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^^ GESCHICHTE
DER
ILCHANE
DAS IST
V O K
:5<«^0^ HAMMER-PlIRGSTAll.
Mit * \ * 1
neun Beilagen und neun Stammtafeln.
Erster Band.
Mit vier Beilaceii.
I> a 1* Hl s t a cl t.
Druck und Verlag von Carl Wilhelm Leske. 18 4 2.
on der deutschen Hauptstadt der Küuste, von der Residenz ^nevtt ^ajfötiit/ wo ich vor drei Tagen mit der Akademie der Wis- senschaften das ^Uerl)0d)0te Geburts- und Namens- fest gefeiert, bin ich nach ßerchtesgaden geeilt, wo der erhabene Schutzgenius der schönen Künste im schönsten Tempel der Natur residirt, um dem- selben in ^liixl)'6d)$t ßi)tev Person die Verehrung und Bewunderung zu zollen, womit der Verein der Kunstwuuder zu München jeden Besucher erfüllt.
Da mir dauere JHitjedtiit allergnädigst erlaubet hal)en, mit ^Uerijädjdt Jll)rem Namen das Giebel- feld eines meiner Werke zu schmücken, so er- scheint die Geschichte der Mongolen Persiens, wenigstens durch die Namen ihrer grossen Fürsten, Bauherren, Gönner der Künste und Beschützer <ler Wissenschaften, solcher Ehre nicht unwürdig.
Wenn die Bauten Ghasan's und Chodabende's zu Tebris und Sultania nach einem halben Jahr-
tausend die Namen ihrer Erbauer nur in Ruinen verherrlichen, so liegt die Schuld davon nicht sowohl in Elementarereignissen und in feindlicher Verheerung, als in dem Mangel an erhaltender Fürsorge, welche Werken der Kunst wie den Staaten Dauer versichert.
Geruhen ^uerc ilrTrtjcjstat^ als Schöpfer eines Pantheon der Künste, als Erhalter der ältesten Denkmale derselben und eines blühenden Reiches,
die Huldigung meiner tiefsten Ehrfurcht allergnä- digst zu genehmigen.
Berchtesgaden , an Göthe's Geburtstag HAMMER -PURGSTAW..
1841.
Vorrede.
iPiese Geschichte der Mongolen in Persien ist das Seitenstück, zu der im vorigen Jahre erschienenen des mongolischen Reiches in Kiptschakj jene ist durch die Preisfrage der Petersburger Akademie veranlasst wor- den, die Schreibung dieser ist aus eigenem Antriebe hervorgegangen. Bei der zum Behufe der ersten nöthig gewordenen Sichtung der aufgeschichteten Massen histo- rischen 31aterjals, ward es klar, dass zur zweiten, in den orientalischen selbst durch Herrn von d'Ohssons sehr schätzbare Geschichte nicht erschöpften Quellen, weit mehr dankbarer historischer Stoff vorhanden.
Die Geschichte der Mongolen in Kiptschak liegt dem Europäer zwar näher wegen der verheerenden Raub- züge durch Polen und Ungarn bis ins Herz von Deutsch- land, und wegen der tatarischen Herrschaft in Russland 5 aber die Geschichte der Mongolen in Iran hat das grös- sere Interesse wichtigerer^ asiatischer Weltereignisse, wie der Ruin der Assassinen und des Chalifates, der Sturz alter Dynastien und die Gründung neuer, bisher selbst den Orientalisten kaum dem Namen nach bekann- ter, die Feldzüge wider Aegypten und das dschagatai'- sche Reich, die diplomatischen Verhältnisse zwischen den Kreuzfahrern und dem Papste. Der Ulus Dschudschi's beherrschte mit dem europäischen das asiatische Russ- land, welches damals noch, wie von allem Anfang der Geschichte her, in Asien das Land der Finsterniss und der Barbarei, während Persien von der ältesten Zeit an
Seile. Znile. •
211 17 V. u. St. MailleuscliJäger 1. Mailleschläger
214 15 V. 0. st, nur vom I. nie vom
214 13 V. u. st nur eines 1. nur der eines
232 7 V. u. St. Ammer 1. A:imnrar
237 4 V. 0. St. Betha's 1. Batlia's
237 li V. o. st \var ein Vergrösserer 1. war ein weit grösserer
239 7 V. o. st. Wenn nur das Glück wie die Beisitzer wäre,
1. Wenn mir das Glück wie Dir Beisitzer wäre,
240 2. V. u. st. geistiger Dichter 1. persischer Dichter
241 3 V. 0. st. Hamkjar 1. Hemkjar
242 18 V. u. St. Aasa I. Osa
253 14 V. u. St. Ville Hardouin 1. Villehardouin 259 3 V. o. St. Mogholtei 1. Mogholtai
— 9 V. o. St, dem Herrscher 1. des Herrschers
261 12 V, u. st. Armen 1. Arme
262 1 V. u. st. Kuhdschu 1. Kukdschu 268 13 V. 0. St. Ferjab 1. Farab
— 15 V. o. st. Ferjabi 1. Farabi 274 5 V. u. st. Kejaneuen 1. Kejanen
— l7 V. u. St. Vasal 1. Vassal
276 12 V. o. St. Mewlane 1. Mewiana
280 2 V. u. St. nisadin 1. nihaden
283 8 V. u. st. Aufgestochenen I. aufgestochenen
291 2 V. u. st. Suhuri 1. Sughuri
293 17 V. u. St. Mineddin 1. Moincddin
303 16 V. o. St. Mekka 1. Mocha
308 14 V. o. St. (der Oheim Abaka's) 1. (der Bruder Abaka's)
315 13 V. u. St. Buse 1. Busse
3l8 13 V. u. St. Denn stets 1. Du stets
320 4 V. u. st. nur diesem 1, nur in diesem
329 8 V, o. st, Zehrgnadenamt 1. Zehrgadenamt
345 10 V. o. st, mir nun 1. mir nur
— 14 V. u. st. Rumi's 1. Rum's
352 17 V. o. St. gleichzeitig mit 1. gleichnamig mit
365 8 V. u. St. und Feder und setzte 1. und Feder, setzte
367 5 V. u. st. beizustehu I. beizustehen
374 15 V. 0. st. einheimischer Herrscher Herrschaft 1. einheimischer
Herrschaft
375 8 V. u. St. dass das 1. dass sie das
393 11 V. u. St. Derwische Fakir 1. Derwische als Fakir
Noch ist zu bemerken, dass durch ein Verseheu der Druckerei die in eigenen Namen als lange geschriebenen f durchaus als kurze gedi'uckt 'worden , was ebenso wenig gleichgültig, als es im Deut- schen gleichgültig ist Kreif oder Kreis, reif oder Reis zu schreiben. Mit lindem f sind also auszusprechen: Abulghafi, Ab- derrefak, Aferbeidschan, Aafif, Bachorf^ Bediief-feman, Chuarefm, Chumiaf, Chufistan, Dshefire, Dchufistan, Erfendschan, Fafl, Fafluje, Firamurf, Firuf, Firufi, Ghafa , Ghafali;, Ghafna, Hafif, Hafret, Hefar, Hefarsif, Irfi, Ifeddin, Jefd, Kjarfun, Kjarif, Kir- gif, Kafwin, Kifil, Kotof, Legfi, Mafenderan , Merfeban, Mei- mundif, Merkef, Mobarifeddin , Moif, Mohefib, Mofaffereddin , Newruf, Nimruf, Nifam, Nifameddin, Oghuf, Oueife^ Ormufd, Paife, Rafieddin, Rabf (bess.er Rabdh), Sebf, Sebfewar, Sekif, Schahdif, Schiraf, Schirfad, Tahk , Tebrif, Teguf, Toghuf, Tokuf, Tscheu- gifchau u. a. m. .
€ t 0 t e ö p n i).
Uebersicht der mongolischen IStäinine, der Familie und Oescbicbte Tschengisclians ; sein Gesetxhuclk und sein Testament; Charakter und Sitte, Aber- glauben und Cirebräucbe der Mongolen, l^ie Re- gierung Ogotai's, Oujuk's, Mengku's; die der gleich- zeitigen Dynastien in Asien und Aegypten.
Jtschengiscliaiis und seiner Nachkommen Thaten, die von ihnen zerstörten und gegründeten Reiche, ihre Raubzüge Moiiifolischt und Gesetzgebung, der Namen der Tartaren oder Tocharen, Geschichte. d. i. Tataren, und der der Moalen oder Mogholen, d. i. Mongholen, haben Europa durch zwei JalirJiunderte mit Erstaunen und Schrecken gefüllt, von der chinesischen Mauer bis an die von Wienerischnenstadt und Olmütz , und furch- ^ terlich hallte der Donner ihrer Fleere von den Ufern des gelben Flusses bis an die des rothen Meeres, vom Altai bis an den Libanon zurück. Naturrevolutionen, mit denen Gibbon das Erscheinen der Mongolen so treffend verglichen hat, lassen nicht tiefere Spuren ihrer verheerenden Kräfte auf der Oberfläche der Erde zurück, als die verheerenden Hufen mongolischer Heere, unter denen Reiche und Ciiltur zertreten wurden; sie fuhren daher wie die entfesselten Elemente, wie Orkane und grosse Fluthen und das Erdbeben und der Wetterstrahl; sie durchackerten die FJrde mit de.ra Schwerte und düngten sie mit Blut. Das Jahrhundert ihrer so fürchterlichen und verderblichen Grösse und Macht fällt zusammen mit dem zweiten der Kreuzzüge, das ist mit dem Hammer, Gescliichtc der Ilcliane. 1
2 E r s t e s H II c li.
tlreizehnteti Jahrhundert unserer Zeitrechnung, dem durch grosse Begebenheiten vor anderen historisch wichtigen, durch die Umgestaltulig so vieler asiatischen Reiclie und durch den regsten Verkehr des Abendlandes mit dem Morgenlande. Einen so namhaften Platz die Kreuzzüge auch in der euro- päischen Geschichte einnehmen , so erscheinen sie in der asiatischen doch hei weitem nicht so bedeutend, indem die- selben nur den Westrand von Asien bestreifen. Die Ringe dieses Steinwurfs der Eroberung der Levante verebben schon an den Ufern des Nils und des Tigris , während die hoch- aufscliäumende Woge mongolischer Eroberungsfluth über ganz Asien bis nacli Europa , vom Baikalsee bis an den Piatensee, und vom Kokonor bis an- den Ladoga sich ver- heerend fortwälzt. Die Wichtigkeit der Geschichte der Mongolen und die Grösse des Stoffes springt also von selbst in die Augen. Sie zerfällt in viererlei Geschichten, deren '' jede , bei dem Reichthume der Quellen , Stoff für melirere
Bände. Erstens die GeschicJite Tschengischans ; zweitens die der vier Uliise , d. i. der durch die Nachkommen seiner vier Söhne beherrschten Reiche; dann nach der Theilung der Herrschaft des vierten üluses in das östliche chinesische und in das westliche persische Reich , drittens in die Ge- schichte der Juan oder der chinesischen Kaiser aus den Nachkommen Kubilai's; und viertens in die der llchane oder persischen Herrscher, Nachkommen Hiilagu's^ des Bruders Kubilai's. Eine vollständige Gescliichte dieser Reiche könnte sich keine engeren Gränzen des ümfangs stecken, als die des osmanischen ; die vorliegende beschränkt sich nur auf den vierten und letzten Zeitraum, als ein Seitenstück zu der Geschichte der goldenen Horde inKipdschak, aber von wftt grösserem Interesse, als j^ne, in Bezug auf Asien. Die der per- ^^^*^ Gesichte des von Hulagu gegründeten Reichs der
sischen persischen llchane, d. i. Landes- und Volksfürsten [denn llchane. n jjeisst sowohl das eine als das andere»)], füllt nur Ein
') Kiaelmii de llclianoriim seu Chulagidarum uummis Com- meut.itio. I'tti (»i»oJi. |«,U.
E r s t e s B » c h. 3
Jahrhundert, von der Hälfte des dreizehnten bis in die Hälfte des vierzehnten unserer Zeilrechnungf '} , während welchem siebzehn Ilchane gezählet werden, von denen aber nur die neun ersten achtzig Jahre den Thron als Aliein- lierrscher füllten , die acht anderen sich um denselben mit ihren Mitbewerbern stritten, bis dass das mit so grosser Machtäusserung gegründete, mit so grossem Glänze unter neun Herrschern aufrecht gehaltene Reich der Ilcliane , nach dem Tode Ebu Saids j, durch die inneren Kriege der Thron- anraasser zerfiel und sein Andenken nur in drei, aus den. Ruinen derselben emporgeschossenen Pilzlingen mongolischer Dynastien, in denen der Indschu , Tschoba?i imd Ilkaan, noch kurze Zeit hinterliess, wie das untergegangene Reich der goldenen Horde in Kipdschak in den aus seinen Trüm- mern entstandenen Dynastien der Chane \on Kasan, Astrachan und der Krim noch längere Zeit fortgelebt. Jene per sischen und diese kipdschakischen Dynastien gehören aber nicht mehr eigentlich der Geschichte der Mongolen an, deren Herrschaft nur von Tschengischan's Auftritt als Er- oberer bis zum Untergänge der goldenen Horde in Russland und zur Erscheinung Timurs, nur zweihundert Jahre ge- dauert. Die Hälfte dieser Zeit nimmt die Geschichte der persischen Ilchane als die glänzendste der vier Uluse in Anspruch , die glänzendste durch die Eroberungen des Gründers Hulagu und seines Nachfolgers Ahaha , durch die gesetzgebende Weisheit Ghasan's des siebenten und seines Nachfolgers Oldschaitii nicht unrühmliche Regierung, endlich durch den Flor der persischen Literatur während dieses Jahrhunderts. Die grössteii Geschichtschreiber der Perser, Dschuweini , der Wesir Hulagu's, und Reschideddin , der Wesir Ghasan Chan's, haben die Geschichte Tschengischan's und der Ilchane Persiens aus den Quellen des goldenen Archiv's , d. i. des mongolischen Staatsarchivs, und der Begebenheiten ihrer eigenen Zeit als Augenzeugen und mit- handelnde Werkzeuge beschrieben. Als Augenzeugen und
') V. J. d. H. 553 C1255) bis 754 (1353).
I*
4 F, r s f 1- s B u c ii.
Zeitgenossen schrieben aiicli Hamdallah Mesttifi , der Ver- fasser der bessten persischen Geographie und Universal- geschichte, Bhiaketi , der EpJtoraator des grossen Werkes Reschideddin's, und Wassafiil-hasret , d. i, der Lobredner der Majestät, unter Oldsehait?f. und Ebu Said, dessen in allen Künsten der Rhetorik üppig wucliernder Styl wohl das Lesen seines Werkes erschwert, aber der historischen Wahrheit so wenig Eintrag thut, dass derselbe die einzige verlässliche Quelle, aus welcher die späteren, mit Recht geschätzten persischen Schreiber der Universalgeschichte: Mirchuand, Chuandemir, Haßs Ebni und GÄo^ay/ geschöpfet. Schon Wassaf, wiewohl er erst unter dem achten und neunten Herrscher der Ilchane seine Geschichte schrieb, die mit Hulagu , dem Gründer der Dynastie, beginnt, fühlte zu Ende seines Werkes die Nothwendigkeit, demselben aas Dschuweini auch einen kurzen üeberblick der Geschichte TscJiengischan's und seiner %ier ersten Nachfolger anzu- hängen, welche besser dieselbe eingeleitet hätte, wie Schere- feddin von Jesd die Geschichte Tiraur's mit einem kurzen üeberblicke der Geschichte Tschengischan's und der vier Uluse aus den obigen Quellen eingeleitet hat. Die Noth- wendigkeit solclier Einleitung dringt sich auch hier um so unabweislicher auf, als Tschengischan nur acht und zwanzig Jahre vor der Gründung des persischen Reichs durch Hulagu verstorben, als die mongolischen Stämme un«! die der Gründung des Reichs Hulagn's gleichzeitigen asiatischen Herrscher den Lesern unbekannt. Dieses Buch leitet daher dieselben durch die möglichst kurze Kunde über dieses Volk des Morgenlandes und seine Stämme, über Tschengischan und seine vier ersten Nachfolger, und über die dem Auf- tritte Hulagu's gleichzeitigen Herrscher Asiens in die Ge- schichte der persischen Ilchane ein. Tih-kpn ^^^^ älteste der Völker, welche die Geschichte in Hoch-
T/iv/;v« )/;/fi asien als Herrscher kennt, sind unstreitig die Türken, deren Mongolen. ^Jer chinesischen Quellen zu geschweigen} die byzantinischen schon in der Hälfte des sechsten Jahrhunderts der christ- lichen Zeitrechnung erwähnen , wo die griechischen Kaiser
Erstes |{ n c li. 5
mit dem Cliane der Türken am Altai, d. i. dem Goldberge, durch Gesandtschaften verkehrten, d. i. schon sechs Jahr- hunderte früher, als in der Hälfte des zwölften die Tataren und Mongolen durch Tschengischan in Europa geschicht- lichen Namen erhielten. Die Geschlechtsregister der letzten sind siugenscheinlich türkischen eingepfropft, um dunkeln Ursprung der Väter durch berühmte Altvordern zu adeln und ihr Geschlecht hinaufzuführen bis Tiirk , den Sohn Japhet's, den gemeinsamen Ahnherrn von Tatarchan und Mogolchan, die angeblichen Stammväter der Tataren uujI Mongolen. Der Namen der letzten tauclit erst unter Tscheu- gischan mit Gewissheit auf, da es nicht ausgemacht, ob die altern Moho der Chinesen eben so gewi^ss Mongolen , als ihre Tata Tataren ; wie aber Türken und Tataren ganz verschiedenen Stammes, indem jenen der Namen von diesen nur durch Missbrauch beigelegt worden, und noch beigelegt wird, so sind Tataren und Mongolen ursprünglich ein und dasselbe Volk, jenes der ältere unterjochte, dieses der jüngere unterjochende Zweig. Die Türken sind vom öst- lichen Altai, die Tataren vom. Baikalsee ausgezogen, die Mongolen am westlichen Kentei , von den Quellen des Onon und Kerulon, wo im. bewaldeten Gebirge Bnrhan Kaldnn die Geburts - und Grabstätte Tschengischan's. Nachdem Tschengischan die ihm feindliche^ Stämme der Tataren und ihre Verbündeten vernichtet oder unterjocht, nachdem seine Herrschaft durch Sieg und Eroberung von den ufern des vaterländischen Sees Dalai Nor bis an die des persischen Sees von Meragha über siebzig Längengrade ausgedehnt war , buhlten die unterjochten Völker um die Ehre , dem siegenden und erobernden , dem gesetzgebenden und herr- schenden anzugehören ; Türken nnd Tataren zählten sich nun den Mongolen bei, wie diese in ihren Stamniregistern sich früher den Türken angeschlossen, wiewohl beide durch die nicht zu überspringende Kluft von verschiedener Sprache und Gesichtsbildung von einander scharf gelrennt. Tataren wollten Mongolen, Türken Tataren heissen ; hingegen pro- testirten die Mongolen wider i\en Namen von Tataren , wie
6 E r s t e s B u c li.
noch heute die Osmanen Mider den von Türken. Die Eitel- keit, altem Geschlec!ite anzugehören, und Adelstolz (der- selbe bei Völkern, wie bei Individuen J , bringt durch Ahnen- und Namen- Verraengung in die Stammtafeln von beiden nur Irrthum nnd Verwirrung '}. Eben so richtig als lichtvoll ordnet der grosse Geschichtschreiber der 3Ion- golen, Reschideddin, Anfangs seines Werkes eine Ceuturie von Stämmen , welche zu seiner Zeit alle auf den Ehren- namen von Mongolen Anspruch machten , ausser den Türken (denen er die üighuren der Sprache nach beigezählt) in drei Klassen, nämlich in Tataren (^desselben Stammes nnd derselben Sprache, wie die Mongolen), welche ursprünglich den Namen von Mongolen nicht führten ") ; zweitens in Völker verschiedenen Ursprungs, welche, weder Tataren noch Mongolen, den ^Vamen der letzten der Aehnlichkeit wegen annahmen, wie die Tiirhnanen den der Türken , und die daher am bessten Mogolnianen genannt würden, weil sie an die Mongolen mahnen ^^ ^ wie jene an die Türken; drittens in die eigentlichen Mongolen, welche wieder in zwei Abtheilungen zerfallen, nämlich in die 31ongolen Durlegin, der neun Geschlechter vor Alanhoiva , der neunten Ahnfrau Tschengischan's, und die Mongolen Nirun , deren Stamm- väter alle aber Nachkommen ^/fl/iZ^'0?r«'s. Esistnöthig, den Leser wenigstens mit einem Viertel der Centurie von Stämmen, die zur Zeit Reschideddin's, d. i. Anfangs des vierzehnten Jahrhunderts, bestanden, bekannt zu machen, mit denen nämlich, welche ihre Berühmtheit vor- anderen entweder ihren Heiden und Frauen, ihrer Freundschaft für oder ihrer Feindschaft gegen Tschengischan , ihrer Opposition oder Verschwägerung mit dessen Hause danken.
•J Lcurs fils actuellement s'imaginoient, qu'ils avoient ete connus aussi autrefois sous le uom de Mogols, Rechideddin. Journal asiat, -) Des peuples turcs qu'on iionime maintenant 3Iogols, niais dont chacun anciemiement avoit ua nom particulier. Rechideddin. Journ. asiat. 3) Be M%liol meinende schiide end , welche den Mongholen ähnlich waren, an dieselben mahnen, denn das persische Meinende und das deutsche Mahnende ist eins und dasselbe.
E r K t e « n u c li. 7
Von den ursprünglichen tatarischen Stämmen nennen vie Stämme wir zuer'st den sechsgethejlten Stamm der Tataren selbst' '''"''"■ "'"^ von denen einer Tschagfi/an Tatar, d. i. die weissen Ta- taren'), hiess, im Gegensatze der übrigen, welche die schwarzen genennet werden; in der Folge wurde der Namen der weissen Tataren auch den Uiguren , welche Türken, und anderen türkischen Stämmen beigelegt, sowie den Mandschu's der Namen der Sui Tatar, d. i. der Wasser- oder schlechten Tataren , die mächtigsten und gefährlichsten der Feinde des Hauses Tschengischau's, welcher bei seiner Geburt den Namen Temudschin erhielt, weil am selben Tage sein Vater Jesuhai Behadir einen tatarischen Fürsten, Temudschin, geschlagen und gefangen gemacht. Der Namen, den er trng , «ron dem am Tage seiner Geburt besiegten Tatarfürsten hergenommen, und die in seiner Jugend von den Erbfeinden seines Stammes erlittenen Unbilden spornten den Sohn Jesukai's zur Rache und zum Vertilgungskriege wider diese unversöhnlichen Feinde seine« Hauses an; sje wurden vernichtet, und nur ihre Weiber gingen als Trophäen in das Frauengeraach Tschengischan's und seiner Söhne über. Zwei der fünf Gemahlinnen Tschengischan's. Jisnlim und Jistebit , und eine seiner Beischläferinnen, ^jutter seines al.*) Kind verstorbenen Sohnes Uradschngan, waren Tatarinnen, so auch eine Frau seines Bruders Dschtidsehi Kasar , seines Sohnes Batu und Tudai Mengku's, des Herschers von Kipdschak. Die beiden Gemalilinnen Tschengischan's erflehten von ihm das Leben zweier Kinder ihres Stammgenossen Kuli nnd seines Bruders KaramengUit , welche beide gross ge- wachsen, den Dienst von Bairerdschi , d. i. Tafelderker, be- kleideten. Kuli genoss des grössten Ansehens und scliloss sich nach Tschengischan's Tod an die grosse Fran Sijur- kukteni , die Gemahlin Tuli's , welche ihn zum grossen Emir des Lagers und Obersthofmeister Sijiilitn's' ) ^ des Sohnes
') Dieser Umstaüd ist bisher allen mongolischen Gescliicht- schreibern, welche sich über den Ursprung des N;iuieiis der weissen uod schwarzen Tatareu den Kopf zerbrochen . eatganj:c!i. -) An auderen Orten heisst er Suugtai.
8 E r s t e s B u c h.
Tults, ernannte. Sali, der Sohn Karamengku's, erscheint unter der Regierung Mengkukaan's , gleich beim ersten Feldzuge Huiagu's, als Sicherer des Rückens des Heers an der indischen Gränze; bei Tschengisclian selbst aber galt mehr , als die beiden von seinen beiden Gemahlinnen zum Leben erbetenen obgenannten Kinder, und mehr als die beiden Frauen AkutuUus , der Tatare Kutku Nujan; von Tsche/igis- chan als Findelkind angenommen und seiner ersten Ge- mahlin, noch ehe sie ihm einen Sohn geboren, zur Pflege empfohlen, hatte sich Kutku schon als zwölfjähriger Knabe Tscher)gisclian's besondere Zuneigung durch seine Tapferkeit erworben , indem er taidschutischen Dieben ilire Beute ab- jagte, und als fünfzehnjähriger Jüngling mitten im tiefen Schnee allein dreissig Hirsche erlegt hatte, fir durfte den Tschengisehan Itsche j d. i. Vater, und dessen Gemahlin Ikej, d. i. Mutter, nennen. Ogotai , der Sohn und Nach- folger Tschengischan's, gab ihm den Ehrentitel eines Prinzen, Aka , mit dem Vorsitze vor seinen eigenen Söhnen , nnd noch achtzigjährig versall er das Amt des Oberrichters nach seinem Wahlspruche : Fürchte Nichts und sprich Recht. ') Die Tataren sassen an der Gränze China's, dessen Kaisern sie meistens steuerpflichtig waren. ^ ) 2. Der zweite feind- liche Stamm, welchen Tschengisehan wie die Tataren als unversöhnliche Feinde mit Vernichtungskrieg zu Boden trat, war der in vier Zweige getheilte der Merkit oder Mekrit, auch Udujat genannt, denen die Solongos beigezählt wurden. Ihr Fürst Tuklaibeg fiel mit sechs seiner Söhne als Opfer der unversöhnlichen Feindschaft. Selbst der jüngste, welchem als einem trefflichen Bogenschützen Dschudschi , der älteste Sohn Tschengischan's, das Leben retten wollte, musste hin- gerichtet werden auf ausdrücklichen Befehl des Vaters, welcher dem Sohne diese Müde nie vergab. Tairosim^ einer der Ersten des Stammes, gab dem Tschengisehan die Tochter Kulan zur Frau, welche ihm den Sohn Kulkan gebar. Vom Schwiegervater bekriegt, verlor Tairosim die Schlacht, und
') Meters u rast gui. -) Reschideddiii.
E r s t e s B u c h. 9
seine Frau Turakina , welche dem Sohne Tscliengischan's beigelegt wurde, eine der.grössten mongolischen Frauen, verschaffte als Regentin nach Ogotai's Tode ihrem Sohne Gujuk (dessen Gemahlin ebenfalls eine Merkitin) die Herr- schaft. Die Sitze der Merkit waren im Osten des mongo- lischen Stamragebietes am linken Ufer der Selmga.
Der zehngetheilte mächtigste Stamm der Dschelairen, Die Stämme welche in dem Stammgebiete des Hauses Tschengischan's ^^^^'J^-^'^' am Ocean,'in siebzig Ringen, wie die Avaren, jeder Ring j^rgliod, tausend Familien stark, sassen, ist einer von der ältesten üirat. bis in die neueste Zeit durch historische Namen und Be- gebenheiten merkwürdigsten. Die Nachkommen des Brüder- paars Dschudschi Tumle und Dschudschi Dschawerhai, welche der Änlass des Kriegs Tschengischan's mit den Taidschuten, haben unter den persischen Ilchanen zahlreiche und wich- tige Aemter des Staats und Hofs bekleidet; Kadan , der Dschelaire vom Gefolge Tschengischan's, hatte zwei Söhne, Ihik und Ildschikitai , wovon jener Atabeg, d. i. Obersthof- meister, des Sohnes und zweiten Nachfolgers Tschengischan's, Ogotai's ; dieser schätzte ihn sehr hoch, erlaubte ihm aber nicht, den Bruder Ildschikitai zu tödten, der sich vor ihm ebenfalls zu Ogotai geflüchtet. Auf dem Landtage der Wahl Mengku- kaan's spielte Ildschikitai eine höchst wichtige'Rolle, indem er die Rechte des üluses Ogotai's auf den Thron wider die Ansprüche des Uluses Kubilai's vertheidigte ; im Gegentheile leistete der Dschelaire Mingkasar Niijan , aus dem Zweige der Dschat, Grossfürst und Oherrichter Mi'afarakain'sj, dem Kubilni bei dem nach dessen Thronbesteigung über Ma- jestätsverbrechen gehaltenen Gerichte die grössten Dienste, indem er über die widerspenstigen Prinzen der üluse, Dschaghatai und Ogotai , das Todesurtheil aussprach. Der Dschelaire Dauldu war Vogt der vier grossen Lager Tschen- gisclian's und befehligte eine Ssade , d. i. Ceuturle, in jedem HesarCj d. i. Regiment von tausend Mann; endlich das Brüderpaar Olai Kalschu und Karadschai, die Schafliirten Jisukai's, des Vaters Tschengischan's, denen er sich immer sehr dankbar bewies, weil sie seine in die Gefangenschaft
10 E r s t e s B u c lt.
der Merkit gerathene Gemahlin sicher zu Owangchan, dem Fürsten der Kerait, geleileten ; auf dem Rückzuge genas sie vom Erstgebornen Tschengischan's, welchen dieser, weil die (^von Verläumdern sogar als zu spät verdächtigte^ Geburt des Sohnes unerwartet kam, Dschudschi , d. i. den unver- liofften Gast, nannte. Tschengischan wollte in der Folge das Brüderpaar mit Aemtern belohnen; sie zogen aber vor, in ihrem Stande zu bleiben und als Hirten seines Ver- trauens zu geniessen ; aus ihren Nachkommen ist Seriak_, der Fürst des Lagers zur Zeit Arghunchan's , des fünften der persischen lichane, und von Katschar , dem Sohne Sertak's, leiten die heutigen Schache Persiens ihre Dynastie als eine zweite des Stammes der Dschelaire ab; denn eine frühere hatte nach Zertrümmerung des persiscJien Reichs der Ilchane der Dschelaire Hasan (beigenannt der Grosse, zum Unterschiede von Hasan D schob an ;, aus dem Stamme Suldu's , welcher Stifter der Dynastie Dschoban der Kleine beigenannt ward} in Persien gestiftet, welche von der ge- scliwäcliten Macht der Ilchane Nichts als den verstärkten Titel als Ilkaane führten. Aus dem Stamme der Sum't, welcher noch heute unter diesem Namen an der cliinesischen Gränze sitzt,') war Dschnnnaghun , welchen Ogotai, nach- dem /?scAe6e#und Subetai von ihrem persischen Feldznge über Russland nacli Hause gekehrt waren, als Befehlshaber Statthalter nach Persien gesandt. Nicht minder mächtig, als der Stamm der Dschelairen , war der der Uirat , deren Sitz zwischen den acht Flüssen, die sich in die untere ^wÄ-or/*« ergiessen^), wo noch heute ihre Nachkommen unter ^tm verwandten Namen der Biiirat , von allen Stämmen der mit
'3 Weg durch die Gebiete der Sunit Mongolen nach Tkmkowsk3- in Ritters Asien II. S.35Ö, auf LfAnville's Karte Souhit, bei Ssetsen Ssunid. *) Sekts Muran, bei Ahulghasi sind die Naniea derselben sehr verstümmelt, bei Reschideddin sind doch wenigstens vier der- selben zu erkennen, nämlich die Irkiit im Ikra MuraHj die Oka im Aka Muriiii , die Jiielfi im Tschaghmn Muran ^ A. i. \Veissfluss, die obere Tunf/usku in Dschurdsche Miirau (Dschurdsche ist der Namen der Tuugusen"). endlich die Ankara und der Kern (Jenisei). in den sie fällt, ganz unveränrieri.
Erstes B u c h. 11
dem Hause Tschengischan's am meisten verschwägerte, indem
achtUiratinnen in das Haus Tschengischan's verheirathet, und
sieben Prinzen desselben an Uiratinnen vermählet waren.
Die Grossmutter Tschengischan's, die Frau Sunigü Fntschin,
war aus dem Stamme der Torghut oder Torghody welcher
noch heute ein Zweig der Kalmuken oder Oeluet (das nur
die chinesische Sprache für Uirat) und deren Andenken
in Kieinasien (wohin sie mit Timur's Heere kamen) im
Namen des Sandschaks Torghud lli fortlebt.
Drittens die Stämme der Mogholmaneti, d. i. der Völker, Ber Stamm
welche weder Tataren noch Mongolen, mit den letzten ver- <^<^»' ^^(^rait,
, . , ^ rk« Bekrin,
bunden, auf den Namen derselben Anspruch machten. Uie -.,.„,„. ' ^ i\ciiin(iii }
mächtigste dieser Völkerschaften, die von nestorianischen yy„^,/,„f„„^ Priestern zum Christenthum bekehrte'} der Keraü; ihres tujhur. Fürsten chinesischer Ehrentitel Owang Chan erhielt durch die Missionarien des Mittelalters alsPriester^/oa/zwes keine mindere Berühmtheit, als in früherer mythologischer Zeit der Fisch Oajines als Gesetzgeber an der Küste des rothen Meeres; die Hauptstadt derselben war die Stadt Thianto am Flusse Hoangho, d. 1. am gelben Flusse, das Land Tendum'^) Marco Polos; die Geschichte Owang Chan's und^ seines Bruders Hakembo^^ ist auf das engste mit der Geschichte Tschen- gischan's verbunden, welcher erst der Verbündete Owang Chan's , in der Folge denselben , weil er den Feinden Tschengischan's Gehör gegeben, bekriegte und vom Throne stürzte. Vergebens hatte Tschengischan früher die beiden Nichten *) Owang Chan's für sich und seinen ältesten Sohn Dschudschi als Gemahlinnen begehrt; sie waren ihm ver- weigert worden, sowie die Hand der Enkelin Owang Chan's aus dem Sohne Si?ikun; aber die beiden Töchter Ettiku'Sj des Bruders Shikmi's, die Frauen Tokus und Tukinij, wurden
') l);is Christeatliumdesselbeu bezeugt llescliideddiii ausdiücklicli: daaweti Isa peigliamber aleilii selani ha ischan reside \ve bedini wei der ainedend, d. i. der Ruf (der Mission) des Herrn Jesus des Pro- pheten kam zu ihnen und sie nahmen dessen Glauben an. -) Ueher das Land Tendttm M. Polo's in Ritters Asien I. 8. 248 — -'56 nach Klaproth. ') Bei Ssetseu. ") Abika und Begtutmisch.
12 Erste s B ii c h.
beide die Gemahlinnen Hiilagii's , und die dritte Nichte Owang Chan's, die Schwester der dem Tschengischan und seinem ältesten Sohne verweigerten beiden Prinzessinnen, war die berühmte Sijurkukteni ^^ , unstreitig die grösste aller mongolischen Frauen , welche durch ihre Staatsklugheit dem Uluse Kubilai's den Thron verschaffte; Mutter vier der grössten Fürsten der mongolischen Geschichte, nämlich der Kaane Mengku mwA^ Kiibilai , Aü&\[c\\2ii\& Hulagu , Gründers der mongolischen Dynastie in Persien, und Arikbtika's, der als Nebenbuhler den Brüdern den Thron streitig machte. Auch Bat Tetigri , der Stiefvater Tschengischan's, welcher um die Hand der Keraitin Kadan geworben , erhielt einen Korb, wie Tschengischan und Dschudclii , von der Nichte Owang Chan's. Die nächsten südlichen Nachbarn der Kerait waren die ünkut , d. i. die Wächter der grossen chinesischen Mauer; ihr Fürst Alalusch, Verräther an seinem Herrn, dem chinesischen Kaiser Altun Chan, öffnete dem Heere Tschengischan's den Durchgang, und erhielt dafür die Hand Olakai Begis, der Tochter Tschengischan's, deren Sohn später mit der Tochter Tuli's vermählet ward; die ünkut waren mit dem, Hause Tschengischan's, wie die Stämme der Virat und Kerait , durch Verschwägerung eng verbunden. Wie die ünkut in der Nähe der Kerait längs der chinesischen Mauer, so sassen diesen westlich die Naimaii, deren be- rühmter Fürst Kuschluk Chan einer der erbittertsten und mächtigsten Feinde Tschengischan's sich wider denselben, mit den Fürsten von acht anderen Stämmen er der neunte, verbündete.^} Kuschluk's Tochter Linktim. ward die Ge- mahlin Tuli's, Mutter seines dritten Sohnes Ä^m^?//«^?/ ; auch Tuli's Beischläferin '), die Mutter seines achten Sohnes Muke , welche aber an desselben Statt den vierten Sohn Kubilai säugte, war eine Naimanin. Die Bekrin oder Mekrinj,
') Sijurkukteni, die Gemahlin Tuli's, war nicht die Tochter, sondern die Niclite Owana; Chan's; bei Ritter I. S. 297 Mird sie mit Turakina, der Gemahlin Ogotai's , vermengt. ^) Unter denen die Kerait, Merkit, Uirat, Dschadscherat Tatar, Katkin, Durba», Saldschiut. ') Je.ksarik oder Niksarit.
Erstes Buch, ]3
welche weder Mongolen noch tTjghureii , sassen im Lande der letzten ( in der kleinen Biicharei J. Tschengischan nahm Murkai , die Tochter ihres Fürsten , zur Frau, welche nach Tschengischau's Tode, von seinem Sohne und Nachfolger Ogotai vor seinen anderen Gemahlinnen geliebt, dem Bruder Dschagatai , welcher sie Ton ihm begehrt hatte, verweigert ward ; auch die Gemahlin Kaschin's , des fünften Sohnes Ogotai's, die Mutter Kaidu's, des Vaters von vier Söhnen, welcher in der Geschichte des Uluses Dschagatai als Herr- scher auftrat, war aus dem Stamme Mekrin. Tixx den Moghol- manen zählt Reschideddin auch die Kirgisen und Kemdschiuty welche, Türken '^ ^^i^ '^Jß Ungut ^ in Sibirien und an dem Kern oder Jenisei sassen , von welchen sie ihren Namen haben. Die Tanghut im Gebirgslande an der sinesischen Gränze, deren Hauptstadt JSinghia am Ufer des gelben Flusses. Tschengischan, welcher in vier Feldzügen die- selben nicht zu unterjochen im Stande gewesen, starb auf dem letzten ; und endlich in der kleinen Bucharei die IJighuren , deren Sprache türkisch, deren Religionslehre aber auf tübctanische hinweist, ein schriftgelehrtes Volk, von welchem die Mongolen Schrift und Belehrung annahmen.
Alle wirklichen Mongolen behaupteten, unmittelbar von />/g Tegus und Kijan abzustammen, welche einige Jahrhunderte JUirleciin ,
tor Tschengischan sich mittels eines Durchbruchs aus dem '^*''*«'" ^"^-
n !_• n 1 1 n • .. . I •> .1 brück aus
Erzgebirge von Ergenekun , aus der Bothmassigkeit ihrer „ .
Sieger und Zwingherrn befreit hatten. Ein Paar tausend
Jahre vor Tschengischan, so erzählt die Volkssage, waren
die Mongolen von ihren Feinden , den Tataren , bis auf zwei
Männer ausgerottet worden, deren einer Tegus, der andere
Kijan, d. i. Strom, hiess; sie flüchteten in ein rundum von
steilen Felsen umschlossenes Thal, wo sie im Verlaufe von
Jahrhunderten sich vermehrend , ihres Bergkerkers und
Bergbaues endlich müde, den Ausgang aus demselben sich
') Tiirkea sind auch die Turkatun , eine Art Wachen, deren mir Abuli/liasi und nicht Reschideddin erwähnt, die Tilenrfut C^'ekiüt), welche Reschideddin unter den Tataren, und die Maiikut, die er mit den Xirunen aufzählt.
14 - K r s t e s B 11 c li.
nur dadurch bahnten, dass sie mit siebzig; Blasbhigen die Flamme aufgescliichteter Holzstösse gegen die Erzwnnd trieben , bis dieselbe schmolz und ihnen freien Ausweg aus dem Gebirge gewährte, dessen ?iamen Ergenekun als festes Gewölbe oder auch als Gewölbe der Ktinen übersetzt werden kann; in der mongolischen Volkssage und in ihrem auf die Türken gepfropften Starambaura scheint die geschichtliche Wahrheit der Unterjochung und Vertreibung der Hiongnu, d. i, Kunen, aus ihrem Reiche am Inschan gegen Norden am Altai, wo sie lange Zeit in dunkler Knechtschaft für ihre Sieger Bergbau trieben, verlarvt zu seyn. Das Erzgebirge Ergenekun ist von europäischen Forschern mongolischer Geschichten theils am Kokonor '^, d. i. am blauen See, in Tangut im Süden der grossen Sandwüste Schamo oAer Kobi. theils im Nordosten derselben am See DalaC^^, d. i. am hei- ligen See, in welchen sich der Kerulon ergiesst, gesucht worden; dort, weil noch heute die steilen Ufer des Sees von den Mongolen Giinergi ^^ genannt werden, hier, weil der in den See mündende Kerulon aus demselben unter dem Namen Ergun ausfliesst^), und weil die Berge am mittleren Unun metallreich, wie der Inschan, an welchem die Herrscher der Hiongnu oder Kunen ihre Waffenarbeiter unterhielten ^^ 5 aber wahrscheinlicher ist dieses Erzgebirge weder hier noch dort, sondern am Altai zu suchen, aus dessen an Gold wie an Eisen so reichhaltigen Felsenfhälern die Türken im sechsten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung in der byzantinischen Geschichte auftauchen; dorten ist der Felsen- damm von Gog und Magog, welchen die alte mongolische Geographie und Geschichte bis an die kaukasischen Pforten zieht, und hinter welchen persische Geschichtschreiber und Dichter den Bergkerker der Mongolen verlegen *} ; doch
■) Schmidt's Geschichte der Mougoleu S. 227 und 372, und Ritter s. ebendas. ^-j u'Ohsson Hist. d. Mongols I. p. 22 notes und nach demselben Ritters Asien I. 430. 3) Degui;;;nes L. I. p. U6. ") Im Damme Goj; versperret waren die Mongolen,
Und nahmerf dann in Anspruch Würd' und Stamm der Türken.
Kemal Ben Glntjass.
Erstes Hu i- ii. J5
gleichviel,' seyeii die Mongolen ursprünglicli vom Inscliaii oder Kiiischan (so nennen die Chinesen den Altai^ ausge- brochen, seyen sie von den Ufern des blauen oder lieiligen Sees ausgegangen, das Andenken an diesen Auszug der Väter aus der Bergsclaverei lebte von Geschlecht zu Geschlecht fort (h\9 auf den heutigen Tag); das Fest des Auszugs ward alljährlich in der Naclit vor dem neuen Jahrestage als ein Fest der Bergleute und Schmiede gefeiert. Glühendes Eisen wurde in Gegenwart des Herrschers gehämmert und Gott für den Auszug aus dem Erzgebirge gedankt; später maclite die Volkssage den Tschengischan, den Gründer der Grösse seines Volkes, selbst zum Schmiede '}, und am Berge Tarchan , d. i der Schmied, welcher auf sieben deutsche Meilen sichtbar, aus rothem Granite als Riese den Eingang der grossen Sandvvüste bewacht, wird noch der Ambo's bewahrt, auf welchem Tschengischan der Erste das Eisen gehämmert; nicht ferne vom Berge Tono , d. i. der Kauclifang, wird noch an den Ufern des Kerulon der Rauch- fang der Jurte gezeigt, in welcher er geschmiedet') haben soll. Auch in der aJtpersischen Geschichte war der Befreier des Volkes von der Tyrannei Soliaks der Schmied Gjawr, dessen Schurzfell erst Freiheitsfahne, dann das Reichspanier, und im Mongolischen ist Tarchan j, d. i. der Schmied, gleich- bedeutend mit Freiherr. ^
Die Mongolen , welche von den Altvordern stammen, »/<, Stämme die aus dem Erzgebirge Ergenekun zogen, heissen Diirlegin, der bis ^ni Alanhowa, die neunte Ahnfrau Tschengischan's, deren ^'^'""(f^ut
Nachkommen aus ihren drei Söhnen, die sie vom himmlischen r- . • *
hoiufhjrat.
Lichte empfangen, die JSiiunen, d. i. die Reinen, heissen; von allen mongolischen Stämmen für den Mythologen und den Geschichtschreiber des Aberglaubens der Völker merk- würdigster Stamm ist der der Virangkut , die einzigen Mongolen, welche nicht vor dem Donner zitterten, sondern den Blitz mit Fluchen beschworen; alle anderen fürchteten
') Kubruquis und Timkowsk3-. ') Timkowsky's Reise nach Chiua. Wien i82b. l. B. S. 22ci. 244. II. 14.
10 E r s t e s B u c li.
den Wetterstrahl als einen feurigen Drachen, der, aus dem Meere steigend , die Luft durchzieht und die Erde mit feu- rigem Schweife schlägt'^; sie glaubten, dass ausgegossener Wein, süsse und sauere Milch und Trocknung von Schuhen ien Blitz herbeiziehe, wesshalb dieselben in freier Luft zu trocknen verboten war ; diese Meinung und dieses Verbot zeugt für die Fürchterlichkeit der Ungewilter in jenen Ge- birgen und Seen, und für die frühe Erfahrung, dass Feuch- tigkeit der besste elektrische Leiter ; aus diesem Stamme waren die meisten Kamen, d. i. Schamanen, Beschwörer von Ungewittern und Geistern; aus demselben waren Jisiin Tatschi und Jt'sun Koke , Befehlshaber des linken und rechten Flügels im Heere Tschengischan's, Subutai Behadir , der berühmte Feldherr, welcher mit Dschebe Nvjan die sieg- reichen Waffen der Mongolen durch Persien nach Kipdschak trug, endlich Udadschij der Zeitgenosse Tschengischan's, dessen Nachkommen im Gebirge Burhan Kaldun die Grab- wächter des tschengisischen Familienbegräbnisses, die Wächter der acht weissen Häusser (^Ordu^, welche dort in der Gegend Jehe Utek j zwischen der Schattenseite des westlichen Altai und der Sonnenseite des östlichen Kentei, aufgerichtet wor- den'^, nach aller Wahrscheinlichkeit die Ahnen des in der späteren mongolischen Geschichte erscheinenden und noch heute an der chinesischen Gränze sitzenden mächtigen Stammes der Ordu^s^). Wenn der Stamm der Unanghut so merkwürdig für den Mythologen und Ethnographen, so ist der siebenzweigige ^^ der Konghirat noch weit bedeu- tender in der Geschichte Tschen^^ischan's und seiner Nach-
*) Reschideddin führt dabei die folgenden Verse an : Die Donnerwolk' als Krokodil die Welt durchläuft, Der aus dem Meere steigt mit Ingrimm schwarz beschweift, Sie grinnet als ein Drach, der Unheil prophezeit, Und zwischen Gaum' und Zahn nur Rauch und Feuer speit. ^) Schmidt's Geschichte der Mongolen S. 100. ^) Ebend. S. 407. 408. ; über Tschengischan's Begräbuissort s. Ritter I. 238. 482. 504. 506. *) Konghirat, Ikiras, OUionut, Karanuf, Kurlas, Kinkut, Ildscheqi)}.
E r s t e s B u c h. l'Jf
folger durch die rielfältige Verschwägerung desselben mit dem Herrscherhause, indem ein Dutzend der Frauen des tschengischanischen Hauses aus diesem Stamme in alle vier Uluse vermählt waren. Die Mutter Tschengischan's war aus einem der Zweige dieses Stammes, eine Olkonutin, und Tschengischan vermählte seine Töchter an Konghiraten; so gab er dem Schingkn Gtirgan seine Tochter Tumalin mit dem Befehle über viertausend Konghiraten, eine andere wollte er dem Konghiraten Tw/« ^m«/ zur Frau geben , Hess ihn aber hinrichten, da dieser den Antrag mit dem kühnen Worte erwiederte: Wie soll ich deine Tochter nehmen, die Frosch und Schildkröte (quackend und duckmäuserisch sicher^. Von Bestui , dem Stammvater der Konghirat und der sechs mit demselben verwandten Stämme, schreibt sich Alles, was in der mongolischen Hofsprache golden heisst, her, wesshalb er auch Bestui serin , d.i. der goldene, bei- genannt wird; daher das goldene Lager, das goldene Archiv, das goldene Gesicht und das goldene Zimmer des Herrschers. Aus den Kinklint , einem Zweige der Konghirat, war Miser Uluk , von dessen Stärke und Gefühllosigkeit Reschideddin seltsame Anecdoten erzählt; drei Tage und Nächte schlief er statt der Decke mit Muscheln zugedeckt , so dass Vögel auf seinen Rücken nisteten und Eier legten; sein Sohn war der Stammvater der Kurulas, aus welchen Merchitai dem Tschengischan den wesentlichen Dienst leistete, ihm von der Verschwörung der feindlichen Stämme, welche den erbitterten Feind Dschamiika zum Gurchan, d. i. zum grossen Herrscher ausgerufen hatten , die früheste Kunde zu geben. Die Gemahlin Miser Uluh's war eine Chinesin, deren Namen ' J die auf dem Esel reitende Rose bedeutete, wesshalb der Sohn Ildschigin , d. i. Langohr, genannt ward, der Stamm- vater des siebenten Zweiges der Konghirat; sie hatten ihre Sitze an der chinesischen Gränze an den finsteren Wäldern des Gebirges Hingan'^'), woher die unter dem Namen der Karawinas berühmten Naphtafeuerwerker,
0 Udawkai Jabudak. ^) In Reschideddin Karawhi, Haidiin oder Hidtin ; bei D'Obsson I. Caraoun Tchidouu u. p. 73 CaravouaCabdjal. IIaminei\, Gesell ichtc der Ilchane. I. 2
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i>n> Sti^mmc' l^or KdiiuMi tl«'« StHiiiinos Ktnit^tau lioissl ilio (iroNN-
Ahwj*^**#. iiH!(i(<|)(ou, M«» sowohl (»fivslsrli nis iu<Mrtlls«'Ii IMr »lol« iiiitl , * MninnHMt^llti \«>rN«tiH(l< n «« rdtn ktimi. ' ) Ans «li»s«u iiiid «It'ii hi',,\iMn( foli;t>iul<'n Sjjimiiu'ii «It-r Ki uU . Huscftiu iiiul Stil, ins \\i\rvi\ l^^t«f. «tlo ho>N(«Mi porsoiilirtini Krouiitli' TscIuMi^iiioliHirs, tlio uork <VH/t*«#A\ (liü(|j{Nirii llolfoi' Ht^iiirr Jii^oiitl tiiiii firim'« luHiiiilirlirii Allrm. iMi^tt^ffk //jtrAAt». «im* Kiiii^lAnr, h:\Hc nath JisukMii Tode tlr« «Irrift^hnjcihrtjfou t\fHiHthrhin i;«'[>ll<'i;i. srJu SdIhi tius einer (Vülioreti i:iio. i!:it t*t*tn . «I. I. (Jottrs Klunltil«! . Irnt »Im lio^eUlrrlri* Srhrtni.iiir auf mul mm \>.iiiii«li«> im >Amrn tlf!« Iliuuurlü «lr>i) [\nuumi rciuiul.schiu's tiei tlossoii. Tlirotihosioi- ^UH^ in lWkt>Mfih . «Is jKlcii hNrdeuttMui mit (»»•wnltlj'or. ^rrtsisvr l^hüii; «Irr »liestMU jjrwoi^j'nsir Stamm «arni dio f^W^ mlvr Atttiml . »I. i ili<> t.nlin. als «loK-ii (Mi.tknii TsrhoMjjIsehwn i\c\\ Thron t'oslioj; ' ") ; «us iliosoiii Sidmiiu' u«r iiti^hnr*is<chtPi .y^fj^u) , welcher iiiil Wi/r^Aw/ ,\>/;*im . wus tl!(»iw Stiiiuuut> iler //mjvtA^Vi . der l.ehensretler Temmlsehirrü. «U vr hhl(«|ie(eiul luKlen iii\ St liiue t\\ sit ilten («ettihr lief, wofth' h«M«le In» hiuhslen An-iolien stehnid ht iler KoIj:e als die » «tVen^enossen , die ihm nut Quell /i\j/t/>rAwwrt Iren ^eMi«>hen w«n>«, »m T*wvAw»«*i# , d. I. Frt»lhrrf«»« , |rt>iidelt^ dteselhv Wrtrd«» «U«t» Diplout erhielten und üher l>i|)lonie <»rh«heM erklärt wurden; aueh den j:an»en freundliehen Stamn» der Kii'^kr'<('J adelte Tseheujcis als Freiherren, wie Kaiser fVledrie h 1 .-die biiw» i'Iiner einer UalleMJselien Stadt »u <V«t» erh«\t»; «us dem niiht minder fieundlieh jtesinnten SUmuto der Ihjnut. welcher in *wei Ahtheiluujjen au tler Seh'Hjf« s«ss, w«r K^kffi tiHr^att ^ «»tner der Kidamr iVchen- ^i^Th«u^^ dtiinu Otf^hts AVml , d. i der *IVuehs<»ss M . oh der IMiiUidtrruujir \\<>t Seh«iU<> des ehiuesisehe« Kaisers Altan (Miau in der K«lj|i;t> x[cru«jCt««»del, und vVwrivt«. der hetraule K«lh lVh«>M^i>^U«»>\ dter, tiil$t di« Fürsleu dor Tataren mid ihtht*fifivk<fniH ww die «bersdt» HerrsehDif» der Moujolou
*> Ä« t)«l««««i \m <l«r wsuMuiiselic» Heirfc^st^sehl**!« ^te «««I.
*<Mi^s'«i''>»4»ftii»r M<> «♦>«M«*M"«H"*#^»» tv<ler «»♦\v<.<».#.*»VW#»i», ^5<►se^te^^e *<«>« nv!M^^ Heteli.s; Vs ^Vü^. ^> ^^Itmüai's «eNvh^eMe S. 107» *> I« «1er SifuaHu!» «1^ N;t(MMMeM y (m 4^t ms\\k^\\i\s<^<>Mk HiCit^mK Res<rk«ae<Wi«.
y. t y. l •: ■■ M M f. fi. 19
»Iriltf-.ri, »]a<!if»-.llj'-. «J<-.m 'Ittmud-fliin vorrtij^^;f:"Mf.'t. Kridlifli »J«-,r Stafrim SulduH , v»;r)i*;rrlif:ht durch di«; P'amili»; .SV/r/'Z/^iw Sv.hu Kh, d<:>s H.<-.».l«:r»s 'I «:miidechiii'« , alü di<;i-<;r von i««:ifi<;ri J'c.iridcii, dtn 'raid«i(;liijl<-n , /jcfan^'en , mit «l«:rn iilock«: am lUUe «ich in »:in«:ri 'l<:if.)i ver«tecl(t<; , »iO «i^v- nur die .\a«e ülj«:r d«:fn Wa*.<!«:r nichtfi^r. DI«-, alt«-, f- fdu Jiuid'-.chn lkad>xhi hall«; hicli »ifcifi«:r in di«>«-.r Sltlavf.r«:» erbarmt; alj«rr w-Irlitigcr war der Dieiikt, (J«ii ilirn Surf^tuin Scfdre erwieis, ind<:m er, tJ«.',« Verborjgeoen gft'A-a\ir. di«: ihn auf''ij«.li<:nd(:n 'l'aiflKfhuten vom Tnich«; alj)<;ilftt«:, Ab«;ndii d«-ti««:l lj«-r! Jicrvorzog und in h«-.in<-.frj Hau*«-, in «;in«-.m Sack«*, von Uoli«: v«:/fjar>:; di<: \ (:r- fol;.'«tr dijr«.)i>«ijf.lil«-.n dh» JI^u^ uii«! (sti<:i->(;n mit Sjji«:*i».«:ri in «li-.n V\ oilhack ; alü ni«: l«-.rn<;, {iah ilim Hurglian Scliire Kleider, WaHeii, Mtjiidvorralli und ein«; vveinhe Htute , auf welcher i-r nt'Aimr Familie zueilte, die längüt alle Hoffnung, ihn wieder /u nehen, auf/L'egehen ; ti(:Ui vierter .Sohn, 'i'uJi , bagte hchou m«;Jirere Tage liindureh: .Mutier! (ii:r Vater kommt auf weidfeer citute; und dchHi^llien Ankunft he><tatigte des Kiiaheri zweite« GeKictit ' ). Viele der Nacliiiommen Surghan tichirii'u kamen mit Ilulagu naeli I'erhien , und von denüelben »stammt der herijlimte Kmir 'l'/^eliohan , der l'eldtierr unter Cjliaiian, (Jld«(.liaitu und l'Jju Said, der in des letzten Re- gierung «o viiclitigc llolie ••pielt, und deK»«*n Solin llaKari iic.r CiriJnder der li^nanti«-. Tuchohun , welche, wie die der ilkaane, hieh au« den '| kümmern «len ilehanihthen Keiclm in Iran erhob. Tueliengixehan zälilN; unter den Stämmen d«ir l)url«-gin m«:Jirere Freund«-. aU unt«-.r d«;n achtzefin d(;r ihm niiehhlverwandten , von d«;n li«;litemjifangenen Sölif)«;n von <\i.r n'-unten Ahnfrau ab>itammefiden ISinmcn, d. i. di«; l{«;ifien. Sein eigenes Hau« hie«« erhl vofi hcinem Alinii<;rrn Kubul- r.han nur da« der Kuiul oder Küud und von «einem Vater JiHuhai daii der Kulal liiirdHclm/^in, d. i. die rothbräurjlicfilen Aug«;n. Von dienen aeht/ehn Stammen der Niriinnn wollen wir hi«;r nur die vier rnäclitigiRten , zwei freundliehe, die
•) Uinakf.ti; hei H«ct««ifi, d«j^ ;ill<; ItnUr.t <\<v OcschUhte T«clien- (;iHChun'« v<;rvvirrl , i^t •Im;';«; (#<;8«;liif;lit<; in «la» .luii;;lin/4falt«;r TueltcitciMchiiii d liinuuri^bruckt. Ue«)Ctii<ic<l(litt.
2*
20 ErstesBuch.
Taidschut und Dsvhadscherat , und zwei feindliche, die
Barin und Jisiit , zur näheren Kenntniss einführen.
Die Stämme Die Taidschut, deren Namen an die Deutschen erinnert,
fffr wie der der Dschete an die Geten, und der der Dschur-
laidschut, jj^^^j^^jj^ an die Germanen, stammten mit den ihnen nächst- JDs c h (t fisch f-' • t n • verwandten drei Stämmen, der Erikian , Sidschiut und
Ji»d Jisitt. Dschinis , von Baiduchan , dem sechsten Ähnherrn Temu- dschin's, dessen Urenkel Ainbaghi von tStn Tataren gefangen, dem cliinesischen Kaiser ausgeliefert, auf einem Esel paradirt und dann geschunden worden ; gleiches Schicksal hatte ein anderer Urenkel desselben, Öhin Berkan, und die Blutrache dieser beiden Urgrossoheirae Temudschin's diente in der Folge, den wider die Dynastie der Kin unternommenen Krieg zu rechtfertigen; aber früher hatte Teraudschin eigene Unbild an diesem seinem Hause so nahe verwandten, aber feind- lichen Stamme zu rächen; nach der Niederlage derselben zu Baldschiisch wurden die Gefangenen in siebzig Kesseln gesotten, welche in der mongolischen Geschichte eben so berühmt, als die siebzig Blasbälge, welche die Felsenwand von Ergenekun sprengten, als die siebzig Ringe ') der Dschelairen, deren jeder aus tausend Familien bestand. \xi der Spitze des zweiten feindlichen Stammes der Dscha- dscherat oder D&chuirat, deren Stammvater Odurbejan, der Bruder Kabulchan's, des Urgrossvaters Temudschin's, stand Dschamuka, beigenannt Satschan, d.i. der Listige, der ge- fährlichste und unversöhnlichste aller Feinde Tschengischan's, dessen Ränke ihn mit Owangchan , dem Herrn der Kerait, entzweiten und der von Tschengischan endlich besiegt, dem Neffen Htschidai zur Hinrichtung übergeben ward ; doch theilten nicht alle Dschadscherat den unversöhnlichen Hass ihres Fürsten, indem Tschengischan Mehreren derselben wesentliche Dienste dankte , so den Brüdern Kuschaul und Dschusuk, welche während Tschengischan's chinesischen Feld- zugs seinen Jurt hüteten ; uad Kalender , welchen Tschengis
•) Diese Ringe hiesseii Kur oder Kewr, was dasselljp Wort mit (lern pcrsiscliea Kuer, wie die Steingiüber in Schottland Iieissen.
E r s t e s B u c li. 21
in der Begleitung eines üriangkuten mit erdichteter Botschaft im Namen seines Bruders Dschudschi Kasar an Owangchan sandte, um diesen in die Falle zu locken. Aus dem Stamme der Barin ^ dem nächsten Verwandten der Burhan ^ d. i. das Meer, die in den heutigen Törbed fortleben, war Sit- tukusu nach dem berühmten Feldherrn Mokli Ka^anik der zweite im Befehle, der noch als hundertjähriger Greis zur Zeit Ogotai's lebte und sich rühmte, den ersten Hochzeits- schmaus mit Tschengischan gefeiert zu liaben; dann Bigiy der Barine , welchen Tschengis als Unghin , d. i. freien Mann, erklärte, der bei ihm im höchsten Ansehen wie die Prinzen vom Geblüte zu seiner Rechten sass, und dessen Pferde in einer Hürde mit denen Tschengischan's; da er sehr alt, befahl Tschengischan, dass ihm der Rücken eines Sukanut beim Aufstehen zum Schemel diene, woher diesem Stamme der Name AktadscM Begi , d. i. die Stallmeister BegVsj, blieb, wider welchen sie protestirten. Die Jisut endlich leiten ihren Ursprung von Tschiniai Utdsch'gin, dem jüngsten Sohne Kabulchans, des ürgrossvaters Temudschin's, ab. Uldschigin, d. i. der Feuerhüter, hiess bei den Mon- golen der jüngste Sohn, welcher während der Abwesenheit des Vaters und der Brüder im Felde dgs Haus als Ofen- sitzer hüten musste, und welcher nach des Vaters Tode dasselbe erbte, weil er besser als die Brüder im Felde sich mit der Wirthschaft bekannt zu machen Gelegenheit gehabt. Diesen Beinamen führen also mehrere in der mongolischen Geschichte berühmte jüngste Söhne als Ofensitzer- Haus- hüter, nebst Tschintai noch Budan Utdschigin , der jüngste Sohn Burtan Behadir's , des Grossvaters Tschengischan's; Taratai Utdschigin , der jüngste Sohn Jisjikai'Sj des Vaters Tschengischan's, und endlich Tuli, des letzten jüngster oben- genannter Sohn. Diesen Stamm der Jisut verherrlicht die grosse zahlreiche Familie Dschebe Nujan's , des WafTen- gefährten Suhatai Behadir's, welcher mit demselben den dreijährigen Feldzug wider Persien und Russiand voll- bracht.
Geschichte Tscheuffis
22 ErstesBuch.
Erst nach dieser vorläufigen Kenntnis» der berühmtesten Stämme des mongolischen Reichs ist es gerathen , die Ge- schichte seines Gründers kurz zu überblicken.
Perioden Temudschin ward am 20. Silkide des fünfhundert neun
<^<'^ und vierzigsten Jahrs der Hidschret, d. i. am 26. Jänner
d. J. tausend hundert fünf und fünfzig der christlichen Zeit- chan's. rechnung, im letzten Jahre des alttürkischen Thiercyclus, nämlich im Jahre des Schweines, geboren, und starb, zwei und siebzig Jahre alt , am vierten Raraasan d. J. d. H. 624, d. i. am 18. August 1227 , nach dem sechsmal durchlaufenen zwölQährigen Thiercyclus, abermal im Jahre des Schweines, ein ominöses Geburtsjahr für den Herrscher der mongo- lischen schweinischen Menge; nicht minder ominös, als dass Temudschin ein Stück geronnenes Blut fest in der Hand verschliessend zur Welt kam, die er mit Blut überschwemmen sollte. Von den ersten zwölf Jahren seines Lebens, in dessen dreizehntem er den Vater Jisukai verlor, weiss die Ge- schichte Nichts, als dass dieser ihm den Namen Temudschin von dem am Tage seiner Geburt besiegten und gefangen eingebrachten Fürsten gab; die übrigen sechzig Jahre seines Lebens zerlallen • in die frühere kleinere Hälfte, welche sieben und zwanzig Jahre umfassend, von seinem dreizehnten bis an sein vierzigstes, und in die zweite grössere, welche von seinem vierzigsten bis zu seinem Tode zwei und dreissig Jahre füllt; von der ersten Hälfte, in welcher er den wieder- holten Unbilden seiner Feinde ausgesetzt sich nur mühsam die Freiheit und Unabhängigkeit erkämpfte , kennt die Ge- schichte verhältnissmässig für die Zahl der Jahre nur wenige Begebenheiten, aber desto gellender und ohrenzerreissender durchschmettert sein Namen in den folgenden zwei und dreissig Jahren die Welt. Der grosse Geschichtschreiber Reschideddin hat die Geschichte des Lebens und der Herr- schaft Tschengischan's von seinem dreizehnten Jahre bis in dessen drei und siebzigstes eben so pragmatisch als lichtvoll in fünf Perioden, die erste von dreimal neun, die zweite von neun , die dritte und vierte von sieben , die fünfte
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abermal von neun Jahren eingetheilt. ' ) In der ersten Periode tritt er als Sieger der Taidschut, deren Gefangene in siebzig Kesseln gesotten worden, auf; schon wider seinen persön- lichen Feind, Dschamuka , den Fürsten der D schadscher at, kämpfend, von denen sich jedoch ein Theil ihm unterwirft, sowie die Stämme Suldiis , Jisut und Bärin, deren Emire sich seinem Dienste anreihen. Die Gelegenheit eines Festes ^ührt einen Streit mit dem \ ettcr Sedschebegi , dem Fürsten des nahverwandten Stammes der Kijat BurMn, herbei, der nun Temudschin gegenüber als Bewerber um die oberste Herrschaft auftritt; aber diesen Abfall vergütet der Sieg über die Tungkait , einen Zweig eines wider seinen Fürsten Owangchan, welchem Temudschin Hilfe leistet, empörten keraitischen Stammes. In der zweiten Periode erscheint Temudschin als Verbündeter Owangchan's, des Fürsten der Kerait, wider die ihnen beiden feindlichen Stämme der Naiman Merkit und Tataren; nach Besiegung derselben unterwirft sich der mächtige Stamm der Konghurat der Herrschaft Temudschin's, und er besteigt den Thron als Herr der Mongolen in seinem siebenmal siebenten Jahre. Verschmähte Brautwerburg und Dschamuka's Ränke führen den Krieg mit Owangchan herbei, von welchem Temudschin zwar am Quell Baldschuna geschlagen, in der Folge den- selben, sowie die Naiman und Merkit oder Tangut, besiegt, worauf ihm die Uighuren, Kirgisen, huldigen, und er als Herrscher all^r Mongolen die neungipflige Fahne mit neun weissen Rossschweifen aufgepflanzt, und den Namen Temu- dschin in Tchengis , d.i. starker, grosser, gewaltiger Herr- scher, verwandelt. Die folgende Periode füllt der sieben- jährige chinesische Krieg und die letzten neun Jahre seines
') Die chinesischen Quellen geben die Geburt Tschengischan's ohne alle Datenbestimmuug des Monats und Tages um 7 Jahre zu spät au, im J. Jl62; (dieselben verdienen hierin weit weniger Glauben als Reschideddin, welcher seine Geschichte aus den mon- golischen Archiven verfasst , und Wassaf , welcher die Berechnung der chinesischen Cyklen gibt und dann zu Ende der Regierung eine chronologische Uebersicht von Jahr zu Jahr beifügt.
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Lebens die Feldzüge wider Chuaresmschah's über ganzVorder- asien verbreitete Macht in Transoxaiia, Chuaresm, Chorasan, Iran und Kipdschak , theils in eigner Person , theils durch seine Söhne und Feldherren, zuletzt die vierte wider Tangkut, wo er seinen Lauf als Eroberer beschliesst. Gibbon hat diese Eroberungen nach den vier Weltgegenden, im Norden, Süden, Osten und Westen, überblickt. Da die Geschichte Tschengischan's zu schreiben und blos die Eroberungen auf- zuzählen , hier nicht unser Zweck , so beleuchten wir die grosse historische Figur Tschengischan's von vier Seiten, zuerst in seiner Familie als Menschen, dann gegenüber seinen Feinden als Sieger und Eroberer, hierauf als Staats- mann und Gesetzgeber, und endlich in dem Üeberblicke seiner Heeresmacht und letzten Anordnungen als den Ge- waltigen im eigentlichsten Sinne des Worts. Die Familie Man kennt insgemein nur die vier Söhne Tschengis-
Tschenffis- chan's: Dschiidschi , Dschaghatai , Ogotai und Tvli , die Stammväter der vier nach ihnen genannten Uiuse aus der Konghuratin Burte Fudschin; aber Tschengis hatte noch vier andere Söhne: Kulkan oder Gulgan*) aus Kulan Chatun, der Tochter Tairosun's, des Fürsten der Merkit, und drei, die als Kinder gestorben'^; seine sechs Töchter ^^, von denen er vier an die Prinzen feindlicher Stämme ver- mählte, um die alte Feindschaft zu sühnen, und nur zwei an befreundete Fürsten, nämlich: Alakahegi zn den Fürsten der Ungkut, welcher ihm den Durchgang der^grossen Mauer geöffnet, und Kalbi an Idikut, den Fürsten der Uighuren, der ihm gehuldigt, so dass er ihn nicht anders als seinen fünften Sohn nannte. Das Frauengemach Tschengischan's war mit einem halben Tausend von Weibern und Mädchen
') H. V. Ohssoii sagt: Goulgan , dont on ne connoit que le Dom; aber Reschideddiu meldet, dass Gulgau's Solin Kodsclia nach seines Vaters Tod 6000 Mann erhielt, dass dessen Sohn Urdui ein Hofdieöer Kubil.ai's war und dass Urdui's Sohn Abukian, weil er es mit Kaidu und den monj^olischen Prinzen hielt, hingerichtet ward. -) Dschurdschtai und Dschawur — ürdschaten. ') H. \. Ohsson p. 419 kennt nur fünf: 1. Kutschi (Fudschin) begi, 2, Tschitschejan, 3. Alakai, 4. Tumalin , 5. Ultaliu, 6. Ilalu, diese fehlt bei D'Olisson.
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bevölkert, aber von diesen fünfhundert hatten nur fünf den Titel von grossen Frauen, als die fünf Centurionen dieser fünf Weibercenturien , nämlich : 1. Burte FtidscMn , die Tochter des Stammhauptes der Konghurat, Mutter der vier Söhne, Gründer der vier Uluse; 2. Kulan Chatun , die Tochter Tairosun's, des Fürsten des feindlichen Stammes der Merkit, Mutter des Sohnes Gulgan; 3. die beiden Ta- tarinnen, Schwestern, Jesulnt xxwA ^. Jesidmi; ^. Kwidschu, die Tochter des chinesischen Kaisers, welche keine Kinder hatte und in deren Lager sich die durch ihre Schönheit berühmte Hogutai befand; als die nächsten an diesen fünf grossen Frauen sind fünf andere von der Geschichte be- zeichnet, nämlich die Tochter des viermal mit Krieg über- zogenen Fürsten von Taiighut, die Tochter TajangchanSf des siebenmal besiegten Fürsten der Naiman, die Naimanin, Mutter des Sohnes Vschirdschetai , die Tatarin, Mutter des Sohnes Urdschahan, und endlich y4bika , die Tochter Ha- kembu's, des Fürsten der Kerait, welciie Tschengischan durch ein Traumbild erschreckt , dem Vertrauten Kehti Nujan, der in dieser Nacht die Nachtwache hielt, mit allen ihren Schätzen und Pagen schenkte, und als Andenken von ihr nur den Becher, worin sie mit ihm Ktmiis, d. i. Stuten- milch , getrunken , und von ihrem Gefolge einen Tafeldecker zurückbehielt. Sollte den Barbaren vielleicht die Ahnung einer Neigung zwischen der Prinzessin und dem Leibwächter zum grossmüthigen Opfer 'dieser Abtretung bewogen haben ? oder hat ihm dieselbe wirklich ein Traum abgeschreckt? selbst in diesem Falle ist das zurückbehaltene Andenken eine ganz unerwartete Spur menschlichen Gefühls in der Brust eines Wütherichs, wie Tschengis, der schon als Knabe, ehe er noch dreizehn Jahre alt, in Gemeinschaft mit dem Bruder Belgutai den Bruder Belter erschlug; die überle- benden vier Brüder Temudschin's sind Belgutai, sein Theil- nehmer am Brudermord, Kodsckuiu, dessen Sohn lltschidat einer der trenesten und eifrigsten Diener des Oheims, auf dessen Wink er den gefangenen Todfeind Dschamuka zer- hieb; der jüngste, Temengu Uldschigin, d. i. der Feuer-
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oder Herdhüter (seine Mutter war die Olkunutin Vsedemt, Verwandte der Mutter Tschengischan's^, ein grosser Bau- liebhaber, der Überali, wo er hinkam, baute, und so viel es in seinen Kräften stand , — wenigstens dem Willen nach gutmachte, was der Zerstörungstrieb des Bruders Eroberers verheerte; endlich Dschudschi Keser , wegen seines athle- tischen Körperbaues und seiner Stärke der Löwe beigenannt; seine Brust war so hoch gewölbt, sein Bauch so zurück- gezogen, dass, wenn er darnieder lag, ein Hund unter dem Bauche durchlaufen konnte, seine Stärke so gross, dass er gefangene Feinde wie Pfeile in die Hand nahm, Indem er ihnen den Rückenwirbel wie Pfeile zerbrach. ' J Er war der starke Helfer Tschengischan's, der ihn auszeichnete, aber auch ein Paarmal mit ihm unzufrieden, die Beweise seiner Zufriedenheit und Unzufriedenheit, die erste ehrenvoll und die zweite nachtheilig, auf die Nachkommen desselben ver- erbte. Als Merkmal der Zufriedenheit seiner in dem Kriege wider die Naiman bewiesenen Tapferkeit räumte Tschengis allen Nachkommen des Oheims das Recht ein, wie die Prinzen Söhne auf der rechten Seite des Thrones zu sitzen, während alle andere Verwandte des Hauses auf der linken Seite mit den Emiren'}; aber als in dem Kriege wider die Kerait Dschudschi Keser zu spät kam und zur Zeit des Mahles auf sich warten liess, sagte Tschengischan: „So er- scheinen Mücken, nur wenn sie die Sonne bescheint, und verschwinden, sobald sie sich versteckt; der Thautropfen will, so klein er ist, mittels der Leiter der Sonnenstrahlen zum Himmel steigen." In seinem Unwillen gab er die un- verbrüchliche Satzung, dass kein Glied der Familie Dschudschi Keser's je der Chanschaft würdig geachtet werde, und ernie- drigte also alle Nachkommen desselben für alle künftige Zeiten zu blossen Emireu Karadschu , d. i. unterthänigen Fürsten. ^}
*) Reschideddin. ^') Derselbe im Hauptstücke der Söhne Jisukai's. 3) NA'assaf im Hauptstücke Tschengischan's.
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Der Jugendfreunde Temudschin's ist schon oben bei Die Feinde
den Stämmen Erwähnung geschehen ; seine' Feinde können Temu-
... 1 . jf •• !• i dschin'a bis
in vier Klassen getheilt werden, erstens die persönlichen
° * zu seiner
unversöhnlichen ; zweitens die besiegten und zum Theile, ersten wenigstens dem Scheine nach, versöhnten Stämme; drittens Thron- die sich Herrschaft anmassenden Nebenbuhler um den Thron, beatetgung. und viertens, nachdem Tschengischan denselben bestiegen, die reichsgefährlichen feindlichen Mächte. Der erbittertste seiner persönlichen Feinde ist Dscha7nuka Sasan, d. i. der Listige, der Fürst der Dschadscherat, dessen List ihn mit Owangchan entzweite und die Anregung der Yerschvvägerung herbeiführte , welche dann der nächste Anlass des Krieges zwischen Owangchan und Tschengischan. Er machte ge- meinsame Sache mit Taidschuten , wciclien alsbald nach dem Tode Jisukai's der Stamm der Konghuraten. und der mit ihm ' verwandten zugefallen waren. Von den Taidschuten hatte Tschengischan die grössten Unbilden seiner Jugend zu er- leiden, die Sklaverei , aus der ihn Schnrka/i '^ Schire , der Sulduse, gerettet, und der Blutsturz, die Folge von zwölf ihm an den Hais geschossener Pfeile, dessen Todesgefahr die Freunde Burghiidschi und Biirghul abgewendet; solche Unbill und Schmach büssteu sie in den siebzig Kesseln ge- sotten. Nach den Taidschuten waren die unerbittlichsten der Feinde Aiq Talaren, und Merkiten, wider welche Tschengis, sowie wider die Taidscliuten, den Krieg bis zur Vertilgung führte, die höchsten der Frauen schonend, die er als Frauen und Beischläferinnen in sein eigenes Frauengemach nahm oder den Söhnen überliess. Dem ältesten Sohne Dschudschi zürnte er unversöhnlich, weil dieser dem jüngsten Sohne Tuktabeg des Fürsten der Merkit als einem trefflichen Pfeil- schützen das Leben retten wollte. Von dem sechsgetheilteu Stamme der Tataren waren zuletzt auf Fürbitte der beiden Schwestern Tatarinnen, Gemahlinnen Tschengischan's, nur dreissig Familien das Leben gerettet, und vom Tataren Kuli, welchem eben diese beiden Frauen als Kind das Leben
') Bei D'Ohssou ScIiebouiÄlia.
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erbeten hatten, in ein Regiment organisirt worden. ') Die
_. , ^,„ Taidschuten waren das erstemal zu Baldschusch in derlVieder- I. J. 1198.
läge der siebzig Kessel, zum zweitenmale von Temiidschin
und Owangchan zu Kisillascli^ d. i. am rothen Steine, ge- schlagen worden ; mit ihnen verbündeten sich aus den Nai- luanen, den nächsten Stammverwandten Temudschin's, die Stämme Katagin , Saldschiut , Diirhin und Konghiirat , ihr Biindniss durch das fünffache Opfer eines Pferdes, Stiers» Widders, Hundes uud Bockes beschwörend; die Fürsten» welche mit Tschengischan um die Oberherrschaft der 3Ion- golen buhlten, waren Dschamuka , der Fürst der Dscha- dscherat , Olak Odur , der Fürst der Merkiten , Sidschebeg, der Fürst der Kijat, BiirMn, der nächste Verwandte Te- mudschin's, und Dschudschi Kasar, der Oheim desselben. In diese Epoche fällt die Unzufriedenheit Temudschin's mit dem Oheim, der Anlass aber des x4bfalls des Vetters Sidschebeg war der folgende. Bald nach dem ersten Siege über die Taidschuten gab Temudschin seiner Mutter TJlun Ike , seinen Brüdern Dschudschi, Bilkuti und Utdschigin ein Fest, bei welchem sich auch Sidschebeg, das Haupt des Stammes der Kijat Burkin , mit sein'er grossen und kleinen Mutter, d. i. mit seiner wahren und Stiefmutter, einfand; die 3Iutter fand sich beleidigt, weil Sijudscher , der erste Tafeidecker Temudschin's, die Stutenmilch ihr nicht der ersten vorgesetzt; sie schlug ihn desshalb, und als auch bald hierauf Bügutei beleidigt worden, kam es zwischen den Knechten Temudschin's und Sidschebeg's zum Handgeraenge, die beiden Frauen wurden gefangen , hernach wieder frei- gegeben, aber Sidscliebeg trennte sich mit seinem ganzen Stamme vom Hause Temudschin's und trat wider ihn mit f. J. 1801. bewaffneter Hand als Anraasser der Oberherrschaft auf. Die obgenannten verbündeten Stämme riefen den Dscharauka zum Oberherrn mit dem Titel GurchaTi, d. i. des grossen Herr- schers, aus. Sie verschworen sich abermal am Ufer der Tula, indem sie mit ihren Füssen die Erde des Ufers in
') Reschideddjn im Hauptstücke von den Tataren.
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den Flass stampften und mit ihren Säbeln das Gesträuch abhieben: „dass der Verräther wie diese Erde zerstampft, wie dieses Gesträuch niedergehauen sei!" Temudschin schlug die sieben Stämme zu Jedi Gurgan, d. i. bei den sieben Grabmalen ^ was ein als ihre Grabstätte, Unglück vorbedeutender Namen; als er hierauf aucli die Tataren und Kaimanen geschlagen, unterwarfen %\c\\ A\g Konghurat, der I-J.i30l. nächste der Stämme der Naimanen, und Temudschin bestieg als grosser Herrscher derselben den Thron.
Das bisher zwischen Temudschin und Owangchan be- j)ig Feinde standcne Biindniss wurde durch die 'Einstreuungen D&chdi- und Freunde muka's getrübt, welcher den Owangchan bestimmte, dem Temu-
Antraffe Teraudschin's einer näheren Verbindung der beiden
® ° -z-u seiner
Häuser durch eine Doppelverbindung kein Gehör zu geben. zweiten Temudschin warb nämlich für sich um Abika, die Tochter Thrunbestei- Hakembu's, des Bruders Owangchan's, und um ihre Schwester ^""^ *"(* Bestutmisch für seinen ältesten Sohn Dschudschi, während ,
er dem Singzin, dem Sohne Owangchan's, seine älteste Tochter Fudachin antrug; die ehemals Verbündeten waren nun offene Feinde; Temudschin, der so oft mit den Kerait wider ihre gemeinschaftlichen Feinde, die Tataren, Merkit und Nairaan, gefochten, wurde geschlagen, und flüchtete zum schlammichten Quelle Baldschuna , wohin ihm nur die Getreuesten folgten. Diese waren in der Folge als die Waffengefährten von Baldschuna ausgezeichnet, wie vor sechs Jahrhunderten von Mohammed die Waffengefährten von Bedr und Ohod , er ernannte sie später alle zu Tarchanen, d. i. Freiherren, sowie die beiden Lebensretter, Btighurdschin den Erlaten, und Burghul den Huschinen, dann Siirgan Sch/'re^) den Suldusen, die beiden Dschelaire Olai Kalgha und Karadschu'^^ den Taidschuten Jisukai, welcher vormals die mit Dschudscln schwangere Biirte Fudschin sicher zu Owangchan geleitet hatte ; Burghul diente von der Pike, oder mongolisch richtiger zu sprechen, vom Pfeile auf;
') Bei Schmidt Torghan Scliaain , bei d'Ohsson Scheburghan. -) Bei d'OIisson p. 72 Kischlik uud Badai.
30 ErstesBuch.
denn Anfangs Tafeidecker, ward er Gesiktu , d. i. vom Vor- trabe der Pfeilschützen , dann Emir Gesik , Befelilsliaber derselben, liierauf Emir Toman , d. i. Befehlshaber eines Corps von zehntausend Mann , und endlich Grossfiirst. Von Bughurdschin sagte Tschengischan t Ich schätze ihn unter meiner Seele , aber höher als alle Fürsten und Karadschu (^Unterthanen}. Bughurdschin nannte sich selbst den Un- fehlbaren und sagte von sich selbst: „Wann das Geschrei der Raben irret und fehlet, irre und fehle ich nicht; wann den Vogel des Grabes Schwindel ergreift, bleibt mir Kopf und Gehirn frei; wann der Staub von der Erde zum Himmel steigt und der Rauch des Himmels zur Erde sinkt, verfehle ich meinen Weg nicht, desshalb nennt man mich den Unfehl- baren." Als Tschengischan den Burghul und Bughurdschin zu Tarchanen ernannte und sie das Diplom begehrten , er- klärte er sie über alle Diplome erhaben. Biighurdschin war der erste der neun Örlök^^, d. i. die neun Mannen oder Helden, die andern acht: 2. Burghul der Huschine, 3. Schurkan Schire"^^ der Sulduse , der Lebensretter, wie die beiden vorigen; nach diesen Lebensrettern 4. Mokli der Dschelaire ^), der Eroberer China's; 5. Dschefie der Jisute; 6. Subutai Behadir " ) , der Feldherr wider Persien und Kipdschak ; 7. Dschelme Oho, d i. der tapfere Räuber*^, der erste Waffengenosse der Raubzüge Tschengischan's, dessen Söhne die Befehlshaber des rechten und linken Flügels der Leibwachen; 8. SchikiKuttu, der von Tschengischan, noch, ehe ihm seine Gemahlin einen Sohn geboren, an Kindesstatt angenommene Pflegsohn, dessen W'ahl^pruch als Richter: Fürchte Nichts und sprich Recht; endlich 9. der Uirate Kara Karaghu^~). Diese neun Helden waren die innigsten Waffengefährten Tschengischan's, Stützen seiner Macht wider
') Örlök ist wohl Nichts als das türkische Erlik — Manu- haftigkeit. ^} Bei Schmidt Torghoii Schaara. ^) Bei Schmidt S. 38 1 MucJiiili. *) Bei Schmidt S. 381 steht Sso Mergen, die Dschurdschid (welche ein Zweig der Uirangkut), S. 87, wo Subutai Behadir statt der üirangkute der Dschurdschid geuanut. *) Die Bedeutuug gibt Reschideddin. ") Bei Schmidt Chara Kiragho.
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seine Feinde: „Ihr neun Örlök, kommt mit mir herein, und ihr dreihundert und neun Leibwachen, umgebt das Haus!" ') und als er sieben Jahre nach der ersten Thronbesteigung den Owangchan geschlagen und mit ihm Frieden geschlossen, nachdem Tajangchan, der Fürst der Naiman, der gefähr- lichste und mächtigste seiner Feinde, in der Niederlage gefallen , als er in der Gegenwart von hundert rersammeUen Stämmen den Thron als Herrscher aller Mongolen mit dem ihm von seinem gottbegeisterten Stiefvater Buttangri (Eben- bild Gottes) ertheilten Ehrentitel des Gewaltigen ange- nommen und die neungipflige Fahne mit den neun weissen Rossschweifen und die viergipflige schwarze seines Hauses aufgepflanzt, als er Herrscher des Volkes der viermalhundert- tausend 31ongolen, als er die Fünffarbigen und Vserfarbigen*) zu Einem Volke vereint, denselben den ^'amen der blauen Moiigolen^^ oder einzigen'^^ beigelegt und seine Staats- einrichtungen begann, redete er seinen Wesir Bughurdschin und die neun Helden WafFengefährten an: „Du mein Bu- ghurdschin, dem Leben und Tod stets gleichgültig war, ihr neun Örlök j ihr meine Fürsten und Edle, ihr meine ünter- thanen und du ganzes grosses Volk, dass Keiner ihn neide! Er soll die oberste Verwaltung der inneren Reichsangeiegen- heiten führen und über die fünf Farben meines Volkes be- fehlen ; er soll die grosse fernhinschmetternde Trompete bewahren und als Oberbefehlshaber über die neun Gebiete den Titel Kulak Bugiidschi führen;" er ward zum Ober- haupte der neun Örlök erhoben und seine Gemahlin erhielt den Titel Butschin Taibutsan *).
Das Kurultai, das ist allgemeine Volksversammlung, der Die sieben Landtag, auf welchem Temudschin als Tscliengischan, d. i. ^^'ndtai, gewaltiger Herrscher, der Fünf- und Neunfarbigen, der blauen und anderen Mongolen ausgerufen worden, war das aehuldiat. vierte der sieben Kurultai, deren die Geschichte Tschengis-
') Schmidt S. 89. ^) Schmidt glaubt, unter den Vierfarbigea seien die Stämme der vier Uirat zu versteheu, unter den Fünftarbigen die anderen Mongolen. ') Koke Mongol. **) Jekta, bei Wassaf im Gegensatz der Ssu Monghol, *) Schmidt S. 93.
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chan's erwähnt. Das erste wurde unmittelbar vor dem Feld- zuge wider die Taidschut und der Niederlage der siebzig Kessel, das zweite vor sieben Jahren bei der ersten Thron- besteigung als Herrscher der unterworfenen Stämme der Konghurat und der mit denselben Verwandten, das dritte nach der durch den Fürsten der Tunguten erhaltenen Kund- schaft von dem Ueberfalle der Naiman und der Niederlage Tajangchan's, ihres Fürsten, das vierte wurde zur Auf- pflanzung der vier schwarzen und neun weissen Rossschweife gehalten, das fünfte hat bald hierauf zur Berathung des siebenjährigen chinesischen Kriegs, das sechste sieben Jahre hernach zur Berathung des siebenjährigen persischen, und das siebente und letzte sieben Jahre später und ^wei Jahre vor seinem Tode bei seiner letzten Rückkehr in die Heiraath stattgehabt. Diese Kurultai blieben sofort mongolischer Reichsbrauch bei den Thronbesteigungen der Fürsten und anderen grossen Begebenheiten, welche der Chan mit allen Stämmen berieth. Tschengischan spricht in seiner Thron- besteigungsrede an die versammelten Stämme von den zwölf unterworfenen Reichen, worunter die Gebiete der besiegten, ihm unterworfenen Feinde zu verstehen sein dürften; zuerst die sieben des ihm nächsten verwandten, mächtigen Stammes der Konghurat mit seinen sechs Zweigen, dann die des ver- wandten Stammes der Kijat Burdachin, dann die Tataren und des ihnen engverbündeten Stammes der Mehrin ^ dann der Taidschzd und der Kerait ; der noch unbezwungene, mächtigste feindliche Stamm war der der Naiman, wider welchen Tschengischan siebenmal zu P^elde gezogen, fünfmal vor seiner Thronbesteigung als gewaltiger Chan der Mon- golen, und als Verbündeter Owangchan's. Immer waren sie I T 1198 ^^ ^^^ Spitze der wider Tschengis verschworenen Stämme / J 1193. ^^^ ^^^^ Niederlagen zu Kisiltasch, d. i. am rothen Steine, nicht minder berühmt, als die der siebzig Kessel der Tai- dschut zu Baldschuschj die der verbündeten Stämme an den sieben Grabhügeln und die Tschengischan's selbst, als er nach der wider Owangchan verlornen Schlacht von we- nigen Treuen begleitet zum Quelle Baldschuna geflohen.
KrstesBuch. 33
Nachdem in der vierten Schlacht wider die Naimanen ihr grosser Fürst Tajaiigchan geblieben, zog Tscheugischan wider dessen Bruder Buyuruk^ß. i. den Befehlshaber, welcher ihm als Fürst seines Volkes gefolgt , und schlug denselbeji an der Sudscha, in der Nachbarschaft des Vlugtag , d. i. des grossen Bergs, die Fortsetzung der Bergkette des kleinen Altai ober dem Balchasch-See. Tajang's Sohn Kuschluk floh mit Tukta, dem Fürsten der Merkit, nach den Ländern am Irtisch. Ihre gefährliche Nachbarschaft mochte ein Hauptgrund des Untergangs der Kirkis und Kemlcemdschiut gewesen sein, welche am Irtisch und Jenisei sassen , und welche nun dem gewaltigen Herrscher huldigten ; so hul- digten ihm auch im Süden Idihtit, der Fürst der Uighuren, und die türkischen Fürsten der Hoeihe in der kleinen Bu- charei, der Gurchan von Karachetai, der Fürst des Stammes der Karlik von Kajaligh und der von Aimaligh. Tschengis besiegelte den Bund der Huldigung durch Verschwägerung, indem er dem letzten eine Tochter seines ältesten Sohnes Dschudschi , dem Fürsten der Karlik eine andere Prinzessin des Tschengischan'schen Hauses, und seine Tochter II Alti dem Fürsten Idikut zur Frau gab , den er seinen fünften Sohn nannte. *) Er war nun mit nicht weniger als einem Dutzend der mächtigsten Stämme verschwägert; die zwei Schwestern Tatarinnen ausgenommen, war jede seiner grossen Frauen aus einem anderen Stamme, und ebenso gab er nicht mehrere seiner Töchter an Fürsten Eines Stammes, Sondern jede an einen anderen; nur mit dem Stamme der Konghurat war er gegenseitig verschwägert , indem seine erste Gemahlin Burte Fud&chin eine Konghuratin und er seine Tochter Ttimalun an den Prinzen der Konghuraten vermählte, welcher, wie alle Eidame, den Titel Gurchan führte.
Stark durch Verbindung und Verschwägerung mit den Chinesische
mächtigsten Stämmen und Fürsten, vernichtete er so leichter Ehrentitel,
der chine- sische und *3 Bei d'OIisson S. 4l9 fehlt dieselbe, aber S. Ul wird sie persische Altunbegi geuannt. Krieij.
Hammevj Geschichte der Ilchane. I. 3
34 E r s k e s B u c li.
den Fürsten der Naimanen, Kutschbik, in dem siebeuten und letzten wider denselben geführten Krieg in der Schlacht am Kern, und wagte nun den Krieg wider den Herrscher von China selbst, wider Altan Chan, d. i. den goldenen, welcher ihm gleich Anfangs seines Auftritts für die dem Tschingsang (^chinesischen Staatsmintster^ wider empörte Tataren geleistete Hilfe den Ehrentitel eines Grossfürsten '^^^ sowie damals der Herrscher der Kerait dem Owangchan^^ und dem Fürsten der Naiman den Ehrentitel Tajang ver- liehen hatte. Die Seele dieses siebenjährigen chinesischen Krieges, welcher mit der Besiegung Altanchan's, des vor- maligen Oberherrn der Tataren und Mongolen, endete, war der Dschelaire Mokli , welcher zur Belohnung seiner Dienste den auszeichnenden chinesischen Titel ^ojang^) , das ist Herrscher Eines Distrikts , erhielt. Der Kaiser von China war der mächtigste Feind des mongolischen Reichs im Osten, sowie Chuaresmschah , dessen Herrschaft sich über ganz Mittel- und Vorderasien erstreckte, der mächtigste und ge- fährlichste Nachbar im Westen. Nach dem glücklich voll- endeten siebenjährigen chinesischen Feldzuge und der Ein- schüchterung des Ostens wandte Tschengischan seine ganze Macht wider den Herrscher des Westens, wider Mohammed Tekesch, zur Blutrache einer Karawane mongolischer Kauf- leute, welche Ghairchan , der Statthalter von Otrar, hatte ermorden lassen. In diesem siebenjährigen Kriege befeh- ligten die zur Eroberung des Westens bestimmten Heere theils Tschengischan in Person, theils seine vier Söhne, theils seine beiden grossen Feldherren Dschebe Nujan und Suhutai Behadir ; sie eroberten eben so viele Länder: Transoxana, Chuaresm , Chorasanj A^% persische Irak , Ma- senderan , Ghasna und Kipdschak j und die mongolischen Heere verheerten die Länder von den Ufern des Indus bis an die der W olga. Ogotai und Dschaghatai belagerten Otrar,
') Dschawut Kuri , auf chinesisch sagt Reschideddia Emiri moasem, d. i. Grossfürst. ^) Owantfchan , Herr eines Reichs 5 Padischahi jek mulk. ^)' Kojang übersetzt Reschideddin Padischahi jek nahiet, d. i. Monarch eines Distrikts.
ErstesBucl). ' 36
worin sich Ghairchan, dessen Gewaltthat der Anlass und die Rechtfertigung des Kriegs, sich zwei Jahre lang tapfer vertheidigte. Dschudschi , welcher gegen Chodschend be- fehligt war , kehrte nach einiger Uneinigkeit rait seinen Brüdern wieder nach Kipdschak zurück. Tschengischan be- fehligte in eigener Person die Verheerung von Samarkand und Bochara , der beiden grössten und bevölkertsten Städte Transoxana's, in deren jeder dreissigtausend Schlachtopfer bluteten, was nicht unglaublich, wie die Zahl derer, welche in den Städten Chorasan's bluteten, mit dessen Eroberung der vierte Sohn, Tuli , betraut war. Zu ]Vis<^habiir soll eine Million, zu Sebsewar siebzigtausend gemetzelt worden sein. Glaublicher ist die Entvölkerung Chuaresm's, aus dessen Hauptstadt allein einraalhunderttausend Künstler und Hand- werker in die östlichen Länder geschleppt worden. Bamian, vor dessen Mauern ein Enkel Tschengischan's, aus seinem Sohne Dschaghatai, fiel, erhielt den Namen Mobah'gh, d.i. verfluchte Ballei , und musste den Mord mit dem Blute seiner Einwohner sühnen. Die beiden Feldherren Dschebe Nujan und Subutai Behadir durchstäupten Persien bis an die Ufer des Sees von ürmia, drangen dann dnrch die Pässe des Kaukasus nach Russland und Kipdsch?k vor und wurden durch die Niederlage der Russen Herrscher an der Kalka, die sich in den Donesch ergiesst, wie sie Herrscher an der Kalka, die in den ßujursee mündet. Tschengischan selbst verfolgte am Indus den Sultan Dschelaleddin Mink- burni, den Sohn des Mohammed Tekesch, der in einer Insel des kaspischen 3Ieeres sein Leben geendet, und konnte dem Sohne seine Bewunderung nicht versagen, als derselbe, bis an das Ufer des Indus verfolgt , vom steilen Ufer sich ganz bewaffnet mit dem Pferde in den Indus stürzte und denselben durchschwamm: Ein Sohn, würdig seines Vaters, rief Tschengischan, ihm mit Bewunderung nachsehend, aus. Beim Kurultai, welches Tschengischan am Karagöl (Schwarz- see} zur grossen Jagd an alle üluse ausgeschrieben hatte, erschien der älteste, Dschudschi, nicht, doch sandte er seinerstatt kostbare Geschenke an Pferden. Tschengischan
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unternahm von da den vierten Feldzug wider das empörte Tanghut und starb auf demselben , nachdem er durch letzt- willige Anordnung zu seinem Nachfolger im Reiche weder den ältesten Dschiidschi, noch den zweiten Dschagatai , son- dern den dritten Ogotai ernannt hatte.
Tschengischan's Politik , deren Hauptaugenmerk die Die Jasa. Versöhnung feindlicher Stämme und die engere Verbindung mit freundlichen mittels Verschwägerung , erhellt schon aus dem Erzählten; aber seine bürgerliche Gesetzgebung und seine Staatseinrichtungen erfordern noch besondere Beleuch- tung. Er ist der Gesetzgeber seines Volkes. Aus den bisherigen europäischen Geschichtschaeibern mongolischer Geschichte ist nur die bürgerliche Gesetzgebung desselben, d. i. die Jasa^ bekannt, aber in Wassaf, dem Livius der persischen Geschichtschreibung, weicher, berühmt unter dem Namen des Lobredners der Majestät ^^ ^ schon andert- halb Jahrhunderte nach Tschengischan , zu Ende des drei- zehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung und zu iVnfang des vierzehnten , schrieb , und aus der grossen Sammlung von Staatsschreiben , welche ein halbes Jahrhun- dert später der Staatssekretär Mohammed Hinduschah, bei- genannt die Somie der Stylisten ^), für Schah Oweis Behadir- chan , den zweiten Herrscher der zweiten Dynastie der Ilchaue (deren Gründer sein Vater, der grosse Hasan^, aus den Archiven zusammentrug, lernen wir auch die besonderen Namen der Gerichtsordnung und des Militärcodex kennen. Die erste, nach welcher den Oberrichtern das Recht zu sprechen in ihren Bestallungsdiplomen eingeschärft ward, hiess Kutatgu hilik Tschengischatii , d. i. das Kutadische Tschengischanische überlieferte Wort; denn unter dem Titel von BUik gibt Reschideddin neun und zwanzig überlieferte Worte Tschengischan's, und Kntat (^oder Kitad^ ist der Name der Familie Tschengischan's ; den Namen des Militär- codex hat nur Wassaf aufbewahrt; derselbe hiess: Tnmen- dschin, d. i. wovor man sich zu hüten; dieses ging, sowie
*) Wassaful-liasret. 'j Schemsclml-niuuschi.
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das Bilik, unmittelbar von Tschengisclian selbst aus, aber an der Jasa hatte die Weisheit seines Sohnes Dschagatai grossen Äntheil. Da die einige und zwanzig Punkte des ersten und des zweiten bereits bekannt gemacht worden, 80 genügen hier ein Paar Federstriche zum Umrisse des Geistes der Gesetzgebung Tschengischan's. Häufige Todes- strafe und Prügel waren die Saqction derselben, die Todes- strafe nicht nur auf Verbrechen, sondern auch auf Unsitt- lichkeit und auf die Verletzung abergläubischer Sitte gesetzt; so wurde der überwiesene Lügner, Zauberer, der, welcher bei Donnerwetter badete, und wer ins Wasser oder auf Asche pisste, mit dem Tode bestraft; den Prügeln, womit vor- züflich die üebertretung der Kriegszucht bestraft ward, wai;en auch die Prinzen des Geblüts unterworfen, und die- selben entehrten nicht; ihre Zahl immer ungleich, von drei, fünf, sieben bis sieben und siebzig. ' ) Die grösste politische Tugend der Mongolen die blindeste Unterwürfigkeit in den Willen des Herrschers, indem nur Einer der Herr und alle Anderen Sklaven; Nichts von Geburt aus, oder wenn auch durch diese und durch Stammverwandtschaft geadelt und zu Würden erhoben, wieder Nichts vor des Herrschers All- macht; die zweite Tugend schweinische Unreinigkeit, indem es ihnen verboten, ihre Kleider zu waschen, die sie auf dem Leibe tragen mussten, bis sie ihnen in Stücken ab- fielen ^^, also gerade das Gegentheil jüdischer und mosli- mischer Gesetzgebung, wovon jene zwischen Reinem und Unreinem so genau unterscheidet, diese wiederholtes Waschen zur Pflicht macht. Gastfreundschaft war geboten , doch durfte keiner zum Mahle niedersitzen , ohne dazu geladen zu seyn, keiner auf Kosten seiner Tischgenossen schlemmen; Titel und Phrasen waren untersagt, selbst der Kaan durfte nicht anders als bei seinem Namen angeredet werden; ein persischer Sekretär , welcher das im Namen Tschengischan's an eine belagerte Stadt erlassene Aufforderungsschreiben mit Floskeln ausgeschmückt , büsste dieselben mit seinem
'D Wassaf. -) Uie Jasa iu Makrisi.
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Leben. Alle Mädchen und Frauen der Mongolenstanden dem Herrscher zu Gebot; die Tarchanen, d.i. Freiherren, waren von allen Steuern befreit und hatten zu jeder Stunde freien Zutritt zum Kaan. Die Erbfolge in der Familie Tschen- gischan's war durch die Jasa, welche hievon die Brüder Dschudschi Kasar's ausschloss und die Herrschaft dem üluse Ogotai's, des zweiten Sohnes, zusprach, festgesetzt, aber die Verkündung der Thronbesteigung musste auf einem Kundtai , d. i. einem Landtage, feierlich vollzogen werden. Der erste und grösste Hofdienst war der des Oberstjäger- meisters , denn die Jagd als Vorspiel und Vorübung des Kriegs vertrat die Stelle der Bildung und Erziehung, da das Handwerk und die Kunst der Mongolen nur Krieg und Verheerung. „ Die Periode der Staatseinrichtungen Tschengischan's
und das ^^'^^ ^" ^^^ sieben Jahre, welche von seiner zweiten Thron- Testament, besteigung als gewaltiger Herrscher bis zum Ausbruche des siebenjährigen chinesischen Krieges verflossen; aber die militärische Einrichtung des Heeres nach Zehnern, Hun- derten , Tausenden und Zehntausenden hatte schon früher stattgefunden. Das Buch der vier Uluse, dessen Verfasser ülugbeg und welches dem Stammbaume der Türlcen^^ zu Grunde liegt, schreibt die Eintheilung des mongolischen Heeres in sieben Treff'en schon dem Oguschan zu; in jedem Falle ist diese Einrichtung eine türkische und weit älter, als Tschengischan, und verschieden von der arabischen Ein- theilung, welche nur fünf Abtheilungen des Heeres kennt. Die Türken und nach ihnen die Mongolen theilten ihr Heer « in die folgenden sieben Theile : 1. Btädschiinghar , auf
türkisch Karaul, die Vorposten oder Vedetten ; 2. Borunghar , auf türkisch Mankalai, der Vortrab des Heeres, auf arabisch Mahaddemetol-dschisch ; 3. Vt/ghar, auf türkisch Ssagkkolf der rechte] Flügel, auf arabisch Jemiw ; 4. Dschunghar, auf türkisch Ssolkol , der linke Flügel, auf arabisch Jesar ; 5. Ghul, auf türkisch Jes«?^/^ das Mitteltreffen , der Mittel-
•) The Shajrat ul Atrak. LondoQ 1838. p. 32.
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punkt des Heeres, die Fahnen und Standarten, die Koss- schweife und Heerpauken, von den Arabern Kalboldschisch, d. i. das Herz des Heeres, genannt; 6. Okdschunghar, auf türkisch Tschehlcdaul, der Nachtrab, auf arabiscJi Sahat; K. Besttinghar , auf türkisch Bassdürma und auf persisch Kemingjah, d. i. der Hinterhalt; dieser Theil des Heeres war, wie der türkische und persische Name zeigt, zu Ueber- fällen aus dem Hinterhalte bessmmt; er zog aber, der letzte, in so grosser Entfernung vomNachtrab, dass er den Staub desselben nicht sah. Diese letzte Abtheilung, sowie die erste, fehlt in der Strategie der Araber. Ein Corps von zehntausend Mann hiess Turnen oder Toman, eine Benenii^mg, welche auch den Länderabtheilungen und später Münzen beigelegt ward, wie denn noch heute Silber- und Gold- tomane in Persien cnrsiren; die Silber- und Goldmünzen der Mongolen hiessen Baiisch. Die Jagd, Pfeilschiessen, Pferdetumraeln und Ringen waren die Uebungen des Heeres und der Feldherren, welche hierin mit gutem Beispiele vorgehen mussten : „Die grossen Fürsten und das ganze Heer muss sich in der Jagd üben und den Namen bestimmen, bei welchem sie, wenn sie ins Feld ziehen, ausgerufen werden sollen; sie sollen mit zu Gott gewandtem Herzen beten, bis sie mit göttlicher Hilfe die vier Weltgegenden unterjocht." lautet das zehnte der hinterlassenen Worte Tschengischan's; dann das eilfte: „Der Mann sei unter dem Volke ruhig und schweigsam , wie ein Kalb , falle aber in der Schlacht wie ein hungriger Geyer auf die Feinde.'' und das zwölfte: „Jedes Wort, das einmal gesprochen worden und von dem man zweifelt, ob es im Scherze oder Ernste gesprochen worden, kann nicht mehr zurückgenommen wer- den, — gilt für Ernst," Die grösste Auszeichnung war, wenn der Kaan auf einen mit dem Finger zeigte ; dem mit dem Finger Ausgezeichneten '^ waren die Einkünfte der Minen, die guten Pfeilschützen, die Pferde der Post, die Jagdvögei , die Jagdhunde der eroberten Länder zuge-
') Nocli heute Lin Aiabischeu : Muschai- l)il bunaiu
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sproclien. ') Die feste Grundlage des Herrschergesetzes Tsehengischaii's uar Familieneinigkeit und festes Zusammen- halten der Stamraverwandtschaft; eine Lehre, welche er durch das bekannte Gleichniss vom Pfeilbündel , dann von den zwei Schlangen , der einköpfigen Vieischweifigen ^) und elnschweifigen Vielköpfigen , seinen Söhnen versinnlichte. Von diesen bekleidete Ogotai , der Oberste Jägermeister, das erste Hofamt, Dschagatai versah die Stelle des Obersten Kichters und wachte. auf die Vollziehung der Jasa, an deren Verfassung er so grossen Äntheii hatte; dem Ogotai lag die innere Verwaltung, d. i. die Erhebung der Steuern, dem jüngsten, Tuli, die Sorge für das Haus und die Truppen, für den Herd und das Heer ob; der jüngste Sohn war, wie schon oben gesagt worden, nach mongolischen Gesetzen der Hüter des Herds und der Herden und nach des Vaters Tod der Erbe der ganzen Wirthschaft, wiewohl das Haupt der Familie und des Stammes stets der Erstgeborne blieb. Das mongolische Gesetz trennte also das Ansehen der Erstgeburt von dem Stammvermögen, indem die Stammherrschaft zwar dem Aeltesten , das Vermögen aber de:n Jüngsten des Hauses zuerkannt ward. In diesem Sinne sollte Dschudschi, der älteste der vier Söhne, dem Vater auf dem Throne gefolgt sein, aber mit demselben unzufrieden, besonders seitdem er nicht auf dem letzten Kurultai zur grossen Jagd erschienen, sprach Tschengischan's letzter Wille die Thronfolge dem dritten Sohne, Ogotai, das Staramvermögen aber, das ist die grösste Macht des Heeres, dem jüngsten Solme, Tuli, zu. Von hundert neun und zwanzig Toman, d. i. hundert neun und zwanzigtausend Mann , aus welchen das Heer bei Tschengischan's Tod bestand , hinterliess er hundert ein Tausend dem Tuli, jedem der vier anderen: Dschudschi, Dschagatai, Ogotai, Gulgan, nur viertausend: den rechten Flügel über acht und dreissigtausend Mann befehligte der erste der neun Orlöke , der treue Freund und Waffenge-
') XXV. Wort Tsclien;:^iscliairs in Rescliideddiu. -) Von La- fontaine bei der Audienz eiues kais. Gesandten einem Türken in den Mund zelei't.
ErstesBuch. 41
fährte Bughurdschi ; den linken ron zwei und seclizigtausend Mann der Eroberer China's, der Kojank Mokli der Dsche- laire, welchem drei Hesare ^ d. i. dreitausend 31ann Dsche- lairen als ein Leibregiment überlassen worden ; fünftausend seinem jüngsten Bruder Vtdschigin , dreitausend seinem Bruder Katschiun und eben so viele seiner Mutter Vlun, tausend dem Sohne des Bruders Dschudschi Kasar's. Diese Truppen erbten in den Familien fort. Als Tschengischan sein Testament machte, Hess er aus den Archiven den Familienpact holen , w elchem noch dasi goldene Siegel seines Vorfahren T?/me«ß/aufgedrückt war und welchem die folgenden Ahnen, nämlich: Kahulchan, der ürgrossvater , Bertan Behadir, der Grossvater, und Jisukai, der Vater Tschen- gischan's, ihre ünlerschrilten beigesetzt hatten *}; erzeigte diese Familienurkunde, vermöge welcher der letzte Wille des Herrschers als Gesetz geachtet werden musste, den Söhnen, befahl ihnen, den Bruder Ogotai als Herrn anzu- erkennen , und empfahl die Leitung der Reichsgeschäfte dem Vetter Karadschar Nujaji, dem Sohne seines Oheims, dem Ahnherrn Timur's. Ogotai erhielt das Reich als oberster Herrscher, Tuli das Stammgebiet am Onon und Kerulon und die östlichen Länder. Dem UJuse Dschudschi's , der kurz vor dem Vater verstorben, ward der Besitz von Kipdschak erhalten ; Dschagatai's Antheil waren die Länder der üighuren, die kleine und grosse Bucharei, die Länder am /// und zwischen dem Dschihiin und Sihim (^Oxus und Jaxartes), welchen, sowie der türkischen Mundart der üighuren, der Name der Dschagatai'schen verblieb.
Der Familienvertrag der Familie Tschengischan's sowohl, jy^^. als der grosse Einfluss Karadschar's als Leiter, Rath und Familien- Orakel der tschengisischen Familie ist bisher von keinem vertrag %u europäischen Schreiber mongolischer Geschichten gehörig J^oradscia. ins Auge gefasst worden ; selbst die soeben angeführte Stelle Mirchuand's über den Familienvertrag ist unberücksichtigt geblieben. Das seit kurzem erst in englischer üebersctzung
') Mircluiand.
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bekannt gewordene treffliche Werk des Stammbaums der Türken, welches den Kern der Geschichte der vier Uluse von Ulugbeg enthält, gibt darüber sowohl, als über Kara- dschar's Einfluss und Ansehen umständlichen Bericht; wir lernen daraus, dass dieser Familienvertrag Temghai Tumenai- chan, d. i. das Insiegel Tuminechans, hiess , und also schon vom ürurgrossvater Tschengischan's datirt. Diesen Familien- vertrag liess Tschengischan auf seinem Sterbebette holen und führte seinen Söhnen zu Gemüthe, dass er sowohl, als Karadschar, denselben immer genau beobachtet hätten. Karadscharchan erscheint also schon hier als das Haupt eines Zweiges der Familie Tschengischan's , welches im Namen derselben mit Tschengischan einen Familienvertrag eingegangen oder vielmehr den erneute, welchen der Ahn- herr Tumenaichan zwischen seinen Söhnen Kabulchan und Katschulai geschlossen und welchen später Jisukai und Te- mudschin bestätigt hatten ; mehr als einmal erwähnt desselben die Geschichte des Stammbaums; sie erwähnt desselben unter der Regierung Tewa's, des eilften Chan's der Familie Dscha- ghatai, als des zwischen Karadschar Nujan und Tschengis- chan geschlossenen Familienvertrags, und abermals unter der Regierung von Sijurghurtmisch, dem zwei und dreissigsten Chane des üluses Dschaghatai ^3; dieser Familienveatrag des tschengisischen Hauses, welcher zuerst von Tumenaichan, dem vierten Ahnherrn Tschengischan's, zwischen seinen beiden Söhnen Kabul und Katschulai aufgerichtet, von seinem Ur- enkel Jisukai bestätigt worden, ward von seinem ürurenkel Tschengischan mit Karadschar erneuert und blieb bis zu dem letzten Chane des Uluses Dschaghatai, von Tumenai- chan bis auf die Zeit Timur's, d. i. durch dreihundert Jahre, aufrecht. Karadschar Nujan hätte zweifelsohne den Thron, wenigstens im Uluse Dschaghatai, für sich selbst behaupten können, aber er wollte lieber denselben verleihen, als selbst einnehmen;, 80 erhob er einige Jahre nach dem Tode Dscha-
') The treaty inaJe between Kurachar Noj-aun aud Changeez Khan. The Shajrat ul Atrak p. 367; und ebend. p. 381: The coveuant renewed betweeu Changeez Khau and Kurachar Noyauii.
ErstesBuch. ^
ghatai's statt eines Sohnes den Enkel desselben, Kara Hulaga, auf den Thron, setzte denselben zwar auf die Vorstellung des Grosschan's Gajuk ab und einen Sohn Bschaghatai's als Chan, dann aber, als dieser gestorben, den Kara Hulagu zum zweitenmal als Chan des Uluses Dschaghatai ein. *^ Karadschar war der Sohn Emir Songhur TschitsQhati's, der Enkel Emir Irdümdschts, der Urenkel Emir Kadschulais, des Sohnes Tumenai's und also der Vetter Tschengischan's im dritten Grade , indem ihre ürgrossväter Brüder waren. Warum Tumenai, da ihre Urgrossväter Kabul und Katschulai Brüder, warum Tumenai, welcher acht Söhne hatte, den Hausvertrag der Herrschaft nur unter den beiden obge- nannten abschloss, erhellt nicht aus den bisher bekannten Quellen mongolischer Geschichte; wahrscheinlich weil Ka- tschulai dem Kabuichan die Nachfolge streitig machte. Nach den Tier durch die vier Söhne Tschengischan's begründeten Lfiosen war das Haus Karadschar's das mächtigste des tschen- gisischen Stammes und Herrschaft und Welteroberung gingen auf den Nachkömmling Karadschar's im fünften Grade, auf Timur Gurgan, über. ^) Der Stamm des HausesKaradschar's war der der Berla's. ^) Karadschar, der Rath Tschengis- chan's und seiner Söhne Ogotai und Dschaghatai, starb bald, nachdem er den Kara Hulagu, den Enkel Dschaghatai's, zum zweitenmale auf den Thron gesetzt, acht und neunzig Jahre alt"), und hinterliess zehn Söhne, deren ältester, Itschelj ^
der ürurgrossvater Temur Gurgan's. ^)
Ehe wir von Tschengischan zur Geschichte seiner Nach- Charakter folger, Herrscher der Mongolen, übergehen, nur noch ein und Sitten der
•) The Shajiat ul Atrak S. 354. ^) Timur, der Sohn Emir '' ^'^Ü^ ^^' Tharagai Nujan's, des Sohnes Tiikil Nujan's, des Sohnes Emir Beleyir Nujan's, des Sohnes Emir Itscliil Nujan's, des Sohnes Emir Karadschar 'SaJRü''s; Abder-vesak im Matlaa es-saadein. ^) Nicht Berolas, wie Freih. v. d'Ohsson schreibt; im dschaghataischen zu Calcutta gedruckten Wörterbuche S. ll6. ") I. J. 652 (1254). 5) The Shajrat ul Atrak p. IctS. 344. 347. 352. 355. 366 ; die Namen sind aber alle so verstümmelt, dass sie kaum zu erkennen, nämlich Irdiimdschi als Eeroomchi , Kadschulai als Kuchooli , Songhur Tschitschan als Sooghoo chi chun.
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Paar Worte über den Charakter und die Sitten des Volkes. Die beste und kürzeste Schilderung derselben liegt iui Namen Mongol selbst, sei es, dass derselbe, wie die persischen Quellen sagen, trübe und traurig, sei es, dass er, wie ein mongolischer Geschichtschreiber behauptet, trotzig und tm~ erschrocken bedeute. Es hat mit dem Aaraen der Mongolen dieselbe Bewandtniss, wie mit dem derSIaven, welchen die Fremden von Slavo: schwach und feige, die Eingebornen von Slaha: Ruhm und Glanz, abgeleitet haben; wie dem auch sei, der Charakter der Mongolen entspricht der doppelten Angabe der Bedeutung ihres Namens, sie sind eben so ein trübes und trauriges, als trotziges und unerschrockenes Volk. Die Traurigkeit und Schwermuth spricht sich schon in den Klaggesängen , welche vom mongolischen Geschichtschreiber Ssetsen aus der ältesten Zeit her erhalten sind , in der weh- raüthigen Sehnsucht nach den Ufern des Onon und Kerulon, sowie in den Volksliedern der heutigen Mongolen aus; ihre Tapferkeit hat sich Asien unterworfen und Europa zittern gemacht, ein trauriges barbarisches Volk , das erst Tschen- gischan durch das Beil und die Prügel gesittigt, und das durch Raubsucht und angeborenen Sklavensinn das tüch- tigste Werkzeug zur Welteroberung; „sie hatten das Herz des Löwen, die Geduld der Hunde, die Behutsamkeit des Kranichs, die List des Fuchses, die Vorsicht des Raben, die Raubsucht des Wolfes , die Heftigkeit der Hahnen j für Familie sorgend wie Hühner, die Ruhe der Katzen, die Heftigkeit im Anfall vom Schweine'' , welche Eigenschaften der Morgenländer dem vollkommenen Krieger insgemein beilegt '^j m^n könnte aber auch sagen, dass sie alle Eigen- schaften der zwölf Thiere ihres Jahrescyclus in sich ver- einten , dass sie diebisch wie Mäuse, stark wie Stiere, raub- süchtig wie Panther, vorsichtig wie Hasen, listig wie Schlangen, schrecklich wie Drachen, rauthige Renner wie Pferde , folgsam wie Schafe , kinderliebend wie Affen, familiensorgsam wie Hühner, treu wie Hunde, unrein wie
') Wassaf.
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Schweine; der Cyclus ihres Jahres war das Sinnbild ihres sittlichen Gesichtskreises. Mittler Statur, breit von Schul- tern, stark vom Rücken, hervorragender Brust und einge- zogenen Bauchs, von grauen und braunen Augen, die aus schiefen Winkeln hervorglotzen , von breiten olivenfarbenen Wangen, Sturapfnasen, dicken Lippen, spärlichen Barthaaren, aber wucherndem Haarwuchse auf dem Kopfe, dessen Vorder- theil vom Scheitel bis zu den Ohren hufeisenförmig ge- schoren; leicht, flink, mit ihren Pferden wie Centauren zusammengewachsen ; gewandte Bogenschützen, wie einst die Parther, nie gefährlicher als im Fliehen, mit Kampfund Beute gesättigt noch immer nach Kampf und Beute durstend, undankbar, schmutzig, grob, raubsüchtig, grausam, aber leibeigen, walirheitsliebeud, pruukhassend, tapfer und blind- lings gehorsam. Niemand war ihnen Freund, aber sie hassten der Denuncianten scheussliche Brut. Ihre Nahrung: Hirse, Haiden und Fleisch von allen Arten, am liebsten das des Pferdes, aber auch Mäuse, Hunde, Katzen und sogar ge- bratenes Menschenfleisch; das Fett leckten sie von den Fingern und schmierten damit ihre Stiefel. Ihr. liebstes Getränke: Stutenmilch sammt dem daraus gezogenen, ge- gohrnen, berauschenden Kumis und Meth; ihre Kleider aus Thierfellen genäht , ihre Waffen aus Eisen geschmiedet, ihre Kopfbedeckung eine dreieckige, am Rande verbrämte Mütze, der sogenannte tatarische Hut, die der Frauen eine ellen- hohe Pyramide aus leichtem Holz, deren Obertheil mit Pfauenfedern und Juwelen geschmückt, mit einem Flore bedeckt, welcher Baghtak hiess, woraus die Missionäre Botta , die Venezianer Bauia gemacht. Die Weiber, deren grösste Schönheit die kleinste Nase , wie bei den Chinesen der kleinste Fuss, bereiteten den Kumis und die getrocknete sauere Milch, welche Kurut^^ hiess ; sie verfertigten alle Arten der Hausgeräthe, Kleider, Zelte, Reitzeug, Schilde, Schuhe, Socken, Betten, die vermählten mit weissem, bis auf die Brust reichenden Schleier verhüllt, ihre ledernen aufge-
') Bei Rubruquis Griut.
^ ErstesBuch.
schlagenen Oberkleider hielt ein Gürtel um die Brust zu- sammen. Die Frauen, deren Zahl nur durch die Lust des Mannes oder durch seine Mittel, sie zu erhalten, beschränkt war, genossen grossen Ansehens und Einflusses, besonders die Mütter und die Stiefmütter, deren der Sohn nach des Vaters Tod gewöhnlich sich einige als Gemahlinnen aneignete. Sie glaubten, dass der Mann in jenem Leben seine Weiber wieder finde, aber damit der Herrscher bis zu ihrem Hin- scheiden im anderen Leben nicht langweile, sandten sie ihm seine Beischläferinnen, dieselben schlachtend, ins Grab nach.
Aberal lube ^^" dem Aberglauben ist bereits des das Donnerwetter
und betreffenden erwähnt worden ; wie sie glaubten , dass die
Gebräuche. Kaitien es beschwören könnten, so auch, dass es in ihrer Macht stände, mittels des Regensteines, Dschade (^welcher schon von Japhet her vererbt war) , Regen zu machen, und die Dschededschij d.i. die Regenmacher, vertraten bei dem mongolischen Heere die Stelle der Auguren des römischen. Zauberei wurde geübt, weil geglaubt, und war, wenn die Person des Herrschers mit ins Spiel kam, Majestätsverbrechen. Um sich, wider die Wehen der Zauberei zu bewahren, mussten die zu Reinigenden zwischen zwei Feuern durchgehen, die polnischen und russischen Gesandten und die des Papstes im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert, wie schon fünf und sechs Jahrhunderte früher der byzantinische Gesandte Zemarchos am Hofe des Königs der Türken durchs Feuer gereinigt ward. ^) Ihre Wahrsager wahrsagten besonders aus den Schulterblättern der Schafe; sie schwuren bei dem Blute geschlachteter Thiere , bei der in den Strom ge- stampften Erde , bei den abgehauenen Bäumen , bei dem Fleisch und Blut ihrer Herrscher, aber nicht im Namen Gottes. Ehe die Lehrer des Budhismus und des Islams die Mongolen bekehrten , verehrten sie ein höchstes Wesen, von Marco Polo Natagai , von Ssetsen Hormusda genannt; das letzte ist gewiss der Hormusd der Magheu, das erste vielleicht nur die Verstümmelung des türkischen Wortes
») stritter p. 50. Step. Kniga. I. 342. Rubruquis.
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Ovggan, d. i. Gott. Sie beteten die Sonne und Sterne sammt den Elementen an, und v^eiliten diesen ihren Göttern, ehe sie assen, Speise und Trank. Bei dem Gebete wurden dje Gürtel gelöst und über die Schulter geworfen, wie Tschengischan gethan , als er in der Nacht hinaus ging auf den Berg, um den Beistand des Plimmels zu erflehen wider den Herrscher des himmlischen Reichs auf Erden. Einer der grössten Lobsprüche, welche. ihm die Geschichte zollen muss, ist seine Duldung gegen alle Religionen. Uighurische Kamen und chinesische Bonzen hielten vor ihm Controverse, die Budhapriester erhielten die Erlaubniss, ihre Burhanen- bildcr aufzustellen , aber die Kamen blieben in nicht min- derem Ansehen; neben ihnen wurden die Priester aller anderen Religionen, namentlich die ^ghaun, d. i. die Christlichen, der JNestorianer geduldet. Zu Bochara war « Tschengischan zwar in die Moschee geritten, stieg aber, als er hörte, das sei Gottes Haus, vom Pferde auf die Kanzel und ertheilte die Befugniss der allgemeinen Plünderung mit den Worten: Das Feld ist gemäht, gebt euren Pferden zu fressen, worauf die Korane unter die Hufe der Pferde ge- treten wurden und der Wein die ^ur der Moschee über- schwemmte, während die Imame oder Scheiche als Stall- knechte die Pferde warten mussten; aber hingegen hatte er in der Icleinen Bucharei , wo Kuschluk der jNaimane den Islam unterdrückt, die freie Ausübung desselben gestattet. Diese allgemeine Duldung blieb Herrscherprincip der Kaane und auch der persischen , und selbst noch zum Theile nach ~ ihrer Bekehrung zum Islam. Ausser dem grossen Schmiedefest am neuen Jalirestag wurde alljährlich auch das des Geburts- tages des Chan's, sowie die Thronbesteigung desselben mit Trinkgelagen gefeiert. Bei diesen Gelagen gab einer der Diener das Zeichen, indem er Hai schrie, zum Beginne der Musik; der Cythernspieler begann sein Spiel, die Männer tanzten vor dem Herrn , die Weiber vor der Frau des Hauses, Alle in die Hände klatschend. Nachdem der Hausherr ge- trunken, schrie der Diener wieder Ha .', der Cythernspieler verstummte, und nun tranken alle Gäste unter Gesang, der
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aber mehr ein Geheul.*) Bei diesen Trinkgelagen wurden die Preise der Tapferkeit [Ulisch'^J] vertheilt, und dieselben leben noch zum Tlieil in den kalmukischen üerrus fort. ') Bas Seitenspiel zu diesem //«rufe ist das Zetergeschrei vop Morio als Mordio, das sie während des Pferderennens oder Pfeilschiessens erhoben*), indem sie die Plände ausstreckten. Im Kriege vermieden sie so viel als möglich das Gefecht von Mann zu Mann und .suchten nur im Fliehen zu ver- wunden oder zu tödten ; den Belagerten sicherten sie Scho- nung des Lebens und Eigenthums zu , hielten aber fast niemals Wort; die Be^jatzungen metzelten sie alle nieder und schonten manchmal nur der Künstler und Handwerker, die sie in die Sklaverei mit sich schleppten. Bei der Todten- zählung nach Schl&chten oder Gefangnengemetzel wurde %nach jedem geschlachteten Zehntausend Ein Leichnam mit dem Kopfe zur Erde, mit den Füssen in die Höhe als Trophäe aufgerichtet. Bei den Begräbnissen ihrer Fürsten wurden ihre Sklavinnen oder Beischläferinnen geschlachtet, wie schon Terxanthes, der Fürst der Türken, gefangene Hunnen am Grabe seines Vaters geschlachtet. *) Bei dem Begräbnisse wurde geiivÖhnlich dem Todten ein Hengst, Stute oder Füllen mit ins Grab gegeben mit Sattel und Zeug , damit er im anderen Leben sogleich beritten sei, damit es ihm an Stutenmilch nicht fehle ; ein anderes Pferd wurde zum Todtenmal geschlachtet und dann ausgestopft über dem Grabe aufgestellt ; die Gräber der Vornehmen waren aus Stein , Häuser der Todten , nur Tschengischan hatte noch bei seinen Lebzeiten geboten, sein Grab geheim zu halten und ihn ohne Maai zu begraben unter einem grossen Baume im Walde von Burhan Kaldun.
Tschenais- Ungeachtet der klaren Anordnung Tschengischan's über
chan's die Nachfolge auf dem Throne blieb derselbe fast zwei
Nachfolger. Jahre lang ledig, wovon die Ursache wohl nur in der Umsicht
Ogotai's, welcher seine Brüder Dschaghatai und Tuli und
*) Rubiuquis. ^^ Memoir of ßaber. '} Bergman 1. 60. *) Wassaf. ') Stritt III. 60. dücheid eoruin lingua vocant : das persische Dachme.
Erstesliucli. ^tj
des Neffen Balu Pläne und Absichten kennen und prüfen wollte , eh"e er den etwa von ihnen selbst gewünschten Tliron bestieg. Diese Zögernng zeigt, dass es ihm auch mit der dreissigtägigen Weigerung auf dem zur Tlironbesteigung im Familienhorde Tschengischan's zu Keluran am Onon zu- samraenberufenen Kurultai der Prinzen einigermassen Ernst gewesen sein mag ; erst am vierzigsten Tage zogen ihn sein Bruder Dschagatai und sein Oheim Utdschigin (^der jüngste Bruder Tschengischan's^ auf den Thron, sein jüngster Bruder, Tuli, brachte ihm knieend den mit Stutenmilch gefüllten Becher dar, im selben Augenblicke warf die ganze "\'er- sammlung die Mützen in die Höhe und den Gürtel über den Rücken , worauf er sich vor der Sonne anbetend niederwarf und mit neunmaliger Kniebewegung dem neuen Kaan hul- digte. Die vorzüglichsten Prinzen , welche auf diesem Kurultai erschienen , waren nebst den zwei schon genannten Brüdern der Bruder Gulgan und der Oheim Belgetai, sieben NeflFen, Söline Dschiidschi's , von denen der zweite, Bntu, der Herrscher in Kipdschak; dann die Neffen Iltschidai, der Sohn Dschudschi Kasar's , und Karadschar Niijan, welchem Tschengischan die Berathung des Thronfolgers anempfohlen. Um dem Herrscher im Grabe zu huldigen, wurden ihm vierzig seiner liebsten Sklavinnen unter die Erde nachgesandt ; um seine Anordnung der Welteroberung nach allen vier Weltgegenden in Erfüllung zu sehen, ein dreifacher Heereszug beschlossen. Dschurmaghun der Dsclielaire wurde mit einem Heere nach Persien gesandt, um Dschelaleddin, den Schall von Chnaresm, welcher sich nach Tschengis- chan's Tod eines Theils des väterlichen Erbes bemächtigt hatte, zu vernichten. Batu und seine Brüder wurden zur Eroberung des Westens, das ist Russlands, Polens, Ungarns und der angränzenden Länder befehligt'); Ogotai selbst zog wider China aus , um die vom Vater begonnene Er- oberung des himmlischen Reichs zu vollenden. Unter ihm
') Batu, der Herrscher von Kipdschak, sein älterer Bruder Orda und die anderen Scherban, Berke , Berketschar , Tukatimur, Bina Timur.
Uammei-j Geschichte der Ilchane. I. 4
50 ErstcsBuch.
befehligten die Abtheilungen des Heeres Subtäaij, der eine der beiden Feldherren, welche vor sieben Jahren Persien bis nach Russland durchzogen, und Tatschar, der Sohn des hochbetrauten ersten Orlök Bugurdsckt, dessen Stelle als Wesir jetzt einer der weisesten und menschlichsten und folglich grössten Wesire versah, deren die Geschichte er- wähnt. Mahmud Jelwadsch war ein Perser und Moslim, welclien sich die chinesischen Quellen aneignen, indem sie den Namen Jelwadsch in Jelui verstümmeln , ihn selbst zu einem Chitanen , Bekenner der Lehre des Fo, machen.') Sieben Jahre lang dauerte der Krieg im Osten und Westen, glorreich in den nördlichen Provinzen China's, in Sche*m, Petseli und Iran^ in Russland, Polen und Ungarn, erobernd und verheerend geführt. Die mongolischen Heere drangen zu gleicher Zeit bis an die Ufer des Kara Miiran, d. i. der schwarzen Mur, oder des gelben Flusses in China und fast bis an die der w eissschäumenden Mur in Steiermark vor; China's Länder wurden bleibend erobert; mit dem Falle der Residenz Peajikmg^ deren von Subutai dem mon- golischen Heere versprochene Plünderung nur durch die Vorstellungen Jelui Tschuisai's (^Jelwadsch's) abgewendet worden, stürzte auch die Dynastie der goldenen Kaiser zu- sammen, deren letzter, von TscJiengischan zuerst besiegter, sich erhing. ^) Im Westen waren die Heere Batu's über Russland, Polen und Ungarn bis nach Mähren, Oesterreich und Dalmatien vorgedrungen ; sie erschienen belagernd vor den Mauern von Wienerneustadt und zogen vor denen Wien's vorbei; von denen von Olmütz, nachdem die Blüthe des mährischen und scliiesischen Adels in. der unglücklichen Schlacht von Lignitz geblutet, wehrte sie Jaroslav von Stern- berg ab, von dessen Hand Peta, d. i. Paidar, der Sohn Dschagatai's, fiel, wie sein Bruder Mowatukan vor den Mauern Bamian's gefallen, wesshalb Olmütz für die Mon- golen eine böse Stadt, wie sie Bamian und Koseslk nannten.
") D'Ohsson II. 1935 nach Reinusat. -) Moliakkah auest ki ^ chodra berawicht, ausgemacht ist es, dass er sich erliing. Re- schideddin.
Erstes B u c li. 5|
Auf dem Rückzuge von China starb Tuli , welcher während
des ganzen siebenjährigen Feldzugs dem Bruder eben so
treu und tapfer als Feldherr gedient, als vormals dem Vater,
nur vierzig Jahre alt, ein wahrer Spiegel (^was sein Name
Tuli heisst^ von Sohnespflicht und Brudertreue.
Die Verwaltung der von der goldenen Dynastie eroberten Ogotai's
chinesischen Länder übertrug Ogotai dem weisen Wesire Bauten,
Jelwadsch , welcher schon im ersten Jahre des Feldzugs ^^ ^^
Jagden , zehn Steuerämler zur Einrichtung und Einhebung der Steuern preiaebia-
niedersetzte , deren jedes einen Präsidenten und Vicepräsi- Av^/f j«?^ 17«-
denten hatte und deren Beamte chinesische Gelehrte. „Das mässhfkeit.
Reich", stellte der weise Staatsmann dem Herrn vor, „ist i-J'i230.
zu Pferd erobert worden , kann aber nicht zu Pferd regiert
werden"; sechs Jahre hernach wurden die ersten Tresor-
Rcheiue für die Summe von zehntausend kleinen Barren,
d. i. für fünfzigtausend Unzen Silber, ausgegeben.') Er I- J1^36.
stiftete zwei hohe Schulen, die eine zu Pingaiig in Schendai,
die andere zu Peking in Petsclie-li, wohin die mongolischen
Emire ihre Söhne sandten, um in der Geschichte, Geographie,
Arithmetik und Astronomie unterrichtet zu werden. ^} Durch
Colonien, aus China weggeschleppte Maurer, Zlmraerleute,
Maler und Vergolder, wurde während des Feldzugs zu Kara-
korum, welches auf der Ostseite des Berges ütekian, in der
Nähe des Flusses O'rghan, ehemals die Residenz der üighuren,
die neue Residenz des Herrschers gebaut und geschmückt,
welche Ordubaligh , d. i. Lagerbailei , genannt ward , als
Seitenstück zur chinesischen Residenz PeMng, welche später
unter Kubilai den Namen von Chanbaligh, d. i. Chansbailei,
erhielt. ^) In zwei besonderen Quartieren derselben wohnten
die Moslimen und Chinesen von den Mongolen getrennt; an
den nach den vier Himmelsgegenden gelegenen Thoren
wurden die Märkte der Schafe und Ziegen , Ochsen und
Pferde gehalten*}; zwölf Götzentempel, zwei Moscheen,
') D'Ohsson II. 67: nach Mailla p. 115. 2) Mailla ebeud. ^) Die Hauptstädte üighuristan's sind : AlmaUgh und Pischbaligh erhielt den Ehrennamen der guten Stadt, Kotloghbaligh ; wie Ba- inian den der bösen, MobaligJi. '*) Rubruquis chap. 44.
4* f
g2 E r s t e s B u c h.
eine christliche Kirche zeigten, dass nebst dem herrschenden heidnischen Kultus auch die freie Ausübung der anderen gestattet ward. Die Stadt wurde täglich durch fünfliundert Wagen verproviantirt, deren einige sehr gross, Ton acht Ochsen gezogen'}; der Palast der Residenz hiess Ä'arsc/«'; Goldschmiede, unter denen ein französischer, von den Mon- golen auf ihrem Raubzuge durch Ungarn von Belgrad weg- geschleppter'), arbeiteten an den goldenen und vergoldeten künstlichen Thieren, welche als Fontainen an festliclienTagen statt Wassers Ä'?m2S, Wein, Meth ^) und Reisabsud spien 0- Den Frühling brachte der Kaan auf den Weiden zu, wo vormals die Herden Efrasiab's geweidet haben sollen und wo er das Zelt Getoher Chagan, d. i. des Chakan's Edelstein, baute ^), den Sommer am Gebirge Ormektu^^^ wo das goldene Zeit (Sira Ordu) aufgeschlagen, dessen Nägel Gold, das von innen mit goldenen Tapeten behangen , tausend Personen fassen konnte; den Herbst brachte er zu Köschei Nawerj vier Tagreisen von Karakorum, zu, und im Winter jagte er grÖsstentheils zu Ongko, an dem Gebirge von Telenkii ; nur einen Monat lang schenkte er seine Gegenwart der Residenz; zwei Parasangen davon hatte er ein hohes Köschk erbaut, welches Terghubalighj d. i. Proviantbailei, hiess; hier ward vor dem Einzüge in die Stadt Einen Tag Rast gemacht, an welchem der ganze Hofstaat ehifarbig gekleidet erscheinen musste. Während des Aufenthalts in der Residenz (Karschi} wurden täglich Feste gegeben und die reichsten Geschenke gespendet, denn Ogotai war an Freigebigkeit ein zweiter Hatim; die Zeit verging unter Bogenschiessen , Scheibenwerfen, Ringen, Jagen. Vor der Stadt war ein Stück Landes im Umfange von zwei Tagreisen mit einem Walle aus Lehmen und Reisig als Park umfangen, in welchen das grosse, auf dreissig Tagreisen ausgedehnte
') Rescliideddiu. ^) Guillaunie; bei Rubruquis 44. ') Bei Rn- bruquis.')3. CerasinesoW Tarasun ];\e\ssen. *) Rescliidedrlin. *) Dieser FrühJingssalon fehlt bei d'Ohsson II. 85., sowie Teryhubaligh. ") In der Nähe des hoheu Bergs IJrmuchtu giügen wir herab bis auf die Auen des Flusses Schara. Pallas Reisebeschreibung I. S. 79.
E r s t e s B u c li. 53
Jagdrevier des Heeres, immer näher zusammenrückend , das ganze Wild der Gegend hineintrieb. Die Prinzen und Emire erlegten dasselbe in des Chanes Gegenwart ; das erlegte wurde unter den Hofstaat und das Volk vertheilt. In Chorasan wurde die Stadt Herat, welche bei der Eroberung durch das Blutbad von hundertachtzigtanseud ihrer Bewohner ent- völkert und niedergebrannt wurde, wieder aufgebaut; fünfzig- tausend Gefangene wurden zu diesem Ende dahin befehligt. Die Statthalterschaft Chorasan's war dem L^iraten Arghiin anvertraut'), die von Persien dem Körges (^Blindaug), welcher mit Dschurmaghun nach Persien gekommen; über die Länder vom Gebirge Chankai bis an den Oxus war Mesud, der Sohn von Jelwadsch , als Statthalter bestellt. Ogotai's Freigebigkeit kannte keine Gränzen, aber auch nicht seine Unmässigkeit im Trinken, welche seinen früh- zeitigen Tod herbeiführte; sein Bruder Dschagatai hatle ihn beschworen, sich die Zahl der Becher zu mindern; er minderte die Zahl , nahm aber Becher von grösserem Um- fange. Ahika, die Schwester Sijurkidtejii's, die Gemalilin Tuli's, um deren Hand Tschengischan vergebens bei Owang- chan geworben und die heimlich an einen Tafeldecker ver- mählt an der chinesischen Gränze ihren Jurt liatte, kam alljährlich mit ihrem Sohne, welcher mit dem Amt eines Mundschenken bekleidet war, zur Aufwartung. Eines Nachts, wo ihr Sohn den Wein kredenzt hatte, starb Ogotai. Man tLDtc.tSil. wollte Abika und ihren Sohn der Vergiftung beschuldigen, aber Iltschidai und die anderen Emire vertheidigten ihre Unschuld, indem es klar war, dass Ogotai im Uebermasse des Rausches vom Schlage getroffen worden.-)
Ogotai hatte vier grosse Frauen Gemahlinnen und sechzig Turakina's Beischläferinnen, aus den letzten nur zwei Söhne; die Mutter Re(ient- der fünf anderen war die zweite der vier Gemahlinnen, Tiirahiiia, aus dem Stamme Ohos Merkit, welche von Tschen- gischan ihrem Gemahle Tairosun , dem Fürsten der Merkit, geraubt und dem Sohne Ogotai zur Frau gegeben worden,
•) Mirchuand, fehlt bei d'Olisson S. 73. ^} Reschideddüi.
54 E r s t e s ß u c li.
wiewohl jenem früher die Prinzessin Kulan, die Tochter Tschengischan's, vermählt war; sie war nicht schön, aber den Mangel an Schönheit ersetzte Herrschsucht und List, wodurch sie nach Ogotai's Tod die Kaanschaft ihrem Sohne Gujuk verschaffte, wiewohl Ogotai dieselbe dem Schiramun, dem Sohne seines geliebten , vor ihm verstorbenen Sohnes Kutschu, bestimmt hatte. Nach dem mongolischen Familien- gesetze war sie nach des Gemahles Tod als Mutter die Regentin, welcher alle Stämme bis zur Thronbesteigung des neuen Herrschers gehorchen mussten. Durch die Künste ihrer Herrschsucht und List verlängerte sie die Regentschaft vier volle Jahre, während welcher sie Alleinherrscherin der 31ongolen. Sie begann ihre Herrschaft mit der Absetzung des Staatssecretärs Ogotai's , des Uighuren Tschtnkai ^^, welcher die Worte Ogotai's aufgezeichnet, und entzog ihr Vertrauen dem weisen Mahmud Jelwadsch, dem Chuaresmier, welcher schon von Tschengischan als Gesandter an Chuaresm- schah verwendet, seinen Beinamen vermuthlich dieser Ge- sandtschaft dankt, wiewohl Jelwadsch eigentlich nur einen Gottesgesandten, einen Propheten bedeutet.^) Turakina hatte ihr unbeschränktes Vertrauen in Finanzgegenständen dem Moslim Abderrahman geschenkt, welcher zu Ende der Regierung Ogotai's sich als Pächter der Staatseinkünfte China's mit Verdoppelung des bisherigen Pachts von Einer Million auf zwei angetragen. Jelwadsch stellte dagegen vor, dass man wohl fünf Millionen jährlich erpressen könne, aber das Land zu Grund richten würde; der Pacht ward dennoch bewilligt, und Abderrahman und die Moslimin Fatima, welche bei der Verheerung von Tus geraubt worden , leiteten die Rathschläge Turakina's. Bald nach dem Tode Ogotai's hatte dessen Oheim Vtdschigin^ der jüngste Bruder Tschengis- chan's, 3Iiene gemacht, sich der obersten Herrschaft be- mächtigen zu wollen, indem er mit Truppen der Residenz nahte. Turakina sandte ihm Wort; warum er mit so zahl-
') Bei Plan Caipi» cliap. 14. le Secretaire Ch'uujaij. ^) Peighamter es tarafi choda ; dscIiagataLscIies \> örterbucli^ gedruckt zu Calcutta.
E r s t e s B u c h. 55
reichem Gefolge seine Tochter zu besuchen käme ? und sandte ihm seinen Sohn, der am Hofe Ogotai's verweilte, zurück, ütdschigin antwortete, dass er blos gekommen, ihr sein Beileid über den Tod des Gemahls zu bezeigen, und kehrte zurück. Der ausgeschriebene Landtag hatte endlich am See Köke^^ statt, wo Ogotai den Herbst zuzu- bringen pflegte. Der lange Aufschub rührte vorzüglich von Batu her, welcher die liegentin nicht liebte, und ein üebel am Füsse vorschützte, um nicht auf dem Kuruitai zu er- scheinen; endlich versprach er zukommen, sandte aber seiner statt seine Söhne und Enkel; auch der Temgu ütdschigin erschien mit achtzig seiner Söhne; die Frau Sijurkukteni, die Wittwe Tuli's mit ihren Söhnen und die Dschagatai's'^); ausserdem die Statthalter des Reichs: der von Chorasan und Persien, Arghun; der von JJighuristaji und Turkistan, Mesud, der Sohn von Jelwadsch ; von den zinsbaren Fürsten Rukneddin, der Seldschuke Rum's , Jaroslaw, der russisclie Grossfi'irst, zwei Prinzen David, die sich um den Thron Georgiens stritten, der Bruder des Herrschers von Mossul, aus dem Hause Ejub, die beiden Gebieter von Kurdistau, Schemseddm und Schihabeddin, im Namen des Fürsten der Assassinen, die Herren von Rudbar und Alamut, Fachreddin der Richter der Richter, von Seite des Chalifen von Bagdad, derGesandte des Fürsten von Fars und Kerman, und im Namen des Papstes Innocenz des vierten die beiden Franziskaner: derPoleBenedict und der Franzose Plan Carpin , deren letztem wir das treue Gemälde des Kuruitai und tatarischer Sitte in seiner Reise- beschreibung verdanken. Zugleich waren vier Dominikaner Missionäre an Baidschu Niijan^^ ^ den mongolischen Be- fehlshaber in Persien, abgegangen, von denen aber nur
'") Bei d'Olissou II. p. 85 Keusche , p. 1Q5 geuca ; in der H.iiid- schrift der Geschichte Reschideddio's auf der kais. Hofbibliothek Kösche. *) Wassaf nennt von dem Uluse Dschagatai's : Kisil, Bitri, Paidar, Jesenbuka, und dem Uluse Batu's : Hirdii, Uersebai, Berke, Berkedscha. ') Bajoth noi, Bajoth est son nom propre, et ISoy est un nom de dignite. Plan Carpin chap. 10. soll heissen Baid&cJiit Nojan oderlNowin, was richtig der mongolische Fürstentitel.
56 ErstesBuch.
Simon von Saint Quentin über die Missionsreise kurzen, im
Geschichtsspiegel des Vincenz von Beauvais erhaltenen,
Bericht hinterlassen.
Gifjiik's Durch vier Tage wechselten die Prinzen und ihr Ge-
Thron- folge den Anzug, indem sie am ersten Tage in weissen
^ ^9 U- Kleidern, am zweiten in rothen , am dritten in violeten, am vierten in scharlachfarbenen erschienen ; zwei Eingänge fülirten zum grossen Wahlzelte, in welchem Kaum für zwei- tausend Personen ; einer der Eingänge unbewacht, nur für den Herrscher; der andere von Bogenschützen besetzt, welche die, denen der Eingang nicht gestattet war, ab- wehrten. Die Thronbesteigung sollte schon am Tage der Himmelfahrt Maria statthaben, ward aber ob eines fürchter- lichen Hagels und Schneegestöbers (^welches in der Hälfte Augusts für die Rauheit des Klima's im Gebirge von Kara- korum zeugt und den mongolischen Volksabergiauben der donnerbeschwörenden Uriankuten und der hagelmachenden
2^. August Schamanen erklärt) bis an den Bartholomäustag verschoben. iS46. Turakina hatte für ihren Plan, den Thron ihrem ältesten Sohne Gujuk zuzuwenden, die Stimme Sijurkukteni's und ihrer Söhne gewonnen , und der Minister Kaidah, Chinese, wie Tschi/ikai, leiteten die Wahl. Gujuk, von heftigem und wankelmüthigem Sinne '), verstand sich zur Annahme des ihm von der Mutter bestimmten Thrones nur unter der ßedingniss, dass die Fortdauer der Herrschaft in seinem Uluse beschworen werde. Der Vertrag ward mit der Formel unterzeichnet: „dass, so lange vom Stamme des Kaan's ein Stück Fleisch übrig, an der Herrschaft kein Anderer Theil nebmen solle".-) Dem Gujuk, wiewohl noch nicht zum Herrscher ausgerufen, wurden schon ausschliessliche Ehren erwiesen; wenn er aus seinem Zelte ging, traten ihm Sänger vor und die Hofdiener neigten vor ihm ihre Ceremonien- stäbe mit den rothen Quasten.^) Als man endlich mit dem Wahlvertrage im Reinen , hatte die Feierlichkeit der Thron-
') Be tak.illub u tehevvwur maaruf heissfc heftig und wankel- müthig, nicht grave et severe, wie bei d'Ohsson II. 234, *) Mir- chuaud uud Dschihuuguschai. ^) Mirchuaud.
ErstesBuch, 57
besteigung statt. Gujuk wurde auf einen goldenen Stuhl gesetzt, und die Prinzen und Nujanen erklärten, dass sie ihn zum Herrscher wollten. Gujuk fragte : ob sie bereit, seinein Worte zu gehorchen, zu gehen und zu kommen nach seinem Befehl und zu tödten auf seinen Wink? und als sie dies bejaht, sagte er: So wird dann künftig sein mein Wort als Schwert. Sie gaben ihre Zustimmung , setzten ihn Tom goldenen Stuhle auf eine Filzdecke auf die Erde und sagten: Schaue auf zu Gott im Himmel und nieder auf den Filz zur Erde; wenn du gut regierst, wenn du gerecht, frei- gebig, die Prinzen und Freiherren ehrst, wird dir die Erde unterthan sein nach deinem Willen; im Gegentheil wirst du arm, verachtet und elend sein und nicht einmal der Filz wird dein gehören, auf dem du sitzest'^. Dann setzten sie neben ihn seine Gemahlin Oghulkaimisch die Merkitin, hoben sie beide auf dem Filze empor und riefen ihn als Chakan und Moilchan und sie als grosse Frau der Mongolen aus. Die Mützen flogen in die I^uft, die Gürtel wurden über die Schulter geworfen, die ganze Versammlung beugte neunmal das Knie, drei Becher von Stutenmilch, Wein und Meth wurden ihm dargebracht, und als er aus dem Zelte ging, fiel das versammelte Volk und Heer dreimal vor ihm nieder '^J; sieben Tage dauerte das Fest , während welches vom Zelte des Chakan's Fleisch und Salz und Stutenmilch ausgetheilt ward^). Die Frauen hatten ihre Sitze links des Thrones, auf der rechten Seite standen nur die Prinzen'); die Nu- janen hatten ihre Sitze inmitten des goldenen Thronzeites; die der Frauen waren von weissem Filz; die Diplome wurden erneuert, die Jurte und Privilegien bestätigt, die Statthalter- schaften vertheilt. Die Feldherren Subutai Behadir und Dschaghan wurden nach China, JltscMkidai mit einem schweren Heere nach Westen zur Schlichtung der Ange- legenheiten Rum's und Georgien's abgeordnet, dem Arghun wurde die Reichshut wider die Schlösser der Assassinen in
') PJan Carpiu clwip. 9. ^) Mirchuand. ') Plan Carpiu cli. 0. ■*) Au cöte droit personne n'etoit assis; ebeud.
58
Erstes Buch.
Mengku's
Thron- besteigung.
Cliorasan und Kuhistan aufgetragen, die Gesandten von Alamut und die des Chalifen wurden mit drohenden Briefen entlassen, indem über den Fürsten der Assassinen Arghiin, der Statthalter von Chorasan , über den Chalifen sich Schi- ramim, der Sohn Dschurraaghun's, des vormaligen Feldherrn in Persien , beklagt hatten. Die Finanzverwaltung von China war in den Händen Äbderrahraan's; Mesud, der Sohn von Jelwadsch, behielt die Verwaltung Turkistan's; die Wesir- schaft war zwischen den beiden Chinesen Tschinkai und Kaidah getheilt, unter denen die nestorianischen Priester hoch das Haupt empor trugen und auf deren Einfluss die Missionäre des Papstes die HoflFnnng der Bekehrung des Chan's zum Christenthume bauten. Turakina starb schon zwei Monate nach ihres Sohnes Thronbesteigung ^ und ihre Günstlingin Fatima ward unter der Anklage, dass sie dem Prinzen Kulan, dem Bruder des Chan's, eine Kratikheit an- gezaubert, als Zauberin ertränkt. Im Frühjahre des zweiten Jahres seiner Regierung ging Gujuk von Karakorum gegen Imil, sein Staramgebiet; die Wittwe Tuli's sandte hievon Batu, dem Herrscher von Kipdschak, Kunde, um ihn zd warnen, dass der Marsch wider ihn gerichtet sein könnte; auf demselben starb Gujuk im drei und vierzigsten Jahre als ein Opfer seiner Ausschweifungen in Trunk und Weibern. Der Tod Gujuk's ward nach der von Tschengischan herrührenden Staatsraaxime geheim gehalten, bis der Aelteste der Familie (dies war Batu, •der Herrscher von Kipdschak^ davon verständigt; er war auf Sijurkukteni's Warnung vom Marsche Gujuk's demselben entgegengezogen und bis nach Kialik gekommen, als er die Kunde des Todes erhielt. Die Regentin, die Frau Oghulkaimisch , sandte an ihn Botschaft im Namen ihrer Söhne, von denen der älteste, Chodscha Aghul, den Thron vermöge der Jasa und des noch bei der Thronbesteigung seines Vaters unterzeichneten Familien- vertrags in Anspruch nahm; aber auch die Frau Sijurkukteni, Wittwe Tuli's, die Mutter vier seiner neun Söhne, nämlich: Mufigkas , Kubilai's , Hulagtis und Arik Buka's, sandte Botschaft, um seine Stimme für den ältesten derselben zu
E r s t e s B u c h. 59
gewinnen. Sijurkukteni war die Nichte Owangchan's, eine Frau von ausserordentlichem Geiste und Verstände, un- streitig die grösste aller Frauen , von denen die mongo- lische Geschichte ein Paar Hundert, in die der Herrscher verflochten, erwähnt. Flochangesehen durch ihre Geburt als die Nichte des grossen Herrschers der Kerait aus seinem Bruder Hakembo , war sie es noch mehr durch die Ver- schwägerung mittels ihrer drei Schwestern, von denen Begtutmisch eine der vier grossen Frauen Dschudschi's und also die Stiefmutter Batu's, und vermöge der mongolischen Sitte, nach welcher die Söhne nach des Vaters Tod die Stiefmütter zu Gemahlinnen nahmen , eine der Frauen Batu's oder doch wenigstens von grossem Einflüsse in seinem Frauen- gemach; ausserr diesen Vortheilen ihrer Geburt und Ver- schwägerung geiioss sie des höchsten Ansehens als die grosse Frau Tuli's, des Flerdhüters des Hauses Tschengischan's, als die Mutter seiner vier obgenannten Söhne und als eine Frau von grosser Staatsklugheit. Durch diese hatte sie immer den Herrscher Batu sich und ihren Söhnen günstig zu er- halten gewHSst; als Batu den kranken Fuss vorgeschützt, um sich der Gegenwart beim Kurultai der Thronbesteigung Gujuk's zu entheben, hatte sie ihre Söhne an ihn gesandt, um sich nach seiner Gesundheit zu erkundigen; als Gujuk gegen die Gränze marschirte, hatte sie ihm die früheste Kunde und Warnung gegeben, und fand ihn also ihren Wünschen geneigt; ausserdem hatte sie als grosse Menschen- kennerin die durch Talente oder Heldenmuth ausgezeich- netsten Männer der verschiedenen Stämme als Erzieher oder Umgebungen ihrer Söhne an sich zu ziehen gewusst und sich mit dem Bollwerke ihres Kopfs und Arms umgeben. ') Die zahlreichsten Prinzen auf diesem Kurultai waren die der Uluse Dschudschi und Tuli. Iltschilidai der Dschelaire, der Befehlshaber in Persien , brachte den versammelten Prinzen den bei der Thronbesteigung Gujuk's unterschriebenen Fa- milienvertrag in Erinnerung : dass , so lang ein Stück Fleisch
'j Reschideddin. Mirchuand.
60 E r s t e s B u c h.
von seinem Hause übrig wäre , sie aus keinem anderen den Herrscher wählen würden. Ihr habt, entgegnete Kubilai, zuerst die Jasa Tschengischan's gehrochen, indem ihr seine Tochter Atalun (^die Gemahlin Dschawer Satschan's des Olkoniten^ getödtet, indem ihr die durch Ogotai's letzten Willen seinem Enkel Schiramim bestimmte Thronfolge dem Gnjuk zugewendet. Diese Einwendung unterstützte das An- sehen Batu's und der Oberrichter '^ Mingkasar Nujan, welcher den Heldenmuth Mengku's, des ältesten Sohnes Tuli's, und die von ihm in dem chinesischen Feldzuge noch unter dem Grossvater Tschengischan und dann im siebenjährigen west- lichen Kriege wider Europa geleisteten grossen Dienste anpries. Die Prinzen trugen den Thron Balu als dem Aeltesten des Hauses an; da dieser denselben aber aus- schlug, übertrugen sie ihm die Ernennung des Herrschers, und Batu ernannte dazu Mengku, den ältesten Sohn Tuli's. Mengku entschuldigte sich, aber sein Bruder Muhe be- merkte, dass, da Alle versprochen, sich dem Ausspruche Batu's zu fügen, so sei hier Unterwerfung auch für Mengku Pflicht; demnach ward ihm als künftigem Herrscher ge- huldigt und Batu selbst brachte ihm den Becher dar; zugleich ward ausgemacht, dass, da die Versammlung nicht voll- ständig, nächsten Frühling im Stammgebiete Keluran auf vollzähligem Kurultai die Thronbesteigung gefeiert werden, unterdessen die Frau Oghulkaimisch die Regentschaft führen solle. Die Söhne Gujuk's ziehen ihren Stellvertreter, der hiezu beigestimmt, überschrittener Vollmacht, die Prinzen des üluses Dschagatai und Ogotai weigerten sich , auf dem Kurultai zu erscheinen ; da sandte Batu seine beiden Brüder, Berke und Tokatimur, mit zahlreichem Heere, um den Mengku trotz ihrer Abwesenheit als Kaan auszurufen. Drei i. Juli 12Ö1. Jahre nach dem Tode Gujuk's wurde Mengku unter den gewöhnlichen Feierlichkeiten als Kaan und Moilkan ausge- rufen. Es wurde ein Regierungsbefehl erlassen, vermöge dessen befohlen ward, nicht nur der Menschen, sondern
') Bei d'OIissou H. 24'J. irrig le general iMaugoussar.
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auch der Lastthiere zu schonen, verboten, die Thiere, deren Fleisch gegessen , anders als nach mongoiisdiier Sitte zu erwürgen, die Reinheit des Wassers zu trüben. Sieben Tage dauerte das Krönungsfest, an deren jedem neues Kleid von anderen Farben angezogen , täglich das Fleisch Ton hundert Pferden und Ochsen, fünftausend Schafen verzehrt, die Ladung von zweitausend Wägen Weins und Kumis ausge- trunken ward.
Während der Feste kam ein Soldat der Leibwache'), Hinrich- welcher sein Maulthier verloren, dasselbe zu suchen ausge- tunken der gangen, in grösster Eile (er hatte in Einem Tage den P^'^'^'^J" > Marsch von dreien durchmessen) mit der Kunde, dass die ^,g^g,j Osten Prinzen des üluses Ogotai, Schiramun, Baghu und Kuiuktu und Westen. mit versteckten Waffen, die sie in bedeckten Wägen mit sich führten, im Anzüge. Mingkasar ging ihnen mit Truppen entgegen, überfiel sie und führte sie ins Lager mit sich; hier brachten sie nach mongolischer Sitte ihre Geschenke, neun verschiedene Dinge und von jedem neun Stücke, dar; aber am dritten Tage wurden sie beim Eintritt in's Zelt verhaftet und von Mengku selbst verhört. Der Hofmeister Schiramun's gestand, geprügelt, den Auftrag, und Mengku übertrug nun das Gericht über die Schuldigen dem Mingkasar; dieser sprach über dieselben nach der Jasa die Todesstrafe aus. Siebzig Prinzen und Nujanen wurden hingerichtet, . unter den letzten zwei Söhne Iltschikidai's, des Feldherrn in Persien, deren Vater zu Badgis verhaftet, zu Batu ge- führt, von diesem hingerichtet ward. Die Todesart der Nujanen war, dass man ihnen den Mund mit Steinen füllte und sie so erstickte; die der Prinzen, dass man sie in seidene Tapeten einwickelte und darin zu Tode rollte*). *
Katakasch, die Mutter Schiramun's, die Nichte Altschi Nujan's, sandte Bitte an Sijurkukteni, die Schuld ihres Sohnes be- kennend und für denselben um Verzeihung flehend ; auf die Fürbitte der Mutter schenkte Mengku den Aghlanen, d. i. den Prinzen Schiramun, Ghodscha Aghul, Baghu aus dem
') Wassaf. ^) Derselbe.
02 E r s t e s B u c h.
Uluse Ogotai, Jcsenbuke aus dem Uluse Dschagatai, das Leben, indcAi er sie nach China sandte, dem Chodscha Aghui aber, welchem die Thronfolge gebührt hätte, einen Jurt an der Selenga anwies'); auch den beiden grossen Söhnen Ogotai's, Timur und Melik, und denen Kutan's wurde das Leben geschenkt, aber in der Folge, als Mengku selbst nach China zog, wurde der Prinz Schiramun ertränkt. Seine Mutter Katakasch und Oghulkaimisch, die Wittwe Gujuk's, wurden das Jahr hierauf vor das Gericht Mingkasar's ge- stellt, beide als überwiesen, dass sie die Söhne zur Wider- spenstigkeit bei demKurultai der Thronbesteigung aufgehetzt» zum Tode verurtheilt und in Filz eingewickelt ersäuft. Kaidak und Tschinkai, die beiden Rätlie der Oghulkaimisch, wurden hingerichtet. Buri , der Enkel Dschagatai's , wurde an Batu ausgeliefert, der ihn um einige Schimpfreden , die er wider ihn ausgestossen, tödten Hess. So waren ausser siebzig Nujanen die Kaiserin Oghulkaimisch und die Mutter Schiramun's, welcher von Ogotai zur Thronfolge bestimmt worden war, als Opfer der Herrschaft des Uluses Tuli's gefallen. Der Idikut, d. i. Fürst, der Uighuren, welchem Turakina die Herrschaft über das Land verliehen, wurde, von einem Moslim eines Mordplans wider alle Moslimen in seinem Lande angeklagt , vor das Gericht des unerbittlichen Mingkasar gestellt; von diesem auf die Folter gelegt, be- kannte er sich schuldig, wurde zur Todesstrafe verurtheilt und nach Pischbaligh gesandt, um dieselbe zu erleiden; an einem Freitage, als die Moslimen in die Moschee gingen, wurde er zu ihrer grossen Freude geköpft; die Stelle des Scharfrichters vertrat sein eigener Bruder, welchem Mengku die Herrschaft des Landes der Uighuren verlieh. Berke Aghul und Buka Timur, die beiden Söhne Batu's, wurden mit £hren nach Kipdschak, so auch Eara Hulagu, der Enkel Dschagatai's, aus dessen vor Bamian's Mauern ge- fallenem Sohne Muwatukan, mit der Oberherrschaft seines Uluses entlassen; Mohammed Jelwadsch, welcher, als Mengku
*) Dscbihanguscha u. Mirchuaud und nach demselben d'OIissou II. 272.
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einen Augenblick über die Strafe der schuldigen Prinzen unscliiüssig, denselben nach der aus der römischen Geschichte bekannten Anekdote, der vom Vater Tarquinius als Antwort auf des Sohnes anfragende Botschaft stillschweigend abge- hauenen höheren Pflanzen , zur Todesstrafe bestimmt hatte, ward wieder die Finanzverwaltung von China, und seinem Sohne Mesud die Statthalterschaft über die Länder zwischen dem Oxus und Irtisch anvertraut, dem Aghun die Statt- halterschaft über ganz Persien , von Chorasan bis nach Armenien und an die frische Gränze bestätiget. Mingkasar war der Oberrichter, der Christ Bulghai stand an der Spitze der Staatskanzlei, in welcher Sekretäre für die Ausferti- gungen in sieben Sprachen: Perser, üighuren, Araber, Chinesen, Tibeter, Mandschu und Tanguten angestellt waren. Kuikur, der Sohn Dchudschi Kasar's, des Bruders Tschen- gischan's, erhielt die Befehlshaberschaft der Residenz Kara- korum ; Befehle wurden erlassen, um dem Misbrauche der von Ogotai eingesetzten Posten Jam^^ zu steuern, indem die Kuriere und Gesandten den Bauern die Pferde weg- nahmen; die Abgabe Kuntschur von den Herden wurde auf Eines vom Hundert bestimmt; die Herde, die nicht Hundert zählte, war davon frei. In Persien wurde nach dem Fusse der von Jelwadsch in Transoxana eingeführten Besteuerung der Kopfsteuer, je nach dem Vermögen von Einem bis zehn^), in China von Einem bis fünfzehn Dukaten fest- gesetzt. Forderungen von Kaufleuten , weiche für die unter Gujuk gelieferten Waaren keine Bezahlung erhalten hatten, wurden mit fünfzigtausend Silberbaiischen befriedigt^ ); hin- gegen zog er alle Ländereien ein , deren sich nach dem Tode Gujuk's seine Wittwe Oghulkaimischund ihre SöhneCho- dsclia und Baghu bemächtigt hatten, welche siebzehntausend Baiische Gold eintrugen*). Der Bruder Kubilai wurde mit einem Heere nach China befehligt, und bei dem Aufbruche desselben hielt der Kaan ein Kurultai, von Festen aller Art
•) Bei Rubruquis chap. 29. Jani statt Jam. ^-j Wassaf; bei d'Ohsson 11. 263. a sept. 3) D'Ohssou II. 267. hat aber Nichts vom Folgenden. *) Wassaf.
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Erstes Buch.
Dynastien
im Osten
Asiens.
begleitet; auf diesem erschienen der Richter Schemseddin von Kaswin , welcher wider die ihn aufsuchenden Dolche der Assassinen zum Throne des Kaans flüchtete, und Abge- ordnete Baidschu Nujan's, des Befehlshabers in Irak, welcher sich über den Chalifen von Bagdad beklagte. Da beschloss Mengku den Krieg wider die Assassinen und den Chalifen und übertrug die Führung desselben seinem Bruder Hulagu. Da einige Geschichtschreiber den Anfang der Herrschaft der Mongolen In Persien von diesem Jahre an rechnen, wiewohl Hulagu erst drei Jahre später dort als Eroberer einzog , so wird auch das folgende Buch am bessten mit dem Feldzuge, dessen angekündigter Zweck die Zerstörung der Herrschaft der Assassinen und des Chalifats, beginnen, aber zuvor thut noch zur Orientirung des Lesers vonnöthen ein Ueberblick der damals, das ist in der Hälfte des drei- zehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung , in Asien dem Reiche der Mongolen gleichzeitigen asiatischen Dynastien.
China, dessen nördliche Hälfte unter Mengukaan, dessen südliche unter Kubilai zu dauerndem Besitze und zur Grün- dung der Dynastie Juan, d. i. der Mongolen, erobert worden, liegt hier eben so , wie das indische Reich von Dehli, dessen grosse Stadt Lahur noch unter Gujuk's Regierung von den Mongolen belagert und für kurze Zeit erobert worden war ') , ausser dem Bereiche dieses üeberblicks, welcher blos die unmittelbar mit der mongolischen Dynastie in Persien bei der Eroberung desselben oder später verflochtenen asiatischen Reiche und Dynastien ins Auge nimmt. Wir wenden den Blick nach sechs Seiten, so dass derselbe Persien selbst und seine Gränzländer in Osten, Westen, Süden, Norden, sammt dem äussersten des westlichen Asiens, bis wohin sich das Reich und die Macht der Ilchane erstreckte, in sich begreift. Im Osten zuerst nach dem indischen Gränz- reiche, nach Chorasan,, d. i. dem Ostlande, dem persischen Oesterreich und dem daran stossenden Ktihistan; im Süden
') Firischte und nach demselben d'Ohsson 11. 28).
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gegen Kerman und Jesd , dann nach Persien im eng^sten Sinne, nach Fars , dem persischen Irak und den beiden dazu gehörigen Lurtslan; im Westen nach dem arabischen Iraky dem Sitze des Chalifats, und nach dem Reiche der Seldschu- ken in Rum; im Norden nach Güan, Georgien und Arme- nien; endlich nach dem entfernten Syrien und Aegypten und dem byzantinischen Reiche:
I. Von der indischen Gränze , von deren Deckung gleich beim ersten Feldzuge Hulagu's die Rede sein wird, herrschte die in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts ge- gründete Dynastie der Chuldschen , d. i. die fünfte der Ghiir, nachdem die drei früheren dieses Namens zu Ghasna, Bamimi und Kabul erloschen , während die vierte , nämlich die der Vlugschahe , mit ihnen gleichzeitig zu Dehli herrschte. Die Benennung der zweiten tatarischen Dynastie, unter welcher Ferischte, der grosse Geschichtschreiber der raoslimischen Reiche in Indien, die Chuldschen aufführt, könnte gelten, wenn es wahr wäre, dass sie von einem Eidam Tschengis- chan's , Namens Choldsch , abstammen ; aber keiner der Eidame Tschengischan's trägt diesen Namen und keine der- selben waren Choldsche oder Challadsche (^das indische Choldsch ist blos eine Verstümmelung des Namens der Challadsch oder Kaladsch), welche, wiewohl Türken von Abkunft , von Reschideddin den uneigentlichen Mongolen bei- gesellt werden. In der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts herrschte aus dieser Dynastie Dschelaleddin Firus , welcher sich der Stadt Dehli bemächtigte, und dessen vier glänzende Siege der grosse persische Dichter Chosrew von Dehli , in einem besonderen : die Eroberung der Eroberungen V betitel- ten Werke beschrieben, und dessen Sohne Alaeddin ein anderes seiner Werke ^ nämlich die Vereinigung der beiden glücklichen Gestirne V ^ gewidmet. Chosrew von Dehli war der Lobredner Dschelaleddin's und Alaeddin's, der beiden grossen Herrscher der Chuldschen, wie ein halbes Jahrhun-
*) Fetliol-fatuh. ^) Kiran Saadein : dieser Titel ist das Muster des Matlaai Saadein , d. i. der Aufgang zweier Glückssterue vou Abderresak.
Hammer, Geschiclite der Ilcliane. I. 5
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Erstes Buch,
Dynastien im Süden Persiens.
dert später Wassaf , der Lobredner der beiden Herrscher der llchane , Chodabende und Ebu Said. II. In Chorasan war erst vor einigen Jahren zu Herat die Dynastie der Kert durch Scheniseddin Mohammed gegründet worden, welchem Tschen- gischan bei der Eroberung Herats den Besitz desselben ein- geräumt , 3Iengku , welchem er mit reichen Geschenken seine Huldigung darbrachte, die Herrschaft von Herat und Ghar- dschistan bestätigte. In dem unmittelbar an Herat anstossen- den und längs der südlichen Gränze von Chorasan sich hinziehenden Kuhistan, das ist dem Gebirgslande , sandten: III. die Assassinen von ihren hundert Schlössern den Meuchel- mord wider alle ihre Feinde aus. Der siebente Grossmeister dieser Meuchelmörder, Alaeddiri Mohammed Gurschah, sass seit zwanzig Jahren als Alter vom Berge auf dem Stuhle, auf welchen den neunjährigen Knaben die nächsten Verwand- ten , welche den Täter vergiftet , gesetzt und dem er , vom eigenen Sohne gemordet, entsank.
IV. Kerman, die südliche Landschaft Persiens, kam nach dem Untergange der Herrschaft der Bujiden in die Macht der Seldschuken, von deren fünfgetheilten Herrscher- geschlechte ein Zweig den Namen von Kerman führt,, und blieb im Besitze der Söhne Kaurdin's bis zur Regierung Dscheladdin Chuaresmschahs , zu dessen Zeit der Kämmerer Borrak , zum Islam bekehrt, vom Chalifen mit der Herr- schaft dieses Landes belehnet luid mit dem Ehrentitel Kotlogh Sultan, d.i. der gute Sultan, ausgezeichnet ward. Kotlogh Sultan war mit dem Atabegen von Jesd Ghajaseddin in viel- fältige luid langwierige Streitigkeiten verwickelt, welche in der welteröffnenden Geschichte Dschuweini's erzählet sind. Der Sohn Kotlogh Sultans Rukneddin erhielt trotz der Empö- rung Kutbeddin's, des Neffen Borrak's, vom ersten Nachfol- ger Tschengischan's von Ogotai die Belehnung von Kerman , Kutbeddin gewann aber mächtigen Schutz am Hofe des Kaan, indem er seine Schwester dem Kasar Beke und eine Tochter dem Ssahib Habesch Amid vermählte ; zwei Söhne aus dieser Ehe waren in der Folge die Stützen des Throns von Kerman wider Kutbeddin, welcher von Ogotai nach China gesandt, durch
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den Schutz des Grosswesirs Jelwadsch von Meng^kutaan das
Diplom der Herrschaft Kerman's erhielt. Kutbeddin schickte
6' 50 mit der Botschaft der Belehnung einen Gesandten an Buk- .^.^
neddin, der, als er beim Atabegen von Fars MosafFereddin Ebubekr vergebens Hilfe gesucht und auch beim Chalifen Mosteaassim keine gefunden hatte, sich im folgenden Jahre nach Almaligh zum Kaan Mengku begab, wo auch der Neben- buhler um den Thron Kutbeddin mit ihm zugleich einge- troffen. Diesem bestätigte Mengku, und später auch Hulagu die Herrschaft, die er bis zu seinem, ein Paar Jahre später erfolgten Tode behielt. Fast noch weniger als die Geschichte der Sultane Kermans aus der Familie Borrak ist die der Atabegen von Jesd aus der Familie Kakuje bisher europäi- schen Geschichtschreibern bekannt. V. Die Atabege von Jesd leiten ihren Ursprung vom Dilemiten Ebu Dschaafer Moham- med Kakuje ab , dessen Namen die Araber in Kakeweih , so wie den der Buje in Boweih, und den der Fasluje in Fasleweih verstümmeln ; er war der Oheim Stde Chalun's, der Mutter Medschdeddewlets des Bujiden und Statthalters von Issfahan ; sein Sohn Ebit Manssur Firamurs hatte vom Seldschuken Toghrul vor einem Jahrhunderte die Herrschaft ioöä von Jesd erhalten ; ihm war in derselben sein Sohn Emir Ali Ben Firamurs gefolgt , welcher im Kriege >vider die Karachitanen fiel. Sultan Sindschar, der grosse Herrscher der persischen Seldschuken , verlieh die Herrschaft von Jesd dem Sam Ben Wirdan , einem Abkömmlinge aus einer Tochter Emir Alis, als Stellvertreter desselben. Sam Ben Wirdan um- fing das Grab Ali's zu Meschhed mit einer Mauer und verherr- lichte Jesd durch den Bau einer grossen Moschee. Er überliess die Herrschaft seinem Bruder Iseddin Beschker , welcher, ein tapferer Fürst und Feldherr, von den Seldschuken mit der Statthalterschaft von Schiras und Issfahan betraut wor-
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den, zu Anfang des Jahrhunderts starb; ihm folgte sein Bruder Wirdansor durch zwölf Jahre, und dann dessen Bruder Ebu Manssur ;, beigenannt Kutbeddin der Choldsche, gest nach ihm dessen Sohn Mahmud durch dreizehn Jahre, und
nach diesem dessen Sohn Saighurschah , der Erbauer d^r nach
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in Fars.
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iliin genannten Stadt Salgktirabod , und dann dessen Sohn Toghofischah , der neunte der Herrscher der Familie Kakuje, der Zeitgenosse Ilulagu's'^, welcher das Dasein dieser Herr- scherfamilie duldete , bis nach zwei späteren Herrschern (Alaeddewlet und dessen Bruder Jiisufschah) , zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts , Jesd von Ghasan erobert und dessen Ertrag den Einkünften des Diwans einverleibt ward. Bie In Persien herrschten ausser den xltabegen von Jesd
Dynastien noch die von Schiras , insgemein bekannt unter dem Namen der Salghuren , und zu Darabscherd , einer Landschaft von Fars, die Dynastie Schebankjare -) aus der Familie Fashije. \ I. Die Vorfahren Fasl Ben Emir Fasliije's waren urspriing- lich die Ispehbede , d. i. die Heerführer von Fars ; schon zur Zeit Omars, als Jesdedschird, der letzte Chosroes der Sasan, vor den arabischen Heeren nach Issfahan flüchtete, versammelten sich um ihn die Grossen der Schebankjare, welche mit den Einwohnern der Ebne Run bei Darabscherd einen Bund des Friedens aufrichteten , während Jesdedschird nach Kerman ging. Ali Ben Fasluje war die rechte Hand Horbeid's, des Schwagers Jesdedschird's, und sein Nach- kömmling zur Zeit Alp Arslan's des Seldschuken, der oben- genannte Emir Fasl Ben Fasluje's, insgemein Fasluje Ben Hasuje genannt, Isfehsalar d. i. General der Reiterei. Unter der Regierung :Adhadeddewlet's des grossen Fürsten der Ben Buje überzog dessen Statthalter zu Schiras, Tasch Ferrasch Schebankjare , das Land mit einem Heere , und zu dieser Zeit siedelte sich die Familie Fasluje in der Ebene von Run, in der Nähe der Stadt Darabscherd , an ; fünfzehn Jahre später bemächtigten sie sich des Gebietes von Fars, zu dessen Verwaltung Emir Schebankjare Fasluje angestellt worden. Kaurdin, der Bruder Alparslan's, des Seldschuken von Ker- man , verheerte Fars , Fasluje flüchtete zu Alparslan , und pachtete von ihm Fars und Darabscherd für siebenundzwan-
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') Dsclühanuuina S. 281. ') Von diesen ist in Dej^uignes keine Kunde ; AVassaf behandelt aber im 13. Kap. des IV. Buchs unmittelbar vor der Eroberung Kerman's ihre Geschichte , welche auch im Muuedschimbaschi und im Dschihannuma S. 279 wiederholt ist.
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zig Millionen Dirliem; da er sich wider seinen Lehensherrn empörte, überzog ihn Nisaraeddin, der grosse Grosswesir Melekschah's , mit Krieg, und der Atabege Dschelaleddin Dschanli der Chua7isalaf , d.i. Obersttruclisess, schhig sich mit dem Erbauer der Residenz zu Darabscherd , dessen langer Namen Nisaineddin Mahmud Ben Jahja Ben Hasuje. Dsclianli starb während des Feldzugs an einem Blutflusse; ihm folgte sein Sohn Mobariseddin , dann dessen Sohn Nisa- meddhi II. , dann der Bruder Mosaffer Mohammed^ w elcher, ein weiser und gerechter Fürst, seit vierzehn Jahren herrschte, als Hulagu gegen den Westen aufbrach. Von allen Dynastien, welche zur Zeit Hulagu's in Persien herrschten, ist keine merkwürdiger als die VII. der Atabegen Salghuren, deren Geschichte die Hälfte des zweiten Buchs von der Wassaf's füllt, und die er mit besonderer Vorliebe und Ausführlich- keit behandelt , w eil Fars das Stammland Persiens und Schiras seine Geburtsstadt; auch wir werden in der Folge die Geschichte derselben ausführlicher als die aller übrigen Dynastien erzählen, weil die Regienmg der fünf ersten Fürsten , w eiche alle den Vornamen Mosaffereddin , d. i. die mit dem Siege der Religion Betheilten, führten, eine schöne Zeit des Flores der Herrschaft und der Wissenschaft, des Lebensgenusses und der Poesie , und weil der Namen des letzten Ebubekr Ben Saad's schon durch Saadi's Gülistan allein unsterblich. Hier genüge es zu sagen, dass von dem Ende der Herrschaft der Dilemiten bis zu dem Auftritte des ersten Salghuren Sonkar Ben Meivditd in der Hälfte des sechsten Jahrhunderts der Hidschret , des zwölften der christlichen Zeitrechnung , Fars durch sieben Atabege , Statt- halter der Seldschuken , verwaltet worden. Der erste Fasluje Schebankjare , dessen schon oben bei der Dynastie dieses Namens Erwähnung geschehen , und von dem die Dichter, auf dessen Namen Fasl , d. i. Trefflichkeit, Verdienst, Wohl- that und Huld anspielend, gesagt:
Vor Gott , dem Allverehrten , war er Huld und Glück, Deu Uebermuth des Aufruhrs hielt Faslui Eurück.
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Der zweite Rohneddewlet , d.i. die Reichssäule Chtmar Tegin, ertrank ; der dritte Dschelaleddin Dschanli verkeerte das Gebiet der Dynastie Schebankjare ; der vierte Karadschu baute eine Medrese zu Schiras und ward zu Hamadan er- schlagen; der fünfte Mengubers baute eine Medrese, au der er begraben liegt , dessgleichen seine Gemahlin Sahide die Medrese Issmeti zu Schiras; der sechste Bosabe ward, wie- wohl ein gerechter und billiger Herr , gewaltsam getödtet, und der siebente Melehschah hielt der letzte das Ansehen der Seldschuken aufrecht, welchem Sonkar Ben Mewdud, der Gründer der Dynastie der Salghuren, ein Ende machte, indem er sich zum Atabegen unabhängigen Herrscher, aufwarf. Die i>Jit der Familie Fasluje's , welche zu Schebankjare
>linas lei \n.i'Ysc}\te , sind die sogenannten grossen Fasluje nicht zu von Gross- e b /
und Klein- vermengen, welche in Gross -Luristan unter dem Namen der
Luristan. grossen Atabege , so wie die Familie Chorschid in Klein- Luristan unter dem Namen der kleineu Atabege herrschten. Die beiden Provinzen haben ihren Namen von zwei Brüdern, Lor oder L?ir , welche dort Statthalter im dritten Jahrhun-^ derte der Hidschret , später über die Stämme herrschten, welche um's Jahr fünfhundert der Hidschret am Berge Säumal im nördlichen Syrien in dieses südöstliche Gebirgsland Per- siens eingewandert , sich unter Anführung Chorschid's fn Klein -Luristan niederliessen ; von ihrer westlichen Abstam- mung heissen sie die Könige des Westens *). Vill. In Gross- Luristan dienten die Anfülirer dieser ausgewanderten Stämme AU und dessen Sohn Mohammed den Atabegen Salghuren, und .yJba Tahi'r , der Sohn Mohammed's , stand dem Atabegen Sojikar Mider die Schebankjare bei. Sonkar, der Salghure, sagte zum Abu Tahir: er möge sich eine Gnade erbitten ; Abu Tahir begehrte erst den Pfeil , dann das Pferd des Atabegen, und als ihn dieser noch mehr begehren hiess, die Erlaubniss, Luristan von den Feinden der Atabege zu reini- gen; er eroberte es, erklärte aber sich selbst zum unabhän- gigen Fürsten und Atabegen. Bei dieser Gelegenheit siedel-
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'J Melikol-yhiirb.
KistesBuch. 71
teil sich zahlreiche Stämme aus Syrien in Luristan an , und vertrieben die Scholeti oder Schulen, welche die Urein- wohner des Landes. Abu Tahir hatte fünf Söhne, deren ältester Hesarsif in beständigem Kriege mit Tikle dem Atabegen Salghuren von Fars. Hesarsif verheerte das Ge- biet der Salghuren, und unterwarf sich das Land bis auf vier Farasangen von Issfahan. Hesarsif erhielt für seinen Sohn Tikle, welcher denselben Namen trug wie der Atabege Salghure von Fars , weil er von mütterlicher Seite ein Enkel desselben , ein Herrscherdiplom vom Chalifen Nassir ; der Salghure Saad sandte Heere wider Tikle, welcher dieselben schlug , und auch wider Hosameddin Chalil , den Neffen Schudschaaeddin's von Klein-Luristan, siegreich Krieg führte; endlich kamen aus Chusistan zwei Feldherren des Chalifen, welche den Bruder Tikle's gefangen nahmen. Tikle tödtete den einen , nahm den anderen gefangen und löste denselben für den Bruder aus. Tikle war der Beherrscher Gross- Luristan's, als Hulagu wider Bagdad zog. Zur selben Zeit herrschte in Klein-Luristan der kleine Atabege Bedreddin Mesud , welcher sich dem Dienste der Mongolen stellte. IX. Die Dynastie der kleinen Atabege in Klein - Luristan begann ein halbes Jahrhundert später als die der Atabege von Gross -Luristan. Schudschaaeddin Chorschid, d. i. der Tapfere der Religion , die Sonne, eroberte das Land, nahm, der erste, den Titel Atabeg an, und starb nach vierzig- jähriger Regierung über hundert Jahre alt; ihm folgte sein Neffe Rüstern j ein gerechter aber strenger Fürst, den sein Bruder Scherefeddin Ebubekr ermordete; dieser wurde von seinem Weibe vergiftet; sein Bruder Iseddin Kerschasif nahm den Thron ein und die Frau Melike , seines Bruders Gemahlin, die Tochter Schihabeddin Suleimanschah's , zur Frau; in langwierigen Krieg mit Hosameddin Chalil, dem Neffen Schudschaaeddin's, verwickelt, schloss er mit dem- selben Frieden , ward aber von ihm erschlagen. Die Wittwe Melike Chatun sandte ihre drei Söhne (Schudschaaeddin Chorschid , Ssafeddin Rüstern und Nur eddin Mohammed) zu ihrem Bruder Suleimattschah y der mit Hosameddin den Krieg
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Erstes Buch.
so erbittert führte, dass sie sich in Einem Monate ein und dreissigmal schlugen; nach einigen Jahren kam es in der Ebene von Schabur zu einer entscheidenden Schlacht , in welcher Suleimanschah von sechzigtausend Reitern des Chali- fen unterstützt ward, während das Heer Hosanieddin's nur aus dreitausend Reitern und neuntausend Fussgängern bestand; dennoch wurde Suleiraan Anfangs in die Flucht geschlagen, trug aber den Sieg davon , und improvisirte , als man ihm den Kopf Hosameddin Chalil's brachte, vier Verse darauf, in denen eben so viele Wortspiele:
Clialil der Arme war sich selber nicht bewusst, Er hatte eingepflanzt der Seele Frühliji^slust'); Ein Diw , begehrte er das Reich von Suleiman, Zuletzt im Diwan Salomoni's abgethan.
Die Herrschaft kam an den obengenannten Bedreddin Mesud, den Bruder Iseddin Kerschasifs. Dynastien jm arabischen Irak herrschten, ausser X. den Chalifen
i, arab. Irak, in Syrien.
Arabien,
zu Bagdad, in der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts noch Äeqypten *^^^^ Dynastien, deren Fürsten den Titel von Atabegen, das und ist von Hofmeistern (Hausmayern) führten. Von einem Dutzend von Dynastien, welche in der morgenländischen Geschichte unter diesem Namen berühmt, waren die von Damashis , Haleb , Aserbeidschan und Irbü bereits erloschen, und es bestanden nur noch die schon erwähnten persischen der Atabege von Jesd, Darabscherd , Schiras, Gross- und Klein - Ltiristan j, und die nun zu erwähnenden von Mossul, Dschesire und Sindschar. XI. Zu Mossul hatten seit einem Jahrhunderte sechszehn Atabege aus der Familie Amadeddin Sengi's, deren Thron vom Chalifen Bagdad's dem Bedreddin Lulu, Obersthofraeister der beiden letzten Fürsten, verliehen worden; dieser füllte den Thron rühmlich vierzig Jahre lang und ward von Hulagu , dem er nach Bagdad's Eroberung zu huldigen kam , gnädig aufgenommen. XII. Die Dynastie der Atabege von Sindschar , deren Herrschaft vor einem
•) Gesellte war, gischte pflanzte, küsclite erschlagen, diwan Plural von Diu- und Diwau die Ratlis Versammlung.
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Jahrhunderte ') begonnen , hatte nur durch ein halbes Jahr- hundert geherrscht , und ihre Herrschaft war nach Bedreddin Lulu's , des Atabegen von Mossul , Tode dem Sohne desselben, MosafFer von Beibars, dem Sultane Aegyptens , zugesprochen worden ; eben so war die Linie der Atabegen Mossul's, welche seit acht und vierzig Jahren *) XIII. zu Dschesire geherrscht, erloschen, und an ihre Stelle Modschahid , ein anderer Sohn Bedreddin Lulu's, des Atabegen von Mossul, getreten, so dass Bedreddin Lulu und seine drei Söhne f der dritte folgte ihm als Herr von Mossul nach) als unumschränkte Herrscher in die Fussstapfen ihrer vorigen Herren getreten. XIV. Zu Mardin herrschte ein Zweig der Beni Ortok , deren Haupt- linie von Diarbekr seit zwanzig Jahren^) erloschen war; aber aus derselben Familie herrschten zu Mardin schon seit hundert sechs und achtzig Jahren *) Fürsten , deren Dynastie erst im Beginne des fünfzehnten Jahrhunderts der christ- lichen Zeitrechnung erlosch. ') I/ghasi j der Gründer dieser Dynastie, Sultan Melekschah's des Seldschukiden Statthalter zu Bagdad, hatte sich Nissibin's und Mardin's bemächtigt; ihm war sein Sohn Hosameddin Timurtasch und sein Sohn Nedschmed- dtn, diesen die beiden Söhne Hosameddin II. und Nassireddin und diesem der Sohn Melik Said gefolgt , welcher der sechste Herrscher dieser Dynastie, auf die Festigkeit seiner Residenz trotzend , der Belagerung Hulagu's widerstand. Auch zu Miafarakain hatte noch vor dreissig Jahren Suleiman, ein Sohn Ilghasi's Ortok, geherrscht, aber zur Zeit Hulagu's war diese Stadt im Besitze Kjamil's des Ejubiden. XV. Mia- farakain's Fürstenthum ist also das zehnte des zehnzweigi- gen mächtigen Herrscherstammes der Beni Ejub (^die neun anderen , die von Kairo , Damashis , Haleh , Hama , Himss, Kerek , Baalbek , Hossnkeif und Jemen)', von diesen zehn Dynastien der Beni Ejub bestanden in der Hälfte des drei- zehnten Jahrhunderts nur noch im arabischen Irak die von Miafarakain und Hossnkeif j und in Syrien die vier von
•) i. J. 566 (1170). ') seit 576 (1180). 3) seit 629 (1231). *) seit 464 (1071). *) i, J. 814 (l4ll).
74 BrstesBuch.
Haleb, Hanta , Himss und Kerek. Kjamil war der fünfte Herrscher der Beni Ejub zu Miafarakain ; seine Vorfahren Melikol-aadil, der Bruder Ssalaheddin's , dann Melik el-eschref, Melik el-ewhad, Melik el-mosaffer , die drei Söhne Melik el-aadil's ; der Sohn des letzten war Melik Kjamil , der GrossnefFe Ssalaheddin's, welcher den Versuch, den Waffen der Mongolen zu widerstehen , mit dem Verluste seiner Hauptstadt und des Lebens bezahlte. XVI. Die Dynastie der Beni Ejub zu Hossnkeif hatte vor zwanzig Jahren begonnen '), indem Melik Ssalih Nedschraeddin von seinem Vater Kjamil die Städte Amid und Hossnkeif erhalten; nachdem Kjamil, um Aegyptens und Syriens Herrschaft zu übernehmen, sich dahin begeben , blieb sein Sohn Melik Moaasem Turanschah im Besitze des väterlichen Gebiets, und als auch dieser dem Vater auf dem Throne Aegyptens gefolgt, verlieh er die Herrschaft von Amid und Hossnkeif seinem Sohne Melik Mowahid, der wie sein Vetter von Miafarakain ein Opfer seines Widerstandes unter dem Schwerte der Mongolen fiel. Vier andere Söhne der Beni Ejub herrschten in Syrien. XVII. Zu Hanta Melik Manssur II. , der bei Annäherung der Mongolen nach Aegypten flüchtete. Der Gründer des Hauses war Takjeddin, der Enkel Ejub's, aus dessen Sohn Sphehin- schah, von seinem Oheim Ssalaheddin als Herr von Hama installirt, sein Sohn Nachfolger Melik Manssur I. ob seiner widei^ die Kreuzfahrer erfochtenen Siege und des Schutzes, den er Gelehrten und Dichtern angedeihen Hess, von jenen in zahlreichen ihm gewidmeten Werken , von diesen in Sieges- hymnen und Elegien gepriesen. XVIII. Die Dynastie der Beni Ejub zu Himss leitet ihren Ursprung von Esededdin Schirkuh, dem jüngeren Bruder Ejub's , ab , welcher vom grossen Nu- reddin zum Statthalter vom Himss bestellt worden war. Ssalaheddin bestätigte seinem Neffen und getreuen Begleiter auf allen Feldzügen Melik Nassireddin Mohammed des Vaters Statthalterschaft als Eigenthum ; nach dessen schnellem Tode verlieh er die Herrschaft zwar dem Sohne desselben Melik
0 >. J. 62-:) Cl2jl).
ErstesBuch. 75
Modschahid Schirkuh , zog aber das väterliche Vermögen ein, das er nur, durch einen vom zwölfjährigen Neffen citirten Koransvers gemahnet , zurückgab ; dem Modschahid folgte sein Sohn Manssur Ibrahim j der den Chuaresmern tapferen Widerstand geleistet, und nach ihm sein Sohn Melik Bschref Mosafersddin Musa , der Zeitgenosse Hulagus, von diesem, weil er ihm gehuldigt, in der Herrschaft bestätigt. XIX. Die Dynastie der Beni Ejub zu Kerek begann unter Melik Aadil Seifeddin Ebubekr , welcher vom Bruder Ssalaheddin die eroberte Stadt erhielt; nach des Bruders Tod zur Herrschaft von Damaskus berufen , übergab er Kerek seinem Sohne Melik Moaasem Isa , welchem der Sohn Melik Nassir Daud und diesem Melik Moghis Fetheddin Omar folgte, der Zeit- genosse Hulagu's, von diesem ob des Briefwechsels mit Bei- bars getödtet. Beibars war der vierte Sultan der Mamluken in XX. Aegypten, deren Dynastie gleichzeitig mit der per- sischen Hulagu's in Persien emporstieg, und als eine Neben- buhlerin derselben um Syriens Herrschaft in der Folge genauere Kunde erfordern wird. So herrschte auch zu Mekka der viÄte Herrscher der XXI. Dynastie der Beni Kitade, welcher nach den erloschenen drei Dynastien der Beni Ochaissar , Musa sani und Beni Haschim seit einem halben Jahrhunderte auf dem Throne sass, welchen der vierte Herrscher Ebu Nami Mohammed durch sieben und vierzig Jahre gefüllt.
Wir wenden ims nun zuletzt nach dem Norden und zwar Dynastien zuerst nach den nördlichen Landschaften Persiens, nach ^^^ nördl.
Taberistan und Masenderan, wo seit der Hälfte des ersten . . '
Armeniens^
Jahrhunderts der Hidschret bis in die Hälfte des fünften Georgiens u, die zwei Dynastien Bawendije , auf einander folgend , ge- Kleinasiens, herrscht; aus der zweiten, im Anfang des dreizehnten Jahr- hunderts der christlichen Zeitrechnung'^ erloschenen, erstand in der Hälfte des vierzehnten ein Zweig derselben in der Dynastie Bschelawije. Das Stillschweigen der Geschichte durch diese anderthalb Jahrhunderte^^ beweiset, dass Tabe-
•) I. J. 60J (1209). *) Vou 1209 — 1349.
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ristan während dieser Zeit keine eigenen Herrscher hatte ; in Gilan herrschten XXII. die Beni Badusian schon seit dem vierzigsten Jahre der Hidschret zu Rujan und Rustemdar; der Gründer Badusian '^ war ein Nachkömmling des Schmie- des Kjawe, des Befreiers seines Vaterlandes von der Tyrannei, dessen Schurzfell erst Freiheitsfahne , dann Reichspanier, -) Sie führten den besonderen Titel Astandar , welches in der bisher ganz unbekannten Mundart Taberistan's gleichbedeu- tend mit Scheichol Dschebal , d. i. des Alten vom Berge wie der Grossmeister der Assassinen, hiess, weicher diesen Namen von den früheren Herrschern Kuhistan's aus der Dynastie Bawend geborgt. Die beiden Alten des Gebirgs , der von Alamut und der von Rustemdar ^ bekriegten sich um die Hälfte des sechsten Jahrhunderts als unversöhnliche Feinde ; aber nach dem Tode Keikawu's Ben Hesarsifs schlug sein Sohn und Nachfolger Schehrnusch den entgegengesetzten Pfad ein, und trat selbst in die Fussstapfen der Assassinen, seiner Verbündeten. Nach Schehrnuscli herrschte sein Bru- der Isferidiar Kerlcud , nach ihm sein Neffe Serin Kemer, d. i. Goldgürtel, der Erste der Sohn Hesarsifs, dann Gold- gürtel der Zweite, der Sohn Chassin's , der ein und zwanzigste Herrscher der Beni Badusian; diesem war zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung ^) sein Sohn Bisutun , diesem nach zehnjähriger Regierung der Sohn Fachreddetplet , diesem nach zwanzigjähriger Regie- rung der Sohn Hosameddeiplet Ardeschir und diesem der Bruder Iskender gefolgt. Sein Nachfolger Isfendiar Scheh- rahim, der jüngste Fürst der Beni Badusian, regierte drei und dreissig Jahre lang als Zeitgenosse Hulaguchan's und Abaka's ; von diesen wurden die Herrscher Gilan's in Ruhe gelassen, und die Eroberung des Landes erst unter ihrem Nachfolger Oldsckm'tu, dem achten Ilchane Persiens, ver-
•) Geschichte Taberistan's und Masenderan's von Sahireddin, auf der kaiserl. Bibliothek zu Wien, schon in der Geschichte der Assassinen. S. 230 benutzt, wo statt Badusian Badusgan gedruckt. ^) Ben Vschit, B. Gilan, B.Firus, B. Kersi, B. Dschaut. ^) i. J. 610 (1214).
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sucht. XXIII. Der König Kleinarmeniens war Hetum oder Haithon I., der vierte Fürst seiner Dynastie durch fünf und vierzig Jahre, während welcher er in häufiger Berührung mit Hulagu und dem Bruder desselben , dem Grosskaan Mengku; ein nicht minder historisch wichtiger, in die Ge- schichte der Mongolen eingreifender, grosser Herrschel*- charakter ist XXIV. die Königin von Georgien , Russuldan, die Tochter der Taf/iar j nach deren Tode das georgische Reich unter die beiden Davide, welche bei der Thronbe- steigung Gujuk's erschienen, nämlich zwischen ihrem Vetter David Narin und ihrem Sohne David Ssosslatij getheilet ward. Dieser erhielt das obere Georgien, d. i. Karthli, Kacheihi , Achal-ziche und Schetcar ; der andere JNieder- georgien, A. \. Imerethi , Mingrelien , Sswanethi , Dschikhethi und Abchasethi ; nach Mengkukaan's Tode zeichnete Hulagu den David, Sohn der Russuldan, seiner Tapferkeit willen besonders aus. XXV. Das Reich der Seldschuken in Rum beherrschte der zwölfte Sultan derselben , Iseddi'n Keika- wus IL , erst allein , dann mit seinen Brüdern Ruhieddin 'Kilidscharslan IV. und Jllaeddin Keikohnd II., von welchen der vorletzte bei der Thronbesteigung Gujuk's erschienen war. In Nicäa endlich thronte XXVI. der griechische Kai- ser Vataces, dessen drei und dreissigj ährige Regierung, ein Muster von Weisheit und Staatsklugheit, die Wiedererobe- rung Konstantinopels aus den Händen der Lateiner vorbe- reitete, und dessen Gesandte sich mit denen Innocenz IV. am Hofe Mengukaan's zusammenfanden. ') Der Papst und die Könige von Frankreich und Ungarn verkehrten mit den Herrschern der Mongolen durch Gesandtschaften ; aber weder die fränkischen Kaiser von Konstantinopel , noch die Reste der Kreuzfahrer in Syrien kamen mit denselben in unmittel- bare Berührung, wie die hier aufgeführten sechs und zwanzig asiatischen Dynastien , welche die Zeitgenossen Hulagu's. Wie an der Pforte Mohammed Chuaresmschahs , des mäch-
*) En ce meine terns les Ambassadeurs de Vastarce etoient loges bien pres de nous. Rubruquis. Ch. 32.
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tigsten Herrschers Asiens vor Tschengischan , sieben und zwanzig besiegte oder huldigende Prinzen fünfmal des Tages die Heerpauken schlugen, so schlugen diese sechs und zwanzig , dem Ursprünge des mongolischen Reichs in Persien gleichzeitigen Dynastien , welchö" denselben widerstanden, erlegen, gehorchten, huldigten oder ob denselben zitterten, gleichsam an der Pforte derselben die Heerpauke der Herrschaft.
cBtuettee pud|*
Regieruniä^saiitritt Hula^u's; iseine Familie; Feld- zug nach Persien m ider die Schlösser der Assas> sinen und Bagdad; Rückblick auf die Chalifen und die Emirol-uniera» Moteaassiinbillah« der letzte Chalife; Alkaiui der ÜTesir; Belagerung, Erobe- rung und Verkrustung Bagdad's; Hinrichtung des Chalifen JUelik üloaasem MosafFereddin ; der Herr- scher von Irbil , Stifter der Geburtsfeier des Pro- pheten; die damaligen Herrscher Gross- und Klein- liuristan's und Gross- und Klein - Armenien's.
MMulagu oder, wie die Mongolen den Namen schreiben Htilayu. und sprechen, Chulagu war der fünfte Sohn Tuli's, des jüngsten Sohnes Tschengischan's aus der Frau Sijurkukteni, der Nichte Owangchan's, welche ihm vor Hulagu den ersten Mengku , den vierten Kubilai, und Arikbuga, den siebenten seiner neun Söhne, geboren. Als vor sechs und zwanzig Jah- ren (^zwei vor seinem Tode^ Tschengischan das letztemal in seinen Jurt zurückgekehrt, um das grosse, durch Jagden gefeierte Kurultai der Familie zu halten, bei welchem alle Söhne mit ihren Frauen und Kindern erschienen (^den ältesten Dschudschi ausgenommen, der seinf • statt nur ein herrliches Geschenk von Pferden gesandt), kamen ihm die beiden Enkel, Kubilai und Hulagu, jener zehn, dieser neun Jahre alt, mit dem ersten Wilde, das sie erjagt, jener mit einem Hasen , dieser mit einem Rehe entgegengelaufen. Tschen- gischan vollzog an ihnen beiden den mongolischen Jagdge- brauch der Fetteinschmierung ^^ , welcher darin besteht, den
') Dschatnischi Mirchuand.
gO ZweitesBuch.
Jünglingen oder Knaben, welche das erste Wild erlegt, den Daumen mit dem Fette und Fleische desselben einzuschmie- ren, was als eine günstige Vorbedeutung für die künftige Laufbahn der beiden Prinzen mit Festen gefeiert ward; in jedem Falle eine minder unmenschliche Vorbedeutung als die Handvoll geronnenen Blutes, mit welcher Tschengischan zur Welt gekommen, die er erobernd in Blut getränkt und die so giausam in Erfüllung gegangen; auch diese vom Gross- rater Welteroberer selbst vollzogene Fetteinschmierung ging an beiden Enkeln, künftigen Herrschern, Eroberern und Stiftern von Dynastien in Erfüllung, indem Beide sich Reiche erbeuteten, der Jäger des Hasen das chinesische, als Stifter der mongolischen Dynastie der Juan, und Hulagu das per- sische, als Gründer der Dynastie der Ilchane. Hulagu war nun fünf und dreissig Jahre alt, in voller Reife männlicher Kraft, von welcher das Dasein von zehn Söhnen, die ihm von vierzehn, die er hatte, in diesem Alter bereits geboren waren, sprechender Beweis. Wir können also die Zahl sei- ner Frauen und Kinder , welche die Biographie sonst gewöhn- lich am Ende des beschriebenen Lebens aufnimmt , am bessten sogleich überblicken , weil die grösste Anzahl derselben schon vorhanden, und die Namen der in der Folge vorkommenden Frauen und Kinder dann keiner weiteren Einführung bedürfen. Hulagu hatte sechs Frauen Gemahlinnen, aus deren vieren ihm sechs Söhne und drei Töchter , indem die anderen acht der zweimal sieben Söhne und die anderen vier der sieben Töchter aus zwölf Beischläferinnen geboren wurden, welche die Geschichte aus der grossen Zahl derselben nennt, weil sie Mütter von Prinzen oder Prinzessinnen. Von diesen zwölf Beischläferinnen waren drei ') aus dem Lager der ersten seiner Gemahlinnen, der grossen Frau Tokus , und vier aus dem Lager seiner fünften Gemahlin, der Konghura- tine Kutui Chatun, ein Umstand, der vielleicht weniger für ihre Bereitwilligkeit, dem Gemahle gefällig zu sein, als für
■) VscJiiirdsche Ikadschi die Mutter Kuchurtai's, II Ikadschi 6ie Mutter Huladschu des zwölften Sohu es, und die Mutter des vierten Sohnes Tedekadu,
Zweites Buch.
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ihren guten Geschmack , sich mit schönen Sklavinnen zu umgeben , beweiset ; die Beischläferinnen werden am schick- lichsten mit den Namen der Söhne und Töchter, durch welche der ihrige in der Geschichte in Vorschein ge- kommen, genannt werden; aber der sechs Gemahlinnen wollen wir zuerst und besonders erwähnen , weil dieselben als Frauen des grössten Ansehens und Einflusses genossen; als Frauen Gemahlinnen trugen sie den hohen pyramiden- förmigen, mit herabfallendem Schleier bedeckten mongoli- schen Kopfschmuck Baghtak, dessen Namen die europäischen Reisenden in Botta, die Venezianer in Baiuta verstümmelt haben. ')
Die erste und grösste Gemahlin, deren Rang bei den p. Mongolen immer den andern weit voraus und welche die Gemahlin Frau und Gebieterin des Harems, wie noch heute bei den Hulagu's. Perserinnen die grosse Frau-}, war Tokus Chatun, d. i. die Frau Neun, die Keraitin , welche der Vater Tuli kurz vor seinem Tode zur Frau genommen, aber ohne dieselbe zu berühren gestorben war. Nach der mongolischen Sitte, vermöge welcher die Söhne die vom Vater hinterlassenen Stiefmütter als Gemahlinnen erben, ward dieselbe mit Hulagu vermählt, sobald das Heer auf dem Rückmarsche aus China den Oxus passirt hatte, Tuli war in seinem vierzigsten Jahre gestorben und Hulagu damals sechzehn Jahre alt ; seine Stiefmutter, vielleicht jünger oder nicht viel älter, hätte also wohl bald ihrem stiefmütterlichen Ansehen als wirkliche 3iutter neues Gewicht beifügen können ; allein sie ward nie Mutter und behauptete sich dennoch bis zu ihrem Tode in dem höchsten Ansehen als grosse P'rau und Ge- bieterin des Frauengemachs, als die erste Rafhgeberin und mütterliche Freundin Hulagu's, was fast vermuthen lässt, dass sie vielleicht um Vieles älter, erst dem Vater Tuli und dann dem Sohne von der Mutter des letzten, der staats- klugen Sijurkuktem, ihrer Fante, mehr an die Hand, als
') Les femnies out un ornemeiU >\e tele, qu'ils appelleut Botta Rtibruq eh. 15. ^) Danui Melu/t.
Uanimer, Geschichte der Ilchane. I. 6
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ins liett gegeben worden. Hulagu nahm sie zur Gemahlin und ihre Schwester Tukini zur Beischläferin , die ihm eben so wenig als die Schwester Kinder gab. Sie waren beide die Töchter Ettiko's, des zweiten Sohnes Owangchan's, die Nichten der Frau Sijurkukteni, der Mutter Hulagu's, welche die Tochter Hakembo's, des Bruders Owangchan's, und waren also beide die Basen Hulagu's, beide Christinnen, wie Sijur- kukteni , und in der freien Ausübung ihres Cultus eben so wenig beirrt , als ihre Tante Sijurkukteni vom Gemahle Tuli. Inmitten des Lagers Hulagu's hatte sie ihre von nestoriani- schen Christen bediente Kapelle mit Glockengeläute, die grosse Beschützerin der Christen und Missionäre bei ihrem Gemahle. Wie sich Hulagu zwei Schwestern Keraitinnen, die eine als Frau, die andere ah Beischläferin, genommen, so auch zwei Gemahlinnen Schwestern aus dem mit dem Hause Tschengischan's so vielfach verschwägerten Stamme der Virat, nämlich Kubak oder Kojuk Chatim, die Mutter seines zweiten Sohnes Dschumkttr, und ihre Stiefschwester Oldschai, die Mutter seines eilften Sohnes Mengku Timur; beide waren die Töchter Turaldschi's , des Sohnes litilvke's, des Fürsten der üirat. Tschengischan hatte dem Turaldschi seine Tochter Dschidschegan zur Frau gegeben, welche ihm den Sohn B?ika Timur geboren ; aus einer anderen Gemahlin hatte Turaldschi die beiden Töchter Kubak und Oldschai, welche also die Stiefschwestern Dschidschegan's, der Tante Hulagu's, seine Stiefbasen waren ; die beiden anderen Gemahlinnen waren zwei Konghuratinnen : KuUii Chalun, aus deren Lager Hulagu sieben Beischläferinnen genommen , die Mutter Tek- schinsj, seines vierten, und yihvied Tekf/dnr's^ seines siebenten Sohnes; und Mertai Chatun, welche kinderlos, wie die grosse Frau Tokus Chatun und ihre Schwester Tukini; endlich die Frau Jhut oder Jisiintschin, aus dem Stamme Suldus, die Mutter des Kronprinzen Abaka. Wir mussten in diese Um- ständlichkeiten eingehen , weil sich nur aus denselben das Resultat der die Wahl der Gemahlinnen mongolischer Herr- scher leitenden Staats- und Familien -Maximen klar heraus- stellt. Von diesen sieben Gemahlinnen waren vier Biutsver-
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wandte, nämlich zwei Basen, obendrein Stiefmütter, und zwei Stiefbasen; dann waren die zwei Stämme, denen diese zwei Schwesterpaare angehörten, nämlich die Kerait und die Uitat, sowie der der Konghiirat, aus welchem die zwei anderen Gemahlinnen, die mit dem Hause Tschengischan's am viel- fältig^sten verschwägerten, die früher als andere der aufstei- genden Macht Tschengischan's, sich derselben unterwerfend, gehuldigt. Die Wahl der Frauen Gemahlinnen wurde also vorzüglich durch die Politik, durch die Freundschaft der Stämme und die nächste Verwandtschaft bestimmt.
Der Erstgeborene Abaka war als der Aelteste schon bei p,^ söhne des Vaters Lebzeiten sein erklärter Thronfolger, als welcher und Töchter er auch nach dessen Tode der zweite der Ilchane in Iran, Hulacfu's. nachdem er demselben gefolgt. Dschumkur der Zw eitgeborene, nur einen Monat jünger, als Abaka, blieb, als der Vater den Feldzug nach Westen unternahm, als dessen Sachwalter im Lager des Kaans Bruders zurück; in der Folge, als nach dem Tode Mengkukaan's der jüngste Bruder desselben, Arik- bugha, dem ältesten, Kubilai, den Thron streitig machte, ward Dschumkur von jenem gezwungen, sich für ihn wider diesen zu erklären, fiel aber, als Arikbugha wider Alghui auszog, von ihm ab, um in's Lager des Vaters zurückzukehren, und starb auf dem Wege dahin; desselben, sowie seiner beiden Söhne Dschuschkub und Kunktischu, wird im Verlaufe dieser Geschichte noch mehrmals erwähnt werden. Jaschmtit, der "dritte Sohn Hulagu's, aus der Chinesin Tukadschi Ikadschi, welche eine Sklavin des Lagers der Frau Kutui , war Vater von drei Söhnen; Kutui selbst war die Mutter des vierten Sohnes , Tekschin, welcher an einem Blasenübel gestorben, und dessen Gemahlin Nulim, die Tochter Buka Timur's, des Bruders Kubak Chatun's (^folglich seine angeheirathete Base}, nach Tekschin's Tod sein Bruder Dschumkur zur Frau nahm. Der fünfte Sohn, Tarakai, aus der dem Lager der Frau Kutui entnommenen Beischläferin Borkdschin, ward auf der Reise nach Persien vom Blitze erschlagen; merkwürdiger durch seinen Sohn Baidu, welcher einige 3Ionate lang der sechste Herrscher der Mongolen in Persien, nach Ahmed
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Tektidar, dem siebenten Sohne Ilulagu's, dem fünften der llchane; zwischen beiden ward Tu sin , djgr sechste Sohn Hulagn's, aus derselben Mutter, \\ie Jaschmut, geboren. Adschai , des achten Sohnes Mutter, war die Beischläferin Irtika Ikadschi, aus dem Lager der Frau Kutui ; als Hulagu nach Persien zog, liess er ihn an der Spitze des Lagers der Frau Kutui zur Besorgung der Angelegenheiten zurück ; er überlebte seinen Bruder Hulagu nur zehn Tage. Die Bei- schläferin Dschudsche Ikadschi , die Mutter des neunten Sohnes, Kuikurtai , war eine Sklavin aus dem Lager der Frau Tokus; er war Vater von sechs Söhnen und erreichte ein sehr hohes Alter. Die Mutter Jisudars, des zehnten Sohnes, war Uwischdschin , aus dem Stamme Kurlaut, dessen diese Geschichte weiter nicht, aber noch des eilftea Sohnes Mengku Timur's '^ erwähnen wird, welcher sechs und zwanzig Jahre alt starb; Vater von drei Söhnen, allein drei aus der Sklavin Ilinak Ikadschi, und keiner aus seinen drei Frauen, deren erste Oldschai, die Tochter Buka Timur's , des Bruders der Frau Oldschai, Gemahlin Hulagu's, folglich seine Stief- base; die zweite die berühmte Abisch Turkan, Tochter des Atabegen von Fars, letzte Herrscherin aus diesem Stamme; die dritte Nuhin Chatun. Sie gaben ihm keine Söhne , aber mehrere Töchter, deren berühmteste die ältesie, Kordotschin, aus der Atabegin j4bisch , in der Geschichte nicht minder oft genannt, als ihre Mutter, indem sie dreimal vermählt ward ; das erstemal an Dschelaleddin Sijurghutmisch , den* Sultan Kerman's , dann an den Emir Sntilniisch und endlich an ihren Vetter Toghai; die .Atabegin abisch, ihre Mutter Tnrkan Chatun und Kordotschin, die obgenannte Tochter der Abisch . sind drei der grössten weiblichen Charaktere, Hebel grosser Begebenheiten in der Geschichte der Atabege von Fars und Sultane Kerman's, welche eng mit der der
') Geboren deu 24. Scliewwal 6l4 C-'5. Octoter 1256), gesf. 16. Mohariein 6öl (26. April 1282), welclier aber ein Donnerstag, nicbt ein Montag, wie in Itescbicicddin vernuithlich durch Schreib- fehler_, sowie rlcr 23. October 1256 ein ^lontag und nicht ein Sonntag war.
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lichane Persiens verflochten. Huladschu., der zwölfte Sohn Hulagu's, hatte die Sklavinn Ilkadschi, aus dem Lager der Frau Tokus, zur Mutter, welche später mit dem Kopf- schmucke Bagthak zur Frau erhoben ward ; Vater von vier Söhnen. Ilkadschi war aucli die Mutter Scheibawedschi's, des dreizehnten Sohnes; und die des vierzehnten, Toghai Timur's, eine Beischläferin Sklavin aus dem Lager der Frau Kuttii, Vater's von fünf Söhnen. Die sieben Töchter Hulagu's waren : die erste Bulughan Aka, aus der Frau Kobak ; ne wurde mit ihrem Oheim Dschume Gurgan, dem Sohne des Tataren Dschudschi , vermählt, dessen Gemahlin die mit der Tochter Tschengischan's gleichnamige DsQhidschegan , die Tochter Vtdschigin's , des jüngsten Bruders Tschengischan's; Dschume Gurgan erhielt nach dem Tode Bulughan Akas auch die Hand der Nichte Dschemi, der zweiten Tochter Hulagu's aus der Frau Oldschai; die dritte Tocliter, Me7i- gelugan, ebenfalls aus der Frau Oldschai, ward an Dschakir Gurgan, den Sohn Buka Timur's den Uiraten, vermählt, welcher der Bruder Oldschai's und folglich der Oheim seiner Gemahlin; die vierte, Tutukasch, aus einer Beischläferin Sklavin des Lagers der Frau Tokus, wurde zuerst an den Uiraten Tengkir Gurgan, welcher früher eine Tochter Gu- juk's zur Frau gehabt und welchem von dieser das Leben erbeten ward, dann an dessen Sohn Sulamisch und endlich an dessen Sohn Dschidschek Gurgati vermählt, so dass dieser der Vater, Sohn und Enkel der Gattin; ') die fünfte, Tarakai, deren Mutter die Beischläferin Irtikan Ikadschi, ward dem Konghuraten Musa, dem Enkel Tschengischan^s aus seiner Tochter Tumalun, das ist ihrem Oheim, zur Frau gegeben; die sechste Tochter, Kutlukan, aus der Beischläferin Min- klikadsch , wurde zuerst dem Jisubuka , aus dem Stamme Durban, dann nach dessen Tode seinem Sohne Tokel ange- traut; die Hand der siebenten, Baba, aus der Frau Oldschai, erhielt Legst Gurgan, der Sohn Emir Arghtm's, des Staats- secretärs, welchen Mengkukaan früher als Hulagu nach Perslcn
') Reschideddin im Abschnitte der Virnt.
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gesendet hatte; also die Töchter ebenfalls meistens an Oheime und Vettern vermählt. Hulagu's Von zehn Söhnen, von denen Hulagu in seinem fünf
Aufbruch, und ^Jreissigsten Jahre Vater, nahm er auf dem Zuge nach Persien den erstgeborenen, AbakOj und den dritten, Jtischmut, mit sich, trug dem zweiten, DschumhiTj im Lager des Bruders Kaan's als seinem Agenten und seinem Bruder Temhjan '^ in seinem Jurte die Besorgung der Geschäfte auf; ausserdem aber begleiteten ihn noch sein jüngster Bruder Suntai, der neunte Sohn Tuli's, dann aus dem Uluse Dschagatai Tekuder"^^, der Sohn Dschudschi's, des erstgeborenen Sohnes Dschagatai's ; aus dem Uluse Dschudschi's (mit seinem ebengenannten gleich- namigen Neffen nicht zu verwechseln) der Enkel BulghaP^y der Sohn Scheiban's, des fünften Sohnes Dschudschi's; Kuli, der Sohn seines Erstgeborenen Orda, und der Urenkel Kotur, der Sohn Mongkadr's, des Sohnes seines siebenten Sohnes Teivel; endlich Buka Timur, der Sohn Dschidschegan's, der Tochter Tschengischan's , welche an Turaldschi, den Sohn Kutuka's, des Fürsten der Uirat, vermählt, der Stiefbruder von Kuhak Chatun und Oldschai Chatun, der zwei Gemah- linnen Hulagu's; von diesen begleiteten ihn ins Feld die grosse Frau Tokus Chatun, dann Jisut Chatun, die Mutter des erstgeborenen Abaka und Oldschai^ aus welcher ihm zwei Jahre hernach sein eilfter Sohn Mengku Timur geboren ward; also in Allem neun Prinzen von Geblüte, nämlich; Hulagu, seine Söhne Abaka und Juschmut j, sein Bruder Smitai, sein Stiefschwager ÄMJJ-a Timur, der Neffe Teknder; die Vettern: Bulghai, Kuli und Kotar. Des Bruders Kaan's Auftrag vom Kurultai , auf welchem die Eroberung der Länder im Osten und Westen durch Kubilai Chan und Hulagu Chan beschlossen worden w ar , lautete an diesen : die Burgen der Assassinen zu brechen; dem Chalifen das Joch der Unterthänigkeit aufzu- legen; in Allem sich mit der Frau Tokus Chatun zu berathen.
•) Im Schedschretol Etrak S. 243 heisst er Tumgha Oghitl ; his eldest sou soll heissen : sein jüngster Sohn; der älteste war Abaka. ') Bei Bar. Hcbräus ex parte Schagatai Tecliodar p. 53ti. ') Bei Bar. Hebr. Bulghai filius Sibkani et Kotar et Koli.
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Die Heere, welche schon früher unter Baidschu Nujaa und Dschurmaghun nach Persien gesendet worden waren , wurden nun dem Befehle Hulagu's untergeben ; so auch die an der indischen Gränze, erst von Dür Ntijan und hernach vom Tataren Sali Ntijan gegen Kaschmir befehligten, welche während des Feldzugs Hulagu's in Persien demselben den Rücken decken sollten. Durch das ganze Reich ging der Befehl, von jeden zehn Mann zwei für den Feldzug nach Westen zu stellen; nach China wurden Eilboten gesendet, um tausend Familien von Feuerwerkern und Naphthaschleu- derern aufzubieten ; von Karakorum bis an die Ufer des Oxus wurden alle Weiden für die Fütterung der Reiterei inBeschlag genommen, alle Flüsse mit Brücken versehen und die Strassen für das Heer gänge geinacht; überall sollte Mehl und Wein als Mundvorrath in Bereitschaft sejn ; Baidschu und Dschur- maghun erhielten den Befehl, von Persien gegen Kleinasien vorzurücken; den Vortrab bildete der Naimane Keitbuka, vormals Bawerdschi , d. i. Tafeidecker , mit zwölftausend ' Türken, welcher, bis die Rüstungen vollendet waren, den Mari^ch nach Kuhistan antrat, um dasselbe indessen zu ver- heeren. Nachdem die Rüstungen binnen Jahresfrist vollendet waren, wurden zum Abschiede Feste veranstaltet, die be- gleitenden Prinzen und Frauen mit Geschenken überhäuft, im letzten Monde des Jahres sechshundert und ein und fünfzig der Hidschret, d. i. im Februar des Jahres 1254, der Marsch nach Pei'sien angetreten ; derselbe ging von der Residenz Karakorum sieben Tage lang über das Schneegebirge des Changai nach dem Flusse Hoen Murin , über den mit Ruder- schiffen gesetzt ward , einige Tagreisen später über den ArungUj der in den See Kisilbasch, d. i. Rothkopf, fällt; weiter hin waren Reisfelder und die Berge mit Lerchen- bäumen bewachsen. Im Norden der Stadt, welche der chine- sische über diesen Marsch abgestattete Bericht'} Pfuhle nennt, liegt ein Berg, von welchem der Wind oft mit solcher
') Relation de lexpedition de HouJagou par Al)el Rfma>ut. Journal II. p. 283.
gg Z w e i t e s B u c h. ^
Heftigkeit herabstürzt, dass er Reisende in den See weht;') durch einen engen Pass, gleich einer fliegenden Brücke, öflhet sich der Weg nach Almaligh, einer Stadt voll fliessender Brunnen, und deren Einwohner Türken, vermischt mit Chinesen. Hier kam ihm Frau Hirghana, die Gemahlin Kara Hulagu's, des Sohnes Muwatukan's , des vor Bamians Mauern gefallenen zweiten Sohnes Dschagatai's , bewillkommend entgegen und bewirthete ihn mit Festen. Hirghana oder Hurkana war die Enkelin Tschengischan's , aus der an den Uiraten Turaldschi vermählten Tochter Dschidschegan, und folgte der Stief- schwester , der Frau Oldschai , welche in der Begleitung Hulagu's. Bei dem Eintritt in Turkistan kam ihm Mesud, der Sohn von Jelwadsch, bewillkommend entgegen; während des Sommers wurde dem Heere in Turkistan Rast gestattet und in der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche vor Samarkand auf der schönen Ebene von Kjofitgül, d. i. die Fundgrube der Rosen, gelagert. jf^g Hier ward das goldene Zelt aufgeschlagen, aussen und
ffuldeneZelt; innen von Gold gewirkt, mit goldenen Nägeln und goldenen Arylmn ; Stricken befestigt, und vierzig Tage lang gerastet und ge-
.., ~ ^l ^ trunken; dieses Fest wurde iedoch durch den Tod des Prinzen
liber den ''
Oxiis. Suntaij des Bruders Hulagu's, getrübt. Hierauf wurde nach der Stadt Kesch '^) vorgerückt , welche in der Folge als der Geburtsort und die Grabstätte der Ahnen Timur's unter dem Namen von Schehr Sebs, d. i. der grünen Stadt, berühmt; diesen Namen dankt sie dem üppigen Grün, von zahlreichen Flüssen, deren zwei die Stadt durchströmen^}, genährt. Die Stadt besteht aus der Citadelle, der Stadt selbst, welche vier Thore hat, und der Vorstadt '') ; von fruchtbaren Gärten
') Ganz übeielustinmieud mit dem , was hierüber Rubruquis ^ eh. 29 und Plan Carpiu l45 berichten, und nach ihnen Ritter, Asia
I. S. 429. 2j Mirchuand. ') Das Dschihannuma nennt S. 353 Rudi Dschadsch , Rudi Hasek , Rudi Dschowan und die beiden aus dem Stadtthor fliessendeu Nehr Kassarin, d. i. der Fluss der Walker, * und Nehr Esived, d. i. der schwarze Fluss. *) Kohondos ist das
Scliloss, Scliaristan die Stadt, Rabsch ^\c Vorstadt; die Namen der Thore im Dschihannuma: das eiserne, das des Flusses, das Abdallah'« und das Turkistan's, welches der Namen eines vor demselben ge- legeneu Dorfes.
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umgeben, in welchen alle Arten von Korn und Gemüse ge- deihen. Hier kam der Fürst von Herat, Schemseddin Mo- hammed Kert , der Gründer der seinen Namen führenden und unter mongolischem Schutze seit Tschengischan aufstei- genden Dynastie Kert , um den Steigbügel Hulagu's zu küssen und von demselben seinen nicht mehr zu trennen; auch Arghunaga, der mongolische Statthalter Chorasan's, mit allen Grossen und Vornehmen des Landes, um sich dem Befehle des Herrn zu stellen. Von Arghunaga und seinen Söhnen wird in der Folge dieser Geschichte so oft die Rede sein, dass Näheres über ihn zu sagen nöthig. Der Dschelaire Iluke, dessen Vater Kadan, aus dem Gefolge Tschengischan's, hatte seinen Sohn sammt dessen Truppen dem Dienste Ogotai's ge- widmet , bei dem er in der Folge als dessen Obersthofmeister in hohem Ansehen stand. In einer grossen Hungersnoth ver- kaufte ein armer Uirate , um nicht Hungers zu sterben , seinen Sohn dem Emir Atabeg Iluke für ein Stück Fleisch, und als sein Sohn Kadan in den Hofdienst ^) Ogotai's trat , gab er ihm den Sklaven als Diener mit. Dieser um ein Stück Fleisch gekaufte Sklave war Arghun. Iluke's Bruder war der schon mehr als einmal genannte Iltschi'dai, welcher vor des Bruders Zorn , der ihn tödten wollte , bei Ogotai Zuflucht suchte und fand, der hernach aus Dankbarkeit auf dem Kurultai nach Gujuk's Tod die Rechte des Hauses Ogotai wider die Auf- rührer des üluses Tuli mit so warmer Beredtsamkeit verfocht, dann als Statthalter nach Persien gesandt ward, wo ihn die Missionäre als Ergutai kennen, und der, nachdem sein Sohn in die Verschwörung der Prinzen des Hauses Dschagatai und Ogotai begriff'en, nach des Sohnes Tode durch's Schwert ebenfalls hingerichtet worden. Arghun, durch Versland, Be- redtsamkeit, Tapferkeit und Geschäftskenntniss ausgezeichnet, schwang sich bald so hoch , dass er nach Mengkukaan's Thron- besteigung zum Baskaken, d. i. Statthalter, Chorasan's er- nannt ward. Vater zahlreicher Söhne '^ ) , von denen Newrus
') als Kettaul (?) i Reschideddiu sowohl unter dem Artikel Dschelair, als unter dem üirat. -) Reschideddiu nennt acht: Kerrai Melik, Turaschi, Newrus, Legst, Dsckami. Julkotloyhj Bulduk,lliratai.
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und Legsi in der Folge die Hand von Prinzessinnen, seine Töchter die von Prinzen und Fürsten erhielten. Von der Ebene ron Kjanigüi aus ergingen an alle Sultane und Könige Vorderasiens Schreiben und Diplome , ihnen zu künden , dass der Zweck des Feldzugs die vom Kaan befohlene Zerstörung der gräuelvollen Macht der Assassinen, dass Hülfe und Be- reitwilligkeit im Dienste wider dieselben durch Länderzuwachs ihren Lohn finden , gegentheilige Gesinnung den Verlust der besessenen Länder nach sich ziehen werde. Einige der Fürsten waren diesen Kündigungsschreiben durch Erscheinung in Person, wie Schemseddin von Kert , zuvorgekommen , nämlich die beiden Seldschuken Rum's, die Brüder heddin und Rokneddi'n, d. i. die Ehre und die Säule der Religion , der Atabeg von Fars, Saad, mehrere Fürsten des nördlichen Persiens aus Arran, Schirwan, Aserbeidschan und Gurdschistan , welche alle, Geschenke darbringend, huldigten. Nachdem die nö- thigen Schiffe und Nachen, um über den Oxus zu setzen, herbeigeschafft worden , hatte der Uebergang über denselben statt, durch welchen Persiens Loos, wie das Roms durch den Uebergang über den Rubicon, entschieden ward; am ersten Tage des letzten Mondes des 653sten Jahres der Hidschret, d. i. am ersten Janaar des Jahres 1256 unserer Zeitrechnung.
\V nt •- ^^ *^®" Uebergang über den Oxus in dankbarem Aii-
quartier zu denken zu erhalten , hob Hulagu den bisher von allen Schiffen
Schebur- genommenen Ueberfuhrszoll auf, was von damals an während
ffhan; die j^j, g^jj^en mongolischen Herrschaft Gesetz blieb. Jenseits Dscfi IV ' ^^ Oxus wurde auf Löwen gejagt und zehn derselben erlegt.
10 Januar ^™ zelmten Tage nach dem Uebergange (^am moslimischen I2ö6. Opferfeste) wurde südwestlich von Balch auser der Stadt Scheburghan^^ gelagert, deren District bei den »orgenlän- dischen Geschichtschreibern unter dem Namen der Landschaft Dschusdschan oder Dschusdschanan bekannt ^^ ; die mit flies- sendem Wasser reichlich bewässerten Gärten sind vorzüglich
') Im Schedscliretol eschrak 8, 243 ist der Nume Schehurtfliun in Surghan verstümmelt, und gleich das Chitqrschah iu Chuaresm- schah. ^) Dschihanouma S. 316.
ZweitesBucli. 91
fruchtbar au Wassermelonen, welche getrocknet verführt werden. Dem Heere ward verboten , die Stadt zu betreten ; ein heftiges Schneegestöber, das durch sieben Tage dauerte, von grimmiger Kälte begleitet, war vieler Lastthiere Ver- derben. Hulagu beschloss , hier den Rest des Winters abzu- warten. Emir Arghun brachte ein prächtiges, mit goldenen Nägeln und Stricken versehenes, goldenes Zelt zum Geschenke dar, in welchem Hulagu auf goldenem Throne sass, eine Vorbedeutung glücklicher Herrschaft, während um ihn die Prinzen und Fürsten versammelt, die gegebenen Feste ver- herrlichten. Nach aufgehobenen Festen begab sich Emir Arghun an den Hof des Kaan's, um demselben Bericht zu erstatten, Hess aber für die Besorgung der Geschäfte seiner statt seinen Sohn Kerrai Melik und Alaeddin jithamülk Dschuweini als Staatssekretär zum Dienste Hulagu's zurück. Alaeddin Athamülk und sein älterer Bruder Schemseddin Mohammed Dschuweini sind ein leuchtendes Doppelgestirn nicht nur der W esirschaft , sondern auch der Literatur ; die- selben erscheinen so oft und wirksam in der Geschichte Hulagu's und seines Nachfolgers Abaka, dass nähere Be- kanntschaft mit ihrer Herkunft und ihrem Wirken hier unab- weislich. Dschuwein ist die arabisirte Aussprache von Ka- wan ') , einem Distrikte der Stadt Nischabur in Chorasan, dessen Hauptort Asadwar, auch Dschuwein genannt, durch das erlauchte Brüderpaar für immer in der Geschichte ge- adelt worden. Sie waren die Söhne des Imams Abdulmelik Dschtiweinij, aus einer seit langen Jahren durch hohe Staats- j j ^gjj dienste geehrten Familie. Als Sultan Mohammed Tekesch ±192
nach Dschuwein zog, bewillkommte ihn Behaeddin, der ür- grossvater Alaeddin's, mit einem Distichon, das er gnädig aufnalim, und sein Enkel Behaeddin, der Vater Alaeddin's, befand sich im Gefolge Dschelaleddin Minkburni's, als dieser ^17
vor den Mongolen floh. Dreizehn Jahre hernach floh Beha- 1220 eddin vor den vom mongolischen Emir Dschintimur zur ^^^ Dämpfung von Unruhen gesandten Truppen nach Tus, und
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') Dschiliannuma S. 322 N'uslictul-musclitak.
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633 Dschintimur ernannte ihn zum Herrn des Diwans in Cliora^an
l»3ö und Masenderan; drei Jahre später sandte ihn Dschintimur an Ogotai, der ihn ehrenvoll empfing und in seinem Amte bestätigte; und als abermal drei Jahre später der Emir Körgös, der Statthalter von Chorasan, an den Hof des Kaan's sich zu vertheidigen ging, übertrug er in seiner Abwesenlieit die Statthalterschaft Chorasan's an Behaeddin; desgleichen that der Nachfolger von Körgös , der Emir Arghun, bei seiner ersten Reise ins Hoflager ; bei seiner zweiten führte er ihn mit sich; endlich starb er zu Issfahan, sechzig Jahre alt. Sein • Sohn Alaeddin, im Sterbjahre Tschengischan's geboren, kam
schon in früher Jugend in das Gedränge der. Geschäfte des Diwan's , und verschluss , wie er selbst reuig in seiner Ge- schichte bekennt, das Ohr den heilsamen Ermahnungen des Vaters, welcher ihm gerathen, sich den Wissenschaften zu widmen. Später jedoch holte er das Versäumte durch Studien nach, von denen seine Geschichte Tschengischan's, welche den Titel Dschihanguscha, d. i. die Welteröffnende, führt '^, die schönste und bleibende Frucht. In seinem siebzehnten und achtzehnten Jahre begleitete er den Emir Arghun auf dessen Reisen in's Hoflager und in seinem zwanzigsten zum Kurultai der Thronbesteigung Mengkukaan's , an dem er sich mehrere Jahre aufgehalten zu haben scheint, da dort die Anforderung an ihn erging, die Geschichte Tschengischan's zu schreiben , die er im sieben und zwanzigsten Jahre seines Alters begann. Er spricht darin von seinen Reisen in Ma- wereinnehr, Turkistan und an die chinesische Gränze und beschreibt die in der Nähe Karakorums entdeckten Ruinen der vormaligen Hauptstadt der Uighuren. Seit der Abreise Arghun's von Schaburghan an den Hof des Kaan's versah Athamülk bei Hulagu die wichtige Stelle des Staatssekretärs, als Hulagu's unzertrennlicher Begleiter, Keitbuha Keitbuka der Dschelaire war mit dem Vortrabe des
Schi SS Heeres gleich nach dem Kurultai , auf welchem der Feldziig der nach Westen beschlossen worden, gegen Kuhistan aufge-
Assassinen. ,_ ^ T . •.,... i ,. ■
') (Juatremere memoire histonque sur la vie et les ouvragcs
d' Alaeddin Ata Melik Djouaeitty , miues de Torient I. p. 220.
7/ ^^' e i t e s B u c li. 93
bvochen und mit fünftausend Fussgängern in Kiihislan, d. i. im Gebirgslande der Assassinen, an den Fuss des Schlosses Girdkjuhj d. i. Kreisberg , einer ihrer beträchtlichsten Festen, gelangt. Girdkjuh^ auch Derihmbed, d. i. das Gewölbthor genannt, liegt drei Farasangen von Demghan in der Land- schaft Kumis in der Nähe von Manssurabad oder Manssurije '^ Die Belagerungsweise war eine neue, vordem und seitdem unerhörte, acht mongolische oder chinesische j rund um das Schloss wurde ein Graben gezogen, hinter demselben eine Mauer aufgeführt, hinter der Mauer stand das Heer und hinter demselben abermal eine hohe Mauer aufgebaut, damit es so von vornen als hinten wider Ueberfälle geschützt und auf allen Seiten der Weg zu Feldflucht gesperrt sei^); so war das Bergschloss von einem dreifachen Kreise, dem des Heeres und der beiden Mauern, umzüngelt, und verdiente im eigentlichsten Sinne den Namen Kreisberg. Da das Schloss festhielt, zog er mit Truppenabtheilungen nach den anderen Schlössern, von denen die Geschichte dieses Feldzugs ein Dutzend nennt, von denen nicht nur bisher auf den bessten Karten keine Spur, sondern deren Namen sogar in den bessten geographischen Werken des Morgenlandes über Persien , in den arabischen Abulfeda'sQ, dem persischen Hamdallah Me- stufi's*^ und im türkischen lladschi*) Chalfa's, der aus beiden geschöpft, fehlen. So zog er belagernd vor die Schlösser Mehriny vor dem er Wurfmaschinen aufstellte, Schahdts , wo er einen Haufen von Feinden tödtete und zurückkehrte bis Tarim und Rudbar, die er vermistete, an den Fuss von Man- ssurije und Ohlomischin, wo durch achtzehn Tage gekänipfet ward ; die von Schirkjuh machten indessen einen nächtlichen üeberfall, in welchem sie den Belagerungswall verheerten '').
') Kushet. ^) Ruschideddiu , soliuu im Juuniai asiat. iiberset/.t. '3 Takwlmol-boldan , die Ephemerideu der Länder. *) Xuslietol- Kohtb, die Ergötzungen der Herzen. *) hschihannuma, die Welt- schau. ^) Schebeliua awerdend dscherkera cliarab kerdendj.aus der fehlerhaften Schreibart des Manuscripts der Hofbibliothek sind in der französischen Uebersetzung irrig zwei eigene Namen von Cheikhorun und Werke entstanden; so heisst in der Geschichte der Assassinen Keitbuha Niijan irrig Kajukauian.
94 Z w e i t e s B u c h.
Die beiden Schlösser Schir und Sirhjuh ' J wurden berennt, Mehn'n genommen ; die Besatzung von Girdkjuh hatt« indessen an Alaeddin Mohammed, den Grossmeister, Wort gesandt, dass trotz der tapferen Vertheidigung sie sich würden bald Schaaban ergeben müssen ; da sandte der Grossraeister zwei seiner
-■ Hauptleute ') mit hundert zehn Tapferen, jeden mit drei
Menn Henna und drei Menn Salz, an welchem das Schloss Mangel litt; das Henna nicht zum gewöhnlichen Gebrauche der Bartfärbung oder Nägelschminke, sondern als Mittel wider die grassirende Pest ; denn man hatte bei der Hochzeit der Tochter eines Emirs die Erfahrung gemacht, dass alle, welche (ob Wassermangels) von dem Wasser , worin das Henna auf- gelöset worden, getrunken, von der Pest frei geblieben waren. Indessen ward Alaeddin der Grossmeister, dessen Vater und letzten Nachfolger vor Einem Jahre ') durch die nächsten Verwandten 6Ö3 vergiftet worden, durch den Meuchler Hasan von Masenderan
i. Dtc. 125Ö wnd hierauf der Mörder selbst auf Befehl Chorschah's, des Sohnes und Nachfolgers Alaeddin's, getödtet. Der Vatermord rächte den Vettermord; der Meuchler ward gemeuchelt. Alaeddin war als zehnjähriger Knabe auf den Herrscherstuhl gesetzt worden , den er durch vier und dreissig Jahre mit Blut und Gräueln aller Art befleckte. Hasan aus Masenderan hatte ihm, bis sein Bart grau zu werden anfing, zum Lotter- buben gedient, dann hatte er ihm eine seiner Sklavinnen geschenkt; da er aber nichtsdestoweniger den Mann und das Weib in beider Gegenwart, diese an jenes statt, jenen als diese, zu misbrauchen fortfuhr, ergrimmte Hasan über so schändlichen Misbrauch des Herrschergelüstes und schwur ihm den Tod ; er theilte sein blutiges Vorhaben jedoch dem mit dem Vater stets entzweiten Sohne mit, und als dieser dazu schwieg, führte er, unter vorausgesetzter stillschwei- gender Beistiramung, das Werk der Rache aus. Der Dichter
') Sirkuh im Dschihannunia S. 3'26 mit deu Namen der drei dazu gehörigen FJecken. ^) Mobareseddin Ali Turan und Schu- dschaaeddin Hasan, 'j lu Beschideddin ist hier eine Verwirrung der Daten, indem das .Jahr nicht richtig angegeben: nämlich (j5l statt (353, wie aus dem Nushet 7,u ersehen.
Z w e i I e s B u c h. g5
Schemseddia Ejub Tausi verfertigte auf den Tod Aiaeddin's ein Gedicht, woraus die Verse:
Der Todeseogel trug ilin zu der Hölle Strafen ,
Um in gesclimolznem Pech den Rausch dort auszuschlafen;
Entgegen kamen ihm der Hölle Feuerschenken,
Um als Gefährten ihn mit Gluthenschw.all zu tränken.
Hulagu sandte den Herrn von Herat, Schemseddin Kert, />,> städle an den Gebietiger') des Schlosses Sertacht, an Nassireddin, TitnundTus. dessen Name durch den grossen Astronomen Nassireddin von Tus, welclier seine demselben gewidmete berühmte Ethik nach dessen Namen die Nassirische Moral '^ betitelte, rühmlich fortlebt. Der Gebietiger übergab das Schloss und kam mit Melik Kert zur Huldigung Hulagu's. Dieser fragte ihn : warum er nicht auch die Bewohner des Schlosses mit sich geführt? Nassir entgegnete, dass diese dem Grossraeister Chorschah und nicht ihm gehorchten. Hulagu liess ihm Diplom und das Ehrenzeichen des Löweukopfs geben und sandte ihn als Befehlshaber nach Tun. Tun, eine der vorzüglichsten Städte Kubi«tan's, zwei Tagreisen südlich von Meschhed auf der Strasse von Kerman, nicht ferne von Kain^^, zeichnet sich durch besondere Anlage der Hänser und Gärten aus, indem das Schloss mit tiefem Graben, ausser welchem der Markt und die Häuser mit Gärten und diese von Saatfeldern und die Felder mit Mauern umgeben, das Ganze mit unterirdi- schen Wasserleitungen und mit Gruben durchschnitten , in welchen Wassermelonen trefflich gedeihen *). Hulagu , nach Sawa und Chatvtvaf^ ) vorgerückt, erlitt einigen Verlust; Ä'nli llkai und Keiibuka^^ wurden weiter an die Gränze von Kuhistan vorausgesandt, wo sie einigen Widerstand fanden, aber binnen einer Woche denselben besiegten , und dann vor Tun die Wurfmaschinen aufpflanzten ; in zwölf Tagen war
>) Mohteschim , so hiessen die Commandeure der Assassinen. ') Achlaki Nassiri. ') Auf Fraser's Karte Ghain oder Kain. ") Nushet und nach demselben dasDschihanuuma S. 325. *) Chatvwaf und Sawa, ebend. S. 3l9. ") Den Namen Keitbuka verstümmelt der Ueberset/.er des Schedschretol-etrak in Kunooka S. 24j, sowie den Sultan Aegjptens, Sfifeddin Kottts, in Syfe-ud-din Furdooz und Jaschmiit in Bishinoot.
96 Z w e i t e s B u c li.
7. Rebiut- die Stadt erobert, iind sie kehrten sogleich zu Hulagu zurück, der sich zu Aus beiaud. lus, eine der ältesten istadte
ö. Mai IS öd
Chorasan's, schon im Beginne des neunten Jahrhunderts der
christlichen Zeitrechnung ' J durch die Grabstätte des Cha- lifen Harun Reschid '^ und um neun Jahre später durch die Ali Ben Musa Risa's des achten Imam's, zwei Jahrhunderte hernach durch die des grössten persischen ethischen Dichters FirdetvsP^ , als der Geburtsort Ghasali's des grossen Philo- sophen, Nassireddins des grossen Astronomen und Hamdallah Mestufi's des grossen Geographen und Geschichtschreibers, verherrlicht. Dieser belehrt uns, dass die Stadt schon von Dscheraschid gebaut, nach ihrer Verwüstung von Tus, dem Sohne Nuser'sj wieder aufgebaut, von ihm den Namen er- halten; dass das Grabmal Ali Musas, vier Farasangen von Tus im Dorfe des Distrikts Sebanahad *) , der um dasselbe angebauten Stadt den heutigen Namen Meschhed gegeben; folglich sind die Ruinen des alten Tus vier Farasangen vom heutigen Meschhed, das schon mehrere Reisende besucht, keiner so umständlich beschrieben, als Fräser ^). Meschhed, der Geburtsort und die Grabstätte so vieler der grössten Lichter Persiens, ist heute, was ehemals Bochara Mar, der Sammelplatz der Gelehrten ; von einigen und zwanzig Tausend Einwohnern der Stadt sind die zahlreichsten die Imame, Molla, Muderrise (^Professoren) und Danischmende (Stu- denten), welche den verschiedenen Moscheen, Medreseen, Grabstätten und Domen angehören. Das Innere einer Medrese gleicht einem Karawanserai, nur mit Abwesenheit der Stall- gewölbe; dem Eingange in die Mitte der Nord- oder Nord- oslseite steht in der Mitte der Süd- oder Südostseite eine gewölbte Nische entgegen, welche die Kibla vorstellt und wohin sich alle Gesichter beim Gebete wenden; in der Mitte der beiden Seitenwände sind Balcone^ von Säulen getragen, für die Wohnungen der höheren 3IoIla , in der Mitte des Hofes ein kleiner Garten und im Mittelpunkte desselben ein
') 203 (818). =) I. J. 193 C8;?0. ') Gest. im J. 411 (1020). ') Im Dscliihannuma S. ;US durch Druckfehler Senabad. ') Nar- rative of a journey into Khorassan 44+.
Zweites n u c h. j)y
Wasserbecken. Die grosse Moschee von Meschhed , welche das Grab Ali Risa's umschliesst, ist hundert fünf und sechzig Klafter lang und fünf und zwanzig breit, in der Art eines Karawanserai , mit zwei Stock hohen , rings herum laufenden Gemächern gebaut, im Mittel und an den Ecken jeder Seite hochgewölbte Thore , das Ganze mit glasirten vielfarbigen Ziegeln auf das Geschmackvollste bekleidet; dieser herrliche Hof heisst Ssahn, d. i. das Feld, wie der Yorhof der grossen Moscheen zu Konstantinopel , wesshalb die dort an der MoscHle Mohammed's II. angestellten Professoren der acht Medreseen die Achter vom Felde genannt werden. Der Dom des Mausoleums, mit goldenen Ziegeln bedeckt, rings herum mit goldenen Inschriften in lazurblauem Felde ge- schmückt , die Schafte der beiden Minarete reich vergoldet und oben mit zierlich geschnitzten hölzernen Galierien ge- krönt. Von diesen herrlichen , erst unter der Dynastie der Ssefi errichteten Gebäuden bestand noch Nichts zur Zeit Hulagu's, wohl aber waren die Grabstätten der grossen Chalifen Imam's und Dichter ein Gegenstand der Verehrung der Wallfahrter; noch sind die Mauern von Tus mit ihren Thürmen aus Lehmen sichtbar und ausser den obgenannten Grabmälern grosser Männer wird noch das GrabBurkEswed's besucht, welcher nach der Volkssage ein Neger, Freund des Herrn Jesus gewesen, nach dessen Tode hierher geflohen, hier gestorben und bestattet worden sein soll. •)
Hulagu stieg zu Tus im Garten Arghun's im goldenen Tifs.Bostum, Zelte ab, welches dieser auf ausdrücklichen Befehl des -^^'fßrde- Kaan's für Hulagu nach dem Muster der grossen ffoldenen ri, , .
Zelte des Kaan's bereitet hatte; von da begab er sich nach dem Garten Manssurije, welchen Arghun von seiner Ver- wüstung wieder hergestellt. Hier brachten die Frauen Arghun's und Iseddin Tahir's Proviant dar'); den nächsten Tag begab sich Hulagu nach der Ebene von Radgjan, wohin von MerWj Jesrud und Dehistan Wein und Lebensmittel im
*) Fräser 5 19. ^) Terghu , dies ist der wahre Sinu, der in der französ. üebersezung im journ. as. verfehlt ist: les dames re^urent des titres.
Hammer, Geschiclite dci Ilchane. I. 7
98 ZweitesBucb.
üeberflusse zugeführt worden; hierauf nach dem seit der Ankunft der Mongolen verwüsteten FJecken Chabuschan '), Ilulagu befahl, denselben wieder herzustellen, Hess Kanäle graben, eine Fabrik bauen und neben der Moschee einen Garten anlegen; den Emiren wurde befohlen, dort Häuser zu bauen, und dem Wesir Seifeddin die Leitung und Ober- aufsicht des Baues aufgetragen. Die drei Gesandte ^^, welche • !^J"'' an Chuarschah, den Grossmeister der Assassinen , abgesandt S4 Juli 1256 ^^ Orden , kamen unverrichteter Dinge zurück , und es ward daher sogleich der Befehl zur Verheerung des Lancies ge- bau ' S^^^^^' Acht Tage hierauf stand das Lager zu Bestam, der ^ Sept. östlichsten der drei Hauptstädte der Landschaft Kurais (die beiden anderen sind Demghan und Semnan}. Bestam, eine alte, schon in der Hälfte des dritteo Jahrhunderts der Hidschret durch Erdbeben verwüstete Stadt ^) , dankt ihren Ruhm vorzüglich der Grabstätte des zwanzig Jahre hernach*) gestorbene-i grossen mystischen Scheichs Bestarai'), dem Stifter des nach ihm genannten Ordens der Derwische Be- stami; später ward dieselbe noch als die Geburtsstadt zweier anderer grossen Gelehrten verherrlicht, der eine Abder- rahman Ben Mohammed Bestami, der in der Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung, Ver- fasser von vierzig Werken, starb®), und Ali Ben Medsch- deddin Bestarai"), welcher, berühmt unter dem Namen Mussanmfek, d. i. der kleine Corapositor, sich in der osma- nischen Geschichte keinen minderen Namen durch seine zwanzig Werke, als durch seinen Fanatismus erworben, welcher ihn dazn antrieb, an dem gefangenen letzten König von Bosnien selbst das Amt des Henkers zu vollstrecken **). Von Bestam aus sandte Hulagu abermal zwei Gesandte ""^
■j Manuscript, Mirchuaud, Dscliihaunuma S. 323. bei Quatremere memoire d'Ata .Melik. dasselbe uuiichtig Djouvuchan und unrichtig nach der Eroberung Alamut's. ^) Beigtimur Kurdschi, Sahireddin Sipehsalar Bitekdschi, Schati Emir. ') Fräser nach Price im J. 242. ') I. J. 261 (874). *) Seine Lebensbeschreibung die 42. im Nefhatol Ins. Dschami's. ^) Gest. i. J. 858 (_lVoi}. ') I. J. 875 (1470). «) Geschichte des osra. Reichs IL B. S. 76 un.l S. 351 , wo die Titel von zwanzig seiner Werke. ^) Merketai uud Ikiluiisch.
Z w e i t e s B u c h. QQ
nn den Grossnieister der Assassiiien mit Drohui)n:en und Ver- heissungen. Bei demselben befand sich der grosse Astronom Nassireddin mit zwei berühmten Aerzten '"), welcher, in die Macht der Assassinen gefallen , eine Zeit jiang bei Nassir, dem Gebietiger vonSertacht, verweilet, jetzt der Arzt und Rath des neuen Fürsten der Assassinen. Nassireddin be- schloss mit seinen Collegen, dem Gräuel der Assassinen- herrschaft ein Ende zu machen , indem sie zum freundlichen Empfange des Botschafters Hulagu's riethen. Chuarschah be- folgte ihren Rath und sandte mit den freundlich empfangenen Botschaftern Hulagu's seinen Bruder Schehiiischah und den Chodscha Assileddin von Susen^), um seine Unterwerfung dem Hulagu darzubringen. Hulagu empfing sie freundlich und sandte abermals vier Botschafter^) mit dein Begehren, dass, wenn die Unterwerfung aufrichtig, Chuarschah die Schlösser brechen und selbst am Hofe des Chan's erscheinen möge. Chuarschah antwortete : w enn mein Vater w ider- spenstig war, will ich unterwürfig sein ; er fing an, "an einigen Schlössern , wie Mewmndis, Lemsir und Alamut, Zinnen, Thore und Mauern abbrechen zu lassen, begelirte aber die Frist eines Jahres bis zu deren gänzlichen üebergabe. Die Frist nicht gewährend, bot Hulagu seine Heere auf und zog von Bestem aus wider die Schlösser; der rechte, von Koke iJka und Tukatimur befehligte Flügel zog auf der Strasse von Masenderan , der linke, unter dem Befehle des Prinzen Tekuder Aghul*) und Keitbuka Nujan's, auf der Strasse von Chuar und Semnan ; Hulagu, im Mittelpunkte mit einem Toman, d. i. mit zehntausend Wackeren, zog gegen Finishjnh, d. i. den Glücksberg, auf welchem heute die Ruinen des Schlosses der Assassinen für eine Windmühle und ein Bad aus der Zeit Alexander's des Grossen gelten * J. Er sandte abermals Aufforderung an Chuarschah , sich unmittelbar zu
*) Reiseddeulet und Muicafilndäeivlet. ^j Suseni , nicht Roii- veni, wie in der fiJinzös, üebersetzung. ^) Ssadredd'm, Sahireddin, Tolek Behadir und Berrak (der erste fehlt in der franz. Ueber- setzung). *) Nicht Koudraghoul , wie iu der frauz. Uebersetzun;;;. '3 Mgrier second jouru. öbö.
7*
100 Zweites Buch.
ergeben. Als die Fahnen der Mongolen bereits vor Fi- ruskjuh'), kamen die Gesandten und mit ihnen der Wesir und traute Gesellschafter Chuarschah's Keikobad zurück. Er bat im IVamen seines Herrn noch einmal um Frist eines Jahres bis zum gänzlichen Auszuge und um die Schonung Lemsir's und Alainut'j'', der ältesten Bargen ihrer Herrschaft; er sandte Kabiiiet!.befehle an die Gebietiger von Girdkjiih und Kuhistan, sich sogleich zu unterwerfen, und hoüte so den Sturm zu beschwören.
Demaivend. ^^® Fahnen Hulagu's flatterten nun zu Demawend , einer
Fall von der ältesten Städte Irans, am Fusse des gleichnamigen Berges
Meimundis. gelegen, der ein vulkanischer, durch Erdbeben und Rauch Verwüstungen anrichtet und androht. Hier residirte der Tyrann Sohak, dessen Karbunkel auf der Achsel, wo ihn der Satan geküsst , nach der Volkssage nur durch das Gehirn . zweier täglich geschlachteter Menschen gelindert werden konnte. Von dieser Tyrannei befreite sein Volk der Schiried Gjawe, dessen Schurzfell, an einen Spiess gestekt, die Fahne, unter welcher sich die Völker zum Sturze des Ty- rannen sammelten , vor dessen Grimm sich die Schlachtopfer seiner Regierung bis in's Gebirge von Kurdistan geflüchtet hatten , und der endlich selbst in's Gebirge von Demawend verbannt ward. Alljährlich am 31. August wird, unabhängig vom mosliraischen Kalender, das Befreiungsfest von der Re- gierung Sohak's zu Demawend gefeiert. Die Bewohner der Umgegend sammeln sich, auf Pferden, Mäulern , Eseln be- ritten, und ziehen unter lautem Geschrei durch das Feld^), jubelnd, dass ihre Väter dem Halloli der Tyrannei entflohen, welche noch so schwer auf ihnen selbst lastet; JVachts wer- den Feuer auf den Terrassen der Häuser angezündet und die Stadt beleuchtet, Freudenfeuer über die Erlösung von dem Drucke Sohak's , durch welchen die Seufzer der Unter- drückten wie Flammen zum Himmel emporstiegen. Dieses
') Firuskjuh, auf der Strasse von Demgliau nach Tehran, nahe bei Demawend , auf Fräsers Karte ; nach dem Nushet ebenfall? hart an Demawend gelegen ; in Dschihanu. S. 339 unter Girdkjuh. -) Morier second journey p. 357.
Zweites Buch. 101
Fest heisst das Fest der Kurden , auf denen Sohak's Ty- rannei vorzüglich lastete. Demawend soll schon von Siamek, dem Sohne des Keioraer's , des zweiten Herrschers der Pischdadier, gebaut worden und von Tahmuras Diwbend, d. i. dem Diwbändiger, sollen die Diwe in den Demawend gebannt worden sein, wo sich ihr Daseyn noch durch Rauch und Erdbeben kund gibt. Von hier sandte Hulagu den Sckemseddin Kilegi nach Girdkjuh (^dem Tfgado Hoi'thon's^, um den Befehlshaber zur Unterwürfigkeit aufzufordern, und einen anderen Gesandten an Chuarschah, um diesen zu bringen. Hulagu erwartete den Erfolg dieser Botschaften zu Abbasabad '3, iu der Nähe von Rei, der alten Haupt- stadt des persischen Irak. Chuarschah sandte seinen Sohn, " i^j"*^"* einen achtjährigen Knaben, welchen ihm aber Hulagu vait ^'g^f^j^^ der Botschaft zurücksandte, dass, wenn er selbst nicht kommen könne , er einen anderen Bruder statt Schehinschah's senden möge. Chuarschah sandte seinen Bruder Schiranschah und den Chodscha Assileddin mit dreihundert Mann, um seine t- Scliewu-ul
Huldigung darzubringen. Nach vier Taijen wurden sie mit
* ^ " , " *= ^6-. üct.
einem Diplome zurückgesendet, welclies dem Chuarschah,
da er Nichts verbrochen, die Gnade des Kaan's versicherte, wenn er seine Schlösser ausliefern wollte; zugleich erhielt das Heer den Befehl, von allen Seiten aufzubrechen. Koke llka und Tukatimur nahten sich von der Seite vonispidar; Chuarschah fragte: warum sie kämen, da er zur Unterwer- fung bereit; sie antworteten: es sei die Heeresstrasse, auf der sie nach Fütterung auszögen. Hulagu hatte sich indess,^^ Scheuic. gegen Thalkan'^^ gewendet, einer Siadt der Landschaft m^ Octuber Tocharisian , nach welclier die Mongolen von den Byzan- tinern den Namen Tocharen erhielten , der noch in dem der Mongolen Tsackare?i fortlebt. Ohne einen eingefallenen Regenstrom wäre Chuarschah schon diesen Abend am Fusse seines Schlosses gefangen worden; acht-Tage hernach, als
sich das Wetter aufgeheitert, ward Kriegsrath gehalten, ob
') The wretclied village of Abbasabad. Fräser 248- *3 Thalkan, wie Seinnan , eine Stadt der Tocharistan geuaunten Landschaft. Nttsliet.
102 :d >r u l i e < Buch.
die Belagerung des ScJiIosses noch bei so weit rorgeruckter Jahreszeit zu unternehmen, oder auf's nächste Jahr zu ver- schieben sei; der Wesir Seifeddin, die Generale Keitbuka und Bukadmur stimmten für die Belagerung. Hulagu sandte abermals Botschaft, halb drohend, halb versöhnend, einen letzten Terrain von fünf Tagen zur üebergabe bestimmend. Chnarschah verlor den Kopf und sandte seinen gelehrten , Arzt und Rathgeber Nassireddin von Tus mit seinem Bruder Irauschah und seinem Sohne Turkia mit vielen Geschenken, seine Unterwürfigkeit darzubringen; drei Tage hernacli, i.v Tof./^öö So""^3gs den 19. JVovember, kam Chuarschah selbst, um den Fuss des Kaan's zu küssen; er kleidete seine Unter- werfung in die folgenden beiden, von ihm selbst verfertigten Distichen ein :
0 Sc!;ah , ich komm' an deineu Uof, gewarnt, Bereueurt Schuld, die mich bisher umgarnt. Dein Glück hat dleseu Lauf für mich genomineu. Wie war' ich sonst, wozu wär^ ich gekommen!
Hulagu sah, dass er einen unerfahrenen Jüngling vor sich hatte; er schmeichelte ihm mit Verheissungen und bewog ihn, alle Burgen seiner Vorfahren, deren Zahl auf hundert stieg, zu brechen, nur Girdkjuh und Lemsir, in welchen sich die Besatzungen noch festhielten, ausgenommen; die zu Meimundis ') aufgespeicherten Schätze wurden ausgeliefert «nd unter die Emire des Heeres vertheilt. Hulagu zog vor Ala7nut, d. i, dem Adlerneste, dem Hauptsitze des Gross- meisters der Assassinen, von wo unter dem Gründer Hasan Ssabbah die 3Iaclit des Ordens wie ein Adler aufflog. Der Befehlshaber ergab sich, nachdem er ein Paar Tage Wider- 2fi. ^ilhi- stand geleistet. Die Mongolen drangen ein , zerbrachen die Wurfmaschinen und gaben den Einwohnern drei Tage Frist
dsche ()ö4
lö.December . ,
zum Abzüge.
Schlösser Nach Abzug der Besatzung, nach Vertheilung der Beute,
der sandte Hulagu seinen gelehrten Staatssekretär Athamülk
Assassinen.
*) Meimundis findet sich weder im Manuscript, «och im Pschi- hunnuma , ci scheint dasselbe ^ihrinend zu sein, was im Nushet.
Zweites Buch. lOS
Dschuweini in's Schloss von Alamut, um die Archive und die Bibliothek zu durchsuchen. Die Korane und einige andere kot^tbare Werke wurden bei Seite gelegt, darunter eines, welches den Titel: Begebenheiten tinsers Herrn und Mei- sters'^ führte und das Leben Hasan Ssabbah, des Gründers des Ordens, enthielt, woraus Athamülk in seiner IVelteröff- nenden Geschichte die verlasslichsten iVachrichten über den- selben gegeben; alle anderen Werke philosophischen und freigeisterischen Inhalts über die Lehre der Israaili wurden den Flammen übergeben. Ob er dieses Autodafe der Bücher auf Hulagu's Befehl oder aus eigenem Antriebe veranstaltet, ob, wenn dieser Brand blos sein W^erk gewesen, ihn dazu nur der Feuereifer rechtgläubigen Islara's , oder, wie iJin spatere Geschichtschreiber dessen beschuldigen, verdam- menswerthe engherzige Habgier ausschliesslicher Gelehr- samkeit bewogen, ist heute zu entscheiden unmöglich. Kr soll nämiich blos die historischen Werke , die er benutzen wollte, gerettet und auch diese hernach den Flammen preis- gegeben haben, um die Gelehrsamkeit als Geschichtschreiber zu moiiopolisiren. Eine ähnliche Anklage lastet auch auf dem Andenken des grossen Astronomen Nassireddin und des grossen Arztes Ibn Sina^). In welchem Gelehrtenkopf immer solche Barbarei Eingang gefunden haben mag, so ist die- selbe doch vom einseitigen Mathematiker und Arzte oder Philosophen begreiflicher , als vom Geschichtschreiber, welcher, wenn er seine Quellen, statt dieselben anzuführen, vernichtet, mit denselben seine Glaubwürdigkeit zerstört. Zur Ehre des grossen Geschichtschreibers, Astronomen und Arztes, welche so ausschweifender und ausschliesslicher Ruhmsucht bezüchtiget werden, wollen wir glauben, dass der Gedanke davon nicht in ihrem vielumfassenden Geiste, sondern in dem engeren ihrer Anklager Platz greifen konnte.
*) Sergüseschti Sidina. Wassaf. ^) Nach ihui auch ClaprotU: „Hier erzählt man sich, er habe, als er eine li Werste von der Buchtana in einen Felsen jL^ehauene Hieroglyphe nicht entziffern konnte, sie heraushauen lassen , um keinem anderen den Ruhm zu lassen. Briefe ans Siibirien; im Ausland ^r. lü'<J vuiu 11. April l8.^<3.
iOitO
104 Z \r e i I e s Buch.
Alaimit , d. i. das Adler- oder Geyernest, auf einem hohen steilen Hügel, nordöstlich von Kaswin gelegen, bietet noch heute in seinen Ruinen eine lange Reihe durch Mauern mit einander verbundener Thürrae dar, welche auch dem, der sie, wie Ker Porter, der Maler des persischen Alter- thums , nur von ferne gesehen , als unbezwingbar ins Auge springen. ') Der ganze Gebirgsdistrikt zwichen Dilem und Irak, durch dessen Schluchten der Fluss Schahrnd, d. i. der Königsfluss, sich mühsam den Weg bahnt, heisst Rudbar, d. i. das Flussland , und zwar das von Aiamut zum Unter- schiede vom südlichen, von Lur, in Issfahan's Nähe, welches der Sendrud, d. i. der lebendige Fluss, durchströmt. Hasan ^^'^ Ssabbah hatte sich Alamut's halb mit Gewalt, halb mit List bemächtigt, dann sich vom seldschukischen Sultan Berkjarok das in der Nähe von Damaghan gelegene Schloss Girdkjuh erbeten , und zwölf Jahre nach der Besitznahme von Aiamut das im selben Thalwege gelegene feste Schloss von Lem- beser'^). Nebst Aiamut, d. i. dem Geyerneste, Girdkjuh, d. i. dem Gürtelberg, und Lembeserj, d. i. Ruh' im Kopf, waren die^ festesten Schlösser der Assassinen (nach den Citadellen der Städte Tun und Kairf) in Kuhistan: das von Meimundis, d. i. die glückliche Feste, aus welcher der letzte Grossmeister abzog, und Muminabad, d. i. der Bau der Gläubigen, welches seinen Namen und seine Befestigung vermuthlich dem vorvorletzten Grossmeister, welcher den Beinamen des neuen Musalman führte, dankt, dessen Name in der heutigen Verstümmelung von Meio?nend^) kaum zu erkennen, und dessen ausserordenCliclie Festigkeit die Geo- graphie Hamdallali's anrühmt*); so auch die des am Berge Demawend gelegenen Firuskjuh, d. i. Glücksherg, und das Schloss Dschenabdar oder Kebajed, welches aber nicht erst
') Tr.aces of a very exteuded line of towers conoected with walls and so situaled as to appear to tlie gazer below absolute inipreguable. I, p, 289. -) Insgemein Lemsir geschriebeu ; am 20. Silkide 495 C5. Sept. 1102). ^A'assaf. 0 Fräser p. 248. ') Mu- lahide sachte eiid bighajet muhkeuiest.
Zweites Buch. 105
von den Assassinen, sondern vom Sohne des altpersischen Helden Guders befestigt worden sein soll. ')
Von Alamut begab sich Hulagu in den ersten Tagen Kaswin. des Januars in das grosse, sieben Farasangen von Kaswin 16. Siiki- aufgeschlagene Lager, wo durch sieben Tage Feste gefeiert, _^^'^!^^-- die Prinzen und Emire zur Aufwartung und zum Uluck- M unsche der Eroberung zugelassen wurden ; selbe , sowie der Astronom Nassireddin von Tus und die beiden Söhne der zwei grossen Aerzte von Hamadan, welche durch ihren Rath wesentlich zur üebergabe von Mehmmdis beigewirkt, wurden beehrt, beschenkt; der Astronom und seine beiden Begleiter blieben sofort im Gefolge Hulagu's, von demselben bei jeder Gelegenheit ihrer Kenntnisse willen ausgezeichnet. Dem Chuarschah ward ein mongolisches Mädchen angetraut und die Hochzeit zu Kaswin mit Festen gefeiert. Hulagu behandelte ihn mit Schonung, um von ihm die nöthigen Befehle an die Gebietiger der Schlösser in Syrien zu er- halten, dass sie dieselben bei Ankunft des mongolischen Heeres demselben ungesäumt übergeben möchten. Nachdem er diesen Befehl von ihm erhallen, sandte ihn Hulagu als Trophee an den Hof des Kaan's Mengku. Als dieser die Nachricht erhielt, dass Chuarschah sich nahe, sagte er; Wozu schickt man ihn? und sandte ihm als Willkomm den Todesbefehl entgegen. Er wurde getödtet und hierauf seine ganze Familie, Weiber, Brüder und Söhne zu Kaswin nieder- gemacht. So hatte die blutige Dynastie der persischen Ismaiiije, d. i. der Assassinen, nach hundert und sieben und siebzig Mondjahren ihr Ende erreicht -J, und der Dolch des Meuchlers ward durch das Schwert des Mongolen ge- brochen. Flulagu hielt sich einige Zeit zu Kaswin auf, wo er im Bade Moslim's badete. Hamdallah von Kaswin , der Geschichtschreiber und Geograph Persiens, erwähnt in seiner auserwäklten Geschichte dieses Besuchs als einer der merk-
') UamdiiUuh uud im Dschihanuuiua Alamut S. 29ij, Tu/i^ Kain, Dschenabdar S. 325, Muminabad S. 326. ^) Nach Reschideddin vom J. d. H. 477—654, nach Hadschi Chalfa v. J. d. H. 483 ange- fangen.
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würdigsten Epochen der Geschichte seiner Vaterstadt, die von nun an eine der Hauptstädte des mongolischen Reichs in Persien und daher unter dem Geleite Haradallah's näherer Bekanntschaft werth. '). Zuerst baute Schabur^) Jiier eine Stadt, welche seinen Namen trug, als Feste wider die Dile- miten , die feindlichen Nachbaren im Norden. Bei einem denselben hier gelieferten Treffen, als die Schlachtordnung der Perser auf einer Seite in Verwirrung gerieth, soll der Chosroes seinem Feldherrn zugerufen haben: an kesch win, d. {.jenen Winkel schau, und nach erfochtenera Siege zum Andenken desselben die Stadt erbaut Iiaben, welcher sofort der Namen Keschwin, d. i. Winkel schau , blieb, das heu- tige Kasiüin. Der Chalife aus dem Hause Abbas Hadibillah Musa fügte eine dritte Stadt hinzu, Mubarekabad, d. i. der gesegnete Ba«, genannt; diese drei Städte umfing der Chalife Harun Reschid mit einer Mauer, welche den Namen Re- schidabad erhielt. Der Thronprätendent Husein Ben Said bemächtigte sich später der Stadt und vollendete den Bau derselben ^). Unter der Regierung Fachreddewlet's des Bujiden erneuerte sein berühmter Wesir Ismail Ben Ibad die Stadt und vergrösserte dieselbe nach dem Bau des nach ihm Ssahibabad genannten Viertels. Hierauf* ) vom Dile- miten Ibrahim Ben Merseban verwüstet, vom Kmir Ebu Ali Dschaaferi wieder hergestellt und vom grossen Sultan der Seldschuken, Alparslan, erneuert*), war sie jetzt durch die Mongolen abermal verheert worden. Die Mauer, von zehn- tausend dreihundert Ellen im Umfange, war mit zweihundert dreissig Thürmen befestigt, hatte sieben Thore und umfing neun Viertel, und sechs unterirdische Wasserleitungen, von denen die vom Einsiedler Chumar Tekesch®} gebaute das besstc Wasser gibt; derselbe baute auch ein halbes Jahr- hundert später') die nach seinem Namen genannte Moschee;
') Ausführlich zu Ende des Tarichi Güside, kürzer im Xushetul- Kolub; uach beiden und nach dem Tedwin Iinam Rafii's, das Dschi- hannuaia S. 293. -) I. J. 463 der alexaadriuischen Aere. ') I. J. 20-t (8t9). *) I. J. 411 t:i02ü). *) I. J. 572 (1175). «) I. J. 500 tUOiJ. 'J I. J. 548 (11533.
Zweites Buch. J0^
eine andere hatte schon der tyrannische Statthalter Hi- dschadsch aus einem Götzentempel in einen Betört der Muslimen umgeschaffen. Die Schii hassen diese Moschee, weil von ihrer Kanzel unter der Regierung der Beni Omeije dem Ali geflucht ward. Eine noch frühere üeberlieferung aus dem Munde Plohammed's oder eines der vier ersten Chalifen heisst: Ehret Kaswin , welches eine der höchsten Pforten des Paradieses ^^, Kaswin hat Ueberfluss an herr- lichen Frücliten, besonders an Melonen, Wassermelonen und Trauben, welche für die bcssten ganz Persiens gelten^}; die hier verfertigten Klingen wetteifern mit denen von Chorasan und Schiras; von den Fabrikaten zeichnen sich die aus raannichfarbigen Tuchenden zusammengenähten Pferd- decken aus. Die Einwohner gelten für die bessten Gesell- schafter, und ein persisches bekanntes Distichon räth dem Schah, vier Männer nur aus vier Städten seines Reichs zu wählen; Musiker aus Chorasaji, Geschäftsmänner aus /ss/aÄa«, Krieger aus Tebris und Gesellschafter aus Kaswin^^. Zur Verherrlichung des literarischen Kuhmes Kaswin's genügen die beiden Sekretäfe Kaswini , der Verfasser der tVtinder der Geschöpfe*^ und der einzigen Perle der Seltenheiten^^, jenes Naturgeschichte, dieses Geographie, und Homdällak Mestuß, der Verfasser der auserwiihlten Geschichte*') und der bessten persischen Erdbeschreibung, so dass persische JNatur- und Völkergeschichte, Erd- und Ortsbeschreibung keiner persischen Stadt mehr verdanken, als dem reich- begabten gesellschaftlichen Kaswin.
Mit Eintritt des Frühjahrs begab sich Huiagu von Üamadan. Kaswin nachHamadan, wo Baidschu Nujan von Aserbeiilschan zur Aufwartung erschien. Huiagu, mit dessen Unfhätigkeit unzufrieden, überhäufte ihn mit Vorwürfen: ,,Was hast du, seit DschurmagJiun nicht mehr in Iran geblieben, gethan? welche Schlachtenreihen hast du gebrochen, welchen Re-
'j Aasu Kiiswiue leiuaelm min auhi babil-dscheuneti, Dsclii- lianuuma S. 293. ^) Morier second journey. p. 203. ^3 Dschihau- numa, ebend. ^) Adscliaibol machlukat. *) Charidetol-gharaib. *J Tarichi Giiside. 'j Nushetol-kolub.
108 Zweites Ruch.
bellen geschlagen? Hat dir das mongolische Heer zu Etwas Anderem gedient, als durch dessen Macht nnd Grösse den Chalifen zu schrecken?" Baidschu kniete nieder und sagte: „Ich habe mir keine Saumseligkeit zu Schulden kommen lassen und, was in meinen Kräften lag, gethan. Von den Thoren Rei's bis an die Gränzen Syriens habe ich Alles unterworfen, Bagdad ausgenommen, dessen Menschenmenge unerraesslich und wohin die Zugänge äusserst schwer. Uebri- gens steht der Befehl in der Hand des Padlschah, und ich bin bereit, aus derselben Leben oder Tod zu empfangen." Diese Unterwürfigkeit milderte den Zorn Hulagu's; er befahl ihm , aufzubrechen , den Westen bis an's Meer hin zu unter- jochen und die Länder Rum's diesseits und jenseits des Bosporos den Händen der Griechen und Franken ') zu ent- reissen. Baidschu INujan hatte schon vor vierzehn Jahren mit einem Heere von vierzigtausend Mann das hundert- siebzigtausend starke Ghajaseddin Keichosrew's, des Sohnes Alaeddin's, zu Kösetagh geschlagen-^ und vollendete nun die Eroberung Rum's bis an das Gestade des mittelländischen Meeres. Hulagu begab sich mit den Prinzen Kali, Beighai, Kotar und mit den Befehlshabern Bukatimury Sundschak, Koke Ilka in die Ebene von Haraadan, um dort das Heer zu sammeln. Hamadan, insgemein für das uralte Ecbatana gehalten, ist nach allen Quellen persischer Geschichte und Geographie eine der ältesten Städte Persiens, welche schon Hu.scheng, der zweite der Pischdadier, erbaut, Nabucho- donoser verwüstet, Darius wieder hergestellt haben soll.^^ Bedil, der Sohn Werka's, eroberte die Stadt im drei und zwanzigsten Jahre der Hidschret *^; dreihundert Jahre her- nach^) wurde dieselbe von Medaividschj dem Dilemiten, und abermal dreihundert Jahre später ^^ von den mongoli- . sehen Heeren mit allgemeinem Gemetzel der Einwohner verwüstet. Die Stadt hat Ueberfluss an Wasser, selbst wenn
• •) Ferseudani Aferinisch u Longtar. ') Im J. 641 (12433: Xoch- betettewarich, der Ort iu Reschideddin. ^) Dschihauuuuia S. 299 und das Nushet. ") Im J. 23 (643). *) Im J. 320 (932). ^) Im J. 618 (1221).
^j Z w e i t e 8 B u c h. lOQ
bei der von Hamdallah angegebenen Zahl der Quellen (tau- send dreihundert) durch Fehler des Abschreibers eine Nulle zuviel. Zwei der grössten Philosophen Schöngeister, Ein- geborene von Hamadan, der Dichter Ihn Chalweih und Be- diesseman, d. i. der Wunderseltene der Zeit, haben das Klima sowohl als die Einwohner in bekannten Versen') mehr getadelt, als gelobt. Der Erste sagte:
Die Kälte ist vielstinimig zu Hamadan, und sogestalt Ist es, im Winter grimmig, im Sommer massig kalt.
Der Wunderseltsame der Zeit , der Verfasser der ersten Makame, welche denen Hariri's zum Muster gedient, sagte:
Wiewohl geboren ich zu Hamadan, Dasselbe ich dennoch nicht preisen kann; Denn seine Knaben sind altklug, wie Greise, Die Alten kindisch, nach der Knaben Weise.
Das frische Grün der Fluren, das Gemurmel der zahlreichen Quellen verscheuchen allen Gram und stimmen zur heitersten Lebenslust, wesshalb die Einwohner vorzüglich lebenslustig, Spielen und Scherzen ergeben; ausserdem, dass Hamadan der Geburtsort zwei so ausgezeichneter Schöngeister, als die beiden oberwähnten, wallfahrtet hier der Jude zum Grabe Esther's und Mardochai's j, der Arzt zu dem ^vi- cenas"^^ , die Mystiker zu dem eines der grössten persischen Dichter, nämlich: Aththar's, des Verfassers der Vögel- gespräche und eines Dutzends gereimter Bücher, nämlich: des Buchs des Ratks , der Drangsale, der Nachtigallen, der Kamele, der Geheimnisse der Gänse, der Chosroen, der Antworten, der Nöthen, des Auserwählten , des Gött- lichen, und Haiders, des Biographen der Heiligen, des ascetischen Werkes der Brüder der Reinheil und anderer mystischer in Versen und Prosa. Bei dem Einfalle des mongolischen Heeres hatte Einer schon des Schwert aufge- hoben, um den Dichter zu tödten, als ein Anderer sagte: Tödte diesen Greis nicht, ich kaufe dir sein Leben um
•) Dschihannuma S. 300. ^) Morier secoud journ. p. 265. 269. Malcolm's Geschichte.
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tausend Silberstücke ab. Hüte dich, sagte Aththar, mich um so niedrigen Preis wegzugeben*; du wirst Käufer finden, die mich theuerer bezahlen Einige Schritte weiter bot ein Anderer für Aththar's Leben einen Sack Stroh; hierüber ergrimmt, hieb ihn der Mongole nieder.'^ Seit diesem ersten Einfalle der Mongolen , welche bei der Verfolgung Chuaresmschah's bis an's kaspische Meer und an die Gränze des arabischen Irak \ordrangen , bis zur Erscheinung IIu- lagu's vor Hamadan, waren sieben und zwanzig Jahre ver- flossen, und ehe wir mit Hulagu die Gränze vom persischen Irak in's arabische überschreiten, überblicken wir noch die Schicksale Persiens unter mongolischer Herrschaft in der vom ersten Einfalle der Mongolen bis zur Gründung des Reichs der llchane verflossenen Zeit, p-g Persien wurde von den Mongolen in zwei Statthalter-
Monyolenim Schäften getheilt, wovon die östliche Chuaresra und Chorasan, tvestlichen ^\q westliche das persische Irak und Aserbeidschan in sich
„ , begreift. Um die Statthalter nicht zu vermengen, über-
Hulagu. ° .
blicken wir zuerst das westliche oder eigentliche Persien,
welches in dieser Zeit nur zwei Statthalter hatte, nämlich Dchurtnaghun und Baidschi Ntijan, und dann erst das öst- liche, wo die Begebenheiten verwickelter durch die Ränke der Nebenbuhler um die Leitung der Geschäfte. Als die Mongolen bei der Verfolgung Chuaresmschah's zum erstenmal ß^ß die Gegend um Irbil verwüsteten, rüstete der Chalife Mo- ±236 stanssirbillah ein Heer und rief die moslimisclien Fürsten zur Hülfe auf; bei dem zweiten Einfalle nahmen sie die Stadt Irbil, doch nicht die Citadelle , ein; sie drangen bis Schengabad und Sermenrai vor, der Clialife setzte Bagdad in Vertheidigungsstand und rief alle Einwohner zu den Waff'en auf. Am rothen Berge (Düchebel Hamrin) ober Tekrit wurden die Mongolen geschlagen und ihnen die Ge- fangenen, die sie von Irbil und Dakuka weggeschleppt , ab-
') Am I. Uchemasiul sani 627 C26. April 1230). Dewietschah, glaubwürdiger ;, als andere Daten, welche in der Gescliichte der persischen Redekünste S. l4l durch Druckfehler verstüniuielt sind, indem 727, 732 für 7l9, 627, 632, 6l0 steht.
Zweites Buch. lU
genommen; ein Corps von fünfzehntausend Mongolen, das bald darauf bis Dschaaferije vordrang , zog sich bei der Annäherung des Chalifen zurück. iSoch im selben Jahre C35 war ein Corps von gleicher Stärke bis Chanekin vorge- i^ss drungen und schlug das ihnen vom Chalifen entgegengesandte, das nur halb so stark. Im forden hatten sie sich Gendsche's bemächtigt, und Dschurmaghun's Heere überschwemmten (ieorgien und Armenien. Er eroberte das Land zwischen dem Arras und Kur und in Georgien die Hauptstadt Tiflis nebst anderen Städten. Er belagerte und verheerte Rei; hierdurch erschreckt, trugen ihm die Bewohner von Kares die Schlüssel ihrer Stadt entgegen; nichtsdestoweniger wur- den die waflFentüchtigen Einwohner niedergemacht, mit Aus- nahme der Kinder und Handwerker, die in die Sklaverei geschleppt wurden. Der armenische Prinz Aicak begab sich mit seiuer Schwester Thamtha an den Hof Gujuk's, um die Zurückstellung des väterlichen Erbes zn erflehen, und 8ie erhielten hiezu den Befehl an Dschurmaghun. Nach dessen Tode setzte sein Nachfolger Baidschu Nujan die Eroberungen seines Vorfahrers fort. Er wandte seine Waffen ge^^n Ersenrum, Ersendschan, und schlug das in der Ebene von Akschehr bei Ersendschan verstärkte Heer des Sultans von Rum, unter dessen Verbündeten zweitausend von Johann Limminata aus Cypern und Bonifacio de Castro von Genua befehligte Truppen; diess ist die oberwähnte Schlacht von Kösetag, welcher Berg sonst Alahjuh hiess. '^ Nach dem über den Sultan erfochtenen Siege wurden Siwas, Tokat und Kaissarije geplündert und verheert; ein General des Sultans und der Richter von Aniasia kamen in's mon- golische Lager von Siwas und unterhandelten einen Frieden, vermöge dessen der Sultan jährlich einen Tribut von hun- dert zwanzigtausend Goldstückeil , fünfhundert Stück Stoffe, fünfhundert Kamele, fünfJiundert Sklaven zu leisten ver- bunden. ^^ Keichosrcw war zu glücklich, diesen ohne seine
') Haitho eh. 1^; Marino Sanuto III. pars 1.3. eh. .". uud nach demselben d'Ohsson III. p. 81. 0 Vincent. Bellov. Spec. hist. L. XXXI. c. jS und nach demselben d'Ohssou III. p. ^3.
112 Zweites Buch.
Vollmacht abgeschlossenen Friedensvertrag zu bestätigen. Bei ihrem Abzüge erstürmten die Mongolen Ersendsciian und machten die Einwohner nieder. Malatia kaufte sich von der Plünderung durch viertausend Goldstücke los, zu deren Vervollständigung die goldenen und silbernen Kirclien- gefässe, die Heiligenschreine und Reliquienkästen ausge- liefert werden mussten. *) Wahrscheinlich war es derselbe mongolische Feldherr Irsane, welcher zweimal Bohemund V., den Fürsten von Antiochien , auffordern Hess, die Mauern seiner Festungen zu brechen und ihm dreitausend Jungfrauen zu liefern; die Forderung wurde abgeschlagen, aber später zahlten die Fürsten von Antiochien an die Mongolen Tribut. Schihabeddin , der Fürst von Miafarakain , durch einen mongolischen Gesandten aufgefordert, seine Mauern zu
1S44 schleifen, antwortete, dass er nur ein kleiner Fürst, dem Beispiele der Sultane Syriens und Aegyptens folgen werde. Hethum I., der armenische Fürst Ciliciens, suchte durch Gesandte mit reichen Geschenken Baidschu's Schutz an. Baidschu forderte vor allem die Auslieferung des Harems Keichosrew's, des Sultans von Rum, und Hethum erkaufte um diesen Preis den Frieden und das Diplom als Vasall des
1245 grossen Kaan's. Im folgenden Jalire eroberten die Mongolen die nördlich des Sees von Wan gelegenen Länder, die sie auf Ogotai's Befehl der armenischen Prinzessin Tharatha übergaben. Sie nahmen Amid , Roha, Nissibin. Der Fürst von Mossul, Bedredin Lulu, schloss in seinem und des Fürsten von Damaskus Namen einen Vertrag von, in drei
^g_l(f Klassen geregelter, Kopfsteuer ab. Im folgenden Jahre er- schienen die Mongolen zum fünftenmal in der Nähe von Bagdad zu Dakuka, von wo sie der kleine Diwitdar zurück-
1247 schlug, und im folgenden Jahre tödteten die Mongolen zu Dakuka den Statthalter Eelban; sie plünderten die Karawanen, und Jesaur verheerte die Gegend um Malatia. Die gleich- zeitigen Begebenheiten Rum's und Armeniens gehören in die Geschichte dieser Länder und ihrer Fürsten ; wir er-
•) Bar. Hebr. und d'Olisson III. 85.
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wähnen nur noch tler Mission der vier Dominikaner, welche ßaidschu auf deji ihm im Namen des Papstes gemachten Antrag, sich zum Christenthume zu bekehren, tödten wollte. Einer seiner Offiziere hatte sogar vorgeschlagen , den ersten der Missionäre zu schinden und seine ausgestopfte Flaut dem Papst als Antwort zu senden'); doch auf die F'ürbitte der Gemahlin Baidschu's wurde ihnen nicht nur das Leben geschenkt, sondern sie erhielten sogar ein in dem Missions- berichte bis auf uns gekommenes Schreiben "und wurden ron zwei Gesandten Baidschu's an den Papst begleitet, der sie auf das Ehrenvollste empfing und mit Geschenken über- häufte.^)
In Persien liess Tschengischan , nachdem er abgezogen, 'Bschintimur, als Statthalter den Dschintimur zurück, welchem von allen Korona, vier Ulusen , d. i. Stämmen des JJrvgh , d. i. des Hauses ^t'^f^^^'^'^^'''' Tschengischan's, ein Amtsgehülfe beigegeben war, indem Chorasan als ein, allen vier Söhnen Tschengischan's gemein- samer Besitz betrachtet ward; eine Zeit lang dem Dschur- maghun, dem Statthalter Feldherrn in Persien, untergeordnet, unter dessen Oberbefehl er die, Chorasan noch verheereqden türkischen Schaaren Chuaresmschah's schlug, erhielt Dschin- timur von Ogotai die unabhängige Statthalterschaft Chorasan's und Masenderan's; als Gehülfe vom Blute des Kaan's war ihm Kelilat beigegeben ; er selbst verlieh beide höchsten Staatsämter, nämlich das des Wesirs oder Inhabers des Diwans und die Stelle des Staatssekretärs, an zwei Moslimen, jenes an Scher efeddin von Jesd, dieses an Behaeddin von Dschuwein, den Vater Athamülk's, des Geschichtschreiber's. Nach Dschintimur's Tod erhielt seine Stelle Nnssalj welcher schoii von Tschengischan dem Dschintimur als Amtsgehülfe von Seite des Uluses Dschudschi's beigegeben worden war. Dem Nussal folgte in der Statthalterschaft bald Körgös, d. i. Blindaug, welcher, an den Hof Ogotai's gesandt, um über die Verwaltung Chorasan's Bericht zu erstatten , gefiel und
') Ascelin, bei Viucent de Be:iuvais und in Reniusat's Memoire sur les rapports des priaces Chretiens avec les Tatares, io den memoires de l'Iustitut de Fraace VI. p. 422. ^) Ebenda S. 425. Hammer, Geschichte der llchane. I. 8
114 Z Nv e i t e s Bu c li.
von seinem Landsmaiine, dem Staatssekretär Dschinkai tfem Liigliuren, begünstigt. Der Kämmerer Danischmeiid, Gegner Dschinkai's, bemühte sich seinerseits, die Statthalterschaft Chorasan's dem Soline Dscliintimur's zu verschaffen ; Dschinkai wünschte jedoch seinem Schützling ein Jerligh, d. i. Diplom, des Kaan's zu verschaffen , vermöge welchem ihm die stati- stische Zählung der Bewohner Chorasan's und Masenderan's aufgetragen und alle Macht in seine Hände concentrirt ward. Der Wesir Scherefeddin und Kelilat , ihrer Wirk- samkeit durch das Jerligh beraubt, schmiedeten mit Otigu Timur , dem Sohne Dscliintimur's, Ränke wider Körgös am Hofe des Kaan's, der ihn auf ihre Beschwerden zu sich berief. Körgös machte sich auf den Weg, indem er den Behaeddin von Dschuwein an der Spitze 'der Verwaltung zurückliess. Auf dem Wege in's Hoflager begegnete er zu Binaket den Commissären des K-aisers, welche ihm zurück- zukehren befahlen 5 es kam vom Wortwechsel zu Thätlich- keiten, in welchen Körgös blutig geschlagen und ihm ein Zahn gebrochen ward; er musste den Commissären folgen, abe{^ in der Nacht sandte er einen Eilboten mit seinem blutbefieckten Kleide nach Hof. Ogotäi, über diese Be- handlung seines Statthalters aufgebracht, berief ihn zu sich; allein die Gegner Kelilat und der Sohn Dscliintimur's folgten ihm auf dem Fusse. Zu Bochara wurde bei einem dem- selben gegebenen Feste Kelilat am hellen Tage ermordet. Ogotai wollte in dem ihm vom Sohne Dschintimur's darge- brachten Zelte speisen; kaum hatte er es verlassen, als es ein Windstoss zusammenriss. Ogotai , durch diese böse Vor- bedeutung erschreckt, befahl, es in Stücke zu zerreissen. In dem von KÖrgös ihm dargebrachten Zelte fand er im Gegentheii einen mit Juwelen besetzten Gürtel, nach dessen Umbindung sein Lendenschmerz verschwand, so dass er guten Muths wieder zechte. Die beiden Nebenbuhler um Chorasan's Statthalterschaft blieben mehrere Monate am Hofe Ogotai's, welcher wünschte, dass sie sich vertrügen, und ihnen befahl, aus demselben Becher zu trinken, dasselbe Zelt zu bewohnen, nachdem sie zuvor ihre Waffen abgegeben.
ZweitesBuch. 1|5 '
Da sie sich nichtsdestoweniger nicht verglichen, ward, als sie Beide in Ogotai's Gegenwart vor Gericht erschienen, der Sohn Dschintimiir's als schuldig verurtheiit, und sollte an den Herrscher seines Uluses, nämlich an Batu , ausge- liefert werden. Der Sohn Dschintimur's flehte den Kaan, selbst sein Schicksal zu entscheiden , indem ein Hund , wie er, nicht werth sei, dass zwei grosse Herrscher, wie Ogotai und Batu, sich über ihn beriethen. Du hast Recht, sprach Ogotai, Batu's Strenge würde selbst seinem Sohne, wenn er sich in deinem F"^alle befände, nicht verzeihen. Dem Sohne Dschintimur's wurde verziehen; aber seine Begleiter wurden nach der Jasa bestraft, welche über die Verläumder Strafen verhängt. KörgÖs verwaltete Chorasan mit Gerech- tigkeit und Einsicht, baute Tus und Herat aus ihrem Schutte wieder auf und warf den Ränkeschmied Scherefeddin, welcher unter dem Scheine der Freundschaft gearbeitet, in's Ge- fängniss ; dieser aber fand mittels seines Weibes Schutz beim Uluse Dschagatai , und Arghun wurde mit dem Befehle ab- gesandt, den KörgÖs lebendig oder todt nach Hofe zu bringen. ' )
KörgÖs, der sich Anfangs in einem von ihm zu Tus -scheref- erbauten Magazine eingesperrt, ging endlich, als man Ge- eddin von
wait brauchen wollte, selbst heraus, und ward von den ^^'"^'> j" '
eyel der Söhnen Dschagatai's nach Hof gesandt, wo sein Beschützer p,^.^^^^^^^ ^^^^^^
Dschinkai von der Regentin Turakina verungnadet worden. Arghun. KörgÖs, ohne Beschützer, ohne Geld, wurde auf Befehl Karä.Hulagu's, des Enkels Dschagatai's, hingerichtet, und von der Regentin wurde Arghun zum Statthalter Chorasan's ernannt. Er begehrte den Scherefeddin als Vlug Bltehdschf, d. i. grossen Staatssekretär oder Finanzrainister, weil er sich verbindlich geu»acht, viertausend Baiische , welche in den beiden Ländern Chorasan und Masenderan an Steuern aus- ständig, einzutreiben. Scherefeddin, Sohn eines Lastträgers von Chuaresm und seiner schönen Gestalt willen Lieblings- page des Statthalters von Chuaresm, war Ton diesem, als
•) d'Ohsson III. 103- 118.
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der Page die Frische des Jugendreizes verloren, dem Dschirt- timur abgetreten , bei dem er sich durch seine Geschick- liclikeit als Sekretär und seine Kenntniss der mongolischen Sprache als brauchbar empfahl; er stellte ihn in Steuer- geschäften an, in welchen er bald Proben seines blutaus- saugenden Druckes gab, wodurch sein Name in der Ge- schiclite für inmier gebrandmarkt. Er unterschied zwischen den Dörfern, welche sich freiwillig den 3Ioiigolen ergeben, oder mit Gewalt erobert worden waren, und belastete die Einwohner der letzten mit allen Arten von Auflagen und Qualen'). In diesem Geiste hatte er unter Körgös das Land gedrückt und noch mehr unter Arghun , um die Summe, zu deren Eintreibung er sich anheischig gemacht, einzu- treiben. Weder Weiber noch Waisen wurden verscliont und Foltern aller Art angewandt, um Geld zn erpressen; die Häuser wurden geplündert,- den Todten selbst das Leichen- tuch weggenommen, der Mann vom Weibe, der Vater vom Sohne gerissen und als Sklave verkauft; die Männer wurden barfüss, die Weiber unverschleiert aus den Häusern ge- schleppt; jene bei den Füssen, diese bei den Brüsten auf- gehängt. Zu Rei wurden die geraubten Einrichtungen der Häuser in der Moschee aufgeschichtet, dort auf Maulthlere geladen und diese mit den Teppichen der Moschee zuge- deckt. So schaltete und waltete er zu Tebris und Kaswin, zu Issfahan , Kum, Kaschan, Rei und Hamadan, alle Häuser und alle Foltern erschöpfend. Seinen Helfer Mahmud von Sebsewar sandte er, um Isferain und Dschadscherm auszu- saugen, er selbst lag schwer als Alp der Finanz auf Astrabad, Araul und den Städten Masenderan's. Als Arghun zu Tus, bat der Imam der Grabstätte Musa Risa's um Gnade und Schonung, und Arghun gab ihm einen Kabinetsbefehl an Scherefeddin zur Zurückstellung eines Theils des Geraubten. Scherefeddin befahl, den Vorzeiger des Befehls mit Fäusten zu ohrfeigen , so dass er besinnungslos niederfiel. Die Pflugstiere nahm er vom Aeker, die Heefden aus den Haiden
') Mirchuand.
Zweites H u c h. 117
weg, so dass Ackerbau und Viehzucht darniederlag. Glück- licherweise befreite sein Tod das Land von seiner Tyrannei; i*^^ aber noch auf dem Todbette sandte er Wort an Arghuii, ja die Eingesperrten niclit frei zu lassen, bis sie gezahlt, und ja keinen Heller nachzusehen , weil sonst alle Ordnung zu Ende. Arghun that das Gegentheil, indem er die Ge- fangenen lojjgab, die noch zu leistenden Zahlungen nachsah und sich dadurch den Segen des Landes erwarb. Bei der Thronbesteigung Gujnk's braclite Arghun alle eingesammelten Anweisungen, welche sieh verschiedene Prinzen gesetzwidrig auf verschiedene Distrikte Chorasan's verschafft hatten, dem neuen Kaan als das angenehmste Geschenk dar; die Stellen wurden nach seinem Vorschlag besetzt, die durch den Tod des Blutegels Scherefcddin erledigte des ülugh Betekdschi erhielt Fachreddin Behischti. Nach Gujuk's Tod riss wäh- rend des Zwischenreichs der Missbrauch der Anweisungen, wodurch den Prinzen Einkünfte von Dörfern und Flecken in Chorasan für Jahre hinaus zugesichert wurden, wieder ein. Bei Mengku's Thronbesteigung verschafften sich die Klagen" des Landes Gehör, und es wurde beschlossen, Cho- rasan auf die von Mohammed Jehvadsch in Transoxana ein- geführte Weise zu besteuern. Die Statthalterschaft wurde ihm mit Jerligh und Pai'se, d. i. mittels Diploms und Löwen- kopfs, bestätigt, und Behaeddin von Dschuwein für die Finanzverwaltung beigegeben; aber die Brüder des Kaisers: Kubilai, Hulagu, Arikbngha, hatten bei ihm ihre Agenten; 80 auch Nihpei , der Herr des Uluses Dschagatai. Persien wurde in vier Steuerbezirke abgetheilt und die Vorsteher derselben erhielten den Titel Meh'k , welches gewöhnlich König', hier aber so viel als Intendant oder Generalpächter bedeutet. Arghun veranstaltete bei seiner Zurückkunft neue Zählung und regelte die Kopfsteuer nach den Klassen , was bereits, sowie die Einrichtungen Hulagu's durch denselben oben erzählt worden.
Hulagu befand sich Ende Aprils zu Denna , drei Monate RüclihUck hernach zu Hamadan ; in der herbstlichen Tag- und Nacht- ouf dcts gleiche sandte er einen Gesandten au den^Chalifen von
Clialifat.
118 Zweites Buch.
9. Rebiul- Bagdad mit der Aufforderung von Unterwürägkelt und dena Vorwurfe, dass die zur Besiegung der Assassinen ange-
36. April
i2ö7 sprochene Hülfe nicht geleistet worden. Doch ehe wir die
lO.Redscheb Begebenheiten der zwischen dieser Aufforderung und dem ZU. Juli Sturze des Chaiifats verflossenen fünf Monate erzählen, fordert geschichtlicher Zusammenhang den Rückblick auf die letzten Zeiten des sinkenden Chaiifats, das unter den Beni Abbas nun bereits durch fünf Jahrhunderte gedauert. Ohne diesen Rückblick auf die ersten und letzten Ursachen des Sinkens und gänzlichen Verfalls würde es unmöglich sein, zu begreifen, wie der durch fünf Jahrhunderte auf- recht stehende Thron des Chalifen in fünf Monaten zer- trümmert ward '^. Der Wurm hatte schon lange an dem Herrscherstabe des Chalifen genagt, ehe derselbe und das darauf gestützte Schattenbild der Herrschaft zu Boden fiel. Von innen zerrissen das Reich die Partheiungen der Sunni und Schii und die Anführer der türkischen Leibwachen, mit denen sich schon der achte Chalife Moteaassirn in der Hoffnung umgeben, durch dieselben den Thron zu schützen, die aber statt Vertheidiger Empörer, von Sklaven sich zu Sultanen emporschwangen. Von aussen erschütterten und zertrümmerten das Reich die mit dem Schwerte den Islam reforrairende Secte der Karmathen und die überall empor- steigenden Dynastien, von denen alle den Titel der Herr- schaft den durch Gewalt abgenöthigten Diplomen des Cha- lifen dankten, von denen aber die mächtigsten, wie die Be7ii Hamdan und Beni Buje , um die Oberherrschaft über den Chalifen buhlten, und desshalb im beständigen Kriege, mit dem Erairol-umera, d. i. dem Fürsten der Fürsten, dem Hausmeyer des Chaiifats, bis sie den Titel desselben sich selbst augeeignet. Kaum ein Jahrhundert war seit der
') Die grössere Utnstaudlichkeit dieser Uebersiclit hat noch die Kritik Herrn v, Poujoulat's im Teiups 18. Mars 1836 angeregt, welcher üudet, dass in der Geschichte des osm. Reichs die Anarchie des byzantinischen Reichs nicht ausführlich genug charakterisirt worden: Peutetre devoit il mieux caracteriser ranarchie de l'empire grec morcele par les croisades.
Zweites ß ti c Ii. 119
Gründling der Dynastie der Beni Abbas durch Abdallah es-seffah, d, i. den Diener Gottes, den Blutvergiesser, ver- flossen, als schon mit dem Einflösse der türkischen Leib- wachen der Saamen des Unheils wuchernd aufschoss ; ein Jahrhundert hernach unter dem neunzehnten Chalifen Kahir- billah, d. i. der Räcketide durch Gott, war bereits das Loos der Theilung über das Ehrenkleid des Chalifats geworfen ^ j ^g-, und die Länder desselben in zwölf Theile zerstückelt. Heute ysö
vor neunhundertjaliren herrschte in Persien die mäclitigste, iii vier Zweige getheilte Dynastie der Beni Biije j in Diar- bekr und Dijari Kebia, zu Mossul uird zu Haleb die Dynastie der Beni Hamdan; Chorasan war in den Händen der Beni Saman, Masenderan und Dschordschan in denen der Beni Dilem; der südlichen arabischen Landschaften hatten sich die Karmathen, der südlichen persischen Ahtvas und ffasit, die Söhne Berid's, als Empörer bemächtigt. In Aegypten und Syrien führten die türkischen Sklaven der Familie Achschid als Herrn den Titel von Sultanen und zu Bagdad gelbst den des Fürsten der Fürsten. Zwei Dynastien der Beni Sijad regierten zu Sebid in Jemen und die anderen in Taberistan ; in Kufa die Beni Thaba Thaba aus der Familie Ali und die Beni Ochaissar in Hidschas. Den Titel und die Macht als Chalifen machten den Beni Abbas die alle Dy- nastie der Beni Omeije in Spanien und die neue der Fati- müen in Afrika streitig '). So hatten sich Leibwachen und Sklaven, Sectirer und Empörer, arabische und persische Emire in das weite Reich des Chalifats von Osten bis Westen getheilt, und das Gebiet desselben war, wie in der letzten Zeit des byzantinischen Reichs, fast nur auf das Weichbild der Residenz beschränkt; was sich innerhalb den weiten Gränzen des ehemaligen Reichs der Chalifen zutrug, gehört in die Geschichte der Dynastien , die sich dort erhoben, und nicht mehr in die des Chalifats, das seit dem Beginne des zehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung noch durch viert- halbhundert Jahre seinem Untergange allmähtig zusank.
*) Elmacinus i).255. — Hadschi Clialfa's chrouologische Tafelu.
120
Zweites Bucb.
IVesh'e
VeiTiither ;
HeliywHs-
secten ;
Ueber-
schiveni-
mungen.
Am Eingänge und Ende dieser vierthalbliundertjährigen Periode stehen zwei Wesire Staatssekretäre, beide Gelehrte, beide als Hebel des Verderbens des Reichs von der Ge- schichte gebrandraarkt. Der erste, Ibn Mokla, der Verbes- serer der arabischen Schrift in ihrer schönsten, gefälligsten Form des Neschi , der dreimal den Koran abgeschrieben, dreimal die Wesirschaft verwaltet, dreimal Heere befehligt, dreimal die Pilgerreise vollzogen und zuletzt sogar dreimal bestattet worden, unterhielt verrätheriscUcn Briefwechsel mit Jahki'm, dem türkischen Emire, wie Ibn Alhainh der letzte gelehrte Wesir des letzten der Chalifen, mit Hulagu; jener die Türken, dieser die Mongolen rufend. Der zwischen beiden liegende Zeitraum zerfällt in vier Perioden, in deren erster die Biijidenj in der zweiten die Seldsckuken, in der dritten die Chiaresmschahe und endlich die Mongoleji die mächtigsten Herrscher Mittel- und Vorderasiens. Wir haben hier nicht die Geschichte dieser Reiche zu überblicken, sondern nur die des unter ihrem eisernen Fusstritte tief darniedergebeugfen Chalifats. Die erste Periode der üeber- macht der Beni Buje bis zum Auftritte der Seldschuken unter Toghrul urafasst hundert fünf und zwanzig Jahre, die Herrschaft der Seldschuken in Chorasan und Kerman andert- halb Jahrhunderte, die überwiegende Macht der Chuaresm- scha-he unter den beiden letzten grossen Sultanen derselben, Mohammed Tekesch , die der mongolischen Herrschaft seit dem Tode Tschengischan's, dreissig Jahre. Während dieses durch die üebermacht der Beni Buje, der Seldschuken, der Chuaresmschahe und der Mongolen unterdrückten, durch innere Unruhen zerstückten Chalifats sassen seit dem neun- zehnten Chalifen, Kahirbiliah, noch achtzehn sogenannte Schatten Gottes auf Erden als Schatten auf dem Chalifen- stuhle, mit dem Mantel des Propheten angethan, mit seinem Stabe als Richter die weltliche Herrschaft zum Scheine und nur noch die geistliche als die Imame des Islams ausübend, auch diese nicht unbestritten , sondern von Ketzern und Glaubensreformern vielfach beeinträchtigt, von den Chalifen der Beni Omeije in Spanien und von denen der Fatimiten
Zweites Buch. 121
in Afrika in Anspruch genommen. Zuerst entzweite das Chalifat die zu Bagdad mit einer gleichen Erbitterung ge- führte Giaubensspaltung der SuTi/ii und Schii, wovon jene die Katholiken, diese die Protestanten des Islams; jene dem Hause Abbas, diese dem Alis und folglich allen denen, welche als Verwandte der Prophefeufamilie auf Herrschaft Anspruch machten, gewogen. Die für den Thron sowohl als für den Altar gefährlichsten Religionsneuerer aber waren die Karmathen und Ismailitenj wovon jene mit dem Schwerte in der Hand als Zerstörer der Kaaba und Räuber des hei- ligen schwarzen Steines, als Mauerbrecher das feste Gebäude des Islams erschütterten; diese unter dem Schleier geheimer Lehren und Verbindungen die Grundfeste der Religion unter- gruben und mit dolchbewaffnetem Arm schneidende Beweise führten; höchst gefährliche Neuerer der Lehre, welche den ihnen beigelegten Namen der Mulhadj d. i. der Freigeister oder Gottlosen, wohl verdienten und welche nur unter dem tropischen Gewände der Allegorie und Mystik das Skelet ihrer Grundlehre : Nichts zu glauben und sich Alles zu erlauben, verlarvten; gefährlicher als die Anhänger MasdeVs unter Nuschirwan, als die Babek's unter den Chalifen Mamun und Moteaassim , welche oflFen die Gemeinschaft der Güter und Weiber predigten , das Scheusal ihrer Grundsätze offen Preis gaben, während diese es unter dem Schleier asceti- scher Liebungen und philosophischer Lehren im tiefsten Geheimnisse verbargen. Von der Zeit an , wo unter Kahir- billah die Karmathen und Beridäer die Länder des Chalifats mit Blut überschwemmten bis zur letzten Blutüberschwem- mung durch die Mongolen, waren die grossen politischen Ünheile des Reichs fast immer gleichzeitig mit grossen ver- derblichen Naturbegebenheiten, mit Erdbeben, Hiingersnoth und besonders grossen Verheerungen des Tigris, so dass die üeberschwemmung des letzten nur als ein Vorzeichen einer üeberschwemmung von Blut galt, ein Glaube an eine geheime Verbindung physischer und moralischer grosser Begebenheiten, welche durch die furchtbaren üeberschwem- mungen des Tigris, welche im Jahre der Einnahme Alamut's
12S Z w e i t e s n u c Ii.
Statthatte und nur zd bald durch das Blutbad und den Ruin
Bagdad'» bestätigt ward.
Die Emirol- Der Tyrann Kahirbillah , Nachfolger des Chalifen Radhi,
uvieramts der letzte der Chalifen, welcher dichtete und selbst am
'^^öm' '"^ Freitage das Chutbe verrichtete, berief den Türken Raik
als Fürsten der Fürsten nach Bagdad und stiftete so die
oberste Gewalt der Fürsten der Fürsten, um die sich mit
den Befehlshabern der Leibwachen die mächtigen Fürsten
des Hauses Ilamdan und ßiije stritten. Er bestellte, der
erste, einen Stellvertreter in der Moschee, in welcher vor
ihm die Chalifen selbst als Imame dem Gebete vorstanden,
am Freitage die Rede selbst von der Kanzel als Chatibe
330 gehalten hatten. ') Unter seines Bruders und Nachfolgers
941 Mottaliki, d.i. des Gottesfürchtigen, Regierung verkündeten grosse üeberschweramung des Tigris und grosse Pest und Hungersnoth eben so grosses politisches Unheil. Der An- führer Beridi verheerte Bagdad dritthalb Monate lang mit seinen Truppen , der Türke Tiistin drängte sich nach Raik's Tod dem Chalifen als Fürst der Fürsten auf, dem byzan- tinischen Kaiser Romanus Lapachenes musste das Schweiss- tuch Christi als Lösegeld ausgeliefert werden; Mottakki ward geblendet und vom Throne gestossen. Sein Neffe Mostekflbülah verlieh nach Tusun's Tod die Stelle des Fürsten der Fürsten dem Schirsad, welchem sie Ahmed der Bujide entriss und vom Chalifen mit dem Ehrentitel Moiseddetvletj d. i. der den Hof oder das Reifh Ehrende, anerkannt ward. Er bemächtigte sich der Leitung aller Geschäfte, wies dem Chalifen nur fünftausend Dirhem für dessen täglichen Unter- halt an, riss ihn endlich gewaltsam vom Throne und verstiess ihn geblendet in den Kerker. Die Wesire wurden von nun an nicht mehr Wesire , sondern nur Kjatibe, d. i. Sekretäre, genannt.^) Sein Nachfolger Motülillah, d. i. der Gehorsame in Gott, war nur de« Befehlen Moiseddewlet's und seines Sohnes Bachtiar gehorsam, welche die wahren Herren von Bagdad , als Schii die Sunni als Ketzer und die Chalifen aus
') Noclibec ^ Sojuti. -) Muuedschimbaschi.
Z \v e t t e 1 B u c h, 123
dem Hause Abbas als ungerechte Thronbesitzer anfeindeten ; Verwünschungen wider Omar, der Fedek, das Landgut Ali's, eingezogen, und den Ebu Serr verdammte, wurden an die Thore der Moscheen geschrieben , Nachts zwar von den Sunniten wieder ausgelöscht, dann aber dem Moawia von den Kanzeln geflucht und das Fest Aaschura zum Preis des Martyrthums Husein's eingesetzt'}. Moiseddewlet verkaufte die Stelle des Obersten Richters um zwanzigtausend Dirhem, das erste Beispiel so schändlicher Verkäuflichkeit im Islam, und Bachtiar, als es ihm an Geld mangelte, zwang den Chalifen, seine ganze Garderobe und sein Hausgeräthe zu verkaufen, und zog die aus der Versteigerung gelösten vierzigtausend Dirhem ein, so dass man sagte, er habe den Chalifen vergantet ^ ). Die Karmathen hatten zwar den schwarzen heiligen Stein wieder an die Kaaba zurückgestellt, aber hingegen eroberten die Griechen alle Gränzfestungen des Reichs. Zu Tarsus verwandelten sie die Moscheen in einen Stall und verbrannten die Kanzel; Antiochien und Haleb, Edessa und ISissibiu wurden geplündert. Dschewher, der Feldherr der Fatimiten, hatte Aegypten erobert. So grosse und schwere Unfälle waren durch ausserordentliche ^^ß INaturverheerungen vorbedeutet oder von denselben begleitet .957 worden. Erdbeben verschluckte die Stadt Thalkan mit allen ihren Einwohnern, bis auf dreissig*}, und hundert fünfzig Dörfer. Die Erde warf die Gebeine der Todten aus und sprengte heisses Wasser zum Himmel empor; Kum und Holwan wurden durch Erdbeben verwüstet; die Heuschreckeii verzehrten nicht nur das Gras der Fluren, sondern auch die Blätter der Bäume; das Meer trat achtzig Ellen weit von seinen Ufern zurück *^ und enthüllte die Naturwunder seines Schooses ; drei Jahre später verschlang es das Gepäck ' 349 der Pilgerkarawane, die ein Wolkenbruch demselben zuge- ^^^ schwemmt; in diesem Jahre wurde Kreta von den Griechen erobert. Der Sohn Motii's war Thaai, was ebenfalls ge-
•) Sojuti, Munedschimbaschi. *) Nochbet. ^) Sojuti und Nodibet. *) Muaedschiinbaschi.
124 Zweites Buch.
horsam bedeutet; er gehorsamte, wie der Vater, dem Fürsten der Belli Biije, die sich nun mit den Türken und unter sich um die Obervormundschaft des gehorsamen Chalifen stritten; doch beobachtete Adhadeddewlet, der grosse Fürst der Bujiden, wenigstens den äusseren Aiistand, indem er siebenmal vor dem Chalifen die Erde küsste, während Beha- eddewlet den Palast des Clialifen plünderte, ihn selbst durch zwei Dilemiten von dem Throne reissen liess und geblendet in den Kerker verstiess. Adhadeddewlet hatte zu Bagdad Spital und Sternwarte gebaut, und inmitten der finsteren Nacht, welche den Thron des Chalifats umdunkelte, leuch- teten am literarischen Himmel Gestirne der ersten Grösse. Der Dichter Motenebbi, der Geschichlschreiber Mesudi, der Philosoph Farabi und Ebidferedsch von Issfahan, der Ver- fasser der grossen Blüthenlese, Aghani, welcher dem Wesir Ibad die fünfhundert Kameellasten von Büchern, die er vor Erscheinung derselben mit sich zu führen pflegte, ersparte. Kadirbiüah ^" ^^^ vierzigjährige Regierung Kadirbillah's, des fünf
und Kaim- w"d zwanzigsten Chalifen, des Enkels Moktedir's, fällt das bienirillah. Ende der Herrschaft der Beni Buje und der Beginn der Grösse der Sultane von Ghasna, welche aber zu ferne, um unmittelbaren Einfluss auf die Schicksale Bagdads zu nehmen. Nichtsdestoweniger ertheilte ihnen der Chalife Ehrentitel, indem er dem Vater Sebugtegin den der reckten Hand des Hofes und des Intendanten des Volkes ^^ beilegte, wie die Fürsten derBuje der Bewahrer"^^, der ^/-m'^, der Ruhm*)^ der Adel^^^ das Schwert ^^^ der JFerth''^, die Säule^^ und die Ehre^')^ der Feredler^°), die Erhabenheit^^) des Reichs und des Hofs geheissen hatten; fünf und vierzig Jahre alt, als er den Thron bestieg, füllte Kadir, d. i. der Mächtige, denselben vierzig Jahre lang, wenn nicht mit Macht, doch mit Anstand und Würde , war genau und eifrig in Vollziehung der vorgeschriebenen Religionspfiichten im Gegensatze seiner
') Eüiiueddewlet we eminol-nüllet. -) Moiseddewlet. ^) Adhad- eddewlet. ") Fachieddewlet. ^) Scherfeddewlet. **) Ssamssaiiied- dewlet. ") Behaeddew let. ») ImadcddCM iet. »J Iseddewlet. ■") Mo- schrifeddewlet. ") Dschelaleddewiet.
Z \v e i t e s B u c li. J25
Vorfahren, welche Wüstlinge und Schlemmer, schrieb ein Buch wider die Schismatiker, welche die Lehre, dass der Koran erschaffen, vertheidigen, welches alle Freitage in • der Moschee vorgelesen ward ; nur wurde seine lange Re- gierung häufig durch die blutigen Streitigkeiten der Sunni und Schii getrübt, weil er die letzten auf Kosten der ersten begünstigte. In dem ersten dieser Religionsaufruhre wurde der Wesir Behaeddewlet erschlagen, weil er die Todten- f. j, 3S3 feier des Martyrthums Husein's abstellen wollte. Neun Jahre 992
hernach empörten sich die Ketzer, indem sie die Einführung eines neuen Festes, nämlich des schiitischen des Teiches, durchsetzten'). Zehn Jahre hernach, im selben, wo ein '^^9
heftiges Erdbeben die Stadt dreimal , und Hakimbiemrillah '^•^'*
die Kirche, das heilige Grab zu Jerusalem in Schutt ver- wandelte, schlugen sich die Sunni und Schii in den Strassen von Bagdad. Neun Jahre später wurden die Ketzer za Wasith von den Sunni geschlagen und die Kuppel der grossen Moschee zu Jerusalem stürzte ein. Schon im nächsten Jahre entbrannte der Kampf zwischen ihnen so heftiger zu Bagdad; und abermals nach dreizehn Jahren schlugen sie sich wegen des Festes Aaschiiraj, d. i. des Trauerfestes Husein's. Ausser 1030
dieser so oft wiederholten blutigen Polemik wurde Bagdad von Zeit zu Zeit durch Diebsbanden beunruhigt, so dass Niemand seines Eigenthums sicher'^). Nichtsdestoweniger brachte es Kadir dahin, dass die Beni Okail in Syrien das Kanzelgebet auf seinen Namen und nicht auf den der Fati- raiten verrichteten, deren angeblicher Ursprung von Ali, zn Bagdad öffentlich in den Schulen angegriffen ward. Die Gleichzeitigkeit Firdewsi's und Kabus Schemsolmaalis, des Dilemiten, wie die Hamdaus, des Musters der Beni Ilamdan, und Aüicenas verherrlichte die vierzigjährige Regierung Kadir's nicht minder, als die fünf und vierzigjährige seines Sohnes Kaimbie?nrillah's, d. i. des auf Befehl Gottes Aufrecht- stehenden, durch das Aufsteigen Toghriil's, des Gründers
•) S. Garcin de Tassy und S. de Sacy's Anthologie, ^) In Uadschi Chalfa's chrono]. Tafeln i. J. 397, 4l7, 424 5 im Mune- dschimhaschi i, J. 384 (994).
i. J. |
407 |
i. J. |
iOiß 40S |
i. J. |
1017 421 |
i. J. 402
löir
126 ° ZweiteeBucb.
der Dynastie der Seldschuken, als Beginn einer neuen Epoche, indem die Vormundscliaft der Chalifen von dem Hause Buje in das der Seldschuken überging. Toghrul, von dem Cha- lifen um Schutz wider den übermächtigen Türken Besasiri angefleht , gewährte denselben , aber gegen die Belehnung mit der Herrschaft des Ostens und Westens mittels zweier Kopfbünde, zweier Schwerter, siebeu Fahnen und sieben nacheinander angelegter Ehrenkleider , während der Chalife auf sieben Ellen hohem Throne sass. Der Chalife vermählte sich mit der Nichte Toghrul's und dieser nahm die Tochter des Chalifen zur Frau, starb aber vor Vollzug der Hochzeit siebzigjährig. Zwei Kometen'), Erdbeben, Huugersn5>th, Meeresebbe und üeberschwemmungen verkündeten und be- gleiteten diesen neuen Umschwung der Herrschaft des Ostens und Westens. In Aegypten und Palästina spie die Erde Wasser '^^, das Meer zog sich auf einen Tag weit von den Gestaden zurück und verschlang in unvermutheter Rückkehr die, welche in seinen aufgedeckten Tiefen nach Schätzen suchten^). Die Hungersnoth in Aegypten war so gross, dass seit des ägyptischen Joseph's Zeit keine grössere ge- dacht ward "*) und die Stärkeren die Schwächeren ohne Scheu auffrassen ; durch zwei üeberschwemmungen des Tigris*) wurden über hunderttausend Häuser verwüstet. Solche Zeichen mussten die Herrschaft der Türken über Vorderasien verkünden; aber ausserdem ward Bagdad noch durch Diebesbanden und die Religionskämpfe der Sunni und Sehii verwüstet; diese fügten zum Gebetausruf die Formel: Auf! zu guten Werken 1*^^ bei und schrieben auf ihre Boll- werke: Mohammed und Ali sind die bessten der Geschöpfe; ftber vollzieht, ist dankbar, wer sich dessen weigert, un- dankbar; die Sunni widersetzten sich; die Grabmäler der Imame Mtisd und Takki wurden ihrer goldenen Leuchter und Lampen beraubt, die Schreine aus Ebenholz angezündet; sie verbrannten auch die Grabdome des Chalifen Emin und
') Im J. 443 (1051) und 458 (1065). ^) 4S0 (1067);, Nochbet. ») Nochbet. *) I. J, 462 (1069) j Nochbet. *) l.'J. 466 (1073) und i. J. 454 (1061). «) Hei ala chairil animel.
Zweites Buch. 127
seiner Mutter Soheide , die der Bujiden Mvü und Dsche- laleddewlet *^ ; die Moscheen der Hanefiten wurden von den Schiiten geplündert. Sie unterliessen dafür das Kanzel- gebet für den Cliaiifen , weil er sie zu schützen nicht im Staude, nicht Chalife und Imam zu heissen verdiene. Doch hatte er vor seinem Ende den Trost, dass der Scherif von Mekka das Kanzeigebet nicht mehr auf den Namen der Fatimiten-, sondern auf den der Beni Abbas verrichtete; und unter seiner Regierung erhob sich zu Bagdad die erste, vom grossen Wesire Melekschah's von Nisaraeddin gestiftete hohe Schule Nisam/'je'^^.
Mit Äloktefi, dem Sohne Kaimbiemrillah's, dem sieben j)/^ Chalifen und zwanzigsten Chalifen, welcher zwanzigjährig den Thron Muktefi, bestiegen , setzte sich auf denselben in Chuaresm Itsis, einer -^ostadhir. der Emire Melekschah's, der Gründer der Dynastie der Chuaresmschahe, die erst ein Jahrhundert später zum Gipfel der Macht emporstieg. lisis liess das Freitagsgebet wieder auf den Namen des Chalifen aus dem Hause Äbbas, statt auf den der Fatimiten, verrichten. Moktell vermählte sich mit der Tochter seines Scliirmvogtes, des grossen Sultan's der Seldschuken, Melekschah. Die Hochzeit war die glänzendste, welche Bagdad seit der berühmten 31amun's mit der Tochter seines Wesirs Sehl gesehen; der grosse Wesir Nisamolmülk mit zweitausend Reitern begleitete die Braut; hundert vier und dreissig Reihen von Kamelen (jede Reihe zu sieben) trugen den Brautschatz, in weichem die juwelenbesetzten Pantoffeln das Hauptstück. Die Hochzeit, sowie ein Paar Jahre hernacji das Geburtsfest des Sohnes Dschaafer aus der Frau Turkjan, wurde mit grossen Festen gefeiert; dem letzten wohnte Melekschah in eigener Person bei und legte bei dieser Gelegenheit den Grund der nach seinem Namen • genannten Moschee Bagdad's. Nach Verlauf eines Jahres zertrugen sich der Chalife und die Tochter Melekschah's, welche zu ihrem Vater nach Issfahan zurückkehrte, weil Moktefi statt ihres Sohnes Dschaafer's den Mostadhir zum
») Nochbet. 2) I. j. 459 (io66).
128 Z\roitas Buch.
Thronerben ernannte. Melekschah forderte, dass der Chalife die Erbfolge an seinen Enkel Dschaafer, den Sohn Turkjan's, übertrage, und war eben im BegriflFe, ihm dieses Farailien- gesetz mit gewaffneter Hand aufzuzwingen , als er vergiftet starb , was von Bagdads. Einwohnern der Wirkung des him- meldurchdringenden Gebetes des Chalifen zugeschrieben
'^^'^ ward. Moktefi überlebte ihn nur drei Jahre und hatte seinen sechzehnjährigen Sohn Mostadhir zum Nachfolger. Zwei
^^•^ Jahre nach seiner Thronbesteigung ward ganz Asien durch den Schrecken der Astronomen über den Verein der Pla- neten, den Saturnus ausgenommen, im Zeichen des Fisches mit Vorhersagungen von Sündfluth aufgelärmt, indem zur Zeit der Sündfluth alle sieben Planeten im Fische gestanden haben sollen ; wirklich schwemmte ein Wolkenbruch das Gepäck der Pilgerkarawane fort ; aber verderblicher als diese üeberschwemmung war die der Kreuzfahrer, deren Fluth bald hierauf an den syrischen Gestaden emporbrandete.
499 Ein Comet von einer Grösse, dessgleichen nie gesehen ilOö worden , galt als Vorzeichen des ungeheueren Brandes, dess- gleichen Bagdad noch nicht erlebt hatte, und in weichem nebst dem Palaste des Chalifen die hohe Schule IVisamol-
511 mülk's und die ganze Flussseite der Stadt in Asche gelegt
i^'^ ward; was vom Brande übrig geblieben, zerstörte ein Erd- beben. Brand und Erdbeben mussten den Tod Mohammed- schah's des Seldschuken und des Chalifen vorbedeutet haben, welche bald hierauf im Zwischenräume von wenigen Monaten starben. Es war das dritteraai, dass der Tod des Chalifen mit dem seines seldschukischen Schirravogtes fast zusammen- fiel; Sultan Alparslan war zwei Jahre vor dem Chalifen Kaim^^^ Sultan Melekschah zwei Jahre vor dem Chalifen Mokteß^^ und jetzt Sultan Mohammed nur einige Monate vor dem Chalifen Mostadhir gestorben, und sowohl die drei . Sultane als die drei Chalifen gehörten unter die grössten und bessten Herrscher ihres Hauses Q. Mostadhir, beredt,
■) Alparslan i. J. 465 (1072); Kaiinbiemrillali i. J. 4(37 (1074). 2) Melekschah i. J. 485 (1002); Moktefi i. J. 4ö7 (1U94). ^) Das Nochbet nach dem lkdol-df>cheman Ibnol-dschewsi's.
Zweites Buch. I29
•
freigebig und Schönschreiber, machte den Bewohnern Bagdads angenehme und fröhliche Tage, indem seine vier und zwanzig- jährige Regierung im Ganzen eine ruhige, während die siebzehnjährige seines Sohnes und Nachfolgers Mosterschid das Gegentheil durch die Thronnebenbuhlerschaft der beiden Seldschuken, Mahmud und Mesud , von denen Mosterschid jenen als Oberherrn anerkennend mit sieben , diesen nur mit zwei Ehrenkleidern bekleidete. Mesud überzog in der Folge den Chalifen mit Krieg, belagerte Bagdad und nahm ihn gefangen; als aber sein Oheim Sindschar solche Verletzung der dem Oberhaupte des Islams schuldigen Ehrfurcht hoch raissbilligte , setzte er ihn in Freiheit und ging sogar vor dessen Pferde, die Safteldecke desselben tragend, einher. Ein Feuerregen zu Mossnl und fliegender Skorpionen zu Bagdad, an deren Bissen Viele starben, gingen dem ge- waltsamen Tode des Chalifen voraus, der unter dem Dolche ^ der Ässassinen fiel. Sie hatten ihn zu ihrem Opfer auser- sehen, weil er ihnen feindj ein tugendhafter Fürst, ausge- zeichneter Schönschreiber, Rechtsgelehrter und ütberlie- ferer, in dessen Gegenwart Lesungen der Ueberlieferungen gehalten worden. Unter seiner Regierung wurden zu Hebron in einer Felsenhöhle Leichname entdeckt, welche für die Abraham's, Isak's und Jakob's galten, deren Gräber seitdem dort der Gegenstand mosliraischer Verehrung; und zu Bagdad fiel, was vordem und seitdem unerhört, mannstiefer Schnee, der vierzehn Tage liegen blieb ').
Raschid'), der Sohn Mosterschid's, der dreissigste D?« C/(rt??/f« Chalife, trat keineswegs in seines Vaters und Grossvaters ^«'^'^'"'^ '^"'^ Fussstapfen; wider Sultan Mesud lehnte er sich auf, indem ^""'f^'^A- er das Kanzelgebet zu Bagdad, statt auf dessen Namen, auf den David's, des Neff"en Mesud's, verrichten liess. Mesud plünderte dafür Bagdad mit solcher Raubsuc^t, dass den Frauen und Sklavinnen sogar die Halsbänder und Ohrge- hänge weggerissen wurden; durch sechzehn Tage und Nächte
') I. J. 514 (112)). 2) Re, Elit und folglich Raschid, uud niclit Raschid, was der Beiname Haiun's.
flanimeij Gescliichfe der Ucliane. I. 9
130 Zweites B u c ii.
bebte die Erde zu Bagdad, und schon eilf Monate, nachdem er den Thron besh'cgen, dessen ihn die Richter und Uechts- geiehrten durch ein Fetwa als uiit'ähig erliJärten , fiel er, wie sein Vater, unter MeuchlerdoicJi. Das Reich war so gesunken und verarmt, dass, als Raschid's Nachfolger, sein V'etter Moktefl, der Sohn Mostadhir's, den Chaiifenstuhl bestieg, ihm kein Einkommen blieb, als der Ertrag seiner Privatgüter; aber auch diesen liätte er nicht eintreiben können, wenn ihm nicht die Sklaven Mesud's dazu verhelfen hätten. Er vermählte sich mit der Schwester Sultan Mesud's, weiche ihm hunderttausend Dukaten als Heirathsgut zu- brachte; aber vierzehn Jahre hernach, als die Araber der Wüste die ganze Pilgeikarawane plünderten und gefangen nahmen, musste die Gemahlin desChalifen, welche sie ge- fangen behielten, um hunderttausend Dukaten losgekauft werden, so dass das lleirathsgut als Lösegeld aufging. Hierauf sandte ihm Sultan 8indt<char, der Oheim JVJcsud's, den Mantel und Aew Stab des Propheten, welchen Mesud, als er den Chalifen Mosterschid gefangen genommen, dem Oheim ge- sandt. Moktefi hatte " während seiner vier und zwanzig- jährigen Regierung mit Widerwärtigkeiten aller Art zu kämpfen. Die ]\aturbegebenheiten sciiienen sicli wider ihn verschworen zu haben, wie die Emire Sultan Mesud's, u eiche Bagdad belagerten und verheerten. Ein Erdbeben, in wel- chem dreissigtausend Menschen zu Grunde gingen, verschlang •^'^^ die Stadt Hire, an deren Stätte schwarzes Wasser aufquoll; '^'^•^ in Syrien zählte man in Einer Nacht achtzig Erdstösse ; Orkane und Wolkenbrüche verheerten Kleinasien und ein Comet zog flammend von Osten gegen Westen. Zu Bagdad rettete sich der Chalife nackt aus den Flammen, welche den kaum aufgebauten Palast mit der ganzen Einrichtung ^_^43 verzehrten. In Arabien regnete es Blut; aber mehr noch m<^ als alle diese Naturerscheinungen bedrängte den Chalifen der Druck seines Schwagers Schirmvogtes Mesud; wider denselben blieb dem Unterdrückten keine Wafle, als der himmeldurchdringende Pfeil des Gebetes; diesem ward der gäbe Tod Mesud's zugeschrieben, durch welchen nicht nur
itöii
Zweites Buch. 131
Mokteii seines Drängers ledig, sondern auch das nun schon dreihundert Jahre auf dem Chalifate schwer lastende Joch türkischer Sklaverei für immer zerschlagen ward ; eine ^^^
höchst günstige Begebenheit, wodurch die Chalifen wieder ihre Unabhängigkeit genossen, welche sie seit der Einfüh- rung der türkischen Sklaven unter Moteaassim verloren hatten. Doch nützte ihnen dieselbe nicht viel, da das Reich zerstücket, ihre Herrschaft nur auf das Grabmal von Bagdad und einige Städte des arabischen Irak beschränkt war und die Macht der Chuaresmschahe drohend emporwuchs. In- dessen ist diese Epoche doch eine sehr merkwürdige in der Geschichte des Chalifats, welches in dem letzten Jahrhun- derte seines Daseins keinen Schirmvogt anerkannte. iVIoktefi selbst benützte den ersten freien Odemzug, den ihm der Tod Mesud's gewährte, zur Belagerung von Tekrit und einem Streifzuge wider die in der Gegend herumziehenden Turkmanen, denen er viermalhunderttausend Schafe und grosse Beute abnahm und damit zu Bagdad einzog. Suleiman, der Sultan der Seldschuken Rum's, kam nach Bagdad, um aus der Hand des Chalifen den Titel der Herrschaft und den Befehl zur Eroberung des Gebirgslandes zu empfangen. Das Erdbeben, das im folgenden Jahre acht Städte der
Moslimen und füi>f der Franken in Syrien verheerte, war
eines der schrecklichsten; die EinN\ohner Hamid's wurden
alle erschlagen, zu Schetser blieb nur ein Weib, zu Kefrtab
keine Seele lebendig. Zu /iptmiea^ Himss , Maarret und
Teil Hamdaii wurde die Hälfte der Einwohner verschüttet,
die von Hossn Ekrad und Arka gingen alle zu Grunde,
Niemand wollte innerhalb der Mauern bleiben, und die
Uebriggebliebenen suchten Kettung im Freien. Im folgenden
Jahre verwüstete die üeberschwemraung des Tigris dreissig-
tausend Häuser von Bagdad und Hagel in der Grösse von
Hühnereiern und den seltsamsten Figuren ging dem Tode
des sechs und sechzigjährigen Chalifen voraus.
Die Periode der Unabhängigkeit der Chalifen von dem '^'^ ^
. . ^ des Chn-
scit Mesud's Tode abgeschüttelten Joche der seldschtikischen i^f^fg . ji/^i.^.
Vügtschaft ist in keiner der bisherigen europäischen Ge- tendschid.
9*
132 Zweites Buch.
schichten des Chalifats gehörig hervorgehoben , kaum mit ein Paar Worten über den Charaicter der Gemahlin Moktefi's angedeutet worden'); diese, welche Taus, d.i. Pfau, hiess, flösste ihrem Gemahle den hohen Sinn und den Muth ein, sich von der schmählichen Oberherrschaft der Türken, unter denen die Chalifen durch drei Jahrhunderte geschmachtet, loszusagen. Das letzte Jahrhundert der Dauer des Chalifats war also ein für dasselbe ehrenvolleres, als die drei ver- flossenen, indem die letzten sechs Chalifen keine Obervogt- schaft anerkannten und selbst ihre Heeresmacht wieder zu einer Höhe brachten , wodurch sie in den Stand gesetzt wurden , nicht nur die Anmassungen der Chuaresmschalie auf gleiche Vogtschaft zurückzuweisen , sondern sogar Em- pörungen niederzuschlagen und ein Paar dem Chalifate längst entrissene Landschaften demselben wieder einzuverleiben. Die Ursache des gänzlichen Ruines des Chalifat» ist, ausser der Alles vor sich in den Staub tretenden üebermacht der Mongolen, hauptsächlich die Unterthänigkeit des letzten Cha- lifen aus dem Hause Abbas, >velchen) , wenn er in die Fuss- stapfen seiner fünf unmittelbaren Vorfahren, und namentlich in die Nassir billah's, getreten wäre, es wohl hätte gelingen können, die Macht der Mongolen von den Mauern Bagdads zurückzuschlagen, wie diess ein Paarmal seine Vorfahren mit MutJi und gutem Glück gelhan. Die Periode der vor- letzten fünf Chalifen gehört, wenn nicht unter die schönsten Zeiten des Chalifats aus dem Gesichtspunkte des Glanzes und der Macht, doch unter die bessten und ehrenvollsten Tage desselben, aus dem Gesichtspunkte äusserer Jochent- lastung und Unabhängigkeit und innerer Ruhe und Sicherheit betrachtet. Der Zeitraum der fünf und achtzig Jahre, welcbe unter den vorletzten fünf Chalifen verflossen, kann mit einigem Fuge dem Zeiträume der neun und achtzig verglichen wer- den, in welchem Rom unter der Herrschaft Trajan's, Ha- drian's und der Antonine aufathmete , das vorige Weltreich wieder einigen Ansehens, die Menscliheit wieder einiger
■) Rampolili VII. 289.
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Rulie geno89. Der Name Mostendschid , der mehrere Be- dentungen hat, kann in zweien dieser Bedeutungen für den geschichtlich bezeichnenden seiner Herrschaft gelten. Mos- tendschid heisst sowohl der einen Vertheidiger Suchende, alij ein nach überstandener Krankheit seine Kräfte Sam- melnder. Er hoffte in dem syrischen Atabegen einen Ver- theidiger des Chalifats zu finden; eine Hoffnung, die nicht durch Nvreddin, der selbst mit dem ägyptischen Chalifen im Kampfe lag, wohl aber unter Ssalaheddin, dem ersten Herrscher des mächtigen Hauses Ejub , unter Mostadhir, dem Nachfolger Mostendsckid's , durch den Sturz des Cha- lifen Nebenbuhlers in Aegypten und durch die (Jebertragnng des Kanzelgebetes von ihrem Namen ayf den der Familie Abbas eiuigermassen erfüllet ward. Mostendschid , ein ge- rechter, gebildeter und energischer Fürst, hob die von seinem Vorfahrer zum Ruin des Handels eingeführten drückenden Stempelgefälle auf, verbot die scholastischen Vorlesungen über metaphysische Werke und entriss den Händen der Bern' Mesud die der Stadt des Heiles so nahe gelegenen Hille j Kufa und Enbar.
Mostendschid's Sohn und Nachfolger, Mostadhir d. i. Mostitdhi der Erfeuchtung Suchende, schritt während seiner neun- «nrf IVassir- jährigen Regierung auf dem von seinem Vater, während Hdiniliufi. seiner eilfjährigen , betretenen Pfade fort. Dem Gründer der Grösse, des Hausses Ejub, dem grossen Ssalaheddin, welcher der^Herrschaft der Chalifen Nebenbuhler in Aegypten ein Ende gemacht und das Kanzelgebet wieder auf den Namen der Chalifen aus dem Hause Abbas übertragen, sandte er Ehrenkleider und ein höchst ehrenvolles Diplom mit glän- zenden Titeln und Geschenken. So ward nun wieder in Aegypten und Arabien der Chalife Bagdad's von den Kanzeln als der rechtmässige erkannt. Grössere Kräfte, als unter den nur zwei Jahre füllenden Regierungen Mostendschid's und Mostadhi's, sammelte dasChalifat unter der sechs und vierzig- jährigen Nassirlidinillah's _, d. i. des Helfers der Religion Gottes, welchem bald nach dem Antritte seiner Regierung die Freude ward , dass nach dem Sturze der Beni Omeije
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in Spanien nun auch dort von den Herrschern aus der Fa- milie Abdol IVIumin das Kanzelgebet auf den Namen des Chalifen aus dem Hause Äbbas verrichtet ward , eine frohe Botschaft, weiche so, wie unter Mostadhi die von der Ver- änderung des Kanzelgebetes in Aegypten und Arabien, zu Bagdad mit Freudenfesten gefeiert ward. Während Ssalah- eddin die heih'ge Stadt der Herrschaft der Christen entriss, eroberte der Chalife die am Euphrat gelegenen Schlösser Aana und Hadise wieder dem Reiche zurück, das sich nun wenigstens wieder über den grössten Theil Mesopotamiens, von den Ufern des Tigris bis an die des Euphrats, und über Chusistan erstreckte, dessen Schlösser der Wesir Ibnol aththar wieder der Macht des Chalifen unterwarf. Den Triumph Nassir's vollendete der gänzliche Ruin der persischen Sel- dschuken, vormaligen Schirmvögten, indem Sultan Tekesch der Chuaresraschah den Kopf des von ihm besiegten letzten persischen Seldschuken Toghrulschah dem Chalifen nach Rei sandte, wo derselbe an der Moschee als Trophäe aufge- hangen ward. Den Gesandten des Sultans, welcher die Vogtschaft Bagdads, welche jetzt die Seldschuken besassen, nun für sich begehrte, entliess er ohne Antwort. Chuaresra- schah stellte, um die Weigerung zu rächen, das auf den Namen Nassir's verrichtete Kanzelgebet ab und ernannte sogar einen Gegen -Chalifen in der Person des Seid Alaeddin von Tirmid, dem er als Chalifen huldigen iiess. Nassir sandte, um den Sultan auf bessere Gesinnungen zn bringen, den grossen Scheich Schihabeddin Suhrwerdt, der ihn zu Hamadan traf. Der Sultan empfing ihn verächtlich, indem er ihn nicht einmal niedersetzen hiess ; und als der gelehrte und beredte Scheich in einer langen Rede die Stellen der Ueberliefernng zu Gunsten des Hauses Abbas und die Herr- scheftugenden Nassir's gepriessen, antwortete der Sultan: Alles dieses passt nicht auf Nassir ; ich ziehe nach Bagdad, um dort einen, der wirklich alle von dir hergezählten Eigen- schaften besitzt, als Chalifen einzusetzen. Er rückte gegen Bagdad vor, welches Nassir noch vor kurzem mit einer Mauer umfangen hatte, welche die Stadt wohl schwerlieh
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vor der üebermacht des Sultans gerettet hätte. Diesen bewog ein nngeheures Schneegestöber zum Rückzuge, indem, als er nach Holwan gekommen , es zwanzig Tage ununterbrochen schneite, so dass der Schnee so hoch als die Zelte, das Heer durch ungeheueren Verlust an Menschen und Thieren schwächte. Diese Naturbegebenheit war für Bagdad erfolg- reicher, als einige andere frühere ausserordentliche Kr- scheinungen ; diese waren der Verein der sieben Planeten i. J- 383 im Zeichen der Wage, woraus die Astronomen ungeheuere ^'^6*
Orkane für die Nacht der Vereinigung vorausgesagt; in derselben herrschte aber so grosse Windstille, dass die Lampe auf der Sternwarte in freier Luft unausgelöscht brannte, zu grosser Beschämung der Astronomen. Sechzehn . j ,gg Jahre hernach flammte eine ganze Nacht voll fallender Sterne, JgöF
die nach allen Richtungen hin und herschossen, eine Er- scheinung, die durch ähnliche in unseren Tagen genauer beobachtete beglaubigt wird. Nassir hatte den Chalifenpalast zu Bagdad abbrechen lassen , aber ausser der Stadtmauer viele Moscheen und Medreseen und ein Speisehaus für die Armen gebaut; die erste Anstalt dieser Art, welcher die Geschichte des Islams erwähnt. Nassir war ein besonders in der üeberlieferung gelehrter Fürst und hinterliess über dieselbe ein Werk, das den Titel: Geist des Erkennenden^^ führt; aber Nassir war auch ein harter, habsüchtiger Fürst, dessen Gier, Schätze zu sammeln, keine Gränzen kannte, der die Unterthanen durch Gelderpressungen drückte und das Heer der Finanzbeamten noch mit einem Heere von Ausspähern vermehrte. Von den Kanzeln , wo ehe für die Chalifen des Hauses Omeije in Andalus, dann für die des Hauses Fatima in Aegypten als Chalifen gebetet worden, wurde nun das Kanzelgebet wieder auf den Namen Nassir's verrichtet, so auch in Hidschas und Jemen, in Chorasaii und Masenderan und in Indien auf den Namen Nassir's, als des einzigen rechtmässigen Chalifen des Islams.
') Ruhol-aarifiii
13ß Zweites Buch.
Stthirbiem- Ogr Sohn und Nachfolger NassirlidinilJah's, der Chaiife
ritlah und
Mostanssir.
Sahir bie?nrillah, d. i. der Offenbare durch Gottes Befehl, war vor allen Chalifen aus dem Hause Abbas seines Bei- namens werth, nach dem Zeugnisse der Geschichtschreiber, dass seit Omar el-assis, dem wegen seiner Frömmigkeit und Gottesfurcht berühmten achten Chalifen der Beni Omeije, kein Gerechterer auf bem Chalifenstulile gesessen. Diesen guten Klang seines Namens dankt er dem freigebig ge- schenkten Golde und der kurzen Zeit seiner Regierung, indem er nur neun Monate lang den Völkern als ein Muster des Chalifats mehr gezeigt als bewährt. Er stellte bei seiner Thronbesteigung confiscirte Grundstücke ihren Eigenthümern zurück, sandte dem Richter der Richter zehntausend Dukaten zur Bezahlung der Schulden derer, die desshalb im Thurme Sassen , setzte die Kopfsteuer von Jakuba , welche vormals nur zehntausend Goldstücke betragen , unter seinem Vater aber aufs Siebenfache gesteigert worden war, wieder auf die obige Summe zurück , liess von der Gesammtsumrae der Steuern dreiraalhundert fünfzigtausend den Unterthanen nach und vertheilte am Opferfeste hunderttausend Dinare unter die Gesetzgelehrten und Ssofi; denen, die ihn fragten, warum er sich so beeile, Gutes zu thun , antwortete er mit An- spielung auf das vorgerückte Alter von ein und fünfzig Jahren, in welchem er den Thron bestiegen: Ich gleiche denen, die erst Nachmittags ihre Buden öffnen und sich also beeilen müssen, wenn ihr Handel Gewinn tragen soll; hindert mich also nicht in guter Handlungen Handel. In seine Fussstapfen , als ein gerechter, freigebiger und ge- lehrter Fürst , trat sein Sohn und Nachfolger Mostanssir- billah, d i. der bei Gott Hülfe Suchende. Er baute die berühmte, nach seinem Namen genannte hohe Schule, deren Grösse und Glanz die frühere, vom Wesire Nisaraolmülk zu Bagdad erbaute, bei weitem zurückliess; sie bestand in vier besonderen Schulen, nach den vier Ritus des Islams, wo die RecJitsgelehrsamkeit nach den Ueberlieferungen Ebu Ha?nfe's, Schaafii's , MaWc's und HanbeU's gelehrt ward; an jeder dieser vier Medreseen waren zwei und sechzig
I
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Plätze für Studenten') und zwei für Correpetitoren *) ge- stiftet. In vier Jahren war der Bau vollendet; am Tage der Eröffnung besuchte der Chaiife mit allen Richtern und Rechtsgelehrten die Schulen und vertheilte reiche Geschenke unter die Professoren und Studenten. Das Seitenstück zur Mostanssirije , d. i. zur hohen Schule Mostanssi'r's , war die Kamerije, d. i. die Mondige, eine am Ufer des Tigris ge- baute, reich gestiftete Speiseanstalt für Dürftige. Seine Wohlthaten strömten vorzüglich den Gelehrten zu, dieselben überschritten aber das Maass vernünftigen Staatshaushalts, wenn die folgenden Anekdoten wahr. Jedesmal, als aus einem mit Gold gefüllten Becken geschöpft ward, rief er aus: Ach, wann werde ich dich leeren ! während sein Vater jedesmal , als Gold hineinfloss : Ach , wann werde ich dich füllen ! ausgerufen haben soll. Eines Tages , als er von der Terrasse seines Palastes rund um auf den Terrassen Wäsche aufgehangen sah und der, was dies bedeute, gefragte Wesir ant^vortete, dass es die für das iiächste Fest gewaschenen alten Kleider seien, wunderte sich Mostanssir, dass nicht jeder seiner Unterthanen sich neues Festkleid anschaffen könne, liess aus Gold Armbrustkugeln verfertigen und ver- schoss dieselben auf die Terrassen der Nachbarn. Wider die Mongolen , welche unter seiner Regierung bis Meragha vorgedrungen und Erdebil vom Grunde aus verheeret hatten, brachte er ein Heer von siebzigtausend Mann auf,, von welchem zwar Anfangs die Mongolen, dann aber die Truppen des Chalifen zu Dakuk y das seiner Naphthabrunnen willen berühmt^), geschlagen wurden. Im selben Jahre richteten die Mongolen das Blutbad von Issfahan an, in welchem der grosse Dichter Ismail Kemdl von Issfahan , beigenannt der Vater der Bedeutungen, unter ihrem Schwerte erlag, wie früher der grosse mystischeDichter Aththar. UnterMostanssir's Regierung blühte vorzüglich die Mystik, und in dieselbe fallt der Tod von vier höchst merkwürdigen Männern, Säulen der Mystik , des Scheich's Behaeddin Weled, des Vaters
653 U37
') Danischmend. -) Mtiid. ') Dschiliannuma S. 466.
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Dschelaleddm Runiis, des grossen mystischen Dichters Omer Ibn Faradh , des grossen Scheich's Schihabeddin Omer Suhrtverdi und des Inders Reten^), welcher, der erste, aus Indien das berauschende Opiat (Haschische} nach Mittel- asien gebracht, dessen sich die Assassinen bedienten, um ihren todtgeweihten Handlangern die Freuden des Paradieses vorzuspiegeln, und von dem sie ihren Namen '^) Haschischin, d. i. die Kräutler, erhielten. Moteaassim. Moteaassimbillah , d. i. der an Gott Festhaltende, der
Sohn Mostanssir's , der sieben und dreissigste und letzte Chalife des Hauses Abbas, bestieg den Thron , den er sech- zehn Jahre gefüllt, im dreissigsten seines Alters; ein pracht- liebender, grossthuender, schwacher Fürst, doch nicht ohne löbliche Eigenschaften und Werke. Ein Haßs , d. i. ße- wahrer des Koran^s (wie Alle heissen , welche denselben auswendig wissen), war er den Gesetzgelehrten geneigt und baute für dieselben, nach seines V'aters Beispiel, eine hohe Schule, gegenüber dem Grabmale des Scheich's Karchi, 80 nach dem, vorzüglich von Schiiten bewohnten Stadtviertel Bagdad's genannt, welche aus vier iVledreseen für die vier Ritus des Islam's bestand*). Im dritten Jahre seiner Re- gierung erschien ein mongolisches Heer in der Wälie von Bagdad, von wo es zu Baahiba durch den kleinen Diwitdar ( Staatssekretär} zurückgeschlagen ward *}. Dieser Vortheil vermehrte den Dünkel Moteaassim's , unter welchem das Ceremoniel des Hofes von Bagdad auf einen bisher nie ge- hörten Grad getrieben ward. Die Schwelle des Thronsaales war ein schwarzer Stein, welchen Alle, selbst Gesandte und Fürsten, die ihre Belehnung empfingen, nicht ausgenommen, sieh unterwerfend küssen und dann den schwarzen Schleier, welcher dem daranstossenden Fenster vorgezogen ward , wie den Vorhang des Heiligthums der Kaaba verehren mussten. Medschdeddin Ismail, der Gesandte des Atabegen Ebubekr Ben Segi , unterwarf sich dem vorgeschriebenen Ceremoniel,
') Uadsclii Chulfa's clirouologische Tafeln uud Kainus. -) Hji- scWschin. ') Noclibet. ') Ebenda nach Noveiri; bei d'Olisson III. S. 89.
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legte aber einen kleinen Koran, den er in der Hand ver- borgen, auf die Schwelle und küsäte deren statt den Koran. Wann Moteaassira ausritt, sass er auf hohem Rappen, schwarz verschleiert mit schwarzem Turban, dessen Enden über die Schultern zurückflogen, von vierzig schwarzen Leibwachen umgeben; der Rappe war mit goldenem Halsband und edel- steinbesetztem Zügel und Bügel geschmückt , und wann ihn der Chalife bestieg, erscholl der Siegesruf, dessen Worte aus Koranstexten zusammengesetzt: ,,Gott mache das Gute zum Stirneknoten des Pferdes mid binde es an seine Mähnen ; er mache die Fasse desselben weiss durch Erreichung aller Begehren ; er wolle dem Laufe desselben mit losgelassenen Zügeln alle Sicherheit gewähren , die Eroberungen sollen seinen Wettlauf am Ziele kennen und das Heil des Erfolgs seine Zügel dehnen" ! •) Alle moslimischen Fürsten erhielten den Titel rechtmässiger Herrschaft einzig von dem Beleh- nungsdipiome Moteaassim's, welche derselbe mittels Ge- sandten ertheilte, die nebst dem Diplome der Investitur» Kaftan, Turban, Fahne, Schwert, Ring und ein Maul mit goldbeschlagenen Hufen und juwelengestickter Satteldecke zum Geschenke brachten^]). Der Gesandte vollzog nun ein Paar Tage nach seinem feierlichen Einzüge in die Residenz des Sultans oder Emirs die Investitur, indem er dem Fürsten den Kopfbund aufsetzte, den Ring ansteckte, das Diplom vorlesen Hess und ihm dreimal wiederholte: Sei gerecht und übertrete das Gesetz nicht; dann erst ward ihm erlaubt, den Thron zu besteigen, und erst, nachdem er den Thron bestiegen, ward er für würdig erachtet, dem vom Chalifen gesandten Maul in Gegenwart des ganzen Hofes den gold- beschlagenen Huf zu küssen. Der Gesandte warf Geld aus und begleitete den Sultan, der nun unter einem über seinem Kopfe emporgehaltenen Sonnenschirme die Stadt durchritt. Wann immer ein Gesandter des Chalifen an den Hof des Sultans kam, ward sein Maul bis in den Thronsaal geführt und ein Vorhang niedergelassen; der Sultan musste vom
') \>'assaf. -) d'Olissoii in. p. 20). nach Noveiri
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Throne steigen , hinter dem Vorhange den Huf des Maul- thieres küssen, vorauf er mit dem vom Chalifen gesandten Ehrenkleide erst Mieder den Thron bestieg. Die Insignien der Investitur von Seite des Chalifen waren also : Kaftan, Turban^ Schwert, Ring, Fahnen, Son?ienscfurm und der Huf des Maultliiers. Krone, Mantel, Schwert, Ring, Fahne finden sich auch als Insignien der Investitur fürstlicher und kirch- licher Würden im europäischen Mittelalter; nur an die Stelle des Hufes trat das Hörn, mit welchem dänische und angelsächsische Könige ihre Vasallen belehnten '). Das Heer Moteaassim's war hunderttausend Mann stark, von denen die Hälfte vom Diwan aus besoldet ; der Befehlshaber des- selben, Suleimanschah, welchen der Dichter Esireddin Vmani in Lobgedichten gepriesen. Die innere Verwaltung besorgten die beiden Dhvitdare (^Tintenzeughalter}, d. i. Staatssekre- täre; die Geschäfte des Hofes leitete der Scherabdar, Mund- schenk, aber die Summe der Regierung war in den Händen des Wesirs Moejededdin Mohammed Abdolmelik El-Alkami, ein ausgezeichneter Gelehrter in Prose und Poesie, in üeber- lieferungs- und philosophischen Wissenschaften gleich ge- wandt, der Chalife aber selbst dem Wohlleben und Sinnen- genusse ergeben. Die nächsten Hebel seines Verderbens waren von innen der Wesir Alkami, von aussen der grosse AstronomeNassireddin, der sich im Geleite Ilulagu's befand. Alkami; ■ Nassireddin von Tus hatte eines Tages, als Moteaassim it listen- an den Ufern des Tigris sass, demselben huldigend ein Ge- ""'^,^''^''*'^- dicht dargebracht, das der Chalife, statt, wie es der Wesir erwartet hatte, reich zu belohnen, auf des Wesirs Alkami darüber ausgesprochene Kritik in den Tigris warf. Von diesem Augenblicke schwur der tief beleidigte, tief grollende Astronome Schöngeist dem Wesir und dem Chalifen Rache; er verliess Bagdad und verweilte bei dem ihm gleichnamigen Comthur des Assassinenschlosses Sertacht. Alkami warnte den Comthur wider seinen Schutzgenossen, als wider einen
') Uoroa an iustrunent of couve^ance, tlie Pure^horn, tlie Borrstallinrn, Brusshorn ii. s. w., iui dritten Baude der Archaeologia brittancia I. 7.
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Ränkeschmied , der ihn im Geiste des Chalifen verderben wolle; und diese Warnung war nur ein neuer Sporn in die rachedürstenden Weichen des durch Geringschätzung seines Gedichtes so tief beleidigten Astronomen Schöngeistes. Als Gesandter des letzten Herrschers der Assassinen an Mulagu gesandt, hatte er durch sein grosses Talent sich dessen Achtung erworben und demselben erst zum Verderben der Assassinen , dann zu dem des Chalifats sich als hilfreiches Werkzeug angeboten. Sein Feind, der Wesir Alkami, ar- beitete seiner Rache durch Verrätherei selbst in die Hände. Von den nächsten Umgebungen des Chalifen, dem Diwitdar und dem Mundschenken, nicht die Achtung geniessend, deren er werth zu sein glaubte, und als Schii dem Chalifen grol- lend, weil der Sohn desselben, Ahmed, die Plünderung des nur von Schiiten bewohnten Stadtviertels von Karch und die hierbei vorgefallenen Gräuel von Schändung und Gemetzel begünstigt Iiatte. Er schrieb an den Seid Tadscheddin al Hoseini , welcher damals der erste der Herren der Familie des Propheten, klagend: „dass die Söhne des Hauses Ali geplündert, das Volk des Stammes Haschim gefangen und die Schmach , welche vormals Husein , der Enkel des Pro- pheten, durch Plünderung seines Harems und Blutvergiessung getroffen, jetzt wieder erneuert worden sei"'). Der Seid antwortete im iVamen aller Prophetenverwandten: ,, Die Ketzer müssen ermordet, verbrannt, ihre Rasse ausgerottet werden; wenn du nicht mit uns hältst, bist du verloren, du wirst zu Bagdad weniger geschätzt sein, als vom Manne das Henna der FVauen und als der Ring dessen, dem die Hand abgehauen"^). Nach dem Falle von Alamut hielt Alkarai den Augenklick für günstig zur Förderung seiner Rache; er sandte heimlich an Hulagu einen Brief, in welchem er, die Macht des Chalifen verkleinernd und die Schwäche Bagdad's ins hellste Licht setzend, den Eroberer seine Zügel nach der Stadt des Heils zu lenken einlud. Hulagu, wohl ein- gedenk, dass vormals ein Heer >on hundert vier und zwanzig-
•) Wassaf. ^) Derselbe.
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tausend Mann wider die Mongolen gesandt, zweimal den Dschurmaghun geschlagen, zauderte, der Einladung Gehör zu geben, und berieth sich mit Nassireddin, dem Astronomen, und erst, als dieser ihn versichert, dass „das Unternehmen im Bunde mit der Gestirne günstiger Stunde'**^, beschloss er den Marsch nach Bagdad, wo indessen ein Versuch des kleinen Diwitdar, den Chalifen zu entthronen, das Feuer des Bürgerkrieges angeflammt. Moteaassim sah sich ge- zwungen , den Versicherungen des kleinen Diwitdar von seiner Treue und Ergebenheit scheinbaren Glauben zu schenken. Die Unschuld desselben wurde laut auf den Strassen Bagdad's verkündet und der Name des kleinen Diwitdar, des Feindes Alkami's, sogar nach dem des Cha- lifen im Kanzelgebete eingeschaltet; das Heer wurde nach des Verräthers Alkami Vorschlag um die Hälfte vermindert, ein Drittel des verminderten in die nahe gelegenen Städte geschickt , so dass nur zwanzigtausend zu Bagdad's Ver- theidigung blieben ^}. In diesem , durch den Fall Alamuts und die Verrätherei Alkami's für die Stadt des Heils so unheilschwangeren Jahre schreckten niclit nur Ueberschwem- mung des Tigris und FJrdbeben, sondern auch der Brand von Medina und der Wüstenbrand in Arabien die moslimische Welt auf. Zu Hara , in der Nähe von Medina, brannte die Wüste, und allgemein ward geglaubt, diess sei das Feuer, welches die üeberlieferung des Propheten als den Vorboten des jüngsten Tages verkündet. Drei Monate lang brannte die Wüste in der Ausdehnung von vier Parasangen. Zu Medina zündeten die Einwohner des Nachts kein Licht an, da der Wüstenbrand die Stadt erhellte. Dieses, wie es scheint, elektrische Feuer soUHulz verschont. Eisen verzehrt haben , so dass von hineiiigeschossenen Pfeilen daf Holz unversehrt, die Spitze zerfressen ward ^ ). Nach dem Wüsten- brande plünderten Beduinen die Stadt, bis man das Thal, aus dem sie ausfielen , mit steinerner Mauer verdämmte. Das grösste Unglück aber entstand durch die Unvorsichtigkeit
'j Wassai". -) Nochbet. ^) Nochbet.
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eines der Küster der Moschee des Propheten, der eine Kerze umfallen Hess , wodurch die Moschee in Brand gerieth und mit derselben die ganze grosse Büchersammlung auf- flammte'^, so dass dieses Jahr zwei der reichsten Biblio- theken in Flammen aufgingen , die von Alamut und die von Medina ; der Verlust von dieser war aus mehr als einem Grunde weniger beklagenswerth , als der von jener, indem zu Medina meistens nur Korane und Bücher der Ueber- lieferung, zu Alamut aber mathematische und philosophische Werke ein Opfer des Brandes, die dort ein Werk des Zu- falls, hier der zu verdammenden Willkür des gelehrten Wesirs Athamüllc Dschuweini.
Diess waren die Zustände Bagdads, als Hulagu, durch Gesandt- Alkami's Einladung und Nassireddin's Vorhersagung aufge- schaften
muntert, von seinem Lager zu Ilamadan aus an den Chalifen ""''^i'" * ""
^ 1 • 1 » I I . ■ 1 d*"'* Chalifen
einen Gesandten mit dem Begeiiren schickte, dass er ^^^- und Frovhe-
weder selbst erscheine oder eine der vier Säulen seines zeilnoufen. Hofes, nämlich den Wesir, den kleinen DiwiJdar, den Heer- führer Suleimanschah oder den Mundschenken sende. Mo- teaassim,' statt diesem befehlartigen Begehren zu willfahren, sandte den Scherefeddin Ibiiol Dschewsi, einen durch Be- redtsamkeit ausgezeichneten Gelehrten, und den Bedreddin Mohammed von Nachdschiwan. Hulagu , als er von ihrer Sendung Kunde erhielt, sagte in aufwallendem Zorne: Der Chalife handelt krumm, wie ein Bogen; Gott gebe, dass ich ihn wie ein Pfeil gerad machen könne ^ ). Uen Gesandten, als sie vor ihm erschienen, herrschte er entgegen: Gott hat dem Hau^e Tschcngischan's die Herrschait vom Osten bis Westen verliehen; wer sich uns unterwirft, dessen Blut und Gut wird nicht verderbt und vergossen, wenn nicht, ist dessen Untergang beschlossen. Wir ziehen mit einem Heer, zahlreich wie Heuschrecken und Ameisen, wider Bagdad. Als die Gesandten mit dieser Botschaft zurückgekehrt, rietli Ibn Alkami, tausend Lasten Korn, tausend Kameele, tausend Pferde für Hulagu mit vielen Geschenken für die Prinzen
') Nochbct, Hadscai Chalfirs chronol. Tuielii. ') Hcsclndeddin.
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huldigend , mit Ueberlassung der beiden Majestätsrechte des Islams: des Kanzelgebets und der Münze, abzusenden. Der kleine Diwitdar Modschahiddin Ibek machte Vorstellungen dagegen, aber Ibn Alkami, der die Schwächen und den Dünkel des Chalifen kannte, bestärkte ihn in demselben, indem er in seinen Reden die Macht der Mongolen ver- kleinerte, die des Chalifen vergrösserte und dem neuauf- geschossenen Pilzlinge mongolischer Herrschaft die uralte legitime des Hauses Abbas entgegenstellte. Suleimanschah, der Oberstbefehlshaber, Fetheddin Ibn Kerr, der grosse Diwitdar und der kleine Modschahiddin Ibek versammelten sich beim Wesire, ihren Aerger über die Sorglosigkeit und Blindheit des Chalifen in bitteren Worten lüftend. Suleiman- schah trug sich an, dem Feinde entgegen zu ziehen, and Alkami ging zum Scheine in den Vorschlag ein , wohl wis- send, dass der Chalife seinem Rathe folgsam, dass er Rüstung und das zum Solde der Truppen nöthige Geld verweigern werde ' ). Er sandte auf dessen Rath den Bed- reddin von ISachdschiwan und den Richter Berdindschan mit geringen Geschenken und der hochtrabenden Botschaft: Alle Fürsten, welche sich jemals wider das Haus Abbas zu erheben gewagt, seien zu Grunde gegangen; Beispiele davon seien Jakub Leis der Soffaride, der Türke Besasiri, der Seldschuke Sultan Mohammed und Mohammed Chuaresm- schah , welche Alle das Verderben ereilt, das auch Hulagu's harre, wenn er auf seinem Vorhaben bestehe. Hulagu, ergrimmt, antwortete ihnen mit dem persischen Verse des Schahname*):
Bau' nur zu, aus Eisen deinen Wall, Führe Bollwerk auf mit Ziunen, die von Stahl, Riist' aus ein Heer von Penis und von Dschinnen, Komm' nur heraus, du wirst den Tod jjewinnen; Birgst uiiter'm Uinimel dich, ich will dich suchen, Ich werde dich im Sciiluud des Löweu suchen.
'3 Reschideddin. ') d"Ohssun III. 2'22 gibt die Botschaft, aber nicht die Antwort, und sagt: Houlagou les congedia sans faire grande attention a leurs discours.
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Hiilagu war nun zuerst bedacht, sich des grossen Passes von Derüeng, d. i. Engthor, welcher über das gordiaisclie Gebirge oder den Zagros in die Ebene des arabischen Irak führt, zu versichern. Auf steilem Felsen, auf der Heer- strasse vom persischen ins arabische Irak erhebt sich das Schioss in einer engen Schlucht, wovon es den Namen Engthor führt. Die Bewohner dieser Felsenschlucht waren nicht minder durch ihre Schönheit, als das Schioss durch seine Festigkeit berühmt '^ Dieselbe wird vom Diala durch- brochen, welcher in der Entfernung einiger Stunden oben an den Ruinen von Kassr Schirin (^das alte Artemita} vor- beifliesst. Hulagu, dem nicht unbekannt, dass Hosaraeddin Aka, der Befehlshaber des Engpasses, sich über den Cha- lifen zu beklagen habe, lud ihn zu sich, überhäufte ihn mit Ehren und Geschenken und schenkte ihm die Schlösser Disser, d. i. das Goldschloss, Dis Merdsch, d. i. das Wiesen- schtoss, und einige andere; aber hierdurch übermüthig, sandte Aka an Ssalaje , den Befehlshaber von Irbil , Wort, dass , wenn ihm der Chalife sein Vertrauen schenken wolle, er mit hunderttausend Turkmanen und Kurden den Hulagu zurückzutreiben bereit. Der Chalife gab diesem Vorschlage kein Gehör. Hulagu, der davon Kunde erhalten, sandte den Keilbuka mit dreitausend Heitern mit dem scheinbaren Auftrage, sich mit Aka über die Mittel des Marsches nach Bagdad zu berathen. Dieser ging in die Falle; Keitbuka, Herr seiner Person, forderte die Schleifung '1er Schlösser und er ward, nachdem dieselben geschleift waren, getödtet. Kein günstiger Stern waltete über dem Haupte des von Mengukaan seinem Bruder zur Berathung beigegebenen Astronomen Hosameddin. Um seine Meinung über den Zug wider Bagdad befragt, sagte er unter Verbürgung mit seinem Kopfe, im Falle, dass der Marsch unternommen werde, sieben Unfälle voraus: den Fall von Pferden und Menschen durch Seuchen, Mangel an Sonne und Regen, schreckliche Orkane und Erdbeben, Unfruchtbarkeit und Hungersnolh
') Dschihannuuia S. 456. Hammer, Geschichte der Uchane. I. 10
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\\iu\ endlich den Tod eines grossen Monarchen im seilxMi Jahre. Iliilagu licss sich diese Prophezeihnng nnd Bürg- schaft schriftiicli gehen und befragte nun den Astronomen Kassireddin, was denn geschehen wiirde , wenn er nacii Bagdad zöge; Nichts, antwortete Nassireddin, als dass Hu- lagn die Stelle des Chalifen einnehmen wird. Er zerstrente hierauf alle Besorgniss Ilulagu's über etwa aus solcliem Zuge wider Bagdad zu befürchtende Unglücke durch die Anfüh- rnng geschiclitliclier Beispiele. Tahir sei aus Chorasan wider Bagdad gezogen und habe den Bruder des Chalifen er- schlagen; Motewekkil und sein Sohn und mehrere Chalifen seien erschlagen worden, ohne dass für die Stadt irgend ein Unheil daraus entstanden. Hulagu ergab sich gern den seinen Wünschen schmeichelndei» Versicherungen des Astro- nomen von Tus; der andere wurde, da keine seiner Pro- phezeihungen eingetroffen, fünf Jahre hernach hingericlitet. „ . . Die Anordnung der verschiedenen Heereskörper, welche
Marschnach vermöge Hulagu's Befehl nun Bagdad von allen Seiten um- Bagdad. zingelten , ist eines der scJjönsten Zeugnisse für Hulagu's grosses Feldherrntalent. Dschunnaghun und Baidschu Nujan, die beiden in den persischen Feldzügen ergrauten Feldherrn, welchen aber seit Hulagu's Eintritt in Persien ihr Standort in Kieinasien angewiesen worden, befehligten den rechten Flügel, der, von Irbil und Mossul heranrückend, über die Brücke von Mossul ging und sich auf der Westseite von Bagdad niederliess. Mit ihnen vereinten sich die Prinzen Bulghüj Kuli, Kolar (^der Enkel Batu's) und die persischen BuJx-a Timur und Sundschak Nujan , welche die Strasse von Schehrsor über Vakuh heranzogen. Keithuka, der Befehls- haber des Vortrabs beim Einmärsche Hulagu's in Persien, mit Kuriisun und llha kamen mit dem linken Flügel von Seite Luristan's und Chusistan's. Hulagu selbst stand mit dem schweren Gepäcke des ganzen Heeres im Mittelpunkte zu Hamadan und brach in den ersten Tagen des Januars des Jahres tausend zweihundert acht und fünfzig, gerade zwei Jahre nach dem Uebergange über den Oxus , gegen den Tigris über Kermanschahan und Holwan auf. In seinem
Zweites n II c li. 147
Geleite die grossen Emire Koke Ilka »iiul Arghnnaga , die beiden Bitekdschi (^Kanzler) Karakal und Seif eddin , der Staatssekretär Alaeddin Athamülk von DscMiwein, der grosse Geschichtschreiber, und Nassireddin von TtiSj der grosse Astronom ; jener , um die Thaten ond Begebenheiten des Feldzugs zu beschreiben, dieser, um die durch den Lauf der Gestirne angezeigten günstigen Stunden anzugeben; jener die Feder, dieser der Zeitmesser des Feldzugs. Von Esed- abad aus sandte Hulagu aberroal einen Gesandten nach Bagdad, um den Chalifen zur Uebergabe aufzufordern, und zu Deinewer erschien aberraal Ibnol Dschewsi, der Gesandte des Chalifen, mit dem Antrage: die Summen, welche Hulagii aussprechen würde , jährlich in dessen Schatz abzuführen, und mit der Bitte : dass das Heer zurückkehren möge. Hulagu antwortete: Da wir schon so weit gekommen, um den Chalifen za sehen, wie sollen wir nun umkehren, was nach persönlicher Zusammenkunft geschehen mag. Von üemewer ging der Marsch über Kuh Girdaa^ und am sie- ^.-^. beuten Tage nach dem Aufbruche von Hamadan ward Ker- 13. Januar manschahan geplündert und verheert. Von hier wurden Eil- i^-5S boten abgefertigt, um die Ankunft von Sundschak, Baidschu und Suntai zu beschleunigen ; sie warteten zu Takkesrai und brachten als Gefangene den Ibek von Haleb und Seifeddin Melik mit sich, welche sie streifend aufgegriffen. Hulagu schenkte Beiden das Leben und machte sie zu Dienern der Schildwachen '^ Die Emire wurden , mit schmeichelhaften Beweisen von Gunst und Freigebigkeit überhäuft, zurück- gesendet, um auf das Eheste den üebergang über den Tigris auf der westlichen Seite von Bagdad zu bewerkstelligen. Von dort holten die Verräther des Heeres des Chalifen die beiden Chuaresmier Kara Sankor und Su!ia?idsckuk, die Befehlshaber der mongolischen ein; Kiptschak schrieb an den ersten: Du und ich sind von Einem Stamme (^Türken); wir haben uns unterworfen und befinden uns gut dabei, thuet desgleichen. Kara Sankor antwortete in dem Sinne dea
') Kökeri gesik.
10*
148 Zweites Buch.
Astronomen Ho^ameddin : Wie sich ein neu aufgeschossener Zweig, wie die Herrschaft der Mongolen, mit dem schon ein Jialbes Jahrtausend wurzelnden Stamme des Chaiifats messen könne? Wenn sich Ilulagu unterwerfen wolle, würde man trachten, durch Vennittelung des Diwitdars den Frieden vom Chalifen zu erwirken. Hulagu, als man ihm dieses Schreiben brachte, lachte darüber und sagte: Meine Hilfe kommt von Gott und nicht vom Gold; wenn er mir hilft, was kümmert mich die Zahl der Heere des Chalifen ^). Bdcidad's ^'" neuer Gesandter ward nach Bagdad abgefertigt,
Belagerung, um den Chalifen zur Unterwürfigkeit aufzufordern, und zu- gleich nach Holwan aufgebrochen, wo eine Woche gerastet ward. Indessen gingen die Emire ßaidschu, Buka Timur und Sundschak über den kleinen Tigris und standen am Kanäle Nehr ha. Sundschak erbat sich ven Baidschu die Erlaubniss aus, den Vortrab des westlichen Heeres gegen Bagdad zu befehligen, und nachdem er dieselbe erhalten, rückte er bis Dscherbije vor. Mndschahideddin Ibek , der kleine Diwitdar, und Felheddin Ibnol-Kerr, die F^eldherren des Chalifen, waren mit zehntausend Mann bei Jakuba über den Diala und dann über den Tigris gegangen und trafen mit dem mongolischen Vortrabe in der Gegend von Enhar"^ )., neun Parasangen westlich von Bagdad, zusammen, Fetheddin Kerr wollte die Schlacht hier nicht wagen, aber die ünge- stümrae des Diwitdar zwang ihm dieselbe auf. Der Sohn Kerr's , um seinen Sinn kund zu geben, dass er auf dem Schlachtfelde feststehen und dasselbe keineswegs als Flüch- tiger verlassen wolle, ritt statt eines Pferdes ein Maulthier, dessen Hufe so schwer mit eisernen Schienen beschlagen, dass es zur Flucht untauglich^}. Die Schlacht dauerte den ganzen
*) Reschideddin setzt die Verse hinzu ?•
^Yas sind Anieieeu mir, was Elephanteuwuth ,
"\A'as Ouell , was Fluss und was des Alles Fluth;
Und wenn sich der Befehl von Gott nun anders wendet,
Wer weiss woiil ausser Ilim^ wie dieses Werk noch endet.
*) Bei Köschk Manssur oberMesrike: Reschideddin. Wassafsagt:
in der Nähe von Dudscheil. ^) Wassaf.
Zweites Buch, |49
Tag und endete mit der Vernichtung des Heeres des Cha- lifen, von welchem der Diwitdar nur der Selbdritte entfloh. Als er mit der Nachricht des verlorenen Heeres vor dem Chalifen erschien, der eben Schah spielte, sagte dieser blos dreimal: Gott sei Dank für das Heil Mi/dschahideddi7i's. Moteaassim's an Blödsinn gränzende Sorglosigkeit und Un- wissenheit ging so weit, dass, als man ihm die erste Nach- richt brachte: die Vorposten der Mongolen hätten bereits die Höhen von Hamrin (^das von Westen nach Osten zwisclien dem Enphrat und Tigris nach Tekrit laufende niedere Ge- birge^ passirt, er fragte: wie das wohl möglich? Man antwortete ihm: „Das Heer der Tataren, die wie die Meeres- fluthen einherfahren, überfliegt der Berge Gipfel wie der Adler Schaaren ; da sie den Damm von Gog und Magog für Spinngeweb' ansehen, was soll auf des Hamrin's Höhen aus ihren Hufen wohl anders erstehen, als Staub, was soll aus dem Sturme , in dem sie daherfahren , wohl anders auf- gehen, als Feuer und Raub" '}. In der Hälfte desMoharrem 14. Mohär-
stunden die drei Nujahe, Baidschu , Buka Timur und Sun- L^JH
dschak auf der westlichen Seite des Tigris vor Bagdad, is.58 während Keitbuka und die mit ihm von Nachaire kamen, und Hulagu mit dem schweren Gepäcke zu Chanikin stand. Am folgenden Tage lagerte er an der östlichen Seite von iBagdad, das nun von allen Seiten, wie von Ämeisenzügen und Heusch/eckenschwärmen , und nach der mongolischen Belagerungsweise sogleich mit einer Mauer, oder, um rich- tiger zu sprechen , mit einem in aller Eile aufgeworfenen Erddamme eingeschlossen ward. Dienstags den nenn und S2. flJo'itirr. zwanzigsten Januar begann der Kampf. Iliilagu stand auf*<9. Jiinuur der Heerstrasse von Chorasan , gegenüber dem persischen Bollwerk, Ilka Nujan vor dem Gülwadiscfien Thore , die drei Prinzen, Enkel Dschudschi's, mit Schiramiin und Arktin vor dem Thore des Sultansmarktes, Buka Tiimir auf der Südwestseite an den Mühlen, Baidschu und Sundschak auf der Westseite gegenüber dem Spitale , welches Adhaddewiet,
•) Wassaf.
150 Zweites Ruch.
der grosse Herrscher aus dem Hause Buje, der erste zu Bagdad, gebaut. Die Belagerungsmaschinen waren vorzüglich gegen das persische Bollwerk gerichtet und in demselben bald Wallbruch gemacht. Nun sandte Moteaassim den Wesir und einen Bischof'} mit der Botschaft, er füge sich dem Verlangen des Padischah, welcher verlangt, dass ihm der Wesir gesendet werde ; — „diess", antwortete Hulagu, „war mein Begehren zu Hamadan, wie soll ich mich aber vor Bagdads Thoren mit Einem begnügen? Es sollen auch die drei anderen Säulen der Herrschaft des Chalifen erscheinen, der Diwitdar, der Scherabdar und Suleimanschah, der Ober- befehlshaber des Heeres." Am folgenden Tage erschien der Wesir mit einer Schaar von Vornehmen, aber ohne die ver- langten Drei. Hulagu sandte sie zurück; er befahl, ein an die Richter, Scheiche, Danischraende (^Studenten}, Arkaune (christlichen Priester} von Bagdad gerichtetes Diplom, wo- durch denen, die sich friedlich halten würden, das Leben zugesichert ward, in sechs Abschriften von sechs Seiten der Stadt durch Pfeilflug in dieselbe abzufertigen. Die Wurf- maschinen schleuderten in Ermangelung von Steinen Thon- flötze, die man von Hamrin gebracht, und abgehauene Palmen wider das persische Bollwerk , das Freitags am ersten Fe- i. Februar bruar zu Boden sank.
Am fünften Februar standen Hulagu's Krieger bereits Bagdad's ® ®
Eroberuna *"^ *^^^ Mauer des Bollwerks, während auf der anderen
Seite die Prinzen noch nicht bis an den Fuss der Mauer vorgedrungen waren. Hulagu sandte ihnen ausscheltendes S v h VVort und befahl zugleich, Brücken zu schlagen. BukaTimur wurde mit einem Toman , d. i. mit einer Abtheilung von zehntausend Mann , auf der Heerstrasse von Medain und Bassra befehligt, um die, so etwa mit den Schiffen auf dem Tigris zu entfliehen versuchten, aufzufangen. Der Diwitdar, welcher auf diese Weise mit mehreren Schiff^en zu entkommen hoifte, wurde aufgehalten, drei Schiffe genommen, die an- deren versenkt oder zerstört. Auf diese Nachricht entsank
^ö.Muhar-
rem
^S. Moharr
') Dseharlik) ci^cullich Diakuu.
Zweites Buch. 15X
dem Chalifen aller Muth zu fernerem Widerstände; er sandte den Fachrcddin von Demaghan und den Ibn Dernus mit wenigen Geschenken; denn er fürchtete, dass, wenn er viele sendete, die Grösse derselben für den Maassstab seiner Furcht gelten könnte. Hulagu wies dieselben mit den Ueber- bringern zurück. Am folgenden Tage kam Ebulfadhi Abder-
rahman an der Spitze aller Grossen mit grossen Geschenken; aber auch diese wurden nicht genehmigt. Hulagu sandte den IVassireddin von Tus als Gesandten in die Stadt; welcher Triumph für den rachsüchtigen Astronomen, welcher seiner Empfindlichkeit für die Verschraähung seiner Verse die Stadt des Heils und das Heil des Chalifats geopfert, welcher Triumph für ihn, dem Chalifen nun im Namen des Siegers Gesetze vorzuschreiben! Am folgenden Tage kehrte er zurück , und Hulagu sandte die aus der Stadt gekommenen drei Gesandten , den Fachreddin Demaghani , den Ibuot Dschewsi und Ibn Dernus, mit dem Begehren, dass Suleiman- schah und der Diwitdar erscheinen mögen. Sie erschienen i. Ssafer wirklich zwei Tage hernach. Hulagu sandte sie wieder in 7. Februar die Stadt zurück , um die Ihrigen mit sich za bringen. Die syrischen und irakischen Truppen und eine Menge Volkes , benützten diese Gelegenheit, um die Stadt zu verlassen und sich in's Lager der Mongolen , wo sie Rettung und Sicher- heit zu finden hofften , zu begeben ; sie wurden in Tau- sende, Hunderte und Zehn abgetheilt, den mongolisclien Befehlshabern der Tausender, Hunderter und Zehner über- geben und von diesen regelmässig umgebracht. Abgeordnete kamen aus der Stadt, um das Leben der noch Zurückgeblie- benen zu erflehen, die Alle unterwürfig. Hulagu begehrte, dass der Chalife seine Söhne sende und selbst komme. Während diesen Unterhandlungen ward einem Inder Bitek- dschi, der bei Hulagu in grossem Ansehen, ein Auge aus- geschossen; Hulagu, hierüber ergrimmt, wollte nun \oi\ weiterem Aufschub nicht mehr hören. Er befahl dem Nassir- eddin von Tus, sich an's Thor der Wettrenner') zu begeben
') Babol-Halbe.
152 Z \v e i t e s n « c li.
g. S.sufir ,j{,j iJie Einwohner mit Zusichermig des Lebens Iierauszu- • ** '' führen; als diess geschehen, wurden sie Alle niedergemacht. Siileimanschah wurde mit Siebenhundert der Seinen in die Gegenwart Huiagu's geführt. Dieser fragte ihn: Wie kommt's, dass du, ein Sternkundiger, nicht den Frieden vorgezogen und deinem Herrn nicht dazu gerathen? Suieiraanschah erwiederte: Der Chaiife ist an Geist und Glück verwahrlost und leiht denen, die es wohl mit ihm meinen, kein Ohr. Suleiman und seine Siebenhundert wurden niedergemetzelt, so auch der Diwitdar und dessen Sohn, und die drei Köpfe an Bedreddin Lulu, den Atabegen von Mossul, gesandt, der, ein Freund Suleimanschah's, seinen Tod beweinte, aber notligedrungen, um nicht seinen Kopf zu verlieren, den des Freundes au dem Thore seines Palastes aufhängen musste. Nach diesem tragischen Ende seiner Getreuesten rief der Chaiife seinen Wesir und fragte ihn , was zu thun ; dieser antwortete ihm mit dem arabischen Distichon:
Sie wälnien, es sei leicht, Geschäft zu schlichten, TnHess das Schwert sich schärft, um lüu/.urichteu.
Endlich begab sich der Chaiife , mit seinen drei Söhnen und von dreitausend Seiden, Imamen , Scheichen und Kadis be- gleitet, Freitags den zehnten Februar zu Ilulagu. Dieser empfing ihn ohne Merkmal des Zorns und begehrte kalt und ruliig, der Chaiife möge Wort in die Stadt senden, dass die Einwohner die Waffen wegwerfen und zur Zählung lierauskommen möchten. Der Chaiife gehorchte und Bagdad'» Einwohner gingen wie Schafe zur Schlachtbank, denn statt gezählt zu werden, wurden sie ungezählt Alle getÖdtet, der Chaiife und seine Söhne in Zelte gewiesen vor dem Gül- 7. Ssafer xvadischen Thore, wo der Standort Keitbuka's. DrvA Tage i^<^<" hernach begann die allgemeine Plünderung. Alle Paläste und Gebäude wurden niedergebrannt, bis auf einige wenige, ausdrücklich ausgenommeiie Häuser von Arkaunen , das ist nestorianischen Priestern und Fremden. Die Priester dankten diese Schonung vermuthlich Niemanden Anderem, als ihrer Glaubensgenossin, der ersten Gemahlin Huiagu's, der grossen Frau Tokus, der Keraitin, welcher im Lager Kapelle mit
4, Ssafer 10. Febr.
Zweites Buch. 153
Glockengeläute gestattet ward. Unter den Fremden sind vielleicht fränkische Kaufleute gemeint, Venezianer und Geuueser, welche sich zu Bagdad des Handels willen auf- hielten.
Freitags am fünfzehnten Februar begab sich Hulagu Blutbad und selbst in die entvölkerte, niedergebrannte, verheerte Stadt Hinrichtung und ordnete auf den Ruinen derselben Feste an. Er Hess ^* "' "' den Chalifen vorführen und sagte ihm: Du bist der Gast- geber und ich der Gast; tische uns also auf, was du hast. Der Chalife zitterte und hatte aus Furcht alle Besinnung verloren, so dass er die Schlüssel zu den Schatzkisten, die er ausliefern sollte, nicht fand. Die Kisten wurden erbrochen und er brachte huldigend dem Sieger zweitausend Kleider und zehntausend Goldstücke nebst vielen Juwelen und an- deren Kostbarkeiten dar. Hulagu würdigte das Geschenk keines Blickes und befahl, es unter die Emire und die nächste Umgebung zu vertheiien. Dann herrschte er weiter: Was über der Erde von deinen Schätzen, ist klar und offenbar; doch nun entdecke uns auch die unterirdischen. Der Chalife gab die unterirdische Cisterne an, bei deren Anblick sein Urgrossvater Nassir so oft seufzte, dass er die- selbe trotz seines Zusammenscharrens von Gold nicht damit ganz füllen«, sein Vater Mostanssir , dass er dieselbe trotz efeiner verschwenderischen Freigebigkeit nicht ganz leeren konnte. Moteaassim's Geiz hatte den durch des Vaters Frei- gebigkeit entstandenen Abgang wieder ausgefüllt. Hierauf wurde das Frauengemach des Chalifen gezählt; es waren siebenhundert Sklavinnen und tausend Verschnittene. Der Chalife, als er den Zählungsbefehl vernahm, bat um Scho- nung dieser, selbst von Sonne und Mond nie geschauten Schönheiten. Hulagu erlaubte ihm, hundert auszuwählen. Mit sinkender Nacht kehrte Hulagu aus der Stadt wieder in's Lager zurück und befahl dem Sundschak Nujan , die Schätze des Chalifen in Besitz zu nehmen; die seit einem halben Jahrtausend aufgehäuften Schätze wurden rings des Herrscherzeltes aufgeschichtet; die edelsten Wallfahrtsstätten, wie die Moschee des Chalifen, die Grabstätte Musa's, die
154 Zweites Buch.
Grabmäler'von Roesafa, wurden geplündert; die noch übrigen Einwohner der Stadt baten durch Scherefeddin von Meragha und Schihabeddin von Sindschar una Schonung und Ver- gebung; da erging der Befehl, dass das Blutbad und die Plünderung aufhöre, denn Bagdad sei sofort des Padischah's '^■>^<</f>' liJigentlium. Hulagu, zog nach einigen Tagen , der unge- sunden Luft willen , sein Lager auf einige Entfernung von der Stadt zurück; dann Hess er abermals den Chalifen in seine Gegenwart fordern. Der Chalife sagte zum Wesir : Was ist zu thun ? „Unser Bart ist lang", antwortete dieser in bitterer Beziehung auf das Wort des Diwitdar's, der, als der Wesir bei der ersten Aufforderung Hulagu's gerathen, sich mit einer reichen Ladung von Schätzen abzufinden , dem Chalifen sagte : „Der Wesir hat einen langen Bart" (^auf das arabische Sprichwort hindeutend : langer Bart und kurzer Verstand^. Der Chalife bat nun den Ilchan um die Erlaubniss, sich in's Bad zu begeben, welche ihm Hulagu unter der Begleitung von fünf Mongolen gewährte. Ich wünschte nicht, sagte Moteaassira , die Gesellschaft von fünf Folterengeln, und declamirte einige Verse einer berühmten Kassidet , deren Anfang :
Wir wachten auf iu einem Freudenhorte , Voll Paradieseslust und Pracht ; ♦
Der Abend findet uns an einem Orte, Woran wir gestern nicht gedacht.
14. Ssafer Am selben Tage, wo Hulagu sein Lager von Bagdad
20. Febr. zurückzog, wurde der Chalife, in einen Teppich einge- wickelt, zu Tode gerollt und unter den Hufen der Pferde zertreten; drei seiner Söhne und seine fünf Begleiter wurden im Dorfe iVakf hingerichtet, und am folgenden 'Vftg^ Alle die, so am Gülwadischen Thore zurückbehalten worden waren, getödtet ; der jüngste Sohn des Chalifen , JMubarek- schah, wurde der Gemahlin Hulagu's, der Frau Oldschai, zum Geschenke gemacht, welche ihm eine mongolische Sklavin zur Frau gab und an Nassireddin von Tus nach Meragha sandte. Am selben Tage mit dem Chalifen wurde der Wesir Alkami und der Staatssekretär, Vorsitzer des Diwans, Fachr-
Zweites Buch. I55
eddin von Demaghan in die Stadt gesendet und Ali Bchadir, der Steuereinnehmer, welcher das Heer während der Be- lagerung mit Lebensmitteln von Baakuba aus versehen hatte, zum Statthalter, der Emir Karakal Imadeddin von Kaswin zum Naib (^Stellvertreter des Richters) ernannt ; dem Nedschmeddin Ebi Dschaafer Araran, der den schönen Bei- namen Meliki rast, d. i. des geraden Königs, führte, wurde die Steuereinnahme über das östliche Gebiet Bagdad's an- vertraut und dem Richter der Richter JNisameddin Abdol- mumin uie Aufrechthaituug der Polizei aufgetragen! Ilka >'ujan und Kara Buka wurden mit dreitausend Mann zur Aufräumung des Schuttes und zur Beerdigung der Todten, zur Auferbauung der verheerten Gebäude befehligt; ein vergeblicher Befehl, denn das alte Bagdad erstand nie wieder in seinem vorigen Glänze; und als sechzig Jahre nach der Eroberung der Geschichtschreiber Wassaf Bagdad besuchte, war nicht der zehnte Theil der alten Gebäude und Be- völkerung vorhanden; dem Ibnol Alkami aber, dessen Ver- rätherei die Hauptursache des Ruins des Chalifats, und welcher nur drei Monate die Eroberung Bagdad's überlebte, ward noch allgemein geflucht, uud an den Thoren der Mo- sclieen und Medreseen war die Inschrift zu lesen: Gott verfluche deti , der nicht fluchet detn Ibnol Alka7ni ' ).
Von Hilie, das der Sitz der Seide, Prophetenvervvandten, Gesandt- hatte der Vorsteher derselben, Medschdeddin Mohammed ^c^^cß^" ««
Ibnol Hasan Ben Taus (das erste Viertel dieses vierthei- "".'/"•■
Alkami's ligen langen Namens, heisst Glaubensrtihm, das letzte Pfauen- j,^^ . j^HfH^^
sokti) durch einen Gesandten ein Schreiben unterwürfigen thekenruin.
Inhalts anHulagu gesandt^). Dieser entgegnete ihnen Diplom
und Geschenke durch Tekele und Ali von JVachdschiwan,
welcher als Gesandter, der Emir Alaeddin der Perser als
Statthalter nach Hille gingen^). Ihnen folgte auf dem Fusse
Buka Timur, der Bruder der Frau Oldschai, um sich Hille's,
') Ein scliiitischer Molla, welcher aus der Inschrift das La (uicht) we;^Iöschte, ward mit siebzigStockstreichen bestraft. ^Vassilf. Mirchuaud : Nuveiri ; bei d'Ohssou HI. p. 243. ^) Das Schreiben des Laugen uoch bei Wassaf. ^) Reschideddio; Wassaf.
156 Z w e i t e s B u c li.
10. Ssnfer Wasith's lind Kufa's zu bemächtigen. Die Bewohner Hiile's /'tö/'. i(ame„ [1^^ freundlich entgegen und erleichterten seinen Marsch, indem sie Brücken über den Euphrat schlugen. Von den Bewohnern Wasith's, das sich nicht unterwarf, wurden vierzigtaus^nd niedergemetzelt. Von Wasith zogBuka Tiraur gegen Chusistan , den SchereflFeddin Ibnol-Dschewsi mit sich führend , um durch denselben die Einwohner der Stadt Schuster zur Uebergabe zu bereden. Bassra und die Umgegend unterwarf sich gutwillig, der Emir Sfdfeddin, der Bitekdschi, erbat sich hundert Mongolen als Sicher- heitswache für die Grabstätte Ali's zu Nedschef ; nach Ver- lauf von fünf Wochen war Buka Timur im Lager zurück.
' '.^..r. "/ ~ Ein Monat nach der Eroberung Bagdad's wurden die Ge-
gff MfVri^ sandten des Fürsten der Ejubiden zu Haleb mit einem von Nassireddin von Tus aufgesetzten arabischen Schreiben zu- rückgefertigt; es lautete: „Wir haben gelagert vor Bagdad im Jahre sechshundert sechs und fünfzig und übel tagte der Morgen über die Bewohner, und wir luden den Besitzer ein; er weigerte sich; da ward an ihm das Wort erfüllt, und wir nahmen ihn gefangen. Wir laden dich ein zu Unserem Gehorsam; wenn du denselben verweigerst, ist's dein Verderben. Sei nicht wie der, der sich streitet um ein Aas, denn der Listige verliert, er weiss nicht was, sonst wirst du seyn von den Verworfenen, welche ihren Fleiss auf das irdische Leben wenden an, und die da wähnen, sie hätten Etwas für's Künftige gethan; Heil dem, der wahrer achir Leitung folgt!" Hulagu befand sich in der zweiten Hälfte
iT. April Aprils wieder bei seinem schweren Gepäcke'") zu Han^adan, ie.Rebiul.IT. ^o er seine Gesundheit pflegte, da er unwohl. Fünf Tage
S2. A/Ji-U später erschienen Ilka und die anderen Emire zur Aufwar-
S.Dschem.ll. tung; sechs Wochen hernach starb Moejeddin Ibnol Alkami,
6*. Jitui welcher wenigstens dem Namen nach die Wesirschaft von
Bagdad beibehalten hatte; nacli dessen Tode erhielt dieselbe
sein Sohn Scherefeddin. Wiewohl der Name Ibnol Alkami's
' ) d'Ohsson III. j56. pres de HaniaHan (iii etoieut restes ses «);^liruks (A»hrik) ; das türkische Aghiilik Iieisst das schwere Gepäck.
Zweites Buch. I57
nichts anderes als der eines Verräthers auf den Zungen der glaubwürdigsten Geschichtschreiber, so erfordert es doch unsere Pflicht, als solcher auch des Ehrenvollen zu er- wähnen, was eine andere, freilich nicht sehr glaubwürdige Quelle von demselben meidet Der Verfasser des Sitten- spiegels der Herrschaft ^^ , welcher sich im Seltsamen zu gefallen scheint , sucht ihn von aller Schuld der Verrätherei rein zu waschen , indem er den schlechten Ruf desselben einzig als Verläumdung und aus dem Hasse und ^ieide der nächsten Umgebungen des Chalifen, welcher ihm sein ganzes Vertrauen geschenkt, zu erklären bemüht ist; dass er des Vertrauens des Chalifen nicht ausschliesslich genoss, erhellt schon aus dem, dass sein Rath von dem seines Gegners, des Diwitdar's , überflügelt worden, und dass ihm Hulagu nach Bagdad's Eroberung den Titel der Wesirschaft liess, beweiset keineswegs, dass er kein Verräther. Wassaf, welcher ein halbes Jahrhundert darauf seine Geschichte schrieb, be- stätigt die Worte Reschideddin's , seines Zeitgenossen, und entkräftet das angebliche V' ertrauen , das jenem Sittenspiegel zufolge Hulagu in ihn gesetzt haben soll, durch das, was er bei dieser Gelegenheit über die löbliche Sitte mongoli- scher Herrscher sagt: die Verrätherei und Anschwärzerei zwar zu ihrem Vortheile zu benützen , aber den Verräther und Anschwärzer zu verachten ; seiner Verrätherei aus Niederträchtigkeit und Leidenschaftlichkeit ungeachtet, kann Ibnol Alkami sehr wohl ein gebildeter, selbst gelehrter Wesir, grosser Gönner und Freund der Gelehrten gewesen sein, der eine Bibliothek von zehntausend Bänden besass, deren viele ihm gewidmet waren; selbst der grosse Gelehrte Nassireddin erscheint in nicht viel besserem Lichte, indem ihn gekränkte Eitelkeit zur Rache an dem Chalifen durch den Ruin des Chalifats anspornte, und so stehen der ge- lehrte Wesir und der gelehrte Astronom leider beide von Seite ihres Charakters und ihrer politischen Grundsätze in höchst ungünstigem Lichte vor den Augen der Nachwelt.
') Adabes-Sultanijet.
158 Zweites Buch.
Die zehntausend Bände der Bibliothek Ihn Alkami's) wurden, wie die der anderen Bibliotheken Bagdad's, von den Mon- golen entweder in den Tigris geworfen oder verbrannt; binnen zwei Jahren der dritte grosse, für Bibliotheken ver- derbliche Brand, in welchem zu Alamut, Medina und Bagdad die Werke östlicher Weisheit, welche die Welt erleuchten sollten , ein Raub der Flaramen. Durch diesen dreifachen Bibliothekenbrand hinnen zwei Jahren ging nur zu sehr in leidige Erfüllung die Vorbedeutung des um zwei Jahre früheren Brandes der arabischen Wüste. IrhiVs Nach Bagdad's Eroberung befehligte Hulagu den Oroktu
firosser, Nnjan zur Eroberung Irbil's, der zwischen dem grossen u-ohltfuitufer ^^j^d kleinen Sab, zwei Tagreisen von Mossul gelegenen
! , Hauptstadt des oberen Kurdistan's, welches durch die Bauten
persische ^
Künic/stein ; ^^^ ^^^^ ^or acht und zwanzig Jahren ') verstorbenen turk- die Stern- manischen Fürsten Kewkebusi Ben Ebul Hasan Ali damals warte von gjjjg jgj. blühendsten Städte des persischen Irak. Dieser edle Fürst, von welchem die europäischen Geschichtschreiber bisher nicht die geringste Kunde genommen, ist einer der wohlthätigsten des Islams und verdient als solcher sehr wohl seinen doppelten Ehrennamen Melik Moaasem Mosaffereddin, d. i. des grossgeehrten, durch die Religion siegreichen Känigs. Täglich speiste er Arme und kleidete sie im Winter; alljährlich sandte er Commissäre in die Häfen, um Gefan- gene auszulösen, und nach Mekka, um die Pilgerkarawane mit Speise und Trank zu versehen. Zu Mekka führte er die erste Wasserleitung vom Äarafat und baute mehrere Wasserbehälter, zu Irbii gründete er ein Dutzend wohlthä- tiger Anstalten, mehrere solche, von denen weder vordem noch seitdem im Islam gehört worden; nämlich: ein Haus für Findelkinder, eine Anstalt für Ammen und Säuglinge, eine Versorgungsanstalt für Wittwen, ein gemeines Kranken- haus, ein besonderes Spital für Blinde, ein Karawanserai, in welchem die Reisenden nicht nur umsonst bewirthet, sondern auch noch ausserdem mit Reisegeld versehen wurden,
O Am lö. Ramasan 630.
Zweites B u c li. I59
ein Kloster, eine Medrese, an welcher Mmlerrise für die beiden Ritus Hanefi nnd Schafii , und endlicli eine Moschee, an welcher alljährlich das Fest der Geburt des Propheten mit einer Pracht und einem Zulaufe von Menschen begangen ward, wie vordem und seitdem nirgends. Von Mossul, Sindschar, Dschesire, JNissibin strömten die Besucher, Pre- diger, Redner, Dichter, Koranleser, Ssofi nach Irbil; einen ganzen Monat vor dem Feste waren zwischen der 31oschee und dem Kloster zwanzig, drei Stock hohe Dome aus Brettern aufgeschlagen, von deren Gallerien Dichter declamirten, Redner sprachen, Schattenspieler die Zuschauer unterhielten. Täglich nach dem Nachmittagsgebete begab sich Mosaffer- eddin zu diesen Domen , wohnte in der Nacht im Kloster dem Reigen der Ssofi bei und ging nach dem Morgengebete auf die Jagd. -Am Geburtsfeste selbst ward eine unzählbare Menge von Kameelen, Rindern, Schafen unter Musik auf den Platz gebracht, geschlachtet, gesotten und gebraten, während der Nacht die Stadt erleuchtet und am folgenden Tage die Gäste an zwei grossen Tafeln, deren eine für die Vornehmen, die andere für das Volk, bewirthet ; im Schlosse walzten die Derwische, von den Gallerien wurden die Hymnen des Gebets abgesungen, die Sänger, Prediger und Derwische reichlich beschenkt. 3Iosaflereddin wurde in der Nähe von Kufa, seine Gemahlin Rebiaa am Berge Kasiun bei Damaskus in der von ihr gestifteten ^ledrese bestattet. In keiner Schlacht besiegt, von keinem anderen Fürsten in Stiftungen der Wohlthätigkeit übertroffen, verdient dieser turkmanische Fürst von Irbil wohl den Namen des durch die Religion siegreicheii, grossmüchtigen KÖ7iigs '}. Das Schloss von Irbil erhebt sich auf einem vereinzelten Berge, während die Stadt in der Ebene. Tadscheddin, der Sohn Salaje's (^des oben erwähnten Befehlshabers des Passes \on Deriteng [Eiigthor]), war bereit, die Stadt zu übergehen; aber die Kurden gehorchten ihm nicht. Oroktu begehrte Ilülfstruppen von Bedreddin Lulu, dem Fürsten Mossul's, der sie ihm auch
O Dschihannuma S. 346 und 347 ein volles Blatt.
160 Zweites Buch.
sandte und den guten Rath ertheilte, den Sommer abzu- warten, weil dann die Kurden nicht me^r im Schlosse aus- halten, den Gebirgen zueilen würden. Oroktn übergab die Belagerung dem Bedreddin, dessen Yorhersagung durch den Abzug der Kurden im Sommer erfüllet ward ; er schleifte die Mauern. Hulagu schickte einen Theii der erbeuteten Schätze mit dem Siegesberichte seines Eroberungszuges an den Bruder Kaan , den grössten Theil derselben aber speicherte er in dem am See Urmia auf unbezwinglichem Felsen gelegenen Schlosse Tala ( das heute Gurtschinkalaa heisst) auf; eine vereinzelte, auf drei Seiten unzugängliche Felsenmasse, welche den englischen Reisenden Porter an den Königstein in Sachsen erinnerte und welche ein Steier- märker die persische Riegershurg nennen würde'). Bedr- 7. .9c/jrt«&rt« edfjin Lulu, der neunzigjährige Fürst von Mossul, wartete
-7 — -. -T" dem Eroberer Persiens, für den er Irbil eroberte, zu Me-
9. August ' '
IS58 ragha auf; ebenda Atabeg Saad, der Salghure, Herr von Fars, und die beiden seldschukischen Prinzen von Rum, Isededdin und Rokneddin. Hulagu war über jenen sehr ungehalten, weil er wider Baidschu iVujan sich zu schlagen gewagt. Um den Erzürnten zu versöhnen, stellte sich Ised- eddin zur Audienz mit einem Geschenke von einem Paar Pantoffeln, deren Sohlen sein Portrait eingestickt war, und mit der Bitte dar , dass der Padischah auf diese Weise ihn, den Sklaven, unter den Sohlen in den Staub tretend, adeln möge. Hulagu verzieh ihm, durch diese Schmeichelei be- sänftigt und auf die Fürbitte der Frau Tokus. Einen schönen Gegensatz zu dieser niederträchtigen Schmeichelei des Sultans von Rum bildet die Freimüthigkeit des Astronomen Nassir- eddin von Tus, welcher dem Eroberer in Erinnerung brachte, dass, als Chuaresujschah erobernd bis Tebris vorgedrungen, er auf die wider die Ausschweifungen seines Heeres vor- gebrachten Klagen geantwortet : Ich kam als JVelleroberer und nicht als llelterhalter^); Hulagu antwortete: Ich bin.
• ') Porter sagt hierüber II. 592. 593. -) Dschihangir ne Dschi- handar.
Zweites Buch. 161
Gott sei Dank ! sowohl Welteroberer als Welterlialter und kein Schwächling, wie Dschelaleddin von Chuaresm. Den ersten Beweis von der Wahrheit dieses Wortes gab Hulagu durch den Bau der Sternwarte von Meragha, deren Grund jetzt gelegt, aber deren Bau erst unter der folgenden Re- gierung vollendet ward. Vier Astronomen ^J von Damaskus, Kaswin , Achiath und Mossul waren die Gehilfen Nassir- eddin's von Tus, der an dieser Sternwarte die ilchanischen Tafeln verfertigte, die, vollkommener als die früheren^), ein bleibendes Denkmai des Ruhmes des Ilchans, Erbauers der Sternwarte und des an derselben beobachtenden grossen Astronomen Nassireddin's von Tus.
Von den Fürsten, welche dem neuen Ilchan oder Landes- Herrscher herrn nach Bagdad's Eroberung zu huldigen kamen, ist be- G^o«*- ""^
reits des Salghuren von Fars und des Seldschuken von Rum, *^'"~
Luristan's. sowie des Atabegen von Mossul, Bedreddin Lulu's, welcher
bei Irbil's Eroberung hilfreiche Hand geleistet, Erwähnung
geschehen, und es wird von ihnen noch weiter unten die
Rede sein; doch hier ist noch von anderen Fürsten zu
melden , deren Staaten nun in unmittelbarer Berührung mit
der mongolischen Macht, derselben sich nur scheinbar oder
erst durch Gewalt gezwungen unterworfen; solche waren
die Atabege von Gross- und Klein-Luristan , die Könige
Gross- und Klein- Armeniens , endlich die Sultane Syriens
und Aegyptens. Die ausführliche Erzählung des wider die
letzten geführten syrischen Krieges ist dem folgenden Buche
vorbehalten; hier also nur kurz von den Atabegen und den
christlichen Fürsten. Tekele, der Sohn Hesarsifs, der dritte
Herrscher der im Geburtsjahre Tschengischan'^ vor einem
Jahrhunderte als unabhängig emporgeschossenen Dynastie
der Atabege von Gross -Luristan, war, als Hulagu gegen
Bagdad zog, demselben huldigend entgegengekommen und
von ihm dem Tomane Keitbuka Newin's, des Befehlshabers
') 1. Moejeddin Ben Irsi von Damaskus, 2. Nedschmeddin Kjatib von Kaswin, ?,. Faclireddiu von Mossul, gebürtis von Me- raasch, 4. Facliredrtin von Tiflis, gebürtig von Achlat. ^-j als die von Fachir, Alaiy Scliahi, Guschjar. >yassaf. d'Olisson III. 265. Hammer, Geschiclite drr Uchane. I. II
162 Zweites Buch,
des Vortrabes, zugetheilt worden. Nicht im Stande, die Aeusserungen seines Schmerzes über den Sturz des Chalifats und den Mord der Bewohner Bagdad's zu unterdrücken, hatte er sich durch dieselben die Ungnade Hufagu's zuge- zogen , der Truppen wider ihn sandte. Schemseddin Alp Arghun , der Bruder Tekele's, bot sich dem Bruder an, sich selbst in's Lager des Ilchans zu begeben, um dessen Verzeihung zu erflehen. Tekele nahm den Antrag dankbar an. An der Gränze Luristan's fiel Alp Arghun den mon- golischen Truppen in die Hände, deren Heerführer ihn trotz seiner Sendung als Unterhändler tödteten. Tekele vertheidigte sich in dem Schlosse Mandschascht und ergab sich erst, als ihm durch Sendung des Ringes Hulagu's sicheres Geleite versprochen ward. Nichtsdestoweniger ward er nach Tebris geschleppt und dort hingerichtet und die Herrschaft Grossluristan's dem mit dem hingerichteten Bruder Tekele's gleichnamigen Schemseddin Alp Arghun verliehen ^ ). In Klein-Luristan war die Herrschaft der vor siebzig Jahren unabhängig gegründeten Dynastie in den Händen des vierten Herrschers, Bedreddin Mesud, welcher, als er sich auf dem Feldzuge Hulagu's gegen Bagdad zum Dienste desselben stellte , von ihm die Auslieferung seines Schwagers und mächtigen Nebenbuhlers um den Thron, Suleiraansehah's, be- gehrte. Hulagu antwortete: Diess ist ein grosses Wort, dessen Gewährung bei Gott. Als aber Bagdad erobert und Suleimanschah erschlagen worden war , erhielt Bedreddin Mesud die von ihm begehrte Familie des Schwagers. Er behandelte dieselbe so gütig und beförderte durch weise und gerechte Regierung den Wohlstand des Landes so sehr, dass, als er ihnen später die Wahl Hess, ob sie in Luristan bleiben , oder nach dem aus der Asche sich wieder erhe- benden Bagdad wandern wollten, nur Wenige dahin aus- wanderten; ein gerechter, eingezogener und besonders der Ueberlieferungen: wohl kundiger Fürst. Die auserwählte Ge- schichte'^') rühmt an ihm, dass er nie unrechtmässigen Bei-
') Tarichi Güside. -) Ebeuda.
Zweites Buch. 163
schlaf gepflogen und dass er vierlausend juridische, nach den Grundsätzen des Ritus Schafii entschiedene Rechtsfragen '
auswendig gewusst. Nach seinem, nun zwei Jahre nach dem Falle Bagdad's erfolgten Tode stritten sich um die Herr- schaft Klein- Luristan's seine Söhne Dschemal eddin Bedr (Schönheit der Religion, Vollmond) und Nassz'reddin Omer mit Tadscheddin Schah, dem Sohne des in der Schlacht wider Suleiraanschah gebliebenen Ilesameddin Chalil. Dieser Streit ward erst unter Abaka, dem Sohne und Nachfolger Hu- lagu's, durch das wider die Söhne Bedi^eddin Mesud's ausge- sprochene Todesurtheil blutig entschieden. Der Thron Klein- Luristan's wurde dem Sohne Suleiraanschah's, Tadscheddin, zugesprochen, welcher denselben sieben Jahre lang behauptete, welcher dann aber den beiden Brüdern der hiiigerichtetea beiden Söhne Bedreddin Mesud's, dem Felekeddin Hasan und Iseddin Huseinj, zugesprochen ward.
Der König Klein -Armeniens, Hethum 1., welchen die Könige Araber Hatim, die Kreuzfahrer Haithon nennen, hatte sich ^''^**" ""'^ bei der Thronbesteigung Mengku's über Kipdschak in das , . ,
Hoflager des grossen Kaan's zu Karakorum und nach einer Abwesenheit von sechzehn Monaten wieder in seine Staaten zurückbegeben. Mit goldener Krone gekrönt, mit goldenem, geweihtem Scepter in der Hand auf hohen goldenen Tliron gesetzt ^^, füllte er denselben fünf und vierzig Jahre mit umsichtiger Klugheit, sein Schiff durch den Fluthenschwall ungeheuerer Heeresmacht und die Klippen der Scheelsucht der Könige Georgien's glücklich durchsteuernd. Wenn seinem Vetter, dem genannten Hethum gleichnamiger Mönch, Ge- schichtsclireiber, Glauben beizumessen wäre, hätte Mengku seinem Vetter König sieben vorgetragene Begehren gewährt, aber das angebliche, als Gewährung des ersten Begehrens gegebene Versprechen Mengku's, sich taufen zu lassen'^),
•) Vahran's clivonicle of the Armenian Kingdom in Cilicia trans- lated by Nainia p. 47. ^) Haitho c. XXIIF. ; diese sieben Artikel sind die des Vertrags, von welchen die Geschichte Vahrain's spricht, die als Antwort auf Neuinan's Frage in der Note 67 : Is this treaty to be any where found?
11*
im Zweites B ii c Ii.
verdächtigt auch die Gewährung der anderen sechs Artikel. Vor ihm war schon sein Bruder Semj)ad, der Connetable Arraenien's '), in's Hoflager gezogen, und ward nun zum zweitenmal dahin gesandt, um Schutz wider die georgischen Fürsten aus der Familie Awak anzuflehen, welcher, wie Arghun dem mongolischen Statthalter, dem Sempad nach dem Leben gestrebt, die Länder seines Bruders Hethum ver- wüstet*^. Bald nach Sempad's Abreise ward auch Arghun in's Hoflager berufen , um unter der Anklage von Erpres- sungen über seine Verwaltung Rechenschaft zu geben. Sempad fand ihn dort durch den Einfluss seiner Feinde Sewindsch und Scherefeddin eingekerkert, welche Arghun's Tod suchten, um seine Stelle zu erhalten. Das ZeugÜiiss Sempad's zu Gunsten der Verwaltung Arghun's rettete diesem das Leben; die Anklager wurden hingerichtet, Arghun und Sempad kehrten nach Armenien und Georgien zurück Q. Arghun brachte neue Einrichtung des Steuerwesens mit sich, das bisher unverhältnissmässig mehr auf den Armen, als auf den Reichen gelastet hatte. Von nun an waren die Reichen mit fünfhundert Dinaren, die Armen nur mit Einem besteuert*}. Arghun, dankbar gegen seinen Vertheidiger Sempad, unter- stützte ihn wider seine Feinde, die georgischen Prinzen aus dem Hause Awak, von denen David, der Sohn der Königin Russadan, sich wider die Mongolen erapörje. Hu- lagu sandte wider ihn ein aus Mongolen und Mosiimen 6%5r zusammengesetztes Heer, von dem er geschlagen ward*). I2'i9 Arghun verfügte sich nach Tebris , um über die Zustände Georgien's zu berichten. Als Arghun nach Tiflis zurück- kehrte, hatte sich David zum zweitenmale empört, weil die Entrichtung des verspäteten Tributs gefordert worden. So- wohl Sempad , der Orpeliane und Herrscher von Gross- armenien, als Hethum, der Herrscher von Kleinarmenien,
') Sinebaldus Conestabulus regni Armeniae. ^) S. Martin Mem. II. scheint diese zwei Reisen Sempad's mit den seines Bru- ders Hethum vermengt zu haben. ^) Orpellian in S. Martin. Mem. II. p. 143. ") d'Ohsson IH. 268.; nach Dschuwelni. *) Derselbe
S. 269.
Zweites Buch. 165
dem cilicischeti Reiche, erhielten sich als Vasallen mongo- lischer Herrschaft auf ihren Fürstenstühlen , Dank dem Schutze der ersten Gemahlin Hulagu's, der grossen F'rau Tokus, welche eine eifrige Christin, durch deren Einfluss nach ßagdad's Eroberung der Patriarch der Nestorianer den Palast des kleinen Diwitdar zum Sitze des Patriarchats er- halten hatte. Nur zu Tekrit siegten die Moslimen über die Christen, wo wegen Verheimlichung von Gütern hingerich- teter Moslimen auf Befehl Hnlagü's allgemeines Gemetzel der Christten stattfand ' ), Die Blutvesper von Tekrit ausgenommen, hatten sich die Christen mittels des Schutzes der Frau Tokus nur günstiger Behandlung vonHulagu zu erfreuen, namentlich Hethuin, der Pagratide, Herr von Kleinarmenien, und der von Grossarmenien , der Orpeliane Sempad. Die Residenz des ersten war die Stadt Ai7i; am Zusammenflüsse zweier Stföme, die in den Äraxes münden, gelegen, zählte sie im eilften Jahrhundert hunderttausend Einwohner und tausend Kirchen^}; die Residenz des zweiten, Sis , in Cilicien an einem kleinen Flusse, der sich in den Dschihan ergiesst-), der Sitz des armenischen Patriarchen. Der Pagratide Hethum und der Orpeliane Sempad standen beide bei Hulagu als treue Vasallen in Gnaden; der erste musste ihm das Holz zu seinen Bauten am Alatagh liefern, dafür konnte er un- gehindert kostbare Reliquien in Gold und Silber fassen ; so die Hirnschale des heil. Gregor des Erleuchteten aus dem Kloster bei Kaghseman ^^ , das zwischen Karss und Pasin am Durchbruche des Araxes zwischen geklüftetem Gebirge, und den Schädel S. Gregor's des Wunderthälers, den er der berühmten Kirche von Norevanch schenkte *}. Hethum, schon durch die Lage seines Königreichs ferne dem Hulagu und näher den Kreuzfahrern , als der nördliche Herrscher Grossarmenien's , war mit den angesehensten Fürsten der
*) Mouradjea d'Olisson III. 271., nach Bar. Hebr. 530. ^) S. Martin Mein. I. 112. uud Dschih. S.60:. ^) Der Aufmerksamkeit; S. Marliu's ist entgangen, dass Kaghücvau (das in seioem geograpliisclien Re- gister fehlt) dasselbe mit Kaghseman (Dschih. S. 408). ^) S. Martin Mein. p. 145.
166 Zweites B u c li.
Kreuzfahrer durch Vermählung seiner Töchter (mit dem Fürsten Äntiochien's, Sadan , und dem Herrn von Ibelim) verschwägert. Von seinen Söhnen fiel der jüngere, Toros, im Kriegsdienste Hulagu's im syrischen Kriege wider den Sultan der Älamluken, sowie heuiach Purthel, der Neffe Sempad's, im Feldzuge Hulagu's wider Kipdschak in der Schlacht am Terek blieb. Die christlichen Herrscher Gross- und Klein-Armeniens waren also treuere Vasallen des Uchan's, als die mosliraischen Gross- und Klein-Luristan's, und es darf nicht Wunder nehmen, wenn durch die NameTisähn- lichkeit der Pagratide ^e/Äz^m in den Geschichten der Araber als ein zw^iiev Hatim (das arabische Muster von Freigebig- keit und Grossmuth) und der Orpeliane Sempad (als ein zweiter Sindbad , der berühmte Reisende der arabischen Mährchen} durch seine Reisen iu's mongolische Hoflager figurirt.
P r i t t e 0 P XI d).
Syrischer Feldzug $ ]?larseli von Tebris nach Haleb, Miafarakain ; Ho^snkcif« Mardin; Heitbuka vor Damaskus; iSchlachten von Aindschalut und Mimss; das Chalifat der Ben! Abbas in Aeg^ypten; Anlass des Hries^es mit Berke; Feldzuj? sfegen Hipdseliak; Thronprätendenten nach dem Tode Mengkukaan's, Arikbuka, Al^^hui, Haidu ; Vertheilung der tänder undlStatthaltersehaften; Dynastie derBeniAamaret und ISchebankjare von Fars.
Jl^ie hundert Burgen der Assassinen waren gebrochen, Verhültniss
der Thron des ChaJifats war umgestürzt, die Fürsten \on Huluyu'smit
Fars und Mossul, von Gross- und Klein- Armenien, von ^^«^ f/^«^'*^'-
. zeitujeu
Gross- und Klein -Luristan, hatten freiwillig oder gezwungen ^^^y^^;^^/,^«
gehuldigt, das ganze Land von den Ufern des Oxus bis zu Dynastien. denen des Tigris war der Herrschaft des Ilchan's unter- worfen, aber hierdurch der Auftrag, welchen der Eroberer Hulagu vom Bruder Kaan erhalten , ganz Asien h\t an den äussersten Westen zu erobern, nur zur Hälfte erfüllt; noch blieb Mesopotamien und Syrien bis nach Äegypten hin zu erobern übrig. In dem letzten dieser drei Länder war der Hauptstamm der Herrschaft der Ejubiden, welche sich zu Ende des zwölften Jahrhunderts gleichzeitig mit der der Mongolen erhob , vor neun Jahren durch gewaltsame Um- wälzung gebrochen worden und die Stelle der Herren aus dem Hause Ejub hatten ihre Sklaven, die Mamluken, auf dem Throne als Herrscher eingenommen ; aber von dem
168 Drittes Buch,
hohen und raächtig;en Baume dieses grossen Herrscherge- schlechtes wurzelten noch sieben Zweige im arabischen Irak und in Syrien, vom Jenseits der Wüste an, welche Meso- potamien von Syrien, bis zu der, welche Syrien von Aegyten trennt, Miafarakain und Hoss7ikeif, bis nach Damaskus und Karah; inmitten derselben die von Halehy Hama und Himss. Wären diese sieben Strahlen der Herrschaft in dem Brenn- punkte Eines einzigen starken Volkes und Muthes vereint gewesen , hätte die sieben Herrscher nur das Band auf- richtiger, zusammenwirkender politischer Eintracht ver- bunden, so würde ihre, von einem Einzigen geleitete, aber auch immer aufrichtig vereinte Macht der Hulagu's wahr- scheinlich siegreich widerstanden haben, da sogar Einzelne der- selben männlichen Widerstand nicht ohne Erfolg versucht und den reissenden Strom der Eroberung wenigstens eine Zeitlang gehemmt; aber es fehlte Einheit und Eintracht, welche im Herrscherhause Ejub nur unter der ruhmwürdigen Regierung Ssalaheddin's zwanzig Jahre lang das von ihm gegründete Reich befestigte. Nach seinem Tode war die Macht viel- getheilt und durch Herrschsucht und Scheelsucht geschwächt, nicht im Stande, den andringenden Fluthenschwall mongo- lischer Herrschaft zu gewältigen. Ein Blick auf die gleich- zeitig im Osten und Westen Asien's emporgestiegene Herr- schaft des Hauses Tschengischan's und Ejub's zeigt im hellsten Lichte die Staatsklugheit des Tschengischan'schen Hauses und Grundgesetzes der Einigkeit und Familieneintracht, ohne dessen strenge Beobachtung die Herrschaft der Mon- golen nie zu solcher Macht gediehen wäre. Zwar zeigten sich auch schon bald nach Tschengischan's Tode Symptome der Uneinigkeit und des Familienzwistes in den Ansprüchen auf die oberste Herrschaft, aber das Schwert rottete bei Mengku's Thronbesteigung in dem blutigen Sinne der Jasa siebzig Prinzen auf einmal aus, und das Reich erhob sich unter ihm und seinem Nachfolger Kubilai zu einer Ausdeh- nung von Macht und Grösse , dergleichen die Geschichte vor- und nachdem nie gesehen. Erst als die Bande der Alles im Mittelpunkte versammelnden Einheit und dTer Fa-
Drittes Buch.
169
Miaf'ara- kain und Hossnkeif.
milieiieinigkeit sich lockerten, begannen auch die Thronen der mongolischen Herrscher zu wanken, und erlagen fremder Uebermacht, wie jetzt der mongolischen die Grösse des Herrscherhauses Ejub. Wir nehmen den kurz gedrillten Faden der Geschichte von sieben oben erwähnten, Hulagu gleichzeitigen Dynastien der Söhne Ejub's da wieder auf, wo wir denselben im ersten Buche dieser Geschichte ver- lassen haben.
Von den sieben, Hulagu gleichzeitigen Dynastien des jjie Beni Hauses Ejub, welche mit seiner Macht in Berührung, von ^jub zu demselben, weil sie widerstanden, vernichtet, oder weil sie gehuldigt, noch einige Zeit geduldet worden, war die von Haleh , wo die unmittelbaren Nachkommen Ssalaheddin's herrschten, die mächtigste, deren Uebermacht soeben die von Damaskus verschlungen hatte. In Mesopotamien, zu Miafarakain und Hossnkeif, und an der Gränze Syriens, zu Ketek, herrschten Abkömmlinge Melikol-aadil's (d. i. des gerechten Königs^, des Bruders Ssalaheddin's, zu Hama die Nachkommen Schehinschah's, des Bruders Ssalaheddin's und Melikol-aadil's, und zu Hiniss die Schirkuh's, des Oheims der drei Brüder. Melik Nassir Jusuf, der Urenkel Ssalah- eddin's, war nach seines Vaters, Melikol-asis , Tode schon in seinem siebenten Jahre zur Regierung gelangt, welche während seiner Unmündigkeit für ihn seine Grossmutter, die Tochter Melikol-aadil's, die Frau Ssaffije, führte. Seinem Vetter, dem Herrn von Himss, Manssur Ihrahim, dem Ur- enkel Schirkuh's, des Oheims Ssalaheddin's, stand er mit einem Heere wider die Chuaresmier bei, welche nach dem Sturze des chuaresmischen Reichs in einzelnen Banden, wie die Condottieri des Mittelalters, Mesopotamien und Syrien durchrannten und ausraubten. Er bemächtigte sich ihrer beiden Hauptplätze, Harran's und Rakka's. Für den Sohn und Nachfolger Manssur Ibrahim's, Melikol-esQhref Musa, nicht so freundschaftlich gesinnt, wie für dessen Vater, hatte er demselben seine Hauptstadt Himss entrissen und ihm dafür das aus der Geschichte der Kreuzzüge bekannte Schlüss von Teil baschir gegeben. Im folgenden Jahre hatte
6^6 1248
170 Drittes Buch.
er wider Bedreddin Lulu , den Ätabegen von Mossul, ein ß^^ Heer gesandt, welches das Feld zu Nissibin behauptete und
iä4f) im Besitze des ganzen Lagers des flüchtigen Feindes blieb. f>-i8 Als im nächsten Jahre die Herrschaft des Stammes der Beni
1:^00 Ejub in Aegypten erlosch, luden die Emire von Damaskus den Herrn von Haleb zur Besitznahme ihrer Stadt ein. Er zog dahin, und, in der Absicht, auch Aegypten zu erobern, dem Heere der Mamluken entgegen ; er schlug dieselben zwar zuerst bei Abbasa y ward aber dann geschlagen und floh nach Damaskus zurück. Er zog zum zweitenmale aus, und schloss Frieden auf die Bedingniss, dass der Jordan die Gränze beider Reiche. Wider Nassir , den mächtigsten Herrscher der Beni Ejub' in Syrien, wandte sich also jezt Hulagu's erobernde Macht; aber auf dem Wege dahin standen ihm noch die nächsten Verwandten Nassir's, die Herren von Miafarakain und Hossnkeif, entgegen, welche, auf die Festig- keit ihrer Burgen stolz , dem Eroberer trotzten. Zu Mia- farakain herrschte Melikol-kjamü j, der Sohn Melikol-Mosaf- fer's , des dritten der drei Söhne Melikol-aadil's , welche nach ihrem Vater Herren dieser festen Stadt ; der von Hossnkeif war Melikol Mowwahid , der Ururenkel Melikol- aadil's, aus dessen Sohne Kjamil. Als Kjamil nach seines Vaters Tod den Thron Aegyptens bestieg, gab er seinem Sohne Melik Ssalih Nedschmeddin die Stadt Amid und das Schloss Hossnkeif als Leibgedinge, und als Ssalih's Enkel Moaasem Turanschah sich nach Aegypten begeben , um dort die Herrschaft, welche in ihm enden sollte, zu übernehmen, blieb Hossnkeif seinem Sohne Mowwahid als Leibgedinge. Die beiden Herren von Hossnkeif und Miafarakain waren würdige Träger des INamens Ejub, indem sie, stolz auf ihren angestammten Herrscheradel und die Festigkeit ihrer Burgen , dem mongolischen Eroberer zu huldigen ver- schmähten, während ihr mächtiger Vetter Nassir von Haleb huldigend einen Gesandten an Mengkukaan gesandt und von demselben Jerligh und Pm'se, d. i. Diplom und das Ehren- zeichen des Löwenkopfes , erhalten hatte. Selbst an Hulagu, als er das persische Gebiet betreten , hatte er heimlich
Drittes Buch. 171
unterwürfige Botschaft gesandt, entfloh aber nun bei der Annäherung Hulagu's nach Aegypten.
Nach der Eroberung Bagdad's war Hulagu erst gegen Aufbruch Haraadan und von da über Meragha nach Tebris gezogen,*^"" das von nun an die Hauptstadt von Aserbeidschan (^dem alten Atropatene ) , von nun an auch die des neuen mon- golischen Reichs in Persien und die Residenz des Ilchan's; seitdem heisst dieselbe mit dem ganzen Lande umher Pailachti Hulagu, d. i. der Fuss des Thrones Hulagu's. Tehrüj d. i. das warm Rieselnde, hat seinen Namen, der gleichbedeutend mit TepUz , von seinen warmen Quellen; es liegt auf der Westseite des Berges Sehend mitten unter üppigen Gärten, vom Flusse Surchah , d. i. Rothwasser, bespült. Es ist möglich , dass Tebris nur eine Verstümme- lung des alten, beim Ptolemäus vorkommenden Gabris; aber alle Quellen arabischer Geschichte nennen als Erbauerin der Stadt die Gemahlin Harun Reschid's, seine Base, die grosse Frau Sobeide. Schon neun und dreissig Jahre nach ihrer irs C^Oi)
Erbauung vom Erdbeben zerstört, wurde Tebris vom Cha-
24:5 CS57) lifen Motewekkil wieder erneuert und zweihundert Jahre
später vom Erdbeben gänzlich in Schutt gelegt. Der Astronom 434 C1042) Abu Tahir von Schiras hatte das Erdbeben für die Nacht, wo es stattfand , vorausgesagt und die Einwohner der Stadt, dieselbe zu verlassen , ermahnt ; Viele beherzigten seine Warnung, aber vierzigtausend, welche in den Häusern zu- rückblieben, wurden unter denselben begraben. Der neue Bau ward unter der Leitung des genannten berühmten Astronomen im Zeichen des Scorpions begonnen, um dadurch für immer die Gefahr gänzlicher Zerstörung durch Erdbeben abzuwenden; „und wirklich", sagt Hamdallah Mestiifi, der persische Geschichtschreiber Geographe, „haben in den seitdem verflossenen dreihundert Jahren mehrmal Erdbeben « stattgefunden , ohne der Stadt wesentlich zu schaden , so dass die Stadt ihren Ruin nicht mehr von Erdbeben, sondern nur von Ueberschwemmung fürchtet". Zahlreiche, seitdem gegrabene Kanäle und unterirdische Wasserleitungen ge- währen dem Wasser Abfluss, so dass auch diese Furcht
172 1) r i fc f e s Buch.
verschwunden ; der vom Berge Sehend niederströmende kleine Fluss Mehranrud vertheiit sich in mehr als hundert solcher Kanäle, um die Gärten der Stadt zu bewässern; die Waldungen rund um die Stadt sind so dicht, dass, als zu Beginn des vorigen Jahrhunderts das osmanische Heer hier den Befehl erhielt, dieselben auszuhauen, dreitägige Arbeit der Axt keinen merklichen Unterschied hervorbrachte, so dass sie so dicht, wie ehe, schienen. Die schöne und frucht- bare Ebene von Tebris, welche sich auf der Westseite der Stadt gegen den See von Urmia hinzieht, wetteifert durch üppigen Baumwuchs mit den Zauberthälern von Soghd, Damaskus, Schaabbewwan und mit der Ebene von Mam- schanrud bei Hamadan um edenischen Ruhm. Die Aepfel, Birnen, Aprikosen und vorzüglich die Weinbeeren ohne Kern sind vortrefflich ; die Einwohner blühender Gesichts- farbe, gewerbfleissig und auch nicht ohne Muth, aber durch Treulosigkeit verschrien. Derohalben ist von ihnen der persische Viervers gang und gäbe :
Als Freuud hat Keiner noch Tebrisern je getraut;
Die Anderen sind Mark, Tebriser ist nur Haut.
Wer in der Freundschaft nicht beständig wird geschaut,
Hat, wenn nicht von Tebris, sich dorten angebaut.
Hierauf entgegnete ein Dichter von Tebris :
Tebris ist Paradies, sein Volk ist spiegelrein.
Du sagst, dass sie aufrichtig nicht in Freundschaft sei'n;
Wie konntest And'res dir von ihnen bilden ein ,
Der Spiegel wirft zurück von dir den Widerschein.
Vorzüglich hat sich in der Landschaft Aserbeidschan von jeher wissenschaftliches Streben kund gegeben, und schon Abu Tahir sagte: Aserbeidschan ist im Osten, was Andalus im Westen, durch philologischen und medicinischen Ruhm. Von den grossen Männern und Dichtern , deren Ruhm die Stadt verherrlicht, sowie von den grossen Ge- bäuden derselben, wird unter der Regierung Ghasan's, dessen Grabdom noch heute die schönste Ruine der Stadt, zu sprechen der Ort sein*).
') Dschiliauuunia .S. 3^2 und Uauidatlah.
Drittes B u c Ii. 173
Von Tebris, seinem neuen Thronsitze, brach Hulagu Marsch
Freitags den zwölften September gegen Syrien auf. Vor ^"'^^"'* *'*
TT 11 Rohit.
seinem Aufbruche sandte er Botschaft an seinen Vasallen _, „
Bedreddin Lulu, den Herrn von Mossul, ihn seines hohen snn 6-57 Alters willen der persönlichen Erscheinung im Felde ent- IS. Septem- hebend , aber dafür die Gegenwart seines Sohnes Ssalih fordernd. Dieser erschien und Hulagu belohnte ihn dafür mit der Hand einer Tochter des letzten grossen Sultans von Chuarefm, Dfchelaleddin. Seinen Feldherren Baidfchu und Schiktur übertrug er den Befehl des rechten, anderen Emiren den des linken Flügels, er selbst führte das Mitteltreffen an. Wir folgen nun seinem Zuge nach den Stationen, deren die persischen. Geschichten erwähnen, wie wir demselben von Karakorum an bis an den Oxus nach den chinesischen Be- richten gefolgt sind. Auf der Westseite des Ararat, zwischen demselben und Erferum, südlich von Hasan Kalaa , erhebt sich das Gebirge Alatagh, d. i. der bunte Berg, in welchem herrliclie Alpenweiden , Jagden und die Hauptquelle des Euphrat's, nämlich die des Muradfsuji , welcher hier aus mehreren Bächen zusammenströmt * ). Hulagu fand so grosses Wohlgefallen an den Weiden von Alatagh, dass er denselben einen mongolischen Ehrennamen beigelegt '^). Von hier wandte er sich südwärts nach Achlath, der auf dem nörd- lichen Ufer des Sees von Wan , gegenüber des Schneegebirgs Siban, gelegenen Stadt, die eine uralte, schon zu Nufchir- wan's Zeit der Sitz seines Oheims Dschamasb, von den By- zantinern Chliat genannt*), berühmt durch die Grösse seiner Aep^el, deren einer bis hundert Drachmen wiegt. Ihren Flor verheerte zuerst der Einfall Chuarefmschah's und (}2fi
zwanzig Jahre hernach ein Erdbeben. Seid Husein von i2Ss Achlath , in allen esoterischen Wissenschaften tief gelehrt, hatte noch vor dem Einfalle der Mongolen in Persien das Unheil Tfchengifchan's vorausgesagt und war mit zwölftausend Familien nach Kairo ausgewandert, wo noch seine Grabstätte
') Dschihaunuma S. 426 uud 425. ') Lobanasiiyut oder Liba- sanagut oder Lehasannyut , nur der erste Vocal ist zweifelhaft. '} Constantin Porphyrogenita.
174 Drittes Buch.
und noch das Stadtviertel der Achlather das Andenken an diese Ansiedelung bewährt ' ). Die Kurden des Stammes Haltkjari , welche um Achlath wohnen, wurden vom Heere wie scheues Vieh verfolgt und getödtet-}. Als das Lager zu Diarbekr, beschloss Hulagu vor Allem die gänzliche Er- oberung Mesopotamiens, um auf dem Marsche gegen Syrien den Rücken frei zu behalten. Der Herr von 3Iiafarakain ^), Melik Kjamil, hatte nicht nur der Einladung zur Unter- würfigkeit keine Folge geleistet, sondern auch einen syri- schen Priester, welcher während der Belagerung Bagdad's mit einem Jerligh des grossen Kaan's an ihn abgesendet worden, gekreuziget *). Der Prinz Jaschraut^) und Suntai Nujan wurden die Stadt zu belagern befehligt; den Sohn Bedreddin Luiu's sandte Hulagu gegen Amid, das heute unter dem Namen Diarbekr bekannter; er selbst wandle sich nach Roha, das alte Edeffa, das sich freundlich ergab; Harran und Nifsibin wurden mit Gewalt genommen und verheert; die Einwohner von Serudsch, die keinen Boten der Unterwürfigkeit gesandt, niedergemacht. Zu Roha schlug er sein Winterquartier auf und beschied dahin seine Va- sallen, Hethum, den König Kleinarmeniens, und die Sel- dschukeu Rum's ; auch an Nassir, den Sultan von Haleb, sandte er von hier wiederholte Botschaft, ihn persönlich in's Lager zu laden; Nassir schickte seiner statt seinen Sohn Melikelasis mit reichen Geschenken. Hulagu behielt ilm den ganzen Winter hindurch bei sich und sandte ihn erst im nächsten Frühjahre nach Ostern an den Vater mit der lakonischen Botschaft zurück :- „Nicht dich haben wir be- gehrt, sondern deinen Vater; er komme also, sonst kommen wir zu ihm". König Hethum erschien an der Spitze einer grossen Anzahl gewafFneten Gefolges; ein nicht zu verach- tender Bundesgenosse, denn er war zwölftausend Reiter und vierzigtausend Fussgänger in's Feld zu stellen im
') Dscliihannuma S. 4l9. -~) Reschideddin. ^) Beim Bar Hebr. Maiphercata. *) Bar Hebr. iieiint ihn Aschraph fil. Malic Ghazi ;■ er hiess aber Kjamil Ben Melik Mosaffer Ghasi. Nochbet, *) Beim Bar Hebr. Aischmut , bei Abulfeda IV. 573. Samud. .
Drittes Buch. 175
Stande '). Hethum setzte dem Eroberer die Ännelimlichkeit
Haleb's auseinander und bewog ihn zu dem Entschlüsse
(^od^ bestärkte ihn darin), vor allen anderen Städten nach
Haleb seine Waffen zu wenden. Den armenischen König
scheint zu diesem Rathe hauptsächlich das Interesse der ,
Kreuzfahrer und zunächst das seines Schwiegersohnes, des
He^-rschers von Antiochien, des nächsten Nachbars Haleb's,
bewogen zu haben. Unter die Seldschuken Iseddin und
Kokneddin wurden die Länder Rum's so vertlieilt, dass
dieser Herr der Länder zwischen Cäsarea und Grossarmenien,
jener Herr Kleinasiens bis an's mittelländische Meer. Von
hier aus wurde ein Botschafter mit dem berühmten, von 80.Julii259
Nassireddin mit allem Schmucke morgenländischer Rhetorik
geschwellten Schreiben an Nassir gesandt, welches Wassaf
sammt der Antwort gibt, wie folgt:
„Gott, der Ernährer der Himmel und Erden", so kündet der siegreiche König: „Wir haben gelagert vor Bagdad im sechshundert fünf und fünfzigsten Jahre, wir haben den Beherrscher gefangen gemacht und ihn ausgefragt, und da er bestand mit nichten , war es nölhig, ihn zu vernichten. Er geizte mit seinem Gold, und so kam die Sache dahin, ^ wie sie es gesollt ; er opferte kostbare Seelen den irdischen Lüsten auf, und das war klar aus dem ganzen Verlauf. Sie hatten den Lohn ihrer Thaten und der Sagende sagt: So- bald ein Ding vollkommen, hat es auch schon abgenommen, aber uns kann noch der Wachsthum frommen. Hernach sollen wissen die Fürsten, die siegreichen, Seifeddin ([das Schwert des Glaubens), Ihn Jaghmur und Alaeddin El- Koscheimri und die übrigen Emire Syriens und Truppen: Ich bin ein Kämpe Gottes, den er erschaffen in seinem Grimme, um ihn loszulassen wider die, denen er zürnet. Nehmet euch ein Beispiel an dem, was geschehen, um euch an den Erschlagenen zu ersehen. Werdet durch fremden Schaden klug und ergebt eucli Uns, ehe der Vorhang auf- gezogen wird , und ehe wider euch ergehet der Zug. Wir
'J ÜAv Uebräus cli. 2ö.
176 Drittes Buch.
erbarmeil uns nicht des Weinens und haben kein 3Iitleiden mit der Klage; Gott hat aus Unserem Herzen g-erissen die Barmherzigkeit. Wehe! und abermals Wehe! denen, die nicht streiten auf Unseren Seiten. Wir haben die Länder verheert mit Macht und die Kinder zu Waisen gemacht. Wir haben über die Erde Verderben gebracht; an euch ist die Fhiclit vor Uns, der euch sucht; wo ist die Erde, die euch nährte? und das Land, das euch Zufluciitsort gewährte? Ihr werdet Unseren Schwertern nicht enteilen, und habet keine Rettung vor Unseren Pfeilen; Unsere Pferde sind vorauseilende, Unsere Schwerter leiberzertheilende und Un- sere Pfeile sicherbetheilende; Unsere harten Herzen halten wie Berge Bestand, und die Zahl Unserer Fleere ist unzählbar wie der Sand. Wer sich Uns ergibt, der findet Heil, und wer wider Uns kämpft, dem wird Reue zu Theil. Unser Reich wird von keinem Andern begelirt und das Land Un- serer Nachbarn wird nicht verheert. Wenn ihr Unsere Bedingungen annehmet und zu Unserm Gehorsame euch be- quemet, so ist Unsere Sache die eurige, und die eurige die Unsere; wenn ihr aber widerstrebt, und euch wider Uns erhebt, wenn ihr verharrt als Rebellen, so schmähet hernach nur eure Seelen, denn es wird euch am PJnde : iras erwerben eure Hände. Wer voraus droht , ist ent- schuldigt durch die Noth, und wer da warnt, Niemanden unbillig umgarnt. Die Schlösser vor Uns werden umgekehrt, und Unsere Heere werden ^om Kampfe nicht abgewehrt. Euere Bitten werden von Uns weder erhört noch angehört, denn ihr habt die Ungerechtigkeit gefressen und den Glauben vergessen ; ihr habt die Neuerung eingesetzt und das Ge- meinwohl verletzt; ihr Überliesset euch den Lastern und der Passion und es waltet in euch der Neid und die Re- bellion. Nehmet daher in Betrachtung die Kunde der Er- niedrigung und Verachtung. Heut empfangt ihr den Lohn euerer Verachtung , weil ihr hochmiithig gewesen auf Erden ohne Wahrheit^y , für euere Laster. Er wird die kennen,
') Aus dem 94. Vers der VI. Sura.
Drittes Buch. J-J7
die Unrecht gethan , nnd die Umwälzenden roerden umge- wälzt werden^ y. Bei euch ist es ausgemacht, dass >vir die Ungläubigen, und bei Uns ist es ausgemacht, dass ihr die Lasterhaften. Uns hat auf euch losgelassen Er , in dessen Hand die Geschäfte, die geleiteten, und die Gebote, die Ton ewig her bereiteten. Von Uns wird verachtet, wer euch dünket ein König, und was euch Viel ist, das däucht Uns Wenig. Wehe und Furcht dem, der sich vor Uns gross macht, und Sicherheit und Verzeihung dem, der er- zittert Unserer Macht. Wir haben die Erde in Besitz ge- nommen im Osten und Westen und die Güter der Reichsten und Besten; wir haben sie zerstaubt und alle Schiffe geraubt. Unterscheidet mit eurer Vernunft das Wahre und Klare^ und ihr sollt eilen, uns Antwort zu ertheilen , eh' dass die, so ihr ungläubig nennet, euch verbrennet, ehe ihr sehet die Funken, ehe ihr unter der Last des Kriegs seid ver- sunken, ehe grosses Unglück bei der Hand, und Niemand lösche den Brand; weisst du, zvas das sei, flamme7tder Brand? ehe dass Ehre und Würde von euch schwindet, und ihr weder Zufluchtsort noch Schutz findet, und ehe dass der Ausrufer des Verderbens auch mit den Worten des Korans ruft: Ist einer von ihnen zu finden, ist von ihnen zu hören der geringste Laut "^J. Wir sind billig gewesen , indem Wir euch senden dieses Schreiben zum Lesen Antwortet darauf, ehe die Strafe nimmt ihren Lauf, und ihr unverständig seid. Stellt auf Sternwarten euere Beobachtungen an , eh' der Treiber wie Holz zerbricht eueren Plan; und wenn ihr leset dieses Schreiben genau, leset zugleich den Anfang derSura: Nachl'^, und das Ende derSura: Ssad*'). Wir haben Perlen des Worts ausgestreut, und die Antwort wird zeigen, wie ihr seid. Heil werde zu Theil dem, der ver- dient Heil."
») Aus dem 226. Vers der XXVI. Sura. ^D Aus dem 97. Vers der XIX. Sura. ^) Die 16. Sure, die Biene; sie beginnt mit dem Verse : Gekommen ist Gottes Befehl ; beschleuniget nicht sein Ge- richt. *) Das Ende der Sura Ssad, d. i. der 38-, ist der Vers: Und ihr werdet wissen, dass die Kunde wahr, nach einiger Zeit. Hammer^ Geschichte der Ilchaue. I. 12
178 Drittes B u c li.
A 11 1 ^¥ o r t.
,,Bei Gott ist die Vorsehung. Sag: Gott ist der Be- sitzer des Reichs, es wird gegeben das Reiche wem er will; es hat uns seine Vorsehung geleitet, Lob sei Gott, dem Herrn der Welten, und Gebet und Lob über den Herrn der Gottgesandten, den Schlussring der Propheten, Mo- hammed den Propheten, den Ungebildeten'}, und seine ganze Familie. Antwort auf das Schreiben, welches kündend gekommen vor der Majestät des Jlchan's und der Schwelle des Sultan's (Gott wolle dieselbe mit Rechtlichkeit bedräuen und derselben die Annahme des Rechten und Wahren ver- leihen!}. Hochdieselben sind, wie sie sagen, erschaffen aus Gottes Grimme, überwältigend Alle, über welche ergeht seines Zornes Stimme, ohne sich der Klagenden zu erbarmen, oder für die Weinenden ein Mitleid zu erwarmen, weil Hochdenselben Gott aus dem Herzen gerissen das Erbarmen. Dieses sind schändliche Eigenschaften der Satane und nicht der Sultane. Diese Zeugenschaft genügt als Prediger wider euch und von eurem selbst beschriebenen Reich abhaltend die Vernünftigen von euch. So sagt der Koran: „0 ihr Ungläubigen, ich bete nicht an, was ihr betet an!'* Ihr habt euch selbst geflucht durch den Brief, den ihr ge- schrieben, und habet euch selbst mit allen Schändlichkeiten beschrieben , und alle Propheten haben Euer erwähnt. Wir haben von euch Kunde seit der Zeit, wo ihr erschaffen worden seid; und ihr, die ihr Ungläubige seid, wie ihr dessen selbst im Wahne seid, hat Gott in seinem Buch' nicht den Drängern gegeben den Fluch? Ihr sagt: wir (die Moslimen) hätten Neuerungen gemaclit und das Ge- meinwegen heruntergebracht, den Glauben gebrochen und alle Laster verbrochen ; das ist kein Wunder. Hat ni(^t Pharao sich die Rolle des Ermahnenden angeeignet und zu- gleich das Gesetz geläugnet? — Wir halten fest auf der Grundfeste, Uns nicht bekümmernd um die Zweige und Aeste; Wir sind die Rechtgläubigen fürwahr! Wir nehmen
') ümmi.
Drittes B u c li. 119
das Schädliche nicht an und legen den Zweifel in Bann. Zu Uns stieg nieder der Koran, und der ewige Gott sieht Uns erbarmend an; Wir haben die Sendung des göttlichen Worts vergewisst und wissen, wie dasselbe auszulegen ist. Es ward für euch das höllische Feuer erschaffen , um eure Hartherzigkeit zu strafen.
Wann sich spaltet der Himmel,
Wann die Sterne sich zerstreuen,
Wann sich mischet der Meere Getümmel^
Wann die Gräber ihre T odteu ausspeien }
Dann weiss die Seele, was war und kommen wird.')
W^underbar, wunderbar! mit Schlägen zu dräuen den Leuen, reissenden Thieren mit Streichen von Rappieren und Recken mit Stöcken. Unsere Pferde sind blitzend^, Unsere Bogen ägyptische, Unsere Schwerter jemenische, Unsere Schultern festsitzende ; Wir sind bekannt zum Bessten in Osten und Westen ; Unsere Pferde sind Löwen , wenn Wir sie be- steigen, und Unsere Reiter erreichen den Feind, sobald sie sich zeigen; Unsere Schwerter schneiden, wann sie treffen, und Unsere Lanzen zermalmen , wann sie sich senken im Treffen; Unser Kürass ist Unsere Haut, Unser Panzer ist Unsere Brust; Unsere Herzen werden durch keinen Unfall erbittert und Unsere Versammlung keiner Drohung erzittert durch die Kraft des Allgeehrten und Alllobenswerthen! Durch Drohungen werden wir nicht erschreckt, durch Anrücken des Heeres nicht geschwächt; wenn wir als Empörer auf- treten, so ist es des Gehorsames Pfliciit, und wenn wir tödten , so ist diess ein Kapital von Gewicht. Zwischen Unserer Erdenrunde und dem Tode ist nur Eine Stunde*). Ihr sagt: „Unsere Herzen halten wie die Berge Stand, und Unsere Zahl ist unzählbar, wie Sand". Den Fleischer die Menge der Schafe nicht erschreckt, und vieles Holz wird durch einen kleinen Funken in Brand gesteckt. Werden
•) Die ersten 4 Verse der LXXXII. Sura. -) Anspielung auf den üeberlieferuu;4S- Spruch, der auf den Zifferblättern morgen- ländischer Uhren zu sehen: Eddimja saatun fe edschaalha taaten, die Welt ist Eine Stunde, gehorsam mach' die Runde.
12*
180 I) r i t f e s B 11 c li.
Wir denn vor dem Tode fliehen und die Schmach vorziehen? Ist es nicht gefehlt, was ihr befehlt? Wir fliehen vor der Schmach und laufen lieber dem Tode nach ; der Tod in dieser Welt ist, was Uns am meisten gefällt; wenn wir leben, sind wir selig, und wenn wir sterben, als 3Iartyrer glück- selig: Wird nicht Gottes Verein der ühericältigende sein? ') Nach dem Fürsten der Rechtgläubigen, nach dem Nach- folger des Propheten Gottes, des Herrn der Welten, fordert ihr von Uns Gehorsam. Wir horchen euch nicht und ge- horchen euch nicht. Die Sehnsucht, ihm (dem Propheten) nachzufolgen, genügt, um von Uns abzuwehren die Begierden, die schädlichen, und die Phantasien, die leeren. — Ihr be- gehrt von Uns, dass Wir Uns euch ergeben, ehe sich die Decke wird hebQn, und ehe Wir Uns in die Gefahr begeben. Das sind Worte, ungereimt, aus deren Reihung Zweifel keimt. Wenn die Decke aufgezogen würde und niedersänke des Looses Bürde, so würde sich's zeigen, was grössere Sünde sei, ob der Unglaube nach dem Glauben, ob der Bruch nach der Bewährung, ob die Lüge nach der Erklä- rung, oder Gehorsam geschworen den Idolen und die Ver- messenheit , sich einen zweiten Gott zu holen : Ihr habt eine unaussprechliche Sache vorgezogen; wenig fehlte^, dass die Hifnmel klafften und die Erden sich spalteten und ein- stürzte der Berge Bogen-). Sagt eurem Schreiber, der diese und diese Worte angefasst und dieses Schreiben ver- fasst: Wie kurzsichtig ist deine Kürze, wie öde die Ueber- treibung deiner Rede; dein Schreiben wirkt auf Uns, wie des Thierangels Hummen und der F'liegen Summen; du hast des Islams Gnade zu leicht genommen, und es wird Gottes Pein über dich kommen; du erachtetest zu erweitern durch das Schreiben die Pein und betrachtetest den Briefwechsel und die lügnerischen Drohungen als Spielerei'n. Dein Zweck war, in Vorschein zu bringen deine Beredtsamkeit und zu zeigen deine Wohlredenheit. Du bist der, von dem der
') Der 65. V^ers der V. Sura. -) Der 8S. und sq. Vers der XIX. äura.
Drittes Buch. 181
Sprechende spricht : Du hast Etwas im Gedächtnisse be- halten, aber es fliehen dich der Dinge Gestalten. Du hast geschrieben den Text: Er tvird die kennen, die Unrecht gethan , und die Umivälze?iden werdeji umgetoälzt werden ' ). Auf dieses Wort kommt die Antwort sofort: Gottes Ge- schäft ist gekommen, beschleunigt es nicht, der König Nassir und Jagkmur und Alaeddin Koscheimri und die übrigen Emire Syriens achten nicht das Feuerschlagen zwischen Kiesel und Stahl , sie erwarten das Wiehern der Rosse und das ZusammentrefFeii im Stosse; sie geloben, sich im hei- ligen Kampf zu erproben, euch den Höllen und dem Ab- grund zuzugesellen, euch die Haare, welche über die Ohren niederstürzen, mit dem Stahle des Schwertes zu kürzen; sie sagen euch Alle: Seid ihr zum Kampf bereit, so sei das eure Beredtsamkeit; was braucht es, Verse zu citiren und Histörchen zu componiren und Lügen einzustudiren. Wir sind nun im letzten Ssafer und Unsere \ erheissung kommt (als eine wahre) vom Morgen her. Gott beflügelt für den, wen er will , den Sieg. Wir haben diess nicht bloss pro- saisch geschrieben und sind dabei im Orte der Schmach sitzen geblieben; Wir sagten, was zur Hand, und entschul- digen den, der zu schwach zum Widerstand. Heil!"
Nachdem Hulagu den Sommer in Mesopotamien verweilt, Marsch trat er erst im Herbste des Jahres zwölfhundert neun und *** Ualeb. fünfzig seinen Marsch nach Syrien an. Auf vier Punkten wurden Brücken über den Euphrat geschlagen; diese vier Orte sind noch heute die betretensten gewöhnlichen Ueber- gangspunkte , nämlich zu Malatia^ Kalaatol Ttmn, Bire und Kirhesia, alle vier als Uebergänge des Euphrats schon aus der römischen und byzantinisclien Kriegsgeschichte bekannt. Malatia, das alte Melitene, Kalaatol Rum j d. i. das Römer- schloss, an der Stelle des alten Zeugma, d. i. der Brücken- verband, Bire, das alte Birtha, und Kirkesia, ganz unver- ändert das alte Kirkesion. Das erste Blutbad hatte zu Menhedsch y dem alten Hierapolis, statt, dessen heutiger
»3 Der 226. Vers der XXVI. Sura.
182 Drittes Buch.
Name aus dem alten Bambyce verstümmelt; die beide» alten Namen enthalten schon statistische und historische Kunde der Stadt, die berühmt durch ihre Baumwollpflanzuugen und ihre Tempel, besonders den der Astarte, der grossen syrischen Göttin, vor welchem sich vereinzelte Thürme er- hoben, Thürme, die heute Minarete, d. i. Leuchtthürrae, genannt, ursprünglich Phallische Sinnbilder der Zeugung. Von hier aus wurden die Castelle am Euphrat, deren Ein- wohner alle unter dem Schwerte fielen , mit Besatzungen versehen, nämlich: die Schlösser Nedschm, Rakka und Dschaaber. Nedschm heisst das Sternschloss; Rakka hat in der römischen und griechischen Kriegsgeschichte als Kaliiiike oder Nicephoriura schönen Sieg verkündenden Namen, Dschaaber aber in der osmanischen die grösste Wichtigkeit, weil hier dreissig Jahre vor dem üebergange Hulagu's über den Euphrat Suleiman, der Grossvater Osraan's, des Grün- ders des osmanischen Reichs, als er von ChorasaH, vor dem Heere Tschengischan's auswandernd, flüchtete, hier bei'm üebergange über den Euphrat vom steilen Ufer in den Fluss stürzte und ertrank , wo seine Grabstätte noch heute unter dem Namen des Türkengrabs geehrt wird '). Noch im October'^ streiften ungeheuere Schaaren bis in die Nach- barschaft von Haleb , wo ihnen Moaasem , der Sohn Nassir's, der Urenkel^) des grossen Ssalaheddin, entgegen kam, aber von ihnen geschlagen in die Stadt floh. Abtheilnngen des Heeres rückten vor Maarretnaarnan , Hanta und Himss^ welche sich ergaben ; die Sultane der beiden letzten Städte waren nach Aegypten entflohen , so auch Melik ISassir, der Sultan von Haleb, welcher sich in das innerste Syrien, nach Schaubek und Kerek, gerettet. Damaskus ergab sich gutwillig, aber Haleb wurde von Hulagu belagert. Er selbst
') Gesch. des osm. Reichs I , nach Neschri, Seadeidin, Dsche- uahi. ') Primo mense, d. i. des syrischen Jahres, welches Ende September begann. Bar Hebr. ') Moazem filius Saladini niagni beim Bar Hebr. p. 255 ist unrichtig, denn Ssalaheddin hatte keinen Sohu^ der so hiess ; es ist hier die Rede von dem ältesten Sohne Nassir's, welcher auch Ssalaheddin hiess, wie sein Grossvater.
Drittes Buch. 183
lagerte vor dem westlichen Thore, das nach Antiochien führt, Oroktu Nujan vor dem Thore der Juden , Keitbuka Nujaii vor dem Thore der Griechen und Sundsche Nujan vor dem südlichen Thore von Damaskus. Vor dem Judenthore, das auch Thor der Freude heisst, ist ein grosser') alter Stein, bei welchem Juden und Christen schwören; ausser demselben wallfahrtet der Moslim zu Haleb noch zu zwei Stätten Chiser's, des Hüters des Lebensquells, dessen Legende in Syrien mit der des heil. Georg zusammengewachsen, und zu zwei Stätten Abraham's, dessen Heerden hier gemelket worden sein sollen '^^, eine Legende entstanden ans der Verstümmelung des alten Namens Chalyhon in Haleb, was auf arabisch Milch heisst. Haleb ist durch seine Früchte, sowie durch seinen Handel von jeher berühmt gewesen, durch seine Gurken, Wasser- melonen, Feigen, Aprikosen, vorzüglich aber durch seine Pistazien, welche der Araber die Tochter des Gedächtnisses^^ nennt, weil sie gegessen das Gedächtniss stärken sollen ; als Niederlage indischer Waaren wird Haleb auch das kleine Indien genannt.
Der Befehlshaber des Schlosses war Moaasem Turan- Eroberuna schah, der Sohn Nassir's, an welchen die Aufforderung der *'"" HuhO Mongolen erging: Wir wollen euch Nichts üebles, lautete die Botschaft, wir suchen nur den König Nassir auf, um uns zu schlagen; nehmt also zwei mongolische Yögte an, deren einer in der Stadt, der andere im Schlosse residire, so lange noch das Kriegsglück unentschieden ; wenn wir das moslimische Heer geschlagen, seid ihr uns ohnedies als Sklaven verfallen ; schmiegt euch daher lieber früher als später in's Joch; sollten wir besiegt werden, so steht es euch immer frei, unsere Wogte hinaus zu werfen, oder wenn ihr lieber wollt, sie zu tÖdten. Moaasem's Antwort war eines Ejubiden würdig: er habe für die Mongolen Nichts, als sein blankes Schwert. Auf diese Antwort umzingelten die Mongolen die Stadt, besetzten die Brücken, bei deren
') Reschideddin. ^) Dscliihannuma S. 593. Histnire des Sultans Mamlouks de l'Egypte par Makrizi, traduite par Ouatremcre I. 10. ') Bintol- Haiisa.
lind Harim.
184 Drittes Buch.
Vertheidiguiig Esededtlin , der Sohn Soheir's, des Sofines Nassireddin's, fiel. Das Schwert wüthete durch fünf Tage, von Sonntag bis Freitag, bis Hulagu's Befehl dem Morden Einhalt that; nur sechs Gebäude waren durch besondere Sicherlieitsbriefe von der allgemeinen Plünderung ausge- nommen'), nämlich vier Häuser von Prälaten, das Kloster der Ssofi und die Synagoge der Juden, aber weder die griechische noch die syrische Kirche. Während Abulfaradsch, der Syrer, w elcher die Geschichte dieses Feldzugs als Augen- zeuge beschrieben, als Abgesandter der Christen an Hulagu im Sternschloss aufgehalten ward , drangen die Tataren in die Stadt ein und metzelten die Christen nieder, die sich in die griechische Kirche geflüchtet , bis auf wenige, welche der armenische Priester Toros rettete^). Das Blutbad war gross und grösser, als zu Bagdad^); die Zahl der in den verschonten Gebäuden Geretteten belief sich auf fünfzig- tausend *) ; das Schloss w ard mit Wurfmaschinen beschossen. Die Emire Kurchan, Adschu Sukurdschi und Ssadik Gurdschi wurden verwundet. Hulagu beschenkte sie und sagte: Wie die rothe Farbe die Schminke der Weiber, so ist die Schminke il. Rebhil- der Männer das BlutQ. In dem Schlosse wurden Mehrere,
-- — ;.l' .als des Einverständnisses mit den Mongolen verdächtig, ge- 6. April 1261 c ' o
tödtet; über zwei Monate ') hatte die Belagerung gedauert,
als der Besatzung freier Abzug gestattet ward. Die Emire der ägyptischen 3Iamluken, welche sich unter der Besatzung befanden, wurden der Sorge eines Kipdschaken empfohlen, welcher vormals bei Nassir, dem Herrn Haleb's, Schutz gesucht, von demselben gütig aufgenommen, jedoch, weil es ihm in Syrien nicht gefiel, wieder zu den Mongolen über- gegangen war. Ausrufer verkündeten, dass es den Moslimen erlaubt sei , in ihre W^ohnungen zurückzukehren , und dass ihnen Niemand Etwas in den Weg legen solle. Hulagu
') filJcliehabeddiu Ben Amru's, das Nedsciuneddiii's , des Bruders Marsdekiii's, das Basdedde's, das Alemeddin Kaissar's. Abulfeda IV. 579. ^) Bar Hebr. 556. ') Bar Hebr. ^) Abulfeda IV. p. 579. ') Resciüdeddin. ^j „ici,t vierzig Tage, wie Reschideddin sagt; Abulfeda sibt die Daten genau.
Drittes B u c li. 185
ernannte zum Vogte Fachreddin, den Mundschenken, und Tokal Bachschi, Hess den ersten in der Folge, als sich die Einwohner über seine Erpressungen beklagten, hinrichten, und gab die Stelle dem Seineddin Hafis '). Nun kam Melikol- Eschref Musa, der Herr von Himss, welchem Nassir, wie vordem gesagt worden, die väterliche Stadt weggenommen und ihm dafür Telbaschil gegeben hatte, und der mit Nassir und dessen Bruder bei Annäherung der Mongolen aus Haieb nach Aegypten geflohen, um sich dem Eroberer huldigend zu Füssen zu werfen. Hulagu empfing ihn gnädig und setzte ihn in das ihm entrissene Fürstenthum von Himss wieder ein; auch erschien Mohijeddin, der Sohn Seki's, der Richter von Damaskus, um ihm die Huldigung der Stadt darzu- bringen; Hulagu empfing ihn ehrenvoll und sandte ihn nach Damaskus mit goldenen Ehrenkleidern für die Gesetzge- lehrten zurück. Er theilte dieselben dort in öffentlicher Versammlung aus und las das Jerligh vor, welches ihm die Stelle als Richter von Damaskus verlieh ^^. Nachdem Haleb's Einrichtung getroffen war, wandte sich Hulagu gegen Harun, welches unter dem Namen Harim aus der Geschichte der Kreuzzüge bisher besser als seine Lage bekannt, durch mehrere Schlachten berühmt ; von den Christen eingenommen, von Nureddin belagert und erstürmt, fiel es wieder in der Kreuzfahrer Hände, denen es Ssalaheddin entriss^^. Es liegt zwischen Haleb und Antiochien, zwei Tagreisen von jenem und eine von diesem entfernt, und ist besonders seiner herrlichen Granatäpfel willen berühmt, welche die saftigsten Syriens*}. Die Besatzung erklärte, sie wolle sich an Niemanden als an Fachreddin, den Naib (Stellvertreter des Richters) von Haleb, ergeben, welcher, herbeigerufen, ihre üebergabe im Namen Hulagu's empfing; diesen aber wurmte der ihm hierdurch zugefügte Schimpf so sehr, dass
•) Reschideddin, Abulfeda IV. uennfc den Naib Aniadeddiu von Raswin. =) Abulfeda IV, 585. ^) Wilkens Geschichte der Kreu/.- züge I. 180. n. 516. 633. III. 52. 82. 90. 92. 219. Abulfeda III. 5ll. 583. 593. 755. IV. 35. 59. '') Dschihannuma S. 597; der Richter von Harim zu Selkin, auf der Karte Serkin.
186 Drittes Buch.
er trotz des zugesicherten Lebens alle Einwolmer mit Weib und Kind erwürgen Hess. De,n Sultan von Iliiuss, Melikol Eschref, sandte er nach Haraa, dessen Emire, nachdem ihr Sultan Melik Manssur sich nach Damaskus geflüchtet hatte, dem Hulagu die Schlüssel der Stadt überbracht und um einen mongolischen Vogt gebeten. Er sandte ihnen den Wesir Chosrewschah, der seinen Stamm vom Schwerte des Islams von Chalid, dem Sohne Welid's, dem berühmten Feltlherrn der beiden ersten Chalifen, dem Eroberer Syriens, her- leitete •). Melik Eschref erhielt von Hulagu den Auftrag, die Mauern Hama's oder die seiner eigenen Stadt Himss zu zerstören. Melikol Eschref verfuhr schonungslos zu Hama, wo er die Mauern des Schlosses schleifte, das Arsenal ver- brannte, die schöne Bibliothek versteigerte und auch die Mauern der Stadt gebrochen haben würde, wenn nicht ein Franke dem mongolischen Zerstörer, dem Perser Chosrew- schah, vorgestellt, dass die Nachbarschaft der Christen zu Hossnol Ekrad es nicht rathsam mache, die Stadt ihres Walles zu entmanteln. Nicht so genau vollzog Melikol Eschref die Befehle Huiagu's in seiner eigenen Stadt Himss, wo er nur Weniges zum Scheine abbrach , sein übriges Erbe verschonend ^^. Miafara- Ehe wir die Erzählung des syrischen Feldzugs weiter
kain. verfolgen, wenden wir uns nach Mesopotamien zurück, wo Hulagu auf seinem Durchzuge seinen Sohn Jaschmut mit einer Heeresabtheilung belagernd vor der Stadt Miafarakain gelassen, welche nordöstlich von Diarbekr gelegen. Miafara- kai?t, das südlich demselben gelegene Hoss?ikeif und das noch südlichere , am Berge Dschudi oder Masius gelegene Mardin, das alte Merde , drei der festesten Horte des arabischen Irak und Gränzfestungen des byzantinischen und persischen Reichs, wollen ihrer Wichtigkeit wegen vom Leser dieser Geschichte näher gekannt sein. Das erste, auf armenisch Nefrgerd, auf griechisch die Stadt der Märtyrer geheissen, ist tielleicht das alte Carcatiocerta, welche die Hauptstadt
') Abuifcda IV. 5öl. -) AbuUeda IV. 587.
Drittes Buch. 187
Svphiene'8, wie Miafarakain die Hauptstadt des Landes Bekr's war'])» ^^^ li^g^t 3™ dritten Gränzflusse des byzantinischen und persischen Reichs, am Nymphius, der heute der Go!d- fluss heissf^^ und nördlich der Stadt aus einer Quelle ent- steigt, welche die Quelle Bekr's heisst^). Die orientali- schen Geographen nennen nur ein einziges Denkmal der Stadt, aber dieses einzige macht viele andere zum Ruhme der Stadt überflüssig und leuchtet hell hervor aus dem Dunkel unbekannter Märtyrer, von denen die Stadt den armenischen und griechischen Namen hat; es ist das Grabmal Seife ddewlet's, d. i. des Reichsschwerts, des grossen Fürsten der BeniHamdan, dessen zahlreiche glückliche und unglück- liche Kämpfe gegen das byzantinische Reich, dessen Kriegs- thaten in Asien von Flaleb bis an die Ufer des Bosporos die Geschichte erzählt und Motenebbi in unsterblichem Gedichte verherrlicht hat. Hier ist das eigentliche Land Bekr's, von welchem die spätere Hauptstadt desselben, Amid oder Diar- bekr, den heutigen Namen trägt. Ursprünglich der Sitz des Stammes Behr Ben Wail, dann der Könige von Kinde, aus welchen Amrolkai, einer der sieben grössten Dichter vor Mohammed , um des von den Beni Esed erschlagenen Vaters Tod zu rächen , Bundesgenosse des griechischen Kaisers , zuletzt von seinen Feinden im Bade mittels ver- gifteten Kleides getödtet. Nach der Eroberung unter dem Chalifate Omar's herrschten hier die Dynastien der Beni Merwan und Beni Ortok, und als Hulagu's Heer vor Miafara- kain belagernd erschien , war dasselbe seit siebzig Jahren in den Händen eines Zweiges der Beni Ejub, deren vierter Herrscher, Melikol Kjamil, durch die Hinrichtung des Ge- sandten und durch die Verweigerung der Unterwerfung unter die Macht des Kaan's und Ilchan's gesichert. Als Prinz Jaschmut mit den beiden ihm untergebenen Feldherren,
') S. Martin Mem. 11. 97. üschiliannuina S. 437. ^) Aini Haus- ile musenima bu aindeu, d. i. aus einer Quelle, welche Beckeii- quelle heisst ; es ist also unrichtig, wenn S. Martin p. 97 sagt: le Njmphius appelle actuellemeut Aynalhaoudh. ') Macdouald Kineir.
188 Drittes Buch.
Ilkai Nujati und Suntai, zur Uebergabe aufforderte , ant- wortete er: der Prinz mög^e nicht kaltes Eisen sclimieden und Unmögliches nicht erwarten. Ist er nicht der Sohn des Vaters, der dem Chorschah f dem Fürsten der Assassinen}, dem Chalifen von Bagdad, dem Hosameddin Aka (dem Be- fehlshaber von Deriteng) und dessen Sohne Tadscheddin (dem Befehlshaber von Irbil) das gegebene Wort gebrochen ' ') und sie trotz des gewährten sicheren Geleites getödtet hat*? Da mich gleiches Loos erwarten würde, wie sie, will ich mich bis auf den letzten Odemzug vertheidigen. Er öffnete seine Schätze und Magazine der Besatzung und sagte ihnen : Theilt euch darein, denn ich bin nicht, Gott sei Dank! der Chalife Moteaassim, dessen Geiz die Ursache von Bagdads Ruin. Wurfmaschinen wurden wider Wurfmaschinen aufge- pflanzt und zwar mit so grosser Genauigkeit der Richtung der einen gegen die andere, dass die geschleuderten Felsen- stücke mehrmals in der Luft zusammenstiessen und , durch den Zusammenstoss zerschmettert , als Kies und Sand her- unterregneten. Endlich gelang es den Belagerten, die Wurfmaschinen der Belagerer mittels geschleuderten Naphta- feuers zu verbrennen. Eroberung Hulagu, von dem Widerstände Miafarakain's unterrichtet,
V071 Mia- sandte den Oroktu mit dem Befehle, dass der Prinz und das faraka'm Heer so lange weile, bis die Stadt durch Hunger zur Uebergabe . gezwungen seyn würde. Dieser Zeitpunkt trat ein; einen ganzen Monat lang schon ass die Besatzung nichts als Hunde, Katzen, Mäuse und Ratten, zuletzt Leichname der Erschla- genen. Da schrieben die wenigen, noch vom Tode Ver- schonten an Jaschmut: „Die Lebensmittel sind ausgegangen und die Stadt ist ihrer Vertheidiger entblösst; wenn jetzt die Reiter kommen, werden sie keinen Widerstand finden." Der Prinz sandte den Oroktu, und dieser fand nur siebzig halb verhungerte , halb durch Wunden verstümmelte Älänner,
• ') Reschidedriin setzt noch den Nassir von Halch hinzu, was
aber ein Anachronismus, indem dessen Hinrichtunj: erst nach der Niederlage von Aiudschalut stattliatte, welche, wie wir s(i;;k"ich zeigen werden, später als die Eroberung von .\Iiafarakain.
Drittes Buch. 189
die eich nicht mehr vertheidigen konnten ; nur zwei Reiter, die während der ganzen Belagerung in wiederholten Aus- fällen Wunder der Tapferkeit gethan, kämpften auch nun mit vorgehaltenen Schilden gegen der Feinde Ueberraacht, bis sie derselben erlagen. Melik Kjamil wurde mit seinem Bruder an Hulagu gesandt, der damals zu Tellbaschir (des Tnrbeysel der Kreuzfahrer in der Nähe von Haleb ) ; Hulagu überhäufte ihn mit Vorwürfen über seinen Undank und seine Treulosigkeit, dass er den Gesandten des Kaan's, der ihm Diplom und Löwenkopf gesandt, getödtet Er befahl, ihm Riemen Fleisches aus dem Leib zu schneiden und in den . Mund zu stecken; der abgeschnittene Kopf wurde als Trophäe
in den syrischen Städten zu Haleb, Hama und Damaskus ^ „ .
7. Dschem. unter Musik herumgetragen und in der letzten Stadt an ewwel 6'5S
einem Fenster des Stadtthores, welches das Thor des Para- 3i- April dieses heisst , aufgehängt ' ) , erst nach Abzug der Mongolen in dem Grabmale Husein's beigesetzt. Der Scheich Schiha- beddin, als Dichter unter dem Namen Abu Schamaj d. i. Vater des Muttermaals, berühmt, beweinte dessen Tod in einer berühmten Kassidet, woraus die Verse:
Der Sohn des Kämpeu kämpfte wider die Barbaren, Die in Irak aus rauhen Kehlen schnarren j Hellstrahlend und erhaben in Gefahren, Starb er den Martyrtod erst nach zwei Jahren. Entehrt ward nicht sein Haupt durch die Fanfaren, Womit auch das Husein's ward gefahren ; Es ruht bei ihm nach Abzug der Tataren; Im Leben und im Tode gleich Verfahren.
Gleiches Schicksal mit dem Fürsten von Miafarakain hatte sein Vetter Mowwahid, der Sohn Turanschah's, des letzten Sultans der Beni Ejub in Aegypten, der Herr des festen Schlosses von Hossnkeif, welches zur selben Zeit wie Mia- farakain fiel und dessen Fürst ebenfalls von den Mongolen getödtet ward. Hossnkeif oder Hiss7ikeifa, von den Byzan-
') Da Abulfeda IV. 509 das Datum gibt, so bleibt kein Zweifel übrig über die Epoche des Falles von Miafarakain, wiewohl Re- schideddin denselben erst nach der Schlacht von Aindschalut erzählt.
190 Drittes Buch.
tiiiern das Schloss des Kiphas genannt^), liegt auf dem westlichen Ufer des Tigris, auf dem Wege von Miafarakain nach Mossul^^. Die Stadt hängt mit dem auf einem hohen Berge gelegenen Schlosse mittels einer Brücke zusammen ; bevor dasselbe der ejubidische Emir Merd Mahmare be- festigte , hiess es bei den Arabern Rasol Ghul, d. i. das Dämonenhaupt, weil es, wie im Sternbild des Perseus das Haupt der Gorgone, welches der Araber ebenfalls Dämonen- hanpt nennt, fürchterlich und hoch vom Himmel herunter- droht. Nach der arabischen Legende soll der Name Hossn oder Hissn Eeifa ursprünglich Hasan Keifa gelautet haben, und zwar aus folgendem Anlasse: Ein Wackerer, Namens Hasan, im Schlosse gefangen gehalten, erbat sich beim Emire eines Tages die Erlaubniss, eine seiner Stuten auf dem Schlosshofe zu tummeln; die' Erlaubniss wurde gewährt; Hasan tummelte und tummelte das Pferd und setzte damit zuletzt in toddrohendem Sprunge über die Mauer, mit dem Pferd hinunterstürzend in den Tigris , den er glücklich durchschwamm. Da erscholl der Zuruf der Bewunderung solcher Tollkühnheit: Hasan Keifa! d. i. Hasan Wohlauf! und der Name blieb dem Schloss. Vielleicht ist es dasselbe mit dem alten persischen Schlosse der Vergessenheit, worin Prinzen und andere Staatsgefangene zu ewiger Vergessenheit eingekerkert worden, und dessen die byzantinischen Ge- schichtschreiber mehrmals erwähnen^); da aber jenes auf persisch Gilgerd*^ genannt wird, so ist es weit wahrschein- licher, dass dasselbe eins mit einem der festesten Schlösser der Ässassinen, mit Girdkjuh, dem T?^ß</o Hethum's^^i ^^^ länger als alle anderen aushielt ^).
Nach Miafarakain's und Hossnkeifs Eroberung befeh- Belageruny. ^'»^^ Hulagu seinen Sohn Jaschmut und die ihm beigege- benen Emire wider Mardin, die Residenz Melik Said's, des Fürsten der Familie Ortok, von denen die ältere Linie zu
0 S.* Martin Mem. I. p. 174. -) Dschihan. S. 4H7. ^) Procop. de hello persico I. 5. *} rdiyiQäov. Theophanes IV. 1. ^D Haitho Histor. 24. «) Hiernach wäre die Stelle in der Gesch. des osm. Reichs II. 448 bei einer neuen Ausgabe zu berichtigen.
Mardin's
Drittes B ii c ii. 191
Amid und auch zu Hossnkeif geherrscht, ehe das letzte in den Besitz der Ejubiden kam. Mardin ist das alte Marde, der Sitz des kriegerischen, störrigen Stammes der Marden, welche der persische König Arsaces theils hierher, theils nach dem Libanon verpflanzte, deren Wohnsitze sich später bis nach Satalia an der cilicischen Küste ausdehnten 'J und deren Nachkommen, im Peloponnesos angesiedelt, noch heute in dem tapfersten Stamme der Schipetar oder Albanesen in den Mirdaiten fortleben. Der Berg MasiuSj, sogenannt von seinen Eichenwäldern [auf persisch Masu^)], ehemals /za^e, dann von den Arabern Dschudi genannt, ist eine Raubhöhie der verschiedenartigsten Stämme und Secten , welche zu verschiedenen Zeiten die Freiheit ihres verfolgten Cultos in die Eichenwälder und Schluchten dieses Berges gerettet, an dessen steilstem Ende nach der moslimischen Ueberlie- ferung die Arche Noah's sitzen geblieben und von wo aus er mit seinen Söhnen in die Ebene Mesopotamiens herunter- gestiegen sein soll. Sunni und Schii,' katholische und schis- luatische Armenier, Jacobiten, Nestorianer, Chaldäer und Juden, Sonne-, Feuer-, Kalbs- und Teufelsverehrer wohnen hier einander über den Köpfen; denn die Stadt steigt in Terrassen auf und die Häuser stehen alle eines ober dem anderen, so dass Dächer und Thore in einer senkrechten Linie sich übereinander erheben; die zahlreichste Bevölke- rung Kurden, Jesidi, welche dem Teufel göttliche Ehre erweisen, wahrscheinlich Nachkommen der Marden, welche vermuthüch zur altpersischen Secte gehörten, die das böse Princip anbetete. Wenn irgendwo in Asien noch Spuren der Ungarn anzutreffen sein sollen, so dürften dieselben ausser Sibirien noch in den Eichenwäldern des Masius in dem Volksgemische der Umgegend zu suchen sein, denn hierherum kennt Theophylaktus das Schloss der Magyaren und den Pass der Sahiren j, welche die Namen der Ungarn, die bei dem Auszuge aus dem Lande zwischen der Wolga
•) Theophanes, Cediuus, .lustinus und nach denselben Geschichte des osm. Reichs H. 443. ^) Dschihann. S. 441.
192 Drittes Buch.
und dem Dniepr sich südlich nach Persien wandten '_). Melik Said, Fürst der Familie Ortok, beantwortete mit gleicliem Muthe und in gleichem Sinne, wie die Herren von Mia^ara- kain und Hossnkeif, die Aufforderung Jaschmut's : „Ich hatte den Sinn , mich euch zu unterwerfen , aber die Art, wie ihr die, so sich euch ergaben, behandelt, hat meinen Sinn geändert; an lobenswerthen , an tapferen Kurden und Türken fehlt es mir, Gott sei Dank! nicht." Oroktu pflanzte also die Wurfmaschinen auf, welche acht 3Ionate fruchtlos die steile Bergfeste beschossen. Die 31ongolen rächten sich für den tapferen Widerstand des Schlosses durch die Plün- derung der Stadt und der nächstgelegenen Städte Ersen und Dinsar. Der ältere der beiden Söhne Said's, Mosa- fereddin, hatte zu wiederholtenmalen dem Vater fruchtlose Vorstellungen wider die längere Vertheidigung gemacht; endlich räumte er dessen längeren Widerstand durch Gift aus dem Wege und begab sich in's Lager, sich selbst als Vatermörder aus Menschenliebe angebend , weil er über- zeugt , dass das Schloss doch endlich der Uebermacht der Eroberer weichen müsse, durch den Tod des Einen das .Leben von Tausend habe bewirken wollen. Der Vatermörder fand Gnade vor Hulagu , der ihm des Vaters Herrschaft verlieh ; seine Nachkommen erhielten dieselbe als zahme Vasallen der Ilchane. Hundert dreissig Jahre nach dieser Unterwerfung trotzte Sultan Isa, der letzte des grossen Herrschergeschlechtes der Beni Ortok, noch den weltero- bernden Waffen Timur's, der von den fruchtlos Belagerten die gewöhnliche Neunzahl der Geschenke und das Ver- sprechen jährlichen Tributs annahm^). Die Dynastie der Beni Ortok erlosch fast gleichzeitig mit der der Beni Ejub zu Hossnkeif, wo nach Mowwahid's Hinrichtung dessen Nach- kommen das Schioss ebenfalls als Vasallen der Mongolen besassen, bis der achte derselben der aufsteigenden Dynastie
•) Theophylaktus III. 5. S. Gesch. des osni. Reichs II. 448 und ö4(S. Matha ist verniuthlich das Schloss der Magjaren und -Beiranikai (Macdouald Kineir p. 425) vielleicht das alte ßeidum. ^) Cherefeddin bei La Croix eh. 37. p. 275.
Drittes Buch.
103
der Bajandere, d. i. des weissen Hammels, erlag, deren Gründer Kara Jidak, d. i. der schwarze Blutegel, von Tiraur mit der Herrschaft von Amid und Mardin belehnt ward '^ Zwei der Zweige der Beni Ejub wurden also als Vasallen der Mongolen zu Hossnkeif und Himss geduldet, während die Dynastien der beiden anderen von Miafarakain und Haleb mit ihren Hauptstädten zu Grunde gingen. Ehe wir das Ende des mächtigsten dieser Fürsten, nämlich Na- ssir's von Haleb , als Folge der Niederlage von Aindschaliit erzählen, erwähnen wir noch einmal des Fürsten von Mossul.
Bedreddin Lulu, der sechs und neunzigjährige^^ Greis, Ssalih's, der vierzigjährige Herrscher von Mossul, welchen Hulagu des Sohnes in Anbetracht seines hohen Alters der Pflicht, im letzten i^^dreddin Feldzuge persönlich zu erscheinen , enthoben und seiner ^ uifana statt seinem ältesten Sohn Ssalih der Belagerung Miafara- j,„^ Ende. kain's beizuwohnen, aufgetragen hatte, war während der- selben gestorben. Bedreddin Lulu, d. i. Vollmond -Perle, erst Sklave des sechzehnten Atabegen von Mossul , dann Obersthofmeister von dessen beiden Söhnen Mesud und Mahmud, eignete sich, nachdem sie bald auf einander ge- storben , den Thron selbst an und mass seine Macht mit der der Fürsten aus dem Hause Ejub; zuerst mit Ssalih Nedschmeddin, dem Sohne Kjamil's, dem Herrn von Sindschar, das er zweimal belagerte; das erstemal war er durch das dem Sultan zu Hilfe eilende Heer Chuaresmschah's die Be- lagerung aufzuheben gezwungen ; das zweitemal aber entriss er die Stadt dem Enkel Melikol aadil's, Dschewad; hierauf die festen Städte Nissibin und Dara den Händen der Chua- resmier, den Sohn Melik Ssalih's, den nachmaligen letzten Herrscher der Beni Ejub in Aegypten, aus der Gefangen- schaft der Chuaresmier befreiend. Zehn Jahre hernach
H37 1239
wurden ihm diese Städte von dem wider ihn gesandten Heere Nassir's von Haleb wieder abgenommen^}. Seiner Unterwürfigkeit und Huldigung gegen Flulagu ist schon oben
») Dschihanuuma S. 443. *) Miiwad und Schesch 96, Reschid- eddin; also nicht SOjährig, wie d'Ohsson sagt. ') Nochbet. Hammer, Geschichte der Ilchane. I. 13
ii)4 Drittes Buch.
Krwäliiiung geschclien. Nach seinem Tode wurden seine drei Söhne, Ssalih, MosafTer Ali und Melik Modschahid, ^011 Bondokdar, dem Sultane Aegyptens, mit den Fürsten- thütnern von Mossul, Sindschar und Dschesiret Ben Omar belehnt. Ssalih wurde in's Lager gefordert und die Tochter Dschelaleddin Chuaresmschah's, welche ihm Hulagu früher vermählt, wurde zur Huldigung nach Syrien gefordert; dort nahm sieh seiner Rokneddin Beidak an; aber Hulagu sandte den Senedarghun Nujan mit einem Tomane mongolischen Heeres , um Mossul zu besetzen und die Schätze auszuliefern. Als Ssalih in seine Stadt zurückeilte, fand er alle Wege von Mongolen besetzt; er verweilte zu Dsckewsak, wo ihn die mongolische Schlachttrompete aus weichlichem Wohl- leben aufschreckte; da eilte er nach Mossul und rüstete die Stadt zur Vertheidigung wider die Mongolen, die Einwohner mit der Hoifnung tröstend, dass sein Beschützer, Beidak der Syrer'), bald zum Entsätze erscheinen werde. Von beiden Seiten flogen Felsenstücke und feuerbeschwingte Pfeile; mehrere wackere Mongolen, welche bereits die Mauern erstiegen hatten , wurden getödtet und ihre Köpfe in's mongolische Lager gepfeilt. Melik Ssalih, von einem Pfeile verwundet, eilte in's Lager zu Hulagu, um ihm von dieser halsstarrigen Empörung Ssalih's Kunde zu geben. Beidak, von der üblen Lage seines Schützlings unterrichtet, sandte ihm Truppen zu Hilfe, die von Sindschar aus durch Taubenpost von ihrer nächsten Ankunft Wort sandten. Die Taube ward von einem Mongolen geschossen, der Brief dem Senedarghun Nujan gebracht. Er legte sich in Hinterhalt, schlug die von Beidak zu Hilfe gesandten syrischen Truppen und steckte die Mongolen in ihre erbeuteten Kleider; unter dieser Verlarvung erschienen sie vor den Mauern Mossul's, dessen Einwohner, sie für den syrischen Entsatz haltend, ihnen entgegen gingen, aber alle niedergemacht wurden; dennoch hielt sich die Stadt noch sechs Menate, bis die
') Bei (l'Ohsson III. 322. Alakuli , der Statthalttr ßoiidokdar's y.ii Halel».
Drittes Buch. 195
Sonne in ihrer höchsten Hitze, im Löwen, und die Hun- gersnoth in der Stadt aufs Höchste gestiegen. Da ver- liessen die Vertheidiger Mossul's, durch Hunger gezwungen, die Stadt und wurden vom Schwerte der Mongolen gefressen. Ssalih unterhandelte nun die IJebergabe um Schonung des Lebens und sicheres Geleite an Hulagu. Senedarghun*) verhiess und gewährte beides, aber nur der Person Ssalih's, denn die Besatzung wurde bis auf Wenige zusammengehauen. Neun Tage dauerte das Morden, die Stadt ward entvölkert, nur nach Abzug der Mongolen kamen etwa Tausend , die sich in's Gebirg gerettet hatten, wieder in die Stadt zurück. 660
Schaaban
Hulagu war über Ssalih's Empörung so ergrimmt, dass er 2?. Januar an demselben ein Beispiel mehr als gewöhnlicher, ekel- hafter, unmenschlicher Grausamkeit aufstellte; er wurde, das Gesicht auf die Schaam gebunden, in einen Filz ge- wickelt und in die Sonne geworfen; so musste er elend verschmachten; sein dreijähriger Sohn wurde nach Mossul gesendet, am Ufer des Tigris entzweigehauen und die zwei Hälften auf den beiden Seiten des Flusses aufgehangen, bis sie verfault, abfielen. Solche echt mongolische Grausamkeit schändet den Ruhm Hulagu's, welchem sein Volk den Ehren- namen Ssatn Adschu, d. i. der Schwierigkeitenlöser, bei- legte, welcher mit seinen Söhnen für das Hemd^^ des mongolischen Reichs galt, während alle anderen Prinzen nur als Oberkleider ^) angesehen wurden.
Hulagu befand sich nach der Eroberung von Damaskus, Hular/n's mit den Plänen weiterer ägyptischer Eroberung beschäftigt, Aufbruch
zu Haleb, als er die Nachricht von dem Tode seines Bru- ^"'^ Haleb, 1 . irr , T. 1 , . 1.. n i_ 1 Keilbuka zu
ders, des grossen Kaan s Mengku, erhiert. Er brach so- ^j«,«««/,-««
gleich auf, wie es scheint in der Absicht, die oberste Herr- schaft des Reichs im Kurultai zu Karakorum für sich selbst anzusprechen, erfuhr aber schon zu Tebris, dass sein Bruder Kubilai zum Kaan und Moilchan ausgerufen worden, und kehrte in der Folge wieder nach Haleb zurück. Ehe er
') Bei d'OhssoH III. BT.i, nach Bar Heb, Samdaghun. ^) Dschein- dschadar. ') Durgfuni, Wassaf im V. Bande, Eingangs der Erwäh- nung des Zuges Hulagu's nach Westen.
13*
196 Drittes H II c !i.
Ilaleb verlassen, befahl er die Schleifung der Mauern und des Schlosses von Haleb , was vollzogen ward ; den Ober- befehl über das Heer liess er in den Händen Keitbuka'ä, des bisherigen Befehlshabers des Vorlrabs. Dieser war im zauberischen Thale von Ghuta gelagert, welches durch die üppige Fülle seines Grüns und Baumwuchses eines der vier Paradiese des Ostens (die drei anderen sind die Auen von Obolla an der Mündung des Euphrats, das Zauberthal Schaab Bewivan in Fars und die Ebene von Soghd im Lande jenseits des Oxus^. Wiewohl diese vier vorzugsweise die Paradiese des Ostens heissen , so zählen doch genauere Geo- graphen und eifrige Moslimen deren acht, indem nach der Lehre des Koran's die Zahl der Höllen sieben, die der Paradiese aber acht, indem Gottes Grimm minder als seine Huld und jenseits wie diesseits verdiente Strafe von unver- dienter Gnade überwogen wird. Diese vier anderen Para- diese sind das Thal von Tebris^^, das von Mamschanrud zu Hamada?iy der Sommeraufenthalt der Bewohner Malatia's zu Sebusi'^, dem vom Flusse des Messias bewässerten Thale, und endlich das des Bosporos^ dessen Schönheiten nach dem bekannten Distichon des türkischen Dichters Melhemi die Schönheiten der vier ersten Paradiese weichen müssen'). Im schönen Thale von Ghuta gelagert, empfing Keitbuka Gesandte der Franken, welche ihm den Prinzen «SßÄzV^ den Bruder Jusuf Nassir's , des ehemaligen Sultans von Haleb, zuführten. Keitbuka bestätigte ihn im Besitze seines Leib- gedinges, nämlich der Herrschaft von Ssarchad*^; eine Heeresabtheilung wurde unter Kuschluchan's Befehl gegen Nablus (^Neapolis} gesandt, das alte, zwischen den Bergen Garazin und Tobalj welche die Kibla der Samaritaner , ge- legene Sichein ^^, und die Besatzung, welche ausfiel, zu-
') Chuthai Tebris, Dschihannuma S. 381. ^D Ewlia in der Be- schreibung Malatia's und Dschih. S. 600. 0 Wie Schaab , Ghuta, Obolla, Soghd auf Erden berühmt sind, So ist des Bosporos Gestad' im Paradiese berühmt. Geschichte des osm. Reichs V. S, 594. ") d'Ohsson III. 329. nach Noweiri. ^) Dschihannuma S. 570.
drittes Buch. 197
samniengehauen. Die Mongolen kehrten das grosse syrische Gestade bis hinunter nach Ghasa sengend und brennend aus. Pßwjfls'), die anderthalb Tagreise nordöstlich von Damaskus gelegene kleine Stadt , wurde verheert. Während dieser Begebenheiten ward Keitbuka Herr von Nassir's, des flüch- tigen Sultan's von Haleb , Person. Nur von seinem Bruder Sahir, dem Melik Ssalih Nureddin, dem Sohne des Herrn von Hirass, und drei kaimarischen (richtiger kimerischen) Emiren (gebornen Chuaresraiern) begleitet, war er bis nach Kathije an Aegyptens Gränze gekommen, von wo, sich nicht weiter in's Land wagend, er nach Schaubek und, alles seines Gepäckes und Gefolges verlustig, sich nach Kerek und von da nach Belka begab. Durch zwei kurdische Hellebardiere an Keitbuka verrathen , wurde er am See von Sisa ergriffen und vor Keitbuka geführt , der belagernd vor Adschalun's Mauern stand. Keitbuka zwang ihn, den Belagerten den Befehl der üebergabe zuzurufen ; die Stadt ergab sich und die Mauern derselben, welche Iseddin , einer der Emire Ssalaheddin's, erbaut"^, wurden geschleift. Keitbuka sandte den Sultan Nassir mit seinem Bruder Sahir, mit Ssalih, dem Sohne des Sultans von Himss, und mM Asis, dem min- derjährigen Sohne von Moghis , dem Sultan von Kerek, nach Tebris in die Gegenwart Hulagu's. Dieser empfing die vier Prinzen des Hauses Ejub gnädig und versprach dem Sultan von Haleb , ihm sein väterliches Erbe zurückzustellen , so- bald Aegypten im Besitze des mongolischen Heeres.
Wiewohl Keitbuka wie Hulagu die Christen als die Keitbuka's Feinde seiner Feinde, der Moslimen, begünstigte, so er- Stellung
firiramte er doch wider die Franken von Sidon und Beau- ^^:
° Kreu%-
fort, welche einige den Mongolen zinsbare, im Gebiete von fahrer in Beaufort gelegene saracenische Ortschaften geplündert, raeh- Aegyiden. rere der Bewohner getödtet, andere in Gefangenschaft ge- schleppt, einen Neffen Keitbuka's, welcher an sie gesendet worden, um die gemachte Beute zurückzubegehren, erschlagen
') Banias, wie bei d'Ohsson , nicht zu vcrmeujreii mit dem Ba- lanias Abulfeda's, welches auf den Karten auch als Uauias steht. ') Haitho c. -1%
198 Dritte»- Buch.
hatten und dem Keitbuka Zurückstellung der Beute und Genugthunng verweigerten. Keitbuka züchtigte sie dafür durch die Eroberung von Sidon und die Schleifung eines Theiles der Stadtmauer. Die Einwohner flüchteten in die nächst der Stadt auf einer Insel gelegene Burg. Durch diese Feindseligkeit wurde das bisherige Zutrauen der syrischen Christen und Mongolen für immer zerstört'). Die politische Zuneigung Hulagu's für die Christen ward hauptsächlich durch die Frauen, durch die Frau Tokus, die erste Ge- mahlin und grosse Frau Hulagu's, seine Begleiterin auf diesem Feldzuge, und durch Hethum, den König Kleinarmeniens, bestärkt. Diesem dankte sein Eidam, der Prinz von An- tiochien, einzig seine Rettung, indem sonst nach Haleb's Ruin der Antiochien's wohl unvermeidlich gewesen wäre. Hulagu sandte ihm aber Geschenke und Diplom, wodurch der Fürst von Antiochien wieder in den Besitz aller, zu seinem Fürstenthume gehörigen , ihm von den Saracenen entrissenen Ortschaften eingesetzt ward ^). Der grössere Theii des mongolischen Heeres war theils in Mesopotamien, mit der Belagerung oder Huth der dortigen Städte beschäftigt, theils in Syrien zu Grunde gegangen , theils dem Hulagu bei seinem Aufbruche von Haleb gefolgt; Keitbuka blieb mit nicht mehr als zehntausend Mongolen zur Eroberung Aegyp- tens oder doch wenigstens zur Huth Syriens wider Aegypten zurück ^). Keitbuka war zu Damaskus auf die Vertheidigung und den Schutz Syriens bedacht, als er die Nachricht von dem Anmärsche des Sultans von Aegypten, Mois Seifeddin Kotos, erhielt, in dessen Gefolge sich Melik el Manssur, der Sultan von Hama, mit seinem Enkel Efdhal, dem Vater Abulfeda's, des grossen Geographen, Geschichtschreibers, und andere moslimische Fürsten befanden, welche sich bei der Annäherung der Mongolen nach Aegypten geflüchtet und bei dem Sultane der Mamluken vom Nile den Schutz ge- sucht, den ihnen ihre Uneinigkeit wider die Mongolen nicht
') llaitlio. ») GurbogH, bei Ilaithon 29- ') Haitlion 50; bei Wilkeii VII. 4i(i.
Drittes Buch. 199
gewährte. Kotos, der erst seit einem halben Jahre auf dem Throne sass, war der dritte der Sultane Mamluken, welche denselben seit dem , der Gefangenschaft des heiligen Ludwig gleichzeitigen, Ruine des Hauses Ejub gefüllt; denn nach- dem Melikolmoaasem Turanschah in dem Aufrühre der Mam- luken zwischen Gluth und Fluth, halb versengt und halb ertränkt' j, endlich von den Pfeilen der Rebellen ereiU, geendet hatte, war die Herrschaft Aegyptens erst in den Händen der Frau Schedschreteddurr, d. i. Perlenbaum, der Gemahlin Ssalih's, des vorletzten Sultans der Beni Ejub, und ihres Gemahls, des Turkmanen Iseddin Aibek Dschaschiegir , d. i. Glaubensehre, Mondfürst, Truchsess, den sie aber selbst durch ihre Sklavinnen im Bade ersticken Hess, als sie vernommen, dass er die Tochter Bedreddin Lulu's vonMossul zur Gemahlin nehmen wolle. Seine Mamluken setzten dessen fünfzehnjährigen Sohn auf den Thron und rächten dee Vaters Mord durch den der Frau Perlenbaum, deren Leichnam aus der rothen Burg^), in der sie unumschränkt befahl, hervorgezogen, nackt in den Graben geworfen ward. An der Spitze der Bluträcher stand der Emir Ätabeg, Ober- befehlshaber des Heeres Seifeddin Kotos, welcher unter dem scheinbaren Grunde, dass der Mongolen drohende Ge- fahr statt des unerfahrenen Jünglings einen kräftigen Mann zum Herrscher Aegyptens dringend fordere, den Sohn Aibek's schon nach dritthalb Jahren des Thrones, worauf er ihn gesetzt, entsetzte und diesen selbst als Sultan Aegyptens einnahm.
Am dritten Sonntage des Monats Ssafer waren die Ab- lieijeben- geordneten Hulagu's, vom Richter Muhijeddin Ben Seid j)(,r,iaskus ;
begleitet , angekommen , welcher sich nach Haleb begeben ^/"»'^ der o •> o moiuioh-
hatte und dort von Hulagu zum Oberrichter ganz Syriens scheii itut- ernanut worden war. Am folgenden Morgen versammelten sciutfter sich die Bewohner ohne Furcht in der grossen Moschee; jf^ ssafti Ibn Sekt, mit dem Ehrenkleide Hulagu's angelhan, las den 6*.58
%H
•) hcm harik Iicm j^harik. Nuclihct und Abulf'cda IV. p. jll. ') Burdschi ahmer.
200 Drittes Buch.
versammelten Rechtsgelehrten das Diplom der Investitur
(Taklid) des mongolischen Herrschers und die Fermane,
wodurcli den Bewohnern von Damaskus Sicherheit ihres
16. Beb. Lebens und Gutes versprochen ward. In der Hälfte des eicirel 6'öS - . _ .^ folgenden Monates waren die Generale Hulagu's an der Spitze
einer zahlreichen Truppenabtheilung von Tataren im Geleite Keitbugha JSiijan's erschienen und bald darauf wurde durch ein Diplom der Richter Kemaleddin Omer von Tiflis zum Stellvertreter der richterlichen Gewalt (Naihol-hukm) er- nannt, so dass er als Richter der Richter in den Städten Syriens zu Mossul, Mardin und Miafarakain Recht sprach. Dasselbe Diplom verlieh ihm die Aufsicht der Moscheen und der frommen Stiftungen. Die Tataren hatten indessen ganz Syrien überschwemmt; sie waren bis Ghasa, Bett, Dschibrail, Hebron und 8salt vorgedrungen, hatten überall geplündert und Sklaven gemacht ujid verkauften die Beute auf den Märkten von Damaskus '^ Die Christen von Damaskus, welche einen besonderen Schutzbefehl Hulagu's zu Gunsten freier Religionsübung erhalten hatten, übernahmen sich in der ihnen zugestandenen Freiheit gegen die Muslimen, indem sie im Ramasan öffentlich auf den Gassen Wein tranken und denselben vor den Moscheen ausschütteten; sie zogen mit dem Kreuze durch die Strassen und zwangen die Kaufieute, demselben aufzustehen , die sich dessen Weigernden miss- handelnd; Prozessionen zogen mit dem Kreuze nach der Kirche der heiligen Jungfrau, von deren Kanzel der Triumph des Christenthums über den Islam verkündet ward. Die gekränkten und misshandelten Moslimen beschwerten sich darüber beim mongolischen Statthalter, von dem sie, statt Ausrichtung zu erhalten, mit Schlägen abgefertigt wurden; ^r überhäufte die christlichen Priester mit Ehren, besuchte ihre Kirclien und begünstigte oflFenbar das Christenthum. Eine merkwürdige Epoche für die Geschichte christlicher Kirchen in Syrien während der mongolischen Herrschaft
') Histoiie des Sultans Manilouks de l'Egypte p.ir Makrizi, traduitc par Quatremere. I. p. 98.
Drittes Buch. 201
unter der Statthalterschaft Keitbugha's ; aber diese dauerte nicht lange , denn Metik Eschref, der ejubidische Fürst von Himss, erschien mit einem Diplome Hulagu's, welches ihn zum Statthalter über ganz Syrien besteilte. Indessen hatte der Emir Bedreddin Mohammed Ben Kermdsche , der Fe- stungsbefehlshaber der Citadelle von Damaskus, und der Emir Dschelaleddin Ben Seirafi den Entschluss gefasst, die
Thore der Citadelle zu schliessen und sich darin wider die
1.1. »^ . I 1 t i. Ti 1 6'. Rebiul-
Mongolen zu vertheidigen. Keitbugna begann die beiage- aebir 6'öS
rung des Schlosses. Dieselbe dauerte fünf und vierzig Tage lo. März mitten unter fürchterlichen Ungewittern, die mit Erdbeben begleitet waren; mehr als zwanzig Wurfmaschinen schlen- derten Felsenstücke wider die Mauern , um sie zu erschüt- tern , während eine Menge anderer Häuser durch das Erd- beben einstürzten, und mit den Blitzen kreuzten sich die Fiammengeschosse des Naphta. Nachdem die Belagerten ' eivivel^' endlich zu kapituliren begehrt, plünderten die Tataren das ^ i^i^i i^ßo Schloss , zündeten dasselbe an mehreren Ecken an , schleiften mehrere Thürme und zerstörten alle Kriegsmaschinen ; von hier zogen sie nach Baalbek , wo die Citadelle ebenfalls zer- stört ward; eine andere Heeresabtheilung verheerte Bamias und die Umgegend. Hulagu , nachdem er von Haleb abge- zogen, liess dort den Keitbugha und zu Damaskus den Baidera als Statthalter zurück und führte sieben Emire der Mam- luken Bahrt, d. i. derer vom Nile, mit sich. Bald darauf erschienen Botschafter Hulagu's mit einem Schreiben'} an Kotos voll Drohungen, dessen Inhalt in den folgenden Schluss- worten desselben zusammengedrängt ist: „Sag' dem Lande Aegypten, Hulagu kommt, begleitet von entblössten Degen und schneidenden Schwertern; er wird die Mächtigen de- müthigen , die Grossen zurechtweisen und die Kinder nach- senden den Greisen." Im gehaltenen Kriegsrathe der Emire wurde beschlossen, die Botschafter Hulagu's, es waren deren vier an der Zahl , zu vernichten ; vor der Hand wurden sie aber nur in den Kerker geworfen'}. Hälfte Schaaban's zog ' a^Q Juli 1260
') Ebenda p. i03.
Drittes Buch.
Sultan Kotos, von seinen Truppen begleitet, aus dem Schlosse Kairo's gegen Ssalihije aus. Unmittelbar vor seinem Aaszuge wurden die vier mongolischen Botschafter an vier der volk- reichsten Plätzen der Stadt, nämlich am Fusse des Schlosses, ausser dem Thore Soweila ' ) , dem Thore Nassr und zu Ridhania entzweigehauen , ihre Köpfe an dem Thore Sotveüa aufgehangen; vier bedeutungsvolle Stätten , mehr als einmal in der späteren mamlukischen und osmanischen Geschichte und bis in unsere Tage herunter durch die Schlachten von Heeren «nd das Schlachten von Menschenopfern blutig be- fleckt; durch das Thor Nassr's, d. i. des Sieges, zogen die jeweiligen Eroberer Kairo's triumphirend ein, am Fusse des Bergschlosses rann das Blut der letzten, von Mohammed Ali veranstalteten Mamlukenvesper; in der Schlacht von Ridhania zwischen Sultan Selim, dem Eroberer Aegyptens, und Sultan Tumanbai , dem letzten Sultan der Mamluken, wurde das tragische Schicksal des letzten entschieden, und am Thore Soweila , wo jetzt die Köpfe der vier entzwei- gehanenen mongolischen Botschafter hingen , baumelte dritt- halbhundert Jahre später der Kopf Tttmanbai's, des letzten Sultan's der Mamluken Tscherkessen. Im Gefolge der mon- golischen Gesandten befand sich ein Kind, welches der Sultan begnadigte und unter die Zahl seiner Mamluken auf- nahm. Wassaf erzählt diese Botschaft und das Sendschreiben derselben auf eine im Wesentlichen zwar übereinstimmende, in den Nebenumständen aber abweichende Weise. Nach ihm waren nicht vier Botschafter, sondern nur Einer, von vierzig Dienern begleitet, und die Botschaft lautete: „Gott hat dem Hause Tschengischan's die Weltherrschaft zuer- kannt; der sich Uns unterwirft, hat sich und seiner Familie Leben und Gut gerettet. Der Ruf Unseres unzählbaren Heeres geht demselben wie die Heldensage Rüstern s und Isfendiar's voraus ; sende unterwürfige Botschaft und komme
*) Soweila, nicht Zwilah, wie in der Uebersetzuug Makrisi's von Quatreniere I. p. 103 dieser Name irrig gcschricbea wird; bei demselben findet sich auch S. lOl das Schreiben Hulagu'a an Kotos in voller Ausdehnung.
Drittes Buch.
selbst, um einen Vogt in Aegypten zu bitten; wenn nicht, 80 sei gerüstet zum Kriege." Sultan Kotos berief bei An- kunft der mongolischen Botschaft seine sechs chuaresmischen Emire '^, welche nach der Zerstörung der chuaresmischen Länder sich von Achlath nach Aegypten geflüchtet und hier besonders zur Erhebung Sultans Kotos auf den Thron bei- getragen hatten. ,,Hulagu'S sagte er ihnen, „wäre schon in Aegypten eingefallen, wenn ihn nicht die Nachricht von des Bruders Tod aus Syrien abgerufen hätte; er hat aber den Keitbuka an der Gränze zurückgelassen, der das Land wie ein grimmiger Löwe und wüthiger Drache zu verheeren droht und dem Niemand zu widerstehen im Stande; was denket ihr hierüber!" Der sechste Emir, Nassireddin Kimeri^^^ von welchem die kimrischen oder eimerischen Mamluken ihren Namen haben, sprach: „Es wäre keine Schande für uns, dem Hulagu, als dem Sohne Tului's, dem Enkel Tschengischan's , entgegen zu gehen; welcher Ver- nünftige wird sich aber selbst vergiften und muthwillig dem Tode entgegen gehen? Die Beweise seiner Treulosigkeit liegen in dem Schicksale der Herren von Alamut, Deriteng, Irbil, Miafarakain und des Chalifen offen." Kotos sprach im selben Sinne und endete so : „Mir bleibt nur eines von dreien zu wählen übrig: Freundschaft, Feindschaft oder Auswanderung." Alle stimmten für den Krieg. Kotos be- rieth sich noch insbesondere mit Bondokdar ^ dem Emiroi umera , dem ersten der ägyptischen Mamluken , welcher sich schon seit zehn Jahren dadurch, dass er der erste den Todesstreich wider Melik Moaasem, den letzten Herrscher Aegyptens aus dem Hause Ej'ub, führte , Namen und Ansehen erworben und seitdem als Fürst der Fürsten behauptet hatte. Bondokdar, d. i. der Bogenhalter, der Kipdschake, dessen ursprünglich türkischer Name BeibarSy d. i. Beg Panther, und der später als Sultan Aegyptens der Schrecken der
') 1. Emir Melik üusein Chan; 2, Melik Ichtiareddin Cliau; 3. Melik Seifeddin Ssadik Chan ; 4. Melik Nassireddin Gülschu Chan ; 5. Atlas Chan : 6. Nassireddin Kinieri. ') Kainieri statt Kimeri ist Keiskische Leseart.
204 Drittes Buch.
Franken in Syrien wie der Mougelen, rieth zum Morde des Gesandten; noch in derselben Nacht blutete der Ge- sandte und seine vierzig Begleiter bis auf einen als Märtyrer mainlukischen diplomatischen Verkehrs; ihre Köpfe wurden am Thore Soweila aufgesteckt , und am Morgen brach Kotos mit zwölftausend Reitern gegen Syrien auf. Schlacht von ^^ Ssalihije, dem Vereinigungspunkte des ägyptischen
-4 /«</sc/jrt/Kt. Heeres, fand Kotos Widerwillen bei seinen Emiren, wider 25. Rama- den Feind zu ziehen ; mit den Worten : „Ich werde allein wider die Tataren ziehen", schloss er den Kriegsrath, indem
3. Sept. ISbO
er bei einbrechender Nacht die Trommeln zum Aufbruche
zu rühren befahl. Der Emir Beibars Bondokdari ([der nach- malige Sultan der Mamluken} erhielt den Befehl; mit einer Truppenabtheilung vorauszueilen , um Erkundigung vom Feinde einzuziehen. Alsbald er vor den Mauern Ghasa's erschienen , wurde die Stadt geräumt. Kotos folgte ihm auf dem Fusse nach; aus Aka kamen ihm die Franken mit An- erbietung von Hilfe und Begleitung entgegen. Er lehnte den Antrag ab und forderte nur das Versprechen der strengsten Neutralität, deren Verletzung er zu züchtigen drohte'). Zu Aindschalut, d. i. am Quelle Goliath's, zwischen Beisan und Nablus, kam es zur entscheidenden Schlacht. Keitbiigha und Baidera , die beiden Feldherren, Statthalter Hulagu's zu Damaskus und Haleb, hatten alle in Syrien befindlichen tatarischen Streitkräfte versammelt. Am ersten Freitag des Septembers brauste alsbald nach Sonnenaufgang das ganze weite Thal vom Pferdegewieher und Waffengetöse; das Ge- schrei der Dorfbewohner tönte in den unaufhörlich fort- rollenden Trommelwirbel der Capelle des Sultans und der Heermusik seiner Emire -}. Die Aegypter gebrauchten die Kriegslist, sich dem mongolischen Heere in weissen Burken, d. i. mongolischen Pelzen , zu nahen , so dass sie von den Mongolen für Schaaren Ihriger gehalten wurden*). Einer der Flügel des ägyptischen Heeres war bereits in ünord-
') Makri/i, trad. pur Quatreniere I. p. 10+. ') Ebenda. ^) Biirke. noch heute der tscherkessische Wetterniautel.
drittes B u c li. 205
iiung und gebrochen; Sultan Kotos warf seinen Helm zur Erde und schrie aus allen Kräften: „o Islam!" Er stürzte sich mit allen, die um ihn waren, auf den Feind und kämpfte mit äusserster ünersclirockenheit. Die Mongolen flüchteten in's GerÖhricht des sumpfigen Thaies; Kotos befahl, das Geröhricht anzuzünden, und sie gingen zwischen Feuer und Schwert elend zu Grunde. Der Emir Beibars that Wunder der Tapferkeit vor den Augen des Sultans. Als dieser mitten im Gemenge der Schlacht, spannte der mongolische Knabe, welchem Kotos aus Mitleiden mit seiner Jugend beim Gesandteumorde das Leben gerettet hatte , seinen Bogen von rückwärts auf den Sultan, um durch dessen Tod das ver- gossene Blut der Brüder zu rächen; nach Einigen wurde er auf der Stelle von den ihn Umgebenden , weiche seines Vor- habens gewahr, zusammengehauen, noch ehe der Pfeil ab- geflogen ; nach Anderen , erst nachdem er denselben abge- schossen und damit das Pferd des Sultans verwundet hatte, welches denselben abwarf. Die Mongolen wurden von den Tataren bis in die Nähe von Beisa?i verfolgt , wo sie sich umwandten und noch einmal Stand machten zum hartnäckig- sten Gefechte. Die Moslimen wankten , da schrie Sultan Kotos dreimal mit lauter Stimme: „o Islam! o Gott, schütze deinen Diener Kotos und verleihe mir Sieg über die Ta- taren!" Als diese zum zweitenmale besiegt, stieg der Sultan vom Pferde, warf seine Stirne in Staub und verrichtete ein Dankgebet von zwei Verbeugungen. Nach Makrisi ward Keitbugha in der Schlacht getödtet, nach Wassaf gefangen vor Kotos geführt. „Sei nicht stolz", sagte der mongolische Feldherr dem Sultan der Mamluken, „auf deinen Sieg, dem die Rache auf dem Fusse folgen wird. Von Aserbeidschan nach Aegypten wird die Erde vom Hufe mongolischer Pferde gestampft, welche den Sand Aegyptens in Säcken davon tragen werden. Hulagu hat dreimalhunderttausend tapfere Reiter, von denen ich nur Einer." — ,, Prahle nicht", sagte Kotos, ,,mit eueren Heeren, die nur durch Treulosigkeit siegen." — „Ich bin", entgegnete Keitbugha, „meinem Herrn nur treu gewesen, nicht, wie du, ein Verräther am selben;
206 I> r i t t e >: Buch.
mach' es kurz mit mir ! '^ Er wurde enthauptet. Das ganze mongolische Heer fiel in die Hände der Sieger, die nun ganz Syrien verheerend durchstreiften. Die Wogte wurden getödtet, die Weiber und Kinder in Gefangenschaft geschleppt, der Kopf Keitbugha's nach Kairo gesandt und auf dem Thore Sowetla aufgesteckt. Huiagu ward von der Kunde der ver- lorenen Schlacht und des getödteten Feldherrn tief betrübt; es war die erste Niederlage, welche seine Heere erlitten hatten; er brach noch am selben Tage mit seinem Lager auf. Melik Nassir Jusiif, der Sohn von Melik Asis y der ehemalige Fürst von Damaskus, war kurz vorher zu Huiagu gekommen, von ihm mit Ehren überhäuft, seiner innersten Gesellschaft beigezogen und neben ihm auf einen Thron gesetzt worden ; mit einem Diplome zum Fürsten Syriens und Aegyptens eingesetzt, mit Ehrenkleidern und Geschenken überhäuft, hatte er die Strasse Syriens eingeschlagen; aber nachdem die Nachricht der Niederlage von Aindschalut ein- getroffen, Hess ihn Huiagu einholen und im Gebirge von uhU Seimas hinrichten ; dasselbe Schicksal theilte Melik Sahir 2S. Seilt. Ghasi, Bruder Nassir's, Melik Ssalik, Sohn Schirkjuh's, und andere Prinzen des Hauses Ejub ; Tokus Chatun, die Ge- mahlin Hulagu's, hatte für Melik Asis, den Sohn Nassir's, fürgebeten, und er wurde, der Einzige aus den bei Huiagu befindlichen Prinzen des Hauses Ejub, gerettet, wie diess sogleich unter den Folgen, welche die Schlacht von Ain- dschalut für die Christen und das Haus Ejub's hatte, um- ständlicher erzählt werden soll. Sie erhielten den verdienten Lohn dafür, dass sie, statt mit anderen Fürsten, ihren Stamm- und Glaubensgenossen, sich wider den hereinbre- chenden Feind des Islams zu verbünden, demselben gehuldigt hatten ; eine oft wiederholte und dennoch nur selten fruch- tende blutige Lehre der Geschichte. Folgen der Schrecklich waren die Folgen der mongolischen Nieder-
Schlachtvvn\^„^ sowohl für die syrischen Christen, als für das Haus Aindschalut ° ' •' . .^ ,
für die Ejub's. Während der Gegenwart der Mongolen zu Damaskus
Chpüen und ^^^^^ die Christen die ihnen gewährte grössere Freiheit das Haus ^ "
Ejub's. ihres Cultus gegen die Moslimen missbraucht; von allen
Drittes Buch. 207
Kirchen übertönte das Glockengeläute den Ruf der Mueeine, und 8ie trieben den Uebermuth so weit, das» sie Wein in die grosse Moschee trugen. Schon am vierten Tage nach ^ ^^"^^^'^^ der Niederlage der Mongolen überfielen die Moslimen die '^' ^/' '^"' ^^ grosse, der heiligen Jungfrau geweihte Kirche zu Damaskus und schleiften dieselbe. Dies war die Kirche, welche der Chalife Omar II. Ben Asis den Christen eingeräumt hatte, um sie für den Verlust der Kirche des heiligen Joannes zu entschädigen, welche ihnen laut der unter Omar I. (Ben Chattab} abgeschlossenen Kapitulation der Stadt für immer hätte zu eigen bleiben sollen, ihnen aber von Welid, dem Sohne Abdolmelik's, weggenommen und in .die grosse Mo- schee, das Meisterstück saracenischer Baukunst, verwandelt worden war. Kotos hatte bei seinem Auszuge die beiden Fürsten des Hauses Ejub, den von Himss, Sultan Eschref, und Said , einen Enkel Melikolaadil's von seinem Sohne Asis Q , welcher von Ilulagu mit dem Besitze von Sobeibe und Banias belehnt worden war , zur Hilfe wider die Mon- golen auffordern lassen. Der Herr von Himss empfing den Gesandten des Sultans unterwürfig und trug ihm auf, in seinem Namen die Erde vor den Füssen des Sultans zu küssen, in dem er den Retter des Islams verehre. Said hingegen entliess den Gesandten mit Schimpfreden auf Sultan Kotos ') ; er focht in den Reihen der Mongolen. Nach der Niederlage derselben nahte er sich huldigend dem Pferde des Sultans, um demselben die Hand zu küssen. Kotos, statt ihm die Hand zum Kusse zu gewähren, stiess ihm die Ferse in's Maul , dass das Blut herausschoss ; er Hess ihn dann enthaupten. Eben so tragisch war das Schicksal Melik Nassir's, des letzten Sultans von Haleb, der mit seinem Bruder sich in seiner alten Residenz befand, wo Hulagu die Nachricht von der Niederlage Keitbuka's') erhalten ^^' ^^^^'^^
■) Abulfeda IV. 595, fehlt in der Stammtafel beiRehm, so &.\ic\\ 29.0ct.1260 sein Vater Asis. -) d'Ohsson III. 335, nach Noweiri und Ileschid- eddin. ') Nach Abulfeda V. 6'21 auch die Nachricht der Schlacht bei üimss, was aber ein Widerspruch mit Bar Hebr., welcher als den Tag der Hinrichtung den 29. October angibt, während die Schlacht von Hiiuss am 10. December statt hatte.
208 Drittes Buch.
hatte. Hulagii überhäufte den vorigen Herrscher Flaleb's mit Vorwürfen, das» die syrischen Truppen, für deren ünter- würflgkeit Nassir gut gestanden, sich auf die Seite der Aegypter gewendet. Nassir antwortete, dass, wenn es ihm erlaubt gewesen wäre, in Syrien zu weilen, kein syrischer Soldat es gewagt haben würde, wider einen Mongolen das Schwert zu ziehen ; wie könne aber Syrien von Tebris aus beherrscht werden? — Hulagu, statt hierdurch besänftigt zu werden , nur noch mehr ergrimmt , schoss einen Pfeil nach ihm , der ihn verwundete. Schone meiner ! rief ihm der unglückliche Nassir zu ; aber sein Bruder Sahir ermahnte ihn, nicht auf unwürdige Art zu sterben; und er erlag dem zweiten , von Hulagu auf ihn geschossenen Pfeile ^^. Die anderen Prinzen und das Gefolge derselben, in Allem drei- hundert Reiter, wurden von dreihundert mongolischen Reitern getödtet, bis auf Einen, den Astronomen Mohijeddin El Mahribi^), welchem das Ansehen, worin die Astronomie bei den Mongolen stand, das Leben rettete, und aus dessen Munde der syrische Geschichtschreiber die Umstände dieses Gemetzels erzählt ^'). Mit Melik Nassir und seinem Bruder Sahir fiel hier unter dem mongolischen Schwerte Melik Ssalih, der Sohn Melikol Eschref's, des Herrn von Himss, welcher die von seinem Vater dem Gesandten des Sultans gegebene unterwürfige Antwort jetzt mit dem Leben büsste*). Nur das Leben Melikolasis, des unmündigen Sohnes Melikon- nassir Jusuf's, wurde verschont. Sein Vater, Nassir Jusuf Ssalaheddin, gleichnamig mit seinem grossen Urgrossvater, hatte nicht nur über ganz Syrien, sondern auch über einen grossen Theil Mesopotamiens, über Haran, Roha, Rakka, Reis Ain, später über Damaskus und bis an Aegyptens Gränze geherrscht, wo er schon zum Sultan ausgerufen,
als solcher wieder den Thron dem Hause Ssalaheddin's er-
10 Silkide , « . . , ^,1 ^\
649 worben hätte, wenn ihn nicht m der Schlacht zu ^öOßsa*^
24.Jan.lSö2
') Abulfeda IV'. p. 621. ^) Rescliideddin bei Bar Hehr. Motvahid. ^) Bar Hebr. p. 559 aber abweiclieiid vou Rescliideddin. *) am 29. October 12(30, nicht 1261, wie in Rehnrs Stammtafel; denn Bar Hebr. gibt den Tag an. ') Abulfed.'i IV. p. 523.
ürittesBucli. " 209
der erste Sultao der Mamluken , der Turkmane Aibek, und die von seinem Vater, Asis, ererbten Mamluken verlassen hätten. Er liebte den Aufwand, besonders den der Küche, in welcher täglich vierhundert Hammel geschlachtet wurden; übrigens viel zu nachsichtig für Diebe und Räuber, die unter seiner Regierung durch ganz Syrien grassirten. Zu Damaskus hatte er die nach ihm genannte Moschee, zu Ssalihije sein Grabmal erbaut, in welches aber nicht er, sondern der mongolische Emir Kormun begraben werden sollte '); der Dichtkunst nicht fremd , Verfasser mehrerer türkischer Ge- dichte, aus denen Abulfeda das folgende erhalten:
Bei Gott ! wenu du mein Herz in Gram versenktest Und statt der Tliräuen mich mit Blut nur tränktest, So würdest du nur mehren meine Liebe, Und meinem Geist nicht and're Freundin bliebe.
Sultan Kotos ordnete nach dem Siege von Aindschalut Einrichtun- die Verwaltung des nun von der Herrschaft der W.on^o\en gen Syriens ;
der der Mamluken anheim gefallenen Syriens. Dem Ejubiden Schlacht bei
Jliviss Melik Manssur wurde das väterliche Erbe von Hanta zurück- gestellt, nachdem der mongolische Vogt Chosrewschah daraus abgezogen; auch erhielt er Barin xmAMearret, welche Melik Nassir, der Sultan von Haleb, schon vor fünf und zwanzig Jahren vom Fürstenthurae Haraa abgerissen ; nur mit Selimije wurde ein arabischer Emir belehnt. Dann zog Kotos, vom Fürsten Hama's begleitet, nach Damaskus, wo er im Triumphe als der Hort des Islams empfangen ward. Viele Tataren wur- den hingerichtet, darunter Husein der Kurde, der Beilträger ^) Melik Nassir's; dreissig Christen wurden gehenkt und der christlichen Bevölkerung von Damaskus eine Steuer von hundert fünfzigtausend Dirhem auferlegt. Manssur, der Fürst Hama's, wurde von hier nach Hause entlassen, und von den Dichtern seiner Stadt als Sieger über die Tataren und Wieder- eroberer Maarra's bewillkommt^^. Kotos setzte über die
0 Abulfeda IV. p. 625. ^) Tebrdar, nicht Taudar, wie bei Reiske IV. 599; aber auch nicht hellebardier, wie bei d'Ohsson p- 345, in welchem Falle es Harbedar heissen müsste. ') Proben dieser Siegesgedichte bei Abulfeda IV. p. 601.
Hammer, Geschichte der llchane. I. 14
210 Drittes Buch.
südliche Küste Syriens als Statthalter den Emir Schemseddin Ton Berlas*^, einer der asisischen Mamluken, welcher in der Schlacht Nassirolraelik's von Haleb wider Aibek , den Mamluken, zu diesehi verrätherisch übergegangen, für ihn die Herrschaft Aegyptens entschieden, dann aber, wider ihn Ränke schmiedend, wieder nach Syrien entflohen war, von ihm in Adschlun festgesetzt worden; dann, als Melikon- nassir bei Annäherung der Mongolen gegen Aegypten flüch- tete, wieder freigelassen, folgte er seinem natürlichen Herrn eine Zeit lang, verliess ihn aber zum zvveitenmale und ging zu Kotos über, der ihn nun dafür mit der Statthalterschaft von Ghasa belehnte; die von Damaskus übertrug er dem Emir Alemeddin^} Senschar von Haleb, dem vorigen Atabeg des Sohnes Aibek's, des ersten Sultans der Mamluken, und die von Haleb, welche der Emirol umera Bondokdar für sich gewünscht hatte, dem Melikes-Said, dem Sohne ßedr- eddin Lulu's, dem Bruder Ssalih's, dessen schmähliches Ende Sß.ScJietv- bereits oben erzählt worden. Er selbst brach von Syrien — nach Aegypten auf. Bondokdar, der Fürst der Fürsten, wel-
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chem er die Statthalterschaft Haleb's versagt hatte, verschwor
sich wider den Sultan, und dieser wurde schon am zwan- "' "^*^ zigsten Tage nach seinem Aufbruche aus Syrien zu Eossair, eine Tagreise von Ssalihije, auf der Jagd von den Ver- schworenen ermordet. Die Emire Kairo's waren dem als Sieger über die Tataren im Triumphe zurückkehrenden Sultan zum Bewillkomm bis nach Ssalihije entgegen gegangen, wo sie den Mord desselben vernahmen ; der Emir Ogotai, welchen Kotos bei seiner Abreise als seinen Stellvertreter an der Spitze der Verwaltung Aegyptens zurückgelassen, fragte, als es sich um die Wahl des Sultans handelte, wer den Kotos getödtet, weil es der Türken Brauch, dass der Tödter die Stelle des Getödteten einnehme. Sie zeigten auf Beibars Bondokdar. So besteige du den Thron, sagte Ogotai, indem er ihn bei der Hand nahm und auf den Thron setzte. Ich setze mich darauf, antwortete Beibars, im IVamen
') nicht Elbarli, wie bei Abulfedn IV. 603. ^) Abulfeda IV. 344.
Drittes Buch. 211
Gottes; leistet den Eid! An dir ist's, sagte Ogotai, der erste zu schwören, dass du die Emire als deines Gleichen gütig behandeln, dass du ihnen Befehlshaberschaften ver- leihen, ihre Grade vermehren wirst '). Beibars nahm den Titel MeliJcol hahir, d. i. des rächenden Königs , an , den er aber später mit dem von Melikol-dahir , d. i, des Offenbaren, vertauschte , und zog zu Kairo unter den Triumphfesten ein, welche für seinen Vorfahrer bereitet worden waren. In Syrien begann unterdessen Aalemeddin, der Statthalter von Damaskus, die geschleiften Mauern wieder aufzubauen, und erklärte sich bald hernach selbst zum Sultan , die Macht des Sultans des Rächenden, des Offenbaren verhöhnend. Zu Haleb hatte Said, der Sohn Bedreddin Lulu's, durch Kopf- losigkeit und die unbedeutsame Absendung einer zu schwachen Truppenabtheilung, welche zu Bire am Euphrat von den Mongolen geschlagen wurden , den Hass der Einwohner auf sich geladen. Er ward vor den Thoren der Stadt ergriffen und gezwungen , seine Schätze zu entdecken , welche die Emire unter sich theilten, ihn selbst gefesselt nach Schoghr sandten und seiner statt Hosameddin, den Maillenschläger, zum Statthalter einsetzten; bald darnach erschienen die Mongolen vor Haleb, und Hosameddin flüchtete mit den Emiren nach Hama, die Stadt Haleb der Wuth der Mon- silMdsche golen überlassend. Von Hama zogen sie mit dem Fürsten 6'j8 Hama's und seinem Bruder Efdhal gegen Himss, ihre Streit- ^f>^-^^f>0 kräfte mit denen des Fürsten dieser Stadt vereinigend, und lieferten vor Himss den Tataren eine Schlacht, in \ye\c\xGT 5.Moliarrem, diese geschlagen abzogen, auf ihrem Rückzuge von dem
« i. 1 , T 1 , lO.üec.läö'O
Befehlshaber Apamia s geharket. Auch der Statthalter von
Ghasa, Abusch von Burlas, empörte sich, wie der von
Damaskus, wider Beibars Bondokdar, den neuen Sultan, und
dieser und jener wollten die Prinzen von Hama und Himss
für sich gewinnen; aber diese gaben ihnen kein Gehör,
und nachdem die beiden Thronnebenbuhler Bondokdar's,
Senshar und Abusch , geschlagen worden, ward Bondokdar,
*) d'Ohsson III. 346. nach dem Lebeu Beibars.
14*
212 Drittes Buch.
der Sultan Aegyplens , auch als solcher in Syrien , zu Ilaleb und Damaskus, zu Hama und Himss anerkannt. DasChalifat Beibars Bondokdar, der sich den Weg zum Throne
derBeni durch doppelten Mord gebahnt, erst durch den Moaasera Abbas zu Turanschah's, des letzten Fürsten der Beni Ejub, und dann Kairo. ^u^ch den des dritten Sultans der Mamluken, Kotos, war vor Allem bedacht, seiner Usurpation des Thrones den Mantel der Legitimität umzuhängen. Zu diesem Ende stellte er zu Kairo einen angeblichen Abkömmling des Hauses Abbas, Abulkasim Ahmed^ welcher für einen Sohn Dahir's, des vor- vorletzten Chalifen, ausgegeben ward, als Phantom eines Chalifen auf, der nur dazu diente, kraft seines angestammten Rechts als Chalife durch Verleihung von Titeln die Ilerr- S.Redscheb Schaft desselben als legitim zu rechtfertigen. Zu Kairo ward ___££^___ feierlicher Einzug desselben veranstaltet, bei welchem die .*^. J«Hi i-?6i jjigjjj^ von Missr und Kahir den Koran, die Rabbinen die Bibel, die Christen das Evangelium voraustrugen. Vier Tage hernach ward in feierlicher Versammlung aller Ulema und Emire das Schauspiel des Beweises der vorgegebenen Ab- • stammung aufgeführt, der angebliche Sohn Dahir's von Bei- bars als Chalife ausgerufen, und dieser hierauf von ihm, dem rechtmässigen Chalifen, als Sultan Aegyptens und Syriens belehnt. Der Chalife, mit dem schwarzen Mantel des Hauses Abbas angethan, bekleidete den Sultan mit eigener Hand, indem er ihm den Kaftan anzog und goldene Kette um den Hals gab. Beibars ritt auf einem Schimmel durch die Stadt und der Wesir und der Hofraarschall trugen abwechselnd das Diplom des Chalifen , auf ihren Händen über den Kopf emporgehalten, vor. Am nächsten Freitage predigte der Chalife in der Moschee , und als dem Sultan die Predigt zu lange währte, indem er fürchtete, dass der Chalife das Volk und das Heer sich selbst zuwenden könnte, liess er ihm Gold- und Silbermünzen über den Kopf schauern, wo- mit die Predigt zu Ende. Nachdem Beibars durch die In- vestitur seinen Zweck erreicht, war ihm die Gegenwart des Chalifen überflüssig und konnte ihm sogar gefährlich werden : er setzte also das Schauspiel in noch grösserem Maasstabe
Drittes Buch. 213
fort, indem er ihm einen Hofstaat mit allen Titeln des alten Chalifenhofes beilegte und zweitausend Reiter mit einer Truppe Beduinen beigab, mit denen er zur Wiedererobe- rung Bagdad's, seiner Hauptstadt, ausziehen sollte. Ihn be- gleiteten die von Beibars mit den Fürstenthümern vonMossul, Sindschar und Dschesiret belehnten drei Söhne Bedreddia Lulu's. Am Ufer des Euphrats trat Elhakim , ein anderer Imam aus dem Hause Abbas, als Nebenbuhler um die Cha- lifenherrschaft auf. Bondokdar's Schiitzling zog mit Hilfe der ihm von diesem beigegebenen Truppen zu Aana und Hadise ein, welche ihm Anfangs ihre Thore gesperrt hatten; Hadise, das sich widersetzte, wurde mit Gewalt genommen, die Christen und Juden geplündert. Unterdessen zogen die mongolischen Befehlshaber Karabuga mit fünftausend Reitern ^Q^^n Enbar und Behadir Ali, der mongolische Statthalter von Bagdad, wider den Abenteurer heran, der als der wahre Chalife seine alte Residenz einzunehmen kam. Vor Enbar kam es zur Schlacht; der Chalife ordnete die Turk- ' ^^q manen auf dem rechten Flügel, die Araber auf dem linken, i. j}ec. 1261 er selbst in der Mitte. Behadir's Truppen ergriffen Anfangs die Flucht und stürzten sich die meisten in den Euphrat; als aber eine Truppe Mongolen aus einem Hinterhalte her- beiflog, wichen die Turkmanen und Araber, und der Chalife verschwand. Wie der letzte der Chalifen des Hauses Abbas zu Bagdad, war nun der erste der Schatten -Chalifen aus demselben Hause zu Kairo unter dem Schwerte der Mon- golen gefallen. Der Nebenbuhler um diese Schattenherr- schaft, der Imam Hakim, welcher sein Geschlecht im fünften Grade von Mosterschid, dem neun und zwanzigsten Chalifen des Hauses Abbas, ableitete '}, flüchtete uach dieser Schlacht nach Aegypten , wo ihn Beibars , dem es bequem und an- genehm, einen solchen Münzwardein der Legitimität unter seinen Händen zu haben , die Abstammung desselben aus dem Blute der Ben! Abbas gerne anerkannte, ihn aber, den
>) El Hakimbicinrillah Ahmed Ben Hasau Ben Ali ß. Ebibekr B. Mosterschid.
214 Dritte« Buch.
Geflüchteten, im Palaste Menasirolkeheschj d. i. Belvedere des Widders, als einen Staatsgefangenen ehrenvoll unterhielt. Sein Geschäft war blos die Ertheilung der Investitur und der Diplome als Titel der Rechtmässigkeit der Herrschaft; er empfing von dem damit Belehnten Geschenke, und schattete so durch vierzig Jahre unter dem Titel von Schatten Gottes auf Erden, Herrscher durch Gottes BefehP}, während er als Titular-Chalife nur ein Schatten des ehemaligen Chalifen unter des Sklaven -Sultans Befehl. Er selbst, nur ein Titel- träger der Herrschaft, stempelte durch die von ihm aus- gehenden Diplome die Herrschaft moslimischer Usurpatoren zur rechtmässigen; hierdurch gewann Beibars im Angesicht der moslimischen Welt einen ungeheueren Vortheil über Hulagu, dessen Herrschaftstitel auch nur das Schwert, wie der des Sultans Aegyptens, weil er, nicht Moslim, nur vom Chalifen als rechtmässig legitimirt werden konnte. Hakim war der Stammvater der übrigen ägyptischen Chalifen aus dem Hause Abbas , aus welchem mit ihm zwanzig durch dritthalbhundert Jahre zu Kairo als Drahtpuppen der Suitaue figurirten, bis nach dem letzten derselben Selim der Erste, der Erbe Aegyptens, ohne Recht der Geburt, nur als Er- oberer Aegyptens, den Chalifentitel annahm, der seitdem dem Titel der osmanischen Sultane beigefügt, wie aus dem Gesagten erhellet, nur eines Schattens vom Schatten. . , Hulagu war im Begriffe, ein neues Heer nach Syrien
Kriegs mit ^^ senden und dasselbe dem Besitze des Sultans der Mam- Berke, luken zu entreissen, als ihn die his zum offenen Kriege ge- reifte Misshelligkeit mit Berhe , dem Herrscher der Mon- golen in Kipdschak, dorthin sich zu wenden und seine Waffen von den Ufern des mittelländischen Meeres an die des kas- pischen zu übertragen zwang. Die Ursachen dieses, trotz des nachdruckvollsten Vermächtnisses Tschengischan's und der Jasa, welche die Einigkeit zwischen den Gliedern der Familie als die Grundmaxime der Politik des tschengis- chanischen Hauses einschärft, aufflammenden Familienkriegs
*) Hakimbiemrillah.
Drittes B u c li. 215
waren mehrere , und das Feuer glimmte schon seit längerer Zeit unter der Asche; auch hier sind, wie fast bei allen Kriegen und Feindschaften (von Staaten, wie von Einzehien), der wirkliche und scheinbare Grund, die Masse, welche schon längst das Gefäss füllt, von dem Tropfen, der es erst überfliessen macht, wohl von einander zu unterscheiden. Die wahre und eigentliche politische Ursache dieses Krieges war der streitige Besitz der Landschaften Arran und Aser- heidschaii, welche, als ausser dem eisernen Thore von Der- bend gelegen, vermöge der Ländertheilung Tschengischan's unter seine vier Söhne nicht zum Jurte des Uluses Dschu- dschi's gehörig, von diesem jetzt angesprochen ward '^. Nach dieser Ländertheilung erstreckte sich der Jurt Dscha- ghatai's von den mittägigen Pässen bis nach Samarkand und Bochara, der Ogotai's lag im Mittelpunkte des Reichs zu Iniil und KobaJc; Tuli besass die angränzenden Länder von Kialik und Chiiaie&JTi bis an die äusserste Gränze Kipdschak's und die Länder der Ssakst'neti ; Dschudschi endlich die nördlichen Jurte innerhalb der kaukasischen Pässe. Hulagu, Herr der westlichen Hälfte der Jurte, als Ilchan des durch ihn ge- gründeten mongolischen Kelchs in Persien, konnte unmöglich die Ansprüche des Chanes der goldenen Horde von Kipdschak auf den Besitz der nördlichsten Gränzlandschaften seines Reichs gelten lassen. Dieser politische Grund ward durch persönliche Empfindlichkeiten Hulagu's noch eindringlicher gemacht. Berke's Einfluss hatte auf dem Kurultai nach Mengku's Tode die Walil der Prinzen für Kubilai wider seinen Bruder Hulagu und Arik Bugha, welche ebenfalls Ansprüche auf die Kaanschaft machten, entschieden. Als der Aeltere der Familie hatte Berke dem Hulagu zu wie- derholtenmalen Lehren und Ermahnungen zugesandt, als neubekehrter Moslim hatte Berke besonders das treulose Benehmen Hulagu's gegen moslimische Fürsten, die Ver- wüstung so vieler Städte, das Blutbad so vieler Menschen
') Ueber Dschudschi und seineu Ulus siehe die Beila^eu I. u. II. aus deu Geschichteu Haider's und Wassaf's.
21C Drittes Buch,
und den Kuin des Chalifats hart getadelt. Wiewohl er mein Aelterer , sagte Plulagu , so Ivaiiii ich sein Hofmeistern doch nicht weiter ertragen; endlich war der Tropfe, welcher das längst gefüllte Gefäss des Grolles überfliessend machte, der folgende. Auf dem Zuge nach Syrien war Bulghai , der Enkel Dschudschi's, aus seinem fünften Sohne Scheiban, gäh nach einem Gastmahle gestorben, und sein Vetter Ä"Mfar') wurde angeklagt, durch Zauberei den Tod desselben bewirkt zu haben. Hulagu , der es nicht auf sich nehmen wollte, ihn zu richten, hatte ihn in Begleitung Sundscliak Nujan's nach Kipdschak geschickt, um dort vor dem Throne Berke's, seinem natürlichen Richter, Rede zu stehen. Berke sandte denselben wieder zurück und Hulagu Hess an ihm das Todes- urtheil vollstrecken; zugleich mit ihm ward auch Ssadreddin SmvedsQhi als der Zauberei schuldig angeklagt und hinge-
17. Ss/tfer richtet; da auch bald darauf Kuli, der dritte Prinz des ^^^ TJliises Dsrhndsciii , welcher diesen Feldzug mitmachte , ge- storben, und ihre Angehörigen sich nach Kipdschak ge- flüchtet hatten, brach die politische Feindseligkeit und persönliche Empfindlichkeit in die offenen Flammen des Fa- milienkriegs aus. Ein Heer von dreissigtausend Kipdschaken, welches Nokai , der Vetter des hingerichteten Kutar , be- fehligte, war von Derbend aufgebrochen und vor Schamachi, der Hauptstadt Schirwan's, gelagert. Verkehr ^^^ Umschwung der Verhältnisse zwischen Berke und
zwischen Hulagu hatte natürlicherweise die Politik des ersten gegen
Kipdschak den Sultan der Mamluken, als Beherrscher Syriens und
"" Aeffyptens, wesentlich umgestimmt und die feindlichen Ge-
A.£(iwten, c./ i 7 o
sinnungen wider denselben in freundliche verwandelt. Gewiss
hatte die äussere Politik wenigstens eben so grossen Einfluss
als die innere auf die Bekehrung Berke's vom mongolischen
Heidenthume zum Islam. Im Sommer desselben Jahres , mit
dessen Beginn der Feldzug nach Persien beschlossen ward,
begab sich eine Gesandtschaft Berke's auf den Weg nach
0 Bei Bar. Hebiaus Kotar , d'Ohsson Tumor ist Schreibfehler des Manuscripts.
Drittes H u c h. 217
Aegypten, um die Mitwirkung des Sultans in Anspruch zu nehmen; Botschafter waren Emir Dschelaleddin , Sohn des Richters, und der Scheich Nureddin Ali, von grossem Ge- foIge«begieitet; sie waren Ueberbringer eines am ersten i-Redscheb Redscheb des laufenden Jahres datirten Beglaubigungsschrei- Jj^^^^iJ^ bens, in welchem Berke seine Annahme des Islams kündete. Zu gleicher Zeit war zu Kairo eine Botschaft des byzanti- nischen Kaisers Lascaris erschienen; sie wurden gemein- schaftlich mit einem Gastmahle bewirthet, und jeden Mitt- woch und Sonnabend, wo der Sultan sich in die Maillebahn beffab, wurden zahlreiche Geschenke unter sie vertheilt. Am letzten Freitage des Monats Schaaban, welcher der erste ^-^i des August, verrichtete der Schattenchalife des Hauses Abbas, 5. Auy. 12tiä Hakimbiemrillah, das Kanzelgebet sowohl auf den Namen des Sultans Beibars, Herrschers von Syrien und Aegypten, als auf den Berke^s, des Herrschers Kipdschak's'^. Vier Tage hernach hatte die Ceremonie der Investitur des Ritter- thums für den ChalHen Hakimbiemrillah statt. Futuwwef^) bedeutet nicht sowohl den Adel, welcher auf arabisch Scher/ heisst, als das Heldenthum oder eigentlich Ritterthum, als den Inbegriff grossmüthiger , edelmüthiger , starkmüthiger Gesinnungen und Handlungen. Das bekannte Wort La Feta illa Ali kann nur mit den Worten: Es gibt keinen Helden oder keinen Ritter als Ali^ übersetzt werden, und nicht als: ■Es ist kein Adeliger als Ali. Das Symbol des Heldenthums oder vielmehr ritterlicher Gesinnungen bestand aber nicht in Schild und Schwert, Panzer oder Helm, welche im Abendlande die Insignien des Ritterthums, sondern in einem Paar von — Beinkleidern. Tags darauf, nach der Ceremonie der ritterlichen Beinkleiderinvestitur, wurden die Botschafter Berke's im Bergschiosse durch den Atabeg (^Ohersthof- nieister^ mit Ehrenkleidern ausgezeichnet. Das Antwort- schreiben war so weitläufig gewortet und geschrieben , dass es nicht weniger als siebzig Bogen mittleren Formates aus
*) Histoire des Sultans Mauilouks p;ii- Makrizi, traduite par Quatremere I. p. 212. -) Quatremere übersetzt durchaus: Signa de la Noblesse, was nicht richtii-.
218 Drittes Buch,
den Fabriken von Bagdad. Der Schreiber desselben, Mo- hijeddin Abdes-sahir , las dasselbe dem Sultan in der Gegen- wart der Emire vor, und es ward mit einem herrlichen Geschenke den zwei ägyptischen Botschaftern, dem^Erair Fariseddin Akusch Mesudi und dem Scherif Imadeddin Haschimi, übergeben. Auch zu Mekka und Medina wurde das Chutbe auf den Namen Berke's verrichtet. Um den Faden der Erzählung ägyptischer und mongolischer Ver- hältnisse nicht durch den Bericht des nordischen Feldzuges, welchem der nächste ilbschnitt gewidmet ist, zu unter- brechen, reihen sich hier noch die folgenden Begebenheiten ein, welche das unmittelbare Verhältniss der Aegypter und Mongolen betreffen. Es waren noch nicht zwei S^onate nach dem Abgange der Botschaft an Berke verflossen, als eine grosse Anzahl mongolischer Emire'} ankamen, um dem Sultane ihre Unterwürfigkeit zu bezeigen. Er ritt ihnen zum Empfange entgegen; alsbald sie ihn erblickten, stiegen sie vom Pferde und küssten die Erde vor dem Sultane, der im Sattel sitzen blieb. Nachdem er sie mit Ehren über- häuft, kehrte er in's Schloss zurück. Hosameddin, der Sohn Berke's, welcher als ein Beweis der Freundschaft seines 66i Vaters für den Sultan nach Kairo gekommen, starb allda; 9. Nov. 1262 drei Tage hernach wurden die Botschafter mit Ehrenklei- dern angethan und der Sultan besuchte das Grabmal des Sohnes Berke's. Bald darauf kam eine zweite Schaar und endlich eine dritte tatarischer Edelen ; der Sultan verlieh den Vornehmsten derselben den Rang eines Emirs und sie bekehrten sich auf seine Einladung zum Islam ^). Kairo war damals von den Tataren beider Parteien, nämlich so- wohl von der Berke's alsHuIagu's, besucht; nur erschienen jene öffentlich als Freunde, die sich meistens zum Islam bekehrten, diese aber nur heimlich als Kundschafter, die, wenn entdeckt , ergriffen wurden. Unter die Emire der
') Makrisi nennt die vorzüglichsten: Keramun^ Amtagjah, Noffitai, Dscherek , Kajan , Nasagjah, Taischur, Bentti , Sobhi-, Dschaudschelan , Adscltkarka, Adkerek, Kerai, Salagjah , Mote- kaddem und Daragan. Quatremere I. p. 222. ^) Ebenda u. S.235.
Drittes Buch. 219
bekehrten Tataren sowohl, als die Franken, welche sich zum Islam bekehret hatten, wurden an Einem Tage vom Schatzmeister Bedreddin hundert achtzig Pferde vertheilt. Dieser Verkehr Berke's mit Beibars durch gegenseitige Bot- schaften erklärt die Verpflanzung mongolischer Hofwürden nach Aegypten , wo sich dieselben mit ihren ursprünglichen türkischen Namen erhielten, und erklärt die bei Makrisi erhaltene Kenntniss von der tatarischen Jasa. Bei der Be- trachtung des feindlichen Verhältnisses der Oberhäupter der beiden Uluse Berke's und Hulagu's und ihrer gegenseitigen Verhältnisse mit Aegypten erhellet auch, dass die Kreuz- fahrer damals nicht gegen alle Tataren gleiche Gesinnungen hegen und dieselben insgesammt als Feinde des Sultans von Aegypten und also als natürliche Freunde und Verbündete betrachten konnten. Dieses waren für die Kreuzfahrer nur die Mongolen Persiens, während die Mongolen Kipdschak's als die Freunde und Verbündete von Beibars auch die Feinde der Christen im gelobten Lande. Da der Krieg zwischen Berke und Hulagu dem Sultan in Aegypten und Syrien so freiere Hand Hess , so konnte derselbe den Kreuz- fahrern nur höchst unerwünscht sein.
Hulagu bot das ganze Heer Persiens zum Zuge wider FehHug Kipdschak auf, setzte sich mit demselben Hälfte Mai's des (lefien
Jahres zwölfhundert zwei. und sechzig von Alatash aus in "^'Z'«^'^'«''-
^ , ^ f " 2. Scheiriral
Bewegung. Schiramun, der Sohn Dschurmaghun s, der vor- aßo
malige Statthalter Persiens, befehligte den Vortrab. Die 14. Mai 1S6'2
Nujanen Basmaghan und Ahatai standen Anfangs Novembers 26. silhide
vor Schamachi. Schiramun war von dem Heere Berke's
überfallen und geschlagen worden , aber vier Tage vor Ende
des moslimischen Jahres schlug Abatai bei Schahuran den ^ J'^T^'^"*
Nokai in die Flucht. Hulagu brach hierauf von Schamachi 2o.Noo.l262
^ege\i Derbend auf. Hier wurden der Kanzler Seifeddin,
der Chodscha Asis der Georgier und Chodscha Medschdeddin
von Tebris ergriffen , nach Schaburan gebracht und dort
sammt dem Astronomen Hosaraeddin hingerichtet. Melik
Ssadreddin von Tebris und Ali Melik, die Befehlshaber von
Irak, schlugen sich in theilweisen Gefechten durch; am
220 Drittes Buch.
3L Moharr. giebenten December stand das Heer Hulagu's vor den Mauern
ff 61
^ jy j,^ A Derbend s. Nach dreitägigem Kampfe wurde die Feste er- obert und acht Tage hernach Nokai geschlagen. Die Nu- janen Schiramun und Abatai wollten den Prinzen Abaka, den ältesten Sohn Hulagu's, den er ihnen zur Hilfe gesendet, zur Rückkehr bewegen; aber dieser trotzte männlich den Beschwerden des Feldzugs inmitten des Winters. Hulagu ertheilte sieben anderen Nujanen '3 "^c" Befehl, sich des Lagers der Kipdschaken zu bemächtigen. Sie gingen über den Terek und schleppten Zelte und Herden von allen Seiten zusammen, sich Ausschweifungen überlassend. Berke, hier- T. Rebiul- '^^^^ i" Kenntniss gesetzt, brach auf einmal mit mächtigem ewwel 66t Heere aus den Schneegefilden der Steppe auf sie los ; einen
lff.J««.i^6-3 g^n^en Tag ward an den Ufern des Terek gekämpft; als die persischen Truppen sich über den Fluss zurückzogen, brach das Eis ein und eine grosse Anzahl derselben ging zu Grunde ; Abaka kam heil nach Schaburan ; Berke hielt sich
ll.Bschema- inner Derbend und Hulagu kam im Frühjahre nach Tebris ■ zurück ^3* Hulagu rächte sich für die Unfälle des Feldzugs, wie nach dem syrischen, durch den Mord von Unschuldigen. Es Hess alle Kaufleute Kipdschak's , die sich zu Tebris be- fanden, hinrichten und ihre Güter einziehen ^3- Berke, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten, liess alle persischen Kaufleute, die in Kipdschak, morden; und Hulagu vergalt dieses Blutbad mit dem eines Theiles der Bewohner Bo- chara's, welches sich aus seinem Schutte hervorzuheben begann. Von sechzehn Hesaren, d. i. Regimentern, welche zu Bochara lagen, gehörten fünf dem Batu, drei der Frau Sijurkukteni , der Mutter Hulagu's, die übrigen acht dem grossen Eidam Tschengischan's. Die fünf Regimenter Batu's liess Hulagu ausrücken und niederhauen *3' '™ folgenden Jahre erscholl abermal das Gerücht, dass ein Heer aus Kipdschak im Anzüge. Hulagu sandte den Scheich Scherif
») i. Ilkai, 2. Turan Behadir , 3. Batu, 4. Saldschedai, 5, Tschagkan, 6. Belarghu , 7. Boyhus. ^) üeber den Feldzug wider Berke siehe die Beilage III. aus Wassaf. ') Wassaf. *) Der- selbe.
Drittes Buch. 221
Tebrisi auf die Strasse von Lesgistan nach Kipdschak , um Erkundigung einzuziehen. Er ward ergriffen und vor No- kai gebracht. Was macht Hulagu ? fragte ihn Nokai, fährt er noch fort, aus Grimm unsere Krieger und Edele, unsere Kaufleute und Derwische zu morden? — Der Scheich ent- gegnete : Unser Padischah war vormals erzürnt ob der Miss- heiligkeit mit seinen Brüdern (Kubilai und Arigh) und das Feuer seines Grimms verbrannte, was trocken und feucht; allein seitdem der Bürgerkrieg um den Thron beendigt ist, übt er die strengste Gerechtigkeit. Es waren nämlich Ge- sandte mit der Nachricht angekommen, dass AihtoM, welcher dem Bruder Kubilai den Thron streitig machen wollte, sich unterworfen; dass Alghui, der Enkel Dschafer's, aus seinem Sohne Paidar, welcher ein anderer Thronprätendent, ge- storben, dass Kubilai dem Bruder Hulagu das Diplom der Herrschaft von den Ufern des Oxufe bis an die äussersten Gränzen Syriens als IlcTian und Padischah und obendrein dreissigtausend auserlesene mongolische Jünglinge zur Hilfe gesendet. Diese Nachricht lähmte die Kriegslust Nokai's, und der Scheich kehrte mit der Nachricht, dass, wiewohl kein Friede, die Feindseligkeiten aufgehört, zu Hulagu zurück. Das Interesse Hulagu's ist in die Streitigkeiten der Prinzen um die oberste Macht des Kaan's so enge verflochten und er hat an denselben durch seinen Gesandten so einwir- kenden Antheil genommen, dass eine kurze Erzählung jener Begebenheiten als unmittelbar in dessen Geschichte gehörig hier unabweislich.
Nach dem Tode Mengkukaan's , dessen Todeskunde Arikbitgha. seinen Bruder Hulagu zur Rückkehr aus Syrien, wie vor vierzig Jahren die Nachricht von dem Tode Ogotai's dessen Vetter Batu zum Abzüge aus Ungarn veranlasst, hatten die im Kurultai versammelten Prinzen, welche den Kubilai zum Kaan und Moilchan ausgerufen , hundert Gesandte an Arik- bugha, dessen Bruder und Nebenbuhler um den Thron, ab- geordnet, um ihm die Nachricht zu überbringen, dass durch einstimmigen Beschluss der Prinzen Kubilai den Thron als grosser Chan bestiegen und Apuschkan, der Urenkel Dscha-
222 Drittes Buch.
gatai's*), dem Uluse seines Grossvaters vorgesetzt, mit seinem jüngeren Bruder Kasar dorthin abgesendet worden sei. Die hundert Gesandten trafen an der Gränze Tangkut's Arikbugha, der sie einkerkern liess und ein von dem zvveit- gebornen Sohne Hulagu's, dem Prinzen Dschumkur, und Karatschar y dem Sohne Orda's, befehligtes Heer gegen Kubiiai sandte; sie wurden geschlagen und gefangen; Arik- bugha' Hess die hundert Gesandten hinrichten und zog sich in's Land der Kirgisen zurück. Er wandte sich an Alghui, den Sohn Paidar's (des vor Olmütz gefallenen Peta^, mit der Bitte, für ihn als Gränzhüter am Oxus die Truppen Hulagu's und Berke's abzuwehren. Indess sammelte sich für ihn ein Heer zu Kaschghar , das bald über hundert fünfzigtausend stark, in vollem Aufrühre wider Kuhilai. Dieser sandte wider die Rebellen ein von dem Jelce Kadak und Karadschu, dem Sohne Dschudschi Kasar's (des Bruders Tschengischan's), befehligtes Heer, das geschlagen und zer- streut ward. Die Prinzen Anführer flüchteten zu Arikbugha, der flüchtig und halb verhungert (denn Kubiiai hatte ihm die Zufuhr der Lebensmittel abgeschnitten) im Lager der Kirgisen und Kemdschiuten weilte. Kubiiai hatte zu Kara- korum die vier Lager Arikbugha's und das des mit ihm verbündeten Gulgan's (des fünften Sohnes Tschengischan's) aufgehoben. Arikbugha sandte Botschaft mit dem Bekenntniss seiner Schuld und Bitte um Verzeihung; er erwarte nur, dass seine Pferde fett und dass Hulagu, Berke und Alghui kämen , um sich mit ihnen dem Kaan huldigend zu Füssen zu werfen. Kubiiai sandte Antwort; dass, wenn er, ohne die Ankunft der Prinzen abzuwarten , erscheinen wolle , seine Ankunft um so willkommener sein würde , und zog sich nach Karawin Dsehidun, wo er die zu Karakorum aufgehobenen Lager Arikbugha's und Gulgan's freigab. Zu dieser Zeit war häufiger Gesandtenwechsel zwischen Kubiiai mit seinem Bruder Hulagu und seinem Vetter Bcrke , dem Herrn des
•3 Anuschka, Solin Buri's, des Soliues Muwatukjan's, des Sohnes Dschaifhatars.
Drittes Buch. 223
Uluses Dschudschi y und Alghui, dem Haupte des Uluses Dschaghatai, die sich nun dem Kaan näherten. Er gab ihnen kund , dass Alghui das Land vom Altai bis zum Oxus, Hulagu vom Oxus bis nach Aegypten besetzen möge, wäh- rend er selbst die Länder vom Altai bis an's chinesische Meer hüten wolle. Arikbugha brach, sobald seine Pferde sich wieder erholt hatten, wieder als Rebelle gegen die Macht Kubilai's auf, überfiel den Prinzen Jesunke , den Neffen Kubilai's, welcher die Vorhut desselben befehligte, und schlu'g ihn. Das Heer Arikbugha's und das Kubilai's '^ schlugen sich zu Indschije Kutku am Hügel Chodscha Buldak. Das Heer der Rebellen wurde geschlagen und viele Uiraten getödlet. Simtai , der Sohn des letzten Kaan Mengku's, berieth sich mit Arikbugha, und sie beschlossen, eine zweite Schlacht zu liefern , am Rande der Sandwüste , in der Olt genannten Gegend, zu Schirghan Taghun am Hügel Schüklik. Der rechte Flügel Arikbugha's war geschlagen, aber der linke hielt tapfer bis in die sinkende Nacht aus, welche die beiden Heere trennte, die sich in die Winterquartiere be- gaben. Arikbugha, durch diesen wiederholten Versuch, seine Streitkräfte mit denen Kubilai's zu messen, ermuthigt, sandte im nächsten Jahre seine Waffen wider Alghui, wel- chen er als Herrn des Uluses Dschaghatai eingesetzt und von welchem er zu wiederholtenmalen Hilfe begehrt hatte, ohne dieselbe zu erhalten ^).
Alghui, der Sohn Paidar's (Peta's), der von Arikbugha .
eingesetzte Herrscher des Uluses Dschaghatai, hatte, als er nach Turkistan gekommen, ein Heer von mehr als hun- derttausend Mann gesammelt. Sein Vetter, der Prinz Nikpei Aghul (Sohn Sarban's, des achten Sohnes Dschaghatai's^, war an der Spitze von fünf tausend Mann in Transoxana eingefallen, und hatte zu Samarkand und Bochara, das da- mals zum Gebiete Kipdschak's gehörte, geraubt und die Angehörigen Berke's getödtet, unter diesen auch den grossen
') In demselben waren Taghadschar, Httlagu, der Sohn Üdsclii- tai's, Nadin Kadan. ^) Reschideddio.
224 Drittes Buch.
Scheich Seifeddin Backersi. Gesandte Arikbugha'g, an deren Spitze Schadi, der Sohn Jaschmtit's des Arkaun, d. i, des nestorianischen Priesters, forderten vermittels Jerlighs die Zurückstellung der geraubten Güter, welche Alghui ver- weigerte, und eben darum die Gesandten tödtete. Hierüber ergrimmt, zog Arikbugha wider denselben; zu Karakorum forderte er die Einwohner zur Hilfeleistung auf;, die Imame, die Schreiber der Christen entschuldigten sich, dass siedle Waffen nicht gewohnt, nur für den Erfolg derselben beten könnten. Einige Zeit darnach kam der Kaan, der, als er das treue Benehmen der Einwohner erfuhr, die alten Pri- vilegien Tschengischan's und Mengku's bestätigte, sie alle zu Tarchanen (^Freiherren) ernannte; Vorfälle in China nöthigten ihn, bald wieder zurückzukehren. Karabuka, der Befehlshaber des Vortrabs Arikbugha's, war von Alghui zu Sutgoly d. i. am Milchsee'), geschlagen und getödtet worden. Alghui zog sich sorglos an's Ufer des Hile Miiran; von dem Prinzen Suntai , welcher das Heer Arikbugha's befehligte, geschlagen, ging er über die Anhöhen von Timurkahalka und den Hile Muran nach Almaligh, dem Jurte Alghui's, und plünderte denselben aus. Alghui nahm seine Frau und die Truppen des rechten Flügels, welche Suntai noch nicht ge- schlagen, und flüchtete damit nach Choten und Kaschghar. Arikbugha brachte den Winter am Hile Muran und zu Al- maligh in Festen zu , liess aber von allen Seiten die Truppen des Kaan's aufsuchen und tödten. Alghui hatte sich nach Samarkand und Bochara gezogen, wohin auch Dschumkur, der bisher von Arikbugha bei sich zurückgehaltene Sohn Hulagu's , kam, indem ihm Arikbugha, um seine Gesundheit Rebhilewwel herzustellen, sich jenseits des Oxus zu begeben erlaubt hatte. Das Benehmen Arikbugha's, welcher überall die Leute des
Januar 1263 ,, , „ , , .. i i .i j. t.
Kaan s aufsuchte und todtete, entwandte ihm die Herzen
der Bewohner und eine Hungersnoth schwächte gewaltig die
Zahl seiner Truppen. Dazu kam die böse Vorbedeutung
eines Sturmes, welcher das an tausend Pflöcken befestigte
') iu der Nähe der Stadt BuladO)y Tulad C?)-
Drittes Buch. 225
Ilerrscherzelt zusammenriss und im Ruine desselben viele Menschen erschlug. Seine Truppen zerstreuten sich nach allen Seiten , nur einige wenige blieben mit Arikbugha und Suntai zu Almaligh. Unterdessen war JJriktasch, der Sohn Mengku's, welcher es nicht, wie sein Bruder Suntai, mit Arikbugha, sondern mit Kubilai hielt, am Altai^^ und die Truppen schlugen sich zu ihm. Er sandte an Arikbugha, um ihm das grosse Siegel seines Vaters Mengku, welches bisher in Arikbugha's Händen , abzufordern , und dieser lie- ferte es aus. Alghui, welchem hieraus die Schwäche Arik- bugha's kund geworden, zog nun wider ihn, und begehrte die Herausgabe der Frau Hirghana , der Gemahlin Kara Hulagu's, des Sohnes Muwatukjan's, welche vor einiger Zeit, um die Beschwerden Alghui's anzubringen, in's Lager Arik- bugha's gegangen, von demselben zurückbehalten worden war. Er sandte sie mit ihrem 3Iinister Mesud, dem Sohne von Jelwadsch, zurück. Alghui empfing sie ehrenvoll und bestellte den Mesud zur Verwaltung der Länder jenseits des Oxus, wo er zu Saraarkand und Bochara residirte. Durch seine weise Verwaltung erstarkte der Schatz und die Macht Alghui's, der sich zu wiederholtenmalen mit dem Heere Berke's schlug, und diesem Otrar entriss; ihm gegenüber stand aber als Verbündeter, Schutzgenosse Berke's der Prinz Kaidu, der Sohn Kaschin's, des fünften Sohnes Ogotai's. Anfangs von der Partei Arikbugha's, hatte er denselben verlassen und sich zu Berke geflüchtet, der ihm sein Ver- trauen schenkte, weil die Astrologen das Horoscop Kaidu's ungemein günstig und glückvorbedeutend gefunden *). Bald hierauf starb Alghui und durch die Bemühungen Hirghana's ward ihr Sohn Mubarekschah als Herrscher des Uluses Dschagatai anerkannt.
Arikbugha, von seinem Heere verlassen, hatte sich reuig an dem Hofe des Bruders eingestellt, an welchem er nach dem mongolischen Gebrauche als Schuldiger eingeführt ward. Nach dieser Sitte wurden die Schuldigen nicht durch
Kaidu.
') Reng Altui, am Flusse Dschaikau. ^) Mirchuand. Hammer, Geschichte der Ilchane. I. 15
226 U I- i t t e & U u c li.
das gewöhnliche Thor in's Zelt zur Audienz eingeführt, sondern bei einer heimlichen Pforte hineingestossen , und statt eines Ehrenkleides mit Filz bekleidet '}. Das offene Bekenntniss der Schuld ward gnädig aufgenoniraeu; aber Dschingkum, Aet Gesandte Hulagu's, welcher gegenwärtig, rieth im Namen seines Herrn , nach der Strenge der Jasa zu verfahren und den Prinzen sammt seinen Mitschuldigen vor Gericht zu stellen; ^wch Dschikar , der Bruder Apuschka's, welcher durch die Hand des Prinzen Suntai gefallen , warf dem Arikbugha hartes Wort, dass er bereit sei, dessen Blut zu vergiessen , in's Gesicht. Am folgenden Tage gingen die grossen Nujane mit den Prinzen in's Gericht ^). Auf die wider sie vorgebrachte Klage schwiegen sie alle; endlich redete sie Toraan Nujan , einer der edelsten so von Gesicht als Gesinnung, an: Warum sprecht ihr nicht, ihr Fürsten! Haben wir uns nicht Alle verschworen, den Arikbugha auf den Thron zu setzen, oder mit ihm zu sterben? Nun ist der Tag gekommen, den zweiten Theil unseres gegebenen Wortes zu lösen. Arikbugha erzählte den Hergang des Aufruhrs und die Emire bekannten ihre Schuld. Kubilai wollte dennoch nicht zur Vollstreckung des ürtheils schreiten, ohne zuvor das Gutachten Berke's und Hulagu's und auch Alghui's, der damals noch am Leben, eingeholt zu haben; nur die schuldigsten der Emire wurden sogleich hingerichtet: Bulgha Nnjarij der erste Hebel des Aufruhrs, Ildschetaij welcher Gurundschi, den Sohn Kadau's, verschwärzt, und Tokusj welcher das meiste Blut der Truppen des Kaan's vergossen; andere wurden nach Turkistan verbannt^); nur um das über die Prinzen Arikbugha und Suntai zu verhän- gende Loos wurden BerkSj, Hulagu und Alghui um ihr Gutachten befragt. Alghui erklärte, dass er sich der Mei-
') Reschi«leddiD, Mirchuand. ^) Tnyhadschar , der Sohn E\v- badschi Nujan's^ Jesiinke, der Sohu Dscliudschi Kasar's, Jekehadak, Dschinglimur, der Sohn Kadak^s, AscMkai ; die schnldij^en Prinzen : Scfiiregi, Taifhai, Dscherku, Baitimttr ; die Emire: Hintunk Nujan, Durbai, Pulad Dschinj^sang. ^) Huku, der Sohn Gujukchan^s, Hobat, der Sohn Mako's, Kutuk, der Sohn Karadschar's.
Drittes Buch. 227
nung des Kaan's und Hulagu's, was immer sie sei, anschliesse. Hulagu billigte in Allem den Beschluss der Prinzen und des Gerichts und versprach , wenn Berke käme , ebenfalls beim Kuruitai zu erscheinen. Bald nach der Rückkehr des Ge- sandten starb Arikbugha natürlichen Todes, und es brach der Krieg zwischen Huiagu und Berke aus. Kubilai verlieh die Herrschaft des üluses Dschagatai, welche die Frau Hirghana ihrem Sohne Mubarekschah zugewandt hatte , dem Beirakj dem Sohne Jesun Tewa's, des zweiten Sohnes Mu- watukjans, welcher den Mubarekschah zur Abdankung bewog und sich der Zügel der Herrscitaft des Uluses Dschagatai bemächtigte; aber nachdem Arikbugha und Alghui, die beiden Thronanmasser aus dem Uluse Tuli's und Dschagatai'», verschwunden , hatte Kubilai noch einen dritten aus dem Uluse Ogotai's, nämlich Kaidu, den Sohn Kaschin's, zu be- kämpfen. Kubilai sandte ihm ein von seinen Söhnen Nu- mughan und Kukishi befehligtes Heer entgegen, in welchem sich Söhne Ogotai's *) und Arikfaugha's befanden. Die Prinzen Tokatimur und Schiregi (^der Sohn Ogotai's} verschworen sich mitsammen, ergriffen die beiden Prinzen, Söhne Ku- bilai's, und sandten dieselben an Mengku Timur, den Herrn von Kipdschak, aus; zugleich streuten sie das Gerücht aus, dass die Söhne Batu's mit den Kaidu's gemeinsame Sache machten, das aber nicht dem so. Zwar vereinten sich mit Schiregi und Tokatimur auch Sarban^ der achte Sohn Dscha- ghatai's; aber sie wurden vom Heere Kubilai's geschlagen, und die beiden letzten entflohen nach der Landschaft Nariny wo sie am Ufer des Irtisch weilten ; während Tokatimur im Lande der Kirgisen streifte, ward sein Lager von den Truppen Kubilai's geplündert; Tokatimur wandte sich an Schiregi um Hilfe, und als dieser sie ihm verweigerte, lockte er den Sarban mit Hoffnungen auf die Chanschaft, wie er früher den Schiregi damit verlockt hatte. Die beiden gleich ge- täuschten Thronbewerber Sarban und Schiregi bekriegten
') <Sic/i«r«//?V, der Sohrt Ogotai's; die Söhne Arikbuglia's: Tukukur und Melik Timur ; Tokatimur, der Sohn Suktu's; ürughadai ; die Neffen Kubilai's: Horrak und Ogin,
15*
228 Drittes Buch,
sich iiui) mit einander und rieben sich gegenseitig auf, bis beide in die Hände Kubilai's fielen, der jenen in eine durch Sumpfhift verpestete Insel sandte , dem Sarban den Befehl über eine Abtheilung von Truppen gab. Melik Timur und der Sohn Schiregi's begaben sich zu Kaidu, der, noch nach vierzig Jahren der mächtige Herrscher des üluses Ogotai, im Verlaufe dieser Geschichte noch mehr als einmal in die der llchane eingreifend erscheinen wird. Vertheilung Hulagu beschäftigte sich nach beendigtem Feldzuge wider
rfcrÄ*</ff/jrt/- i^jpjgpljgj^ mit dem Baue zweier Schlösser, das eine in der
_, ' ^ Ebene von Alatak , das andere zu Chii, und begab sich
Tod
Hula(fii's. <lann von Tebris an den Goldfluss ') , welchen die Mongolen Tschaghahitpunghatu nannten, bei Meragha, dort mit der Vollendung der Sternwarte und mit wissenschaftlichen Ver- sammlungen beschäftigt; nebst der Astronomie war er vor- züglich der Alchjmie ergeben und verschwendete grosse Summen an Alcheraiker, deren Vorspiegelungen so, wie die ihnen zugewandten grossen Summen , in Rauch aufgingen. Zugleich ordnete er die Verwaltung des durch seine Erobe- rungen gegründeten neuen Reichs. Seinem ältesten Sohne, Abaka, übertrug er die Statthalterschaft von Cliorasan; seinem dritten Sohne, Jaschmut, dem Eroberer 3Jesopotamiens, die Statthalterschaft \on Arran und Aserbeidschan; dann die von Jaschmut eroberten Landschaften Mesopotamiens: Diari Bekr und Rebiaa , von dem Ufer des Tigris bis an das des Eu- phrats, dem Emir Tudan, und die der Länder Rums dem Emir Moineddin Perwane ; die Verwaltung von Tebris ver- traute er den Händen Melik Ssadreddin's, die Kerraan's der Frau Turkjan Chatun an, iVach der, während des Feldzugs von Kipdschak vollzogenen , oben erwähnten Hinrichtung des Staatskanzlers Seifeddin Bitekdschi ward dieses höchste Staatsamt dem Schemseddin Mohammed Dschmceini , als Herrn und Vorsteher des Diwan's, und der Vorsitz des Diwan's zu Bagdad seinem Bruder Atamülk, dem Geschicht- schreiber, verliehen. Besonderes Vertrauen schenkte er
*) Serinerud.
U 1- i t t e s B u c Ii. 229
dem Sohne des vormaligen kleinen Diwitdar von Bagdad, dem Dschelaleddin; dieser tänsclite das Vertrauen Hulagu's nicht minder, als sein Vater das des letzten Chalifen ge- täuscht. Er trug ihm vor, dass sich in der Landschaft Bagdad's mehrere Tausend Kipdschaken befänden, die, wenn Hulagu hierzu den Befehl ertheilen wolle, er zu sammeln bereit sei, um dieselben zum Vortrab im nächsten Feldznge wider Kipdschak zu verwenden. Hulagu, durch seinen Vor- schlag verblendet, gab ihm Diplom und Löwenkopf und unumschränkte Vollmacht über alle Truppen und Waffen der Landschaft Bagdad's. Er warb die Kipdschaken und Andere an, wiegelte sie aber gegen Hulagu auf, indem er sie heimlich versiclierte , dass er nicht gesonnen, sie wider ihre Landsleute auf die Schlachtbank zu führen, sie vielmehr retten wolle. Nachdem er sie aus den Zeughäusern Bagdad's bewaffnet, führte er sie unter dem gegen den Statthalter Bagdad's vorgeschützten Vorwande, dass er mit ihnen nach Derbend und Schirwan auszielie, in's Gebiet des arabischen Stammes Chafadsche , das er plündernd durclizog und dann mit der ganzen Truppe längs des Euphrats bis Aana und Hadlse vorbeiziehend nach Syrien und Aegypten aufbrach. Der Aerger, so schändlich vom Günstlinge getäuscht worden zu sein, nagte als giftiger Wurm in der Brust Hulagu's und beschleunigte seinen Tod , der ihn nach kurzer Kraukheit ^ Uebiui- hingerafft '^. Er ward auf dem Gipfel des Berges Schahu '), acidr atis gegenüber von Destchawakan, bestattet. Nach mongolischem ^■P*^f'>'- i^fi-^ Gebrauche wurden ihm Gold und Edelsteine in den Sarg ge- geben und die schönsten seiner Beischläferinnen geschlach- tet ^3, um ihm die Einsamkeit des Grabes zu versüssen. Aber ausser den geschlachteten Beischläferinnen folgten ihm bald zwei seiner Frauen natürlichen Todes ins Grab nach,
') Souutags deu 9. Rebiulachir (ß. Febr., Soiiutagsbuchstabe U, richtig eiu Sountai^). -) d'Ohssou sagt, ich weiss nicht, aufweiche Auturität, dass dies das .Schloss Tidii am .See von Uriiiia; aber Reschideddiu sagt: gegenüber von Delickuareijjan (bei d'ühssou Sacltwareku^ , was uur Verstüuiineluug von Uestchawakan LUschi- hauuuuia S. 366] , welches nicht lerne vom Berge Sehend. ') Mir- chuand, Wassaf.
230 Drittes Buch.
die Frau Irtekan, die Mutter seines achten Sohnes Adschai, 3. Raviasan gehen am neunten Tage nacli dem Tode ihres Gemahls, nnd i^. e/ii . ^igj. ]yiQ„a(e ^„d eilf Tage später, drei Tage vor der Thron- besteigung Abaka's, die Frau Tokus Chatun, die Christin, die grosse Beschützerin ihrer Glaubensgenossen. Auf ihren Einfluss gründete sich vermuthlich die Hoffnung des Papstes, dass Hulagu sich nächstens zum Christenthume bekehren ^verde, wovon ihm der Ungar Joannes die Kunde gebracht und worüber sich der Papst in seinem Schreiben an Hulagu so hoch erfreut'). Eine grosse Frau , deren Wirken stiller und wohlthätiger, als das zweier der berühmtesten Frauen persischer Geschichte, nämlich der Frau Turkjan und der Atabegin Abisch aus der Dynastie der Salghuren, welche ^ Persien beherrschten, und deren Geschichte in die Hulagu's
enge verflochten , nun zum Schlüsse dieses Buches besonders erzählt werden soll.
Fars , d. i. Persien im eigentlichsten und engsten Sinne, der Kern des persischen Reichs, in welchem das Haupt desselben die alte Persepolis, die Geburts- und Grabstätte des Cyrus, ist als Vaterland persischen Namens, als Mutter- land persischen Stammes zu jeder Zeit seiner Geschichte, von der ältesten bis zur neuesten, und folglich auch binnen des Jahrhunderts mongolischer Herrschaft vor allen anderen Landschaften des Reichs von vorwiegendem Interesse und Momente. Persien im weitesten Sinne, d. i. Iran, das Ariene der Sendbücher, ist das Paradies der Bibel, das zwischen den vier Flüssen des biblischen Paradieses, dem Digloth (Tigris), Frat (Euphrat), 6riÄow (Dschihun) und Phischon (Sihun) , östlich und westlich eingeschlossene asia- tische Hochland. Persien im engsten Sinne, d. i. FarSy ist die von Natur und Kunst vor allen anderen Landschaften des Reichs am meisten ausgezeichnete südliche, nördlich vom persischen Irak, südlich vom persischen Meerbusen, östlich von der Sandwüste Kirmans, westlich vom Gebirgs- laude Luristan begränzt , in welcher das paradiesische Thal Schaab Bewwan , von den asiatischen Geschichtschreibern
•) Odoricus Rajnuldus XIV. 12b0. N. 29.
Drittes Buch. 231
als eiaes der vier Paradiese des Ostens gefeiert , die Natur- feste Kalaaisefid, d. i. das weisse Schioss, schon aus dem Schahname als der Sitz des weissen Diwe's bekannt, die Ruinen der vierzig Säulen') oder der vierzig Leuchtthürme^}, die behauene Steinwand des Ebenbildes Rustem's^}, die der alten Königsgräber, das Grab der Mutter Salomon's *'), d. i. das des Cyrus fein Felsengrab mit Pehiewiinschrift), die des Kerkers * ) und der Musikkapelle Dscheraschid's"}, Felsen- grotten mit Inschrifttafeln in Pehlewi , die Sculpturen von Schabur, welche den Triumph Schabur's über Valerian ver- herrlichen, Königsgräber, Heldengrotten, Bergaltäre, Feuer- tempel und mehrere andere solcher steinerner üeberliefe- rangeti der ältesten Geschichte des Reichs. Ein von der Natur durch mehrere Seltenheiten hochbegiinstigtes Land, in welchem die Rosen und der Wein von Schiras glühen, das reine Wasser von Mossella fliesst, ein Land, das der Lebensfluss und der Kor durchströmen, deren erster seinen Namen von den lebendigen Bergwässern , dieser in der äl- testen Zeit von Kyros, in der mittleren vom grössten Fürsten der Dynastie Buje den Namen hat'); das Land, wo der königliche Berg der Gräber von Persepolis und das viel- farbige Salzgebirge von Darabdscherd sich erheben , wo zu Schiras die Berggipfel persischen Dichterruhms in den Grab- mälern von Hafis und Saadi. Persische Baukunst und Dicht- kunst haben in Fars ihre höchsten Triumphe gefeiert, und ohne von der ältesten Geschichte zu sprechen, so ist seit dem Aufblähen neupersischer Poesie und Literatur Fars der Mittelpunkt derselben geblieben, bis erst in der jüngsten Zeit sich dieselbe in dem Brennpunkte der nach Norden übertragenen Hauptstädte von Teheran und Tebris gesammelt. In den ersten drei Jahrhunderten der Hidschret blühte mor- genländische Dichtkunst und Literatur zwar zuerst unter der Herrschaft der Beni Saman und Chorasan auf und erhielt
') Tsckeltelsutun. =) Tschehel Minar. ') Nakschi Rüstern. *) Meschdschedi Maderi Suleiman. *) Sindani Dschemschid. •*) Na- karachana Dschemschid. '') Bend Emir, d, i. der Damm des Fürsten, nämlich AdhadeddewleV s .
232 Drittes Buch.
8ich dort noch mit der Herrschaft der Seldschuken in be- deutendem Flore; denn Fars wetteiferte hierin mit Choraean schon unter der Herrschaft der Beni Buje, und trug unter der der Salghuren den ersten Preis davon, welcher dem- selben erst nach dem Untergange dieser Dynastie, unter der Herrschaft der Ilchane vom nördlichen Persien, wo die Re- sidenz Tebris aufblühte , streitig gemacht, in der Folge aber unter der Herrschaft der Dynastien der Bern Mosaffer und Sseffi wieder errungen, und bis in die neueste Zeit be- hauptet ward, wo der Lebensfluss geistiger Kultur wieder den nördlichen Hauptstädten und Residenzen Teheran und Tebris in seichteren Fluthen zufliesst; also schon aus dem Gesichtspunkte der Kulturgeschichte allein ist die Geschichte der Salghuren , welche ein Jahrhundert vor der Herrschaft der Ilchane Fars beherrscht, von der höchsten Wichtigkeit, indem dieselbe auch die Kulturgeschichte Fersiens während der Eroberung und der dreizehnjährigen Herrschaft Hulagu's einschliesst.
In Hinsicht auf Kultur hat die bisher europäischen
t „ . Orientalisten und Geschichtschreibern nicht einmal dem
Amare, Be7n
Buje und Namen nach bekannt gewordene Dynastie der Beni Dsche- Beni lendi, welche zur Zeit der arabischen Eroberung von den Seldschuken. ufgj,„ jgg persischen Meerbusens bis nach Kerman und Irak hin herrschten, einen bedeutungsvollen Beinamen, indem dieselben auch Beni Amare oder Imare , d. i. die Söhne der Kultur, heissen. Das arabische Wurzelwort Amr oder Omr bezeichnet Leben und Kultur, indem die Kultur belebt und das Leben ohne Kultur kein geistiges; zunächst ver- wandt mit Omer , d. i. Homeros, dem Inbegriffe ältester griechischer geistiger, vom Orient aus belebter Kultur*). Ammer heisst der Hochgebildete, Wohlgerüche Liebende, sei es nun die physischen, sei es die geistigen höherer Bildung , wovon jene ein treflliches Sinnbild. Bisher kennt die europäische Geschichte des Morgenlandes nur zwei Dy-
') Dass OfiiiQO!; dasselbe mit Omer, ist in den Jahrbüchern der Literatur bei Gelegenheit der Anzeige des Werkes „Ulysse Homere" darü;eLhan worden.
Drittes Buch. 233
nastien der Beni Ammer, die, welche zur Zeit der Kreuz- fahrer in Tripolis herrschte, wo die herrliche, angeblich drei Millionen Bände starke Bibliothek derselben von den Kreuzfahrern verbrannt ward' ); die zweite, welche im ersten Viertel des vierzehnten Jahrhunderts zu Tripolis an der afri- kanischen Küste gegründet, unter sieben Fürsten durch sieben und siebzig Jahre gedauert-}, welche ebenfalls Freunde der Wissenschaften und Literatur; die dritte endlich, die hier zum erstenraale in Europa an's Licht gezogen wird, die der Beni Amare in Fars, welche, auf ihre Bergfesten stolz, nicht nur den arabischen Eroberungen , sondern auch noch der in Chorasan aufsteigenden Dynastie der Beni Ssaffer trotzten, indem Omer Ben Leis , der Fürst der letzten, zwei Jahre lang den Abdallah Ben Ahmed el-Dschelendi, den Fürsten der Beni Amare, bekriegte, ohne denselben besiegen zu können. Nach den historischen Ueberlieferungen der moslimischen Geschichtschreiber sollen die Beni Amare als Herren der Küste und Seeräuber schon zur Zeit des Moses geherrscht und das SchiflF weggenommen haben, dessen im Koran bei der Erzählung der Wanderung des Moses mit Chisr nach dem Zusammenfluss der beiden Meere (des ara- bischen und persischen oder persischen und indischen} Er- wähnung geschieht^}. Nach der Herrschaft der Beni Omeije erhob sich unter der der Beni Abbas in Fars die der Beni Buje, deren grösste Fürsten besonders die neue Hauptstadt Schiras durch Bauten verherrlichten. Während der sieben und achtzig Jahre, welche vom Ende der Herrschaft der Beni Buje bis zu dem Beginne der Herrschaft der Salghuren verflossen, ward Fars durch sieben Statthalter Atabege der Seidschuken verwaltet. Der erste, Faalui Scheba7i1cjare, von dem ein Dichter gesagt:
Von Gott, dem Allerhöchsten, war es Huld und Glück, Dass Ungethüm des Aufruhrs hielt Faslu zurück.
') Ouatremere inenioires geographiques sur l'Egypte II. p. 506; dauu Wilken's Geschichte der Kreuzzüge II. 78. 119. 201. ^) Ge- schichte des osm. Reichs III, s». 413, nach dem "^ocMtet-ettewaricIi. ') Dschihaunuma S. 278.
234 Drittes Buch.
Der zweite, Rohneddin Chmnar Tekin, ertrank; der dritte, Oschelaeddin üschanli, zerstörte Schebankjare; der vierte, Rok?ieddm Dschanli , welcher eine Medrese zu Schiras ge- baut, ward zu Hamadan erschlagen; der fünfte, Mengubers^ baute eine Medrese, an welcher er begraben liegt, des- gleichen seine Gemahlin Sahide^ d. i. die Einsiedlerin, die nach ihr Issmeti^ d. i. die keusche, genannte Medrese; der sechste, Besabe , ward, wiewohl ein gerechter und billiger Herr, gewaltsamer Weise getödtet, und der siebente, Melek- schah, hielt, der letzte, das Ansehen der Seldschuken aufrecht. i. J. ^43 Wider diesen stand in der Hälfte des sechsten Jahrhunderts
104S <ler Hidschret, des eilften der christlichen Zeitrechnung, Sonkar Ben Mewdud, der Salghure, vormaliger Sklave Melek- sehahs, in Aufruhr auf und masste sich als Atabege die Krone an. Er war Atabeg, d.i. Obersthofmeister, des un- mündigen Sohnes Sultan Moharamed's, des Seldschuken, ge- wesen und war von ihm zum Statthalter von Fars bestellt worden, das er drei Jahre lang verwaltete, dann aber durch seines Bruders Tekele List eingesperrt ward *}. Er hatte sich am Fusse des Berges Giluje angesiedelt, von wo aus er seine neue Herrschaft begründete; er schlug sich zu wiederholtenmalen mit Jakub Ben Arslan, dem Herrn von Chusistan, und starb, nachdem er die nengegründete Herr- schaft durch vierzehn Jahre befestigt. Er baute zu Schiras Kloster, Moschee, Karawanserai und eine hohe Minaret, er selbst ein hoher Leuchtthurm der Herrschaft, welcher durch Siege, Einrichtungen und Bauten als Reichsgründer seinen zehn Nachfolgern strahlend vorgeleuchtet ^). jy. Der Atabeg Mosaffereddin Sengt Ben Mohammed , der
fünf ersten Bruder des Gründers, vom Sultan der Seldschuken, Toghrul, Atabegen als Atabege bestätigt, behauptete, wie sein Bruder, die Herr- Salghuren. gc^aft durch vierzehn Jahre, wiewohl sie ihm von seinem Schwager Saik, welcher zu Baidha ein Karawanserai gebaut, mit den Waffen in der Hand streitig gemacht ward. Er baute für den grossen Scheich Abdollah Chafif eine kleine
') Dschibauuuma S. 281. ') Tarichi Güside ; Wassaf.
Drittes Buch. 235
Zelle, welche in der Folge bis za drei Domen vergrössert, erst von Schah Ismail, dem Gründer der Dynastie Ssofi, zerstöret ward. Ihm folgte als dritter Atabeg sein Sohn Tekele, ein gerechter Fürst, dessen weiser Grosswesir, Emineddin Karasun, zu Schiras Moschee und Kloster er- baute; im fünften Jahre seiner Regierung verheerte der Atabeg von Äserbeidschan , Pehliwan, der Sohn des lldigis, das Land , und die fünfzehn folgenden Jahre derselben waren kaum hinreichend, die dem Lande durch die Verheerung geschlagenen Wunden durch gerechte Verwaltung zu heilen; kaum vernarbt, wurden dieselben während der siebenjährigen seines Vetters und Nachfolgers Toghrul Ben Sonkor ' } wieder durch den Bürgerkrieg, in welchem ihm sein Vetter, der fünfte Atabeg, Ebu Schudschaa, d. i. der Vater der Tapferen, Saad Ben Sengi, den Thron zu entreissen strebte, aufge rissen und durch Landplagen so schmerzlicher gemacht. Auf unerhörte Trockenheit folgte schreckliche Hungersnoth, in welcher die Leichname der Hungers Gestorbenen von den Ueberlebenden verzehrt wurden, und auf die schreck- lichste Hungersnoth noch schrecklichere Pest. Usbeg, der Sohn Pehliwan's, der Atabege von Äserbeidschan, verheerte Schiras, und vierzehn Jalire hernach, als der Sultan Mo- hammed Tekesch, der Schah Chuaresm's, mit dreimalhun- derttausend Mann auf dem Zuge nach Bagdad sich des Ge- birgslandes des persischen Irak bemächtigt hatte, schlug sich Saad einigemal mit ihm und wurde von ihm gefangen. Mohammed Tekesch, selbst ein tapferer Fürst, erhob die Tapferkeit des gefangenen Feindes so hoch, dass er ihm die Herrschaft von Fars unter der Bedingniss bestätigte, dass dessen Tochter Melike Chaiun dem Sohne Chuaresm- schah's, dem grossen und unglücklichen Dschelaleddin Mink- hurni (dem letzten der Chuaresmschahe}, vermählt werde ; dass das Drittel der Einkünfte von Fars in den Schatz Chuaresmschah's fliesse und das feste Schloss Istachr chua- resmische Besatzung einnähme. Saad's Sohn Ebubekr miss-
*) Dieser fehlt in der Liste bei Deguignes I. 260.
570 1174
,590 1194
äOO 1S03
23S Dritte« Buch.
billigte den vom Vater geschlossenen Ret(ungsvertrag, stand wider denselben mit den Waffen in der Hand auf, schlng ihn einigemal und sperrte ihn im Schlosse von Istachr, welches sammt den von Ischnekwan von Chuaresmschah hätte besetzt werden sollen, ein. Ebubekr hatte die Pflichten des Sohnes so sehr ausser Augen gesetzt, dass er sogar nach dem Vater mit Keulen schlug; dieser stürzte den Sohn vom Pferde und sperrte ihn in einem der drei Schlösser von Istachr ein, erfüllte den mit Chuaresmschah geschlossenen Vertrag durch Sendung der Tochter und benützte den Frieden zum Baue einer Moschee, eines grossen Karawanserai auf dem Wege von Tebris, welches Schekrallah, d.i. die Stadt Gottes, heisst, und zu Erneuerung der Mauern von Schiras'}. Saad's Wesir war Amideddin Abu Nassir Esaad Abri'si, welcher einen Band arabischer und persischer Geschichte hinterliess und mit welchem Saad, selbst Dichter, sich öfters in poetischen Wettstreit einliess. Die Frucht eines der- selben ist die berühmte , seitdem auf allen Zungen gang und gäbe Antithese Chuaresmschah's :
In Schlachten wie Eisen, bei Festen wie Wachs, Verderblich dem Feiade, gesegnet dem Freunde^).
Der Wesir Ainideddin stand in gelehrtem Briefwechsel mit dem Meister aller Humanitätswissenschaften, Oiner Er-Rasi, über die Schwierigkeiten des mystischen Epos Selaman und Absal, welches unter der Hülle einer Männerliebe die Alle- gorie des Aufschwungs der Seele zu göttlicher Liebe. Die Volkssage hat die Namen der beiden Helden dieses Ge- dichtes altpersischen Ursprungs einer Steinwand von Sculp- turen von Schiras ^) aufgeheftet, sowie denen von Tak Bostan bei Kermanschahan die Sage von Chosrew und Schirin. Saad hatte den Wesir Amideddin sammt seinem Sohne Ta- dscheddin zu Ischnekwan, einem der Schlösser Istachr's^),
') Lari, Nochbet, Güside, Wassaf, Mirchaand. -> NVassaf. ') Kämpfer amoenitates exoticae. ") Mirchuand und Wassaf führen bei dieser Gelegenheit das Uistichou des Schahuume an : In den drei Domen, wo zu Istachar Die Residenz der Schahe von Iran war.
sein Bruder
Saliilmr-
schah.
Drittes Buch. 237
eingesperrt; er kürzte sich die lange Weile seiner Gefangen- schaft durch Gedichte, die er an die Wand schrieb, und deren eines die berühmte Kassidet, deren Beginn:
Wer briugt meiueu Geist zu Betha's freien Tauben? Die sich der reineu Fluth erfreuen uud grüner Lauben.
Ebubekr ward nach siebenjähriger Gefangenschaft zu EbnbekrBen Istachr unmittelbar vor des Vaters Tod an dessen Sterbebett Snad und berufen , und bestieg nach dessen acht und zwanzigjähriger Regierung den Thron. Sein Vater, Saad, hatte Kerman erobert und die Schebankjare gedemüthigt, aber sein Sohn f{23 Ebubekr war ein Vergrösserer, sei es als Eroberer, Bauherr l^stj oder Gönner von Dichtern und Gelehrten. Unter ihm wur- den die Inseln des persischen Meerbusens Kisch und Bah- rein und das arabische Gebiet von Kauf und Lahsa erobert. Seine dreissigjährige Regierung ist der Glanzpunkt der Salghurenherrschaft. Ueberall erhoben sich in Fars Kara- wanseraien unter dem Namen Mosaffer Ebubekr's, als zu Ebrkuh, Bei'dka, Kanin, im Passe AdhadiwnA an der Küste von Dschoaber, die schönste Juwele aber der Strahlenkrone seines Ruhms ist Saadi's Zueignung seines Gülistan, in wel- ch£m der Dichter gleich Eingangs mit einer von dem em- phatischen Selbstlobe der Lyriker und Epiker sich sehr vortheilhaft auszeichnenden Bescheidenheit den Beifall seiner Zeitgenossen einzig dem des Atabegen zuschreibt und auf ihn und sich den bekannten schönen Apolog des durch die Nachbarschaft der Rose durchdufteten Thones anredet :
Bios weil dein Blick auf mich Un\vürd"gen gefallen ist: Mein AVerk der Sonne gleich berühmt bei Allen ist: Wenn Alles auch an mir nur Fehl' und Mangel ist, Fehlen, das der üSultan billigt, Tugendangel ist.
Die Zeit hat die Anwendung umgekehrt, und Ebubekr ist durch Saadi, nicht aber dieser durch jenen berühmt. Nach dem Verderben Chuaresraschah's huldigte Ebubekr Ben Saad staatsklug den Herrschern der Mongolen und ward als Atabeg in der Herrschaft von Fars bestätigt. Er führte jährlich nur dreissigtauscnd Dukaten an den Schatz ab, eine Summe, welche damals der kleinste Distrikt von Fars abwarf; mit
238 • Drittes Buch.
(lieser Summe sandte er alljährlich den Sohn Saad mit einem seiner Neifen an den Chan; die mongolischen Vögte be- handelte er freigebig, stellte aber zugleich Späher auf, um alle Verbindung des Volkes mit denselben zu hindern, damit jene nicht die Wahrheit seiner glänzenden Umstände er- führen ; er genoss des Lebens im Stillen im Garten Firusi, von wo er jeden Morgen nach dem Lager sich begab und nach aufgehobener Mittagstafel wieder in den Garten zurück- kehrte. Ein grosser Beschützer der Dichter und Gelehrten, besonders aber der Frommen und Derwische, die er mehr als die Gesetzgelehrten achtete, weil er, wie es scheint, dieselben minder fürchtete. Er hatte von Hulagu bei dessen Einmarsch in Persien das Diplom der Herrschaft mit dem Titel Kotloghschah erhalten ; er hatte denselben seinem Sohne Saad und seinem Bruder Salghurschah entgegengesandt. Der Bruder, beigenannt Karandank Chan, war ein humaner, verständiger Prinz, von schöner Gestalt, aber ganz sinnlichen Genüssen ergeben, denen er in den von ihm angelegten paradiesischen Gärten, welche Ssubuhabad, d. i. Morgen- trunksbau, hiessen, ungestört nachhing; seiner unablässigen Trinkgelagen ungeachtet, schrieb er täglich als Kalligraphe einige Verse des Korans und sandte die Abschrift an die Kaaba, Verfasser anmuthiger vicrzeiliger anacreontischer Strophen. Jedem Gedanken auf Herrschaft fern, lebte er einzig seinem Vergnügen, und als Ebubekr, durch eine lügenhafte Denuntiation aufgelärmt, die ganze Gesellschaft unversehens überfiel, fand er Nichts als ein Gelage von Trinkern , wie Wassaf sagt :
„Morgentrunk und dann des Weines Gluglu, Böse, Rosenstraucli und Nachtigall dazu, Traute Säuger, die gebunden und betrunken, Neben Flaschen Schenke , dem das Glas entsunken.
Zerbrochen die Krüge , die grossen , der Wein ausgegossen, die Schöne zerwühlt, die Halsschleife zerknüllt, die Halb- trommel eine Zeit lang von den Ohrfeigen nicht ertönend, und aus dem Mund der Flöte einen Augenblick aufgähnend, die Haare verwirrt herumtrcllen, wie die Schönen, welche
Drittes Bucii. 239
(las Gesicht gegen die Wand wenden, wenn sie schmellen, von den Aesten sang ein Ghasei die Nachtigall und ein Wunder ist's, dass die Schlafenden nicht erwachten von dessen Schall und Widerhall." Bei solcher Lebensart ver- tiefte er sich in Schulden, die dann der Bruder grossmüthig zahlte. Eines Tages improvisirte Salghurschah :
Wenn nur das Glück wie die Beisitzer wäre,
Wenn mir der Kopf voll Groll und Geizes wäre ;
So würd' ich dicli, wie du gewohnt, gen mich zu handeln,
An deiner Statt gerade wie du mich behandeln.
Ebubekr sandte ihm zehn Beutel Goldes, zehn Kisten Kleider, zehn edle Pferde nebst der Freudenkunde, dass alle seine Schulden getilgt seien ').
Die glänzendste der Eroberungen Ebubekr's ist die der Eroberunff
Inseln Kais oder Kisch (auf persisch Kosch) und Bahrein, *'o" Kisch;
wo die reichsten Perlenfischereien im persischen Meerbusen. , .^"" ^
Literatur. Die erste dieser Inseln hat ihren Namen von Kais, dem
Sohne Kaissar's, eines Schiffsherrn von Siraf, der Hafen- und Stapelstadt der mittägigen persischen Küste. Der Ur- sprung der Macht und der Grösse der Beni Kaissar war eine Katze, welche die arme Mutter der drei Söhne Kaissar's einem Schiffer als ihr einziges Habe auf einer Fahrt nach Indien mitgegeben, die sich aber, weil sie dort, wo gelandet ward, es keine Katzen und zu viel Mäuse gab, die letzten zusammenfrass, mit einem Schatze von Juwelen und Gold reutirte. Die Sohne der Wittwe wurden mächtige Schiffs- herren und dehnten ihre Unternehmungen bis an die indische Küste aus; sie bauten auf Kais einen grossen Palast, den sie Aferide nannten und welcher mit der Palasthalle Adhad- eddewlet's zu Nahend (^dem östlich von Siraf gelegenen Borfe} und mit den Säulenhallen des Elephantenhauses Adhadeddewlet's zu Siraf um den Vorzug buhlte-), und der Chalife Nassirolidinillah verlieh ihnen das Diplom der Herrschaft von Kais unter dem Titel; Sultan /&;?o/ Melik Dschemschiü. So herrschten die Beni Kaissar, deren Dasein
') Wassaf. -) Derselbe.
240 Drittes K u c Ii
bisher aber, sowie das der Beni Amare in Fars, europäi- schen Geschichtschreibern entgangen, auf Kais, als Seifeddin Abu Nadhr Ali Ben Keikobad, der Herr der Insel Hormus, dem Atabeg Ebubekr seine Hilfe zur Eroberung von Kais anbot; die Befehlshaber von Germsir, d. i. dem warmen Landstriche der südlichen persischen Küste, wurden zur Eroberung von Kais befehh'gt, und Melik Dschemschid wurde Chi ^ '(r"fi ""*" ^"''ff^ Monate vor dem Tode Tschengischan's getödtet.
IT. Mai 12ä9 ^^^ Herr von Hormus hatte die Insel aber für sich und nicht für den Ätabegen erobert; wie sich diesem Abu Nadhr zum Sturze Melik Sultans angetragen, so boten Indienfahrer von Kisch, welche mit ihren reichen, nach Malatia be- stimmten Ladungen zu Chorsckif gelandet hatten , ihre Hilfe zum Verderben Abu Nadhr's an. Der Atabeg sandte ein Heer von Kurden, Luren und Schulen, und Seifeddin, d.i.
4Moharrem ^^^ Schwert der Religion, Abu Nadhr fiel unter dem Schwerte ^^^ der Feinde. Der Sultan von Kenbajet in Indien huldigte
i^.Aor.i^aO jgjjj Ätabegen von Fars, der ihn mit einem Diplome be- ehrte, dessen Beginn: Im Namen Gottes der Erbe des Reichs Salomon's, des Gerechten der Welt, Sultan zu Land und See, König der Welt und der Religion, Ebubekr Ben Saad, der Helfer der Diener Gottes , der Rechtgläubigen. Hierauf wurde die mit ihren Perlenfischereien in die Steuerregister
3. Silliidsche jgg Chalifats eingetragene Insel Owal , insgemein Bahrein
r-j—^^^. genannt, und sieben Jahre darnach die Insel Jiiatif , auf welcher das Schloss Tharut , erobert und mit jährlichen zwölftausend Dukaten vom Ertrage der Perlenernte besteuert.
5. Dscliem. Ebubekr, der grösste der Ätabegen. starb in seinem sieben und siebzigsten Jahre, von seinem Sohne Saad II., dem
Siebenten Atabege , nur zwölf Tage überlebt , worauf der letzte minderjährige Sohn, Mohammed Ben Saad, unter Vormundschaft Turkjan Chatun's, der Schwester des Äta- begen von Jesd , Alaeddetvlet'sj den Thron bestieg. Ebu- bekr, des grössten der persischen Atabege Namen, ist niclit nur durch das Gülistan Saadi's, sondern auch durch die Werke anderer grosser geistiger Dichter verherrlicht, und seine Regierung umfasst die der Hulagu's gleichzeitige Blüthe
Drittes Buch. 241
persischer Kultur. Nach dem Beispiele der Fürsten der Dynastien Saman, der Seldschuken und Chuaresmschahe hatte er einen Dichterkönig, tiamkjar Farsi, beigenannt Medschdeddin Semeki , der seinen Stammbaum bis zu Nu- schirwan hinaufleitete ; Shönredner, Schönschreiber, in trautem Umgange mit den grossen Dichtern Imami aus Herat, ^bd- ulkadr von Nain, Said von Herat, Neßeddin Lokmani^) und Esireddin Omani , dem Schüler Nassireddin's von Tus. Ein Schüler Nassireddin's von Tus war auch der Chodscha Hemameddin, der Atticus dieses Zeitalters, ein reicher Mann und aufgeweckter Kopf, dessen Haus Dichtern und Gelehrten offen stand ^). So günstig, als Ebubekr den Dichtern, so wenig liebte er die Gelehrten, besonders die, so sich Philo- sophen nannten; er verbannte mehrere derselben aus Schiras, darunter den grossen Imam Ssadreddin Mahmud El-Uschnusi, den berühmtesten Prediger seiner Zeit '3; er fürchtete, sagt Wassaf, dass die Gelehrten mittels Einsicht und Geldes die Regierungsgeheimnisse erfahren , die Regierung in ihrem freien Gange beeinträchtigen könnten. Die grösste und schönste der Stiftungen Ebubekr's ist das grosse Spital von Schiras mit dem dazu gehörigen Garten. Nach Ebubekr's Lobpreis steht im Gülistan Saadi's dasSaad's, seines Sohnes und des grossen Emirs Ben Ebi Nassr.
Turkjan, die Regentin von Fars , sandte huldigende Ge- TurJfJan's schenke an Hulagu und erhielt von demselben das Diplom tragisches der Herrschaft auf den Namen ilires Sohnes, welcher schon ^'^<i^> Fars,
nach zwei Jahren und sieben Monaten sein Leben durch ,. , „ . ,
lisch. Reiche
einen Sturz vom Dache endete. Der Leiter ihrer Geschäfte einverleibt. war der von Saadi im Gülistan gepriesene Grosswesir Nisam- eddin Ebubekr, der als Gesandter an Hulagu ging, ihr be- kannter Günstling aber der schöne Sklave Scheraseddin Miak, ein Älamluke des Atabegen Saad ; nach Mohammed's Tod wurde sein Vetter Mohammed, der Sohn Salghur's, zum Herrscher ausgerufen, welchem Turkjan zwar ihre Tochter
') Geschichte der schönen Redekünste S. 202. 203. l60 und l6l nach Dewletschah. ^ S. 2l4. ') Wassaf.
Hammer, Geschiclite 'der llchane. I. 16
242 Drittes Buch.
«r Sefgham vermähUe, aber nichtsdestoweniger wider ilin bei llulagu Känke schmiedete. Mohammed , derSohn Salchur's (der Bruder Ebubekr's), war ein tapferer Fürst, der im Geleite des Ilchan's vor Bagdad durch Proben seiner Tapfer- keit sich bei Hulagu in Kredit gesetzt , aber als er zur Re- gierung gelangt, sich der Weichlichkeit ergab. Sein im Sclilosse von Istachr eingesperrter Bruder bat ihn vergebens in Versen um Befreiung. Da verschwor sich die Frau Turkjan wider iliren Schwiegersohn mit den Emiren der Schulen und Turkmanen, iiess ihn im Hareme ergreifen und sandte ihn nach viermonatlichcr Regierung, als der Re- gierung unfähig, an Hulagu. Die Emire der Schulen be- freiten den gefangenen Bruder SeldscTiuk und setzten den- selben auf den Thron. Turkjan Chatun hatte ihm ihre Hand gereicht und so sehr darauf gerechnet, seinen Arm* zu leiten, als er in ihre Schönheit verliebt war; aber bei einem Trinkgelage, wo die Sänger und Sängerinnen die Charaktere der sieben berühmtesten Liebespaare arabischer und persischer Romane vorstellten , nämlich: Koseir und Aasa, Amrol Kais und Oneise , Irwet und Aafra, Emher und TFefttj Leila und Medschrmn , •Weise und Gihchad, Schiriti und Ferhad, scheint den schon Trunkenen die Furcht, dass er in Liebesbanden gegängelt werde, aufge- stachelt zu haben ; auf den von ihm einem gegenüberstehen- den Neger gegebenen Wink hieb dieser der Frau Turkjan den riesigen Kopf ab, und als ihm derselbe auf goldenem Becken dargebracht ward, riss er die grossen Perlen der Ohrgehänge weg und warf sie den Sängern vor, wie es scheint, als Dank, dass ihn -ihr Gesang zu solcher That be- geisterte. Die beiden mongolischen Vögte Ogldobeg und Koilogh Bitekdschi, die Mordthat missbilligend, suchten zu Schiff zu entkommen, aber Seldschuk, ihre Entfernung ge- wahr, eilte ihnen im Hemde, nur mit goldener Keule be- waffnet, nach, erschlug den einen und Iiess den anderen ermorden. Miak war an den Hof Hulagu's gegangen, wo Mohammed noch gefangen gehirtten , erst in Freiheit gesetzt und nach Fars bestimmt, bald aber darauf lilngerichtet ward.
Drittes Buch. 243
Hulagii sandte seine Generale Altadschu and Timur nach Fars, den Atabegen zu züchtigen; da dieser trotz der an ihn ergangenen Aufforderung zur Reue, auf welche Ver- zeihung folgen sollte, den Boten misshandelte, rückte Al- tadschu, verstärkt von den Truppen des Sultans von Kermau und des Atabegen von Jesd (des Bruders Turkjan's), in Fars ein. Seldschuk flüchtete nach Chorschif. Zu Kjarsun kam es zur Schlacht; geschlagen, suchte Seldschuk ver- gebens am Grabmale des Schwagers Morschid Rettung und ward am Fusse des weissen Schlosses getödtet, Kanzel- gebet und Münze wurden nun auf den Namen des einzigen übrigen Sprösslings der Atabegen, der Tochter Turkjan's, Abisch^^ (aus Saad Ebubekr) , verrichtet. Nach der Nie- derlage Seldschuk's hatte der General Timur auf ein allge- meines Gemetzel der Ejinwohner von Schiras angetragen, aber Altadschu gab hierzu seine Einwilligung nicht, und wurde in der Folge , als der Seid Scherefeddin neuen Auf- ruhr zu Schiras anzettelte, von Hnlagu vor Gericht gestellt und, weil er zu milde gewesen, nach der Jasa zur Prügel- strafe verurtheilt. Schon im ersten Jahre nach dem Tode ßßi Seldschuk's wurde der neue Atabeg, die Frau AWsch, mit läö'^ Mengu Timur, dem eilften Sohne Hulagu's, vermählt; statt des Heiraths^tes, das sie dem Prinzen mitbringen sollte, wurde ein Sechstel der Besitzungen von Schiras mit den Finkünftcn von jährlichen achttausend Dukaten ausgeschieden, und Abisch blieb bei ihrem Gemahle im Lager, wo sie noch zwanzig Jahre als Atabeg von Fars geehrt, ihr Land aber von mongolischen Vögten (Baskak) und Intendenten (Melik} verwaltet ward, von denen in der Folge dieser Geschichte noch mehrmal die Rede sein wird. Dieser Erwerb des
') Abisch, nicht Aische, wie bei Deguigiies, «auch eicht Uns, wie d'Ohssou, durch einen Schreibfehler des 3Ianuscripts verleitet, schreibt, ist der Namen dieser Prinzessin , welcher die niorgien- ländische Sitte eines freundschaftlichen Plkniks bezeichnet. S. Gol. qui atriuiii alienae domus instruit cibo ac potu suo, quod facere apud Arabes inter se aniici solent, quasi symboia conferentes ; eine Art ovaixiu.
16*
244 Drittes Buch.
Kerns ganz Persiens, der Landschaft Fars, welche, wie Wassaf sagt, das Kleid der sieben Erdgürtel, das achte der Paradiese, durch Heirath, krönte die Politik Hulagu's zu Ende seiner Laufbahn, die er als Brecher der Burgen der Assassinen und Eroberer von Bagdad begonnen. Der Krone des llchan's und Padischah's von Iran durfte die schönste Juwele derselben nicht fehlen, welche die Landschaft Fars.
X e V X t 0 P n d).
Thronbesteigung Abaka's und Vertbeilung der Statt- halterschaften ; die Familie desselben und Schems- eddin's; ' iSehlacht j^e^en IVokai; armenische und ag^yptische Verhältnisse; KricjS^ i;videir jBorrak und dessen Ende ; zvreite Thronbesteigung Abaka's in Fiuristan; der Tod grosser Männer; ISchemseddin Kert und Ilschn\^eini; die niguderischen Banden in Fars ; ägyptische Verhältnisse ; .Streifzug arider Armenien; Verheerung Ciliciens; Schlacht von Klbi- stan; Gesandtschaft an Beibars; Schemseddin ver- ungnadet und 'H'ieder zu Gnaden aufgenommen; Schicksale Alaeddin*s DschuT\ eini ; Schlacht von HimsS; Abaka's Tod; Terhältniss gegen die Christen.
JLPas Geheimniss ist das Element, in welchem sich die Politik ^t^;. ^g am sichersten bewegt; am wenigsten bedarf derselben die Thron- gerade, offene des VÖlkerwohls, welcher das Gesetz den heste'ujung. sicheren Pfad vorzeichnet ; am meisten die dunkel quer- gängige des Despotismus, indem sie den, durch Nebenbuhler gefährdeten Besitz der Macht ergreift; desshalb war es von jeher in östlichen Reichen und auch in westlichen , schon vom Hinscheiden des ersten römischen Kaisers angefangen, Staatsbrauch, den Tod des Herrschers so viel und so lange als möglich zu verheimlichen, bis dass nach getroffenen zeitgemässen Anstalten die Kunde desselben immer zugleich mit der von der Besitzergreifung des Nachfolgers ver-
246 V i e r t e s ß u c h.
laute'); daher wurden, sobald als Hiiiagu gestorben, nach mongolischem Staatsgebrauch alle Wege gesperrt und Eefehl erlassen, dass Kiemand sich von seiner Stätte be- wege. Ein Eilbote ward an Abaha , den durch des Vaters Anordnung zum Throne bestimmten Nachfolger, Statthalter von Chorasan, abgefertigt, und zugleich Argkun, welcher bei Abaka die Stelle des Wesirs bekleidete, einberufen. Abaka, der sich damals im Winterquartiere von Arran, und seiu Bruder Jaschmut, der sich ari der Gränze von Derbend befand , trafen am achten Tage nach des Vaters Tod ein ; der letzte, der unberufen gekommen, kehrte, als er sah, dass die Fluth der Stimmen der Emire wider ihn rinne,
19. Dschem. jj^ z^ei Taijen wieder zurück ; Abaka aber stieg im Lager entvel (ibS ° o o
9~y(irz 1365 ^^" TscTiaghaniu (^am Goldfluss in der Nähe Meragha's) ab, wo ihm die Emire bewillkommend entgegengingen und llkaij der Emir des Lagers , dem Prinzen als treuer Diener ztigethan, demselben, der erste, Brod und Wein als Bürgen der Sicherheit reichte. Nachdem die Prinzen und Prin- zessinnen ihr Beileid bezeugt , versammelten sich die grossen . Emire und Nujane, deren sich eben Viele gegenwärtig be- fanden-). Ä/Wf/sc^ßr Nuj an, welchem Hulagu seinen letzten Willen und die Schriften anvertraut hatte , und Arghan be- zeugten mehr als die Anderen, dass nach Hulagu's letzt- williger Anordnung Abaka zum Nachfolger auf dem Throne bestimmt worden ; sogleich knieten die Brüder nieder und huldigten dem Abaka als Herrn. Abaka verwies sie auf den Befehl Kubiiai's, des Bruder Kaan's Moilchan's. Sie aber sagten: Du kennst besser als wir die Gebote und Verbote der Jasa, der alten und neuen, wie sollte er einen anderen ernennen; nud so bestieg er nach dreimonatlicher Berathung
3. Ramasan ^^j herkömmlicher Weigerung Freitags den neunzehnten 663
TTTl — ■ ,.i,-'- Juni den Thron im ein und dreissigsteu Jahre seines Alters.
jy.Junil^bo ^ °
•) Donec provisis qiiae tempus nionebat simul excessisse Au^ustum et reium potiri Nerouem fama eadeni tulit. Tacit. Anual. I. 5. ^) Reschidedclin neunt sieben : 1. Ilkui Nujan ; 2. Sundschak N.; 3. Suntai N.; 4. Abtai N.; 5. Semnyhaf^.; (i. Scliiktur N.j f. Arghun Aka.
Viertes Buch. 247
«
Die Prinzen warfen die Mützen in die Höhe, die Gürtel um den Hals, um dadurch zu sagen, dass ihr Kopf uube- ,
deckt, das ist nicht mehr frei, dass ihr Gürtel bereit, als Strang auf Befehl des Herrn den Hals zuzuschnüren, beugten siebenmal das Knie vor der Sonne und dann vor dem Chan. „Die Schenken schenkten ein den flüssigen Edelstein, der leichter als des Feuers Schein, und wie des Paradieses Quelle rein; sie massen den Wein in kleinen und grossen Massen aus goldenen und silbernen Tassen ein."- Mehrere Tage djfuerte das Fest. In dem vom Astronomen IVassir- eddin von Tus als glücklich bezeichneten Monate hatte die Thronbesteigung am Tschaghan Nur, d. i. am weissen See, im Distrikte Ferahan, statt ; Ferahan ist eine Stadt mittler Grösse am Ufer eines Sees, wo nach persischer geschicht- licher üeberlieferung Tahmuras, der Diwbändiger, seine Residenz erhaute, die längst in Schutt zerfallen*); es liegt in derselben Höhe und Breite, wie das vier Tagreisen von Hamadan, sechzig Farasangen von Issfahan entfernte Do/fabad, der Bau des zur Zeit Harun Raschid's durch seinen Witz, Frohsinn , Reichthum und Kredit so berühmten Emirs Ebu Dolf Kasim Ben Isa Ben Idris, südlich vom Gebirge Ras- ,ji'M^
mend. an dessen Fusse die grosse Fontaine Chosrew'sPerwis. -^^T
An dieser ; durch historische Erinnerungen aus der ältesten Zeit des jfersischen Reichs und der des Chalifates so reichhaltigen Gegend am weissen See trat Abaka die Herr- schaft an.
Abaka wollte bis zur Ankunft der Bestätigung Kubilai's Verleihunii nicht auf dem Throne, sondern nur auf einem \e\^\\\o^e\\ du- Befehls- Stuhle sitzen ; aber er traf nichtsdestoweniger alle Mass- ^'(iher- regeln und Anordnungen der Herrschaft als Chan, Ilchan, Schah und Padischah, d. i. als Herr, Landesfürst, König und Monarch. Nachdem er die Prinzen und Prinzessinnen, die Nujane und Emire der Tomane (der Zelintausenden^, der Hesare und Ssade (Tausender und Hunderter) mit Ge- schenken überhäuft, flogeu in alle Gegenden Boten mit der
^) Nusliet und uach demselben Dschihaununia 8. L*99.
«
248 V i e r t e s B II c li.
Nachricht seines Regierungsantrittes und mit Befehlen für Bestätigung und Aufrechthaltung der Jasa Tschengischan's und Hulagu's im strengsten Sinne; dann vertlieilte er die Befehlshaberschafien der Heere und die Statthalterschaften des Reichs. Dem Bruder Jaschmut wurde mit wohlgerü- stetera Heere die Huth der nördlichen Gränze gegen Der- bend*), Schirwan, Moghan bis an die Gränze des Altai; dem Bruder Tuktin die Huth der östlichen Gränze von Masenderan und Chorasan bis an den Oxus anvertraut. Der Bileldscki (Staatssekretär} Tughu, der Sohn llkai Nujan's, und Tudan , der Bruder Sundschak Nujan's (^der Ahnherr des zu Ende dieser Geschichte als ein grosser Charakter auftretenden Emirs Tschobari), wurden nach Rum gesendet, wo sie später von den Emiren Semaghar und Kehurkai ab- gelÖset wurden. Dutai Nujan wurde nach Diarbekr und Dijar Rebiaa an die syrische Gränze befehligt, die mili- tärische Aufsicht Georgiens dem Sckiramun , dem Sohne Dschurmaghun's, des vormaligen Befehlshabers in Persien, die von Bagdad und Fars dem Sundschak Nujan übertragen; die Verwaltung der Krongüter erhielt Baltadschu Aga und die der Pachten^) Arghunaga. Zur obersten Würde des Wesirs als Leiter und Herrn des Diwans zu Tebris wurde Schejnseddin Mohammed von Dschuwein und zu seinem Stell- vertreter als Leiter und Inhaber des Diwans' sein Bruder Alaeddin Atamülk , der Geschichtschreiber, ernannt. Zu Issfahan stand der Sohn des Wesirs Scheraseddin, Chodscha Behaeddfn, an der Spitze der Geschäfte. Die Verwaltung von Chorasan wurde dem Chodscha Iseddin Tahir und nach ihm seinem Sohne Chodscha Wedschiheddin zugewandT; Fars wurde im Namen der Atabegin Abisch verwaltet und die Aufsicht der Pachten hatte dort Tasiku auf sich. Die Herrschaft von Kerman wurde der Prinzessin Turkjan Chatun, die von Nimrus dem Melik Schemseddin Mohammed Kert
•) Dieses übersetzt Milcs, ohne das eiserne Thor am kaspi- scben Meere zu erkennen, S. 248: he presented the iron durbund of Shirwan to Bishmoot , und Tuktin ist in Tyubeen verstümmelt, Sundschak als Sooghchak, Dschuweini als Joini u. s.w. ^) Mak(itn.
t
Viertes Buch.
249
und Ton Georgien dem ^bd und seinem Sohne Ssadren, die Armeniens dem Könige Hethtim bestätigt. Diarbehr worde dem Dschelaleddin Tarsi, Dijar Rebiaa dem Mosaffer Fachr- eddin Kara Arslan, Kastvin und ein Theil Iraks dem Iftichareddin Kastoini, Tebris dem Ssadreddin zur Verwal- tung anvertraut. Aus dieser nach Reschideddin gegebenen Uebersicht der Heere und Ländervertheilung erhellet, dass schon damals, wie später im osmanischen Reiche, dessen Staatseinrichtungen grösstentheils den mongolischen nach- gebildet sind, die militärischen Befehlshaberschaften der Gränze von den Statthalterschaften, die Aerater des Diwans von denen der Finanz getrennt waren. Wir haben hier sechs grosse militärische Hüter der Gränzen : in Schirwan und Chorasan , in Georgien, Kleinasien, in Pars und im arabischen Irhh, drei Wesire, Inhaber des Diwans: zu Tebris, Bagdad und Issfahan, drei Intendenten der Krongüter und Pachten, fünf Vorsteher der inneren Verwaltung: in Chorasan, Diarbekr, Dijar Rebiaa, zu Kasioin und Tebris und endlich die dem Namen nach herrschenden, aber eigentlich nur im Namen der Mongolen das Land verwaltenden fünf Fürsten von Kerman, Nimrus, Georgien, Armenien und Fars ; zählen wir hierzu noch die schon oben erwähnten Fürsten, welche nur unter der eisernen Keule mongolischer Herrschaft ihr Land regierten, nämlich die Atabegen von Gross- und Klein- Luriklan und von Jesd , die nocli zu Mardin herrschenden Fürsten aus der Familie Ortok und die zu Hossnkeif aus der Familie Ejub (^denn die noch übrigen syrischen von Himss, Hama und Kerek gehorchten nun dem Sultan Aegyp- tens), so haben wir beim Regierungsantritte Abaka's sieben und zwanzig von ihm begewaltigte grosse Befehlshaber der Heere und Länder , Vorsteher der Geschäfte und Verwalter der Güter.
Der Geschichtschreiber Wassaf , statt diese Eintheilung zu geben , hebt als die vier Säulen des Ruhms der Zeit Abaka's, von welcher die feste und sichere Herrschaft der Ilchane in Persien datirt, vier in ihrem Fache ausgezeich- nete Männer hervor als „die vier Grossen unter ihren Zeit-
SchemS' eddin's Familie
250 Viertes Buch.
genossen" ; der erste derselben der grösste Astronom und Philosoph seiner Zeit, Nassireddi?i von Tus, der Gründer der Sternwarte zu Meragha , der Verfasser der grossen Metaphysik und Ethik, welcher am Hofe Hulagu's und Abaka's die Stelle des Ministers des Unterrichts vertrat und der bei Gelegenheit der Thronbesteigung Abaka's hundert seiner Schüler mit Geschenken des neuen Herrn bedräute '^. Der zweite der Wesir Sckemseddin Dschuweini , der dritte der Tonkünstler Ssafijeddin Abdolmumin El Ormewi und der vierte der Schönschreiber Dschemaleddin Jakut. Von den beiden letzten genügt hier döi-Name, den ersten haben wir bereits in dieser Geschichte handeln gesehen ; Schemseddin Mohammed Dschuweini tritt aber erst jetzt als Wesir an die Spitze der Reichsgeschäfte in seiner ganzen Grösse auf. „Unter seiner Regierung", sagt Wassaf, „begehrten die Schafe von den Wölfen das mehrjährige Blutgeld, und das Repphuhn liebäugelte mit Falken und Habichten; durch ihn wurde der gute Name des Padischah auf den schwarzen und weissen Blättern der Tage und Nächte mit schöner Glückesschrift aufgezeichnet." Unter seiner gerechten Ver- waltung erhob sich Bagdad, wo sein Bruder sein Stellver- treter, wieder aus dem Schutte der Verheerung Hulagu's. Mehr als hunderttausend Goldstücke verwandte er auf die Grabung eines Kanales, um damit Meschhed (^die Grab- stätte Ali's^ und die Umgegend von Nedschef zu bewä^ern. Tadscheddin Ali, der Sohn des Emirs Dolfendi, welcher von Schemseddin mit der Ableitung des Kanals aus dem Euphrat und mit der Urbarmachung der todten Ländereien beauftragt w ar , hinterliess über dieses verdienstliche Werk eine besondere Abhandlung. Seide und Imame, Redner und Dichter erschöpften sich in Prose und Versen, im Lobe seiner Gerechtigkeit, Weisheit, Freigebigkeit und Milde. In seine Fussstapfen trat sein Bruder Atamülk zu Bagdad, aber nicht Schemseddin's Sohn, der Chodscha Behaeddin, der Inhaber des Diwans zu Issfahan , welcher die öffentliche
•) Rcschideddin.
M
Viertes Bucli. 251
Sicherheit nur durch Spähersystem und durch blutige Strenge erhielt. Auf den Bericht eines Kundschafters, der die nächt- liche Kunde der Wachen gemacht, dass er den Hauptmann * wach und eifrig auf seinem Posten, einen Mann der Wache aber schlafend, einen anderen abwesend gefunden, befahl er , allen dreien zwei uud siebzig Prügel zu geben , weil der Hauptmann nicht früher als der Kundschafter die An- zeige der Bestrafung der zwei Schuldigen gemacht. Einem, der ihn zu fest angesehen, Hess er die Augen ausstechen; einem seiner Kinder, welches, auf seinem Schoosse spielend, ihn beim Barte zupfte, schwur er, heftig auffahrend, dafür an den Hacken schlagen zu lassen, und da keiner der Grossen fürzubitten wagte , packten die Schergen den Knaben und schlugen ihn vor des Vaters Augen zur Erfüllung von dessen Eidschwur an den Hacken *^. So ein blutiger Tyrann Be- haeddin, so ein grosser JBeschützer war er der Gelehrten, und ein trefflicher Oekonome seiner Zeit, die er zwischen Studien und Waffenübungen, Reichsversammlungen und Fe- sten theilte :
,,Zwischen den Federn und zwischen den Fahnen, Zwischen Gelagen und zwischen Diwanen -)."
Nach aufgehobenem Diwane verbrachte er die Zeit im Ge- spräche mit Gelehrten, eingedenk des Spruchs: ,;6espräch uiit Gelehrten* ist besser als Kosen mit Liebesgefährten." und schloss sich, nachdem er dieselben entlassen, mit seinen Vertrauten ein, um sich dem Genüsse des Weines zu über- lassen :
„Wein, der unter'm Schleier') spricht,
Durch die Rosen im Gesicht."
Nach dem Trinkgelage beschäftigte er sich noch tief in die Nacht hinein mit politischen Untersuchungen und polemi- schen Studien, nur wenige Stunden dem Hareme und dem Schlafe gönnend, und nur seinen Bruder Harun, der es ihm an Gründlichkeit philosophischer Studien zuvorthat, um diesen Vorzug mit Recht beneidend. Diesem widmete der
') Wassaf. =) Derselbe. ') sab rosa.
252 Viertes H ii c li.
grosse übgenannte Tonkünstler Ssafijeddin Abdolmomin seine Abhandlungen über die Volkslieder *^, über ihren Ursprung, Composition und Tonarten. Eines Tages , als in einer Ver- sammlung bei Behaeddin, wo auch der grosse Tonkünstler gegenwärtig, Harun, vom Weine erhitzt, diesen ganz kurz- weg Ssafijeddin anredete, entschuldigte Behaeddin vor den Gegenwärtigen die Freiheit des Bruders, einen so grossen Künstler schlichtweg bei seinem Zunamen angeredet zu haben, indem er sagte: Harun ^ der den Namen des grössten der Chalifen trägt, der eine Verwandte des letzten der Chalifen zur Frau hat, dessen Sohn Mamun heisst und der zu Bagdad wohnt, denkt sich erlaubt, den grossen Künstler nach der Gewohnheit des Chalifen bloss mit dessen Zunamen statt mit dessen Vornamen und eigenen Namen anzureden. Diess waren die Söhne Schemseddin's, des Wesirs, die NeflFen seines Bruders Atamülk, des Verfassers der Welterobernden Geschichte. Abaka's Nachdem die Leser auf diese W^eise die Heerführer,
Familie. Statthalter und Wesire Abaka's kennen gelernt, müssen sie sich auch mit seiner eigenen Familie näher bekannt machen. Diese bestand, die kinderlosen Beischläferinnen ungerechnet, aus der Mutter, eilf Frauen, drei Beischläferinnen Müttern, sieben Töchtern und zwei Söhnen. Seine Mutter war die Frau Jesundschin aus dem Stamme Suldus. Von seinen Frauen nennen wir die beiden, nach des Vaters Tode aus dessen Harem in das seine herübergenommenen zuerst, weil sie durch Ansehen und Würde den übrigen vorgingen ; diese waren : die Frau Oldschai Chatun, welche mit Tokus Chatun den Vater Hulagu auf seinem Auszuge nach Persien be- gleitet hatte, die treue Gefährtin desselben auf seinen drei- zehnjährigen Feldzügen; dann Tokini Chatun, die Base der grossen Frau Tokus, die Beischläferin Hulagu's, welcher Abaka nach dem Tode ihrer Base das Lager derselben an- eignete, ihr als Frau den Baghtak, d. i. den Frauenkopf- schmuck, aufsetzte und au die Stelle Dur dschi Chatun' s als
'j Scherfijet auf der kais. Uufbibliothek.
Viertes Buch. 253
grosse Frau erklärte. Die vierte seiner Gemahlinnen war die Tatarin Nukdan, die Mutter seines Sohnes Kendschatity welche aber jung starb. Ihr folgte Iltürmisch Chatun , die Tochter Timurgurgan's , die Schwester Turka Gurgan's, des Konghuraten. Hierauf nahm er die Prinzessin Padischah Chatun, die Tochter Sultan Kutbeddin Mohammed Chan's von Kerman, die er an die Stelle seiner Mutter, Jesundschin, setzte, so dass ihr die ersten Ehren des Frauengemachs erwiesen wurden. Die siebente und achte Gemahlin waren ebenfalls zwei Wittwen Hulagu's, die Konghuratinnen Frauen Mertai und Kuti Chatun, Schwestern Musa Gurgan's, des Sohnes der Tochter Tschengischan's, von denen die erste unter der Regierung Arghun's gestorben. Die- neunte Ge- mahlin, Tudai Chatun, die Konghuratin, und nach ihr Bulghan Chatun , die Verwandte des Oberstrichters Nohai [die Konghuratin '^ ] , welche er vor allen anderen liebte und daher im Range sowohl der Mertai als der Despina, d. i. der griechischen Prinzessin , vorsetzte. Die letzte war Maria, die natürliche Tochter Michael's, des Paläologen» aus einer Diplowatzerin. Michael, welcher gegen das Ende der Regierung Hulagu's mit demselben Frieden und Freund- schaft unterhandelt hatte , sandte ihm zum Unterpfande des- selben die Tochter vom Archimandriten des Klosters des Pantokrators von Ville Hardouin, dem Bruder des Fürsten des Peloponnesos, mit reichen Geschenken begleitet; unter diesen befand sich eine tragbare Kirche in Gestalt eines Zeltes, dessen Wände und Dach dichte seidene StofPe, mit goldenen Kreuzen und Heiligenbildern und den Opferge- fässen^). Der Paläolog durfte sich schmeicheln, dass die- selbe als Christin von ihrer Glaubeusgenossin, der Frau Tohis, wohl empfangen, wie dieselbe die Freiheit öffent- lichen Gottesdienstes im Lager mit Glocken geniessen würde. In Cäsarea angelangt, erhielt sie die Nachricht vom Tode
•) Nicht zu verwechseln mit Bulghau Chatun , der Gemahlin Ghasan's, welche ebenfalls eine Konghuratin; diese war die Tochter Tesu's , jene die Tochter ütaman's. 0 Pachj-meres T. I. p. 273. Stritter III. io44.
264 Viertes Buch.
Hulagu's; aber Michael, gleich folgerecht in seiner Politik, welcher er die Tochter opferte , und in der mongolischen Ansicht, nach welcher die Gemahlinnen und Bräute aus dem Frauengemache der Väter in das der Söhne übergingen, sandte den Befehl zur Fortsetzung der Reise an den Hof Abaka's, in dessen Frauengemach sie doch der aus persön- licher Neigung vorgezogenen Frau Bulghan weichen rausste. Von seinen Beischläferinnen gebar ihm Kaitmisch Ikadschi den Sohn Arghiin ; dann Keivkebi Ikadschi die Tochter Toghandschuk, hierauf Biihidschin Ikadschi die beiden Töchter Ilkotlogh und Oldschatai ; die vier anderen wurden ihm von Gemaiilinnen geboren , nämlich Julkotlogh und Taghai aus der Frau Tndai , dann Nttdschin aus der Frau Mertai und endlich Melike aus der Frau. Bulghan. Diese sieben Töchter waren keine an Prinzen vom Geblüte, sondern nur an Söhne von Emiren oder grossen Beamten vermählt; so Julkotlogh an den Ildschitai Kiischdschi von der Leibwache, Toghan- dschuk an den Emir Newriis, den Sohn Arghunaga's, Melike an Taghai Bvka , den Sohn des Oberrichters Nokai. In dieser Gallerie von Frauen sind die merkwürdigsten die griechische Prinzessin Maria, die karachitaische Prinzessin Padischah Chaüm und vor allen Bulghan Chatun, eine gewiss eben so an Schönheit als an Geist hochbegabte Frau, welche ohne so ausgezeichnete Vorzüge nicht die grosse Rolle ge- spielt haben könnte, in welcher sie, von einem Frauen- gemache der Herrscher in's andere wandernd , dieselben mehr oder minder beherrschte durch Schönheit und Geist, hohen Mutli und Chaj-akter ein ganzes Menschenalier hin- durch , dreissig Jahre lang. Schlacht ^^^ erste WafFenthat der Regierung Abaka's hatte an der
mit Xukai. nördlichen Gränze statt, wo Nokai, um die unter Hulagu er- 3.Schewwalliitcne Schlappe zu rächen, aus Derbend auf das Heer des
" Prinzen Jaschmut ausgefallen , über den Kor gezogen war.
Die Schlacht begab sich an den Ufern des Flusses Akssu '),
> j Im Schedsehretol Etrak wird als das Datum der Schlacht der 20. Ssafer ()t)4 anj^egeben; die Namen sind, wie gewöhnlich, alle verstümmelt, Berke in Boorkeh und Nokai in Booka.
Viertes B .u c li. 255
den die Mongolen Tschaghan Mnran nennen (^das eine und andere heisst Weisstvasser^. Der Verlust war von beiden Seiten gross. Nokai, von einem Pfeile in's Auge getroffen, flüchtete nach Schirwan. Jaschmut ging über den Kor, aber wieder zurück, als er vernahm, dass Berke mit einem Heere von dreiraalhunderttausend Mann nahe; die Brücken waren alle abgerissen worden, so dass Berke, nachdem er vierzehn Tage lang vergebens am Ufer des Kor geweilet hatte, wieder nach Tiflis zurückging, um dort leichter über den FIuss zu setzen ; aber auf dem Wege erkrankte und starb er. Abaka befahl, von Delai Nor bis an die Wüste der Kurden einen Wall mit einem tiefen Graben längs des Kor zu ziehen, an dem er Truppen zur Gränzhuth zurückliess, ohne dass dess- halb der Handelsverkehr der beiden Länder mittels der Kara>ya,"en unterbrochen ward. Nach Beendigung dieses Werkes entliess er von dort den Prinzen Mengu Timur (den eilften Sohn Hulagu's, Gemahl der Atabegin Abisch und der Frau Oldschai} und brachte den W^inter in Masenderan und Gurgan (^dem alten Hyrkanien) zu. Während dieses Winters ^^'^ erschien Mesvdbeg, der Sohn des berühmten Wesirs Mahmud Jelwadsch, als Gesandter Kaidu's, des Herrschers des Uluses Ogotai, im Lager Abaka's, um die noch ausständige Rech- nung der Einkünfte seiner Krongüter zu. begehren. Abaka empfing denseften sehr ehrenvoll, Hess ihm das Kleid Tschengischan's anziehen und wies ihm seinen Sitz ober allen Emiren an, ausgenommen Ilkai. Abaka trug* dem In- haber des Diwans, dem Wesir Schemseddin, auf, die Rech- nung auf's schnellste auszufertigen, und binnen einer Woche kehrte der Gesandte, reich beschenkt, schnell zurück. Erst einige Tage nach seiner Abreise, als die Nachricht eintraf, dass sich am Ufer des Dschihun ein Heer sammle, sah Abaka, dass dies Begehren der Rechnung nur ein Vorwan'd gewesen und dass Mesud als Kundschafter Borrak's , des Urenkels Dschaghatai's, gekommen, welcher dem Mubarek- schah die Herrschaft des Uluses Dschagatal entrissen. Abaka fertigte sogleich Gesandte ab, um den verkappten Kundschafter Borrak's zurückzubringen; sie erreichten aber
l'idö
256 V i e r t.e s B u c h.
die Ufer tles Oxus in dem Augenbiitke , als Mesudbeg eben über denselben gesetzt. Abaka ging nach Chorasan bis Serchas und wandte sich dann in's Winterquartier nach Masenderan. Zu Kebuddschame, d. i. Blaukleid , in der an Korn, Wein und Seide fruchtbaren Stadt Taberistan's *}, gfng er dem Gepäcke Hulagu's entgegen, welches mit dessen Wittwe Kuti Chatun und den Söhnen Hulagu's, Tekschi'n und Tehider j und mit dem Enkel desselben, DschnsQhkab, dem Sohne Dschumkur's, Badu , dem Sohne Tarakai's, und Jesundschin Chatun, der Mutter Abaka's, welche zur Zeit des Aufbruches Hulagu's nach Persien im Hoflager Mengku- kaan's geblieben waren. Dschurakur, der Vater Dschuschkab's und Kendschu's, war in dem Bürgerkriege zwischen Kubilai und Arikbugha gezwungen gewesen, die Partei des letzten zu ergreifen , was jetzt die Söhne entschuldigten ; er war seitdem gestorben; die Frau Kuti hatte zu Bedachschan den Tod Flulagu's vernommen und sich blind geweint ; er verlieh ihr die Einkünfte von Diärbekr , Miafarakain und einigen anderen Oertern als Nadelgeld, das bei den Mongolen Tonlik , das Geld auf Unterhosen, heisst. Die Einkünfte betrugen das Jahr über hunderttausend Goldstücke. Er brachte den Winter zu Tschanganlu (\n der Gegend von Meragha^ , den Sommer in den Weiden von Alatagh an Atw Quellen des Euphrats und zu Siahhuh (Sdhwarzberg} zu, und überwinterte dann in der Landschaft Arran. Armenische Während dieser beiden Jahre, wo Abaka Nichts ge-
imd äfiyp- than , um die weiteren Fortschritte Sultan Beibars in Syrien tische Ter- ^u hindern, hatte dieser den Kreuzfahrern die Städte Cäsarea, Arssuf, Ssafed, Jafuj, Schakif, die Schlösser Haifa, Arla, Kaliat, Meluhat, Dschebele entrissen ^^ und war in Cilicien in die Staaten König Hethum's eingefallen , welcher erst l/eira mongolischen Befehlshaber in Rum und dann bei Abaka selbst vergeblich Hilfe gesucht. Indessen Leon, der Sohn Hethum's, den Pass von /s^e^ir/e/•M7^ ( Älexandriette) besetzt
hiiltnisse.
') Nushet, nach demselben Dschiliannuina S. 341. ') Noweiri, bei d'Olisson III. p. 4jl ; Dschebele heisst dort Djeliba.
Viertes D u c li. 25T
hielt, ward er von den Aegyptern umgangen und dann bei
Serwend geschlagen und gefangen; sein Bruder Toros und
einer seiner Oheime fielen in der Schlacht. Die Sieger
kamen am folgenden Tage nach Tel Hamdun , setzten über
den Dschihun und bemächtigten sich des den Templern
gehörigen, auf einem steilen Hügel gelegenen Schlosses
Amudin, das verbrannt ward. Gleiches Schicksal hatte Sir^
die Hauptstadt Kleinarmeniens. Der Herr von Hama , der
jetzt in den Reihen der Aegypter focht, lagerte an den
Ruinen dieser Stadt, während der ägyptische Feldherr Kila-
wun (^der nachmalige Sultan^ die Städte Ajas, 3Iassissa und
Adana verheerte. Das ägyptische Heer kehrte mit so reicher
Beute beladen, mit so vielen geraubten Heerden zurück,
dass der Ochs, im Lager um zwei Dirhem losgeschlagen,
keinen Käufer fand. Hethum , der vergebens bei Abaka
Hilfe gesucht, sah sich gezwungen, den Frieden mit Beibars
auf dessen Bedingungen abzuschliessen. Dieser begehrte die
Zurückstellung mehrerer von den Mongolen den Aegyptern
entrissener, dem Königreiche Armenien einverleibter Schlösser
und die Freigebung des ägyptischen Generals Schemseddin
Sonhar el-Aschkar, d. i. Sonne der Religion, Falke der
Falbe, seines alten Waffengefährten, welchen Hulagu zu
Haleb gefangen , nach Persien gesendet hatte. Der Friede ^uni iS(i7
wurde zu Antiochien unterschrieben; die festen Plätze Be-
hesna, Derbesek, Merseban '^ wurden zurückgestellt, der
Emir Sonkar gegen den bisher im Schlosse von Kairo in
Verhaft gehaltenen Prinzen Leon ausgewechselt^^. Bald
darauf verfügte sich König Hethum an den Hof Abaka's, der
sich damals zu Bagdad befand, um ihm für die Auslösung
seines Sohnes zu danken und um die Erlaubnis» zu bitten,
dem Sohne den Thron abtreten zu dürfen. Nachdem er i^6'P
dieselbe erhalten , rief er die Grossen seines Reichs zu
Tarsus zusammen , entsagte der Krone zu Gunsten Leon's
und zog sich nach fünf und vierzigjähriger Regierung unter
'3 Bei d'Ohsson nach Ranan er-Roub? und Sikhulhadid, d. i. eiserner Bratspiess. ^3 Xoweiii, Bar Hebräus ,'•45. Haithon hist. Orient, c. 33.
Hammer, Geschicüte der Ilchanc. I. 17
258 V i e r t e -s H u c h.
dem Namen Makarius in's Kloster von T/azargk zurück, wo er einige Monate hierauf starb ' J. Im selben Jahre sandte Abaka Gesandte an Beibars, welcher dieselben zu Damaskus zugleich mit den Gesandten des griechiscfien Kaisers und Mengku Tiraur's, des Nachfolgers Berke's auf dem Throne von Kipdschak , empfing. Abaka warf in seinem Schreiben dem Sultan Aegyptens den an seinem Herrn Kotes began- genen Königsmord vor und fragte, wie er, der vormals zu Siwas verkaufte Mamluke, es wagen könne, den Königen, Söhnen der Könige, gebornen Weltbeherrschern, zu wider- stehen. Er drohte, ihn anzugreifen und Alles dem Schwerte zu opfern; er schrieb an Beibars selbst: „und wenn du in die Wolken aufflögest, und wenn du unter die Erde hin- nnterstiegest , du würdest mir nicht entfliehen". Beibars antwortete: „Es ist wahr, dass ich den Kotos getödtet, aber die Sultanschaft ist mir durch freie Wahl der Bege über- tragen worden; wenn es dir Ernst, mich anzugreifen, so komm', wir werden bereit sein, dich zu empfangen, um die den Musulmanen entrissenen Länder denselben wieder zurückzuerobern." Abaka war nicht im Stande, seinen Dro- hungen Folge zu geben; daran hinderte ihn das von Osten sein Reich bedrohende Ungewitter, indem Borrak , der Herrscher des üluses Dschagatai , wider Chorasan herange- zogen. Die feindliche Stellung Borrak's gegen Abaka würde Tom Leser nicht gehörig beurtheilt werden können , wenn derselbe nicht in Kenntniss der früheren Begebenheiten, welche zwischen diesem und Kaidu, dem Herrscher des Uluses Ogotai, vorgefallen und die wir nun nach Reschid- eddin erzählen.
,, . . Kaidu's, des Sohnes Kaschim's, des fünften Sohnes
huidit's vvd Jiorrak's Ogotai's, ist bereits Erwähnung geschehen, so auch Borrak's,
Vertrag, des Sohnes Jesentewa's , des zweiten Sohnes Muwatukjan's,
des zweiten Sohnes Dschagatai's^ ). Dieser, vom Kubilai
') Haithon bist, orient. c. 33. ^) Jesentewa., der Soliu Muwa- tukjan^s, heisst im Scliedschretol Etrak durch die Verstüininelung des Uebersetzers eioinal Sookur Kann, the soa of Knoikar, S. 250 und S. 251 Tokzur Sookur aud Abaka Abukni.
Viertes Buch. 259
zum Herrscher des üluses Dschagatai ernannt, hatte sitl» nicht sobald in den Besitz des Uluses gesetzt, als er mit dem Statthalter Turkistan's, Mogholtei^ Streit begann. Dieser • sandte den Emir Tekmisch, jener den Emir Knwtndschi mit einem Heere ; Tekmisch ward von Kuwindschi geschlagen, aber dieser musste sich vor einem zweiten stärkeren Borrak'8 zurückziehen. Borrak verwüstete Choten und schlng auch das Heer, welches Kaidu und Kipdschak, der Feldherr Mengu Timur's, dem Herrscher von Kipdschak, wider ihn geführt. Mengu Timur, hierüber ergrimmt, sandte seinen Oheim Berekdschar mit fünfzigtausend Mann zu Hilfe Kaidu's. Borrak, von demselben geschlagen, zog sich nach Samarkand in der Absicht, das fruchtbare Land zu verheeren. Kaidu und Kipdschak beriethen sich, wie das Unheil abzuwenden, und Kipdschak, zwischen welchem und Borrak alte Freund- schaftsbande bestanden, trug sich an , den Frieden zu unter- handeln. In der Ebene von Soghd empfing Borrak den Kipdschak auf dem Throne, setzte ihn neben sich, trank mit ihm und bewirthete ihn mehrere Tage hindurch in der Steppe von Katwan in der Nähe des Karawanserai '). Abu Mohammed's Tonkünstler spielten in den in Kipdschak be- liebtesten Tonarten , um dem Prinzen Kipdschakaghul zu gefallen. Dieser war der Sohn Durdschi's, des Sohnes Ka- dan's, des sechsten Sohnes Ogotai's und folglich ein Neffe Kaidu's. Er kam mit Borrak überein, dass sich dieser und Kaidu mit den Truppen, mit denen sie dermalen zu Samar- kand und Bochara standen, begnügen, dieselben nicht ver- mehren sollten und Borrak Bochara verschone. Kaidu und Berekdschar gaben ihre Zustimmung, und die Prinzen ver- sammelten sich im Frühjahre in der Ebene von Talas und Kundschuk , wo nach achttägiger Gasterei Kurultai statt- fand ^). Kaidu sprach von dem Vertrage Tschengischan's und wie alle Zwietracht der Prinzen demselben zuwider; dann nahm Borrak das Wort und sagte : da Kaidu an der Spitze des Uluses Ogotai stehe, wie Mengu Timur an der
667 lä69
•) Robath; Wassaf. ^) Derselbe j Schedschretol Etrak p. 360.
17*
260 Viertes IJ u c li.
des TJhises Dschiidschi's in Kipdschak, wie Knbilai und Abak» die Herrschaft des Uluses Tuii's im Osten und Westen • tlieilten, so möge man auch ihn als Oberhaupt des Uluses Dschagatai unangefochten lassen und sich friedlich mit ihm verständigen. Die drei Prinzen der drei üiuse kamen dann überein, das Land zwischen dem Dschihun und Sihun in drei Theile zu theilen , wovon einer vonBorrak, die beiden anderen von Truppen Kaidu's und Mengu Timur's besetzt bleiben sollten; sie verbanden sich gegenseitig, mit ihren Reitern nur in den Steppen herum zu ziehen, die Städte nicht zu betreten, die Unterthanen zu schonen; im folgenden Frühjahre aber sollte dem Borrak freistehen, gegen Cho- rasan zu ziehen und sich auf Kosten Abaka's zu vergrössern: „Sie besiegelten ihren Vertrag nach mongolischer Sitte mit gewechselten Bechern und Kleidern, indem sie die Hefe auf die Erde gössen" *). Eine Zeit lang genoss das Land unter der gerechten Verwaltung Mesud's, der als weiser Wesir in seines Vaters Jelwadsch Fussstapfen trat, des er- wünschten Wohlstandes, bis bald darauf, als JVlengu Timur und Kaidu sich veruneinigt hatten, das Heer des letzten dem des ersten entgegenziehend Bochara verlassen, die Besitzungen desselben berannte, das Land, trotz der Vor~ Stellungen seines Wesirs Mesudbeg, durch Erpressungen verheerend. Borrak, im Besitze des Landes zwischen dem Dschihun und Sihun, war nun auf den Feldziig gegen Abaka bedacht, worüber ihm die Herrscher des Hauses Ogotai und Dschudschi, als Feinde des Uluses Tuli , freie Hand ge- lassen, sandte aber zuerst die schon oben erwähnte Ge- sandtschaft an Abaka, um den Zustand desselben besser zu erkunden.
') Wassaf; aber von dem, was bei d'Ohssou zweimal, Ilt. B. S. 427 und 429, vorkommt: ils hurent ensemble, apres avoir cboque leuis coupes, du sang oii il y avoit de l'or, ist keine Spur im citirten Wassaf, wo bloss vom Blute der Rebe die Rede, Chuni- reschardend , sie tranken das Blut der Rebe; es scheint, dass H. v. O. Chuniser las, das heisseu würde: sie tranken das Blut des Goldes.
Viertes U u c h.
2fil
Der öffentliche Auftrag dieser Botschaft lautete, wie üotschaß
schon oben gesagt worden, die ausständigen Rechnungen Borrak's
über die beiden Prinzen gemeinsamen Krongüter zu ver- „ "'
Rustunqen langen; aber ein geheimer war, den Prinzen Nigudaraghul, desselben.
den ersten Sohn Dschudschi's, des erstgeborenen Dscha- gatai's, welcher im Heere Abaka's diente, von demselben abspenstig zu machen. Zu diesem Ende war der Gesandte mit einem der geheimen Briefpfeile versehen , welche die Mongolen Tughane nennen, in deren Schaft die geheime Depesche verborgen '"). In dem Briefe gab Borrak dem Prinzen Kunde, dass er im BegriflFe, wider Abaka in's Feld zu ziehen; er möge, als ein Prinz des üluses Dschagatai, sich hüten, dem Feinde ferner zu dienen. Die Aufforderung fruchtete; Nigudar, zu einem Kriegsrathe berufen, ent- schuldigte sich und bat nm Erlanbniss, in seinen Jurt nach Georgien zurückkehren zu dürfen; er hoffte über Derbend, im Norden des kaspischen Meeres, das Lager Borrak's zu erreichen; aber Dschiramun Nujan , welchem die Huth der nördlichen Gränze übertragen war, hinderte ihn an der Ausführung dieses Planes, indem er ihn, sich nach Georgien zu werfen, zwang, wo er durch die Hand der Tochter des Königs David Bürgschaft seiner Sicherheit suchte, aber nicht fand; denn die Gegner trachteten ihm nach dem Leben, so dass er im folgenden Jahre mit Weib und Kind sich auf Gnade und Ungnade in die Armen Abaka's warf. Abaka liess sechs seiner Emire hinrichten, seine Truppen unter die Tausender, Hunderter und Zehner vertheilen , setzte ihm fünfzig Mongolen als Aufseher und ihn selbst zu Derjar Kebudan in Verhaft, aus welchem er jedoch in der Folge, nach der Niederlage Borrak's, entlassen ward 2). Der Bot- schaft Borrak's ritt Schemseddin Dschnweini, der Wesir Abaka's, bewillkommend entgegen, und trotz der hohen Meinung, die er von sich selber hatte, stieg er, als er in die Nähe Mesud's kam, doch vom Pferde und küsste dem Mesudbeg ehrfurchtsvoll die Bügel. Dieser, minder be-
1270
0 Reschideddiu. ') Derselbe.
262 viertes H ij c I..
scheiden, als sein Vater, Jelwadsch, sagte, verächtlich auf Schemseddin herabsehend: „Du bist der Inhaber desDiwan's! Dein Neme ist besser, als dein Aussehen," Schemseddin's Klugheit Terschraerzte den bitteren Gross für den Äugen- blick mit Stillschweigen, rächte sich aber bald hernach durch die Nachsendung der Boten, welche den Gesandten als Kundschafter zurückbringen sollten , und als diese zu spät kamen, durch die Entflammung des Krieges wider Borrak, der seinen Bundesgenossen Kaidu um Hilfe ansprach. Kaidu sandte Jerligh an die Prinzen Ahined Ben BurP^, Bali'ghu'^ und Nihpei Aghul^)^ dass sie bei Tirwed über den Oxus gehen sollen; Tschahad, der Sohn Huku's") , Mo- barekschah^^ und Kipdschah, der Sohn Kaidu's®}, erhielten den Befehl, mit Borrak zu Amu über den Dschihun zu setzen; weiter hinauf sollten Kohadsclm''^ der grosse und Banial bei Chiwa, Kokadschu der kleine aber bei Mingk- kischlagh, welches der gewöhnliche Ueberfuhrsort von Chua- resra, über den Fluss gehen und sich mit Borrak jenseits desselben vereinen. Dieser rüstete den Krieg aus allen Kräften, alle Pferde wurden zum Dienste des Heeres weggenommen und des Tages mit sieben Menn Gerste und Korn gefüttert, um sie fett, alle Hunde wurden getödtet, um aus ihren Häuten Schilde zu machen; so entstand Theuerung und Mangel. Um dem Heere Proviant zu verschaffen, befahl Borrak, das Land bis Bochara und Samarkand zu verheeren. Mesud machte ihm abermals Vorstellungen dagegen und auf die Unklugheit aufmerksam , sich auf diese Weise selbst sicheren Fückzug abzuschneiden. Borrak bestrafte diese frei- müthige Vorstellung des weisen Wesirs mit sieben Prugel- streichen, nahm aber den Befehl der Verheerung zurück.
') der Sohn Muwatukjan's , des zweiten Sohnes Dschagatai's, *) der Sohn Kaidu's, des siebenten Sohnes Dschagatai's. ^) der Sohn Serban's, des achten Sohnes Dschagatai's. ') der Sohn Gujuk's, des zweiten Nachfolgers Tschengischan's. *) der Sohn Kara Hulagu's, der Erstgeborene Muwatukjau's. *) der sechste Sohn Ogotai's. ■*) Kuhdschu heisst auch der neunte Sohn Kubilai'si
4
Viertes Buch. 268
Ausser den oben genannten, von Kaidu zur Hilfe Borrak'g Borrakzieht
bestellten neun Prinzen des Uluses Ogotai und Dschaffatai "*^'* ^'"^
_ . , " OxHS und
stellten sich zu seinem Dienste noch vier des Uluses Dschu- ^^ird von
dschi, nämlich die beiden Jesawur [der grosse und kleine] *\ Kipdschak Meraghul und Dschelertm'^^. Rlit diesem Heere eroberte ^^^^"**«^"- Borrak Chorasan von den Gränzen Bedachschan's und Schi- bnrghan's (bei Balch) bis nach Nischabur. Ehe er noch über den Oxus gesetzt, sandte er Botschaft an Tekschin (den vierten Sohn Hulagu's, den Bruder Abaka's), welchem vom Vater die Herrschaft über das Gebiet von Badgki's, östlich vonHerat, eingeräumt, vom Bruder bestätigt worden. Bodgkis, was nur verderbte Aussprache von Badchis, d. i. Windauf- stehend , weil dort immer die Winde rege, hiess vormals Pasin und war die Hauptstadt der Hunnen Euthaliten; die Wälder der Gegend sind meistens Pistazienwälder, von denen Herat und andere Städte mit Pistazien versehen werden. In diesem Bezirke liegt das unbezwingliche Schloss Nerfht^), •
das Pornos Chorasan's, auf einem tausend Ellen hohen P'elsen, zu welchem eine halbe Stunde lang ein nnr für Einen Men- schen gangbarer Pfad fuhrt, noch nie dnrch Gewalt der Waffen bezwungen; die Geffend umher ist so kalt, das» die Rosen hier erst im Juli bli'ihen; das Holz zn dem Baue der Häuser von Herat kommt ans diesen Wäldern und ist so trefflicher Eigenschaft, dass es weder austrocknet noch fault, der Boden so fruchtbar, dass derselbe ohne Mühe und Kultur hundertfach trägt *^. IVach der Fel«enbiirg Nertku ist Kiasis ein geschichtlich merkwiirdifrer Ort des Gebietes von Badchis, weil es die Grabstätte Mofram/aas. des berühmten falschen Propheten, der allnächtlirh ans einem Brunnen von Nackscheb einen Mond aufsteigen liess (ver-
*") der grosse Jesattmr, der Bruder Borrak's, he\\Vassaf Fesmar, hei Reschideddin auch Jesfts ; der Meine war Jpsmrnr. der Sohn Dschudschi's (der Bruder Kipdschak's") , des Sohne« Kaidu's, des sechsten Sohnes Ogotai's. *) der Sohn Batu's, des Sohnes Hindu's, des Sohnes Dschagatai's, des zehnten Sohnes Dsrhudschrs. ') In den Jahrbüchern der Literatur VII. HOO. irrig Nertukc, weil das Ki zum Namen gezogen worden, *) Nushct : üschiliauuuma S. 3)4.
2(54 A i c r t e s D ii c li.
muthlich von bengalischem Feuer}, der die Gegend weit umher erlenchlete ' ). Borrak Hess den Prinzen Tekschin wissen, das Land von Badgliis bis Ghasnin und dem ludus geliöre zur Weide seiner Väter, und er möge daher das- selbe räumen. Tekschin antwortete: er Jiätte es als väter- liches Erbe von seinem Aka^ d. i. dem älteren Bruder und Herrn Abaka, bei dem er sich erst anfragen müsse. Abaka antwortete: dass das Land von Badghis zu den Krongütern des Hauses Hulagu's g.ehöre und dass er dasselbe wider den Angriff Borrak'8 zu vertheidigen wissen werde. Auf diese Antwort hatte Borrak mit den Prinzen, die in seinem Ge- leite, Kriegsrath geljalten und war über den Oxus gegangen, nachdem er seinen Sohn Begtimur mit tausend Reitern zu Kesch und Nachscheb zurückgelassen. Melik Schemseddin Kert von Herat kam dem Prinzen huldigend entgegen, um die Schonung seines Landes zu erhalten, welche auch zu- gestanden, aber die Verheerung alles übrigen, dem Kubilai oder seinem Neffen Abaka gehÖrigenLandes befohlen ward ^). Von Seite Abaka's befehligte sein älterer Sohn Arghun, welchem die Statthalterschaft von Chorasan verliehen ward, das Heer; in demselben befand sich ein Emir der Tausender Namens Sidsckektii , welcher ehemals ein Hausgenosse des Prinzen Kipdschak; als er hörte, dass dieser sich im Heere Borrak's befände, sandte er ihm ein Geschenk von Pferden, das dieser mit gleichem entgegnete; diess war der Anlass eines heftigen Streites zwischen Kipdschak und dem Feld- herrn Dschelartai dem Dschelairen, welcher dem Kipdschak in Borrak's Gegenwart vorwarf, die bessten Pferde für sich behalten und nur die schlechteren dem Borrak gegeben zu haben. Kipdschak rief aus: „Hat je ein Karadschu , d. i. ein Unterthan, solche Worte gegen einen Abkömmling Tschengischan's so gesprochen, dass sich solch ein Hund solcher Worte erfrechen darf." — „Wenn ich ein Hund bin", antwortete Dschelartai, „bin ich der Hund Borrak's und nicht der deine." — „Ich werde dich entzwei hauen,"
*) Dschihauuuiua S. Mi). ') Reschideddin.
Viertes Buch. 266
rief Kiptlschak , „ohne dass mein Aka es mir verarge." — „Und ich," entgegnete Dschelartai, die Hand auf den Dolch legend, „wenn du nahest, dir den Bauch spalten." Da Borrak durch sein Stillschweigen dem Dschelartai Recht gab, verliess Kispdchak erzürnt die Versammlung und in der IVacht mit zweitausend Reitern das Lager. Die Versuche Borrak's, denselben durch die Sendung von drei Prinzen zur Rückkehr zu bewegen, waren vergebens. Dschelartai folgte mit dreitausend Mann, in der Hoffnung, ihn zu über- rumpeln; aber da die Prinzen fürchteten, dass, wenn die Truppen desselben in Sicht kämen, Kipdschak sie mit sich führen würde, kehrten sie unverrichteter Dinge zurück. Eaidu fühlte empfindlich diese, seinem Vetter zugefügte Beleidigung; er machte gegen Abaka die Flucht Kipdschak's aus dem Lager Borrak's als ein Verdienst geltend, und ver- band sich, seinen alten Verbündeten Borrak verlassend, mit Abaka in Freundschaft, so dass sie sich fortan Ortak, d. i. Genossen, hiessen.
Abaka sandte den Prinzen Jaschmut mit einem Heere jj^id zu Hilfe Tekscliin's, welcher dem Anfalle des Heeres Borrak's Meryhaul, preisgegeben , während Schiramun im Norden sich mit Ni- VschebaVs gudar, dem in Abaka's Lager flüchtigen dschagataischen Prinzen, schlug. Mit fünfTomanen, d. i. mit fünfzigtausend Mann, trat Borrak den Zug durch Chorasan an'); seine beiden tapfersten Feldherren, Dschelartai der Dschelaire und Merghaul, jener ein Bogenschütze, wie Aresch , der berühmte Bogenschütze der altpersischen Geschichte; den Bogen Dschelartai's vermochte kein Anderer zu spannen , als er selbst. Merghaul war vorzüglich in der Kunde des Dschade, d. i. des Wetter- und Hagelmachens mittels des Regensteines, bewandert; er sagte von sich selbst: „Ich binde den Gaul zu Konghus Alanik an und reite nicht faul den Falben ^^
'3 \Vassaf nennt die Prinzen: Jesdar , Kongurtai , Adschai, Tikesdi?, Nigudar Hnladschu; die Emire : Arghesim, Masiik Aln/ied, Kotschek . Timur, Olinak, Menkeser , Abdullah^ der Sohn Tulak Bawerdschi's , und Aradschuk. *) Ala at.
266 Viertes Buch.
bis an die Alpen desselben*}, ohne dass, um auszuruhn, ich den Zügel vom Kopf muss thun , und ohne dass die Schweissdecke trocken werde." Purbaha D schämt , der persische berühmte Dichter, welcher, ein Türke oder Mon- gole von Geburt , zur Zeit Arghun's (des Sohnes Abaka's) halb aus persischen, halb aus türkischen und mongolischen Worten bestehende Mischlingsgedichte verfertigte, sagt in seiner zum Lobe Schemseddin Dscfauweini's verfassten Kas- sidet :
Die Trennung Merghaul verheert Geduld mit Schwert, Wie jüngst Borrak mit seinem Heer das Land verheert').
Solchen Kräften und Helden vermochten die Prinzen Arghun, Jaschmut und Tekschin Qener der Sohn , diese die Oheime Abaka's} nicht zu widerstehen, und er zog also selbst an der Spitze eines Heeres nach Herat. Indessen hatte Borrak Gesandte an Kaidu geschickt, um sich über die Empörungen der beiden Prinzen Kipdschak und Dschebaty welche er ihm zu Hilfe gesandt und die ihn nun verlassen, zu beklagen. Als Dschebat an die Gränze Bochara's gelangt, rastete er einige Tage aus. Die Emire der Tadschiken (Perser) gaben hiervon dem Begtimur Aghul, welchen der Vater, Borrak, jenseits des Oxus zurückgelassen, Kunde: „Könntest du," fragte Begtimur den Tasikaka (den Emir der Tadschiken}, „mit fünfhundert Reitern denselben nicht abwehren?" — Tasik antwortete : „Ich bin Karadschu, d. i. Untcrthan , und Dschebat ist Urugh, d. i. vom Herrscherhause, wie kann sich der Karadschu mit dem Urugh schlagen?" — Da sass Begtimur selbst zur Verfolgung Dschebat's auf, der sich mit genauer Mühe mit zehn Reitern rettete, nachdem er die Brücke von Tschirameghan zerstört; dreissig Parasangen weit verfolgte ihn die Truppe Borrak 's, ohne ihn erreichen zu können. Borrak machte sich jedoch nicht viel aus der Entweichung der beiden ogotaischen Prinzen, Kipdschak und Dschebat, vertheilte ihre zurückgebliebenen Truppen unter die seinen, und schwelgte, unbesorgt der Zukunft. Merghaul
') Alatayh. -) Wassaf.
viertes Buch. §07
wurde nach Nischabur gesandt, Borrak blieb zu Thalkan;6'. Rnmnsan
Nischabur wurde geplündert, und gleiches Loos hatte Borrak ^— -—
der Stadt Herat bestimmt. Da stellte ihm Kotlogh Timur \269 vor, dass, wenn er sich den Herrn von Herat, Melik Schems- eddin Kert, zum Feinde mache, derselbe ganz Chorasan empören würde. Borrak gab der Vorstellung Gehör und sandte den Kotloghbeg mit fünfhundert Reitern, den Herrn von Herat in's Lager zu laden. Im Schlosse Chatsar trafen sie zusammen Melik Schemseddin, ein staatskluger Kopf, folgte der Einladung; er ward von Borrak ehrenvoll em- pfangen und mit Chorasan belehnt ; Mehreres noch versprach ihm Borrak nach Persiens Eroberung; sie sprachen von Nichts, als von der Verheerung Bagdads und der Stadt Tebris, deren Schätze sie schon im Gedanken theilten , in- dem der Herr von Herat sich dem Lieblingsplane Borrak's hingab. Dieser begehrte von ihm eine Liste der reichsten Einwohner Chorasan's. Schemseddin gab auch diese und begehrte die Erlaubniss, nach Herat zurückzukehren, um dort Waffen und Pferde aufzubringen. Die Einwohner Herat's gingen ihm entgegen und vernahmen trostlos die mongolische Forderung; da aber indessen die Nachricht vom Anzüge des Heeres Abaka's verlautete , zog sich Melik Schemseddin in das östlich von Herat gelegene Schloss Chatsar zurück; hier erwartete er politisch den Ausgang des Kampfes zwi- schen dem Uluse Dschagatai und Hulagu's, zwischen Abaka und Borrak , den Untergang des letzten voraussehend *).
Fast zwei Tage früher , als Borrak Nischabur verheerte» Abaka's brach Abaka, von allen seinen Brüdern, Jaschmut und Tek- Aufbruch;
schin ausgenommen, die schon in Chorasan, begleitet, dahin ,,.
^ ' » & ' Niederlage.
von der Gränze Aserbeidschan's auf. Als er nach dem . „
4. Ramasan
zwischen Sendschan und Ebher gelegenen Distrikt Schirgis"^^ 668 gekommen (^wo epäter die Stadt Sultanie erbaut ward^, ^S. April welchen die Mongolen Kungurulang nennen , wartete ihm der von Kubilai an ihn geschickte Gesandte Tehadschek auf, welcher von Borrak aufgefangen und in Verhaft gehalten,
0 Reschideddin. *) d'Ohsson III. 505.
268 Viertes Buch.
demselben entflohen war. Auf «lie durch ihn erhaltene Kundschaft von der Schwelgerei und der Sorglosigkeit Borrak's beschleunigte Abaka seinen Marsch; jenseits Rei, zu Kumts, kamen ihm sein Bruder Tekschin, der General Arghun und sein Sohn Arghun und mit ihnen der Sultan Kerraan's be- wiilkommend entgegen; auf der Ebene von Radegan wurden Gold und Silber in Menge unter das Heer vertheilt und demselben mit Drohungen und Verheissungen die Erfüllung seiner Pflichten eingebunden. Von hier ging der Marsch nach Bachers, dem zwischen Nischabur und Herat gelegenen Distrikte, in der Literaturgeschichte durch Bachersi, den Verfasser der berühmten Blüthenlese, für immer geadelt. Gegen Ferjah , nicht zu verwechseln mit Farab, dem Ge- burtsorte des grössten Philosophen und Gesetzgebers der Tonkunst, Ferjabi, welchen die Araber den zweiten Lehrer, wie Aristoteles den ersten, nennen, sandte er Streifparteien aus und beschäftigte sich mit der Vertheilung des Heeres in verschiedenen Richtungen. Dem Bruder Jaschmut über- trug er den Befehl des rechten Flügels, den Obotai Nujan behielt er bei sich im Mittelpunkte , den Bruder Tekschin sandte er nach Beldschaghran, dem Jurte Merghaul's , wo einige der Vorposten Merghaul's getödtet wurden ; dieser eilte, dem Borrak die Kunde zu bringen, dass ein feind- liches Heer zugegen. Borrak sagte: Wenn Tekschin und Arghun wieder zurückgekommen , so wissen wir schon , was von ihnen zu halten, da wir sie geschlagen; ein Anderes wäre es mit Abaka; geh' und verrenne ihnen den Weg, bis wir zur Schlacht gerüstet. Von Badghis aus sandte Abaka einen fündigen Gesandten an Borrak mit Friedensanträgen: er wolle ihm Ghasnin und Kerman und das Land bis an den Indus überlassen, er möge freiwillig zurückkehren; wenn nicht, zur Schlacht gerüstet sein. Prinz Jesawur rieth zum Frieden, weil Kipdschak und Dschebat entflohen und die Pferde noch schwach. Merghaul ereiferte sich dagegen und behauptete, das anziehende Heer seien nur die Truppen Tekschin's und Jaschmuts, indem das Abaka's in Syrien beschäftigt sei. ^ Dschelartai sprach im Sinne Merghauls: Wir sind zum Kriege
Viertes Buch. 269
ausgezogen; wenn du Frieden gewünscht, wärest du besser jenseits des Oxus geblieben. Borrak fragte den Astrologen Dschelal ; dieser riefh, einen Monat zu warten, indem die Ansiciiten der Gestirne ungünstig. Merghaul und Dschelartai sprachen erzürnt dagegen; die Schlacht ward beschlossen. Abaka befahl dem Emire Toghus, das Terrain auszuwählen. Er bestimmte am Fusse eines Berges eine grosse Ebene, vom Flusse Karasii durchschnitten. Drei hier aufgegriffene Kundschafter wurden durch eine Kriegslist Abaka's getäuscht, indem in ihrer Gegenwart ein eingelernter Bote die falsche Nachricht brachte, dass zu Hause ihr Jurt von den Feinden im Norden überfallen, schleunigen Rückzug fordere. Dieser wurde in der grössten Eile veranstaltet, das ganze Lager im Stich gelassen; der Befehl zur Hinrichtung der Kund- schafter ward öffentlich, heimlich der gegeben, dass man einen derselben entwischen lasse. Borrak mit seinen beiden schlachtlustigen Feldherren, Merghaul und Dschelartai, gingen in die Falle ; das zurückgelassene Lager ward geplündert und dann der flüchtige Feind verfolgt bis an den Ort, welchen Abaka zum Schlachtfeld ausersehen; Borrak, betroffen, stellte sich am Flusse in Schlachtordnung auf. Abaka gab den Be- fehl des rechten Flügels dem Bruder Tekscliin und dem Emir Semghur, den des linken dem Bruder Jaschmut, unter welchem die Generale Suntai und Arghunaga; der letzte befehligte die Hilfstruppen von Kerman und Fars, deren Anführer Sultan Hidschadsch und der Atabeg Jusufschah; Obotai befehligte das MitteltrefFen. Merghaul fiel gleich Anfangs der Schlacht, Dschelartai schlug den linken Flügel und «Irückte dejiselben bis Fuschendsch zurück; der rechte Flügel und der Mittelpunkt hielten noch fest; als aber auch die Truppen Abaka's zu wanken begannen, liess sich Suntai, der neunzigjährige Feldherr desselben, auf einem Sessel mitten im Schlachtfeld nieder und sagte zu den ihn um- gebenden Offizieren: „Heut' ist der Tag, uns dankbar gegen Abaka zu erweisen durch Sieg oder Tod." Nach dreimaligem Angriffe wurde Borrak geschlagen ; sein ganzes Heer wäre ▼erloren gewesen ohne Dschelartai's Muth und Geistes-
270 Viertes B u o li.
gegenwart. Er sammelte die zerstreuten Flüchtlinge und bewirkte ihren Rückzug über den Oxus. ^jj. Borrak, der auf der Flucht vom Pferde gefallen und
Borrak's. dazu vom Schlage berührt worden , kam gelähmt nach Bu- chara , wo er sich zum Islam bekehrte und den Namen Ghajaseddin annahm. Viele seiner Feldherren, seiner üblen Laune ausgesetzt, verliessen denselben unter verschiedenen Vorwänden. Der Prinz Ahmed Aghul, der Sohn Huris '7, zog missvergnügt mit seinen Truppen nach Pischbaligh. Tukai , die starkraüthige Gemahlin Borrak's, als sie dessen Rückzug vernahm, bot sich ihrem kranken Gemahie au, auf- zusitzen und ihm den Prinzen zurückzubringen. Der Emir Mauidan erhielt den «Befehl zur Verfolgung , Borrak folgte in einer Senfte; auf der zweiten Station traf die Nachricht ein, dass Prinz Nikpei, der Sohn Serban's, sich nach Chodschend entfernt. Borrak sandte ihm den Prinzen Ba- lighu , den Sohn Kadaki's, des Sohnes Buri's, nach, und erschöpfte sich in Klagen über die ünstätigkeit seiner Hilfs- genossen und über die Unfälle der letzten Schlacht: „Als ich," sagte er, „vom Pferde gefallen, als ich rief; Ich bin euer Padischah , gebt mir ein Pferd! hörte mich keiner; Alle stürmten vorbei auf der Flucht, his ein Kar mvine (ein Naphtafeuerwerker^ , Namens Sali, vom Pferde stieg, mir dasselbe gab und statt desselben einige Pfeile begehrte, die ich ihm reichte." Er sandte den Bruder Jesar') an Kaidu, um sich über den Abfall der Prinzen Kipdschak und Dschebat zu beklagen. Kaidu brachte ihm die Treulosigkeit Borrak's in Erinnerung, welcher, während die Prinzen, seine Brüder, mit Kipdschak die Rückkehr unterhandelten, den Dschelartai nachsandte, um ihn zu überfallen ; Jesar läugnete es. Kaidu versammelte seine Emire zum Rath, stellte ihnen vor, wie verächtlich bisher die Verbindung mit Borrak für das Haus Ogotai's gewesen ; es ward beschlossen, den Jesar in Gewahr zu halten und dass Kaidu selbst mit ein Paar Tomanen unter
*) Der Enkel Dschagatai's aus seinem zweiten Sohne Muwa- tulijan. 2) Bei d'Ohsson Jesar, in Wassaf Basmar^ in der Hand- schrift Reschideddin's der k. k. Hofbibliothek Parso.
Viertes Buch. 271
«lern Scheine, dem Borrak die begehrte Hilfe zu leisten, aufsitze , weil , ehe sie ankämen , sein Loos entschieden sein würde. Indessen hatte Nauldar den Prinzen Ahmed Biiri und Balighu den Prinzen Nikpei verfolgend erreicht und in dem ihnen gelieferten Treffen fielen Ahmed Buri und Nikpei. Sodald Borrak hiervon Kunde erhalten hatte, sandte er an Kaidu , dessen wahre Absicht er ahnte, Wort, um ihm für seine Hilfe zu danken, die nun überflüssig geworden sei. Kaidu setzte nichtsdestoweniger seinen Marsch fort; ehe er noch das Lager Borrak's erreicht, war dieser plötzlich ge- storben, vermuthlich durch neuen Schlaganfall getroffen. Als Kaidu dem Lager nahte, hörte er die Todtenklage und sah die Wachen mit fliegenden Haaren. Kaidu und alle Prinzen beweinten den Tod Borrak's; sie zogen die Trauer an und Borrak's Leichnam wurde auf einem hohen Berge bestattet. Am folgenden Tage erschienen die Prinzen Mu- bareksehah (der Enkel Muwatukjan's, aus dessen Sohn Kara Hulagu und der Frau Hirghana^, Kajan und Dschobai, die Enkel des vor Olmütz gefallenen Paidar [Peta] ' ) , und Hessen sich vor ihm, als dem älteren Prinzen, auf die Kniee nieder, sich seinen Befehlen fügend. Sie klagten über die Behandlung, die sie von Borrak erlitten; Kaidu versprach ihnen die Zurückstellung der ihnen weggenommenen Güter und überliess ihnen den Schatz Borrak's zur Theilung. Mu- barekschah nahm mit eigener Hand die Ohrgehänge der Frau Tukai , der Gemahlin Borrak's, vom Ohre. Borrak hatte vier Söhne hinterlassen : Peik Timur, Tewabtiri, Tehu und Vladai ; mit ihnen vereinigten sich die Söhne Aighui's, die beiden obgeiiannten, Dschobai und Kija?i; des dem Kaidu gegebenen Wortes vergessend , verheerten sie das ganze Land von Chodscheud bis Bochara und bis jenseits des Oxus. Drei Jahre hernach kam auf Vortrag des Wesirs Scheras- eddin, dass es die höchste Zeit, den Unordnungen im Lande jenseits des Oxus ein Ende zu machen, ein Heer unter dem
') In der Handschrift der k. k. Hofbibliothek einmal DschaüU und einmal Dschobai, in Wassaf Dschoban.
272 Viertes Buch.
Befehle Jusufs und Kuroghdai's , der Söhne Dschintiraur's,
des vormaligen Statthalters in Persien , nach Chuaresra: Gnr-
gendsch. Chiwa und Karakusch, wurden von Gütern geleert,
7. Redscheb mit Leichnamen gefüllt. \'or Böchara schlugen sie sich mit
— — - — — — - dem dschagataischen Heere; sieben Tage dauerte die Schlacht, «O.Jan JiHt -i '^ c 1
zehntausend Todte deckten die Erde. Bochara ward toq neuem mit Feuer und Schwert verwüstet, die Medrese und die Bibliothek Mesudbegs gingen in Flammen auf. Dies war eine strenge Antwort (bemerkt Wassafj auf das ver- ächtliche Wort, welches Mesudbeg dem Grosswesir Scheras- eddin zum Willkoramen gesagt. Fünfzigtausend Jünglinge und .Mädchen wurden als Sklaven weggeschleppt; Dschobai und Kijan nahmen ihnen jedoch die Hälfte wieder ab. Dieser Raubzug war das Werk der Einstreuungen des Turk- manen OkbaP ). Sieben Jahre lang blieb die Stadt verödet. Zueite Nach der Niederlage Borrak's zog Abaka mit dem Heere
Thron- nach seinem Thronsitze in Aserbeidschan zurück; die Kriegs- besteigung : zucht ward so strenge gehalten, dass, wie auf dem Hin- Halswunde; j^arsche im Frühling, der Huf seiner Pferde kein Saatfeld zertrat, jetzt auf dem Rückwege im Herbste vom Soldaten keine Garbe geraubt, keine Traube abgerissen ward; eine Kriegszucht, so löblicher, je ungezügelter die Raubsucht i. Rehiul- mongolischer Heere im feindlichen Lande. Ära achtzehnten ewuei 669 October, dem in der Geschichte durch vielfache Schlachten Ib.Oct.UTO ^\^ Kriegsfest so berühmten Tage, stieg er zu Meragba ab SO.Rebiul- und zwanzig Tage hernach hatte im Lager zu Dschaghantu ^""'"'^^ die zweite feierliche Thronbesteigung und Krönung statt, em '^'' ifjtj^fjj (jjg Gesandtschaft des Kaan's mit der Bestätigung der Herrschaft als Ilchan und Padhchah in Iran mit dem Herr- scherdiplorae eingetroffen war. Der Grund , dass sich diese Bestätigung volle sechs Jahre erwarten iiess, kann v*ohl blos in dem Bürgerkriege Abaka's mit Nigudar und Borrak ge- legen haben, weil, ehe das Loos der Waffen durch die Niederlage von den beiden letzten die bleibende Herrschaft des ersten entschieden , dieselbe feierlich zu bestätigen der
') ^^assaf.
V i c r t 0 a ß u c b. 27JJ
Kaan Anstand nahm. Zu gleicher Zeit mit den Gesandten des Kaan's trafen auch die Mengutiraur's, des Herrschers von Kipdschak , mit Geschenken ein, ura zur siegreichen Beendigung des Feldzugs Glück zu wünschen. Sie wurden ehrenvoll empfangen und reich beschenkt entlassen. Auf einer der Stationen des Marsches, vor der Ankunft zn "Me- Zl^füllL^^ ragha, war Abaka auf der Jagd durch das Hern eines wilden '' ^^^" Stieres am Halse rerwundet worden, so dass das Blut aus der Wunde floss ; um dasselbe zu stillen, unterband einer der Ai'dadschij d. i. der Küchenmeister, die Haut mit einer Bogensehne, so dass es zu fiiessen aufhörte, und er dafür von Abaka reichlich belohnt ward; aber es hatte sich ein Senkel gebildet , welcher höchst beschwerlich fiel und auch gefährlich schien. Keiner der Aerzte getraute sich den- selben zn öffnen, nur der grosse Astronom iVassireddin, welcher auch ein geschickter Arzt, verbürgte sich, die Operation ohne Gefahr zu unternehmen; er schnitt den Blutsack auf und reinigte die Wunde, die binnen einer Woche geheilt war. Die allgemeine Freude hierüber ward s,. sUhidsche durch den Tod der beiden Prinzen Jaschnut und Tehschin, ^ die Oheime und treuen Waff"engefährten Abakas in dem Kriege wider Nigndar und Borrak, getrübt. Sechs Monate früher war auch Jesundschin, die Mutter Abaka's, gestorben; ihr Lager erhielt die Gemahlin Abaka s, die Prinzessin Padischah Chatun, die Tochter Kutbeddin's, des Sultans von Kerman. So hatte Abaka Chan nach dem Tode seiner Stiefmutter, der grossen Frau Tokuschatun , ihr Lager ihrer Nichte Tukini, der Beischläferin seines Vaters Hulagu, ver- liehen, welche dreissig Jahre lang im Besitze desselben, ■worauf es Kukadschi Chatun, eine Verwandte der grossen Frau Bulughan, der Gemahlin Ghasan's, und nach dereii Tode die Frau Keramun, die Tochter eines Vetters der Frau Bulughan, erhielt, nach dessen Tode dieselbe unter der Regierung Oldschaitu Chodabende's (^des achten Ilchanen^ die Frau Kotloghschah, die Tochter Emir Irindschi's, eines Neffen der grossen Tokus, verliehen ward'J, So erbte der
•) i. J. 703 a303), Reschideddia von den Frauen Hulagu*. Uammerj Gcschichte der llchane. I. 18
214 Viertes Buch.
Besitz der Lager der Prinzessinnen zwar nicht regelmässig
fort, sondern ward theils mit Rücksicht auf die Erbfolge,
6". Itebitil- theits aus Gunst verliehen. In diesem Jahre der Rückkehr
aus Chorasan ergab sich endlich das Schloss der Assassinen
Girdkßih , welches seit der üebergabe von Alamut noch vierzehn Jahre '3 ausgehalten, weil der letzte Fürst der Assas- sinen demselben zwar den von Hulagu gestellten öffentlichen Befehl, sich zu übergeben, aber heimlich sich zu halten, Wort gesandt hatte. Girdkjuh , das letzte blutige Nest der Assassinen, vielleicht das Gilgerd der Byzantiner, das Schloss der Lethe , in welchem Staatsgefangene zur ewigen Ver- gessenheit eingesperrt wurden ; sowohl der Name als die Festigkeit desselben geben dieser Vermuthung Wahrschein- lichkeit.
Herrscher Auf dem Rückmarsche von Chorasan nach Aserbeidschan
von Luri- war Abaka an der Gränze Gilan's von einer Schaar dilemi- stan ; Oll gpjigji Gesindels aus einem Hinterhalte angefallen worden.
ÜVOSSCV
Männer Jusufschah, der Sohn Scbemseddin Alp Arghaun's, der Atabeg von Gross - Lurisfan , welcher auf diesem Feldzuge den Chan als Vasal begleitet hatte und sich eben in dessen Nähe be- fand, sprang vom Pferde und wehrte durch seine Tapferkeit die Gefahr vom Haupte Abaka's ab. Zur Belohnung dafür verlieh ihm der Chan zu Gross -Luristan noch den Besitz von Chusistan , das Gebirge Kibije und die beiden Städte Firusan und Dscherbadukan ; die erste, im persischen Irak in der Nähe von Firusan gelegen, ward von Firns, dem Könige der altpersischen Dynastie der Beni Sasan, erbaut, von welchem sie den Namen hat, in einer an Baumwolle, Korn und Früchten aller Art gesegneten Gegend gelegen^). Dscherbadakan, auch Derbajekan oder Güljadkjan genannt, ist eine zwischen Kerdsch und Hamadan gelegene Stadt, welche Humai, die Tochter Behmen's, des Kejanenen (^die
') Vom J. 654 (1256) bis 669 (1270) machen vierzehn Sonnen- und fünfzehn Mondjahre, was die Hälfte der von Haithon als Be- lagerungszeit des Schlosses Tigaddo angegebeneu dreissig Jahre. ^) Nushet und Dschihannuma S«. 292.
ViörtoM «uch. 275
Parigatis der Griechen}, baute und Samere nannte ' ). Jusuf- schah begab sich nach dem Gebirge Kiiuje (j\\ Luristan} und schlug die Schulen , den Sieg mit seines Bruders Nedschmeddin Tod bezahlend^). In Chorasan schlugen sich indessen die Feldherren Nihpei Behdi und der Turkraane Akbeg wider die dschagataischen Prinzen Dschoba und Kapan, den Sohn Alghui's, das Land verödend, wie bereits oben gesagt worden. Akbeg hätte sich gerne mit seiner Beute zu Kaidu geflüchtet, aber einer seiner Brüder kam zum Dienste des Steigbügels des Prinzen Arghun und ent- deckte demselben des Bruders Anschlag. Arghun berief den Turkmanen ein, um ihn an den Hof Abaka's zu senden ; auf dem Wege dahin wurde er zu Kökdsche denis, d. i. am blauen Meere (j&xn Uralssee}, abgethan; so ward auch der Intendent Melik Ssadreddin zu Rei hingerichtet. Der von Hulagu und Abaka hochgeschätzte Sekretär Dschenglaun Bachschi und der Feldherr Emir Arghun, der Sohn Dschur- maghun's, starben natürlichen Todes. Zu Tebris stürzten alle Thürme im Erdbeben ein. In diesem Jahre, wo zu „,
Tebris Melik Ssadreddin hingerichtet ward , starb zu Konia in Rum, dessen Fürsten unter der eisernen Ruthe mongoli- scher Vogtschaft standen , der grosse mystische Scheich Ssadreddin von Konia ; im nächsten Jahre aber hatten Astronomie und Philosophie, Mystik und Poesie noch weit grösseren Verlust zu beklagen in dem Tode Nassireddin's von Tus, des Werkzeugs des Sturzes der Assassinen und des Chalifats , des Errichters der Sternwarte von Meragha, des Verfassers der berühmten Metaphysik und Ethik, deren schon oben Erwähnung geschehen, und des grössten mysti- schen Dichters der Perser, Mewlana Dschelaleddins Rumi, beigenannt der Molla Kjaiser, des Verfassers des Mesnewi, des Stifters der Mewlewi. Nassireddin von Tus befand sich am Hofe Abaka's im Mittelpunkte des Reichs als der Reprä- sentant der Wissenschaft, während die Mystik und Poesie in den äussersten Enden desselben, in Rum und in Fars,
id7S
') Nusliet und Dselühanuuiua S. 299. ^) Tariclü Güsicle.
18 *
276 Viertes Buch.
blühten, in Rum durch die obengenannten beiden grossen Scheiche Dichter, in Fars noch durch Saadi , den wahren König der persischen Dichter seiner Zeit, wiewohl He?nker Farsi das Aiut des Dichterkönigs am Hofe der Atabegen zu Schiras bekleidete; dass aber schon damals der Dichterkönig von Aratswegen nicht unbedingt als der grösste Dichter er- kannt ward, beweiset, was Dewletschah in seinen Lebens- beschreibungen persischer Dichter bei der Imami's von Herat erzählet. In einer Abendversaramlung stritten sich die vier geistreichsten und gelehrtesten Staatsmänner Abaka's, nämlich der Wesir Schemseddin Dschuweini, der Statthalter Rums Moineddin Perwane, der Richter 3Iewlane Schemseddin und der Intendent Melik Iftichareddin von Kerman , einen Abend lang darüber, ob Saadi, ob Imami aus Herat oder Hemker Farsi (der Dichterkönig) der grösste Dichter; sie kleideten diese Frage in Versen ein') und sandten dieselben zur Entscheidung an den Dichterkönig von Amtswegen; dieserv antwortete bescheiden und wahr:
Obwohl ich bin ein Papagei durch süssen Sang, Bin ich die Fliege nur von Saadi's Zuckermund; Und soll i(% thun ein allgemeines Urtheil kund, So läuft Imami mir und Saadi ab den Rang.
Wie tief persische poetische Bildung damals in Staatsge- schäfte eingriff, wird sogleich aus dem Verhältnisse und Briefwechsel des gelehrten Wesirs Schemseddin Dschuweini mit Melik Schemseddin Kert, dem Herrn von Herat, erhellen.
Melik Schemseddin Kert, welchem schon Tschengischan
Schimseddin ' "
Kert. «'ie Herrschaft von Herat überlassen und welchen sein dritter Nachfolger, Mengku, als Herrn von Hera^, Sebsewar^ Ghur und Ghardschistati bestätiget hatte, war ein unternehmender, fitaatskluger, hochgebildeter Fürst, dessen Arm nie seinem Kopfe zuvoreilte und dieser nie hinter jenem zurückblieb. „Er war," sagt Wassaf, „ein Mann von hohem Geist und erhabenem Sinne, der sich der Humanitätswissenschaften befleisst. Er vereinigte in sich die beiden Lehren von den
*) Geschichte der persischen Redekünste S. 20:^.
Viertes B u c li. 277
Fingern und von den Speeren, gleich geschickt zu tanzen den Reigen der Worte und der Lanzen. Inhaber von Bü- chern und von Heeresschaaren, ein Bereiter, kundig, die Stufen und Grade zu bewahren , der auf Orion's Schultern 8888 und auf denselben, als seinem Reitpferde, die Himmel durchmass.
Schüttelt die Hand er zum Wohlthuu, so ist sie eiu Meer, Schüttelt die Hand er zum Kampfe, so ist sie eio Speer 5 Wann sich die Erde verfinstert, so ist er die Sonne, Wann sie verdorret, erfrischt er als Guss sie mit Wonne."
Sein Vater, Kert, war zur Zeit der Sultane Ghurs einer ihrer Emire und gehörte zu den nächsten Umgebungen Sultan Schihabeddin's, des neunten Herrschers von Ghur, welcher vor Sultan Mohammed Chuaresmschab sich nie gebeugt. Zu Beginn der Regierung 3Iengkukaan's, als wider diesen Jesui Menluk, der dritte Sohn Dschagatai'e, ein Heer gerüstet, ward Schemseddin Kert geschlagen und flüchtete zu Bat», fand sich aber , sobald Mengku die Prinzen , seine Neben- buhler um den Thron, aus dem Wege geräumt, am Hofe desselben huldigend ein. Er trug vor, dass, weil er bei der Annäherung des Heeres Tschengischan's demselben hul- digend entgegengekommen, er von demselben mit dem Lande Ghur '} mit dem tiefeingeschnittenen Schluchtlande des nord- östlichen Sistan's ober Kabul und mit Ghardschistau , dem nördlich von Ghur unter Balch gelegenen Gebirgslande be- lehnt worden sey. Mengku bestätigte ihm nicht allein den Besitz der beiden Gebirgslandschaften von Ghur und Ghar- dschistan'^), deren Einwohner derselbe Schlag von Menschen, durch Diplom und das Ehrenzeichen des Löwenkopfs, son- dern schlug noch Herat und Nimrus, jenes östlich, dieses südlich von Ghur (^das eigentliche Sistan), dazu. Schems- eddin begab sich in den Dienst Arghun's, des Statthalters inChorasan, und erhielt von demselben das ganze Land bis an die Ufer des Oxus in Acht und Pacht. Auch Hulagu
') Von drei Selten von Chorasau umiicben. IlscIüIi. s. 254. Hier sind die Schlösser Firtiskufi und Girdkjuh. -) Ghardschistun Dschih. S. 238, 254, 324.
278
viertes Buch.
6'38
Brief- wechsel zwischen den beiden Schemseddin (Kert und Vschmreini)
hatte denselben mit Ehren und Geschenken ausgezeichnet, aber schon Im Jahre nach der Eroberung Bagdads (bei welcher er nicht im Heere Hulagu'g erschienen^ entbrannte wider ihn der Zorn Huiagu's in so hohem Grade, dass er dem wider ihn gesandten Heerführer Tegur den Auftrag gab , ihm die Haut Schemseddin Kert's mit Stroh ausgestopft zu schicken. Kert schlug nicht nur die Truppen Tegur's, sondern auch ein zweites, wider ihn gesandtes ilchanisches Heer zu Schelaun, an der Gränze Herats, sandte aber dann Botschaft der Unterwürfigkeit und Geschenke an Hulagu und erhielt dessen Verzeihung. Als er, am Hofe angelangt, von Hulagu befragt ward, warum er ohne Befehl den Statt- halter von Nimrus getödtet, antwortete er schlagfertig: „damit der Padischali an ihn nicht dieselbe Frage stelle, wie jetzt an mich." Dem Hulagu gefiel die Antwort, und er nahm den Herrn von Herat und Ghur wieder zu Gnaden auf; Schemseddin machte in Huiagu's Geleite den Feldzug wider Berke mit und erwarb sich dessen Zufriedenheit durch Tapferkeit und Ergebenheit ; aber in dem Feldzuge wider Chorasan fiel er in die Ungnade Abaka's, weil er der Ein- ladung des Prinzen Tebsin, in dessen Lager zu erscheinen, nicht Folge geleistet , in seinem festen Schlosse von Chaisar fest sass. Abaka sandte Truppen , um denselben durch Ge- walt zu bezwingen. Schemseddin machte Vorstellungen wider diese Massregel, wodurch Chorasan von neuem verheert werden würde; er bat den Ilchan, die Schlichtung dieses Geschäfts seinem Sohne Chodscha Behaeddin, dem Statthalter von Issfahan, zu überlassen.
Schemseddin Kert, an hohem Muthe und Geist ein würdiger Zeitgenosse und Nebenbuhler des Wesirs Schems- eddin Mohammed Dschuweini, sandte an diesen, als er die Annäherung der wider ihn gesandten Truppen vernahm , die folgenden Verse:
Wer schickt nach Chata notschaft an »len Türkenchan?
Ist nicht Nimrus das Vaterland von Pttrdestan '^ ,
•j PurdestciHy der Sohn Destan's, ist Kusteni, der Herr von Nimrus (Sistao) , der Inhaber der berühmten Stierkeule , welche eine der iicrsischcu Heichsiusignien.
Viertes Buch, 2T9
Vou dessen Schwerte und vou dessen Stiereskeule Das Haus Efrasiab's noch heute trä>it die Beule ?
Schemseddin Dschuweini, um als Dichter nicht zurückzu- bleiben und um die Sache in Gutem beizulegen , sandte Schemseddin Kert das folgende Schreiben, halb in Versen, halb in Prose;
j^Reichsglanz , o König Schemseddin Mohammed Kert ,
In dem der König und der Engel *) sich bewährt.
Wie schwer dem Herzen deine Trennung fällt zur Last,
Wird nicht von Genien, ven Menschen nicht gefasst.
0 Du von hellem Sinn und von wahrhaftem Wesen ,
Es ziemt sich, dass, wenn du diess Schreiben hast gelesen.
Du, wie der Wind, entflammst der Wunscherreichung Gluth,
Und diesen Staub abwaschest mit der Vorsicht Fluth.
Da der Gebrauch des lieblosen Himmels und des trübseligen Erdgetümmels droht, dass sie das Begehrte und Beliebte hinter dem Schleier der Verwehrung verstecken und den Zweck des Herzens und der Seele ferne stecken , so ge- schieht es, dass alle Lüsten und Mühen, welche sich der Menschenliebe geben, nur Beschwerden und Gefahren nach sich ziehen, und dass sie allzumal in der Wahl der Sicher- heit, wie sie dieselbe immer erfinden, nur Stoff der Ent- äusserung und Täuschung finden.
Weltenbrauch ist's einmal nun , Stäts das Gegentheil zu thHU ; Hätten wir die Eintracht nicht begehrt. Hätte Welt dieselbe uns gewährt.
O wenn Genuss zu uns doch heute wiederkehrte , Ich würde sagen ihm , wie Trennung uns beschwerte.
Der Sinn des Gesagten ist: Seit Jahren ist das Ohr der Seele und die Seele des Ohrs mit dem Schalle der Gross- muth des Königs des Islams, des Herrschers von Iran, des Chosrews der Erde, die Sonne der Wahrheit und der Re- ligion (die Welt sei seinen Geboten und Verboten unter- thänig und der Himmel seinem Vorhaben günstig!) als mit einem Ohrgehänge geschmücket und entzücket worden, und
') Worlspiel awischen Melik , König, and Melek^ Engel.
280 Viertes R u c li.
dieser eleudc Sklave 31ohamined Ben Mohammed El-Dschu- weiui hat gewünsclit, das» er von Angesicht zu Angesicht denselben schaue; als es nahe daran war, dass dieser Wunsch erfüllet worden ganz und gar, brach von dem Loos eine geheime Absicht der Verzögerung los (^sie möge nur Gutes bewirken!); das erstaunte Herz blieb ohne Kopf und die Seele blieb nur das Ergebniss des Spruchs: Der Gierige bleibt beraubt zurück:
Ein Eu^el s\i/X an des lazurnen Daches Hand, Der für die Licbeuden dort bildet Scheidewand.
Seit einigen Tagen sind Boten des Prinzen Mohammed von jener Seite gekommen und haben erfreuliche Nachrichten von beglückter höchstdero Seite gebracht. Diese Kunden hatten des Messias Eigenschaft, dessen Wunderkraft Todte in's Leben rafft; der Kiel des Schreibers der Kunden hatte über die Nothwendigkeit, sich vor Seiner Majestät dem llchan zu hüten, sich herausgelassen; hier erkühnt man sich aber, zu schreiben , dass der Weg unnöthiger Behutsamkeit des leeren Verdachts möge verschlossen bleiben , indem der Vorsatz jener Majestät (des Ilchan's^ nach Westen und nicht nach Osten steht."
Hierauf antwortete Schemseddin Kert, wie folgt: „Da die Tage und Nächte, die nacheinander ziehen, sich dahin bemühen, dass kein Geschöpf den Wunsch des Herzens erreiche, und dass jeder Gedanke, auf welchen man das Herz setzt '^, verändert sich nimmer gleiche, so nützen Nichts Fleiss und Streben, und Mühen und Be- schwerden können keinen Gewinn geben. Jahre sind es, dass ich mit Gebet und Fasten und Bitten ohne Rasten ge- wünscht das verehrte Antlitz des grossen Inhabers (^des Diwans), des gerechtesten und geehrtesten Wesirs, dessen Rath und That gesiegt, der die Sonne des Reichs und der Religion (seine Würde werde vermehrt!), zu sehen und demselben alten und neuen Gram zu gestehen, aber
») dil ber an nihadin , ßauz und gar dasselbe mit dem Eng- lischen : sct his heart upon sume thiug.
Viertes Buch. 281
f Da mit den Feiuden viel der Freuüd ist umgegangen, Geziemt sich nicht, von diesem Freunde zu verlangen : Hut" vor dem Honig dich, dem Gift ist beigemischt, Und vor der Fliege, die gesessen ist bei Schlangen.
Durch die Frische der Rosenzeit und durch die Bewässerung der Jahre wurden die Banden der Eintracht und Freund- schaft und die Formen der Liebe zwischen beiden Seiten befestigt und das Gebäude der Einigkeit stark und hart vor den Giftwunden alles Fremdartigen bewahrt, die Kibla der Wahrheit zugewendet, und es wurden alle Tage Briefe ge- sendet, einzuladen Tataren und lasterhafte Barbaren. (He-
mistich^ «
Was dir gefällt, gefällt mir nicht.
Diess liegt aber ausser der gesunden Vernunft Pfaden, und es ist zuwider dem reinen prophetischen Gesetze und den üeberlieferungen Mustafa's, des Freunds der Gnaden.
Besser ist's, dass Weiser einsam streife, Dass nach Winkeln er als Festen greife, Dass er trinke, küsse und ausschweife. Bis dass Welt Beständigkeit ergreife.
In diesen Tagen wird an den Sohn 3Iohammed kommen, was soll frommen, so Gott will, der Allgeehrte."
Die Verse, welche Schemseddin Kert mit Schemseddiu schemsed- Mohammed gewechselt, sind nicht die einzigen, welche die din's Verse: Geschichte von diesen beiden Sonnen der Relision aufbe- **"* '"" halten; vom zweiten wird noch in dieser und in der loi- genden Regierung die Rede seyn; vom ersten sprechen wir hier zum letztenmale und erwähnen daher noch zwei anderer Früchte seines Dichtertalentes, wovon das eine nur von ge- ringem poetischem Werthe, weil das grösste Verdienst des- selben im Wortspiel, das andere aber so merkwürdiger, als es in Europa neuer Beitrag nicht zur ethnographischen, wohl aber zur ethographischen Farbentheorie der Morgen- länder. Das erste , eine Antwort an Siadeddin , das ist Glanz der Religion , den König von Kabul , mit welchem Schemseddin in grosser Zerwürfniss und Bewilderung. Jener schrieb ihm :
V
282 Vierte.« Buch.
Aus Groll gen Kabul wollte gliurscher Juage Nicht löseu zum Gespräch uiit mir die Zunge : Du bist die Sonn', ich Glanz; ein Jeder weiss, Die Sonne macht durch Glauz nur hell uud heiss.
Schemseddin Kert entgegnete hierauf:
Du, deiner nicht bewusst, nimm dich in Acht! Warum hast Feindschaft du mit mir gemacht ? Ich bin die Sonne und du bist der Glanz , Der von der Sonne kommt; was will der Glan-/. ?
Die zweiten Verse sind zum Lobe des Grünen im Gegen- satze mit dem Rotken, worunter aber keineswegs das Grün der Erde, des Meers oder Smaragds, oder das Roth des Morgens oder der Blumen oder des Rubins, sondern ganz ein anderes Grün und Roth verstanden wird. Ohne nähere Beiehrung hierüber würde das folgende Lob des Grünen und Rothen einem Abendländer eben so unverständlich sein, als einem Morgenländer die grüne und blmie Partei des Rennplatzes gleich Eingangs der Commentare Mark Aurel's. Die Farben des Lebens und Todes des Morgenländers sind, wie bei den Abendländern, das Weiss der Tage und das Schwarz der Nächte, jenes Glück, dieses Unglück vorbe- deutend, worin er mit dem Abendländer übereinstimmt; aber schon bei dem Unterschiede der Menschenrassen setzt jener den Schwarzen nicht die Weissen, sondern nur die Rothen entgegen ; so ist Mohammed der an die Rothen und Schwarzen, d. i. an alle Rassen der Menschen, gesandte Prophet; die Rothen sind jenen die blutigen Säbel und der gewaltsame Tod, die Schwarzen die giftgeschwollenen Schlangen und der Tod durch die Pest; dem Schwarzen steht das Grün entgegen; dem schwarzen Korn, die Begier, das jedem Menschensohn in die Brust gepflanzt ist, und das nur dem Propheten durch Gabriel der gespaltenen Brust entnommen ward , ist entgegengesetzt das grüne Korn der Mystiker, welches, durch Beschauung gross gezogen, in der Brust des Menschen zum Baume des Lebens und der Er- kenntniss aufwächst. Das grüne Korn in rein sinnlicher Bedeutung ist aber das des Bilsenkrauts und des daraus
Viertes Buch.
bereiteten Opiats als Berauschungsmittel , im Gegensatze des Rothen, d. 1. des Weins. Schemseddin, dem Genüsse des ersten ergeben , sang zum Lobe desselben die folgenden Verse ;
Der Reiche, welcher trinket Wein, wird warm, Die Welt füllt sich für ihn mit Lust statt Harin. Ich giess^ Smaragd in den Rubin gelinde'), Damit das Aug' der Gfamesschlang' erblinde'). Wenn Staub des grünen Korns versüsst das Maul, Besteige ich des Himmels grünen Gaul 5 Mit Grünen ess' ich Grünes in dem Grün, Bis dass mein Staub wird einst als Pflanze grün.
Wassaf entgegnet hierauf zum Lobe des Rotken:
Rothe Rose, rother Wein und rothe Wangen; Trink', so laug noch frisch und roth ist das Verlangen; Gilb' nicht dein Gesicht mit Gram, denn blau ist Himmel, Wenn auch schwarz und weiss des Tags , der Nacht Gewimmel.
Behaeddin, der Sohn Schemseddin Dschuweini's, beredete ,zwar den Herrn Herats, sich an den Hof Abaka's zu be- geben, aber dieser liess ihn im Schlosse von Tebris ein- sperren, wo er bald hierauf starb, wie es heisst, durch Gift, das er im Ringe trug und selbst in die Speise ge- mischt haben soll. Die Meinung von seiner Listigkeit war* so gross, dass der zur Begräbniss bestellte Emir, fürchtend, er möge sich nur todt stellen, um dann zu entwischen, ihn in zwei ineinander geschachtelte Särge legen und beide in seiner Gegenwart fest vernageln liess'). Das auf seinen Tod verfasste Distichon finde hier Raum, weil dasselbe, wie die obigen Verse, sich auf eine dem Morgenländer eigene Sitte, nämlich auf die der Orakelverse aus dem Aufgesto- chenen des Korans beziehen. Dieses Aufstechen heisst Fal, was vielleicht dasselbe mit dem deutschen und englischen Fall •).
') Chamrol adschem ., der Wein der Perser, das grüne Opiat; insgemein Esrar genannt. ^) Die Schlangen sollen blind werden, wenn sie Smaragd anschauen. ») Reschideddin. *) wirklich schreiben es die englischen Reisebeschreiber uicht anders als Fall.
•*!
284 Viertes Buch.
Schewwal In» «"«ihr sechshundert sechs und siebzig im Schewwal,
^^^ . Da schlug in dem Korau das Schicksal auf als Fal
März 1278 Dem Leu'n des Islams, der genanut Mohammed Kert,
Deu Vers : Verfinstert ward die Sonne allzumal.
DieNiyude- Das Todesjahr Schemseddin Kert's, dasselbe, in welchem
rischen Bau- in Europa Rudolph von Habsborg die Macht seines Hauses
den in Fars ; nach dem Siege über Ottokar befestigte , war für Persien
' ein unheilbringendes durch die Vergiessung seines Herz-
dem Munde ^^"tes in Fars durch den Einfall und die Verheerung der
Wassafs. Niguderischen Banden ') , d.i. die Truppen des dschagatai-
schen Prinzen Niguder, welcher, wie oben erzählt worden,
auf Borrak's Schreiben aus dem Lager Abaka's entwichen,
im Norden eine Zeit lang den Krieg fortführte, welchen
nach seinem Tode seine Heere durch Raub und Verheerung
fortsetzten , wie ehemals nach dem Sturze Ghuaresmschah s
die chuaresmischen Banden in Syrien. Die niguderischen
Banden bestanden aus Raubgesindel aller Nationen, aus
Scholen, Mongolen, Turkmanen und Kurden. Sie fielen in
Fars im Distrikte Korhal ein und schlugen das persische
Heer zu Teng Schikem, wo die Emire desselben die Brücke
so abgebrochen hatten, dass nur für Einen Mann Raum zum
Uebergang. Zwei Vogte Abaka^s ertranken im Flusse, nur
Bulghtuwan hieb sich mit dreihundert Reitern durch den
±7.Ramasan rechten Flügel der Feinde und rannte , indem er die Brücke 677
— — hinter sich verbrannte, fliehend bis Issfahan: der Rest des
l.Febr.l278 ^^ '
Heeres wurde zerstreut oder ertrank. Korbal wurde ge- plündert, dreitausend verschnittene Pferde wurden sammt ßso einer Horde von Mädchen und Knaben weggeschleppt. Drei tSSl Jahre später überschwemmten die mongolischen Banden abermal Germsir, d. i. die südlichste Landschaft von Fars, und wandten sich dann gegen Sistan; jeden Winter fürchtete man zu Schiras ihre Rückkehr und war mit Ausbesserung der Mauern beschäftigt, denn auf die verweichlichten Truppen von Fars war kein Vertrauen zu setzen. Wassaf setzt der
•) d'Ohsson vermengt sie HI. 516, mit den Karawinen ; ces juerriers designes sous le uom de JSigoudariens ou Caraviniens.
J
Viertes Buch. 285
Schilderung der Weichlichkeit von jenen die der Tapferkeit der Mongolen mit folgenden Worten entgegen :
„Wenn die Braven der alten Zeit, denen noch nach Jahrtausenden die Erzählungen der Kunden in Vers und Prose geweiht, und deren Mannhaftigkeit und Tapferkeit die Gemälde der Bücher und Blätter weit und breit, wieder zur Welt zurückkämen, so könnten sie auf der Rennbahn ritterlicher WafFenthat in den Sitten und Gebräuchen der Schlacht von jedem einzelnen Mongolen Lection nehmen und Nichts Besseres thun, als im Dienste ihres Steigbügels die Satteldecke auf die Schutter zu nehmen. Wenn die be- rühmtesten Bogenschützen vergangener Völker, von den Arabern die Stämme Siran und Kara und von den vier per- sischen Dynastien die berühmtesten vier Schützen , nämlich: Aresch Schefattr^^j Isfendt'ar Rujinten'^^ , Koresch Jlsch- ghan^) und Behramgur*^ , deren Bogenkunde das Buch von den Graden der Reiter so umständlich ausführt und commentirt; wenn diese den Flug der Geschosse der Mon- golen, die Stärke ihres Arms, die Spannung ihrer Bogen, die Wirkung ihrer Pfeile erführen , so würden sie sich nur als Verwundete des Pfeiles der Eifersucht getroflFen vor dem Geschosse der Schmach und den Pfeilen des Schmerzes prostituiren. Ueber die Heftigkeit und Hartherzigkeit, die Gewaltsamkeit und den Grimm der Mongolen , über ihr Talent, Schwierigkeiten zu besiegen, und die zu erniedrigen, die ihnen unterliegen, über ihre Kunst, zu kriegen und Helfer anzufesseln ihren Siegen, ist es überflüssig, Etwas zu wiederholen: Was thut Saturnus Noth, wenn du die Sonne schaust! Sie gewähren der Gelegenheit die Macht, mit kühnem Herzen einzig in der Kraft durch Geduld Alles zu verschmerzen, listiger als der Fuchs, wenn sie Etwas verfolgen; am Tage der Schlacht spalten sie die Herzen der Löwen mit Macht und brechen den Damm der Zufälle,
•) Aresch, Aqriq- ^) Isfendiar mit dem eherneu Leib gilt ins- gemein für Xerxes. ^) Cyrus , der Aschghiane. "*) Der ritterlichste Fürst der Beni Sasan.
286 Viertes Buch.
fio dass es kracht. Die Ueberlieferung von Nassir Ben Sejar, einem der Rechtsgelehrten Turkistans , bestätigt diese Worte and steht hier an ihrem Orte. Man sagt, dass der Kämpe * • der vollkommene zehn Eigenschaften der Thiere besitzen
müsse: die Tapferkeit des Hahns, die Milde des Huhns, das Herz des Löwen, den Anfall des Schweins, die Geduld des Hundes in Ertragung von Wunden, die Behutsamkeit des Kranichs, die List des Fuchses, die Vorsicht der Rahen, die Raubsucht des Wolfs und die Ruhe der Katze. Diese Lehre schärfen sie bei jeder Gelegenheit ein. Mit Billigkeit muss man gestehen und zugeben, dass das Werk der Welt- eroberung und Reichszertrümmerung für dieses Volk >vard gegeben ; ihre Folgsamkeit für die Befehle ihrer Befehls- haber, ihre Sorgfalt, sich von aller Empörung zu enthalten, ihre Hut von Haus und Gut ist von allen Vernünftigen ge- schätzt und ausser Zweifel gesetzt."
Auf die kriegerischen Eigenschaften der Mongolen und
Verhaltmsse .|jj.g Feindschaft gegen die Mamluken hatten die Kreuzfahrer
mit Aegyp- . -,
ten • natiir- ^" Syrien ihre Hoffnungen gebaut, und eine Gesandtschaft
liehe Politik, derselben flehte Abaka um thätige Hilfe an. Auf seinen
Befehl fiel ein von Semashar, dem Befehlshaber der mon-
670 r,
-j^tT gotischen Streitkräfte in Kleinasien , und von Perwane, dem
mongolischen Vogte Kleinasiens, befehligtes Heer in Syrien
ein. Der Vortrab von tausend fünfhundert Mann hieb einen
zwischen Harun und Antiochien gelagerten turkmanischen
Stamm zusammen und verheerte das Gebiet von Harun und
^ „ . Murudsch. Auf die erste Kunde hatte Bondokdar, der sich IS. Rebittl-
ewwel zu Damaskus befand, einen Eilboten nach Kairo mit dem
^^.Oct.i^ri Befehle, dass der General Beiseri mit dreitausend Mann 12. Nov. aufbreche, gesandt. Bondokdar verliess mit demselben Haleb, aber die Mongolen hatten sich schon aus Syrien zurück- gezogen. Sultan Beibars sandte eine Truppenabtheilung nach Meraasch , dem alten Germanicia, der Hauptstadt der noch heute darnach genannten osmanischen Statthalterschaft, die anderen nach Harran (dem alten Carra zur Römerzeit), durch den Tod des Caligula, durch die Niederlage des Cassius, in älterer Zeit durch den Tempel der Sabäer,
Viertes Buch. 287
namentlich durch den der Luna, und als der Wohnsitz Abraham's im Lande Vr geschichtlich geadelt. Die Ein- wohner Harran's Öffneten die Thore und zerstreuten eich in die Städte Syriens ; aber im nächsten Jahre kam eine mongolische Truppe und schleifte die Mauern der Stadt. Zu Damaskus erschienen vor Bondokdar Gesandte Semaghar's und Perwane's, welche im Namen Abaka's Friedensunter- händler begehrten; der Sultan sandte zwei seiner Officiere mit ihnen , welche den Feldherrn Semaghar zu Siwas fanden und ihm statt der gewöhnlichen neunmal neun Geschenke nur neun Bogen und neun Pfeile darbrachten, den Abgang der andern neunmal sieben durch die Eilfertigkeit ihres Ritts entschuldigend. Perwane begleitete die Gesandten des Sul- tans an den Hof Abaka's, dem sie zum Geschenke einen Helm von Igelstacheln, einen Säbel und neun Pferde dar- brachten und ihm den von Mengu Timur, dem Herrn von Kipdschak , gemachten Vorschlag eines gemeinschaftlichen Angriffs auf die Länder Abaka's im Norden und Süden ralt- theilten. Die Stammeifersucht zwischen dem Feldherrn des (Jluses Hulagu's und Dschudschi's, welche unter Hulagu und Berke in offenen Krieg ausgebrochen, unter Abaka's Re- gierung nur durch Waffenruhe, nicht durch Frieden be- sänftiget war , machte die Herrscher Kipdschaks zum natür- lichen Verbündeten der Sultane von Aegypten, so wie ge- meinsames Interesse wider die letzten die Kreuzfahrer wider die Mongolen verband, während die Schaukelpolitik der byzantinischen Kaiser sowohl an den Herrscher des Uluses Dschudschi's als an den des Uluses Hulagu's die Sendung von Gesandtschaften und Prinzessinnen vervielfältigte, um ihre, den Rest des byzantinischen Reichs in der Hauptstadt bedrohende, von allen Seiten hervorbrechende Macht so lange als möglich ferne zu halten. Dieses sogenannte natür- liche Interesse, wodurch die nächsten Nachbarn geborne Feinde eines Staats, sowie die unmittelbaren Gränznachbarn der Feinde geborene Verbündete, ist eine Parallele barba- rischer Politik zu der nicht minder barbarischen türkischen Ansicht der Familienverhältnisse, vermöge welcher die Söhne
288 Viertes Buch.
die natürlichen Feinde der Väter , sowie ihre natürlichen Freunde die Enkel, weil diese als Feinde ihrer Väter ge- boren. Hier wie dort misst der niedrigste Eigennutz der Habsucht die Grade der Freundschaft und Feindschaft im umgekehrten Verhältnisse der Entfernungen der Länder und des Bluts, und diese bisher sogenannte natürliche Schaukel- politik, welche vielmehr mit dem Namen der unnatürlichen gebrandmarkt sein sollte, muss in dem Masse verschwinden, als sich die Völker durch gegenseitigen Austausch der Ideen verbinden und die Bildung der Humanität fortschreitet ; sie wird sich (^sowie die Familienansicht der Feindschaft der Söhne und Freundschaft der Enkel schon heute keine christ- liche und europäische mehr} zuletzt nur bei den Barbaren finden, so lange es deren noch auf Erden geben wird; dass diese Politik aber im Mittelalter und besonders im byzan- tinischen und mongolischen Reiche, bei den Mamluken und Kreuzfahrern culminirte , darf bei der allen gemeinsamen, vorherrschenden Barbarei jener Zeit nicht Wunder nehmen. Ssafer 671 Im folgenden Jahre sandte Abaka eine zweite Botschaft
Aug. 1272 g^ Beibars, um zu begehren, dass der Sultan selbst oder
reij^ug gj^^gj. j^j. engten Männer des Reichs an den Hof Abaka's tn Armenien, komme, den Frieden zu unterhandeln, ßondokdar antwortete:
wolle der Uchan den Frieden, so möge er selbst oder einer
seiner Brüder an den Hof des Sultans kommen. Auf die
Nachricht, dass mongolische Truppen die beiden Gränz-
.9. Rebhil- platze Rahhet und Birtha am Euphrat bedrohten, brach
rr;z^ Bondokdar auf und führte auf Kameelen zerlegte Schiffe
mit sich , um damit den Euphrat zu überschiffen. So haben wir noch jüngst erlebt, dass zur Einrichtung der Dampf- schifffahrt auf dem Euphrat das Schiff der Wüste durch die Wüste Schiffe trug. Durch die Taubenpost hatte Bon- dokdar die Nachricht erhalten, dass die Mongolen vor Bire, und durch dieselbe versprach er der Stadt den schleunigsten Entsatz. Er hielt Wort; denn die sieben und zwanzig Post- stationen zwischen Damaskus und Bire wurden in sieben Tagen zurückgelegt; die raitgeführten Schiffe waren aber entweder nicht angelangt oder zu wenig, denn der üeber-
Viertes B u c Ii. 289
gang über den Euplirat ward mittels fünf und drelssig- tausend Karaeelen*} bewerkstelligt, auf denen das Heer äberschwamra. Die Mongolen , wiew ohl an Zahl doppelt dem ägyptischen Heere überlegen, zogen sich zurück; Bon- dokdar verfolgte sie und erbeutete von den Nachzüglern einen grossen Theil des Gepäcks; mit demselben und einer grossen Anzahl von Gefangenen zog er im Triumphe zu Damaskus ein. Der Befehlshaber von Haleb , Hossaraeddin von Aintab , sandte einen Streifzug nach Armenien, weil dasselbe für die Streifereien des Kastellans von Kimik die begehrte Genugthuung nicht gegeben. Kinuk wurde ge- nommen , die Männer wurden niedergehauen , die Weiber in die Sklaverei geschleppt; die Mauern der Hauptstadt Sis widerstanden, aber Tarsus wurde eingenommen und ver- heert. Beibars vernahm zu Kairo die Verheerung Arme- niens und den Marsch Abaka's längs des Sab gegen den Euphrat ; er bot das ganze Heer auf und begab sich nach Damaskus, wo er ruhig blieb, da kein Feind sich zeigte. i7, Ss^afer An seinem Hofe erschien der vom Hofe Abaka's flüchtige ^^^ Melik Schemseddin Behadir, Herr von Samosate, Sohn ^Q^^SeiJt.iSTS 'Grossmundschenken des letzten Schahs von Chuaresm, weicher nach desselben Tod sich einiger Schlösser um iVachdschiwau und endlich der Stadt Akserai bemächtigt hatte; er hatte schon seit geraumer Zeit dem Sultan verrätherische Dienste geleistet und durch einen auf seine Veranlassung im Namen des Sultans an einen christlichen Bischof in Persien ge- schriebenen, von Reliquien begleiteten Brief, den er hernach auffangen liess, die Hinrichtung dieses Bischofs bewirkt-^; auch wider den Katholikos, d. i. den Patriarchen der Ne- storiauer, welcher, von den Moslimen durch falsche Anklagen verfolgt, Bagdad verlassen und sich zu Irbil niedergelassen hatte, war neue Verfolgung im Anzüge; um derselben zu
') H. V. Glisson III. 464. bürdet dem Wassaf auf, -svas er nicht gesagt: Beibars fit jetter daus le fleuve jusqu'ä 3500) cliaineaux, rioDt les Corps servirent de pont k ses troupes. Wassaf sagt ausdrücklicli , dass der Sultan der erste ^den Zügel hiueinlenkte. =) d"Ohsson III. 468., nach Nuweiri.
Hammer, Geschiclite der llchane. I. 19
29<) Viertes « u i; li,
entgehen, verlegte er seinen Sitz von Irbil nach Aschiin in Aserbeidschan '3 , in der Nähe der Hanpletadt, weil die Tyrannei nur am leidentlichsten im Mittelpunkte. Bei- bars, der sich über Verletzungen des mit dem Könige von Armenien geschlossenen Vertrags zu beklagen hatte, beschloss, .3. Schaahan Cilicien zu verheeren. Er brach von Damaskus im Geleite — - Manssur's, des Herrschers von Hama, und Scherefeddin
i. Febr. 1275 ,, it^.j .. tij- rr»n-
Isas, des Emirs der syriscnen lieduinen, aut. Der Emir und Hossaineddin von Aintab, der Befehlshaber von Maleb, erhielten den Befehl, als Vortrab die Richtung von Bire zu nehmen; aber zu Sermin angelangt, liess Beibars dort sein Gepäcke unter der Obhut des Befehlshabers Ben Sonkar zurück und nahm den Weg von Derbesak. Diese durch die Einnahme Ssalaheddin's^^ und fünfzig Jahre hernach durch einen Sieg der Saracenen über die Templer in der Ge- schichte der Kreuzzüge schwarz gezeichnete feste Burg liegt am Nehr Eswed, d. i. am schwarzen Flusse, welcher dem See von Antiochien zueilt, auf einer Anhöhe inmitten fruchtbarer Fluren und Garten^}. Von den Mongolen er- obert, ward sie an König Ilethum abgetreten, von diesem vor neun Jahren dem Sultan Bondokdar übergeben worden*).
Bondokdar lagerte zwisclien Derbesak und dem zehn Verheerung n,. ,. , , « . j r^. t
Cil'ciens ^-»'S^'^n davon gelegenen Baghr, dessen Einwohner meistens
christliche Fischer*), und sandte von hier Truppenabthei-
lungen zu tausend Mann, jede mit Fackeln und mit Barken
zur üeberschifFung von Flüssen versehen, nach verchiedenen
Richtungen in's Gebirge. Er lagerte zu Iskenderun hinter
einer von König Hethum, dem Vater des regierenden Königs
Leo, aufgeführten Mauer und rückte dann gegen MerA- es**)
durch den syrischen Felsenpass vor, welcher wegen seiner
Enge Ssakaltutan , d. i. Bartanhaltend, heisst. Der Fiuss
von Merkes ist der alte Kersos, dessen Name sich in dem
') Bar Hebr. 546. =) i. J. 1188, Wilken IV. 24t. 3) Dschi- liannuma S.594 verdruckt als Derbak. ') Wilken's Geschichte der Kreuzzüge VI. S. 495. ') Dschihaunuma S. 504, ^) nicht Manca, wie bei d'Ohsson III. 472.
Viertes B u c li. 291
«les Schlosses zum Theile erhalten '}. Die ägyptischen Truppen verheerten Massissa, das alte Mopmestia, d.i. der Feuerherd des Mopsus, das, auf beiden Seiten des Dschihan (Pyramus} gebaut, zwölf Miglien von der, unter dem Namen der GoldstofFwiese^} in den Kriegen der Byzantiner mit Seifeddewlet durch Schlachten berühmten Ebene, eine halbe Tagreise von Adana; eine steinerne Brücke verbindet den diesseits und jenseits des Flusses gelegenen Theil der Stadt. Die auslaufende Bergkette des Taurus, m eiche sich von Massissa bis an das Meer zieht, heisst der Dschebelon-?iur , d. i. der Lichtberg, auf welchem die schönsten Hiacinthea und seltene Pflanzen, unter andern Mandragoren und ein Kraut, welches, weil es die Zähne der Schafe gelb färbt, von den Alchymikern als ein Hauptbestandtheil des Steins der Weisen gesucht wird ^). Unter Massissa liegt die tiefe Felsenschlucht, weiche Kurd Kulaght, d. i. das Wolfsohr*), heisst, zur Linken auf einem hohen Berge das weisse Schloss Jilaji Kalaasi, d, i. das Schlangenschloss , das für die Resi- denz der Schlangenkönigin giltO? die sich mit der Kron- juwele auf dem Haupte manchmal auf der GoldstofFwiese und auf den Höhen des Lichtbergs sonnt. Bondokdar drang in dem Gebirgspässe bis nach Sis , der Hauptstadt des alten armenischen Königreichs, vor, welche mit den nahe gele- genen Festen von Ai?isarbe, Tel Uamdzm, Serfendhiar und Bershert von den Arabern die Schneidezähne '), d. i. die Gränzfesten des Islams, genannt werden; die letzte war der Schatzhort der armenischen Könige und eine Zeit lang die Residenz derselben ' ). Nachdem Sis verbrannt worden, kehrte der Sultan durch die Felsenschlösser zurück. Vier seiner Truppenabtheilungen hatten sich gegen die am Meere gelegenen cilicischen Städte Tarsus, Adana, Barin und Ajas gewendet, Tarsus, dessentRuhm bis in die Zeit der assy-
') Munnert VI. II. 49. Menasikol-hadscfi S. 43. -) Merdsched- dibadsch. ') Ewiia. *) Dscliihannuma S. H02; auf Paiiltrcs Karte nicht richtig Kurtu Cular; auf der Karte M. Kinueirs blos RuJaghi als Castabala. '") Ebenda. ^) Suhuri Islam. ') S. Martin Mem. I. p. 201.
19*
292 \ i e r t e s B n c li.
rischeil Könige hinauf datirt, indem sich Sardanapahis das- selbe erbauet zu haben rühmte , ist in der des Chalifats als der Ort, wo der grösste Chalife des Hauses Abbas den Geist aufgab, die in Aen niorgenländischen Geschichten und Geo- graphien berühmteste Stadt Ciiiciens; am Cydnus'), wel- cher die Mauern derselben wäscht , hatte Alexander nicht ohne Nachtheil seiner Gesundheit kalt gehadet, glücklicher als Friedrich Barbarossa, welcher in den Fluthen des Saleph oder Calycadnus^), der bei Selefke vorbeiströmt, den Tod gefunden. Den Cydnus war Kleopatra in ihrer mit purpurnen Segeln und vielfarbigen Flaggen bepfauten goldenen Galeere hinaufgefahren 5 hiervon weiss die moslimische üeberlieferung nichts, doch zeigt dieselbe das Felsen- Sopha der Dschinnen '^, wo der Chalife Mamun am vorbeifliessenden Wasser sass und einen über eine Elle langen Fisch aus dem Wasser zu ziehen befahl. Der schone Silberfisch (vermuthlich ein Dschinne) sprang wieder in's Wasser, so dass derselbe die Kleider Mamun's bespritzte; dieser, zornig hierüber, befahl, den Fisch wieder herauszuziehen. „Nun werde ich dich sogleich gebraten essen", sagte der Chalife , und übergab ihn dem Koch, aber im selben Augenblicke ergriff ihn ein heftiger Fieberschauer; als der Fisch ihm gebraten vorgesetzt wurde, war er nicht mehr im Stande, davon zu essen, und nach einigen Tagen ward er vom Fieber hinweggerafft. Durch diese Volkssage und durch die , welche nach Tarsus die Höhle der Siebenschläfer verleget (^wiewohl man sie auch zu Ephesus und Damaskus zeigt^ , ist Tarsus nicht minder geschichtlicJi merkwürdig, als in der Geschichte der byzan- t. J. S'iO tinischen Feldzüge, in welchen Tarsus, vom byzantinischen •^^' Befehlshaber gütlich übergeben, die äusserste Gränzfeste des Islams ward. Zu Admia , der Hauptstadt der heute darnach genannten osmanischen» Statthalterschaft, welche Harun Raschid am Ufer des Sihan, d. i. des Sarus,, erbaut hatte, wurden die Männer getödtet, die Weiber und Kinder
') heute Kisildsclie. ') heute Gökssu. *) Paul Lucas; Dschi- bannuma S. üü3.
Viertes Buch. 293
geraubt. Ajas, am Ufer des Meeres, zwei Tagreiseii von Baghras und eine von Tel Hamdun entfernt, war in den Händen der Franken , welche ihr Habe auf die Schiffe im Hafen retteten. Die Stadt wurde von den Aegyptern ver- brannt; tausend Franken und Armenier, die sich zur See retten wollten, gingen in derselben zu Grunde '^. Massissa wurde verbrannt. Im folgenden Spätjahre wurde Bire von Obotai vergebens belagert; nach aufgehobener Belagerung zog eine ägyptische Truppenabtheilung nach Cilicien, ^lO S9.yuv.lä?ö dieselbe in der Nähe von Meraasch von Sinbad, dem Oheim des Königs, angegriffen ward. Das Treffen kostete dem Oheim des Königs, vierzehn Grafen und dreihundert Arme- niern das Leben. Die Turkraanen , wiewohl Sieger, zogen sich zurück^).
Die Unruhen, welche in Rum ausgebrochen, führten bald f/„,.„/,^„ ,„ neue feindliche Berührung zwischen dem Sultan Aegyptens Rum; und dem Ilchane Persiens herbei. Wir haben schon im Schlacht von vorigen Buche, in der Geschichte Hulagu's, der beiden " <?*«"• Brüder Herrscher Rums, Rokncddin's und Iseddin's, und der Theilung Rums zwischen beiden erwähnt. Mineddin Ssahtb Perwane, d. i. der Inhaber des Kabinetssiegels, der Wesir Rokneddin's, hatte den Mitregenten seines Herrn bei Alindschak, dem mongolischen Befehlshaber in Rum, eines Einverständnisses mit dem Sultan Aegyptens angeklagt; in der That hatte Iseddin Gesandte an Beibars mit dem An- trage der Abtretung der Hälfte seines Landes gesandt, wenn er ihm wider den Bruder beistehen wolle. Iseddin , auf dem Wege in's Hoflager zu Hulagu wider die Ränke seines Bruders und dessen Wesirs gewarnt, kehrte um und flüchtete sich zum byzantinischen Kaiser, welcher, um dem Hulagu gefällig zu seyn, denselben zu Ainos als Staatsgefangenen einsperrte. Iseddin interessirte für sich Berke, den Herr- scher von Kipdschak, der in Feindschaft mit Hulagu, dem von diesem verfolgten Prinzen Truppen zu Hilfe schickte, die ihn aus Ainos befreiten; er starb als Vasal des Herr-
') rt'Ohsson III. S, 475. -) Bär Hebräus 553.
666 U6S
294 Viertes Buch.
«
Sehers der goldenen Horde in der Krim. Rokneddin herrschte nun allein, aber nur dem Namen nach, denn der eigentliche Herrscher war Perwane. Dieser beinzüchtigte seinen Herrn bei Abaka empörerischer Plane und erhielt den Befehl seiner Hinrichtung. Rokneddin , von Perwane zu einem Feste ge- laden, wurde mit einer Bogensehne erwürgt, im selben Jahre, wo der letzte der Hohenstaufen , Konradin von Schwaben, auf dem Blutgerüste zu Neapel den Geist aushauchte. Per- wane herrschte nun im Namen Ghajaseddin's, des vierzehn- jährigen Sohnes Rokneddin's, Mehrere der Bege Rums, unter diesen auch der Sohn Perwane's'), flüchteten zu Beibars und hetzten ihn zum Kriege wider Abaka auf. Nach- dem er das Heer gerüstet, seinen schon vor neun Jahren zum Nachfolger ernannten Sohn Said Berke in seiner Ab- wesenheit mit unumschränkter Macht in Aegypten bekleidet hatte, brach er nach Syrien und von da gegen Cilicien auf. Der Befehlshaber von Haleb und der Emir der Wüste (Isa, der Sohn Mohenna's) schlugen eine Truppe der Araber Chafadsche , welche die Mongolen wider sie gesandt. Bon- dokdar zog über Aintab, Dulak-), Kinuk, d. 1. durch den taurischen Pass , die heutige Strasse der Pilgerkarawane. Er mündete in der Ebene von Ablestan oder Albostan, wohin Geographen und Reisebeschreiber das dritte der drei be- rühmten Tempelstädte Komafie, nämlich das kappadocische, verlegen ^3 ; hier sowohl als in der goldenen Komane an der Vereinigung der beiden Arme des Euphrat in Sakasene und im pontischen wurde die taurische Artemis als Anaitis oder die Kriegsgöttin Enyo in Tempeln verehrt, die unter Hut grosser Priestergesellschaften die Kapitole dieser Ge- genden. Der Name Albestan, d. i. der Garten, scheint der-
') Reschideddin. ^) Gulek, Dschihannuma S. 601, oder Dulek, S.40, nicht Doluk, wie bei d'Ohsson Ilf. 48l. ') Das kappadocische Kouiane lag am Sariis, welches der Silian ; in M. Kinneir's Karte am Kisit Trmak, welches der obere Pyramus zu seyn scheint; nach dem Menasikol-hadsch ist aber dieser Kisil Irmak derselbe mit dem Silian, d. i, dem Sarus, so dass die Lage mit der Angabe der alten Geographen in Uebereinstimmung. Jahrbücher der Literatur XIV. 8. 46.
Viertes Buch. 295
selbe mit dem des allen Pästum zu seyn, dessen Tempel vielleicht demselben Kultus heilig waren. Das pontische Komane ist in der römischen Kriegsgeschichte durch den Sieg Cäsar's über den Mitliridates berülimt, und gleichen Rohm sollte nun das kappadocische in der Kriegsgeschichte der Mamluken und Mongolen durch die Niederlage der letzten erhalten. Die Reiterei der Mongolen, aus eilf Re- gimentern von tausend Mann bestehend , ward von Toktis, seinem Bruder Uruktu und von Tiidaun, dem Bruder Sughur- dschak's, dem Suldusen, befehligt; die Hilfstruppen be- standen aus türkischen, deren Treue') in einer Schlacht wider Moslimeu zweifelhaft, und aus einem georgischen Hilfscorps von dreitausend Mann. Freitags in der Hälfte li-Silit'dsclie Aprils, am Freitage, welches der liebste Schlachttag Ssalali- —j^. ^ .-^ eddin's und auch Rudolph's von Habsburg (vielleicht weil i2?7 dieser vernommen, dass Ssalaheddin seine Siege alle an einem Freitage erfochten), hatte die Schlacht statt. Der linke Flügel der 3Iongolen warf das MitteltrefFen der Mam- luken, in welchem das Panier des Sultans flatterte, auf den rechten Flügel; aber Beibars unterstützte denselben und stellte die gebrochene Schlachtordnung wieder her, Uruktu und Tudaun sassen mit ihrer Reiterei ab, um den Anfall der ägyptischen mittels Pfeilregens aufzuhalten; aber die ausharrende Tapferkeit Bondokdar's siegte. Die Mongolen wurden geschlagen; ihre Feldherren Tokus und Tudaun und sechstausend siebenhundert siebzig gezählte Mongolen deckten das Schlachtfeld. Beibars lies sich die Gefangenen vorführen und dieselben zusammenhauen, einige OfFiciere ausgenommen, mongolische und armenische; die letzten überhäufte er mit Vorwürfen, dass sie sich in den Reihen der Ungläubigen schlügen; unter den Gefangenen befand sich ein Sohn, ein Neffe und die Mutter Perwane's'}. Ein Diener Tudaun's brachte die Nachricht der Niederlage dem Ilchan, der erzürnt nach Tebris zurückkehrte.
') Bar Hebr. p. 556. -) Nuweiri : Bar Hebr. p. 5;^"
Beibars zu _ Cäsarea
296 Viertes Ruch.
ts. Stlktde Acht Tage nach dem Siege , Freitags , zog Beibars zu
23. April Kaissarije (Cäsarea) im Triumphe, unter einem Thron- himmel , wie derselbe ober dem Haupte der Sultane Sel- dschukcn getragen ward, in den Palast des Sultans ein und setzte sich auf den Thron. Mit dem Sultansbunde auf dem Kopfe nahte er sich dem Thore des Harems und sandte den Prinzessinnen des Herrscherhauses von Rum seine ehr- furchtvollsten Grüsse; dann setzte er sich wieder auf den Thron und empfing die Huldigung der Ulema und Kadi, der Imame und Scheiche ^ der Prediger und Leser des Korans, der Fahihe und Fakire; der Ceremonienmeister, mit grossem Kopfwulste und weitem Mantel angethan, wies jedem die ihm gehörige Stelle an; die Heermusik spielte den Tusch, der zur Zeit des Gebetes nur fjir den Landes- lierrn erscholl, die Leser lasen Suren des Korans, Dichter declarairten Lobgedichte ; Alle wurden mit einem Frühmahle königlich bewirthet ; dann begab sich Beibars in die Moschee des Sultans, wo das Kanzelgebet auf seinen Namen verrichtet ward, so auch in den übrigen sechs Moscheen der Stadt'); das ausgeworfene Geld war auf seinen Namen gemünzt '^). Die Schätze, welche Perwane und seine Gemahlin zu Kaissarije zurückgelassen, wurden unter die Emire vertheilt. Perwane, welcher in der Schlacht von Albestan das Heer des Sultans von Rum befehligt hatte, war nach Verlust derselben nach Kaissarije geflohen und hatte sich von hier mit dem Na- mensträger der Herrschaft Rums, mit Sultan Ghajaseddin, nach der Feste Tokat zurückgezogen ; auf dem Wege dahin war seine von vierhundert Sklavinnen begleitete Gemahlin Gurdschi Chatun, die Tochter Ghajaseddin's, des Herrn von Erserum, gestorben. Perwane schrieb an Beibars, um ihm als Herrscher Rums zu huldigen; in seiner Antwort forderte Beibars ihn auf, persönlich zu erscheinen. Perwane bat um einen Aufschub von vierzehn Tagen, in der Hoff- nung, dass Beibars, von dem Anmärsche Abaka's benach- richtigt, eher Cäsarea verlassen haben würde, das er
') Nuweiri , bei d'Ohsson III. S. 4ö5. ^) Reschideddin.
Viertes Buch, 297
wirklich am fünften Tage nach seinem Einzüge verlies». Beibars verliess Cäsarea in dem Augenblicke , wo zu er- warten stand , dass er seine Eroberungen in Rum verfolgen würde. Einige Christen und Armenier Hess er hinrichten, sonst wurden die Einwohner von seinen Truppen, welche die Lieferungen genau bezahlten, nicht misshandelt. Wäh- rend seines Aufenthaltes zu Cäsarea hatte Beibars die Hul- digung des Herrschers von Kararaan empfangen, welcher, der Gründer der Macht dieses Hauses, von nun an durch vier und zwanzig Jahre ein Nebenbuhler des der Seldschuken und dann durch hundert sechs und siebzig Jahre der Os- raanen, bis dass es nach zwei Jahrhunderten und in zehn von den Osmanen wider dieselben geführten Kriegen zer- trümmert ward '^. Schemseddin Mohammed, der Karamane, zog an^der Spitze von dreitausend Reitern nach der Haupt- stadt Eonia, vor welcher er die ihm von Sultan Beibars gesandten Fahnen aufpflanzte und die Stadt zur Uebergabe aufforderte. Die Einwohner antworteten, sie übergäben die Stadt nicht, doch würden sie ihn nicht hindern, wenn er die Thore verbrennen wolle, einzuziehen. Er verbrannte zwei Thore, besetzte die Stadt und bemäclitigte sich der Citadelle durch List und Gold; dann zog er dem Heere entgegen, welches Fachreddin Ali, der Wesir Ghajaseddin's, von seinen beiden Söhnen befehligt, wider ihn gesendet; ßl]^' der Karamane schlug es und kehrte mit den Köpfen der ^^juni 1^77 beiden Söhne des Wesirs nach Konia , verliess dasselbe aber nach sieben und dreissig Tagen und zog sich in's cilicische Gebirge zurück. Im folgenden Frühlinge zog Abaka dreimal ^^"1^^676 gegen Rum *}. Zu Ablistan oder Elbestan wartete ihm der Sultan Ghajaseddin mit seinem Wesire Fachreddin von Iss- fahan auf; als Abaka auf dem Schlachtfelde *äie noch unbe- grabenen Mongolen sah, weinte er, liess mehrere Turkmanen, Urheber von Unruhen, hinrichten und gab den Befehl zur Verheerung der Städte Rums. In dem Ausfluge von sieben
') Geschichte des osm. Reichs I. u. n. Band. ^) d'Ohssou IV
s. 4qo.
298 Viertes Buch.
Tagreiseii wurden die Städte verheert, die Einwohner ge- schlachtet; es fielen mehr als hunderttausend derselben als ein Opfer des Schwertes '). Mohammed Schemseddin Dschuweini , der gerechte und gelehrte Grosswesir , kaufte mehrere derselben mit seinem Gelde los ; schon war Siwas zur Hälfte verheert , als er die andere Hälfte durch seine Vorstellungen, dass die Einwohner unschuldig der Rache verfallen, rettete. Nureddin Chasneji und Sahireddin Ibn Husch wurden hingerichtet^). Gesandt- Abaka wollte von Rum unmittelbar nach Syrien ziehen.
Schaft an Die Emire stellten ihm vor, dass in der Mitte des Sommers Beibars, die Beschwerden des Zuges zu gross, dass der Marsch
dessen Tod, besser bis auf den Herbst verschoben bliebe. Er sandte
Perwane^s Hinrichtunq *^^® indessen Botschaft an Bondokdar: „Ihr seid wie Räuber
auf die Vorwachen unserer Heere gefallen und h^t die- selben erschlagen, und als Wir uns genaht, seid ihr wie Diebe entflohen; seid ihr Männer, so erscheinet nun auf dem Kampfplatze:
Kouim' , dass du meine Lanze streifest , Komm', dass du meinen Zügel greifest; Bist du ein Held, du wirst nicht stehen bleiben. Bist du ein Berg, so werd' ich dich zerreiben 5 Hast du von Männern je gehört der Schlachten , Die nicht gevvit/.iget den Fuchs verlachten ?
Beibars empfing die Botschaft zu Damaskus, wo er bald darauf starb'}. Abaka übergab die Verwaltung Rums seinem Bruder, dem Prinzen Konghurtai "} Aghul zur Huth, Hess Tokat und das Schloss Perwane's verwüsten * ) und kehrte nach Alatak zurück. Als er am Schlosse von Baiburt vor- beikam, das in Armenien durch die Schönheit seiner Mädchen berühmt, wie Ersendschan durch die Fette seiner Schafe und Kumach durch die Feinheit seiner Leindwand^), erbat
') Nuweiri, bei d'Ohssou HI. 495. 'J Reschideddin. ^) Nach Reschideddin im Silhidsche (i76 (Mai 1277J, nach Nuweiri undMakrisi, die hier glaubwürdiger, 5. Moharrem 67(i (8. Juni 1277). *) Bei Wassaf /von//Aosrtertj. *) Reschideddin nennt es KufflianleCO > f^'''^' bei d'Ohssou. sowie die Hotschaft. **) nsciiih:niiimii:i.
Viertes Buch. 299
sich ein Scheich die Erlaubniss, ihm frei die Wahrheit sagen zu dürfen ; nach gegebener Erlaubniss sprach er : „Herr, dein Feind ist in deine Länder eingefallen, ohne deinen Unterthanen üebles zuzufügen; weil er deinem Grimme entwischet, hast du denselben an deinen Völkern ausge- lassen, hast deine Unterthanen getödtet, deine eigenen Länder verheert; welcher deiner Vorfahren hat desgleichen gethan?" Die Worte des Scheichs machten tiefen Eindruck auf Abaka, der die Freigebung von viermalhunderttausend Gefangenen befahl '). Im Lager von Alatak wurde Moinedddin Perwane vor Gericht gestellt, dreier Staatsverbrechen ange- klagt : dass er zu Ablistan geflohen, dass er nach der Nieder- lage sich nicht zum Herrn begeben, dass er denselben nicht frühzeitig genug vom Anzüge der Aegypter unterrichtet. Die von Syrien zurückgekommenen Gesandten Abaka's sagten überdiess wider ihn aus, was sie dort erfahren, dass ßeibars auf dessen Einladung nach Rum gekommen , das er in seine Hände zu liefern versprochen, dass er hernach aber vor demselben geflohen sei. An Perwane , welcher den Sultan i. Rebiul- Rums mit Bogensehne erwürgt hatte, ward nun Gleiches
etvwel 677
mit Gleichem vergolten; Abaka war schon auf dem Punkte, ihm zu verzeihen und ihn nach Rum zurückzusenden, als die Wittwen der zu Ablistan Gefallenen Wehe- und Rache- geschrei vor dem Palaste Abaka's erhoben. Kutschuk Tuk- dschi Behadir mit zweihundert Reisigen erhielt den Befehl der Hinrichtung; Perwane war, sobald er sich umringt sah, seines Looses gewärtig und bat, nur noch ein Gebet von zwei Verbeugungen verrichten zu dürfen; nachdem er es verrithtet, wurde er zusammengehaucn Die Angabe des armenischen Mönchs Geschichtschreibers ^3, dass Abaka vom Fleische Perwane's in alle Speisen zu mischen befohlen und selbst davon gegessen haben soll, verdient wenig Glauben. Moineddin Suleiman Perwane aus Dilem war der Sohn Mo- bariseddin Ali's, welcher, in früherer Jugend nach Rum gekommen, vom Finanzminister Sultan Alaeddin Keikobad's
'} Nuweiii, bei d'Ohssou IV. 498. ^) Haitliou 34.
300 Viertes B u c Ii.
als Eidam begünstigt, nach des Schwiegervaters Tod die Stelle als Wesir erhalten hatte. Sein Sohn Perwane beherrschte Rum im Namen der Seldschuken als unumschränkter Herr; Rokneddin Eilidsch Ärslan hatte ihm die Stadt Sinope ver- pachtet, deren Besitz auch nach seiner Hinrichtung auf seinen Sohn Mohammed und von diesem auf den Enkel Per- wane's, Mohesebeddin Mesud, überging'^. Dieser bemäch- achir t'§te sich Dschaniks und Ssamssuns, das nach seinem Tode^)
7. Se/jt. in den Besitz des Fürsten von Kastemuni fiel. Sechs Wochen nach der Hinrichtung Perwane's ward der Wesir Schems- eddin nach Rum gesandt, um dem verwüsteten Lande wieder aufzuhelfen; er baute die verheerten Städte wieder auf, führte aber auch die Stempelgebühr ein , welche vordem in Rum nicht bestanden. Der Fürst von Karaman , der sich in unwegsamen Wäldern verborgen hielt, ward mit denselben verbrannt. Iseddin Ibek der Syrier erliielt die Statthalter- schaft Malatia's. Schemsed din, nachdem er die Angelegen- heiten Rums eingerichtet, wandte sich nach dem Kaukasus und Lesgistan, wo er die störrigen Bergvölker der mongo- lischen Herrschaft unterwarft).
Verunan i- '** ^^^^ Augenblicke , wo Schemseddin durch die Ein-
dung richtung Rums nach der Unterwerfung Lesgistans dem Reiche
Schemsed- die wichtigsten Dienste erweisend und seine Macht im höchsten, war auch seine Verungnadung am nächsten. Die- selbe war das Werk der Ränke Medschdulmülh'Sj, des Sohnes Gnaden. Ssafiolmülk' s , des vormaligen Wesirs der Atabegen von Jesd. Zuerst im Dienste Behaeddin's, des Sohnes Schemseddin'«, zu Issfahan, war er von diesem dem Vater empfohlen worden, welcher ihn in verschiedenen Aufträgen und zur Zählung der Einwohner Georgiens und noch zuletzt in Rum ver- wendet hatte. Medschdulmülk hinterbrachte dem Jesu Buka Gurgan, welcher als Gemahl Kutlukan's, der sechsten Tochter Hulagu's, der Schwager Abaka's, dass Medschdeddin Esir, der Bestellte Alaeddin Dschuweini's (des Bruders Schemseddin's),
din's lind Wiederauf- nahtne zu
') i. J. (9-« (129'()- -3 70» (1300), d'Ohssoii III. 500. nutli Munedschimbaschi. ^) Rescliideddin.
Viertes Buch. 301
in seinem und seines Bruders Namen geheimes Einverständniss mit den Aegyptern unterhalte, um diesen Bagdad zu über- liefern. Abaka, hiervon durch seinen Schwager unterrichtet, befragte den Medschdeddin Esir, von dem aber selbst fünf- hundert Prügel kein Geständniss erpressten. Schemseddin, in der Hoffnung, einen gefährlichen Feind zu versöhnen, verlieh seinem Ankläger Medschdulmülk die Statthalterschaft von Siwas mit einer Anweisung von zehntausend Dinaren auf den Schatz von Rum. Aber undankbar und unversöhnlich suchte Medschdulmülk neue Wege zum Gehöre Abaka's mittels dessen Sohnes, des Prinzen Arghun; diesem machte er zu Kaswin in einer geheimen Unterredung weis, Perwane habe auf Schemseddin's Einflüsterung den Bondokdar nach Syrien eingeladen, sein Bruder Alaeddin habe für sich eine mit Edelsteinen besetzte Krone verfertigen lassen; er könne dem Wesir beweisen, dass er sich viertausend Tomane '^ von den Krongütern erpresst, dass er ausserdem zweitausend Tomane an Heerden und Juwelen besitze, ohne zu rechnen, Mas er von den Schlössern der Assassinen und von Bagdad weggeschleppt; sein Sohn Behaeddin, der Statthalter von Issfahan , habe dort ausser den aufgelegten Steuern sechs- hundert Tomane erpresst; um ihm das Maul zu stopfen, habe er ihm die Statthalterschaft von Siwas mit einer Summe Geldes verliehen. Arghun hinterbrachte diese Reden seinem Vater; als dieser sich zu Scherujas (in der Ebene zwischen Ebher und Serdschan) befand , ward Medschdulmülk durch Vermittelung des Emirs Taghadschar von Abaka im Bade empfangen. Abaka, hierdurch in seiner guten Meinung von Schemseddin's Finanzverwaltung beirrt, gab dem Ankläger den Auftrag , die Rechnungen der letzten Jahre zu unter- suchen und die Güterbeschreibungen zu durchgehen, ohne dass einer der Emire oder Prinzen sich dessen weigern dürfe. Zugleich gab er ihm die Insignien des Löwenkopfes glänzender und schöner, als dieselben Sultanen und Königen verliehen worden*). Die Naibe oder Stellvertreter der
') Bei d'Ohsson S. 400. ^) Wassaf.
302 Viertes Buch.
Steuervögte wurden nach Tebris einberufen. Medschtlulmülk stand auf einmal in hoher Gunst und verkündete dieselbe durch seinen Aufwand ; er umgab sich mit berittenen Pagen, die auf arabischen Pferden mit goldenen Gürteln, und spannte ein Von vierzig Säulen getragenes Zelt aus Atlas von Schuster aus. Scheraseddin wandte sich an seine Gön- nerin und Beschützerin Oldschai Chatun, welche den auf- gebrachten Gemahl dem Wesir zu versöhnen sich bestrebte. Er erhielt eine Audienz: „Wir haben dich", redete ihn Abaka an , „in dem dir von Unserem Vater verliehenen Amte der Wesirschaft mit unumschränkter Machtvollkom- menheit bestätigt und alle Länder deiner Feder untergeben; wie hast du unser Vertrauen zu misbrauchen und das Doppelte der Gebühren undankbarerweise dir anzueignen gewagt?" Der Chalife Motedhad biemrillah hat gesagt: „Ueber den, der die Gnaden der Könige mit Undank erwiedert, werden die Schwerter Recht sprechen.*' Schemseddin antwortete: „Ein Theil der eingenommenen Gelder ward im Dienste der Finanzen, ein anderer in dem der Prinzen und Prinzessinnen, ein Theil zu Gaben und Almosen für's allgemeine Besste verwendet; was ich besitze an Kapitalien und Gütern, an Mamluken und Heerden , ist ein Brosamen der Gnaden und ein Abfall der Huld des Padischah's, den ich auf jeden Wink zurückzugeben erbötig." Abaka, durch diese Sprache des Wesirs versöhnt, verzieh ihm; er sagte: „Alle deine Schuld, die sich begeben und die sich nicht begeben, habe ich dir vergeben '^ und dich in deinem Amte neuerdings bestätigt." Die gegebenen Befehle der Verhaftnehmung der Intendenten des Wesirs wurden widerrufen und Schems- eddin erliess Rundschreiben, um die Wiedererlangung Aller- höchster Gnade kund zu thun; in demselben waren die Worte Abaka's , wie folgt, angeführt: ,,Eine Zeit ist es, dass durch verlautende Kunden der Veränderung Unserer Gnade dir die Sicherheit der Nahrung und die Süssigkeit des Schlafes geraubt worden; nun gehe von hier in Unserem
Viertes B u c li. 303
Dienste betrunken nach Haus, strecke mit Herzen voll Lust
und mit gesättigter Brust Hand und Fuss fröhlich im Hareme
aus; Itge dich früh nieder und stehe spät auf."
Medschdulmülk, durch die Wiederaufnahme des Wesirs Medschdni-
zu vorigen Gnaden beunruhigt, bat, dass Abaka ihn wwiet miilk, Amts-
den Schutz eines der Emire seines Hofes stellen oder davon iienosse . - , ^ - .11 1 Schems-
entfernen möge. Abaka antwortete, dass, wiewohl er den a^»}s
Schemseddin wieder zu Gnaden aufgenommen, er dem Medschdulmülk Nichts Uebles wolle und dass er beim Emir Taghadschar bleiben könne. Medschdulmülk, von seinem Rathe und Gelehrten Ssadreddin von Sendschan unterstützt, fuhr fort, Ränke zu schmieden, und zwar mit so gutem Erfolge, dass ein Diplom erging, vermöge dessen Medsch- ±280 dulmülk von Jesd dem Inhaber des Diwans an die Seite gegeben ward. Dieses Diplom ward im Götzentempel zu Mekka in Gegenwart aller Prinzen und Prinzessinnen öffent- lich verlesen und alle Geschäftsleute bemerkten, dass noch kein Perser von den mongolischen Herrschern dergleichen Jerligh erhalten. Abaka empfahl dem Medschdulmülk die grösste W^achsamkeit in Bewahrung und Gebahrung der Staatsgelder und sich nicht vom Hofe zu entfernen, wo er unter seinem Schutze stehe *3' Medschdulmülk stellte in allen Ländern Stellvertreter mit zahlreichem Gefolge an, und in den Erlassen des Diwans wurde der Name Schems- eddin's als des Inhabers rechts, der Medschdulmülk's links auf derselben Höhe geschrieben. Zu dieser Zeit schrieb Medschdulmülk, seine Feindschaft nicht verhehlend, an Schemseddin die Verse :
Ich werd' in's 3Ieer von deinem Kummer springen,
Ich werd', ertrunken, alle Perlen bringen;
Die Feindschaft ist zwar stark, doch hab' ich Lust,
Zu röthen das Gesicht, wenn nicht, die Brust ^).
Schemseddin antwortete hierauf:
Da es unmöglich, Schabe zu verklagen,
So heisst es, still den Sturz der Welt ertragen;
>j Reschideddin. ^^ Rotkes Gesicht, glücklicher Erfolg; rothe Brust, gewaltsamer Tod.
304 ViertesBuch.
Wa55 du begonnen hast, war nicht vonnöthen, Wird dir wie das Gesicht den Nacken röthen.
Schemseddin, starkmüthiger Geduld, schlürfte den Becher der Deinüthigung bis zum Hefen aus. Als er eines Tages mit seinem Amtsgenossen Feinde auf den Stufen des Thrones erschienen, befahl ihm Abaka, die untere Stufe einzunehmen ; Jft ein andermal, bei einem Gastmahle, verweigerte Abaka ^-' dreimal den ihm von Schemseddin dargebrachten Becher, den dieser hiernach dem ober ihm knienden Feinde dar- brachte; Abaka reichte hierauf dem Schemseddin, dem eifrigen Moslirae , ein Stück Schweinfleisch , das dieser schweigend verschluckte; da sagte Abaka zu den Trink- genossen: Dort ist ein guter und ausharrender Mann; ich hatte beschlossen , hätte er sich das Schweinfleisch zu essen geweigert, ihm mit der Spitze des Messers das Aug' aus-
Jiebiulewwcl 2ixstechen. Nun erschien Alaeddin, der Statthalter Bai^dads,
680 ' ^ , T^-| — der Bruder Schemseddin's, welcher mit demselben in der
Anklage von Gelderpressung verwickelt war, zu Bagdad ohne allen Aufwand in reinlicher Kleidung, und sogleich war von allen Seiten ein Heer von Anklägern und Zwischen- trägern in der Luft; Medschdulmülk zeigte an: Alaeddin habe nun durch zwanzig Jahre die Steuerausschreibung des arabischen Irak und Chusistan's verwaltet und in jedem dieser Jahre über zwanzig Toraane Zuschuss erhoben. Alaeddin rechtfertigte sich ,, durch die ihm aufgebürdeten Ausgaben für die Prinzen und Frauen , für die Emire und Intendenten der Gauen, durch den Aufwand für die Gesandten am Hofe, für Geschenke und reiche Stoffe , welche alle die wichtigen Lasten der Pachten die Diwanseinnahmen vollmachten" '). Da die Ankläger hierin nicht aufkamen, änderten sie ihr Spiel. „Sie stellten", sind Wassaf's Worte, „dem Könige gegenüber einen anderen Bau als Thurm auf und trugen vor, dass von den vor zehn Jahren^} gelegten Rechnungen noch zweihundert fünfzig Tomane zu zahlen übrig seien." Bei gepflogener Untersuchung zeigte es sich, dass diese
■;) \Aassaf. ') i. J. 669 C1270).
Viortes Du eh. 305
Summe nicht dem Statthalter, sondern den Päcfitern der Districte zur Last falle, von denen dieselbe einzutreiben unmöglich. So wurde darüber hinausgegangen und Alaeddin wieder nach Bagdad zur Verwaltung seines Amtes zurück- gesandt. Was den Anklägern Schemseddin's und seines Bruders vorzüglich zu statten kam, war der durch die neuen Kriegsrüstungen eingetretene Geldmangel. Von A«gyptert her nahten sich die ägyptischen Befehlshaber Elfi und Aschkar Sonkar mit einem Heere , welchem der Prinz 3Iengn Timur entgegengesandt ward ; ein anderes Heer ging nach Osten zum Dienste des Kronprinzen Arghun in Chorasan, uud ein drittes war zur Huth der Gränze von Derbend er- forderlich. Abaka war in der Absicht, zu Bagdad zu über- wintern, auf der Strasse von Irbil und Mossul aufgebrochen ' i^g^^ und Alaeddin hatte auf dieser Seite die Vorhuth voraus- Jß^öcLJäsi gesandt. Zu Rahbet hielt Abaka grosse Kreisjagd und trat von hier den Weg nach Bagdad an. Diesen Augenblick benutzte Medschdulmülk, um dem Padischah zur Füllung der geleerten Cassen die von Alaeddin dem Schatze schul- digen Summen in's Gedächtniss zu rufen«
Alaeddin, von allen Seiten der neuen, seinem Habe Alaeddin und Blute drohenden Gefahr benachrichtigt, ergriff das ein- opfert ^in
zige Rettungsmittel des letzten durch freiwilliges Opfer des ^'^ *'
" ° ^ ^ und rvird
ersten. Er sandte sogleich sein ganzes Habe vom GrÖssten ^^rbannt.
bis zum Kleinsten an den Fuss der Majestät: „Sein ganzes Habe", nach den Worten des in der ganzen Fülle asiatischen Styles wuchernden Wassaf, „von den glänzenden Perlen, welche wie Glückessterne strahlten , bis zu den geringsten Korallen und den hölzerneu Geschirren, den gemalten, von den kostbarsten Tapeten geflochten aus den goldenen Drähten bis zu den schlechtesten Kotzen und strohgeflochtenen Matten, von den Reinsten und Schöngestaltelsten bis zu den Niedrig- sten und Veraltetsten, von den Gefässen, den vergoldeten, den auserwählten, bis zu den alten Hausgeräthen, den in die Rumpelkammer gestellten , von den Gürteln und Floren bis zu den Vorhängen von Thoren, von den Sklavinnen, den schönsten der Zeit, deren Wangen Rubinen von Bedachschan, Hammer, Geschichte der llchane. I. 20
306 Viertes Buch.
bis zu den Stallknechten (Kutal), mit groben Kitteln ange- than; er schaffte herbei aus der Musikkapelle die Pfeifen und Trommeln, an deren Stelle die wiehernden und yahenden, die sich stattlich und mannichfarbig als Reitthier nahenden, von den Mäulern und Pferden die wohlfeilen und die werthen, Kameele und Kameelinnen , Böcke und Widder. Sein Zweck war, in Ehren zu beharren und nicht die Waaren zu be- wahren; er war bereit, Alles zu wagen und beizutragen und setzte den Fuss auf den Spruch :
Gott soll nach 7neiner Ehre mein Gut nicht segnen, als auf seinen höchsten und unabänderlichsten Entschluss." Zugleich eilte Alaeddin dem Ilchan entgegen und warf sich auf der Station Dodscheii zu seinen Füssen. Da die Summe der eingelieferten Schätze doch noch unter der Erwartung geblieben, wurde er ungnädig empfangen, und es erging ein Jerligh, um den Emir Taghadschar zur Einleitung des Prozesses nach Bagdad zu berufen; er plünderte noch das von Alaeddin gestiftete Karawanserai (Robath^ Kloster, und da im Hause Alaeddin's nur der Besitzer allein zurückge- blieben war, wurde dieser in Empfang und Verhaft ge- nommen. Alaeddin wurde in den Halsblock geschlagen, auf die Folter gelegt, nackt zu Bagdad hineingeführt und dann verbannt. In dieser Tiefe seines Elends sandte er an seinen Bruder , den Wesir , die arabischen Verse :
Freund ! dein Ohr dem Manne schenke, Den man führt zur Todestränke ; Meinem gnädigen Herrn klag' ich Und der Zeiten Unbill trag' ich ^ Nacken schlanker Mädchen steht mir an , Nicht der Bannstrahl im Dorfe Ban.
Ban heisst das Dorf bei Nissibin, nach welchem er verbannt ward und dessen Name hier mit Ban spielt, dem IVamen der babylonischen Weide, mit deren biegsamen Stamm und Aesten der Nacken und die Glieder der Schönen verglichen werden. Seine Feinde fanden in diesen Versen neuen StoflF von Anschwärznng und Verfolgung; sie ärgerten sich darüber, dass er inmitten seines Unglücks noch Lust und Geist genug
^' i e r t e s Buch. 30>
besitze zu arabischen Versen und Wortspielen. Einem Freunde, der ihm von der Stimmung der Feinde Nachricht gab, schrieb er:
Dem Freunde send' ich Wort: Mich beugt Erniedruuj; nicht. Wann Nächte wenden sich mit seltsamem Gesicht: Wie soll ich kümmern mich um der Geschäfte Macht, Da Gott sich meiner annimmt, mich beschützt, bewacht.
Alaeddin , welcher europäischen Orientalisten bisher nur als Geschichtschreiber bekannt gewesen , verfasste in seinem Elende mehrere Gedichte, deren einige in dem Buche des Trostes der Brüder, welche eine Art von arabischen Boethius, gesammelt sind. Seine berühmte Kassidet allein, deren Beginn :
Wenn dich die Welt anschauet schief,
Bewege diess dir nicht die Brust,
haben über siebzig Dichter durch Glossen commentirt' ).
Die Feinde Alaeddin's, um seinen Ruin zu vollenden; _.. f}^„*s nahmen zu neuen Listen und Lügen , Verschwärzungen und fernere Verläumdungen die Zuflucht. Sie klagten ihn verrätheri- Schicksale. 6chen Briefwechsels mit Aegypten an und bedienten sich als Werkzeuges ihrer Ränke eines unbekannten Juden. Dieser beschrieb zu wiederholtenmalen ein Papier mit farbigen Linien aus Safran und Grünspan als einen Talisman, und dieses wurde während der Hausuntersuchuog in den Kleidern Alaeddin's verborgen. Dieser falschen Anklage sollten die ägyptischen Zustände Glaubwürdigkeit geben. Vor einigen Monaten war zwischen Kilmvun Elfi, dem im Namen des unmündigen Sohnes Bondokdar's Aegypten beherrschenden Fürsten, und den Begen der Mamluken Uneinigkeit ausge- brochen und Sonkar Aschkar hatte sich mit Isa Ben Mohenna, dem Emire der syrischen Beduinen, verbunden; wider die- selben sandte Elfi ein Heer nach Damaskus, welches bis nach Aana und Hadise an die Ufer des Euphrats streifte. Abaka sandte einen Gesandten an Elfi und Sonkar, um sie
•) Wassaf gibt die Glosse Asaseddin El-Jakubi's in achtzehn füufzeiligen Strophen.
20*
308 Viertes B u c li.
einzuladen, die Länder des llclian's nicht zu belästigen und sich ihm zu unterwerfen. Diese Gesandtschaft traf in dem Augenblicke ein , als die beiden verbündeten Emire von Elfi geschlagen worden waren; sie versprachen sich Hilfe von Abaka, und der Emir der Wüste sandte seinen Bruder mit dem Gesandten nach Bagdad, als Alaeddin dort noch in der Machtvollkommenheit seines Amtes stand. Er be- richtete an den Ilchan die wahre Lage der Dinge und erhielt den Befehl desselben, den Sonkar und den Bruder des Emirs freundlich zu behandeln. Diesem Befehle gemäss hatte Ala- eddin dieselben freundlich empfangen und ihnen zu Bagdad Gold und Korn angewiesen; dies war Alles, was an der Verbindung Alaeddin's mit Aegypten wirklich und wahr. Zu dieser Zeit hatte Mengu Timur (der Oheim Abaka's) ein zahlreiches Heer an die Ufer des Euphrats geführt; Sonkar und Isa schickten Gesandte an Abaka, um den Rück- marsch dieses sie bedrohenden Heeres zu bitten, und Mengu Timur erhielt den Befehl , sich vom Euphrat abzuwenden, während auf der anderen Seite gleichzeitig Prinz Baidu, der Sohn Tarakai's (des fünften Sohnes Hulagu's) und folglich der Neffe Abaka's, mit einem Heere in Syrien ein- fiel. Diesen scheinbaren Widerspruch der Bewegung der mongolischen Heere in Syrien und am Euphrat, indem sie dort vordrangen, hier sich zurückzogen, rissen die Feinde Alaeddin's als eine Waffe wider denselben an sich, und indem sie den Gesandten des Beduinenfürsten für sich gewannen, traten sie mit Alaeddin in Banden die Reise nach dem Hofe an, der damals zu Hamadan. Alaeddin's Trost in dieser misslichen Lage waren die Beweise von Theilnahme, die er von allen Grossen erhielt, die ihm dieselben in Briefen und Gedichten kund gaben. So schrieb ihm Beha- eddin Ali:
Ich höre, dass du immer klagst und weinest Und früh und spät mit deinem Kummer greinest; >Vie laug' setzt Welt dir an den Hals das Messer ? Sei ruhig und geduldig, es ist besser.
Viertes It u c h. 309
Alaeddiii antwortete hierauf:
Wie soll ich klagen nicht, mein Aug' nicht weinen, Da wenig fehlt, dass mich zertrümmern Feinen? Die Welt hat angefallen mich mit .Steiueu, Wie soll ich schlottern nicht in den Gebeinen ?
Ais Aiaeddin, von seinen Feinden geführt, auf dem Wege von Bagdad nach Hamadan auf die Höhe von Esedabad ge- kommen , begegnete ihnen die Nachricht von dem Tode Abaka's, welcher dem Schicksale Alaeddin's und seines Bruders günstigere Wendung gab. Ehe wir des Todes Abaka's umständlicher erwähnen, liegt uns noch ob, einige frühere Begebenheiten und den weiteren Verfolg des syri- schen Feldzuges zu erzählen.
Drei Jahre vor seinem Tode war Abaka selbst von Tebris peUzug tvi-
gegen Chorasan aufgebrochen , wohin er seinen Sohn Arghun der Sistau,
vorausgesandt, um die Niguderischen Banden, deren Einfall Chorasan,
in Fars oben erzählt worden, zu Paaren zu treiben: er kam , ,,^/
1. Moharrem
aber nicht weiter, als bis Sistan, dessen Hauptstadt er be- 677
lagerte und dann wieder zurückkehrte; er brachte Aeiv25.MaliS7>^
Oldschai Buka, den ältesten Sohn Mubarekschah's (des Sohnes
Muwatukjan's), und andere Prinzen des Uluses Dschaghatai
mit sich; dann begab er sich nach Herat, wo ihm die Emire ^^' ^'^^- ^^•
677 der Karawinas *"), eines der kriegerischsten und, wie Wassaf ^r— : r^^zr
-^ ° ' .j. Auij. ISTs
sagt, der teuflischen Stämme der Mongolen (^die Naphta-
feuerwerker), huldigten, welche ihren Namen vermuthlich
von ihrem Sitze zu Karmvin dscheidim haben. Bei seiner
Rückkehr nach Tebris vertheilte er nach dem Beispiele seines ^7; — --'- — ~
* 23. Auflast
Vaters, Hulagu , Ländereien als Leibgedinge der Frauen. 1278 Die Frau Kutui erhielt Miafarakain, die Frau Oldschai einen Theil Diarbekrs xxnADschiseretol-Omar , der Gemahlin Dschum- kur's, JNulun Chatun, des Oheims Abaka's, und ihren beiden Söhnen, Dschuschlcab und Kunschu, wurde Seimas mit seinem
*) d'Ohsson III. macht sie zu denselben mit den Niguderischen Bauden: Nigoudariens ou Caraounass; aber Reschideddiu, in dem Abschnitte unmittelbar vor den Begebenheiten Medschduhmilk's und Schemseddin's, spricht erst von den Niguderischen Banden in Sistan, dann von den Karawineu in Ghorasan.
,*510 V i e r t e » B u c h.
Gebiete verliehen. Buka, der Sohn Hukutai's, der Dsche- laire, welcher, nach des Vaters Tod ein unmündiger Waise, unter Abaka's Augen erzogen worden, wurde zu einem der grossen hiaken, d. i. der vertrauten Hofdiener, und später zum Schatzmeister des Pelzschatzes (^Postin^), woher das Postelnik der Russen und Wallachen^ ernannt. Die Nign- derischen Banden waren kaum aus Fars abgezogen,' als die Nachricht eintraf von einem AngriflFe der Aegypter auf Kalaater Rum, d. i. das Römerschloss, welches an der Stelle des alten Zeugma den Uebergang über den Euphrat ver- theidigt. Sultan Said, der Sohn und Nachfolger Bondokdar's (Runter der Vormundschaft Kilawin Elfi'sJ , hatte ein Heer von neunzigtausend Reitern und viertausend Fussgängern wider diese Festung abgesandt. Die ägyptischen Truppen befehligte der Emir Beiseri, die syrischen Hossameddin von Aintab. Die Stadt wurde eingenommen und verbrannt; da die Citadelle aber fest hielt , zogen die Eroberer nach fünf Tagen beutebeladen ab. Sultan Said war in Aegypten ab- gesetzt, mit dem Leibgedinge von Kerek dahin verwiesen und die Sultanschaft dem Emir Kilawin Elfi, dem Kipdschaken aus dem Stamme Burdsch Oghlu, übertragen worden; dieser nahm dieselbe vor der Hand nicht an, sondern begnügte sich, im Namen des siebenjährigen Selamisch, des Sohnes Bondokdar's, als der Atabeg desselben zu herrschen; aber die Namensherrschaft des siebenjährigen Knaben dauerte nur S.RedschebhviwAGvi Tage, nach welchen er abgesetzt und zu seinem
^'^^ - Bruder nach Kerek verwiesen ward. Kilawin Elfi, so bei-
27 Nov 'i279
genannt, weil er um tausend Goldstücke gekauft worden,
und Ssalihi, weil er ein Maraluke Ssalih's, des letzten ägyptischen Sultans aus der Familie Ejub, bestieg den Thron als Sultan Manssur, d. i. der Siegreiche, ein Beiname, dessen gute Vorbedeutung während seiner ganzen Regierung er- füllet ward. Der Emir Sonhar aschkar, d. i. der Blonde, machte ihm als Nebenbuhler den Thron streitig, indem er
') Hier nuuut Kescliideddiu den Schatz Cliasinei Nnrin , im Ab- sclmitte der Stiuuuie aber bei den Dschclaireu Justin.
Viertes Buch. 311
sich zu Damaskus zum Sultan ausrufen Hess, aber bald mit seiuem Verbündeten, Isa Ben Mohenna, von den Truppen des Sultans geschlagen, Iiatte er sich, wie oben erwähnt worden, mit Alaeddin, dem Wesire Abaka's, zu Bagdad in Unterhandlung eingelassen und sich dann in's syrische Schloss Sahmn, eines der festesten, ehemals den Assassinen gehö- rigen, geworfen. Abaka hielt diesen Augenblick günstig für den syrischen Feldzug. Seilte Truppen raarschirten in's i^.OcM^SO Gebiet von Haleb ein , wie sie Aintab, Derbesak und Baghras besetzten und bis nach Haleb vordrangen, rennend, brennend, staubend, raubend, Männer tödtend, nur den Weibern als Sklavinnen das Leben rettend. Kilawin war von Aegypten, wo er seinen Sohn unter dem Namen Melik ess-Ssalih als Thronfolger ausgerufen, gegen Syrien aufgebrochen; als er vernommen , dass der Feind mit der Beute von Haleb ab- gezogen, wieder nach Kairo zurückgekehrt.
Im folgenden Frühjahre zog Kilawin wider seinen Thron- l^- Muhar- nebenbuhler Sonkar aus, der noch im festen Schlosse Scheiser
10. Mai ISS! hielt. Er versprach die Auslieferung desselben für die Ab- ^ ,, ,,
*^ ° Sehlacht von
tretung von Famia (^Apamia^, Antiochien, Latakia (Lao- j]i:nss : dicea) und der Schlösser Sahiun, Belatonus, Bersijet ; auch Abaka's die beiden letzten gehörten , wie Sahiun, unter die festesten '^^'^■ Schlösser der Assassfnen vom Gebirge , welches von ihnen den Namen des Messers (Sikin) führt. Belatonus ist das alteBanias an der Seeküste nördlich von Merkab und Bersijet, ein kleines Schloss an dem westlichen Saume des Berges Chaitj welcher auf der Ostseite des Sees von Apamea '). Diese Forderung war kaum zugestanden, als Kilawin den Anzug zweier mongolischer Heere vernahm, deren eines, von ' Abaka selbst befehligt, sich gegen Rahbet wandte, das andere, unter dem Befehle Mengu Timur's, des Bruders Abaka's, zwischen Kaissarije und Ablistan fCäsarea und Comane^ gelagert hatte. Mengu Timur zog langsam in Syrien auf der Strasse nach Aintab und stand, nachdem er Hama ver- heert, vor Himss, wo auch Kilawin, durch die Truppen
•) üschihaununia S. 594.
312 Viertes B u c h.
14. RedscJieb Soiikar's verstärkt, eingetroflFen war. Die Schlacht blutete in der Ebene uicht ferne vom Grabmale Chalid's (beigenannt
30.0ct.l8Si , ^ ^ ^ -V , „
(las üschwert Gottes J, des Eroberers Syriens unter dem
Ciialifate Omar's. Das Heer Mengu Tiraur's zählte fünf und zwanzigtausend Mongolen, fünftausend Georgier, eine arme- nische, von König Leo befehligte Truppenabtheilung und eine der Türken Rums; aöch das ägyptische Heer , welches die ersten der Emire ')» befehligten, war von syrischen Turkmanen und Kurden verstärkt. Der linke Flügel der Aegypter vom rechten der Mongolen, weichen Mengu Timur an der Spitze der Uiraten, Georgier und Armenier befeh- ligte, wurde bis an die Thore von Himss zurückgeschlagen; aber Mengu Timur selbst, bald hernach vom Emir Usdemir verwundet, ergriff die Flucht; seine Flucht zog die Nieder- lage des mongolischen Heeres nach sich , das nach allen Seiten floh. Von Seite der Mongolen war Semaghar, einer ihrer tapfersten Feldherrn, von Seiten der Aegypter der Emir Usdemir, welcher den Prinzen Timur verwundet uad vom Pferde gestürzt hatte, geblieben. Die Mongolen hatten sich theils gegen Haleb, theils gegen Seiemijet, die an der Gränze der Wüste gelegene Stadt, geflüchtet; die letzten, durch den ägyptischen Befehlshaber Rahbet's abgeschnitten, irrten in der Wüste, wo sie dem Hunger und Durst erlagen: nur sechshundert Reiter wurden gefangen und zu Rahbet geköpft; eine andere, vor Burt gelagerte mongolische Trup- penabtheilung wurde gleichzeitig von den Belagerten ange- griffen, die fünfhundert derselben tödteten. Mengu Timur zog sich nach Dschesiret, dem Leibgedinge seiner Mutter, • Oldschai Chatun, zurück. Abaka war, während Mengu Timur .9. hschemm. '" Syrien einmarschirt, jagend bis Rahbet gekommen, kehrte »uifi aber dann nach Sindschar zurück und war Anfangs Novembers ^J. Sept. |„ seinem Lager vor Mossul eingetroffen. Hier erhielt er die Kunde der Niederlage seines Heeres. Erzürnt kündete er für den nächsten Frühling ein Kurultai an , wo die Feld- herren, die ihre Schuldigkeit in der Schlacht nicht gethan,
') Die Namen derselbeu bei d'Olissou III. 5'2t3. uach Noweiri.
V i e r f e s Buch. 313
bestraft werden sollten. In der Hälfte des Februars brach 6. SilkiJe
Abaka von Bagdad nach Haraadan auf, wo er im Paläste i3. Februar
Fachreddin Minotschehr's abstieg. Er überliess sich dem
Genüsse geistiger Getränke, dem er unmässig ergeben. Eines
Abends glaubte er in seiner Trunkenheit einen schwarzen
Vogel vor sich zu sehen: Weg mit dem schwarzen Vogel,
rief er; aber so viel die Leibwachen auch spähten, war von
einem schwarzen Vogel nichts zu sehen. Auf einmal schloss 20. Sithi-
er die Augen und gab, auf goldenem Throne sitzend, den
,, . j i.Aprill282
Geist auf). Er wurde an der Seite seines Vaters m dem
Schlosse Teke am See von Meragha bestattet ; schon am fünf und zwanzigsten Tage nach seinem Tode folgte ihm auch sein Bruder Mengu Timur in's Grab zu Teke -). Abaka starb acht und vierzig Jahre alt, von denen er siebzehn geherrscht, der Befestiger der Herrschaft der Ilchane in Persien und Georgien im Geiste des Gründers Hulagu; kein Eroberer, wie dieser, aber auch minder grausam. „Abaka", sagt der Mönch Haitho, „war ein staatskluger, sein Reich glücklich verwaltender Herrscher , der nur in zwei Dingen unglücklich; erstens, dass er nicht Christ werden wollte und als Götzendiener den Götzenpriestern Glauben beimass; zweitens, dass er, in beständigem Kriege mit den Nachbarn verwickelt, den Sultan Aegyptens in Ruhe lassen musste, der sich durch mongolische Ueberläufer und durch Bünd- nisse mit dem Herrscher des Uluses Kipdschak verstärkte."
Die Klage Haitho's, dass Abaka nicht Christ werden Verhaltnisse wollte, beweiset schon, dass Hoffnungen oder Bemühungen 9^oen die zu seiner Bekehrung rege waren ; ferneren Beweis liefern die '^" ^"" in den Geschichtschreibern der Päpste erhaltenen Schreiben
') Im Schedscliretol Etrak S. 254 dasselbe Datum, nur mit der gewöhnlichen Verstümmelung des Uebersetzers statt Silhidsche z'i Huj. *) Reschideddin, Nuweiri, Bar Hebräus; der letzte irrig Sil- kide statt Silhidsche. Mengu Timur heisst bei Haitho Mongodainir ; iiach ihm wäre Mengu Timur schon am achten Tage nach dem Bruder gestorben, und beide durch Gift. Verlässiger als der syri- sche Bischof Bar Hebräus und der armenische Mönch Haitho sind hierüber Reschideddin und Wassaf.
314 Viertes Buch.
desselben an Abaka. Papst Clemens IV. meldet in einem aus Veterbo erlassenen Schreiben, dass er das Schreiben des Chan's erhalten ; bedauert aber , dass dasselbe nicht lateinisch abgefasst, weil Niemand dasselbe lesen und ver- dolmetschen konnte und er also den Worten des Boten allein Glauben beimessen müsste; dieser scheint wirklich seine Botschaft grossentheils aus sich selbst geschöpft zu haben, denn es ist nicht wahrscheinlich, dass Akaka (wie ihm Clemens dafür dankt} ihm seine Freude über die Niederlage Manfred's des Hohenstaufen bezeugt, dass er ihm seine Be- reitwilligkeit gemeldet, mit seinem Schwiegervater dem Paläologen und den Lateinern zu helfen , und noch unwahr- scheinlicher, dass er gegen ihn den Wunsch, Christ zu Sb'. Jan. 1274 werden , geäussert habe. Sieben Jahre später waren Ge- sandte Abaka's mit Schreiben nicht nur an den Papst, son- dern auch an andere christliche Könige beglaubigt. Eduard L, der König von England , ermuthigte ihn in seinem Antwort- schreiben, in dem Entschlüsse der Bekehrung zum Christen- thume zu verharren, und Gregor X. empfing den Gesandten Abaka's auf der Kirchenversammlung zu Lyon, wo statt des 1277 Senders wenigstens «der Gesandte getauft ward. Drei Jahre hernach erschienen abermals zwei Fremde , die sich für Ge- sandte Abaka's ausgaben , am Hofe des Papstes Joannes XXL mit einem Aufrufe an alle christlichen Fürsten zu einem Kreuzzuge nach Palästina. Man bewog sie, an den Hof der Könige von Frankreich und England sich zu begeben. Dem Könige Philipp versprachen sie den Beistand Abaka's, wenn er zu Akka landen wollte. Diese beiden Gesandte, welche georgische Christen gewesen zu sein scheinen , hatten zu Rom versichert, dass Abaka und sein Oheim, der Gross- kaan Kubilai, bereit seien, zum Christenthume überzutreten; Joann XXI. bestimmte fünf Franziskaner zur Erwiederung der Botschaft; da er aber vor ihrer Abreise starb, traten sie erst im folgenden Jahre mit Schreiben Nikolaus HI. an Abaka und seinen Oheim Kubilai'} die Reise an. „Die
') Dieser Name ist als ^uolibey verstümmelt in yuolibet.
Viertes ß u c h. 315
römische Mutterkirche", schreibt INikoIans anAbaka, „freat sich des Inhaltes des durch die Gesandten Deiner Herrlichkeit, Joannes und Jakob Vassali, Unserem Vorfahren gebrachten Schreibens, welches, wenn ein christliches Heer in Syrien landete , demselben Verpflegung verheissen , und zu dem Ende Wir Allem, was sie mündlich sagen, Glauben beizu- messen aufgefordert werden. Unter dieser Beglaubigung') haben sie Unserem Vorfahren, unter dessen Cardinälen Wir uns damals befanden, die höchst angenehme Nachricht ge- geben , dass Deine Herrlichkeit und Dein Oheim Kubilai, Ihr beide unsere in Christo geliebteste Söhne , einige Personen verlangt, um Euch und Eueren Sohn in der christlichen Lehre zu unterrichten und zu taufen." Der Papst bittet den Chan, die Missionäre gütig aufzunehmen, ihnen in allem, was sie ihm über die Taufe, Dogmen und Religionspflichten sagen werden, Glauben beizumessen, sie auf ihrer Reise zum Grosschan frei zu halten, und empfielt ihm dann alle Christen Unterthanen des Chans als Freunde ^ ). In dem den fünf Franziskanern ertheilten Breve begewaltigt er sie, in allen den Tataren untergebenen Läniiern das Wort Gottes zu predigen, den Abaka und alle, die sich zum christiichen Glauben bekehren wollten , zu taufen , die Excommunicirten zu absolviren , Beicht zu hören und Buse aufzulegen, auch sogar die Mörder von Clerikern und Priestern loszusprechen, wenn sie nur an Kirchen und Klöster gehöriges Sühnungs- geld zahlen, neue Kirchen zu stiften, den NeuTermählten ihre Frauen, die ihnen nicht in verbotenen Graden ver- wandt , zu gestatten , in Ehesachen zu entscheiden , selbst dort, wo weder Kirche noch Oratorium, Messe zu lesen, die Grundfeste einzusegnen , Gelübde umzuändern , Mess- kleider urd Altäre zu weihen , wo katholische Bischöfe nicht vorhanden,. und alles gemeinsam oder einzeln zu unternehmen, was zur grösseren Ehre Gottes und Verbreitung der katho-
*) sab qua crerlulitate lautet fast irouiscli. ^) Reyiialdus II[. l). 45S und iu Mosliemii liistoria Tatarorum ecclesiast. p. "2.
316 Viertes Buch.
lischen Lehre förderlich und erspriesslich '). Die Bekeh- rung Kubilai's und Abaka's wurde durch diese fünf Franzis- kaner eben so wenig bewirkt, als dreissig Jahre früher die Batu's und Gujukchan's durch die Missionäre Gregor's IV. ; aber von diesen letzten bestehen die Reiseberichte Plan Carpin's und Rubruquis über die Länder, Sitten und Herr- scher der Mongolen, während von der Mission der fünf Franziskaner keine weitere Spur^).
Unter Abaka's Regierung dauerte der Flor der Liiteratur, Literatur, dessen wir schon unter der Hulagu's und weiter oben erwähnt haben, in erfreulichem Glänze fort; das grösste Verdienst dieser Stätigkeit gebührt nach Nassireddin von Tus wohl dem gelehrten Brnderpaar Schemseddin und Alaeddin Dschu- tveini, welche schon von Hulagu als Wesire mit der höchsten Leitung der Reichsgeschäfte betraut, denselben auch wäh- rend der siebzehnjährigen Regierung Abaka's vorstanden, bis zum Schlüsse derselben ihr Kredit und Ansehen , er- schüttert, wankte. In Rum hatte sich die schönste Blüthe mystischer Philosophie und Poesie in den Werken Ssadr- eddin's von Koma iiid Dschelaleddin Ru?ns entfaltet. Zu Schiras lebte noch der hundertjährige «Saßr/e (^ dessen Lebens- centurie zugleich das Jahrhundert des grössten Aufschwungs persischer Poesie^ in Freundschaft mit dem Dichterkönig und Schönschreiber Hemker Farsi , der als Dichterkönig Medschdeddin SemeJci^^ hiess, mit Imami aus Herat und mit Chodscha Hemameddin*')^ dem Schreiber Nassireddin's von Tus, dem reichen und gastfreien Manne, welcher den Sohn des Wesirs Schemseddin zu Tebris mit einem in vier- hundert porcellanenen Schüsseln aufgetragenen Gastmahle
') Waddington annales Minoruni V. 40 und in Mosliemius p. 80 ^) Die umständlichsten und gründlichsten Nachrichten über die Mis- sionen enthält die vortrefFliche relation des Mongols ou Tartares par M. d'Avezac im IV. Bande des recueil de vo^'ages et de ine- moires der geographischen Gesellschaft zu Paris. ') Güside B. .^43 gibt das poetische Fetwa desselben über den Rangstreit zwischen Sahir und Envveri, welcher von beiden ein grosserer Dichter- *) DewJctscIiah und Güside B. .^5.
Viertes Buch. 317
bewirthete. Ausserdem noch die folgenden Dichter: Purbeha üschami, welcher halb mongolisch, halb persisch dichtete und mit Chodscha Hemameddin besonders im künstlichen und schweren Versmaasse wetteiferte '^; Abulmadhi Raigani, so von dem in der Nähe Kaswins gelegenen Dorfe Raigan beigenannt, berühmt durch einen auf die fromme Stiftung Melik Iftichareddin's von Kaswin aus dem Stegreife gesagten Viervers ^). Dschemaleddin von Kaschan, welcher eine berühmte Redondille Saadi's mit gleicher entgegnete'}. Dschemaleddin Rastak ol koiu, welcher sein^ Beinamen von Rastak, einem Stadtviertel Kaswin's, hat rftid unter der Regierung Abaka's neunzigjährig starb*}; der Richter ÄeÄ«- eddin Sendschani, der Lobredner Schemseddin's des Wesirs, welcher so, wie Purbeha, mongolische und türkische Wörter persischen einmischte*}. Rasijeddin Bela war Intendent der Pachten von Diarbekr; als ihn Abaka absetzte und seine Stelle dem Emir Dschelaleddin verlieh, welcher ursprünglich ein Halbtromraelschläger, hatte Rasijeddin den Muth, dem Wesir Schemseddin den Viervers zuzusenden :
0 Schah! du nahmst das Land von uns zum Zeitvertreib,
Gabst einem Zwitter es, der weder Mann noch Weibj
Es ist nun sonnenklar dem Aug' der beiden Welten,
Was dir der Schlag des Schwerts und der der Trommel gelten^).
Nedschmeddin Serkub, d. i. der Goldschläger, ein Zeitge- nosse Abaka's, der aber auch unter der Regierung Arghun's lebte und seine Beschäftigung und Armuth durch die fol- genden Verse schilderte:
Mein Handwerk ist, zu schlagen Gold; Das Leben wird dadurch nicht, heller.
') Geschichte der persischen Redekünste S. 221. ^) Güside ß. 3.33. 3) Güside B. 335. ') Güside B. 335. *) Güside B. 335 gibt als Beispiel den Anfaugsvers einer Kassidet:
Ei kerde ruh ba lebi laali tu Nokeri
Maaschuki Vsbegi we nigari her Chavveri.
Hier sind Nokeri und Vsbegi die fremden Wörter. ^) Güside.
t
318 Viertes Buch.
Ich sitze immer zwischen Gold Und habe niemals einen Heller').
Endlich Nisameddin von Issfahan , der arabisch und persisch dichtete und von welchem der Schreiber der auserwählten Geschichte eine Kassidet zum Lobe des grossen Wesirs Schemseddin Dschuweini'^3 erhalten, welche, da Schems- eddin und sein Bruder Alaeddin die Pole persischer Kultur und Literatur während der Regierung Abaka's so füglicher diese üebersicht persischer Literatur zur Zeit Abaka's schliesst, als der Schluss des Lobgedichtes selbst ein arabi- sches Disticnon des grossen Wesirs Schemseddin: Komm', lass dir von dem Streit' des Baches sagen, Der sich mit der Cypresse zugetragen. Der Bach sprach viel von seiner reinen Flnth In hundert Zungen und in hundert .Sagen ; Da sprach zu ihm Cypresse so: 0 Freund, Willst du, warum ich zittere, mich fragen? Ich bin gerad' und stehe festen Fusses, Indess dich krumm die Spötter weiter tragen. Bei Gott! du gehst vorbei: und willst dir so Den alten Trauten aus dem Kopfe schlagen. Bald brausest du mit Heftigkeit einher, Bald bleibest du im Dümpfel sitzen mit Behagen. Als Antwort sprach der Bach, der tief beschämt, Aus Scliaam den Kopf empor kaum konnte tragen : Ich seh', Cypresse, du hast Sanftmuth nicht Und kannst mit Freunden dich nicht gut vertragen 5 Denn stets aufstrebend und empörerisch , Und weich und lind und mild ist mein Betragen. Du, prahle dich hinfiir mit Freiheit nicht, Nicht mit Beständigkeit und Liebesklagen; Du nährtest vormals dich in meinem Schooss, Nun willst du hoch empor den Kopf nur tragen, Du weihest nun sehr wenig Schatten mir, Weisst nichts von Huld und goldnen Fruchtgelagen ; Verzweifelnd fliehe ich von dir in's Feld, Um an dem Fels' die Brust mir wund zu schlagen ;
■) Die letzten sieben Dichter fehlen in Dewletschah, und auch in der Geschichte der persischen Poesie, zu der das Güside noch nicht benutzt werden konnte. 0 Güside B, 343.
Viertes Buch. 319
Du träj^st das Haupt gen Hinunel hoch empor, * .Schaust nicht auf mich, der dir zu Füssen liegt; Uein Haupt ist grün, du bist so frisch und schön, Und ich verachtet mit zerrissnem Kragen ; Geniesse stolz die Ruh', du stehest fest, Indessen mich von dir die >Yinde jagen. ,
So sprach der Bach und barg sich in den Staub, In Thränen fliessend hin und Weheklagen; Cypresse ward darob gar sehr verwirrt, Des Freundes wegen fühlt' sie Unbehagen , Im Garten schlug die Hände sie zusammen ; Der Vögel Chor begann, darob zu klagen, Da war die Zeit, den Vers von Schemseddin ^ Inhaber des Diwans , dem Herrn zu sagen ; Der Garten hauclit wie Aloe aus Hindy Auf Aloen die Turteltauben klagen •).
') Lakad fahet el aaud el Komari
We faher-raudh kel aaud el Komari. Das Wortspiel liegt in dem Doppelsinn der Worte Fahet und Komari ; jenes heisst im ersten Verse klagen, im zweiten hauchen ; dieses ist im ersten Hemistich der Plural von Kumri , Turteltaube, im zweiten Epithel: kumarische Aloe.
/üttftee P n d^.
Farteiungen um die Thronfolge ; Teguder*s Tbron- liesteigung; ; Hinricbtung Medschdolmülk's ; Zu- stände von Scbiras; Hong^uratai ^^etödtet; Krieg z'W'ischen Teguder und Argbun; die liandscbaften Kumis und Taberistan mit ibren l§tädten; Jüarscb nacb Knmis; Argbun vor Kelat; Tbronbesteigung Argbun's; dessen Gemablinnen^ iSöbneundTöcbter; Terungnadung und Hinricbtung des IFesirs >^cbems- eddin; die Verwaltung von Fars unter der Prin- zessin Abiscb, dann Seid Imadeddin ; Buka's iSturx ; Hinricbtung der Prinzen Dscbuscbkab 9 Huladsebu und Karabuka ; Ver^^altung des Juden Seaded- dewlet; Feldzug gegen Derbend; Argbun's Ver- bältnisse gegen Aegypten; Kendscbatu's Tbronbe- steigung und dessen Familie; l§sadreddin von Sen- dscban TFesir ; Einfall der liuren in Irak und Fars, und Melik el Escbrefs, des ISultans von Aegypten; Verratb der Emire ; Papiergeld; Ende Kendscbatu's und Baidu'S IlTacbfolge.
ww ir haben die achtjährige Regierung Hulagu's, des Parteiungen Gründers des Reichs , in zwei Büchern , die der siebzehn- um die jährigen seines Nachfolgers in dem vorhergehenden erzählt; wir werden auch, so Gott will, das Leben und die Regie- rung der achtjährigen Regierung Ghasan's, des siebenten und grössten mongolischen Herrschers in Persien, in zwei Büchern beschreiben; aber nur diesem Einen die Regie- • rungen von Teguder , Arghun und Kendschatu , die durch zwölf Jahre nacheinander geherrscht. Hulagu, der erste der Ilchane, hat das Reich als Eroberer gegründet ; Abaka^
K 11 n 1" t e s U u c li. 321
der zweite, dasselbe zwar nicht erweitert j aber durch die Stätigkeit seiner Wesire, des grossen Brüderpaars Schenis- eddin und Alaeddin, auf derselben Höhe erhalten; unter den vier nächsten ward es durch innere Unruhen und Streit der Prinzen um den Thron zerrüttet, bis Ghasan das er- schütterte Gebäude der Herrschaft wieder mit blutigem Mörtel befestigte und durch weise Einrichtungen zum Giebel seiner Grösse emporhob. Der dieses Buch füllende zwölQährige Zeitraum des Bürgerkriegs und der Zerrüttung mag einiger- raassen mit dem zehnjährigen der osmanischen Geschichte verglichen werden, in welchem nach Bajesid's des Wetter- strahls Tod die Söhne desselben sich um den Thron stritten und das getheilte Reich erschütterten; nur herrscliten dort längere Zeit drei und dann zwei gleichzeitig, während hier die schnelle Entscheidung des Thronstreites durch das Schwert nur zwischen Baidu und Ghasan getheiller Herr- schaft Raum übrig liess. In der osmanischen Geschichte ist die gleichzeitige Regierung der drei Brüder Suleiman, Musa und Mohammed eine Zwischenherrschaft , während hier die drei ersten genannten Herrscher nicht gleichzeitig regiert, sondern den bestrittenen und dem Vorfahrer, entrissenen Thron nur nach einander durch kurze Zeit behauptet haben. Abaka hatte seihen Sohn Arghun zu seinem Nachfolger im Reiche bestimmt und demselben als solchem die Statthalter- schaft von Chorasan verliehen. Die Entfernung würde den- selben nicht gehindert haben, sein Recht auf den Thron zu behaupten , hätten nicht andere umstände dem Oheime Te- guder und seiner Partei Vorschub gethan. Dieser war der Aka Arghun's, d. i. der Aeltere der Familie, und das höhere Alter gab, wie schon beim Streite zwischen Hulagu und Berke zu bemerken Gelegenheit gewesen, in der mongoli- schen Familienhicrarchie immer Vorrang und Ansehen vor dem Im\ d. i. dem Jüngeren; aber dieser Altersvorzug würde dem Teguder eben so wenig zum Throne verholfen, als die Entfernung von der Residenz dem Arghun denselben geraubt haben, wären nicht andere Hebel wirksam thätig gewesen. Die persischen Quellen stellen dieselben gar nicht gehörig flanimer, Geschichte der Ucliane. I. 21
322 t' " 11 f t e s H u c h.
heraus und lassen über die nächsten Beweggründe der ver- änderten Thronfolge einiges Dunkel ; dieses aber verschwindet bei näherer Betrachtung des zu Ende des vorigen Buches berührten Verhältnisses zwischen Arghun und dem gestürzten Bruderpaare Schemseddin und Alaeddin, welche seit Hulagu zu Tebris und Bagdad das Steuer der Regierung geführt. Arghun war der Kanal gewesen, durch welchen die Anklagen Medschdolmülk's, des Todfeindes Schemseddin's und Ala- eddin's, bei Abaka Eingang gefunden; ihre ganze, durch zwanzigjährige unumschränkte AlachtToUkommenheit mächtig gewordene, durch ihren Sturz aber in den Staub getretene Partei hatte von der Thronfolge Arghun's und der tyranni- schen Verwaltung Medschdolmülk's Nichts zu hoffen und Alles zu fürchten; diese Partei also war es wohl haupt- sächlich, welche dem Neffen Arghun, dem Sohne Abaka's, dessen Oheim Teguder vorzog und diesem die Stimme der Völker (^die in Persien alle Muslimen) durch den üebertritt zum Islam gewann.
Teguder war der Sohn der Frau Kutui Chatun, welche mit
Teguder^s Jh™ ^^^ seinem Bruder Tekschin, jener der siebente, dieser Thron- der vierte Sohn Hulagu's , während des persischen Feldzugs
bestetyung. ^^ Lager Mengkukaan's zurückbehalten und unter Abaka's Regierung von Kubilai nach Persien gesandt worden; in seiner Jugend war derselbe getauft worden und hatte den Namen Nikolaus erhalten'). Hierdurch schon dem Götzen- dienste des Budhismus entfremdet, mochte er so leichter zum Islam zu bekehren gewesen sein , als seine Bekehrer nicht ermangelt haben werden, nach moslimischer Ansicht der Dreifaltigkeit, als einer Triraurti, und den Uebertritt
* zum Islam als eine Erhebung zu reinerem Gottesdienste,
durch den Aufschwung von Vielgötterei zur Anbetung eines
*) Haitho C. 37 nennt ihn Tongodar, die Perser nennen ihn durch einen aus Versetzung der Punkte leicht erklärbaren Schreib- fehler Niyudar , was der Name des dschaghataischen Prinzen, des Sohnes Dschudschi's, des Erstgebornen Dschaghatai's ; wahrschein- lich ist ISiguder aus seinem christlichen Namen Nikolaus ent- standen.
K li n f t e s U u c li. 328
einzigen Gottes darzustellen ; der mächtigste Bekehnings- grnnd war aber ganz gewiss die Aussicht auf den Thron, indem er den Islam erst, als er denselben bestieg, annahm. Die Nebenbuhler um denselben nach dem Tode Abaka's waren drei ; Arghun hatte die Emire des Hauses seines Vaters'^, mehrere der grossen Emire'*) auf seioer Seite; die drei Prinzen Adschai, Kungurtai, Huladschu (die drei Söhne Hulagu's}, Dschuskab und Kunhschu, die Söhne Tachumkur's , des zweiten Sohnes Hulagu's, die Emire Schingtury Sughundschak und andere stimmten für Teguder ; endlich suchte die Frau Oldschai Chatun , die Mutler Meogu Tiraur's, demselben eine Partei zu gewinnen; als dieser aber am fünf und zwanzigsten Tage nach Abaka's Tode gestorben, schlug sie sich mit der Frau Kutui, der Wittwe Abaka's, auf die Seite Arghun's, welcher der Sohn aus der Beischlä- ferin Kaimisch Ikadschi. Alsbald nach Abaka's Tode eilte Teguder aus Kurdistan nach Tebris und Arghun, welcher ohnedies auf dem Wege von Chorasan nach der Residenz, begegnete auf der vierten Station vor Tebris dem Schingtur Nujan , welcher ihm mit der Nachricht von des Veters Tod entgegengesendet worden. Arghun vollzog die Gebühren der Trauer nach mongolischer Sitte mit dem gewöhnlichen Todtenmaljle , bei welchem, wie bei Festgelagen, der Becher mit Kumts herumging; die Leibwachen^}, Speerträger*} und Stallmeister Q seines Vaters wurden ihm übergeben. Die Prinzen des Hauses , die Oheime und Neffen Arghun's, beriethen sich und stimmten für Teguder, und auf den Rath des weisen Emirs Schischi Bachschi that Arghun, um sein Leben zu retten , keinen Einspruch. Fünf Wochen nach ^^' I^^ohar- dem Tode Abaka's wurde Teguder als Chan und üchasi, -; — . . ^ Schall nnd Padischah ausgerufen; die Herrlichkeit der fest- lichen Thronbesteigung wurde auf zwei Monate hinausge- schoben. Arghun begab sich nach Alatagh^^, um dort von
*j Die zwei Brüder Buka und Oruk, uad Akbuka. ^) Schischi Bachschij, Doladai Aidadschi, Bschtischi, Ordukia. ^) Kurdschiitit. ") Sihurdschian. *) Aktadschian. ^y Rescliideddin, bei d'Ohssoß Sialikuli III. 552,
21 *
dem Lager und dem Schatze seines Vaters Besitz zu nehmen; Taghadschar kam aus Fars zu seinem Dienste und die Frau Kuiui mit ihren Anhängern begab sich ebenfalls in's Lager Arghun's, Der Wesir Scliemseddin, weicher sich in dessen Macht befand, wurde ihm abgefordert, und der Emir des Lagers der Frau Kutui brachte denselben zu Teguder'^. 13. liebiul- Am Tage der Sommersonnenwende -} hatte die feierliche Thronbesteigung statt. Nach dem uralten, schon auf den
SI.Ji(nilS8ä
ägyptischen Denkmalen abgebildeten Krönungsgebrauche, ver- möge welchem zwei Geleitsmänner den König, der eine zur rechten, der andere zur linken Hand, auf den Thron ein- führen, wurde Teguder vom Bruder Kungurtai und vom Emir Schingtur Nujan auf den Thron gesetzt, indem jener dessen rechte, dieser dessen linke Hand ergrifft); die Prinzen warfen, mit dem Gürtel um den Nacken, ihre Mützen in die Luft, zu sagen, dass ihr Hals bereit, auf den Wink des Herrschers mit dem Gürtel oder Strang zuge- schnürt zu werden , und dass sie nicht mehr kopfbedeckt, das ist, nicht mehr frei. Mit siebenmaliger Niederwerfung wurde die Sonne , mit neunmaliger der neue Herrscher ver- ehrt zur glücklichen , durch die Astronomen ausersehenen Stunde.
Zu einer guten Stunde, wo die Glücksgestirne Im Ort des Aufgangs niederwarfen ihre Stirne').
Nach Beendigung der Krönungsfeste liess sich Teguder Schemseddin ^j^ Jq, unbezwinglichen Schlosse Schahutela (^dem persischen
. , _ Königstein^ aufbewahrten Schätze bringen und vertheilte
V071 etiler der ° y o
Gemah- dieselben unter die Prinzen, Nujanen und Emire des Hauses linu en Tegu- MixA des Heeres; jeder Soldat erhielt zwanzig Dinare und der s. Arghun, der sich beklagte, dass man auf ihn mit der Krö- nungsfeierlichkeit nicht gewartet, zwanzig Goldbalische. Bei dieser Gelegenheit verbanden sich Arghun und sein Oheim Konghuratai (der neunte Sohn Hulagu's) im Lager
') Reschideddin. *) 13. Rebiulewwel Sonntags ist der 21. Juni, der richtig ein Sonntag, folglich das Datum bei Wassaf, t4. statt 13., wie bei Reschideddin gefehlt; das Scliedschretol Etrak S. 257 hat das richtige Datum vom 1:5. ') Reschideddin. ") Wassaf.
F li n f t e s B ii c !i, 325
der Frau Tuktini ') durch Eidschwur in uuzertrenullcher Freundschaft, welche hernach den häufigen Gesandtenwechsel zwischen ihnen und den gewaltsamen Tod Konghuratai's her- beiführte. Teguder befahl , seine Bekehrung zum Islarae auszurufen , und erliess an die Obrigkeiten von Bagdad ein Jerligh, dass sie die gute Kunde den Einwohnern Bagdads mittheilen, den frommen Stiftungen ihre Einkünfte wie zur Zeit des Chalifats wieder geben, den Moscheen und Me- dreseen ihre vorigen Rechte wieder einräumen sollten; der Prophet habe gesagt, dass der Islam nicht aufhören werde, Biegreich zu sein, bis an den Tag des Gerichts'}. Tags 2. Rehiul. I. darauf lagerte er zu Siahkuh^) und sandte Befehl nach ^- *'^"''- Hamadan , dass Medschdolmülk und Atamiilk Dschiiweini, der noch als dessen Schlachtopfer dort gefangen gelialten ward, vor ihm erscheine. Medschdolmülk begann seine alten Ränke wider- Schemseddin, und wenig feliüe, dass er nicht auch diesmal gesiegt hätte; nur der Schutz Ermeni Chatun's , der Gemalilin Teguder's, zu welcher Schemseddin flüchtete, rettete ihm und dem Bruder das Leben und ver- schafl'te ihnen den Triumph über den Todfeind. Ermeni Chatun war nicht die Herrin des Harems, d. i die erste Gemahlin oder grosse Frau Teguder's (^welche Tokus Chatun, die Konghuratin), sondern die zweite, keine Armenierin, wie der Name glauben machen konnte , sondern auch eine Konghuratin; die dritte, Tudahm Chatun, die Tochter Musa Gurgans, des Konghuraten , des Eidams Ilulagu's, welchem dieser seine fünfte Tochter, Torakai, zur Gemalilin gegeben, und folglich die Nichte Arghtin's; die vierte J?«?- tegin, die Tochter Huseinaga's; die fünfte, Ilkotlogh , die Mutter Tughandschik's, der Tochter Schadi Nujan's, des Gemahls der Prinzessin ^/-^^^rw/c^ Tochter Dschnmkur's, des zweiten Sohnes Hulagu's, aber nicht aus dieser, sondern aus der Beischläferin Ilkotlogh; Tughandschik, während der Herrschaft Teguder's getraut , wurde ob Verdacht von Zau-
') Bei d'Ohssou III. 553 Tuktai. -) Derselbe uacli Noueiii S. 553. ') Siah kuh niisul kerd, heisst: er lagertR /.ii Siahkith, nicht: il quitta Sialikuh . wie rtOiissou übersetzte
326 I"" " II I' « ü > n II c h.
fierei iii~deii h'or (Cyrus} geworfen; die sechste, l'udai Chatun; diese gaben ihm drei Söhne O und sechs Tochter'' 3' Stark durch den Schutz Erjnejii ChaUmSj, arbeitete nun Schemseddiu an dem Sturze Medschdolmülk's, denselben in alierhand Klagen verwickelnd und vor Gericlit fordernd. Medschdolmülk , seines drohenden Kuines gewahr, sandte Wort an den Prinzen Arghun: Schemseddin habe Abaka vergiftet, und wenn nun er (Medschdolmülk) mit seinem Leben büssen müsse, geschähe es, um den Beweis der Ver- giftung zu unterdrücken ; auf diese Art warf er, selbst des Todes ge^värtig, den Saamen der Rache am Todfeind in die Brust Arghun's , wo derselbe später zur blutigeu Frucht zeitigen sollte, Schemseddin bediente sich als Werkzeug zum Sturze Medschdolmülk's eines Neffen des letzten , Na- mens Seaadeddin, welcher vom Oheime wegen Geldverun- treuuiigen seines Amtes entsetzt worden war; demselben ward die Stelle eines MesUifl (^Finanzpräsidenten) in Irak und Persien versprochen , und er klagte dafür den Oheim verrätherischen Briefwechsels mit Arghun an ; demselben wurde ' die Zurückstellung aller von seinem Oheim confis- cirten Güter Atamülk's, des Bruders Schemseddin's, aufge- tragen , Medschdolmülk selbst vor Gericht gestellt.
Die Richter Medschdolmülk's waren die Obersten , ße- ^"'*'*^''^""^ fehlshaber der Truppen, Sundsckak und Arukaha. Dem mülk^s Medschdolmülh wurde nun mit gleichem Maasse eingemessen; wie er wider Kudschuk Jtarnülk Papiere , mit Zügen und Schnörkeln beschrieben , als Beweise der Zauberei vorge- bracht, so wurde als gleicher Beweis nun dem Medschdol- mülk eine mit gelben und rothen Figuren bemalte Löwenhaut vorgehalten, welche sich unter seinen confiscirten reichen Stoffen gefunden und welche seine Feinde bei der Unter- suchung eben so eingeschwärzt hatten , wie vormals er gelbst
'} Ka/Jlandsclii, Arslandschi, Nukadschije. ') 1. Kutscliuk, aus der Frau Tokus ; 2. Kimdsclnik, aus der Frau Ermcui 5 3. Tschi- tschek, aus cbeu derselhcn; 4. ßlainaii, gleichfalls 5 .1. SailHii^ aus der Frau Tudaku ; ff. K'dtürminch , aus der Heiscliläferin Kiirku- diChije.
Fünftes Buch. 827
unter das Habe Atamülk's; die Baclischi und Kamen, d. i. die mongolischen Schreiber und Wahrsager , gaben ihr Gut- achten ab, dass diese Haut in Wasser geweicht, das Wasser dem Beklagten zu trinken gegeben werde , damit das Uebel der Zauberei an ihm selbst ausgehen möge. Medschdolraülk weigerte sich dessen, weil er wohl wusste, dass diesen Talisman der Scheich Abderrahman, ein Geschöpf Schems- eddin's, verfertigt und denselben verraufhlich mit Gift ge- tränkt habe. Trotz dieser Beweise wollten sie , so sehr auch der Scheich und Ätamülk darauf drangen , das Todes- urtheil nicht aussprechen ; als aber Sughundschak , durch ein Fussübel zu Hause gehalten, zu Gericht zu sitzen ver- hindert war, besuchte ihn der Scheich und drang so lang in ihn , bis er das Urtheil erhielt. Es lautete dahin , dass er dem Brüderpaar Schemseddin und Alaeddin übergeben und von denselben nach der Jasa , d. i. mit dem Tode be- straft werden solle. Schemseddin wollte ihn mit dem Leben begnadigen, aber sein Bruder Alaeddin und sein Sohn Harun drangen auf die Todesstrafe. MedschdolmiUh (^der Reichs- ruhm) wurde in das Zelt Atamülk's (Reichsgabe]) geführt, wo er vom Nachmittagsgebete bis zum Abendgebete Rechen- schaft über alle von ihm ausgestellten Urkunden , Diplome, Schenkungen , Vergantungen ablegen und , ausser allen Be- sitzungen, dreihundert Tomane zu Bagdad erpresster Gelder herausgeben musste. Als Alaeddin sich zum Abendgebete begab, wurde sein Todfeind vors Zelt geführt und der vor demselben versammelten Menge als Schlachtopfer vorge- j)schem- worfen '}. Er ward sogleich zerstückt und Kopf und Zunge masiulen-wei und Hände und Füsse in die Hauptstädte des Reichs zur ^^^ Aussteckung gesandt; der Kopf nach Bagdad, wo er den- ^*- -^"ff"^ selben so stolz erhoben. Der Geschichtschreiber Reschid- eddin sagt hierüber:
') iu der Nacht vom Mittwoch, sagt Reschideddin , was der 12. August war, den» der 14. (Soniitagsbuchstabe Dl war ein Freitac.
3'iH K li u f I (> s » u c h.
Der Kopi, viiii so viel \A'alin iimi Gier besessen, So der Wesirschaft selbst für sich vermessen , Ich sah ihn als des Henkers Spiel und Tand Und jedes Glied in eines AndVeu Hand.
Seine Zun^e kaufte einer um hundert Goldstücke und brachte dieselbe nach Tebris, und Wassaf cominentirt hierzu:
Hättest schweigend deine Zunge du bewährt, Hätte deinem Kopf nichts angehabt das Schwert.
Die Füsse wurden nach Schiras gesandt, wo er so hoch- müthig aufgetreten war, und die Hände nach Issfahan , wo er dieselben so gierig ausgestreckt. Der schon mehr als einmal erwähnte Dichter Pur Beha Dschami sagte, als die Hände ankamen :
Bis zu dem Himmel wollt' er heben seine Hand ;
Es kam die Hand nicht hin, doch her kam seine Haud.
und ein anderer Dichter Zeitgenosse dichtete suf diese Gliederversendung die Verse:
Ein Paar Tage laug beschwär/tesfc du RoUeu und Listen, Suchtest dir dadurch Reichthum zu mehreu und Gut;
Deiner Glieder jegliches ging in andres Land aus, Welteroberer wardst du in der Woche Verlauf).
Alaeddin erhielt nun wieder die Statthalterschaft von Bagdad und die Investitur derselben mittels eines vom Chane selbst getragenen Kaftans, Schemseddin die Wesirschaft in der vorigen Machtvollkommenheit und der Scheich Kemajeddin Abderraliman Er-Rafii die oberste Würde des Islams mit ^er Verwaltung aller Religionsgüter und dem Auftrage ; die Einkünfte derselben auf die Pensionen grosser und berühmter Gelehrten und Almosen für Ssofi und Derwische und die Verwandlung der christlichen Kirchen in Moscheen zu ver- wenden.
. Schemseddin, welchem unter Abaka's Regierung von
Schemsed- seinen Anklägern Vergeudung der Staatsgelder zur Last
diu; Zu- gelegt worden und der sich ausgewiesen, dass dieselben
stünde von ^um Theil für den Hofstaat der Prinzen und andere Aus- Schiras.
') >VH.ssar.
Fünftes B 11 c h. 329
gaben des Hofes aufgegangen , begann seine neue Ver- waltung mit Einschränkungen der Ausgaben der Küche des Chans und des Hofstaates der Prinzen und Prinzessinnen. Die Ausgaben der Küche, welche bisher unter dem Oberst- küchenmeister Fachreddin jährlich achtzig Tomane (^Tonian ist zehntausend) betragen hatten, wurden nun ohne Ein- mischung des Oberstküchenmeisters mit der Hälfte dieser Summe bestritten. Dieser besonders wider das Zehrgnadenamt gerichteten Oekonomie lag einige PersönlichkeitSchemseddin's wider Fachreddin zum Grunde , weil diesem gleich nach der Thronbesteigung Teguder die Wesirschaft verleihen wollte, was sich Fachreddin verbeten hatte; nichtsdesto- weniger warSchemseddin auf denselben eifersüchtig; Wassaf, bei welchem sich diese Angabe findet, konnte um so besser von der Sache unterrichtet sein, als er gerade in diesem Jahre dem Wesir Schemseddin persönlich aufwartete, und einige Spannung , in welcher er mit demselben gestanden, auszugleichen bemüht war; es scheint nämlich, dass Wassaf eich einigen Tadel über des Wesirs frühere Verwaltung erlaubt, worüber ihn der Wesir zur Rede stellte. Wassaf bekräftigte zwar mit den stärksten Schwüren das Gegentheil und sandte zweimal entschuldigende und um Vergebung flehende Verse an Schemseddin'^, aber „ohne dadurch", wie er sagt, „den leicht zu lösenden Knoten der Entfrem- dung des Inhabers des Diwans zu en4:wirren". Wiewohl Wassaf weder den Gegenstand des Tadels, noch den Anlass seiner Reise ins Hoflager näher angibt, so betrafen wahr- scheinlich beide die Angelegenheiten seines Vaterlandes, die Landschaft Fars, deren Geschichte er der seinen so um- ständlich einverleibt hat. Zu Ende der Regierung Abaka's ^^^
1 1279
war die Statthalterschaft von Schiras dem Emir Sughundschak
(von dem so eben als vom Richter Medschdolraülk die
Rede gewesen) anvertraut, von dessen Scharfsinn und die
Wahrheit ergründenden ürtheilen Wassaf Belege erzählt.
Unzufrieden mit den Pächtern der Steuereinnahme, ernannte
') Wassaf theilt dieselben mit
S30 ^^ '• » f t e s H u c h.
er einen derselben , der die wenigsten Staatsgelder unter- schlagen hatte, den Chodscha Nisameddinj zum Wesir und ordnete ihm die anderen Pächter unter. Zum Richter der Richter ernannte er den Ebu Mohammed Jahja Imadeddin, wiewohl der grossere Theil der Einwohner den hochge- lehrten Seid Abdallah, den Verfasser vieler Werke über die Exegese und Hermeneutik, über die Ueberlieferung und Rechtsgelehrsamkeit, über Dogmatik und Philosophie für den Würdigeren erkannten. Sughundschak begab sich mit einigen Pächtern, deren Summen noch ausständig, nach Hof; nur als es in seiner Abwesenheit zwischen dem Wesir und dem Oberrichter zu Reibungen kam, sandte er einen Befehl, vermöge dessen der letzte im Hause des ersten in Verhaft gesetzt ward. Zu dieser Zeit (wo eben Medschdolmülk's Anklage wider Schemseddin angebracht und Abaka's Sinn auf Zusammenscharren des Goldes erpicht war^ wandte sich der Seid Richter an Buka, einen der geheimen Schatzmeister Abaka's, welcher sich damals zu Schiras befand , und dieser sandte den Seid und den Intendenten Schemseddin nach Hof, wo sie, von Abaka wohl empfangen, ihre Beschwerden wider die. Verwaltung Sughundschak's und des von ihm be- stellten Wesirs Nisameddin anbrachten. Abaka reichte ihnen mit eigener Hand einen Becher Wein und befahl, dass Nisameddin zweihundert der ausständigen. Tomane abtrage; dieser wurde nun im Hause des Seid Imadeddin festgesetzt und der Emir Taghadschar kam , die Eintreibung der Summe zu vollstrecken; die Pächter aber, hierdurch aufgelärmt, machten mit Nisameddin gemeinsame Sache, und wiewohl sie dem Scheine nach sich den Befehlen Taghadschar's fügten, so ruhten sie doch nicht, bis sie den Nisameddin aus der Haft befreit und Taghadschar in Verlegenheit brachten. Dieser begab sich , da unterdessen die Thron- besteigung Teguder's stattgefunden , an's Hoflager und führte seine beiden Schutzgenossen, den Melik Schemseddin und den Seid Imadeddin, mit sich. Teguder verlieh dem letzten die Wesirschaft von Sohiras und forderte den Statthalter Bulghuwan , welcher ^öirentlich die Partei der Intendenten
K ü II f t c 6 B u c h. 331
wiiter Taghadschar ergriffen hatte , nach Hof ; dieser hielt die Gesandteil des Chans zu Schiras auf, ohne ihnen Er- iaubniss zur Rückkehr zu gewähren, und wa;idte sich heimlich an den Prinzen Ärghun in Chorasan, von dessen Umtrieben weiter unten die Rede sein wird. Diess war der Zustand der Dinge in Fars, als Wassaf sich bei Schemseddin rein zu waschen bemüht war.
Auf Veranlassung Schemseddin's wurde eine feierliche Botschaft an den Sultan Aegyptens abgesandt, um demselben von dem Uebertritte Teguder'a zum Islam Kunde zu geben. Das Beglaubigungsschreiben der beiden Gesandten und die Antwort Kilawin's sind so durch Gehalt als Styl merkwürdig genug, um unverändert hier in sach - und wortgetreuer üebersetzung zu folgen:
„Durch Gottes des Allmäclitigen Kraft (welcher erhöhet werde !^ P'erraan des Kaan Ahmed an Aegyptens Sultan. Gott der Allmächtige hat durch die Vorgänge seiner Gnaden und das Licht seiner Leitung in der ersten Jugend und Frische Uns geleitet auf die wahren Pfade zur Kenntniss seiner Herrlichkeit und zum Geständniss seiner Einheit, zur Zeugenschaft, dass Mohammed (über welchen das reinste Gebet!) Gottes Prophet, zum schönen Glauben in seine Heiligen und frommen Mäimer. Wen Gott leiten will, dessen Brust erleichtert er (jurch den Islam , und Wir haben nicht aufgehört, Uns für die Erhöhung der Reügion und Zurecht- bringung der Geschäfte des Islams geneigt zu zeigen, bis von Unserem Vater, dem Bessten, und Unserem Bruder, dem Grössten , die Reihe der Regierung auf Uns gekommen, bis dass über Uns der Schmuck seiner Gnaden ausgegossen und Wir von seinen Wohlthaten, was Wir verdienten, ge- nossen in dem Ueberraaasse seiner Gnaden, der grossen; und es ward Uns das Brautgemach des Reichs aufgeschlossen und die Braut Uns vorgeführt unverdrossen. Es wurde von Uns ein gebenedeites Kuridtai versammelt, diess ist die Versammlung, wo einen Funken gibt der Feuerstahl der Brüder und Kinder , der Emire , der Grossen , der Führer des Heers, der Vorgesetzten der Truppen ; ihr Wort stimmte
332 K ü Ji f ( e s n u c h. ^
darin überein, die Verfügung Unseres Bruders des Grossen auszuführen in der Aufstellung eines allgemeinen Aufgebotes Unserer Heere : die Erde ist zu enge vor ihrer Menge, und es füllet die Herzen Schrecken vor der Gewalt, womit sie die Erde bedecken; vor ihrem hohen Muthe werden die Berge zu Ebenen ausgegleichet und die härtesten Felsen erweichet. Wir dachten nach über das, was sie sich vor- genommen und worin ihre Begierden übereingekommen, und Wir fanden, dass ihre Absicht widerstreite mit dem, was Wir in Unserem Innern beschlossen zur Bewirkung allge- meinen Wohls. Hierunter verstehen Wir die Stärkung der Satzungen des Islams, dass so viel als möglich keiner von Unseren Befehlen in anderer Absicht ergehe, als um Blut und Brand zu stillen und alle Länder mit dem Wehen der Winde der Ruhe und der Sicherheit zu erfüllen , und damit ausruhen mögen die Könige der anderen Länder auf dem Lager der Milde und Wohlthätigkeit, um Gottes Befehle zu ehren und dem Volke Gottes Mitleid zu gewähren. Gott hat Uns eingegeben, dieses Feuer auszulöschen und diese Unruhe zu stillen, und die Anzeige dessen, den Gott der Allmäch- tige hierauf geleitet hat, ist die des Vorschlags der Mittel, womit die Heilung der Welt von den Gebrechen erzweckt und die Anwendung der letzten verschoben würde; denn Wir lieben , nicht schneller die Pfeile zu senden und uns zu den Lanzen des Kampfes zu wenden, als nachdem Wir das Nöthige erklärt, und Wir gestatten diess nicht, als nachdem Wir die Wahrheit und Nothwendigkeit mit Be- weisen bewährt. Wir wurden bestärkt in dem , was wir Uns Gutes vorgenommen hatten, und in der Durchführung gemeinnütziger Thaten durch die frommen Wünsche des Scheichs des Islams, des Musterbildes der Erkennenden, dessen Hilfe Uns in den Geschäften der Religion nützt und unterstützt, und Wir haben dieses Schreiben erlassen als Gottes Barmherzigkeit für den, der sich demselben fügt, wie sich's gehört, und als Pein wider den, der sich ab- wendet und empört. Wir haben damit betraut den ent- scheidendsten der Richter, den Pol der Religion und des
Fünftes B II c h. 333
Volks (Kutbeddin), und den Atabeg (Behaeddin), welche beide von den Bewährtesten und Gelehrtesten dieses blü- henden Reichs, weil sie Unsere Wege kennen und weil sie mit Gewissheit wissen , was Uns eingibt Unser Gewissen zum allgemeinen Wohl der Moslimen. Wir haben sie in dieser Absicht gesendet, denn Wir sind von Gott auf die Wach- samkeit angewiesen , denn der Islam liebt, was ihn empfängt, und Gott der Allmächtige hat in Unser Herz gelegt, dass Wir der Wahrheit und ihren Bekennern folgen sollen, damit sie bezeugen die grosse Gnade Gottes über die Gesammtheit in dem , was wir fordern als Vertrag der Ursachen der Wohlthat. Sucht dieses nicht zu erproben durch einen Rückblick auf Unsere Brüder (die Herrscher vergangener Zeit^, denn jedem Tage ist anderes Loos bereit. Wenn die Seelen Einsicht nehmen wollen in einen Beweis, wodurch die Forderung des Vertrauens befestiget würde, und in eine Urkunde, worin sie die Erfüllung ihres Wunsches fänden, so sollen sie ihre Blicke auf Unsere Denkmale richten, deren Ruhm nicht klein und deren Wirkung allgemein. Wir haben unter Gottes Leitung angefangen, die Spuren der Religion zu erheben , dieselben in jedem Dinge an Tag zu legen und auszuheben zur Aufrechterhaltung der Novellen des Gesetzes, des mohammedanischen, nach Erforderniss der Kanone der Gerechtigkeit, der ahmedischen, um es zu er- heben und demselben Ehre zu geben. Wir Hessen Freude scheinen in die Herzen des Wesens, des gemeinen. Wir haben nachgesehen die Vergehen und den Schuldigen ver- ziehen und stellten auf die Verbesserung der Geschäfte Unser Bemühen, auf die frommen Stiftungen der Moslimen, von Moscheen, Grabstätten, Medreseen, auf den Bau frommer Zellen und verfallener Wachposten , indem Wir die Ein- künfte derselben denen, so dieselben verdienen, verlieh'n und dadurch erfüllet der Stifter Sinn ; Wir haben verwehrt, dass Neuerung in denselben werde begehrt und dass das Geringste werde verletzt von dem, was ursprünglich fest- gesetzt; Wir haben befohlen, den Pilgerreisen die grösste Ehre zu erweisen, ihre Schaaren zu bewahren, ihre Wege
darin uberela, 4ic| ififwif Vm^rta Unian 4ca Ltmm auiiuführcn in dcritttiltllBSf ctoM MBgtmtimm k»tf\^$^ Uovtrer llrcre : 4i4 r i* ki t« csfc t*r Ih rrr llcaft; «i
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Wege
334 Fünftes » u c h.
ZU sichern und zu ebnen die Bahnen der Karawanen; Wir haben freigelassen die Strassen den Kaufleuten, die von Laud zu Land wandeln und handeln, damit sie nach ihrer Willkür und mit ihrem bessten Vermögen reisen mögen; Wir verwehren den Heeren , den Wachen und denen , welche die Runde machen, dass sie denselben auf ihren Wegen, wenn sie kommen oder gehen, das Geringste in den Weg legen. Eine Unserer Wachen hat einen Kundschafter er- griffen in der Verkleidung eines Fakirs , und wiewohl es in der Ordnung gewesen wäre, denselben zu tödten, so wollten Wir doch nicht sein Blut vergiessen lassen aus Schonung dessen, was Gott verboten, und Wir haben denselben zurück- gesandt. Indessen ist es denselben nicht unbekannt, dass die Kundschafter ein Schaden im Land; denn so lang unsere Armeen dieselben in der Gestalt von Fakiren und Andäch- tigen sehen, ist ihre Meinung von diesen Leuten schlecht, sie tödten den Mann und thun , was sie gethan : die Noth- wendigkeit davon ist , Gott sei Dank , erhöhet durch das, was Wir ergehen Hessen , um die Wege aufzuschliessen dem Zuge der Kaufleute und anderer Wanderer. Wenn dieselben diesen Geschäften einiges Bedenken schenken, so wird den- selben nicht verborgen sein , dass diese Eigenschaften uns angeboren als zweite Natur und dass darin von Affeetation keine Spur; und da die Sache so liegt, so sind alle An- forderungen gegenseitiger Abneigung, welche zum Wider- stand führten , aus dem Wege geräumt. Diese gründeten sich vormals auf den Weg verschiedener Religion und der Entfernung von dem Schoosse des Islams; aber nun ist durch Gottes Huld und die Gunst Unseres Glückes das helle Licht erschienen, und wenn es vormals Ursachen gab, so wandten wir uns nun von denselben zum Besseren ab ; Wir sind auf dem Pfade der Gnade, wo Einkehr und Rückkehr. Wir haben den Schleier aufgehoben durch dieser Anrede Farben und haben dieselben imterrichtet von dem , was wir zu thun aufrichtig gesonnen, und haben hiermit begonnen; Wir haben Unseren Heeren verboten , zuwider zu handeln diesen Ge- boten , Gott und seinem Propheten zu Gefallen. Damit auf
Fünftes B u (•
335
den Blättern die Spuren des Glücks und der Annahme er- scheinen, damit die Welt über die Verschiedenheit des Wortes beruhiget werde , damit durch das Licht des Ein- verständnisses verschwinde die Finsterniss des Missverständ- nisses, damit ausruhen mögen unter dem weiten Schatten die Städter und die Bewohner der Matten, und damit sich erfrischen die Seelen , welchen die Plagen gestiegen in die Kehlen. Wenn Gott der Herr den Sultan Aegyptens leitet zum Besten der Welt und zu dem, was die Ordnung der Menschen erhält , so ist's nöthig für ihn , den Eimer fester Anhänglichkeit zu erfassen und zu wandeln dergleichen Strassen durch Eröffnung der Thore der Unterwürfigkeit und Einigkeit, durch Erwähnung der Aufrichtigkeit, damit diese Länder sich dieser Gnaden erfreuen , damit die Un- ruhen sich legen, welche zerstreuen, damit die Schwerter, welche schneiden, gesteckt werden in die Scheiden, damit die ganze Erde ein Eden der Ruhe werde, damit die Nacken der Moslimen werden befreit von dem Joche der Verach- tung und Niedrigkeit. Sollte aber böse Meinung die Oberhand behalten über das, was Wir aus Gottes des Allverleihers Barmherzigkeit behalten, und sollte dieselbe verwehren, diesem Antrage, wie er es verdient, Anerkennung zu ge- währen, so wird Gott Unsere Bemühungen ehren und Unsere Entschuldigungen lassen gewähren. Wir haben Uns nicht zur Strafe gewandt, ehe Wir einen Gesandten gesandt; bei Gott, er leitet zur Rechtlichkeit und zum rechten Verstand! Er bewahret sicher die Unterthanen und das Land. Wir rech- nen auf Gott den Einen. Geschrieben Ende Dschemmasiul- ewweis 681 (Anfangs September 1282^."
A 11 1 IV o r i.
„Im Namen Gottes des Allmilden, des Allbarraherzigen. Durch Gottes des Allmächtigen Kraft, das Wort Kilaun's an Sultan Ahmed: Lob sei Gott! welcher Uns den Pfad der Wahrheit erhellt. In Uns ist die Hilfe und der Sieg Gottes gekommen, und Er hat uns schaarweise in die Religion Gottes aufgenommen. Gebet über Unseren Herrn Mohammed ;
336 F ü n f t e 5 B u (• h.
Er, den Gott über Alles, wodurch sein Volk gerettet ward, erhöht, und über alle Propheten , welche retten, und über seine Familie und seine Gefährten ! Gebet, welches erleuchtet die finstere Nacht und dunkeles Leben hell macht. Gefällig- keit und Ergebenheit vom Imam Hahim hiemrülah , dem Emirolmuminin , dem Abkömmlinge der Chalifen, der den wahren Weg betreten , dem Vetter des Herrn der Propheten, dem Chalifen , welchem die Religiösen huldigen. Es ist angekommen das Schreiben, das verehrliche, das Ehren gewährliche , enthaltend die grosse Kunde von dem Eintritte in die Religion und dem Ausfalle wider Alle, welche dem wahren Leben widerstreben. Nachdem geöffnet worden dieses Schreiben, welches Kunde der üeberiieferungen haucht, üeberlieferungen , welche für die Moslimen gewiss , die ge- wissesten der üeberiieferungen, welche üb erlieferte 3fos/«m*^, wurden die Gesichter zu Gott dem Allmächtigen gewendet mit der Bitte, dass er diess befestige mit dem Worte, dem festen, und dass der Samen dieser Religion im Herzen sprosse, wie die schönsten der Pflanzen aus dem härtesten Boden sprossen. In nachdenkender Achtung stellten Wir an treff- liche Betrachtung über die Erwähnung der aufrichtigen Absicht, dass im Anfang des Lebens und in der Frische jugendlichen Strebens die Einheit Gottes verkündet und der Eintritt in das Volk Mohammed's mit Wort und That und Einsicht und Rath begründet werde. Gott sei Lob! dass «r die Brust des Sultans für den Islam erweitert und die- selbe mit der edelsten der Eingebungen aufgeheitert. Gott sei Lob ! dass er uns unt«r die Vorgehenden , die ersten gesetzt zu diesem erhabenen Orte, und dass er Unsere Füsse befestiget auf jedem Standorte d^s Kampfs, im Feld und mit dem Worte. Weiters über die Reihenfolge im Reiche durch Erbschaft nach dem Abtritte des Vaters des Bessten und des Bruders des Grössten , über die Ausgiessung dieser grossen Gnaden auf den Sultan, wie derselbe den Gipfel
') Wortspiel zwischen Moslimen Gläubigen, und Moslhn, dem eigenen Namen eines -der ersten Ueberlieferer der Sunna.
V II n f l e » Buch. 337
«1er Glaubensreiijfgung erklommen iiinl den Titel der Herr- schaft angenommen, nachdem ilim Gott dieselbe zugezählt und ihn aus seinen Dienern auserwählt durch die wahren Kunden von den Wundern seiner Helfer und Diener; und weiters über die Versammlung der Brüder und Kinder dei' Fürsten, der grossen, der Führer des Heers, der Vorsteher der Truppen in der Versammlung des Kuriltaij, wo die jMenge zusammengeflockt und der Feuerstahl dem Kiesel die Funken der Meinungen entlockt, und wie ihr Wort mit den Geboten des weiland grossen, Bruders übereingestimmt in der Sendung der Fleere nach dieser Seite, dass aber der- selbe (der Uchan) nachgedacht über das, was ihre ge- sammte 3Ieinung vorgebracht, und dass er sich mit ihrem Verlangen bekannt gemacht und dasselbe im Widerspruch gefunden mit dem , was er selbst in seinem Innern ausge- dacht, indem er nur das Gute bezwecke imd sich die Ver- besserung zum Ziel stecke, damit er lösche dieses Feuti- und stille die Unruh , die nicht geheuer. Diesen Schritt hat der König (^Ilchan) aus Liebe zu seinem Volke gemacht, indem er das Ende mit durchdringendem Sinne erwägend bedacht. Wäre diess nicht so gewesen und hätten sie die Sache der Entscheidung des Schwertes überlassen, so wäre dieser Kampf der Kämpfe letzter gewesen; allein der Ilchan ist wie Einer, der die Stationen seines Herrn fürchtet, der seiner Begier das Verbotene verwehrt, der nicht der Rede des Irrenden beistimmt und Nichts im Irrthnm unternimmt. W'as nun das Wort des Ilchans betrifft, dass er nicht eilt zum Schlachtfeld, wo die Lanze Stösse austheilt, als nach- dem er das Nöthige erklärt, so weiss Gott der Allmächtige, und es wissen alle Menschen, dass wir nur aufstehen, um dem Volke zu helfen, und dass, wenn wir mit That und Worten streiten, es nur Gottes wegen geschieht; und da nun der Ilchan mit uns eingetreten in Gottes Religion, so ging die Feindschaft davon, und indem die Abneigung auf- gehoben, wird sich glücklicher Erfolg erproben. Der Glaube ist wie' ein Gebäude, in welchem ein Theil den andern be- festigt und hält; wer eine Minaret aufgerichtet, dem fehlt
Hammei\, Geschichte der liclianp. I. 22
338 K ii n f t e s B ii c li.
es nicht an freien Bewohnern an jedem Orte und an ge- sitteten Nachbarn auf der ganzen Erde. VVeiters, was die Versicherung betriflft, dass dieser Nutzen, der allgemeine, der Erwähnung des Scheichs des Islams, des Musters der Erlernenden, Kemaleddin Abderrahnan (^Gott vergelte ihra's mit seinem Segen!]) zu danken sei, so haben Wir von keinem Heiligen früher solch heiliges Werk gesehen. Wir hoifen von seinem Segen und von dem der frommen Männer, dass jedes Haus zum Islam erwache, bis dass jede ßedingniss des Glaubens erfüllet werde und der Islam umfasse die ganze Erde, Alles umfassend, von den Bessten Nichts übrig lassend. FJs ist kein Zweifel, dass des Scheichs heiliges Werk der Anfang dieser Beständigkeit der Existenz, und jede Wahr- heit kehrt mit seinem Segen zu ihrem Ursprung zurück. Weiters, was die Wirksamkeit des entscheidendsten der Richter des Islams, des Glaubens und des Reichs (Kutheddm) und des Ätabegs (Behaeddin) , welche Beide mit Ueber- bringung dieses wohlberedten Sendschreibens beauftragt waren, so sind dieselben Beide erschienen, bereit, sich aller guten Worte zu bedienen, welche die Umstände eingeben und die sich im Gemüthe erheben, welche Erwartender mag erwarten mit Lob und Dank von allen Arten, so dass sie im Namen Ähmed's (^des Ilchans) Ueberlieferungen sprachen, festgegründet, wie die Ahmed's fdes Proplieten}. Weiters, was die Andeutung betrifft, dass, wenn die Seelen die Ein- sicht des geraden Beweises nicht verfehlen, dadurch die Anforderungen vollkommener Liebe befriedigt würden und dass man betrachten solle die Monumente, die er im Be- ginne der Ausübung seiner Macht, Gerechtigkeit und Wohl- thätigkeit, übend mit Zung' und Herzen, schon hervorge- bracht, wie er auf die Verbesserung der Wakfe, die Aus- besserung der Moscheen und Gränzposten, die Erleichterung der Strassen der Wallfahrt und anderer dergleichen bedacht, so sind diess Attribute, von denen abhängt der Reiche Dauer, die gute. Wenn der König herrscht mit Gerechtig- keit und so weder die Feinde begünstigt, noch den Tadlern Aufmerksamkeit leiht, und wenn schöne Handlungen und
V ü II f t e I li II c li. 33«!
gute Werke vollzogen werden, welche nicht aiifüsprechcii alle Zungen des Gebotes auf Erden, so gind dieses Pflichten, die man schuldig, zu entrichten; diess ist grösser, als dass es hätte einen andern Lohn, als sich selbst, als dass es durch Ruhm überschätzt, durch Herabsetzung gering ge- schätzt werden könnte, indem es grossem Könige zum Ruhme gereicht, dass er den Ländern und Schlössern Zeit gewährt zur Befestigung seines Reichs (welches Gott wolle bewahren in Sicherheit!). Weiters, was den Verbot betrifft an die Diener und Wachen und an die, welche die Runde machen, dass sie Niemanden veruneinigen wollen und die reine Tränke der Ankommenden und Abgehenden nicht mit den Splittern von Plackereien verunreinigen sollen, so haben Wir, sobald Uns dieser Vorgang zugegangen, ein Gleiches Unseren Nowwaben (^Nabob} zu Rahbe, Haleb , Bire , Aintab be- fohlen, und Hessen desshalb an die Führer Unserer Armeen das Nöthige ergehen. Wenn die Glaubensmeinungen sich in Einigkeit gefunden und die Eidschwüre sind gebunden, so sind die Gebote besiegelt, in denen sich die Vollziehung der Befehle abspiegelt. Weiters, was den Kundschafter be- trifft, den Fakir, welcher ergriffen und losgegeben ward (^als ob dieses die Ursache wäre , dass wegen der Verklei- dung von Kundschaftern in Fakire alle Fakire todt ge- schlagen werden würden), so ist diess ein Thor, das der Ilchan aufgemacht, und ein Feuerstahl, an dem er den Funken angefacht. Denn wie viele verkleidete Fakire sind nicht gekommen von jener Seite in diese Reviere, um sich Einsicht zn verschaffen in die Geschäfte und des Landes Kräfte. Die Nowwabe haben eine Schaar derselben ergriffen; es erhob sich über sie der Säbel, geschliffen, und dennoch wurde nicht entdeckt, was die Kutte des Fakirs versteckt, trotz aller angewandten Müh' mit IFaa und Nein und Wie. Weiters, was die Andeutung betrifft, dass in der Ueber- einstimmung des Wortes das Wohl der Welt und dass das- selbe die Ordnung des Menschengeschlechtes erhält, so wird nicht zurückgewiesen , wer da klopfet am Thor der Einigkeit, und es wird keiner abgewiesen und abgewehrt, der gutes
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340 '' " n (' (• e «; 85 ii c li.
Einvernfclsmen hegeart. Wer mit seinem Ziigel vom Treffen abweiciit, ist wie der, Nvelcher die Hand des Friedens zum Handschlag herreicht; der Friede ist ein Gnt. AVeiters, was die Befestigung und Bekräftigung der Befehle betrifft, so ist es nöthig, dass auf dieselben Regeln angewandt und dass aus dem Bewiesenen der Nutzen erkannt werde; denn die Geschäfte sind gebunden an die Schrift, und es ist nothwendig, dass darin jeder Fündige und Kündige darüber entschieden, ob Krieg oder Frieden. Hernach ist es noth- wendig, dass die Geschäfte werden entschieden in der Reihe der Knoten der Verträge und ihrer Belege, dass dieselben, mündlich vorgetragen, durch die Annalime dem Antrage zusagen; denn viele Fragen, welche die Gesandten mündlich sagen , werden besser erörtert , als wenn dieselben in ver- wischten Papieren werden überschlagen. Was endlich die Berufung auf das W^ort Gottes betrifft: Wir senden keine Peilt, eh' Wir nicht gesandt einen Gesandten ') , so wird nicht auf diese iArt der Stoff der Liebe gewebt und nicht auf diesem Wege das Ziel erstrebt, sondern vielmehr wegen Unseres Vorrangs im Glauben sind Pflichten zu entrichten und Begehren zu gewähren. Wir haben gehört, was münd- lich vorgetragen die Zunge des entscheidendsten der Richter, des Pols des Glaubens und des Volks (Kutbeddin} , und es entsprach dem, was das Schreiben versprach von dem Ein- tritte des Ilchans in die wahre Religion, und dass er sicli angekettet auf der Moslimen Station, was er geübet durch Wohlthätigkeit und Gerechtigkeit, durch seine Sitte und seinen Wandel, der berühmt weit und breit. Gott sei Dank für die Gnade, welche durch keinen Vorwurf gehindert und vermindert wird; Gott der Herr hat seinem Propheten den Vers des Korans gegeben Betreff derer, welche ihm den Islam vorwarfen: Sage, werfet mir Eureri Islam flicht vor; Gott wird Euch vielmehr vorwerfen ^ dass er Etich zum Glauben geleitet^') ^ und mündlich trug er vor, dass Gott
') Das Ende des l5. Verses lier XVH. Siira, ') Das Eade des- i:. Verses der XLIX. fcura.
K li 11 1" t e s B u c li. g^j
iler Allmächtige dem Ilchaii verliehen an Gaben, was ihn darüber hinaussetzt, seine Blicke zu richten auf das, was Andere haben an Gut und Land. Wenn also festgesetzt nach der Eintracht das Begehren, so ist es leicht, zu ge- währen, und Unsere Antwort folgt hierauf nach der Ge- schäfte Lauf. Wann die üebereinstiraraung ist erreicht, so Ist auch das gute Einvernehmen ausgegleicht. Gott und die Menschen sehen , wie Wir aufrichtig zu Werke und Unseren Feinden zu Leibe gehen und in Unseren Kämpfen stehen. Wie mancher Freund wird nicht gefunden , der besser als Vater, Bruder und Verwandter wird befunden? Die mo- hammedanische Religion wird nicht vollendet und dem Islam nicht die Befestigung zugewendet, als nur durch die Ge- fährten , die werthen. Wenn also das Verlangen des Ilchans gerichtet ist auf Einigkeit und auf gutes Vernehmen, auf gemeinschaftliches Einvernehmen , auf das Verderben der Feinde und auf die Rache derer, welche den Rücken zum Widerstände stemmen, so wollen Wir Uns herzlich gern dazu bequemen. Weiters, was mündlich vorgebracht : dass, wenn Unser Verlangen sich erstreckte auf das, was der Ilchan besitzt von Land und Gut, so bedarf es nicht der Einwirkung der Aneiferer, welche die Moslimen nutzlos be- leidigen. Hierauf antworten Wir: Wenn die Hand der Feindschaft zurückgezogen wird und die Länder moslirr.i- scher Könige geleert werden , so wird gedämpft die Gluth und gestillet das Blut; wie wahr ist es nicht, dass Alles, was Uns von denselben verboten wird, in der Natur ganz so zu treffen ist, und dass man das, was geboten wird, selbst zu thun vergisst. So befindet sich nun Konghnratai der- malen im Lande Rum, welches sich in eueren Händen be- findet und an euch Steuer zahlt, und nichtsdestoweniger Blutvergiessen , Sklavenraub, Verkauf der Freien und Ab- neigung vor Allem , ausgenommen vor der Verlängerung dieser Schäden. Endlich ward mündlich vorgetragen , dass, wenn man entschlossen sei, diese Streifzüge nicht aufzu- heben und diese Spuren nicht aufzugeben, so solle mau einen Ort bestimmen auf der Erde, wo man sich trflfen
342 F li u f l e » B u c li.
und stillagen, und Gott dem, dem er wolle, den Sieg ver- leihen werde. Hierauf ist die Antwort: Die Tränken ( Oerter), wo die beiden Heere auf einander trafen in Waffen, sind noch heil, und wer von diesem Volke (den Mongolen) davon gekommen mit Heil, fürchtet sich, dahin zurückzukehren, und kann sich durch folgenden Vers beehren:
"\^'elch' wunderseltnes Jahr doch das verflossne war ! Er, welchen „Uimss" besiegt, nun widersteht und kriegt. Derselbe scharfe Degen, dem ihr dort seid erlegen, Ist in der Haud des Braven, bereit, euch zu bestrafen.
Und zur Zeit der Schlacht ist die Wissenschaft bei Gott, welcher die Bestimmung des Looses macht. Und es ist keine Hilfe, als bei Gott! dem Allgeehrten , dem Allweisen! er sendet sie dem und verleihet die Macht, und nicht dem, der selbst die Vorherbestiramung des Sieges macht. Wir sind nicht von jenen , welche auf Gelegenheit und Vorwand lauern , und nicht von denen , welche sich abwenden und niederkauern; und die Stunde der siegreichen Schlacht ist nicht anders als die Stunde (des jüngsten Tages), in wel- cher Alles schnell wird abgemacht. Bei Gott! er führt nur zum Guten dieses Volk, und er ist der Mächtige, im Stande, jede Kunde und Gnade zu vollenden. Geschrieben im Neu- monde des Ramasan des obgedachten Jahres.'*
Arghun's ränkeschmiedender, rachebrütender Geist sam-
' melte indessen Wolken über dem Haupte Schemseddin's und
Beweyun- "^
iien • Tod Teguder's zum Gewitter, aus welchen der den Herrscher
Alaeddin und seinen Wesir verzehrende Wetterstrahl fahren sollte.
Dsclm- Nachdem Arghun auf wiederholtes Begehren des Chans dem-
^'^'"^ ' selben den Emir Buka gesendet, welcher die Hand Kutui
Chatun's (_der Wittwe Abaka Chan's) ehrenvoll empfing,
brach Arghun von Ssughurluk nach Ghorasan auf. Ahmed
suchte den Oheim Konghuratai für sich zu gewinnen, indem
er ihm die Frau Tukini , die Wittwe Hulagu's (die Nichte
4.lleb.Il.ßsl der grossen Frau Tokos), zum Gemahlin gab und mit einem
i^.JuUlSSS ^^^^^^ Heere zur Gränzhuth nach Rum abordnete, nach iif Beb.ll,
6Sl vierzehn Tagen aber ihm den Emir Akbuka nachsandte.
jrr J»!i Ahmed war von zwei moslimischen Gesetzgelehrten, dem
Fünftes Buch. 343
schon erwähnten Abderrahnnan vonMossul, berathen, welcher, Sohn eines Sklaven des letzten Chalifen der Beni Abbass, vom Blotbade nach Mossal gerettet , dort eine Zeit lang Tischler, dann von Iseddin, dem Herrn Amadia's, bei dem er sich in Kredit gesetzt, dem Abaka überlassen worden, und bald durch angebliche Kenntniss von Schatzentdeckungs- kunde und geheimen Wissenschaften sich dessen Vertrauen erwarb '). Teguder hiess denselben nicht anders, als Vater, und einen zweiten Günstling, Namens Mengli , nicht anders, als Sohn; diese und Teguder's Mutter, Kutui, eine sehr verständige und zur Regierung tüchtige Frau, lenkten die Zügel derselben, während Schiktur Nujan und Sundschak, wiewohl denselben Teguder vorzüglich seine Erhöhung auf den Thron dankte, zur Seite gesetzt wurden^). Zwei treu- Ü*- üsckcm. lose Diener Atamülk s Dschuweini^} erschienen vor Arghun, -^ — j|^ — — bei demselben ihren Herrn anzuschwärzen , dass er dem 12S2 Wedschiheddin Sengt, dem Wesir Chorasans, den Befehl zu- gefertigt, den Prinzen Arghun zu vergiften. Avghun liess denselben sogleich in den Kerker werfen, zog das ganze Habe desselben ein und schenkte ihm das Leben nur auf Fürbitte der Frau Bulughan Chatun, der geliebtesten Gemahlin Äbaka's, weiche nach dessen Tod in das Harem seines Sohnes Arghun übergegangen. Arghun zog gegen Bagdad , um dort zu jj
überwintern. Zu Rei empfing er den Melik Fachreddin ss. iSe/it. ehrenvoll und bestätigte ihm die Befehlshaberschaft des Landes; Ahmed, hiervon in Kenntniss gesetzt, schickte Ge- sandte, um den Fachreddin aufzuheben und nach Schirwan zu bringen, wo er die von Arghun empfangeneu Ehrenbe- zeugungen mit der Folter büsste. Arghun, hierüber ent- rüstet, sandte Sendschreiben an die Emire und an Schems- eddm, den Inhaber des Diwans, des Inhaltes: Sein Vater, Abaka, habe ihm den Melik Fachreddin überlassen, er werde die demselben zugefügte Schmach und Pein rächen. Als er nach Bagdad gekommen , forderte er von Medschra-
') Bar Hebr. iinrt natli denisclheii d'Olijisoii \\\. 560. -J Ho- sehideddin. 3) .4// Vschinysun uu<l Kiitlui/fmcitafi.
34^ F ii 11 f t c s n u c ii.
cddiii Assfer, dem Stellvertreter Alaeddin Dschuweini's, dass
er die vom Vater, Abaka, geforderten, von Alaeddin nie
bezahlten Summen erlege. Nedschmeddin ward in den Staub
geworfen, und als Alaeddin davon die Nachricht erhielt,
4. Sithi^dsche jj-gf j|i„ [^ Arraii der Schlag ; seine Stelle erhielt sein Neffe
? .. ...... Harun '")» Arghun hatte den Winter zu Bagdad zugebracht
•5. März 1^83 y o o o
und während desselben zehntausend der Karawinas, welche nach den Worten Wassafs: „eine Art von Dämonen, die fürchterlichsten der mongolischen Nationen", sich angeeignet. Von den Prinzen des Hauses standen der Bruder Kendschatu und der Vetter Baidu, der Sohn Tarakai's, des fünften Sohnes Huiagu's, ihm zur Seite; von den Emiren waren ihm mehrere zugefallen^), deren mächtigster Taghadschar, der ehemalige Befehlshaber in Fars, dem er die Befehlshaberschaft eines Tomans mit den Insignien der Standarte und Pauken verlieh. Der mit ihm einverstandene Prinz Dschuschkab (der Sohn Dschumkur's, des zweiten Sohnes Huiagu's} über- winterte zu Diarbekr. Auch Alinak, der Statthalter Geor- giens, welchen Ahmed Teguder an Arghun mit der Ein- ladung zum Kurultai gesandt hatte, war von demselben ge- wonnen worden und hatte sich mit ihm verbündet; als er aber an den Hof Ahmed's zurückkam , ward derselbe durch Schemseddin's Klugheit, welcher dessen Pläne durchschaute, wieder dem Herrscher gewonnen, indem ihm die älteste der Töchter Ahmed's, die Prinzessin Kutschuk, vermahlt ward. Als x'\rghun im Frühjahre von Bagdad nach Chorasan zurückkehrte, Hess er den Prinzen Dschuschkab an der Spitze seines Lagers als Vorhuth zurück.
Als Arghun auf seinem Zuge gegen Chorasan nach Rei
'^<^"f'«''^'" gekommen, liess er den Vogt Teguder's prügeln, ihm an
ijetiidut. j^^^ j^^j^ ^^j ^^ j.g Füsse einen Block schlagen und sandte
ihn so auf einem Esel an Teguder, zugleich die Forderung der Auslieferung des Wesirs Schemseddin zur Berichtigung
') liunidersade, Neffe, nicht Bruder , wie bei d'Ohssoii S. 582. ') nscluiitkiir , Dscliinkutur , Doladai, Idadschi , Idschi, Ttitkaul,
Jfsch.u^chf . KimdschhabaL
\
F ii n f t c .4 B u c li. 345
der dem Vater schuldig gebliebenen Summen stellend. Au der Gränze Masenderans kam ihm Jankadschi Nujau mit ciuem Tomanc (zehntausend Mann^ des Heeres entgegen; er sagte zu ihm und zu Hindu Nujan, dem Befehlshaber der beiden Tomane, welche die Gränze am Dschihun hüteten: Als mein Vater mich vor seinem Tode zu sich berief, war ich bis hierher gekommen, als ich die Nachricht, dass er gestorben, erhielt, und weil ich kein Heer hatte, des mir bestimmten Thrones verlustig ging; nun bin ich entschlossen, wenn ihr mir nun beistehen wollt, denselben mit dem Schwerte zu erobern. Hindu antwortete: Wiewohl die Sache sich so verhält, so ist doch Teguder als der Aka, d. i. der Aeltere, dermalen Chan, doch du, Gott sei Lob! Herr und Padiächah in diesem Lande; begnüge dich damit und befolge den Rath des ira Dienste deines Vaters ergrauten Dieners; sollte aber Teguder dich angreifen wollen, so sind wir bereit, die Seele für dich zu opfern. Zu gleicher Zeit, als Tarchun gegen Chorasan gezogen, war Teguder nach Alatagh 'gekommen und hatte von hier seinen vertrauten Rathgeber, den Scheich Abderrahman, als Gesandten an den Sultan Aegyptens ge- sandt; er wurde zu Damaskus in den Kerker geworfen, ans welchem ihn nur der Tod befreite. Teguder lud seinen Bruder, den Prinzen Konguratai, den Statthalter Rumi's, ein, auf einem Kurultai zu erscheinen. Dieser hatte zwei seiner Vertrauten an Arghun gesendet, welcher dieselben höchst ehrenvoll empfing und dem Oheim zwei Kuppeln Panther zum Geschenke sandte ; diese Sendung erregte das höchste Missvergnügen und den grössten Verdacht Teguder's. Konguratai verschwor sich mit zwei Emiren ') wider das Leben Teguder's , und sie bestimmten zur Ausführung ihrer That die Festnacht des neuen Jahrs ^^, wo nach mongoli- schem Herkommen zum Andenken des Auszugs ans den Erzgebirgen von Ergenekun der Chan mit seinem ganzen
') Kut&chuk Anukdschi und Schadi AchUldschi. ^) Rusi Kiini- Utmischi im angeblichen Beidhawi Gutkesi, was Sdireib-, Lese- oder Druckfehler.
34() ^' 1' n f t (! s B u c h.
Hofe der Schmiedung von Eisenmassen beiwohnte. Teguder, hiervon benachrichtigt, begab sich zu Alinak, seinem Bidara, 26.Schetv- und bewog ihn, am Tage vor der neuen Jahresnacht sich jr— — T^— 2 ZU Konguratai zu verfügen utid ihm denselben zu bringen. Alinak versprach , nicht nur den Konguratai , sondern auch den Arghun auf gleiche Weise in Teguder's Hände zu liefern. Dieser überhäufte ihn mit Ehren und Geschenken und über- trug ihm den Befehl des ganzen Heeres. Am neuen Jahrs- tage des Affenjahres ( des neunten des zwölQährigen mon- golischen Thiercyklus^ wurde Konguratai getödtet. Zu Karabagh in Arran sassen die Richter durch sechs Tage lang zu Gericht und verurtheilten die beiden Emire, Mit- verschworenen Konguratai's, zum Tode; nach Bagdad erging der Befehl , den Prinzen Dschuschkab und sieben Emire Arghun's zu ergreifen ^) und gebunden nach Tebris zu bringen , wo sie erst später durch die Ankunft Arghun's von ihren Banden befreit wurden; auch den Bruder desChanS) den Bruder Kendschatu , welcher sich selbst als ergeben stellte, hatte man nach Tebris gesendet, aber auf dem Wege dahin, zu Sawa, entwich er seinem Geleite und begab sich zu Arghun. Diesem berichtete der Richter von Kaswin, Rasieddin, den Mord Konguratai's, die Gefangennehmuug der Emire , die Rüstung des Heeres unter dem Oberbefehle
IS. Mohär- ^linak's. Zu Tebris feierte Teguder die Hochzeil mit seiner
rem 683 " ^ , , ^
6 A)rill284 ^^^^^^ Tudai Chatun, der Tochter Musa Gurgans, des Ge- mahls Tarakai's , der fünften Tochter Hulagu's. Gurgan war der Ehrentitel aller Eidame und mit dem regierenden Hause verschwägerten Emire.
Schemseddin, wohl einsehend, dass der Kampf um den
Ausbruch Thron auch seiner Macht und seinem Leben gelte, bot Alles
des Kriecfs ^^^ Rüstung eines zahlreichen Heeres auf. Hunderttausend
zwischen , ti ,. . n/i
Tequderund auserwählte Reiter aus allen Nationen und Religionen, Mon-
Arghun. golen , Musulmanen, Armenier, Georgier, Turkmanen nahmen
•) 1. Tayhadschar, 3. Dschankur, 3. Vschinkutur, 4. Doladai, ,5. Idschi Tetkaul, (i. Dschuschi, 7. Kundschiikbal ; bei Wassaf heisst Dschankur Dschaiyir , Abai der Sohn ÄM/?trtF.$ , Dschenghatu der S>ohu Dschuschi's.
Fünfte« Buch. g47
das Feld. Den Vortrab von fünfzehntausend befehligte
Alinak '). Ein Ende Januars eingefallener tiefer Schnee 9- SU/iide
verspätete den Aufbruch des Heeres. Endlich zog der Vor rs—.
trab unter dem Befehle von Alinak ^ Baisar Aghul und Taghai Koholtasch ^e^en. Kaswin, wo dreihundert dem Arghun eigen gehörige Familien von Usen aufgehoben wur- den. Arghun sandte, sobald er von dem Anmärsche des Heeres Kunde erhalten , Boten an seinen Schatz in Gurgan (Hyrkanien) und an die Werkstätten von Nischabur, Tus und Isferain , um Geld , Waffen , Kleider herbeizuschaffen, die er unter die Emire des Heeres vertheilte. Melik Fachr- eddin von Uei , der das Register darüber führte , hatte das- selbe : Verzeichniss der unter das siegreiche Heer vertheilten Summen überschrieben. Arghun , der zufällig zur Verthei- lung gekommen und das Register gesehen , nahm die Feder und schrieb das Wort: siegreich mit ungemein schönem per- sischem Schriftzug, dessen er vollkommen Meister war, hin. Kawameddin, der persische Wesir, der zugegen, deutete diesen Umstand sogleich auf die schönste Erfüllung des ge- hoflten Sieges. Am folgenden Tage traf die Nachricht von dem Unfälle Kaswins ein ; Arghun sandte den Yortrab unter dem Befehle Timur's voraus, liess den Sischl Bachschi beim schweren Gepäcke zurück und brach selbst auf der Strasse von Temische auf. Ahmed war indessen mit acht Tomanen, d. i. mit achtzigtausend Mann "^3, über die Ebene von Mo- ghan herangezogen und am ersten Mai zeigten sich seine ^-^saferßSS Vorposten zu Thalkan. Von Erdebil hatte er Kurmischi, i^sT den Sohn Alinak's, an den Vater mit dem Befehle gesandt: die Schlacht nur zu wagen , wenn er dem Feind an Macht überlegen, sonst aber seine Ankunft abzuwarten. Erbrach von Erdebil auf, nachdem er bei dem Gepäcke den Abukjan
18. Ssafer
7. Mai
') Wassaf nennt die Emire Arglmn's: Jasar Aghul, Tayhai, Adschu Sukurdschi, Ghasati, der Ceremonienmeister, Tokli Schadi, der Sohn Sundschak's ; Reschideddin. *) Wassaf nennt die Emire: Ainkadschi, Nakai Jarghudschi^ Tawtai, fiTa^an, der Sohn Kotloftli- buka's, Baitmisch Kiischdschi, Sertak , Alghui, Oladai Kadaghan, Aghman.
8. Mai
348 K ii n f t »> s D »j c h.
zuriicbgelasseii. Arghuii hatte ssciuerselts einen Boten nn den Emir Newrus gesendet, um ihn mit einem Tomanc der Karawinas in's Feld zu laden , und zugleich den Hindu Nujan zu erscheinen aufgefordert; er selbst verheerte mit acht- ' ^^^^f''-'' tausend Mann das Land. Zu Chtel büsürg stiessen die Vor- posten der beiden Meere auf einander und in der Ebene Ton ^k Chodscka in der Nähe von Kaswin kam es. zur Schlacht. Den rechten Flügel Ärghun's befehligten Jula Timur und Amakadschi y den linken Bulughan, das Mittel- treflFen Taulai. Auf der Seite des Chans stand im Mittei- trefFen Prinz Huladschu, der zwölfte Sohn Hulagu's, der Bruder Teguder's; den linken Flügel keiehWgi^ Basaraghul und den rechten Alinak. Arghun, wiewohl ihm der Feind an Stärke bei weitem überlegen , that Wunder der Tapfer- keit , wie weiland Siawesch und Rustem ; aber sein linker Flügel ward von Alinak geschlagen, während Jula Timur und Amakadschi den Basaraghul's zurückdrängten. Jula Timur verfolgte hierauf den flüchtigen Basaraghul bis vor die TJiore Kaswin's und verheerte das Land umher. Der Kampf dauerte von Mittag bis in die sinkende Nacht. Alinak zog sich von Dschemelabad bis nach Ebher, zehn Parasangen, zurück; da seine edle Stute in die Hände der Reiter Ärghun's gefallen , sandte ihm dieser beleidigende Botschaft : Es wäre mir nie eingefallen, dass ein Held, wie du, vor einem Haufen, wie die unserigen, wie Schafe vor dem Gebrülle des Löwen fliehen und dass dein edles Pferd wie eine Saumraähre er- beutet werden würde. Als Arghun zu Rei und Tehran, riethen ihm seine Emire, sich nach Kaliusch, das ober Dschadscherm , zurückzuziehen , wo sie Meister vortheii- haften Schlachtfeldes und vor den Thoren ihre Zelte sein würden. Als sie aber nach Demaghan kamen, trafen sie keinen Mann der Karawinas, auf deren Beistand sie ge- rechnet hatten, und erhielten die Nachricht, dass das Heer Ärghun's gänzlich geschlagen und zerstreut worden sei. Die Karawinas waren in der Ebene von Akchodscha angekommen, als die Schlaclit schon verloren war; sie verheerten also blos das Land und verbrannten Demaghan.
Fünftes ü u c Ii. 349
Der Scfiaiiplatz, in welchem der Krieg zwischen Teguder Die Land-
uud Arglmn jetzt geführt ward, sind die beiden Landschaften schaften
Taberistan und Kuinis, welche nördlich von Masenderan, ^ , . ^
Tnberistan ;
westlich vom persischen Irak, östlich und südlich von ^jg scheiche Chorasan begränzt , insgemein von den Reisebeschreibern zu von Semnan,
dem nördlichen Chorasan gerechnet werden, wiewohl alle D«;»'«^'''«"
... ,. , r. IL 1 -1- 1- lu I • u und Bostam.
niorgenlandischen Erdbeschreibungen dieselben als zwei be- sondere Landschaften aufführen; sie ziehen sich längs des (lebirges hin, so dass Taberistan die untere südwestliche, unmittelbar an das Gebiet von Tehran stossende, Kumis die nordöstliche obere. In der ersten lagen einige der berühm- testen Schlösser der Assassinen, deren schon bei der Er- oberung derselben durch Hulagu Erwähnung geschehen, wie Ftruskjuh , d. i. der Glücksberg, und Gi'rdkjiih, d. i. der Gürtelberg; die Hauptstadt ist J)e7nawend , gleichen Namen mit dem Berge führend , in dessen Klüfte die persischen Heldensagen den Kerker des von Dämonen gefolterten Ty- rannen Sohak verlegen; das Gebirgsland Taberistan mit seinen Felsenpässen, deren berühmtester der kaspische (^wahr- scheinlich der südliche Pass von Charwar) , liegt dem per- sischen Oesterreich (^Chorasan) wie Tyrol dem europäischen Chorasan (Oesterreich) als Schutzwehr vor'). Das obere Gebirgsland Kumis zerfällt in vier Distrikte von Schahrud, Semnan, Demaghan , Bostam , wovon der erste nach dem Berge und Flusse so genannt ist, die anderen drei aber nach den gleichnamigen Städten. Semnan^ die südwestlichste dieser drei Städte, am Rande der Wüste, unmittelbar nach dem Austritte aus dem kaspischen Passe, gelegen^}, kleiner als Demaghan, grösser als Bostam, ist sowohl durch seine Pistazien und Feigen, als durch den hier geborenen und begrabenen grossen Schtich ^laeddewlet Sernnam heruinni^ ). „In dieser alten Stadt", sagt Fräser, „herrscht eine wunder- bare Verschiedenheit der Gebäude, grosse luftige Häuser
') Moriers second journey und darnach in den Jahrbüchern der Literatur VTI. 257. ; vier andere Pässe sind die zwei bei FirKskjuli CSawadsclii und Tengi serensu'), Tengi Nimrud und Tengi Schim- schirbur. =) Moriers second journey. ') Dschihanuunia S. 339.
3M F ii n f t e a n u c li.
von sonnengetrockneten Ziegeln und Lehm in der Form von Schlössern , mit Schiessiörhern , Basteien und Thiirmen ver- sehen, unstreitig von hohem Alterthume; viele tiefe Klüfte innerhalb der Stadtmauern, welche ihren Ursprung der Wirkung von Gewässern zu danken scheinen , bilden Höhlen, welche ihren Einwohnern und ihren Heerden zum Aufent- halte dienen und von ihnen den zahlreichen Ruinen ober der Erde vorgezogen werden." Das Bad der Stadt ward schon im sechsten Jahrhundert der Hidschret erbaut ' ). Die Inschriften anderer Denkmäler gehören der späteren Zeit, der Dynastie Ssafewi an -^. In der Nähe ist die von per- sischen Geschichten und auch von Fräser erwähnte Wind- quelle, welche, verunreinigt, Sturm und üngewitter ver- ursacht^), eine auch in Europa mehreren Quellen und Höhlen auf hohen Gebirgen gemeinsame Volkssage *^. De- maghan, deren Erbauung von persischen Geschichtschreibern und Geographen dem Huscheng, dem zweiten der alten persischen Könige, zugeschrieben wird (der erste Keio- raeers, der Stiermann des Budehesch), an dem Zusammen- lauf der Strassen vonChorasan, Kuhistan, Masenderan und Irak gelegen, stand wahrscheinlich an der Stelle des alten' Hekatompylos, der Stadt von hundert Thoren oder Pässen *), in dessen Nähe der Fluss Stiboetes aus einer schönen Felsen- höhle entsprang^}; diess ist der von den morgenländischen Erdbeschreibern gerühmte Chosrewi , welcher sich in hun- dert und zwanzig unterirdische Bäche vertheilt'}; die Stadt liegt heute in Ruinen; das berühmteste Grabmal ist das der vierzig Köpfe odjer Töchter ^^, und von den berühmtesten Scheichen der Ssofi ist Ebu Dschaafer Demaghani nach der
0 i. J. 566 (1170), Fräser 302. *) Die im J. 880 (1475) er- baute Moschee kann nicht, wie Fräser sagt^ von Schahroch erbaut worden sein, da dieser schon fünf und zwanzig Jahre früher, im J. 850, starb. ') Quelle Belasan beim Dorfe Kohen; nach den Adschaibol-machlukat in den Jahrbüchern der Literatur VII. 258. LXII. 4:)., Fräser 304. *) So am Scheckel in Steiermark. *) Man- nert hält es für das alte Taghi. ^) Adschaibol-maclüukat Sekerias, ■') Bacüui in den uotices et extraits II. 482.} übereinstimmend mit Diodor. ') Tschehel seran, tschehel dochteran, Fräser.
Fünftes B u r Ii. J{51
Stadt genannt'}. Von den Scheichen von Demaghan und den von Semnan geht weit im Rufe der Heiligkeit und Wiinderthätigkeit der Sclieich Ebu Jesid von Bostam, der dritten Hauptstadt von Kumis, vor. Schon in der Hälfte des dritten Jäinliunderts der Hidschret gestorben^), vtar er der Stifter des nach seinem Namen genannten Ordens der Derwische Bostami; auch als Geburtsort späterer Ge- lehrten ist Bostam berühmt^), aber doch keiner, wie der Scheich Ebu Jesid oder Bajest'd , von dem die Antworten auf die Frage: wo sein Vaterland? Mein Vaterland ist unter dem höchsten Himmel, und auf die Frage: Wie bist du zu Gott gelangt? Indem ich über mich hinausgegangen; und dessen Sterbegebet: Mein Gott! was ich in meinem Leben zu dir gebetet, war lauer Vollzug von Gebot, und wenn ich dir gedienet, war's flauer Dienst in der Noth*).
Arghun, als er auf seinem Rückzuge nach Bostam ge- u,,*^,.; ,,j kommen , wallfahrtete zum Grabmale des Scheichs Ebu Jesi'dj, lungen und während Ahmed Teguder seinerseits am Grabe des Scheichs Marsch
Babi den Beistand desselben erflehte, eine Wallfahrt, die ^"^^'^
hiimis. von diesem, der den Islam angenommen, natürlicher, als
von jenem, der kein Moslim war. Teguder befehligte seinen Bruder Huladschu mit einem Tomane nach Rei, und befahl dort allen Befehlshabern des Heeres, eine Schrift zu unter- zeichnen, dass sie Niemanden gehorchen würden, als dem zum obersten Feldherrn ernannten Bugha; Alle unterschrieben bis auf Alinak. Zwei Gesandte Arghun's, KotloghschahO - ^ .. und Legsi, kamen nach der Ebene von Akchodscha bei ßs3
Kaswin, um Frieden zu bitten und sich über die Streifzüge £3. iUrtÜ^^Ü der Truppen Teguder's, welche das Land weitum verwü- steten, zu beklagen. Teguder verwies die Gesandten an den Inhaber des Diwans, Schemseddin ; dieser aber trug vor: Es sei unmöglich, dem Rauben des Heeres Einhalt zu thun,
') lu Dscliami's Nefhatol Ins der 2n5te. -^ i. J. 261 C874). ^)AbderniIiinan Ben Mohnnimed, gest. 858 (1454), Verfasser von vierzig Werken, und Mossannifek Bostami, gest. 875 (1470), der deu letzten bosnischen König eigenhändig köpfte. '') Dschami's Kefhatol Ins, die 42 te. ^) Bei Reschideddin Le^r** und Ordubugha.
352 Fünftes Buch.
indem diese Streifzüge die Vorspiele des Krieges; auch Jagdvögeln sei Beute lieber, als täglich zugemessene regel- mässige Fütterung. ,, Diese Gedanken des Inhabers des Diwans", sagt Wassaf, „brachten demselben kein Fleil und das Reich ward schnell dem Verderben zu Theil." Alle Ent- schuldigungen, weiche die Gesandten Arghun's vorbrachten, blieben unbeachtet, und der Sultan (Ahmed} befahl abermai dem Heere, in's Feld zu ziehen. Ssadr eddin und ^ssileddtn, die zwei Söhne des grossen Astronomen Nassireddin von Tus, welche, wenn nicht die astronomische Wissenschaft des Vaters , doch die astrologischen Verrichtungen geerbt hatten, stellten vor, dass die Gestirne den Auszug eines Heeres nicht begünstigten, worüber Ahmed ungnädig auf sie. Arghun empfing im Dorfe Surch '), in der Nähe von Semnan, seinen Sohn Ghasan und Oraer Aghul, den Sohn Niguder's, des Enkels Dschaghatai's , aus dessen erstgeborenem Sohne Dschudschi , gleichzeitig mit seinem Oheime Dschudschi, dem erstgeborenen Sohne Tschengischan's; mit ihnen stellten sich Nokai, der Jarghudschi, d. i. der Oberrichter, und Sischi Bachschi, d. i. der Staatssekretär, zum Dienste Arghun's ein. Zur Erwiederung der Gesandtschaft Arghun's sandte Ahmed die Prinzen Toghaitmur ( den vierzehnten Sohn Hulagu's), welcher, wie sein Bruder Huladschu, im Interesse ihres Bruders Teguder, und Suke , den dritten Sohn Jaschmut's, des dritten Sohnes Hulagu's, mit den Emiren Buka und Doladai Jarghudschi mit der Botschaft, dass, wenn Arghun unterthänig, er selbst kommen oder den Bruder Kendschatu senden möge. Buka stellte dem Sultan vor, dass, da er nun unterhandle, er nicht weiter marschiren dürfe; und
14. R^biul- Ahmed antwortete : dass er zu Charkan ihre Ankunft ab-
ewwel 683
1 Jtini 1284 W3'*ten wolle. Er zog ihnen verheerend übfer Demaghan
nach , dessen Einwohner vielfältig gepeinigt wurden ; fünf
Tage hernach war er zu Charkan angelangt, welches ein
zu Bostam gehöriges Dorf, nur als Geburtsort und Grab-
') Dih Surch, bei Reschideddin, ist das Surikkala Fräsers j der in der Moschee von Semnau eingemauerteu Inschrift Schah Abbas I. wird erwähnt 304.
F (i 11 f t e s [! u c h. 353
Stätte des Scheichs Ebiä Hasan Charkani berühmt '). Der
Emir Dsch'rkudai, sein Bruder Jesnder und Buluehan, der ^^' ^^*'"^-
Statthalter von Schiras, brachten'ihre Huldigung dar. Zu 7,jutn ±284
Charkan machte Ahmed keineswegs Halt, wie er seinem
Gesandten Buka versprochen , sondern sandte den Alinak
mit dem Vortrab weiter voraus-); er selbst lagerte acht ss.Rebiul-
Tage hernach zu Kalpusch und drei Tage später zu Kehud ^^i^^^l
Dscha?ne, d. i. Blanklei'd, einem zum Gebiete von Dekistan ^- •'""*
(dem alten Sitze der Dahen} gehörigen Orte, das reich an
Korn, Trauben und Seide'). Zwar kam die Wesirschaft
Ahmcd's, nämlich die beiden Prinzen Toghatimiir und Suka
und die beiden Emire Buka und Doladai, zurück und brachten
Kendschatu , den Bruder Arghun's, mit sich*); mit ihnen
trafen die Emire Newnis und Burah'gki als Gesandte Arghun's
ein. Buka zürnte darob, dass Ahmed nicht seinem gegebenen
Worte getreu zu Charkan Halt gemacht; er deutete diese
Wortverletzung unglücklich für Ahmed und glücklich für
Arghun aus. Newrus und Buralighi kehrten unverrichteter
Dinge zurück. Drei Tage hernach ward von Kalpusch auf- ' „^f •'" ~
gebrochen; die Emire Jula Timur und Imkadschin, der Sohn
Suntai's, brachten ihre Huldigung dar. Ahmed, ungeduldig
des Verzuges, gab dem Akbuka die Stelle Buka's und machte
diesen dadurch um so mehr im Herzen dem Arghun zu-
gethan. 1
Arghun hatte sich indessen mit nicht mehr als hundert Arghun zu Begleitern von den Fürsten seines Gefolges über Meschhed Kelat ,- hinaus in das feste Schloss Kelat geflüchtet ^); dieses bis in ^''^'^^ *'^'*- die neueste Geschichte als der Schatzhort Nadirschah's be- rühmte feste Schloss spielt schon in der Geschichte der ersten moslimischen Dynastien Persiens eine bedeutende Rolle. Otbi'^), der Verfasser des Je?nini, d. i. der durch ihren rednerischen Schmuck berühmten GeschichjeMahmud's,
') Nushetol-kolub ; Dschihannuma S. 341. -) Reschideddin. ') Nushetul-kolub ; Dschili. .^4l. *) Reschideddin, AVassaf. ') Das Schedschretol Etrak S. 35>. ^D Sein ganzer Name: EbuQ-nassr Mohammed Ben Abdol-Dschebbar El-otbi.
Ilammev, Geschichte der llchane. I. 23
j^54 •*' " " f t 0 s ii w 0 h.
des Siiitans von Gliasna, Eroberers Indiens, malt die Höhe demselben durch das Distichon :
\\'iud ermüdet, indem er will die Zinnen erklimmen, Und es gleitet das Aug' nieder von scinvindelnder Höh'.
Dieses Bergschioss liegt zwischen Kasermian, Serchas, Abi- werd und Tus in schönem und fruchtbarem Th'aie, welclies fünfzig bis sechzig englische IMeilen lang, zehn bis fünfzehn breit, von Osten nach Westen zieht und von den Hügeln, welche die Ebene Meschheds von der Wüste trennen, ein- geschlossen wird. Der Anblick des Thaies ist reich und grün, es hat üeberfluss an Pferden und Wildpret und wird ausser dem Strome , welcher dasselbe der Länge nach durch- fliegst, noch von kleinen , in Cascadellen die Hügel herab- strömenden Bächen bewässert ; aber alle diese Wasser sind schädlich und im Herbste sogar tödtlich, wesshalb das Regen- wasser zum Trinken in Cisternen gesammelt werden muss '). In diese durch Natur unbezwingliche Bergfeste schloss sich Arghun mit Buiughan , der geliebtesten seiner Frauen ,- ein. Der Emir Newrus, als er Kunde arhielt, dass Alinak wider das Schloss im Anzüge, bat kniend , Arghun möge über den Oxus ziehen und in dem Jurte Kuwindschi's (^des zwölften Sohnes Scheiban's, des fünften Sohnes Dschudschi's) Zuflucht suchen. Arghun gab dem wohlgemeinten Rathe kein Gehör; Legst, welchen wir oben als Gesandten Arghun's an Ahmed kennen gelernt, ging zu diesem über und erbat sich ein Heer, mit welchem er ihm den Arghun zu liefern versprach. -Ahmed gab ihm Truppen, mit denen er das Lager der Frau Kotlogh Chatun, der Gemahlin Arghun's, plünderte. Der Emir Newrus kam, um ihn zur Rückkehr zu bewegen; Legsi ergriff die Zügel seines Pferdes, um ihn mit sich zum Sultan zu führen; aber Newrus i^^ie die Hand an's Schwert, be- theuernd, dass er, so lang er athme , den Dienst Arghun's nicht verlassen wolle; Legsi liess ihn frei und brachte die Beute des Lagers der Frau Kotlogh in das Ahmed's zurück, der ihn davon reichlich betheilte. Alinak war indessen vor
') Fräser 8. 245.
F ü II f t ü K Ji II c ii. 355
Kelat angekommen nnd hatte den Arghun beredet, ilim in 13. Rebiul- das Lager des Oheims, der ihm nichts Uebles wolle, zu ^""' 683^ folgen. Ahmed umarmte ihn, küsste ihn und übergab ihn der Obhuth Alinak's; dieser stellte vor, dass jetzt der Augen- blick , sich des Feindes zu entledigen ; aber Ahmed , der, ganz der Liebe seiner neaen Gemahlin Tudai hingegeben, für nichts Anderes Sinn hatte, sprach: Was kann er ohne Heer und Schatz unternehmen ? Ich will die Frau Kutui (^seine Mutter), wenn ich sie sehe, um ihre Meinung hier- über fragen. Indessen befahl er doch , die Emire Arghun's, Sischi, Bachschi, Kadan, Buraligh fest zu setzen , von seinen eigenen einige'), weil sie dem Arghun ergeben, hinzu- richten. Er wollte eben aufbrechen , als er auf Bitte Buka's, — '— ^ — '
' 2. Juli dass er erlauben möge , die Vermählung seiner Tochter mit
Kipdschak Kaghul, einem Abkömmlinge Dschudschi Kasar's, des Bruders Tschengischan's , zu feiern , noch zu bleiben beschloss. Arghun war in die Seele betrübt, indem er un- glücklichen Ausgang seines Schicksals fürchtete. Da sprach ihm die Frau Bulughan , welche seine Gefangenschaft ge- theilt und welche auch von Ahmed gnädig empfangen wor- den war, indem er ihr selbst den Becher reichte'^), Trost ein. Er versprach ihr, dem Arghun die Statthalterschaft von Chorasan zu verleihen , und verlieh ihm ein kaiserliches Zelt. Ganz in dem Genüsse der Frau Tudai schwelgend, hatte Ahmed keinen Sinn für die Wichtigkeit des Augen- blicks, oder die Gefahr, die ihm von den nächsten Umge- bungen drohte ; er befahl jedoch dem Alinak , den Arghun nach dem Aufbruche des Lagers hinzurichten^). In der nächsten Nacht „sollte das Zelt seines Lebens abgebrochen werden, als durch eine unvorgesehene Wendung der Dinge der arabische Spruch, welchen Bulughan dem Arghun zu Gemüthe führte : dass die Nächte , schwanger , gar Vieles vor dem Morgen gebären , auf das glücklichste ausging".
') ürtimur Kuschdschi, Nikpei Kuschdschi und der Bruder Kadschu Achtadschi's. ^) VVassaf. ') Derselbe.
23 =
.•}o(i Fünftes Buch.
Buka, welcher wider Alirued den doppellen Groll ob Verscftifo- gej,rocj,e„en, Wort und genommenem Oberbefehl nährte, $'ung üuka^s , ^ . x . -.t . .. . j
und vermochte mehrere Emire ' J zu emer Verschworung w ider
Ermordung Alinak und Ahmed, indem er sie versicherte, dass dieser Teyuder's. beschlossen, sie an der Gränze von Isferain hinrichten zu lassen; auch den Prinzen Iluladschu, den Bruder Ahmed's, brachte er auf seine Seite. Sie beri^then sich zuerst über das Mittel, sich Alinak's zu entledigen. Buka sandte durch einen Vertrauten Arghun's demselben Wort, diesen Abend den Alinak zu begehren , und zwei der Verschworenen ^) nahmen es auf sich, desgleichen die Emire Karabuka und Taitak zu berufen. Nach dem Nachtgebete begab sich Buka, von drei Reitern begleitet, in den von Wachen besetzten Umkreis des Zeltes Arghun's und sandte einen hinein, um den Prinzen leise zu wecken. Arghun glaubte, es sei List und Verrätherei; als ihm aber dieser schwur, dass Nichts zu fürchten und dass Buka als treuer Diener ihn als seinen Herrn zu retten gekommen, schloss sich Arghun an den- selben an. Als sie um den dritten Kreis der Umzäunung') kamen, rief sie eine Wache an: Wie ist's, dass ihr ginget vier hinein und kommet fünf heraus? Du irrst dich, Freund, sagte Buka , deine schlafbeuebelten Augen haben ehe um einen zu wenig gezählt. So kamen sie glücklich durch in's Zelt Buka's. Arghun ward bewaffnet , auf ein Pferd gesetzt, i8 R h' ""*^ ^^^ begaben sich in das Zelt Alinak's, der im Rausche achir 683 abgethan , sein Kopf vor's Zelt geworfen ward. In derselben 4. Juli iSfii Nacht wurden Boten an Iluladschu und Bektu abgesandt, die sich zu Firuskjuh befanden, dass jene an Basar Aghnl und Abukjan thun möchten , w ie sie an Alinak und Taitak gethan; in derselben Nacht wurden auch Karabuka und an- dere Emire ergriffen und am nächsten Morgen hingerichtet. Ahmed befand sich im Lager der Tudai mit dem Prinzen Kinschu (dem Sohne Dschumkur's, des zweiten Sohnes Hu- lagu's} und den Emiren Akbuka und Legsi, als er die
•> Jesuhuku Gurgan , Aritk, Kurmischi , Arkasun Xujan , der SohD Ilkai's. 'JJüirmiscki und Aruk, die Brüder Buka's, ^) Nerke.
Fünftes B u c li. 357
Vachricht erhielt, tlass iille seine Treuen getödtet; er unter- hielt sich zu Kalpusch noch mit der Frau Tudai und floh dann aucli von Isferain gegen Kurais und Irak. Die Ver- schworenen hatten ihrerseits den Buri, den Vogt, nach Iss- fahan an die Karawinas , die zu Siakuh hielten, abgesandt, dass sie aufsitzen und den Ahmed ergreifen sollten. Dscherik, der Emir des Lagers des hingerichteten Prinzen Konghuratai, wurde zur Blutrache seines Herrn mit viertausend Reitern dem Ahmed nachgesandt, und üoladai, der Oberrichter, machte sich an der Spitze von vierJumdert auf den Weg. Die Prinzen Huladschu und Kinschu huldigten dem Arghun »*HebiuUr zu Charkan; die Emire berathschlagten nun über die Wahl des Chans. Buka erklärte sich laut für Arghun, während sein Bruder Aruk und Kurmischi für Dschuschkab , den Bruder Kinschu's, Tekia für Huladschu ^iramten. Buka legte die Hand an's Schwert und schwur, dass, so lang er es führe, es nur für Arghun und seine Feinde dienen solle. Sie fragten nun den Tengir Gurgan, den Gemahl der Prin zessin Tudukasch, der vierten Tochter Hulagn's, und den Vater Kotloghschah's, der Gemahlin Arghun's, um den letzten Willen Abaka's. Er bezeugte: er habe zu seinem Nachfolger seinen Bruder Mengu Tiraur und nach dessen Tode den Arghun ernannt. Arghun bat mit der bei mongolischen Thronbesteigungen hergebrachten verstellten Bescheidenheil, dass man ihn mit dem Throne verschonen und die Statt- halterschaft Chorasan , wie bei seines Vaters Lebzeit , lassen wolle. Buka brachte die Entschuldigungen zum Schweigen, indem er sagte: das erste sei , sich der Person Ahmed's zu versichern , worauf dann mit Beiziehung des Raths der Frau Oldsrhai (^der Gemahlin Hulagn's und dann Abaka's} einer der Prinzen zum Chan ausgerufen werden solle. Aruk und Dschuschkab zogen mit dem Vortrab voraus, Jluladschu,
Kinsclvu und Bektn folgten mit dem schweren Gepäcke. Zu _ „ , , ., =* * S7.Refmti.Il
Konkurlang bei Tebris wurde das Haus Buka's geplündert, ^^ .j^^. sein Harem auf Sundschak's Fürbitte verschont. Ahmed, der noch gekommen , seine Mutter Kutui zu sehen , wollte nach Derbend entfliehen ; aber Schikiur und Karahuka sandten
358 Fünftes IJ u c li.
Botschaft an Kutui Cliatun , dass es der Prinzen allgemeiner Wille, sich der Person ihres Sohnes zu bemächtigen, und dass sie ihn bis zur Ankunft derselben hüten wollten. Die Mutter gab ihre Einwilligung. Schiktur übergab den Sultan einer Wache von dreihundert Mann. Unterdessen kamen die unverschämten Räuber , die Karawinas, an, weiche Buka nach Ssugurluk gesandt hatte ; sie plünderten das Harem und stiessen sogar die Mutter Kutui Chatun und die Frauen Tudai und Ermeni Chatun nackt hinaus. Arghun war unter- dessen von Nerauwer vorgerückt und hatte zu Abaschur bei Jus Agadsch gelagert. Karankai und Schiktimur hatten mit den Karawinen den Sultan gefangen ; als ihn Arghun erblickte, streckte er nach der vmongolischen Sitte der siegreichen Pfeilschützen die Hände aus und schrie: Mordio!^^; er ward sogleich getödtet. Die von Ahmed verhafteten Emire: Taghadschar, Kundschukbal und Toladai erhielten nun ihre Freiheit; die Frauen und Emire waren einstimmig in der Wahl Arghun's. Ahmed wurde vor's Gericht gestellt; Bektu und der Diener Konghoratai's befragten ihn als seine Richter : warum er den Konghuratai unschuldiger Weise getödtet, dem Arghun die Statthalterschaft von Chorasan missgönnt, ihm den Alinak nachgesandt habe? Ahmed bekannte, dass er übel gethan , künftig desgleichen nicht thun wolle Die Emire wollten sein Leben der Frau Kutui schenken , welche bei Allen in grösstem Ansehen ; da erhoben aber die Mutter Konghuratai's und seine sechs Söhne Geschrei der Blutrache. Jetzt erschien Jesu Buka Gurgan, der Gemahl der Prinzessin Kutulun, der sechsten Tochter Hulagu's, und schreckte die Versammlung durch die Nachricht, dass die Prinzen Hu- ladschu und Dschuschkab an der Gränze Hamadan's ein Heer zum Widerstände sammelten. So erging das Jerligh der Blutrache Konghuratai's, und Chan Ahmed fiel, der erste der mongolischen Herrscher, unter der Sanktion der Jasa, um das vergossene Blut Konghuratai's zu büssen; das Todes- urtheil ward in der Nacht vom Donnerstage am zehnten
•) Wassaf.
F ü u f t e s B u c li. 359
August vollzogen durch Tiraur und lidir, zwei Söhne Kon- ^ff. Dschem.
ffhuratai's: sie rächten des Vaters Tod durch den des Oheims, J^^! ^^^
. , , . , .^ 10. Auffust
indem sie ihm den Rückenwirbel brachen 'J. ig84
Schon am Tage, welchen die Nacht der Hinrichtung ArgMin's
Teguder's heraufgeführt, hatte die Thronbesteigung Arghun's Thronbestei-
rait den gewöhnlichen Feierlichkeiten in dem Jurte Suktu i'""^' ^*^- -. ^ . . ., , . 1 L* i> mahlinnen,
statt O- Huladschu ergriff die rechte Hand, Inardschi die ^y/,„g^
linke Arghun's; sie setzten ihn auf den Thron, vor welchem Töchter. die Prinzen und Emire neunmal niederknieten , den Gürtel um den Hals, die Mützen in die Luft warfen und ihm den Becher huldigend darreichten. Die Feste hatten zu A'o/nsiVm^ welches zwischen Heschtrud und Ktirban schire, statt. Drei Tage nach der Thronbesteigung kamen auch die Prinzen Kinschu und Dschuschkab, die Söhne Dschurakur's, und unterschrieben die Urkunde der Krönung. Abukjan, der Sohn Schiramun's, der Enkel Dschurmaghun's (des Befehls- habers in Persien zur Zeit Hulagu's), der Jarghudschi, d. i. Oberrichter, wurde als einer der innigsten Anhänger Ahmed's hingerichtet; allen anderen Angehörigen Ahmed's sicherte ein Jerligh das Leben und Ruhe; die Prinzen Dschuschkab und Baidu (der Sohn Tarakai's., des fünften Sohnes Hu- lagu's) wurden als Statthalter nach Bagdad und Diarbekr. der Oheim Huladschu und der Bruder Kendschatu nach Rum gesendet. Georgien erhielt der Oheim Adschai (der achte Sohn Hulagu's), dem Sohne Ghasan wurde die Statthalter- schaft der Landschaften Chorasan, Masenderan, Kumis und Rei übertragen, die Stelle des Wesirs der Länder dem Buka, dem Hebel der Herrschaft Arghun's, verliehen, ein höchst findiger, zum Regieren tüchtiger Kopf. Nach der Sitte mongolischer Investitur wurde demselben Gold über den Kopf gestreut, Goldflittern in solchem Ueberflusse, dass er unter der angehäuften Masse derselben unsiclilbar. Arghun konnte bei seiner Thronbesteigung nicht älter als beiläufig dreissig Jahre sein, da sein Vater, Abaka, vor zwei Jahren,
•) Wassaf. ') Keschideddin ; Wassaf: nach dem Schedscliietol etrak S. 3'jO am 7. Dschem. achir.
360 F*ii II f t es B u c h.
acht und vierzig alt, gestorben war. Seine 3Iiitter war die Beischläferin Abaka's, Kaimisch Ikadschi. Seine Gemah- linnen: 1. Die Frau Koilogh , die Tochter Tengir's des Uiraten, welcher ein doppelter Gurgan, d. i. dem Herr- scherhaus Verschwägerter, indem er selbst mit der vierten Tochter Hulagu's vermählt, des letzten Eidam und Arghun's Schwiegervater. 2. Oldschatai, die Tochter der Tudukasch, aber nicht aus Tengir, sondern aus Sularaisch, dessen Sohn, aus einer anderen Frau , nach des Vaters Tod mongolischer Sitte gemäss seine Stiefmutter heirathete, die nach dem Tode des Sulamisch nocli von dessen Sohne Dschidschek Gurgan, also von ihrem Enkel, geheirathet ward '). 3. Die Frau Uruk , die Tochter Sarudsche's, der Schwester Emir Irindschin's, des Keraiten. 4. Die Frau Seldschuk , die Tochter Sultan RukneOdin's von Rum. Aus dem Frauen- gemache seines Vaters nahm er 5. die Frau Bulughan, die Verwandte des Buka Jarghudschi, und nach ihrem Tode 6. die Frau Buhighan , die Tochter Utaman's, des Sohnes Obotai Nujan's des Konghuraten -). So war 7. die Frau Mertai die Konghuratin , die Gemahlin Hulagu's, in das Harem seines Sohnes Abaka, aus diesem in das Arghun's als Frau übergegangen, so dass dieselbe Stief- und Grossrautter ihres Gemahls. 8. Ttidai Chaturij, die Tochter Musa Gurgan's (^des Enkels Tschengischan's) aus Tarakai, der fünften Tochter Hulagu's. Die Leidenschaft, mit welcher Teguder Tudai geliebt , hatte ihn über die Gefahren , die seinem Throne drohten, verblendet. Tudai, die Enkelin Hulagu's, die Gemahlin Teguder's (ihres und Arghun's Oheim's), war also zugleich die Base , Tante und Gemahlin Arghun's. 9. Kultak Ikadschi, die 3Iutter seines Erstgeborenen, Ghasan, dessen drei Brüder Jesu Timur, Oldschaitu (^beide aus der Frau Uruk) und Chatai Aghid aus der Frau Kotlogh; dann vier Töchter, Oldschatai, Oldschai Timur, Kotlogh Timur ( alle drei Töchter der Frau LJruk ) und Diiendschi,
'j Reschideddin bei den Tochterii Hulagu's. -) Sie leh(e noch zur Zeit Rcschideddiirs.
Fünftes ü u c h. 361
Tochter der zweiten, vor allen anderen .Frauen geliebten
Bulughai.
Nach dem Herrscher Arghun und seinem Wesire Buka ' J, •'^cliemseddvi
der ihn auf den Thron gesetzt, steht ein Grösserer als Beide ,.
° ' zu Kum.
vor uns, nämlich der flüchtige Wesir Schemseddin Dschu- weiiM, dessen Auslieferung Arghun zu wiederhollenmalen vergebens von Teguder begehrt und welchen sein Feind Medschdolmülk nicht nur treuloser Verwaltung der Kron- güter Abaka's, sondern auch der Vergiftung desselben und des Bruders Mengu Timur angeklagt. Nachdem Alinak ge- tödtet und Teguder geschlagen worden , hatte Schemseddin von Dschadscherra, wo er sich befand, auf einem Dromedare mit ein Paar Dienern sich durch die Wüste naeh Issfahan geflüchtet. Die Einwohner, sobald sie von der Umwälzung der Dinge Kunde erhalten , beriethen sich mit dem Atabeg von Jesd, welchen der Statthalter von Issfahan als einen dem Argliun Ergebenen während der Regierung Teguder's in Verhaft gehalten, was zu thun. Schemseddin, hiervon benachrichtigt, begab sich unter dem Vorwande, zu einer Grabstätte zu wallfahrten, ausser der Stadt und entfloli auf treff"lichen Rennern nach Kum, sich in das Heiligthum des Grabes der Schwester des Imams Risa flüchtend. Dieses Grabmal ist seit einem Jahrtausend die sichere Freistätte Unschuldiger und Schuldiger, die in die Mauern desselben flüchten. Die Heiligkeit derselben wurde von den Mongolen, wie von den früheren Herrschern Persiens, den Seldsckuken und Bujiden, wie von ihren Nachfolgern, den Herrschern der Dynastie Ssafewi und der regierenden A^r .Kat schar eri^ hoch geachtet. Die Pracht desselben hat Chardin ausführlich beschrieben , und noch heute prangt dasselbe mit silbernen Gittern und goldbeschlagenen Thoren, und den Schatz, dessen Reichthum sich vorzüglich von den Schaben der Familie Ssafewi hersclireibt, haben reiche Opferspenden Feth Alischah's vermehrt. Er opferte hierher einen Kopf- schmuck seiner Mutter, wie einst Crösus^") das Halsband
') Im Schedschretol Etrak S. JöG in Yooiiha verstiininieU. -) Herodofs Clin b\.
362 Fünftes B u c Ii.
und den Gürtel seiner Gemahlin nach Delphi. Feth Ali jagte nie in der Umgegend , ohne den Umgang um das heih'ge Grab , von welchem die Stadt auch die heilige heisst, zu verrichten. Wie vor sechsthalbhundert Jahren Schems- eddin Dschuweini hier Zuflucht gesucht und gefunden , so in unseren Tagen der von Feth Alischah und dann* von seinem Enkel, dem regierenden Schah, verungnadete, in Morier's Hadschi Baba nach dem Leben geschilderte Bot- schafter Mirsa Abul Hasan. „Die Stadt ist heute", sagt Morier, „nur durch drei Dinge merkwürdig : durch die ver- goldete Kuppel des Grabmals, durch die zahlreichen Märkte und durch ihre Ruinen" ; denn der Umfang der Mauern betrug ehemals vierzigtausend Ellen , das ist um vierzig Ellen mehr, als die von Kaswin'). Kum ward im Beginn des achten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung ^ ) , als Hidschadsch, der tyrannische Statthalter von Irak, das Heer Abderrahman Asker's schlug, aus sieben Dörfern, deren Vor- steher getödtet worden waren, in eine Stadt vereint, deren sieben Viertel jene sieben Dörfer und deren eines der Stadt den Namen gab^}. Von derselben erhielten hernach, als persischer Kunstfleiss und Handel im höchsten Flore, die schöngewirkten seidenen StolFe den Namen Kumasch , den dieselben noch heute führen; sie ist so berühmt durch ihre luftigen hohen Cypressen und ihre blauen leichten Trink- krüge *), als das benachbarte Kaschan durch sein Fayence und seine Scorpionen und Giftspinnen, als der Geburtsort des grossen Geschichtschreibers Abderresak, des Verfassers des Aufganges zweier Glücksgestirne (der Geschichte Timur's und seines Sohnes Schachroch^, und des letzten Dichter- königs Feth Ali Chan, des Sängers des Heldenbuchs ^} Feth
») Nushetol kulab. ^) i. J. d. H. 83 (701). '} Kumedan , her- uach Kum. Dschihannuma S. 298. ') Durch ein unerklärliches Ver- sehen steht im Dschihannuma, dass Kum der Geburtsort Nisami's, des Verfassers des Chamse, sei, welcher zu Gendsche geboren, auch dort begraben liegt. ^) Das Schehinschahnanie von Feth Ali- schah dem österreichischen Kaiser Franz I. durch Mirsa Abul Hasan zum Geschenke gesandt.
Fünftes H u c ii.
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Alischah's. In dem Heiligthume Kuras sammelten sich um Schemseddin seine Freunde, deren Meinung dahin ging, dass er sich nach Hormusd retten solle, von wo ihm der Weg weiter nach Indien offen. Ich kann, antwortete ihnen Schemseddin, meine Söhne nicht in den Händen der Mon- golen zurücklassen; das Besste ist, ich begebe mich zu dem Dienste der Majestät, weiche mir vielleicht Emir Buka, der mein alter Freund, versöhnen wird; wenn nicht, so ge- schehe, was Gott will. Unschlüssig verweilte er einige Tage, als von Seiten des Chans Melik Imameddin von Kaswin und Jusufschah , der Atabeg Grossluristans, erschienen.
Von Jusufschah, dem Atabeg Grossluristans, ist unter sclietnseddin der Regierung Abaka's erzählet worden, wie er, i]essen ^ttrchJusuf- treuer Hilfsgenosse, im Feldzuge wider Borrak auf dem '^'«^«" Rückmarsche den Chan aus den Händen von Strassenräubern ^^/,(,^f „„^ gerettet, von demselben Vergrösserung seiner Länder er- ant/esteUt. halten hatte. Demselben und seinem Sohne Arghun dankbar ergeben, hatte er, der Aufforderung Teguders, ihn mit einem Heere zu unterstützen, nur nothgedrungen Folge leistend, zweitausend Reiter und zehntausend Fussgänger in's Feld gestellt. Nach der Niederlage Teguders brach das Heer gleich bei Tabs in die Wüste ein, um auf dem kürzesten Wege Luristan zu erreichen; diese Unvorsichtigkeit kostete dem grössten Theile das Leben ; es war das erste Unglück, das den Atabegen Jusufschah betroffen. Jetzt sandte ilm Argliun an den vorigen Inhaber des Diwans, um denselben nach Hof zu bringen. Arghun's Politik war eine (wenigstens dem Scheine nach} versöhnliche; er sandte an alle Prinzen und Prinzessinnen Gesandte mit Geschenken, um sich dieselben zu verbinden; so dem lluladschu einen Sonnenschirm , „welcher", sagt Wassaf , „wie die Flügel des Königsgeiers schattete und dessen Glanz, wie das Licht der Sonne, nie ermattete", um ihn nach Hof einzuladen, denn Huladschu machte Miene von Unzufriedenen. Huladschu gab dem Botschafter keine andere Antwort, als die Frage: Wie weit wird Arghun's Engbrüstigkeit noch gehen? Er zog sich noch Kirbanschir in's Haus Argasun's zurück, und
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Dschuschkab brach gegen Haraadan auf. Da sie auf wieder- holte Aufforderungeij nicht erschienen, schwur ihnen Arghun: Im Namen dess, der jMond, Saturn und Sonn' erhöht, Der schirmt das Diadem der Majestät, dass er sie als Prinzen behandeln, sie mit Gnaden über- häufen werde. Er gab jedem derselben Mütze und Gürtel, und sie verbanden sich ihm als Vasallen; mehrere der ersten Emire Ähmed's, vor den Gerichtshof von Tebris gestellt, wurden freigesprochen und erhielten Aemter'). Jusufschah von Lur, welchem Schemseddin seine Tochter Dewlet Chatun zur Gemahlin gegeben'}, führte denselben mit sicli an den Hof Arghun's. Noch auf dem Wege von Sawa kam ihnen der Emir Kumari mit einem Diplome entgegen, wodurcli alles Vergangene verziehen und vorige Gnade verliehen ward. Sogleich erliess Schemseddin Rundschreiben an alle Befehlshaber Iraks, um denselben seine Wiederaufnahme in 6*83 "^ *^'® Gnade des Chans zu künden. Freitags in der Herbst- ~~3t. SepiT '^^^S' ""^ Nachtgleiche traf er zu Kiirban Sahire ein und ^^^^ begab sich sogleich zu Buka, mit welchem er früher in freundschaftlichem Verhältnisse gestanden. Der gegenseitige Empfang war voll Freude und Freundlichkeit (aber wohl von beiden Seiten verstellter}. Am nächsten Tage stellte ihn Buka der Majestät vor. Arghun empfing ihn weder gnädig noch ungnädig, ohne Zeichen von Gunst oder Ab- neigung, setzte ihn aber in seine vorige Stelle als Wesir des Diwans gemeinschaftlich mit Buka ein. Schemseddin erklärte öffentlich: er wolle nur der Stellvertreter Buka's im Diwane sein; als aber von allen Seiten wieder Wünsche und Geschenke dem vorigen Inhaber des Diwans zuströmten, ward Buka's Eifersucht und Gier nach ausschliesslicher Herrschaft schon nach Einer Woche rege; er sandte Ali, den Temghadschi (Stempeleinnehmer), nach Tebris, um Jahja, den Sohn Schemseddin's , und dessen Güter einzu- ziehen. Fachreddin Mestufi und Hosameddin Ssahib, zwei
•) Emir Buhia, Tiiiai, Arukian, Bastak, Hiiladschu. \>'assaf. ^) Güside
Fünftes b u c Ii.
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Untergebene Schemseddin's, schmiedeten wider denselben Uänke und bliesen Buka's Neid und Eifersucht zu vollen Flammen auf, indem sie ihm vorstellten, dass seine Macht- vollkemmenheit nur ein Schatten, so lang Schemseddin die- selbe mit ilim theile. ßuka warf seinerseits Saamen des Verdachts in die Seele Arghun's, indem er ihm vorstellte, dass von dem Verräther seines Vaters keine guten Dienste zu erwarten seien. Sogleich ward Bakdai Aidadschi dem Schemseddia an die Seite gegeben, und zu Audschan erging der Befehl, demselben zweitausend Tomane abzufordern und ihn an Buka zu senden. Schemseddin antwortete: Ich bin kein Thor, der das Geld bezahlt statt es auszugehen; ich bin nicht im Stande, tausend Goldstücke aufzubringen: und dem Buka schrieb er: O Emir Buka, lehre nicht den Padi- schah, Wesire zu tödten, denn heute mir und morgen dir. Doladai und Kadan wurden gesandt, ihn gerichtlich zu verhören.
Schemseddin antwortete auf die wider ihn vorgebrachte Schemstd- Anklage der Veruntreuung von Staatsgeldern und von Ver- din'i Hin- rätherei, dass, was den Abgang dfes Staatsschatzes betreffe, '''<^f<t""ff- er die Verzeihung des Padischah hoffe , dass er aber un- schuldig des geringsten Verdachts von Verrätheref. Als ihm als schuldig Erkanntem die Hände nach mongolischer Sitte gebunden worden, erscholl das Geschrei der Türken und Perser: warum man die Nahrungsquellen der Völker binde! Zu Minia, in der Nähe von Ebher, der nördlich von Kaswin gelegenen Stadt, ward ihm das Todesurtheil verkündet. Er verrichtete sogleich die gesetzliche Abwaschung , stach in den Koran, den er bei sich trug, das Loos, begehrte Tinten- zeug und Feder und setzte seinen letzten Willen für die Söhne auf, und schrieb an die Gesetzgelehrten von Tebris: „Als ich den Koran zum Loosaufstechen genommen, ist fol- gender Vers gekommen: ,, ,,Die da sagen, Gott nur sei Herr j und wandeln auf geraden Pfaden, über sie werden Engel niedersteigen und sagen: Betrübt euch nicht und fürchtet euch nicht, ich gebe euch die frohe Kunde des Para- dieses, das euch versprochen worden."*' Da Gott der All-
366 ^' «• n f t e s B u c li.
mächtige diesen seinen Diener in dieser vergänglichen Welt immer wolligehalten , so gestalten , dass er ihm keinen seiner Wünsche versagt und ihm sogar die frohe Kunde künftigen Lebens zugesagt, so rauss man den Mewlana Mohijeddin^ den Mewlana Efähaleddirij den Mewlana Schemseddiri, den Mewlana Hemameddin und den grossen Scheichen , welche aufzuzählen hier zu lang und hier nicht der Ort wäre, diese gute Kunde geben , damit sie wissen , dass ich aller An- hänglichkeit an die Welt entsagt habe und mir mit ihrem guten Gebete helfen möge '^. Sie sollen meine Söhne grüssen, die ich Gott dem Herrn als Unterpfand empfehle ; ,, ,,denn Gott verliert nicht die ihm anvertrauten Pfände'**' Ich hoffte sie noch einmal zu sehen und ihnen mündliche Lehren zn hinterlassen ; da diess aber mir nicht zum Loose geworden, so mögen sie (^die obgenannten vier Mewlana) es an Nichts ermangeln lassen, dieselben zu beschützen, und sie zu gutem Erwerb ermuntern und nicht zugeben , dass sie das von Gott ihnen verliehene Gut vernachlässigen. Wenn mein Sohn, der Atabeg , und seine Mutter, die Frau Choschek, in ihr Haus zurückkehren wollen, so sei ihnen die Erlaubniss ge- gönnt. Meine beiden Söhne Newrus und Mesud sollen mit ihrer Mutter im Geleite der Frau Bulughan bleiben und an den beiden Enden meines Grabmals stehen; wpnn sie für das Speisehaus und das Kloster des Scheichs Fachreddin etwas thun können , so sollen sie es unterstützen und sich dahin begeben. Ferruch und seine Mutter sollen den 'Atabeg begleiten, Sekeria auf den Gütern des Padischah arbeiten; die anderen Oerter habe ich dem Emir Buka vermacht, welchem sie alle Güter und Besitzungen belassen sollen ; wenn er etwas davon zurück gibt, ist's wohl und gut; wenn nicht, sollen sie sich begnügen. Gott spende uns sein Er- barmen und auch seinen Segen ! Ich habe jezt mein Geraüth auf die göttliche Majestät gestellt, welche meinen Antheil niclit vergessen wolle; das Glück derselben sei beständig!
') d'OIisson gibt nur die Hälfte aus Wassaf, aber nicht die folgende historisch wichtigere Hälfte aus Reschideddin,
Fünftes I) u c li.
367
Schaabnn ' 683
Wenn Alierhöchstdieselbe meinen Söhnen etwas lassen will sollen sie es nehmen und sich damit begnügen; wohin nur das grosse Harem von Tebris sich begibt, soll auch das meine folgen. Heil dem, der die wahre Leitung sucht!" Dieses Schreiben warf er den zur Vollstreckung des Todes- urtheiis Bestellten vor; sie lasen es, ohne dass es Eindruck auf sie gemacht. Schemseddin sagte dann: ,,Was von dir kommt, o Herr,, ist gut, sei es Krankheit^, sei es Heiltmg" ; und das Todesurtheil ward vollstreckt. Vier seiner Söhne: Jahja, Ferruchschah, Mestid und ^tabeg^ wurden ihm sogleich lö.Oct. 19&4 in's Grab nachgesandt. Jusufschah, der Eidam Schemsed- din's, kehrte auf Befehl Arghun's nach Luristan zurück, starb abär auf dem Wege dahin. Er hinterliess zwei Söhne: JSdib und Ahmed, wovon der erste mit der Herrschaft Lu- ristans belehnt ward, der zweite am Hofe Arghun's als Geissei zurückblieb '^. Schemseddin ward mit seinen Söhnen im Viertel Dscherendab , wo schon sein Bruder Alaeddin ruhte, zu Tebris bestattet. Unter den vielen Trauerge- dichten , welche den Schmerz der Völker über den Sturz dieser erlauchten Familie aussprachen, ist eines der kür- zesten und bcssten das folgende, bei Wassaf erhaltene:
0 Dscherendab, wo zu Tebris sein Grab, Der erste Regen ström' auf dich herab ! Die herrlichsten Gesichter deckt dein Staub, Der grössten Männer Wangen sind dein Raub. Hier hat die Sonne 2) höchsten Punkt ^) erreicht, Hier ruht die Pleias, die Vollmonden gleicht. Es weisen über sie die sieben Sterne , In ihrem Licht und ihrer finsteru Ferne Die sieben Himmel und die Erden, sieben, Der Meere und der Wochentage Sieben. Feredschullah , Jahja, Mesitd , Harun (Nothdürftig beizustehn, war ihr Thun) Den Vater Mohammed so hoch geehrt, Es frass dieselben all' das scharfe Schwert.
') Güside, =) Schems, anspielend auf den Namen Schemseddin. ') Ala, Höhe, anspielend auf den Namen des Bruders Alaeddin.
3(58 F ü u f t e s » u c li.
Mich hat der Schmerz des Atabegs verzehrt
Wie Flamme, welche in die Höhe fährt;
Und ob Ataul Melik gekräoket theils,
Er, der Ssahib , der Herr der Stadt des Heils,
Es saget über dieser Gräber Stätte,
Wer elirt den Herrn , die frömmsten der Gebete.
„, ,^, „ Als Arffhun nach Schcmseddin's Hinrichtun£r nach dem im
Statthalter- ° ^
achaft ijon Gebiete von Arran gelegenen Palast Manssurlje gekommen,
Pars. kehrten die an den Grosskaan, Oheim Kubiiai, geschickten
«« « , , , Gesandten, Emir Pulad Dschingsang und zwei andere, zu-
683 rück. Zwischen Serah und Erdebii und Ssain wurde Kurultai
23. Sept. gehalten , und neun Tage darauf kehrte er nach Tebris 1284 20 R d 1 A zurück; dann wurde das Winterquartier in Arran bezogen;
2 October ""'^ ^*'^'' ^^t^^ ^^^^ ^^^' feierlichsten Gerichtssitzungen statt, ' indem die Wittwe Mengu Timur's, die Prinzessin Abisch,
die Atabegin von Fars, wegen Veruntreuung der ihr anver- trauten Statthalterschaft vor Gericht gestellt ward. Um die Wichtigkeit des Rechtshandels in seinem^ ganzen Umfange zu ermessen, müssen wir -den Faden der Geschichte der Statthalterschaft von Fars dort, wo wir denselben oben ab- gebrochen, wieder aufnehmen. Dort ist zuletzt der unru- higen Statthalterschaft Bulugkans (des Nachfolgers Tagha- dschar's, des Statthalters von Fars) erwähnt worden. Um die Ruhe wieder herzustellen , war Taschme?iku zu seinem Nachfolger ernannt und ihm di^ Hilfe des Atabegen von Lur zugewiesen worden. Als seinen Vorläufer sandte er den Stellvertreter des Diwans der Kronguter, Ilosammeddin, den Sohn Mohammed Ali's von Lur, voraus nach Issfahan. Bulughan liess ihn mit Gewalt aufheben und hieb ihn, als- ' bald er vor ihm erschienen , zusammen. Taschmenka sprach sogleich die Hilfe Jusufschah's, des Atabegen von Luristan, an, und als Bulughan sah, dass sein Platz als Statthalter wider den neu ernannten weiter nicht haltbar, nahm er, was im Scliatze , und entfloli mit seinen beiden Geschäfts- führern Kawameddin und Sei'feddin nach Chorasan. Tasch- menku beschäftigte sich mit den Uegierungsgescijäften, ward aber seiner Stelle entsetzt, weil er an der Spitze der im
b' li » f t e >i H II c li. 3(59
Namen des llcliaiis Ahmed erlassenen Befehle statt der her- gebrachten Formel blos Ahmedaga schrieb, was wider allen mongolischen Kanzleistyl '). Nachdem er ein Jahr lang Fars verwaltet , wurde die Statthalterschaft der Frau Ahisch, der gebornen Atabegin, Fürstin des Landes, Wittwe Mengu Tiranr's, des bald nach seinem Bruder Abaka verstorbenen eilften Sohnes Hulagu's , übertragen. Sie war, wie oben unter der Regierung Ilulagu's erwähnt worden, ihrem Ge- mahle in's Lager der Mongolen gefolgt und hatte immer seitdem am Hofe verweilt, jetzt aber ward ihr die Erlaubniss der Rückkehr in's Vaterland und die Vollmacht, dasselbe im Namen des Ilchans als Statthalter zu verwalten, zu Theil; sie dankte diese Gunst hauptsächlich der Verwendung der grossen Frau Oldschai, der Mutter Mengu Timur's, welche nebst der grossen Frau Tokuschan und der Mutter xAbaka's vor dreissig Jahren ihren ersten Gemahl, Hulagu, auf dem Feldzuge nach Persien begleitet hatte und als Wittwe des- selben und dann seines Sohnes Abaka des grössten Ansehens genoss. Ganz Fars jubelte über die Rückkehr der Prin- zessin A bisch , des letzten Zweiges des hochverehrten er- lauchten Herrscherstammes der Salghuren, und der Korans- vers: Ein gutes Land, ein gnädiger Herr , Mar auf allen Zungen. Zu ihrem Stellvertreter im Diwan ernannte sie ihren Verwandten Dschelaleddiji Arhan'^^ und die Wesir- schaft sammt der Inhaberschaft des Diwans übertrug sie dem ChoöschaNisameddinEbubekrj dessen schon Eingangs dieses Buchs im Gegensatze mit dem Oberrichter, dem Seid Imad- eddin, Erwähnung geschehen. Die Feindschaft Nisameddin's und Imadeddin's war die Quelle, aus welcher der Strom finanziellen Unheils sich über Fars ergoss.
Nisameddin , ein fündiger Finanzmann, machte der Ata- „.
Die Prin%es~ begin den Vorschlag, sich durch ein Diplom des Ilchans die ^-^^ Abisch
Begewaltigung zur Wiedereinlösung der in fremden Händen jind dann
befindlichen Familiengüter zu verschaffen. Ahmed Teguder ^^iff' imad-
gab in einem Augenblicke der üebereilung das Diplom im ^ '"^ ''
Fars.
') Wassaf. ^) Der Sohn Melikchan B. Mohamined B, Sengi's, Hammer, Geschichte der llchane. I. 24
3?0 F ii II f l c 3 H n f li.
veriangteu Siiuic Nisameddin machte aber den grössitfii iMiBsbrauch, indem er Kroiigüter und Privatgüter als Fami- liengüter der Aiabegin ansali und einzog und die Bewohner von Schira^s, Vornehme und Gemeine, wie gekaufte Sklaven beliandvlte. Der Beginn der Stattlialterschaft der Abisch und die Finanzverwaltung ihres Wesirs Nisaraeddin fiel in das Ende der Regierung Teguder's. Nach der Thronbesteigung Arghun's begab sich der Seid Imadeddin , der Schützling Buka's, an den Hof, um die dem Staatsschatze, wie dem Privatvermögen so heillose Verwaltung von Fars in ihrem gehörigen Lichte darzustellen. Durch Buka's Einfluss erging ein ilchauisches Diplom , wodurch dem Seid Imadeddin die Statthalterschaft von Schiras zu Land und See, d. i. mit Einbegriff der Inseln im persischen Meerbusen, ohne Theil- nehmer und Mitgenossen übertragen ward. Nach den Worten desselben war „die Schliessung und Oeffnung der Erfolge, die Bindung und Lösung der Geschäftsschreiben, die An- stellung und Absetzung der Emire dem Gutachten des Seid anheimgestellt". Er wurde mit den beiden mongolischen insignien übertragener Herrschaft, dem goldenen Löwen- kopfe und dem goldenen Katzenkopfe, bekleidet'). Wenn sich diese Investitur mittels LÖwen- und Katzenkopfes in Sanchoniaton oder einer anderen altägypti^chen Geschichte fände , so möchten dieselben wohl im mystischen Sinn als die Köpfe von Isis und Bubastis erklärt werden; bei den Mongolen aber sind sie blos das rohe Symbol einschüch- ternden Herrschergrimms und einschläfernder arglistiger Schmeichelei, welche dem Mongolen für die beiden höchsten Herrschertugenden gelten. Die mongolische Gerechtigkeits- hand ist die Tatze des Löwen und die Kralle der Katze. Die beiden Geschäftsleute des vorigen Statthalters Bulughan^ die beiden Chodscha, d. i. Herren der Finanz, der Käm- merer Kawameddin von Bochara und Seifeddin Josuf, waren indess von Chorasan wieder nach Fars zurückgekommen ond von der Atabegin mit der Verwaltung der Finanz betraut
K li ri f t « s n II c li. 371
worden. Sie erbitterten die Atabegin in voraus wider den- ihr zum Nachfolger in der Stattlialterschaft bestimmten Seid, und als dieser von der Gränze aus, wo die Rechnnngsab- forderung ihren Anfang nahm , gleich einen der 'Wö^if^ der Atabegin an einen Baum hatte aufhenken lassen und der Atabegin den Befehl zugefertigt hatte, vor der Majestät des Chans zu erscheinen, stieg ihr Zorn immer höher und höher. Sobald der Seid zu Schiras angekommen, errichtete er einen „_ _ königlichen TJiron ; acht Tage hernach hatte das feierliche (iS3 Festgebet des Bairams statt, wobei die Prinzessin nicht wie 2. her. lS84i gewöhnlich erschien. Sie hatte erwartet, dass der Seid wenigstens die Formen beobachten und ihr schuldiger Weise aufwarten werde ; als aber diess nicht geschah , war sie so zornig, dass sie vor Wuth weinte und sich in die Lippen biss ' J. Bald darauf kam die Nachricht, dass Fars von einem Einfalle der nignderischen Banden bedroht sei. Der Seid sandte der Prinzessin Wort, dass die Annäherung der Feinde zu ihrer Sicherheit erfordere, dass sie sich nach dem Schlosse Istachr (^Persepolis^ begebe. Sie weigerte sich dessen , weil sie fürchtete , dass der Seid sie dort einsperren wolle. Wäh- rend dieser Verhandlung kehrte der Seid eines Abends hait grossem Gefolge nach Hause. Auf der Gasse kamen ihm Mamluken der Atabegin mit dem Befehle , vor ihr zu er- scheinen, entgegen; die gebieterischen Worte der Mam- luken entgegnete der Seid mit rauhen ; der erste der Mam- luken warf sich auf ihn und sie stürzten beide von ihren Pferden. Da führte Seradscheddin Fasli von Lur, welcher noch vor wenigen Tagen vom Seid mit Gnaden überhäuft worden war und auf dessen Treue, weil er der Anführer seiner Truppen, er vorzüglich gezählt hatte, den ersten
Streich, und der Seid erlag alsbald den vervielfältigten Strei- ^^- Scheui-
wal
3l.Dec.l2S4
') Das Feuer ihres Zorns eiitflaminte sich in so hohem Grade, dass dasselbe die gestoclite Feuchtigkeit ihrer Thriiueulinse auf- löste und bei dem Auge ausfliessen liess; Peilen regneten aus dem Narciss und tränkten die Rose, Hagel (der Zähne) biss iu die Ju- beben (des Munds). Wai^saf.
24 *
372 ^' " n f t e s B u c li.
chcii der Mamluken. Der Kopf wurde abgeschnitten, der
Rumpf hingeworfen, sein Haus der Plünderung preisgegeben.
Abisch iiess in den Strassen von Schiras ausrufen, dass,
^* "*" *^*' weil der Seid in dem Lande schädliche Finanzneuerungen Inng der .
Ataheain «nternommen, derselbe auf ihren Befehl sei aus dem Ai\ ege
Abisch, Kwrf geräumt worden; Jedermann solle seinen Geschäften nach-
ihr Tod. gehen und die Stadt ruhig bleiben. Der Sturz des Seid's
brachte, wie jeder Umschwung von Glücksverhältnissen,
seltsame Beispiele von Undank und treuer Anhänglichkeit
in Vorschein. Ein Gelehrter, welchen der Seid mit Gnaden
überhäuft hatte, brandmarkte sich als eiuen Undankbaren,
Niederträchtigen durch die Verse, die er au den Fuss-
schämel der Atabegin schrieb :
Herrscher! deine Wange glüh' aus Freude wie Rubin, Und es sei dein Thron der allerhöchste immerhin ; ,
Jeder Kopf, der deinen Wünschen würde nicht zusagen, Sei, wie der Imadeddin's, vom Rumpfe abgeschlagen.
Das Gegenstück hierzu ist die schöne Dankbarkeit des Ge- schichtschreibers Wassaf, welcher seiner Erzählung ein. Trauergedicht von siebzehn Distichen einverleibt hat, dessen Beginn :
Eine Sonne ging im Staube unter, Die im Ost d^s Glückes aufging munter. Um zu stürzen diesen Bau , o Loos ! Lässt die Zügel schiessen du dem Ross.
Nach dem Tode des j^ej<f /worferff//« wurde sein Vetter, der Seid Dschemaleddin Mohammed, welcher, mit Gnaden der Atabegin überhäuft, sich für ganz sicher gehalten, an ihre Pforte vorgeladen. Sie berieth sich mit einem ihrer Räthe über den zu fassenden Entschluss. Er rieth ihr zur Hin- richtung, zu welcher so besserer Grund vorhanden, weil er weit reicher, als Imadeddin , welcher blos als ein Opfer der Bewilderung zwischen ihr und ihm gefallen sei. Die 3Iam- Juken tödteten ihn in der Nacht und streuten am Morgen das Gerücht aus, dass er aus dem Kerker entflohen sei. Die bald hierauf erfolgte grosse Landplage der Heuschrecken wurde als eine Strafe des Himmels für den Mord der beiden
Fünftes Buch. 373
Seide angesehen. Mehr als hunderttausend Bewohner von Schiras sollen an der als Folge der Heusehreckenverheeruiig entstandenen Hungersnoth zu Grunde gegangen sein. Der unmündige Sohn des Seid war mit einigen treuen Dienern in das Lager des Chans geflüchtet, wo er Buka's, seines Vaters Schutzherrn, Hilfe anrief. Buka trug die Verge- hungen der Atabegin dem Ilchan vor, welcher sie und alle Gegner des Seid vor Gericht zu laden befahl, und zugleich zurück Botschaft an die Frau Oldschai sandte, durch deren Einfluss die Atabegin die Statthalterschaft erhalten hatte; diese überhäufte deii Gesandten, der sie in's Hoflager führen sollte, mit Geschenken, folgte aber nicht. Drei Richtern '} ward die Untersuchung über das unschuldig vergossene Blut der beiden Seide und die unrechtmässige Besitznahme von Gütern aufgetragen. Die Herren der Finanzkammer wurden in Ketten und Blöcken vorgeführt; als die Prinzessin nicht erschien, wurde Kotan Atadschi abgeordnet, um sie mit Gewalt in's Hoflager zu bringen. Als die Prinzessin Nachts in's Lager kam , führte sie der Haushofmeister Buka's in eines der Zelte seines Herrn. Dieser Hess ihm aber am folgenden Tage sieben Prügel geben, weil er sich unter- standen , eine Prinzessin königlichen Geblüts in das Zelt eines Emirs Karadschu, d. i Unterthanen, wie er, zu führen; trotz dieser dem Range der Prinzessin schuldigen wahren oder geheuchelten Ehrfurcht erhielt sie den Befehl , am folgenden Morgen vor Gericht zu erscheinen. Ihre Be- schützerin, die Frau Oldschai, sprach entschuldigend für, indem sie Alles auf Dschelaleddin Arkan, den Verwandten der Atabegin, schob; die drei Herren der Finanzkammer, Kawameddin, Seifeddin und Schemseddin, erhielten jeder nach der Jasa zwei und siebzig Prügel auf die Sohlen; die Mamluken des Seid Imadeddin waren den Gerichtsdieneru beigegeben, damit deren Strafe schonungslos vollzogen werde. Dschelaleddin, zu Rede gestellt, wusch sich auf Kosten der Prinzessin rein. Sie und ihre Angehörigen wurden zur
*) Tuladal Jarghiidschi , Dschijurglnttai , Hvsameddhi.
3^4 F u u t° i e s B u c li.
Zulilung von fünfzig Tornaiien Goldes (füufzigtausend Du- katen]) und zwanzig Tomaneu an die Waisen der ermordeten Seide verurtheilt. Sie überlebte die Schmach dieses Urtheils ^^•^ kaum zwei Jahre und starb , nachdem sie deren zwei und zwanzig als der letzte Zweig der Salghuren über Fars ge- herrscht. Drei Tage lang wurde für sie zu Schiras in den Moscheen durch öffentliche Gebete, Lesungen des Korans und Almosen die Gebühren der Trauer, dann ihr letzter Wille vollzogen. Nach diesem wurden ihre Familiengüter in vier Theile getheilt; zwei fielen den Töchtern Prinzes- 8iunen Gurdudscha?i und Alghardschi, der dritte ihren Mam- luken und Freigelassenen, der vierte dem Prinzen Taidschu^ dem Sohne Mengu Timur's, und diesem noch ausserdem zelmtausend Dukaten zu. Die Dynastie der Salghuren war in ihr erloschen und mit ihr der letzte Schatten einheimi- scher Herrscher Herrschaft in F'ars verschwunden. Beivetjun- Ordu Kia, welchen Arghun mit der Nachricht der Throu-
//t-H ; Tor/i^t-r begteigung an den Oheim Kaan gesendet hatte, kam jetzt ittffhan und Mit ^er Bestätigung derselben und mit dem Dsckingsatigtitel
Kotiocjh; fji|. Buka zurück, und die Thronbesteigung wurde zum
Hochzeit ° "
Tiidui's. zweitenmaie gefeiert. Zehn Tage darnach wurden sechzehn-
S7. SHhi- tausend vom Emir Masuk Kuschdschi, d. i. dem Vogel-
.^tosß '^"g^**? **"" ^0'-^ Dschelairen Nnnnaga befehligte Reiter
10. Ssafer ^i^er die Kurden Hakari gesandt, und der Anfruhr der-
^'-^ selben gedämpft. Die Frau Bulghan starb am Ufer des
^•^^^''/^^^^ Kor (^Cyrus} und ihr Sarg wurde nach dem Berge Sedschas
^' " — — übergeführt. Im Frühlinge kam Arghun nachTebris und ward
12. Rebinl- ^^^ Buka festlich bewirthet. Ende Mai's brach er von da
achir 6S.5 über Meragha nach Sughurluk auf. Hier wartete ihm wäh-
«7.-1/«/ i^ö<? j.g^ j des Sommerlagers der Emir Aruk, der Bruder Buka'*«, mit den mongolischen Sekretären (^Bitekdschi^ von Bagdad auf; in seinem Geleite befand sich Harun, der Sohn Schems-
' ' eddiii Dschuweini's. Aruk, auf die Macht seines Bruders
Buka gestützt, hatte den Mestufi Seadeddin, Bruder Fachr- eddiu's, und den Medschdeddin, Sohn Esir's, ohne vom Chan hierzu begewaltigt zu sein, hinrichten lassen. Medschdeddin gehörte einem der Krongüter Kendschatu's (des Bruders
K ii n f t e s ß u c li. 375
Arglum's) an, der desshalb wider Aruk erbittert, \^elchem
auch Jesu Giirgan (der Gemahl der Prinzessin Tudukasch,
der vierten Tochter Hulagu's) abgeneigt. Buka hielt seinen
Bruder wider Kendschatu und Jesu Gurgan ; dem ersten
wurde hinterbracht : Aruk habe den Sohn Esir's auf Harun's
Anstiften hinrichten lassen , wesshalb dieser dem Vater und
den Brüdern in's Grab nachgesandt ward; und da Jesu
Gurgan bald hernach starb , zog das üngewitter , welches
wider Buka's Macht brauste, diessmal unschädlich vorüber. ^ ,
6*. Schaaban Arghun Chan kam nach Tebris. Zwei Monate hernach ßs5
kämmte er sich eines Tages zu Ärran, als ihm ungewöhnlich S7Sept:lS86
viele Haare durch den Kamm ausgingen. Diess galt nach ^** ^^""^~
° ° ° ^ sali 6SS
mongolischen BegrifTen für ein Zeichen von gegebenem Gifte, i'^j^^^, ^ggß und Wedschih, der Sohn Iseddin's, wurde der Beibringung 20. Silkide
von Gift verdächtig hingerichtet. Vierzehn Tage hernach £f£
hatte die Krönung der Frau Tudai Chatun, der Konghuratin, .' „•„ .7 1 statt, welche, aus dem Hareme des Vaters in das des Sohnes ^85 übergegangen, nach dem Tode der Frau Mertai (der Ge- ^^-Jan.i^S? mahlin Hulagu's, Abaka's, Arghun's^ mit dem Kopfschmucke fgß^^*' der königlichen Gemahlinnen (Baghtak) geschmücket ward.') ö.An7'ill9S7 Zwei Monate hernach im Frühling begab er sich nach Ptl 24. Beb. Smvar , nach Tebris und von da in's Sommerquartier von
i8.Junil3S7 Alatagh, und im Herbste ins Winterquartier von Arran. ^ Rmiusan
Im nächsten Frühjahr brachten Gesandte aus Ghorasan die ü. oct. 1287
Nachricht, dass Kinschu (der Sohn Dschnmkur's, des zweiten 16. Mohar-
Sohnes Hulagu's^ und der Emir Newrus (der Sohn des —
® ^ ^ ^0. Februar
Uiraten Arghun, des Statthalters Chorasans unter Hulagu} 1288
an der Spitze von dreissigtausend Reitern des Heeres Kaidu's
(des Enkels Ogotai's) im Anmärsche gegen Persien , dass
das Land um Balch, Merw und Schaburkan verheert, bis
Chawaf und Sindschar vorgedrungen seien. Drei Wochen f.ssafer (i87
hierauf starb die Frau Kotlogh, die Tochter Tengir Gurgan's, H. niarz
1288 des Uiraten, die Mutter Chatai AghuTs, des jüngsten der
Söhne Arghun's. Einen Monat hernach brachten Buka's Ge« 7. Reb'mi-
sandte eine von den Bekennern der Lehre Schakamuni's f"."'- — S.
12. Ajn-if
' 128S
') Rcschidcdilin auch unter den Fntueu Abaka's.
376 Fünftes B u c li.
liocli verehrte Reliquie, welche sie Scharil nennen, nämlich ein verknöchertes Menschenherz. Nach ihrer Ueberlieferung war Schalcamuni's Herz nicht Fleisch, sondern Bein, welches im Feuer nicht verbrannte, und nach ihrer Meinung sind verknöcherte Herzen die grosser Männer. Arghun, welcher nicht Moslim, wie sein Oheim Teguder gewesen, sondern Götzendiener, ging dieser Reliquie mit den grössten Ehren- bezeugungen entgegen; es wurde Gold darüber gestreut, 30. Rebnil- und es wurden Feste veranstaltet. Drei Wochen hernach,
>^^^t^. A^TTr. "^^ s^c^ Arghun zu Pil Suwar befand, traf die Nachricht 5. Mai iS8S .,-,,.,
ein, dass Nokai, der Feldherr des Herrschers vonKipdschak,
mit fünftausend Reitern aus Derbend ausgebrochen , alle Kaufleute der Gegend geplündert habe; und Arghun brach schon am nächsten Morgen an der Spitze des Heeres gegen Derbend auf, ging über den Kor und blieb zu Schamachi stehen. Buka und Kundschukbal, mit einigen Prinzen als Vortrab vorausgesandt, kamen nach einigen Tagen mit der guten Nachricht zurück, dass die Feinde abgezogen'"). Buka's Macht und Ansehen hatte den höchsten Grad Buka, erreicht; er hatte mit dem Titel eines Dschingsang noch der strenge (,}„ Ripiom ausserordentlicher Privilegien vom Kaan erhalten; vermöge derselben konnte er erst, wenn er neun Staats- verbrechen begangen, zur Rechenschaft gezogen und auch dann vor kein anderes Gericht , als das des Chans selbst, gestellt werden; kein Befehl des Chans konnte in Vollzug gesetzt werden, wenn demselben nicht das Siegel Buka's beigesetzt, während seine Befehle zur Vollstreckung des Siegels des Chans nicht bedurften. So ausserordentlich waren die vom Grosskaan dem Buka verliehenen Privilegien, dass die Meinung desselben von der Selbstständigkeit Arghun's null zu sein und dass der Botschafter, welcher mit dem Diplome der Bestätigung Arghun's auf dem Throne zugleich das mit diesen ausserordentlichen Privilegien Buka's brachte, eigentlich jenen nur der Form nach, diesen aber in der That zum Herrn eingesetzt zu haben schien. So ausser-
') Sthedschretol Etruk S. 263.
Fünftes Buch. 877
ordentliche Macht musste um so mehr den Neid der anderen Emire und der Günstlinge Arghun's '} erwecken, als Büke, hochmüthig und heftig, durch seine Strenge eich Feinde machte. „Er war", sagt Wassaf , „ein fürchterlicher Türke, dessen Gedanke weit hinaus zielte und dessen Rathschlag den Wunsch bald erfüllte. Er setzte für die Schlichtung verworrener Geschäfte, für die Durchführung der Befehle und die Beförderung der Reichsangelegenheiten Regeln fest, deren Erwähnung auf dem schwarzen und weissen Buche der Zeit bis an's Ende der Aeonen dauern wird. Durch die Wirkung seiner Gerechtigkeit und Strenge warf der Falke auf das Repphuhn verliebte Blicke ; er glich die Ge- gensätze der Welt aus und des Schicksals Tücke." Seine Gerechtigkeit war so streng, dass er einen Knecht seines Marstalls, welcher einen Apfel von einem Fruchtverkäufer genommen , hinrichten Hess. Solche Strenge war das grösste Verdienst eines Staatsmanns nach der Satzung Tschengis- chan's und erwarb diesem nach allem Anscheine das Ver- trauen, womit der Grosskaan dessen eisernem Arme die Verwaltung Persiens mit so unumschränkter Machtvollkom- menheit übertragen. Besonders waren ihm Sultan AidadscM und Tughan, Arghun's vertrauter Gesellschafter (Inak) auf- sässig, weil dieser zweimal auf Buka's Befehl geprügelt und öffentlich beschimpft worden war. Sie vernachlässigten keine Gelegenheit, den Buka beim Herrn zu verschwärzen. Sein Bruder Aruh, der Statthalter Bagdads, war dort den Emiren nicht weniger verhasst. Er machte sich wenig aus den Ge- sandten des Chans, und verschlang die Einkünfte in seinen Beutel, statt sie in die Staatscasse abzuführen; die Ge- schäftsleute Ordu Kaja, der Intendent Scherefeddin und der Jude Saad , welcher alsbald als ein höchst bedeutender Charakter auftreten wird, brachten endlich einmal fünf- hundert Tomane , statt dieselben dem Aruk auszuliefern , un- mittelbar dem Chan, welcher nun den Aruk, der nie einen
•) Reschideddin iieuut die sicbeu: Taghadschar, Kundschukbul. Dvladai, Aidadschi, Sultan Aidadschi, Tughan^ Dsclitischi, Ordukop,
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Heller eingesendet, seiner Stattlialterschaft entsetzte. Ssadr- eddin Sendschani j der Finanzmann Taghadschar's , von wel- eheui Buka ausständige Gelder der Landschaft Fars forderte, stellte dem Taghadschar vor', dass die Tyrannei Buka's nicht mehr zu dulden,* indem der Chan nur ein Schatten, alle Macht in den Händen Bnka's sei '). Das üngewitter, welches sich über dem Kopfe Buka's zusammenzog, stieg aus den Fiuanzquellen von Fars auf. Die Vornehmen von Schiras stritten sich unter dem Günstling Tughan; sie stellten vor, dass, wenn ihnen die Befehlshaberschaft von Fars und die Küste eingeräumt würden, sie fünfhundert Tomane abzu- führen bereit seien. Sie erhielten hierauf verbindende schriftliche Urkunde. Nufi wandten sie sich an Tughan um einen zur Eintreibung der Summen Begewaltigten , nnd er ernannte hierzu den Seid Fachreddin Mobarek. Buka protestirte wider diese Ernennung und diese Maassregel, aber Arghun erliess einen Befehl, dass sich Buka in die Verwaltung der Krongüter, welche dem Fachreddin über- tragen sei, nicht zu mischen habe; denn Fachreddin hatte dem Arghun vorgetragen, dass viele, vormals dem Seid Scherefeddin gehörige Güter von den Salghuren eingezogen, jetzt als das Eigenthum des Kaans zurückzufordern seien. Arghun übertrug die Verwaltung der Familiengüter dem Emir Taghadschar und die des Heeres dem Emir Kun- dschukbal, so dass auf einmal Buka all seiner Macht und seines Einflusses beraubt.
Arghun stellte sich nun krank, um nicht öffentliche Buka's I er- Demüthigungen verschlucken zu müssen ; sein Diwan , seine nl St )'z ^^"^"zkammer wurden vor den Chan gefordert, alle seine Angehörigen ihrer Stellen entsetzt, vor Allen Emir Ali, der Temghadschi, d. i. Einnehmer der Mauthgelder von Tebris. Buka, als er seinen ganzen Einfluss verschwunden sah, ver- band sich mit mehreren Prinzen und Emiren O zur Ent-
•) Reschideddiii. ^) mit den Priiizeu: Huladschu , Karanktn, KoiKjhschir j Tugai Timttr, Anberdschin ; mit den Emiren: Vruk, Kurmischi, Temdui , Mad&chu , Toylok Kurawinas ; Wassaf. Im Rcschideddiu noch: Kurmischi, der Solui Uaidu Nujan's, Audsch(W,
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thrüiiung Arghun's , indem er den Thron dem Prinzen Dscliuschkab zudachte. Er sandte an diesen, der an den Ufern des Euphrats lagerte, Botschaft, um sich über den Undank Arghun's, der ihm allein den Thron verdankte, zu be- klagen und diesen dem Dschuschkab anzutragen. Dschuschkab sah wohl ein, dass Buka ihn nur zum Werkzeuge seiner Herrschgier ausersehen und dass dieser selbst nach dem Throne strebe. Er entliess den Gesandten mit der Antwort: Ich bin dem Buka für seine gute Absicht sehr verbunden, traue aber mündlichen Versicherungen nicht und werde nicht an die Verbindung der mir genannten Prinzen und Emire glauben , bis ich von ihnen unterzeichnet die schrift- liche Urkunde des Vertrags sehe. Buka sandte ihm die Unterschriften der Verschworenen. Dschuschkab sandte Wort: das Heer möge in Waffen ihn erwarten; er aber be- gab sich eiligst nach Tebris, um den NefTen Chan von der seinem Throne drohenden Gefahr zu benachrichtigen. Arghun wollte Anfangs der Anklage keinen Glauben beimessen; als er aber in der unterschriebenen Urkunde von der Schuld Buka's den klarsten Beweis der Verrätherei vor Augen hatte, befahl er sogleich den Truppen , aufzusitzen und den Buka aus seinem Lager am Kor ihm zuzuführen. Sultan Aidadschi, Doladai und Tughan überfielen ihn in seinem Lager, doch hatte er noch Zeit gefunden, aus demselben jenseits des Kor in das der Frau Oldschai zu gelangen; sie nahm ihn aber nicht auf, nur der Sohn Sengi's, der Emir des Lagers der Frau Oldschai, gewährte ihm in seinem Zelte Zuflucht. Sultan Aidadschi und Tughan gingen noch in der Nacht über den Fluss und waren im Begriffe, das Lager der Frau Oldschai zu stürmen , als ihnen Seng! zitternd den im Zelte seines Sohnes versteckten Buka auslieferte. Vor das Gericht gestellt, antwortete er dem Schinktur, welcher ihn als die Ursache aller Unruhen anklagte und ihm vorwarf, dass er immer anderen Padischah einzusetzen trachte: er habe Nichts
ieiB Waffeuträger, Kadan , dem Gesaudteu, Senyi , dem .Sohn Unbn Xitjtin's, Emir des Liigers der Frau Oldschai. Ghasan Bthadir, livltik Toffhfi , Asehak Toylili.
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wider den Padischah, sondern nur wider seine Feinde Sultan Aidadschi und Tughan. Einer seiner eigenen Soldaten sagte ihm in's Gesicht: ,,An dem und dem Tage hast du mich gesandt, um das Lager und ein Heer aufzubringen und damit vorzudringen." Buka sprach: „Du irrest dich; ich habe gesagt: um was schwer vorzubringen." Als aber Dschuschkab die unterschriebene Urkunde der Verschwörung vorwies, deren Ausbruch für die Festnacht des neuen Jahres der Mongolen festgesetzt war *} , konnte er nicht mehr länger läugnen. Arghun gab das Zeichen zu dessen Hinrichtung, und Prinz Dschuschkab erbat sich die Gunst, dieselbe selbst rpllstrecken zu dürfen. ^Is er auf dem Richtplatze ange> langt, gab ihm Tughan einen Stoss in die Brust mit den Worten: „Das ist der Lohn für deine Lust nach dem Throne". 21. Silhi- Dschuschkab trennte den Kopf mit Einem Hiebe vom Rumpfe und schnitt ihm dann mit eigner Hand Riemen der Haut aus
dsche 6S7
dem Rücken. Der Kopf wurde , mit Stroh ausgestopft, unter der Brücke Dschaghan aufgehangen. Am folgenden Tage Sassen die Richter abermal zu Gericht, und es wurden die verschworenen Emire hingerichtet '^). Kadan, weil er der Gesandte des Kaans, der Bitekdschi Noghai^ weil er wahres Wort geredet, und ein anderer, weil die Emire für ihn gebeten, wurden mit dem Leben verschont. Unter den Hingerichteten war auch der Astronom I?nadeddin_, der Christ Simon von Rumfcalaa Behaeddewlet Abiil Kirem; Demitrius, König von Georgien, welcher in diese Verschwö- rung verwickelt war, wurde an den Ufern des Kor hinge- richtet^); dem Heere wurde befohlen, seinen Jurt zu plündern; die Kinder wurden dem Schwerte des Henkers überliefert, die Frauen und Töchter unter das Heer ver- theilt; es erging der Befehl, die Leichname der Erschla- genen in Hügeln aufzuschichten , erst wenn sie von Wölfen und Hunden zerfleischt sein würden, die Reste zu begraben.
•) Kujun Kumischi. Wassaf. ') Madschu , Toyhlok, A^chak Toghfi, Serwana, Sochschi, Titschkina, Hosatneddin von Kaswin, Euiir Ali Melik der Temiihudschi voii Tebris. Wassaf. ') Hist. des ürpelieus in .S. Martin, mein. II. p. ITl.
Fünftes Buch. 381
Drei Kmire ' ) wurden nach Diarbekr gesandt, die Söhne
und Brüder Buka's zu holen. In sechs Tagen rannten sie
von Arran nach Irbil, tödteten Ghasan, den ältesten Sohn
Buka's, der sich bei seinem Oheime Aruk befand, und
führten diesen nach Tebris. Als er an der Brücke Dschaghan
des Bruders ausgestopften Kopf sah, fragte er: Wo ist der
Kopf Audschan's, seines Waffenträgers? und der geforderte
„ , , . r, , . ^ , O.Moharretn
fiel, Emir Sengi, welcher dem Buka im Zelte seines Sohnes (fss
Zuflucht gestattet, wurde von der Frau Oldschai ausgeliefert; 3.Febr.iS89 sie erklärte, dass sie ihren ältesten Sohn , Enbardschi, aus- geliefert haben würde, wenn er sich solcher Staatsverbrechen schuldig gemacht hätte. Noch waren vier Söhne Buka's') übrig, die sich zu Tughan geflüchtet, welcher sich ihrer angenommen ; als er sie aber nach einiger Zeit dem Arghun, dessen Grimm er versöhnt glaubte, vorstellte, befahl dieser, durch ihre Hinrichtung den Stamm auszurotten , so dem Ende Ssafer geschah. _ ^^^
Der Prinz Dschuschkab, welcher die Verschwörung ^"^^|J/'"' Buka's angezeigt und dem Verräther mit eigener Hand den ^^^ Prinzen Kopf abgeschlagen , sah bald hierauf seineif eigenen ge- Dschusch- fährdet; auf die Nachricht, dass er selbst mit herrschsüch- ^'«6? Hula- tigen Plänen umgehe, hatte ihm Arghun Emire M mit Truppen '^^^''"^ ^^- nachgesendet, die ihn am Flusse Karaman zwischen ^^^^^ Hinrichtung. und Miafarakain erreichten; er schlug sich mit ihnen, floh und wurde nach drei Tagen ergriffnen, vor Arghun gebracht, von demselben zum Tode verurtheilt. Diese Hinrichtung g^^.^i ßgg hatte die Empörung des ihm innigst ergebenen Neicrus, des 6*. Juni 1289 Sohnes Arghun's (des Statthalters Hulagu's in Persien^ zur Folge, mit welchem sich die Prinzen Huladschu (der zwölfte Sohn Hulagu's) und Karabukai, der Sohn Jaschmut's (des dritten Sohnes Hulagu's) verbanden; sie wurden von Mukiil, dem Bruder Ordu Kaja's, welcher im Dienste Karabukais seinen Herrn verrieth, ergriffnen und im Schlosse Girdkjuh^
'3 Baitmisch Kuschdschi, Tamudai Ahtadschi, Schadi , Sohn Buka's. 2) Abadsclii, Melik, Teichan Timur , Kotlogh Timur. ') Jatmisch KuschdscJii, Gharbetai Gurgan , Bttrdschu, der »Sohn Diiriai's , Boghdai , Arkasun Nujan.
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dem alten Assassinenschloss, das so lange den belagernden SO. Rama- Waffen der Mongolen getrotzt, eingesperrt, und vier Monate hernach hingerichtet. Huladsckuj der zwölfte Sohn Hulagu's,
der dritte, der als ein Schlachtopfer der Herrschaft fiel (^wie vor ihm ITonghuratai und Teguder); Karabukai, der zweite Neffe, der wie Dschuschkab des Todes Loos der Oheime ' theilte. Ein Heer unter dem Befehle Arghun's wurde nach Chorasan gesandt, um dort den Kronprinzen Ghasan wider den Anfrührer Newrus zu verstärken. Arghun- chan hatte das Winterquartier von Arran mit dem Sommer- lager zu Kongorolang vertauscht und zum zweitenmale den Ordu Kaja und den Juden Seaad empfangen, welche ihm Gelder von Bagdad brachten. Arghun war damit sehr zu- frieden, und als der Jude vortrug, dass er das Doppelte abgeführt haben würde, wenn nicht die mongolischen Land- schreiber ihm entgegen gewesen wären, wurde die Hinrich- tung derselben befohlen ; ihre Köpfe wurden zu Bagdad aufgesteckt; auch Manssur, der Sohn Chodscha Alaeddin's Dschuweini, wurde von Hiile gebracht und hingerichtet; gleiches Schicksal hatte Dschelaleddin Sef/inani, welcher, dem Tughan verdächtig, einige Zeit lang auf Fürbitte Be-
, rende Bachschi's an dem Leben verschont worden war.
l.Dschetn.II. , r i x j o j
6'88 Arghun hatte die oberste Wesirschaft dem Juden Seaad
?S.JiimlSS.9 übertragen , eine vor und nachdem in den Geschichten des Islams unerhörte Begebenheit, dass ein Jude Herr des Guts und Bluts der Moslimen. Seaadeddewletj d. i. die Glück- seligkeit des Hofes, der Sohn des Juden HebetoUah Ben Mohesib von Ebher, war vor fünf Jahren vom Vogte Bagdads oder dessen Kammer angestellt worden und hatte durch seine Geschäftstüchtigkeit bald sehr grossen Einfiuss er- worben. Der Befehlshaber Bagdads, Kotloghschah , ein vor- maliger Diener Alaeddin's Dschuweini, Medschdeddin Giti und Andere waren vor zwei Jahren in's Sommerlager von
'198T
Sughurluk gekommen, um sich bei den Wesiren über Seaad,
durch welchen ihr Ansehen so sehr in Schatten gesetzt wurde, zu beklagen; sie priesen den Seaad als einen vor- trefflichen Arzt an, der seiner me^dicinischen Kenntnisse
K li u f l c s H 11 c li. tiSZ
willen an den Hof gezogen zu werden verdiene. Seaad, nach Hof berufen, schtoss sich an Ordu Kaja an und erhielt durch dessen Einfluss Diplom und Löwenkopf mit dem An- trage, die Rückstände der Steuern Bagdads, welche fünf- hundert Toraane betrugen, einzutreiben. Mittels Erpres- sungen und Qualen brachte er eine ansehnliche Summe Geldes auf, die er dem Chan in's Sommerlager von Kongorolang brachte. Arghun, hiermit sehr zufrieden, verlieh die Emir- schaft von Bagdad dem Emir Ordu Kaja und die Vogtschaft dem Baidu Sikurdschi, d. i. Schwertträger; Scherefeddin von Semnan wurde zum Melik, d. i. Vorsteher der Finanzen, und Seaad zu dessen Moscherrif^)^ d. i. Ceremonienmeister, ernannt. Diese vier gleichzeitigen Ernennungen geben Auf- schluss über die Einrichtung mongolischer Landesverwaltung, deren Häupter der Emir (^Befehlshaber der Truppen), der Sckohne oder Baskak ; d. i. Vogt Statthalter, der Meh'k, d. i. Intendent der Finanzen, und Moscherrify Gehülfe des • selben; dazu kamen die Sekretäre und Schreiber, von denen die arabischen Munschi , die mongolischen Büekdschi, die türkischen Bachschi heissen. Als Seaad zur Wesirschaft gelangt, war derselbe nur noch durch den Einfluss seines vormaligen Vorstehers Scherefeddin Semnani einigermassen in der Ausübung seiner unumschränkten Machtvollkommen- heit beschränkt; als aber auch dieser auf Arghun's Befehl, weil ihm zu Ohren gekommen, dass er des Juden unum- schränkte Machtvollkommenheit bitter getadelt, hingerichtet worden , herrschte der Jude Arzt mit unumschränkter Voll- macht als Wesir '^).
Die Verwaltung des Arztes Juden war eine blutige und seaaded- goldene, Aderlass und Schacher. Noch lebten die Enkel dtu-JeVs seines grossen Vorfahrers in der Wesirschaft, Mohammed Verwaltung. Schemseddin's, Mahmud und Ali^), die beiden Söhne seines Sojines Behaeddin , auf den ihnen gelassenen Besitzungen in ' Irak. Ali war mit seiner Mutter, der Tochter IseddinTahir's,
•) Mocherofago, bei Cassiri. *) Rescliideddia. ') in d'Ohssou IV. 39. irrig fils du Vezir Scliemseddin.
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nach Issfahan gegangen , als Aledschdeddin Muminan von Kaswin, einer der Blutegel des Wesirs, an Arghun Bericht erstattete , dass fasst alle Krongüter in den Händen der Enkel Schemseddin's. Der Befehl erging, die Söhne Schema- eddins hinzurichten. Von diesen wurden Mesud und Fere- 3- ^J^^*^^^^ dschullah zu Tebris getödtet; dem Enkel Mahmud rettete 93 Juli 1289 ^^^ Vogt das Leben, weil in dem Befehle blos von den Söhnen und nicht von den Enkeln die Rede; aber ^li, welcher zu Issfahan sich befand, wurde getödtet, und sech- zehn Tage nach ihm auch sein Oheim Mesud. Noch waren von den Söhnen Schemseddin's zwei, nämlich: Atabeg und Sekeria, übrig , welche , die einzigen , nicht gewaltsamen Todes starben. Der Jude legte nun seinem Namen und dem seiner Brüder nach dem Beispiele der Herrscher aus dem Hause Buje den Ehrennamen Dewlet, d. i. Reich oder Hof, bei; er nannte sich Seaadeddewlet , d. i. das Reichsglück, seine Brüder hiessen : Fachreddewlet , d. i. Reichsruhm, Mohesibeddewlet j d. i. Reichsläuterer, desgleichen seinen anderen Angehörigen , unter die er die Statthalterschaften des Reichs rertheilte ; den beiden genannten Brüdern und dem Dschemaleddin von Destadscherd übertrug er die Be- fehlshaberschaft von Bagdad ; nach Fars sandte er den Medschdeddewlet, d. i. Reichsglorie, den Sohn des Astro- nomen Montachabeddewlet , d. i. des Reichsauserwählten, als Statthalter nach Diarbekr seinen Bruder Emineddetclet , d. i. Reichsintendent, und die Befehlshaberschaft von Tebris verlieh er seinem Nefifen Ebu Manssur Mohesibeddewlet (ein zweiter Reichsläuterer^ dem Arzte *). Fünf Juden ( die vier Brüder und der Neffe) hatten die Verwaltung unter sich getheilt. Die Emire Taghadsckar , Ordu Kaja und Dschuschi , welche bisher die Finanzen verwaltet, wurden durch ein Patent verständigt, dass Seaadeddewlet der Be- fehlshaber des Staatsschatzes sei, „und dass sie ohne dessen Gutheissung kein Geschäft dem Padischah vorzutragen er- mächtiget seien, dass dem Wesir aber frei stehe, zu jeder
*j Reschideddin.
K li n f t I- s f{ II c li. 385
Zeit Geschäfte zu schlichten, ohne sich nach ihnen zu richten". Die Wesire «nd Emire der Länder wurden ihm untergeordnet, Könige und Sultane standen dem Arzte Juden zu Befehl; wäre nicht Chorasan und Rum wirklicl» im Be- sitze Ghasan's und Kendschatu's, der beiden Sohne Arghun's, gewesen, so hätte er auch diese Länder an seine Geschöpfe verliehen'). Er vernichtete gleich Anfangs seiner Ver- waltung in allen Ländern die Melik , wörtlich Könige, der Finanz, d. i. Intendenten der Pacliten und Steuern, und erregte in den Herzen der Juden die Erwartung, dass in ihm der versprochene Messias erschienen, der Wiederlier- steller des Reichs im vorigen Glänze. Die Verordnungen, die er in Finanzsachen erliess, waren streng, aber verständig, auf die sichere Eintreibung der Steuern und Vermehrung des Staatsschatzes berechnet; den Plackereien der Gesandten und Vögte wurde gesteuert, arabische und persische Dichter und Philologen mit Geschenken und Pensionen zur Ver- breitung seines Lobes erkauft. Binnen zwei Jahren war ein ihm gewidmetes Buch , welches blos die zu seinem Lobe erschienenen Ghaseleti , Kassidete , Makame und Lobreden enthielt, gesammelt, und welches sich noch zur Zeit Wassaf's zu Bagdad fand; er nahm sich nicht nur mit den Prinzen und Nujanen, sondern auch gegenüber des Schah und dessen Gemahlinnen die grössten Freiheiten heraus. Eines Tages, als er mit dem Schah langen Puff spielte, streckte er mir nichts dir nichts seine Fiisse aus, als läge er auf einem Ruhebette; eine der Frauen, welche herein kam, redete ihn an: „Wie unterstehst du dich, in Gegenwart eines solchen Chans , dessen Sklaven mit dem störrigen Himmel wie mit einer Kugel aus Handteig spielen, ohne Scheu den Fuss auszustrecken?" Seaadeddewlet entschuldigte sich mit dem Zipperlein , und Arghun liess die Entschuldigung gelten.
Da die grossen Emire Taghadschar , Semaghar , Kun- Verwaltung
dschnkbal und Tughan ihm alle aufsässig, so suchte er sich vonFars; Emir
Tughan, •) Wassaf.
Hammer, Geschichte der Ilcliane. I. ^ 2b
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Nvenigsieiis mit dreien zu befreunden, denen er einen Antheil an der Verwaltung überliess; diese waren Ordu Kaja, den er als Helfer zu sich nahm; Karadschar, dem er die Ver- waltung von Arran anvertraute, und Dschischi, dem er die von Schiras übergab; dem letzten gab er noch zwei Beamte'^ und den Sohn Sundschak's als Serwan oder Tschausch, d. i. Vollstrecker der Befehle , an die Seite. Die Herren der Finanz zu Schiras versprachen die fünfhundert Tomane, die Ausstände, binnen Jahr und Tag herbeizuschaffen, wenn man ihnen den Dschelaleddin Serwistani gebunden ausliefere. Diess geschah; als aber die Inhaber der Pachtdistrikte ^^ und die Landschreiber ^) nicht Wort hielten, wurden die ersten, die Herren der Kammer, die schon oben bei der Erzählung der Zustände von Fars genannt worden, hinge- richtet"). Die Steuereinnehmer und Verwalter wurden alle gefoltert und durch Vergantungen und Confiscationen eine ungeheuere Summe erpresst. Seaadeddewlet's Strenge war rücksichtlos gegen die Emire und führte später seinen Sturz durch die Rache einer empfindlichen Beleidigung des Emirs Tughan herbei, welcher, wie wir gesehen, schon den allmäch- tigen Buka aus Rache für empfangene Stockschläge gestürzt. Tughan , der Sohn Tarakai's , ehemals der Vogt in Kuhistan, einer der ersten inaken, d. i. Hofdiener, „war", sagt Wassaf, „ein höchst scharfsinniger und feiner Kopf*) an ürtheils- kraft, durchdringendem Scharfsinn , in der Rede Schlag- fertigkeit und Zierlichkeit, hatte er unter den Mongolen nicht seines Gleichen" ; dazu war er ein gewandter Briefsteller, Buchhalter, Dichter und Astronom, ein ganzer Keschad^cfiem, d. i. ein in den fünf freien Künsten, deren Anfangsbuch- staben in diesem Worte enthalten sind ^) ( Schreibkunst ,
') Wassaf nennt Schemseddewlet und Iseddin Musajfer^ und Keschideddin den Dschelaleddin Sertclstani. -) Asshabi Buliik. ') Bitekdachi. *) Fachreddin Mubarehschah, Medschdeddin Uumi, Schemseddin Huseini ; AVassaf und Rescliideddin. ^) Scliarfsiclitii;cr als Ajas , feiner als Kais Ben Soheir , als Hluifhairet B. Scliaabet, als Amni Bei el aass : Wassaf. ^) K. Kjatib, d. i. der .Schreiber, Seil, d. i, Schaair.) Dichter, Dscliim, d. i. Munedscliim, d. i. Astronom, Mim, d. i. Musik-, Kanius; das Wort und die Erklärung fehlt iu Freitag'a >Vörterbuch.
Fünftes B II c h. ggy
Dichtkunst , Astronomie, Philologie und Musik )^ vollkomineii bewanderter, hochgebildeter Mann. Als nach der Hinrich- tung Buka's der Emir Newrus in Chorasan rebellirte, wurde Tughan mit einem Auftrage dahin abgesandt; bei seiner Rückkehr iiess Seaadeddewlet dem Schah vortragen, dass die Curiere Tughan's mehr als ihre normalmässigen Taxen genommen , und Tnghan wurde zu der hierauf durch die Jasa gesetzten normalmässigen Strafe von siebzehn Stock- prügeln verurtheilt. Tughan, weichen Nichts aus der Fas- sung brachte und welchem ein guter Einfall immer zur Hand, sah sich im Saale um und sagte : Was würde es denn schaden, wenn jeder der Collegen Emire einen der siebzehn Stock- streiche auf sich nehmen wollte? Es waren mehr als siebzehn Emire zugegen. Der Schah lachte, und allso'gleich citirtc Tughan das Distichon Motenebbi's :
Wenn der Löwe winkt mit Löweuniacht^ Meinet ja nicht, dass der Löwe lacht ').
Durch diesen glücklichen Einfall und seine Geistesgegenwart kam er diessmal von der verhängten Strafe los, aber der Groll wider den Juden, der ihm die Schmach der Verur- theiiung zugezogen, wurzelte so tiefer in seiner Brust, und er verband sich zum Sturze desselben mit dem Emir Kun- dschukbal und Anderen, indem sie keine Gelegenheit unter- liessen , ihren Feind beim Schah zu verschwärzen. Dieser indessen, voll hochfliegender Pläne, stand noch immer fest durch den guten Erfolg seiner Finanzverwaltung, welche den Schatz füllte, und durch seine Einstreuungen von der Einführung einer neuen Religion, deren Oberhaupt der Schah sein sollte^). Arghun war nicht Moslim, wie sein Vorfahrer, sondern vielmehr den Juden und Christen geneigt; von seiner Neigung für die Juden spricht die fünfgetheilte Herrschaft der vier Brüder und des Neffen, von seiner Vorliebe für die Christen sein Befehl, die von Teguder zerstörten Kirchen \ wieder herzustellen ') , und seine Verbindungen mit den
') Wassaf in dem Hauptstücke der Verwaltung von Schiras. 0 >yassaf. ') Haithonis hist. G. .^8.
25-
S88 F II 11 I t e s n u (• h.
Köniijeii Armeniens und Ceoririens, seine Gesandtschaften an den Papst nn<i König Aon Frankreich, von denen weiter unten die Hede sein wird. Indessen, da sein Pia« der neuen Religion nocli nicht reif, konnte er nicht umhin, dem Scheine nach den Islam zu beschützen, woron ein von Wassaf erhaltener, zu (junsien der Pilgerkarawane von Mekka erlassener Befehl das Belege; indessen lag ihm wenig daran, dass das Blut der Pilger im Umfange des heiligen Hauses vergossen wurde, und siebzehn der grössten Imame verbannte er nach Schiras, um dort von Schemseddewle! die Strafe der Jasa , d. i. Prügel, zu empfangen.
Feldzug ge- ^^ ^^^ herbstlichen Tag- und JNachtgleiche dieses Jahres
genBerbend: Bauten fjt'gah sich Arghun, welcher auch ein Freund der Astronomie,
4. Ramasan wiewohl er mit Vorliebe Alchymie trieb , nach Meragha,
** um die Sternwarte zu besuchen; in der folgenden Tag- und
'^1. Sefjt
is8f^ ' Nschtgleiche des Frühlings verehrte er der Frau Bulughan,
9. Rebiul- der 'f'ochter Olaman's, des Sohnes Obotai Nujan's des Kon-
ewive ö. gjiuralen, das Lager der verstorbenen Frau Bulughan, welche
34.y\ail290 , ,, ^ ^ ,, , , ^ ,-
aus dem Hareine des urossvaters Iiulagu und des Vaters
eunel ff^O ^"^^^ '" "^^ seine übergegangen war. Vier läge nach
4?S. 3Iärz vollzogener Hochzeit kamen Boten, welche feindlichen Einfall
an der Gränze von Derbend meldeten. Die Emire Schiktur
Nujan, Kundiichukbal und Taghadschar wurden allsocieich /. Reb. achir -^ ^
ßsfl aufzusitzen befehligt. Der Chan begab sich nach Pilsuwar
^'^' und rückte mit dem schweren Geuäcke bis Schaburan vor; am Ufer des Karasu traf der Vortrab der beiden Heere auf einander. Das feindliche befehligte Abadschi und MengW, die beiden Söhne Menglu Timur's , des Herrschers von Kipdschak, und der Feldherr Nokai; das Arghun's: die Emire Taghadschar , Knndschukbal, Toghruldsche und Tai- dschitj der Sohn Bukuwa's; die letzten drei setzten über iT.Reb.achtr ^^^ FIuss , schlugen die Kipdschaken, tödteten ihnen drei- 3. Mai iS90 ^"»^ert 3Iann und machten mehrere Gefangene '^ Hierauf
') Unter dua Todteu : Buruttai und Kadai. Emire von Tau- senden, und der Bruder Ji'iiitscht's ; unter den Gefangenen ; Hurifitai, der grosse Ercir.
Fünftes B u c li. 3{^y
wurde zu Pilsuwar der Sieg mit Festen gefeiert, und äeaad- eddewJet sandte die frohe iVachricht mitteis Siegesschreiben durch's Reich'). Da die Ruhe an der Gränze von Derbend hergestellt war, wandte sicii Tagliadscliar nach der östlichen, wo in Chorasan der Aufruhr des Emirs Newrus in hellen Flammen emporloderte. Arghun wurde durch den Tod seines '^- ^*t^A«H»
€101061
Sohnes Jesuhan betrübt; auch waren der Emir Sundschak
19. Juni und sein Sohn Schadi zu Meragha gestorben. Zwei Monate
hernach ward zu Tebris Medschdeddin Muminan , dessen ^' ^chaiihan oben als eines Blutegels «ler Finanz Erwähnung geschehen, ' *'^"* hingerichtet, und die F'ahiien des Schah's trafen im Sommer- lager von Alatagh ein ; er kehrte über Wan und Wastan zurück. Auf dieser Station wartete dem Schah Kotbeddin der Schiraser auf und brachte seinen Atlas der westlichen £'^^^£^f^f^^ Meere mit einer Beschreibung ihrer Gestade und Inseln, der Länder Rums und des mittelländischen Meeres dar. Der Blick Arghun's fiel auf die Stadt Amuria, so berühmt, als die Geburtsstadt des Kaisers Theophilos und die Verheerung derselben durch den Chalifen Moteaassim. Arghun Hess sic^i Alles erklären und war mit der Erklärung ungemein zufrieden; er ging auf die Jagd, und sagte dem Molla, sich nach derselben wieder bei ihm einzufinden, weil er mit ihm gerne weiter spreche, da er so wohlberedt. Hierauf ging der Wink an Seaadeddewlet, die drei Verwalter, welche aus Rum zurückgekehrt waren : Emirschah, ßackreddi'n und den Sohn Hadschi Leilas, zu ergreifen; dem ersten rettete die Fürbitte Kotbeddin's und Seaadeddewlet's das Leben, der dritte ward sogleich getödtet, der zweite unter Aufsicht gesetzt und später hingerichtet. Hierauf kamen drei Emire: -5. Schewwaf
Jkbuka, }^olada.i und Aldschiwakian , aus Rum, von denen ^^^
, ... 13- Oct. 1290
der erste dorthni zurückgesandt ward. Das FcvSt des Fasten- mondes wurde zu Tebris zur Freude der Moslimen mit grosser Feierlichkeit begangen. Es wurden >ier Minarete erhöht; die Kadi und Iraame, die Chatibe und Scheiche wurden alle versammelt. Arghun, der ein grosser Baulieb-
V) Ileschideddiii.
390 I"' i> n f t e 5 B II c li.
haber, befahl, auf der Westseite der Stadt eine Vorstadt anzulegen, welche Sche?}i oder Sckenb hiess, und in der später sein Sohn Ghasan sein berühmtes Grabmal erbaute; er befahl den Bau einer Stadt zu Scherujas, nördlich von Kaswin, weiche, ebenfalls erst später unter Ghasan vollendet, den Namen Sultanije erhielt; eine Tagreise südlich von Sul- tanije , zu A?idschertid, hatte Arghun's Vater , Abaka, einen Palast in der Ebene erbaut, wo ein natürliches Wasser- becken mit zwei Abflüssen , dessen Wasser sich nie mindern und mehren soll, wenn auch die Abflüsse verdammt wer- den '). In der JNähe von Sedschas ist der gleichnamige Berg , auf welchem hernach Argliun begraben ward ; auch im Gebirge Alatagh , welches das gewöhnliche Sommerlager schon von Hulagu's Zeit her, baute er ein Serai^}. Zu Lar oder Lardsckan^^ , der gleichnamigen Hauptstadt der am Fusse von Hügeln gelegenen Landschaft Laristan , baute er einen Sommerpalast, welcher das Köschk Arghun's hiess; der Basar der Stadt gilt noch heute für den schönsten Per- siens ; das heute in Ruinen liegende Schloss galt ehemals für uneinnehmbar. Die zwölftausend Einwohner leben von dem Erzeugnisse ihres Kunstfleisses, Bogen und Baumwoll- zeugen; alle Häuser sind bequem und nett eingerichtet; jedes mit den beiden Luxusanstaiten einer persischen Som- merwohnung, nämlich einem Badgir und Serdab'*^ ^ d, i. mit einem Windfang und einem unterirdischen Saale, ver- sehen; in diesen dringt die Hitze nicht ein, durch jenen kreist im oberen Theile des Hauses der Luftzug. Zu Tebris erhielt die von Arghun erbaute Vorstadt den Namen ^r- ghunije ; er gab Jedermann die Freiheit, sich dort anzu- siedeln; und liess unterirdische Kanäle (Kjaris) graben nach dem in Persien von uralter Zeit her eingeführten und heute noch üblichen Systeme unterirdischen Kanalbaues. Die kühlen Thäler des Alatagh waren das gewöhnliche Sommerlager, die südlichen Ebenen von Kongorolang :, d. i. die Falken-
') l)scliili:innuiii:i S. 297. ^ üscliili. S. 426. ^) Dscliih. !ü. ,:i4l. •) M. Kii)Heir\s geograpliic mein, on the persian Kmitire p. 84.
K li u f t c s B u c h. 301
weide , das Sommerlager , wo liernach Sultauia gebaut ward ; der Frühling und Herbst wurde, wie gesagt, wechselweise zu Meragha und Tebris zugebracht, wie vormals die per- sischen Könige ihre Residenz nach den Jahreszeiten zu Babylon, Ekbatana oder Susa aufschlugen.
Arghun, der Alchymie und den geheimen Wissenschaften Aryhun's ergeben, hatte indische Dachschi, d. i. Schreiber, gefragt, Krankheit. durch welche Mittel sie sich ihr Leben so langwierig fri- steten. Sie gaben ihm ein aus Schwefel und Merkur zu- sammengesetztes Mittel als die Panacee der Lebensverlänge- rung an. Arghun nahm dasselbe durch acht Monate, und als ihm hierauf die Bachschi eine Quarantäne zu Tebris vorschrieben, schloss er sich dort ein, ohne Jemanden An- deren, als Seaadeddewlet und seine Geschäftsführer Ordu Kaja und Kadschan zu empfangen. Nach den vollendeten vierzig Tagen begab er sich in 's Winterquartier nach Ar ran, wo er krank ward, vom Arzt Emineddewlet Arznei nahm; als diese nicht anschlug, gab ihm einer der Bachschi eines Tages drei Becher Weins, worauf er einen Anfall von Zipper- lein hatte. Nach zweimonatlichen Leiden fiel es ihm ei», die Ursachen der Krankheit, welche übernatürlicher Ein- wirkung Schuld gegeben ward, untersuchen zulassen. Die Einen sagten, sie rühre von bösen Wesen her und könne nur durch Almosen geheilet werden; die Kernten, welche nach mongolischer Art das Geheime und Verborgene aus Schulterbeinen der Schafe erforschten , warfen den Verdacht von Zauberei auf. Die Prinzessin Tughandschak, die Tochter der Frau Ilkotlogh, war die angeheirathete Nichte Dschusch^ kab's, dessen Tochter Arghurak mit Schadi Gurgan vermählt, mit diesem die Tochter Tughandschak aus dessen Beischlä- ferin Ilkotlogh erheirathet hatte. Ilkotlogh war also aus dem Harem Schadi Gurgan s in das Arghun's übergegangen, und Tughandschak erscheint hier als Nebenbuhlerin ihrer Mutter um die Liebe des Schahs. Sie wurde mit anderen Frauen ihres Gefolges vor Gericht geladen. Sie bekannte, dass sie, um sich der Liebe des Chans zu versichern, Ta- lismane geschrieben , und dass sie , um sein Leben zu retten,
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gerne «las ihrige opfern wolle. Sie wurde der Zauberei schuldig erkannt und mit allen ihren Zofen ertränkt. Durch ' die Krankheit des Chans war Seaadeddewlet auf's äusserste
bestürzt, indem er wohl einsah, dass sein Leben an das des Schahs geknüpft sei. Er nahm nun zu guten Werken die Zuflucht; an Einem Tage erliess er siebzig Schreiben, soge- nannte Gerechtigkeitsbefchle, welche die Ausübung der Ge- rechtigkeit einschärften und Almosen anordneten. Eine seiner grössten Wohlthaten waren dreissigtausend Dukaten, womit er den Bewohnern Bagdads ein Geschenk gemacht, und hunderttausend, die er den Armen und Frommen von Schiras zugedacht. Es ergingen Befehle, wodurch verboten ward, den Verwandten der Majestät, den Frauen, Söhnen, Töch- tern, Schwägern, das Geringste zu nehmen; hierdurch hoffte I er, dieselben mit dem Fiskus und sich zu versöhnen; allein
die Emire ' J, denen seine Herrschaft immer unerträgliclier, verscliworen sicIt zur Abschüttehing dieses Joches, und sie 4.!ysa(er690 (j-aten zuerst als öffentliche Ankläger wider das Werkzeug ^ ^' der Blutbefehle, den Sultan Aidadschi, auf, durch welchen
vor zwei Jahren die Prinzen Huladschu und Karabukai und eilf andere, in Allem dreizehn Prinzen aus dem Geblüte Tschengischan's, hingerichtet worden waren, indem diese Hinrichtung nun als die eigentliche Ursache der Krankheit Arghun's angegeben ward. Ein Käme sagte aus, die mit ihren Vätern hingerichteten unschuldigen Kinder, SÖhue Huladschn's und Karabukai's, seien dem Arghun erschienen und hätten ihm Vorwürfe über ihre unverschuldete Hin- richtung gemacht; er habe ihnen geantwortet: Davon weiss ich nichts; nicht ich bin euer Mörder, sondern Sultan Aidadschi. Dieser, hierüber zur Rede gestellt, berief sicli auf des Chans Befehl. Die Antwort kam: er wisse nicht darum. Sultan Aidadschi entgegnete: wie könne der Chan diess gesagt haben, da ihm die Krankheit seit langem A'ig Sprache benommen. Die Richter urtheilten , dass, wenn der Padischah nicht sprechen könne , die Ursache seiner
') Die Emire Tac/haduchar, hiiiidackulibul, 'Veirekkul Toffhan.
F ü n f t b s B II c li. 393
Krankheit keine andere als das durch Aidadi<clii gegebene
Hluturtheil sei, und verurtheilfen ihn zum Tode. Ära selben ^|^.^f.^( '^-y^j
Tage (^es war das Geburtsfest des Prinzen Chatai yJgii/d^ ^rSläryAdöl
wurde Dschudschi auf Tughan's Befelil ergriffen und in der
Nacht hing^riclitet; am folgenden Tage zog Taghadschar
den Seaadeddewiet und seinen Helfer Ordu Kaja vor Gericht,
und Beide wurden getödlet'^; ihre Häuser wurden vom 7. Rebiul-
ftclirr f}!)0 Heere geplündert. Sechs Tage iiernacli starb Arghun zu ,, , - - " * ® '^^ 10. Mf/i-i
Baghdschei Arran und zwei Tage später wurde sein Leichnam 1S!)1 nach dem Berge Sedschas abgeführt, wo sein Grab noch nach dem alten Gebrauche der jMongolen \ erborgen ge- halten, bis es in der Folge von seiner Tochter entdeckt, mit einem Dome überwölbet ward-}.
Noch haben wir in der llegierungsgeschichte Argliun's Anjhun's die Darstellung seiner Verhältnisse mit Aegypten und mit i crhält/iiss
christlichen Fürsten nachzutragen. Bereits unter der Re- ^ '' ^ifif/^~
° ten und den
gierung Ahmed Teguder's ist erwähnt worden , dass der euroijüi-
Gesandte desselben, Abderrahman, von Sultan Kilawun ein- sehen gekerkert, im Kerker gestorben sei. Nähere Umstände über Fürsten. diesen Botschafter finden sich bei den ägyptischen Geschicht- schreibern. Kilawun hatte auf seinem Wege von Kairo nach
Damaskus zu Ghasa den Tod Ahmed Tecuder's und die Dscheni,
<= eivwel 683
Thronbesteigung Arghun's erfahren. Einen IMonat hernach '^^ Juli 1^84
gewährte er der persischen Botschaft zu Damaskus Audienz. Sie bestand aus dem Sclielch Abderrahman, dem Emir Sam- daghu und dem Wesir des Fürsten von Mardin^}; der Scheich war in den Habit der Derwische Fakir gekleidet"; als er sich niclit freiwillig beugen wollte, wurde er ge- waltsam zur Erde niedergeworfen, und der Sultan würdigte ihn keines Blickes; doch nahm er das Schreiben Ahmed's und Hess die Botschafter mit Kaftanen bekleiden. Das Schreiben Ahmed's begann mit der gewöhnlichen Formel
') lui Scliedschretol Etrak wiiiH JSeaadeddewIet um letzten Ssafer des J. 690 Iiiugerichtet uud Argliun starb drei Tage hernach, am 3. Rebiulewwel. ■} Dschihannunia 8. 2Q7 : im J^chedschretol Etrak S. 265 im Berge Sobeir C-) nächst der Grabsiatte des /Pro- pheten Kvde (?}. ') dOliisou Ili. 61.:. nach Makrisi.
394 F ii u f t e s B ii c I».
mongolischer Befehle : Unser Wort an den Sultan Aegyptens. Unter den Geschenken zeichneten sich sechzig grosse Perlen, ein Topas im Gewichte von zweihundert Miskalen und ein Rubinbaiasse von zwei und zwanzig Drachmen aus. Kilawun Hess sie dreimal in seine Gegenwart kommen, und verstän- digte sie das drittemal von Arghun's Thronbesteigung. Sie
S8.Ramasftn wurden alle ihres Gepäckes beraubt und eingekerkert. Der ^'^'^ Scheich starb noch vor Ende des Jahres und seine Begleiter
8. Dec. 1SS4 ^u^den dann in Freiheit gesetzt. Während dieser feier- lichen , zur Schliessung festen Friedens gesandten Botschaft hatte sich Sultan Kilawun zweier beträchtlichen festen Plätze bemächtigt. Der eine , Katibe , in der Landschaft Amid , in der Nähe von Kerker, welcher von den Truppen von Biret, Aintab und Kawendan besetzt ward; der andere, Kachta, dessen aufrührerische Besatzung ihren Befehlshaber tödtete ' und das Schloss verrätherischer Weise an den Befehlshaber von Haleb übergab. Diesem fertigte im selben Jahre Arghun den Befehl eines Streifzuges nach Cilicien zu , um die Arme- nier dafür zu strafen, dass sie, als sie zwei Jahre früher sich mit den mongolischen Truppen zu Haleb befanden, die grosse Moschee eingeäschert. Sie drangen bis A]a8 vor, schlugen die armenischen Truppen im Passe von Iskenderun, verfolgten sie bis Teil Hamdun und zogen sich dann zu- rück '). Zwei Jahre später streiften tausend Mann der Be- satzung von Haleb nach Mardin und Sindschar und schlugen von Mossul die Besatzung, welche einen Ausfall gemacht, mit dem Verluste von zweihundert Mann zurück. Mit Papst Nikolaus IV. hatte Arghun wiederholten Verkehr von Ge- sandten, deren einer, Buscarell , ein Kuridschi , d. i. von seiner Leibwache , zugleich Ueberbringer von Schreiben an Eduard, König von England, und Philipp den Schönen von Frankreich. Die Gesandten versprachen Hilfe wider «lie Saracenen in Syrien und Bekehrung zum Christenthum. Die Gesandten Arghun's versprachen: der Chan wolle sich nach Jerusalems Eroberung in der heiligen Stadt taufen lassen ;
') d'Ohssüii p. 61'
V li u f t <; s ü u c li. 395
iler Papst belehrte ihn in seinem Schreiben über die Dogmen und Pflichten des Christenthuras. Nikolaus schrieb nicht nur an den Chan, sondern auch an dessen Frauen und an seineu Sohn Oldschaitu, welchen die Mutter (Urukchan) getauft und Niklas genannt iiatte. Der Papst schrieb an die Prin- zessin Ilkotlogh ' ) , die er zur Verbreitung des Christen- thuras , nachdem sie beigetreten , aufmunterte ; die Frau üruk "^ ) , welche von jeher Christin , bat er , auch die Prinzen Ghasan und Chatai AghuP^^ welche von anderen Müttern, zur Annahme des Christenthums zu bewegen. An König Eduard 1. nahm der Gesandte Buscarell ein Schreiben des Papstes mit, welcher ihn zu ehrenvollem Empfange und geneigtem Gehöre empfahl ; dem König Philipp schrieb Arghun im fünfhundertsten Jahre vor der französischen Re- volution, dass er im folgenden mit seinen Truppen vor Damaskus zu lagern holfe, ihm das eroberte Jerusalem schenken werde. Der erste dieser Gesandten Arghun's an den Papst war um ein Jahr früher angelangt; diess ist im selben, wo der Jude Seaadeddewlet zur vollsten Macht ge- kommen. Diese Botschaften Arghun's sind also wohl weniger dem Christenthume der Frauen und der Taufe der Prinzen zuzuschreiben, als der Politik des Juden, welcher durch die Hilfe des Papstes die Könige von Frankreich und Eng-
•) Bei Odoric Raynald IV. p. 4l et 42. Elegacf und Titctan; d'Ohsson IV. 99. meint, unter der letzten sei Tuktan , die Wittwe Abaka's, Mutter Keadschatu's, zu verstehen, was aber unrichtig, da Reschideddin (unter den Frauen Abaka's) ausdrücklich sagt, dass sie bei Lebzeiten Abaka's gestorben, durch die Frau Ildürmisch ersetzt worden sei: i.J. 1288, wo Nikolaus IV. schrieb, war Tudai seit einem Jahre Gemahlin an der Stelle der verstorbenen Bulughan, und den Tod der anderen grossen Frau, Kotlogh, konnte Nikolaus nicht wissen, da sie am 12. April 1288 starb und der au sie ge- richtete Brief vom 12. datirt ist. ^) Die Tochter Sarudsche's, die Schwester des Emirs Irindschin^ des Keraiteu, die Urenkelin Owang's. ') Bei Odericus Casian und Saron ; da Arghun nur vier Söhne hatte und über Chodabende und Ghasan kein Zweifel ob- walten kann, so fragt sich nur, ob unter Saron der dritte, Jesu Timtir, oder der vierte, Chatai Aijlnil, zu verstehen sei; der letzte hiess ehemals Sonhar Kanis. Reschideddin.
890 F ii u f t e s H ii c Ii.
land, die Aegypter von Syrien abzuhalten Iioft'te. Sie um- fassen die vier Jahre seiner Staatsverwaltung bis zu seinem, Arghun's fast gleichzeitigem Tode; als aber Nikolaus IV. seine Antwort auf das durch den Botschafter Tschagan an ihn und an Eduard , König von England , gerichtete Schreiben datirte, waren Seaadeddewiet und Argliun schon fünf Mo- nate todt.
Voii Arghun's Tod sandten die verschiedenen Parteien li-eitilscha- tu's Thron- ^^^ Emire, welche über die Kachfolge des Thrones ge-
besteigung. theilter Meinung, die Kunde an die drei Prinzen, denen sie denselben zugedacht: nach Chorasan an Ghasan, den ältesten Sohn Arghun's, nach Bagdad an Baidu , den Sohn Tarakai's, des fünften Sohnes Hulagu's, und nach Rum an Kendschatu^ ), den Bruder Arghun's, welchem nach dem mongolischen Erbrechte die Nachfolge der Herrschaft als dem Aeltesten des Hauses gebührt. Am ersten Tage waren die Emire zwar über die Nachfolge Kendschatu's einig gewesen , aber schon am anderen sandten Taghadschar und Semaghar dem Legsi, welcher mit der Nachricht des Todes an Kendschatu 'abgefertigt worden, den Balisad mit der Nachricht nach., dass die versammelten Emire und Frauen noch den Baidu als den Aeltesten der Familie zum Throne berufen hätten. Hierzu bestimmte die beiden genannten Emire einerseits die Furcht vor Ghasan's bekannter Energie und Herrscher- kraft, bei welcher der ihrigen wenig Raum bliebe, anderer- seits die Aussicht, dass, wenn Kendschatu Chan, er allen Einfluss der Herrschaft seinen mit ihm in Rum befindlichen Emiren überlassen und sie mit ihrer Partei leer ausgehen "würden. Die Partei Baidu's bestand aus den Emiren : Taghadschar , Semaghar , Kundschiikbal, Tokal , SchtHur, Tugha?t_, Ttmurbnka, Tekne, Ildschidai, Toghdai und Doladai;
') jVacli dem Schedschietol Eirak und uudeica Kendschatu ; bei Haithun Cap. XXXIX heist er Uegayto , was augeusclieinlich eine Veistümiiieluug von h'eichatit und uichl von Kendschatu; aber das Scliedschietol Etrak sii^t p. JJO uacls der Geschiclite der vier UJuse^ dass seiu Aanic ursprünglich Enimtu gewesen, was aul mongolisch wunderbar, staujieuswertii ltc?ssc.
F li II (• i i: s n II (• Ii. 397
der letzte wurde auf der Stelle mit einem Heere nach Fars ä\ Dsclem. abceordnet, wo die Luren cingelallen , Schiras erobert, den _——-—— Vogt todtgescJilagen hatten. Baidu, klng und umsichtig und ohne Heer, um dem an ihn gestellten Antrage anderer Emire Gewicht zu geben, anwortete: Nach dem Gesetze Tschengischan's gebührt die Chanschaft den Söhnen des IJruders, weil ihr Vater der Aeltere des meinen; welches Recht habe ich auf den Thron, so lange jener und andere Prinzen leben, die mir dem Alter nach vorgehen? Nach diesem Grundsatze hätte er den von sich gewiesenen Thron dem Ghasan als dem Aelteren zuweisen sollen; aber es scheint, dass, weil Kendschatu die grösste Partei für sich Jiatte, er es für klüger fand, sich an diesen zu halten, in- dem er ihm die Nachricht von dem an ihn gelangten An- trage miltheilte '^. Baidu's Weigerung bestürzte die Emire, welche ihm den Antrag gemacht, und an deren Spitze Tughan , der Hebel des Sturzes der beiden Grosswesire der vorigen Regierung, des Turkmanen Buka und des Juden Seaadeddewiet. Einige-^ gingen nach Rum, um sich an Kendschatu anzuschliessen. Kundschuhbai entfloh, Tokal verliess sich auf einen Haufen Georgier , Tughan brütete Aufruhr in Irak, der Prinz Suka (der jüngste Sohn Jasch- mut's , des dritten Sohnes Hulagu's} mit den Emiren Tschoban, dem Suldusen, und Kurmischi, der Sohn Alinak's, führten auf Tokai's Rath das Lager der Frauen nach dpra Gebirge von Alatagh dem Kendschatu entgegen. Die Frau IJruk, die Wittwe Arghun's, die Mutter zweier seiner Söhne und dreier seiner Töchter , war mit ihnen verstanden. Die Emire ^} welche dem Baidu zu Kökbuldagh '^^ , d. i. am blauen Quelle, in der Nähe von Sughurluk , aufgewartet, verliessen ihn. Ildschitai Kuschdschi, Kundschukbal , Timur- biika, Tschoban gingen zu Kendschatu über. Als er in die Nähe von Alatagh kam, gingen ihm Chatai j4ghul, der jüngste Sohn Arghun's, und andere Prinzen entgegen. Taghadschar ,
■) durch Kutla Kokultasch. Uassaf. -) 'J',i::ierbuffha, Suji Ebfischi, Konan Achtadschi. ^) Sati, Kuman, Tudaduchii. *) Ko'd- daifh ist ein Schreibfehler.
398 Fünftes n H c h.
das Haupt der Partei Baidus, wurde sogleich in Empfang
genommen; Tughan, welcher nach Gilan entflohen, wurde
eingebracht; doch wurde ihm, weil er ein Schützling Baidu's,
24. Redscheb \or der Hand nichts zu Leide gethan. Kendschatu bestieg
in der Stadt Achlath den Thron.
23. Juli
Die erste Staatshandlung Kendschatu's war Bestrafung
Gericht vher je^ beiden Häupter der Gegenpartei, der Emire Taghadschar die Jüviiv^ * „ , ' und Kundschukbal, indem er jedem nach der Jasa drei Stock-
tu's Krank- Streiche geben liess und den Befehl ihrer Tomane anderen heit und übertrug'^, und den Tughan mit den Söhnen der von ihm Familie, unmittelbar vor dem Tode Arghun's hingerichteten Emire, Dschudschi und Ordu Kaja, welche Blutrache forderten, vor Gericht stellte. Als die Emire, des Todschlags ihrer Mit- genossen angeklagt, zur Rede gestellt wurden, bekannten sich Schiktur , Taghadschar , Kundschukbal , Semaghar , Tekne und Andere schuldig und flehten die Gnade des Padischah an, der dieselben auch begnadigte. Andere ge- linde (^rait drei Stockstreichen) bestrafte; nur wider Tughan, welchem sowohl der Emir Akbuka, der Betraute Kendscliatu's, als die Frau Uruhchan feind waren, wurden die Söhne Dschuschi's und Ordu Kaja's mit der Klage der Blutrache losgelassen; dennoch wollte ihm Kendschatu das Leben schenken; auf die Vorstellung der Frau Uruk aber, dass Tughan der Urheber alles Unheils, sagte Kendschatu: dass er in diesem Falle wohl den Tod verdiene; kaum war dieses Wort seinen Lippen entfahren, als Akbuka den Söhnen
6". Sclieirwal Dchuschi's und Ordu Kaja's die Blutrache der Väter über- ^^^ liess. Taghadschar und Kundschukbal wurden begnadigt,
^^- ^ • Schiktur wurde zum Stellvertreter in Persien ernannt. Ken-
dschatu bezog das Winterquartier in Arran und lagerte zu Karadschal am Ufer des Kor , seinem ehemaligen Horte. Von hieraus wurden die Kundmachungsbefehle der Thron- besteigung in die Länder gesandt; auf ein Gutachten der Astronomen wurde in den Diplomen und auf den Münzen
') den Taffhadschar's dem Baidschu Tetknitt, den Kundschttk- hal's dem Schiktur \iijan. Wfissaf.
Fünftes Buch. 399
dem Namen Kendschatu's die gelieimnissvolle , ihm von dem Kamen ertlieilte Formel , Irindschin Durdschi ' ) beigesetzt. Se?ibu, der Bruder Si/ka's, der zweite Sohn Jaschmut's, starb ZH Dschaghatu -}; der Prinz Enbardsclii , der älteste Sohn Mengu Timur's (des eilften Sohnes Hulagu's), wurde in die östlichen Länder gesandt. Auch dieser hegte herrsch- süchtige Gedanken, welche während der Abwesenheit Ken- dschatu's in Rum , wohin er sogleich nach der Thronbestei- gung zurückgekehrt war, in seinem Hause durch Taghadschar genährt worden. Der Geschäftsmann Stellvertreter des letzten Ssadreddin von Sindschar, ein grosses Verwaltungstalent, hatte seinem Bruder Kutbeddin , welcher sich im Lager Enbardschi'a befand, die ihm von Taghadschar gegebene falsche Kunde gesandt, dass Kendschatu's Heer in Rum von den Turkmanen und Karamanen aufgerieben sei und dass er sich beeilen möge, Besitz vom Throne zu nehmen. Kut- beddin gab diese Nachricht dem Scheich Dschemal von Schiras, welcher des Vertrauens Enbardschi's genoss. Dieser, klug und umsichtig, sandte den Scheich auf Kundschaft an Schiktur Nujan ; auf dem Wege begegnete er dem Tagha- dscliar und Ssadreddin, welche ihn bewegen wollten, auf der Stelle umzukehren und den Knbardschi zu schnellem Anmärsche zu bewegen. Der Scheich stellte sich willfährig, sagte aber, dass er nur, da et schon in der Nähe, sein Haus besuchen wolle; statt dieses Besuches begab er sich geradewegs nach Karadschal in's Lager Schiktur's, wo er sich von der Unwahrheit der Angaben Ssadreddin's über- zeugte. Er entledigte sich also freundlicher Botschaft im Namen Enbardschi's und theilte dann dem Schiktur insge- heim den Auftrag Taghadschar's und Ssadreddin's mit. Schiktur sandte ihn mit freundlichem Schreiben und Ge- schenken an Enbardschi zurück; aber am nächsten Morgen überfiel er die Zelte Taghadschar's und behielt ihn und Ssadreddin bis zur Rückkehr Kendschatu's bei sich; als die
Nachricht von dessen Ankunft verlautete, sandte er sie in i^'R^i^l'^clieb
(;9i
30. Jim HS ff S ') Wassaf und Reschideddiu. ^) Reschideddin.
400 V ii n f t e s Fi ii c h.
einem Geleite von fünfhundert Reitern demselben bis Er-
senrum entgegen. Als Kendschatu zu Alatagh ankam , befiel
ihn Krankheit, die längere Zeit dauerte ; ^vährend derselben
wurden von allen Gemeinden der verschiedenen Religionen
Gebete angestellt; die Imame , Bischöfe, Rabbiner und
Budhapriester beteten für die Dauer seines Lebens • ) ; keiner
Religion besonders zngethan , war er für alle gleichgültig*),
nur sinnlichen Genüssen ergeben. Seine sechs Frauen
waren: 1. Aische , die Tochter Tughu's, des Sohnes Ilkai
Nujan's; 2. Dundi, die Tochter Akbuka's, des Sohnes llkai's,
die Base der vorigen; 3. Illürmisch , die Tochter Kotlogh
Tiraur Gurgan's, des Konghurateu ; 4. Padischah Chattm,
die Tochter Kutbeddin's, des Sultan's von Kerman; aus dem
Hareme seines Vorfahrers die Frauen: 5. Bulughan und
6. VruJc. Ausser diesen hatte er die Söhne Alajreng und
Iranschah aus der Frau Dundi und Dschinkpulad aus der
Frau Bulughan, drei Töchter aus der Frau Aische und
eine vierte aus der Beischläferin A bisch , der Tochter des
Biklinmch , des Bruders Audschans , des Erlaten.
Ssadreddin Ssadreddin von Sendschan, der fündige Finanzmann,
von Sen- dessen oben erwähnet worden, bemühte sich um dieWesirs-
„. „ stelle duvch Buraldschin IkadschL den GünstlmsKendschatu 8. sir ; Ein fall ' _ ° ^ '
der Ltrren /« ""^ Scheref eddin Semnani , welcher beim Emir Akbuka in IraU und grösstem Ansehen und Einfluss. Durch diese beiden Kanäle Fars. gelang es ihm, mit der Würde des Emirs die des Wesirs ^ ^^o'f*^^"' ^" vereinigen. Er erhielt dazu das goldene Ehrenzeichen W Sov 1S92 ^*^^ Löwenkopfcs mit Rossschweif und Pelz und einen Toman von Truppen. Sein Anstellungsdiplom verbot den Prinzen und Prinzessinnen, sich im Geringsten in die Geschäfte der Verwaltung und der Finanzen zu mischen ; sein Vorname Ssadreddifi , d. i. Vorsitz der Religion, wurde in den von Ssadri dschihun , d. i. Vorsitz der Welt, umgeändert; zu- gleich erhielt >iein Bruder Kutbeddin, d. i. Pol der Religion, das Amts des Richters der Richter mit der Veränderung seines Namens in Kutbi dsckihan , d. i. Pol der Welt ; ihr
') WassiiF. ^) uullam habebat legem vel fidein. llaitlion C. 30.
Fünftes Buch. 401
Oheim Kawajueddm , d. i. die Feste der Religion, erhielt die Befehlshaberschaft von Tebris mit dem Ehrennamen von Kawamohnülk) d. i. Feste des Reichs. Zum zweitenmale sah Persien die Verwaltung der Geschäfte den Gliedern einer einzigen einflussreichen Familie übertragen, wie unter Hulagu den beiden Brüdern Dschuweini und dem Sohne des Wesirs Schemseddin, Behaeddin, als Befehlshaber \oi\ Schiras. Die Sorge für die Herschaffung der Lebensmittel, das Ober- verpflegungsamt des Heeres, wurde dem Fachreddin Aida- dschi bestätigt ' ) ; dieser aber bat um Entschuldigung, indem er vorstellte , dass er bereits dreissig Jahre lang mit diesem Amte betraut, durch die Anforderungen von Zuschüssen der Prinzen und Prinzessinnen sich in Schulden gestürzt. Ken- dschatu wies dreissig Tomane zur Zahlung der Schulden an und empfahl ihm fürderliin die grösste Freigebigkeit und Gerechtigkeit; denn er wollte, dass seine Regierung der Ogotai's gleiche, mit welchem er die Tugenden der Gross- muth und Milde, aber auch den Hang zum Wohlleben ge- mein hatte. Das grösste Lob seiner Regierung ist, dass während derselben, einige Hinrichtungen in Luristan aus- genommen'^). Niemand getödtet ward; den grössten Beweis seiner Milde gibt die Nachsicht, die er den rebellischen Fürsten von Lur und Jesd angedeihen Hess. EJrasiah von Lur, der Sohn des unter der Regierung Abaka's und nach- malig erwähnten Atabegen Jusufschah, hatte unter der Re- gierung Arghun's, trotz der Gegenvorstellungen der Befehls- haber von Schiras, den Distrikt des Gebirges Kiluje, welches die Gränzscheide zwischen Fars und Lur, überfallen lassen. Er bemächtigte sich des festen Schlosses Mandschescht und setzte seinen Neff'en Kisil über den neu erworbenen Gebirgs- distrikt. Kisil's eilf Brüder standen an der Spitze eben so vieler Heeresabtheilungen; es entstand zwischen dem Oheime
*) Wassaf dem grossen Ssahib ; Fräser übersetx.t in seinem Ruzulbasch diesen Ehrentitel mit Sir, Gentlemen , Eltschi Ssaliibi d. i. Heergesandter. =) Kisil mit seinen" Brüdern Nussret und AU Melik. Wassaf.
Hammer, Geschiclite der llchane. 1. 26
402 ^' " n f I t' ^ H u c li.
titid jNeffet» Streit über die Verwaltung des Berggebietes; Kisil, einigemal geschlagen, floh nach Schiras, kehrte tlann aber wieder zuri'ick , und schloss seinen Frieden mit dem Oheim; um denselben zu befestigen, verstand sich Efrasiab zur Hinrichtung seines Wesirs Dschelaleddin, und Entrich tnng von Geldern. Als unmittelbar vor dem Tode Arghun's das Reich durch die Uneinigkeit der Emire und Arghun's »ichlaghaften Zustand in der grössten Verwirrung, benützte Kisil dieselbe zu einem Einfalle in Irak; er Hess zu Iss- fahan <lie Verwandten des Emirs Dschelaleddin hinrichten, und der mongolische Vogt Baidu , der Schwager Tagha- s. Dschem. dschar's ward durch die lurischen Reiter vor der Stadt ewnei. (>. g^.jödtej K\%\{ sandte seinen Bruder Salghurschah in die- selbe, und das Heer der Luren nahm unter dem Geschrei: Gott ist gross! davon Besitz Salghurschah setzte sich in dem Hause fJhodscha Behaeddin's auf den Thron, und die Münze von Schiras prägte auf den Namen Efrasiab's von ZrM/"'); dann dehnte er seine Herrschaft von den Gränzen Hamadan's bis an's Meer von Fars aus, überall lurische Vögte ernennend. Dschelaleddin, den Sohn des Atabegen Tekele, und Melik Nussret sandte er mit zweitausend Pfer- den^) wider den Toman Arghasun's; auf dem Marsche er- hob sich zwischen Beiden Streit über den Vorrang des Marsches und sie zogen jeder auf seine Faust. Anfangs schlugen sie zwar die Mongolen und machten grosse Beute, aber diese kehrten zurück, und rächten. die verlorene Beute durch die Niederlage der Luren; in diesem Treffen tÖdtete ein mongolisches Weib allein zehn Luren *). Endlich wurde Toladai wider die Luren, und Jisudar wider Jusufschah, den Atabeg von Jesd, gesandt, welche zu gleicher Zeit sich empört hatten. Toladai schlug die Luren und Efrasiab er- hielt durch den Kanal der Frau ütruk und Padisch Chatun seine Verzeihung ; nur Kisii und seine Angehörigen wurden hingerichtet.
') \Vassaf. -) Güsidt'.' ') >\':iss;if.
Fünfte s I) II c Ii. 4O3
Gleichzeitig mit der Dämpfung der Unruhen in Irak Eroberunti und Fars traf die Nachricht ein, dass Melik E**chref, der ''7 ^^f^"»- Sultan Aegyptens, Kalaaterrum am Uebergange des Euphrat^ nniiisclmft belagere. Zwanzig Wurfmaschinen spieen durch drei und Paul/raeld dreissig Tage Steine und Naftafeuer hinein; endlich ward 8. Dschem. die Stadt durch Sturm erobert, «He Besatzung, welche aus _l^i^!ii-^^__ iVlongolen und Armeniern bestand, niedergehauen, zwolf- hundert Einwohner mit Weibern und Kindern in die Skia- ^" ^J'^^^'"''' verei geschleppt"). Kalaaterrum, das Schloss der Römer, 56*. Juni von diesen und den Griechen Zeugma , d. i. die üebcr- fuhrt, genannt, das ober Bire, dem alten Birthe, am Flusse Merseban^) liegt, war seit vier und zwanzig Jahren der Sitz des armenischen Patriarchen, dessen Pallast und Kirche bei der Einnahme in Flammen aufgingen. Sultan Eschref, welcher das Jahr vorher durch die Eroberung Akka's Sy- rien von den Kreuzfahrern gereinigt hatte, verwandelte den Namen des Römer- oder Griechenschlosses in den des Schlosses der Moslimin; aber der alte lebte dennoch fort, und hat sich bis auf den heutigen Tag erlialteu. Kendschatu vermählte sich jetzt mit der Frau ßulughan , der geliebten Gemahlin seines Vorfahrers und seines Bruders Ärghun. Tekia oder Telkaul starb in dem Pallaste Manssurije zu S. Dsch. Arran und wurde nach Meragha bestattet. Voji- Meragha *! ^^^ • — *i_ begab sich der Hof nach Siahkuh , wo ein Gesandter Ku- ^2i)3
wiudschi's , des Sohnes Sertaktai's , des Zweitgebornen '*'• Schaahan , 692
Oschudschis, des Oberhauptes der weissen Horde, mit Ver- -r—
' *^ ' t3. Juli 1293"
Sicherungen von Freiheit und Eintracht , und zwei Tage
darnach die Gesandten Lrugt Timur Aghui's , des Sohnes Kaidu's, des Enkels Ogotai's, mit dem Glückwunsche des- selben, auch Gesandte von Emir Newrus, welcher in Cho- rasan die Regierung an sich gerissen. Zugleich mit diesen Gesandten der üluse Oschudschi's und Ogotai's trafen die Gemahlinnen Kendschatu's, Aische aus Kleinasien und ^^^^- i^ f^chaaban misch aus Diarbekr ein. Kerrai Aghul , der Sohn Mengku 6'.9.g __________ ^.5. Juli 1293
') D'Ohsson IV'. .S§ nach M.aknsi und Noweiri, dann Reschid- eddin und VA'assat'. -) Dschihaunuma. S. 'i98.
26*
404 f' " II r ( c s B II c ii.
Tlmur's (^des ülles(en Sohnes Ilulagirs) mit den Emiren
Doiadai und Kundscliukbal, weiciic nach Ciiorasan gesendet
i^. Wffw«s«H ^^'®'*''^" ' kehrten zurück. Das Iloflager zog nach Audschan,
tf-*^^ von da nach Heschtrud , Meragha und Arran , wo überwin-
lu.At(g.i2!f3 |gj.j „ard jn diesem Winterquartier Murde die Geburt
des zweiten Sohnes Kendschalu's, des Prinzen Iranschah, zu
,>. Rebiitl- ßJi'c gefeiert. Drei Tage hernacli traf die Botschaft Tuk-
cnuel(f93 tai's^ des Herrschers von Kipdschak, ein, deren Vorsteher
■ ""■ der Prinz Kalintai. Zu Delan Nawer wurde denselben Ge-
8. Rebiiif- ^^^^ gewährt. Nach drei Wochen Murden dieselben mit
fxclih' Ehrenbezeugungen entlassen, nachdem sie noch Tags vor-
ti.M(ir-:iSi)4 j^g^, ^^^ Grundsteinlegung der neuen Stadt am Ufer des
g.Dschem. ^^^ beigewohnt, welche den Namen Kotlogh Bah'gh^ d. i.
cu:uei693 (]g,. guten Balley, erhielt. KerraiAghul, welcher vor noch
- ««J" gjif Monaten aus Chorasan zurückgekehrt war, ging mit 7. Redscheb o c?
(;()ß Tod ab, und neun Tage hierauf erschien Prinz Baidu im
3. JwH« i^.94 Iloflager zu Alatak, um seine Huldigung darzubringen; er 16. Redscheb yy^f^^ ungnädig empfangen, und erhielt die Erlaubniss sei- jj—. — ~[Jq^ ner Rückkehr nur auf die Fürbitte des Günstiings Burakin Ikadschi , dessen Einfluss , wie oben erzählt worden, dem Ssadreddin von Sendschan die Wesirsstelle verschafft hatte. Dieser wollte seiner Finanzverwaltung Ruhm verleihen durch eine neue , in China längst übliche , aber in Persien uner- hörte Massregel, nämlich durch die Einführung des Papier- geldes, das auf mongolisch TscÄa?/' heisst. Vergebens stellte Schihtur Nujan vor, dass diese Massregel der Ruin des Landes; er wurde aus dem Wege geräumt. Der Emir Ak- buka , Taghadschar, der Wesir Ssadreddin und der Hof- diener Teniacin* verfügten sich nach Tebris, um dort das 19.Schnaban „. ,, n,.. , . ^
ß!)3 Papiergeld einzufiihren ; sie kamen dort im Fastenmonde
1ö. Juli iä94 an, und führten dasselbe fünf Wochen nach ihrer Ankunft ^^•^2^^"^^" ^ ermöge einer Verordnung ein , welche dasselbe in allen iZ Sevt Zahhingen an Geldes statt anzunehmen befahl und auf die 1894 Nichtannahme die Todesstrafe setzte. Dieser den Bewoh- nern von Tebris unvergessliche unheilsame Tag war der zwölfte September • ). Eine Woche Jang ward dasselbe ') .S. Beilage I\ .
K ü II f t e s D u c li. 405
durch die Gewalt des Schwertes den Einwohnern aufge- zwungen; bald aber stieg die Verwirrung aufs höchste, indem aller Handel und Wandel gehemmt ward. Der Na- men desselben ward als gebenedeites Papiergeld^ ) zum Spotte. Das Gepräge dieses Papiergeldes war das moham- medanische Glaubensbekenntniss mit der geheimnissvollen Formel: Irdschin Ttirdschin, und die Jahreszahl der Ent- stehung 693 (1294}-}. Iscddin Mosaffer, welcher dem Wesir diesen Auftrag gegeben, war der Gegenstand der allge- meinen Verwünschung. Wiederholte Aufstäiule und Ver- suche, dem Wesir das Leben zu nehmen, erzwangen vom Bruder endlich die Erlaubniss, das Vorhandene um baares Geld verkaufen zu dürfen. Darüber entstand allgemeiner Jubel und endlich wurde die Aufliebung desselben nach ei» Paar Monaten befohlen. Prinz Aghul in Chorasan hatte dasselbe nie angenommen und sich damit entschuldigt , dass die Luft, welche in Chorasan so scharf, dass Waffen binnen Jahresfrist rosteten , das Papier bald zerfressen haben würde, und Hess das ihm zugeschickte verbrennen; wir setzen die Schilderung der Folgen dieser Massregel mit W assaf's eige- nen Worten hieher.
Die Unzufriedenheit der Völker Persiens mit dem in Ven-utk der
Weichlichkeit und Wollust versunkenen Leben Keiulschatu's ^'""''^^' '*^'^""
dscliatii's ermuthigte den Prinzen Baidu, welchem vor ihm von oen ^^^^j^ , ^^^;_
Emiren der Thron angetragen worden war, zum Versuche, d</.s Thron- denselben wirklich zu behaupten. Nachdem er bei seiner besteiyumj. letzten Aufwartung von Kendschatu übel aufgenommen, nur durch die Fürbitte des Günstlings Burekdschi?i Ikadschi vorgekommen, beklagte er sich über solche Behandlung bei den Emiren, und als von diesen Tudndschu, der Oberrichter Dschidschek Giirgan Legst , der Sohn Arghun's (des Statt- halters) und lUimur , der Sohn llinduknr IVujan's , nach Bagdad gekommen , verband er sich mit ihnen zum Auf-
') Tschawi m'ubarck -) ^5obaid es augckuiumen, sei es iiage- nuniinen. Wassiif giebt die Koruiel für chiuesiscli an, sie ist aber altturkiscli und würde auf iieutürkisch : irdü'.cde tursuu lauten, d. i. wenn es angekontmen . soll es stehca (gelteu.^
40() ^' " 11 f t c s R u t li.
Stande wider Keiuischatu. üscheraaieddiii von Deätadscherd. der Vorsteher der Sekretäre der Steuer zu Bagdad, sehloss sich an dieselben an , und schaffte ihnen die für den ün- terliait des Heeres nothwendigen Lebensmittel. Baidu schiclite Abgeordnete nach Bagdad , um den Mohammed Sikurdschi, welcher dort mit dem Diplome Kendschatu's die Vogtei verwaltete , zu tödten ' ). Ghurantai Gurgan,, der Eidara Kendschatu's, Gemahl von dessen ältester Toch- ter Kotlogh, gab durch Eilboten dem Schwiegervater von der Verschwörung der Emire, und von dem, was zu Bag- dad vorgefallen, iN'achricht, und warnte ihn wider seine nächsten Umgebungen, die Emire Doladai Ordadschi, d. i. Kellermeister, Kundsckidbal (welchem Oldschatai, die erst- geborene Tochter Arghun's, sowie seinem Bruder Ahmed irvL- her Tag hai , die zweite Tochter Abaka's, als Frau bestimmt' gewesen^, Tukal (der Gemahl Oldschai Timur's, der zweiten Tochter Arghun's^, Ildschidai uin\ Bukdat, als dieses Anschla- ges theilhaftig. Kendschatu berieth sich mit Akbuka, in dessen Händen noch immer die Zügel der obersten Leitung der Geschäfte, Hess die genaunten Emire ergreifen und schickte sie gebunden nac!» Tebris'^). Hasan und Taidscku, die beiden mit der Leitung der Geschäfte Betrauten Kensdchatu's stell- ten die ?»'othwendigkeit vor, durch die Hinrichtung der Emire das üebel mit der Wurzel auszurotten; aber Taghu- dschar, der schon verderbliche Plane hegte, verhinderte die Hinrichtung und schickte sie als Gefangene nach Te- bris in Verhaft, den Tukal ausgenommen, welcher nach Georgien geschickt ward. Von Arran aus gingen Gesandte an Baibuka, den Botscfiafter , nach Diarbekr, dass er dort den Baidu ergreife. Als die Gesandten nach Irbil gekom- 28. Hebiul-^^^h vernahmen sie, dass Baibuka von Baidu's Abgesandten
achir 61)4 aufgehoben worden sei; sie kehrten also schnell zurück, um
17. ItJürz
t24.5
') Scliedschretol Etrak , S. 268. stiitt Sikurdschi Skukurchcc :
jeiies lieisst Speerlialter , dieses Zuckerbäcker. ^) llescliideddiu nach Wassaf giebt die Verhaftung der Emire Idar, KiiiidschukbaL Toladui; Tukjal , lldschai zh hjaxvabari. 8chedsclircti»l Etrak, s. 201.
V ü n f ( LS H 11 c li. .|()7
(lieseil Unfall dem Herrn zu berichten. Hierauf wurden die Emire Akbuka und Taghadschar mit Truppen wider Baidu gesandt. Taitak führte den Vortrab von fünftausend Reitern nach Hamadan , ihm folgten Akbuka und Tagha- dschar mit zwei Toraanen. Ausser Hamadan trafen die Vorposten Taghadschars's und Uaidu's aufeinander; die Bai ;^. Dschemu- du's wurden zurückgeschlagen. Der Chan selbst brach mit *'"^f^*^"^*^^ einem Heere vom Thale Aher auf. Taghadschar, welcher, 2t. Märt. da Akbuka das höchste Vertrauen genoss, von Keiitlschaln t^-^"' sich abgewandt, sandte heimlicher Weise verrätherischc Botschaft an Baidu, ihn zum Aufrühre ermunternd. Als das Heer am Ufer des Dschaghan stand , sagte Akbuka, wiewohl er von der liciralichen Sendung Taghadscliar's keine Kunde hatte , zu diesem : Du bist ein liänkesthmied, und gewahrest nicht, in welche Dinge du dich einlässesf. Taghadschar, der sich verrathen glaubfc , berieth sich in der Nacht mit seinen Emiren und ging zu Baidu über. Ak- buka, als er sich auf diese Weise hierlassen sali, eilte mit dreihundert Reitern zum Dienste des Schah. Kendscliatu, bestürzt, wollte nach Rum entfliehen, aber seine Angehö- rigen redeten ihm diesen Plan aus, ihn zur Bekämpfung des Feindes ermuthigend. Das Lager brach gegen Arran auf; als er zu Pilsuwar stand, entfloh Hasaa, der Sohn Buku's , welcher von der Wiege auf von den Umgebungen der Majestät, um Mitternacht zu Baidu, und die Emire Doladai und Kundschukbal, welche bisher zu Tebris in Ver- haft gehalten worden waren, thaten desgleichen. Die Emire Irindschin und Taidschik verbanden sich mit einigen ande- ren, und setzten ebenfalls den Kifdschak, den Sohn Baidu's welcher vom Vater an Kendschatu gesandt, von diesem in Gewahrsam behalten worden war, in P'reiheit und führten denselben dem Vater zu'J
Drei Tage nach dem ersten V^orpostengefechte ausser Hmricldumi Hamadan schlugen sich dort Tailak und Toshnddscke mit f'\.'""^'
7 ' derStatthal-
. ,. fers Charten
') Kescludcddin.
408 F ü n f t e s B II c h,
fi.UscUem. Baschmak Aghul und Karadscha , dieser einer der Prin- eivHel694 ^^^ ^|gg Lagers der Frau Uruk Chan und Eidam Sultan
1295 " Ahmed Tekuder's, indem er dessen Tochter Sailun zur
Frau Jiatte. Der Sieg war auf der Seite Taitaks; jetzt aber
war Tukai mit einem in Georgien gesammelten Heere in
Anzug; er sandte den aus der Haft befreiten, und den noch
darin gehaltenen Emiren Wort, dass er zum Dienste des
Prinzen Baidu heranziehe, und gab ihnen Stelldichein an
den ufern des Kur. Eine Truppe von tausend Mann, welche
6. Dschem. ^^ Pilsuwar stand und den Aufenthalt Kendschatu's kannte,
eirtcel 6'94 ergriff denselben und lieferte ihn den empörten Emiren
^^läQ-'^ '*"®' '^'^ ''*" ^™ selben Tage tödteten, wo Taitak das Heer
Baidu's geschlagen. Von den Günstlingen Kendschatu's
wurden Itogthu und Itpuki mit ihm zugleich hingerichtet ' ).
Itkuli j der Hundssklave, wurde an Baidu gesandt, damit er
8. Bschein, über denselben nach seinem Belieben verfüge ; dieser schenkte
ihm aber das Leben. Zwei Tage nach der Hinrichtung
ewirel6'94r
129.5^^ der Emire bestieg Baidu den Thron zu Äudschan^). Die Emire Temadschi und Sertak wurden ihrem Gebieter in's Grab nachgesandt'^; die Emire Akbuka und Taidschu wur- den aber nicht jetzt, sondern erst in der Folge, als Baidu von Ghasan am Flusse Heschtrnd geschlagen ward , hinge- richtet. Kendschatn war der zweite Herrscher der Mon- golen in Iran, welcher, wie sein Oheim Ahmed Tekuder, ein Opfer des Aufruhrs der Emire gefallen war , und das Begierungsende Arghun's , seines Bruders, war nicht weni- ger blutbefleckt durch der Emire Zwiespalt. Alle drei haben der nöthigen Herrscherkraft , um das vielköpfige Ungethüm der Emirenherrschaft im Zaum zu halten , er- mangelt, und nach Hulagu und Abaka war erst Ghasan, der Enkel des letzten , wieder Herrscher im vollsten Sinne des Wortes. Von dem Zusammenflüsse des Kur (^Cyrus) und des Dschaghajitu , jd. i. des weisschäumenden Araxes, wur- 'den Eilboten abgesandt an Ghasan, den Neff'en Kendschatu's
•) Nach dem Scliedschretol Eti;ik, {<. 270, ward er zu Kar.i- bagh begraben. 0 .Schedschretol Etrak, S. 270. ^) Wassaf.
Fünftes H u c li. 409
in Chorasan, um ihm von dem Vorgefallenen Nacliriclit zu geben, an Baidu, um ihn auf den Thron zu berufen. Baidu, der nähere, welchem der Thron schon vor Kendschatu von ^^ Dschem den Emiren zugedacht worden, bestieg denselben und er- eu-wel 694 Hess in alle Länder Kündigungschreiben des Inhaltes: ^^\)^6.Api'ill29ö Kendschatu sich von den Pflichten der Herrschaft ab- gewandt und die Gebote Tschengischan's verbannt, so haben Wir ihn mit Uebereinstimraung der Prinzen und' Prinzes- sinnen entthront; die Besorgung aller Geschäfte der Länder und die Vollendung der wichtigsten Gescliäfte der ünter- thanen liegt nun im Ringe des königlichen Willens," Dem Taghadschar, welcher der Hebel der Erhebung auf den Thron , wurde die Würde des Fürsten der Fürsten mit dem Oberbefehle des Heeres und der Finanzen verliehen '). Die Emire Kundschukbal ^ Tukal , Tadad&chu, Legst Giirgan wurden ihm untergeben. Dschemaleddin von Destadscherd, der Steuereinnehmer von Bagdad , welcher sich dort den verschworenen Prinzen zuerst angeschlossen , erhielt eine Anstellung in den Finanzen , und nahm seinen Vornamen für eine gute Vorbedeutung. In die Fusstapfen Abaka- chan's tretend , welcher alle Landschaften einzelnen Emiren übergeben, und diese dafür verantwortlich gemacht hatte, übertrug er Bagdad und die Umgegend dem Tudadschu; Rum und Diarbekr mit den dazu gehörigen Distrikten dem Taghadschar Niijaii ; die Gebiete von Irak und Lur dem Toladai Aidadschi; die Statthalterschaft von Schiras und Schebankjare verlieh er dem Kundschuhbai; dem Dschem- aleddin wurden die Statthalterschaften von Schiras mit allem Zubehör zu Land und zur See, wie zur Zeit Ken- dschatu's, mittels Jerlighs, Paise und Kaftans, d. i. mittels Patentes, Löwenkopfs und Ehrenkleides, so auch der Prin- zessin Kurdudschin die Statthalterscliaft von Kerman be- stätigt, von welcher unter der folgenden Regierung aus- fuhrlicher zu sprechen , der Ort seyn wird ; die nur acht
') Wassaf.
410 K ü u f t e ü Buch.
Monate dauernde Baidu's ist so enge mit den gleichzeitigen Thronansprüchen seines Nachfolgers Ghasan verflochten und ist, die entscheidenden Begebenheiten in Chorasan abge- rechnet, so unbedeutend, dass dieselbe am besten mit der Erzählung der Geschichte Ghasan's vor seiner Thronbe- steigung im folgenden Buche verwebt wird.
BEii<A«jEar.
1. Beilage.
Auszug aus der Geschichte Haider's über Dschudschi.
Auszug: aus der Geschichte Haider's auf der kön. Bibliothek zu Berlin. Band II. Blatt 601.
Karz Dschudschi starb ein Jahr nach Tschengis Chan, aber die Geschichtschreiber sind über die Zustände Dschu- dschi's nicht einig. Einige sagen , dass Dschudschi Ch^, nachdem er sich nach der Eroberung Chuaresm's von den Brüdern getrennt, nach Kipdschak gegangen, von dort aber wieder zurückgekehrt, an der Gränze Indiens mit des Va- ters Gegenwart geadelt ward , und demselben tausend Schimmel zum Geschenke schickte; aber Hafis Ebru setzt das Gegentheil auseinander, nämlich, dass nach der bei der Belagerung Chuaresm's zwischen Dschudschi , Ogotai und Dschaghatai vorgefallenen Misshelligkeit Dschaghatai und Ogotai sich zum Vater begaben und an der Gränze Thalkan's und Bedachschan's mit des Vaters Gegenwart geadelt worden, und dass sich Dschudschi von Chuaresm gegen den Irtisch , wo sich dessen schweres Gepäck befand, begab , und sich mit seinen Lagern vereinte. Da Tschengis Chan früher befohlen hatte , dass Dschudschi die nördli- chen Länder, nämlich die der Bulgaren, Baschkiren, Rus- sen, Tscherkessen und Deschtkipdschak erobern solle, und Dschudschi sich jetzt gegen den Irtisch gewendet hatte, so glaubten die Söhne Tschengis Chan's, dass Dschudschi ver- möge Befehls diesem Dienste obliege; als es aber zuletzt
^]2 E r 6 t e B e i 1 a g e.
erhellte, dass er Nichts unternahm, und nach Hause ge- gangen war, um des Wohllebens zu geniessen , ergrimmte Tschengis Chan gar sehr und befahl, an demselben, ohne dass er sein Antlitz sehe, die Strafe des Gesetzes zu voll- ziehen. Unterdessen war üschudschi mit Krankheit behaftet und war desshalb, als Tschengis Chan aus Persien zurück- gekehrt, in sein eigenes Lager gekommen; er war nicht im Stande, sich selbst zum Vater zu begeben, und schickte ihm blos einige Säcke von Turteltauben'), indem er sich mit seiner Krankheit entschuldigte. Hierauf kam ein Tan- gute von den Jurten und Gränzen Dschudschi's zu Tschengis Chan; auf dem Wege sah er, dass dieser seine Jurten ver- ändert, an einen anderen Ort hingezogen, wo gejagt ward; da er selber krank, hatte er seine Emire auf die Jagd ge- schickt; jener, der im Vorüberziehen eine Menge Volks jagen gesehen, schloss daraus, dass Dschudschi selber jage, und sagte daher, als Tschengis Chan um die Krankheit dfenselbe» fragte: Ich weiss von seiner Krankheit Nichts, denn als ich herzog, habe ich ihn an dem und dem Berge mit der Jagd beschäftigt gefunden; dieses Wort brachte Tschengis Chan in den grössten Zorn; denn es war in sei- nem Sinne nun ausgemacht, dass Dschudschi, ein Empörer, auf das Wort des Vaters nicht achte; er sagte, Dschudschi ist närrisch geworden und hat thörichte Handlungen be- gangen; nun ist es nothwendig, Truppen wider ihn zu schicken, an deren Spitze Dschaghatai und Ogotai ziehen und ihm nachsetzen sollen, unterdessen lief die Nachricht von Dschudschi's Tod ein, wodurch Tschengis Chan sehr betrübt ward; er zog genauere Erkundigung ein, und als er fand, dass der Bericht jenes Tanguten Lüge und Ver- laumdung gewesen, gab er den Befehl, ihn hinzurichten; allein dieser, hiervon verständigt, war früher aus dem Lager entflohen. Die Zeit der Lebensjahre Dschudschi's war
•j hirkn stellt im Mcuiiiski als Guckijuck . heisst aber aul Per- sisch Turteltaube (Fcrhen- Scliuiui II. Bl. 226}; die Türken nen- ne» auch deu Schwau Kuku.
Erste Beilage. 41S
dreissig Jahre; er hatte fünfzehn Söhne, von denen Batu ihm in der ChanscFiaft nachfolgte; die Namen der Söhne Dschudschi's sind die folgenden : 1} Orda , 2^ Batu, 3J Berke, 4} Berketschiter , 5^ Jetukami? , 6) Scheiban , 7) Tavgkut, 8) Juden (Tuden?), 9) Tschilaun, 10) Sikur, 11) Dschemi, 12) Udur , 13) Boka Timur , 14) Schihmi. Hier sind nur vierzehn statt fünfzehn aufgeführt; es fehlt nämlich der von Reschideddin vor üdur aufgeführte Mohanuned; dafür fehlt bei Reschideddin Jetukami, welcher iuterpolirt scheint. Weiter ist über diese Namen zu be- merken, dass der dritte bei D'Ohsaon S. 325 Berkatschar, in der Handschrift Reschideddin's auf der kais. Hofbiblio- thek Berktschapar , was jedoch ob Mangel der Punkte zweifelhaft und in meiner Handschrift des Dschihanguscha bei der Thronbesteigung Ogotai's Berketschiter genennet wird. Das letzte scheint das richtigste und eine Zusam- menziehung von Berke kitschikter , d. i. der kleinere Berke, zu sein; der vierte, hier Juden oder vielmehr Tuden ge- nannt, heisst bei Reschideddin Tewal; der folgende bei demselben richtiger Tschüaikun statt Tschilaun, was daraus zusammengezogen. Der hier Dschemi genannte heisst bei Reschideddin Dschintimai und ist aller Wahrscheinlichkeit derselbe mit Suntai, welchen Wassaf in dem Abschnitte : von dem Ende Tschengis Chan's und der Thronbesteigung seines Nachfolgers, mit dem Bruder Batu nennt, und wel- cher auch im Dschihanguscha als der Befehlshaber des zur Eroberung des Restes von Kipdschak gesandten Heeres er- scheint; endlich ist vom vorletzten, Boka Timur, zu bemer- ken, dass derselbe beim Abul Ghasi (^B. 96 der Textaus- gabe) Tokai Timur heisst, dass Boka Timur im Dschihan- guscha im Geleite Batu's bei der Thronbesteigung Ogotai's erscheint, während nach Abul Ghasi Tokai Timur als Re- gent in Kipdschak zurückgelassen ward. Hierauf folgt bei Haider die Aufzählung der Chane der weissen Horde : 1) Menkai^, 2) Sasi Boka , 3) Eideren Ben Sasi, 4 ) Tschitschai , Sohn Eiderens , 5) Vrus Chan , Sohn Tschitschai's , 6) Tokatmisch Chan. Im Munedschimbaschi
414 Erste Beilage.
(auf der kais. Hofbibliothek BI. 897) heisst 1) Sasi Boka der Sohn Tuli's, des Sohnes Ordas; ihm folgt, 2") Ebrsan, der Eideren Haiders, 3) Muharek Chodscha, 4") Sckmtat, der Tschi'tschai Haider's. 5) Vms Chan. Hierüber ist zu bemerken, dass in den Geschlechtstafeln bei Reschideddin unter den Söhnen Orda's kein Menkai vorkömmt, welcher nach Haider's Angabe, sowie Tuli nach der Munedschin- baschi's, der Vater Sasi Boka's gewesen sein soll; nach Re- schideddin war Sasi Boka der Sohn Pajan's^ des Sohnes Kuhindschi's , des Sohnes Sertahtai's , des Sohnes Orda's, so dass er der Ururenkel Orda's und nicht der Enkel des- selben gewesen , was wohl als das richtigere anzunehmen ist. Im Abul Ghasi (S. 99 der Textausgabe) erscheint Tokatmisch als der Sohn Chodschaoghlan's , des Sohnes TukkuVs., des Sohnes Saritsche's , des Sohnes Us Timur's, des Sohnes Tokai Timur's, des Sohnes Dschudschi's.
II. Beilage.
Auszug aus Wassaf über den Ulus Dschudschrs.
liir^rähnung der üänder Dscbudscbi's.
Ala Dschudschi vom Dienste Tschengis Chan's zurück- kehrte, so ereignete es sich alsbald, dass er wider seinen Willen zur Reise in's andere Leben , welches die eigent- liche grosse Reise ist, aufbrach. Es blieben von ihm sie- ben Söhne '^ zurück, als eben so viele Planeten am Himmel der Chanschaft, und die Person des Reiches war gleich- sam aus sieben Gliedern zusammengesetzt. Hordu , Baüi, Berestai, Schekutj Berke, Berhedscharj Buka Timur. Von ihnen war Batu , ausgezeichnet vor seinen Brüdern durch Genius seines Wesens, Gerechtigkeit seines Benehmens und Freigebigkeit seiner Anlagen , der Erbe der Länder des Vaters. Vier Distrikte (^Hesare) der Krongüter Dschu- dschi's, Qesek , Esan , Osek , Alghuij welche zusammen mehr als neun Tomane (Landes^ ausmachten, untergab er der Aufsicht seines älteren Bruders Hordu; der Sammel- platz der Heere Batu's waren die Distrikte am Itil (^ Wolga). Er unternahm den Bau einer Stadt, deren Aus- dehnung weit wie das Feld hohen Unternehmungsgeistes und diesen Fröhlichkeit sichernden Ort nannte er Serai.
Obwohl er der christlichen Secte folgte, deren Beistand und Hülfe Vernunft zuwider ist, so neigte er sich doch auf keine Seite der verschiedenen Secten hin, und war weit
'D Batu hatte nicht sieben, sondern vierzehn Söhne.
416 Zweite B e i 1 a sj e.
davon entfernt , an einer derselben halsstarrig zu halten, als das Feld der Welt durch die Thronbesteigung dieses Siegelringes der Zeiten zum Rosenfeld und das Auge der Welt durch die Lichter seiner Gerechtigkeit erhellet wor- den, als Zeit und Raum diese beiden Verse declamirten: Die Welt ist hell von Delues Thrones Schatten, Er hat die Welt verkehrt iu Roseuuiatten. Bei dem zweiten Kuriltai kamen die Prinzen darin überein, dass der Säbel mit Grimm wider die Köpfe der Anführer der Russen und Assen geführt werden solle, welche den Fuss der Feilheit in die Reihen der Widersetzlichkeit ge- setzt. Von den Prinzen Mangu Kaan's wurden Kajuk, Ka- dachan , Kurgan , Turi , Paidar , Hör du , Tangut , welche letzte beide am Tage der Schlacht festen Fusses standen, und Basintai Behadir zu dieser Unternehmung bestimmt. Sie setzten sich zur Zeit, als der Frühlingswind in voller Kraft wehte:
Der Rosenstrauch schwang in dem Garten Speere , Das Blatt war Dolch , die Dornen Lanzenspitzen, in Bewegung. Die Heere kamen an der Gränze Bochara's zusammen und zogen wider Russland aus:
■^Vas Indien, zeigt sein indisch Schwert hen Assen j Russen und Alanen.
Sic eroberten die Stadt Moskau, gefüllt mit einem Heere zahlreicher als Heuschrecken, zanksüchtiger als Fliegen, und das sich bei der Wehr zusammennimmt , plünderten und mordeten nach ihrer Gewohnheit. Sie schnitten die Ohren der Erschlagenen ab.
Es füllet in der Welt dein Ruhm die Ohren, Vor deinem Grimm droht Untergang den Ohren. Man zählte 270,000 abgeschnittene Ohren.
Du, schärf das Ohr; der Himmel haut dich iiber's Ohr. Die Prinzen und grossen Fürsten und siegreichen Freien waren
(Der Himmel war zu Willen und das Schicksal folgte) wunschbefriedigt und die Engel sangen dazu: Der, so sich wider Dein Gebot empört, Der, so dein Reich im mindesten nur stört,
Zweite B e i 1 ii g e. 417
Dem spalte Partisau' das Aug' inmitteu, Dess Körper sei dem Grimm des Dolchs zu Thcil, Dem sei vom Messer Zuni>;e abgeschnitten i Dem sei der Hals durchbohret von dem Pfeil.
Als sie zurückgekehrt, hatte Batu Lust, wider die Kela- ren und Baschkirden, welche die christh'che Religion be- folgten, aufzubrechen. Als die Heere des Winters, aus Furcht vor den Dolchen der Neider, das Gesicht abwand- ten , und die Rosen sich , wie das Glück der Glücklichen, mit hundert oflFenen Gesichtern zeigten und die Nachtigall mit bestimmtem Schall :
Weisst Du, warum der Ljra Saiten gellend schreiu?
Weil ohne dem Gesicht die Ros' nicht Ros' und Wein nicht Weiu.
Auf deiner Roseuwange ist das Heer zu schauen,
Weil es darauf sich legt mit herzlichem Vertrauen, ging der Prinz, der das Glück gefunden.
Hem. Die Welt au seinem Zügel, die Zeit au seinem Büge!.
Hern. Wenn deine Bügel weiter gehn^
Was Wunder, wenn wir auch nicht stehn!
Er zog, fest wie Schlösser, mit 40,000 Reitern, deren jeder die Stütze eines mächtigen Heeres, in's Feld. Zur Zeit, als die beiden Heere auf einander trafen, trennte sie ein Fluss mit steilen Ufern. Batu sandte seinen Sohn mit einem Toinane Fleeres, um über den Fluss zu setzen, und er selbst besetzte einen Hügel und betete demüthig vor der Majestät Gottes, des absoluten Gnadenverleihers, mit einem Herzen, brennend wie die liampe dessen, der die Nacht durchwacht, und mit einem Hauche, kalt wie der dea Morgens. So brachte er die Nacht bis an den Tag hin; am andern Tage, als der einpferdige Chosroes der Welt frohe Nachricht gebracht, und auf dem Degen Qlücken^ der Berge das Rad (^der Sonne) sichtbar gemacht, reihten sich beide Heere zur Schlacht. Sertak fiel den Feind mit einem Toman stürmend an, und die anderen auf dem Hü- gel aufgestellten Heere rannten wie ein Gürtel von der Höhe nieder; gleich niederstürzendem Loose, welchem nichts zu wehren im Stande, wandten sie ihr Gesicht gegen das feindliche Lager, und zerstückten mit ibrcm Snbel die Hammer, Gpscliiclite dor Ilclinn«». I. 27
418 Zweit Beilage.
Zeltstricke wie den Strick der Freundschaft der Verbrecher. Furclit und Schrecken bemächtigten sich de'r Einwohner von Kelar ^ die Waldteufeln glichen; die meisten derselben wurden ein Frass des Schwertes und der Hyänen , und so wurde auch dieses Land den Schwesterländern beigesellt. Im Jahre 653, als Mangu Kaan ein Kuriltai hielt, wurde Sertak zum Dienste des himmelhohen Thrones gesandt. Ehe er zurückgekehrt, hatte sich Batu.von der Braut der Chan- schaft dreimal, d. i. unwiderruflich, geschieden und Sertak, mit Gnaden und Gunstbezeugungen überhäuft, kehrte in die Residenz zurück, und ohne sich lange aufzuhalten, ward er zur Abreise (^aus dieser Welt) gezwungen. Verraög des Befehles Mangu Kaan's übernahm Berakdschin Chatun, welche die grösste der Frauen, die Sorge für die Beför- derung der Reichsgeschäfte , und erzog hiezu den Ulagh- dschi , den Sohn Sertak's; doch auch Ulaghdschi
Hern, endete iu kurzer Zeit sein Lebeu. Berke ^ghul erhielt die chanische Krone, dessen Heere sich zu wiederholtenmalen mit denen Hulagu's schlugen, und als die Chanschaft an Mangu Timur gekommen , war diess der Fall mit den Heeren Abakachan's, wie diess schon oben vorgekommen.
III. Beilage.
Auszug aus Wassaf über den Krieg zwischen Hulagu und Berke.
Iiirwjihnung^ der Ursachen der Be\rilderunt?, welche
zwischen Hulagu Chan und Berke Ag^hul
statt gefunden.
Zur Zeit, als der welterobernde Padischah Dschengis- Chan alle Könige und Länder der Welt beherrschte und besass und dieselben seinen vier Söhnen Tuschi, Tschaga- tai, Ogtai und Tuli vertheilte und zumass, als er die Orte und Horte auf allen vier Seiten bestimmte, wie es seinem Scharfsinn gut dünkte und seinem durchdringenden Genius ziemte (die umständliche Theilung der Länder und Ge- biete ist in der Geschichte Dschihanguschai ausführlich beschrieben), wurden dem Dschagatai die Stationen und Regionen von den Gränzen der nigurischen Pässe bis nach Samarkand und Bochara zugetheilt, und sein gewöhnlicher Aufenthalt war in der Nachbarschaft von Almaligh. Ogo- tai , welchen der Vater bei seinen Lebzeiten noch zum Nachfolger bestimmt hatte, residirte an den Gränzen von Imil und Kobak , welches der Chanschaft Thron und der Nabel des Reichs. Tuli besass die Jurte , welclie an die Chatai's stiessen , und von Kialik und Chuaresm , von den äussersten Gränzen von Saksin und Bulghar bis an die Gränzpässe von Derbend und Baku, war Alles auf den Na- men des ältesten Sohnes Tuschi geschrieben. Hinter Der- bend, welches insgemein das eiserne Thor heisst, war da»
21 *
420 Dritte Beilage.
Winterquartier seiner Heere, von wo dieselben bis Arran streiften, und Arran und Aserbeidschan gehörten noch zu ihren Ländern. Die Ursachen, welche Stoff zum Streit herbeiführten und die Zwistigkeit schürten, sind die fol* genden: Im Winter des Jahres 602 (1263), als der Gold- schmied der Allmacht die Flüsse von Derbend mit Silber- platten überzogen , und der Kirschner des Winters nach dem Maasse der Hügel und Haiden denselben Hermelinkleidcr angezogen, als die Oberfläche des Flusses auf die Tiefe eines Lanzenfusses gefroren wie Bein und Stein, ging auf Befehl Berke Aghul's ein Heer von Mongolen, die unrei- ner als Wüstenteufel und Ghulen , und deren Schaaren zahlreicher als die Tropfen des llegens waren :
Sie kamea, I'^iüsse tragend,
Wie Teiche Wogen scliiagend, über den gefrornen Fluss wie Feuer und Wind geschwind. Von dem Gewieher und Geklirre ihrer Pferde und Trup- pen war die Zauberin der Erde voll rollender Donner und leuchtender Blitze; im flammenden Feuer des Zornes ka- men sie bis an die Ufer des Kur (Cyrus^. Hulaguchan ging ihnen zur Abwehrung des Funkens ihres Bösen mit einem Heere entgegen:
Aiab. Vers. Morgens trafen sie auf ein vermisclites Heer, Unaufhörlich zog es wie die Erde her. Pferde, sc'iwerbepauzert, mit zwei Reitern liefen Unterm Staub wie Dromedare in die Tiefen; Klingen strahlen weiss und Speere dunkeln braun; Sieh! die Braunen bohren und die ^^'eissen hau'n.
In dem Treffen worden sie geschlagen und zogen sich aijiogleich zurück:
Ärab. Vers. Wenn sie fliehen, wird der Feind nach ilmen ziehen. Wenn sie stehen , ist es um ihr Gut geschehen.
Im Passe Baluje standen sie abermal zur Schlacht. Es fro- ren die Füsse dem Boden an, und im Heere Berke's liielten Klein und Gross, Mann und Ross aus, bis dass sie alle erschlagen, und die Andern, besiegt, die Zügel der Flucht davon getragen. Hulagu erlaubte den Heeren
U i- i t t u H e i 1 it g e. 421
nicht , zurückzukehren , bis sie nicht über den gefrorenen
Fluss gesetzt.
Arab. Vers. Des Blutes Ströme gelin wie Wasserrinuen, Die Säbel löschen ihreu Durst darinnen; Sie schwanken zwischen Tod und zwischen Lehen Und zwischen Leichtsinn und vcruüufi'yem Streben.
So wurden von Tag zu Tag die Stationen der Rebellen die Lagerorte des ilchanischen Heeres. Sie schlugen auch den Weg friedlicher Unterhandlung und Ausgleichung ein, und thaten die Hand der Verlängerung auf, bis sie das ganze Land von den Nachtheilen der Usurpation gereinigt und die üebermacht. der Fremden daraus verbannt. A, V. Sie fielen aus im Sturm auf die, so iu der Nähe, Wir fielen aus im Sturm auf die uns in der Nähe.
Sie trieben sie in die Enge und verfolgten sie durch einige Stationen Länge. Als der feindeverbrennende Padischah mit seinem glücklichen Lager herangenaht, gab er den Befehl, die Genossen Berke Aghul's , welche zu Tebris im Besitze von Reichthum und Waaren , mit Handel und Wandel be- schäftigt waren, hinzurichten und ihre Güter in dem Schatze aufzuschichten. Viele derselben waren blos Commissaire, in deren Händen die Capitale und Güter ihrer Principale geblieben waren. Berke Aghul, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten, Hess die Kaufleute der Länder des Chans tödten und legte ihnen auf diese Weise das Geschäft. Der Weg der Gehenden und Kommenden, das Reisen der Kauf- leute, war nun auf einmal, wie das Geschäft der Verdienst- vollen, gesperrt und die Teufel der Unruhe waren der Flasche der Zeit entsprungen. Indessen hatte Kublai Kaan einen Gesandten gesendet und die Dinge Bochara's anders gewendet. Von sechzehn Hesaren, welche zu Bochara la- gen, waren fünf dem Batu anhänglich, drei der Frau Ku- tibeg , der Mutter Hulagu-Chans, und die übrigen dem Ulugh Kul, das ist dem grossen Delai, welche jedem Cicy Kinder Tschengis-Chan's , die von dem Throne der Chan- schaft Besitz nähmen, zu Befehl. Diese fünfHesare führte Bahi in das Feld und las ihnen von den Klingen der
422 Dritte Beilage.
Schwerter, velche die Bothen des Todes, des rothea, ihr Todesnrtheil vor. Ihrer Güter, Weiber, Söhne wurde nicht geschont. Da die Re^el des Spruches:
Die Liebe erbt fort und der Groll erb« fort. In der Ansicht der Vernünftigen ^e;ründet ist, eo breitete loch Menj^ Timur . der Sohn ßerte jäghul'g , welcher nach dessen Tode dessen Stelle rertrat, ^\6ct Abakm Kac . den Teppich der alten Widerspenstig^keit auf, nad es hal- ten zwischen ihnen zu widerholtenmalen Streitigkeiten und Zwisti^keiten Cnrs und Lauf. Einmal wurden 30.000 Rei- ter, sibelscbirfende , lanzenwerfende, zur Zeit ihrer Rück- kehr über den Fluss wie zerbröckeltes Eis angerieben nnd in den Abfand getrieben und das Resultat ihre« Leber - auf die Platten Ton Eis geschrieben. Als nun der hohe Abaka Chan mit der Men^e ihrer Heere nnd ihrer Rühnheii näher bekannt, zo^ er ^e^en Derbend eine Maoer durch 1 n«d welche Saab genannt, um diesen weltrerwirrenden Heeren den Einfall aad £inbrnch zn erschweren. Diest beiderseitige Feindsckalit bestand, und diese ^e^enseiti^c Hutb und Scheelsucht hatte Bestand, bis Kendschatu, der GhMi, im Land. Als Xoshai der Erbe de» Landes Men^u Tiorar's ward , wnrde durch ^ef enseiti^e Gesandtschaften und Schreibenwechsel der Wer der Kanflente und Handels^e- ■■BBcn wieder aaf|^ethan. Die Ursachen des Heilee la^en ia 4ea Plaa; <Us Land Arran fin^ durch die Meng^e Ton Wagea «sd Zeiten, ron Pferden und Schafen Wo^eu zu BcUa^ea an und dieser Länder Wa^en nach einigen Jahren wieder «n zn gebahr^
IV. Beilage.
Auszug aus W assaf über das Papiergeld.
Erläuterung der Ursachen, -«reiche die Einfuhrun;;
und Temichtun;; des Papierg^eldes (flächainrj
herbeigeführt.
Der von ewig her bestehende Spender der Nahrang: und der allweise Schöpfer (^geheiligt seien seine Eigenschaften!}, welcher die Bewohner der vier Wände der Natoren der Menschheit und die Eingekerkerten der sechs Richtungen irdischer Körper bald ohne Anlass geleisteten Dienstes durch den Ausfloss seiner, keinen Dank ansprechenden Gnaden be- stimmt, und bald ohne rorhergehende Schuld seine Ge- schenke und Spenden zurücknimmt, Er dessen ewige Wis- senschaft: Koranstext:
,ylhtn ist kein Sonnenstäubchen fremd auf Erden und im Himmel" *}. das vollkommenste Gemälde der Herrschergrosse ist, wollte es so, dass nach der Begebenheit (^der Thronbesteigung} Arghun-Chan's in alle Herden der Mongolen eine Seuche fiel , welche sie in ihrer Sprache Jut nennen. Aus diesem Anlas» fehlte es den meisten Truppen zu Bagdad, Mossul, Diarbekr und Chorasan an den nöthigen Lastthieren und in dem Schatze war durch die Verändereng der Chane und Vergeudung des Goldes an die Truppen nichts zurückge-
') Der 6l. Vcm der X. Sur».
424 Vierte Beilage.
Miebcn ; diess war der zweite Unglücksfall; dazu kam noch drittens, durch die angeborne Iluld und natürliche Frei- gebigkeit des V^orsifzes der Welt und der Zeit, um die Völker zufrieden zu stellen und um Notlidurft zu stillen, ein z\usgabenüberschuss und Gnadenüberfluss; das vierte war die wenige Achtung des Ilchan's für Geschenke und Gaben und seine Verachtung der Oeconomie'), d. i. des Besitzes in beweglichem und unbeweglichem Gut ' ) , an Geld und Vieh, und das Sprichwort sagt: ,,Die Fünf findet sich in den Fünfzig/' Er hatte in der Zeit von zwei Jahren, während welchen der Welt Vorstand der Wissenschaft und Herrschaft vorstand , gegen fünfhundert zu Leihe genommene Toraane mittels rother Fertigungen an die Herren der Anweisungen übertragen, so, dass die grossen Fürsten diese Sache endlich gewahr wurden. Eines Tages hörte man von dem Munde des Herrn (^des Gross- wesirs^ folgende Worte: ^^Seadeddeiület hat zur Zeit, als er die Geschäfte der Länder förderte und tausend To- mane in dem grossen Schatze bereit lagen, und die stärkste Veranlassung zu dieser Zusammenhaltung Arghun- Chan'g genaue Verwaltung gewesen, die Einkünfte und Ausgaben der Finanzen ohne rothe Fertigung^} besorgt und für die Verproviantirung des Heeres und alle Erfor- dernisse der Küche, des Lagers und der Frauen gesorgt, und so habe der Ilchan in der kurzen Zeit von vierzig Jahren vom Jurt Dilbertschin bis nach Kiawbasi ein und vierzig Tomane für die Frauen , Pagen und Vertrauten der Majestät hergegeben.
Arab. Vers, ^^'enll Du aufgellst, nnissen Sonn' und Mond sicli
niederlegen , Wenn Du scheidest, müssen sich verstecken Meer und Reiren.
') Moktahiat definirt der Conmientar als den an Vieh und Geld ersparten Reichthuin. ^) Natik u Ssianit , das Sprechende und Stumme, d. i. Schafe und Kamele im Gegensatze mit Gold und
Silber. ') Kisil Bilka, \^J^ ih^ dasselbe Wort, das als Bilek
in der Bedeutung der Vorschriften Tschengis-Cbans vorkommt.
Vierte Beilage. 425
Zur Zeit Abaka-Chan's und Sultan Ahmed's waren für die ganzen Kosten der Küche nur vierzig Toinane bestimmt und doch waren die Verwalter und Küchenaufseher') nicht sicher vor dem Tadel der Tadelnden und dem Spotte der Spottenden und dem Schimpfe der Schimpfenden. Zur Zeit (^Unserer) den Tag vermehrenden Regierung haben Wir hundert fünf und sechzig Tomane auf diese Weise an gol- denen Verwendungen ausgetheilt, und dennoch rufen sie immerwährend: Wer gibt mehr? Die Prinzen und Prinzes- sinnen geben immer neue Wünsche kund und schliessen, gegen einander rechtend und spiegelfechtend , nicht den Mund." Der Zweck dieser Prolegomenen ist, dass der Schatz auf alle Weise für den Bedarf haaren Geldes^) be- durfte , dass die Einkünfte der Länder in einem Jahre 1800 Tomane, -die bestimmten Ausgaben 700 Tomane betrugen und dass der Rest für die wichtigsten Geschäfte des Rei- ches, für die Gaben und Geschenke des Padischah nicht hinreichte. Der Flerr des Diwans befahl, die Auflagen der Länder, besonders der von Bagdad und Schiras, welche der Gürtel des Reiches, zu läutern^); doch der üeber- schuss der Ausbeutungen des Dieners (des Grosswesirs) gab für die Majestät, auf deren Weberstuhl der Einschlag ge- streifter Kleider steht, soviel aus, als der arabische Spruch: Arab. Vers. Es sütti^t uicht, was vom Zalmsfocliern kommt heraus, und durch diese Massregeln der Läuterung wurde der Ver- wirrung der Finanzen nicht abgeholfen. Da befand sich Aseddin Mosaffir Ben Mohammed Amid y dessen hässliche Gestalt, dessen geschminktes Gesicht, dessen gebrechliche Constitution und schändliches Naturel ein Muster seiner Sitten und Eigenschaften war, im Lager an der Seite der Majestät und des Grosswesirs, als dessen Berather und lei-
*) Aidadschicm, dasselbe, was die Kilardschi zu Constantinopel, die Dieuer der Speisekammer. 'D Wndschiih, Weisen, Arten, und Wudscituh, baares Geld, Plural von Widschh , Gesicht; derselbe Grundbegriff wie im Französischen faire face aux depeuses. ^} t)as mongolische Wort Il^hamischi mit dem aruhischeu Tenkilt übersetzt, entspricht dem Finanzausdrucke des epuremens.
426 Vierte Beilage.
tender Vater. Er war's, der die Mühle des Betrages in den Gang gebracht, der mit Hoffnung und Furcht densel- ben kirr gemacht. Aus Eingebung schlechter Seele, welche, allen Geschäften des Menschen feind, als das Gegentheil des ursprünglichen Guten erscheint, wollte er seinen schlechten Namen bei den Weltbewohnern einfassen in einen ewigen Rahmen, damit er auf der Erde bis zu dem Tage der Auferstehung das Ziel der Pfeile des Fluches und des Spottes aller Menschen werde. Er stellte vor; „Es fehlen zur hinlänglichen Aufbringung der Gelder die Quellen; sei es im Schlimmen, sei es im Guten, bedarf der Schatz Gold für seinen Bedarf. Die üeberschüsse der Einkünfte sind Heu und Spreu'), und Anlehen zu machen, gehört künftig- hin zu den schwierigsten Sachen. Wenn es sich darum handelte , schnell das Heer zu rüsten und beritten zu ma- chen, würde es schwer halten in allen Sachen, und das tändelnde und schändende Gerede der grollenden Feinde, die schnell und hart daherfahrende Fehde daimonischer Männer, von denen jetzt keine Rede, würde sich breit machen; die Bemühungen und Bestrebungen, welche der- malen gäng und gäbe, um die Spalten des Reiches zu ver- dammen und um durch rechtliche und wohlthätige Gesin- nung alles Unrecht zu hemmen , würde ein Ende nehmen, und wollte man (^was jedoch nicht unmöglich anzunehmen) öffentlich die reinen Wasser mit Steuern belegen, oder neue Vergantungen ^} und schwere Strafgelder den Unterthanen zumuthen und auflegen, so würde dieses die Geraülher er- bittern und das Land würde verwittern. Eine Maassregel, welche , vor allem Angriff vor Verschwärzern geschützt, schnell zur Herstellung alles Verfalles nützt und mannig- faltigen Nutzen umfasst und besitzt, ist mir so in den Sinn gekommen , dass man , wie in den Ländern des Kaan, auch in denen des Ilchan das Scheingeld, statt Silbers und Gol- des, in Umlauf setze, damit dadurch die Thore des Ver- kehres geöffnet würden , damit das Geld ganz in den Schatz
•'^ niiij/scn ata ibballetin , ein lleuschiipj>el /.u einem Giasbund, Klein Ruf Klein, d. i. Nichts eu Niclits. ^) Kaftschuri, Cuufiscation.
Vierte Beilage. 427
einlaufe und Schaden und Verlust keinen Menschen treffe auf Erden." Nach diesen vorausgeschickten eingebildeten Gründen trugen der Herr des Diwans und Bulad Dschink- sanek , der Gesandte des Kaans, das Wort vor. Da diese Maassregel dem Äeussern nach den Reichthum vermehrte, die Magazine der Kaufleute leerte, den Armen und Elen- den Beruhigung gewährte , so schien dieselbe Anfangs de- nen, die darüber nachdachten, erspriesslich und gut. Der Ilchan erliess ein Diplom, befehlend, absolut und entschei- dend, kurz und gut, dass man auch in den übrigen Län- dern nicht mehr mit baarem Gelde Handel und Wandel treibe, sondern dass man überall die Webung goldener Kleider absehafl'e und nur soviel davon gestatte, als für das Kleid des Padischah und seiner nächsten Umgebungen er- forderlich sei, dass man sich nicht mit Verfertigung gol- dener und silberner Geschirre und mit keiner Kunst, welche Vergeudung des Goldes und Silbers mit sich führe, be- fasse, dass man die Goldschmiedekunst und die Silberar- beiterei der Gesiclitsfarbe und dem thränenden Auge der Verliebten überlasse; kurz, durch die Einflüsterung und Verführung, Verlockung und Versuchung dieses Unholdes und gespenstischen Koboldes, der seinen Herrn auf diese Weise schändete, geschah es, dass er in alle Länder, in's arabische und persische Irak , nach Diarbekr, Rebiaa, Mos- sul und Miafarakein, nach Chorasan und Kerman und Schi- ras einen grossen mit diesem Geschäfte beauftragten Emir sandte, und dass überall eine Fabrik solchen Scheingeldes errichtet, dass Verwalter, Schreiber, Schatzmeister und andere Beamte dabei verwendet und überall grosse Sum- men zur Verfertigung des Scheingeldes gespendet wurden. Durch die Verlautbarung dieser Geschichten wurden die Völker in den Reif des Erstaunens gezwängt und blieben in demselben ohne Seele beengt.
Arab. Vers. Schnell, wie die HofFnuugeu^ des Lebeus Zeifc vergeht^ Und umgekehrt, auf Persisch heisset l>e??i nur Med').
') Dem, der Hauch, heisst durch erweiternde Metonymie auch die Zeit; wird das Wort umgekehrt, so heisst es Medd, welches auf Arabisch Erweiterung, Ausdehnang bedeutet.
428 Vierte Beilage.
Die Gestalt und Form des Scheiiigeldes Dschaw war diese : Ein längHchtes, vierecliiges Blatt Papier mit einigen chi- nesischen Worten beschrieben , in denen immer Fehler ge- blieben'); ober diesen chinesischen Worten stand auf bei- den Seiten :
,,Es ist kein Gott als Gott, und Mohammed ist sein Prophet ! ** Dieses war das Gepräge dieses Siiberblattes , der Juwelen- knoten dieses Perlenstates , das Tughra dieser Befehle und das Amulet dieser Kehle; unter demselben war geschrie- ben: Iritschi Turitschi , auf Chinesisch (uighurisch) , d. i. Sobald es angekommen, sei es für hleibend angenommen! In der Mitte war ein Kreis beschrieben, der aber ausser dem Mittelpunkt ruhiger Ansicht liegen geblieben; dabei war der Werth des Papieres von einem halben Dirhem bis zehn Goldstücke, und dann in Schrift das, was folget, ge- schrieben: ,,Ver Padischah der Welt hat im Jahre 693 (^1293^ eingesetzt dieses gebenedeite Papiergeld; es soll cursiren in. Ländern allen; wer es verfälscht oder verän- dert , sei mit Weib und Kind der Todesstrafe und sein Gut dem Fiscus verfallen/* Nach Schiras war ein Patent die- ses Papiergeldes, das, sehr ausführlich und lang, eingebil- dete Fragen aufwarf und die Antworten darauf aufdrang, gekommen. Ein Exemplar desselben ist noch in den Hän- den und es wäre unnütz , darüber noch mehrere Worte zu verschwenden. Das Wesentlichste seines Inhaltes ist: „dass, sobald das gebenedeite Papiergeld Goldes statt , wie die Thränen der Verbannten Lauf gefunden hat; so wird Ar- rauth und Dürftigkeit und Schaden und Elendigkeit ver- schwunden sein unter den Söhnen der Zeit, Korn und Ge- treide wird zu haben sein in Wohlfeilheit, und Arme oder Reiche sind dann einander gleich." Die Dichter und Treff- lichen der Zeit haben zum Lobe des Papiergeldes nach der Eingebung ihres Genius dem Padischah und dem Flerro
') Wortspiel zwisclieii Chata, das nördliclie Clihia, und Chata, Felilor.
Vierte Beilage. 429
lies Diwans lobend die Resultate ihrer Gedanken geweiht; als eine Probe von diesem Lobe ist das folgende Distichon aus einem Bruchstücke eines der Trefflichen hier einge- reiht:
, Gellt Papiergeld in der Welt, Sein Eiit;^eit ') sie frisch erhält." Es erging der Befehl, dass alle Künstler und Handwerker, welche Gold und Silber in ihren Arbeiten verarbeiten, das- selbe aus dem Hause, wo das gebenedeite Papiergeld aus- getheilt ward, erhalten, dass Alle, welche als Befehlshaber Länder verwalten, nach ihren Verdiensten ihre Besoldungen und Bezahlungen dort beziehen sollen, dass das alte ab- genützte Papier dorthin gelangen, und der Bringer für den Gehalt von zehn Dinaren alten Papiergeldes neun Dinare neues empfangen soll, dass die Kaufleute des persischen Meeres, welche in fremde Länder handeln und wandeln aus dem Schatze Gold erheben und dafür ihr Papiergeld ab- geben sollen, vorausgesetzt, dass dabei der Weg der Be- hutsamkeit beobachtet und ihre Erlaubniss und Befugniss von IVowabeu und Aufsehern des Diwans gehörig betrachtet und erachtet worden sei. Verfügungen dergestalten wären in diesem Patente enthalten.
Tauseudinal ist's besser, gar nicht anzufangen^ Was zu keinem Resultate kann gelangen. Wenn (wovon das Gegentheil nicht zu denken) diese Be- dingungen nicht schon von Grund aus schlechter Art, wenn mittels der Umwälzung der Zustände, der Uebertragung der Herrscherkräfte und Veränderung der Geschäfte, diese Be- fehle von allem Fehle beschützt und bewahrt geblieben, \veim die Leute ohne Widersetzlichkeit und Blödigkeit, dasselbe zu nehmen und zu geben und den Lauf desselben zn gewähren, willig gewesen wären, so wäre es möglich gewesen, dass einige dieser präliminaren Verfügungen ge- kommen wären zu eines Resultates Ehren; allein, wie man diess immer aus dem Gesichtspunkte der Vernunft und der
') Das Wortspiel ist im Persischen zwischen Tscluoc dem \a- m<=>n d'^s Papiergeldes, und DscliawidfOi , ewig
480 Vierte Beilage.
Analogie betrachtet, so ist dieses eine Maassregel, nicht verwaltbar und ("auf dem Spitz ein Kegel) nicht haltbar, besonders da der Zweck dieser Einbildungen ganz und gar kein andrer war, als die Schätze des Padischah zu erneuen und die der Unterthanen zu zerstreuen.
,,Zu bewahren des Moslim's Gutj ist Pflicht, wie zu bewahren des Moslim's Blut.'* In der practischen Philosophie ist durch Beweise festgesetzt; dass das Gold von Gott, als die kleine Gesetzgebung, ein- gesetzt; dass dasselbe den Werth der Sachen bestimmt und die Ordnung der Welt in Anspruch nimmt; dass ein kleiner Theil desselben eine grosse Menge anderer Sachen vertritt, deren Transportiruiig und Verführung sehr schwer und vie- len Ungemaches nicht leer ; dass wegen seiner inneren Fe- stigkeit und Trefflichkeit dasselbe vor aller Gefahr der Vernichtung geschützt; dass es nicht durch Wasser, nicht durch Feuer, nicht durch Schneiden und Stossen verwun- det wird und abgenützt. Diese Bedeutung bedarf keiner Erweiterung und Erläuterung,
,,Diess ist Erforde/niss mündiger Weisheit/' Die Nothwendigkeit und Dürftigkeit ist's, welche demselben Adel verleiht; Arab. Vers. Wenn ich ein Gottesfiirchtiger nicht wäre ,
Erwies' ich selbem ^göttliche Ehre. „Fwr der Welt Wunden ist das Pflaster im Golde gefun- den,'' ist ein bekanntes Sprichwort; Vers. „Hätle ich Gold, so wären meine Geschäfte auch golden;
Golden sind sie nicht, weil ich besitze nicht Gold." Ar. V. Kein Gesandtpr fährt mit besserem Glück,
Als das rundgeprägte~Silberstiick. Wenn der Schreiber (^dieser Geschichte) die Gleichnisse und seltsamen Einfälle, welche die Wohlberedten Arabiens und Persiens über die Eigenschaften , den Nutzen und das Lob des Papiergeldes geschrieben, und die ihm im Gedächtniss geblie- ben , aufgeschrieben hätte, so hiesse dieses Buch die gol- dene Kette ' } oder die unvollkommene Erreichimg des
') Miisehhib es-scheb, d. i. der Vergolder des Goldes.
Vierte Beilage. 431
Zweckes. Würde aber mit diesen Lobsprüchen das Gold zerstieben , woraus würde man denn verfertigen die Kronen mächtiger Sultane und Reiter, die Ohrgehänge, Armbänder und Knöchelringe der Schönen, weiche den sich blähenden Busen gewärtigen? und wie könnte denn, mit dem papier- nen Geld, die frische Rose, welche freudig die goldene Scheibe in der Faust und Goldbarren (^die Staubfäden) im Busen verborgen hält, wie könnte sie die Wange des Win- des anlachen? und wie könnte die Blüthe ohne Silber sich einen Schatz für ihr Alter zur Hülfe wider das anrückende Heer des Frühlings machen? Die trunkene Narcisse ist bemüht, im Zauberschlafe mit dem Traume des Goldes ihr sehnendes Auge zu färben , und im steinernen unbarmher- zigen Herzen des Berges stocken die Blutadern (^die Rubi- nen) aus Begierde, sich von der goldausstreuenden Sonne Einiges zu erwerben. Wie könnte das Gold einem Stücke Papier sich vergleichen? wie könnte den Werth von jenem dieses erreichen, welches durch einen Funken aufgeht in Rauch und wie die Töchter der Luft (^die Dämpfe) davon- fliegt bei des Windes geringstem Hauch , welches durch einen Tropfen Thau wird des Wassers Raub und im Staube wird zu Staub? Die Prahlerei kannte keine Gränzen mehr, und durch die Vergleichungen und Herausstreichungen ward die Traurigkeit immer mehr und mehr. Im Silkide d. J. 693 (^1293) kam das Papiergeld zu Tebris in Lauf und ver- möge der Herzensknoten und den Maassregeln von der Ver- nunft geboten , begann man sogleich , um seine Seele zu schützen und um etwas zu besitzen , mit Speisen und Waa- ren niedrigen Handel und Wandel. Binnen drei Tagen war Tebris, welches das kleine Kairo hiess, wie der Beutel der Geduld der Sehnsüchtigen leer; im Lande war kein Glanz und keine Freude mehr, und die Brust der Sicherheit und Rechtlichkeit hatte nicht Fett noch Schmeer. Die Laden und Gassen waren wie öde Häuser verlassen und geleert, die Thore des Handels und Wandels waren versperrt. Ver- kaufte man den Man Brotes um Einen Dukaten, so glaub- ten die Käufer, dass sie gewonnen, und die Verkäufer,
432 VierteBeilage.
da88 sie verloren hatten. Ein Freund erzählte mir vom Blitze der Witze jener Gegend, was folgt: „In dieser Um- stände drängender Gefährde stand ich gaffend zu Tebris auf dem Markte der Pferde. Die Verkäufer sciiUigen ein Pferd , das um fünfzehn Goldslücke doppelt bezahlt gewe- sen wäre , schlugen dasselbe , fortgezogen durch der Bege- benheiten Wogen, um hundert und fünfzig Dukaten Papier- geldes an, und der Käufer, aus Freude über den grossen Preis, lief herum im Kreis, um durch diesen Reigen gleich- sam die Bewegung des Pferdes zu zeigen; dann bestieg er einen Gaul, tummelte denselben nicht faul, bis er aus den Augen rerscliwand. Seine Abreise was zum folgenden Verse der Realcommentar:
A.V. desVerfass.: Wer das Papierg,elil erfand, Tcrführt als sclilim-
inei- Betrüi^er, Unter deu Hunden ist keiner so trügrisch wie er. Der Lärmen und das Getöse, der Saus und Braus der Na- tionen stieg bis an den Gürtel der C^nstellationen ; die Be- fehlshaber und das Heer hatten keine Geduld mehr, das gemeine Volk flehte am Freitag in der Moschee mit kla- gendem Gebete; es verlauteten die Klagen über die Unge- rechtigkeit, womit sie geschlagen. Sie verfluchten den Aseddin Mosaffir mit allen denen, welche zu dieser Neue- rung und Thenerung das Gleiche beigetragen:
Spruch der Ueberlieferung: ,,TVer schlechte Sitte ein- gesetzt , dem wird sie bleiben als Last bis an den jüngsten Tag.''
Sie wollten ihn mit seinen Einverstandenen erschlagen. Sie flohen aus dem Kreise und nahmen mit ihrer Seele bösen Namen mit auf die Reise. Die Trefflichen und Dichter der Zeit waren, ihn mit Spottgedichten zu durchgeiseln, bereit; so sagte Einer derselben , als er den Namen Amidol-mülk, die Säule des Reichs, angenommen:
Das .Schiff Amidol-mülk's imnittea Reichs^gefahr^
Ist wie das Wasser, wenn damit ein Schiff*) gefüllt,
S<iin sclilechter Bart ist schlechter als des Hundes Haar,
') iSVHAw:, Kahn, scheint mit cymba vei wandt.
Vierte Beilage. 433
Diess ist dagegen Atlas und eiu seidner Quilt'). Sieh, ob er morgen stehet noch auf dem Altar. Wiewohl er heute für des Reiches Summe gilt. Auch das folgende Bruchstück reimte Einer:
Du bist nicht Weltenehre, du bist der Schimpf der Weif, Die auf dein Sein und ^^'ohl nicht das Geringste hält. Wenn Geber, Jud, Moslim vor der Altäre Stufen Ormusd. Jehova und Allah ist gross! ausrufen, So flehen alle drei in Unterthänigkeit Zur Majestät des Herrn, der Welten Glück verleiht. Es möge ihm in dieser Welt von allen Dingen Kein einziges nach seines Herzens Wunsch gelingen -j l Zu Schiras wurden fünf Tomane Goldes in Sachen des Pa- piergeldes ausgegeben. Da das Papier, in «elchem das Capital der Männer von Verdienst bestand, auf vierzig Wei- sen ging von Hand zu Hand, so hätte der, welcher heim- lich von den iVowaben der Papierfabrik einen Teller Goldes hätte erwirkt, spurlos wie das Gold sein Dasein verwirkt. Zu dieser Zeit wurde an einen Bruder der Reinigkeit (^an einen guten FreundJ wie es scheint , das folgende Bruch- stück verfertigt und in der gehörigen Form abgefertigt: „Der Sicherheit Kiel laufe auf dem Blatte der Wohlfahrt für NN. zum Ziel! und Gott helfe Dir, wo Du immer sein mögest, gleichviel! Der aufrichtige Wohlwünscher und ganz eigene Sehnsüchtige legt gleich der Feder den Gür- tel freundschaftlicher Liebe um die ÄJitte an ; er hat den Mund zu wohlduftendem Preise und eröffnendem Wunsche aufgethan, und stellt das Gesicht reinen Verhältnisses weiss und klar mit Schriftzeichen der Aufrichtigkeit folgender- maassen dar: Das offene Feld der Sehnsucht nach dem Um- gange mit dem Freunde , dem vertrauten , welcher süsser als das gewöhnliclie Leben , hat sich Perlen gleich so aus- gebreitet, dass es unmöglich ist, die Länge und Breite die-
•) Kiitk erklärt der Coninientar als gleichbedeutend mit Cfiau; villositas panni holoserici. -) Eine Nachahmung der berühmten schönen Verse Firdewsi's , uud Wortspiel mit den beiden Namen Iseddin, Ehre des Glaubens, uud Musaffir , der Siegreiche, dem sein Wunsch gelingt.
fJammei\, Geschichte der llchanr. I. 28
43-1 Vierte B e i 1 a g e.
ses Feldes mittels der Messkiinst des zwejziingigten Kieles und mittels der Quadratfläche des] zweigesicliigen Papieres,
,, Dieses ist heut in der Welt eben so wenig zu finden als der Ambra,'*
auszumessen. Schon gerauAie Zeit ist's, dass die goldenen Papageien der Federn, welche das Wort ausschreien:
,, Mittels der Federn werden die Länder regiert,'* von der Moschustränke der Gnaden des Tintenzeuges dem weissen Siibersitze der Gärten der Wörter nicht zugeflogen, und dass die Gesandten freundschaftlicher Anzeige aus dem Kairewan des Westens nach dem Lande des Südens Bot- schaft bringend ausgezogen. Wenn das Gemiith Gedanken und ihren Ausdruck flieht , so muss der Kiel der Denkkraft auf eingebildetem Blatte weilen oder die rothe Thräne die Schwärze des gekränkten Auges heilen. Es wird erwartet, dass einige Blätter jener Art, von welchen allein vor die- sem Freund die Rede (_einige Blätter Papiergeldes) wie Blätter der Bäume voll Glanz , wie Busen der Schönen geglättet ga?iZj hell wie das aufgehende Licht und tvie der aufrichtige Morgen j wenn er anbricht y die Klagen der auf den Kopf geschlagenen Feder stillen werden. Bliebe aber das Gesicht dieser begehrten Sicherheit in den Schleier der Verweigerung verhüllt, so ist dieses Stoff"es genug, dass der trauernde Kiel der Klage über Unterdrückung nach dem Papierhemde der Bedrückten lange und das Gestöhne der kratzenden Feder bis zum Gipfel des Himmels Mer- kur's, des Schreibers des Himmels, gelange} dass der Kiel mit der Zunge Chakani's aus Schirwan, des Chakans der Bedeutungen , diesen Vers anwende :
Für mich sei Freundeshand als KJägerhemd gewandt,
Weil er verweigert mir die Feder, das Papier, und demselben sende." Als nun die Klage der Erde und der Stunde gedrungen zu des Himmels Runde, als die That und das Messer drang in die Seele ein und das Messer geschnitten bis an das Bein , als der Strom gelangt war zum Munde, stellten die Emire und Nuwianen einstimmig dem Herrn des Diwans vor: „Wenn dieser Zustand noch
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einige Zeit dauert; so ist aller Glanz der Länder aufgege- ben und es ist unmöglich die weitere Verwirrung zu heben:
,, Willst du, dass man dir gehorche , so fordre nur das Mögliche!"
Da ergingen wirksame Befehle, dass man das Papiergeld abstelle. Gesandte gingen nach allen Seiten, um die Ab- 8Ghneidung des Bösen und Einkleidung dieser Maassregel einzuleiten. So ward durch Gottes, des Allmächt'gen, Gnade dieses ungeheure Unglück : Koransvers: Weist du, was da die FJammenwutli?
Es ist der HöJle brennende Ghith!') abgekehrt und den Gemüthern aller Völker Freude gewährt. Vornehme und Gemeine sagten :
,,Gott sei gelobt iwd gebencdeit ! Er hat von uns ab- gewe?idet die Traurigheit; denn Er ist unser Herr , der Allen Alles verzeiht; Er liebet die Dankbarkeit,*'
') Der 7. uud 8. Vers der CI, 8ura.
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