemerkte, daß die Kudrunstrophe ihrer ganzen l^iatur nach niemals eine voiksth ümliche gewesen sem Vaxi\\ .^ ^öSs» i\'^ erst von ihrem Dichter eigens für den Zweck dieses <aed:\e)ö\.e^ ^^SxwiAä^ und such von keinem späteren wieder benutzt ^utöie.

150 KABL BABTSCH

Unserer Zeitbestimmung, wonach die Kudrun in ihrer ursprüng- lichen Gestalt zwischen 1190 1200 fallen würde, steht scheinbar ent- gegen die Einfuhrung des Wigäleis. Allein der Dichter, der ein Land Gäleis kannte (641, 2), bei dem Wäleis so oft vorkommt, worunter er ohne Zweifel Wales verstand, wenn es auch ursprünglich einen Theil der deutschen Nordseeküste bezeichnete*), konnte bei mancherlei an- derer Sagenkunde, die er in den volksthümlichen Stoff einmischte, auch vor Wirnt schon von dem Namen Wt-gdleis Kunde haben. War denn Wirnt's Wigalois, selbst angenommen, daß die Kudrun erst um 1212 entstanden sei^ damals schon so bekannt und berühmt, daß unser Dichter hätte veranlasst werden sollen, diesen einen Namen und keinen der berühmteren Artusritter in seine Dichtung herüberzunehmen? We- nigstens werden wir gegenüber von bedeutsameren Gründen uns durch diesen einen Namen nicht bestimmen lassen, die Kudrun nach 1210 anzusetzen.

Der Biterolf ist in seinem ersten Theile Nachahmung eines fran- zösischen Stoffes; der Sohn zieht heimlich vom Hause fort, um den Vater zu suchen. Gleiches thun Lanzelet und Wigalois (MüUenhofi S. 106). Wenn der Dichter des Biterolf, der dem Ende des 12. Jhs. angehört und ebenfalls in Steiermark entstand, ein französisches Ge- dicht solches Inhalts kannte, so kann dies ebensogut ein französischer Wigalois, wie ein französischer Lanzelet gewesen sein, und der Dichter der Kudrun konnte es kennen. Auch aus diesem Grunde ist also der Name Wigaleis kein Beweis gegen unsere obige Zeitbestimmung. Eine französische Dichtung desselben Inhaltes wie Wirnt's Wigalois ist neuerdings nachgewiesen (Ebert's Jahrbuch 4, 317 ff'.); hier heißt der Held Giglain.

Zu den aus dem Verhältniss zu andern Dichtungen entnommenen Gründen gesellen sich solche, die wir dem Gedichte selbst entlehnen. Wir können die schon oben bemerkten freien Endreime geltend machen, die sich erhalten haben. Freilich hat auch Wolfram vereinzelt solche, ebenso Stricker u. a. (Gramm. 1*, 445); aber nicht entfernt so viele im Vergleiche des ümfanges. Dazu kommt, daß Wolfram, bei dem sie wohl am häufigsten sind, ein Dichter ist, der auf die Form keinen Werth legt, ja nicht einmal feinen Sinn für Schönheit der Form hat; die metrische Form ist aber beim Dichter der Kudrun äußerst sorg- fältig. Da seine Dichtung die Bestimmung hatte, die höfischen Kreise zu

*J Wolfram versteht VcUais unter Waleis.

BEITRÄGE ZUB GESCHICHTE XmD EBTTIK DEB KUDBUN. 151

unterhalten, so würde er auch im Reime, da er im Übrigen die Form kunstgerecht hielt, den Anforderungen seiner Zeit sich bequemt und nicht Assonanzen eingemischt haben. Wir könnten femer auf die freien Gäsurreime verweisen (vgl. W. Grimm, zur Geschichte des Reims S. 51), wenn hier nicht die andere oben gegebene Erklärung wahrschein- licher wäre. Dagegen sind nicht zu übersehen Alterthümlichkeiten in gewissen Formen, die schon im Beginn des 13. Jhs. nicht mehr vorkommen. Dahin ist za rechnen nerjen statt nem 82, 2 in der Cäsur, da neren xmerlaubt wäre, habete, präter. von haben ^ 566, 4, in der Bedeutung 'hatte', niwen statt niun 854, 2. 931, 2. 1663, 3; vgl. auch ßwer 104, 1. helede^ dreisilbig, durch den Inreim (: edele 684, 1. 1328, 1) gesichert; freilich ist dies Inreim, aber auch am Schluße wird helde immer nur mit selde (d. h. selede) gebunden, nicht mit velde, engelden u. s. w. Vgl. 345. 448. 493. 497. 743. 785. 795. 936. 938. 972. 1070. 1264. 1346. 1374. 1378. 1453. 1535. 1656. Der Grund kann nicht sein, daß lieldej selde umgelautetes, velde gebrochenes e hat, denn Reime e : e finden sich, wenn auch nicht allzuhäufig; auch würde z. B. zelde (Dat. von zeit) genau reimen. Der Dichter empfand noch die Dreisilbigkeit beider Wörter, und schrieb vielleicht wirklich heledei selede. wirdet statt wirt ist aus 215, 4 zu folgern; im Reime findet sich wirt gar nicht (ein Reim in irt kommt überhaupt nicht vor), inner- halb des Verses muß die syncopierte Form daneben angenommen werden; vgl. 258, 4. 306, 2. 686, 2 u. s. w. Femer eltüte in der Cäsur 77, 1. 118, 1. mitteliste 119, 1, die nicht verkürzte Form dieneste 83, 4. 662, 2. 1155, 4 neben der syncopierten. schcenesten 476, 3 und vor allem bezziste 724, 4. 1588, 4, was der Vers erfordert. Vielleicht ist auch 1076, 1 statt dJd sandes aller Srste zu lesen du sandes ereste (: weste); vgl. Wackemagel's Walther 24, 23. Femer gehören hierher die alter- thümlichen Reimformen äbunden : erfunden 376, 3, vgl. Biterolf 3612. 9241 äbunt : wunt; und im Inreim dbunde : gunde 47, 4. : wunden 518, 4. weinunde : stunde 616, 1, wie smdunden : wunden Bit. 6535. suochunde : stunde Klage 2367 Lassberg. Endlich darf man das Vor- kommen der Participia auf ende in der Cäsur für das Alter geltend machen; denn dies steht der Verwendung der Participia im Reime gleich, die auch nur noch im letzten Jahrzehend des 12. Jahrhunderts vorkommt. Ein anderer Ton ruht offenbar auf wiin^nde sdn als auf d6 si si wünknde \ beide vor ir sack 1244, 1, worauf wirklich eilende in der zweiten Zeile reimt; jenes weinende vertritt zwei Hebungen und eine Senkung, dies in der Cäsur drei Hebungen, mÖÄm \^ öaä v«<s^ä Silbe der kliDgenden Cäsar als eine Hebung geVl^ü m\Ä. ^^ ^"^^"^ "

Yö.

152 KARL BABTSCH

der Cäsur lachende 220, 4. trurende 278, 1. 929, 1. weinende noch 1254, 1. 1387, 1. 1525, 1. Alle diese und vielleicht noch mehr durch den Schreiber verwischte Spuren (z. B. frowede statt fröude) weisen auf den Schluß des zwölften Jahrhunderts hin, und dazu stimmt das früher aus ver- schiedenen Merkmalen gefolgerte Alter der Originalhandschrift, die spä- testens dem Anfang des 13. Jahrhunderts angehört haben kann *).

Die Geschichte unserer Kudrun lässt sich demnach folgender- maßen darstellen. Zwischen 1190 und 1200 dichtete ein in Österreich heimischer Dichter in einer Strophenform, die er dem auch anderweitig von ihm benutzten Nibelungenliede nachbildete, die Sage nach Volks- liedern, die durch niederdeutsche fahrende Sänger nach Österreich ge- kommen waren. Daß diese Lieder ihm in schriltlicher Aufzeichnung vorlagen, möchte aus 505, 1 als diu huoch uns kunt tuont zu schließen sein; denn diese Berufung steht in einem Theile des Gedichtes, an dessen Volksthümlichkeit nicht zu zweifeln ist. Die andern Berufungen auf eine Quelle, in denen der Dichter mit seinem Ich hervortritt, sind allgemeiner Natur und dienen entweder bloß zur Ausfüllung des Verses oder sollen die Glaubwürdigkeit des Erzählten erhöhen : sie finden sich meist in der zweiten Vershälfte und bezeugen dadurch schon, daß der Keim sie hervorrief. Vgl. alsd ist uns geseit 9, 1. als uns ist geseit 166, 1. 338, 1. 1430, 1. wir hceren sagen 22, 1. 38, I. 288, 2. 1109, 2. 1500, 1 dd von man daz mcere wol erkennet 22, 4, vgl. 197, 4. von s6 grozer künste hört ich nie man gesagen 541, 4. ja saget man uns daz 549, 2. diu rede ist alwär 617, 2. für war sd weiz ich daz 841, 1. als ich hän vemomen 874, 1. Er nahm aber jene Lieder, deren Reim sicherlich noch der alterthümlich freie des zwölften Jahrhunderts war, deren Form wir nicht kennen, die jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach in den gewöhnlichen Reimpaaren, fortlaufend oder strophisch getheilt, abgefasst waren, nicht unverändert auf; manches aus ihnen mochte er ziemlich treu beibehalten und nur der veränderten strophischen Form, die er siöh geschaffen, anpassen, wie an den oben angefahrten Stellen nicht unwahrscheinlich ist.

Aber tiefgreifender ist die Veränderung, die er mit der Darstel- lungsweise vornahm. Er verpflanzte die alten volksthümlichen Lieder auf den Boden ritterlichen Lebens und gestaltete darnach die Schil- derung in vieler Hinsicht anders und modemer. Wie die antiken Sagen und Persönlichkeiten sich dem loittelalterlichen Gewände des 12. und

*) Nach Mällenhoff S. 1Ö8 wurde die eiliaUeTie k\iÄcVav^ "tmwöq. c«Mst ^^. ^^^ /^* Jis., wenn nicht ältem\ gefertigt; Gründe sind mcbt «a^ge^^\ica-

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. I53

13. Jabrhnndertg anpassen mußten, so worden auch die tnännlichett und weiblichen Heldengestalten, die das Volkslied des 12. Jahrhunderts, treuer am Überlieferten festhaltend, gewiss noch ursprünglicher bewahrt hatte, modernisiert. Die Rücksicht auf die ritterliche Hofgesellschaft, für die sein Gedicht bestimmt war, veranlasste den Dichter haupt- sächlich, der Darstellung eine ritterliche Färbung zu geben; ja noch mehr, aus andern dem Geschmacke der Zeit besonders zusagenden Dichtungen Züge aufzunehmen. Diesem Geschmacke verdanken wir namentlich die Erfindungen des ersten Theiles, die schwerlich auf alter Sage ruhen. Die Entführung Hagens durch die Greifen und deren Todtung ist ein solcher, dem deutschen Volksepos ursprünglich jfremder Zug; sie konnte dem Dichter aber aus der Sage von Herzog Ernst oder anderwärtsher bekannt sein. Die Geschichte der Voreltern erzählt er nach Analogie der hofischen Epik, wie z. B. die ersten Bücher des Parzival ausschließlich von Gahmuret handeln. In den späteren Par- thien gehört hierher die Erzählung vom Magnetberge Givers, die wahr- scheinlich auch auf die Sage von Herzog Ernst zurückzuführen ist. Das wunderbare Thier gahilün (Zeitschrift 2, 1. Germania 1, 479), mit dem der junge Hagen kämpft, mit welchem vorher ein Löwe gekämpft hat *) und von dessen Blute Hagen trinkt und sich Kraft gewinnt, er- innert auf der einen Seite an den Kampf Siegfrieds mit dem Drachen, dessen Blut, in dem er sich badet, ihn unverwundbar macht , auf der andern an die Sage von Heinrich dem Löwen, die vielleicht in älterer Fassung als die uns erhaltenen Recensionen dem Dichter bekannt war. Derselben Rücksicht auf den Geschmack der modernen Zeit ist die Verlegung von Localitäten aus der Umgebung der Nordsee in den Süden und Orient zuzuschreiben, die durch gleiche oder ähnlich klin- gende Namen (z. B. Mdrlant) begünstigt wurde. Ihr gebührt endlich der Schluß des Ganzen mit der vierfachen Hochzeit, der zu Liebe ein- zelne Personen, wie die ungenannte Schwester Herwigs, erfunden wurden. So weit können wir die Thätigkeit und das Verfahren des Dichters verfolgen. Wir können auch den Versuch machen, durch Hinzuziehung anderer Überlieferungen den ursprünglichen Bestand der Sage, wie sie dem Dichter bekannt war, in allgemeinen Zügen, im Großen und Ganzen zu bezeichnen, aber unmöglich ist es, bei jeder einzelnen Strophe ihr entsprechendes Vorkommen im Volksgesange nachzuweisen.

Ein Dichter dichtete das ganze Werk, dem vielleicht die letzte

*) 80 mäßen wir uns den Zusammenhang 102, 2 er\dätfMV. T>«t \Ä^^ %^^ ^^^^ ^afibn zu, weil er ihn ßls seinen Erretter erkennt.

154 KABL BARTSCH

Feile nooh fehlte. Denn so erkläre ich mir das Vorkommen der Nibelungen- strophe. Im Anfang, wo dem Dichter die Form seines Vorbildes, die er umgestaltete, noch aus diesem geläufig, die neue Form noch ungewohnt war, kommt sie häufiger, mitunter in ganzen Strophenreihen vor; im zwei- ten Theile ungleich seltener. Manche der als Nibelungenstrophen bisher betrachteten habe ich in die richtige Form verwandelt. Zuweilen war viel- leicht nur das die Ursache, daß sich ein klingender Reim nicht jgleich- ergab, und der Unterschied besteht dann nur im Reimgeschlechte, wäh- rend die Zahl der Hebungen wie bei der Kudrunstrophe ist, so

1470, 4 von Waten nikt muoste sterben, vil grimme was der ricki gemuoU 287, 4 swer die ünde bouwetj der muoz mit ungemdchi genesen. 30, 4 nach hShem prtse werben: des ich hie künde noch nie gewan. 474, 4 ich gehubcy daz dem degene in kurzer zite lieber nie geschach *).

1143, 4 nider von dem berge, des freuten sich die wazzermüeden man. Hier liegt der Grund in der vorhergehenden Zeile ; statt gein dem tanne hatte der Schreiber in den tan geschrieben, und schrieb darum auch in der nächsten man statt manne, ließ aber die Zahl der Hebungen unangetastet. Ein ähnlicher Fehler 1621, 3, wo außerdem vielleicht die Absicht, den rührenden Reim zu vermeiden, den Schreiber zur Ände- rung veranlasste. Solche Unebenheiten wären bei einer letzten Durch- sicht wohl vom Dichter beseitigt worden ; sie stehen der Verwechslung stumpfer und klingender Reime am nächsten, der man zuweilen in der lyrischen Dichtung begegnet (Germania 2, 288). Eine sonderbare Erklä- rungsweise einzelner Nibelungenstrophen sehe man bei Müllenhoflf S. 44. Wie die Ungleichheit der Form nicht berechtigt, mehrere Dichter an dem Werke thätig anzunehmen, so ist auch die Abweichung der Darstellung, die Verschiedenheit der poetischen Kraft kein ausreichender Grund. Die Übertragung eines volksthümlichen Stoflfes aus alter Zeit, mit Empfindungen und Anschauungen, die weit über die Zeit des Dichters zurückreichen, auf den höfischen Boden mußte nothwendig eine Ungleichartigkeit , mußte seltsame Contraste hervorbringen. Wie sonderbar nimmt es sich aus, wenn der alte Wate, eine Gestalt, deren mythische Grundlage nicht zu verkennen ist, geschildert wird, das Haar mit Borten durchwunden, wie modische Herren um das Jahr 1200 es trugen!**) So sticht alles, was zur Schilderung des äußern Lebens

*) Die Hb. hat geschache (: geschach); das meint ohne Zweifel geachcehe {: ge»cehe)j und so kann man an diesem Beispiel den leisen Übergang von der einen in die andere StropbeDform ersehen,

**) Stirnbänder, die häufig Seidenborten mit OoU ÖLXXT<i\iVYcV\.^%i«a,\xxMI,TÄ»s^«s^^ im Horden (Weinbold, altaord. Leben S, 180)-, ab« moeäB<i\iw Vä\.^äVti^«^^^x^^«»^^^

B£ITBÄ6£ ZUB GESCHICHTE UND KBITIE DEB KUDBUN. ]55

gehört, die Besohreibnng der Kleider, der Betten, der Ausrüstung der Schiffe, der Feste u. s. w., von dem eigentlichen epischen Stoffe ab; aber sind wir berechtigt, die betreffenden Strophen als Zuthat eines jüngeren Bearbeiters zu betrachten, da sie doch im Ausdruck, in Sprache und Metrik so genau zu dem Übrigen stimmen, daß eben nur ein und derselbe Dichter sie gedichtet haben kann? Wenn ein um 10 20 Jahre jüngerer Bearbeiter sich veranlasst sehen konnte, solche moderne Schil« derungen einzuflechten, warum nicht schon der ursprüngliche Dichter? Das höfische Leben, wie es uns in diesen Beschreibungen entgegen- tritt, war um 1190 und noch mehr um 1210, wohin man gewöhnlich die Abfassxmg verlegt, im Wesentlichen dasselbe wie 20 Jahre später. Unserm modernen Geföhle widerstrebt die Vermischung der Sitten verschiedener Zeitalter, aber solche Objectivität besaßen mittelalterliche Dichter nicht. Wenn sie eine Spur davon besessen hätten, so würden sie auch das klassische Alterthum reiner aufzufassen befähigt gewesen sein. Es heißt etwas Modernes in die Poesie des 12. und 13. Jahr- hunderts hineintragen, wenn man so zuversichtlich behauptet, daß jene Schilderungen, weil sie für unser ästhetisches Gefahl entbehrlich, ja sogar störend sein können, nicht von dem ersten Dichter verfasst seien. Nicht minder sticht das, was der Dichter aus eigener Erfindung hinzuthat oder aus Zügen anderer Gedichte hineintrug, von dem Kerne der Sage ab; es ist farbloser, matter, unpoetischer, es versetzt uns in eine andere Welt, aus dem Kreise der Volkssage in den der gelehrten; aber wiederum finden wir hier dieselbe Übereinstimmung in Sprache und Versbau. Was man etwa von Verschiedenheiten der Sprache hat auffinden wollen (Müllenhoff S. 115 fg.) hat nichts zu bedeuten und ist meist willkürlich, zumal da die hier zusammengestellten Abwei- chungen erst das Resultat von Grundsätzen sind, deren Berechtigung nach dem eben Gesagten mindestens sehr zweifelhaft scheinen muß So spricht 456 487 'die Leere des Inhalts, da nur der zärtliche, höf- liche Empfang der heimkehrenden Helden und der Braut Hilde durch Hetel geschildert wird' (Müllenhoff S. 11) nebst den Innern Reimen (von diesen wird gleich nochmals die Rede sein) dafür, daß diese Strophen von einem andern Verfasser seien. 1147 1149 sind nebst 1150. 1151 und 1142 45 darauf aus 'die Situation und zwar nicht ganz ungeschickt auszumalen' (S. 25). 'Die matte Weitläuftigkeit und die vielen Um- stände, die, ehe Ortwin zu Worte kommt, erst gemacht werden, sind nur eiDem Erweiterer^ der viel auf Höflichkeit YvaU, i\X7.\Ä^düöfc\i ^.'^X>^, 'Die ganze Scene sollte zu einem ritterlicVieii lAÄ^e^^^'oXÄ^iÄX «^%%^- zDsIt werden' (S. 61). 'Man sieht, es wird ura ^^«iä ^otv^^^> ^^^

156 KARL BARTSCH

eigentliche Handlung kommt um keinen Schritt weiter'. (S. 72). 'Nur um zu dieser treuen Magd [Hildeburg] einen Gegensatz abzugeben, ist Hergard da. Sie ist eine ganz müßige Figur und es ist gar nicht abzusehen, wo sie einmal, wäre sie sagengemäß, in die Handlung eingreifen könnte. Der Gedanke, der sie hervorbrachte, ist nicht so übel, in der Erfindung bleibt er wieder stecken, wie es Einfallen d^s ersten Überarbeiters stets ergeht' (S. 73 fg.). Wenn sie auch nicht sagengemäß war, was sich übrigens nicht erweisen lässt, so konnte diesen nicht so üblen Gedanken doch wohl der erste Dichter ebenso gut haben, wie ein Überarbeiter. Und was das Steckenbleiben betrifft, so ist bekannt, daß Dichter aller Zeiten in ihren Dichtungen hin und wieder Gestalten auftreten lassen, die an einer bestimmten Stelle einen Zweck zu erfüllen haben und nachher verschwinden, möge man darinnen einen Mangel der Composition erblicken oder nicht. 'Der Sänger des echten Liedes begnügt sich, das schauderhafte [nämlich wie Wate die Gerlind tödtet] nur anzudeuten' (S. 75). Die erste Halbzeile von 235, 1 und die letzte von 238, I werden zu einem Verse vereinigt und was dazwischen liegt, ausgeworfen, weil 'der Überarbeiter hier wieder An- laß genommen hat, eine höfliche Scene einzuschalten und so die Hand- lung auszurecken' (S. 79). Der innere Reim wird sehr häufig als ein Verwerfungsgrund hervorgehoben, wo der Inhalt der betrefienden Stro- phen gut oder übel entbehrt werden konnte ; wo das aber dem Kritiker nicht passt, da sagt er, die Strophe sei umgearbeitet, der innere Reim erst eiDgefiigt. Mao sieht, er lässt sich immer ein Hinterthärchen offen. Von einer 'völligen Verschiedenheit der Form', aus welcher ein anderer Verfasser gefolgert wird (S. 11; vgl. 49. 50), kann also gar nicht die Rede sein, denn die als echt erkannten Strophen haben ja auch innere Reime. Wenn von diesen angenommen wird, sie seien erst durch Überarbeitung hineingebracht, warum soll das nicht auch von jenen gelten, die wegen ihrer innern Reime verworfen wurden? Denn daß der innere Reim an manchen Stellen häufiger auftritt als an andern, kann nichts beweisen; wenn ein Umarbeiter Freude daran fand, so wird man ihm die Freiheit einräumen müssen, daß er, da er nicht consequent alle Cäsuren in Reime verwandelte (wie der Dichter des Jüngern Titurel mit Wolframs Bruchstücken that), nach Belieben bald eine größere Strophenreihe so verzierte, bald hier und da nur einzelne Strophen. Wenn nun endlich manche Wörter nur in gewissen Strophen vorkommen^ termini technici des \iö^Äeii^\i L^b^wa^ Worte wie Äurte, irunzürij sigeläte, p%irpur^ baldekm, pKclle, Icaslelö-u ^x^'^^^^'S. Ä J16J, so ist das gar nicht wunderbar-, dwu öCi^^^ ^ ^^^^^ "^^^^^^^^

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRÜN. 157

eben nur in Strophen, in denen ritterliches, höfisches Leben geschildert ist. Sie wären entbehrlich; aber muß denn jeder Dichter nur das un- umgänglich Nothwendige sagen? und gestattet nicht zumal das Epos gewisse Ausschmückungen? Vielleicht ein echtes Volkslied aus jener Zeit würde sich solches Beiwerks enthalten haben ; aber wirkliche Volks- lieder behaupten ja die Kritiker der Kudrun gar nicht zu geben, son- dern das Werk eines Kunstdichters. So würde auch vielleicht das Volkslied nichts von der Weichherzigkeit der Helden haben, die öfter weinen (vgl. MüllenhoJff S. 24); aber der Dichter der Kudrun konnte diesen Zug, der in den höfischen Dichtungen oft vorkommt, seinen Helden andichten. Wir besitzen kein episches Volkslied aus der Zeit um 1200 (man wird uns hofientlich nicht die zwanzig Lieder von den Nibelungen entgegenhalten wollen), wir wissen nicht einmal, in wieweit der Volksgesang sich von den ritterlichen Elementen ireigehalten hat, ob nicht schon er aus andern Sagen nicht volksthümlicher Art Züge entlehnte, wie wir sie in der Kudrun finden, wie denn z. B. die Emst- sage später wirklich Gegenstand der volksthümlichen Dichtung wurde. Müllenhoff bemerkt (S. 93) : 'Die Vergleichung des Ortnit und Wolfdietrich beweist, daß alle jene bei beiden Überarbeitern bemerkten phantastischen halbgelehrten Züge überhaupt in den Volksgesang eingedrungen waren, wie schon im zwölften Jahrhundert die rohe Spielmannspoesie ihre Stoffe damit versetzte.' Der Ortnit soll nach Müllenhoff um 1226 28 entstanden sein ; mit welchem Rechte das behauptet wird, darauf kommt es hier nicht an. Wer dürfte wagen, die Grenze so genau zu bestim- men, wann solche Elemente eindrangen? Wenn sie um 1226 in den Volksgesang eingedrungen waren, warum nicht schon 1212, und wenn sie in den Volksliedern von Kudrun wirklich noch nicht waren, so konnte doch ein Kunstdichter, dem sie viel näher lagen als dfer Volks- poesie, sie seinem Werke einverleiben, wenn die Volksdichtung selbst so bald darauf sie sich amalgamierte.

Niemand wird es Wunder nehmen^ wenn der erste Theil, der des Unvolksthümlichen am meisten enthält, wenn der erfundene Schluß des Ganzen matt erscheint gegenüber der Größe und Herrlichkeit dessen, was in der Mitte liegt; denn ein auch noch so begabter Dichter (und das war der Dichter der Kudrun nach dem Urtheil Aller) vermöchte nichts Episches aus eigener Phantasie zu erfinden, was der Hoheit der uralten Volksüberlieferung gleichkommt, auf der gewissermaßen der Geist eines ganzen Volkes ruht. Die Verachiedeniievi d<^^ §>\öSS!äs3ösbol J8t es vorzugsweise^ was uns den Eindruck einet NeT^döAeÖÄ\Ä\3L ^ci^^- sehen Be&bigung macht. Vom Stoffe abgeseVien *\«X öaä ^öas^^^®^^^"^

158 KARL BARTSCH

und Darstellung gleichmäßig genug, wenn man die Verschiedenheit der Quellen in Anschlag bringt: wo der Dichter im Ausdruck sich treuer an die ihm bekannten Volkslieder anschloß, da ist sein Stil wohl auch etwas abweichender geworden von seinem eigenen. Es kann uns nicht einfallen zu leugnen, daß die eine Strophe unbedeutender und matter sei als die andere ; aber in welchem größeren Gedichte wird man nicht ähnliches finden? Man hat auf Widersprüche aufmerksam gemacht, und auch darin einen Beweis für die Thätigkeit mehrerer Dichter ge- funden. Manches der Art ist richtig, vgl. Müllenhoff S. 23. 30. 34. 52 ; anderes kann nicht zugegeben werden. So was S. 17 über 834, 4 ge- sagt ist, weil es auf falscher Lesart (riten statt rieten) beruht. Femer S. 38 über 1076, 3: hier werde von einem Schwur gesprochen, den die Helden Hilde abgelegt hätten, woran kein wahres Wort sei. War auch der Ausdruck herverte swem oder herreise swem nicht gebraucht, 80 halten die Helden doch Strophe 940 ff. ihre Bereitwilligkeit zu der Heerfahrt ausgesprochen und sie nur verschoben wissen wollen, bis die Kinder herangewachsen. Strophe 108 heißt es, Hagen und die drei Jungfrauen wanderten 24 Tage durch den Wald, bis sie eines Mor- gens ein Schiff erblickten. Da meint nun der Kritiker (S. 44), die Höhle habe ja dicht am Meere gelegen (88), mithin brauchten sie nicht 24 Tage zu wandern, um das Meer zu finden. Das letztere steht nicht im Texte: der Wald stieß an das Meer an, und so wandern sie an der Küste, aber doch im Walde, und konnten dabei immer das Meer im Auge haben , ohne früher als am 24. Tage ein Schiff zu erblicken. Auch ist es kein Widerspruch, wenn Sigebant auf einer greden (26, 1) sitzt, und die Königin unter einem Zederbaume (26, 3) mit ihm spricht; beides lässt sich vereinigen. Die wirklichen Widersprüche aber könn- ten nur zum Beweise dienen , daß der Dichter verschiedene Quellen und Lieder benutzte, die in ihren Angaben nicht immer harmonierten. Ich will noch einige Mängel der Beweisführung bemerken. Mit- unter werden von dem Kritiker Sprünge in der Erzählung gemacht durch Weglassen einiger Strophen, die eben, wenn man sie nicht weg- lässt, das Sprungartige vermeiden, also das Naturgemäße bieten. So S. 9: 'von jener Schlußstrophe des ersten Abschnittes 275 bis zu dieser (289) springt die Erzählung also von der Abreise von Hegelingen auf die Ankunft in Irland über: es wird nicht erzählt, wie die Helden die Keise machten, was eben die verworfenen Strophen noch schildern wollten'. Die sonst gegen die verworfenen Strophen geltend gemachten Einwände sind nichtssagend; höchstens könnte der Zahlenunterschied Magegeben werden , indem Frute 248 a\ebetA\\mÖLet\. "R^^^tv ^^A^axi^^

BEITRAGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRUN. 159

und es 282, 2 dreitausend sind. Aber solche Verschiedenheit kann auf Rechnung des Schreibers kommen , der drtzic statt siben schrieb; das Zahlwort war vielleicht nur .VII. geschrieben. S. 11 wird Strophe 439 ausgeworfen mit der Bemerkung: 'die Erzählung macht einen Sprung von den Worten des Königs sogleich auf den andern Tag, wo er sein Versprechen erfüllte. Verschwiegen wird, daß die Helden an den Strand zurück kehren'. Diese Rückkehr erzählt eben die verworfene Strophe; aber warum der Sprung, warum das Verschweigen? Weil 439 'schon dem Tone nach unecht' ist; dieser Grund wird auch S. 34, 85 geltend gemacht S. 15 lesen wir, mit 802 schließe das 'Lied', dessen Fort- setzung aber leicht gefordert werden konnte, ""denn wenn in diesem Liede auch alles sich um Kudrun dreht und sie ganz in der Mitte der Handlung steht, durch die Fortsetzung sie aus den Augen verschwinden and hinter den Kampf der um sie allerdings streitenden Helden zurück- treten mußte, so entstand doch leicht die Frage, wie nun die mit einem siegreichen Heere abwesenden Verwandten bei der Nachricht vom Ge- schehenen verfahren werden'. Als wenn dem Dichter nicht frei stände, eine Zeit lang seinen Helden außer Augen zu lassen, als wenn nicht schon der ursprüngliche Dichter gleich bei der Composition von diesem Rechte hätte Gebrauch machen können! Zwar hält Müllenhoff diese 'Fortsetzung' für ein Product des Dichters der echten Theile, aber für ein späteres; aber dies ist grundlos. S. 16 heißt es, ^es geschieht ein Sprung und man muß ergänzen, daß Hilde Boten aussendet'. Das wird in den verworfenen Strophen 803 813 erzählt. S. 31 werden die Stro- phen 1349 ff. verworfen: 'sie gehören dem ersten Überarbeiter, der wieder die Versetzung der Scene und die kleine Lücke zwischen zwei Absätzen verdecken wollte'. Solche Lücken und Sprünge werden an- genommen, damit das Hastige und Springende des Volksliedes heraus- komme (vgl. S. 78. 187).

Wie willkürlich und subjectiv die Gründe für Auswerfung der Strophen sind, habe ich schon dargethan. Hier noch einige weitere Belege« Von 1072 heißt es S. 22: '1072 ist ohne innem Reim und besser als die übrigen [1066 1074, die verworfen werden]; sie mag älter und in ihrer ersten Zeile dann auch Hilde genannt gewesen sein'. S. 65 'in der Jüngern Strophe 1215 mit Mittelreimen antwortet Kudrun'. S. 63 'dann folgen ein paar Strophen mit innern Reimen, 1230. 123^. Die Strophen, wo Ludwig ergrimmt Kudrun ins Wasser schleudert, werden S. 48 verworfen, mit der Bemerkung: 'Ludwig hat zu dieser Kohheit keinen Grund, seine Beziehung kommt darauf später vor.' Als wenn dies, ein Grund wäre! Vgl. Bocli S, 4Ä, ?Ä, ^\» ^'i. ^^."T^.

160 KARL BARTSCH

74. 97. S. 33 ist alles in Ordnung und Übereinstimmung^ was die vier Thore betrifil, aber es sollen einige Personen in dem Kampfe nicht vorkommen können, und daher müssen verschiedene Strophen ausfallen.

Selbstgeschaffene Schwierigkeiten entstehen durch die Annahme, daß der Dichter nicht gleich beabsichtigt habe, die ganze Sage zu dich- ten, daß er nicht von vorne herein mit dem Plane begonnen (S. 13) *); vgl. S. 21 oben. S. 22. 25. 30. 32. So werden 'Ungleichheiten' in den von einem Dichter herrührenden echten Theilen, Venu z. B. ein Held in einem Theile vorkam, im andern nicht', 'aus der Annahme einer successiven Entstehung der Lieder erklärt : die Composition war nicht von vorne herein entworfen' (S. 112). Kann es einen besseren Beweis für die ünhaltbarkeit der von den verschiedenen Kritikern gehandhabten Methoden geben, als die Verschiedenheit der Resultate, zu denen sie gelangt sind?

Wenn also die Annahme, daß ein oder mehrere jüngere Bearbeiter Theile hinzugedichtet hätten, abgewiesen werden muß, so ist doch die andere, daß das ganze Gedicht von einem Dichter formell überarbeitet worden sei, nicht zu verwerfen. Die Überarbeitung erstreckt sich, wenn nicht auch Endreime geglättet wurden (was 864, 2 der Fall ist), haupt- sächlich auf die Einfuhrung des Reimes in die Cäsur. Dazu mochte den Überarbeiter das Vorkommen derselben an dieser Stelle im ur- sprünglichen Gedichte, theils in genauer, theils in ungenauer Form, veranlassen und reizen. Er verfuhr also ganz ähnlich, wie der Dichter des Jüngern Titurel, als er Wolframs Fragmente mit Inreimen versah, nur daß er sie nicht durchgängig und regelmäßig einführte. Aber auch dieser Überarbeiter darf nicht später als etwa höchstens 1215 gesetzt werden, dazu nöthigt uns das Alter der Handschrift, die dem Sohreiber der uns erhaltenen vorlag, und die den überarbeiteten Text schon ent- hielt. Der Überarbeiter kann Wolframs Parzival gekannt und benutzt, manchen Ausdruck ihm entlehnt haben, wenngleich auch das umge- kehrte denkbar ist, daß Wolfram, der die Kudrun kannte, manches aus ihr borgte**), was bei einem Dichter, der des Lesens unkundig war, mithin alles mit dem Gedächtnisse aufnehmen mußte, noch weniger Wunder nehmen kann als bei einem litterarisch gebildeten.

Undenkbar ist es, daß die oft durch Künstlichkeit des Ausdrucks gewaltsam erpressten Cäsurreime von dem Schreiber der uns erhaltenen

*) Das Entgegengesetzte behauptet Ploennies (S. 185), der im Wesentlichen von denselben Anschauungen wie M. ausgeht. V^em soll mau glauben?

**) Vgl Oervinus 1, 375.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. Ißl

Handschrift herrühren; denn die Einführung eines Reimes ist nicht möglich ohne Umgestaltung der betreffenden Halbzeile, und wenn auch der Umarbeiter nicht ganz das metrische Geschick des ursprünglichen Dichters besaß ^ so sind doch die so umgereimten Halbverse viel zu gut gebaut für einen Dichter ums Jahr 1500, der auch schwerlich so reine Reime gewählt haben würde, wie diese Cäsurreimees durchgän- gig sind.

Mit dem Schreiber der Ambraser Handschrift schließt die Ge- schichte unseres Gedichtes, wir sind damit zu dem Ausgangspunkte unserer kritischen Untersuchung zurückgekehrt. Es bleibt uns als letzter Theil derselben die Besprechung der einzelnen Stellen übrig, die sich kurz halten lässt, weil meist Punkte vorkommen, die in unserer Ab- handlung erörtert sind. Vorher aber sei ein Wort über dasjenige be- merkt, was von anderen für die Reinigung des Textes geschehen ist.

IV.

Hagen, der in seinem und Primissers 'Helden -Buch in der Ur- sprache* (Berlin 1825) einen wortgetreuen Abdruck der Handschrift gab, hat theils im Texte, theils in den Anmerkungen eine ziemliche Anzahl von Stellen mit Sicherheit gebessert, zu andern mehr oder weniger haltbare Verbesserungsvorschläge gemacht, namentlich durch Herbeiziehung des Nibelungenliedes, dessen Parallelstellen den Lesarten beigefügt sind.

Den ersten Versuch, das Gedicht in den mhd. Sprachformen des 13. Jahrhunderts zu geben, wagte Adolf Ziemann (Quedlinburg 1835). Auch er hat manches im Texte gebessert, aber mehr noch verschlech- tert, theils durch sprachliche Unkenntniss, theils durch gänzliches Ver- kennen des strophischen Baues, indem er der letzten Halbzeile nur vier statt fünf Hebungen gab.

Karl August Hahn in seiner Recension von Ziemanns Ausgabe (Hallische allgemeine Litteraturzeitung 1837, Ergänzungsblatt n. 12, S. 20) trug zur Berichtigung durch sprachliche imd kritische Bemer- kungen ebenfalls einiges bei.

Wilhelm Grimm, der in Berlin Vorlesungen über Kudrun hielt, und mit einer Ausgabe des Gedichtes umgieng, hat von den durch ihn gemachten Textbesserungen nichts veröffentlicht ; nur in MüUenhoffs Ausgabe stehen einige von ihm herrührende Emendationen. Ich be- sitze ein Exemplar der Vollmerschen Ausgabe, in welches ein Zuhörer Grimms Verbesserungen eingetragen hat. Sie reichen leider nur bis zur 4- Aventiure, Ea sind folgende: zt grozer not 5, ^. dea muo«t mau

162 KARL BARTSCH

von dem wilden tkalde holz dar tragen 3i .2. in den kemendten^ um daz dem hünige riche 39, 3. zierte ouch vil niK^negen mit gewande 40, 4. von ^ borten und gesteine 41, 3. Die Tilgung dt^ Punktes nach ^en 45, 4; ^ von da 49, 1. hahte 70, 4. rat der Hute 88, \x was ein statt wären 88, 2. |, Tilgung des Punktes nach gezogen 92, 1. z%^lver 106, 1. Die Tilgung von mit in 114, 2. von ungewonheite was den kinden U7^ 116, 2. i^ statt von 116, 4. wer si rehte schcene brähte 117, 3. ir getilgt 118, 2. diu Jungeste drunder 120, 1. beide getilgt 125, 4. daz sie iu tceten leides 131, 2. '^ mir statt mich 146, 2. den vil Schemen kinden 149, 3. Mehreres war schon vorher gebessert , viele der hier aufgefüh 'en habe ich aufge- , nommen, andere nicht. Den Namen Grimms habe ich nicht beigefugt,

la

weil ich keine absolute Sicherheit hatte, daß sie von ihm herrührten.

Ludwig EttmüUer machte in seiner Ausgabe (Zürich 1841) den ^ ersten Versuch, die späteren Zusätze von dem ursprünglichen zu scheiden. Diese Seite seiner Kritik berührt uns hier nicht ; dem Texte ist manche Besserung auch durch ihn zu Theil geworden.

Karl MüUenhoff in seiner Ausgabe (Kiel 1845) gab nur die von ihm als echt erkannten Strophen, von 1705 nur 414, daher er auch ® nur an diesen seine Textkritik versucht hat. Sie hat mir nur wenig Brauchbares geboten, und auch dies Wenige ist nicht von Bedeutung; sprachliche grobe Verstöße, wie teten statt täten 722, 2. 1032, 4; teter statt tceter (conj.) 753, 4. schwachez statt s^cachez 1268, 3. bevilhen statt \ bevelhen^ Anm. zu 905, 3 zeigen den Standpunkt der Kenntnisse, auf . welchem der Kritiker sich befand.

Gleichzeitig mit der ebengenannten erschien die Ausgabe Vollmers (Leipzig 1845), die den ganzen Text enthält. Von allen Herausgebern hat sich Vollmer am meisten um die Kritik des Textes verdient ge- macht ; eine große Anzahl seiner Verbesserungen haben wir aufgenom- men, er hat manche Eigenthümlichkeiten des Gedichtes und der Hand- schrift, so die häufigen Reime e : en (wenn auch nicht an allen Stellen), die Vertauschung von mit und m, von weidelich und wcetlich^ u. a. m. zuerst erkannt. Seine Ausgabe daher als ^ein Seitenstück zu seilen Nibelungen' (Zeitschrift 5, 504) zu bezeichnen, ist ungerecht; bei den Nibelungen ist das, was er Eigenes zur Verbesserung des Tex:tes ge- than, gleich Null, bei der Kudrun hat er vieles glücklich gebessert.

Haupt hat an verschiedenen Stellen seiner Zeitschrift. (2, 380.

3, 186. 5, 504) zur Textverbesserung der Kudrun beigetragen. Ein

großer Theil seiner Vorschläge muß als wirklicher Gewinn für den

Text bezeichnet werden, andere sind mindestens unsicher ^(o48, 4, 967, 4.

JSrr, 2), andere faJsch, wie 1273, 3. . '

BEITRAGE ZUR r^t t^e UND KRITIK DER KÜDRUN. 163

Wilhelm von^^j jjg. _^<'"Hf J^jer von einer Übersetzung, kri- ihen Untersuchuiit jjg^ ^d( jine8^>^ar8tellung der mhd. epischen Vers- tst (letztere von "_ 33 eger) begleiteten Ausgabe (Leipzig 1853) ließt sich in den x^i JüUenhoff übereinstimmenden Strophen an i Text derselben fast in-mer an, im Übrigen entnimmt er den frühern rausgebem, namentlich Vollmer, manche Besserung; eigene Emen- ionen, die wirklich als solche bezeichnet werden können, sind nur lige, doch habe ich ein paarmal von denselben Gebrauch gemacht.

Noch bleibt zu erwähnen , daß Franz Gärtner auf Pfeiff'ers Ver- assung die Handschrift aufs Neue mit Hagens Abdruck verglich l das Resultat in der Germania 4, 106—108 (1859) mittheilte. Be- ttendes ergab die CoUation nicht; das Wenige habe ich Germania 270 fg. besprochen.

Ich gehe der Reihenfolge der Strophen nach, indem ich die von lern gemachten Verbesserungen, die ich aufgenommen, durch den fangsbuchstaben bezeichne. Sollte es mir begegnet sein, daß ich einem rausgeber unrichtig die Emendation eines andern beigelegt hätte, so ;e ich im Voraus um ^Entschuldigung.

3, 4. diu baz] die Hs. deater basj die Herausgeber deste baz.

4, 2. er künde ziehen die Herausgeber zur zweiten Halbzeile und reiben er künde al des genuoc (Vollmer), er kund alles (Ziemann, müller); Ziemann ergänzt vor heldes, um die Halbzeile vollständig machen, ganzer.

4, 4. die Herausgeber mit der Hs. deheine ztt sich.

5, 2. in grozer not die Hs. und die Ausgaben. 5, 4. aller tage blichen Hs. , von Vollmer gebessert. Ettmüller streicht grSzen und lält tage bei.

7, 3. alle Ausgaben ziehen diese Zeile zu dem vorhergehenden Satze.

8, 2. sere, von Ettmüller mit Recht gestrichen. 8, 3. im fehlt 1er Hs. und den Ausgaben.

9, 4. mit im die Hs., von Ettmüller gebessert.

10, 1. iV, Besserung Haupts. 10, 3. begunden ze eylen Hs., müller und Vollmer lu zuo ihn; ze steht wie oft in jungen Hand- riften beim Infinitiv nach beginnen. 10, 4. merdhalben met/len Hs., I Vollmer gebessert.

11, 2. baide plümen Hs., von Vollmer gebessert. 11, 4. aller \de vogelin H. und Ettmüller; Ziemann streicVit oucli xwA ^\jö^\. \«fiL

" Aa/gaf'i^ vo^elän m dem walde. Vollmer schreibt diu ä\.^\X. aller Ixa-nAe*

162 KARL BARTSCH

von dem wilden ualde holz dar tragen 3i , 2. in den kemenäten^ um daz dem hünige riche 39, 3. zierte ouch vil mx^negen mit gewande 40, 4. von borten und gesteine 41, 3. Die Tilgung dt« Punktes nach ^en 45, 4; von da 49, 1. habte 70, 4. rät der Hute 88, lur was ein statt wären 88, 2. Tilgung des Punktes nach gezogen 92, 1. z^^lver 106, 1. Die Tilgung von mit in 114, 2. von ungewonheite was den kinden w^e 116, 2. iJl^ statt von 116, 4. wer si rehte schcene brähte 117, 3. ir getilgt 118, 2. diu Jungeste drunder 120, 1. beide getilgt 125, 4. daz sie iu tceten leides 131, 2. mir statt micA 146, 2. den t?i7 schämen kinden 149, 3. Mehreres war schon vorher gebessert , viele der hier aufgefüh 'en habe ich aufge- nommen, andere nicht. Den Namen Grimms habe ich nicht beigefügt, weil ich keine absolute Sicherheit hatte, daß sie von ihm herrührten.

Ludwig Ettmüller machte in seiner Ausgabe (Zürich 1841) den ersten Versuch, die späteren Zusätze von dem ursprünglichen zu scheiden. Diese Seite seiner Kritik berührt uns hier nicht ; dem Texte ist manche Besserung auch durch ihn zu Theil geworden.

Karl Müllenhoff in seiner Ausgabe (Kiel 1845) gab nur die von ihm als echt erkannten Strophen, von 1705 nur 414, daher er auch nur an diesen seine Textkritik versucht hat. Sie hat mir nur wenig Brauchbares geboten, und auch dies Wenige ist nicht von Bedeutung; sprachliche grobe Verstöße, wie teten statt täten 722, 2. 1032, 4; teter statt tceter (conj.) 753, 4. schwachez statt swachez 1268, 3. bevilhen statt bevelhen, Anm. zu 905, 3 zeigen den Standpunkt der Kenntnisse, auf welchem der Kritiker sich befand.

Gleichzeitig mit der ebengenannten erschien die Ausgabe Vollmers (Leipzig 1845), die den ganzen Text enthält. Von allen Herausgebern hat sich Vollmer am meisten um die Kritik des Textes verdient ge- macht ; eine große Anzahl seiner Verbesserungen haben wir aufgenom- men, er hat manche Eigenthümlichkeiten des Gedichtes und der Hand- schrift, so die häufigen Reime e : en (wenn auch nicht an allen Stellen), die Vertauschung von mit und m, von wddelich und woetUchj u. a. m. zuerst erkannt. Seine Ausgabe daher als 'ein Seitenstück zu seirfen Nibelungen' (Zeitschrift 5, 504) zu bezeichnen, ist ungerecht; bei den Nibelungen ist das, was er Eigenes zur Verbesserung des Textes ge- than, gleich Null, bei der Kudrun hat er vieles glücklich gebessert.

Haupt hat an verschiedenen Stellen seiner Zeitschrift (2, 380«

3, 186. 5, 504) zur Textverbesserung der Kudrun beigetragen. Ein

großer Theil seiner Vorschläge muß als wirklicher Gewinn für den

Text bezeichnet werden, andere sind mindestens unsicher (o48, 4. 957, 4.

JSrr, 2), andere falsch, wie 1273, 3. . '

BEITRÄGE ZUR ryt' ^^e UND KRITIK DER KÜDRUN. 163

Wilhelm von^^ jjg _^^^*"yf J^^er von einer Übersetzung, kri- tischen Untersuchung jjg^ idi jineS^>^tirstellung der mhd. epischen Vers- kunst (letztere von "_ ^ eger) * egleiteten Ausgabe (Leipzig 1853) schließt sich in den xlqi Jüllenhoff übereinstimmenden Strophen an den Text derselben fast in-mer an, im Übrigen entnimmt er den frühern Herausgebern, namentlich Vollmer, manche Besserung; eigene Emen- dationen, die wirklich als solche bezeichnet werden können, sind nur wenige, doch habe ich ein paarmal von denselben Gebrauch gemacht.

Noch bleibt zu erwähnen , daß Franz Gärtner auf Pfeiffers Ver- anlassung die Hand^ohrift aufs Neue mit Hagens Abdruck verglich und das Resultat in der Germania 4, 106—108 (1859) mittheilte. Be- deutendes ergab die Collation nicht; das Wenige habe ich Germania 7, 270 fg. besprochen.

Ich gehe der Reihenfolge der Strophen nach, indem ich die von andern gemachten Verbesserungen, die ich aufgenommen, durch den Anfangsbuchstaben bezeichne. Sollte es mir begegnet sein, daß ich einem Herausgeber unrichtig die Emendation eines andern beigelegt hätte, so bitte ich im Voraus um Entschuldigung.

3, 4. diu baz] die Hs. deater bas^ die Herausgeber deste baz,

4, 2. er künde ziehen die Herausgeber zur zweiten Halbzeile und schreiben er künde al des genuoc (Vollmer), er kund alles (Ziemann, Ettmüller); Ziemann ergänzt vor heldes, um die Halbzeile vollständig zu machen, ganzer,

4, 4. die Herausgeber mit der Hs. deheine zit sich.

5, 2. in grozer not die Hs. und die Ausgaben. 5, 4. aller tage tägelwhen Hs., von Vollmer gebessert. Ettmüller streicht gr6zen und behält tage bei.

7, 3. alle Ausgaben ziehen diese Zeile zu dem vorhergehenden Satze.

8, 2. s^rey von Ettmüller mit Recht gestrichen. 8, 3. im fehlt in ier Hs. und den Ausgaben.

9, 4. mit im die Hs., von Ettmüller gebessert.

10, 1. iV, Besserung Haupts. 10, 3. begunden ze eylen Hs., Ettmüller und Vollmer h zuo ilen; ze steht wie oft in jungen Hand- schriften beim Infinitiv nach beginnen. 10, 4. vierdhalben meylen Hs., von Vollmer gebessert.

11, baide plümen Hs., von Vollmer gebessert. 11, 4. aller hande vogelin H. und Ettmüller; Ziemann streicht ouch und stellt um

a//i^ Aanäe voffellin in dem walde. Vollmer schreVbl diu «XäXX. alW "Vxau^«..

164 KARL BARTSCH

In der Vorlage wird gestanden haben allev. ^^ f^ statt alliu, was bei- behalten werden könnte , wenn man hinüb^^^ ^ in dem wald aU liu vogelm (vgl. S. 67); aber da die Hss. ofl ^^ In statt vögele setzen, wie z. B. die Liederhandschriften, so habe ioS alle vögele vorgezogeo. Der Schreiber las aller statt allev und schob liande ein. am besten Hs. und die Ausgaben.

12, 2. soumcßre^ Besserung Vollmers. rieh gewcete^ von Ziemann ^ ergänzt. 12, 4. tausent bey ir Hs., von Ziemann umgestellt. Vollmer schreibt unnöthig gierigen, EttmüUer fasst der gienc tüaent als EUdbzeile.

13, 4. daz der junge künic vil wol Hs., Ziemänn streicht künic, lässt aber vil stehen, Ettmüller tilgt vily Vollmer junge. Bei zweisil- bigem Auftakte kann die hs. Lesart bleiben.

14, 2. der Vollmer] es die Hs. nu Hagen] vn hs.

15, 3. hüeve Haupt] liüeffen Hs., hüffen Ziemann und Ettmüller.

17, 2. solle Vollmer] sollen Hs. 17, 3. dem fehlt Hs. und Aus- gaben. — solle Vollmer] sollen Hs. 17, 4. Idne Vollmer und Hs.; ame helde mit michelme I6ne Ettmüller und Ziemann. |

18, 4. ze künege schreibt Vollmer statt des überlieferten ze künde; ze künde werden ist ganz dieselbe Ausdrucksweise wie ze schtne werden 787, 4.

19, 3. und fehlt, von Ziemann ergänzt.

21, 3. drtzic künige lant ziehen alle Herausgeber als vorausgestell- tes Object zu dem folgenden Satze mit ob. Nur Ziemann macht es von gewallic abhängig und schreibt lande^ und darum in der folgenden Zeile si gar mit ir hande.

22, 3. do fehlt Hs. und Ausgaben.

23, 1. und vil Hs., von Ettmüller gebessert.

24, 1. was es Hs., von Ettmüller gebessert.

25, 2. vil fehlt Hs., Vollmer schreibt diu mohte ez bekennen^ 7i. und E. der ez mohte bekennen. beschach Hs. und Ausgaben. 25, 3. be- gerte Hs. ; von V. gebessert. 25, 4. warl^ an der richtigen Stelle von Z. ergänzt. vil fehlt Hs., Z. ergänzt al vor sm,

27, 3. dar umb so ist Hs. und Ausgaben. —- 27, 4. liehten Ettm.] fehlt Hs.

28, 1. sol Hs.] solds Ziemann. 28, 4. den fehlt Hs.; Ziemann ergänzt wan vor durch.

30, 4. noch nie Hs., von E. berichtigt.

31, 1. Si sprach: ein künic s6 ncher der soll dicker sehen Hs., Hagen ergänzte ez nach solde^ was Z. und E. annahmen. Vollmer

schreibt Einen künic sd riehen den «oll man dicker %eWi« '^^sov^ \jK;e»sS.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 165

beruht auf 44, 2. 31, 3. er solte mit stnen die Ausgaben und Hs. o/te Ausgaben imd Hs. 31, 4. mite nach da die Hs. und Ausgaben.

32, 1. ein fehlt Hs. und Ausgaben. 33, 2. vltzicltcher Hs., von Vollmer gebessert. 33, 4. leichter Hs., von Z. gebessert. edeler färsten die nocK\ nach edler fürsten site Hs. und Ausgaben. Ettm. er- gänzt ie vor nach. Umgekehrt steht nach fehlerhaft fiir noch Nib. 6478.

34, 1. nach edelen ßtrsten Hs.; edelen von Vollmer gestrichen. Ofienbar irrte der Schreiber in die vorhergehende Zeile hinüber.

34, 2. bieten die Ausg. und die Hs.: allerdings grammatisch richtig. Meine Lesart beruht auf dem mhd. Gebrauche, nach einem durch suln umschriebenen Imperativ den wirklichen folgen zu lassen. Vgl. 1026, 3.4 und zu Strickers Karl 5262. 34, 3. den Hs., von Z. ergänzt.

35, 2. wie Hs. und Z. E., von Vollmer gebessert. 35, 4. min ist nicht Verkürzung von mtnCy wie V. schreibt, sondern Genetiv.

37, 1. Der lobte Hs.; Z. Der für daz «r, abhängig gemacht von tcete; Z. und V. Dd lobet er. Der Sinn ist: 'als er das Fest beschlossen hatte.'

38, 2. das müate man von dem wilden wald dar tragen Hs.; Z. stellt nm daz man dar v* d. w, w, muoste tragen, E. des muoste manic vende den wilden walt dar tragen. V. wie die Hs., nur des muost man. Aus dem nicht verstandenen toite wurde wilde; ich lese daher des muost man von dem walde wite dar tragen.

39, 3. üzer Irnche^ mit dem hünige zu verbinden, dem Könige von Irland. Die Hs. hat aus reiche. Die Herausgeber, denen aus nicht vorlag, versuchen auf verschiedene Weise die fehlende Halbzeile zu ergänzen, vgl. Germania 7, 270. 39, 4. komen dann ze hofe Hs., von Z. ge- bessert.

40, 4. zieret ir oucli\ ir fehlt Hs. und Z. E. ; Vollmer schreibt vil vrotoen.

41, 2. vil der meide] vil den maiden Hs. und Ausgaben. 41, 3. gesteine] von gesteine Hs. und Ausgaben. vil manigeri\ vnd manigen Hs. und Ausgaben.

42, 1. es] sin Ausgaben und Hs. 42, 2. knappen] knaben Hs. und Ausgaben, knaben statt knappen auch 695, 2 wo der Vers knappen verlangt, und Nib. 5760. 42, 4. harte lobeliche; harte fehlt Hs. und Ausgaben.

43, 2. wart da Ziemann] ward^ und da vor vil Hs. schiere Hagen] fehlt Hs. und den andern Ausgaben. heim Ettm.] fehlt Hs.

44, 4. wände] vnd Hs.; V. schreibt wan si saz sd ndheiu mit den frouwen V.J fehlt Hs.

164 KARL BARTSCH

In der Vorlage wird gestanden haben allev. ^^ *' statt alliu^ was bei- behalten werden könnte, wenn man hinüb^^^ in dem wald dl- liu vogelin (vgl. S. 67); aber da die Hss. oft ^^ In statt vögele setzen, wie z. B. die Liederhandschriften, so habe icS alle vögele vorgezogen. Der Schreiber las aller statt allev und schob liande ein. am besten Hs. und die Ausgaben.

12, 2. soumcere^ Besserung Vollmers. rieh gewcete, von Ziemann ergänzt. 12, 4. tausent hey ir Hs., von Ziemann umgestellt. Vollmer schreibt unnöthig giengen, EttmüUer fasst der gienc tüaent als Halbzeile.

13, 4. daz der junge künic vil wol Hs., Ziemänn streicht künic^ lässt aber vil stehen, Ettmüller tilgt vil^ Vollmer junge. Bei zweisil- bigem Auftakte kann die hs. Lesart bleiben.

14, 2. der Vollmer] es die Hs. nu Hagen] vn hs.

15, 3. hüeve Haupt] hüeffen Hs., hüffen Ziemann und Ettmüller.

17, 2. soZ<e Vollmer] sollen Hs. 17, 3. dem fehlt Hs. und Aus- gaben. — solte Vollmer] sollen Hs. 17, 4. Idne Vollmer und Hs.; ame helde mit michelme I6ne Ettmüller und Ziemann.

18, 4. ze künege schreibt Vollmer statt des überlieferten ze künde; ze künde werden ist ganz dieselbe Ausdrucksweise wie ze scMne werden 787, 4.

19, 3. und fehlt, von Ziemann ergänzt.

21, 3. drtzic künige lant ziehen alle Herausgeber als vorausgestell- tes Object zu dem folgenden Satze mit ob. Nur Ziemann macht es von gewaltic abhängig und schreibt lande^ und darum in der folgenden Zeile si gar mit ir hande.

22, 3. do fehlt Hs. und Ausgaben.

23, 1. und vil Hs., von Ettmüller gebessert.

24, 1. was es Hs., von Ettmüller gebessert.

25, 2. vil fehlt Hs., Vollmer schreibt diu mohte ez bekennen^ 7i. und E. der ez mohte bekennen, beschach Hs. und Ausgaben. 25, 3. be- gerte Hs. ; von V. gebessert. 25, 4. warty an der richtigen Stelle von Z. ergänzt. vil fehlt Hs., Z. ergänzt al vor stn,

27, 3. dar umb so ist Hs. und Ausgaben. 27, 4. liehten Ettm.] fehlt Hs.

28, 1. sol Hs.] solde Ziemann. 28, 4. den fehlt Hs.; Ziemann ergänzt wan vor durch.

30, 4. noch nie Hs., von E. berichtigt.

31, 1. Si sprach: ein künic so ncher der soll dicker sehen Hs., Hagen ergänzte ez nach solde ^ was Z. und E. annahmen. Vollmer

schreibt Einen künic sd riehen den solt man dicker sehen* Meiiie Lesart

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 165

beruht auf 44, 2. 31, 3. er solle mit amen die Ausgaben und Hs. ofte Ausgaben und Hs. 31, 4. mite nach dd die Hs. und Ausgaben.

32, 1. ein fehlt Hs. und Ausgaben. 33, 2. vltziclicher Hs., von Vollmer gebessert. 33, 4. leichter Hs., von Z. gebessert. edeler fürsten site nocK\ nach edler füraten aiie Hs. und Ausgaben. Ettm. er- gänzt ie vor nach. Umgekehrt steht nach fehlerhaft für noch Nib. 6478.

34, 1. nach edelen fürsten Hs.; edelen von Vollmer gestrichen. Ofienbar irrte der Schreiber in die vorhergehende Zeile hinüber.

34, 2. bieten die Ausg. und die Hs.: allerdings grammatisch richtig. Meine Lesart beruht auf dem mhd. Gebrauche, nach einem durch suln umschriebenen Imperativ den wirklichen folgen zu lassen. Vgl. 1026, 3.4 und zu Strickers Karl 5262. 34, 3. den Hs., von Z. ergänzt.

35, 2. wie Hs. und Z. E., von Vollmer gebessert. 35, 4. min ist nicht Verkürzung von mtne^ wie V. schreibt, sondern Genetiv.

37, 1. Der lobte Hs.; Z. Der für daz er^ abhängig gemacht von tcete; Z. und V. D8 lobet er. Der Sinn ist: 'als er das Fest beschlossen hatte.'

38, 2. das müste man von dem wilden wald dar tragen Hs. ; Z. stellt um daz man dar v. d. w. w. muoste tragen. E. des muoste manic vende den wilden walt dar tragen, V. wie die Hs., nur des muost man. Aus dem nicht verstandenen toite wurde wilde; ich lese daher des muost man von dem walde wite dar tragen.

39, 3. üzer Irrtchej mit dem hünige zu verbinden, dem Könige von Irland. Die Hs. hat aus reiche. Die Herausgeber, denen aus nicht vorlag, versuchen auf verschiedene Weise die fehlende Halbzeile zu ergänzen, vgl. Germania 7, 270. 39, 4. komen dann ze hofe Hs. , von Z. ge- bessert.

40, 4. zieret ir oucli\ ir fehlt Hs. und Z. E. ; Vollmer schreibt vil vrowen.

41, 2. vil der meide] vil den maiden Hs. und Ausgaben. 41, 3. gesteine\ von gesteine Hs. und Ausgaben. vil manigen] vnd manigen Hs. und Ausgaben.

42, 1. es\ sin Ausgaben und Hs. 42, 2. knappen] knaben Hs. und Ausgaben, knaben statt knappen auch 695, 2 wo der Vers knappen verlangt, und Nib. 5760. 42, 4. harte lobeliche; harte fehlt Hs. und Ausgaben.

43, 2. wart dd Ziemann] ward^ und da vor vil Hs. schiere Hagen] fehlt Hs. und den andern Ausgaben. heim Ettm.] fehlt Hs.

44, 4. wande\ vnd Hs.; V. schreibt wan si saz ad nahezu mit den frouwen V.] fehlt Hs.

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164 KARL BARTSCH

In der Vorlage wird gestanden haben allev. ^^ \^ statt alliu^ was bei- behalten werden könnte, wenn man hinüb^^^ ^ in dem wald al- liu vogeltn (vgl. S. 67); aber da die Hss. oft s^ m statt vögele setzen, wie z. B. die Liederhandschriften, so habe ioS alle vögele vorgezogen. Der Schreiber las aller statt allev und schob liande ein. am besten Hs. und die Ausgaben.

12, 2. soumwrej Besserung Vollmers. rteh gewcete^ von Ziemann ergänzt. 12, 4. tausent bey ir Hs., von Ziemann umgestellt. Vollmer schreibt unnöthig gierigen. Ettmüller fasst der gienc tüsent als Ebdbzeile.

13, 4. daz der junge künic vil wol Hs., Ziemänn streicht künic^ lässt aber vil stehen, Ettmüller tilgt vil^ Vollmer junge. Bei zweisil- bigem Auft^akte kann die hs. Lesart bleiben.

14, 2. der Vollmer] es die Hs. nu Hagen] vn hs.

15, 3. hüeve Haupt] liueffen Hs., hüffen Ziemann und Ettmüller.

17, 2. solle Vollmer] sollen Hs. 17, 3. dem fehlt Hs. und Aus- gaben. — solte Vollmer] sollen Hs, 17, 4. lone Vollmer und Hs.; ame helde mit michelme I6ne Ettmüller und Ziemann.

18, 4. ze künege schreibt Vollmer statt des überlieferten ze künde; z e künde werden ist ganz dieselbe Ausdrucksweise vne ze schme werden 787, 4.

19, 3. und fehlt, von Ziemann ergänzt.

21, 3. drtzic künige lant ziehen alle Herausgeber als vorausgestell- tes Object zu dem folgenden Satze mit ob. Nur Ziemann macht es von gewaltie abhängig und schreibt lande^ und darum in der folgenden Zeile si gar mit ir hande.

22, 3. do fehlt Hs. und Ausgaben.

23, 1. und vil Hs., von Ettmüller gebessert.

24, 1. was es Hs., von Ettmüller gebessert.

25, 2. vil fehlt Hs., Vollmer schreibt diu mohte ez bekennen, Z. und E. der ez mohte bekennen. beschach Hs. und Ausgaben. 25, 3. be- gerte Hs. ; von V. gebessert. 25, 4. wart, an der richtigen Stelle von Z. ergänzt. vil fehlt Hs. , Z. ergänzt al vor stn.

27, 3. dar umb so ist Hs. und Ausgaben. 27, 4. lieJUen Ettm.] fehlt Hs.

28, 1. sol Hs.] solde Ziemann. 28, 4. den fehlt Hs.; Ziemann ergänzt wan vor durch.

30, 4. noch nie Hs., von E. berichtigt.

3J^ 1. Si sprach: ein künic s6 richer der solt dicker sehen Hs., Hagen ergänzte ez nach solde , wa^ 7*. uiA lEi. ^\£Ds&i\si<^\L« Vollmer schreibt Einen künic sd riehen dm «olt man dicW %eTft«a. '^^^ \jR»aaev.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 165

beruht auf 44, 2. 31, 3. er solte mit stnen die Ausgaben und Hs. oße Ausgaben und Hs. 31, 4. mite nach da die Hs. und Ausgaben.

32, 1. ein fehlt Hs. und Ausgaben. 33, 2. vltzicltcher Hs., von Vollmer gebessert. 33, 4. leichter Hs., von Z. gebessert edeler fürsten site nocK\ nach edler fürsten site Hs. und Ausgaben. Ettm. er- gänzt ie vor nach. Umgekehrt steht nach fehlerhaft für noch Nib. 6478.

34, 1. nach edelen fiirsten Hs.; edelen von Vollmer gestrichen. Ofienbar irrte der Schreiber in die vorhergehende Zeile hinüber.

34, 2. bieten die Ausg. und die Hs.: allerdings grammatisch richtig. Meine Lesart beruht auf dem mhd. Gebrauche, nach einem durch suln umschriebenen Imperativ den wirklichen folgen zu lassen. Vgl. 1026, 3.4 und zu Strickers Karl 5262. 34, 3. den Hs., von Z. ergänzt.

35, 2. wie Hs. und Z. E., von Vollmer gebessert. 35, 4. min ist nicht Verkürzung von mine^ wie V. schreibt, sondern Genetiv.

37, 1. Der lobte Hs.; Z. DSr für daz er^ abhängig gemacht von tcete; Z. und V. Dd lobet er. Der Sinn ist: 'als er das Fest beschlossen hatte.'

38, 2. das müate man von dem wilden wald dar tragen Hs. ; Z. stellt um daz man dar v. d, w. w, muoste tragen. E. des muoste manic vende den wilden walt dar tragen. V. wie die Hs., nur des muost man. Aus dem nicht verstandenen toite wurde wilde; ich lese daher des muost man von dem walde wite dar tragen.

39, 3. üzer Irnche^ mit dem künige zu verbinden, dem Könige von Irland. Die Hs. hat aus reiche. Die Herausgeber, denen aus nicht vorlag, versuchen auf verschiedene Weise die fehlende Halbzeile zu ergänzen, vgl. Germania 7, 270. 39, 4. komen dann ze hofe Hs., von Z. ge- bessert.

40, 4. zieret ir oucli\ ir fehlt Hs. und Z. E. ; Vollmer schreibt vil vrotoen,

41, 2. vil der meide] vil den maiden Hs. und Ausgaben. 41, 3. gesteine] von gesteine Hs. und Ausgaben. vil manigen] vnd manigen Hs. und Ausgaben.

42, 1. es\ sin Ausgaben und Hs. 42, 2. knappen] knaben Hs. und Ausgaben, knaben statt knappen auch 695, 2 wo der Vers knappen verlangt, und Nib. 5760. 42, 4. harte lobeliche; harte fehlt Hs. und Ausgaben.

43, 2. wart da Ziemann] ward^ und da vor vil Hs. schiere Hagen] fehlt Hs. imd den andern Ausgaben. heim Ettm.] fehlt Hs.

44, 4. wände] vnd Hs.; V. schreibt wan %% aaa ^^ uoke-w, twX, den /rouwen V.] fehlt Hs.

164 KARL BARTSCH

In der Vorlage wird gestanden haben allev. ^^ \^ statt alliu^ was bei- behalten werden könnte, wenn man hinüb^^^ in dem wald al- liu vogelin (vgl. S. 67); aber da die Hss. oft f^^ -n statt vögele setzen, wie z. B. die Liederhandschriften, so habe idS alle vögele vorgezogen. Der Schreiber las aller statt alkv und schob hande ein. a^n besten Hs. und die Ausgaben.

12, 2. soumcere^ Besserung Vollmers. rieh gewcete^ von Ziemann ergänzt. 12, 4. tausent hey ir Hs., von Ziemann umgestellt. Vollmer schreibt unnöthig gierigen, EttmüUer fasst der gienc tüsent als Halbzeile.

13, 4. daz der junge künic vil wol Hs., Ziemänn streicht künic, lässt aber vil stehen, Ettmüller tilgt vilj Vollmer junge. Bei zweisil- bigem Auftakte kann die hs. Lesart bleiben.

14, 2. der Vollmer] es die Hs. nu Hagen] vn hs.

15, 3. hüeve Haupt] liüeffen Hs., hüffen Ziemann und Ettmüller.

17, 2. solle Vollmer] solten Hs. 17, 3. dem fehlt Hs. und Aus- gaben. — solle Vollmer] sollen Hs. 17, 4. Idne Vollmer und Hs.; ame Jielde mit michelme I6ne Ettmüller und Ziemann.

18, 4. ze künege schreibt Vollmer statt des überlieferten ze künde; ze künde werden ist ganz dieselbe Ausdrucksweise wie ze schine werden 787, 4.

19, 3. und fehlt, von Ziemann ergänzt.

21, 3. drtzic künige lant ziehen alle Herausgeber als vorausgestell- tes Object zu dem folgenden Satze mit ob. Nur Ziemann macht es von gewaltic abhängig und schreibt lande^ und darum in der folgenden Zeile si gar mit ir hande,

22, 3. fehlt Hs. und Ausgaben.

23, 1. und vil Hs., von Ettmüller gebessert.

24, 1. was es Hs., von Ettmüller gebessert.

25, 2. vil fehlt Hs., Vollmer schreibt diu mohte ez bekennen^ Z. und E. der ez mohle bekennen. beschach Hs. und Ausgaben. 25, 3. be- gerle Hs. ; von V. gebessert. 25, 4. wart^ an der richtigen SteUe von Z. ergänzt. vil fehlt Hs., Z. ergänzt al vor sin.

27, 3. dar umb so ist Hs. und Ausgaben. —- 27, 4. liehten Ettm.] fehlt Hs.

28, 1. sol Hs.] solde Ziemann. 28, 4. den fehlt Hs.; Ziemann ergänzt wan vor durch,

30, 4. noch nie Hs., von E. berichtigt.

31^ 1. St sprach: ein künic s6 richer der soll dicker sehen Hs., Hagen ergänzte ez nach solde , ^wa^ 7*. xhA lEi. ^\)SkaicL\si<^\L« Vollmer schreibt Einen künic ad riehen den «olt man dicW %eh«a. '^^«^ \jR3i»a^

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 165

beruht auf 44, 2. 31, 3. er solte mit stnen die Ausgaben und Hs. ofte Ausgaben und Hs. 31, 4. mite nach da die Hs. und Ausgaben.

32, 1. ein fehlt Hs. und Ausgaben. 33, 2. vltziclicher Hs., von Vollmer gebessert. 33, 4. leichter Hs., von Z. gebessert. edeler fürsten site noch] nach edler füraten site Hs. und Ausgaben. Ettm. er- gänzt ie vor nach. Umgekehrt steht nach fehlerhaft für noch Nib. 6478.

34, 1. nach edelen fürsten Hs.; edelen von Vollmer gestrichen. Ofienbar irrte der Schreiber in die vorhergehende Zeile hinüber.

34, 2. bieten die Ausg. und die Hs.: allerdings grammatisch richtig. Meine Lesart beruht auf dem mhd. Gebrauche, nach einem durch suln umschriebenen Imperativ den wirklichen folgen zu lassen. Vgl. 1026, 3.4 und zu Strickers Karl 5262. 34, 3. den Hs., von Z. ergänzt.

35, 2. wie Hs. und Z. E., von Vollmer gebessert. 35, 4. min ist nicht Verkürzung von mtne^ wie V. schreibt, sondern Genetiv.

37, 1. Der lobte Hs.; Z. DSr für daz er, abhängig gemacht von tcete; Z. und V, Dd lobet er. Der Sinn ist: 'als er das Fest beschlossen hatte.'

38, 2. das müate man von dem wilden wald dar tragen Hs.; Z. stellt um daz man dar d. w. w. muoste trafen. E. des muoste manic vende den wilden walt dar tragen, V. wie die Hs., nur des muost man. Aus dem nicht verstandenen toite wurde wilde; ich lese daher des muost man von dem walde wite dar tragen.

39, 3. üzer Irrichej mit dem hünige zu verbinden, dem Könige von Irland. Die Hs. hat aus reiche. Die Herausgeber, denen aus nicht vorlag, versuchen auf verschiedene Weise die fehlende Halbzeile zu ergänzen, vgl. Germania 7, 270. 39, 4. komen dann ze hofe Hs., von Z. ge- bessert.

40, 4. zieret ir oucK\ ir fehlt Hs. und Z. E. ; Vollmer schreibt vil vroioen.

41, 2. vil der meide] vil den maiden Hs. und Ausgaben. 41, 3. gesteine] von gesteine Hs. und Ausgaben. vil manigen] vnd manigen Hs. und Ausgaben.

42, 1. es\ sin Ausgaben und Hs. 42, 2. knappen] knaben Hs. und Ausgaben, knaben statt knappen auch 695, 2 wo der Vers knappen verlangt, und Nib. 5760. 42, 4. harte lobeliche; harte fehlt Hs. und Ausgaben.

43, 2. wart da Ziemann] ward^ und da vor vil Hs. schiere Hagen] fehlt Hs, und den andern Ausgaben. heim Ettm.] fehlt Hs.

44, 4. wände] vnd Hs.; V. schreibt wan %% aaa ^^ uakew* twX, den /rouwen V.] fehlt Ha.

174 KARL BARTSCH

des G^ren E., des H. Z., küniges W. Grimm (bei M.); die Hs. hat das^ nicht des.

215, !♦ E.] fehlt Hs. 215, 3. von schulden wol V.] wol von schulden Hs. 215, 4. wirdet] wirt Hs» und V., und wirt Z. E.

218, 2. dd E.] aZ da Hs. 218, 4. wol nach iren\ nach ^en wol Hs« und Ausgaben.

219, 3. hin F.] fehlt Hs.; auch Z. E. ergänzen Am, aber an fal- scher Stelle. M. dd der künic engegene gie. 219, 4. degeneY.'] recken Hs.

220, 1. Im was] ez was im Hs. und Ausgaben. 220, 3. siner Z.] fehlt Hs. 220, 4. nu wis] Ms Hs. und Z. E., ms V.

221, 1. herren fehlt Hs. ; recken ergänzt Z. V., riehen E., künic H. 221, 4. in den] in Hs. und Ausgaben. der schedeltchen Z.] sehe- deliche Hs. und E. V.

222, 2. (ia ze] si sprächen : ze Hs. und Ausgaben; ich habe da vom Anfang der zweiten Hälfte an den Beginn des Verses gesetzt, si sprächen steht wie häufig in Hss. fehlerhaft. 222, 4. uns sere] uns Hs. und Ausgaben. Die Besserung schadete von Z.

223, 1. lät et] lat es Hs., Idt ez Ausgaben.

224, 2. hegunden\ begundens Hs. und Ausgaben.

226, 2. maget E.] die magt Hs. 226, 4. ein V.] an Hs.

227, 2. ^öpJe H.] fehlt Hs.

228, 3. selbe H.] fehlt Hs. 228, 4. den man dar gesendet fehlt Hs., der Schreiber sprang von dem ersten den auf das zweite. Die Ausgaben ergänzen die fehlende Halbzeile auf verschiedene Weise, V. swen du boten sendest^ W. Grimm (bei M.) swer umbe Hilden wirbeU

229, 1. mirst nie] mir ist Hs. und Ausgaben. sü] also Hs. und Ausgaben. 229, 2. einen V.] ainen poten Hs. und P., boten einen Z. E. Bei P. müßte es wenigstens heißen hähet er mir einen boten. enmüeze] müese Ausg. und Hs. 229, 3. selbe geligen Hagene Hs. und Aus- gaben; um die Betonung selbh zu vermeiden, habe ich umgestellt geligen Hagene selbe.

230, 2. wart] nu Hs. und Ausgaben, wan 'nur', auch sonst in der Hs. mit WM, nun vertauscht, steht wie in den im mhd. WB. 3, 480" an- geführten Beispielen. Man dürfte es auch als Wunschpartikel nehmen (mhd. Wb. 3, 500*), wenn nicht dann immer die Partikel dem Verbum vorausgienge.

c 231, L da wil ich Z.] vih wil dd Hs. und M. P. , die außerdem

die erste Halbzeile (nach W. Grimm) so ändern D6 sprach der herre jSete/e/ aber auch wer ich wil da Ixin für eviveiv ^etÄ^<5i\idföa Halbvers anaiebt, bat nicht üöthig Heide der herre sprach, zu "^lA^rsi» ^^X^^.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 175

8war Z.] wohin Hs. 231, 4. Irolde^ Irolden Hs. und Ausgaben; P, stellt um, wodurch aber der Vers auch nicht besser wird.

233, 3. Z.] fehlt Hs.

234, 1. dannen E.] von dannen Hs., sehr häufiger Fehler, vgl. oben S. 44. huote] leute Hs., Hute Ausgaben; h und l verwechselt auch 1625, 3.

235, 4. gedähte Haupt] dahte Hs.

236, 2. nu 8ii\ sitY. undHs. ; sit willekomm, her Wate (Wate P.) fehlerhaft Z. E. P.

238, 3. übermHete'] übermüetic Ausgaben und Hs.

239, 2. bedorfte Z.] dorfte Hs. 240, 3. ez E.] es euch Hs.

240, 4. nach iuwerme willen fehlt Hs.; meine Ergänzung beruht auf Nib. 2307, 3 du hast ez zeinem ende nach dinem willen bräht; die Herausgeber machen alle ez enai mit Hagens Ergänzung danne zur ersten Vershälfte, und geben die zweite Hälfte zu kurz; P. ergänzt grimme. michs] mich Hs.; Z. und P, haben es vor erwende.

241, 4. vil hohe] hoch Hs. und Z. E. V., hdJie P.

242, 4. üz] von Hs.; M. P. schreiben Fruot von; aber die Form Fruot ist in der Kudrun nicht nachweislich. bringe] müge bringen Ausgaben und Hs.; der Schreiber wollte den Reim glätten.

243, 4. genendic liehen E.] gnediclichen Hs.

244, 3. die Umstellung von Ziemann.

245, 2. von Tenm von Z. ergänzt.

246, 1. Ja H.] Ir Hs. irs] ir Hs. und Ausgaben. 246, 3. nach hulden] nach sinen hulden Hs. und Ausgaben. 246, 4. väret E.] gevaret Hs. väre] trew Hs.; die Ausgaben sol selbe entriuwen.

247, l. Tene fehlt Hs; Z. E. P. ergänzen snelle^ V. degen. 247, 2. michs, Besserung Ziemanns. 247, 4. eilichiu] erleich Hs,, erlich Ausgaben. in E.] im Hs.

248, 3. dunket sich V.] dunket sich nie so Hs. und Z. , dunkt sich so E. M. P.

249, 3. ingesinde] gesinde Hs. und Ausgaben.

250, 1. spise] ein sptse Hs. und Ausgaben. 250, 4. also fehlt; eine Ergänzung ist dem Verse nöthig, denn müge wir diste ist falsch.

251, 3. nach V. gebessert. 251, 4. s6 H.] fehlt Hs.

252,. 1. wät Z.] gewant Hs. 252, 2. tohter H.] fehlt Hs. 252, 3. daz\ süt Hs. und Ausgaben.

255; 4. niht mit gemaclie welle V.] mit gemache welle nicht Hs«

256, 1. hundert deffene] hundert Hs. und AxxÄgöJöeiv*

257, Ä der] des Hs, und Ausgaben.

176 KARL BARTSCH

258, 2. zuo Haupt] fehlt Hs. 258, 4. fride] nn fride Ausgaben und Hs.

260, 3. meiert V.] winters Hs.

261, 1. man uns wurket] wurcht man Hs. 261, 4. ikt ze schaden] ze schaden nicht Hs. und E., ze s. iht Z. V.

263, 4. nimmer E.] fehlt Hs. ; Z. P. ergänzen nie,

265, 1. von Z. umgestellt. 265, der was Z.] was Hs.

267, 2. weite V.] wolt Hs. man H.] fehlt Hs. 267, 3. Abati] Agahy Hs., AbaMe 7a. E. Agabi nur an dieser Stelle; AbaMe ist die Heimat der Mohren, einmal begegnet die JForm Abagi (1684, 3), was Schreibfehler für AbaM^ aber auch für Abali sein kann. Denn der Name des Mohrenlandes heißt Abalne, Ahaldne^ eine Form in i be- gegnet nicht. Dagegen ist Abali als Heimat kostbarer Stoflfe durch 864, 4 {von Abalie ein hemede) und 1248, 2 (von Abali der stein) be- legt; daher auch 1684, 3 Abali zu lesen war. Er ist derselbe Name, der Bit. 1155 vorkommt, der truoc wät von Abalin; die zwischen i, te^ m schwankende Endung ist wie bei Ormame.

268, 3. 4. die Umstellung der Worte nach Z. 269, 3. solden M.] wolten Hs.

269, 4. weder mohte wolj wie Y. liest, noch trouwen, wie M. will, ist nöthig.

272, 1. dar V.] da Hs. 274, 4. mcere] mit witzen Hs. und Aus- gaben; der Schreiber beabsichtigte einen Inreim. 275f 4. Ustecltche] lustliche Hs. und Ausgaben.

276, 2. zwene V.] zwo Hs.

277, 3. dem künic H. V.] fehlt Hs., dem künige H. Z. E. P. unz V.] fehlt Hs.; unz daz H. Z. E. P.

280, 2. vil dinges V.] vil des dinges Hs. 280, 4. in ieclichs wol drizic] yetlicJis wol d, in Hs., in ietliches drtzec V. P.

281, 3. erwerben solde] solte erwerben Hs. und Ausgaben; ich habe umgestellt, um den zweisilbigen Auftakt nach der Cäsur zu entfernen. gienge\ geschcehe Hs. und Ausgaben; strtts ist in der Gudrun ohne Analogie.

282, 4. iu Z.] fehlt Hs.

284, 4. ir in] in Hs.; auch Y. ergänzt in, aber an falscher Stelle.

285, 4. künden iht] künden Hs. und Ausgaben.

286, 1. kunnenzY,] künden das Hs. 286, 2. nahtseldeY*] naht' sedele Hs. und Z. E. Allerdings kommt auch nahtsedel in der Bedeu-

iang' 'Nacbtberberge vor (mhd. Wb* 2, 2, ^SS*""^ , aber der Ausdruck noÄeselde nemen ist in den Nib. und det Bjidxuiv det %<erw^\iSLväsÄ. ^^^

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRTflK DER KUDRUN. 177

müßte hier der Cäsur wegen der Plur. stehen, der nicht belegt ist. Derselbe Schreibfehler, sedele = selde 639, 3. Er weist darauf hin, daß in der Vorlage selede stand. 286, 3. die da] da sy Hs., dcLz d H. Z. E., die sd V. 286, 4. Besserung Hagens. die\ dd Hs. und Ausgaben.

287, 1. üf den] tif dem Hs. und Ausgaben, mit dem folgenden Verse verbunden. Der wille ist üf etwas (Acc), auf etwas gerichtet.

288, 4. enist] ist Hs. und Ausgaben.

290, 3. unz Z.] und Hs. 290, 4. daz in] daz Hs. und Ausgaben.

291, 2. sd E.] fehlt Hs. manz] man Hs. und Ausgaben.

292, 1. üf] üf dem Ausgaben und Hs. 292, 4. ander vor iemen fehlt Hs. und Ausgaben.

294, 1. fragte V.] fragt sy Hs., d fragte Z. E. 1.2. von wanne vber see dar gefaren waren Hs.; eine Halbzeile fehlt in jedem Falle. Ich habe umgestellt wannen sie gevam über sS dar wceren^ und die zweite Halbzeile ergänzt got mUeze iuch hewarn, als einleitende Formel der Rede Frutens. Die folgende Zeile alsd sprach der degen Fruote beweist, daß 2^ schon zu Fr. Rede gehörte; ich habe fiir alst geschrie- ben «ö, vgl. oben S. 44. Z. schreibt wannens über se dar gevam wcerent da was uns dicke we ; ebenso E.; V. hat ebenso, doch statt 2^ got be- war iuch immer m^. Haupt endlich (Z. 5, 505) si nach siner e, von wannen si wceren gevaren über se^ unrichtig aus dem eben bemerkten Grunde. Meine Lesart erklärt sich graphisch einfach, der Schreiber sprang von wahren, wofiir er waren schrieb, auf bewaren.

295, 1. iesch HauptJ haissi Hs.; hiesch liegt noch näher. 295, 3 gereichte Haupt] geruchte Hs.

296, 2. in V., fehlt Hs.

297, 1. si do V.] da sy Hs. 297, 2. hetes] heite Hs. und Aus- gaben. — 297, 4. guotes nach da fehlt Hs. und Ausgaben. gezceme] gezam Hs. und Ausgaben.

298, 1. Hagens Ergänzung. 298, 3. wirdet] wirt euch Hs., aus wird ev erklärlich. 298, 4. gebresten ihtes] ihtes gebresten Ausgaben und Hs.

299, 4. vil vor vliz, fehlt Hs. und Ausgaben.

300, 1. die vor heten fehlt Hs. und Ausgaben. 300, 4. nach Haupt umgestellt.

301, 4. die sie V.] sy da Hs.

302, 2. die vil rächen] vil riche V. und Hs., harte tiche Z. E. 302, 3. dannoch fehlt Hs.; die Ausgaben zieVveiv merzte ta« «ü^^sXäQl Hälfte.

178 KARL BARTSCH

303, 1. dar] dartzü Hs. und Ausgaben. 303, 4. des künic] des lls., die Ausgaben.

304, 1. dar Z] fehlt ITs. 304, 2. dem V.] do dem Hs. 304, 3- brcehte] brähte Ausgaben und Hs. 304, 4. wol vor schin Hs.; V. streicht es.

305, 3. 80 gekleidet V.] also klaidet Hs. 305, 4. swert Z.] daz swert Hs. und E.

307, 3. daz V.] die Hs.

308, 4. ze V.] t^?oZ ze Hs.

309, 2. icA ez] ich Hs. 309, 4. ti?oZ werte] werete Hs.; vgl. zu 308, 4.

310, 2. irolde] Irolden Hs. 310, 3. komeii wceren Hs., von Z. umgestellt.

311, 4. ^erocAöw] ^e^(in Hs. nach hat. Die Verbindung anden tuon ist nicht nachweislich; der Schreiber verwechselt es mit ande tuon.

312, 2. ir V.] i> cZa Hs. 312, 4. söj als Hs.

313, 2. c?es V.] desselben Hs. 313, 4. do sprach der degen Horant von mir ergänzt.

314, 3. er H.] fehlt Hs. gesioachet] gemachet Hs. freuden Z.] freunden Hs.

315, 3. ezn si] ez st danne Hs. und Ausgaben. garwe] gar Hs. und Ausgaben.

316, 4. gibes] gibe Ausg. und Hs. wol fehlt Hs. stunt] mal Hs. und Ausgaben.

317, 2. freische] gefraische Hs. und Ausgaben.

318, 2. es\ »in Ausgaben und Hs.

319, 3. swä mite so] wo Hs., swie sd V.

320, 1. in werten] gewerten in Hs. und Ausgaben.

322, 1. der hiez] hiez Hs. und Ausgaben. 322, 4. harte fehlt Hs. schemeliche] schedeliche Z. E. und Hs., schentltche Haupt und V.

323, 4. mähten wol] möhten Hs. und ^Ausgaben.

325, 4. werte V.] gewerte Hs.

326, 1. den Z] dem Hs. 326, 3. der E.] des Hs. dan V.] c?a7i7i «em Hs. trouwe^i] getrawen Hs.

328, 3. swanne Z.] W7gww Hs. ; wenne daz gesrJicehe als Ausruf, wie V. und P. wollen, ist nicht statthaft.

329, 2. gebcere] gebcerde Ausgaben und Hs. 329, 3. gar Z.] fehlt Hs. 329, 4. biten] erbiten die Ausgaben, erpeiten Hs. Waten

Z.] dem alten Waten Hs. Haupts Vorschlag (Z. 2 , 381) macht den Vers nicht besser; man müßte sclireibeTi ame aldeu WaUu.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 179

331, 4. guoten vor swertdegen fehlt Hs. und Ausgaben.

332, 4. dar] dd Hs. und Ausgaben.

333, 2. tiefe mentel vnt] t, m, und w, Hs* und Z. E., mantel tief und vnt V. 333, 4. snellen\ selben Hs. und Ausgaben.

334, 2. in hin\ hin in Hs. und Ausgaben.

335, 4. 8inen\ sin Ausgaben und Hs.

336, 1. nach V. gebessert.

337, 4. zuo ir V.] zu ir in die Hs.

339, 3. da V.] fehlt Hs. 339, 4. iht anders V.] a7iders icht Hs.

340, 1. nach Haupt umgestellt. 340, 3. vor im fehlt Hs. und Ausgaben. 340, 4. mit zühten gie\ gie mit züJiten Hs. und Ausgaben.

341, 1. 2. nach Ziemann ergänzt.

342, 4. des den prts da] den pris Hs. und E., da den pris V. 343, 2. si mit V. gestrichen. 343, 3. aM H.] fehlt Hs. 343, 4 gemer Z.] fehlt Hs.

345, !♦ erlachete Z.] lachete Hs. 345, 3. da von] da Hs. mere H.] fehlt Hs. der selde] den seiden Hs.

346, 4. in stner heime seiden] selten in s, h. Hs. und Ausgaben.

347, 4. wol mit E. gestrichen.

348, 1. sagete mcere] sagete V. und Hs., der sagete Z. E. 348, 2. daz nie künic deheiner mere] d. k. d, nie Hs. und Ausgaben. 348, 3. den Z.] fehlt Hs.

349, 4. rtcher] riche Hs. und Ausgaben.

350, I. Er] Wate der Hs. 350, 3. nach V. umgestellt.

351, 352. nach V. geordnet 351, 4. manz E.] fehlt Hs.

354, 3. Horanden von Tenertche Z., dem M. folgt. 354, 4. man in] man Hs. und Ausgaben.

355, 2. nach] ndlien Hs. und Ausgaben. 355, 4. vil] gar Hs. und Ausgaben.

357, 2. in in E.] in Hs. 357, 4. die dnen helde mit Z. phlegeten] gephleget Hs., phlcegen Ausgaben. ersmielte] smielte Aus- gaben und Hs.

358, 4. im E.J im darumb Hs.

359, 2. wil E.] den wil Hs. 359, 4. ZtÄ«« E.] fehlt Hs.

361, 3. ein] daz Hs. und Ausgaben. alsd mit V. gestrichen.

362, 1. enhant] in die hant Hs., in hant Ausgaben. 362, 3. der V.] die Hs.

363, 3. vor E.] vor den Hs. 363, 4. deis] daz stn Ausgaben und Hs.

364, 1. Baffefie dolte Hs., was E. V. bei\>eViÄ\\.e\i, Ti. H. d.t> öuo\u.

\7.^

180 KARL BARTSCH

Aber dolte gibt hier keinen Sinn. Stand dolete^ so kann das verlesen sein aus dosere = du sere, das Verbum aber fehlt, und war wohl sluoc. Die Subjecte müssen vertauscht werden, wie die folgenden Verse be- weisen. Also Hagenen sluoc dd sere der kunstelose man, 365, 1. ez fehlt Hs.

367, 3. «tn E.] sein wol IIs. 367, 4. so] als Hs.

368, 2. jeht] Sprecher Hs. für sprechet^ was Z. E. V. haben, spre- chen wird in Jüngern Hss. oft für jehen gesetzt. Vgl. 716, 2.

369, 4. deis] daz sin Hs. und Ausgaben. beide fehlt Hs. und Ausgaben. unde V.] und die Hs.

370, 4. dd vor von fehlt Hs. und Ausgaben.

371, 2. des V.] da Hs. 371, 3. erdriezen] verdriezen Ausgaben und Hs.

372, 1. üf einen] an einem Hs. und Ausgaben. 372, 3. mit s6 E.] so mit Hs.

373, 2. nach Wackernagel gebessert. friunde H.] freude Hs.; vgl. 354, 3.

375, I. der] den der Hs. so Z,] fehlt Hs. 375, 4. harte wol] wol Hs. und Ausgaben.

378, 2. Ion sd] also Hs. grözez] gros Hs. 378, 4. üzer] üz Hs. und Ausgaben

379, 4. niwet] niht Ausgaben und Hs. 380, 1. liet Haupt] laut Hs. 381, 4. so V.] als6 Hs.; Z. E. W(ackern). behalten also und lesen Tenen für Tenemürke.

384, 3. m'Äi enphunden] nicht Hs., wcerliche niht Z. E. V., m'A^ geahtet M.

385, 3. mf« V.] in Hs. 386, 4. hie ze hove V., aber vor singen] fehlt Hs. 387, 3. hochverte] hochfertig Hs. und Ausgaben. 387, 3. die werden] die Hs. 387, 4. wol erklingen nach nicht Hs.

388, 2. dgr wise schreiben alle Herausgeber; wise ist hier aber 'Melodie', abhängig von vleiz sich; des bedeutet 'deshalb'. 388, 4. wol dannen nach sinnen Hs. und Ausgaben.

390, 1. doßnen Wackeru.] dienen Hs. 390, 2. nach Wackern. gebessert.

391, 2. solte vil taugen Hs. —39 1,4. sd] also Hs. - bi ir M.l fehlt Hs. 393, 4. wol von schulden] wol Hs. und Ausgaben.

395, 4. aZ^er hande] allei* Hs. und Ausgaben.

396, I. er sprach mit V. und M. gestrichen.

399y 3. niht verrer künde] verrer künde nicht Hs. und Ausgaben. - 399, 4. niwan] wan Hs. und AuBgaben; oßatie N<j«i.\^ wida ^\Uubt.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 181

400, 1. bäte diu frouwe] die fraweii puten Hs. 400, 2. niwan] wart Hs. und Ausgaben. eine Wack.] ainen Hs. 400, 3. beholde Wack.] behalten Hs. 400, 4. die Wack.] den Hs.

401, 1. ist er könnte man auch streichen. 401, 4. von Z. um- gestellt. — al86\ 80 Hs. und Ausgaben.

402, 4. durch dinen willen, frouwe] f. d. d. w. Hs. und Ausgaben. 405, 4. 8%t zV] Sit Hs. und Ausgaben. sorge] sorgen Hs. und

Ausgaben.

407, 4. vor E.J von Hs. 408, 4. nach V. gebessert.

409, 2. wern\ gewem Hs. und Ausgaben. 409, 4. sül] sol Hs.

410, 4. mirz Z.] mir Hs. e Wack.] vor Hs.

411, 4. vant] vnd Hs. und Z. E. ; V. streicht und er.

412, 2. den snellen helden: snellen fehlt Hs. 412, 3. hiesch] haysset Tis. 412, 4. gefuogte] gefüeget Hs. und Ausgaben.

413, 1. mügen^ müezen Hs. und Ausgaben. 413, 4. gesingen Wack.] singen Hs.

414, 2. daz Wack.] den Hs. 415, 2. was Z.] /«es« Hs. 415, 3. krOne trüege' Wack.] trüege krdne Hs.

417, 3. daz] daz si Ausgaben und Hs. 417, 4. dise Z.] die Hs.

418, 2. iörst ich V.] getörst ich Hs. 418, 4. dem künic Hetelen] Hetelen Hs., künic H, Z.

420, 4. wnd i^xe rfer] w?/e Hs. der frouwen] frawen Hs.

421, 3. vor V.] von Hs. 421, 4. mere hinnen] von hinne Hs.

422, 1. sage] dir sage Hs. und Ausgaben. 422, 3. hine] von hinnen Hs., hinnen die Ausgaben. 422, 4. nach Z. umgestellt.

423, 2. i(?aw c?a2 wns i«?^] das vns gewer Hs., i«7on daz uns gwer Wack. 423, 4. unseren kiel da heschouwe] unser kiele da schouwe Ausgaben und Hs.

424, 2. bewendet] gewendet Hs., geendet Wack. und V. arebeit V.] gros arbait Hs.

425, 4. dor/te in] in hat die Hs. nach ho/e.

426, 3. die Wortstellung nach Z.

427, 2. sze t^;an eme«] e^^c7^ rmn aw^es« Hs. 427, 3. von Haupt] vor Hs. 429, 4. von Z. gebessert.

430, 2. von Z. gebessert. 430, 4. wwc^ Z.] wnd von Hs.

432, 3. vil von Z. gestrichen. 432, 4. t?t7 cZe««^! dester Hs. : vjrl. 432, 3. J ' fe

433, 2, wemen ze minne] von mir nemen meine Hs. Die Heraus- geber bessern auf verschiedene Weise. Z. E. ^ . uu ruoclxel -cou 'm\T ^^ fi^m^^, M. P. nu ruochet von mir nemen^ mit ia\«»0£iex CT^äxä- w«v.ixii

182 KARL BARTSCH

ist allerdings zu ros gezogen, kann aber trotzdem aus mmne entstellt sein. 433, 4. iht Z] nicht Hs.

434, 2. hin Z.] da hin Hs. 434, 4. der vergaebe] der fehlt Hs. und Ausgaben.

436, 2. tu iwer] iioer Ausgaben und Hs. 436, 3. uns hinnen] uns Hs. und Ausgaben. Mten] hie gepeiten Hs.

437, 3. diu] dhainer Hs., disiu V., keiner M. P. Alle Heraus- geber schreiben falsch an ein ende statt an ein ende.

438, 4. in M. V.] euch Hs.

439, 4. von Tenemarke Fruote] F, v. T. der Hs.

440, 4. n'^öw schone] schone fehlt Hs. Bei M. P. soll hie mite riten die erste Halbzeile sein. Vgl. 444, 4.

441, 06 E.] ze also Hs. 441, 4. von Z. gebessert.

442, 4. d^ rwoA< dm A:.] da die k. mochte Hs.

443, 3. do er Z] er Hs. - 443, 4. duo] die Hs.

444, 1. üf E.] aw/ cZem Hs. 444, 2. voZ wurde V.] wurde vol Hs. 444, 4. Äe /roui^^n] scheine die frouwen Ausgaben und Hs. Vgl. zu 440, 4.

445, 1. ÄöÄe] do Hs. und Ausgaben. 445, 4. grimme leide] baide vil g. vnd l, Hs. grimme ist natürlich adverbium.

447, 2. rßA^e Z.] fehlt Hs. 447, 4. der miner] rwmer Hs. Wäre mag erlangen, was E. V. M. P. haben, das richtige, so würde der Schreiber diesen auf gerstangen genau reimenden Keim sicher nicht entfernt haben.

448, 2. strttes willen] striten Ausgaben und Hs. 448, 3. dd mitCj zugleich mit euch] dann Hs., st danne 7a. und alle andern. 448, 4. mit der flüete] in die fiuot Hs.; vgl. 673, 4. 451, 2. swcere] ez was swcere Ausgaben und Hs. 451 , 3. Wate der alte Haupt] der Wate Hs. 451, 4. vil Wie] nu Hs. und Ausgaben.

452, 3. nach Hagen umgestellt, 453, 1. 2. mit E. und V. um- gestellt. — 453, 1. er het"] het er Hs. und Ausgaben. 453, 4. dd sie] do Hs. Die Ausgaben diu dd (dar). man den schaden E.] den schaden man Hs.

454, 1. von Z. gebessert. 454, 2. ander stm] anderm seinem Hs. 454, 3. nach E. Besserung. 454, 4. von W. Grimm (bei M.) gebessert.

455, 2. nach V.] nach frawen Hs. 455, 4. da wider] da Hs. ir dannen V.] in danne Hs.

456, 3. grdzen smen eren] grdzer stner Sre Ausgaben und Hs. 43ff, 4. von Haupt gebessert. Man kann auch schreiben sie warn des

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 183

457, 2. nu verre] verre Hs. und Ausgaben. 467, 4. t?i7, von Z. gestrichen.

458, 3. M den mtnen friunden gesehen^ g. 5. m. fr. Hs., von V. umgestellt, bei dem aber den fehlt. 458, 4. harte fehlt Hs. und Ausgaben.

460, I. gäben] gehen Hs. und Ausgaben. 460, 4. Äz denl aus Hs. der V] fehlt Hs.

462, 2. lützel] wie lülzel Hs. und Ausgaben. si des V.] ays Hs. er Z.] fehlt Hs.

463, 2. ZzM^e] KeA^er Ausgaben und Hs. 463, 4. gedinge V.] gedingen Hs.

465, 4. d«n V.] der Hs. 466, 3. von Z. gebessert. 466, 4. vo/i Eegelingen Hetele] daz H. von den H. dar Hs.

467, 1. hin engegene] entgegne Hs. 467, 2. diu schoenen V.] die vil schone Hs. 467, 3. ^ren] ire Hs. und Ausgaben.

468, 2. ma« in V.] rwz< Hs. 468, 4. «'m E.] fehlt Hs.

470, 4. der vil wise] der wise Ausgaben und Hs.

471, 1. her von E. gestrichen. 471, 2. dar V.] das ross Hs. 471, 3. da er zwene sach^ du sach er zwen Hs. und Ausgaben.

472, 4. buozt der] buozte Ausgaben und Hs.

474, 1. altgrtse] alte grtse Ausgaben und Hs. 474, 2. hie V.] nie Hs. 474, 3. dann er V.] oder danne Hs. gescehe] gesach Hs. und Ausgaben. 474, 4. lieber nie geschcehe] liebers nie geschach Hs.

475, 4. stnen handen V,] siner hande die andern und die Hs.

476, 4. geloube mir der mcere] gelaube Hs.

477, 4. der grimme] der ist grimme Ausgaben und Hs. müyet V.] gemüt Hs.

478, 4. der helme sit] set/d der helme Hs. Mit Unrecht ändern Z. V. P. helme in swerte.

479, 3. wären nu V.] nu wären Hs.

481, 2. samet Z.J sam Hs. wilY.] wil wol Hs. 481, S.'die V.J der Hs. 482, 4. si von E. gestrichen.

483, 4. die c?a] die Hs. und Ausgaben. de7i E.] c?öm Hs.

484, 4. «(7a5 iV wacA iV] was iren Hs., züa« iV Ausgaben.

485, 1. mit zuht] in zühten Hs. und Ausgaben. 485, 4. groez- liehen] grözen Hs. und Ausgaben.

486, 2. von H. gebessert. 486, 4. vil mit V. gestrichen.

487, l. tagen V.] dbenden Hs.

488, 2. «w;«^ setzen fehlerhaft alle Ausgaben. ^?&^ ^. WtU \ä^^ ich des Verses wegen g*estrichen.

184 KARL BARTSCH

489, 2. her die Hs.; die Herausgeber schreiben dafür hetj ich habe es vorgezogen, weil die folgende Zeile zu kurz ist, her zu lassen und dort nach hocken hete zu ergänzen. 489, 3. ouch vil] ouch Ausg. und Hs. 489, 4. nach Z. ergänzt.

490, Die Umstellung nach Vollmer. 490, 2. üf den sant] üf dem sunt Hs. und Ausgaben. 490, 4. gemellichen V.] gemainlichen Hs.

491, 3. er V.] fehlt Hs. 491, 4. cfe« V.] daz Hs.

495, 3. maget M] fehlt Hs. 496, 3. ich ez] ich Hs. 496, 4. den Irlenden] den Eyrlande Hs.; die Ausgaben den von Irlant

49T, 2. urliuge V.] ir urlauge Hs. 497, 3. den selben] den Hs. und Ausgaben. von den V.] mit Hs. 497, 4. einer selde V.] ainen seiden Hs.

498, 1. was ouch] was Hs. und Ausgaben. 499, 4. vil sSre habe ich als den Vers belastend gestrichen.

500, 4. alrdten fehlt Hs.; Z. E. V. ergänzen rdten.

501, 1. der mit V, gestrichen. 501, erwerben hülfen daz lant] d^ L e. h, Hs. und Ausgaben.

503, 3. den V. M.] dem Hs. Die zweite Hälfte von H. gebes- sert. — 503, 4. geschiezen] geschozzen Z. E. V. und Hs. ; schiezen M. P. lant mit B. gestrichen.

504, 2. in E.] sy Hs, 504, 4. vil von E. gestrichen.

505, 1. mit V. umgestellt. 505, 2. swie schreiben alle Aus- gaben statt vne; der Satz hängt ab von kunt tuont

506, 4. wären] waren vil Hs. 508, 2. duo] die Hs.; d6 V.

509, 4. den alden Waten mit V,

510, 3. enphüeret wären] w, enph, Hs. und Ausgaben. 510, 4. ge- Tüeretmanicrinc] m,r,g, Hs. und Ausgaben. harte fehlt Hs. und Ausgaben.

511, 2. mier H.] fehlt Hs. 512, 2. da er] der Hs. und Aus- gaben, — 511, 3. lieben mägen] lieben fehlt Hs.; vgl, 523, 4.

513, 3. unde E.] und auch Hs. 513, 4. bedühte] dühte Aus- gaben und Hs,

514, 4. beide fehlt Hs. und Ausgaben. 515, 1. erwäget V.] er' wage Hs., erwac Z. E.

516, 1. er sinen neven] s. n. er Hs. und Ausgaben. 516, 3. von Hs.] fehlt Hs.

518, 4. äbunde V.] öi^n« Hs.

520, 3. da habe ich vor niht gesetzt, weil beide Halbzeilen erst so das richtige Maß erhalten. 520, 4. swerte] der swerte Hs, und Ausgaben.

521, 1. rief] rueffet Hs. 521, 3, OiZ d&n\ üz Ausgaben und Hs., i^^ ^nm7n£n Z, vor\ von Hs. und Ausgaben. altgrisen] grisen Aus-

S'aben und Ha.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 185

522, 4. niht enaterbe] niht sterben Ausgaben und Hs.

523, 1. d6 mit V. M. gestrichen. 523, 4. gesunde P.] het ge* sannde Hs.

524, 2. manigem guote Pfeiflfer] vnaniger guete Hs. 524, 3. ^t st tu] ist steht nach helden Hs., nach iu in den Ausgaben.

525, 2. swie harte Z.] fehlt Hs. 525, 3. hete V.l fehlt Hs. 525, 4. hoher V.] her Hs. ; V. schreibt höher her. üz Irlande mit V. gestrichen.

526, 4. horten in] in steht in der Hs. und den Ausgaben nach zifs

527, 2. in schiu>fen] schuofen in Ausgaben und Hs. 527, 4. wart] werden Hs. der - gedähte] die - geddhten Ausg. und Hs. und des strites mit V. gestrichen.

529, 4. manigem recken] recken fehlt Hs.; E. ergänzt wunden.

530, 3. bühsen wcehe] wcehe fehlt Hs. und Ausgaben. was H.] fehlt Hs.

531, 4. nach Haupt (Z. 5, 506) gebessert. die da] die Hs.

532, 3. ir Z.] fehlt Hs. 532, 4. leidiu mcere Z.] fehlt Hs.

533, 2. wer ez] gewere Hs. daz E.] daz daz Hs. 533, 3. redet V.] geredet Hs.

534, 3. leider mit E. gestrichen.

535, 4. iu helfen binden] heißen Hs. itoer] ewrn Hs. , iwem Ausgaben.

536, 3. ich ennceme V.] oder ich nam Hs.

537, 2. den künic V. und W. Grimm] fehlt Hs. 537, 3. niwan 7a.] nun Hs.

538, 3. diu vil E.] vil Hs. 538, 4. kan Haupt] han Hs. ml vor willecltche fehlt Hs. und Ausgaben.

541, 4. man] kainen man Hs, 542, 2. der H.] fehlt Hs. 543, 1. maget Hs.; Besserung Vollmers. 543, 2. «u/w H.] fehlt Hs. 544, 2. erz H.] er» Hs. 545, 2. lebenden E.] lebentigen Hs. 545, 3. <8<« Z.] ^<«w Hs. 545, 4. mt« d«w] wi^ Hs. und Ausgaben.

verschroten] zerschroten Ausgaben und Hs.

546, 2. frceUche Z.] frblichen Hs. 546, 3. iedoch Z.] doch Hs.

546, 4. freuten Z.] freunt Hs.

547, 3. «cÄ] sy Hs. und Ausgaben.

548, 1. Hetelen V.] Hagnen Hs. 548, 2. «e Aor« truogen] tr. z. h. Hs. und Ausgaben. 548, 3. sam] also Hs. und Ausgaben.

549, 2. daz magedin] die maget Hs. und Ausgaben. mau utvE\ man Hs. und Ausgaben. 549, 4, nach V. ErgatÄXw;!^.

330, L ficAeife] ricAeit Ausg. und Hs.

186 KARL BARTSCH

551, 1. oucli von E. gestrichen. 551, 4. von Z. ergänzt. diu frouwe\ fraio lls.

552, 2. züch V.] fehlt Hs. 553, 2. der V.] fehlt Hs. 553, 3. im V.J fehlt Hs. 553, 4. des E.] das IIs.

554, 3. ez Z.] fehlt Hs. gesagen Z.] sagen Hs. 554, 4. daz sie in\ den sy Hs., daz si den Z., wcen si in E., dem si V.

555, 3. loiiTet^ gewirret Hs. und Ausgaben. frouwen] den fr. Hs. und Ausgaben. sd grdzem: vielleicht ist solhem zu lesen; vgl. MF. 46, 3. 555, 4. a/«ö daz] daz Hs. und Ausgaben.

556, 2. dd] daz Hs. und Ausgaben. 556, 4. ich H.] fehlt IIs.

557, 2. dt« «c/iö?we?i] d. seh, fr. Hs. und Z. E. ; V. streicht schcenen. 557, 4. vil habe ich gestrichen.

558, l. suh s6\ solt Hs. 558, 4. hohen mit Z. gestrichen.

559, 2. «i mit V. gestrichen. 559, 4. «icA <fö] sich Hs. und Ausg. 561; 2. da2 V.] daa Hs. 562, 2. r/wo^ fehlt Hs.; V. ergänzt

rtch. 562, 4. muosens] muessen sy Hs., müezens Ausg.

566, 4. al des si V.] alles des Hs.

567, 1. vil] wol Hs. und Ausgaben; vgl. 323, 3. 567, 2. Hbe: die Hs. Zeii«, wofür die Ausgaben liebe. 567, 4. alle am Beginn der Zeile fehlt Hs. und Ausgaben.

568, 3. vdrten H.] vachten Hs. 568, 4. nach V. gebessert.

569, 4, trüege: die Ausgaben unnöthig <rwoc.

570, 4. zm ti?«?'«] im Hs. und Ausgaben.

571, 1. ze hove ouch dicke] o. d. z. h. Ausgaben und Hs.

572, 2. dem hünic'\ künic Ausg. und Hs. 572, 3. vor Z.] vo7i Hs. 572, 4. unde )iere] here Hs. und Ausgaben.

573, 3. daz H.] daz sy Hs.

574, 2. dem alten Haupt] fehlt Hs. 574, 3. sinne] site Hs. und Ausgaben. 574, 4. die von] von der IIs. und Ausgaben. meerer helt] degen mcere Hs. und Ausgaben. strwi handelt V.] seiner hannde Hs.

575, 3. sant ers] die sant er Hs. und Ausgaben; von Hegelinge lant gehört zur dritten Zeile.

577, 1. wol mit Z. gestrichen. 577, 4. vil schedel] vil fehlt Hs. und Ausgaben.

578, L frou mit V. gestrichen.

579, 2. im verzihen Jißrte] horte in verzihen Ausgaben und Hs. 579, 3. so] also Hs. und Ausg. 579, 4. mit stner lügende ie gebarte]

t/e ^. m. s. t. Hs.

580, L der hiez] hiess Hs. 580, ^. "oerTe er \ßa»\ -usoä \>«rT«K Ha..^

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 187

was er verren H. Z. E , verreii V. 580, 3. über habe ich gestrichen ; gewaldic mit Sem Gen. auch 21, 3.

582, 2. sie hdrten\ horten ey Hs. 582, 3. d6i\ daz He. und Aus- gaben. — 582, 4. in] sy Hs. und Ausgaben.

583, 1. gevarn nimmer'] n, g. Hs. und Ausgaben. 583, 4. phlcege V.] phlag Hs. im sie Z.] yms Hs.

584, 2. manige] maniger Hs. und Ausgaben.

585, 1. von H. gebessert. 585, 3. immer Z.] nymmer Hs.

586, 2. vil V.] fehlt Hs.

588, 3. der hiez] hiez Ausgaben und Hs.; vgl. 580, 1.

589, 2. wart V.] was Hs. 589, 4. iedoch] doch Hs. und Aus- gaben. — im siu] yms Hs., ims V., imz E. Z.

592, 2. ouch ist entweder zu streichen, oder nach und zu setzen.

593, 4. von Haupt gebessert. 594, 4. Äe] eZer schaenen Hs.

595, 4. eiren] ^e Ausgaben und Hs.

596, 4. unde] und wurden Hs. und Ausgaben.

597, 4. schiere do] fehlt Hs. ; ergänzt V.

598 , 4. die wile H, was] w, was H. Hs. und Ausgaben. vil beidemal mit V. und M. gestrichen.

599, 3. weihen] in welhem Hs. und Ausgaben. 599, 4. von V. gebessert.

600, 2. in] nu Hs. ; die Herausgeber schreiben nu was in ofie we. 600, 4. die] der Hs. vaste mit V. gestrichen.

601, 3. ouch von Z. gestrichen.

602, 4. da] daz Hs. und Ausgaben. Die zweite Hälfte nach Vollmers Besserung.

605, 2. man H.] fehlt Hs. 605, 4. von V. umgestellt.

606, 4. der künic] Jcünic Ausgaben und Hs. Die zweite Hälfte nach Ettmüllers Besserung.

607, 1. Do] als Hs. und Ausgaben. 607, 4. undere V.] under Hs. vil mit V. gestrichen.

608, 4. froun] die frawen Hs. 609, 1. ir einer] einer Ausgaben und Hs.

610, 1. diu frouwe] fron Ausgaben und Hs. 610, 2. lechj Bes- serung Ziemanns. 610, 4. hant V.] hennde Hs.

611, 4. sich im] sich Hs. und Ausgaben. werren] gewerren Hs. und Ausgaben; vgl. 555, 3.

612, 3. dürfe] durfte Hs. 613, 1. wol mit V. gestrichen. 613, 2. miU] tageweide Ausgaben und Hs., die emeü mxi^xx^'SL^Ysxi %^^^ das Metrum beabsichtigte. 613, 4. der herre] die clagteu 4a m\ &€.te

188 KARL BARTSCH

Hs.; die Herausgeber ändern auf verschiedene Weise. Ein Reim vei^i^e: sere, den Z.V. M. P. haben, ist nicht denkbar. Ich habe nach 1164, 4 gebessert; E. hat auch Hartmuot der herre, weicht aber sonst ab.

614, 2. Inder fehlt Hs.; Z. und die andern mit ougen. 614, 4. gehcene Z.] hcene Hs.

615, 3. durch daz] daz Hs. und Ausgaben. 615, 4. der herre] der Hs.

616, 1. weinunde H.] warnende Hs. 616, 3. boten hinnen] unser boten hin Ausgaben und Hs. 616, 4. sie noch] sy Hs.

618, 4. es was V.] so was es Hs.

619, 1. 2. drumbe reit \ boten ^ daz man der värte] poten dar umbe mit I der man da er/arte Hs. Die Ausgaben ändern auf verschiedene Weise; reit hat schon H. gebessert.

620, 1. sich V.] sich gar Hs. 620, 2. gesehen E.] sehen Hs. 622, 3. man sach V.] da sach man Hs. 622, 4. höhe V.] hohen Hs.

624, 2. tougenre E.] taugen Hs. 624, 4. hieze] hiez Ausgaben und Hs.

625, 4. Hetelen] ir vater H. Hs.

626, 1. irz V.] ir Hs. 626, 3. m] im Hs. und Ausgaben.

627, 3. grözen von E. gestrichen. 627, 4. die E.] fehlt Hs.

628, 4. ja] da Hs., dd Ausgaben. 629 j 1* kam V.] haim kam Hs.

631, 3. und E.] mit Hs. 631, 4. vil von E. gestrichen.

632, 1. er V.J daz er Hs. würbe iht V.] icht würbe Hs.; vgl.

169, 1.

633, 2. hiete] hette Hs. duo] die Hs.; Haupt dd.

635, 2. zogete] zöge Hs.; 2:m^« die Ausgaben. 635, 4. ze hüse bringen] bringen Hs.

636, 1. niwan H.J icanw Hs. 636, 2. ^zw duncket mich] es d. m. nicht Hs. und Ausgaben.

637, 2. iht Z.] mcī Hs. 637, 3. nach Z. umgestellt, schran- ken V.] krancken Hs.

638, 1. «icA V.] sy Hs. 638, 2. des] daz Hs. und Ausgaben.

638, 4. in «<r?<« sit] stt Ausgaben und Hs.

639, 1. recken fehlt Hs. 639, 2. her von V. gestrichen.

639, 4. lichten fehlt Hs. und Ausgaben.

640, 3. der V.] cfe* Hs. 640, 4. in dem herteti] in Hs. ; in her- tem Z. V.

642^ 2. ja] da Hs. ungern^ geioesea, von V, umgestellt. d& aar vor] do fehlt Hs. 642, 3. von 7i. gOö^%%«t\.-

BEITttÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRÜN. 189

643, 3. niht V.] fehlt Es. 643, 4. vant da] da fehlt Hs. und Ausgaben. der herre E.] dem herren Hs. 644, 4. sie Z.] sich Hs. 645, 4. also habe ich gestrichen. vil vor bescheidenltchen fehlt Hs. und Ausgaben.

646, 2. von Haupt gebessert, der aber verlän beibehält. 646, 3. Ionen] lone Hs. ; vgl. 17, 4.

647, 4. daz] der Hs. werte H.] wirt Hs.

648, 1. küenen sach] küene ersach Hs. und Ausgaben. 648, 3. des V.] den Hs. 648, 4. durch daz verch] durch Hs.; der Ausfall wurde durch den gleichen Auslaut veranlasst; vgl. 684, 4. Haupt (Z. 5, 506) bessert der houwet die verchtiefen wunden.

649, 2. alsam Z ] sam als Hs. 649, 3. schcene habe ich getilgt. mohte anders niht] w. a. m. Hs. und Ausgaben. 649, 4. nach V. gebessert.

650, 3. die von E. getilgt. 651, 2. liden E.] glidern Hs.

652, 4. die zite M.] zeit Hs. «w?«« V.] was Hs.

653, 3. des mit E. gestrichen.

654, 2. in] mi< Hs. und Ausgaben. 654, 2. 3. von Heg. lant \ Kutrtm] Chauirun von N. L Hs.

655, 2. daz vor geliebte habe ich getilgt. 655, 4. nach V. ge- bessert, der aber ez vor scheiden hat.

6o6, 2. iwcA V.] mich Hs. Haupt (Z. 5, 506) schreibt doch hat mich niht gerouwen miner arbeit, 656, 4. die Umstellung rührt von Ziemann.

657, 4. i'u M.J ich euch Hs.

658, 3. under ougen V.] under die äugen Hs. 658, 4. äne lou~ gen] an taugen Hs., äne tougen Ausgaben.

659, 1* ze werben V.J werben Hs. Herwic habe ich gestrichen; es ist Glosse. 659, 4. ir tohter V.] seiner lieben tochter Hs.

660, I. was] ward Hs.

662, 2. von Haupt gebessert. 662, 4. mac H.] fehlt Hs.

664, 1. von Vollmer gebessert.

665, 3. daz mans im gap V.] da gab man im sy Hs. 665, 4. des] das Hs., daz Ausgaben. we vil] w^ fehlt Hs. und Ausgaben.

666, 4. zem künige fehlt Hs. und Ausgaben. woldes] wolte Hs.

668, 2. swä s6] wo Hs. swä Ausgaben. 668, 4. mit friunden] mit stnen fr, Ausgaben und Hs.

669, 2. von Haupt gebessert. 669, 3. hin ze Selande wolde her- verten] her/, w. Am ze S, Hs. und Ausgaben. 669, 4. gelobet wart diu reise fehlt Hs. und Ausgaben; die Herausgeber er^axvL^tv ^\& ^^x^^\ft.- dene Weise, aber alle auf Selande reimend.

190 KARL BARTSCH

6TO5 2. d6] 80 Hs. und Ausgaben. 670, 4 gemeinUche von E. gestrichen.

671, 1. Selande Z.] lannde Hs.

672, 1. 8wä sd] wo Hs., 8wä Ausgaben; vgl. 668, 2. 672, 3. von Z. gestrichen. 672, 4. daz herverten] ez Ausgaben und Hs.

673, 3. komen von E. gestrichen.

674, 1. nach V. gebessert.

675, 1. dem] dem recken Ausgaben und Hs. 675, 2. zen handen V.] zer hande Z. E., zu der hant Hs. 675, 3. nach V. umgestellt. 675, 4. dö] ah6 Hs. und Ausgaben.

676, 3. marke V.] wargke Hs., warte H. Z. E. M. P. 676 , 4. Küdrun habe ich gestrichen; es ist Glosse, vgl. 659, 1.

677, 2. mit manigem trahene fuoren] sy f. m. m. t. Hs. und Aus- gaben. — dar V.] da Hs. 677, 3. dä\ die andern Ausgaben lesen do (Z.) und daz (E. V.)

678, 1. 8acK\ sähe Hs., so&lie Ausgaben. 678, 2. liebe fehlt Hs. und Ausgaben.

679, 1. dd] daz Hs.

680, 1. von Haupt (Z. 5, 506) gebessert. 680, 2. diu iu\ die Hs., diu Ausgaben. 680, 3. bite\ piten Hs., bitet Ausgaben.

681 , 4. vlorn] daz verloren war Hs. , die Ausgaben ändern auf verschiedene Weise.

682, 4. lebenden] lebendig Hs., lebende V. ir lande] im Hs. und Ausgaben.

683, 1. in] wol Hs. 683, 3. haben geworben] geworben haben Hs. und Ausgaben.

684, 3. Verliesen] sy Verliesen Hs. 684, 4. frouwe^ EttmüUers Ergänzung; der Ausfall erklärt sich durch den gleichen Auslaut.

685, 1. vil H.] fehlt Hs. 685, 3. brceche ir V.] prachen die Hs.

686, 2. hilfä H.] hilfe Hs. derselbe Fehler Nib. 6466 in d.

alze V.] also Hs. 686, 3. willigen] williklichen Hs. und Ausgaben.

henden : genden^ Besserung Haupts. 686, 4. ander niemen] nyemand anders Hs. anders niemen M. P.

687, 2. wege] welle Hs. ; die Ausgaben nach Hagens Vorgang helfe.

687, 3. den E.] deine Hs.

688, 1. von den] den fehlt Hs. 688, 4. rüeren Hs.] gerüeren Hs. und Ausgaben.

689, 2. starke von E. gestrichen. 689, 3. der sol daz] also daz das Hs,; alsd daz H. Z. E., sol al daz V. 689, 4. sich wol nait V.

gestrichen.

BETTRÄaE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. IQl

693, 1. 2. von Haupt gebessert; derselbe Fehler, gewant fiir wät schon oben 252, 1 und Nibel. A 1475, 3. 693, 3. zuo den] ze Hs., hin ze Z. E. vgl. 734, 4. 693, 4. verläzen] da heime verläzen Z. V. und Hs.; da heime läzen E. da heime ist wieder erklärende Glosse zu verläzen.

694, 1. nach V. umgestellt. 694, 3. doch] dd Hs. und Aus- gaben. — 694, 4. beide fehlt Hs. und Ausgaben.

695, 2. knappen Z.] knahen Hs. 696, 4. Küdran diu sohoene] die schcene chawdrun Hs. und Ausgaben.

697, 3. sunder twdle] sunder Hs., eine sunder Ta, E. ; vgl. 655, 4.

698, 3. dannonh Z.] fehlt Hs. 698, 4. harte fehlt Hs. und Ausgaben.

699, l. Do si im H.] Die im Hs. 699, 4. vil] vil dicke Hs., dicke Ausgaben.

700, 2. porten W. Grimm (Müllenh. S. 70) und V.] horten Hs. brach E.] zerbrach Hs. 700, 4. von E. gebessert.

701, 2. ez versuochten] begundens rüeren Hs. und Ausgaben; der Ii^reim ist sicher nicht das ursprüngliche, die Ausdrucksvi^eise ist ge- zwungen, der Vers schlecht. 701 , 4. zuo vil] zu den veinden Hs.; der Schreiber verstand zuo nicht, er nahm es als Präposition.

702, 3. unsenfte] zu vnsanfften maren Hs. 702, 4. mceren V.J der maren Hs.

703, 1. sie rihten V.j da richten sy Hs.

704, 4. swie so] toie Hs., swie Ausgaben. vil vor frceliche fehlt Hs. und Ausgaben ; frcelichen haben Ausgaben und Hs. dannen V.] danne Hs.

705, 1. heiden H.] fehlt Hs. 705, 2. st/ mit Z. gestrichen.

706, 2. Alzabie] Alzab^ Hs. und Ausgaben. Ich habe nach Ana- logie von Karade^ Karadie an dieser Stelle des Verses wegen eine sonst nicht vorkommende Nebenform gewagt; denn ich zweifle, ob dne din von Alzabe des Dichters Meinung träfe. 706, 3. diu her] der herr Hs. 706, 4. wol V.] vil Hs.

707, 2. von Haupt gebessert. 707, 3. sorge V.] wegsorgen Hs. ; V. hat übrigens sorgen. 707, 4. geleben V.] leben Hs.

708, 4. von E. gebessert; gewunnen von H. ergänzt.

709, 1. die geste E.] den gesten Hs. komen des] des kdmen st Ausgaben und Hs. 709, 4. mäze] mäzen Ausgaben und Hs.

710, 1. Waz da] Waz^ und da vor gestreit Hs. und Ausgaben. 710, 2. vil harte] vil Hs. und V., des vil Z. E.

711, 2. der starken heime] der heime starche Hö. IW.^^ ^^öä ^x^Nä vil mit V. gestrichen. 711, 4. sin miie8ieri\ %y wüsten 1^^. ^Ä^^ ^^»ä^-

gaben. dicke] die dicken Hs. und Ausgaben.

192 KARL BARTSCH

713, 3. erz] er Hs. und Ausgaben. der mdze V.] den massen Hs.

714, 3. daz sw] dn Ausgaben und Hs. 714, 4. wänden hin hinder] hin h. w. Hs. und Ausgaben.

715, 3. mans im] man ims Hs. und Ausgaben.

716, 2. jach Z.J sprach Hs.; vgl. 368, 2. küener V,] chüners Hs. 716, 3. 8Ö] abd Hs.

717, 2. die mit E. gestrichen. 717, 4. mohte hän gerouwn] ge- rawen Hs. ; die Ausgaben ergänzen anders.

718, 2. Stfrit H.] fehlt Hs. grözen mit V. gestrichen. 718, 4. ez also sere im] ims also sere Hs.

719, 4. algemeine niht] nicht alle gemeine Hs.

720 ^ \. ze einer veste] ze ainem wasser Hs. 720, 2. site H.] zeite Hs. hin von E. gestrichen. 720, 3. dar] da Hs. und Z. E. P., daz V. solden : wolden] wollen : sollen Hs. und Ausgaben.

721, 2. nach V. umgestellt. 721, 3. nu] den nu Hs. und Z. E., den V. 721, 4. sü] also Hs. lazte E.] verletzte Hs.

722, 2. fidchvertem sit H.] hochferten seyd Hs. ; hochverten sU M. 722, 4. t?on cfew TfewöZe/irfe/*] von rf«n t?on Tennelande Hs. ; d^m ist Bes- serung Vollmers, vor den von Tenelande muose M. und P. Vgl. 496, 4.

723, 4. ieclich] yeglicher Hs. Vielleicht etlicher,

724, 1. duo] die Hs.; dd bessert Haupt. 724, 2. ritterschaft] die r. Hs. und Ausgaben. 724, 4. nach V. gebessert, der aber beste liest-

725, 2. c?€w hiez] hiess Hs. und Ausgaben. 725, 4. genendiclichcy Besserung EttmüUers.

726, 1. in V.] mit Hs. 726, 2. er mit al] mit allen Hs. und Ausgaben; er ergänzen H. und die übrigen nach daz, 726, 3. dem] Herwige Hs. und Ausgaben; Herwige ist auch hier Glosse. 726, 4. tceten] teilen Hs., täten Ausgaben.

727, 3. ^en] ere Hs. und Ausgaben. 727, 4. wol von E. ge- strichen.

730, 1. diu was] was Hs. und Ausgaben. 730, 3. da Ergänzung Hagens.

731, 1. daz mit V. gestrichen. 731, 4. lützel] wenig Hs.

732, 3. vil Z] fehlt H.; die andern Ausgaben lassen es mit Un- recht fort. 732, 4. wceren V.] wcere Hs.

733, 2. vielleicht muget ir; vgl. 1228, 2. 733, 3. S^lande V.] Sturmlannde Hs. 73.3, 4. da] gar da Hs.

734, 1. von Z. gebessert.

T35y 2. daz mich so freye hohe gedancke tünd Hs., ohne Zweifel entstellt, wie Reim und Metrum zeigen, N . >öää\\. öa^ l^ÄÄtt der Hs.

BEITRAGE ZÜE GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. I93

bei, Z. E. schreiben der höhe gedanke tuot. Meine Änderung hei waz mich sorgen frien lidchgedinge tuot entfernt sich nicht so weit vom über- lieferten , als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Vgl. 1703 , 4. •609, 4. 735, 3. aint V.] sein Hs.

736, 1. herr von E. gestrichen. V.] aUa Hs, 736, 2. helde heten] hetten Hs., holten E. , rechen holten V., hoeten ritter H. M. P. VgL 736, 4. 736, 4. den smen E.] den seinen helden Hb., seinen lielden Ausgaben.

737, 1. gencßte P.] genotig Hs.

738, 1. habet E.] het Hs.

739, 2. herverten] herverte Ausgaben und Hb. 739, 4. ouch habe ich gestrichen.

740, 4. wesen friuntliche] wesen fehlt Hs. Anders ergänzt Vollmer dem P. folgt.

741, 2, daz mit V. gestrichen.

742, 1. mähte Z.] mochte Hs. 742, 2. in ir V.] mit Hs. 742, 4. mit V.] in Hs.

743, 2. guoter] guote Hs. und Ausgaben. 743, 4. ^f6 «« Haupt] jrift^ Hs. du fehlt Hs. und Ausgaben.

744, 1. teilten Z.] tailte Hs. 744, 2. Swdben Z.] /Straft« Hs. 744, 3. soumen] soumem Ausgaben und Hs. und von] vnd Hs.

745, 1. zuo ir verte] zuo in verre Hs. und Ausgaben. 745, 4 von E. gebessert.

746, 4. vil von E. gestrichen. solden] komm solten Hs. und Ausgaben.

747, 3. siu wären] wärens Hs. und Ausgaben. 747, 4. von Tenen fehlt Hs. ; her ergänzt Z., der junge H., der küene E.

748, 4. began dem künic] begunde künic Ausgaben und Hs.; dem darf nicht fehlen.

749, 1. si enwisten V.] sy muosien Hs. 749, 4. ez E.] fehlt Hs. burc V.] bürge Hs.

750, 1. Aom V.] do kam des Hs.

752, 4. v67*5wocAew] si versuochten Ausgaben und Hs. friwende funden] funden frewnde Hs. dem H. lande V.] den lannden Hs.

753, 4. des sie lool beide V.] daz sich wol in baiden Hs. ze rehtc habe ich mit M. gestrichen.

754, 2. im was mit gedanken] m, g. w. im Hs. und Ausgaben.

755, 2. daz H.j des Hs. 755, 3. er] er sy Ss.

'756, 3. hinnen E.] vo7i hynne Hs. 756, 4. mcLcUeu «wotIX ««Äi^ ^ß>^• maeAen Ha. und Z. M. F., wil da machen E., xool «niacKe N .

OKSMUNTÄ Xt V^

194 KARL BARTSCH

757, 2. mSr von H. gestrichen. 757, 3. ze stücken houve7i\ ze hovwen Ausgaben und Hs. 757, 4. junefrouwe] snhcene j. Hs., schosne frouwe P.

758, 3. der sträze] von den Strassen Hs., von der strdze V.

759, 1. Hefele Z.] fehlt Hs. 760, 3. diu von Z. gestrichen.

760, 4. und diu] sy was Hs., ez was V.

761, 2. übere\ über mer Hs. und Ausgaben. 761, 4. ir Hz ir] ir Ausgaben, irem Hs.

762, 1. wan er] daz er Hs. und Ausgaben. 762, 2. von H. ge- bessert. — 762, 2. 3. im der muot siuont] stuont im der muoi Ausgaben, «'. im ye d. m. Hs. und E. 762, 3. soldes V.] sollen Hs. 762, 4. ir dienen nimmer] ir n. zu d, Hs., ir ze d. n, V.

764, 2. den der voj] den vor Hs., den dd vor E. V.

765, 1. sehen] ze sehen Hs. 765, 2. sie Z.] sich Hs. 765, 4. beide von E. gestrichen. die von E. ergänzt.

767, 2. Hildf] frou Hilde Ausgaben und Hs. Vgl. 788, 2. 767, 3. werben wolden] wollen Hs. und Ausgaben.

770, 3. ^eit] ere Hs. und Ausgaben.

771, 1. min von Z. gestrichen. 771, 3. mit recken] mit mien recken Ausgaben und Hs.

772, 1. gern] hört man sy gern Hs. und Ausgaben. 772, 2 von V. gebessert. 772, 3. haiie fehlt Hs. und Ausgaben. 772, 4. würben ez vit] würben Hs. und Ausgaben.

773, 2. gar von E. gestrichen. 773, 4. schände iw] in fehlt Hs. und Ausgaben.

774, 3. wiez E.] wie es im Hs.

775, 3, in] im Hs. und Ausgaben. 775, 4. schenke] schenket Ausgaben und Hs.

776, 1. ach we] ach Hs. und Ausgaben. s6] also Hs. und Aus- gaben. — 776, 4. won der mir Z.] der mir nu; statt wow schrieb der Schreiber wie oft nu.

778, 2. ach w^] ach Hs. und Ausgaben; vgl. 776, 1. 778, 3. uns V.] vnd Hs. 778, 4. vesten] veste Hs. vor dbende noch verhou-^ wen] noch vor abende zerhawen Hs.

779, 2. Mute H. gesinde hie] ff. g. Mute hie Hs. und Ausgaben.

780, 3. lierzeicheii] zeichen Ausgaben und Hs. Die zweite Hälfte von E. gebessert. 780, 4. die ff.] ff. Hs. und Ausgaben.

T81y 4. die lesien oucli] auch d. L all Hs. T82^ 2. Aalten] vant man Hs. und kwagaJöeiv. T83y 1. enhende] in liannden Hs. , in licnden k\Ä?jJö«iv* "T^^, 'L fnoAtmit derHs.; die Ausgaben möhie. 1«ä,^. j^lMndeN^^lxmÄÄn^a^

ßETTRÄGE ZUR OESCHICHl'E UND KRITIK DER KUDRUK. 195

784, 4. 81 mit V. gestrichen. danuen V.] von danne Hs,

787, 2. mcere V.] der mcBre Hs.

788, 2. Zfi/dß V.] fraw H. Hs. 788, 3. «7 Z.] fehlt Hs.

790, 3. ahte] cditen Ausgaben und Hs. 790, 4. von V. gebes- sert; die Hs. hat den Singular. vil der helde] der helde Ausga- ben und Hs.

791, 2. sere wunden Z.] serwunden Hs. und E. M. P. 791, 4. wart des] wurden der Hs. und Ausgaben.

792, 3. Hetelen] kunig Hettels Hs. Bei zweisilbigem Auftakte wäre auch für den sal des künic Hetelen richtig, aber nicht httnicy wie die Ausgaben haben.

794, 1. so V.] also Hs. 794, 3. mit den] mit Hs., mit ir Z. E. V.

797, 3. füeret hin\ füert von Jiynnen Hs.

798, 4. desn wolden] des wollen nicht Hs.

800, 1. s6\ also Hs. und Ausgaben.

801, 2. die man] so man Hs. und Ausgaben. 801, 3. Alle Aus- gaben setzen fehlerhaft ein Komma nach frouwen.

802, 1. dd Z.] fehlt Hs. 802, 3. möhie H.] fehlt Hs. 802, 4, manige H.] magde Hs.

803, 1. wüefen] rüeff^en Hs. und Ausgaben, ruofen statt wuofen steht auch Nib. 4159. ruo/e statt wuofe 4176. lüfe Haupt] leute Hs. Derselbe Fehler, leute = lüte auch Nib. 4273. 803, 2. man] man «y Hs. und Ausgaben. 803, 4. Besserung Ziemanns.

804, 1. mit im mit V. gestrichen.

806, 3. läzen] geläzen Ausgaben und Hs. 806, 4. wcer V.] waid Hs. und mit Y. gestrichen,

808, 2. tragen P.] getragen Hs.

810, 3. künic Hetelen] künige Hs. und Ausgaben. herzenlUhe V.J herzenlichen Hs. 810, 4. geschach V.] geschähe Hs. von H.] fehlt Hs.

811, 4. die von 0, /uorten\ das f. die von 0. Hs.

812, 4. in ir gvQzen sorgen die Hegelinge bi den Meeren harte nähen bietet die Hs.; die zweite Halbzeile ist um eine Hebung zu lang. Man konnte harte streichen, wie V. thut; aber die ganze vordere Hjtlbzeile ist wie öfter eingeschoben, des innern Reimes wegen, daraus ergab sich die von Hegelingen M den M, ligen harte nähen.

813, 3. dörfte niht] nicht dorfften Hs. 813, 4. loufen] loufen und Ausgaben und Hs.

814, 2. in R] im Ha. - 814, 4. geschehen n feVXlli^-^^ •^^«^^^''•'^ pesr/tehe. stvcpre E.] iccere Hb.

I

196 KARL BARTSCH

815, 1. er sie] er Hs. ; ers V. 815, 2. so Vollmer: zu ungemuotm polen Hs. 815, 3. von V. umgestellt, 815, 4. da Iier] her Hs.

817, 2. mäge] deiner mage IIs.

818, 2. ein E.] ainer Hs.

819, 1. durch daz ich im verzech] darumb daz ich verizech Im Hs. und Ausgaben. 819, 4. hewant] gewant Hs. und Ausgaben.

821, 2. sküniges] küniges Hs. und Ausgaben.

823, 1. burc] bürge Hs. gebrochen V.] zerprochen Hs. 823, 4- nach V. ergänzt.

824, 3. sam] also Hs. 825, 2. an den] an Hs. und Ausgaben. 825, 3. ergetzen Z,] erholn Hs. 825, 4. wir gesetzen V.] wirt gesetzet Hs.

826, 1. daz E. V.] vnns Hs.; die andern Ausgaben nach H. um daz. 826, 2. /ncZe H.] fehlt Hs.

827, 2. die Wortstellung nach Z. 827, 3. der mäze V.] rfw massen Hs.

828, 1. /^^e] ww Hs. und Ausgaben. 828, 2. s6 M.] a/«o Hs.

829, 2. leisten] Hessen Hs., /eV2:ew Ausgaben. 829, 4. Abakme] Albakine Hs. und Ausgaben.

830, 4. 5<r£«e H.] fehlt Hs.

832, 3. minen eren] miner ere Ausgaben und Hs. 832, 4. wcenet] meinet Ausgaben und Hs. iwingen] zu betzwingen Hs., betwingen Ausgaben. beidenthalp diu] beidenthalben deste Ausgaben und Hs.

833, 2. sd E.] also Hs.

834, 3. buten E.] puten sy Hs. 834, 4. rieten] riten Hs. und Aus- gaben ; vgl. 667, 4. OrmaniTi] Ormanie Hs. und Ausgaben. vdre] , varen Hs. und Ausgaben.

835, 2. die Umstellung nach Z. 835, 4. mit im fehlt Hs. und Ausgaben.

836, 1. da her] der Hs,; H. V. der künec. 836, 2. vinden] ze vinden Hs. und Ausgaben.

837, 1. hie mit V. gestrichen. 837, 3. Wortstellung nach V. 837, 4. gerceche V.J geriche Hs.

838, 2. al daz in bestät] als es vmb in stat Hs. und Ausgaben.

839, 4. aber V.] fehlt Hs.

840, 1. dem ml] dem Hs. und E., deme Z. V. dem wart] ward Hs. und Ausgaben. 840, 2. zogeten] zogen Hs., zugen Ausgaben. 840, 3. ihi] icJU speyse Hs. und Ausgaben; sptse war Randglosse. 840^ 4. ez auch] ez Ausgaben und Hs.

841 y 1. Die V.] Da Hs. Si\, X. «icU %o g6LKe% genVi^en nife] n. so ffähes s. g. Hs. 841, 4^ mit mf\ mit ^Sä.

1

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRÜN. 197'

842, 2. und] und ir Hs. und Ausgaben. 842, 4. jach] sprach Hs, und Ausgaben. solJe inz gelden V.J soU euch gelten H*., solz tu gelten Ausgaben, «ö He V.] wir Hs. und Ausgaben. ncehest V.] aUemächste Hs. wünderi] komen künnen Hs. und Z. E., komen künden V.

843, 1. und fluochten mit E. gestrichen. michel not] nSt Hs. und Ausgaben. 843, 2. vrnb mit V. gestrichen. 843, 4. ze phande beide] fehlt Hs,; beide V.

844, 2. ir V.] in Hs. 844, 4. ianc/ß V.] fehlt Hs.

845, 1. von Z. gebessert. 845, 3. da mit V, gestrichen. 845, 4. got von himele] daz got Hs.

846, 4. ändert] schaden vnd ir Hs.

847, 1. der kunic] künic Ausgaben und Hs.

848, 2. 3. nach V, gebessert,

849, 4. sach man mit V. gestrichen.

850, 4. dannoch fehlt Hs. und Ausgaben.

851, 3. gedingen H.] fehlt Hs. da beliben ze siben tagen solden] solten da b. z, s. t. Hs. 851, 4. den] den vil Hs.

852, !♦ ntt «ö verre dan] so verre von in dan Hs. und Z. E. , «8 verre gevarea dan V. 852, 3. deheinen den] deheiner slahte Ausgaben und Hs. 852, 4. nach V. gebessert, der aber ze schaden ie schreibt.

853, 2. dem künige hiez erz'] hiess era d, k. Hs. und M. P. 853, 4. wceren] wären Hs. und Ausgaben.

854, 2. kocken H.] kyelen Hs. 854, 3. 4. durch gotes ere seiden truoc an sinen kleiden, des muosten die üz Orniame engelden: daß so statt des hs. trüge selten durch die g. e. an s, claiden d. m, entgelten die helden aus 0. sere gelesen werden muß, scheint mir unzweifelhaft. Durch fehlerhafte Wortstellung gerieth ^re an den Schluß und daher mußte ein Keimwort {sere) angeflickt werden.

855, 1. nu V.] in nu Hs. 855, 3. schadete] schade Hs. 855, 4. nach M. ergänzt. mine V.] minen Hs.

857, 2. wären hat V. richtig mit der Hs. , und die Änderung Ziemanns wceren, die E. M. P. annehmen, ist ungut. 857, 4. het] der hat Hs., hcete V.

858, 2. kmdes spil] kintspil Ausgaben und Hs. 858, 4. geriche in] in fehlt Hs. und Ausgaben. tar Z.] getar Hs.

859, 4. ich wcen Haupt] ich wil daz Hs. enlieze] lieze Ausgaben und Hs«

860, I. nie lant] nie ain lant Hs. und Ausgaben.

861, 3. da dräten] da fehlt Hs. und Ausgabüa. 8ßS, 4. daz von E. ergänzt.

8ff4, 2. umot] truoc Ausgaben und Hb.-, dex SÄa^iJo^x ^^^ä ^^

200 1^1^ BAKTSCn

917, 2. dar] da Ha. und-Aasgaben. 917, 3. ßcA] leicknam Ha.

918, !■ in got genäden] ly goi begnaden Hb. lind Ausgaben. 918, 2. (Jen] der anndem Hs.

919, 2. in de»] auf Hb., fi/ dea Z. E. V. recken H.] fehlt Hs. 919, 3. mi mit E. gestricheo. herren mit V. getilgt.

921, 4. »6 Z.'] also Hs. loidere] wider Hs. und Änsgabeu.

922, 4. gemeinUeken Z.] fehlt Ha.

923, 3. gänt E.] gimgen Hs.

924, 2. da Z.] das He. 924, 3. friunden] Iterren und freunde» Hfl. 924, 4. der E.] dea Hs. ieUUchen] yeglichen Hs. Es ist die gewöhnliche mhd. Ironie.

926, 2. herren V.] hertzen Hs.

927, 4. soU der künio] aol adn hünic Hs.

928, 2. i'docA] noch Hb. Die zweite Halbzeile zieht M. noch zum vorigen Satze!

929, 4. daz] und daz Hs.

930, I, froun von E. gestrichen.

932, 1. von Z. ergänzt. 932, 4. ie wider eine in\ in ye wider (ans Hs. und Ausgaben.

933, 3. ez in] tn Hs. and Ausgaben. 933, 4. daz\ vnd daz Hs. und Ausgaben.

934, 4. den helt] die kelde Hs. und Ausgaben.

935, 4. vil mit Z. gestrichen.

936, 1. BeBSernng Hagens ; Z. und V. schreiben ungut anders. 936, 4. ich im E.] ich Hb.

938, 2. nach den Tenemarken Hs. ganz richtig; die Ausgaben lesen nach den von Tenemarkein). 938, 4. von von Z. gestrichen.

939, 2. klagetat solden] klagete solde Ausgaben und Hs.

940, 2. unze] unz daz Ausgaben und He.

941, I. wanne möhi\ wann macht Hs. 941,3. aldort in fremeden landen aitzen] in fr. l. s. aldort Hs. und Ausgaben. 941, 4. ich armiu küniginne] ich vil a. känigin Hb. und Ausgaben. mir min] min Aus- gaben und Hs.

942, 2. eol Z.] wol Hs. 942, 3. liemerte V.] lieerferten Hs. 942, 4. die Überlieferung iat lückenhaft, üie Herausgeber ergäniwn auf verschiedene Weise. Ich lese awas luxlt di^^BBBj^ffiAE^' von uns) dort geioinnen. ^M^

943, 1. daz E.] des Hs. 943, 2. laJ J^tr l'ie Aasgabeo üüd Ha. 943, 3.

^4S, 4. dem vnl •**/ dtw "'

BEITJRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KKITUC DER KüDHüN, IQQ

888, 4. wer^weret Hs. - lebende V.] lehentig Hs.

889, 2. dringen V.] drunge Hs.

891, 1. «y von V. und M. gestrichen. 891, 3. nach Hagens Ergänzung. 891, 4. wol von E. gestrichen.

892, 1. Uzer] üz Ausgaben und Hs. 892, 4. der in] der Hs. und Ausgaben. Die Herausgeber haben nicht erkannt, daß sterben hier schw. verbum ist.

893, 3. enwcenen] wcenen Hs. und Ausgaben. 893, 4. von V. ge- bessert.

894, 4. die begunde] die fehlt Hs. und Ausgaben.

895, 1. gebrehte] gebraht Ausgaben, gepucht Hs. Freilich kommt gebrüht vor, aber nur selten und unsere Hs. setzt häufig a für den Umlaut. 895, 4. da mit M. und V. gestrichen.

896, 2. waren zw] ir waren Hs., in wären E. V. 896, 4. hinder in da] da Hs., da beliben E.

898, 2. die Tenemarken] die von Tenemarke Z. V. und Hs. ; E. M. P. streichen mit den, 898, 3. der hiez] hiess Hs. erschellen Z.] scliellen Hs. und die Andern.

899, 1. die von E. gestrichen. 899, 2. man H.] fehlt Hs. 899, 4. nach E. Umstellung.

900, 3. nach Hagens Ergänzung; ebenso 901, 2. 3.

902, 1. von V. gebessert. 902, 4. i] e daz Ausgaben und Hs. dem Stade noch vil\ noch dem Stade Hs.

903, 4. mich vil\ fehlt Hs.; Z. E. M. P. nu vil, V. viL

904, 4. der mit V. gestrichen. vol] wol Hs. und Ausgaben.

905, 3. beleihen] bestaien Hs. und Ausgaben. Vgl. oben S. 76.

906, 2. niwan V.] wun Hs. 906, 4. der frouwen] der fehlt Hs. und Ausgaben. ze hüse] fehlt Hs. und Ausgaben.

907, 1. der degen] fehlt Hs. es V.] ir Hs. 907, 3. diu mit V. gestrichen.

908, 3. den mit E. gestrichen. 908, 4. V.] wie Hs.

911, 1. der degen H.] fehlt Hs. sol man V.] man sol Hs. 911, 4. kristen mit V. gestrichen.

912, 3. von Z. umgestellt. 912, 4. wceren V.] waren Hs. die] da in Hs.

913, 2. sam] also Hs. die degene V.] den degen Hs. 913, 3. den] und dm Hs. wart] muost Hs.

914, 1. vil habe ich gestrichen.

915, 1. hdttman] man hörte Hs. und Ausgaben. 915, 4. beliben vil\ beliben fehlt Hs. und Ausgaben,

PJß, Z daz V.] des Ha.

202 KAKL BARTSCH

966, 2. man] fratven Hs. 966, 4. solJe H.] sollen Hs.

967, 1. ouch ir] ir fehlt Hs. und Ausgaben.

968, 2. nidene] nidere Ausgaben und Hs. 968, 4. ir sulQ soll Hs.

969, 1. nider H.] wider Hs. 969, 4. daz ir ingemide] daz gt- sinde Ausgaben und Hs.

970,2. mich] meine Hs.; mm freude Ausgaben. 970,4. vinden] duz ich . . . vinde Hs. und Ausgaben ; der Reim wurde auf diese Weise geglättet, vil mit V. gestrichen.

972, 1. suochtens H.] schüttena Hs. Umgekehrt setzt Nib. 6333 Hagen A suochte statt schütte. 972, 4. schone mit vil zierde] vil schone mit zierde Hs. und Ausgaben.

973, 2. Gerlinde] Gerlint von Ortrun Hs.; P. Girlinde ingesindes gwan. 973, 3. frowem'] frolichem Hs. und Ausgaben. Alle Heraus- geber setzen die falsche Form enphange.

974, 4. fuoren eine] eine^ das fehlt, habe ich an Stelle des an der Spitze stehenden wann on der Hs. gesetzt.

975, 2. vielleicht hieß es möhte siz gefüegen^ wenn es in ihrer Macht gestanden hätte. 975, 3. diu E.] der Hs. 975, 4. ab erz E.] er aber es Hs.

976, 4. done\ do Ausgaben und Hs. liez V.] hiess Hs. ir groziu] nicht ir vil grosse Hs.

977, 3. vil habe ich gestrichen. 977, 4. die mit E. gestrichen.

978, 2. des] da Hs., do Ausgaben. 978, 4. ungeme Z.] fehlt Hs.

979, 4. harte sere] harte fehlt Hs. und Ausgaben.

980, 2. ouch mit Z. gestrichen.

983, 3. von Z. gebessert. 983, 4. beide leit] beide fehlt Hs. und Ausgaben.

984, 4. von Haupt (Z. 5, 506) gebessert.

985, 1. sie Z.] fehlt Hs.

986, 4. siu V.] seit Hs.

987, 4. Ueze E.] Hessen Hs. machtes E.] machtens Hs. alle sant] al zehant Ausgaben und Hs.

988, 4. wol mit M. gestrichen.

989, 2. min fron] fraw Hs. ; frouwe wie Z. E. schreiben, ist falsch. vil von Z. gestrichen. 989, 4. von Z. umgestellt.

991, 3. minnen V.] gemynnen Hs.; E. schreibt gewinnen» Vielleicht ist der echte gerne geminne (i hinnen); für geminne des Reimes wegen i/'^Z/e peminnen,

992 y h des landes] der lande Awagabeu und Hs., um den Reim za glätten. 992^ 2. ze E.] feUt Ha.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UNÜ KRITIK DER KUDRUN. 203

993, 1. von H. ergänzt. übele M.] edel Hs. 993, 4. hoch- verte mdze\ hochvart müeze mäzen Ausgaben und Hs.; wiederum des Reimes wegen.

995, 4. sich wolJe ir niht gelieben] sy wolt ir doch nicht gelauhen Hs. und Z. E. M. P., si wolte ir niht gelieben V. der mit V. gestrichen.

996, 1. übele mit M. gestrichen. 996, 3. erwende'\ wende Aus- gaben und Hs. 996, 4. mm phiesel eiien] hayten meinen phiesel Hs., mm ph. heizen M. P. hayten weist deutlich auf eiien; niederdeutsches ist mit Hahn nicht daraus zu folgern. Nach dieser Stelle habe ich auch 1009; 2. eiten statt haitzen geschrieben.

997, 2. daz ich daz] daz ich Hs. und Ausgaben. 997, 4. mtner muoter tohter seiden] vil selten m, m. ewr i, Hs. ; miner muoier tohfer hat schon E.

998, 2. des] daz Hs. und Ausgaben. 998, 4. i V.] ee es Hs. megeden] meiden Ausgaben und Hs.

999, 4. beide fehlt Hs. und Ausgaben. swechen Hs.

1000, 4. daz ichz ir e] ich wolte ee daz ich sy Hs.

1001, 3. ius] euch sein Hs. 4. niinem diensie] nnnen diensien Aus- gaben und Hs.

1002, 2. so] so hart Hs. ; alle Herausgeber schreiben falsch harte geviuot, es müßte wenigstens herte gemuot heißen. 1002, 4, ouch V.] auch ich Hs.

1003, 2. so] also ze Hs. 1003, 3. ob] so Hs. und Ausgaben. 1003, 4. niht gar üz der frJ] niht gar steht vor /a<2:e,Hs.

1004, 4. exior mit V. gestrichen.

1005, 4. ungefüeger swcere] ungef Hegen swoeren Ausgaben und Hs.

1006, 3. daz golt in die] golt in Hs. ; die hat schon E. ergänzt, aber ebenso darf vor golt der Artikel nicht fehlen. 1006, 4. michel von mir ergänzt.

1007, 1. nach V. gebessert. 1007, 2. su7ider] besunder Hs. und Ausgaben. siu von Z. ergänzt. -- 1007, 3. zOrtrüiien] in Ortrün Hs. und Ausgaben.

1008, 1009. habe ich umgestellt.

1008, 4. hin H.] fehlt Hs. 1009, 2. eitert] haitzen Hs.; vgl. 996, 4.

1010, 1. umb Z.] vnd Hs. 1010, 3. hieze E.] Messen Hs.

1011, 4. von Z. gebessert.

1012, 2. daz E.] fehlt Hs.

1013, 2. welch V.] welchs Hs. 1013, 4. da H.] das Hs.

1014, 2. ius] euch Hs. h tu V., si iucli Q^) ^AV.>2.

J0I5, I. ey mit V. gestrichen, - 10\5, ^. geUUu uqcVv g^eXwS

204 KAKL BARTSCH

gebieten noch verbieten Ausgaben und Hs. Vgl. Germania 8, 381. 1015, 4. hiete E.] Metten Hs.

1016, 2. der mäge] die mage Hs. und Ausgaben. 1016, 4. ir den] im Hs.

1017, 2. vlegten] volgten Hs.; vWiten Haupt (Z. 5, 506).

1018, 1. ie baz] ie fehlt Hs. und Ausgaben. 1018, 3. rehie mit E. gestrichen, sie] sys Hs., siz Ausgaben. Vgl. mhd. Wb. 1, 597*. ende\ enden Ausgaben und Hs.

1020, 2. dri stunde V.] zu dreyen stunden Hs. iecUchem tage, Besserung Vollmers. 1020, 3. wol habe ich gestrichen.

1021, 1. sy mit V. gestrichen. 1021, 4. von Z. gebessert. 1023, 3. dd wände er Kudrünen] da wannd er daz er Hs.

1023, 4. gerne von mir ergänzt.

1024, 1. si im\ im sy Hs. 1024, 3. ö. diu übele] G. die sluog sy Hs. und V., (r. diu sluoc si dicke Ta.^ G, sluoc 5? dicke E. 1024, 4. an eren] an grozen eren Ausgaben und Hs.

1025, 3. swd mite daz] daz von mir ergänzt. 1025, 4. von E. umgestellt.

1028, 1. von Haupt gebessert (Z. 5, 506). 1028, 3. eren] ere Hs. und Ausgaben.

1029, 3. aldie] die Hs. und Ausgaben. 1029, 4. von E. umgestellt.

1031, 4. immer: Besserung Ziemanns. welle minnen] mynne Hs. und Ausgaben; der Schreiber änderte des Keimes wegen.

1032, 3. fuortet: Besserung Ziemanns. 1032, 4. waz schaden twer recken] w. ewre n seh. Hs.; anders die andern Ausgaben.

1033, 1. tu] es Hs., ez Ausgaben.

1034, 1. was V.] ist Hs.; aber V. nimmt die drei ersten Zeilen als Rede Kudruns. 1034, 4. harte fehlt Hs. und Ausgaben.

1035, 3. kröne E.] die orone Hs. 1035, 4. iu H.] fehlt Hs.

1036, 2. S mit V. gestrichen.

1037, die schcenen Ortrunen] die vil schone frawen Hs.; Haupt die vil schcenen Ortrün, 1037, 3. gesinde V.] gesinden Hs.

1038, doch enklage] clage Hs. und Ausgaben.

1039, 2. ir V.] fehlt Hs. 1039, 3. ich ir neige] ml ich ir neigen Ausgaben und Hs.

1040, 1. sagte ir] sagte Hs. und Ausgaben. 1040, 3. Sren] ere Hs, nnd Ausgaben.

J041, 3. von E. gebessert. 1043, 4. ü] bey aines Hs.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 205

1044, 2. ez eniuo] es thüe dann Hs. 1044, 3. von Z. umgestellt.

1044, 4. senße] senftet Ausgaben und Hs. ir E.] fehlt Hs.

1045, 3. al H.] fehlt Hs. sir] sy Hs. und Ausgaben. 1045, 4. möhte noch] noch fehlt Hs. und Ausgaben.

1046, 1. boi\ empot Hs. 1046, 4. Küdrün fehlt Hs. und Ausgaben.

1047, 1. irz Z.] ir Hs. 1047, 2. si gedachte ie] ay gedachte Hs. und Ausgaben. 1047, 3. mii\ vnd Hs. und Ausgaben. dulde\ dulten Hs. und Ausgaben. 1047, 4. räch siv] sy lach Hs., st räch E.

1048, 2. mm frou] fraw Hs.

1049, 3. von Z, gebessert. 1049, 4. gerne wesen ldn\ doch gerne i lassen wesen Hs.

1051, 2. an sedele räwen] an frawen sedele Hs. und Ausgaben* . 1051, 3. dm H.] fehlt Hs. 1051, solt alle ztt] alle zeit solle Hs.

1052, 3. sd mit E. gestrichen. 1052, 4. nimmer] n. anders Hs.; anders ist offenbar Glosse von sus.

1053, 3* allen stunden] aller stunde Hs. und Ausgaben.

1054, 2. von E. gebessert.

1055, 2. die Herausgeber weichen unnothig von der Überlieferung ab und verderben den Vers. 1055, 3. dicke mit Z. gestrichen. 1055, 4. mit E. umgestellt.

1056, 2. here V.] heren Hs. 1056, 3. dd mite dienen sol die] da mit sol dienen Hs, V. wie ich aber ohne die. 1056, 4. K. diu arme\ d* a. Ch. Hs. und Ausgaben.

1057, 1 . eine weschen] ainer andern waschen Hs., eine ander E, V. u. P.

1058, 4. megeden] iunckfrawen Hs. und Ausgaben. Die zweite Hälfte von V. gebessert.

1060, 4. die erbeitent: Besserung Vollmers. W. Grimm (bei M.) liest sie erbeitet.

1061, 1. erhörte] gehörte Hs. und Ausgaben. 1061, 3. dich] sy Hs. und Ausgaben. zallen stunden]' zu aller stunde Hs. und Ausgaben.

1061, 4. nach V. umgestellt.

1062, 2. niht eine] aine nicht Hs. und Ausgaben. ei7i] eins Aus- gaben, aines Hs. 1062, 4. swie uns . . . gelinge] lät uns . - . gelingen Ausgaben und Hs., wieder um den Reim zu glätten.

1063, 3. vor ir mäge] ir vormagen Hs.

1066, 4. nach Vollmers Ergänzung.

1067, 4. baz da vo7i] dd von fehlt Hs. und Ausgaben.

1068, 4. frouwen mit V. gestrichen.

1069, i. So] Da Hs., do Ausgaben. ~ \0&^, K. liel lu Aat >jo«t\d.e\ tn der weit /lette Hs,

206 K^^L BARTSCH

1070, 2. seliBtelialhcz] sehsiehalp Ausgaben und Eis. 1070, 4. iämetiichey Besserung Ziemanns«

1071, 4. von V. gebessert.

1072, 3. kocken H.] fehlt Hs.

1073, 1. hetj Besserung Ziemanns. 1073, 3. siu ii] sy Hs. 1073, 4. rehte wol] rehte, am Anfange der Zeile, Hs.

1074, 4. mit kleidem ir hoteii] ir poten mit ch Hs.

1075, 4. nach V. ergänzt.

1076, 3. von V. gebessert.

1077, 1. von V. gebessert. 1077, 4. nach Müllenhoffs Besserung.

1078, 1. von E. gebessert. 1078, 4. daz erbarmet] daz fehlt Hs. und Ausgaben.

1079, 1. wol von Z. gestrichen.

1080, 1. nu 8olt du böte guoie\ du pot soll Hs.

1081, 4. der frouwen] frawen Hs.

1082, 1, atrttennes] Streites Hs. und Ausgaben. 1082, 4. des habe ich gestrichen.

1083, 2. ir friunden W. Grimm bei M.] fehlt Hs. 1083, 4. wolden nach der seh, Kudrünen\ w. d, seh. Chaudrunen w. Hs.

1084, 2. shuniges Z.} des kuniges Hs. 1084, 3. Besserung Zie- manns. — 1084, 4. von V. gebessert.

1085, 2. wibes H.] fehlt Hs. klage] klagen Ausgaben undHs.; vgl. 1020, 2. 1085; 3. das zweite ich habe ich gestrichen. 1085, 4. von Z. gebessert, der aber noch nicht vor von^ sondern mit der Hs. nach hoeret hat. M. schreibt wie die Hs., wo kinde accus, plur. sein müßte.

1086, 3. siS der] stet Hs. und Ausgaben.

1088, 4. joch Z.] yedoch Hs. dd gelinge] muge da gelingen Hs. und Ausgaben.

1089, 1. dd hiez daz] da hiess do Hs.; do erklärt sich aus de. 1089, 2. h^te fron Hilde] fraw H. hefte Hs. 1089, 3. helden von E. gestrichen.

1090, 2. da] 100 Hs., sied Ausgaben. wirs Z.] Wr Hs. 1090, 3. von Z. gebessert. 1090, 4. hin mit] mit Hs. und Ausgaben.

1091, 2. wart fehlt Hs.; was ergänzt H. und die andern.

1092, 4. üzer] aus Hs.

1093, 3. einiu H.] fehlt Hs.

1094, 1. weinde^ bewainie Hs. und Ausgaben. 1094, 2. r?7mit V. gestrichen, 1094, 3. wolde niht tragen] n, tr. w. Hs. groze H.] rri>ns Hs.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DfiR KÜDRUN. 207

1095, 1. daz Hut was] die leut waren Hs. 1095, 4. K. bruoder] Ch, Ortweinen Hs., CK bruoder 0. H. OrivAnen ist offenbar Glosse.

1096, 4. Besserung EttmüUers.

1098, 3. ^ö, von Z. ergänzt.

1099, 2. umhe] darynn Hs.; dar umbe Haupt, der ausserdem feh- lerhaft swie swen schreibt. 1099, 4. von Haupt ergänzt.

1100, 4. koßme] kome Hs. und E. V. kume Z. M. P.

1101, 2. diufronwf] fraw Hs., frou Ausgaben. 1101, 3. der H.] den Hs. vlizzen] vlizzen si Z. Hs., vlizzens E. V. M. P.

1102, 1. von H. ergänzt.

1104, 3. von V. gebessert.

1105, 4. nach V. ergänzt,

1106, 2. von Z. umgestellt. 1106, 3. ez zoime] es getzam Hs. und Ausgaben. v.&zen H.] fehlt Hs. 1106, 4. hresieii] gebresten Ausgaben und Hs.

1107, 4. die recken fehlt Hs. und Ausgaben.

1108, 3. 4. solden : woldeii\ wolten : sollen Hs. und Ausgaben.

1109, l. die wären] die fehlt. 1109, 4. von Z. gebessert.

1110, 4. solde V.] solten Hs.

1112, 4. ira im V.] ir sein Hs. irm] ir im Hs.

1113, 2. ir helde vil] der helt aus vil Hs. Vielleicht aber ist der Inreim erst eingefügt, und es hiess der helt uz Ortlande. der] er Hs. und Ausgaben. 1113, 4. beginnen] begynnet sein Hs. und Aus- gaben. — ir im guote reckev] ir g. r. im von Hs.

1115, 2. vol H.] wol Hs. 1115, 4. rtchen V.] fehlt Hs.

1116, 1. der] den ir Hs. 1116, 3. joch M.] auch Hs.

1117, 2. hie die] die Hs.; vgl. 1118, 1.

1118, 2. vil der frouwen] der fraw en vil Hs. und Ausgaben.

1 120, 1. erge :KaradS] ergie : Karadie Hs. und Ausgaben. 1 120, 2. dd her von] von Hs., davon Z. 1120, 4. dietdegene] degene Hs. und Ausgaben.

1121, 3. einer] zu ainer Hs. und Ausgaben. 1121, 4. gegap] gab Hb. und Ausgaben.

1122, 1. ahe den] von den Hs. und Ausgaben. 1123, 4. von Z. gebessert.

1124, 1. beste] aller beste Ausgaben und Hs. 1124, 2. van iw] in Hs., kunt gdän E. V. 1124, 3. arbeiten Z] arbaite Hs.

1128, 2. komen fd verre] s. v. h Hs. und Ausgaben, 1128, 3. von hinde] von kinden Hs. und Ausgaben.

1129, 3. mite H.] fehlt Hs. 1129, 4. harte Y. feWl^U,

196 KARL BARTSCH

815, 1. er 51«] «r IIs. ; er« V. 815, 2. so Vollmer: zu ungemuoten polen Hs. 815, 3. von V. umgestellt. 815, 4. dd Iter] her Hs.

817, 2. mäge] deiner mage IIs.

818, 2. ein E.] ainer Hs.

819, 1. durch daz ich im verzech] darumb daz ich vertzech Im Hs. und Ausgaben. 819, 4. bewant] gewant Hs. und Ausgaben.

821, 2. akünigeä] küniges Hs. und Ausgaben.

823, 1. burc] bürge Hs. gebrochen V.] zerprochen Hs. 823, nach V. ergänzt.

824, 3. sam] also Hs. 825, 2. an den] an Hs. und Ausgaben. 825, 3. ergetzen Z.] erholn Hs. 825, 4. i(?tV gesetzen V.] mr< gesetzet Hs.

826, 1. da-j E. V.] vmi« Hs.; die andern Ausgaben nach H. uns daz. 826, 2. fride H.] fehlt Hs.

827, 2. die Wortstellung nach Z. 827, 3. der mäze V.] den müssen Hs.

828, 1. Äie] WM Hs. und Ausgaben. 828, 2. s6 M.] aZ«o Hs.

829, 2. leisten] Hessen Hs., /2e2:en Ausgaben. 829, 4. ^6aÄ:me] Albakine Hs. und Ausgaben.

830, 4. fi<r^«e H.] fehlt Hs.

832, 3. mmen eren] miner ere Ausgaben und Hs. 832, 4. warnet] meinet Aasgaben und Hs. twingeri] zu betzwing m Hs., betwingen Ausgaben. beidenthalp diu] beidenthalben deste Ausgaben und Hs.

833, 2. so E.] also Hs.

834, 3. buten E.] puten sy Hs. 834, 4. rieten] riten Hs. und Aus- gaben ; vgl. 667, 4. Ormani?i] Ormanie Hs. und Ausgaben. väre] ^ varen Hs. und Ausgaben.

835, 2. die Umstellung nach Z. 835, 4. mit im fehlt Hs. und Ausgaben.

836, 1. dd her"] der Hs.; H. V. der künec, 836, 2. vinden] ze vinden Hs. und Ausgaben.

837, 1. hie mit V. gestrichen. 837, 3. Wortstellung nach V. 837, 4. gercBche V.J geriche Hs.

838, 2. al daz in bestdt] als es vmb in stat Hs. und Ausgaben.

839, 4. aber V.] fehlt Hs.

840, 1. dem vil] dem Hs. und E., deme Z. V. dem wart] ward Hs. und Ausgaben. 840, 2. zogeten] zogen Hs., zugen Ausgaben. 840, 3. iht] icht speyse Hs. und Ausgaben; spise war Randglosse. 840, 4. e^r auch] ez Ausgaben und Hs.

841 , 1. Die V.] Da Hs. 841 , 3- sich so gähes gerihten niht] n. sS ffdAes s. g, Hs. 841, mit mJ\ mit Hs.

l

BEITRAGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRÜN. 197'

842, 2. und] und ir Hs. und Ausgaben. 842, 4. jach] sprach Hs. und Ausgaben. solde inz gelden V.J sols euch gelten H^., solz iu gelten Ausgaben. «ö s^le V.] so wir Hs. und Ausgaben. ncehest V.] aUemächate Hs. vrunden] komen kunnen Hs. und Z. E., komen künden V.

843, 1. und fluochten mit E. gestrichen. micliel n6i\ ndt Hs. und Ausgaben. 843, 2. vrnb mit V. gestrichen. 843, 4. ze phande beide] fehlt Hs.; beide V.

844, 2. ir V.] in Hs. 844, 4. lande V.] fehlt Hs.

845, 1. von Z. gebessert. 845, 3. da mit V. gestrichen. 845, 4. got von himele] daz got Hs.

846, 4. ändert] schaden vnd ir Hs.

847, 1. der kunic] känic Ausgaben und Hs.

848, 2. 3. nach V. gebessert.

849, 4. such man mit V. gestrichen.

850, 4. dannoch fehlt Hs. und Ausgaben.

851, 3. gedingen H.] fehlt Hs, da beliben ze siben tagen soldev] sotten da b. z, 8, t, Hs. 851, 4. den] den vil Hs.

852, L nu 80 verre dan] so verre von in dan Hs. und Z. E. , «8 verre gevarea dan V. 852, 3. deheinen den] deheiner slahte Ausgaben und Hs. 852, 4. nach V. gebessert, der aber ze schaden ie schreibt.

853, 2. dem künige hiez erz"] hiess era d. k. Hs. und M. P. 853, 4. wceren] wären Hs. und Ausgaben.

854, 2. kocken H.] kyelen Hs. 854, 3. 4. durch gotes ere seiden truoc an smen kleiden, des muosten die üz Omiarde engelden: daß so statt des hs. trüge selten durch die g. e. an s. claiden d. m. entgelten

f die helden aus 0, sere gelesen werden muß, scheint mir unzweifelhaft. ' Durch fehlerhafte Wortstellung gerieth ere an den Schluß und daher I mußte ein Keimwort (s^e) angeflickt werden.

855, 1. nu V.] in nu Hs. 855, 3. schadete] schade Hs. 855, 4. nach M. ergänzt. mine V.] minen Hs.

857, 2. wären hat V. richtig mit der Hs. , und die Änderung Ziemanns wceren^ die E. M. P. annehmen, ist ungut. 857, 4. het\ der hat Hs., ho&te V.

858, 2. Undes spil] kintspil Ausgaben und Hs. 858, 4. geriche in] in fehlt Hs. und Ausgaben. tar Z.] getar Hs.

859, 4. ich wcen Haupt] ich wil daz Hs. enlieze] lieze Ausgaben und Hs.

860, I. nie lant] nie ain lant Hs. und Ausgaben.

861, 3. da dräten] da fehlt Hs. und Ausgaben.

863, 4. daz von E. ergänzt.

864, 2. umoi) truoc Ausgaben und U&.\ dei ^dit^^^x ^^\^ ^^

200 ^^lil^ BAKTSÜH

917, 2. dar] da Hs. und-Ausgaben. 917, 3. Reh] leichnam Hs.

918, 1. in got genäden] ay got begnaden Hs. und Ausgaben. 918} 2. den\ der anndem Hs.

919, 2. in des] auf Hs., f?/ des Z. E. V. rechen H.] fehlt Hs. 919, 3. m^ mit E. gestrichen. herren mit V. getilgt.

921, 4. so Z.] also Hs. vndere] wider Hs. und Ausgaben.

922, 4. gemeinlichen Z.] fehlt Hs.

923, 3. gdnt E.] giengen Hs.

924, 2. c?^ Z.] do^: Hs. 924, 3. friunden] herren und freunden Hs. 924, 4. der E.] de« Hs. ietsUchen\ geglichen Hs. Es ist die .gewohnliche mhd. Ironie.

926, 2. herren V.] hertzen Hs.

927, 4. «ofe der künic] sol sein hünic Hs.

928, 2. ec2o(;A] no(;A Hs. Die zweite Halbzeile zieht M, noch zum vorigen Satze!

929, 4. daz\ und daz Hs.

930, 1. froun von E. gestrichen.

932, 1. von Z. ergänzt. 932, 4. ie wider eine iri] in ye wider aine Hs. und Ausgaben.

933, 3. ez in] in Hs. und Ausgaben. 933, 4. daz] vnd daz Hs. und Ausgaben.

934, 4. den helt] die helde Hs. und Ausgaben.

935, 4. vil mit Z. gestrichen.

936, 1. Besserung Hagens; Z. und V. schreiben ungut anders. 936, 4. ich im E.] ich Hs.

938, 2. «acÄ dew Tenemarken Hs. ganz richtig; die Ausgaben lesen nach den von Tenemarke{n), 938, 4. von von Z. gestrichen.

939, 2. klageten solden] klaget e solde Ausgaben und Hs.

940, 2. unze] unz daz Ausgaben und Hs.

941, 1. wanne möht] wann mocht Hs. 941, 3. aldort infremeden landen sitzen] in fr. L s. aldort Hs. und Ausgaben. 941, 4. ich armiu küniginne] ich vil a. kunigin Hs. und Ausgaben, mir mm] min Aus- gaben und Hs.

942, 2. vol Z.] wol Hs. 942, 3. herverte V.] heerferten Hs. 942, 4. die Überlieferung ist lückenhaft. Die Herausgeber ergänzen auf verschiedene Weise. Ich lese swaz halt die viende {cjrözes schaden von un£) dort gewinnen.

943, 1. daz E.] des Hs. 943, 2. langer tac] der tac ze lanc Ausgaben und Hs. 943, 3. gedenkt\ gedenket Ausgaben und Hs.

^4S, 4. dem ml i's] dem wais Hs- d&r\ der 7i, ^- N ,, döz w "^^ ?,

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRÜN. 201

944, 2. gedenke] gedenket Ausgaben und Hs. 944, 4. unser] umb unser Ausgaben und Hs.

945, 1. von V. umgestellt. 945, 2. Westerwalt V.] vesten wald^s.

947, 2. der V.J er Hs. gie II] fehlt Hs. 947, 4. hinnen wellen E.] dhainen willen Hs.

948, 1. güetlwhe] güetlwhez Ausgaben und Hs. 948, 4. Ormanin niht möliten trouwen^ Ormanie nyrnmer m. getrawen Hs.

949, 3. beteliuien V.] petleute Hs. 949, 4. Bilde] Hilde die Hs.

950, 2. wurken] müren Ausgaben und Hs. 950, 4. von V". ge- bessert.

951, 3. hceren H.] fehlt Hs.

952, 3. wunde: Haupt (Z. 5, 506) bessert töwe^ide. 952, 4. mdze V.] massen Hs.

953, 4. entrunnen H.] einer ynnen Hs.

954, 1. zOrmame\ Ormanie zu Hs. und Ausgaben. 954, 2. freude erkani] freude fehlt Hs.; Z. H. ergänzen woL 954, 3. von Z. umgestellt. 954, 4. ir einer] ir fehlt Hs. und Ausgaben. Ormanie von Z. gestrichen; es ist wieder Glosse.

955, 4. müesien tot M. P. gegen die Hs. und mit Verschlechterung des Verses.

956, 1. Ludewic] do fehlt Hs. und Ausgaben. 956, 4. die auf daz Hut zu beziehen ist durchaus unanstößig, und daß es auf kinden und wiben bezogen werden müße, wie Müllenhoff (S. 21) meint, ist unrichtig.

957, 4. ich woßn mit herter werre] ich wasn et hart verre Hs. und Ausgaben. Haupt (Z. 5, 506) schreibt ich hdn et herte swcere. Die Überlieferung ist sicher unrichtig; ob werre das ursprüngliche war, ist zu bezweifeln, jedenfalls aber das von dem Überarbeiter, der den Inreim hier einführte, gesetzte. leide] leiden Ausgaben und Hs.

958, 4. beidiu fehlt Hs. und Ausgaben; niwan ergänzen Z. E., immer m&i^e M. P.

959, 1. ir E.] er Hs. 959, 3. von E. gebessert. 959, 4. ge- winne] welle so gewinneii Hs. und Ausgaben.

961, 3. sinen Z.] fehlt Hs. 961, 4. ir] er Hs. and Z.; er ir V.

962, 4. ir Z.] fehlt Hs.

963, 4. noch Z.] fehlt Hs.; aber an falscher Stelle ergänzt.

964, 4. Up und die] seinen L und Hs. und Z. E. ; lip und V.

965, 3. nach den] leben nach Hs. und Ausgaben; ich habe lebexi an die Spitze der zweiten HaJfte gestellt, %b, ^. nu\ -oud. "Ää.^ää» Äaegaben.

202 KABL BARTSCH

966j 2. mafi] frawen Hs. 966, 4. solde H.] solten Hö.

967, 1. ouch ir] ir fehlt Hs. und Ausgaben.

968, 2. nidene] nidere Ausgaben und Hs. 968, 4. ir sult^ soll Hs.

969, 1. nider H.] wider Hs. 969, 4. daz ir ingemide] daz gc sinde Ausgaben und Hs.

970,2. mich] meine Hs.; mm freude Ausgaben. 970,4. vinden] daz ich . . . vinde Hs. und Ausgaben ; der Keim wurde auf diese Weise geglättet, vil mit V. gestrichen.

972, 1. suochtens H.] schuttens Hs. Umgekehrt setzt Nib. 6333 Hagen A suochte statt schütte. 972, 4. schone mit vil zierde] vil schone mit zierde Hs. und Ausgaben.

973, 2. Gerlinde] Gerlint von Ortrun Hs.; P. Gerlinde ingesindes gwan. 973, 3. frowern] frolichem Hs. und Ausgaben. Alle Heraus- geber setzen die falsche Form enphange,

974, 4. fuoren eine] eine^ das fehlt, habe ich an Stelle des an der Spitze stehenden wann on der Hs. gesetzt.

975, 2. vielleicht hieß es möhte siz gefüegen^ wenn es in ihrer Macht gestanden hätte. 975, 3. diu E.] der Hs. 975, 4. ab erz E.] er aber es Hs.

976, 4. done] do Ausgaben und Hs. liez V.] hiess Hs. ir groziu] nicht ir vil grosse Hs.

977, 3. vil habe ich gestrichen. 977, 4. die mit E. gestrichen. 978,2. des] da Hs., do Ausgaben. 978,4. ungenieZ.] fehlt Hs.

979, 4. Iiarte sere] harte fehlt Hs. und Ausgaben.

980, 2. ouch mit Z. gestrichen.

983, 3. von Z. gebessert. 983, 4. beide leit] beide fehlt Hs. und Ausgaben.

984, 4. von Haupt (Z. 5, 506) gebessert.

985, 1. sie Z.] fehlt Hs.

986, 4. siu V.] seit Hs.

987, 4. lieze E.] Hessen Hs. machtes E.] machtenb Hs. edle sant] al zehant Ausgaben und Hs.

988, 4. wol mit M. gestrichen.

989; 2. mm ß'ou] fraw Hs. ; frouwe wie Z. E. schreiben, ist falsch. vil von Z. gestrichen. 989, 4. von Z. umgestellt.

991, 3. minnen V.] gemynnen Hs.; E. schreibt gewinnen* Vielleicht ist der echte gerne geminne (:/^mnm); für geminne des Reimes wegen welle peminnen,

992 f 1. des landes] der lande Ausg^fc^u \Mid Hs. , um den Reim za glätten. 992, 2. ze E.] feUt Ha.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRUN. 203

993, 1. von H. ergänzt. übek M.] edel Hs. 993, 4. Iwch- verte mäze\ hdchvart müeze mäzen Ausgaben und Hs. ; wiederum des Reimes wegen.

995, 4. sich wolJe ir niht gelieben] sy wolt ir doch nicht gelauben Hs. und Z. E. M. P., si wolle ir niht gelieben V. der mit V. gestrichen.

996, 1. übele mit M. gestrichen. 996, 3. erwende] wende Aus- gaben und Hs. 996, 4. mm phiesel eiten] hayteii meinen phiesel Hs., min ph. heizen M. P. hayten weist deutlich auf eilen] niederdeutsches ist mit Hahn nicht daraus zu folgern. Nach dieser Stelle habe ich auch 1009, 2. eiten statt haitzen geschrieben.

997, 2. daz ich daz] daz ich Hs. und Ausgaben. 997, 4. miner niuoter lohler seiden] vil selten m, wi. ewr i, Hs. ; miner muoier tohter hat schon E.

998, 2. des] daz Hs. und Ausgaben. 998, 4. i V.] ee es Hs. megeden] meiden Ausgaben und Hs.

999, 4. beide fehlt Hs. und Ausgaben. sioechen Hs, ^

1000, 4. daz ichz ir e] ich wolle ee daz ich sy Hs.

1001, 3. ins] euch sein Hs. 4. minem diensle] mtnen diensten Aus- gaben und Hs.

1002, 2. so] 80 hart Hs. ; alle Herausgeber schreiben falsch harte gemuoly es müßte wenigstens herte gemuot heißen. 1002, 4, ouch V.] auch ich Hs.

1003, 2. so] also ze Hs. 1003, 3. ob] so Hs. und Ausgaben. 1003, 4. niht gar uz der fr.] niht gar steht vor /a^^e Hs.

1004, 4. evyr mit V. gestrichen.

1005, 4. ungefüeger swcere] ungefüegen swoeren Ausgaben und Hs.

1006, 3. daz golt in die] golt in Hs. ; die hat schon E. ergänzt, aber ebenso darf vor golt der Artikel nicht fehlen. 1006, 4. michel von mir ergänzt.

1007, 1. nach V. gebessert. 1007, 2. sunder] besunder Hs. und Ausgaben. siu von Z. ergänzt. 1007, 3. zOrtrünen] in Ortrün Hs. und Ausgaben.

1008, 1009. habe ich umgestellt.

1008, 4. hin H.] fehlt Hs. 1009, 2. eiten] haitzen Hs.; vgl. 996, 4.

1010, 1. umb Z.] vnd Hs. 1010, 3. hieze E.] Messen Hs.

1011, 4. von Z. gebessert.

1012, 2. daz E.] fehlt Hs.

1013, 2. welch V.] welchs Hs. 1013, 4. da H.] das Hs.

1014, 2. ius] euch Hs. ai iu V., si nicJi Q^) ^AV^.

J0I5, 1. ey mit Y. gestrichen, 10\5 , S- geUUu uotV g*^«X.wS

204 KARL BARTSCH

gebieten noch verbieten Ausgaben und Hs. Vgl. Germania 8, 381. 1015, 4. Mete E.] Metten Hs.

1016, 2. der mäge] die mage Hs. und Ausgaben. 1016, 4. iV den] im Hs.

1017, 2. vlegten] volgten Hs.; vWiten Haupt (Z. 5, 506).

1018, 1. ie baz] ie fehlt Hs. und Ausgaben. 1018, 3. rehte mit E. gestrichen. eis] sys Hs., dz Ausgaben. Vgl. mhd. Wb. 1, 597'. ende\ enden Ausgaben und Hs.

1020, 2. dri stunde V.] zu dreyen stunden Hs. iecUchem tage, Besserung Vollmers. 1020, 3. wol habe ich gestrichen.

1021, 1. st/ mit V. gestrichen. 1021, 4. von Z. gebessert. 1023, 3. wände er Kudrünen] da wannd er daz er Hs.

1023, 4. gerne von mir ergänzt.

1024, 1. si im] im sy Hs. 1024, 3. G. diu übele] G. die sluog sy Hs. und V., (?• diu sluoc si dicke Z., G. sluoc si dicke E. 1024, 4. an ermi] an grozen eren Ausgaben und Hs.

1025, 3. swä mite daz] daz von mir ergänzt. 1025, 4. von E. umgestellt.

1028, 1. von Haupt gebessert (Z. 5, 506). 1028, 3. eren] ere Hs. und Ausgaben.

1029, 3. aldie] die Hs. und Ausgaben. 1029, 4. von E. umgestellt.

1031, 4. immer: Besserung Ziemanns. welle minnen] mynne Hs. und Ausgaben; der Schreiber änderte des Keimes wegen.

1032, 3. fucyrteti Besserung Ziemanns. 1032, 4. waz schaden twer recken] w. ewre r. seh, Hs.; anders die andern Ausgaben.

1033, 1. tu] es Hs., ez Ausgaben.

1034, 1. was V.] ist Hs,; aber V. nimmt die drei ersten Zeilen als Rede Kudruns. 1034, 4. harte fehlt Hs. und Ausgaben.

1035, 3. kröne E.] die orone Hs. 1035, 4. iu H.] fehlt Hs.

1036, 2. e mit V. gestrichen.

1037, 2* die Schemen Ortrünen] die vil schone frawen Hs.; Haupt die vil schoßnen Ortrün. 1037, 3. gesinde V.] gesinden Hs.

1038, doch enklage] clage Hs. und Ausgaben.

1039, 2. ir V.] fehlt Hs. 1039, 3. ich ir neige] ml ich ir neigen Ausgaben und Hs.

1040, 1. sagte ir] sagte Hs. und Ausgaben. 1040, 3. dren] ere Hs. und Ausgaben.

1041, 3. von E. gebessert. 1043, 4. ü] bey aines Hs.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN* 205

V

1044, 2. ez entuo] es thüe dann Hs. 1044, 3. von Z. umgestellt.

1044, 4. senße] senftet Ausgaben und Hs. ir E.] fehlt Hs.

1045, 3. al H.] fehlt Hs. sir] sy Hs. und Ausgaben. 1045, 4. tnölite nocK\ noch fehlt Hs. und Ausgaben.

1046, 1. boi\ empot Hs. ~ 1046, 4. Kudrün fehlt Hs. und Ausgaben.

1047, 1. irz Z,] ir Hs. 1047, 2. si gedcehte ie] sy gedachte Hs. und Ausgaben. 1047, 3. mit\ vnd Hs. und Ausgaben. dulde\ dulten Hs. und Ausgaben. 1047, 4. räch siu] sy lach Hs., si räch E.

1048, 2. mm frou\ fraw Hs.

1049, 3. von Z. gebessert. 1049, 4. gerne wesen Uin\ doch gerne i lassen wesen Hs.

1051, 2. an sedele räwen] an frawen sedele Hs. und Ausgaben» . 1051, 3. den H.] fehlt Hs. 1051, solt alle zii\ alle zeit solle Hs.

1052, 3. «ö mit E. gestrichen. 1052, 4. nimmer] n. anders Hs.; anders ist offenbar Glosse von sus.

1053, 3. allen stunden] aller stunde Hs« und Ausgaben.

1054, 2. von E. gebessert.

1055, 2. die Herausgeber weichen unnothig von der Überlieferung ab und verderben den Vers. 1055, 3. dicke mit Z. gestrichen. 1055, 4. mit E. umgestellt.

1056, 2. here V.] heren Hs. 1056, 3. dd mite dienen sol die\ da mit sol dienen Hs. V. wie ich aber ohne die. 1056, 4. K. diu arme\ d. a. CJi. Hs. und Ausgaben.

1057, 1. eineweschen] ainer andern waschen Hs., eine ander E, V. u.P.

1058, 4. megeden'] iunckfrawen Hs. und Ausgaben. Die zweite Hälfte von V. gebessert.

1060; 4. die erbeitent: Besserung Vollmers. W. Grimm (bei M.) liest sie erbeitet.

1061, 1. erhörte] gehörte Hs. und Ausgaben. 1061, 3. dich] sy Hs. und Ausgaben. zallen stunden]' zu aller stunde Hs. und Ausgaben.

1061, 4. nach V. umgestellt.

1062, 2. niht eine] aine nicht Hs. und Ausgaben. ein] ein» Aus- gaben, aines Hs. 1062, 4. swie uns . . . gelinge] Idt uns , - . gelingen Ausgaben und Hs., wieder um den Reim zu glätten.

1063, 3. vor ir mäge\ ir vormagen Hs.

1066, 4. nach Vollmers Ergänzung.

1067, 4. baz da von] dd von fehlt Hs. und Ausgaben.

1068, 4. frouwen mit V. gestrichen.

1069, L So] Da Hs., d& Ausgaben. \0S^, K. Kel m öat >ß«A^e\ m der weit /lette Hs,

J06 KARL BARTSCH

1070, 2. sehstehalhez] sehsiehalp Ausgaben und IIs. 1070, 4. iäme^lü'hej Besserung Ziemanns,

1071, 4. von V. gebessert.

1072, 3. hocken H.] fehlt Hs.

1073, 1. hety Besserung Ziemanns. 1073, 3. siu zV] sy Hs. 1073, 4. rehte wol] rehte, am Anfange der Zeile, Hs.

1074, 4. mit kleidem ir hoteii] ir poten mit cL Hs.

1075, 4. nach V. ergänzt.

1076, 3. von V. gebessert.

1077, 1. von V. gebessert. 1077, 4. nach Müllenhoffs Besserung.

1078, 1. von E. gebessert. 1078, 4. daz erbarmet] daz fehlt Hs. und Ausgaben.

1079, 1. wol von Z. gestrichen.

1080, 1. nu 8olt du böte guofe] du pot soll Hs.

1081, 4. der frouwen] frawen Hs.

1082, 1. atritennes] Streites Hs. und Ausgaben. 1082, 4. des habe ich gestrichen.

1083, 2. ir friunden W. Grimm bei M.] fehlt Hs. 1083, 4. wolden nach der seh KudrÜ7ien] n, d. seh. Chaudrunen w, Hs.

1084, 2. sküniges Z.J des huniges Hs. 1084, 3. Besserung Zie- manns. — 1084, 4. von V. gebessert.

1085, 2. wibes H.] fehlt Hs. klage] klagen Ausgaben undHs.; vgl. 1020, 2. 1085, 3. das zweite ich habe ich gestrichen. 1085, 4. von Z. gebessert, der aber noch nicht vor t?ow, sondern mit der Hs. nach hoeret hat. M. schreibt wie die Hs., wo kinde accus, plur. sein müßte.

1086, 3. siS der] stet Hs. und Ausgaben.

1088, 4. joch Z.] yedoch Hs. dd gelinge] muge da gelingen Hs. und Ausgaben.

1089, 1. d() hiez daz] da hiess do Hs.; do erklärt sich aus de* 1089, 2. hete fron Hilde] fraw H. hefte Hs. -- 1089, 3. helden von E. gestrichen.

1090, 2. da] wo Hs., swd Ausgaben. wirs Z.] Wr Hs. 1090, 3. von Z. gebessert. 1090, 4. hin mit] mit Hs. und Ausgaben.

1091, 2. wart fehlt Hs. ; icas ergänzt H. und die andern.

1092, 4. ilzer] aus Hs.

1093, 3. einiu H.] fehlt Hs.

1094, 1. weinde^ bewai?ite Hs. und Ausgaben. 1094, 2. v?7mit Fl gestrichen, 1094, 3. wolde ni/it tTageu"\ n, tr, u», Hs. groze H.]

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRÜN. 207

1095, 1. daz Hut was] die leut waren Hs. 1095, 4. K. bruoder] Ch. Ortweinen Hs., CL bruoder 0. H. OrtvAnen ist offenbar Glosse.

1096, 4. Besserung EttmüUers.

1098, 3. Jö, von Z. ergänzt.

1099, 2. umhe] darynn Hs.; dar umbe Haupt, der ausserdem feh- lerhaft 8wie swen schreibt. 1099, 4. von Haupt ergänzt.

1100, 4. koßfne] kome Hs. und E. V. kume Z. M. P.

1101, 2. diufrouwf] fraw Hs., frou Ausgaben. 1101, 3. der H.] den Hs. vlizzen] vlizzen si Z. Hs., vlizzens E. V. M. P.

1102, 1. von H. ergänzt.

1104, 3. von V. gebessert.

1105, 4. nach V. ergänzt.

1106, 2. von Z. umgestellt. 1106, 3. ez zceme] es getzam Hs. und Ausgaben. väzen H.] fehlt Hs. 1106, 4. bresteii] gebresten Ausgaben und Hs.

1107, 4. die recken fehlt Hs. und Ausgaben.

1108, 3. 4. solden : wolde7i] wollen : solten Hs. und Ausgaben.

1109, 1. die wären] die fehlt. 1109, 4. von Z, gebessert.

1110, 4. aolde V.] sollen Hs.

1112, 4. irs im V.] ir sein Hs. irm] ir im Hs.

1113, 2. ir helde vil] der hell aus vil Hs. Vielleicht aber ist der Inreim erst eingefügt, und es hiess der hell üz Orllande. der] er Hs. und Ausgaben. 1113, 4. beginnes] begynnel sein Hs. und Aus- gaben. — ir im guoU recken] ir g* r. im von Hs.

1115, 2. vol H.] wol Hs. 1115, 4. riehen V.] fehlt Hs.

1116, 1. der] den ir Hs. 1116, 3, joch M.] auch Hs.

1117, 2, hie die] die Hs.; vgl. 1118, 1.

1118, 2. vil der frouwen] der fraw en vil Hs. und Ausgaben.

1 120, 1. erge : Karad^ ergie : Karadie Hs. und Ausgaben. 1 120, 2. daher von] von Hs., davon Z. 1120, 4. dieldegene] degene Hs. und Ausgaben.

1121, 3. einer] zu ainer Hs. und Ausgaben. 1121, 4. gegap] gab Hg. und Ausgaben.

1122, 1. abe den] von den Hs. und Ausgaben. 1123, 4. von Z. gebessert.

1124, 1. beste] aller beste Ausgaben und Hs. 1124, 2. van in] in Hs., kunl gdän E. V. 1124, 3. arbeilen Z] arbaite Hs.

1128, 2. komen f6 verre] s. v. k, Hs. und Ausgabeu, \V1Ä.»*^< von kinde] von kinden Hs. und Ausgaben.

nS9, 3. mite K] fehlt Hs. 1129, 4. IiarleN, feVW^^^

208 KAlih BARTSCH

1130, 1. horPi V.] fehlt ITs.

1131, 2, vil wise] vil fehlt Hs. und Ausgaben. 1131, 4. von V. umgestellt.

1132, 1. mir Z.] toir Hs. galinS nimmt Müllenhoff (S. 49) als Nebenform von galte^ galeide! 1132, 2. an] von Hs. 1132, 3. swüere e] ßiüuer Hs. 1132, 4. von] vor IIs. und Ausgaben. iizer ndt] aus Hs.

1133, 4. vorhten in] in fehlt Hs. und Ausgaben.

1134, 1. von E. gebessert. 1134, 2* des] da Hs. üzer nßt] aus grosser not Hs. und Ausgaben.

1135, 4. den V.] dem Hs. 1136, 4. nu gerunnen] nu in der Hs. und den Ausgaben nach wären.

1139, 1. rief] ruoft Ausgaben und Hs. 1139, 4. allez mit Z. gestrichen.

1141 , 2. berc Hs.] pauch Hs., iwocA E. (?) , houc V. Der umge- kehrte Fall Nib. 6215, wo d statt bouc liest perc.

1142, 1. vor V.] von Hs. 1142, 4. weA< enkunde] künde Hs.

1143, 3. gein dem tanne] in tan Hs., in den tan Ausgaben. 1143, 4. manne] man Hs. und Ausgaben.

1144, 3. warte] schawet Hs. und Ausgaben. 1144, 4. war E.] wo Hs.

1145, 3. von Z. gebessert. 1145, 4. mittes tages Z.J mittages Hs.

1147, 2. hoeret] gelioeret Hs. und Ausgaben.

1148, 4- in V.] im Hs. 1149, 1. den sant] dem sant Hs. und Ausgaben. 1149, 3. dd H.] fehlt Hs, 1149, 4. von V. umgestellt. Müllenhoff (S. 187) nimmt küelen als entstellt aus queln.

1150, 4. in niht] in fehlt Hs. und Ausgaben.

1151, 2. rätes] rate Hs., rcete Ausgaben.

1152, 3. von M. umgestellt. 1153, 1. von E. gebessert.

1154, 4. allem dem] all disem Hs. gedigene H.] gedinge Hs. Derselbe Fehler Nib. 5783.

1155, 2. aber Z.] fehlt Hs. 1155, 1. einen tac ich nimmer] ich n. e. t Hs. und Ausgaben.

1156, 1. ein] eins Ausgaben und Hs. 1156, 3. und habe ich gestrichen. 1156, 4. von V. umgestellt.

1157, 1. erge ez] ez fehlt Hs. und'' Ausgaben. 1157, 2. ^tfriunt friunde ängstlichen dienen sol V. Z. und Hs. ; E. dienen angestlichm^ wenigstens den Vers bessernd. Aber angestlichen hat hier schlechten

Sinn. In angeat liegt gestän^ und die VeigUicJamv^ von Nib. 1739, 2, auf welche Stelle schon V. verwiesen Vial, oVvae m\\. '^x^x^SÄi^ isi.

BEITRÄGE ZUK GESCHICHtfi UND KRITIK DER KÜDÄÜN. 203

bessern, fuhrt auf sit daz friunt friunde gesiän mit diensie soL Statt mit dienst e könnte man auch lesen dienstlich oiy wns sich der Überlieferung noch näher anschließt.

1158, 2. von Z. gebessert. 1158, 3. hestpn : die Hs. hat p^Hteii; wofür E. V. M. P. ungut schreiben veslen. eide : Besserung Hngcns.

1158, 4. nach E. ergänzt.

1159, 2. werde\ vielleicht wirt; vgl. 1257, 2. 1159, 3. mit dem"] dem fehlt Hs. und Ausgaben.

1160, 2. erbünne man uns lebenesJi gunnet man vns ze lebene Aus- gaben und Hs.; gunne V. P. 1160, 4. künic habe ich gestrichen.

1161, 4. des mit V. gestrichen. 1162, 4. Ormainn M.] 0/- marne Hs.

1163, 3. daz V.] da Hs. 1164, 3. den mit V. gestrichen.

1167, 3. ich bin ein böte dir] ich pote Hs.; bin ein von H. ergänzt

1167, 4. allen fehlt Hs. und Ausgaben; vgl. 1179, 4.

1168, 2. alsam Z.] allesam Hs. 1169, 3. ge fragen] fragen Hs. und Ausgaben. 1169, 4. mich dir] der vor her Hs. und Ausgaben.

1170, 2. als siu g^n gote ir veiiie tcete] ala tet g. g. ir venie Hs,

1170, 3. s6 wol] 0 xool Hs. und Ausgaben.

117), 1. hat krisf] Crist Jiat Hs. 1171, 1. her mit E. gestrichen.

1171, 3. du M.] nu Hs.

1172, 3. von V. gebessert. 1173, 4. vil harte] vil fehlt Hs.

1174, l. wol mit E. gestrichen. 1174, 2. die H.] fehlt Hs.

1 175, 1. nu sage mere] du sagei^t mare Hs. 1175, 3. du Z.] fehlt Hs. 1175, 4. ich oucK] oucli steht vor mwes Hs. und Ausgaben.

1176, 4. verhouwen] zerhawen Hs. und Ausgaben.

1177, 1. von E. gebessert. 1178, 2. daz mich daz ist] das ist mir Hs. 1178, 4. üz dmi\ mich aus Hs.

1179, 4. bt V.] von Hs. 1180, 4. deichs] daz ich sein Hs.

1181, 4. dem H, lande] den H* landen Ausgaben und Hs.

1182, 4. den alden Fruoteri] F, den a. Hs. und Ausgaben. vnner muoterJE^^ meinem Hs.

1183, 4. friunde keiner V.] freunde dhainni Hs.

1186, 1. scheiden hin] hin fehlt Hs. und Ausgaben. 1186, 3. mit V.] in Hs.

1187, 4. magedin vil] magen Hs., magedin Yj, E., magede V.

1188, 1. der het] hette Hs. 1188, 2. vil von Z. gestrichen. 1188, 3. der] von der Hs. und Ausgaben.

1189, 2. sd seine] seine Ausgaben und Ha. ^X^S^^ ^- •voe.we\V-

weine Ausgaben und Hs. MüIIenlioffs Änderving xcobu cla^ V^^ \>ä^* atunuvLLx. w

210 KARL BARTSCH

1190, 3. d'ckt] o/c cd Hs., ofle V., vil E. M. P. 1190, 4. tu vil desfe mSre] ofte iu deste Ausgaben und Hs. ; vgl. 3. 1192, 3. wtziu fiiht] niht w7z Ausgaben und Hs.

1194, 3. niwan Z.] nun Hs. 1194, 4. äne kü^se b'gen] l a. k. Ausgaben und Hs.

1195, 1. dicke von Z. gestrichen. 1195. 3. sie wcen V.] wann 81/ Hs., w<Bn 81 E. 1195, 4. dar ze lande fehlt Hs.; dar H. Z. V., dar ze helfe E.

1196, 2. ie V.] hie Hs. 1197, 3. äbendes Z.] abent Hs. 1197, 4. vil] gar Hs. und Ausgaben.

1198, 3. so] da Hs., do Ausgaben. 1201, 1. horte Z.] harten Hs. 1201, 3. nu saget war umbe] nu saget fehlt Hs. und Ausgaben; vgl. 1276, 1.

r202, 1. vil von Z. gestrichen. war H.] wo hin Hs. 1202, 2. hinaht] heut Hs., hmte V. 1202, 4. hiute V,] heint Hs.

1203, 4. wendet Z.] weret Hs. 1204, 4. vil edelen] eilenden Hs., edelen V.; vgl. 1250, 2.

1205, 4. 7IU habe ich gestrichen; vielleicht ist hie zu lesen; vgl. 1253, 4.

1206, 3. ir vater lande] vater fehlt Hs. und Ausgaben. 1206, 4. diu r. küniginne] die vil r. künige Hs.

1207, 3. diu frouwe] fraw Hs. 1208, 1. vil mit V. gestrichen. 1208, 2. innecRche V.] jammerliche Hs. 1208, 3. boten die\ die boten Ausgaben und Hs.

1209, 4. hie mit E. gestrichen. 1210, 1. diu frouwe] fraw Ha. 1210, 4. beide mit E. gestrichen.

121 1, 3. weschen P.] weschin Hs. 1212, 2. weschen] weseherin Hs.

1213, 4. sinem E.] seiner Hs. 1214, 3. valsches äne Hs.] on valsch Hs. durch aller megede ere] allen maiden tuot es ze eren Hs. und Ausgaben. Vgl. oben S. 59.

1215, 3. nu mit V. gestrichen. 1215, 4. sune des] des Hs. und Ausgaben. nu habe ich gestrichen.

1216, 4. wären] wären in Hs. und Ausgaben; vgl. 33, 4. wurren in die] wären die kalten Ausgaben und Hs.

1217, 1. der] do der Hs. und Ausgaben. 1218, 1. ir von V. gestrichen. 1218, 4. dicke we] w^ Hs. und Ausgaben.

1220, 4. und mit M. gestrichen. meiden E.] fehlt Hs. 1221 f immer von mir gestrichen. 1222, 1. daz mit V. ge- Btricben. 7222, 3. soldet Z.] «oll Ha. YlXL^ \. "wmfien V.J we-

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRÜN. 211

1223, 3. swes] waz Z. V^. P. und Hs., wes E.

1225, 3. Derselbe Fall, nur hat hier die Hs. wesy ebenso die Ausgaben,

1226, 3. dm Z.] ainer Hs. «Ö H.] fehlt Hs. 4. niemen H. Z.] yeman Hs.

1227, 3. von Haupt gebessert. 1227, 4. in E.] im Hs.

1228, 1. sie H.] fehlt Hs. 1228, 3. möhtm von E. gestrichen.

1229, 3. ligende Z,\ ligen Hs. 1229, 4. geriten inder] indert geriten von Hs.

1230, 2. wiu Haupt] wem Hs. recken] helde Hs. und Ausgaben. so Haupt] fehlt Hs.; ebenso 3. 1230, 4. mwer siehle V.] me'men seiden Hs. ein] aines Hs.

1231, 3. Ilegelinge V.] Hf gelingen Hs. 1231, 4. alle ztte V,] ze allen z eilen Hs.

1232, 1. do V.j doch Hs. 1233, I. diii V.] fehlt Hs. 1233, 3. suln V.] 8ol Hs. 1233, 4. siz] sy ndi Hs. und Ausgaben. offe unde mit Z. gestrichen.

1234, 3. harte] offie Hs. und Ausgaben; M. streicht es. 1234, 4. er E.] «A* Hs. vil mit M. gestrichen.

1237, 4. «m trflpn V.] ich wan sy Hs. 1238, 2. lebende] lehenlig Hs. 1238, 3. orf^ mit V. gestrichen.

1239, 3. noch V.] nach Hs. d«r stunde] den stunden Hs. 1239, 4. al der E.] aller Hs. iV von Z. ^gestrichen.

1240, 4. ^ar fehlt Hs. 1241, 1- si sprach mit V. gestrichen, 124t, 2. einen] ainen den Hs. und Ausgaben. Vgl. 414, 2.

1242, 1. die] die mit Hs. 1242, 2. gevangen\ wart gevangen Hs. und Ausgaben. gefuorte] vnd gefüeret Hs. und Ausgaben. 1 242, 4. grdzen mit E. gestrichen.

1243, 3. von Z. umgestellt. 1244, 1. weinende beide vor ii-] baide vor ir wainen Hs. und Ausgaben. 1244, 2. vil mit V. gestrichen. siu fehlt Hs. und Ausgaben. 1244, 4. iv] ewr Hs.; iwer Ausgaben. Derselbe Fehler in d. Nib. 4931. 8274.

1245, 2. von E. umgestellt. 1246, 3. von V. umgestellt. 1246, 4. er V.] der Hs. lebende] lebenHg Hs.

1247, 2. ich] ich Herwig Hs. und Ausgaben ; Herwic ist Glosse zu so.

1248, 3. ir Z.] fehlt Hs. 1248, 4. diu froince] fraw Hs.

1249, 2. vor V.] bevor Hs. -— 1249, 3. mir nnn] mm Ans(];ahoa und Hs.

1251, 4. von E. ergänzt 1252, 4. mwaii\ voan k\A^y[?^^^^ ^^^ / J9k 125^ 4. immer mit V. gestrichen.

214 KA^^ BAKT»CU

1321, 1. vil schiere] vil fehlt Hs. und Ausgaben. 1321, 4. dla 8chaine\ diu Ausgaben und Hs.

1323, 2. iv Z.] fehlt Hs. 1323, 4. wcßn V.] woen ich duz Hs.

1325, 4. von M. umgestellt. 1326, 2. aUam] als Hs. und Aus- gaben. — 1326, 4. von V. umgestellt.

1327, 2. was ir] war er Hs. 1327, 3. der m* meide E.] die m. maiden Hs.

1329, 3. frouwen mit V. gestrichen. 1330, 2. do der fw] dar für Hs. 1330, 3. Z.] also Hs. 1330, 4. deiz] daz Hs.

1331, 4. fiiunden llehe\ vil liebeji IIs. 1332, 2. denken] gedenken Ausgaben und Hs. 1332, 4. künde nach der naht] n. d. n, verkünde Hs.

1334, 1. dd V.j da mit Hs.

1335, 2. balde habe ich gestrichen. 1335, 4. Ctzer] uz V.J fehlt Hs.

1339, 1. hie ii^i] ist hie Hs. und Ausgaben. 13.39, 3. Hz V] fehlt Hs.

1340, 4. üf der schände] schände Hs. und Ausgaben.

1341, 4. frawen mit Z. gestrichen.

1342, 1. gesach] sach Hs. und Ausgaben. 1342, 3. alle V,] allen Hs. 1342, 4. wizzet nilu] niht fehlt Hs. und Ausgaben. niht ze] ze fehlt Hs. und x\usgaben.

1344, 4. Ormanieriche] Oi^mame Hs. und Ausgaben.

1345, 1. da V.] das Hs. 1345, 3, ich noch] noch fehlt Hs. und Ausgaben.

1346, 4. von Z. umgestellt. 1348, 4. daz mit V. gestrichen.

1349, 1. sigen] gesigen Hs. und Ausgaben. 1349, 2. so sprach] fo fehlt Hs. und Ausgaben. sich niht verligen: Besserung Ettmiillers.

1349, 4. morgen H.] fehlt Hs. guote recken mit Z. gestrichen; oder man müßte schreiben daz iuch guote recken iht emüme.

1350, 1. ouch V.] auf Hs. 1350, 4. so mit V. gestrichen.

1351, 1. so Haupt] da Hs. 1351, 2. zen rosseri] ze rossen Hs.

r^51, 3. bereite] heg raite Hs.

1352, 1. aioaz V.] wes Hs. riet] geriet Hs. und Ausgaben. 1352,2. von ir froweden schiet] schiet Hs.; der Ausfall erklärt sich durch die Ähnlichkeit von frowen - froweden, 1352, 3. dem A. strite] den L striten Ausgaben und Hs. 1352, 4. noihsten tages] nahtes Hs. und Z. E., tnges V.

1353, 1. stunt V.] fnal Hs. 1353, 3. min da] alle mein Hs., min E. V. däy auf den Rossen.

1354, 3. swiez V.] toann es Hs. 1354, 4. dd V.J doch Hs. J355, 2. stän] gestän Auagabeu und Hs. 1355, 4. miete V.]

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRÜN. 213

Z. E. M. P. schreiben dd hiez sis üz ziehen y üz dornen besemen binden, V. üz zinnen dorne brecheji und b. b, 1282, 4. duci] die Hs.

1283, 1. aiu atV] sys Hs. 1283, 4. die begunden E.] die fehlt Hs.

1284, 4. es wirt iu\ es wirt sein Hs. 1287, 4. mere V.J fehlt Hs. 1288, 1. die d6\ die so Hs. und Ausgaben. 1288, 3. der V.]

die Hg. 1288, 4. dannen V.J danne Hs.

1200, 2. gcebe] gaebedir Ausgaben und Hs.; botenbrotWs Botenlohn'. 1292, 3. mit V. umgestellt. 1292, 4. von E. gebessert.

1294, 2. so H.] fehlt Hs. 1294, 3. wesclie] wescherin Hs. und Ausgaben. 1294, 4. zceme V.] gelzam Hs. ze habe ich gestrichen.

1295, 1. von V. gebessert. 1295, 3. iu\ ich Hs., iu Ausgaben. 1298, 1. daz H.] fehlt Hs. 1298, 3. swd so] tw Hs., wieso H.,

siüie Ausgaben.

1300, 1. da mit der Hs.; alle Ausgaben haben do //. si sa''h und ziehen es zum folgenden Satze.

1301, 3. mmer Z.] meinem Hs. 1301, 4. da E.] daz Hs.

1302, 3. ingesinderi] ingesinde Hs. und Ausgaben. 1302, 4. von » Haupt ergänzt (Z. 5, 506).

1303, 3. künnes] kimve Hs.; dz H. künne schreibt M. 1303, 4. nach E. umgestellt. durch daz] darnmbe daz Hs.

1304, 1. von H. umgestellt. 1304, 3. man H.] fehlt Hs.

1305, 4. im E.] in Hs. 1306> 1. einen V.] fehlt Hs. 1306, 3. von V. gebessert. 130(5, 4. ingesinde] juncjrouiven Ausgaben und Hs.; der Schreiber irrte in die vorige Zeile hinüber.

1307, 3. nach V. gebessert. 1307, 4. leide fehlt Hs. und Ausgaben.

1308, 4. wescheri] wescherin Hs. und Ausgaben.

1309, 2. so V.] also Hs. 1309, 4. swar Z.] xco hm Hs.; das übrige nach V. gebessert.

1310, 2. von H. gebessert. 1311, 4. ich mich] ich Hs. und Ausgaben.

1312, 1. kündichen] kinüichen Hs. und Ausgaben. In anderer Weise wird dasselbe Wort Nib. 6180 in d entstellt, kurzlichen statt küntticher. 1312, 3. von Haupt gebessert. 1313, 4. mine E.J ewr Hs. iwer recken danne] d, u r. Ausgaben und Hs.

1314, 1. von V. gebessert. 1314, 3, diu] dest Hs.

1315, 2. das zweite nu mit E. gestrichen. 1315, 4. ^y mit Z. gestrichen.

1316, 1. da mit V. gestrichen. 1316, 3. von Z. gebessert. 1318, 1. begunde V.] begunden Hs. 1320, \. olUu xv ^mue-xv^^

ali irem synne Hs,

214 KARL BAKTäCU

1321, 1. vil schiere] vil fehlt Hs. und Ausgaben. 1321, 4. diu sch(jene\ diu Ausgaben und Hs.

1323, 2. ir Z.] fehlt Hs. 1323, 4. w(Bn V.J wcen ich daz Hs.

1325, 4. von M. umgestellt. 1326, 2. aUam] als Hs. und Aus- gaben. — 1326, 4. von V. umgestellt.

1327, 2. was ir\ war er Hs. 1327, 3. der m. meide E.] die ni. maiden Hs.

1329, 3. froincen mit V. gestrichen. 1330, 2. du dt^r fwj dar für Hs. 1330, 3. so Z.] also Hs. 1330, 4. deiz] daz Hs.

1331, 4. fi-iunden liehe] vil lieben IIs. 1332, 2. denken] gedenken Ausgaben und Hs. 1332, 4. künde nach der naht] n. d. n, verkünde Hs.

1334, 1. dd V.] da mit Hs.

1335, 2. halde habe ich gestrichen. 1335, 4. üze^] üz V.J fehlt Hs.

1339, 1. hie ii^i] ist hie Hs. und Ausgaben. 13.39, 3. üz V.] fehlt Hs.

1340, 4. üf der schände] schände Hs. und Ausgaben.

1341, ^. frawen mit Z. gestrichen.

1342, 1. gesach] sach Hs. und Ausgaben. 1342,3. alleY.] allen Hs. 1342, 4. wizzet nihi\ niht fehlt Hs. und Ausgaben. 7iiht ze] ze fehlt Hs. und Ausgaben.

1344, 4. Ormameriche] Ormatiie Hs. und Ausgaben.

1345, 1. da V.] das Hs. 1345, 3, ich noch] noch fehlt Hs. und Ausgaben.

1346, 4. von Z. umgestellt. 1348, 4. daz mit V. gestrichen.

1349, 1. sigeji] gesigen Hs. und Ausgaben. 1349, 2. so sprach] HO fehlt Hs. und Ausgaben. sich niht verligen: Besserung Ettmüllers.

1349, 4. morgen H.] fehlt Hs. guote recken mit Z. gestrichen; oder man müßte schreiben daz iuch guote recken iht ensüme.

1350, 1. ouch V.] auf Hs. 1350, 4. so mit V. gestrichen.

1351, I. f^o Haupt] da Hs. 1351, 2. zen rossen] ze rossen Hs.

1351, 3. bereite] heg raite Hs.

1352, 1. bioaz V.] wes Hs. riet] geriet Hs. und Ausgaben. 1352, 2. von irfröweden schief] schiet Hs.; der Ausfall erklärt sich durch die Ähnlichkeit von frowen-froweden. 1352, 3. dem h, sttite] den L striien Ausgaben und Hs. 1352, 4. ncehsten tages] nahtes Hs. und Z. E., toges V.

1353, 1. stunt V.] mal Hs. 1353, 3. min dd] alle mein Hs., min E. V. däy auf den Rossen.

L^54, 3. swiez V.] loann es Hs. 1354, 4. da V.J doch Hs. L355, 2. stän] gesiän Ausgaben uuöl Tis* \^^^ ^ \, wwÄft V,\ ma^/'c* Hs.

BEITRAGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRÜN. 215

1356, 2. und habe ich gestrichen. 1357, 2, sy sprach mit H. gestrichen.

1358, 3. mcBre mit E. getilgt.

1359, 2. von, von E. gestrichen. J359, 3. von Z. umgestellt 1359, 4. von V. umgestellt.

1360, 1. meüiec] mcdata iail Hs., meist teil Z. E., meiste V., meistez M. P. 1360, 4. her künic] ir käene Hs. und Ausgaben.

1361, 1. daz] künig Hs.

1363, 2. alle] alles Hs.

1364, 4. mme Haupt] hme Hs.

1365, 4. daz mit Z. gestrichen.

1367, 2. die H.] fehlt Hs. 1367, 4. äicA H.] a^m Hs. - wol\ vil wol Hs. und Ausgaben.

1368, 1. ein H.j fehlt Hs.

1369, 1. der von] der vorn von Hs., der voget von Ausgaben. 1369, 2. kiUne H.] fehlt Hs. kan V.] han Hs. 1369, 3. werben] erwerben Hs. und Ausgaben. 1369, 4. lit der helJe] d. h, l Hs. und Ausgaben.

1370, 4. gefüeret wider morgen] w. m. g, Hs. und Ausgaben.

1372, 3. von E. umgestellt.

1373, 1. der iH mit V. gestrichen.

1374, 4. ir V.] fehlt Hs.

1375, 4. den E.] fehlt Hs.

1376, 4. garten H.] gurten Hs.

1377, 2. übele guot] übel und guot Ausgaben und Hs. 1377, 4. ir einiu] ir fehlt Hs. und Ausgaben.

1378, 4. zuo in dar] dar fehlt Hs. und Ausgaben.

1379, 4. daz gesieine] gesteine Ausgaben und Hs. dem E.] fehlt Hs. die Z.] fehlt Hs.

1380, 3. wändet] maymt Hs., meintet E.

1381, 3. diniu H.] dein Hs.

1382, 2. diu] dester Hs. 1382, 3. gesippen] gesipter Hs. und Ausgaben. 1382, 4. ir ie] ie Ausgaben und Hs. zehene H.] fehlt Hs.

1384, 1. dem] den Hs. und Ausgaben. 1384, 3. von V. gebessert.

1385, 3. ich V.] ic/is Hs. swerte] mit schwerten Hs., der swerteY.

1386, 4. ersterben] sterben Hs. und Ausgaben. dem E.] fehlt Hs.

1387, 3. lät hiute] h. L Hs. und Ausgaben. 1387, 4. guotes V.] guten Hs.

1389, 2. von E. gebessert. 1389, 4. den Ta\ dem^^- J39J, h merenj vier Ha, 1391, 4* von N. \]LVcv?,e^V^>\V,

216 ICAKL BABTSCU

i:^»93, 4. rechen W. Cfriiniii] fohlt Hö.

1394, 2. von IL gebossert; mit Unrecht weichen Z. E. M. P. davon ah. 1394, 3. Ciz der nnire f/töhieN] inöhten ilz d. in. Ausgaben und Hs. 1394, 4. der sclwnen IIilden\ dn- H. Hs., duz IL Auögaben.

1395, 4. recken fehlt Hs. und Ausgaben. 1396, 1. toas uuih] was IIs. und Ausgaben; auch steht in der H^. nach und.

1397, 1. viereii] vier Hs. und Ausgaben. die Haupt] dret/en Hs., drt Ausgaben. 1397, 3. (jei<pen(/e] dasi (j. Hs. und Ausgaben. 1397, 4. aUani] als Hs. und Ausgaben.

1399, 3. d(r wilre] zu der mauie Hs. und Ausgaben. 1309, 4. halte fehlt Hs. und Ausgaben.

1400, 2. iV] lool Hs. und Ausgaben. 1400, 4. weinende siuvnden] bt. w. Hs. und Ausgaben.

1404, 1. ersach] such Hs. und Ausgaben. 1404, 2. und saad uns ieihen] vnd yemand sa<jt Hs. 1404, 4. von V. gebessert.

1406, 4. lebende V.] lebtniiii Hs.

1407, 2. sU Z.] fehlt Hs. hieic] haute Hs. 1407, 3. dn H.] eins Hs. deiz^ das Hs. und Ausgaben.

1409, 2. ins\ in Hs. und Ausgaben.

1410, 2. inun\ man sy Hs., mans Ausgaben. 1410, 4. vil vasU] taste Ausijjaben und Hs.

1411, 1. der V.] die Hs. 1411, 3. leidet] leidtt iz Ausgaben und Hs. 1411, 4. drintjenb] des dr. Hs. und Ausgaben.

1412, 2. von E. gebessert.

1413, 1. weigerliche] uiacherliche Ausgaben und Hs.

1415, 1. Hute habe ich gestrichen; es war wohl Glosse zu Holz- f'Oizni. 1416, 2. hieic] huicet Hs.

1417, 3. von Haupt (Z. 5, 507) gebessert.

1419, 4. rouhet E.] beraubet Hs.

1420, 2. iht H.] ist Hs. 1420, 3. gemachet] het yeniaehet Aus- gaben und Hs.

1424, 2. em H.] fehlt Hs.

1425, 2. vil H.] die Hs.

1426, 3. gebunderi\ ze binden Ausgaben und Hs.

1427, 3. hie] nu Hs. und Ausgaben. unvcQdcheiden] underscheiden Ausgaben und Hs.

1428, 1. lool mit E. gestrichen; ebenso dd. 1428, 4. gescheiden niht] n. g. Hs. und Ausgaben.

1429, L daz V.J des Hs. 1429, 2. an ein zH\ on zal Hs., dne ^i/ Ausgaben. 1429^ 3. üer/iou'toc?i\ z^üliaactiri läa, \hdAl kxx&%^^\L.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRÜN. 217

1430, 3. aldd er] ah er da Hs. 1430, 4. da] daz Ausgaben und Hs. tounder vil Haupt (Z. 5, 507)] vnnder seinem zaichen viL

1431, 1. Umgestellt von V. und M. 1431, 3. allez] al Hs. und Ausgaben. 1432, 4. umgestellt von Z. wol habe ich gestrichen.

1433, 4. mien handen V.] seiner handl Hs.

1434, 4. und] du Hs. miner Haupt] deiner Hs.

1435, 4. lant] lande gar Hs.

14:^6, 2. von E. umgestellt. 1436, 4. niinmer H.] fehlt Hs.

1437, 1. eivander liefern] L e, Ausgaben und Hs. 1437, 2. die V.J dlse Hs. 1437, 3. von M, gebessert.

1439, 3. äne V.] an Hs. 1439, 4. sich von mir ergänzt.

1442, I. alfgrtse] alte grise Ausgaben und Hs. 1442, 4. niht Idzen] L n. von Hs.

1444, 3. kundes E] künde des Hs.

1445, l. über Z.] vnder Hs. 1445, 3. sttiten] gestrtten Ausgaben und Hs.

1448, 2. lute weiimt] lüte fehlt Hs.

1449, 3. tumhe\,] fehlt Hs.. Offenbar die richtige Lesart, die zu der fehlerhaften Einschiebung einer Halbzeilc im nächsten Verse Anlass gab. 1449, 4. sehnen lüie^ L scL Hs. und Ausgaben.

1450, 3. dem //. si7ite] den h. strtfen Ausgaben und Hs. 1450, 4. tüize daz] vntz Hs. und Ausgaben.

1451, 2. von V. gebessert. 1451,4. nidere von mir ergänzt. Das zweite von mit Z. gestrichen.

1452, 2. miner] immer Ausgaben und Hs. 1452, 4. tuo-stlmike] tuotschenktt Ausgaben und Hs. schenke ist des Verses wegen noth- wendig, denn weder die Kürzung schenkt noch die Betonung inet ünde icüi ist statthaft.

1453, 2. 3. sin ktmdenz hdn getan bezzer] st/ künden nicht getan pessers Hs. ; hdn von H. ergänzt. 1453, 4. sie sümde] säumet sich Hs., silnit st V. unde mit im] mit Hs.

1454, 3. in zöget es] in zürnet es Hs., in zowet es Haupt, zouwen steht fehlerhaft an Stelle von zogen in einigen Hss. Nibel. 5298. 6611 Hagen.

1455, 2. groz Z.] fehlt Hs. 1455, 4. stuont im] im fehlt Hs. und Ausgaben.

1456, 3. wcerliche Mute] A. werlich vast Hs. 1456, 4 uns E.] fehlt Hs. recetgen] veigen Ausgaben und Ha.

1455; 4. i'm keines] ich im dhaines Hs.

1462, 2. wä] war Hs. und Ausgaben. \^^^, ^- ei \ange. ^^.^err /rmmde] ät s. /r, L Hs. und Ausgaben.

218 KABL BARTSCH

1463, 3. mugen V.] kunnen Hs. niht keren] niht Ausgaben und Hs. 1463, 4. in E.] fehlt Hs.

1464, 4. hinder sich ze] hinder Ausgaben und Hs.

1469, 1. daz von E. gestrichen. 1469, 3. da her] der herre Hs und Ausgaben.

1470, 4. der] der recke Hs. und Ausgaben.

1471, 2. des edelen] des Hs. und Ausgaben.

1474, 2. aU] ah ob Hs. und Ausgaben. 1474, 3. eam E.] also Hs. 1474, 4. wiUn venstem] vnten fehlt Hs. Vgl. 1670, 3.

1475, 3. hdher von E. gestrichen. 1475, 4. do rupfen] rüefen do Ausgaben und Hs.

1477, 2. von Z. umgestellt. nach] nahen Hs. und Ausgaben.

1481, 2. der von E. gestrichen. 1481, 3. von V. umgestellt. eine V.] ainen Hs. 1481, 4. ze leide mit V. gestrichen.

1482, 3. ich enwcBre\ ich war dann Hs.

1483, 4. iemen recken] yemand Hs.

1484, 4. iu Haupt] nu Hs.

1485, 4. üz sirite von] von Hs. Vgl. 1488, 4.

1486, 4. vor] hie vor Hs.

1488, 4. t2z] üz dem Ausgaben und Hs.

1489, 3. hin entgegene] veinde Hs. 1489, 4. sine degene] die sine. Hs. und Ausgaben.

1490, 1. Ein V.] Sein Hs., Sin Ausgaben. 1490, 3. er sprach Z.] fehlt Hs.

1491, 2. war H.] wo hin Hs.

1492, 2. der küene Z.] fehlt Hs. 1492 > 4. torsie HJ fehlt Hs.

1493, 3. dar] da Hs., do Ausgaben. 1493, 4. vor vor V.] von von Hs.

1494, 4. von E. gebessert.

1495, 3. vil von E. gestrichen.

1496, 1. von E.] vor Hs. 1496, 2. l^?iir/Ä/l] wör/e» Hs.

1497, 2. roZ^^^»] volgeten Hs. 1497, 3. besten] aller pesien Hs. und Ausgaben. 1497, 4. m (i^ bürge inder E.J ynndert; vgl. 1302, 4.

1499, 3. yocÄ Z.] awcA Hs.

1500, 4. da mite Haupt] da Hs.

1501, 1. zam] gezam Hs. und Ausgaben. 1501,4. der] dw Hs., diu Ausgaben. da manigez V.] m. da Hs.

1503, 2. d«n V.] d«- Hs.

löOi, 1, manigen] manigem Hs. und A.w«^9iben. 1504, 2. sis] <^ öJät ifo. und Ausgaben. 1504 , 4. donnocK isJtW. VL^. tsäA k^v g^ben; E. M. P. ergänzen gr^zm.

BEITRAGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 221

157Ö, 4. sinf Z.] spin Hs.

1576, 2. ir V.] t/e Hs 1576, 4. if; E.] fehlt Hs.

1577, 2. Waten siu V.J Wate sich Hs. 1577, 4. man mgehe dir]

ihan aebe dir dann Hs.

%■■

1578, 1. twa teil] was ich Hs. Vgl. 1590, 1. 1578, 3. sam tet «/£/] also tet auch Hs.

1579, 3. dise H.] die Hs.

1580, 1. em si 7nir] er sey mir dan Hs. 1580, 2. int E.] srin Hs. —- 1580, 4. von V. gebessert.

1581, 3. s8 vi[] vil Ausgaben und Hs.

1582, 4. haben dine E.] haben Hs., maffet haben P.

1583, 1. sän] an Hs , dan V., allezan Haupt (Z. 5, 507).

1584, 3. üzer'] Hz V. und Hs., dar üz Z. , rfm maget üz P. 1584, 4. dicke mit V. gestrichen.

1585, \. fron mit E. gestrichen. 1685, 2. bezzet] bvzzers Aus- gaben und Hs. 1585, 3. edel habe ich gestrichen.

1586, 3. der mit Z. gestrichen. 1586, 4. rehten von mir getilgt.

1587, 3. von Z. umgestellt. 1587, 4. «< willekomen] w. s. Hs. und Ausgaben. alle her ze] alln ze Hs. und Ausgaben.

1588, 4. bezzlsten] pesten Hs. und Ausgaben.

1589, 4. sol E.] *o/< Hs.

1590, 1. tuon H.] dien Hs. 1590, 2. kere Z.] jfc?i»wö Hs.

1591, 3. 4. von H. ergänzt. äbende^ äbendes Hagen und die andern.

1592, 2. auch von E. gestrichen. 1592, 3. golde Haupt] walde Hs. wol fehlt Hs. und Ausgaben.

1595, 3. von E. umgestellt. 1595, 4. dem kunie H.] H. dem künige Ausgaben und Hs.

1597, 1. diu frouwe Ortinln'] 0. fraw Hs. ldtet\ lät Ausgaben und Hs. 1597, 3. halten Haupt] behalten Hs. 1597, 4. der einer'] der fehlt Hs. und Ausgaben.

1598, 1. durch habe ich gestrichen.

1599, 3. erstcBten Z.] erstaltm Hs.

1600, 4. baz da] da fehlt Hs. und Ausgaben.

1601, 1. von E. umgestellt. 1601, 2. nie V.] fehlt Hs. 1601, 4. von Z. ergänzt.

1602, 2. bezztrsit] s. 6. Ausgaben und Hs. 1 602, 4. von Z. gebessert.

1603, 3. luot V.j ladet Hs. 1603, 4. toerte] geteerte Hs. und Ausgaben. 1605, 2. ander künige] aines anndern küniges Hs. 1605, 3. ir

efeslieher] yetzlicher Hs.

1606^ 1. mir H.J fehlt Hs. 1606, 4. \lci^&aeN\ die V.tou«;^v Derselbe Fehler in der Hs. Nib. 178. 2794.

220 KABL BARTSCH

1535, 4. diu min] de-H wt/iuider Hs. 1537, 1. von Z. umgestellt.

1539, 2. von H. gebessert. 1539, 3. meide V.] fehlt Hs. - 1539, 4. f't Z.] fehlt Hs. Die Umstellung nach Haupt.

1540, 1. den E.] fehlt Hs.

1541, 2. da der] derHs. und Ausgaben. 1541, 4. hozdä von] fca-Hs.

1542, 1. vierzic] der vierzic Ausgaben und Hs. 1542, 2. »ehs V.] sechtzig Hs. 1542, 3. er loa.^ Z.J war Hs.

1544, 2. da heliben] da fehlt Hs. und Ausgaben. 1544, 3. Tene- marken] Terunarche Hs., von Tenemarke Ausgaben.

1546, 1. die E.] fehlt Hs. -- 1546, 3. roup H.] weih Hs. - dd von Z. gestrichen. 1546, 4. das zweite von mit E. gestrichen.

1547, 2. der] da Hs. 1547, 3. nrlint/eti] ir urliur/es Ausgaben und Hs. - 1547, 4. dannoch fehlt Hs. und Ausgaben.

1549, 4. iu jungelingeii] jiingelinijen Hs. , m ilegelingen Ausgaben.

1550, 4. stunde V.] mal Hs.

1551, 4. von V. gebessert.

1552, 3. küener manne] küenen mannen Hs. und Ausgaben.

1555, 3. dem lande] dm landen Ausgaben und Hs.

1556, 2. und mit E. gestrichen.

1557, 3. liezet] Idzet Ausgaben und Hs.

1558, 4. sin mit Haupt gestrichen. den banden V.] dem pande Hs.

1560, 2. U7id V.] fehlt Hs.

1561, 4. besunder] haymlich b. Hs. und Ausgaben, heimlich ist er- klärende Glosse zu besunder^ wenn auch eine falsche.

1562, 2. raup H.] fehlt Hs. 1562, 4. den frouwen heim] heim Ausgaben und Hs.

1563, 2. von Haupt gebessert. 1563, 3. ir] es Hs., ez Aus- gaben. — 1563, 4. der] daz der Hs., daz V. P.

1 564, 3. darf Z.] bedarf Hs.

1565, 3. solz E.] solts Hs. 1565, 4. von H. umgestellt.

1566, 3. golt H.] fehlt Hs.

1567, 2. niht H.] fehlt Hs. swerz] daz wir Hs., swer daz V.

1568, 1. aiz V.] sy Hs.

1569, 1. 2. von H. gebessert.

1570, 4. dar Z.] da Hs. die H.] fehlt Hs.

1571, 4. troZ mit Z. gestrichen.

1572, ]. i//] nw Hs. und Ausgaben.

1573, 1. fizer] üz Ausgaben und üa. A^'l'S, ^. m hin\ in Hs. uad Ausgaben. 1673, 4. v(yr ir /ron'U3ea\ dot w ^ääX.^^- /5r4, J. c/^ £.] fehlt Hs. - 151 '^^ ^' AnerN^lT^.

BEITRAGE ZUR GESCHICHTE UND KRITIK DER KUDRUN. 221

157Ö, 4. 8i7if Z.] spiii Hs.

1576, 2. ir V.] t/e Hs 1576, 4. i?; E.] fehlt Hs.

1577, 2. Waten siu V.J Wate sich Hs. 1577, 4. man ew^gie dir] fhan aebe dir dann Hs.

1578, 1. twa icli\ was ich Hs. Vgl. 1590, 1. 1578, 3. sam tet siu] also tet ouch Hs.

1579, 3. dise H.] die Hs.

1580, 1. em si mir] er sey mir dun Hs. 1580, 2. ist E.J sein Hs. 1580, 4. von V. gebessert.

1581, 3. s6 vi[] vil Ausgaben und Hs.

1582, 4. haben d^ine E.] haben Hs., magei haben P.

1583, 1. sdn] an Hs, t/aw V., allezan Haupt (Z. 5, 507).

1584, 3. üzer] dz V. und Hs. , dar üz Z. , diu maget üz P. 1584, 4. {{i(?Ä;« mit V. gestrichen.

1585, \. fron mit E. gestrichen. 1685, 2. bezzet] bvzzers Aus- gaben und Hs. 1585, 3. edel habe ich gestrichen.

1586, 3. der mit Z. gestrichen. 1586, 4. rehten von mir getilgt.

1587, 3. von Z. umgestellt. 1587, 4. ^t willeJcomen] w. s. Hs. und Ausgaben. alle her ze] alU ze Hs. und Ausgaben.

1588, 4. bezzkten] pesten Hs. und Ausgaben.

1589, 4. sol E.] solt Hs.

1590, 1. tuen H.] diVn Hs. 1590, 2. Aer« Z.] Ä:?i»w€ Hs.

1591, 3. 4. vonH. ergänzt. dbende] dbendes Hagen und die andern.

1592, 2. ouch von E. gestrichen. 1592, 3. golde Haupt] walde Hs. wol fehlt Hs. und Ausgaben.

1595, 3. von E. umgestellt. 1595, 4. dem hanie H,] H, dem kunige Ausgaben und Hs.

1597, 1. diu frovwe Orhnln] 0. fraw Hs. Idtet] lät Ausgaben und Hs. 1597, 3. halten Haupt] behalten Hs. 1597, 4. der siner] der fehlt Hs. und Ausgaben.

1598, 1. durch habe ich gestrichen.

1599, 3. erstcßten Z.] erstalten Hs.

1600, 4. baz da] dd fehlt Hs. und Ausgaben.

1601, 1. von E. umgestellt. 1601, 2. nie V.] fehlt Hs. 1601, 4. von Z. ergänzt.

1602, 2. bezztrsit] s. b. Ausgaben undHs. 1602,4. von Z. gebessert. 1603, 3. luot V.j ladet Hs. 1603, 4. werU]gexoerte Hs. und Ausgaben. 1605, 2. ander hünige\ aines anndern kuniges Hs. 1605^ 3. w

efesUcher] yetzlicher Hs.

1606, L mir H.] fehlt Hs. 1606, 4. \kvftneN?^ die Vou^^^' Derselbe Fehler in der Hs. Nib. 178. 2794.

242 KARL BARTSCH

1607, L volgies E.] volgete des Hs. 1607, 4. diu frouwe\ fraw Hs. und Ausgaben. in w] m't Hs. harte E.] fehlt Hs.

1609, 1. ^H.] er Hs. 1609, 2. von mir umgestellt. vorTj] von Hs.

1610, 3. dar Z.] fehlt Hs. 1610, 4. dm m7 sclicem H. iete] eM tet d, V, H. Hs.

1611, 2. der von E. gestrichen. 1611, 4. seliiere sande\ schiere fehlt Hs. und Ausgaben.

1614, 1. daz liut\ die leui Hs. 1614, 4. man den gestert] man Hs., man do Z. E.

1615; 1. gaibe] gab Hs. und Ausgaben.

1618, 2. viZ von E. gestrichen. 1618, 3. von Z] vom Hs. -^ 1618, 4. 5r2> im] gie Hs. und Ausgaben.

1619, 3. freuden] freude Hs. und Ausgaben.

1620, 2. niÄ« so E.] «o m'c/i« Hs. 1620, 3. so] wann Hs. 1620, 4. ir wcen ez] vnnd wann es ir Hs.

1621, 3. gewünne] gewan Hs. und Ausgaben. 1621, 4. du hast mit ir wünne solt sy dir werden ze frawen vnndertan Hs. ; die Heraus- geber ändern solt in sol und streichen ze frouwen (E. V.) Der Grund der Änderung des Schreibers lag in dem rührenden Reime, den er meiden wollte. Er stellte daher in der zweiten Zeile die Worte um und fügte undertän hinzu, um einen Reim zu gewinnen. Daher muß gelesen werden: sol siu dir ze frouwen \ werden^ du hast mit ir wünne,

1622, 3. von Haupt gebessert. 1622, 4. jane kanat du In ir] ja k. d, b. ir nymmer Hs.

1624, 3. Üz Tenelant fehlt Hs.; üz Tenelande V.

1625, 3. vor] von Hs. und Ausgaben. lande] landen Ausgaben und Hs. frouwe E.J fehlt Hs. 1625, 4. von V. umgestellt. hirtiche fehlt Hs.

1626, L in heimliclie] heimlichen Ausgaben und Hs. Vgl. Nib. 544 Hagen, in heinliche , wo d ebenfalls in weglässt. 1626, 2, die] zu der Hs. und Ausgaben.

1627, 3. gewande E.] fehlt Hs.

1628, 4. mit den] den Hs., hie den E. in sende lieim V]. ich in h, s. Hs. 1629, 2. deste baz] deste fehlt Hs. und Ausgaben. 1629, 4. von Z. umgestellt. ze friunde gewiniie] zu friunden müge gewinnen Aus- gaben und Hs.

1631, 4. beide fehlt Hs. und Ausgaben. 1632, 4. von V. gebessert. 1633, 1. mirz] mir Hs. und Ausgaben. 1633, 3. michz E.] es mü'Ä Hs. 1633f 4. ichz ihi\ ichs Hs. 7ff34, 2. sprächen E.J sprechen Hs. J636, L niwan JB.J w<m Hs. 1635, 4. iucli ^oxv T.. ^^^vVxAy^T

BEITBIGE zur GESCHICHTE UND KRITIK DER KÜDRÜN. 223

1636, 4. harte gerne fehlt Hs.; frou Kudrün ergänzen Z. E. V.

1637, 1. dir fristen] die fn^te Hs. 1637,4. mit V. umgestellt.

1638, 3. und auch mit Haupt gestrichen. mme mäge da heime diuhte\ d. h, m. m. d. Hs. 1638, 4. wcerliche V.] fehlt Hs. ge-^ scehe Haupt] sähe Hs.

1639, 1. Bohemen H] fehlt Hs. 1639, 2. mit V. umgestellt. 1639, 4. ninder] nynndert dir Hs. und Ausgaben.

1640, 3. von Z. umgestellt. 1641, 3. das erste (yuch habe ich gestrichen.

1641, 4. da werde] werde Ausgaben und Hs.

1642, 1. nach V. ouch gestrichen. Vielleicht aber ist und lobet ez eine fehlerhafte Wiederholung; auch an ir hont ist dann entstellt aus iu an iwer hont, 1642, 2. swie schiere] wie Hs., swie Ausgaben.

1643, 4. Karadi] Karadie Hs. und Ausgaben.

1644, 1. wart] gefüeget ward Hs., als Glosse zu betrachten. So bessert auch E.

1644, 3. üzer Tenetande] aus TennemarcJie lannde Hs. 1646, 1. wer Z.] fehlt Hs. süenen Z.] versuenen Hs. 1646, 4. wände] vnd Hs., wan V. eine E.] allaine Hs. alle E.] alles Hs.

1648, 4. KüdrUn V.] Hilde Hs. mit V.] in Hs.

1649, 4. gar von v] von ir Hs., von ir gar E.

1650, 2. ietweder] ieiwederz Ausgaben und Hs.

1651, 1. diu H,] diu fehlt Hs. und Ausgaben; ebenso 1653, 1. lieber mit V. gestrichen.

1652, 4. es V.] sein Hs.

1653, 4. iuz] iuchs Hs., iuchs Z. E.; ichs iuch V.

1655, 2. der V.] die H. 1655, 3. er mit in fiten \ bat] pat er mit in reiten Hs. 1655, 4. werten] gewerten Hs. und Ausgaben.

1656, 4. recken V.] helde Hs.

1658, 3. si fuoren] fueren Hs.

1659, 3. frouwe^i] den fueren Hs , den frouwen H. und die andern. 1659; 4. verbrennet wcere] war verprennet Hs.

1660, 2. von Z. umgestellt. 1660, 4. hörte] hört wolRs. und Ausgaben. 1661, 1. riche H.] fehlt Hs. 1661, 3. wer V.] weihe Hs. 1661, 4. hie mite so] sd fehlt Hs. und Ausgaben. 1663, 4- vil Z.] fehlt Hs.

1666, 2. von H. gebessert. 1666, 4. vierer] vierHs. und Ausgaben. 1667, 3. hochzUe] hochzeit Hs. 1667, 4. ze V.J vor Hs. d^ n/] i?/ Ausgaben und Hs.

1668, 3. helde] recken Hs. und Ausgaben* \^^%> ^- ^^^ %^«5v^ härimanffn. h. vil scA.Ha. und Ausgaben, reclceTi\Keia.e Kxä«^^^^^^^^^'^^

224 KAßL BARTSCH, BEItRAGE etc.

1669, 1. loindes] wint IIs. und Ausgaben. 16ö9, 3. von E. um- gestellt. — 1069, 4. da mit V. gestrichen.

1671, 3- an dem\ um an den Hs. und Ausgjibon. z^ite\ ziien Ausgaben und Hs. 1671, 4. do] als Hs. und Ausgaben.

1672, 2. hande IL] fehlt Hs.

1673, 2. vil wol H.] fehlt Hs. 1673, 4. in Z] den twrendtn Hs.

1674, 2. von Z. gebessert.

1675, 3. den\ diaen Hs. und Ausgaben. 1675, 4. do daz sach] duz sach do Ausgaben und Hs.

1677, 3. zuö\ ze Hs. und Ausgaben.

1678, 3. als nihi\ oh er niht Ausgaben und Hs

1680, 4. woßn V.J wanet Hs.

1681, 1. kameren H.] kanurcere Z. und Hs. 1681, 3. dem. diu knnigi7ine] daz im die jux ge känigin Hs. und Ausgaben. 1681, 4. silier unde wät\ wat Hs.

1682, 1. de7i von den] den Hs. den von Ausgaben.

1684, 1. stein V.] gestain Hs. 1684, 3. Ab li] Ahagy Hs. AI akk Z. E. 1684, 4. Waten V.J Waie Hs. holden E.] helle Hs.

1685, 2. dem küenen] dem Hs., deine Ausgaben.

1686, 4. so von Z. gestrichen.

1687, 1. ein von E, gestrichen. 1687, 2. ?üoZ von E. gestrichen. 1687, 3. siner E.] seine Hs. 1687, 4. ^«j 5^m Hs.

1688, 2. owcA H.] fehlt Hs.

1689, 1. in E.] im Hs.

1690, 3. gesähen ein ander fehlen] s. g, an einander Hs.

1691, 3. üz V.] von Hs. 1691, 4. von V. umgestellt. heim fehlt Hs. und Ausgaben.

1692, 3. freuten] freut da Ausgaben und Hs. diele] diet Hs und Ausgaben. 1692, 4. freuden da beriete] beriet Hs. und Ausgaben.

1695, 3. noch deheine] noch Hs. 1695, 4. Karade dem lande] Karadie in dem lande Hs. und Ausgaben.

1696, 4. der V.] die Hs.

1699, 3. sehen des järes] d. j. s. Hs. 1699, 4. ich sns] ich Hs. und Ausgaben. nimmer E.] ymmer H.

1700, 3. üzer Maieläne] aus Matelanes Hs.

1702, 2. beliberi] loarn Hs., wceren Ausgaben. 1702, 3. von V. gebessert.

}70^, 4. siz] sis Ausgaben. immer V.] nymmer Hs. JTOo, L beide samt] beide ensami Aw§.gt3i)oexi vw\^ ^^,

225

ÜBER DEN HANDSCHRIFTLICHEN TEXT DER GOTHISCHEN ÜBERSETZUNG DES BRIEFES

AN DIE RÖMER.

Der Brief an die Römer enthält nach der gewohnlichen Zählung 433 Verse, die auf sechzehn Capitel, deren umfangreichstes, das achte, 39 Verse zählt, das kleinste, das dreizehnte, nur 14, vertheilt sind. Von jenen nahezu fLinfthalbhundert Versen sind uns in der gothischen Übersetzung nicht mehr als 1 76 erhalten, die also auch mit Einrechnung der noch hinzu zu zählenden 15 unvollständigen Verse noch um mehr als zwanzig hinter der Hälfte jener Gesammtzahl zurückbleiben.

Die gothischen Verse aber verth eilen sich nach den bekannten Handschriften, einmal der in Wolfenbüttel, die eben nichts weiteres Gothisches als ihre wenigen Verse aus dem Briefe an die Römer ent- hält, übrigens, so viel man weiß, die einzige Handschrift in Deutschland mit Stücken der gothischen Bibelübersetzung ist, und dann der reich- haltigeren in Mailand, auf folgende Art. In Wolfenbüttel finden sich vier einzelne Stücke des Römerbriefes, die aus dem elften bis fünf- zehnten Capitel, deren aber keines darin vollständig ist, zusammen 34 Verse und noch acht Versstücke oder unvollständige Verse enthalten. Davon sind acht Verse und ein Versstück auch in Mailand, ein zweites Versstück aber und zwar der Beginn des Ganzen, aus dem 33. Verse des elften Capitels, ergänzt genau ein Mailänder Versstück zu einem vollständigen Verse.

Auch das aus dem Römerbriefe in Mailand Erhaltene bildet kein ununterbrochen Zusammenhängendes mehr, sondern zerfällt in vier größere Stücke und ein kleineres. Das größte umfasst etwa sechzig Verse ohne Unterbrechung, das vierte etwa dreißig, innerhalb deren auch das eine Wolfenbüttler Stück liegt, dessen acht Verse als auch in Mailand be- findlich kurz vorhin von uns schon bemerklich gemacht wurden, das kleinere fünfte aber enthält nur drei unversehrte Verse, nämlich den 22., 23. und 24. des sechzehnten Capitels, denen das Schlußstück des 21. Verses noch vorausgeht. Diese letzteren Verse aber bildeten zugleich den Schluß der gothischen Übersetzung des Römerbriefes, da gleich darauf die Worte du Rummim ustauh „an die Römer endigte" folgen und du Rümtmim melip ist us Kaurivpdn „an die Römer ist geschrieben aus Konntb^. Die sonst noch folgenden "Veiae ^^ 1^ wpAl ^ *l<^\?^>^ sJfio dem Gothen, wie sie auch einigen gr\ee\\W\\^A\ \\vN\\öi"$sv\\\>S^Ä^^ ^'^'^

GKültA/ifA X. \r^

226 ^^^^ MEYEK

Neuen Bundes abgehen. An einzelnen Versen sind in Mailand aus dem Ilomerbrief im Ganzen 149 vollständig erhalten nnd dazu noch aeht Versstücke, von denen das eine, wie wir oben schon bemerkten, in Wolfenbuttcl zu einem vollständigen Verse ergänzt wird. Es vertheilen sich die Verse aber so, daß sie außer den oben bereits bezeich- neten des sechzehnten Capitels und außer dem bewahrten Schlußverse des sechsten Capitels, sämmtlich dem siebenten bis vierzehnten Capitel angehören, von denen aber nur das siebente, mit 25 Versen, das nennte und zehnte, mit 33 und 21 Versen, und das dreizehnte, mit 14 Versen, ganz vollständig bewahrt sind. Gar nichts erhalten ist in Mailand aus dem fünfzehnten Capitel, von dem aber wie schon bemerkt in Wolfen- büttel einiges gerettet ist und zwar im Ganzen neun unversehrte Verse und zwei Versstücke. Dagegen sind ganz fiir uns verloren, mit Aus- nahme noch des letzten Verses im sechsten Capitel, die sechs ersten Capitel unseres Briefes.

In einer Kleinigkeit dürfen wir aber die letzte Bemerkung wohl noch beschränken. Das erste der uns erhaltenen acht dem Umfang nach einander ziemlich gleichen Stücke einer gothischen Erklärung des Evangeliums nach Johannes und zwar ein auch in Mailand befindliches (das dritte, vierte und achte jener Stücke befinden sich in der Vaticans- bibliothek in Rom) beginnt mit den Worten saei frapjai aippau eolgci fyP; allai usvandidMun samana uhbrtHyai vaurpun^ „der verständig sei oder suche Gott, alle wandten sich ab, zusammen wurden sie unnütz^. Diese Worte gehören ursprünglich dem Psalter an und zwar finden sie sich sowohl im vierzehnten Psalm, Vers 2 und 3, als in den mit ihnen fast ganz genau übereinstimmenden Versen 3 und 4 des 53. Psalmes, die wir nach den Siebzig hieher stellen, dabei das, was uns in gothi- scher Übersetzung nicht erhalten ist, einklammernd : [Kvgiog (Psalm 53 hat dafür: o d'eog) hx xov ovgavov didxvifBV €xl roitg viovg rtSv av- d'QciTtcav, xov iSalv sl söri] 0vviayi/ ri «xfiyrciv roi/ d'fov. nuvtsg ^|fi- Tikivav Zfia '^XQSicidifiOav [ovx iözi noimv XQYioxotrira (Psalm 53: aya^ov) ovx iotiv seDs ivog]. Aus dem Psalm aber sind die Worte, und zwar genauer als manche andere von ihm dem alten Bunde entnommene Stellen, von Paulus angeführt im dritten Capitel des Römerbriefes, dessen elfter und zwölfter Vers folgendermaßen lauten, wobei wir wieder einklammern wie oben: [ovx iötiv] 0vvi(ov ovx iariv ix^tiräv tov %b6v, ndvzBg i^ixXivav Sfia lixgsici^riöav [ovx icxtv notmv xQ'^^'^oxtifta ovx iaziv e&g ivog]. So weit sie ftir unsere gothische Übersetzung in Frage kommen, ßndet in den beiden PaaWexk xmdi >ö^\^wq\w& ^me fast voJlstäadige Übereinstimmung der Worte StaVt, Öi^y ti\w7A«vi ^vwööäxä

ÜBER DEN HANDSCHRIFTLICHEN TEXT etc. 227

untergeordnete Unterschied besteht darin, daß Paulus das ovx lönv wiederholt, während die Psalme kurzer mit ^ anreihen, wo nach dem hebräischen Urtext eigentlich gar nichts hätte stehen sollen. An das { scheint sich der Gothe mit seinem aippau „oder^ eng anzuschließen. Diese kleine Verschiedenheit von den Worten des Paulus ist nun aber von so untergeordneter Bedeutung und konnte, auch wenn keine emzige Handschrift des Römerbriefes, wie es wirklich der Fall zu sein scheint^ das fragliche { selbst enthielt, dem ganzen Zusammenhange nach be- grifflich so leicht entspringen, daß das (tippau jedenfalls noch nicht als irgend beweisend dafür gelten kann, daß der Gothe die Psalmenstelle selbst vor sich gehabt haben müsse. Da der Verfasser der Johannes-^ erklärung nun aber auch sonst einige Male seine Bibelstellen nicht ganz genau giebt, sein ganzes Werk aber in durchaus engstem Zusammen- hang mit dem Neuen Bunde steht, außerdem aber die fraglichen Worte in der christlichen W^elt ohne Zweifel erst dadurch geläufiger wurden, daß Paulus sie im Romerbriefe anführte, so hat für uns die Annahme ganz und gar kein Bedenken, daß jene in Fralge stehenden Worte dem Gothen zunächst nur neutestamentliche waren. Wir würden sie deshalb in einer Ausgabe der gothischen Bibelübersetzung nicht als Psalmen- brnchstück einreihen, wie es von einigen geschehen ist, sondern an der betreffenden Stelle des Römerbriefes, Cur den wir darin bei unsem obigen Zahlenangaben auch noch zwei besondere Versstücke mit in Anrechnung gebracht haben, deren erstes durch ein vorangehendes bloßes nist „nicht ist^ noch zu einem vollständigen Verse geworden sein würde.

Die auf die beiden besprochenen Versstucke des Romerbriefes, wie wir sie also bestimmt glauben bezeichnen zu dürfen, in der Jo- hanneserklärung unmittelbar folgenden Worte jahju nf daupaus atdrusun

,stava „und jetzt fielen sie unter das Gericht des Todes'' sind dem Neuen Bunde nicht mehr entlehnt. In Bezug auf sie mag hier noch l>emerkt sein, daß in der Handschrift nicht das dativische stauaij wie Maßmann in seiner ersten Veröffentlichung der Johanneserklärung vom Jahre 1834 hat, steht, sondern der Accusativ siaua^ wie Uppström mit Bestimmtheit versichert. Ihm aber verdanken wir die genaueste und jetzt allein noch maßgebende Ausgabe der Johanneserklärung, wie sie mit enthalten ist in seinen FVagmenta Gothica selecta ad fidem codicum Ambrosianorum Carolini Vaticani (Upsala 1861), über die ich bald nach ihrem Erscheinen in den Göttingischen gelehrten. ^\vl%\%<»dl nqijl ^'^^Vi IW] bis 140T genauer berichtet habe. Der Vo\\«»^tiÖl\^ä\. ^^^^'k^'^^

hier noch bemerkt sein, daß die oben bespiocYv^tiew \i«vdi^w^ ^^%^^:\^^^^

228 ^-EO MEYER

aus dem Briefe an die Kömer genau so wie früher von Maßmann, von Uppström wieder gelesen worden sind.

Für die in Wolfenbüttel bewahrten Verse des Römerbriefes aber, die nach einer neuen genauen Durchsicht der Handschrift in dem oben angeführten Werke von Uppström auch wieder neu herausgegeben worden sind, hat er in der That mehreres von der früheren Lesung Abweichende entdeckt, das hier auch wieder kurz zusammengestellt sein mag. Capitel 14, Vers 17 steht in der Handschrift piudangard und nicht das zu erwartende piudangardi „Reich", für dessen auslau- tendes i kein Platz mehr sei; 14, 11 ist das ursprünglich geschriebene alla razdd von dem Schreiber noch in all razdö „alle Jungen" verän- dert, wie denn der Gothe in ähnlichen Verbindungen mit dem Genetiv auch sonst immer das Neutrum setzt. Statt des unrichtigen mad 12, 20 fand Uppström deutliches mat „Speise", wie es die Mailänder Handschrift auch hat. Es beschränken sich daher die kleinen Verschiedenheiten in den Versen, die sowohl in Mailand als in Wolfenbüttel bewahrt sind, auf leitaidau „es werde gelassen" 12, 19, statt dessen die Mailänder Handschrift das gewöhnlichere letaidau bietet, und authairu „das Schwert" 13, 4, an dessen Stelle in Mailand hairau gelesen wird, die für den Accusativ minder gewöhnliche Form.

Wie höchst wichtig und gewinnreich nun aber auch schon alle bisherigen neuen Ausgaben der gothischen Texte durch Herrn Professor Uppström gewesen sind, die der Silberhandschrift (Upsala 1854), die der für verloren gehaltenen zehn Upsaler Blätter (Upsala 1857), und zuletzt die der in Mailand bewahrten Verse des Matthäus, der in Wol- fenbüttel erhaltenen Verse des Römerbriefes und der Johanneserklärung, welche letzteren drei Sachen eben in den oben genannten Fragmenta Gothica selecta (Upsala 1861) zusammengefasst sind, so scheinen in der That doch alle seine früheren Arbeiten fast in Schatten gestellt werden zu sollen durch seine neueste, der wir mit dem lebhaftesten Verlangen entgegen sehen, wir meinen seine Ausgabe aller in Mailand befindlichen gothischen Denkmäler und also namentlich der umfangreichen Stücke der paulinischen Briefe. Schon auf der Philologenversammlung in Han- nover habe ich in einem kurzen Vortrage vor der germanistischen Sec- tion die hohe Wichtigkeit dieser in Aussicht stehenden Veröflfentlichung hervorgehoben und sie namentlicht in einigen Einzelnheiten verdeutlicht, wie deren Herr Professor Uppström mir eine erkleckliche Anzahl in freundscbaftVicbater Weise vorläufig brieflich mitgetheilt hatte. Nun bat der Drtick bereits begonnen, und wenn seme ¥*o\ÖLCvvm^ ^wöo. t^ö^Vjl ^- raume Zeit in Aospruch nehmen wird, so -w^TÖien V\t öioöpi \^ taödX. ^- ^uferner Zeit der Vollendung des Ganzen en\^es^n ^Äv^n ?yÄ«^^xv.

ÜBER DEN HANDSCHRIFTLICHEN TEXT etc. 229

Die ersten beiden ßogen, in denen das vom Komerbrief Bewahrte schon vollständig enthalten ist nnd einige Stücke auch schon aus dem ersten Briefe an die Korinther, hat Uppstroms Freundschaft mir bereits in die Hände gelegt und mit ihnen in uneigennützigster Weise die Er- laubniss völlig freier Benutzung. Da kann ich ihm nicht besser danken, und ich möchte es gern auf die beste Weise, als wenn ich, sogleich nach- dem eine andere muhvolle nnd langwierige Arbeit wieder die Hand frei gelassen hat, an diesem Orte seine köstlichen Blätter gewissermaßen mit ihm selbst wieder durchlese und des neuen Gewinnes gemeinsam mit ihm mich von Neuem erfreue. Meine Bemerkungen und Mittheilungen sollen sich aber ganz auf den Römerbrief beschränken. Aber auch an diesem in der Mailänder Handschrift kaum anderthalb hundert Verse zählenden Stück wird sich schon aufs Allerdeutlichste berechnen lassen» wie ungemein viel Neues Uppstroms sorgsames Auge gefunden hat und wie neben seiner neuesten Arbeit nun plötzlich alle früheren Ausgaben der gothischen Denkmäler, von ihren sonstigen zum Theil sehr großen Verdiensten ganz abgesehen, doch in ihrem gothischen Text als völlig Teraltet und wirklich unbrauchbar geworden erscheinen müßen.

Im siebenten Capitel, Vers 3, giebt üppström ip jabai „aber wenn** statt des bisherigen einfachen jabaiy neben dem dem griechischen di gegenüber die Bezeichnung des Gegensatzes empfindlich vermisst wurde; Vers 7 wird gelesen nia sijai und ebenso Vers 13 statt der früheren ni iijai; man las jenes nis sijai auch früher schon Römer 9, 14; 11, 1 und 1 1 , während ni sijai gar nicht im Römerbriefe vorkommt. Über die weibliche Form nimandei Vers 8 und Vers 11 statt des früheren un- richtigen nimands^ das nur männlich sein konnte, habe ich schon im neunten Jahrgange der Germania, Seite 137, gehandelt und ebenso zwei Seiten früher über Uppstroms naua vas „sie war todt" am Schluß des achten Verses statt des alten vas navis; die Form navis ist gänzlich beseitigt Vers 9 giebt üppström von dem bisher Gelesenen, oder darf man wohl sagen nur Gerathenen, {/) ik simle inu vitdp libaida at qvimandeirin wesentlich verschieden tp ik qvius inu vitop simle ff) qvimandein^ daß also Maßmanns nach qvimandein eingeschobenes 7><2n durchaus missrathen ist; übrigens ist, wo es sich um strenge Behandlung handschriftlicher Überlieferung handelt, auch durcliaus unnöthig, die zahllosen Änderungs- vorschläge und auch wirklich ausgeführten Änderungen dieses sonst 80 verdienten Gelehrten irgend wie zu berücksichtigen, und ganz ins- besondere in Bezug auf die gothischen Texte, in denen jeder Buch- stabe ein schweres Gewicht für uns hat wuÖL ti\d\\. ^^\^^ \i<^vä^\^^ Meinungen und MnthmnßimgQu geopfert werdew Vviww. N vix^ \^ '^vä^^s^J^

^30 LEO MEYER

bei Uppström mit ni dem einfachen griechiAehen ov der besseren Hand- schriften gegenüber, wahrend früher bigita „ich finde^ zugefugt wurde, wie mehrere griechische Handschriften allerdings noch svQÜma haben» Vers 23 steht andveüiandcfj nicht unrichtiges andvaihandö; das einfache peüian „kämpfen^ (nicht veigan^ wie mehrfach mit Unrecht geschrieben wird) ist noch belegt Timotheus 2, 2, 4 im Infinitiv veihan und Ko- rinther 1, 15, 32 im Präteritum vaih „ich kämpfte^, Vers 24 beginnt dem griechischen taXaixfOQog „unglücklich, elend^ gegenüber nicht mit vainansy sondern mit dem durch mehrseitige Muthmaßungen ge- wissermaßen schon vorbereiteten vainagsy das in den gothischen Denk- mälern, falls man nicht etwa veinei „wenn doch^ damit zusammenstellen darf, sonst keine nahzugehörige Formen zur Seite hat; es entsprechen aber genau althochdeutsches wenac^ wenag^ wSneg „unglücklich^ mittel- hochdeutsches winee „unglücklich, klein, gering, wenig^ und unser wenigy die man schwerlich mit unserm weinen^ dem gothiscbea qvaiMdn entspricht, zusammenbringen darf.

Im achten Capitel sind am Ende des vierten Verses die den grie- chischen aXku xatä nvBvyM entsprechenden Worte ak bi ahmin, die wir bei Uppström lesen, bisher ganz übersehen ; sie bilden den Schlnß einer der etwas längeren handschriftlichen Zeilen. Den Ausgang des neunten Verses las man früher fiabai pis ni Ut Uy was Maßmann in habaip ts ni ist U änderte, eine wegen des in ganz verschiedener Be- deutung wiederholten ts jedenfalls sehr wenig zusagende Ausdrucks« weise; Uppström giebt habaip sa nisi ts^ wodurch alle Bedenken gehoben werden und namentlich auch das die ungewöhnliche Trennung von ni pnd Ut betreffende, statt deren sonst überall nur nist vorkommt. Die Vers 36 ganz vereinzelt begegnende Verbindung m piik „deinetwegen", statt deren man wohl hätte m peina erwarten mögen, wie zum Beispiel Markus 8, 35 und sonst m meina „meinetwegen'' gebraucht ist, giebt Uppström auch. Im 38- Verse waren die Worte ni Ubains „nicht Leben" gimz übersehen, Uppström hat ni daupu9 ni libaina nih agg^ljua; im folgenden Verse steht dem griechischen ivw^öMtm nicht mahteiga Ut gegenüber, sondern nach dem gewöhnlicheren Gebrauche kürzer mögt; nur die Participform dvvdfisvos ist ein paarmal (Epheser 3, 20; Ti- motheus 2, 3, 7 und 15) durch mahteigs übersetzt.

Das neunte Capitel erhält durch Uppström zunächst Bestätigung

für die auffallige Form unhveilo Vers 2 und für usbida in Vers 3; dann

aber wird das frühere IsraSUiai Vers 4 in liraikitai verändert, wie die

Aemde Namensform auch sonst nur ci Vm \\iti^v\si Vk^x, wwxiUßh nitcb

^ämer 11, l und Korinther 2, 11, TL. ^ex^a % ^\ÄiVVi^^%\xb\ii

ÜBER DEN HANDSCHBIFTLIGHEN TEXT etc. 231

** ** «

der Handschrift us laraela statt des alten us Israel ^ wie der Gothe

auch sonst ganz gewöhnlich den im griechischen und lateinischen Text qnflectierten hebräischen Nametosformen gothische Flexion zufügt, wie zum Beispiel gleich im folgenden Verse in In haha. In Bezug auf die wahrscheinlich znßjaida „ich hasste^ V. 13 gehörige Randlesart andvaih ,,ich bekämpfte^, wie man geglaubt hat lesen zu dürfen, miißen wir abwarten, was Uppström in seinen Anmerkungen bringen wird, die nicht wie in seiner Ausgabe der Silberhandschrift und den übrigen gleich unter den Text gestellt sind, sondern den Schluß des Ganzen bilden sollen. Dem schließenden Sv av olntiigm Vers 15 gegenüber giebt Uppström das unentbehrliche panei bleipja ohne die handschrift- liche Beglaubigung, da er nach einem gewiss nicht zu scheltenden Grundsatz offenbare Fehler der Handschrift seinem Text entzieht. Vers 17 erscheint an Stelle des störenden laradni die rein gothische Dativform I'aradna; gleich darauf heißt es an Stelle des griechischen ort sig avto tovto itiiyHQd ob nicht untS tn pizS jah raisida puky son- dern genauer sich anfugend unte du pamma ailbf-n urraisida puk; neben dem häufigen urraujan „aufrichten, erwecken^ und dem noch häufigeren urreisan „aufstehen, sich erheben" begegnet keine einzige nahzugehörige Form ohne das Präfix ur (für ui). Statt des unrichtigen andatandi Vers 19 giebt Uppström andstandip^ das eine Zeile der Handschrift schließt, wie mit allen Versschlüssen die Handschrift auch die Zeilen abzubrechen pflegt. Im folgenden Verse erhalten wir statt des stören den gadikis „Gebilde^ ein gadigisj das mit dem nah darauf folgenden diffondin „dem Bildenden^ eng zusammen gehört. Von dem daraus sich ergebenden Zeitwort kommen sonst nur noch die passiven Particip- formen gadigan» (Timotheus 1, 2, 13) und digana (Timotheus 2, 2, 20) vor« was alles zusammen für das Gothische den in der Regel ange- setzten Infinitiv deigan „bilden^ noch nicht erzwingt; er ergiebt sich indess aus dem ohne Zweifel zugehörigen daigs „Teig, Masse ^ und wird auch sonst noch sehr wahrscheinlich gemacht durch weiter ver- wandte Formen, wie das altindische dih (für digK) „beschmieren, be- streichen^, dem das lateinische ^n^er« „bilden" (jaus dinngere (ur dinghere) entspricht. Vers 25 steht nicht die Naniensform OaÜn^ sondern Osaiin also ausnahmsweise mit cd ffir griechisches 17, da man ein altes *Sl0SB neben ^Hfttii doch schwerlich wird vermnthen dürfen. Am Schluß des- selben Verses steht statt der ungeschlechtigen Pluralformen unlivbdna Uubdna^ über die von der Gabelentz und Loebe gar nichts bemerken, dem griecbiscben tijv ovx i^yaTtijiiivTiv iiyaiLii\^ivx{V ^<e\^a5\ ^w\&^x^ööaw^ pounUuöon b'ubon. Für das griechische XQa^€t ^udL^iv mtN ^x^'El Wb^^Oj^^

232 LEO MEYER

nicht das bisherige schon durch sein ei störende greteip; gretan über- setzt sonst nur kXuCsiv^ xgd^stv ist stets durch hrdpjan oder auch uf- hrdpjan wiedergegeben. Nicht das fragende niu, wie man früher gelesen hat, wobei freilich die große Ähnlichkeit der gothischen u und h sehr leicht auf das Richtige leitete, sondern das unbedenkliche nih finden wir Vers 29 dem griechischen ei (irf gegenüber, das auch sonst noch mehrfach damit übersetzt wird. Der folgende Vers beginnt mit hva „was", wo nach der alten Angabe die Handschrift hvd haben sollte, und schließt mit galaubeinai^ deren drei Schlußzeichen früher nicht gefunden sind; über beides werden üppstroms Anmerkungen ohne Zweifel das Genauere angeben. Noch ist für das neunte Capitel zu bemerken, daß in seinem Schlußverse die Handschrift allerdings nur lauljands „glaubend" bietet, wie Uppström mir brieflich mittheilte, den zahllosen Formen mit dem Präfix ga gegenüber ohne Zweifel aber nur durch ein Versehen, weshalb im Texte auch galau'jands gegeben ist.

In Bezug auf das zehnte Capitel ist für Vers 7 noch zu erwarten, ob Uppström über einige am Rande gefundene Buchstaben, rjd wie an- gegeben ist, etwa Genaueres mittheilen wird. Im neunten Verse steht nicht fraujan^ sondern der Dativ fraujin^ von vorhergehendem andhcdtia „du bekennst" abhängig ; ähnlich ist das häufigere andhaitan „bekennen'* auch sonst nur mit dem Dativ verbunden. Im selben Verse wurden in urraisida ils daupaim „er erweckte von den Todten" die Silben da tu nicht vermisst, sondern stehen in der Handschrift über der Zeile, wie Uppström mir schreibt; Maßmann giebt es nicht an, von der Gabelentz und Loebe aber haben es in ihren Nachträgen schon bemerkt. Auch im elften Verse ist in galaubjands das ga übergeschrieben. Der folgende Vers enthält bei Uppström sa sama „der selbe**, wo man das erste aa in der Handschrift bisher nicht fand. Vers 14 steht nicht bloßes pammei »welchem'*, sondern du pammei^ von ni galaubidedun „sie glaubten nicht** abhängig; beide Verbindungsweisen, bloßer Dativ oder Dativ mit du^ sind bei galaubjdk sehr gewöhnlich. Über das schließende inu m^andan „ohne Verkündigenden** ist noch nichts bemerkt, nach der alten Mit- theilung stände in der Handschrift störendes ma statt inu. Vers 18 giebt Uppström andins „Gränzen**, eine bisher nur unsicher gelesene Form, über die seine Anmerkungen gewiss auch genauer berichten werden ; die Grimdform andi- „Gränze** scheint sonst nur noch belegt in der Znsammensetzung andi-lauscaze „gränzenloser** Timotheus 1, 1, 4, wo aber die eine Handschrift andalausaüe haben soll; in der Zusamnien- setzung könnte indess das andi-- awcVi aeVvT ^oW ä.\x% aud^a ^^Eude" verkürzt, sein. Statt des alten duvcViivus. \5eÖL<iTvVX\e)c\e.w muAx. V^udoi^ m

UBEK DEN HANDSCHRIFTLICHEN TEXT etc. 233

piuda Vers 19 9 dem griechischen lar ovu i^vBV hnl id'vst gegenüber, bringt Uppstrom alle Schwierigkeit auflösend 'in unpiuddn in piuddi ^in Nichtvölkem, in einem Volke^, daß also das gleich folgende un- fräpjandein ^unverständig^ Dativ ist, nicht, wie man früher meinen mußte, Accusativ; die Zusammensetzung unpiuda „Unvolk, Nichtvolk^ begegnet nur hier, ist also eine neugewonnene Wortform, wenn sie auch schon früher gemuthmaßt worden ist. Vers 20 giebt Uppstrom frigitans varp paim ohne mip vor der letztgenannten Dativform, wie früher gelesen wurde; Maßmann hat das mip allerdings auch nicht, aber, da er gar nichts darüber sagt, wohl nur aus Versehen.

Das elfte Capitel hat gleich in seinem ersten Verse eine wesent^ liehe Besserung erfahren, es steht nicht das unmögliche managein sein- arnfna^ sondern arhja seinamma „seinem Erbe^, wornach der Gothe also nicht tov Xaov gelesen haben kann, sondern, wie auch ein paar andere Handschriften haben, xriv xXi]QOvofiiav ^ das auch sonst immer durch arbi übersetzt ist. Der zwölfte Vers beginnt nicht mit appan „aber'*, wie man bis jetzt hatte, sondern mit ip ^ das noch mit mehr Nachdruck entgegensetzt; im folgenden Verse finden wir piuddm ohne das vorausgehende Demonstrativ paim der alten Ausgaben. Der dann folgende Vers hat nach dem voraus gesandten ei hvaiva »ob etwa* statt des indicativen brigga jetzt ein optatives briggau erhalten, das mit dem bald folgenden ganayau also im schönsten Einklang steht. Im 16. Verse ist die störende Verbindung des männlichen hvas „wer* mit dem weiblichen andanumts „Annahme* verschwunden, und mit einem zugewonnenen ö heißt es jetzt sehr einfach hva ad andanumts „was (ist) die Annahme*. Zwei Unglücksformen Vers 17 und 18, dort das dati- vische vaurhUa und hier accusativisches vanrts finden wir auch nicht mehr; als Dativ giebt Uppstrom vaurtai^ als Accusativ vaurtj zwei ganz regelmäßige Casusformen zu der auch sonst mehrfach gebrauchten weiblichen Grundform vaurti- „Wurzel". Nicht qmpais, sondern die Indicativform qvipis beginnt den 19. Vers, dem griechischen Futur igstg gegenüber. Vers 22 steht nicht mehr das anstößige appan „aber*, sondern das erwartete aippau „sonst", mit dem auch noch Korinther 1, 16, 29 das griechische hnsi übersetzt ist, und Korinther 1, 7, 14 fxsl aga. In diesem Verse steht nicht, wie man früher las, pis vilpein^ sondern pis vilpjis „des wilden**, statt dessen man wohl die schwache Form pis. vilpjins erwarten mußte, wie Uppstrom auch in seinen Text aufgenommen hat; der selbe Vers enthält noch eine wichtige Verände- rung in der Participform mtriMgips „eingepfroip^^ «tv ^\.^<i ^^'^ ^^^- heren ^erus^ans, die einzifre Bildung, nacVx der tiv^w VA^^iv v:\\v /sNä^^'s^

234 LEO MEYER

Verb Intriagan anzusetzen sich für berechtigt hielt, das also nun erloschen ist; die noch zugehörigen gothischen Bildungen schließen sich sämmt^ lieh an ein abgeleitetes Zeitwort intrusgjan* Im folgenden Verse war das unentbehrliche unvetsema „unwissende" früher übersehen; es gebt dem Vocativ brdprjus unmittelbar voraus. Für das elfte Capitel ist dann nur noch zu bemerken, daß Vers 33 dem griechischen i ßi%(^ gegenüber d diupipa gelesen wird, wo man das d früher nicht hatte.

Das zwölfte Capitel zeigt Vers 10 nicht mehr friapvamüdaiy soli- dem friapvamüdjai »liebesmild, liebreich"*, das also mit unmüija ^lieblos" Timotheus 2, 3, 3 in vollstem Einklang steht und außer Zweifel stellt, daß unser milde in gothischer Grundform fm7c(;a-^ lautete; von nahzugehörigen Formen finden wir in unsem gothischen Denk- mälern sonst nur noch das weibliche mildipa »Milde, Erbarmnng, Filipper 2,1. Im 16. Verse giebt Uppström vor hnaivam »niedrigen" den früher nicht gelesenen Artikel paim; dann ist aber nah voraus noch eine Störung beseitigt, die in den Worten ni haukipa frapjandtms lag, dem griechischen (lij ja vinfXa q>Qovovvtes gegenüber. Außer in der mehrfach begegnenden Verbindung pata samd frapjan »das selbe denken, einmüthig sein**, die auch gerade in diesem 16. Verse vor- kommt^ steht nämlich sonst nie der Accnsativ neben /r<7J[);an,r sondern der Dativ, wie noch neulich von Arthur Köhler in seiner schätzens- werthen kleinen Schrift 'Über den syntaktischen Gebranch des Dativs im Gothischen, (Dresden 1864) hervorgehoben ist. Da ist aber Seite 27 aus Versehen angegeben, es habe sich statt jener störenden Verbindung die Lesart ni hauhabä frapjandans ergeben ; Uppstrum giebt ni haubaba hugjandana^ wie zum Beispiel Filipper 2, 2 auch das griechische %o aino q>QOvatv durch pata aamd hugjan »das selbe denken^ übersetzt ist.

Im 13. Capitel sind von Uppström mehrere kleinere Wörter bei- gebracht, die früher übersehen waren, so steht Vers 6 dem griechischen ilg avto tovxo xqos xaQtegovvzsg „eben dazu beharrlich arbeitend^ im Gothischen gegenüber m pamma »ilhin akalkinSndana »in demselben dienend", worin man früher das m unbeachtet gelassen hatte, das in der Handschrift eine Zeile schließt, und Vers 9 fügt Uppström nach ^nabusne ein ist zu, das in der Handschrift auch den Schluß einer ziemlich langen Zeile bildet. Dann ist Vers 8 unmittelbar vor mtMO »gegenseitig*" noch die Pronominalform tzvis »euch** hervorgetreten; so steht das missd nirgend mehr ohne zugefügtes Pronomen: denn die einzige Stelle, wo es außer an der vorliegenden früher noch so vorkam, Galater 5, 26, ist durch Uppström, "wVe «t in\t %Oa«w fexsJfikssi V^neflich witibeilte^ auch anders geworden; die Häwöä^V^SSx. Wv ^w\. TÄd>5v\. \C\

ÜBER DEN HANDSCHRIFTLICHEN TEXT etc- 235

Toirpauna flautandana tnissd ushaitandans an Stelle des griechiBchen ff^ yivtifk9%a kBv68o%oi aAAifAovg ngonakov^iBvoi y sondern m vairpaima fiaulai WM miMd whaäandana „werden wir nicht prahlerisch, uns ein- ander herausfordernd^, durch welche letztere Änderung ein neues Ad*- jectiv flauts „prahlerisch^ ans Licht gekommen ist und die störende Verbalform flautan beseitigt, statt deren aus der einzig belegten Form ni flauteip »sie prahlt nicht" Korinther 1, 13, 4 nur ein flautjan sich ergiebt. Im schon angeführten neunten Verse ist noch eine ganz neue Wortform gewonnen: statt des bisherigen faihugeirdrgaif giebt Uppstrom ein durchaus ixeaeB faihugeigcM »du seiest habsüchtig", das als zusammen- gesetzt nur ein abgeleitetes Verb sein kann mit dem Präteritum /cdhw geigaida. Die Verbalform /otAtf^^trdn, die eben nur hier vorkam, ist damit also erioschen. Man hatte aber an zwei Stellen noch nahzugehörige weiter bestätigende Substantive, nämlich foxhugArt Timothens 1, 6, 10 als Nominativ dem griechischen fpiXaQyvQÜt »Habsucht" gegenüber und faikugeirdni Kolosser 3, 5, dem griechischen nkiovs^lav entsprechend als Accusativ, statt dessen man ein naheliegendes faihugeirdn vermuthet hat als regelmäßig gebildeten Accusativ zu jenem weiblichen fcahugeM. Nun &nd aber Uppstrom an der letzteren Stelle vielmehr fcdhugeig^ und an der vorausgehenden/atAt#^«^d, die sich also deutlich an jenes /otAti^^^oft „begehren^ anschließen, und weiter wohl nah zusammenhängen mit dem mehrere Male auftretenden ga-geigan oder ga-^eiggan ^^gewinnen", mit dem das griechische xegdaivsiv übersetzt wird. Mit jenem fazhugeirdn und /os- hugeird ist aber auch noch eine dritte bisher dazu gestellte Form gefallen, nämlich das sächliche gatrunij das man aus dem Dslüv gairunja Thessaloni- cher ly 4, 5 entnahm, wo Uppstrom vielmehr gaimein ans Licht gebracht hat, das dem griechischen xa^og Leidenschaft" übersetzend gegenübersteht, während es Korinther 2, 7, 7 und 11 dem griechischen ixixo^Tiöig »Ver- langen" und Korinther 2, 8, 19 und 9, 2 dem griechischen nQodvfiia „Lust, Bereitwilligkeit" entspricht. Somit ist alles verschwunden, was die bisher angesetzte auch in sich durchaus unwahrscheinliche Verbal-» form geiran »begehren" anzusetzen hätte erlauben können; was dazu gestellt worden ist, beschränkt sich jetzt auf wenige Formen, die sämmt- lich auf ein adjectivisches gaima- »verlangend" zurückkommen. Darin steckt aber ganz gewiss kein Grundvocal t, sondern a und es stellt sich unmittelbar zum altindischen hdryati (ans altem ghdryati) „er liebt, er verlangt **, zu dem zum Beispiel auch das lateinische grdtus (ans ghrdtui) ^erwünscht" gehört. Über drttgkaneim „Trunkenheiten" , das im 13. Verse entgegentritt, werden Uppstroms A.nmetVaw^'fcTi cJVvcv^ Ti^^&RS. Näheres sagen; von der Gabelentz und Lioebe g^View di«^^ >ö^§iÄ\}«ÄR^^

236 LEO MEYER, ÜBER DEN HANDSCHRIFTLICHEN TEAi eic.

dragkameim^ bemerken aber in der Anmerkung zu drugkaneina Galater 5, 21, daß dort vielmehr bei neuer Prüfung drugkameim gelesen sei, für das nun drugkaneim werde gesetzt werden müssen. Wir haben in drug- kanei „Trunkenheit" das einfach gebildete Abstractum zu der Particip- form drugkans^ wie sie zum Beispiel Korinther 1, 11, 21 mit tat dem griechischen fiB&vsi ,^er ist trunken** gegenübersteht.

Im 14. Capitel gestaltet sich gleich im ersten Verse der auffallige Pluralgenetiv mttdnö „der Gedanken ** von der Grundform müdm- durch Uppström in das regelmäßige mitone um, wie auch Epheser 2, 3 das gleichbedeutende gamitdne schon früher gelesen wurde imd zum Bei- spiel Markus 7, 21 der entsprechende Plural nominativ mitoneU sich findet. Im dritten Verse enthält wirklich die Handschrift das unrichtige pana mafjandin statt des richtigen pana maijandan »den starken**, wie auch üppstrom in seinen Text aufnahm, während sich einige Wörter früher das handschriftliche /raÄMm statt /raAunm „er verachte** eher festhalten ließ. Auch im folgenden Verse hat üppstrom eine hand- schriftliche Form verändert, nämlich das ganz vereinzelt stehende ga- jßtdpanan „feststellen**, das dem griechischen örrjcav gegenüber 'steht, in gasfopan. Wenn der Zusammenhang jener Form mit standan ^stehen" und dem Präteritum stop „ich stand** auch unverkennbar ist, so hatte man doch keine andere abgeleitete Form dieses sonst so häufigen Ver- bums, die sich ganz nah dazu stellen ließ, als das versschließende ungasiopanai „unstät, unbeständig" Korinther 1, 4, 11 Statt dessen hat nun aber Uppström ein kürzeres ungasiöpai gefunden und das hat jene Änderung der handschriftlichen Lesart wohl veranlasst.

Von Vers 9 an befindet sich der übrige Theil des 14. Capitels und ebenso was vom 15. Capitel bewahrt ist, in den Wolfenbüttler Stücken, von denen schon oben die Rede war. Für die Schlußverse des 16. Capitels ist durch Uppström noch dem griechischen Tsqzios gegenüber die Form Tairtius gebracht, statt des bisherigen durch sein inneres e anstößigen Tertius. Damit haben wir das für den Kömerbrief durch Uppströms unermüdliche Bemühungen neu Gewonnene im We- sentlichen bezeichnet, das für den verhältnissmäßig geringen Umfang in der That ganz außerordentlich viel ist und für unser Verständniss des Gothischen von allerhöchster Bedeutung. Als Ankündigung der Arbeit Uppströms mag dieß hier genügen; wenn wir erst so glücklich sind, das Unschätzbare vollständig in Händen zu halten, darf ich wohl in ausführlicherem Bericht in dieser Zeitschrift darauf zurückkommen. GÖTTINQEN, den 15. Februar 1865. I^E.0 MEYER.

237

NEUES BRÜCHSTÜCK VON ALBRECHT VON

HALBERSTADT.

Ein glücklicher Zufall führte mir vor einiger Zeit ein neues Bruchetnck von Albrecht von Halberstadt zu. Der Herr Assessor Steinfeld übergab mir nämlich einen beschriebenen Pergamentstreifen, der ihm beim Durchsuchen der auf dem hiesigen Regierungsgebäude befindlichen Acten unter die Hände gerathen war. Dieser Streifen ent- hält 144 Verse von Albrechts Ovidübersetzung (Ovid. Metam. VI, 440—480). Der Augenschein lehrt, daß er ein Stück desselben Exem- plares ist, von welchem ein anderes Stück mein Ereund, der Herr Geh, Archivrath Dr. Leverkus, auf dem hiesigen Rathhause aufzufinden das Glück hatte. Ohne Zweifel gehörte es zu der gräflich-oldenburgi- schen Bibliothek, die Graf Christoph (f 1566) gesammelt hat, die später zum Theil verbrannt, zum Theil zerstreut ist. Was Leverkus in Haupts Zeitschrift f. d. A. II, 360 -.7 über das Äußere der Hand- schrift mitgetheilt hat, gilt auch von diesem Bruchstücke; es findet sich indess dort ein Druckfehler, der hiermit berichtigt wird. Wenn es dort heißt, die Schrift sei eine schöne und große Majuskel, so ist das unrichtig; es muß 'Minuskel' heißen. Außerdem ist noch zu er- wähnen, daß die Columne des neuen Bruekstückes 36 Zeilen enthält^ während die Columne des alten Bruchstückes nur 35 hat. Bemerkeiw- werth ist noch, daß oben ein großes C und unten das römische Zahl- zeichen IX steht. Damit ist die 9. Lage der Hs. bezeichnet und unser Blatt war somit, die Lage zu 4 Doppelblättern (eioem Quatemio) ge- rechnet, das 72. der Hs.

Leider ist aber auch dieses Bruchstück nicht ganz unversehrt auf uns gekommen; die Scheere des Buchbinders hat es beschnitten, wodurch mehrere Buchstaben zum Opfer gefallen sind; sodann ist mit großen Buchstaben darauf geschrieben:

Copia küche[n]

Abrechnun[g] 623. Dies hat an den betrefienden Stellen das Lesen einiger Wörter erschwert. Die Jahreszahl [1]623 das ältere Bruchstück diente als Umschlag eines, Einquartierungsregisters aus dem Jahre 1625 lässt vermuthen, daß um diese Zeit die damals vielleicht noc\i uün^tä^tX.^ ^^^ää^Jsä^ zerrissen und zu J3ucA binderzwecken verbiavicVil «.eviv. tkvx^.

238 A. LÜBBEN

Es folgt nachstehend eine ^wortgetreue Abschrift; Alles was zwi- schen Klammern steht, ist ergänzt; es fehlte entweder am Bande voll- ständig oder war, in der Mitte stehend^ unleserlich. Die Ergänzungen, die mit genauer Berücksichtigung des Raumes, den die fehlenden Buch- staben eingenommen haben würden, gemacht sind, rühren von Leverkus und mir gemeinschaftlich her.

a. Diu ]vrowe irem manne *ob] ich etteswanne Ju v]Iiz in hniden icht getete, vo]lgt herre, miner bete. 5. Lat Jmich varen über se, vf ] daz daz ich gese Den] vater vnde die swester min.

ma]ch des aber nicht sin, Diu] swester kome zu mir here. 10. vf] daz er dich gewere.

Gib] ime den eit ze phande, daz] wir sie ime ze lande S('nd]en in uil körzen tagen.

ich] wil iz ze grozer [ere] sagen, 15. Mac]h min wille vure gan.'*

dejr vTowen bete wart getan. Der] koning nicht en beite, wa]n daz er sich bereite Mit] den schiffen an die vart. 20. ou]ch stunt der wint dare wart.

Dar] der koning wolde vare.

de]8 quam er uil schiere dare. Do] der s weher vernam, da]z sin eidem dare quam, 25. Er] in gesehen wolde.

do] tet er als er solde. Er] gruzte sine geste,

di]e snoden vnde die beste, Mi]t sconem antfange. 30. do] ne redete nicht lange Tejreus die krumbe,

er]en sagete war vmbe ErJ dar komen were. "dijch lazet biten sere

NKlIEft imiJClISTÜCK VON ALBRECHT VON HALBERSTADT. 239.

.'{5. Di]n tochter uz der mazen^ d]az du sie wellest lazen

I). Ir s wester gesehen.

mach unser wille geschehn, Wiltu dar an genenden, 40. daz wir sie heim senden In kurzen tagen beide,

daz swer ich bi dem eide."

Die wile quam her gegan,

dar vmbe daz biten wart get[an]. 4r>. An grozeme homvte kleidere uil gute Tnich sie ane uon golde.

ob sie tragen solde Da ze rome ein keiserin, 50. des wil ich gewis sin, Sie worden da uil tiure. doch was div creatiiire So wunnechlich dar vnder, daz mau gotes wunder 55. Dar ane mochte scowen.

v&r megede, v&r vrowen, Vur alle erdesche wip

g[at] ir wunneclilicher lip Ze uorne alse verne 60. so der tage Sterne, Swenner luter uf gat,

vnd in diu trübe verlat, Vnde die Sternen alle vil^gare mit talle C5. Mvzen ime vnt wichen, recht al samelichen Erleschete div reine daz edele gesteine An ir libe also gare, 70. daz is niemen wart gewar[(»]. Durch ir selbes scone sie trüch eine kröne

240 A. LÜBBEN

c. In der] koninginne sal.

8i]e trat uil lise in den sa), 76. Diu 8c]one phylomena,

vnd] ir gesellen dar na. Dar] under sie ze uom schein,

wujnnechlicher uil dan ein Blujme in dem meyen. 80. ein]er wilden feyen

Gelicjhe sie erluchte.

daz] sie so scone duchte Dem] gaste zu dem male, daz] wart ir beider quäle. 85. Wan d]o sie Tereus gesach,

ni]e geschiebt daz ime gescacb. Gar er] der rede vergaz,

vndj allez swigende saz. Er be]gi;ind en binnen 90. rajzen uon vnsinnen

Vnd v]on gedanken manechvalt.

do] gedacht er mit gewalt Pandjyony dem alden die] maget uor behalden, 95. Vnde] sie beherten

mit] blutegen swerten. Do gejdachter aber, wie

er] einer vrowen, div sie Hete] in grozer hüte, 100. ver]gebe mit deme gute,

Daz si]e daz kint verriete

dur]ch Ion vnde durch miete, Vnd] ob sie ouch ze lone eischjete die kröne 105. Vnd] aisin koning riebe, also] tobeliche Was er] des tiubels genoz, in d]uchte nicht ze groz,

d. Alle ding durch sie ze tvne. 110. so tumplichen kvne Machet ime div m\t«\e daz herz vnd a\ die »itme.

NEUES BRÜCHSTÜCK VON ALBREÖHT VON HALBERSTADT. Üf

Daz swigen du<;ht in al ze lanc, went in div liebe betwanc 115. Keren ander weide

mit bete ioeh mit leide Zu siner vrowen botescaft.

div minne tet in redehaft. Swen er uz dem wege trat .

120. vnd uzer mazen gebat, Verrer den er solde,

80 sageter, daz wolde Sin vrowe recht al samelich, iz wäre uil vmbillich, 125. Ob er nicht en tete,

des in sin vrowe bete. Ouch weinet er dar vnder;

wie getan ein wunder, Daz meinen an der erden 130. vber ne mach werden.

Zu sinem ungelucke

ouch hanget an deme ruck[e] Vf deme vater uil na div scone philomena 135. Mit wizen iren henden, vnde bat sich senden Vlizechlichen über se,

daz sie die swester gese. Dar vmbe kuste sinen mvnt 140. die scone maget wol dusent [stunt,]

Des vater. zu dem male

daz was ein groz quäle Dem ungetruwen gaste, vnde wucherte vaste. Was die Eeime betrifft, so bietet dieses Bruchstück folgendes rkenswerthe dar. were (für wcßre) : scre (wie Br. a. 278). keiserin : . unfivtchen : ahameliclien 65. (hier begegnet also 'liehen im Reime tsch Albr. v. H. CLXXXVI). konincriche : iobeliche 140. alsamelt:h: 123 (s. Bartsch CCXLIl). Rührende Reime, die fast eine Lieb- ei Albrechts zn sein scheinen , giebt es s^ÄVisX ^wÄ^.' vö. ^vi'^'^\Ä. 1 Bruchstück mehrere. Außer dorn bereits «lwo^^^cJcäV^xv A^cVn^^^^ 2l:sal73. über sei gesSh. 137. alle : mit alle ^"4. ua % PA^^X'Oxv.^^

242 A. LUBBEN

75. 133. Die niederdeutsche Sprache ergiebt sich aus dem mangeln- den Umlaut in snode, seone^ knone^ vber^ ungelucke^ rucke ^ ungetrutce; (Umlaut des a in ^ findet sich in hendm : senden 135); femer aus ein- zelnen Ausdrücken wie alden : behalden 93. koning 73. 140. vntwiclieii 65.

BEMERKUNGEN.

y. 1. Diu vrowe irem manne ^ zu ergänzen etwa: sageie^ nämlich Procne zum Tereus.

V. 3. vliz getete: Venn ich euch je Fleiß und Eifer gethan habe', d. h. gegen euch je (dien8t)beflissen gewesen bin. (Ovid. 440 si gratia, dixit, Vlla mea est.) In Miillers mhd. Wb. findet sich unter vl^z (3, 352) nicht die Redensart: einem vliz tuon; indess steht sie dem vltsen tuon: do wart von schoenen vrowen vilmichel vlizen getan (Nibel. 261, 4. 1593, 4) und der wirt ghi Anen gesten sich sere vlizen began (725, 4) grammatisch und logisch so nahe, daß an ihrer Richtigkeit wohl kein Zweifel ist V. 25. Man hätte hier ein vnde erwartet: 'als sein Schwäher ver- nommen hatte, daß sein Eidam dahin gekommen war und ihn besuchen wollte, da that er (der Schwäher) etc.'; und ich war auch geneigt, dies zu ergänzen ; allein Leverkus belehrte mich, daß die letzte Hälfte des durchschnittenen r noch dastehe und also die Ergänzung von vnde unwahrscheinlich sei. Ergänzt man «r, so beginnt mit er der Nachsatz und gesehen steht in der Bedeutung des einfachen sehen. Vielleicht denn der Ausdruck hat etwas Holperiges hat ein anderes Wort als er da gestanden. Wickram (nach Bartsch S. 108, V. 25) hat:

der sweher sin vemam daz sin tochterman quam und in heimsuchen wolde tete er als er solde. Wickram ist aber für die Herstellung des ursprünglichen Textes eine gar zu unsichere Autorität.

V.28. die sndden vnde die beste] Zusammenfassend: alle miteinander; wie auch Walther von der Vogel weide seinen Gruß bietet: Quoten tac^ hces unde guot (Parz. 297, 25). Auffallend ist hier, daß in demselben Verse nach dem Artikel die starke und die schwache Form des Ad- jectivs steht.

V. 31. die krumbe reden] Umschweife machen; eine sonst nicht belegte Redensart.

y. 39» dar an genenden] 'Willst du es wagen, so schwöre ich dir, daß wir sie bald wieder heimsetideiv vj^TÖLeri.

V. 45. an grozeme h.] In großem B^odtm^Ai^, ^V^-l. Q^-^^ VA. JScce venit magno dives Phüome\a pata^AX. Y^a^TS.omma\v&^ivÄi^^5Äi

NEUES BRÜCHSTÜCK VON ALBRECHT VON HALBERSTADT. 24S

ohne Beeinträchtigung des Sinnes nach homüfe setzen: '^Sie kam stolz*, herrlich hergegangen'. Vielleicht steht es sogar besser da, indem dann das Folgende nicht so überladen erscheint.

V. 51. worden = wurden als Conj. Iniperf. Als Indic. Imperf. steht worden Bruchst. a. 35.

V. 59. zevome] ze vorne gdn vure übertreflFen; mit Dativ bei Bartsch Albr. S. 250, V. 151:

ich gie doch eteswanne an kinden unde an manne an eidemen unde an snorn manger kunegtn zuvorn. cf. V. 77. darunder sie ze vorne schein^ sie erschien als die erste, vor- züglichste.

V. 66. ahameltchen]. Als Adv. nicht in Müllers mhd. Wb. auf- geführt.

V. 75. Philomena. Über diese, besonders bei den Franzosen nicht seltene Verderbniss von Philomela s. Grimm und Schmeller, latein. Dichtungen des 10. und 11. Jahrh. S. 322.

V. 77. gesellen] hier von den Gesellschafterinnen, welche die Fürstentochter umgeben.

V. 82. daz sie so scone duckte dem gaste]» Ein Beispiel zu dunhen mit dem Dativ; denn gaste kann nur Dativ sein.

V. 87. gar]. Diese Ergänzung von Leverkus; ich stimmte für daz» als Einleitung des Erklärungssatzes zu daz ime geschach,

V. 90. razen]. Dies ist freilich ein Wort, das der mittelhoch- deutschen Sprache fast ganz fremd ist, und das, wo es erscheint, mit «, nicht mit z^ geschrieben wird; da iudess ein Begriff der Art, 'daß er von Verstand kömmt', noth wendig ist (cf Bartsch Albr. S. 109, V. 76 sq. ir schone in enzunde \ und tet in also hrinne \ daz er vergaz der sinne \ und gewan gedanke manecvalt^ und die Ergänzung toben oder tumben wegen des noch stehenden Restes eines z unzulässig war, so haben wir nichts Besseres zu finden gewusst.

V. 94. vorbehalden] vorenthalten, nicht wieder herausgeben. V. 95. heiterten] Ovid 464. et saevo raptam defendere hello. V. 100. vergebe] einem mit guote vergeben^ bestechen (Ovid 461. nutricisque fidem corrumpere].

V. 116. mit bete joch mit leide]. Die schwierige Stelle ist vielleicht so zu erklären : 'die Liebe nöthigte ihn zum zweitenmale (da^ ^\^\fö«>Äk ist es y. 40 geschehen : aber T. wurde in semex I^-^Öä ÖiWcöö. ^v^ ^^'^ schemuDg der Philomela unterbrochen) ä\e Bot^eW^X ^rav^\ Q^ots.'Ää^>2>^

244 ^ LÜBBEN, NEUES BRUCHSTÜCK etc.

auszurichten, indem er die Pb. bat ; docb tbat er es mit Leid, wie ja liebe und leide zusammen geboren ; das joch ist demnach im adversa- tiven Sinn zu nehmen, wrie häufig; s. Müllers mhd. Wb. u. d. W. Die beiden mit sind verschieden aufzufassen ; das erste mit (bete) giebt den Gegenstand an, in Bezug worauf die Aussage stattfindet, in Betreff, wie Nibel. 496, 3. wir sümen uns mit den mceren, und 421, 3. alle Prvn' hilde man möhten aamfte gdn mit ir übermüete', das zweite mit (leide) bezeichnet Gemeinschaft, Verbundensein; das ^ocA mit leide ist daher wohl zwischen zwei Kommata zu setzen. Ovid 466 ff. nee capiunt in- clusas pectora flammas. Jamque moras male fert; cupidoque revertitur ore Ad mandata Procnes.

V. 119. swen er üz dem wege trat\ Die bildliche Redensart erklärt sich hinlänglich aus dem Folgenden : 'wenn er nicht die Linie des ge- ziemenden Anstandes inne hielt. Ovid 469. quotiesque rogabat Vlte- rius justo.

V. 129. meinen]. Das Wort kann auch niemen gelesen werden; dies schien uns keinen passenden Sinn zu geben. Was soll aber dieses m einen bedeuten? meinen als ^gedenken, liebend gedenken' als synonym mit minnen ist auch dem Zusammenhange nach sinnlos. Der Gedanke würde allerdings nicht unpassend sein: 'Es ist nichts stärker als die Liebe, wie sich auch an dem Beispiele des Tereus zeigt'; aber dieser lässt sich weder mit Güte noch mit Gewalt aus den Worten herauslesen. Einen Schlüssel zur Erklärung giebt Ovid. Dieser sagt V. 471 fg.: Addidit et lacrimas; tamquam mandasset et illas. Froh Superi! quan- tum mortalia pectora caecae Noctis habent! ipso sceleris molimine Tereus Creditur esse pius. Es erhebt also Ovid Klage über die Fin- sterniss und Bosheit im Herzen des Menschen, der das Verbrechen selbst in den Schein der Tugend zu kleiden verstehe. Etwas Ähnliches wird auch wohl Albrecht sagen wollen. 'Tereus weinte auch dabei; das waren aber nur verstellte Thränen , Krokodilsthränen : welches Wunder ist es doch, daß Lug und Trug (meinen) iu der Welt nicht aufhören, daß man dessen nicht überhoben sein kann!' Bedenklich sind indess bei dieser Erklärung erstens der Infinitiv meinen y indem das Verbum meinen in diesem Sinne sonst nicht in Gebrauch ist; sodann der absolute Gebrauch von über werden. Vielleicht hat der Schreiber hier einen Fehler gemacht. Wie aber diese Stelle sonst zu erklären ! oder zu heilen sein mag, weiß ich nicht.

V. 132. ouch hanget an dem rucke vf dem vater P.] Ovid 476. patriosque lacertis BJanda tenena YvumeToa.

V. 141. des vater], NachViolende EirARViraiv^* ^^% ^^^neu "^ . X^S^. ^er Punkt nach vater rührt nicht \on wt^ä \v^v , ^oxv^^^xy^ ^Vää. \xv

I

EEINHOLD KÖHLER, EIN ENGEL FLOG DURCHS ZIMMER. 245

Handschrift selbst, die soust ohne Bezeichnung der Interpunctiou ist, nnr daß an einigen Stellen am Schlüsse der Zeile ein Punkt steht, der aber nicht die Geltung eines Interpunctionszeichens haben kann. Nach den graphischen Regeln des MA. aber würde in der Mitte kein Punkt stehen, wenn er nicht die Bedeutung irgend einer Unterschei- dung haben sollte. Der Schreiber will demgemäß wohl so construieren : 'die Jungfrau küsste den Mund ihres Vaters. Ganz besonders dieser Umstand war es, der dem Tereus Qual verursachte', tomalm in diesem Sinne ist gut mittelniederdeutsch. Verwirft man diese Interpunction des Schreibers, so ist ein Punkt noch zu dem male zu setzen, das dann, dem gewöhnlichen Sprachgebrauch gemäß, wie auch V. 82, nichts anders heißen würde als 'damals', 'in jener Zeit'.

OLDENBURG, im Juni 1865. A. LÜBBEN.

EIN ENGEL FLOG DURCHS ZIMMER.

Gibt es iur diese bekannte Redensart ältere Belege? Im Grimm- schen Wörterbuch fehlt sie, und demnach haben den Verfassern keine Beispiele für dieselbe vorgelegen und sie haben so sie anzuführen ver- gessen. Daß sie ihnen bekannt war, wäre jedesfalls anzunehmen, auch wenn nicht Jacob Grimm sie anderwärts erwähnt hätte. Er sagt näm- lich gelegentlich in seinem Aufsatz über das finnische Epos (Höfer^s Zeitschrift für die Wissenschaft der Sprache 1, 55): ^Wenn plötzlich unter versammelten Menschen Stille entsteht, heißt es: ein Engel ist hindurch gegangen , ein Engel flog hindurch , sein hehres Erscheinen hat den weltlichen Lärm geschwichtigt. Die Griechen sagten 'Egfiijig inBioiil%'B *). Auch Sanders weiß nur zwei Belege aus Schriftstellern unsres Jahrhunderts beizubringen **).

Aus den Werken Fernan Caballero's sehe ich , daß die Redens- art auch in Spanien geläufig ist. In den Cuentos y Poesias populäres andaluces dieser Schriftstellerin lesen wir (S. 41 der Leipziger Aus- gabe): 'Sabemos que cuando varias personas reunidas callan, no es, porque vaya el coche sobre arena como dicen las personas cultas,

*) Zu dieser griechischen Redensart hat bereits Franz Passow in seinem grie- chischen Wörterbuche bemerkt: unser *eiu Engel flog durchs Zimmer*.

**) Mörike Maler Nolten, Stuttgart 1832, S. 244: Ists nicht ein artig Sprüch- wort, wenn man bei der eing-etretenen Pause eines lange %ftm>ittAÄaV iQt"^5;ö«k^\.TXKft. ^^- spräcbs zu sagen päegt: es geht ein Engel durch die Btvxbe'^ lmmetm«Ai\i'^\«iOsJw^^ Däaseldorf 1838y I, 71: Der Mythus sagt, in solchen Zieilen ^\e^e ^m^XL^'^ ^xä^ ^^ Zimmer, aber nach der Länge derartiger Pausen zu urtYieVleix , m^^^ix T.>x«Ä«a %3^^ Aiv«/ diese Flugübungen anstellen, deren Gefieder aus der mxm^ ^^^^mxiÄ^ V!^-

246 LITTER^VTUR.

sino porque ha pasado »obre ellas un ängcl, infundiendo al aire qne mneven sus alas, el silencio del respeto & siis almaS; sin que defina la causa su comprension . Und in der Novelle La familia de Alvareda, Madrid 1856, S. 49: 'Dicen cuando todos callan & la vez, que un dngel ba Yolado sobre nosotros, y el aire de sus alas nos ha infundido el respeto del silencio'. Und in der Novelle Un verano en BomoS; Ma- drid ^858, S. 131: 'Acaso habrd, segun la poetica creencia religiosa del pueblo, pasado volando un ängel entre nosotros, causando el aire de sus alas el silencio, esa incontestable senal de respeto'.

WEIMAR, Februar 1865. REINHOLD KÖHLER.

LITTEßATÜK

Deutsche Bibliothek^ herausgegeben von Heinrich Kurz. 3.— 6. Bd.: H. J. Chr. y, Grimmeishausen Simplicianische Schriften. 7. Bd.: Jörg Wickram 's Rollwagenbüchlein. Ldzig. J. J. Weber. 1863 1865. 8.

Die freundliche Aufnahme, welche die beiden ersten Bände dieses verdienst- ToUen Unternehmens fanden, darf unbedingt in gleichem, wenn nicht höherem Maße auch den vorliegenden entgegengebracht werden, die uns zun&chst den Simplicissimus , den bedeutendsten Roman seiner Zeit, ein fQr Culturgeschichte höchst wichtiges und daher für weitere Kreise interessantes Denkmal nebst einer Auswahl aus den übrigen Schriften Grimmelbausens bieten. Dieselbe Sorgfalt und Umsicht, mit der der Herausgeber an den ersten Bänden arbeitete, findet sich auch hier wieder mit lobenswerther Ausdauer angewendet, um dem Leser, sei er Fachmann oder nicht, durch kurze aber grdndliche Einleitungen, Erklä- rungen und Anmerkungen, sowie ein sehr dankeswerthes Wörterverzeichniss am Schlüsse das Verständniss möglichst zu erleichtern. Dafür haben wir dem Her- ausgeber unsern vollsten Dank auszusprechen, der dadurch nicht im geringsten vermindert werden soll, wenn wir in Folgendem hie und da auch etwas zu be- richtigen oder der Ansicht des Herausgebers eine andere gegenüberzustellen haben. Wenn wir uns bei diesen Bemerkungen auf die beiden den Simplicissimos enthaltenden Theile (doch die weitaus wichtigsten von allen) beschränken, so geschieht dies um den Raum der Germania nicht zu sehr in Anspruch zn nehmen für ein Werk, das streng genommen außer den Grenzen ihres Be- reiches liegt.

Die Einleitung im 3. (resp. 1.) Bd. stellt außer der Litteratur und der Bibliographie auch alles, was wir über die Person des Verfassers wissen , ge- drängt aber sorgfältig zusammen. Dabei wird S. XVIII XXII die Frage wieder besprochen, ob Grimmeishausen Protestant oder Katholik war. Unserer Ansicht nach ist es am wahrscheinlichsten, daß er zwar von protestantischen Eltern stammte, aber später katholisch wurde. Für das erstere sprechen sein Geburtsort, seine Widmungen , der Verlagsort seinex ÄcWiU^ti wcv^ m^x^x«. «kxsSgl -^otL Kur« Ä XIX angefahrte Steilen seiner ScWiiteii, i^t eL^w\i\>ctVT\V\. xx^m^^VJi^O^vaswsaQ^ das Gespräch zwischen SimpUcius und Bonamiexia mxv^ ^v^ ^^>C\x \m 'Y^?^\.«i5ö^ ron Reachea. Das Gespräch zwiscYien öm^\Wxvxa ^xvi^ ^ox^w^x^vx^ %^\^v.xtÄ. >.

LITTERATUR. 247

wenigsteoB viel ernstlicher gemeint, als das Passow zugeben will; die Suprematie des Papstes abgerechnet, die unerwähnt bleibt, werden die flbrigen streitigen Glaubenslehren von Bonamicus, der den Katholicismus vertritt, keineswegs mehr entschuldigt, als gerechtfertigt , sondern im Gegentheil, wenn auch, wie es von einem Grimmeishausen zu erwarten, nicht fanatisch, aber doch mit aller Ent- schiedenheit und Schärfe der protestantischen Lehre gegenüber als die einzige volle Wahrheit hingestellt und Simplicius ist zum Schluß vollständig überzeugt, daß seine Prediger ihn auf die falsche Fährte geführt hatten. Das entschuldigen', das Passow darin finden will, ist vielmehr eine ziemlich strenge Abweisung aller unbegründeten Verdächtigungen des Katholicismus. Die Notiz im Todtenbuch von Renchen : sancto (sacramento ?) Eucharistiae pie munitus obiit hat die volle Beweiskraft, die ihr Passow gab. Keller und mit ihm Kurz sind im Irrthum, wenn sie meinen, diese Worte könnten auch auf einen Protestanten gehen, denn damals wie heat konnte die katholische Kirche nur diejenigen von protestan- tischen Geistlichen gespendeten Sacramente als solche anerkennen, zu deren Aus- «pendung nach ihrer Lehre kein Priester noth wendig ist: die Taufe und die Ehe. Zum Überfluß spricht das Bonamicus an mehreren Stellen der Ange- regten Ursachen' sehr deutlich aus, so daß es zu wundern ist, daß es Kurz ent- gehen konnte. Die Stellen sind folgende. Nachdem Bonamicus zweimal vom protestantischen Abendmahl als von einem vermeinten Sacrament' und ver- meinter Empfahung gesprochen, fährt er fort (Gesammtausgabe Nürnberg 1695. 8. 3, 675): Das Ablatt und der Wein, den der Prädicant mit sich bringt, seind vor seiner Segnung eben so ein schön Sacrament als darnach, und darnach so gut gemein Brod und Wein als zuvor, wie sie selbst bekennen . Und als ihn Simplicius fragt, was er mit dem vermeinten Sacrament sagen wolle, ob die Protestanten nicht das rechte Sacrament hätten, erwidert Bonamicus ganz entschieden (S. 6 7 6): Nein, ihr habts nicht, weil ihr keine Priester habt, die es machen können. Denn daß man Brod und Wein zum Leib und Blut Christi segne, darzu geb6rt ein göttliche Kraft, welche keiner haben kan, als der sie ordentlicher Weise von Christo durch die Apostel und dero Nachkömmlinge die catholische Bischöfe empfängt: derer Empfahung sich euere Prädicanten nicht rühmen kennen und dannenhero auch die Worte das ist mein Leib, das ist mein Blut' nicht kräftiger als ein Comoediant über Brod und Wein sprechen: daß es nämlich nur bloß leeres und lauteres Brod und Wein bleibt und kein

Sacrament wird Über diß gestehen sie (die Prädicanten) auch , daß es

nach ihrer Segnung Brod und Wein bleibe und durchaus kein Sacrament sei, wenns nicht genossen wird. Derohalben folgt, daß es ihre Segnung nicht zum Sacrament mache , und weils deine Genießung eben so wenig macht , ihr allenthalben ein Un-Sacrament habt. Diesen Stellen gegenüber kann es wohl kaum mehr einem Zweifel unterliegen, daß ein katholischer Pfarrer die Notiz im Renchener Todtenbuche von einem Protestanten nicht schreiben konnte, daß also Grimmclshausen als Katholik gestorben sei. Dazu kommt nun noch die ebenfalls von Passow mitgetheilte Notiz, daß im Bisthum Straßburg, zu welchem Renchen damals gehörte, alle Prätores Katholiken sein mußten. Aus dieser Notiz lässt sich vielleicht ein Anhaltspunkt gewinnen für die Fest- stellung der Zeit, in die der Übertritt fitUt. Wie, n^^ütl «Va\X> ^'äS^ xssäxsl TSÄsäa. Karz eine 'Aasnabme von der Kegel' machte, Gtimm^\*\i«WÄ^Tv %\^ ^xsXä^^^^wsö.^ hatte, um Prätor in Renchen werden zu können ^ fte\n^ Cowl^wcitL VcAkt^ Das Motir wird zwar Vielen odios erscheinen und daVi^t ^^x^«tl«^^««^^'^> ^

248 LrrTRKATUR.

bei einem Mann, der wie Gr. von sich selbst sagt, daß er weder Fetrisch nooh Paulisch sei und der offenbar nicht sehr viel religiöses Bedürfniss empfand, scheint es mir nicht so suhr bedenklich. Dann mußte er spätestens 166 6 oder 67 übergetreten sein, denn im letztgenannten Jahre ist er schon Prätor. In diese Zeit mQßtedann auch das angezogene Gespräch, die Rechtfertigung seines Schrittes, fallen. Was die vorliegende Ausgabe betrifft, so weicht sie von der Eeller's darin bedeutend ab, daß ihr und wie uns scheint aus schlagenden Gründen der Druck D anstatt B zu Grunde gelegt ist. Nicht ebenso einverstanden erklären können wir uns mit der Orthographie. Hier wird doch dem Bestreben nach diplomati- scher Treue zu weit nachgegeben. Was sollen all die überflüssigen, zum Theil falschen Dehnnngszeichen , die barbarischen Consonantenhäufungen und Verdop- pelungen und der ganze Wust inconsequenter Orthographie jener Zeit, an der oft der Setzer ebensoviel Antheil hat als der Autor? Gewisse Eigenthümlich- keiten, soweit sie dialectisch oder in der Lautlehre begründet sind, müßen aller- dings bewahrt werden, alles Übrige sollte man vereinfachen und conscquenter q&achen; der Forscher lernt aus jener hässlichen Orthographie nichts und beim Lesen stört sie nur. Jedesfalls heißt es die diplomatische Genauigkeit zu weit treiben, wenn man wie Kurz, der Incousequenz der Drucke folgend, den Infinitiv init zu bald zusammenschreibt, bald kaum eine Zeile weit entfernt wieder trennt (I, 18, 7. 8. 7 6, 15 u. ö.). Da könnte man doch ebensogut die wirre Inconsequeoz der Interpunction auch aus den alten Drucken in die neuen Ausgaben aufnehmen. Was die beinahe überreichen Erklärungen unterm Text, die Anmerkungen und das auch dem Fachmann höchst willkommene Wörterverzeichniss am Schlüsse s&mmtlioher Bände betrifft, so kann man darüber im Allgemeinen nur volles Lob aussprechen. Hie und da ist ein Irrthum untergelaufen oder eine Stelle unerklärt geblieben, wie es bei einer Arbeit von solchem Umfang leicht geht. In den folgenden Bemerkungen sollen, ohne auf absolute Vollständigkeit Anspruch zu machen, solche Stellen besprochen werden. I, 9, 6. ist deren unrichtig durch d€n (Dat. Plur. des Artikels) erklärt; es bezieht sich &uf Sucht und ist Dat. Sing, wie I, 69, 28. 28. Die neue Aufstellung des Abgesangs scheint uns unrichtig, denn es entstehen dadurch Zeilen mit bloßem Binnen- ohne Endreim; wir würden daher die Aufstellung Lachmann'g (zu Walther S. 205) vorgezogen haben:

Laß dein

Stimmlein

Laut erschallen, denn vor allen kannst du loben

Gott im Himmel hoch dort oben. 65, 18. Daß von einem Gebäck, das den Namen Türkischer Bund führt, nicht die Rede sein könne, zeigt der Zusammenhang, es kann nur der Türkenbund (Turban) im eigentlichen Sinne gemeint sein. 6 6, 18. versehen ist hier so- viel alH ausgeben, bezahlen fClr's Anschauen , ähnlich gesagt wie vcressen, ver- trinken. 103, 23« weil naut im Schank war = weil Noth im Schank war, ihnen nichts geschenkt, nichts zu trinken gegeben wurde? 132, 14. Hippe ist ei^ oblatförmiger Kuchen, das Wort ist noch heute im Gebrauch in Hohle- bippen « wie diese Kuchen genannt werden, wenn sie cylinderförmig eingerollt sind. Sohmeller 2, 221* 135, 15. Gauckel/uhr ist nicht wie Kurz erklärt: ^Narreo/u^r, Narrenzuff ^ von eipem Zug ist gar keine Kedc. War dem Heraus- gebißr das mhd. gougelfuore ^ närriscbes GebaVit^iv^ Iue^:i\. äxlä '^ «^flöst ^\^ 'L^ >öuifc* ermnerlich? i7J, 3. Die Erklärung der 'R.ed^viÄÄ.xX. xu \aufeu JoUau ewN»>äö. uieäer^ auf die Erde f/ ist, wenn auch mcYit ^e^eü (i^ü^Vwi, e^^Oö. mv^^^%.Vs.

NKITES BRUCHSTÜCK VON ALBRECHT VON HALBERSTADT. 239

;^5. Di]n tochter uz der iiiazen, d]az du sie wellest lazen

I). Ir swester gesehen.

mach unser wille geschehn, Wiltu' dar an genenden, 40. daz wir sie heim senden In kurzen tagen beide,

daz swer ich bi dem eide.** *

Die wile quam her gegan,

dar vmbe daz biten wart get[an]. 4r>. An grozeme homvte kleidere uil gute Trüch sie ane uon golde.

ob sie tragen solde Da ze rome ein keiserin, 50. des wil ich gewis sin, Sie worden da uil tiure. doch was div creatinre So wunnechlich dar vnder, daz man gotes wunder 55. Dar ane mochte scowen.

vfir megede, vflr vrowen, Vfir alle erdesche wip

g[at] ir wunnechlicher lip Ze uorne alse verne 60. so der tage Sterne, S wenner luter uf gat,

vnd in diu trübe verlat, Vnde die sternen alle vil^gare mit talle 65. Mvzen ime vnt wichen, recht al samelichen Erleschete div reine daz edele gesteine An ir libe also gare, 70. daz is niemen wart gewar[e].

Durch ir selbes scone sie trüch eine kröne

250 LITTERATUR.

wohl zu den Ausdrücken, die Grimm 2, 27 9 gesammelt sind, wo dieses Beispiel fehlt. 28, 12 in der Wüste predigen heißt allerdings 'tauben Ohren predigen', hier aber kann es diesen Sinn nicht haben, da der arm gebliebene Landsknecht ja im Gegentheil der Predigt des h. Johannes folgte. 43, 7. in glauhhaftig sehe ich nur einen Ausdruck der Bekräftigung wie 'wahrhaftig, traun, in der That etc. Die Bedeutung nach glaubhaßigen Berichten vermuthe ich darin weniger. 58, 12. rochen zusammen. K. erklärt 'trafen zusammen?' Sollte es nicht eher bedeuten erregten zusammen solchen Gestank' d. h. Unwillen und Auf- sehen? — 69, 2. Federschwinger ist wohl Raufbold, Renommist. Nach vorne gerichtete Federn gelten unter den Bauern noch heute als Aufforderung za Streit und Rauferei. 89, 19 verküsen ist gering achten, verzichten. Wickram | will sagen : Kein Frevel war den Bauern zu groß , um auf ihn zu verzichteo, von ihm abzulassen oder um ihn nicht gering anzusehen, sich nichts ans ihm zumachen. 134, 15. vgl. hiezu die Erzählung ''die Nachtigall' bei v. d. Ha- gen GA. 2, 71.

Das Rollwagenhüchlein des Jörg Wickram erscheint hier zum ersten Mal vollständig: bisher war es jedem, der nicht in der Nähe einer größeren Biblio- thek lebte, nur in einzelnen Proben zugänglich. Und doch verdient es trotz dem harten Urtheil, das Gervinus (3, 125 f.) über Wickram fällt, nicht vergessen zu werden. Es ist eine Sammlung von Schwanken und kurz skizzierten Erzäh- lungen, wie der Verfasser selbst sagt, bestimmt, 'in schiffen und auf den roll- wegen *) deßgleichen in scherheuscren und badstuben erzählt zu werden und reich genug an echtem Kernwitz, um auch heute noch zu erfreuen und zu unter- halten; freilich muß man über manche Derbheit, über manches Wort, das bei uns in guter Gesellschaft nicht darf genannt werden (und das schon Fischart nicht eben billigte), ein Auge zudrücken. Aber ehe man Wickram deshalb ver- nrtheilt, muß man erwägen, daß man zu seiner Zeit die Geschlechtsverhältnisse mit großer Unbefangenheit und Naivetät anzusehen und zu behandeln gewohnt war, was aus der gleichzeitigen Litteratur allenthalben hervorgeht. Und darauf möchte ich das Hauptgewicht legen, um die im Rollwagenbüchlein' begegnenden Zoten in Einklang zu bringen mit der im Vorwort ausgesprochenen Absicht des Verfassers, mit seinem Buch die unverschämten Erzählungen, wie sie auf Roll- wagen gebräuchlich wären und an denen züchtige Frauen und Mädchen Anstoß nehmen mfißten, zu verdrängen. Wenigstens ist mir die von Kurz schon beim Esopus ausgesprochene und hier wiederholte Ansicht, daß die Verfasser ihren ursprünglichen Zweck vergaßen und nur an männliche Zuhörer dachten' (Einl. S. XLIV) wenig wahrscheinlich.

Über Wickram *s Leben wissen wir sehr wenig, das Wenige, was durch umsichtige Bemühung über ihn und sein Geschlecht zu gewinnen war, hat Kurz sorgfaltig (S. V X) zusammengestellt. Darnach war er wahrscheinlich ans Colmar gebürtig, Meistersänger und zwar Gründer der Colmaren chule, die er nach einer eigenhändigen Notiz zu Weihnachten 154G eröffnete. Als Stadtbchreiber zu Burckheim nennt er sich im Rollwagen und andern Schriften. Welches Burg- heim gemeint ist, das Elsaßische oder Badischc, ist nicht entschieden, doch neigen die Vennuthungen zum letztertn. Sei Todesjahr lässt sich ebensowenig

*; Fuhrwerke, die den Verkehr au heaWmmXÄTi ta^^ii -lWW ^^.^W^^ herstellten, wie die sauber nachcopierto TVle\v\«ii^\Ä ^.^xsS^. ^^^^V xwv^wVx^Oiv xo«« J^ei'terwag^n.

LITTEBATUR. 251

sicher bestimmen als sein Geburtsjahr. 1562 nennt ihn der Buchdrucker Thiebold Berger bereits als verstorben, Kurz vermuthet das Ende 155 6 oder 1557 als die Zeit seines Todes, da nach dem letztgenannten Jahr keine seiner Schriften mehr in erster Ausgabe erscheint, was nach der reichen Fruchtbarkeit, die er in den 50er Jahren entwickelt, allerdings auffallen muß.

Der neuen Ausgabe ist natürlich die älteste s. 1. 1555 zu Grunde ge- legt: die Zusätze in Bb (155 7) und C (Mdhlhausen s. a.) sind als Anbang mitgetheilt. Zu den von Kurz Einleit. XVI ff. beschriebenen Ausgaben können wir noch zwei aus der Wiener Hofbibliothek hinzufügen, eine aus dem J. 1555 o. O. u. Dr. und eine gedr. zu Müblhausen s. a. Keine von beiden ist iden- tisch mit den entsprechenden bei Kurz A und C. Die hier folgende Beschrei- bung wird das zeigen.

l) 1555 0. O. u. Dr. Titel Bl. Ä^,: Das Rolwagen buchlin (schwarz). Ein newes vor | vnerhSrls huchlein, darinn \ vil guter schwenck vnnd Historien be I griffen werden, so man in Schiffen vnd auff den | Roll wägen erzelen mag, die schweren Melan | colischen gemüter zu ermundtern. Allen Kauf | leuten, so die Messen hin vnd wider brau chen zu einer Kdrtzweil an tag bracht | durch J6rg Wickramen, Stadt | schreyber zu Burckhaym, Anno | 1555. Titelbild wie in A, ein Rollwagen, aber in umgekehrter Richtung fahrend und nur mit zwei voreinandergespannten Rossen. BL 1^ leer. Bl. 2* (mit der Sign. ^2) Dedication: Dem Ersamen fümemen \ vnd achtbaren Mariin Neuen | Burger vnd Wirt zu der Blumen zu Col- | mar, meinem insondern günstigen | Herren vnd guten | Freund. | ES haben sich die Alten vor langer zeyt | eines gemeinen Sprichworts gebrau- | chet u* s. w* Schluß der Dedication Bl. 2^ Z. 2 4. Z. 18. Datum Burck- haim, auff Marie das newe | Jar, nach der geburt vnsers Seligmachers | 1555. Jar I Ewer allzeit dienstwilliger. | J6rg Wickram, Statt- | Schreiber zu Burck- | haim. | (schwarz) Bl. 3*^ (/I3) Zum gutigen Leser (schwarz). | ES ist von alter her, freuntlicher | vnnd gütiger Leser, ein Sprich- | wort vnder vilen gewesen, u. 8. w. Schluß 8 6. Z. 24. Dein allzeit williger | Jörg Wickram. | Bl. 4' (^J Wie ein gut frum man am | Kochersperg, einem guten ein- | feltigen ein Walfart verdinget, | zu Sant Veiten zii | Wallen. | DJeweil wir jetzundt auch auff | einer fart oder reiß sind u. s. w. Am Schluß ist das Exemplar unvollständig, es sind, da auch BL M| ausgeschnitten ist, im Ganzen 92 Bll. 8 ohne Zahlbezeichnung und Columnentitel. Die Signaturen gehen von A^ bis M^, BL 92^ Z. 17, der Schluß entsprechend BL 62** Z. 23 in A. Darzü helff vns | Gott der Vatter, Gott der | Son, vnd Gott der hei- | lig Geist, Amen . Hierauf folgt auf der- selben Seite noch der Titel einer neuen Erzählung, die ich in keiner Ausgabe finde: Vonn einem Wirt, welcher sei- | nem Pfarrer in der büß nachfol- | gen wolt, weil er jm im Eh- | bruch nachgefol- | get hett. | Unsere Ausgabe hatte also mehr Erzählungen als A und schon das, verbunden mit dem Umstand, daß diese an die unveränderte Reihe der früheren bloß äußerlich angefügt werden, wobei der Schluß, den Wickram seinem Büchlein gab, an nunmehr unpassender Stelle stehen blieb, spricht dafür, daß unsere Ausgabe nicht von Wickram selbst herrühren kann , sondern unberechtigter Nachdruck ist. Noch mehr bestätigt wird diese Ansicht durch das Bestreben unserer Ausgabe, den Dialekt des Vet- f&ssers zu verwischen: so steht statt semliche ias\. dxxx^^'^Wi^^ %o\V\.cVv,^ ^ ^-«^N» Aar, harfär, her, herfur , diQ 2. Plur. ihr sind V\t^ ^ä.äV. ^wtOt^^Oc.'^^^^ vcv %«A geändert, oft wird sogar die gute hochdeutsche ¥otiä \tv ^<t^ ^wv^«^^^ ^^"^ "^ älamaoDißcb, geändert, was Kurz EinL XXXYl «c\iOTi \i««a N^xi^^^^^ ^'^^

250 LITTERATUR.

wohl zu den Ausdrücken, die Grimm 2, 27 9 gesammelt sind, wo dieses Beispiel fehlt. 28, 12 m der Wüste predigen beißt allerdings 'tauben Ohren predigen', hier aber kann es diesen Sinn nicht haben, da der arm gebliebene Landsknecht ja im Gegentheil der Predigt des h. Johannes folgte. 43, 7* in glaubhaßig sehe ich nur einen Ausdruck der Bekräftigung wie 'wahrhaftig, traun, in der That etc. Die Bedeutung nach glaubhaftigen Berichten vermuthe ich darin weniger. 53, 12. rochen zusammen, K. erklärt 'trafen zusammen?' Sollte es nicht eher bedeuten erregten zusammen solchen Gestank' d. h. Unwillen und Auf- sehen? — 69, 2. Federschwinger ist wohl Raufbold, Renommist. Nach vorne gerichtete Federn gelten unter den Bauern noch heute als Aufforderung zu Streit und Rauferei. 89, 19 verküsen ist gering achten^ verzichten. Wickram will sagen: Kein Frevel war den Bauern zu groß, um auf ihn zu verzichteo, von ihm abzulassen oder um ihn nicht gering anzusehen, sich nichts aus ihm zumachen. 134, 15. vgl. hiezu die Erzählung ''die Nachtigall' bei v. d. Ha- gen GA. 2, 71.

Das Röllwagenhüchlein des Jörg Wickram erscheint hier zum ersten Mal vollständig: bisher war es jedem, der nicht in der Nähe einer größeren Biblio- thek lebte, nur in einzelnen Proben zugänglich. Und doch verdient es trotz dem harten Urtheil, das Gervinus (3, 125 f.) über Wickram fällt, nicht vergessen zu werden. Es ist eine Sammlung von Schwanken und kurz skizzierten Erzäh- lungen, wie der Verfasser selbst sagt, bestimmt, 'in schiffen und auf den roll- wegen *) deßgleichen in scherheuscreu und badstuben erzählt zu werden und reich genug an echtem Kernwitz, um auch heute noch zu erfreuen und zu unter- halten; freilich muß man über manche Derbheit, über manches Wort, das bei uns in guter Gesellschaft nicht darf genannt werden (und das schon Fischart nicht eben billigte), ein Auge zudrücken. Aber ehe man Wickram deshalb ver- urtheilt, muß man erwägen, daß man zu seiner Zeit die Geschlechtsverhältnisse mit großer Unbefangenheit und Naivetät anzusehen und zu behandeln gewohnt war, was aus der gleichzeitigen Litteratur allenthalben hervorgeht. Und darauf möchte ich das Hauptgewicht legen, um die im Rollwagenbüchlein' begegnenden Zoten in Einklang zu bringen mit der im Vorwort ausgesprochenen Absicht des Verfassers, mit seinem Buch die unverschämten Erzählungen, wie sie auf Koll- wagen gebräuchlich wären und an denen züchtige Frauen und Mädchen Anstoß nehmen mfißten, zu verdrängen. Wenigstens ist mir die von Kurz schon beim Esopus ausgesprochene und hier wiederholte Ansicht, daß die Verfasser ihren ursprünglichen Zweck vergaßen und nur an männliche Zuhörer dachten' (Einl. XLIV) wenig wahrscheinlich.

Über Wickram*s Leben wissen wir sehr wenig, das Wenige, was durch umsichtige Bemühung über ihn und sein Geschlecht zu gewinnen war, hat Kurz sorgfaltig (S. V X) zusammengestellt« Darnach war er wahrscheinlich ans Colmar gebürtig, Meistersänger und zwar Gründer der Colmarertchule, die er nach einer eigenhändigen Notiz zu Weihnachten 154G eröffnete. Als Stadtbchreiber zu Burckheim nennt er sich im Rollwagen und andern Schriften. Welches Burg- heim gemeint ist, das Elsaßiscbe oder Badischc, ist nicht entschieden, doch neigen die Ferra uthungen zum letztertn. Sev Tode%^«ÄiT liJÄ^t aich ebensowenig

*; Fuhrwerke, die den Verkehr au >>^^^^«^«^^^ '^^^^V^*^'''!^''^:^^^^ herstellten, wie die sauber nachcopierto TVlo\v\«ii^\Ä ^.^x^S^. ^^^>^^ x«v>^\.x^Oiv ^as«.

I^ei'terwag^n.

UTTEBATUR. 251

sicher bestimmen als sein Gebartsjahr. 1562 nennt ihn der Buchdrucker Thiebold Berger bereits als verstorben, Kurz vermuthet das Ende 155 6 oder 1557 als die Zeit seines Todes, da nach dem letztgenannten Jabr keine seiner Schriften mehr in erster Ausgabe erscheint, was nach der reichen Fruchtbarkeit, die er in den 50er Jahren entwickelt, allerdings auffallen muß.

Der neuen Ausgabe ist natürlich die älteste s* 1. 1555 zu Grunde ge- legt: die Zusätze in Bb (155 7) und C (Mühlhausen s. a.) sind als Anbang mitgetheilt. Zu den von Kurz Einleit. XVI ff. beschriebenen Ausgaben können wir noch zwei aus der Wiener Hofbibliothek binzufügeo, eine aus dem J. 1555 o. O. u. Dr. und eine gedr. zu Mühlhausen s. a. Keine von beiden ist iden- tisch mit den entsprechenden bei Kurz A und C. Die hier folgende Beschrei- bung wird das zeigen.

l) 1555 o. O. u. Dr. Titel Bl. Ä^.: Das Rolwagen buchlin (schwarz). Ein newes vor | vnerhorts huchlein^ darinn \ vil guter schwenck vnnd Historien be I griffen werden, so man in Schiffen vnd auff den | Rollwägen erzelen mag, die schweren Melan | colischen gemiiter zu ermundtern. Allen Kauf | leuten, so die Messen hin vnd wider brau eben zu einer Kürtzweil an tag bracht | durch J6rg Wickramen, Stadt | schreyber zu Burckhaym, Anno | i555. Titelbild wie in Aj ein Rollwagen, aber in umgekehrter Richtung fahrend und nur mit zwei voreinandergespannten Rossen. Bl. 1^ leer. Bl. 2* (mit der Sign. ^2) Dedication: Dem Er Samen jümemen \ vnd achtbaren Mariin Neuen | Burger vnd Wirt zu der Blumen zu Col- | mar, meinem insondern günstigen | Herren vnd guten | Freund. | ES haben sich die Alten vor langer zeyt | eines gemeinen Sprichworts gebrau- | chet s. w* Schluß der Dedication Bl. 2^ Z. 2 4. Z. 18. Datum Burck- haim, auff Marie das newe | Jar, nach der geburt vnsers Seligmachers | 1555. Jar I Ewer allzeit dienstwilliger. | J6rg Wickram, Statt- | Schreiber zu Burck- | haim. | (schwarz) Bl. 3*^ (A^) Zum gutigen Leser (schwarz). | ES ist von alter her, freuntlicher | vnnd gütiger Leser, ein Sprich- | wort vnder vilen gewesen, u. 8. Schluß 36. Z. 24. Dein allzeit williger | J6rg Wickram. | Bl. 4* {A^ Wie ein gut frum man am | Kochersperg, einem guten oin- | feltigen ein Walfart verdinget, | zu Sant Veiten zu | Wallen. | DJeweil wir jetzundt auch auff | einer fart oder reiß sind u. s. w. Am Schluß ist das Exemplar unvollständig, es sind, da auch BL M| ausgeschnitten ist, im Ganzen 92 Bll. 8 ohne Zahlbezeichnung und Columnentitel. Die Signaturen gehen von A^ bis M^, Bl. 92^ Z. 17, der Schluß entsprechend Bl. 62^ Z. 23 in A. Darzu helff vns | Gott der Vatter, Gott der | Son, vnd Gott der hei- | lig Geist, Amen | . Hierauf folgt auf der- selben Seite noch der Titel einer neuen Erzählung, die ich in keiner Ausgabe finde: Vonn einem Wirt, welcher sei- | nem Pfarrer in der büß nachfol- | gen wolt, weil er jm im Eh- | bruch nachgefol- | get hctt. | Unsere Ausgabe hatte also mehr Erzählungen als A und schon das, verbunden mit dem Umstand, daß diese an die unveränderte Reihe der früheren bloß äußerlich angefügt werden, wobei der Schluß, den Wickram seinem Büchlein gab, an nunmehr unpassender Stelle stehen blieb, spricht dafür, daß unsere Ausgabe nicht von Wickram selbst herrühren kann , sondern unberechtigter Nachdruck ist. Noch mehr bestätigt wird diese Ansicht durch das Bestreben unserer Ausgabe^ den Dl^Ukt. dft.%"^^x- fasaera zu verwischen: so steht statt semliche ias\. dxxxOa^'^Wi^^ %o\\\.c\v,^ ^ ^-«^N» Aar, harfär, her, herfur, die^ 2. Plur. ihr sind VxxA ^«.äV. ^xvtOs^^Oc.'^vv^^ "^^^ *^^ geändert, oft wird sogar die gute hochdeutscYie ¥otiä \t\ ^^^ ^wvw^^^ ^^^ ^ MUmaoDißcb, geändert, wa» Kurz Einl. XXXVl «c\iOTi \iwa N^xi^^^^^ ^'^

250 LITTERATUR.

wohl zu den Ausdrücken, die Grimm 2, 27 9 gesammelt sind, wo dieses Beispiel fehlt. 28, 12 in der Wüste predigen heißt allerdings 'tauben Ohren predigen', hier aber kann es diesen Sinn nicht haben, da der arm gebliebene Landsknecht ja im Gegentheil der Predigt des h. Johannes folgte. 43, 7. in glauhhaftig sehe ich nur einen Ausdruck der Bekräftigung wie 'wahrhaftig, traun, in der That etc. Die Bedeutung nach glauhhaftigen Berichten vermuthe ich darin weniger. 58, 12. rochen zusammen, K. erklärt 'trafen zusammen?' Sollte es nicht eher bedeuten erregten zusammen solchen Gestank' d. h. Unwillen und Auf- sehen? — 69, 2. Feder schwing er ist wohl Raufbold, Renommist. Nach vorne gerichtete Federn gelten unter den Bauern noch heute als Aufforderung zu Streit und Bauferei. 89, 19 verküsen ist gering achten^ verzichten. Wickram will sagen: Kein Frevel war den Bauern zu groß, um auf ihn zu verzichteo, von ihm abzulassen oder um ihn nicht gering anzusehen, sich nichts aus ihm zumachen. 134, 15. vgl. hiezu die Erzählung ''die Nachtigall' bei v. d. Ha- gen GA. 2, 71.

Das Rollwag enhüchlein des Jörg Wickram erscheint hier zum ersten Mal vollständig: bisher war es jedem, der nicht in der Nähe einer größeren Biblio- thek lebte, nur in einzelnen Proben zugänglich. Und doch verdient es trotz dem harten Urtheil, das Gervinus (3, 125 f.) über Wickram fällt, nicht vergessen zu werden. Es ist eine Sammlung von Schwanken und kurz skizzierten Erzäh- lungen, wie der Verfasser selbst sagt, bestimmt, in schiffen und auf den roll- wegen *) deßgleichen in scherheuscreu und badstuben erzählt zu werden und reich genug an echtem Kernwitz, um auch heute noch zu erfreuen und zu unter- halten; freilich muß man über manche Derbheit, über manches Wort, das bei uns in guter Gesellschaft nicht darf genannt werden (und das schon Fischart nicht eben billigte), ein Auge zudrücken. Aber ehe man Wickram deshalb ver- urtheilt, muß man erwägen, daß man zu seiner Zeit die Geschlechts Verhältnisse mit großer Unbefangenheit und Naivetät anzusehen und zu bebandeln gewohnt war, was aus der gleichzeitigen Litteratur allenthalben hervorgeht. Und darauf möchte ich das Hauptgewicht legen, um die im Kollwagenbüchlein begegnenden Zoten in Einklang zu bringen mit der im Vorwort ausgesprochenen Absicht des Verfassers, mit seinem Buch die unverschämten Erzählungen, wie sie auf Koll- wagen gebräuchlich waren und an denen züchtige Frauen und Mädchen Anstoß nehmen mfißten , zu verdrängen. Wenigstens ist mir die von Kurz schon beim Esopus ausgesprochene und hier wiederholte Ansicht, daß die Verfasser ihren ursprünglichen Zweck vergaßen und nur an männliche Zuhörer dachten (Einl. S* XLIV) wenig wahrscheinlich.

Über Wickram 's Leben wissen wir sehr wenig, das Wenige, was durch umsichtige Bemühung über ihn und sein Geschlecht zu gewinnen war, hat Kurz sorgfaltig (S. V X) zusammengestellt. Darnach war er wahrscheinlich ans Colmar gebürtig, Meistersänger und zwar Gründer der Colmaren chule, die er nach einer eigenhändigen Notiz zu Weihnachten 154G eröffnete. Als Stadtbchreiber zu Burckbeim nennt er sich im Kollwagen und andern Schriften. Welches Burg- heim gemeint ist, das Els'aßische oder Badische, ist nicht entschieden, doch neigen die Vermuthungen zum letzteren. Sei Todesjahr lässt sich ebensowenig

*; Fuhrwerke, die den Verkehr au >>^^^^«^«^^^ '^^^^V^'^'^'^'T^^iv^^ berstellien, wie die sauber nachcopierie TVle\^«u^^Ä ^.^x^^, ^^^^^ x>xÄw\.x^Oiv ^a^

-Leiterwagen.

LITTEBATUR. 251

sicher bestimmen als sein Geburtsjahr. 1562 nennt ihn der Buchdrucker Thiebold Berger bereits als verstorben, Kurz vermuthet das Ende 155 6 oder 1557 als die Zeit seines Todes, da nach dem letztgenannten Jabr keine seiner Schriften mehr in erster Ausgabe erscheint, was nach der reichen Fruchtbarkeit, die er in den 50er Jahren entwickelt, allerdings auffallen muß.

Der neuen Ausgabe ist natürlich die älteste s. 1. 1555 zu Grunde ge- legt: die Zusätze in Bb (155 7) und C (Mdhlhausen s. a.) sind als Anbang mitgetheilt. Zu den yon Kurz Einleit. XVI ff. beschriebenen Ausgaben können wir noch zwei aus der Wiener Hofbibliothek binzufügeo, eine aus dem J. 1555 o. O. u. Dr. und eine gedr. zu Müblhausen s. a. Keine von beiden ist iden- tisch mit den entsprechenden bei Kurz A und C. Die hier folgende Beschrei- bung wird das zeigen.

l) 1555 0. O. u. Dr. Titel BL J.^: Das Rolwagen buchlin (schwarz). Ein newes vor | vnerhSris huchlein, darinn \ vil guter scbwenck vnnd Historien be I griffen werden, so man in Schiffen vnd auff den | Rollwägen erzelen mag, die schweren Melan | colischen gemiiter zu ermundtern. Allen Kauf | leuten, so die Messen bin vnd wider brau eben zu einer Kürtzweil an tag bracht | durch J6rg Wickramen, Stadt | schreyber zu Burckhaym, Anno | i555. Titelbild wie in A, ein Rollwagen, aber in umgekehrter Richtung fahrend und nur mit zwei voreinandergespannten Rossen. BL 1^ leer. Bl. 2* (mit der Sign. ^2) Dedication: Dem Ersamen fümemen \ vnd achtbaren Mariin Neuen | Burger vnd Wirt zu der Blumen zu Col- | mar, meinem insondern günstigen | Herren vnd guten | Freund. | ES haben sich die Alten vor langer zeyt | eines gemeinen Sprichworts gebrau- | chet u. s. w* Schluß der Dedication Bl. 2^ Z. 24. Z. 18. Datum Burck- haim, auff Marie das newe | Jar, nach der geburt vnsers Seligmachers | 1555. Jar I Ewer allzeit dienstwilliger. | J6rg Wickram, Statt- | Schreiber zu Burck- | haim. | (schwarz) Bl. 3* (A^) Zum gutigen Leser (schwarz). | ES ist von alter her, freuntlicher | vnnd gütiger Leser, ein Sprich- | wort vnder vilen gewesen, u. 8. w. Schluß 36. Z. 24. Dein allzeit williger | Jörg Wickram. | Bl. 4' {A^ Wie ein gut frum man am | Kochersperg, einem guten ein- | feltigen ein Walfart verdinget, | zu Sant Veiten zu | Wallen. | DJeweil wir jetzundt auch auff | einer fart oder reiß sind u. s. w. Am Schluß ist das Exemplar unvollständig, es sind, da auch Bl. M| ausgeschnitten ist, im Ganzen 92 BIl. 8 ohne Zahlbezeichnung und Columnentitel. Die Signaturen gehen von A^ bis M^, Bl. 92^ Z. 17, der Schluß entsprechend Bl. 62^ Z. 23 in A. Darzu helff vns | Gott der Vatter, Gott der | Son, vnd Gott der hei- | lig Geist, Amen | . Hierauf folgt auf der- selben Seite noch der Titel einer neuen Erzählung, die ich in keiner Ausgabe finde: Vonn einem Wirt, welcher sei- { nem Pfarrer in der büß nachfol- | gen wolt, weil er jm im Eh- | bruch nachgefol- | get hett. | Unsere Ausgabe hatte also mehr Erzählungen als A und schon das, verbunden mit dem Umstand, daß diese an die unveränderte Reihe der früheren bloß äußerlich angefOgt werden, wobei der Schluß, den Wickram seinem Büchlein gab, an nunmehr unpassender Stelle stehen blieb, spricht dafür, daß unsere Ausgabe nicht von Wickram selbst herrühren kann , sondern unberechtigter Nachdruck ist. Noch mehr bestätigt wird diese Ansicht durch das Bestreben unserer Ausgabe, den Dialekt des Ver- fMsers zu verwischen: so steht statt semliclie ias\. d\XT^^'^«\i^^ %o\\\.cVv,^ ^ ^^^N» Aar, Aar/är, her, herfur , ^iq 2. Plur. ihr sind V\t^ ^ä.äV. ^xvtOs^^Oc.'^^^^ \xv %«A ge&ndert, oft wird sogar die gute hochdeutsche ¥otiä \t\ ^^^ ^wv^«^^^ ^^"^ "^^ MlMWßonißch, geändert, w&b Kurz Einl. XXXVl «c\iOTi \i^vm N^xi^^^^^ ^'^^

252 LITTERATUR.

bemerkte, z. B. erscheint öfter rauchlos statt ruchlos in A. Ist diese Ausgabe nan zwar als Nachdruck fOr den Text werthlos, so wäre es doch interessant, die Zusätze kennen zu lernen. Vielleicht findet sich irgendwo noch ein voll- ständiges Exemplar dieser Ausgabe, aus der sie dann mitgetheilt werden können. Nach dem Titel gleich des ersten Zusatzes ist manches Neue zu erwarten, was sich in keiner andern Ausgabe findet.

2) o. J. Mülhusen , bei Hans Scbirenbrand und Peter Schmid. BI. l\ Titel: Das Rollwagen bdchlin, | Der Erst Teil. ] Ein neüws Buch- \ lein, darirm vil guter schwdnck (roth) | vnd Historien begriffen werden, so man in | schiffen vnd auff den Bollwagen, deßgleychen inn barbier heüsern vnd badstuben, zu langweyligen zeyten | erzelen mag, sampt einem kurtzen Register, Yetzt | viderumb von neüwem getruckt, | gemert vnd gebessert. | Durch Jörg Wickgrammen \ Statt- schreyber zu Burckhaim (roth). Hierauf die Titelvignete. Der Rollwagen ähnlich wie in der oben beschriebenen Ausgabe, mit 8 Pferden; im Vordergrunde neben der Landstraße ein Fluß , worauf ein Schifflein in entgegengesetzter Richtung vom Wagen fahrt, in dem außer dem Fährmann 2 Paare sitzen, rechts ein Mann, mit der Linken eine Frau um die Schultern fassend, in der Rechten einen Becher haltend, links zwei Männer im Gespräch. Im Hintergrund auf einem HOgel zwei Hunde. Die Vignette wurde später zum Theil roth, braun und grün bemalt. Bl. l\ Der Jungkfrawen Gloß | über den Rollwagen | . Holzschnitt, drei Weiber um einen Brunnen plaudernd, wieder bemalt. Darauf folgende Verse

Ir gspilen mein ich muß euch sagen Der wigkürtzer der ist das dritt

Es ist nit lang vor wenig tagen Ich d6rfft warlich wol wetten mit

Hab ich drey neüwe büchlin glesen Einem umb ein groß gut vnd gelt

Das erst ist der Rollwagen gwesen Wo man trib in der gantzen weit

Das ander biichlin wol bekannt So seltzam bossen vnd gut zottcn

Das ist die Garten gsellschaft gnant Ja wenn wir thün einander spotten

Beym brunnen so wir wasser reichen Horts mancher thet in dhosen seichen.

Bl* 2^ (ohne Zahlbezeichnung mit der Sig. Äij) Zum gütigen Leser | ES ist von alter h&r, freundtlicher | vii gütiger Leser, ein sprüchwort | vnder vilen gewesen n. s. w. Schluß der Vorrede 2^ Z. 2 3 Dein allzeyt williger | Jörg Wickram | Bl. 3* (mit Zahlbez. 1 und Sign. Aiij) Von einem Schärer der ei- | ner Dorff- frauweu einen Dorn | auß einem Fuß zohe | ES begab sich auff ein zcyt { zu Basel in der kleinen statt u. s. w. Bl. 3^ (mit Zahlbez. S) Von einem der sein schuld beychtet j IM Schweitzerland zu Lucern ist es inn der { Fasten u. s. w. Bl. 15^ (mit Zahlbez. 26) Z. 17 Wie ein gut from mann am Kochers- | sperg einem guten einfaltigen ein Walfart | verdinget, zu Sanct Veyten | zu wallen | . DIeweyl wir yetzund u. s. w. Bl. 7 5^ (mit Zahlbez. 146) Z. 24 (Nam) men preysen vnd ehm. Darzü helff vns Gott | der Vatter, Gott der Sun, vnd Gott | der heilig Geist, | A | M -f E | N. Bl. 76* (Z. 147) Einer kennt seine eigne hendt- | schuch nimmer | MAn sagt gemeinlich etc. Schluß Bl. 94^ (Z. 188) Z. 4. (vnko-)sten der schandtlichen vnnd | lasterlichen plo | derhosen | . Ende des Rollwagen | büchlins | Nun volget h§,rnach das | Register | Bl. 95* (ohne Zahlbez. mit Sign, N) Register vnnd kurU^ aui^y- \ ^>3itv« «.tv ^^VOasx Colum eia le / des zu ßaden sey \ Schluß des RegiaUxB m. ^^'^ V.^Vxv^''*^^'^ .^«A^^se^^ ^' 8. Getruckt zu Mülhusen im oberen E\ \ aa&, ^^xxOciW^xv^ ^0^>^^^>^^^^^\^^

N'CA

MISCELLEN. 253

Peter Schmid. 98^, Holzschnitt (bemalt) rechts spielt ein Weib die Harfe, wozu links ein Mann im Narrengewande tanzt. Die Hände hat er erhoben, in der rechten schwingt er eine kurze Peitsche. Die Frau ist durch einen schwatzen Rahmen abgetrennt. 2 ungezählte Blätter Vorstoß; 98 mit Seitenzahl 1 188 und 4 ungezählte BU. 8^ mit Sign. Ä N und Colamnentitel, links: Das Roll* wagen, rechts: Buchlin. Die Ausgabe, wahrscheinlich nach C besorgt, enthält sämmtliche Erzählungen aus A, ausgenommen Nr. 38 (die auch C fehlt), Bb und C und dazu auf S. 4 und 5 noch eine flberzählige, die wir hier in gereinigter Orthographie mittheilen. Von herrn Hansen der wtlrst trüg im sack, und wolt Mesz halten. Es was einmal ein pfaff im Fricktal, der hieß herr Hans, der gieng umb S. Martins tag und wolt mesz halten. Als er aber durch die dorfer gieng (wie es dann ein dorf an dem anderen hat) und eben in der zeit was, daß die bauren die Schwein metzgen oder schlachten , so kumpt er in ein dorf, da ein betlrin gemetzget hat, die ruft dem pfaffen hinzu und sprach: herr Hans, herr Hans, kompt und nempt da die wQrst, dann ich hab die beste sanw gemetzget, so ich im stall gehabt hab. Do sprach herr Hans: Ach mein liebe frauw, ich hab nichts darinn ich si trage. Do gab die beürin dem pfaffen ein leinis säcklin, und thet im die würst darein. Also nam der pfaff das s&cklin mit den wursten und steckt es hinden auf den rugken under den gürtet, gebt damit sein straß seine bauren zu versehen und mesz ze halten. Als er nun über den altar kumpt und es an der zeit was daß er elevieren oder den Herrgott aufheben solt, kumt der sigrist von hinden zu und wil im die alb aufheben. In dem ers aber also aufhebt, vermeint der gut herr, es seie ein hund und schmöcke im nach den wflrsten, und gedenkt nit mer an den sigristen, der hinder im kniet, stoßt derhalben mit dem einen fuß und trift den sigristen an halß, daß (5) er vier st^iflen herunder fiel : dann er vermeint, es wer ein hund und wölte im die wQrst fressen. Do liefen die bauren zu, und meinten der sigrist bette den hinfallenden siech- tagen, so stieß in aber der pfaff also übel etc. J. LAMBEL.

MISCELLEN.

1.

tlbersicht

der Vorlesungen über deutsche Sprache und Litteratur, welche auf den Univer- sitäten Deutschlands und der Schweiz im Jahre 1864 1865 sind gehalten

worden. *)

1. Basel. Wackernagel: I. IT. Germ. Alterthfimer; vgl. Grammatik der Deutschen, Griech. und Latein. ; germanist. Kränzchen.

2. Berlin, I. Müllen hoff: Nibelungen; Abriss der nord. Grammatik und Eddalieder; altdeutsche Übungen. Maßmann: Über den Ursprung der

*) Germania IX, 4(>0 habe ich an meine Fachcollegen die Bitte gerichtet, mich in meinem Streben nach Yollständigkeit und Genauigkeit det kw^'oX^Tk. ^xaOcv >BSa&»sgb regelmäßige Zasendangr der Lectionscatalogo zu unteiatüUeii, koÄ ^»eiÄ \iTQ&\3&.\Ä.> ^^iS*^ mir nur ein einziger Catalog zugeschickt wurde , mut^ icVi vctiKa>i>ÄÄTL ^ \eä\\ä ^\^5ä ^"«v uultemerkt gebliehen, daher ich dieselbe zu wiederholeiv tow eT\m>ö^. _^^.^

254 mSCELLEK.

deutschen Sprache ; goth. Sprachdenkmäler ; Übungen im Lesen der Handschriften und Docnmente« Steinthal: Über Form und Charakter der indogermani- schen Sprachen, bes. Griechisch, Latein und Deutsch. ü. Müllenhoff: deutsche Grammatik; altd. Metrik und Minnesangs-Frübling von Haupt; deutsche Übungen. Maßmann: Handschriftenkunde; goth. Sprachdenkmäler; über den Ursprung der deutschen Sprache. Steinthal: Wesen und Geschichte der epischen Poesie.

3. Bern. L Fabst: Geschichte der neudeutschen National - Litteratnr von Luther bis zum Anfang des 19. Jhs. Tobler: Erklärung von Bo^thins de consol. philos. mit der ahd. Übersetzung; deutsche Mythologie mit Rück- sicht auf Schweiz. Volksglauben. U. Papst: Geschichte der alt- und mhd. Litteratur; Erklärung ausgewählter Gedichte deutscher Classiker. Tobler: mhd. Grammatik; Erklärung mhd. Liederdichter nach Bartsch.

4. Sonn. L Diez: Markus des Ulfilas. Simrock: Geschichte der dentsclien Sprache und Litteratur; ausgewählte altd. Gedichte. Noorden: deutsche Litteraturgeschichte des Mittelalters. II. Diez: altd. Grammatik.

Simrock: deutsche Mythologie; ausgewählte Gedichte Walthers von der Vogelweide.

5. Breslau. I. Stenzler: vergl. Grammatik der indogerm. Sprachen. Rückert: goth. Grammatik mit Übersetzungsübungen; über die hauptsächlich- sten Epiker des deutsch. Mittelalters : Hartmann, Wolfram, Gottfried ; germanistische Gesellschaft. Friedr. Pfeiffer: Gothiscb. II. Rückert: deutsche My- thologie; germanist. Gesellschaft. Pfeiffer: altsächsisch und Heliand.

6. Erlangen, Rud. v. Raumer: I. geschichtl. Grammatik der deutschen Sprache ; über althochdeutsche Sprachdenkmäler. II. Geschichte der deutschen Litteratur seit Lessing; über goth. und ahd. Sprachdenkmäler.

7. Freiburg. M. Lexer: I. Geschichte der deutschen Litteratur; goth« Grammatik; deutsche Gesellschaft. IL Geschichte und System der altd. Religion; mhd. Grammatik und Lecture aus den Gedichten Walthers von der Vogelweide.

8. Gtpßen. I. Weigand: Geschichte der deutschen Nat.-Litteratur bis 17 20; ausgewählte Gedichte Walthers von der Vogelweide. Zimmermann: Geschichte der deutschen Nat. -Litteratur bis 1300; über Wolfram v. Eschenbach.

IL Weigand: Grammatik der goth. Sprache und aus der Bibelübersetzung des Ulfilas das Evang. Matthäi. Zimmermann: Geschichte der deutschen Nat.-Litteratur vom Ausgang des 13. bis zum Beginn des 18. Jhs.; die deutsche Nat.-Litteratur der Jahre 17 94 1815.

9. Göttingen. 1. W. Müller: deutsche Litt.-Geschichte ; alt- und mhd. Dichtungen ; diplomat. und paläographische Übungen ; deutsche Societät. L. Meyer: goth. Sprache und Ulfilas Erklärung. Tittmann: deutsche Heldensage. II. Müller: bist. Grammatik der deutschen Sprache; Walther von der Vogelweide; deutsche Societät. L. Meyer: Tacitus* Germania; ältsächsisch und Heliand. Bohtz: Geschichte der deutschen Nat.-Litteratur von Lessing bis jetzt. Tittmann: Geschichte der neuern deutschen Lit- teratur.

10. Graz. Tomaschek: I. Althochdeutsch, Grammatik und Lecture; die deutschen Dichter der Gegenwart in Charakteristiken und Kritiken*

JI. altbocbd. Lecture] die deutseben T>\c\ileT Act Cj^^ctrwwV.. *l, '^Oi^'ä*

11. Greifswaid. Hoefer: 1. awsge^^UU Cä^\V^\ ^^t n^\^. ^\wsi\s.^^Sk\

MISCELLEN. 255

einige goth. Stücke nnd älteste deutsche Gedichte, nach vorausgeschickter gram- matischer Unterweisung. II, Erklärung von W. Wackernagels kleinem altd. Lesebuch.

12. Halle. I. Leo: ausgewählte Stellen aus Dietrich's altnord. Lesebuch.

Pott: Vergleichung der goth. und ahd. Sprache mit den beiden classischen.

Zacher: deutsche Grammatik; Einleitung in die deutsche Grammatik; litt.- hist., exeg.-krit. und grammat. Übungen. Lucae: Hartmann's von Aue Gre- gorius. II. Leo: isländ. Grammatik. Zacher: ausgewählte Capitel der deutschen Grammatik; Wolframs von Eschenbach Farzival; Übungen der deut- schen Gesellschaft* Haym: Geschichte der deutschen Litteratur im 18. und 19. Jhd. Lucae: Geschichte der altern deutschen Litteratur und Erklärung ausgewählter Stücke aus Wackurnagels oder Schades altd. Lesebuch. Heyne: Geschichte der Kirchenbaukunst im deutschen Mittelalter.

13. Heidelberg, L Holtzmann: Geschichte der deutschen Litteratur bis Schiller*s Tod; germanische Alterthümer mit Erklärung von Tacitus' Ger- mania.— Lemcke: Schiller und seine Dramen. v. Reichlin-M eidegg: ästhet. Vorlesungen über den 1. und 2. Tbl. von Göthe's Faust. II. Holtz- mann: deutsche Mythologie; ausgewählte alt- und mhd. Stücke. Lemcke: Geschichte der deutschen Poesie seit Opitz; Lebensbilder aus der Litteratur- und Kunstgeschichte.

14. Innsbruck, Zingerle: I. Gottfrieds von Straßburg Tristan; Ge- schichte der neuesten deutschen Litteratur; alt- und mhd. Übungen« II. Bo- ners Edelstein; mhd. Metrik; über Schiller*s Leben und Werke; mhd. Übungen.

15. Jena, I. Schleicher: Mittelhochdeutsch und Nibelunge. Klop- flei seh: deutsche Mythologie; Kunstkritik und deutsche Mythologie. IL Schleicher: Geschichte der altern deutschen Litteratur. Klop- fleisch: Übungen im Bereich der nord.-heidn. Realalterthümer.

16. KieL I. Weinhold: deutsche Grammatik; über Göthe's Leben und Schriften. Groth: Geschichte der deutschen Sprache und Poesie seit 1600.

IL Weinhold: Geschichte der deutschen Litteratur bis zum 16. Jhd.; ausgewählte altd. Sprachdenkmäler. Th. Möbius: Übersicht der germanischen, besonders nord. Sprachen, nebst goth. Grammatik. Groth: deutsche Syntax; über Göthe's Faust. 2. Theil.

17. Königsberg, Schade: I. deutsche Grammatik; mhd. Sprachproben nach 8. Lesebuch; Einleitung in die Geschichte der deutschen Sprache. IL altdeutsche Metrik ; Gedichte Walthers von der Vogelweide ; goth. und ahd. Sprachdenkmäler.

18. Leipzig, I. Zarncke: Nibelungenlied (nach s. Ausg.); Otfried's Evangelien-Harmonie (nach Kelle); deutsche Gesellschaft; Lachmann^s Anmer- kungen zu Iwein. Th. Möbius: nord. Mythologie; altnord. Leseübungen. Minckwitz: Gesch. der deutsch. Poesie seit Schiller*s Tode. -— IL Zarncke: altnord. Grammatik mit Übungen im Übersetzen ; über Walther von der Vogel- weide; über Wolframs Parzival; Übungen der deutschen Gesellschaft (Althoch- deutsch, Erklärung Otfrieds etc.). Fiat he: über Göthe und Schiller (Leben, Werke und Kunst). Minckwitz: Geschichte der deutschen Poesie seit Schiller^s Tode (Forts.). Brandes: germanisll&cVi« Gt^Ä^VU^ViaSx.»

19. Marburff, L Justi IL: Ueliand; GescYAciYiX.^ öi«t «Xv.^. ^ci^«v^» Lange: Tackua' Germania. Bickell: AngeW&.c\i»\ftc)a\ n^. Q^x^iÄxa^'C^ ^'^^

260 LITTERATUR.

wohl zu den Ausdrücken, die Grimm 2, 279 gesammelt sind, wo dieses Beispiel fehlt. 28, 12 in der Wüste predigen heißt allerdings 'Uuben Ohren predigen*, hier aber kann es diesen Sinn nicht haben, da der arm gebliebene Landsknecht ja im Gegentheil der Predigt des h. Johannes folgte. 43, 7. in glauhhaftig sehe ich nur einen Ausdruck der Bekräftigung wie 'wahrhaftig, traun, in der That etc. Die Bedeutung nach glaubhaßigen Berichten vermuthe ich darin weniger. 58, 12. rochen zusammen, K. erklärt 'trafen zusammen?' Sollte es nicht eher bedeuten erregten zusammen solchen Gestank' d. h, Unwillen und Auf- sehen? — 69, 2. Federschwinger ist wohl Raufbold, Renommist. Nach vorne gerichtete Federn gelten unter den Bauern noch heute als Aufforderung za Streit und Rauferei. 89, 19 verküsen ist gering achten, verzichten. Wickram will sagen: Kein Frevel war den Bauern zu groß, um auf ihn zu verzichten, von ihm abzulassen oder um ihn nicht gering anzusehen, sich nichts aus ihm zumachen. 184, 15. vgl. hiezu die Erzählung "die Nachtigall* bei v. d. Ha- gen GA. 2, 71.

Das Röllwagenhüchlein des Jörg Wickram erscheint hier zum ersten Mal vollständig: bisher war es jedem, der nicht in der Nähe einer größeren Biblio- thek lebte, nur in einzelnen Proben zugänglich. Und doch verdient es trotz dem harten Urtheil, das Gervinus (3, 125 f.) über Wickram fällt, nicht vergessen zu werden. Es ist eine Sammlung von Schwanken und kurz skizzierten Erzäh- lungen, wie der Verfasser selbst sagt, bestimmt, 'in schiffen und auf den roll- wegen *) deßgleichen in scherheuscren und badstuben erzählt zu werden und reich genug an echtem Eernwitz, um auch heute noch zu erfreuen und zu unter- halten; freilich muß man über manche Derbheit, über manches Wort, das bei uns in guter Gesellschaft nicht darf genannt werden (und das schon Fischart nicht eben billigte), ein Auge zudrücken. Aber ehe man Wickram deshalb ver- urtheilt, muß man erwägen, daß man zu seiner Zeit die Geschlechtsverhältnisse mit großer Unbefangenheit und Naivetät anzusehen und zu behandeln gewohnt war, was aus der gleichzeitigen Litteratur allenthalben hervorgebt. Und darauf möchte ich das Hauptgewicht legen, um die im Rollwagenbüchlein' begegnenden Zoten in Einklang zu bringen mit der im Vorwort ausgesprochenen Absicht des Verfassers, mit seinem Buch die unverschämten Erzählungen, wie sie auf Roll- wagen gebräuchlich waren und an denen züchtige Frauen und Mädchen Anstoß nehmen müßten, zu verdrängen. Wenigstens ist mir die von Kurz schon beim Esopus ausgesprochene und hier wiederholte Ansicht, daß diu Verfasser ihren ursprünglichen Zweck vergaßen und nur an männliche Zuhörer dachten' (Einl. XLIV) wenig wahrscheinlich.

Über Wickram*s Leben wissen wir sehr wenig, das Wenige, was durch umsichtige Bemühung über ihn und sein Geschlecht zu gewinnen war, hat Kurz sorgfaltig (S. V X) zusammengestellt« Darnach war er wahrscheinlich ans Colmar gebürtig, Meistersänger und zwar Gründer der Colmaren chule, die er nach einer eigenhändigen Notiz zu Weihnachten 1546 eröffnete* Als Stadtschreiber zu Burckheim nennt er sich im Rollwagen und andern Schriften. Welches Burg- heim gemeint ist, das Elsaßische oder Badischc, ist nicht entschieden, doch neigen die Vermuthungen zum letzteren. Sei Todesjahr lässt sich ebensowenig

*) Fuhrwerke, die den Verkehr an VaWtsmxleii t^^^Ti T.^\*<ihen entfernten Orten beratelltenf wie die sauber nachcopierto T\.\ÄVv\g;nft\Ä icv^^ txvOdX. T»:^\s^As3ti ^^Qs^Mca Leiterwagen.

t INSCHKIFTEN MIT DEUTSCHEN KÜNEN

AUF DEN HANNOVERSCHEN GOLDBRACTEATEN UND AUF DENKMÄLERN HOLSTEINS UND SCHLESWIGS,

ENTZIFFERT VON

FRANZ E. CHR. DIETRICH.

Der Geschichte leisten vor allen andern solche Denkmäler frü- herer Jahrhunderte wichtige Dienste, welche mit Schrift versehen sind und einer Vorzeit angehören, über die auch nur spärliche Nachrichten in Schriftwerken vorkommen, wie es der Fall ist mit der gesammten norddeutschen Geschichte in der vorkarolingischen Zeit.

Der auf den folgenden Blättern vorgelegte Versuch, die Inschrif- ten der Dannenberger Runenbracteaten zu deuten und ihnen Aussagen über die Zustände des alten Sachsenlandes an der Niederelbe abzu- gewinnen, darf daher nach seinen schon jetzt zur Wahrscheinlichkeit gebrachten Ergebnissen die Aufmerksamkeit der Freunde des Alter- thumes in Anspruch nehmen.

Nicht zu trennen waren aber von den genannten Denkmälern die noch wichtigeren und umfänglicheren, mit Runen beschriebenen Ger brauchsgegenstände , welche in Holstein und besonders reichlich in Schleswig zu Tage gekommen sind, schon wegen der verhältnissmäßigen Nachbarschaft der Fundorte, namentlich aber, weil die Art der Runen genau dieselbe ist, als auf den hannoverschen Bracteaten.

Früher dachte man bei Gegenständen des Alterthums, wenn mati von Runen dabei hörte, sofort nur an nordische Völkerschaft und Hei- math. Zur endlichen Beseitigung dieses Vorurtheils dient auch die hier gegebene Untersuchung.

Die hauptsächlichsten und sichersten Ergebnisse derselben sind, daß die Sprache der gesammten besprochenen Runeninschriften, was nicht ohne Interesse für Schleswig ist, einem Dialect angehört, der im Allgemeinen als ein nordsächsischer bezeichnet werden muß, und daß die durchgehends hier angewendete Runengattung nicht die angel- sächsische, geschweige denn die nordische ist, sondern ii-m*^ ^\1^ ^^nqvl die SLDgehacbsische die Tochter ist, und weVcYie öa^ 'a\\,^?c^ Öl^^xsiV's^qN^'^ heißen maß, nicht sowohl wegen der übereinstVmm^TvÖLOT. ^o%%ä8co»Njs^

GERMANIA X. \^^

268 FRANZ DIETRICH

marcomannischen Runen, mIs wegen der deutschen Sprachgestalt der bei weitem größten Mehrzahl der sie enthaltenden Inschriften.

Die einzige Berechtigung dieser Benennung aber kann nun auch deshalb gar nicht mehr geleugnet werden, weil vor kurzem eben die- selbe Kunenart in einem uralten Grabe der Bourgogne, und zwar in ehemaligem Besitz und Gebrauch eines burgundischen, nicht fränki- schen, Volksstammes gefunden worden ist.

Um meinen Lesungen der gedachten Inschriften diejenige Sicher- heit über den Thatbestand der auf den Denkmälern vorliegenden Schrift- züge zur Unterlage zu bringen, die für die sprachliche Bestimmung des Inhalts erforderlich ist, habe ich die Copien wo immer möglich mit den Originalen aufs Neue verglichen.

Für die zahlreichsten, die Schleswiger Alterthumsgegenstande leisteten den Dienst des Originals die Photographien, welche im ersten Band von Thorsen's Runendenkmälern (Kopenh. 1864) in Farbendruck gegeben sind. Bei den Dannenberger Bracteaten gebrauchte ich außer der zuerst 1860 in der Zeitschrift für Niederdeutschland veröffentlich- ten Abbildung, sicherstellende Abdrücke von den Originalen, welche Hr. Archivrath Dr. Grotefend in Hannover mit der dankenswerthesten Gefälligkeit mir zugehen ließ.

Die mehrfach verglichenen sonstigen Kunenbracteaten, welche im königl. Museum zu Kopenhagen aufbewahrt werden, sind nach den Abbildungen benutzt, welche in dem 'Atlas for nordisk Oldkyndighed^ (Kjöbenh. 1857) erschienen sind.

Während eigentliche Goldmünzen des Alterthums in verschie- denen deutschen Ländern aufgefunden worden sind, gehören die dünnen, nur auf einer Seite ein Gepräge tragenden und mit einem Öhr zum Anhängen bestimmt gewesenen goldenen Schaustücke, oder die Gold- bracteaten, deren ziemlich viele im Umfang des heutigen Däne- mark und auf schwedischen Küstengegenden ausgegraben sind, in Deutschland zu den Seltenheiten. Man kannte einzelne am Rhein und in Baiern gefundene, so wie einige andere, die aus Meklenburg, Hol- stein und Schleswig stammten, das meiste Aufsehen erregten durch ihr bestimmbares Alter die von Cöslin in Pommern nach Berlin ge- kommenen. Eine Runeninschrift enthielt nur ein Meklenburger Bracteat, so wie der bei Cöslin mitgefundene goldene Ring, dessen kleine In- schrift noch ungelöst ist, was eben auch von den wenigen Runenzeichen der Schleswiger gilt.

Um so erfreulicher war es, da& W^om^x^iösv^WÄiw^x ycl ^«esa. einen Jabr 1859 außer einer den Bracl^tevi «JEvcX\Äi<5Jtv %^^\!k^vk^^^»!&2^^

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. ^ 2S9

drei eigentliche Bracteaten bei Landegge, und was der nach Umfang und Inhalt bedeutendste Fund war^ bei Dannenberg elf Stück zum . Vorschein kamen, von denen vjer mit gleichartigen Runen versehen sind, und zwei oöcnbar ganze Sätze in Runenschrift enthalten« Alle drei Funde, von denen der Dannenbcrger besonders nach seinen In- schriften hier besprochen werden soll, wurden ausiuhrlich beschrieben von Dr. C. L, Grotefend, in der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrgang 1860, Hannover 1861, S. 391 400, und wurden die Bracteaten selbst nach ihren Hauptarten abgebildet auf Taf. I, Nr. 1—7 und Taf. II, Nr. 8, die Goldspange Nr. 9.

Über den Fundort und die in früherer Zeit wechselnd gewesenen Bewohner und Herren der Umgegend ist Folgendes bekannt*). Eine geraume Strecke nördlich vom Einfluß der Havel in die Elbe berührt Meklenburg das erstemal die Elbe bei dem schon durch seinen Namen auf wendische Gründung hinweisenden Orte Dömitz. Dieser Stadt ungefähr gegenüber liegt an der Jeetze oder Jeetzel, nicht sehr weit , südlich von üirer Mündung in die Elbe die kleine Stadt Dannen- berg mit einem alten 1376 vollends zerstörten Schloss, welches an die Stelle eines noch älteren getreten war. Seit dem 13. Jahrh. im Besitz der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, war es im 12. Jahrh. der Mittelpunkt einer eigenen Grafschaft, und zwar hat,te der erste 1158 erwähnte Graf von Dannenberg diese Gegend den hier von jenseit der Elbe her eingedrungenen Wenden wieder abgewonnen.

Daß es ursprünglich eine sächsische Niederlassung war, beweist der deutsche Name, Dannenberg ist der Berg des Danno oder Dano, ein sächsischer Name, der unter Kaiser Hlothar in den Tradd. von Corvey §. 357 vorkommt. In der karolingischen Zeit und früher ge- hörte die Gegend wohl noch zum Bardengau, der die Elbe bei Har- burg zur Nordgrenze und denselben Strom nordöstlich zur Grenze hatte, nur wenig westlich von Dannenberg liegt an der Ilmenau die schon in ihrem Namen bedeutsame Stadt Bardowick. Man nimmt an, daß die letzte südlichste Strecke der Ostgränze der Wald war zwischen der Ilmenau und der Jeetze (Delius in der Hall. Encycl. VII, 1821 n. Bardengau). In die von den Longobarden verlassenen Gegenden breitete sich der ostfalische Stamm der Sachsen ans, während die frü- heren Angrivarier an der Weser verblieben.

In der Nähe von Dannenberg liegt das Dorf Nebenstedt, auf

*) C. Eiüfeld, in der Zeitschr, d. bist. Vereins i, ^\fe^w%. ^vJkc^. \%^^> "^^ '^^^

2^0 FRANZ DmTRiCH

einer sumpfigen Wiese dieses Orts wurden die 11 Bracteaten, etwa einen Fuß tief vergraben, aufgefunden. In Bezug auf die Beschreibung derselben verweise ich auf den vorhin genannten ausgezeichnet genauen Bericht des Herrn Dr. Grotefend.

Nach dem Gesichtspunkt des Umfangs der Runeninschriften und der Runenlosigkeit stellen sich 5 Arten in folgender Ordnung dar. Obenan steht der Bracteat mit 18 Runen, dessen Bild die männliche Figur ist mit den zwei Ringen am Gelenk der rechten Hand (Grotef. Nr. 2), demnächst folgt der mit 15 Runen, dessen nahe verwandtes Bild ohne Ringschmuck ist und die rechte Hand weniger hoch hat (Grotef. Nr. 1), eine dritte Art mit 6 Runen und sehr undeutlicher nicht menschlicher Figur, die links einem Vogelkopf ähnlich ist, stellt sich, in Runen und Bild gleich, auf zwei Bracteaten des Fundes dar (Gr. Nr. 5 und, wo nur der Rand verdoppelt ist, Nr. 6); eine vierte Art gibt ohne Runen das völlige Bild eines Mannes mit Schlangen (Gr. Nr. 4, gefunden in drei Exemplaren), die fünfte enthält nur Schlangenwerk als Verzierung ohne Runen (Gr. Nr. 5, gefunden in vier Exemplaren).

'^ In dieser Reihenfolge sollen nun zunächst und vornehmlich die Bracteaten mit Inschriften zur Besprechung kommen, um den Versuch einer Entzifferung vorzulegen, und zwar ohne irgend ein Vorurtheil über ihre Heimat, einstweilen daher auch ohne Berücksichtigung der in dem mehrerwähnten gelehrten Bericht S. 393 ausgesprochenen Mei- nung, daß die Dannenberger Bracteaten wegen der Ähnlichkeit mit denen des Kopenhagner Atlas und schon wegen der gleichartigen Runen ihrem Vaterland nach als skandinavische zu betrachten seien. Man ist dem trefflichen dänischen Gelehrten, Dr. Thomsen in Kopen- hagen, an den sich Herr Dr. Grotefend als einen vorzugsweise durch Studien über die Bracteaten verdienten Forscher um Auskunft gewen- det hatte, da ihm selbst jener Atlas nicht zugänglich war, zu Dank ■■ verbunden für vergleichende Bemerkungen, namentlich für die Hinwei- sung auf einen seinem Bilde nach mit den ersten Dannenbergern sehr ähnlichen Goldbracteaten (Nr. 218 des Atlas), der auf Fünen gefunden wurde, nur mit einer andern Inschrift. Inzwischen von dem Urtheil über den Ursprung dieser Schaumünzen konnte fürs Erste um so mehr abgesehen werden, da es noch nicht eine Deutung der Inschriften zur Seite hatte. „Eine Lesung der Runeninschriften dieser Bracteaten,^ go beißt es S. 39i des Bericbtes m\l Eiuvacbluß dessen von Fünen, jfist bisher, obgleich die Bedeutung Äät eiuiÄii^vi "Sjoä^vi \y^wö^ nicit gelungen , da man noch mcU euimaV vicv^ , '^ ^<^<äKi«t %»^x»sä5Ä diese ßaueninscbriüeu verfasat sind.^

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 261

Auch seit 1860 ist dem Schreiber dieser Zeilen eine Lesung der- selben nicht bekannt geworden, da er sich aber bereits mit manchen andern der ältesten Inschriften in Runen der sogenannten angelsäch- sischen Gruppe, wie auf dem goldenen Hörn aus der Nähe von Ton- dem, dem Ring von Bukarest, dem Stein von Tunoe in Norwegen u. a. eingehend beschäftigt hat; hält er sich für hier mitzusprechen berechtigt, nachdem er insbesondere auch dem Verständniss derjenigen in gleichen Runen veifassten Inschriften näher gekommen ist, welche sich auf fast fünfzig der Goldbracteaten des werthvollen Kopenhagner Atlas vorfinden, der ihm durch die Güte der alle wissenschaftliche Forschung so gefällig unterstützenden Göttinger Bibliothekare zur Be- nutzung überlassen wurde.

Über die muthmaßliche Zeit und Heimat der Dannenberger Bracteaten wird nach der Deutung ihrer Inschriften gehandelt, es sind einfach aus Schrift und Inhalt derselben gemachte Folgerungen, über die ich gern Belehrung annehme, sie werden aber stehen oder fallen mit dem Ergebniss über das, was auf diesen merkwürdigen Gegen- ständen des Alterthumes geschrieben steht. Um aber zu diesen vor allem wichtigen Aussagen dieser Gegenstände über sich selbst zu ge- langen, bedarf es klarer Vorstellungen über die Schrift, die keineswegs eine gemischte ist, und des ruhigen Fortschreitens von der Bedeutung und der Richtung der Schriftzeichen zur Bildung klarer Worte durch naturgemäße Abtheilung der scriptio continua, und durch die so wenig und so einfach als möglich vorzunehmende Ergänzung von ausgelas- senen Lauten.

Denn von vorn herein darf man nicht erwarten, daß alles werde vollständig ausgeschrieben sein, und daß alles nach unserer gramma- tischen Erkenntniss gut werde in Schrift gesetzt sein; dieses nicht, weil die alten Goldschmiede sich durch keine Schulbildung über die schwankende Aussprache und Schreibung des Volkes erheben konnten, . und auch die Runenmeister, je weiter zurück, desto weniger Sprach- meister waren, wie jeder wissen kann, der sich einigermaßen um Runen- inschriften bekümmert hat; und auch das erste, daß alle Laute werden in die Schrift aufgenommen sein, ist namentlich in Absiebt aufVocale eine vergebliche Erwartung, weil gerade auf so kleinen Denkmälern wie Münzen sind, besonders wenn die Zeichen, wie es hier meist der Fall ist, verhältnissmäßig groß gemacht werden, der schon durch das Bild beschränkte Raum zu Auslassungen von Vocalen in bekannten . geVkvGgen Wörtern nöthigen konnte. Mit kernen ^\Ae\w A% $i\^%<äö..^ darcb die Natur der Sache gerechtfertiglen Not^\x«>^^Vt;jvsv%^1^ n5,^;^^^^v wt ans Bim zur ünterauchung^ und zwar

262 FRANZ DIETIMCH

Ober den Inhalt der Inschriften.

Die Schriftzeichen der drei Danncnberger Inschriften sind im Allgemeinen dieselben sehr alten Knncn, die anf dem goldenen Hörn erschienen, auf dem King von Bukarest und auf dem Stein von Tunöo. Durch diese Denkmäler ist ein fast vollständiges Ruuenalphabet dar- gestellt, welches mit dem angelsächsischen am nächsten verwandt, doch auch einige Abweichungen enthält, durch die es sich als einfacher und alterthüml icher erweist.

Der Lautwerth dieser Runen steht in der Weise vollkommen fest, in welcher er bei den unter sich verschiedenen Erklärungen des gol- denen Horns von nordischen (Tolchrten wie Munch und von deutschen wie Jacob Grimm und Müllenhofl' übereinstimmend angesetzt wurde, und kann durch den Versuch, einzelne wieder ins Ungevnsse und Schwankende zu ziehen, den Kafn zu Gunsten eines dänischen Inhalts der gedachten Inschrift machte, und zwar um die modern nordische Copula og herauszubekommen, nicht im mindesten wieder unklar und ungewiss gemacht werden. Die Rechtfertigung dieser Behauptung wird indess bis zuletzt aufzuheben sein, damit hier der Gang der Unter- suchung nicht aufgehalten wird.

Zwei auf den Dannenbergcr Bracteaten etwas eigenthümliche Zeichen, die auf den genannten verwandten Denkmälern nicht ganz so auftreten, werden nach ihrer Stellung sofort aus ihrem anfanglichen Dunkel erhoben zu völliger Klarheit. Wenden wir uns zunächst zur größten der Inschriften, wo nur eins der fraglichen Zeichen vorkommt, so ist am wenigsten Schwierigkeit in der Lesung und Deutung.

1. Der Bracteat mit 18 Runen.

Es ist der auf Grotefends Tafel die zweite Stelle einnehmende, dessen Bild ziemlich ähnlich ist mit dem des voranstehenden Bracteaten: ein großer Kopf mit eiuem Diadom in den bloßen Haaren , welches durch kleine Kreise angedeutet ist, darunter sind vereinzelt die Hände und die Fuße zu sehen in gebogener Stellung. Das Diadem scheint von der Stirn an in die Höhe zu gehen und über dem Kopfe her zu laufen, vielleicht nur die alte ungeschickte, das Gedachte mit aus- druckende Zeichnung, welche andeuten soll, daß der Kopfschmuck rings herum gehe.

Die rechte Hand ist mit geschlossenen Fingern nach dem Mund j^ehalten^ als sollte sie Speise oder ein Trinkgefäß heranfähren, die JJnke ist mit ausgebreiteten Fingern n?ic\\ T\in\.^Ti ^mOcvV^X..

Von der fciicjlichen DarsteWung V6m\^Tv ö\^ \Ti^Ävx\S\Äxv, ^\^ >

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHJEN RUNEN etc. 263

meist mit einem besondern Stempel zum Bild hinzugethan wurden, unabhängig sein, eine ähnliche Richtung der Bände findet sich auf verschiedenen Bracteaten des Atlas (Nr. 26, 84, 85, 218), immerhin aber könnte ein Runenmeister einen Spruch auch einmal zu der wenn auch sonst üblichen Gestalt nach seiner Auffassung in Beziehung ge- setzt haben, deshalb sollte nicht unerwähnt bleiben, daß hier das Bild den Schein erregt, als stellte es einen edlen an Ringen reichen Herrn dar, der eben Befriedigung von irgend einem Genuße hat, obwohl dieser Betrachtung kein besonderes Gewicht gegeben werden soll.

Der erste Schritt zum Lesen der Inschrift ist, daß man die Rich- tung der Schrift bestimmt, wodurch zwar noch nicht der Anfang, aber die Reihenfolge der Laute gegeben ist.

Es gibt neben den zweiseitigen Runenzeichen, die bei jedem Lauf der Schrift sich gleich bleiben, wie die für E^ auch mehrere einseitige, die einen Zusatz zum Stabe nur auf einer Seite haben, wie t^ für JC, und 1^ für i4, Runen, welche bei der Schreibung von rechts nach links die umgewendete Richtung mit dem Zusatz auf der linken Seite be- kommen. Nun ist aber auf unserem Bracteaten die Rune für A am linken Oberarm und über die Stirn umgewendet gestellt, und dasselbe gilt von der Rune />, welche links und rechts dem zuletzt gedachten A benachbart ist, so wie von dem Zeichen für TH dem linken Ober- arm gegenüber, mithin ist die Schrift von rechts nach links zu lesen«

Der Anfang der in zwei Absätzen vorliegenden Inschrift kann daher nur entweder über der Stirn der Figur, oder am linken Hinter- fuß gesucht werden. Das letztere hat die Analogie vieler Denkmäler für sich, auf denen von unten nach oben gelesen werden muß, wie es z. B. auf den Blekinger Steinen der Fall ist.

Demzufolge ergiebt sich die Runenreihe, nach Umwendung der einseitigen Zeichen in folgender Gestalt und Ordnung:

Das zweite Zeichen kann nicht wohl etwas anderes sein als ein iV, dessen sonst durchgehender Querstrich nur halb gemacht oder nur halb erhalten ist. Den sehr kleinen Haken oben nehme ich als eine Ausweichung des Meißels beim Eingraben des Grundstriches in den Stempel.

Das dritte Zeichen, welches auch zweimal auf dem folgenden Bracteaten vorkommt (bei Grotefend Nr. X)^ aiw& da.^ ^vi.t S ^<^\w^ welches Bopet fehlen würde, da sein ^icVilvorVotum^w wxvV^^ in^säs»^»«^

264 FRANZ DIETRICH

33 Runen bei der Häufigkeit dieses Lautes in germanischen Sprachen unwahrscheinlich wäre, und da es den beiden Zeichen ^ und ^, die auf dem goldnen Hörn und beziehungsweise auf dem Stein von Tunöe für S vorkommen, ähnlich ist. Fast ebenso zeigt es sich auch zwei- mal auf dem Bracteaten Nr. 85 des Atlas*

An die angelsächsische Bedeutung des Zeichens 1., welches im Runenliede den Namen eoh (Pferd) führt, und für EO steht, ist schon deshalb gar nicht zu denken, weil bei dessen Anwendung hier eoa folgen würde, und auf dem andern Bracteaten, wo es zweimal wieder vor Vocalen steht, sich erst ein eou^ dann ein eoau ergeben würde. Überdies ist die genannte Bedeutung bisher nur in handschriftlichen Alphabeten, noch nie auf einem Denkmal nachgewiesen worden.

Da nun der Lautwerth der übrigen Runen feststeht, so kann ohne Bedenken in lateinische Schrift umgeschrieben werden; indem ich dies thue, führe ich gleich einen zweimal zwischen vier Consonan- ten, die natürlich nicht alle unmittelbar folgen konnten, ergänzten Vocal, und die Wortabsetzung, welche durch die Erklärung gerechtfertigt wird, in der Umschreibung ein:

INSATH MiD TiL ALET GOMUL.

Als erstes Wort kann wegen der folgenden vier Consonanten nichts mehr angenommen werden, als insa^j ein componiertes Adjectiv, dem im liateinischen ein per-satur entsprechen würde. Der. zweite Theil ist das altsächsische Adj* sad^ Plur. sade, wie in dem Satze: Nu sint thina gesti aade Hei. 62, 21, vgl. 87, 22. 88, 1. und angels. säd : hi säde vaeron, in Thorpes Psalmen 80, 1 5 a7id sade vurdon eb. 77, 29. Der erste Theil der Composition, welcher auf das Innerliche verweist und daher verstärkend wirkt, hat sich nicht nur im Isländischen, son- dern auch im Ags. reichlich erhalten, wie in indryhten (pernobilis), injrtd (persapiens) , inflede (peraquosus), vgl. meine Besprechung der- selben in Haupt's Zeitschr. XI, 413, wo auch Beispiele dafür aus dem Plattdeutschen beigebracht sind. Die hier auftretende Form des Adj. Ätt/Ä mit th ist älter als die mit d, weil sie durch das lat. saiur ge- fordert ist. Noch im Gothischen besteht th neben d in dem Wort.

midy die bekannte Präposition, regiert hier, wie das Folgende zeigt, nicht einen Dativ, sondeni einen Accusativ. Diese Verbindung ist für das Althochdeutsche und für das Angelsächsische mit unzweifel-^ haft hinlänglichen Belegen gerechtfertigt in meiner Abhandlung über den instrumentalen Gebrauch des AccwasAivÄ, Äät «x\% dft\xi adverbialen hervorgeht, w Haupt's Zeitschr. XI. SSX— 'Jl^^. ^^^ ^^^^ ^^^ ^^^^^

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 266

* mW nach dem 'satt' steht, kann nicht befremden, da die Vorstellung des Sattseins anter die des Voll- oder Angefiilltseins gehört, wonach sich das *Mit* z. B. in den ags. Ps. 64, 12 und im Cädmon G- 319 zeigt.

tu heißt gut. Dieses Adjectiv, wofür das gothische gatils nur die Bedeutung passend, fuglich hat, ist im Angelsächsischen in dem aus- gedehntesten Gebrauch für die Begriffe angemessen und gut. Es wird nicht nur von Personen gesagt für gut und brav, wie wenn tile and yfle gute und böse entgegengesetzt werden, Cädm. II, 610, sondern auch von Sachen aller Art, so von einem Kampfe, der nicht angenehm war, Beov. 2609, von gutem Rathe in Räths. 16, 16, von einem guten Lohne, Cädm. Gen. 18 JO.

aletj ungenau gesprochen oder geschrieben für aleth^ ist das Ge-' tränk, welches noch jetzt in England Ale heißt, bei den alten Sach- sen alo in alofat H^l. 61, 8, bei den Angelsachsen ebenso, und mit Brechung des Vocals ealo; woneben auch die längere Form olad (ur- sprünglich aläd), sowie mit Umlaut alod, uiid mit der Brechung ealad fiir dieselbe Art Bier vorkommt. Daß diese Nebenform von sehr alten und im alltäglichen Leben vom häufigsten Gebrauch war, dafür scheint schon der Umstand zu beweisen, daß sie bereits in den frühesten Ur- kunden die Flexion verloren hat, denn solchen Verlust erleiden nur die durch den Gebrauch abgenutztesten Worter. Bereits in einer Ur- kunde vom Ende des 8. Jahrh. bei Kemble Dipl. Anglosax. 1, 203 liest man den Genitiv dreimal nur in der Form alod, und so lautet es auch bei Alfred: tvegen fäteU füll ealad odde väteres^ zwei Gefäße voll Bieres oder Wassers, im 1. Cap. des Orosius, so wie in einer Urkunde von 835: dritig omhra alad^ Dipl. 1, 312. Ebenso heißt es im Dativ: bütan flaesce and ealad (außer Fleisch und Ale) statt ealade, in Thorpe's Laws p. 357. Übrigens waren mehrerlei Arten von Alath bei den Angelsachsen vorhanden. Man unterschied fremdes, insbeson- dere welisches von dem einheimischen, und bei diesem lauteres, d. h. gewöhnliches und unversetztes , also wohl bitteres, von einem linden d. h. sußgemachten. Diese drei Arten kommen Dipl. 1, 203 neben einander vor. Noch jetzt gibt es in England neben dem süßen ein bitteres und altes Ale. Ein Schenkort dieser Getränke hieß cedp-ealedel; den Priestern mußte verboten werden ät ceapealedelum zu essen oder zu trinken, Tb. Laws p. 473. Das Genus des Wortes alo ist in allen alten Dialekten das Neutrale, danach wird auch das synonyme alad dasselbe gehabt haben. Hier liegt es vor durch die Endung<&tL der dami^ verbundenen Adjectiva.

g^omul ist die dunkehocalige Nebeuform ^es, e\TX«X tp^^xet^w ^^»*-

2^0 FRANZ DmTRiCH

einer sumpfigen Wiese dieses Orts wurden die 11 Bracteaten^ etwa einen Fuß tief vergraben, aufgefunden. In Bezug auf die Beschreibung derselben verweise ich auf den vorhin genannten ausgezeichnet genauen Bericht des Herrn Dr. Grotefend.

Nach dem Gesichtspunkt des Umfangs der Runeninschrifben und der Runenlosigkeit stellen sich 5 Arten in folgender Ordnung dar. Obenan steht der Bracteat mit 18 Runen, dessen Bild die männliche Figur ist mit den zwei Ringen am Gelenk der rechten Hand (Grotef Nr. 2), demnächst folgt der mit 15 Runen, dessen nahe verwandtes Bild ohne Ringschmuck ist und die rechte Hand weniger hoch hat (Grotef. Nr. 1), eine dritte Art mit 6 Runen und sehr undeutlicher nicht menschlicher Figur, die links einem Vogelkopf ähnlich ist, stellt sich, in Runen und Bild gleich, auf zwei Bracteaten des Fundes dar (Gr. Nr. 5 und, wo nur der Rand verdoppelt ist, Nr. 6); eine vierte Art gibt ohne Runen das vollige Bild eines Mannes mit Schlangen (Gr. Nr. 4, gefunden in drei Exemplaren), die fünfte enthält nur Schlangenwerk als Verzierung ohne Runen (Gr. Nr. 5, gefunden in vier Exemplaren).

'^ In dieser Reihenfolge sollen nun zunächst und vornehmlich die Bracteaten mit Inschriften zur Besprechung kommen, um den Versnch einer Entzifferung vorzulegen, und zwar ohne irgend ein Vorurtheil über ihre Heimat, einstweilen daher auch ohne Berücksichtigung der in dem mehrerwähnten gelehrten Bericht S. 393 ausgesprochenen Mei- nung, daß die Dannenberger Bracteaten wegen der Ähnlichkeit mit denen des Kopenh agner Atlas und schon wegen der gleichartigen Runen ihrem Vaterland nach als skandinavische zu betrachten seien. Man ist dem trefflichen dänischen Gelehrten, Dr. Thomsen in Kopen- hagen, an den sich Herr Dr. Grotefend als einen vorzugsweise durch Studien über die Bracteaten verdienten Forscher um Auskunft gewen- det hatte, da ihm selbst jener Atlas nicht zugänglich war, zu Dank ** verbunden für vergleichende Bemerkungen, namentlich für die Hinwei- sung auf einen seinem Bilde nach mit den ersten Dannenbergern sehr ähnlichen Gold bracteaten (Nr. 218 des Atlas), der auf Fünen gefunden wurde, nur mit einer andern Inschrift. Inzwischen von dem Urtheil über den Ursprung dieser Schaumünzen konnte fürs Erste um so mehr abgesehen werden, da es noch nicht eine Deutung der Inschriften zur Seite hatte. „Eine Lesung der Runeninschriften dieser Bracteaten/ so heißt es S. 394 des Berichtes mit Einschluß dessen von Fünen, jfist bisher y obgleich die Bedeutung der einzelnen Runen bekannt ist,

nicht gelungen , da man noclk moYil eumi^X vi^^ ^ m ^^<^^x 8\iraohe

diese JKuiieninscbriften verfasBt ainÖL.*'

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 267

ahd.: wir iamer bilde (stmea), d. h. mögen wir immer fröhlich sein! sowie mit dem altn. vel ])u kominn ! (sei du willkommen !) und dem mhd. ffote und mir willekommen (ststn) Gr. Gramm. IV, 132. So wäre es ein Trinkspruch für den dauernden Besitzer des Bracteaten gewesen, womit ihm jederzeit ein guter und fröhlich machender Trunk gewünscht worden wäre, eine Art x'^^Q^ nivav. Allerdings sind Glückanwün- schungen auf den Bracteaten des Kopenhagener Atlas vertreten, und eben auch solche, die eine Befriedigung durch besondere alltägliche Bedürfnisse aussprechen. Es kann aber auch sein, daß der Runenmann, sowie der Besteller oder der Träger des Bracteaten, mehr als Wunsch, nämlich Bannung eines Gutes oder Genusses dabei beabsichtigte, daß der Spruch in Beziehung steht zu dem besprochenen Bild, um das er herumsteht, und daß demnach ein: ist oder war dieser zu ergänzen wäre. Auf die Wirkung, welche man mit dem Ansichtragen eines solchen beschreibenden oder epischen Spruches erwarten konnte, kommen wir bei Prüfung des zweiten Spruches zurück,

2. Der Bracteat mit 15 Runen.

Das Bild zeigt denselben nach links gewendeten Profilkopf mit demselben Haarschmuck (bei Grotef. Nr. 2) als auf der vorigen Schau- münze. Die rechte Hand ebenfalls aufgerichtet nach dem Kinn zu, die Unke herabgehend, nur sind an beiden Händen die Daumen von den übrigen Fingern abgestreckt, die Beine, die gleich unter den Händen beginnen, ebenfalls vereinzelt ohne Rumpf, sind deutlicher in der Be- wegung des Gehens. Die Handringe fehlen hier. Nur sind um das Bild herum einzelne große Ringe dargestellt wie um und zwischen dem vorigen.

Dieser Bracteat ist etwas größer als der zuerst besprochene, und sein Rand scheint eine andere losere Art von Flechtwerk zu enthalten. Gleichwohl ist die Ähnlichkeit zwischen beiden in Bild und Schrift- zeichen so groß, daß man sicher mit Grotefend einerlei Anfertiger bei beiden annehmen kann.

Die Richtung der Schrift ist auch hier, wie die einseitigen Zei- chen beweisen, die von rechts nach links. Denn das A-Zeichen gegenüber dem Munde der Figur ist so gewendet, nicht minder das L-Zeichen am Hinteikopfe , und das U-Zeichen bei der Biegung des linken Arms. Ausnahmsweise hat seine gewöhnliche Richtung das ü vor den Fingern der rechten Hand. Die Schrift will me, d\Ä Nwssj^i. und wie gewöhnlich von innen heraus gelesen sem, xvwx öääX^ ^^"^ ^^"^ Vorderfaße steht dann aui' dem Kopfe, da es voiv WQX.W. xvöäi. «oS^^^

266 FRANZ DIETRICH

lekten gemeinsamen Adj. gamal, alt. Das Gothische gewährt es nicht; sein Vorhandensein im Althochd. ist durch Eigennamen vgrausgesetzt, vgl. Grimm Gramm. 3, 618; im Altsächs. durch das davon abgeleitete Verbum gamalon altern, Hel. 2, 24. Im Angelsächs. ist es so gangbar wie im Altnordischen, besonders im Sinne von senex, doch nicht minder auch von Sachen, so heißt es vom Schwerte: sveord Beovulfesy gomol and graegmael (alt und graufleckig) B. 2682, wie vom Vogel Phönix: gomol ^ gedrum fr&d Phon. 154, womit auch unser gomul der Form nach, so nahe als nöthig ist, belegt und gerechtfertigt wird.

Die Wortstellung der Runeninschrift ist vollkommen dem höheren Alterthum gemäß. Die beiden Prädicate des Aleth, gut und alt, sind durch das Nomen getrennt, die Stellung beruht darauf, daß in alter Zeit ein attributives Adjectiv auch seinem Hauptwort nach- gestellt werden kann. Daher findet sich von zwei solchen Adjectiven oft eins vor- und das andere nachgesetzt. Für das Mittelhochdeutsche wurde dies nachgewiesen von Grimm Gr. 4, 489 durch Verbindungen wie: ein ziere wäfen breit Für das Angelsächsische kann ich dieselbe Stellung belegen; of pisaum strongan style heardan (von diesem starken, harten Stahle) liest man in dem Räths. 41, 79, hi deopne sedd dulfon vtdne (si gruben einen tiefen weiten Brunnen) in Thorpes Ps. 56, 8. Ein anderes Wort steht zwischen zwei Adjectiven in : fram päm eceum hider ädelum beorgum (von den ewigen edeln Bergen hierher) Ps. 75, 4. In reiner Prosa wäre diese Wortstellung gleichwohl auf- fallend, aber ganz einfache Prosa liegt eben auch hier nicht vor.

Der Runenspruch trägt die Alliteration an sich, indem insap und aleih vocalisch gebunden sind. Hieraus erklärt sich einerseits, daß statt des einfachen Adjectivs 'satt' eine Composition damit (insap) vor- gezogen wurde, und andererseits, daß das zweite Prädicat (gomul) seinem Substantiv nachgesetzt wurde, damit dieses Substantiv, welches den Hauptstab trug, nicht die letzte Stelle erhielte, was nach einem bekannten Gesetz der Alliteration unstatthaft ist. Die rythmische Zeile, sehr ebenmäßig gebaut, da in jeder Hälfte zwei Hebungen mit vier Silben sind, hat nun ebenso regelrecht den Reimstab bei jedesmal der ersten Hebung.

Was nun den genaueren Sinn und die Anwendung des ohne Verbum ausgesprochenen alliterierenden Spruches betrifft, der nach seiner Bauart etwas formelhaftes hat, so wird es wohl kein großes Bedenken haben können , das Verbum substantivum im Imperativ oder Optativ zu ergänzen. Der Ausdruck: Reichlich satt mit filtern alten Ale (seiest du), würde in einer Reihe stehen mit dem

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 267

abd.: wir iamer bltde (siniea), d. b. mögen wir immer fröhlich sein! sowie mit dem altn. vel Jju kominn! (sei du willkommen!) und dem mhd. gote und mir willekommen (sisUi) Gr. Gramm. IV, 132. So wäre es ein Trinkspruch für den dauernden Besitzer des Bracteaten gewesen, womit ihm jederzeit ein guter und fröhlich machender Trunk gewünscht worden wäre, eine Art x^^9^ niv&v. Allerdings sind Glückanwün- schungen auf den Bracteaten des Kopenhagener Atlas vertreten, und eben auch solche, die eine Befriedigung durch besondere alltägliche Bedürfnisse aussprechen. Es kann aber auch sein, daß der Bunenmann, sowie der Besteller oder der Träger des Bracteaten, mehr als Wunsch, nämlich Bannung eines Gutes oder Genusses dabei beabsichtigte, daß der Spruch in Beziehung steht zu dem besprochenen Bild, um das er herumsteht, und daß demnach ein: ist oder war dieser zu ergänzen wäre. Auf die Wirkung, welche man mit dem Ansichtragen eines solchen beschreibenden oder epischen Spruches erwarten konnte, kommen wir bei Prüfung des zweiten Spruches zurück,

2. Der Bracteat mit 15 Runen.

Das Bild zeigt denselben nach links gewendeten Profilkopf mit demselben Haarschmuck (bei Grotef. Nr. 2) als auf der vorigen Schau- münze. Die rechte Hand ebenfalls aufgerichtet nach dem Kinn zu, die linke herabgehend, nur sind an beiden Händen die Daumen von den übrigen Fingern abgestreckt, die Beine, die gleich unter den Händen beginnen, ebenfalls vereinzelt ohne Kumpf, sind deutlicher in der Be- wegung des Gehens. Die Handringe fehlen hier. Nur sind um das Bild herum einzelne große Ringe dargestellt wie um und zwischen dem vorigen.

Dieser Bracteat ist etwas größer als der zuerst besprochene, und sein Rand scheint eine andere losere Art von Flechtwerk zu enthalten. Gleichwohl ist die Ähnlichkeit zwischen beiden in Bild und Schrift- zeichen so groß, daß man sicher mit Grotefend einerlei Anfertiger bei beiden annehmen kann.

Die Richtung der Schrift ist auch hier, wie die einseitigen Zei- chen beweisen, die von rechts nach links. Denn das A-Zeichen gegenüber dem Munde der Figur ist so gewendet, nicht minder das L-Zeichen am Hinterkopfe, und das U-Zeichen bei der Biegung des linken Arms. Ausnahmsweise hat seine gewöhnliche Richtung das ü vor den Fingern der rechten Hand. Die Schrift will wie die vorige und wie gewöhnlich von innen heraus gelesen sein, nur das U vor dem Vorderfuße steht dann auf dem Kopfe, da es vou uutw. xv^äi. ^>Ä^\3k

266 FRANZ DIETRICH

lekten gemeinsamen Adj. gamal, alt. Das Gothische gewährt es nicht; sein Vorhandensein im Althochd. ist durch Eigennamen vgrausgesetzt, vgl. Grimm Gramm. 3, 618; im Altsächs. durch das davon abgeleitete Verbum gamalon altern, Ilel. 2, 24. Im Angelsächs. ist es so gangbar wie im Altnordischen, besonders im Sinne von senex, doch nicht minder auch von Sachen, so heißt es vom Schwerte: sveord BeovulfeSj gomol and graegmael (alt und graufleckig) B. 2682, wie vom Vogel Phönix: gomolj geärum frdd Phon. 154, womit auch unser gomul der Form nach, so nahe als nöthig ist, belegt und gerechtfertigt wird.

Die Wortstellung der Runeninschrift ist vollkommen dem höheren Alterthum gemäß. Die beiden Prädicate des Aleth, gut und alt, sind durch das Nomen getrennt, die Stellung beruht darauf, daß in alter Zeit ein attributives Adjectiv auch seinem Hauptwort nach- gestellt werden kann. Daher findet sich von zwei solchen Adjectiven oft eins vor- und das andere nachgesetzt. Für das Mittelhochdeutsche wurde dies nachgewiesen von Grimm Gr. 4, 489 durch Verbindungen wie: ein ziere wäfen breit Für das Angelsächsische kann ich dieselbe Stellung belegen; of pismm strongan style heardan (von diesem starken, harten Stahle) liest man in dem Räths. 41, 79, hi deopne sedd dulfon vidne (si gruben einen tiefen weiten Brunnen) in Thorpes Ps. 56, 8. Ein anderes Wort steht zwischen zwei Adjectiven in : fram päm eceum hider ääelum beorgum (von den ewigen edeln Bergen hierher) Ps. 75, 4. In reiner Prosa wäre diese Wortstellung gleichwohl auf- fallend, aber ganz einfache Prosa liegt eben auch hier nicht vor.

Der Runenspruch trägt die Alliteration an sich, indem insap und aleth vocalisch gebunden sind. Hieraus erklärt sich einerseits, daß statt des einfachen Adjectivs 'satt' eine Composition damit (insap) vor- gezogen wurde, und andererseits, daß das zweite Prädicat (gomul) seinem Substantiv nachgesetzt wurde, damit dieses Substantiv, welches den Hauptstab trug, nicht die letzte Stelle erhielte, was nach einem bekannten Gesetz der Alliteration unstatthaft ist. Die rythmische Zeile, sehr ebenmäßig gebaut, da in jeder Hälfte zwei Hebungen mit vier Silben sind, hat nun ebenso regelrecht den Reimstab bei jedesmal der ersten Hebung.

Was nun den genaueren Sinn und die Anwendung des ohne Verbum ausgesprochenen alliterierenden Spruches betrifft, der nach seiner Bauart etwas formelhaftes hat, so wird es wohl kein großes Bedenken haben können , das Verbum substantivum im Imperativ oder Optativ zu ergänzen. Der Ausdruck: Reichlich satt mit gutem alten Ale (seiest du), würde in einer Reihe stehen mit dem

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 267

ahd.: wir iamer bilde (jnniea), d. b. mögen Ti^ir immer fröhlich sein! sowie mit dem altn. vel Jm kominn! (sei du willkommen!) und dem mhd. gote und mir willekommen (siaUi) Gr. Gramm. IV, 132. So wäre es ein Trinkspruch für den dauernden Besitzer des Bracteaten gewesen, womit ihm jederzeit ein guter und fröhlich machender Trunk gewünscht worden wäre, eine Art x^^9^ niv&v. Allerdings sind Glückanwün- schungen auf den Bracteaten des Kopenhagener Atlas vertreten, und eben auch solche, die eine Befriedigung durch besondere alltägliche Bedürfnisse aussprechen. Es kann aber auch sein, daß der Bunenmann, sowie der Besteller oder der Träger des Bracteaten, mehr als Wunsch, nämlich Bannung eines Gutes oder Genusses dabei beabsichtigte, daß der Spruch in Beziehung steht zu dem besprochenen Bild, um das er herumsteht, und daß demnach ein: ist oder war dieser zu ergänzen wäre. Auf die Wirkung, welche man mit dem Ansichtragen eines solchen beschreibenden oder epischen Spruches erwarten konnte, kommen wir bei Prüfung des zweiten Spruches zurück,

2. Der Bracteat mit 15 Runen.

Das Bild zeigt denselben nach links gewendeten Profilkopf mit demselben Haarschmuck (bei Grotef. Nr. 2) als auf der vorigen Schau- münze. Die rechte Hand ebenfalls aufgerichtet nach dem Kinn zu, die linke herabgehend, nur sind an beiden Händen die Daumen von den übrigen Fingern abgestreckt, die Beine, die gleich unter den Händen beginnen, ebenfalls vereinzelt ohne Kumpf, sind deutlicher in der Be- wegung des Gehens. Die Handringe fehlen hier. Nur sind um das Bild herum einzelne große Ringe dargestellt wie um und zwischen dem vorigen.

Dieser Bracteat ist etwas größer als der zuerst besprochene, und sein Rand scheint eine andere losere Art von Flechtwerk zu enthalten. Gleichwohl ist die Ähnlichkeit zwischen beiden in Bild und Schrift- zeichen so groß, daß man sicher mit Grotefend einerlei Anfertiger bei beiden annehmen kann.

Die Richtung der Schrift ist auch hier, wie die einseitigen Zei- chen beweisen, die von rechts nach links. Denn das A-Zeichen gegenüber dem Munde der Figur ist so gewendet, nicht minder das L-Zeichen am Hinterkopfe, und das U-Zeichen bei der Biegung des linken Arms. Ausnahmsweise hat seine gewöhnliche Richtung das U vor den Fingern der rechten Hand. Die Schrift will wie die vorige und wie gewöhnlich von innen heraus gelesen sein, nur das U vor dem Vorderfuße steht dann auf dem Kopfe, da es vou uutw. \vvvd ^N^&wvjk

268 FRANZ DIETRICH

gesehen seine gewöhnliche Form hat. Vielleicht um den Schluß zu bezeichnen.

Die Einerleiheit des Runenritzers lässt erwarten, daß der Anfang der Inschrift auch hier rechts unten am Hinterfuß des Bildes zu suchen sei. So ergiebt sich mit den nöthigen Um Wendungen:

j^npxYr xrti^nxiYn

Die Runen sind derselben Art wie auf dem vorigen Bracteaten, und daher ist das erste Zeichen und das dritte des zweiten Absatzes unbedenklich für S zu nehmen.

Das dritte Zeichen des ersten Absatzes ist kein völliges Dreieck, wonach es ein VSn sein würde , sondern ist oben offen. Ich halte es für ein P, dessen Figur unter den angelsächsischen Runen, wie denen der altem Art, ein wahrer Proteus ist. Sie ist gewöhnlich aus der Rune für ^ durch eine oder zwei Öffnungen auf der rechten Seite differen- ziirt. Auf dem Goldbracteaten von Vadstena erscheint sie in der Gestalt y mit Öfinung nach oben , die Abrückung und Vereinfachung der rechten Seite mag die vorliegende Gestalt herbeigeführt haben. Auf der ags. Inschrift des Kreuzes von Bewcastle, dessen erstes Wort ptnaa ist, erscheint sie mit Öffnung nach unten, in der Gestalt (f (Wormius dan. lit. p. 161). In den ags. Alphabeten der Handschriften und bei Cynevulf in Exeterbook hat sie Öffnung sowohl nach oben als nach unten, und Auseinanderrückung der beiden Ecken oder Schleifen der rechten Seite erlitten, zu f) ^ und [J. (Hickes thes. gramm. isl. p. 4 Tab. VI unten.)

Das zweite Zeichen der zweiten Reihe hat den Schein der L-Rune, sie ist aber sachlich wenig wahrscheinlich zwischen G und S, zumal da schon drei Consonanten ohne Vocal vorhergehen. Auf dem Brac- teaten ist ohne Umdrehung die Gestalt 1, ist dies verritzt für einen einfachen Strich | , so ergiebt sich das Erwartete, ein Vocal. Diese Conjectur lasst sich sprachlich rechtfertigen, wovon nachher, sie ist aber auch graphisch sehr wahrscheinlich zu machen durch die Ver- gleichung der ags. Schreibung der Rune für i in Cynewulfs Räthseln, sowie auf dem Stein von Dover (Arch. Brit. Bd. 28 Tab. XVI Fig. 13), wo sie oben einen Zusatz hat, durch den sie ebenso der Rune (^ für L ähnlich wird. Griebt man der Vermuthung Raum, so lässt sich, mit Ergänzung eines a zwischen GM und vor dem hier unmittelbar fol- genden L abtheilen

SUP GaMaL GlSk\5^ \^\5.

Begr&üzt ist das erste Wort «iip d\xTo\i d:\^^ ^^^^««J^^^«^^^^ ^»s^

mSCmtlFTEN MIT DEUTSCHEN BUKEN etc. 269

zweiten, eines Adjeotivs, mit dem man schon vom vorigen Bracteat her bekannt ist.

Das Nomen »üp gebort za dem Verbum 9Üpan (sorbere, bibere), welches im Angels. die Übersetzung ist von absorbere in Thorpes Psalmen 68, 15. 123, 3 (wo gesüpan dafür steht). Die Angelsachsen gebrauchten es im edelsten Stil vom Trinken der Menschen. So heißt es in einer Stelle vom Abendmahlskelch: er nahm einen Kelch and sealde gingrum of i6 BÜpenne^ und gab seinen Jüngern davon zu trinken, Alfiric Hom. 2, 244. Demnach steht dem Nomen süp die Be- deutung Trunk zu, eigentlich ein Schluck (sorptio). So kommt es in mehreren neueren zum germanischen Kreise gehörigen Sprachen vor, und ist thatsachlich auch im Angelsächsischen, nur in der durch Um- laut getrübten Form s^p vorhanden.

gamalj wovon die Vocale nicht mitgeschrieben sind, es war ja ein allbekanntes häufiges Wort, könnte auch gomul ergänzt werden, in welcher Gestalt es für den Begriff alt in der vorigen Inschrift als Prädicat des Ale erschien. Da es hier nach dem folgenden transitiven Verbum ein Accusativ sein muß, die Masciilinendung des adject. Acc. aber ein n enthalten müßte, so ergiebt sich, daß süp als Neutrum be- handelt ist, während es in modernen Sprachen Masculin ist. Das sächliche ■Geschlecht ist im Altnordischen dafür herrschend, auch hier kann es sich nach dem von Ale, Bier gerichtet haben.

gisaug imu (suzit sibi) habe ich des klaren Sinnes halber und nach der Forderung der nachher zu erwähnenden Alliteration hergestellt aus ghaugimuj da der Zeichnung nach auch unter den Runen l und t sehr ähnlich sind. Denn einigermaßen wahrscheinliche Worte konnten nur gewonnen werden, wenn man zwischen g und l einen Vocal er- gänzte, aber das allenfalls denkbare : geh aug' imu d. h. ein alter Trunk erheitert ihm das Auge, wäre höchst gezwungen und nicht ohne meh- rere grammatischen Härten. Die Entdeckung aber zu machen, daß das nordische og (und) hier vorliege, daß Giha ug Jmu zu lesen, und dativisch ^fur den Gilsi und die Ima^ zu erklären sei, überlasse ich billig denjenigen, welche eine halb alt, halb modern skandinavische Inschrift herauszubringen wünschen würden.

Die Form gisaug ist das regelrechte alte Prät. von gisügan, welches fast gleich mit sügariy noch stark erhalten ist in unsem saugen, ich sog; im Gothischen hat sein Dasein nur eine Spur in einem derivierten Verbum (sugün) hinterlassen, während es im Alth. und Altnord« voll- atsadig vorbanden, im Ag8. fast verdrängt ist d\XYe\v Öää N^xvi^tÄNfc tÄÄOia» AaAUen kann aeben dem gothisch-sächBiscYieu C»o\!k%o\vwi\ÄöÄ\ÄsA ^««^

270 FRANZ DIETRICH

vorigen Inschrift und dieser selbigen, der* sich in sup verräth, der uu- verschliffene reine Diphthong; darüber wird weiter unten bei der Be- stimmimg über Alter und Ort der Inschrift eine Aufklärung versucht. Einstweilen sei nur bemerkt, daß reine Diphthongen bei alten Conso- nanten außer im Gothischen und Nordischen , auch z. B. im alten Fränkischen, wie die Namen bei Gregor von Tours unwiderleglich be- weisen, noch in vollem Umfang geblieben sind, obwohl sie später Einschränkungen erleiden.

Der Zusatz des zm?/, des Dativs vom Personalpronomen, wie es im 8. Jahrhundert im Heliand noch vollständig neben im auftritt, be- ruht auf dem reflexiven Gebrauch dieses medialen Dativs, der im Ahd., Alts, und Ags. vorhanden, und am häufigsten im Altsächs. ist. Da findet sich: geng imu Hei. 61, 1. 73, 1. giwet imu 60, 21. 63, 18. 82, 17. 93, 9- 128, 3. 13. ßr imu 82, 4. 17. imu sieg 82, 7. imu giaieg 130, 15. BUjd imu 72, 23. endi imu vmnode 128, 3. moste imu libhien 125, 21. bigari imu wahsen 73, 11. 15 u. a., was sich ebenso bei dem Plural wiederholt, vgl. Gr. Gramm. 4, 37 f.

Zu übersetzen ist also das Ganze potum veterem svxit sibiy und deutsch konnte man sagen : Einen alten Trunk nahm er zu sich. Was das heißen solle, davon sogleich; vorher wolle man die Bauart dieses Spruches beachten.

Eine nicht geringe Bestätigung für die gegebene Erklärung der Inschrift ist sicher dies, daß sie wieder einen alliterierenden Spruch herausstellt, und einen nach alter Weise gut gebauten Vers mit vier auf zwei Hälften gleichmäßig vertheilten Hebungen , wozu noch ins- besondere die gleiche Stellung der Stäbe wie in der vorigen Inschrift kommt. Vergleicht man die beiden Sprüche:

inssLp mid til älet gomul, 8üp gämal gisäug imu,

60 zeigt sich, wie jedesmal der Reimstab auf die erste Hebung der Halbzeilen fidlt, und wie übereinstimmend daher beide Sprüche ge- baut sind.

Es fragt sich aber, was nun der letztere Spruch für einen Sinn haben konnte, nach seiner Stellung auf dem als Schmuck getragenen Bracteaten. Einen Wunsch ffir den Besitzer, wie er sich in der Inschrift des vorigen finden lässt, enthält er wenigstens zunächst und unmittelbar nicht, da er in erzählender Form ausgesprochen ist. Schwerlicb kann er auch bloß als eine witzige Bemerkung des ßunen- meieters za dem fröhlichen AusseYieu ÖL^a mW, "Oi^ftÄTSi ^^tä^xI^w edlen Herra, der die Hände vergnüglich awsViievV^V, >ö^\x^Äi\.^\. ^^:t^^\v. \^^^^

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN ntc. 271

ein Diehteu mid Sobieiben in Runen für den Zweck einer müßigen Betrachtung oder Beobachtung ist im höheren Alterthum wenig wahr-< soheinlioh.

Regelmäßig sollte das Schreiben nnd Ansichtragen von Runen- wörtern oder Spruchen dem Eigenthümer etwas Gutes , irgend einen Qlücksstand bringen und sichern. Einer Person das Übel fernzuhalten oder ein Glück stetig zu verbinden, genug den Zauber darf man als Zweck der getragenen Bracteaten ansehen. Zauberformeln aber vnirden nicht nur in Form einer Anwünschung, sondern auch in Form einer Erfahrung oder einer geschehenen Thatsache, deren Wiederholung entweder ausdrücklich angewünscht, oder durch das Reden davon still- schweigend herbeigeführt gedacht wurde, von den zauberknndigen Per- sonen des Heidenthums aufgestellt und ausgesprochen.

Für die erzählende, einst völlig epische Form von ZaubersprüchcÄ

erinnere ich an die Merseburger Heilsegen. Der Spruch, welcher aus

Fesselung der Feinde helfen soll, beginnt mit einer Erzählung von den

Jungfrauen, die die Kriegsfesseln einst zusammenhefteten, ist aber durch

seine Abkürzung bereits ohne Angabe des Erfolgs, die ehedem nicht

gefehlt haben wird ; der andere Zauber, der die Beinverrenkung heilte,

bringt eine noch vollständige Erzählung von dem einst verrenkten Beine

des Pferdes Balders, welches durch Besprechung mehrerer Göttinnen

hergestellt wurde. Die nicht ausgesprochene Anwendung auf die gerade

vorliegende Verrenkung scheint zu beweisen, daß man die Wirkung

schon von dem Zurückgehen auf die alte Thatsache erwartete. '

Man kann nicht wissen, aus welchem Zusammenhang die Formel

„Einen alten Trunk nahm er zu sich^ herstammen mag. Liegt ihr eine

Göttergeschichte zu Grunde, so lässt sich etwa an Vodan denken, dem

Gnnnlath auf goldnem Stuhle den Trunk des kostbaren Meths gab,

der ihm den Geist der Dichtkunst erregte, wie das Hävamäl erzählt j

mit noch größerer Wahrscheinlichkeit aber doch wohl an den weithin

verehrten Th6r oder Donar, der nach dem eddischen Hammerliede

drei Paß Meth zu sich nimmt, der in der Trinkwette bei dem Riesen

Utgardaloki nur das Meer nicht auszutrinken vermag, und der einst

den Äsen zu ihrem Gebrau den Riesenkessel des H^mir durch Kraft

und List zu verschaffen wusste. Ich vermag auf dem Bilde des Brac*

teaten nichts zu entdecken, was auf einen Gott hindeutete, dehn die

sogenannte Thorsmarke, die crux an»f;ta, zu welcher hier das X

der G - Rune umgestaltet ist , ist ein zu unsicheres Aavl<5\^Vn5ks\.

Wenn aber auch die bildliche Darstellung ^ui ^vcl^vi ^««SosSväüjä

menscblicben Edeling geht, konnte immerlnti ÄeT §>^tv\^ $kaNö^ \w^-

biagig auf eine alte, ehedeui bekannte EvzaYAwwg, -/awvx^V^^^^*

274 FRANZ DIETRICH

des Bildes seinen Standpunkt auf der Seite nehmen muß. Nach dem allem bleibt zwar die Möglichkeit, daß ein Pferd vom Münzer beab- sichtigt ist, aber einige Wahrscheinlichkeit hat es nicht.

Bei der natürlichen Betrachtung vom gewöhnlichen Standpunkt aus stellt sich in der Mitte des Bildes ein nach links gebogenes Hörn dar mit allerdings phantastischen, aber doch erklärbaren Zuthaten. Die alten Trinkhörner der Germanen waren unten wie oben oflfen *). Der vorhin so genannte Vordergurt bezeichnet den oberen Rand des Hornes, der untere Rand ist zwar nicht bei Nr. 6, aber auf Nr. 5 angedeutet bei der Biegung links nach dem Vogel zu. Ein Zweig scheint unmittelbar aus diesem untern Ende herauszuwachsen. Dies leitet auf die Vorstellung eines Füllhorns. Aus dem oberen Ende er- heben sich gleichmäßig nach links und rechts umgebogene Ströme, die sich als Ausströmungen der Lebensfulle betrachten lassen. Die linke geht aus in den Kopf, den Lebenssitz des gedachten Vogels, die rechte Strömung endet in dem Boden einer herabgehenden Figur, die einem Baumstamm mit Zweigen gleicht, woran sich der schon besprochene zweite Gurt als der Boden ansehen lässt, aus dem sich der dicke Stamm erhebt, wobei man ihn natürlich von oben her an- sehen muß. Über dem Ganzen zeigt sich wieder ein Thierkopf, dessen dünner Leib mit der linken Ausströmung in Verbindung gesetzt ist. Vielleicht also sollte die Fülle des Naturlebens in seinen Haupt- erscheinungen, dem thierischen Leben und dem Pflanzenwachsthum, zur Darstellung gebracht werden, als ein einziger Lebensstrom.

Allerdings ist das Füllhorn bisher nur aus griechischer und rö- mischer Mythologie bekannt. Doch liegt die Vorstellung eines Quellens und Ausströmens des Lebens in den germanischen Mythen von den Brunnen unter dem Weltbaum, und eine nur zu wenig bekannte Göttin der Fülle, die sich schon mit der Amalthea vergleichen ließe, ist auch bei uns vorhanden in der Person der Fulla^ die nur in der nordischen Darstellung als Dienerin der obersten Göttin erscheint, in der deutschen aber, nach den Merseburger Zaubersprüchen, unabhängig als Schwester einer Göttin. Vielleicht konnte auch das Giallarhom, das Trink- und Signalhorn Heimdalls, als ein lebenspendendes betrachtet werden.

Übrigens wäre selbst ein Einfluß römischer Vorbilder nichts Unerwartetes. In allen Gegenden Deutschlands, auch in Nordsachsen, z. B. bei dem Lengericher Fund, sind römische Kaisermünzen aus- gegraben worden, deren Kehrseite bald eine Friedensgöttin mit Zwvig

*) Vgl, m. Ahh, de inscript. duabua rumcia^ ä9i ^o^ot\x\xv ^««Xkov x«W&& \i» 6.

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 275

und Füllhorn, bald eine Felicitas mit Stab und Füllborn ^ bald eine Fortuna mit Füllhorn vor Augen stellte.

Doch dies sei nur als Vermuthung gegeben, die gegen jede ein- leuchtendere Erklärung der bildlichen Darstellung bereitwillig zurück- genommen werden soll, gegen die aber nicht schon das eingewendet werden kann^ daß sie etwas Neues unter die symbolischen Zeichen und Zierrathen der Bracteaten bringen würde*).

Die Inschrift, deren Inhalt von dem Bilde völlig unabhängig sein kann, ist auf beiden Bracteaten identisch, wenn auch in einzelnen Zügen ein wenig verschieden. Die Richtung der Schrift ist, wie aus der Stel- lung der fünften Rune wahrscheinlich wird, von links nach rechts, so daß zugleich von unten nach oben gelesen werden muß:

1 Yr r ^ M

So namentlich auf Nr. 6. Auf Nr. 5 bei Grotefend ist das fünfte Zeichen mit einem kleineren rechten Zusatz versehen und um so deut- licher ein TH. Ebenda steht bei dem ersten Zeichen der links ab- gehende Haken etwas tiefer, wodurch jedoch nichts geändert wird; es ist die auch in nord. Denkmälern häufige verkürzte Gestalt des ^y die auch unserer Runengattung zusteht. Umzuschreiben ist also TMLLTllE.

Die schon oben erwähnte Beschränktheit des Raums für die In- schrift auf diesem Bracteaten, der fast ganz durch die bildliche Dar- stellung eingenommen ist, ist offenbar der Grund der auffallenden Erscheinung, daß von den 6 Runen nur eine einzige, und zwar die letzte ein Vocal ist, daß mithin für die beginnenden vier Consonanten mindestens zwei Vocale ergänzt werden müßen. Dies aber macht die Deutung der kurzen Inschrift zu einer viel schwierigeren als die der beiden vorigen war. Etwas einigermaßen Wahrscheinliches lässt sich aus dem Kreise des Möglichen doch vielleicht durch die Analogie anderer Inschriften empfehlen.

*) Denn jedenfalls neu, d. h. auf keinem der Bracteaten des Atlas vorhanden, ist das Bild, welches einen von Schlangen umgebenen Mann darstellt (Grotef. Nr. 4), und wenigstens in seiner besondem ZusammensteUung neu das auf den beiden Landeg- ger Bracteaten (Grotef. Nr. 7. 8), worin ich zwei sich kreuzende Vögel erkenne, die mit ihren Schnäbeln gegen einen gehelmten Kopf gerichtet sind. Um freilich die rechts für sich stehende, sehr entstellte Figur als einen Kopf wieder zu erkennen, dessen Helm nach links hin sich in einer Verzierung endet, bedarf es der Erinnerung, daß die Helme der Bracteaten mit ihrem hintern Ende oft iu einen Vo^eVko^i ^ q^'^x ^yss&w v^\iai^^^3Qk langen Schweif ausgehen.

276 FRANZ DIETRICH

Am einfachsten würde man in der Inschrift einen Namen ver- muthen, sei es des Besitzers oder, was viel öfter vorkommt, des Mün- zers. Einen wahrscheinlichen Namen zu finden gelänge aber nur, wenn man annimmt, daß die erste Rune 1 oder ^ jedesmal aus ^ d. b. a entstellt wäre. Ein Name Amalpe würde zusammengesetzt sein aus Amal'peo^ der erste Theil ist in deutschen Namen häufig, wie in Amal- berahtj Amalhere, Amalthrud, der andere nicht weniger gewöhnlich, wie in Arindeo, Adildeo, Eccantheo, Gotatheo trad. Fuld. p. 135, Wolf theo eb. 69. 209, und in gothischen Namen AgintheuSy Alatheus, Arintheus^ FeletheuSy Flacitheus^ OdotheuSy Gottheus. Im Ags. Vathpeo Frauenname im Beovulf.

Bedenken erregt nur das alsdann überflüssig geschriebene zweite L, während der Vocale zwei weggelassen wären, da am wenigsten Con- sonanten überflüssig geschrieben zu werden pflegen.

Danach wird es gerathener sein, das erste L als das Ende, das zweite als den Anfang eines Wortes zu betrachten, und die überlieferte Schreibung der Runen nicht zu verlassen.

Für das zweite Wort muß dann natürlich ein Vocal zwischen L und TH ergänzt werden; nimmt man den zunächst liegenden a, so ergiebt sich lape^ welches, sei es Dativ oder Nominativ, sich dadurch empfiehlt, daß sein Vorkommen auf Bracteaten mehrfache Analogie hat. Unter den Anwünschungen von Glücksgütern, welche im Atlas auf den Runeninschriften der Bracteaten vorkommen, zeigt sich zweimal, nämlich auf Nr. 84 und 101 des Atlas auch das Wort läpu. In der historischen Zeit bedeutet läd^ ags. laed den Besitz, früher aber muß es Gut und noch weiter Glück oder Glückseligkeit bedeutet haben, denn das negierte Adj. ags. unlaed ist elend, unselig (Andr. 30 im sitt- lichen Sinne) und gothisch unledi Elend, Armuth. Unser läpel ist also mit voller Wahrscheinlichkeit durch Glück zu erklären und für einen dasselbe anwiinschenden Ausruf zu halten.

In dem ersten Worte könnte ein einfacher Eigenname liegen und die Person genannt werden, der das Glück angewünscht wurde, wie es der Fall ist auf der ags. Münze des 4. Jahrhunderts: „victuria Adulfo", Hickes-Fountaine Tab. III, wenn nur eine Dativendung ersichtlich wäre. Da diese fehlt, so wird es sicherer sein, um nicht zu viele Vocale er- gänzen zu müßen, ein Adjectiv darin zu suchen, welches als Prädicat zu dem Wort für Glück oder Gut treten kann.

Nun kann aber die erste Rune 1 nichts anders sein, als die auch auf den RaneninschriitQn anderer Bvacleatetv vorkommende Abkürzung von fy was also geschrieben stellt, ist, da öae^ T.\R<i\\.^ ^xwi^ ^xäöö. ^\^

INSCIIRIFrEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 277

vorigen luechriften fest steht, wenn man es in lat. Unzialen ausdrückt, TML, und dies wird nach Analogie von GaMuL auf dem unter Nr. 2 besprochenen Dannenberger Bracteaten, durch TaMuL zu ergänzen sein. Nachzuweisen steht ein ags. Adj. tamul (domefactus, domabilis); denn es zeigt sich ags. untamul (indomabilis) in den gl. Prud. 674. Im Gegensatz zu der nach gewöhnlicher Erfahrung herrschenden Ver- änderlichkeit, Launenhaftigkeit und Unfesselbarkeit des Glückes wäre hier ein gezähmtes, dem Eigenthümer heimisch bleibendes Glück au- gewünscht. Dürfte man ein tämul annehmen und aus dem mbd. zcemey gezcBme (angemessen, angenehm) erklären, so käme der Wunsch auf gut Glück! hinaus, aber die sprachliche Begründung dafür wäre um so misslicher, da bei den ags. Dialecten das Verbum timan, gatimau (geziemen) abgeht, während tamul^ wenn es auch selten ist, fest steht. Auch so noch ist parallel, was sich mehrmals auf den sonstigen Gold- bracteaten mit sächsischen Runen angewünscht findet: (h)^l til (Atlas Nr. 237, auch Nr. 132. 133. 220) d. h. gut Heil!

Genau dasselbe Adjectiv würde hervorgehen, wenn man die zweite Rune Y für eo nehmen dürfte, wie ihr Werth in dem ags. Kuuenliede durch eolx bezeichnet ist, und in den von Hickos gramm. isl. p. 4 auf Tab. VI im zweiten Alphabet, auch im vierten und fünften. Dann wäre, ohne daß ein Vocal ergänzt zu werden brauchte, das Adj. ieol, in der klaren Nebenform zu til (gut) ausgesprochen. Auf allen Inschriften ist indessen meines Wissens der vocalische Gebrauch jener häufigen Rune noch niemals nachgewiesen, und so wird man sich bis auf weiteres mit der vorhin vorgeschlagenen Lesung, die auf sicherer Bedeutung der Zeichen beruht, begnügen müßen.

n. Von der Zeit.

Über die Zeit der Dannenberger Bracteaten sagt das Einzelne des Fundes selbst nicht viel aus. Zusammen mit den 11 Gold bracteaten, wovon vier die besprochenen Runeninschriften enthalten, sind Stücke verrosteten Eisens gefunden worden. Aber das sogenannte Eisenalter, dem sie dadurch zugewiesen werden, ist ein sehr weitschichtiger Be- griff. Das ist nicht etwa vorzugsweise die Zeit, die der Einführung des Christenthums im Norden zunächst vorhergeht, sondern offen ist der ganze Zeitraum seit der Berührung mit den Uöniern in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten.

Das Zeitalter der Gold bracteaten überhaupt, von denen 253 aus verschiedenen Ländern meist aus nördUdicu \?u\\dLOY\.^w ^^Nä^sws^.'^xA^ JD dem KopeuhagDcr Atlas abgebildet, und \ov\ T\vvi\Ti%^w vcl $^^^ ^^"

278 FRANZ DIETRICH

naler for nordisk Oldkyndighed 1855 S. 265 ff. beschrieben und mit Abhandlungen über Zeit und Ort ihrer Entstehung abgehandelt sind, wird von diesem Gelehrten zu weit ausgedehnt, es ist mit voller Wahrscheinlichkeit auf den Zeitraum vom 4. 7. Jahrh. zu bestimmen.

Die Daunen berger Bracteaten scheinen mir zu den älteren zn gehören, schon weil die Runenschrift, stimmend zu der des goldnen Horns, alter ist als die angelsächsische, die wir seit dem 8. Jahrh. in England entwickelt finden, und namentlich die Gestalt \ für das S sonst nur auf den ältesten Bracteaten, und ähnlich auf dem Ring von Coslin erscheint, der, offenbar ein Zauberring, zusammen gefunden wurde mit Münzen, deren jüngste von Leo I. (457 474) ist, und Ende des 5. Jahrh. oder Anfang des 6. zu setzen ist. Seine Inschrift enthält sdlu^ einen ähnlichen Heilswunsch, wie die Dannenberger Bracteaten Nr. 5 und 6 mit ihrem läpe^ Glückseligkeit.

Damit stimmt die alterthümliche Zeichnung in den bildlichen Darstellungen der Bracteaten überein, die sieh zwar als Nachahmungen besserer Vorbilder zu erkennen geben , aber sich nur an die ältesten Nachahmungen anschließen lassen. Dahin ist zu rechnen, daß das Auge der männlichen bärtigen, mit Händen und Füßen aber ohne Mittelleib dargestellten Figur auf Nr. 1 und 2 noch ein einfacher Kreis mit einem Punkt im Centrum , noch nicht die volle ovale Zeichnung mit den Augenwinkeln ist, und daß an allen Seiten neben den Figuren Ringe erscheinen (auf Nr. 1 sind ihrer 6, auf Nr. 2 zwei und dreimal drei), die vielleicht auf Reichthum an goldnen Ringen hinweisen sollen, deren die zweite Figur auch drei am Handgelenk hat. Nur das letztere hat mehrfache Analogie auf sonstigen Bracteaten.

Zahlreiche Windungen von Schlangen giebt es auf den Dannen- berger Bracteaten Nr. 3, von dem vier Exemplare gefunden wurden, und Nr. 4, von dem sich drei gleiche Stück zeigten. Auf Nr. 4 vermag ich in der Figur am Hinterkopf des Mannes nicht einen Vogel zu er- kennen, sondern trotz des schnabelförmig aussehenden Vorderkopfes nur wie in Nr. 3 und hier gegenüber eine Schlange. Da sich nun eine dritte um den Leib windet, die in den linken Fuß zu beißen scheint, der Kopf des Mannes aber krampfhaft nach hinten gebogen ist, so geht die Darstellung auf einen direi Schlangen Preis gegebenien Mann, und, da er waffenlos ist, wird nicht an die vermuthete Abbildung des Kampfes Thors mit der Midgardsschlange gedacht werden können, wohl aber an einen in einen Schlangenhof geworfenen Mann, wie es der franthere der Heldensage ist. Weim äVcJci «^ö^t «jql^ ^^\ \im^^keit der Bracteaten mit Schlangenwindutigeii, vj\^ ^t. ^ öät^VjöJsx.^ ^\ä

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 279

Zeit allgemeiner Beliebtheit derartiger Verzierungen schließen lässt, so eignet sich dies bereits fiirs 6. und 7. Jahrh. , denn im Beovulf kommt die Schlangen Verzierung {vyrmfdK) schon auf Schwertern vor, auch zeigt sie sich auf dem sehr alten goldenen Hörn von GallehuiM.

Die Zeit endlich eines Bracteaten, dessen Bild mit dem auf Nr. 1 und 2 nahe verwandt ist, und wie gleichen Geschmack, so auch gleiche Zeit verräth, lässt sich durch Mitgefundenes annähernd bestimmen. Dies ist der bei Bolbro auf Fönen ausgegrabene Bracteat Nr. 218 des genannten Atlas, über dessen eigenthümliche, aber in Runen derselben Art geschriebene Inschrift weiter unten die Rede sein wird.

An derselben Stelle mit diesem Nr. 218 ist ein massiver Gold- halsring gefunden worden (nach Annaler f. n. Oldk. 1855, S. 336) gleicher Art und Arbeit mit dem in dem Funde von Broholm auf Fönen , bei dem auch ein Bracteat von Constans und Constantius (407—411) zum Vorschein kam, Nr. 6 des Atlas (vgl. Annaler a. a. O. S. 336 und 282), sowie ein anderer Nr. 1 1 mit dem Bilde eines Fürsten, dessen Namen ich nach den umstehenden deutschen Runen lese Gun- thious, ein Gunthiuchus aber war König der Burgunder um 490.

Nach allen den besprochenen Anzeigen wird man das Alter der Dannenberger Bracteaten ungefähr auf das 6. Jahrhundert mit Wahr- scheinlichkeit ansetzen können.

III. Über die Heimath

der in Bede stehenden Bracteaten wird natürlich durch den Fundort an sich nichts entschieden. Daraus daß sie bei Dannenberg im alten Sachsenlande ausgegraben sind, folgt nicht, daß sie altsächsische Be- sitzthümer und noch weniger, daß sie sächsische Arbeit waren, ent- standen unter denselben Sachsen.

Eben darum aber muß es Erstaunen erregen, daß man den er- wähnten ähnlichen Bracteaten, der im Atlas mit Nr. 218 bezeichnet ist, sofort iiir einen in Skandinavien entstandenen erklärt, weil er auf der Insel Fünen gefunden ist, und die crux ansata, das von nordischen Gelehrten sogenannte Thorzeichen tragen soll, welches aber diesmal, in der Reihe der Runen stehend, vielmehr selbst eine Rune ist.

Man beruft sich freilich auf die Zusammengehörigkeit dieser Stöcke mit den meisten übrigen Bracteaten, auf denen dieselbe Runenart herrscht, und die zum größten Theil in Kopenhagen aufbewahrt und in skan- dinavischen Küstenländern aufgefunden sind.

Es sind auf Gotbland und in andern ivoTÖL\«»c^^Ti \äxA^\w^^>2^- sende von cußscben Münzen ausgegraben NvoTäL«in.i x^xA \vÄck^^ ^^^

280 FRANZ DIETRICH

ebenda Tausende mit lateinischer Schrift gefunden, deren Inhalt sie als angelsächsische, im alten England geprägte erwies; die Entscheidung über die Heimath von Alterthümern, die mit Inschriften versehen sind, kommt doch ganz und gar nicht aus den Fundorten, sondern aus der Sprache und den Schriftzügen der Inschriften, denn bildliche Darstel- lungen , symbolische Zeichen und Verzierungen wiederholen sich im Mittelalter in allen Ländern mit ähnlichen Gestaltungen, wie denn z. B. das Schlangen werk (auch auf den Bracteaten im Atlas Nr. 187 197) keineswegs bloß nordisch und angelsächsisch ist, sondern auch auf fränkischen und alemannischen Bildwerken vorkommt, und zwar gerade die auf Bract. 3 erscheinenden sogenannten zerhackten Schlangen, die nur unbeholfene Darstellung fortgehender vom jedesmal deckenden Theil der Windung unterbrochener Schlangenlinien sind, giebt es auch auf Denkmälern der alemannischen Gräber, vgl. Lindenschmid , die vaterl, Alterthümer zu Sigmaringen, Mainz 1860 S. 110. Eben so wenig fuhren Bilder und Kreuzeszeichen sicher.

Wie ist man aber bei Bestimmung des Volkes, unter dem die Kunen tragenden Bracteaten entstanden, zu Werke gegangen? Ich habe keine anderen Beweise für Skandinavien zu entdecken vermocht, als die Hinweisung auf bildliche Darstellungen, die mit der nordischen Mythologie zusammen hängen sollen, und zwar auf Verehrung Thors und Odhins, als ob diese nicht durch alle germanische Länder gegangen wäre thatsächlich ist sie nicht einmal vorhanden und hauptsäch- lich die Berufung auf die Ausgrabung solcher Bracteaten in skandina- vischen Gegenden und in Norddeutsehland, wo sie dann auf Kriegs- zügen von Wikingern verloren sein sollen als ob nicht die berufenen Raubzüge, welche die Normannen zu Schiffe und zu Lande nach allen Gegenden hin ausführten, diese verlockenden schimmernden Schmuck- sachen als Beute aus der Fremde in den Norden gebracht haben könnten.

Das Verfahren, wonach man die Goldbracteaten mit Runeninschriften der nicht nordischen Art ohne Weiteres bloß wegen des Fundortes für in Skandinavien gemünzte erklärt, wo das Münzen erst gegen Ende des 10. Jahrh. von den Angelsachsen gelernt wurde, und zwar ohne irgend eine der über 50 In- schriften gelesen und in Bezug auf die Sprache geprüft zu haben, muß als ein wissenschaftlich unbegründetes bezeichnet werden.

Um zu einer haltbaren Bestimmung über die Anfertigungsorte

der Bracteaten zu gelangen , muß man \ot «iVU\xv KWheit über die

Beimath der ihnen eigenthümliclieu UuwiinatV N^\\i\ÄÖLVi\i \ii\\, ^^w "^x-

INSCHRIFTEN BOT DEUTSCHEN RUNEN etc, 281

gebnissen über die in den Inschriften herrschende Sprachgestalt, und dann nach culturhistoriscben Erkenntnissen seine Richtung nehmen.

1. Es kann niemanden einfallen zu läugnen, daß die Runenart der besprochenen, sowie der sonstigen Bracteaten nicht die nordische ist, mit der die Inschriften in skandinavischer Sprache in Schweden, Norwegen und Dänemark geschrieben sind. Wenn aber nordische Ge- lehrte die Meinung zu verbreiten suchen, daß die Runenzeichen der Bracteaten gemischte seien, indem nordische mit angelsachsischen ver- setzt seien, so beruht das entweder auf Unkenntniss oder auf dem Streben, den weniger in die Runenarten Eingeweihten Sand in die Augen zu streuen, um für die Zuweisung derselben an nordischen Ursprung der Inschriften einen Boden zu gewinnen.

Das Thatsächliche ist kurz gefasst dieses. Es giebt drei Gattungen von Runenschrift, deren Feststellung in den älteren Schriften über Runen auch bei Wilh. Grimm noch nicht klar sein konnte, weil die Inschriften mit den seltenern Runenarten noch unentziffert waren *). Alle drei Gattungen haben mehrere Zeichen gemeinsam, weil sie ja gleichen germanischen Ursprungs sind, aber die besondern zur Gattung gehörigen sind auf den Denkmälern gleicher Art eben so constant.

Die skandinavische Gattung von nur 16 Zeichen unterscheidet sich durch ihre Einfachheit, wonach sie eine Reihe von Lauten durch die nächst verwandten mit vertreten lassen, oder was später herrschend wird, durch diacritische Puncte oder Striche unterscheiden muß. Die angelsächsische Gattung, wie sie im alten England, und zwar mit den im ags. Runenlied benannten 30 und mehr Zeichen auftritt, ist dem lateinischen Alphabet angepasst, hat selbständige Zeichen für die früher durch die verwandten Laute vertretenen oder diacritisch unter- schiedenen Laute D, E, G, P, V, hat ein neues Zeichen für NG und ein abweichendes für M eingefiihrt, so wie für die dem ags. eigenthüm- lichen vocalischen Laute EA, EO und andere, und gebraucht ein neues Zeichen für O, nachdem das ältere für diesen Laut, genannt Öthel, den umgelauteten Namen oethel oder eihel bekommen, und nur für oe

*) Gegenwärtig vollkommen ungenügend ist auch, was 1837 in dem Leitfaden zur nordischen Alterthumskunde S. 76. 77 über die nicht nordischen Runen gesagt ist, da dem skandinavischen Alphabet nur ein angelsächsisches zur Seite gestellt ist, aber ein vielfaltig verstümmeltes, worin so irrige Angaben stehen, wie daß die Rune Asc für o stehe, während sie nie für O vorkommt, dem ja das differenziierte Zeichen f^ ge- geben ist, z. B. Codex Exoniensis p. 406, 1. 6. 10. 407, 1, und daß zwischen den wirk- lichen 'Runen für H und K vier Zeichen eingCÄchobcn smök., Öl\<ä '^vi-iJivi^ 'lw^vsvOö. Ys.^ '^^ ^ bedeuten sollen.

282 FRANZ DIETRICH

oder ^ zu gebrauchen war. Von dieser rein angelsächsischen Gattung ist die herrschende Schrift der Bracteaten ver- schieden. Sie gehört zu der dritten deutschen, nach den Denk- mälern nordsächsischen Gattung, welche den Sachsen zwischen Elbe und Weser und den Angeln in Schleswig zuzuschreiben ist, und am nächsten der angelsächsischen Art verwandt, 22 besondere Zeichen besitzt. Ihr Alphabet liegt fast vollständig auf der Inschrift des goldenen Horns vor, und, nur in Bezug auf das Zeichen für M und ein auf lat. X beschränktes, hinüberleitend zum ags. Alphabet, auf den Brac- teaten von Wadstena. Unterschieden ist dieses vom Ags. vornehmlich dadurch, daß es keine besondere Zeichen hat für a, ea^ eo, io^ y, daß 5^ noch für o gilt, daß die Zeichen für C und NG noch einfacher sind, und daß für M noch ausschließlich die alte Rune Y gebraucht wird. Die auf den Dannenberger Inschriften gebrauchte Runengattung verweist sie also auf deutschen, nicht auf skandinavischen Ursprung, wie es eben mit dem goldnen Hörn der Fall ist, dem Rafn nur durch unglaubliche Verdrehungen, wie weiterhin bewiesen werden soll, einen skandinavischen Schreiber anzudeuten vermochte. Auch auf den übrigen Goldbracteaten herrscht die dritte Runengattung, indem, wie man mir einstweilen glauben kann, kein einziger die skandinavische Schriftart an sich trägt, ein einziger aber nur die angelsächsische Gattung. Schon dies lenkt vollkommen von skandinavischer Heimath ab, es müßte denn, wie bei den verwandten, übrigens aber mit nordischen Zeichen ge- mischten Blekinger Inschriften, die Sprache ein skandinavischer Dia- lect sein.

2. Ziehen wir also nun besonders die Sprache der oben be- sprochenen Dannenberger Bracteaten in Betracht, mit deren Bild und Gepräge der Bracteat Nr. 218 des Atlas so große Ähnlichkeit hat, daß er auch in Bezug auf die Heimath nicht wohl weit davon getrennt werden kann, wenn anders nicht die verschiedene Inschrift abzugehen nöthigt.

Auf dem mehrfach gedachten Bracteat Nr. 218 muß der Anfang rechts, nicht wie Thomsen wollte, links gesucht werden*), denn die Richtung der einseitigen Zeichen fordert die Lesung von rechts nach links, hiernach sind die deutlich ausgeprägten Runen so anzuordnen:

Y r n t:Mj5 ^ rn YX5^ ^ f5

'") Tbomseu Aunaler for nord. 0\dkyud\g\ieA \%'5b %. ^1^ ^ ^\^ Iws^ilirift beginne mit 0£/ia,

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 283

Setzt man dies in lateinische Schrift nach dem dentschen Runenalphabet um, so zeigt die Reihe MLUTEA])LUMGO])A, daß zwischen den beiden ersten Consonanten ein Vocal zu ergänzen ist, übrigens aber drei Worte vorhanden sind , von denen das erste ein Eigenname ist, nämlich Malut^ eapium gopa, denn der Doppelpunkt nach dem vierten Zeichen lehrt deutlich nach Malut zu interpungieren.

Der Zusatz zum Eigennamen ist wesentlich derselbe, der äpelum god lautend, im Beov. V. 1870 einem König beigelegt wird, hier ist nur die grammatisch eben so mögliche schwache Adjectivform vor- gezogen und d weicher wie dh gesprochen. Das Prädicat heißt also „gut von Geschlecht'', ein solenner Ausdruck für einen vornehmen Herrn, wie hiemach der Malut war, für den der Bracteat wahrschein- lich angefertigt wurde. Malet ist ein englischer Name, das EA für A ist im Angelsächsischen berechtigt, auch im Altsächsischen spuren- weise vorhanden, im altnordischen aber unerhört, die schwache Adjectiv- endung ags. a, alts. o, ursprünglich aber gleichfalls a^ würde altnord. i sein. Die Sprache gehört also einem deutschen und zwar einem säch- sischen, vielleicht dem ags. Dialecte an.

Blicken wir zurück auf die drei Legenden der vier Dannenberger mit Runen versehenen Bracteaten, die ich hier nach der Ordnung der Untersuchung und mit cursiver Bezeichnung der ergänzten Vocale

wiederhole :

1. insaj) mid tzl alet gomul,

2. sup gamal gisaug imu,

3. tamt^l la])e,

Nr. 218. Malut, ea})lum g6])a, so ist im Allgemeinen der deutsche, unnordivsche Charakter der Sprache über allen Zweifel erhaben. In der Norroena, der den skandinavischen Reichen im höheren Alterthum gemeinsamen Sprache, müßte der erste Spruch gelautet haben: insapr mep gdtt öl gamalt; neben öl (Ale, Bier) zeigt sich nur das (Neutrum? und) Masc. öldr als Synonym, wovon der Dativ öldri Hav. 140 beweist, daß R zur Ableitung des Worts gehörte. Nur im Angelsächsischen iSndet sich neben alo die Nebenform alod^ die dem cUet d. h. aleth der Inschrift am nächsten steht. Das Adj. til ist nur ags.

Der zweite Spruch, unter der bei ihm nothwendigen Voraussetzung, daß ihm ein neutrales süp (Trunk) zu Grunde liegt, ins Nordische übertragen-, wäre: 8Üp gamalt saug horium oder vielmehr «^% denn der reflexive Gebrauch des persönlichen Demons\T?i\AN^ \\\w\ ^ *^w^ ^^\ \\ss. Deutschen bis in Luthers Bibel über setzuBg ioYlÖL^\x^v\\ÖL tav ^^nxääcv viäs-^

284 FRANZ DIETRICH

blieb dem Altnordischen jederzeit fremd, welches zum Ausdruck jener Reflexion, die einem Medium des Verbums gleich kommt, entweder ser und sik^ oder seine Mediatform, hier sau(/z statt aaugsk^ zu ge- brauchen hatte.

Die dritte Formel würde, wenn es ein Neutrum lad im Sinne von Besitz und allgemein Wohl oder Glück gegeben hätte, da dem Adj. nur tamr zur Seite steht, geheißen haben: tarnt läp. Aber das Nordische könnte zur Erklärung des mehrfach auf Bracteaten begeg- nenden lapu (Glück) schon deswegen nicht herbeigezogen werden, weil eine Spur dieser allgemeinen Bedeutung nur in dem gothischen und angelsächsischen Adjectiv unläp, goth. unleds (unglücklich, elend) vorhanden ist. Gothisch aber die Sprache der Bracteaten zu nennen, wäre vollkommen willkürlich.

Lässt man sich nach wissenschaftlicher Methode durch die aus- gemachten Thatsachen wirklich leiten, daß das zweimal gebrauchte Adjectivum gamal den beiden sächsischen Dialecten zuständig war, daß die adj. Composition inaap (sehr satt) allgemein sächsisch ist *), daß die Wörter til und tamul nur angels. sind, daß aleth nur im Ags. nachweisbar, und daß der Begriff von lad oder Idduy sowie die Ver- bindung eaphim gdpa vorzugsweise dem Ags. zuzuweisen sind, so muß für die Heimath der Sprache der Landstrich erklärt werden, aus dem die Sachsen mit den Angeln und Juten nach England zogen.

England selbst wird als Heimath nur deshalb unwahrscheinlich, weil es zu früh das Christenthum annahm, als daß die durch unsere Bracteaten vorausgesetzte allgemeine Pflege solcher mit Runensprüchen behafteter Amulete, die ohne solche wohl eine Zeitlang geduldet werden konnten, sich unbedenklich annehmen ließe, und auch durch einige nicht unbedeutende sprachliche Erscheinungen, nämlich daß auf der zweiten Inschrift die sächsische Form inm , nicht die constante ags. Mm vorkommt, ferner das sächs. silgan mit G, und nicht das angels. BÜcan mit C, sowie auch daß in dem gisaug eben dieser Inschrift der volle Diphthong au auftritt; da der Entstehungsort des zweiten Brac- teaten von dem des ersten, des Gepräges halber, untrennbar ist, bei den Angelsachsen in England aber ein reiner Diphtong weniger als im diesseitigen Altsächsischen zu belegen ist.

*) Nächst dem oben S. 7 über das Ags. Bemerkten ist für das Sächsische zu verfrleicbeu Woeate VoJksüberlieferungen der Otaiac\\aÄ\,\slla.tV, l^etViVvvL VH48^ der als aoch gangbur die Compp. ivfclt (belir &lt), iubrtti) ^jiViVt \jtviN^ w.mVvv^\\..

mSCHRIPTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 285

Im alten Saohsenlande dagegen muß es mehrere Gegenden ge- geben haben, in denen entweder wegen längerem Verbleiben bei ur* sprünglicher Sprachgestalt, oder wegen Nachbarschaft und Mischung mit nordthüringischen Und andern hochdeutschen Stämmen, das Schwan- ken zwischen reinen Diphthongen und ihrer Zusammenziehung sich länger erhielt. In dem südsächsischen des Heliand, welcher der Gegend von Lippe-Detmold mit Recht zugewiesen ist, zeigen sich noch im 9. Jahrh. einige Spuren des au (in glau und hrau)y die heutige platt- deutsche Volkssprache um Lippe herum hat noch beträchtliche Bei- mischung von Diphthongen; das nördlichere Sächsich von Corvey, dessen Schenkungsurkunden sich bis an die Nordelbegegenden erstrecken, giebt nach dem Zeugniss der Eigennamen noch seit dem 9. Jahrh. herrschend zwar die Contraction des ow in ö, lädst aber doch darin, daß daneben auch noch d erscheint, eine größere Nähe nach dem rei- nen Diphthong hin erkennen*), und verräth die noch nicht weit zurück- liegende Zeit des Schwankens darin bei dem ai dadurch, daß dafür ebenso ä als ^ gesprochen wird, daß ei (aus egi) neugebildet wird, (z. B. in Aihn^r statt und neben Agilmer), und daß zuweilen dicht nebeneinander noch altes ei neben e, in den Fällen, wo auch das Hoch- deutsche ei hat, auftritt. Als Beispiele für dieses Schwanken entnehme ich aus den Traditiones Corbejenses: „Autburga in pago Asterburgi § 22, Steinhem 43, Lahheim 137; Adallöf et EUilfef et Hrodleif 308; Waldisleif 268; Sileif 476^* Noch in den sächsischen Psalmen zeigt sich feit und feitit neben /et (feist).

Da nun in den genannten Urkunden auch der ags. Übergang des kurzen a zu e (ags. ä) und selbst zu i vorkommt, wie z. B. gist statt gast gesagt wurde, und die Brechungen des a zu m, des e (i) vor r zu belegen sind, und da die alte Gestalt der schwachen Masculina der angelsächsischen noch vielfach gleich ist, wofür ich mich berufe auf ,,Dodica comes 169, Enna 172 und: pro filio suo Ennan 78, pro patre duo Abban 24, pro filio suo Hadda 129,** so wird um so weniger Be- denken sein können, daß eine nordsächsische Gegend zwischen Weser und Elbe genügt, um auch die weniger im Altsächsischen gewöhnlichen sprachlichen Erscheinungen der obigen Inschriften zu erklären, wenn man namentlich für das Übrigsein von Diphthongen die Zeit dieser Bracteaten in Anschlag bringt, die mindestens ins 6. Jahrhundert zurück zu setzen sein kann.

*) Wie in Ästerburg, häh (hoch) in Hdhgir, fldburg, HdauatediK-ÖÄWv.^ ^^V-V^ysÄ.^ in Gäkeshüsen, gät (gdt) in Amalgdt, Odtm^r ; ROdmbeke. g3Lol\i«ii\i^0ö>> ^ "R^-tV^^^- vj^ö.^^^^- bacbj. Offenbar atebt dem au dieses ä näher als aga. cA ^öyQl ^«ä ^«^*öox^^Riöft o.

286 FRANZ DIETUICH

3. Wenn denn die Art der Runen, und was noch wichtiger ist, die Sprachgestalt der Inschriften zu den nördlichen Sachsen und unter ihnen am meisten zu einem den Angeln nahe stehenden Stamm fuhrt, so könnte nur noch die Frage sein, ob einem solchen sächsischen Volks- stamm denn auch der Besitz, und was aus der Sprache hervorgehen würde, die Anfertigung von Goldbracteaten mit Kuneninschriften sich zutrauen lasse.

Für diese mehr culturgeschichtliche Frage stehen freilich einige Mittel zur Beantwortung erst aus dem 8. und 9. Jahrh. zu Gebote, wo die schriftlichen Quellen für jene Gegenden anfangen umfäng- licher zu werden.

Keichthum an goldenen Schmucksachen ist genug durch solche vorausgesetzt. Das Epos von Beovulf, welches im 8. Jahrh. seine heu- tige Gestalt erhielt, durch einen angelsächsischen Dichter, kann, wo es kostbare Waffen, Kleinode und sonstige uns alterthümliche Gegen- stände und Sitten beschreibt, natürlich wissenschaftlicher Weise nicht als Quelle für die Alterthümer der Geaten, Dänen, Friesen u. s. w , an denen dergleichen erwähnt wird, gebraucht werden. Das wäre un- gefähr ebenso, als wenn man den Dichter des Heliaud als Zeugen für die Sitten und Zustände der Bewohner Palästina's zu der Zeit, die er schildert, benutzen wollte. Die alten Dichter lassen eben die Personen jeder Zeit in dem Costume ihrer eignen auftreten.

Im Beovulf, dessen Verfasser mithin nur als Zeuge für die bei den Angelsachsen gewöhnlichen Anschauungen gelten kann, ist vielfach die Rede von goldenem Helmschmuck (seffn aus lat. Signum), von gol- denen Kleinoden mit Bildwerk (sigl^ aus lat. sigillum), wobei man theils an gegrabene Gemmen zu denken hat, theils aber auch an um- gehängte Medaillen mit Bildwerke erinnert wird *), wozu auch Schau- münzen mit Fürstenbildem , wie sie vom römischen Reiche her ver- breitet wurden**), gedient haben mögen, insbesondere vom goldenen Halsschmuck (menej oder kahmene, letzteres Übersetzung von crepundia gl. Aid. 2167, von ornamenta eb. 3996, von lunulae Haupt IX, 517, von torques aurea Gen. 41, 42 Älfric: dyde gyldene heaUmyne ymbe hU svuran für: et coUo torquem auream circumposuit) welcher Hals-

*) Denn aigl wird glossiert theils durch omamentum annnli (Gemme), theils durch

bulla (Amulet) gl. £rf. 20 und ist daher ganz verschieden von sigl (früher sugU) Sonne.

**) Neben den guldine acattds für den Stater Hßl. 98, 19 und andere goldene

Münzen 117, 1 gab es auch diure Tnidmos, kostbare Kleinode, und solche heißen bei

den ÄDgelaachaen insonderheit siglu: gexeafi mdddiiuni8ic|la fd\Ly qold glUnian B. 2758

3t^ und ^fflu 3165,

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 287

schmuck, auch im Hei. 52, 7 als helag halsmeni bekannt, theils aus halbmondförmig zusammengesetzten concentrischen Ringen bestand, da sie lunulae genannt werden (eine Abbildung eines solchen in der Zeitschr. des bist. Vereins für Niedersachsen 1860 S. 40 u. Worsaae Afbildninger fra det kon. Museum kph. 1854 Nr. 171 die Sache wird jetzt auf Haarschmuck bezogen ) , theils als goldene Ketten, theils als goldene Bänder (svurhedh) oder massive Halsringe (healsbedh^ B. 1196. 2173) mit vorn angehängten Goldmünzen und Medaillen.

Auch ein Name, der die als Halsschmuck getragenen Bracteaten andeutet, ist bei den Angelsachsen vorhanden. Das schon besprochene lunulae wird auch wiedergegeben durch meneadllingas j d. h. Schil- linge und zwar Goldmünzen, getragen am Halsband, so in den Epinaler Glossen Nr. 428 vom 9. Jahrhundert, sie sind verwandt mit den säch- sischen (ags.) Glossen im Sanct Galler Codex Nr. ^99, worin lunulae glossiert wird durch hlibaa vel acälingasy letzteres sind wieder die Gold- schillinge oder Bracteaten, ersteres die scheibenförmigen Bru,stschilder.

Aufgefunden sind nun in den nordsächsischen Gegenden nicht etwa einzig die 1 1 bei Dannenberg, sondern auch 3 mit Öhren, wenn auch nicht mit Runen versehene Goldbracteaten bei Landegge im Amt Mep- pen, jetzt im Besitz des Herrn Hof buch händler Dr. Hahn in Hannover, die gleiches Alterthum in Anspruch nehmen, so wie 4 in der Nähe von Hamburg auf holsteinischem Boden *), mehrere einzelne in Holstein und in Anglien, und auch 6 Goldbracteaten in Cöslin, zugleich mit dem oben besprochenen goldenen Ring, der in sächsischen Runen das sächs. Wort sälu (Gluck) an sich trägt.

Wo nun der Name für goldene Schmuckmünzen zu Hause ist, dahin muß auch die Bekanntschaft mit der Sache gelangt sein, und so haben wir im Lande der Sachsen und Angeln diejenigen als Eigen- thümer zu betrachten, in deren Nähe die Bracteaten aus Gräbern oder vergrabenen Schätzen wieder zum Vorschein gekommen sind, und will- kürlich wäre es, überall ein verlorenes Eigenthum von durchziehenden Fremden darin sehen zu wollen.

Eine andere Frage ist noch, ob sich aus allgemeinen Gründen geschichtlicher Art auch Entstehung von Goldbracteaten und zwar mit Runen im alten Sachsenlande wahrscheinlich machen lasse.

*) Zeitschr. fdr Niederdeutschi. 1860 S. 396 ff. u. 393 not. Dagegen die ebend, S. 397 beschriebene schüsselartige Goldspange von Sievem, in welcher 3 Ottonische Denare lagen aus Cöln, scheint mir fränkischen Ursprungs tw. Äe\\i^ ^vs* *^Sä N ^xTASKros^si, in ibi'eiu Innern dem eigens fränkischen Giebelschmuck ^<&VcYv VäX»«

288 FRANZ DIETRICH

Sind auch die bildlichen Darstellungen in der Zeichnung sehr roh, so setzt doch die Verarbeitung des dünnen Goldblechs, das Prägen der Figur und dann der Umschrift, so wie die Einfassung des runden Stücks mit gewundenem Golddraht einige Kunstfertigkeit voraus. Diese konnten die Sachsen von ihren Nachbarn, den Franken, welche zuerst das Ausmünzen des Goldes von römischen Provincialen angenommen hatten, und mit denen sie oft und bereits eben im 6. Jahrh. im Kampf gegen die Thüringer verbündet waren, sehr wohl gelernt haben.

Ob der Ausdruck vunden gold in Beovulf, was auch bei den alten Sachsen (HeL 16; 24 wundan gold te gebu ohne Veranlassung des Textes) erwähnt wird^ nur spiralförmig zu Ringen gewundenes Gold bedeutet, w;ofur aber der besondere Ausdruck: wuntane hougä gilt, oder auch den Golddraht einschließt, kann ich nicht entscheiden. Aber einen alten lange dunkel gewesenen Ausdruck für zu Blech geschlagenes Gold gewährt der älteste ags. Dichter in der Verbindung faeted , faet gold, wie von mir ausführlich bewiesen ist (in Haupts /Zeitschrift XI, 420 ff.), und da solches nicht nur an Schwertern, an Bechern (Jaeted vaege B. 2254), an Pferdezäumen, an Helmen, Schilden und Ringen als getriebene Ar- beit vorkommt, sondern auch einzeln neben Ringen und andern Gegen- ständen als selbständiger Theil von Schätzen erscheint, B. 1094. 1922. 2247^ so lässt sich bei solcher Ausbreitung des Gebrauchs und dem Erscheinen des Goldblechs in besonderen Stücken des Männerschmucks und Besitzes nicht verkennen, daß diese Bearbeitung eine heimische war, und daß es auch in dem Lande der Angeln und Sachsen nicht an Goldschmieden fehlte, welche feinere Goldarbeiten auszuführen ver- mochten. Dazu gewähren aber die goldenen, im alten Anglien gefun- denen Hörner eine Bestätigung aus sehr früher Zeit.

Mit Recht ist bemerkt worden, daß die Bilder der runden Gold- bleche, die Bracteaten benannt werden, meist Nachahmungen byzanti- nischer Goldmünzen sind, indem an die Stelle der Kaiserbilder all- mählich einheimische Fürsten und vornehme Herren oder Edelinge traten. So können auch die Heilswünsche der germanischen Bracteaten als Nachahmungen oder Fortsetzungen der Wünsche betrachtet werden, die durch die Inschrift Salus, Felicitas, Pax, Fortuna u. s. w. für Ober- haupt und Reich, meist mit den dazugehörigen Bildern auf der Kehr- seite der römischen Kaisermünzen erscheinen.

An solchen Vorbildern fehlte es unter den alten Sachsen und

Angeln keineswegs. Für die byzantinischen Goldmünzen war eine eigene

JBenenDuag keisuring^ ags, eaesermg vorhanden, der man die Entstehung

aas dem Kaiaerbilde ansieht, und "wovon Tn^tn »»ns» ö^oi Ä^^'ööt^xAÄ^&i

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 289

des 8. Jahrhunderts erfahrt, daß sie gelegentlich auch umgeschmolzen wurden zn Armringen.

Auch sind dort silberne und goldene Kaisermünzen in beträcht- licher Menge aus hinlänglich früher Zeit wieder aus dem Boden zu Tage gekommen. Wichtiger als der Neuhäuser Münzfund von 344 Denaren, die bis M. Antoninus reichten, war der Lengericher Fund (beschrieben von Dr. Fr. Hahn, Hannover 18Ö4), der neben deutschen Ringen und römischen Schmucksachen Goldmünzen von Constantius Magnus und dessen Söhnen bis 361 enthielt, und nach Hahn S. 34—38 noch im 4. Jahrhunderte als der Schatz eines Sachsen in der Erde verborgen wurde.

Von vornehmen Sachsen besessen waren auch oflFenbar die 5 zu Schmuck und Schaustücken verwendeten, weil mit Öhren versehenen römisch-byzantinischen Goldmünzen, welche mit einem großen goldenen King zusammen im Mulsuraer Moor im Gebiete von Bremen gefunden wurden, Münzen von Valentinian (363 376), von Leo I. (457—474) und von Anastasius, der mir nicht der spätere Anastasius von 713, sondern, nach den vorigen Münzen, Anastasius I. (491 518) zn sein scheint; ein Fund also aus dem 6. Jahrb., beschrieben von Blumenbach im neuen vaterl. Archiv für d. Königreich Hannover v. 1824 S. 342 flf.

Übrigens sind die als sächsisch von mir bezeichneten Nachbil- dungen der Fürsten gestalt auf den Dannenberger Bracteaten gerade so durch bessere Mittelstufen vermittelte, und in der Ausführung gerade so barbarisch und roh ausgefallene, wie wir sie bei diesem noch wenig gebildeten Stamm im 5. oder 6. Jahrh. erwarten. Die Köpfe haben zwar die üblichen Diademe, ausgedrückt durch Reihen von Perlen oder Punkten um die Stirn, und auch über die Oberseite des Kopfes hin- weg, aber, und das theilt nur der genannte Bracteat Nr. 2 18 mit den Dannenbergern, die Figuren des Leibes, die sonst eng anliegende Be- kleidung haben, sind vollkommen nackt dargestellt, auf Nr. 218 selbst mit Zeichnung der Brustwarzen und Erhebungen (die sich auch auf Dannenb. Nr. 4 erkennen lässt, sogar mit einer Andeutung des Nabels). Gemeinsam haben sie auch das Verschwenderische in Bezeich- nung des Reichthums an Ringen, und zwar geben D. Nr. 2 und Atlas Nr. 218 nicht nur Ringe am Gelenk der rechten Hand, sämmtlicbe Figuren scheinen auch Ringe um den Hals zu haben, D. Nr. 4 stellt zwei massive Ringe um den Hals dar, D. Nr. 1 eine Kette kleiner Ringe, D. Nr. 2 und Nr. 218 einen breiteren Halsschmuck, den man bei seiner Ausdehnung unmöglich für die Zeichnung e\i\^% ß^t\.^^ WVnäxi VbX!Äi>^ Bondem nur fiir eins der besprochenen hulsmeni*

290 FKANZ niKTRicir

Aber die Bracteaten tragen zum Theil liuneninscbriften. Für die Bekanntschaft der alten Sachsen mit den Runen ist es wenigstens ein Anzeichen, daß das Wort dafür vorhanden ist. Der Verfasser des Heliand hatte zwar bei seinem Stoffe keine Veranlassung , sein rüna im Sinne von Schrift zu gebrauchen ; hätte er auch das alte Testament bearbeitet, so würde er bei der Geheimschrift, die an der Wand er- schien, in Daniels Geschichte darauf geführt worden sein, wie der Angelsachse Cädmon, der eben an dieser Stelle rün für Schrift ge- braucht, die durch runenkundige Männer (rünci^äftige) entziffert wird. Ebenso werden die Runenbuchstaben vom ags. Dichter des Beovulf erwähnt; er kennt solche auf Schwertgriffen, um den Namen des Be- sitzers daran zu schreiben, B. 1695.

Ein nicht undeutliches Anzeichen des Gebrauchs der Runen zum Zauber sind die mit H2n, runa zusammengesetzten Personennamen, wor- über Grimm D. Myth. 1175 und Müllenhoff zur Runenlehre S. 42 ^56 aufgeklärt haben. Solche Compositionen sind bei den alten Sachsen noch eben so gangbar als im Althochdeutsche». Die Corveier Tradi- tionen gewähren den Frauennamen Frithurün , sowie Rünger und Hün- heri als Mannsnamen.

Viel bestimmter spricht das Zeugniss des angelsächsischen Ge- brauchs. Obwohl die frühe Annahme des Christenthums der Fortdauer der Runen ungünstig sein mußte, so sind die in England erhaltenen Denkmäler mit angelsächsischen Runen begreiflich zwar wenige, aber doch genug, um die einstige allseitige Anwendung der Runen der zweiten Gattung zu beweisen. Auf drei Ringen gibt eine solche Inschrift die Worte einer unverständlich gewordenen Zauberformel. Christliche Münzen unter dem northumbrischen König Eanred (808 bis 840) prägen ihren Namen auch noch mit Runen *). Ein Kreuz zu Bew- Castle in Nordengland, ein anderes zu Lancaster, besonders ein drittes zu Ruth well, ist mit vielen Runen beschrieben. In Dover ist ein Grab- stein zum Vorschein gekommen, mit dem rein ags. Nanlen Gislheard in ags. Runen; er war ein Christ, wie das seinem Namen vorgesetzte Kreuz beweist**), um so mehr wird dadurch als Sitte vorausgesetzt, daß die heidnischen Sachsen auch ihren angesehenen Todten Runen- steine errichteten.

*) ArchaeoL Brit. Tom. XXV (1834) im Fund von Hexham, nach p. 306 nämlich Plate XXXV und LVI Nr. 13 Brother, und PI. XLl Nr. 218 Wintred.

**) Arch. Brit. XXV p. 604. Zwei Namen in Runen von Grabsteinen in Hartlepool in Nortbumberland gah Kemble Arch. Bnt. XX.Vl\l Y\. X.yi, nebst andern Runen- nscbriften von Denkmälern nnd aus HandscUniVÄii.

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 291

Man wählte zu Begräbnissstätten in heidnischer Zeit vorzugsweise gern Anhohen; weist daher der Name eines Berges auf Runen hin^ so liegt die Vermuthung nahe, daß er einst Runensteine hatte. Einen Ort {te) Ru7iibergun gab es im Gau Maerstem bereits im 6. Jahrhundert, in dessen Nähe die Thüringer 530 von den Sachsen und Franken nach Widukind besiegt wurden. Von Alten (Zeitschr. d. Ver. fiir Nieders. 1860 S. 4) weist den Ort nach in dem heutigen Dorf Ronnenberg im Amt Wennigsen mitten zwischen Deisler und Leine.

Wie es aber auch mit dem Ursprung dieses Namens stehe, so kann man doch, da sich die Sachsen und Angeln in England noch in christlichen Zeiten der Runen bedienten, wie von northumbrischen ün- terthanen des 9. Jahrh. und von dem Dichter Cynewulf im 8. Jahrh. feststeht, den genannten Stämmen den Gebrauch dieser entschieden heidnischen Zeichen in ihrer heidnischen Vorzeit und mithin in ihrer alten Heimath in Anglien und dem nördlich der Elbe, sowie zwischen Weser und Elbe gelegenen Sachsenlande, mit keinem Schein eines Rechtes absprechen.

Dafür reden aber auch Thatsachen , die besonders in Bezug auf das alte Anglien reichlich vorhanden, hier einer besonderen Zusammen- stellung und Erläuterung bedürfen.

IV. Die Denkmäler Holsteins und Schleswigs, welche deutsche Eunen

enthalten.

Gänzlich abzusehen ist hier naturlich von den Stein denkmälern christlicher Zeit, auf denen Grabschriften in skandinavischen Runen, besonders in Schleswig gefunden worden sind *). Es handelt sich eben nur um die Schriftart, wie die der Dannenberger Bracteaten ist.

In dieser Art, d. h. in deutschen Runen, sind nun erstlich noch einige kurze Inschriften auf Goldbracteaten aus den genannten Herzog- thümem vorhanden.

Allem Anschein nach aus Holstein stammt der in Hamburg aufbewahrte Bracteat Nr. 219 des Atlas, dessen Bild die meiste Ähn- lichkeit mit dem oben erwähnten Nr. 218 hat, beschrieben bei Thomsen Annaler S. 336. Die Inschrift von links nach rechts gelesen lautet ^ T H^ was, wie anderwärts ausführlicher bewiesen werden wird, in hALU umzusetzen, und durch halüj ags. haelo^ Heil! zu erklären ist.

*) Verzeichnet im 7. Bericht der Schlesw. Holst. Lauenb. Gesellsch. von 1F42 S. 10. Am besten abgebildet und erklärt in P. G. T\iOTÄfeii T>^ \i\MPA>iÄ ^xää^vcv^^^- maerker Bd. 1 (Slesvig) Kiöb. 1864.

292 FRANZ DIETRICH

In Schleswig gefunden sind zusammen jetzt fÜDf Bracteaten mit deutschen Runen. Darunter gibt der von Skrydstrup im Amt Haders- leben, Nr. 83 des Atlas, zwei Inschriften, am rechten Rande nämlich von links nach rechts gelesen, wiederum das obige hALü Heil! in der Mitte aber fünf Runen, von denen die vierte ^ eine Binderune ist, die aus N und A zusammengesetzt scheint, so daß daraus LA UN AM, d. h. zur Belohnung! (ein Dativ Plural von laun Lohn) hervorgeht, so wie die Wahrscheinlichkeit, daß das besonders große und schöne Schaustück ein Geschenk war.

Nr. 88 des Atlas, aus der Kähe von Hadersleben, zeigt nur gerade auf den Stempel eingeritzt und daher in verkehrter Richtung auf das Goldblech geprägt die beiden Runen AL, d. h. die aus der sonstigen Form des Worts (h)älu abgekürzte Gestalt (A)<f/, Heil!

Nr. 253 von Ulderup, dargestellt in der Vorrede des genannten Atlas, hat vier undeutliche Runen, die wahrscheinlich das auf den Bracteaten häufige MACU, Gemach! an wünschen sollen.

Nr. 117 des Atlas, aus der Gegend von Eckernforde, nennt rechts unten den Namen des Anfertigers IVITA, der seiner Endung nach unnordisch ist, und wenn Ivita^ was unbedenklich ist, für Ibüa ge- sprochen ist, sich in sächsischen Urkunden nachweisen lässt, links oben aber das Verbum dazu, TaVADa, d. h. fertigte an, machte; dasselbe Verbum, welches auch auf dem goldenen Hörn nach dem Namen des Künstlers am Ende steht.

Dazu kommt ein Bracteat mit einer Umschrift von 37 Runen, der erst 1863 in Skodborg Sogn ausgegraben und in Thorsens DeDanske Runemindesmaerker Bd. 1 nach S. 324 zusammen mit den vier vori- gen in Farbendruck dargestellt ist. Das Bild ist hier ausfuhrlich er- klärt, über die Inschrift aber findet sich nur dies bemerkt, daß 10 Runen zweimal, und von diesen wieder die letzte Gruppe von 6 Runen zu- sammen dreimal vorkommt. Die Zeichen sind im Ganzen die auf den Bracteaten gewöhnlichen deutschen Runen, doch merkwürdig und von den übrigen abweichend ist er durch ein viermal vorkommendes Zeichen besonderer Art. Nämlich an der sechsten, vierzehnten, drei und zwan- zigsten und drei und dreißigsten Stelle, wenn man von unten dem Öhr gerade gegenüber zu zählen anfängt, findet sich ein t^, welches auf den ersten Anschein für ein abgerundetes ng gehalten werden konnte. Da es aber an der vierzehnten Stelle auf ein n folgt, so ist dieser Werth vollkommen unwahrscheinlich; ich erkläre es für ein S, indem es dem Zeichen // am ähnlichsten ist, und weil unter den 37 Runen sonst kein S vorkommen würde, was bei e\nem so ^NqoYiTXvJcÄTi \«A\&.\ä^^\v füllte gegen die JRJrwartung wäre.

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 293

Aus der Richtung der Zeichen geht hervor, daß die Schrift von rechts nach links zu lesen ist. Den Anfang setze ich unten, genau dem Mittelpunkt des Öhrs gegenüber. So stellt sich die Reihe heraus : VINA USA ALA VIN SALA VIDA USA ALA, VINA USA ALA.

Hierin ist in dem dreimaligen ALA schwerlich etwas anderes als das in den bisherigen Bracteaten häufige {^h)dl zu suchen, zumal da in SALA das ebenfalls geläufige säl (Glück) deutlich hervortritt.

Daher erkläre ich: vinn-ä um (h)äla, vinn säla vidä, üaa (h)älaj vinn-ä ilsa (Ji)älaj d. h. mache unser Heil, mache weites Glück, unser Heil, mache unser Heil ; angeredet ist das Goldstück als Amulet oder Zaubermittel, welches das Glück und Heil herbeizaubern soll. In vinn^ä und vinn liegt der Imp. von vinnan (gewinnen, eig. erkämpfen), das erstemal mit der Interjection -a, die dem Imp. im Mhd. so ge- wöhnlich angehängt wird, und selbst Substantiven, wenn sie als Ausruf gebraucht sind (Grimm Gramm. .3, 290 f.)

Daß aber in den Herzogthümern einst ein Volk wohnte, welches sehr reich an Gold und Goldschmuck war, das beweisen für Holstein die beiden Goldschalen von Depenan (hochd. Tiefenau), in deren einer ein großer über 4 Loth schwerer Goldring lag, ferner der Armring von Bebensee bei Segeberg, sowie für Schleswig der Ring von Rends- burg und das ebenfalls goldene Armband aus der Nähe von Apenrade.

Die wichtigsten in Schleswig gehobenen Schätze sind die mit Runen der deutschen Art beschriebenen Geräthe, das goldene Hörn, das goldene Stirnband und der kürzlich erst bekannter gewordene bronzene Schildbuckel, welche noch ausführlicher zur Sprache kommen müssen.

L Das goldene Hörn mit 32 Runen,

welches 1734 bei Gallehuus unweit Tondern gefunden wurde, an der- seJben Stelle, wo beinahe hundert Jahre früher ein ähnliches goldenes Trinkhorn, aber ohne Inschrift, zu Tage gekommen war beide jetzt aber nur noch in Abbildungen vorhanden, am besten dargestellt am Ende des vielgenannten Kopenhagener Atlas, ist seiner Inschrift nach so vielfältig und gründlich behandelt, daß die Lesung in der That bei Allen feststeht, und nur über die Erklärung der Legende Verschie- denheit obwalten kann, wozu auch der Verfasser dieser Zeilen einen Beitrag lieferte in der Schrift ^De inscriptionibus duabus runicis, ad Gothorum gentem relatis'. Marb. 1860, worin auch der hauptsächlich- sten früheren Deutungen gedacht ist. Unler ÖL\e^^\i '^^t *^\S!l ^äxs^.^'^ die Abhandlung von Rafn entgangen , weVdae «\c\v vd. Öl^\!^ Kxcos^'öt *sax nordJsk Oldkyndighed, Kiöbenh. 1855 S. 341— 'S%\ ^xv§i.^^-

294 FRANZ DIETRICH

Diese Abhandlung gelangt zu dem Ergebniss, daß zwar die Runen altangelsächsiche seien, die Sprache aber mit alleiniger Ausnahme des ersten Namens rein altnordisch S. 379. Daß Rafn dabei gleichwohl nicht das altangels. Alphabet zu Grunde gelegt hat, sondern in der Bedeutung mehrerer Runen sich etwas eigenes erfunden hat, wird sich sogleich zeigen. Die Runen sind nach der altern Copie:

M< HrMPI^Xr^StlY i H^rtloPY i HäR+I^ i tP^IM5^ i

Während als Legende, nach der sonstigen Geltung dieser Runen, übereinstimmend von Munch, Jacob Grimm, Müllenhoff und Massmann angesetzt wurde EK HLE VAG ASTIM . HOLT JNG AM . HÖRN A. TAVIDO., was, um nur der ersten Erklärung des nordischen Gelehrten zu gedenken, von Munch übersetzt wurde: ,)Ego Hleva hospitibus silvicolis (s. Holsatis) cornua fabricavi" giebt Rafn S. 372, ohne in der von ihm befolgten Copie andere Varianten zu finden, als ein Theilunj,rs- zeichen nach der 6. Rune, und ein ^ im Anfang des letzten Wortes statt 1^, die Lesung

ECHLEV . OG OSTIR . HÜLTJNGOR . HÜRNO . TvO VIg})U. die er umsetzt und erklärt durch : „Echlev äk Astir (Eyleifr ok Astyr) Hyltmgar hurna tvä (tvo) vigj)u", d. h. die Holtinger (Holsteiner) Echlev und Astyr weiheten die zwei Hörner.

Dabei muß schon die Willkür im höchsten Grade auffallen, wo- mit die in Unzialen gegebene Legende bei der erklärenden Umschrei- bung in gewöhnliche kleine Buchstaben wieder verlassen und vielfältig umgeändert wird. Steht in der Inschrift OG als zweites Wort, so kann dies nimmermehr zugleich äk sein, denn sieht mau einstweilen von tler Vermengung von A mit O ab, welche die ags. Schrift in allen Alters- klassen unterscheidet, so ist es doch unerhört, daß die Rune X die in der Unzialschrift richtig durch G gegeben ist, unter der Hand ver- tauscht wird mit K, für welchen Laut die ags. Alphabete dieselbe Rune haben wie für C.

Aber die in Unzialen gegebene Transcription selbst ist vollkommen falsch. Denn erstlich ist die Deutung der von ihm vorgezogenen Va- rianten grundlos. Das Zeichen, welches nach der 6. Rune in der andern (Jopie (Krysings) steht, nämlich ^ der kleine Haken am obern Ende ^er Zeile, würde nicht ein Theilungszeichen sein können, wofür jeder Beweis fehlt, wofür hier vielmehr die übereinandergesetzten Punkte jedesmal wo Theilung der Worte ausgedrückt werden sollte, gebraucht wurden, sondern es wäre die Rune für C oder K, und da diese an der gedachten Stelle sprachlich böcViat uti-w^XiTÄC^i^vijÄxQii aäI^ ßo schwindet saion hier die vermeintliche Vorzug\icYi^^\\. Öl^^ ^TYft.%\tk ^cs^v^^ \S\^

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 295

zweite Variante, die sie giebt, daß an der T-Rune des letzten Wortes vorn ein Strich mehr ist, wird dadurch unsicher, daß Krysing in seinen zwei Abschriften das einemal ^, das anderemal nicht dasselbe gab, und wenn wirklich auf dem Original ein solcher Strich mehr war, so kann er nur als eine Verritzung betrachtet werden, nimmermehr aber, wie liafn will, als eine Binde-Rune für TV, denn wenn an die T-Rune das Charakteristische der V-Rune angesetzt wurde, so mußte es die Ge- stalt ^ annehmen oder ^; genug der Zusatz mußte rechts stehen, und ein Zusatz links konnte vieles andere, nur nicht TV ausdrücken.

Auf ebenso bodenloser Willkür beruht andererseits Rafns Abwei- chung von der herrschenden Bestimmung der in beiden Copien gleichen Runenzeichen. Ohne die geringste Spur eines Beweises ist S. 370 be- hauptet, Si. bezeichne hier den Laut ü und den davon abgeleiteten Laut Y, während doch diese rein sächsische und ags. Othel-Rune in alter Zeit nichts anders als O bedeutet (im Ags. oe) und in allen Runen- alphabeten vielmehr H für U und Y vorhanden ist. Deutlich ist also, die Behauptung ist rein erfunden zu dem Zwecke, eine altnordische Sprachform, das hylHngary herauszubringen, nach einem Sprachstand, von welchem der durch das vermeintlich altn. hurna statt Horn voraus- gesetzte um viele Jahrhunderte verschieden sein würde.

Für die weitere Versicherung, daß ^ neben A auch O bedeute, welche Einschwärzung der nordischen Bedeutung schon bei Bredsdorf vorkam, und schon von Munch aufgegeben wurde, wird zwar von Rafn S. 370 ein Beweis versucht, er fuhrt zwei Denkmäler dafür an, wovon das zweite von ihm selbst als nicht entscheidend bezeichnet ist, da er sagt, daß es hier ö oder d ausdrücke. Das erste ist die Spange von Himlingoie (Annaler 1836—1837 p.345 Tab. VII). Aber welche Sicher- heit entsteht aus dieser Inschrift von sechs Runen? Rafn las DORISO, um Thdrir ö, d. h. Thorir hat (ist der Eigenthümer dieser Spange), und somit etwas altnordisches zu gewinnen; ich sehe davon ab, daß 0 statt ä unbewiesen ist, daß im Anlaut D für Th graphisch höchst unwahrscheinlich ist, da es jederzeit für TH ein besonderes Zeichen gab, so viel ist klar, daß da der Schluß vocal 5^ geschrieben ist, was natürlich O ist, das zweite Zeichen und der erste Vocal ^ nicht auch O bedeuten kann, sondern A sein muß, daß also der vorliegende, un- nordisch auf O endigende Name höchstens DARISO sein könnte*);

*) Wahrscheinlich ist es nnr eine Nachlässigkeit oder ein Druckfehler, daß 8. 380, wo der Name in Runen aasgeschrieben ist, nn der exilac^ftiOiex^^^^xv^Xj^'^ ^j^&'K^«*Ä^^»^ft. die für U iteht, da, die A-Rune auch durch Raiu Ä. ^10 aweixVÄWW^. \^\..

296 FRANZ DIETRICH

wobei es hier von geringerem Belang ist, daß das erste Zeichen wahr- scheinlich als ein H aufzufassen ist, so daß als Name des Eigenthu- mers oder Anfertigers vielmehr Hariso hervorgeht, der altnordisch Hersi lauten würde.

Gegen die Behauptung, daß ^ im sächs. und ags. Alphabet zu- gleich O bedeute, streiten die triftigsten Gründe; einmal der Name ags. Asc^ dem ein asc ohne Umlaut vorhergeht, woneben aber ein ose unerhört sein würde; zweitens die Gewissheit, daß für den Laut O im älteren sächs. Alphabet vielmehr die Rune S^ feststeht, im jüngeren angelsächsischen aber die Rune |^, daß also keiu Bediirfniss entstehen konnte, noch ein anderes Zeichen für denselben Laut herbeizuziehen, wodurch vielmehr die Schreibung beschädigt worden wäre ; und endlich drittens, daß thatsächlich die zuerst genannte Rune auf allen Denk- mälern der sächs. u. ags. Schriftart nur A bedeutet, was im Einzelnen klar zu machen erst dann nothwendig würde, wenn das Gegentheil nachzuweisen versucht werden sollte.

Für das goldene Hörn ist es pflFenbar von Rafn nur versichert worden, um die rein nordische Copula ok herauszubringen, mit aller möglichen wissenschaftlichen Sicherheit ist aber so eben bewiesen, daß die Lesung OG für hX hier eine graphische Unmöglichkeit ist, ebenso wie das in der Umschreibung dafür untergeschobene dÄ;, was aber nach seiner eigenen Betrachtung über das Vocalzeichen nur AG oder OG sein könnte, und jeder der einigermaßen über Sprachgeschichte klar ist, muß einsehen, daß für „die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts'' (Rafn S, 378) dieses og statt auk auch eine sprachliche Unmöglichkeit wäre.

Willkürlich für jede Zeit vor dem 8. Jahrh ist ferner die Be- hauptung, daß Y unter den sächsischen Runen nicht soll M sein, son- dern R; aber alles bisherige übertrifil an leichtsinnigem Umherfahren der Einfall, daß die Rune, welche im ags. Däg heißt, und im älteren deutschen oder sächsischen Alphabet die Figur M tat, nicht bloß D, wie aus dem Namen Däg hervorgeht, sondern auch GTH bedeutet haben soll, was S. 372 in dem Alphabet versichert, und S. 375 mit der Legende des Bracteaten von Tjörkö bei Carlskrona Nr. 102 des Atlas belegt wird, in welcher das Dagzeichen die drittletzte Stelle einnimmt, aber auch als zwölftes Zeichen vom Ende in derselben Gestalt vorkommt.

Ist aber was unter dieser Annahme herauskommt» etwas Wahr- scheinliches oder auch nur Erträgliches? Rafn hat bei seiner Lesung von den 35 Runen der Laschrift mc\\t Nv^m^'et «bU 12^ womit er nichts anzufancren weiß , als unerkVar\\c\\ \x>öeiT TioTÖi ^fe^AyÄbw ^ Oa^^\

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 297

sie völlig deutlich geschrieben und in ihrer Bedeutung sicher sind. In- dem ich seine Lesung anführe ^ setzte ich sie Mrieder hinein , und be- merke, daß die zwei Punkte, die zwischen den beiden Absätzen der Inschrift stehen, im Original zwei kleine Kreise sind, die als Theilungs- zeichen gebraucht sind, wie die drei Kreise am Ende des Ganzen.

Rafh liest: p6r paer rünor j^anvllhacurne*^ helgPar kuni mpgpiu, und erklärt: Th6r seien die Runen (die angeführten nämlich) geheiligt; (obwohl nicht por paer^ sondern pur ter geschrieben steht) und fugt die Versicherung hinzu : jede von den 12 Runen hat für den Eigenthümer des Amulets ihre besondere Bedeutung gehabt. Über das kuni m^gpiu er- fahrt man weiter nichts als »die Schlußworte lassen sich schwer erklä- ren, tn^gPj dementia?'' Da ist denn doch wohl nichts leichter als dies zu sehen, eine Erklärung von 35 Runen, wobei 12 über Bord geworfen und 9 andere durch ein Fragezeichen ihrem Schicksal über- lassen, in der That aber sinnlos werden, ist eben keine Erklärung, worauf irgend etwas gebaut werden kann: sie muß auf unrichtiger Lesung beruhen.

Der Versuch einer wenigstens vollständigen Erklärung nach der gewohnlichen Bedeutung der Zeichen soll anderwärts begründet werden ; nothwendig sind in der Mitte und sonst einige Ergänzungen ; ich ver- muthe: f HURTE RUNOMAN ViLL HACUan RuNE HELD AM CUNIDrUDIU, d. h. der Runenmann Thurte will die Runen zum Heil der Cunidrud einstechen, mit einem Verbum, dem ahd. hakjan stechen, hauen entspricht.

Jedoch es bedarf gegenwärtig nur des ebengelieferten Beweises, daß der Vorschlag Rafns in Bezug auf die Inschrift Nr. 102 in sich zu einer Deutung gänzlich unzulänglich ist, um das Urtheil zu be- gründen, daß die darauf gewagte Behauptung, die Rune für D könne auch GTH vertreten, nothwendig zurückzuweisen ist.

Damit fällt auch die Annahme, das letzte Wort der Inschrift des goldenen Homs sei vtgPu, in Nichts zusammen, und stehen bleibt die längst gefundene Erkenntniss, daß die letzte Gruppe zwischen den Abtheilungspunkten TAVIDO (fecit) zu schreiben ist.

Die sicheren Ergebnisse dieser kritischen Beleuchtung der Erklä- rungen Rafns sind diese: erstlich die Runen des goldenen Horns sind ihrer Bedeutung nach keine anderen, als die des einfacheren deutschen Alphabets, woraus die ags. entstanden sind, namentlich bezeichnet Aesc hier nur A, die Rune Othel nur O, das Dag nur D, und das bei den Angelsacbeo UoIj: benannte, auch dem \at. x zwgftm^«>^ti^'L<i\^^'^'^^^* mehr M, was es von jeher war.

298 FRANZ DIETRICH

Das andere gebt aber eben so sieber bervor, die Spraebe ist niebt die skandinavisebe, sondern ein von der gotbiseben Stufe formell noch nicbt ganz entfernter säcbsiscber Dialect, der materiell dem ags. am näcbsten stebt, weil tavjan (macben) nur im ags. erbalten ist, und dort aucb das hleva in Hlevagast seine Erklärung findet.

Wenn gleicb nun Rafns Deutung wegen der Willkürlichkeiten ibrer Lesung vollkommen baltlos und in ihrer der Inschrift gegebenen Spracbgestalt voller Undinge ist , so daß sie nur seinem dänischen Patriotismus zu verzeihen ist, so bat sie doch etwas Gutes, was nicht übergangen und nicht gering angeschlagen werden soll: es ist der Vorzug, den gewöhnlich die Deutungen der nordischen Gelehrten vor denen der deutschen haben, nämlich der richtige epigraphische Tact und der gesunde Geschmack für altertbümlicbe Erscheinungen, welcher in der Erkenntniss Hegt, daß hier der Anfertiger oder Schenker mit Namen genannt sein muß. Etwas so Unerhörtes, wie der Satz enthält „Ich habe den Holtingen die Hörner gemacht oder geschenkt", ohne alle Nennung eines Namens dazu, wie er bei deutschen Erklärem Beifall gefunden hat, das haben sich nordische Ausleger, die mit ihren In- schriften vertraut sind, nicht zu Schulden kommen lassen.

Und so entnehme ich selbst aus diesem einzigen guten Sinn, der Rafns sonst unrichtig ausgefallener Deutung zu Grunde liegt, eine gewisse Bestätigung für meine schon mehrmals vertbeidigte Erklärung „EK HLEVAGAST (tb)IM HOLTINGAM HÖRN ATAVIDO": d. h. ich Hlevagast habe den Holtingen das Hörn gemacht; zu welcher ich jetzt hinzufügen kann, daß die Form des Dativplurals thtm in dieser Aussprache sich auch auf dem Bracteaten Nr. 112 des Atlas völlig sicher vorfindet.

Ein anderes in Schleswig gefundenes wichtiges Denkmal ist

2. das goldene Diadem von Strarup.

Im Jahr 1840, wie es scheint, fand der Gutsbesitzer Kammerratli Kier auf Strarup, welches Gut zu dem Kirchspiel Dalbye gehört, in einem Hügel einen goldenen Stirnring von dem Umfang eines Teller- randes und der Dicke eines Federkiels. Auf einer Abplattung desselben standen äußerlich einige Verzierungen, inwendig aber die 5 Runen

Die erste Nachricht davon kam im 6. Bericht der schlesw. holst. Gesellschaft vom Januar 1841 mit der Bemerkung, daß man in der Inschrift „Lurup oder Rurop (viell. für Strarup)** also den Ort des JEfigenthumer8 zu finden geglaubt habe. Eine Abbildung erschien in

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 299

den Annaler for nord. Oldkyndighed 1842-1843 Tab. VIII von Rafn mit der Erklärung p. 167—71, die er auch 1855 p. 380 ebenso wieder- holte, wonach zwei Worte darin liegen sollen, nämlich Lupr Ö, letz- teres statt d (dabet), ersteres der Name des Besitzers im 6. Jahrh. Ähnlich hatte einmal Müllenhoff hingeworfen, aber nur im Scherz, der Name Veiga auf dem Meklenburger Bracteaten könne vielleicht Veig d abgetheilt werden {Veig habet), und dies werde nordischen Gelehrten gefallen *).

Auf diese Weise kann man sich freilich aller unnordischer Namens- formen der schwachen Declination, sofern sie unbequem sind, entledi- gen, daß man das a absondert, und für das Verbum, nord. d, welches früher dh oder dg lauten mußte und in noch älterer Zeit arg (aih) wie im Gothischen fiir: Er eignet, hat zu eigen. Wie und wann und wo dies zu 6 hätte werden können, den Nachweis ist Rafn schuldig ge- blieben.

Der Name des Denkmals, von welchem wir nicht wissen können, ob der Anfertiger oder der Besitzer genannt ist, lautete den Runen zufolge, natürlicher Weise LUTHRO, welcher aus liuth Gesang, goth. linthön singen erklärt werden kann, und am nächsten dem im goth. liuthareis Säuger einfacher erhaltenen ags. loddare^ herumziehender Sän- ger, zu stehen scheint.

Bei weitem die wichtigste Runeninschrift ist die noch ungelesene, die auf einem sehr alten runden Schilde erst vor kurzer Zeit entdeckt worden ist:

3. Der bronzene Schildbuckel von Taschberg.

Unter einer großen Menge von Überresten besonders römischer Waffen und Rüstungsstücke, fanden sich, in einem Moor bei Taschberg, südlich von Flensburg in der Nähe von Süderbrarup, auch mehrere bronzene Schildbuckel ; einer der römischen trug auf dem äußern Rande in lateinischen Buchstaben die Inschrift AEL. AELIANÜS, einer aber der für nichtrömische und wahrscheinlich germanische erkannten hat auf der inneren, dem Holze zugewendet gewesenen Seite des Randes 6 mit einem scharfen Griffel dünn eingeritzte, hier und da jetzt ab- geriebene Runen, welche namentlich gegen rechts hin durch zufällig entstandene Querstriche, einmal auch durch Ausgleiten des Griffels

*) Müllenhoff im 14. Bericht der schlesw. holst. Gesell. S. 19 Anm., wo übrigens der anzerstückelte Name Veiga durch den hochd. Mannsnamen Weiko belegt und somit sicher gestellt wurde.

300 FRANZ DIETRICH

entstellt sind. Die folgende Darstellung derselben ist entlehnt aus Engel- hardts Schrift: Thorsbierg Mosefund u. s. w* Kjöbenh. 1863, wonait die Beurtheilung von Waitz in den Göttinger gel. Anz. 1863 S. 1655 bis 1661 zu vergleichen ist. In der genannten Schrift Note 8 Nr. 16 ist die Inschrift:

Ft I X ^ M

Aus der Richtung der letzten Rune, der für a, ergibt sich, daß die Schrift von rechts nach links zu lesen ist. Die Runen selbst sind aber nicht, wie Engelhardt sagt, „oldnordiske eller gotiske* es gibt nämlich zwar angeblich gothische Namen, aber durchaus keine gothi- scben Runenzeichen dazu , sondern die der dritten Art, die säch- sischen, aus denen die angelsächsischen hervorgiengen, wie schon das Zeichen X för g nebst dem Alter der Inschrift beweist.

Das vierte Zeichen von links oder das dritte von rechts ist die alte Rune für S, das fünfte von rechts her ist ein |, woran der obere Strich nur eine Ausgleitung des von unten nach oben gezogenen Griffels sein kann, das letzte, oder von links das erste hat auch eine Fortsetzung des Querstrichs zu viel, und stellt sich als ein H dar. Ich muß indes aus sachlichen Gründen vermuthen, daß in diesem Zeichen noch ein den vorigen kreuzender Querstrich einst vorhanden war, und daß die Rune für D beabsichtigt ist.

So ergibt sich einen Namen muß man nach Analogie des Aelianus erwarten der Name AISGID, schwerlich aber Aisgih^ weil als zweiter Theil eines Namens ein -gih vollkommen unwahr- scheinlich ist.

Der erste Theil des Namens zeigt sich in den Namen Eia-got^ Eia-ulf^ Eis- ward ^ die in den Tradit. Corbej. 236. 324. 281 auf- treten, und aus Egisgot^ Egisulf^ Egiaward entstanden sind. Die beige- brachten Namen sind altsächsische, neben denen auch viele hochdeutsche mit Egis- vorhanden sind. Dieses Wort ist umgelautet aus dem go- thischen agia n. Schrecken, woraus das vorliegende Ais^ zusammen- gezogen ist. Im Mittelhochdeutschen bestand eialtch (schrecklich) noch neben egesltchj doch bereits das Ags. hat in demselben Sinne eiseg und (in den Epinaler Glossen) eialic neben dem gewöhnlichen egeslic.

Die zweiten Theile von zusammengesetzten Namen pflegen den

meisten Wandlungen in ihrem Vocal ausgesetzt zu sein; offenbar ist

auch hier eine solche vor sich gegangen, denn das -gid entspricht

einem in sehr alten Namen gangbaren -gedy welches z. B. vorkommt

in dem Namen der Frau Pipina des zvj^kea, der bei Bouquet Rerum

li-anc. Script. II, 664" geschrieben ist: Alpa-g^dxa. k.\x& ^^m ^. ^^^.

INSCIIRIFTKN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 301

neont Procopius IV, 33 einen Meli ge diu 8. Dieses -g^d ist aber con- trahiert aus 'gaid; nach Jordanes c. 16 gab es unter Ostrogotha einen gothischen Heeresführer Ar-gaitus^ d.h. Hari-gaid, Derselbe Bestand- theil zeigt sich in mehreren langobardischen Mannsnamen: Ar-gaid bei Paulus Diac. VI, 24, Rat-chait eb. VI, 26, und Gaid-ulflY^ 3. Das Wort gaida bedeutete nach den langobard. Glossen einen kurzen Speer, es ist das goth. gcddv^ ags. gdd^ alts. gM. Was aber die vor- liegende Behandlung des Vocals betriflPt, so gleicht sie dem oben er- wähnten pim statt paim^ pim^ und der Aussprache Gesa lieh (bei Pro- copius Griselich-os) für den Namen des Sohnes Alarichs, der die West- gothen 507 511 beherrschte, den Cassiodor Gesalee, die Series re- gum Gothorum bei Bouquet aber Gesalaicus nennt.

Die nunmehr klare Bedeutung des alten Namens ist also Schrecken- speer, 80 daß er seinem zweitt^n Theile nach den nachher häufigem Compositionen mit -gSr^ -gär (aus gais) entspricht, in denen allmählich die Nennung des Geers, die den mit einem Geer bewaffneten Krieger meinte; erlischt, und nicht viel verschieden von Mann wird.

Die Wichtigkeit dieses Taschberger Denkmals besteht darin, daß als seine Zeit die um das dritte Jahrhundert feststeht, wie Engelhardt in der angeführten Schrift p. 73 aus den mitgefundenen römischen Münzen, die bis 194 p. Chr. reichen, klar bewiesen hat.

4. Die bronzene Zwinge von Taschberg.

Eine Inschrift von 20 Runen fand sich auf den beiden Seiten einer rundlichen Zwinge zu einem abgebrochenen hölzernen Geräthe, 80 daß auf jede Seite 10 Runen gebracht waren, und nur noch Reste des hölzernen Gegenstandes in der Zwinge erschienen. Dargestellt ist das merkwürdige Denkmal in Farbendruck in dem genannten Werk von Thorsen auf der dritten Tafel nach S. 324 vgl. S. 354. Die deutlich erhaltenen Runen sind, indem ich die beiden Reihen neben einander stelle:

5 10 15 20

Die fünfte Rune ist deutlich NG, nur abgerundet, während sie sonst eckig ist. Die sechste ist offenbar eine Binde-Rune, R enthält erstlich ein rij was als 17. und auf dem Diadem von Strarup die Rune für U ist, und sodann M di^ Nebenform des D; die 15. ist eine nicht un- gewöhnliche Vereinfachung der Rune für ü. Daher ist umzuschreiben :

NI VANGUDA RIMOVLT^HU TTHüVAM.

Keinerlei Wortabtheilung ist durch Punkte angegeben, um so \eä.\!ä lie^t einzig die Forderung vor, nach spracWic^eu GtvvaÖÄXi ^^^ ^ ^^

300 FRANZ DIETRICH

entstellt sind. Die folgende Darstellung derselben ist entlehnt aus Engel- hardts Schrift: Thorsbierg Mosefund u. s. w* Kjöbenh. 1863, womit die Beurtheilung von Waitz in den Göttinger gel. Anz. 1863 S. 1655 bis 1661 zu vergleichen ist. In der genannten Schrift Note 8 Nr. 16 ist die Inschrift:

Ft I X ^ M

Aus der Richtung der letzten Rune, der für a, ergibt sich, daß die Schrift von rechts nach links zu lesen ist. Die Runen selbst sind aber nicht, wie Engelhardt sagt, „oldnordiske eller gotiske* es gibt nämlich zwar angeblich gothische Namen, aber durchaus keine gothi- scben Runenzeichen dazu , sondern die der dritten Art, die säch- sischen, aus denen die angelsächsischen hervorgiengen, wie schon das Zeichen X für g nebst dem Alter der Inschrift beweist.

Das vierte Zeichen von links oder das dritte von rechts ist die alte Rune für S, das fünfte von rechts her ist ein |, woran der obere Strich nur eine Ausgleitung des von unten nach oben gezogenen Griffels sein kann, das letzte, oder von links das erste hat auch eine Fortsetzung des Querstrichs zu viel, und stellt sich als ein H dar. Ich muß indes aus sachlichen Gründen vermuthen, daß in diesem Zeichen noch ein den vorigen kreuzender Querstrich einst vorhanden war, und daß die Rune für D beabsichtigt ist.

So ergibt sich einen Namen muß man nach Analogie des Aelianus erwarten der Name AISGID, schwerlich aber Aiagih^ weil als zweiter Theil eines Namens ein -gih vollkommen unwahr- scheinlich ist.

Der erste Theil des Namens zeigt sich in den Namen Eis-got^ Eia-ulf, Eis'ward^ die in den Tradit. Corbej. 236. 324. 281 auf- treten, und aus Egisgot^ Egisulfj Egiaward entstanden sind. Die beige- brachten Namen sind altsächsische, neben denen auch viele hochdeutsche mit Egis' vorhanden sind. Dieses Wort ist umgelautet aus dem go- thischen agis n. Schrecken, woraus das vorliegende Ais^ zusammen- gezogen ist. Im Mittelhochdeutschen bestand eisltch (schrecklich) noch neben egeslichj doch bereits das Ags. hat in demselben Sinne eiseg und (in den Epinaler Glossen) eislic neben dem gewöhnlichen egeslic.

Die zweiten Theile von zusammengesetzten Namen pflegen den meisten Wandlungen in ihrem Vocal ausgesetzt zu sein; offenbar ist auch hier eine solche vor sich gegangen, denn das -gid entspricht einem in sehr alten Namen gangbaren -ged^ welches z. B. vorkommt in dem Namen der Frau Pipins des zweiten, der bei Bouquet Rerum Franc, Script II, 654' geschrieben ist: Alpa-gSdia. Aus dem 6. Jahrh.

INSCIIRIFTKN MIT DEUTSCHEN RUNEN etc. 301

nennt Procopius IV, 33 einen Meli ge diu 8, Dieses -g^d ist aber con- trahiert aus -gafd; nach Jordanes c. 16 gab es unter Ostrogotha einen gothischen Heeresfuhrer Ar-gaitus^ d. h. Hari-gaid, Derselbe Bestand- theil zeigt sich in mehreren langobardischen Mannsnamen: Ar-gaid bei Paulus Diac. VI, 24, Rat-chait eb. VI, 26, und Gaid-ulflVj 3. Das Wort gaida bedeutete nach den langobard. Glossen einen kurzen Speer, es ist das goth. gaidv^ ags. gäd^ alts. g^. Was aber die vor- liegende Behandlung des Vocals betrifft, so gleicht sie dem oben er- wähnten pim statt paim, pim^ und der Aussprache Gesa lieh (bei Pro- copius Giselich'Os) ffir den Namen des Sohnes Alarichs, der die West- gothen 507 511 beherrschte, den Cassiodor Gesalec^ die Series re- gum Gothorum bei Bouquet aber Gesalaicus nennt.

Die nunmehr klare Bedeutung des alten Namens ist also Schrecken- speer, so daß er seinem zweiten Theile nach den nachher häufigem Compositionen mit -g^r, -gär (aus gais) entspricht, in denen allmählich die Nennung des Geers, die den mit einem Geer bewaffneten Krieger meinte; erlischt, und nicht viel verschieden von Mann wird.

Die Wichtigkeit dieses Taschberger Denkmals besteht darin, daß als seine Zeit die um das dritte Jahrhundert feststeht, wie Engelhardt in der angeführten Schrift p. 73 aus den mitgefundenen römischen Münzen, die bis 194 p. Chr. reichen, klar bewiesen hat.

4. Die bronzene Zwinge von Taschberg.

Eine Inschrift von 20 Runen fand sich auf den beiden Seiten einer rundlichen Zwinge zu einem abgebrochenen hölzernen Geräthe, so daß auf jede Seite 10 Runen gebracht waren, und nur noch Reste des hölzernen Gegenstandes in der Zwinge erschienen. Dargestellt ist das merkwürdige Denkmal in Farbendruck in dem genannten Werk von Thorsen auf der dritten Tafel nach S. 324 vgl. S. 354. Die deutlich erh.iltenen Runen sind, indem ich die beiden Reihen neben einander stelle:

5 10 15 20

Die fünfte Rune ist deutlich NG, nur abgerundet, während sie sonst eckig ist. Die sechste ist offenbar eine Binde-Rune, R enthält erstlich ein rij was als 17. und auf dem Diadem von Strarup die Rune für ü ist, und sodann M die Nebenform des D; die 15. ist eine nicht un- gewöhnliche Vereinfachung der Rune für ü. Daher ist umzuschreiben :

NI VANGÜDA RIMOVLT^HU TTHUVAM.

Keinerlei Wortabtheilung ist durch Punkte angegeben, um so mehr liegt einzig die Forderung vor, nach sprachlichen Gründen der Wahr-

302 FRANZ dii:trich

scheinlichkeit die Worte abzutheilen. Da nun das letzte Wort nicht thuthuvam, sondern nur thnvam sein kann, ein Nomen in Form des Pluraldativs, und da der Anfang deutlieh die Negation ni ist, diese aber in alter Zeit unmittelbar vor dem Verbum zu stehen pflegte, so wird das zweite Wort vangnda^ was seiner Endung nach möglich ist, ein Verbum schwacher Conjugation sein. Zwischen den drei Conso- nanten VLTH ist aber nothwendig ein Vocal zu ergänzen; ich ver- muthe daher, daß mit der unbedenklichen Ergänzung eines I nach dem V zu lesen ist:

ni vanguda rimo v(i)lj)u J)uvam

wahrscheinlich: nicht behagte Ruhe den Burschen der Wilde (Wildniss). Ein sprichwörtlicher Ausdruck ist in der Inschrift möglich, da sie Al- literation an sich trägt {y:v\ und da Sprichwörter in alter Zeit mehr als in der neuern das Präteritum, die Form der Erfahrung zu haben pflegen. Da vong im Alts, wonniges Feld ist, wie mhd. wunney vmrme, liebliche Wiese, dann Wonne, und da hiervon abgeleitet mhd. mir wünnet, mich erfreut bedeutet, so ist von vang ein vangian in gleichem Sinne anzunehmen. Zu goth. rimis^ Ruhe, mag sich rimo verhalten, wie zu goth. sigisj ags. Mgor^ das alts. sigi^ ags. sige^ nur daß es als Ahstractum die Form des Feminin erhielt. Spuren der kürzern Form zeigen sich in altdeutschen Personennamen.

Das Subject vilpu^ welches der Alliteration halber dem Object nachgesetzt ist, enthält die rein ags. Endung der von Adjectiven ab- geleiteten Abstracta, welche auf den Bracteaten auch in den Wörtern sdla (Gluck) und (K)dlu (Heil) mit u erscheint. Es ist, nur mit der kleinen Anomalie des p statt d, abgeleitet von vild (wild). Die Wilde kann nach altnordischer Bedeutung das Umherirren in der Wildniss sein, oder, nach allgemeiner Geltung, die üngezähmtheit.

Für den Dativplural puvam lässt sich nun mehrfache Analogie beibringen, nämlich das Holtingam des Goldhorns, das launam des Skrydstruper Bracteaten, das AeZcZam des Bracteaten von Tjörkö (Nr. 102), und ein te villam des Wäsbyer (Nr. 153 des Atlas). Der Stamm puo kann schwerlich etwas anderes sein als piuv , goth. thius (wovon der Nom. pl. thivdsj der Dat. pl. thivam lautet), ags. peov^ was hier nur den Diener, ursprünglich aber den Jüngling oder Knaben (als Knappen) bezeichnete. In der älteren Bedeutung für den jungen Mann muß es hier genommen werden , wie das synonyme ags. pegn , was derselben Wurzel angehört. Endlich sind auch noch einige kleinere Inschriften auf hölzernen Gegenständen zu erwähnen.

TNSCIIKIFTEN MIT DEUTSCHEN RUNEN rtc. 803

5. Die Pfeile vom Nydamer Wiesenmoor.

Auf einer sumpfigen Wiese bei Nydam im Sundewitt wurden hölzerne Pfeile und Pfeilstucke ausgegraben, theils mit einzelnen, theils mit mehreren Runen beschrieben, die in dem mehrgenannten Werk von Thorsen nach p. 358 abgebildet sind. Von den vier dargestellten Pfeilen trägt einer die Rune für M, ein anderer die fiir L, ein dritter aber eine Binde-Rune, das Zeichen % worin von rechts nach links ge- lesen ofi*enbar |^ ^, d. h. Qi)äl (Heil) enthalten ist.

Der vierte giebt ^A1j ich nehme an, daß es für ^hA verschrie- ben ist, und nichts anders als das so oft angewendete, auch auf den Bracteaten so oft vorkommende Zauberwort (li)älu (Heil !) beabsichtigt. Vgl. IV, 1.

Fassen wir nun die Ergebnisse zunächst über die Denkmäler aus Holstein und Schleswig zusammen, so ist unverkennbar, die Runen stellen dieselbe unskandinavische Art dar, wie die im alten Sachsen- lande gefundenen Gold bracteaten. Die sächsischen Bewohner der liänder nördlich der Elbe bis nach Anglien hin, bei denen einst ein großer Reicfathum an Gold vorhanden war, bedienten sich der un- nordischen Runenart zu Inschriften auf Waffen, Trinkhörnern, Ringen und andern Schmucksachen schon wenigstens seit dem 3. Jahr- hundert, und über das 6. hinaus.

Daß aber die Bewohner der genannten Gegenden in der eben gedachten Zeit dem sächsischen Volksstamme angehörten, das beweist die Übereinstimmung der Sprache auf den dort gefundenen Bracteaten, auf dem Golddiadem und auf dem Schilde mit der Sprachgestalt der Inschrift des goldenen Horns, welche ohne alle Widerrede unskandi- navisch ist, und vielmehr eine ältere Stufe des Diaiects darstellt, den wir bei den Angelsachsen in England wiederfinden, den wir daher mit voller wissenschaftlicher Wahrscheinlichkeit dem alten Anglien zuzu- schreiben haben.

Daß dahin auch der Name des ältesten Denkmals Ai^gid gehöre, beweist, wenn der zweite Theil richtig bestimmt ist, der Umstand, daß kein nordischer Name mit geid componiert ist, welches Wort eben auch als Appellativ dem Altnordischen fehlt und abgesehen da- von schon die Erscheinung, daß der erste Compositionstheil eis wie auch egis den skandinavischen Namen wie diesen Dialecten selbst abgeht, während die offene Form und namentlich auch die Contraction davon beiden sächsischen Dialecten besonders geläufig ist. Der Besitzer des Schildes war also aller Wahrscheinlichkeit nach ein Krieger von sächsischem Blute.

304 FRANZ DIETRICH

In Hinsicht auf die Dannenberger Runenbracteaten, denen die Untersuchung hauptsächlich gewidmet war, ergibt sich nun mit um so größerer Sicherheit, erstlich daß sie nicht darum, weil ihre Bilder und Runen denen gleichen, die auf Bracteaten von meist skandinavischen Fundorten vorkommen, nordischen Ursprungs sein miißen.

Schon 1849 gab Müllenhoff bei seiner Erklärung der Inschrift des goldenen Horns im 14. Bericht der schlesw. holst. Gesellschaft mit Recht das Urtheil ab: „Die Ansicht, daß alle und jede Denkmäler, die für den epigraphischen Gebrauch der Runen sprechen, bis auf einige w^enige in England erhaltene, unbedenklich für nordisch anzusehen seien, ist nunmehr als beseitigt zu betrachten, und zwar durch Entzifferung einer Inschrift, die unserer Vorzeit zunächst angehört."

Der inzwischen aufgetretene Versuch einer Lesung derselben, wonach die Sprache „reen oldnordisk" sein sollte, ist in dem obigen nach allen Seiten hin vollständig widerlegt.

Dazu ist nun durch meine Entzifferung der mit gleichen Runen geschriebenen Inschriften von Strarup und von Taschberg der Nach- weis zweier weiterer Denkmäler gekommen, welche den Gebrauch dieser Runen einem deutschen Namen führenden Volksstamme und zwar seit dem 3. Jahrh. sichern.

Ferner sind Bracteaten aus Schleswig, der Heimath des goldenen Hernes, und aus Holstein nachgewiesen, die zufolge der Sprache ihrer Inschriften, als Heimath eben die Gegenden ihrer Fundorte in Anspruch nehmen, wie z. B. die Vergleichung des Ivita tavada mit Hlevagast tavido klar macht, und die Vergleichung des mehrfachen hälu mit ags. haelu unbedingt fordert.

Hieraus springt aber in die Augen zunächst die Möglichkeit, daß die Dannenberger Bracteaten dem weniger südlich gelegenen säch- sischen Lande, wo sie gefunden sind, entsprungen sein können, weil die nah verwandten und nahe wohnenden Anglier ebenfalls Bracteaten schlugen.

Geboten aber wird diese Annahme, d. h. die Möglichkeit der deutschen Heimath wird zu voller Wahrscheinlichkeit durch die oben S. 284 aus der Sprache der Dannenberger Inschriften umständlich ge- lieferte Beweisführung dafür, daß der unnordische und vielmehr deutsche Dialect derselben stark hervortretende Eigenthümlichkeiten des Angel- sächsischen an sich trägt, davon aber auch nach nicht unbedeutenden Merkmalen noch verschieden ist, wonach er in den Kreis des allgemein Altsächsischen zu verweisen ist. Die Dannenberger sind daher im Sachsenlande zwischen Bremen, Hamburg und Bardowiek zu Hause.

INSCHRIFTEN MIT DEUTSCHKN RUNEN etc. 305

Endlich kann auch das Urtheil über die gelegentlich im Obigen mitbesprochenen Denkmäler, die mit sächsischen Runen beschrieben und auf Inseln oder Küsten Skandinaviens gefunden sind, das Urtheil^ so unbequem es auch nordischen Gelehrten sein wird, nicht mehr schwankend sein. Der ags. Sprache nach (vgl. S. 24) gehört der Bracteat Nr. 218 des Atlas, der nach Fünen gekommen ist, in die Landschaft Anglien als seine ursprüngliche Ileimath , von ebendaher mag der Bracteat Nr. 102 etwa durch einen schwedischen Wikinger in die Gegend von Carlskrona mit fortgenommen worden sein , denn seine Sprache ist sächsich (und das Mldam^ Dat. pl. von hMd findet sich für Heil nur im Angelsächsischen), und daß auch die Spange von Ilimlingöe (vgl. S. 295) eine Beute aus sächsischen Landen sei, geht aus der sächsischen Endung des daraufstehenden Namens deutlich hervor.

Die noch bitterere Folgerung aus all den sprachlichen Unter- suchungen der bisher zur Sprache gekommenen Denkmäler, daß näm- lich dadurch auch die bisher festgeglaubte nordische Heimath, der mit den besprochenen verwandten Bracteaten nordischer Fundorte, in Frage gestellt wird, kann hier nur angedeutet werden, die nicht fern liegende Entscheidung darüber bleibt einer vollständigen sprachlichen Erforschung aller Runeninschriften der übrigen zahlreichen Gold brac- teaten vorbehalten.

KLEINE MITTHEILUNGEN

VON

C. W. M. GREIN,

1. Das Eeixnlied des Exeterbuchs.

Daß dieses ags« Reimlied, das ganz in derselben künstlichen Weise wie das ahn. Gedicht Höfudlausn Egils Skallagrimssonar (Dietr. Leseb. S. 55) durchgehends den Endreim neben der Alliteration durchfuhrt, den Dichter Cynevulf zum Verfasser hat, setzt die überaus nahe Verwandtschaft des Inhalts mit dem des Epilogs zu Cynevulfs Elene außer Zweifel. Meine durchgreifenden zum Theil kühnen Änderungen des sehr corrumpierten Textes habe ich an den betreffenden Stellen meines Sprachschatzes bereits im Allgemeinen begründet. Zur Vervoll- ständigung dieser Begründung gebe ich hier nun statt eines ausführ- lichen Commentars einfach eine mögrlichst wörtliche lateinische Über- Setzung meiner Textrecension (Bibl. d. ags. Poesie II, 139—141), die natürlich weit entfernt ist, auf Classicität Anspruch machen zu wollea.

306 C. \V. M. GREIN

Mihi vitam concessit, qui lianc lucem revelavit et splendidam discipliDam eximie revelavit. Hilaris fui facetiis, ornatus novis laßti- tiarum deliciis, florum decoribus. [5] Viri me visitarunt, (convivia non defecerunt), thesauri largitione gavisi sunt; ornati currebant equi*) in campis admissariorum gressibus suaviter cum longis mem- brorum festinationibus, quum fuit plantis expergefacta terra fructetosa [10.] sub coelis expansa, turma equestri supertecta. Hospites ierunt, joculationem immiscuerunt, vohiptatem prolongarunt, Isetitiis ornarunt. Navis (?) labebatur per divortium in latum: erat in maris fluento iter, ubi mihi comitatus non defecit. [15.] Habui altam conditionem; non erat mihi in aula inopia, quin strenuus verbis eo equitaret: saepe ibi vir evspectavit, ut in aula videret thesauri distributionem viris accep- tam. Tumidus fui potentiä: prudentes me laudabant, pugnä tuebantur, [20] pulchre eomitabantur, ab hostibus defendebant. Ita me laetiliae concessio sustinuit, familia circumdedit; fundi divitias possedi, pedise- quorum potestatem habui : sicut segetis plantam **) habui sedem do- minicam, carminum verbis cantavi; laetitia paeis non decrescebat, [25.] sed fuit ludicerrima joculatio, sonans chorda : durans pax rivum lamentationis amputavit. Famuli erant fortes, sonans erat harpa, so- nore clangebat; sonitus strepebat, tibiae modulatio clangebat valde, non minuebatur: [30.] arcis aula contremuit, lucida eminuit. Robur invaluit, divitiae expergefiebant, laetis redundabant, commodis polle- bant; animus invaluit, mens gavisa est, fides pullulavit, gloria abun- davit, [35.]^ successus laetificavit, [venustas splenduit] : aurum paravi, gemma circumvolitavit (i. e. distributa est); thesaurum machinatus sum, concordia arctabatur. Strenuus fui in ornamentis, liberalis in armaturis; fuit jubilatus mens dominicus, conversatio jucunda. [40.] Terram protexi, populis cantavi. Vita mea erat diu in hominum societate gloriae dcdita, narrationum studiosa.

Nunc pectus meum est turbidum, luctuosis sortibus pavidum, molestiae laboribus propinquum: conditio nocte efiugit, [45.] quae antea die erat grata. Ingreditur nunc profundus igne thesaurus in- cendii florescens pectori innatus, volatu affluxus. Nequitia (?) efflornit valde in mente; animi naturam aggreditur fundo carens moeror ei- stemae instar, [50.] in malum promptus urit, amare accurrit. Fessus laborat, longam peregrinationem ingreditur, gravem cruciatum con- tinuum, anxietatibus hiscit: prosperitas ejus evanescit, gaudio priva- tur^ artificiis privatur, laetitiis non studet. [55.] Jubila sie hie cadunt,

*) omatos agitaboBi eqnos? V ^/ Jd qnod crevit, pJaiita?

KLEINE MITTHEILUNGEN 307

dominationes ruunt; vitam hie viri perdunt, crimina ssepe eligunt. Fidum tempus est Dimis se^ne, infirmum incumbens; altae sedi male profecit et omne Studium (?) depressum est. Sic nunc mundus con- vertitur, fatum affert [60.] et odium apprehendit , viros dehonestat. Virorum genus perit, mortis hasta lacerat, fraudulenta iniqnitas certat, sagittam nequitia candefacit, mutuationis cura mordet, audaciam se- nectus exscindit (?) , exilium rixa importat (?) , inimicus jusjurandum inquinat, [65.] peccati laqueus expanditur, insidiae labuntur (?). Luc- tuosus moeror fodit, sculptilia mucor tenet, armatura Candida pol- luitur, aestatis calor frigescit. Terrae divitiae ruunt, inimicitia sestuat, terrae vis inveterascit , vigor frigescit. [70.] Mihi haec fatum texuit et meritum dedit, ut foderem sepulcrum, et diram constitutionem evitare carne nequeo, quum [mors] sagittis praeceps diem violenta arreptione surripit, quum nox venit, quae mihi patriam invidet et me hie habitatione privat. [75.] Tunc corpus jacet, membra vermis comedit et voluptatem gerit et cibum sumit, donec sint ossa de- structa usque ad unum et ultimo [supersit] nullum nisi necessitatis sors peccatis hie dueta. Fama non est segnis. [80.] Antea hoc beatus cogitat, eo saepius se castigat, se abstinet amaris peccatis, exspectat melius gaudium, recordatur gratiae praemiorum, ubi sunt misericor- diae gaudia jueunda in coelorum regno. Agitedum! nunc sanctis si- miles peccatis liberati eo intendamus redemti, [85.] a maculis defensi, gloriä honorati, ubi genus humanum debet laetum coram Creatore verum deum aspicere* et semper in pace gaudere!

2. Zu den Eäthseln des Exeterbuchs.

Eins der glänzendsten Verdienste Dietrichs ist seine scharfsinnige Behandlung der zahlreichen Eäthsel des Exeterbuchs in H. Z. XI, 448 90 und XII, 232 52, wo unter andern auch eine zusammen- hängende Lösung der sämmtlichen 89 Käthsel gegeben ist. Bei weitem die überwiegende Mehrzahl seiner Deutungen steht in der Hauptsache zweifellos fest, wenn auch hier und da einzelne Züge, die der Dichter von seinem Gegenstande aussagt, in ihrer Beziehung auf diesen noch mehr oder weniger dunkel bleiben. Bei einigen Räthseln jedoch scheint mir Dietrichs Lösung weniger zutreffend und ich will hier den Versuch machen, meine abweichende Ansicht über diese Räthsel vorzutragen, natürlich weit entfernt, Dietrichs großes Verdienst um die Räthsel im Geringsten schmälern zu wollen: hat er doch selbst in dem zwe\te\v seiner eben geDannten Aufsätze bereits evivz^\i\e?» TAx\>iOiL%<KW^\sixcÄSö.^ was er in dem ersten aufgestellt hatte.

308 C. W. M. GULIX

Nr. 14 deutet Dietrich auf die 22 Buchstaben des Alphabets und bezieht die an der Wand hängenden Felle auf die in den Bücher- gestellen an der Wand befindlichen Membranen (bScfell); die Zahl 22 bringt er durch Summierung der Zehn (v. 1) mit 6 Brüdern und Schwestern (v. 2) heraus. Die Zulässigkeit dieser Summierung muß ich in Abrede stellen; es ist gar nicht einmal ausdrücklich von sechs Schwestern , sondern nur im Allgemeinen von Schwestern die Rede, deren Zahl sich daher aus den directen Zahlenangaben des Räthsels fiuf eine einfache Weise unmittelbar ergeben muß; was aber in v. 1 2 über die Zahlen gesagt ist, kann, wie es dasteht, nicht füglich anders verstanden werden, als daß es im Ganzen zehne, nämlich 6 Brüder nebst deren (4) Schwestern waren. Vor allem passt auf Dietrichs Deu- tung in keiner Weise der Inhalt von v. 6** 9*, daß die in Rede ste- henden Wesen sollten graue Gewächse zerfleischen (sceoldon müde slitan hasve hUde), Wohl aber passt alles auf die einer Häutung unter- zogen gewesene Raupe und zwar, wie ich bereits in meiner Bibl. II, 410 angab, speciell auf eine Raupe aus der Familie der Spanner (Phalaenodea oder Geometrae) mit ihren 10 Füßen, von denen die vorderen 6 mit Krallen versehenen Hauptfüße als Brüder, die hinteren 4 an der Spitze verbreiterten Stummelfüße als Schwestern bezeichnet sind.

Nr. 53 deutet Dietrich als 2 durch ein Seil verbundene Eimer, welche eine Magd trägt. Die erste Hälfte dieser Deutung ist sicher richtig; auf die zweite Hälfte aber passt v. 5—8 nicht, daß die Magd nur zu dem einen von beiden in enger Verbindung stand (oäa pdra oS/rum getenge) und doch beider Fahrt lenkte. Es sind viel- niehr die durch ein Seil verbundenen Brunneneimer, von denen der eine in die Höhe geht, während der andere in den Brunnen (räced) hinabfährt (vgl. den Brunnen im Reineke Fuchs, wo Reineke den Wolf überlistet). Dem aufsteigenden Eimer, den sie heraufzieht, ist die Magd geienge und durch dies Heraufziehen setzt sie zugleich den andern Eimer mit in Bewegung.

Nr. 69 ist Dietrichs Deutung auf den Ziehbrunnen mit

einem Schwengel zweifellos richtig; hinsichtlich des Namens aber

kann ich ihm nicht beistimmen. Er nimmt die 3 rykte rünatafas des

Namens als Consonanten (im Gegensatz zu dem von Aldhelm für die

Vocale gebrauchten Namen literae noihae\ was zu buma (Born) stimme,

zu dem noch das Wort rdd kommt, also rddbuma. Ich fasse dagegen

die rj^hte rünstafas als Wirkliche Runen' im Gegensatz zu Bäd^ das

j^fvar Hucb der Name einer Rune ist, \iier abet iv\e\il «Iä wirkliche Rune,

sondern als Wort gelten soll. Der aus S 'Bue\iÄ\;sOöew \^^«Xäv«öAä^^\kä

ies Brunnens Aber ist pyt^ das obned\es geraÖLe ^\^ ^^vx\i^ ^^^^tx«i.

KLEINP: MITTHEILUNGKN. 309

nens ist, während buma^ bume mehr die Quelle bezeichnet. Statt des aller Dentung widerstrebenden furum v. 15 setze ich das den ags. Schriftzügen nach überaus nahe liegende fultum (Hilfe) : dem pyt als dem allgemeinen Namen für Brunnen kommt noch das Wort rdd zu Hilfe, um die hier gemeinte specielle Art von Brunnen als rdd^pyt (Reitbrunnen, mit Rücksicht auf den reitenden Schwengel) zum Unter- schied von der andern in Nr. 53 angedeuteten Brunnenart näher zu bezeichnen.

^r. 65: Die Runen dieses Räthsels V. I. B. E. H. A. J). E. F. A. EA. S. P combiniert Dietrich, indem er J) für D nimmt, zu ped bedh'8infeda. Ich glaube nicht, so ansprechend diese Deutung auch erscheint, daß wir sämmtliche Runen zur Bildung eines einzigen Na- mens verwenden dürfen, da die Erzählung des Räthsels deutlich in drei scharf gesonderte Gruppen zerfällt, welche die Namen von 3 un- bekannten Größen ergeben. Scheiden wir die Runen B. E. H. A (t= bedK) als Namen des Getragenen und EA als Namen des Wassers («a), über welches der Hauptgegenstand fliegt, ab, so bleiben für den letzteren (deutlich genug als zusammengehörig bezeichnet durch die Zusätze pryda dcel und sylfe» päs folces^ zur Gesellschaft selbst gehörig) die Runen V. I. J). E. F. A. P. S. Bildet man alle möglichen Permu- tationen dieser 8 Runen, so bietet sich darunter nur die Gruppierung A. S. P. I. J). E. V. F als einer Deutung fähig. Nimmt man nämlich V für U, so hat man aspide-üf oder, J) für D genommen, aspide^üf. Die erste Worthälfte aspide m. aspis, coluber habe ich in meinem Sprachschatz nachgewiesen, und für die zweite Hälfte bietet sich *hic vultur pea üf Alf. gr. 9" und die Glosse 'bubo üf Wr. gl. 29, so- wie ahd. üvö bubo dar. Somit wäre aspide-üf der Name eines schlangen- fressenden Raubvogels; der bedh aber ist nichts anderes als eine sich krümmende Natter, die er beutefroh (j^efeah) über ein Wasser flie- gend im Schnabel trägt.

Am Schluß seiner ersten Abhandlung über die Räthsel des Exeter- buchs (H. Z XI, 489 90) behandelt Dietrich anhangsweise noch das in meiner Bibl. II, 410 abgedruckte Prosaräthsel, welches die Eva zum Gegenstande hat. Im Einzelnen weiche ich theilweise von Diet- richs Deutung ab. Meine AuflPassung ist folgende: „Grüße du meinen Bruder (Adam), meiner Mutter (der Erde) Bauer (ceorl)^ den mein Eigen- Weib (agen-vify die der Eva unterthane Erde) gebar, und ich war meines Bruders (Adams) Tochter und bin meines Vaters (Gottes) Mutter geworden (als Ahnfrau Christi) wtvöi \x\^W^ ^\A^\ i\:cv\ ^- worden meines Vaters (Adams) Mutter (Eitöife, Ö^-V. ^^^ ^wA Ssö.'^^^'^ wieder zar Erde geworden).^

310 C. W. M. GREIN, KLEINE MITTHEILUNGEN.

3. Das Wessobrnnner Gebet. Mehr denn ein Versuch ist gemacht worden, dies kleine Gedicht kritisch herzustellen und namentlich seinen zweiten Theil in eine regel- rechte metrische Form zu bringen. Keiner dieser Versuche ist zu einem völlig befriedigenden Resultate gelangt. Ich gebe hier einen neuen Versuch, indem ich das Gedicht in folgender Weise herstelle:

Dat gafregin ih mit firahim firiwizzo meista,

dat ero ni was noh üfhimil,

noh paum noh pereg [noh pulga] ni was

ni [sand] nohheinig, noh sunna ni seein 5. noh mäno ni liuhta noh der märeo s^o.

Do dar iuwiht ni was enteö ne wenteo,

enti d6 was der eino almahtico cot,

manno miltisto, enti dar warum auh manak^ mit inan

cootlihhe keista, enti cot heilac! 10. cot almahtico! du himil enti erda gaworahtos

enti du so manac coot mannum forg^pi.

Forgip mir in dino garätiu rehta galaupa

enti willeon cötan, wistom enti spähida

enti [tiurlihha] craft tiuflun za widarstantanne 15. enti [ellan cotan] arc za piwisanne

enti dinan willeon za gawurchanne! V. 3 4: pulga j bulga^ altn. bylgia^ mhd. nhd. bulge^ Welle, Woge (s. Müller mhd. Wb. I, 125 und Grimm DW:); durch meine Ergänzungen schließt sich unser Gedicht enger an die Stelle der Völuspa an, wo es heisst : vara sandr ne scer ne svalar unnir^ iörd fannsk cßva ne upphiminrt ; statt 8cei7i hat das MS. stein, v. 6: niuuiht MS. ist nicht niioiht, aondem in iuuuiht = iuwiht aufzulösen, wodurch die Alliteration voll- ständig geregelt ist. v. 9: geista MS; in 9** mitten im Satz plötz- liches Überspringen in eine directe Anrufung Gottes, wodurch das mit V. 12 beginnende eigentliche Gebet eingeleitet ist. v. 11: du mannum sd manac coot MS. v. 12: m dino ganada MS.; gardti n. consilium, secretum, mysterium ; daß der Schreiber unserer Handschrift gardtiu zu ganäda machte, erklärt sich leicht aus der Annahme, daß in. seiner Vorlage, die er nachlässig genug scheint abgeschrieben zu haben, das r in der dem n näher kommenden Form des ags. r stand, während er ti leicht für ein d und das u für ein nach oben offenes a verlesen konnte; beiläufig sei bemerkt, daß in der letzten Silbe von ganada unsere iJandscbrift gerade ein solcVie^ ivBteJa. oh^a offenes a hat (s, das Facsimile in Gräters Bragur Y, WS). ^.V^-. cotau uuWlwa'^S^

311

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN.

HERAUSGEGEBEN

VON

MAX RIEGER.

Die von Simrock in seinem Wartburgkriege S. 309 erwähnte Papierhandschrift des Lebens der h. Elisabeth, die mir durch seine freundliche Vermittelung zur Benutzung anvertraut war, enthält hinter jenem Leben eine bisher unbekannte zweite Bearbeitung des von Ludwig Bechstein (Wartburg-Bibliothek Heft 1, 1855) herausgegebenen Spieles von den zehen Jungfrauen. Die Handschrift ist auf ihrer letzten Seite vom Sonntag Cantate 1428 datiert und wäre sonach ohngefähr hundert Jahre jünger als die Mühlhäuser, wenn anders deren Alter von Bech- stein nicht zu hoch geschätzt ist. Aber die Vergleichung beider ergiebt neben einer Masse gleichgiltiger Verschiedenheiten der Bearbeitung zahlreiche Fälle, worin die jüngere Handschrift nicht nur den bessern, sondern den allein richtigen Text überliefert: so in den ersten zwei Reden gleich fönfe (Z. 3. 11 f. 22. 32. 33 f.); und wenn der Text in der Jüngern Gestalt durch Interpolationen angewachsen ist, so denke ich in dem der altern Handschrift sogar zwei Interpolationsschichten nachzuweisen. Reicht daher ihre Aufzeichnung, wie Bechstein meinte, bis in die Zeit der historisch bezeugten Aufführung des Spieles (1322) hinauf, so dürfen wir diese Aufführung jedenfalls nicht für die erste halten, müßen vielmehr die Abfassung und erste Aufführung des Spieles um einen nicht näher zu bestimmenden Zeitraum über 1322 empor rücken. Ein Umstand freilich erregt Zweifel, ob der Mühlhäuser Text die treue Gestalt des 1322 vor Landgraf Friedrich aufgeführten Spieles gewähre. Die betreffende Stelle des chron. S. Petri sagt: ubi dum quinque virgines fatue precibus b. virginis Marie et ornnium sanctorum non possent gratiam invenire; während eine Fürbitte der Heiligen neben der der Jungfrau Maria in keinem der beiden überlieferten Texte vorkommt. Indes kann der Chronist aus ungenauer Kunde so ge- schrieben haben.

Wie dem sei, die beiden abweichend ausgebildeten Texte des Spieles, die uns vorliegen, geben für sein Fortleben, für seine Beliebt- heit auf dem geistlichen Volkstheater ein Zeugniss, das uns fast so viel werth ist, als die Kenntniss seiner ursprünglichen Gestalt sein würde. Es kommt dazu, daß die Handschrift von 1428 in oberheÄ%\^c!,Wx M-\\\A« art geschrieben ist, also auch die ortVveW N ev\k\^\VwTi^ ^^'^ ^^v^^"^

312 MAX RIEGEli

bezeugt. Freilich die Bearbeitung, die sie enthält, stamnat so gut wie der Mühlhäuser Text aus Thüringen. Nicht nur sind die thüringischen Keime, die den Infinitiv mit abgeworfenem n voraussetzen, mit wenigen wohl zufälligen Ausnahmen (wie Z. 506 und 521) vom Bearbeiter nicht weggeschaflFt, nicht nur zahlreiche reimende Infinitive auf e vom ober- hessischen Schreiber sogar treu wiedergegeben: sondern die ganze Masse von etwa 160 Reimzeilen, die sich nur hier und nicht im Muhl- häuser Texte vorfindet, zeigt in den Reimen neben derselben volks- mäßigen Ungenauigkeit auch dasselbe mundartliche Gepräge wie der den beiden Handschriften gemeinsame Rest. Die Beispiele ergeben sich so zahlreich auf den ersten Blick , daß ich ihre Aushebung füglich ersparen kann.

Nicht bedeutungslos ist auch die Weglassung sämmtlicher latei- nischer Gesänge, neben welchen in der Mühlhäuser Handschrift dt^r deutsche Text in alter Weise als Auslegung hergeht, verbunden mit der deutschen Abfassung aller scenischen Anweisungen. Will man nicht das Unwahrscheinliche annehmen, daß die oberhessische Handschrift aus bloßer literarischer Liebhaberei am deutschen Texte statt zu dem Zweck, als Grundlage der AuflFiihrung zu dienen, sei hergestellt worden, so zeigt sich in jenem Umstände, wie das deutsche Schauspiel sich hier bereits auf eigene Füße gestellt und die Anlehnung an den latei- nischen Text, aus dem es hervorgewachsen, aufgegeben hat.

Das Spiel von den zehn Jungfrauen nimmt durch Einheit der Handlung und gute dramatische Entwickelung , durch einen in aller volksmäßigen Kunstlosigkeit edeln Ton, durch echtes Gefühl und die Macht ergreifenden Ausdruckes eine so hohe Stelle unter den Denk- mälern unserer alten dramatischen Litteratur ein, daß ihm durch den Abdruck einer zweiten Bearbeitung gewiss nicht zu viel Ehre geschieht und daß ich auch nicht zu viel zu thun fürchte, wenn ich dem Texte von 1428, den ich mit B bezeichne, die Abweichungen des schon be- kannten A beigebe. Jeder wird so über das Verhältniss beider zu einander desto leichter urtheilen; ich selbst kann Vieles sparen, was sonst hervor zu heben wäre, und über Anderes mich kürzer fassen.

Bei den Verschiedenheiten im Textbestande scheint mir, wenn ich von den geringfügigen, mehr vom Zufall der Überlieferung be- dingten absehe, das größere poetische Verdienst überwiegend auf Seiten von B zu stehen. Ich mache darauf aufmerksam, wie der Zusatz Z. 83 90 eine gute Ausführung des sonst etwas mager dastehenden ßatbes in Z. 82 gieht; wie die Zeilen 95 104 friaclift Zü^e aus dem SeAen hiDzutagen. Die weitere Awtnlarung öiex N ^tV^%xv\v^\\. \xxsä CA

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 3I3

in zwei Reden 171 206 statt der einen von A ist an sich zweckmäßig und zum Theil gut, doch leidet die zweite Rede an Wiederholungen. Vortrefflich ist aber die in 215—250 eintretende Rückkehr zu der leichtsinnigen Stimmung, aus welcher die thörichten Jungfrauen schon bis zur Verzweiflung aufgerüttelt schienen ; vortrefflich daß sie wieder völlig beruhigt sitzen und spielen, da der Bräutigam kommt und die klugen Fünfe zur Hochzeit holt. Demselben Streben nach psychologi- scher Ausführung und dramatischer Steigerung entspringt nach dieser Scene der Zusatz 291 ^352. Wieder regt sich in einer der Thörichten die vorhin aus dem Sinn geschlagene Sorge ums öl und wird von der andern abermals beschwichtigt; nun aber bemerkt mit Entsetzen die dritte sie war auch die erfolglose Wamerin in 131 ff. daß die Klugen bereits zu der Hochzeit eingegangen sind. Die vierte, die noch immer gutes Muthes gewesen, beruhigt auch jetzt noch und räth, Gottes Barmherzigkeit mit Bitten zu rühren; die fünfte, nicht ohne strafenden Spott über den späten Rath, stimmt ihm lebhaft bei, und nun folgt erst die Anrufung Gottes, die sich in A gleich an den Ein- gang der klugen Jungfrauen zur Hochzeit anschließt.

Das poetische Verdienst dieser Zusätze von B, die Zuträglichkeit zur dramatischen Wirkung, die man ihnen nachrühmen muß, darf na- türlich nicht verfuhren, in ihnen ursprüngliche, in A nur ausgefallene Bestandtheile des Spieles zu sehen. Es ist vielmehr durchaus wahr- scheinlich, daß nach Anleitung des zu Grunde liegenden heiligen Textes (dum autem irent emere venit sponsus Matth. 25, 10) während des vergeblichen Versuches der thörichten Jungfrauen irgendwo öl zu kaufen, die Erscheinung des Bräutigams erfolgte und die Anrufung der göttlichen Barmherzigkeit durch jene sich an die Einführung der klugen zur Hochzeit unmittelbar anschloß. Hat man nur den StoÖ' im Auge, so fehlt bei diesem Zusammenhange nichts, und eine reichere dramatische Ausbildung aus ursprünglicher mehr liturgischer Einfalt ist, was wir erwarten dürfen. Aber das Spiel kam nicht nur diesem einen glücklichen Interpolator unter die Hände. Ein anderer hat uns seine Spuren in A hinterlassen, und diese werden um so leichter als das was sie sind erkannt, nachdem ihnen nunmehr die Handschrift B ihr Zeugniss versagt.

Die 8 Zeilen, welche A hinter 380 einschiebt, sind zwischen der vorhergehenden und nachfolgenden Rede nicht nur müssig und über- lästig, sondern stören die dem dramatischen Fortschritt dienliche Ver- theilung der RoJJen, wonach die dritte Jwxigtraw T.wt kxvwÄw^^ ^'^^ Mnna räth und die vierte den Rath ausfuhrt. IcVv d^wV^^ Öl^k ^S^s^\V^\^^'^

312 MAX RIK(iKU

bezeugt. Freilich die Bearbeitung, die sie enthält, stamnat so gut wie der Muhlhäuser Text aus Thüringen. Nicht nur sind die thüringischen Beime, die den Infinitiv mit abgeworfenem n voraussetzen, mit wenigen wohl zufalligen Ausnahmen (wie Z. 506 und 521) vom Bearbeiter nicht weggeschafft, nicht nur zahlreiche reimende Infinitive auf e vom ober- hessischen Schreiber sogar treu wiedergegeben: sondern die ganze Masse von etwa 160 Reimzeilen, die sich nur hier und nicht im Muhl- häuser Texte vorfindet, zeigt in den Reimen neben derselben volks- mäßigen Ungenauigkeit auch dasselbe mundartliche Gepräge wie der den beiden Handschriften gemeinsame Rest. Die Beispiele ergeben sich so zahlreich auf den ersten Blick , daß ich ihre Aushebung fuglich ersparen kann.

Nicht bedeutungslos ist auch die Weglassung sämmtlicher latei- nischer Gesänge, neben welchen in der Mühlhäuser Handschrift der deutsche Text in alter Weise als Auslegung hergeht, verbunden mit der deutschen Abfassung aller scenischen Anweisungen. Will man nicht das Unwahrscheinliche annehmen, daß die oberhessische Handschrift aus bloßer literarischer Liebhaberei am deutschen Texte statt zu dem Zweck, als Grundlage der Aufführung zu dienen, sei hergestellt worden, so zeigt sich in jenem Umstände, wie das deutsche Schauspiel sich hier bereits auf eigene Füße gestellt und die Anlehnung an den latei- nischen Text, aus dem es hervorgewachsen, aufgegeben hat.

Das Spiel von den zehn Jungfrauen nimmt durch Einheit der Handlung und gute dramatische Entwickelung , durch einen in aller volksmäßigen Kunstlosigkeit edeln Ton, durch echtes Gefühl und die Macht ergreifenden Ausdruckes eine so hohe Stelle unter den Denk- mälern unserer alten dramatischen Litteratur ein, daß ihm durch den Abdruck einer zweiten Bearbeitung gewiss nicht zu viel Ehre geschieht und daß ich auch nicht zu viel zu thun fürchte, wenn ich dem Texte von 1428, den ich mit B bezeichne, die Abweichungen des schon be- kannten A beigebe. Jeder wird so über das Verhältniss beider zu einander desto leichter urtheilen; ich selbst kann Vieles sparen, was sonst hervor zu heben wäre, und über Anderes mich kürzer fassen.

Bei den Verschiedenheiten im Textbestande scheint mir , wenn ich von den geringfügigen, mehr vom Zufall der Überlieferung be- dingten absehe , das größere poetische Verdienst überwiegend anf Seiten von B zu stehen. Ich mache darauf aufmerksam, wie der Zusatz Z. 83 90 eine gute Ausführung des sonst etwas mager dastehenden Rathes in Z. 82 giebt; wie die Zeilen 95 104 frische Züge aus dein lieben hinzufügen. Die weitere A.w%tv\\\Twv\^ det Verlegenheit ums öl

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 3 13

in zwei Reden 171 206 statt der einen von A ist an sich zweckmäßig und zum Theil gut, doch leidet die zweite Rede an Wiederholungen. Vortrefflich ist aber die in 215—250 eintretende Rückkehr zu der leichtsinnigen Stimmung, aus welcher die thörichten Jungfrauen schon bis zur Verzweiflung aufgerüttelt schienen ; vortrefflich daß sie wieder völlig beruhigt sitzen und spielen, da der Bräutigam kommt und die klugen Fünfe zur Hochzeit holt. Demselben Streben nach psychologi- scher Ausführung und dramatischer Steigerung entspringt nach dieser Scene der Zusatz 291 ^352. Wieder regt sich in einer der Thörichten die vorhin aus dem Sinn geschlagene Sorge ums 01 und wird von der andern abermals beschwichtigt; nun aber bemerkt mit Entsetzen die dritte sie war auch die erfolglose Wamerin in 131 ff. daß die Klugen bereits zu der Hochzeit eingegangen sind. Die vierte, die noch immer gutes Muthes gewesen, beruhigt auch jetzt noch und räth, Gottes Barmherzigkeit mit Bitten zu rühren; die fünfte, nicht ohne strafenden Spott über den späten Rath, stimmt ihm lebhaft bei, und nun folgt erst die Anrufung Gottes, die sich in A gleich an den Ein- gang der klugen Jungfrauen zur Hochzeit anschließt.

Das poetische Verdienst dieser Zusätze von B, die Zuträglichkeit zur dramatischen Wirkung, die man ihnen nachrühmen muß, darf na- türlich nicht verfuhren, in ihnen ursprüngliche, in A nur ausgefallene Bestandtheile des Spieles zu sehen. Es ist vielmehr durchaus wahr- scheinlich, daß nach Anleitung des zu Grunde liegenden heiligen Textes (dum autem irent emere venit sponsus Matth. 25, 10) während des Vergeblichen Versuches der thörichten Jungfrauen irgendwo öl zu kaufen, die Erscheinung des Bräutigams erfolgte und die Anrufung der göttlichen Barmherzigkeit durch jene sich an die Einführung der klugen zur Hochzeit unmittelbar anschloß. Hat man nur den Stoff im Auge, so fehlt bei diesem Zusammenhange nichts, und eine reichere dramatische Ausbildung aus ursprünglicher mehr liturgischer Einfalt ist, was wir erwarten dürfen. Aber das Spiel kam nicht nur diesem einen glücklichen Interpolator unter die Hände. Ein anderer hat uns seine Spuren in A hinterlassen, und diese werden um so leichter als das was sie sind erkannt, nachdem ihnen nunmehr die Handschrift B ihr Zeugniss versagt.

Die 8 Zeilen, welche A hinter 380 einschiebt, sind zwischen der vorhergehenden und nachfolgenden Rede nicht nur müssig und über- lästig, sondern stören die dem dramatischen Fortschritt dienliche Ver- theilung der Rollen, wonach die dritte Jungfrau zur Anrufung der Maria räth und die vierte den Rath ausfuhrt. IcVv öievÄLe, ^<e,x '^^.'^'^^^'^^'^

316 MAX RIEGER

vnde sage yne daz sie nicht enbeiden, sie sullen sich bereiden zu myner großen wirtschaffi, [Bl. V] die ich durch ir liebe han gemacht:

ich wil sie by mich setzen 15

vnde alles vngemaches ergetzen.

Ser engel sprichet zu den jnncfranwen. Nu höret, ir lieben, sunder spot: vch enbudt von hymel der riebe got, vnser aller scheppere

gar liepliche mere, 20

der uch alle lieber hat dan ye kint syme vater ader muter wart, daz ir alle bereidt syt zu siner großen hochtzyt,

es sy dag ader nacht,

2j

daz sin mit guden wercken werde gedacht. ir sullet auch sin alle gemeine gar kusche vnde reine; ir ^llet auch tragen alle gewisse

burnende liecht zu rechtem bekentnisse ; 30

so wil got, der hymelische brutegum, durch liebe noch uch selbes komen. so wen he dan bereidt findet, ach wie wol dem gelinget! [2] wer auch sin bereidunge zu lange spart, 35

we dem daz er ye geborne wart!

Die erste wyse sprichet alsus. Eya, nu mirke vnser yglich daz wir alle sin dotlich. der dot suchet faste herzu

beide spade vnde fru: 40

vnser keine ym nommer enpluget. wir wißen nit, wanne er sin netzen über vns zuget

11 nicht beyten. 12 en sullen. 16 uWes fehlt. 17 \r fehlt. 18 vch

enputit der hemelichsche got. 2 2 wan icheyn kinde syn mütir eder syn vatcr

wart. 27 sin fehlt 28 sy gar. 29 tragen fehlt. 30 bornde] lampeln tragen czü

cyme rechten bekeyntenisse. 32 dorch üwere Übe» selbes] selben. 38 wan be

den bereyte vcb vindit. 84 dem^ vc\i den. Ä^ öl^^xr^ Vvcx. ^«^ äät. \i« ie gewari.

^/ nommer enplaget] enphlut. 42 Viiiet^'^ ei\V\iiftTv, iw^v^xN, %\e\:.

DAS SPIKL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 317

ader sin angel swinde. ich wil vns einen gudcn rat finden.

wir sin geladen alle gemeine, 45

beide groß vnde kleine, darzu die jungen vnde die alden zu den freuden manigfalden. wir sullen in vnser kintheit

werben vmbe Sicherheit: 50

wirdet es an daz alder gespart, wir mögen versumen die wirtschafi'tfart. findet vns [got] der brutegum bereidet, so werdent wir geleidet

zu den freuden, die kein ende hat. 55

[2**] sehet ir lieben, daz ist myn rat.

Die ander wise sprichet alsus. Frauwe, wir sullen noch dime rade faren. wir sullen auch daz nit lenger sparen (gewisheit ist zu allen dingen gut),

wir sullen wenden vnsern mut 60

nach gotlichen dingen: so mag vns wol gelingen, was hulff vns vnser gampilen? wir bereiden vnser ampilen.

daz wirdt in truwen vnser fromme : 65 .

so mögen wir zu der wirtschaflEte kommen.

Die erste dorechte sprichet alsus: Lieben swester, volget myner leren: wir sullen vns an den rat nicht keren. ich wil vns einen beßern geben.

wir sullen nach vil lange leben. 70

wir finden geschreben also vil, daz got des sunders dot nicht enwil, dan er sich bekere vnde ommer lebe, diesen guden rat ich vns gebe:

43 edir synen angel slynden. 44 guden] bezzern. ÖO vmme eyne sicher- t. 51 wer« iz. 52 fart fehlt. 53 got fehlt. 65 Lies in der freude; in dy ide A. kein] nicht. 5 6 set liben swestem daz dunkit mich ^nse beste raU Frauwe] lies truwen; entrouwen A. sullen] wollen gerne. 58 vfi woln iz ouch. wol fehlt. 6S waz helfen vns vnse 8cbape\. ^4 Unx^^W^. ^^ '^^ i^VXx* Swestere liben. 68 wollen. 69 beßern^ Vxiwti t^V.- I^i «««'^ ^^^ *nj iies mit A tv«n daz. ommer] lauge. 7 K icVi VAti v^Jtv Vv^t.»-^^ ^^"^ ^

318 MAX RIEGKE

godes barinhertzekeit ist also vil, 75

[3] daz ich mich trowen dar vff* laißen wil.

wir wullen vns vnsers jungen lybes wol genyden.

got thu mit vns ader gebiede,

zu der wirtschaffi kommen wir nach harte wol.

laßet vns die spielsteine holn 80

vnde vergeßen vnser leide.

wir wullen vns auch von diesen scheiden:

wir wullen gen an ein ander stat.-

sehet, swestern, daz ist myn rat.

sie werden irs gemudes nommer fry: 85

wir wullen iach nit lenger by yne sine.

was mögen sie vns geraden?

wir kommen zu der wirtschaffte also trade,

als ir irgen keine:

vns ist ir bedden als ein steine. 90

Die ander dorechte sprichet alsns: Intruwen, wir wullen gerne volgen diner lere, wer sulde sich nach keren an fasten vnde an bedden als die alden tempeltreden ?

die sagen vns dovon also vil, 95

daz ich es nommer gefolgen wil. sie mogent wol laißen abe: [3**] wir wullen vnsern willen habe.

want teden wir große cleider an?

so musten wir zu metten vnde zu vesper gan 100

vnde vnsern salter lesen:

intruwen, des wullen wir alle ledig wesen.

wir wullen dantzen vnde reyen

mit phaffen vnde mit leien.

wir frauwen vns nach wol ein zwentzig jare; 105

die wyle werdent vns wol grae die hare,

daz vnser dan achtet nymant me:

sehet; so wullen wir dan ein ander leben an ge.

76 also] 80. 7 7 genydeD] nite. 78 ader] wy he. 7 9 harte] vil. 80 lacs.

die] den bal vn die. holn] here hol. 82 auch fehlt, diesen] desen alten tempel

treten. 83 90 fehlen. 91 Wy volgen gerne. 93 an beten vn an vasten.

9L4 also dy alten tempel tretere. 95 \^\ /chlcn. ^^ -wwvX^ l\e* Nvaune. 105

wo/ ela zwentzig] drizzic. 106 damocb Ux^i ntj %0^^t^ «Jö^ NTi%fc Wx, \<^'v V

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 319

also han ich mich versunne,

daz ich dan wil werden ein gude nunne. 110

als es dan kommet zu oistem,

to thun wir vns in ein kloister:

hat vns dan got die wirtschaffi beschert,

ich weiß dazs vns sancte Peter nommer gewert.

Die dritte wise sprichet alsiu: Frauwet uch, lieben swester myn: 115

got wil vns dolden vngemach vnde pyn, daz er vns schuffe gemach, was vns ommer geschieht ader ye geschach, [4] daz wirdet vns vffgerichtet schone

mit dem tusentfeldigen lone. 120

waß nu ob vns die lüde

haßen ader nyden,

es mag vns nit geschaden:

got wil vns seibist liep haben.

werden wir [dan] von den luden versmehet, 125

was vns dan got lieplich enphehet!

nu syt fro vnde wol gemut:

der milde got ist also gut,

er gibt vns sicherliche

daz frone hymelriche. 130

Die dritte dorechte sprichet alsas: Waflfen, herre, waffen! ich vochten groß straiffen: daz mag vns sicher gescheen. wie lange wullen wir alsus mußig gen, daz wir vns nicht besinnen? 135

wir sulden ye etzwas beginnen, daz vns doren nutze were. nu sin wir guder wercke lere.

109 112 vn begeben vns in eyn closter. neyn ich wel noch beyte bez Stern, also habe ich mich vorsunnen. vii wel den werde eyn nunne. 118 die irtschafift] syn riebe. 114 ich weiz wol daz iz vns nummir sente peter gewart. 1 6 wil vns] lies wolde mit A, 117 dorch daz. schüfe. 118 geschieht] ge- ;hee. 119 schone] vil schone. 120 hundertvaldigen. 121 123 sint wy nti on den luten gehazt. von vnser geselleschaft gesazt. waz mac vns daz geschade. 24 seibist] selben. 125 dan fehlL 128 ist alao^ d«t \%\, %^. \^^ ^^^»^ bone. 132 groß] gotis. 1S8 sicher] lies 8cYi\eTe\ Äax 'stk^ ^«o. %^\t^ \Si^^ iche u^. 134 ahus] 80. JS5 vorsinnen. IS^ ye /cWU \^^ V:t€\ %.^ \^'^^-

320 MAX UIKGEK

intruwen, wir sulden wachen

vnde vns bereide machen. 140

[4^] wir wissen nit wanne der brutegum kommet; so han wir leider wenig gerumet vnser wirtschaflftgezauwe : wes mögen wir vns dan gefrauwen?

Die vierde dorechte sprichet alsus: Do sullen wir truwen borgen des wir nit enhan. 145

wir wallen zu jenen juncfrauwen gan: mich duncket sie syn gereide, sie mögen wol des brutegams beiden, wir wallen sie mit gatlichen sidden

harte flyßlichen bidden 150

vnde frolichen versachen, daz sie vns gerachen irs oleys za geben: daz kommet vns vil eben.

Sie ander dorechte sprichet alsus: Wir bidden uch, juncfraawen wol gemut, 155

daz irs darch uwer selbs ere dut: vns ist des oleies gebrosten, vnser lampaden sint gar verloschen, gude wercke sin vns leider dure:

nu gebet vns zu sture 160

[5] vwers oleies ein deile,

daz uch volge glucke vnde heile.

Die vierde wise sprichet alsus: Ir lieben, wie gerne wirs uch teden, ob wirs die Stade heden!

sulden wirs uch mit deiln, 165

so wurde es vns beiden zu dein.

189 intruwen] truTe. 142 lies gevromet mit A, 143 gezauwe] ge scliowe. 144 wes] waz. dan] toren. Darnach: dy wile wy leben in den sorgen. 145 146 da sul wy trouwen borgen, des wy selben nicht enhan. wy sulten czü den wisen gan. 147 148 Fehlen. 149 vn mit flelichen seten. 150 sül wy gutlichen beten. 151 Lies flelichen; flizicHchen A, 152 Tns] vns (oren. 158 eres oleys r&chen czu gebene. 155 wol] hoch. 156 daz ir durch vwers selbes ere willen tut. 157 gebrochen. 158 gar] vns. 168 Liben wy teten gerne vwere bete. 1S4 ob wirs] wer daz wy. \^^ %o ^">6^\x\Ti<i N?y \z lichte ejni cleyna.

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 321

vns duDcket beßer daz ir get

vnde uch selbes vor sehet:

wir mögen es uch nit mit geteiln.

kauffet es do irs findet feil. 170

Die erste dorechte sprichet aUnft: Eya vater, oberster gott vns ist des oleys also not, want vns dorheit versumet hat: nu gib vns, herre, selbs dinen rat,

war wir noch dem oleie mögen gan. 175

wir keufflten es gerne, wisten wir wo. eya! hette ymands icht oleis veil, der es vns hude mit wulde teil, dem wulden wir vnsers gutes geben als vil ers selber wulde nemen. 180

Die ander dorechte sprichet alsus: [5^] Wafien hude vnde ommer me!

war suUen wir noch dem oleie gen?

owe was sulden wir ye gebornl

wir mußen haben godes zorn:

ist es daz vns des oleys gebricht, 185

so leßet man vns zu der wirtschaffb nicht.

nu get mich an die leide,

daz ich mich sal scheiden

von mynen swestern allen:

darumbe ist mirs übel gevallen. 190

weren wir by ein blieben biß here,

so betten wir erfollet vnser beger«

daz zu so radet was ir wißet«

wer nu ichtsicht vergißet

siner wirtschafiitgezauwe^ 195

der endarff sichs nommer gefrauwen.

do lyt auch vil schaden an:

ane oleie werden wir nommer in gelan.

168 vor] ymme. 169 mögen] inmogen. 171 206. Dafür A: O vil 8uze milter got. dorch dyne martir vn dorch dyne tod. so gerüche dich erbarmen, hüte obir vns vil armen, eya liben swestere ratet hy czü. pruvet waz wy mögen tu. vns ist des oleys gebrochen. niv%^ V^asi'^vA.^ti ivcw n\:l<^ ^^x ]o8cbeD^ Wüßte wy wo des oleys beten. myt cz\xc^\L\>eii n^ txivN» ^v«i^ ^%\sä* vsn iz were leyder vnee schade, solde wy vnse \aTn^^\^u ^^t\o^^«^ Xx^-^-

322 MAX RIKGER

wir wullen nach versuchen me,

ob jmant vnß jamer an sehe[n]y 200

der vns wysete etzwar, do wir sin keuffiten etlichen zar: [6J want suUen wir sin anig bliben,

man wiset vns mit sele vnde mit libe

von der wirtschafft an eine Stadt, 205

do vnser nommer wirdet rat.

Die dritte dorechte sprichet alsns: *) Ach wer sal sich erbarmen vber vns vil armen,

ader welch rat sal vnser werden ommer me? war suUen wir nach dem oleie ge? 210

des were vns so rechte not, hette ich tusent marcke von gulde rot, die wulden wir alle darumbe lan, mocht es vns werden ein eynig dran.

Die vierde dorechte sprichet alsiu: Wir wißen nit was vns wirret, 215

daz vnr alsus sin verjrret allen disen langen dag. ob es vns dan nit werden mag, zwar darumbe wullen wir keinen kommer dol. zu der wirtschafft kommen wir rechte wol. 220

wanne jene werden do hyne gan, so volgen wir yne faste nahe; [6**] kommen wir dan hien yn vor die thore,

zwar man gestoißet vns nommer wider hervor.

der dan gerne gebe vnde nicht enhat, 225

des willen nymet man vor die dait.

sehet, lieben, als mag vns auch wol gescbeen.

wir «nwullen ioch doling vorbaß gegeh.

sint vns des oleys nicht mag werden,

so setzen wir vns uff diese erden: 230

vnr ruwen wole ein gude wile.

warumbe sulden vnr ioch sere ile,

*) Secunda fatua. 207 sal sich] wel sich obir vns. 209 sal ynser werden] Wirt YDB vil armen, 210 ge] hene ge. 211 were vns] vns iat. 212 ich] A'es wir nach A. 818 alle darambe] geTne. ^14 d«L Vl -fr« ^wää. ^W^— «l^<!k y^fjiJifn. 228 VgU 292. 823.

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 323

des VDS doch nit not ist?

wir haben nach wol ein frist.

wir mögen wol frylich beiden. 235

wir duröen vns nach nit bereiden

vnde vnser wirtschaflftgezauwe:

wir wuUen vns nach ein wile mit einander frauwen.

duncket es uch gut alle gemeine,

so spielen wir dirre spielsteine. 240

Die erste dorechte sprichet alsns: Intruwen, nu sprichet vnser keine dar widder* swester, setzen wir vns hie nyder vnde vergeßen vnser swere. vnser eine sage der andern ein mere,

ader ob es uch geualle, 245

[7] spieln wir mit diesem balle, wirff mir den balle here! dit spiel sal ein gude wile weren, biß daz wir gesehen, ob ymand zu der wirtschaffb werde gen. 250

Na sitzent die dorechten juncfrauwen an eyner stad vnde kommet der brutegam mit zweien engelen vnde die engele hebent ane vnde spre-

chent alsns:

Hie kommet der wäre brutegum.

der zu der wirtschaffl wulle kommen,

dem wirdt not daz er sy bereidt:

es sy ime liep ader leit,

man beidet siner muße nicht me, 255

want es uch ist gesaget e,

ir snllet sin bereidt zu aller zit:

want got des nit enplit,

daz er ymand thuwe kunt,

wie der dot komme ader zu welcher stunt. 260

Die fanffte wyse hebet alsns ane: Wir haben der werlde ere versmehet durch die godes lere, hofiert vnde oppekeit han wir verkorn durch die ewekeit,

251 Hie] Set hy. 262 wer zu. 255 'Wiidli \ftt» ^^^ «o^^- '^'^'^ ^"^^ m/m. 266 want es ücb ist] iz ist vch ve\. ^b1 «wi \i«t^\^\\ ^i«^«1^'^ ^^ ?eo wie] wane. 26$ oppeteit] kundicbeit. ^\^

324 MAX RIEGER

Tnde alles daz in der werlde [lustig] ist, 265

[7**] daz han wir gelaßen durch vnsern herren Crist, den wir gesehen han vnde mynnen vnde liep han von allen vnsern synnen.

Jliesiis sprichet zu den wisen: Syt ich uch han fanden

gereide zu allen stunden, 2/0

dar vmbe wil ich uch brengen diesem elende zu der ewigen selekeit, die uch myn vater hat bereit.

Maria cronet sie vnde spricliet alsus: Syt willekommen, lieben kint myn: 275

ir sullet nommer leit me geliden oder pin, ich wil uch selbes Ionen mit der hymelischen krönen.

Die fanffte wise spriohet alsus: Gelobet sistu, milder got.

du hast vns bracht großer not 280

vnde vns wol gelonet vnser erbeit mit der ewigen selekeit. ere vnde lob sy dir, milder Crist, want du ein rechter richter bist.

gelobet sistu, heiliger geist, 285

[8] want din hulffe allermeist

vns zu diesen fireuden hat bracht.

wol vns daz vnser ye wart gedacht,

want wer din antlitz beschauwen mag,

den duncken dusent jare als ein dag. 290

265 lastig fehlt 266 Crist] ibesum crist. 267 68 an den wy gelouben. vn han ge mit vnsen ougen. vn den wy von herzen minnen. mit alle vnsen sinnen. 270 bereyt. 2 7 1 dar vmme wel ich vch geben, ewic Ion vS ewic leben* wel vch selben brenge. Nach 2 74 maria libe mutir myn. ich bevele dy dese ivnfruwelyn* du salt su bi dich selben seczen. vn alle ers vngemachs ergezczen. 8 7 5 lieben] ir vzerwelten. 27 6 ir sult nummir vngemach lide eder pyn. 27 7 selben. 278 der hymelischen] den ewigen, ir sult daz hemelriche. besieze mit mir ewicliche. 27 9 got] crist. 280. 281 du hast vns in korczer vrist. wol gelonet alle vnsir erbeyt. 288 ye fehlt. Damach: wol uns hüte FzT vmmir mer, daz wy dich ie seiden ge«eu. ^%^ Ni«ji "^^ d^ wese mag. ^^0 den] dem. ala fehlt.

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 325

Die dorechten sitzen nach vnde die erste sprichet alsus: Intruwen, wir ruwen nu zu lange: wir sulden vorbaß sin gegangen, vns ist gar übel gescheen, daz wir nit noch dem oleie han gesehen, des vnser keine enhat. 295

eya der vns nach gebe sinen rat, war wir damoch mochten gegen, SO mocht vns nommer baß gesehen; dan brengen wirs nit zu der wirtschaffb, so wirdt vnser do nommer gedacht. 300

Die ander dorechte spriohet alsus: Was magestu gesorgen? sitz nyeder, wir wuUen sin gnug geborgen, gehabe dich, bicderbe meyd, wole.

der brudegum wirdt vns nach selbs zu der Wirtschaft holen : siech, so werden wir dan frolich do hien geleidt. 305

[8^] wiltu wenen, vnser schußein sin auch do bereidt?

Die dritte doreohte spriohet alsus: Owe was rades ist vns gegeben! zezar über vnser lip vnde vnser leben, daz wir also übel sin bereidt!

zezar über vnser großen dorheit, 310

der wir so ferre gefolget han! stet vff vnde lat vns gan.

mich duncket, jene syn zu der wirtschafft gegangen, wir haben geseßen alzu lange,

daz wir nit mite sin gegen: 315

owe wie dorlich ist vns gesehen! betten wir mit yne gegangen, so bette man vns lieplich enphangen: nu aber des nit ist gesehen,

so mußen wir vns selber vor sehen. 320

ob wir ommer künden kommen dar, so wulden wirs furter me bewar.

Die vierde doreohte spriohet alsus: Wir enwullen ioch toling haben vnmut. ich weiß wol, got ist also g\xt^

291 --302 fehlen^

326 MAX RIEGER

daz er doroh sin barmhertxekeit 325

enleßet vns vnser dorheit [9] doling entgelden,

daz er vns icht zu sere scheide.

stet vff, wir wullen gen

vnde ym lieblich flehen, 330

daz ers tbuwe durch sine gude

(vnde sehe an vnser demude)

vnde durch die großen smacheit,

die er an dem crutze leit,

vnde durch alle sine pin, 335

daz er vns laiße zu der wirtschafft hien yn.

Die fanfite doreohte spricbet alsus: Intruwen, daz ist ein gut rat. wo daz den din hertze behaJden hat! hettistu vns geraden hude san,

so weisen wir mit den andern zu der wirtschafft gegan. 340 zetar über vnser reien vnde über den dantz^ vber ballespil vnde manchen rutenkrantz, daz wir also sere dar vff sin verflißen, daz wir ny kein bekentenisse

hatten gein gode 345

vnde alles taden widder sin gebode! daz ist vns nu von hertzen leit, daz wir vnser dorheit [9^] also vil gefolget han.

stet vff, wir wullen gan: 350

wir haben geseßen gnug.

ich hoffen daz man vns nach gnade dut.

Die erste doreohte spriohet alsus: Herre vater, hymelischer got, thuwe es durch dinen bitteren dot,

den du liede an dem crutze frone, 355

vnde habe vnser armer juncfrauwen schone, vns hat leider versumet vnser dorheit: laß vns genyßen diner großen barmehertzekeit vnde Marien, der lieben muter din, vnde laß vns zu der wirtschafit hien in. 360

354 tbawe ea] wy beten dich» 356 3undTa\i^civ\ ^o^^iv. ^^»1 \«v^«t i«\v\x. tampbejrt. 358 du. laz. S59 der] di. »60 'wia* wm^^i c.m ^it^^t. Vvatw JeVlu

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 327

Jbesus spriohet alsus: Wer die zyt der ruwe versumet hat vnde nit enbußet« sin missedat, kommet der vor myn thore stan, er wirdet nommer in gelan.

Die ander dorechte sprichet alras: Thuwe vff, herre, din thore! 365

die gnadenlosen juncfrauwen sten hie vore. wir bidden dich, lieber herre, daz du din gnade wuUest zu vns keren»

Jhesus sprichet alsas: [10] Ich weiß nit wer ir syt,

want ir zu keiner zyt 370

mich seiden erkant hat

nach die andern myn hantgedat:

des wirdt uch vil unuerdroßen

die hjmelthore vor besloßen.

Die dritte dorechte spriohet alsns: Sint vns got hat verseid, 375

so bidden wir die reinen meid, muter aller barmehertzekeit, daz sie sich erbarme über vnser große hertzeleit vnd bidde[n] iren sone vor vns armen, daz er sich über vns wuUe erbarmen. 380

Die vierde doreohte spriohet alsns:''') Maria muter vnde meit, vns ist dicke geseit, du sist aller gnaden vol: nu bedurffen wir gnaden wol.

361 syne czyt der jogent. 362. 368 vn syne sundea nicht gebuzit hat. komt her vor myn riche stan. 3 64 nommer] nicht. 3 66 juncfrauwen sten] vrowen sint. 36 7 wir] vn. 868 din fehlt, vns] en. 3 69 weiß] enweiz. 371 seiden] lies selben mit Ä, 872 noch den andirn armen ny eyn gnt getat. 378 vil] al. 87 4 die hymelthore] daz schone hemelriche. 37 5 got] got selber. 376 die reinen] mariam dy milde. 37 7 muter] vn die mütir. 3 79 v5 bete er trut kint. 380 er] is. wuUe fehlt. Darnach: Quarta. Wy beten dich maria mutir vS mayt. wan du dyne barmeherczicheyt nimane vor sayst. daz du betes den muten got. gar lypliche dorch sinen tot. den he an deme cr&ce leyt. dorch aller men- schen selickteit. daz he synen ezorn synen vnmut von vcls kete% do^^^V^ %v^Vk> selben vn dorcb aller iaacvrowen ere. *) Quinta. %%^ V^ VfiX "^^öä ^<3ra '^^sä. djr gesayt. 383 du] daz du. 884 yfo\\ also ytoV*

328 MAX EIEGEE

diß bidden wir dich sere 385

durch aller juncfrauwen ere,

daz du biddest dinen sone vor vns armen,

daz er sich über yds wulle erbarmen.

Maria gprichet alsns:

[10**] Hettit ir mir ader myme kinde ye keinen dinst getan,

daz muste uch nu zu staden stan. 390

des entadet ir leider nicht:

des wirdit vnser beider bedde vnuerfenclich.

doch wil ich versuchen an myme lieben kinde,

ob ich keine gnade möge finden,

Varia feilet vff ir knye yor vnsern herren vnde spriehet:

Eya liebes kint myn, 395

gedencke an die armen muter din.

gedencke an die manifaldigen not,

die ich leid durch dinen dot.

berre sone, do ich din genas,

do hatte ich wedder hus nach palas, 400

dan alles armude:

daz leit ich [alles] durch din gude.

ich hatte mit dir arbeit, daz ist wäre,

me wan dru vnde dryßig jare.

siech, liebes kint, des lone mir 405

vnde erbarme dich über diese armen hier«

Jhesus zu Marien spriohet:

Muter, gedencket an die wort, die sie finden geschrieben dort: [llj wölken unde erden sal zugen,

mine worte sullen ommer stille sten« 410

du nach alles bymelisch here mögen einen sunder nit ernern,

885 vn beten dich vel sere. 387 vor] noch vor. 388 wulle fehlU SS 9 ye keinen dinet] icheyn lip* 891 des enhat {der Rest fehlt). 892 des vurt ich daz onser beyder bete sy vnvorvenclich. 398 ich] iz. 894 möge] an eme kond^. 895 liebes kint] übe son. 896 gedenke hüte an. 897 ge- dencke] vUf 898 dot] bittirn tot. 400 hatte] enhatte. 401 alles fehlt, 405 mir] mir. 406 hier] alhy. 407 gedenke. 408 vunden beschreben. ^OP^ 410 bemel y^ erde solde er czü ge. er myne wort in bruchen solden ß^, 411 da JWib] dßr pocbf 419 mochte.

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN, 329

Die erste dorechte sprichet alsus:*)

Eya herre, durch dine gude

entwich hude dim gemude

vnde erzome dich nit so sere! 415

durch aller juncfrawen ere

siech an hude vnser iamerkeit.

was wir gein dir getan han, daz ist vns leit:

wir wullen din gebot me halden stede.

erhöre hude diner muter bedde 420

vnde laß vns armen juncfrauwen

din wirtschafft beschauwen

Maria, aller sunder drosterin,

hilff vns zu der wirtschaffb hien in!

Maria spriohet alsus: Ich will gerne uwer vorsprecherin sin. 425

weret ir von sunden fiy,

so mocht ir desto baß herin kommen.

ich wil aber vor uch bidden myn kint Jhesum.

[11^] Maria spriohet alsus:

Liebes kint, la dich myner bede nit verdrießen.

laß hude vnser trehen vor din äugen fließen 430

vnde gedencke an daz vngemach,

daz von diner martel mir geschach,

*) 413 428 dafür A: Lucifer ad dominicam personam. Here du gelabes my. daz du recht richter wolles sy. du laz dese vorvluchten Bchar. ane orteyl czü der helle var. Dominica persona. Recht gerichte sal ge sehe (5)« dy vor vlucbten müzen von mir ge. in dy tyfen helle, wan 8U suUen werde der tüfele geselle. Vnusdiabolus sc. Belczebüg dicit. Jhesus der redt wol in vnse spei, dy keten ich vns here hole wel (lO). he sy wib oder man. den wy gevan dar an. wy wellen met eme yle. wy wellen en böses weys vure hundert myle. Secundus diabolus Lucifer. Here got vil libe (15). wys ein recht richtere. du salt oach vomemen myne mere. ich lucifer vn alle myn her. wy clagen dir daz dorch vnsen rat. dy sundere sich vorsumit hat (20). von en so lide wy pyne me wan trophen in dem mere sten. des hette wy alles nicht getan. hette. von der sunden gelan. des sin vorvlücht ane czel (2ö). sweuil bech vn alliz we. daz habin su mit vns vmmirme. Dominica persona, Nu wel ich recht richter sy. nu sege böser tüfel my. sprich an vorvluchte geyst (SO). worvmme hastü allir meyst. dese iunc- vrowen czü den sunden bracht, daz nummir wirt gedacht. Secundus Lu- cifer. Here daz tet ich darvmme. wan ich en vorgvnde (S5). mynes hemel- riches stat. der ich leydir nummirme gehabe mac. here schephere. n& richte recht obir dese sundere. Dominica persona. Recht gerichte sal gesche (40^. dy vorvluchten muzzen von my ge. in dy tifen Vi«iW^. n^ -^^t^^ ^«t n^v\^ geselle. Omoes di aholi clamant. Prelle Yiwe pTeWe. ^'i^ '^l^ X^'jä NässX mjm, 430 ben ich doch dy mütir dyn. 4^^ wt not^ ^^\>i« tsäxW^

330 MAX RIEGER

do ein swert durch myne sele ging.

so was ich pine durch dich enphing,

der lone mir mit diesen armen 435

vnde laß sie dich erbarmen.

du bist ir vater vnde sie din kint:

gedencke wie sure sie dir worden sint

mit mancher hande vngemach«.

mit so welcher hande sach^ 440

der sunder dich erzornet hat,

so ist er doch din hantgedat.

drut sone guter,

erhöre din muter.

ob ich dir ye keinen dinst getede, 445

so gewere mich dieser einigen bede

vnde laß diese jemerlichen schare

ane vrteil zu hymel varn.

Jhesns sprichet alsus: Nu swyget, frauwe muter myn:

die redde mag nit gesin. 450

[12] die wyle sie in der wernde waren, guder wercke sie verbaren, gereidt was yne alle bosheit: des versage ich yne alle barmhertzekeit, want sie ir dort nit geruchten. 455

des beuel ich sie den verfluchten: ir spade ruwe daug zu nichte» ich wil nu zu rechte richten, get, ir verfluchten ane sele vnde ane libe, von mir wil ich uch vertriben: 460

get in daz füre, daz [uch] bereidt ist dem tufel vnde sime genist. sunder, gang von mir: droist vnde gnade versagen ich dir.

kere von den äugen myn^ 465

min antlitz wirdt dir nommer schin.

484 so was ich] waz ich ie. 485 der] dez. 486 sie dich] dich obir su.

488 eya gedenke. 489 mancher hande] lies manchem nach A. 440 so fehlt.

hande] leyge. 441 dich der Bundir. 442 eya vil libe gotis craft. 448 guter]

vtJ gatir, 444« 448 erhöre dynir mutir. v5 ab ich dy icheyn gut getete.

448 bjrmel] dynir wertfchaft, 44» ISu fehlt. 4^^ ia«L^ ^1 tq»^. 454 aHe]

//AT mlne nach A. 4öö ir] myn. 4b% m\ twl i.\i[\ hää tsSl V^ ^^\ ^»^

A^^. 462 den täfelen vfi alle ere gem«t. 4^^ w«^^ tfcxAw^.

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 33 1

scheide von myme riche,

daz du vil jemerliche

mit dinen sunden verlorn hast:

drag mit dir der sunden last. 470

gang hien vnde schry ach vnde we:

din wirdt rad nu iach nommer me.

Nu forent sie die tafele hien vnde die erste sprichet alsns:

[12^] Ach dieser jemerlichen vart!

owe daz ich ye mentsch wart!

wafien, muter, daz du mich ye getruge! 475

daz du mich nit zu haut ersluge,

e ich zu der werlte quam!

daz mich der dot nit ennam,

e dan mir cristen name wart kunt!

daz ich nit enstarb als ein hunt^ 480

e ich den heiligen dauff enpbing,

daz man mich nit dar vor enhing!

so were mir nu nit also we.

nu muß ich clagen aber als e.

owe, vater, daz ich ye din kint wart! 485

warumbe zuge du mich so zart,

daz du mich nit erdrencketes,

do du mir verhengetes

mines willen alzu vil?

nu mag ich nach enwil 490

gewunschen dan daz ich eyne krode were,

aller der werlde vnmere,

so kruche ich doch in eynen phule:

nu muß ich arme des tufels stule

ommer eweclich besitze. 495

wer nu habe witze, [13] der gedencke was deme sy beschert,

der mit sunden von hynnen vert.

471 hien] hen von my. we] owe. 472 iach] noch. 47 3 dieser] der. ;74 o^e fehlt. 4 75 muter] mütir obir dich. 47 6 czu hant nicht. 47 9 e dan] r. 480 enstarb] starp. 482 daz man mich san nicht erhing. 488 were] rerde. also] so. 484 aber fehlt* 486 so] ie so. 490 enmac ich nich ;ew&n8che noch enwel. 491 gewunschen dan] wan. 495 ^\i>\\«i\ -^tä^^tät^ ^VÄk. \9B wer ba Bynne vh wicze. 497 gedencke^ deiiV^«

332 MAX RIEGER

Die ander doreohte spriohet alsus: Waffen hude vnde ommer mere!

wir haben vns versumet alzu sere. 500

wer sal sich erbarmen vber vns vil armen? nu windet uwer hende vnde schryet elende,

want do wir ommer sullen sin, 505

do werden wir nommer fry der pin* nu weinet, armen, sere: ja nu geschieht vns nommermere drost nach gnade me.

wie sal es vns armen ergen? 510

wanne wir geweinen also sere als waßers ist in dem mere, so hebet sich vnser weinen aller erst* ach Maria aller herist,

daz wir mit vnseren äugen 515

den freudenrichen got nommer sullen beschau wen! nu schryet, reuffet die hare. nu aller erst ist vns vffenbare worden an dieser stunde [13**] alle vnser sunde, 520

die wir by manchen jaren vnserm bichtere ny wulden geoffenbaren, owe verfluchte hoffarti du bist vns nu alzu stark:

die wyle got in dem hymel sal leben, 525

so mußen wir in der helle qwelen. owe vnreine kundekeit! du gibist vns iamer vnde leit. owe haß vnde nyt, wie sure ir vns worden syt! 530

499 hude ynde fehlt. 601 nu sich Diman wel irbarme. 502 vnß] vns snnderin. Ö08 windet] windit alle. 604 vn clagit des enelende. 606 wa,Tit fehlt. 506 fry der pin] pine fri. 608 nu und vns fehlt. 610 owe wy saliz vns erge. 611 sere] vel. 614 noch clage wy armen allerserst. 616 freuden fehlt sollen nommer. 618 ist vns] iz vns worden. 619 an deser selben stunde. 621 mangeme iare. 622 vffenbare. 624 du bist] lies din Ion ist; dy Ion

jst vns worden alczA «tarc Ä. 526 qwe\ei\\ lies w^ötjwi mcK A. 527 vnreine]

YorvJacbte.

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 333

ir werdet vns alzu leide:

wir mußen vns von gode scheiden.

Die dritte dorechte spriohet alsus: Nu boret, lieben, lat ucb sagen, vernemet jemerliche clage.

mir armen gnadenlosen meit 535

got sin riebe bat verseit vnde sin liebe muter Maria mag mir nommer zu staden gesta: mir sin die beiligen gar gebaß.

nu vernemet myne clage baß. 540

der tufel ist mir selber gram, [14] daz er mir alles guden vergan: darumbe alles daz nn leben bat, daz enhulffe mir nit daz myn wurde rat» owe ber dot, daz ir myn nit enrucbet! 545

wie bin ich so gar verfluchet! ir wäret doch über mynen lip gar vnbarmhertzig vor der zit. eia dot^ mochtistu mich getoden,

so enhede ich nit so großer node. 550

eya dot, gib mir doch rat, want myn pine keine end[e] enhat. mir were lieber ein ewig sterben dan alsus ein ommer werende leben.

seligen lüde, do versinnet ucb by, 555

also liep ucb daz sy,

daz ir icht kommet in die grundelosen pin, do inne wir armen [juncfrauwen] eweclich mußen sin.

Die vierde dorechte spriohet alsus: Nu boret, seligen alle, die do leben, wir sin ucb zu eime Spiegel gegeben, 560

532 wan wy vns muzzen. 533 boret] hercz. 534 clegeliche. 535 mir] mir. 58 6 sin riebe] vos syne bulde. 5 38 nommer] nicbt. 539 die bei- n gar] ouch alle syne heyigen. 540 myne] vnser aller. 541 vns selbyn. I wan ber vos gütis. 544 daz bilfit vns nicbt daz vnsir vmme werde rat. t nicbt gerucbtit. 546 so gar] arme so. 547 ie vare docb obir mynen lip gar armeberczic. 548 varumme nemet ie micb nicbt, 550 so enbede icb nit] ich nicbt dorfte lide. 551 dot] gruwelichir tot. bb^ mOoX. «\\^<ü^» ^i"^*^ wv£^ femerJieb mii A, 654 ommer werende] vnreyrnz. bb^ xx<i\i\ «X%c> ^^. ^"bl >g^^~ en pyne. 658 dy wir armen muzzen ewicUcYxeti \^öift. bb^ «S^^ f eKU. ^-^ ^^-

334 MAX RIEGER

daz ir bilde by vns suUet nemeu vnde wartet flyßlich wie ir sullet leben, ir sullet in uwern lebetagen

got vnde sin lieben muter [Marien] vor äugen haben. [14^] wir wanden wir sulden lange leben 665

vnde wulden nicht noch godes hulde streben, der dot was vns verborgen: des mußen wir ommer sorgen vnde pine liden ane ende.

eya, nu windet uwer hende; 570

alle, die in sunden leben^ die bidden got daz er yne gut ende gebe vnde rechte ruwe vmbe ir sunde: daz raden ich yne als ein frunt sim frunde, want wer sin guden wercke gespart 575

biß an sin lesten hienefart, des ruwe wirt gar deine, daz wißet alle gemeine: also ist vns gesehen vil armen;

des laßet uch erbarmen. 580

daz wir des nit geruchten, des sin wir die verfluchten, die in die helle mußen gen vnde pine liden von e zu e.

Die fanfflte doreohte spriohet: Owe gruwelicher dag, 585

daz dir nymant enpliehen mag! owe daz din y wart gedacht! [15] ja sin wir hude allen freuden bracht, nu mögen wir dir wol fluchen, syt unser got vnde sin liebe muter Maria nit

wollen geruchen. 590

eya muter aller barmhertzekeit, syt du nit macht gewenden vnser groß hertzeleit,

561 nemet. 568 lebet. 568 an. lebenden tagen* 564 Marien fekU*

566 des volde wir armen toren nicht« 56S wir] wy armen. 571 die] dy nu.

57 2 die bidden] vS betet, yne] vch eyn. 57 8 ir] uwere. 574 yne] vck.

576 sin] dy. 57 7 des] der. gar] viU 57 9 gesehen yns. 5 SO des] daz.

ö8S die] der» 6Si von e zu e] «ne eyude "vm mir me. 587 owe we dyn njr gedacht 690 wollen geruchen] wel tuc\ie, b^\ äW\ mm». ^kKt. ^^'i «t- wenden macht» ^

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 335

wem sullen wir es dann künden?

80 mögen wir yns wol vermunden,

daz vns armen nommer drost nach gnade me geschieht 595

die wyle godes ryche stet.

owe snnde, welch eip toderinne du bist!

want vor dir wenig ymant genist,

by den du wirdest funden

an iren lesten stunden. 600

owe stinckeninge sunde!

sulde ich durchgrunden

die manicfaldigen pine[n],

die wir durch dich mußen liden,

die were groß ane zal. 605

nu höret, lieben, über al,

ob es icht sy ein pin groß,

daz wir ommer mußen sin der tufele genoß?

was sulde großer pin me,

wanne daz wir got vnde sin lieben muter nommer

sullen gesehe? 610

darumbe raden ich uch mit truwen daz ir büß enphahet vnde ruwen vnde die sunde me bewart, ob ir wullet vermyden diese jemerlichen vart.

Post hec fatne vadant inter popolum oantando pianotos. Prima oantat:

Nu hebet sich groz schrfgen 'und weinen ummerm^: 615

got hat uns vorvlüchet, von eme hiz er uns ge.

wi haben en erzornit, uns wirt nummir rät:

des lUt üch, liben, unse not erbarme, wan iz uns kumirltchen gät.

Alle respondent ad qnemlibet versum:

Owfe unde owe,

sul wi Jhesum Cristum nummir mfe gese! 620

594 TDs] iz. 595 armen Dommer fehlt, me] nummir mer. 596 dy wyle daz. 599 den] dem. 600 iren] erer. 601 stinckeninge] vorfluchte. 60 J wer aal dich nü. 6 OS pyne ( : lide). 605 were] wert. 507 es] daz. ein fehlt. 609 me fehlt. 610 nommer] nummir mer. 611 mit fehlt. 612 b^(k enphahet] heczjrte enpbat buze. 618 die/«Mt. 614 vot m^^^^ ^^\&X. ^'S^'V ^\ä ud iote 209 (neben rnaer 544); ynser B. 61Ä lal B, \w.^\ A*

336 MAX UIEGER

Secunda fatna.

Wl clagen üch llben allen was unse herre tet: ja enwalde he nicht erhöre einer mutir bet. die bat vor uns vil armen: daz enhalf uns leider nicht, he sprach 'war umme solde ich mich [obir sü] erbarmen? jo getäten

nl nicht dorch mich/

Tertia fatua yertit se ad Mariam inolinando oaput, cantat: Maria gotis mütir, bis du ein lösertn, 625

so kom ouch uns zu hülfe, wan wi gevangen sin. du worde gotis mütir dorch unse missetät: kom vil schire, reine vrouwe gute! der tfifel uns gevangen hat.

Quarta fieitua.

clagit, armen, alle daz unser [ie] wart gedächt.

uns haben unse sunde in gröz herzeleit gebrächt. 630

wi muzzen in der helle manigen kummer dol.

ie üben, weinit unse ungevelle und hütit üch, so tut ir wol.

Quinta fataa.

Sint sich got der gute [obir uns] nicht irbarmen wel

noch sin libe mütir, wo sül wir armen hen?

hfer Tot, wolt ir uns morden, s6 w^re uns also wol: 635

wi muzzen anders ^wiclichen sorge, [beide] jämer unde kummer dol.

Item prima fatua.

Got unser nicht gerüchet noch di libe mait.

ja si wi vorvlüchet, daz si üch geclait.

ie mogit üch wol vorsinne bi unser henevart,

und wolt ie gotis hulde wol gewinne, so si di sunde mS bewart. 640

Seounda fatua.

Ich clage üch Üben allen daz ich vel arme mait

zu SwicÜchem valle ben jemerlich betait.

di wile di vil guten in vrouden sollen lebe,

so müz ich ummerm^ mit den vorvlüchten in endelöser pine swebe.

621 alle] vgL 641. 622 einer JS, syne A. bedt B, gebet A. 624 obir

Bo] vgl, 688. 628 schire] schine A^ B abweichend. 629 ie A B\ vgl, aber

657. 681 mancben B^ groczen A. 682 ie vrowen veynit vose Ay weinet ir

Tjehen dit B, 688 obir uns] vgU 624. 685 also] armen A\ eya der yns

wuJde ermorden der thede vos armen aV&o ^o\ B, ^^% ^^<^l«it B^ gesagt A*

642 80 Jemerliche ben betagt A^ bin vi\ ^ftmexW^iYi ^^i.«\\.

DAS SPIEL VON DEN ZEHEN JUNGFRAUEN. 337

Tertia fiatna.

Nu haben alle röwe, dt in der werlde sint! 645

wel uns icheine siine gebe der meide kint.

h& wel uns vortrtbe: wl übel ist uns gesehen!

he wiset uns met s^Ie und ouch niet libe da w! got nummirmg gesen.

Quarta fittaa.

O wfe dirre leide und jemerlicher vart!

nu muzze v/i uns scheide von der hemelischen schar. 650

got den vroudenrichen den gesen wi nummir mtn

so ist uns alle vroude gar vorswunden und allez herzeleit insten.

Quinta dioit:

Owe desir swere und engestlicher not!

nu mögen wi nicht ersterbe[D] und sin ewiclichen tot.

dt grundelose pine di werdit unse grab: 655

da muzze wt järaer Ewiclichen lide, wan niman uns gehelfen mac.

Quarta fatua.

Ach und wfe uns [vilj armen, waz solde wi geborn!

got hat vil groze martir gar an uns verlorn

und sine tiefen wunden helfen uns leidir nicht:

wi sin vorvarn an unsen letsten stunden gar äne rüwe und äne bicht. 660

Quinta.

Vrünt unde mäge, ie endorft üch muwe nicht:

spende unde gäbe daz ist uns gar ein wicht.

waz man uns gutes tfete, daz were gar vorlorn:

ein tot baz hülfe denne ein sfelgerete. wi hau vordinet gotis zorn.

Alis respondent: Dea st wt Swidichen vorlorn. 665

645 haben By habit Ä. ruwe A. 64 6 süne 5, rüwe Ä. 647 h§] er -B, \n. A. owe wie übel ist vns gescheen B; wo sul wy armen hen /!, vgl, 634. 649 owe wie jemerliehe wir hinnen varn B, 651 -4 /J den vroude n riehen got ; den fehlt in B, 65 6 gehelffen B , geheile A. 65 7 wi] wir y B* 662 wicht B, nicht J.. 663 waz man vns gutes noch tut daz ist gar vorlorn ^, want was man vns gudes tede daz were verlorn \ß. 6 64 denne] dem^l; B ah^ weichend, hän fehlt A.

QMBMANIA X. ^^

.^38 J- LAMBEL

ZUM HILDEBRANDSLIEDE.

Man hat zur Vergleichiing mit der deutschen Sage von dem Kampf zwischen Ilildebrand und Hadebrand die persische von Rustiim und Zohrab herbeigezogen: gewiss mit Recht, aber viel näher auf euro- päischem Boden lag eine andere Fassung derselben Sage, die sich mit unserem deutschen Gedichte noch viel unmittelbarer berührt als die ferne persische : ich meine das gaelische Gedicht von Conlach und Cuchullin (M' Lauchlan and Skene The Dean of Lismore's book S. 50—53 der englischen Übertragung und 34 36 der Originale). Latham hat in den Transactions of the royal society of literature, second series, vol. VII, p. 474— 481 bereits daraufhingewiesen, freilich nicht genügend, indem er die eigentliche Vergleichung dem Leser selbst überlässt und das deutsche Gedicht ihm unüberwindliche Hindernisse des Verständnisses scheint entgegengestellt zu haben; trotz dem und trotz der geringen Verbreitung solcher englischer Bücher in Deutschland würde ich es dabei haben bewenden lassen, hätte ich nicht in den Zügen der gajli- schen Sage eine weitere Bestätigung zu finden geglaubt für die neue, unlängst (Germania 9, 310—315) von M. Rieger vorgebrachte und durch germanische Belege gestützte Ansicht, einerseits daß dem Kampf zwischen Vater und Sohn mehrere Kämpfe zwischen Hadebrand und einzelnen Helden aus Hildebrands Heer voraufgiengen , andererseits, daß nicht der Fall des Vaters, sondern umgekehrt der des Sohnes den unzweifelhaft tragischen Schluß unseres Gedichtes gebildet habe. Ich gebe, um dem Leser das Urtheil zu erleichtern, den Inhalt des gaelischen Gedichtes vollständig aber kurz an.

Conlach, der Sohn Cuchullins, kommt nach Erin in das Land des ruhmreichen Connor. Dieser fordert seine Mannen auf, deni kühnen Jüngling zu begegnen. Aber er schlägt ihrer ein Hundert, darunter Connal, den Bruder des Königs. Da sendet dieser nach Cuchullin, daß er zu Hilfe komme imd den Fremdling bezwinge. Als der Greis den Jüngling sieht, fragt er, von Ahnung gerührt, ihn um Namen und Heimath. Aber dieser hat, eh' er von Hause fortzog, gelobt, sie vor niemand zu nennen, 'sonst, sagt er, dir zu Liebe würd' ich sie sagen.' „Dann, erwidert der Greis, mußt du mit mir fechten, oder erzähle deine Mähre als Freund: wähle, theurer Jüngling, aber gedenke, daß es gefährlich ist, mit mir zu fechten; laß uns nicht fechten, ich bitte dich dariim,^ Umsonst. Der Kamp? eülWeiiTiX. wwä. ärt 5>aL\\^ling fällt tödtlich getroffen. Aber der Sieger, tahn d^^ Gs^öaOcä» ^öcC^w ^w\,>ös^

ZUM HILDEBRANDSLIEDE. 339

an diesem Tag den Sieg verloren, denn nnn erfahrt er von dem Ster- benden, daß es sein eigener Sohn sei, den er ungeboren in der Hei- math gelassen, um in die Fremde zu ziehen, und den er, als sieben- jährige Wanderung sie endlich zusammengeführt, unwissend erschlagen, und darüber verfallt er in unvergleichbaren Kummer.

Die Verwandtschaft, und zwar wie gesagt, eine viel nähere als das persische Gedicht zeigt, ist nicht zu verkennen. Hier wie dort haben wir einen Vater, der farlet in lanie luitilat sitien prüti in hfire harn untvahaan oder gar noch ungeboren, und der endlich, nachdem der Sohn ihm nach langer Wanderung begegnet, unwillig mit ihm kämpfen muß, nachdem er ihn vergebens vor dem Kampf gewarnt Die Voraussetzungen der Handlung treffen so genau zusammen, als man es wünschen kann. Aber auch was Rieger vermuthet, findet sich: die Kämpfe, die dem Gefecht der beiden vorausgehen, in denen der Sohn Sieger bleibt und gerade dadurch den Vater zwingt einzugreifen, nur sind sie im gaelischen Gedicht an anderer Stelle angebracht, was übrigens den Vergleich nicht viel beeinträchtigen wird; bedeutsHmer ist, daß auch der von Rieger supponierte tragische Schluß in gleicher Weise erfolgt, was mir um so schwerer ins Gewicht zu fallen scheint, als die Voraussetzungen, wie gesagt, so bis ins Einzelne stimmen und nicht wie im Persischen der Vater den Kampf unvermeidlich macht, sondern wie im Deutschen der Sohn, wenn auch etwas milder, die Friedensmahnungen des Vaters zurückweist.

WIEN, 12. December 1864. J. LAMBEL.

ZU FREIDANK.

3, 9 14. vgl. den Anhang der Heidelberger Hs. des Freidank bei Pfeiffer Z. d. Litteraturg. S. 76, Str. 7, 5—7 i^wä er (got) erkennet reinen muot^ da nimt er willen für daz guoU den wehsei nieman mere tuoU

6, 22 ist die von 6 Hss., darunter AB, bezeugte Leseart allezj der W. Grimm in der ersten Ausgabe folgte, vorzuziehen.

7, 5". wan der uns hrdhte?

7, 10. vgl. Germania 7, 476 ff.

11, 23. vgl. Germania 8, 304.

27, 21 ff. vgl. die 'Himmelstraße', Gedicht des 14. Jahrhunderts in Wolfsohn's Nord. Revue 1, 181: sich htbet nach dime döde ein kriec: den erben were din gut liep, die worme wolUni dxu jleucKua^eux^j ^w ^^A. wil dtn sele /laben ; doch wird dies nicVit 8pec\Ä\ noxcv^xvOcäx.^ ^«^^^"^^

340 J. LAMBEL

vom Alter überhaupt gesagt. Weiter vgl. altd. Bl. 1, 31 Der tufel hett gern die seile (: Michahel)^ der wurm das fleisch, der frunt das gut

31, 12. 13. vgl. 'Himmelstraße' (Nord. Revue 1, 180) Und merke daz d^undr allen dingen magst niht wan drt dinc hie vinden^ diu diiwn Übe in disem leben drost und freude moge^i gegeben: daz ist libes lust und gut und ere^ da werbe wir alle nach gar sere, und wie vast wir sie begem, so mogent sie uns niht lange wetm.

38, 13. Daß 'mit gewaW dem ganzen Spruch nicht recht ange- messen sei, hat schon W. Grimm in der Anmerkung erkannt; man erwartet vielmehr einen die böse, hinterlistige Absicht bezeichnenden Ausdruck: ich schlage daher vor mit gevcerde zu lesen.

40, 24. AGaEH lesen: mcheii und der Conj. scheint hier ganz an seinem Platze: arm und reich, jeder soll sich zu seines glei- chen halten; nach V. 22 kann man dann (:) setzen statt des (.).

48, 9 ist zeren^ wie in der 1. Ausg. nach 13 Hss., darunter ABD, steht, gewiss richtig; vgl. Germ. 2, 142 n. 44.

58, 6 ist die durch die überwiegende Zahl der Hss. gebotene Lesart der 1. Ausg. sam tuot sorge den zoisen herzustellen; vgl. übrigens inhaltlich den Anhang der Heidelberger Hs. (Pfeiffer Z. d. Litt. S. 84) St. 25, 6. sorge derret sam der rosi.

60, 23. vgl. Heidelb. Anh. (Pfeiffer S. 74) 3, 7 swer im selben wol gevallet^ der treit gouohes houbet

63, 10 scheinen nur bf das richtige zu überliefern den andern schelten.

73, 6. 7. Die alten erben hat W. Grimm als Vorfahren, Eltern erklärt. Aber warum sollen bloß die Fürsten an ihren Kindern Feinde haben? Freidank machte diese Erfahrung überhaupt an allen Reichen 42, 3 6, und die Einschränkung derselben an dieser Stelle scheint unpassend. Ich sehe in den alten erben die Sprossen alter, durch Reichthum und Macht hervorragender Geschlechter, auf die die Fürsten wegen ihrer wachsenden Größe eifersüchtig und ihnen daher feind sind: denn wie der filrsten ebenhere stceret des rtches ere (73, 7.8), so könnten wieder den Fürsten die unter ihrer Herrschaft stehenden ade- ligen Geschlechter gefahrlich werden. Auch W. Wackernagel scheint nach Gloss. S. 78 die Stelle so zu fassen.

75, 18—20. vgl. Berthold 'von der e (S. 309, 1. 14 ed. Pfeiffer)

Ez gent drie wege zem himehnche von der heiligen hristenheit Der

eme wec . . der heizet diu heilige S; der ander heizet wiitoentuom; der drü^e /leizet magetiuom. Die fciusc/ieJieit bei "Eieiöi. ü^^u öävö. ma^^iuoii^. kann nichta anderes sein, als die WitwetikwÄ^VvWw., noxi ^^\ \w ?^^\ Predigt Bertholds die Rede ist.

zu FREIDANK. 341

86, 21. vgl. Ziiigerle Sprichwörter S. 17. 110, wo dies Beispiel nachzutragen ist.

87, 26. Ich .vermuthe, vinden wird mit 12 Hss., darunter C, zu streichen sein.

95, 16. 17. vgl. Iwein 2702 ^8 die wisen wellen, ezn habe deheiniu großzer kraft ^ danne unsippiu selleschaft^ gerate st ze guote, und sint st in ir muote getriuwe under in beiden ^ so sich gebruoder scheiden.

120, 5. 6. vgl. Graf und Dietherr Rechtssprichwörter S. 218.

120, 27. 121, 1. vgl. Rechtssprich Wörter S. 74.

121, 26. 27. vgl. Boner 49, 94.

131, 19. Berthold 533, 38 sie stelent sich diepltche ze der helle.

138, 17. vgl. Morolf 230. Fastn. 337, 3.

139, 9. 10. vgl. Tristan 9, 1—6 (ed. Maßmann) swer keinen schaden vertragen kan^ da wehset dicke schade van und ist ein veiclicher site: hie vdhet man den bern mitey der richet einzele schaden ^ unz er mit schaden Wirt beladen*

142, 5. 6. vgl. gold. Schm. 902. den (krebz) siht man allez hin- der sich kriechen unde gähen.

146, 13. 14. vgl. bei Zingerle Sprich w. S. 33 u. 160 die ver- wandten Fassungen dieses Spruchs, aus denen sich ergibt, daß anstatt simele , das W. Grimm in der 2. Ausg. nach C an die Stelle des in der Oberlieferung vereinzelt stehenden albel gesetzt hat, der Name eines kleinen unbedeutenden Fisches gestanden haben muß. Die Hss. gehen ziemlich auseinander, ich vermuthe das Richtige in der Lesart V. IHM. und lese smerle, woraus die Corruption in simile sehr leicht erklärlich ist. Dem Gedanken geschieht mit dieser Lesart vollkommen Genüge: smirle^ smerle oder smirlinc^ smerlinc ist ein kleiner Fisch, identisch mit Gründling, s. Frisch 2, 207^", der aus dem Grobianus (Frankf. Christ. Egenolfs Erben 1572) Fol. 127* anführt: toann kleine Fisch werden aufgetragen soltu mit schmirlein füllen den kragen, und schmirlein fundulus aus einem vet. voc. v. 1482 nachweist. Weitere Belege dazu finden sich Grabianus Tischzucht (1538) im 6. Artikel, „wann schmirlen, gründien, krebssen oder ander dergleichen kleine fisch auff den tisch kummen** Bl. Az. und Diefenbach S. 252 s. v. fundulus, 270 s. V. gubea, 558 s. v. suates, mhd. Wb. IP 426*.

163, 15. vgl. Germania 4, 374. 5, 64. 486.

164, 16. 'Peinliche Strafen' sehe ich in dem Ausdruck noch den ganzen Zusammenhang nicht; es ist wohl überhaupt Schaden ^emeint^ wie in dem von W. Grimm angezogenen N^ ^t«v now ^^\: ^"txxsiiÄ^^^-

no, 18^21. vorj. Muspilli (Dentma\erN0iv^x3\V^^^^*'^^^^^^ 23. 24 u. 94-^98. sd mac huckan za diö, sorgen dralo , ^e^ %\A^ ^'^'^^^^^'^

342 KARL SCHENKL, ZUM MÄRCHEN ,ÜER GAUDIEB etc.*

uueiz u, dar ni üt so lisiio man^ der dar tiuiht arliugan megi^ daz er

kiiarne tdtd dehheina^ niz al fora khuninge kikhundit uuerde^ üzzan eriz

mit alamuasnä . . . enii mit fastün diu virind kipuazta.

WIEN, 8. December 1864. J. LAMBEL.

ZUM MÄRCHEN „DER GAUDIEB UND SEIN

MEISTER" (Grimm 68).

In diesem Märchen beredet der Gaudieb, welcher die Kunst ge- lernt hat, sich in beliebige Gestalten zu verwandeln, seinen Vater, ihn als Pferd, Windhund u. dgl. zu verkaufen, worauf er dann immer wieder seine frühere Gestalt annimmt und so den Käufer um das Geld betrügt, das seinem Vater zu Gute kommt. Wir wollen nun hier aufmerksam machen, daß sich ein ganz ähnlicher Zug in der Sage von Erysichthon findet. Als nämlich Erysichthon vom verzehrenden Hunger gequält wird, verkauft er seine Tochter Mestra, um sich für den Erlös Nahrung zu verschafien. Diese aber weiß sich durch die Gabe der Verwandlung, die Poseidon ihr verliehen hat, dem Käufer zu entziehen und zu ihrem Vater zurückzukehren, wie es bei Ovid Met. VIII, 874 heißt:

Saepe pater dominis Triopeida vendit; at illa

Nunc equa, nunc ales, modo bos, modo cervus abibat:

Praebebatque avido non iusta alimenta parenti. Bezeichnend ist auch der Name MijatQtt, d. i. „die Ersinnerin, Erfin- derin**, worüber noch Pott Zeitschrift für vergl. Sprachforschung Bd. 6, S. 357 ff. zu vergleichen ist. Endlich sei noch bemerkt, daß die ganze Sage von Erysichthon bisher wohl falsch erklärt worden ist (wie bei K. O. Müller Dorier I, 404, Preller griech. Myth. I, 606, 2. Aufl., Welcker griech. Myth. III, 107). Erysichthon ist nämlich ein Beiname des Poseidon, und deutet auf den Umstand hin, daß das Meer fort und fort an das feste Land anschlägt und dasselbe abspült. Die Woge, welche immer fort gierig am Ufer leckt und niemals ruht, ist die Grundlage zu jenem Bilde verzehrenden Hungers, das uns in der Sage begegnet. Und so, meine ich, ist auch der Umstand erklärt, daß Ery- sichthon den heiligen Hain der Demeter zerstört (Ovid 743 ff. Kalli- machos in seinem Hymnos auf die Demeter 32 ff.). Bedeutsam ist noch, daß diese Sage in Thessalien, wo der Kultus des Poseidon besonders zu Hause war, einheimisch gewesen ist. Auch nennt Piaton im Kritias p. 114, c unter den Söhnen des Pose\dou cm^w M^öxiaQ.^ welcher der oben erwähnten Mriarga entspriclat.

343

BIBLIOGßAPfflSCHE ÜBERSICHT

DER

ERSCHEINUNGEN AUF DEM GEBIETE DER DEUTSCHEN

PHILOLOGIE IM JAHRE 1864.

VOM

KARL BARTSCH.

I. Bogriff und Geichichte der deutschen Philologie.

1. Steinthal, Heinrich, Philologie, Geschichte und Psychologie in ihren

gegenseitigen Beziehungen» Ein Vortrag, gehalten in der Versammlung der

Philologen zu Meißen 1863 in erweiternder Überarbeitung, gr. 8. (IV, 7 6 S.)

Berlin 1864. Dümmler. Vq Rthlr.

Vgl. Rivista Italiana 1864, 208; Magazin für die Litteratur des Auslandes 1864, Nr. 34 (von Bechstein); Litter. Centralbl. 1865, Nr. 4; Österr. Wochenschriffc 1865, Nr. 5.

2. Dwight, B. W.y Modern philology : its discoveries, history and influence. 2 Voll. 8. London 1864. Trübner. 24 Shill.

3. Bechstein, Reinhold, Die deutsche Philologie in Jacob Grimm's Todesjahr.

Deutsche Jahrbücher für Politik und Litteratur, 1864, April und September.

4. Erinnerung an Joseph Freiherrn von Lassberg auf der alten Meersburg.

Historisch-politische Blätter, 53, 425 441. 505—522. Meist nach mündlichen Mittheilungen Lassberg's.

5. Grimm, Jacob, Rede auf Wilhelm Grimm und Rede über das Aller.

Zweiter unveränderter Abdruck. Mit zwei Photographien* gr. 8. Berlin 1864.

Dümmler, V3 Rthlr.

Vgl. Bibliographie 1863, Nr. 1, und Blätter für litterarische Unterhaltung 1864, Nr. 22; Europa 1864, Nr. 23.

6. Scholl, Adolf, Erinnerungen an Ludwig Uhland.

Orion, Monatschrift für Litteratur und Kunst (Hamburg 1863.) 1. Bd. 2. Heft, S. 122—132.

7. Keller, Ad. v., Urkundliches zu Uhland's Leben.

Würtembergischer Staatsanzeiger 1863 , Nr. 25 ; Berichtigung mehrerer verbrei- teter Irrthümer; Geschichte von Uhland*s Anstellung in Tübingen; Verzeichniss seiner Vorlesungen und bedeutenderen Zuhörer.

8. Vi scher. Fr. Th., Ludwig Uhlaud. Kritische Gänge, neue Folge. 4. Heft, S. 99—169.

9. Ludwig Uhland.

The quarterly review. July 1864, S. 34 59. Anlehnend an mehrere deutsche Schriften über Uhland und an die von Holland besorgte Ausgabe der Gedichte (1863).

10. Sandvoß, Fr., Rede auf Uhland, gehalten bei der Uhlandfcier in Fricdland. 8. Friedland 1864. Richter. 5 Ngr.

11. Klüpfel, K., Johann Ludwig Uhland. Unsere Zeit, Bd. VH, Februar 1863, S. 81—108.

12. Scheror, Wilhelm, Jacob Grimm, Eistet kxXXVaV

Preußische Jahrbücher 1864, December, §>. ^^2. ^^'ö. ^\v.\sxvsä \^^'^^'^• V— '^^ Das Uwfassendate und Eingehendste, was bis Jetzt üXi^x 3 Cixvnim ^^'s.^jNävOö^^^^^^^'^^^

344 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

Dieser erste Artikel gibt nach einer Geschichte der deutschen Philologie von ihren An- fängen als Einleitung eine Darstellung von Grimm's Leben und Entwickelung bis etwa 1816.

18. Zarncke^ Jacob Grimm.

Die Wissenschaften im 19. Jahrhundert (Sondershausen 1864). 9. Bd. 1. Heft. Die in der germanistischen Section der Philologenversammlung zu Meißen gehaltene Rede; vgl. Germania 9, 123—127.

M. Haupt' s Gedächtnissrede auf Jacob Grimm, gehalten am 7. Juli 1864 in der Berli9er Akademie (vgl. Monatsbericht 1864, Juli), ist noch nicht im Druck erschienen.

14. Jacob Grimm Ober Schule und Lehrer. Protestantische Blätter für das evangelische Österreich 1864, Nr. 6.

15. Jacob Grimm's Schüler und Verehrer nach ihrer kirchlichen Seite. Evangelische Kirchenzeitung 1864, 75. Bd., 1. Heft.

16. Baudry, F., Les frferes Grimm, leur vie et leurs travaux. 8. (48 S.) Paris 1864. Durand.

Extrait de la Revue germanique et fran9aise, livraison du 1. Fevrier 1864.

17. Zwei Lieblinge des deutschen Volkes.

Magazin für die Litteratur des Auslandes 1864, Nr. 1, S. 2 4.

18. Eine Erinnerung an die Brüder Grimm. Osterreichische Wochenschrift 1864, Nr. 8.

Ich schließe hier noch an:

19. Grimm, Jacob, Kleinere Schriften. 1. Band: Reden und Abhand- lungen, gr. 8. (IV, 412 8.) Berlin 1864. Dümmler. 2 V2 Rthlr.

Vgl. Österr. Wochenschrift 1865, Nr. 3 ; Kölnische Zeitung Nr. 72 ; Rivista ital. 235.

20. Neuere Germanisten. IL Karl S i m r o c k. III. Adalbert Kuhn. Illustrirte Zeitung 1864, Nr 1080 und 1112. Vgl, Bibliographie 1863, Nr. 14. Eine Selbstbiographie von Vilmar enthält das zweite Heft der Grundlage zu einer

Hessischen Gelehrten-, Schriftsteller- und Künstler-Geschichte von Gerland in Kassel 1864.

II. Handechriftenkunde und Bibliographie.

21. Zahn, Vcrzeichniss der Handschriften der k. k. Universitätsbiblio- thek zu Graz.

Beiträge zur Kunde steieimärkischer Geschichtsquellen. 1. Jahrg. Graz 1864.

22. Scherer^ Gustav, Nachlese stift-sanctgallischcr Manuscripte.

Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte. Herausgegeben vom historischen Verein zu S. Gallen. 2. Heft, 1863. Nachträge zu des Verfassers St. Gallische Hand- schriften (1859).

23. Bibliotheca philologica, oder geordnete Übersicht aller auf dem Gebiete der classischen Altcrthumswissenschaft wie der älteren und neueren Sprachwissenschaft in Deutschland und dem Auslande neu erschienenen Bücher. Herausgegeben von Dr. Gustav Schmidt. 16. Jahrg. 1863. 2. Heft, Juli bis December; 17. Jahrgang 1864, 1. Heft, Januar bis Juni. gr. 8. (S. 68 150 und 1 7 4.) Göttingen 1864, Vandenhoeck und Ruprecht. 8 and 7 Ngr. .

24. Grässe, Theodor, Trdsor de liyres rares et precieux ou nouveau dictionnaire bibliographique. 26 80. Livr. gr. 4. (reicht bis T. VI, S. 96). Dresden 1864. Kuntze. k 2 Rthlr.

25. Brunetf Jacques CbarleB, Mai\\xe\ dw V\>öTw««i ^\. ^^ Vw^^ieur de //VreÄ ö""' äJition euti^rement refondue et augoiexiV^^i ^'vvo. Naätc^ ^^x \«»\fc>a,

I^ar/s, Didot. * >a a-

r. V, der Scüiiß des Ganzen. VgL lAt\ÄX. C^iiU«ÄA. AÄ^^. ^^- '^^^

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 345

.26. Weller, Emil, Repertorium typographicum. Die deutsche Litteraiur

im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Im Anschluß an Hain's Repertorium

und Fanzer's deutsche Annalen. Lex, 8. (XVIII, 506 S.) Nördlingen 1864.

Beck. 3% Rthlr.

Vgl. Bulletin du bibliophile beige XX, 4. ; Anzeiger f. Kunde d. deutsch« Vorzeit 1865, Nr. 3.

27. Wicchmann, C. M. , Meklenburgs altniedersächsische Litteratur« Ein bibliographisches Repertorium der seit der Erfindung der Buchdruckerkunst bis zum dreißigjährigen Kriege in Meklcnburg gedruckten niedersächsischen oder plattdeutschen Bücher, Verordnungen und Flugschriften. Erster Theil Bis zum Jahre 1550. 8. (X, 22 0 S.) Schwerin 1864. Bärensprung. lY^ Rthlr.

Vgl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Nr. 11.

III. Sprachwissenschaft und Sprachvergleichung.

28. Steinthal, IL, Über den gegenwärtigen Zustand der Sprach- wissenschaft.

Haym's preußische Jahrbücher 13, 563—587.

29. Sandvoß, Fr., Zur Wissenschaft der Sprache. Blätter für litterarische Unterhaltung 1864, Nr. 24.

30. Raumer, Rudolf von, Herr Professor Schleicher in Jena und die

Urverwandtschaft der semitischen und indoeuropäischen Sprachen. Ein kritisches

Bedenken, gr. (17 S.) Frankfurt a. M. 1864. Heyder u. Zimmer. 3 Ngr.

Entgegnung auf eine Recension Schleicher^s über Raumer^s 15. Abhandlung der gesammelten sprachwissenschaftlichen Schriften (Bibliographie 1863, Nr. 46) in Kuhn's und Schleicher's Beiträgen ziu* vergleichenden Sprachforschung (Bd. IV, Heft 2). Vgl. Schleicher in den Beiüägen 4, 365—368.

31. Hirzel, Ludwig^ Zum Futurum im Indogermanischen. Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 13, 215 223.

IV. Deutsche Grammatik.

32. Vilmar, A. F. C, Anfangsgründe der deutschen Grammatik, zu- nächst für die oberen Classen der Gymnasien. I. Lautlehre und Flexionslehre nebst gothischen und althochdeutschen Sprachproben. 6. Aufl. gr. 8. (VIII, 96 S.) Marburg 1864. Elwert. 12 Ngr.

SS. Hahn*s, K. A., Mittelhochdeutsche Grammatik. Neu ausgearbeitet von Dr. Friedr. Pfeiffer, Stadtbibliothekar in Breslau. 8. (XV, 200 S.) Frank- furt a. M. 1865. Brönner. 24 Ngr.

Eine gänzlich umgearbeitete neue Ausgabe, die auch mit einem Abriss der mhd. Metrik (S. 161—195) versehen ist. Vgl. AUgem. Litt.-Zeitung 1865, Nr. 8.

34. Thnrnwald, A., Lehrbuch der mittelhochdeutschen Sprache für Gymnasien, gr. 8. (VI, 199 S.) Prag 18 64. Tempsky. 21 Ngr.

85. Aasen, Norsk Grammatik. Omarbeidet Udgave af Det norske Folkesprogs Grammatik.' 8. (XVIII, 400 S.) Christiania 1864. Mailing.

36. AGrammar of the Anglo-Saxon Tongue, from the Danish of Erasm. Rask, by Benjamin Thorpe. Second edition, corrected and improved. 8. (VI, 192 8.) London 1865. Trübner.

37. Marsh^ G. P., The origin and bi8\oty o^ N-V^ «v^^v^ X'^Ä^'^Äi^« '^^ London 1863. Low.

38. Darin, K. H, G., Die Sprache der DeuUc^ie-xv Tv^ces^Vw^^ ^^^^:^1^ ihrer Littcratur und ihren Mundarten dargesUWv uii^ ^^^ \^^^A^OK^^xÄ^ ^ ^

346 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

schullehrer , sowie für den Gebrauch in Schullelirer - Seminarien etc. gr. 8. (VIII, «51 S.) Erfurt 1864. Körner. 1 V, Rthlr.

89. Derode, V., Analogies de la langue Quichde et du Flamand. Bulletin du comitS flamand de France. T. III, 1863.

40. Pfeiffer, Franz, Die Kanzleisprache Kaiser Ludwigs des Baiern. Pfeiflfer's Germania 9, 159—172,

41. Holtzmann, Adolf, Das lange A. Germania 9, 179—191.

42. Tob 1er, L., Über die Bedeutung des deutschen ge* vor Verbis. Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 14, 108 138.

43. Köhler, Arthur, Über den syntaktischen Gebrauch des Dativs im Gothischen. Inaugural-Dissertation (Göttingen). 8* (54 S.) Dresden 1864.

44. Birlinger, A., Die substant. neutra auf -tV im Pluraiis, Wechsel der ly. und V. Classe der starken Zeitwörter. Participia depon. (part. prät. etc.)

Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 14, 159 160.

45. Meyer, Leo, Über das deutsche, insbesondere gothische Adjectivum. Germania 9, 137—145.

46. Zingerle, J. V., Zum Gebrauch des Comparativs im Mittelhoch- deutschen*

Germania 9, 403—406.

47. Weber, Dr. Franz, Lehrer in Halberstadt, Magister Fabian Franck, der erste deutsche Orthograph. 8. Halberstadt 1863.

48. Rochholz, E.L., Briefe tlber die Rechtschreibung, gerichtet an

eine deutsche Frau. gr. 8. (VH, 113 S.) Aarau 1864. Christen. 12 Ngr.

Vgl. Vogler, Musik- und Litteraturblatt 1864, Nr. 10; Magazin für die Litt, des Auslandes 1864, Nr. 48; St. Galler Blätter 1865, Nr. 3; Europa 1865, Nr. 13; AUgem. deutsche Lehrerzeitnng 1864, Nr. 12.

49. Schreiber, Prof. Joh. Max, Einheit der deutschen Schreibung. Denkschrift an den Lehrerverein die Volksschule in Wien. 2. Auflage, gr. 8. (16 S.) Wien 1864. Hoffmann u. Ludwig. 6 Ngr.

V. Deutsche Lexicographie.

50. Mittelhochdeutsches Wörterbuch mit Benutzung des Nachlasses von G. F. Beneke, ausgearbeitet von W. Müller und Fr. Zarncke. 2. Bd., 2. Abth., 3. Lief. (S. 385 676.) Slahe Stande. 1 Rthlr.

51. Englmann, L., Glossar zum mittelhochdeutschen Lesebuch, gr. 8. München 1864. Lindauer. 4 Ngr.

Vgl, BibUographie 1863, Nr. 374.

52. Kehrein, J., Älterneuhochdeutsches Wörterbuch. Ein Beitrag zur deutschen Lexicographie. Besonderer Abdruck aus des Verfassers Sammlung: Katholische Kirchenlieder, Hymnen, Psalmen, aus den ältesten deutschen gedruck- ten Gesang- und Gebetbüchern. 8. (IV, 150 S.) Würzburg 1865. Stahel. 1 Rtblr.

ö2\ Jütting, W. A., Biblisches Wörterbuch. I^eipzig 1864. Teubner. VgL Oermania 10, 114—115 (yon R. IBe^ikaXÄVa^, ^3. DeutMchea Wörterbucl[i notl ^a^ioVi ^tvoim \wA ^^^^^ Oi^wju. Fortgesetzt von Dr. RudoU HUdiibTaud uü^ Iit.^^T\>«^x%^xwii- ^^^v«

BIBLIOGBAPHISCHE ÜBEKSICHT. 347

Bandes erste Lieferung. [K - Kartenbild]. Bearbeitet von Dr. H. Hildebrand.

hoch 4. (Sp. 1—240). Leipzig 1864. Hirzel. % Rthlr.

Vgl. Litt. Centralbl. 1864, Nr. 34. Österr. Wochenschrift Nr. 37; Grenzboten 1865, Nr. 1.

54. Sanders, Daniel, Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. 28. 31« Lieferung, gr. 4. (Bd. 2, S. 1121 bis 1440.) Leipzig 1864. O. Wigand. ä '/s ^^hlr.

55. Bouterwek, Niederdeutsches Glossar zu dem BQchlein von der

Kache und einigen die Wiedertäufer betreffenden Schriften.

Zeitschrift des Bergischen Geschichts Vereines , 1. Band, 4. Heft.

56. Fritzner, Job., Ordbog over dat gamle norske Sprog. 4. u. Heft, [hrimforssin-noring]. Ghristiania 1863 64.

57. Stratmann, F. H. , A dictionary of tho english language on the 13, 14. and 15. centuries. Part L gr. 8. Crcfeld 1864. Gehrich in Comm. 1 Rthlr. sVa Ngr.

Vgl. Litt. Centralbl. 1866. Nr. 10, Sp. 268 (von Grein).

58. Mtlller, Eduard, Etymologisches Wörterbuch der englischen Sprache. I. Lieferung. 8. (S. 1 17 6.) [A-Carve.] Cöthen 1864. Schettler. ^/^ Utblr.

Das Werk ist auf sechs Lieferungen berechnet, deren drei erste, die Buchstaben A K umfassend, den ersten Theil bilden werden. Mit der dritten wird die Vorrede ausgegeben, die den Plan und Zweck erörtern soll ; ebenso ein Quellenverzeichniss. Das Ganze hat wissenschaftliche Haltung. Vgl. Litter. Centralbl. 1865, Nr. 10 (Grein); Herrig's Archiv, 36. Band, 4. Heft.

59. Vriesi Dr. M. de, Middelnederlandsch Woordenboek. 1. Heft Ä-Afdinken. (IV, 128 Sp.) Royal 8. 's Gravenhage 1864. Nijhoff. (Leipzig, Brockhaus.) 16 Ngr.

Vgl. Litt. Centralbl. 1865, Nr. 25.

59\ De V r i e s en te W i n k e 1 , Woordenboek der Nederlandsche Taal. Aflev. L 's Gravenhage 1864. Nijhoff. 16 Ngr. Vgl. Litt Centralbl. 1865, Nr. 25.

60. Rochholz, E* L., Die deutschen Ortsnamen.

lUustrirte Zeitung 1096. Eine Recension von Förstemann*s Ortsnamen (Bibl. 1863, Nr. 72).

6 1 . B(e c h s t e i n), R., Fremde Ortsnamen in Deutschland.

Magazin für die Litteratur des Auslandes 1864, Nr. 31 ; ebenfalls an Förstemann angelehnt.

62. Lütolf, Alois, Zur Ortsnamenkunde, besonders in den fünf Orten. Der Geschichtsfreund. 20. Bd. Einsiedeln 1864.

63. Oligschläger, F. W., Beiträge zur mittelalterlichen Ortskundo des Niederrheins.

Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein. 15 Heft. Köln 1864.

64. Fontaine, Essai ^tymologique sur les noms de lieux du Luxem- bourg germanique.

Publications de la soci^te pour la recherche et la conservatiou dos monuments historiques dans le grand duche de Luxembourg. Annee 1862. Luxembourg.

65. Bechstein^ R.^ Harz. Germania 9, 294.

66. Griechen und Deutsche und iV«^ T<iT^oTi^viXi^'«Ä.^> Europa 1S64, Nr. 3.

3t8 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

67* Crecelius, Dr. W«, Collectae ad aagendam nominum propriorum

SaxoDicorum et Frisiorum scientiam spectantes* I. Index bonorum et redituum

monasteriorum Werdinensis et Helmostadensis sadculo X vel XI conscriptas.

(Programm des Gymnasiums in Elberfeld 1864.) 8. (38 S.) Berlin 1864.

Calvary. 20 Ngr.

Enthält das Heberegister der Klöster Werden und Helmstadt. Vgl. Germania 9, 482 484 (von F. Stark). Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1865, Sp. 40.

68. Strackerjan, K., Die jeverländischen Personennamen mit BerOck« sicbtiguug der Ortsnamen, gr. 4. (46 S.) Jever 1864. Mettcker. 12y2 Ngr.

69. Ruprecht, L. , Die deutschen Patronymica, nachgewiesen an der

ostfriesischen Mundart, gr. 4. (28 S.) Göttingen 1864. Vandenhoeck u. Ruprecht

in Gomm. 8 Ngr.

Programm des Gymnasiums zu Hildesheim 1864.

70. Willatzen, P. J., Die Personennamen auf Island. Bremer Sonntagsblatt 1864, Nr, 8.

71. Andresen, Dr. , Die deutschen Familiennamen. Programm der

Realschule erster Ordnung in Mühlheim a. d. Ruhr. gr. 4. (20 S.)

Vgl. Litter. Centralbl. 1864, Nr. 16, Sp. 376. Zusammenstellung der Familien- namen nach Gruppen, in der Weise, wie man es mit den Namen einer bestimmten Stadt gethan, und mit beigefügten Etymologien.

72. Bechstein, R. , Die deutschen Familiennamen.

Die Wissenschaften im 19. Jahrhundert. 9. Bd., 1. Heft. Sondershausen 1864.

72\ Becker, Friedr., Die deutschen Geschlechtsnamen, ihre Entstehung und Bildung. (Programm der Gewerbeschule zu Basel 1863 64.) 4. (27 S.) Basel 1864. Felix Schneider.

73. Latendorf, Friedr., Zu den deutschen Appellativnamen. Germania 8, 208—210. 9, 449 fg.

7 3*. VerwiJB, Dr. E. , De namen der vrouw bij den Germaan. Ecne Voorlezing.

De vriije Fries. 10. Deel, Nieuwe Recks. 4. Deel, 1. Stuk. Leeuwarden 1863. 8.

74. Holtzmann, Ad., Der Name Germanen. ' !■ Germania 9, 1-13.

7 5. Mahn, Dr. K. A. F., Über den Ursprung und die Bedeutung des Namens Germanen. Ein Vortrag in der germanistisch-romanistischen Section der 'n Hannover tagenden Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner am 29. September 1864 gehalten. 8. (32 S.) Berlin 1864. Dümmler. 10 Ngr.

Vgl. Germania 10, 113 (von A. Holtzmann).

7 6. Glück, C. W*, Die neueste Herluitung des Namens Buicr aus dem

Keltischen beleuchtet, gr. 8. (17 S.) Mtknchen 186 4. Finsterlin in Comm. V^ Rthlr.

Abdruck aus den Verhandlungen des historischen Vereins für Niederbayern. 10. Bd.

7 7. Gltkck, W., Der deutsche Name Brachio nebst einer Antwort auf einen Angriff Holzmanns, gr. 8. (15 S.) München 1864. Finsterlin. 5 Ngr.

7 8. Pauli; C, Deutsche Etymologien.

Zeitscbnft für vergleichende 8prac\i(orftc\\\mg. \^. "Ä^,, ^. ^1 VÄ« ^^\\a.ivdelt g^otb. duffinnan, abd, bdgan^ goth. fadar^ motluir, brothar.

79. Ho fm a n n , Conrad, Nasa\ie\u\. Germania 9, 228 fg.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 34$

80. Möller, Fr., Beide. GermaniA 9, 456.

81. Müller, K., Das Wort Natur.

Die Katar, herausgegeben von O. Ule und K. Müller, 1864, Nr. 13. Vgl. Bibliogr. 1863, Nr. 82.

81*. Holzer, Anton, Die Fremdwörter im Deutschen. (Programm dei Gymnasiums in Krems ]1864.) 4. (15 S.) Krems 1864. Max. Pammer.

VI. Deutsche Mundarten.

82. Rackert, H., Die deutsche Schriftsprache der Gegenwart und die Dialekte.

Deutsche Vierteljahrsschrift 1864, Juli— September, S. 90—137.

83. Mörikofer, J. C, Die schweizerische Mundart im Verhäitniss zur hochdeutschen Schriftsprache aus dem Gesichtspunkte der Landesbeschafien- heit, der Sprache, des Unterrichts etc. Neue Ausgabe. 8. (VI, 158 S.) Bern 1864 (1888). Heuberger. V2 Rthlr.

84. Haupt, Mundart der drei Franken.

Enthalten in : Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreiches Bayern. 3. Bd. 1. Abth. S. 191-266.

85. Maister, Andreas, Die Vocalverhältnisse der Mundart im Burg- grafenamte. 4. (18 S.) Innsbruck 1864.

Programm des Gymnasiums zu Meran für 1863 1864.

86. Schröer, K. Jul., Versuch einer Darstellung der deutschen Mund- arten des ungrischen Berglandes, mit Sprach proben und Erläuterungen. [Aus dem 44. Bande der Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften abge- druckt]. Lex. 8. (I86 S. mit einer Karte). Wien 1864. Gerold in Comm. l'/ß Rthlr.

87* Schröer, Karl Jul., Die Laute der deutschen Mundarten des un- grischen Berglandes. [Aus den Sitzungsberichten 1864 der Akademie der Wissen- schaften abgedruckt.] Lex. 8. (78 S.) Wien 1864. Gerold in Comm. 12 Ngr.

88. Petters, Ignaz, Beitrag zur Dialekt - Forschung in Nordböhmen. 4. (12 S.)

Sonderabdruck aus dem Jahresberichte des Leitmeritzer Obergymnasiums 1864.

89. Petters, Ignaz, Andeutungen zur Stoffsammlung in den deutschen MundaHen Böhmens. 8. (52 S.) Prag 1864.

In: Beiträge zur Geschichte Böhmens, Abtheil. II, Bd. 1, Nr. 2.

90. Rank, Joseph, Deutsche Sprachalterthnmer im Dialekte des Böhmec- waldes.

Österreichische Wochenschrift 1864, Nr. 53.

91. Maller, Max, Über die Mundarten in Schleswig- Holstein. Das Ausland 1864, Nr. 41.

92. Kok, J. , Det danske Folkesprog i Sönderjylland forklaret af Old« nordisk, Gammeldansk og de nynordiske Sprog og Sprogarter* 1. Deel. 8. (488 S.) 1863. 2 Rthlr. 12 Ngr.

98. Lyngby^ K. J., üdsagosordenes Bö3iv\t\^ iti Oi^xv \^^^\äjh ^V^^^^ Jyske ßprogart, 8. (ISO 8.) i863. 24 Ngr*

350 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

9*4. Birlinger, Dr. Anton, Scbwäbiscb-augsburgisches Wörterbuch. Im Verlag der k. b. Akademie der Wissenschaften. 8. (VIII, 490 S.) München 1864. Franz in Comm. 2% Rthlr.

Ein Anhang (S. 451 490) enthält Lieder, Sagen,. Sitten, Kinderspiele.

95. Schöpfy J. B., Tirolisches Idiotikon. Herausgegeben auf Veranlas- sung und durch Unterstützung des Ferdinandeums* 8. Lieferung* gr* 8. (S. 673 bis 7 68) Innsbruck 1864. Wagner. 14 Ngr.

96. Schiller, Gymnas.-Oberl. Dr. Karl, Zum Thier- und Kräuterbuche des mecklenburgischen Volkes. 3. Heft. gr. 4. (42 8.) Schwerin 1864. Stiller in Comm. Va Kthlr.

97. Kietz, Joh. E., Ordbok öfver Svenska Allmoge-Spraket. 4. u. 5. Heft

(bis Löte, S. 40o). Lund 1803. Vgl. Bibliogr. 1163, Nr. 92.

98. Gutzeit, W. v. , Wörterschatz der deutschen Sprache Livlands. 2. Lieferung. 8. Riga (Leipzig) 1864. l Rthlr.

99. Germaniens Völkerstimmen. Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtungen, Sagen, Märchen, Volksliedern etc. Herausgegeben von Joh. Math. Firmen ich-Richartz. 2 7. Lief. Berlin 1864. Schlesinger. V2 Rthlr.

100. Breitenstein, Jonas, 's Vreneli us der Bluemmatt. Ein Idyll aus dem Baselbiet in allemannischer Mundart. 8. (IV, 198 S.) Basel 1864. Georg. 24 Ngr.

101. Na dl er, Karl Gottfried, Fröhlich Palz, Gott erhalt's! Gedichte in Pftlzer Mundart. 4. Auflage, gr. IG. (X, 346 S.) Frankfurt a. M. 1864. Brönner. V3 Rthlr.

Vgl. Erheiterungen 1864, Nr. 6; S. Galler Blätter Nr. 20; Volksblatt für Stadt und Land 48; Kritische Blätter 13; Thüringer Zeitung 166.

102. Verse und Reime eines alten Pfälzers. In pfälzischer Mundart. 8. (IV, 124 8.) Heidelberg 1864. Winter. Va Rthlr.

103. Greistorfer, Karl , Die oberösterreichischen Dialektdichter. Programm des Obergymnasiums zu Linz 1863.

104. Kiesheim, A. v., 's Schwarzblatl aus'n Weanerwald. Gedichte in österreichischer Volksmundart. 3. Band. 2. Auflage. 8. (VIII, 176 8.) Wien 1864. Gerold. 1 Rthlr.

106. Schnadahüpfeln, 450, Österreicher G'sang'ln, nebst Gesängen aus den Alpenscenen „'s letzte Fensterin* etc. 32. (VIII, 152 S.) Weiden 1864. Straub. 8 Ngr.

106. Feldzug kägen de Trichinen. Humoreske. Ei schläs*scher Schproche. 8. Leobschütz 1864. Bauer. 2^/tj, Ngr.

107. Giebelhausen, G. F. A., Nischt wie lauter Hack un Mack, alles dorchenannerdorch. Ein Denkstein der alten Mansfelder Mundart gesetzt. 1. Heft. 8. Hettstädt 1865. Hattig. V4 Rthlr.

1 08. Plattdeutsche Litteratur. Blätter für litterarische Unterhaltung 1864, Nr. 12.

109. Sackmann, J., Plattdeutsche Predigten aus Flugblättern des vor/gen Jabrbunderts zusammengetragen und mit andern merkwürdigen Predigten

derselben and späterer Zeit herausgegeben "vonl^TÖL.Nav^VÄ. %* V^^% ^^ k^ifl»

Ce/Ie J864. Schulze. V, Rthlr. ,. ^. . ^ ..c

Vgl 8t. Galler Bläser 1865, Nr. 6-, Bmter i^t m«.^TÄ«t\^Hs«i^^^.'ö^-

BIBLIOGRAPmSCHE ÜBERSICHT. 851.

110. Realer, Fritz, sftmmtliche Werke. 1. Bd.: Läuschen un Rimels.

7. Auflage. 8. (XVIII, 269 S.) Wismar 1864. Hinstorff. 1 Rthlr.

111. Dieselben, 8. Band: De Reis' nach Belligen. 2. Auflage. (XVIII, 294 S.) Ebenda. 1 Rthlr.

112. Dieselben, 4. Band: Twei lustige Geschichten. 5. Auflage. 8. (268 S.) Ebenda. 1 Rthlr.

11 S. Dieselben, 7. Band: Hanne Note un de iQtte Pudel. 8. Aufl.

8. (307 S.) Ebenda. 1 Rthlr.

114. D i e 8 el b e n, 8. und 10. Band: Ut mine Stromtid. 1. Theil. 3. Aufl. (VI, 293 S.) 3. Theil (IV, 345 S.) Ebenda, k 1 Rthlr.

Vgl. Litt. Centralbl. 1864, Nr. 44.

115. Grothy Klaus, Quickborn. 9. Auflage, gr. 16. (XII, 304 S.) Hamburg 1864. Perthes - Besser und Mauke. 1 Rthlr. 6 Ngr.

116. Groth, Klaus, En geschichte vun min Vetter voer min Herzog to sin Geburtsdag den 6. Juli 1864. kl. 8. (15 S.) Kiel 1864. Schwers. 3 Ngr.

117. Ein plattdeutscher Volksdichter (Claus Groth). Illnstrurtes Familienjournal 1864, Nr. 45.

118. Leder, fiv nie, ton Singn un Beden voer Schleswig-Holstein. 8. Hamburg 1864. Perthes-Besser u. Mauke. 3 Ngr.

119. Justns, L. (L. Schuemann), Dat Bödekerlied. 4. Uplage. Han- nover 1864. Kniep. 2 Ngr.

VII. Deutsche Mythologie.

120. Simrock, Karl, Handbuch der deutschen Mythologie mit Einschluß der nordischen. 2. sehr vermehrte Auflage, gr. 8. (X, 631 S.) Bonn 1864. Marcus. 2% Rthl.

Vgl. Allgemeine Zeitung 1864, Nr. 302--304; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Nr. 11; Germania 10, 107—113 (von F. Liebrecht).

121. Rensch, Dr. R., Die nordischen Göttersagen, einfach erzählt. Mit

Holzschnitten nach Zeichnungen von L. Pietsch. 8. (IV, 139 S.) Berlin 1865.

Schindler, ^s ^^^^^*

Vgl. St. Galler Blfitter 1864, Nr. 48; Kölnische Zeitung Nr. 265; Europa 43; Hamburg. Nachrichten 1864, Nr. 265; Dresdener Journal Nr. 238; AltpreufVische Mo- natsschrift 1865, Nr. 1.

122. Ricard, S., Prdcis de la mythologie Scnndinave, d*apr^s les meil- leors sources avec des illustrations et un commentaire. 8. (VIH, 57 S.) Copen- bague 1863. Hagerup. 14 Ngr.

Ganz werthlos.

123. S ai n tin e, X. B., La mythologie du Rhin et les contes de la m^re-grand. 18. (318 S.) Paris 1863. Hachette. 3V2 Francs.

124. Naturmythen, ninstrirte Zeitung 1104: nach Rochholz.

125« Weininger, H., Nachklänge aus der deutschen Vorzeit. Unterhaltungen am häuslichen Heerd 1864, Nr. 52. 126. Meyer, Job., Seelen und Blumen. Der ÜDotb. Zweites Heft.

J27. Pletßcber, A., Der ScVimmWltmw m ^^iW^vxVwsv* I>er Unnotb. Zweites Heft,

352 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

128. Weininger, Hans, Das wilde Heer. L IL Deutsches Musenm 1864, Nr. 49. 50.

129. Schweichel, Robert, Ostern, die Göttin Ostara und die Ostereier. Magazin für die Litteratur des Auslandes 1864, Nr. 14, S. 210—214.

130. B i r 1 i n g e r, A., Nachtfahrerin.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Spalte 248.

131. Müller-Samswcgen, £., Culturgeschichtliches über Unehr- liche^ Verrufene und Hexen.

Blätter für litterarische Unterhaltung 1864, Nr. 25.

132. Derselbe, Zur Litteratur der Hexenprocesse. Ebendaselbst 1864, Nr. 28.

133. Birlinger, A., ain beschwerung zu der ruetten.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Sp. 96. Aus München, cod. germ. 733.

Zur vergleichenden Mythologie gehören:

134. Braun, Julius, Naturgeschichte der Sage. RQckführung aller

religiösen Ideen, Sagen, Systeme auf ihren gemeinsamen Stammbaum und ihre

letzte Wurzel. I.Band, gr. 8. (IV, 444 S.) München 1864. Bruckmann. 2 7^ Rthlr.

Vgl. Heidelberger Jahrbücher 1864, Nr. 54; Litter. Centralbl. 1865, Nr. 14; Allgemeine Zeitung 1864, Nr. 230; Österreichische Wochenschrift Nr. 45 (Die Einheit der Mythologieen) ; Blätter für litter. Unterhaltung Nr. 37; Bremer Sonntagsbl. Nr. 41.

185. Delbrück, Berthold, Die Entstehung des Mythos bei den indo- germanischen Völkern.

Zeitschrift für Völkerpsychologie 3. Bd., 3. Heft.

136. Schwartz, F. L. W. , Die poetischen Naturanschauungon der

Griechen, Römer und Deutschen in ihrer Beziehung zur Mythologie. 1. Band.

Sonne, Mond und Sterne. Ein Beitrag zur Mythologie und Culturgesohichte der

Urzeit, gr. 8. (XXII, 2 98 S.) Berlin 1864. Besser. 1 Rthlr. 26 Ngr.

Vgl. Heidelberger Jahrbücher 1864, Nr, 52, von F. Liebrecht; Zeitschrift für das Gymnasialwesen 1865^ S. 226—234 ; Germania 10, 104- 105.

137. Sonne, Sprachliche und mythologische Untersuchungen.

Vgl. Bibliographie 1863, Nr. 129; Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 13, 401-445. 14, 1-33.

138. Kuhn, A., Indische und germanische Segenssprüche. Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 13, 49—74, 113—157.

139. Miklosich, F., Die Rusalien. Ein Beitrag zur slawischen My- thologie. [Aus den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften.] Lex. 8. (20 S.) Wien 1864. Gerold in Comm. 4 Ngr.

140* Wrfätko, Vorstellungen der heidnischen Böhmen von Seele nnd Leib.

Sitzungsberichte der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften in Prag 1863. 141. Monin, Philologie gauloise. Dieux et deesses. Revue des Soci^t^s savantes des d^partements. T. 1863.

Vni. Sagen undTtfLia^T^V^w.

142. ßpcbfltcio, Reinli. , Sagen- nn^ Ui5«0[x%xv.\;\\X.«t%XxÄ. Blätter für litter. Unterhaltung 1864, "St. 36.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 353

148. Grimm, Jacob und Wilh. Grimm, Kinder- und Hausmärcben. Große Ausgabe. 2 Bde. 8. Aufl. gr. 16. (XXX, 914 8.) Göttingen 1864. Dietrich. 2 Rthlr.

144. Grimm, Brüder, Kinder- und Hausm&rcben. Kleine Ausgabe. 11. Aufl. 16. Berlin 1864. Duncker. Ya Rthlr.

145. Simrock, Karl, Deutsche Märchen, gr. 16. (VIII, 87 3 S.)

Stuttgart 1864. Cotta. \% Rthlr.

Vgl. Orient und Oecidont III, 2; Köhiische Zeitung 1864, Nr. 320.

146. Beohstein, Ludwig, Neues deutsches Märchenbuch. Neue wohl- feile Ausgabe. 8. (V, 806 S.) Wien 1864. Hartleben. 12 Ngr.

147. Pflaume, K. L. W., Deutsche Märchen, niustr. Familienjoumal 1864, Nr. 9, 12, 16, 20, 22, 25.

148. Michelsen, Ed., Deutsche Märchen, Skizzen und Phanta8ien(?). Aus der Heimat von Roßmäßler 1864, Nr. 25—27.

149. Liechti, S., Zwölf Schweizer-Märchen. 16. Frauenfeld 1865. Huber. 21 Ngr.

150. Meier, Prof. Dr. Ernst, Deutsche Volksmärchen aus Schwaben* Aus dem Munde des Volkes gesammelt und herausgegeben. 8. Auflage. 8. (XII, 322 S.) Stuttgart 1864. Schob«r. 21 Ngr.

151. Holland, H., Ein ah bayerisch es Märchen, bayerische Zeitung 1864, Morgenblatt 298.

152. Vernaleken, Theodor, Osterreichische Kinder- und Hausmärchen.

Treu nach mündlicher Überlieferung. 8. (VII, 355 S.) Wien 1864. BraumOller,

iVj Rthlr.

Umfasst 60 Märchen, meist ihrem Inhalte nach schon bekannt, aber mit abwei- chenden Zügen, ans Niederösterreich, Böhmen und Mähren. Die Anmerkungen S. 341 bis 355 enthalten Verweise auf ähnliche Sammlungen. Vgl. Litter. Centralblatt 1864, Nr 51, Sp. 1234 fg. (von Kuhn); Allgem. Litteratur-Zeitung 1864, Nr. 13; Novellen- zeitung 1865, Nr. 6.

153. Bartsch, Karl, Schlesische Märchen und Sagen.

Schlesische Provinzialblätter . neue Folge, 3. Band. S. 224 ff. Aus einer beim Krakauer Brande 1850 untergegangenen Sammlung K. Weinhold^s.

154. Schenkl, K. , Das Märchen von Snee wittchen und Shakespeare*8

Cymbeline.

Germania 9, 458—460.

155. Köhler, Reinhold, Zu dem Märchen von dem dankbaren Todten. Orient und Occident, 3. Bd., S. 93—103.

156. Simrock, Karl, Der gute Gerhard von Köln. Erzählung. Andere Auflage. 16. (III, 146 S.) Stuttgart 1864. Cotta. % Rthlr.

157. Storm, Theodor, Die Regentrude. Ein Mittsommermärchen. IlluBtr. Zeitung Nr. 1100

Wegen der darin befindlichen Beziehungen auf deutsche Märchen sei noch erwähnt:

158. Hahn, Consul J. G. v., Griechische und albanesische Märchen.

Gesammelt, übersetzt und erläutert. 8. (XX, 658 S.) Leipzig 18 64. Engelmann.

3 Rthlr.

Vgl. Heidelberger Jahrbücher 1864, S. 203 220 (ntohY, Ufe\st^Ocv"CA \:xNX.«vt. CentraJbJ. Nr, 32, Sp. 758 (von Kuhn); Chronik der Gift%«iiy«>j.t\. \^ b\ fe;>\^JJKö^.^^^^sä^^ Zeitung 1865. Nr. 9,

GEltMANIA X. *ir^

354 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

159. A 1 8 a t i a. Beiträge zur elsäßischen Geschiebte, Sage, Sitte und Sprache. Herausgegeben von A. Stöber. Neue Folge. 1862 1864. 1. Abtb« gr. 8. (225 S.) Basel 1864. Bahnmaier in Comm. 1 Rtblr. 24 Ngr.

160. Schönhuth, Ottmar, Die Burgen, Klöster, Kirchen und Capellen Badens und der Pfalz, mit ihren Geschichten, Sagen und Märchen. 21. und 22. Lieferung. 12. (2. Bd. S. 885 480). Lahr 1864. Geiger, ä 3 Ngr.

161. Lauer, J., Der vergrabene Schatz. Sage aus der Pfalz. Münchener Sonntagsblatt 1864, Nr. 9.

162. Birlinger, Anton, Volksthümliches und Geschichtliches: Aas den Stauden; der Kreuzpartikel von Klimmach ob Augsburg.

Bayerische Zeitung 1864, Morgenblatt Nr. 193.

163. Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern, be- arbeitet von einem Kreise bayerischer Gelehrter. 2. Bd. Oberpfalz und Regens- burg, Schwaben und Neuburg. 2. Abtheilung, gr. 8. (VI, S. 545 1188). 3. Bd.: Oberfranken, Mittelfranken. 1. Abtheiiung. 8. (480 S.) München 1863—64. Litter. artist. Anstalt. 2^3 und 2 Rthlr.

164. Fentsch, über bayerische Sitte und Sage. Vortrag.

Zeitschr. des Vereins zur Ausbildung der Gewerke in München. 14. Jahrgang, 1864.

165. Zwei Sagen aus dem bayerischen Innthale. Bayerische Zeitung 1864, Morgenblatt Nr. 5.

166. W u ck e, C. L., Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön. 2 Bde. 8. (l. Bd. XV, 150 S.) Salzungen 1864. Scheermesser. 1 Rthlr.

Vgl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1865, Nr. 5.

167. Hör mann, L.v.y Die saligen Fräulein und das Nörgele. Aus dem tyrolischen Volksleben.

Heimgarten 1864, Nr. 28, 29.

168. Hinterhuber, Rudolf, Aus den Bergen. Geschichten, Sagen und Wanderbilder, gr, 16. (X, 195 S.) Wien 1864. Gorischek. 14 Ngr.

169. Kisfaludy, A., Sagen aus der magyarischen Vorzeit. Deutsch von J. V. Machik. 8. (12 7 S.) Pesth 1863. Heckenast in Comm. % Hthlr.

17 0. Meyer, K. G., Sagen und Märchen aus der Vorzeit Böhmens*

Die Biene 1864, Nr. 31.

171. Waldau, A., Böhmische Christussagen.

Unterhaltungen am häuslichen Heerd 1864, Nr. 12: Das Fest der Vögel, Sanct Peter als Spielmann; Nr. 13: Die Bienen, Jesus und die Seele, des Mägdleins Himmels- gang, das Mägdlein im Walde ; Novellenzeitung Nr. 21 ; Magazin für die Litteratur des Auslandes Nr. 31, 38, 45, 51; Bremer Sonntagsblatt Nr. 45, 47, 48*

17 2. Derselbe^ Der Fichtenbaum. Böhmische Sage. Novellenzeitung 1864, Nr. 17.

173. Derselbe, Der wilde Jäger. Böhmische Sage. Novellenzeitulig 1864, Nr. 13.

17 4. Derselbe, Die Obstbäume in der böhmischen Sage. Die Biene 1864, Nr. 32.

175, Lausitzische Sagen. JSaropa 1864, Nr. 12; vgl. BibUographi^ iÄ^'i,^t. \^^.

2^6, Höp fner, A., Sagen und GescVAcXil^ti öi^t KVwasaY \wA^x\%i^\x.

Gedichte. 16. (VIII, 166 S.) Berliu lÄft5. lL6uv%. \^ ^^.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 355

17 7. Grothe, Wilh., Scbildhorn und Teufelssee. Märkische Sage. 16. (VII, 82 8.) Berlin 1864. Grothe. Va Rthlr.

VgL lUustr. Journal 1865, Nr. 7.

178. Hennings, Karl, Sagen und Erzählungen aus dem hanncYerschen Wendlande. 16. (III, 196 8.) Lüchow 1864. Säur. V^ Rthlr.

Vgl. Europa 1865, Nr. 11.

17 9. Holm, A., Sagen aus dem Fürstenthume Lüneburg.

Hausblätter 1864, 4. Heft, S. 304.

180. Vormbaum, Sem. Dir. Frdr., Die Grafschaft Ravensberg und Hie Stadt und vormalige Abtei Herford in ihren alten Ämtern, in ihren jetzigen landräthl. Kreisen und in ihren Geschichten und Sagen. Für Schule und Haus dargestellt. Mit in den Text gedruckten Holzschnitten, gr. 8. (IV, 120 S.) Leipzig 1864. Hoffmann. Va Rthlr.

181. Bentlage, C, Sagen aus dem Münsterlande : Die Kronenschlange. Münchener Sonntagsblatt 1864, Nr. 38.

182. Seiler, Jos., Westfälische Klostersage. Gedicht, niustr. Familienjoumal 1864, Nr. 10.

188. Zur Sammlung der Sagen, Märchen und Lieder, der Sitten und

Gebräuche der HerzogthOmer Schleswig, Holstein und Lauenburg.

Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauen- burg, 6. Band.

184. Arnason, Jon, Islenzkar thjddsögur og aefintyri* 2. Bindi. Lex. 8. (VIII, 581 S.) Leipzig 1864. Hinrichs. 4V3 Rthlr.

Vgl. Germania 9, 231—245 (von K. Maurer).

185. Arnason, J., Icelandic legends. Translated hj G. E. J. Powell and E. Magnusson. 8. London 1864. Bentley. 10 s. 6 d.

1.86. Schnellen, E., Die Thiersage. Unterhaltungen am häuslichen Heerd 1864, Nr. 24.

187. Zingerle, Ign. , Tirol als Schauplatz der deutschen Heldensage. Österreichische Wochenschrift 1864, Nr. 33, 34.

188. Herschel, Archivar, zur Pilatussage.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Sp. 364^369. Hauptsächlich Abdruck aus Johannes Rothe's poetischer Bearbeitung der Sage in der Dresdener Hs. M. 101, BL 29—32; vgl. auch Germania 9, l72 und unten Nr. 514.

189. Creizenach, Dr. Theod. , Die Aeneis, die vierte Ecloge und

die Pharsalia im Mittelalter. 4. (87 S.) Frankfurt a. M. 1864.

Programm des Frankfurter Gymnasiums. Enthält die mittelalterlichen Traditionen, die sich an Virgil anknüpfen« Vgl. Magazin für die Litt, des Auslandes 1864, S. 366.

190. Vernaleken, Theod., Die Sage vom heiligen Georg. Germania 9, 471—477.

191. Oppert, Gustav, Der Presbyter Johannes in Sage und Geschichte. Ein Beitrag zur Völker- und Kirchenhistorie und zur Heldendichtung des Mittel- alters. 8. (V, 208 8.) Berlin 1864. Springer. 2V3 Rthlr.

Vgl. Das Ausland 1864, Nr. 41: Über den as\&\\ac\iekTi 'EiTi.\>fvsÄ\ÄX ^^^a»XÄÄ\ Magazin für die Litt. d. Aualardea 35 : Der Priester 3o\i«CMiftÄ m %a.\ge. x>».^^%s«Js:xOc.NfcN Theol, LitteratnrblaU 1865, Nr. Q; Hist. Zeitschrift Iäöd, 1, ^^«

354 BIBUOGRAPHISCIIE ÜBERSICHT.

159. Alsatia. Beiträge sar els&ßiscben Geflchicbte, Sage, Sitte an Sprache. Herausgegeben yon A. Stöber. Neue Folge. 1862 1864. 1. Abtl gr. 8. (225 S.) Basel 1864. Bahnmaier in Comm. 1 Rtblr. 24 Ngr.

160. Schönbuthy Ottmar, Die Burgen, Klöster, Kircben und Capelle Badens und der Pfalz, mit ibren Gescbicbten, Sagen und MäTcben. 21. un« 22. Lieferung. 12. (2. Bd. S. 385 480). Labr 1864. Geiger, k 8 Ngr.

161. Lauer, J., Der vergrabene Scbatz. Sage aas der Pfalz. Münchener Sonntagsblatt 1864, Nr. 9.

162. Birlinger, Anton, VolksthOmlicbes und Gescbicbtliches : Aui den Stauden; der Kreuzpartikel von Klimmacb ob Augsburg.

Bayerische Zeitung 1864, Morgenblatt Nr. 193.

163. Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern, be- arbeitet von einem Kreise bayerischer Gelehrter. 2. Bd. Oberpfalz und Regens- burg, Schwaben und Neuburg. 2. Abtheilung, gr. 8. (VI, S. 545 1188). 3. Bd.: Oberfranken, Mittelfranken. 1. Abtheilung. 8. (480 S.) Manchen 1863—64. Litter. artist. Anstalt. 273 und 2 Rthlr.

164. Fentsch, Über bayerische Sitte und Sage. Vortrag.

Zeitschr. des Vereins zur Ausbildung der Gewerke in München. 14. Jahrgang, 1864.

165. Zwei Sagen aus dem bayerischen Innthale. Bayerische Zeitung 1864, Morgenblatt Nr. 5.

166. W u c k e, C. L., Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön. 2 Bde. 8. (l. Bd. XV, 150 S.) Salzungen 1864. Scheermesser. 1 Rthlr.

Vgl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1865, Nr. 5.

167. Hör mann, L. v., Die saugen Fräulein und das Nörgele. Aus dem tyrolischen Volksleben.

Heimgarten 1864, Nr. 28, 29.

168. Hinterhuber, Rudolf, Aus den Bergen. Geschichten , Sagen und Wanderbilder, gr. 16. (X, 195 S.) Wien 1864. Gorischek. 14 Ngr.

169. Kisfaludy, A., Sagen aus der magyarischen Vorzeit. Deutsch von J. V. Machik. 8. (l27 8.) Festh 1868. Heckenast in Comm. Vs Kthlr.

17 0. Meyer, K. G., Sagen und Märchen aus der Vorzeit Böhmens. Die Biene 1864, Nr. 31.

171. W a 1 d a u , A., Böhmische Christussagen.

Unterhaltungen am häuslichen Heerd 1864, Nr. 12: Das Fest der Vögel, Sanct Peter als Spielmann ; Nr. 13 : Die Bienen, Jesus und die Seele, des Mägdleins Himmels- gang, das Mägdlein im Walde ; Novellenzeitung Nr. 21 ; Magazin für die Litteratur des Auslandes Nr. 31, 38, 45, 51; Bremer Sonntagsblatt Nr. 45, 47, 48.

172. Derselbe^ Der Fichtenbaum. Böhmische Sage. Novellenzeitung 1864, Nr. 17.

173. Derselbe, Der wilde Jäger. Böhmische Sage. Novellenzeitutig 1864, Nr. 13.

17 4. Derselbe, Die Obstbäume in der böhmischen Sage. Die Biene 1864, Nr. 32.

175. Lausitzische Sagen. Europa 1864, Nr. 12 ; vgl. BibliograpViiö VS^'i, 'Ät , \t>^.

i7tf. Höpfner^ A., Sagen und Gesc\i\c\i\.^xi ^w K\\.mwY xjxA^tv^^Nä. Gedichte. 16. (Vlll, 166 S.) Berliu 1Ä65. ^^xiv^« ^^ ^^-

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17 7. Grothe, Wilh., Schildborn und Teufelssee. Märkische Sage. 16. (VII, 82 8.) Berlin 1864. Grothe. Va Rthlr.

VgL lUustr. Journal 1865, Nr. 7.

17 8. Hennings, Karl, Sagen und Erzählungen aus dem hannoverschen Wendlande. 16. (III, 196 S.) Lüchow 1864. Säur. V^ Rthlr.

Vgl. Europa 1865, Nr. 11.

17 9. Holm, A., Sagen aus dem Fürstenthume Lüneburg.

Hausblätter 1864, 4. Heft, S. 304.

180. Vormbaum, Sem. Dir. Frdr., Die Grafschaft Ravensberg und die Stadt und vormalige Abtei Herford in ihren alten Ämtern, in ihren jetzigen landräthl. Kreisen und in ihren Gefchichten und Sagen. Für Schule und Haus dargestellt. Mit in den Text gedruckten Holzschnitten, gr. 8. (IV, 120 S.) Leipzig 18 64. Hoffmann. Ve Rthlr.

181. Bentlage, C, Sagen aus dem Münsterlande : Die Kronenschlange. Münchener Sonntagsblatt 1864, Nr. 38.

182. Seiler, Jos., Westfälische Klostersage. Gedicht. lUustr. Familienjournal 1864, Nr. 10.

188. Zur Sammlung der Sagen, Märchen und Lieder, der Sitten und Gebräuche der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg.

Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauen- burg, 6. Band.

184. Arnason, Jon, Islenzkar thjddsögur og sefintyri* 2. Bindi. Lex. 8. (VIII, 581 S.) Leipzig 1864. Hinrichs. 4V3 Rthlr.

Vgl. Germania 9, 231—245 (von K. Maurer).

185. Arnason, J., Icelandic legends. Translated hj G. E. J. Powell and E. Magnussen. 8. London 1864. Bentley. 10 s. 6 d.

186. Schnellen, E., Die Thiersage. Unterhaltungen am häuslichen Heerd 1864, Nr. 24.

187. Zingerle, Ign., Tirol als Schauplatz der deutschen Heldensage. Österreichische Wochenschrift 1864, Nr. 33, 34.

188. Herschel, Archivar, zur Pilatussage.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Sp. 364^—369. Hauptsächlich Abdruck ans Johannes Rothe's poetischer Bearbeitung der Sage in der Dresdener Hs. M. 101, BL 29—32; vgl. auch Germania 9, l72 und unten Nr. 614.

189. Creizenach, Dr. Theod. , Die Aeneis, die vierte Ecloge und

die Pharsalia im Mittelalter. 4. (87 S.) Frankfurt a. M. 1864.

Programm des Frankfurter Gymnasiums. Enthält die mittelalterlichen Traditionen, die sich an Virgil anknüpfen. Vgl. Magazin für die Litt, des Auslandes 1864, S. 366.

190. Vernaleken, Theod., Die Sage vom heiligen Georg. Germania 9, 471—477.

191. Oppert, Gustav, Der Presbyter Johannes in Sage und Geschichte. Ein Beitrag zur Völker- und Kirchenhistorie und zur Heldendichtung des Mittel- alters. 8. (V, 208 S.) Berlin 1864. Springer. 2V3 Rthlr.

Vgl. Das Ausland 1864 , Nr. 41 : Über den aA\&i\i&cVi«ti YaTl-^tväsKäx "^^-scksää^n Magazin für die Litt. d. Auslardes 35: Der Priester JoViOTm^^ m^*;^ \«Ä.^^aÖKsÄsiSfc\ TIieoL Litteratnrblatt 1865, Nr. Q; Hist. Zeitschrift \^b, % "^SÄ.

356 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

191\ Grieben, Karl, Die Vineta-Sage. Nov. 1864. Kölniflche Zeitang 23 und 24.

192. Erzählungen von Carl dem Großen. Ans einem osnabrOckischc Lagerbncbe.

Mittheilnngen des historischen Vereins zq Osnabrück, VIL Band, 1864. 198. Geißler, Robert, Der Kyffb&user. Illustr. Familien-Journal 1864, Nr. 1.

194. Pasquee, Ernst, Über Inventionen und eine Aaffflhmng der Kyfi hftnser-Sflge am Hofe in Weimar 1627«

Recensionen nnd Mittheilnngen über Theater 1864, Nr. 16.

195. Pfannenschmid, Dr. H., Der gegenwärtige Stand der Tellsage

Allgemeine Zeitung 1864, Beilage 140, 141. Hauptsächlich an Liebenau (Bibliogi

1863, Nr. 190) anschließend; der Verf. hält die mythische Grundlage fest

196. Lotolf, Alois, Ist der Versuch einer mythologischen Erklärung der Tellsage unstatthaft?

Germania 9, 217—224.

197. Pfannenschmid, H. , Die Tellsage bei den Persern. Germania 9, 224—226.

198. Eine religiöse Erklärung der Tellsage.

Allgemeine Zeitung 1864, Nr. 174. Knüpft an einen arabischen Brauch, wonach zur Zeit der Dattelemte jährlich ein fünf- bis sechsjähriger Knabe unter eine Scheibe gestellt nnd nach der Scheibe geschossen wird, und sucht in der Sage einen allgemeinen mythischen Gedanken.

199. Ein historischer Gesichtspunkt bei der Teilsage. Allgemeine Zeitung 1864. Nr. 206.

200. Roquette, O., Das schweizerische Volkstheater und die Tellsage. Preußische Jahrbücher (1864) 13, 525—533.

201. Die Tellenschauspiele in der Schweiz vor Schiller. Grenzboten 1864, Nr. 30—33.

202. Hesse, L. F., Schriften Ober die Erzählung von der Doppelehe eines Grafen von Gleichen. Beitrag zur Litteratur der deutschen Sage.

Serapeum 1864, Nr. 8, 9.

203* Körner, A., Die Sage von der weißen Frau, oder Kunignnde Gräfin von Orlamünde, Nürnberg und Plassenburg. 8. Auflege. 16. Tflbingen 186 8. Osiander in Comm. 8 Ngr.

204. Schönhuth, Ottmar, Die Sage vom Bitter von Rodenstein und Schnellert, als Herold des Kriegs und Friedens. 8. (HI, 60 S.) Tübingen

1864. Osiander in Comm. 4 Ngr.

205. Moser, Otto, Auerbach*8 Keller und die Faustsage. Illustr. Familien-Journal 1864, Nr. 30.

206. Die Sage von der Amselfelder Schlacht. Das Ausland 1864, Nr. 39.

207. Köhler, R., Sagen von Landerwerbung durch zerschnittene Häute. Orient und Occident 3, 185—187.

208. Wappensagen.

Bajrerißcbe Zeitung 1864, MoTgen\AaU "^^t. ^.

209. W e i nin ger^ Hans, "W appeiv«A^feti. Büjrer. Zeitung 1864, Morgenblatt "Sr, U9 «.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 357

IX. Volks- und Kinderlieder, Sprichwörter, Sitten

und Gebräuche.

210. Mittler, Dr. Ludwig, Deutsche Volkslieder. Zweite mit einem Quellenverzeichniss yermebrte wohlfeilere Ausgabe. Lex. 8. (VII, 1028 S.) Frankfurt a. M. 1865. Völcker. 2 Rthlr.

Bis auf das angefügte Quellenverzeichniss nur eine Titel-Ausgabe.

211. Volkslieder, deutsche, aus alter und neuer Zeit gesammelt

und mit Ciavierbegleitung versehen von T. W. Arnold. 1. Heft. gr. 8. Elber-

feld 1864.

Vgl. Litter. Centralbl. 1865, Nr. 2.

212. Volksliederbuch, neues. Sammlung der beliebtesten Gesänge aas alter und neuer Zeit. Dritte Auflage. 32. (VIII, 152 S.) Weiden 1864. Straub. 8 Ngr.

213. Über das deutsche Volkslied.

Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. 2. Jahr- gang. 1864.

214. Volkslieder, schwäbische. Beitrag zur Sitte und Mundart des

schwäbischen Volkes, gr. 8. (IV, 172 S.) Freiburg i. Br. 1864. Herder. % Rthlr.

Vgl. Volksblatt für Stadt und Land 1865, Nr. 28; Blätter für litter. Unterhal- tung Nr. 18.

215. Volkslieder, schottische und schweizer. Europa 1864, Nr. 34.

216. Rodenberg, Jul., Die Schweizer Kühreiben. Ein Beitrag zur Geschichte des Volksliedes.

lUustr. Familienbuch 1864, IV, 8, S. 264.

217. Süß, Maria Vincenz, SHlzburgische Volkslieder mit ihren Singweisen. 8. (XVI, 872 S.) Salzburg 1865. Mayr. 1 Rthlr. 18 Ngr.

Vgl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Nr. 11; Osterreichische Wochenschrift Nr. 14.

218. Ein Gottscheer Volkslied, mitgetheilt von L. A. Frankl.

Magazin für Litteratur des Auslandes 1864, Nr. 30. Gottschee, ein Landstrich im südlichen Krain.

219. Volkslieder, polnische, der Oberschlesier , ins Deutsche über- tragen von Hoffmann von Fallersleben.

Schlesische Provinzlalbiätter , neue Folge , 3. Bd. , 7.-9. Heft. Vgl. Bibliogr. 1863, Nr. 194.

220. Hommel, Friedrich, Geistliche Volkslieder aus alter und neuerer

Zeit mit ihren Singweisen. Lex. 8. (XIX, 309 S.) Leipzig 1864. Teubner.

1 Rthlr. 21 Ngr.

Vgl. Blätter fär litter. Unterhaltung 1864, Nr. 35; Anzeiger für Kunde der deut- schen Vorzeit 1865, Nr. 5; Das Reich Gottes 1864, Nr. 52.

221. Crecelius, Wilhelm, Über zwei ältere geistliche Lieder und

ihre Fortpflanzung im Volksmunde.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Nr. 11, Sp. 409 413.

222. Schade, Oskar, Deutliche Handwerkslieder, gesammelt und heraus- gegeben. 16. Leipzig 1864. Vogel. 1 Rthlr.

V^J. Blätter für litter. Unterhaltung 1865, 1$t. 1\; 'E.täq^ \'^^A:,'^^.VL\^\«»'«^ Bcbaftlicbe Beilafge Mar Leipziger Zeitang 1865, ^r. 7S^\ \h!^^a\\i. \^x ^\^ \aN.\«vxN.tä ^'«^ AoMlandes, Nr. Iß,

358 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

223. Grün, Anaatasias, Robin Hood. Ein Balladenkranz nach alten|

lischen Volksliedern. 8. (VI, 224 8.) Stuttgart 1864. Cotta. 2 7 Ngr.

Freie dichterische Gestaltung. Vgl. Österreich. Wochenschrift 1864, Nr. If Blätter für litter. Unterhaltung 21; Unterhalt am httusl. Heerd 28; Kölnische Ztg. 22.

224. y o 1 1 m a r , P., Kinderreime aus Schafifhaaaen. Der Unoth, 3. Heft. Vgl Bibliogr. 1863, Nr. 196.

225. Birlinger, A., Zur älteren Räthsellitteratur.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Sp. 449. Aus München, cod germ. 756, Bl. 44^.

226. Sandvoß, Friedr., Zur Spricbwörterlitteratur. Blätter für litterar. Unterhaltung 1864, Nr. 49.

227. Die Sprichwörter. Unterhaltungen am häuslichen Heerd 1864, Nr. 23.

228. W ander, F. W., Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Haas* achatz f&r das deutsche Volk. 5. 8. Lieferung, hoch (Sp. 518 10 24.) Leipzig 1864. Brockhaus, k % Rthlr.

Vgl. Allgemeine Schulzeitung 1864, Nr. 8, 21; Schles. Proyinsialblfitter, neue Folge, m, 5, 6.

229. Zingerle, Dr. J. V«, Die deutschen Sprichwörter im Mittelalter, gr. 8. (l99 S.) Wien 1864. Braumüller. 1 Rthlr. 16 Ngr.

Vgl. Litter. Centralhl 1864, Nr. 34; Allgemeine Litteratur-Zeitupg Nr. 21, 37; Blätter für litt. Unterhaltung Nr. .31 , 41 ; Magazin für die Litteratur d. Auslandes 34.

230. Neander's, Michael, Deutsche Sprichwörter, herausgegeben und mit einem kritischen Nachwort begleitet von Friedrich Latendorf. kl. 8. (58 S.) Schwerin 1864. Bärensprung. Y^ Rthlr.

Vgl. Blätter für litterar. Unterhaltung 1864, Nr. 49; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1865, Nr. 1; Magazin für die Litteratur des Auslande«, Nr. 15.

231. Steiger, Karl, Pretiosen deutscher Sprichwörter. Mit Variationen. Ein Angebinde auf alle Tage des Jahres. 2. Aufl. 8. (IV, 450 S.) St. Gallen 1865. Scheitlin u. Zollikofer. 1*/, Rthlr.

232. Friscbbier, H. , Preußische Sprichwörter und volksthümliche Redensarten. 8. (l04 S.) Königsberg 1864. NOrmberger« V4 Rthlr.

283. Rethwisoh, E., Plattdeutsche Redensarten. Couplet, gr. 8. (4 S.) Hamburg 1864. 1 Ngr.

2 34. Bulletin de la soci^te Liegeoise de littdrature wallone. Cinquiöme

Ann^e. Liege. 12.

Enthält von H. Hoffmann in Hamburg ein Verzeichniss in Norddeutschland üb- licher Sprichwörter, welche mit den in Dejardin's wallonischem Dictionnaire aufgeführten wallonischen stimmen (S. 17 25).

2 35. S uringar, W. H. D., Verhandeling over de proverbia communis, ook proverbia seriosa geheeten , de oudste verzameling van Nederlandsche Spreek- woorden. 4. Leiden 1864. 2 Rthlr.

236. Harrebom^e, P. J. , Spreekwoordenboek der Nederland. taal, of verzameling van Nederland. spreekwoorden en spreekwoordenlijke uitdrukkingeu väa vroegeren en iateren tijd, Dee\. gr. %. \%^^.

28 7, Nemo, Historische Sprichwörtex wtiÖL N%irw^\\^x^%. ßcblesische Pro viAzialblätter, neu© Folge. ^. "B^.% '^^^'^^

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 359

288. Das flpologisehe oder Beispielssprichwort* Blätter für litterar. Unterhaltung 1864, Nr. 8.

239. Keinsberg-DüriDgsfeld, O.v*, Das Kind im Sprichwort* 8. (IV, 10 7 S.) Leipzig 1864. Fries. Va Rthlr.

24 0. Das Kind im Sprichwort.

Europa 1864, Nr. 28; an das vorige anknüpfend.

241. Reinsberg-Düringsfeld, O. v., Das Wetter im Sprichwort. 8. (Vir, 216 S.) Leipzig 1864. Fries. % Rthlr.

Vgl. Europa 1864> Nr. 40; Novellenzeitung 44; Der Globus 7 Bd., 7. Lieferung; Österreich. Wochenschrift 1865, Nr. 10; Magazin für Litteratur des Auslandes Nr. 13.

242. Der Teufel im deutschen Sprichwort. Unterhaltungen am hSuslichen Heerd 1864, Nr. 9.

243. Volksbücher, die deutschen. Gesammelt und in ihrer ursprüng- lichen Echtheit wiederhergestellt von Karl Simrock. 10. Band. 8. (V, 547 S.) Frankfurt a. M. 1864. Brönner. 1 Vs Bthlr.

Enthält: Die sieben Schwaben, das deutsche Rfithselbuch (dritte Sammlunf?), Oberen, Eulenspiegel, Helena. Vgl. Allgem. Litteraturzeitung 1864, Nr. 18; St. Galler Blätter 18; Litter. Centralbl. Nr. 10, Sp. 237; Novellenzeitung 28.

244. Volksbücher, deutsche, nach den ältesten Ausgaben hergestellt von Dr. Karl Simrock. 89. 43. Heft. Frankfurt a. M\ 1864. Brönner.

1 Thlr. 6 Ngr.

Enthält: Die sieben Schwaben, Oberen, Eulenspiegel, Helena und Pontus und Sidonia.

245. Schönhuth, O. F. H., König Appollonius von Tyrus. Eine gar wunderbare und rührende Historie. 8. (64 S«) Reutlingen 1864. Fleischhauer.

2 Ngr.

Von demselben Verfasser ebenda: Faust (160 S., 4 Ngr.); Genovefa (48 S., 1 Ngr.); der arme Heinrich (32 S., 1 Ngr.); Crescentia (32 8., 1 Ngr.); Heinrich der Löwe (40 S., 1 Ngr.); Heymonskinder (144 S., 5 Ngr.); Magelone (88 S., 2 Ngr.}; Schwanen- ritter (56 S., 2 Ngr.).

246. Der heutige Volksglaube. Illustr. Zeitung Nr. 1074.

247. Holland, H., Verschiedene Sitten aus alter Zeit. 1. Steintragen, Holztragen, Kettenabbeißen.

Westermann's illustr. Monatshefte Nr. 00, März 1864.

248. llwof, Fr., Germanistisches aus Shakespeare.

Germania 9, 158—59. 'Die Ruthe küssen' in Richard II , Akt 4, Scene 2.

249. Meyer, Elis», Aberglauben aus der Stadt Schaffhausen und aus Merishausen.

Der Unoth, 3. Heft.

250. Holland, H., Donner und Blitz im altbaicrischen Volksglauben. Westermann*s illustr. Monatshefte, December 1864.

251. Der Werth alter Überlieferungen aus den Dörfcsra TIlüyv^^^^- VIe Grenzboten 1864, Nr, 19*

2ÖS. GrohmanBf V., Aberglauben und Ge\>fi.>\<i\i<i «ä^ ^^\säx^ ^^^^

360 BIBUOGKAPHISCHE ÜBERSICHT.

Mähren. Gesammelt and herausgegeben. I. Band. gr. 8. (X, 850 8.) Pra

18G4. Calve in Comm.

In: Beitrftise zur Geschichte Böhmens. Herans^eseben von dem Vereine fär Gt schichte der Deutschen in Böhmen. Abtheilung II, Band II. Vgl« Allgem. Litteratui Zeitung 1865, Nr. 9.

25S. Siegmund, F., Aus der Heimath. Ernst und Scherz aus der Leben der Deutschen in Böhmen.- 1. Heft. 8. Reichenberg 1864. Schöpfe n. Wäge. ^Mr.

254. Volksbrauch und Aberglaube im Erzgebirge. I. IT. Grenzboten 1864, Nr. 35, 36; nach Spiess (Bibliographie 1862, Nr. 111).

255. Rudi off, Grußformen. Schlesische Proviuzlalblätter, 3. Band. 1. Heft.

256. Pomroerland, das liebe. Monatsschrift zur Hut und Pflege

pommerscher HeiligthQmer und pommer^chen Volksthumes. Im Auftrage de^

Vereins Pommerania herausgegeben von Pastor W. Quistorp. 1. Jahrgang. 1864.

12 Nummern, gr. 8. Anclam 1864. Dietze in Comm. V3 Rthlr.

Enthält mancherlei Mittheilun^en ans dem Volksleben, so ErntegebrSuche und Emtesprüche aus Rügen, hinterpommersche Volkssprüche n. s. w.

257. Hartmann, H.« Der Volksaberglaube im hannoverschen West- falen (Landdrostei OsnabrQck).

Mittheilungen des historischen Vereins zu Osnabrück, VU. Band, 1864.

258. Sitten und Gebräuche der holsteinischen Bauern. Unterhaltungen am häuslichen Heerd 1864, Nr. 34—36.

259. Die Nordschleswiger. Ihre Abstammung, Sprache und Sitte. Grenzboten 1864, Nr. 24.

260. Sitten, Gebräuche und Charakter der Westdalekarlier. (Aus dem Schwedischen.)

Ausland 1864, Nr. 21 fg.

26 1. Deutsche Volks- und Gedenkfeste. I. Die Einderzeche in Dinkelsbahl. Die Gartenlaube 1864, Nr. 2.

26 2. Rößler, R., Sitten und Gebräuche der Schlesier bei ihren Festen. Schlesische Provinzialblätter, neue Folt^e, 3. Band, 1. Heft.

268. Arvin, Des Schlesiers Geburt, Hochzeit und Begräbnisi, Freud und Leid ; seine Volksfeste, häusliche und öffentliche Feierlichkeiten.

Schlesische Provinzialblätter, 3. Band, 3. 8. Heft, enthält Eiudtaufe, Einder- spiele, Hochzeit und Begräbniss.

264. Reinsberg-D0ringsfeld,O. V., Festkalender aus Böhmen. Ein Beitrag zur Eenntniss des Volkslebens und Aberglaubens in Böhmen. Neue (Titel-) Ausg. gr. 8. (XVI, 62 7 S.) Prag 1864 (I86I). Eober. 1 Rthlr. 18 Ngr.

265. Wald au, A., Das Schütteln der Bäume in Böhmen« Unterhaltungen am häuslichen Heerd 1864, Nr. 42.

266. HartmanUy Hermann, Die Familienfeste des westfälischen Land- volkes.

Bremer Sonntagsblatt 1864, Nr. 18: Die Taufe; Nr, 32: Die Hochzeit. 267» Hartmann, Hermanm B«ftcViT«\V>wii^«iv «l^v^er festlicher Aufzüge und Gebräuche und Mittheilung einet Sa^fe vom 'B\%0dlo1 Y\««\V.

Mittbeilungen des historischen V exema m OÄTxaXiri«^, '^II. 'ÄwA.» \^^»^..

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 361

268. Brosin, Dr. Oscar, in Wehdem, Kreis Lübbeke, ein Volksfest* Ebendaselbst.

269. Zingerle, J. Y., Fascbingsbräache in Tirol. Bayerische Zeitung 1864, Nr. 17 ff. Morgenblatt.

27 0. Löffler, Ludw., Volksfeste der Deutseben. VI. Das Osterwasser. Über Land und Meer 1864, Nr. 26.

27 0*. Thurnwald, A., Das Ffingstreiten. Aus der Gegend von Cbo- tieschau.

Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 3. Jahrg. Prag 1864.

271. Das Jobannisfest. Unterhaltungen am häusl. Heerd 1864, Nr. 29.

272. Scholtz, Alexander, Gymnasiallehrer in Großglogan, Der Jobannes- name und seine Bedeutung im deutschen Volksglauben. 4. Glogau 18 64.

Programm des Gymnasiums.

2 7 Müller, W. von Eönigswinter, Das Sanct Martinsfest am Rhein. Gartenlaube 1864, Nr. 46.

27 3% Feierabend, Aug., Der Samicblaus (St. Nicolaus) in der Inner- schweiz.

Über Land und Meer 1864, Nr. 15.

274. Reinsberg-Düringsfeld, O. v., Deutsche Weihnachtsgebräuche. Illustrirte Zeitung Nr. 1121.

275. Simrock, Karl, der Weihnachtsbaum. Illustrirte Zeitung Nr. 1121.

2 7 6. Roch holz, E. L., Weihnachten und Neujahr in der Schweiz. St« Nikolausabend etc.

Grenzboten 1864, Nr. 49 ff.

277. Opel, J. O., Das Pölzinger Weihnachtsspiel. Neue Mittheilungen aus dem Gebiete histor. antiquar. Forschungen. Im Namen des thOring. sächs. Vereins berausg. v. J. O. Opel. 10. Bd. 1. Hälfte. Halle und Nordhausen 1868. 8.

278. Fröhle, H., Weihnachten im Harze. Über Land und Meer 1864, Nr. 13.

27 9. Ein Herodesspiel aus dem Eulengebirge und ein Christkindellied aus dem Riesengebirge; mitgetheilt von Rob. Schuck und J. G. Kutzner. Schles. Provinzialblfitter N. F. 3. Band, 2. Heft.

280. Weibnachten und Neujahr in Schleswig-Holstein. Illustrirte Zeitung Nr. 1122.

281. Hochzeit und Ehe. Eine culturhistorische Skizze aus dem alten Münchener Leben.

Illustrirte deutsche Monatshefte von Westermann, Nr. 95.

282. Thurnwald, A., Die Bauernhochzeit in der Tepler Gegend.

Mittheilungen des Vereine« für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 3. Jahr- gang, 1864, Nr. 1.

283. Müller, A. K., Eine Bauernhochzeit in Mecklenburg. Illustrirte5 FÄmihenjonrnal 1864, Nr. 49.

284, Leibbert, Otto, HochzeitBgebT&ucVx« im 'we%\X\Oti«ti ^Q^^^^'^* Dm Ausland 1864, Nr. 50.

362 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

285. Lütolf, Alois, Sftnct Kümmerniss und die EQmmernis«e der Seh we zer. Mit Darstellangen der KümmerDiss-Bilder zu Bürgein, Steina und Ehrlei

Der Qeschichtsfreund, 19. Band (1863.)

286. Weininge r, H., Die St. Leonhardsfieihrten in Oberbayern, Münchener Sonntagsblatt 1864, Nr. 32.

287. Aus dem bairischen Gebirge. I. Das Bauerntpiel zu Kieferafeldei II. Zum Tatzelwurm»

Illustrirte Zeitung Nr. 1089—92 und 1093—95.

288. Feifalik, J., Volksschanspiele aus Mähren mit Anhang: 1. Sterr dreherlieder, 2. Weihnachtslieder, 3. de sancta Dorothea; Passional 1495, un einem Nachtrage. 8. (VII, 232 S.) Olmfitz 1864, Uölzel. 1 '/, Rthlr.

Vgl. Österreich. Wochenschrift 1864, Nr. 37. .

X. Alterthümer und Kulturgeschichte.

289. Diefenbach, Lorenz, Vorschule der Völkerkunde und der Bildungs- geschichte, gr. 8. (XII, 746 S.) Frankfurt a.M. 1864, Sauerländer. 3 Rthlr. 20 Ngr

Vgl. Göttinger Gel. Anzeigen 1865, Nr. 5 ; Blätter für literar. Unterhaltung Nr. 9 Osterreichische Wochenschrift Nr. 11; Deutsches Museum Nr. 10; Wissenschaftl. Bei- lage der Leipziger Zeitung 1864 Nr. 84 ; Aus der Heimath Nr. 45. Kuhn und Schleicher. Beiträge 4, 373—377.

290. Brugsch, Dr. Heinrich, Germanen und Perser. Aus dem Orient Ton Brugsch, 2, Theil.

291. F fahler, G. , Handbuch deutscher Alterthtlmer. gr. 8. (7 7 7 S.) Frankfurt a. M. 1864 5. Bräuner. S Rthlr. 4 Ngn

292. Horae ferales; or studies in the arebeology of the northern nation?.

By the late John M. Remble, edited by R. G. Latham, and A. W. Franks,

director of the society of antiquaries. Mit 84 Tafeln, gr. 4. Berlin 1864. Asher.

3 L. 3 8.

Enthält vier Abhandlungen Eemble's, unter denen die wichtigste die Todten- Verbrennung und das Begräbniss bei den nordischen Völkern betrifft. Vgl. Göttinger Gel. Anzeigen 1864, Nr. 37, S. 1469-76 (von G. Waitz); Magazin für d. Lit. d. Aus- landes Nr. 16; Europa Nr. 23.

293. Staub, J., Die Pfahlbauten in den Schweizerteen. Mit Holzschnitten u. 8 Tafeln, gr. 8. (180 S.) Zürich 1864, Schabelitz in Gomm« 12 Ngr.

294. Maurer, Franz, über Alter, Zweck und Bewohner der Pfahlbauten. Ausland 1864, Nr. 39 ff.

29 5. Die dänischen Kjökkenmöddings, die Pfahlbauten in der Schweiz und Deutschland und die irischen Seewohnungen. Der Globus von E. Andree, 6. Band.

29 6. Jäger, Alb., Über das rhätische Alpenvolk der Breuni oder Breonen. [Aus den Sitzungsberichten 1863 der Wiener Akademie.] Lex. 8. (90 S.) Wien 1863, Gerold in Comm. 14 Ngr.

297. Schmitz -Aurbach, C. v., Die Baiern, ein teutisches Urvolk und Stammväter der Boji, und das Land Altbaiern von tiefster Urzeit her echt teutisch und Stammland der Baiern.

Archiv für das Studium der neuem Sprachen von L. Herrig 34, 466 478.

298, Dederich, Oberlehrer \n E.mmfcTvci\\, \>^t Qewx ^^x M.VoAxler« Mittheilungen des Vereins für Geschicbte xm^ J^X\.^i>Äi\imi^\w!ÄÄ Sä^tw^^so^ ^.^. 2. Band, Nr. 3.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 363

299. Ritter, Über die Namen der Chatti oder Catti»

Jahrbücher des Vereins von AHerthumsfrennden im Rheinlande , 18. Jahrgang, 2. Heft, S. 19—27.

300. Fraustadt, Pastor, Die Suevenstämme des mittleren Deutschlands.

Archiv für die sächsische Geschichte, von W. Wachsmu^h und K. v. Weber. 1. Band, 1863.

801. Hylten - Cavallius, 6. O., Wärend och Wirdarne, ett försök i Svenska Etbnologi. 2. Haftet. 8. (S. 235 503, nebst Nachtrag und Anmer- kungen S. I— XIII) Stockholm 1864.

Vgl. Bibliogr. 1863, Nr. 235; beide Hefte bilden den ersten Theil dieses forden Mythen- und Sagenforscher ergiebigen Werkes; er enthält I. Land och Folk, S. 1 107. n. Hadna-kult S. 108—203. HI. Hadna-tro S. 204—503.

302. Taciti Germania. Ex Hauptii recensione recognovit et perpetna annotatione illustravit Frid. Kritzius. Editio altera aucta et emendata» 8. (XVI, 131 S.) Berlin 1864. Schneider. 18 Ngr.

303. Boot, J. C. G. , Over de Germania von Tacitus. In: Verslagen en Mededelingen der koninklijke Akademie van Wetenschapen. Afdeeling Letter- kunde. 7. Deel. Amsterdam 1863. 8.

304. MQnscher, Dr. Fr., Beiträge sur Erklärung der Germania des Tacitus. Zweite Abtheilung. 4. (46 S)

Programm des Gymnasiums zu Marburg 1864.

305. Göbel, E,, Zur Germania des Tacitus.

Eos, Süddeutsche Zeitschrift für Philologie und Gymnasialwesen. 1. Jahrg. 4. Heft 305*. Halm, Über einige controverse Stellen in der Germania des Tacitus. Sitzungsberichte der bayer. Akademie der Wissensch. zu München* 1864. 2. Heft.

306. Becker, J., Zu Tacitus.

Rheinisches Museum für Philologie, 19. Band (l864) S. 637-639. Handelt über Albruna, Germania cap. 8.

3 07. Baumstark, A., Über das Romanhafte in der Gt'rmania des Tacitus. Eos 1. Jahrgang 1. Heft.

308. Wiedemann, Th., Über eine Quelle von Tacitus' Germania.

Forschungen zur deutschen Geschichte 4. Band l. Heft. Versucht nachzuweisen, daß Tacitus und Horaz (für eine Ode) aus derselben verlorenen Quelle geschöpft haben.

309. Fiedler, Über den Wohnsitz der Veleda.

Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, 37. Heft.

310. Holtzmann, Ad., die Centeni der Germanen. Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. 38. Heft.

311. Brockhaus, F. A., De comitatu Germanico. 8. (61 S.) Jena 1863. Habili tationsschrift.

Handelt cap. 1 4 von dem GefolKSwesen des Tacitus. und cap. 5 10 von den merovingischen Antrustionen , welche beide Erscheinuni^en der Verf als Entwickelung 6iner Grunderscheinung darstellt. Vgl. Literar. Centralblatt 1864, Nr. 39.

312. Peucker, General v.. Das deutsche Kriegswesen der Urzeiten in seinen Verbindungen und Wechselwirkungen mit dem gleichzeitigen Staats- und Volksleben. 3. Theil. Wanderung über die Schlachtfelder der deutschen Heere der Urzeiten. 1. Theil. Die Kämpfe in den beid^ti Wxx.«iiv i^x\i>QLW$iÄ\\Ä.w ^^^ dfm Beginne unserer Ze/trechnang. gr. 8. (XI, 4Vb Ä."^ ^^x\vci \'^'^^^ \i'^^'<^'^*

2 Etbir. (i^ 3: 6 Rtblr.)

364 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

Y^l. Germania 9. 229 fg. (von ▲. Holtxmann); Militär-Literatur-Zeitnng: 186^ Nr. 9; Götünf?. Gel. Anzeit{en 1865, Nr. 1 (von G. Waitz); Litterar. CentralbL 186; Nr. 8; Deutsch. Miueiim 1865, Nr. 3; Mag^. f. d. Litt d. Anal. 1864, Nr. 49.

318. Silberscblag, K., Das Kriegswesen der Deutschen von den Älteste:

Zeiten bis in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts. L II.

Deutsches Museum 1864, Nr. 20. 21.

814. Derselbe, Das Kriegswesen der Deutschen von der Zeit Karl des Großen bis zum Ende des Mittelalters.

Deutsches Museum 1864, Nr. 25.

815. Über das Kriegswesen vom 18. bis 17. Jahrhundert in Baden

Bayern, Elsaß, Schweiz, Vorarlberg, Hessen und Rbeinpreußen.

Zeitschrift fflr die Geschichte des Oberrheins von Mone, 16, 1 17; Fortsetzung im 17. Bande (1865).

816. Der Stat Passaw ZewgRegisster. Ein Beitrag zur altern Kriegs- wissenschaft. Mitgetheilt von Erbard.

Yerhandlangen des historischen Vereines fflr Niederbayero , 10. Band, 1. Heft.

817. Thorsen, F. G., De Danske RunemindesmsBrker , forklarede af F. G. Th. 1. Afdel., RunemindesmsBrkcrne i Slesvig. (IV, 859 S.) Kjöbenhava 1864, Hagerup. 8 Rthlr. 22 72 Ngr.

818. Dieterich, Lyc. Prof. Rect. Dr. U. W., Enträthselung des Odini- schen Futhork durch das semitische Alphabet. 8. (VIII, 95 8.) Stockholm 1864, Maass. 18 Ngr.

Vgl. Litter. Centralbl. 1864, Nr. 7, Sp. 178— I8a

819. Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit. Nach den in öf- fentlichen und Privatsammlungen befindlichen Orifsinalien zusammengestellt und herausgegeben von dem römisch - germanischen Centralmuseum in Mainz durch dessen Conservator L. Lindenschmit. 2. Bd. 1. Heft. gr. 4. (8 Taf. und 10 S. Text.) Mainz 1864, v. Zabern. 76 Rthlr.

820. Eye, Dr. A. v., und Jac. Falke, Kunst und Leben der Vorzeit von Beginn des Mittelalters bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts in Skizzen and Originaldenkmälern. 2. nach chronologischer Reihenfolge zusammengestellte Aus- gabe in 8 Bänden. 8. Bd. 8 5. Heft. gr. 4. (82 Taf. und 82 Bl. Text.) Nürn- berg 1864, Bauer u. Raspe, k 1 Rthlr.

821. Stillfried - Alcantara, Rudolf Graf, Alterthümer und Kunst- denkmale des Erlauchten Hauses HohenzoUero. Neue Folge. 10. Lieferung. (2. Band, 4. Lief.) Imp. Fol. (6 Steintaf. und 12 S. Text mit eingedruckten Holz- schnitten.) Berlin 1864, Korn. llV, Rthlr.

822. Alterthümer und Denkwürdigkeiten BöbmeuR. Mit Zeichnungen von Jos. Hellich und Wilh. Kandier. Beschrieben von Ferd. B. Mikowec und K. Wl. Zap. 2. Bd., 10. u. 11. Lief. (S. 178—208 mit 6 Stahlst.) Prag 1864, Kober. ä 12 Ngr.

82 8. Fhotographisches Album böhmischer Alterthümer. Nach den Originalen aufgenommen von dem ersten hiesigen Maler und Photograpben J. Brandeis. Text von B. Mikowec. Fortgesetzt von A. Ambros. 10 Hefte. Prag 1864, Kuranda. 40 Rthlr.

324, Rappy Theophil, Aus der VotidX) ^^\iV\\Tv^'w\s Mtvd seiner Umgegend. Mit vier Photographien, gr. 8. (50 S.) ILexilViti^^u \%^\.

Vgl. Aazeigtr für Kunde der deulacben Voix^W \^^^,1S.t. \\^iÄ..C,^Ti\3t.^xA^.

BIBLIOGRAPHfSCHE ÜBERSICHT. 365

325. Birnbaum, H., Zur Alterthumskunde Skandinaviens* Bl&tter fflr litter. Uoterbalmng 1864, Nr. 23.

326. Antiquarisk Tidskrift för Sverige utgifven af Kongl. Vitterhets- Historie- och Antiquitets Akademien, genom Bror Emil Hildebrand. 1. Delen* (VIII, 824 S.) Mit 23 Tafeln und eingedr. Holzschn. Stockholm 18 64, Norstedt.

327. Banck, O., Blicke In das Leben des Mittelalters. Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung 1864, Nr. 62—64.

328. Das häusliche Leben der Engländer im 18. und 14. Jahrb. Berliner Revue. 39. Band, 3.-6. Heft.

329. Sachse, Friedr., Über die Verstandescultur der Deutschen im Mittel- alter. 8. (28 S.) Berlin 1864. Jahresbericht über die höhere Knabenschule in Berlin, Potsdamerstraße Nr. 3.

Vgl. Germania 9, 78.

380. Deutsche Gemtithlichkeit im Mittelalter. Illustrirtes Familienjonrnal 1864, Nr. 10.

331. (Härtung.) Deutscher Trunk. Kulturhistorische Skizzen. (Aus den

Collectaneen eines Antiquars.) 8. (76 8.) Leipzig 1868, Härtung. Nicht im Buchhandel.

882. Falke, Jakob, Die irrende Ritterschaft.

Ranmer's hit-torisches Taschenbuch, 4. Folge, 4. Jahrgang, 1863, S. 141—232.

3 33. Koch holz, E. L., Frau Aventiure. Illastrirte Zeitung, Nr. 1088.

884. Reich, Dr. med. Ed., Geschichte, Natur- und Gesundheitslehre des ehelichen Leb^'ns. 8. (IV, Ö68 S.) Cassel 1864, Krieger. 8 V^ Rthlr.

Enthält bis S. 464 eine Geschichte der Ehe, oder yielmehr der Stellun^i: der Ge- schlechter zu einander bei gebildeten und ungebildeten Völkern, der Heirathsgebräuche etc* Vgl. Litt. Cenfralbl. 1864, Nr. 18.

3 35. Hertz, Dt. W, Über den ritterlichen Frauendienst. Heimgarten 1864, Nr. 44 S.

83 6. Wolf, Ferd., Über einige altfranzösische Doctrinen und Allegorien

von der Minne, nach Handschriften der k. k. Hofbibliothek, gr. 4. (60 S.)

Wien 1864, Gerold in Comm. '/e ^^^^'

Besonders abgedruckt aus den Denkschriften der Akademie, philo^. bist. Classe, 13, 135-192. Aus den Wiener Handschriften 2609, 2621, 2585. Vgl. Litt. Centralbl. 1864, Nr. 39; Allgemeine Litteratur-Zeitung 1865, Nr. 2.

837. Burgundische Hofsitten.

Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg 1864, Nr. 30, 31.

888. Über die Markbrtlder und Federfechter und über das älteste bisher noch unbekannte, gedruckte deutsche Fechtbuch. Deutsche Turner-Zeitung 1864, Nr. 45.

8 3 9. Hautz, Hofrath Prof. Job. Fr., Geschichte der Universität Heidel- berg etc. (Bibliographie 1863, Nr. 266) 10. 14. (Schluß-) Lieferung, gr. 8. (2. Bd., XVI, S. 161 507.) Mannheim 1864. Schneider, ä Rthlr.

339'. Schröder, Dr. Job. Fr., Das Wiederaufblühen der classischen Studien in Deutschland im 15. und zu Anfang des 16. Jahrb., und welche Männer es befördert haben, gr. 8. (IV, 286 S.) Halle 1864, Schwetschke. 1 Kthlr. 6 Ngr.

Vgl Litrer. Centra b/. 1865, Nr. 12.

S40. Der BucbbHndel im Mittelallet. Vag Aasland 1864, Nr, l7.

366 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

341. Finckenstein, Priy. Doc. Dr. Raph. , Dichter und Arzte. £i Beitrag zur Geschichte der Litteratur und zur Geschichte der Medicin. Mit poe tischen Proben und gelehrten Anmerkungen ausgestattet. 8. (IV, 208 S.) Bresla 1864, Maruschke u. Berendt. % Rthlr.

S42. Weltliche Kranken- und Armenhäuser im Mittelalter.

Wochenblatt der Jübannirer-OrdcDs-Balley Brandenburg 1864.

843. Kriegk, Ärzte, Heilanstalten, Geisteskranke im mittelalterlichei Frankfurt am Main. Frankfurt 1868. 4.

Abdruck aas den Schriften des Vereins f&r Geicbicbte und Altertbamskunde ii Frankfurt M.

844. Finckenstein, R., Die Epidemien des 15. und 16. Jahrhunderts Deutsche Klinik Ton Göschen 1864, Feuilleton.

845. Vorschriften eines mittelalterl. Kalenders tlber Gesundheitspflege.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzsit 1864, Sp. 332—336. Mitgetheilc ans dem NOrnberger Archiv von Jos. Baader. Am Scbluße Reimsprflcbe tLber diesen Ge- genstand.

846« Birlinger, A., Kalender und Kochbtichlein aus Tegernsee.

Germania 9, 192 207. Aus einer Papierhandschrift des 15. 16. Jahrh. im Müncbener Nationalmuseum.

347. FIflgel, Dr., Volksmedizin und Aberglaube im Franken walde. Nach zehnjähriger Beobachtung dargestellt. 8. (VIII, 81 S.) München 1868, Leutner.

Vgl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorseit 1864, Sp. 224.

848. Fromm, L. , und C. Struck, Sympathien und andere abergläo- bische Curen, Lebens- und Verbal tu ngsregeln und sonstiger angewandter Aber- glaube, wie er sich noch beute im Volke findet. Ein Beitrag zur Kenntniss des mecklenburgischen Volkes.

Archiv für Landeskunde, 9. Heft.

349. Leist, A., Die Sprache der Zigeuner. Nach eigener Forschung. Das Ausland 1864, Nr. 37.

850. Wesen und Sprache der Zigeuner. Bl&tter fQr litter. Unterhaltung 1864, Nr. 36.

851. Die Gaunersprache. Ebendaselbst 1864, Nr. 30.

852. Steinschneider, M., Jadisch-deutsche Litteratur und Jüdisch- Deutsch. Mit besonderer Rücksicht auf Ave-Lallemant.

Serapeum 1864, Nr. 4, 5.

853. Heyne, M. , Über die Lage und Construction der Halle Heorot

im angelsächsischen Beovulfliede. Nebst einer Einleitung über angelsächsischen

Burgenbau. gr. 8. (VII, 60 S.) Paderborn 1864, Schöningh. Vs Rthlr.

Vgl. Recensionen über bildende Kunst 1864, Nr. 28; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Nr. 11 ; Kölnische Zeitang, Nr« 190.

354. Schultz, Alwin, Das altdeutsche Haus. Mittheilungen der k. k. .Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. 8. Jahr- gang, December. Wien 186 3. 4.

355. Das Schloß Runkelstein bei Bozen.

Heimgarten 1864, Nr. 17.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 367

356. Holland, H. i Zwei Burgen: Tolenstein an d«r Altmühl und p Hohen-Twiel.

Westermann'H illustrirte deutsche Monatshefte, Nr. 93, Joni 1864.

35 7. Heß, H., Über die mittelalterlichen Burgbauten ThQringens. Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte, 5. Band, 4. Heft.

358. Jungermann, W., Dorfanlage und Hausbau in Deutschland.

Gartenlaube J864, Nr. 48, 49.

859. Brückner, Das nordfränkische Bauernhaus.

Globas voQ K. Andree, 7. Band.

360. Sammlung von Hausmarken auf Siegeln und an Archivurkunden 9 germanischen Museums.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Sp. 161 163

361. Peetz, Hartwig, Beitrag zu den Forschungen der Hausmarken und .usnamen im bayerischen Hochgebirge und im Frankenwalde.

Bayerische Zeitung 1864, Nr. 110.

362. Inschriften, deutsche, an Haus und Gerätb. Zur epigrammatischen Ikspoesie. 16. (XI, 82 S.) Berlin 1865, Besser. '/, Rthlr.

Vgl. Deutsches Museum 1864, Nr. 48; Volksblatt für Stadt und Land 98; Mä- iin für die Litt, des Auslandes 1865, Nr. 7; Herrig's Archiv 37, 110.

36 3. Zur (Häuser-, Grab- etc.) Inscbriftensammlu ng. Aus dem fle- (rungsbezirk Magdeburg.

Volksblatt für Stadt und Land 1864, Nr. 83.

364. Vierling, A., Häuser-Inschriften in der Oberpfalz. Bayerische Zeitung 1864, Nr. 297, Morgenblatt.

365. Scheffer, H. , Inschriften und Legenden Halberstädter Bauten. 1 Beitrag zur Geschichte der Stadt aus den letzten vier Jahrhunderten, gr. 8. [II, 56 S.) Halberstadt 1864, Halm. Vs Rthlr.

366. Berjean, Fb. Ch., The horses of antiquity, middle ages and laissance, from the earliest monuments down to the sixteenth Century, 4. udon 1864, Dulau. 12 8.

367. Stark, F., Zur Farbensymbolik. Oermania 9, 455 fg.

368. Zingerle, J. V., Farbenvergleiche im Mittelalter. Germania 9, 385—402.

3 69. Zingerle. J. V., röter munt. Germania 9, 402 fg.

37 0. Gott ehre das Handwerk. Eine Sammlung der alten Handswerks- •räuche und Gewohnheiten verschiedener Zünfte. I. 8. (99 S.) Meißen 1864, lindler. '/j Rthlr.

3 71. Heffner, Dr. Ludwig, Über die Baderzunft im Mittelalter und später, onders in Franken*

Archiv des historischen Vereines für Unterfrankeu un^ K«c^\i«ii^«(i>c>'Qcc^> \:\ . '^la.^A.^ iefc, Wärzbarg 1864. 8.

368 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

373. Fahne, A., Die DAtseldorfer Scbfitzen und die Kölner Gewand zuoft. Forschungen auf dem Gebiete der rheioitchen und weslAliscben Geacbicbtt ▼. A. Fahop. 2. Heft. Cöln 1864.

37 3. Schultz, Alwin, Zur Geschichte der Breslauer Goldschmied- Innung Zei;schrift des Vereins f&r Geschichte and Altenhnm Schlesiens. 5 Bd., 2. Hf

374. Wehrmano, C. , Die Alteren LObeckischen Zunftrollen. Heraus

gegeben, gr. 8. (VIII, 526 S.) Lübeck 1864, Asschenfeldt. 8 Bthlr.

Sammlang von Statuten der Innouf^en 1330—1543, yoraos eine Einleitung (S. bis 156), die eine l)arstellun(( des Handels- und Zunftwesens in LOheck gibt. Ab Schlüsse (8. 504—526) ttin Glossar. Die Zflnfte folgen in alphabetischer Ordnang an einander. Vgl. Liiter. CentralbL 1864, Nr. 23; Glaser's Jahrbücher U, 1.

375. Wehrmann, C, Staatsarchivar , Der lübeckiscbe Raths Weinkeller Zeitschrift des Vereins für labeckische Geschichte, 2. Bd., 8. 75—128 (1863) 3 7 6. Siegel des Mittelalters aus den ArchiTen der Stadt Lübeck,

6. Heft. gr. 4. Lftbeck 1864, ▼• Rohden in Comm. 24 Ngr.

377. Kretschmer, A«, and C. Rohrbach, Die Trachten der Völker. 16. 19. Lieferung. Imp. 4. (S. 201 808) Leipzig 1864, Bach, k 2% Rthlr. Vgl. Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung 1864, Nr. 60.

3 78. Von dem Tnzymlicben gewandt etlicher frawen. Mitgetheilt Ton Dr. A. Birlinger.

Anzeiger fftr Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Sp. 175 fg ; Verordnung des Salzburger Concils yon 1418, ans der Müncbener Hs. cod. germ. 688, Bl. 238.

379. Birlinger, A., Über Gugel und Gugelm&nner. Bayerische Zeitung 1864, Nr. 179 Morgenblatt.

XI. Kunst.

380. Scbnaase, Carl, Geschichte der bildenden Künste. 7. Band. Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter. 5. Band. gr. 8. (XV, 711 S.) Düsseldorf 1864. Buddeus. 6 Rthlr.

381. Lübke, Prof. Dr. Wilb., Grundriss der Kunstgeschichte. 2. durch- geseheoe Auflage. 3. und 4. Lieferung, gr. 8. (XX, S. 885 7 68) Stuttgart 1864. Ebner u. Seubert. 1 Rthlr. 22 Ngr.

882. Denkm&ler der Kunst^ zugleich Bilder- Atlas zu Lübke, Grundriss der Kunstgeschichte. Volksausgahe. 2. 6. (Schluß-) Lieferung, qu. Fol. (IV, 48 S. und 46 Kupfertafeln.) Stuttgart 1864. Ebner u. Seubert. 5 Rthlr. 12 Ngr.

383. Förster, Prof. Dr. Ernst, Denkmale deutscher Baukunst, Bild- nerei und Malerei von Einführung des Christenthums bis auf die neueste Zeit. 207—222. Lieferung. Imp. 4. Leipzig 1864. T. O. Weigel. ä */, Rthlr.

Vgl. Litter. Centralbl. 1864, Nr. 36.

3 84. Kunstwerke und Ger&the des Mittelalters und der Renaissance in der k. k. Ambraser Sammlung, in Original- Photographien herausg. und er- läutert von E. V. Sacken. 1. Heft. Fol. Wien 1864. Typographische Anstalt. 27, Rthlr.

385. Denkmale der Geschichte und Kunst der freien Hansestadt Bremen. 1, Abth. 2. Lieferung, gr. 4. Bremen 1864. Müller. 6 Rthlr.

S86, Baudeukmale, miUeXaVtexWviW , ä\sl% ^«^^«X^^xi» \^\<^ ehemalige freie Reichsstadt Ulm. Herausgegeben ^oi\ 3. ^^^. ^Va\.\^^x\. \^^^.. Vgl. W. Lübke in der Allgein. Xe^ung \a^A,^x, ^V ^. V^n\-

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 369

387. Baudenkmäler, mittelalterliche, in Kurhessen. Herausgegeben von dem Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. 2. Lieferung. Fol. (14 mit eingedr. Holzschn. und 7 Steintafeln.) Kassel 1864. Freyschmidt in Co mm. 2V3 Bthlr.

388. Quast, Ferd. v., Denkmale der Baukunst in Preußen. Nach Pro- vinzen geordnet. Heft lY. gr. Fol. (4 Steintaf. und 2 Kupfertaf. mit Text S. 3 6-^60) Berlin 1864. Ernst u. Korn. 2% Rthlr.

389. Fahne, A«, Der Kölner Dom in seinen Umgebungen. Zwei topo- graphische Bilder aus dem 13. und 16. Jahrhundert.

Forschungen auf dem Gebiete der rheinischen und westfälischen Geschichte von A. Fahne. 1. Heft. Cöln 1864. Heberle.

890. Zur Geschichte der Christus- und Marienbilder.

Historisch-politische Bl&tter, 54. Band, S. 190^207. Anknüpfend an Glackselig's Christus- Archäologie (Bibliographie 1862, Nr. 164).

391. Schulz, A. (San-Marte), Schildmaler und Malerwappen,

Germania 9, 463—471.

892. Falke, Jakob, Die freien und fahrenden Künstler des Mittelalters.

Illnstr. Familienbuch IV, 3.

393. Ambros, Dr. A. W., Geschichte der Musik. 2. Band: Die Musik des Mittelalters. 2. Hälfte. Breslau 1864, Leuckart. 2 Rthlr.

Vgl. GOttiDg. Gel. Anzeigen 1864, Nr. 44, S. 1732—1748 von E. Erflger; Grenz- boten 1864, Nr. 26; Österreich. Wochenschrift Nr. 29; Dresd. Journal Nr. 143.

894. Nohl, L. , Die geschichtliche Entwickelung der Musik in ihren HauptzQgen. Die Polyphonie des Mittelalters.

Österreichische Wochenschrift 1864, Nr. 41.

895. Reissmann, A., Allgemeine Geschichte der Musik. 2. Band Lex. 8. (HI, 428 S.) Manchen 1864. Bruckmann. 4 Bthlr.

Vgl. Magazin für die Litt, des Ausl. 1865, Nr. 8.

396. Westphal, R., Geschichte der alten und mittelalterlichen Musik. 1. Abtheilung, gr. 8. (XII, 248 S.) Breslau 1865. Leuckart. 1% Rthlr.

XII. Rechtsgeschichte und Rechtsalterthümer.

397. Wasserschieben, H., Die germanische Verwandtschaftsberech- nung und das Princip der Erbenfolge nach deutschem, insbesondere sächsischem Rechte, gr. 8. (44 S.) Gießen 1864. Heinemann. % Rthlr.

Vgl. Litt. Centralbl. 1864, Nr. 51, Sp. 1228. Gegen Homeyer gerichtet.

397*. Lewis, W., Die Succession der Erben und die Obligationen fler Erblasser nach deutschem Recht, gr. 8. (VIII, 208 S.) Berlin 1864. Weid- mann, ly, Rthlr.

Vgl Litt. Centralbl. 1865, Nr. 9.

898. Friedberg, E., Ehe und Eheschließang im deutschen Mittel- alter. Eheschließung und Ehescheidung in England und Schottland. Zwei Vor- träge. 8. (67 S.) Berlin 1864. Mittler. 12 Ngr.

Ein Auszug aus des Verf. Abhandlung *zur Geschichte der E.lift%^\s&x^^'Q:tN% vcsv ersten Bande von Dove's Zeitachrift für KircbenrecVit , i»i ein ^'(ääsc^ä "^xSJ^^'osfi.. ^ ^^- Litt Centralbl 1864, Nr, 36; Bibliothfeque universelLe et "Rä^xl^ %xsa&«fe^ ^'a^««^«^ V^ä.^

GERMANIA X. ^U^k^

370 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

899. Laband, Dr. Paul, Die rechtliche Stellang der Frauen im alt- römischen and germanischen Recht.

Zeitschrift fiir Völkerpsychologie, 3. Band.

400. Bekker, E. J., Feudalit&t und Unterthanenverband.

Glaser's Jahrbücher fiir Gesellschafts- und Staats Wissenschaften, 1, 273 288. Angelehnt an P. Roth's Bach (Bibliogr. 1863, Nr. 316).

401. Dove, R. W., Das sogenannte Sendrecht der Main- and Rednitz- wenden. Zugleich ein Beitrag zur Kritik des III. Bandes von Pertz leges.

Doye*s Zeitschrift für Kirchenrecht IV, 157- 175. Vgl. Histor. Zeitschrift 1864. 2. Heft, S. 422.

402. D 0 e, R. W., Beiträge zur Geschichte des deutschen Kirchenrechts.

I. Die fr&nkischen Sendgerichte. 1. 2.

Dove's Zeitschrift für Kirchenrecht, 4. Bd., 1. Heft (S. 1—45) und 5. Bd., I. Hea Vgl. Historische Zeitschrift 1864, 2. Heft, S. 421.

408. Franklin, O., Das königliche und Reichshofgericht in Deutsch- land in der Zeit von Heinrich I bis Lotbar von Sachsen. Forschungen zur deutschen Geschichte, 4. Bd., 3. Heft.

404. Müller, Amtsrichter, Die germanischen Schöffengerichte nach ihrer Entwicklung und Bedeutung als künftige erstinstanzliche Gerichte Deutschlands.

Archiv für die civilistische Praxis 46, 125—162. Handelt ganz kurz auch von den Schöffengerichten im Mittelalter.

405. Berchtold, Dr. Jos., Die Entwickelung der Landeshoheit in Deutschland in der Periode von Friedrich 11. bis einschliessig zum Tode Ru- dolfs von Habsburg, staatsrechtlich erörtert. 1. Theil. gr. 8. (Vill, 156 S.) München 1863. Rieger. 1 Rthlr.

Vgl. Allgem. Litt. Zeitung 1864, Nr. 22; PöbI's Vierteljahrsschrift 5, 430-436; Histor. Zeitschrift 1864, 2. Heft, S. 436; Haimert, Vierteljahrsschrift 1864, Nr. 4; Litt. Ceutralbl. 1865, Nr. 1: Litt Handweiser 1864, Nr 26.

406. Tomaschek, Dr. J. A., Recht und Verfassung der Markgraf- scbaft Mähren im 15. Jahrhundert. Mit einer Einleitung über die Geschichte des böhmisch-m&hriscben Landrechts in seinem Gegensatz zum dentschen Weich- bildrecbte. 8. (87 S.) Brunn 1863. Nitsch.

Vgl. Schletter's Jahrbücher (1864) 9, 207.

407. Fliegel, Maxim., Quae sit ratio juris ducalis in veteribus do- cumentis Silesiacis. 8. (40 S.) Vratislav. 1864.

Doctordissertation.

408. Lanokeoy C. E. von der, Om länsfiörfattningen i Sverge ander Medeltiden. 8. (56 S.) Lund 1864.

Doctordissertation.

409. Brandes, H., Dritter Bericht über die germanistische Gesellschaft an der Universität Leipzig, gr. 8. Leipzig 1864. Dürr. 7, Rthlr.

410. Weinhold, Karl, Über die deutschen Fried- und Freistätten. 4. (19 S.) Kiel 1864.

Zur Feier des Geburtstages Herzogs Friedrich VIII.

411. ThomaS) G., Ein Fragment zu den Ordalien. SitzuDgahenchte der Müncbener kVa^emVfi 1%^*^, TL, ^. *I^— 'iSÄi. ks» ^^c^, lat

J^onac. 14407 (IX.— X. Jahrb.) Bl. 14^.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 371

412. Hiltl, Georg, Aus den Rechtshallea des .Mittelalters. U. Folter und Strafwerkzeage.

Gartenlaube 1864, Nr. 34, 38.

413. K r i e g k , G. C, Die Frankfurter Schuldhaft und Frankfurter Privat- gefangnisse im Mittelalter.

Deutsche Gemeindezeitung 1864, Nr. 19, 20.

414. Ruland's Bilder in Altpreußen. Altpreußische Monatsschrift 1864, 2. Heft

415. Das Wahrzeichen der abgehauenen Hand. Ein Königsberger Rechtsalterthum.

Altpreußische Monatsschrift 1864, 1. Heft«

416. Tobler, L., Über Wunn und Weid im altdeutschen Recht.

Neues schweizerisches Museum, herausgegeben von W. Vischer, H. Schweizer- Sidler, A. KießUng. 4. Jahrg. 3. Heft (1864).

417. Schramm, H., Das Wehrgeld. Ein Beitrag zur Sittengeschichte unserer Vorfahren»

Hausblätter 1864, 13. Heft.

418. Platner, Dr., Der Wiederkauf. Eine deutsch-rechtsgeschichtliche Abhandlung.

Zeitschrift für Rechtsgeschichte 4, 123—167. 418*. Homeyer, G., Der Dreissigste. Abhandlungen der Berliner Akademie 1864, S. 87 270: auch in Separatabdruck,

419. Stobbe, O. , Geschichte der deutschen Rechtsquellen. 2. Abth, gr. 8. (XII9 516 S.) Brannschweig 1864. Schwetschke. 2 Rthlr. 16 Ngr.

Der erste Theil dieses den ersten Band einer * Geschichte des deutschen Rechts^ in sechs B&Dden bildenden Werkes erschien 1860. Der rorliegende zweite nmfasst die Zeit von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart; und zwar zuerst die Geschichte der Beception des römischen Rechtes (S. 1—142)« dann die Geschichte der einheimischen Rechtsqaellen, und die deutsche Rechtslitteratnr. Vgl. Litter. Centralbl. 1864, Nr. 47, Sp. 1119—21. Bekker und Pözl, Vierteljahrschrift VI, 4 (von Stintzing). Altpreußische Monatschrift 1864, 7. Heft; Europa Nr. 48.

420. Steffenhagen, Noch einige Nachträge und Notizen zu Homeyer, die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters und ihre Handschriften.

Zeitschrift für Rechtsgeschichte 4, 178 185.

421. Derselbe, Litterärgeschichtliche und rechtshistorische Mittheilungen aus Königsberger Handschriften.

Zeitschrift fflr Rechtsgeschichte 4, 188—204.

422. Hinschius, P., Die germanischen Volksrechtc.

Historische Zeitschrift 1864, 2. Heft, S. 391—416. Anknüpfend an den dritten Band der Leges in Pertz Monumenten.

423« Pott, Romanische Elemente in den langobardischen Gesetzen. Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 13, 321—364 (Schluß). 424. Pertz, Über eine bisher nicht bekannte noch benatz^t^ H&. ^^V Leges WiBigotbornm,

Monatabericht der k. preuß. Akademie der 'W\a%etiÄc\i«i.^l^ti^"«'fe'^^*-^ ^^^^

372 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

425. Maassen, Frdr., Ein CapitaUre Lothart I. [Abdruck aus den Sitzungsberichten der Akad.] Lex. 8. (4 S.) Wien 1864, Grerold in Comm. 1 Yg Ngr.

426. Boretius, Dr. A. , Die Capitnlarien im Langobardenreich. Eine recbtsgescbichtliche Abhandlung, gr. 8. (XIV, 19 6 S.) Halle 1864, Bachhand- lung des Waisenhauses. 25 Ngr.

Vgl. Lit'erar. Centralbl. 1864, Nr. 48; Deutsche Gerichto-Zeitung Nr. 50; Köl- nische Zeitung Nr. 319; Haimerl, Vierteljahrschrift XV, 1. 2.

427. Muther, Th., Kleine Beiträge cur Geschichte der sichsischen Kon- stitutionen und ded Sachsenspiegels.

Zeitschrift für Rechtsgeschichte 4, 168—174.

428. Schröder, Rieh., Zur Lehre von der Ebenbürtigkeit nach dem Sachsenspiegel.

Zeitschrift für Rechtsgeschichte 3, 461-480.

429. Stadtrecht von Kirchberg im Hunsrücken 1249. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrbeins von Mone, 16, 46 52 (1863).

430. Das Löwenberger Kampfrecht aus dem rothen Buche des Rathsarchivs zu Löwenberg in Schlesien mitgetheilt von Korn.

Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterth. Schlesiens, Bd. 1. Heft.

431. Die Weisthümer. Österreich. Wochenschrift 1864, Nr. 5.

432. Weisthümer. Herausgegeben und mit urkundlichen Bemerkungen begleitet von Dr. Kittel.

Archiv des bist. Vereines von Unterfranken u. Aschaffenburg. 17. Bd. 1. Heft (1864).

433. Weisthümer vom 13. 16. Jahrhundert ans der Schweiz, Baden,

Elsaß, Bayern und Rheinpreußen.

Zeitschrift fQr die Geschichte des Oberrheins von Mone, 17. Band, 2. Heft.

434. Weisthümer, mitgetheilt von Dr. Ennen. Weisthum von Paffrath, Kreis Mülheim, mitgetheilt von Dr. G. Eckertz.

Aonalen des histor. Vereins für den Niederrhein. 15. Heft. Köln 1864. 8. 434\ Aus den österreichischen Pantai dingen. Von Karl Obertimpfler.

(Progr. des Ob. Gymn. zu Wiener - Neustadt 1864.) 4. (6 S.) Wien 1864, C. Gerolds Sohn.

435. Gengier, H. G., Codex juris mnnicipalis Germaniae medii aevi.

1. Band, 2. Heft (S. 257 512). Erlangen 1864, Enke. 1 Rthlr. 14 Ngr.

Vgl. Bibliogr. 1863, Nr. 338 und Germania 9, 76; Götting. gel. Anzeigen 1864, S. 864—878 (von Frensdorff); altprenß. Monatschrift 1864, Nr. 2; Histor. Zeitschrift 1864. 2. Heft, S. 442—445; Deutsch. Museum 1864, Nr. 20; 1865, Nr. 9; Lit. Central- bUtt 1865, Nr. 11.

XIII. Deutsche Litteraturgeschichte und Sprachdenkmäler.

436. Vi 1 mar, A. F. C. , Geschichte der deutschen National-Litteratar. 10. Auflage. 8. (XII, 624 S.) Marburg 1864, Elwert. 2 Rthlr.

4B7, Knrz^ H«, Geschichte der deutschen Litteratur mit ausgewählten Stocken aus den Werken der "vorztig\ic\\a\Äii ^Om\IXä\»^\V^t. ^. Am6.. 8 34. Lief. Lex. 8. Leipzig 1864, Teubner. U ^/^ B.t\i\T.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 373

438. Burckhardt, J.6. £. , Geschichte der deutschen Litteratur. Die Poesie. Für Schulen und zum Selbstunterrichte, gr. 8. (X, 245 S.) Leipzig 1865, Klinkhardt. V, Rthlr.

Vgl. Allgem. Litter. Zeitnng 1864, Nr. 40.

439. Gredj, F. M. , Geschichte der deutschen Litteratur für höhere Lehranstalten, zum Privat- und Selbstunterricht. 3. verbess. Aufl. gr. 8. (X, 137 S.) Mainz 1864, Kirchheim. */^ Rthlr.

Vgl. Litter. Handweiser Nr- 32.

440. Lange, Prof. Dr. Otto, Grundriss der Geschichte der deutschen Litteratur für höhere Bildungsanstalten. 4. verbess. Aufl. gr. 8. (VI, 92 S.) Berlin 1865, Gärtner. 8 Ngr.

Vgl. Litter. Hand weiser Nr. 32.

441. Scheinpflug, B», Kurze Litteraturgeschichte der Deutschen fQr den ersten Unterricht, gr. K. (IV, 160 S.) Prag 1865, Dominicus. % Rthlr.

442. Raum er, Fr. v., Handbuch zur Geschichte der Litteratur. 2 Theile.

gr. 8. (XIII, 640 S.) Leipzig 1864, Brockhaus. 273 Kthlr.

Vgl. Allgem. Litter. Zeitung 1864, Nr. 12. Die deatsehe Litteratnr des Mittel- alters ist auf drei Seiten abgehandelt.

443. Shaw, Thom. B., History of english literature. New edition, en- larged and re-written. Edited with notes and illustrations by Will. Smith. 12. (X, 500 S.) London 1863, Murray.

444. Dalen, Dr. C. von, Grundriss der Geschichte der englischen Sprache und Litteratur. gr. 9. (III, 24 S. mit 1 Tabelle). Leipzig 1864, Hartmann. 6 Ngr.

445. Morley, H. , English Writers. The Writers before Chaucer; with an introductory sketch of the four Periods of english Literature. London 1864, Chapman and Hall.

446. Elze, Karl, Die englische Sprache und Litteratur in Deutschland.

Eine Festschrift zur 300jährigen Geburtsfeier Shakespeares. 8. (92 S.) Dresden

1864, Ehlermann. 15 Ngr.

Gehört insofern hieber, als die sprachlichen Wechselwirknogen zwischen England und Deatschland, welche besonders durch die großen Handelsgesellschaften vermittelt wurden, von dem letzten Jahrhundert der ags. Periode an dargelegt werden. Vgl. Lit^ terar. Centralbl. 1864, Nr. 32; Magazin für die Litteratur des Auslandes Nr. 46; Allgem. Schnlzeitung 1865, I^r. 7.

447. Scherer, W., Über den Ursprung der deutschen Litteratur. Vor- trag, gehalten an der k. k. Universität zu Wien am 7. März 1864. Aus dem 13. Bande der preuß. Jahrbücher besonders abgedruckt. 8. (20 8.) Berlin 1864, Reimer. 5 Ngr.

Vgl. Litterar. Centralbl. 1864, Nr. 24, Sp. 572—574; Germania 9, 71 ff- Grenz- boten 1864, Nr. 39; Ödterreichisebe Wochenschrift 1864, Nr. 27. 28.

448. Weller, Emil, Annalen der poetischen Nation al-Litteratur der

Deutschen im 16. und 17. Jahrhundert. 2. Band. gr. 8. (VII, 59 7 S.) Freiburg

im Br. 1864, Herder. 2 Rthlr.

Vgl. Allgem. Litter. Zeitong 1864, Nr. 37; Westermanns illustr. deutsche Mo- natshefte, April 1864; Deutsches Museum Nr. 31; Eiuxo^«^ "Ät* ^\ ^xwawt. ^^^\5!5«j?ä8i- hlatt 1865, Nr. 4.

374 BIBUOGRAPIIISCHE ÜBERSICUT.

449. Hauck, Dr. H. , Über Bayerns Antheil an der Entwickülang der altdcatsrhen Dichtkunst.

Albam des litierariscben Vereins in Nfimbpffi; fflr 1864, 8. 235 251. Angelehnt an H. Hollands Geschichte der altdeatschen Dtchtkanst in Bayern.

450. Kurz, Eduard, Das Wiederaufleben deutscher Dichtung in Öster- reich seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. (Programm der Landes - Ober- realschule in Krems 1864.) (45 S.) 8, Krems 1864. Max Pammer.

451. Aurell, Claes Job. Emil, Om balladen och romanzen, med särskildt afsoende p& den Tyska ballad- och romanz-diktningen. 8. (87 S.) Upsala 1864.

Doctordissertation ; handelt auch von der deutschen Volksballade.

452. Wackernagel, Phil., Das deutsche Kirchenlied von der iltesten

Zeit bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts. 8. Lieferung. Lex. 8. (l. Bd. XXV,

S. 795—897.) Leipzig 1864, Teubner. Vs R**^*'-

Vgl. Vilmars pastoral. theologische Blätter 1864, S. 49-54 (von Vilmar); Allg. Litter. Zeitong 18(>4 Nr. 30; ^Magazin far die Litteratnr des Ausl. Nr. 19; Volksblatt für Stadt und Land Nr. 48; Österreichische Wochenschrift 1865, Nr. 4.

45 3. Kchrein, J. , Katholische Kirchenlieder, Hymnen, Psalmen, aus den ältesten deutschen gedruckten Gesang- und Grebetbtlchem xusammengestellt. 3. Band. Die ältesten katholischen Gesangbücher von Vehe, Leisentrit, Corner n. A. in eine Sammlung vereinigt. 3. Band. Lux. (430 S.) Wflrzborg 1863, Stahel. 2 Rtblr.

Vgl. Allgem. Litter. Zeitung 1864, Nr. 33.

454. Gesang und Lied im Mittelalter. Europa 1864, Nr. 42.

455. Maehly, Über Alliteration.

Neues schweizerisches Maseom, 4. Jahrgang 3. Heft (1864).

456. Zingerle, J. V., Die Alliteration bei mittelhochdeutschen Dichtern. [Aus den Sitzungsberichten 1864 der Akademie d. Wissensch.] Lex. 8. (7 2 S.) Wien 1864, Gerold in Comm. Vs Rtblr.

Vgl, Blätter für litter. Unterhaltung 1865, Nr. 10.

457. Heyne, M. , formulae alliterantes ex antiquis legibus lingua frisica conscriptis cxtractae et cum aliis dialectis comparatae. 8. (32 S.) Hallo 1864.

Doctordissertation.

458. Heyne, M., Allitterierende Verse und Reime in den friesischen Rechtsquellen.

Germania 9, 437—449.

459. Olawsky, Ed., Die prosodische und metrische Messung der Nibe- lungenstrophe.

Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik. 89. und 90. Band, 5—9. Heft.

460. Vogelmann, Prof. Dr. Alb., Bruchstücke zur vergleichenden Rhyth- mik und Metrik* gr. 8. (III, 45 S.) Ellwangen 1864. Vs Rthlr.

461. Mallenhoff, Karl, Altdeutsche Sprachproben, gr. 8. (IV, 124 S,)

Berlin 1864, Weidmann. 20 Ngr.

Vgl. Zeitschrift für die Österreich. Gymnasien 1864, S. 627 fg.; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Sp. 384.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBEESICHT. 375

462. Heintze, A., mittelhocb deutsches Lesebach flClr höhere Lehranstalten. Zusammengestellt und mit einem Wörterbuche, so wie den Haupt - Paradigmen der Flexion versehen. 8. (VI, 322 S.) Stolp 1864, Eschenhagen. 1 Rthlr.

Vgl* dazu Heintze, das mittelhochd. Lesebuch, im Pädag. Archiv 1864, Nr. 4.

463« Vernaleken, Tb., Litteraturbuch. Deutsches Lesebuch nebst den Anfängen der Kunst- und Litteraturgeschichte , Altertumskunde , Mythologie und Poetik. l.ThL Aus dem Altertume. 6. Aufl. gr. 8. Wien 1865, BraumfiUer. 28 Ngr.

464. Lüben, A. , Auswahl charakteristischer Dichtungen und Prosa- stücke zur Einführung in die deutsche Litteratur. Aus den Quellen entnommen. Ein Lehr- und Lesebuch für höhere Schulanstalten und zum Selbstunterricht. 1. und 2. Theii. gr. 8. Leipzig 1864, Brandstetter. 26 Ngr.

Der erste Theil (VIH, 268 S.) umfasst die Urzeit bis Leesing und kostet 12 Ngr.

465. Müller, Friedr., Deutsche Spraohdenkm&ler aus Siebenbürgen. Aus schriftlichen Quellen des 12. bis 16. Jahrhunderts gesammelt. Herausgegeben Tom Verein für siebenbtkrgische Landeskunde. 8. (XXXII, 236 8.) Hermann- stadt 1864, Steinhausen.

Das Buch würde kaum aufzuführen sein, wenn nicht sein Titel täuschte; Tgl. K. Schrüer in Pfeiffers Germania 9, 477-— 482.

466. Gantter, L. , The home treasury of british poetrj. Hausschatz der britischen Dichtkunst von Chaucer bis auf die neueste Zeit, mit sprachlichen, kritischen und biographischen Anmerkungen begleitet und als Festgabe zu Sha- kespeares SOOjährigem Jubiläum dargereicht. Lex. 8. (528 S.) Stuttgart 1863 bis 64, Becher. 2^1^ Rthlr.

467. Schneider, Gustav, Englisches Lesebuch aus den besten Schrift- stellern nebst einem kurzen Abriss der englischen Litteratur. gr. 8. (VIII, 256 S.) Frankfurt a. M. 1864, Hermann. '/, Rthlr.

468. Dietrich, F. E. C, Altnordisches Lesebuch. Aus der skandinavi- schen Poesie und Prosa bis zum 14. Jahrhundert zusammengestellt und mit litterarischer Übersicht, Grammatik und Glossar versehen 2. Auflage, gr. 8. (LXXXVIII, 618 S.) Leipzig 1864, Brockhaus. 2^/3 Rthlr.

Vgl, Litter. Centralblatt 1864, Nr. 22, Sp. 520-522 (von Greio); Heidelb. Jahr- bücher Nr. 30; Germania 9, 337—352 (von MObins); Mag. für d. Lite. d. Ausl. Nr. 42.

A. Gothisch.

469. Hahn, K. A«, Auswahl aus Ulfilas gothischer Bibelübersetzung. Mit einem Wörterbuch und mit einem Grundriss zur gothischen Buchstaben- und Flexionslehre. 2. Auflage, gr. 8. Heidelberg 1864, Mohr. ^/^ Rthlr.

470. Bernhardt, E., Kritische Untersuchungen über die gothische Bibel- übersetzung. Ein Beitrag zur deutschen Litteraturgeschichte und zur Kritik des neuen Testaments, gr. 8. (31 S.) Meiningen 1864, Brückner u. Renner. 8 Ngr.

Das Resultat dieser Untersuchungen ist: Vnlfila übersetzte die Evangelien nach einer andern Handschrift als die Episteln ; die Evangelienhandschrift stimmte am meisten zu A, der Es.' im British- Museum; die Epistelhandschrift neigte sich der italienischen Gruppe zu. Die gothische Übersetzung wurde, als die Gothen nach Italien gekommen, nach der Itala corrigiert und interpoliert, besonders nach der Handschrift von Brescia, die äußerlich große Ähnlichkeit mit dem cod. argent. bat, daher ein n&herer Zusammen- hang zwischen beiden zu vermuthen; auch der cod. Bresc. ist wohl von einem Gothea geschrieben. Vgl Litter. Centralblatt 1864, Nr. 17.

376 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

B. Althochdeafcscb.

471. Müllenhof f, K., und W. Scherer, Denkmäler deutscher Poesi und Prosa aus dem 8. 12. Jahrhundert, gr. 8. (XXXV, 548 8.) Berlin 1864 Weidmann. 2*/3 Rthlr.

Vgl. Germania 9, 55—75 (Ton Bartsch und Holtzmano); Litterar. Centralbl. 1864 Nr. 10, Sp. 233—237; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 8p. 107 und 223 Allgem. Litter. Zeitung Nr. 17; Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 15, 35' bis 360 (yon E. DOmmler).

472. Holtzmann, Ad., Zum Hildebrandslied. Germania 9, 289—293.

478. Rieger, Max, Bemerkungen zum Hildebrandsliede. Germania 9, 295—320.

474. Das hohe Lied, übersetzt von Willeram, erklärt Ton Rilindis und Herrat, Äbtissinnen zu Hohenberg im Elsaß [1147 1196]. Aus der einzigen Hs. der k. k. Hofbibliothek zu Wien herausgegeben von Josef Haupt, gr. 8. (XXIV, 180 S.) Wien 1864, Braumöller, l '/g Rthlr.

Der Übersetzung, die dem 12. Jahrhundert angehört, liegt Willeram zu Grunde, die Erklärung aber weicht you der im Mittelalter üblichen ab, indem sie das Lied nicht auf Christus und die Kirche, sondern auf Christus und Maria besieht. Der Heransgeber sucht wahrscheinlich zu machen, daß diese Erklärung von den beiden auf dem Titel genannten Frauen herrühre; aber seine Gründe sind so nichtssagend, daß von einem Beweise nicht die Rede sein kann. Vgl. Litterar. CentralbL 1864, Nr. 5, 8p. 113—115; Germania 9, 352-370 (tou Bech); Allgem. Litter. Zeitung 1864, Nr. 9; Chronik der Gegenwart 1. 5; Märkisches Kirahenblatt Nr. 5.

475. Wiedemann, Theod., Wilerara, Abt zu Ebersberg. Osterreich. Vierteljahrschrift fAr kathol. Theologie. III. Jahrg. 1. Heft.

476. Rieger, Max, Altmitteldeutsche Glossen zu Heinrici Summarium. Germania 9, 13—29. Ans der Pergament-Hs« Nr. 6 der Darmst&dter Bibliothek.

C. Mittelhochdeutsch.

47 7. Bech, Fedor, Anthonius von Phor.

Germania 9, 226—228. Als Verfasser des Buchs der Beispiele der alten Weisen nachgewiesen, und zwar durch ein Acrostichon, wodurch dem Verf. schon so manche schöne Entdeckung geglückt ist.

ApolloniüB von Tyrus.

478. Wrtätko, Über den antiken Roman Apollonins Tyrius«

Sitzungsberichte der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften in Prag, Jahrgang 1863. Ich führe diese Abhandlung wegen des Znsammenhanges mit der deutschen Litteratur hier an.

47 9. König Arthur und die Tafelrunde. Heimgarten 1864, Nr. 10.

Berthold von Eegensbnrg.

480. Weininger, H., Der Grabstein des Bruders Berthold. Müncbener Sonntagsblatt 1864, Nr. 50 fg.

Brant, Sebastian. 481. Wie ch mann, C, Sebastiaii "BiMiU Serapeum 1864, Nr. 18.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 377

Eckhart, Meister.

482. Preger, Lic. theol. W., Professor in München, Ein neuer Tractat

Meister Eckharts und die Grundzage der eckhar tischen Theosophie*).

Zeitschrift für historische Theologie von Niedner, 1864, S. 163—204. Ans der Münchener Handschrift, cod. germ. 214.

483. Bach, J. ^ Meister Eckhart der Vater der deutschen Speculation.

Als Beitrag zu einer Geschichte der deutschen Theologie und Philosophie der

mittleren Zeit. 8. (X, 243 S.) Wien 1864, Braumüller, l'/s Rthlr.

Vgl. Allgem. Litter. Zeitung 1864, Nr. 25; Litterar. Centralblatt 1864, Nr. 33; Germania 9, 77; Götting. Gel. Anzeigen Nr. 31, S. 1201-1221 (von H. Ritter); WiederoaQDS Vierteljahrschrift Nr. 4; Bayer. ZeituDg, Morgenblatt Nr. 155 ff.; Theol. Qaartalschrift 1865, Nr. 1.

484. Heidrich, R. , Das theologische System des Meister Eckhart. 4, (20 S.) Posen 1864.

Programm des Friedrich- Wilhelm-Gymnasiums in Posen. Vgl« Germania 9, 78.

EiUiart von Oberge.

485. Bruchstück aus dem Tristan des Eilhart von Oberge« Mitgetheilt

von K. A. Barack.

Germania 9, 155 158. Ein Pergamentblatt in 8. vom Ende des 12. Jahrhunderts, derselben Handschrift angehörig wie die Bruchstücke in den Fundgruben und das Bothische. 109 Verse.

486. Birlinger, Dr. Anton, Bruder Felix Faber's gereimtes Pilger- büchlein, gr. 8. (31 S.) München 1864, Fleischmann. 9 Ngr.

Vgl. Germania 9, 370—376 (von Bechstein); Bl&tter für litter. UnterhaltauK 1864, Nr. 24; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorseit, Sp. 115; Deutsches Museum Nr. 12; Europa Nr, 25.

Franenlob.

487. Freudenberg, G., Heinrich Frauenlob« Ein rheinisches Gedicht. 16. (60 S.) Wiesbaden 1864, Limbarth. 14 Ngr.

Natürlich von keiner wissenschaftlichen Bedeutui^.

488. Futilitates germanicae medii aevi, ad fidem codicum manu Script, nunc primum editae. 16. (16 S.) O. 1864.

Ein Scherz eines ungenannten Fachgenossen.

488*. Gedicht auf die Schlacht von Seckenheim (l462): das liet der nyderlag (von Gilgenschein).

Mone*s Qoellensammlnng zur badischen Geschichte 3. Band. Eben darauf bezüg- lich * Ein Lied von des bösen Fritzen Schlacht* von Hans von Westemach.

489. Zwei deutsche und drei lateinische Gedichte auf Peter von Hagenbach (1474).

Qnellensammlung zur badischen Geschichte 3. Bd.

f) Dieser Tractat ist kein neuer, auch ist er nicht von Eckhart, sondern von Bruder Frauke v. Köln und yon mir nach emet aVteii lA.^Ti<i\iWi«t ^^. ^Ä•^'?»^^•^^'^*'^^ gegeben in H&apts Zeitschrift 8, 243 ff. ^ ^\k>Sä\»

378 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBEB8ICHT.

489\ Geiler von Kaisersberg, Das Schiff des Heilt. In freier Über- setzang und Bearbeitung von H. Bone. 8. (XVI, 444 S.) Mainz 1864, Kirch- heim. 1 Vo Rthlr.

Vgl. Philothea 1865, Nr. 2.

Oenesii und Ezodos.

490. Bartsch, Karl, Za Genesis und Exodus. Germania 9, 213—217.

Haß, Cuni.

491. Barack, Dr., Hofbibliothekar in Donaueschingen, xum Lobgedicht des Cunz Haß auf Nürnberg.

Anzeiger fftr Eaned der deutschen Vorzeit 1864, Sp. 95 fg. Nachweis einer zweiten Ausgabe (1492) dieses in der Zeitschrift fQr deutsche Kulturgetchichce (1858) abgedruckten Gedichtes, in Berlin.

Sie Heidin.

492. Zingerle, J. V., Die Heidin und Wittich von Jordan* Germania 9, 29—54.

493. Heldenbuch, das. Von Dr. Karl Simrock. 5. Bd. Auch unter dem Titel: Das Amelungenlied. 2. TheiL 2. Aufl. 8. Stuttgart 1864, Cotta. 2 Rtblr.

494. Die Himelstraze. Eine altdeutsche Pergamenthandschrift der k. öffentl« Bibliothek zu St. Petersburg, mitgetheilt von R. Minzloff.

Nordische Revue, 1. Band, 2. Hefe. (August 1864).

495. Johann von Dalberg, Gedicht auf einen Besuch Friedrich III.

in Maulbronn (1473).

Mone's Quellensammlnng zur badischen Geschichte, 3. Band. Ebenda zwei Lob- gedichte anf Johann von Dalberg von Jacob Questenberg (1485) und Adam Wernher Ton Themar (1491).

Karl und Elegast.

496. Bech, Fedor, Zur Sage von Karl und Elegast.

Germania 9, 320—337. Mitthoilnngen über eine von dem niederländischen Ge- dichte ganz abweichende poetische Fassang der Sage, ans einer Papierhandschrift des Kapitelarchivs zu Zeitz.

497. Fortsetzung des Königshofe n.

Mone's Quellensammlung zur badischen Geschichte 3. Bd.

498. Liederdichter, deutsche, des XII. bis XIV. Jahrhunderts. Eine

Auswahl von Karl Bartsch, gr. 8. (LXVI, 390 S.) Leipzig 1864, Göschen.

1 Rthlr. 24 Ngr.

Vgl. Allgem. Litt. Zeitung 1865, 28; Allgemeine Zeitung Nr. 131; Österreich. Wochenschrift 1865, Nr. 12; Deutsches Museum 1864, Nr. 51, S. 915—918; Unterhal- tungen am häuslichen Herd Nr. 51.

499. Lütolf, Alois, Urkundliches zu mhd. Liederdichtern. Germania 9, 460—463. Über Otto Tom Tburn und Eberhard von Sax.

500. Bartsch, Karl, Urkundliche Nachweise zur Geschichte der deutschen Foeaie»

Germania 9, 145—157. Meist aucb in U«i^wvWc\i\.wTi.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 379

Der Maget kröne.

501. Zingerle, J. V., der maget kröne. Ein Legendenwerk aus dem XIV. Jahrhunderte, gr. 8. (7 6 S.) Wien 1864, Gerold in Comm.

Abdmck ans ddn Sitzangsberichten der phil. bist. Classe der Akademie 47* 489 ff« Mitiheilungen über eine noch unbekannte Dichtung ans einer Innsbrocker Handschrift.

502. Die Meinauer Naturlehre und das Buch der Natur. Ein Bei- trag zur Geschichte der Naturwissenschaften im 14. Jahrhundert. Programm des Gymnasiums zu Znaim, 1862.

Vgl. Herrig's Archiv 34, 460 fg.

Der Mönch von Salzburg.

502\ Ampfer er, Jos., Über den Mönch von Salzburg (Programm des Staatsgymnas. in Salzburg 1864. (32 S.) 4, Salzburg, Zaunrit'sche Buchdruckerei.

Kibelungenlied.

508. Mosler, Prof. Karl, und Dr. Nikola Mosler, Der Nibelunge Noth, Heldengedicht des 12. Jahrhunderts. Studien und ausgewählte Stücke zur Her- stellung des ursprünglichen Werkes, gr. 8. (XIV, 184 S.) Leipzig 1864, Engel- mann, 2 Rthlr.

Vgl. Germania 9, 245—249 (von Lambel); Österreich. Wochenschrift 1864, Nr. 29.

504. Mosler, Dr. N., Ausgewählte Stücke der Nibelunge Noth nach dem hergestellten mittelhochdeutschen Texte übersetzt, gr. 8. (I6 S.) Düsseldorf 1864, Gestewitz. V3 Rthlr.

VgL österr. Wochenschrift 1864, Nr. 29; Allgem. dentsche Lehreraeitung Nr. 44.

505. Krieger, Dr., Die Nibelungen. Altdeutsche Volkssagen, nach den vorhandenen mittelhochdeutschen Gedichten erzählt. 8. (III, 57 8 S.) Berlin 1864, Winckelmann u. Söhne« 1 V3 Rthlr.

506. Thausing, M., Nibelungen- Studien. !• Der Dichter« 2. Die Küren- berger und Aribonen. 3. Pilgrim und die Klage. 4. Volker von Alzei.

Österreich. Wochenschrift 1864, Nr. 2—5.

607. Pasch, Prof. Conr. , Die Frage über die Entstehung oder den Dichter des Nibelungenliedes. 4. (15 S.)

Programm des Gymnasiums zu Cilli 1864.

508. Schleicher, August, Über Strophe 7 6 der Nibelunge Not.

In: Symbolft philologoram Bonnensinm in honorem Friderici Bitschelii collecta. Fase, prior. Lex. 8. Leipzig 1864, Tenbner. 3 Rthlr. Sacht den Text von A als den echten zn erweisen.

509. Hofier, C, Zum Nibelungenlied. Ein Zeugniss. Wann erfolgte zum ersten Male documentierte Erwähnung des Nibelungenliedes oder der Nibelungensage? Germania 9, 152—154. Vgl. Haupt's Zeitschrift 12, 421.

510. Nusch, Zur Vergleichung des Nibelungenliedes mit der Ilias. Gymnasialprogramm. Speier 1863.

Über die Nibelungenstrophe vgl. Nr. 459.

Oswald von Wolkenstein.

511. Der letzte Minnesänger* Heimgarten 1864, Nr. 20.

380 BIBUOGBAPHISCIIE ÜBERSICHT.

512. Beimchronik über Peter von Hagenbach and die Barganderkrieg«

(1432 1480).

Mone's Qaellentammlnng zor badischen Geschichte 3, 183 434, and Nachtrag« 681—684. 1480 in Breisach yerfasst.

Bernhard Fnohs.

513. Hansen, C. J., Dietache Letterkande; over Reinaard den Voa. 8. Antwerpen 1864.

513*. Bleek, H., Reynard the Fox in Sontb- Afrika or Hottentot fables

and tales. Chiefly translated from original manascripta in the library of Sir G.

Grey. 8. London 1864, Trübner. 3 s. 6 d.

Aofgefahrt wegen des Tergleichenden Stadioms der Thiersage. Vgl. Europa 1864, Nr. 17; Das Ausland Nr. 16.

Bothe, Johannes.

514. Bech, Fedor^ Über Johannes Rothe. VIII.

Germania 9, 172 179. Mittheilaogen aas einer gereimten Passion in einer Dresdener Handschrift; Tgl. oben Nr. 188.

515. Tauler's, Joh., sämmtliche Predigten. 2. verbesserte Auflage, heraus- gegeben von Prof. Dr. Jul. Hamberger in München. 3 Bde. In 6 Lieferungen. Lex. 8. 1. Lieferung, (l : X, 336 S., 2: S. 1 240) Frankfurt a. Main 1864. ä 18 Ngr.

Walter von der Vogelweide.

516« Walther von der Vogelweide. Herausgegeben von Franz Pfeiffer. 8.

(LVni, 338 S.) Leipzig 1864, Brockhaus. 1 Rtblr.

In : Dentscbe Classiker des Mittelalters. Mit Wort- and Sacherklärungen heraus- gegeben von Franz Pfeiffer. Erster Band. Vgl. Europa 1864, Nr. 41 ; Österreich. Wo- chenschrift 41; Morgenblatt zur bayerischen Zeitang Nr. 253; Blätter für litterar. Uoter- haltang Nr. 43 (von A. Henneberger); Allgem. Liiter. Zeitang Nr. 44; Allgem Zeitung Nr. 313; St. Galler Blatter Nr. 47; Litter. Handweiser Nr. 29; Allgem. litter. Zeitung Nr. 48; Stattg. Beobachter Nr. 217 (^on Herrn. Karz); Zeitueg für Norddeutschland, Nr. 4781 (von H. Plannenschmid) ; Nene Freie Presse Nr. 30; Deutsche allg. Zeitang Nr. 463; Wiener Botschafter Nr. 297; Deataches Maseam Nr. 43 (von R. Protz); Cor- respoodent von und für Deutschland, Nr. 596; Österreich. Zeitaog Nr. 258; Zeitschrift für Gymnasialwesen. 4. Heft, 8. 316—321 (von W. Wilmaaas).

517. Walther's von der Vogelweide Gedichte. Vierte Ausgabe von K. Lachmann, besorgt von M. Haupt, gr. 8. (XVUI, 234 8.) Berlin 1864, Reimer« 1 Rthlr.

Der Text unver&adert; die Lesarten von t (der Kolmarer Handschrift) uad ein- zelae Bemerkongen von Haupt sind hinsugefügt. Vgl. Europa 1865, Nr. 1.

518. Bechstein, Reinhold, Die neuesten Forschungen über Walther von der Vogel weide.

Blätter für litterar. Unterhaltung 1864, Nr. 5.

518*. Spach, Louis, Les Minnesinger: Walther von der Vogelweide (1190 1240). Strasbourg, impr. de veuve Berger-Levrault 1864. 34 pp. in 8. (Exirait du Bulletin de la Soci^te litt, de Strasbourg).

Früher erachien von demselben Veri. ebd.; \a% Vil\\>xAw&ssfiti Godefroi de Stras- /fourg 1862. 43 pp. in 8.

f

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 381

Wemher der Oartenaere.

519. Keinz, Friedrich, Meier Helmbrecht und seine Heimat. Mit einer

Karte, gr. 8. (96 S.) München 1865. Fieischmann.

Diese Abhandlung weist mit ToUer Evidenz die Heimat des Gedichtes nahe an der Salzach nach. In den Sitzungsberichten der bayer. Akademie (am 5. November 1864) gab Conr. Hofmann, der den Verf. zu dieser Arbeit angeregt, einen vorlänfigen Bericht über die Resnltate ; auch diesem Berichte ist eine Karte beigefflgt, auf welcher der Schauplatz des Gedichtes nach den früheren Auffassungen angegeben ist. Vgl. Bayer. Zeitung, Morgenblatt, 1865, Nr. 32.

520. N i e m e y e r, Der Bauernsohn Helmbrecht nach einer altdeutschen Novelle Wernhers des Gärtners.

Programm. Dresden 1863.

521. Wolfdieterich, der große, herausgegeben von Adolf Holtzmann.

gr. 8. (CI, 364 S.) Heidelberg 1865, Mohr. 2 Rthlr. 12V, Ngr.

Die Einleitung handelt von den verschiedenen Bearbeitungen, den Handschriften derselben, und gibt eine ausführliche Analyse des Inhalts. Der Text ist nicht ins Mhd. znrückübertragen, weil die ursprüngliche Gestalt, die ohne Zweifel dem 13. Jahrh. an- gehört, wiederzugewinnen unmöglich schien. Im Ganzen 2242 Strophen, mit Lesarten, Namenverzeichniss und einem Glossar bemerkenswerther Wörter versehen. Vgl. Allgem. Zeitung 1865, Nr. 80.

Wolfram von Esohenbach.

522. Hense, Director Dr., Erinnerungen an Wolfram von Eschenbach. 4. (22 S.) Parchim 1864.

Programm des Gymnasiums zu Parchim 1864. Gibt eine Charakteristik Wolframs und seiner Werke.

523. Meyer, H., Wolfram von Eschenbach. Bremer Sonntagsblatt 1864, Nr. 9.

524. Glaser, Ad., Der Parzival des Wolfram von Eschenbach. Westermann's illustr. deutsche Monatshefte, Nr. 89., Februar 1864.

Zur Litteratur des 16. Jahrhunderts:

525* Wagner, Jos. M., österreichische Dichter des 16. Jahrhunderts.

Scrapeum 1864, Nr. 18—20.

526. Lützelberger, C, Einiges von den Meisters&ngern.

Album des litterarischen Vereins in Nürnberg für 1864, S. 210—234. Aus Nüm- berger Handschriften.

D. Alts&chsisch.

52 7. Zur Entstehungsgeschichte des H e 1 i a n d. i Volksblatt fOr Stadt und Land 1864, Nr. 66.

528. Behringer, Zur Würdigung des Heliand. Würzburger Schulprogramm 1863.

E. Mittelniederdeutsch.

529. Latendorf, Friedr., Zu Reineke Vos. Germania 9, 207 fg. 451—455.

530. Derselbe, Zum Theophilus« Germania 9, 210—211.

382 BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT.

581. Derselbe, Ein Termeinter Anachronismus im Sündenfall des Ar- noldas Immessen.

Germania 9, 212 fg.

582. Pfeiffer, Franz, Niederdeutsche Erzählungen aus dem XY. Jahr- hundert.

Germania 9, 257 289. Ans Körners Chronik nach einer Wiener Handschrift

F. Mittelniederlindisch.

533. Bartsch, Karl, Flovent Bruchstücke eines mittelniederlindischen epischen Gedichtes.

Germania 9, 407—436. Die in der vorjährigen Bibliographie Nr. 470 erwähnten Pergamentblätter.

588*. B 0 r m a n 8 , J. H., Fragment d*une ancienne traduction ou imita- tion en vers thiois de la chanson de geste d*Aiol.

Bulletins de Tacad^ie rojole des sciencei de Belgiqne. 2. Serie, Tome XV. Bruxelles 1863.

584. Regel, Karl, Mittelniederländische Plalmen, Hymnen und Gebete, aus zwei handschriftlichen Breviarien der herzoglichen Bibliothek zu Gotha in Auswahl mitgetheilt und sprachlich beleuchtet. 4. (30 S.) Gotha 1864.

Vgl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1864, Sp. 383.

G. Angelsächsisch.

585. Grein^ C. W. M., Bibliothek der angelsächsischen Poesie in kri- tisch bearbeiteten Texten und mit vollständigem Glossar herausgegeben. 4. Bd., 2. Heft. Sprachschatz der angelsächsischen Dichter. 2. Bd., 2. H6ft. gr. 8. Göttingen 1864. Wigand. 4 Rthlr«

Der Schloß des ganzen Werkes ; vgl. Germania 9, 484—486 (yon Pfeiffer) ; Knhn's ZeitBchrift 14. Bd., 3. Heft (von Regel).

H. Mittelenglisch«

536. Early english alliterative poems in the West Midland

dialect of the fourteenth Century. Edited from a unique Ms. in the British

Museum, with notes and glossarial index bj Richard Morris. 8. (XXXVI, 216 S.)

London 1864. TrQbner. 16 s.

Veröffentlichung der Early English Text Society.

537. SirGawayne and the grene knyght: an alliterativc romance- Poem (1380 1830 A. D.) by the author of early english alliterative poems. Reedited from Cotton Ms. Nero A x in the British Museum by Richard Morris. 8. (XX, 124 S.) London 1864. Trübner. 10 s.

538. Arthur, a short sketch of bis life and history in early English Verses of the first half of the 15. Century. Edited from the Marquis of Bath's Ms. by F. J. Furnivall. 8. (VII, 20 S.) London 1864. Trübner. 4 s.

539. Chance r. With notes and glossary by Tyrwhitt, and portrait and Vignette. Leipzig 1864. Denicke. 10 s. 6 d.

I. Altnordisch.

540. Edda, die, die ältere und jüngere nebst den mythischen Erzäh- lungen der Skalda übersetzt und mit Erläuterungen begleitet von Karl Simrock*

3. verm, und verhQM. Aufl. gr. 8. (Vlll, b\4 «j."^ Ä\.\x\.\%to\. \%^4. Cotta. 2 Rthb. Vgl Litt. Centralbl. 1865, TSr. 2-, Kölu.Xt^Uivfe Vö^,^x,^^.

BIBLIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT. 383

541. Homiliebog, gammel Norsk (Cod. A. M. 619. 4), udgiv. af C. R. Unger. 2. (Schluß-) Heft. (S. 161 228 und Vorrede 8. I VIII)» Cbristiania 1864.

542. Heimskringia eller Norges Konges agaer, forfallede al Snorre Sturlassön, udgivne ved C. R. Unger. 1. Heft. (S. 1 160, Text der Heims- kringta bis zur Olafs sage Trygyvasonar, Kap. 47) Cbristiania 1864*

648. NorröneSkrifteraf aagnbistorisk Indbold, udgivne af Sopbus

Bugge. 1. Heft (Hälfs saga und Nomagesta tbättr). Cbristiania 1864.

Nr* 541—543 bilden die IV., V. und VI. Publication der 'norsk Oldskriftselskab* (Bibliographie 1863, Nr. 487). Den dentschen Leser wird namentlich die an vielen schönen Emendationen reiche nene Angabe der Hälfdsaga nnd des Nornagests tbdttr mit ihren alten Liederfragmenten interessieren.

544. Snorre Sturleaön, Norges Konge - Eronike , fordansket Ted N. F. S. Grundtvig. 2. üdgave. 1. und 2. Heft. 8. (160 S.) 1868. 12 Ngr.

545. Flateyjarbdk, en Sämling af Norske Konge sagaer. U. Band. 8. (701 S.) 1863. 8 Rtbir.

546. Eyrbyggia Saga. Herausgegeben von Gudbrandr Vigfüsson. Mit einer Karte. 8. (IV, 145 8.) Leipzig 1864. F. C. W. Vogel, l'/, Rtblr.

Vgl. Germania 9, 352; Litter. Central hl. 1865, Nr. 9.

547. Svens so n, S. H. B., Hallfreds -Sago. Ofversättning fran Isländs- kan jemte Anmärkningar. 8. (82 S.) Lund 1864.

548. Samlingar utgifna af Svenska Fornskrift-Sällskapet. 41. Heft. (128 S.) Stockholm 1864.

Enthält: Heiige Bernhards Skrifter, 1. H&ftet*

549. W i 1 1 a t z e n, F. J., Alt-isländische Volksballaden und Heldenlieder der Färinger. Zum ersten Mal übersetzt. 8. (VI, 854 S.) Bremen 1864. Geisler. 1 Rthlr. 21 Ngr.

Vgl. Enropa 1864, Nr. 48 (Alt-isländische Volkspoesie); Litter. Wegweiser Nr. 11; Wissenschaftl. Beilage der Leipziger Zeitung Nr. 99; Bremer SonntagsblatC Nr. 52; Das Ausland Nr. 53.

Wiederum lasse ich einige Chroniken- und Urkundenwerke folgen.

550. Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis 16. Jahr- hundert. 8. Band. A. u. d. T.: Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürn- berg. 3. Band. gr. 8. (XI, 463 S.) Leipzig 1864. Hirzel. 2^3 Htblr.

Vgl. Göttioger Gel. Anzeiger 1864, Nr. 12, S. 441—458 (von Frensdorff); Preuss. Jahrbücher XIII, 4; Österr. Wochenschrift Nr. 18; Deutsch. Museum Nr. 19; Grens- boten 1864, Nr. 26; 1865, Nr. 9; Litter. Centralbl. 1864, Nr. 31.

551. Kurze Chronik des Gotzhaus S. Gallen (1860 1490) von einem unbekannten Conventualen , besonders der Elosterbruch zu Korsach, mit darauf bezüglichen Verträgen ' und Liedern.

Mittheilungen für vaterländische Geschichte. Herausgegeben von dem histor. Vorein in St. Gallen. 2. Heft (1863).

552. Leben der sei. Liutgart (1291 1848) aus dem XIV* Jahrhundert. Mone's Quell ensammlong zur badischen Geschichte. 3. Band.

558. Gersdorf, E. G., Codex diplomaticus Saxoniae regiae. 2. Haupt- theil. 1. Band. Urkundenbuch des Hochstifts Meissen. 1. Band. gr. 4* (XLIV, 426 S. und 2 Tafeln mit Siegelabbildungeü.) l*«v^i\^ \%^^^. ^vö^^'^^^ näsä. Devrlent. 8% Rtblr.

384 BTBUOORAPHISCHE tTBEBSICHT.

Die gediegene Einleitong entbilt n. a. Etcarse aber dat Mfloswesen des 12. big 14. Jahrb. Die älteste deutacbe Urkunde dieses Bandet ist vom Jahre 1305. Der zweite Band wird die Register nachbringen. Vgl. Litter. CentralbL 1864, Kr. 12, 8p. 265—268; Germania 9, 376—379 (ron Bechstein); Blfttter ttr litter. Unterhaltung Nr. 20; Wissenschaft!. Beilage der Leipsiger Zeitnng Nr. 57; Dresdener Journal Nr. 81; AUgem. Zeitoog Nr. 240 fg.; Götting. Gel. Anaeigen, Nr. 43, S. 1713—1720 (tod Waitz); AUgem. Litteratarseitnng Nr. 46.

554. Riedel'sy F., Codex diplomaticos Brandenborgensis. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Gescbichtsquellen fflr die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten. Fortgesetzt auf Veranstaltung des Vereines f&r Geschichte der Mark Brandenburg* 1. HaupttheiL 24« u. 25. Bd. gr. 4. (1000 8.) Berlin 1868. Reimer. & 4% Rthlr.

555. Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande, gesammelt und herausgegeben vom Archivrath Dr. H. Sudendorf. 4. Theil. 1870—1878. gr. 4. (CLX, 270 S.) Hannover 1864. RQmpler. 4 Rthlr.

Zur mittellateinischen Poesie:

556. Hobein, Ed., Buch der Hymnen. Ältere Kirchenlieder aus dem

Lateinischen ins Deutsche übertragen, kl. 8. (XXIV, 248 S.) Schwerin 1864.

Stiller. 1 Rthlr.

Mit den lateinischen Originalen. Auswahl, nach Jahrhunderten geordnet; die Übersetzungen sind meist gewandt. Vgl. Litter. CentralbL 1864, Nr. 44; BUtter für litterar. Unterhaltang Nr. 51; Allgem. Litt. Zeitung 1865, Nr. 10; Volksblatt fAr Stadt und Land 1864, Nr. 94.

557. Stadelmann, H., Sionsgrüße. Eine Auswahl altchristlicher Hymnen und Lieder aus dem Latein, übersetzt. 16. (VI, 74 S.) Halle 1864. Buchh. d. Waisenhauses, '/s Rthlr.

558. Schenkl, Prof. Dr. Karl, Zur Kritik späterer lateinischer Dichter.

[Aus den Sitzungsberichten 1868 der Akad. d. Wissenschaften.] Lex. 8. (68 S.)

Wien 1868. Gerold in Comm. 9 Ngr.

Über Symposii aenigmata; Claudian's Gigantomachia; Carmen de Fbilomela; Carmen de ponderibus et mensuris; Gedichte der 12 poetae dcholasticae etc. Disticha de Septem (aus XII) mensibas. Vgl. Litter. Centnilbl. 1864, Nr. 18.

559. Schmitt-Blank, Zur Texteskritik des Cornutus. Eos. Sfiddentsche Zeitschrift fftr Philologie, 1. Jahrgang, 1. Heft.

560. Praefatio de S. Marco evangelista. Gereimte Vorrede zu der

(Quellensamml. 1 , 61) abgedruckten , sagenhaften Erzählung von den Reliquien

des heiligen Marcus.

Quellensammlung zur badischen Geschichte, tou Mone. 3. Band. Handschrift des 10. Jahrhunderts.

561. PI an et US beati Galli (um 1080). Ebendaselbst Handschrift des 11. Jahrhunderts.

562. Planctus huius Augiae. Ebendaselbst. Aus dem 13. Jahrhundert.

568. Gedichte, zwei Salmansweiler, des 18. Jahrhunderts.

Ebendaselbst. Das eine auf Bischof Diethalm von Eonstanz (1206), das andere aal Otto von Witteisbach (1208).

ERDICHTETE LlEBESBRIEiFE DES XV. JAHRH. IN NIEDERDEUTSCHER SPRACHE.

Bei der Bearbeitung des Göttinger Stadtarchivs fand ich unter Nr. 620 zwölf Liebesbriefe und 2wei Pergamenturkunden, die über die Beziehungen jener Auskunft geben.

Der Rektor der Stadtschule, Meister Curd Hallis*), Geistlicher, erhält eine Reihe von Briefen durch Vermittlung seines Locaten (Unter- lehrers) Hermann Konemund, eines Sohnes des Göttinger Bürgers Konemund von Gandra. Als Schreiberin erscheint Edelend, Hans Schreibers Ehefrau, die von Liebe für den ehrbaren Rektor glüht (zwei ihrer Briefe zeigen als liiebes-Symbolum das bis auf die neueste Zeit beliebte pfeildurchbohrte Herz). Aber gleich im ersten Briefe erschei- nen für die Zeit ganz charakteristisch sehr materielle Geldforderungen, die sich allmählich steigern, bis zuletzt dem Liebhaber die artige Summe von 18 Goldgulden und 40 böhmischen Groschen abgeschwindelt ist. Denn es sind nicht wirkliche , von jener Frau oder in ihrem Namen ge- schriebene Briefe, sondern sie sind von dem Locaten betrüglich fabriciert, um Meister Curd Geld abzunehmen ; eine Absicht, die auch glücklich erreicht ist. Sie fallen sämmtlich in die letzten Monate des Jahres 1458 und erst nach dem zwölften Briefe scheinen dem Magister die Augen darüber aufgegangen zu sein, daß er das Opfer eines Betrugs geworden. Denn bis dahin hat er, wie ein moderner Verliebter, jedes- mal auf die Rückseite des Briefes 1* oder 2' u. s. w. littera mihi missa ab Edel in de geschrieben. Auf dem dritten steht ^außerdem zu lesen, was ihn bis dahin seine vermeintliche Liebe gekostet. Leider ist von den Antwortschreiben des Magisters nichts auf uns gekommen, doch sind auch so schon diese Briefe ein charakteristischer Beitrag

*) Über seine Annahme in Göttingen sagt das RathsprotokoU : *A. etc. LV. circa festnm Michahelis hebbe we mester Garde Hallis de schole dijt neiste iar uppe Passcheu iieistkomende antoghande to regerende gedan und sal Ion nomen, alse van older ge- nomen is, und sal uns dijt iar 22'/, iiu" gheven. A. LVII. hefft mester Cord Hallis de schole noch eyn iar angenamet uppe Passchen nehist komende antogande unde schal uns darvon 50 fl. werd geldes geven, de helffte uppe Mich, neist komende unde de andern he}ffte uppe Passchen darneist folgende. Actum IV. feria proxima post Lucie virginis. A. LIX iterum acceptavit scholam ad atviium %t ÖL«}cfÄ '^\. ^\r^t^ ^«Ä. ^äS.\Ä MDders 80k beide und regerdCj so he scheide, äo ac^aV V«k a\M\^\ «vA^^ \tf2tJ^ÄV,

GERMANIA X, ^^

386 OrSTAV SCHMIDT

zur Denk- und Schreibweise der Zeit. Die drei ersten Briefe sind scheinbar von anderer Hand geschrieben als die neun anderen, aber der Verfasser hat nachher gestanden, daß er sie alle zwölf selbst geschrieben; zudem sind sie absichtlich wir wurden sagen unorthographisch ge- schrieben, die letzten neun außerdem in abenteuerlichen Schriftzügen, da anzunehmen ist, daß die Frauen in den Städten keine besonderen Meisterinnen in der Schreibkunst waren. So bieten die Briefe auch sprachlich manches von Interesse. *

Als dieser Betrug entdeckt war, nahm der Rath die Sache in die Hand, setzte den Verfasser der Liebesbriefe fest, der [s. u. das Notariatsprotokoll] am 4. Februar 1459 vor Zeugen geständig war, indessen als Geistlicher nicht vom Rath bestraft werden konnte. So wurde er an den damaligen Provisor des Mainzischen Eichsfeldes, Grafen Adolf von Nassau, ausgeliefert. Sein Vater mußte den 16. Febr. eidlich vor dem herzoglichen Schultheißen versprechen, daß er weder gegen die Stadt noch die Herzoge von Braun schweig, noch den Pro- visor des Eichsfeldes wegen des Verfahrens gegen seinen Sohn irgend wie Gewaltthätigkeiten sich zu schulden kommen lassen wolle.

Die Briefe sind ganz genau copiert, damit das sprachlich Interes- sante besser hervortritt, auch die letzte Urkunde: nur die Interpunc-

tion ist gleichmäßig hinzugefügt.

GÖTTINGEN, 4. Oct. 1864. GUSTAV SCHMIDT.

L

(Auf der Rückseite steht von des Empflingers Hand geschrieben : Prima littera mihi

missa ab Edel.)

Mynen steden denst vt mynes herten beger, myn lejrf, ek iu grote,

noch so enbyn ek nicht ver. Myn alder leueste myn, mochte ek by iu

eyn halue stunde syn, dat scheide my wol to danke syn: vnd wolde

gy d6n nach deme synne myn, so schal dat wol komende syn. Myn leue

frunt, so alse iu wol to sinne were, dat wy to samende kemen schere,

vnd dat nicht so drade is ghekomen, dat en heft mynera herten nicht

ghedan groten fromen. Gude fruntschap vnd gud, dat iu nocht beko-

men schal, ven od nicht scholde komen over al. Myn leue gülden

frunt,^so alse Hermans Konemunt my heft berichtet, vmme welker sake,

schal ek an iu dat bevynden sodene trwe vnd fruntschap, so alse he

my seght heft vnd dßt noch alle tid vnd stunde, de he by my kummet,

wen gj de so doyn willen, so schal iu von my soden fruntschap be-

scbeya von my, dat gy des schaWeu to b^t mo^^Kii» D^^ dredden dages

na allen goddes beigen dau 8cbo\de %^ to m^ ^^Vo\xÄ\^V^cJö^Ti.., ^^^

^^s myn man eyn nacht vte, dau sc\io\do Vu Yl'^tm^^^ x^^ ^^\.x^^V^

.%

ERDICHTETE LIEBESBRIEFE DES XV. JAHRH. etc. 337

hebben. Des enwolde be nicht don, he sede, gy hedden al iuwen ghesellen redde gelt gegeuen sunder onie: anders hedde gy reyde by my west. Ek sege iu vor war, so helpe my [god?], dat ek iu alle tyd in mynem synne dacht und nach. So seght Hermans Konemunt wort to my von iu, de behagen my wol vnd met allem goyden, vnd wat Hermans my seght, des loue ek wol vnd wet, dat he nicht en luch. Leue frunt, ek en dorste iu nicht scriven vereint erste: in kort schul gy by my syn. Ecken Remensnyder sone heft dussen breyf ghescreven: den roden remen 2) den bewart wol. Denket mynen wente sintte Märten auende, wan gy goyden bogen syn: de wyl wil ek gerne uppe iu. Dusses möge gy Uermanse Konemunde danken, geue ome 1 ß. edde 2 ß. uppe Martens avent, de wil ek iu des mandages darna, so wil gy vnd ek to haupe reden, vnd de vil ek iu dreuelt betalen. Da me [-de] heflFet hundert dusen gul[den] iar. Denket myr ok vaken. *) Edelent.

Eyn fruntlick antwor enbeiden my by Hermanse, so werde ek vre.

(Mynen alderen leuesten frunde, den ek heffe, mester Corde : des gelouet my.)

IL

(Auf der Rückseite : 2* litera mihi missa ab EdeL)

Met gansem flite, met stedem denste, met groter leue vnde wer- dicheit, mynen denst to allen tyden ane twivelichet. Myn leueste leyf, in trwe bleyf vnde ek danke iuwer goyte, de gy my hebbet bewiset: des wil ek iu danken, dat bewinde gy in korter tyd. Item myn leue frunt, ek dancke iu fruntllken vnde leyfliken vme iuwe gaue, dat gy my an myddeweken sanden by Hermanse Konemunde, by namen eyn honnig koiken, vnd de fruntschap, de gy Hermanse bewiseden an syntte Martens auende vnde 2 ß, de gy my sanden, alse ek iu den ersten breif screyf. Myn leue frunt, nu byn ek in deme synne vnde wil iu des so leyfliken danken in körten tyden, gy schuldes to bet mögen. Ek hebbe rede welck tuch vnd late nottol wat bringet von Erferde, dat ek iu wil dat wol af vordeynen. Ok so wetet, dat ek nicht goydes bogen up iu enbyn, dat gy iuwe synne uppe iuwe vadderen *) de Ger- lageschen settet : dat behaget my nicht. Ervare ek, dat gy iuwe danken uppe se setten, so schulle gy in mynem herten neyne stede mer heffen, dat wil ek ifi loven vnde ok wol holden. Myn leue frunt, scriven my

^ Mit dem dsT Briet umwickelt war. ') Qev&ttotVik. *; Hier ist eiu von eiuein Pfeil durchbohrtem Uexi e\\i^ftx€\^\v^Ä^.

888 orsTAv scnMiDT

ock eyn breif, daf my de morne werde, den wil ek Hermanse laten

leysen, so schulle gy mor*) eynen breyf von my heffen, da Bchulle

gy wat inne ervaren. Ek hebbe iu in rnynen syn ghesat, dat ek ia

alle dage mot seyn edder von iu segen: met körten reden eyn ende:

maked et dat my morne to myddage werde, so wert iu weder eyn uppe

den auent, so wil ek an iu eyne bede legen. Nicht ^) wen dusent gude

iar. Mor so schulle gy wat ervaren, dat sege ec vor war.

Edelent (Ohne Adresse.)

III.

(Anf der Rückseite : Litera 3*.)

(Item XIX ß. sande ik Edelinghe Scrivers an sente Elisabet daghe den auent, do Hermen Giselers by sleyp •). Dat gelt sande ik or by Hermanße Konemunde mynem locaten vnd lech ') or dat. XVIII do. sande ik or by Hermanße Konemunt. II ß. do sey my erst screyf.

ni ß. gaf ik Hermanße Konemunt an sent Mertins auent. Item V ß. sande or Hermanß Konemunt des dinstagcs na sente Elyzabet dage bi orem sone den auent, do ek or anlende (?) Item i fl. an golde sande ek or an sent Katherinen auende by Hermanno Konemunt.

Item IX ß. den suluen auent sande ik or bi dem suluen Hermanse. - Suffia III fl. III ß. IV dn.)

Mynen fruntliken vnd willigen denst, darmede dar ek iu ynne deinen kan, dat wil ik don, darynne alse gy wol weten. So wetet, dat my iuwe scryft leyfliken vnd vol **) behaget heft. So enkan ek nicht leng von iu blyven, ek moyt iu snlues tospreyken, dat ga ui •) ot ga. Ek hadde iu sulues ghescreuen in deme ersten breue, dat gy des man- dages na Martens daghe scholden by my wesen, dat kam also nicht, dat dat scheyn konde: iu *®) wil ek Hermanse segen, alse iu schal to my bringhen, so wil wey vnses dynges wol vnder vns wol eyns werden. Ek enkan anders nicht myn herte in froyden setten: wat we vnder vns to sprekende heffe, dat mach vnser eyn deme andern segen. Gy synt de erste, deme ek breue ghesant hebbe: gy schullen ok wol de leste syn, wil gy anders na mynem willen don. My hell in der werde mennichfyn geselle anghesunnen: desensyn nochneyne VIII daghe vorgan, dat my eyn baut ") VI fl., dat he moste eyns to my komen. Hermans de weyt dat vol, we he was, den fraget, de seght iu dat wol. Ek wolde iu vol vnde scholde wol vele scryven, nu wil ek ot buden

*) = morgen. •) = nichts weiter. *) Hoehseit hielt: ein Pittrisier. ') s= lieh.

•j = wol. •) = wie. '") =- nun? •') = bot.

ERDICHTETE .LIEBESBRIEFE DES XV. JAHRH. etc. 389

SO lange twisch hyr vnde myddeweken^ so wil ek iu suluen spreken vnd enwil eck nicht leygen , dat ek iu scriue, dat don ek in groter leue vnd fruntschap vnde Hermannus is des io eyn sake **). So heffe gy my gheleynt XVIII dn., II ß. vnd IUI ß., de ge Hermanse geuen an synte Martens auende, dar doit to so wele **), alse vor eynen golt- gulden des gel des, uppe dat gy my reyde sant hefien vnd sendet my, dat dat my auentlanck werde, up deme fote '*) wil ek iu II fl. an golde \(reder senden. Dat is de erste beyde, de ick an iu ghelecht hebbe, de twidet ^^) my vnde late des ok nicht, gy schuldes neuen schaden hebben. Ek wil eynen doick kopen morne gait tyd vor IIII gulde wort geldes, darvmme senden my by Hermanse vnde weygeret my des nicht, gy schullet vol seyn, wen on morne uppe heffe. Nicht mer men **) dusent frolicke iar. Latet des nicht, gy senden my io XIIII ß. , so Tele feylt my noch an den IIII guldewort geldes. Ek sende iu golt weder : weset des denkende, dat ek dat kryge, er ek to deme danse ga, so schal Hermans to iu komen, ven ^^) de cloke XIII sleyt.

*) E,

Weset dus dechtich, alse ek iu scryVe.

(Ohne Adresse.)

IV.

(Auf der Rückseite : littera 4* missa ab eadem.)

Minen denst touorent nv vnde to allen tiden, wat ek wormach

dach vnd ok de nacht. Myn alder leueste myn, ek danke iu gotliken

vor dat gi my sanden negentein scillinge, de gi my sanden bi Hermanse,

vnde vyf ß. by myuem sone, dat wyl ek alle tyd vordenen. So wetet,

dat ot my leyt is, dat gi an myddeweken my gesogt haden, des en-

laten iu nich vordreten uppe de tid, alse iu Harmans wol segen schal,

do wert my to male lack **), er gi to my komen, went sundage so

moyt myn man to Kassele syn, do sede my Hermans, gy wolden my

eyn goltdulden lenen.. heften; hedde gy dat gedan, dat scholde iu

wol heffen gebatten. Dat ek iu vmme gelt byddet, dat doy ek vmme sake

wyllen. Ek schal deme goltsmede geuen VI fl., wyl gy my 1 fl.

lenen edder wat gy wyllen, dat wyl ek iu wedergeuen, byn ek von

eyner fromen vrvven gheboren. Lene gy den gülden, dat schal tyd ^•)

vordenet werden, dat de my worde noch auentlack.

Edelent.

) Zeuge? ") viel. '*) auf der Stelle. **) das mhd. swtden = gew&hren. ') statt wen. '0 wenn, '•) =s lang. *•) =s altyd. *) Ein Herz mit Pffil, wie oben bei Nr. J.

IS

;J!M) <;üSTAV SCHMIDT

V.

(Auf der Rückseite: 5* littera missa ab eadem. Illam nota.)

Mynen denst to allen tiden, wat ek godes vormaeh, den dach vnde oük de nach. Myn leue gülden gülden gülden frunt, myn leneste frunt, ek danke iwer leue fruntliken vnd gvttliken, dat gy my sanden anderen halven gülden , 1 an golde, V^ an gelde. Nu weten, myn leue here, dat Wedekint Swanenflogel heft einer vrvven gesant 1 engeis graw laken, dat hylt ver vnd twyntich elen: des heft se achte elen laten afgesneden vnd nu heft se sesteyne elen, nn de XVI elen heffe ek or afgekoft, alt 1 elen vor XVI ß , vnd dat heffe ek, vnd des heffe betald achte gülden vnd VI ß, de achte gülden guden gaf ek ut an golde, nv feylt my noch V gülden an golde vnd V2 an gede *"). Wolde gy nu deme manne afborgen, deme gy nv XX gülden geuen, gegen Synte Johanse *'), deme scholde gy betalen in ver dagen, so schol in dat want morne tagen **) verden, so wolde ek or awentlanck dat gelt geven: ok ys dat beste want, dat gy gehat heffen, dat latet my to wetende werden, wen twey sleyt, vnd scrivet my 1 breyf, wat gy my senden, so kryge ek dat want. Hermans Konemunt heft dat rede seyn. Nv alse ek iw begegende dav up deme kerhowe *'), daw wolde gy my nich anseyn, so homodich syn gy. In kort wil ek by iv syn. Hefiet dusent gude nacht. Edelent.

Alle tyd wil ek don, wat iw leyf is.

VI.

(Auf der Bückseite: 6* littera mibi missa ab eadem.)

Mit ganser leue vnd flyte vnd ane arge lyst. God grote dich, leyf, al wor du byst. Eyn leyf heffe ek ghekoren nach gaust (?) mynes harten beger: wen ek de leyte varen, dat brocte **) mynem herten swer. In leue ek moyt leuen eyn 1 vnd twey daby, in trwe ek mot screuen, des moghe gy gelouen my. Ach scheyden du bytter crudelyn, du kren- kest myne mot, ach leyf mochte ek by dy syn vnd denen nach leue gloyt, yd mach wol komen also, vnd dat ek doy myt herten fro nach iwem beger, ek sy gy den na efte ver.

Myn leue frunt, ek danke iw alto leyflyken, dat gy my sanden V gülden an golde, des weyt ek iw goyden danck, ek da iw to goyde, dat schul gy wol befynden. Nu wetet, dat ek Harmanse heffe gelouet 1 1 elen wandes morne to geuende : nu doy t eyn dynck vnd komet up vse boyden ^*) vnd borget de, so wyl ek iw scenken vnd met iu douen

2 0) « gelde. '^) S. Jobannis Rircbe g^eg^nüber. **) ■■ mbrg«n axfi Tage. 23; =:Xirchbofe. »*) == brächte. ^'^) = Kramladen.

ERDICHTETE LIEBESBRIEFE DES XV. JAHRH. etc. 39 1

vnd wyl dat sulwen betalen: vnd dat dot morne, wemme dat ander- male lut to der mysse, so wil ek wente myddeweken awet by iu we- gen. Damede heffet dusent gude iar. Edenlent.

VIL

(7* littera mihi missa ab eadem.)

Erwerdige leve here, so gy my heben gescreuen, dat gy heffen ghehalt twey elen wandes, des schul gy neynen schaden hebben, hedde gy up my eyn heyl doyck *®) gehalt, dat my got help vnd hylgen: nv halt Hermanse soden want, alse vyf elen, vnd wil gy nicht de twey elen behaulden, so sendet se my weder, ek wyl se iw wol betalen. So scrywe gy my, dat ek iw scholde senden eynen snor an iwe badelaken. Myn lewe here, wetet, vor dat gelt, dat iw Hermans bracte, da wolde ek met 1 gülden yngelaust twey par laken vnd II badelaken vnd III par hemede, de scheiden iw iav wis ^^) morne hat heffen. No moyt ek nocht ennen dach beyden, ek endorste iw nicht umme so wele wandes bydden to borgende, dat ek dat gelt half behaulden hedde. Myn leue frunt, wat gy ome borget, dat wil ek, so help my got, wol betalen. Ok so wyl ek iw in kort von der pyn losen, dat schal gy befynden vnd wyl ok iwer wol denken went my wol geyt. Darmede heffet dusent gude iar. Edelent,

VIII.

(8^* littera mihi ab eadem missa.)

Mynen denst ut al mynes herten gründe myt fruntschap vnd leve. We de den anderen belucht vnd bedruch, de is syn erger wen ien- gerleyge defe.

Erwerdige leue gülden frunt, ek danke iwer lewer leue, dat gy my Banden II gülden an golde, des wil ek alle tyd iu danken, wen gy deden my leue daranne, dat ek deme homodigen her kremelynge **) syn gelt gaf: nv is Wedekynt Swanenflogel ghekomen vnd ek wyl iw nv von den pynen losen, dat schulle gy so befynden. So hadde ek iw laten beden umme gelt, iw to goyde, dat gy iwe want hedden kregen, ok umme der Swanenflogelschen wyllen. Nv is iw alle tyd leyde, dat ek iw beheyge. Hefe gy my leyf , gevet Hermanse soden gelt, alse II gülden vnd JJIL ß , so möge iw nygfe werden uppe der hylgen dryger koninge dach. Heffe gy my leyf in trwen, so sendet my d^, went 9 sleyt, so wyl ek or dat gelt gewen. Heffet dusent gude iar.

Edelent.

a*) a= gaiijses Stück Tiicli. ^') ja bis. '-") « Kräinor.

392 GUSTAV SCHMIDT

IX.

(d"* littera mihi miss« ab eadem.)

Swygen dat is kunst, claffen dat brynget Ungunst, allen luden gotlich, wenich luden heymilich, sigh vor dich, de loue de is myslych, de trwe de is eyn selten gast, ve '•) se hebbe, de hode ^o) ge vast.

Myn lewe frunt, latet iwer lewe nicht worlangen wnd bydde iwer leve, dat gy nich vor unwyllen nomen, dat ek iu hebbe upgeholden, ek enhebbes nicht gedan, dat ek iw heigen ") wylle, alse iu wol leyde vor 18. Ek enbyn der neyn, de so plech to doynde, gy heffet my ge- sant X gülden, des schul gy neynen schaden hebben vnd vors X marck ek kan iu veder lenen eyn gülden edder twyntich '2), so en is de frwe nich to hus ghekomen met deme wände , dat schal iw vol werden, wen gy schullen nicht denken, dat ek iw oven wylle. Wore Hans cn- wech, gy scholden wol sen, ef ek iw heygede. Hermans de lyt my dach vnd nacht upme halse. Nicht to dusser hyd, myn lyf, myn syn stejd uppe iw. Hochtydet de Lyndeschen vol, ven gy by se komen, Scryvet my 1 bref, so werde ek fro. Hunde[r]t dvsent gvde iar.

Edelent.

X.

(Decima littera mihi missa ab eadem.) In aller werden guden stad, dede ek iw goyt, gy deden my quat. Borde ek my up, gy setteden my neder, erde ek iw, gy sehenden my weder. Erwerdige leue here, ek heffe iwe scryft wol vorstan, so vmme de ersten beyde, de gy my beyden, alse eynen snor an iwen badebudel, so bracte Hermans my den bndel vude ek makede iw den snor: be- haget he iw nv, so hebbe ek gerne den snor gerne maket heffen : so enwste ek on to Gottingen nicht deme ek scryven wolde edder soden don wolde. De anderen bede de schal ok scheyn. So scde my Hermans gysteren von deme swartem wände, ek wyl iw de senden, 1 elen hebbe ek vorcleydet, ek wyl se betalen gotliken. Myn leue gülden frunt, ek wyl alle tyd gerne don, wat iw leyf is. So clage ek iw over her Corde Hyllen, deme was ek schuldich HI marck, des gaf ek ome VI gülden an myddeweken, hedde an my synen wyllen heffen wolt, so hedde ome in achte daghen neyn gelt gegeuen, so hebbe ek geldes ennoch. Nv bydde ek iw vmme aller frvntschap vnd lewe wyllen, de gy gy iw to eyner mynschen hat hebben vnd borcet my twey guldc wer *')

«») = wer. 30) -- iiiite. a») = höhnen. ^*) = ein Stücker 20 fl., wie man BocA hier zu Lande volksthümlich sagt-, ÖixvWiiVi «jaeYi \ift\\iQÄv««\ ^\ä T«.^ oder vier.

•^•V Oviden werth.

ERDICHTETE LIEBESBRIEB^E DES XV. JAHRH. «tc. 393

geldes, da wil ek 1 pant iw vorsettet, ek wil iw soden gelt in achte dagen weder senden, do ek des nycht, ek wyl iw 1 cleynode senden, gy schullen XX gülden darup borgen, dat gy deme nycht vorlegen, deme gy dat afborgen, so mach ek ome syn gelt moghe geven, da bydde ek iw vmme, ek wyl iw leuen bewysen met al deine, dat ek iw screwen heffe. Scrywet my von stiint, ef gy deme so don wyllen, ek en wyl iw nummer vmme gelt mer bydden. Nycht mer wen dusent gude iar. Edelent

XI.

(Undecixna littera mihi missa ab eadem.) Mynen denst to vorent. Des latet iw nicht vorlanghen, met kör- ten reden. Senden my dat gelt vor de Bemesche, so schul gy iwen wil- len met my morne hebbeu. Ek danke iw leyfliken wor iwe latwarien^*)

Edelent. XII.

(12"* littera mihi missa ab eadem.)

Goyd schal me met goydeme vorghelden. Met iweme gelde wyl ek iw nycht wor snellen: darmede mynen denst. Myn leve frunt, so alse gy vnwyllich syn met Hermanse umme -soden gelt, XVIII ghu[ljden vnde vertich Bemesche, de vyl ek iw gotliken veder senden, dat ek des nicht geholden heflfe, dat maket sake, doch en wyl ek nycht laten, ek wyl iw spreyke, de warheyt wyl ek iw scryven , scrywet my awent- lanck iwen syn: wente sonavende wyl ek iw alle warheyt scryven. Damede dusent gude iar. Edelent.

Das Protokoll über das Schuldbekenntniss des Locateii.

145 9, Febr. 4.

In godes namen Amen. Kund vnde openbar sy allen den, de dyt iegenwardighe Instrument sehin effte hören lesen, dat na Christi gebord vnsers heren dusent veyrhundert in dem negen vnde vefftigisten iare, der seueden indictien, ame sondage des veyrden dages des manten Februarij, tor tercie tid dagis edder darby, paweßdome des allerhilli- gisten vnses in god vaders vnde heren hern Pii von godlicker vorsich- ticheit des anderen paweses in deme ersten iare, in iegenwardicheit my openbaren notarij vnde tughen nabeschreuen , darto sunderges ge- beden vnde geropen, stunden vnde erschineden personlicken de ersamen vnde vorsichtigen Wedekind Swaneflogil de eider vnde Giseler von Munden de iunger, ratmanne to Gottingen, Mentssches sprengils vnde bisschupdoms, von deme rade to Gottingen sundergen in dus^ev x\a.^-

^^) Latwerge.

394 GUSTAV SCHMIDT, ERDICHTETE LIEBESBRIEFE etc.

schreuen sake gescbigket, de denne itwelke breue vnde scbriffte, der wol twelue by enander was, in oren banden badden vnde de vor Her- manno Konemnnde, clerico des vorscr. bisscbupdoms, openbarlicken lecbten, de alle openden, ome de ock in sine bände deden vnde ome de eigentlicken entogiden '') vnde sebin leten: de sulven breue denne von eyner fromen fruweßnamen an mester Corde Hallis, prestere vnde scbolemestere darsuluest to Gottingen, vtbgesand vnde gesebreuen scbolden sin, so se ludeden vnde ynnebilden. Des fragiden one de vorbenomeden Wedekind vnde Giseler, efft be icbt sodanne breue bedde gesebreuen edder nicbt. De vorscbreuen Hermannus, wo wol he vpgebolden vnde gefangen was, stund be docb do suluest vppe frigen foeten, leddicb vnde loß, vnde nam sodanne scbriffte vnde breue in sine bände vnde besacb de all, sede vnde bekande mit frigeme gudem willen, vmbetwungen, vngebunden alles dinges, ock vngenodiget vnde vngedrungben, dat be sodanne breue all, wo wol id twyerleye scbriffik gestalt were, mit siner band vnde de so vorwandelt bedde, binder so- danner fromen fruwen, de in den breuen benomet was, vnde vtbgesand scholde bebben, sunder ore weten, willen vnde fulbord bedde gediebtet vnde an den vorbenomeden« mester Corde gesebreuen, ore darvon de- ger vnwitlick, vnde bedde dat in deme synne vnde meynunge gedan, den genanten mester Corde to bed regende vnde dat be itwelk gelt darmede von ome wolde krigen vnde erweruen. So he denne bekande, be gedan vnde gelt so von ome darmede erworuen vnde vpgenomen bebbe. Vppe dyt vorscbreuen all vnde besunderen de vorben. Wede- kind vnde Giseler to des vorben. rades beboflf my openbaren notarium esscbeden vnde requirerden, begberden darvp von my openbaren no- tario vorscreuen eyn edder mehir openbar bewisingbe vnde instrumenta one to makende vnde to conficerende. Vnde dijt is gescbeen vppe deme radbuse to Gottingen vorscbreuen vnder iaren, indictien, dagben, man- ten, stunden vnde paweßdome, so allet bouen gerord is. Dar by, an vnde ouer sin gbewesen de vorsichtigen Clawes von Sneyn bovetman vnde Roland von Nortben, borger to Gottingen, des vorscr. bisscbup- doms, also loffwerdigbe tugben birto sunderges geesscbet, geropen vnde gebeden.

Vnde eck Andreas Brun, Sleßwickes-

,. scbes bisscbupdoms, von macht der

(öignum no aru.) keyserliken gewold eyn openbarer nota-

rius etc. etc. etc.

'*) sf. das mhd. dngen = zeigen.

395

KLEINE BEITRÄGE.

VON

FEDOR BECH.

1. Geheime, geborgze, gebuscheze u. s. w.

Zu den eigenthümlichen Wortbildungen mitteldeutscher Dialecte gehören die auf eze^ ze endigenden Ableitungen mit dem Präfix ge , über welche J. Grimm Gramm, 2, 214 u. 3, 526 gehandelt hat. Sie entsprechen fast durchweg den niederdeutschen und besonders den niederländischen Wörtern auf ete, te, ja sind ihnen zum Theil wohl erst nachgebildet. Die Sprache bedient sich ihrer hauptsächlich da, wo sie eine Menge, eine Masse, ein Durcheinander bezeichnen will. Da dieselben einem in lexikalischer Hinsicht noch wenig beachteten Mischdialecte angehören, werde ich eine Zusammenstellung der mir bisher erreichbaren Formen hier versuchen.

Gebeinze = Gebein, bei PfeiflFer, Beitr. z. K. der köln. Mundart S. 98; Karlm. 444, 28 sm gebentze was sd grdes, vgl. Bartsch über Karlm. S. 285; im Mnd. lautete die Form gebenete, so Eike von Repgow. im Zeitb. 323 (7) de^ keiseres gebmete („imperatoris ossa") und 351 (12) ste toworpen al dat gebSnede; Sassenchron. ed. Scheller 43 er geböte ward erhaven; 301 dewile one sm gebente drdg; oder gebeinte wie 256 dewile dn stn gebeinte drdg; Bruder Hans Mar. 2406 ein vleisch mit dir, ein bloet und ein gebeinte (: vereinte) ; strenger an das Niederd. hält sich auch das Passional ed. H. 70 , 69 und zugen vaste hin zu tat sin ge^ beinde über al, vgl. mhd. Wort. 1, lOP, 43. Geborgtze = sponsio, vadatio, bei Schannat de clientel. 356 (a. 1370) umb alle geborgtze lei- stunge atzunge schaden u. 9. w. Gebuschetze neben gebuschete findet sich bei Diefenb. Gloss. 50 P s. v. rubetum. Gebüwetze = mhd. gebü, Var. zu Megenb. 108, 8 und S. 804; Oberlin. 488; vgl. gebuode in der Kaiserchr. 54, 3 (Maßm. 1747) und gebüwede im Eisenacher Rechtsb. S. 704 und 705; Joh. v. Guben 53, 15 und 29. Gedärmze = mhd. gederme, Gramm. IH, 526; gederme, Diemer Wb. z. Genesis; Martina 101, 95; Köditz v. Salfeld 89, 6; gedirme Wb. zu Jeroschin und zu Megenberg. Gedingetze = mhd. gedinge, im Henneberg. Urkundenb. ed. Schöppach u. Brückner HI, 139, 20 (a. 1385) neme ouch grdfe Hein- rieh von des krieges wegen fromen an sloszen, an gefangen, ndmen, brant- Schätzungen, Schätzungen , gedingetzen oder andern Sachen / daselbst Z. 1 1 auch sal gräfe ß. unser, unser heubtlüde und amptlüde gedingetze, irS- stunge und vorwort halden und ähnlich 140, 33; Schannat de clientel.

396 FKDOR BECH

Fuld. 366 (a. 1388). Vgl. gedingete im sächs. I-ehnrecht ed. Homejer

7, 2; 35, I; 76, 4 n. 8. Kinfgnlwgtze = kinlgedivg^^de^ Kindlinger Gesch. der Doiit. Hörigk. S. 600 und S. 608; vgl. Haltaus Gloss. 1086 über klntgedinge, Gfliimehe^ mhd. Wb. I', 686^ 35 und Haupts Zeitscbr. 11, 547 (436) ein gehimeltz oben sxoehet vor der kumgin ; gehwd' It'zi laqnearia bei Graff. 4, 944 aus einer Trierer Handschr. u. Diefenb. Gloss. 318' 8. V. laquear. Vgl. weiter unten gemelze. Gehundetze = mhd. gtihünde, im Urkundenb. des Klost. Arnsburg. ed. Baur Nr. 11.33 (a. 1401) wir hdn daz closter g^frijghef von aoVcher jtjgerye vnd gejagetze in enrie hohe alse da etzwan unsz aldem sei sie beswtret und uberlacht hotten f so daz sie vortm^ dar yn mit gpjagetzey gehundefze und fogeln numer rui ewerliche gedranget solUnt werden von uns. Das Wort erinnert an die noch lebenden Ausdrucke htinzen^ verhunzen , zerhunzen^ vgl. Frisch 1, 477\- Stalder 2, 62; Schmeller 2, 221 und 211. Zu den Stellen über gehilnde im mhd. Wb. 1, 728^ 42 fuge noch J. Tit. 4801, 4; 5753, 4 des gehändes valt [erf\ ein unhilde; v. Laber 203; Helbl. 4, 438; Lassb. LS. H, 295, 75; Pfeifier zu Jerosch. S. 156. Oejagetze = mhd. gejagede gejeide und gejaget gejeitj urkundenb. des Kl. Arnsb. 1. 1.; Jac. V. Königshofen bei Oberlin. 505 wenne Isaac ouch von sinem geje- geze dicke wol az. Vgl. jagoz (?) bei Graff 5 , 58 1 = jagod, Gekomze = mhd. körn, getreide (vgl. gekome bei Frisch 1, 558^), Förstemann, Die Alt. Ges. V. Nordh. S. 120 wer ouch gekomcze vorkoujetj dei* sal zitW'hen koiif gehiny also daz er keine türde enmache; an underme gekomcze sal maus halde tidch der einunge; vgl. auch Nürnb. Polizeiord. ed. Baader S. 150 und 151 gekum*8 und kumis = »geschmolzenes Metall, na- mentlich Silber in Körnern". Gemelze = mhd. gewcelde. schon Graff Sprachsch. 2, 718 aus einer Trierer Hs.; Heinr. v. Krolew. 1282 nnd 1310 {= gehimelze, laquearia?) nach mhd. Wb. 2', 25; Haupts ZL-itschr.

8, 433 letzte Zeile: ich enmag nicht mit iiner angesiht sehen alle die spelte und alle die löcher und edles das gemelze das dar an (== an dem huse) ist; Renner 1857 des ist manger leute leben als ein gemilize^ daz man niht eben vierket und 1862 ez sei maure oder want, an der daz gemiltze klebet; 12541 ez Wirt ofte mauec gewant (mange wantf) von irern gemiltze bat bekant; Job. Kothe's Chron. 635 wird erzählt, wie ein Blitz die Wart- burg zerstörte und vorterbite vil schönes gemelis (cod. Dr. gemSlczis) Wunders y ferner wie das Schloß, namentlich der Thurm darauf wieder hergestellt wurde und auch daz gemele (cod. Dr. gemilcze) ein teil wedir angehabin von dem stride vor Lucä; Wierstraats Reimchron. 23 gemeels. Königshoven S.97ö'öm^&e; Frisch. 1,635' führt an gr«wia/iZ(fe<«; Diefenb. Gr]o8S. 433'' niis Glossarien des 15. Jahrh. indura, gern eh z , gemilcze.

KLEINE BEITRÄGE. 397

gemilsche. Gemüritze = mhd. gemiure^ Kellers Erzähl. 605, 13 ich sach ein gemüritze sc1i6n und fw^ daz stvent enhor gemarmelt; sonst gemü- rede mhd. Wb. 2', 275 und Eisenach. Kechtsb. S. 708 gemürde. - Gerüfze = mhd. geruofe gerüefe^ Joh. v, der PusiHe Chronik 124 alle gingen mit grossem gerüfczin tag und nacht misericordiam et pacem; vgl. das md. geruofede^ geruofte im mhd. Wb. 2% 807. Gesfeinze = mhd. geateine, Pfeiffer Beitr, zur K. der köln. Mundart S. 99; Janota, Über- setzung der Psalmen aus dem 14. Jahrh. (Krakauer Progr. 1855) S. 7; mnd. gesteinte in der Minneregel von Eberh. Cersne 4133; Bruder Hans in Marienl. 3305; Merzdorf, Die vier BB. der Könige 145 geatinte. Gesfirnze = mhd. gesterne gestirne^ Janota 1. 1. S. 7; mnl. bei Kil. Duffl. 176 ghesternte sidus. Gestültze = mhd. gestuole gestüele, Weist. 1, 446 (a. 1457) die da vor dem dorfe under der linden vf iren gewonlichen lantschrannen und gestülfz gesezzm wd^en; 448, Zi, 16 und Z. 19 si säzen uf ir gewonlirh schraimen und geslultz; Diefenb. Gloss. 550^ stallum gesiültZy gettiltZy ge^fölcze^ nd. gestehe; Pass. H. 124, 4 daz über der engele kdre dir din gesiülde n bereit; Pass. K. 325, 37 dd in bereit was worden ir gesiü/de und ir siat. Geteiltze = mhd. geteilte geteilet ^ Gedicht auf Heinrich d. Löwen aus dem 15. Jahrh. in Maß- manns Denkm. S. 133 (70 < ich xoH dir ein gedeiltze gehen; und in der Hamburg. Hs. von Rudolfs Weltchron. bei Gottfr. Schütz (Die ge- reimte Übersetzung der bist. Bücher des A. T.) II, S. 232 Josephus Daviden s^e lopte dar an ^ daz in der demüde gezam^ daz er diz gedeiltzte nam und mit den sirten auch 6tn leben er in wäge do wolde geben. Das im Mhd. hin und wieder vorkommende Substantiv daz geteilte bezeich- nete das unter zwei oder mehreren Dingen zu Wählende, die Wahl, die Alternative, die Bedingung == daz geteilte spil; es gehören zum Theil die im mhd. Wb. 3, 25^ 28 fg. vermerkten Stellen hierher, außerdem aber noch Grieshab. Predd. 2, 27, Z. 4 von unten : der wis- sage der gnb im driu sweriu geteilten (?) = „triiim rervm optio^ ; Close- ners Chron. 38, Z. 2 rfö gab inen der kunic driu geteilte: aniweder daz

oder daz ; 45, Z. 1 rfö gab er dem kunig zwei geitiltCj das

er nSme toeles er wolte^ antweders daz oder aber ,• Die Hei-

dinn (Ges. Abent. 1, S. 425) 1350 ich wil dir zwei geteilte geben ^ diu doch beide hübsche sint = Kolocz. cod. S. 226, 1352; Lassb. LS. 3, 647, 314 «ö daz geteilt in danket guot; und eben dahin gehören die im mhd. Wb. 3, 25** herangezogenen Stellen aus Parz. 215, 13 und Walth. S, 160 , V. 77 ; Ernst v. Kirchb. S. 626 uns sind geteilte zuo gesworn s= unsere Lose sind fest bestimmt; Berthold ed. Pfeiffer 226, 3 ez ist gar ein ungeteiltez^ daz ewige leben und der ewige ittt. Endlich wage ich

398 FEDOR BECH

auch die mir verdorben scheinende Stelle im Parz. 466, 7 hierher zq ziehen: die seihen sint geteilet: AI der werlde ist geveilet Bediu sin minne und ouch sin haz. Am prüevet wederz helfe bazj vielleicht diu selben ge- teilet dl der werlde sint geveilet f Nicht zu verwechseln mit dem hier besprochenen Worte ist daz geteilit, geteilide =^ die Theilgenossenschaft, die geteilen^ welche sich in ein gemeinschaftliches Erbe theilen, wie z. B. Weist. I, 9, Z. 3, 4 u. 6; 15 (47); 16 (49); 25 Z. 19; 304, Z. 1; als st. m. = Theilgenosse Theilhaber 42, Z. 5 o. 6 (vgl. die ver- wandten Ableitungen geswistergrt, geswisteride^jungide^geveieride^ diehteride, gediehteride) ; im mhd. Wb. finde ich nichts davon vermerkt. Getierze = mhd. getieTj nach der Heidelberger Hs. der Crone (a. 1479) zu V. 12766 und bei Wigand, Wetzlar. Beitr. 2, 201 (a. 1521) ich wyse ere lichname den fögeln und gedyrtz in der lufft zu vertzeren; vgl. dert in der Sass. Chron. 292 und Merzdorf 1. 1. 36, 54, 147 den derten des ertrikes. Gevogelze = mhd. gevügele (Herm. von Fritzlar 59, 33 ge- vögele) f Interlinearvers, der Psalm, nach cod. Trevir. S. 364 volati/ia pennata diu gevogelze gevideret; mnl. ghevoghelte bei Kilian. 180 Anna.

Getvelz = mhd. gewelde, Waldung, Weist. 1, 639 w^ ein lehnman sitzet baussenf dem kirspell ^ der sal keine gerechtigkeit im hdgen gewelz haben; 640 sd sol sich niemands des hdgen geweldts gebrochen; 641 in des lehnhem holze oder gewelz; alle drei Stellen aus einem Kirburger Weisthume des 14. Jahrh. Zu gewelde vgl. mhd. Wb. 3, 472; J. Tit. 6536, 1; 6086, 1; Karlmeinet 377, 56; Kehrein, SammL 31\ Ge- wulfze, gewulfz = mhd. gewelbe^ Pfeiffer Beitr. 1. 1. S. 100, vgl. das mnd. wehte in German. v. d. H. 6, 72. Gezimerze = mhd. gezim- berey Pfeiffer Beitr. 1. 1. S. 100; md. gezimmerde^ Fromm, zu Herbort. 15934 (mhd. Wb. 3, 893**); Eisenach. Rechtsb. S. 687 geczüne und gecimmerde. Gewürmze = mhd. gewürme^ Gramm. 3, 526.

Außer den genannten führe ich noch folgende Beispiele an, von denen ich die im Md. übliche Umformung noch nicht nachweisen kann: gebirgete, gebergete = mhd. gebirge^ Eberhard Cersne 4272, Eicke von Repg. Zeitb. 40, 1, gebircht bei Bruder Hans Mar. 1913, 2177, 2992.

Gedurnte, ebend. 217, 3765 = mhd. gedüme. Gehumte^ ebend. 3537 = mhd. gehüme.

Dagegen sind diejenigen Wörter, welche wie gedeme^ gekelze^ gestrenze auf einer andern Ableitung beruhen, oder in denen wie in gebrochzCy gekrechze die Endung ze eine andere Modification der Be- deutung als in den oben angeführten bewirkt, absichtlich unerwähnt geblieben. (Vgl. Gramm. 3, 526. Koenigshoven 892 geregeze = ve- litatio Oberlin 528).

KLEINE BEITRÄGE. 399

2. Poten, boten sw. v.

Wir lesen im Pass. K. 439, 46 daz ich dir drüf ein glosel poie (igote). Köpke deutet dieses poten hier im Glossar S. 706 und 758 mit „verkundigen, anzeigen'^, leitet es also von böte nuntius her. Ein solches boten habe ich nirgends wieder finden können. Dagegen kennen die mnd. und mnl. Dialecte das Wort poten, boten =^ locare, ponere, plantare, insererey so z. B. das mnl. Gloss. Bernense aus dem 14. Jahrh. bei Graff, Diut. 2, 219^ inserere poten vel enten (= mhd. impheten); Frisch. 2, 66**; Sachsensp. ed. Homeyer (2. Ausg.) 28, 2 Anm. nach Qfh. houwet he holt dat gesät oder potei is. Da das Passion al auch sonst hin und wieder niederdeutsche Formen aufweist, kann von Seiten des Dialectes gegen poten in diesem Sinne um so weniger etwas eingewandt werden, als es 80 gedeutet dem Zusammenhange der Stelle durchaus bequem ist; einen ganz ähnlichen Gebrauch hat derselbe Dichter von dem syno- nymen pfropfen gemacht, vgl. darüber Köpke im Glossar S. 757.

3. Verwillen, verweilen^ verwilen.

Karlmein. 453, 67 id endoch neit, dat sich der man verwilt (: schilt); diese Stelle vermag ich mit Sicherheit nicht zu erklären ; ist er verunlt sich = er übernimmt sich im Wollen, überhebt, übereilt sich? so daß es von ich wil abzuleiten wäre ? Altd. Beisp. ed. Fr. Pfeiffer in Haupts Zeitscbr. 7, 343, 76 swaz snel ist, daz wirt dicke laz: alsd verveilet guot vederspilj der ez ze s^re zwingen wil; hier hat die Hs. A. also verweilet sich vil guot vederspil, daher man auch schreiben könnte als verwilet sich vil guot t?. (ähnlich gemessen wie vorher V. 68), denn dieselbe Hs. schreibt auch reichez V. 91 statt riches, geheit V. 92 statt gehit Sich verwilen könnte dem in der Zeile vorher gebrauchten Ausdrucke laz werden sinnverwandt sein. Oder ist auch hier vielmehr sich verwilt an- zunehmen ? und ist dies etwa ein technischer Ausdruck aus der Sprache der Falkner? dem Zusammenhange nach muß es nämlich so viel be- deuten als diu gir, der wille vergdt im, denn die Worte wiederholen dem Sinne nach das was in V. 56 fg. gesagt war : er betwanc daz terzel sd s$re, daz im diu gir gar vergienc und in V. 69 fg. sus twinget manic man sin lip durch ein wcetlichez wip alsd lange unz üf die stat, daz im diu gir gar zergät Eine sichere Entscheidung lässt der so wenig be- zeugte Ausdruck bis jetzt noch nicht zu. Nicht besser steht es mit jenem obirwillen oder obirwellen, das sich im König ßuother findet V. 4468 got der gildet harde vil, Swenne sich der mensche ouir wilf So tut he unrechte, obwohl man auch hier, falls die Lesart unverdorben ist, auf den ersten Blick übersetzen möchte mit: sich überheben, sich zu

400 TKUOK BKCU

viel vornehmen. Der Bedeutung, wenn auch nicht dem »Stamme nach verwandt scheinen die Zeitw. verweilen und überwellen. Das erstere ist im mhd. \Vb. von schwankender Hand untergebracht unter foille wal gfwollen 3, 673', 42 und 675', 25. An der letzteren Stelle aus Die- nier 223, 5 kömmt sich verweilen dem sich verwalhn im mhd. Wb. 3, 47 P, 12 sehr nahe. Ich trage noch nach J. Tit. 3371, 4 sd wcßnet des Ackrtn und sin gesellen, ir si wan zwene und sibenzic, daz wir uns Hust mit armuot verweilen; hier scheint sich die Bedeutung der von hewellen im mhd. Wb. 672**, 43 zu nähern. Überwellen steht im J. Tit. 3566, 4 man giht im n mnncere hdchvari vnd den \mi\ richeit üherwellet (igevellet); an dieser Stelle lässt sich eine Ableitung von walle wiel gewallen (mhd. Wb. 3, 470 71 *) denken, eigentlich machen, daß etwas überwallt, dann übertragen : bewirken daß jemand sich überhebt, über- müthig wird.

Die eben aufgeführten Beispiele zeigen, wie schwierig, ja zuweilen unmöglich es ist, die verschiedenen Ableitungen von ich wil, ich wille, ich walle y welche sich so sehr ähnlich sehen, scharf zu sondern und ihren besondern Wortstämmen zuzuweisen. Die Sprache selbst gewährte hier dem individuellen Gefühl bei so naher Berührung verwandter Stammgebiete gegen willkürliche Grenzverletzungen keinen Halt.

4. Rekleit Rhouben.

Mariae Himelf. von Conrad von Beimesfurt 250 daz snewize ^en- kleit soll du an dinem Übe haben, nach Hs. C. aber rechhlaid statt er«?*- kleit. und eben so V. 456 unser herre häte an sich aeleii Daz selbe sne- vAze kleit JJaz ouch ir der engel brähte nach Hs. C die snebeizen rech- hlaid für daz seihe sn. kleit. An beiden Stellen scheint rekleit =r bärkleit der ältere und echte Ausdruck zu sein, wenn man erwägt, daß auch V. 515 für geriwet in C. gerekchet geschrieben ist. Vgl. das alts. hreogi- wädi und reiuocha exsequias bei GraflF. 5, 366. Im mhd. Wb. vermisse ich noch rerouben sw. v. = rauben, plündern, welches Meister Sigeher hat bei v. d. Hagen MS. 2, 361* man aiht rerouben eigen, kirchen, strdzen, dörfer hern u. s. w.

5. Vermeisfern.

Altd. Beispiele ed. Pf. in Haupts Zeitschr. 7, 342 er betwanc daz terzel sd s^re, Daz im diu gir gar rergienc Und darnach niht a,Sre vienc.

*) Das im mhd. Wort. 3, 470 aus Ziemann aufgenommene, bis jetzt * unbelegte'

verwallen findet sich in Wolframs Willeh. 69, 24 heten ouch üz verwallen stn ougen

an den stunden ursprine den ai /undcn; 'vetÖL«\i\. «.\.«i\v\. ^^ \i^\ Ulrich v. d. Türlin im

WiUeb, ed, Casparson 8. 52^ der herzt in minnc ä «oermel, 'wq >ö^«wit^ 'ÄÄak, -vst-

mutblicb in minne fiuwer iviel haben vrerdeti.

KLEINE BEITRÄGE. 401

Su8 ver meistert er sin vederspil^ d. h. verdarb es durch das Abrichten. Im mhd. Wb. ist dieser treffende Ausdruck übersehen worden.

6. Einzee^ einzigen. Einzeucht einzelichen.

Zu den Anführungen im mhd. Wb. 1, 425' und in dieser Zeit- schrift 8, 323 ist noch nachzutragen Fundgr. 1, 364**; Ottocar in Maßm. Kaiserchron. 2, 626 V. 51 man sach sie dannen k^en An urloup hein- ziqen^ Wand in beleip unverswigen Des küniges ^ krancheit ; Nürnberger Polizeiordn. ed. Baader 128 (15. Jahrh.) nichtz nicht bey einzigen ver- kaufen oder ausswegen; 129 nicht mit eintzigen tüchen verkaufen noch aussmessen (opp. mit ganzen stücken j samentlich^; 140 die abganc von dem gezogen hlei bei einzigen pfundsweiss verkaufen; 325 was si an pfenning bei einzig hinleihen. Andere Stellen aus dem 15. Jahrh. im Glossar zum 2. Band der Chronik der Fränkischen Städte S. 545 , auch 1 , 484^ Merkwürdig sind ferner einige Fälle im J. Titurel 6131, 1 er sitzet dar niht einzic (: vier und zweinzic) ; 5309, 1 diefumfe und ouch die zweinzic^ die Sicundillen bäten ^ alle sunder einzic wären mit Ijoste da gein im ge- raten; 4209, 2 S^rüt mit sunen zweinzic den bruoder wil rechen^ die wurden des gar einzic^ daz da heizet heim und schilde brechen und hier- nach bei Ernst von Kirchb. 816 enzig : zwanzig. Verderbt scheint die Stelle im Renner 13647 (vielleicht emzigerf).

Den adverbialen Ausdrücken einzigen , zeinzigen^ beinzigen gleich- bedeutend findet man auch einzlichen jysingulariter^ in dem Windb. Psalm. 140, 11, S. 643; singulatim einzlichen in Haupts Zeitschr. 8, 142 aus dem 10. 12. Jahrh.; ebrietas trunchenheit diu einzelich geschit in den Altd. Bl. 1, 365 aus dem 13. Jahrh.; ez wir zu hd daz gar zu intrichtene und enzellich zu tichtene bei Jerosch. 5868; intzlichen vor- kaufen in einer Urkunde bei Dreyhaupt Beschreibung des Saalkreyses

2, 559 (an. 1350); eynizellich und elensweise versneiden in Nürnberg. Polizeiord. 188 ; bey eyntzlichen elen verkaufen ebend. Im mhd. Wb. kann ich dies Wort nicht finden; neuere Belege bei Grimm, Deutsch. Wb. 3, 351 und 358.

7. WidernUllen. Das im mhd. Wb. fehlende Wort steht in den Altd. Beispielen ed. Pf. 379, 81 = Ges. Abent. 2, 385, 81: sus het er widemüllet, daz er was betrüllet *). Bei widernüUen darf man zunächst nicht an das im

*) beträllen bezaubern, berücken, bethören, sieh mhd. Wort. 3, 113 ; fdge dem hinzu J. Tit. 2961, 2 di wUen aam die kinde Sint dar an betcßret und betrüllet (: ge- ßület)', behüllet : unbetrüllet 2990, 2; ich wem ie gr<Bzer valsch wart behiUlet Mit also klarem velUy sin liehter glänz ma/nec <mge noch betrUllet ^^\^^ ^. \q. ^'kov xs^sä..^*^^^

3, 113*>, 12, ist Bari. Druckfehler für Berth. = BertVioVöi ^. Yi€Ä« o^^*^^.

GERMANIA X, IJck

402 FKPOK HKCIL

mhd. Wb, 2% 422** aufgeführte „7u7Um wühlen" denken; letzteres lau- tete wohl ursprunglich genauer nüelen^ worauf auch die Erwähnungen von Oberlin 1138, Stalder 2, 245 und Schmeller 2, 689 deuten, und hätte hiernach schon wegen der gemeinsamen Grundbedeutung fugli- cher unter nuoil nuol •= auleatorium , beide zugleich vielleicht wieder unter nOwen nuen = tundere und conterere fncare (vgL Zwei D. Arzneibuch, von Fr. PfeiflFer S. [182] 75) gestellt werden sollen. Näher zu liegen scheint mir das in dieser Zeitschrift 8, 471 berührte nel nol nulle, welches nach den dort gegebenen Beispielen aus der Elisabet, so wie nach Graff 4, 1131; 2, 113 den Scheitel, die Stirn (auch den Hinterhopf?) bezeichnete und womit verwandt ist die im Glossar zu Klaus Groths Quickborn S. 415 besprochene niederd. Redensart y^nüel dal fallen vom über aufs Gesicht fallen.** Darnach konnte widenmllen so viel sein als mit dem Kopf, der Stirn wieder- oder zurückstoßen, jemand wieder eins versetzen, sich rächen.

8. Nezzelcßhe.

Altd. Beisp, 354, 25 dane schadet mir krüt noch hör noch daz nez- zelahe (: spcehe) ; = urticetum urtidnetum nezzelnbuch bei Diefenb. Gloss. 306"; vgl. Gramm. 2, 312 und Fromm, z. Herb. 1577.

9. Tcesen, dcesen.

Von dem bisher fast bloß aus Notker (Graff. 5, 229) bekannten und im Mhd. nur mit einem Beispiele belegten tcesen oder dcesen = dis- perdere, corrumpere (mhd. Wb. 1, 386') brachte das von Bartsch in dieser Zeitschr. 8, 273 neu herausgegebene Bruchstück des „ältesten deutschen Passionsspieles^ *) in II, 28 ein Beispiel : dd von wil ich mich vlizen, Daz ich si danne loese Und ih die helle toese* Ganz ebenso drückt sich Walther v. Rheinau aus im Marienl. 121, 27 daz ich den tievel binde Und ouch widervoinde, Sinen gewalt toese Und die menschen loßse; 13, 42 si hegunden ir leit tcesen Mit süezen wehselkoesen ; 130, 36 gotes lamp al der weite sünde gar hin nimt unde tceset Und von Sünden Iceset.

10. Ferpel.

Über die mitteldeutschen Formen vorebil , vorehele, vorevelteh = mhd. vrevel, vrevele, vreveltch hat J. Grimm im Deut. Wb. 4, 171 und 174 ausführlich gehandelt und sie mit Beispielen aus Jeroschin und dem Kulmer Recht, sowie auf dem Umschlag der ersten Lieferung

*) Die Sprache des genannten Bruchstückes hat überraschend viel Ahnliches mit der Waltberß von Bheinau, was nicht \)\olS m ölet ^wüWQ&^xßKß. ^\nA«t\» ^^vw«tv Qxxmd ^u haben acbeint Zu riuwaere S. 278 vergV.WaUV. \^^, ^\ 'cvi. t^TOwäz^.'YvV ^e^,«?. ""d V. d. Habens Gernian. 8, 2B5.

KLEINE BEITRÄGE. 403

des 4. Bandes aus Dalimils Chronik belegt. Andere Beispiele in der Düringer Mundart liefern die von Förstemann herausgegeben Nord- häuser Gesetze, worüber sieh in dieser Zeitschrift 5, 233; 7, 100*). Die Form virebüt findet sich auch im Freiberger Stadtrecht (Schott, Samml. III) S. 281. Ob man bei Erklärung dieser Bildungen von einem Grundworte evele hier auszugehen habe, wie J. Grimm mit Bezug auf eine Variante bei Jeroschin 9122 gethan hat, oder ob man einfach eine Metathesis annehmen darf, wie z. B. in den nd. Wörtern borst^ verst, voracj forste versch ■=■ mbd. brüst j vrist^ vrosch, frost^ vrischj wage ich nicht mit Bestimmtheit zu entscheiden. Für die erstgenannte Ansicht ist der vereinzelte Beleg aus Jeroschin wohl kaum ausreichend und gegenüber der Lesart in der auch sonst besser berathenen Königs- berger Hs. höchst verdächtig; sieh in dieser Zeitschr. 7, 94. Die letz- tere Annahme wahrscheinlicher zu machen, verweise ich noch auf ein bisher nicht zu Rathe gezogenes mnd. Wort, auf ferpel, ßf*pd, ferpelic, welches oflFenbar mit dem mhd. frevel gleiches Stammes ist. So Kind- linger, Gesch. der Hoerigk. S. 439 (a. 1350) verpel ende all argeUst htr üt gesproken und so S. 449 (a. 1357); 452 (a. 1359) verpel ind dröch ind al argelist htr üt gesproken; 502 (a. 1393) sunder irhande ferpel off arghellst; Lacomblet, Archiv. 1, 123 sonder ßrpell gedrdch und argelüt; 132 sonder fyrpeü u?id argelüt; 141 sonder gedrdch und fyrpell; Wier- straat 2627 dorch gyrheit nyt ind firpely.

11. Gelüch, glück

Crone 19659 brä und wintbrd wären rüch^ Sin nase groz unde ge- lüch; 19715 geblcet was si (= diu wambe) und gelüch (: bücli). Nach SchoUs Vermuthung bedeutet das Wort: „weit oflFenstehend oder auf- gedunsen" und gehört zu liechen. Vielleicht gehört auch 6037 hierher: ez ist sieht unde rou^ Uz gewahsen und gelouj wo V, rouch : geloueh und -P. rieh : gleich hat, also wohl rüch : geluch? Ein neues Beispiel gewähren die Fragmente aus dem Leben des heiligen Adalbert von Nie. von Jeroschin in den Scriptt. Rer. Pruss. II, S: 428, V. 274 daz kint er angesante ein such michel unde grdz daz im grdzer wart der buch wen al der IIb von swulsten glüch , also daz von der suche not dem kinde ne- Iiete der tdt.

12. Jochen, jöchen, jouehen.

Grieshab. Predd. 1 , 125 Itamson vie driuhundert fühse

*) Die Anführungen sind dort nach dem seltenern Sonderabdmck gegeben. In der Zeitschrift selbst, 'Neue Mitthetlungen' ^. Bttüd %VxA «V^ «ci V\^<b\A^\s. "^v^"^^ za ßnden: 2, Heft S. 7, 12; II, 45 ; 12, 49; ^, A^ •, ^, ^^•, W, ^^:.

404 Fi:i)()R HEcn

bunt eiizwxsclien brifmenJe vacftUa vh jochet *) si also durch der haidm kam; 2, 42 do jocheter die fühse mit den hrinnenden vncellon durch der haiden eamen. Diese Stellen, aus denen die Bedeutung von jochen s=-jagen, treiben unzweifelhaft erhellt, sind im mhd. Wb. 1, TTS** über- sehen worden; dort finden wir nur ^in Beispiel, ohne Angabe einer Deutung, aus einem unter Neidharts Namen gehenden Liede (v. d. Hagen MS. 2, 113**) Boppe jö.Jiet enunt her, wo Haupt im Neidhart V. R. S. XLI, 18 gegen die Handschriften gähet für jöchet geschrieben hat (lochet in Co., jaueJiet in z.). Für die Richtigkeit der Überlieferung spricht indessen auch eine Stelle in der jüngst herausgegebenen ale- mannischen Bearbeitung des Hohen Liedes 70, 9 von diu sd jouchet siu der tieuuel von ainer stete ze der anderen. Aus den genannten Pre- digten Grieshabers gehört endlich noch hierher das Compositum zer- Jochen S. 6: swenne der (miethirte) den wolf sihet komen, so lät er die schäf ufi fliuhet von in, un swenne der wolf daz sihet y s6 zucheter diu schäf un zeriochet si u. s. w. = Ev. Johan. 10, 12 ed. Vulg. mercena- rius videt lupum venientem et dimiitit oves et fugit: et lupus rapit et dis- * perpit oves; ungenau ist hier die vom Herausg. in der Einleitung zur 2. Abtheil. S. XXI gegebene Erklärung y,zeriochen^ zerreichen", es ent- spricht vollkommen dem dispergere des Grundtextes = auseinander- jagen. Jedesfalls ist das Wort als eine Ableitung von jagen anzusehen und gehört, nach den beigebrachten Beispielen zu urtheilen, vorzugs- weise der alemannischen Mundart an. Auch Stalder 2, 71 72 kennt es in den Formen jaucken, jeucken und erklärt es mit „vorwärts treiben, zunächst vom Vieh"; ebenso^Schmeller 2, 267 ,,jaugken^ stark antrei- ben"; Frisch 1, ^83^ jachen, jf'uchen jouchen = y^^agen^ ; Oberlin 736 jäclien und verjächen; vgl. auch Diefenb. Gloss. 250* y^fugare jachen^ jechen^ jeuchen y vel weg treiben^. Ausführlicher handeln noch darüber Zarncke z. Narrensch. S. 322 und Lexer, kärnth. Wb. 151. In mir bekannten Gegenden Düringens hört man heute noch jochen und jechen (im Osterlande gechen) = jagen, treiben.

13. Bezeluy bezellen.

Von dem mit einem Beispiel aus Lanzelet im mhd. Wb. 3, 847' aufgeführten bezeln finden sich bei den altern Schriftstellern noch fol- gende Stellen: J. Tit. 5097, 1 mit süezer rede geblüemet am pns da wart bezellet (; gevellet); WaJth. von Rheinau 17, 24 du unser geslehte Vor aller diet hast üz erweit Und dir ein lieht vom im bezelty vgl. 127,

*) Judicam über 15, 4 dimisii ui Tiur illucque dUfUTvereui.

KLEINE BEITRÄGE. 405

16; 132, 64; 135, 7; 138, 43; H. Lied, herausg. von Jos. Haupt 64, 4 swaz wir haben^ daz bezelen siner gndde = das wollen wir seiner Gnade befehlen, anheimstellen ; 86, 8 swaz ze guotdte geschihif^ daz bezelent du der ffotes gendde; und ähnlich 96, 8; 135, 7; 137, 2.

14. Smer wert to kort

Die Redensart «tw[€r] wert to kort {sin werdit zu kurz) = es geht mit ihm zu Ende, auf die Neige, er stirbt, begegnet in niederdeutschen Urkunden nicht selten und ist sogar in mitteldeutsche Gegenden vor- gedrungen; aus südlichem Gegenden kenne ich bis jetzt kein Beispiel. Mir sind davon folgende Stellen zur Hand: Eine Vergleichsurkunde zwischen Erzbischof Burchard und dem Ratbe der Stadt Magdeburg aus dem J. 1315 bei Dreyhaupt, Beschreib, d. Saalkreyses I, S. 52 wSre dkj dat unses herren under des^to kort worde^ des god nicht en wiVe^ 80 seholde u. s. w.; ebendaselbst II, 853 in einer Urkunde des Rathes von Halle a/S. vom J. 1328 di von Mansveld oder sin brüder, af svner tu hurt wordej schal uns dat hüs weder antwerden; Henneberg. Urkun- denb. 3, S. 27, 2 (an. 1360) oh unsers h^rin unde vatir zu kurtz worde bynnen disser zcit^ des god nicht enwulle, sd u. s. w. ; Urkundenb. der Stadt Hannover S. 249, 264, 290, 302; Urkundenb. von Göttingen S. 162 13. 184; Homeyer, Die Stadtbücher des Mittelalt. S. 51 (aus dem Quedlinburger Stadtr.) svelich vrowe hevet ^ynen sone, de bi oren ttden nicht to scdle gät^ wert der vrowen to kortj sat en de bader dar nd to seoUy he ne mach der räde nich behalden und die „Worterklärung** Ho- meyers dazu S. 78, welcher wohl darin irrt, wenn er der frowen für den Dativ hält; Stadtbuch von Cönnern a/S. (an. 1434 38) bei Förste- mann, Neue Mittheil. I, 4, S. 121 wert sake^ dat der beddet^fen frouwen to kort wurde^ von dddes wegen, dar got lange vor «y, so schal u. s. w. und S. 123 äff or beider to kort worde» Zu vergleichen ist endlich der Genitiv bei kurz in Wolframs Willeh. 113, 29 des houbtes er d6 kürzer wart und bei Forstemann Alt. Ges. v. Nordh. S. 175 (bald nach dem J. 1375) sie wolden der gemeyn bürgere also vele uff reddere seczce, daz alle der rade in der stad zeu kortz worde ^ d. i. daß alle Räder in der Stadt darauf giengen, nicht mehr hinreichten. Einen andern Sinn ge- währen die Redensarten, in denen bei kurz der Dativ steht, so Gries- haber Predd. 2, 125 werde aber dir ze kurz ze bthtende, dannoch f erzage niht; Eisenach. Rechtsb. 3, 89 (S. 727) sie duncken^ daz en wedir got und recht zeu korcz gesche; Furgoldts Rechtsb. 8, 29 (S. 239) her mag den wirth darum beclagen, das her 6m und set^uen gesiera zeu V.öt1 ^«vojtx. Aa/y wan her die kost gelden mvs; in einet E*rfv\T\.^T \^\V\vcÄä ^^^^^ W^Ä

400 FELIX LIEBRECHT

in der Zeitschr. d. Ver. für thüring. Gesch. 3, S. 324 sie meynten^ das vnr yne zu kuriz theithen; Weist. 1 , 365 und wir ouch, das ein vogt dem ffotshils zu kurtz wölt tun; Bruder Hans Mar. 4037 wen ym noch enger deed zu kurtz =^ sieh wider ihn vergienge; Bach der Beispiele ed. Holland 15, 15 heb dich und mach nit wevhfielwortl es wirt dir zu kurtz ^ 91, 15 er spien sin armhrost und leyt darnff ein strdl^ und ward im zu kurtz^ das er zu schütz nit kummen mocht» ZEITZ, Februar 1864.

ZUR VIRGILIUSSAGE.

Daß es in den ältesten Zeiten Sitte war, Menschen lebendig zu begraben, um so Abwehr von Feinden oder Sicherung gegen sonstigen Schaden zu erlangen, ist hinlänglich bekannt; vgl. meinen Aufsatz im Philologus 21, 687 flF. „Eine romische Sage" '). Besonders war es das Einstürzen oder die anderweitige Zerstörung von Bauwerken, die man auf diese Weise verhindern wollte; s. D. M. 1095 flF. *); zu Gervas. S. 170. A. Kuhn, Westphäl. Sag. 1, 115 zu no. 122 3). Statt lebendiger Men- schen wurden fiir denselben Zweck auch bloß Leichname oder selbst nur Köpfe oder statt beider auch metallene Nachbildungen in Anwen- dung gebracht; s. Philol. a. a. O. Ebenso gebrauchte man als Er- satzmittel für die ursprunglichen Menschenopfer wie bei andern Ge- legenheiten so auch hier bloß Thiere; s. D, M. a. a. O. Scheible*s Kloster 9, 361 ff. 372 ff. Nork hat dort von den Wahrzeichen ver- schiedener Bauwerke auf Thiervergrabungen bei Gründung derselben geschlossen; doch ist eher anzunehmen, daß diese Wahrzeichen in späterer Zeit anstatt der letztern eintraten und sie ersetzten, wobei wahrscheinlich der ursprüngliche Sinn dieser Symbole oftmals ganz verloren gieng. Gleiches lässt sich wohl auch von den Menschenköpfen sagen, die sich oft als Wahrzeichen an Gebäuden fanden, so schon im der porta Raudusculana zu Kom (s. Germ. 4, 263, Anm. 14). Diese

') Unter den zahlreichen Druckfehlem in demselben will ich hier nur folgende berichtigen : 8. 687 Anm. fit. Fuley 1. Frey u. st. Lykien 1. Syrien. 8. 689 Z. n. 20 y. u. St. Tali 1. Toli; ebenso 8. 690 Z. 16 v. o. An letzterer Stelle Z. 11 t. o. 1. „ein wahraagendea Z&ViheThbXL]^t*^ ] ebend. Z. 13 v. u. 1. „(2te«er hat übrigens u. s. w.** ebend. Z. 8 v. n. st. 369 1. 269.

') Zu den das. 1096 in Bezug auf Arta und Scutari angeführten Sagen vgl. Theod, Kind, Antbol neugr. Volkslieder. Leipzig 1861 S. XXI u. 205 ff.

9 Hieher gehört auch die Gründuivgaaagft öle* ^\.taÄi\i\«\g,«t ^^Hv^ÄXet^ % . Q^thers ßfigenlmch des deutschen Volkes 1, Z\\ vgV ^\:cvbftT, 0\iwV^v^,^^^\^^w?8.'^.^^^'^.

ZUR VIRGILIUSSAGE. 407

Köpfe mögen aDfänglich meist einen heitern , lachenden Ausdruck gehabt haben; denn auch die ursprünglichen Opfer fielen, bei den Kömern und Griechen wenigstens, unter Lärm und Flötenspiel, „ne flebilis hostia immoletur"; s. D.M. 40. So meldet Papebroch (f 1714) in seinen Annal. Antverp. 2, 274, daß zu seiner Zeit noch an dem Leguit genannten Gebäude sich zwei sehr alte Thürmchen befanden, woran zwei durch Fenster guckende Köpfe gemeißelt waren, die ein- ander auszulachen schienen. £rst später wohl, als die anfängliche Bedeutung solcher Köpfe vergessen war, erhielten sie, vielleicht des Gegensatzes wegen, einen verschiedenen Ausdruck, wie die zwei stei- nernen Köpfe, welche das Wahrzeichen der Stadt Döbeln bilden; s. Grässe, Sagenschatz des Königr. Sachsen, S. 216, no. 287. Gleiches meldet Gervas. ed. Liebr. S. 16 von der Porta Dominica zu Neapel, und El-Bekri in seiner Beschreibung von Nord-Afrika (geendet um 1068) von den Ruinen Karthago's sprechend, berichtet unter anderem von den Mauern des Theaters : „On y distingue des figures qui representent les vents : celui de 1' Orient a l'air souriant, celui de l'occident, un visage refrogne". Journal asiat. V"' serie 12, 520 f. Der Bezug auf die Winde ist muth- maßlich ohne allen Grund und nur von El-Bekri erdacht, um etwas Unverstandenes zu erklären. Wie aber bei Gründungssagen statt der vergrabenen Thiere anch bloß Thierhäupter vorkommen, z. B. bei den karthagischen ein Rinder- oder Pferde k opf (s. Justin. 18, 5. Aen. 1, 442. Steph. Byz. vo. KaQxrjddv)^ so finden sich solche auch als Wahrzeichen, z. B. das Wolfshaupt über dem Kirchthor zu Georgenzell (Bechstein, Frank. Sagensch. S. 47) und so erklärt sich denn auch der Ursprung der geschnitzten oder gemeißelten Pferdeköpfe an den Hausgiebeln. DM. 626*). Wolf, Niederl. Sag. no. 536. Hocker, Deutscher Volks- glaube, S. 15 nebst Anm. *).

♦) Die Schrift von Chr. Petersen, Die Pferdeköpfe auf den Bauernhäusern, Kiel 1860, kenne ich nur dem Titel nach.

*) Hieher gehört auch wohl die Sage von dem Pferde des Bechenbergers, welches den Kopf auf einem hohen Thurme zum Fenster hinausgesteckt haben soll. D. S. 1, 253. Sie ist wahrscheinlich gleich andern der Art aus einem alten Bildwerk entstanden. Da ich hier mehrfach von Wahrzeichen gesprochen, so will ich diese Gelegenheit be- nutzen, um das von mir in Ebert*s Jahrbuch für rom. u. engl. Litt. 3, 151 in Bezug auf das Wahrzeichen der fränkischen Stadt Buchen Bemerkte zu berichtigen , indem nämlich dergleichen zum Spott der Nachbarn aufgestellte Bildwerke sich auch in andern Ländern, z. B. Portugal, zu finden scheinen, wie sich aus folgender etwas verhüllter Angabe entnehmen lässt : „En nous montrant T^glise de Caminha [an der Mündung der Minhoj, Oaapar nous mit an courant d'une parücu\axit4 A^ötiX. \^% -^SÄft» ^\stN»%Ä^«fc» ^Oä. G'onüäre offrent, parait-Ur, plua d'une Edition. E.ii g\u&e ^'otTi«aL«QX.>\«-^^^^^^^'^ ^^^"^"^

408 FELIX LIEBRECHT

Wir sehen also, daß die ursprünglichen averruncierenden Menschen- opfer sich wie so oft endlich auch hierbei in bloße Symbole ver- wandelt hatten, die an die Stelle derselben traten. Als ein solches ist natürlich auch jenes Ei zu betrachten, das in dem Castel delP Uovo bei Neapel aufgehängt war und woran Yirgilius das Schicksal und die Dauer dieses Schlosses geknüpft hatte (s. meine Notiz Germ. 5, 484 ff.) ^). Bemerkenswerth ist nun aber, daß nach einer andern Sage Yirgil die Stadt Neapel selbst auf ein Ei gebaut oder gestellt haben sollte (s. zu Gervas. 106, Germ. 4, 263, Anm. 16). Beide Versionen finden sich verbunden außer in den Volksbüchern auch in folgender Stelle des Myreur des Histors von Jean d'Outremeuse I, 255 ^), die manches Besondere bietet : „Item, V an V* et LI, le XP jour de mois de julet, commenchat Virgile ä fondeir une citeit qu^ ilh fist mult belle sus la mere, et le nomat Naple: ehest fut edifiie noblement sor un port de mere et sour I oef de ostriche, le qneile oef ilh mist apres ohu en I castel que ilh fondat enssy deleis Naple, en I pileir entretalhiet ; se le nomat castel d'Oef; et encor y est ilh, et dist ons qui moveroit

accroch6e h Tun de ses angles une fig^e d'homme; le dos toumö vers Tl^pagne, ce personnage fait k Tadresse de la nation Toisioe an de ces g^stes de moquerie grossi^re^ de bravade ind^cente, dont la description n'est pas permise" S. Le Tour du Monde, Paris 1861 vol. III p. 276 (Voyage dans les prorinces du Nord du Portugal par Merson 1857). Diese Stellung unverhüllten Spottes war dem Leben entnommen; s. Grimm Wb, 1, 565 s. f. '— Scheefers Deutsche Städtewahrzeichen Leipzig 1858 besitze ich leider nicht, ^) Die Version des Clöomadös Ton Aden^ wird von Du Meril M^langes arch^QN loi;;iHue8 et litteraires. Paris 1850« p. 435 mitgetheilt und lautet so ;

jfBien savez que Yirgiles fist

grant merveille, quant U assist

Dens chastiaus seur deus oes en mer;

et si les sot si compasser,

Que qui Tun des oes briseroit,

tantost 11 chastiaus fonderoit,

Ouens on auroit Tuef brisie«

Encor dist on qu^ essaie

Fu d'un des chastiaus, et fondl:

a Naples le dist on ainsi.

Encor est la Tautres chastiaus,

qui en mer siet et bons et biaus: y Si est li oes, c'est verit^s,

seur quoi li chastiaus est fond^s.

Der mittelalterliche Volksglaube nahm an dergleichen Vorstellungen keinen Au« stoß, so sollte auch der Pharos von Alexandrien auf vier glfisemen Krebsen ruhen; s. zu Gervas. S. 106; vgl. A. Kuhn Mark. Sagen S. 246. Nr. 230.

^) Bmxelle» 1864. Collection de Cbrouiques beiges iuddites, publice par ordre du goiiveraemcuU

ZUR VIRGILIUSSAGE. 409

Toef la citeit croleroit-.'^ Der Sinn dieser Sage nun, nach welcher Virgil Neapel auf ein Ei (oder Eier, wie es zuweilen heißt) baute oder stellte, kann kein anderer sein, als daß bei Gründung der Stadt ein iBi in die Grundmauern gelegt wurde. Auffallend ist hierbei, daß statt des sonst erwähnten Hühnereies (Villani sagt ausdrücklich: j^el primo che fe nna gallina) der Lütticher Chronist ein Straußenei nennt; denn auch in den muhammedanischen Moscheen werden Straußen- eier aufgehängt und eben solche, aller Wahrscheinlichkeit nach gleich- falls zum Aufhängen bestimmt, haben sich in der Grotte zu Vulci vor- gefunden; s. Germ. 5, 484 f., an welcher Stelle Bachofen's Deutung dieser Eier mitgetheilt ist. Es fragt sich jedoch, ob aus alP dem oben Dargelegten nicht eher hervorzugehen scheint, daß jene Eier den Bau- werken, an deren Decke sie aufgehängt waren, Sicherheit und Bestehen verleihen sollten. Bachofen selbst hat die tiefe Symbolik, die sich mit dem Ei verknüpfte, ausführlich dargelegt und es wäre daher nicht eben zu verwundern, wenn bei Gründungen von Bauwerken statt der ursprünglichen Menschenopfer stellvertretend auch Eier verwandt wurden, und zwar so, daß man sie anfangs in die Grundmauern legte, später aber an die Decke befestigte, eine Versetzung aus der Tiefe in die Höhe, auf welche der von den andern abweichende Bericht des Jean d'Outremeuse wahrscheinlich unwillkürlich hinweist. Daß diese sym- bolischen Eier zuweilen aus Metall waren, scheint aus Hemmerlin's Angabe über das Ei des Castel delP Uovo hervorzugehen; s. Germ. 4, 263, Anm. 16. Auch bei andern derartigen Symbolen war dies der Fall, wie wir gesehen.

Der oben aus der Prosachronik des Jean d' Outremeuse *) mit- getheilten, auf Virgilius bezüglichen Stelle will ich nun hier in Kürze auch alle übrigen denselben betreffenden Nachrichten dieser Chronik folgen lassen, da sie manches Eigenthümliche enthalten, was sich sonst nirgends findet. Demnach war Virgil am 6. Mai 519 der „Transmigra- tion de Babylone*^ zu Rom geboren und ein Sohn des Königs Gorgile von Bugie en Libe ®) , der sich während der Schwangerschaft seiner Gemahlin Geda dort aufhielt (p. 197). Nachdem der junge Virgil auf einer Insel die Schulen besucht (p. 211), begibt er* sich im J. 544 derselben Aera nach Rom (p. 226), woselbst die Tochter des Kaisers Julius Cäsar, Namens Phebilhe, sich in ihn verliebt und ihre Liebe in jeder Beziehung erwidert sieht, ohne daß sich jedoch Virgil mit ihr ehelich verbinden will (p. 227 f.). Demnächst macht er zu Rom

•) Er hat auch eine Reimchronik abgefasst, die sich hinter jener abgedruckt findet. •) Bngia in AMk&t in der licutigen Provinz Couata.Tv\.m^.

410 FELIX LIKI3UECHT

zwei eherne MaDoer, von denen einer dem andern jeden Sonnabend eine Keule zuwirft und sie am nächsten Sonnabend zurückerhält (p. 228) *®) ; ferner einen Spiegel auf hundert Marmorsäulen, worin man alle Feinde nahen sieht, so wie das Capitol und die Salvatio Romae (p. 229) *M; außerdem einen kupfernen Mann zu Pferd mit einer Wage zum Abwiegen der Waaren. Auch baut er zu Rom in einer einzigen Nacht sein Haus Caadrea oder Cassedrue (p. 230). Er zündet für die Armen ein großes Feuer an und stellt daneben einen ehernen Mann, der mit einem gespannten Bogen zielt (p. 231) *^). •— Er setzt über die zwölf Thore Roms ebenso viele Kupferstatuen der Monate des Jahres, die einander der Reihe nach von Monat zu Monat einen stählernen Apfel zuwerfen, nachdem sie ihn 15 Tage in der einen und 15 in der andern gehalten (p. 2327^^; Er macht vier Statuen der Jahreszeiten, die einander alle drei Monate gleichfalls einen Apfel zuwerfen **), und weissagt von Maria und Christus (p. 233 f.)- Er verfertigt eine eherne Fliege, die alle andern in der Umgegend Roms tödtet (p. 236) **), und lässt von Phebilhe statt seiner eine Zanber- figur in dem Korbe in die Höhe ziehen, welche aus ihrem Munde einen dichten, stinkenden Nebel und Finsterniss in ganz Rom verbreitet, während sie längs des Thurmes auf- und absteigt, bis sie endlich ver- schwindet (p. 237 f.) **). Er löscht alle Feuer in Rom aus und ver-

'") S. Keller, Rom. d. VII Sages p. 154 V. 3958 ff. Vgl. Maßmann, Kaiser- chronik 3, 407 über die Bildsäulen der Wochentagsgötter eu Rom.

*') EUer wie sonst noch scheint Jean d^Outremeuse oder seine Vorlage verschie- dene Versionen desselben Gegenstandes als besondere Dinge aufzuiiählen, wie z. B. die verschiedenen Bildwerke der Wochen, Monate und Jahreszeiten ; so auch ist der Zaaber- spiegel eben nor die Salvatio Romae, vgl. Germ. 4, 269 f. Über Zauberspiegel s. anch meine Bemerkung in Benfey^s Or. u. Occ. 3 , 360. Die im Mittelalter und noch später geübte Katoptromantie ist bekannt genug. Vgl. auch noch Du Meril 1. c. p. 469 f.

'*'') Germ. 4, 270. £iner ähnlichen Bildsäule begegnet man in denGesta Rom. c 107. Der daselbst vorkommende Karfunkel ist analog dem Feuer in der Virgiliussage und beide werden durch den abgeschossenen Pfeil vernichtet. Du M6ril 1. c. p. 470 Nr. 8 bemerkt: „Gen6ralement cesgrandes clart^s qui dissipaient les tdnöbres ^taient prodnites par des escarboucles ; voy. Raoul de Cambrai p. 1 8 v. 13 et Ogier le Danois v. 1644." Daß das eben erwähnte Capitel der Gesta Rom. der Hauptsache nach muthmaßlich aas dem Orient stammt, nahe ich zu G^rvas. S. 214 f. gewiesen.

**) In der Fleur des histoires des Jehan Mansel (aus der ersten Hälfte des XV. Jahrh.) wird dieses Kunstwerk gleichfalls erwähnt. Du M6ril 1. c. p. 440 Nr. 1.

'0 Du M6ril L c, p. 438 ff. theilt die betreffende Stelle aus dem Cle'omad^s mit.

•») Germ. 4, 261. 264. 266.

*•) Orientalische Gaukler und Zauberer verstanden es, am hellen Tage finstere 'Sacht hervorzubringen und umgekehrt; s. die bei Dunlop S. 108 aus Mandeville mit- getbeilte Stelle. Die egyptischen ZaTL^jexet \>feaa.^^xi öa^^^^vxw^V^Väv^äus schon zu Mosis ZeitsD,

ZÜK VIKGILIUSSAGE. 41 1

lässt die Stadt, versöhnt sich jedoch wieder mit dem Kaiser und zündet das Feuer wieder an (p. 240). Er bewirkt durch Zauberei, daß alle romischen Frauen ihre Vergehen, besonders die fleischlichen, mit lauter Stimme bekennen (p. 241). Er will sich nach Cäsars Tod an der Kaiserin Enye und an Phebilhe wegen ihrer Nachstellungen rächen, wobei sie, auf zauberische Weise geblendet, zwei Hunde statt seiner und Octavians tödten, wird jedoch daran theilweise durch die Römer gehindert '^) und verlässt deshalb Rom zum zweitenmal, das Feuer wiederum auslöschend (p 248 ff.). Er zündet es wieder an nach Erfüllung der folgenden Bedingung von Seiten der Römer: „Vos met- tereis Phebilhe en la thour halt ä la fenestre, ä laqueile ma figure fut sachie ä la corbilhe, le cuel defour tout descovierte jusques ä la chin- ture , si c' on veirat tout son eistre et la feniestre qui oevre sens braire, si que les gens poront clerement veioir le croissant, et ä celle croissant covenrat prendre le feu ä chandelle; et ne le poirat li uns prendre k l'autre ne rendre, mains tous cascons venrat por ly ä la feneistre del ventre prendre feu qui le voirat avoir, et aultrement ne l'aront. Et cascon jour fereis enssi II fois." Phebilhe stirbt. hierauf vor Scham (p. 252) "). Virgil baut Neapel und das Castel delP Uovo; er macht eine Luftbrücke *•) und einen Garten mit seltenen , immer blü- henden Pflanzen, umgeben von einer Luftmauer, die eine wirkliche Mauer scheint, dahinter aber eine nur ihm sichtbare, wahre Mauer hat (p. 255) *®). Er verfertigt zwei ewige Kerzen und eine dergleichen Lampe'*), sowie einen sprechenden Kopf**), sämmtlich zu seinem besondern Gebrauch (p. 257); femer für die Römer die Bocca della veritä "), sowie einen künstlichen Reiter, der des Nachts die Straßen Roms durchreitet (p. 258) **). Er lässt in einer einzigen Nacht durch

*') Vgl. Gervas. S. 64 f. namentlich die aus dem Pseudo-MarceUns angeführte Stelle.

'•) Vgl. Germ. 1, 267 (zu Ges. ab. Nr. 92). 4, 273 ff. Ferd. Wolf, Studien zur Gesch. d. span. u. portug. NationaUitt. 106.

>») Germ. 4, 264.

»0) Germ. 4, 261. 264. 266. Auch Meister Stephan im Artus de la Bretagne, so wie andere Zauberer wussten dergleichen Gärten zu schaffen; s. Dunlop S. 108 und dazu Anm. 181.

**) Germ. 4, 270 Anm. 44. Über ewige Lampen vgl. Walter Scott Lay of the Last Miustrel, Canto II Str. 17 Anm.

*«) Germ. 4, 272 f. 265. Über zauberische Köpfe vgl. Scheiblc's Kloster 5, 171. Philologus 21, 687 ff.; ferner Maury, La Magie et TAstrol. dans TAntiquit^ et au Moyen-Äge Ire 4ä. p. 59. 60.

=»3) Qerm. 4, 275.

^V Germ. 4, 263 Anm. ].>.

410 FELIX LIEBKFXHT

zwei eherne Männer, von denen einer dem andern jeden Sonnabend eine Keule zuwirft und sie am nächsten Sonnabend zurückerhält (p. 228) *®) ; ferner einen Spiegel auf hundert Marmorsäulen, worin man alle Feinde nahen sieht, so wie das Capitol und die Salvatio Romae (p. 229)**); außerdem einen kupfernen Mann zu Pferd mit einer Wage zum Abwiegen der Waaren. Auch baut er zu Rom in einer einzigen Nacht sein Haus Casdrea oder Cassedrue (p. 230)* Er zündet für die Armen ein großes Feuer an und stellt daneben einen ehernen Mann, der mit einem gespannten Bogen zielt (p. 231) *2). £r setzt über die zwölf Thore Roms ebenso viele Kupferstatuen der Monate des Jahres, die einander der Reihe nach von Monat zu Monat einen stählernen Apfel zuwerfen, nachdem sie ihn 15 Tage in der einen und 15 in der andern gehalten (p. 2327^*; Er macht vier Statuen der Jahreszeiten, die einander alle drei Monate gleichfalls einen Apfel zuwerfen **), und weissagt von Maria und Christus (p. 233 f.)- Er verfertigt eine eherne Fliege, die alle andern in der Umgegend Roms tödtet (p. 236) **), und lässt von Phebilhe statt seiner eine Zanber- figur in dem Korbe in die Höhe ziehen, welche aus ihrem Munde einen dichten, stinkenden Nebel und Finsterniss in ganz Rom verbreitet, während sie längs des Thurmes auf- und absteigt, bis sie endlich ver- schwindet (p. 237 f.) **). Er löscht alle Feuer in Rom aus und ver-

'") S. Keller, Rom. d. VII Sages p. 154 V. 3958 ff. Vgl. Maßmann, Kaiser- chronik 3, 407 über die Bildsäulen der Wocbentagsgötter zu Rom.

*') Hier wie Bonst noch scheint Jean d^Outremeuse oder seine Vorlage verschie- dene Versionen desselben Gegenstandes als besondere Dinge aufzu&Shlen, wie a. B. die verschiedenen Bildwerke der Wochen, Monate und Jahreszeiten ; so auch ist der Zauber- Spiegel eben nur die Salvatio Romae, vgl. Germ. 4, 269 f. Über Zauberspiegel s. auch meine Bemerkung in Benfe/s Or. u. Occ. 3 , 360. Die im Mittelalter und noch später geübte Katoptromantie ist bekannt genug. Vgl. auch noch Du M^ril 1. c. p. 469 f.

*'^) Germ. 4, 270. Einer ähnlichen Bildsäule begegnet man in denGesta Rom. c. 107. Der daselbst vorkommende Karfunkel ist analog dem Feuer in der Virgiliussage und beide werden durch den abgeschossenen Pfeil vernichtet. Du M6ril 1. c. p. 470 Nr. 8 bemerkt: „Ge'n6ralement cesgrandes clart^s qui dissipaient les tdn^bres ^taient produites par des escarboucles ; voy. Raoul de Cambrai p. 18 v. 13 et Ogier le Danois v. 1644." Daß das eben erwähnte Capitel der Gesta Rom. der Hauptsache nach muthmaßlich aas dem Orient stammt, nahe ich zu G^rvas. S. 214 f. gewiesen.

1') In der Fleur des histoires des Jehan Mansel (aus der ersten Hälfte des XV. Jahrh.) wird dieses Kunstwerk gleichfalls erwähnt. Du M6ril 1. c. p. 440 Nr. 1.

»^) Du M^ril 1. c. p. 438 ff. theilt die betreffende Stelle aus dem Cleomad^s mit.

•») Germ. 4, 261. 264. 266.

'9 önentalische Gaukler und Zauberer verstanden es, am hellen Tage finstere Nacht hervorzubringen und umgekehrt*, a. Ä\ft ^i^\ \i\rc\o^ %, «qä'^^xAk^^^ mit- Sretheilte Stelle. Die egyptischen ZaubeveT \>e8a^ftTi Ä\^ae ¥.\xtv?X ^\st\^«^^ ^^V«tv 'lxj.^^^v^ 2/eiten,

ZUR VIRGILIUSSAGE. 411

lässt die Stadt, versöhnt sich jedoch wieder mit dem Kaiser und zündet das Feuer wieder an (p. 240). Er bewirkt durch Zauberei, daß alle römischen Frauen ihre Vergehen, besonders die fleischlichen, mit lauter Stimme bekennen (p. 241). Er will sich nach Cäsars Tod an der Kaiserin Enye und an Phebilhe wegen ihrer Nachstellungen rächen, wobei sie, auf zauberische Weise geblendet, zwei Hunde statt seiner und Octavians tödten, wird jedoch daran theilweise durch die Römer gehindert *'') und verlässt deshalb Rom zum zweitenmal, das Feuer wiederum auslöschend (p 248 ff.). Er zündet es wieder an nach Erfüllung der folgenden Bedingung von Seiten der Römer : Vos met- tereis Phebilhe en la thour halt ä la fenestre, ä laqueile ma figure fut sachie ä la corbilhe, le cuel defour tout descovierte jusques k la chin- ture , si c' on veirat tout son eistre et la feniestre qui oevre sena braire, si que les gens poront clerement veioir le croissant^ et ä celle croissant covenrat prendre le feu ä chandelle; et ne le poirat li uns prendre k l'autre ne rendre, mains tous cascons venrat por ly ä la feneistre del ventre prendre feu qui le voirat avoir, et aultrement ne l'aront. Et cascon jour fereis enssi II fois." Phebilhe stirbt »hierauf vor Scham (p. 252) **). Virgil baut Neapel und das Castel dell' üovo; er macht eine Luftbrücke ^^) und einen Garten mit seltenen , immer blü- henden Pflanzen, umgeben von einer Luftmauer, die eine wirkliche Mauer scheint, dahinter aber eine nur ihm sichtbare, wahre Mauer hat (p. 255) ***). Er verfertigt zwei ewige Kerzen und eine dergleichen Lampe**), sowie einen sprechenden Kopf**), sämmtlich zu seinem besondern Gebrauch (p. 257); femer für die Römer die Bocca della veritä *'), sowie einen künstlichen Reiter, der des Nachts die Straßen Roms durchreitet (p. 258) **). Er lässt in einer einzigen Nacht durch

*') Vgl. Ckrvas. S. 64 f. namentlich die aus dem Psendo - Marcellas angeführte Stelle.

*•) Vgl. Germ. 1, 267 (zu Ges. ah. Nr. 92). 4, 273 ff. Ferd. Wolf, Studien zur Gesch. d. span. u. portug. Nationallitt. S. 106.

") Germ. 4, 264.

>o) Germ. 4, 261. 264. 266. Auch Meister Stephan im Artus de la Bretagne, Bo wie andere Zauberer wussten dergleichen Gärten zu schaffen; s. Dunlop S. 108 und dazu Anm. 181.

'*) Germ. 4, 270 Anm. 44. Über ewige Lampen vgl. Walter Scott Lay of the Last Miustrel, Canto II Str. 17 Anm.

«*) Germ. 4, 272 f. 265. Über zauberische Köpfe vgl. Scheiblc's Kloster 5, 171. PhilologuB 21, 687 ff.; ferner Maury, La Magie et TAstrol. dans TAntiquit^ et au JAoyen-Äge Ire 4d. p. 59, 60, '^) Germ. 4, 275. ^V Germ. 4, 263 Anm. io.

412 FELIX LIF:BRECnT

seine Geister den Weg durch den Pausilippo brechen, sowie auch unter- irdische Röhren legen, in denen zwischen Rom und Neapel Oel und Wein hin- und herfließet (p. 259) ^*). Er macht ein ehernes Pferd, durch dessen Anblick alle kranken Pferde zu Neapel geheilt werden (p. 260) **) und baut für sich zu Neapel ein Haus mit zwei kupfer- nen Dreschern am Eingang (p. 261) ^^). Er tauft sich und macht den Ägyptern einen Kalender, baut auch die kunstlichen Bäder (p. 262) '*). Er ergötzt seine Tischgäste durch mancherlei Gaukelspiele und Ver- wandlungen (p. 263 f.) '•). Er befragt seinen Zauberkopf wegen der Zeit seines Todes und dieser antwortete ihm, er solle seinen Kopf vor der Sonne hüten. Virgil versteht darunter den Zauberkopf, erkrankt aber an einem Sonnenstich (p. 269 f.) ^°). Er stirbt am 6. Mai des Jahres 571 der Transmigration de Babylone, wird aber noch 59 Jahre lang vermöge einer von ihm getroffenen Vorrichtung ffir lebend ge- halten, bis der Apostel Paulus ihn in Neapel aufsucht und seinen Tod

^^) Germ. 4, 261. Gervas. S. 108. Die unterirdische Röhrenleitang, welche auch der Renara contre/aia erwähnt (s. die Stelle bei Da M^ril p. 441) erinnert an die zwi- schen Trier and Cöln «. Kaiserchronik 3, 307. 519 f. und Zusatz S. 1188.

^^) Germ. 4, 263. 2G6. Man erinnert sich hierbei der ehernen Schlang^ 4 Mos. c. 21.

'') Nach dem Volksbuch sind es 24 Drescher, s. Dunlop 8. 187**.

2») Germ. 4, 260. 266.

^^) Hirschjagden mit Hunden erscheinen und verwandeln sich dann in TSnzer and Tänzerinnen , welche auf Tellern frische Trauben tragen , obwohl es im März ist. Das stimmt alles fast wörtlich zu der bereits oben (Anm. 16) erwähnten Stelle des Mandeyille, wo die Belustigungen geschildert werden, welche, während der Tartaren- chan bei Tafel sitzt, stattfinden und wo es von den Ganklem and Zaaberem desselben heißt: „Hierauf lassen sie Tänze aufführen von den schönsten Mägdlein der Welt, die auf das prächtigste gekleidet sind. Dann lassen sie andere Mägdlein hereinkommen, welche goldene Becher mitbringen und dann den Herren and Damen zu trinken geben. . . Und dann lassen sie eine Hirsch- und Eberjagd hereinkommen mit Hunden, die mit offenem Manie einherrennen ; nnd viele andere Dinge noch thun sie durch ihre Zaaber- knnst, daß es ein Wunder ist anzuschauen.^

'°) Diese Weissagung findet sich bereits in dem zuweilen dem Gauthier von Metz beigelegten Gedichte Image du Monde , wovon Le Grand im V. Band der Notiees et Extraits einen Aaszug gegeben. Du M^ril 1. c die Virgil betreffenden Stellen im Original mitgetheilt hat; die in Bede stehende p. 432. Letzterer erinnert daran, daß es schon in Virgils Vita bei Servias heißt: „Valetudinem ex solis ardore contrazit** Von solch trügerischen, weil falsch verstandenen Antworten in Bezug auf den Tod des Fragenden, wie sie hier der Zaaberkopf dem Virgil ertheilt, kommen zahlreiche Bei- spiele vor im Alterthume wie in der neaern Zeit ; s. G. C. Lewis, Untersuchungen über die Glaubwürdigkeit der altröm. Gesch. deutsch von Liebrecht. Hann. 1858 Bd. II, S. 350- Anm. and Notes and Qiieries 2°*> Ser. Bd. IV p. 352 ff; V. 174 ff. Über den polnischen Zanberer Twardowskj, s. Scheible*s Kloster XI, 265 ff. 526 ff. Vgl. auch Görres, Heldenb. von Iran 2, 430, die Weissagung, welche Jesdegerd in Bezug auf die Quelle Su erhält.

ZUK VIRGILIUSSAGE. 413

entdeckt'*). Seine Gebeine werden in einem Kasten nach dem von ihm gebauten Schlosse Ventoise gebracht, wo sie noch sind und Stürme hervorrufen, sobald der Kasten von dem Stuhle, worauf er steht, auf- gehoben wird (p. 275 f.) '*).

Hiermit schließt die Chronik ihre Virgil betreffenden Angaben, von denen ich minder bedeutende Einzelheiten übergangen habe. In dem Mitgetheilten wird man, wie bereits erwähnt, manches sich sonst nirgends Findende bemerken und darunter besonders die Zauberfigur im Korbe, die dem Virgil die ihn nach allen andern Versionen tref- fende Schande ersparen soll, so wie das hier zweimal, während sonst nur einmal ausgelöschte Feuer u. s. w. Von allen dem Virgil beige- legten Wunderwerken werden sich aber bei fortgesetzter Forschung die meisten auf orientalischen Ursprung zurückführen lassen, wie wir dieß bei verschiedenen schon gesehen, so z. B. bei dem Zauberspiegel, der ehernen Fliege, der plötzlichen Finsterniss, der für Menschen ge- haltenen und getödteten Hunde, des ehernen Pferdes u. s. w. u. s. w., wozu auch die Angabe des Gervasius gehört, daß ganz Neapel auf unterirdischen Säulen ruhe'*), denn Benjamin von Tudela berichtet von Alexandrien gleichfalls : „The city is built upon arches which are hollow below." S. Early Travels in Palestine ed. by Thom. Wright. Lond. 1848, p. 122. Und so wie in Neapel und Rom eine Schola

3^) Nach der Image du Monde wie auch nach andern Versionen stirbt Virgil in Rom; der Apostel Panlns, der bald darauf anlangt, hört von seinem Tode und dringt in seine Zauberwohnung ein; Du M^ril 1. c. p. 456 ff. In den übrigen Umständen weichen die Berichte bedeutend von einander ab.

3^) Germ. 4, 259. 293 f. Der lapis manalisj wenn fortgerückt , bewirkte Regen. Über sonstige auf ähnliche Weise erregte Ungewitter und Stürme s. Gervas. S. 146 ff. meine Nachträge in den Heidelb. Jahrb. 1863 S. 584 f. Zu dem Gerv. S. 148 über den Regenstein der Orientalen Angeführten füge man noch Oppert, der Presbyter Johannes in Sage und Geschichte. Berlin 1864 S. 104; vgl. S. 102 Anm. 2. Ob ein Schloß Na- mens Ventoise (ital. also Ventosa) in der Nähe von Neapel je existiert hat, weiß ich nicht zu sagen. Wahrscheinlich verdankt es Dasein und Namen der oben mitgetheilten Sage. In Betreff des Germ. 4, 294 (vgl. Ger/as. S. 159 ff.) erwähnten Zauberbuchs des Virgil will ich hier noch folgende Stelle aus Vincent. Bellov. Spec. Hist. 26, 4 mittheilen: ,,Alio tempore cum dormiret idem pater [sc. Sanctus Hugo, abbas Clunia- censis] vidit per somnium sub capite suo cubare serpentnm multitudinem et ferarnm, subitoque capitale excutiens et exquirens supposita, invenit librum maronis forte ibi collocatum : mox abjecto codice singulari in pace requievit cognovitque modum materise libri visioni congruere, quem obsccenitatibus et gentilium ritibus plennm indignum erat cnbiculo sancti substerni.'^

3') „Cum civitas lila, in ambitum plurimum spatiosa, tota columnis subterraneis innitatur." p. 14 meiner Ausgabe.

414 FELIX LIEBRECIIT

l^rgtlii gezeigt wurde (s. Germ. 4, 268. 275), so meldet derselbe jüdische Reisende, daß er in Alexandrien eine Schola Arirtotelis ge- sehen. £r erzählt nämlich in Betreff dieses im Mittelalter nicht weniger als Virgil sagenberühmten und ebenso wie dieser von einem Weibe genarrten Weltweisen **) : „In the outskirts of the city was the school of Aristotle , the preceptor of Alexander. The building is still very handsome and large, and is divided into many apartments by marble pillars. There are about twenty schools, to which people flocked. from all parts of the world in order to study the Aristotelian philosophy.^ Immer mehr Sagen hefteten sich an Virgil, wie später an Faust, sie weisen aber immer wieder auf östlichen Ursprung : so das nach Enenkel's Bericht von Virgilius in Rom zum Minnen geschaffene steinerne Weib, s. Maßmann, Kaiserchronik 3, 451. Wir begegnen hier einer rabbinischen Tradition; denn Praetorius, Anthropodemus Pluton. 1, 250 erzählt folgendes : „Eben diese gottlose Buben [nämlich die Rabbinen] tichten auch, wie der Christen ihr Heerführer Armülus seyn werde, darwieder ihr Messias streiten soll: Nun beschreiben sie den Armillum folgender Gestalt (beym D. Christiani de librö R. Benjaminis Tudelensis & R. Menasse Ben Israel in lib. spes Israelis p. m. 72. 73), das zu Rom ein großer Marmel-stein sey, in gestalt eines schoenen Mägdeleins, der von keines Menschen Hand gemachet, sonder von GOTtes Kraffit erschaffen sey. Und zu solchen sollen die verzweifeltsten Menschen und bösesten Leute der gantzen Welt zusammen kommen, denselben erwärmen mit ihrem Beyschlaffe, drauff würde GOtt etliche Tropffen des Samens mitten im Steine verhalten, und drauß ein Kind erschaffen, das eine Menschen-Gestalt gewinnen würde, wenn der Stein bei der Geburt zerberste, und solchen wfirde man Armillum heissen, der wArde ihr Wiedersacher sein, und die Heyden würden ihn Antichristum heissen." Aus dem Orient stammt aber auch die wunderlichste der Thaten des Virgilius, die sich im Mittelalter und noch später so viel- fach erzählt findet, wie er nämlich das Feuer in ganz Rom ausgelöscht, und auf welche Art es wieder angezündet worden, welches Ereigniss übrigens wie so viele andere nur auf ihn übertragen war, da es sich bereits vorher in Bezug auf den Zauberer Heliodor und eine griechische Dame in Umlauf befand (vgl. Germ. 1, 267. 4, 275). Den hierher gehörigen orientalischen Bericht nun will ich vollständig mittheilen, da in demselben gleichfalls von einem berühmten Zauberer die Rede

3*) Vgl. V. d. Hagen Ges. Ab. Nr. II und dazu Germ. 1, 258. Benfey Pantschat. 1, 461 f. so wie dessen Or. u. Occ. 1, 543 Nr. 10.

ZUR VIRGILIUSSAGE. 41 5

und er überhaupt in mehrfacher Beziehung interessant ist ^Le savant et vertueux Abou Jakoub es-Sekaki (dont le livre intitule La clef de la seience de la rhetorigue et de V iloquence est un des ouvrages el^gants) 4tait profondement verse dass les sciences merveilleuses et les con- naissances etonnantes, dans V art de soumettre les genies, dans les en- chantements, l'invocation des etoiles, les talismans, la magie et les pro- pri^tes des corps terrestres et des astres. Cela ayant etö rev^le k Djaghatai-Khan '*) par le moyen d'Habech Amid (son vizir) et d'un autre des officiers attaches k son Service, il manda ce savant et en fit son compagnon et son commensal. Sekaki montrait continuellement au roi des choses merveilleuses, ce qui augmentait la bonne opinion et la consideration de Djaghatai k son egard. Voici un de ses traits: ün jour que Djaghatai - khan etait assis sur un siege, il vit plusieurs h^rons qui volaient dans le ciel; il porta aussitot la main ä son arc et ä ses flaches. Sekaki lui dit: „Lequel de ces herons Tempereur veut-il voir tomber par terre?" DjaghataY r^pondit: „Le premier, le demier et celui qui se trouve au milieu." Sekaki trapa un cercle sur la terre, r^cita une invocation magique et fit un signe avec le doigt. Ces trois herons tomberent aussitot par terre. Djaghatai s'en mordit les doigts d'^tonnement. 11 devint le disciple et l'admirateur d'Abou Jacoub, ä un tel point qu'il lui montrait les plus grands ^gards. Vers le möme temps, Sekaki dit ä Djaghatai: „„/l V ipoque ou je me trouvcd ä Bagdad, je fua micontent du vizir du Khalife et j emp^chai par mes enchantements lefeu de brükr (litt^ralement: je Hai de feu), de sorte que les habitants avaitnt beau faire tous leurs ffforts, on ne pouvait V allumer. Au bout de trois jours et autant de nuits, une plainte ginirale s ilioa, Le Khalife sut que cela etait un ouvrage de mon art; il me manda et me dit: ^Dilie le feu*^. Je rSpondit: „Je le ferai, lon^qu^ on aura proclami dans Bagdad que cet ade a iti opiri par SSkaki, et lorsque le vizir aura baisi le derri^re d\n chien**. On agit de la sorte et Sikaki delia le feu.^^ En un mot, la faveur de Sekaki aupres de Djaghatai devint si grande que le fea de la Jalousie et de l'envie s'alluma dans l'esprit du vizir et qu'il mit tous ses soins k detruire ce modfeie des hommes de mö- rite. . . . Sur ces entrefaites, Sekaki soumit ä son pouvoir la planfete de Mars et fit paraitre dans la tente de Djaghatai une arm^e de feu, dont les bagages et les armes etaient 6galement de feu. Djaghatai ayant ete rempli de crainte, ä la vue de ce spectacle, Habech trouva le moyen de calomnier Sekaki et dit: »Puisque Sekaki a le pouvoir d' operer de

3 ^) Zweiter Sohn Dscbingiskans. Er regierte in Turan nnd dessen Dependenzien und starb nm }242.

41(5 C. W. M. GREIN

pareils actes, il peut se faire qu'il ambitionne le rang suprSme, et qu'il assemble une armee de feu contre l'empereur.* Ce discours ayant fait impressioD; Djaghatai-Khan fit emprisonner Sekaki« Celui-ci mou- rut, apris avoir pass^ trois ans en prison.^ Dies erzählt die Histoire des Khans mongols du Tarkistan et de la Transoxiane, extraite du Habib Essiier de Khondemer et traduite du persan par Defremery, 8. Journ. asiat. IV"' ser. 19, 85 fi*. In diesem persischen Berieht also wird gleichfalls durch einen Zauberer das Feuer in einer ganzen Stadt ausgelöscht und erst dann wieder angezündet, nachdem der Schuldige fast ebenso entehrt ist, wie die Königstochter in der Virgilssage. Noch näher dieser letzteren liegt jedoch eine kurzgefasste Angabe, die sich bei arabischen Schriftstellern findet; s. Freytag, Arabum Proverbia 2, 445 no. 124: „Occurrit podici caniculae." Narrant, regem quen- dam Edessae extinctis ignibus imperasse, ut homines ignem ad podicem caniculae mortuae accenderent. Hanc autem ob causam homines emi- grasse." Welcher von diesen zwei Berichten, ob der persische oder der arabische, dem ursprünglichen näher steht, lässt sich zwar zur Zeit noch nicht sagen ; doch zweifle ich nicht, daß durch weitere Forschungen sich die älteste Gestalt dieser sonderbaren Erzählung einmal wird sicherer feststellen lassen.

LÜTTICH. FELIX LIEBRECHT.

ZÜK TEXTKRITIK DER ANGELSÄCHSISCHEN

DICHTER.

VON

C. W. M. GREIN.

Bei der Bearbeitung meines Sprachschatzes der ags. Dichter hat sich, wie zu erwarten stand, eine ganze Reihe von Besserungen der zu Gjunde gelegten Texte, wie diese in den beiden ersten Bänden der ags. Poesie stehen, ergeben; aber leider habe ich dabei auch noch manche Druckfehler in den Texten entdeckt. Alles dies (auch was ich der Art schon am Schluß der beiden Textbände mittheilte) stelle ich hier einfach zusammen, die Druckfehler mit einem Sternchen bezeich- net: bei der Angabe von Interpunctionsänderungen wird, wenn bloß die Vershälfte dabei angegeben ist, immer das Ende dieser Vershälfte gemeint. Den Beovulf und die Gedichte der Sachsenchronik habe ich einstweilen mit Stillschweigen übergangen, ersteren weil ich ihn eben jetzt von neuem im Zusammenhange durcharbeite, und letztere weil dieselben nach Thorpes trefflicher Ausgabe der Sachsenchronik einer ganz neuen Bearbeitung bedürfen.

ZUR TEXTKRITIK DER ANGELSÄCHSISCHEN DICHTER. 417

GENESIS. 47: rSdemdde adj. pl. nom. 60: stiSpS. 72: seo- modon svearte (pl.) siide \gemyrde\> 80: *ve^xon, 90: verige gäitas.

135: ofer iimber, 156: vtdlond. 235: *ni6taä. 444: häled- heim. 462 : *vurdon, 475 : htm td [vuldre] vcßron vitode gepingdo on pone hedn heofon; zieht man meine trübere Ergänzung vor, so ist t6 als adv. (insuper) zu nehmen. 602: scedtes vestimenti (Lye)? 555 : \8vä] hvilc cerende, svä. 563-64 : svä ic pe visie cet (esum) pisses ofätes (vgl. Phon. 401); im Glossar ist die Stelle unter oßt 2) acc. nachzutragen; die Note zu 564 ist zu tilgen. 702: hire (MS) als pleonastisches Reflexivum. 752: heofonrice. 762: *gesponne. 836: me on vorulde nidd (nicht 7n3d). 849: *forgedte. 866: hedn hleödrade hrägles pear/a: »le vreö we. . . ". 884: freddrihten. 996: Viölunge, 1030: brddorcvealmes. 1115: *mdde. 1132: menge icean. 1138' Komma. 1211: vgl. dagegen H. Z. XI, 403. 1256: cniorim. 1265' Komma; 1269^ Punkt ~ 1311 : cvic-lifigendra.

1326: *bedtad. 1341: mereßod nesan. 1405, Note: ed monne MS ist in ednioune (d. i. edniovne) aufzulösen. 1412: vidland. 1418-19: siädan nägledbord (adj.) fär sSleste ßod up äJidf. 1469-70: püapelieö gesittan svtde v&rig on treoves telgum forhtum moste. 1472 und 1496 die Noten zu tilgen. 1538: vtdland, 1546-49 sind einfacher so her- zustellen:

and heora feöver vif Phercoba^ Olla, Olliua^ Olliuani nemde vcero7i^ [pä genered hdfde] vcerfäst metod vätra läfe*

1638: vtdfolc. 1642^: /röd? 1650: anmU. 1656^ kein Kolon, 1657' und 1657'* Komma, 1658' Kolon. 1664: bearm. 1676: hlcedre,

1684: *redem6d. 1688 die Note zu tilgen. 1699: tt^Bau? 1795 kein Komma. 1797: sigora seJf cyning sod gecijdde, 1821 die Note zu tilgen. 1831: for freöndmynde, 1862: Imgstealdra. 1865: *ege8um (MS). 1905: eall-tela. •— 1954: cenig veorded (statt cB/re MS). 1987 : folc-getrume. 1995: *geniht8um. 2000^ Kolon und 2001' kein Zeichen; secgum ensibus. 2008' und 2008'' Komma; die Note zu tilgen. 2038: feöllan(?). 2042: peödenholdra. 2047': [Mm mid sUedon]. 2051: hüdevulfas. 2065 die Note zu tilgen; 2064** Komma, 2065' und 2066** kein Zeichen. 2079: *8tide.

2118, Note: and nicht Präposition (et sancta fides). 2148'*: ac pu [selfa] most und 2149': heonon hüde Icedan, 2165' kein Zeichen und 2165" Komma. 2182-83 sind so abzutheilen:

418 C. W. M. GREIN

fägeii freöbearnum : faste nn/tiled

mgepancumf pät me äfter sie

eaforan sine yrfeveardaSj 2186: rceded phie. 2206: stdland. 2208: '^sceäded. 2234: br^de lamm auf den Rath seiner Frau. 2251: *gi/ ic mot und miri^ vealdm über das Meinige schalten. 2257: */>ii. 2282: drihtenhold. 229 1 : frumgäran. 2299 : *veox. 2324 f. gif ge pät tdeen gegäd sod-geledfan (inst.) mit wahrem Glauben; hiemach ist im Glossar das subst. sod-geled/a nachzutragen. 2400: Lothes mcBg (leöhies MS). 2492: reäemMe adj. pl. 2494: gistmagen die Schaar der Gäste d.i. die zwei Engel. 2538: die Note zu tilgen. 2661: cBrendu (•'da MS).

2705: *€eghvär eordan (ohne on). 2706: vunian. 2729, Note: fletvadas MS nach Thorpe. 2732: ceara (MS) imper. sg. mit dem acc. c. inf. incit,.. sncaiu 2747 f. vielleicht [vid\ heora bregoveardas beamum ecaii monrim mäged. 2786* Komma und 2786^ Punkt. 2790: *d8e9idesL 2793: freöm = freöum ingenuo? 2810: giha speöv. 2833: *siddan. 2877** Komma.

EXODUS. 2: Moyses ist Genitiv, und das Subject in dem von gefrigen liabbad abhängigen acc. c. inf. ist ddmas, 16: godes andraca (Moses) gyrdvtte band, 27 : *geseti€. 33 : in gere (= geare penitus).

46: heSfon (lamentatio) pider becom; die Noten zu 46 und 50 zu tilgen. 68: genyddon MS ist herzustellen. 87: peödenholde. 99"' kein Komma. 108' Komma, 108** Kolon und 110** kein Zeichen.

115: *barn. 145: am Schluß der Note lies äyivig? 156: *Fa' raonis, 158: ppodmearc (J) 1Ö9: ^??ct-[/awa] (?) 165: *cefenle6d,

167: fal(ful MS). 169: gehoßged. 176, 'Sote: hvcel hieiican MS.

182: peödenholde. 194: ic anlwddon, 197: 7>^ mägenheapimh (zu häp adj.). 238: bealubenne. 242: modheapum (zu hup adj.) 253: beohäfa {= bihäta). 266: *andrmdan. 283: and (MS) ist zu tilgen. 293: eorlas cerglade. 305**: [hie e('e\drihten\. 307: ge^ hyndon (vgl. Cri. 1525). 313: an on onette. 321: in der Note lies *gyldenne. 333: *s(P.vtcingas. 339: gearu (d. i. ge-earu). 352: *him. 369 : foldan (gen.) von eallum eordcynne abhängig. 398 f. : ad- fyr onhrauy fyrst ferhdbana: no pfj foegra väs! 399' ist der Scheiterhaufe als der erste zu einem Menschenopfer bestimmte und 399^ geht auf Isaac. 454 : genäp. 456 : ac behindan beledc (intr.) vyrd mid vosge.

469: doch wohl mit Lye fordganges ner. 465: eyre. 470 f. sand bämodon vitodre vyrde. 482: lacju (nom.) land (acc.) ge/eöl, die

FJüfh ßcl über das Land her. 4ft\-. m-trod öi. v mg-lTc^d. (5^.^^ S04, Note: hurufäiXmum MS. - 5\^- ageat Noxi agllan, ^'LV. g«.- föstanffdd (ffinf ästen MS). 53^: Dmccum. ^<c.V\*A.ilefr.

ZUR TEXTKRITIK DER ANGELSÄCHSISCHEN DICHTER. 419

DANIEL. 4 : ond (?) Moyses hand. 37* : dugoda dornst gentium prsestantissima vel fortissima. 53 : and [h^ht] vest faran, 62 : svilc eallsvä alles was. 66: fea gen. pl. von feoh? 119: pät him metod väf. 136: nearon ge ihr seid nicht (zu neom). 143: *sveltad* 192: on herige [here]'b^man aungon und in der Note lies lierige MS. 200 : td böte engl, to hoot insuper. 205 : vceron MS ist herzustellen ; hedran nom. pl. compar. von hedh (vgl. Dan. 491). 207: /i%an per- ficere, patrare (vgl. geliegan)^ wonach im Glossar II, 29 das unter hegan Gesagte zu berichtigen ist; pis hcedengyld diesen heidnischen Götzen- dienst. — 220: wohl eher äväcodon 'nachgäben, so daß vereda drillten auf den Heidenkönig geht; hiernach Glossar I, 46 unter dvdcian in berichtigen. 221: ne pan mce gen hvyrfe (mcB^=mä). 228: frecne adv. 247 ff. vielleicht so:

volde vulfheort cyning veall on atealle

tseme ymb odfäste \eall purhgledan\

[purh äldes leöman], 6d pät up gevät

Itg ofer leSfum u. s. w. 277: dedvdrids (-dreds). 302: hyldeledse. 305: us &. 317: frumeyn. 321: häd (s. Glossar unter hdd Nr. 6). 322 ff.: odde brim farodes scevaroda sand, . . grynded {= grinded) ; oder od=^ and wie Ps. 135'* und pät brim (n.) beizubehalten? 345: fyr procul? 413: pätpe {=päite) pri) syndon geboden. 417: *cüätf. 435: bende.

480, Note: lies vitigad. 490 die Note zu tilgen. 512: onveg.

559: veste{?). 563: blced bid und *geveox. 577: veced. 591: [vtteledste] vyrcan. 593: *aldr^. 604: anhydig. 620: hred (== hräd celer, repentinus). 633 : md gepafian sein Unrecht einzu- gestehen. — 648: pär he. 651: odpät gumfredn (dat.) godes in gast becvom rcedfäst se/a. 658: godspellode. 678: *him. 722: hed seid.

AZ ARIAS. 2: purh hätne Itg; nach 2^ statt nach 2' das Komma. 67 : *dcBdhvatan. 125 : *bihealded, 12*7 : ealdgecynd. \6l:*bryne' brogan. 163** Komma.

- JUDITH. 23: *and hlßde. 63: ""beddes. - 112: beäftan. 116: hellebryne. 158: [on last] pära Icedda. 211: hildeleöd. 222 : hildenädran. 243 : vrehton. 267 : bälc. 269 : sveorcendferhde (adj.) 285: ^gesvutelod. 287: mid nidum. 333: and compvige; die Note zu tilgen.

SATAN. 7: deöpne ymblyt dene ymbhalded (ymbhealded ist Druck- fehler). — 20: Adam. 24: him pär. 42: vergun. 66: anreor- dadon redeten ihn an. 130 : limväsimum wivÖL gelulxan, \^\ %e.^^«- nom. pl. 146": [pära cefästra]. 147: agati •i.w^x«^^^- ^^"^

Hl*

420 C. W. M. GREIN

gyt feola rvntde ßrena herde (-= hirde). 211: *vlite. 222: *he(h fenpredtas. 260: *halded. 301: *eumad, 319: hreöpan riefen, schrien. 332 : verigan, 357 : Bteneas (?). 376 : mid hine cum eo.

409 : in vuldre, dat. statt acc. wie bei Verbiß der Bewegung u. s. w.

444: clomma. 479: ^ät he. 483, Note: äpla MS. 504: pcßs mmigo hanc multitudinem. 517: näa nän. 522: andleofan.

589: *purh hia Icecedöm, 609: gescedvian. 614': [gegnum\ gon- gan. 634: nid abyssum. 641 : /m« MS. 658: ^heofend^iu 725: 8ynn€ = sinne suum. . 731: invitum,

CRIST. Ludw. Chr. Müller CoUectanea Anglo-Saxonica (Havniae 1835) theilt nach Grundtvigs Abschrift den Anfang des Crist (v. 1 29) mit; daselbst finden sich folgende Abweichungen von Thorpes Text: 7. geond eo7'db>*g eall; 9. gesvutula; 10, forlet; 12, cräftiga; 20. eddga us; 22. 7iu ve for pearfe; 24. pät he ne hete . .ofe spreean; 26. sunnan vimde (viUid ist Thorpes Conjectur, nach dem das Wort im MS un- sicher ist). Folgendes sind meine Verbesserungen: 7. geond eord- b[yri]gj wonach im Glossar eordburg f. arx terrestris nachzutragen ist

23: pone pe, wie auch im MS steht. 24: pät he ne hete [he6]ß spreean cearfulra ping (concionem, multitudinem). 26: sunnan vymde (part. pl.) denen die Sonne verwehrt, vorenthalten ist; im Glossar unter vyman nachzutragen. 42: geondspreöt. 47: rpne, 59: ^yV^ (für sylfe) nom. sg. f. 69: mdum, 77: *monrnsan, 93: mwid minne, wie im MS steht; inne bei Thorpe ist Druckfehler. 163: mdeferd. 199: die Ergänzung \mdn\ ist überflüssig; conn c. gen.

237: ptnne ttngan fredn. 241 : fromeyn, 328' Komma; purhpe durch welches. 340: anmodltce. 406: *älce, 471 die Note zu tilgen (vgl. Hym. 8^). 482: vidvegas. 559: pe heö. 597: V" fremmanne. 605: vtdlond* 612: *pe6dne (nicht drihtne). 629' Semicolon und 631'Komma. 667: s7iyttrucräfL 724: gebyrdu. 802: verig. 805: scäeen. 807: *bilocen. 888: *monna. 854'* Komma. 951: *bearhtma. 953: feore vitä (vgl. v. 975). 976: bläst 979: hedhcleofu. 999: *aw^. 1186: vmdon. 1207: deädßrenum. 1270: *vite. 1272: vräc vinnende. 1291: *pät hl

1321: *sy7iryst pvedn. 1360: *frymedon. 1364: *vordum» 1439^ Komma und 1440' pone ic; nach onßng Kolon. 1400: *g8da.

1455: pe ge fremedon. 1493: *svidast 1565: verges. 1583: and vär veorde. 1636: *leo/ad, 1657: dOm-eddigra und 1656'* kein Zeichen. 1685"* vgl. Apocal. 19^

HÖLLENFAHRT. 2: geengt {^^Vi%^)^ 'iÄ «.,\ Xc^^5mäs.x% de- eoJlatio fällt auf den 29. August-, zmsc\i^iv ÖA^^^m ^wA ^^m \ääsäV

ZUR TEXTKRITIK DER ANGELSÄCHSISCHEN DICHTER. 421

folgenden Ostermontag (April) liegen 7 volle Monate; daher sind diese Verse nunmehr so herzustellen:

pät he me gesohlte ymb seo/on] mönad^ ealles folces fruma ; nu se fyrst] sceacen : vene ic ful svide and vitod [talige]^ [pätte tis] td däge u. s. w. 74: *eyneprymma, 87: helledorum. 122: for ptnre me[aglan m€er\an ndma (s. Glossar unter ndm). 125: prymmum.

DOMES DÄG. 14: gylpe. 32: gddes. 48: *ouldre. 57' Semicolon und 57^ kein Zeichen.

REDEN DER SEELEN. 24' Komma. 24^ pu, 40: prymful punedest 49: gescenta, 119: ncedle, 124: verge. 135: 86/tltce{?). 139: of MS braucht nicht geändert zu werden, da die Seele vom Himmel kommt, den Leichnam zu besuchen. 154: älangad.

GRAFT AS. 53: aum [on] fealone vceg ste/nan steöred.

VYRDE. 25: svorcefiiferd, 74: vel und dahinter ein Komma; 75' Komma; die Note zu 75 zu tilgen. 83: loetan scralletan scearo se pe hledped nägl neömegende (s. Glossar unter scearu), 95: sceop,

MOD. 14: vmburgum. 20: cvide scralletad, 24: prymrn^ pringed; in der Note lies pryme pringe MS. 55^ Komma, 77^ Ko- lon und 79* Komma.

SCHÖPFUNG. 6: pe dogra gehvam purh dorn godes. 19: bevriten nom. absolutus. 37: pis here speL 46: miclan gecynd, 47: vlite. 49: *tid. 70: ütgärsecges.

PHÖNIX. 15: bläht, 49: Note: lies heohtercofan Grdtv. 54: särvracu. 75: beöd ist zu tilgen; nach 77^ Komma; 77 ist nom. (acc.) absolutus. 126: hremig, 213^ kein Komma. 240: bräd veorded. 296: bläcum nach dem 'metallis' des Lactantius. 319: *him pät edd. 366: purh äledjyr und 365'' kein Zeichen. 373: *eft of ascatu 399: *hälges. i33 : feorhgeong adj. nom. 434: bläst. 622: snyttrucräft. 643: on rode treove rä/nan.

PANTHER. 14: cyddan. 21: *gcesthälige. 38: preönihta.

WALFISCH. 1^ kein Komma, da ßtte subst. ist. 22 : hedhfyr. 35: vemad. 73: ädoylme (?).

REBHUHN. 3-4 : . . »fäger^ pät vord, pe gecväd vuldres eoldor.

WANDERER. 29: veman. 34: selesecgas, 38"^ Komma. 46; p^as. 77: hrydge pd ederaa und 11^ IS^omm^. \^^ x^Ä^V^^nr Komma, 102^ kein Zeichen,

422 C. W. M. GREIN

SEEFAHRER. 26^ frefran meahte. 33: forpon [mec] ent/ssad, 5V: pone pe? 51': Semicolon und 52** Komma? 63: vodvegQ). 68*" und 69*' Komma. HO** kein Zeichen, da gems und dorne auf mod gehen. 112*': vielleicht [bütan leahtor]'bealo.

KLAGE. 15: herh-eärd. 25: ge nedh. 31: brerum. 53 on langoite (?).

BOTSCHAFT. 8: scealt (sc. pu). 20: liatum? 36: [andon] elpeode edel healde\(t'\. 40: on ijda geong (Gang).

RUINE. 1 : vgrde gebrcecon fata confregerunt (eum). 3 : hreorge ruinosi. 4: hrungeat-iorras berufen oder bloß hrungeat (sg.) berofen^ hrim on Urne; denn torras v. 4 könnte irrthümlich dem Schreiber aus V. 3 nochmals in die Feder gekommen sein; hrungeat ist hrung-geat Balkenthor, Gatterthor. 7: valdendvyrhtan. 8: cnea gen. pl. von cneöü. 17: lämrindum. 21: veallvälan, 28: vestenstadolas. 31: tedfor gedpu und sceäded. 32: hrostbedges hrof.

DEOß. 1: be vimman (=mfman)? 14: Hilde n. pr. 27: *päs. 32** Komma und 33' kein Zeichen. 33 : gescedvad manifestat.

FINNSBURG. 1: [beorhtre hor]na8 nach Rieger. 5: ac Jiir fyrd bef'äd, 6. güdvudu, 12: vindad,

BYRHTNÖTH. 2** : das Komma zu tilgen. 53** und 85** Komma. 173: Gepance pe mit Ellipse von ic, 182: big stddon. 256: ofer ealL 302: *cruncon, 310: ealdgenedt

MENOLOGIUM aus dem Cod. Cot. Tiber. B. I am Ende der Sachsenchronik; von v. 1-30' gibt Thorpe in seiner Ausgabe der Sach- senchronik ein Facsimile; daraas ergeben sich folgende handschrift- liche Lesarten: 1. äcennyd; 5. tiid; 7. sekalendus; 10. gerüm; II* tiid; 15. emb; 19. andpäs; 23. emb; 25. svylc, Auch die Abweichungen, welche Bouterweck in seiner Ausgabe des Menologium (Calendcvide) hat, stelle ich für sich zusammen, obgleich man bei seiner Art die Texte zu behandeln nicht immer sicher ist, ob er Handschriftliches oder eigene Änderungen gibt: 30. vel gehvär; 65. forpan hi livearfad; 70. vise (carmine); 71. nihgontyne; 73. rceran; 74. hdlig[r]a; 85. drovade; 95. eahta; 97. Augustinus; 124. ofer midne sumor micle gevisse (valde certo); 125. feorhbealo ; 137. smicere gebrihfed; 1^2. geijoed; 178. menigo; 180. geyved; 188. seofon nihtum (Emendation) ; 210. embe; 213. pe iu; 229. Pe ma7i. Folgende Besserungen sind in den Text aufzunehmen: 7. sekalendus; 10. geriim; 15. emb; 19. *andpäs; 23. emb; 28. päs pe; 70. vise; 75. in bar hrade(?); 76' {päs embe siex nihi\; 101. guman ä ff/m; 124'. *ojer midne sumor; 136-37. ein fjäs ist zu tilgen; 137**. smzcere (/ebrihfed; 1 78. menigo ; \&?>. seojon mKlum\ ^W, flu qode ini- mici deo.

ZÜE TEXTKRITIK DER ANGELSÄCHSISCHEN DICHTER. 423

FATA APOSTOLORUM. 14* Kolon und 15" Komma. 36; ecddrS. 43: genedde? 49: pws (=pä8 hi). 64" kein Komma und 93" Komma.

ANDREAS. 4: hneötan {yonhndtan). 39: gedrehte* 64: seodad,

116* kein Zeichen und 116" Komma (sc. vesan). 198: vidland* -— 230: *cempan. 243" kein Komma, da bläc Verbum ist. 262: medelhegendra. 298: ära. 38^: peödenhold. 442: brun. 483: este vyrdest gnädig wirst. 495: hviled von hv'elan. 499: ydläde (^Aäfe MS). 504: brondstäfne. 552: vw (unflect. acc.) on gevitte.

575: gifn, beneficium. 609: mädelhegende* 659: si/mble (inst.) ; im Glossar ist die Stelle unter symbel (festivitas etc.) nachzutragen und unter si/mble adv. zu streichen. 828: Igßgeldc, 839: bläst. 848: fore gescrdf zuvor. 850: Mrihte. 934: vega. 954: scealpin hrä dcßled vwidum veordan^ vättre gelicost faranßode blöd, 958: slage.

964: pät me (MS). 998*: Punkt. 1001: godes dryhtendom.

1069 kein Komma. 1080: unhydige. 1081: IddspelL 1085:

*ah pär. 1J04': Komma und 1104" keins. 1141': [Pearl and]

prohtheard. 1156: fr eöd( fr eöjidMS).-- 1160' Komma.— 1161 : vznräced.

1171: veriges? 1173: /lellehvnca, 1175: gefered. 1180: gemet,

1189: *and. 1192': Ausrufungszeichen. 1193": and [oji]. 1232: tragmcdum teön torngemdlan. 1243: hat of heolfre, 1244: untveödne. 1259: *svylce. 1262" Komma und 1263' kein Zeichen.

1303: *reordad* 1343: ealdgenidla. 1397: heard ond heiegrim: väs se u. s. w. 1444' kein Komma. 1445: Uc* Iwlan. 1482" Kolon, 1483' kein Zeichen, 1484" Komma {eall nom.). 1491: fymsägen. 1510: hvät! pu. 1539: ütmyne» 1554: bläsias, 1608: *gumcystum. 1621: gefered. 1637: jf^wrA fäder fultum. 1702: Achaie. 1706" kein Komma.

JULIANA. 33" Komma und 34' kein Zeichen. 67: darad- häbbende. 73 : Norrie adv. 83: vmburgum. \87:])ennan. 214: sdnldce. 232 : lädgemdla. 235 : milde modsefan, 287 : *geblissad.

313: äsengan. 334: gemete adj. 392: cräfte (dat.\ während güde inst. ist. 428: purh vuldor cyning (?). 429: verga, 434: *orvtgne. 476: blöde spiovedan» 479: onveg. 488" kein Komma.

490 : gesollte. 499 : feorman, 504" kein Komma. 527 : sär- vräce, 679: onsohte. 709: seöfad'i 720: vrcece*

GÜTHLAK. 23" Komma. 24 : *Is pes. 55 : *brogan. 107: sid pam (seitdem). 155: snytb-ucräft. 239: llfc (MS). 256 : in priied. 271: vidor säce und 270" kein Komma. 299 : *eddmedum. 305' Kolon, 323 : hvüder (ob.) 353 : fägerran.

424 C. W. M. GHEIN

388: bruean praet. pl. 392: iioder, 467: äfteryld. 482: viel- leicht me Jwntie [»ige] sendei^ se usic senian mag. 488 : vitian volde (?).

502** Komma. 503': Welchen als einen Vorgänger*. 512" Komma und 512** kein Zeichen. 516: gcBstS. 577: *ge])yncdum.

594: räfnatt 622. minne, 679: ^we. 701: br^ce. 740: geruhte (von gereccaii). 763^ kein Komma. 764: räfnad, 788: *he6. 816: äfnaa. 827' Komma. 832': pcere. 876: vidsiod und stund latu. 917: *vä8 ae. 920: longfyrat 970: anhoga. 998: bancoda, 1037' Ausrufungszeichen und 1038' Komma. 1051** kein Komma und 1052' Komma. 1164: peos ädel (edel MS).

1128 und 1245: cwoct. 1138: orede. 1146' Kolon. 1199: orede. 1200: hvätpu (cur) und 1207** Fragezeichen. 1255**: prong niht ofer ti/it und 1256 tihte zu tilgen; tiht zu tyht oder zu engl. tight? nach frätoa Komma. 1271** Komma. 1294 : cenltcra und 1295 vynsumra auf die masc. in v. 1296 ff. gehend; Ana- koluth. 1302: wihydig, 1317: IddspeL 1339: viniga hleo (amicorum).

ELENE. 11: se lindhoata leödgeborga. 59: pät lie (MS) so daß er. 106: die Note zu tilgen. 17P Punkt. 215: ßodvege.

279: medelhegende. 293 f. ge pcere snyttro [smde] unvisltce vrade vidveorpon. 320 : geräm. 345 : fore (adv. vor Augen) scedvode. 352: *de6phycgende. 368: eöv väs. 407**: *pd pe snyttro. 451**: [dredmes brüced]. 476: *heoma. ~ 495: vräce. 502*: Komma. 524: *grimne. 580: pät eov pät leds sceal 610: crex (= cearces) gmtdlan, 619: *dgeaf. 629: svd niöde so eifrig. 636: yecda siddan ford, 642: *(mdsvare. 647: ealdgevinn. 662: "^andsvare.

701: genidlan. 711: nl)dcleofan. 721 f. bloß purh [/ednda] sedru foldan getyned, 738: *gevorht€st. 754** kein Komma. 763: sceolu. 889: *geador. 897: pe pd (quod tunc)? 915** Komma und 925' Punkt. 925**: findan can (ne can MS.) 926: vid pan. 930: manpedvum, 938: vitgan (vigan MS). 957: hei- lesceadan. 993: geferede. 998: dseted Dietr. 1005: brimnesen,

1075: cyninges; die beiden Komma zu tilgen. 1090: on vuldres venne {=ivyn7ie)? im MS steht die Rune V (^=veti). 1118: *pedh hie (nicht pät). 1136** Kolon und 1137' kein Zeichen. 1163** Komma und 1164' kein Zeichen. 1178: *säcce. 1214' das erste Komma zu tilgen. 1225: *gemeted. 1227 ff. on Maias kalendas im Monat Mai^ nicht mit Grimm den ersten Mai; so ist auch im Heisfelder

Necrologium der Casseler Bibliotliek., 'w^ldci^Ä mÄvX. öcä'I^'^^., vs^cA^xti jedesmal summarisch den Monat ^^rzeicWe;!, öXe^^^t ^xxtöjx XXXäiäv^-

ZUR TEXTKRITIK DER ANGELSÄCHSISCHEN DICHTER. 425

net: schon die römischen Dichter brauchten calendce so. Nach Menoh 83-89 fallt der Tag der Kreuzfindong auf den 3. Mai und der Som- mersanfang eine Woche weniger einen Tag später d. h. auf den 9. Mai: von diesem an zählt nnfieT Dichter 6 Tage rückwärts und kommt so- mit für den Tag der Kreuzfindung gleichfalls auf den 3. Mai. 1234: *dägveordunga (nicht dorn-). 1235: se ricesta (rtcespa^S). 1239** kein Zeichen und 1240' Semicolon. 1246: *cer me Idre. 1258 ff. die 3 ersten Runen C, Y, N scheinen doch hier (wie in der Juliana alle Ru- nen) bloß die Bedeutung der Buchstaben zu haben nnd jede für sich den Dichter zu repräsentieren. 1265** Semicolon und 1266' kein Zeichen; zu 1266** ist ald onrnedla Subject. 1277 ist metrisch bedenklich. 1292** Komma.

REIMLIED. S. 138 v. 49 lies pi/nde (MS); vynde ist Druck- fehler bei Thorpe. S. 140 f. v. 15: rdfvord adj. strenuus verbis; 29: svide adv. und das Komma nach smde statt nach svinsade; 40: leödode ; 49: efen pynde; 57: trag und gendg; 66: grorn-tom (?) ; 74**: *mec.

LEAS. 16: särS, 35: e/ited» 36: mid geneähe inter vicinos.

KREUZ. 5: on lyft (MS). 21: yorht ic väs. 62: sircelum. 70 : greötende gode hvile (reötende MS). 79 : bealuvara = baluvra adj. gen. pl. und nach 79** kein Komma. 117: *anforht 125: fordvege.

PSALMEN. XXVII, 10: reee pu heo [and gerced]svylce (vgl. Ps. Th. 7***). LII, 2: god-doend; 4: besegan von beseön. LIV, 4: *y8 me und hedh adv. alte, valde; /orcvdmon; 9: punie (pu me MS); 13: gungan (gang an MS) praet pl. von geongan, LV, 5: *vairon geome (MS), nicht gearve; 9: an sited; 11: svyltdeddes. LVI, 4: of leon hvelpum: redS (Iddef) gemdnan väs ic u. s. w. LVII, 9- *ponne he sid, LVIII, 4: *minne gednryne. LIX, 4: *becnunge; Q: ne gd pu us on mägene[üt], LXI, 4: vrdde mid lieortan; 10: rceda pencean. LXII, 5: nach gefylled und nach gelynd Komma. LXIII, 5 : eft forveordad; 7 : heora tungan (dat.) teönan (nom. pl.) on sittad, LXIV, 14: eovdescedpum und nach vulle kein Komma. LXV, 16: ne vtte me pät vealdend drihten! LXVII, 8: *panon eorde (nicht ponne); 10: volcen [ne] brincged und ponne dscaced god sun^ doryrfe; 18: and [väs] läcgeofa; 22: nach Basan und nach drihten Komma; die Note zu tilgen; 26: *pät ys on; 27: under /oleum (d. i. folc-cüm) 'inter vaccas populorum*. LXVIII, 8: framde; 11: vttehräqL Büßergewand; 27: and me veän [ecton\, liXEL, 'L\*v^asäcL •viCKtQW>a^. darcA ein Versehen im Druck folgende 'VexftZ^A^ ^<i^i^^OCv^^\^v w.^

426 C ^' ^' GREIN

mine sdvle söhton tnid nute. LXX, 4: *on geogude hyht gledv öi frymde; 7: ceghvär. LXXI, 3: *ptnum. LXXTT, 6: panon fori becom fcecne unriht. LXXIII, 22: "^fedgead. LXXIV, 1: *Scne drillten; 4: gulpan; 7: mägenandetiad. LXXVI, 12: vid/eredes; 14: punur-räd^stefn. LXXVII, 14: die Ergänzung [verude] ist über- flüßig; 20: ♦/7i on; 20: ßddur geäfe daß er Putter gäbe, mit El- lipse von pät daß; 23: *bam; 27: gefidirade Volatilia pennata'; 35* *müd^; 39: moldan (nom. pl.); 46: sealde er (aristas) utan yfelan vyrme; 47: namig moste heora hrdrra hrvn äpla gedigean (i. e. ncenig heora hrorra äpla) keiner ihrer üppigen Äpfel konnte den Reif überstehen; ' der lat Text lautet: 'et occidit moros eorum in pruina'; 49: dhyligde; ; 54: on Uofre byrig and on Mligre (dat. statt acc); 58: *grdfun. ' LXLX VIII, 2 : 8vd in äppelbearu dne cytan ; 9 : *ne6de and dre. LXXX, 9 : ^god on pe. LXXXI, 1 : godum on gemonge 'in synagoga deorum'. LXXXII, 3: fdcengesvipere; 10*: svd se (^=z svd svd.) LXXXV, 7: goda 'non est similis tibi in diis'; 13: ^gesamnincga ; 15: geteöh hrdre meaht. LXXX VIII, 15: an nimed; 21, Note: hedne (altum) mit Dietrich auf hom zu beziehen. XCI, 2, Note: lies äsäcge. XCni, 9: ealdum (MS) = eldtmi hominibus. XCIV, 9: */dcen. XCVin, 3, Note : dr cyninges ist zu tilgen, da dre schwacher nom. sg. ist. XCIX, 1: Nu ge myclS gefedn mihtigum drihtne eall peös eorde eine hyre and bliese (inst.) gode bealde peöoie! 'jubilate deo, omnis terra! servite domino Isetitia!' 2: vielleicht and ve Ins \veorc] syndon. C, 4: ehte. CI, 3: smeee und cöcerpantium cocas; 11: Iiedhscel; 22: hedhge- veorc. CII, 1-5: in der Note lies ,..geltcost, geogude und gledv Ps. Ben. ein, 6: *dhylded; 7: ryfte; 16: lies

Svylce pu gefy liest fägrum bkedum

telgum treov-västme ; tydrad ealle^

pd on Libanes u. s. w. 24: His is MS ist herzustellen. CIV, 3: lieorte hygeclcene; 4: [vid] teönan gehvylce. CV, \i: svylce; 17 : to godegylde ; 36: vuldrS gelierede.

CVI, 41: symble henmed, CVIII, 3: dcedum und teödan mänige; 27': and hi. CXIV, 3: ätfeak CXV, 8: nach dryhten kein Punkt.

CXVIII, 2: heortum MS ist herzustellen (vgl. on gelieortum hyge Fad. 86); 12: * gebietend; 15: svd ic [ow] ptne; 16: meteode; 32: Hcö; 36: *gevitnys8e; ^2: *pdm pe me edvitstafan; 95: "^dseceaii; 111: hedhbliss; 121: ehtendum; 136: vid gang; 139: on bearme me; 155: *fyrenfulle. CXIXy 5: nis mm cyd pär^ ])e. . . (])e quoe^ sc. cyd). CXXI, 6:

Vu/a^i. CXXVI, 2: vmwad; 'Vaboxaw^. C!L^X^\V, V. weie* V- raJJeJ zu ffeomnes). CXXXl, »; eall-lialigras \n% aud, god* ^i^c^Xv^V^

ZUR TEXTKRITIK DER ANGELSÄCHSISCHEN DICHTER. 427

ihdlgan her habbad blüse ; 18 : *fägre. CXXXTT , 4 : *dva. CXXXV, 3: *Andette ic; 12: on eallmihte; 22: der Punkt zu tilgen; 23: od in and zu ändern oder es ist selbst = and; die Note zu 23 zu tilgen. CXXXVI, 8 : pu eart Babilone (dat.) bitere ätfäated^ änge and yfele u. s. w. CXXXVIII, 2: *fore8äve und *invit näs ähvär; 13: *licharna. CXXXIX, 2: hearme (MS); 5: vundnum räpum; 9: sceal CXL, 9: häßeneödum; 11: *päre gryne. CXLI, 6: Ao- leda vedldend. CXLIII, 11: *edc] 14: begäd ist nach Sinn und Al- literation verdächtig, aber auch das im Glossar I, 99 versuchte begad ist nicht ohne Bedenken. GXLVl, 6: milde (acc. pl.) niddS; 11; *nafa8t pu td manna magerte villan; nach dem lat. Text Mn viribus equi erwartete man to meara mägene. CXLIX, 4 : *fägere drihtne ; 8 : ^bcdde*

PSALM L COTTON. 3: cynosK^); 10: *creaftig\ 23: *and him Bezdbe) 30: *vordum spräc; 58: svilce; 68: ville] 77: elmehiig; 78 kein Komma.

HYMNEN. III, 10: dlisnan; nach cenig Semikolon und nach 12* Komma; 47: *ac ic pe halsige nu. IV, 36: *minne] 39: god cyning\ 71: /(er(J(;«^ Lebensweg; 82: *fore; 88: nemägpärQ). V, 2 : s'^ pm nu veorcum {?). VII, 18: hedhnama; 47: ^fyrde fägere geblissaat; 65: dlce geeynd acc. von sealdest abhängig, während ägene msan instrumen- taler acc. ist; 80: |/ä«^e] on innan; 102: svä ve her [sylje for]gifad. Vin, 6: godes villan (inst.); 22: *heofenlic. X, 9: *sunu. XI, 4: mid modsefan; 6: vor svd Komma; 14, Note: vel treovum MS Th.

METRA. Einl. 3: *väs; 5^ Punkt und 8' Komma; 6: älinge. I, 71: nach sefa kein Komma; 72: ege. V. 34 das Ausrufungs- zeichen zu tilgen; 35: ge ortreöve; 40: *hine. VII, 31: nach vlite Komma. VIII, 31: ymbe sciphergas scealcaa ne herdofi; der Punkt nach herdon zu tilgen. IX, 6 : unrihthcemed ; 36 : vohfremmendum. X, 54: here(?). XI, 39^ und 42** Komma, 40' kein Zeichen; 69: ßödes (foldesTAS). XII, 24: ""lijdde. XIII, 36: *gif; 5i:onädele; 65: htgad. XVII, 20: rihi-ädelo. XX, 10: nach vä8 Komma; 88: *p<Bmi 96: *svelged; 120: *him; 125: onriht; 135: undemidemest ; 173: *and; 231: hvätl ve ofi. , . und davor ein Punkt; 261 : hceHJ), XXII, 1: se pe cßfre; 13: his nwde (dat.); die Note zu tilgen. XXVI, 27: priSredre-ceöl ; 74: acinldce; 81 : ^ea/oras; 84:/« ]d] sceoldon. XXVII, 15 : gehSde; 24 : ^ugl XXVIII, J 1 : Viabbad: 2i: präged (sg. pro pl.); 53: *pincg; 69: unstadolfäste (?), XXIX, 8: sunne ge^ secan (mn ne gesecan Rawl.) und nach veg Komma; 47: aofu adv* XXXIy 6: mwad und danach Komma*, n. ^ \ä\. Tkoxsv. ä^^-^x^xäs W iräead(?)

428 ^' ^^ M. OREIN

GNOMICA EXON. 18: ffehiffan. 23' Punkt und 23»' Komma; 30* Komma und 30** Punkt. 31: cerddl. 42: onge, pon (pcnnei) he, . . 85: vigffe (= vige) vetucan. 101: vcere und behlid (MS) von hehligan, 107: egaan. 108-9: pon leödon (MS.) i. e. pdrn leödum gehört zusammen zu v. 109^ während 108 mit vic schließt; eyning mc ist übrigens noch verdächtig. 155* Komma und 155^ Punkt. 164: *g^med. 184: *longe neah. 195** Kolon.

GNOMICA^ COTTON. 31 : ßdägrceg (?). - 44 : geseccan.

FADER LARCVIDAS. 2: maga cyatum eald. 53: felageongum.

PHARAO. 6: searohäbbendra.

RUNENLIED. 3. vielleicht anfeng ya yfel. 13: *undervreded,

16: die beiden letzten Zeilen zu vertauschen^ so daß Arne auf örim- hengest geht. 21 : langsum gepilht 22 : heardingas.

SALOMO. 18: entweder ist mec in den dat. me zu ändern, oder /ö[r«] ist bedenklich. 22: veallad (MS) von veallian. 42*" kein Komma. 47: Hesse sich vielleicht mit ioel-fffva oder tvel-f^ra etwas anfangen? oder tvelf fyra? 52: vigid. 107: forcumad. 206*. *forcumen. 230: *9nyttrad^ ha fad. 233: *änra gehvylc. 249: *ded. 286 f. ist so zu ändern:

ac /um on hand gced heardes and hnäsces

mycles metes: htm td mose sceal

gegangan u. s* w. 290 : püsendgerimes. 296 : *ä8tyred. 306 : fered. 332 : gevundene (?).

361 : pone deorcan(?).

RÄTSEL. I, 9: nach dögode Kolon; 10: *rentgveder; 11: bdgum; 16: das Fragezeichen nach Eddvacer statt nach hvelp. 11, 7 flf. nach redfige Fragezeichen, nach hrOfum Komma, nach vera Punkt. UI, 8; vär^ and vcege, ponne ic. . . ; 10* Kolon. IV, 6: hvyrft-veges; 7: *ac ic: 22: fSred; 51: blace sc. nubes. IX, 4: hleödre. X, 3: mec [an] ongan] 9: s. Glossar I, 349 unter //7ct. XI, 6: feorh cüico. Xn, 3** kein Komma und 4* Komma. XIV, 3:feorg coico. XV, 10: behlyded; 16: *vegad. XVI, 24: gif se mit Thorpe zu setzen statt gifre und nach omittan Komma. XVIII, 4: nach märe kein Punkt.

XXI, 14: *8ceacan; 29: geno. XXII, 3: nach min Komma. XXm, 4: fndhengestas. XXIV, 4: eallgearo. XXVU, 16: mde mmre (conj.) und nach dolvite Ausrufungszeichen; nach m(Bre kein Zei- chen. — XXVIII, 13: strongan aprmce und das Komma nach bütolen

za tilgen. XXX, 2: /lornaa (i. e. harnd) bitveönum Dietr. -—

XXXI, 3' and 4" Komma. XXXÜ, ^\ je^geom. ^S:XXXS^A^^

,;, ^v>^^, _ ZXXVI, 7; cimas C^S) ^\- ^- ^?>^ ^^^"^^^ \^x^^ ^\«Ä. >»&

ZUR TEXTKRITIK DER ANGELSÄCHSISCHEN DICHTER. 429

in abweichender Form auch in einem Leidener Codex enthalten, heraus- gegeben und besprochen von Dietrich in seiner Schrift de Cynevulfi poetaß aetate (Ind. lect. Marb. hib. I8f^). XXXVII, 4: ehtuvei.e. ehtun ve praßt, von ehtan^ eahtan aestimare; 9: der zweite Theil der Note zu tilgen.— XXXVIII, 6: pam. XL, 8 und 21; videferh; 10: *Ne.

XLI, 41: vom (vonn?) vrädscrafu; 91: onpunian. XLIII, 10: an an Iman. XLV, 1 : *hongad; 7: efehmg. XL VIII, \Qi pe he. L, 10: ded. LII, 4: framra. LIV, 10: oft hea (=heOy hie) nyet strvdon Diet. LVI, 12: vulfheafed-treo. LXI, 9: ofer meodu- [drincende]. LXIII, 1: hingonge». LXV, 3: *andA, LXVII, 4: pea foldan bearm. LXIX, 15 : pära is Räd fultum, LXXT, 4 : fedde mec \fägre]. LXXU, 2: heofonvolcn; 21: under hrägnlocan [bealde nede]. LXXX, 5: var[na(f], wovon der acc. eordan abhängt.

LXXXI, 6: neöl and nearogräp und kein Zeichen« nach /e^; 9: nach bevät Komma. LXXXV, 10: mdgas. LXXXVII, 6^ Komma.

LXXXIX, 3 : f^ed.

DIE UNGLEICHEN KINDER ADAMS UND EVA^S.

„Adam und Eva hatten eine sehr große Familie, die Zahl ihrer Kinder belief sich auf neunhundert« Da kam einstmals Gott, sie zu besuchen. Eva schämte sich, Gott einzugestehen, daß sie Mutter so vieler Kinder sei; sie nahm ihre neunhundert Kinder, verbarg fünf- hundert derselben und zeigte Gott nur die andern vierhundert. Doch Gott in seiner Allwissenheit erkannte sogleich das Wahre und beschloß, Eva dafür zu strafen. Er befahl ihr, auch die verborgenen Kinder vorzuführen und verhieß den vierhundert, welche ihm Eva gezeigt hatte, daß ihre Nachkommen reich, wohlhabend und glücklich werden sollten; die fünfhundert andern Kinder aber, welche Eva verborgen hatte, sollten die Eltern der armen und unglücklichen Menschen werden. Und so geschah es: die glücklichen und reichen dieser Welt stammen von den vierhundert Kindern, welche Eva Gott freiwillig vorführte, und die unglücklichen und armen sind die Nachkommen der fünf- hundert Kinder Adams und Eva's, welche vor Gott verborgen werden

sollten."

Auf den diesem Märchen zu Grunde liegenden Stoff machte schon Jacob Grimm (Zeitschrift für deutsches Alterthum II, 257-267) aufmerksam. Er fährt an, daß derselbe \m \?>. 5^\V\«A^\\. xö. '^^^^^ verschiedenen Behandlungen vorkommt. 7iweT^\. \\i ^^^^^ K^vi,^'^^

430 FRANZ ILWOP, DIE UNGLEICHEN KINDER ADAMS.

Sprichwörtern vom Jahre 1528; in einem Briefe Melanchthons an Joannes a Weda Johann IV. Grafen von Wied vom 23. März 1539; in drei Gedichten von Hans Sachs: in einem Spiele vom 23. Sep- tember 1553, in einer Komödie vom 6. November 1553, nnd in einem Schwanke vom Jahre 1558. Und endlich erzählt dieses Märchen auch Georg Rudolf Widmann in seiner Umarbeitung des Volksbuches von Faust, welche 1599 zu Hamburg erschien. Noch weiter zurück als das bisher erwähnte Vorkommen desselben reicht eine Nachricht von einer dramatischen Auflfuhrung der ungleichen Kinder Adams und Eva's, welche zu Freiburg im sächsischen Erzgebirge in den Jahren 1509 und 1516 stattfand. Große Verwandtschaft damit im Grund- gedanken zeigt auch Rigsmdl, in welchem Liede auch der Gott als Begründer des Ständeunterschiedes unter den Menschen erscheint. So weit Jacob Grimm. Selbst Goethe erschien dieser Stoff, wie ihn Hans Sachs behandelte, so anziehend, daß er in seinem reizenden Gedichte „Hans Sachsens poetische Sendung* auf denselben hindeu- tete (Koberstein in Hoffmann's von Fallerslcben und Oskar Schade's Weimarischem Jahrbuch, Hannover 1854, I, 311).

Das oben erzählte Märchen , welches ich hier aus dem Munde einer Obstverkäuferin bei Gelegenheit des Begräbnisses des einzigen Kindes einer armen Frau horte, ist, verglichen mit den Behandlungen desselben Stoffes im 16. Jahrhundert, in allen seinen Zügen verallge- meinert und vereinfacht; die anziehendsten und schönsten Einzelheiten sind wahrscheinlich dem Gedächtnisse des Volkes entschwunden und nur die Haupturarisse in Erinnerung geblieben. Das Märchen unter- scheidet sich in der bestimmten Angabe der Zahl der Kinder von den übrigen Fassungen derselben Sage; neunhundert Kinder werden an- gegeben , denn neun ist ebenso wie drei , sieben und dreizehn dem Volke eine bedeutungsvolle Zahl (Grimm Myth. 392, Rechtsalter- thümer 215, Simrock Myth. 1. Ausg. 392); in dem Zuge, daß sich Eva ihrer vielen Kinder schämt, stimmt das Märchen mit Agricola und Widmann , während bei Melanchthon und Hans Sachs Eva nur ihre ungewaschenen und hässlichen Kinder verbirgt, um sich ihres Schmutzes und ihrer Missgestalt wegen nicht vor Gott schämen zu müßen; und den Zug, daß Gott in seiner Allwissenheit auch von dem Verbergen der Kinder Kunde hat und die verborgenen vorzuführen befiehlt , hat das Märchen nur mit Melanchthon gemein , während in allen übrigen Eva aus freiem Entschlüsse auf Gottes Güte bauend ihre verborgenen Kinder vorführt. "Vow ^m^x \iTkVfc\^öcÄ\^\iÄs^ dsr Kinder in hässViche und scliöne, vre\e\Ae k^T\^o\^,^^\^^^öoÄ^^Tv,^^XÄ

A. MUSSAFU, ZUR WIENER MEERFAHRT. 431

Sachs im Spiele und im Schwanke und Widmann kennen ^ oder in fromme und boshafte, welche Hans Sachs in der Komödie hat, weiß das Märchen nichts.

So ist es, zwar mancher schönen Einzelheit beraubt, dennoch ein nicht uninteressantes Denkmal des steten Fortlebens dieser sinnigen Dichtung im Munde des Volkes.

GRÄTZ in Steiermark, im März 1865. FRANZ ILWOF.

ZUR WIENER MEERFAHRT.

Ist schon auf folgendes hiehergehoriges Büchlein hingewiesen worden? Aloysii Passerini Brixiani jureconsulti hütoria lepida de quibus- dam ebriis mercatoribus latine scripta cum prcefaciuncula quadam etc. Am Schlüsse: Lepidissimam Iianc historiam Presbyter Baptist a Farfengus Brixianus artis impressorice solertissimus artifex quam emendatissime fa- dundam curavit Brixice Mccccxcv. die xx. februarii. Denis (Supplement zu Maittaire, S. 395) beschrieb ein Exemplar der Wiener Hofbiblio- thek; AudiflGredi, Panzer, Hain wiederholten seine Notiz. Gamba (Nov. ital. 1835, S. 138) weist ein Exemplar in der Trivnlziana zu Mailand, und eines in der Marciana zu Venedig nach. In Lebers Catalog (1839) wird das Büchlein mit der Bemerkung verzeichnet: impress. vel script. Romoß 1493. Dies ist nun das Datum der Vorrede, und Leber mag das Colophon tibersehen haben. Daß er als den Titel A. P. historia lepidissima statt lepida angibt, wird wohl ebenfalls nur ein Versehen sein; er spricht aber auch von einem „frontispice, gravö sur bois, des plus singuliers", welches sich weder im Wiener Exemplare, noch in den zwei bei Gamba citierten findet. Trotzdem ist das Vorhanden- sein mehr als einer Ausgabe höchst zweifelhaft.

Brunet und Passano *) wiederholen Gamba mit einem Hinweise auf Leber. Lechi (tipografia bresciana, 1854, S. 54) fügt zu den zwei Exemplaren italienischer Bibliotheken ein drittes „fra' nostri libri" (Privateigenthum oder in der Quiriniana zu Brescia?) , ebenfalls ohne Holzschnitt.

*) I novelUeri italimi in prosa indicati e AeacnUV Öiä Q\«aÄi^\.NAÄ\».^^^'^«»si- '^"^- Udo, Scbiepatti, 1864. 8. 447 S.

432 R- BECHSTEIN, CASPAR LEWENHAGEN.

Eine E[milio] T[eza] unterzeichnete Notiz in der Rivista italiana vom 20. März 1865 erinnert wieder an das verschollene Büchlein, ohne jedoch auf das deutsche Gedicht hinzuweisen. Es enthält im Ganzen bloß drei Blätter, wovon eines auf die Vorrede, zwei auf die eigentliche Erzählung kommen.

Passerini lehnt sich seiner eigenen Aussage nach an Athenäus, den er nur rhetorisch erweitert. VieUeicht könnte ein Wiederabdruck der sechs Seiten manchen Bibliophilen freuen.

A. MUSSAFIA.

CASPAR LEWENHAGEN 1443.

Für das Studium der ältesten Mundarten ist es immer wichtig, die Abfassungszeit der Handschriften ganz genau oder mindestens an- näherungsweise zu kennen. Die von Caspar Lewenhagen herrührende Handschrift von Heinrich und Kunegunde, welche aus dem thüringi- schen Mühlhausen stammt, habe ich nach dem Ductus dem fünfzehnten Jahrhundert zugewiesen und zwar der ersten Hälfte. Diese Zeitbestim- mung ist wohl im Großen und Ganzen richtig, ich hätte die Hs. aber ungefähr in die der Mitte des Jahrhunderts zu liegende Periode gesetzt, und die allererste Zeit desselben ausgeschlossen, wenn mir eine Notiz nicht entgangen wäre, welche ich hier nachtragen will.

In dem beschreibenden Verzeichnisse aller Mühlhäuser Hand- schriften im zweiten Hefte von Friedrich Stephans neuen StoiBFliefe- rungen (Mühlh. 1847) wird unter Nr. 21 (S. 127) eine lateinische und deutsche Sammelhandschrift angeführt, in deren erster Abtheilnng de spiriiu gwidonis es am Schluße heißt: Anno domini MCCCCXLIII per me Caspar lewenhagen bonum socium. Für die Benutzung der Les- arten und der Capitelüberschriften in Heinrich und Kunegunde bietet dies schon einen bessern Anhaltspunkt als jene allgemeine Zeitbestim- mung der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

JENA. R. BECHSTEIN.

433

FIÖLSVINNSMÄL.

Die dunkeln Reden von Fiölswidr in der älteren Edda sind, so viel mir bekannt, noch nie so angefasst worden, daß die versuchte Deutung des Ganzen einen übereinstimmenden Sinn fiir die einzelnen Theile abgegeben hätte.

Finn Magnusen (Myth. Lex. Havniae 1828, S. 73), der seine An- sicht über dieses Lied zuerst in der Schwedischen Litteratur-Zeitung von 1820 in Nr. 26 ausgesprochen hat, ist der Ansicht, Meuglada oder Menglöd sei die Erde, von Fiölswidr (dem winterlichen Bergsturm) so lange bewacht, bis ihr Freier, der zuerst als Windkaldr (Windkalt) auftritt, sich ihr als Svipdagr (Tag- Veriängerer, -Beschleuniger), Solbiarts (des Sonne'nglänzenden) Sohn nähert, und durch seine Ver- einigung mit der Geliebten das Wiederaufleben der Erde erzeuge, das er auch mit anderen Naturerscheinungen und altnordischen heid- nischen Gebräuchen in Verbindung zu bringen sucht.

Ernst Meier (Deutsche Volksmärchen, Stuttg. 1852, S. 302) nimmt als wahrscheinlich an, daß in Fiölsvinnsmäl und in Skiruisför ein und dasselbe Thema behandelt sei. F. Panzer (Beiträge zur deut- schen Myth., München 1855, II, 4.34) hebt nur die Strophen 34—40 hervor, in welchen er mit Recht einen Anklang an die Teufelskanzeln erkennt. P. Cassel (Eddische Studien. Fiölsvinusmäl , Weimar 1856, S. 27) meint, was dem Volke die Sagen und Märchen bedeuten sollten, was es in Dornröschen und dergleichen zu verstehen glaubte, was in den manigfachen Erzählungen vom Glasberge als Lehre und Ideal vorhanden sei, das sei in der Verschiedenheit seiner nordischen Natur und Einkleidung der Gedanke von Fiölsvinnsmäl. „Freilich in einer Größe und Sittlichkeit, daß es uns Freude und Staunen abnöthigt, daß wir gern vermuthen möchten , es sei schon christliches Wesen darüber hingeflogen," und Seite 41 sagt er weiter: „Oben (auf dem Berge) ist der Himmel, die Wohnung und das Haus der Wonne, Menglöd die herrliche und reine Jungfrau, das Symbol alles edlen Zieles, nach dem die Völker streben. Ihre Liebe, der köstliche Balsam, der alle Wunden heilt. Denn auf HyjaVieY^ \%\. ^'& ^'v6 vcci "^Kwswsx^- Wer hinauf kommt, hat aufgehört zw \e\ÄeT\.'^ No\i ÖAt^^^^^^^^^*^-

GEJUiAKIA X.

434 THEOPHTL RUPP

trachtet der gelehrte Verfasser das rein heidnische Lied , ohne sich auf die Deutung des darin wirklich Gesagten näher einzulassen und ist darum, nach meinem Dafürhalten, in seinen sonst sehr interessanten Mittheilungen, dem wirklichen Inhalt und Sinne der Fiolsvinnsmäl ziemlich fem geblieben.

H. Lüning (die Edda, Urschrift u. s. w., Zürich 1859) beabsichtigt nur, Streiflichter in das Dunkel zu werfen, auf die wir zum Theil bei den betreffenden Strophen zurückkommen. Auch ihm scheint die Unter- welt vorzuschweben, denn Seite 606 sagt er in seinen Anmerkungen zu dem Text von Munch: „Die Burg gehört zum Gebiet der Riesen, 80 gut wie die, welche Gerda, die Tochter Gymirs, bewohnt," und S. 513, Anm. 40 bemerkt er weiter: „Das deutet doch darauf hin, daß der Mythus, aus dem unser Lied hervorgegangen ist, ursprünglich ein Natur-Mythus gewesen ist, der ähnlich wie Skimisfor, das im Frühling und Sommer sich entwickelnde Erdenleben zum Gegenstand gehabt hat:* W. Schwartz (Urspr. der Myth. , Berlin 1860) erklärt Menglada, die Heldin des Liedes, für eine Wolkengöttin, Windkaldr als den Sturm- gott des Frühlings, der im Gewitter sich der Wolkengöttin naht, und meint, es liege darin dieselbe Vorstellung der Vereinigung der himm- lischen Wesen, wie wir sie, in grobsinnlicher Weise, in der Verfol- gung der Athene durch Hephaestos kennen. Die Sichel, die zwischen den Schwingen Widofnirs sitzt, wäre nach Schwartz der Regenbogen, die Ruthe Sinmara's die Blitzesruthe , welche die Gewitterhexe auf- bewahrt. Die Waberlohe ist der Wolkenwall und zugleich das fesselnde Gitter, hinter welchen die Jungfrau sitzt. Der goldene Hahn wäre nach demselben },das, das Gewitter beherrschende und vor dem son- stigen Schaden des Unwetters schützende Thier*. In seiner Schrift: Sonne, Mond und Sterne, Berlin 1864, hält er diesen Standpunkt fest und erwähnt Sonne und Mond mit gleicher Frühjahrswerbung und Hochzeit, wie Menglöd, Brunhild u. a., ohne die erstere identisch mit der Sonne zu denken. Grimm (D. M. 1102), der nur die Strophen 37 39 deutet, hält Menglöd (monili laßta, die Schmuckfrohe) für Freyja, aut Brisinga-men anspielend, was auch Simrock vielleicht veranlasst hat, in Fiolsvinnsmäl dasselbe Thema wie in Skirnisfär behandelt zu glauben, nämlich die Befreiung der Erdgöttin Gerda, hier aber Freyja (Menglöd), aus der Haft des Frostriesen. Simrock gibt indessen zu, daß nur von einem Riesensitz, nirgends aber von einem Frostriesen, die Rede sei und nur der Name des Freiers Windkaldr, die angeführten kalten Wege, die Waberlobe y das Gitter, die Hxwide «v\t ^\de.\\^ Weise wie in Skir- msför^ die ünferwelt kennzeicbnen- Y>oc\\ ^üö^^^. «t, ^^^ ^\^ '^Xx^^'^xs.

PIÖLSVINNSMiL. 435

31 36 zu der Unterwelt nicht passen, vielmehr an die Sonne denken lassen ; hält aber die Auffassung , als ob es sich auch hier von einer Erlösung der Göttin der Fruchtbarkeit von dem Winter oder Frost- riesen handeln würde, fest

Die Annahme, daß Menglöd die Sonne bedeute, scheint mir den Schlüssel zu dem ganzen Räthselgewebe zu bieten und die Strophen 36 40, welche allein bildlos den Gedanken des Dichters als Glaube oder Tradition wiedergeben, sind die sichersten Anhaltspunkte, um aus dem Gewitterhimmel und der Unterwelt heraus, zu einer mit den einzelnen Theilen der Reden übereinstimmenden Lösung zu kommen.

Nach meiner Anschauung ist in Fiölsvinnsmäl der unter vielen Völkern des Alterthums und bei den Deutschen insbesondere (Schön- werth, Sagen aus der Oberpfalz II, 57) viel verbreitete Mythus von einem bräutlichen oder ehelichen Verhältniss zwischen Sonne und Mond, und die hierauf bezügliche Heimsuchung der Sonne durch den Mond, in absichtlich dunkeln Bildern und Sprache wiedergegeben.

Schon Caesar erwähnt Sonne und Mond als Gottheiten, welche die Germanen neben Vulkan verehrten. In der älteren Edda (Völuspa 5) heißt es: »Die Sonne von Süden, des Monds Gesellin'^; in der jün- geren (Grylfaginning 36) wird Sol unter den A sinnen und als Schwester des Mani (Mond) aufgeführt. Im Merseburger Lied erscheint die gött- liche Sunna ohne ihren Bruder oder Gemahl, mit einer Schwester Sindgund (Begleiterin).

Olaus Magnus führt ebenfalls an, daß Sonne und Mond göttlich verehrt wurden u. s. w. , so daß Grimm (D. M. 667) sagen konnte: „Für das hohe Alterthum darf das göttliche Wesen der Gestirne zu- mal der Sonne und des Mondes keinem Zweifel unterliegen". Das Volk pflegte bis auf spätere Zeiten Frau Sonne und Herr Mond, besonders aber im Neumond, der Mond der holde Herr (Grimm, D. M. 672 und 676) zu sagen und sich vor Beiden zu verneigen (Grimm, D. M. 28—29). Daß verschiedene Götter auf Bergen thronend gedacht wurden, beweisen die Wuotans- (Guten-) Berge, die Donnersberge, die Sonnenberge, Osterberge u. s. w.

So ist auch der Sitz der Menglöd ein Berg (Str. 36) Hyfjaberg genannt, „Heilung und Trost lange schon der Lahmen und Siechen". Denken wir uns die Menglöd im Glauben der Germanen als Sunna und die heilkundigen Mädchen (Str. 37 u. s. w.) vor ihren Knieen sitzend, so haben wir eine nahe liegende Eirk\«nMDL^ \SÄ\!kdcL x^äÄöää^^ö&^s«^ Stelle unseres Liedes und die unzweite\\\a5\. vxt^^Txwv^vöc^^ ^^^st;XiXxi»%

436 THEOPHIL RUPf

der Sonnenberge, Sonntnfelsen und vielleicht auch vieler Wallfahrts- orte j die in deutschen Ländern heute noch besucht werden. ,,Solehe Ileilfelsen stimmen vortrefllich ," sagt Grimm (M. 1102), Strophe 36 von Fiölsvinnsmal anführend, ,,zu dem Begriff, den man sich von den klugen Frauen der Vorzeit zu bilden hat. Alle Weissagerinnen, Parzen und Musen wurden auf Bergen hausend gedacht^.

Wenn daher Str. 1 der oben genannten Keden von einem Riesen- sitzerstcigen, vom Umwandeln einer Waberlohe Erwähnung geschieht, lässt sich das riesige durch die Großartigkeit des Berges, durch die Hohe desselben, namentlich aber durch seine felsige Spitzen deuten, da ja die Felsen aus dem Gebein des Kiesen Ymir entstanden ge- dacht wurden. Die Waberlohe ließe sich durch das gliihende oder brennende Element, welches die Sonne umgebend angenommen werden mußte (vgl. Lüning Edda Anm. 2), erklären, wiewohl, ohne wegen der Waberlohe in die Unterwelt steigen zu müßen, wir nach Grimm (Über das Verbrennen der Leichen) auch in dem dornigen Gestrüpp eine solche finden könnten. Der Fremdling , der sich später als Ge- liebter herausstellt, konnte als Mond in Str. 2 wohl auf feuchten Wegen wandelnd und Freundloser gescholten werden; denn einsam wandelt er die Nacht hindurch, und wie wir unten sehen werden, wurde sein Besuch im Winter geschehend gedacht. Str. 3 und 4 sind nur einleitendes Zweigespräch zwischen dem Fremdling und dem Wächter, der sich jetzt Fiölswidr, also Odhin mit seinem Beinamen Vielwisser nennt. Str. 5 erklärt der Fremdling:

Von Augenweide wendet sich ungern Wer Liebes sieht und Süßes,

und erkennt die glühende Gürtung, auf die er Str. 11 zurückkommt, wo er Frieden finden möchte. Str. 6 nennt der Fremdling, von Fiölswidr aufgefordert, seinen Stamm und Namen. Windkaldr (Windkalt) heiß ich, Warkaldr (Frühlingskalt) hieß mein Vater, Fiölskaldr (Vielkalt) der Großvater.

Kalt erscheint der Mond auch in der oben angeführten Sage als Ehemann, weswegen die Frau Sonne ihn allein ziehen lässt und, seiner Kälte wegen, ist er der Strafort für den Kebendieb. Er konnte auch wegen der erwähnten kalten Zeit seiner Brautfahrt durch den Wind erkaltet gedacht werden. Es ist dies übrigens eine in der Edda auch sonst gebräuchliche Form. Hyndlulied 36 heißt es:

Dem Sohne mehrte die Erde die Macht Windkalte See und suhu'^ivdQB» Blwt.

FIOLSVINNSMAL. 437

Die Namen des Vaters und Großvaters sind wohl nur angeführt, um den Wanderer als kalter Natur von Haus aus zu kennzeichnen. Str. 7 fragt er:

Wer schaltet hier das Reich besitzend Mit Gut und milder Gabe?

worauf Str. 8 Fiölswidr antwortet:

Menglada heißt sie, die Mutter zeugte sie Mit Swafrj Thorins Sohne. Die schaltet hier das Reich besitzend Mit Gut und milder Gabe.

Wenn Menglada oder Menglöd nach Grimm die Schmuckfrohe be- deutet, so kann dies auch von der Frigg, die den gleichen Halsschmuck und ein besonderes Schmuckmädchen Fulla hat (vgl. Cassel 32) , aber auch von der Sonne gesagt werden. Martianus Capella lasst, wie ich auch anderwärts angeführt, die Sonne in de nuptiis Mercurii et J hilo^ logiae in einer Krone, mit zwölf flammenstrahlenden Steinen geschmückt erscheinen. Man sagt noch heute: die Sonne schmückt sich, wenn sie allmälich aus dem Nebel heraustritt, die Sonne mit ihrem goldenen Schein u. s. w. Ist aber Brisinga-men , wie Uhland meint (Thor 100), der Morgen- und Abendstern, so wäre er ohnehin der Schmuck der auf- und niedergehenden Sonne. Swafr wird vibrans übersetzt und scheint mit Odhins Namen Swafnir im Zusammenhang zu stehen. Odhin wäre also hier der Vater der Sonne unter dem Namen des Schwingenden, wie in der jüngeren Edda Mundilföri, der Achsen- schwinger, als Vater des Monds und der Sonne angegeben wird, was sich somit gut mit meiner Auffassung verträgt, während wieder bei dem Gedanken an eine zu erlösende Göttin in der Unterwelt das vibrans nicht anzubringen ist. Auch Thorin (audax) steht als Beiname von Odhins Vater, diesen als Kriegsgott gedacht, und auch mit Bor oder Bur (portatorey sutten(atore), wie Odhins Vater gewöhnlich genannt wird, nicht im Widerspruch. Nach Finn Magnuscn (Myth. Lex. 696) ist Thorin in Thor (audacia, ausus) zu suchen. Vielleicht haben die in der Textausgabe von Munch zusammengezogenen Namen Swafrthorin die Bedeutung, daß Swafrs Thor, also Odhins Sohn Thor, als Vater der Menglada gemeint ist, wozu er als Personification des Feuers passen würde. Die letzte Hälfte der Strophe ist mit einer Gefangenen auch nicht vereinbar, während Menglada als Sonne, das Reich beherrschend und mit Gut und milder Gabe Bchalteud, ^ed^clA ^^\4^w V5^\cs\\^.

438 THEOPHIL RUPP

Str. 9 fragt Windkaldr, wie das Gitter heiße, und Fiölswidr antwortet ihm Str. 10:

Thrymgialla heißt es, das haben drei Söhne Solblindis gemacht. Die Fessel fasst jeden Fahrenden, Der es hinweg will haben.

Thrym ist Thursenfurst, Gebieter der tosenden Wintersturme (Uhland Thor 101). Gialla ist Schall, das Tonen, Tosen, Krachen u. s. w. Da der Besuch, wie wir nachher sehen werden, zur Zeit der Wintersonnen- wende geschieht, so ist hier unter dem Gitter alles das gedacht, was in dieser Jahreszeit dem Wanderer hindernd entgegen treten kann, nnd zu einem Bilde zusammen geflochten. Das krachende Eis, der tobende Wind, der Schnee, der die Bergkuppe bedeckt, den Fahrenden ermüdet und fasst. Die drei Söhne Solblindis (Sonnenblinder, nämlich die Schneewolke): Schnee, Wind und Eis haben es gemacht.

Str. 11 fragt Windkaldr, wie die Gürtung heiße; Fiölswidr ant- wortet in Str. 12:

Gastropnir heißt sie, ich habe sie selber Aus des Lehmriesen Glieder erbaut, Und so stark gemacht, daß sie stehen wird So lange die Welt währt.

Simrock meint (Edda 3. Aufl. Erläut. 439), der Lehmriese, dessen Glieder die Gurtung bilden, heiße nach der jüngeren Edda (59) Mö- kurkalfi und bedeute den Erdgrund selbst, was der Annahme, daß Menglada sich in der Unterwelt befinde, zusagend sei. Aber Grimnis- mäl Str. 40 heißt es:

Aus Ymirs Fleisch ward die Erde geschafien, Aus dem Schweiße die See, Aus dem Gebein die Berge.

Und da hervorgehoben ist, daß die Gürtung aus den Gliedern, also wohl zum Theil aus der härteren Masse des Riesenkörpers gemacht worden sei, dürfte kein Zweifel obwalten, daß hier der Hauptbestand- theil der Berge, die Felsen, und mit der Gürtung selbst die felsige Bergkuppe gemeint wurde. Der Name der Gürtung, Gastropnir (hospites conclamans), lässt sich, wie auch Simrock zugibt, weder mit einem Gefängniss in der Unterwelt, noch mit einer Veste vereinigen, welche Eindringlinge abhalten soll. Wenn aber die felsige Bergkuppe als Sitz d^r So^n^ imd eben deswegen glühend gedacht wurde ^ wo,

PIÖLSVINNSMAL. 439

Wie in Str. 40 u. fg. angeführt ist, die Kranken Heilung finden , so ladet die Gürtung zu Besuche ein.

13. Windkaldr. Wie heißen die Hunde, die Ungeheuer

Scheuchen und die Felder schützen?

14. Fiolswidr. Gifr heißt einer und Geri der andere,

Weil du s zu wissen wünschest. Eilf Wachten müßen sie wachen Bis die Götter vergehen.

Gifr (frech) ist dem Sinne des Wortes nach Freki. Freki und Geri heißen Odhins Wölfe. Sie sollen die Ungeheuer scheuchen und die Felder schützen. Bekanntlich ist die Sonne von dem Wolf Sköll und der Mond von dem Hate genannt, auf ihren Bahnen verfolgt. Hier auf dem Berge, wo ein Zusammentreffen Beider und ein Verweilen gedacht wurde, mußte Odhin eine Gegenwehr schaffen, was durch seine eigenen Hunde (Wölfe) Freki und Geri geschah. Die Hunde hatten eilf Wachten zu wachen, bis die Götter vergehen. Die Zahl eilf erinnert an die eilf Äpfel der Idun, welche die Götter verjüngen. Sie altern, während Idun mit ihren Äpfeln in der Gewalt des Riesen Thiassi ist. Der end- liche Untergang der Götter, trotz dieser Verjüngungsäpfel, führt auf den Gedanken , daß die Wirkung jedes einzelnen Apfels auf eine ge- wisse Zeit beschränkt gedacht wurde, und so konnte ihre Anzahl wie die eilf Wachten, den Zeitraum bis zur Götterdämmerung, in eilf Ab- schnitte getheilt, oder, wie Cassel (Fiölsvinnsmäl 37) und Lüning (Edda 508, Anm. 13) meinen, immer bedeuten; wenigstens scheint das „bis die Götter vergehen*^ in diesem Sinne verstanden worden zu sein (vgl. Sigrdrifumäl 19).

15. Windkaldr. Sage mir, Fiolswidr, was ich dich fragen will

Und zu wissen wünsche:

Ob einer der Menschen eingehen möge

Dieweil die wüthigen schlafen.

16. Fiolswidr. Abwechselnd zu schlafen, war ihnen auferlegt.

Seit sie hier Wächter wurden:

Einer schläft Tags, der andere Nachts,

Und so mag Niemand hinein.

17. Windkaldr. Sage mir, Fiolswidr u. s. w.

Gibt es keine Kost, sie kirre zu machen Und einzugeb^ni weil eie es^eu?

440 THEOPHIL RÜPP

18. Fiölswidr. Zwei Flügel siehst du an Widofnirs Seiten,

Weil dn's zn wissen wünschest.

Das ist die Kost, sie kirre zu machen

Und einzugehen, weil sie essen.

19. Windkaldr. Sage mir, Fiölswidr u. s. w.

Wie heißt der Baum, der die Zweige breitet Über alle Lande?

20. Fiölswidr. Mimameidr heißt er, Menschen wissen selten

Aus welcher Wurzel er wächst. Niemand erfahrt auch wie er zu fallen ist. Da Schwert noch Feuer ihm schadet.

21. Windkaldr. Sage mir, Fiölswidr u. s. w.

Welchen Nutzen bringt der weltkunde Baum, Da Feuer noch Schwert ihm schadet?

22. Fiölswidr. Mit seinen Früchten soll man feuern.

Wenn Weiber nicht wollen gebären.

Aus ihnen geht dann, was innen bliebe:

So mag er Menschen frommen. Str. 15 (siehe Schluß), 16, 17 sind bloß einleitenden Inhalts und selbstverständlich. Auf Str. 18 komme ich bei Str. 30 zurück. Str. 19, 20, 21 und 22 sprechen von dem Baum Mimameidr, der seine Zweige über alle Lande ausbreitet, dessen Wurzel unbekannt, dem weder Schwert noch Feuer schadet und mit dessen Früchten man feuert, wenn Weiber nicht gebären wollen. Der Baum ist nach meiner Auf- fassung nicht die Weltesche, wie gewöhnlich angenommen wird, son- dern die Sonne selbst. Die Zweige, die sich in alle Lande ausbreiten, sind ihre Strahlen. Di« Früchte des Baumes wären sodann die bele- benden Kräfte, welche die Wärme der Sonne entwickelt. Weiber, die nicht gebären wollen und aus denen heraus kommt, was in ihnen ohne die belebende Wärme bleiben würde, sind überhaupt alle Thiere und Pflanzen, welche in dieser Beziehung unter dem Einfluß der Sonnen- wärme stehen. Der Name des Baumes ist dieser Au£Passung nicht ent- gegen, wenn er auch als Baum des Mimir, als Weisheitsbaum ange- nommen wird (vgl. Lüning, Edda 508 Anm. 20); denn zur Sonne geht man, in der Sage, wenn man etwas wissen will, das Niemand weiß; die Sonne wird gefragt, wo das Verlorne zu finden sei, denn ihre Augen sehen überall hin. 23, Windkaldr, Sage mir, Fiö\smdt u, ^.^.

Wie heißt der HaW «vxi Öl^tsv \\o\v^xv ^m\sv^ J)er ganz von GoVd^ ^«uiX.*^

FIÖLSVINNSMAL. 44]

24. Fiölswidn Widofnir heißt er, der im Winde leuchtet

Auf Mimameidis Zweigen. Beschwerden schafi)} er, und schwerlich raubt Dem Schwarzen wer die Speise*).

25. Windkaldr. Sage mir, Fiölswidr u. s. w.

Ist keine Waffe, die Widofnir mochte Zu Hels Behausung senden?

26. Fiölswidr. Haevatein heißt der Zweig, Loptr hat ihn gebrochen

Vor dem Todtenthor.

In eisernem Schrein birgt ihn Sinmara

Unter neun schweren Schlössern.

27. Windkaldr. Sage mir, Fiölswidr u. s. w.

Mag lebend kehren, der nach ihm verlangt Und will die Ruthe rauben?

28. Fiölswidr. Lebend mag kehren, der nach ihm verlangt

Und will die Ruthe rauben,

Wenn das er schenkt, was Wenige besitzen,

Der Dise des leuchtenden Lehms.

29. Windkaldr. Sage mir, Fiölswidr u. s. w.

Gibt's einen Hort, den man haben mag, Der die fahle Vettel freut?

30. Fiölswidr. Die blinkende Sichel birg im Gewand,

Die in Widofnirs Schwingen sitzt. Gib sie Sinmaran, so wird sie gerne Die blutige Ruthe dir borgen.

Der Hahn Widofnir (Windofnir , Windweber) , der ganz vom Golde glänzt und im Winde leuchtet, sitzt auf Mimameidis Zweigen, wie der hochrothe Hahn Fialar auf der Esche Yggdrasil. Mit seinen zwei Flugein sind die Hunde Gifr und Geri kirre zu machen. Mit dem Zweig oder der Ruthe Häwatein (dem treffenden Zweig), den Loptr (Loki) vor dem Todtenthor gebrochen, ist der Hahn zu tödten; die Ruthe aber wird von Sinmara in eisernem Schrein, unter neun Schlös- sern verwahrt gehalten und nur gegen die blinkende Sichel, die in Widofnirs Schwingen sitzt, angeborgt. Der Hahn Widofnir ist die

") Cassel, Fiölsvinnsma] 14G übersetzt*. Daß niemals raube Schwarzer Sinn die Speise^

442 THEOPHIL RUPP

personifizierte Morgendämmerung, und sein Ruf gibt die Tone wieder, welche die aufgehende Sonne von sich hören lassen soll *) (Grimm D. M. 703, 707). Die dem Aufgang der Sonne vorangehende Helligkeit sind Widofnirs Flügel, welche die Wölfe kirre macht, weil das Helle des herannahenden Tages sie als Wächter beruhigt. Die dem Neumond sich nähernde Mondsichel, welche in den ausgebreiteten Flügeln (der Morgenhelle) sitzt, soll Windkaldr, also der Mond selbst, im Gewand (Nebel) verbergen und der Zauberin Sinmara gegen die blutige Ruthe, nämlich gegen die ersten rothen Strahlen der Sonne geben, um den Hahn (die Morgendämmerung) damit zu Hei zu senden oder verschwinden zu machen, was in diesem Stadium der Mondsverände- rung, durch den nahen Übergang der Mondsichel in den Neumond und durch die Tageshelle, wirklich geschieht. Widofnir kann Wind- weber genannt werden, weil in der Zeit des Übergangs des letzten Viertels in den Neumond, in welcher das Ereigniss statthaben soll, gewöhnlich Winde sich erheben; auch ist der Hahn als Bild der Morgendämmerung, der auf den Zweigen Mimameidis sitzt, goldglän- zend anzunehmen, während er doch der Schwarze heißen kann, inso- fern er aus der Nacht hervorzutreten scheint, der Sonne vorangeht und durch sein Beginnen des Tages Beschwerden schafft, oder wie man zu sagen pflegt: des Tages Last und Hitze mit sich bringt.

Die ganze Erscheinung geschieht wie durch Zauberschlag. Dem nordischen Dichter lag es darum nahe, das Geheimnissvolle und Wun- derbare in dem Liede durch die bei den Äsen hochgehaltene Kunst der Zauberei zu steigern, indem er die Sinmara einfiihrt, die sich schon durch die blutige Ruthe, die eiserne Kiste mit neun Schlössern ah Hexe oder Zauberin, als Dise des leuchtenden Lehms kennzeichnet. Auch die alte Urschel versprach ihrem Erlöser eine Ruthe, mit der er den feurigen Pudel von dem mit Gold gefüllten Troge treiben soll. (Meier, E. Sagen I, 6.) Zauberruthen sind in der Edda (Skiraisfor) gewöhnliche Mittel, um Außerordentliches zu erreichen. Loptr (Loki) hat den Zweig gebrochen vor dem Todtenthor. Hinter dem Todtenthor scheint nach Skirnisför Str. 35 und Oegisdrecka Str. 63 nur Unreines, nur Schlechtes oder Böses zu sein. Wie wir später bei Str. 34 sehen werden, tritt Loki als Gott der Nacht dem Gott des Tages Dellingr gegenüber auf. Vor dem Todtenthor scheint darum die Grenzscheidc

*) Tönend wird für Geistesoliren Schon der neue Tag geboren.

FIÖLSVINNSMAL. 443

des Lichtreiches, hinter dem Todtenthor die des Nacht- oder Todten- reiches zu sein, und insofern konnten die ersten rothen Strahlen der Sonne als Ruthe, von Loptr vor dem Todtenthor gebrochen, gedacht werden.

31. Windkaldr. Sage mir, Fiolswidr u. s. w.

Wie heißt der Saal, der umschlungen ist Weise mit Waberlohe?

32. Fiolswidr. Glut wird er genannt, der weifend sich dreht

Wie auf des Schwertes Spitze.

Von dem seligen Hause soll man immerdar

Nur den Schall vernehmen.

Die Strophen 31 36 sind auch fiir Simrock (Edda 3. Aufl. Erläute- rungen 440) in dem Sinne einer Erlösung der Göttin der Fruchtbar- keit aus der Unterwelt unerklärlich, dagegen bedürfen sie, Menglöd als Sonne angenommen, keines Commentars.

33. Windkaldr. Sage mir, Fiolswidr u. s. w.

Wer hat gebildet, was vor der Brüstung ist Unter den Asensöhnen?

34. Fiolswidr. Uni und Iri, Bari und Ori,

Warr und Wegdrasil,

Dorri und Uri, Dellingr und Atwardr,

Lidskialfr, Loki.

Vor der Brüstung u. s. w. Wahrscheinlich ist hier alles, was außer dem Sitz der Sunna, also die ganze übrige Welt verstanden, weil unter den hier angeführten Göttern auch Dellingr, der Vater des Tages, und Loki der des Bösen, vielleicht als Gott der Nacht im Gegensatz zu Dellingr, erscheinen, welche Beide unter den bekannten Äsen ge- nannt werden.

35. Windkaldr. Sage mir, Fiolswidr u. s. w.

Wie heißt der Berg, wo ich die Braut, Die wunderschöne, schaue?

36. Fiolswidr. Hy^aberg heißt er, Heilung und Trost

Nun lange der Lahmen und Siechen.

Gesund ward jede, wie verjährt war das Übel,

Die den steilen erstieg.

37. Windkaldr. Sage mir, Fiolswidr u. s. w.

Wie heißen die Mädchen, die vor Mengladas Knicen Einträchtig beisammen sitzeu?

444 THEOPHIL EUPP

38. Fiölswidr. Hlif heiÜt Eine, die Andere Hlifthursa,

Die Dritte Dietwarta, Biört und Blid, Blidur und Frid, Eir und Oerboda.

39. Windkaldr. Sage mir, Fiölswidr u. s. w.

Schirmen sie Alle, die ihnen opfern, Wenn sie dess bedürfen?

40. Fiöslwidr. Jeglichen Sommer, so ihnen geschlachtet

Wird an geweihtem Orte,

Welche Krankheit überkommt die Menschenkinder,

Jeden nehmen sie aus Nöthen.

Die Strophen 35 40 gehören zu den gehaltvollsten, und wie am Ein- gang gesagt wurde, zu den wichtigsten für das Yerständniss des Liedes , indem sie namentlich auf die Bedeutung der vielen Sonnen- berge und Sonnenfelsen in Deutschland ein unzweideutiges Licht werfen. Lüning (Edda 512, Anm. 35) meint die Worte (nach seiner Übertragung) „auf dem ich weilen sehe*, nach Simrocks Übersetzung, „wo ich die Braut die wunderschone schaue** , bedeute weiter nichts als „auf welchem weilt". Für Menglöd, als Sonne angenommen, er- fordert dieser Ausspruch keine Abänderung, er ist im Gegentheil far diese Auffassung bezeichnend. HyQaherg deutet Cassel (siehe oben) nach dem angelsächsischen heofen^ Himmel. Unter den angeführten Mädchen , welche vor Mengladas Knieen sitzen , kommen Eir in der jüngeren Edda 35 in der Zahl der Asinnen als die beste der Arztinnen vor. Oerboda wird 37 als Gymirs Frau angeführt. Hlif mit der Va- riation Hlifthursa heißen die schützenden, schonenden, Dietwarta Volkswärterin, Blid und Blidur ist variirt die Sanfte.

41. Windkaldr. Sage mir, Fiölswidr u. s. w.

Mag ein Mann wohl in Mengladas Sanften Armen schlafen?

42. Fiölswidr. Kein Mann mag in Mengladas

Sanften Armen schlafen,

Swipdagr allein: die Sonnenglänzende

Ist ihm verlobt seit langem.

43. Windkaldr. Auf reiß die Thüre, scliaft* weiten Raum,

Hier magst du Swipdagr schauen; Doch frage zuvor, ob nocli erfreut Mengladen me*\v\e "Miivivve,

FIÖLSVINNSMÄL. 445

meint, als solcher sei er das Frühjahr, wo die Tage früher aubrechen. Er glaubt in ihm Ffeyr zu erkennen, der die Gerda oder Freyja aus des Winters Gefangenschaft führt. Nach Finn Magnusen Myth. Lex. 471 würde Swipdagr das Gegentheil bedeuten. Er citiert hier (vgl. oben S. 433) das altd. auep aer bei Gralf Diutiska I, das er gleichbedeutend mit Suepdag und Svipdagr, suep oder svip in der Bedeutung des lat. vertere (wenden, entfernen) auffasst Wackernagel fuhrt in seinem Wörterbuch swep, suep als vanurrij gurgea ausdi'ückend an, was alles mit dem im Englischen nachklingenden to sweep (kehren, entfernen, beseitigen) als zusammen gehörig betrachtet werden dürfte. Swipdagr wäre demnach Verwandler oder Verjager des Tages. Er (als Mond) schien durch sein Auftreten am Abend den Tag zu entfernen, wie man sich umgekehrt den Tag von der Nacht geboren dachte.

Str. 44, 45, 46 und 47 geben die Anmeldung des nunmehr als Swipdagr aufgetretenen Windkaldr bei Menglada, ihre Drohung gegen Fiölswidr, wenn er löge, und den Empfang Swipdagrs, der sich Sol- biarts (des Sonnenglänzenden) Sohn nennt und auf windkalten Wegen hergekommen zu sein angibt.

48. Menglada. Willkommen seist du, mein Wunsch erfüllt sich,

Den Gruß begleite der Kuß. Unversehenes Schauen beseligt doppelt. Wo rechte Liebe verlangt.

49. Lange saß ich auf liebem Berge

Nach dir schauend Tag um Tag;

Nun geschieht was ich hofile, da hier du bist.

Süßer Freund, in meinem Saal.

50. Swipdagr. Sehnlich Verlangen hatt^ ich nach deiner Liebe

Und du nach meiner Minne. Nun ist gewiss, wir beide werden Mit einander ewig leben.

So wäre der Freier endlich in den Besitz seiner Geliebten gekommen, nachdem dieselbe lange auf liebem Berge gesessen und nach ihm Tag um Tag geschauet.

Lüning (Edda 508, Anm. 15 und 513, 41) meint, Windkaldr wolle Str. 15 wissen, wie ein Unberufener eingehen könne, und Str. 41, ob es denn überhaupt Jemand gebe, der hinein dürfe, weil die geschil- derten Hindernisse so gut wie unmöglich zu überwinden seien ^ und Swipdagr ohne irgend eine von den a\isgeÄi^Toe)[ietk^\v'^^$iM>k^\5L^^ ^ füllt zu haben, zu Menglöd gekommen sei. T>vfe^ ^^^^ ^"^^^ ^J.'^^^*^'^ ^^^

446 THEOPniL RUPP, FIÜLSVINNSMÄL.

Irrtbuiii, dci)n die gauze Darstelluug wurde dadurch zu einer müßigen Komödie. Windkaldr mußte im Gedanken des Dichters wissen, wer er sei, und konnte nur für sich erforschen wollen. Wenn die aufge- zählten Schwierigkeiten für Windkaldr oder Swipdagr überflussig ge- wesen wären, wie sie sich nach der Annahme Lünings herausstellen würden, warum hat der Dichter sie hererzählt? Die Schwierigkeiten, so wie sie gegeben sind, bilden aber gerade das Charakteristische der Reden. Um zu sagen: es kann Niemand hinein als der Auserwählte, wäre eine einzige unmöglich ausführbare Bedingung anzugeben genü- gend gewesen, aber das Lied würde nicht Fiölsvinnsmal geworden sein. Daß Swipdagr auf einmal in Mengladas Armen erscheint, beweist nicht, daß man sich die gegebenen Bedingungen nicht vorher erfüllt denken kann und muß ; denn der Dichter konnte in seinem Liede den Fremdling doch nicht erst zur Ilexe, dann zum Hahn u. s. w. schicken und das Gesagte wiedersagen, um endlich zum nämlichen Schlüsse zu kommen.

Zudem deuten die Strophen 41 , 42 , 43 schon auf ein Näher- gekommensein hin. Swipdagr hat nichts weiter mehr zu erreichen, als in Mengladas Arme zu kommen. Daß Fiölswidr Str. 44 sagt: „die Hunde freuen sich , das Haus erschloß sich selbst** , beweist nicht, daß die Vorbedingungen nicht erfüllt wurden. Was nach deren Er- füllung geschah, mußte, wie wir oben gesehen, von selbst geschehen. Nirgends auch bietet die Annahme, daß Menglada als Sonne auf dem Berge thronend, der Freier als der Mond aufzufassen sei, ein Hinder- niss dar, das sich nicht auch auf Rechnung der Ausschmückung setzen ließe. Auch der Name des Vaters unseres Helden Solbiart (Sonnen- glänzender), reiht sich diesem Gedanken an. Die kalten Wege, der fingierte Name Windkaldr scheinen mir die Handlung auf den Winter hinzuweisen, und bei der hohen Bedeutung, welche die Wintersonnen- wende bei unsern Vorfahren gehabt, endlich bei dem jetzt noch be- stehenden Glauben an eine segensreiche Wirkung des Neumonds auf den Schluß der Ehen, ist man wohl zu der Annahme berechtigt, daß die in dem Liede dargestellte Vereinigung, als in der Zeit geschehen gedacht wurde, in welcher die Mondesvereinigung (conjimctio) oder der Neumond mit der Wintersonnenwende, die als Verjüngung der Sonne und ebenfalls vielfach glückbringend betrachtet wurde, ungefähr zusammentreflend, angenommen werden konnte.

REUTLINGEN, im Mai 1865. THEOPHIL RUPP,

447

DIE LEGENDE VON DEN BEIDEN TREUEN

JACOBSBRÜDERN.

Es ist, so viel ich weiß, bisher noch nicht bemerkt worden, daß die Legende von den treuen Jacobsbrüdern, welche Kunz Kistener und nach ihm Pamphilus Gengenbach in deutschen Gedichten behandelt haben, auch der Gegenstand franzosischer und italienischer Dichtungen gewesen ist. Karl Gödeke (Pamphilus Gengenbach 630) sagt, es habe ihm nicht gelingen wollen, die Quelle von Kistener's Gedicht aufzu- finden, und vermuthet eine locale Klostersage, die man in bairischen Quellen zu erwarten hätte, da das Kloster Gnadau bei Pfaffenhofen in Baiern liegt.

Ehe ich zu den mir bekannt gewordenen französischen und ita- lienischen Dichtungen übergehe, will ich für diejenigen Leser, denen weder das von Karl Gödeke 1855 nur in 100 Exemplaren heraus- gegebene Gedicht Kunz Kistener's selbst, noch der von ihm daraus im P. Gengenbach S. 630 ff. gegebene ausführliche Auszug zur Hand ist, den Inhalt des Gedichts in aller Kürze angeben.

In Baiern lebt ein Graf Adam mit seiner Frau zwölf Jahre in kinderloser Ehe, bis sie sich mit Gebeten an den heiligen Jacob wenden und endlich durch seine Fürbitte die Frau guter Hoffnung wird. Der Herr gelobt, falls ihm ein Knabe geboren werde, denselben, wenn er herangewachsen **), die Fahrt nach Compostella zum h. Jacob machen zu lassen. Wirklich wird ihm ein Knabe geboren, der Jacob getauft wird. Als der zwölf Jahr alt ist, macht er sich allein auf die Pilger- fahrt, von seinem Vater ermahnt, unterwegs nur einen treuen Mann zum Gefährten zu nehmen. Er begegnet, nachdem er vier Wochen gereist ist, einem Schwaben aus Heierloch, der ebenfalls nach Com- postella will, und sie ziehen zusammen. Nach vier Wochen erkrankt der Baier und bittet den Schwaben, ihn, wenn er gestorben sei, doch nach Compostella zu führen. Der Schwabe verspricht es und der Baier stirbt, worauf jener rasch sich einen Ledersack machen lässt und darin den Leichnam mit sich führt. Er setzt ihm unterwegs, wenn er Mal- zeiten hält, seine Speisen wie einem Lebenden vor und legt ihn des

*) Der Verfasser bemerkt, daß die vorstehenden Artikel mit Ausnahme von III, IV und V in aUem Wesentlichen ebenso wie sie hier stehen, nur ausführlicher schou im August 1864 niedergeschrieben waren. **) V. 124 wurde er lehenbere.

448 REINHOLD KÖHLER

Nachts in eiu Bett. In Conipostella angelaugt, trägt er den Todten in die Kirche, und, während er vor dem Altar betet, wird der Leich- nam plötzlich wieder lebendig. Sie treten nun die Rückfahrt an, und der Schwabe begleitet den Baiern in seine Heimat und wird dort wie ein Heiliger verehrt. Nach einiger Zeit begibt er sich nach Schwaben zu seinen Altern» wo er aber in Jahresfrist vom Aussatz befallen wird. Er legt ein graues Kleid an und zielit sich in die Einsamkeit zurück. In einem Walde findet er einen Einsiedler, der ihm sagt, er solle nach Baiern gehen, dort werde sein Freund, der sich unterdessen vermählt habe, ihn aufs beste empfangen; durch das Blut des ebengeborenen Knäbleins desselben könne er von seinem Aussatz befreit werden. Der Schwabe zieht zu seinem Freund und wird von ihm auf das freund- schaftlichste aufgenommen. Eines Tages fragt ihn der junge Graf, ob es kein Mittel gebe, ihn zu heilen; was es auch kosten möge, er wolle es ihm schafien. Da gesteht ihm der Schwabe, was ihm der Einsiedler gesagt, setzt aber hinzu, daß er die Anwendung des Mittels nicht wolle. Doch der Baier veranstaltet, daß er einst mit seinem Knäblein und dem Schwaben allein im Schloß ist. Ohne Wissen des Freundes schneidet er dem Kinde die Kehle ab und ruft den Freund, der vor Schrecken ohnmächtig wird, und bestreicht ihn mit dem Blut, so daß er ganz rein wird. Hierauf besteigen die Freunde ihre Pferde und wollen für immer von dannen ziehen, doch noch einmal muß der Baier seine Altern und seine Frau, die im Wald an einem kühlen Brunnen ein Maifest feiern, sehen. Er reitet dahin und spiegelt ihnen einen Grund für seine plötzliche Reise vor. Während sie so reden, bringt die Amme den Knaben getragen, den Gott auf Fürbitte des h. Jacob wieder lebendig gemacht hat. Der Graf fällt vor Schrecken und Freude in Ohnmacht und erzählt dann den Hergang, den ein rother Streifen um den Hals des Knaben und die Heilung des Freundes bestätigen. Gott und S. Jacob zu Lob und Ehren wird ein Kloster Gnadau erbaut.

Dies der Inhalt des deutschen Gedichtes. Ein französisches Gedicht 'Le dit des trois pommes' aus dem 14. Jahrhundert*) erzählt die Legende folgendermaßen: Ein reicher Mann hatte eine Wallfahrt nach S. Jacob gelobt, wurde aber von Alter und Krankheit überrascht, ehe er sie ausgeführt hatte. Sein noch sehr junger Sohn **) ist be- reit, die Wallfahrt für ihn zu thun. Beim Abschied gibt ihm der

*) Lb dit dos trois pommes, legende en vers du XlV» sifecle, publii^e poup la premi^re toia d'aprhs le manuscrit de \a \)VV)\\o\.\i^c^\\^ Ä.MTO\^«t ^.^.'^t^w5cvtKö..^wtUl837. **) Eb beißt Tenfant, U enfez, Ventatvaou.

DIE LEGENDE VON DEN BEIDEN TREUEN JACOBSBRIJDERN. 449

Vater drei Äpfel und sagt ihm: 'Wenn du unterwegs einen triffst, der auch nach S. Jacob will, so gib ihm, sobald er über Durst klagt, einen Apfel. Isst er ihn allein, so schütze Krankheit vor und verlasse ihn, denn er würde dich doch nicht lieben und dich im Unglück allein lassen. Ebenso mache es mit dem zweiten und dritten Apfel. Theilt einer den ihm gebotenen Apfel mit dir, bei dem bleibe; theilt keiner mit dir, so reise lieber allein. Auch gehe in keine andere Her- berge als in die meinige' *) ! Der Knabe zieht aus und trifft nach ein- ander drei Jacobspilger, von denen er jedoch die beiden ersten bald wieder verlässt, da jeder den dargebotenen Apfel allein gegessen hat. Nur der dritte theilt den Apfel mit ihm. Der Knabe bittet, sein Ge- fahrte sein zu dürfen, und jener verspricht ihn zu beschützen. Einst kommen sie in eine Stadt und kehren in die Herberge des Vaters ein**). Als aber der Gefährte des Knaben sieht, daß der Wirth alt und die Frau jung ist, erklärt er, eingedenk des weisen Salomon, durchaus nicht hier bleiben zu wollen und geht in eine andere Herberge, wäh- rend der Knabe gegen den Willen seines Vaters nicht handeln will und deshalb bleibt. Die Wirthin, welche bemerkt, daß der Knabe viel Geld hat, lässt ihren Buhlen kommen, und der Knabe wird des Nachts ermordet. Am Morgen will ihn sein Gefährte abholen, aber man ant- wortet ihm, er sei schon abgereist. Als er aber erfährt, daß noch nie- mand die Stadt verlassen habe, begibt er sich zum Richter. Die Her- berge wird durchsucht und die Leiche des Knaben in einer Cisterne gefunden. Ein Engel erscheint dem Gefährten und befiehlt ihm in Gottes Namen, dem Knaben Treue zu halten. Da lässt der Gefährte eine Bahre machen und fuhrt den Knaben mit sich. Wenn er speist, lässt er auch dem Knaben sein Theil bereiten und gibt es dann einem Armen. Nachts schläft der Knabe bei ihm***). So kommen sie nach S. Jacob und der Gefährte nimmt den todten Knaben mit in die Kirche, wo der Knabe plötzlich lebendig wird. Sie kehren hierauf heim und der Getährte begleitet den Knaben zu seinem Vater, kehrt aber später in seine Heimat zurück, nachdem der Knabe zwei ganz gleiche goldene Becher hat machen lassen und ihm einen als Erinnerungs- und Wahr-

/

*) Ne prens pas aatre hostel au chemin que le mien. Was meint der Verfasser mit * seiner Herberge'?

**) Tant cerchierent la ville qn'en Thostel arriverent Du pere au valetoui Idans se herbergierent.

***; Auch bei Qengenbach : 'und leit in zh im oa d«iÄ )öe\? \ \i«v^\%\«tÄt % ^ x«A\<^M^ 10 an ein acbön bette*.

GBRMAXIA X, ^^

450 REINHOLD KÖHLER

zeichen*) geschenkt hat. In seiner Ileimath wird der Gefahrte nach einiger Zeit so vom Aussatz befallen, daß seine Frau ihn aus dem Ilaus jagt. Er wandert mit seinem Becher, bis er in die Stadt kömmt, wo sein Freund, der inzwischen geheiratet hat, wohnt, und gerade ein Fest feiert. Als er vor der Thür des Freundes um ein Almosen bittet, bringt man ihm Wein , den er in seinen Becher schüttet. Ein Diener, der den Becher für den seines Herren hält, zeigt dies seinem Herren an , und der erkennt den Aussätzigen und nimmt ihn zärtlich bei sich auf. Eines Nachts verkündet eine Stimme dem Aussätzigen, daß er wieder gesund werden würde, wenn er mit dem Blut der Kinder seines Freundes gewaschen würde. Als dann am folgenden Tag der Freund ihn beschwört, ihm zu sagen, ob es denn irgend ein Heilmittel gebe, gesteht er ihm endlich unter Thränen jene Verkündigung. Der Freund schneidet nun, während seine Frau in der Kirche ist, seinen beiden Kindern die Hälse ab und wäscht seinen Gefährten mit dem Blut, der dadurch sofort rein wird; dann begeben «ich beide in die Kirche und beten dort. Inzwischen hat die Amme die Kinder in ihrer Kammer frisch und gesund gefunden. Als man Mittags den Herrn vermisst, wird ein Dieper in die Kirche geschickt, der eins der Kinder mitnimmt. Er ruft den auf den Knieen liegenden betenden Herrn an, der wendet sich um und erblickt sein Kind. Glücklich kehren die beiden Freunde nach Haus zurück und erzählen das Wunder.

Dies französische Gedicht hat manche eigenthümliche und merk- würdige Züge. So gleich im Beginn die Freundschaftsprobe mit den drei Äpfeln, die ganz gleich in Konrads von Würzbnrg Engelhard V. 336 ff. vorkömmt. Leider ist uns Konrads Quelle, welche eine eigenthümliche Fassung der Amicus- und Ameliusdichtung gewesen sein muß, bis jetzt nicht bekannt. Dieselbe oder eine ähnliche mnß auch dem französischen Dichter vorgelegen haben.

Hervorzuheben ist ferner die Herberge mit dem alten Wirth und derjungen Wirthin, in welcher der Gefährte, eingedenk des weisen Salomon, nicht einkehren will. In dem lateini- schen Gedicht Rudlieb gibt ein König dem Rudlieb unter andern auch folgende Lehre:

Quo videas, juvenem quod habet senior mulierem, Ilospitium tribui tibi non poscas iteranti, deren Richtigkeit Rudlieb später erprobt (Lat. Gedichte, heran sg. von

*) Par ce hannap ici, sachiez \e yta.\emftixV., Ferai vostre plaisir ftt vo commai\demeut.

DIE LEGENDE VON DEN BEIDEN TREUEN JACOBSBRÜDERN. 461

Grimm und Schmeller S. 155, vgl. S. 209 ff.)* Schmelkr vergleicht damit in Haupt's Zeitschrift 1, 408 ff. und 417 ff. eine Erzählung der Gesta Eomanorum (cap. 103) und ein cornisches Märchen , in denen ebenfalls neben andern weisen Lehren auch die vorkömmt, nicht in einem Haus einzukehren, wo der Herr alt, die Frau jung ist. Aus einer derartigen Erzählung von einer Reihe von Lehren und deren allmählicher Erprobung durch die That muß dieser Zug in das fran- zösische Gedicht gekommen sein. Die Lehre wird dem weisen Salomon beigelegt , wie so mancher Spruch , der sich nicht in den biblischen Salomonischen Büchern findet, im Mittelalter ihm zugeschoben wor- den ist *).

Endlich seien noch die beiden gleichen Becher hervor- gehoben. Auch sie sind der Amicus- und Ameliussage entnommen. Nach den meisten Fassungen dieser Dichtung schenkt der Papst, der den Amicus und Amelius getauft hat, den beiden zwei ganz gleiche Becher ; später wird der Aussätzige Amicus durch seinen Becher vom Amelius erkannt. In einer altfranzösischen Prosaerzählung (Mone An- zeiger 5, 164) und in dem altfranzösischen Miracle de Nostre-Dame d'Amis et d'Amille (Monmcrque et Fr. Michel Theätre fran^ais au moyen-äge pag. 249) besitzt Amis zwei gleiche Becher und schenkt einen derselben dem Amile , nachdem dieser fiir ihn gekämpft hat, ganz wie in unserer französischen Legende der Jüngling seinem Ge- fährten beim Scheiden einen solchen Becher schenkt.

So viel über das altfranzösische Gedicht.

Italienisch findet sich die Legende dramatisch behandelt in der Rappresentazwne di uno miracolo di due pellegrini che andarono a S. Jacopo di Galitia^ von welcher Colomb de Batincs (Bibliografia delle antiche rappresentazioni italiane, Firenze 1852, pag. 35) zwei Aus- gaben aus dem 15. und mehrere aus dem 16. Jahrhundert verzeichnet. Ihr Inhalt ist der folgende: Ein Kömer Colella wallfahrtet nach S. Jacob in Galizien und begegnet unterwegs einem andern Jacobs- pilger Costantino aus Genua. Beide schwören, sich nicht zu verlassen. Costantino trinkt unterwegs aus einer Quelle und stirbt plötzlich;

*) In einem catalonischen Märchen (MiU y Fontanals Observaciones sobre la poesia populär pag. 188, vgl. W. Grimm in Haupt's Zeitschrift 11, 214), welches im Ganzen dem Rudlieb und dem cornischen Märchen entspricht, aber gerade die Warnung vor dem alten Mann und der jungen Frau nicht enthält, ist es der weise Salomon, der seinem Diener als Lohn drei Lehren gibt So wird der SpT\xc\i'\Tv '^«Xsä^ XsÄtXsv^ ^\.\%:sg>SSssÄ est magna virtns' dem Salomon beigelegt, vgl. meVae K\x«^«.V^^ ^et'toaÄ\»\ÄÄ'^ ^^^^'iÄ».^vs6^> Ä XLIL

452 REINnOLD KOTTLER

Colella ladet den Todtcii auf seine Schulter und trägt ihn weiter. Zwei Strassen räiiber , deren Angrifl' er abgewehrt hat, vei klagen ihn in der nächsten Stadt beim König als Morder; aber die Grondlosig- keit ihrer Anklage zeigt sich bald , indem sie ihm einzeln gegenüber- gestellt werden und dabei sich widersprechen. Colella wird freigelassen und gelangt mit seinem todten Gefährten nach S. Jacob, und Costan- tino wird in der Kirche wieder lebendig. Als die Freunde auf ihrer Heimreise wieder in jene Stadt kommen, sollen gerade die beiden Räuber gehängt werden , sie bitten aber um Gnade für sie , und die Räuber versprechen sich zu bekehren. Nun reisen die Freunde zu den Ihrigen zurück. Nach einiger Zeit wird Colella, der sich wieder auf die Pilgerschaft begeben hat, aussätzig und sucht seinen Freund Co- stantino auf, der ihn mitleidig aufnimmt und einen Arzt um Rath fragt , welcher erklärt , daß der Aussätzige nur durch unschuldiges Blut (sangue vergine) geheilt werden könne. Darauf todtet Costantino in Abwesenheit seiner Frau seine Sohnchen und wäscht den Colella mit ihrem Blut. Als nun Costantino's Frau nach Hause kommt und in die Kammer geht, um ihre Kinder zu wecken, findet sie dieselben zur freudigen Überraschung des Vaters frisch und gesund mit zwei goldenen Äpfeln in den Händen *). Ein Engel beschließt das Stück **). Die Legende ist femer in einem italienischen Gedicht in Ottaven behandelt, welches mit zu den italienischen Volksbücheni gehört. Aus welcher Zeit das Gedicht stammt, weiß ich nicht. Mir liegt es durch die Güte Professor E. Teza's in Bologna in einer Ausgabe vor, die folgenden Titel hat: Esempio di due compagni che andomo a San Gia- como di Galtzia. Bologna 1816. Alla Colomba. 8. In einem interessanten Aufsatz über italienische Volksdichtung in Büsching's Wöchentlichen Nachrichten (1816), Band 2, S. 308, werden zwei andere ältere Aus- gaben aufgeführt , nämlich : Esempio di due compagni che andarono a S. Giacomo di Galizia^ operetta bellissima del S. Francesco Minozzi^ Cieco. Treviso, Paluello, 1790. 8., und Esempio di due compagni Co- stantino et Buona Fede che andarono a S, Giacomo di Galizia, Dove d sentirä motte disgrazie che gli successerOy e mai si abbandonarono. In Fu-

*) Einen goldenen Apfel haben die wiederbelebten Kinder auch im altfranzösischen

Epos Amis et Amiles (herausg, v. Conrad Hofmann, Erlangen 1862) V. 3191, und spielen

damit. Merkwürdig, daß der blutrothe Streifen um den Hals der wiederbelebten Kinder,

der in den meisten Formen der Sage von Amicus und Amelius vorkömmt, in unserer Le*

gende sich nur in dem deutschen Gedicht &ude\..

**) Tob verdanke die Inhaltsangabe de» \U\\eiim\iea \i\Kn«Ä !^«« ^^^las&^^gMs^. ^^ Professors Aleasandro D'Ancona in Pisa.

DIE LEGENDE VON DEN BEIDEN TREUEN JACOßSßßÜDERN. 453

ligno* Presso Feliciano CampitellL o. J. 8. A. D'Ancona kennt, wie er mir mitgetlieilt hat, eine Ausgabe vom J. 1805 (Venezia, Cordella), auf welcher auch Fr. Minozzi , cieco, als Verfasser genannt ist. Jeden- falls muß es aber von diesem Gedicht schon Ausgaben vor 1680 ge- geben haben, denn Francesco Cionacci führt in der Einleitung zu seiner im Jahre 1680 zu Florenz erschienenen Ausgabe der Rime sacre des Lorenzo de' Medici als Gedicht, welches denselben Stoff wie die Rap- presentazione de* due Pellegrini di S. Jacopo di Galizia episch behandelt, Esempio di due compagni che andavano a S. Jacopo di Galizia leider ohne genauere bibliographische Angabe an*).

Der Inhalt des in den Hauptsachen mit dem Drama überein- stimmenden Gedichts ist der folgende : Bonafede, ein römischer Bürger, trifft in Genua den Costantino aus Genua, der ebenfalls nach S. Jacob pilgern will; beide beschließen, die Fahrt zusammen zu machen und sich nicht zu verlassen. In Folge eines Trunkes aus einer kalten Quelle stirbt Costantino unterwegs plötzlich. Bonafede legt die Leiche auf seine Schulter und zieht weiter**). Eines Tages wollen ihn zwei Strassenräuber überfallen, als gerade ein Hauptmann mit Wächtern naht. Da verklagen die Strassenräuber den Bonafede als Mörder* Der Podesta der nächsten Stadt aber erkennt aus den Widersprüchen der einzeln vernommenen die Grundlosigkeit der Anklage und lässt den Bonafede frei, der nun weiter zieht. Als er einmal ermüdet im Schatten ausruht, erscheint ihm ein Ritter auf weißem Boss, der ihn ermuthigt. Es war der Apostel S. Jacob. Bald darauf erreicht Bonafede glücklich Compostella und begibt sich mit seinem Todten in die Kirche. WähreÄd er für sich und seinen todten Freund betet, erhebt sich dieser plötzlich und ist wieder lebendig. Als sie nachher auf der Rückreise wieder in jene Stadt kommen, sollen die Strassenräuber, die den Bonafede ver- klagt hatten, gerade gehängt werden ; die Freunde Erzählen dem Riibter das Wunder und bitten um Gnade für die Verbrecher. In Genua trennen sich dann die Freunde. Bonafede geht zunächst nach Rom, verlässt aber dort bald wieder seine Frau und zieht aus, um alle hei- ligen Stätten zu besuchen. Während er nun herumpilgert, wird er plötzlich vom Aussatz befallen und begibt sich desshalb nach Genua zu seinem Freunde, der ihn zärtlich aufnimmt und in sein eigenes Bett trägt.

*) Die Cionaccische Ausgabe der Eime sacre des Lorenzo liegt mir in dem Wieder- abdruck : Bergmno 1760, vor. Daselbst steht die betreffende Stelle pag. VIII.

**^ Die Bologneser Ausgabe hat auf dem Titel emft\iTo\v^\\1[\<SWÄ0wcC\\X.^ ^^xÄ^sT^'^'a^^ dargteJIend, der einen Leichnam über die SchulteT ge\e^\. \.r8^.

454 UMdSHOLD KßjHLUL

Fece Teoir piü medui ecceleoti,

E diinaodaodo r|uel che poossi fare,

Gli disser: Ci tqoI sangoe immamtinenti.

Per altro modo non si paol sanare.

CosUotin diMe: O Dio, se ti conteoti^

In tatti i modi lo liberare!

K poi con sucbi gli lece un bagno,

E lavandolo fu guarito il suo compagno.

Esempio piglia eiascoD, che ni' ascoltato, A non 81 scordare mai dei benefizj. Morto in viaggio 1' avea portato, Bfa lui, cbc grate in di tai servizj; (Jon medicamcnti 1' a liberato Deila lepra e da suoi gran supplizj, K voi, Signori, tenete la memoria. Che d' esser grati v' insegna V istoria.

Mit dieMen beiden Strophen schlieüt das Gedicht, in dem also da« Had im Kinderblut durch ein nicht klar bezeichnetes Bad (sangue, suchi, medicamenti) ersetzt ist, eine arge Entstellung der alten Dichtong.

Wie sich zu diesem Gedicht das von Molini (Operette bibliogra- fichc 8. 175) angeführte, ebenfalls in Ottaven verfasste Gedicht: H//- Btoria bellisiima di müaer Coötatino , da Siena e de misser Georgia da Genoua liquali se acopagnaroru) . m viaggio p. andare al baron misser tan Jacorno : et delle gradissime . fortune die loro Iiebeno de le qle . furono liberati per divin rniraculo e del barone misser san Jacorno : come legendo itUenderilu (am Ende: Nel anno 1522. LH oitobrio. 4.) verhält, kann ich leider nicht sagen. In den Florentiner Bibliotheken findet es sich, wie mir D' Ancona mitthcilt, nicht.

Endlich habe ich noch zu erwähnen, daß Giuseppe Tigri (Canti popolari toscuni, 2''" cdizione, Firenze 1860, pag. LVII) unter andern in gewissen Orten Toscana's fast alljährlich aufgeführten Volksschau- spielen, die man Qiostre, auch Maggi nennt, aufzählt: Costantino e liuoiiafedef ossia il Irionfo delC amicizia, also unsere Legende, und zwar nicht mit den Namen der alten liappresentazione , sondern mit denen des Gedichts des Minozzi. Vielleicht erfahren wir durch italienische Forscher mit der Zeit Näheres über dieses toscanische Schauspiel, sowie über das Gedicht von 1522.

Dies sind die mir bekannt geNvotÖL^ü^n dÄ\3iV%Q!a^\i^ ^v^nzösischen twd Jtuiienisohen JÖearbeitungen d^r l^g^^nÖL^ NWi öäu \i^\^M ^är^v

DIE LEGENDE VON DEN BEIDEN TKEUEN JACOBSBBÜDERN. 455

pilgern und ihrer wechselseitigen aufopfernden Freundschaft. Wenn aber der Herausgeber des Dil des trois Pommes im Vorwort sagt: Le Dit des 'trois Pommes est une des formes dotmSes au ricit d^un miracle de Sm Jacques de Compostelle^ fameux au moyen-ägei il a fourni^ entre autresy le sujet d*un Mysthre frangois du AIV siicle^ ainsi que d'un drame Italien du XV% ety si je ne me trompe, celui d^un tableau de P. Anioine de Foligno, so bedauere ich, daß er die *an dem Formen nicht näher angegeben hat. Was das franzosische Mysterium betrifft, so% scheint er das in Monmerqu^'s und Fr. Michel's Thiätre frangois au nioyen-äge herausgegebene Mysterium von Amis und Amille zu meinen, was freilich nur insofern hierher gehört, als die Amicus- und Ameliusdichtung unserer Legende, die vielleicht aus ihr entstanden ist, sehr ähnlich ist. Auch Fr. MicheJ a. a. O. pag. 218 zählt ohne wei- teres das fi'anzösische Gedicht von den drei Äpfeln unter den Be- arbeitungen der Amicus- und Ameliusdichtung auf. Das Bild des P. Antonius von Foligno scheint nach Fr. Michers Mittheilungen a. a. O. unsere Legende nicht darzustellen.

WEIMAR, April 1865. REINHOLD KÖHLER.

HEIMAT UND DICHTER DES HELMBRECHT.

Die Untersuchungen über die Heimat des Helmbrecht, die in neuerer Zeit mehrfach angestellt worden sind, haben bisher zu einem einheitlichen Resultat nicht gefuhrt. Ob zwischen Hohenstein und Haldenberg oder zwischen Wels und dem Traunberg Helmbrecht sein prächtiges Gewand getragen habe; ob zu Wanghausen oder zu Leuben- bach die vortrefi'liche Quelle gewesen sei; oder mit andern Worten, ob die in den Versen 192 und 897 des Gedichtes enthaltenen Orts- angaben der Ambraser oder der Berliner Handschrift den Vorzug ver- dienen, — darüber sind die Meinungen getheilt geblieben und werden es vielleicht bleiben, so sehr auch die neueste Erörterung dieser Frage prätendiert, dieselbe endgültig entschieden zu haben.

Das Ergebniss dieser letzten von Keinz *), in weiterer Ausführung mehrerer schon von Muffat **) beigebrachter Argumente , angestellten Untersuchung ist in Kürze folgendes: daß der urkundlich nachgewie- sene Helmbrechtshof (dessen Name heute verloren ist) nahe bei der Stadt Burghausen im Regierungsbezirk Oberbaiern das Eigenthum des

*) Meier llelmbrecbt und seine Heimat, ^üueYieii \%^o. **) Morgenblatt zur Bayerischen Zeitung vom ft. 0<i\.. \Ä^,

456 ^^^^^ SCHHÖDEB

Meier Helmbrecht gewesen sei, und daß einer der Mönche des be- nachbarten Augustinerklosters Ranshofen, und zwar ein P. Gärtner, den Helmbrecht gedichtet habe. In der That sind das Dorf Wang- hausen und zwei Berge Namens Hohenstein und Adenberg in der Nähe des ehemaligen Helmbrechtshofes nachgewiesen.

Das scheint auf den ersten Blick schlagend, und doch lassen sich gegen diese Ergebnisse nicht geringe Bedenken erheben, und zwar zunächst formelle. Wenn es schon bedenklich ist, daß das H in dem Namen Aldenberg, Ajdenberg (so mundartlich für das amtliche Adenberg) sollte verloren gegangen sein, so bleibt namentlich, sobald Hohenstein und Haldenberg nicht Dorf- sondern Bergnamen sind, der Vers „zwischen Hohenstein und Haldenberc" etwas verdächtig. Un- zweifelhaft richtiger wäre „zwischen dem Höhensteine und dem Hal- denberge".

Von größerem Gewichte noch sind die inneren Gründe, welche gegen Keinz sprechen.

Bei der ganzen Beweisführung ist von jeher ein Hauptgewicht gelegt worden auf V. 7 und 8:

ich wil iu sagen, waz mir geschach, daz ich mit minen ougen sach. Gewiss mit Unrecht. So wenig wir in Neidharts Gedichten alles fiir baare Wahrheit zu nehmen haben, so wenig wir die gebräuchlichen Versicherungen der Romanciers in Bezug auf „diese höchst wahrhafte Geschichte" buchstäblich genau nehmen dürfen: so wenig sind wir berechtigt, in den Worten des alten Dichters etwas anderes zu erblicken als eine Redensart, dazu dienend, seiner Erzählung den Hörern gegen- über ein gewisses persönliches Interesse und den Schein größerer Glaubwürdigkeit zu verleihen. Wir werden nicht wohlthun, in Helm- brecht eine wirkliche historische Person zu suchen, anstatt in ihm naturgemäß lediglich einen fingierten Repräsentanten der ganzen ver- derbten Jugend zu sehen. Halten wir uns ängstlich an die Versicherung des Dichters, mit andern Worten, erniedrigen wir ihn zum bloßen Referenten einer historischen Thatsache, so haben wir auch an die factische Existenz der berühmten Haube zu glauben ; so wäre schließ- lich nicht etwa der Dichter so wissenschaftlich gebildet, daß er vom Trojanerkriege, von Karl dem Großen, von der Rabenschlacht Kunde bat, wie Keinz will (S. 71), sondern vielmehr der respective Verfer- ti^er der Haube^ also etwa die Nonne. Davon ganz abgesehen, daß sich das Lob wissenschaftlicher B\\d.uwg NsfoW \i\dtw\. Owsv^^^j^SJftfc iax^xk^ ableiten lässt, daß ein Dichter des V^. S^VtVwxyA^^v^ \xivv ^^\i.\\i.^^^

HEIMAT UND DICHTER DES HELMBRECHT. 457

Munde lebenden Namen der verschiedenen Sagenkreise vertraut ist. Daß überhaupt der Dichter ein Mönch gewesen sei, dafür sprechen weder die genaue Kenntniss des höfischen Lebens, noch die Bekannt- schaft mit der profanen Litteratur, noch endlich die mehrfachen schlüpfrigen Stellen des Gedichtes. Ein Mönch, der im Auftrage seines Klosters das Gebiet desselben durchwandert, um die Bauern in der Obstbaumzucht und Küchengärtnerei zu unterrichten (Keinz S. 14), wird schwerlich Grund haben, über schlechte Aufnahme zu klagen (v. 849 f.). Für einen Mönch endlich wäre die Äußerung, daß Helm- brecht ihn bei den Weibern würde ausgestochen haben (v. 209 f.), herzlich unpassend.

Keinz hält es für einen Vorzug seiner Deutung, daß alle ange- gebenen Orte sich auf dem Räume einer Geviertmeile vereinigt finden (S. 18). Richtiger gedacht ist das ein Nachtheil. Denn je enger die Begrenzung, je kleiner der Raum zwischen den verschiedenen Orten ist, desto nichtssagender ist das Lob der Kleidung und des Brunnens. In beiden Fällen mußte vielmehr der Dichter seinen Kreis möglichst weit ziehen , wollte er die Vortrefflichkeit der von ihm gepriesenen Gegenstände recht hervorheben.

Daß der ehemalige Helmbrechtshof seinen Namen von einem Besitzer Helmbrecht hatte, ist zweifellos. Aber selbst wenn wir an- nehmen wollten, daß wir es mit historischen Persönlichkeiten zu thun haben eine Annahme, die nicht gerechtfertigt und kaum räthlich erscheint, so ist unmöglich zu erweisen, daß gerade unser in Rede stehender Meier Helmbrecht der Eigenthümer dieses Helmbrechtshofes gewesen sei, sobald einmal der Beweis geführt ist,* den Keinz (S. 70) selbst führt, daß der Name Helmbrecht ziemlich verbreitet war, sogar nicht bloß unter dem Bauernstande, wie aus der angeführten Bezeich- nung „daz Helmperhtis schergampt'* hervorzugehen scheint.

Von den sonst beigebrachten Argumenten brauchen wir kaum zu reden. Daß sich in der Mundart der von Keinz bezeichneten Ge- gend viele der im Helmbrecht vorkommenden Wörter erhalten haben (S. 16j, kann nicht im Geringsten verwundern, da die Ortschaften zum Gebiet der bairisch-österreichischen Mundart gehörten, und könnte nur in Betracht kommen, wenn nachgewiesen würde, daß dieselben nirgend anderswo vorkommen. Daß sich nahe dem Helmbrechtshofe eine hienVäe^ also ein mit Kienholz bewachsener Bergabhang, und daran ein schmaler Steig findet, ist ganz unwesentlich, denn wo in Gebirgsgegenden findet sich eine solche Localität nicht? Und mei \\dVji^\yWÄ ^\\A ^«^^Nse^^^ Zeit neu angelegt? Daß in dortiger GegeixÖL mOo. $)ät ^ ^^^^^'^^^^'^

458 C^^^ SCH&ÖDKK

eines Pfarrers bei Hochzeiten die Brautleute sich auf den Fuß zu treten suchen, um zu erkennen, wer von ihnen das Regiment im Hause führen wird (S. 77), beweist gar nichts. Das „üf den fuoz er ir trat" (v. 1534) wird gewiss besser als symbolische Handlung, als Zeichen der Besitz- ergreifung und angetretener Herrschaft des Mannes *) denn als ein roher Unfug aufgefasst. Außerdem fand ja auch Gotelindens Hochzeit nicht in derselben Gegend statt. Was endlich den „weißen Schacher'* betrifft , die Kapelle nahe beim weiland Helmbrechtshofe , die nach Keinz (S. 16) an der Stelle, wo Helmbrecht gehängt wurde, von den Verwandten erbaut sein könnte, so geben wir ihm zu bedenken, daß einmal der Vater, der den lahmen und blinden Sohn so höhnend von sich forttrieb , schwerlich dem Andenken desselben eine Kapelle ge- widmet haben dürfte, und sodann daß der blinde Helmbrecht ein Jahr lang umherstrich und auf dem Schauplatz seiner früheren Räubereien gehängt wurde.

Alle diese Erwägungen lassen die Keinz'schen Annahmen aufs Äußerste zweifelhaft erscheinen. Vielmehr möchte eher der Sachverhalt der sein, daß ein Abschreiber, der von der Existenz eines Helmbrechts- hofes Kenntniss hatte, diesen für den Schauplatz der Erzählung hielt und nun die ursprünglichen Namen in andere aus der näheren Um- gebung desselben, die er ungenau gab, verwandelte. Den Keinz'schen Ausfuhrungen gegenüber bleibt die von Pfeiffer (Forschung und Kritik S. 1 19) begründete Annahme, daß die Namen der Berliner Hand- schrift den Vorzug verdienen und daß also das Traungau der Schau- platz der Erzählung sei, noch immer zu Recht bestehen.

Sei nun aber auch dieser Schauplatz wo er wolle, die Frage nach ihm tritt an Bedeutung weit zurück gegen die andere nach der Person des Dichters, der ihn nach Belieben hierhin oder dorthin verlegte. Über diesen fehlen uns alle sicheren Nachrichten; wir sind in Bezug auf ihn lediglich auf Vermuthungen angewiesen, die allerdings nicht undeutlich auf eine bestimmte und bereits bekannte Persönlichkeit hin- weisen.

Der Inhalt des Helmbrecht ist augenscheinlich der höfischen Dor^oesie, oder, wie es allerdings richtiger hieße, der dörfischen Hofpoesie nahe verwandt. Wie diese allein in der Wahl ihrer Stoffe sich von Herkommen und einengenden höfischen Regeln emancipierte, um sich auf den solideren Boden des Volkslebens und der Volkspoesie

*; W. Wackernagel in Haupt Zeila^\MC. 2., VoQ. ^i\mm, ^^^\i\.^^\.^AVxv.m^^ \^a..

HEIMAT UND mCHTER DES HELMBRECHT« 459

ZU stellen, so ist der Dichter des Helmbrecht unter den Epikern der Einzige, der den breitspurigen Abenteuern der Hekien von <l<er Tafel- runde die viel dramatischeren Begebenheiten in den Kreisen des eigenen Volkes vorzog; er sucht seinen Stoß* eben da, wo die dörfische Hof- poesie sich vom höfischen Formzwange erholte: in den Gehöften der Bauern; gegen denselben Übermuth, dieselbe Prunksucht, dasselbe Streben seines Standes sich zu überheben, gegen die gduze Corruption des jüngeren Geschlechtes, über der Neidhart die Geißel seines Spottes schwingt, richtet uuch er die sdiarfen Walien seiiier Kritik, wenngleich weniger im Tone leichter Verspottung, als vielmehr ernsten männlichen Unwillens; wie Neidhart, so verweilt auch unser Dichter gern bei der Schilderung der Kleider, und den Neidhart eigenthümlichen Ton souveräner Verachtung des Hofmannes, gemischt mit dem leisen N-eide des habelosen Fahrenden, finden wir auch bei ihm ; und wie Helmbrecht den jungen Bauern in Neidharts Gedichten aufs Haar gleich sieht, so finden wir in Gotelinden ganz dieselbe leichtfertige Similichkeit, die von jedem Anschein höfischen Wesens geblendet und verfährt wird, wie bei den Bauerdirnen, bei denen sich Neidhart für die Prüderie der höfischen Damen schadlos hielt. Ja noch mehr : die enthusiastische Erinnerung an Neidhart in den Versen 217 ff. scheint fast auf ein persönliches Verhältniss beider Dichter hinzudeuten. Jedenfalls darf eine genauere Kenntniss von Neidharts Dichtungen bei unserm Dichter angenommen werden. Ich wenigstens kann mich der Empfindung nicht erwehren, daß die Schilderung von Helmbrechts Haube und von dem langen Haare, welches sie bedeckte, so wie von ihrer schließlichen Zerstörung, in einem gewissen Verhältniss steht zu folgenden Versen Neidharts:

Der treit eine hüben, die ist innerthalp gesnüeret

und sint uzen vogelin mit siden üf genät.

da hat manic hendel sine vinger zuo gerüeret

e si si gezierten; daz mich niemen liegen lät.

er muoz dulden minen vluoch

der ir ie gedähte,

der die siden und daz tuoch

her von Walhen brahte.

Habt ir niht geschouwet sine gewunden locke lange

die da hangent verre vür daz kinne hin ze tal?

in der hüben ligent si des nahte» mk ^^V^^oi^

und sint in der mäze sam die ki&meÄÖÄW nä»

460 ^^^^L SCHRÖDER

von den snücren ist ez reit

innerthalp der hüben,

volleclichc bände breit,

so ez beginnet strüben.

Er wil ebenhiiizen sich ze werdem ingesinde

daz bi hoveliuten ist gewahsen onde gezogen.

begrifents in, si zerrent im die hüben also swinde,

c er waenet so sint im diu vogelin enpflogen. (Neidhart S. 86.)

Dieser inhaltlichen Verwandtschaft entsprechend werden wir un- sern Dichter auch räumlich in der Nähe der dorfischen Hofpoeten suchen dürfen, also am besten da, wo jene die hochherzigste, gast- lichste Aufnahme und stäte lebendige Anregung gefunden hatten: am Hofe Friedrichs H. des Streitbaren zu Wien. Und in der That be- gegnet uns hier eine Persönlichkeit, die unserm Suchen so zahlreiche Anhaltspunkte bietet, daß wir kaum noch von Vermuthungen, sondern von Wahrscheinlichkeit reden dürfen. Und diese Persönlichkeit ist der am Hofe des letzten Babenbergers viel genannte Bruder Wemher.

Die äußerliche Gleichheit des Namens kann bei dem häufigen Vorkommen desselben nicht als einzig stringentes Beweismittel ange- führt werden, obgleich sie natürlich eine starke Stütze für unsere Ver- muthungen abgibt. Auch die Zeitbestimmungen sprechen für uns. Das Gedicht von Helmbrecht wurde verfasst nach Neidharts Tode und noch zu Lebzeiten Kaiser Friedrichs H. (v. 217. 4)1), also etwa zwi- schen 1234 und 1250, und Bruder Wemher, der schon um 1217 nach- zuweisen ist (MSH. IV, 516) , klagt noch 20 Jahre nach des letzten Babenbergers Tode um diesen edlen Fürsten*). So war er also am Hofe zu Wien ein Genosse des Kreises , in dem Neidhart eine so hervorragende KoUe spielte, und muß naturgemäß in vieüaltiger per- sönlicher Berührung mit diesem gestanden haben. Sehen wir uns denn also die Persönlichkeit des Bruders Wernher etwas genauer an.

Wernher ist nicht, wie sein Beiname andeuten könnte, ein Geist- licher. Er selbst nennt sich einen Laien (MSH. H, 23P) und seine Herkunft aus einem edlen Gcschlechte deutet sein Wappen in der Manessischen Handschrift an (MSH. IV, 514). Vielmehr heißt er wohl

*) ich hän geklsget und klage ez au wol zweinzic jär ie baz uut baz

unt muoz ouch au min ende klagen den vürsten Vriderich. MSH. III, 12''. Die so beginnende Strophe ist in Östertoidv ^G^ic\\\.«iV, \n\ä dar Schluß beweist: vil werdev kiinic üz Bchoimlant, VAlu öiOti ^fe?,ftxv ^\«a^fe\v ^Oösvxw, so hilf den biderben ül ÖatermU^ uu\. W\i^ ^"^ m^ > ^^^ ^^^ ^^ xs^-^^>^^.

HEIMAT UND DICHTER DES HELMBRECHT. 461

nur so als Wallbruder, der durch das Kreuz zu der großen Brüder- schaft der Wallfahrer gehörte, eben nur als Pilger, nicht als Krieger. So stellt ihn auch das Gemälde der Manessischen Handschrift dar: ein Pilger, mit seinem Reisebündel auf dem Rücken, auf seinen Stab gestützt u. s. w. (MSH. IV, 516). Unser Dichter war ein fahrender Sänger, ein gartencere*); er berichtet von sich selbst: sint daz ich gedenke, vil der järe hän ich der lande vil durch vam; (MSH. H, 235'.) er war am Rhein, in Nürnberg, im. gelobten Lande und spricht von einer Fahrt nach Schwaben, die er vorhat (MSH. IH, 17**; H, 234**; 235', 230'). Femer singt er das liob eines Herrn von Orte, sowie der Grafen von Osterberg, von Hinnenberg und von Hunesburg (MSH. n, 233%- m, 19', 15^ 14**), was wohl darauf hinweist, daß er auf seinen Fahrten ihre Burgen besuchte und dort Aufnahme fand. Seine Heimat ist mit Sicherheit nicht nachzuweisen, doch dürfte am sichersten daraus, daß ihn selbst die schweren Wirren, unter denen nach Fried- richs des Streitbaren Tode und während des Interregnums Österreich erseufzte, nicht von dort vertrieben haben**), der Schluß zu ziehen sein, daß er ebendaselbst zu Hause war. Bei allen seinen Fahrten ist unser Dichter arm geblieben. Er klagt sein Unglück, daß von dem milden König Konrad ihm keine Gabe geworden ist (MSH. H, 233**) am Rheine hat er seine Noth geklagt und um Abhülfe derselben ge- worben, aber schmale Gabe hat man ihm gegeben (MSH. HI, 17*"); er muß des Gutes gar entbehren und der Mangel hält die Wache vor seinem Hause (MSH. HI, 18', 19'). Ebenso ist es mit dem Dichter des Helmbrecht: wie viel er auch im Lande umherfährt, doch findet er nirgend eine Stätte, wo er so aufgenommen wäre, wie es Helmbrecht ge- schah (v. 847 50), und der leise durchklingende Neid bei der Schilderung von Helmbrechts Kleidern, bei der Aufzählung der Speisen, die dem Burschen vorgesetzt wurden, weisen auf gedrückte Verhältnisse hin. Der Dichter des Helmbrecht ist ein ernster Mann voll sittlicher Strenge. Er redet zu uns durch den Mund des alten Helmbrecht; die weisen Lehren desselben, daß die Überhebung über den eigenen Stand und das Ringen wider die von Gott gesetzte Ordnung vom Übel sind, daß der Bauer sich nicht zum Gesellen der Hofleute schickt, daß aber auch der Reiche und Vornehme nichts gilt, so er der Tugend entbehrt, daß vielmehr diese der einzige Werthmesser des Menschen sein muß,

*) Scbmeller, bair. Wh. 2, 68. Pfeiffer, röt%c\i\m^ \m\ ^xWS«. V^. **) Ä oben die Anna, S. 480»

4G2 CARL SCHRÖDER

alle diese kernigen Auslassungen sind die Anschauungen des Dich- ters selbst, seine eigenen Empfindungen, die ihn in Helmbrecfats schreck- lichem Schicksale nur das Walten gerechter Vergeltung erblicken lassen. Und alles das ist auch genau die Anschauung des Bruder Wemher, in eben derselben kernigen, schlichten, prunklosen, aber desto eindring- licheren Sprache vorgetragen. In den ernstesten Tönen klagt er über den Verfall der Zucht, und immer besonders unter der Jagend;

äne twanc lät man die jungen wesen (MSH. III, 12^) singt er, und

nfi. hat ez sich verkeret so daz man die jungen tugende niht enlert; (ebd.) ferner:

h6t swach geburt gröz übermuot, da kieset tören bi (MSH. II, 228^), Worte, die man als Motto vor den Helmbrecht setzen könnte, so sehr entsprechen sie den darin enthaltenen Lehren, dem überall hervor- tretenden Streben nach kurzem sententiösem und gnomischem Ausdruck der Gedanken. Wer wurde nicht glauben, denselben Mann zu. hören, wenn er vernimmt:

ein armer der ist wolgebom, der rehte vuore in tugenden hat, so ist er ungeslahte gar, swie rtche er si, der schänden bi gestat

(MSH. II, 232') und wiederum:

mir geviele et michel baz

ein man der rehte taste

unt dar an blibe staste.

waer des geburt ein wenig laz,

der behagte doch der werlte baz

dan von küniges frnht ein man

der tugent noch ere nie gewan.

man hat des s wachen mannes kint

für den edelen höchgeborn

der für ere schände hat erkom (v. 487 ff.). Wer meinte nicht die Ermahnungen des biedern Alten an seinen Sohn zu hören in folgenden Versen: ez waenet maniger, daz er si daz er nie wart noch niemer wirt, unt lebt doch in dem wäne also vil gar nach gouches siten.

em wil sich niender viiegen \i\n, dar er wol hörte und iedocYi von a\\«ai tä^iXä^ ^»x^\

HEIMAT UND DICHTER DES HELMBRECHT. 46J

er wir sich zücken vür, daz beize ich tören sin»

kumt er ze hove, da seit er siniu lügelichen maere. (MSH. 232'.) Und wie sehr klingt es in fast wörtlicher Übereinstimmung wie ein Ausspruch desselben Dichters, wenn Gotelinde klagt:

diu girheit ze helle in daz abgründe

vellet von der sünde (v» 1596 ff.) und wenn Bruder Wernher singt: daz sie (die boesen) zer helle müezen varen durch ir giriclichen muot.

(MSH. III, 15^). Kein Gleichniss ist ferner unserm Dichter so geläufig, wie das vom Blinden , welches er zu zweien Malen genau ausführt (MSH. H, 229*, 231*) und mit derselben Meisterhand zeichnet, mit der die Fahrten des blinden Helmbrecht uns dargestellt sind.

Doch genug der Anführungen, die hinreichend darthun, wie es ganz derselbe Geist ist, der aus dem Helmbrecht wie aus den Ge- dichten des Bruder Wernher zu uns redet. Eine so wundersame Über- einstimmung mag auf dem breiten ausgetretenen Wege des Minnesanges und regelrechten schulmäßigen Frauendienstes nicht erstaunen, aber daß wir auf dem schmalen dornigen Pfade ernster, lehrhafter, strafen- der und scheltender Poesie, der nur von Wenigen betreten wurde, zwei Dichtern von solcher Harmonie des Gedankens und Ausdruckes begegnen sollten, die noch dazu denselben Namen führen, das er- scheint unglaublich.

Endlich noch zwei weitere Erwägungen, die eben so viel Stützen für unsere Vermuthungen sind.

Zum Ersten sind wir durchaus berechtigt, wenn nicht gezwungen, noch nach andern Werken unseres Dichters zu suchen, als die uns unter seinem I^amen überliefert sind; deren sind sehr wenige, und doch spricht Wernher ausdrücklich von der großen Menge seiner Dich- tungen, die uns bei seiner langen dichterischen Thätigkeit (1217 66) nicht überraschen kann. Er sagt nämlich: ich hau s6 vil gesungen ie, daz maneger geswüere wol ich hfete gar gesungen üz; ich hän noch ganze ^inkel vol der kunst, diu reht an singen zimt, als ich si bringe vür, (MSH. II, 229**) eine Stelle, die noch eine ganz besondere Bedeutung gewinnt, wenn wir sie im Zusammenhange mit einer anderen betrachten. Wo nämlich der Dichter von seinen vielen Fahrten gesprochen hat, fährt er fort: so kenne ich euch der dorfe deste m^v^^

ich kan oucb deste baz gesagen ^

WH mit der man verliuset wirde \md. fete. ^^^'ö..^5^^*i^^^

464 K. A. BARACK

Niich dieser Stelle bleibt kaum ein Zweifel mehr. Wozu an diesem Orte eine so ausdrückliche Erwähnung der Kenntniss der Dörfer und also auch der ländlichen Bevölkerung, wozu im Zusammenhange damit der Hinweis auf Sittenschilderungen und die nachdrückliche Versi- cherung, daß diese Kenntniss ihn zu derartigen Schilderungen befähige, wenn nicht eine Anspielung auf ganz concrete Arbeiten des Dichters, die also ihre Sto£Pe aus dem Leben der Dörfer entnommen haben müßen, beabsichtigt war, vielleicht eine Vertheidigung derselben gegen erfolgte Angriffe, eine Zurückweisung etwaigen Tadels ? Eine solche Beziehung liegt klar vor; es wäre sinnlos, eine Kenntniss der Dörfer besonders zu betonen, wenn es sich um höfische Schilderungen handelte. Ja selbst wenn wir nun nach allen vorausgegangenen Erwägungen in unserer Stelle eine directe Beziehung auf den Helmbrecht finden, so ist das so wenig gezwungen, daß sich kaum gegründete Einwendungen werden machen lassen.

Fassen wir nun zum Schluß das bisher Gesagte kurz zusammen, so ist zunächst der Gewinn zwar unbedeutend, indem ein unumstöß- licher urkundlicher Beweis nicht hat geführt werden können. Allein, wie schon von anderer Seite bei ganz ähnlicher Gelegenheit mit Erfolg behauptet worden ist, ist in Fragen wie die vorliegende auch ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit ein Gewinn, und die zahlreichen Anhalts- punkte, die wir für die Identität des Bruder Wemher mit Wemher dem Gärtner beigebracht haben, dürften selbst für eine nicht geringe

Wahrscheinlichkeit vollauf genügen.

BAGNÄRES DE BIGORRE, im August 1865. CARL SCHRÖDER.

DEUTSCHE PREDIGTEN DES XII. JAHRHUN-

DERTS.

VON

K. A. BARACK.

Im Anschluß an die Abdrücke deutscher Predigten des Xu. bis XIV. Jahrhunderts von Hoffmann, Leyser, Karl Roth, Franz Pfeiffer, Mone, Grieshaber u. a. folgen hier einige Predigten, welche die Donau- eschinger Handschrift Nr. 290 (s. die Hss. der fürstlich Fürstenber- gischen Hofbibliothek zu Donaueschingen von Dr. K. A. Barack, 1865, Ä 233) enthält. Leider umfasst diese, ein Bruchstück von sechs auf- einander folgenden Blättern in 4^. xmx ölx^\ >id^^\ÄXÄL\^^^ ^^^SL^^Vlwtt einer voransgebenden und den gröiiem "IW^ wäx «ksawji ^^^^ssäjbö.

DEUTSCHE PREDIGTEN DES XII. JAHRHülirDERTS. 465

Predigt. Für die Sprachwissenschaft dürften sie das gleiche Interesse beanspruchen, wie die bereits veröffentlichten, um so mehr, da sie in Bezug auf das Alter den meisten derselben vorangehen. Der Abdruck geschieht genau nach der Handschrift , wenige Fälle , die besonders bemerkt wurden, und soweit der Druckapparat die Accentuierung der Handschrift gestattete, ausgenommen.

P vergebe . ob er mit ihte vnfer deheinen geleidiget habe. Vnfer herre göt der dvrh fvndere her in erde gerrv*chte ze kömen . der vergebe im allez daz . daz er ie getäte wider fine hvlde . vnde gerrüeche line feie ze ledigene vz ir noten vnde vz ir wizen . vnde gerrüeche fie ze beftatene ze den ewigen gnaden.

Dominica . In Aduentv domini. Sdenies. quia liora est iam nos de fomno furgere, Iz ift alz an daz zit. mine karissimi. daz wir vnf gerrehten vnde bereiten fvln gegen der faeren vnde der heiligen kümfte vnferf herren des heiligen criftes. Von diu ratet vnde mänet vnf. fanctus paulus; vnde fprichet diliv wort . die wir fprachen . Scientef. quia liora est . Er fprach . Ir fvlt wizzen mine karissimi; vnde fvln deheinen zwivel haben . wand diu zit ift kömen . daz wir vf ften Mn von deme fläfe . Daz zit da von s. paulus gefprochen hat; daz ift daz beherte vnde daz vzgcnömen zit. des ampfangef der gebvrte vnfers herren def heiligen criftef. die wir zehant begen fvln . Selik fint die . die in mit triwen vnde mit warheite. vnde mit der liüterheit. der reinekeit ir libes vnde ir herzin in pfahent. Daz fint die rehten menifchen vnde fint ovch die füntare. die üf ftent von den taegelichen vnde von den havbet haften fünten. Zu den fprichet diu heilige fcrift. Euigilaie ivflL et nolite peccare, Ir rehten Hüte . ir fvlt erwachen . vnde fvlt niht fünten . Min karissimi. die feiigen die wachent nv . mit ir arbeiten mit vaften. mit ir kirch- gengen. mit ir almüfe . mit ir gebete . da üe mite laden zu in den heiligen crift . mit ir zehern vf ir knien . vnde fprechent difiü wort. Veni et libera n, d. n, Herre kvme . vnde erledige vnf . von vnrern fünten. Wir fvln in ovch biten . alf in die wiffagen da baten; daz er in werlte köme . Sie rvften . Veni domini et noli tardare r, /. p. f. Herre kom her ze vnf. vnde fv^me dich niht vnde vertilige die fvnte.

1^ die miffetat dines| *) vnde fprach auer. Veni domhie uijifare

n. in p. ut l. c. t. c. p. herre sprachen fie kvme vnde gewife vns in dinem fride. daz wir vns müezen gevrewen mit famt dir. Ift daz alfo daz. daz wir in ane rüefen vi\d^ \ä,ä^xv \w ^\^^\^ \^'^^^^'^

*; EIb Wort verwischt,

QERHANIA X.

466 K* ^' BABACK

zite fo ift er alfo garwar bt vns vnde fprichet. Ecce off um quid uoca- ftü me. Sehet wa ich bin. den ir ane gerüefeu habet . ynde fprichet ayer fa . Ecce ego uenio . et hahitabo in media iuj . wartet ich küme; vnde wil wönen mit dir , Nv fvln wir ovch yern^men mine karissimi daz heilige ewangeliam duz vnf fcribet fanctas matheuf . der heilige ewangelifta . Er feit vns hivte von der kümfte def almehtigen gotis. Er fcribet. do vnfer göt nahete ze ierufalem. vnde körn ad montem oliuseti . ze dem olperge . do fanter zwSne fine iüngern . vnde fprach zu in*) . Get in daz kaftcl . daz g&gen ift; da vindet ir eine efelinne gebvnden. vnde ir vo"len . Lofet fie fprach er. vnde bringet mir fie. Daz taten die jvngern vnferf herren ; fie brahten im die efelinne vnde füle . vnde leiten ir gewant vf fie vnde hi^zen in dar vf ßtzen . Do er do nahete ze ierufalem . do kam daz lantvolk vil nach allez gegen im. mit lobe vnde mit fange . Svmeliche die wrfen ir gewant an den wek . da er hin vären folte . die andern brächen aver die grünen zwier abe den boümen . vnde ftravten an den wek . Div m&nege div da vor vnde nach vür . diu rvfte vnde fank . Ofannafilio d, b. q. v. in n. rf. Lob vnde ere fie dem dauid fün gefegent fi der. der da kommet jn dem nämen vnferf herren . Daz ift daz heilige ewangelium . Nv wir vernemen waz iz bezeichene . Daz nähen daz vnfer herre tSt ze ieru- salem . daz ift fin vil groziü gute . damite er fich wolte nähen zu den menifchen . Von diu fprichet . Reuertar ierufalem cum mi/erico7'dia. Ich wil komen ze ierufalem in miner barmede . Von div kom er öch ze dem olperge . wän alf daz ole allem dem vliezentem obe f webet. | 2* alfo vber triflfet fin erbarmede vnfers herren elliv dink . Die zwene ivnger die er fante jn daz kaftel . die bezeichent div **) mjnne vnfers herren gotis; vnde vnfers näheften.an die niemen gen^fen mak; daz fie lerten. vnde predigoten . Sie brahten ime die efelinne . div da was gebvnden. vnde daz fvle. wand göt beidiv luden vnde beiden wolte behalten; vnde heilik machen . Von div hiez er fie beidiv bringen; do er fprach . Ite in orbem uniuerßim et predicate . Vart jn die werlt fprach er. vnde brediget . Swer fo gelovbet vnde getoüfet wirt . der ift behalten; fwer def niene wirt . der möez verlornen werden . Die jvngere vnfers herren . leiten ir gewant vf daz vihe . Daz bedivtet daz . fo fie den heiligen gelovben lerten . vnde daz livt toüften . do wrden fie des wirdek . daz got vf in rvwete . Div menige div daz gewant an den wek ftravte. daz wären die heiligen patriarchen. vnde dte heiligen wiffägen . die da kvnten vnfern herren . daz er kömen

*; Bs. rtn. **) Es, ziv.

DEUTSCHE PREDIGTEN DES XH. JAHBHQNDERTS. 467

folte . Die livte die div grünen zwier abe den bo&men brachen . daz fint die heiligen xij. apoftoli . vnde die heiligen martires . confeffores. die heiligen bihtigere . vnde die reinen megede die die martyr Uten, vnde die not in finem nämen ; vnde machten jm einen wek her zvnf» Diu michel menege div da vor vnde nach vür . daz llnt die vor cristes gebvrte. vnde fit gelovbten; die fvngen einen fank vnde einen lop . wand fie beide warden mit finer martyr geheiliget . Nu mine karissimi . nv fvln ovch wir mit der heiligen menige vnfer herze vnde vnfer ftimme vfhßven g&gen vnferm erloföre . vnde fvln fprechen Benedictus qui v. jn n, d. Willekomen vnde gefegent fift du . dv da komen bift jn dem nämen dines vater . vnde hilf vns . daz wir dich alfo mvezen enpfahen . jn diner menifcheit . daz dv vns noch her nach enpfaheft jn diner magenkrefte . Nv bite wir den heiligen crift . daz* er vns genadecliche gerveche ze komen . Vt non jnueniat nos in peccatis 2** dormientes, fed in fuis laudibus exultantes; daz er vns icht |vinde flafende in den fvnden , vnde des gerrveche ze verliehen daz wir müezen vro- lichen wachen in finem lobe vnde iii finem dienfte . vnde daz wir dar komen müezen da er lebet vnde richfet. per omnia f. f. Ad po- pulum . Nv hevet iwern rvf zem almehtigen gote . daz er iv helfe an dem libe . vnde an der feie.

Dominica . ij.

INgredere in petram homo et ab/condere fof/a humo afacie domini e. a gloria maieftatis eins . V^ns retet diu heiligiü fcripf . daz wir vns vil gnote gerrehten gegen der heiligen kvmfte vnfers herren des almeh- tigen gotis ; die wir beg&n fvln . Beaii qui parati sunt occurrere Uli. Selik fint die die in wirdeclichen vnde rvchlichen enpfähent . Diz zit da wir alzan inne fin mine karissimi . daz fvl wir wizzen . daz heizet aduentus domini. diu heiligiü kümpft vnfers herren des heiligen criftes; vnde bezeichent ovch daz er komen wil an dem jvngeftem tage zer- teilne lebendige vnde toten . Bistrictus rediens arbiter o. q. m. m, t Da komet er in finer magenkrefte . vnde mit dem vleifche daz er enphie von vnferer vrowen fante Marien . vnde komet zorniger vnde grem- licher. der femfter vnde diemüter in dife werlt kom von diu ftet da gefcriben . Ignis ante ip* p, et L in c* i. eins. Daz fiür vert vor ime vnde verbrennet alle fine vient . Sine viante fint jvden vnde beiden, vnde die vblen cristene . die got vor oügen niht habent . die vf in niht ahtent . den div werlt lieber ift denne iin riebe . Den komet er zorniger vnde blüetiger alfo div bvecVi lageüi . Vxdebuul m c\>jiw\ \.t«k\- ^xerunt. In gefebent alle die. die in \erYJWii\.^\.V^^\Ä» ^xA^ \^givSös^

468 K- ^- BARACR

aver diu fcrift . In die illa oftendet uulnera fua . An deme tage fo zeiget er Hne wnden . Ideo karissimi ; Mii wir daz merken . daz alle die die niht rehte lebent; vnde im finer kümfte . (Iner gebvrte vnde finer , martir niht dankent; die fint alle im fchvldik . wände die not . die|

3' wenekeit die er leit . die leider vmbe allez menifchen kvnne . Diefe ligen die aver im gedienet habent vnde in wol enpfahent nv in finer fvezen zvkvmfte . die enpliehet er ovch wol in finem vortlichem gerihte . er fprichet zv in . Vevite h, p, M. komet ir gefegenten mines Vaters; vnde enphahet daz riebe daz in gegerwet ift von anegenge dirre werlte. Von der nute, vnde von den angeften die an dem ivn- gesten tilge werden fol . mine vil lieben feit vnf ovch hivte daz heilige ewangelium . daz man lifet ze gotis dienfte vnde fprichet . Nam vir- tutes celorum mouebuntur . Joch die engele . dam himele die werdent beweget vnde geleidiget vmbe die angeft . die fie ane fehente werden. Er vorfeit vns ovch vnfer herre an difem ewangelio . daz micbel zei- chen gefch^hen ^ des fün tages . an der fvnnen . vnde an deme mänen. an deme geftirne . vnde von deme doze des meris; vnde daz Hüte beginnen ze dorrene vor vorhte . von der bitvnge der grozer müe diu da kvmftik ift aller der werlt . Div zeichen mine karissimi! an der fvnnen . vnde an deme mänen(— *) habent sich ofte verwandelt. Iz ift t{iges ofte groze vinfter worden . Ete wenne fint fie fwarz worden . ete wenne rot . fam daz blüt . Daz bezeichent allez die wan- delvnge dirre werlte . Von div mine karissimi . ift daz vns vor gefeit, vnde gefcriben . daz wir vns wandeln vnde bekeren vnfers vnrehtes. wand wir fin alzan an dem ende . da von S. paulus fprach . Nos/umus in quos fines Jeculorum denenerunt , Wir (in iz die . die an daz ende der werlte komen fint . Des enften wir vns wol alzan von der grözen ahtfal . daz in der heiligen crittenheit ift . wand triwe vnde warheit gar gelegen ift. vnde ift vil gewis da von . daz der antecrist schiere komen fol der allez daz ze vüeret . daz dir gütis vnde rehtes ist . jn dirre werlte . Alfo da ftet gefcriben . Ecce venit aniicrist qui uocatur

3^ diabolus et fathanas , qui feducit unj\uerfu7n orbem. Wartet wa deranti- crist kvmet . der verraten wil alle die werlt . wir mügenz dabi wol verft&n daz er fchiere kome . wand fine vorboten richfent vil gnöte. alfo daz heilige ewangelium anderfwa gefprochen hat . Et multi pfeudo uenient.et multos feducent Iz köment vil trügenSre vnde betriegent vnde verkerent vil manigen menifchen . Die pfeudo . die falfchöre daz

*) Ein hieher geliör endet Wem^t 7^w.^«i\?l «j«v "^tAä \\X uxä *C(i€^^<\^^ tss. ^\^ Ziffern,

DEUTSCHE PREDIGTEN DES XII. JAHRHUNDERTS. 469

fint vnrehte lerare . die vnrehten rihtere . daz fint ovch fterzere vnde lotere . vnd ander vnnütze volk; diefelbe niht gutes tünt vnd irrent ander guter dinge . Nv wizzen mine karissimi; daz zit vnfer hine- verte vnde daz wir geften fvln ze dem gerrihte des almefatigen gotis; da wir antwrten müezen . ymbe allez daz wir ie getaten . fo fvln wir tun . alf vns Efayas der heilige propheta ratet . Ingredere ho. et ab. f. h. a. f. d. et a. g. m. eins. Er fprach . Dv menifche dv folt gfen in den ftein . vnde folt dich verbergen in der grübe der erden . vor dem antlütze des almehtigen gotis! vnde vor den eren finer magen- krefte . Der ftein da man vns retet in ze g^n . daz ift der heilige crift . da von gefcriben ift . Petra autem erat crisiua. In den ftein fvhi wir vns verpergen; vnde fvln vnf kreftigen mit ime. wan ane in föne inege wir niht tun . Alf er felbe fprach . Sine me nicliil poteftis facere^ Tvn wir daz föne mak vns der leidige viant niht gefchMen . Wir fvln vns ovch verpergen in die grvben der erden . Daz ift . penitentiam agamus in fauilla et cinere . Wir fvln in der grüben . der grozen riwe die hvlde gewinnen des almehtigen gotis . Des gerrveche er vns ze gefta- tene dvrh Iine goteliche gute . fwenne er kome an fin gerihte . daz er vns . rüeche ze ftellene ze finer ze fewen. vbi ipse gloriatur in f. f. AMen.

Dominica . iij.

GÄudeie jn domino semper jierum dico gaudete . dominus enim prope est . In difen heiligen ziten der vronen kvmfte vnfers trehtins . fo ratet 4* vns I S. paulus der böte des almehtigen gotis alfo wir hiüte fingen an dem vronem ambete . vnd an deme wunneclichem gotis dtenfte. da mit wir die meffe äne heven; wie wir leben vnde tun fvln . Er fprichet . ir fvlt ivch vrowen in vnferm herren . Swer fich vrSvt jn gote mine karissimi . der vrevt fich wol . wan der vrevt def . waz got mit im getan habet . daz er dvrh in kom in dife werlt . vnde daz er gemartirt wart . daz er erftvnt von deme tode . vnde ze himele für. vnd ob er rehte leben wil . daz er im fin riche hat geofnet . So ge- tane vrevde mine lieben . da lieh der menifche fo vrevt div ift vber elliv vreuden . Ideo fprach einer vil rehte der da fprach . Gaudenf gaudebo in domino Herre kod er ich vrewe mich din vil verre . Die fo getane vrevde habent die fint felik Die kint def leidegen vientef. die habent ovch vrevde. Die vrewen fich mit vmmazigem ezzen . mit vbertrvnkenheit . mit tanze mit fpile mit rovbe div diübe . mit hvre . mit manigem vmbilde . Die fo getaner vrevden fpvlgent . diene habent mit göte niht ze tüne . wan die werdest ^^tt&xfövi \\n. ^är. ^Sä^^ der belle *) . alfo da gefcriben ftfet » Pilij Kuiu» muudit,ÄcÄÄa\w ^w^

*; Ä. helfe.

470 ^' ^' UAKACK

in tenebras exterioref . ibi e. f. et f. d. Iz kvt div kint diffes richef werden geworfen in die uzern vinfternilTe da wirt weinen vnde zane- klaffcn . Mit den mine karissimj ; haben wir niht ze tüne . Nv Mn wir verneinen waz vnf mfir ift geraten ze tüne . Er fpricbet der apo- stolus Ir fvlt aver vrowen . Die zw frovde die er da meinet . daz Hnt die zw frovde die wir haben an deme übe . vnd an der Tele; die wir gewinnen fvln an dem jungeftem tage . Da von hat gefprochen div heilige fcrift . ^^tium m terra fua duplicia pojjidebutit ; Uticia sem' pitema erit eij . Den holden vnfers herren . den wirt in vrevde ge-

4^ zwivaltiget . wän fie | gewinnen vrevde an dem libe . vnd an der feie. Er fpricbet mer . Dominus Noster prope est . Vnfer herre köt er . ift vil nahen allen mine karissimj . die fich ze gote nahent . mit gvtem lebene ; mit gebete . mit wacbene . mit vaften . mit kirchgengen . mit almvfe . den daz muzliche ift ze tun . ze den naebet er ovch (ich vnfer herre . alf der herre david da fpricbet . an dem falter . Prope est dominus omnibus inuocantibus cum in ueritate . Vnfer herre ift vil nahen kvt er . allen den die in anrvfent mit warheite . Die rüfent in an mit der warbeit die daz meinent mit dem herzen . daz fie vür brin- gent mit dem n^vnde . Nv fvln wir ovch vernemen mine karissimi. waz vns daz beilige ewangelium biüte feite . von der kvmfte vnfers herren des heiligen criftes . Iz fpricbet Do fante Johannes der beilige tovfere in deme karchcre lak . alf in der kvnik berodes drin warf, dvrh daz wan er in raffte vmbe fin vniebt , vmbe fin vberhvr; wan er faz offenlicbe mit Iines brvder kone . vnd er in den noten was jn der vanknvfl'e . vnde wol weffe . daz er den tot fchiere kiefen folte. mit der martyr . Do fante er zwcne fine . jvngere vnferm herren dem beilante . wan er bete vemomen fine werch . finiü zeichen die er tet. vnde fine lere . vnde bicz in vrägen . ob erz der were der kvmftek da folte fin . Er weffe wol mine karissimi . s. Johannes daz erz der gotis fvn waf . wan er jn getovfet bete . jn deme jordane . vnd in den Hüten mit dem vinger gezeiget bete . do er fprach . Ecce agnus dei ecce qui t. p. M. Wartet kot er . daz gotis lamp ift . daz vertilegen fol die fvnde der werlte Er ne zwivelte dar an niht . er ne were den lebentigen kömen ze trotte vnde ze gnaden; von div woher ovch wizzen . ob er vnfer herre wolte ze belle komen . vnde da ledigen fine holden . Alf er fprache . Ich bin verböte gewefen her jn dife werlt . nv enbiüt mir ob ich ovch din verböte ze helle fvl fin.

5' Den boten antwrte vnfer herre . [ Nv vart bin widere . kot er vnde feit . jobanni . daz ir gebort vnde g^ek\i^\i V^X. ^\a \X\\Aks2l 4x^ ^e-

fehent . die toren die gebor ent . i\e W\x^Ti öa^ %^xiV . $i:\^ \sx\\^V<^<^^^^

DEUTSCHE PREDIGTEN DES XII. JAHRHUNDERTS . 471

werdent gerreineget . die toten erftent . die dvrftigen werdent gewifet vnde geleret . vnde fint die vil felik kot er . die an mir niht gewir- fert werdent . Die rede enbot er im alfo ; daz er da bi folte wizzen alle die gnade . die er begie jn dirre werlte an den lebentigen . die woher ovch begen da ze helle an den . die Iinen willen beten getän^ Wan alle mine karissimi . die ze vngnäden fint . die fint blint . wan fie mvgen gotis niht gefehen . Sie fint ovch vngehomt . wan fie ne mügen daz himelifchez gefank niht gehören . Sie fint ovch halz. wände fie nimmer dannen komen mügen . niwan mit den helfen des almehtigen gotif . Sie fint ovch mifelfvhtik von den miflichen fvnten. die fie begangen habent . Die toten erftent . Die toten erftvnden; do vnfer herre ze helle vür . vnde die fine dannen lofte . Die armen wrden geirrt. Daz waren die armen xij. apostoli vnfers herren . Die wären pauperes fpiritu . vnde waren ovch des gutes arm . die Iferte er vnfer herre div gebot finef vaters alf er fprach . Omnia quaecumque audiui a p. M. n. /. w. Allez daz ich hän vernömen von minem vater daz han ich allez kvnt getan . Vnde fint ovch vil felik kot er. die an mir niht gewirfert werdent . Die Juden wrden an im harte gewirfert . Do fie rvften . *S*t filius dei es defcende de crvce . Biftü der gotis fvn fprachen fie; fo ftik hör abe dem cruce Wand er vnfer herre den feligen wolte* komen ze trofte dar vmbe enböt er im die botefchaft. daz fie im fie alfo feiten . alf er in enböten hete . Da mite vören *) die boten wider ze ir meifter . Do begvnde vnfer herre zv der me- nige reden von fancto iohanne . Nach wift kot er wart ir gevarn in die wüfte ; **) Daz ir gefehet eine rore div beweget wirt von dem 5** winde. Derne | fehet ir an Johanne niht . Wannen von diu rede köme daz fvln wizzen . mine karissimi . Vnfer herre S. Johannes dennoch do er kint was ; do hvb er fich in die wfte . vnde lebete da hertes lebenef . vnde keftigete finen lip . mit dvrfte . mit hvngere ; vnde was fin gewete geflöhten vz olbenten häre . Do fie vemämen die grözen heilikeit . do hüben fie fich fchärhaft dar « daz fie befehen fin leben, vnde vernämen fine lere . Von diu vraget er fie vnfer herre . ob fie da fehen eine rore . alf er fo fprache . Diu wägente r6re daz ift iohannef . niht . der vil vefte vnde der stete . an finem gelovben vnd an finem heiligen leben ift . vnd an finer löre . Er vragete fie aver waz fie fvchten . Einen man der mit linden gewete gevazzet were. Def fvlt ir da niht füchen . wan die vindet man jn der kvnige höve.

*) Die ffs, wiederholt ivren, **) ffs, wnste.

472 K. A. BaKA'JiC

Vude fpracb aver fa . Ir fachet einen wilTageu . zware köt er er ist nier denne ein wiffage . Er ift der . köt er . von deme da gefcriben ift . Ecce e(jo mitto . angclutn in, qui pjivparabit v. a. /. M, Ich wil fenden minen engel vur min antlvtze der fol mir den wek machen. Der engel vnde der Imte was vnfor herre S. Johannes; der vns den wek hat gemachet. Nii fvl wir vnl* niht fvmen; wir Tvln ilen gegen der kümfte . vnferf herren . vnde fvhi in mit triwen vroliche euphahen; daz ovch er vnl" enpfahe . Vbi ipse uiuil et r. deus per o.j. f. AMen.

Dominica iiij*.

CAnite iuba in fi/on ; uocate gentes . annunciate populis et dicite . Eccd deuafai n. ad. Diz mine karissimi . ift der vierde fvnnentak . da wir inne hegen die heiligen kvmft ynlerl* herren . Die vier Tvnnentage. bezeichent die vier werlt . die vor cril'tes gebvrte wären . Div eine werlt was von anegengevonadames ziten vnzau den herren noe . Diu an- der werlt was von des herren noe ziten . vnz an abraham . Diu dritte was 6' von abraham vnz an den herren dauid . Diu j vierde von dauid vnz an die gebvrt vnfers herren . In den vier werlten da wären jnne die heiligen pa- triarche Die heiligen kvuige . die heiligen wiffägen . Die alle predi- geten. vnde kvnten . daz kumen Iblte viifer herre . zv den Iprach div gutis ftinmie . difiv wort die wir fprachen . ( atute iuba et cetera . Ir Ivlt mit dem here hörn fingen jn fyon . Div herehorn wären die heiligen wiffägen . dvrh die der heilige geift lank . div grozen wnder die vnfer herre hegen wolte . in dirre werlte . Die herhorn . wären ovch die heiligen xij apoftoli . die heiligen martirere . die heiligen bihtigere. vnfers herren . die vnf gefvngen . vnde gekvndet häbnt die himelifchen gnäde . In was geboten daz fie ladeten die diet . Die diete wrden alle gelädet . do er fante jn die heidenfchaft . daz fie die lerten vnde bekerten . Alf er fprach zu finen jvngern . Ecce ego mitto v,/, o. jnter lupos . Ich feilte ivch köt er . alfam diu fchaf vnter die wolfe Annun-' cjate populis . Er fprach . ir fvlt künt den liüten . Die Juden hiezen e min es trehtins liüte wan er hete fie alfo an fich genömen . daz er michel wnder mit in begie . wände er die Juden vnde die beiden zu der toüfe ladete . vnde ze der criftenheit; fo hiez er kvnden . vnde fagen . daz ir heilant körnen folte . Mine karissimi . diu kvmft vnfers herren diu ift in drin ente . Erkom jn dife werlt . do er geborn wart, er wirt ovch geborn ze difen wihen nahten den feiigen ze trofte vnde ze heile . Alle die line gebvrt begent mit der minne des heiligen geiftes. Er körnt ovch an deme jvngestem iag^e . ?vj^\\w^ die heiligen engele daz hörn bhfent . Alfo da gelcnben l\.vt\, . Cauel m\m txxXia «x. mwW^

DEUTSCHE PREDIGTEN DES Xtl. JAHßHÜNDEKTS. 473

refurgent . Swenae mäa daz hörn bläfet fo erftent die toten . Mine karissimi . ze der ftimme des himelichen hornes fvln wir vnf gerrehten. 6** vnde fvln vnf zeder manüngederheiligen wiffagenrihten .die wol | weffen daz er komen folte . vnde was des vil vnvro . daz er fine gebvrt fo lank vf fchovp; wän izen waf ir deheiner fo heiliger . erne müefe die vjnfter büwn . vnz daz er felbe kom . vnde fie dannen lofte . Izn was oveh ir deheiner fo rehter . hfete er des fivres niht . er mvefe iedoch dis vinfter haben . Dvrh die grozen vnvreüden die fie hSten. fo ne finge wir niht Gloria jn excelfis deo . an den vier fvnnetägen. vnze wir iz vroliche beginnen ze fingene mit den heiligen engelen ze wihennahten Dvrh den vil michelen jämer vnde not die fie heten. fo ruften fie in an; daz er gnadecliche körne . Alf moyfes da fprach. mit dem got felbe redete alf ein vrivnt mit dem anderm . Obfeero domine. iiot er mitte quem mifjurus es. uide afflictionem populi tuj sicuU loGutus es. veni et libera nos . Herre kot er . Ich bite dich fente vnf. den dv doch fenten wil . fich vnfer not an ; vnde kom alf dv gefpro- chen häft! vnd erledige vns . Alf er fprache . Herre genediger . daz dv doch tun welleft daz tu enzit . Veni per in camationem . kom vns mit diner gebvrte . et libera nof per tuam paffionem . vnde erledige vns mit diner marter . Daz fprach ovch jacob der heilige patriarcha . an finem ente do er ze iener werlte zoch . Salutare tuum expectabo domine. Herre kot er . Ich wil dines heiles enbiten . Alf er fprache . Ich weiz wol daz ich varn fol die allichen vart . fo wil ich doch biten da dines heiles . Der heilige kvnik dauid . qui fuper fenef jntellexit . der verror fprach von deme getougen vnfers herren denne die andern wifen herren; deme wäf fo not nach finer kümfte . daz er fprach . Domine jnclina celos tuos et dejcende . Herre neige den himel . vnde ftik her nider Daz meinte er alfo . Sente dine goteheit her ze täl . daz fie die me- nifcheit an fich neme . Der gvt efayas . def büech man alzan lifet. der dvrh got gemartirt wart . vnde mit einer hvlziner

VOLKSSAGEN AUS DEM OBER-WALLIS.

I.

Vom starken Manne mit den Eisenstangen.

Eines Tages kam ein riesenhafter Mann in das Thal, der in bei- den Händen gewaltige Eisenstangen trug. Er trat in die Mitte des Thaies, schwang seine Stangen und wollte keinen laalM: \Ä\!Ld»:t^jDl^&'^^sQL. Mit lauter Stimme forderte er zum Kampfe Yi^i^w^, X^^^äxd. ^\si>^^^säx.

474 FRANZ LBIBING, VOLKöSAGEN AUS DEM OBEß-WALLIS.

Mann gegen ihn, der nichts hatte als ein Messer. Er lief dem Großen zwischen die Beine, klammerte sich fest und brachte ihn endlich zu Falle. Da stieß er ihm sein Messer in die Kehle, also daß der Riese starb.

II.

Vom verrätherischen Priester.

Zur Zeit als die WalHser in großer Kriegsgefahr waren, ließ der Priester in einem Dorfe ansagen, daß Alles, Männer und Weiber und Kinder, zur bestimmten Stunde in die Kirche kämen. Sie giengen aber Alle dahin, denn sie wussten nicht, daß der Priester sie ihren Feinden verrathen hatte. Nur ein einzig Weib blieb zu Hause, denn ihr Kind schrie und wehrte sich und wollte nicht aus der Thüre. Als sie es aber nach langer Zeit beruhigt hatte und aus dem Fenster sah, da erblickte sie von ferne den Feind, der ganz still heranzog. Schnell eilte sie nach der Kirche und rief: „Der Feind, der Feind!" Da erkannte das Volk, daß es verrathen war. Der Priester wollte entfliehen, aber man ergrifl^ und erschlug ihn.

III.

Vom riescDhaften Schwinger.

Ein Riese zog durch das Wallis und forderte jedermann zum Schwingkampfe heraus. Er war aber mit Ketten gebunden. So kam er auch zum Bischöfe von Sitten. Dieser sagte, er habe einen Pathen, der ihn zwinge. Da sagte der Riese: „So laß ihn kommen." Der Pathe wohnte aber weit von Sitten, deshalb schickte der Bischof zu ihm. Er aber antwortete: „Ich habe keine Hosen." Da ließ der Bischot wieder fragen, wieviel Zeug er denn brauche. „Acht Stepp." Der Bi- schof schickte das Zeug und der Pathe kam. Er rannte auf der Bahn mit dem Schwinger zusammen und zwar so gewaltig, daß der Schwinger beim ersten Anlauf todt blieb. „Was willst du zum Lohn?" fragte ihn der Bischof. „„Brot."" Da gab ihm der Bischof einen Sack Korn und jener trug ihn auf seinen Schultern nach Hause.

IV.

Von dem Priester und der Hexe.

Ein altes Weib sollte ein Hexe sein. Um sie zu prüfen, ließ der

Priester sie kommen und fragte sie, wie man es machen müßte, damit

die Leute das Heu nicht einfahren könnten. Das Weib antwortete:

„Ich will es schon machen. Geht ihr nur auf die Höhe, nehmt einen

Krug Wiasfifer, und ich werde unten 'waiteTi wwd Zierde donnern und

blitzen y dann müßt ihr gießen. So lYv^X-en ^\e. ti\^^^ xs^^^xtä^ ^^x

Himmel sich, es fieng an zu regneB, xxböl öie ^^^^ ^\ä$l^ «t^Yv^Ko..

I V. ZINGERLE, ZU KÜDRÜN. 475

V.

Von der Zwergin (Getwergin) und der Hebamme.

Eine Walliser Frau ward eines Nachts zu einer Getwergin ge- rufen, die in Kindesnöthen war. Als sie der Gebärenden geholfen hatte, füllte man ihr zürn Danke die Schürze voll Kohlen. Auf dem Heim- wege ließ sie viele der Kohlen rechts und links auf die Erde fallen. Da sagte das Zwergweibchen, welches sie zurückführte, so oft wieder

Kohlen fielen:

Je mehr du sahscht,

Je minner du hascht.

Daheim warf das Walliser Weib die Kohlen in die Ecke, aber als der

Tag anbrach, erkannte sie, daß es Gold war.

VI.

Vom Hirten und dem Getwerge.

Es war einmal ein Hirt, der hatte einige Kühe an entlegenem Ort, so daß es ihm schwer war, täglich dahin zu gehen. Da kam ein Ge- twerg zu ihm und sprach: „Ich will dein Vieh besorgen, damit du nicht den weiten Weg hast." Das nahm der Hirt an und blieb vier- zehn Tage aus. Als er endlich kam , nach seinem Vieh zu sehen , da war es verdorben. Da gieng der Hirt in die Scheune und fand da den Getwerg auf dem Heu liegen. Er fragte ihn, warum er das Vieh nicht besorgt habe, wie er versprochen. Der Getwerg antwortete: „Es war Wind und bei Wind gehe ich nicht aus." Da wurde der Hirt zornig, nahm eine Hechel und fuhr ihm über den Leib, indem er ausrief; „Ich will dich hecheln, bis dir die Hechel am Leibe hängen bleibt."

VII. Von der Vertreibung der Getwerge.

Die WalHser wollten die Getwerge endlich nicht mehr bei sich dulden. Da baten die Getwerge, man möge sie doch lassen, sie wollten die Rhone mit Blei auslegen, damit sie nicht mehr austreten könne. Aber man nahm es nicht an und trieb sie aus.

ELBERFELD. FRANZ LEIBING.

ZU KUDRUN.

Ich habe in dieser Zeitschrift I, 293 nachgewiesen, daß Personen- namen aus der Kudrun in Tirol vorgekommen sind, und VI, 44 die Vermutbung ausgesprochen, daß der^ameC^i.m^^N]^^^^^^^'^^^'^^^^ tirolischen Abschreiher des HeldeubweVe^ ^xi%X.^\X. ^^\.^^\ä ^^^^^^

476 LirrKKATUK.

worden sei. Noch interessanter als dies durfte der Umstand sein, daß ein Ortsname in Tirol an Kudrun, das in oberdeutscher Form Kontnin, Gnndrun lautet, anklingt. Aus handschriftlichen Aufzeichnungen des Priesters Joseph Ladurner ersah ich, daß der Weiler Rabland früher Kantraun geheißen habe; doch fehlte bei dieser Angabe jeder Beleg. Nun aber liegt mir ein solcher im Tiroler Urbar vom J. 1285 vor. Es heißt dort: den awaicliof zeCautrawn von dem roten burggraven giltet sehzehen phunt. aigen. Da in diesem Schriftstücke die langen VocaJe meist aufgelöst sind, würde die ältere Form Cütrün lauten, was dem Namen Kudrun allerdings sehr nahe steht.

I. V. ZINGEELE.

LITTERATUR

ZUR GESCHICHTE DER ISLÄNDISCHEN LITTERATÜR.

1. Neu aufgefundene Bruchstücke der Hauksbök. Eine der werth-

vollsten Isländischen Handschriften ist bekanntlich diejenige, welche nach ihrem früheren Besitzer und theilweise zugleich Schreiber den Namen der Hauksbök führt. Ein Sohn des Isländischen Lögmannes Erlcndur sterki, hatte Herr Hauknr in den Jahren 1294 99 das gleiche Amt auf der Insel bekleidet, später die- selbe Würde im Norwegischen Borgarping, dann 6ula))ing überkommen, und war im Jahre 1334, wahrscheinlich in Bergen, gestorben. Über den Mann sowohl als über seine mancherlei Schriften ist von Vielen gehandelt worden, und füge ich den von Möbius in seinem Catalogus S. 100 gegebenen Nachweisen nur noch zwei spätere Besprechungen bei, nämlich von Gudbraodur Vigfüsson, in der Vorrede zu den Biskupasögur, I, S. XI XIX (l 8 5 8), und von Jon Sigurdsson, in seinem Lögsögumannatal og Lögmanna a Islandi (Safn til sögu Islands og islenzkra bökmenta, H, 1860), S. 46 47. Wir ersehen aus den Angaben, welche Jon Sigurdsson in der Antiquarisk Tidsskrift 1846 48, S. 108 16, und Gudbrandur Vigfdsson, am angef. Ort, gemacht haben, daß von der ur- sprünglich einen Hs. nunmehr drei Stücke in der Arnamagnseana aufbewahrt werden, welche, mit Nr. 371, Nr. 544 und Nr. 675 in 4. bezeichnet, von Ami Magnussen nach und nach aus verschiedenen Theilen der Insel zusammen- gebracht worden waren; daß diese drei Stücke bereits zu seiner Zeit keineswegs die ganze Hs. umfasst, vielmehr damals schon sehr erhebliche Defecte gezeigt hatten ; daß endlich ein paar Blätter, welche zu des Ami Magnussen Zeit noch vorhanden gewesen waren, inzwischen verschwunden sind, ohne daß über deren Verbleiben irgend welche Nachricht zu finden gewesen wäre. Diese letzten Blätter sind es nun, welche man neuerdings wieder auf Island entdeckt zu haben glaubt, und über deren Entdeckung ich auf Grund einiger in die Isländische Zeitschrift ))jddölfur eingerückter Angaben von Jon Arnason, Sigurdur Gudmui;ids8oii und Gaäbrandür Vigfüsson hier berichten will (vgl. dazu 16. Jahrgang 1864, S. 71 und 143, und 17. Jahrgang, S. Z. 4V 'EiS V^XV^ «2ö^x ^^x N<st^\ÄtÄÄ Lehrer der gelehrten Schule zu Reykjavik, Dt» HaXV^xim^iY ^^\i^N\Tv%.» \^ ^^^^^koäxvV

LITTERATUR. 477

bl&tter besessen, welche nach seinem Tode (f 81. December I86I) von seinen Söhnen an eine Sammlung Isländischer Alterthümer geschenkt wurde, die durch den Bibliothekar Jon Arnason und den Maler Sigurdur Gudmundsson neucftdings zu Reykjavik begründet worden ist. Ob Dr. Hallgr£mur selbst, oder ob dessen berühmter College, Dr. Sreiubjörn Egilsson, welcher diese Blätter bei der Aus- arbeitung eines Lezicon poeticum antiquae linguse septentrionalis benützt haben soll, über deren Beziehungen zur Hauksbdk sich ber^ts klar waren oder nicht, weiß ich nicht zu sagen ; gewiss aber ist , daß ein dritter und jüngerer Lehrer an derselben Schule, Jon l)orkelsson, in einer tüchtigen Abhandlung „Um r og ur i nidrlagi orda og ordstofna i fslenzku'*, welche zu Reykjavik 1863 als Schul- Programm ausgegeben worden ist, gelegentlich schon die Überzeugung ausge- sprochen hatte, daß dieselben einen Theil der Uauksbök ausgemacht haben möchten , welche Vermuthung dann durch die vorgenannten drei Einsender im ]>j<5d<51fur des Näheren ausgeführt wurde. In der That scheint dieselbe begründet. Arni Magnüsson selbst hatte den Inhalt der Hauksbök, soweit er sie über- kommen hatte, in lateinischer Sprache aufgezeichnet, und dabei, nachdem er an erster Stelle die Landnämabök und Kristindömssaga genannt hatte ^ weiter- gefahren: „ Greographica qusedam et pbysica. Theologica qusedam ex sermonibus Augustini. Varia, atque inter ea astronomica qusedam"*, worauf dann noch „Theo- logica qusedam, videntur esse ür Adamsbök'' und andere Stücke aufgezählt werden, welche noch beutigen Tages in der Arnamagnseana vorhanden sind, während jene Geographica, Theologica und Varia derselben abhanden gekommen sind. In einem Cataloge ferner, welchen Jdn Olafsson im Jahre 1781 über die Handschriften- sammluDg anfertigte, wird bei Nr. 544 unter Andern angeführt: „um marghätt- adar t)jödir, um heidinddm, hvadan skurdgodablöt höfust, um drauma, um Anti- kristum, um upprisu daudra, um imbrudaga, um regnbogaliti , um sdistödur, og solar upp - og nidurstignfngu (synist ad vera ür Rfmbeglu), um borgaskipan og legstadi heilagra", u. s. w. Anderentheils giebt Sigurdur Gudmundsson über den Inhalt jener 14 von Dr. Hallgrfmur hinterlassenen Blätter Folgendes an: „f })essu broti er: 1. um landaskipun og furduverk ^missra landa, og um nafnfrsegar borgir; 2. gudfrsedislegt ; S. lysfng ymsra l>j<5da edr sem heita mega kynjamenn ; 4. um hvernig blöt fyrst höfust; 5. um drauma; 6. um einbauga; 7. um sölstödur, um uppstigniDg solar og nidrstignfng ; 8. um horgaskipun og legstadi helgra manna etc. Her d er sumpart })ad sama og er f Rünbeglu bis* 8 Od, og 854 en sumpart annad og ödruvfsi.** Man sieht, die beiderseitigen Inhaltsangaben stimmen genau genug überein, und zumal unter denen des Jon Olafisson und des Malers Sigurdur ist die Übereinstimmung theilweise sogar eine nahezu wörtliche. Was wir über die äußeren Schicksale der Hs. wissen, steht dem aus dem Inhalte derselben zu ziehenden Schlüsse wenigstens nicht im Wege. Dem Dr. Uallgrfmur waren seine Blätter durch Erbschaft zugefallen, und zwar aus dem Nachlasse des s^ra Stefan Einarsson zu Saudanes (f 1847); woher sie diesem zugegangen waren, weiß man nicht, aber deren Aussehen zeigt, daß sie längere Zeit für sich allein in der Welt herumgefahren sein müßen. Anderntheils ist klar , daß die jetzt abgängigen Blätter der Hauksbök im Jahre 1781 noch vorhanden waren , und somit nicht, wie Gudbrandur früher vermuthet hatte, in dem großen Kopenha- gener Brande von 1728 zu Grunde gegangen sein können. Bei der bekannten Sorglosigkeit f mit weicher man früher die \iaTiÄ%ODLtVi\X\ODÄTL ^Oa»\.TÄ ^«Bt ^ce^ä.- m&gose&na zu bebBüdeln pflegte, mag es 'WoYA Eem, ^«S^ ««wSla. ^«^^^^»«wst ^>ä

478 LITTERATÜR

80 manche andere irgend einem jungen Isländer , der fQr Suhm arbeitete oder sonst irgend welche Quellenausgabe in Arbeit hatte, ohne irgend welchen Aus- weis tainausgegeben und dann durch irgend einen Zufall nach Island verschleppt worden seien; kann sein daß, wie Gudbrandur annimmt, Stefan Björnsson, der Herausgeber der Rimbegla, dieselben nicht surQckgegeben hatte, und daß sie nach seinem Tode (f 17 98) sich nach Island verirrten; möglich auch, daß, wie An- dere meinen, dieselben ▼•n dem Herausgeber der V£gaglümssaga , Gudmundur P^tnrsson, dahingebracht wurden : so wie so wäre die Lostrennung der wenigen Bl&tter von der übrigen IIs. und deren Rückkehr nach Irland leicht erklärbar. Doch bleibt mir immerbin noch ein Zweifel. Sigurdur Gudmundsson erklärt, es seien diese dieselben Blätter, welche Dr. Sveinbjörn in seinem Lex. poet. S. 241 (nämlich s. v. gilja) citiere, und welche auch in der Vorrede S. 34 er- wähnt würden; nun finde ich aber in dem Index Siglorum, S. XXXIV, die von Dr. Sveinbjörn gebrauchte Abkürzung »Bl.* oder „Bl. membr.* also erklärt: ^Blöd (^=i folia) membranea, varii argumenti : geographici, historici, astronomici, in collectione Arna - Magnseana Nr. 544, 4. (Antiq. Busses II, 426 441).'* Danach sollte man meinen, daß zu der Zeit, da jener Index siglorum verfasst wurde, also nach dem Tode des Dr. Sveinbjörn (f 1852) und yor der Heraus- gabe des Schlußbeftes seines Lexicon (1860), die fraglichen Blätter noch in der Amamagnseana gelegen hätten ; daß aber dabei irgend ein Irrthum mit unterläuft, wird noch klarer, wenn man die angeführte Stelle der Antiquites Busses (1852) nach- schlägt. Hier wird nämlich angegeben, daß die „geographica qussdam et physica^, welche Ami Magnüsson als zur Hauksbdk gehörig notiert habe, in AM. 544 nicht mehr enthalten seien, wogegen in Nr. 765 in 4. eine von Ami selbst genom* mene Abschrift vorliege, aus weicher denn auch sofort mehrfache Auszüge ge- geben werden; zugleich wird aber an dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht, daß im Jahre 1821, als Werlauff seine Symbolse ad geographiam medii sevi ex monumentis Islandicis herausgab, die Blätter noch vorhanden gewesen sein müßten, da auf S. 5 6 dieses Programmes der „Folia qvscdam argumenti historico-geo- graphici, diversis manibus scripta in Codice Membranaceo Arna-Magn. Nr. 544 in 4.** gedacht, und Einiges ans denselben mitgetheilt wird. Nun lässt sich schwerlich annehmen, daß sowohl Werlauff als der Verfasser des Index siglorum zum Lex. poet (meines Wissens Gudbrandur Vigfiisson), ja sogar Dr. Sveinbjörn selbst, denn auch der von ihm selber verfasste kürzere Index siglorum enthält schon die gleiche Angabe, einen nicht mehr vorhandenen Theil der Hauksbdk als noch vorhanden, und beziehungsweise als von ihnen persönlich benützt bezeichnet haben sollten; sollte aber etwa neben den verlorenen und nun wieder aufgefun- denen Bruchstücken der Hauksbdk noch ein anderer Theil dieser Hs. ebenfalls geographisch- historische Notizen enthalten haben, und von Werlauff noch benützt, von den Herausgebern der Antiquitds Busses nicht mehr aufgefunden, dennoch von Dr. Sveinbjörn eingesehen und von Gudbrandur gekannt sein? Der ganze Irrthum würde sich solchenfalls darauf beschränken, daß Sigurdur Gudmundsson falschlich die von Dr. Sveinbjörn als „Bi.^ citierten Arnamagneeanischen Blätter mit den von Dr. llallgrfmur hinterlassenen identificiert hätte. Isländische Freunde werden den Zweifel wohl zu lösen wissen, -und mögen hiemit darum gebeten sein« Nachtrag, Der am Schlüge des obigen, im April 1. J. geschriebenen Aufsatzes ansgesprocheDe Wunsch ist \nzw\Äe\iei\ \>eTe\\A ^Jeä^-^va^^ v^i. '^^^\s»^^ gegangen. Die Isiändische gelehrte Geae\\ae\ia.lt \i«Ä» nw ^«ca^^wi ^ ^^säxi \ia\

LITTERATUa 479

ihren übrigen diesjährigen Veröfifentlichungen ein kleines Heft versendet, welches, XXIV und 54 S. 8°. stark, den Titel trägt: „Nokkur blöd ür Hauksbök og brot ür Gudmundarsögu gefin üt af Jöni ))orkelssyni ä kostnad hins isleozka bdkmentaf^lags. Reykjavik. I prentsmidju Islands. E. ))ördarson 1865.*' Die Vorrede behandelt auf 8. II XXIII das Geschlecht, den Lebenslauf und die Nachkommenschaft des Haukur Erlendsson, dann die Hauksbök im Allge- meinen und die hier in Frage stehenden Bruchstücke insbesondere , endlich auf S. XXIII IV das beigegebene, sehr unbedeutende, Fragment der Gudmundar saga; vom Textabdruck fallen 42 S. auf die Hauksbök, wenig über ö Seiten auf die Gudmandarsaga, während Namen- und Wortregister das Übrige füllen. Bezüglich Werlauffs nimmt der Herausgeber, dessen saubere Arbeit und verlässige Kritik auch in dieser Publication wieder in erfreulichster Weise hervortritt, trotz dessen entgegenstehender Angabe an, daß er das Original der Hauksbök nicht zur Hand gehabt habe; bezüglich des Index siglorum des Dr. Sveinbjörn spricht er sich dagegen nicht aus, doch wird auch dieserhalb dasselbe gelten müßen. MÜNCHEN, den 31. October.

2. Eyrbyggjasaga , herausgegeben von Gudbrandr Vigfüsson. Mit einer Karte. Leipzig, F. C. W. Vogel, 1864; LIV und 146 S. 8.

Eine der wichtigsten Isländischen Sagen wird unter obigem Titel dem Publicum in ebenso trefflicher Bearbeitung als gefälliger und handlicher Ausstat- tung geboten. Auf Island seit dem Wiederaufleben der einheimischen Cultur viel- fach gebraucht und gefeiert, von Arngrfmur laerdi bereits benützt (in seiner Cry- mogaea, 1609), von Ami Magnussen hoch geschätzt und auch von ))ormöctur Torfason fleißig zu Rathe gezogen , von Bischof Finnur Jönsson aber zu den besten einheimischen Geschichtsquellen gerechnet, hatte die Eyrbyggja doch erst im Jahre 1787 in Grfmur Jönsson Thorkelin einen Herausgeber gefunden. Bis dabin nur durch einzelne Citate bei Isländischen oder den Isländern nahe ste- henden Verfassern (wie etwa Thomas Bartholin, Suhm, Schöning) im Aushinde bekannt, war die Quelle damit allerdings auch diesem zugänglich geworden, wie sie denn auch von Walter Scott in Englischer (1818) und von Niels Matthias Petersen in Dänischer Sprache (l844) bearbeitet, und von Deutschen, Norwe- gischen, Dänischen Verfassern vielfach benützt wurde; aber jene editio princeps ist heutzutage nur schwer aufzutreiben, und überdies auch au und für sich durchaus unzureichend, indem die kritische Behandlung ihres Textes eine höchst mangelhafte ist und dessen Abdruck überdies von den ärgerlichsten Druckfehlern noch weiter entstellt wird. In den Antiquitates Americanse (1837) wurde freilich später noch ein kleineres, und in Grönlands historiske Mindesmärker I. (1838) ein größeres Stück der Sage auf Grund einer Vergleichung der Hss. neuerdings herausgegeben; allein da beidemale nur ein Stück der Sage gegeben wurde, und zumal das größere (durch Finn Magnüsson) noch obendrein in weit unkri- tischerer Bearbeitung als bei Thorkelin, war auch damit dem Mangel keineswegs abgeholfen. Etwas Überflüssiges hat also Freund Gudbrandur mit seiner neuen Ausgabe jedenfalls nicht gethan; sehen wir zu, wie weit sich aus deren Anlage und DurchfQhrung das Eingangs ausgesprochene günstige Urtheil über dieselbe rechtfertigen lasse.

Betrachten wir zunächst das handBcKtiivW^iV^ 1^«.^^V\%\^ wS. ^^^^% die Ausgabe sieb stützt, und über welches 8. XXIW— :KÖA\ ^^^Nw^^a ^^"^^

480 LITTERATUR.

Schluß ertheilt. Es ist bekannt, duG die Isländischen Gelehrten im Allgemeinen die l'apierhss. gering zu achten, dagegen Allem, was auf Pergament geschrieben ist, ihre ganz besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden pHegen; es lässt sieh aber auch nicht verkennen, daß dieses Verfahren, wenn zwar bei dem eigenthtkmlichen Gange der Isländischen Litieraturgeschichte leicht erklärlich, doch in gar manchen Fällen ein ganz und gar nicht gerechtfertigtes ist. Die Isländischen Membranen gehören, wenigstens so weit die geschichtliche Sagenlitterarur in Frage ist, meist dem Ende des 13., dem 14. und dem 15. Jahrhunderte an; nur wenige von ihnen reichen in das 16. oder gar in das 17. Jahrhundert herein, während die Papierhss. erst gegen die Mitte dieses letzteren beginnen, so daß zwischen diesen und jenen ein Zeitraum von nahezu anderthalb Jahrhunderten in Mitte liegt, während deren das Absehreiben der einheimischen Geschichtsquellen völlig ins Stocken gerathen war. Unser Herausgeber^ welcher sich schon früher in seinem Vorworte zu den Biskupasögur L (l8ö8), S. VII ^XI, über diese eigenthQm- liehe Erscheinung ausgesprochen hatte, giebt auch hier wieder, auf S. VIII X seiner Vorrede^ ein paar Andeutungen zu deren Erklärung, bezüglich deren man nur bedauern kann, daß er sich picht erschöpfender t^ber die Frage hat äußern mögen. Er macht darauf aufmerksam, wie bereits im 15. Jahrhunderte, nach der Zahl der aus ihm erhaltenen Hss. zu schließen, die Theilnahme an den Islendfngasögur und Noregskonüngasögur entschieden im Rückgänge begriffen war, während die helgra manna sögur, d. h. Legenden, und die riddarasögur , d. i. Ritterromane ausländischen Ursprungs, die unbestrittene Oberhand erlangt hatten. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts beschäftigte man sich sodann fast nur einerseits mit geistlicher Liederdichtung, und andererseits mit den soge- nannten rfmur , d. h. mit gereimten Paraphrasen , zumeist ausländischer Ritter- geschichten. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an begann endlich die Refor- mation ihren Einfluß geltend zu machen, und jetzt wandte man der heil. Schrift, der Deutschen Theologie und dem Deutschen Kirchenliede seine ausschließliche Aufmerksamkeit zu, so daß für die Geschichte der eigenen Heimat auch jetzt noch weder Zeit noch Neigung Qbrig blieb. Erst mit dem Anfange des 17. Jahr- hunderts begannen einerseits der gelehrte Propst Arngrfmur Jdnsson (f 16 48} und der nicht minder fleißig Schriftstellern de ßauer Björn Jdnsson zu Skarctsä (t 1665), andererseits die Bisehöle Oddur Einarsson (l589 1630) und Bryuj- ülfur Sveinsson zu Skälholt (1639 1674), dann })orläkur Skülason zu Hölar (1628 1656), den einheimischen älteren Schriftwerken wieder liebevolle Theil- nahme zu schenken, und von jetzt ab entstanden denn auch Papierabschriften derselben in großer Zahl, welche natürlich sammt und sonders von den Mem- branen abhängig sind, die um die Mitte des 17. Jahrhundert noch im Lande zu finden waren, und lediglich als mehr oder minder gute oder schlechte Copien jener Originale erscheinen. Es begreift sich, daß solche spätere Abschriften ohne allen und jeden urkundlichen Werth sind, soweit uns die Urschriften noch selber vorliegen, von denen sie genommen sind, und dieses ist bezüglich weitaus der meisten unter ihnen glücklicher Weise wirklich der Fall ; ganz anders muß aber die Sache begreiflich in dem anderen Falle stehen, wenn die Membranen, deren Copien die betreffenden Papierhss. sind, inzwischen verloren gegangen sind, und auch Dergleichen kam bei der Leichtfertigkeit, mit welcher die alten Documente im 17, Jahrhunderte noch vielfach \)e\\aivÄ^\l ^\xT(ictv, v^mx x\x oft vor. Nicht wenige JPergamenthaB» wurden in der ange^o\>exv^ti Ti^\\. nwl ^\wi.^\)l^ti \^^\!^\^t^

LITTER ATUR. 481

nach Schweden ausgeführt; andere wurden von Bischof Brynjülfur oder andern seiner Landsleute an den Däneokönig, oder an vornehme Herren in seiner Um- gebung, oder auch an einzelne Gelehrte geschenkt, bei denen etwa der Scbenker etwas zu suchen hatte (so an Ole Worm, Feder Resen , Stephan Stephanius , Otto Friis, Georg Seefeld u. dgl. m.); was in den ersten Jabren des 18. Jabrbunderts noch im Lande zu finden war, sammelte endlich Arni Magnüsson , welcher wie bekannt die Insel ziemlich rein ausplünderte und auf was er nur die Hand legen konnte, nach Kopenhagen binüberbraehte. Nun sind zwar die nach Schweden gelangten Hss. in den Bibliotheken von Stockholm und Uppsala größtentbeils noch erhalten, und nicbt minder sind diejenigen, welche B. Brynjülfur dem Kö- nige von Dänemark verehrte, in der großen königlichen Bibliothek zu Kopen- hagen wohl aufbewahrt; wenn ferner die Sammlung des Ami Magnüsson zwar allerdings durch den großen Kopenhagener Brand von 17 28 nicht unerheblichen Schaden erlitt, so haben doch deren vielbesprochene und oft beklagte Verluste, wie sich hinterher herausgestellt hat, die altisländische Litteratur im Ganzen ziemlich unberührt gelassen. Aber die Hss. , welche an einzelne Privatleute des Auslandes gegeben worden waren, wurden nach dem Tode dieser ihrer Besitzer meist zerstreut, und nur theilweise vermochte Ami Magnüsson sie wieder in seiner Hand zusammenzubringen ; manche von ihnen kamen ins Ausland , nach Paris z. B. , nach Leiden, nach WoIfeubQttel u. dgl. m., andere aber giengen zu Grunde, wie denn z. B. die zahlreichen und zum Theile höchst werthvoUen Hss. des Resenius, und zum Theile auch die Worms^ in dem Brande von 17 28 von den Flammen verzehrt wurden. In gleicher Weise gieng auch so manche auf Island selbst zurückgebliebene Hs. noch vor der Zeit verloren, da Arni mit dem dortigen Besitzstande aufräumte, wie denn z. B. die einzige Membrane der so überaus werthvoUen Islendfngabök seit dem Jahre 1651 spurlos verschwunden ist, seit ungefähr derselben Zeit die einzige Originalhs. der Hüogurvaka, dann der Päls biskups saga fehlt, u. dgl. m., und wie in diesen und so manchen wei- teren Fällen die einzige Membrane, welche zu Anfang des 17. Jahrhunderts von dieser oder jener Quelle noch zu finden war, abhanden gekommen ist, so ist in nicht wenigen anderen Fällen wenigstens das Original für selbständige Textesgestaltungen zu Grunde gegangen, wenn auch in anderen Membranen andere, mehr oder minder abweichende Recensionen sich erhalten haben mochten. Hier nun ist es, wo die Papierbss. mit selbständiger Bedeutung auftreten, die Lücken ergänzend, welche im Bestände der Membranen sich aufgethan haben. Es ist das Verdienst so fleißiger Abschreiber wie Jon Gizurarson ä Nüpi (f 1648), s^ra Jon Erlendsson zu Villingaholt (f 1672), Arni Magnüsson selbst oder As- geirr Jdnsson, welcher für ihn wie für })orm6ctur Torfason schrieb, wenn die Verluste, welche durch sorglose Behandlung und sogar Zerstörung der Membranen (Verwendung derselben zu Einbänden z. B.) oder durch äußere Unglücksfalle nun einmal entstanden sind , wenigstens nicht als völlig unersetzlich betrachtet werden dürfen; Arni Magnüsson aber, welcher wegen seines rücksichtslosen Sam- meins und Fortschaffens handschriftlicher Schätze von gar vielen seiner Lands- leute noch bis auf den heutigen Tag herab bitter angefeindet wird, kann ge- radezu als der Retter der altisländischen Litteratur vor dem kläglichen Unter- gange gepriesen werden, welchem dieselbe bei längerer Verwahrlosung auf I&Im5l<L selbst uDfehlhar verfallen sein würde. Der ZuataxvÖL Ölcx'ä^^^» xiwsÄX^-t ^'^^^^ÖÖ^ ht vollkommen geeignet für das eben Gesagte ä\8 sc\i\«k^^TA«t ^^^^ '»»^ ^>r»!b^n

GERMANIA X. "SV

482 LITTERATCR.

w&hreod die Art wie deron gegenwärtiger Herausgeber dieselben behandelt hat, in ertreulichstcr Weise fflr dessen kritische Befähigung und Umsicht Zeugniss gibt. In der älteren Zeit muß die Eyrbyggja zu den beliebtesten anter den Isländischen Sagen gehört haben, denn es waren von derselben noch im 17. Jahr- hunderte zwar nicht IG Mcmbranfragiucnte wie von der Njala, oder 12 18 wie von der Kigla, abor dorli volle 6 vorhanden, welche Zahl von keiner andern außer den eben genannten beiden Sagen überschritten und nur noch von zweien, der Laxdu*la nämlich und der Grettla, erreicht wird, während gar viele schon damals nur noch in einer einzigen Hs. erhalten waren. Von jenen 5 Membranen gehörten, und auch dies ist charakteristisch, eine dem Schlüsse des 13., zwei dem 14. und ebensoviele dem 15. Jahrhundertc an; von dem Jahre 1498 an aber, in welchem die letzte Membrane geschrieben wurde, bis zum Jahre i640, in welchem die erste Papierhs. der Sa^^e entstand, klafft eine weite, öde Lücke. Von da ab häufen sich dagegen die Abschriften rasch wie bei keiner andern Sage; aus der Mitte und der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts liegen von ihr über 20 Papierhss. vor, während es andere Sagen höchstens nur bis auf die halbe Zahl bringen. Von jenen 5 Membranen ist nun aber die eine, und zwar '■ gerade die werthvollste und die einzig vollständige, zu Grunde gegangen, näm- lich die berühmte Vatnshyrna, welche im Jahre 17 28 mit den übrigen Codices Reseniani verbrannte. Über den anderweitigen Inhalt dieser FIs., ihre ursprüng- liche Beschaffenheit und ihre späteren Geschicke hat sich unser Herausgeber schon früher in seiner Ausgabe der Bärdar saga Sn^felleäss , Viglundar saga, u. 8. w. (Kopenhagen i8ö0), S. IX XI, so wie in den von ihm und Theodor Möbius edierten Fornsögur (Leipzig 1860), S. XIV— XVI und XXII— XXIII ausgesprochen; hier mag nur bemerkt werden, daß dieselbe am Schlüsse des 14. Jahrhunderts, also ziemlich gleichzeitig mit der Flateyjarbök geschrieben wurde, und zwar wie es scheint für denselben Jon Häkonarson zu Vididalstünga, welcher auch diese letztere IIs. hatte schreiben lassen. Von den 28 Papierhss., welche Guitbrandur aufzahlt, und unter welchen er nur die beiden in Stockholm und Uppsala liegenden näher zu charakterisieren unterlässt, sind volle 10 aus dieser verlorenen Membrane geflosseu, welche eine durchaus selbständige Textes- recension enthalten hatte (von unserem Herausgeber als A bezeichnet) ; unter ihnen ist die eine (A') von Asgeirr Jönsson und theilweise von Ami Magnüiison selbst geschrieben, eine zweite (A*') von s^ra Ketill Jürundarson ( Hvammi (f 1670), eine dritte von dem schon genannten Bauern Jon Gizurarson ä Nüpi (A*^), und wurden diese drei Papierhss. als Ersatz für das verloren gegangene Original, weil von einander unabhängig, sämmtlich verglichen und benützt, die sämmtlichen übrigen aber, weil nur von ihnen abgeleitete weitere Copien, mit vollem Rechte bei Seite liegen gelassen. Neben dem Texte der Vatnshyrna steht sodann eine zweite Hauptrecension (B), welche von jenem theils durch geringere Reinheit und Voll- ständigkeit, theils aber auch durch die Versetzung eines einzelnen Capitels, des 48., sich unterscheidet. Diese zweite Recension ist durch drei Membran- fragmente repräsentieit, unter welchen AM. 309 in 4. (B*), im Jahre 1498 geschrieben, cap. 1 11 init., und cap. 17, fin. 29, med., der Cod. Guelferb. (B°), um die Mitte des 14. Jahrhunderts geschrieben, cap. 20, med. bis zum Schlüsse der Sage, endlich AM. 162, Fol, (B*^), wahrscheinlich noch zu Ende des IS. Jahrhunderts geschrieben, ca\>. 41, ^vd. ^w^, \iV^ xoä.^»^ t«A ^^» 57^ med. cap. 6 1 enthält ; allein aucb Vi\^i m\)^l^tL <\:v^ 'Ä^mVt^x«;^ Vvt\^^ ^\^

LITTERATÜR. 48Ä

unerbeblich aus den Papierhs. ergänzt werden. Zunächst schon insoferne, als unser Herausgeber den Wolfenbüttler Codex nicht selbst einsehen konnte, viel- mehr sich mit einer Abschrift desselben begnügen mußte, welche in AM. 450 in 4. vorliegt (einer zweiten Abschrift desselben Originales ^ AM. 161 in 4., erwähnt S. XXIV, während ihrer auf S. XXV in dem Verzeichnisse der Papierhss. nicht mehr gedacht wird; ob dieselbe etwa verloren gegangen ist?); da diese Copie, im Jahre 1702, von Asgeirr Jönsson angefertigt und von Arni Magnüs- son collationierty und überdies im Jahre 1847 durch Jon Sigurdsson nochmals einer sorgfältigen Vergleichung unterstellt wurde, durfte sie in der That als ein hinreichend verlässiger Ersatz für das Original betrachtet werden. Sodann aber, und dies ist ungleich wichtiger, liegt in einer um das Jahr 1640 gefertigten Papierhs*, AM. 446 in 4., eine Abschrift desselben Cod. Guelf. vor, welche zu einer Zeit gemacht worden war, in welcher diese Membrane noch ungleich voll- ständiger war als sie jetzt ist; der Anfang freilich, bis in das cap. S reichend, muß derselben schon damals gefehlt haben, und ist in der Abschrift aus der sofort zu besprechenden dritten Recension (C) ergänzt, der Überrest der Hs. aber folgt durchaus dem Cod. Guelf , und gibt somit zumal für den Theil der Sage, für welchen sowohl B* als uns verlassen, nämlich für cap. 11 init. cap. 17 fin., eine sehr willkommene Ergänzung der mit B bezeichneten zweiten Hauptrecension. Mit B^ bezeichnet, ist diese Papierhs. denn auch insoweit von unserem Heraasgeber als Ersatz für die fehlenden Membranen benützt worden. Endlich liegt, wenn man will, noch eine dritte Textesrecension (C) in einem Membranfragmente aus dem 15. Jahrhunderte (AM. 445^ in 4.) vor, über welches sich der Herausgeber ebenfalls bereits auf S. XVHI and XXIII XXIV der Vorrede zu den Fornsögur ausgesprochen hat. In der Mitte stehend zwischen A und B , und offenbar theils aus Hss. der ersten , theils der zweiten Classe geflossen, folgt diese Hs. in ihren ersten und letzten Blättern dem Texte A, in ihren mittleren Blättern dagegen dem Texte B; besonderen Werth verleiht ihr aber ein Zusatz, welcher von den Kindern des Snorri godi und der Chrono- logie seiner Lebensgeschichte handelt, und der in den beiden anderen Recensionen fehlt. In den Papierhss. kommen übrigens auch noch andere Mischgestaltungen vor, zum Theile durch Zusätze veranlasst, welche aus Hss. der A- Classe auf den Rändern von gemacht worden waren, und in einer von ihnen, AM. 445* in 4., ist sogar der oben erwähnte Zusatz der dritten Recension zu finden; nur ausnahmsweise sind indessen derartige spätere Aufzeichnungen von irgend welchem Werthe, sei es nun, daß sie, wie dies bezüglich eben dieses Zusatzes der Fall ist, einen einzelnen Namen lesen lassen, welcher in der entsprechenden Mem- brane bereits unleserlich geworden ist, oder daß sie zu der alten schriftlichen Überlieferung noch eine spätere im Volksmunde umlaufende Sage nachtragen (vgl. S. XXVIII und S. XXXII, Anm. 1 ; zu der ersteren Stelle vgl. Jon Arnason, Islenzkar })j(5d8ögur og asfintyrl, I, S. 227). Unser Herausgeber hat nun, wie billig, seiner Ausgabe die Recension A zu Grunde gelegt, und ist dabei, wie dies allerdings auch Thorkelin bereits gethan hatte, zunächst der Abschrift Asgeirs gefolgt, jedoch unter Zuhilfenahme der von s^ra Eetill und Jon Gizurar- son herrührenden Copien; dagegen hat er den Recensionen B und C nicht nur zahlreiche Varianten und Emendationen entnommen, sondern auch die Eigen- thtlmlichk«iten des Textes B unter Mittheilung z\xsamm«T^ii.tk^^\A<^^^^0(^^^ ^^^'

484 LITTERATÜR.

selben auf S. XXVTII XXXI eingehend erörtert, und den mehrerwähnten Zu- satz des Textes C anhangsweise vollständig abgedruckt.

Ein eigenthümliches Verfahren hat Gudbrandur hinsichtlich der Ortho- graphie eingehalten, und durch eine Reihe von Erörterungen in seiner Vorrede, 8. XXXTV LH, zu begründen gesucht; aber wenn zwar dem Sprachforscher in diesen eine Anzahl der werthvollsten Beiträge zur Geschichte der altn. Sprache, eine Fülle der feinsten Bemerkungen über deron allmäliche Umgestaltung zunächst auf Island selbst, dann aber auch in den übrigen Theilen ihres Bereiches geboten wird, so möchte ich doch bezweifeln, ob damit der vom Herausgeber einge- schlagene Weg selbst durchgängig gerechtfertigt zu werden vermöge. Das zwar ist gewiss zu billigen, daß derselbe sich nicht an die Orthographie des von ihm zu Grunde gelegten Textes gehalten hat, da er nur aus neueren Abschriften der Vatnshyrna schöpfen konnte, welche selbst nicht überall die Schreibweise ihrer Vorlage genau wiedergaben (vgl. das auf S. XXXVIII über Asgeirr Bemerkte), und da überdies sogar die Schreibung dieser Vorlage selbst wie die aller anderen aus dem Ende des 14. Jahrhunderts stammenden IIss. eine nicht mehr völlig reine und consequente, auch aus anderweitigen Publicationen , z. B. dem buch- stäblichen Abdrucke der Flateyjarbok , bereits genügend bekannte ist. Allein, dieses zugegeben, mußte denn doch, wenn nicht geradezu die moderne Isländische Orthographie befolgt werden wollte, entweder der Versuch gemacht werden, die zur Zeit der Entstehung der Eyrbyggja, also gegen die Mitte des 18. Jahr- hunderts, auf Island übliche Schreibweise wieder herzustellen, oder aber die normalisierte Schreibung beibehalten bleiben, wie sie sich neuerdings einmal für die Herausgabe der älteren Denkmäler festgestellt hat; unser Herausgeber da- gegen ist einigermaßen eklektisch verfahren, und folgt weder ganz jener älteren, noch ganz dieser normalisierten Schreibart, so daß seine Orthographie immerhin den Eindruck einer gewissen Willkürlichkeit macht und in sich selber keineswegs durchaus consequent ist. Auf die Vergleichung der übrigen Germanischen Sprachen sich stützend, sucht er in scharfsinnigster Weise aus der Schreibart der Runen- inschriften, sowie aus genauer Verfolgung der in den älteren Schwedischen, Dä- nischen, Norwegischen und Isländischen Membranen befolgten Orthographie, dann auch aus seiner eigenen Kenntniss der heutigen Aussprache in den verschiedenen Theilen seiner Isländischen Heimat auf den ursprünglichen Zustand sowohl als die späteren Verzweigungen der Nordischen Gesammtsprache gesicherte Schlüsse zu ziehen, und es ist nur billig, wenn er dabei deren Isländischem Zweige als dem litterarisch weitaus bedeutsamsten, ja fast allein bedeutsamen, ganz vorzugs- weise seine Aufmerksamkeit zuwendet; aber wenn man einerseits nur bedauern kann, daß der Verfasser sich auf ein paar aphoristische Bemerkungen beschränkt, und nicht lieber gleich eine erschöpfende Darstellung der Umwandlungen gegeben hat, welche die Lautverhältnisse seiner Muttersprache in Schrift und Aussprache allmälich erlitten haben, so wird man andererseits auch nicht umhin können, sich die Frage aufzuwerfen, warum die Ergebnisse dieser sprachgeschichtlichen Er- örterungen so wenig gleichmäßig die für den Text der Eyrbyggja selbst beliebte Orthographie bestimmt haben. Es iet vollkommen in der Ordnung, wenn der Herausgeber nachweist, daß das anlautende /tr, AZ, Im von dem anlautenden r, /, n ursprünglich in allen Germanisclieu Sprachen^ und so auch noch in den Skandinavhcben Runendenkmälern getvaw ^esci\i\«iöi^Ti -^«t^^^ "v«A ^^ ^\&^^ Schei- äuog auf den Orkneys nocb im \^. JaViiWiivV^xt^ ^tV^\ä^^ wx^^wäXwa «sÄ.\^\t

LITTEKATÜR. 433

heatigen Tag herab gilt, während sie in Nor\70gen bereits aus den ältesten Hss« verschwunden ist und von dort aus die gleiche Schreibweise auch wohl vorüber- gehend nach Island herüberdrang, ohne doch hier bleibenden Eingang zu finden ; in der Ordnung auch, wenn er hervorhebt, daß das in den übrigen Germanischen Sprachen erhaltene v vor den 6-Lauten (t/, o, o?, y) in der altnordischen Sprache bereits vor der Besiedelung Islands verschwunden und erst später in Norwegen wieder aufgenommen worden sei, von wo es dann auch wieder nach Island hin- übergetragen worden sei, ohne doch hier wieder festen Fuß gewinnen zu können, dann den Vers: »reidiverk er})ü vunnit hefir", in Str. 26 der Sdlarljöd ledig, lieh als ein Zeugniss dafür betrachtet, daß dieses angeblich von Saemundur frödi gedichtete Lied, welches nach der gewöhnlichen Ansicht noch die deutlichsten Spuren des Kampfes christlicher und heidnischer Vorstellungen zeigen soll, erst im 14. Jahrhunderte entstanden sein könne. In beiden Fällen setzt der Heraus- geber mit Recht die einheimische Isländische Sprech- und Schreibweise der nur vorübergehend eingedrungenen Norwegischen entgegen, und beidemale hat er sowohl die Übung des 13. Jahrhunderts als die moderne und die derzeit ge- bräuchliche Normalisierung des Altisländischen für sich, wenn er der ersteren auch in einer Eyrbyggja folgt. Auch dagegen ist Nichts einzuwenden, wenn anstatt des e und 0 der älteren Sprache in den Endungen -6, -er, -ed, -«m, dann -0, 'or, ^ody om- das jetzt übliche i und u geschrieben wird; der Über- gang zu der letzteren Schreibweise scheint schon zu Anfang des 13. Jahrhunderts begonnen zu haben, und wenn zwar in den Hss. noch lange Schwanken zu ver- spüren ist, so herrscht doch in den besseren unter ihnen schon im genannten Jahrhunderte das i und u vor, und ist es nur auf fremdländische Einflüsse zu- rückzuftlhren, wenn seit der Reformation bis auf Eggert Olafsson herab (f 17 68) das 6, nicht auch das o, wieder das Übergewicht erlangte* Ebenso kannte zwar die älteste Sprache auch im In- und Auslaute nur ein Jb, kein d^ aber schon im Anfange des 1 3. Jahrhunderts wurde der letztere Buchstab den Angelsachsen entlehnt, und er wechselt fortan mit dem ersteren, bis er sich schließlich allein behauptet; seit der Mitte des 14. Jahrhunderts durch ein bloßes d verdrängt, wird sodann das d durch Eggert Olafsson wieder hervorgesucht und durch Rask zur unbestrittenen Herrschaft gebracht, wenn auch in etwas beschränktcrem Um- fange als vordem, mit vollem Rechte, da die Aussprache dasselbe, von jb sowohl als von d geschieden, fortwährend festgehalten hatte. Mit Recht wird ferner auch das 7a, /ö, /o, ju^ ja im Gegensatze zu ta, to, to, m, id festgehalten; ob- wohl nämlich die erstere Schreibart erst am Schlüsse des vorigen Jahrhunderts aufkam, hat doch bereits })öroddur rünameistari (um 1140) sammt seinen Nachfolgern beim t wie beim u die consonantische Geltung von der vocalischen wohl unter- schieden, und ergibt sich die entsprechende Aussprache des ja^ jö^jö auch daraus, das dasselbe in Versen schon zu Anfang des 18. Jahrhunderts nur als eine ein- zige Silbe gezählt wurde. Endlich muß gewiss auch der Gebrauch der Accente zur Bezeichnung der langen Vocale gebilligt werden. Von })droddur eingeführt, ist derselbe allerdings im 13. Jahrhundertc mit Ausnahme einiger wenigen Hand- schriften wieder aufgegeben worden, und die im 14. Jahrhunderte aufgekommene Bezeichnung der langen Vocale durch Verdoppelung (aa^ uu u. dgl.) blieb im Brauche, bis Eggert Olafsson wieder zu den Accenten zurückkehrte (in der Schrift, nicht im Drucke, hatte man im 17. und IB. JttKth\i.iid&T\.^ v^^t^X^ ^^^«^ zweier über den VocaX gesetzter Punkte sich bedveiÄ^ Ä»o ü^ ^ \sl»^.^^ ^j^-

486 LITTERATUR.

schrieben); nur Air das lange e war im 15. Jahrhunderte , der Aussprache fol- gend, die Schreibung ie aufgekommen, fQr welche seit dem Jahre 17 70 wieder das einfache 6, dann durch Rask eingef&hrt das jetzt übliche e eintrat, w&hrend doch 4 an sich folgerichtiger wäre und auch von Gudbrandur nunmehr wieder auf- genommen wird. In allen diesen Fällen handelt es sich theils nur um graphische Verschiedenheiten, theils nur um die Noth wendigkeit, bei schwankender Über- lieferung irgend eine bestimmte Wahl zu treffen, und mag darum der vorwie- gende Gebrauch der besseren Zeit, die Übereinstimmung zwischen Schreibweise und Sprachweise, ja sogar die Consequenz und Gefälligkeit der Schreibart im- merhin den Ausschlag geben. Bedenklicher scheint mir aber die Behandlung des schwachen Umlautes a zu d (u) durch ti. Ganz richtig wird nämlich ausgef&hrt, daß derselbe sowohl in Schweden als in Dänemark niemals festen Fuß gefasst habe, und auch in Norwegen nur zu schwankender Geltung gelangt sei, während er auf Island ungefähr seit dem Beginne des 11. Jahrhunderts auftrete und consequente Durchführung erreicht habe, und ausdrücklich wird bemerkt, daß dessen sporadisches Ausbleiben in einzelnen Hss. des 18. und zumal 14. Jahr- hunderts nur als ein Norwagismus zu betrachten sei; aber warum lässt dann der Herausgeber auf S. 11, Z. 23 die Form: ä helgadu })ingi, auf S. 23, Z. 7 die Form : kastadu stehen, während er doch das gleichermaßen norwagisierende r statt Ar, vu statt u, u. dgl. tilgt? Ferner. Daß die Passiv- und Reflezivendnng bis gegen das Jahr 1200 hin 'sk^ von da ab bis in das 14. Jahrhundert hinein -2, von der Mitte des 14. Jahrhunderts an -zt oder zst^ seit etwa dem Jahre 1550 aber 'St geschrieben wird, welche letztere, in älteren Membranen nur ganz ver- einzelt auftretende Form jetzt die allgemein übliche ist, wird des Näheren aus- geführt; wenn unser Herausgeber hiernach die Schreibweise -st beibehält, so ist klar, daß er damit der gegenwärtigen Schreibung selbst da folgen zu sollen glaubt, wo diese von derjenigen Orthographie abweicht, welche zur Zeit der Entstehung der Eyrbyggja, oder etwas später in der classischen Zeit der Handschriftenschreibung die geltende war. Aber wie stimmt es hiezu, wenn derselbe andererseits die Endungen -o/, -zV, -ut im Neutrum des Artikels und des Particips, dann im Supinum und in der zweiten Person des Plurals im Gegensatze zu der heutigen Sprech- und Schreibweise -ad^ idy ud aufnimmt? Er weist selber nach, daß die heutige Aussprache schon dem 12. und dem Anfange des 13. Jahrhunderts ge- läufig gewesen sein mOße, indem schon damals die Schreibung -ojb, tjb, -tijb vor- kam, und daß in einzelnen guten Hss. das -ac?, -id, -ud bis zum Ende des 13. Jahrhunderts sich erhielt, während freilich im 13., 14* und 15. Jahrhundert das -at u. s. w. üblich wurde, wofür dann seit dem Ende des 15. Jahrhunderts th oder d eintrat; warum soll nun, da trotz der wechselnden Schreibung die Aussprache fortwährend die alte blieb und aus diesem Grunde in vielen Hss. das -er/, -ut auch sogar in Fällen geschrieben werden konnte, in welchen das -orf, -ud unter allen Umständen stehen mußte (z. B. h^rat, höfut, fögnut), die heutzutage übliche und der Aussprache allein gemäße Schreibweise bei Heraus- gabe älterer Quellen jener anderen, lediglich convcntionellen, weichen? Der Aus- sprache folgend schreibt der Herausgeber tünga^ p^ng ^ nicht tunga^ P^^ffy wie- wohl die übrigen Germanischen Sprachen den kurzen Vocal zeigen ; in den En- dangen ^anp, -eng, 'ön^ dagegen behält er den kurzen Yocal bei, obwohl der lange Vocal 'dngj 'Cing^ »aung bc\ioti "von \^^Q Äi ^^^^^yv^Vätl -^Mxde^ und mit Ausnahme eines Theiles des Westlandea \äb woi öäxi \iw>JC\^^\i'\.^%>WÄ^ lö^.^^

LITTERATÜK. 487

mein gesprochen wird. Das Wort ül/üd soll, obwohl, von ulfur herkommend, richtiger tilbicd geschrieben werden, weil dasselbe allgemein in der letzteren Weise ausgesprochen wird, als ein vereinzelter Überrest einer früheren, ungleich weiter reichenden Aussprache Z&, rh anstatt Z/*, rf; andererseits aber wird die Schreibung mjöky ofe, ek^ mik u. dgl, beibehalten, obwohl man jetzt allgemein rnjögt og, eg^ mig zu schreiben wie zu sprechen pflegt, und solche Schreibweise zum Theil scbon seit dem ersten Anfange des 14. Jahrhunderts nachzuweisen ist, und den Dativ Pluralis mit dem Artikel lässt der Herausgeber mit -unuin endigen, wäh- rend doch nicht nur allgemein -onum gesprochen wird, sondern diese Aussprache auch, wie er selber andeutet, auf die ältere Schreibung o statt u zurückweist. Als eine Inconsequenz muß es auch erscheinen, wenn der Herausgeber sich darauf einlässt, bezüglich der in der Sage zerstreuten Verse eine ungleich alter- thümlichere Orthographie durchzuführen als bezüglich der Prosa, wenn er also das alte s für r (es, vas, vesa u. dgl. für c?*, ?jar, vera), das angehängte k und s bei den Verba und den Adverbia oder Pronomina (emk , Icetk^ förk für em eky Icet ek^for efc; dann JiarSf peirs für par es^ peir es), das -sk der Reflexiv- und Passivform statt des -st, und das -mk statt -mz (erumk, sj'dmk statt erumz, sjdmz), den Umlaut ce von d statt cb, das anlautende gl- und gn- statt des bloßen l- und n-, im Widerspruche mit der handschriftlichen Überlieferung einstellt. Es ist aller- dings richtig, daß die Wiederherstellung dieser älteren Sprachformen, über deren allmäliches Abkommen Guctbrandur sehr ansprechende Nachweise gibt, guten- theils durch das Metrum gefordert wird, und daß es nicht wohl angienß:e, die- selbe auf solche Fälle zu beschränken und in den übrigen der normalisierten Schreibweise zu folgen; aber sollte dann nicht folgerichtig auch für den prosai- schen Theil der Sage die Orthographie hergestellt werden, wie sie zur Zeit ihrer Aufzeichnung im Brauche gewesen war? Ich möchte übrigens diese und andere orthographische Fragen nur Anderen, und zumal dem sehr werthen Herausgeber selbst, zur weiteren Prüfung ans Herz gelegt wissen, und bescheide mich gerne, in solchen Dingen meinerseits kein eigenes Stimmrecht zu besitzen. Dagegen glaube ich noch erwähnen zu sollen , daß auch über die wechselnden Formen der Eigennamen sehr interessante Andeutungen gegeben werden, unter welchen die Zurückweisung der in der Eyrbyggja selbst aufgestellten Etymologie des Namens jDÖrölfur hervorgehoben werden mag.

Unser Herausgeber hat aber auch, XII XXIII seiner Vorrede, das Alter der Eyrbyggja ins Auge gefasst und deren Verhältniss zu andern Sa* gen, ferner ihren litterarischen Charakter, so wie das Maß von Ver- lässigkeit, welches dieselbe beanspruchen kann, und auch über dieue Punkte mag hier noch Einiges gesagt werden. Hinsichtlich der Entstehungszeit der Sage ist im Grunde wenig mehr zu erheben, als was bereits von Peter Erasmus Müller, in seiner Sagabibliothek, I, S. 195 98, erhoben worden ist. Schon Müller hat darauf aufmerksam gemacht, daß die Eyi'byggja vor der Unterwerfung Islands unter den Norwegischen König geschrieben sein müße, weil sie das Be- stehen der aristokratischen Verfassung des Isländischen Freistaates voraussetze, und bereits er hat sich zur Begründung dieser Behauptung auf Cap. 4 berufen, wo es heißt: „Til hofsins skyldu allir menn tolla gjalda, ok vera skyldir hof- goda til allra ferda, sem nu eru J)ingmenn höfdfngjum". Gudbrandur nimmt daneben auch noch Cap. 10, wo es vom ]3Ör8ness]3ing heißt: »t^eir fserdu ^i pjDgit inn i nesit p&r sem nd er* , sowie Cap, ^% "ä^xwi^, 'V^ ^K^'«»s^ ^\s^.%

488 UTTEBATUE.

„\)i faerda landsstjornarmenn log ä })vf, at aldri sidao skyldi kona vera vfgsakar adili n^ yngri karlmadr en 16 vctra, ok befir })at haldizt jafnan Bfdan", das Letztere gewiss mit Recht, da die Ausschließaog der Weiber voo der Blutklage, wie sie dem Norwegischen Rechte fremd war, auch in der Järnsfda und Jönsbök keine Stelle mehr gefunden hat, wenn auch dem Ersteren gegenüber eingewendet werden mag, daß zwar nicht die alte Dingordnung, aber doch der Gebrauch der alten Dingstätten auch in der königlichen Zeit zunächst fortbestand. Andererseits aber ist auch darauf Gewicht zu legen, daß am Schlüsse der Sage auf die münd- liche Aussage der Gudny Bödvarsdöttir Bezug genommen wird, der Mutter der berühmten Sturlusynir, welche nach den Annalen im Jahre 1221 verstarb (vgl. auch Sturlünga, IV, Gap. 89); allerdings darf man hieraus nicht, wie Müller durch den incorrecten Text der älteren Ausgabe verführt gethan hat , auf die Abfassung der Sage vor dem Jahre 1221 schließen , aber doch immerhin so viel folgern, daß dieselbe nicht allzulange nach diesem Jahre entstanden sein kann. Gudbrandur sucht noch eine engere Begrenzung dadurch zu gewinnen, daß er einerseits die Anführung der Laxda;la im Anfange des letzten Gapitels unserer Sage betont, andererseits aber auch hervorhebt , daß die erstere nicht vor dem dritten Dccennium des 18. Jahrhunderts geschrieben sein könne. Ein «,Ketill, er äbdti var at Helgafelli" wird in deren Gap. 7 8 als ein Sohn des Hermundur Kodränsson, ferner ein „Sighvatur prestur" als Sohn des Brandur ])6rarin8Son, „er setti stad at Hüsafelli*', gt^nannt, und zwar letzterer mit dem Beisatze, daß er lange in Hüsafcll gewohnt habe; von diesen beiden Männern aber lässt sich der erstere ohne Zweifel mit dem Priester Ketill Hermundarson identificieren, welcher nach der Pals bps* s. Gap. 14 dem Bischöfe Fäll Jönsson bis an seinen Tod (121 1) diente, nach den Annalen im Jahre 1217 Abt zu Helgafell wurde, und nach den Annalen, dann der Gudmundar bps. s. Gap. 72, im Jahre 1220 starb *) , während der zweite seinem Stammbaume nach ungefähr derselben Zeit angehört haben mag, übrigens damals schon hochbejahrt gewesen sein muß, da die Stiftung der Kirche zu Hüsafcll durch seinen Vater Brandur nach dem im Diplomatarium Islandicum, I, S. 217 18, abgedruckten Stiftungsbriefe bereits zur Zeit des Bischofs Klscngur ])orsteins8on (1152 7 6) erfolgte. Auch gegen diese Beweisführung wird sich nichts einwenden lassen außer der entfernten Möglichkeit etwa, daß der Verfasser unserer Eyrbyggja eine ältere Recension der Laxdsela gekannt und angeführt haben könnte, als welche uns vorliegt, und daß in jener älteren Fassung derselben jene beiden Männer noch nicht in der oben besprochenen Weise genannt gewesen sein könnten; gibt man aber die Stichhaltigkeit jener Folgerung zu, so begränzt sich dadurch die Entstchungszeit der Sage auf die Jahre 1280 62, also gerade auf die Zeit , in welcher die Isländische Sagenschrcibung in ihrer höchsten Blüthe stand. DasVerhält- niss der Eyrbyggja zu anderen Sagen ist schwieriger zu bestimmen. In ihrem Gap. 65 sagt die Eyrbyggja selbst, daß Snorri godi, mit welchem

*) Bischof Finnur J(5n8Soa gibt in seiner Historia ecclesiastica' Island!», IV, S. 67

das Jahr 1222, aber S. 145 das Jahr 1230 als sein Todedjahr an ; Ersteres offenbar auf

Grand irgend welcher minder genauen Annalenhandscbrift, Letzteres aber zufolge einer

Verwecßblung mit einem anderen Abte Ketill, welcher den Annalen und der Gudmundar s.

Oap. 96 zufolge im Jahre 1229 starb, n&m\\cYilL^\;\\\lM\%%QTiNWiW«aL^V^^\v> wie Bischof

FJnnar S, 42 ebenda selbst angibt.

LITTEKATÜB. 489

sie 80 viel zu than hat , aach in vielen anderen Sagen eine Rolle spiele ; aber sie erwähnt unter diesen neben der Laxdaela nur noch die Heidarviga saga, unzweifelhaft eine der ältesten unter den Islendingasögur, und außerdem wird von ihr nur noch einmal, in ihrem Cap. 7, „Ari (^orgilsson enn frödi^ angefahrt. £s hat gewiss viele Wahrscheinlichkeit für sich, wenn unser Herausgeber an- nimmt, daß der Verfasser der Eyrbyggja neben jenen von ihm ausdrücklich genannten Sagen auch noch so manche weitere zur Hand gehabt, und daß er es darauf angelegt habe, bezüglich solcher Begebenheiten, die anderwärts bereits ausführlich erzählt waren, sich kürzer zu fassen, dagegen diejenigen ausführlicher zu besprechen, bei welchen dies nicht der Fall war. In der That weist die kurze Darstellung einer Reihe der wichtigsten Begebenheiten in Cap. 12 und 13 un- serer Sage darauf hin, daß deren Verfasser die Gisla saga Sürssonar vor Augen gehabt habe ; die kurze Hindeutung auf die Einsetzung eines Viertelsdinges durch J)6rdur gellir in Cap. 10 lässt wahrscheinlich erscheinen, daß dem Verfasser die ]3Örctar saga gellis, welche uns verloren ist, aber in der Landnäma, H. cap. 16 angeführt wird, noch vorlag; die kurzen, einem Auszuge ähnlichen Bemerkungen des Cap. 24 über Eirikur raudi und die Entdeckung Grönlands werden wohl der Eiriks saga raucta entnommen sein, auf welche der Eiriks ]3ättur rauda in der Flateyjarbök, I, S. 42 9, sowie die ausführlichere Olafs saga Tryggvasonar, C. 2 20 (F. M. S. n, S. 214) Bezug nimmt, welche aber ebenfalls für uns ver- loren ist; die nicht minder fragmentarischen Angaben über die Fahrten der })orbrandssynir nach Grönland und Vinland im Cap. 48 finden ihre ausführlichere Erläuterung in der ])orfinns saga Karlsefnis, und wenn zwar diese letztere Sage in der Gestalt, in welcher sie uns vorliegt, jünger als die Eyrbyggja sein muß, da sie ihre Geschlechtsregister bis auf den berühmten Lögmann Haukur Erlends- son (t 1S34) und die Äbtissin Hallbera zu Rcynistadur (f 1330) herabführt, so mag doch immerhin eine ältere Recension derselben schon dem Verfasser jener Sage bekannt gewesen sein, wenn nicht etwa, was ja auch möglich wäre, die vorhin erwähnte Eiriks saga rauda als die gemeinsame Vorlage gedient haben sollte; endlich mag auch die flüchtige Art, wie in Cap. 49 der Annahme des Christenthums auf Island Erwähnung geschieht, mit unserem Herausgeber daher erklärt werden, daß der Sagenschreiber nicht wiederholen wollte, was er in der Kristnisaga bereits aufgezeichnet fand. Ich möchte sogar annehmen, daß in einigen weiteren, von unserem Herausgeber nicht erwähnten Fällen ein ganz ähnlicher Sachverhalt zu Grunde lag. Im Cap. 48 z. B. wird gelegentlich Hallsteinn godi })drdlfsson erwähnt, mit dem Beisatze ^cr })r8elana dtti^' ; die Landnäma, II, cap. 28, erwähnt ebenfalls dieser seiner Knechte, mit dem Bemerken, daß er sie auf der Heerfahrt in Schottland gefangen und auf den Svefneyjar zum Salzkochen ver- wendet habe* Berücksichtige ich nun, daß einerseits die Landnäma in demselben Capitel noch eine weitere Erzählung von Hallsteinn bringt, welche auch in die jüngere Bearbeitung der Gisla saga Sürssonar Aufnahme gefunden hat, und in Cap. 7 der )3orskfirdfnga saga als allgemein bekannt erwähnt wird, und daß andererseits noch die heutige Volkssage auf der Insel mit jenen Sclaven sich beschäftigt und ^ den Namen der Svefneyjar mit ihnen in Verbindung bringt (Jon Arnason, Islenzkar }>jödäögur, II, S. 85), so sehe ich nicht anders, als daß eine Sage existiert haben muß, welche über Hallsteinn godi ausführlicher gehandelt, und aus welcher man mehrseitig jene einzelnen NoÜLeii ^w^U^^xt^ \^^«^^. Keinem Zweifel kann ferner unterliegen, dafc elue ^\^^\i^ ^^^^OsWä^j^^ ^'^'^ '^'*^'"

490 LITTERATUR.

stierte, aus welcher die Landnäma, II, Cap. 1 9, ihre Ercählung über die K&mpfe des Kjallakur und seiner Söhne mit Ljötulfar und seinen Söhnen, und wieder C* 20 ihren Bericht Ober den Streit des KjalUkur mit Gadmnndur heljarskinn entlehnt hat ; mag wohl sein, daß auch der Verfasser unserer Sage dieselbe vor sich gehabt y und in seinem Cap. 9 und 10, dann Cap. 17, benützt hat. Wie- derum zeigen die mancherlei Notizen, welche die Landnäma, U, Cap. 5 und 6, dann die Gunnlangs saga ormstüngu, Cap. 5, über das Geschlecht der Bandmel- ingar enthält, daß auch über sie eine eigene Sage vorhanden gewesen sein muß, und aus ihr könnte wohl genommen sein, was in Cap. 56 über die Kämpfe der Randmeliogar mit dem Hause des Snorri godi berichtet wird u. dgl. m. Voll- ständig einverstanden bin ich aber mit den scharfsinnigen Auseinandersetzungen anseres Herausgebers über das^ Verhältniss der Eyrbyggja zur Landoäma« Wir wissen, daß Ari frödi vor der Islendfngabök, welche uns erhalten ist, ein anderes Werk gleichen Titels geschrieben hatte, welches er dann auf den Rath der Bischöfe ])orläkur Runölfsson und Ketill ))orsteins8on, dann des Priesters Saemnnd- ur frödi, umarbeitete, und wir wissen auch, daß bei dieser Umarbeitung einer- seits die in dem früheren Werke enthaltenen Genealogien, dann die Chronologie der Königsregierungen weggelassen, andererseits aber auch manche Zusätze, wie es scheint zumal auf die Verfassnngsgeschichte der Insel bezügliche, gemacht wurden; während Ari selbst die ältere Schrift als »Islendingabök* bezeichnete, trägt die jüngere, uns allein erhaltene, nur den Titel eines «libellus Islandorum'', und gar manche Notizen, welche in der sonstigen älteren Litteratur auf ihn zorückgeftlhrt werden , sind in diesem letzteren nicht zu finden. Jenes ältere und ausführlichere Werk des Ari scheint es nun gewesen zu sein, welches nach der Angabe der Hauksbdk (Islendingasögur , I, S* 320, Anm. 12) die erste Grundlage der Landnäma bildete, wie solche von Kolskeggur hinn vitri, wie es scheint zumal durch genauere Aufzeichnungen über die Geschlechter des Ost- landes (vgl. Landr. IV, Cap. 4, S. 249 und Cap. 9, S. 261 2) ergänzt, und später von Styrmir hinn frödi und von Sturla })ördarson überarbeitet, auf uns gekommen ist, und dann einerseits von Herrn Haukur selbst, andererseits von Markus ]idrdarson zu Melar oder einem seiner Angehörigen neuerdings umge- staltet worden ist. Dabei dürfen wir wohl annehmen, daß Ari selbst auf die Mittheilnng bloßer Geschlechtsregistcr sich beschränkt habe, und daß erst durch die späteren Überarbeitungen aus der mündlichen Überlieferung und mehr noch aus inzwischen aufgezeichneten Sagen breitere Erzählungen eingeschaltet worden seien; oft genug verräth die aphoristische Kürze solche spätere Einschaltungen, anderemale aber auch der Umstand, daß dieselben in den verschiedenen Rccen- sionen der Quelle ganz verschieden gestaltet sind, wie denn z. B. die Melabök erhebliche Zusätze aus der Vatnsdsela entlehnt hat, von welchen die übrigen Bearbeitungen nichts wissen > wie ferner in dem Berichte über Örlygur gamli, dann über Asölfur alskikk die Hauksbdk und Melabök ganz andere Zusätze zei- gen als die im engeren Sinne sogenannte Landnäma, wie derselbe Unterschied der verschiedenen Recensionen in dem Berichte über Lön-Einarr sich wiederholt u. dgl. m. Von hier aus erklärt es sich, daß zwischen der Landnäma und unserer Eyrbyggja sich Beziehungen von zweifacher Art ergeben konnten und ergeben haben. Auf der einen Seite citiert die letztere, wie schon bemerkt, einmal selbst den Ari fröäi^ und wenn die in Bezug geixomm^xi^ ^V^^ Va. dft%%^a libellus

LITTERATUB. 491

iBlandoram sich nicht findet, so steht dieselbe doch in der Landnama, II, Gap. 15, and mag aas dem größeren Werke des Ari io diese übergegangen sein; mit vollstem Rechte nimmt Gudbrandur an, daß für die Genealogien der Eyrbjggja noch in weiterem Umfange jene Geschlechtsregister des Ari als Qaelle gedient haben, indem er zugleich hervorhebt, wie gelegentlich einmal eine Lücke, welche die sämmtlichen Recensionen unserer Landnama lassen, aus der Eyrbjggja er- gänzt werden kann, offenbar weil ihrem Verfasser noch eine lesbare Handschrift vorlag, während die Schreiber jener ihr Original an dieser Stelle nicht mehr zu lesen vermochten: wie es daneben zu erklären sei, daß unsere Sage, Cap» 2, den ])örölfur Mostrarskegg mit unseren Texten der Landnama übereinstimmend zu einem Sohne des örnölfur fiskreki, und nicht mit Ari frödi zu einem Sohne des })orgils reydarsfda (Njäla, Cap. 115) macht, ohne dieser Abweichung auch nur zu gedenken, muß dahingestellt bleiben. Auf der andern Seite haben aber die späteren Bearbeitungen der Landnama, wie sie uns vorliegen,, offenbar auch wieder aus der Efyrbyggja geschöpft; in II, Cap. 9 z. B. hat einerseits die eigent- liche Landnama und andererseits die Hauksbök und Melabök diese excerpiert, letztere sogar mit dem ausdrücklichen Beifügen: „eptir pvi sem segir i Eyrbyggja sögu'', beide aber in durchaus selbständiger Weise. Ähnliches kommt öfter Vor, und lässt sich natürlich nicht jederzeit mit vollkommener Sicherheit bestimmen, ob im einzelnen Falle der Text unserer Landn&ma oder der Eyrbyggja der ur- sprünglichere sei, zumal da auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, daß auch von dieser letzteren eine ältere Recension uns verloren gegangen sein könnte; eine derartige Stelle mag um ihres besonderen historischen Interesses willen hier noch näher besprochen werden. Gelegentlich der Verlegung des ]3drsness]>£ng nach dem Platze, an welchem dasselbe später gehalten wurde, sagt die Eyr- byggja in ihrem Cap. 10: ^pB.r s^r enn ddmhring })ann, er menn vom dsemdir 1 til blöts. I ])eim hrfng stendr ])6rssteinn, er ]ieir menn vöru brotnir um, er til blöta vöru hafdir, ok ser enn blödslitinn a steininum^ ; in der Landnama, 11, Cap. 12, lautet die Stelle dagegen: „})ar stendr enn pöra steinn, er ])eir brutn })ä menn um, er })eir blötudu; ok p&r bjä er dömhringr, er menn skyldu til blöts dsema^ ; während also die erstere Quelle den Opferstein in die Mitte des Ge- richtsringes stellt, lässt ihn die zweite außerhalb desselben, aber in dessen Nähe stehen. Welche Lesart nun wohl die richtige ist? Gudbrandur neigt sich, S. XV, der ersteren zu; ich möchte umgekehrt eher die zweite vorziehen., und zwar aus folgenden Gründen. Ich habe seinerzeit auf Island eine Reihe älterer Ding- stätten besucht, nämlich neben der des Alldinges die des Arness))ing und ]>fng- 8käla]>fng, des ])iDgeyjar))£ng, Vödlu])ing, Hegrane8s))iDg und des Hünavatn8})ing, des ))or8kai9ardar])ing, })örsness})fng und ])verär))fng, endlich des Kjalarness})fng, und bei allen, so weit nur überhaupt deren Localitäten sich einigermaßen con- statieren ließen, eine gewisse Gleichförmigkeit der Einrichtungen gefunden; überall aber, wo überhaupt noch die Erinnerung daran nicht erloschen war, zeigte man mir die Opferstätte etwas entfernt von dem Platze, an welchem die Gerichte gehalten worden waren. So soll am Allding die lögrötta, und damit auch das fünfte Gericht, zwischen der Flosagjä und Nikuläsargjä gehalten worden sein, während bei dem kleineren Wasserfalle, welchen die öxara bildet, die zum Tode Verurtheilten durch einen Sturz von den Klippen herab ins Wasser geopfert worden sein aoUen ; die Viertelsgerichte luaUeii WiT^n ^\\»t.^ v^^v\ v^ ^co^ ^^^^disss^ vermag, am linkeD Ufer der öxaia^ nicht ^cvl nou '^^XÄm^SR^ciÄ^VüSÄ^ ^^st ^^'^

492 LITTEKATUK.

nicht anmittelbar an demsclbon *), Der dömhringar des Arnesspmg soll noch auf der Insel in der fijursa zu sehen sein, auf welcher von Alters her das Ding gehalten worden war, und war ich nur durch Hochwasser verhindert, selber hinüberzureiten; am Ufer des Flusses aber sah ich neben dem Platze, wo vordem die Dingbuden gestanden hatten, den nach ihnen benannten Budafoss, und hart an diesem soll bis in die neueste Zeit herab der blötsteinn zu sehen gewesen sein, auf welchen von dem steilen und hohen Flußufer herab die dem Opfertode Bestimmten gestürzt worden seien. Die Dingstätte des )>ingeyjar, mg liegt eben- falls wieder, wie schon der Name andeutet, auf einer Insel im Skjälfandafljöt, auf welcher man noch Überreste genug von derselben sehen kann ; die Menschen- opfer aber wurden am Goctafoss gebracht, welcher eine gute Strecke weiter aufwärts an demselben Flusse liegt, und eben von jenen Opfern den Namen des Göttcrwasscrfalles zu tragen scheint. Die Dingstätte des Vödlu})fng wusste mir Niemand nachzuweisen, aber aus dem Namen selbst lässt sich erkennen, daß dieselbe am Ausflüsse der E)jafjarctara gelegen gewesen sein muß; aber die Opferstätte scheint auch hier weiter oben im Thale gelegen zu haben, wenig- stens findet sich hart bei Münka))verä, wo der berühmte Tempel des Freyr ge- standen hatte, wiederum ein Godafoss. Wiederum liegt ziemlich entfernt von der Dingstätte des ]ior8kaQar(tar])ing die alte Richtstätte (Kvalakrökur) ; doch will ich hierauf und auf ein ähnliches Vorkommniss beim ))fngskäla))ing kein ent- scheidendes Gewicht legen, weil hier auch recht wohl Überlieferungen aus un- gleich späterer Zeit in Frage sein können, wie denn z. B. am Kjalames bei Hof, wo der große Tempel gestanden hatte, die bldtkelda zu sehen ist, deren schon die Kjalnesfngasaga, Gap. 2, gedenkt, während etwas weiter östlich am Meerbusen, hinein, zwischen den Höfen Mdgilsä und Möar, ein Leidarvöllur gezeigt wird, welcher recht wohl die, nicht mehr erkennbare, alte Dingstätte bezeichnen kann, und neben ihm eine Richtstätte aus späterer Zeit (Gälgi). Nach allem dem möchte ich annehmen , daß die Opferstätte nach dem älteren Brauche zwar nicht allzu- weit entfernt vom Gerichtsplatze sich befunden habe, aber auch nicht anmittelbar auf demselben, Letzteres vielleicht darum, weil es als ungebührlich galt, diesen letzteren, und sei es auch mit Opferblut, zu beflecken; die Lesart der Landnäma wäre hiernach als die richtigere zu betrachten, könnte aber auch in der Eyr- byggja möglicherweise früher gestanden haben. Jedenfalls sind die Auseinander- setzungen, welche in Grönlands historiske Mindesmärker, I, S. 521 28, über die Localverhältnisse des ]idrsness})iDg gegeben werden, ohne alle Glaubwürdigkeit, wie dies auch unser Herausgeber bereits ausgesprochen hat; vergebens haben wir Beide, als wir im Sommer 1858 gemeinsam die Gegend besuchten, nach dem Gerichtsringe und Opfersteine uns umgesehen: was man als den letzteren be- zeichnet, kann unmöglich jemals ein solcher gewesen sein.

Der litterarische Charakter der Eyrbyggja wird vom Heraasgeber ungemein richtig gewürdigt. Als Ganzes betrachtet ist dieselbe hinsichtlich ihrer Composition keineswegs auf eine besonders hohe Stufe zu stellen. Es wurde

*) Zar Orientierung mag etwa der Plan dienen, welchen Dasent dem ersten Bande seiner Nj&la beigegeben hat; doch ist hier nur der größere Fall der Öxarä angegeben, nicht der kleinere, walcher sich zwischen jenem und dem |)orleifshölmur (Duel Island, bei Dasent) beßndet

LITTERATUR. 4^3

schon erwähnt, daß deren Verfasser eine Reihe wichtiger Begebenheiten nur darum kurz abgethan und sozusagen nur im Vorbeigehen berührt zu haben scheint, weil er sie in älteren Sagen bereits zur Genüge dargestellt wusste; umgekehrt werden aber auch wieder andere Vorfälle auffallend detailliert vorge- tragen, welche doch mit dem Hauptgegenstande der Erzählung in keiner beson- ders engen Verbindung stehen, und theilweise scheint dabei die Darstellung sogar eine von der sonstigen etwas abweichende Haltung zu zeigen* Unser Heraus- geber wirft selber die Frage auf, ob nicht Episoden wie die von Björn Breid- vfkingakappi (Cap. 29, 40, 47 und 64), von den Gespenstern zu Frddä (Gap. 50 55), dann von J)öroddur im Alptafjördur (Gap. 63), erst hinterher der Sage eingefügt worden seien, und es lässt sich nicht läugnen, daß die beiden letzteren zumal in keiner Weise mit dem Faden der Erzählung zusammen hängen, wie denn Gap. 56 diesen genau an dem Funkte wieder aufnimmt, wo ihn Gap. 49 fallen gelassen hatte; indessen fehlen doch alle äußeren Anhaltspunkte für eine solche Vermuthung, und es mag immerhin möglich sein, jene Auffälligkeiten der Gomposition und Darstellung auf einem anderen Wege zu erklären. Nicht von künstlerischen, sondern von historischen Bedürfnissen geht ja überhaupt die Isländische Sagenschreibung aus. Nüchtern und trocken berichtet die Islendfnga- b(5k und die Landnäma, die Kristnisage und die Hüngurvaka, berichten die Lebens- beschreibungen der Bischöfe ])drlakur und Jon wie die der Könige Olafur Tryggva- son und Olafur helgi in ihren älteren Recensionen die ihren Verfassern bekannt gewordenen Überlieferungen; sehr allmälich erst erhebt sich die Geschichtschrei- bung zu bewussterer Berücksichtigung des formellen Elementes neben dem ma- teriellen, um dann hin und wieder sogar jenes erstere ebenso einseitig auf Kosten dieses letzteren in den Vordergrund treten zu lassen. So mag denn auch der Verfasser der Eyrbyggja ohne alle Rücksicht auf die künstlerische Abrundung und ebenmäßige Vertheilung seines Stoffes, ohne alles Streben femer nach durch- gängig gleichartiger Haltung seiner Darstellung, vorzüglich darauf sein Augen- merk gerichtet haben, möglichst vollständig die ihm bekannt gewordenen Über- lieferungen mitzutheilen , soweit solche nicht bereits aus anderen allgemein ver- breiteten Sagen seinem Publicum bekannt waren; je nach dem Maße der ihm zu Gebote stehenden Traditionen mochte dann freilich auch das Maß der Aus- führlichkeit ein verschiedenes werden, mit welcher er die einzelnen Theile seiner Erzählung behandelt, während zugleich die Rücksicht auf das anderweitig schon Bekannte eine weitere Ungleichförmigkeit bedingte, und soweit ihm etwa schrift- liche Aufzeichnungen vorlagen, mochte auch wohl deren Gestaltung auf die Be- schaffenheit seiner eigenen Darstellung bestimmenden Einfluß gewinnen und deren Einheitlichkeit stören. Mit dieser Unbeholfenheit in der Anlage des Ganzen ist die ungemeine Schärfe in der Auffassung und Wiedergabe des Einzelnen recht wohl vereinbar, welche diese Sage vor so mancher anderen auszeichnet. Die Gharakterisierung der handelnden Personen, und zwar der Hauptpersonen nicht nur sondern auch der Nebenpersonen, ist von unübertrefflicher Folgerichtigkeit und Anschaulichkeit; die Schilderung der in Betracht kommenden Ortlichkeiten ist von jener prägnanten Genauigkeit, wie sie die Vertrautheit mit einer rauhen Natur und die Gewöhnung des Reisens in unwegsamem Lande erzeugt, und wie man sie am Isländischen Bauern wie an den Bewohnern unserer Berglande noch heutzutage zu bewundem Gelegenheit hat; die Schilderung endlich einzelner Begebenheiten, und zumal einzelner Kampfscenen, ist kurz, nervig, dramatisch

494 LITTERA TUR.

bewegt. Ähnliche Vorsüge bei &holichen Mängeln zeigen ja snch andere Sagen, die wir um ihres Inhaltes willen zn den älteren, wenig überarbeiteten zn zählen haben : so zumal die Sagen des Ostlandes and theilweise auch des Nordlandes. Der Vortrag endlich der Sage ist schlicht und einfach, ohne allen Prnnk, aber überall ihrem Gegenstande angemessen; die Verse, welche hin and wieder ein- gestreut sind, sind durchaus acht und alt, nicht wie in so manchen anderen Sagen, und z. B. auch in der Najla, erst späteres Machwerk, so daß auch in dieser Beziehung das Streben des Verfassers als lediglich auf geschichtliche Wahrheit, nicht künstlerischen Schmuck gerichtet sich erweist. Als ein Cariosum mag noch erwähnt werden, daß die Sage, obwohl in ihrer Sprache eine der reinsten, doch nicht nur einzelne Romanische Worte einmischt, wie dies bereits im 18. Jahrhunderte auf Island ganz allgemein geschah, sondern sogar einmal das Wort »stoUz", welches in dieser Form von unserem Herausgeber sowohl als von Sveinbjöm Egilsson nur noch an einer weiteren Stelle, nämlich der Olafs saga helga in ihrer jüngeren Bearbeitung (F. M. S. IV, S. 162) nachge- wiesen wird, übrigens auch noch in der ])idrfks saga af Bern vorkommt. Wie mag das Deutsche Wort in eine Isländische Sage des 18. Jahrhunderts gekommen sein? Doch wohl über Norwegen durch die Hansa; aber warum dann in hochdeutscher Gestalt? Mit dem vorhin über Zweck und Stand- punkt des Verfassers der Eyrbyggja Bemerkten hängt aber sehr wesentlich zu- sammen, was über deren geschichtliche Glaubwürdigkeit zu sagen ist. Diese ist im Allgemeinen durchaus unangreifbar, was natürlich nicht aus- schließt, daß in einzelnen, zumal chronologischen Punkten auch wohl einmal ein Irrthum mit untergelaufen sein mag, oder daß so manche Wunder- und Gespenster- geschichte in der Sage berichtet wird , welche , wenn auch allgemein geglaubt und als wahr betrachtet, doch in keiner Weise auf objective Wahrheit Anspruch erheben kann. Daß der Verfasser die reine Wahrheit, und nur diese, mittheilen wollte, ergibt sich schon aus der vorsichtigen Angabe von Abweichungen in der Überlieferung, wo er solche vorfand (z. B. Cap. 7 : segja sumir, at hün vsBri döttir ])or8teins rauds , cn Ari J^orgilsson enn frödi telr hana eigi med hans börnum; Cap. 48: ))at er sumra manna sögn, at ])at vseri gjört med rddi Snorra goda: Cap. 44: ok er p&t sumra manna sögn, at Snorri godi ssei })ä Björn, er })eir vöru upp i hälsbruoinni ; Cap. 46: ok er ])at flestra manna sögn, at mälin ksemi f dorn Vermundar ; Cap. 6 3 : })at er sumra manna sögn , at pa, er e^amenn föru utan eptir firdi med skreidarfarma, at })ä ssei ])eir küna upp i hifdina), aus der Bezugnahme auf die bestimmte Überlieferung selbst bezüglich reiner Nebensachen (z. B. Cap. 44 : ok er svä frä sagt, at bann vssri i raudum kyrtli u. s. w., vgl. auch die schon erwähnte Bezugnahme auf Aussagen der Gndny Bödvarsdöttir in Cap. 65), so wie zumal aus der genauen Beachtung der Verschiedenheit des Rechts, der Sitte und des Glaubens der älteren Zeit, von welcher er berichtet, und der seinigen (z. B. Cap. 4: til hofsins skyldu allir menn tolla gjalda, ok vera skyldir hofgoda til allra ferda, sem eru ping- menn höfdfngjum; Cap. 22: ])viat pAt vöru p& log, at stefna heiman vfgsök, sva at vegendr heyrdi, edr at heimili })eirra, ok kvedja eigi büa til fyrr en ä pingi ; Cap. 26 : f )3enna tima vöru ütikamrar ä baejum; Cap. 84 : jafoskylt var öUum mönnam { lögnm |>ef rra, at fsera da\ida m^iitL iW. ^Nk^ttar^ sem nü, ef p&x vöru kraddir; Cap. S9: |)at var p6, kaupTnanna s\3Lt, «ä. V«^^. «v^\ xsäVssswv». >\* ^. ^.\ Cap. 4S: pat var aidr Breidviklnga \iia \iauaWmv «J^ V«« \Ä^^^i^ >aÄNiÖÄ^Mw ^sa.

LITTERATUR. 495

vetrnättaskeid undir ÖxliDni sudr frä Knerri, ))ar heita sidan Leikskälavellir u. 8. w., dann: Egill bafdi sküfada 8kö])vengi, sem ))ä var sidr til, und: )>at vöru log i ])ann tima, ef madr drap pvs&l fyrir manni, at madr skyldi fsera heim praels« gjöld, ok hefja ferd s£na fyrir hina })ridju söl eptir vig })r8elsin8 u. s. w. ; Cap. 52: at Fröda var eldaskäli mikill ok lokrekkja innar af eldaskälanum , sem pi. var sidr; p&r vdru gjörvir maleldar bvert kveld i eldaskäla, sem sidr var til ; Cap. 54: J)etta J)ötti gödr fyrirburdr, J>viat })ä höfdu menn })at fyrir satt, at })ä vaeri mönnum vel fagnat at Ränar, ef sjödaudir menn vitjudu erfis sfns; Cap. 58: ])örir hafdi baft tygilknif ä balsi, sem pi, var t£tt). Anderntbeils kann auch nicht bezweifelt werden, daß der Verfasser im Allgemeinen wohl im Stande war, über die Vorgänge, von welchen seine Erzählung handelt, unterrichtet zu sein. Daß er in dem Bezirke heimisch war, in welchem diese spielt, ist klar; nimmt er doch selber öfter Bezug auf Denkmäler, die von dieser oder jener

Begebenheit Zeugniss geben (z. B. Cap. 1 0 : Jjä s^r enn dömhring ])ann,

ok s^r enn blddslitinn ä steininum; Cap. 28 : Eptir })etta töku )>eir at rydja götuna, ok er ))at et mesta mannvirki; )>eir lögdn ok gardinn, sem enn s^r merki; Cap« 84: L^t Arnkell sidan leggja gard um })veran höfdann fyrir ofan dysina, svö hafan at eigi komst yfir nema fugl fljügandi, ok s^r enn pesa merki; Cap. 37: Arnkell var lagdr i hang vid sjdinn üt vid Vadilshöfda, ok er })at svä vidr haugr sem stakkgardr mikill) , und lassen sich die von ihm erwähnten Localnamen noch heutigen Tages zumeist mit Sicherheit nachweisen, wie dies ein ebenso landes- kundiger als in der Sagenlitteratur wohl bewanderter Mann, Herr Arni Thor- lacius zu Stykkishölmur , in seiner schönen Abhandlung über die Ortsnamen der Eyrbyggja und Landnäma im Bereiche des )3drsnes8]3fng unlängst dargethan hat (Safn til sögu Islands, II, S. 27 7 96). Wie sollte es da für ihn Schwierigkeiten gehabt haben, über die hervorragenden Geschlechter der Umgegend so sichere Nachrichten einzuziehen, als nur überhaupt zu seiner Zeit noch eingezogen werden konnten, während er sogar der Mutter der mächtigsten Häuptlinge des West- landes, der Sturlusöhne, nahe genug stand, um auf deren mündliche Aussagen sich beziehen zu können? Und wie sollte es in einem Lande, dessen gesammte Verfassung ganz darnach angethan war, die einheimische Geschichte mit den Familientraditionen einiger weniger hervorragender Geschlechter auf das Engste zu verknüpfen^ und in welchem überdies seit einem vollen Jahrhunderte bereits eine nationale Geschichtschroibung sich aufgethan hatte, an verlässigen Über- lieferungen über Vorgänge gefehlt haben, die zumeist nur um etwa zwei Jahr- hundertc hinter der Entstehungszeit unserer Sage zurücklagen , und dabei einer Zeit angehörten, welche f&r die ganze Entwicklung des Landes geradezu die wichtigste gewesen war?

Eine detaillierte Erörterung der einzelnen Textes stellen , bezüglich deren etwa die vom Herausgeber gewählten Lesarten irgendwie angefochten werden könnten, dürfte nicht dieses Ortes sein, und fehlt jedenfalls mir zu einer solchen der Beruf. Dagegen mag noch erwähnt werden, daß neben dem bereits erwähnten Anhange, welcher der Recension C entnommen ist, noch ein weiterer, der Hauks- bök entnommener mitgetheilt wird, welcher einige ganz interessante Notizen Über die Bildung von Mannsnamen im Heidenthume gewährt; daß ferner eine Zeittafel, eine prosaisciie Auflösung und theilweise auch Erklärung der in der Sage vorkommenden Verse, ein Per80T\et«eg^\&\.ftT , OtV«t^^%XÄt NiÄ.^'^^iÄv.^iQKÄ^ der GescblecbtsnameD, 80 wie ein hübscbea ILäilO^i^Ti öl^% ^t ^\^ ^^mö^X«»«^^«»^

496 LITTERATÜE.

bedeutsamen Theiles von Westisland beigegeben ist, wogegen man nngem ge- nealogische Tafeln vermisst, welche für die Benützung der Quelle zu historischen Zwecken ein ungemein wichtiges Hülfsmittel bieten würden ; daß endlich Pro- fessor Möbius durch theilweise Besorgung der (sehr sorgßiltigen) Correctur, durch Verdeutschung der, ursprünglich Isländisch geschriebenen Vorrede, sowie durch einzelne in diese eingeschaltete eigene Bemerkungen um die Aosgabe sich verdient gemacht hat. Auch kann ich nicht von dem Werke scheiden , ohne noch einem letzten Wunsche Luft gemacht zu haben.

Schon in der warm und schwungvoll geschriebenen Widmung an den ersten Kenner und Förderer der Litteratur, und nicht bloß der Litteratur seiner Heimat, an Jon Sigurd»son, spricht Gudbrandur von der Sagenschule im Breidifjördnr als von derjenigen, aus welcher <lie besten Isländischen Sagen hervorgegangen seien, und auch später wieder spricht er von jener Gegend als von der Stätte, an welcher die volksmäßige Sage auf Island ihre vorzugsweise Pflege gefunden habe (S. XI), während er zngleich die Mitte des 18. Jahrhunderts als diejenige Zeit bezeichnet, in welcher die Sagenschreibung daselbst ihre höchst-e Blüthe erreicht habe (S. XIII); am Schlüsse seiner Vorrede erklärt er eben jene Land- schaft vollends für das eigentlichste Sagaland der Insel , welches man in der Geschichte ihrer Sagenlitteratur das isländische Attika nennen könnte, er erwähnt des Ari frodi, des Snorri Sturluson, Sturla l)6rdar8on und des Olafhr hvitaskäld als hervorragender Häupter dieser westisländischen Sagenschule, wel- cher neben der islendingabdk , Sturlünga, Landnäma und Heimskriugla auch die Eyrbyggja und Laxda;la, die Eigla und die Grettla n. a. m. entstammen sollen, er unterscheidet endlich von der Sagenschule des Breidifjördnr noch eine zweite, welche im Nordosten des Landes, in den Austfirdir etwa, ihren Sitz ge- habt habe, und deren vornehmste Erzeugnisse die Ljdsvetnfnga und die Drop- laugarsonasaga gewesen seien; nicht minder alt, stehe indessen diese letztere Schule jener ersteren doch an Kunst der Darstellung sowohl wie an Reichthum historischen Wissens weitaus nach. Man sieht, Sätze sind damit ausgesprochen, welche aufs Tiefste in die gesammte Geschichte der Sagenlitteratur eingreifen, Sätze aber auch, welche der bisherigen Lehre gegenüber durchaus neu und eigenthüm- lich sind. Daß der alte Ari an der Spitze der Isländischen Geschichtschreibung stehe, dann daß Snorri die Heimskriugla, Sturla die Sturlünga und die Ilakonar saga gamla, daß endlich Olafur die Kn^Iinga geschrieben habe, hat man allerdings längst gewusst oder doch vermuthet, und auch darüber konnte kein Zweifel bestehen, daß alle vier Männer dem Breidii^ördur und seiner nächsten Umgebung angehörten ; aber von einer Sagen schule im BreidiQördur war bisher meines Wissens nirgends ge- sprochen worden, und eben so wenig von einer in bestimmtem Gegensatze zu einer solchen stehenden zweiten Schule im Ostlandc. Nun bin ich zwar sicher- lich nicht gemeint, den derzeitigen Stand unserer Ansichten über die Isländische Litteraturgeschichte für einen irgendwie genügenden zu halten, und ein flüchtiger Blick auf die zahllosen Missverständnisse , von denen es in Dietrichs Grundriss der altnordischen Litteratur wimmelt, müßte allein schon hinreichen, um jeder Anwandlung einer derartigen Selbstberuhigung ein Ende zu machen; aber doch schiene mir zweckmäßig , wenn die Ergebnisse neuer und gründlicherer For- ächungen gleich bei ihrem ersten Eintritte in die Welt etwas näher ausgeführt und begründet f nicht bloß mit ein pÄOc MeVvW^^xv \^w\&tl ijw\i^^\^\i\Ä^ werden wollten. Überdies wollen sieb in mii a.\x(i\i ascc^i\\Otxti ^^si^\iY«tw %^%^\v ^\^ ^SlvSJör

LITTERATÜR. 497

haltigkeit der neuen Lehre regen. Wir wissen, daß bereits Bischof Isleifur zu Skälholt (t 1080), welcher zu Hervorden in Westfalen erzogen worden war, eine Reihe tüchtiger Schüler bildete, unter welchen Bischof Kolur in Norwegen und Bischof Jon ögmundarson ausdrücklich genannt werden , während keinem Zweifel unterliegen kann, daß auch Isleifs eigene Söhne, Bischof Gizurr uUd Teitur im Haukadalur, von ihm unterrichtet wurden. Wir wissen ferner, daß einerseits eben dieser Teitur wieder den Ari frddi , dann die Bischöfe })orläkur Runölfsson von Skälholt und Björn Gilsson zu Hdlar unterrichtete, und daß andererseits auch Bischof Jon Ögmundarson zu Hdlar, unterstützt durch eine Reihe tüchtiger Lehrer, eine vielbesuchte Schule hielt, an welcher nicht nur der oben genannte Björn Gilsson ebenfalls eine Zeitlang unterrichtet wurde, sondern aus welcher auch Bischof Klaengur })or8teinsson von Skälholt , sowie die Äbte Vilmundur zu })ingeyrar und Hreinn (zu })fngeyrar oder zu Hitardalur?) hervor- gingen. 80 erfahren wir auch, daß sowohl jener Bischof {)drlakur als dieser Bischof Klasngur sich auch ihrerseits wieder mit der Ertheilung von Unterricht an jüngere Männer befassten, und dürfen wir hiernach wohl annehmen, daß an beiden Bischofsstühlen des Landes ein geregelter Unterricht von Anfang an fortwährend ertheilt wurde. Wiederum wird angedeutet, daß Saemundur frddi, nachdem er in Deutschland und Frankreich selbst seine Studien gemacht hatte, sich auch mit der Ertheilung von Unterricht befasst habe (Jons saga helga, I, Cap. 5), und jedenfalls steht fest, daß bei seinem Sohne Eyjülfur neben manchen anderen Schülern auch der spätere Bischof })or]äkur pdrhallsson seine Bildung erhielt, daß bei Jdn Loptsson, einem Enkel des Sasmundur, dessen Sohn, der spätere Bischof Päll, seine erste Erziehung erhielt, welche dann später in England vollendet wurde, daß endlich Snorri Sturluson zu Oddi bei demselben Jdn Loptsson von seinem 6. bis zu seinem 19. Jahre erzogen wurde; wir dürfen hiernach wohl annehmen, daß auch zu Oddi von Mann zu Mann fortwährend für gedeihlichen Jugendunterricht gesorgt gewesen sei. Auch die Klöster, welche nach und nach auf der Insel gestiftet wurden, waren von Anfang an in gleicher Richtung thätig. In ]3ingeyrar waren die Mönche Oddur Snorra- son und Gunnhiugur Leifsson , so wie der Abt Karl Jdnsson litterarisch tbätig ; in ])ykkvibaer ertheilte der Abt Brandur Jdnsson, später Bischof von Hdlar, Unterricht und werden unter seinen Schülern die Bischöfe Jörundur ])orsteinsson zu Hdlar und Ami ]:)orläks8on zu Skälholt, sowie Abt Rundlfur Sigmundarson genannt; der spätere Bischof von Hdlar, Laurentius Kalfsson, wurde zuerst neben anderen Schülern bei einem Verwandten, s^ra Jjdrarinn zu Vellir im Svarfadar- dalur, später in der bischöflichen Schule zu Hdlar erzogen, und gab dann seiner- seits wieder in den Klosterschulen zu })ykkvibser, zu Münka})verä und zu ))ing- cyrar Unterricht u. dgl. m. Es fehlt uns hiernach keineswegs an Nachrichten über das Unterrichtswesen auf der Insel; aber nirgends vermag ich eine Spur davon zu finden, daß am Breictifjördur oder in den Austfirdir ein besonderer Centralpunkt für dasselbe bestanden hätte, ja ich möchte vielmehr daraus, daß Snorri seine Erziehung in Oddi erhielt und daß die Geschichtschreibung der Mönche Oddur sowohl als Gunnlaugur einen völlig anderen Charakter trägt als die Werke des Ari, schließen, daß es an jeder Continuität der litterariscben Bildung (nicht natürlich der historischen ÜbetUefexwiv^^ vdl ^^\!k. Qi.^^\>äk^ ^«sl den Breidifjördur gefehlt habe , während m\T lüt Öl«i^ O^NX^xü^ ^ -«^tvw \^ ^v^^ von der bereits angefühHen Notiz über KoUke^^wT lt6^\ «\i^^^> \^^^^ W^-ä^^

QMBMANIA X,

498 mSCELLEN.

punkt ubgeht, an welchen sieb die Annahme eines selbständigen litterarischen Lebens und Wirkens knQpfen ließe. Zugeben kann ich vorläufig nur, daß im Westlande und der ihm benachbarten, aber zum Nordlande gehörigen Hüna- vatnssysla eine ganz besondere Thätigkeit in Bezug auf die Sagenschreibung am Ende des 12. und Anfange des 1 3* Jahrhunderts herrschte, und daß eine Reihe von Sagen , welche auf das Nordland und zumal das Ostland sich beziehen, zumal in materieller Hinsicht einen altcrthümlicheren Charakter zu zeigen scheint, als eine Anzahl anderer Sagen, welche über das Westland handeln; allein dieser letztere Gegensatz ist weder ein scharfer, noch ein erschöpfender, da z. B* die Heidarvigasaga oder Eigia, auch die Eyrbyggja selbst, einen antikeren Typus zeigen, und umgekehrt die Vatnsdsela, Finnboga saga, der Brandkrossa }^attar u. dgl. einen moderneren, während die vergleichsweise moderne Njäla, Floamanna- saga a. s. w. ganz außerhalb jener Classificierung stehen, und ich möchte eher annehmen, daß jene wirklich vorhandenen Verschiedenheiten daraus zu erklären seien, daß gewisse Sagen wiederholt überarbeitet, andere nur in ihrer ursprQng- lichen Gestalt uns zugekommen seien. Wie dem auch sei, gewiss ist der Wunsch gerechtfertigt, daß Gudbrandur sich entschließen möge, seine vorläufig nur an- gedeuteten Ansichten über die ersten Anfänge und das allmähliche Wachsthum der Sagenschreibung möglichst bald dem einschlägigen Publicum näher auszu- fahren und quellenmäßig zu begründen. KONRAD MAURER.

MISCELLEN.

Bericht

über die Sitzungen der germanistischen Section der XXIV. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Heidelberg, 27. bis 80. September 1865.

Präsident der Section sollte nach der im vorigen Jahre zu Hannover ge- troffenen Wahl Hofrath Dr. Holtzmann in Heidelberg sein; da derselbe jedoch bedauerlichst erkrankt war, so führten Dr. Rieger aus Darmstadt und Prof. Dr. Creizenach aus Frankfurt a. M. das Präsidium. Nach dem Schlüsse der ersten allgemeinen Sitzung am 27. September Vormittags 12 Uhr begrüßte Prof. Wat- tenbach aus Heidelberg im Namen Holtzmanns die Versammlung, worauf Rieger und Creizenach das Präsidium übernahmen. Zu Schriftführern wurden Dr. Barack aus Donaueschingen und Dr. Weismann aus Frankfurt a. M. erwählt. Zunächst wurde wieder die Einzeichnung der Sectionsmitgliedcr in das Gedenkbach und die Zahlung eines kleinen Beitrags zur Bestreitung der auflaufenden Kosten vor- genommen* An diesem und den folgenden Tagen trugen folgende 44 Mitglieder ihre Namen in das Album ein:

Barack, K. A., Fürstenbergischer Hofbibliothekar in Donaueschingen. Bartsch, Karl, Professor in 'Roa\ÄiGY. Becker, Th., Hofrath und GymnÄS\Ä\\^\iT^T m T^^ttä^v^^v Bergmann, Prof., Dekan der \\llet%.meV^xi ^^^xAm m %v^^^W,^.

MlSCELLfiK. 49)

t

Crecelius, Willielm, Oberlehrer in Elberfeld,

Creizenach, Theodor, Gymnasiallehrer in Frankfurt a. M.

D' A 11 e u X , Studienlehrer in Hof.

Dietrich, Franz, Professor in Marburg.

Dithmar, W., Gymnasiallehrer in Marburg.

Döntzer, Heinrich, Professor in Cöln.

Emmert, A., Studienlehrer in Speier.

Gerhard, O., Gymnasiallehrer in Wetzlar.

Hildebrand, H. R., Gymnasiallehrer in Leipzig.

Hoffmann von FaUersleben, Professor in Corvey.

Holland, W. L., Professor in Tübingen.

Holtzmann, Adolf, Hofrath und Professor in Heidelberg.

Keller, Adelbert v., Professor in Tübingen.

Köhler, Reinhold, Bibliothekar in Wefmar.

Lemcke, Ludwig, Professor in Marburg.

Liebrecht, Felix, Professor in Lüttich.

Lübben, August, Gymnasiallehrer in Oldenburg.

Mannhardt, Wilhelm, Privatdocent in Berlin, z. Z. in Danzig.

Menzel, Rudolf, Gymnasiallehrer in Dresden.

Müller, Wilhelm, Professor in Göttingen.

Mussafia, Adolf, Professor in Wien.

Neff, Lehramtspraktikant in Heidelberg.

Nu seh, A., Studienlehrer in Dürkheim.

P a b 8 1 , Professor in Bern.

Petters, Ignaz, Gymnasiallehrer in Leitmeritz.

Pfeiffer, Franz, Professor in Wien.

Rieger, Max, Dr., aus Darmstadt.

Roth, Franz, Stadt archiv-Secretär in Frankfurt a. M.

Ruth, Emil, Privatdocent in Heidelberg.

Scheffel, Joseph Victor, Dr., aus Karlsruhe.

Scherrer, Joh., Dr., aus Heidelberg.

Schnitzer, Professor in Ellwangen.

Sieber, Ludwig, Gymnasiallehrer in Basel.

Simrock, Karl, Professor in Bonn.

Steinthal, Heinrich, Professor in Berlin.

Ul brich, Hugo, Lehrer in Frankfurt a. M.

Weismann, Heinrich, Dr., aus Frankfurt a. M.

Werner, Professor in Brauns chwei^.

W i s 1 i c e n u s , Hugo, Privatdocent in Zürich.

W ü 1 c k e r , Ernst, aus Frankfurt a. M. In der Sitzung am 28. September Vormittags 8 Uhr sprach zuerst Dn Mannhardt über Gründung eines Quellenschatzes der germanischen Volksüberlie- ferung. In der bisherigen Art und Weise des Sammeins von Volksüberlieferungen herrsche keine feste Methode , die sich der philologischen Kunst an die Seite stellen könne. Es müße eine Geschichte der Überlieferung hergestellt werden. Das bisherige Verfahren sei nicht geeignet, die Gründung einer exacten Wissen- schaft ins Leben zu rufen. Ein gut The\\ dex ^ätcwiA^t ^w\^^ \^^<^\\^jcsvVv>vv ^ ^'t ßicb oft genug muschen ließen. VieW Geb\eVe d^t ^ v>\V^^Ni^\X\«.Vi^^xw^ >äv\^'^^

500 MISCKLLKK.

unerforscht, und dadurch sind zahlreiche Lücken in den Reihen derselben ge- blieben. Ein Quellenschatz der germanischen VolksOberlieferung bilde eine noth- wendige Ergänzung der Monumenta Germaniie historica; auf ihn mOße dieselbe Methode wie bei diesen angewendet werden. Also Monumenta mythica germanica sei das anzustrebende Ziel; sie würden in verschiedene Abtheilungen ' zerfallen. Doch lasse sich der Plan erst feststellen, wenn durch den Versuch an einer Ab- theilung die Ausführbarkeit erwiesen sei. Der Vortragende verweist hier auf die Vorrede zu seiner Götterwelt (Berlin I86O), worin sich schon Andeutungen zu einem solchen Plane finden. Als Probe, um die Methode darzulegen, habe er die agrarischen Sitten gt>wählt, weil diese am leichtesten zu sammeln seien, da sie am meisten in die Augen fallen ; sie seien scharf begrenzt und auch nicht allzu umfangreich. Sie waren das erste, worauf man im 18. Jahrhundert die Aufmerksamkeit gerichtet; so habe in ihnen zuerst Grupen das Vorkommen Wodans erkannt. Mannhardt stellte nun die Gesetze auf, nach denen bei einem wissenschaftlichen Sammeln verfahren werden müßc. In zwei Hauptabtheilungen werde sich das Ganze gliedern, die erste werde die Sammlung selbst umfassen, die zweite die daraus gezogenen Resultate. Der Stoff werde in geographischer Reihenfolge mitzutheilen sein, und jede Überlieferung mit dem Namen des Ortes belegt werden, in welchem sie vorkomme. Die politischen wie physischen Völker- grenzen seien bei der Anordnung maßgebend. Für jede Landschaft seien außer- dem die früheren Zeugnisse aus der gedruckten Litteratur anzuführen. Beispiele erläutern das einzuschlagende Verfahren. Endlich verbreitet sich der Vortrag über die Mittel, mit welchen das Ziel erreicht werden könne, und gab die Wege an, welche Mannhardt selbst betreten, um seine sich schon auf die Zahl 3000 belaufenden Berichte über agrarische Sitten zu erlangen.

Professor Bartsch erstattete Bericht über die Thätigkeit der Commission für Herausgabe des niederdeutschen Wörterbuches. ^Als im vorigen Jahre in Hannover durch Prof. Pfeiffer die Wiederaufnahme und Vollendung des Kose- gartenschen Wörterbuches angeregt *) und zu diesem Zwecke eine Commission, bestehend aus Prof. W. Müller in Göttingen, Prof. Höfer in Greifswald und mir, orwählt wurde, giengen allo Anwesenden von der Voraussetzung aus, daß es sich im wesentlichen nur um Bearbeitung und Herausgabe vorhandenen Ma- terials handle. Von den Commissionsmitgliedern war Prof. Höfer nicht anwesend, was namentlich deswegen zu bedauern, weil er im Stande gewesen wäre, den wirklichen Sachverbalt darzulegen. Zunächst setzte ich mich, nach Rücksprache mit W. Müller, mit Höfer in Verbindung, um durch ihn über die Beschaffenheit des handschriftlichen Materials und die erleichterte Benutzung desselben Kunde zu erbalten. Es mußte sich darum bandeln, ob von der Bedingung, daß das Material nur in Greifswald selbst auf der Bibliothek benutzt werden dürfci eventuell Dispens erlangt werden könne. Was die Beschaffenheit des Materials betrifft, so hat inzwischen Höfer in Pfeiffers Germania 10, 121 125 einen ausführlichen Bericht darüber gegeben. Daraus geht nun hervor, daß die Sache nicht ganz so einfach ist, wie man sie nach den erschienenen Lieferungen und nach den Ankündigungen des Verlegers sich denken mußte. Das Verhältniss bei deo erschienenen Lieferungen ist, wie Höfer berichtet, etwa so, daß das in den

*; Vgl Germania 9, 488-490.

MISCELLÜN. 501

bandschriftlichen Sammlungen vorhandene Material nur den zehnten Theii des gedruckten umfasst. . Die andern neun Zehntel hat Rosegarten erst während der Ausarbeitung hinziigefflgt. Sonach könnte nur von einer Benutzung des immerhin sehr werthvollen handschriftlichen Materials, keineswegs aber von der Herausgabe eines im Wesentlichen fertigen Stoffes die Rede sein. Die Benutzung aber würde, wie Geh. Rath Schömann auf eine von der Commission eingereichte Eingabe erwiderte, in jeder Beziehung erleichtert werden, soweit es die Rücksicht auf die Familie gestattet. Ein einziger Aufenthalt während der Universitäts-Herbst- ferien, also etwa 2 3 Monate, wtirde hinreichen, um das Material auszunutzen. Unter diesen Umständen ist die Hauptsache und die erste Frage jetzt die : einen Gelehrten zu finden, der nicht sowohl die Herausgabe des Kosegartenschen Wörterbuches unternähme, als vielmehr, mit Hinzuziehung und Benutzung des Kosegartenschen Materials, ein niederdeutsches Wörterbuch arbeiten wollte. Eine solche Persönlichkeit zu suchen, dieser Aufgabe konnte die Commission sich nicht unterziehen. Wohl aber ist es möglich, und es wäre dies unser Aller Wunsch, daß, durch den wiederangeregten und aufgenommenen Gedanken der Nothwen- digkeit eines niederdeutschen Wörterbuches, sich eine geeignete Persönlichkeit veranlasst iUnde, diesem wichtigen Unternehmen ihre Kraft zuzuwenden. Eine Reihe von Jahreo würde es allerdings erfordern, ehe das Material in gewünschter Vollständigkeit beisammen wäre. Wenn bei solcher Lage der Dinge die Thätigkeit der Commission zu keinen wesentlich fördernden Resultaten geführt hat und auch nicht fuhren konnte, wenn für einen Bearbeiter, der sich bei anderer Sach- lage gewiss leicht gefunden hätte, die Aufgabe bedeutend schwieriger geworden, so gereicht es mir doch zur Befriedigung, hinzufügen zu können, daß die Aus- führung, wenn jemand das Werk unternähme, auf die regste Theilnahme rechnen dürfte. Soll ich von dem niederdeutschen Lande reden, in welchem ich lebe, 60 glaube ich die Überzeugung aussprechen zu dürfen, daß in Meklenburg die Sache auf jede Weise unterstützt werden würde, und das Gleiche kann von den Regierungen anderer niederdeutscher Länder erwartet werden. Ich freue mich aber auch auf eine wissenschaftliche Unterstützung hinweisen zu können , die von Meklenburg aus bereits angeboten ist. Herr Gymnasiallehrer Dr. Schiller in Schwerin, der den Freunden niederdeutscher Sprache durch seine inhaltsreichen (bis jetzt drei) Programme 'Zum meklenburgischen Thier- und Kräuterbuche wohl bekannt ist, besitzt sehr schöne und reichhaltige Sammlungen für ein niederdeutsches Wörterbuch. Dieselben umfassen einen nicht unbedeutenden Theil der älteren niederdeutschen Litteratur, Chroniken, Urkunden, Dichtungen, geist- liche Werke etc. bis ins 16. Jahrhundert hinein, außerdem manches aus der heutigen Mundart. Diese Sammlungen will er mit anerkennenswerthem Eifer für die Wissenschaft und mit seltener Uneigennützigkeit dem künftigen Bearbeiter des niederdeutschen Wörterbuches zur Verfügung stellen. Und so besitzen andere Gelehrte ähnliche Sammlungen, welche, vereinigt mit dem Kosegartenschen Ma- terial, eine sehr schätzenwerthe Grundlage bilden und die Arbeit wesentlich er- leichtern würden. Ist der rechte Mann gefunden, dann wird eine nach dieser Seite hin erlassene Aufforderung zur Unterstützung sicherlich nicht ohne Wirkung bleiben, und das Beispiel, das Dr. Schiller gegeben, wird Nachahmung finden. So kann ich im Namen der Commission das uns gewordene Mandat wieder in die Hände der VerMmmlung legen, in det üoStvmw^^ ö.^^ ^lx^ö^ K^st^^gsw^ ^'^''^ nicht spurloB verwehen wird, sondern dafe iväc\x \>w\«i%\wi^ $j,<gt N «^x^^J^sä^ ^^^

502 MISCELLEN.

ein deutscher Gelehrter mit deutschem Fleiße und deutscher Gründlichkeit daran gehe, den Sprachschats des niederdeutschen Gebietes zu bearbeiten, und dadurch unserer Wissenschaft einen bedeutenden Dienst erweise, eine empfindliche Lücke in unserm wissenschaftlichen Apparate ausfülle und sich selbst ein schönes blei- bendes Denkmal setze. ^

Dn Lindenschmit aus Mainz legte in Original und Abbildung eine in der Nähe yon Augsburg gefundene, jetzt im Museum daselbst befindliche Fibula yon Siber vor, wahrscheinlich dem 6. oder 7. Jahrhundert angehörend, die auf ihrer Rückseite eine alamannische Runeninschrift darbietet.

Hieran knüpfte nich ein Vortrag yon Prof. Dietrich über die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiete der deutschen Inschriftenkunde. Er sprach über das Kreuz von Rutbwell, welches ein Bruchstück eines angelsächsischen, wahr- scheinlich dem Cynevulf angehörigen Gedichtes enthält, aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts ; ferner über die Taschberger Funde, worunter eine bronzene Spange, die als Inschrift ein Sprichwort aufweist, und ein Schildbuckel mit dem Namen des Besitzers. Von besonderer Wichtigkeit seien einige in den letzten Jahren entdeckte burgundische Inschriften. So sei 1860 in der Nähe von Dijon eine Fibula gefunden worden, ganz ähnlich der Augsburger, welche ein Sprich- wort als Inschrift enthalte. Die Stätte sei ein Schlachtfeld Chlodwigs im Jahre 500, mithin gehöre die Inschrift dem fünften Jahrhundert an. Die 22 goldenen Gefässe des Banater Fundes, jetzt in Wien, gehören der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts; sie enthalten Namen der Besitzer oder der Yerfertiger; eine Abhandlung über dieselben bereite der Vortragende vor. Hieran knüpft er ein Paar Fragen nach yerschollenen Inschriften , so betreffend das gothische Schwert (Dietrichs von Bern), welches früher in Verona sich befunden habe und von Peringskjold beschrieben worden ; doch mache die Lesung des skandi- navischen Gelehrten, die von der Annahme ausgehe, die Inschrift sei schwedisch, eine neue durchaus, nothwendig, da in Folge jener Annahme wahrscheinlich vieles unrichtig gedeutet worden. Ferner sei am 4. Mai 1865 in Robenhausen bei Schaffhausen ein Basaltkegel mit Runen entdeckt worden. Hierüber vermag Dr. Scheffel Auskunft zu ertheilen, wonach das Ganze auf einer Mystification beruht und in Nichts zerfallt. Zuletzt weist Prof. Dietrich darauf hin, daß in diesen Funden, die sich von Jahr zu Jahr mehren, ein erfreuliches Material zu einem deutschen In Schriften werke bereits vorliege, und spricht die Hoffnung aus, daß ein solches noch einst zu Stande komme, damit nicht der von einem ausländischen Gelehrten erhobene Vorwurf zur Wahrheit werde: die deutschen Akademien för- derten Inschriftenwerke aller Nationen und Sprachen, nur um die Inschriften ihrer eigenen Vorzeit bekümmerten sie sich nicht.

Die Sitzung wurde um 1 1 Uhr geschlossen.

Die nächste Sitzung, Freitag den 29. September Vormittags 8 Uhr, wurde durch den Vortrag des Prof. Bartsch über den satumischen und altdeutschen Vers eröffnet. Die Ähnlichkeit dieser beiden Versarten sei schon oft von clas- sischen Philologen hervorgehoben worden; er beabsichtige die Vergleichung auch einmal vom germanistischen Standpunkte aus zu unternehmen. Der altrömische Vers weicht zwar in manchen Punkten von der späteren römischen Metrik ab, unterscheidet sich aber dadurch wesentlich vom deutschen, daß das Quantitäts- princip im saturnischen Verse eben so gut wie in der späteren Metrik den Accent peherrBcbt, während im Deutseben der AccewV, iW^V^orVö^v^w^w^^das maßgf'bend^

MISCELLEN. 503

ist, die Quantität nur eine untergeordnete Bedeutung hat. Die Fälle, in welchen beim Saturnius eine Verletzung des Wortaccentes zu Gunsten der Quantität statt- findet, wurden besprochen, und die etwaigen analogen Fälle aus der deutschen Metrik herbeigezogen, ebenso die Entwickelung der romanischen Metrik aus dem allmälichen Verluste des QuantitätsgefQhls erläutert. Sodann betrachtete der Vortrag die Auflösung der Arsis, die Reinheit der Senkungen in Bezug auf Kürze und Länge, so wie die Mehrsilbigkeit der Thesis. Ferner die Cäsur und die nicht selten vorkommende Zerreißung eines Wortes durch dieselbe, wobei wieder auf Ähnliches in der altdeutschen Rhythmik hingedeutet wurde. Besonders wurde das Fehlen der Senkung hervorgehoben, weil darin eine Hauptübereinstimm nng zwischen altrömischer und altdeutscher Metrik sich findet. Die Fälle, in welchen die Senkung im Saturnius fehlen darf, wurden einzeln untersucbl. Hieran schloß sieb die Betrachtung des Auftaktes und des zur'Regel gewordenen Fehlens des- selben in der zweiten Vershälfte, welches der Vortragende aber nicht als das ursprüngliche, sondern als eine jüngere Entwickelung betrachtet. Dann wurde die Frage erörtert, ob auch eine Hebung, nach welcher eine Senkung fehlt, aufgelöst werden kann. Der weibliche oder klingende Ausgang beider Versbälften wurde nach Anleitung des deutschen Versbaues gedeutet und aus dem Wesen der lateinischen Sprache erklärt, aber aucb nicht als das ursprünglich allgemein geltende Gesetz betrachtet. Am Schluße wies der Vortragende auf verwandte Versbildungen der Griechen, auf den Hexameter so wie den indischen Slokas, die romanischen Reimpaare von acht Silben, und sprach seine Überzeugung von der Gemeinsamkeit eines indogermanischen epischen Versmaßes au<>, dessen nach der Individualität der einzelnen Völker verschiedene Entwickelung und Gestaltung sich am besten am altdeutschen Verse darthun lässt.

Zunächst ergriff Prof. Düntzer das Wort, um zu erklären, daß er mit der jetzt allerdings herrschenden Ansicht vom Bau des saturnischen Verses sich nicht in Einklang befinde; er halte dieselbe für nichts Als für einen geistreichen Ein- fall, den zuerst Naeke und 0. Müller hatten. Die alten Grammatiker wissen nichts von Auslassung der Senkungen; das Lied der arvalischen Brüder füge sich durchaus nicht dem aufgestellten Gesetze, die Inschrift auf Naevius zeige keine einzige ausgelassene Senkung, und stamme doch noch aus einer Zeit, wo das Gesetz des saturnischen Versbaues noch sehr wohl im Bewusstsein lebte. Die erhaltenen Fragmente des Livius und Kaevius seien zu unsicher , um als Grundlage benutzt zu werden; aus ihnen könne man mit Hinzunahme der Aus- lassung von Senkungen alles machen. So bleiben die Inschriften ; aber sind denn diese überhaupt in Versen verfasst? Man habe die darin vorkommenden Funkte für Verszeichen genommen; aber dieselben finden sich auch in entschieden pro- saischen Inschriften, sie bedeuten nichts als starke Interpunctionen. Auch Böckh will nichts von fehlenden Senkungen wissen. Der saturnische Vers sei nicht aus einer gemeinsamen Quelle zu erklären, sondern beruhe auf nationaler Grundlage. Prof. Bücheier aus Freiburg erklärt, er sei mit dem Vorredner durchaus nicht einverstanden; er beabsichtige nicht, sich auf eine Widerlegung desselben einzulassen, denn wer behaupte, die Inschriften , welche man jetzt allgemein als im Saturnius abgefasst ansehe, seien überhaupt gar nicht in Versen geschrieben, mit dem lasse sich nicht weiter disputieren. Dagegen befinde er sich mit dem Vortragenden in allen wesentlichen Funkten im Einklänge; er habe in einer, Prof, Bartsch wahrscheinlich unbekannt gebliebetveu BÄ<Ä^%\Wi ^^t \fi^wcws&K^^

506 MISCELLEN.

nächsten Umgebung von Ems die Versteigerung bekannt gemacht. So geschah edf daß jetzt der große runde Tisch von schwarzem Marmor, an dem der alten Ritter und Sänger Becherklang und Gesang so oft ertönte, in den Garten des Juden Lazarus Levi zu Hohenems wanderte, und daß die Juden des Ortes in der darauffolgenden Fastnacht in den Kleidern der alten Grafen und Gräfinnen von Ems die Straßen durchzogen. Von den durch die Gräfin in 10 Kisten hinweggefahrten Handschriften und Büchern kamen seitdem 3 StQcke wieder zum Vorschein. Um den Ruhm vollends zu begründen, quod in patrios cineres tninxit^ schenkte sie dieselben (l807) in Prag ihrem Advocaten, dem Doctor juris Schuster. Es waren 1. ein Pergamentcodex des Nibelungenliedes, aus dem Ende des XII. XII I. Jahrhunderts , also weitaus der älteste unter den bisher auf- gefundenen ; 2. eine weitere Pergamenthandschrift desselben Gedichtes aus dem XIII. XIV. Jahrhunderte, und 3. eine Handschrift des Barlaam und Josaphat, gedichtet von ihrem Ahnen Rudolf von Ems, nun gleichfalls in Donauescbingen. Wie zu vermuthen , waren auch Handschriften lateinischer Classiker darunter, denn nach Wilkens Aussage besitzt die Berliner Bibliothek einen Sallust des XII. Jahrhunderts aus der Hohenemsischen Bibliothek. Dr. Schuster sandte die beiden Nibelungenhandschriften nach München. Die Münchener zogen, weil die ältere beträchtliche Hiatus hat, die jüngere vor und gaben Herrn Schuster In- cunabeln dafür. Nr. 1 und 3 verkaufte Schuster an einen Herrn Frikart in Wien, der sie während des Congresses für einen hohen Preis überall herum feilbot. Einsmalfl wurde über Tisch bei Kaiser Franz vom Liede der Nibelungen ge- sprochen. Die Kaiserin Marie Louise nahm sich desselben lebhaft an, und da jemand äußerte, daß sich die älteste, schönste und reichste Handschrift dieses Gedichts in Privathänden zu Wien befinde, auch die k. k. Büchersammlung keine Handschrift dieses Nationalepos besitze, ließ der Kaiser den Frikart auf den folgenden Tag mit seiner Handschrift zu sich bescheiden. Der Kaiser fragte ihn nach dem Preise derselben, und Frikart nannte die Summe von lOOO Stück Ducaten. Nun so gehen Sie zum Ossolinsky (Präsos der k. k. Bibliothek), sagte der Kaiser, und lassen Sie sich eine Anweisung an die Hofkammer geben. Als Frikart das Buch zu dem Grafen Ossolinsky brachte, machte ihm dieser heftige Vorwürfe über den hohen Preis und stellte sich an, als ob er noch etwas herunter markten wollte , worauf Frikart erwiderte , daß das Buch ja von dem Kaiser selbst gekauft und folglich nicht mehr die Rede vom Handeln sein könne. Osso- linsky wollte ihm hierauf eine Anweisung auf 4500 Gulden in W. Währung, in Papier geben, nach welcher der Verkäufer dem damaligen Curse nach über die Hälfte hätte verlieren müßen. Dies nahm Frikart nicht an und berief sich darauf, daß er mit dem Kaiser auf Ducaten und nicht auf Papier gehandelt habe. Ossolinsky erwiderte, daß, so lange die Bibliothek bestehe, noch nie ein Buch für solchen Preis gekauft worden sei, und wenn er es für die angebotene Summe nicht ablassen wolle, so könne er es wieder mit fortnehmen, was er auch that. Während des Congresses 1814 und 1815 traf ich, föhrt Laßberg weiter, diese Handschrift überall an, bei dem Fürsten von Lippe-Schaumburg, bei der Fürstin von Isenburg, bei Lord Castlereagh, bei Lord Cathcart. Ich vernahm, daß Friedrich Schlegel für seinen Bruder darum unterhandle (auch von der Hagen Sollte sie durch Kopitar kaufen) und endllcb durcVk e\tiftx\ B.«tTtv ^^^«I^vvl^ ersten Commis j'a der Scbaumharg'schen Buchhandlung, da^ et dwicVi ^ow ^Tv^\^^\v^w\^Qrt\ "^^^tv^^x Marlboroughj bpJcaunton Biblioinauen, beaulVT»^VÄ^\, CV\^\Vjvw^^e^\\\^V5« ^'^^'^^^^^

MISCfELLEN. 507

zu erwerben. Dies war ein Donnerschlag fQr mich! In einen englischen Bücher« saal, über dessen Thüre geschrieben steht, was Dante von der Thüre der Hölle berichtet, sollte der Codex kommen! einem brittischen Knochen vergraber sollte er zu Theil werden, und für Deutschland, für unser Schwabenland auf ewig verloren sein! Nein, dachte ich, ehe ich dies zugebe, verkaufe ich mein letztes Hemd. Ich stellte Herrn Eggstein Himmel und Hölle vor, und war so glücklich, sein Herz weich zu machen. Er versprach mir bei meiner Abreise (20. Juni 1816), wenn der Handel zu Stande komme, mir den Vorzug zu geben, und wenn ich ihm binnen drei Wochen den ausgehandelten Preis sende, mir die Handschrift zu übermachen. Es war Ende der Fastenzeit, als Eggstein mir schrieb : Der Handel ist richtig, und wenn Sie mir binnen drei Wochen 250 Speciesducaten übermachen, so ist die Handschrift Ihr Eigenthum. Das war nun gut ! Aber die 250 Ducaten hatte ich nicht, und das war nicht gut; denn die Zeit war kurz und der Weg nach Wien ziemlich weit. Indessen steckte ich meinen Brief ein und gieng hinab zur trefflichsten der Fürstinnen (Elise zu Fürstenberg), denn CS war Frübstückens Zeit. Nach einer Weile hub die beste aller Frauen an und sagte: Sie haben etwas, das Sie bekümmert, was mag das sein? Wie bekannt, wurde der Erwerb durch die Munificenz der Fürstin ermöglicht und die Handschrift für Deutschland gerettet. Von Laßberg kam die Handschrift mit der ganzen Laßberg'schen Bibliothek in Folge Kaufvertrags vom November 1853 9 nachdem ihm die Benützung der Sammlung bis zu seinem Lebensende gestattet worden war, nach dessen Tode im Jahre 1855 in die fClrstliche Hof- bibliothek zu Donaueschingen.*

Dr. Lübben hielt einen Vortrag über agrarische und territoriale Benen- nungen, d. h. die im Volke gebräuchlichen Namen für agrarische und territoriale Verhältnisse. So wird als Beispiel angeführt Tiagen als Bezeichnung eines Acker- landes, einer Heide, in vielen Zusammensetzungen vorkommend; ferner die harre^ hallweg^ Jiasgarten^ hanüieide^ hammerich, Tieseke (ein Garten), hau (Wiese) u. s. w. Zum Theil sind diese Benennungen schwer zu erklären ; die Wörterbücher lassen in den meisten Fällen im Stiche. EUnige Beispiele werden zur Probe ausführ- licher behandelt, helle ^ hochd. Halde, bezeichnet jedes abhängige Stück Land; lid (femin.) Höhe, hohe lid, ahd. lita : der Unterschied zwischen helle und lid be- steht darin, daß dieses die Richtung in der Höhe aufwärts, jenes die Richtung abwärts bezeichnet, ride bezeichnet einen Wasserlauf, kleinen Bach, es heißt auch rie, rihe, rige, wie neben einander die Formen wede, wee^ wege (ahd. toitu) vorkommen, strod^ ahd. struot ^ Busch, davon md. strüten^ strüteiie u. s. w., auch in der Form stro^ als Simplex und in Compositionen. hammerich, nur in friesi- schen Gegenden vorkommend, aus ham-merke, Heimmark, Äeim, Dorf, als Dorf- mark, Gemeindewiese. Endlich erwähnt er den Ausdruck 'auf der Wand' und ähnliche, wobei an want, paries, nicht zu denken sei. Prof. Dietrich nimmt dies want auf und erinnert an das northumbrische wandworp^ Maulwurf, identisch mit mollumrfy wonach also wandy Erde, Land bezeichnet.

Prof. Pfeiffer knüpft an diesen Vortrag einige allgemeine Bemerkungen über Flurnamen an, denn das sei die deutsche Benennung. Man müße vor allem auf ältere Quellen zurückgehen und zu diesem Zwecke Urbarien, Lagerbücher u. s. w. durcharbeiten, wie sie in unsern Archiven sehr zahlreich. Dadurch kläre sieb mancbes EniBtellie gegenwärtiger Benem^un^'^ii a.x]i, "Vö. ^^tX^xä^ t..^* >j^^ä cB jetzt eine Kaygasse , wobei man Jetzt an itanx, Q.\x«a ^«t^^ ^ ^^ ^^>s^ '^'^ ursprünglich GbaigassCy von heien. In^e^^ xiv^iiy^<st\A\\x^^

608 MISCELLEN,

zn Rathe gezogen werden, sondern es sei zur Erklärang immer eine genaue Kenntniss der localen Verhältnisse noth wendig.

Prof. y. Keller fOgte hinzu, daß er durch die Vorarbeiten zu seinem schwäbischen Wörterbuche schon lange auf die Flurnamen aufmerksam geworden sei. WOrtemberg habe für jeden Bezirk officielle Flurkarten, aber die dort ver- zeichneten Namen seien sehr häufig ungenQgend und missverstanden, daher 'die archivalischen Quellen zu ihrer Rectificierung nothwendig hinzugezogen werden müßten.

Dr. Rieger sprach über Dante*s Minnesang im Verhältniss zu Vorgängern und Zeitgenossen. Das Studium der altitalio.nischen Lyrik sei noch sehr vernach- lässigt; die einzigen Quellen, welche vorliegen, seien noch immer die Poeti del primo secolo und die Rime antiche Toscnne^ und doch sei üngedrncktes in Menge vorhanden. Viele der gedruckten Gedichte seien ganz unverständlich und müßten erst durch Zurückgehen auf die Handschriften kritisch bereinigt werden. Der Vortragende schildert nun den Charakter der altitalienischen Lvrik , die haupt- sächlich von der provenzalischen angeregt, anfänglich auch ganz ausschließlich in den conventiönellen Gleisen der Troubadourdichtung fortgeht. Mit Guido Guinicelli beginnt eine neue Epoche, und so fasst diesen Dichter Dante selbst auf. Ein neuer Geist tritt an die Stelle des alten ; Guido zieht die Theologie in den Kreis der Liebesideen herein, die Liebe wird ihm ein Gegenstand philo- sophischer Erörterungen ; die Bitten um Gnade, welche er an die Geliebte ebenso wie die früheren Dichter richtet, haben bei ihm nur noch eine formelle Be- deutung. Von ihm geht Dante aus , seine Art und Weise der Liebesdichtung eignet er sich an und bildet sie weiter fort: durch zahlreiche Beispiele wird sowohl diese Anlehnung wie andrerseits Dante's eigenthümliche Entwickelung dargelegt. Weniger bedeutend ist Dante's Freund, Guido Cavalcanti. Sehr begabt dagegen Labo, welcher nach des Vortragenden Ansicht weit über Petrarca zu stellen , aber merkwürdig unbekannt sei : Fauriel sei beinahe der einzige , der seinen Werth erkannt habe und auf ihn hinweise.

Prof. Pfeiffer nimmt das Wort, um über die Schritte zu sprechen, welche zunächst im Interesse des niederdeutschen Wörterbuches zu thun seien. Es sei das Mandat der Coramission zu erneuern ; dieselbe solle zunächst einen Bearbeiter ausfindig machen und für eine Anzahl von Mitarbeitern Sorge tragen , auch darauf denken, wie die Unterstützung der niederdeutschen Regierungen gewonnen werden könnte. Auf der nächstjährigen Versammlung; solle sie einen bestimmt formulierten Antrag in dieser Beziehung stellen. Diese Propositionen wurden von der Versammlung angenommen.

Der Ort der nächsten Philolopfcn Versammlung ist Halle; zum Präsidenten der germanistischen Section wurde Prof. Leo, zum Vicepräsidenten Prof. Zacher in Halle erwählt.

Prof. Creizenach beantragt, Prof. Holtzmann die Theilnahme der Versamm- lung zu bezeugen, daß er durch Krankheit verhindert gewesen, den Verhand- lungen beizuwohnen und dieselben als Präsident zu leiten. Auf Antrag von Prof. Pfeiffer wurde dem Präsidium der Dank der Section für die Leitung der Verbandlangen ausgedrückt^ wie auch Prof. von Keller den Secretären für ihre Mübwaltung und Aufopferung einen Dank v\ \o\\ciT^w >o^?i\Ati^'^\».» \!k\sv\\ Uhr wur- den djp diesjährigen Sitzungen der germamal\ftc\i-Tomwi\^^\^Ocv^Tv ^^^"vv^^ ^^^^O^^^ää^, ROSTOCK, 29. October 1£65. N\» \^ YwK^\. ^k^^'^^^.

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